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Full text of "Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur"

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2 


—— 


— 


22 


HARVARD UNIVERSITY 


I 


LIBRARY 
OF THE 


Museum of Comparative Zoology 


ee 
Mike 


Die 


S d ug hi ere 


In 


Abbildungen nach der Natur 
mit Beſchreibungen 


von 


Dr. Johann Chriſtian Daniel von Schreber, 


Präsidenten der Kaiferl, Königl. Akademie der Naturforſcher, Königl. Preuß. geheimem 
Hofrathe und ordentlichem erſten Lehrer der Naturgeſchichte und Arzneikunde auf der Friedrich 
Alexanders-Univerſität, mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede ꝛc. ꝛc. 


Fortgeſetzt 


von 


Dr. Johann Andreas Wagner, 


ordentlichem Mitgliede der Koͤnigl. Bayeriſchen Akademie der Wiſſenſchaften, Profeſſor 
der Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Univerſität zu Münden ze. 


Supplementband. 


Dritte Abtheilung: 
Die Beutelthiere und Nager (erfter Abſchnitt). 


. —..... m . . 
. 
Erlangen, 


in der Expedition des Schreber'ſchen Saͤugthier- und des Es per'ſchen Schmetterlingswerkes, 
und in Commiſſion der Voß'ſchen Buchhandlung in Leipzig. 


18 43. 


Vorrede. 


— — 


Die dritte Abtheilung des Supplementbandes von Schreber's 
Naturgeſchichte der Säugthiere umfaßt die Ordnung der Beutel⸗ 
thiere und die größere Hälfte der Nager. 

In Bezug auf die erſtere Ordnung habe ich zu bemerken, 
daß ihr Druck ſchon beendigt war, als mir die Monographie 
der Beutelthiere von Waterhouſe und Gould's Monograph 
of the Macropodidae zufamen, fo daß es mir alſo nicht mehr 
möglich war, dieſe Arbeiten in meinem Texte zu benützen. Ob⸗ 
ſchon hiedurch bedeutende Nachträge zu demſelben ſich nothwendig 
gemacht haben, ſo wollte ich dieſe doch nicht am Schluſſe der 
vorliegenden Abtheilung nachbringen, theils weil ſelbige dadurch 
gegen die vorhergehenden zu ſtark ausgefallen wäre, theils weil 
ich warten wollte, bis Gould's Monograph of the Macro- 
podidae beendigt wäre, um den Nachträgen nicht nochmals 
Nachträge nachſenden zu müſſen. Aus ähnlichen Gründen habe 
ich auch die Zuſätze zu den Nagern in dieſer Abtheilung noch 
nicht aufgenommen, ſondern ſie auf den Schluß verſpart. Aus 
meinen Jahresberichten über die Leiſtungen in der Naturgeſchichte 
der Säugthiere, welche im Wiegmannfchen Archiv enthalten 
find, kann der geneigte Leſer einſtweilen erſehen, welche Zuſätze 
zu den bisher von mir im Schreber'ſchen Werke bearbeiteten 
Ordnungen ſich nothwendig machen werden. 

2 


1 Vorrede. 


Bei den Kupfertafeln habe ich mich beſtrebt, ſo viel als 
möglich neue oder ſeltene Arten in Abbildungen vorlegen zu 
können. Leider hat bei den 3 Tafeln zum 113. und 114. Heft 
der Verſuch, die hier gefertigten Zeichnungen von einer andern 
Hand in Nürnberg ſtechen zu laſſen, meinen Erwartungen nicht 
entſprochen; bei längerer Entfernung von hier war es mir aber 
nicht mehr möglich, mit ſelbigen eine Aenderung zu treffen. Ich 
hoffe, daß es bei den folgenden Tafeln nicht wieder vorkommen 
wird, daß ſie an Güte den früheren nachſtehen. 

Mit der nächſten oder vierten Abtheilung ſoll der Supple⸗ 
mentband beendigt werden. Wo möglich wird auch die bisher 
im Schreber'ſchen Werke noch ganz unbearbeitet gebliebene 
Ordnung der Walle darin Platz finden, da ich mich mit der- 
ſelben kurz faſſen werde, indem ich zu einer vollſtändigen und 
kritiſchen Schilderung der Cetaceen weder hinlängliches Material 
habe, noch eine ſolche ein eigentliches Bedürfniß für das natur— 
hiſtoriſche Publikum in Deutſchland iſt. 

Seit einem Dezennium habe ich mich nun mit Ernſt der 
Fortſetzung des Schreber'ſchen Werkes angenommen; möge 
mir es Gottes Gnade, die bisher mir Kraft und Rüſtigkeit 
verliehen hat, gelingen laſſen, daſſelbe zum Ende zu bringen. 

Miünchen, den 4. April 1843. 


A. Wagner. 


nn — — ng. ö 
* 


ueberſicht der Veutelthiere. 


Einleitung d. „ „ 
I. RA FPACIX 10 


A. DASYURIN A 12 


I. THYLACINUS ....ı8 
1. Th. cynocephalus . 19 


II. DASYURUS .....2 
1. D. ursinuns . 22 

2. D. macruruns . . 23 

3. D. Maugei 24 

4. D. viverrinus . . . 25°) 

III. PHASCOLOGALE . 26 
1. Ph. penicillata . 27 

2 Ph. melas 28 

8. Ph. Swainsonü „ . . 28 

4. Ph. flavipes . . . 29 

5. Ph. mininmaa . 80 

6. Ph. muriua 30 


B. OPOSSINA XA 31 
+) Multidentata . 31 
IV. MYRMECOBIUS .. 32 


1. M. fasciatus . . 8 
++) Pedimana . . % 


— — 


V. DIDELPHYS . 


californica 
. breviceps 
. eanerivora 
. Quica 


SERZIETEIETESENEN 


— 
5 Denn 
SS SS SS 5 SS co 0 0 u 0 00% 


. lanigera 
. einerea . 
. dorsigera 
. murina 


. tricolor . 
. brachyura 
. tristriata 


. virginiana . 
. Azarae . » 


. myosuros . 
. Opossum 
. Philander . 
. erassicaudata 


pusilla . » 


* 


VI. CHIRONECTES . 


1. Ch. variegatus 


Tr) Saltatoria. 
VII. PERAMELES. . 


1. P. nasuta 


an nam ne 
8 828888 8 2 8 8 8 8 


e) Durch Verſehen it der Ate Bogen falſch⸗ paginirt worden; ſeine erſte Seite muß mit 


pag. 25, feine letzte mit 82 bezeichnet werden. 


VIII. 


. obesulaa . » 
. doreyanus 


. myoSuros 
„ lagotis oe 


3 9 e 


P 
P 
P. Gunn ii 
P 
P 
P 


„ Tuckeri. . - » 


CHOEROPUS . 


1. Ch. ecaudatus . - 


7) Macrura .. 


IX. PHALANGISTA 


a) Ceonyx » 

Ph. ursina . » » 
Ph. chrysorrhos - » 
Ph. maculata . . 
Ph. macrura 


S . 9e de 


Ph. cavifrons 
6) Trichurus. . 
Ph. vulpina 
Ph..felina . 

Ph. fuliginosa 


8 0 N 


Ph. xanthopus 
10. Ph. cani na 
11. Ph. Cookii 
12, Ph. melanura . 
? 12.a..Ph.. Bougainvillei 


13. Ph. gliriformis 


X. PETAURUS . 


&) Petaurista 
1. P. taguanoides 
2. P. macrurus 
8. P. Peronü . » 
ß) Belideus 
4. P. flaviventer . . 
5. P. sciureus 


Ueberſicht. 


Seite 


69 


73 


9 U 


57 
60 


6⁴ 


II. PHYTOPHAGA 0 
C. SCANDENTIA .. 


65 
65 


66 
69 


70 
71 
72 


74 


76 
77 
77 
78 


78 


6. P. brevi ces 


7) Acrobates 
7. P. pygmaeuns 
Tr) Brachyura 


1. Ph. fuseuns 
(Ph. cinereus) . 


D. MACROPODA A 
XII. HYPSIPRYMNUS 


1. H. setosuns 
2. H. myosuros . 
3. H. melanotis 
4. H. formosus . 

5. H. Philippi 

6. H. Cuniculus . 
7. H. 


murinus 


XIII. HALMATURUS 


H. giganteus . . . 
H. fuliginosus 
H. laniger . 

H. elegans 

H. rufogriseus 

. ruficollis 

Fa NN Bu. 


= 


. nemoralis. 
H. Bennetti . . 
. leptonyx 


— 
9% n did en l n 


— 
BES 
A 


. fruticus . 


— 
* 
— 


. Bruni 


— 
80 
E 


„ Fufiventer . 
(H. brachytarsus) . 
(H. Billardieri) . 

14. H. brachyurus 

15. H. fasciatus 

16. H. Thetidis . - 
(H. Eugenii) . 5 
(H. nuchalis ) 


XI. PHASCOLARCTOS, 


. 


Ueberſicht. 


Seite ö 
17. H. penicillatuns . 125 E., GLIRINA .... 


18. H. albigularis . . 126 . 
19. H. Derbianuns . . 128 XIV. PHASCOLOMYS 
1. Ph. fossoer 


H. „ dorsalis , . 127 8 5 
3 Auhang. DENDROLAGUS 


ueberſicht der Nager. 

7005 Seite 
Einleitung 127 
A. PEDIMANA ..« 
I. CHIROMYS ..... ı 
1. Ch. psilodactylus . . . 147 
B. SCIURINA a. : 0 


II. SCIURUS ...... 10 
5 ghoreales . 151 


17. Sc. nigrescens 
18. Sc. Colliai 
19. Sc. Audub oni 
20. Sc. fuliginosus 
21. Sc. Douglas sii 


[3 
0 
0 
— 
13 


. Sc. hudsonius . 


N ‘ 22 
23. Sc. Richardsoni . 
24. Sc. lauuginosus . . . 

25. Se. Lewisii 
8) auwstrali- americuni 
1. Sc. vulgaris 152 26. Sc. Langsdorffii . 
2. Sc. syriacus » »„ 153 27. Sc. dimidiatus 
3. Sc. russatus 155 28. Sc. variabilis . 

(Sc. anomalus?) - - » 155 299 


Se. capistratus . . 156 


. Sc. variegatoides 
80. Sc. aestuans 
31. Sc. pusillus 
y) indiei 


Se. einereus . . . - 158 
Sc. leucotis 160 
Se. carolinensis . . 162 So marina 


82. 
Sc. texjianus 163 33. Sc. hypoleucos 
& 


sonen» 
; 

5 

8 


Sc. subauratus . Sc. bicolor, 
10. Sc. aureogaster . . 165 
11. Sc. magnicaudatus . 166 
12. Sc. hypopyrrhus . . 167 
13. Sc. varis 168 
14. Se. socialis 170 
15. Sc. Bottae 172 


16. Se. niger 122 


(Sc. auriventer) . 
. Sc. ephippium . 
„Sc. Prevostii 


. Se. Plantani 


35 

36 

37. Sc. redimitus. 
38 

39. Sc. vittatus 

40 


. Sc. hippurus 


Seite 
174 
174 
175 
176 
177 
178 
179 
180 
182 


183 
184 
184 
185 
186 
187 


188 
189 
191 
193 
194 
195 
196 
197 
199 
201 


vul Ueberſicht. 


Seite Seite 
41. Sc. Finlaysoni . . . 202 9. Pt. lepidus 226 
42. Sc. modestus © 203 t. Sagitta) 
43. Sc. Palmarum © . 204 10. Pt. Horsfieldi .;. . 228 
44. Sc. Delesserti . . . 205 III. Pt. vulgaris. 0. 238 
45. Sc. iusignis . „ 205 12. Pt. sabrinuns . . 228 
46. Se. laticaudatus . 206 13. Pt. alpinus . . © 230 
47. Sc. Maclellandii 207 14. Pt. Volucellaa . . 231 
48. Sc. ferrugineus . 207 Pt. melanotus . . . 222 
49. Sc. melanotis = . 207 Pt. albiventer . . 222 
50. Sc. exilis 208 Pt. leucogenys, momoga 223 
51. Sc. philippinensis . 209 IV. TAMIAS ...... 231 
. . N.africani, 1. T. striatus. 231 
52. Sc. madagascariensis . 209 e thank Br inzs 
53. Sc. multicolor . . 210 3. T. Lyster i. 232 
54. Se. Sambianus . . 211 4. T. quadrivittatus 234 


55. Se. Cepapi 2 75 SER 211 V. SPERMOPHILUS 3 a 235 
(Se. superciliaris) . 212 - Sp. Citillus 237 


56. Sc. getulus . 212 8 ttat 239 
57. Sc. leucoumbrinus . 213 ee 5 


58. Se. setosus . . 214 
59. Sc. pyrrhopuns . . 215 


. Sp. musieus . . . . 239 


. Sp. mugosaricus 241, 256 
6. Sp. rufescens . . 242, 253 
. Sp. fulvus . 242, 255 
(Sp. leptodactylus) . 243 

8. Sp. Richardsonii . 243 
9. Sp. Franklinii . 244 
10. Sp. Beechey . . . - 28 
11. Sp. macruruns . . 246 
12. Sp. Douglasü . . . 247 
13. Sp. Clarki . . . . 248 
14. Sp. Parıyi . . . . . 248 
15. Sp. mexicanus . 250 
16. Sp. Hoodi . . . . 251 
(Sp. spilosoma) . . 251 

17. Sp. lateralis 2 


1 

2 

3 

4. Sp. concolor . 240 
60. Sc. erytbropus . . 215 : 
61. Sc. praetextus . . . 216 
62. Sc. rutilus . . 217 5 


Sc. congicus . » . 217 


erythraeus, rufiventer 218 
Sc. ocularis, marabutus, 
simplex, praestigiator 219 


III. PTEROMYS .... 219 

1. Pt. Petaurista . . . 221 
Pt. nitidluns . . 221 
Pt. Leachi . . 222 
Pt. elegans 223 
Pt. Turobulli . . . . 224 
Pt. fimbriatus . 224 
Pt. genibarbis © . 224 
. Pt. aurantiacus . «© 0 . 225 


18. Sp. grammurus 253 
19. Sp. Eversmanni . . . 254 
20. Sp. erythrogenys . . 254 


Sc. anomalus, persicus, 


b S e de 


Ueberſicht. 1X 


Seite Seite 

VI. ARCTOM ESS 256 10. Se. arundinis . 291 
12 Marne, 2388 11. Sc. tetradactylus . . . 291 

2. A. Bobaa 259 X. IACUL UW. 2092 

3. A. Monax . . 260 1. labradoriuns . 294 

a. A. caligatus . . 260 XI DIPODOMYS.... 295 

4. A. brachyurus . . . . 260 1. D. Philippi. . 295 


5. A. ludovicianuns 261 XII. PEDETES * 2096 
C. MYOXINA u 203 IE cafe Ay 002 28 


VII. MYOXUS ..... | E. CHINCHILLINA .. 2099 


1. M. capensis 266 XIII. ERIOMYS .... 301 
ee e 1. E, Chinchilla. . 302 
3. M. melanurus . . . . 268 E, hanüger 304 
N er ev ann ee. als 
MEI 270 . 
6. M. muscardinus . . . 271 I eee 
7. M. Dyas 272 F 
8. M. erythrobronchus . 273 XV. 0 0 ls . 309 
9. M. Coupeei 273 1. L. triehodactylus . 310 


D. DIPODA KA. 21 F. PSAMMORYCTINA 312 
VIII DIP Us 2276 XVI. HABROCOMA .. 313 


DDS en 02.20.0248 Henne! 1 
2. D. aegyptius . 2279 2 HC 316 
8, D. Helm i (4... . 280 XVII. OCTODON . 316 
4. D. lagopus . . 281 1. O. Cumingii 317 
5. D. hirtipes . 2... 281 XVIII. PSAMMORYCTES 318 

a. D. macrotarsus . 282 FF 


IX. SCIRTET ESS. 2283 XIX. CAPROMYS 950 


1. C. Furmieri . . . . 322 
2. C. prehensilis . .„ 324 
3. C. aedium 2.2. . 325 
XX. AULACODUS . 327 
1. A. swinderianus . . . 328 
XXI LONCHERES 2329 
1. L. paleacea . . . . . 332 


2. L. eristat& . . 332 
* K. 2 


. Sc. deecumanus . . . 284 
Sc. Spicullum . . 285 
Se. jaculus . . 285 
Se. vexillarius . . . . 286 
Se. aulacotis . 287 
Se. balticuiuns . 288 
Se. Acontion 289 
Se. Elater . 290 
Sc. platyuruns 290 


S * . g N E e de 


8. 
4. 
5. 
6. 


L. Blainvillei 
L. armata 
L. obscura 


L. semivillosa 


XXII. ECHINOMYS 


1. 


2. 
8. 
4. 


XXIII. DACTYLONYS 


1. 


XXIV. 
1. 


E. leptosoma 

a. E. fuliginosus 
E. albispinus 

E. hispidus 

E. brachyurus 


D. typus . 
CERCOMYS- 


C. cunicularius . 


XXV. PETROMYS 


1. 


P. typicus 


Ueberſicht. 


Seite | 


334 
335 
336 
838 


339 
341 
343 
344 
345 
846 
347 
348 
349 


XXVICTEN ODACTYLUS 353 


1. 


Ct. Massonii . 


G. CUNICULARIA . 
XXVII. SPALAX 


1. 
2. 


Sp. Pallasii 
Sp. typhlus 


XXVIII. ELLOBIUS 


1. 
2 


XXIX. 


1. 
2. 
3. 


XXX. GEORHYCHUS 


1. 


E. talpinus 


E. luteus vid. 


RHIZOMYS . 
Rh. Decan 

Rh. sinensis 

Rh. splendens 


G. capensis 


2. G. damarensis 


8. 
2 


4. 


G. holosericeus 
G. hottentottus 
G. coecutiens 


356 
357 
358 
360 
861 
362 
363 


365 
366 
367 
368 


369 
371 
373 
373 
374 
375 


— — — 


XXXI CTENOMYS 


1. Ct. brasiliensis . 


2. Ct. torquatus 


3. Ct. magellanicus 


XXXI. SIPHNEUS 
1. S. Aspalax 


XXXIII. ASCOMYS 


. canadensis 


5 


. Mexicanus 

. Drummondii . 

. Fufesceng . 

„ bulbivorus 

. umbrinus . 

. talpoides . 

. borealis . . » 


SIRBEIZAITIRFREN 
>bb>>>>>b>b>> 


. Townsendü . 
10. A. Douglasii . 


XXXIV. BATHYERGUS 
1. B. suillus . 


XXXV. HAPLODON 
1. H. leporinus . 


H. MURINA 
7) molares 2 
XXXVI HYDROMYS . 


1. H. chrysogaster 
2. H. leucogaster . 
Ir) molares 3 

a) Mures 


XXXVII. Mus 


1. Mures inermes . 
* europaeo - sibiriei 
1. M. decumanus 
2. M. tectorum . 
3. M. Caraco 
4. M. Rattus 
5. M. leucogaster . 


6. M.. musculus 
7. M. hortulanus . 
8. M. sylvaticus . 
29. M. islandicus 
10. M. agrarius . 
11. M. minutus . 
12. M. betulinus 
13. M. vagus 
8. asiatici 
14. M. Perchal . 
15. M. giganteus 
16. M. setifer 
17. M. latipes 
18. M. rufescens 
19. M. Kok . . 
20. M. Hardwickii . 
21. M. asiaticus 
22. M. Booduga 
23. M. Ellioti 
24. M. Meltada . 
25. M. oleraceus 
26. M. praetextus . 
y. africani 
27. M. variegatus . 
2 28. M. niloticus . . 
29. M. abyssinicus 
30. M. albipes 
31. M. leucosternon 
32. M. dembeensis 
33. M. imberbis 
34. M. orientalis . 
35. M. gracilis. 
36. M. muscardinus 
37. M. dolichurus 
38. M. silaceus . 
39. M. colonus 
40. M. modestus 
41. M. barbarus 


Ueberſicht. 


Seite 
409 42. M. vittatus 
410 43. M. pumilio 
411 d. australici 
412 44. M. fuscipes . 
413 2 45. M. lutreola . . 
414 46. M. Grey 
415 47. M. Gouldii 
415 48. M. adelaidensis 
2. Mures aculeati. 

416 49. M. cahirinus . 
416 50. M. dimidiatus . . . . 
418 51. M. russatus 
418 52. M. platythrix 
419 Anhang. M. americani. 
419 a. M. Pilorides . 
420 b. M. Jacobiae . 
420 c. M. infuscatus 
421 d. M. setosus 
321 e. M. insularis . 
421 f. M. maurus 2 we 
422 XXXVIII. CRICETU 
422 1. C. frumentarius 

2. C. arenarius . 
423 3. C. songaruns 
424 4. C. Furunculus 
425 5. C. Accedula . 
426 6. C. phaeus 
427 7. C. nigricans . 
428 8. C. auratus 
428 9. €. fuscatus ee 
49 XXXIX. CRICETOMYS 
450 { 

1. C. gambianus 
= 2. C. myoides 
431 XL. PHLOEOMYS . 
432 1. Ph. Cuming ii 
432 XLI. HAPALOTIS 
433 1. H. albipes 


442 
443 


444 
445 
445 
446 
447 
447 
448 
449 
450 
450 
450 
450 
451 
451 
451 
452 
453 
453 
454 


454 
456 
458 
458 


XII 


8 e e e n e 


— 
5 


6 


Ueberſicht. 


Seite 

2. H. Mitchelli . . . 459 
XLII. PSEUDOMYS 460 
1. Ps. australis . . 461 
XLIII. DENDROMYS. 462 
1. D. mesomelass 463 

2. D. melanotis 465 
XLIV. AKODON . 466 
1. A. boliviense 0 466 

b) Merionides 467 

XLV. MERIONES 468 
M. taeniurus . . 41 

M. indicus 9 8 472 

M. Cuvieri 0 473 

M. robustus . 474 

M. pyramidum . 495 

M. pygargus . 475 

M. longicaudus . 477 

M. dasyurus . - . 478 

M. Burtoni 478 

M. Schlegelii 480 

M. montanus . 8 481 

„ M. caffer . . 8 482 

M. tenuis. 483 

M. brevicaudatus 483 

M. otarius EG: 484 
RHOMBOMYS . 485 

Rh. robustus 80 486 

Rh. pallidus . 488 

Rh. melanurus 490 

Rh. tamarieinus 491 

Rb. meridianus . 492 

Rh. lacernatus 8 493 
XLVII. PSAMMOMYS 494 
1. Ps. obesus . 495 
XLVIII. MALA COTHRIX 496 


1. M. albicaudata . 


498 


. — —ʃͤ——— .. x . en Dale Lane, 


2. M. typica 


XLIX. MYSTROMYS . 


1. M. albipes . 
L. EURYOTIS 

1. E. irrorata . 

2. E. Brantsii . 

3. E. pallida 

4. E. rufifrons 

5. E. unisulcata 


. 


g) Sigmodontes 
LI. HESPEROMYS 


- 


1. H. nasutus 2 
2. H. rostellatus 
3. H. tumidus . 2 
4. H. galapagoensis . 
5. H. longipilis . 
6. H. Renggeri . » 
7. H. arviculoides . 
8. H. obseurus . » 
9. H. mieropus . 
10. H. arenicola 

11. H. xanthorhinus . 
12. H. canescens £ 
13. H. nigrita 

14. H. elegans 

15. H. bimaculatus 
16. H. gracilipes 

17. H. leucopus 

18. H. longicaudatus 
19. H. flavescens 

20. H. magellanicus 
21. H. pyrrhorhinus 
22. H. auritus 

23. H. orobinus 

24. H. subflavus 
25. H. Anguya 

26. H. physodes . 


Ueberſicht. 


Seite 
27. H. Darwinii 537 LVII. HYPUDAEUS 
28. H. griseo - flavus . 588 1. H. amphibius 8 
29. H. xanthopygus 538 B 2. H. ratticeps . 
S690. H. tomentosus . . 539 3. H. agrestis . 
31. H. squamipes 510 4. H. alpinus 
88 32. H. rufuns 540 | 2 5. H. neglectus 
33. H. callosus . . 541 6. H. arvalis 
34. H. longitarsus . . 512 ö 7. II. Savii 
85. H. cephalotes . 542 8. H. Glareolus 
86. H. nigripes . . . » 542 9. H. rutilus . . 
37. H. Laucha . . . . 543 10. H. alliarius . . 
38. H. palustris eo... 945 11. H. saxatilis . . . 
Mus aquaticus, mastacalis, vulpi- 12. H. oeconomus > 
nus, longicaudus . „. 544 13. H. socialis 
Mus laticeps, expulsus, lasiurus, 14. H. gregalis 
lasiotis, principalis, fossorius 545 15. H. syriacus . . 
Mus setosus EN, 545 16. H. Roy lei 
LII. REITHRODON 545 e 
18. H. xanthognathus 
1. Rh. cuniculoides . 547 ; 
2. Rh. typicus © 547 N „ 
SE 20. H. pinetorum 
3. Rh. chinchilloides . 548 I eee 
LIII. HOLOCHILUS 548 22. H. ochrogaster . 
1. H. brasiliensis 551 23. H. borealis 
2. H. leucogaster . . . 552 24. H. rubricatus . - 
3. H. canellinüus . . 552 a) H. Blumenbachii . 
4. H. sciureus 0 553 b) H. leucogaster . 
5. H. vulpinus 554 c) H. dasytrichos . 
LIV. SIGMODON .... 555 e 
1. S. hispidwunmm 556 LVIII. MYODES . 
LV. NEOTOM .. En a. Europaeo - asiatici. 
1. N. floridana . 559 b Lemmus 5 
2. N. Drummondii . 560 ee 
3. M. torquatus 
d) Arvicolina 561 4. M. lagurus 
LVI. FIBER 562 8. Americani. 
1. F. zibethicus 563 5. M. helvolus 


XIV 


5. a. albigularia - 


6. M. trimueronatus . 


7. M. budsonius 
8. M. groenlandicus 


c) Molares g. 


LIX. SMINTHUS. 


1. Sm. loriger 


Ueberſicht. 


Seite 
602 2. Sm. betulinus 
„ „ 603 8. Sm. vaguns 
„ „604 d) Molares 4. 


. 606 LX. PEROGNATHUS 
1. P. fasciatus . . » 


. . 607 LXI. SACCOMYS 
„ 608 1. S. anthophilus 


SOD 


Vierte Ordnung 


der 


Säugthiere. 


— 


MARSUPIALIA. Bentelthiere. 


Suppl. 8. 1 


We 1 rl 1 b 
8 g 
) 

7 » 


Vierte Ordnung. 
MARSUPIALIA. Beutelthiere. 


Dentes trium aut duorum ordinum, ossa marsupialia propria, 
mamınae marsupio ventrali inelusae, corpus callosum nullum, pla- 
centa nulla. 


Die Beutelthiere zeigen in ihrer Fortpflanzungsweiſe den höchſt merkwür— 
digen Umſtand, daß das Junge, nur kurze Zeit in der Bärmutter verwei— 
lend, als eine unzeitige Frühgeburt zur Welt kommt und deshalb, um zur 
gehörigen Reife zu gelangen, noch eine geraume Zeit hindurch in einem eig— 
nen Beutel, der die Zitzen einſchließt, verwahrt und in demſelben, wie in 
einem zweiten Fruchthälter, vollends ausgetragen wird. Durch dieſe Eigen— 
thümlichkeit unterſcheiden ſich die Beutelthiere von allen andern Ordnungen. 
Da indeß dieſer Charakter mehr eine phyſiologiſche als zoologiſche Bedeutung 
hat, indem der Beutel (als nur den Weibchen, nicht den Männchen zukom— 
mend) als Merkmal zur Erkennung der Ordnung nicht benützt werden kann, 
fo müſſen andere Kennzeichen aufgeſucht werden, um auf zoologiſche Weiſe 
den Ordnungs-Charakter feſtzuſetzen. 

Als wichtigſtes Merkmal iſt in dieſer Beziehung zunächſt das Vorkom— 
men von zwei beſonderen, den Schambeinen aufſitzenden Knochen, Beutel— 
knochen genannt, hervorzuheben. Solche Knochen kommen lediglich nur noch 
in der Ordnung der Zahnlücker bei den Sporenthieren (Ornithorhynchus 
und Tachyglossus) vor, die ſich aber von den Beutelthieren ſchon gleich 
durch den gänzlichen Mangel eines Beutels und äußerlicher Zitzen, fo wie 
durch das Fehlen der Zähne unterſcheiden, indem die Rudimente, welche die 

1 * 


4 Marsupialia. 1 


Schnabelthiere aufzuweiſen haben, von den eigentlichen Zähnen erheblich ver— 
ſchieden ſind. Die Beutelthiere dagegen ſind alle mit ächten Zähnen verſe— 
hen, und zwar entweder mit den 3 Ordnungen derſelben oder, wenn die 
Eckzähne fehlen, nur mit zweien. Außerdem unterſcheiden ſich die Marſu— 
pialien von den verwandten Ordnungen mehr oder minder durch das Fehlen 
des Hirnbalkens und des Fruchtkuchens; ferner zeigt das rechte Herzohr 
keine Spur der fossa ovalis, und es empfängt die beiden obern Hohlvenen 
durch zwei getrennte Eingänge; dann iſt auch der Gelenkkopf des Unterkie— 
fers quer, was zunächſt von den Nagern unterſcheidet. 

Im äußern Habitus zeigen die Beutelthiere viele Uebereinſtimmung mit— 
einander, ſo daß ſie von den ältern Syſtematikern ſämmtlich unter einer 
Gattung begriffen wurden. Es giebt jedoch in der Beſchaffenheit des Gebiſ— 
ſes und der Extremitäten ſolche markirte Differenzen, daß man mit Recht 
aus dem einzigen Genus eine Reihe von Gattungen errichtet hat. 

Das Gebiß hat im Maximum 52 Zähne, im Minimum 24 aufzu⸗ 
weiſen und zeigt nach der Ernährungsweiſe entweder den Typus der Raub⸗ 
thiere oder der Pflanzenfreſſer, wornach man denn auch die ganze Ordnung 
in zwei große Hauptabtheilungen bringen kann. 

Das Knochengerüſte iſt neuerdings von Owen!) in einer verglei— 
chenden Darſtellung ausführlich erörtert worden. 

Der Schädel iſt immer von einer langgeſtreckten Geſtalt und hat nach 
vorn, wo er ſich zuſpitzt, nur einen geringen Abfall; am breiteſten iſt er 
beim Wombat, am ſchmälſten bei den Bandikuts. Der Gehirnkaſten iſt 
ſehr klein, was mit der geringen Intelligenz dieſer Thiere im Zuſammen— 
hange ſteht. Der Jochbogen iſt immer vorhanden, dabei lang und mitunter 
auch beträchtlich ſtark; die Augenhöhlen ſind von der Schläfengrube nicht 
abgegrenzt. Die Pauke iſt in manchen Gattungen, wie Dasyurus, Phas- 
colaretos, Petaurista, Perameles, beträchtlich entwickelt, wird aber nicht 
vom Schläfenbein, ſondern vom großen Flügel des Keilbeins gebildet, wo— 
von der Wombat jedoch eine Ausnahme macht. Die Gelenkhöhle für den 


1) Proceed. VI. p. 120. — Da dieſe Proceedings doch in den Händen aller Zoologen find, 
fo befchränfe ich mich nur auf einen kurzen Abriß der oſteologiſchen Verhaͤltuniſſe und verweiſe 
wegen des vielen Details auf die citirte Abhandlung. 


Beutelthiere. 5 


Unterkiefer iſt bei den Kängurus breit und etwas conver, wie bei den Wie⸗ 
derkäuern, ſo daß der Unterkiefer ſich frei in jeder Richtung bewegen kann. 
Bei den Potorus und Phalangern iſt die Gelenkfläche ganz platt; bei den 
Bandikuts von hinten nach vorn ausgehöhlt. Beim Wombat iſt ſie durch 
eine convexe, ſchmale, beträchtlich ausgedehnte Leiſte, die nach der Quere 
etwas concav iſt, gebildet; ſie iſt hinten durch keinen abſteigenden Fortſatz 
beſchränkt. Die Stirnbeine ſind langgeſtreckt und enthalten große Stirnhöhlen. 
Das untere Augenhöhlenloch iſt einfach, nicht beſonders groß und zeigt keine 
erheblichen Differenzen. Der knöcherne Gaumen iſt hinten häufig von großen 
Löchern durchbrochen, doch iſt dieſe Beſchaffenheit nicht durch alle Arten eis 
ner und derſelben Gattung conſtant. Der Unterkiefer bietet ein die ganze 
Ordnung ſehr bezeichnendes Merkmal dar, indem der Winkel nicht einfach 
rückwärts in der Linie des Körpertheils, ſondern einwärts gewendet in 
einen mehr oder minder langen Fortſatz ausläuft, wodurch denn auch die 
Baſis des Unterkiefers hinten zu einer öfters ſehr anſehnlichen Breite ausge: 
dehnt iſt. 

Die Schlüſſelbeine find gewöhnlich vorhanden und fehlen nur der einzi- 
gen Gattung Perameles; verhältnißmäßig find fie beim Wombat am ſtärk— 
ften und längſten, beim Rieſen-Känguru am ſchwächſten und kürzeſten. Das 
Schulterblatt iſt von verſchiedener Form. Der Oberarmknochen iſt am in— 
nern Condylus bei Thylacinus, Dasyurus und Phalangista Cookii un⸗ 
durchbohrt; bei andern Phalangern, Flugbeutlern und den übrigen Gattun— 
gen durchbohrt. Die beiden Knochen des Vorderarms ſind gut entwickelt, 
getrennt und zur Pro- und Supination vollkommen eingerichtet; der Ellen— 
bogenknorren iſt immer deutlich vorhanden. Die Mittelhandknochen ſind kurz 
und ſtark; die Phalangen der Finger von regelmäßiger Anzahl. Die Ban- 
dikuts zeichnen ſich vor den andern Gattungen dadurch aus, daß Die Nagel— 
glieder der 3 mittlern Finger an der Hand und der beiden äußern Zehen am 
Fuße durch eine Längsfurche geſpalten ſind. Die Finger haben ſämmtlich 
freie feitliche Bewegungen, fo daß die äußern den innern können entgegenge— 
ſetzt werden und einen Gegenſtand umfaſſen. Beim Koala ſind die beiden 
innern Finger den drei äußern mit größerer Beſtimmtheit als bei irgend ei 
nem andern Beutelthiere entgegengeſetzt; im minderen Grade zeigt ſich dieß 
auch bei Phalangista Cookii und gliriformis. 


6 Marsupialia. 


Am Becken ſind die merkwürdigſten Theile die beiden Knochen, wel— 
chen Tyſon den Namen Ossa marsupialia oder Janitores marsupii ge⸗ 
geben hat. Es ſind längliche, flache, mehr oder weniger gekrümmte Kno— 
chen, welche den Schambeinen beweglich aufſitzen; bei den Bandikuts ſind 
ſie am längſten und ſchmälſten, beim Koala am breiteſten und gekrümmte— 
ſten. Dieſe Knochen dienen nicht, wie es noch Cuvier gemeint, Meckel 
aber ſchon berichtigt hat, zur Unterſtützung des Beutels; daher der Name 
Beutelknochen für ſie eigentlich nicht paſſend iſt. Owen?) ſieht ſie an fur 
Verknöcherungen in der Sehne des äußern ſchiefen Bauchmuskels, welche den 
innern Pfeiler des Bauchrings bildet. Die Richtigkeit dieſer Anſicht, daß der 
Beutelknochen der Stellvertreter des innnern Pfeilers des äußern ſchiefen 
Bauchmuskels iſt, geht daraus hervor, daß jener Knochen in denſelben Be— 
ziehungen zu den benachbarten Theilen als bei andern Thieren der genannte 
innere Pfeiler ſteht. Der Beutelknochen iſt immer fo lang, daß der erema- 
ster in ſeinem Verlaufe zum Hoden oder der Bruſtwarze ſich um ihn winden 
kann, und wie wir ſpäter ſehen werden, erſtreckt ſich die Bedeutſamkeit des 
Beutelknochens zunächſt auf dieſen Muskel. ö 

Der Oberſchenkelknochen iſt gerade und lang; der Kopf ſitzt auf einem 
ſehr kurzen Halſe, faſt in der Achſe des Knochens, über und zwiſchen den 
zwei Trochanteren, welche faſt gleich groß ſind. Das Schienbein iſt lang 
und ſtark; das Wadenbein immer vollſtändig. Während bei den Gattungen, 
wie Känguru und Bandikuts, wo die Bewegung zunächſt von den hintern 
Gliedmaſſen ausgeführt wird, große Stärke und Feſtigkeit derſelben gefunden 
wird, ſieht man an den andern Gattungen (Dasyurus, Didelphys, Pha- 
langista, Petaurus, Phascolaretos und Phaseslomys) Schien- und 
Wadenbein jo miteinander verbunden, daß der Fuß eine Art Rotation, ähn— 
lich der Pro- und Supination der Hand, ausführen kann. Die Dau— 
menzehe hat beim Wombat nur ein Glied; bei den Rauhbeutlern 2 Glieder, 
doch iſt dieſe Zehe bei ihnen die ſchwächſte und reicht nicht bis zum zweiten 


2) Proceed. IV. p. 49, VI. p. 143. — Auf das Nämliche läuft der langen Rede kurzer 
Sinn hinaus in der Abhandlung von F. Eydoux und Laurent de l’os marsupial (voy de 
la Favorite p. 81. tab. IV. fig. A und 1). Vgl. auch die Abbildung Morgans in den Traus- 
act. of the Linn. soc. XVI. tab. 7. 


Beutelthiere. 7 


Mittelfußknochen vor. Bei den Flugbeutlern iſt die Daumenzehe zwar kürzer 
als die andern Zehen, aber ſtärker als ſie. Bei den Beutelratten trägt der 
zweite Phalanx der Daumenzehe einen Nagel; bei den Phalangern iſt er 
ſehr kurz und nagellos. Die Daumenzehe iſt bei zen Beutelratten und den 
Phalangern den übrigen Zehen entgegenſetzbar, wodurch dieſe Thiere zu Pe⸗ 
dimanen werden. Bei den Kängurus und Potorus fehlt die Daumenzehe, 
bei den Bandikuts iſt ſie noch vorhanden und beſteht bald aus einem, bald 
aus zwei Phalangen. Die zweite und dritte Zehe ſind bei den Flugbeutlern 
und Phalangern ſchwach und faſt bis zum Nagelglied durch die äußere Haut 
verbunden; noch verkümmerter ſind ſie bei den ſpringenden Gattungen, wo 
ſich die ganze Kraft des Fußes auf die beiden äußern, namentlich die Ate 
Zehe, eoncentrit ?). 

Die Wirbel zeigen den merkwürdigen Umſtand, daß die Geſammtzahl 
der ächten Wirbel, obſchon die Zahl der Rücken- wie der Lendenwirbel ver 
änderlich iſt, doch bei allen Gattungen dieſelbe iſt. Das Bruſtbein beſteht 
gewöhnlich aus 6 länglichen Stücken, beim Wombat nur aus 4. Nachſte⸗ 
hende Tabelle giebt in gewöhnlicher Weiſe die Zahl der Wirbel an. 


Rucken⸗ T Fuge | Kreuze Bruce 
Wirbel W. Lee 
Dasyurus Mau gi 13 6 2 20 48 
— — OW. 13 1 6 -] 2 20 I 48 
Didelphys virginiana C.. . » 13 6 2 25 53 
— cancrivora C. 13 6 2 29 57 
— Cayopollin C. 13 6 2 36 66 
Perameles nasuta C.. . . 13 6 3 16 45 
Pe vnlpina CO. 12 7 2 30 58 
— — O w. 12 7 2 212 49 7 
— cavifrons CO. 13 6 2 28 56 
— Cookii C.. 13 6 2 31 59 
Petaurus macrurus CO. 12 7 4 28 58 
— — OW. 12 7 3 28 57 
— s ciureus OW. 12 7 3 30 49 


8) Val. Carus Erläuterungstafeln IE tab. 11. fig. 13, 14, 


8 Marsupialia.. 


Bu e a 

— u EEE EEE 
Hypsiprymnus CO.. 12 6 2 24 51 
Halmaturus giganteus 13 6 194) 50 
. ö 13 6 2 22 52 
— ruficollis CO. 13 6 2 24 52 
— elegans COC. 13 6 2 24 52 
— Bennetti OW. 13 6 2 24 32 
Phascolomys fossor CO. 15 4 7 24 42 
— — OW. 15 4 3 24 41 


Das Gehirn der Beutelthiere — wie dieß Owen zuerſt nachger 
wieſen hat — unterſcheidet ſich von dem der übrigen Eäugthi.re, daß ihm 
der Hirnbalken (corpus callosum) abgeht. Dem geringen Grade der In— 
telligenz entſprechend iſt das große Gehirn klein, mit wenig Windungen, 
die Riechkolben groß. 

Auf eine merkwürdige Anordnung im Muskel ſyſteme“) hat Owen ) 
aufmerkſam gemacht, indem er ſowohl bei den daumenfüßigen Beutlern 
(Beutelratten und Phalangern) als auch bei den Rauhbeutlern, Beutelbil— 
chen und dem Wombat wahrnahm, daß der lange, Zehenbeuger nicht, 
wie bei 


4) Unſern 3 Exemplaren mangeln die letzten Schwanzglieder. 5) Philosoph. transact. 
1837. p. 87. tab. 5 — 7. Owen hat hier das Gehirn des Wombats, Kängurus, der virginias 
ſchen Beutelratte und des Dasyurus ursinus mit dem des Bibers, der Hapale rufimana und 
der Gaus verglichen. — Schuabelthier und Ameiſenigel find die beiden einzigen Gattungen unter 
den übrigen Säugthieren, bei welchen, nach der Deutung von Eydoux und Laurent (voys 
de PAstrolabe p. 157), der Hirnbalfen ebenfalls fehlt. 6) Eine ausführliche Beſchreibung 
des Muskelſyſtems vom Känguru hat Vrolik (van der Hoeven tijdschrift III. p. 308) ge⸗ 
liefert. 7) Transact. of the zool. soc. II. 4. p. 331. Mit Recht bemerkt Owen bei 
dieſer Gelegenheit, daß eine ſolche eigenthümliche Anorduung der Hintertheile ein ſchlagendes Zeug— 
niß abgiebt gegen die von Bennett u. A. ausgeſprochene Meinung, als ob man die Beutelthiere 
nicht als eigene Ordnung auſehen dürfe, ſondern ſie in die übrigen vertheilen müſſe. Es würden 
alsdaun durch die oben angeführte Einrichtung der Hinterbeine die Rauhbeutler und Beutelbilche 
von allen andern Raubthieren, die daumenfüßigen Beutelratten und Phalangen von allen andern 
daumenfüßigen Halbaffen, mit denen fie Illiger zuſammenſtellte, endlich der Wombatl von allen 
Nagern ſich auffallend unterſcheiden. 


Beutelthiere, 9 


wie bei den übrigen Ordnungen Sehnen an die Zehen ſchickt, ſondern flei- 
ſchig am Wadenbein ſich befeſtigt, und daß Knie- und Knöchelgelenk ſo mo— 
difieirt ſind, daß ſie durch die Wirkung des in der beſchriebenen Weiſe be— 
feſtigten Muskels eine rotatoriſche Bewegung des Hinterfußes zulaſſen, wie 
ſie ſonſt nur den Vorderfüßen eigen iſt. Nur bei denjenigen Beutelthieren, 
bei welchen, wie bei Kängurus, Potorus und Bandikuts, die Körperhaltung 
und Bewegung ganz oder doch zum größten Theil von den Hinterbeinen ab— 
hängt, ſind, dieſem Zwecke entſprechend, die Hinterbeine auf Koſten der 
verloren gegangenen Rotationsbewegung gekräftigt worden. 


Der Verdauungskanal iſt bei den fleiſchfreſſenden Beutelthieren 
weit kürzer als bei den pflanzenfreſſenden, wie dieß ihrer Lebensweiſe ent— 
ſprechend iſt. Nach Cuvier?) verhält ſich die Länge des Körpers zu der 
des Darmkanals bei Didelphys virginiana = 1: 3,6, bei Did. philan- 
der = 1: 2,6, bei Did. brachyura = 1: 3,3, bei Dasyurus Maugei 
= 1:2, bei Perameles nasuta = 1: 3,5, — dagegen bei einem Pha— 
langer = 1: 11,8, bei Petaurus taguanoides = 1: 9,2, bei dem Po: 
toru = 1: 5,6, bei Halmaturus giganteus = 1:10, bei H. Theti- 
dis = 1: 5,5, beim Wombat = 1:8. — Der Magen iſt entweder 
einfach, oder wie bei den Kängurus und Potorus zuſammengeſetzt. Der Blind— 
darm fehlt den Daſyurinen, bei den Beutelratzen und dem Wombat iſt er 
kurz, bei den übrigen lang. 


Der weibliche Geſchlechts-Apparat bietet ſehr ausgezeichnete 
Verhältniſſe dar und iſt von Tyſon?), Cowper 10), Hunter 11), Ho: 
me 2), Cuvier, Geoffroy St. Hilaire !?), Blainville 1), 
Morgan!?’), Vrolik is) und Owen 7) unterſucht worden, welcher 


8) Lee. IV. 2. p. 188. 9) Philosoph. transact. XX. p. 139. 10) Ebenda 
XXIV. (1704) p. 1576. 11) Zoolog. app. to White’s New South Wales p. 272. 
12) Philosoph. transact. LVIII. (1795); lect. on comp. anat. III. 13) M&m. du 
mus. IX. p. 193; dict. des sc. nat. XXIX Art. Marsupiaux; anatom. philos. II. p. 354, 
397. 14) Bullet. de la soc. philomat. 1818. p. 25. 15) Transact. of the Linn. 
soc. XVI. p. 61. tab. 2 — 8. 16) Van der Hoeven tijdschr. voor natuurl. gesch. 
III. p. 387. tab. 12. 17) Philosoph. transact. 1834. p. 338. tab. 6— 8; Loud. mag, 


of nat. hist. 1887, p. 481. 
Suppl. 3. 2 


10 Marsupialia. 


letztere zuerſt auch Gelegenheit hatte, den ſchwangern Uterus zu befchreiben. 
Bei allen Gattungen s) iſt der Fruchthälter doppelt und beide Theile find 
ganz geſchieden; die Scheide (vagina) iſt, entweder ihrer ganzen Länge nach 
oder doch auf eine beträchtliche Erſtreckung, in 2 ſeitliche, henkelartig ange— 
ſetzte Kanäle getheilt. Die Geſchlechtskanäle, wie der Nahrungskanal, endi— 
gen ſich in einen gemeinſchaftlichen Kloaken-Ausgang, was eine weitere An— 
näherung an die Monotremen iſt 12). Die Scham iſt enge, weil fie größ— 
tentheils von der Clitoris ausgefüllt iſt. 


18) Nach der verſchiedenen Deutung, die man den einzelnen Theilen der weiblichen Organe 
gegeben hat, lauten auch die Beſchreibungen verſchieden; die richtigſte Deutung ſcheint mir die 
von Owen und Vrolik gegebene zu ſeyn, der ich hier gefolgt bin. 19) Form und Ver⸗ 
hältuiß der Scheide zum Uterus zeigt mannigfache Abänderungen, wie dieß Owen nachgewie⸗ 
fen hat. Bei Didelphys dorsigera (Dwews tab. 6. fig. 5) übertrifft der Fruchthälter die aus⸗ 
geſtreckte Scheide weit an Laͤnge, und während bei den meiſten Beutelthieren die Scheiden zu= 
erſt herabſteigen, als ob fie mit dem canalis urethro-sexualis unmittelbar ſich verbinden woll⸗ 
ten, wendet ſich dagegen jede Scheidenröhre, nachdem fie die Fruchthälter- Mündung ihrer Seite 
umfaßt hat, gleich aus- und aufwärts, ſteigt dann erſt ab- und einwärts herab, krümmt ſich 
nochmals aufwärts und biegt ſich dann abermals herab, wo ſie mit der Scheidenröhre der andern 
Seite und der Harnröhre in den gemeinſchaftlichen Kanal zuſammentrifft. 

Bei Petaurus pygmaeus ſteigen die Scheiden, nachdem ſie die Fruchthälter umfaßt haben, 
zuerſt dicht aneinander bis halbwegs vom Anfang des für Harn - und Geſchlechtstheile gemein⸗ 
ſchaftlichen Kanals herab, ohne jedoch miteinander zu communiciren. Vom obern Theil dieſer 
Blindſäcke ſetzen fie ſich auf- und auswärts fort, ſteigen dann gleich den Henkeln einer Vaſe 
herab, und endigen ſich wie bei voriger Art. 

Bei Dasyurus viverrinus und Didelphys virginiana reicht der mittlere Blindfack der 
Scheiden bis zum canalis urethro -sexualis herab, und iſt ihm angeheftet, ohne jedoch mit ihm 
zu communiciren. Durch eine Scheidewand iſt dieſer Sack abgetheilt; um zum gemeinſchaftlichen 
Kanal zu gelangen, geht jede von den beiden Röhren der Scheide aus dem obern Ende des 
Blindſacks herab und macht die gewöhnliche Krümmung. 

Bei dem Rieſen-Känguru (Owen tab. 6. fig. 7, Vrolik tab. 12) reicht der mittlere 
Blindſack der Scheiden bis zum Kanal für Harn- und Geſchlechtsorgane herab, iſt aber mit 
dieſem nur durch eine zellige Haut verbunden. Die Höhlung dieſes Sackes, in welche beide 
Fruchthälter ſich einmünden, iſt nicht vollſtändig abgetheilt; die Röhren der Scheide bilden die 
gewöhnlichen Henkel. Der Fötus ſoll nach Home 's Angabe in den canalis urethro -sexualis 
gelangen, indem das untere Ende des Blindſackes ſich nach der Befruchtung ſpaltet. Dieſe An⸗ 
gabe iſt jedoch unrichtig, da Owen von einer ſolchen Oeffnung keine Spur gefunden hat. 


Bentelthiere, | 11 


Ein den Beutelthieren ausſchließlich eigenthümliches Organ iſt ein unter 
dem Bauche der Weibchen befindlicher Beutel, an deſſen Stelle nur bei ei— 
nigen Arten der Gattung Didelphys lediglich ein Paar Hautfalten zum 
Schutz der Zitzen ſich vorfinden. Dieſer Beutel ſchließt in ſich die Zitzen 
und dient zur Aufnahme des unreif gebornen Fötus 2»). Die Zahl der Zi— 
tzen iſt nach den Gattungen und Arten ſehr verſchieden; die größte Anzahl 
derſelben kommt bei den Raub-Beutelthieren vor 21). 

Die männlichen Geſchlechtstheile zeigen ebenfalls mehrere Eigen— 


Am ſonderbarſten iſt die Form bei Hypsiprymnus Wbitei (Owen tab. 6. fig. 6), indem 
der mittlere Blindſack der Scheide nicht allein bis zum gemeinſchaftlichen Kanal herabreicht, ſon— 
dern auch auf- und auswärts in eine große, über die Fruchthaͤlter hinausgreifende Kammer ſich 
ausbreitet, aus deren Seiten die Röhren wie gewöhnlich herabſteigen. 

20) Eine ausführliche Schilderung des Beutels vom Känguru hat Morgan (a. a. O.) 
mit vielen Kupfern erläutert gegeben, wovon Nachſtehendes das haupkſächlichſte. Nachdem die ge— 
meinſchaftlichen Integumente des Bauchs entfernt find, ſieht man eine ungemein ſtarke Lage des 
panniculus carnosus, deſſen meiſte Faſern in ſenkrechter Richtung vom Thorax zum untern Theil 
des Bauches verlaufen, indem fie in ihrem Verlauf die Oeffnung des Beutels umfaſſend für den 
ſelben einen Sphinkter bilden, und endlich an dem Sphinkter der Kloake ſich feſtheften. Wird 
dieſer pannieulus carnosus weggenommen, fo ſieht man deutlich die Struktur und Anheftung 
des Beutels. Dieſer iſt eine einfache Falte oder Duplicatur der aͤußern Bedeckung und iſt vorn 
au den panniculus, hinten und oben an die Sehne des äußern ſchiefen Bauchmuskels befeſtigt, 
während die untern und Seitentheile des Beutels mit der Bruſtwarze vermittelſt der Zitze und 
mit deren Muskel vermittelſt Zellgewebe in Verbindung ſtehen. Dieſer Muskel der Bruſtdrüſe 
liegt unmittelbar über dem Beckenrande auf dem äußern ſchiefen Bauchmuskel, entſpringt mit ei— 
nem ſchmalen Anfange am hintern Theil des Beckens, lauft quer um den untern Theil des Une 
terleibs, nimmt beträchtlich an Breite zu und theilt ſich in zwei Bündel, zwiſchen welchen die 
Bruſtwarze eingeſchloſſen iſt; durch Faſern ſteht dieſer Muskel mit dem der andern Seite in 
Verbindung. Weder dieſe Muskeln, noch die Beutelknochen gehören eigentlich zu dem Beutel, 
indem man dieſen von den Bauchmuskeln ganz wegnehmen kann, ohne im mindeſten die eben 
beſchriebenen Muskeln, ihre Drüſen, die Beutelknochen und die mit ſelbigen zuſammenhängenden 
Theile zu verletzen. 

21) Nach Eydoux und Laurent (voy. de PAstrolabe p. 76) iſt die Zahl der Zitzen 
bei Didelphys murina und tricolor 14, D. virginiana 13, D. canerivora 11, D. cayopo- 
Iin 9, D. brachyura und crassicaudata 8, D. opossum 4; bei Cuscus albus, C. amboinen- 
sis und Phalangista vulpina 4, bei Perameles 6?, beim Känguru 4. Letzteres iſt auch die An— 
gabe von Morgan und Owen. 


m" 


12 Marsupialia. 


thümlichkeiten. Der lange Hodenfac liegt hier vor der Ruthe und die Ho— 
den ſind in ihm durch keine Wand geſchieden; die Ruthe iſt in der Ruhe 
rückwärts gerichtet; die Eichel iſt in der Regel gefpalten ??); die Cowper— 
ſchen Drüſen ſind vervielfältigt, beim Rieſen-Känguru, Wombat, Kayopolin 
und den Phalangiſten ſind ihrer 6, beim virginiſchen Beutelthier und dem 
Potoru nur 4. Die Vorſteherdrüſe iſt vorhanden, dagegen ſollen, nach Cu— 
vier, die Samenblaſen fehlen; Martin?) hat fie jedoch am Koala an: 
gegeben. 

Ueber die Beſchaffenheit und Entwicklung des Embryos hat Owen“) 
am Rieſen-Känguru die vollſtändigſten Aufſchlüſſe geliefert. Das Auffallendſte 
iſt, daß der Fruchtkuchen (Placenta) ganz fehlt, und es iſt dieß ein Merk— 
mal mehr, wodurch ſich die merkwürdige Ordnung der Beutelthiere den übri- 
gen Säugthieren gegenüber ſtellt. Der Fötus verweilt nur ſehr kurze Zeit 
in der Bärmutter 28), worauf er durch die Henkel der Scheide ausgeführt 


22) Cuvier 's vergl. Anat. überſ. v. Meckel IV. S. 486. Bei den Beutelratten laͤuft 
die geſpaltene Eichel in zwei, mehr oder minder lang gezogene Aeſte aus, zwiſchen denen ſich 
die Harnröhre öffnet; bei den Phalangiſten iſt ein ähnlicher Bau. Beim Wombat (tab. 24. fig. 
5 — 6) iſt die Eichel in 4 Lappen getheilt. Die Ruthe des Rieſen- Kängurus bildet einen läng— 
lichen Kegel; die Harnröhre öffnet ſich in eine Taſche, deren Oeffnung ſich unter der Ruthen— 
ſpitze befindet, mit ihrem Grunde aber ſich einige Zoll weiter rückwärts erſtreckt. Beim Potoru, 
deſſen Ruthe weniger kegelförmig iſt, findet ſich gleichfalls dieſe Taſche; ihre Oeffnung liegt je— 
doch am Ende der Ruthe über der Harnröhren-Oeffuung. 25) Proceed. IV. p. 109. 
24) A. a. O. Der erſte von Owen unterſuchte Fötus maaß in gerader Richtung 7 Linien, 
nach der Krümmung bis zum Schwanzende 1“ 4°; die 4 Beine und der Schwanz waren deut— 
lich, aber die Zehen der Hinterfüße waren noch nicht entwickelt. Das Chorion war ſehr dünn 
und zeigte keine Spur einer Zotten- oder Gefäßſtruktur, wie ſie bei der Stute und dem Schweine 
vorkommt. Die Nabelblaſe war groß mit einem ſchönen Netz der vasa omphalo-meseraica. 
Der Foetus war unmittelbar in das durchſichtige Amnium eingehüllt. Von einer Allantois 
war keine Spur vorhanden, nicht einmal von einer Harnblafe. Beide fand er jedoch ſpäter an 


einem reiferen Embryo auf (Loud. mag. of nat. bist. 1837. p. 481. ig. 59). — Die Nabel- 
arterien, Nabelvenen und Vasa omphalob meseraica halte ſchon früher Otto (Iſis 1831. 
S. 877) geſehen. 25) Nach Barton dauert die Tragezeit im Uterus beim virginiſchen 


Beutelthier 26 Tage, nach Reugger bei D. Azarae etwa 25 Tage, beim Rieſen-Känguru 
39 Tage, nach genauen Beſtimmungen, worüber Owen (proceed. 1833. I. p. 128) nachzu⸗ 
leſen it, der eine ſchöne Reihe von Beobachtungen anſtellte. 


Beutelthiere. 13 


und unmittelbar in den Beutel gebracht wird. Wie dieſer Uebergang bewerk— 
ſtelliget werde, iſt bisher durch die Beobachtung noch nicht ermittelt worden. 
Daß eigne Peritoneal-Gänge zu dieſem Behufe vorhanden ſeyen, wie Ge— 
offroy angiebt, hat ſich als irrig erwieſen. 


Das Junge gelangt im Embryonen-Stande in den Beutel, wornach 
Owen zwiſchen einem Fruchthälter-Embryo und einem Zitzen-Embryo (mam- 
mary foetus) unterſcheidet. Das Junge, wenn es in den Beutel eintritt, 
iſt ſelbſt vom Rieſen-Känguru nicht größer als ein Zoll und ganz nackt 1). 


1) Sehr ſchöne Beobachtungen über die Entwicklung des Jungen von Didelphys Azarae 
Hat Rengger (Naturgeſch. von Paraguay S. 219) mitgetheilt, wovon ich das Wichtigſte hier 
aufführe. Während der Tragezeit, die etwa 25 Tage dauert, bemerkt man ein Auſchwellen der 
Ränder des Beutels und eine Erweiterung deſſelben. Die Embryonen liegen zum Theil in den 
Hörnern, zum Theil im Körper des Uterus, nie aber in den henkelförmigen Fortfägen. Gegen 
das Ende der Tragezeit ſind fie beinahe 6 Linien lang. Kopf, Gliedmaſſen und Schwanz find 
deutlich unterſchieden. Bei der Geburt kreten die Embryonen aus dem Körper des Uterus in die 
henkelförmigen Fortſätze; wie fie aber in den Beutel ſelbſt gerathen, gelang es Rengger nicht 
zu beobachten. Die Jungen werden nicht zugleich geboren, ſondern es verſtreichen 3 — 4 Tage 
zwiſchen der Geburt des erſten und letzten Jungen. Die neugebornen Thierchen bleiben noch ei— 
nige Zeit wahre Embryonen. Ihre Länge beträgt Höchftens 6 Linien; der Körper iſt nackt, der Kopf 
groß, die Augen geſchloſſen, die vordern Gliedmaſſen über der Bruſt gekreuzt, die hintern über 
dem Bauche, der Schwanz nach unken gerollt. Sie zeigen, auch auf äußere Reize, nicht die ge— 
ringſte Bewegung; nichts deſto weniger findet man ſie, kurz nachdem ſie in den Beutel gelangt 
ſind, an den Zitzen angeſogen. Die Jungen bleiben nun beinahe zwei Monate in dem Beutel, 
ohne die Zitzen, ausgenommen in den letzten Tagen, zu verlaſſen. In den erſten zwei Wochen 
bemerkt man keine andere Veränderung an ihnen, als daß ſie nach allen Dimenſionen zunehmen 
und die langen Schnurren ſich zu zeigen anfangen. Nach vier Wochen, wo fie ungefähr die 
Größe einer Hausmaus haben, tritt der Pelz über den ganzen Körper hervor und man ſieht ſie 
einige Bewegungen mit den Extremitäten machen. Nach Azara können ſie ſich in dieſem Alter 
ſchon auf den Füßen halten. Etwa in der ſiebenten Woche, wenn ſie bald ſo groß ſind wie eine 
Ratte, öffnen ſich die Augen. Von der Zeit au hängen ſie nicht mehr den ganzen Tag an den 
Zitzen, und werlaffen auch zuweilen den Beutel, kehren jedoch ſogleich wieder in ſelbigen zurück, 
wenn ihnen Gefahr droht. Bald aber verſchließt ihnen die Mutter den Beutel, der fie nicht 
mehr alle faſſen kaun, und trägt ſie dagegen während mehrerer Tage, bis ſie ihren Unterhalt 
ſelbſt zu finden im Staude ſind, auf dem Rücken und dem obern Theile der Gliedmaſſen mit ſich herum, 
wo fie ich an den Haaren feſthaltan. Haben die Jungen ciamal die Zitzen verlaſſen, jo hören fie 


14 Marsupialia. 


Als ein völlig hülfloſes Weſen iſt es anfangs an der Zitze feſtgeſaugt, die 
ſich dadurch ungemein vergrößert. Geoffrop's ſeltſame Vermuthung, als 
ob das Junge mit der Zitze durch Gefäße in unmittelbarem Zuſammenhang 
ſtehe, iſt, wie ſich dieß zum voraus mit Gewißheit behaupten ließ, durch die Be= 
obachtung als ein paradoxer Einfall dargeſtellt worden. Das Junge ver 
weilt im Beutel, der für ſelbiges ein zweiter Uterus wird, weit länger als 
in der eigentlichen Bärmutter ?), und ſelbſt, nachdem es fo weit herange— 
wachſen iſt, um ſich mit eignen Kräften fortzuhelfen, ſucht es doch noch 
Ausruhe und Schutz in dem mütterlichen Beutel. Bei denjenigen Beutelrat— 
ten, bei welchen ſtatt des Beutels nur ein Paar Hautfalten vorkommen, die 
den Jungen keinen Schutz gewähren können, werden dieſe ſpäterhin, mit ih— 
ren Wickelſchwänzen an den der Mutter angeklammert, auf dem Rücken der: 
ſelben mit herumgetragen. 

Die Zahl der Jungen iſt, wie ſich dieß ſchon aus der Angabe der Zi— 
tzen vermuthen läßt, nach Gattungen und Arten ſehr verſchieden. Die mei— 
ſten werfen die Beutelratten. So fand Rengger bei Didelphys Azarae 
14 Junge, öfters aber nur 8 oder 4, einmal ſogar blos eines. Vom Rie— 
ſen-Känguru weiß man aus mehreren Beobachtungen, daß es nur ein Zune 
ges zur Welt bringt. 

Als der eigentliche Stammſitz der Beutelthiere iſt Neuholland mit 


auf zu ſaugen, und die Mutter theilt dafür ihre Beute mit ihnen, beſonders wenn dieſe in Vö— 
geln oder Eiern beſteht. 2) Obſchon das eben in den Beutel gelangte Junge durch ſeine 
eigne Kraft im Stande iſt, ſich an der Zitze feſtzuhalten, ſo ſcheint es doch nicht kräftig genug, 
durch eigne Anftrengung ſich anfangs die Nahrung herbeizuziehen. Man vermuthet daher, daß 
der eigenthümliche (dem Cremaſter ähnliche) Muskel der Bruſtwarze dazu beſtimmt iſt, die Milch 
von der Zitze in den Mund des anhängenden Embryos hineinzutreiben. Weil aber dieſer Milch— 
Erguß mit den Saug-Bemühungen des Fötus nicht immer zuſammentreffen wird, ſo müßte die 
nothwendige Folge eines ſolchen Einſtrömens der Milch eine Anfüllung der Luftröhre ſeyn, wenn 
dieſe nicht durch eine beſondere Vorrichtung vor einem ſolchen Unfall geſchützt würde. Es ſind 
nun aber der Kehldeckel und die Gießkaunen-Knorpel geſtreckt und genähert, und die Stimmritze 
liegt alſo au der Spitze eines kegelförmigen Kehlkopfs, der, wie bei den Wallen, in die hintern 
Naſenlöcher vorragt, wo er dicht von den Gaumenmuskeln umgeben iſt. Der Luftſtrom iſt dem— 
nach völlig getrennt vom Rachen, und die eingefloͤßte Milch paſſirt in einem getheilten Strom je— 
derſeits des Kehlkopfs zur Speiſeröhre (vergl. Owen in den phil. transact. 1834. p. 318). 


Beutelthiere. 15 


ſeinen nächſt gelegenen Inſeln anzuſehen; nur die an Arten zahlreiche Gattung 
Didelphys nebſt Chironectes iſt über Amerika ausgebreitet. Der alten Welt 
fehlen fie ganz; nur einige der molukkiſchen Inſeln haben etliche Arten aufzu— 
weiſen. — Die Intelligenz dieſer Thiere iſt geringe, dem niederen Grad der 
Ausbildung des Gehirnes entſprechend. Die Nahrung nimmt ein Theil aus 
dem Thierreiche und verhält ſich in dieſer Beziehung wie die Fleiſch- oder Zn 
ſektenfreſſer unter den Raubthieren; ein anderer Theil iſt hauptſächlich oder 
ausſchließlich auf Pflanzenkoſt angewieſen. Da nach der Weiſe der Ernährung 
Gebiß und Darmkanal weſentliche Differenzen zeigen, ſo habe ich die 5 Fami⸗ 
lien ), in welche auf eine ganz naturgemäße Weiſe die Beutelthiere ſich grup— 
piren laſſen, unter 2 große Haupt⸗Abtheilungen: I) Raubbeutler mit 2 Fami- 
lien, und 2) Pflanzenbeutler mit 3 Familien gebracht. 


3) Die Familien ſind mehr oder minder dieſelben bei den verſchiedenen Syſtematikern. Cu⸗ 
vier's Iſte Familie begreift alle Raubbeutler, die 2te die Phalangiſten, die Ste die Potorus, die 
Ate die Kängurus, die öte den Koala, die öbte den Wombat. — Wiegmann's (Handbuch 
der Zoolog. S. 49) Ifte Familie find die Mars. carnivora; die 2te die Mars. frugivora, abge- 
theilt æ) in ſolche mit Hinterdaumen (Petaurus, Phalangista und Phascolarctos), 8) ohne 
Hinterdaumen (Hypsiprymnus und Halmaturus); die 3te Familie die Mars. glirina (Wom⸗ 


bat). — Owen's Schema (Transact. of the zool. soc. II. 4. p. 382; ann. of nat. bist. 
IV. p. 118) lautet: 
Stämme, Familien. Gaktungen. Untergattungen. 
Thylaeinus 
Sarcophaga Dasyuridae Dasyurus 
Phascogale 
Phascolotherium foſſil. 
Thylacotherium It. 
Ambulatoria . . . Myrmecobius 
Sul, ; Chaeropus 
Entomophaga . » Stan 6 Berameles Didelphys 
Scansoria.. © . Didelphys . . . ER 
Cuscus 
[Phalangista . « » Pseudocheirus 
ang Tapoa 
Phalangistidae . N 
2 Petaurus . Belidia 
San pm es sa Acrobata 
Phascolarctidae. . Phascolarctus 


Hypsiprymnus 

Macropus 

Phascolomys 

Diprotodon . 2 2 0 2. fogil 


Poepha ga. . Macropodidae. . . 
Rhizopbaga. . . Phascolomyidae . . I 


16 Rapacia. 
Erſte Abtheilung. 
RNAPACIA. Naub⸗Beutelthiere. 


Dentes trium ordinum, primores parvi, canini longi, molares 
euspidati; stomachus simplex, intestinum coecum aut nullum, aut 
parum longum. 


Die Raubbeutelthiere kommen im äußern Anfehen mit den Viverren und 
Mardern überein; im Zahnbau aber mit den Raubthieren, und zwar die 
allermeiſten mit den Inſektivoren, ſo daß, wenn man lediglich nach dem 
Gebiße klaſſifiziren wollte, ſie mit den letzteren vereinigt werden müßten. Das 
Gebiß der Inſektenfreſſer iſt bei ihnen in ſeiner größten Vollkommenheit aus— 
gebildet, und in dieſer Beziehung ſchließen ſie ſich zunächſt an die Borſten— 
igel (Centetes) an. Immer ſind bei ihnen die drei Zahnſorten in beiden 
Kiefern vollſtändig vorhanden. Die Schneidezähne ſind nur klein und in viel 
größerer Anzahl als bei den carnivoren Raubthieren vorfindlich; ihre größte 
Anzahl iſt z, ihre geringſte S. Die Eckzähne find immer ächte, d. h. fie 
haben die Geſtalt der eigentlichen Fangzähne, ſind nur mit einer einzigen 
Wurzel verſehen, und der untere greift vor dem obern ein, weshalb auch 
im Oberkiefer zwiſchen dem Eckzahn und dem äußerſten Schneidezahn eine 
Lücke frei bleibt. Die Eckzähne der Raubbeutler ſind demnach ganz wie die 
der Fleiſchfreſſer beſchaffen, während unter den Inſektivoren dieß nur bei 
Centetes der Fall iſt. Die Backenzähne theilen ſich in Lückenzähne und 
ächte Backenzähne; die erſteren ſind einſpitzig, die letzteren mehrſpitzig. Die 
obern Backenzähne beſtehen aus zwei dreiſeitigen Prismen mit zackig vor— 
ſpringenden Kanten und einem innern Anſatze, wodurch ihr Umriß dreiſeitig 
wird; dieß iſt auch die gewöhnliche Grundform bei den Inſektenfreſſern. Die 

untern 

Ogilby (mag. of nat. hist. 1839. p. 130) bringt die Beutelthiere in 4 Gruppen: 1) Sal- 

tigrada (Halmaturus, Hypsiprymnus, Perameles, Choeropus); 2) Digitigrada 

(Myrmecobius, Phascogale, Dasyurus, Thylacinüus); 8) Chirograda (Didelphys, 

Phalangista, Petaurus, Phascolaretos); 4) Plantigrada (Phascolomys). Dieſe Klaſſi⸗ 

fikation iſt nicht natürlich, da fie, lediglich den Bau der Hinterfüße ins Auge faſſend, Herbivoren 
und Carnivoren durcheinander bringt. 


Raub: Bentelthiere, 17 


untern ächten Backenzähne haben ſchon mehr vom Typus der Fleiſchfreſſer, 
namentlich der Viverren, indem ihr vorderer Theil (die Schneide) dreizak— 
kig iſt, mit hinterem gekerbten Anſatze. Die Beutelwölfe zeigen in der Form 
ihrer ächten Backenzähne eine entſchiednere Hinneigung zu den eigentlichen 
Carnivoren als die andern Gattungen. — Die meiſten Verſchiedenheiten 
geben ſich in der Beſchaffenheit des Schwanzes und der Füße kund, 
wornach die Gattungen geſchieden werden. Wie bei den Inſektenfreſſern find 
die Sohlen nackt, obwohl der Gang mehr digitigrad als plantigrad iſt. 

Im innern Bau zeigt ſich bei den Raubbeutlern die Uebereinſtim— 
mung, daß der Magen einfach iſt und der Blinddarm entweder ganz fehlt, 
oder doch keine ſonderliche Länge hat. 

Ihre geographiſche Verbreitung umfaßt einen größern Raum als 
die der zweiten Unterordnung, indem ſie nicht blos auf Auſtralien beſchränkt 
find, ſondern auch in zwei Gattungen (Didelphys und Chironectes) den 
größten Theil Amerika's bewohnen. In Auſtralien gehen ſie nordwärts und 
weſtwärts nicht weiter als bis nach Neu-Guinea, woher 2 Arten (Phas- 
cogale melas und Perameles doreyanus) bekannt find; auf den moluk⸗ 
kiſchen Inſeln, wo die pflanzenfreſſenden Beutelthiere noch heimiſch ſind, 
kommt keine Art mehr vor. In ihrer Lebensweiſe ſind ſie, wie 
das Gebiß ausweiſt, Raubthiere, die je nach ihrer Stärke andere Thiere 
anfallen; die großen Arten gehen an Schafe und Kängurus, die kleinern 
an allerlei Federvieh und Inſekten, manche auch an Krabben; einige ſollen 
ſelbſt Wurzeln verzehren. 


I. Familie. 
Dasyurina RNauhbeutler. 


Cauda pilosa, pedes posteriores 4-dactyli, pollice nullo aut 
brevissimo, digiti omnes liberi, intestinum coecum nullum. 


Die Rauhbeutler unterſcheiden ſich von allen andern Familien dadurch, 
daß ihnen der Blinddarm ganz abgeht. Der Schwanz iſt behaart, die Vor: 


2 


Suppl. 3. 2 


18 - Thylaecinus. 


derfüße 5zehig, die hintern Azehig, wobei dieſen der Daumen entweder ganz 
fehlt, oder doch nur ein kurzer, nagelloſer, zum Auftreten nicht mehr ge— 
eigneter Stummel iſt; die Zehen ſind ganz von einander getrennt und die 
Krallen gekrümmt. Hieher gehören die größten und am meiſten fleiſchfreſ— 
ſenden Raub-Beutelthiere. 


I. THYLACINUS. Der Beutelwolf. 


Rostrum elongatum; pedes anteriores 5-dactyli, posteriores 
4-dactyli, ungues validi; cauda mediocris, apicem versus com- 
pressa, subtus lateribusque nuda. 


Der Beutelwolf (Thylacinus Temm.) iſt das größte Raubthier in 
dieſer Ordnung, indem er an Länge dem Wolfe nicht viel nachſteht, der 
kürzern Beine wegen aber viel niedriger iſt; übrigens hat er in der Kopf— 
form große Aehnlichkeit mit dem Hunde oder Wolfe. Die Schnautze iſt 
hundsartig, die Ohren ſind mittellang und behaart; der Mund bis unter 
die Augen geſpalten. Die Fußbildung iſt wie bei den Rauhbeutlern, vorn 
5, hinten nur 4zehig, wobei an den Hinterfüßen die Daumenwarze ganz 
fehlt. Wie bei jenen iſt vorn die mittlere Zehe die längſte; hinten ſind die 
beiden mittlern Zehen gleich lang und etwas länger als die ſeitlichen. Die 
Sohlen ſind unbehaart; die Zehen mit ſtarken, ſtumpfen und faſt geraden 
Krallen bewaffnet. Der Schwanz iſt mittellang, nach Temminck's Angabe, 
„an der Wurzel abgerundet, gegen die Mitte mehr zuſammen gedrückt und 
an der Spitze eine abgeplattete Form, wie eine zuſammen gedrückte Platte 
annehmend, mit abgerundetem und ſtumpfem Ende; er iſt an der Wurzel 
reichlich behaart, in der Mitte nackt, zumal abwärts ), und mit einem 


4) Temminck ſagt zwar en dessus, da aber Harris, der dieſe Thiere in Fleiſch unters 
ſuchte, den Schwanz als cauda compressa, subtus lateribusque nuda, oben mit kurzen Haa— 
ren bedeckt, beſchreibt, ſo ſoll es wohl an obigem Orte dessous ſtatt dessus heißen. Im Wi— 
derſpruche mit Harris, Temminck und Geoffroy behauptet neuerdings Gunn, der auf 
Vandiemens-Land ſich aufhält, daß der Schwanz keineswegs zuſammengedrückt ſey. Aus Man— 
gel an Exemplaren kaun ich hierüber nicht entſcheiden. 


Beutelwolf. 19 


kleinen Pinſel langer ſtarrer Haare geendigt.“ Der Pelz iſt kurz und glatt; 
die Haare auf dem Kopf und Halſe ſind die längſten. 

Wie die Beſchaffenheit des Schwanzes, ſo unterſcheidet auch das Ge— 
biß ) den Beutelwolf von den Rauhbeutlern, mit denen er ſonſt zufam: 
mengeſtellt wurde. Zähne find vorhanden im Ganzen 46, nämlich 3 Schnei⸗ 
de⸗, + Eck⸗, 3 Lücken⸗ und 4 ächte Backenzähne. Die Schneidezähne 
ſtehen auf einem nicht ſehr gekrümmten Bogen, haben in der Mitte eine 
Lücke, und der äußerſte iſt der größte. Die Eckzähne ſind lang, ſtark 
und gekrümmt wie die der Hunde. Die Lückenzähne ſind einfach, zu— 
ſammen gedrückt, koniſch, jeder mit zwei Wurzeln; der letzte hat hinten 
noch eine kleinere. Die ächten Backenzähne ſind im Oberkiefer ungleich 
dreiſeitig mit drei Höckern; im Unterkiefer ſind ſie zuſammen gedrückt, drei— 
zackig, der mittlere Zacken der längſte, namentlich an den zwei letzten Bak— 
kenzähnen, welche auffallend den Reißzähnen der Hunde und Katzen gleichen. 

Der Schädel hat in ſeinen äußern Umriſſen viel Aehnlichkeit mit dem 
der Hunde und Beutelratten. Er iſt ſehr lang geſtreckt, zumal im Schnau— 
tzentheil, der in der Mitte merklich eingezogen und gegen das Ende wieder 
erweitert iſt. Das Stirnbein iſt breit und rhomboidal; der Jochbogen ſtark 
und weit nach hinten verlängert. Die Scheitelleiſte iſt mäßig, die Hinter— 
hauptsleiſte ſtärker. f 

Man kennt nur eine Art. 


1. Th. cynocephalus Hann. Der große Beutelwolf. 
Th. supra flavido- griseus, postice fasciis transversis nigris. 


Thylacinus Harrissii. Temm. monogr. I. p 63. tab. 7. fig. 1 — 4 (Schaͤdel).— 
Cov. regn. anim. I. p. 178. — Lesson cent. zool. p. 14. tab. 2. — Gunn, 
ann. of nat. hist. I. p. 101. 

Dasyurus cynocephalus. GEOoFFR. ann. du mus. XV. p. 304 u. 306. — 
Desmar. mamm. p. 262, pl. suppl. 7. fig. 3. 

Didelphis cynocephala. Harrıs, transact. of the Linn. soc. IX. p. 174. 
tab. 19. fig. 1. 


5) Schädel und Gebiß hat Temminck (monogr. I. tab. 7. fig. 1 — 4) abgebildet. Vgl. 
auch Owen (transact. of the zool. soc. II. 4. p. 316). 
3 * 


20 Thylacinus. 


Die herrſchende Farbe auf den obern Theilen it, nach Temminck's 
Beſchreibung, gelblich braungrau, olivenfarbig ſchattirt und mehr oder min— 
der ſchwarz beſpritzelt, je nachdem die kurzen Haarſpitzen ſchwarz oder gelb— 
lich ſind. Das Schwarze herrſcht auf dem Naſenrücken, dem Scheitel und 
den Schultern, das Gelbliche auf den Wangen, dem untern Theil der Glied— 
maſſen und auf dem Kreuz in den Zwiſchenräumen der ſchwarzen Binden. 
Auf dem Rücken und gegen die Schwanzwurzel finden ſich 16 ſchwarze Quer— 
binden; die erſte entſpringt hinter den Schultern und die beiden letzten ver— 
laufen auf der Schwanzwurzel; die hintern ziehen ſich über die Seiten und 
Schenkel, und alle find durch eine ſchwarze Binde längs des Rückgraths 
verbunden. Der Unterkiefer iſt weißlich; der Vorderhals, die Bruſt, der 
Bauch und die Innenſeite der Schenkel iſt hell grau, was gegen den After 
einen dunklern Ton annimmt; die Gegend des Scrotums iſt röthlich. Die ganze 
Länge mit Inbegriff des Schwanzes giebt Tem minck auf 5 2 bis 67 an. 


Körber m. Yjins..z5 37% % 1 br An 0% 3“ 6“ 
Scha); 1 7 2 Höhe am Widerriſt » . 147 
e ee e eee 0 8 11 „ am ren,; a: 1 5 7 


Als Heimath läßt ſich mit Sicherheit nur Vandiemensland angeben, 
wo der Beutelwolf den Koloniſten unter dem Namen des Tiegers und der 
Hyäne bekannt iſt. Er hält ſich im Innern auf und kommt zuweilen auch 
an die Küſten. Bei Tage iſt er meiſtens verborgen; des Abends jagt er 
die kleinern Thiere und iſt ſeit Einführung der Schafe dieſen ein gefährlicher 
Feind geworden. Uebrigens iſt er keineswegs ein Waſſerthier, wie dieß 
Geoffroy vermuthet hatte, obgleich er ſich am Strande die ausgeworfenen 
Krabben, Fiſche, Seehunde und andere Meeresthiere aufſuchen ſoll. 


II. DASYURUS. Der Raulhbeutler. 


Rostrum acuminatum, pedes anteriores 5-dactyli, posteriores 
4-dactyli et verruca hallucari minima aut subnulla; cauda villosa, 
laxa; dentes primores aequales. 


Die Rauhbeutler haben meiſt eine zierliche geſtreckte Geſtalt, welche ſehr an 
die der Viverren erinnert. Von den Beutelratten unterſcheiden ſie ſich durch 


Rauhbeutler. \ 21 


die kürzere, keineswegs rüſſelförmig verlängerte, Schnautze, den behaarten 
ſchlaffen Schwanz und den rudimentären Zuſtand des Daumens an den Hin— 
terfüßen, der nur eine weit abgerückte, kleine, zuweilen ganz fehlende Warze 
darſtellt. Uebrigens ſind die Ohren etwas behaart, die Naſenkuppe nackt, 
die Schnurren ziemlich lang. Alle Zehen ſind ganz getrennt und in der 
Länge wenig verſchieden. An den Vorderfüßen überragt die mittlere nur 
wenig die beiden ſeitlichen, welche gleich lang ſind, und die äußerſte iſt we— 
nig länger als die innerſte; an den Hinterfüßen iſt der Längenunterſchied 
der 4 großen Zehen noch weniger merklich. Die Krallen ſind ſtark, ſpitz und 
ſichelförmig; die Sohlen nackt. Der Hodenſack iſt groß und hängend. 

Das Gebiß) zählt im Ganzen 42 Zähne, nämlich 5 Schneide-, 1 Eck: 
2 Lücken⸗ und 4 Backenzähne. — Die Schneidezähne ſtehen in einem 
wenig gekrümmten Bogen und in ununterbrochener Reihe; die obern ſind 
ſenkrecht, die untern etwas vorwärts gerichtet, doch in viel minderem Grad 
als bei den Beutelratten. Sie ſind ſämmtlich klein und haben eine etwas 
verbreiterte Krone. — Zwiſchen ihnen und den obern Eckzähnen findet 
ſich eine tiefe Grube. Die Eckzähne ſind lang und ſtark; die obern deut— 
lich dreikantig, mit zwei breiten Seitenflächen, die hinten in eine ſcharfe Längs— 
kante zuſammenſtoßen, und einer vordern ſchmalen Fläche, deren äußere 
Kante gerundet, die innere zugeſchärft iſt. Auf dieſer ſchmalen Vorderfläche 
findet ſich eine Längsfurche, und bei D. macrurus auch eine auf der In— 
nenſeite, die aber bei D. Maugei nicht merklich iſt. Die Lückenzähne 
ſind an der Wurzel ſtark, einſpitzig, mit deutlichem hinteren Anſatze; der 
hintere größer als der vordere. Die ächten Backenzähne ſind vom typi— 
ſchen Charakter und haben robuſte Formen. Die obern beſtehen aus zwei 
dreiſeitigen Prismen und einem innern Anſatze; die Prismen haben an den 
beiden mittlern Zähnen 5 Zacken, am vordern nur 4 Zacken aufzuweiſen. 
Der letzte obere Backenzahn iſt ganz ſchmal, der Quere nach geſtellt, mit 
einer größern mittlern Spitze und zwei kleinen ſeitlichen. Die untern Bak— 


6) Fr. Cu v. dents des mamm. p. 75. tab. 23 B. — Owen in den 2000. transaet II. 
4. p. 317. Zur eignen Vergleichung hatte ich die Schädel von D. macrurus und Maugei, auf 
welche ſich meine Beſchreibung des Gebißes und Schädels ſtützt. Der Form nach weicht das Ge⸗ 
biß von D. ursinus von den andern Arten ab. 


22 . Dasyurus. 


kenzähne haben eine dreizackige Schneide und einen kleinen gekerbten Anſatz 
dahinter. Die drei Zacken der Schneide ſtehen im Dreieck; der äußere iſt 
nochmals ſo groß als der vordere, und dieſer wieder größer als der innere. 
Am erſten untern Backenzahn, welcher der kleinſte iſt, iſt der vordere Zacken 
faſt ganz fehlend. 

Der Schädel ') kommt mit dem der Beutelratten zwar in der allge— 
meinen Form überein, iſt wie bei dieſen lang und ſchmal, mit ſtarken Schei— 
tel- und Hinterhauptsleiſten und iſt ebenfalls in der Augenhöhlengegend ſehr 
eingezogen; er unterſcheidet ſich aber gleich durch den viel kürzern, dickern 
und ſtumpfern Schnautzentheil und durch die großen Paukenknochen. Der 
Jochbogen iſt beträchtlich lang und ſehr breit. 

Der Magen iſt einfach und der Blinddarm fehlt. Zwei Analdrüſen 
münden durch einen kurzen Ausführungsgang ganz am Rande der Cloake s). 

Die Heimath der Rauhbeutler iſt Neuholland. Sie rauben wie die 
Marder, gehen aber auch an das Aas, und werden in den Wohnungen oft 
ſehr läſtig. Sie halten ſich auf dem Boden auf und klettern nicht. 


.) Corpore crasso, dentibus validis, cauda breviuscula, subtus stria angusta nuda 
(Sarcophilus ER. Cuv.). 


1. D. ursinus Harrıs. Der bärenartige Rauhbeutler. 


D. niger, maculis nonnullis albis, cauda corpore dimidio breviore, vellere longo 


densissimo. 


Dasyurus ursinus. ÜGEoFFR. ann. d. mus. XV. p. 305. — Desmar. mamm. 
p-263. — Temm. monogr. I. p. 68. tab. 8 (Schädel). — Cuv. regn. anim. 
I. p.179. — Gunn, ann. of nat. hist. I. p. 103. 

Didelphys ursina. Harrıs, transact. of the Linn. soc. IX. p. 176. tab. 19. 
fig. 2. 

Sarcophilus ursinus. Fk. Cuv. mamm. livr. 70°). 


7) Der Schädel des D. ursinus iſt von Temmind auf tab. 8, von D. Maugei auf 
tab. 7. fig. 5 — 8 abgebildet. 8) Vgl. O wen's Anatomie von D. macrurus (proceed. III. 
p. 7). 9) Wir haben uns dahier auf wiederholte Requiſitionen das 69. u. 70. Heft der Mammif. 
noch nicht verſchaffen können; aus Wiegmann's Archiv (V. 2. S. 419) erſehe ich indeß, daß 
Fr. Cuvier aus dem D. ursinus deshalb eine beſondere Gattung, Sarcophilus, bildet, weil 


Rauhbeutler. 23 


Die Größe iſt anſehnlicher, der Körper viel robuſter und plumper, die 
Schnautze ſtumpfer, und der Schwanz kürzer als bei den nachfolgenden Ar— 
ten. Die Schneide- und Lückenzähne ſind ſtärker, die ächten Backenzähne 
mehr vom carnivoren Charakter als bei letzteren. Die Ohren ſind abgerun— 
det und nur dünne mit Haaren beſetzt. Außer den Schnurrhaaren findet 
ſich ein Büſchel langer Haare hinter dem Kinne, über jedem Auge und auf 
der Mitte einer jeden Wange, wo ſie zugleich am zahlreichſten, längſten und 
ſtarrſten ſind. Die Füße ſind vorn fünfzehig, hinten aber nur vierzehig, in— 
dem an letzteren der Daumen äußerlich ganz fehlt. Der Schwanz iſt kürzer 
als die Hälfte des Körpers, dicht, mit ziemlich langen Haaren beſetzt, auf 
der Unterſeite aber von einem ſchmalen nackten Längsſtreif durchzogen. Die 
Behaarung iſt lang, ſehr dicht, ſtarr, ohne jedoch ſich beſonders rauh anzu— 
fühlen. Die Farbe des ganzen Thieres iſt glänzend ſchwarz oder ſchwarz— 
braun, mit ein oder zwei weißen Flecken unregelmäßig beſetzt, die bei einigen 
Individuen an den Schultern, bei andern am Unterhalſe oder Rumpfe ſte— 
hen; bei unſerem, noch nicht erwachſenen Exemplare findet ſich von Weiß 
nichts weiter als eine ſchmale weiße Querbinde vor der Bruſt. Die Krallen 
find weißgelblich. — Die Länge giebt Harris auf 18%, des Schwanzes 
auf 8“, die Entfernung der Naſe vom Auge auf 23“ an. — Die Hei⸗ 
math iſt Vandiemensland, wo dieſe Art ſehr verbreitet und unter dem Na— 
men the native devil gefürchtet iſt. Ihr ſtarkes Gebiß ſetzt ſie in den 
Stand, die größten Knochen zu zerbeißen, und fie ſtellt beſonders den Scha— 
fen nach. Gleich den andern Arten iſt ſie ein mehr nächtliches Thier. 


8) Corpore attenuato gracili, cauda undique pilosa, elongata. 


2. D. macrurus GROorPR. Der langſchwänzige Rauhbeutler. 


D. castaneo - fuscus, albo-maculatus, cauda aequaliter maculata, verruca hal- 


lucari podariorum distincta. 


Das yurus macrurus. GEoFFR. ann. du mus. III. p. 263 u. 358. — Desmar. 


die Backenzähne, obſchon in derſelben Anzahl wie bei Dasyurus, doch dieſelbe Modifikation wie 
bei Tbylaeinus zeigen, d. h. zu wahren Fleiſchzähnen, ähnlich denen der Carnivoren werden. — 
Owen läßt dieſe Art bei Dasyurus, und bemerkt blos, daß der carnivore Charakter des Beu⸗ 
telwolf-Gebißes bei D. ursinus am meiften ausgebildet ſey. a 


24 Dasyurus. 


mamm. p. 263.— Schreb. III. tab. 152 B. a. — Tun. monogr. I. p.69. — 
Cuy. regn. anim. I. p. 179. 

Viverra maculata. Suaw. gen. zool. I. 2. p. 433. 

Spotted martin. PnıLıpr’s voy. p. 276. tab. 46. 

Dasyure tachete. Pirox voy. atl. tab. 33. 


Die Schnautze iſt nicht fo lang und fein, als bei D. Maugei, die 
Ohren merklich kürzer; die Behaarung ebenfalls kürzer, was beſonders am 
Schwanze ſichtlich iſt, der Hinterdaumen deutlich vorhanden. Die Farbe 
der Oberſeite iſt ein ſchönes glänzendes dunkel Kaſtanienbraun, was ins 
Röthliche ſpielt und mit Schwarz etwas geſprenkelt iſt. Die einzelnen Haare 
ſind hier an der Wurzel ſchieferſchwärzlich, dann röthlich kaſtanienbraun, meiſt 
mit ſchwarzen Spitzen, auch einzelnen ganz ſchwarzen Haaren. Auf dieſem 
Grunde finden ſich rundliche oder ovale, weiße oder gelbliche Flecken, welche 
an den Seiten am größten, am Hinterrücken am kleinſten ſind und auf dem 
Vorderrücken faſt ganz verſchwinden. Die Außenſeite der Beine, welche an 
den hintern mehr ins Röthliche als der Rücken fällt, an den vordern mehr 
lichtfalb iſt, hat ebenfalls einige weiße Flecken aufzuweiſen. Der Schwanz, 
welcher mit dem Rücken gleichfarbig, hinten aber nicht mehr ſo feurig ge— 
färbt iſt, zeigt bis über die Mitte der Oberſeite hinaus einzelne weiße Flek— 
ken. Hals und Kopf ſind ungefleckt, oder auf letzterem, der lichter als der 
Rücken, nur ganz klein. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine iſt 
ockergelblich; die Zehen der Vorderfüße find gelbweiß, der Hinterfüße roſt— 
braun. Temminck giebt die Farbe des Bauchs als ſchmutzig weiß an. — 
Die Länge des hieſigen Exemplares iſt 105“, des Schwanzes faſt ebenſo 
viel; Desmareſt giebt jede der beiden Längen zu 106“ an. — Als Hei— 
math iſt die Umgegend von Port Jackſon in Neu-Südwallis bekannt. 


3. D. Maugei Georrr. Der olivenfarbige Rauhbeutler. Tab. CLII. Bb. 


D. pallide olivaceo-flavescens, albo- maculatus, cauda olivaceo- rufescente, 


immaculata, verruca hallucari nulla. 


Dasyurus Maugei. GrorrR. ann. du mus. III. p. 363 u. 359. — Schreb. III. 
tab. 152 B. b. — Desmar. mamm. p. 263. — TEM. monogr. I. p. 71. tab. 7. 
fig. 5 — 8 (Schädel). — Fr. Cov. mamm. III. livr.44. — Cuv. rego. anim. 
I. p.179. — Oro et GaımaArD voy. de Freycin. zool. p. 54. tab. 4. 


Die 


Rauhbeutler. 33 


Die Schnautze iſt ſehr geſtreckt, länger und feiner als bei D Mangei; 
das ganze Anſehen überhaupt ſchlank und zierlich. Die Ohren ſind lang, 
zugeſpitzt, an den Seiten mit feinen Härchen beſetzt, und auf der Innen: 
ſeite am Grunde mit einer kleinen Klappe verſehen. An den Hinterfüßen 
fehlt der Daumen äußerlich ganz!). Die Farbe der Oberſeite iſt blaß 
olivengelb mit feiner ſchwarzer Sprenkelung; auf dieſem Grunde finden ſich 
große ovale weiße Flecken, welche in einige unregelmäßige Längsreihen ge⸗ 
ſtellt ſind, im Nacken beginnen und an der Schwanzwurzel aufhören. Die 
einzelnen Haare der Oberſeite ſind in ihrer untern Hälfte ſchiefergrau, in 
der obern gelblich olivenfarben, zuweilen mit kurzer ſchwärzlicher Spitze; 
einzelne Haare ſind auch ganz ſchwarz. Die Haare, welche die weißen Flek— 
ken bilden, ſind ganz weiß. Die Unterſeite iſt gewöhnlich weiß; an einem 
unſerer Exemplare aber licht ockergelblich, was auf der Oberſeite der Beine 
lebhafter wird. Der Schwanz iſt röthlich olivenfarben, an der Spitze und 
unten lichter, oben mit vereinzelten ſchwarzen Haaren. An einem andern 
Exemplare unſerer Sammlung iſt die Farbe der Oberſeite und des Schwan— 
zes viel lichter; die Unterſeite nebſt den Füßen ganz weiß. Die Ohren ſind 
im Leben roſenfarben. 


Eigne Meſſung. Nach Quoy. 
Korff! O8 ao on 8 or 14° 6 15° 0” 
SCRAR, .o.o. 0.0. 0.0 ĩ⅛ 10 8 12 0 


Als Heimath kennt man Port Jackſon, wo dieſe Art, nach Quoy 
und Gaimard's Angaben, noch immer häufig iſt. Ein Exemplar, das fie 
auf dem Schiffe hielten, wurde blos mit Fleiſch gefüttert, zeigte ſich ſehr 
reinlich und nicht bösartig, ohne jedoch Anhänglichkeit zu verrathen. 


4. D. viverrinus Snaw. Der kleine Rauhbeutler. Tab. CLII. B. e. 
D. nigro- fuscus, albo- maculatus, cauda immaculata. 
Dasyurus viverrinus. GEO R. ann. du mus. III. p. 360 u. 363. — Schreb. 


III. tab. 152. B. e. — Desmar. mamm. p. 263. — TEM. monogr. I. p. 72.— 
Cuv. regn. anim. I. p. 180. — Gexx, ann. of nat. hist. I. p. 104. 


10) An unſerem Skelet ift zwar ein deutlicher Mittelfußknochen für den Daumen, aber keine 
Phalangen vorhanden. 


Suppl. 3. 4 


34 Dasyurus. 


Didelphys viverrina. Suaw gen. zool. I. 2. p. 191. tab. 111. 
Spotted opossum. Pnırıpp voy. to Bot. Bay p. 147. 
Tapoa tafa var. J. Wuıte, journ. p. u. tab. 285 (gut). 
Dasyure tacheté. SevasTısnorr. mem, de Petersb. I. p. 444. 


Hat zufolge der angeführten Beſchreibungen ähnliche Formen wie D. 
Maugei, iſt aber beſtändig kleiner, hat kürzere und mehr ovale Ohren, und 
der Schwanz iſt an der Wurzel mehr zuſammengezogen und buſchiger. Der 
Pelz iſt reichlich, ſchwarzbraun oder ſchokoladefarben, mit großen unregel— 
mäßigen weißen Flecken, die wie bei der vorigen Art vertheilt ſind und auf 
dem Schwanze ſich ebenfalls nicht finden. Der Bauch iſt grau. — Die 
Länge iſt 10 — 11“, des Schwanzes 8“. — Als Wohnort iſt zuerſt 
Port Jackſon bekannt geworden. Nach Gunn und Gray's Angaben ſoll 
dieſe Art die nämliche ſeyn, welche auf Vandiemens-Land vorkommt, dort 
beſonders dem Geflügel der Koloniſten nachſtellt, durch die ſchmalſten Spal— 
ten in die Wohnungen dringt, wie ein Marder würgt und das Blut ſauft 11). 


III. PHASCOGALE. Der Beutelbilch. 


Rostrum acuminatum, pedes 5-dactyli, pollice podariorum 
brevissimo, at distincto; cauda pilosa, dentes primores intermedii 
caeteris longiores. 


Die Beutelbilhe, welche Temminck zuerſt von den Rauhbeut— 
ler unterſchieden hat, kommen mit dieſen in der Behaarung des Schwanzes 
und in der Bildung der Füße überein, und zwar mit denjenigen Arten von 
Dasyurus, bei welchen ein deutlicher, wenn gleich ſehr kurzer Daumen ſicht⸗ 
lich iſt. An die Beutelratten ſchließen ſie ſich dagegen an durch die längere 
Schnautze und die großen nackten Ohren. Ihre Größe iſt unbedeutend. 


11) Der Dasyurus Tafa Geoffr. (Didelphys viverrina 8. Shaw suppl. tab. 3), wel⸗ 
cher lediglich auf White's (Journ. p. u. tab. 181) Angaben beruht, nach Denen er von den Ein— 
gebornen Tapoa tafa genannt wird, iſt nach Waterhouſe's Vergleichung des Original— 
Exemplares nichts anders als Phascogale penicillata (mag. of nat. bist. 1840, p. 299), 


- Bentelbilh, 35. 


Auch hinſichtlich des Gebißes 2) erweiſen ſich die Beutelbilche als ein 
Mittelglied zwiſchen den Rauhbeutlern und Beutelratten. Im Ganzen ſind 
42 Zähne vorhanden, nämlich 8 Schneide-, + Eck-, 3 Lücken⸗ und 4 ächte 
Backenzähne. Von den obern Schneidezähnen iſt das mittlere Paar 
länger als die andern und von dieſen etwas abgerückt, auch iſt es gekrümm— 
ter und mehr vorwärts gerichtet; die 3 ſeitlichen nehmen nach außen an Größe 
ab. Das mittlere Paar im Unterkiefer iſt ebenfalls größer und mehr vor— 
wärts gerichtet als die ſeitlichen, doch nicht in demſelben Grade wie die 
obern, und iſt überdieß nicht von den ſeitlichen abgerückt. Die Eckzähne 
ſind verhältnißmäßig kleiner als bei den Rauhbeutlern. Die Lückenzähne 
ſind denen der eben genannten Gattung ähnlich, aber der dritte iſt viel klei— 
ner und einfacher als ſeine Vorgänger. Die ächten Backenzähne glei— 
chen denen der Rauhbeutler. 

Der Schädel zeigt, wie aus Temminck's Abbildung erſichtlich iſt, 
im Allgemeinen den Typus der Rauhbeutler, hat aber keine Scheitelleiſte. 

Die Heimath iſt Auſtralien. Von der Lebensart dieſer Thiere wiſſen 
wir nur ſo viel, daß ſie ſich auf Bäumen aufhalten und den Inſekten 
nachſtellen. f 
1. Pb. penicillata Snaw. Der buſchige Beutelbiſch. Tab. CLII. B. d. 

Ph. muris decumani magnitudine, saturate cinerea, subtus albida, cauda 
apicem versus pilis longissimis rigidis nigris vestita. 

Phascogale penicillata. Temm. monogr. I. p. 58. tab. 7. fig. 9— 12 (Schaͤ⸗ 

del). — Cov. regn. anim. I. p. 178. 
Dasyurus penicillatus. GeorFRr. ann. du mus. III. p. 361 u. 363. — Kuhl 

Beitr. S. 62. — Schreb. III. tab. 152B.d. — Desmar. mamm. p. 264. 
Didelphis penicillata. Snaw gen. zool. I. 2. p. 504. tab. 113. 


Die Statur übertrifft etwas die der Wanderratte. Die Schnautze iſt 
rüſſelartig, die Ohren ſind lang, abgerundet und völlig nackt. Die Be— 
haarung iſt kurz und wollig; der Schwanz, welcher etwas kürzer als der 
Körper iſt, iſt an der Wurzel nur mit kurzen, weiterhin mit ſehr langen, 


12) Vgl. Temmind’3 (monogr. I. tab. 7. fig. 9 — 12) Abbildung des Gebißes und Schä⸗ 
dels von Ph. penicillata. Ferner Owen in den transact. of the 200 l. soc. II. 4. p. 317. 


4 * 


36 Phascogale. 


ſtarren, an der Spitze pinſelförmigen Haaren beſetzt. Die Farbe der gan 
zen Oberſeite, der Schwanzwurzel und der Außenſeite der Beine iſt dunkel 
grau, längs des Rückgraths am dunkelſten; das Kinn und die Unterſeite iſt 
weißlich; die langen Schwanzhaare ſchwarz. — Die Länge iſt 8“, des 
Schwanzes 7%. — Die Heimath iſt Neuholland 13). 


2. Ph. melas Mölr. Der ſchwarze Beutelbilch. 
Ph. Ratti magnitudine, unicolor nigra. 


Phascogale melas. Sa. Mürter in Verhand. Land- en Volkenkunde. n. 1. 
p- 20. 


Von Sal. Müller auf Neuguinea entdeckt, und, wie folgt, beſchrie— 
ben. „Größe von Mus Rattus. Einfarbig ſchwarz; auf dem Rücken iſt 
die Farbe der kurzen weichen Haare an den Spitzen etwas glänzend, unten 
am Leibe geht ſie mehr ins matt Rußſchwarze über. Die Unterſeite des 
Schwanzes, die Pfoten und die kleinen ſtumpfſpitzigen Ohren ſind dünn mit 
kurzen Haaren beſetzt. Die Augen ſind braun.“ 


3. Pb. Swainsonii War. Der braune Beutelbilch. 


Ph. Ratto minor, supra intense fusca, subtus saturate einerea, albido - irro- 


rata, pedibus extus fuscis. 
Phascogale Swainsonii. WATERH. mag. of nat. bist. 1840. p. 229. 


Nach Waterhouſe's Beſchreibung iſt dieſe Art merklich größer als 
Ph. flavipes. Ihr Pelz, anitatt wie bei dieſer gelblichgrau zu ſeyn, iſt 
ſchön dunkelbraun; der Unterleib iſt dunkelgrau, ſchwach weiß geſprenkelt; 
der Hauptunterſchied liegt aber in der ſchmächtigeren und geſtreckteren Form 
des Kopfes, in welcher Beziehung ſie ſich an Myrmecobius anſchließt. Der 
Pelz iſt mittelmäßig weich, ziemlich lang und glänzend, und zunächſt der Haut 
dunkel ſchieferfarben. Die meiſten Haare ſind gegen die Spitze ſchön braun, 
oder gelbbraun ſchmal geringelt; auf dem Unterleib, wo ſie am Grunde 
ebenfalls ſchieferfarben ſind, ſind ſie ſchwach geſprenkelt mit Bräunlichweiß 


13) White's Tapoa Tafa (Geoffroy's Dasyurus Tafa) iſt, wie ſchon erwähnt, iden⸗ 
tiſch mit Puascogale peuieillata. 


Beutelbilch. 37 


oder Aſchgrau. Die Füße ſind oben mit dunkelbraunen Haaren bedeckt (nicht 
mit gelben, wie bei Ph. flavipes). Der Schwanz iſt auch dunkelbraun und 
fällt auf der Oberſeite ins Schwarze; die Haare find an dieſem Theile 
kurz und angedrückt. Bei Ph. flavipes iſt die Oberlippe, untere Hälfte der 
Wangen, Kinn, Kehle und ein Fleck unterm Auge weiß; bei Ph. Swain- 
sonii iſt kein Weiß ſichtlich, indem der Kopf faſt von gleicher Farbe mit 
dem Leibe iſt; die Oberſeite und Seitentheile ſind ſchwarz, etwas gelblich 
beſpritzelt; Kinn und Kehle ſind graulich, mit bräunlichem Anfluge. Das 
beſchriebene Exemplar iſt wahrſcheinlich ein Weibchen und ſtammt von Van⸗ 
diemens-Land. 


Körv eu . . 5% 2, J Kopf, ohngefähh tr 12“, 
Sah e d 8 „% „% ro 3 5 Tarſus bis zur Krallenfpige, © - » 0 10 


4. Ph flavipes War. Der gelbe Beutelbilch. 


Ph. Nitelae magnitudine, ochracea, pilis nigris intermixta, gastraeo pedi- 
busque flavis; cauda pilis brevibus, adpressis, subtus flavis, apice nigris vestita. 


Phascogale flavipes. WaTern. proceed. V. p. 75. 


„Der Pelz iſt mäßig lang, nicht ſehr weich und beſteht aus Haaren 
von zweierlei Längen. Auf dem Rücken ſind die kürzern Haare an der Spitze 
blaß ockerfarben und die längeren ſchwarz; an den Seiten, wo die ſchwarzen 
Haare minder zahlreich ſind, herrſcht das Ockerfarbige vor. Die Unterſeite 
iſt gelblich, was an der Gurgel und Mittellinie des Bauches zum Weißen 
ſich hinneigt. Alle Haare, an der Ober- wie Unterſeite, find an der Wur— 
zel dunkelgrau. Der Kopf iſt grau, was durch eine Miſchung ſchwarzer und 
weißer Haare hervorgebracht wird; die Augenlieder ſind ſchwarz; die Haare 
unmittelbar über und unter den Augen, an der Oberlippe und untern Wan— 
genhälfte ſind gelblichweiß. Die mittellangen Schnurren ſind am Grunde 
ſchwarz, an der Spitze graulich. Die Ohren ſind mäßig groß, hinten aus— 
gerandet, außen mit kurzen Härchen beſetzt; die an der Innenſeite hauptſächlich 
gelb. Die Füßeſind von einer einförmigen dunklen Ockerfarbe. Der Schwanz reicht 
bis zur Kopfmitte und iſt mit kurzen, dicht anliegenden Haaren beſetzt, zwi— 
ſchen welchen Schuppenringe ſichtlich ſind; an der Schwanzſpitze werden die 


38 Phascogale. 


Haare länger, indem fie etwas über 4 Zoll lang find. Auf der untern 
Seite ſind die Schwanzhaare dunkel falb (buff), und auf der obern ſchwarz 
und gelb, mit Ausnahme der Spitze, die ganz ſchwarz iſt.“ Das Gebiß iſt 
wie bei Ph. penicillata. 


Ge e e e e b > 4° 8“ Von der Schnautzeuſpitze zur Ohrwurzel 1“ 0“ 
Schwa ß, 8 3 5 Hinterfuß. . 8 0 9 
o Teaka Heiss Ware 06 . 


Die Heimath iſt nordwärts vom Hunter's-Fluße in Neu-Süd⸗ 
wallis. 


5. Ph. minima GrorrR. Der rothe Beutelbilch. Tab. CLII. B. e. 
Ph. Mus culo paululum major, unicolor rufa, cauda trunco breviore. 


Phascogale minim a. TEAM. monogr. I. p. 59.— Cv. regn. auim. I. p. 179. 
Dasyurus minimus. GEOoFFR. ann. du mus. III. p. 362 u. 363.— Schreb. III. 
tab. 152 B e (ſehr genau). — Desmar. mamm. p. 264. 


Die Schnautze ift koniſch, die Ohren kurz, groß und abgerundet, der 
Schwanz reicht ohngefähr bis zur Schulter. Die Haare ſind kurz und wol— 
lig, am Schwanze ebenfalls durchgängig kurz. In ihrem untern Theil ſind 
ſie dunkelgrau, an der Spitze roth; alle Theile des Körpers und die Glied— 
maſſen find faſt einfarbig. Die Länge beträgt nach Temmind im Gan⸗ 
zen 5° 4 — 5%, wovon der Schwanz 1 4 ausmacht. Man kennt nur 
ein einziges Exemplar, das Peron aus dem ſüͤdlichen Theile von Vandie— 
mens = and mitbrachte. Da von demſelben blos die Vorderzähne unterſucht 
ſind, ſo bleibt es zweifelhaft, ob das Individuum bereits erwachſen war. 


6. Ph. murina War. Der weißſchwänzige Beutelbilch. 

Ph. Mus culo minor, cinerea, flavido-lavata; gastraeo, pedibus caudaque albis. 
Phascogale murina. Warenn. proceed. V. p. 76. 

Kleiner als die Hausmaus, und, wie Waterhouſe nach dem Gebiße 
behauptet, ein erwachſenes Thier. Der Pelz iſt ziemlich kurz und weich; im 
Allgemeinen grau mit ſchwachem gelblichen Anflug, indem auf der Oberſeite 
die längern Haare an der Spitze grau, und die kürzern lichtgelblich zugeſpitzt 
ſind. Die Unterſeite, die Füße und die untere Hälfte der Geſichtsſeiten iſt 


Beutelratzen. 39 


weiß. Die Haare des Körpers ſind am Grunde dunkel ſchieferfarben. Der 
Schwanz iſt mit ſehr kurzen, dicht anliegenden, ſilberweißen Haaren beſetzt. 


Kerr 8 3 0% Von der Schnautzenſpitze zur Ohrwurzel 0“ 84 
Schwanz 2 7 ie,, 0.73 
Die 5 00 005 e 0 4 


Die Heimath iſt nordwärts des Hunter-Flußes in Neu⸗Südwallis. 


II. Familie. 
OPOSSINA Beutelratze n. 


Cauda pilosa aut nuda, digitorum numerus variabilis, intesti- 
num coecum mediocriter longum. 


Das einzige conſtante Merkmal, wodurch ſich die Beutelratzen von den 
Rauhbeutlern unterſcheiden, liegt darin, daß jenen ein mittelmäßig langer 
Blinddarm zukommt, der dieſen gänzlich mangelt. Während bei den Rauh⸗ 
beutlern die Fußbildung ganz wie bei den Fleiſchfreſſern iſt, zeigen ſich bei den 
Beutelratzen bedeutende Abänderungen, wodurch der Uebergang zu den pflan— 
zenfreſſenden Beutelthieren eingeleitet wird. Mit Owen theile ich dieſe Fa— 
milie in 3 Sippen. 0 


a) Multidentata. Vielzaͤhner. 
Dentes molares 3, minimi, pedes ad modum Dasyurorum, cauda villosa, 


Die Vielzähner (Ambulatoria Owen) ſchließen ſich durch die 
Form des Körpers, Schwanzes und der Füße an die Rauhbeutler an, un⸗ 
terſcheiden ſich aber von dieſen, wie von allen andern Beutelthieren, ſowohl 
durch die größte Anzahl von Zähnen, welche durch die ungewöhnliche Vermeh— 
rung der Backenzähne herbeigeführt wird, als auch durch die auffallende 
Kleinheit derſelben, ſo daß ihre Lebensart am mindeſten räuberiſch ſeyn 
kann. Hieher gehört nur die einzige Gattung Myrmecobius. 


40 Myrmecobius. 


IV. MYRMECOBIUS. Der Spitzbeutler. 


Rostrum elongatum attenuatum, pedes anteriores 5-dactyli, 
posteriores 4-daectyli, digiti liberi, ungues fortes subfaleulares; 


cauda villosa; dentes debiles, molares utrinque 8. 


Nach zwei Fellen hat Water houſe die Gattung Myrmecobius auf 
geſtellt und ſie den Beutelthieren zugezählt, worin ihm Owen gefolgt iſt. 
Zwar kennt man bisher nur die Felle von männlichen Thieren und hat alſo 
von dem Vorhandenſeyn der Beutelknochen und des Beutels keine Kunde, 
gleichwohl wird die Einreihung unter die Beutelthiere mit der Zeit ſich ſi— 
cherlich bewähren, da trotz großer Differenzen doch mit ſelbigen die nächſte 
Verwandtſchaft beſteht. 

Im äußern Habitus hat Myrmecobjius viel Aehnlichkeit mit den Rauh— 
beutlern und Beutelbilchen. Die Schnautze iſt ſehr lang und ſpitz; die Fuße 
vorn 5zehig, hinten Azehig, mit ſtarken Krallen, die denen der Manguſten 
ähnlich ſind; der Schwanz iſt mittellang und buſchig behaart; die Ohren 
ſind ſchmal und ſpitz, wie bei Perameles nasuta, und auf beiden Seiten 
behaart. 

Das Gebiß “) iſt durch Form- und Zahlenverhältniſſe höchſt ausge: 
zeichnet. Es giebt § Schneide-, + Eck-, 3 Lücken- und 8 Backenzähne, im 
Ganzen 52 Zähne, was die größte Anzahl iſt, die durch die ungewöhnliche 
Vermehrung der Backenzähne herbeigeführt wird. Alle Zähne ſind klein und 
wenig entwickelt, ſo daß von den Backenzähnen nur die Zacken über das 
Zahnfleiſch hervorragen. Die Schneidezähne ſind ſehr klein, ſpitz, zu— 
ſammengedrückt, alle von einander, ſo wie von den Eckzähnen abgerückt; 
das vorderſte Paar im Unterkiefer allein iſt etwas größer als die andern. 
Wegen der dünnen Schnautze ſtehen die Schneidezähne nicht neben-, ſondern 
hintereinander. Die Eckzähne ſind nicht ſonderlich länger als die darauf 
folgenden Backenzähne. Die Lückenzähne zeigen wie gewöhnlich die drei— 
eckige Form mit doppelter Wurzel und etwas zurückgekrümmter Spitze, und 
ſind am Grunde vorn und hinten mehr oder minder deutlich gekerbt. Die 

ächten 
14) Transact., of the zool. soc. II. 2. p. 149. tab. 28. 


Spitzbeutler. 33 


ächten Backenzähne des Oberkiefers find auf dem Durchſchnitt dreiſeitig. 
Der Iſte iſt ſehr ſchmal, hat vorn ein Paar Höckerchen und hinten ein an— 
deres, die durch eine Lücke geſchieden ſind, an deren innerem Rande und in 
der Mitte ein anderes Höckerchen ſteht. Der 2te iſt größer, mit drei Hök— 
kermaſſen, wovon die eine vorn, die andere hinten, die dritte innen ſich fin— 
det. Der Zte und Ate ſind kürzer, aber breiter, mit drei ſtumpfen, ins 
Dreieck geſtellten Höckerchen. Der Ste Backenzahn iſt auch dreiſeitig, aber 
feine Spitze ſchaut nach vorn. Im Unterkiefer iſt der Lite Backenzahn klein, 
zuſammengedrückt und der über das Zahnfleiſch vorragende Theil beſteht aus 
drei ſpitzen, in eine Linie gereihten Höckerchen. Der 2te iſt größer, ſonſt 
eben fo. Der Zte, Ate und Ste Backenzahn zeigen denſelben Charakter, aber 
ſie haben 4 hinter einander gereihte Zacken und einige ſtumpfe Höckerchen 
am Grunde der Außenſeite. Der Gte Backenzahn iſt kleiner und hat nur 
3 Zacken. a 

Der Schädel kommt mit dem des Beutelbilchs darin überein, daß die 
Scheitelleiſte fehlt; die Stirnbeine ſind ſehr breit, faſt quadratiſch und ha— 
ben hintere Orbitalfortſätze. 

Die Heimath iſt Neuholland, wo beide Exemplare am Schwanen— 
fluſſe gefangen wurden. Sie hielten ſich auf dem Boden auf, nahmen aber, 
als ſie gejagt wurden, ihre Zuflucht zu hohlen Bäumen— 


1. M. fasciatus War. Der geſtreifte Spitzbeutler. 


M. ochraceo-fulvescens, tergo fasciis transversis alternatim nigris albisque 
ornato. 


Myrmecobius fasciatus. WarEnu. proceed. IV. p. 69 u. 131; Lond. and 
Edinb. phil. mag. IX. p. 520, XI. p. 200; transact. of the zool. soc. II. 2. 
P. 149. tab 27, 28. 


Die röthliche Farbe der vordern Körperhälfte geht allmählig in das 
Schwarz der hintern Hälfte über, welche letztere von 9 weißen Querbinden 
durchſchnitten wird. Die erſte iſt undeutlich, liegt in der Mitte zwiſchen 
Kopf und Schwanzwurzel und iſt auf dem Rücken durch die Grundfarbe 
unterbrochen; daſſelbe gilt von der ten. Die Zte und Ate find ununterbro— 
chen; die 4 folgenden ſind auf dem Rücken durch die ſchwarze Farbe der 

Suppl. 3. 5 


34 Myrmecobius. 


Zwiſchenräume unterbrochen, welche ſie in einer ſchiefen Richtung theilen; 
die He Binde iſt ununterbrochen *). Der Pelz beſteht aus weißlichgrauen 
Wollhaaren und gröbern Stichelhaaren, die an dem vordern Theil des Ruk— 
kens am Grunde ſchwarz und an der Spitze falb ſind. Der Kopf iſt oben 
bräunlich durch eine Miſchung ſchwarzer, falber und einiger weißer Haare. 
Die Schwanzhaare ſind lang und buſchig; auf der Unterſeite ſind ſie meiſt 
am Grunde falb und an der Spitze weiß, auf der Oberſeite am Grunde 
ſchwarz und an der Spitze weiß. Die hintere Rückenhälfte hat eine ſchwarze 
Grundfarbe und iſt mit weißen und röthlichen Haaren untermengt; die vor— 
dere Rückenhälfte iſt falb mit untermiſchten ſchwarzen und weißen Haaren. 
Die Beine ſind fahlgelb. Das Kinn, der Unterhals und Unterleib ſind 
ſchmutzig gelblichweiß, was nach hinten ins blaß Fahle übergeht. 

Körper (nach der Krümmung) .. 10“ 0“ | Längfte Kralle... 0“ Alu 
Schwanz mit Haaren 7 0 Von der Naſe zum Vordertheil des 
Sl RENERA NO 0 9% BD HU oe e « . 110 
SDUITLEE 1 p „ „ o e 2 2 DEE e 60 0.0 ee e 


Die Lebensweiſe dieſer Thiere iſt noch nicht näher gekannt. 
b) Pedimana. Daumenfüßer. 
Pedes posteriores pollice distincto instructi; cauda elongata nuda. 


Zu dieſer Sippe gehören alle amerikaniſchen Beutelthiere, welche ſich in 
2 Gattungen abtheilen. 


V. DIDELPHYS. Die Beutelratte. 


Rostrum elongatum acutum, auriculae amplae nudiusculae, 
pedes 5- dactyli plantigradi, posteriores pollice exunguieulato, digiti 
liberi; cauda volubilis, nuda, squamata. 


Der Kopf ift lang und zugefpist, der Mund weit gefpalten, die Na— 
ſenkuppe nackt und getheilt, die Ohren groß, gerundet und faſt nackt. Die 


15) Ein anderes Exemplar zeigte einige Abweichungen in der Anordnung der Querſtreifen. 


Beutelratte. 35 


Füße ſind ſämmtlich fünfzehig, mit nackten Sohlen; die Zehen an Länge 
nicht ſehr verſchieden und mit kurzen ſichelförmigen Krallen verſehen; an den 
Hinterfüßen bildet die innere Zehe einen entgegenſetzbaren, aber nagelloſen 
Daumen. Die Zehen ſind von einander getrennt, ſo daß höchſtens der 
Daumen der Hinterfüße durch eine kurze Spannhaut mit der zweiten Zehe 
in Verbindung ſteht. Der Schwanz iſt nur an der Wurzel vom Pelz be⸗ 
kleidet, dann nackt, fein geſchuppt und höchſtens mit einzelnen kurzen Här⸗ 
chen beſetzt; er iſt rollbar und bildet immer nach unten eine halbe Windung. 
Die Weibchen ſind nicht bei allen Arten mit einem vollſtändigen Beutel ver: 
ſehen; bei mehreren findet ſich an ſeiner Stelle nur ein Paar Hautfalten, 
welche höchſtens die Zitzen verdecken können. Die Hoden hängen lang und 
frei vor der Ruthe herab. Der Pelz iſt gewöhnlich weich, wollig und gleich— 
förmig kurz; bei den großen Arten aber ragen ſehr lange, ſteife Stichelhaare 
weit über die Wollhaare hervor. 

Das Gebiß !é“) hat nächſt Myrmecobius die größte Anzahl von Zäh— 
nen aufzuweiſen, nämlich 50, die ſich in ' Schneide-, 1 Eck-, 3 Lücken: 
und 4 Backenzähne abtheilen. — Von den obern Schneidezähnen iſt das 
mittelſte Paar etwas länger als die 4 ſeitlichen, von dieſen ein wenig abge— 
rückt und kegelig; die ſeitlichen ſind etwas breiter und zugeſpitzt. Die un— 
tern Schneidezähne ſind vorwärts geneigt, ſtumpf zugeſpitzt, die mittlern 
auseinander gerückt. Die ſämmtlichen Schneidezähne ſind klein und der ſchma— 
len Kiefer wegen nicht in einer geraden Linie, ſondern in einem Bogen auf— 
geſtellt. Die obern Eckzähne haben vor ſich eine Lücke zur Aufnahme der 
untern; ſie ſind ziemlich lang, zuſammengedrückt und gekrümmt; die untern 
ſind ähnlich, aber kleiner. Die Lückenzähne bilden oben wie unten einen 
ſpitzen zuſammengedrückten Zacken und ſind ſämmtlich zweiwurzelig; der erſte 
iſt der kleinſte; im Unterkiefer iſt der mittelſte der größte, im obern ſind 
2ter und Zter faſt gleich; der erſte obere iſt von den folgenden durch eine 
Lücke geſchieden. Die ächten Backenzähne ſind nach dem Typus der In— 
ſektenfreſſer geformt. Die obern 3 nehmen nach hinten etwas an Größe zu, 
und ſind ſchmal und ſchief dreiſeitig; ſie laſſen ſich als zuſammengeſetzt aus 


16) Fr. Cuy. dents des mamm. p. 73. tab. 28 C. — Rengger's Säugth. S. 216. — 
Owen in zool. transaet. II. 4, p. 321. 


5 * 


36 Didelphys. 


einem innern Zacken und zwei äußern, nicht vollſtändig dreiſeitigen Prismen 
mit zackig vorſpringenden Kanten betrachten; der hinterſte Backenzahn iſt viel 
ſchmäler als die andern und mehr verſchoben. Die untern ächten Backen— 
zähne ſind längsgeſtreckt und nehmen nach hinten wenig an Größe zu; jeder 
beſteht aus zwei Abtheilungen, wovon die vordere größere aus 3 langen, ins 
Dreieck geſtellten Zacken beſteht, die hintere einen kleineren, niedrigen, ge— 
kerbten Anſatz bildet. 

Der Schädel 17) der Beutelratten iſt außerordentlich langſtreckig und 
ſchmal, in der Augengegend eingezogen, ohne Orbitalſtacheln. Die Naſen— 
beine ſind ſehr lang und greifen mit einer Spitze in die Stirnbeine ein; 
jene bleiben getrennt, während dieſe bald miteinander verſchmelzen. Die halb— 
kreisförmigen Linien ſtoßen bald zu einer langen Scheitelleiſte zuſammen, die 
ſich mit der Hinterhauptsleiſte vereinigt. Das Hinterhauptsbein fällt ſenk— 
recht ab, greift aber noch mit einer breiten Zunge zwiſchen den Scheitelbei— 
nen ein. Der Jochbogen iſt ſtark; das untere Augenhöhlenloch liegt über dem 
zweiten Lückenzahn; der Zwiſchenkiefer iſt ſehr kurz. 

Die Weibchen haben, wie erwähnt, entweder einen vollſtändigen Beu— 
tel, oder an deſſen Stelle nur zwei Hautfalten 188). 

Die Heimath der Beutelratten iſt lediglich Amerika, wo ſie von der 
Banda oriental und der Provinz Entre Rios an bis zu den großen Seen 
in den Vereinigten Staaten Nordamerika's vorkommen, ohne jedoch in die 
Pelzgegenden überzugehen; die meiſten Arten zählt Südamerika. Ihr Auf— 
enthalt ſind Wälder und Gebüſche; Bäume erklettern ſie zwar geſchickt we— 
gen ihrer Hinterhände, indeß ſind ſie nicht beſonders ſchnell. Hiebei leiſtet 
ihnen der Schwanz nur wenig Hülfe, doch hängen ſie ſich zuweilen vermit— 
telſt deſſelben an einem Aſte auf, und bleiben ſtundenlang in dieſer Stel— 
lung. Sie ſind nächtliche Thiere, die am Tage ſchlafen und Nachts ihrer 
Nahrung nachgehen, die, ſo viel man weiß, aus Mäuſen, Vögeln, Eiern, 


> 


17) Spix cephalog. tab. 7. fig. 1.— Pander und Dalton die Skelete der Beu— 
telth. tub. 4 u. 6 a. b. — Temm. monogr. I. tab. 5 (Skelet von D. canerivora), tab. 6 
(Skelet von D. Philander). 18) Die männlichen Organe von D. virginiana beſchrieb Tre— 
viranus (Beobacht, aus d. Zootom. 1. S. 109), die von D. Azarae Martin (proceed. 
II. p. 101). 


Beutelratte. 375 


großen Inſekten und Baumfrüchten beſteht. Sie lieben beſonders Blut, da— 
her ſie nicht ſelten die Wohnungen beſuchen und dort großen Schaden am 
Federvieh anſtellen, indem ſie, wie die Marder, viele Stücke erwürgen. 
Ihre Bewegungen ſind langſam und werden hauptſächlich durch den Ge— 
ruchsſinn geleitet. Sie können einen ſehr üblen Geruch verbreiten, der von 
zwei Drüſen zu beiden Seiten des Maſtdarms herrührt. Die Beutelratten 
laffen ſich einigermaſſen an den Menſchen gewöhnen, fo daß man fie berüh— 
ren konn, doch zeigen fie keine Intelligenz und lernen nicht einmal ihren 
Wärter kennen. Man kann die Beutelratten in 2 Unterabtheilungen bringen, 
je nachdem entweder ein vollſtändiger Beutel (marsupium s. mastotheca) 
zur Aufnahme der Jungen vorhanden iſt, oder an deſſen Stelle blos zwei 
Hautfalten ſich finden. 


r) Mastotheca ventrali ampla; vellere aut omnino brevi laneo, aut setis rigidis 
longioribus intermixto. 


Die Behaarung beſteht entweder nur aus kurzen gleichförmigen weichen 
Haaren, oder dieſen ſind viel längere, weit vorragende Stichelhaare unter— 
mengt, durch welche die kürzere Grundwolle mehr oder minder verdeckt wird. 


cc) Vellere setis longioribus intermixto. 


1. D. virginiana Snaw. Die weißföpfige Beutelratte. Tab. CXLV “. 


D. Cati magnitudine, pilis laneis basi albis, apice fuscis; sericeis longis toto 
albis; capite colloque pure albidis; cauda longitudine trunci, basi pilosa, dein nuda 


et albicante. 


Didelphys virginiana. Suaw gen. zool. I. 2. p. 473. tab. 107. — Desmar. 
mamm. p. 255.— Temm. monogr. I. p. 71. — Cuv. regn. anim. I. p. 175.— 
(BRENNETT) gard. and menag. I. p. 263. 

Didelphys marsupialis. Schreb. III. tab. 145 (vorzüglich). 

Opossum. Cartese. Carol. p. 120 mit Fig. — Penn. syn. p. 204. tab. 21. ſig. 1. — 
Suaw, mus. Lever. I. p. 24. tab. 6. — Barton, facts, observ. and conjec- 
tures relative to the generation of the Opossum. Lond. 1809 u. 1813. — Fr. 
Cuv. mamm. I. livr. 8 u. 16. 

Sarigue des Illinois. Burr. suppl. VII. p. 240. tab. 33. 

Sarigue alongs poils. Burr. suppl. VII. p. 242. tab. 34. 


38 Didelphys. 


Die größte Art, mit langer ſpitzer Schnautze; der Schwanz iſt kürzer 
als der Körper, an der Baſis dicht behaart, dann nackt, weißlich geſchuppt 
und mit einzelnen weißlichen Härchen beſetzt. Ueber das weiche dichte Woll— 
haar ragen auf der Oberſeite des Leibes viel längere ſteife Stichelhaare her— 
vor; jenes iſt weiß mit dunkelbraunen oder roſtbraunen Spitzen, dieſe, die 
an 3“ lang find, find ganz weiß und geben dem Thiere ein weißliches Anz 
ſehen, das hie und da durch die vorragenden braunen Spitzen der Wollhaare 
getrübt wird. Ganz weiß oder nur ſtellenweiſe mit leichtem roſtigen Anfluge 
iſt blos der Kopf und die Unterſeite; die Augen liegen in einem dunkelbrau— 
nen Ring. Die Beine ſind dunkelbraun, nur die Zehen mit einzelnen weiß— 
lichen Härchen beſetzt. Die großen Ohren ſind ſchwarz mit gelblicher Spitze. — 
Die Länge giebt Temmind im Ganzen zu 20 — 21“ an, wovon der 
Schwanz 8“ wegnimmt; wir haben jedoch ein viel größeres Exemplar, ein 
Männchen, deſſen Körper (nach der Rückenlinie) 18“ und der Schwanz 
faſt 12“ mißt. — Die Heimath iſt Nordamerika, wo dieſe Art, nach 
Harlan, in den mittlern Staaten der Union häufig iſt und bis an die gro— 


ßen Seen geht. 
D. Az arae Tun. Der Gamba. 


D. Cuniculi magnitudine, pilis laneis basi albidis, apice nigris; sericeis lon- 
gis toto albis; rostro taeniis 3 longitudinalibus fuscis indistinetis notato; cauda 
corpore paululum breviore, basi pilosa, dein nuda, ſusca, apice alba. 

Didelphys Azarae. Tun. monogr. p. 30. — Desmar. dict. des sc. nat. 
XLVII. p.385. — Diet. class. planch. fasc. 14. n. I. fig. 1. — Rengger, 
Säugth. S. 223. — Cov. regn. anim. I. p. 176. — Marrın, proceed. II. 
(1834) p. 101 (Anatom.). 

Didelphys marsupialis. Pr. v. Neu w. Beitr. II. S. 387 u. 413. 


Micoured premier. Azar. ess. I. p. 244. 


Temminck hat zuerſt dieſe Art 19) von den verwandten unterſchieden 


19) Die Didelphys marsupialis des Prinzen von Neuwied beruht auf einer unrichtigen 
Beſtimmung und iſt, wie die ganze Beſchreibung ausweiſt, identiſch mit D. Azarae. Auch ſeine, 
nach einem einzigen Weibchen beſtimmte D. aurita, von der er jagt, daß ſie in Geſtalt und 
Farbe der vorigen ſehr ähnlich ſey, daß aber Kopf, Ohren und Schwanz länger wären, wird nur 
ein ganz altes Judividuum von D. Azarae ſeyn. 


Beutelratte. 39 


und folgende Beſchreibung gegeben. Die Größe iſt die des Kaninchens. Die 
Ohren ſind groß und nackt; die Schnautze lang. Der Schwanz reicht bis 
zu den Ohren, iſt an der Wurzel ſehr behaart, dann nackt und geſchuppt, 
und zwar iſt die erſte Hälfte ſchwarz, mit einzelnen ſchwarzen Härchen, die 
andere Hälfte weiß mit einzelnen weißen Härchen. Die Weibchen haben ei— 
nen vollſtändigen Beutel. Der Pelz beſteht aus weichen Woll- und langen 
ſtarren Stichelhaaren; die erſtern ſind weiß mit ſchwarzen Spitzen, die letz— 
tern ſind ihrer ganzen Länge nach weiß. Die Augenkreiſe ſind ſchwarz, was 
ſich bis zu den Schnurren verlängert; ein anderer ſchwarzer Streif verläuft 
längs des Schnautzenrückens bis zum Hinterhaupt, wo er ſich mit dem Schwarz 
des Nackens vereinigt; von da an fangen die weißen Stichelhaare an die 
ſchwarzen Spitzen der Wollhaare ganz zu verdecken, wodurch der ganze Leib 
bei anliegenden Haaren weiß erſcheint. Wo das Geſicht nicht mit Schwarz 
bezeichnet iſt, ſieht man eine ſchmutzig gelbliche Wolle, die über den Augen 
und an der Ohrwurzel vier große Flecken bildet. Die Ohren ſind ſchwarz, 
am Grunde öfters gelblich 2°). Die Beine find ſchwarz. 


Temm. Rengg. Neuw. D. aurita. 
G 0.0 8.00% 15“ 0 IE 15.0 137% 1177 
Schwanz 18 6 11 10 11 2 14 0 
Kauf; er ER UT AR 4 2 4 2 
Dans, oo 0 on oc 12 1771 1 10 
Obkbreite e ) . 1 2 


Der Unterſchied von D. virginiana, mit der der Gamba die lan- 
gen Stichelhaare gemein hat, beſteht darin, daß bei jener Geſicht und Hals 
ganz weiß, die Ohrenſpitze gefärbt und der Schwanz merklich kürzer iſt, 
während bei D. cancrivora der Schwanz noch länger als beim Gamba 
und die Stichelhaare in ihrer äußern Hälfte alle ſchwarz ſind. 

Die Heimath des Gamba iſt Paraguay, Groß-Chaco, Entre-Rios, 
die Banda oriental und Braſilien, woſelbſt der Prinz von Neuwied die 
Gegend von Cabo Frio und für ſeine D. aurita die Umgebung des Fluſſes 
Peruhype nennt. 


20) Die Ohren bezeichnet der Prinz von Neuwied als eiuförmig ſchwarzbraun; Reng— 
ger nennt fie in ihrer untern Hälfte ſchwarz, in der obern röthlichweiß. 


40 Didelphys. 


3. D. californica Bxxx. Die langköpfige Beutelratte. 


D. „vellere lanato ad apicem nigro, setis longis omnino albis exstantibus; fa- 
cie pallide bruneo -nigrescente, macula praeoculari saturatiore; labiis genisque al- 


bis“e; capite longissimo, cauda corpore multum longiore. 


Didelphys californica. Bexn. proceed. I. (1833) p. 40. 


Körper 12“, Schwanz 16, von der Naſe zum hintern Ohrrand 44%. 
Hehört den an Mexiko angrenzenden Theilen Kaliforniens an. 
) 3 ) 


4. D. breviceps Ben. Die kurzköpfige Beutelratte. 


D. „capite breviore; vellere lanato ad apicem nigro, setis longis omnino albis 
exstantibus; facie pallide bruneo-nigrescente, fascia oculari a naso ad aures ex- 


tensa nigra; labiis genisque albis‘“; cauda longitudine corporis. 


Didelphys breviceps. Benn. proceed. I. p. 40. 


Körper 12“, Schwanz 12“, von der Naſe zum hintern Ohrrand 3% 
Aus derſelben Gegend wie die vorigen. Dann ſetzt Bennett hinzu, daß 
er D. californica nach 2, D. breviceps nach einem Exemplare beſtimmt 
habe. „Sie unterſcheiden ſich von einander auf den erſten Blick durch die 
Schädellänge, indem die Ohren bei D. breviceps um mehr als 1 näher 
an der Naſenſpitze als bei D. ealif. ſtehen. Beide gehören zu der Unter— 
abtheilung, bei welcher die Grundwolle mit langen Stichelhaaren untermengt 
iſt, und bei beiden find, wie bei D. virginiana und Azarae, die Borſten 
ihrer ganzen Länge nach weiß. Von der erſtern unterſcheiden ſie ſich durch 
die dunklere Geſichtsfarbe und den viel längern Schwanz; von der andern 
durch letzteres Merkmal, ſo wie durch den Mangel der 4 lichten Flecke über 
den Augen und vor den Ohren“. 

5. C. ca n- 


21) Von Herrn v. Karwinski hat die hieſige Sammlung aus Mexiko das Fell einer 
Beutelratte erhalten, dem zwar der knöcherne Schädel fehlt, ſo daß die Kopfläuge nicht mit Si— 
cherheit angegeben werden kann, auch die Haare auf der Schnautze ausgefallen ſind, das aber 
ſonſt im guten Stande iſt. Ich habe dieſes Exemplar als D. pruinosa aufgeſtelle, doch könnte 
es wohl mit D. brevieeps identiſch ſeyn, was ich indeß nicht mit Sicherheit behaupten kann, 
da von letzterer eine detaillirte Beſchreibung fehlt. Die Ohren von dieſer D. pruinosa find lang, 
ſchmal elliptiſch und beiderſeits von einer glänzend ſchwarzen Farbe. Der Schwanz iſt ſo lang 


Beutelratte. 


N 
* 
— 


5. D. canerivora Linn. Guest. Der Krabbenbeutler. Tab. CXLV. 


D. Cuniculi magnitudine, pilis laneis albidis, sericeis lopgis basi albis, dein 
nigris; rostro longissimo; cauda corpore longiore, basi pilosa, dein nuda nigra, 
apice albida. 

Didelphys marsupialis. Linn. XII. 1. p. 71. — Schreb. III. S. 536. tab. 


145 (fig. Seb.). — TEM. monogr. I. p. 32. tab. 5 (Skelet). — Cov. regn. 
anim. I. p. 176. 


Didelphys cancrivora. Linn. Gmer. XIII. 1. p. 108. — Desuan. mamm. 
p. 255. — (BENNKTT) gard. and menag. I. p. 271. 


Philauder maximus orientalis femina. See. thes. I. p. 64. tab. 39. fig. 1. 
Crabier. Burr. suppl. III. p. 272. tab. 54. — Fer. Cuv. mamm. II livr. 31. 
Krabbenfreſſer. Schreb. III. S. 547. 


Gehört ebenfalls zu den großen Arten, von denen ſich jedoch der Krab— 
benbeutler 22) ſogleich durch die ſchwarze Farbe der Stichelhaare unterſchei— 
det. Die Schnautze iſt ſehr lang und ſpitz. Der Schwanz iſt etwas länger 
als der Körper; die behaarte Parthie erſtreckt ſich an der Wurzel ziemlich 
weit; die nackte iſt in der erſten Hälfte ſchwarz, in der andern weißlich, 
und hiernach ſind auch die vereinzelten Härchen, mit welchen ſie beſetzt iſt, 
gefärbt. Das Weibchen hat einen vollſtändigen Beutel. Die Farbe der 
Wollhaare iſt weißlich; die Stichelhaare ſind in ihrer kleinern untern Hälfte 
ebenfalls weißlich, in der obern aber ſchwarzbraun oder pechſchwarz, weshalb 
auf der Ober- und Außenſeite die herrſchende Färbung die ſchwarze iſt. Auf 
der Unterſeite ſind die Wollhaare bräunlich gelb, mit wenigen ſchwarzen 


als der Körver, an der Wurzel anfangs von der Behaarung des Leibes, dann geſchuppt, mit 
einzelnen Härchen; der nackte Theil über die Hälfte ſchwarz, die kleinere fleiſchfarbig weißlich. 
Die Wollhaare des Rückens find weißlich mit ſchwarzen Spitzen. Die ganze Ober- und Außene 
feite des Körpers iſt ungemein reichlich mit 2 — 23“ langen weißen Stichelhaaren beſetzt, denen 
einzelne ſchwarze eingemengt ſind. Die Beine ſind dunkelbraun behaart. Die Haare auf der 
Schnautze ſind ausgefallen, auf der Stirne aber ſind ſie braun mit einzelnen weißlichen Härchen 
untermengt. Lippen, Wangen und Ohrgegend find weißlich; zwiſchen Aug und Ohr verläuft je 
derſeits ein dunkelbrauner Fleck. Der Körper mißt nach der Krümmung ohungefähr 12“, der 
Schwanz nicht viel weniger, die Ohren faſt 13“. 22) Die D. marsupialis des Prinzen 
von Neuwied gehört nicht zu unſerer Art, ſondern zu D. Azarae. 


Suppl. 3. 6 


42 Didelphys.. 


Stichelhaaren. Der Kopf ift mehr oder minder dunkel gefärbt, je nachdem 
die weißliche Farbe, welche den untern Theil der Haare einnimmt, vor der 
ſchwarzbraunen ſich merklich machen kann. Fr. Cuvier giebt den Kopf 
ſogar als gelblichweiß an, was bei unſern vier Exemplaren nicht der Fall 
iſt. Die Beine ſind ganz ſchwarz. Temminck nennt die Naſenkuppe 
ſchwarz; Bennett und Fr. Cuvier fleiſchfarben, was auch von unfern 
Exemplaren gilt. Die Ohren ſind einförmig ſchwarz. 
een e e re: chaten g 2“ 3% 
Schwaß 0 8 08.C 15 Vom Ohr zur Naſe . 3 


Die Heimath iſt Guiana und Braſilien, von wo Spix 3 Exemplare 
mitbrachte; ein viertes ſtammt ebendaher, aus der Gegend von Rio Janeiro. 


BB) Vellere brevi, aequali, laneo. 


6. D. Quica Narr. Der Quica. 


D. Oposs o paululum major, murino - einerea, macula supraorbiculari utrinque 
albida, rostro acuminato; cauda corpore longiore, basi incrassata, dein nigra, 


apice albida, 


Didelphys Quica. Temm. monogr. I. p. 36. — Desman. dict. des sc. nat. 
XLVII. p. 387. 


Natterer hat zuerſt dieſe Art erkannt und Tem minck fie zuerſt be⸗ 
ſchrieben. Die Schnautze iſt ſpitz; die Ohren ziemlich groß, oval. Der 
Schwanz iſt an der Wurzel dick, ziemlich weit behaart, dann nackt, mit 
ſehr ſpärlichen Härchen, ſchwarz, mit langer weißlicher Spitze. Die weiche 
kurze Behaarung, der, wie bei allen nachfolgenden Arten, die langen ſtarren 
Stichelhaare abgehen, hat eine dunkel mausgraue Farbe, indem die Haare 
lichtgrau und ſchwarz geringelt ſind. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der 
Beine, iſt rein weiß oder gelblichweiß. Der Scheitel und die Schnautze ſind 
dunkel graubraun; die Augen liegen in einer ſchwarzbraunen Einfaſſung, dar— 
über jederſeits ein deutlicher weißlicher Fleck. Das Weibchen, wie Tem— 
minck es beſchreibt, iſt oben ſchwärzlichfalb mit einem leichten ſilbergrauen Anflug; 
der Pelz iſt von einem aſchgrauen Kolorit, das an den Seiten und der 
Außenſeite der Beine licht iſt; Kinn und Innenſeite der Beine ſind weiß, 


Beutelratte. 43 


der Bauch röthlichgrau, die Beutelgegend dunkelroth. Scheitel und Schnautze 
ſind ſchwärzlich mit drei großen weißlichen Flecken über, hinter und unter 
den Augen 23). — Die Länge iſt 10 — 11”, des Schwanzes 11 — 12%; 
der behaarte Theil des letztern mißt 24 — 33, die weiße Spitze 34 — 
5% — Die Heimath iſt Braſilien. 


7. D. myosurus Tenn. Der Scheiben -Schupati. 


D. Quicae magnitudine, supra e bruneo flavida, lateribus e rufescente ochra- 
ceis, macula utrinque supraorbiculari flavescente, capite striis 3 longitudinalibus ni- 


gris; cauda corpore longiore, basi anguste pilosa, dein nuda nigra, apice albida. 


Didelphys myosurus. Temm. monogr. I. p. 38. — Pr. v. Neum. Beitr. 
II. S. 400. 
Didelphys nudicaudata GEoFFR. Desmar. mamm, p. 257. — Cov. regn. 


anim. I. p. 177. 


Die Schnautze iſt ſpitz, die Ohren ſind ziemlich groß und rundlich, die 
Weibchen mit einem Beutel verſehen. Der Schwanz iſt merklich länger als 
der Körper; an der Wurzel nur auf eine geringe Strecke behaart, im nack— 
ten Theil zur erſten Hälfte ſchwarz, in der zweiten weißlich und der ganzen 
Länge nach mit einzelnen Härchen beſetzt ?“). Die Farbe der kurzen wei— 
chen Behaarung iſt auf dem Rücken falb, etwas mit Schwarz geſprenkelt, 
was an den Seiten in ein mehr einförmig roſtiges Falb übergeht, das an 
den Halsſeiten am lebhafteſten iſt, auf der Außenſeite der Beine aber mehr 
ins Lichtbraune zieht; die Haare der Oberſeite ſind an der Wurzel grau. 
Die ganze Unterſeite nebſt den Wangen und einem Fleck über jedem Auge 
iſt lichtgelblich. Von der Urſprungsſtelle der ſchwarzen Schnurren erſtreckt 
ſich jederſeits eine breite ſchwarzbraune Binde durch das Auge bis gegen das 
Ohr. Der Scheitel iſt von einer ſchwarzen elliptiſchen Scheibe bedeckt, wel— 
che ſich als Längsbinde bis zur Naſenwurzel fortſetzt und hier in die Farbe 


23) An einem jüngeren Weibchen unſerer Sammlung iſt der ganze Unterleib ſchön gelb 
lichweiß. 

24) Den behaarten Theil des Schwanzes giebt Temmind auf 10 Linien an; an dem un⸗ 
ſern mißt er nicht ſo viel. Die weiße Schwanzſpitze iſt, nach Temminck, 3“, am hieſigen 
53“ lang. 


6 * 


44 Didelphys.. 


des Schnautzenrückens ſich verliert, die etwas lichter iſt als feine dunklen 
Seiten. Die Ohren ſind dunkel graubraun. 


Eigne Meſſung. Temminck. Neuwied. 
Körper, 0 05% 10° 10“ 12° 0 
SIR Do 5 205 oo A 11 2 13 2 
Ohrhöhe . . en 0 11 


Die Heimath dieſer Art iſt Braſilien, wo ſie häufig vorzukommen 
ſcheint ??). 


8. D Oppossum Lınn. Das Opoſſum. Tab. CXLVI. A. B. 


D. Sciuro europaeo major, rufo-ciunamomea, subtus e lutescente albida, 
macula supraorbiculari utrinque albida, rostro valde acuminato; cauda fere corporis 


longitudine, apice albida. 


Didelphys Opossum. LIxN. XII. 1. p.72.— Schreb. III. S. 537. tab. 146A 
u. B. — Desmar. mamm. p. 256.— Cov. rego. anim. I. p. 176. — Timm. 
monogr. I. p. 41. 

Didelphys marsupialis. Suaw gen. zool. I. 2. p. 476. tab. 108. 

Sarigue, Opossum. Burr. X. p. 279. tab. 45, 46. 


Die ziemlich kurzwollige Behaarung iſt auf der Oberſeite roft + oder 
zimmetröthlich, an den Männchen lebhafter, an den Weibchen lichter, mehr 
ins Zimmetbräunliche fallend. Die ganze Unterſeite iſt gelblichweiß; der Un— 
tertheil der Beine fällt auf der Außenſeite ebenfalls ſehr ins Lichte. Die 
Oberſeite des Kopfs iſt ziemlich lebhaft roſtröthlich, über jedem Auge mit 
einem deutlich weißen Fleck. Der Unterkiefer, der hintere Theil des Ober— 
kiefers, und die untere Hälfte der Wangen iſt weiß. Der Schwanz iſt et— 
was weiter behaart als bei den meiſten andern Arten; der nackte Theil iſt 
braun mit weißlicher Spitze. Die Länge giebt Temminck zu 17 — 18% 
an, wovon der Schwanz 8 bis S} einnimmt; unſer Exemplar, ein Weib: 
chen, mißt am Körper etwas über 10“ und am Schwanze etwas über 9%, 
der behaarte Theil des letzteren beträgt 2“. Die Heimath iſt Guiana, 
wo das Opoſſum gemein iſt; in Braſilien ſcheint es ſelten zu ſeyn. 


25) Das hieſige Exemplar kommt aus Bahia und iſt von Lichtenſtein im Verzeichniß 
der von Kaehne in Braſilien geſammelten Gegenſtände als D. frenata aufgeführt. 


Beutelratte. 45 


9. D. Philander Lınn. Der Faras. Tab. CXLVII. 


D. Oposso minor, fulvo- rufescens, subtus albida, rostro abbreviato, albo, 
striis 3 longitudinalibus rufo- fuscis; cauda corpore multum longiore, alba, fusco- 


maculata. 


Didelphys Philander. LixN. XII. p. 72.— Schreb. III. S. 541. tab. 147. — 
Suaw gen. zool. I. 2. p. 483. — Tun. monogr. I. p. 43. tab. 6 (Skelet). 
Didelphys Cayopollin. Schreb. III. S. 544. tab 148 (fig. Buff). — Linn. 

Guer. XIII. 1. p. 106. — Desmar. mamm. p. 257. — Cuy. regn. anim. 
I. p. 177. 
Philander africanus et brasiliensis. Biss. regn. anim. p. 292, 290. 
Taiibi. Marcer. Brasil. p. 223. — Sera thes. I. p. 57. tab. 31. f. 4. 
Cayopollin. Fernann. nov. Hisp. p. 10. — Ser, thes. I. p. 49. tab. 31. ſig. 3.— 
Burr. X. p. 350 tab. 55. 


Faras ou Ravale. GUmLL. Orinoc. III. p. 238. 


Der Faras ift von Schreber bereits genau beſchrieben und abgebil- 
det, daher hier nur Einiges, was zur Unterſcheidung von den verwandten 
Arten dient. Der Kopf iſt ſehr kurz, die Schnautze ſtumpf, die Naſenlö— 
cher ſind durch einen tiefen Einſchnitt geſchieden. Der Schwanz iſt viel län— 
ger als der Körper und an der Baſis ziemlich lang behaart; im Uebrigen 
ganz nackt und auf weißlichem Grunde braun gefleckt. Das Weibchen hat 
einen vollſtändigen Beutel. Die weiche kurzwollige Behaarung iſt auf der 
Oberſeite röthlichfalb, was an den Seiten mehr ins Gelbliche übergeht; die 
Unterſeite iſt gelblichweiß. Die Schnautze iſt weißlich mit 3 roſtbraunen 
Längsſtreifen, von denen der mittlere längs des Naſenrückens bis zum Hin— 
terhaupte verläuft, die ſeitlichen von der Wurzel der Schnurren an beginnen 
und das Auge umfaſſen. 


Temminck. 
Männchen. Weibchen. Eigne Meſſung. Schreber. 
Körpern 9“ 0,“ 87. 9“ 0 
Schwanz 8 6 13 0 12 0 18 9 
Behaarter Theil deſſelben 1 9 2 9 2 0 2 38 


Von der Naſe zum vor⸗ 
dern Augenwinkel 0 8 0 10 0 92 


46 Didelphys. 


Die Heimath des Faras iſt Guiana; in Braſilien ſcheint er nicht 
vorzukommen. 


8) Mastothecae loco plicis 2 ventralibus; pilis omnibus laneis. 


Statt des Beutels kommen nur ein Paar Hautfalten vor, welche die 
Zitzen verbergen; die Behaarung iſt blos wollig, ohne lange ſteife Haare. 


10. D. crassicaudata Desmar. Der dickſchwänzige Schupati. 


D. Oposso major, supra bruneo- flavida aut bruneo- rufa; cauda corpore 
paulum breviore, basi crassissima, per trientem primum pilosa, parte nuda nigra, 


apice alba. 


Didelphys erassicaudata. Deswar. mamm. p. 257; dict. des sc. nat. XLVII. 
p. 394. — Rengger Säugth. S. 226. 


Micure troisieme ou aA grosse queue. A za. ess. I. p. 284. 


Dieſe nur aus Azara’s und Rengger's Beſchreibung bekannte Art 
iſt die größte aus der 2ten Abtheilung. Der Kopf iſt ziemlich breit und 
hoch, mit ſtumpfer Schnautze und ohne Spalte zwiſchen den Naſenlöchern. 
Der Schwanz iſt dick, an der Baſis mit einem Durchmeſſer von beinahe 
12 Zoll, im Umfange 34 Zoll; im erſten Drittel iſt er behaart, die andern 
beiden Drittel ſind faſt haarlos und ihre wenigen Haare ſchwarz, nur an 
der Schwanzſpitze weiß. Die Farbe des Kopfs und der ganzen Oberſeite 
bis zu dem Fußgelenk herab iſt bräunlichgelb, zuweilen auch bräunlichroth. 
Die Naſe der Oberkiefer und die Füße ſind braun; der Bauch und die In— 
nenſeite der Beine iſt gelblichgrau oder röthlichgrau. Die nackten Theile des 
Körpers ſind graulichbraun. Das Weibchen iſt etwas lichter und hat ſtatt 


des Beutels blos zwei Hautfalten. — Die Länge des Körpers giebt 
Azara zu 12“, des Schwanzes zu 11“ an; Rengger beſtimmt jene Di— 
menſion zu 114, dieſe zu 10“. — Die Heimath it ganz Paraguay, 


doch iſt dieſe Art nicht häufig. 


11. D. lanigera Desmar. Die ſchwanzkantige Beutelratte. 
D. muris decumani magnitudine, supra brunea, subtus rubello- albida; au- 
riculis oblongis violaceis, stria nigra a fronte ad nasi apicem decurrente; cauda 


corpore multum longiore, basi subtrigona, subtus per trientem apicalem nuda. 


Beutelratte. 47 


Didelphys lanigera. Deswmar. mamm. p. 258.— Rengger Saäugth. S. 225. 
Micuré second ou laineux. Azar. ess. I. p. 275. 


Nach Rengger“'s Beſchreibung ſcheint Diefe Beutelratte auf den er: 
ſten Anblick nur mit einer Sorte von Haaren bedeckt zu ſeyn, indem die 
Stichelhaare von den Wollhaaren ſich blos dadurch unterſcheiden, daß ſie 
etwas weniger biegſam ſind. Beide ſind äußerſt weich und am Rücken und 
den Schenkeln über 1“ lang. Die Ohren ſind nochmals ſo lang als breit. 
Vom Schwanze iſt das zweite Drittel blos auf der untern Seite behaart, 
das letzte Drittel aber ganz haarlos; an ſeinen Wirbeln ſind die Rücken— 
und Querfortſätze ſo lang, daß ſie dem Schwanz eine dreieckige Geſtalt ge— 
ben. Das Weibchen hat keinen eigentlichen Beutel, ſondern nur zwei Haut: 
falten am Bauche. — Die Farbe des Kopfs, Rückens, der Seiten und 
des behaarten Theiles am Schwanze iſt lichtbraun; rings um die Augen, an 
den Halsſeiten und der Außenſeite der Beine geht ſie ins Röthlichbraune 
über. Der Bauch und die Innenſeite der Beine iſt röthlichweiß. Die Oh— 
ren und Fußſohlen ſind violett mit Grau gemiſcht, Naſenſpitze und Hoden— 
ſack fleiſchfarben; vom obern Theil der Stirn bis gegen die Naſenſpitze ver— 
läuft ein ſchwarzer Streif. Der unbehaarte Theil des Schwanzes iſt röth— 
lichweiß. 
orden e,, e 
Schen zs 8 0.00.08 13 6 Drang 1 0 

Die Heimath iſt Paraguay. 


12. D. einerea Neuw. Der graue Schupati. 


D. Ratti magnitudine, supra rubello- cinerea, infra fulvescens aut albida; 
oculis limbo fusco circumdatis; rostro abbreviato; eauda gracili, corpore multum 


longiore, basi late pilosa, parte nuda dimidia nigricante, dimidia albida. 


Didelphys cinerea Temw. monogr. I. p. 46. — Pr. v. Neumw. Beitr. I. 
S. 406 mit Abbild. — Desmar. dict. des sc. nat. XLVII. p.394. — Cuv. 
regn. anim. I. p. 177. 


Der graue Schupati kommt mit D. Philander in dem fleinen Kopf 
und der ſehr kurzen und ſtumpfen Schnautze überein. Der Schwanz iſt viel 
länger als der Körper, ſehr ſchmächtig, an der Wurzel breit behaart, dann 


18 Didelphys. 


nackt, ohne alle Borſten, fein geſchuppt, zuerſt braun, dann über die Hälfte 
weiß. Die Farbe des kurzen wolligen Pelzes iſt, nach Temminck's An— 
gabe, bei den Männchen hell aſchgrau, an den feinen Haarſpitzen ſchwärz— 
lich beſchlagen. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine iſt weißlich; 
Kehle und Bruſt röthlichweiß. Der Kopf hat die Farbe des Rückens, und 
zeigt weder einen Naſenſtreif, noch weißliche Flecken über den Augen; letz— 
tere liegen in einem braunen Fleck, der ſich etwas vorwärts ausdehnt!). Bei 
den Weibchen iſt der Pelz etwas röthlich gewäſſert, weshalb die Farbe 
licht falb, ſtatt grau iſt; ein gelblichfalber Ton herrſcht an der Ohrgegend 
und auf den Wangen; die untern Theile ſind nicht ſo rein weiß als bei den 
Männchen; die Gegend der Zitzen und der gegen den After verlaufenden 
Längsfalte iſt röthlichgelb. — Die Länge giebt der Pr. v. Neuwied zu 
6 5%, des Schwanzes zu 8“ 3“, an. Nach Temminck beträgt die 
ganze Länge 15 — 16“, wovon der Schwanz 9 bis 93“ ausmacht; der 
behaarte Theil mißt 2“. — Die Heimath iſt das öſtliche Braſilien. 


13. D. dorsigera Lınn. Der braunſchwänzige Schupati. Tab. CL. 


D. Ratti maguitudine, supra flavo-brunea, rostro ex albo flavicante, oculis 
limbo fusco eircumdatis; cauda gracili, corpore multum longiore, parte nuda uni- 


colore fusca. 


Didelpbys dorsigera. LIxx. XII. I. p. 72.— Schreb. III. S. 546. tab. 150 
(fig. Merian). — Tun. monogr. I. p. 48. 


Dieſe früher ziemlich vag charakteriſirte Art hat Temminck genauer 
im Folgenden beftimmt?). Der Schwanz iſt dünne und um 12 Zoll län: 
ger als der Körper; die behaarte Parthie iſt ziemlich ausgedehnt, die nackte 
iſt ohne alle Haare, geſchuppt und einfarbig braun. Die Weibchen haben 
keinen 
1) Der Prinz von Neuwied beſchreibt die Männchen als an den obern Theilen röthlich— 
aſchgrau, indem die aſchgrauen Haare grauröthliche Spitzen haben; die untern Theile nennt er 
ſchön dunkel röthlichgelb oder röthlich-iſabellfarben, was an Bälgen in ein fahlgelbliches Grau— 
weiß verblaßt. 2) Dieſe Art kann leicht mit D. murina verwechſelt werden, ſie unterſchei— 
det ſich aber dadurch, daß bei D. dors. die Farbe trüb braun oder fahlgrau, bei D. mur. röth- 
lich oder falb, der Schwanz bei jener verhältnismäßig länger und braun, bei dieſer kürzer und 
gelblich iſt. 


Beutelratte. 49 


keinen Beutel. Die feinen, aber kurzen Haare haben zwei Farben: am 
Grunde find fie dunkelgrau, an der Spitze graubraun oder bräunlichfalb, 
wodurch eine Färbung vollkommen wie bei der Wanderratte entſteht. Die 
Augen liegen in einem dunkelbraunen Fleck, der gegen die Schnautze mehr 
als gegen das Ohr ausgedehnt iſt; das Braune iſt unten wenig markirt; 
es bildet einen einfachen Streif oder Augenbraune über dieſer Gegend. Der 
ganze Naſenrücken und die Stirne zwiſchen den Augen iſt gelblichweiß; Die 
ſelbe Farbe zeigt ſich an den Wangen, an der Außenſeite der Vorderbeine 
und an den Füßen. 

För ro EEE hrer de 5° 6% | Behaarter Theil des Schwanzes . . 0“ 11“ 
Schwanz 00.06 7 0 Vom Auge zur Naſ .» 2... 0 7 


Als Heimath giebt Temminck Surinam an. 


14. D. murin a Linn. Der Maus ⸗Schupati. Tab. CXLIX. 


D. Nitelae magnitudine, supra fulvescens, cinereo-mixta, subtus e lutes- 
cente albida; oculis limbo fusco eircumdatis; cauda gracili, corpore paululum lon- 
giore, basi anguste pilosa, parte nuda unicolore rubello -albida. 


Didelphys murina. Lmn. XII. I. p. 72. — Schreb. III. S. 545. tab. 149. — 
DEsmar. mamm. p. 259. — Temm. monogr. I. p. 50. — Pr. v. Neuw. 
Beitr. II. S. 411 u. 414. — Cov. regn. anim. I. p. 177. 

Marmos e. Burr. X. p. 335. tab. 52, 53. 


Die Ohren find groß, häutig und nackt. Der Schwanz iſt etwas län: 
ger als der Körper; die behaarte Gegend an der Wurzel ſehr kurz, die 
nackte völlig haarlos, fein geſchuppt und im Leben, wie der Prinz von 
Neuwied angiebt, röthlichweiß (nach dem Tode gelblich), ohne dunklere 
Flecken. Die Weibchen haben keinen Beutel. Die Haare ſind von zwei 
Farben: am Grunde dunkelgrau, an der Spitze röthlichfahl oder gelblich, 
bisweilen auch reinroth; hiedurch wird die Farbe der Oberſeite und der Auſ— 
ſenſeite der Gliedmaſſen licht röthlich, oder gelblich, oder lebhaft roth, mit 
Grau gemiſcht, je nachdem die Haare mehr oder minder ſich ſträuben. Alle 
untern Theile und die Wangen ſind weiß, mehr oder weniger gelblich ange— 
flogen. Der Kopf iſt ohne dunklen Streif über den Naſenrücken; die Augen 
liegen in einem dunkelbraunen Fleck, der gegen die Schnautze mehr audge: 

Suppl. 3. 7 


50 Didelphys. 


dehnt iſt als gegen das Ohr, indem er bis zur Wurzel der Schnurren 
reicht und jederſeits ſcharf und in einer geraden Linie von dem lichten Nla- 
ſenrücken abſchneidet. 


Eigne Meſſung. Nach Temminck. Nach Neuwied. 
RT e e e e e ee 5 0“ über 5“ 
Schwanz 5 5 5 3 — 4 über 6 
SP „ 8 ee 6 0 8 0 6“, 


Die 0 iſt Braſilien und Guiana, woſelbſt dieſe Art häufig iſt. 


15. D. pusilla Drsu. Der Zwerg - Schupati. 


D. supra murina, subtus albida; cauda corpore longiore, tenuissima, nuda, 
albida. 


Didelphys pusilla. Desmar. mamm. p.261. — Desmour. dict. class. V. 
p. 493. 


Micouré sixieme ou M. nain. Azar. ess. I. p. 304. 


Nur aus Azara's Angabe, und zwar nur das Männchen bekannt. 
Der Schwanz iſt nackt und ganz ſchuppig; die Behaarung kurz und weich. 
Die Farbe der Oberſeite, des Kopfes und Leibes, ſo wie der Außenſeite 
der Beine iſt bleigrau, etwas dunkler als mausgrau. Der Umfang der Au: 
gen iſt ſchwarz; die Augenbraunen weißlich, wenig auffallend, zwiſchen ſich 
einen dunklen, wenig merklichen, dreiſeitigen Fleck laſſend; unter dem Auge 
ein gelblichweißer Fleck. Der Unterkiefer, die Unterſeite des Körpers und 
die Innenſeite der Beine iſt weißlich. Der Schwanz iſt weißlich. 
örpe „e 
Schwanz 3 

Fundort ſi f nd De Gärten der Indianer des Dorfes St. Ignaz-Guazu 
in Paraguay. 


Ohr, etwas weniger als . 0“ 6“ 


16. D. tricolor Georrr. Der dreifarbige Schupati. 


D. supra e griseo nigroque mixta, lateribus abrupte ferrugineo-rufis, gastraeo 
albido; cauda brevi, basi erassissima, supra ultra medium pilosa, apice subtus- 
que nuda. 


Didelphys tricolor. Dsuan, mamm. p. 260. — Tux. monogr. I. p. 52. 


Beutelratte. 51 


Didelphys brachyura. Par. act. Petrop. 1780. II. p. 255. tab. 5. — Cuv- 
regn. anim. I. p. 177. 

Touan. Bopp. suppl. VII. p. 252. tab. 61. 

Micouré cinquieme ou M. à queue courte. Azar. ess. I. p. 291. 


Eine durch Färbung und Schwanzform höchſt ausgezeichnete Art. Der 
Schwanz iſt ohngefähr halb ſo lang als der Körper, an der Wurzel ſehr 
dick und ſpitzt ſich allmählig kegelförmig zu; ſeine obere Seite iſt bis über 
die Hälfte hinaus mit denſelben weichen Haaren wie am übrigen Körper 
dicht bedeckt; die Spitze, wie die ganze ſchmale Unterſeite des Schwanzes, 
iſt völlig nackt. Das Weibchen hat keinen Beutel. Der Rücken vom Schei— 
tel an iſt lichtgrau und ſchwarz geſprenkelt, welche Farbe wie eine Schabracke 
aufliegt. Die Leibesſeiten, die Schnautze, die Außenſeite der Beine und die 
Schwanzbehaarung iſt lebhaft roſtroth, was an den Seiten ſehr breit iſt und 
ſcharf, ſowohl von der dunkeln Rückenfarbe als der lichten Bauchfarbe, wel: 
che weiß oder gelblichweiß iſt, abſchneidet. — Die Länge unſeres Exempla⸗ 
res iſt 5“ 8, des Schwanzes 2 105 Temminck giebt erſtere Dimen⸗ 
ſion zu 5“ 5 — 8%, letztere zu 3“ an. — Als Heimath bezeichnet 
Temminck Guiana, namentlich Cajenne; Azara nennt Paraguay. 


17. D. brachyura Scares. Der kurzſchwänzige Schupati. Tab. CLI. 


D. praecedenti minor, supra griseo-flavida, lateribus ferrugineo - rufis, gastraeo 
fulvescente; cauda brevi, basi sola pilosa, deinde pilis brevissimis tecta. 


Didelphys brachyura. Schreb. III. S. 548. tab. 151. — Temm. monogr. I. 
P. 55. — Desmar. mamm. p. 260. 


Diefe Art, welche Schreber zuerft, jedoch nach einem verbleichten 
Exemplare aufgeſtellt hat, unterſcheidet ſich von D. tricolor ſowohl durch 
geringere Größe, anders behaarten Schwanz, als auch durch die Färbung. 
Die Ohren ſind mittelmäßig, rund; die Schnautze kurz. Der Schwanz iſt 
halb ſo lang als der Körper, an der Wurzel dick und in eine Spitze aus— 
laufend; er iſt nur an der Wurzel behaart, im Uebrigen mit kurzen Här— 
chen bedeckt. Das Weibchen hat keine Taſche. Die Farbe friſcher Exem— 
plare iſt auf Kopf, Hals und Rücken fahl graulichgelb, faſt wie an der 
Wanderratte; die Seiten, Wangen, Schenkel und Schwanzwurzel ſind leb— 

7 * 


52 Didelphys. 


haft roſtroth; die untern Theile gelblichrokphh. Die Füße find weißlich. — 
Die Länge giebt Temminck auf 4“ 3%, des Schwanzes auf 2“ 3 
an. — Die Heimath ſcheint ziemlich weit über das öſtliche Südamerika 
ausgedehnt; die meiſten Exemplare kommen aus Surinam; St. Hilaire 
ſchickte eines aus Braſilien, Freycinet von Monte Video. 


18. D. tristriata Kun. Der dreiftreifige Schupati. 


D. rufo-brunescens, infra dilutior, striis 3 dorsi longitudinalibus nigris, cauda 
corpore tertia parte minori. 


Didelphys tristriata. Kuhl Beitr. S. 64. 
Sorex brasiliensis. Erxt. syst. p. 127. — Schreb. III. S. 577. 


Diefe Art, die früher für eine Spitzmaus angeſehen wurde, hat neuer- 
dings blos Kuhl nach einem Exemplare des berliner Muſeums kurz charak— 
teriſirt. Ihre Form vergleicht er mit der von D. brachyura; ihre Größe 
mit der von Hypudaeus arvalis. Bei Schreber finden wir die Länge 
zu 5“, des Schwanzes zu 2“ angegeben?). 


VI. CHIRONEC TES. Der Schwimmbeutler. 
Pedes 5-dactyli, posteriores palmati pollice exunguiculato. 


Der Schwimmbeutler (Chironectes III.) ift bisher nur aus Buf— 
fows Beſchreibung eines halbwüchſigen Thieres bekannt geweſen; über die 
Beſchaffenheit ſeines Gebißes lagen nur die einfachen Aeußerungen von Fr. 
Cuvier“) und Owens) vor, daß es ſich ganz wie das von Didelphys 
verhielte. Neuerdings hat jedoch Ogilby nach Exemplaren, die Natterer 
mitbrachte, eine Beſchreibung des Schwimmbeutlers geliefert, aus welcher 

3) Azara's (ess. I. p. 290) Micouré quatrieme ou M. à longue queue, woraus Des- 
mareſt (diet. des se. nat. XLVII. p. 393) feine D. grisea macht, iſt ſeitdem nicht wieder 


geſehen worden und kann nicht mit Sicherheit gedeutet werden. 4) Dents des mamm. p. 75. 
5) Transat, of the zoolog. soc. II 4. p 322, 


Beutelratte. 53 


eine viel größere Differenz deſſelben in Bezug auf die Beutelratten hervor: 
geht, als bisher angenommen war. 

Was die Schwimmbeutler ſogleich von letzteren unterſcheidet, ift der 
Umſtand, daß die Hinterfüße mit Schwimmhäuten verſehen ſind. Die Hin— 
terfüße ſind breit gleich denen des Biebers; die Zehen, mit Inbegriff des 
Daumens, ſind durch eine Haut vereinigt und mit kurzen ſichelförmigen 
Krallen verſehen; der Daumen iſt jedoch, wie bei den Beutelratten, ohne 
Kralle und von den andern Zehen abgerückt. Die Vorderzehen ſind getrennt, 
ſehr lang und dünne (die mittlere und Ate Zehe die längſten), und das letzte 
Glied iſt ausgebreitet und abgeplattet wie bei den Geckonen. Die Krallen 
ſind kurz und ſchwach, und ragen nicht über die Zehenſpitzen vor. Tem— 
minck“) machte zuerſt auf den ſeltſamen Umſtand aufmerkſam, daß „die 
Vorderfüße 6 wohlunterſchiedene Finger haben; der Gte Finger liegt aus: 
wärts und iſt ein nagelloſes Rudiment.“ Auch Ogilby ſpricht von dieſem 
längsgeſtreckten Höcker, einem Eten Finger ähnlich, aber viel kürzer als die 
andern und ohne Knochen. Von Owen?) erfahren wir jedoch, daß dieſer 
angebliche 6te Finger blos durch eine ungewöhnliche Entwicklung des Erbſen— 
beins veranlaßt wird. Der Schwanz iſt an der Wurzel auf 2 Zoll weit mit 
demſelben feinen Pelze als der Körper bedeckt; von da an verdünnt er ſich 
allmählig bis zur Spitze und iſt mit kleinen, ſpiralförmig angeordneten Schup— 
pen beſetzt, zwiſchen denen kurze Haare, zumal auf der Unterſeite, eingefügt 
ſinds). Wie Ogilby ſagt, gleicht der Schwanz fo vollkommen dem von 
Hydromys chrysogaster, ſelbſt in Bezug auf die weiße Spitze, daß man 
dieſe Theile, wenn ſie von den Thieren getrennt wären, unmöglich von ein— 
ander unterſcheiden könnte. Zuletzt führt noch Ogilby das Vorkommen 
von ſehr großen Backentaſchen an, welche ſich weit rückwärts in die Mund— 
höhle erſtreckte und deren Oeffnung ſehr deutlich ſey. Da er nicht geſagt 
hat, ob dieſe Angabe auf Weingeiſt-Exemplaren, oder auf bloßen trocknen 
Häuten beruht, in welch letzterem Falle ſie höchſt unzuverläſſig wäre, ſo ſind 


6) Monogr. I. p. 26. 7) A. a. O. 

8) Aus dieſer Behaarung will Ogilby folgern, daß der Schwanz der Schwimmbeutler 
nicht greifend ſeyn könne; die Rollaffen und viele Phalanger haben aber ebenfalls einen behaar— 
ten Schwanz und können mit demſelben doch greifen. 


54 Didelphys. 


weitere Unterſuchungen über dieſen Punkt zu gewärtigen. Uebrigens iſt, nach 
Natterer's Ausſage, das Weibchen mit einem vollſtändigen Beutel verſehen. 

Vom Gebiß iſt ſchon erwähnt worden, daß Fr. Cuvier und Owen 
die einfache Notiz geben, es ſey wie bei Didelphys beſchaffen. Hievon 
weicht nun O gilby's Angabe bedeutend ab; gleichwohl kann er ſich nicht 
geirrt haben, da der Schädel, auf welchen ſich ſeine Beſchreibung gründet, 
noch nicht aus dem Felle herausgenommen war. Ihm zufolge ſind vorhan— 
den h Schneide-, + Eck-, 2 Lücken⸗ und 3 Backenzähne, im Ganzen 42 
Zähne. „Die Schneide- und Eckzähne ſind von derſelben Form und Zahl 
wie in den ächten Opoſſums; die beiden mittlern Schneidezähne oben ſind 
ziemlich länger als die ſeitlichen, die untern breiter und etwas getrennt. Der 
Iſte Backenzahn, ſowohl oben als unten, iſt ziemlich klein und in Berührung 
mit dem Eckzahne; der Zte iſt noch halbmal fo groß und beide ſind dreieckig 
mit zwei deutlichen Wurzeln. Die 3 ächten Backenzähne ſind von der Nor— 
malform der Beutelratten. Im Oberkiefer iſt der Iſte länger als breit und 
hat vier ſcharfzackige Höcker mit einem niedern, rückwärts gerichteten Anſatz; 
der 2te iſt ihm ähnlich, aber größer und breiter; der Zte iſt klein und gleicht 
dem Höckerzahn der ächten Carnivoren. Im Unterkiefer weichen die 3 äch⸗ 
ten Backenzähne nicht weſentlich in der Größe ab; ſie ſind ſchmäler als die 
obern, ihre Höcker ſind in eine einfache Längsreihe geſtellt, der größte in 
die Mitte und ein kleinerer jederſeits“. Ueber den innern Bau der Schwimm— 
beutler iſt nichts bekannt; von ihrer Lebensgeſchichte weiß man nur ſo viel, 
daß ſie ſich in den Flüſſen des öſtlichen Südamerika's aufhalten. 


1. Ch. variegatus III. Der gebänderte Schwimmbeutler. 


Ch. supra fuscus, fasciis 3 transversis cineraceis, medio interruptis; sub- 


tus albus. 

Chironectes Vapock. Desmar. mamm. p. 261. — Ocırzy, Lond. and Edinb. 
philos. mag. IX. (1836) p. 510; proceed. IV. p. 56. 

Didelphys palmat a. Grorrk. collect. du mus. — Cuv. règu. anim. I. p. 177.— 


Gnipp. anim. kingd. III. p. 35 mit Abbild. 
Petite loutre de la Guyane. Burr. suppl. III. p. 159. tab. 22. 


Ogilby bemerkt, daß das ihm von Natterer zur Unterſuchung über⸗ 


Bandikut. 55 


laſſene Exemplar, ſo wie ein anderes, das als „Demerara Otter“ etikettirt 
war, ganz mit der Beſchreibung und Figur von Buffon?) übereinkomme, 
außer daß es von einer anſehnlicheren Größe war und ſtatt eines graulichen 
Flecks über jedem Auge eine vollſtändige, über die ganze Stirne ſich aus— 
breitende Binde hatte. An Natterer's Exemplar iſt nur die Schwanzſpitze 
auf 4 Zoll weiß, am andern find die letzten 4“ von dieſer Farbe. Der 
Schwanz iſt gerade ſo lang als der Körper; am erſteren Exemplar mißt er 
10, am letzteren 12”; Natterer hat jedoch Exemplare, an denen feine 
Länge 14 — 15“ mißt. Die Heimath erſtreckt ſich von Braſilien, wo 
Natterer dieſe Art auffand, bis an die Honduras-Bay; ſie lebt in den 
kleineren Flüſſen. Spix hat uns kein Exemplar mitgebracht. 


c) Saltatoria. 


Pedes posteriores anterioribus multo longiores, digitis secundo et tertio 
coadunatis. 


VII. PERAMELES. Der Bandikut. 


Rostrum valde elongatum acutum ; artus posteriores anteriori- 
bus duplo fere longiores; pedes 5- dactyli: anteriores digitis 2 ex- 
terioribus minutissimis amotis, posteriores pollice brevissimo, di- 
gitis secundo et tertio coadunatis; ungues validi. 


Der Leib des Bandikuts (Perameles Geoffr. 1%, Thylacis III.) 
iſt langgeſtreckt, an der Kruppe etwas ſtärker als an der Bruſt; der Kopf 


9) Das Exemplar von Buffon iſt nur halbwüchſig: der Körper 7“, der Schwanz 6“ 7“ 
lang. Die Oberſeite und die Seiten des Kopfs und des Leibes ſind mit großen ſchwärzlichbrau— 
nen Flecken markirt, deren Zwiſchenräume mit Gelblichgrau ausgefüllt ſind. Die ſchwarzen Flek— 
ken ſind ſymmetriſch auf beiden Seiten; (Desmareſt und Cuvier nehmen umgekehrt die 
braune Farbe als den Grund und die graue als die Flecken an). Die Unterfeite iſt weiß; über 
jedem Auge ſitzt ein weißer Fleck. Der Schwanz iſt braun mit weißer Spitze. 

10) Perameles iſt als Vox hybrida eigentlich zu verwerfen, der Name Thylaeis wäre beſſer; 
da aber für den Beutelwolf nun einmal der verwandte Name Thylacinus angenommen iſt, fo 
kann die Illigerſche Benennung der Bandikuts nicht mehr eingeführt werden. 


56 Perameles. 


iſt ſehr lang mit weit vorgeſtreckter ſpitzer Schnautze; die Ohren find von 
mittlerer Größe und theilweiſe behaart. Beſonders ausgezeichnet iſt dieſe 
Gattung durch den Bau ihrer Gliedmaſſen, von denen die hintern faſt noch— 
mal ſo lang als die vordern ſind. Obſchon die vier Füße fünfzehig ſind, ſo 
fallen an den vordern doch nur die 3 mittlern in die Augen, indem ſowohl 
die innere als äußere Zehe jede lediglich durch eine kleine, mit einem flachen 
Nagel verſehene Warze angedeutet iſt, die beide ſo weit rückwärts geſtellt 
und unter den Haaren verſteckt ſind, daß man Mühe hat ſie aufzufinden; 
der Vorderfuß tritt alſo nur mit 3 und ganz getrennten Zehen auf. An den 
Hinterfüßen iſt die innere Zehe blos im rudimentären Zuſtande vorhanden; 
die Zte und Zte Zehe find länger, aber durch die Haut zu einem Stück mit- 
einander verbunden, ſo daß man ſie nur an den getrennten Nägeln unter— 
ſcheiden kann. Die Ate und Ste Zehe find die ſtärkſten, wovon jene wieder 
beträchtlich länger iſt; beide ſind ganz von einander getrennt. Die Krallen 
an den 3 großen Vorderzehen ſind ſehr lang, ſtark, ziemlich breit, all— 
mählig gegen die abgerundete Kuppe ſich verſchmälernd und ſichelförmig ge— 
krümmt; die Zehen, an denen ſie ſitzen, ſind jedoch auffallend kurz. An den 
Hinterfüßen ſind die Krallen der Aten und Sten Zehe ſtark, gerade, mit ge— 
wölbter, kantiger Oberſeite, zugleich ſitzen fie an langen Zehen. Beträcht⸗ 
lich ſchwächer find die beiden Nägel der verwachſenen Zten und 2ten Zehe. 
Die Sohlen ſind nackt. Der Schwanz iſt kurz, behaart und ſchlaff. Der 
Hodenſack iſt hängend. 

Das Gebiß 1) iſt ähnlich dem der Beutelratten und beſteht aus 48 
Zähnen, nämlich ' Schneide-, + Eck-, 3 Lücken- und 1 ächten Backenzäh⸗ 
nen. — Die Schneidezähne ſind ſämmtlich ſehr klein und bogenförmig 
aufgeſtellt; von den obern find die A erſten jederſeits dicht aneinander gereiht 
und ſchmal; der Ste iſt von ihnen etwas abgerückt und mehr hakig. Die 
untern Schneidezähne ſind vorwärts gerichtet und ſchmal ſchaufelförmig. Die 
Eckzähne ſind von den Schneide-, wie von den Lückenzähnen abgerückt, 
ziemlich 


11) Fr. Cuv. dents des mamm. p. 71. tab. 23 4. — Owen in den transact. of the 
zool. so. II. 4. p. 319. — Ich habe das Gebiß nach dem Schaͤdel von P. nasuta befchrieben, 
Quoy und Gaimard zählen an P. doreyana zwar nur 8 Schneidezähne, da fie aber ein al— 
tes Exemplar vor ſich hatten, fo iſt oben ſicherlich nur ein Paar ausgefallen. 


Bandikut. 57 


ziemlich ſtark, gekrümmt, an beiden Seiten etwas gewölbt; die untern zwar 
kürzer, aber eben ſo ſtark. Die Lückenzähne ſind einſpitzig, etwas zuſam⸗ 
mengedrückt, und nehmen rückwärts an Größe zu. Die ächten Backenzähne 
des Oberkiefers vergleicht Fr. Cuvier ganz richtig mit denen des Wüchu⸗ 
chols, indem ſie aus zwei Prismen und einem innern Anſatz beſtehen; der 
letzte von dieſen Zähnen iſt am hintern Rande nicht vollſtändig. Durch die 
Abnützung werden ſie ſo abgeführt, daß die äußere Fläche wie eine Wand 
über den innern Rand vorragt. Auch die untern ächten Backenzähne, die 
denen der Inſektivoren ähnlich ſind, werden bald ſo abgenützt, daß nur noch 
von jedem flache, etwas ſchief hinter einander geſtellte Höcker übrig bleiben. 

Der Schädel 12) iſt in feiner ſchmalen langſtreckigen Geſtalt dem der 
Beutelratten ſehr ähnlich, doch iſt der Schnautzentheil noch etwas länger 
und der Jochbogen dünner. 

Der Beutel, wie Owen bemerklich macht, hat wenigſtens bei den er— 
wachſenen Weibchen von P. nasuta, obesula und lagotis ſeine Mündung 
abwärts oder gegen die Cloaka gerichtet, was der bei den Beutelthieren ge⸗ 
wöhnlichen Weiſe entgegen iſt. 

Die Heimath iſt Auſtralien. Nach der Angabe von Gunn graben 
ſich die Bandikuts Höhlen, was ſchon die Beſchaffenheit ihrer Krallen ver— 
muthen ließ. Wegen der Ungleichheit der Gliedmaſſen geſchehen ihre Bewe— 
gungen ſprungweiſe, indem ſie, wie die Kaninchen, die Hinter- und Vor⸗ 
derfüße abwechſelnd bewegen. Im Magen von P. nasuta und obesula 
wurden blos die Ueberreſte von Inſekten gefunden; ein in der Menagerie zu 
London lebendes Individuum nährt ſich aber blos von vegetabiliſchen Sub— 
ſtanzen, und Gunn giebt ebenfalls an, daß die Bandikuts vorzüglich von 
Wurzeln leben. — Die Beſtimmung der Arten iſt noch ſehr unſicher. 


«) Cauda breviuscula. 
1. P. nasuta Georrr. Der ſpitznaſige Bandikut. Tab. CLV. A. c. 


P. supra e bruneo-flavescente nigroque variegata, subtus sordide albida; 
cauda breviuscula, fusca, subtus pallidiore; rostro longissimo, attenuato. 


12) Geoffroy hat in den ann. d. mus. IV. tab. 44. fig. A. den Schädel von P. nasuta, 
auf tab. 45. fig. B. den von P. obesula abgebildet. 


Suppl. 3. 8 


58 Perameles. 


Perameles nasuta. Georr. ann. du mus. IV. p. 62. tab. 44. — Desmar. 
mamm. p. 265. — Fr. Cov. dict. des sc. nat. XXXVIII. p. 416. — Cuv. 
rögn. anim. I. p.180.— Geirr. anim. kingd. III. p. 39 mit Fig. — Schreb. 
III. tab. 155. A. c. 


8) juvenis. 
Perameles Bougainvillei. @uoy et Gaim. zool. de I'Uranie p. 56. tab. 5. 


Der Kopf von dieſer Art iſt beſonders lang; die Schnautze namentlich 
ſehr geſtreckt und ſchmächtig; die Naſenkuppe weit über die Unterlippe vor⸗ 
ſpringend; die Ohren kurz und an den Rändern bräunlich behaart. Der 
Schwanz iſt ziemlich kurz und behaart. Die Behaarung iſt rauh. Die 
Farbe?) der ganzen Oberſeite iſt an dem hieſigen Exemplare, einem al⸗ 
ten Männchen, bräunlichfalb und ſchwarz geſprenkelt, indem die einzelnen 
Haare in der untern Hälfte grau ſind, was allmählig in Schwarz übergeht, 
das entweder die ganze obere Hälfte ausmacht, oder dem eine bräunlichfalbe 
Spitze nachfolgt; dieſe Haare ſind gewöhnlich auf ihrer untern Seite licht— 
graulich. Einzelne Haare ſind ganz ſchwarz und dieſe ſind es dann auch auf 
ihrer untern Fläche. Die Färbung iſt auf dem Rücken am dunkelſten, an 
den Seiten wird ſie lichter, indem das Falbe immer mehr vorherrſchend wird. 
Dic Unterſeite iſt ſchmutzig gelblichweiß; die Oberſeite der Hinterfüße licht 
roſtbräunlich. Die Wollhaare ſind graulich, auf dem Bauche lichter, durch 
die Stichelhaare ganz verdeckt. Der Schwanz, der an unſerem Exemplare 
nicht vollſtändig iſt, iſt zweifarbig, nämlich oben ſchwarzbraun, mit etwas 
Falb melirt, unten licht kaſtanienbraun. Die nackte Naſenkuppe iſt ſchwarz, 
die Haut der Ohren und Sohlen ſchwärzlich; die Vorderkrallen an Wurzel 
und Spitze braun, in der Mitte gelblich; die hintern Krallen einfärbig dun— 
kelbraun 14). Die Dimenſionsverhältniſſe dieſes Exemplares ſind: 


13) Die Farbe der Stichelhaare nennt Desmareſt am Grunde grau, an der Spitze falb 
oder ſchwarz, woraus im Allgemeinen eine hellbraune Färbung entſteht, die nach ſeinem Ver— 
gleiche viel Aehnlichkeit mit der der Wanderratte hat; der Schwanz iſt entſchiedner braun als der 
Körper, rant sur le marron en dessus et sur le chatain en dessous. Die Ohren be— 
zeichnet er, wie Geoffroy, als kurz und oblong; die Körperlänge zu 16“, den Schwanz zu 6“. 

14) Cuvier und Temmind (monogr. I. p. XXIII) betrachten die P. Bougainvillei 
nicht für ſpeziſiſch verſchieden von P. nasuta; letzterer erklärt jene nur für das Junge. Nach 


Bandikut. 59 


Körper, in gerader Linie. . . 14“ 6“ J 2te vordere Kralle . 0 aa 
— nach der Krümmung... 15 2 Idee — . 0 74 
Schwanz, verſtümmelt . 2 0 4te — „ 5 
Hinterfuß mit Mittelkralle .. 2 7 Ate hintere Zehe mit Kralle 15). . 1 0 
| 5te — — . 50 


Die Heimath iſt Neuholland, von wo Peron zuerſt ein Exemplar 
mitbrachte. 


2. P. obesula Snaw. Der kurzſchnautzige Bandikut. 
P. supra flavido-brunea, capite breviusculo, cauda breviuscula pilosa. 


Perameles obesula. Grorrk. ann. du mus. IV. p. 64. tab. 45. — Desmar. 
mamm. p. 265. — Ocire. proceed. III. p. 192. 

Isoodon obesula Geoffr. Desmar. nouv. dict. XVI. p. 409. — Fr. Cuv. 
dict. des sc. nat. XXXVIII. p. 416. 


Didelphis obesula. Snaw nat. miscell. n. 96. tab. 298; gen. zool. I. 2. p. 490. 


Cuvier ſieht dieſe Spezies nicht für authentiſch an, und nach den 
dürftigen Notizen, aus denen ſie mir allein bekannt iſt, muß ich ihm bei⸗ 
ſtimmen. Shaw, der ſie aufſtellte, hat ſie ganz ungenügend charakteriſirt, 
und die Notizen, welche Geoffroy nach einer, von Sha w's Original: 
exemplar entnommenen Abbildung beibringt, ſind ebenfalls keineswegs ausrei⸗ 
chend. Es iſt dieß ein junges Thier, ohngefähr von Rattengröße, deſſen 
Schwanz behaart und in einem ähnlichen Längenverhältniß zum Körper wie 
bei P. nasuta ſteht. Der Kopf iſt kürzer als bei letzterer, die Ohren grö⸗ 
ßer und ganz rundlich, endlich die Behaarung gleichförmig mit ſchwarzſpitzi— 
gen Borſtenhaaren melirt; die Farbe iſt im Allgemeinen gelb, ins Röthliche zie⸗ 
hend, der Bauch weiß. Zweifelhaft zählt Geoffroy ein anderes Exem— 


der Beſchreibung iſt P. Bougainvillei blos 6“ lang, der Schwanz 2“; die Haare find am 
Grunde grau, und an der Spitze roth oder braun. Der Pelz hat auf der Oberſeite einen ziem— 
lich lebhaften rothen Ton; die Unterſeite nebſt der Innenſeite der Beine iſt grau mit rothem An— 
fluge. Die Eckzähne find noch ſchwach, die Backenzähne nicht abgenützt, was ebenfalls beweiſt, 
daß nur von einem ganz jungen Thiere die Rede iſt. Dieſes Individuum wurde in den Dünen 
der Halbinſel Peron erlegt. 15) Die Krallen machen an den Hinterfüßen etwas über die 
Hälfte der oben angegebenen Längen aus. 


8 * 


60 Perameles. 


plar dazu, das mehr als doppelt fo groß wie das vorige iſt, ihm übrigens 
durch die kurze Schnautze, die gerundeten Ohren und die Färbung gleicht, 
welche letztere jedoch etwas mehr ins Braune zieht!). — O gilby ſieht ein 
vom Hunter⸗Fluſſe in Neu⸗Südwallis erhaltenes Exemplar für P. obesula 
an, und bemerkt, daß ſeine Größe der einer erwachſenen P. nasuta 
gleichkomme. 


3. P. doreyanus @vor. Der Kalubu. 


P. supra e rufescente fusca, infra flavescens; auriculis latis, subrotundis, fla- 
vescentibus, margine anteriore pilosis; cauda brevissima subnuda. 


Perameles doreyanus. @uoyetGaImarD, zool, de l’Astrol. I. p. 100. tab. 16. 
fig. 1 — 5. 

Kalubu. Lesson, voy. de la Coquille. I. I. p. 123; compl&m. de Buff. IV. p. 486, 
V. p. 373. 


Nach Quoy und Gaimard's Beſchreibung iſt der Körper unterſetzt, 
die Schnautze ziemlich dick, obgleich in einen Rüſſel auslaufend und weit über 
den Unterkiefer vorſpringend. Die Ohren ſind breit und etwas abgerundet, 
mit einer Falte am hintern Umſchlag und auf der innern Seite mit einem Hök⸗ 
ker, der eine kleine Höhlung begrenzt, unter welcher eine andere Falte iſt. 
Die Beine ſind kurz und ſtark; die beiden Höcker, welche an den Vorder— 
füßen den Daumen und die kleine Zehe erſetzen, ſind ohne Nagel, ziemlich 
verlängert und koniſch. Alle Nägel ſind robuſt, kurz, etwas gekrümmt, 
oben und unten abgerundet, und weißlich. Der Pelz iſt rauh, und oben 
röthlich braun, was von einer Miſchung ſtarker, rauher, ſchwarzbrauner 
Haare mit andern feinern und goldrothen herrührt. Die erſtern ſind platt, 
lanzettförmig und in der Mitte gefurcht. Die Leibesſeiten ſind lichter. Die 
Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt hellfalb. Die Vorderzehen 
und die Schnautzenſpitze ſind unbehaart und gelblich; die hintern Zehen ſind 
mit feinen blonden Haaren bedeckt. Hinter jedem Mundwinkel ſtehen 4 ziem⸗ 


16) Shaw nennt die Farbe blaß gelblichbraun. — Die Abweichungen, welche Des mareſt 
in der Zahl der Zähne zwiſchen P. obesula und nasuta angiebt, müſſen auf einem Irrthume 
beruhen, da Owen und Ogilby beiden dieſelbe Anzahl und Form zuſchreiben. 


Bandikut. 61 


lich lange Borſten. Die Ohren find gelblich und nur am Vorderrande be- 
haart. Der Schwanz iſt kurz, koniſch, mit einzelnen kurzen Borſtenhaaren 


beſetzt. 

Nörre nnn Be 15% 0% [ Ohklän ge Kan 1“ 0% 
Schw; 3 2 Dbrb reite 8 0 9 
Kopfes re. ee 0 Vörderbein?ßü x 3 0 
Breite zwiſchen den Ohren. 1 2 Hinterbeine ve kaee 5 4 


Als Wohnort kennt man Neu-Guinea, wo Quoy und Gaimard 
im Hafen von Dorey ein Exemplar erhielten, ſo wie die benachbarte Inſel 
Waigiou, wo Leſſon und Gar not ein ſolches ſich verſchafften. 


4. P. Gunnii Gnar. Der weißſchwänzige Bandikut. 


P. griseo-brunea, nigro- adspersa, gastraeo, pedibus, cauda brevi fasciisque 
lateralibus utrinque quaternis albis. 


Perameles Gunnii. Gnav, ann. of nat. hist. I. p. 102 u. 107; proceed. VI, p. 1. 


Größe und allgemeines Anſehen wie von P. nasuta. „Schnautze ver⸗ 
längert, koniſch zulaufend, graubraun, mit zerſtreuten ſchwarzſpitzigen, ſtar— 
ren, verflachten Borſten; Lippen, Vorderhals, Bauch, Innenſeite der Beine, 
Füße, Schwanz und 4 breite Binden auf jeder Rumpfſeite weiß; vordere 
Krallen lang, ſchwach gekrümmt, gelb; Ohren mäßig, faſt nackt, braun 
und vorn behaart; der Daumen an den Hinterfüßen iſt klein, faſt cylindriſch, 
ſtumpf, ohne Nagel. 

Op Re SE ee age ed; 000. &% a AH 
Seibt ; re 11 0 Hinterfun ns e 

Die Heimath iſt Vandiemensland. Gunn ſagt, daß die Bandikuts 
daſelbſt allenthalben ſehr zahlreich ſind, daß ſie in dem Boden graben und 
hauptſächlich von Wurzeln leben. Grant entdeckte jedoch in dem Magen 
eines von ihm unterſuchten Exemplares die Ueberreſte von Inſekten. 


6) Cauda elongata. 
5. P. lagotis Rem. Der buntſchwänzige Bandikut. 


P. grisea, castaneo-lavata, subtus albida; auriculis longis, ovatis, extus bre- 
vissime pilosis; cauda longa pilosa, primum corpori concolore, dein nigra, apice 
albida. 


62 Perameles. 


Perameles lagotis. Rum, proceed. IV. p. 129; Lond. and Edinb. phil. mag. 
1837. vol. XI. p. 198. 


Dieſe Art unterfcheidet ſich von den andern hauptſächlich durch Länge 
und Färbung des Schwanzes. Das erſte Viertel deſſelben iſt, wie Ried 
ſagt, mit Haaren von derſelben Länge und Farbe wie die des Körpers be— 
ſetzt. Die mittlere Hälfte iſt ſchwarz, wobei die Haare auf der Oberſeite 
verlängert ſind; der übrige Theil iſt weiß mit einem Kamme langer ſteifer 
weißer Haare. Die Ohren ſind lang, breit und oval. Der Beutel hat 9 
Zitzen. Das Bi 5 die normalmäßige Zahl von l 


Koß ß „ , ee, eee 0 00 © G 1 OO 
Leib 138 Vorderfu ß; 8 
Schwan; 1 0 Tibbi 
Dr 810 Hiilkesfü ß 4 6 
2 f e e e e Vom Auge zur Naſfſe . 2 8 


Die Heimath iſt, nach der Angabe von W. Holmes, Vandie⸗ 
mensland, wo dieſe Art häufig ſeyn ſoll. Nach einem Koloniſten in Weſt⸗ 
Neuholland ſollen dieſe Thiere auch jenſeits der Berge am Schwanenfluß 
gefunden werden, und durch Graben großen Schaden den Anpflanzungen 


zufügen. 
6. P. Tuck eri Grar. Der langſchwänzige Bandikut. 


P. fusca, pilis cinereis apicibusque nigris variegata, subtus flavido-grisea, la- 
teribus flavido- bruneis; cauda longitudine trunci, pilosa, nigricante. 


Perameles Tuckeri. Gnax, ann. of nat. hist. V. p. 150. 


17) Reid's vollftändige Beſchreibung lautet: „Per. griseus, capite, nucha et dorso 
castaneo lavatis; buceis, lateribus colli, scapulis, lateribus, femoribus extus caudaque 
ad basin pallide castaneis; mento, gula, pectore, abdomine, extremitatibus intus anti- 
ceque, antibrachiis postice pedibusque supra albidis; antibrachiis externe pallide griseis, 
femoribus extus posticeque saturate plumbeis. Cauda pilis longis albescentibus ad par- 
tem basalem induta, dein pilis nigris tecta, parte apicali alba, pilis longis supra or- 
nata. Vellere longo molli. Cauda pilis rudis vestita; pilis ad pedes brevissimis. La- 
bio superiore buceisque mystacibus longis sparsis. Aurieulis longis, ovatis, intus nudis, 
extus pilis brevissimis bruneis, ad marginem albescentibus indutis; pilis ad bases eos 
plumbeis, apieibus albis aut castaneis, illis in abdomine omnino albis.“ 


Stutzbeutler. 63 


„Kopf kurz, koniſch; Ohren groß, behaart, dem Rücken gleichfarbig 
mit ſchwärzlichem Rande. Pelz weich, braun, mit grauen Haaren und 
ſchwarzen Spitzen geſcheckt; Seiten gelbbraun, unten gelblichgrau, Grund: 
wolle des Rückens bleifarbig. Schwanz ſo lang als der Leib, ſich verdünnend, 
behaart, und dem Körper an der Wurzel gleichfarbig, ſchwärzlich und mit 
angedrückten Haaren auf 3 feiner Länge.“ Heimath: Auſtralien, ohne 
nähere Bezeichnung 1°). 5 
Gee % % „% „% „„ „ e e Bu Schwanz 5“ 9“ 
Ta SEITEN 5 9 Hinterfü ß rar 2 3 


VIII. CHOEROPUS. Der Stutzbeutler. 


Rostrum valde elongatum angustum; pedes anteriores digitis 
duobus conspicuis, posteriores ad Peramelium typum, at pollice 
nullo; cauda nulla. 


Die von Ogilby errichtete Gattung Choeropus beruht bisher nur 
auf der vom Major Mitchell gegebenen Charakteriſtik und Abbildung, und 
iſt ſelbſt nach den äußern Merkmalen noch nicht vollſtändig bekannt; indeß 
geht ſchon aus den vorliegenden Mittheilungen zur Genüge hervor, daß die 
neue Gattung eine höchſt merkwürdige Form unter den Beutelthieren dar— 
ſtellt. Im äußern Anſehen gleicht der Stutzbeutler zunächſt den Bandikuts; 
die Hinterfüße ſind namentlich denen der letztern ganz ähnlich, nur fehlt die 
innere Zehe. An den Vorderfüßen ergiebt ſich jedoch eine auffallende Diffe— 
renz, indem blos zwei kurze und gleich lange Zehen ſichtlich ſind, welche 
denen der Schweine ſehr ähnlich ſeyn ſollen; unbekannt iſt es, ob die an— 
dern ganz fehlen oder nur im Rudimente vorhanden ſind. Der Kopf iſt 
zwiſchen den Ohren ſehr breit und die Schnautze ſehr lang und ſchmal, fo 


18) Noch wird einer Art erwähnt, deren Artsrechte vor der Hand nicht anerkannt werden 
können: dieß iſt P. Lawsonii Tuo y et Gaimard (zool. de l’Uranie p. 57 u. 711), nach 
einem zu Bathurſt jenſeits der blauen Berge erhaltenen Exemplare, das im Schiffbruch der Ura— 
nie verloren gieng, aufgeſtellt. Es mochte über 2° Länge haben, war oben rothbraun, unten falb. 


64 | Choeropus. 


daß ſie dem engen Halſe einer weiten Flaſche gleicht. Die Ohren ſind lang, 
elliptiſch und faſt ganz nackt. Der Schwanz fehlt völlig. Die Beutelöffnung 
iſt wie bei den Bandikuts abwärts gerichtet. 

Dem Gebiße nach reiht ſich dieſe Gattung zwiſchen Myrmecobius 
und Perameles ein. Nach Owen ſind 46 Zähne vorhanden, nämlich 
8 Schneider, 1 Eck⸗, 3 Lücken⸗ und 2 Backenzähne. Alle Zähne ſind klein; 
die Eckzähne gleichen den Lückenzähnen an Größe und Form und dieſe ſind 
durch Zwiſchenräume wie bei Myrmecobius geſchieden. 

Die Heimath des einzigen bisher gekannten Exemplares dieſer Gat— 
tung iſt Neuholland. 


1. Ch. ecaudatus Ocı.z. Der ſchweinsfüßige Stutzbeutler. 


C. Cuniculi magnitudine. 


Choeropus (Perameles) ecaudatus. OsıLBy, proceed. VI. p. 25.— Mrr- 
cnELL's Austral. II. p. 13 1. tab. 38. — Owen, transact. of the zool. soc. II. 
4. p. 320. 


Die Größe iſt die eines kleinen Kaninchens, und der Pelz iſt ziemlich 
von derſelben Qualität und Färbung wie bei dieſem Thiere. Major Mit⸗ 
hell erlangte auf einer Reife im Innern von Neu-Südwallis ein Indivi⸗ 
duum von dieſer Art an den Ufern des Murray-Flußes. Die Eingebornen 
fanden es auf dem Boden; nachdem es aber gejagt wurde, nahm es ſeine 
Zuflucht in einen hohlen Baum, aus dem ſie es lebend herauszogen. 


Zweite Abtheilung. 
PHYTOPHAGA Pflanzenfreſſende Beutelthiere. 


Dentes primores majores, inferiores tantum bini, longi, pro⸗ 
cumbentes; canini inferiores parvi aut nulli; molares 4-tubercula- 
ti; intestinum coecum plerumque longissimum. 


Die pflanzenfreſſenden Beutelthiere unterſcheiden ſich von den Raub— 
Beutelthieren ſehr weſentlich durch die Beſchaffenheit ihres Gebißes. Ihrer 
Lebens⸗ 


Kletter-Beutler. 65 


Lebensweiſe gemäß ſind die Schneidezähne bei den erſteren beträchtlich ſtark, 
während ſie bei den letzteren durchgängig ſchwach ſind. Die obern ſind ſenk— 
recht geſtellt; die untern, deren immer nur zwei vorhanden ſind, ſind hori— 
zontal vorgeſtreckt und dabei viel länger als die obern. Die Eckzähne ſind 
bei den pflanzenfreſſenden Beutelthieren ſchwach; die untern fehlen häufig 
ganz, mitunter gehen ſie beiden Kiefern völlig ab. Die Backenzähne ſind 
nach dem Typus der pflanzenfreſſenden Thiere gebildet, und meiſt denen des 
Tapirs ähnlich. Der Blinddarm iſt gewöhnlich lang. 

Ihre Heimath iſt auf Auſtralien und einige der molukkiſchen Inſeln 
beſchränkt. Sie nähren ſich aus dem Pflanzenreiche, und theilen ſich in 
drei natürliche Familien ab, von denen die letzte den nächſten Uebergang zu 
den Nagern bildet. 


III. Familie. 


Scandentia Kletter⸗ Beutler. 


Pedes ambulatorii, 5-dactyli, dentes primores ?, canini su- 
periores parvi, intestinum coecum longissimum. 


Bei den Kletter-Beutlern ſtehen die Hinterbeine im gehörigen Verhält⸗ 
niß zu den vordern, und alle ſind mit 5 Zehen verſehen, wodurch ſie ſich 
gleich von den Kängurus unterſcheiden. An den Hinterfüßen find die 2te 
und Zte Zehe miteinander verwachſen. Schneidezähne find $ vorhanden; 
die Eckzähne ſind ſchwach, die untern bisweilen ganz fehlend. Der Magen 
iſt einfach; der Blinddarm ſehr lang. — Sie wohnen auf Bäumen und 
führen eine nächtliche Lebensweiſe. Man kann ſie in 2 Sippen abtheilen. 


a) Macrura. Langſchwänze. 


Cauda elongata. 


Hieher gehören 2 Gattungen mit ziemlich vielen Arten. 


Suppl. 3. 9 


66 Phalangista. 
IX. PHALANGISTA. Der Kuſu. 


Pedes ambulatorii, 5- dactyli, posteriores pollice distineto di- 
gitisque secundo et tertio coadunatis; cauda elongata prehensilis. 


Die Kuſus (Phalangista Cuv., Balantia III.) haben eine kurze 
Schnautze, kurze oder mittellange Ohren, und lange Schnurren. Die Füße 
find durchgängig 5zehig. An den Vorderfüßen find die Zehen ganz getrennt; 
die mittlere iſt etwas länger als die Zte und Ate, und die innerſte kürzer als 
die äußerſte. An den Hinterfüßen findet ſich ein deutlicher abrückbarer Dau— 
men mit Plattnagel; die Zte und Zte Zehe, welche den Daumen an Länge 
weit übertreffen, ſind gleichlang und miteinander durch die Haut bis zur Ze— 
henwurzel verbunden; die Ate Zehe iſt die längſte, die Ste etwas kürzer als 
dieſe. Alle Zehen, mit Ausnahme des Hinterdaumens, haben ſtarke, zuſam— 
mengedrückte, ſpitze Sichelkrallen; die Sohlen ſind größtentheils nackt. Der 
Schwanz iſt lang und greifend, entweder ganz behaart oder in der untern 
Hälfte kahl. Die Behaarung iſt weich und etwas kraus, mit eingemengten 
längern und ſteifen Stichelhaaren. Die Männchen haben einen hängenden 
behaarten Hodenſack und die Weibchen eine geräumige Taſche. 

Das Gebiß s) hat im Ganzen 34 — 40 Zähne, welche Verſchieden⸗ 
heit von der veränderlichen Zahl der Lückenzähne herrührt. Als konſtant 
finden ſich bei allen Arten ?») 2 Schneide-, + Eck-, und J in ununterbro⸗ 
chener Reihe ſtehende Backenzähne, von welchen 1 den Lücken- und 2 den 
ächten Backenzähnen angehören. Zwiſchen den Eck- und angeführten Bak⸗ 
kenzähnen ſind 1 — 2 kleinere Lückenzähne eingeſchoben, die im Unterkiefer 
auch fehlen können. — Schneidezähne find, wie angeführt, immer 2 
vorhanden, welche ſämmtlich beträchtlich ſtark ſind. Die obern ſind abwärts und 
die mittlern gegeneinander gerichtet; ſie ſind etwas gebogen, von ſchmaler 
Form, unten gewöhnlich abgeſtutzt; der mittlere Zahn größer als die ſeitli— 
chen. Ums doppelte größer ſind die untern Schneidezähne, deren nur ein 
Paar, denen der Nager entſprechend, vorhanden iſt; ſie ſind vorwärts ge— 


19) Fr. Cu v. dents des mamm. p. 130. tab. 41. — Owen (transact. of the zool. 
soc. II. 4. p. 322). 20) Die einzige Ausnahme macht Ph. gliriformis, die unr drei aͤchte 
Backenzaͤhne in jeder Kieferhälfte hat. 


Kuſu. 67 


richtet, meiſelförmig, mit gewölbter Vorderſeite, ſcharfer Außenkante und vorn 
etwas gerundet abgeſchnitten. — Während die Schneidezähne viel ſtärker 
als bei den Raubbeutlern entwickelt ſind, ſtehen die Eckzähne dagegen denen 
der letzteren beträchtlich nach, wie es der Lebensweiſe entſprechend iſt. Der 
obere Eckzahn hat zwar die Geſtalt eines ſchmalen Fangzahns, iſt aber 
nur kurz, und gehört bei manchen Arten dem Zwiſchenkiefer- und Oberkie— 
ferbein gemeinſchaftlich an. Der untere Eckzahn iſt ein ganz kleines Stumpf: 
chen, das gleich hinter dem großen Schneidezahn liegt; Fr. Cuvier ſieht 
ihn nicht als Eck-, ſondern als Lückenzahn an, was er der Form nach auch 
iſt. Von Backenzähnen find als conſtant 5 vorhanden, die in ununterbro— 
chener Reihe aneinander ſtoßen und gleiche Höhen haben. Unter dieſen iſt 
der erſte ein dicker einſpitziger Lückenzahn. Die folgenden 4 ſind die ächten 
Backenzähne, von denen jeder aus zwei Paar hintereinander geſtellten und 
durch eine tiefe Querfurche geſchiedenen, ſpitzen Höckern beſteht; der hin— 
terſte Backenzahn iſt der kleinſte. Zwiſchen dieſer Backenzahnreihe und dem 
Eckzahne — und abgerückt von ihnen — iſt im Oberkiefer ein oder der an— 
dere, eckzahnähnliche Lückenzahn eingeſchoben; 2 ſolcher Zähne finden wir bei 
Ph. Cookii und cavifrons; einen einzigen bei Ph. ursina, vulpina und fe- 
lina. Im Unterkiefer hat Ph. Cookii 2 winzige Lückenzähnchen, ein Schä— 
del von Ph. ursina der hieſigen Sammlung hat auf der rechten Seite 2, 
auf der linken nur einen; ſonſt hat Ph. ursina, wie maculata und chry- 
sorrhos, ebenfalls nur einen, Ph. vulpina und felina dagegen gar keinen 
von dieſen kleinen untern Lückenzähnen. 

Der Schädel !) zeichnet ſich aus durch einen kurzen dicken Schnau— 
tzentheil, durch eine ſehr breite Grundfläche des Unterkiefers, lange und 
ſtarke Jochbögen und einen nach hinten erweiterten Hirnkaſten. Die Schei⸗ 
telleiſten ſtoßen in einen hohen Kamm zuſammen; das Hinterhaupt iſt ſenk— 
recht abgeſtutzt und die hintern Gaumenlöcher ſind bei den meiſten Arten auſ— 
ſerordentlich groß, ſo daß der horizontale Theil des Gaumenbeins nur eine 
ſchmale Brücke bildet, die durch eine Zunge mit dem horizontalen Theil des 
Oberkieferbeins in Verbindung ſteht. 


21) Temminck hat viele Abbildungen geliefert (monogr. I. tab. 1— 3, Schädel, und 
auf tab. 4. das Skelet von Ph. ursina). 


9 * 


68 Phalangista. 


Die innern Theile??) zeigen einen einfachen Magen und einen lan- 
gen Blinddarm; am After find Drüfen, die einen höchſt übelriechenden Saft 
ausſondern. 


Die Heimath der Kuſus beginnt mit den molukkiſchen Inſeln und er— 
ſtreckt ſich von da über Neu-Guinea und Neu-Irland nach Neuholland und 
Vandiemensland; auf den großen Sunda-Inſeln trifft man von ihnen keine 
Spur. In ihrer Lebensweiſe ſind es träge, nächtliche Thiere, ſanft und 
einfältig, bei Tage verborgen, wobei ſie ſich, wie der Lori, ſo zuſammen— 
rollen, daß der Kopf zwiſchen den Beinen und das Geſicht am Bauche 
liegt. Sie halten ſich in den Waldungen auf Bäumen auf, nähren ſich 
von Früchten und Blättern, hängen ſich mit dem Schwanze feſt, und geben 
einen ſehr widerlichen Geruch von ſich, der gleichwohl die Eingebornen nicht 
abhält, die Kuſus als eine leckere Koſt anzuſehen. Sie kommen in großer 
Menge vor, und man ſoll ſie leicht zum Herabfallen von den Aeſten, an 
welchen ſie ſich mit ihrem Greifſchwanz aufgehängt haben, bringen, wenn 
man ſie eine Zeit lang ſtarr anſieht. Das Einfangen muß wenigſtens mit 
leichter Mühe geſchehen, da Leſſon erzählt, daß auf Neu- Irland die Ne— 
ger eine große Menge an Bord brachten. — Man kann die Gattung Pha- 
langista auf eine gute Weiſe in 2 Untergattungen bringen 23). 


22) Die Anatomie von Ph. cavifrons haben Duoy und Gaimard (zool. de l’Astro- 
labe I. p. 108), von Ph. maculata Garnot (zool. de la Coquille I. p. 155) geliefert; von 
Ph. vulpina ift fie in den Proceed. IV. p. 2 gegeben. Bei Ph. cavifrons iſt der Dünndarm 
86°, der Blinddarm, der eben fo dick iſt als das Colon, 20“, und das Colon 60“ lang. Bei Ph. 
maculata iſt der geräumige Blinddarm 18“, und die dünnen Därme 112 bis 115“ lang. — 
An Ph. cavifrons iſt die Vorſteherdrüſe groß, die Hoden rund und liegen in einem Sack unter 
dem Bauche. Die Ruthe verlängert ſich rückwärts; die Vorhaut iſt weit, ſchlaff, und in einer 
geringen Entfernung von ihrem Ende iſt fie jederſeits mit zwei großen Bündeln Cowperſcher 
Drüſen verſehen, welche jederſeits in 2 Parthien abgetheilt find. 3 — 4 agglomerirte Drüſen 
ſcheinen gemeinſchaftlich ihren Inhalt durch einen einzigen Kanal zu ergießen; tiefer iſt eine an— 
dere ſehr große Drüſe, die ſich am Rande des Afters öffnet: dieſe find es, deren ſchmierige und 
gelbliche Flüſſigkeit einen ſo ſtarken Geruch aushaucht. 

23) Fr. Cuvier hat in ſeinen beiden Gattungen Phalangista und Petaurus Thiere mit 
und ohne Flughaut zuſammen gebracht, indem er lediglich auf die Zahl der Zähne gieng, die in 
dieſen beiden Gattungen ſehr veraͤnderlich iſt und daher keinen generiſchen Werth haben kann. 


Kuſu. 69 


4 Ceonyx Temm. (Cus cus Less.) 


Cauda postice nuda; auriculae plerumque breves et absconditae. 


Der Schwanz iſt in feiner hintern Hälfte ganz nackt und mit Runzeln 
bedeckt; die Ohren ſind kurz und meiſt ganz unter den Haaren verſteckt. 
Dieſe Untergattung gehört den Molukken an und erſtreckt ſich bis nach Neu— 
Irland, kommt aber nicht auf Neuholland vor; auf den Moluffen führt fie 
den Namen Kuskus oder Kuſus. 


cece) Auriculis tectis, extus intusque pilosis. 


1. Ph. ursina Temm. Der Bären - Kufn. 


Ph. Cati feri magnitudine, nigricans, flavido aut fulvido-adspersa, subtus e 


rufescente flavida, immaculata; auriculis brevissimis, absconditis, utrinque villosissimis. 


Phalangista ursina. Temm. monogr. I. p. 10. tab. 1. fig. 1 — 3, tab. 2. fig. 
1 — 5 (Schädel), tab. 4 (Skelet). — Fr. Cov. dict. des sc. nat. XXXIX. 
p-415. — Lesson, cent. zool. p. 40. tab. 10.— Cuv. regn. anim. I. p. 182. 

Didelphys orientalis. Schreb. tab. 152? 


Der Bären-Kuſu iſt zuerſt durch Temminck von den verwandten Ar— 
ten, mit welchen er die Didelphys orientalis bildete, geſchieden worden. 
Seine Größe kommt der der größten Wildkatze gleich. Die Ohren ſind ſehr 
kurz, ver ſteckt und beiderſeits dicht behaart. Der Schwanz iſt auf der Ober— 
ſeite über die Hälfte ſeiner Länge behaart; der nackte Theil iſt mit Runzeln 
und Rauhigkeiten beſetzt. Der Pelz iſt reichlicher und rauher als bei den 
andern Arten, übrigens wie bei dieſen kraus 22). Die Farbe des größten 
Theiles des Pelzes iſt ſchwarz oder ſchwärzlich, aber ſie erſcheint licht fahl— 
gelb und ſchwarz geſprenkelt, indem die ſchwarzen Wollhaare fahlgelbe Spi— 
tzen haben. Die Stichelhaare des Rückens ſind ganz ſchwarz, an andern 
Theilen aber haben ſie auch fahle Spitzen. Die ganze obere Seite hat einen 
entſchiednen ſchwarzen Ton, indem nur die kurzen Haarſpitzen fahl find; 
das ganze Geſicht, die Unterſeite des Körpers, die Innenſeite der Beine 


24) Am Schädel find Naſenrücken und Stirne faſt in gleicher Flucht; das Stirubein iſt ſeit— 
wärts erweitert und rückwärts vertieft; die beiden Scheitelleiſten ſtoßen je nach dem Alter früher 
oder ſpäter zuſammen. 


70 Phalangista. 


und der behaarte Theil des Schwanzes hat ein röthlichfalbes oder ockergelb— 
liches Kolorit, was am Schwanze am trübſten iſt. Die Ohren ſind gelblich— 
roth behaart. Der nackte Theil der Schnautze, Füße und des Schwanzes 
nebſt den Krallen iſt ſchwarz. — Bei den Jungen iſt die Farbe oben 
ſchwärzlich- oder röthlichbraun, unten gelblich; von denen anderer Arten un: 
terſcheiden fie ſich durch den Mangel von Flecken. — Die Länge erwach— 
ſener Individuen beträgt nach Temminck 327, wovon der Schwanz 19 — 
20“ wegnimmt; am hieſigen Exemplare mißt der Körper 19%, der Schwanz 
18%. — Die Heimath iſt, nach Reinwardt's und Müller's ſicheren 
Angaben, Celebes. 


2. Ph. chrysorrhos Tun. Der goldſteißige Kuſu. 


Ph. praecedenti paululum minor, supra cinerea, plus minus nigricans, subtus 
alba, uropygio caudaque supra aureo - flavis; auriculis brevissimis, pilosis, tectis. 


Phalangista chrysorrhos. Temm. monogr. I. p. 12. tab 1. fig. 4 — 6 (Schä⸗ 
del). — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXXIX. p. 415. — Cov. regn. anim 
I. p. 182. 


An Größe der vorigen Art wenig nachſtehend, aber mit verhältnißmäßig 
kürzerem Schwanze, der oben und an den Seiten bis auf 3 feiner Länge be— 
haart iſt. Die Ohren ſind ſehr kurz, innen und außen dicht behaart, und 
von den Haaren verdeckt. Der Pelz iſt kurz, etwas kraus und die Stichel- 
haare von der nämlichen Farbe. Die ganze Oberſeite, nebſt der Außen— 
ſeite der Beine, iſt mehr oder minder ſchwärzlich aſchgrau; die ganze Kruppe, 
nebſt dem Obertheil des Schwanzes, iſt goldgelb, was an Alten lebhafter 
als an Jungen iſt. Die untere Seite des Halſes, die Innenſeite der Beine 
und die Bruſt ſind ſchön weiß, was ſich von letzterer aus als eine ſehr 
breite Binde auf dem Mitteltheil des Bauches fortzieht; das Weiße iſt von 
dem Grauen, welches die Seiten bedeckt, durch ein ſchwarzes Band ge— 
ſchieden. Der Hinterbauch und die Unterſeite des Schwanzes iſt weißlich; 
die Geſchlechtsgegend und die um den Beutel iſt röthlich. Die Füße ſind 
licht roth. Die Spitze der Naſe und Nägel iſt gelblichbraun, der nackte 
Theil des Schwanzes gelb; die Ohrenbüſchel weißlich. — Die Länge iſt 
gegen 3“, wovon der Schwanz 13“ einnimmt. — Die Heimath iſt nach 
Müller Amboina. 


Kuſu. 71 


3. Ph. maculata Georrr. Der gefleckte Kuſu. 


Ph. Cati feri magnitudine, albida, irregulariter nigro- maculata, auriculis 


absconditis, utrinque pilosis. 


Phalangista maculata GROrTR. Desmar. mamm. p. 266. — Quor et 
Gamanp, zool. de I'Uranie I. tab. 7. — Temm. monegr. p. 14. tab. 3. 
fig. 1 — 6 (Schädel). — Fr. Cov. dict. des sc. nat. XXXIX. p. 413. — 
Cuv. regn. anim. I. p. 182. 

Cuscus maculatus. Lesson, zool. de la Coquille. I. p. 150. tab. 5. 

Didelphys orientalis. Parr. misc. p. 59. (theilw.). — Schreb. III. S. 550. 
(theilw.) 

Phalanger mäle. Burr. XIII. p. 92. tab. 11. 

Surinam Oposs um. Penn. syn. p. 209. 


Die Färbung dieſer Art iſt nach Alter und vielleicht auch nach Lokali— 
täten ſehr verſchieden, wie dieß die vorliegenden Beſchreibungen erwieſen. 
Ihre Größe iſt die einer großen Katze; die Ohren ſind kurz, beiderſeits 
behaart und verſteckt; der Schwanz iſt auf der obern Seite bis etwas über 
die Hälfte behaart, und ſein nackter Theil iſt runzelig. Am Schädel iſt 
Naſenrücken und Stirne gewölbt, letztere ſchnell aufſteigend. Der Pelz iſt 
ſehr dicht, kraus, mit vereinzelten Stichelhaaren. Alte Individuen, wie ein 
ſolches Leſſon beſchreibt, haben eine weiße, etwas gelblich angeflogene 
Farbe, mit rundlichen, getrennten, ſchwarzen Flecken, die auf der Außen- 
ſeite der Beine mehr confus und rothbraun ſind; Geſicht und Stirne ſind 
lebhaft gelb, die nackten Theile der Füße, Naſe und Lippen ſind röthlich, 
des Schwanzes karminroth. Bei jüngern Individuen ſind die Flecken lich— 
ter; ganz junge Individuen find bisweilen völlig grau 25). Die Länge eines 


25) Ein junges Männchen von Waygiou iſt, nach Quoy und Gaimard, auf Kopf und 
Schultern hell falb, auf dem Hinterkopf und Halſe röthlichgrau, auf dem Rumpf ſchmutzig weiß 
mit unregelmäßigen Flecken, die vom Braungrauen ins mehr oder minder dunkle Röthlichgraue 
übergehen; die Außenſeite der Beine iſt falb gefleckt. Die ganze Unterſeite iſt weißlich, was an 
einigen Stellen ins Röthliche zieht; der nackte Theil des Schwanzes röthlich. Die Länge iſt 14 
des Schwanzes 12“. 

Die Ph. Quoy (AGuoy et Gaimard zool. de l’Uranie. I. p. 58. tab. 6) iſt, wie Te m⸗ 
mind gewiß mit Recht vermuthet, wohl nichts anders als ein junges Individuum von Ph. ma- 


72 Phalangista. 


vollſtändig erwachſenen giebt Leſſon auf mehr als 25%, des Schwanzes 
20° an; Temminck erſtere Dimenſion nur zu 16 — 17%, letztere zu 15 
— 16% Die Heimath iſt Amboina, Banda, Waygiou und, nach Mül— 
ler, auch Neuguinea. 


4. Ph. ma crura Less. Der langſchwänzige Kuſu. 


Ph. Cuniculo minor, einerascens, bruneo-undulata, subtus auriculisque alba; 


cauda corpore multum longiore. 


Phalangista macrura. Lesson et GanxorT zool. de la Coquille. I. p. 156. 
tab. 6; diet. class. XIII. p. 332. 


Man kennt bisher nur ein einziges Exemplar, das man für ein Jun⸗ 
ges von Ph. maculata anſehen könnte, wenn nicht die unverhältnißmäßige 
Länge des Schwanzes dagegen ſpräche. „Dieſer Kuskus iſt mit einem dich— 
ten und groben Pelze bedeckt, aus dem zahlreich ſchwarze Stichelhaare vor— 
ragen. Die Zähne ſind nicht von denen des gefleckten Kuſus verſchieden, 
deren Form ſie haben, nur ſind die beiden obern Schneidezähne genäherter, 
die untern breiter und vorwärts mehr ſchief; ſtatt 3 unterer Lückenzähne 
giebt es nur 2. Die Ohren ſind etwas vorſpringender als beim gefleckten 
Kuſu; Stirne und Naſenrücken find in einer Flucht; die Schnautze iſt ſpitz 
und verdünnt und hat etwas von der der Makis. Der Augenkreis iſt braun; 
die Haare der Ohren ſind weiß, wie auch der Unterhals. Der Körper iſt 
im Allgemeinen aſchgrau, bräunlich gewellt; die Schwanzhaare find aſch— 
grau, röthlich, an der Stelle, wo ſie aufhören, ſchwarz. Bauch und In— 
nenſeite der Schenkel ſind weißlich; die Zehenhaare ſchwarz, die Nägel gelb.“ 
Die Länge beträgt 12“ 8%, des Schwanzes 17“. — Der Fundort 
iſt die Küſte der Bay von Offack auf der Inſel Waygiou (nordweſtlich von 
Neuguinea). 

86) Auri- 


eulata, obwohl Cuvier fie für une espece bien distinete erklärt. Der Pelz iſt bräunlich- 
grau, beſonders auf der Mitte des Rückens, wo man eine ſchwärzliche, hinten deutlicher mar— 
kirte Längslinie ſieht; Flecken von derſelben Farbe nehmen den Rücken und die Seiten ein. Die 
Oberſeite des Kopfs und der Schnautze ſind lebhaft falb; Kehle und Bruſt weiß, Bauch und 
Junenſeite der Beine graulich; der nackte Theil des Schwanzes roth. Länge 14“ Schwanz 12”, 
Heimath: Waygiou. 


Kuſu. 73 


BB) Auriculis prominulis , intus audis. 
5. Ph. cavifrons Temm. Der Kapul. 


Ph. Cuniculi magnitudine, alba aut rufescens, stria dorsali saturatiore; au- 
riculis prominulis, intus nudis. 


Phalangista cavifrons. TRUu. monogr. I. p. 17. tab. I. fig. 7 — 9, tab. 2. 
fig. 7 — 10 (Schädel). — Quor et GamakD zool. de P'Astrol. I. p. 104. 
tab. 17, 18. — Cuv. regn. anim. I. p. 182. 

Phalangista alba et ruf a. Gkorrr, collect. du mus. 

Phalangista rufa. Desmar, mamm. p. 266. — FR. Cuv. dict. des sc. nat. 
XXXIX. p. 414 mit Fig. 

Cuscus albus. Lesson zool. de la Coquille. I. p. 158. tab. 7. 

Didelphys orientalis. Pallas, Schreb. u. A. (theilw.). 

Coescoes. VaLENT. Ind. III. p. 272 mit ſchlechter Fig. 

Phalanger femelle. Burr. XIII. p. 92. tab. 10. 


Der Kapul unterſcheidet ſich von den vorhergehenden Arten durch ſeine 
vorragenden und innen kahlen Ohren. Das Stirnbein bildet eine, von den 
beiden Stirnleiſten eingefaßte Längsfurche. Die Männchen ſind, nach 
Temminck, ſelbſt ſchon in der früheſten Jugend, allenthalben völlig weiß, 
was bei den erwachſenen ins Gelbliche fällt. Die nackten Theile ſind weiß 
und ſchlagblau (livide) wie die Nägel; die Iris weißlich. — Die Weib— 
chen unterſcheiden ſich, nach Temminck, von den Männchen in allen Al⸗ 
tern. Ein Längsſtreif verläuft von der Stirne an längs der Mittellinie des 
Körpers bis gegen die Schwanzwurzel; dieſer Streif hat einen lebhaften 
Glanz und iſt dunkler als der übrige Pelz, gewöhnlich kaſtanienbraun. Der 
Pelz geht aus dem Fahlbraunen ins Haſelnußbraune oder Braungraue über; bei 
den Jungen iſt er roth oder röthlich, mit leichtem grauen oder weißlichen 
Anfluge. Die Unterſeite iſt in allen Altern weiß mit Lichtgrau gewäſſert; 
der nackte Theil des Schwanzes ift bei Alten gelblich, bei Jungen weißlich 1). 


1) Quoy und Gaimard beſchreiben 3 junge Individuen von Neu-Irland, die fie dem 
Schädelbau nach zu Ph. cavifrons rechnen, obwohl fie von den molukkiſchen Exemplaren, wie 
auch unter ſich abweichen. Das eine (auf ihrer tab. 17) mißt 11“, außerdem der Schwanz noch 
6% die Oberſeite iſt von rothgrauen Wollhaaren mit vielen langen braunen Stichelhaaren; vom 


Suppl. 3. 10 


74 Phalangista. 


Die Länge iſt, mit Inbegriff des Schwanzes 2“ 10“, ſelten 3/, wovon 
der Schwanz 14 — 15“ wegnimmt. Die Heimath iſt, nach Tem minck 
und Müller, Banda, Amboina und Timor, nach Leſſon, Quoy und 
Gaimard auch Neu-Irland, wo dieſe Art häufig zu bekommen iſt und 
den Namen Kapoune oder Kapoul führt. 


6) Trichurus (Trichosurus Less.) 


Cauda tota pilosa, subtus tantum stria longitudinali calva; auriculae pro- 


minentes. 


Der Schwanz iſt ganz behaart, nur in der hintern Hälfte der Unter⸗ 
ſeite iſt er von einem kahlen Längsſtreif durchzogen; die Ohren ragen frei 
hervor. Dieſe Abtheilung kommt nicht auf den Molukken vor, ſondern ge— 
hört Neuholland und Vandiemens-Land an, und führt gleich der erſten eine 
nächtliche Lebensweiſe. 


6. Ph. vulpina Suaw. Der Fuchs⸗Kuſu. 


Ph. Procyonis magnitudine, supra bruneo-cinerea, antrorsum fulvido-cana, 
0} 
subtus lutescens; auriculis elongatis, postice luteo nigroque pilosis; cauda villosa 


maximam partem nigra. 


Phalangista vulpina. Desmar. mamm. p.267.— Temm. monogr. I. p.5.— 
FR. Cuv. dict. des sc. nat. XXIX. p. 414. — Cuv. regn. anim. I. p. 183. — 
Gunn, ann. of nat. hist. I. p.102. — Gnirr. anim. kingd. III. p. 41 mit Fig. 

Didelphis vulpina. Suaw gen. zool. I. 2. p. 503. 

Didelphis lemurina. Suaw l. c. p. 487. tab. 110. 

Vulpine Opossum. PuıLıprs voy. p. 150. tab. 16. 

Wha Tapoa Roo. WIITE voy. p. 278 mit guter Fig. 


Naſenrücken an lauft längs der Mittellinie des Körpers ein ſchwarzer Strich bis zur Schwanz» 
wurzel. Die Unterſeite iſt ſchmutzig weiß, die Zehen braun, die Nägel weiß. — Ein anderes 
Exemplar (tab. 18) 113“ lang, der Schwanz 8“, iſt lebhafter roth, die Stichelhaare find braun 
mit licht rothen Soitzen; der Rückenſtreif fehlt. Der Unterleib iſt viel heller roth. — Ein dtes 
Exemplar, ein Männchen, von 113“ Körper- und 9“ Schwanzlänge iſt roth, ohne ſchwarze 
Rückenlinie, der Naſenrücken braun. 


Kuſu. 75 


Die Größe iſt die unſerer größten Wildkatzen; der Leib ſehr lang ge⸗ 
ſtreckt. Die Ohren ſind anſehnlich lang, zugeſpitzt, innen nackt, außen mit 
Pelz bekleidet, nur der Rand bleibt etwas frei. Die Schnautze iſt zugeſpitzt, 
die Oberlippe weit geſpalten. Der Schwanz iſt merklich kürzer als der Kör⸗ 
per, mit langen Haaren bis gegen ſein Ende buſchig bedeckt, wodurch er 
ſich ſehr von dem der nachfolgenden Art unterſcheidet; die hintere Hälfte der 
Unterſeite iſt von einem kahlen Streif durchzogen. Der Pelz iſt dicht, kraus, 
mit wenig Stichelhaaren. Die Farbe?) deſſelben iſt auf der Oberſeite im 
Allgemeinen bräunlichgrau mit röthlichfalben Tönen, doch iſt ſie nicht gleich⸗ 
förmig, ſondern zeigt verſchiedene Nüancen. Die Wollhaare, welche die 
Hauptſache des Pelzes ausmachen, ſind an der Wurzel graulich, dann dem 
größten Theil ihrer Länge nach roſt- oder fahlröthlich mit glänzenden licht— 
grauen Spitzen; darunter ſind ſchwarze Stichelhaare eingemengt. Die Fär⸗ 
bung fällt gewöhnlich an den vordern Theilen mehr ins Falbe, während der 
Rücken, wegen der vielen Stichelhaare, am meiſten ins Schwarze zieht. 
Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt licht ockergelb, der Un⸗ 
terhals und die Bruſt meiſt roftroth. Die Außenſeite der Beine iſt etwas 
dunkler gefärbt als die Seiten; die Behaarung der Zehen iſt dunkelbraun, 
die Krallen horngelblich. Der Schnautzenrücken, die Unterlippe, der Augen⸗ 
kreis und die Schnurren ſind ſchwarz. Die Behaarung der Ohren auf ihrer 
Rückſeite iſt längs des äußern Randes und der Spitze ockergelblich, längs 
des innern ſchwarzbraun. Der Schwanz hat an der Wurzel die Farbe des 
Rückens, dem größten Theil nach aber iſt er ganz ſchwarz. — Die Länge 
unſers größten Exemplares iſt 179“, der Schweifrübe 17 1% ; Temminck 
hat ein noch größeres zu 2/ Körper- und 175“ Schwanzlänge ausgemeſſen. — 
Halbwüchſige Individuen, wie ſich ſolcher zwei in der hieſigen Samm⸗ 
lung finden, ſind licht aſchgrau, durch die Stichelhaare etwas ſchwarz me⸗ 
lirt; Unterſeite nebſt den Pfoten und dem größten Theil des Geſichts ocker— 
gelblich; die Schnautzen- und Schwanzſpitze bleiben ſchwarz. — Die Hei: 
math iſt Neuholland und Vandiemensland 3), woſelbſt er gemein iſt. 


2) Gunn erwähnt, daß er zweimal Gelegenheit hatte, weiße Individuen zu ſehen, die wohl 
Albinos ſeyn mochten. 
3) Temminck führt auch noch Sumatra an, was irrig iſt. Ueber die Lebensweiſe dieſer 


10 * 


76 Phalangista. 


7. Ph. felina Waen. Der Katzen-⸗Kuſu. 


Ph. vulpinae magnitudine, supra et infra splendide ferrugineo-rufa, supra 
nigro - intermixta; auriculis postice, labiis pedibusque nigricantibus; cauda cylindri- 
co -villosa, aterrima. 


Vor kurzer Zeit hat die Sammlung ein großes männliches Exemplar 

eines Kuſus erkauft, das zu keiner der vorhandenen Beſchreibungen paßt. 
Der Kopf iſt kurz und ſpitz zulaufend; die Ohren lang, oval, innen nackt, 
außen dicht behaart, wobei jedoch die Spitze frei bleibt. Der Schwanz iſt 
kürzer als der Körper, cylindriſch bis gegen ſeine Ende, und dick buſchig 
behaart; blos in der hintern Hälfte der Unterſeite iſt ein langer nackter 
Streifen ). Die Behaarung iſt weich, nur wenig gekräuſelt, aber außer: 
ordentlich dicht, auf dem Rücken mit vielen längern Stichelhaaren, die an 
den Seiten ſparſamer werden, unten ganz fehlen. Die Farbe iſt ein ſchö— 
nes glänzendes Roſtroth, was auf der Oberſeite durch die längern ſchwar— 
zen Stichelhaare ſchattirt wird; dieſe ſind an den Seiten nur vereinzelt, 
längs des Rückgraths aber ſtehen ſie gedrängt, und breiten ſich auf dem 
Kreuz immer mehr aus, ſo daß hier die ſchwarze Farbe vorherrſcht. Auch 
auf der Außenſeite der Hinterbeine ſind, zumal auf dem hintern Theil, viele 
ſchwarze Haare eingemengt, während ſie ſich auf den Vorderbeinen höchſt 
ſpärlich finden. Auf der Unterſeite iſt ohnedieß die roſtrothe Färbung faſt 
einförmig. Der Kopf iſt lichter roſtroth und ſchwarz melirt; der Augenkreis, 
die Lippen, die Behaarung auf der Rückſeite der Ohren und auf den Zehen 
iſt ſchwarzbraun; die Nägel licht gelblich. Die Schnurren und der Schwanz 
ſind glänzend kohlſchwarz. Auf der Kruppe findet ſich ein ſchmaler länglicher 
Fleck, der aus lauter (ihrer ganzen Länge nach) graulichweißen Haaren be⸗ 
fteht. — Die Länge iſt 179“, der Schweifrübe 17 34“, der Ohren 2“ 
2, — Als Heimath iſt Neuholland genannt. 
Art und der Ph. Cookii (Ph. viverrina Ogilb.) bemerkt Gunn, daß die Thiere in der 
Dämmerung aus den Baumhöhlen vorkommen, in welchen ſie des Tags über ſchlafen. Ein oder 
zwei Stunden nach Sonnenuntergang ſieht man ſie eifrig beſchäftigt, das Laub verſchiedener Arten 
von Eucalyptus zu verzehren. Baumgärten auf dem Lande haben von ihnen zuweilen zu lei— 
den, indem ſie die Blätter und jungen Triebe abfreſſen. 4) Von den kleinen auomalen Lücken⸗ 
zähnen iſt oben nur einer, unter gar keiner vorhanden. 


Kuſu. 1 


8. Ph. fuliginosa Ocız. Der rußbraune Kuſu. 


Ph. vulpinae magnitudine, supra et infra fuliginoso-fusca; cauda longa, 
villosa, nigra. 


Phalangista fuliginosa. Ocıre. proceed. I. (1830 — 31) p. 135. 


Nach einem lebenden Exemplare, das von Sidney gebracht worden ſeyn 
ſoll, giebt Ogilby folgende Beſchreibung. „Größe und Verhältniſſe ſind 
die von Ph. vulpina; die Ohren ſind ebenfalls von ähnlicher Form und 
Größe, außen behaart, innen nackt. Die Farbe iſt einförmig dunkel ruß— 
braun (dark sooty- brown) über alle Theile des Kopfs und Leibes, ſelbſt 
den Unterleib und die Innenſeite der Schenkel nicht ausgenommen. Das 
Haar iſt gekraust, aber weder ſo fein, noch ſo dicht wie bei Ph. vulpina. 
Der Schwanz iſt lang, ſchwarz und ziemlich buſchig; der nackte Schlitz un— 
terwärts, wie die Naſe und nackten Sohlen, ſind licht fleiſchfarben. Die 
Schnurren find lang, ſteif und ſchwarz“ ). 


9. Ph. xanthopus Ocı.z. Der gelbfüßige Kuſu. 


Ph. vulpinae magnitudine, supra cineracea, nigro- induta, subtus flavido- 


alba, pedibus fulvis; cauda villosa, dorso concolore, apice alba. 


Phalangista xanthopus. OcıLBy, proceed. I. (1830 — 31) p. 135. 


„Die obern Theile find bläulich afchfarben, mit ſchwarzem Anflug, der 
hauptſächlich am Kopf und Augen vorwaltet; die Unterſeite iſt gelblichweiß. 
Die Ohrwurzel iſt von derſelben Farbe wie die Oberſeite, aber die Spitze 
der Ohren iſt weiß wie bei Ph. vulpina. Der Schwanz iſt an der Wur⸗ 
zel aſchfarben, in der Mitte dunkelbraun und in den letzten 2 rein weiß. 
Die Gliedmaſſen ſind auf der Außenſeite von der Farbe des Leibes, die Füße 
aber find dunkelgelb ((dun- yellow). Dieſe Art gleicht der Ph. Cookii, 
indem der Schwanz weiß zugeſpitzt iſt; in allen andern Beziehungen aber iſt 
ſie am meiſten mit Ph. vulpina verwandt. Ihre Größe, Verhältniſſe und 


5) Zweifelhaft zählt Gray (ann. of nat. hist. I. p. 102 u. 107) ein Exemplar hieher, 
deſſen „Rücken und Schwanz ſchwarz; Seiten bräunlich; Unterhals, Bruſt und Bauch gelblich⸗ 
braun; Unterſeite der Schwanzſpitze kahl; Iris röthlichbraun.“ Wird jo groß als Ph. vulpina 
und kommt auf Vandiemensland vor. 


78 Phalangista. 


Habitus find wie bei letzterer Art, und die Ohren insbeſondere find lang 
und elliptiſch, während fie bei Ph. Cookii kurz und halbkreisförmig find. 
Der Schwanz iſt auch verhältnißmäßig viel kürzer als bei dieſer, und an— 
ſtatt mit ſehr kurzen anliegenden Haaren beſetzt zu ſeyn, iſt er rauh und bu— 
ſchig wie bei Ph. vulpina und fuliginosa.“ — Die Heimath iſt nicht 
angegeben. 

10. Ph. canin a Ocı.z. Der Hunds⸗Kuſu. 


Ph. vulpinae magnitudine, supra fusca, subtus einerascens, flavido - induta; 
auriculis brevibus, rotundis, extus coffeaceis; pedibus fuscis; cauda villosa nigra. 


Phalangista canina. OcıLey, proceed. III. p. 191. 


„In Größe und Verhältniſſen der Ph. vulpina, fuliginosa und xan- 
thopus ähnlich, unterſcheidet ſich von ihnen aber leicht durch die geringe 
Größe und runde Form der Ohren, ſo wie durch die Farbenvertheilung. 
Alle obern Theile, Kopf, Wangen, Rücken, Seiten und Außenſeite der Arme 
und Schenkel ſind einförmig geſprenkelt (grizzled) braun; Gurgel, Bruſt, 
Bauch und Innenſeite der Beine ſchmutzig aſchgrau, mit ſchwachem gelben 
Anfluge. Die Ohren ſind nur 1“ lang und ohngefähr eben ſo breit, alſo 
nur wenig über die Hälfte von Ph. vulpina; innen ſind ſie nackt, aber 
außen mit dunkel kaffefarbigen Haaren beſetzt. Naſe und Pfoten, die vor— 
dern wie die hintern, ſind dunkelbraun; der Schwanz iſt buſchig und ganz 
ſchwarz, mit Ausnahme von 2“ an der Wurzel, welche die Rückenfarbe hat. 
Alle dieſe Umſtände unterſcheiden die gegenwärtige Art von Ph. vulpina, 
mit der ſie allein verwechſelt werden könnte, bei welcher aber die Hinterſeite 
der Ohren, die Wangen und Pfoten gelblichweiß ſind, während die ſchwarze 
Farbe nur die letzte Schwanzhälfte einnimmt. Beide Thiere haben lange 
ſchwarze Schnurren und einen Büſchel ähnlicher ſteifer Haare an den Wan— 
gen, ohngefähr 1“ unter und hinter den Augen. Der Körper mißt 2“, der 
Schwanz 132 Zoll.“ — Die Heimath iſt jenſeits des Hunter-Flußes, 
ohngefähr 80 engl. Meilen von Sydney in Neu-Südwallis. 


1I. Ph. Cookii Cuv. Der weißſchwänzige Kuſu. Tab. CLV. B. 


Pb. supra bruneo-cinerascens, subtus alba, cauda nigricante albo-terminata, 


auriculae rotundatae, extus pilosae, 


Kuſu. 79 


Phalangista Cookii. Cov. regn. anim. I. p. 183. — Desmar. mamm. p. 268.— 
Tenum. monogr. I. p. 7. 
White tailed opossum, Snaw gen. zool. I. 2. p. 504. 
Var. a) saturate cinereo- brunea; e terra Van Diemen. 
Phalangista viverrina. OcıLe. proceed. V. p. 131; ann. of. nat. hist. I. p. 218. 
Phalangista Cookii. GraY, ann. of nat. hist. I. p. 107 u. 294. 
Opossum. Cook last (III) voy. I. p. 108. tab. I. 
Var. b) lateribus artubusque extus splendide rufis; e Nova Hollandia. 
Phalangista Banksii. Gray ann. of nat. list. I. p. 107. 
Phalangista Cookii. OcllLB. proceed. V. p. 131. — Lesson, ann. des sc. 
nat. XVI. p. 282. tab. 12. 
2 Balantia Cookii. Kuhl, Beitr. S. 63. 
Opossum. Hawkespy voy. II. p. 586. 
New Holland Opossum. Prnn. quadr. II. p. 25. 


Gemeinſame Merkmale find: die Größe iſt die eines Iltiſſes und dar⸗ 
unter; die Ohren ſind vorſtehend, rundlich, außen dicht filzig behaart, innen 
nur mit feinen anliegenden Härchen beſetzt. An den Vorderfüßen iſt Iſte 
und 2te Zehe den 3 andern etwas entgegen ſetzbar, weshalb Ogilby für 
dieſe Art die Gattung Pseudocheirus errichtet wiſſen wollte. Der Schwanz 
iſt faſt ſo lang als der Körper, ſpitzt ſich allmählig nach hinten zu, hat an 
der Wurzel die weiche Behaarung des Rückens, welche bald aufhört und 
ſtarrern kürzern Haaren Platz macht; auf der hintern Hälfte der Unterſeite 
iſt ein kahler Längsſtreif. Der knöcherne Gaumen, welcher bei andern Ar— 
ten durch die großen Gaumenlöcher beträchtlich verkürzt iſt, zeigt hier im 
Gegentheil eine große Ausdehnung und iſt nach allen Richtungen concav. 
Zähne ſind 40 vorfindlich, indem von den kleinen anomalen Lückenzähnchen 
jederſeits 2 vorhanden find. In der Färbung iſt die Uebereinſtimmung, daß 
die Oberſeite bräunlichgrau, die Unterſeite weiß, der Schwanz anfänglich von 
Rückenfarbe, dann ſchwärzlich, im letzten Drittel oder darüber abgeſchnitten 
weiß iſt. 

Ogilby und Gray haben neuerlich die weißſchwänzigen Kuſus von 
Vandiemensland und die von Neuholland für zwei verſchiedene Arten erklärt. 
Anſtatt ſich aber miteinander deshalb herum zu ſtreiten, wäre es beſſer ge— 
weſen, wenn ſie die unterſcheidenden Merkmale klar auseinander geſetzt häts 


80 Phalangista. 


ten, zumal da fie über die Synonymie nicht einverftanden find, wie denn z. 
B. Temminck's und Cuvier's Beſchreibung von Gray auf die Indivi— 
duen von Vandiemensland, von Ogilby dagegen auf die von Neuholland 
bezogen wird. Ihre übrigen Citate ſind aber ebenfalls unzureichend, um ſich 
die Differenz zwiſchen den beiden angeblichen Arten klar zu machen, und auf 
die einzig guten Abbildungen, welche vorhanden ſind, die meinige und die 
von Leſſon, iſt von ihnen gar keine Rückſicht genommen. Es liegt blos 
von O gilby die kurze Notiz vor, daß feine Ph. viverrina von Cookii 
ſich unterſcheide „durch ihre größere Geſtalt, dunkel aſchbraune Farbe und 
weiße Ohren, und durch die Abweſenheit der hellrothen Färbung, welche bei 
dieſer Art an Unterhals, Seiten und Gliedmaſſen fo augenfällig iſt.“ Hier— 
aus möchte man allerdings ſchließen, daß, mit Ausnahme der von Cook 
gegebenen Notiz, die übrigen Beſchreibungen und Abbildungen von neu— 
holländiſchen Exemplaren genommen find, alſo die Ph. Cookii Ogilb. 
(Ph. Banksii Gray) darſtellen). Die Charakteriſtik von Des ma— 


reſt 


6) Die hieſige Sammlung beſitzt 2 Exemplare: ein erwachſenes und ein jüngeres. Das er⸗ 
wachſene Exemplar (tab. 155 B), deſſen Körper nach der Krümmung 13“, der Schwanz 123“ 
mißt, iſt auf der Oberſeite licht aſchgrau, auf dem Rücken mit hell roſtbräunlichem Anfluge, in⸗ 
dem hier die ſchiefergrauen Wollhaare nach oben hell roſtbräunlich ſind mit lichten glänzenden 
Spitzen. Die Unterſeite iſt weiß, hie und da mit gelblichem Aufluge. Beide Farben ſcheidet ein 
matter, ſchmaler, roſtröthlicher Streif, der hinter den Wangen beginnt und längs der Hals- und 
Rumpfſeiten fortläuft; ein lebhafteres Roſtfalb überzieht die Außenſeite der Vorder- und Hin— 
terbeine bis hinab zur Fußwurzel und färbt auch die Aftergegend und die Unterſeite der Schwanz— 
wurzel. Die Augen liegen in einem roſtbraunen Ringe, der ſich vorwärts weiter ausdehnt. Der 
Naſenrücken fällt ins Lichtgraue; auf den Wangen ſteht ein verloſchuer weißlicher Fleck. Die 
Ohren find innen nackt, auf der Hinterſeite mit langen weichen Haaren beſetzt, die größtentheils 
roſtbräunlich find, gegen die Wurzel und den Innenrand ins Schwärzliche fallen, am Außenrand 
aber als ein langer weißlicher Flockenbeſatz bis unter die Wurzel ſich herabziehen. Die Schnurren 
ſind ſchwarzz die Behaarung der Hinterzehen iſt gelblichweiß, die der vordern mehr licht roſtgelb— 
lich; die Krallen find gelblichweiß. Der Schwanz iſt anfangs von der Rückenfarbe, aber mit viel 
roſtbräunlicher Beimiſchung, wird daun braunſchwarz und iſt am Ende gegen 5“ weiß. 

Das zweite Exemplar, das noch nicht 8“ mißt, alſo nicht erwachſen iſt, hat auf der Dber- 
ſeite eine trübere Farbe, während die Unterſeite rein weiß iſt. Auf der Außenſeite der Beine und 
an den Hals- und Leibesſeiten iſt nur ein ſchwacher ſchmutzig roſtbräunlicher Anflug; der Augen— 
kreis allein iſt deutlicher roſtfarben. Die Behaarung der Ohren wie bei vorigem Exemplar; aber 


Kuſu. 81 


reft!) allein mag großentheils auf ein Exemplar von Vandiemens⸗Land be: 
gründet ſeyn. 


Die Heimath iſt ſchon angegeben; Gunn ſagt, daß dieſe Thiere um 
Launceſton auf Vandiemensland gemein ſeyen. 


12. Ph. melanura Waen. Der ſchwarzſchwänzige Kuſu. 


Ph. praecedentis fere magnitudine, supra einerea, subtus e lutescente albida; 
cauda nigra, corpore breviore. 


Phalanger de Cook. Fr. Cuv. mamm. III. Iivr. 45. 


Fr. Cuvier betrachtet dieſen Kuſu, von dem er ein lebendes Indivi⸗ 
duum vor ſich hatte, als identiſch mit unſerer Ph. Cookii. Er unterſcheidet 
ſich jedoch von letzterer nicht nur durch den Mangel der rothen Färbung an 
den Seiten und Beinen, ſondern hauptſächlich durch ſeinen ſchwarzen und 
dabei kürzern Schwanz; auch ſcheint es nach der Zeichnung — der Text 
fagt hierüber nichts — als ob die Ohren nackt, oder höchſtens auf der Außen: 
ſeite dünn angeflogen ſeyen, der weiße Haarflocken am Grunde der Ohren 
iſt jedenfalls nicht vorhanden. Uebrigens iſt der Pelz oben und an der 
Schwanzwurzel aſchgrau, die untern Theile gelblichweiß, was auf dem Un⸗ 
terleib und den Wangenſeiten etwas dunkler iſt; an der Bruſt findet ſich 
eine braune Längsbinde; die nackten Theile find fleiſchfarben. Die Pu- 
pille iſt rund, ſchließt ſich aber bei hellem Lichte. Die Länge iſt 17, des 
Schwanzes 9. 


der weiße Haarbüſchel an der Wurzel iſt augenfaͤlliger, weil er rein weiß iſt. Die Schwanzſpitze 
iſt auf beinahe 33“ weiß. Die geringe Intenſität des Rothen an dieſem Individuum kann nicht 
als Eigenthümlichkeit des Jugendſtandes angeſehen werden, da Leſſon ein junges Exemplar ab⸗ 
bildet, an welchem das Roth an Beinen und den Seiten noch lebhafter, auf letzteren auch brei⸗ 
ter ausgedehnt als bei unſerem alten Exemplar ift. 


7) Seine Beſchreibung eines Maͤunchen von 15“ Körperlänge thut keiner Erwähnung einer 
rothen Färbung. Die Oberſeite und die Behaarung der Ohren wird gris-roussatres genannt. 
Von einem kleineren und ſeiner Meinung nach jüngeren Exemplare bemerkt er dagegen ausdrück⸗ 
lich, daß der Augenkreis, die Vorderpfoten und die Seiten find „teints de roux“, 


Suppl. 3. 11 


82 Phalangista.. 


2 12. a. Ph. Bougainvillei Cov. Der weißohrige Kuſu. 


Ph. Sciuri magnitudine, supra cinerea, subtus alba, cauda postice nigra, au- 
ricularum dimidio posteriori albo. 


Phalanger de Bougainville. Cuv. regn, anim. I. p. 183. 


Cuvier bezeichnet dieſen Kuſu als eine neue, durch Bougainville 
von ſeiner letzten Reiſe mitgebrachte Art: „Größe des Eichhörnchens, oben 
aſchgrau, unten weiß, die hintere Schwanzhälfte ſchwarz und die hintere 
Ohrhälfte weiß.“ — Ich würde dieſen Kuſu unbedenklich für den von Fr. 
Cuvier beſchriebenen Ph. de Cook halten, wenn ich nicht von dieſem voraus⸗ 
ſetzen müßte, daß ſeine Ohren unbehaart wären. 


13. Pb. gliriformis Bei, Der Bilch⸗Kuſu. 
Ph. Mus car dino paululum major, supra cinerea, rabello-bruneo lavata, sub- 


tus flavido- albida, auriculis magnis nudis, eauda longitudine corporis, dorso con- 
colore. 


Phalangista gliriformis. Ber, transact. of the Linn. sec. XVI. p. 121. 
tab. 13 u. 14. 


Die Original-Beſchreibung, nach 2 lebenden weiblichen Individuen ent— 
worfen, lautet? Form der Haſelmaus, aber größer und breiter und mehr 
niedergedrückt. Die Augen find groß, vorragend und ſchwarz; die Lippen 
weißbehaart, die Schnurren ſchwarz; die Ohren beträchtlich groß, ganz nackt, 
ſo daß nicht einmal mit der Loupe Härchen entdeckt werden können, und 
mausfarbig. Der Leib iſt auffallend flach und breit, und mit ſehr weichem 
und dichtem Pelz bekleidet; die Haare deſſelben find grau mit röthlichbrau⸗ 
nen Spitzen, was einen röthlichgrauen Ton giebt. Die Unterſeite iſt blaß 
gelblichgrau, wobei das Gelbe an den Seiten, namentlich an der Gurgel, 
vorherrſcht. Das Geſicht iſt auch gelblich; der Scheitel und das Hinterhaupt 
haben die Rückenfarbe; die Augen liegen in einem ſchwarzen Ring. Die 
Ohren ſind von einem dunklen Ringe theilweiſe umgeben, der hinter jedem 
durch einen weißen Flecken unterbrochen iſt. Die Haut der Seiten iſt bis 
zur Hand- und Fußwurzel ausgedehnt, was den Uebergang zu den Flug⸗ 
beutlern einleitet. Der Schwanz hat die Farbe der Oberſeite, iſt an der 


Kuſu. 83 


Wurzel ſehr breit, ſpitzt ſich allmählig zu, iſt behaart, am Ende der Unter⸗ 
ſeite mit 2“ langem nackten Streif ). 


SIERT PP dd 
Sein deten none Ohrbreite, gedehnt 0 3 
Schwanz 8 Breite der Schwanzwurzel .. 0 6 
Breite zwiſchen den Ohren. 0 9 — 1“ davon entfernt 0 3 


N Beide Weibchen hatten 4 Zitzen, und das eine von ihnen war ſchon 
trächtig geweſen?). Als Heimath iſt Neuholland angegeben. In ihrer 
Lebensweiſe gleichen ſie ſehr den Haſelmäuſen, freſſen Nüſſe und ähnliche 
Sachen, welche ſie mit den Vorderfüßen zum Mund bringen und wobei ſie 
ſich auf die Hintertheile ſetzen. Während des ganzen Tages ſchlafen ſie, bei 
Nachtzeit aber ſind ſie ſehr lebhaft, und bedienen ſich beim Klettern ihres 
Greifſchwanzes. Sie ſind vollkommen harmlos, laſſen ſich anfaſſen, ohne 
zu beißen, zeigen jedoch keine Anhänglichkeit an eine Perſon 10). 


8) Daß das Gebiß nur 3 ächte Backenzähne aufzuweiſen hat, iſt ſchon erwähnt worden. 
9) Die hieſige Sammlung beſitzt ein Exemplar, das in allen Stücken mit dem von Bell 
beſchriebenen übereinkommt, nur daß es etwas kleiner iſt (die Länge von der Schnautzenſpitze bis 
zur Schwanzwurzel beträgt 3“ 4), und etwas in der Färbung des Rückens und in der Ohr- 
form abweicht. Die Haare der Oberſeite nämlich haben bloß rußbräunliche Spitzen ohne röthliche 
Beimiſchung und ſind mit vielen längern Stichelhaaren untermengt, die lichte Spitzen haben und 
weit den Wollpelz überragen, deſſen Haare dem größten Theil ihrer Länge nach ſchieferfarben 
find, von welcher Färbung man jedoch äußerlich nichts ſieht. Die Ohren find opal, länger als 
breit (7° lang und nicht ganz 5“ breit); ihre Form ſtimmt mit der in der Abbildung überein, 
nach welcher ſie mehr geſtreckt wären. Sollte vielleicht in Bell's Längenangaben ein Fehler 
liegen? Seine Abbildung wie ſeine Angabe: ears of considerable size laſſen es vermuthen. 
Indeß es beſteht noch eine andere Differenz. Bell nennt die Ohren abſolut nackt; an unſerem 
Exemplare zeigt die Rückſeite gegen den Innenrand ganz feine anliegende Haͤrchen. Ich halte 
jedoch dieſe Differenzen nicht für erheblich genug, um unſer Exemplar von der Ph. gliriformis auszuſchlie⸗ 
ßen. 10) Noch iſt eine Ph. nana Geoff r. (Des m. mamm. p. 268; Temm. monogr. I. p. 9) 
aufgeführt, die nur nach dem einzigen, von Peron auf der Inſel Maria (in der Nähe von 
Vandiemensland) aufgefundenen Exemplare gekannt iſt, deren Gebiß aber noch nicht unterſucht 
iſt, daher man auch nicht weiß, ob man ein junges oder ein altes Thier vor ſich hat. Die Länge 
iſt 23“, des Schwanzes ebenſo. Die Farbe iſt oben grau, mit röthlichem Anfluge, die Oberlippe 
iſt weiß garnirt, die Augen ſind braun eingefaßt, die Unterſeite iſt weiß; die Ohren ziemlich kurz, 
abgerundet und mit Haaren bedeckt. Dieſe Beſchreibung der Ohren paßt weder auf mein, noch 
auf Bells Exemplar von Ph. gliriformis. 


1 


84 Petaurus. 


X. PETAURUS. Der Flugbeutler. 


Pedes ambulatorii 5 dactyli, posteriores pollice distineto di- 
gitisque secundo et tertio coadunatis; cauda elongata villosa laxa; 
patagium inter artus expansum. 


Die Flugbeutler (Petaurus Shaw, Petaurista Desmar., Pha- 
langista III.) unterſcheiden ſich von den Kuſus dadurch, daß ihre Seiten: 
haut zwiſchen den Gliedmaſſen zu einer Flughaut ausgedehnt iſt, welche, 
wie bei den Flughörnchen, als Fallſchirm dient, und daß ferner der Schwanz 
ganz behaart und nicht greifend iſt. Die Fußbildung iſt dieſelbe wie bei den 
Kuſus; der Pelz ſehr weich und fein. 

Das Gebiß !) iſt nach demſelben Typus wie bei den Kuſus gebaut, 
und in der Anzahl der Zähne iſt eben ſo wenig Beſtändigkeit als bei dieſer 
Gattung, indem die Zahl der Lückenzähne eben ſo veränderlich iſt. Wie 
bei den Kuſus kann man im Gebiße 3 Hauptverfchiedenheiten auffinden, welche 
Waterhouſe zur Aufſtellung von 3 Untergattungen veranlaßt hat, die ich 
zur Sonderung der Arten benütze, und bei dieſen dann näher die Differen— 
zen des Gebißes bezeichne. 

Der Schädel zeigt im Weſentlichen ähnliche Verhältniſſe wie bei den 
Kuſus, doch iſt er hinten breiter, und die Scheitelleiſten (wenigſtens bei 
P. sciureus und pygmaeus) ſtoßen nicht zuſammen. Der knöcherne Gau: 
men hat bald eine enorme Ausdehnung, bald iſt er durch die großen hintern 
Gaumenlöcher beträchtlich verkleinert. — Der innere Bau iſt wie bei den 
Kuſus beſchaffen. 

Die Heimath der Flugbeutler hat nicht die große Ausdehnung wie bei den 
Kuſus, indem ſie weder auf den Molukken, noch auf Vandiemensland vor— 
kommen; ſie ſind auf Neu-Guinea und Neuholland beſchränkt. In ihrer 
Lebensweiſe verhalten ſie ſich wie die Kuſus, doch können ſie mit ihrem 
Schwanz nicht greifen, haben aber für dieſen Mangel einigen Erſatz an der 
Flughaut, die ihnen das Herabſpringen erleichtert, indem ſie wie ein Fall— 
ſchirm Dienſte thut. 


11) Vgl. Owen (transact. of the zool. soc. II. 4. p. 324) und Waterhouſe (pro- 
ceed. VI. p. 149). 


Flugbeutler. 3 


«) Petaurista (Petaurus War.). 


Cauda undique villosa, dentes canini 4, molares spurii 2, molares veri 4. 


Der Schwanz ift wie bei der folgenden Abtheilung ringsum gleichmäßig 
behaart; die Verſchiedenheit beider Gruppen liegt im Zahn- und Schädelbau. 

Zähne 12) find im Ganzen 34 vorhanden, nämlich ? Schneide-, 5 
Eck⸗, 3 Lücken⸗ und 4 ächte Backenzähne; ihre Form kommt faft ganz mit 
der von Phalangista Cookii überein. Im Oberkiefer ſind die 2 vordern 
Schneidezähne wie gewöhnlich viel größer als die ſeitlichen; der Eckzahn iſt 
abgerückt, klein und überragt nicht den hintern Lückenzahn. Der Iſte Lük⸗ 
kenzahn iſt vom Eck- und den folgenden Zähnen abgerückt und ſehr klein. 
Die beiden hintern Lückenzähne bilden mit den ächten Backenzähnen eine fort— 
laufende Reihe und haben deren Höhe; ſie ſind an der Wurzel breit und an 
der Spitze zuſammengedrückt. Die ächten Backenzähne ſind viereckig, viel 
länger als breit und mit 4 ſcharfkantigen Höckern beſetzt; der hinterſte hat 
nur 3 Höcker. — Im Unterkiefer ſtehen nur 5 Backenzähne in einer Reihe, 
von welchen der vorderſte der Lückenzahn, die 4 andern ächte Backenzähne 
ſind, welche den obern gleichen, nur daß ſie ſchmäler ſind und der letzte 
auch vierhöckerig iſt. Zwiſchen dem Lücken- und dem großen Schneidezahn 
finden ſich keine andern Zähne, ſo daß alſo die untern Eckzähne, die ohne— 
dieß bei den Phalangern nur rudimentär find, hier ganz abgehen 8). So 
iſt das Gebiß von P. taguanoides; Waterhouſe vermuthet, daß ſich 
das von P. macrurus eben fo verhalten werde. 


Der Schädel unterſcheidet ſich, nach Waterhouſe, von dem der 
nächſten Abtheilung (Belideus) dadurch, daß er ſchmäler, zwiſchen den 
Augenhöhlen mehr ausgehöhlt und der horizontale Theil des Gaumenbeins 
fehlend iſt. 


12) Fr. Cupier hat auf tab. 40 (dents des mamm. p. 128) das Gebiß von P. tagua- 
noides abgebildet. 

13) Fr. Cuvier erwähnt zwar in ſeiner Beſchreibung zweier kleiner Lückenzähne, die indeß 
in der Abbildung fehlen, fo daß er die Beſchreibung nicht nach P. taguanoides entworfen haben 
kann, ſondern vielleicht nach Phalangista Cookli, die eines von ihren kleinen Zähnchen bereits 
verloren hatte. 


86 Petaurus. 


1. P. taguanoides Grorrr. Der große Flugbeutler. Tab. CXLIV. B. 


P. Galeopitheci magnitudine, supra nigro- fuscus aut dilute fuscus, subtus 
albidus, auriculis postice pilosis, cauda villosa. 


Petaurus taguanoides. Dzsuan. nouy. dict. XXV. p. 400. — Fr. Cov. 
diet. des sc. nat. XXXIX. — Cuv. regn. anim. I. p. 184. — Ggirr. anim. 
kingd. III. p. 44. mit Fig. 

Petaurista taguanoides. Desmar. mamm. p. 269. 

Phalangista Petaurus. Schreb. III. tab. 144B. 

Didelphis Petaurus. Suaw gen. zool. I. 2. p. 496. tab. 112. 

Hepoona Roo. Wurz journ. p. 288. 

Black flying Opossum. Phıtırr voy. p. 279. fig. 5. 


Die größeſte Art, von langer und ungemein weicher Behaarung. Der 
Kopf iſt klein, die Schnautze kurz und ſcharf zugeſpitzt; die Ohren beträcht— 
lich lang, oval, innen kahl, außen mit langen weichen Haaren bedeckt; der 
Schwanz ſehr buſchig. Die Färbung iſt ſehr veränderlich. Häufig iſt die 
Oberſeite und der Schwanz, wie am hieſigen Exemplare, bräunlichſchwarz, 
was am Nacken und an den Füßen am dunkelſten, an den Seiten mit vie— 
len hellgrauen Haarſpitzen verſehen, an der Schwanzwurzel ringsum weiß— 
lichgrau iſt, während die ganze Unterſeite ſchön weiß iſt und ein ſchmutzig 
weißlicher Flocken an der untern Hälfte des äußern Ohrrandes ſich findet; 
die übrige Ohrbehaarung iſt ſchwärzlich. An andern Exemplaren zeigt das 
Braune verſchiedene Schattirungen, auch giebt es gefleckte und ganz weiße 
Individuen. — Die Länge des hieſigen Exemplares iſt 133“, des Schwan: 
zes faſt eben fo viel, der Ohren 1“ 8%. Desmareſt giebt die Länge auf 
178%, des Schwanzes auf 176“ an. — Die Heimath iſt Neuholland, 
wo dieſer Flugbeutler in den Umgebungen von Sidney und den blauen Bergen 
häufig iſt. 


2. P. macrurus Snaw. Der langſchwänzige Flugbeutler. 


P. Muris decumani magnitudine, supra fusco-cinereus, subtus albidus, 
cauda longissima attenuata nigra. 


Petaurus macrurus. Desmar, nouv. dict. XXV. p.402. — Fr. Cuv. diet. 
des sc. nat, XXXIX. p.418. — Cov. regn. anim. I. p. 184- 


Flugbeutler. 87 


Petaurista macrura. DksmaR. mamm. p. 269; enc. method. tab. suppl. 8. 
fig. 4. j 

Didelphis macrura, Suaw gen. zool. I. 2. p. 500. tab. 113; new Holl. zool. 
p- 33. tab. 12. 


Nach Fr. Cuvier's 14) Angabe gehört dieſe Art hieher. Shaw, der 
fie zuerſt nach einem von White mitgebrachten Felle beſchreibt, jagt: „die 
Größe iſt die einer ſchwarzen Ratte, die Farbe oben dunkel oder bräunlich⸗ 
grau, unten weißlich. Kopf und Hals ebenfalls weißlich, aber ein dunkler 
Streif verläuft längs des Scheitels bis zur Naſe; die Ohren ſind weißlich, 
mäßig groß und ſchwach gerundet. Die obern Theile der Vorderfüße ſind 
weißlich; die hintere Hälfte des Schwanzes iſt dunkler ſchwarz als die vor⸗ 
dere.“ Die Heimath iſt Neuholland 13). 


3. P. Peronii Drsmar. Der rauhfüßige Flugbeutler. 
PF. Sciuri magnitudine, supra fuscus, subtus albidus; cauda fusca, apice alba. 


Petaurista Peronii. Desmar. mamm. p. 270. 
Petaurus Peronii. Fg. Cuv. dict. des sc. nat. XXXIX. p. 419. — Cuv. 
regn. anim. I. p. 184. — Less. dict. class. XIII. p. 288. 


Da das Gebiß dieſes Flugbeutlers nicht bekannt iſt, ſo iſt ſeine Stel⸗ 
lung an dieſem Platze ganz unſicher. Die Flughaut reicht, wie Desma⸗ 
reſt angiebt, nur bis zum Ellenbogen; die Zehen ſind ſehr behaart. Nach 
Cuvier iſt die Farbe röthlich graubraun, der Unterleib weißlich, die Ze⸗ 
hen braun, der Schwanz ſchwarz mit weißer Spitze ). Die Länge iſt, 
nach Desmareſt, 8“ 2, des Schwanzes 93“ Die Heimath Nen⸗ 
holland. 


14) Dents des mamm. p. 130. 15) Cuvier's Diagnoſe lautet: „oben dunkelbraun, 
unten weiß, Größe der Wanderratte, mit dünnem Schwanze, der IAmal fo lang als der Körper,“ 
186) Nach der detaillirteren Beſchreibung von Desmareſt iſt der Körper im Allgemeinen 
oben braun, unten weiß; Kopf braun, beſonders um die Augen; Schnautze falb; Ohren ſehr 
ſpitz, oben braun, inuen am Grunde weiß, was ſich etwas auf den Wangen ausdehnt indem 
es ſich mit dem Braun des übrigen Kopfes vermiſcht. Kinn tief braun; Flughaut oben braun 
mit Grau gemengt; Oberhals und Außenſeite der Vorderfüße bis zu den Fingerſpitzen braun; 


88 Petaurus. 


2) Belideus WATERH. 


Cauda undique villosa, dentes canini +, molares spurii 3, veri 4. 


Das Gebiß befteht hier im Ganzen aus 40 Zähnen. Im Oberkiefer 
iſt der erſte ſehr groß und faſt dreiſeitig, der 2te der kleinſte, der Ste et— 
was größer mit ſchneidendem Rande. Der iſolirt ſtehende Eckzahn iſt ver— 
hältnißmäßig größer als bei P. taguanoides. Der Iſte Lückenzahn iſt vom 
nächſten, wie vom Eckzahn gerückt und zweiwurzelig, was bei P. taguanoi- 
des nicht der Fall iſt. Der 2te Lückenzahn iſt der kleinſte und der Ste iſt 
der größte und hat gleiche Höhe mit den ächten Backenzähnen, ſo daß die 
Reihe der kauenden Backenzähne hier nur 5 iſt. Die ächten Backenzähne 
ſind vierhöckerig, mit Ausnahme des letzten, der nur dreihöckerig iſt. Im 
Unterkiefer beſteht die Reihe der kauenden Backenzähne blos aus den 4 äch⸗ 
ten Backenzähnen, von welchen der erſte eine mehr dreiſeitige Form als bei 
P. taguanoides hat. Der Raum zwiſchen den ächten Backenzähnen und 
den Schneidezähnen wird unten durch 4 kleine Zähne ausgefüllt, von wel— 
chen die 3 vordern eine, der hinterſte 2 Wurzeln hat; der vorderſte von 
dieſen kleinen Zähnen iſt als Repräſentant des Eckzahnes anzuſehen; die 3 
folgenden find Lückenzähne. So iſt das Gebiß von P. sciureus, flavi- 
venter und breviceps. 


Als weitere Unterſchiede im Gebiß hebt Waterhouſe noch hervor, 
daß die kauenden Backenzähne in der erſten Abtheilung einen ungleich grö— 
ßern Raum als bei Belideus einnehmen; ferner, daß während bei jener die 
ächten Backenzähne gleich groß ſind, ſie in der zweiten Abtheilung nach hin— 
ten ſchnell an Größe abnehmen; auch finde ich bei P. seiureus die ächten 
Backenzähne nicht ſo lang geſtreckt. 


Der Schädel !!) unterſcheidet ſich von dem der erſten Abtheilung höchſt 
auffallend dadurch, daß der knöcherne Gaumen, wie bei Phalangista Coo- 
kli, 
Schenkel auswärts und Hinterfüße dunkelbraun. Schwanz rund, etwas länger als der Körper, 
an der Spitze auf einen halben Zoll weit und ſcharf abgeſchnitten gelblichweiß geendigt. Unter⸗ 
hals, Kehle, Innenſeite der Gliedmaſſen, Bauch und Unterſeite der Flughaut gelblichweiß. 


17) So finde ich es wenigſtens bei P. sciureus, was die einzige Art aus dieſer Abtheilung 
iſt, von der ich den Schädel vergleichen kann. 


Flugbeutler. 89 


kii, ungemein ausgedehnt, weit über die Zahnreihe hinausreichend und 
nach allen Richtungen ausgehöhlt iſt. 


4. P. flaviventer Desm. Der gelbbäuchige Flugbeutler. 


P. Muris decumani magnitudine, supra fuscus, subtus albido- flavus, cauda 
castanea. 


Petaurista flaviventer. DesMAR. mamm. p. 269. — WATERH. proceed. 
VI. p. 157. 


Nach Waterhoufe?s Angabe gehört Diefe Art hieher. Desmareſt 
ſagt von ihr: „Oberſeite grau mit falbem Tone und auf der Rückenlinie, 
an den Rändern der Flughaut und der Außenſeite der vier Beine ins Ka— 
ſtanienbraune übergehend; Kopf mit dem Rücken gleichfarbig, aber oben et: 
was dunkler. Hals unten und an den Seiten, Bruſt, Bauch und Innen⸗ 
ſeite der vier Beine weißlichfalb. Schwanz einförmig kaſtanienbraun, buſchig 
und rund.“ Körper 9“, Kopf 22“, Schwanz etwas weniger als 17. 
Heimath: Neuholland. 


5. P. sciureus Snaw. Der geſtreifte Flugbeutler. Tab. CXLIV. C. 


P. Sciuri magnitudine, supra einerea, subtus alba, taenia brunea longitudi- 


nali a rostro ad tergum decurrente; cauda villosa. 


Petaurus sciureus. DEsMmar. nouv. dict. XXV. p. 403. — Cuv. regn. anim. 
I. p. 184. — (Bennett) gard. and menag. I. p. 71. 

Petaurista sciurea. DRSMaR. mamm. p. 270. 

Phalangista sciurea. Kuhl Beitr. S. 63. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. 
XXXIX. p. 416. — Schreb. III. tab. 144. C. 

Didelphys sciurea. Suaw zool. of New Holland p. 29. tab. 11; zool. I. 2. 
p- 498. tab. 113. 

Norfolk islands flying squirrel. PaıLiers voy. p. 151. 


Der Pelz ift eben fo fein und das Anſehen eben fo zierlich als das von 

P. taguanoides. Die Ohren find groß, innen nackt, auf der Außenfeite 

nach unten zu behaart; der Schwanz buſchig und von der Länge des Kör— 

pers. Die Flughaut iſt weit, läuft vorn an der Außenſeite des kleinen Fin 

gers herab und endigt am Hinterfuß an der Daumenwurzel. Die Oberſeite 
Suppl. 3. 12 


90 Petaurus. 


hat eine licht aſchgraue Farbe, wobei die Haare dem größten Theil ihrer 
Länge nach ſchiefergrau ſind; die Flughaut iſt auf der Oberſeite größtentheils 
dunkel rußbraun mit weißer Bordirung. Die Unterſeite iſt weiß, mit einem 
leichten gelblichen Anhauch; die Flughaut wird gegen den Rand hin bräun— 
lich. Von den Naſenflügeln an verläuft jederſeits ein roſtbrauner Streif 
durch die Augen bis zu den Ohren. Ueber den Naſenrücken verläuft ein 
ähnlicher, aber ſchwächerer Streif, der von der Stirne an intenſiv roſtig 
kaſtanienbraun wird, längs der Mittellinie ſich fortzieht und auf dem Hin— 
terrücken ſich verliert. Die Behaarung der Ohren iſt von derſelben Farbe, 
am untern Theil des Außenrandes jedoch bildet ſie einen weißen Büſchel; 
unter der äußern Ohrwurzel liegt ein dunkel roſtbrauner Fleck. Die Behaa— 
rung der Zehen iſt weißlich. Der Schwanz iſt an der Wurzel licht aſchgrau, 
im hintern größern Theile ſchwarz. — Die Länge unſers Exemplares iſt 
82“, der Schwanz 9“, das Ohr 13, die Flugweite zwiſchen den aus: 
ſpannten Vorderbeinen 92“. — Die Heimath iſt Neuholland, wo dieſer 
Flugbeutler beſonders am Fuß der blauen Berge häufig iſt, ferner die Nor⸗ 
folkinſeln und, nach Müller, auch Neuguinea. 


6. P. breviceps War. Der graubäuchige Flugbeutler. 


„P. einereus, linea dorsali longitudinali membranaque laterali supra nigrescen- 
tibus, hac ad latera alba; corpore subtus sordide et pallide cinereo; cauda gracili, 


ad apicem fuliginosa, auribus mediocribus.“ 


Petaurus breviceps. WaTErn. ann. of nat. bist. IV. p. 51. 


Korper RE Es und Zehen dar asia 
Saz N N e 


Wohnort: Neu-Südwallis. Zu vorſtehenden Angaben fügt Water: 
houſe noch hinzu: „Dieſe Art gleicht in Färbung ſehr dem P. sciureus, 
die untern Theile haben jedoch einen deutlichen grauen Ton; der dunkle Streif, 
welcher von der Naſenſpitze über den Rücken zieht, iſt undeutlich. Sie iſt 
von viel geringerer Größe als P. seiureus, der Schwanz iſt viel dünner, 
und hat mitunter eine weiße Spitze. Der Schädel iſt verhältnißmäßig brei⸗ 
ter und kürzer als der von P. seiureus, wie dieß folgende Maaßabnah⸗ 
men ausweiſen“: 


Flugbeutler. 91 


5 P. breviceps. P. seiureus. 
Länge des Schädels . . 1“ 33“ 1° 10%“ 
— der Naſenbeine 0 53 A 
— der Stirnbeine. . 0 64 0 3% 
Breite des Gaumens 0 8 0 114 
— des Schädels x. 1 0 1 21 


) Acrobates DESMAR. 


Cauda disticha, dentes molares veri 3. 


Die dritte Abtheilung unterſcheidet ſich von den beiden andern durch den 
zweizeilig behaarten Schwanz, die ſcharfſpitzigen Lückenzähne und durch das 
Vorkommen von blos drei Backenzähnen, in welch letzterer Beziehung Acro- 
bates der Phalangista gliriformis entſpricht. 

Die Zahne Formel lautet: $ Schneide-, 1 Eck-, 3 Lücken⸗ und 3 ächte 
Backenzähne; im Ganzen 36 Zähne. — Im Oberkiefer ſind die Eckzähne 
ſehr lang und ſpitz. Die 3 Lückenzähne ſind zweiwurzelig und ſcharf zuge— 
ſpitzt; ſie ſind unter ſich und vom Eckzahne abſtehend, und ſtehen auf ei— 
nem größern Raume als die ächten Backenzähne, deren oben wie unten blos 
3 ſich finden, denen von Belideus ähnlich, nur ſcharfzackiger. Zwiſchen den 
ächten Backenzähnen und den Schneidezähnen finden ſich im Unterkiefer 4 
kleine Zähne: die beiden vorderſten find kleine Stümpfchen, von denen das 
erſte als Eckzahn anzufehen iſt, das folgende als der Iſte Lückenzahn. Die 
beiden folgenden Lückenzähne ſind vorragend, zweiwurzelig und haben die 
Form der obern Lückenzähne “s). 

Der Schädel unterſcheidet ſich von dem der vorhergehenden Abtheilung 
durch die enorme Größe der hintern Gaumenlöcher, wodurch der knöcherne 
Gaumen auf einen höchſt geringen Raum beſchränkt wird. 


7. P. pygmaeus Snaw. Der Zwerg ⸗-Flugbeutler. Tab. CXLIV. A. 


P. Mus culi magnitudine, supra e rufescente brunea, subtus alba; cauda pla- 


no- pinnata brunea. 


18) Auf die ſpitzzackige Form der Zähne hat ſchon Desmareſt aufmerkſam gemacht; Wa⸗ 
terhouſe aber zuerſt auf das Vorhandenſeyn von nur 3 ächten Backenzähnen, was Owen an 
4 Exemplaren beſtätigt und was auch beim Schädel der hieſigen Sammlung zutrifft. 

i 107% 


92 Petaurus. 


Petaurus pygmaeus. Cuv. regn. anim. I. p. 183. 

Petaurista pygmaea. Deswar. mamm. p. 270. 

Acrobates pygmaeus. Desmar. nouv. dict. XXV. p. 405. 

Didelphis pygmaea. Suaw gen. zool. I. 2. p. 501. tab. 114; new Holl. zool. 
n. I. p. 5. 

Phalangista pygmaea. Schreb. III. tab’ 144 A. 


Ein kleines niedliches Thierchen, von dem die hieſige Sammlung ein 
Exemplar beſitzt. Die Ohren ſind außen behaart; die Flughaut iſt weit, 
reicht aber nicht bis zur Hand- und Fußwurzel herab; der Schwanz iſt flach 
und vollkommen zweizeilig gefiedert wie die Fahne an einer Feder. Die 
Farbe der Oberſeite iſt licht roſtbräunlich, welcher Ton von den Haar— 
ſpitzen hervorgebracht wird, indem der untere Theil der Haare ſchiefergrau 
iſt. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine und dem Rande der 
Flughaut iſt weiß. Die Augen ſind von einem ſchwarzen Ring umgeben; 
Ohren und Zehen ſind bräunlich behaart. Der Schwanz iſt licht nelken— 
braun, unten heller. — Die Länge unſers Exemplares iſt 3“, des 
Schwanzes 2“ 9, — Die Heimath iſt Neuholland, wo dieſe Art häu— 
fig zu ſeyn ſcheint. 


b) Brachyura. Kurzſchwänze. 
Cauda subnulla. 


Die zweite Sippe der Kletterbeutler unterſcheidet ſich ſehr auffallend von 
der erſten dadurch, daß der Schwanz blos als ein ganz kurzer Stummel 
erſcheint, der leicht überſehen werden kann. 


XI. PHASCOLARC TOS. Der Koala. 


Corpus robustum; pedes ambulatorii 5- dactyli, anteriores di- 
gitis 2 internis externis 3 oppositis, posteriores pollice magno, 
digito secundo et tertio coadunatis; cauda brevissima. 


Der Koala (Lipurus Goldf., Phascolarctos Blainv.), wel 


Koala. 93 


chen ich hier nach den Angaben von Owen!) und Martin 20) charakte⸗ 
riſire, unterſcheidet ſich von den Kuſus durch feine plumpe unterſetzte Ge: 
ſtalt und die außerordentliche Kürze des Schwanzes. Die Ohren find ziem: 
lich groß und zugeſpitzt. Die Füße 5zehig und noch mehr zum Greifen als 
bei dieſen eingerichtet. Wenn wir ſchon bei Phalangista Cookii und gli- 
riformis gefunden haben, daß an den Vorderfüßen die erſte und zweite 
Zehe den drei andern Zehen ſich etwas entgegenſetzen können, ſo iſt dieß in 
noch höherem Grade bei dem Koala der Fall, wo fie in 2 deutliche Grup- 
pen abgetheilt ſind, was an die Chamaeleons erinnert. Die Hinterfüße ſind 
mit einem großen nagellofen entgegenſetzbaren Daumen verſehen, und die Zte 
und Ste Zehe find, wie bei den beiden vorhergehenden Gattungen, miteinander 
verwachſen? !). 

Das Gebiß?) kommt mit dem der Phalanger überein, doch ſcheinen 
die anomalen Lückenzähne und die untern Eckzähne beſtändig zu fehlen. Nach 
Owen und Knox giebt es? Schneide-, 5 Eck-, 7 Lücken⸗ und + ächte 
Backenzähne. Die ſeitlichen Schneidezähne ſind im Oberkiefer klein und 
ſtumpf; das mittlere Paar iſt nochmals fo groß, koniſch, etwas zuſammen—⸗ 
gedrückt, ſchief zu einem vordern ſchneidenden Rande abgeſchnitten, aber von 
den Meiſelzähnen der Nager weſentlich darin verſchieden, daß die Wurzel 
am Ende geſchloſſen iſt. Die untern Schneidezähne ſind den obern ähnlich, 
aber länger und zuſammengedrückter; ihre Wurzel ebenfalls geſchloſſen. Die 
Eckzähne, die nur oben vorkommen, übertreffen wenig an Größe die hin— 
tern Schneidezähne, und enden eher in eine ſchiefe Schneide als in eine 
Spitze. Die Lückenzähne ſind zuſammengedrückt, enden in eine Schneide 


19) Transact. of the zool. soc. II. p. 326. 20) Lond. and Edinb. phil. mag. X. 
(1837) p. 481; proceed. IV. p. 109. 

21) Cuvier und Goldfuß ſagen ausdrücklich, daß an den Hinterfüßen der Daumen 
fehle, und die Schreber'ſche Figur, welche von Letzterem herrührt, zeigt wirklich nur 4 Zehen. 
Da die genannten Naturforſcher nur nach Zeichnungen mögen charakteriſirt haben — die pariſer 
Sammlung hatte damals kein Exemplar vom Koala aufzuweiſen — ſo kann ſich davon die ab— 


weichende Angabe herleiten. Wenigftens wiſſen wir von allen Beobachtern, die, wie Blain— 
ville, Knox und Owen, den Koala in ausgeſtopften oder friſchen Exemplaren unterſuchen 


konnten, daß an den Hinterfüßen nicht blos der Daumen vorhanden, ſondern noch dazu ſehr 
lang iſt. Vgl. auch If. Geoffroy im dict. elass. IX. p. 138. 22) Owen a. a. O. 


94 Phascolarctos. 


und ſtoßen an die ächten Backenzähne an; die obern haben eine kleine Leiſte 
längs der Innenſeite der Baſis. Die ächten Backenzähne find verhält— 
nißmäßig größer als bei den Phalangern; jeder iſt beſetzt mit 4 dreiſeitigen 
Pyramiden, von denen im Oberkiefer die äußere Reihe mit dem Alter zu— 
erſt abgenützt wird; die untern Backenzähne ſind ſchmäler als die obern. 

Vom Schaͤdel ?) iſt zu bemerken, daß der Schnautzentheil ſehr kurz, 
die Naſenbeine unter den Beutelthieren am kürzeſten und breiteſten, der 
Raum zwiſchen den Augenhöhlen breit, die Jochbögen lang und hoch, Schei- 
tele und Hinterhauptsleiſte vorhanden und die Paukenknochen groß find. 
Die hintern Gaumenlöcher ſind ziemlich groß und liegen ganz in den Gau— 
menbeinen. 

Aus Martiws Beſchreibung des innern Baues eines jungen Koa⸗ 
las iſt hervorzuheben, daß der Magen durch eine Abſchnürung in zwei Por⸗ 
tionen getheilt iſt. Vor dem Eintritt der Speiſeröhre, den Raum der klei⸗ 
nen Curvatur einnehmend, liegt innerlich im Magen eine große Drüſe, die 
ſich mit zahlreichen Gängen endigt. Der Blinddarm iſt von enormer Größe 
und abgeſchnürt. Auf ſich ſelbſt ſpiral gewunden und breit beginnend, ver: 
ſchmälert er ſich allmählig, und die Abnahme ſeines letzten Theils (in der 
Länge von 18“) iſt ſehr markirt; dieſer Theil läuft in eine lange wurmför⸗ 
mige Spitze aus. Die ganze Länge 24) des Blinddarms iſt 4 2“, die 
Breite an der Baſis 2“; der Dickdarm mißt 6“ 4%. Der Penis liegt un⸗ 
mittelbar vor dem After; Vorſteherdrüſe und Samenbläschen ſind klein; die 
Cowperſchen Drüſen vorhanden. 

Die Heimath iſt Neuholland. Die Lebensweiſe iſt beim grauen Koala 
erörtert. 


1. Ph. fuscus Desmar. Der braune Koala. 


Ph. fuscus, vellere longo, rudi. 


Phascolarctos. Braınv. bullet. de la soc. philom. V. (1816) p. 108. — Is. 
GEoFFRr. dict. class. IX. p. 133. 


23) Schädel und Gebiß hat Gold fuß in unferem Werke auf tab. 155 Ab abbilden laſſen. 


24) Von einem 1‘ 11“ langen Individuum mißt, nach Knox, der Dünndarm 7“ 8°, der 
Dickdarm 10° 8%, der Blinddarm 6“ 3”. 


Koala. 95 


Phascolarctos fuscus. Drsmar. mamm. p. 276. 
Wombat of Flinders. Kxox in Jameson’s Edinb. new phil. journ. 1826. p. 104. 


Dieß iſt der Koala, welchen Blainville, Knox, Martin und 
Owen zu unterſuchen Gelegenheit hatten und nach welchem die Gattungs— 
merkmale entworfen ſind. Er iſt, wie Blainville ihn charakteriſirt, von 
der Größe eines mittlern Hundes, mit langen, buſchigen, groben ſchokolade— 
braunen Haaren, und hat die Haltung und den Gang eines kleinen Bären. 


7 2. Ph. cinereus Gorpr. Der graue Koala. Tab. CLV. A. 
Ph. cinereus, infra albidus, vellere molli. 


Lipurus einereus. Goldfuß, in der Iſis. 1819. S. 272; Schreb. III. tab. 
155 A (Thier), 155 4. b (Schädel und Füße). — Cov. regn, anim. I. p. 188, 
III. tab. 1. ſig. 5. — GRiFF. anim. king d. III. p. 50. 

Koala Wombat. Parersen, philos, transact. 1808. p. 304. 


Der graue Koala iſt bisher nur aus Zeichnungen und einigen Notizen 
von Pater ſon, Gouverneur-Lieutenant von Neu-Südwallis, bekannt. Es 
iſt ſchon erwähnt worden, daß Goldfuß und Cuvier den Daumen an 
den Hinterfüßen als mangelnd angeben, woran vielleicht nur die fehlerhafte. 
Zeichnung Schuld ſeyn mag. Aus demſelben Grunde mögen ſie veranlaßt 
worden ſeyn, den Schwanz als gar nicht vorhanden zu bezeichnen, doch 
kann derſelbe bei ſeiner ungewöhnlichen Kürze auch überſehen worden ſeyn. 
In ſolcher Weiſe könnten die eben berührten Differenzen zwiſchen den beiden 
Koalas verſchwinden; dagegen bleibt der Unterſchied in der Behaarung und 
Färbung: der eine iſt braun, der andere grau; jener grobhaarig, dieſer 
weichhaarig. Ob hiemit ſpezifiſche Sonderungen angegeben ſind, wie es 
wahrſcheinlich iſt, dieß muß die Folgezeit aufklären ??). Im Gebiß beſteht 
übrigens keine Verſchiedenheit. a 


25) Goldfuß hat feine Angaben ganz von Paterſon entlehnt. Woher er die Zeichnung 
genommen, giebt er nicht an; Griffith jedoch, der die naͤmliche reproduzirt, macht bemerklich, 
daß die feinige eine Kopie von einer durch Lewin in Neuholland gefertigten Abbildung ſey. — 
Ueber dieſen Koala Wombat ſagt Paterſon Folgendes: „Er bewohnt die Wälder Neuhollauds, 
ohngefähr 50 oder 60 (engl.) Meilen ſüdweſtlich von Port Jackſon und wurde zuerſt nach Port 


96 Macropoda. 
IV. Familie. 


Macropoda Springer. 


Dentes primores 2, canini inferiores nulli, superiores parvi 
aut nulli; artus posteriores anterioribus multo longiores; pollex 
podariorum nullus, cauda elongata; stomachus compositus, inte- 
stinum coecum longum. 


Die Springer ſtimmen hinſichtlich der Zahl der Schneidezähne mit 
den Phalangiſten überein; die untern find jedoch noch ſtärker und mehr ho: 
rizontal. Untere Eckzähne fehlen ganz; auch die obern ſind nur bei den 
Potorus regelmäßig vorhanden, bei den Kängurus aber fehlend oder vom 
Zahnfleiſche verdeckt. Backenzähne find 5 vorfindlich, die in ununter— 
brochener Reihe neben einander ſtehen und von denen der erſte als conſtan— 
ter Lückenzahn anzuſehen iſt. Die kleinen abnormen Lückenzähne, welche bei 
der vorigen Familie ſo häufig vorkommen, fehlen ganz, und wenn die obern 
Eckzähne ebenfalls mangeln, fo bleibt eine anſehnliche Lücke zwiſchen Schneide— 
und Backenzähnen, wie bei den Wiederkäuern, mit welchen auch in der 
Beſchaffenheit der ächten Backenzähne eine Aehnlichkeit beſteht. 

Im Fußbaue kommen die Springer mit den Kletter-Beutlern darin 
überein, 


Jackſon im Auguſt 1803 gebracht. Er iſt gewöhnlich ohngefähr 2° lang und einen hoch, im Um— 
fang ohngefähr 14 Fuß; er iſt mit einem feinen weichen Pelz, der am Rücken bleifarbig (lead 
coloured) und am Unterleibe weiß iſt, bekleidet. Die Ohren ſind kurz, aufrecht und zugeſpitzt; 
die Augen gewöhnlich beobachtend (ruminating) , bisweilen wild und drohend; im Vordertheil 
des Leibes hat er eine nicht geringe Aehnlichkeit mit dem Bären; er hat keinen Schwanz; feine ge— 
wöhnliche Haltung iſt ſitzend“. Die Neuholländer, wie Paterſon zufügt, eſſen fein Fleiſch, 
und klettern mit bewundernuswerther Fertigkeit dem Koala auf den ſchlanken Gummibäumen nach, 
deren Aeſte bisweilen erſt in einer Höhe von 40 — 50 Fuß beginnen. Sein liebſtes Futter find 
die zarten Schößlinge der Gummibäume, daher er auch während des Tags in den Kronen dieſer 
Bäume verweilt, nach Herzensluft eſſend oder ſchlafend. Abends ſteigt er herab, um ſich beſon— 
dere Wurzeln zu ſuchenz er ſcheint mehr zu ſchleichen als zu gehen. Gereizt oder hungerig ſtößt 
er ein ſchrillendes Geſchrei aus; an ſeinen Wärter ſcheint er bald Anhänglichkeit zu gewinnen. 
Die Koalas werden paarweiſe gefunden, und das Junge wird von der Mutter auf den Schul— 
tern getragen. 


Potoru. 97 


überein, daß ihre Vorderfüße 5zehig und mit Sichelkrallen verſehen, und an 
den hintern die Zte und Ste Zehe bis zur Wurzel der Nägel mit einander 
verwachſen iſt; es ergiebt ſich jedoch gleich die bedeutende Differenz, daß 
nicht blos die Ate und Ste Zehe mehr verlängert, ſondern jede von dieſen 
mit einem außerordentlich ſtarken, mitunter faſt hufartigen Nagel verſehen 
iſt, während der Daumen an den hintern Füßen ganz fehlt. Noch auffal— 
lender iſt aber die Verſchiedenheit hinſichtlich des Größenverhaͤltniſſes der 
vordern zu den hintern Gliedmaſſen, indem jene eben ſo ungewöhnlich ver— 
kürzt, als dieſe ungewöhnlich verlängert und robuſt find. — Der Schwanz 
iſt mehr oder minder lang und an der Wurzel meiſt verdickt; die Ober— 
lippe iſt geſpalten, die Schnurren ſind kurz und nicht zahlreich. Vom 
innern Baue iſt zu bemerken, daß der Magen zuſammengeſetzt und der 
Blinddarm lang iſt. 

Der langen Hinterbeine wegen können dieſe Thiere enorme Sprünge 
machen, und ſie ſitzen in der Ruhe gewöhnlich aufrecht. Sie halten ſich immer 
am Boden auf, da ſie weder klettern noch graben können. Ihres guten 
Fleiſches wegen machen ſie auf Neuholland und Vandiemens-Land den 
Hauptgegenſtand der Jagd aus. 


XII. HYPSIPRYMNUS. Das Potoru. 


Dentes primores superiores inaequales, intermedii longiores, 
canini superiores distincti. 


Die Potorus (Hypsiprymnus III., Potorous Des mar.) kommen 
in ihrer aͤußern Geſtalt mit den Kängurus überein. Die vordern Gliedmaſ— 
fen find ſehr kurz und fünfzehig mit Sichelkrallen; die hintern beträchtlich 
lang und blos vierzehig, indem an ſelbigen der Daumen fehlt. Die Zte und 
zte Zehe an den Hinterfüßen find, wie bei den Phalangern, miteinander 
verwachſen und äußerlich nur durch die Nägel geſchieden; die darauf folgende 
Zehe iſt die längſte und mit einem ſtarken Nagel verſehen; die äußerſte iſt 
wieder etwas kleiner. Der Schwanz iſt lang und ziemlich ſtark. Die Ober— 
lippe iſt geſpalten; die Ohren ſind von mäßiger Länge. 

Suppl. 3. 13 


98 Hypsiprymnus. 


Das Gebiß!) iſt, mit geringen Modifikationen, das der Koalas. 
Die Zahnformel lautet: Schneidezähne ?, Eckzähne 3, Lückenzähne , und 
ächte Bäckenzähne 2; im Ganzen 30 Zähne. Von den obern Schneider 
zaͤhnen iſt der erſte viel laͤnger als die andern, und etwas dreiſeitig; der 
2te iſt ſehr klein, der Zte etwas größer und ſchneidend. Die untern Schnei— 
dezähne verhalten ſich wie die der Phalanger. Eckzähne ſind nur im Ober— 
kiefer vorhanden und etwas größer als bei den Koalas. Von Lückenzäh— 
nen giebt es jederſeits nur einen, der unmittelbar an die Backenzahn-Reihe 
anſtößt und mit ihr von gleicher Höhe iſt; er iſt langgeſtreckt, in eine 
Schneide zuſammengedrückt und beiderſeits gefurcht. Durch dieſe Form des 
Lückenzahns unterſcheidet ſich das Gebiß des Potorus hauptſächlich von dem 
des Koalas. Die Backenzaͤhne ſind vom Typus der Phalanger, jeder 
mit vier dreiſeitig pyramidalen Zacken, die ſich mit dem Alter abnutzen. 

Der Schädel?) hat eine geſtreckte koniſche Schnautze; die halbbogen— 
förmigen Linien ſtoßen erſt an der Lambdanath zuſammen, ohne eine Kno— 
chenleiſte zu bilden. Die hintern Gaumenlöcher ſind gewöhnlich groß. 

Der Darmkanal verhält ſich zur Körperlänge ohngefähr wie 6 1 
und zeigt keine Abſchnürungen; der Magen ?) iſt zuſammengeſetzt; der Blind⸗ 
darm nicht ſonderlich lang, dick und abgerundet. 

Die Heimath iſt Auſtralien. Von der Lebensweiſe iſt noch wenig 
bekannt 1). 


1) Fr. Cu v. dents des mamm. p. 133. tab. 42. — Owen, transact. of the zool. 
soc. II. 4. p. 326. 2) Abgebildet in D’Alton’s Skeleten tab. 3. a. b. 3) Nach 


der Beſchreibung Cuvier's (leg. IV. 2. p. 41) iſt bei einem von Peron mitgebrachten Exem— 
plare der Magen in zwei darmähnliche, zellige, faſt unter einem rechten Winkel zuſammenſtoßende 
Taſchen getheilt, deren Höhlen durch eine große Oeffuung miteinander in Verbindung ſtehen. 
Die Speiſeröhre ſenkt ſich an ihrer Vereinigungsſtelle ein, entſpricht jedoch zunächſt der linken und 
größeren; die Wandungen beider Höhlen ſind durch Abſchnürungen gefaltet. Die innere Fläche 
zeigt in der hintern Hälfte der linken Höhle ſtarke Längsfalten, dagegen blos ſchwache Falten in 
der andern Haͤlfte und im Anfang der zweiten Hälfte, der außerdem glatt iſt. Längs der linken 
Höhle findet ſich eine lange, ſchmale, mit vielen Oeffnungen verſehene Drüſe. (Vgl. Cuv. Ab- 
bild. in der erſten Ausgabe tab. 37. fig. 2). — An einem von der Reiſe des Astrolabe her« 
ſtammenden Exemplare hat Cuvier die innere Magenhaut in beiden Höhlen minder verſchieden 
gefunden, auch öffnete ſich die Speiſeröhre deutlich in die rechte. — Bei einer Darmlaͤnge von 
1,654 M. mißt der Blinddarm 0,020. 4) Lange Zeit kannte man nur eine Art. Ogilby 


Potoru. 99 


1. H. setosus Ocıer. Der Bettong. 


H. supra setosus, fusco- einereus, infra pallidior; auriculis latis, nudis, nigris; 


cauda mediocri gracili, squamata, pilis brevissimis rigidis vestita. 


Hypsiprymnus setosus. OcıLey, proceed. I. (1830 — 31) p. 149. 
Bettongia setosa. Gray, in Loud. mag. 1837. p 584. 


„Dieſe Art“, ſagt Ogilby, „hat ohngefähr die Größe eines kleinen 
Kaninchens, mit größerem Kopf und verhältnißmäßig kürzerem Schwanz und 
Beinen, als ſie gewöhnlich bei den ſpringenden Beutelthieren gefunden werden. 
Die Muffel iſt klein; die runden nackten Ohren gleichen denen der Ratten, 
ſind aber in dem langen zottigen Pelz verborgen. Der Schwanz hat nicht 
3 der Leibeslänge, iſt dunkel geſchuppt, und ſpärlich mit kurzen groben 
ſchwarzen Haaren verſehen. Die Gliedmaſſen ſind auch dunkel, und mit 
ſehr kurzen groben Haaren bedeckt. Alle obern Theile find mit langen zot— 
tigen Haaren von einer rauhen borſtigen Beſchaffenheit und dunkel aſchbrau— 
ner Färbung beſetzt, dazwiſchen mit einzelnen lichtfahlen oder ſandgrauen 
Haaren. Die Unterſeite, an Kinn, Bruſt nnd Bauch hat eine ſehr feine 
dichte Behaarung von einer einförmig hell aſchbraunen Farbe. Auf der Ober— 
ſeite findet ſich unter dem groben Pelze eine ähnliche weiche Behaarung.“ 
Die Heimath iſt Neuholland, wahrſcheinlich die Gegend am Schwanen— 
fluß; der einheimiſche Name iſt Bettong-Kanguru. 


2. H. myosuros Oellh. Das rattenſchwänzige Potoru. 
H. cauda squamata tarsisque brevioribus quam in ceteris speciebus. 
Hypsiprymnus myoguros. OcıLs. proceed. VI. p. 62. 
*Kanguros Rat. WIITE voy. p. 286. tab. 60. 
Alles was uns Ogilby zur Zeit von dieſer Art berichtet, beſteht da— 
rin: „Von allen andern Arten leicht durch ihren viel kürzern Schwanz und 


Tarſus unterſcheidbar; der erſtere iſt wie bei den ächten Ratten geſchuppt.“ 
Muthmaßlich rechnet er White's Abbildung hierher. 


hat neuerdings noch 6 andere angekündigt, von denen indeß zur Zeit detaillirte Angaben fehlen, 
ſo daß man ihrer Selbſtſtändigkeit nicht verſichert iſt. 
13 * 


100 Hypsiprymnus. 


3. H. melanotis Oelz. Das ſchwarzöhrige Potoru. 
H. major, auriculis longioribus, nigro- fusco pilosis. 
Hypsiprymnus-melanotis. OcıLe. proceed. VI. p. 62. 
„Eine große Art mit längeren Ohren als die verwandten und leicht un— 
terſcheidbar ſowohl durch die dunkelbraune Farbe der Haare, welche dieſe 


Theile bedecken, als auch durch ihre beträchtlichere Größe. Im Zoological 
Society’s Museum.“ 


4. H. formosus OcıLz. Das weißſchwänzige Potoru. 
H. e rufescente bruneus, cauda apice alba- 


Hypsiprymnus formosus. OeLLB. proceed. VI. p. 62. 
Bettongia rufescens. Grar°) in Loud. mag. 1837. p. 384. 


„Eine ſchöne kleine Art von licht röthlichbrauner Farbe, die letzte 
Hälfte des Schwanzes weiß.“ In der Sammlung der Linnean Society). 


5. H. Philippi Ocı.z. Das ſchmalköpfige Potoru. 


H. pallide fuscus, rufo-indutus, subtus albidus; auriculis elliptieis; capite an- 
gusto, attenuato; cauda longa, supra pilis rufo-bruneis, infra albidis tecta, fas- 


ciculo luteo-bruneo terminata. 


Hypsiprymnus Philippi. OcıLs. proceed. VI. p. 62. 
Kanguroo-Rat. PhıLıpe’s voy. p. 277. tab. 47. 


Ogilby it der Meinung, daß Philipps Kanguru-Ratte identiſch 
ſey mit ſeinem H. Philippi, von dem er nach 2 Exemplaren der Linnean 
Society die kurze Notiz giebt: „blaßbraun, oben mit einem leichten röthli— 
chen Anfluge, unten ſchmutzig weiß. Schwanz lang, cylindriſch, unten mit 


5) Seine Beſchreibung lautet: reddish grey, slightly grizzled; beneath, whitish. 
Back rufous. Ears rather large. Tail whitish (L end simple). 6) Noch hat Gray 
eine Bettongia penicillata: „ſchwarz und weiß geſcheckt; unten weißlich. Wollpelz bleifarbig. 
Schwanz grau, Endbüſchel ſchwarz. Ohren klein, gerundet“. Wahrſcheinlich iſt es eine der 
Ogilbp'ſchen Arten; indeß der Oedipus, der uns die Räthſel der engliſchen Sphinx auflöſt, iſt 
zur Zeit noch nicht gekommen. 


Potoru. 101 


kurzen anliegenden gelblichweißen Haaren, auf der Oberſeite mit röthlich— 
braunem wolligen Pelz beſetzt, und am Ende mit einem Büſchel ſchmutzig 
gelblichbrauner Haare. Ohren elliptiſch, Kopf ſchmal und verdünnt; Zar: 
ſus lang und blaß graulichweiß. Die mittlern obern Schneidezähne ſind nicht 
ſonderlich länger gegen die ſeitlichen, wie bei H. murinus, die untern kür⸗ 
zer und ſchlanker; die Eckzähne ſind faſt in Berührung mit den ſeitlichen 
Schneidezähnen und von derſelben Form und Größe“. 


6. H. Cuniculus Ocız. Das ſchwarznaſige Potoru. 


H. praecedentis magnitudine, at colore griseo pallidore, capite crassiore, ma- 


cula nasi nigro-fusca, cauda longa penicillo coffeaceo terminata. 


Hypsiprymnus Cuniculus. OcıLe. proceed. VI. p. 63. 


„In Größe und Färbung etwas dem H. Philippi gleichend, aber von 
einer lichtern braungrauen Farbe, ziemlich der des wilden Kaninchens 
ähnlich; ein ſchwarzbrauner Fleck markirt die Naſe; der Schwanz lang, 
cylindriſch und mit einem Büſchel kaffefarbiger Wolle geendigt. Die obern 
mittlern Schneidezähne ſehr groß, von einander getrennt und abgeſtutzt; die 
untern von der nämlichen Form, aber beträchtlich kürzer als bei jeder andern 
Art; die Eckzähne viel kleiner als die angrenzenden ſeitlichen Schneidezähne, 
und von dieſen durch eine merkliche Lücke geſchieden. Durch die genannten 
Merkmale unterſcheidet ſich dieſes Thier von H. Philippi, eben ſo wie 
durch ſeinen größern und dickern Kopf und hellere graue Farbe“. Dieſe Art 
muß wie ſo manche andere einſtweilen auf Treu und Glauben angenommen 
werden. 


7. H. murinus Desmar. Das kurzohrige Potoru. 


H. e rufescente griseus, infra albidus, auriculis brevibus latis, postice pilosis; 


cauda longitudine corporis, gracili, apice penicillata. 


Hypsiprymnus murinus. OR. proceed. VI. p. 63. 

Hypsiprymnus minor. Cuv. regn. anim. I. p. 181. — Geay, Loud. mag. 
1837. p. 584. 

Potorous murinus. DesMar. mamm. p. 271. 

Kangurus Gaimardi. Desmar. mamm. p. 542. 

Hypsiprymnus Whitei. @uoy et GaımarD zool. de l’Uranie. I. p. 62. tab. 10. 


102 Halmaturus. 


Die Größe iſt die eines kleinen Kaninchens. Nach Quoy und Gar 
mard's Beſchreibung iſt der Kopf dreieckig, breit, hinten etwas verflacht, 
vorn zugeſpitzt; die Naſenkuppe kahl, der Mund klein; die Ohren kurz, 
ſehr breit und auf der Hinterſeite behaart. Die Hinterglieder ſind verhält— 
nißmäßig länger und feiner als bei den Kängurus; die Vorderfüße ſind kurz 
mit langen, gekrümmten, weißlichen Nägeln. Der Schwanz iſt lang, biegſam 
und am Ende mit einem Haarbüſchel verſehen. Die hauptſächliche Farbe 
iſt rothgrau (gris roux); Kehle, Bruſt, Bauch und Innenſeite der Glie— 
der ſind ſchmutzig weiß; die Oberſeite des Kopfs, der Rücken, ein Theil 
der Seiten und der Schenkel braungrau; dieſe verſchiedenen Nüancen ſind 
auch die des Schwanzes, deſſen Ende braun iſt. Die Haare ſind von 
zweierlei Sorten: weiche mausgraue Wollhaare, und längere, ſeltnere, ſteife. 
Die Tarſen ſind mit langen, rauhen und falben Haaren bedeckt, die vor— 
wärts gerichtet ſind und ſich bis zu den Krallenſpitzen erſtrecken; die der 
Vorderfüße find weicher und bedecken die Nägel nicht ganz '). 


ür, er: 12% % Sintergli de 8“ 10 
Schwanz. eu ea 20 Kopf, von der Schnautzenſpitze bis 
Vordergliedeeeeer 6 zum Hinterhauft . 3 0 


Die Heimath iſt Neu-Südwallis; es ſind ſanfte Thiere, minder 
ſchüchtern als die Kängurus. 


XIII. HALMATURUS. Das Känguru. 


Dentes primores superiores aequales, posterior dilatatus, pro- 
funde sulcatus ; canini superiores nulli aut minimi. 


Im äußerlichen Habitus find Potorus und Kängurus fo genau mit: 
einander verwandt, daß man ſie, ohne Beſichtigung des Gebißes, nicht 


7) Nach Vergleichung mit den pariſer Exemplaren verſichert Ogilby, daß der „Potoroo‘ 
der franzöſiſchen Zoologen identiſch ſey mit ſeinem H. murinus, von dem er ſagt, daß er faſt 
dieſelbe Färbung wie H. Philippi und Cuniculus habe, daß er ſich aber von dieſen leicht durch 
feinen kurzen dicken Kopf, ſtumpfe, nicht verdünnte Schnautze und ſehr kurze, roth bordirte Oh— 
ren unterſcheide. Auch die Zähne gewähren, wie er beifügt, einen ſehr diſtinktiven Charakter, 


Känguru. 103 


von einander unterſcheiden könnte. Es ſtehen demnach Vorder- und Hinter⸗ 
beine in demſelben oder noch größeren Mißverhältniß zu einander; die erſte— 
ren find 5zehig mit ſtarken gebogenen, innen etwas ausgehöhlten Krallen; 
die mittlere Zehe iſt etwas länger als die beiden ſeitlichen. Die Hinterfüße 
find blos Azehig, indem der Daumen fehlt; die Zte und Ste Zehe derſelben 
iſt ſehr klein und beide find miteinander bis zur Wurzel der Krallen ver- 
wachſen; die 4te Zehe iſt weit die längſte, nächſtdem die öte, welche beide 
mit ſehr ſtarken Krallen verſehen ſind. Die Krallen an dieſen beiden Zehen 
ſind dreiſeitig: die untere Fläche ziemlich platt, die beiden obern gewölbt und in 
eine gebogne Firſte zuſammenſtoßend. Die Hinterſchenkel find an dieſen Thie⸗ 
ren ungemein ſtark und zum kräftigen Sprunge eingerichtet. Der Schwanz 
iſt mehr oder minder lang, behaart, an ſeiner Wurzel ſehr dick und wird all— 
mählig dünner; nur an einigen wenigen Arten wird er als cylindriſch ange— 
geben, was vielleicht zu einer generiſchen Abſonderung Veranlaſſung geben 
könnte. Die Ohren ſind mittellang, ſpitz und meiſt behaart; die Naſenkuppe 
iſt gewöhnlich nackt, doch bei den großen Arten meiſt bis auf einen ſchma— 
len Rand mit kurzen Haaren dicht bewachſen. Der Pelz iſt reichlich und gut 
beſetzt. Zu dieſer Gattung gehören unter den pflanzenfreſſenden Beutelthie⸗ 
ren die größten Arten. 

Für das Gebiß s) lautet die Formel: Schneidezähne 2, Eck- s oder 
8, Lücken⸗ k, ächte Backenzähne 4. Die obern Schneidezähne unter 
ſcheiden ſich von denen der Potorus dadurch, daß ſie erſtlich mit ihren 
Schneiden auf gleicher Linie ſtehen und daß der erſte nicht, wie bei letzteren, 
über die andern hervorragt; zweitens, daß der hinterſte Schneidezahn am 
breiteſten und von 1 — 2 Längsfalten durchzogen iſt, von welchen die hin— 
tere ſich vorwärts auf der Schneide fortzieht und dieſe ausfurcht. Auch der 
mittlere Schneidezahn hat eine Kerbe, die von hinten her in die Schneide 


indem die untern Schneidezähne 2mal ſo lang als bei der letztern Art, die obern nicht viel län— 
ger als die ſeitlichen, und die Eckzähne nur halb fo lang, als die angrenzenden Schneidezaͤhne und 
faſt in Berührung mit ihnen ſind. Der Schwanz iſt mit einem aufrechten Kamme ſchwarzer 
Haare auf 3 oder 4 Zoll gegen die Spitze verſehen. 

8) Owen in den transact. of the zool. soc. II. 4. p. 327.— Fr. Cuvier, dents 
des mamm. p. 135. tab. 43 u. 43 A. 


104 Halmaturus. - 


eindringt. Die untern Schneidezähne kommen in ihrer langgezogenen, zuge— 
ſpitzten, außen gewölbten Form und in ihrer horizontalen Richtung mit de— 
nen der Potorus überein. — Die Eckzähne ſind von Fr. Cuvier als 
völlig fehlend bezeichnet, und auch Owen hat ſie nicht in ſeiner Formel 
aufgeführt, gleichwohl bemerkt er, daß er ſie bei einem alten Exemplare 
von H. rufiventer im Oberkiefer geſehen hätte, daß ſie aber ſehr klein und 
unterm Zahnfleiſch verſteckt geweſen wären. Aehnliche obere Eckzähne habe 
ich bei H. brachytarsus und einer unbekannten Art, ſo wie ihre Fächer bei 
H. giganteus gefunden; ſie ſind nicht blos außerordentlich klein, ſondern 
liegen auch mehr auf dem äußern, als auf dem Gaumenrande des Kiefers. — 
Die Zahl der Backenzähne wird von Fr. Cuvier verſchieden angegeben 
und hiernach von ihm 2 Gattungen errichtet: Halmaturus (fasciatus und 
Thetidis) mit 1 Lücken- und 2 ächten Backenzähnen, und Macropus mit 
blos 4 ächten Backen- und gar keinen Lückenzähnen; zu letzterer Gattung 
würden alle andern Arten gehören. Das Wahre an der Sache iſt jedoch, 
wie bereits Owen es bemerklich gemacht und die Schädel der hieſigen 
Sammlung es beſtaͤtigen, daß bei Halmaturus und Macropus dieſelbe An- 
zahl von Backenzähnen, nämlich + Lücken- und 4 ächte Backenzähne, vor— 
kommt, daß aber hinſichtlich der Länge der Zeit, in welcher der Lückenzahn 
in Funktion iſt, einige Verſchiedenheit ſtatt hat. Der Lückenzahn fällt ge— 
wöhnlich, nach kürzerer oder längerer Zeit, aus, wenn der hinterſte Backen— 
zahn aus dem Zahnfleiſche hervorgetreten iſt, fo daß demnach bald J, bald 
nur 2 Backenzähne jederſeits vorhanden find. Auch von den vordern ächten 
Backenzaͤhnen geht im Laufe der Zeit der eine oder andere verloren, und 
Owen führt einen Schädel aus dem Muſeum in Leyden an, an welchem 
nur noch 2 Backenzähne ſichtlich waren. Uebrigens kommen die Backenzähne 
der Kängurus in ihrer Form mit denen der Potorus überein, nur daß der 
Lückenzahn bei jenen ſchmäler iſt '). 


— Der 


9) Fr. Cuvier war der Meinung, daß der Lückenzahn nur als Milchzahn vorhanden und 
nicht gewechſelt, ſondern blos durch die Entwicklung des nächſten Backenzahns verdrängt werde. 
Owen hat jedoch an einem Schädel von H. giganteus den bleibenden, noch in feinem Fache 
verborgenen Erſatzzahn für den Milch-Lückenzahu aufgefunden. 


Känguru. 105 


Der Schädel 10) der Kängurus iſt in der Augenhöhlengegend nicht 
ſonderlich eingezogen; die Stirnbeine ſind ſehr langgeſtreckt und greifen zun— 
genartig weit in die Scheitelbeine ein; die ſtarken Jochbögen ſetzen ſich hinten 
nicht ſo hoch wie bei den Phalangiſten an. Die halbbogenförmigen Linien 
ſtoßen erſt in der Nähe der Hinterhauptsleiſte zuſammen. Der knöcherne 
Gaumen iſt bei einigen, wie z. B. bei H. giganteus, von großer Ausdeh: 
nung und hinten vollſtändig und undurchbrochen, während er bei andern, 
wie z. B. H. brachytarsus, hinten von zwei großen ovalen Löchern, auf 
welche weiter rückwärts noch ein Paar kleine folgen, durchbrochen iſt. Der 
Zwiſchenraum zwiſchen den Schneide- und Backenzähnen hat bei den großen 
Arten eine beträchtliche Länge. Der Unterkiefer hat hinten eine breite Baſis 
und der Muskeleindruck auf der Außenſeite des aufſteigenden Aſtes iſt nicht 
blos, wie bei den Phalangiſten, ſehr markirt, ſondern bildet auch unterwärts 
eine ſackförmige Vertiefung, von der überdieß gewöhnlich ein Loch unmittel— 
bar in den hintern Eingang des Unterkiefer-Kanals führt. 

Die Längenverhältniſſe des Darmkanals giebt Owen 1) für H. 
giganteus alſo an: Dünndarm 227, Dickdarm 9, Blinddarm 17 10; 
für H. Parryi: Dünndarm 9, Dickdarm 4, Blinddarm 9%. Der Magen 
iſt von einer zuſammengeſetzten zelligen Struktur, wiewohl er nach den Arten 
manche Abänderungen zeigt. Eine Art Wiederkäuen hat Owen mehrmals 
zu beobachten Gelegenheit gehabt. Es geſchieht nicht, wenn das Thier ruht, 
ſondern während es auf dem Dreifuß der Hinterbeine und des Schwanzes 
ſitzt. Die Bauchmuskeln ſind in heftiger Bewegung auf einige Sekunden, 
der Kopf iſt etwas niedergedrückt, und alsdann erfolgt das Wiederkäuen 
durch eine ſchnelle rotatoriſche Bewegung der Kiefer. Dieſer Akt wurde ge— 
meiniglich beobachtet, nachdem den Thieren Arznei gegeben ward, was wahr— 


10) Abbildungen von Schädeln geben Fiſcher (Anat. der Makis tab. 18), Spix (Ce- 
phalogenes. tab. 7. fig. 7), Pander u. D' Alton (Skelete tab. 1, 2. u. 7 a. b.). 

11) Transact. of the zool. soc. I. 3. p. 298, wo Owen die Anatomie von H. Parryi 
mittheilt. Vgl. außerdem Cuv. leg. IV. 2. p. 42 u. 240; Meckel's vgl. Anat. IV. S. 654. — 
Den Magen des Rieſen- Kängurus beſchreibt Meckel als eng, völlig darmähnlich, überall ohn⸗ 
gefähr von gleicher Weite, ſehr lang und durch Einfchnitte in 20 — 30 anſehnliche Zellen abge- 
theilt. Der Blindſack endigt ſich mit zwei kurzen Anhängſeln. Gegen den Pfoͤrtner giebt es 
zwei Längsreihen von ziemlich anſehnlichen Drüſen, im Ganzen 10 Paar. 


Suppl. 3. 14 


106 Halmaturus. 


ſcheinlich den gefunden Verdauungsprozeß unterbrochen haben mag; er ge 
ſchieht keineswegs in derſelben Frequenz und Regelmäßigkeit, als bei den 
ächten Wiederkäuern. — Der Blinddarm iſt von Owen ?), wie von 
Meckel !“), beim Rieſen-Känguru einfach gefunden worden, obwohl Cu: 
vier!) ihm einen zelligen Bau zuſchreibt. Die Leber iſt mehrlappig; die 
Gallenblaſe liegt in einer tiefen Spalte. 

Die Ruthe iſt nicht geſpalten, wie es bei den meiſten andern Beutel 
thieren der Fall iſt 15). 

Die Heimath des Kängurus erſtreckt ſich von Vandiemensland an über 
Neuholland bis nach Neuguinea. In ihrer Lebensweiſe ſind ſie im freien 
Zuſtande völlig pflanzenfreſſend, im gezähmten genießen ſie aber alles Eß— 
bare, ſelbſt Fleiſch. Man kann ſie bei uns leicht acclimatiſiren und ſie pflan— 
zen ſich auch bei uns fort; ihr Fleiſch hat einen guten Geſchmack. Es ſind 
gutmüthige Thiere, die aber angegriffen mit Muth und Erfolg ſich verthei— 
digen. In der Ruhe ſitzen ſie aufrecht auf den Tarſen und ſtützen ſich über— 
dieß auf den ungemein muskulöſen Schwanz, ſo daß ſie wie auf einem Drei— 
fuß ruhen. Zum Springen dient ihnen übrigens der Schwanz nicht, obſchon 
es oft behauptet worden iſt; er wird im Sprunge ausgeſtreckt getragen und 
lediglich zur Haltung des Gleichgewichts benützt. Duoy und Gaimard 
machen bemerklich, daß wenn die Kängurus von den Hunden auf der Jagd 
lebhaft verfolgt wurden, ſie immer auf allen Vieren liefen und nur dann 
große Sprünge ausführten, wenn ſich ihnen Hinderniſſe in den Weg ſtellten. 
Eine ſolche Jagd iſt nicht ohne Gefahr für die Hunde, indem die Kängurus 
mit dem Schwanze kräftige Schläge austheilen und mit dem ſtarken Nagel 
des Hinterfußes gefährliche, oft tödtliche Wunden hervorbringen. Die Kän— 
gurus können weder klettern noch graben. Sie halten ſich nicht geſellig in 
Heerden zuſammen, wiewohl man ſie an ſolchen Orten, wo ſie genug Futter 
haben, öfters in größerer Anzahl beiſammen ſieht; die Individuen ſind jedoch 
völlig unabhängig von einander 16). 


12) A. a. O. 13) Vgl. Anatom. IV. S. 656. 14) Leg. IV. 2. p. 240. 15) Vgl. 
Anat. über]. v. Meckel IV. S. 487. tab. 24. fig. 1— 4. 16) Vgl. Gunn’s notices 
accompanying a Collection of Auadrup. from Van Diemen’s Land (ann, of nat. hist. 1. 
p. 104.) a 


Känguru. 107 


Nach den in London gemachten Beobachtungen geht das Weibchen vom 
Rieſen⸗Känguru 38 Tage trächtig; am 39ſten Tage fand man bereits das 
Junge, das nicht größer als 1“ 2““ war, an der einen Zitze feſthangend 17). 

Die Anzahl der Arten s) ſcheint ziemlich groß zu ſeyn, da faſt jede 
Reiſe uns mit neuen bekannt macht, indeß iſt ihre Kenntniß noch unſicher, 
da es theils an Beobachtungen über den Umfang der Farben- Abänderungen, 
theils an genauen Beſchreibungen fehlt. 8 . 


17) Owen in den proceed. I. 1833. p. 128. 18) Um eine genauere Feſtſtellung der 
Arten als bisher zu erlangen, muß eine forgfältigere Rückſicht auf die Beſchaffenheit des knöcher— 
nen Gaumens, ob durchbrochen oder ganz, ferner auf die Furchung des hintern Schneidezahns 
des Oberkiefers, ſo wie auf die Behaarung der Naſenkuppe und Länge der Tarſen genommen 
werden. Gray (Loud. mag. 1837. p. 582.) bringt die Kängurus in 3 Untergattungen: 
a) Maeropus; „Muffel behaart, mit einer ſchmalen nackten Linie über den Naſenlöchern und 
einem kleinen nackten Fleck vorne. Keine Eckzähne; die obern Schneidezähne ziemlich gleich lang, 
ausgefurcht; der hintere weit der breiteſte und aus zwei gegeneinander gelegten Lappen beftehend, 
wovon die hintere Falte (Fold) faſt dreimal fo lang als die vordere und in ihrem hinteren Theile 
ausgehöhlt iſt.“ — Hieher H. major S ha w. 

b) Halmaturus; „Muffel kahl, deutlich. Keine Eckzähne; die obern Schneidezähne faft 
gleich lang, das vordere Paar ziemlich eingebogen, das hintere am breiteſten mit einer mehr oder 
minder deutlichen Falte. Schwanz an der Baſis dick, geſchuppt, mehr oder weniger mit Haaren 
bedeckt, was auf der Unterſeite am ſtärkſten iſt.“ 

a) Die hintere Falte des hintern obern Schneidezahns faſt zweimal fo lang als die vordere, 
wodurch der Zahn gegen die Mitte gekerbt erſcheint. — Hieher: H. ualabatus, Parryi, nebſt 
Gray's dorsalis und Derbianus, 

6) Die hintere Falte kaum ſtaͤrker als die vordere, fo daß der Zahn nur hinten gekerbt er- 
ſcheint; vorderer Schneidezahn kurz, einfach — Thylogale Gray. Hieher H. Eugenii. 

c) Petrogale Gray; Muffel kahl, deutlich. Keine Eckzähne; die obern Schneidezähne un— 
gleich; der vordere weit der längſte und eingebogen, der hintere beilförmig, an der Spitze erwei— 
tert und in der Mitte gekerbt, kaum gefaltet. Der Schwanz eplindriſch, mit langen ſtarren, am 
Ende einen Büſchel bildenden, Haaren bedeckt. — Hieher H. penicillatus, den Zähnen nach 
auch H. Brunii. 

Zur vorſtehenden Eintheilung von Gray habe ich nur die Bemerkung beizufügen, daß ich 
mich in die Beſchreibung des hintern Schneidezahns von feinen beiden Gattungen Macropus und 
Halmaturus nicht hineinfinden kann, obwohl ich von ihnen genug Schädel beſitze. 


14 


108 Halmaturus. 


c) Cauda basi incrassata. 
1. H. giganteus Scares. Das Rieſen⸗ Känguru. Tab. CLIV. 


H. supra bruneo-griseus, subtus albidus, rhinario piloso, auriculis elongatis, 


postice fuscis, rostri apice albido; cauda corpore multum breviore, apice nigra. 


Macropus giganteus. Suaw nat. miscell. tab. 33. 

Macropus major. Suaw gen. zool. I. 2. p.505. tab. 115. — GraY in Loud. 
mag. 1837. p. 582. — Cuv. regn. anim. I. p. 186. — Gunn in ann. of nat. 
hist. I. p. 104. 

Halmaturus labiatus. Goldfuß, Iſis 1819. S. 267. 

Kangurus labiatus (K. à moustaches). Desmar. mamm. p. 273. — Fr. Cuy. 
dict. des sc. nat. XXIV. p. 347. — Is. GeorrFRr. dict. class. IX. p. 110. 

Didelphys gigantea. Schreb. III. S. 552. tab. 154. 

Kanguroo. HawkEsworTH account III. p. 174. tab. 51. — PuicLipps voy. 
p. 105. tab. 10. — Wurz voy. p. 272. tab. 54. 

Kanguroo géant. Fr. Cuv. mamm. III. livr. 55. 


Nächſt den folgenden beiden Arten die größte, die ſich von den meiſten 
andern Kängurus durch die behaarte Naſenkuppe unterſcheidet, von welcher 
nur der ſchmale Saum am Ende und um die Naſenlöcher nackt iſt. Der 
Schwanz iſt durchgängig behaart, an der Wurzel ſehr dick und reicht bis 
auf die Mitte des Hinterhalſes. Die Ohren ſind lang, zugeſpitzt und bei— 
derſeits behaart “). Die Farbe der Oberſeite iſt graubraun, was am 
Halſe am lichteſten iſt, und rückwaͤrts immer mehr Braun aufnimmt; nach 
den Seiten zu wird die Färbung lichter, ſo daß ſie auf der ganzen Unter— 
ſeite und der Innenſeite der Beine weißlich iſt; auch die Vorderarme nebſt 
den Schienbeinen und die Fußwurzel haben eine lichte Farbe, während auf 
den Zehen das Schwarz vorwaltet. Die Ohren ſind außen rußbraun, innen 
weißbehaart. Die Lippen, zumal die obere, ſind mit kurzen weißlichen Haa— 
ren beſetzt; auch der Naſenrücken iſt lichter als die Seiten. Von der Kinn— 
ſpitze aus verläuft rückwärts eine elliptiſche braune Schlinge, die jedoch nicht 


19) Von den obern Schneidezähnen, die ſämmtlich gleich lang ſind, iſt der hinterſte etwas 
breiter als die beiden vordern zuſammen genommen, und hat in feiner vordern Hälfte zwei Laͤngs— 
furchen, die ſchief auf der Schneide ſich fortſetzen. 


Känguru. 109 


immer deutlich iſt. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite von der Farbe des 
Rückens, fällt weiter hin mehr ins Graue und iſt am letzten Drittel ſchwarz; 
auf der Unterſeite fällt er gewöhnlich ins ſchmutzig Falbe oder Roſtrothe. 
Die Krallen ſind ſchwarz. — Es giebt manche Farben-Abänderungen, je 
nachdem auf dem Rücken mehr die graue oder braune Färbung herrſchend 
iſt. Das Weibchen iſt um 3 kleiner als das Männchen. Nachſtehende 
Maaße 20) find vom größten männlichen Exemplare der hieſigen Samm⸗ 
lung genommen: 


Körper, nach der Krümmung .. 3“ 10“ Kofaeerff 0“ 83“ 
Schbass oo oo DH 2 10 Dpreenn RUENF EN 04 
e ZUR ee 4 1 


Die Heimath iſt Neu-Südwallis, wo man das Rieſen-Känguru 
von Botany-Bay, Port Jackſon und dem Endeavour-Fluſſe kennt. Nach 
Gunn kommt es auch auf Vandiemensland häufig vor. 


2. H. fuliginosus Grorrx. Das rußbraune Känguru. 


H. gigantei magnitudine, supra fuliginoso -fuscus, subtus griseus; rostro, 


pedibns caudaque supra nigricantibus; rhinario piloso. 


Kangurus fuliginosus. Desmar. mamm. p. 273. — Fr. Cuy. dict. des se. 
nat. XXIV. p. 347. — Is. GEoFFR. dict. class. IX. p. 109. 

Halmaturus griseo-fuscus. Goldfuß Iſis 1819. ©. 267. 

Kanguroo geant. Fr. Cuv. mamm. I. livr. 2. 


Geoffroy hat dieſe Art zuerft von der vorhergehenden durch ihre 
dunklere Rückenfarbe und die dunkle Schnautze ohne weiße Oberlippe unter— 
ſchieden. Die Naſenkuppe iſt wie bei H. giganteus behaart, wie es denn 
mir überhaupt ſehr wahrſcheinlich iſt, daß dieſer H. fuliginosus nur eine 
trübere Abänderung von jener Art ausmacht. Die Farbe iſt oben rußbraun, 
was auf der Unterſeite ins Hellgraue übergeht. Die Außenſeite der Ohren, 
welche wenig behaart iſt, die Schnautze, Füße und Oberſeite des Schwan: 
zes ſind ſchwärzlich; die Unterſeite des letzteren gegen das Ende iſt falb, die 


20) Desmareft erwähnt eines Individuums von 4’ 2“ Länge mit 3 langem Schwanze. 
21) In ſitzender Stellung auf den Tarſen von der Ferſe an bis zum Scheitel gerechnet. 


110 Halmaturus. 


Ohren mit weißen Haaren eingefaßt. — Von einem Männchen giebt Des— 
mareſt als Maaße an: Körper 4 6%, Schwanz 2/3”. 


3. H. laniger Qvoy et Gam. Das wollige Känguru. 


H. gigant ei magnitudine, crispo-lanuginosus, supra ferrugineus, infra albi- 
dus; cauda supra dorso concolore. 
Macropus lanigerus. GRrirr. anim. Kingd. III. p. 49. mit Abbild. f 
Kangurus laniger. Quo et Gaım. zool. de ’Uranie p. 65. tab. 9. — Is. GEoFFR. 
diet. class. IX. p. 111. mit Fig. 
Kangurus rufus. DESMAR. mamm. p. 541. 


Das wollige Känguru, das bisher nur nach einem von Quoy und 
Gaimard mitgebrachten Felle von ziemlich ſchlechter Beſchaffenheit bekannt 
iſt, zeichnet ſich aus durch ſeine Größe, beſonders aber durch ſeinen weichen, 
kurzen, wolligen und wie filzigen Pelz; jedes einzelne Haar iſt gekräuſelt 
und einfarbig. Die Farbe iſt roſtroth (Leſſon nennt ſie ſchön zimmtroth) 
auf der Oberſeite des Körpers und des Schwanzes, ſo wie auf der Außen— 
ſeite der Schenkel; nach unten wird ſie allmählig lichter, ſo daß ſie in der 
Mitte des Bauchs, unterm Halfe, auswärts am Vorderarm und Schien— 
bein, ſo wie auf der Innenſeite der Beine weißlich iſt. Die Ohren ſind 
ziemlich lang, außen mit graulichen, innen mit weißen Haaren beſetzt. Der 
Schwanz iſt unten weißlich, etwas ins Falbe fallend. | 


SCOE NEE Le e e Aff Se 0“ 4” 
Shen; 8 Verderben 1 10 
C ee e ene e ee 0 8 Miterben e ER En 3 0 


Die Heimath iſt Neuholland, wo der Botaniker Fraſer das Thier, 
von welchem Quoy und Gaimard das Fell erhielten, in der Umgegend 
des Macquarie-Hafens geſchoſſen hatte. 


4. H. elegans Lams. Das Silber - Kängurn. 
H. splendide argenteo - cinereus. 
Macropus elegans. LAamBerT, transact. of the Lion. soc. VIII. p. 318. tab. 16. 


Die ganze Beſchreibung, welche Lambert liefert, befteht in der An— 
gabe, daß die Farbe beautiful-silver-gray iſt. Aus der Zeichnung erſieht 


Känguru. 111 


man, daß die Form mit der des Rieſen-Kängurus übereinkommt, daß der 
Schwanz behaart und die Zehen dunkler gefärbt ſind. 


Von der Naſe bis zur Schwanzſpitze ... 622“ 
Von der Naſe zum Hintertheil des Schädels . 55 a 
Schwanz sole Tale: 26 
D abe Nr a 35 
Größter umfang, vor den Hinterbeinen. . . 28 


Die Bes bang und die gut ausgeführte Abbildung iſt nach einem 
lebenden Individuum, das aus Neu-Südwallis nach London gebracht wurde, 
entworfen. Von den Eingebornen ſoll es Ba-ga-ree genannt werden. 


2 5. H. rufogriseus Georrr. Das rothgraue Känguru. 


H. giganteo minor, supra e rufescente canus, subtus pallidus; cauda cor- 


pore multum breviore, apicem versus nigricante, supra subtusque concolore. 


Kangurus rufo-griseus, Desmar. mamm. p. 273. — Is. GeorFr. diet. 
class. IX. p. 110. 

Halmaturus griseo-rufus. Goldfuß, Iſis 1819. S. 267. 

Kangur oo gris roux. Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXIV. p. 348. ) 


Dieſes Känguru iſt nur ſehr unvollſtändig, wie es ſcheint, fogar blos 
nach einem einzigen Individuum bekannt; über die Behaarung der Naſen— 
kuppe und die Form der obern Schneidezähne iſt gar nichts geſagt, daher 
ſeine Anerkennung als Art und ſeine Stellung ganz unſicher. Wie Geof— 
froy ſagt, iſt es rothgrau, ins Blonde ziehend; dieſe Farbe wird nach un— 
ten ſehr blaß und der Mitteltheil des Unterleibs iſt ſelbſt weiß. Auf den 
4 Gliedmaſſen geht ſie ins Bräunlichgraue und auf dem hintern Theil des 
Schwanzes ins Schwärzlichbraune über.“ Die Ohren ſind abgerundeter als 
bei H. giganteus und fuliginosus. Des mareſt ſetzt hinzu, daß der 
Schwanz unten wie oben dieſelbe Farbe hat, daß die Rückenhaare an der 
Wurzel röthlich, dann weiß und an der Spitze braun ſind. 


Körner EINER e DE RaR ref! gt 
Schieß; ee na r ick de ieh Sera 0 4 


Als Heimath wird Neuholland angegeben. 


112 Halmaturus. 


6. H. ruficollis Georrr. Das rothhälſige Känguru. 


H. Vulpe minor, supra e rufescente griseus, subtus albus; collo postice rufo, 
ore albo, cauda longitudine corporis. 


Kangurus ruficollis. Desmar, mamm. p. 274. — Is. Georrr. dict. class. 
IX. p. 110. 
Halmaturus ruficollis. Goldfuß, Iſis 1819. S. 268. 


Kanguroo a cou roux et K. vineux. Fr. Cuy. dict. des sc. nat. XXIV. 
p. 348. 


Sf. Geoffroy ſagt von dieſem Känguru: „es ift oben und an den 
Seiten von einem mehr oder minder röthlichen Grau, die hintere Halsgegend 
aber iſt roth. Die Innenſeite der Beine iſt weiß, wie auch der Mitteltheil 
des Körpers; dieſe weiße Parthie hat jedoch eine ſehr geringe Breite und 
iſt faſt nur lineär. Die Oberſeite des Schwanzes iſt röthlichgrau, die un— 
tere weißlich 22). Die Ohren haben die Farbe der erſtern Arten (H. gi- 
ganteus, fuliginosus), aber die Form von der rothgrauen. Die Vorder: 
füße ſind ſchwarz, die Hinterzehen bräunlichgrau, vorwärts mit Röthlich. 
Der Augenkreis iſt roth und der des Mundes weiß; letzterer verlängert ſich 
etwas gegen das Auge. Dieſe Art wurde auf der King-Inſel gefunden. 
Fr. Cuviers Kanguroo vineux zeigt alle dieſe Charaktere, aber der Pelz 
iſt mehr grau und der weiße Lippenfleck etwas deutlicher; dagegen beſitzt das 
Muſeum auch ein anderes Individuum, das mehr ins Rothe fällt, während 
ein drittes von dieſem zum K. vineux ſo gut den Uebergang bildet, daß es 
ſchwer hält, ſie nicht als zu einer Art gehörig zu betrachten.“ — Die Maaße 
von Desmareſt find: 

Körper e SLOT Koffer IRRE PORN ERSTER" 
Sn!!! l ref!!! a lo te 


7. H. Parryi Benn. Das Wollaru. 
H. giganteo tertia parte minor, supra cauus, subtus pallidior, rostro nigri- 
cante, genis stria longitudinali alba notatis; auriculis nudiusculis; cauda (basi ex- 


cepta) pilis adpressis albidis vestita, apice nigra, Meero- 


22) Desmareft giebt den Schwanz auf der Unterfeite als roth (roux) an, die Haare an 
der Wurzel graubraun, dann weiß mit brauner Spitze, was auf der Dberfeite eine haſengraue 
Färbung hervorbringt, die unten ins ziemlich rein Weiße übergeht. 5 


Känguru. 113 


Macropus Parryi. Benn. proceed. II. p. 151; transact. of the zool. soc. I. 3. 
p. 295. tab. 37. 
Halmaturus Parryi. Gray in Loud. mag. 1837. p. 583. 


Der Habitus iſt, wie Bennett fagt, der des Rieſen-Känguru; die 
Größe iſt jedoch um 3 geringer und Schwanz nebſt Ohren iſt verhältniß— 
mäßig länger und die nackte Muffel weit größer, indem ſie, wie bei nemo— 
ralis, den ganzen Raum zwiſchen den Naſenlöchern und abwärts bis zu der 
Spalte der Oberlippe einnimmt *). Die Farbe iſt oben licht grau; die 
einzelnen langen Haare ſind ganz bräunlichgrau; die Wollhaare am Grunde 
dunkel, an der Spitze blaß. Längs des Rückgraths und an der Schwanz⸗ 
wurzel iſt die Farbe etwas dunkler, an den Schultern lichter und noch mehr an den 
Seiten; die untern Theile verlieren faſt ganz den grauen Ton und ſind mit 
längerem, mehr wolligen Pelze bedeckt. Die Schwanzwurzel iſt oben auf 
ohngefähr 9“ dunkelgrau, hierauf (mit der Ausnahme von 3“ an der Spitze) 
ſchmutzig weiß mit einigen undeutlichen Spuren von grauen Halbringen; die 
Unterſeite iſt ebenfalls weiß, die letzten 7“ aber, nebſt E oben, bilden eine 
ganz ſchwarze Schwanzſpitze. Die Haare des Schwanzes ſind kurz, borſtig, 
dicht anliegend und bedecken nur dünn die Haut; längs der Mittellinie der 
Unterſeite find fie dichter und viel länger; an der Schwanzwurzel unten weiß 
und mit denen des Hinterleibs zuſammen hängend. Bei H. giganteus ſind 
die Schwanzhaare weicher, länger und nicht anliegend. Der Kopf iſt oben 
mäuſegrau, vorwärts faſt ganz ſchwarz werdend. Vom Mundwinkel läuft 
zum hintern Augenwinkel eine weiße Binde; darunter zieht ſich eine minder 
markirte graue Binde bis zu den Halsſeiten. Die Lippen ſind grau, mit 
ſchwarzen und weißen Haaren untermengt, welche letztere beſonders am Kinne 
und der Unterlippe auffallen. Ein breiter weißlicher Fleck findet ſich zwiſchen 
den untern Kieferäſten. Die Ohren ſind auſſen dünn mit einzelnen kurzen 
Haaren beſetzt, innen faſt ganz nackt, mit einem ſchwachen Buſch weißer 
Haare an der Wurzel des Vorderrands. Vorderfüße und Krallen ſind ſchwarz, 


23) Vom hintern obern Schneidezahn bemerkt Gray, daß er eine faſt mittelſtändige Falte 
habe. Auch führt er eine Var. pallida an: „blaß röthlichgrau; Geſicht, Ohrrücken und Rücken 
mitte merklich röther; Geſichtsſtreif, Lippen, Schwanz und unten weiß; Füße und Schwanzſpitze 
dunkler.“ Vom Schwanenfluß, genannt Wällaroo. 

Suppl. 3. 15 


114 Halmaturus. 


mit etwas Grau an der Mittelhand und Handwurzel; an den Hinterfüßen 
ſind die beiden äußern Zehen auch ſchwarz, die beiden vereinigten hellgrau. 


Länge bis zur Schwanzſpize. .. 5“ 4“ Ohe e 0˙ 4“ 
Nopffß . a Terıie 0 6% Ohrbreite ine Si sphrl -at 0 2 
ale e eee 2 chene f é 1 1 
(Sil re ea 2 6 | Hinterfuß mit Kralle 0 10) 


Die Heimath iſt Neu-Südwallis, wo Kapitän Parry das Wolla— 
roo, wie es die Eingebornen nennen, in der Nähe von Port Stephens 
erhielt. 


8. H. nemoralis Waex. Das Whallabi. 


H. Vulpis magnuitudine, supra cano-bruneus, subtus pallide fulvus, rostro, 
pedibus caudaque supra nigris; auriculis postice nigris, basi fulvis. 


Kangurus ualabatus. Less. et Garn. zool. de la Coquille. I. p. 63. mit Abbild. 

2Halmaturus ualabatus. Gray in Loud. mag. 1837. p. 583. 

Kangurus Brunii. Desmar. mamm. p. 275. (excl. syn.). — FR. Cuv. dict. des 
sc. nat. XXIV. p. 348. — Is. GE OF R. dict. class. IX. p. 110. 


Leſſon hat zuerſt dieſe Art von der Schreber'ſchen Didelphys Brui- 
nii unterſchieden; feine barbariſche Benennung Oualabat habe ich jedoch 
nicht beibehalten, da es eine Frage iſt, ob er fie nur richtig aufgefaßt, in— 
dem die Engländer dafür Whallabee ſchreiben. Nach Leſſows Beſchrei— 
bung iſt dieſes Känguru kaum halb ſo groß als das Rieſen-Känguru; ſeine 
Muffel iſt minder ausgebildet als bei den großen Arten 25). Die Schnautze 
iſt ſchmächtig, der Schwanz ſtark und lang, die Ohren ebenfalls lang, zu— 
geſpitzt, innen nackt, außen kurz behaart. Die Behaarung iſt lang, gerade 
und weich. Die Haare der Oberſeite und der Beine ſind an der Wurzel 
grau, an der Spitze gelblichweiß, und wie ſchwarz und weiß geringelt 25). 
Die Farbe der Seiten iſt hell, während die der Lenden und der Oberſeite 
des Schwanzes dunkelbraun iſt; letzterer iſt reichlich beſetzt mit ſehr ſchwar— 
zen und häufigeren Haaren nach oben und an der Spitze, wo ſie einen röth— 


24) Nach Gray iſt die Muffel kahl. 25) Desmareſt nennt die Farbe oben braungrau, 
unten gelblichgrau, oder gelb. 


Kaͤnguru. 115 


lichen Büſchel bilden. Die ganze Unterſeite des Körpers hat eine gröbere, 
ins Rothgelbe fallende Behaarung. Der Wollpelz iſt aſchgrau. Die Schnautze 
iſt ſchwarz behaart, die Stirne, Wangen und Kehle grau; die Behaarung 
der Ohren iſt an der Wurzel lebhaft roth, an der Spitze ſchwarz. Auf dem 
Untertheil der Schulter ſtehen zwei braungraue Flecken; Füße und Nägel 
find tief ſchwarz 1). 


Körpe !!!; Der m 2“ 3° 6 [Vom Ellenbogen zur Krallenſpitze e BG 
Schwanz 1 8 6 Vom Schenkel zur Ferre 9 0 
OT N DU RINT 0 4 6 Von da zur Krallenſpitze 7 6 
D 0 2 4 Kralle der hintern Mittelzehe .. 1 2 


Die Heimath dieſer Art iſt Neu-Südwallis, wo fie, nach Leſſon's 
Angabe, um Port Jackſon ſehr häufig iſt, ſo daß man ſie jeden Tag in 
Menge auf dem Markte von Sidney ſehen kann, wo ſie von den Koloniſten 
Buſch⸗Känguru genannt wird. 


9. H. Bennetti War. Das weißſchwänzige Känguru. 
H. nemoralis magnitudine, supra saturate eineraceus, subtus griseo-albidns; 
scapulis, clunibus regioneque oculari rufescentibus; cauda longitudine corporis, cana, 
subtus alba, apice nigra. 


Macropus Bennetti. WATERB. proceed. V. p. 103. 


Waterhouſe hat eine detaillirte Befchreibung geliefert. „Der Pelz 
iſt ziemlich lang und mäßig weich; die längſten Haare auf der Mitte des 
Rückens meſſen ohngefähr 2, die kürzern 12 Zoll. Die Farbe iſt ſehr 
dunkelgrau, am Rücken ins Schwarze übergehend, an den Seiten etwas 
blaffer, während im Nacken, an der äußern Ohrwurzel, über die Hüften 
und Schultern und in der Augengegend ein roſtiger Ton bemerklich iſt. Die 
Unterſeite des Körpers und die Innenſeite nebſt dem Vordertheil der Hinter: 
beine iſt graulichweiß. Die Schnautze iſt ſchwarz und der Scheitel braun- 
ſchwarz; eine unbeſtimmte weißliche Linie läuft rückwärts von den Mundwin⸗ 


1) Gray's H. albus, von dem er ſagt, daß er ſehr ahnlich dem H. ualabatus, aber weiß⸗ 
lich oder weiß ſey, iſt wohl nichts anders als ein Albino; da er von Vandiemensland (ann. of 
nat. bist. I. p. 106) herkommt, fo gehört er wohl nicht zu H. nemoralis. 

15 * 


116 Halmaturus. 


keln und verwiſcht ſich an den Wangen; die Lippenhaare ſind ſchmutzig weiß; 
das Kinn iſt ſchwärzlich. Die Ohren ſind innen mit weißen, außen (mit 
Ausnahme der Wurzel) mit ſchwarzen Haaren beſetzt. Die Gliedmaſſen ha— 
ben außen die Farbe der Leibesſeiten; die Vorderfüße und Zehen der Hinter— 
füße ſind ſchwarz; die Außenſeite der Ferſe iſt auch ſchwarz. Die Haare 
des Schwanzes (mit Ausnahme der Wurzel, wo ſie von derſelben Färbung 
und Beſchaffenheit wie am Leibe ſind,) ſind ziemlich harſch, ſchwarz, und 
gegen die Spitze breit ſilberweiß geringelt; die allgemeine Farbe iſt weißgrau, 
indem an jedem Haar die weiße Portion am meiſten ſichtlich iſt. Die Schwanz— 
ſpitze iſt ſchwarz und die Haare ſind daſelbſt lang und bilden eine Art Bü— 
ſchel; die Unterſeite des Schwanzes iſt weiß. Die Haare auf der Oberſeite 
des Körpers ſind an der Wurzel dunkel ſchieferfarben, während der übrige 
Theil jedes Haars ſchwarz iſt mit Weiß, oder gewöhnlicher mit blaß Roſt— 
farben geringelt; auf der Unterſeite des Leibes ſind die Haare an der Wurzel 
ſchieferfarben mit weißer Spitze.“ 


Körper EN et TAN 24“ 10“ | Bon der Schuauge zum Ohr .. 5“ 10 
Schwanz 24 7 Tarſus und Zehen ohne Krallen. 8 9 
Sf. ach. 3 1 


Die Heimath iſt Neu-Cambrien. Vorſtehende Beſchreibung hat Wa— 
terhouſe nach einem erwachſenen Männchen entworfen; zwei Weibchen ſind 
kleiner und blaſſer, ihre herrſchende Färbung iſt röthlichgrauz um den Ein— 
gang zum Beutel find die Haare dunkel roſtbraun. Als Unterſchiede 
von dem nahverwandten H. nemoralis (ualabatus) ſind hervorzuheben, 
daß bei H. Bennetti die untern Theile graulichweiß ſtatt falb, die Ohren 
länger, und der Schwanz weißgrau, unten weiß und nur an der Spitze 
ſchwarz iſt, während er bei der andern Art faſt ganz ſchwarz iſt. 


10. H. lept onyx Waen. Das ſchmalkrallige Känguru. 


H. Cati feri magnitudine, supra e fusco et albido variegatus, subtus albidus ; 
unguibus podariorum valde compressis, utrinque paululum excavatis; cauda corpore 
breviore, subtus sordide lutescente. 


Diefe Art hat in der Färbung große Aehnlichkeit mit H. Benuetti, 
unter welchem Namen ſie auch von der Sammlung acquirirt wurde; ſie un— 


Känguru. 117 


terſcheidet ſich jedoch von letzterem durch den viel kürzeren Schwanz und die 
zuſammengepreßte Form der Hinterkrallen, von welch letzterem Merkmal we— 
nigſtens Waterhouſe in feiner Beſchreibung des H. Bennetti keine Er: 
wähnung thut; auch hat die Färbung einen andern Ton. Die Ohren ſind 
ziemlich lang, die Naſenkuppe nackt; der Schwanz dicht behaart, auf der 
Unterſeite mit langem dichten Haarkamme, und kürzer als der Körper. Be— 
ſonders auffallend iſt aber die Form des Nagels an der Aten oder großen 
Hinterzehe. Dieſer iſt nämlich lang, zugeſchärft und von beiden Seiten in der Mitte 
ſo ſtark zuſammengedrückt, daß hier eine ſeichte Aushöhlung und oben eine 
ziemlich ſcharfe Firſte entſteht; auch die Außenkralle iſt von der Außenſeite 
her eingedrückt. Die Behaarung iſt ſehr reichlich, aber an Feinheit weit der 
von H. brachytarsus nachſtehend 2). Die Farbe der Oberſeite iſt trüb 
gelblichbraun und lichter geſprenkelt und zwar ſo, daß auf dem Rücken und 
Halſe das Braun mit hell Roſtgelblich melirt iſt, während an den Seiten 
des Leibes und der Hinterbeine das Braun mit Graulichweiß geſprenkelt iſt, 
wobei Letzteres immer mehr die Oberhand gewinnt. Die einzelnen Haare 
der Oberſeite ſind trübbraun mit einem weißlichen Ringe unterhalb der Spitze, 
welcher an den Seiten immer breiter wird und dadurch die lichtere Färbung 
hervorbringt. Die ganze Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt grau— 
lichweiß, wobei die Haare an ihrer Wurzel graubraun ſind. Die Wollhaare 
ſind ſchieferfarben. Die Oberſeite des Kopfs iſt von der Farbe des Rückens; 
über die Wangen läuft vom Mundwinkel her ein verloſchener weißlicher 
Streif; die Schnautze iſt ſchwärzlich. Die Ohren ſind auf der Innenſeite 
längs des Randes mit weißlichen, auf der ganzen Rückenſeite, ſowie innen an 
der Spitze, mit ſchwarzen Haaren beſetzt. Die Vorderfüße und die Zehen 
der Hinterfüße ſind ſchwarzbraun, die Krallen ſchwarz. Die Schwanzhaare 
ſind auf der Oberſeite an der Wurzel ſchwarz, mit langen weißlichen Enden, 
und weiter rückwärts mit einem oder dem andern ſchmalen ſchwärzlichen 
Ringe; die Unterſeite iſt ganz gelblichweiß. 


2) Die Schneidezähne ſind ſämmtlich groß; der hinterſte des Oberkiefers viel breiter als der 
vorderſte, und ſeine tiefe Längskehle läuft ziemlich in der Mitte der Außenſeite herab. Der knö— 
cherne Gaumen iſt an unſerem Exemplare verletzt, ſcheint aber ebenſo wie bei H. brachytarsus 
durchbrochen zu ſeyn. 


118 Halmaturus. - 


Körper Ed bee 23° 6“ [ Hinterfüße von der Ferſe bis zur Spitze 
Schweifrübbtte 15 0 der großen Kralle 70" 
ee Er 26 Die Ate Kralle allein 1 2 


11. H. fruticus Osız, Das Buſch⸗ Känguru. 


H. e rufescente bruneus, paululum cano adspersus, subtus albido - griseus, 
tarsis pallide canis, digitis labiisque saturate fuscis; digiti posterioris magni ungue 
brevi, rotundato, obtuso; cauda mediocri. 4 


Macropus fruticus. Oetz. ann, of nat, hist. I. p.219. 
Brush Kangaroo. Gunn ebenda S. 105. 

Nach Ogilby's Beſchreibung iſt „Kopf, Rücken, Kruppe und Außen⸗ 
ſeite der Arme und Schenkel hell röthlichbraun, etwas ſilbergrau geſprenkelt; 
der Pelz iſt an der Wurzel ſchieferbraun, an der Spitze röthlichbraun, lang, 
reichlich und dick. Das Geſicht von den Augen abwärts, Lippen und Kinn 
ſind tief einförmig braun, wie auch die vier Pfoten; die Tarſen jedoch und 
Hinterbeine ſind hellgrau und bilden dadurch einen auffallenden Contraſt mit 
dem dunklen Tone der Zehen; die Unterſeite der Tarſen iſt nackt und ſchwie⸗ 
lig. Die Unterſeite des Körpers iſt ſehr licht weißlichgrau (hoary grey); 
der Pelz iſt hier eben ſo lang und dicht als oben und von derſelben ſchiefer— 
braunen Farbe an der Wurzel, aber mit einer langen graulichen Spitze. Der 
Schwanz iſt mittellang, zugeſpitzt, ſchmutzig gelblichgrau, mit einer kleinen 
braunen, undeutlich buſchigen Spitze, unten faſt nackt, indem die Haare in 
der Endhälfte kurz und borſtig abgerieben ſind. Die Ohren ſind ſehr groß, 
gerundet, inwendig an den Rändern mit ſchmutzig weißen Haaren, außen 
dicht mit langen weißen Haaren beſetzt, an der Baſis graulich, aber in den 
letzten 3 dunkelbraun mit röthlichem Anfluge. Die vordern Schneidezähne 
größer als die ſeitlichen, am Grunde getrennt, mit den Spitzen convergirend; 
der äußerſte zweimal ſo groß als der mittlere und im Verhältniß von 2:3 
durch eine vertikale Duplicatur an der Außenſeite abgetheilt, wodurch der 
Zahn auf den erſten Anblick gedoppelt erſcheint. Die Kralle der großen Hin— 
terzehe iſt kurz, rund und ſtumpf wie bei M. penicillatus, was nach 
Ogilby die beiden einzigen Arten find, bei welchen dieß der Fall iſt.“ 


Känguru. 119 


Körper : p e rr edge: e e elne 8 
Schwanz 1 10 [Tarſus bis zum Urſprung der großen 
ef e „ „ e e lf en 02 


Die Heimath ift Vandiemensland, wo dieſe Art unter den drei dort 
vorfindlichen weit die häufigſte iſt. Ihr Fleiſch iſt vortrefflich, und das 
Leder iſt das einzige, das von den höhern Ständen in der Kolonie zu Stie⸗ 
feln und Schuhen benützt wird. Zu gleichem Zwecke werden jährlich viele 
tauſend Felle nach Neu-Südwallis übergeführt. 8 


12. H. Brunii Scures. Der Filander Tab. CLIII. 


H. Leporis magnitudine, supra fusco-griseus, subtus flavo - griseus, capite 


longo, obtuso, auriculis minimis, cauda corpore longiore. 


Kangurus veterum, Less. zool. de la Coquille I. p. 163. 

Didelphys Brunii. Schreb. III. S. 551. tab. 153. (Fig. Bruiu.). 

Kanguroo d’Aro&d. Quoy et GaınarD, zool. de I' Astrolabe I. p. 116. tab. 20. 
Filander. Bauins reize p. 374. Fig. 213. — VaLent. Amb. III. p. 275. 


Wahrſcheinlich mag das Thier, von dem Valentin als von einem 
Bewohner Banda's und der Aru-Inſeln (an der Weſtküſte Neuguinea's) 
ſpricht, ſowie das zahme Känguru, das Bruyn auf Bantam ſah, dieſer 
Art angehören; indeß haben Beyde keine genaue Beſchreibung hinterlaſſen. 
In neuern Zeiten hat nur Leſſon 3), nebſt Quoy und Gaimard, Ge 
legenheit gehabt, dieſe Art wieder zu beobachten, jener nach einem lebenden 
Individuum, das aber auf der Reiſe verloren gieng, dieſe nach einem jun— 
gen Männchen, von dem ſie folgende Beſchreibung geben. Die Dicke und 
Stärke ſeiner Schenkel und die Länge des Kopfs, der ſtumpfer als bei den 
andern Kängurus iſt, iſt auffallend; die Ohren find dagegen verhältnißmäßig 
kürzer 2). Die Farbe iſt oben braungrau und unten fahlgrau; das Falbe 


3) Die Farbe feines Exemplares nennt Leſſon auf der Oberſeite einförmig braun, was an 
den untern Theilen ins Graue übergeht. 4) Vom Schwanze fagen Quoy und Gaim ard, 
er ſey etwas weniger lang als der Körper. Hiemit ſtimmen aber ihre Maaße nicht überein, nach 
welchen er länger als der Körper iſt; auch kann ſich in letztere Angaben kein Druckfehler eingeſchli⸗ 
chen haben, da fie die ganze Länge von der Schnautzen- bis zur Schwanzſpitze zu 17 10“ 6“ 
anſetzen, was ganz zu den andern Maaßen paßt. — Von den obern Schneidezähnen giebt Des⸗ 


120 Halmaturus. _ 


9 
iſt deutlicher zwiſchen den Beinen, wo ſich die Teſtikeln finden, welche dieſe 
Farbe haben. Das Ende der Schnautze iſt etwas mehr roſenfarben, als der 
übrige Theil; die Augen ſind roth. 


Körper 10“ 0““ J Umfang in der Mitte des Leibes. . 7“ 6“ 
Schwanz 12 6 Vorderglieden!!ñỹ?ĩ.⁵ö˙U.wx. 0 
e She. ach era SS UIIESLALIEOFLZ I 10 
„ „ ERST 


Als Heimath iſt neuerdings uns Neuguinea bekannt geworden; von 
den molukkiſchen Inſeln iſt dieſe Art von Müller nicht aufgeführt. 


13. H. rufiventer Ocız. Das roſtbäuchige Känguru. 


H. Vulpe minor, supra griseo-fuscus, nigro-irroratns, subtus pallide rufes- 
cens; auriculis postice nigris; cauda abbreviata, subtus nudiuscula. 


Macropus rufiventer. OcıLey ann. of nat. hist. I. p. 220. 
Halmaturus (Thylogale) Tasmanei. Gray, ebenda ©. 108. 
Wallaby. Gunn, ebenda. ©. 106. 


„Der Wallabee von Vandiemensland iſt,“ wie Ogilby fagt, „eine 
vom Wallabee auf Neu-Südwallis (M. ualubatus) ſehr verſchiedene Art, 
indem er kleiner und von einer mehr röthlichbraunen Farbe iſt. Er iſt be— 
trächtlich kleiner, als der H. fruticus, hat aber ähnliche Schneidezähne, mit 
der Ausnahme, daß das vordere Paar nicht verhältnißmäßig länger oder 
breiter als die ſeitlichen iſt, und die Duplicatur des äußern ſo klein, daß 
ſie nur an dem hintern Rande deutlich wird und den Zahn im Verhältniß 
— 1:3 theilt; dieſer Zahn iſt felbft verhältnißmäßig von geringern Dimen— 
fionen als bei M. frutieus. Die Farbe iſt graulichbraun, beträchtlich dunk— 
ler als beim wilden Kaninchen, und auf dem Rücken und Kreuz mit ſchwar— 
zen Haaren ſtark ſchattirt, was je nach dem Lichteinfall dieſen Theilen einen 
vollkommen ſchwarzen Ton giebt. Die Pfoten und Außenſeite der Vorder— 
glieder ſind von derſelben Farbe; die Tarſen und Hinterbeine braun. Kinn, 


Vorderhals und Unterleib find ſandroth (sandy red), an verſchiedenen Er- 
emplaren 


mar eſt an, daß der mittlere viel länger als der ſeitliche it, was eine Ausnahme in dieſer Gat— 
tung iſt, und nur bei H. penieillatus wiedergefunden wird. 


Känguru. 121 


emplaren mehr oder minder intenfiv. Die Ohren find innen gelblichroth, auf 
ſen ſchwarz oder ſehr dunkelbraun. Der Schwanz iſt kurz, viel dunkler als 
der Leib oben, an den Seiten ſchmutzig gelblich, auf der Unterſeite nackt 
und auf 3 feiner Länge granulirt. Krallen lang und ſpitz, Naſe nackt 5). 


örpe ß % 0 Dhr LRIHHEHEN 0 1% 
Schwanz 11 2 Tarſus bis zur großen Kralle. . . 0 54 
Kopf bis zur Ohrwurzel .. 0 44 


Die Heimath iſt Vandiemensland, wo es an der See und auf den 
Inſeln in der Baß⸗Straße ſehr gemein iſt; fein Fleiſch wird als vortrefflich 
geſchätzt. 


13. a. H. brachytarsus Waen. Das kurzläufige Känguru. 


H. Cati feri magnitudine, supra e flavido- bruneo nigroque variegatus, sub- 
tus anguste et pallide flavescens; auriculis latis, tarsis abbreviatis nigricantibus; 


cauda undique pilosa. 


Unter dem Namen I. rufiventer hat die Sammlung ein Känguru er: 
kauft, das allerdings mit der Art, welche den angegebenen Namen führt, 
in der Färbung, in der Beſchaffenheit der Vorderzähne und der Kürze der 
Tarſen viele Aehnlichkeit hat, gleichwohl aber ſchon durch ſeinen ganz behaar— 
ten Schwanz von jenem ſich unterſcheidet “). Die Ohren find kurz, aber 


5) Gray's Charakteriſtik lautet: „Schwärzlichbraun, röthlich und ſchwarz geſcheckt; Ober— 
lippe, Kinn, Vorderhals und unten blaß röthlichbraun; Hinterfüße kurz, braun, geſprenkelt; 
Schwanz ziemlich kurz, geſchuppt, mit kurzen, dicht angedrückten Haaren bedeckt, mit laͤngern 
weichen, krauſen Haaren längs der Oberſeite feiner Wurzel. Länge 25“ Schwanz 10?, Hinter- 
fuß 54 Zoll“. 6) Sollte an Ogilby's Exemplar von M. rufiventer die Unterſeite des 
Schwanzes etwa nur durch die Gefangenſchaft abgerieben worden ſeyn? Gray, der daſſelbe Ex— 
emplar vor ſich hatte, giebt den Schwanz als scaly an, aber auch als covered with short elose- 
pressed hairs. Wer von Beiden hat nun Recht? Da auch Keiner bemerkt, daß die röthliche 
Farbe des Unterleibs blos einen ſchmalen Streifen bildet, der nur gegen die Aftergegend auf ein— 
mal breit ſich ausdehnt, fo trage ich Bedenken, meinen H. brachytarsus mit dem H. rufiventer 
zu identifiziren, und erwarte genauere Beſtimmungen über letzteren. Noch erinnere ich, daß an 
meinem H. brachytarsus die Vorderzähne verhältuißmäßig klein find, daß der hinterſte nur we— 
nig breiter als fein Vorgaͤnger iſt und im letzten Viertel eine tiefe Längsfurche hat, die auf der 
Schneide des Zahns ſich vorwärts fortſetzt; eine ſeichtere Längsfurche durchzieht die Mitte des 

Suppl. 3. 16 


122 Halmaturus. 


fehr breit, dadurch merklich von denen des Rieſen-Känguru abweichend, auf 
der Rückſeite dicht behaart, auf der Innenſeite nur an den Rändern mit 
weichen Haaren beſetzt, in der Mitte faſt nackt und mit großen Poren ver— 
ſehen. Die Naſenkuppe iſt kahl. Die Tarſen (Fußwurzel und Mittelfuß zu— 
ſammen genommen) ſind im Vergleich zu andern Arten derſelben Größe auf— 
fallend kurz; die Nägel an den beiden äußern Zehen aber ſtark und von der— 
ſelben Form wie beim Rieſen-Känguru. Der Pelz fühlt ſich weich und ſanft 
an. Der Schwanz iſt an der Wurzel dick und ſein Pelz iſt hier wie der des 
Rückens; weiterhin werden die Haare rauher, legen ſich ziemlich glatt an 
und die Unterſeite iſt wie die obere dicht mit Haaren beſetzt. Die Farbe 
der Oberſeite iſt licht fahlbräunlich und ſchwarz geſprenkelt, indem die ſchwar— 
zen Haare unterhalb der langen Spitze einen licht bräunlichgelben Ring haben. 
Längs des Rückgraths ſind überdieß viele lange und ganz ſchwarze Haare 
eingemiſcht, durch welche daſelbſt die Farbe ſehr ins Dunkle fällt, während 
ſie gegen die Seiten lichter wird. Die Unterſeite iſt in einem nicht ſonderlich 
breiten Streifen blaß ockergelblich, was am Hinterbauch und unter der Schwanz— 
wurzel ſich beträchtlich ausdehnt und zugleich ein lebhafteres Kolorit erhält ). 
Der Kopf iſt auf der ganzen Oberſeite gelbbräunlich und ſchwarz melirt; er— 
ſteres iſt an den Wangen graulich. Die Ohren ſind auf der Auſſenſeite von 
der Farbe des Rückens, auf der Innenſeite am Rande licht roſtgelb behaart. 
Die Lippen nebſt dem Unterkiefer ſind wie die Unterſeite blaß ockergelblich. 
Der Wollpelz iſt ſchieferfarben. Die Auſſenſeite der Gliedmaſſen iſt gelb— 
bräunlich und ſchwarz melirt; die Hinterfüße ſind faſt einfarbig dunkelbraun. 
Der Schwanz iſt auf der Oberſeite von der Farbe des Rückens, doch ver— 
ſchwindet nach hinten das Schwarz immer mehr und eine ſchmutzig gelbbräun— 
liche Färbung gewinnt die Oberhand; letztere färbt auch die ganze Unterſeite. 
Die Krallen ſind ſchwarz. 


Körß enn ũẽ⁰mZ SiDH. 1. 11% Ohrbrei te a ER 1 4“ 
Schwanzęßñ 8 1 0 [Von der Ferſe bis zur Wurzel der 

Kopf ee. r en e Miktelkr ale 3 4 5 

Ohren . ee 0 2 Mittelkralle (ate 0 104 


Zahns. Der knöcherne Gaumen iſt hinten von großen Oeffnungen durchbrochen. Die kleinen Eds 
zähne des Oberkiefers find deutlich vorhanden. 7) An einem anderen Exemplar, das ich feit- 
dem ſah, faͤllt der Unterleib mehr ins Röthliche. 


Känguru. 123 


14. H. brachyurus Quer. Das kurzſchwänzige Känguru. 


H. supra fulvidus, nigro - tinctus, subtus pallide flavescens; auriculis rotundatis 
caudaque brevissimis. 


Kangurus brachyurus. Quox et GaraRD zool. de PAstrolabe I. p. 114. tab. 19. 


Die Größe überſteigt nicht die des Hypsiprymnus Whitei. Der Kopf 
iſt dick, kurz und koniſch, die Schnautze ſtumpf, nackt, braun und mit einie 
gen kurzen Haaren garnirt; die Ohren abgerundet und kürzer als bei allen 
andern Arten. Die Gliedmaſſen ſind nicht beſonders lang und ſehr ſchlank; 
der große Nagel der hintern Mittelzehe iſt faſt gerade, etwas zuſammenge— 
drückt und bis zu feiner Spitze mit Haaren bedeckt. Der Schwanz iſt ver: 
hältnißmäßig ſehr kurz und ſchlank. Die Farbe der ganzen Oberſeite und 
der Arme und Schenkel iſt röthlichgelb, mit dunklern, am Rücken und den 
Seiten mehr markirten Nüancen. Die Oberſeite des Kopfs und Halſes iſt 
röther als die andern Theile; die Miſchung von Roth und Schwarz iſt an 
der Schwanzwurzel regelmäßiger. Die Haare am Schwanze ſind ſpärlich, 
gerade, und hinterwaͤrts gerichtet. Kehle und Bauch ſind hellgelblich; die 
Ohren ſind auſſen rothbraun, innen goldfarbig behaart. Tarſen und Pfoten 
ſind braun; die Nägel ebenfalls mit weißlichen Spitzen. Die Haare des 
Körpers find ſehr lang, glatt, brilliant, ziemlich ſtarr und übereinander gelegt, 
an der Wurzel grau, an der Spitze gelb oder ſchwarz, wodurch die erwähn— 
ten Nüancen hervorgebracht werden. 


Ganze Länge e ordered 8 6““ 
Kopf bis mitten zwiſchen den Ohren 0 6 3 Hinkergli ede 8 10 
Sn 0 7 6 Tarſen nebſt langer Zehe. .. 3 10 


Der Fundort iſt der König Georgs-Hafen in Neuholland, wo Quoy 
und Gaimard ein todtes Thier, das noch nicht lang verendet haben konnte, 
antrafen. 


15. H. fasciatus Per. Das gebänderte Känguru. 
H. Lepore minor, supra griseus, fasciis transversis bruneo- rufis. 


Kangurus fasciatus. PRRON. voy. I. p. 114. tab. 27.— DE SAR. mamm. p. 274. 
tab. suppl. 9. fig. 9. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXXIX. p. 349, — Is. 
GEOFFR. dict. class. IX. p. 110. 

16 * 


124 Halmaturus- 


Halmaturus fasciatus. Goldfuß, Iſis 1819. S. 269. 
Halmaturus elegans. Cuy. règu, anim. I. p. 187. 
DaurikR voy. à la Nouv. Holl. IV. p. 111. 


Nach den Beſchreibungen der franzöſiſchen Zoologen ſind die Ohren 
ziemlich kurz. Der Schwanz iſt ſeiner ganzen Länge nach mit ſo wenigen 
und kurzen Haaren beſetzt, daß er faſt nackt ſcheint, wie der Schwanz einer 
ſehr großen Ratte. Ueber den Rücken verlaufen 12 — 15 ſchmale bräunliche 
rothe Querbinden, die über der Schulter, wo ſie beginnen, minder regel— 
mäßig und markirt ſind, je näher ſie aber dem Schwanz kommen, an deſſen 
Wurzel ſie enden, deſto deutlicher und brauner werden; dieſe Binden verlieren 
ſich an den Seiten. Geſicht und Füße ſind blaßgelblich; der Unterleib licht— 
grau, mitunter etwas weißlich. Der übrige Pelz iſt haſengrau, nach den 
Individuen mehr oder minder dunkel. Die Rückenhaare ſind an der Wurzel 
und einem großen Theil ihrer Länge dunkel, dann mit einem weißen Ringe, 
der allmählig ins Rothe übergeht und an der Spitze braun wird. Die Schnautze 
iſt röthlichgrau; die Ohren ſind auſſen grau, der Schwanz ebenfalls grau 
mit ſchwarzer Spitze. 

r f te un 
SITZEN ER EU ELO Ohren 2 0 14 

Als Heimath kennt man die 3 Inſeln Bernier, Dorre und Driek Har— 
tighs (Eendrachts-Land) an der Weſtküſte Neuhollands. Es hält ſich die— 
ſes Känguru im undurchdringlichen Buſchwerk auf, was von einer Art Mi— 
moſa gebildet wird, wo es ſich durch Abbrechen der niedern Aeſte und der 
Stacheln ſehr zahlreiche, miteinander verbundene Gänge zurichtet, in welche 
es ſich bei der geringſten Gefahr flüchtet. Die Weibchen bringen nur ein 
Junges. 


16. H. Thetidis Fr. Cuv. Das falbe Känguru. 


H. bruneus, subtus griseo-albidus, flavido-lavatus, cervice, scapulis lateri- 


busque fulvis; cauda tarsisque griseis. 
Halmaturus Thetidis. Fr. Cuv. mamm. III. Iivr. 56. 


Die pariſer Sammlung beſaß ſchon feit längerer Zeit ein Exemplar von 
dieſer Art, das jedoch für ein Junges von H. ruficollis angeſehen wurde. 


Känguru. 125 


Später überbrachte fie Bougainville lebend nach Paris, und da fie ſich daſelbſt 
vermehrte, fo kann kein Zweifel ſeyn, daß ihre Merkmale conſtant ſind. 
Von H. ruficollis unterſcheidet fie ſich ſchon dadurch, daß fie eine nackte 
Naſenkuppe hat. „Die Farbe der obern Theile iſt braun, was auf dem 
Halſe, den Schultern und Seiten ziemlich brilliant falb wird. Der Kopf iſt 
braungrau; der Schwanz iſt ganz grau, mit Ausnahme der Wurzel, welche 
die Farbe des Rückens hat; die Tarſen ſind ebenfalls grau. Alle untern 
Theile des Körpers und die Innenſeite der Schenkel ſind weißgrau, unter 
dem Halſe und auf der Bruſt mehr gelb; ein gelblichweißes Band entſpringt 
von der Mitte des Vorderrandes des Schenkels und läuft quer bis zu ſeiner 
Mitte. Dieſes Band, ohne ſcharf von dem Braun der Schenkel abzuſchnei— 
den, zeigt ſich doch auf eine beſtimmte Weiſe, und hat ſich bisher an allen 
Individuen, den jüngſten wie den älteſten, gefunden. Die Höhe dieſes Thiers, 
wenn es auf feinen Beinen und dem Schwanze aufgerichtet iſt, beträgt 9“ 
der Schwanz hat 14 Zoll.“ 


9) Cauda eylindrica. 
17. H. penicillatus Grirr. Das Pinſel⸗ Känguru. 


H. cinereus, subtus rufo-bruneus, auriculis, scapulis, femoribus caudaque nigri- 
cantibus; labiis albiis; cauda cylindrica; basi haud incrassäta, pilis longis rigidis 


vestita; unguibus posterioribus brevibus, 


Petrogale penicillata. Gray in Loud. mag. 1837. p. 583. 
Macropus penicillatus. Benn. proceed. III. p. 1. — Gnirr. anim. kingd. III. 
p. 49. mit ſchlechter Abbild.; V. u. 527. b 


Aus den wenigen Notizen, die vorliegen, kann man wohl dieſe Art von 
den andern unterſcheiden, erlangt aber keine vollſtändige Kenntniß von ihr. 
Gray errichtet aus ihr die Gattung Petrogale mit den Merkmalen: „Muf⸗ 
fel kahl, deutlich. Eckzähne fehlend; die obern Schneidezähne ungleich, der 
vordere der längſte und gekrümmt, der hintere beilförmig, an der Schneide 

erweitert und in der Mitte gekerbt (ſchwach gefaltet). Schwanz cylindrifch, 
mit langen ſteifen Haaren bedeckt, an der Spitze einen Pinſel bildend.“ Als 
Merkmale der Art giebt er an: „Ohren, Schultern, Schenkel, Schwanz 
und ein Streif auf dem Halſe ſchwärzlich; Lippen und ein ſchmaler Strich 


126 Halmaturus. 


an der Bruſt weiß; Wangen graulich.“ Dieſe Spezies ift ausgezeichnet durch 
den kurzen, runden und ſtumpfen Nagel der großen Hinterzehe wie bei H. 
fruticus, ferner durch ihren langhaarigen Schwanz, beſonders aber dadurch, 
daß ihm an der Wurzel die Stärke der andern Arten abgeht, daher ſich auch 
das Thier nicht auf ihn ſtützen kann, ſondern ihn im Sitzen zwiſchen die 
Füße einzieht ?). — Kapitän Parry entdeckte dieſe Art unter Felſen bei 
Liverpool Plains in Neu-Südwallis, wo mehrere beiſammen geſehen wurden; 
ſie zeigten ſich jedoch ſo ſcheu, daß nur eines erlegt werden konnte. 


18. H. albigularis Jounb. Das weißliche Känguru. 


H. griseus, subtus rufus, gula alba; cauda corpore paululum breviore, cylin- 
drica, saturate fusca, albo- terminata; unguibus posterioribus brevibus. 


Heteropus albogularis. JourDAn, ann. des sc. nat. 2° ser, VIII. p. 368. 


Von Jourdan's Heteropus ?) albogularis liegt folgende Notiz vor: 
„Die Handfläche der Vorderfüße iſt runzelig; der Schwanz von gleicher 
Stärke (d'un égal développement), an der Wurzel wie an der Spitze, 
kräftig und mit ſteifen Haaren bedeckt. Der Pelz iſt wollig, außer am Ende 
der Gliedmaſſen. Kopf mit einer braunen Längslinie bezeichnet, Wangen 
weißlich, Ohren auſſen ſchwarz, innen gelb. Kehle weiß, Bruſt und Bauch 
roth (roux); Hals und Obertheil des Rückens grau; Hinterbacken röthlich— 
falb. Das Ende der Gliedmaſſen und der Schwanz dunkelbraun, letzterer 
weiß geendigt.“ 


8) Griffith's Notiz lautet: „Pelz oben grau, mit dunklern Tönen gemiſcht, unten roth— 
braun, Füße ſchwarz; Schwanz ſo lang als der Leib und am Ende pinſelartig. Kopf dunkelgrau 
mit einer dunklen Ruͤckenlinie und einem hellen Fleck an den Wangen und unter dem Unterhalſe.“ 
9) Die Merkmale von Heteropus find: „Die Beine find mäßig lang, die Tarſen kurz und dick, 
mit buſchigem Haare beſetzt, auf der Unterſeite nackt, mit vielen flachen, ſchwarzen, hornigen 
Warzen. Die Ste und Ate Zehe find nicht (wie bei Halmaturus) von den Nägeln umfangen, 
welche klein, kurz, ſtumpf und ſchwach gekrümmt ſind, ſo daß man ſie Hundsnägel nennen könnte. 
Das Gebiß von Heteropus iſt wie bei Halmaturus.“ — Vielleicht iſt Heteropus mit Petro- 
gale identiſch, worüber indeß die mangelhaften Angaben keine Entſcheidung zulaſſen. 


Känguru. 127 


Von der Schnautze zur Schwanzfpise 4° 0“ 0% Vorderglie der.. 4“ 6““ 
Schwanz 16 7 Hinkkergliede smn % 1 
Knöcherner Schädeln . 0 4 2 Tarſen ; 30 
f 0 00 08 5 95 HR AD DO 


Der Fun dort find die Berge ſüdweſtlich von Sidney. 


Zu den zweifelhaften oder nicht vollſtändig beſchriebenen Arten gehören: 


a) H. Ir ma Jounxp. Der Irma (ann. des sc. nat. VIII. p. 371.). Nach Jour⸗ 
dan's Angaben ſind die äußern Formen ungemein zierlich. Seine Charaktere ſind: „Kopf oben 
grau, Wangen und Lippen gelblichweiß, unter dem Kinn ein ſchwarzer Fleck. Auſſenſeite der 
Ohren vorn braun, hinten weißlich; Innenſeite auf den beiden untern Dritteln gelb, am obern 
Drittel ſchwarz. Zwiſchen den beiden Ohren ein brauner Fleck, der ſich etwas auf dem Halſe 
verlängert. Bruſt, Hals, Seiten, Auſſenſeite der Gliedmaſſen hell fahlgelb; Mittelhand und Tar— 
ſen gelb; Finger und Zehen braun und ſchwarz. Der Schwanz iſt im größten Theil ſeiner Länge 
grau, und gegen ſeine Spitze ſchwarz; letztere endigt ſich mit weißen Haaren.“ Körper 72 cent. 
Schwanz 63 cent., Ohren 8 cent. — Wohnt an den Ufern des Schwanenflußes. 


b) H. Eugenii DESMAR. (mamm. p. 274). Von der Eugens-Inſel hat Peron ein 
Kaͤnguru mitgebracht, das Desmareft als eigne Art charakteriſirt: „oben braungrau, mit etwas 
Roth auf den vordern Theilen und den Vorderfüßen gemiſcht, unten weißlich; Unterſeite des 
Schwanzes röthlichweiß.“ — Körper 179“, Schwanz etwas über 1“. — Sf. Geoffroy (diet. 
des sc. nat. IX. p. 110) geſteht zu, daß die geringen Differenzen, wie z. B. die Weichheit des 
pelzes und die größere Breite der weißen Parthie auf der Unterſeite, nicht ausreichen würden, 
um dieſen H. Eugenii von H. ruficollis ſpezifiſch zu ſondern, wenn nicht Peron anführte, daß 
jener in zahlreichen Truppen vorkäme. Gegen dieſe Einwendung iſt zu bemerken, daß man auch 
zuweilen andere Arten heerdenweiſe beiſammen ſieht. Wahrſcheinlich iſt H. Eugenii nur ein Jun— 
ges, vielleicht von H. ruficollis. 


Ob Gray's (Loud. mag. 1837. p. 583) H. (Thylogale) Eugenii mit dem von De s⸗ 
mareſt ſo benannten identiſch iſt, läßt ſich aus folgender Charakteriſtik nicht mit Sicherheit be— 
haupten: „Schwanz maͤßig ſich zuſpitzend, mit ziemlich kurzen zerſtreuten Haaren, die Ringe 
der viereckigen Schuppen ſehen laſſend, beſetzt, und unterwärts mit einem Bande dichtgeſtellter, 
anliegender Haare. Pelz braun, ſchwach geſprenkelt; Nacken roth. Schwanz oben ſchwarz, unten 
weiß.“ Vom Schwanenfluß. 


c) H. dorsalis Gray (Loud. mag. 1837. p. 583): „Schwanz mäßig, mit ſehr kur— 
zen Haaren dicht bedeckt. Der hintere obere Schneidezahn mit einer centralen Falte und der vor— 
dere mit einer etwas vorwärts liegenden Grube. Pelz ſchwarz, roth und grau geſprenkelt. Hin— 
terhals und Beine blaßroth. Füße und Rückenſtreif ſchwarz.“ 


128 Halmaturus. - 


d) H. Derbianus Gray (I. c.): „Schwanz ziemlich kurz, dick, mit kurzen Haaren 
dicht bedeckt. Hinterer oberer Schneidezahn ſehr klein mit einer ganz ſchwachen Falte ziemlich 
weit hinter der Mitte. Pelz ſchwarz, röthlich und grau geſprenkelt; Hals und Beine roth, mit 
einem dunklen Strich im Nacken.“ 


e) H. Billardieri.(DESMAR. mamm. p. 542; IS. GEOFFR. dict. elass. IX. p. 111). 
Blos nach einem aus Vandiemens-Land mitgebrachten Felle beſchrieben. Größe von H. fascia- 
tus; Ohren kurz, oval, gerundet, Schwanz ſo lang als der Körper. Gleicht in der Färbung ſehr 
dem H. Brunii, oben einförmig braungrau, unten röthlich, aber die Hände find rothbraun und 
der Schwanz oben bräunlich, unten röthlich. Außerdem iſt zu bemerken, daß die Oberlippe röth— 
lich, die Nägel ſehr zuſammengedrückt und alle obern Schneidezähne faſt gleich lang find. 


f) H. nuchalis. Unter dieſem Namen habe ich in der hieſigen Sammlung ein Exem— 
plar aufgeſtellt, das in der Färbung viele Aehnlichkeit mit H. ruficollis zu haben ſcheint, mit 
dem ich es jedoch nicht zuſammenzuſtellen wage, da mir von letzterem der Zahnbau unbekaunt iſt. 
Bei meinem H. nuchalis iſt der hintere Schneidezahn ſehr breit und zugleich auf feiner Auſſen— 
feite, was ein feltener Fall it, ohne merkliche Längsfurche; eine ſolche ſpaltet blos den hintern 
Rand und zieht ſich, wie gewöhnlich, auf der Schueide vorwärts. Im Oberkiefer ſind zwei ganz 
kleine, ſpitze Eckzähnchen vorhanden. Der Gaumen iſt hinten durchbrochen. Die Farbe des 
Hiuterhalſes iſt gleich unterhalb der Ohren lebhaft roſtfalb, was ſich bis auf das Widerriſt fort— 
ſetzt, was hier jedoch getrübt wird, indem die roſtrothen Haare ſchwarze Spitzen anſetzen. Im 
weiteren Verlaufe gegen das Kreuz herab, verblaßt die rothe Farbe und wird licht bräunlich oder 
röthlich gelb, indem zugleich die ſchwarzen Haarſpitzen ſich verlängern, wodurch auf dem Hinter— 
rücken eine bräunlichgelbe und ſchwarz geſprenkelte Zeichnung entſteht, die an den Seiten viel 
lichter wird, indem das Schwarz fehlt. Die ganze Unterſeite des Körpers nebſt der Junenſeite 
der Beine iſt weiß. Die Haare der Ober- wie der Unterſeite ſind in ihrem untern Theile grau. 
Der Kopf iſt oben roſtgelblich und ſchwarz melirt. Die verhältnißmäßig ziemlich langen Ohren 
ſind innen mit gelblichen Haaren beſetzt; auf der Auſſenſeite ſchwarz und etwas lichtgelblich ge— 
ſprenkelt, gegen den Vorderrand ganz ſchwarz. Die Hinterläufe ſind auf der Oberſeite braun, 
mit Weißlich etwas geſprenkelt; etwas lichter find die Vorderbeine. Der Schwanz iſt gut behaart, 
oben dunkelbraun, unten ſchmutzig gelblich. Das beſchriebene Exemplar iſt nicht ganz erwachſen, 
da der hinterſte Backenzahn noch in feinem Fache verborgen liegt. Die Naſenkuppe iſt kahl. 


Körper nach der Krümmung 16% 6“ , hn [ 10% 
Sei HD „ „„ „ e Hinterfüße mit Kralle 5 0 


Als Heimath iſt Vandiemeuslaud angegeben. Die Vergleichung des Gebiſſes mit dem 
von H. ruficollis muß es ausweiſen, ob beide Arten wirklich voneinander verſchieden ſind. 


V. Fa⸗ 


Beutelnager. 129 


V. Familie. 
Glirina Beutelnager. 


Dentes primores 3 cestriformes, canini nulli, stomachus sim- 
plex glandula cardiaca instructus, intestinum coecum breve, la- 
tum, processu vermiformi auctum. 


Dem Gebiß nach müßte man dieſe Familie (Glirina Wiegm., Rhi- 
zophaga Owen) bei den Nagern unterbringen, wenn nicht die Beutel⸗ 
knochen und der Beutel ſie zu den Marſupialien verwieſen. Nächſt dem Ge— 
biß charakteriſirt ſie ſich durch den einfachen, mit einer großen Drüſe in der 
Gegend des Magenmundes verſehenen Magen und durch einen kurzen, aber 
breiten Blinddarm, der überdieß mit einem wurmförmigen Fortſatz verſehen iſt. 


XIV. PHASCOLOMYS. Der Wombat. 


Corpus grave, crassum; pedes 5-dactyli unguibus longis fos- 
soriis, pollex posterior brevissimus muticus, cauda minima. 


Der Körper des Wombats 19) iſt ungemein plump und ſchwerfällig, 
von einem dichten, ziemlich langen und groben Pelze bedeckt. Der Kopf iſt 


10) Die Gattung Phascolomys wurde von Geoffroy errichtet nach einem lebenden Erem- 
plare, welches Peron von feiner Reife mitbrachte; daſſelbe iſt es, an welchem Cuvier die in— 
nere Unterfuhung vorgenommen hat. Schon vorher hatte jedoch Baß, Wundarzt bei der Ex— 
pedition von Flinders, eine ziemlich kenntliche Schilderung des Wombats geliefert, die Zahl der 
Zähne aber anders als Geoffroy angegeben, ſo daß Illig er aus dem Baß'ſchen Thiere eine 
eigne Gattung Amblotis (abortus) errichtete. Vergleicht man jedoch den Originaltext bei Baß, 
fo kaun man ſich bald überzeugen, daß in die etwas unklar abgefaßte Beſchreibung ſich ein leicht 
auszumittelnder Schreib- oder Druckfehler eingeſchlichen hat. Er ſagt: „the opening of the 
“mouth is small: it contains five long grasscutting teeth in the front of each jaw, like 
those of the Kangaroo; within them is a vacancy for an inch or more; then appear 
two small canine teeth, of equal height with and so much similar to eigt molares, si- 
tuated behind, as scarcely to be distinguishable from them. The whole number in both 


Suppl. 8. 17 


130 Phascolomys. - 


groß und platt; die Ohren mittellang und beiderſeits behaart; die Augen 
klein und weit auseinander ſtehend; die breite Naſenkuppe nackt; die Ober— 
lippe geſpalten, die Schnurren ſteif und nicht beſonders lang. Die Glied— 
maſſen ſind kurz und in der Länge nicht ſehr verſchieden. Die Füße ſind 
durchgängig fünfzehig und mit langen ſtarken Sichelkrallen verſehen; nur der 
ſehr kurze, rudimentäre Hinterdaumen iſt nagellos. Die Zehen ſind kurz 
und zum größten Theil miteinander verwachſen; die Sohlen breit und nackt; 
die vordern Krallen länger als die hintern und die mittlern am längſten. 
Der Schwanz iſt blos ein kleiner, faſt nackter Stummel. 

Das Gebiß it unter den Beutelthieren bei dem Wombat auf die ge— 
ringſte Zahl gebracht; zugleich find, wie bei den meiſten pflanzenfreſſenden 
Nagern, alle Zähne wurzellos, was bei keiner andern Gattung dieſer Ord— 
nung ſtattfindet. Die ganze Anzahl iſt 24, nämlich Schneidezähne 2, Eck— 
zähne 8, Lücken -, Backenzähne & Die Schneidezähne find ſehr 
ſtark, etwas gekrümmt, von einer dreieckig-elliptiſchen Geſtalt, mit flacher 
Krone und auf der Innenſeite von einer Grube durchzogen; obſchon ächte 
Meiſelzähne, ſtehen ſie, zumal die untern, an Länge und Krümmung denen 
der Nager nach. Eckzähne und abnorme Lückenzähne fehlen ganz; an ihrer 
Stelle findet ſich eine große Lücke. Dann folgen die Backenzähne, die 
in ununterbrochener Reihe ſtehen und ſich in * Lücken- und + ächte Backen⸗ 
zähne abtheilen. Die Lückenzähne ſind nicht zuſammengedrückt, wie bei den 
vorhergehenden Gattungen, ſondern haben eine breit ovale Form; die obern 
haben auf der Innenſeite eine ſeichte Längsfurche. Die ächten Backenzähne 
ſind nochmals ſo groß; die obern haben auf der Innenſeite eine tiefe Längs— 
kehle, welche jeden Zahn in zwei dreikantige Portionen theilt, wobei einer 
der Winkel von jedem Prisma einwärts gekehrt iſt. Die untern Backen— 
zähne ſind in ähnlicher Weiſe in zwei dreikantige Portionen getheilt, aber 


jaws amount to twenty four.“ Illiger war nun der Meinung, daß ſtatt der Angabe von 
5 obern Schneidezaͤhnen, 6 ſtehen müßten und hielt ſich nach dieſer Aendernug für berechtigt, 
dieſes Thier als Gattung Amblotis von Phascolomys zu trennen. Da jedoch Baß die Ge— 
ſammtzahl der Zähne zu 24 angiebt, fo läßt ſich's leicht nachrechnen, daß die Angabe von 5 Schnei« 
dezähnen in 2 umgewandelt werden muß, jo daß demnach Amblotis mit Phascolomys zuſam— 
men fällt. 


Wombat. 131 


die Längskehle läuft hier auf der Außenſeite herab. Die Kaufläche der Zähne 
iſt glatt und iſt auf jedem Prisma vom Schmelz umgeben. 


Der Schädel 1) des Wombat iſt im Verhältniß zu feiner Länge 
breiter als bei den meiſten andern Beutelthieren; ſein Dach iſt flach und 
ausgebreitet; die Schläfeleiſten weit auseinander liegend und parallel mitein— 
ander zur Hinterhauptsleiſte verlaufend. Der Schnautzentheil iſt kurz und 
gleich dem Hirnkaſten oben niedergedrückt. Die hintern Gaumenlöcher ſind 
ziemlich groß und liegen ganz im Gaumenbeine. Der innere Winkelfortſatz 
des Unterkiefers iſt beim Wombat am ſtärkſten entwickelt, und die Breite 
der Baſis des aufſteigenden Aſtes kommt faſt ſeiner Höhe gleich. 


Vom übrigen Knochengerüſte 12) iſt zu bemerken, daß während bei den 
andern Beutelthieren die Zahl der Rippenpaare 12 oder 13 beträgt, beim 
Wombat fie dagegen auf 15 ſteigt. Lendenwirbel zählt Owen 4, Kreuz 
wirbel 3, Schwanzwirbel 12. Cuvier nimmt 7 Kreuzwirbel und nur 9 
Schwanzwirbel an, welche Verſchiedenheit in der Deutung davon herrührt, 
daß zwar 7 Wirbel in der Kreuzgegend miteinander anchyloſirt ſind, wovon 
aber nur 3 mit den Beckenknochen ſich verbinden. 


Die weichen Theile find theilweiſe von Ho mens) und Cuvier !“), 
und am umfaſſendſten von Owen!) geſchildert worden. Der Magen 165) 
iſt einfach, zeichnet ſich aber gleich dem des Bibers dadurch aus, daß neben 
dem Magenmund in der kleinen Curvatur eine große Drüſe ſich findet. Der 
Dünndarm mißt bei einem 592 engl. Pfund ſchweren Individuum 117 3%. 
Das Ileum geht ſchief in den zelligen Grimmdarm ein, deſſen aufgetriebener 
Anfang einen kurzen und weiten Blinddarm bildet; vom Winkel zwiſchen die— 
ſem und dem Ileum entſpringt ein cylindriſcher, 2 Zoll langer und 3 Linien 
breiter Wurmfortſatz. Der Grimmdarm iſt durch 2 Längsbänder in große 
Zellen abgetheilt, die ſich, kleiner und minder deutlich werdend, auf 5“ 2 


11) Cu v. lec. II. p. 211; regn. anim. III. tab. 2. fig. 4 — 6. 12) Vgl. Owen in 
den proceed. VI. p. 120 u. ſ. w. 13) Philosoph. transact. 1808 p. 304. 14) Lee. 
IV. 2. p. 44, 240, 451. 15) Proceed. IV. p. 49; Lond. and Edinb. phil. mag. IX 
(1836) p. 504. 16) Abgebildet von Home (a. a. O. tab. 9). 

17° 


213 | Phascolomys._ 


Länge verfolgen laſſen. In dieſer Entfernung entdeckte Owen einen zwei— 
ten, 3“ langen Blinddarm, worauf der Grimmdarm eine große Zelle bildet, 
auf die eine Reihe kleinerer Zellen folgt, welche 6Fuß vom 2ten Blinddarm 
entfernt verſchwinden, ſo daß der Reſt des Dickdarms auf 3 Fuß Länge von 
einfacher Struktur iſt. — Die Leber theilt ſich in 2 Lappen, von denen der 
rechte abermals ſich in zwei ſpaltet; die Gallenblaſe liegt in dieſer zweiten 
Spalte. 

Die weiblichen Geſchlechtsorgane beſtehen, wie bei den Beutelrat— 
ten, aus 2 Ovarien, 2 Fallopiſchen Röhren, 2 Fruchthältern, von denen 
ſich jeder mit einer beſondern Mündung in eine eigne Vagina endigt; die 
beiden Scheiden haben keine Zwiſchen-Verbindung, ſondern endigen ſich in 
den für Harn- und Geſchlechtsorgane gemeinſchaftlichen Kanal. Die Eier— 
ſtöcke zeigen unter allen Säugthieren die deutlichſte traubige Struktur, indem 
ſie aus ohngefähr 30 Eiſäckchen beſtehen. — Die Ruthe der Männchen iſt 
am Ende in 4 Lappen getheilt 17). 

Die Heimath des Wombats iſt Vandiemens-Land und die Inſeln in 
der Baßſtraße; er gräbt ſich Höhlen. 


1. Ph. fossor Georrr. Der Wombat. 


Ph. supra flavido - bruneus. 


Phascolomys Wombat. PER ON voy. atl. tab. 28.— Desnar. mamm. p. 276. — 
Lesson dict. class. XIII. p. 352. — Cv. regn. anim. I. p. 189. — Knoxs, 
in James. Edinb. new. phil. journ. 1826. p. 112. — Gehn iconogr. tab. 22. 
fig. 4. — Gunn, ann. of nat. hist. I. p. 103. 

Phascolomys Vombatus. Lerach zool. misc. p. 102. tab. 96. 

Phascolomys fusca. Desmar. nouv. dict. XXV. p. 500. tab. G 44. 

Phascolomys. GEoFFR. ann. du mus. II. p. 364. 


Wombat. Bass in Collins New South Wales II. p. 155. — Home, phil. trans- 
act. 1808. p. 304. — SEvasTIanorF, mem. de l’acad. de Petersb. I. p. 444. 
tab. 17. 


Didelphis ursina. Snaw gen. zool. I. 2. p. 504. 
Die Färbung des Wombats iſt mancherlei Abänderungen unterworfen, 


17) Cu v. vergl. Anat. überſ. v. Meckel IV. S. 486. tab. 24. tig. 5, 6. 


Wombat. 133 


wie dieß aus den verſchiedenen Beſchreibungen hervorgeht. Cu vier bezeich— 
net ſie als ein Braun, das mehr oder minder ins Gelbliche fällt. Das 
hieſige Exemplar, welches ohngefähr halbwüchſig iſt, hat auf der Oberſeite 
eine aus gelblichgrau und dunkelbraun melirte, etwas trübe Färbung, welche 
an Schultern, Oberarmen und Schenkeln am dunkelſten iſt. Die meiſten 
Haare, welche etwas wellenartig gewunden ſind, ſind dunkelbraun, mit ei— 
nem weißlichen Ring unter der Spitze; dazwiſchen ſtehen einzelne längere und 
ganz gerade, welche einförmig braunſchwarz ſind. Die Ohren ſind innen 
weißlich, außen roſtbräunlich behaart; hinter der Ohrwurzel iſt ein weißli— 
cher Anflug. Die Unterſeite iſt weißlich, etwas ins ſchmutzig Gelbliche fal— 
lend. Die Zehen ſind roſtbraun, gegen die Krallenwurzel ſchwarzbraun be— 
haart. Die Krallen find lichtbraun; die Schnurren ſchwarz. Der kurze cy— 
lindriſche Schwanzſtummel iſt nur mit vereinzelten Härchen beſetzt, daher 
faſt nackt. 

Die Größe iſt ohngefähr die des Dachſes. Ein Exemplar, das 
Home 2 Jahre lebend erhielt, hatte eine Länge von 27 2“ und wog ohn— 
gefähr 20 Pfund. Ein anderes, das Owen unterſuchte und über 5 Jahre 
im Garten der zoologiſchen Geſellſchaft zu London gelebt hatte, wog im be— 
ſten Stande 591 Pfund; ein von Gunn im Fleiſch gemeſſenes Exemplar 
hatte 3“ Länge und 2° 10“ im Umfang. 

Als Heimath find zuerſt durch Baß und Peron einige Eilande der 
Baßſtraße bekannt geworden; von Gunn weiß man, daß der Wombat auch 
auf Vandiemensland vorkommt, wo er ihn ſowohl auf Berggipfeln als in 
dichten Waldungen antraf. Auf Bergen findet er leicht Höhlen, in welche 
er ſich verbergen kann; in Ebenen gräbt er ſich Höhlen unter der Erde. 
Bei Tage hält er ſich meiſt verborgen und kommt zur Nachtzeit hervor. Es 
iſt ein träges, ſchwerfälliges Thier, wie ſchon ſein ganzes Anſehen verräth, 
läßt ſich aber leicht an den Hausſtand gewöhnen. Seine Nahrung iſt rein 
vegetabiliſch, und Home erzählt, daß ſein Wombat beſonders friſches Heu 
liebte, ſonſt aber auch alle andere Gewaͤchſe genoß. Das Weibchen bringt 
3 — 4 Junge auf einem Wurf, um die es ſehr beſorgt iſt. Das Fleiſch 
wird als eine delikate Speiſe gerühmt. 


Nachſchrift. Indem eben dieſer Bogen zum Drucke kommt, erhalte ich Gould’s Mo- 
nogr. of the Macropodidae or family of Kangaroo. Part. I. August 1841. Da 


134 Phascolomys. 


dieſes Prachtwerk erſt begonnen hat, ſo werde ich die Nachträge aus demſelben nicht 
eher als am Schluſſe dieſer Sten Abtheilung des Supplementbandes beibringen, wo ich 
hoffen darf, daß jene Monographie vollendet ſeyn wird. Alsdann werde ich auch auf Wa— 
terhouſe's Bearbeitung der Ordnung der Beutelthiere (zu Jardine's Naturalist's 
Library gehörig) eingehen können, welche mir zur Zeit noch nicht zugekommen iſt. 


neh a 


Sal. Müller (Verhandelingen over de Natuurl. Geschied. der 
Nederland. overzeesche Bezitt. Land - en Volkenk. p. 29) hat eine 
neue Gattung DENDROLAGUS aufgeſtellt, deren Stellung im Syſteme 
mir ganz unklar ift, ſo daß fie erſt ſpäter aus einer genaueren Beſchreibung 
ermittelt werden kann. Ich theile im Nachfolgenden die vorläufige Ankün— 
digung mit. 

„Sehr augenfällig iſt Neuguinea's Armuth an Saͤugthieren. Nicht 
mehr als ſechs Arten aus dieſer Klaſſe ſind von uns wahrgenommen worden, 
die alle zur Ordnung der Beutelthiere gehören. Drei derſelben waren noch 
unbekannt und beſtehen in einem kleinen fleiſchfreſſenden Beutelthiere von der 
Gattung Phascogale, und in 2 Kängurus, welche ſich durch die ſehr auf— 
fallende Beſonderheit, daß ſie auf Bäumen leben, von allen in dem Syſteme 
beſchriebenen Thieren der Abtheilung, zu welcher ſie gehören, auf eine cha— 
rakteriſtiſche Weiſe unterſcheiden. Sowohl aus dieſem Grunde, als wegen an— 
derer körperlichen Merkmale mögen ſie eine eigne neue Gruppe ausmachen, 
welche wir unter dem Gattungsnamen Dendrolagus ſollen näher kennen lernen.“ 


„Beide haben dieſelbe Größe, die ein wenig unter der einer erwachſenen Arctietis penicil- 
lata bleibt, mit welch fleiſchfreſſendem Thiere ſie übrigens bei einer oberflaͤchlichen Betrachtung, 
ſowohl in der Geſtalt als in der ſchwarzen Haarbedeckung, ſehr viel Uebereinſtimmung zeigen. 
Die eine Art, von mir D. ursinus genannt, iſt faſt ganz ſchwarz, indem nur allein die Schnautze 
und Kehle eine lichtere gelblichbraune Farbe, und der Anfang (grond) des Schwanzes oberwärts 
einen fahl rothbrauuen Ton hat. Der ganze Körper, zumal die Oberſeite nebſt der Außenſeite 
der Gliedmaſſen und dem langen Schwanze ſind mit ziemlich langen und rauhen Haaren bekleidet. 
Eigens iſt die ſtrahlförmige Haarrichtung, welche man über den Schultern bemerkt, und das 
kurze wollige Haar, womit der Kopf, von den Ohren an nach vorn zu, bedeckt iſt. — Die 2te 
Art, D. inustus, hat einen graulichen Pelz, aus einer Miſchung von ſchmutzig gelblicher, ſchwar— 
zer und grauer Farbe beſtehend, welche letztere beſonders der Spitze der langen Borſtenhaare ei— 
gen iſt und dem Thiere ein Anſehen giebt, als ob es verſengt wäre.“ 


Fünfte Ordnung 


1 


Säugthiere. 


RODENTITA. Nager. 


— 2 — 


7 2 


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Fünfte Ordnung. 
RODEN TIA. Nager. 


Dentes primores 3 magni, scalpriformes; laniarii nulli; mo- 
lares abrupti planulati. 


Die Nager (Glires Lin n., Rosores Storr, Prensiculantia III.) 
ſind durch die Beſchaffenheit ihres Gebißes eine höchſt ausgezeichnete Ord— 
nung. Im Ganzen ſind nur zwei Sorten von Zähnen, Schneide- und 
Backenzähne, vorhanden, welche durch eine weite Lücke getrennt ſind; die 
Eckzähne fehlen ganz und ſind in keiner Altersperiode vorfindlich. An Schnei— 
dezähnen!s) giebt es in jedem Kiefer nur zwei (blos am Hafen kommt 
hinter dem obern Paare noch ein Paar kleinere vor); ſie ſind beträchtlich 
ſtark, mit langem Wurzeltheile, der an den obern gewöhnlich durch den 
Zwiſchenkiefer bis in das Oberkieferbein hinreicht, im Unterkiefer bis zu dem 
aufſteigenden Aſte ſich hinaufzieht. Da nur die Vorderſeite der Schneide— 


18) Quatrefages (Considerations sur les caracteres zoologiques des Rongeurs 
et sur leur dertition en particulier. Paris. 1840) ift der Meinung, daß die obern Vorder— 
zähne der Nager nicht Schneide-, ſondern Eckzähne wären, weil ſie durch den Zwiſchenkiefer hin— 
durch in den Oberkiefer reichen. Da er jedoch ſelbſt bemerkt, daß bei den Haſen die Vorderzähne 
ganz im Zwiſchenkiefer eingelagert ſind, ſo kann wenigſtens dieſen das Prädikat von Schneide— 
zähnen nicht beſtritten werden. Wie aber die Kronen bei dieſen beſchaffen ſind, ſo ſind ſie bei 
vielen Nagern, und da das Hineinragen in den Oberkiefer etwas ganz Unweſentliches iſt, fo find 
wir mit beſtem Rechte befugt, die Vorderzähne der Nager als Schneidezähne zu betrachten. 

Suppl. 3. 18 


138 8 Rodentia. 


zähne mit einer ſtarken Schmelzlage überzogen ift, fo führt ſich ihre hintere 
Seite ſtärker ab, wodurch eine meiſelförmige Schneide hervorgebracht wird. 
In dem Grade als ſich dieſe abnützt, ſchiebt der Zahn von hinten nach und 
iſt daher im beſtändigen Wachſen begriffen, ſo daß er, wenn der gegenüber— 
ſtehende verloren gegangen iſt und er alſo an dieſem ſich nicht mehr abwetzen 
kann, mitunter zu einer monſtröſen Größe gelangt. 


Die geringſte Zahl Backenzähne, die ein Kiefer aufzuweiſen hat, 
iſt 2, die größte 5. Der Struktur nach ſind ſie ſehr verſchieden, indem 
die 3 Sorten: einfache, ſchmelzfaltige und zuſammengeſetzte Zähne, vorkom— 
men 19). Immer ſind ihre Kronen breit und flach, niemals ſchneidend, 
woraus ſchon hervorgeht, daß die Nager nicht auf Fleiſchnahrung angewie— 
ſen ſind. Diejenigen, deren Kronen ganz ebene Kauflächen darbieten, ſind 
blos pflanzenfreſſend, während die mit höckerigen allesfreſſend ſind und zum 
Theil als Raubthiere ſich verhalten, obgleich die vegetabiliſche Koſt daneben 
immer die Hauptſache ausmacht. Bei vielen Gattungen erlangen die Bak— 
kenzähne keine eigentlichen Wurzeln; den Schneidezähnen geht eine ſolche 
ohnedieß bei allen ab. Wo Schmelzfiguren vorhanden find, haben fie in 
beiden Kinnladen eine entgegengeſetzte Lage: die nach Außen gekehrten des 
Oberkiefers, find im untern einwärts gerichtet 20). 


19) Ueber die innere Struktur der Backenzähne vergl. die ausgezeichnete Abhandlung des 
Prof. Erdl in den Abh. der k. Akadem. der Wiſſenſch. zu München. Bd. III. Abth. 2. S. 483. 

20) Ueber das Wechſelgebiß der Nager hat Rouſſeau (Auatom, comp. du Systeme 
dentaire chez Homme et chez les prineipaux Animaux. Nouv. edit. Paris 1839) ſchätz— 
bare Bemerkungen mitgetheilt. Der Haſe und das Kaninchen hat 12 Wechſelzähne. Gleich 
nach der Geburt nämlich ſieht man im Zwiſchenkiefer jederſeits 2 Schneidezähne, von denen der 
vordere nicht wechſelt, während der hinter ihm liegende kleinere zufällig iſt; einige Tage nach der 
Geburt bricht ein dritter Schneidezahn hervor, der noch weiter hinterwärts liegt und permanent 
it. Im Oberkiefer kommen jederſeits 3 Backenzähne vor, die gewechſelt werden. Im Uuterkie— 
fer findet ſich auf jeder Seite nur ein Schneidezahn, der permanent iſt, alsdann 2 Backenzähne, 
die vertauſcht werden. — Gegen den 18 Tag nach der Geburt beginnt das Ausfallen der Milch— 
zähne, indem die Erſatzzahne fie ausſtoßen, während der mittlere obere Schneidezahn durch das 
Wachsthum des hintern, der alsdaun auf ihn drückt und ihn ſeiner Nahrung beraubt, zum Aus— 
fallen gebracht wird. Es giebt eine kurze Periode, in welcher man die 3 Zähne hintereinander 
zu gleicher Zeit ſehen kann. — Das Meerſchweinchen wechſelt, nach Rouſſeau, noch 


Nager. 139 


Der Schädel der Nager iſt in die Länge geſtreckt; der Geſichtstheil 
überwiegt beträchtlich über den Hintertheil; der Hirnkaſten hat wenig Ge— 
räumigkeit; die Naſenbeine find anſehnlich groß. Das Schädeldach iſt flach, 
mit geringer Neigung nach vorn und hinten. Die Hinterhauptsfläche iſt 
ſenkrecht, bei der Blindmaus ſogar ſchief vorwärts geneigt. Augen- und 
Schläfenhöhle ſind niemals geſchieden; die Augengrube ganz auf die Seite 
geſtellt. Der Jochbogen iſt meiſt ſchwach und abwärts gewendet; häufig 
faßt er vorn eine große Oeffnung zwiſchen ſich, mit der das untere Augen— 
höhlenloch gewöhnlich zuſammenſchmilzt, höchſt ſelten davon durch eine Kno— 
chenlamelle geſchieden iſt. Dieſe große Oeffnung (gewöhnlich das untere 
Augenhöhlenloch genannt, obgleich dieſe Benennung nicht ganz richtig iſt), 
dient, um einen Theil des Kaumuskels durchzulaſſen. Zwiſchen den hintern 
Theilen der Scheitelbeine und dem Vorderrande des Hinterhauptsbeins iſt 
gewöhnlich ein beſonderes Zwiſchenſcheitelbein eingeſchoben. Der Gelenkkopf 
des Unterkiefers hat eine länglich ovale Form, und da er zwar ſeitwärts, 
aber nicht vor- und rückwärts eingeſchränkt iſt, fo bewegt er ſich auch nur 
in der Längsrichtung. 


Die Schlüſſelbeine ſind entweder vollſtändig oder nur unvollſtändig vor— 
handen. Die beiden Knochen der Vorderarme ſind nahe beiſammen, öfters 
zuſammenwachſend, wie es auch mit denen des. eee der Fall iſt. 
Die Wirbelzahl giebt nachſtehende Tabelle an. 


innerhalb des mütterlichen Leibes. Im Fötus finden ſich 2 Schneide- und 424 Backenzaͤhne, von 
welchen der erſte Backenzahn in jeder Kieferhälfte 4 — 5 Wochen vor der Geburt abſorbirt und 
durch den bleibenden erſetzt wird. Daſſelbe vermuthet Rouſſeau von Hydrochoerus. 

Das frühzeitige Wechſeln der Zähne kommt, nach R., nur denjenigen Nagern zu, deren 
Wurzeln nicht geſchloſſen ſind; ſolche Nager dagegen, deren Wurzeln ſich ſchließen oder in zwei 
oder mehr Würzelchen ſich theilen, wechſeln nur ſehr ſpät und auch blos alsdann, wenn, wie beim 
Biber, Stachelſchwein, Aguti u. ſ. w., 4 Backenzähne in einer Reihe vorkommen. Die Nager 
mit 3 Backenzaͤhnen wechſeln nicht; die mit mehr als 3 Backenzähnen erſetzen eben ſo viele als 
dieſer Ueberſchuß beträgt. 


18 * 


140 Rodentia. 
—n 
| NRüden- | Lenden- 
W. W. 
Seiurus vulgaris 12 7 
. . 12 7 
— maximus C. 13 6 
— palmarum C. 12 7 
— praetextus 12 7 
Pteromys sibirieus Pall. 12 7 
— Volucella . 12 7 
Spermophilus Citillus Daub. 12 7 
— — Pall. 12 7 
Arctomys Marmota 12 7 
— — Daub. 12 7 
— — C. 12 7 
— du Canada C. 12 7 
Myoxus Glis. 13 6 
— — Daub. et 0. 13 6 
— Nitela C. 13 6 
— muscardinus. 13 6 
= — Daub. 13 6 
Dipus Sagitta 12 7 
— — Pall. 12 7 
— Jaculus Pall. 13 6 
Pedetes caffer . 13 6 
— — ICH RE 12 7 
Eriomys Chinchilla Benn. 6 
= — Rous s. 7 
— — C. 13 6 
Capromys C. 16 6 
Loncheres obscura 13 7 
— didelphoides C. 13 7 
Spalax typhlus . 13 6 
— — Pall. 13 od: 14 | 6 od. 
— . ; 13 6 
Chtonoergus talpinus Pall. 13 6 
Rhizomys splendens Rüpp. . 12 6 
Bathyergus maritimus C.. 14 6 
Mus pilorides C. 13 6 
— Caraco Pall. 13 6 


en | Au —— [enger | Sue, 1 


S es es s e e e es 


— 


PAD es e S DO ie e r e e e e 


1 


E „ 06 


24 


19 
18 ohngefähr 
16 — 20 


21 
2% 


Ganze 
Sur. 


Nager. 141 


| 1 9 eee e d. Ganze 


E Summe. 
Mus decumanus Daub. 13 6 3 30 . 
— — C. 13 6 4 29 59 
— Rattus . 13 6 4 26? 
— — C. 13 7 3 30 60 
— „ ebe s 0 0 9 5 13 6 3 34 — 36 
— musculus i e 12 6 4 30 59 
— — G Se Alan 12 6 4 29 58 
— — Daub. 13 6 3 30 59 
— sylvaticus Da ub. 13 6 3 30 — 32 59 — 61 
— islandicus Tn. 13 6 8 26 60 
— vagus Pall. 12 6 2 36 63 
Cricetus frumentarius COC. 13 6 4 15 45 
— songarus Pall. 12 6 3 10 38 
Rhombomys robustus 12 7 4 25 55 

— meridianus Pall. 12 7 4 20 (defekt) 

— tamarieinus Pall. 12 7 4 2 2 
Psammomys obesus Cretzschm. 13 6 2 20 2 
Meriones indicus C. 12 7 4 31 61 

— pyramidum C. 12 7 4 31 61 

— spec. indeterm.. 12 7 4 31 61 
Otomys capensis C. 13 6 4 25 95 
Myodes Lemmus . 13 6 4 11 41 

= E La 13 6 4 11 41 
— — Dellſb e 13 6 2 12 40 
— lagurus Pall. 13 7 2 8 37 
Hypudaeus amphibius 13 6 3 23 52 

a — C 13 6 4 24 54 

u —  Selys. 13 6 3 23 52 

— — Daub. 13 6 8 23 52 

2 ater Ma eg. | 13 7 | 2 | 23 | 52 

— destructor Selys. 13 6 3 23 52 

— terrestris . 3 13 6 3 22 | 51 

— — Selys. 13 6 5 20 49 

— Savii Selys 14 5 3 18 47 

— subterraneus Selys. 13 6 3 19 48 

— arvalis 4 13 6 3 17 46 

— — Daub. | 13 6 | 8 15 | 


142 Rodentia. 


r :e T X 


Ä Rücken⸗Lenden⸗ | Kreuze e Ganze 
W. W. W. Summe. 
Hypudaeus arvalis Jenyns. 13 6 3 17 — 18 46 — 47 
— neglectus Jenyns 13 6 3 17 — 18 46 — 47 
— socialis Pall. 13 5 3 14 42 
— oeconomus Pall. 14 6 2 14 43 
— gregalis Pall. 13 6 2 14 42 
— rutilus Pall. 13 6 3 16 45 
— alliarius Pall. 13 6 3 15 44 
— rubidus Selys. 13 6 2 22 50 
— 12-costatus Selys . 12 6 3 17 45 
Fiber zibethieus €. . 18 | 6 3 23 57 
Castor fiber . 14 5 4 1.228 58 
— — C. 14 5 4 28 58 
Hystrix cristata . 15 4 4 9 (defekt) 
= — 14 5 4 12 42 
Atherura fasciculata C 14 5 3 24 53 
Synetheres prehensilis C. 16 5 3 30 61 
Dasyprocta Aguti. . - 13 6 4 9 39 
— „ 13 6 4 9 30 
5 patagonica C. 12 7 4 10 40 
Coelogenys Paca. . - 13 6 5 4 (defekt) 
es — C. 13 6 5 | 9 40 
Hydrochoerus Capybara 14 5 3 8 37 
= — C. i 13 | 6 2 2 5 
Cavia Porcellus 4 955 12 6 4 | 6 35 
en — C. 13 6 4 6 36 
Kerodon rupestris 13 6 4 6 3 
Lepus timidus . 12 7 4 16 45 
— — C. 12 7 4 20 50 
= — Daub. 12 7 4 16 46 
—  variabilis 12 7 4 14 44 
— Cuniculus 12 7 4 16 26 
— — (h% 12 7 2 18 46 
— Tolai Pall. 12 7 4 15 45 
Lagomys pusillus Pall. 17 > 3 7 39 
— alpinus Pall. 17 4 5 8 41 
— Ogotona Pall. 17 5 4 9 42 


Nager. 143 


Vom innern Bau iſt noch zu bemerken, daß der Magen einfach oder 
eingeſchnürt und der Blinddarm ſehr groß iſt; die Schläfer find die einzi⸗ 
gen Nager, denen der letztere ganz fehlt. Der Fruchthälter iſt meiſt dop— 
pelt oder doch getheilt. Die Hoden ſind außerordentlich groß und ſchlüpfen 
bei den meiſten, vorzüglich in der Brunſtzeit, in den Unterleib. Auch die 
Samenblaſen ſind beſonders groß und gewöhnlich mit Nebenblaſen verſehen, 
ſo daß die Fortpflanzungsmittel bei dieſen überaus fruchtbaren Thieren im 
hohen Grade entwickelt ſind. Das Gehirn iſt klein, faſt glatt und ohne 
Windungen; dem geringen Grade von Intelligenz entſprechend, den dieſe 
Thiere zeigen. e 


Die geographiſche Verbreitung der Nager erſtreckt ſich über die 
ganze bewohnbare Erde, ſelbſt Neuholland nicht ausgenommen 21). Trotz 
ihrer großen Anzahl ſind ſie wenig ſichtlich, da ſie ſich meiſt verſteckt hal— 
ten, deſto merklicher werden fie durch den Schaden, den fie in unſern Woh— 
nungen und auf den Feldern anſtellen. Im Hausſtande werden nur Ka— 
ninchen und Meerſchweinchen gezogen; gelegentlich wird auch noch die eine 
oder die andere Art in der Gefangenſchaft gehalten, ohne ſich hier fortzu— 
pflanzen. Die Nager ſind überaus zahlreich an Arten, wie an Individuen. 


Bei der großen Aehnlichkeit im äußern Baue iſt die ſyſte matiſche 
Eintheilung dieſer Ordnung ſchwierig auszumitteln; indeß gewährt denn 
doch die Beſchaffenheit der Zähne, die Form des Schädels und zum 
Theil auch die Conſtruktion des Darmkanals gute Merkmale zur Errichtung 
und Unterſcheidung von Familien und Gattungen. Mit der Syſtematik die 
fer Thiere haben ſich Pallas ??), Schreber, G. und Fr. Cuvier, Fl 
liger, Desmareſt, Wiegmann 3), und neuerdings beſonders Wa: 


21) Waterhouſe (Ann. of nat. hist. V. p. 418) hat in einer Tabelle die numeriſchen 


Verhältuiſſe der Verbreitung der Nager anſchaulich dargeſtellt. 22) Novae Species Hua- 
drupedum e Glirinm ordine. Erlang. 1778; etn Hauptwerk über diefe Ordnung mit mei- 
Verhaften Beſchreibungen des äußern und innern Baues. 23) In feinem Handb. der 


Zoologie. 


144 Pedimana. 


terhoufe?*) befaßt. Der nachfolgenden Eintheilung liegt Die von mir auf 
geftellte Gruppirung der Nager in 12 Familien zu Grunde ?°). 


I. Familie. 
Pediman a. Fufhänder. 


Digiti anteriores longissimi, pedes posteriores pollice instrueti; 
cranium rotundatum, orbitae postice clausae. 


Die einzige anomale Form in dieſer Ordnung und lediglich durch die 
Gattung Chiromys repräſentirt. 


I. CHIROMYS. Der Fingerbilch. 


Maniculi digitus intermedius elongatus, tenuissimus, denudatus; 
cauda longa villosa. 


Dem Zahnbau nach gehört der Fingerbilch (Chiromys Cuv., Dau- 
bentonia Geoffr.) zu den Nagern; nach der Form des Schädels und 
der Gliedmaſſen — mehr kennt man zur Zeit nicht vom innern Baue — 
ſchließt er ſich unmittelbar den Halbaffen an. Mit erſteren hat ihn Cuvier, 
Wiegmann u. A vereinigt; mit letzteren Schreber, Illiger und Blain— 
ville. Bei weiterer Bekanntſchaft mit den anatomiſchen Verhältniſſen die— 
ſes ſonderbaren Thieres, wird es ſich wahrſcheinlich ergeben, daß man es 

unter 


24) Observations on the Rodentia, with a view to point out the groups, as indi- 
eated by the strueture of the Crania in this order of Mammals (Loudon, mag. of 
nat. hist. 1839 p. 90). 25) Meine Anordnung habe ich zuerſt mitgetheilt in den Münch— 
ner Gel. Anzeig. 1841. N. 50 — 54, woraus fie in Wiegmann 's Arch. für Naturgefch. 
1841. S. 111 aufgenommen worden iſt. 


4 


> 


Fingerbilch. 145 


unter die Halbaffen einreihen muß, von dieſen aus den unmittelbaren Ueber⸗ 
gang zu den Nagern ausmachend. Bis jetzt kennt man nur das einzige 
Exemplar des pariſer Muſeums, welches Sonnerat von ſeinen Reiſen 
mitbrachte; von ihm hat Blainville !) die vollſtändigſte Darſtellung gegeben. 

Der Kopf iſt dick und gerundet, hinterwärts und an den Seiten auſ— 
ſerordentlich breit, was nicht bei den Nagern, wohl aber bei den Tarſern 
und Galagos der Fall iſt. Die Schnautze iſt ſehr kurz und doch ziemlich 
ſpitz, wie bei den letzteren. Die Naſenlöcher ſind endſtändig; die Oberlippe 
ungeſpalten. Die Augen, anſtatt ſeitenſtändig wie bei allen Nagern, ſind 
faſt ganz, wie bei den Galagos und Tarſern, vorwärts gerichtet und außer— 
ordentlich groß. Die Ohren, welche, gleich den Augen, viel weniger hinter— 
wärts, als bei den Nagern angebracht ſind, ſind groß, höher als breit, ſehr 
dünn, häutig, nach vorn geöffnet und gerichtet. Die Mundöffnung iſt groß 
wie bei den Galagos, während ſie bei den ächten Nagern klein iſt. Das 
Geſicht iſt größtentheils mit ſehr kurzen Haaren und einigen Büſcheln langer 
ſtarrer Haare beſetzt. 

Der Rumpf iſt kurz und dick; er iſt ganz mit einem wolligen, groben, 
etwas buſchigen Haar von zwei Sorten bedeckt: die einen ſind lang und 
grob wie Mähnenhaare, die andern dagegen wollig. Gegen die Weichen 
finden ſich zwei große Zitzen. — Der Schwanz iſt lang und ringsum mit 
einer großen Anzahl langer ſtarrer Haare beſetzt. 

Die Gliedmaſſen zeigen zunächſt den Typus der Halbaffen, nicht den 
der Nager. Die Vorderglieder ſind im Verhältniß zu den hintern kurz und 
behaart; die Handfläche iſt klein und innen nackt. Von den 5 Fingern iſt 
der Daumen am kleinſten, zugleich aber auch am dickſten und völlig frei, ohne 
mehr entgegenſetzbar zu ſeyn als bei vielen Vierhaͤndern. Die übrigen 4 Fin⸗ 
ger ſind ſehr lang, der längſte unter ihnen iſt der Ate; am ſonderbarſten iſt 
der Mittelfinger, indem er ungemein dünne und ganz nackt iſt. Die Nägel 
find breiter und minder endſtaͤndig als bei den Eichhörnchen. — Die Hin: 
terglieder zeigen am deutlichſten den Charakter der Vierhänder, indem ſie wie 
bei dieſen mit einer Hand endigen. Der Daumen iſt ſehr dick, am Ende 


1) Zuerſt in einer Abhandlung, die er 1816 in der philomath. Geſellſchaft vorlas; nener— 
dings in der Osteographie, Z3tem Hefte. . 


Suppl. 3. 19 


146 Chiromys. 


erweitert, mit einem breiten flachen Nagel verſehen und vollſtändig entgegen— 
ſetzbar. Die übrigen Finger ſind ſchlank, der Ate etwas länger als die an— 
dern; der te hat einen etwas längern, ſchmälern und minder gekrümmten 
Nagel als die andern, was deutlich auf die Halbaffen hinweiſt, wenn gleich 
beim Fingerbilch dieſes Merkmal minder markirt iſt. 

Das Gebiß 2) hat blos Schneidezähne und Backenzähne aufzuweiſen, 
zwiſchen welchen eine große Lücke, wie ſie bei den Nagern vorkommt, womit 
auch Zahl und Form der Vorderzähne übereinſtimmt. An Schneidezähnen 
find vorhanden 2. Die beiden obern Schneidezähne find ſtark, obgleich min— 
der als die untern, ſeitwärts ſtark zuſammengedrückt, von vorn nach hinten 
breit, auf der Vorderſeite abgerundet, auf der innern ſchief abgeſchnitten, in 
den Zwiſchen- und Oberkiefer tief eingeſenkt; in ihrer Richtung unterſcheiden 
ſie ſich von denen der Nager, daß, während bei dieſen die obern Vorder— 
zähne meiſt ſenkrecht oder ſelbſt rückwärts gerichtet find‘, bei den Fingerbilchen 
ſie ſich dagegen vorwärts richten, ſo daß ſie weit die Spitze der Naſenbeine 
überragen. Die untern Schneidezähne find von beiden Seiten ſtärker zuſam— 
mengedrückt als die obern, ſpitz zulaufend, auf der Außenſeite gewölbt, auf 
der innern in einer gekrümmten Linie abgeführt. Mit ihrer Wurzel überra— 
gen ſie weit den hintern Backenzahn und erſtrecken ſich bis in die Baſis des 
Kronenfortſatzes. Nach Blainville's Bemerkung iſt an dieſen Zähnen die 
Knochenſubſtanz ganz vom Schmelz umgeben, was zwar bei den Vierhän— 
dern, aber nicht bei den Nagern vorkommt. — Backenzähne find 35 vor— 
handen; ſie ſind einfach, aber bereits ſo abgenützt, daß ihre urſprüngliche 
Form nicht angegeben werden konnte. So wie fie durch die Abnützung gewor— 
den ſind, iſt ihre Kaufläche glatt, flach, im Umriſſe rundlich und die beiden 
größten zeigen in der Mitte eine kleine Aushöhlung. Im Oberkiefer iſt der 
vorletzte Backenzahn der größte, etwas kleiner ſein Vorgänger, am kleinſten 
der vorderſte; im Unterkiefer iſt der hinterſte am kleinſten. 

Wie das Gebiß auf die Nager hinweiſt, ſo umgekehrt der Schädels) 
auf die Halbaffen. Er iſt ſehr groß, nach allen Richtungen gewölbt, mit 
geräumiger Hirnhöhle, die an Capacität verhältnißmaͤßig weit die der Nager 


2) Fr. Cuvier dents des mammif. p. 146. tab. 45. Ferner in Blainville's Osteo- 
graph. Heft 3, tab. 5. 3) Von Blainville a. a. O. abgebildet. 


Fingerbilch. 147 


übertrifft. Die Lage des großen Hinterhauptlochs und der Gelenktheile iſt 
wie bei den Galagos, aber nicht wie bei den Nagern, indem die Hinter— 
hauptsſchuppe nicht, wie bei dieſen, ſenkrecht aufſteigt, ſondern, wie bei je— 
nen, in einer Wölbung rückwärts darüber hinausſpringt. Der Geſichtstheil 
iſt im Vergleich zu den Nagern ungemein verkürzt. Die Augenhöhle iſt ſehr 
groß, vorwaͤrts zum wenigſten eben ſo ſtark wie bei den Loris und Tarſern 
gerichtet, was bei keinem Nager der Fall iſt, bei denen ſie auch nicht wie beim 
Fingerbilch vollſtändig geſchloſſen iſt und dadurch Augenhöhle und Schlaͤfen— 
grube von einander abgegrenzt ſind. Das Thränenbein nimmt an der Bil— 
dung der Geſichtsfläche Theil und die Oeffnung des Thränenkanals liegt, 
wie bei den Halbaffen, ganz außerhalb der Augenhöhle. Der Jochbogen iſt 
ſehr ſtark, und in feiner Form mit dem der Loris übereinkommend; das un: 
tere Augenhöhlenloch iſt ſehr klein und einfach, oder einwärts gedoppelt. Die 
Zwiſchenkieferbeine ſind ſtark und lenken ſich breit mit den Naſen- und Stirn— 
knochen ein, wie dieß bei allen Nagern, jedoch auch bei den Tarſern, Bä— 
ven ꝛc. ꝛc. der Fall iſt. 


Von den vordern Gliedmaſſen kennt man nur die Knochen des Vor— 
derarms und der Hand, welche die naͤchſten Beziehungen zu denen der Vier: 
händer zeigen. Speiche und Ellenbogenbein ſind vollſtändig getrennt, und 
zur Pro- und Supination geſchickt. Die Handwurzel beſteht aus zwei Reis 
hen Knöchelchen, ganz wie bei den Affen; jede Reihe mit 4 Knöchelchen und 
außerdem noch ein überzaͤhlig eingeſchobenes. Von den hintern Gliedmaſſen 
kennt man nichts als die 4 Hauptknochen der Fußwurzel, nämlich Ferſenbein, 
Sprungbein, Kahnbein und Würfelbein, von denen das Ferſen- und Kahn— 
bein ganz die ſonderbar geſtreckte Form der gleichnamigen Theile des Tar— 
ſers zeigen. 

Ueber die übrigen anatomiſchen Verhältniſſe dieſes ſonderbaren Thieres 
iſt nichts bekannt. Seine Heimath iſt Madagaskar. 


1. Ch. psilodactylus Scares. Der Fingerbilch. Tab. XXXVIII. D. 


Ch. fuscus, subtus flavido- albidus, cauda nigra. 


Chiromys madagascariensis. Desmar. mamm. p. 106. — Cuv. regn. anim. 
I. p. 195. — GRIFF. anim. kingd. III. p. 196 mit Fig. 


19 * 


148 Chiromys. 


Daubentonia. Georrr. decad. phil. et litt. n. 28. 

Lemur psilodactylus. Schreb. I. tab. 38 D (fig. Sonn.). — Suaw gen. 
zool. I. I. p. 109. tab. 34. 

Sciurus madagascariensis. Linn. Gumer, I. p. 152. 

Aye-Aye. Sonxer. voy. II. p. 142. tab.58.— Burr, suppl. VII. p. 268. tab. 68. — 
BLAINVILLE, osteograph. 3. fasc. tab. 5 (Oſteologie). 


Sonnerat iſt der einzige Schriftſteller, der Gelegenheit hatte dieſe 
Art lebend zu beobachten, und zwar in zwei Individuen beiderlei Geſchlechts, 
die er zwei Monate in der Gefangenſchaft hielt. Nach dem ausgeſtopften 
Felle des Weibchens, das Sonnerat mitbrachte, iſt die Beſchreibung Büf— 
fons und der ſpäteren franzöſiſchen Zoologen gefertigt. Die Größe iſt die 
einer Katze. Der Pelz beſteht auf dem Rücken und den Gliedmaſſen aus 
zweierlei Sorten: die feine und weiche Wolle iſt falbweiß; die längern und 
feſtern Haare find braun. Ober- und Vorderarme, nebſt Ober- und Unter⸗ 
ſchenkeln ſind röthlichbraun; Geſicht und Unterſeite des Körpers iſt falbweiß. 
Die Augen ſind röthlich, die großen Ohren ſchwarz, die Schneidezähne weiß. 
Die Finger der Hände ſind mit kurzen ſchwärzlichen Haaren beſetzt, mit 
ziemlich großen, gekrümmten, gelblichen Nägeln; der Mittelfinger iſt faſt ganz 
nackt und ſein Nagel ſehr klein. Die Unterſeite der Hände und Füße iſt 
nackt und ſchwärzlich. Der Schwanz iſt ſo lang als der Körper, mit mehr 
als 2 Zoll langen, groben, ſtarren Haaren ringsum beſetzt; ſie ſind ihrer 
ganzen Laͤnge nach ſchwaͤrzlich braun, ausgenommen an ihrem Urſprunge, 
wo die meiſten weißlich find. Die Länge des Körpers beträgt 15 Fuß. — 
Die Heimath iſt Madagaskar, wo dieſes Thier ſelten oder wenigſtens 
ſehr verſteckt feyn muß, da man es in neuern Zeiten nicht wieder erhalten 
hat. Nach Sonnerat's Angaben führt es eine nächtliche Lebensweiſe, iſt 
ſanft und traͤge, nährt ſich von Inſekten und Würmern, welche es aus 
Baumſpalten hervorholt und mit dem Mittelfinger der Vorderfüße in den 
Rachen ſchiebt. Aye-Aye iſt übrigens nicht etwa ſein Landesname, ſondern 
von Sonnerat dem Thiere ungeeigneter Weiſe deshalb gegeben, weil die 
Malgachen, als ſie es zum erſtenmal erblickten, dieſen Verwunderungsruf 
ausſtießen. 


Hörnchen. 149 
II. Familie. 


Seiurina Hörnchen. 


Pedes anteriores digitis 4 et verruca hallucari, posteriores 
5-dactyli, cauda dense pilosa; dentes molares $; ossa frontalia 
dilatata, processu postorbitali distineto instructa; foramen infra- 


orbitale angustissimum. 


Die Hörnchen (Seiurus, Pteromys, Tamias, Spermophilus und 
Arctomys) unterſcheiden ſich durch Schädel und Gebiß ſcharf von den an 
dern Familien. Scheitel ⸗ und Stirnbeine find breit; die letzteren mit einem 
hinteren Orbitalfortſatz, der wenigſtens die Abgrenzung der Augenhöhle von 
der Schläfengrube andeutet, was bei den meiſten der nachfolgenden Familien 
nicht mehr der Fall iſt. Das untere Augenhöhlenloch iſt blos ein ganz klei 
ner enger Schlitz, während es ſonſt in der Regel groß iſt. Die vorderen 
Gaumenlöcher ſind klein und der knöcherne Gaumen iſt breit, lang und maſſig. 
Die Schneidezähne, zumal die untern, find ſeitlich zuſammengedrückt. An 
Backenzähnen find urſprünglich immer 2 vorhanden, denn bei den Eichhörn⸗ 
chen, wo man häufig nur 4 ſieht, iſt blos der erſte kleine Zahn des Ober— 
kiefers frühzeitig verloren gegangen. Sie ſind von einfacher Conſtruktion; 
um deſto überraſchender iſt es, daß bei einigen Flughörnchen eine ſehr com- 
plizirte ſchmelzfaltige Beſchaffenheit ſich einſtellt. Der Blinddarm iſt groß; 
die Schlüffelbeine find vollſtaͤndig; die Oberlippe geſpalten. 

Von den leichten, zierlichen, auf Bäumen hauſenden Eichhörnchen einer: 
ſeits bis zu den ſchwerfälligen, in Erdhöhlen lebenden Murmelthieren ande— 
rerſeits, iſt durch die Zieſel und Backenhörnchen ein fo allmähliger Ueber⸗ 
gang eingeleitet, daß die Familie dadurch zu einer höchſt naturgemäßen wird. 
Durch die Eichhörnchen iſt ſie in allen Welttheilen, mit Ausnahme Neuhol⸗ 
lands, repräſentirt. Ihre Nahrungsmittel ſind lediglich vegetabilifche !). 


4) Waterhouſe hat zuerſt dieſe Familie richtig erkaunt, nur gehört Aplodontia (iichti— 
ger Haplodon) nicht hieher, ſondern zu den Wurfmäuſen. 


150 Sciurus. 


II. SCIURUS. Das Eichhorn. 


Deutes primores compressi, molares obducti tritores; auricu— 
lae elongatae; rostrum acutum, labrum fissum, corpus gracilen- 
tum; pedes anteriores digitis 4 et verruca pollicari lamnata, po- 
steriores 5-dactyli; cauda longa, villoso- disticha. 


Von der Gattung Sciurus, wie fie Linn E, und Schreber umſchrie— 
ben, ſind hier die mit Backentaſchen verſehenen, ſo wie die fliegenden Eich— 
hörnchen getrennt worden. 

Der Schädels) iſt im Gehirntheil ſehr entwickelt; der Schnautzentheil 
verkürzt. Scheitel- und Stirnbein ſind beträchtlich breit; erſtere gerundet, 
letztere mehr flach mit einem kurzen hinterwaͤrts gerichteten Augenſtachel. Die 
Naſenbeine ſind kurz, am vordern Ende erweitert und ſtark gewölbt. Das 
untere Augenhöhlenloch iſt äußerlich nur eine ſchmale Spalte. Der knöcherne 
Gaumen iſt vollſtändig; die foramina ineisiva ſchmal; der Jochbogen 
ſchmächtig. Kronen- und Gelenkfortſatz ſind ziemlich gleich hoch; der Win— 
keltheil in einer ſtarken Leiſte vorſpringend; die Symphyſe in die Höhe 
ſteigend. 

Am übrigen Knochengerüſte fällt gleich das vollſtändige und ziem— 
lich ſtarke Schlüſſelbein auf; der innere Condylus des Oberarmbeins iſt 
durchbohrt; die Knochen des Vorderarms, wie die des Unterſchenkels, ſind 
von einander getrennt; vorn 4 vollſtändige Zehen nebſt einem kurzen Dau— 
men, hinten 5 vollkommene Zehen. 

Die Schneidezähne“) ſind dadurch ausgezeichnet, daß ſie, zumal 
die untern, von den Seiten ſtark zuſammengedrückt und alſo ſehr ſchmal ſind. 
Backenzähne kommen 4 vor, von denen jedoch in der Regel der erſte, 
ſehr kleine obere frühzeitig ausfällt, fo daß man gewöhnlich nur + zu ſehen 
bekommt. Die obern zeigen auf ihrer Kaufläche zwei ſchmale Querleiſten, 


5) Vgl. Fr. Cuvier's Abh. in den mem. du mus. d’hist. nat. X. tab. 10, wo mehrere 
Schädel abgebildet find; ferner Waterhouſe's Beſchreibung der Schädelformen vom Eichhörn⸗ 
chen nebſt der Abbildung des Schädels von Se. vulgaris (Loud. mag. 1889. p. 94). 

6) Die Abbildung und Beſchreibung des Gebißes in Fr. Cuv. deuts des mammif. 
p. 161. tab. 56. \ 


Eichhorn. 151 


die an der Außenſeite des Zahns in zwei Zacken vorſpringen; der Zahnkranz 
ragt auf der vordern und hintern Seite ebenfalls als Leiſte, aber als eine 
viel kleinere hervor, und ſäumt ebenfalls die convexe innere Seite ein. Zwi⸗ 
ſchen die erwähnten Zacken der Außenſeite ſchiebt ſich ein kleinerer ein und 
vor dem erſteren zeigt ſich ein anderer kleiner. Sobald die Zähne ſich ſtark 
abnützen, werden die Kauflächen flach ausgehöhlt. Von den erwaͤhnten 4 
obern Zähnen iſt der Iſte der ſchmälſte und dreiſeitig; die beiden folgenden 
ein wenig breiter als lang; der letzte iſt hinterwärts gerundet. Die untern 
Backenzähne zeigen im friſchen Zuſtande an den vier Ecken 4 Spitzen, die 
durch eine tiefe Grube geſchieden find; der vorderſte iſt der kleinſte und blos 
Zſeitig; die beiden folgenden ſind etwas rhombiſch, der Ate iſt der längſte. 

Der Magen iſt einfach; der Darm verhält ſich zur Körperlänge ohn⸗ 
gefähr wie 12: 1. Der Dünndarm hat im Anfange lange Zotten; der 
Blinddarm iſt von gewöhnlicher Nagerbildung; die Gallenblaſe iſt vorhan— 
den. Im Innern der maͤnnlichen Eichel findet ſich ein kleines Knöchelchen; 
die Gebärmutter iſt zweihörnig. Zitzen finden ſich am gemeinen Eich— 
hörnchen 4 Paare, bei den Borſtenhörnchen nur 2 Paare i). 

Die Eichhörnchen gehören zu denjenigen Nagergattungen, die ſich der 
ansgedehnteſten geographiſchen Verbreitung erfreuen; ſie finden ſich, 
mit Ausnahme Auſtraliens, über die ganze Erde verbreitet, am häufigſten 
in Nordamerika, fo wie in Indien und feinen Inſeln 8). 


a) Sciuri boreales. Nordiſche Eichhörnchen. 


Ohren lang, mitunter gepinfelt, Schwanz deutlich zweizeilig, Hoden: 
ſack mäßig groß, 4 Zitzenpaare. Hieher alle europäiſchen, nordaſiatiſchen 


7) Ueber die anatom. Verhältniſſe vgl. Daubenton (Buff. VII. p. 258). 8) Leſſon 
theilt die Eichhörnchen in 4 Untergattungen ab: Funambulus, Spermoseiurus, Macroxus und 
Sciurus, größtentheils nach der Schwanzform. Es iſt jedoch zu bemerken, daß die entſchiedene 
zweizeilige Schwanzform fo allmaͤhlig in die cylindriſche übergeht, daß Feine ſtrenge Grenze zu ziehen 
iſt; nur Spermosciurus kann als wirkliche Untergattung abgeſondert werden. Ich werde zunächft 
nach geographiſchen Rückſichten abtheilen; dabei jedoch wieder die verwandten Formen zuſam— 


menſtellen. 


152 Seiurus. 


und nordamerikaniſchen Arten, die ächten Eichhörnchen (Leſſon's Untergat— 
tung Seiurus) ausmachend 


) Cauda villosa. 


Die größte Abtheilung mit buſchigem, oben gewölbten Schwanze; alle 
auf Bäumen lebend. 


1 Sc. vulgaris LIXX. Das gemeine Eichhorn. Tab. CC XII u. CCXII. B. 
Sc. infra albus, auriculis apice barbatis, cauda dorso concolore. 


Sciurus vulgaris. LIxX. XII. I. p. 86. — Schreb. IV. S. 757. tab. 212 u. 
212 B. — Herman observ. Zool. p. 85. — Desmar, mamm. p. 330. — Fr. 
Cov. dict, des sc. nat. X. p. 242; mamm. II. Iivr. 22, 24. — Cuv. regn. anim. 
I. p. 192.— Bechſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 1075. — D. aus dem Winckell 
Handb. für Jäger. II. S. 132. — Ber brit. quadrup. p. 291. — Keyſ. u. 
Blaſ. Wirbelth. p. XII. u. 43. — Schinz europ. Wirbelth. I. S. 75. — Za⸗ 
wadzki galiz. Faun. S. 30. 
Sciurus varius. Part. zoograph, I. p. 183. 
Ecureuil. Burr. VII. p. 253. tab. 32; DAuBENT. p. 258. tab. 33 — 35. 
8) Var. alpina. 

Sciurus alpinus. Fr. Cuv. mamm. II. livr.24. — DESsuaR. mamm. p. 543. 
y) Var. italica. 

Sciurus italicus. Bon4PARTE, faun. ital. fasc. 23, 


Das gemeine Eichhorn mit feinen gewöhnlichen Abänderungen ift ſchon 
ausführlich beſchrieben; hier füge ich nur noch die Beſchreibung zweier ande— 
rer Varietäten hinzu, die erſt ſeitdem bekannt wurden. 

Nach zwei lebenden Exemplaren, die von den Pyrenäen kamen, und 
nach einigen ähnlichen von den Alpen, ſtellt Fr. Cuvier ein beſonderes Al— 
pen-Eichhorn (Sc. alpinus, Ecureuil des Pyrénées) auf. Haupt: 
merkmale deſſelben ſind: Pelz oben dunkelbraun, gelblichweiß geſprenkelt, 
unten rein weiß. Füße falb; eine falbe Binde trennt das Weiße des Hal— 
ſes und der Bruſt und das Graue des Obertheils der Gliedmaſſen vom 
Braunen des Rücken. Schwanzhaare ſehr lang, in ihrem ganzen ſichtlichen 
Theile ſchwarz, am Grunde hellfalb und ſchwarz geringelt. Ohren mit 
Haarpinſel. Im Sommer zeigte ſich an den von den Pyrenäen kommenden 

Individuen 


Eichhorn. 153 


Individuen die braune Farbe dunkler als im Winter; während letzterer Jah— 
reszeit miſchte ſich der braunen Farbe ein leichter grauer Anflug bei. — 
Dieſes Alpen⸗Eichhorn kann ich nicht für eine eigenthümliche Art halten 9). 

K. Bonaparte ſieht das Eichhorn, welches im mittlern und ſüdli— 
chen Theile Italiens vorkommt, für eine eigenthümliche Art an, die er Se. 
italicus nennt, mit der Diagnoſe: „Sc. fuliginosus, pedibus con- 
coloribus, subtus abrupte albus, auriculis penicillatis; dentibus 
primoribus aurantiis.“ Jedes Haar der Oberſeite ift zimmetfarben an 
der Spitze, dunkel in der Mitte und grau am Grunde, woraus im Allge— 
meinen eine dunkelbraune (lionato) oder Kapuzinerfarbe entſpringt, was 
unter der Geſchlechtsgegend in dunkel oder bleigrau übergeht. Der übrige 
Theil des Bauchs und die Bruſt, ſo wie ein eckiger Streif, welcher unter 
der Gurgel die Rückenfarbe durchſchneidet und bis zur Unterlippe geht, ſind 
rein weiß. Schwanz und Füße haben die Farbe des Rückens, doch iſt jener 
nicht ſo ſchön dreifarbig, und dieſe ſind mehr grau. — Mit Schinz zähle 
ich dieſes Eichhorn ebenfalls zu den bloſen Abänderungen des letzteren, da 
dieſes auch bei uns mitunter von brauner Farbe getroffen wird. 

Die Heimath iſt ganz Europa, ſo wie Sibirien, ſo weit die Wal— 
dungen reichen, bis herab zu den altaiſchen Alpen und dem Kaukaſus 10). 


2. Sc. syriacus EunENn. Das ſyriſche Eichhorn. 


Sc. uraeo aestate cinereo, hyeme vulpino, stethiaeo et capite rufescentibus; 
pedibus, lateribus caudaque supra ferrugineis; gastraeo auriculisque acutis flavis; 
caudae limbo nigro, extus albido. 


Sciurus syriacus. EHRENB. symb. phys. dec. 1. tab. 8. 


Nach 20 Exemplaren liefert Ehrenberg folgende Beſchreibung. Der 
Schwanz iſt etwas kürzer als der Körper, zweizeilig und breit; die Ohren 
ſind etwas zugeſpitzt, ungepinſelt und dünn behaart. Zitzen ſind 4 Paare 
vorhanden, nämlich 1 an der Bruſt, 2 am Bauche und 1 an den Weichen. 


9) Schinz bemerkt, daß er von den Pyrenäen und Alpen Eichhörner geſammelt, aber gar 
keinen Unterſchied vom gemeinen gefunden hatte. 10) Menetries (catalogue p. 21) 
nennt fie ziemlich ſelten in den cisalpiniſchen Waldungen des Kaukaſus. 

Suppl. 3. 20 


154 Sciurus. 


Die Farbe des Sommerpelzes fällt auf dem Kopf ins Röthliche, die Dh: 
ven find falb mit licht röthlichem Rande. Der Rücken iſt vom Genicke an 
bräunlichgrau, auf dem Kreuz und den Schenkeln dunkler grau, was durch 
weiß und ſchwarz geringelte und ſchwarz zugeſpitzte Haare hervorgebracht 
wird. Die ganzen Vorderfüße außen, die hintern von der Ferſe an, der 
Seitenrand des Unterleibes und die Oberſeite des Schwanzes find roſtroth. 
Alle untern Theile von der Kehle an bis zum After und der Schwanzſpitze 
find falb; nur der Unterkiefer allein fällt etwas ins Röthliche und der Mund⸗ 
rand iſt gewöhnlich dunkelroth. Der Augenring iſt blaß. Der Schwanz iſt 
dreifarbig; oben iſt er in der Mitte roſtroth, mit doppeltem Rande, wo— 
von der innere ſchwarz, der äußere falb oder weißlich iſt; unten ift der 
Schwanz in der Mitte und am Rande graulichfalb, mit ſchwarzem Saume 
unter dem Rande. Die einzelnen Haare des Rückens find an der Wurzel 
grau, an der Spitze ſchwarz, in der Mitte unterhalb ſchwarz, oberhalb 
weiß. Am Unterleib ſind ſie an der Baſis grau, in der Mitte falb oder 
roth, an der Spitze ſchwarz. Die Schneidezaͤhne ſind roſtfarben. — Ob— 
ſchon alle Individuen im Juli, alſo im Sommerpelze, erlegt wurden, zeigten 
doch einige noch Spuren des Winterpelzes, nämlich einen rothen Rücken 11). 

Die Länge giebt Ehrenberg von 72“ — 934 an. Folgendes find 
einige ſeiner Ausmeſſungen. 


Körper! 9 ena 20 % „„. 0%, 5% 
Schwelfrü ß: a DA: Schwanz haare 1 6 
Baar 8 Schwanzbreite . e 
Ohrſpalte 0 10 Vom Auge zur Dafenfpise. i 


Die Sem it ya Die erſten Individuen ſah Ehrenberg 
bei Ariſſa in der mittlern und untern Gegend des Libanons, ſpäter im 
obern Theile in der Gegend von Eden. In der Lebensweiſe kommen ſie mit 
unſerem Eichhorne überein. 


11) Als Unterſchied von Se. anomalus, den Ehrenberg übrigens nur aus Schreber's 
und Pallas Beſchreibung kennt, giebt er an, daß bei Se. syriacus die Größe geringer, die 
Ohren ſpitzer, der Schwanz ſchmächtiger und geſäumt, nicht einfarbig, die Haarſpitzen im Som— 
mer ſchwarz, nicht weiß, im Winter roth, der Unterleib nicht roth, ſondern falb, der Mund— 
rand meiſt röthlich kaſtanienfarben und die Ohren nicht roth, ſondern falb feyen. 


Eichhorn. 155 


3. Se. russatus Waen. Das Notgel- Eichhorn. 


Sc. supra ex nigro alboque, aut ex rubro alboque variegatus, capite rufes- 
cente; artubus extus et lateribus ferragineis; gastraeo pallide flavido; cauda basi 
dorso concolore, deinde unicelore ferruginea. 


?Sciurus anomalus. Schreb. IV. S. 781. tab. 215.0. : 


Nach 4 Exemplaren unſerer Sammlung zeigt Se. russatus 2) folgen: 
des Verhalten. Die äußere Form iſt die unſeres und des ſyriſchen Eichhorns 
mit langen ſpitzen ungepinſelten Ohren, buſchigem zweizeiligen Schwanze und 
ziemlich weichlicher Behaarung. Die Farbe der Oberſeite iſt an 2 Exempla— 
ren ſchwarz und weiß geſprenkelt mit einiger Beimiſchung von Röthlich; an 
einem dritten iſt fie roſtbraun und weiß geſprenkelt; am vierten, einem halb— 
wüchſigen Jungen, iſt fie aſchgrau mit wenig Weiß melirt. An den beiden er- 
ſten Exemplaren ſind die Rückenhaare ſchwarzbraun, mit einem weißlichen oder 
manchmal auch roſtröthlichen Ringe vor der dunklen kurzen Spitze; am dritten 
Exemplare ſind die Rückenhaare roſtbraun mit weißlichem Ringe vor der 
Spitze. Nach dem Kopfe geht bei allen die Farbe ins licht Roſtrothe über, 
was ebenfalls die Geſichtsſeiten einnimmt, und indem die Farbe ſehr leb— 
haft wird, über die Halsſeiten, Schultern und an den Leibesſeiten ſich fort- 
ſetzt, auch die Außenſeite der Gliedmaſſen überzieht, mit Ausnahme des 
obern und hintern Theils vom Schenkel, welche von der Rückenfarbe ſind; 
auf den Füßen wird jedoch die Farbe bläſſer und fällt mehr ins Roſtgelbe. 
Die ganze Unterſeite vom Kinne an, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt 


12) Auch dieſe Art hat mit Sc. anomalus große Aehnlichkeit, der übrigens nur aus Gül— 
denſtädt's Beſchreibung bekannt iſt, welche ſowohl Schreber (IV. S. 781) als Pallas 
(zoogr. I. p. 186 unter dem Namen Sc. causasicus) mitgetheilt haben, jeder aber in etwas 
abweichender Weiſe. So giebt Pallas die Färbung der Oberſeite, der Schwanzwurzel und der 
ganzen Unterſeite des Schwanzes als ſchwarzgrau mit weißen Haarſpitzen an. Die 
Farbe der Unterſeite, der Vorderfüße, der hintern inwendig, und des größern Theils der Ober— 
ſeite des Schwanzes nennt er brunea (rufa), am Unterleib heller, am Schwanze am Tebhafte- 
ſten. Die Länge bezeichnet er zu 2“, des Schwanzes 7“. Ehrenberg erinnert, daß er kein 
Exemplar im petersburger Muſeum geſehen hätte. Dieſer Sc. anomalus iſt zwar jedenfalls mit 
meinem Sc. russatus nahe verwandt, doch wage ich es nicht, da mir von jenem eine genaue 
Kenntniß fehlt, beide zu identifziven (vol. die Zuſätze zu dieſem Theile). 


20 * 


156 Sciurus. 


blaß gelb; von derſelben Farbe iſt der Augenring. Die Ohren find an den 
Rändern roſtröthlich, nach der Mitte etwas lichter behaart. Der Schwanz 
iſt auf der Oberſeite an der Wurzel (ohngefaͤhr 141 weit) von der Rücken⸗ 
farbe, dann einfarbig feurig roſtroth. Auf der Unterſeite find die Schwanz— 
haare an der Wurzel blaß fahlgelb, an der Spitze roſtgelb; einige haben 
einen ſchmalen ſchwarzen Ring, andere ſind ganz lichtgelb. Die Schnurren 
ſind meiſt Dan die Krallen ſchwarzbraun. 


örpfe er nee Vorderfuß mik Kralle l 
Schwanz mit 9 12 e e Hinterfuß — 2 2 
Ohrſpalte e Hintere Mittelkrallll . 0 4 


Ueber on ath dieſer Art weiß ich nicht mehr anzugeben, als daß 
fie ſich bei einer Sendung zoologiſcher Gegenſtände befand, welche in der 
europäiſchen und aſiatiſchen Türkei geſammelt worden waren. 


4. Sc. capistratus Bosc. Das Fuchs⸗Eichhorn. Tab. CCXIII. B. 
Sc. einereus, naso auriculisque albis, capite nigro, vellere rudi. 


Sciurus capistratus. Bosc, ann. du mus. I. p.281. — Desmar. mamm. 
p.332. — Fr. Cuv. mamm. III. livr.48. — Cov. regn. anim. I. p. 193. — 
GRIFF. anim. kingd. III. p. 178 mit Fig. — Bachu. in Loud. mag. III. p. 117. 

Sciurus einereus. Schreb. IV. tab. 113 B. 

Fox Squirrel. Lawson’s Carol. p. 124. 

5) Var. supra ex nigro, albo et flavido mixta. 

Capistrate ä longue queue. Fx. Cuv. mamm. III. livr. 55. 

y) Var. nigra. 
Sciurus niger. CarksB. Carol. II. p. 73 mit Fig. — Schreb. IV. tab. 215 
(fig. Catesb.), 215% — Bacuu. I. c. p. 118.— Fe. Cuv. mamm. II. livr. 27. 
9) Var. saturate grisea, subtus nigra. 
Sciurus capistratus niger. DEsmarR. mamm. p.333.— Bachu. I. c. p. 119. 
6) Var. nigro-fusea, cervice, gastraeo femoribusque rufescentibus, cauda ni- 
gro rufoque annulata. 
Sciurus rufiventer. Me. MonrRIE's translat. of Cuv. I. app. p. 433. 


Das Fuchs-Eichhorn iſt das größte in den Vereinigten Staaten !?). 


13) Ueber die Eichhörnchen in den Vereinigten Staaten hat Bachman eine ausgezeich— 


Eichhorn. 157 


Obſchon es in der Färbung erhebliche Abänderungen zeigt, und daher mit 
andern Arten vielfach verwechſelt worden iſt, laſſen ſich doch Merkmale auf 
finden, durch welche es von den übrigen ſicher unterſchieden werden kann. — 
Seine Geſtalt iſt robuſt; die Ohren abgerundet und dünn behaart; der 
Schwanz breit, zweizeilig und länger als der Körper; der Pelz iſt ſehr 
grob. — In der Farbe kommen alle Abaͤnderungen darin überein, daß 
Naſe und Ohren weiß ſind. Am haͤufigſten erſcheint dieſe Art in der grauen 
Färbung als graues Fuchs-Eichhorn (Se. capistratus von Bosc). 
Es iſt alsdann die Naſe, Ohren, Füße und die Unterſeite weiß; Stirne 
und Wangen ſind bräunlichſchwarz. Die Rückenhaare ſind an der Wurzel 
dunkel bleifarben, dann breit grau, dann ſchwarz mit breiter weißer Spitze, 
außerdem einzelne ſchwarze Haare, namentlich am Halſe und den Schultern, 
was dem Rücken ein hellgraues Anſehen giebt. Die Schwanzhaare ſind von 
der Wurzel an auf 3 weiß, dann ſchwarz mit weißer Spitze. 

Die 2te Abänderung hat auf der Oberſeite viel Gelb beigemiſcht; 
die Schwanzhaare ſind faſt ihrer ganzen Länge nach gelb, nur die Spitze 
iſt durch ſchwarze und weiße Ringe grau. Als Länge ſeines Exemplares 
giebt Fr. Cuvier 15“, des Schwanzes mindeſtens 18% an. 

Die te Abänderung iſt die ſchwarze. Naſe und Ohren find weiß; 
einige Haare an den Füßen hellfarbig, das Uebrige des Leibes und Schwan— 
zes ſchwarz; im Schwanz kommen hier und da einige weiße Haare vor. 

Die Ate Abänderung hat Naſe, Mund, Unterkiefer und Ohren 
weiß; Kopf, Schenkel und Unterleib ſchwarz; Rücken und Schwanz Dun: 
kelgrau. 

Die 5te Abänderung, welche in Alabama ſehr gemein iſt, und auch 
gelegentlich in den obern Diſtrikten von Südkarolina geſehen wird, iſt, wie 
gewöhnlich, an Naſe und Ohren weiß; der Kopf und Nacken ſchwarz, 
Rücken roſtig bräunlichſchwarz, Nacken (2), Schenkel und Unterleib licht voft- 
farben; Schwanz ſchwarz und roth geringelt. 


Bachman macht die Bemerkung, daß ſo häufig auch die 3 erſten 


nete Monographie geliefert in Lo udo n's magazine of natural history, conducted by E 
Charles worth. Vol. III. 1839. 


158 Sciurus. 


Varietäten in Südkarolina vorkommen und obſchon fie fich miteinander ver: 
paaren, es dennoch ſehr ſelten iſt, ein Individuum zu finden, das eine 
Zwiſchen-Varietät anzeigt. Wo beide Eltern ſchwarz find, ſiud es auch die 
Jungen, und daſſelbe gilt von den andern Abänderungen; wo aber die El— 
tern verſchiedenfarbig ſind, theilen ſich die Jungen zu gleichen Theilen, wie 
denn Bachman in einem ſolchen Neſte 2 ſchwarze und 2 graue Junge, 
in einem andern 1 ſchwarzes und 2 graue, und in einem dritten 3 ſchwarze 
und 2 graue fand. Das Geſchlecht entſpricht ſich dann in der Färbung nicht 
immer; ſo ſind von ſchwarzen Vätern die jungen Männchen häufig grau und 


umgekehrt. 

öbe,, 1 5, Ihr hinten e Dinge 
Schwanzr übte 12 4 Hand mit Mittelkralle 1 9 
Schwanz mit Haaren 15 2 Fuß — — ED 


Die Heimat) find die füdlichen Unions: Staaten. Nach Bachman 
ſoll dieſe Art nicht weiter nördlich als Virginien gehen und er konnte fie in den Ge— 
birgsgegenden dieſes Staates nicht mehr finden. In den Nadelwaͤldern von 
Nord: Karolina wird fie häufiger; in den mittlern und See-Gegenden von 
Sud: Karolina trifft man fie faſt täglich, obgleich fie nirgends in Menge 
vorkommt. Bachman hat ſie auch in Georgien geſehen und Exemplare 
aus Mittel-Florida und Alabama erhalten. — Das Fuchs-Eichhorn liebt 
Nadelwälder, in denen Eichen vorkommen, in welchen es ſich ſein Lager 
bereitet und in deſſen Naͤhe es noch mehrere Neſter von Stengeln, Blättern 
und Moos anlegt, in welchem es ſich bei ſchönem Wetter aufhält. Die 
Brunſtzeit iſt im Dezember und Januar; die Jungen werden im März und 
April geworfen. 


5. Sc. cinereus Lmx. Das Katzen⸗Eichhorn. 


Sc. capistrato minor, leucoti major, supra cinereus, rarius nigricans, subtus 
albus, naso auriculisque haud albis; corpore crassiusculo. 


Sciurus cinereus. Linn. XII. p. 86. — Schreb. IV. S. 766. — Desmar. 
mamm. p. 332.— Bacun. in Loud. mag. 1839. p. 159. — BENNETT, gard. 
and menag. I. p. 183. 


Cat squirrel. b. Penn. aret. zool. I. p. 137. 


Eichhorn. 159 


Dieſe Art hält in der Größe das Mittel zwiſchen Se. capistratus und 
leucotis, mit denen beiden, ſo wie mit einereus, ſie auch auch oft ver⸗ 
wechſelt wurde. Von jenem unterſcheidet ſie ſich gleich dadurch, daß Naſe 
und Ohren nicht weiß ſind, und von dieſem, daß ſie im Oberkiefer nur 4 
Backenzaͤhne hat, während bei leucotis beſtändig 5 gefunden werden. Der 
Körper iſt etwas ſchwerfällig, die Beine ſind kurz und ſtark, der Schwanz 
iſt kürzer und minder zweizeilig als am Fuchs-Eichhorn. Der Pelz ift fei— 
ner als von dieſem, aber nicht ſo weich als der von leucotis. Die Fär⸗ 
bung bietet viele Abänderungen dar. Bachman bemerkt, daß er im 
Peale'ſchen Muſeum zu Philadelphia Exemplare jeder Schattirung vom Hell 
grauen bis faſt zum Schwarzen geſehen habe, auch in einem Käfige zwei 
weiße ohne die rothen Augen der Albinos. Von den Abänderungen des 
Fuchs⸗Eichhorns unterſcheiden ſich die des Katzen-Eichhorns, daß während 
jene conſtante Varietäten ſind und kaum Zwiſchenfarben gefunden werden, 
dieſe in allen Farben-Schattirungen vorkommen, ſo daß man kaum zwei 
Individuen findet, die ſich vollkommen gleichen. 


Die graue Abänderung iſt die gewöhnlichſte n). Sie hat an den 
Wangen eine licht gelblichbraune Färbung, die ſich bis zum Nacken an der 
Einfügung des Kopfes ausdehnt. Von derſelben Farbe iſt die Innenſeite 
der Ohren; die Außenſeite derſelben, die etwas wollig iſt, iſt hellgrau mit 
roſtbraunem Saume. Die Schnurren ſind ſchwarz und weiß, wobei die er— 
ſtere Farbe vorherrſcht. Die ganze Unterſeite nebſt der Innenſeite der Beine 
iſt weiß. Die Rückenhaare ſind an der Wurzel dunkelgrau, dann licht aſch— 
grau, dann ſchwarz mit weißer Spitze, was der Außenſeite ein eiſengraues 
Anſehen giebt. Der Schwanz, der nicht ſo flach und zweizeilig, wie bei 
den meiſten andern Arten, ſondern mehr rundlich und ſchmäler iſt, beſteht 
aus Haaren, die an der Wurzel ſchmutzig weiß, dann ſchmal ſchwarz, her— 
nach weiß, dann breit ſchwarz und zuletzt weiß zugeſpitzt find. — Von ei: 
nem andern Exemplare erwähnt Bachman, daß Kopf und Rücken Dun: 


14) So wie fie im Obigen Bachman ſchildert, beſchreiben fie auch Schreber und 
Bennett, jeder nach einem lebenden Exemplare. Zu bemerken iſt jedoch, daß Schreber's 
tab. 213 (Kopie vou Buff.) nicht hieher, ſondern zu Se. earolinensis gehört. 


160 Sciurus. 


felgrau, Füße, Schenkel und Unterfeite aus ſchwarz und grau gemifcht find; 
Schnurren faſt alle weiß. 


Nör per 941 %% Sbren bintenn d eye Zur: 106 
Schwanzr übte 9 6 Hand mit Mittelkralle . .. 1 6 
Schwanz mit Haaren. 12 6 Fuß — — 5 2 9 


Die Heimath ſind die Unions-Staaten, doch hat Bach man dieſe 
Art nur ſelten gefunden. Sie ſoll, wie er angiebt, in den Eichenwaldun— 
gen von Pennſylvanien gemein ſeyn, und er hat ſie zuweilen bei Eaſton und 
Vork getroffen. In dem nördlichen Theil von New-Pork iſt fie ungemein 
ſelten, in dem untern Theil dagegen iſt ſie häufiger. Sie ſcheint keine Wan— 
derungen vorzunehmen, und wird leicht fett. 


6. Sc. leucotis Gare. Das nordiſche Grau - Eichhorn. 


Sc. carolinensi major, colore valde variabilis, plerumque supra ex albido, 
ochraceo nigroque adspersus, subtus albus; cauda corpore multum longiore. 


Sciurus leucotis. GAPPER zool. journ. V. p.206. tab. 11. — Bacnu. in 
Loud. mag. 1839. p. 220. 

Sciurus carolinensis. GopMan, nat. hist. II. p. 133. 

Grey squirrel. Penn. arct. zool. I. p. 135; hist. of quadr. p.410. tab. 43. fig. 3. 


Dieſe Art iſt früherhin mit S. carolinensis Linn. Gmel. zuſam⸗ 
mengeſtellt worden. Im Oberkiefer findet ſich beſtändig der kleine vordere 
Backenzahn, alſo 5 jederſeits. Die Ohren ſind auf beiden Seiten behaart, 
auf der äußern am längſten; im Winter ragt der Pelz ohngefaͤhr 3 Linien 
über den Rand hervor. Unter den mannigfaltigen Farben-Abänderungen 
ſcheinen nach Bachman folgende zwei ſehr beſtändig zu ſeyn. Die ge— 
wöhnlichſte ift die graue Abänderung. Bei dieſer find, zufolge Bach— 
mans Beſchreibung, Naſe, Wangen, Umkreis der Augen, Außenſeite der 
Fuße und ein Streif längs der Seiten gelblichbraun. Die Ohren ſind hin— 
ten ſchmutzig weiß und braun gerandet. Ueber den Rücken erſtreckt ſich von 
den Schultern an ein brauner Streif, der an ſeinem Anfange am breiteſten 
iſt und am Schwanze ſpitz ausläuft; bei einigen Exemplaren fehlt dieſer 
Streif ganz. Am Halſe, den Seiten und Hüften iſt die Farbe hellgrau; 
die einzelnen Haare ſind zur Hälfte dunkelgrau, dann hell umber, dann 
ſchmal ſchwarz, mit weißer Spitze; viele ſchwarze Haare find mit eingemengt- 

Die 


Eichhorn. 161 


Die ganze Unterfeite iſt weiß. Die Schwanzhaare find hell gelblichbraun 
von der Wurzel an, mit 3 ſchwarzen Streifen, von denen der aͤußere am 
breiteſten iſt und eine breite weiße Einfaſſung hat. Die gelbe Farbe an den 
Füßen fehlt bisweilen! ?). — Ich bemerke hierbei, daß was Bachman 
in vorſtehender Veſchreibung als Braun bezeichnet, von Gapper richtiger 
als ockerfarben angegeben wird. 


Die ſchwarze Abänderung !“), welche Bachman oft in demſelben 
Neſte mit der grauen zuſammen ſah, iſt auf der ganzen Oberſeite dunkel 
bräunlichſchwarz, unten etwas heller; im Sommer iſt die Farbe minder 
ſchwarz als im Winter. Rücken, Seiten und der Schwanz ſind undeutlich 
gelb beſpritzelt. 


Die Länge giebt Gapper zu 12“, des Schwanzes 13“ an; unſer 
Exemplar hat nach der Krümmung des Rückens ebenfalls 12“. Bachman 
führt folgende Abnahmen an: 


15) Von dieſer Abänderung beſitzt unſere Sammlung ein Exemplar, das eine Zeit lang hier 
lebend gehalten worden war und von Bachman ſelbſt bei ſeiner Anweſenheit dahier als der 
ächte Sc. leucotis bezeichnet wurde. Zur Vergleichung füge ich die Beſchreibung dieſes Exem— 
plares bei. Der Pelz iſt, wie dieß ſchon Gapper hervorhebt, etwas kraus. Die Farbe der 
Oberſeite von der Naſe an auf dem ganzen Vorder- und Mittelrücken, von wo an ſie ſich blos 
in einem ſchmalen Streif längs der Mitte des Hinterrückeus fortzieht, iſt ſchwarz, ockergelb und 
etwas weißlich geſprenkelt; der Hinterrücken, mit Ausnahme des erwähnten Streifes, iſt aus 
Grauweiß, Roſtröthlich und Schwarz geſprenkelt, wobei die erſtere Farbe die vorherrſchende iſt. 
Die Hinterbeine haben auf der Außenſeite die Farbe des Hinterrückens, mit Ausnahme ſowohl 
des Vorderrandes des Schenkels, wo Fahlgelb vorherrſcht, als auch der Oberſeite des Mittelfu— 
ßes, welche ockergelb iſt. Die Vorderglieder haben auf der Außenſeite die Farbe des Vorderrük⸗ 
kens, wobei die goldige Ockerfarbe auf dem Vorderarm einen zuſammenhaͤngenden breiten Längs⸗ 
ſtreif ausmacht, der an der Zehenwurzel aufhört. Die ganze Unterſeite des Körpers iſt weiß; 
die Innenſeite der Beine und die Zehen grauweiß. Der ganze Oberkopf iſt ſchwarz und ocker⸗ 
gelb geſprenkelt, die Seiten deſſelben meiſt licht ockergelb. Die Ohren ſind gelblich behaart, hin⸗ 
ten an der Wurzel und vorn an den Rändern mit weißlichem Anfluge. Die Schwanzhaare find 
ockergelb mit 3 — 4 ſchwarzen Ringen und langer weißer Spitze. Die Schnurren ſind ſchwarz, 
einige mit kurzen gelblichen Spitzen. 16) Zu dieſer könnte Fr. Cuvier 's ſchwarzes 
Eichhorn (mamm. III. Iivr. 54) gehören. 


Suppl. 3. 21 


162 Seiurus. 


e EEE eee 11° 9 | Hand mit Mittelkralle » - 1° 10” 
Schwanzrübeeeeeee. 10 0 Fuß 2—2 2 6 
Schwanz mit Haaren 13 0 Rückenhaarrtrtrtr ce 0 7 
Obrbep e Kan ana. s& 67 Schwanzbreite © . 2» 2. .% 4 2 


Die Heimath des nordiſchen Grau-Eichhorns erſtreckt ſich von den 
nördlichen Gebirgen Virginiens an bis zur Hudſonsbay. Es iſt ein ſehr 
lebhaftes Thier, wirft im Maͤrz 4 — 6 Junge und wird oft in Käfigen 
gehalten. Gleich dem Lemming ſtellt es zu manchen Zeiten, gewöhnlich im 
Herbſte, in großen Schaaren Wanderungen aus den fernen nordiſchen Ge— 
genden nach Oſten an, wobei es weder durch Berge noch Flüſſe ſich aufhal⸗ 
ten läßt, und großen Schaden verurſacht. 


7. Sc. carolinensis Linn. Gmer. Das karoliniſche Eichhorn. 


Sc. leucoti minor, colore haud varians, supra ferrugineo-canus, subtus albus; 

cauda angustiore corporis longitudine. 

Sciurus carolinensis. Lınn. Gmer. XIII. 1. p. 148. — Bachm. in Loud. 
mag. 1839. p. 330. 

Ecureuil gris de la Caroline. Bosc, journ. d’hist. nat. II. p. 96. tab. 29. — 
Fr. Cov. mamm. I. live. 11; dict. des sc. nat. X. p. 242. 

Das carolinifhe Eichhorn. Schreb. IV. S. 779. 

Petit-gris. Burr. X. tab. 25; DAUBENT. p. 123. 


Das karoliniſche Eichhorn iſt von Schreber, Desmareſt, Cuvier 
u. A. mit Sc. einereus confundirt worden, das weit größer iſt. Noch 
häufiger iſt es mit Sc. leucotis zuſammengeſtellt worden, aber, wie Bach⸗ 
man bemerklich macht, iſt der Kopf kürzer, der Zwiſchenraum zwiſchen 
den Ohren breiter. Die Ohren, welche faſt dreieckig, ſind minder behaart, 
ſo daß die Haare nicht über den Rand vorragen. Der Leib iſt plumper, der 
Schwanz kürzer, ohne das breite zweizeilige Anſehen der andern Art; end- 
lich der kleine vordere Backenzahn des Oberkiefers iſt permanent und be⸗ 
trächtlich größer, denn ſtatt eines kleinen einzelnen Zahnes, wie bei Det 
nordiſchen Art, findet ſich ein doppelter Zahn mit doppelter Krone. In 
der Färbung ſcheidet ſich das karoliniſche Eichhorn nicht in Varietäten, 
welche ſo charakteriſtiſch für die andere Art ſind. Die Naſe, Wangen und 


Eichhorn. 163 


Augengegend iſt licht rothgrau. Die Haare des Rückens find auf & ihrer 
Länge dunkel bleifarben, dann ſchmal ſchwarz mit brauner oder ſchwarzer 
Spitze, was der ganzen Oberfläche eine einförmige dunkle Ockerfarbe giebt. 
Einige Exemplare haben eine heller braune Linie längs der Seiten, wo die 
Ockerfarbe vorherrſcht, und einen Anflug derſelben Farbe an der Außenſeite 
der Vorderbeine über den Knieen. Die Füße ſind hellgrau. Der Schwanz 
iſt auf 2 von der Wurzel an gelblichbraun, dann ſchwarz mit weißem Saume. 
Der Vorderhals, Unterleib und die Innenſeite der Gliedmaſſen iſt weiß 17). 


%%%«ͤ o 9° 6 Hand mit Mittelkrallle . 17% 3% 
Schwanzr übe 7 4 Fuß — l 2 6 
Schwanz mit Haaren 9 6 Srudeit haare 05 
DIEB. 0 0 0 6 Schwanzbreite . - -» .2..383 0 


Seine Heimath find die Unions⸗Staaten, zumal die ſüdlichen. Ueber: 
aus Häufig iſt es in Süd⸗Karolina; gemein iſt es in Alabama, Miſſiſſippi, 
den niedern Gegenden von Georgien und iſt die einzige Art in der ſüdlichen 
Halbinſel von Oſt- Florida; in Luiſiana ſoll es nicht haͤufig ſeyn. Wie 
weit es nördlich geht, kann Bachman nicht genau angeben, er hat es aus 
Nord⸗Karolina erhalten, auch iſt es nicht ſelten um Philadelphia. Es hält fid 
vorzüglich in ſumpfigen Gegenden auf, und iſt noch lange nach Sonnen: 
Untergang, wo andere Arten ſich zur Ruhe begeben, in Thaͤtigkeit. 


8. Sc. texianus Bacnm. Das texianiſche Eichhörnchen. 


Sc. capistrati magnitudine, supra e nigro luteoque mixtus, gastraeo, pedibus 
auriculisque flavis; cauda corpore longiore. 


Sciurus texianus. Bacam. in Loud. mag. 1839. p. 154. 


Von Diefer Art ſah Bachman im pariſer Muſeum ein unbeſchriebenes 
Exemplar, das von Mexiko kommen ſollte; in den Sammlungen von Ber⸗ 


17) Fr. Cuvier's Beſchreibung lautet: Alle obern Theile find grau mit Fahlgelb gemiſcht; 
Schultern und Hals ſind reiner grau als die andern Parthien. Die Oberſeite des Kopfs bis zu 
den Naſenlöchern, die Außenſeite der Ohren, die Flanken, die Tarſen und die Oberſeite der 
Hände ſind orangefahl, und dieſe Farbe miſcht ſich in anſehnlicher Menge dem Grau des Schwan⸗ 
zes bei. Alle dieſe Haare, die grau an der Wurzel ſind, haben ſchwarze, weiße und fahle Ringe. 
Die Unterfeite des Körpers iſt rein weiß. Die Länge iſt 7“ 8, des Schwanzes 8“. 

21 * 


164 Sciurus. 


lin und Zürich fand er ähnliche, wie auch im brittifchen Muſeum ein Exem⸗ 
plar, das Douglas aus Texas einſandte. Ein aus den ſüdweſtlichen Thei— 
len von Luiſiana ihm zugekommenes Individuum zeigt gleichfalls keine erheb— 
lichen Differenzen von den genannten, fo daß er alle unter einer Art bez. 
greift. Das texianiſche Eichhörnchen iſt ohngefähr von der Größe des Fuchs— 
Eichhorns. Auf der Oberſeite iſt es ſchwarz und gelb gemiſcht, auf der 
Unterſeite tief gelb. Die Innenſeite der Beine und die angrenzenden Theile 
des Leibs ſind an der Baſis weißlich; die Vorderbeine äußerlich und die 
Füße ſind prächtig gelb, mit eingemengten weißen Haaren. Naſe und Lip— 
pen ſind bräunlichweiß. Die Haare des Schwanzes ſind ſchön roſtgelb an 
der Wurzel, mit einem breiten ſchwarzen Ringe gegen das Ende, und zu— 
letzt gelb zugeſpitzt. — Die Länge iſt 13“ 6%, des Schwanzes mit Haa⸗ 
ren 15”, des Tarſus 3, die Ohrhöhe 64% — Dieſes Eichhorn ſcheint 
in den ſüdweſtlichen Theilen Nordamerika's das Fuchs-Eichhorn, welches 
daſelbſt nicht vorkommt, zu erſetzen, und mag von Luiſiana bis Texas 
reichen 18). 


9. Sc. subauratus Bacuu. Das gewäſſerte Eichhörnchen. 
Sc. leucoti minor, flavido-lavatus, subtus aureo-flavus, cauda corpore longiore. 


Sciurus subauratus. Bacnm. in Loud. mag. 1839. p. 155. 


Der Körper iſt ſchlank, der Schwanz breit; an zwei Exemplaren, die 
Bachman von dieſer, von ihm aufgeſtellten Art kennt, fand er im Ober— 
kiefer nur 4 Backenzähne. Die ganze Oberſeite iſt grau mit gelber Waͤſſe— 
rung, indem die Haare an der Wurzel ſchiefergrau, dann breit gelb, dann 
ſchwarz und gegen die Spitze gelblichweiß geringelt ſind. Die Seiten des 
Geſichts und Halſes, die Innenſeite der Beine, Füße und die Unterſeite 
des Leibes find tief goldgelb; an den Wangen und Halsſeiten find jedoch 
die Haare undeutlich ſchwarz und weiß geringelt. Die Ohren ſind beiderſeits 
ebenfalls goldfarben behaart. Die Haare der Füße ſind an der Wurzel 
meiſt ſchwarz, einige ſchwarz zugeſpitzt. Die Schwanzhaare ſind an der 


18) Bachman (a. a. O. S. 390) ſpricht die Meinung aus, daß Sc. ludovicianus von 
Curtis entweder zu Se. texianus oder macrourus gehören möchte. 


Eichhorn. 165 


Wurzel ſchwarz, und der Übrige Theil iſt licht roſtgelb, wobei jedes Haar 
dreimal ſchwarz geringelt iſt; die Unterſeite iſt hauptſächlich hell roſtgelb. 
Die Schnurren find ſchwarz. 


erben u a 10276251 Dhihöberahinten ion. 2 2020200102550 
Schwanzrübte 9 2 Hand mit Mittelkrall e 1.07 
Schwanz mit Haaren 12 0 Fuß — r 2 7 


Die beiden Exemplare, nach denen Bachman vorſtehende Beſchrei— 
bung geliefert hat, wurden von Audubon auf dem Markte von New-Or⸗ 
leans erkauft. 


10. Sc. aureogaster Fr. Cuv. Das goldbäuchige Eichhorn. 


Sc. supra ex nigro et albo (aut flavido) mixtus, subtus aureo - flavus, cauda 


corpore breviore. 


Sciurus aureogaster. Fr. Cov. mamm. III. livr. 59. — Bacuu. in Loud. mag. 

1839. p. 158. f 

Das goldbäuchige Eichhorn hat einen ſchmälern Kopf als das karolini⸗ 
ſche. Alle obern Theile find grau, die untern orange = oder prächtig guld- 
roth. Die graue Farbe, welche Kopf, Spitze des Unterkiefers, Rücken, 
Seiten, Außenſeite der Schenkel, Tarſen und die Hand einnimmt, entſteht 
dadurch, daß die Haare an ihren beiden Enden ſchwarz und in der Mitte 
weiß find. Eine falbe Färbung findet ſich um die Ohren, auf den Schul: 
tern und dem Nacken, indem hier die weißen Stellen der Haare falb ſind. 
Der Schwanz, ebenfalls grau, beſteht aus Haaren, die in der untern 
Hälfte ſchwarz, in der obern weiß ſind. Einige dieſer Haare haben eine 
falbe Baſis, dann einen ſchwarzen Ring und endlich eine weiße Spitze; 
das Falbe ſcheint indeß wandelbar, da von einem Pärchen das Weibchen 
das meiſte Falbe im Schwanze hat. Die ganze Unterſeite, die Vorderbeine 
bis zur Handwurzel, die Innenſeite der Schenkel und Schienbeine iſt bril- 
lant goldfalb; nur die Genitalgegend iſt grau. Die Iris iſt braun. — 
Die Länge iſt 10%, des Schwanzes 8“. — Nach Fr. Cuvier's An: 
gabe 15), der Vorſtehendes entlehnt iſt, iſt die Heimath Kalifornien 
und Mexiko, wie es auch Bachman anführt. 


19) Zur Vergleichung füge ich Bachman's Beſchreibung bei. „Färbung oben dunkelgrau 


166 Seiurus. 


11. Sc. magnicaudatus Harı, Das breitſchwänzige Eichhorn. 


Se. cano nigroque varius, subtus pedibusque rufescens; auriculis longis, fus- 
eis, bieme barbatis; cauda valde dilatata, infra ferruginea, striga marginali nigra. 


Sciurus magnicaudatus. HarLan faun. p. 170. — Bacam. in Loud. mag. 
1839. p. 156. 

Sciurus macrourus. Say in Long's exped. I. p. 115.— Gopman, nat. hist, 
II. p. 134. 


Bachman bemerkt, daß er in vielen europäiſchen Muſeen Cichhörn: 
chen geſehen hätte, die als Se. magnicaudatus bezeichnet, gleichwohl aber 
nur Varietäten anderer Arten geweſen wären. Er ſelbſt kennt nur ein ein: 
ziges Exemplar in dem Muſeum von Philadelphia, wohin es wahrſcheinlich 
durch Say, den Entdecker dieſer Art, gebracht worden war. Nach deſ⸗ 
ſelben Beſchreibung iſt „der Körper oben und an den Seiten grau und 
ſchwarz gemiſcht. Der Pelz iſt bleifarbig ſchwarz an der Baſis, dann blaß 


und gelb geſprenkelt; Unterſeite und Innenſeite der Beine tief roſtrotph. Kinn, Gurgel und Wan⸗ 
gen blaßgrau; Beine auswendig und Füße dem Rücken gleichfarbig; Haare an den Zehen haupt— 
ſächlich ſchmutzig weiß. Der Schwanz ſehr breit, buſchig, ſeine Haare ſchwarz, zweimal ſchmutzig 
gelb geringelt und mit breiter weißer Spitze. Die Ohren ſind dicht behaart, hauptſächlich mit 
ſchwärzlichen, der hintere Wurzeltheil mit langen weißen Haaren, die ſich etwas am Halſe fort- 
ziehen. Alle Haare des Körpers ſind an der Wurzel grau, die der oberen Theile zuerſt gelb, dann 
ſchwarz, dann weiß geringelt. Die Schnurren ſchwarz; die untern Schneidezähne faſt ſo tief 
orangefarben als die obern.“ Länge 12“, des Schwanzes mit Haaren 104“. — Ein anderes 
Exemplar hatte eine viel lebhaftere Färbung. Der Unterleib war fehr hell roſtfarben. Die Schwanz⸗ 
haare an der Wurzel ſchwarz, dann breit roſtgelb, hierauf anſehnlich weit ſchwarz, und die 
Spitze weiß; von unten war eine helle Roſtfarbe gleich der des Unterleibs ſichtlich, die Wurzel» 
hälfte der Haare einnehmend. Die obern Theile des Körpers waren ſchwarz und weiß gefpren> 
kelt, viele Haare roſtfarbig geringelt; auf den Hüften und dem Kreuze waren die Haare roſtgelb 
geringelt; die Haare der Füße meiſt ſchwarz. 

Von den drei Exemplaren im Muſeum der zoolog. Geſellſch. von London erwähnt Bach— 
man, daß ſie, wenn anders zuſammen gehörig, beträchtliche Farbenabänderungen zeigen. An 
einem Exemplar war Kinn und Gurgel grau; das Thier ſchien im Begriff feine Farbe zu wech— 
ſeln, auf den Hüften war eine anſehnliche Beimiſchung von Roſtfarbe. Die allgemeine Farbe 
des Rückens war tief grau; die Haare an der Wurzel bleifarben, der Endtheil geringelt, zuerſt 
ſchwarz, dann roſtfarben, daun ſchwarz, an einigen Haaren abweichend. 


Eichhorn. 167 


zimmtfarben, dann ſchwarz, und endlich grau mit langer ſchwarzer Spitze. 
Die Ohren find 4“ lang, hinten licht roftfarben und die Haare reichen im 
Winter über den Rand hinaus; innerhalb des Ohres ſind die Haare trüb 
roſtfarben mit ſchwarzer Spitze. Die Kopfſeiten und Augenkreiſe ſind blaß 
roſtfarben, die Wangen unterhalb düſter, der Mund ſchwarz gerandet. Die 
Unterſeite des Kopfs und Halſes, ſo wie die Außenſeite der Füße iſt roſt⸗ 
farben; der Unterleib iſt blaſſer, die Haare an der Wurzel bleifarben. Der 
Schwanz iſt unten licht roſtfarben, und dieſe Farbe erſtreckt ſich bis zur 
Baſis der Haare mit einer ſubmarginalen ſchwarzen Linie; oben iſt er roſt— 
farben und ſchwarz, der Pelz iſt hier blaß zimmtfarben, an der Baſis und 
drei Binden ſchwarz; die Spitze iſt roſtfarben. Der Pelz iſt im Sommer 
3 — 7 Zoll lang, im Winter 1 — 14 Zoll. Der Schwanz hat mehr 
Umfang als der von Sc. einereus” — Die Länge iſt 11“ 1, des 
Schwanzes mit den Haaren 11” 3%. — Als Wohnort bezeichnet Say 
den Miſſuri, wo die Art häufig iſt. 


12. Sc. hypopyrrhus Wacı. Das Feuer- Eichhorn. Tab. CCXIII. C. 


Sc. supra ex nigro et sordide luteo mixtus, subtus ferrugineus, auriculis pe- 
dibusque atris; cauda corpore longiore, dorso concolore. 


Sciurus hypopyrrhus. Wagler in der Iſis 1831. S. 510. — A. Wagner 
in den Münchn. gel. Anzeig. VII. S. 20. 

?Quauhtecallotlquapachtli aut Coztiocotequallin. Hernann. thes. 
P. 8. c.26. 


Die hiefige Sammlung beſitzt ein Exemplar von dieſem Eichhorn, das 
zu den großen Arten mit langen Ohren und buſchig zweizeiligem Schwanze 
gehört. Die Farbe der ganzen Außenſeite bis zur Hand- und Fußwurzel 
herab iſt ſchwarz und licht bräunlichgelb melirt, indem die einzelnen Haare 
aus dieſen Farben geringelt ſind; am Kopfe herrſcht das Schwarze vor, 
und die Vorderhälfte der Schnautze iſt ganz ſchwarz. Der Unterhals, Uns 
terleib und die Innenſeite der Beine iſt roſtrotkh. Die Ohren find ſchwarz 
behaart; die Schnurren und die Vorder- wie Hinterfüße ſind pechſchwarz. 
Der Schwanz hat im Allgemeinen die Rückenfarbe, nur fällt das Gelbliche 
mehr ins trüb Roſtigbräunliche. Die Krallen ſind dunkelbraun mit hellen 


168 Seiurus. 


Spitzen; die Schneidezähne lebhaft ſafranfarben. — Die Länge nach der 
Krümmung iſt 12“, der Schweifrübe 12“ 1“, des Schwanzes mit der 
Haarſpitze 149 8%. — Die Heimath iſt Mexiko, von wo uns Herr 
Keerl ein Exemplar mitbrachte 20). 


13. Sc. varius Waex. Das veränderliche Eichhorn. Tab. CC XIII. D. 


Sc. supra ex albo, nigro et ferrugineo mixtus, subtus ochraceo-ferrugineus; 
maecula postauriculari pedibusque albis; cauda in medio ferruginea, lateribus utrin- 
que nigro alboque limbata. 


Sciurus albipes. A. Wagner in den Abh. der mathem. phyſikal. Klaſſe der K. 
Bayer. Akad. d. Wiſſenſch. II. S. 501; Münchn. gel. Anzeig. VII. S. 22. — 
Schreb. IV. tab. 213 D. 

Sciurus variegatus. ERXL. syst. p. 4212 — Schreb. IV. S. 789, tab. 218 
(ig. Buff.)? — Wiegmann, Arch. III. 2. S. 166. 

Coquallin. Borr. XIII. p. 109. tab. 13. 

Var. 8) pedibus nigro - cinereis. 
Var. 5) pedibus ferrugineis. 


Von dieſem Eichhorn habe ich zuerſt nach zwei Bälgen und einem le- 
benden Individuum, das ſeitdem auch dem Muſeum zugekommen it, eine 
Abbildung und ſpäter eine Deſchreibung geliefert. Noch ſpäter hatte ich in 
Wien Gelegenheit einige Exemplare mit den meinigen zu vergleichen, und 
hieraus, fo wie aus Wiegmann’s Bemerkungen, habe ich erſehen, daß 

dieſe 


20) Wiegmann (Archiv 1837. 2. S. 166) iſt der Meinung, daß Sc. bypopyrrhus, va- 
rius und socialis zu einer Art gehören, was ich ſchon früher (Münch, gel. Anz. VII. S. 20) 
ausführlich beſtritten habe. Sc. hypopyrrhus unterſcheidet ſich nicht blos durch feine Größe, 
ſondern insbeſondere auch durch feine Schwanzfärbung. Während namlich, wie W. ſelbſt zuge- 
ſteht, bei allen Exemplaren von Se. varius, und, wie ich hinzuſetze, auch bei socialis, jedes 
Schwanzhaar 3 Farben zeigt: roſtroth (oder roſtgelb), dann ſchwarz und zu äußerſt weiß, ſo daß 
der Schwanz hierdurch auf jeder Seite 3 Längsbinden aufzuweiſen hat, fo beſteht bei Se. hypo- 
pyrrhus Schwanz und Rücken blos aus 2 Farben: der braͤunlichgelben und ſchwarzen, welche fo 
geordnet ſind, daß die ſchwarze Farbe vorherrſcht, und nur durch drei ſchmälere gelbliche Ringe 
unterbrochen wird, fo daß eine ganz andere Anordnung der Farbenringe ſtatt findet als bei Se. 
varius und socialis, wo Roth, Schwarz und Weiß in einfacher Ordnung aufeinander folgen. 


Eichhorn. 169 


diefe Art in der Farbe ſehr veränderlich iſt, daher ich ihr jetzt den Namen 
Sc. varius ?!) gebe. In der Geſtalt kommt fie mit dem vorigen überein; 
die Ohren ſind lang und oval; der Schwanz buſchig zweizeilig, d. h. wie ge— 
wöhnlich oben buſchig, unten mehr zweizeilig. Die herrſchende Farbe der 
ganzen Ober- und Außenſeite bis herab zu den Fußwurzeln iſt aus Roth 
(was bis ins goldig Fahlgelbe bei manchen Individuen verläuft), aus Schwarz 
und Weiß geſprenkelt, und zwar folgen ſich dieſe Farben an dem einzelnen 
Haare gewöhnlich in der eben angegebenen Ordnung, wobei zu bemerken iſt, 
daß die ſchwarze und weiße Farbe am Rücken und den Seiten die Oberhand 
hat, während auf dem Hinterhalſe und deſſen Seiten, ſo wie am Kreuze 
und den Schenkeln die rothe oder falbe mehr oder minder ſich bemerklich macht. 
Die Oberlippe, die untere Hälfte der Wangen, der ganze Unterkiefer, die 
langen wolligen Haare an der Rückenſeite der Ohrwurzel und die 4 Füße 
ſind rein weiß, der übrige Theil des Ohres iſt, gleich der Oberſeite des 
Kopfes, ſchwarz und weißlich (oder falb) behaart. Die ganze Unterſeite des 
Körpers nebſt der Innenſeite der Beine iſt feurig roſtroth, was bei manchen 
Individuen durch mehr Aufnahme von Gelb ins Pomeranzenfarbige fällt. 
Der Schwanz iſt in ſeinen einzelnen Haaren aus denſelben Farben wie der 
Rücken geringelt, und ſie folgen ſich in derſelben Ordnung, wodurch auf der 
Unterſeite die ganze Mitte des Schwanzes breit roth iſt, was jederſeits von 
einer ſchwarzen und weißen Längsbinde eingeſaͤumt wird. Auf der untern 
platten Seite des Schwanzes iſt dieſe Farbenanordnung ganz deutlich, auf 
der obern buſchigen ſchimmert die röthliche Farbe, mit Ausnahme der Schwanz— 
wurzel, nur wenig durch die breiten ſchwarzen und weißen Ringe hindurch. — 


21) Sc. variegatus AUCT. mag zum Theil hieher gehören, obſchon verſchiedene Thiere mit 
dieſem Namen belegt wurden, weshalb er nicht beibehalten werden kann. Erxleben hat dieſen 
Se. variegatus aus dem Coztiocotolequallin von Fernandez und dem Coquallin von Buf- 
fon errichtet, wozu Schreber und Gmelin noch Pennant's varied squirrel zogen. Das 
Thier von Fernandez kann aber nicht mit dem Buffon'ſchen zu einer Spezies gehören, da 
es doppelt fo groß ſeyn ſoll; es iſt wohl der Sc. bypopyrrhus. Penuant's Eichhorn iſt fo un— 
beſtimmt charakteriſirt, daß keine ſichere Beſtimmung möglich iſt. Am erſten könnte noch der Co- 
quallin zu meinem Sc. varius gehören, doch iſt er nur nach einem getrockneten Exemplare ge- 
kannt und die Schwanzfaͤrbung iſt nicht angegeben. Fr. Cuvier, Griffith und Leſſon hiel- 
ten den Coquallin für eine Abänderung von Se. capistratus, was aber auch nicht richtig iſt. 


Suppl. 3. 22 


170 Seiurus. 


Die Länge eines alten Individuums, das dahier einige Jahre lebte, iſt 
nach der Krümmung 11%, der Schwanzrübe 8“, des Schwanzes mit der 
Haarſpitze 1035 Ohrlänge am Außenrande 13, 

Von dieſer Art giebt es mannigfaltige Farbenab änderungen. Wieg— 
mann erwähnt von den berliner Exemplaren, daß darunter auch ganz ſchwarze 
vorkommen, daß die Füße bald weiß, bald ſchwarzgrau, bald roſtfarben ſind, 
daß jedoch alle darin übereinſtimmen, daß auf der Unterſeite die Mitte des 
Schwanzes roſtroth oder gelblichgrau und beiderſeits von einer ſchwarzen und 
weißen Binde geſäumt iſt 22). 

Die Heimath ſind nach Herrn von Karwinski's Angaben, der ein 
folches Thier lebend hieher mitbrachte, die höhern Regionen der Kordilleren 
im Staate von Oaxaca, da wo Fichtenwälder ſtehen; es kömmt nicht in 
Truppen, ſondern nur einzeln vor. Jung eingefangen laͤßt es ſich leicht zäh— 
men, wie denn das von Herrn von Karwinski gehaltene Thier ſelbſt hier, 
wo es meiſt im Käfig zubringen mußte, nicht boshaft war, in Mexiko aber 
in ſeinem Hauſe frei umher lief, ohne je zu entfliehen. Kälte verträgt es 
recht gut, und wie unſer Eichhörnchen verſteckt es gerne ſeine Eßwaaren. 


14. Se. socialis Waex. Das geſellige Eichhorn. 


Se. supra ex albo, cinereo et flavescente mixtus, subtus pallide flavus, auri- 
eulis fulvis, pedibus albidis, vellere molli. 


22) Drei Exemplare im wiener Muſeum unter dem Namen Se. hypoxanthus zeigen fol- 
gende Färbung. a) Bei einem alten, im Septbr. erlegten Exemplare ſind die Rückenhaare ſchwarz 
mit mittlerem roſtröthlichen Ringe und mit häufigen weißen Spitzen, daher die Farbe oben aus 
Schwarz, Röthlich und Weiß geſprenkelt. Unterleib und Junenſeite der Beine ſchön roſtroth, ins 
Gelbe ziehend. Wangen und Kinn meiſt weißlich; hintere Ohrhälfte mit weißlichem Fleck. Hände 
und Füße ganz weiß, mit gelblichen Stellen an den Ballen; Krallen braun. Schwanz roſtroth, 
beiderſeits ſchwarz und dann weiß eingefaßt. — b) Ein anderes altes Exemplar (ein Weibchen, 
das im Auguſt bei Jalapa erlegt wurde) iſt wie voriges, aber die roſtrothen Ringe am Hinter⸗ 
halſe, Widerriſt, den Halsſeiten, auf dem Kreuz und dem Anfang der Schwanzwurzel nehmen ſo 
an Stärke zu, daß dieſe Theile hauptſächlich roſtroth ſind. Der ganze Unterleib iſt graulichweiß; 
die 4 Pfoten dunkelgrau und etwas weißlich melirt. — e) Das 3te Exemplar (jung aus Mexiko) 
iſt ſchwarz und fahlgelb melirt, indem die einzelnen Haare keine weißen Spitzen haben und ſtatt roſt— 
röthlicher Ringe pomeranzengelbe ſich finden. Der Schwanz hat feine 3 Farben, nur iſt das Rothe 
mehr lehmgelb. Der Unterleib iſt weißlich. Die 4 Pfoten ſind von Rückenfarbe (alſo nicht weiß). 


Eichhorn, 171 


Sciurus socialis. A. Wagner in den Abh. der mathem.- phyſikal. Klaſſe der K. 
Bayer. Akad. d. Wiſſenſch. II. S. 504. tab. 5. — Münchn. gel. Anz. V. S. 21. 


Von mir nach einem Exemplare, das Herr von Karwinski aus 
Mexiko mitbrachte, aufgeſtellt. Kleiner als Se. varius, der Pelz ungleich 
feiner, weicher und milder als bei dieſem, ſonſt ihm in Form und zum Theil 
in der Färbung ähnlich. Die Haare find ebenfalls meiſtentheils aus drei Far: 
ben geringelt, nämlich hell ockergelb, ſchwärzlich und weiß, wodurch eine ge— 
ſprenkelte Zeichnung entſteht, und zwar in der Weiſe, daß auf der Schnautze 
die ſchwarz und lichtgelbe Farbe erſcheint, welche letztere auf dem Hinterkopf, 
Nacken und Ohren lebhaft roſtgelb wird und über das Schwarz vorherrſcht. 
Auf dem Rücken hat die weiße und ſchwarze Sprenkelung die Oberhand, zwi— 
ſchen der hie und da das Lichtgelb durchſchimmert, das auf dem Kreuz und 
der Schwanzwurzel ſtärker hervortritt. Auf dem übrigen Schweifrücken er: 
ſcheint faſt blos die ſchwarze und weiße Farbe, während auf der Unterſeite 
das Roſtroth zum Vorſchein kommt, das beiderſeits ſchwarz und dann weiß 
eingefaßt iſt. Am Hintergrunde der Ohren ſteht ein Büſchel ſchneeweißer 
Haare; die Augen ſind von einem hellern Ringe umgeben; die Schneidezähne 
licht gelblich angeflogen, die untern und ſeitlichen Theile des Kopfes weißlich, 
die Schnurren ſchwarz. Der ganze Unterleib licht und zart roſtgelb, ebenſo 
die Innenſeite der Gliedmaſſen, waͤhrend ihre Außenſeite weiß und aſchgrau 
geſprenkelt iſt; die 4 Pfoten ſind oben ganz weißlich, die Krallen dunkel 
hornfarben. — Länge 81“, des Schwanzes etwas weniger. Die Heimath 
des Thieres find, nach Herrn von Karwinski, die heißen Striche von Tehuantepec 
an der Südſeeküſte im Staate von Oaxaca, wo es in großen Truppen geſellig 
ſich zuſammenhält und nicht aus der Tierra caliente ins Gebirg übergeht 2°), 


23) Wiegmann (Archiv 1837, 5tes Heft) iſt im Irrthum, wenn er meint, daß mein Se. 
soeialis und albipes (varius) zu einer Art zu zählen ſeyen. Außer der beträchtlichen Verſchie— 
denheit im Wohnort, Lebensweiſe und Größe unterſcheiden ſie ſich noch, daß bei Se. v. die Haare 
grob und rauh, bei Sc. s. fein und weich find; der Unterleib bei jenem lebhaft roſtroth, bei die— 
ſem glänzend roſtgelblich; die Vorderzähne bei erſterem lebhaft wachsgelb, bei letzterem ſchwach 
gelblich. — Da Wiegmann bemerkt, daß fein Exemplar von Se. socialis um 2“ größer als 
das meinige ſey, ſo geht ſchon aus dieſer betraͤchtlichen Differenz in der Größe zur Genüge her— 
vor, daß er nicht meinen Se. socialis, ſondern blos eine Farbenabaͤnderung von meinem Se. albi- 
pes (varius) vor ſich hatte. 


22 * 


172 Seiurus. 


15. Sc. Bottae Less. Das ſchwarzſpitzige Eichhorn. 


Sc. supra flavus, nigro rufoque irroratus, subtus albido-flavescens, auriculis 


apice nigris; cauda corpore breviore, flavo bruneoque mixta, 


Sciurus Bottae. Lesson cent. zoolog. p. 221. tab. 76. 6 


Iſt mir nur aus Leffons Darftellung bekannt. Die Ohren find zu: 
geſpitzt, innen mit ſehr kurzen Haaren beſetzt, die ſich an der Spitze in einen 
dünnen Pinſel verlängern. Hand- und Fußſohlen ſind nackt; der Schwanz 
ift mäßig zweizeilig und ſpitzt ſich allmählig gegen das Ende zu. Der Pelz 
iſt mittellang und etwas rauh. Die Farbe eines jeden Haars beſteht zu 
gleichen Theilen aus Weiß, Braun, Weißfahl und Roth, woraus auf allen obern 
Theilen im Allgemeinen eine fahle Färbung, mit Roth und beſonders mit 
Schwarz gewellt. Die Unterſeite dagegen vom Kinn bis zum Alfter iſt hell 
fahl, ins Weißliche ziehend. Der Scheitel erſcheint Roth, die Wangen und 
Halsſeiten ſind grau, die Mitte des Rückens und die Seiten, nebſt dem 
Obertheil der Außenſeite der Beine, ſind licht fahlroth, mit Schwarz geſcheckt. 
Der Schwanz iſt fahl und braun, jedes Haar iſt licht fahl geendigt. Hände 
und Füße ſind oben hell fahl; die Nägel hornfarben; die nackten Theile 
fleiſchfarben. Die Ohren find auffallend, indem fie oben ſchwarz find, was 
ſich am hintern Rande verſchwächt. — Die Länge iſt 946, des Schwan⸗ 
zes 6“ 6%, — Die Heimath it Kalifornien, wo Botta dieſe Art ent— 
deckte. 


16. Sc. niger LiIxx. Das ſchwarze Eichhorn. 


Sc. corpore toto, auriculis nasoque vellere molli et splendente tectus, pilis 
albis raris intermixtus. 
Seiurus niger. Linn. XII. I. p. 86. — Schreb. IV. S. 789. (zum Theil). — 
Desmar. mamm. p. 334. — GarrEn in zool. journ. V. p. 206. — Ricnanps. 
faun. I. p. 192. (zum Theil). — Bacun. in Loud. mag. 1839. p. 335. 


Unter dem Namen des ſchwarzen Eichhorns ſind verſchiedene ſchwarze 
Abänderungen von nordamerikaniſchen Arten zuſammengeſtellt worden. Ca— 
tesby's Figur, die von Schreber auf tab. 215 kopirt wurde, iſt blos 
die ſchwarze Abänderung von Sc. capistratus; noch beſſer iſt dieſe Varie— 


Eichhorn. 173 


tät auf tab. 215* dargeſtellt. Nihardfon beſchreibt unter dem Namen 
von Se. niger ein Exemplar vom obern See, das, nach Bachman, eine 
ſchwarze Abänderung von Se. einereus iſt; dagegen zählt letzterer ein an— 
deres Exemplar, das Richardſon vom Fort William erhielt, dem ächten 
Sc. niger bei. Bachman iſt indeß ſelbſt noch nicht ganz ſicher, ob dieſes 
ſchwarze Eichhorn eine eigne Art ausmacht oder nur die ſchwarze Abänderung 
von S. leucotis iſt za), 

Nach Bachmaw's Beſchreibung hat das ſchwarze Eichhorn im Ober: 
kiefer blos 4 Backenzähne, nur an einem ganz jungen fand er 5; würde es 
durch zahlreichere Beobachtungen ſich ergeben, daß der Ste Zahn beim nordi— 
ſchen permanent, beim ſchwarzen ausfallend iſt, ſo könnte dieß ein ſpezifiſches 
Merkmal abgeben. Die Ohren find dicht behaart, im Winter 3 über dem 
Rand, ohne jedoch einen eigentlichen Pinſel zu bilden. Der Pelz iſt weicher 
als der von S. leucotis. Die ganze Ober- und Unterſeite, wie auch der 
Schwanz, ſind glänzend ſchwarz; an den Wurzeln ſind die Haare etwas 
lichter. Der Sommerpelz iſt ebenſo, nur nicht ſo intenſiv ſchwarz. An der 
Unterſeite zeigen ſich kleine, unregelmäßig geſtellte Büſchel von weißen Haa— 
ren, wie am Mink; auch auf dem Rücken und dem Schwanze giebt es ein— 
zelne weiße Haare. Folgende Meſſung iſt gleichfalls von Bachman. 


Korper?! EN „ i ee e eee ee eee ee e 
Schwanzeünfefef gEET Fuß e TEEN ET 
Schwanz mit Haaren. 13 0 Schwanzb reite 2 0 


Ueber die Verbreitung bemerkt Bachman, daß ſeine Exemplare aus 
der Gegend von New-York kamen. Er ſah dieſe Art ferner am Champlain 
See und der Oſtküſte des Erie-Sees, auch am Niagara auf der kanadiſchen 
Seite. Richard ſon's Exemplar, das hieher gehört, ſtammt vom Fort 
William am oberen See. Schwarze Eichhörnchen finden ſich in allen weſt— 
lichen Wildniſſen der Union und noch nordwärts von den großen Seen, aber 
es fragt ſich, ob es nicht ſchwarze Abänderungen des grauen Eichhorns ſind. 


24) Das amerikaniſche ſchwarze Eichhorn, welches in dem Werke: the gard. and menag. 
ef the zool. soc. I. p. 297. abgebildet iſt, gehört nicht hieher, ſondern iſt feiner Kleinheit wegen 
als Abänderung einer andern Art anzuſehen. 


174 Sciurus. 


17. Sc. nigrescens BxxX. Das ſchwärzliche Eichhorn. 


Se. niger, albido adspersus, subtus pallidior, macula post- auriculari albida; 


cauda nigro alboque varia, corpore longiore. 


Sciurus nigrescens. BENNETT, proceed. I. (1833) p. 4J. — Bacum. in Loud. 
mag. 1839. p. 334. 


Nach demſelben Exemplare, das Bennett vor ſich hatte, entwirft 
Bachman folgende Beſchreibung. „Vorherrſchende Farbe ſchwarz, am Leibe, 
Scheitel und Beinen ſchwach mit Grau geſprenkelt; Halsſeiten, Schamgegend 
(groins), Außenſeite der Schenkel und Kreuz blaßgelb geſprenkelt. Wangen, 
Kinn und ganze Unterſeite nebſt der Innenſeite der Beine grau (dingy 
grey) 285). Ohren dicht behaart, hinten grau, vorn von Rückenfarbe; die 
Schenkel hinten ſchwarz. Schwanzhaare an der Wurzel ſchwarz, dann 
grau, dann breit ſchwarz, mit breiter weißer Spitze. Füße ſchwarz, die Ze— 
hen weiß geſprenkelt. Schnurren ohngefähr von Kopflänge, ſchwarz. Rücken⸗ 
haare auf 3 ihrer Länge bleiſchwarz, dann grau, dann ſchwarz, und zuletzt 
mit weißgrauer Spitze. Auf dem Leibe ſind viele ſchwarze Haare einge— 
mengt.“ — Die Länge iſt 12” 4, des Schwanzes mit den Haaren 154; 
Fuß mit Kralle 2“ 77%. — Die Heimath iſt der an Mexiko angrenzende 
Theil von Kalifornien. 


18. Sc. Colliaei Rien. Das Staub- Eichhorn. 


Sc. nigrescente minor, supra nigro flavidoque adspersus, subtus pedibusque 


albus; cauda nigro aiboque variegata. 


Seiurus Colliaei. Ricnanbs. zool. of Beechey’s voy. p. 8. tab. 1.— Bacnm. in 
Loud. mag. 1839. p. 334. 


Farbe oben ſchwarz und licht gelblichbraun geſprenkelt; Seiten der 
Schnautze, untere Theile und Innenſeite der Beine weiß. Schwanz lang, 
ſtark behaart, eylindrifch oder zweizeilig nach dem Willen des Thiers. Die 
Haare graulichweiß, dreimal ſchwarz geringelt. Haare des Leibes, oben wie 


25) Bennett ſagt: „an der Unterſeite iſt das Schwarz minder tief, und die weißen Spitzen 
ſind länger als auf der Oberſeite.“ 


Eichhorn. 175 


unten, an der Wurzel grau; die des Rückens mit einer langen ſchwarzen 
Spitze und breit fahl geringelt. Die Kopfhaare gleichen denen des Rückens, 
ausgenommen an dem Vordertheil, wo ſie weißlich geringelt ſind. Schnautzen— 
ſpitze braun; Wangen graulich. Ohren klein und dicht behaart, innen gelb— 
lich, außen am Vordertheil ſchwarz und gelb geſprenkelt, hinten mit langen 
weißlichen Haaren. Haare der Füße weiß, an der Wurzel ſchwarz. Die 
Schnurren ſo lang als der Kopf und ſchwarz. 
ee enen, e 
Dor Me eee ens = mit Haarſpitze 11 0 

Collie entdeckte dieſes Eichhorn in beträchtlicher Menge, ſpielend auf 
Bäumen, zu San Blas in Kalifornien. 


19. Sc. Audubonii Bach. Das grobhaarige Eichhorn. 


Sc. nigro paululum minor, auriculis brevioribus, supra niger, subtus brunes- 


cens; cauda corporis longitudine; vellere rudi. 


Sciurus Audubonii. Bachu. in Loud. mag. 1839. p. 378. 


Der Leib iſt, wie Bachman in ſeiner Beſchreibung ſagt, ſchlanker als 
der von Se. niger; die dreieckigen Ohren viel kürzer, ohne die pinſelartigen 
Haare anderer Arten. Schnurren bis zu den Schultern reichend. Der 
Rückenpelz unter allen, mit Ausnahme des Fuchs-Eichhorns, am gröbſten, 
ſchwarz und glänzend. Backenzähne 4. Farbe der Schneidezähne ſchön 
orange, Schnurren ſchwarz. Rücken, ganze Oberſeite, Beine auswendig und 
Füße ſchwarz, mit einem ſchwachen bräunlichen Anfluge; viele Haare unbe— 
ſtimmt gelblichweiß geringelt. Die ganze Unterſeite, nebſt der Innenſeite der 
Beine, iſt bräunlich. Die meiſten Haare ſind an der Baſis graulichweiß, 
und der übrige Theil iſt ſchwarz und gelb geringelt; in manchen Gegenden 
find die Haare jedoch hauptſächlich braun. Das Kinn iſt ſchwarz, mit kur— 
zer weißlicher Spitze; die Schnautzenſpitze bräunlich. Der Schwanz iſt ſchwarz; 
von unten geſehen zeigen die Haare ſattgelbe Ringe; die meiſten Haare ſind 
gegen die Spitzen bräunlich. — Auch von Se. leucotis giebt es, wie Bach— 
man hervorhebt, ſchwarze Abänderungen mit undeutlich geringelten Haaren; 
die gegenwärtige Art aber kann durch ihre viel kürzern Ohren, welche dicht— 


176 Sciurus. 


behaart find, unterſchieden werden. Der Tarſus iſt ferner kürzer, und der 
Pelz gröber. 


f ieee eee a ee 
Schwanzrüube . - RL.) SUB Ve Beh ů te De: 26 
Schwanz mit Haaren . 16 Dr dinten! 8 0 3 


Audubon acquirirte von dieſer Art ein Exemplar im Fleiſch auf dem 
Markte von New-Orleans. Sie ſoll nicht ſelten in Luiſiana ſeyn. 
8) Cauda depressa, angusta. 
Kleine Eichhörnchen mit flach zweizeiligem Schwanze, den Uebergang 
zu den Zieſeln machend, mit denen ſie zum Theil auch in der Lebensweiſe 
übereinſtimmen. 


20. Sc. fuliginosus Bacun. Das Ruß ⸗Eichhorn. 


Sc. supra niger, luteo adspersus, subtus bruneus, cauda corpore multo bre- 
viore, depressa. 


Sciurus fuliginosus. Bacuu. in Loud. mag. 1839. p. 380. 


Die Beſchreibung iſt von Bachman nach einem trächtigen Weibchen 
entworfen. Der Kopf iſt kurz und breit, die Ohren kurz, gerundet und 
dünnbehaart; der Schwanz kurz, flach, aber nicht breit, und dem des Se. 
hudsonius gleichend. Im Oberkiefer 5 Backenzähne. Die Farbe der Ober— 
ſeite, der Beine außen und der Füße iſt ſchwarz, unbeſtimmt bräunlichgelb 
geſprenkelt. Auf der Unterſeite, mit Ausnahme des Kinns und Vorderhalſes, 
welche graulich ſind, ſind die Haare bräunlich orange und ſchwarz geringelt, 
an der Wurzel graulichweiß. Die vorherrſchende Farbe des Schwanzes iſt 
oben ſchwarz; die Haare ſind an der Wurzel braun, einige undeutlich braun 
geringelt, und an der Spitze blaßbraun. Auf der Unterſeite des Schwanzes 
zeigen die Haare gelblichbraune Ringe. 


Körper e oe and nit deen s 
Schwanzr übte 16 9 Fuß e ene 
Schwanz mit Haaren 8 6 he, hinten ee 4 


Der Wohnort iſt Luiſiana. Audubon erkaufte das beſchriebene Ex— 
emplar in New-Orleans; ein anderes findet ſich im Muſeum zu Philadel— 
phia. Es ſcheint in der Farbe zu ändern. In Luiſiana iſt es fo dunkel, daß 

es 


Eichhorn. 177 


es die Einwohner la petite noir nennen. Es bewohnt niedere ſumpfige 
Gegenden am Miſſiſſippi und ſoll häufig ſeyn. 


21. Sc. Douglass ii Gaar. Das ſchwarzlinige Eichhorn. 


Sc. supra fuscus, ferrugineo-adspersus, subtus flavidus; linea laterali nigra; 
cauda corpore multo breviore, vellere molli. 


Sciurus Douglassii. Bachu. in Loud. mag. 1839. p. 381. 


Dieſe Art hat Bachman nach den vielen Exemplaren, die Townfend 
von ſeiner Reiſe über das Felsgebirge mitbrachte, beſchrieben. Sie iſt in 
Körperform dem Sc. hudsonius ziemlich ähnlich, aber Schwanz und Ohren 
ſind verhältnißmaͤßig kürzer, der Kopf beträchtlich breiter. Der Schwanz iſt 
zweizeilig, aber nicht breit. Der Pelz iſt weich und glänzend; Backenzähne 
giebt es 2. Die Farbe der Rückenhaare iſt von der Wurzel bis gegen die 
Spitze bleifarben, mit Bräunlichgrau betüpfelt und mit einigen hellfarbigern 
Haaren untermengt, was ein dunkelbraunes Anſehen giebt; genau beſehen 
hat es den Anſchein, auf ſchwarzem Grunde dicht mit kleinen roſtfarbnen Punk— 
ten geſprenkelt zu ſeyn. Der Schwanz iſt auf 3 feiner Länge von der Rücken⸗ 
farbe; in der Mitte iſt der Pelz an der Wurzel bleifarben, dann unregel— 
mäßig braun und ſchwarz markirt, mit ſchmutzig Weiß getüpfelt (tipped), 
was ihm ein bereiftes (hoary) Anſehen giebt; am Schwanzende ſind die 
Haare ſchwarz von der Wurzel an und hellbraun getüpfelt. Der Unterleib, 
die Innenſeite der Beine und die äußere der Füße, zugleich mit dem Vorder— 
halſe, Munde und einer Linie über und unter dem Auge ſind hell lederfarben 
(bright buff). Die Farben der obern und untern Seite ſind durch eine 
ſchwarze Linie getrennt, die längs der Flanken von der Schulter zu den Hüf— 
ten verläuft und in der Mitte am breiteſten (3) if. Die Haare, welche 
über den aͤußern Ohrrand vorragen und einen ſchwachen Pinſel bilden, ſind 
dunkelbraun oder ſchwarz. 


Körper 0 Nee 8, 4, [Hand mit Kralle D ao 
Schwanzrübbt eu 4 6 Fuß 3 1 10 
Schwanz mit Haaren. 6 4 Di inn N 0 6 


Die Heimath iſt das nordweſtliche Nordamerika. Towuſend fand 
dieſes Eichhorn in Menge in den Nadelwäldern am Columbia-Fluße, wo es 
Suppl. 3. 23 


178 Sciurus. 


ſpät im Herbſte in den Gipfeln der Bäume mit Eintragung feines Winter- 
vorraths beſchäftigt geſehen wurde. 


22. Sc. hudsonius PALI. Das Tſchickari⸗ Eichhorn. Tab. CCXIV. 


Sc. supra lutescens nigro- adspersus, subtus albus, cervice spinaque dorsali 
ferrugineo-rufis, auriculis subpenicillatis; cauda plana, supra splendide ferrugineo- 
rufa, ante apicem fulvum nigro-fasciata. 

Sciurus hudsonius. Parr. glir. p. 377. — Schere b. IV. S. 777. tab. 214. — 
Kuhl's Beitr. S. 66. — Desmar. mamm. p. 340. — FR. Cuv. mamm. III. 
livr. 46. u. 65. — SaniNE in Franklin’s journ. p. 663.— Harran faun. p. 185.— 
GAPPER, zool. journ. V. p. 205. — Ricnanps. faun. I. p. 187. tab. 17. — 
Bacam. in Loud. mag. 1839. p. 383. 

Common squirrel. Forster, in philos. transact. LXII. p. 378. — HRA nRE, 
journ. p. 385. 

Hudson's bay squirrel. Penn. arct. zool. I. p. 116. — Gopman, nat. hist. II. 
P. 138. 


Dieſes ſchöne zierliche Eichhorn ift ſchon von Schreber genau beſchrie— 
ben worden, daher ich hier blos noch im Allgemeinen bemerke, daß ſeine 
Ober- und Außenſeite fahlgelblich oder gelblichbraun iſt, ganz fein ſchwarz 
beſpritzelt. Indem die gelbe Farbe auf dem Hinterhalſe und längs des Rück— 
graths roſtroth wird, entſteht hier eine Binde von dieſer Farbe, die ſich auf 
der Oberſeite des Schwanzes fortſetzt und hier ganz feurig wird. Die ganze 
Unterſeite, die Innenſeite der Beine und der Augenring iſt weiß. Das bren— 
nende Roſtroth der Oberſeite des Schwanzes ſetzt ſich gegen das Schwanz— 
ende fort, wo es von einer breiten ſchwarzen Querbinde abgeſchnitten wird; 
das Schwanzende ſelbſt iſt licht röthlichgelb, was als ein gelblicher Saum 
ebenfalls die Seitenränder des Schwanzes einfaßt, und von der rothen Farbe 
durch eine ſchmale ſchwarze Binde getrennt iſt, die von der erwähnten ſchwar— 
zen Querbinde ausgeht. Auf der Unterſeite des Schwanzes iſt die rothe 
Farbe nur fahlgelb. Die Schneidezähne ſind lebhaft orangeroth. Der Hoden— 
ſack iſt groß und hängend. Abänderungen giebt es, indem die Farben 
bald mehr, bald minder lebhaft ſind. Fr. Cuvier hat in der 65. Lieferung 
eine hübſche Varietät abgebildet, an der Schwanz, Kreuz und Füße ihre ge— 
wöhnliche Farbe behalten haben, der Rumpf und Kopf aber größtentheils weißlich iſt. 


Eichhorn. 179 


Körper ß .. 8, 0% Hand mit Kralle . 1“,/ gu 
Schwanzr übe 5 0 Von der Ferſe bis zur Spitze der 
Schwanz mit Haaren 6 6 | Hinterkrallle 1 10 


Die geographiſche Verbreitung dieſer Art iſt unter allen am wei. 
teſten ausgedehnt. Nördlich reicht ſie, nach Richardſon, ſoweit als die 
Wälder der Weißtannen (spruce) ſich finden, d. h. bis zum 68 — 69° Br. 
Von da zieht ſie, wie Bachman angiebt, durch Labrador, Neufoundland 
und Kanada herab, iſt in Neu: England und New-York die gemeinſte Art, 
und iſt nicht ſelten in Pennſylvanien und New-Yerſey. In verminderter Anz 
zahl wird ſie noch in den Gebirgen von Virginien geſehen, doch iſt ſie in 
den niedrigen Gegenden dieſes Staates kaum bekannt. Gelegentlich findet 
man ſie auf den Höhen der Alleghany in Nord-Karolina und Teneſſee; wei— 
ter ſüdlich iſt ſie aber nicht mehr beobachtet worden. In ſeiner Lebens— 
weiſe hat dieſes Eichhörnchen das Merkwürdige, daß es Höhlen gräbt, ge— 
wöhnlich an der Wurzel eines alten Baumes, mit 4 — 5 Eingängen. Es 
trägt ſich von Nüſſen und Nadelholz-Zapfen große Vorräthe zuſammen, da 
es im Winter in voller Aktivität bleibt, und verräth ſeine Baue durch die 
Menge von Schalen und Schuppen, welche es im Laufe der Zeit vor ihnen 
aufhäuft. Es hat übrigens keine Backentaſchen, wie fälſchlich angegeben 
worden iſt. Seine laute Stimme, die es oft hören läßt, hat ihm den Na— 
men Chickaree Squirrel verſchafft. 


23. Sc. Richardsonii Bacnum. Das roſtgraue Eichhorn. 


Sc. hudsonio minor, supra ferrugineo - canus, subtus albidus; cauda corpore 
breviore, apice nigra. b 
Sciurus Richardsonii. Bacnm. in Loud. mag. 1839. p. 385. 
Sciurus hudsonius, var. 6. RIcnanbs. faun. I. p. 190. 
Small brown squirrel, LEWIS and CLARKE voy. III. p. 37. 


Richardſon, der dieſes Eichhorn, das kleinſte unter allen nordamerika⸗ 
niſchen Arten, blos aus der Reiſe von Lewis und Clarke kannte, zaͤhlte 
es fragweiſe dem Se. hudsonius als Varietät bei, von dem es ſich jedoch 
im Körperbau wie in der Lebensweiſe merklich unterſcheidet. Es iſt um 2 
kleiner, hat weniger Rothbraun auf dem Rücken, das Schwanzende iſt ſchwarz 

23 * 


150 Sciurus. 


und die Schneidezähne faſt weiß, die obern nur lichtgelb. Der Körper ift 
kurz, der Kopf breit, die Ohren kurz, die dritte Zehe der Vorderfüße nur 
wenig länger als die zweite, der Schwanz kürzer als der Leib. Der Pelz 
iſt auf dem Rücken dunkel bleifarben, mit Roſtbraun und Schwarz getüpfelt, 
was ihm ein roſtgraues Anſehen giebt; er iſt minder roth als bei Se. hud- 
sonius, und hellfarbiger als bei Se. Townsendii. Die Füße find außen 
roth; die Schultern, Stirne, Ohren, wie längs der Schenkel, haben einen 
leichten Anflug von derſelben Farbe; die Schnurren ſind ſchwarz. Die ganze 
Unterſeite, ſowie eine Linie um die Augen und ein kleiner Fleck über den 
Naſenlöchern, iſt rauchgrau. Der Schwanz hat zur Hälfte ſeiner Länge eine 
dunkelrothe Färbung, indem viele ſeiner Haare faſt ſchwarz ſind mit hell— 
rothen Spitzen; am Schwanzende find auf 13 Zoll in der Länge die Haare 
ſchwarz, einige etwas röthlich getüpfelt. Die Hinterfüße ſind mit kurzen 
hellfarbigen Haaren beſetzt. Die Seiten ſind durch eine ſchwarze, 2“ lange 
und 4“ breite, Linie markirt, die an den Schultern beginnt und an den 
Seiten plötzlich abbricht. 


Kör ße are 6% 2% Hand mit ale 1 e 
Schwanzr übe 3 6 Fuß * 1 9 
Schwanz mit Haaren 5 0 Sr nenn é 0 3 


Die Heimath ſind die Ufer des Columbia-Flußes, wo Lewis und 
Clarke dieſes Eichhorn entdeckten. In ſeiner Lebensweiſe kommt es mit dem 
Tſchickari überein. 


24. Sc. lanuginosus Bacun. Das wollige Eichhorn. 


Sc. hudsonii magnitudine, supra luteo-griseus, lateribus argentaceo-griseus, 
subtus albus, auriculis brevibus dense pilosis, plantis pilosis, cauda corpore breviore. 


Sciurus lanuginosus. Bachu. in Loud. mag. 1839. p. 387. 


Dieſes ſchöne Eichhörnchen nähert ſich, wie Bachman bemerkt, durch 
die Form des Kopfes und der Ohren den Zieſeln an; aber wegen ſeiner 
Körperform, ſeines weichen Pelzes, ſeiner gekrümmten ſpitzen Naͤgel, die mehr 
zum Klettern als Graben geeignet ſind, und weil die dritte Zehe länger als 
die zweite iſt, muß es zu den Eichhörnchen gezaͤhlt werden. Der Kopf iſt 


Eichhorn. 181 


breiter als bei Sc. hudsonius und der Vordertheil mehr gekrümmt; die 
Ohren ſind weit rückwärts geſtellt, kurz, oval und dicht mit Haaren beſetzt, 
welche 2 — 3 über den Rand vorſpringen. Der Schwanz iſt einigermaſſen 
dem des Flughörnchens ähnlich und dicht behaart. An den Vorderfüßen ſind 
die Sohlen nur theilweiſe behaart, aber der Hinterfuß iſt von der Ferſe bis 
zur Spitze der Nägel dicht mit kurzen weichen Haaren beſetzt. Der Pelz iſt 
weicher und wollartiger, als bei allen andern amerikaniſchen Arten. — Die 
Farbe der Schneidezähne iſt orange, die Schnurren ſind blaßbraun, die 
Nägel weiß. Die Rückenhaare ſind von der Wurzel bis gegen die Spitze 
weißgrau, einige ſind gegen die Spitzen tiefgelb geringelt, etwas ſchwarz ge— 
tüpfelt; an den Seiten rahmfarbig geringelt. Hinterfüße oben ſchwarz und 
rahmfarben geſprenkelt. Um das Auge findet ſich ein weißer Kreis, vor den 
Ohren ein weißer Fleck; die Naſe iſt weiß, welche Farbe ſich auf der Stirne 
bis über die Augen fortzieht, wo fie in die des Rückens übergeht. Die Wan⸗ 
gen ſind weiß, unter den Augen etwas grau. Die ganze Unterſeite, nebſt 
den Füßen und der Innenſeite der Beine, iſt rein weiß bis zu den Haarwur⸗ 
zeln. Am Schwanze ſind die Farben unregelmäßig gemiſcht aus ſchwarzen, 
bräunlichgelben und weißen Striemen. Im Allgemeinen kann geſagt werden, 
daß die Schwanzhaare an der Wurzel hell aſchfarben, dann breit lichtroth, 
dann dunkelbraun, und roth und rauchgrau zugeſpitzt ſind. Wegen der vie— 
len weißen Haare, die dem Rücken und Schwanz beigemengt ſind, vermuthet 
Bachman, daß das Thier im Winter lichter, wenn nicht ganz weiß werde. 


e e, ee i and mit ale 1° 0 
Schwanzrübe . 2 2 2 2. - 4 8 r N Nena ee 19 
Schwanz mit Haaren 6 0 Dhr mit pel)jß) 0 5 


Die Heimath iſt das nordweſtliche Nordamerika. Towuſend er: 
hielt ein Exemplar von Sitka und ſah 3 andere von Paget's Sund; zugleich 
wurde ihm geſagt, daß es ein grabendes Thier waͤre. 


7) Cauda annulata. 


Nur zweifelhaft ſtelle ich die nachfolgende Art hieher, da ſie zur Zeit 
ſehr unvollſtaͤndig gekannt iſt. 


182 Sciurus. 


25. Se. Lewisii Grirr. Das geringelte Eichhorn. 


Sc. supra ex ochraceo cinereus, subtus pedibusque ochraceus; cauda crassa 
nigro -annulata. 


Sciurus Lewisii. Gnwr. anim. kingd. III. p. 190. mit Fig. 


Dieſe Art ift blos nach der Zeichnung bekannt, welche Major Hamil— 
ton Smith von dem in Peebs Muſeum aufbewahrten Exemplar entnahm. 
„Die Oberſeite des Kopfs, Halſes, Schultern, der Vorderbeine bis zum 
Ellenbogen, Rücken, Seiten, Hinterhälfte der Schenkel und eine Binde um 
den Unterleib ſind ockergrau. Alle untern Theile, die Innenſeite der Glied— 
maſſen und die Pfoten ſind rein ockerfarben. Die Ohren ſind kurz, rund 
und weit rückwärts; die Augen ſchwarz und mit der Rückenfarbe eingefaßt; 
die Naſenlöcher öffnen ſich am Ende und bilden eine nackte ſchwarze Schnautze; 
die Oberlippe iſt weiß, und die Schnurren ſehr lang. Der Schwanz iſt ſehr 
ſchön, außerordentlich dick oder buſchig, eylindriſch und geringelt mit 7 ſchwar⸗ 
zen und 6 weißen Binden, mit ſchwarzer Spitze.“ — Lewis und Clarke 
brachten dieſe Art von ihrer Reiſe nach dem Miſſuri-Fluße mit 1). 


b) Sciuri australi-americani. Südamerikaniſche Eichhörnchen. 


An Zahl den nordamerikaniſchen beträchtlich nachſtehend, an Zitzenzahl 
aber mit ihnen übereinkommend; die Ohren ſind ungepinſelt. 


) Majores, cauda villosa. 
Größere Eichhörnchen mit ſehr buſchigem, mehr oder minder deutlich 


zweizeiligem Schwanze und ziemlich großen Ohren; die ächten nordiſchen Eich— 
hörnchen nach Habitus und Lebensweiſe in Südamerika repräſentirend. 


1) Entweder eine bloſe Farbenabänderung des Sc. Lewisii, oder doch wenigſtens ihm ſehr 
nahe verwandt, iſt der Se. annulatus (DESMAR. mamm. p. 338): „Pelz der obern Theile licht 
grünlichgran, indem die Haare am Grunde grau, und an der Spitze gelblich find. Kinn, Unter— 
hals, Bruſt, Bauch und Pfoten rein weiß; Ohren ziemlich groß, oval, am Ende und innen 
ſchwarz. Schwanz rund, um 4 länger als der Körper ſcheinend, der Quere nach ſchwarz und 
weiß geringelt. Behaarung weicher als von Se. albovittatus (Se. setosus FORST.), aber faſt 
ebenſo ſpärlich unterm Bauch.“ Größe des Palmen-Eichhorns; Heimath unbekannt. 


Eichhorn. 183 


26. Sc. Langadorffii Branor. Das Brandt - Eichhorn. 


Sc. valde variabilis, supra e nigro et rufo (aut flavido) mixtus, subtus pallide 
ochraceus (aut albidus, aut brunescens); cauda apicem versus dilatata, valde 


villosa. 


Seiurus Langsdorffii. BranprT, mem. de l’Acad, de St. Pétersb. 1835. p. 425. 
tab. 11. — A. Wagner in Münchn. gel. Anzeig. III. ©. 198. 


Es ift auffallend, wie dieſe in den Sammlungen gewöhnliche Art fo 
lange mit Se. aestuans zuſammengeſtellt werden konnte, da doch die Größe 
ſo bedeutend differirt. Wagler hatte im hieſigen Muſeum ſie indeß bereits 
getrennt und der größern Art den Namen vulpinus beigelegt, womit jedoch 
Schreber ein nordamerikaniſches Eichhorn bezeichnen wollte. Der Schwanz 
verdickt ſich nach dem Ende und iſt buſchig zweizeilig und lang behaart. Die 
Ohren ſind ziemlich groß und größtentheils, aber kurz, behaart. 

In der Färbung iſt es ſehr veränderlich, ſo daß unſere 4 Exemplare 
nicht blos von den Brandtſchen 2), ſondern auch wieder untereinander ab— 
weichen. Das eine von dieſen Exemplaren (wahrſcheinlich ein Männchen) 
iſt am ganzen Oberleib, zumal nach hinten, brennend fuchsroth; der ganze 
Unterleib von der Unterlippe an licht roſtgelblich; der Schwanz in der vor: 
dern Hälfte iſt fuchsroth und ſchwarz gemiſcht, in der hintern Hälfte herrſcht 
das Röthlichgelbe vor; ein weißer Fleck an der Gurgel fehlt. — Bei dem 
2ten Exemplare (einem Weibchen) iſt der Oberleib ſchwarz und brandgelb 
melirt, was an den Hinterbeinen ins Fuchsrothe übergeht; der ganze Unter— 
leib iſt weiß, der Schwanz durchgängig dunkler als beim vorigen. — Das 
Zte Exemplar (ebenfalls ein Weibchen) iſt auch am ganzen Oberleib ſchwarz 
und brandgelb melirt, aber das Schwarze herrſcht über das Gelbe ſo vor, 
daß dadurch die Färbung höchſt dunkel wird; der Unterleib iſt roſtig braun; 
der Schwanz ebenſo, aber dunkler, was an feiner Wurzel ins Schwarze über: 
geht. Ein Ates Exemplar (auch ein Weibchen) paßt faſt ganz zur Diagnoſe 


2) Brandt's Diagnofe lautet: „Cauda valde elongata, corpore longior. Genarum 
inferior pars, gula, pectus et abdomen ferruginea. Abdomen, capitis latera et auricu- 
lae castaneo-ferruginea. Femorum externa facies maxima ex parte intense rufo- casta- 
nea. In jugulo macula parva subrotunda alba.“ Körper 9“ 10, Schwanz 12“. 


184 Sciurus. 


von Brandt. — Die Länge der größten Exemplare iſt 12%, des Schwan— 
zes ebenſoviel. — Die Heimath iſt Braſilien. Spix brachte vom Ama— 
zonenſtrome 3 Exemplare; ein Ates, von Natterer geſammelt, iſt zufolge 
der Etikette von Jacobina. 


27. Sc. dimidiatus War. Das halbirte Eichhörnchen. 


Sc. canus fulvido-lavatus, subtus flavus, capite, stria laterali artubusque ru- 


fescentibus, cauda ferruginea nigro-mixta. 


Sciurus dimidiatus. WATERn. in ann. of nat. hist. VI. p. 304. 


Sein Pelz iſt, wie Waterhouſe angiebt, für ein Eichhörnchen fehr 
kurz, ziemlich harſch und minder locker. Der Rücken iſt eiſengrau mit roſti⸗ 
gem Anflug; an dem Obertheil des Kopfes herrſcht der roſtige Ton vor und 
die Schnautze iſt faſt ganz von einer lebhaften Roſtfarbe; die Seiten des 
Kopfs und Halſes ſind goldgelb. Die Unterſeite des Körpers iſt gelb; eine 
licht roſtfarbene Linie längs den Seiten trennt die gelbe Farbe der untern 
Seite von der obern. An der Außenſeite der Gliedmaſſen und an den Füßen 
herrſcht ein lebhaftes tief Goldgelb. Der Schwanz iſt offenbar eylindriſch, 
nicht buſchig; feine Hauptfarbe iſt tief roſtig, aber die meiſten Haare find 
in der Mitte ſchwarz geringelt. Die Ohren ſind ſchwach zugeſpitzt, ungepin— 
ſelt und mit goldgelben Haaren reichlich beſetzt; die der Außenſeite ſind licht 
roſtfarben. Die Schnurren ſind lang und ſchwarz. 

%% % 5 5 8 5 10“ 0,“ [Von der Schnautze zum Ohr .. 1“ 11“ 
Schwanz, ohngefähht - - 7 6 r Sn Arster.) lead 8 

Als Heimath vermuthet Waterhouſe Südamerika, da er fein Ex— 
emplar unter Fellen von Se. aestuans und Langsdorffii fand, von wel: 
chem letzteren es vielleicht nur eine Abänderung iſt. 


28. Sc. variabilis Is. Georrr. Das rothbeinige Eichhorn. 


Sc. supra e nigro rufoque mixtus, subtus abrupte albus; lateribus artubusque 


extus splendide ruſis; caudae pilis basi nigris, extremitate ruſis. 
Sciurus variabilis. Is. GEO FPR. étud. zool, I. tab. 4. 


Iſt mir nur aus Geoffroy's Darſtellung bekannt und dem Se. 
Langsdorffii nahe verwandt, vielleicht ſogar nur eine Abänderung deſſelben. 


Die 


Eichhorn. 185 


Die Ohren find ziemlich kurz, vorn und oben abgerundet, hinten geradrandig 
und kurz behaart; der Schwanz mit langen Haaren zweizeilig beſetzt; der 
Pelz grob, ziemlich kurz und anliegend. Die Farbe der ganzen Unterſeite 
und der obern Portion der Innenſeite der Beine iſt rein weiß, was von der 
Farbe der Leibesſeiten und der Außenſeite der Beine, die immer ſehr lebhaft 
roth gefärbt ſind, abſchneidet; von letzterer Farbe ſind auch die Pfoten. Die 
vordern und ſeitlichen Theile des Geſichts und die Ohren ſind entweder eben— 
falls lebhaft roth, oder nur röthlichfalb. Die Oberſeite des Kopfs und Lei— 
bes iſt mit Haaren beſetzt, die ſchwarz und roth geringelt ſind, aber bald 
iſt nur die äußerſte Spitze roth und das Schwarze dominirt, bald tritt das 
Gegentheil ein, ſo daß der Pelz oben bald ſchwarz iſt, mit Roth beſprenkelt, 
oder roth, mit Schwarz beſprenkelt. Dieſelbe Bemerkung gilt von den Schwanz: 
haaren, die an der Wurzel ſchwarz und an der Spitze roth find. Die Schnur: 
ren ſind ſchwarz, die Schneidezähne orange, die Nägel hornfarben. — Die 
Länge 95%, der Schwanz über 10“ lang. — Die Heimath iſt Amerika, 
von woher 3 Exemplare durch Plee eingeſandt wurden, ohne Bezeichnung 
des Fundortes; wahrſcheinlich werden ſie aus Columbien abſtammen. 


29. Sc. variegatoides OcıLz. Das reifſchwänzige Eichhorn. 


Sc. supra fulvo nigroque variegatus, subtus heivolus, auriculis subrufis nigro- 
marginatis; cauda corpore longiore pruinosa. 


Sciurus variegatoides. Oelz in ann. of nat. hist. V. p. 63. 


Nach Ogilby's Beſchreibung kommt dieſe Art ſehr mit Buffows 
Coquallin (Sc. variegatus GMEL.) überein, obgleich fie immer noch hin— 
länglich unterſchieden iſt. Kopf, Schnautze, Wangen und Nacken ſind mit 
dem Rücken gleichfarbig. Die Ohren ſind dünn und kurz behaart, von ſand— 
rother Farbe, umringt von einem ſchmalen, ſchwarzen Saume, der vorn am 
meiſten ſichtlich iſt. Die Farben des Rückens ſind geſprenkelt oder in ge— 
wellten unregelmaͤßigen Flecken gemiſcht. Die langen Schwanzhaare ſind meiſt 
ſchwarz mit ſchneeweißen Spitzen geendigt, was ihm ein bereiftes Anſehen 
giebt; viele von dieſen Haaren haben jedoch gelblichgraue Wurzeln. Die 
Beine und die Unterſeite des Leibes ſind wie beim Coquallin roth; aber bei 
der gegenwärtigen Art iſt es von einem helleren und gelblicheren Tone. — 


Suppl. 3. 24 


186 Sciurus. 


Die Länge ift 10%, des Schwanzes 11“, des Fußes 24, des Ohrs 9“/.— 
Die Heimath iſt die Weſtküſte von Südamerika, wo Kapitaͤn Belcher 
dieſe Art entdeckte. 


3) Minores, cauda angustata eylindrica. 


Kleine Eichhörnchen, mit mehr cylindriſchem und mäßig behaartem Schwanze 
und großem Hodenſack, den Uebergang zu mehreren ſüdaſiatiſchen Arten bil— 
dend. Von Fr. Cuvier und Leſſon zu einer eignen Untergattung Ma— 
eroxus (was eine abſonderliche Nachbildung von Myoxus zu ſeyn ſcheint) 
erhoben. 


30. Se. aestuans LIXX. Das braſiliſche Eichhorn. 


Sc. supra pedibusque nigro flavoque mixtus, olivaceo-lavatus, subtus pallide 


flavidus; cauda corpore sublongiore, dorso concolore. 


Sciurus aestuans. LIN X. XII. I. p. 88. — Schreb. IV. S. 787. — Kuhl 
Beitr. S. 68. — DESMAR. mamm. p. 337. — Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 430. 
mit Abbild. 

Grand guerlinguet. Bopp. suppl. VII. p. 261. tab. 65. — Fr. Cuv. dict. des 
sc. nat. X. p. 248. 


Dieſe Art, welche um 3 kleiner iſt als Se. Langsdorffii, ſcheint keine 
erheblichen Abänderungen darzubieten, da wenigſtens unſere 4 Exemplare mit 
der Beſchreibung Kuhl's und des Prinzen von Neuwied ganz übereinſtim— 
men. Die Behaarung iſt kurz; die Ohren mäßig lang und etwas zugeſpitzt; 
die Hoden groß, das Weibchen hat 4 Paar Zitzen. Die Farbe der ganzen 
Ober- und Außenſeite bis zu den Krallen herab iſt ſchwarz und bräunlich 
fahlgelb geſprenkelt, mit einem olivenfarbigen Anfluge, indem die ſchwarzen 
Haare 1—2mal bräunlichfahl geringelt find. Die Unterſeite und die Innen⸗ 
ſeite der Beine iſt blaß roſtgelblich; Unterkiefer und Vorderhals jedoch ſind 
weiß. Die Ohren ſind ſpärlich mit kurzen roſtfarbigen und ſchwarz geſpren⸗ 
kelten Haaren beſetzt, innen größtentheils nackt; die Augen ſind von einem 
lichten Kreiſe umgeben, die Schneidezähne orangeroth. Der Schwanz iſt 
mäßig behaart und deutlich zweizeilig gerundet; ſeine Haare ſind mehrmals 
ſchwarz und röthlichfahl geringelt mit lichtgelblichen oder graulichweißen Spi⸗ 
zen. — Unſer größtes Exemplar hat nach der Krümmung eine Länge von 


Eichhorn. 187 


8”, der Schwanz mit den Haaren etwas Darüber, — Die Heimath find 
die großen Waldungen Braſiliens und Guiana's; in Paraguay kommt es 
bereits nicht mehr vor. Der Prinz von Neuwied traf es vom 13 bis zum 
230 Breite allenthalben in den großen Waldungen an der Oſtküſte Braſiliens, 
wo es wie unſer Eichhorn auf den Bäumen ſich aufhält. 


31. Sc. pusillus Georrr. Das Zwerg ⸗Eichhörnchen. 


Sc. aestuanti multo minor, supra bruneo flavoque mixtus, subtus dilutior; 


cauda rotunda corpore breviore, bruneo flavoque variegata. 


Sciurus pusillus. Desmar. mamm. p. 337; enc. meth. tab. 77. fig. 1. 
Le petit guerlinguet. Burr. suppl. VII. p.263. tab. 46. 


Nach Buffoms Beſchreibung, aus der mir dieſe Art allein bekannt 
iſt, gleicht ſie in der Leibesform der vorigen, das Haar iſt aber minder 
braun; der Körper, die Beine und der Schwanz ſind olivenfarben und grau 
geſprenkelt, weil das Haar, das nur 2“ lang iſt, an der Wurzel braun⸗ 
grau und an der Spitze fahl iſt. Das Dunkelfahle herrſcht auf dem Kopfe, 
Unterleib und der Innenſeite der Schenkel; die Ohren ſind innen fahl behaart. 
Die Füße ſind fahl, die Nägel ſchwärzlich. Die Bruſt und der Unterleib 
ſind mausgrau mit Roth gemiſcht. Der Schwanz iſt rund, die Schwanz— 
haare ſind braun und fahl melirt; die Hoden enorm groß wie bei der vori— 
gen Art. — Die Länge iſt 493%, des Schwanzes 38%. — Die Hei: 
math iſt Guiana, wo ſie den Namen der Waldratte führt. 

0. 
c) Seiuri indiei. Südaſiatiſche Eichhörnchen. 


Die Ohren ſind kurz, gerundet, nur bei zwei Arten gepinſelt; der 
Schwanz iſt cylindriſch, ſeltener deutlich zweizeilig, im letztern Falle mehr 
flach als buſchig. Leſſon hat aus ihnen die Untergattung Funambulus 
gebildet, die nicht haltbar iſt, da nicht blos die Schwanzform häufig wie 
bei den Guerlinguets iſt, ſondern auch flach zweireihig wird. Sie ſind faſt 
durchgängig Baumbewohner, und finden ſich in Vorderindien, Hinterindien, 
China und dem indiſchen Archipel. 

24 * 


188 Seiurus. 


32. Sc. maximus Scarer. Das Königs⸗Eichhorn. Tab. CC XVII. u. CC XVII B. 


Sc. supra niger, regionibus ferrugineis intermixtus, subtus fasciaque interauri- 


culari flavus, auriculis eximie penicillatis, cauda nigra. 


Sciurus maximus. Schreb. IV. S. 784. tab. 217 B. (fig. Sonner.). — Desmar. 
mamm. p. 334. — Horsr. zool. research. n. VII. 16. — Cuy. regn. anim, I. 
p. 193. — BENNETT gard. and menag. I. p. 179. 

Sciurus indieus. Erxt. syst. p. 420. — Schreb. S. 786. 

Ecureuil de Malabar. Sonner. voy. II. p. 139. tab. 87. — Burr. suppl. VII. 
p. 254. tab. 62. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. X. p. 246. 

Bombay squirrel, Malabar squirrel. Penn. quadr. p. 409; ed. 3. II. p. 141. 

Great squirrel. Suaw gen. zool. II. 1. p.127. tab. 146. 


8) cauda pallidiore. 


Sciurus macrourus. ERXL. I. c. p. 420. — Schreb. S. 783. tab. 217. (fig. 

Penn.) — Hossr. I. c. n. VII. 15, — Gar illustr. of Ind. 200l. II. tab. 19. 
Sciurus ceylonensis. Bopp. elench. p. 117. — DESMHAR. mamm. p. 335. 
Long-tailed squirrel. Penn. ind. zool. p. 1. tab. I. 


y) supra castaneo -rufus, subtus e rufescente albidus. 


Sciurus Elphinstonii. Syk. proceed. I. (1830—31.) p. 103. 


Das Königs- Eichhorn iſt durch Größe, wie durch die Pracht ſeiner 
Färbung die ausgezeichnetſte Art dieſer Gattung. Die Länge iſt 15 — 16%, 
des Schwanzes faſt ebenſoviel; der Daumenſtummel der Vorderhände iſt wie 
bei Sc. hypoleucos und bicolor mit einem großen runden Nagel beſetzt. 
Die Behaarung iſt lang und reichlich; die kurzen Ohren ſind mit langen 
pinſel- oder federbuſchartig geſtellten Haaren beſetzt. In der Färbung kom— 
men viele Abänderungen vor; eine der ſchönſten iſt, die unſer Muſeum be— 
ſitzt. An ſelbiger iſt Vorderrücken, Schultern, Außenſeite der Ober- und 
oberſter Theil der Vorderarme, ſowie Hinterrücken und Außenſeite der Schen— 
kel nebſt dem ganzen Schwanze auf der Ober- wie Unterſeite glänzend tief 
ſchwarz. Der lange Mittelrücken mit den Leibesſeiten iſt prächtig roſtroth, 
ins Dunkel-Kirſchrothe ziehend, welche Farbe von der ſchwarzen des Vorder— 
und Hinterrückens nicht ſcharf abſchneidet, ſondern in ſie übergeht. Die Ober— 
ſeite des Kopfes und Halſes, der Federbuſch an den Ohren, ein Streif, der 


Eichhorn. 189 


ſich vor den Ohren an jeder Halsſeite herabzieht, ift ebenfalls roſtroth. Die 
ganze Unterſeite des Körpers, die Innenſeite der Beine, die Außenſeite der 
Füße, der Naſenrücken, eine Querbinde zwiſchen den Ohren iſt ockergelb, 
was auf der Binde am lichteſten, an den übrigen Theilen mehr mit Falb 
gemiſcht iſt. Horsfield beſchreibt nach Hamilton's Angaben eine andere 
Abaͤnderung, bei welcher die Schwanzhaare ſchwarz ſind bis auf die Spitze, 
welche ſchmutziggelb oder weiß iſt. 

Der Seiurus macrurus iſt lediglich aus einer Abbildung bekannt, die 
Penn ant publizirt und nach der er auch feine kurze Beſchreibung entwor— 
fen hat. Er kommt in allen weſentlichen Merkmalen mit Sc. maximus 
überein, und daher vereinige ich ihn mit dieſem, wie es ſchon Cuvier ge— 
than hat. Auch Sy ke's ?) Sc. Elphinstonii kann ich nur für eine Ab- 
änderung deſſelben anſehen 7). 

Die Heimath iſt Indien, die malabariſche Küſte, die Halbinſel Ma⸗ 
lakka, Ceylon, und, nach Schlegel, auch Sumatra, was wohl irrig iſt, da 
Müller in ſeinem Verzeichniß dieſe Art nicht nennt. 


33. Sc. hypoleucus Horsr. Das weißbäuchige Eichhorn. 
Sc. maximi magnitudine, diversicolor, supra fuscus aut pallide bruneus, subtus 
albus, rostro cano, auriculis imberbibus. 
Sciurus hypoleucus. Horsr. zool. research. u. VII. 14. 
Sciurus Leschenaultii. Desmar. mamm. p. 335. — Horsr, zool. research. 
n. VII. 12. 


3) Die Beſchreibung von Sykes lautet: „Ohren und ganze Oberſeite des Körpers, die 
untere Schwanzhälfte, die Außenſeite der Hinterbeine und zur Hälfte auch die der vordern iſt von 
einer einförmigen, prächtig röthlichen Kaſtanienfarbe. Die ganze Unterſeite, die Junenſeite der 
Beine, die untern Theile der Füße, Scheitel, Wangen und untere Schwanzhälfte ſchön röthlich- 
weiß; die beiden Farben ſcharf von einander geſchieden. Füße hellroth. Vorderkopf und unter- 
halb bis zur Naſe röthlichbraun, mit eingemengten weißen Haaren. Iris nußbraun; Ohren ge— 
pinſelt. Länge 20“ (?), des Schwanzes 151 Zoll.“ Findet ſich in den Wäldern der weſtlichen 
Ghauts, und hat die Größe von Se. maximus, daher die Angabe von 20“ Länge übertrieben iſt. 
4) Das ſogenannte abeffinifhe Eichhorn (Schreb. S. 785.) beruht auch wohl auf dem 
Sc. maximus. 


190 Sciurus. 


Sciurus albiceps, Desmar. nouv. dict. d'bist. 2 éd. X. p. 105. — Gnirr. 
anim. King d. III. p. 180. mit Fig. 


6) corpore anteriore flavido, posteriore nigrescente, stria nigra laterali. 


Sciurus humeralis. CouLon mem. de la soc., des sc. nat. de Neuchätel. I. 
p. 122; Instit. IV. p. 421. — Wiegmann, Arch. III. 2. ©. 167. 


Horsfield hatte anfangs Se. Leschenaultii für verſchieden von Se. 
hypoleucus gehalten. Von jenem gab er als Definition: Se, supra fus- 
cus; capite, gula, ventre antipedumque parte anteriore et inte- 
riore flavicantibus; cauda supra fusca, subtus flava 5). Die Diag⸗ 
noſe von Sc. hypoleucus lautete: Sc. supra testaceus, margine late- 
rali fulvo, subtus, fronte lateribusque capitis albis; cauda corpore 
longiore, testaceo - fuscescente, apice flavicante ). Später über⸗ 
zeugte ſich Horsfield, daß beide nur eine einzige Art ausmachen, welche 
ſich von Sc. bicolor dadurch unterſcheidet, daß während bei dieſem der Un— 
terleib ſchön gelb, bei Se. Leschenaultii er dagegen faſt weiß iſt, auch iſt 


5) Als weitere Erläuterung fest Horsfield hinzu: „Länge von der Schwanzwurzel bis zur 
Naſenſpitze 15, des Schwanzes eben fo. Die Färbung iſt größern Abänderungen unterworfen, 
als bei irgend einer andern indiſchen Art. Von den zahlreichen Exemplaren des Muſeums des 
indiſchen Hauſes ſind einige blaßgelb, andere dunkelbraun; bei einigen iſt die Farbe einförmig, bei 
andern iſt ſie in unregelmäßigen Flecken von verſchiedenen Tönen vertheilt, aber die einzelnen 
Haare ſind nicht geringelt, wie bei vielen andern Arten. Die dunklern Exemplare haben einige 
Aehnlichkeit mit Se. bicolor, jedoch die Unterſuchung vieler Exemplare hat mich belehrt, daß dieſe 
beiden Arten jbeſtimmt verſchieden find. Die Farbe von Sc. bicolor iſt vom tiefſten Schwarz, 
und der Schwanz iſt bei erwachſenen Exemplaren immer gleichförmig mit dem Leibe. Bei Se. 
Leschen. ift der Schwanz oft grau oder gelblich und hat eine verſchiedene Form und Endigung. 
Unſere Spezies iſt gleicherweiſe leicht unterſchieden durch Figur und Sitten.“ 6) Hors⸗ 
fields weitere Beſchreibung feines Se. hypoleucus lautet: „Die Farbe der obern Theile und 
der Außenſeite der Beine iſt ſchalenbraun (testaceus), an den Seiten, dem Halſe und längs der 
Schenkel von einem helleru, faſt falben Saum umgeben; auf dem Scheitel iſt die Farbe mit Grau 
gemiſcht. Auf dem Schwanze wird ſie oben dunkler, ins Braune ziehend; ſeine Unterſeite iſt mit 
einer lichtern Linie markirt, und die Spitze iſt gelblich. Kopfſeiten, Wangen, Unterhals, Unter⸗ 
leib und Iunenfeite der Schenkel find rein weiß. Die Ohren find mäßig lang, ſpitz, ohne Pins 
ſel; Naſe und Vorderkopf grau. Länge des Kopfs und Leibes 15“, des Schwanzes ohugefähr 
17 Zoll.“ Von Raffles aus Sumatra gebracht. 


Eichhorn. 191 


bei letzterem die Farbe oben mehr einförmig, ins Kaſtanienfarbige ziehend, 
und die Naſe und der Vordertheil des Kopfes graulich. — Mit Wiegmann 
zähle ich Coulon's Sc. humeralis ebenfalls nur zu den vielen Varietäten 
von Sc. hypoleucus !). Sonſt iſt noch zu bemerken, daß dieſe Art an 
Größe dem Sc. maximus nicht nachſteht, daß ihre Ohren ebenfalls kurz, 
aber ungepinſelt ſind. Die Heimath iſt Java (2) und Sumatra; auf letz⸗ 
terer Inſel iſt fie eine der gemeinſten Arten 3) und lebt auf Bäumen. 


34. Sc. bicolor Srarrm. Der Jelarang. Tab. CC XVI. u. CC XVI. A. 


Sc. ma ximi magnitudine, diversicolor, supra plerumque niger, subtus flavus, 


auriculis imberbibus, cauda dorso concolore. 
Var. c) notaeo caudaque unicoloribus nigris. 


Sciurus giganteus. McÜLELLAND, proceed. VII. p. 150. 


Var. 6) notaeo caudaque e nigro, castaneo flayidoque variegatis. 


Sciurus bicolor. Srarrm. Götheb. Wet. samh, handl. I. p. 70. — Desmar. 
mamm. p. 336.— Fr. Cov. dict. des sc. nat. X. p.246,— Kuhl Beitr. ©,68.— 
Horsr. zool. research. n. VIII. mit Fig. — Mürter verband. I. p. 35. — Schreb. 
tab. 216. A. 

Sciurus javensis. Schreb. Säugth. IV. S. 781. tab. 216. 


Gleich der vorigen Art bietet auch Sc. bicolor eine Menge von Ab⸗ 
änderungen dar, die indeß alle durch ihren gelben Unterleib von hypoleueus 
ſich unterſcheiden. In Indien und in Cochinchina werden dieſe Eichhörnchen, 
wie Horsfield berichtet, faſt einförmig, oben ſchwarz, unten goldgelb, ge 


7) Coulo n's Se. humeralis ſtammt von Java, feine Größe wird etwas geringer, als die 
von maximus angegeben. Eine grünlich fahle Farbe bedeckt den Vordertheil des Körpers bis 
zum Hintertheil, der ſchwaͤrzlich und mit weißen Punkten beſtreut iſt, gleichwie auch die Schwanz⸗ 
wurzel und die Schultern; dieſe ſchwarze Farbe bildet auch einen Streif, der ſich auf den Seiten 
bis hinter die Ohren verlängert. Die Unterſeite des Körpers und die Junenſeite der Beine iſt 
weiß; das Ende der Gliedmaſſen ſchwarz. Der Schwanz iſt länger als der Körper und weiß; da 
indeſſen die Haare an der Wurzel ſchwarz ſind, ſo wird dieſe Farbe in der Mitte des Schwan⸗ 
zes ſichtlich. 8) Nach Horsfield kommt dieſe Art auf Java vor, wie er ſie auch von Su⸗ 
matra angiebt. — In der Tabelle führt Sal. Müller dieſe Art nur von Java an; im Texte 
dagegen ſagt er, daß er ſie allein auf Sumatra angetroffen habe. 


192 Sciurus. 


funden. In größerer Mannigfaltigkeit der Faͤrbung trifft man ſie auf Java, 
wie dieß Horsfield angiebt und die Exemplare in den Sammlungen aus: 
weiſen. Entweder iſt die Färbung der ganzen Ober- und Außenſeite ziem— 
lich einförmig ſchwarz, oder, was gewöhnlicher der Fall iſt, es mengen ſich 
kaſtanien- oder fahlbraune oder gelbe Haare ein und bringen dadurch eine 
bunte Faͤrbung hervor. Die Unterſeite iſt immer gelb, was theils ſchön gold— 
gelb, theils ockergelb, theils lichtgelb iſt?). Die beiden Farben der Ober— 
und Unterſeite ſchneiden ſcharf von einander ab, und zwar in einem lebhafter 
gelb gefärbten Längswulſt, in welchem ſich die länger behaarte obere Seite 
von der kürzer behaarten unteren abſetzt. Uebrigens iſt die Faͤrbung der 

Ober⸗ 


9) Um einige ſolcher Abänderungen näher zu charakteriſiren, ſo iſt das von mir auf Tab. 
216 A. abgebildete javaniſche Exemplar unſerer Sammlung auf dem Vorderrücken und der Außen— 
ſeite der Vorderbeine glänzend ſchwarz, was jedoch auf jenem von ſchmalen roſtbraunen Ringen 
der Haare einen röthlichen Schimmer erhält. Auf dem Mittelrücken haben die Haare faſt alle 
lange gelblich ſaftbraune Spitzen, ſo daß dieſer eine licht nußbraune Färbung erlangt. Auf dem 
Hinterrücken und der Außenſeite der Hinterbeine find dieſe Haarſpitzen licht bräunlich oder ſtroh— 
gelb, laſſen aber allenthalben die glänzend ſchwarze Farbe durchſchimmern. Die Zehen und der 
vordere Theil des Mittelfußes find kohlſchwarz behaart; die Oberſeite des Kopfes iſt nußbraun, 
die Ohren ſchwarzbraun behaart; die Schneidezähne orangeroth. Die Unterſeite iſt mehr oder 
minder lebhaft ockergelb, am lebhafteſten gewöhnlich da, wo es ſich an der ſchwarzen Farbe ab— 
ſchneidet; die Wangen ſind weißlich; die Schnurren ſchwarz. Die Schwanzhaare ſind an ihrer 
Baſis ſchwarz, weiterhin fahlgelb; an der Schwanzwurzel herrſcht das Schwarze, weiterhin das 
Gelbe vor. — Bei einer andern Abänderung unſerer Sammlung aus Java hat faſt der ganze 
Rücken eine glänzend ſaftbraune Farbe. Bisweilen iſt die Oberſeite des Kopfs weißlich. — 
Schlegel (physion. des serp. p. 228.) macht im Einklange mit Horsfield bemerklich, daß 
die Exemplare von Sumatra und Malakka weniger Weiß als die javaniſchen haben, und daß bei 
den ſiameſiſchen der Rücken einförmig ſchwarz iſt. Letzteres iſt auch bei den Exemplaren aus Af- 
ſam der Fall, wie fie MeClelland (proceed. VII. p. 151) beſchreibt: „Oberſeite des Kopfs, 
Naſe, Ohren, Außen- und Hinterſeite der Beine, die Füße, Schwanz und Rücken ſind tief 
glänzend ſchwarz; Unterſeite gelblichweiß. Zwei kleine Flecken am Kinn; Wangen weiß; ein 
Daumenrudiment mit flachem Nagel. Körper 15, Schwanz 16“ lang. Vorſtehende Beſchreibung 
iſt nach 7 — 8 Exemplaren entworfen, die binnen drei Monaten acquirirt wurden. Unter den 
verſchiedenen Individuen, die ich ſah, ſchien kein Unterſchied zu ſeyn.“ Ob dieſes auf dem Rücken 
einfarbig ſchwarze Eichhorn vom indiſchen Feſtlande und das javaniſche, welches Farbenabänderun— 
gen unterworfen, blos 2 Varietäten oder 2 Arten ausmachen, iſt noch zu unterſuchen. 


Eichhorn. 193 


Ober⸗ und Unterſeite nicht immer verſchieden, wie uns Horsfield weiter 
belehrt. Das Falbe herrſcht öfters ſo vor, daß das Braune nur in kleinen 
Flecken an den Schultern, Halsſeiten und an der Schwanzwurzel auftritt; 
ja in einigen Fällen iſt die Oberſeite einförmig iſabellgelb, die Unterſeite blaß⸗ 
gelb, fo daß wenig Unterſchied in der Färbung zwiſchen oben und unten iſt. — 
Sonſt iſt noch zu bemerken, daß die Ohren kurz, dünn behaart und ohne 
Pinſel ſind und das Daumenrudiment der Vorderhand mit einem großen, 
etwas gewölbten Nagel beſetzt. — Die Länge iſt 14 — 15, des Schwanzes 
etwas mehr. — Die Heimath iſt Vorder- und Hinterindien 25), nebſt 
Java und Sumatra, wo es in den Wäldern nach Art anderer Eichhörnchen 
hauſet. 


34 b. Sc. auriventer Is. Grorrr. Das gelbe Eichhorn. 
Sc. maxi mi magnitudine, supra stramineus, subtus rutilo- fulvus. 


Sciurus auriventer. Is. GBO R. étud. 200l. I. tab. 5; zool. de Belang. p. 151.— 
Couron, mem. de Neuchätel I. p. 122; Instit. IV. p. 421. 
9 Sciurus flavus. Schreb. IV. S. 786. 


Das gelbe Eichhorn kommt in Größe und Habitus mit den andern gro: 
ßen Eichhörnchen von Java fo ſehr überein, daß es, wie ſchon Horsfield 
angiebt, nur eine der vielen Abänderungen von Se. bicolor iſt, wie es denn 
auch Müller in ſeinem Verzeichniſſe der Eichhörnchen der ſundaiſchen Inſeln 
nicht aufführt 1). Meine Beſchreibung habe ich nach zwei Exemplaren ent⸗ 
worfen, die ihrer 4 großen Bruſtwarzen wegen alte Weibchen ſeyn müſſen, 
und in der Färbung ganz miteinander übereinkommen 2). Der Körperbau iſt 


25) Sal. Müller giebt namentlich Siam und Malakka an. 1) Sehr deutlich weiſt ein 
Exemplar unſerer Sammlung den Uebergang von Sc. bicolor zu auriventer nach. Die Farbe 
der Oberſeite des Körpers und Schwanzes iſt fuchfig ſchwarzbraun. Die Unterſeite des Schwan- 
zes nebſt den Seiten des Kopfes, Halſes und Rumpfes, der Außenſeite der Vorderbeine und der 
Hinterſeite der Hinterbeine iſt roſtig kaſtanienfarben, was auf den Füßen ſehr licht wird. Die 
Unterſeite des Körpers iſt licht ockergelb. 2) Iſ. Geoffroy giebt die Färbung oben als falb 
und weißgeſpritzelt an, indem die Haare an der Wurzel braun, in der Mitte falb, an der äußer- 
ſten Spitze weiß ſind. Die Unterſeite und die Gliedmaſſen, beſonders an ihrer innern und hintern 
Seite, ſind ſchön goldroth. Der Kopf iſt braͤunlichfahl, die Naſenſpitze weiß, die Ohren braun, 

Suppl. 3. 25 


194 Seiurus. 


äußerſt robuſt und wie bei Se. bicolor; der lange Schwanz durchaus zwei: 
zeilig behaart, und ſeine beiden Seiten neigen ſich dachartig abwaͤrts. Die 
Farbe der ganzen Oberſeite iſt weißlich fahl- oder ſtrohgelb, der Unterſeite 
ſchön röthlich orangefarben. Die längere Behaarung der Oberſeite ſchneidet 
an den Flanken von der untern in einem Längswulſt ab, der lebhaft orange 
gefärbt iſt; in ähnlicher Weiſe ſcheidet ſich auch der hintere Rand der Außen— 
ſeite der Beine von dem innern ab. Die Füße und Zehen ſind braungelb be— 
haart; die Schnurren ſchwarz, die Krallen braun; die Hinterſchenkel ſind be— 
ſonders auffallend weißlichgelb. Die einzelnen Haare der Oberſeite ſind an 
der Wurzel ſchmutzig rothbräunlich, von da an fahlgelblich, was gegen die 
Spitze lichter wird. Die Schwanzhaare ſind in ihrer Wurzelhälfte weißgelb, 
und an der andern ſchmutzig roſtgelb-bräunlich. Die Aftergegend nebſt dem 
angrenzenden untern Theile der Schwanzwurzel iſt lebhaft orangeroth. — 
Die Länge unſeres größten Exemplares iſt 133%, der Schweifrübe 154, 
des Schwanzes mit den Haaren 174%. — Als Heimath iſt Java an⸗ 
gegeben. 


35. Sc. ephippium Mürl. Der Mengkas. 


Sc. hypoleuco paululum minor, supra fusco-flavoque adspersus, subtus stra- 


mineus, auriculis e rufescente flavis. 


Sciurus ephippium. Mürrer in v. d. Hoeven’s tijdschrift V. p. 147. 


In der Größe kommt der Mengkas, zufolge Müller's Beſchreibung, 
dem Sc. hypoleueus nahe, unterſcheidet ſich aber hinlänglich durch feinen 
Pelz. Die Farbe iſt durchgehends heller und angenehmer, zumal an den 
untern Theilen. Auf dem Kopf, Hals und Rücken haben die braunen Haare 
röthlichgelbe Ringe; nach hinten verſchwinden jedoch dieſe Ringe zum Theil 
und die Haare ſind alsdann mehr einfarbig dunkelbraun. Die Schwanzhaare 
find in der untern Hälfte fahlgelb, und an der Spitze dunkelbraun; bisweilen 
ſind ſie nach vorn dunkelfarbig und an der Schwanzſpitze braunroth. An der 


die Schnurren ſchwarz. Eine unregelmäßige weißliche Binde bedeckt einen Theil der Schenkel. 
Der Schwanz iſt in ſeinem Mitteltheile braun, an den Seiten fahl. Länge 11“, Schwanz über 
34. Diard hat dieſes Eichhorn auf Java entdeckt. 


Eichhorn. 195 


Schulter und an der Außenſeite des Oberarms, fo wie längs des Rückens 
und auf dem Hintertheil des Oberſchenkels, ſind die Haare an der Baſis 
graubraun, und an der Spitze gelblich, mit einzelnen braunen Ringen. Der 
ganze Unterleib iſt einfarbig lichtgelb, bei verſchiedenen Individuen mehr oder 
minder ins Röthliche, oder ins mehr lichtere Weiß ziehend. Die Nägel ſind 
braun mit hornweißen Spitzen; die langen Schnurrhaare, wovon einige 33“ 
Länge haben, ſchwarz. Die Ohren ſind innen dünnbehaart, außen dicht mit 
Haaren beſetzt, deren Farbe, wie die der Wangen, röthlich iſt. Hiedurch unter: 
ſcheidet ſich der Mengkas immer von Se. hypoleucus, bei welchem die Oh: 
ren innen weiß, außen ſchwarz find. — Die Länge iſt 1717, des Schwan: 
zes 176“. — Die Heimath iſt Borneo, wo ſich der Mengkas, wie ihn 
die Bejadjoe's nennen, in den großen Waldungen an der Seeküſte aufhält. 


36. Sc. Prevostii Desmar. Das dreifarbige Eichhorn. 
Sc. tricolor, supra splendide ater, infra ferrugineo- rufus, lateribus trunci colli- 
que albus; cauda cylindrica. 
Sciurus Prevostii. DESMAR. mamm. p. 335. 
Sciurus Rafflesii. Vıe. and Horsr. in zool. journ. IV. p. 113 tab. 4; V. p.141.— 
MürLER verhandl. I. p. 56. 


Eine höchſt ausgezeichnete Art, mit kurzen, dünnbehaarten Ohren und 
langem cylindriſchen Schwanze. Sie hat 3 Farben aufzuweiſen, die ſcharf 
voneinander abſchneiden. Die ganze Oberſeite iſt einförmig glänzend ſchwarz; 
die ganze Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Gliedmaſſen und der Außen— 
ſeite der Vorderbeine von dem Ellenbogen abwärts, iſt prächtig roſtroth. 
Beide Farben ſind an den Seiten durch eine breite weiße, ſchwach gelblich 
überflogene Längsbinde getrennt, die vorwärts an den Schultern und Ober: 
armen ſich ausbreitet, die Hals- und Kopfſeiten einnimmt und an der Schnau— 
tzenſpitze ſich verliert; rückwärts die Außenſeite der Hinterbeine bis herab zur 
Fußwurzel einnimmt. Die Haare dieſer Binde ſind an den Leibesſeiten bis 
zur Wurzel weiß, auf den Hinterbeinen haben ſie eine ſchwarze Wurzel, deren 
Farbe aber außen nicht ſichtlich iſt, dagegen auf den Schultern, den Hals— 
und Kopfſeiten ſchimmert das Schwarz der Wurzeln etwas hindurch, auch 
ſind hier einzelne ſchwarze Haare eingemengt. Die Hinterfüße ſind lichter 

25 


196 Sciurus. 


roth, und auf den Zehen mengen ſich viele weißliche Haare ein. Der Schwanz 
iſt von derſelben glaͤnzenden Schwärze als der Rücken, hie und da mit einem 
Stich ins Fuchſige; die kurze Spitze iſt fahlbräunlich. Die Schnurren ſind 
ſchwarz, zum Theil mit röthlichen Spitzen; die Krallen dunkelbraun. — Die 
Länge) des hieſigen Exemplars iſt 104“, des Schwanzes mit den Haa⸗ 
ren 92%. — Als Heimath giebt Horsfield Sumatra an, von woher 
Raffles dieſes ſchöne Eichhorn mitgebracht haben ſoll. Müller dagegen 
führt es nicht von dieſer Inſel an, ſondern von Borneo, wo es in den obe— 
ren Waldgegenden ſehr gemein iſt; Diard hat es außerdem auf Malakka 
und Siam gefunden 3). 


37. Se. redimitus B. Mescn Das Admirals ⸗Eichhorn. 
Sc. tricolor, supra fuscus, infra pallide rufus, lateribus trunci albus; cauda 
apicem versus valde incrassata. 


Sciurus redimitus. Van DER Boon Mescu in Nieuwe Verhandel. der ersten 
Klasse van het Nederland. Instit. van Wetenschapp. te Amsterd, II. p. 241. 


mit Fig. 


3) Das von Vigors und Horsfield beſchriebene Exemplar hat nur eine Länge von 8“, 
iſt alſo noch nicht erwachſen, woher es auch kommen mag, daß die weiße Binde blos bis zu den 
Schultern reicht, ſo daß dieſe, nebſt den Halsſeiten, roſtroth gefärbt ſind; nur die Seiten der 
Schnautze find weiß, von den Wangen ſagen die erwähnten Autoren, daß fie ins Eiſengraue ziehen. 
4) Müller fügt die Bemerkung bei, daß die ſiameſiſchen Exemplare viel ſchöner gefärbt ſind als 
die borneo’fhen. Bei den erſtern iſt die Oberſeite und der Schwanz glänzend gagatſchwarz, nur 
die Schwanzſpitze iſt gewöhnlich rothbraun. Der breite Seitenſtreif, die Außenſeite der Hinterfüße 
und bisweilen auch der oberſte Theil der vordern, ſind rein weiß, etwas minder rein ſind meiſt 
die Kopfſeiten. Am Unterleib find die Haare hochroth; bei Einigen hat der ganze Unterarm dieſe 
Farben, während bei Andern deſſen Außenſeite weiß iſt. — Bei den Exemplaren von Borneo da— 
gegen haben die ſchwarzen Haare längs der Seiten des Rückens meiſt hellgelbe Spitzen; der Sei— 
tenſtreif iſt ſchmaͤler und mehr gelblichweiß; die Außenſeite der Hinterfüße gewöhnlich ſchmutzig 
gelblichgrau. Die Schwanzhaare ſind öfters mit gelblichen oder graulichen Spitzen verſehn, wo— 
durch der Schwanz ein aus ſchwarzen und weißen Tönen gemengtes, ſehr lichtbuntes Anſehen be— 
kömmt. Die Spitze allein iſt ſtets braun. Die Kopfſeiten find häufig braun, bald ins Röthliche, 
bald mehr ins Schwärzliche übergehend. Der Unterleib iſt lichtroth; bei Einigen ſind auch die 
Füße roth, bei Andern ſchwarz. 


Eichhorn. 197 


Nach der Beſchreibung ift der Schwanz ſehr buſchig, zweizeilig, länger 
als der Körper, und, wie die Figur ausweiſt, am Ende viel ſtärker als an 
der Wurzel. Die ganze Oberſeite nebſt dem Schwanze iſt ziemlich dunkel⸗ 
braun; die Unterſeite nebſt den ganzen Vorderbeinen, der Innenſeite der hin— 
tern und den Füßen iſt blaß roſtroth. Eine weiße Binde verläuft auf jeder 
Seite des Rumpfes und zieht ſich noch am Oberſchenkel und Schienbein 
herab 5). 
ff Schein? 
A e e Ueberragendes Haas. 1 6 

Die Heimath iſt wahrſcheinlich Oſtindien. 

38. Sc. Plantani Lsunen. Das Plantanen⸗Eichhorn. Tab. CC XVII. C. 


Sc. supra nigro-flavidoque mixtus, subtus canus, aut albidus, aut flavus; striga 


laterali utrinque flava, saepius altera nigra conjuncta; caudae pilis nigro - flavoque 


annulatis. 
Var. g) striga laterali utrinque dupliei: superiore flava, inferiore nigra; 
gastraeo cineraceo. 
Sciurus nigrovittatus. Horsr. zool. research. n. VII. 2. — ScaLEsEL phy- 


sion. des serp. p.229. 
Sciurus griseiventer. Is. GEoFFR. etud. zool. I.; zool. de Belang. p. 147. — 
CouLon mem. de Neuchätel. I. p. 122. 


Var. $) striga laterali flava sola; gastraeo albido. 


Sciurus Plantani. Liuxen in K. Vetensk. Akad. Nya Handl. (1801) XXII. 
P. 99. tab. I. 

Sciurus bilineatus GEoFFR. DRSsMan. mamm. p. 336. — Is. GEoFFR. zool. de 
Belang. p. 147. 

Sciurus ginginianus. Kuhl Beitr. S. 67. 


5) Von Sc. Prevostii unterſcheidet ſich der Se. redimitus hauptſächlich durch den kolbigen 
Schwanz, der bei jenem cylindriſch iſt, durch die Kürze der weißen Seitenbinde, welche erſt hin— 
ter der Schulter beginnt, waͤhrend ſie bei Se. Prevostii auch noch die Kopf- und Halsſeiten ein— 
nimmt, durch die braune Färbung der Oberſeite, welche bei Se. Prevostii ſchwarz iſt u. ſ. w. — 
Von der Kopfbehaarung ſagt B. Meſch: „pili ab auribus ad oris angulum usque arcuatim 
antrorsum, antice ab humeris ad ulnam retrorsum ereecti.“ 


198 Sciurus. 


Var. 5) striga laterali flava sola; gastraeo flavo. 


Sciurus Plantani. Horsr. zool. research. n. VII. mit Fig. — Schreb. tab. 217.C. 


Wie ſehr alle die angeführten Nominal-Arten in Größe, Habitus und 
Färbung der Außenſeite übereinſtimmen, iſt ſchon lange anerkannt worden; 
die verſchiedene Faͤrbung der Unterſeite allein iſt es, worauf ſie begründet 
find. Da nun aber, wie Schlegel bemerklich macht, der Sc. nigrovitta- 
tus zu gewiſſen Jahreszeiten ſeine graue Bauchfarbe verliert, ſo erſcheinen 
Sc. ginginianus, Plantaui und bilineatus als bloſe Nominalarten einer 
und derſelben Spezies, für welche ich den Namen Se. Plantani beibehalten 
habe 6). 

Was zuerſt den Sc. nigrovittatus und griseiventer anbelangt, fo be: 
zeichnen beide blos die nämliche Abänderung, und die Differenz liegt nur in 
den Beſchreibungen, indem Horsfield die Anführung des lichten Seiten— 
ſtreifes unterlaſſen hat. Von dieſer Abänderung hat unſere Sammlung 3 Ex— 
emplare. Die Größe iſt etwas geringer als die unſers Eichhörnchens; der 
Schwanz iſt etwas länger als der Körper, von mäßigem Umfange und min— 
der deutlich zweizeilig, als bei den meiſten andern Arten; die Ohren ſind 
kurz, auf beiden Seiten kurz behaart. Der Pelz iſt nicht beſonders lang und 
glatt anliegend. — Die Farbe der ganzen Ober- und Außenſeite bis herab 
zu den Krallen iſt braͤunlich fahlgelb und ſchwarzbraun geſprenkelt, indem die 
Haare aus dieſen Farben geringelt ſind. Die Unterſeite iſt aſchgrau, mit— 
unter weißlich überflogen. Dieſe Farbe iſt von der obern durch einen ſchwar— 
zen, längs der Flanken verlaufenden Strich getrennt, über welchem ein an— 
derer fahler Strich verläuft, der mitunter nicht immer deutlich iſt. Kopf— 
ſeiten und Unterkiefer ſind ockerfarben. Die Schwanzhaare ſind mehrmals 
fahl und ſchwarz geringelt; an der Schwanzſpitze herrſcht meiſt die ſchwarze 
Farbe vor und verdrängt die andere. Die Länge iſt 6— 7%, des Schwan— 
zes etwas mehr. 

Wenn mit der durch die Jahreszeit bedingten Farbenänderung des 
Unterleibes die graue Farbe zugleich mit dem ſchwarzen Seitenſtrich ſich ver— 


6) Müller (Verhandelingen p. 34) unterſcheidet indeß Se. nigrovittatus und Plantani 
als 2 verſchiedene Arten. 


Eichhorn. 199 


liert und einer lichteren Platz macht, die blos durch den fahlen Seitenſtrich 
von der obern geſchieden iſt, fo haben wir die unter Se. Plantani, bili- 
neatus und gingianus begriffenen Abänderungen. An dem von Ljung be 
ſchriebenen Individuum des Se. Plantani iſt der Unterleib einfach weiß; an 
Kuhbs Se. gingianus gelblichweiß, an Desmareſt's Sc. bilineatus 
gelblich mit bräunlichen Haarſpitzen, während Iſ. Geoffroy's bilineatus 
einen röthlichgrauen Unterleib hat. Horsfield nennt von feinem Se. Plan- 
tani die Unterſeite fulvous, with a considerable brillianey of tint, 
doch bemerkt er, daß in einigen Faͤllen die Farbe auch bläſſer ſey; vom 
Schwanz ſagt er, daß er mit langen Haaren von Lohfarbe (towny) endige, 
in welcher die Ringelung nur ſchwach wahrnehmbar wäre. 

Als Heimath dieſer Abänderungen iſt von allen Autoren Java ange⸗ 
geben, wo ſie in großer Menge vorkommen, auf den Palmen ſich aufhalten 
und beſonders an den Kokos-Nüſſen großen Schaden verurſachen. Müller 
bezeichnet den Se. Plantani als auf Java und Sumatra, den Sc. nigro- 
vittatus als auf eben dieſen Inſeln und überdieß noch auf Borneo, Malakka 
und um Kanton heimiſch. 


39. Sc. vittatus Rarrı. Der Tupai. 
Sc. praecedenti omnino similis, at gastraeo rufo. 


Var. c) striga laterali utrinque dupliei, superiore flava, inferiore nigra; 


gastraeo caudaeque apice rufis. 


Sciurus vittatus. Rarrt. in Linn. transact. XIII. p. 259. 
Seiurus bivittatus. DesmarR. mamm. p.543.— Hossr. zool. research. u. VII. 4. 


Ecureuil toupaye. Fr. Cuy. mamm. II. livr. 33. 
Var. 8) strigis lateralibus nullis, pedibus flavis. 
Sciurus flavimanus. Is. GEoFFR. etud. zool. I. n. 4; zool. de Belang. p. 148. 
Var. y) strigis lateralibus nullis, gastraeo et regione anali splendide rufis. 
Sciurus pygerythrus. Is. GEoFFR. etud. zool.I. n.3; zool. de Belang. p. 145. 


tab. 7. 


Das unter den verſchiedenen, hier angeführten Namen bezeichnete Eich— 
horn kommt in Form- und Größe-Verhältniſſen ganz mit Sc. Plantani 


200 Sciurus. 


überein, und unterſcheidet ſich auch in der Färbung nur durch den rothen 
Ton des Unterleibs. Da nun aber ſchon unter den mannigfachen Abänderun- 
gen des Plantanen-Eichhorns welche vorkommen, bei denen der Unterleib 
eine falbe Farbe hat, fo iſt der Uebergang zu Se. vittatus RAFFE. “) fo 
allmaͤhlig, daß keine ſichere Grenze zu ziehen iſt, und es wäre demnach mög— 
lich, daß wir wohl ſolches noch in den Kreis der Abänderungen von Se. 
Plantani mit hineinziehen dürften. An den Sc. vittatus von Raffles 
ſchließen ſich aber zwei neuerdings von Iſ. Geoffroy aufgeſtellte Arten 
an, welche ſämmtlich darin übereinſtimmen, daß ihnen die Seitenſtreifen, 
welche noch an dem von Raffles benannten Eichhorn ſichtlich ſind, ab— 
gehen. Außerdem faͤllt der nach einem einzigen Exemplare charakteriſirte Se. 
fiavimanus ®) durch das Vorherrſchen der falben Farbe an den Füßen, und 
die deutlichere Ringelung des Schwanzendes auf, wodurch dieſes nicht ein— 
farbig, wie bei dem Raffles'ſchen vittatus, erſcheint. Den Se. pygery- 
thrus 9) findet ſelbſt Geoffroy dem bilineatus ſehr ähnlich, und die 
rothe Farbe iſt an jenem beſonders um die Aftergegend ausgebreitet. Als 
Heimath bezeichnet Müller für den Se. vittatus Sumatra und die Um: 
gegend von Kanton; nach Horsfield wurde er aber von Finlayſon auch 
auf 
7) Nach Raffles ſind die Haare der Oberſeite zweimal ſchwarz und fahl geringelt; die 
Unterſeite bräunlichroth oder falb; beide Seiten durch einen doppelten Streif, der obere weiß, der 
untere ſchwarz, getrennt. Der Schwanz iſt rund, die Haare gleichmäßig geſtellt, nicht nach den 
Seiten ausgebreitet, mit dem Körper gleichfarbig, die Spitze ausgenommen, welche mit einigen 
falben Haaren verſehen iſt. Als Länge giebt er 8“, des Schwanzes ebenſoviel au. — Hiemit kommt 
Fr. Cuvier's Beſchreibung überein, der die Unterſeite, die Innenſeite der Beine und das 
Schwanzende ſchön roth nennt. Als Wohnort bezeichnen Beide Sumatra. 8) Mit Se. bivit- 
tatus ſtimmt Sc. flavimanus, wie If. Geoffroy ſagt, darin überein, daß er auf der Ober— 
und Außenſeite wie jener braun und röthlich melirt, auf der Unterſeite ſchön kaſtanienroth iſt, 
und am Schwanze viele unbeſtimmte Ringe hat; von jenem unterſcheidet er ihn aber durch den 
Mangel der Seitenbinden und der rothen Schwanzſpitze, ſowie durch die fahle Färbung der Füße, 
der äußern und vordern Seite des Vorderarms und der Oberſeite der Schuautze. Länge 7“, und 
ebenſoviel für den Schwanz. 9) Se. pygerythrus: „Pelz braun, oben und an der Außenſeite 
der Beine fahl geſprenkelt, unten, an der Schwanzwurzel, an der Außenſeite der Beine und um 
den After lebhaft roth; Schwanz mit einer Reihe wenig deutlicher, fahler und ſchwarzer Ringe.“ 
Aus den Waldungen von Syriam in Pegu. 


Eichhorn. 201 


auf Pulo Penang und Malaffa gefunden. Se. pygerythrus wurde von 
Belanger in den Wäldern von Syriam in Pegu, und Sc. flavimanus 
entweder auf Ceylon oder in Cochinchina entdeckt. 


40. Sc. hippurus Is. Gror yx. Das roßſchweiſige Eichhorn. 


Sc. supra rufo nigroque variegatus, subtus rufus; cauda pilis longis nigris 


vestita. 


Sciurus hippurus. Is. GEoFFR. étud. 20 0l. I. n. 6. tab. 6; zool. de Belang. 
p. 149. — Sa. Mürl En, verhand. p. 34. — McCLELLAND in proceed. VII. p. 151. 


„Gleich dem Se. bivittatus und flavimanus“, ſagt J ſ. Geoffroy, 
„iſt am roßſchweifigen Eichhorn der Bauch und die Innenſeite der Gliedmaſſen 
ſchön kaſtanienroth; die Oberſeite des Körpers aber iſt roth und ſchwarz be— 
ſpritzelt, die Außenſeite der Gliedmaſſen, ſowie die Halsſeiten und das Ober— 
theil des Kopfes iſt dunkelgrau mit Weiß geſprenkelt. Dieſe Merkmale wür⸗ 
den allein zur genauen Unterſcheidung der Art dienen, das auffallendſte von 
allen aber beſteht in dem unregelmäßig zweizeiligen Schwanze, wie bei den 
vorhergehenden Arten, der aber gänzlich mit langen ſchwarzen Haaren, ähn— 
lich denen des Pferdes, beſetzt iſt. Der Sc. hippurus unterſcheidet ſich auch 
noch von den vorhergehenden Arten durch größere Dimenfionen: der Körper 
mißt 9%, und der Schwanz mit den Endhaaren 10 Zoll“. — Die Hei: 
math iſt, nach Iſ. Geoffroy, Java, wo Diard dieſe Art entdeckte. Mül— 
ler führt zwar in ſeinen Tabellen ebenfalls Java an, dagegen im Texte ſagt 
er ausdrücklich, daß Se. hippurus im indiſchen Archipel allein Sumatra be: 
wohne; außerdem nennt er noch die Umgegend von Kanton. Nach MeClel— 
land le) findet fie ſich auch in Aſſam, fo daß fie alſo, wie bei mehreren 
Arten der ſundaiſchen Inſeln, ebenfalls dem indiſchen Feſtlande angehört 11). 


10) Seine Angabe lautet: „oben, an den Wangen, an der Außenſeite der Gliedmaſſen und 
der Schwanzwurzel grau, Füße graulichſchwarz; Unterhals und Unterleib röthlichbraun. Letztes 
Schwanzdrittel bei einem, von Griffith in den Coſſia-Bergen erhaltenen Exemplare röthlich— 
braun, bei fünf andern aber, die von mir in Ober-Aſſam geſammelt wurden, ſchwarz; Schwanz 
fo lang als der Leib. Ganze Länge des Thiers 13—20 Zoll.“ 11) Noch führt Me Clelland 
(a. a. O.) aus Aſſam 2 andere Arten an, die mir nicht genau bekannt ſind, mit den vorherge— 
henden aber in Verwandtſchaft zu ſtehen ſcheinen. Dieſe ſind: 

Suppl. 3. 26 


202 Sciurus. 


41. Sc. Finlaysonii Hornsr. Das weiße Eichhorn. 
Sc. lacteus, dorso flavescente; oculis, vibrissis, palmis plantisque nigris; cauda 
pilis nigris raris interspersa. 
Sciurus Finlaysonii. Horsr. zool. research. n. VII. 7. 
Ecureuil blanc de Siam. Bopp. VII. p. 256. 


a) Sc. Lokriah (Hopes. journ. Asiat. Soc. Bengal V 1836. p.232.): „oben braun, mit 
Gelb geſprenkelt, indem die Haare am Grunde ſchwarz, aber gegen die Spitzen abwechſelnd falb 
geringelt ſind. Vom Kinn bis zum Schwanze zieht ſich ein breiter unregelmäßiger, gelblicher 
Streif, der am Halſe am breiteſten iſt. Ohren gerundet und faſt nackt; Schwanz faſt ſo lang 
als der Leib. Leib 8 Zoll lang und von unterſetzten Verhältniſſen.“ 

b) Sc. lokrioides (Hopes. journ. Asiat. Soc. Bengal V. p. 232): „hellgrau, mit gelb= 
lichem Anfluge an den Bruſtſeiten; unten ſilbergrau; Haare oben abwechſelnd hell und dunkelgrau 
geringelt. Schwanz kaum fo lang als der Leib; Ohren kurz, aber oben zugeſpitzt. Länge 8 Zoll“. 

Auch zwei andere Arten, die zwar Horsfield und Raffles, aber nicht Müller, auf 
führt, werden kaum haltbar ſeyn; dieß iſt: 

e) Seiurus affinis RAFFLES (Linn. transaet. XIII. p. 259). Dieſer iſt weiterer Unterſuchung 
bedürftig, bevor er im Syſtem zugelaſſen werden kann. Raffles beſchreibt ihn als aſchgrau auf 
der Oberſeite des Körpers, der Beine und dem Schwanze, auf den untern und innern Theilen 
faſt weiß; beide Farben ſind nicht ſo ſtreng wie bei Se. bicolor geſchieden, ſondern der Ueber— 
gang iſt durch einen röthlichbraunen Streif markirt. Die Größe iſt die des Se. bicolor. Die 
graue Färbung iſt jedoch nicht conſtant; ſie ändert in Hellbraun und ſelbſt Dunkelgelb. In Menge 
in den Wäldern von Singapore. Dieſer Raffles'ſche Se. affinis könnte meiner Meinung nach 
vielleicht der Se. bypoleueus ſeyn. 

Verſchieden hievon, durch Größe wie durch Färbung, iſt Hors field's Se. affinis (zool. 
research. n. VII. 8.), obgleich er ihn mit dem von Raffles zuſammenſtellt. Nach Hors— 
field iſt die Oberſeite fahlbraun mit grauem Aufluge, und durch feine Querbinden geſcheckt. 
Der ganze Kopf, alle untern Theile und das Schwanzende ſind grau. Der Schwanz iſt eylin— 
driſch, in der Mitte etwas erweitert und gegen das Ende ſich verdünnend. Die Farben der Ober— 
und Unterſeite find durch einen röthlichbraunen Streif geſchieden. Die Länge iſt 9, des Schwanzes 7“, 
Von Pulo-Panjang im Golf von Siam. — Dieſer Horsfield'ſche Se. affinis iſt wahrſcheinlich 
dem Sc. Plantani angehörig. 

d) Auch Horsfield's Sc. tenuis (zool. research. n. VII. 8.) bedarf fernerer Prüfung. 
Von dem vorigen (Se. affinis) unterſcheidet er dieſes Eichhorn durch geringere Größe (Körper 
34", Schwanz 5“) und dunklere Färbung. Oben iſt es dunkel fahlgelb und ſchwärzlichbraun ge⸗ 
ſprenkelt, gegen die Seiten wird die Färbung falb, aber kein beſtimmter Streif iſt ſichtlich; die 
Unterſeite iſt blaß gelblichgrau mit einem ſchwachen falben Anflug. Der Schwanz hat die Form 
von dem des Se. affinis; die Haare find an ihrer Wurzel falb, in der Mitte ſchwarz, an der 
Spitze grau. — Könnte wohl ein junger Se. Plantani ſeyn. 


Eichhorn. 203 


Von dieſem durch feine Farbe ſehr ausgezeichneten Eichhorn hatte bis⸗ 
her nur Buffon eine kurze Erwähnung gemacht; neuerdings iſt es uns 
näher bekannt geworden, indem Horsfield die Beſchreibung Finlay ſoms, 
Crawfurd's Begleiter nach Siam und Cochinchina, publizirte. „Kopf und 
Leib gelblichweiß, Kopf rund, Wangen voll, Naſe breit; Ohren groß, flach, 
ungepinſelt. Iris dunkelbraun, Schnurren lang und ſchwarz; Schwanz bu: 
ſchig, mit ſchwarzen Haaren untermengt; Fußſohlen ſchwarz. Dieß iſt ein 
lebhaftes, elegantes, faſt völlig weißes Eichhörnchen. Der Körper iſt ohn— 
gefähr 7“ lang, und der Schwanz eben ſo lang. Die Augen ſind ſchwarz 
und lebhaft, und das Thier, obſchon weiß, hat nicht den leucäthiopiſchen 
Habitus anderer ſiameſiſcher Thiere. Es beſucht hohe Bäume, von deren 
Rinde und Früchten es ſich naͤhrt, und wird gewöhnlich auf einer großen 
Art von Aleurites gefunden. Eines der Exemplare wurde von Lieut. Ru⸗ 
therford auf den Sichang-Inſeln im Golf von Siam geſchoſſen.“ 


42. Sc. modestus Müll. Das modeſte Eichhörnchen. 


Sc. supra nigro- flavidoque mixtus, subtus e lutescente canus, striga laterali 
nulla, caudae pilis lutescentibus nigro - annulatis. 


Sciurus modestus. MülLER in verband. over de Nederl. overz. bezitt. I. p. 55. 


Müller's Befchreibung lautet: „Dieſe Art erreicht nicht vollkommen 
die Größe von Sc. Plantani, mit dem ſie übrigens, was die allgemeine 
Farbenvertheilung betrifft, ziemlich wohl übereinſtimmt, jedoch mit dem Unter⸗ 
ſchied, daß der lichte Seitenſtreif ihr ganz fehlt. Die Haare des Oberleibs 
ſind an der Wurzel grau, in der Mitte ſchwärzlich und an der Spitze fahl- 
gelb. An der Außenſeite der Gliedmaſſen zieht letztere Farbe ins Rothgelbe 
und nimmt einen großen Theil der Haarſpitze ein; der Unterleib iſt gelblich⸗ 
grau. Die lichtgelblichen Haare des Schwanzes ſind mit breiten ſchwarzen 
Ringen verſehen, und auf ſeinem vorderſten Theil haben die Haare zugleich 
weiße Spitzen, ausgenommen die, welche ſich an ſeinem Ende befinden und 
einförmig ſchwarz find. An den Seiten geht die gelblich = olivenbraune Farbe 
allmählig in die lichtere des Unterleibs über. Die Schnautzenhaare ſind 
ſchwarz; die Nägel braun mit weißen Spitzen. Der Körper eines alten 
Weibchens iſt 0,163, des Schwanzes 0,194 lang“. Von Müller in einigen 

a 26 


204 Sciurus. 


Gebirgswaldungen auf Sumatra häufig, in andern dagegen hier wie auf 
Borneo nur ſelten gefunden. 


43. Sc. Palma rum Bniss. Das Palmen ⸗Eichhorn. Tab. CCXX. 


Sc. supra luteo brunescens, nigro-mixtus, striis tribus longitudinalibus albidis 
aut flavescentibus; subtus albidus; cauda infra ochracea, lateribus nigro alboque 


limbata. 


Sciurus Palmarum. Bkıss. regn. an. p. 156. — Linn. XII. 1. p. 87. — 
Schreb. IV. S. 802. tab. 220. (Fig. Buff.) — Desmar. mamm. p. 337. — 
HorsrF. zool. research. n. VII. 6. — Leacn zooi. Miscell. I. p.137. — FR. Cuv. 
dict. des sc. nat. X. p. 247. — Lesson, illustr. de zool. 43. — GRIFF. anim. 
kingd. III. p. 184. mit Abbild. — Sykes in proceed. 1830 — 31. p. 103. — 
BENNETT gard. and menag. I. p.47. — WarzRl. in Loud. mag. 1837. p. 496; 
ann. of nat. bist. V. p. 64. 

Sciurus penicillatus. Lach zool. misc. p.6 u. 137. tab. 1. (abſcheulich). 


Var. 8) regione anali ventreque medio ferrugineis. 


Sciurus tristriatus. WarEknu. I. c. 


Vom Palmen-Eichhorn hat Schreber eine ausführliche Beſchreibung 
geliefert, der ich nur Einiges über die vielen Abänderungen deſſelben beizu— 
fügen habe. Waterhouſe hat in neuerer Zeit einen Se. tristriatus als 
eigne Art abgetrennt, der ſich vom Palmen-Eichhorn hauptſächlich durch fol— 
gende Merkmale unterſcheiden ſoll. Sc. tristriatus iſt etwas größer. Der 
Hodenſack, die Aftergegend und die ganze Mittelgegend der Unterſeite iſt 
roſtroth, während dieſe Theile bei Se. palmarum nur blaßgelb ſind. Die 
Seiten des Geſichts und der Schnautze ſind bei Se. tristr. unterhalb wie 
oberhalb des Auges roſtgelb, während bei Se. palm. die Geſichtsſeiten unter— 
halb des Auges und die Schnautze weiß iſt. Jener hat nur 3 weiße Rücken— 
ſtreifen, dieſer eigentlich 5, indem die graulichgelbe Farbe der Leibesſeiten 
von der äußerſten ſchwarzen Binde durch eine gelblichweiße Linie getrennt iſt. 
Die Seiten von Sc. striatus haben eine dunklere Färbung und die Füße 
ſind dunkelgrau, aus einer Miſchung ſchwarzer und weißer Haare hervorge— 
bracht. Die Maaße ſind nach Waterhouſe: 


Eichhorn. 205 


Se. Se. 

pa'marım tristriatus 

Länge des Körpers 0 . 8 8 ö ; : 5 ( ee ee e 
— des Schwanzes mit den Haaren 1 5 5 . 6 3 7 6 
— des Tarſus mit dem Krallenende BE i ens 17K 


Mitunter kommen dunklere Abänderungen vor; eine ſolche iſt in der 
hieſigen Sammlung, wo der Grund, auf welchem die Rückenſtreifen ſtehen, ins 
Dunkel-Roſtſchwarze fällt und die Streifen ſelbſt fahl ockergelb find. Eine 
Varietät, von der Bennett ſpricht, iſt ganz ſchwarz, ohne Spur von Strei⸗ 
fen; auch einen Albino mit rothen Augen beſchreibt derſelbe, wo die Farbe 
trüb röthlichweiß iſt mit drei ſehr matten Streifen von noch hellerer Farbe. — 
Die Heimath iſt Indien, wo dieſe Art beſonders in Dekan ſehr häufig iſt; 
auf den indiſchen Inſeln kommt ſie nicht vor. 


44. Sc. Delessertii Gerv. Das linirte Eichhorn. 


Sc. oliavaceo-bruneus, subtus sordide flavescens, striis tribus longitudinalibus 


fuscis. 


Sciurus (Funambulus) Delessertii. GeRVvaıs, instit. 1841. p. 171. 


„Der Wuchs ift der des Palmen-Eichhorns, von dem es ſich durch aufs 
getriebeneren Schädel und die Färbung unterſcheidet. Gleich dieſem hat es 
Backenzähne und den Vorderfüßen mangelt ebenfalls der Daumen. Der 
Pelz iſt weich und im Allgemeinen olivenbraun, indem die Haare am Grunde 
braun, und in ihrer zweiten Haͤlfte fein ſchwärzlich und blaßgelb geringelt 
ſind. Die Unterſeite iſt ſchmutzig gelblich gewäſſert; auf dem Rücken zeigen 
ſich drei kleine braune Längsbinden, die durch Olivenfalb geſchieden ſind. Die 
Ohren ſind ungepinſelt; der Schwanz hat an der Spitze weniger Haare als 
an der Wurzel. — Körper (mit Kopf) 44% Schwanz mit den Haaren 
5 Zoll.“ Von den Nil-Gherries. 


45. Sc. insignis Fr. Cuv. Der Lary. 


Sc. supra ferrugineo -rufus, nigro- adspersus, subtus albus, dorso striis tribus 


longitudinalibus nigris; cauda mediocriter pilosa, cylindrica. 


Sciurus insig nis. Fr, Cuv. mamm. II. livr. 34. — Desnar. mamm. p. 544. — 


Honsp, zool, research. n. V. mit Fig., u. VII. 5. — MürLer, verhand. I. p. 35. 


206 Seiurus. 


Die Form des Kopfes, Leibes, der Ohren, Füße und des Schwanzes 
iſt wie bei Se. Plantani; der Unterſchied liegt in der Färbung. Die 
Oberſeite des Körpers iſt roſtroth und ſchwarz geſprenkelt, indem die Haare 
ſchwarz ſind mit einem breiten, mehr oder minder roſtrothen Ringe in der 
Mitte. Auf der Oberſeite des Kopfs fällt das Rothe mehr ins Falbe, ſo 
daß der Kopf ſchwarz und falb zu gleichen Theilen geſprenkelt iſt. An den 
Hals- und Leibesſeiten, zumal aber auf den Hinterſchenkeln bis zur Ferſe 
herab, wird die Farbe ſchön roſtroth und herrſcht weit über die ſchwarze vor. 
Auf dem Rücken verlaufen vom Genick bis zur Schwanzwurzel 3 ſchwarze 
Streifen, die durch den falb und ſchwarz geſprenkelten Grund voneinander 
geſchieden ſind. Die Füße ſind von der Färbung der Oberſeite des Kopfes. 
Die ganze Unterſeite iſt weiß; am Untertheil der Wangen ein unbeſtimmter 
roſtröthlicher Längsſtreif. Die Ohren ſind kurz bräunlich behaart. Der Schwanz 
iſt von Rückenfarbe, indem die Haare ſchwarz und roſtröthlich geringelt ſind; 
überdieß haben die meiſten eine lichtgelbliche oder weißliche Spitze. — Die 
Länge giebt Horsfield zu 72“ und des Schwanzes zu eben ſo viel an; 
die Körperlänge des hieſigen Exemplares iſt nur um etliche Linien größer. — 
Die Heimath iſt Java (nach Horsfield) und Sumatra (nach Fr. 
Cuvier), was Müller beſtätigt und zugleich bemerkt, daß dieſe Art nicht 
auf Bäume ſteigt, ſondern allzeit hart am oder auf dem Boden ſich aufhaͤlt. 


46. Sc. laticaudatus Mürz. Das langköpfige Eichhorn. 
Sc. insigni similis, at striis dorsalibus nullis, capite longissimo. 


Seiurus laticaudatus. Mürrer. verhand. I. p. 34. 


Von dieſer Art ſagt Müller, daß fie in Größe, Habitus und auch 
wahrſcheinlich in der Lebensweiſe mit Se. insignis ſehr übereinſtimmt. Selbſt 
ihr Pelz hat oben eine ähnliche braune, faſt dürren Blättern ähnliche Farbe, 
worauf ſich jedoch keine Rückenſtreifen finden. Ihr Schwanz iſt ebenfalls 
kurz, etwas flach und bunt, von weißer und ſchwarzer Farbe; der Unterleib 
iſt licht weißlichgelb. Charakteriſtiſch iſt beſonders die anſehnliche Laͤnge des 
Kopfes. Diard hat dieſe Art in der Umgegend von Pontianak auf Bor— 
neo entdeckt. 


Eichhorn. 207 


47. Sc. McClellandii Honsr. Das weißpinſelige Eichhorn. 


„Sc. supra fuscus; fulvo tenuissime irroratus; notaeo saturatiore; subtus ex 
sordide fulvo canescens; dorso summo linea recta atra; linea insuper utrinque late- 
rali fusca laete fulvo-marginata, antice saturatiore, ad oculos extensa, postice ob- 
soleta in uropygio utrinsecus approximata; cauda mediocri subcylindrico - attenuata, 
nigro fulvoque variegata; auriculis atris barba nivea lanuginosa insigni cireum- 
scriptis; vibrissis longis nigris.“ 


Sciurus MeClellandii Honsr. proceed. VII. p. 152. 


Beigefügt iſt noch der langen Diagnoſe die kurze Erläuterung: „eine 
ſchwarze Linie verläuft längs des Rückgraths, mit einer doppelfarbigen Linie 
aus Gelb und Braun jederſeits, von dem übrigen Theil des Körpers (wel— 
cher ſehr fein falb und braun geſprenkelt iſt) ſchwach abgeſetzt. Unterſeite 
gelblichgrau. Schwanz ſchwach zugeſpitzt, kürzer als der Körper und Glied— 
maſſen. Länge 32“, ohne den Kopf, der 1“ mißt.“ Bewohnt Bengalen 
und Aſſam, und hat gepinſelte Ohren. Durch letzteres Merkmal, ſo wie 
durch die Rückenſtreifen und die geringe Größe iſt dieſe Art leicht erkennbar. 


48. Sc. ferrugineus Fr. Cuv. Das weißquaftige Eichhorn. 
Sc. totus saturate fusco-rufus, cauda apice alba. 


Sciurus ferrugineus. Fr. Cov. mamm. III. livr. 59. 


Sciurus Keraudrenii. Reynaup in Lesson cent. zoolog. p. 11. tab. J. 


Die Größe überfteigt etwas die unſers Eichhorns; der Kopf iſt kleiner 
mit ſpitzigerer Schnautze; der Schwanz etwas länger als der Körper. Die 
Farbe des ganzen Körpers iſt dunkel braunroth; der Schwanz allein iſt an 
der buſchigen Spitze rein weiß, und die Haare der Hände und Füße lebhaft 
ſchwarz. — Die Länge iſt 82“, des Schwanzes 10” 3%. — Die Heim ath 
find die großen Waldungen Pegu's. 


49. Sc. melanotis. Das ſchwarzohrige Eichhörnchen. 
Sc. Musculi magnitudine, supra bruneo-flavescens, subtus pallide luteseens; 
auriculis extus nigris; taenia alba nigro- marginata a naso post auriculas ducta. 


Sciurus melanotis. SCHLEGEL ess. sur la physion. des serpens p. 229. — 
Mürrer, verhandel. over de natuurl. Gesch. der Nederl. overz. Bezitt. I. p.35. 


208 Sciurus. 


Außer der Erwähnung des Namens und Fundortes iſt bisher von die— 
ſer Art nichts bekannt geworden. Da nun die hieſige Sammlung ein Exem— 
plar von derſelben erlangt hat, ſo will ich, ſoweit es ſein nicht ganz gut ge— 
haltener Zuſtand geſtattet, die erſte Beſchreibung liefern. Die Größe iſt nicht 
ganz die der Hausmaus; die Ohren ſind kurz, aber deutlich; der Schwanz 
iſt dünne und cylindriſch; die Behaarung weich. Die Farbe der Oberſeite 
ift roſtgelb, olivenbraͤunlich überlaufen und fein ſchwärzlich beſpritzelt; dieß iſt 
auch das Kolorit der Außenſeite der Füße mit den Zehen. Die Unterſeite iſt 
licht gelblich. Alle Haare ſind in ihrer untern Haͤlfte ſchieferſchwarz; der 
Oberſeite ſind viele längere ganz ſchwarze Haare untermengt. Von der 
Naſenkuppe an läuft eine gelblichweiße Binde unter dem Auge und Ohre hin— 
weg, hinter welchem ſie endet; zwiſchen Naſe und Auge iſt ſie oben wie un⸗ 
ten mit einem ſchwarzen Saum eingefaßt, aus dem unten die ſchwarzen 
Schnurren entſpringen. Die Ohren ſind innen bräunlichfahl, außen ſchwarz. 
Die Schwanzhaare ſind an der Wurzel ſchwarz, dann roſtröthlich, dann 
wieder ſchwarz geringelt und hierauf folgt eine gelbliche Spitze. Die Krallen 
ſind dunkelbraun. — Die Laͤnge beträgt in gerader Linie 3“, der Schwanz 
ſcheint etwas kürzer, der Hinterfuß mit Mittelkralle mißt 10. — Die 
Heimath ſind die Wälder von Borneo, Sumatra und Java. 


50. Sc. exilis Mürl. Das Pygmäen⸗Eichhorn. 
Sc. omnium minimus, fuscus, subtus sordide albido - griseus. 


Sciurus exilis. MüLLer in v. d. Hoeven's tijdschrift. V. p. 148. 


Wenn anders dieſe Art wirklich auf alte Individuen begründet iſt, ſo iſt 
fie die kleinſte der Gattung, da ihre Größe nur die einer Hausmaus beträgt. 
Nach Müller's Beſchreibung ſind bei einem alten Männchen alle obern 
Theile braun, was am Kopf und den Schultern in mehr oder minder Gelb— 
lichbraun übergeht, auf dem Hinterrücken aber durch Einmengung von ein 
zelnen laͤngern ſchwarzen Haaren etwas dunkler wird. Der Unterleib iſt 
ſchmutzig weißlichgrau. Die Schwanzhaare ſind unten ſchwarz und an den 
Spitzen roſtgelb, was mehr nach vorn zu allmählig roſtroth wird. Der 
Schwanz iſt übrigens, wie bei dem wenig größeren Se. melanotis, nur 
unregelmäßig, und keineswegs ſcharf geſchieden, zweizeilig; längs ſeiner Unter— 

ſeite 


Eichhorn. 209 


ſeite find die Haare rothgelb. Die Augen find braun und auch die Nägel 
haben ohngefähr dieſe Farbe. Länge 2“ 7%, des Schwanzes 2“ zu, 
Von dieſem kleinen Eichhorn konnte ſich Müller nur ein Exemplar in den 
bergigen Gegenden von Borneo und ein anderes auf dem Berg Singalang 
auf Sumatra verſchaffen. 
51. Sc. philippinensis War. Das philippiniſche Eichhorn. 

Sc. supra intense fuscus, pilis nigris ferrugineo- annulatis, subtus griseo- albus, 

capite einerascente, cauda fere corporis longitudine. 


Seiurus philippinens is. WATERHoUSE in ann. of nat. hist. V. p. 63. 


„Die allgemeine Farbe der obern Theile, der Seiten und der Außen— 
ſeite der Hinterbeine iſt tief braun, was durch eine Miſchung von Roſtfarben 
und Schwarz hervorgebracht wird, indem die Haare von letzterer Farbe und 
an der Spitze breit roſtroth geringelt ſind. Der Schwanz iſt nicht ſehr 
buſchig; die Haare find ſchwarz mit zwei licht roſtigen Ringen. Die Unter: 
ſeite iſt graulichweiß mit einem ſchwachen gelben Anflug; Kopf und Vorder— 
beine find graulich; die Füße ſchwarz, etwas roſtfarben geſprenkelt.“ — Die 
Länge iſt 62“, des Schwanzes 6“ 3%, des Ohrs 34. — Der Wohn: 
ort iſt Mindanao, eine der philippiniſchen Inſeln. 

d) Seiuri afrieani. Afrikaniſche Eichhörnchen. 

Ohren ungepinſelt. Ueber ganz Afrika verbreitet, und 2 ſehr verſchie— 

dene Gruppen ausmachend. 
) Vellere molli. 

Pelz mit weichen Haaren, wie bei den andern Eichhörnchen; übrigens 
in Größe und Schwanzform ſehr verſchieden. 

52. Sc. madagascariens is Snaw. Das madagaskariſche Eichhorn. 


Sc. niger, subtus albidus; cauda corpore longiore, angustata, nigra. 


Sciurus madagascariensis. Suaw gen. zool. II. I. p.128. — Desmar. 
mamm. p. 3359. — FR. Coy. dict. des sc. nat. X. p. 246. — Desmour, dict. 
class. VI. p. 71. 

Ecureuil de Madagascar. Burr, suppl. VII. p. 256. tab. 65. — Seanzın, 


mem. de Strasb. III. I. 
Suppl. 3. 27 


210 Sciurus. 


Iſt nur aus Buffon’s Beſchreibung bekannt, welche alſo lautet: die 
Behaarung iſt dunkelſchwarz; dieſe Farbe beginnt auf der Naſe, dehnt ſich 
über die Augen bis zu den Ohren aus, bedeckt die Oberſeite des Kopfes, 
Halſes und Rückens, ſowie die Auſſenſeite der Gliedmaſſen nebſt den Füßen. 
Die Wangen, der Unterhals, die Bruſt und die Innenſeite der Vorderbeine 
iſt gelblichweiß; Bauch und Innenſeite der Schenkel ſind braun mit etwas 
Gelb gemiſcht. Die Haare des Körpers haben 11 Linien Länge. Der Schwanz 
iſt ganz ſchwarz, dünne und länger als der Körper; die Schweifrübe bildet 
an den Seiten einen Federbuſch, wodurch er in der Mitte platt erſcheint. 
Körper nach der Krümmung. .. 17“ 0 Schwanz ohne Eudhaare . . . 16“ 9 

— in gerader Linie 13 2 — mit — e ils 


53. Sc. multicolor Rürr. Der roftige Sakie. 


Sc. ferrugineus, nigro- variegatus, subtus isabellinus; cauda cylindrica dorso 


concolori; vellere molli. 


Sciurus multicolor. Rüppell abyſſ. Wirbelth. S. 38. tab. 13. 


Die einzige Art, die Rüppell in Abyſſinien auffand, deren „Balg 
mit weichem Haar wohlverſehen iſt und deren Behaarung des Schwanzes 
die Rübe cylindriſch umgiebt.“ Auſſerdem ſind „Naſengegend und Wangen, 
Seiten des Halſes und des Bauchs, unteres Drittel der Füße und die un— 
tere Seite des Schwanzes bei ſeinem Beginn roſtroth. Oberkopf, ganzer 
Rücken, Schwanz, Seiten des Körpers und äußere Seite der Beine roſt— 
roth; alle Haare mit mehreren braunſchwarzen Ringen und zum Theil mit 
weißen Endſpitzen. Vorderhals, Bauch und innere Seite der Beine iſabell— 
farbig, welches zuweilen gegen die Bauchmitte ins Weiße übergeht. Die 
Augen ſind gelbweiß eingefaßt, ebenſo der Mund; die Bartborſten ſchwarz; 
vordere Seite der Schneidezähne honiggelb; die Nägel der Füße hornbraun. 
An den Weichen 4 Zitzen.“ 


Körper, in gerader Linie. . 8” 6 Schwanz mit der Haarſpitze. . . 10“ 4 
— nach der Krümmung 9 6 Höhe der Ohren nr 
Schweifrubbttteeeeeeee 9 10 


Heimath find die Thäler der Kulla und der Oſtabhang der abyſſini— 
ſchen Küſtengebirge, wo dieſes Eichhorn auf Bäumen hauſt. Bei den Ein— 
gebornen heißt es Sakie. 


Eichhorn. 211 


54. Sc. gambianus Oe. Das Gambia - Eichhorn. 


Sc. murino-fuscus, griseo-adspersus, subtus sordide albus; auriculis brevis- 


simis rotundatis; cauda cylindrica nigro et griseo- bruneo annulata. 


Sciurus gambianus. Och. in proceed. III. p. 103. 


Nach Ogilby's Beſchreibung gehört dieſes Thier zu der Untergattung 
von Eichhörnchen, die durch runde ungepinſelte Ohren und lange eylindriſche, 
mit kurzen Haaren beſetzte, nicht zweizeilige Schwaͤnze ſich auszeichnen. Die 
Oberſeite des Körpers und der Schwanzwurzel iſt einfarbig mausbraun mit 
ſchwachem gelbröthlichen Anfluge, und allenthalben grau geſprenkelt; die 
Haare ſind ſchwarz und gelblichweiß geringelt. Die Unterſeite iſt einförmig 
ſchmutzigweiß. Der Schwanz iſt lang, kurzhaarig, an der Wurzel von 
Rückenfarbe, von da an bis zur Spitze mit zahlreichen abwechſelnden Bin— 
den von ſchwarzer und hell graulichbrauner Farbe, vollkommen denen ähnlich, 
welche den Rücken von Rhyzaena und Herpestes fasciatus markiren. 
Die Länge iſt 92“ und des Schwanzes ohngefähr eben ſoviel. Die Ohren 
find ſehr kurz und gerundet. — Der Fundort iſt der Gambia-Fluß. 
Ogilby fügt die Bemerkung bei, daß, nach Smith's Beſchreibung ſeines 
Sc. Ppensis (der mir übrigens unbekannt iſt) zu ſchließen, dieſer nahe ver- 
wandt ſey, aber durch geringere Größe, verſchiedene Färbung und ungerin— 
gelten Schwanz differire. 


55. Sc. Cepapi Suırm. Der Cepapi. 


Se. ochraceus, nigro-adspersus, subtus albus; cauda disticha nigro - variegata; 


aurieulis brevibus; pilis parum rigidis, copiosis. 


Seiurus Cepapi. Siu illustr. of the zool. of South-Afr. part. 2. tab. 5. 


Die Geftalt iſt, nach Smit h's Beſchreibung, ziemlich ſchmächtig, der 
Schwanz niedergedrückt, ſchmal, ſchwach zweizeilig und zugeſpitzt; die Haare 
etwas ſtarr. Die Ohren find kurz, an der Spitze ſtumpf, der aͤußere Rand 
gegen die Spitze ausgeſchnitten; die Nägel ſtark und ſehr gekrümmt. Die 
ganze Oberſeite iſt hell ockergelb und bräunlichſchwarz geſprenkelt; jedes Haar 
iſt an der Wurzel braͤunlichſchwarz, dann ockergelb, an einigen Haaren iſt 
die äußerſte Spitze ſchwaͤrzlichbraun. Die Oberlippe, ein kurzer Strich über 

27 * 


212 Seiurus. 


jedem Auge, die ganze Unterſeite des Körpers und die Innenſeite der Beine 
iſt weiß, bisweilen ſchwach gelblich angeflogen. Die Seiten des Kopfes, 
Halſes und Leibes, nebſt der Außen- und Hinterſeite der Beine, ſind ocker— 
gelb; die Haare der Hinterbeine ſind an ihrer Wurzel ſchwarz. Der Schwanz 
iſt auf der Oberſeite eben ſo wie der Rücken geſprenkelt, nur iſt die ſchwarze 
Farbe ausgebreiteter und giebt bei einigen Individuen den Anſchein von un— 
regelmäßigen ſchwarzen Binden. Die Ohren ſind vorn gelblichweiß, hinten 
ſchmutzigweiß; die Augen dunkelbraun, Schnurren ſchwarz, Nägel braun. — 
Die Länge iſt 7“ 9%, des Schwanzes 7“, des Hinterfußes 10%. Die 
Heimath iſt Südafrika; Smith entdeckte dieſe Art an den Ufern des 
Limpopo⸗Fluſſes unter 24° 20° ſ. Br. Sie hält ſich auf Bäumen auf, 
auf welche ſie ſich auch gleich flüchtet, wenn man ſie zufällig auf dem Boden 
überraſcht 12). 


56. Sc. getulus Lmn. Das vierſtreiſige Eichhorn. Tab. CCXXI. 
Sc. fuscus, striis quatuor albidis longitudinalibus. 


Sciurus getulus. Lmn. XII. I. p. 87. — Schreb. IV. S. 806. tab. 221. (fig. 
Buff.). — DESMaR. mamm. p. 330. — FR. Cuv. diet. des sc. nat. X. p. 247.— 
Cov. regn. anim. I. p. 193. 


Zu Schreber's Beſchreibung weiß ich nichts hinzuzuſetzen. 
8) Vellere setoso, mammis 4. 
Von allen andern Eichhörnchen unterfcheidet ſich dieſe Gruppe auffal- 
lend durch die ſteife Borſtenbehaarung, ſo wie durch das Vorkommen von 


nur 2 Zitzenpaaren, indem das Bruſtpaar und von den Bauchzitzen das hin— 
tere Paar fehlt. Die Ohren ſind klein und halbrund; der Schwanz zwei— 


12) Von Drege hat neuerdings die Sammlung ein Exemplar erkauft, das ich als Se. su- 
perciliaris bezeichnet habe, das aber wohl mit Smit h's Sc. Cepapi zu einer Art gehören mag. 
Bon letzterem weicht mein Sc. supereiliaris nur darin ab, daß der Schwanz länger als der 
Körper (Schwanz etwas über 8“, Körper nach der Krümmung etwas über 7), ferner das un— 
tere Augenlied ebenfalls weiß, die Füße nicht einfarbig gelb, ſondern mit Schwarz etwas ge— 
ſprenkelt find. Der Schwanz iſt flach, ſchmal, zweizeilig = eplindrifh und undeutlich ſchwarz 
geringelt. 


Eichhorn. 213 


zeilig; der Pelz im Winter ſeine Farbe nicht ändernd; der Hodenſack enorm 
groß. Eine ſcharf von den andern Arten geſchiedene Untergattung, welche 
Ehrenberg Xeros, Leſſon Spermosciurus genannt hat. Gleich den 
Zieſeln ſcheinen die hieher gehörigen Eichhörnchen in Erdhöhlen zu niſten, 
doch ſteigen ſie auch auf Bäume. 


57. Sc. leucoumbrinus Rürr. Der Sabera. Tab. CCXVIII. A. 


Sc. supra fulvo-ochraceus, subtus albus, taenia laterali albida; pilis setosis 


adpressis; auriculis brevibus et distinctis, cauda disticha, unguibus longis rectiusculis. 


Sciurus leucoumbrinus. Ruͤppell abyſſ. Wirbelth. S. 37. 
Sciurus setosus. Schreb. IV. tab. 218 A. — Rüppell's Atlas S. 60. 
? Sciurus ginginianus. GRIFF. anim. Kingd. III. p. 189 mit ſchlechter Abbild. 


Von dieſem Eichhorne (das bisher immer mit dem Se. setosus vom 
Kap identifizirt wurde, von welchem es zuerſt Rüppell unterſchied), beſitzt 
die Sammlung 4 Exemplare. Der Leib iſt langgeſtreckt; die Ohren kurz, 
aber deutlich, hinten etwas ausgerandet; die Krallen, zumal der Hinterfüße, 
ſehr lang, ſtark zuſammengedrückt, und die hintern nur ſehr wenig gebogen, 
ihre Unterſeite faſt gerade. Der Schwanz erreicht nicht ganz die Körper— 
länge, iſt nur an der Wurzel etwas buſchig, dann zweizeilig, flach und am 
Ende zugeſpitzt. Die Behaarung iſt nicht ſonderlich reichlich, ſelbſt nicht am 
Schwanze; am Bauche ſieht die nackte Haut hindurch. Die Haare der 
Oberſeite ſind kurz, werden nach hinten länger, und ſtellen ſtarre rauhe, 
dem Körper dicht anliegende Borſten dar, die an der Wurzel platt ſind, 
von da allmählig in eine feine ſtechende Spitze auslaufen und von einer 
Längsfurche durchzogen ſind. Die Farbe der Oberſeite iſt falb, bald mehr 
ins Gelbliche, bald mehr ins Roſtbräunliche fallend, auf den Beinen und an 
den Geſichtsſeiten iſt ſie blaß ockergelb. Die ganze Unterſeite vom Kinne 
an, die Innenſeite der Beine, die untere Hälfte der Leibesſeiten und der 
Augenring ſind weiß. Auf dem falben Grunde der obern Hälfte der Leibes— 
ſeiten verläuft vom Schulterblatt bis gegen die Hüften ein weißer Längsſtreif. 
Von den einzelnen Haaren der Oberſeite iſt zu bemerken, daß ſie auf ihrer 
Oberſeite meiſtens falb ſind mit lichtgelblichen Spitzen, doch ſind mehrere 
auch ſchwarzbraun mit lichtgelblichem Ring vor der dunklen Spitze; ihre Un: 


J 


214 Sceiurus. | 


terfeite iſt weiß. Die langen Schwanzhaare find im untern Drittel lichtfalb, 
dann folgt ein ſchmaler weißer Ring, hierauf ein breiter dunkel Faftanien- 
brauner mit langer weißer oder gelblicher Spitze, ſo daß der fahlröthliche 
Schwanz auf der Unterſeite von einem ſchwarzen und weißen Saume einge— 
faßt iſt. Die Ohren find innen mit weißlichen, außen mit lichtfalben Härchen be: 
ſetzt; die Schnurren ſchwarz, die Krallen braun. — Die Länge iſt 10“ 
77, des Hinterfußes mit Mittelkralle 2“ 7%, der mittlern Vorderkralle in 
gerader Linie 5, der hintern 6% Der Schwanz iſt an unſern größeren 
Exemplaren nicht vollſtändig, dagegen an einem jüngeren; hier mißt der 
Körper nach der Krümmung 8“ 2%, der Schwanz 7“ 8%. Die Hei: 
math unſerer 4 Exemplare ſind die obern Nilländer; eines rührt von der 
Rüppelb'ſchen Reiſe her; die 3 andern find ein Geſchenk des Dr. Pruner 
in Kairo. In Kordofan, Sennaar und ganz Abyſſinien iſt es ſehr häufig 
und ſoll nach Rüppelb's Angabe, an deren Richtigkeit wohl ohne Grund Ehren— 
berg zweifelt, Erdhöhlen, gleich dem Schillu, graben und darin wohnen. 
Die abyſſiniſchen Exemplare weichen, nach Rüppell, von denen aus Kor⸗ 
dofan durch dunkleres Braun auf der obern Körperhälfte und den Seiten 
des Kopfs ab. Das Thier heißt in den Thaͤlern von Maſſaua Schillu 
und in Kordofan Sabera. 


58. Sc. setosus Forst. Der Aguimp. 


Sc. supra fulvo-ochraceus, subtus albus, taenia laterali albida; pilis setosis 


adpressis; auriculis subnullis; cauda disticha; unguibus longis rectiusculis. 


Sciurus setosus. FoRSTER. — SMuTs manım. cap. p. 33. 
Sciurus Levaillantii. Kuhl's Beitr. ©. 67. 
Sciurus albovittatus. DesmAr. mamm. p. 338. 


Das kapiſche borſtige Eichhorn ift bisher immer mit dem abyffinifchen 
verwechſelt worden, bis Rüppell darauf aufmerkſam machte, daß, während 
dieſes wohl entwickelte äußere Ohren beſitzt, jenes gewiſſermaſſen gar keine 
äußere Ohrmuſchel hat. „Da“, wie Rüppell ſagt, „außer dem angeführten 
Unterſchied der Ohren und anderer Bildung des Craniums ſich beide Arten 
im Uebrigen äußerlich ganz gleich ſind“, ſo iſt eine weitere Beſchreibung 
üͤberflüſſig. Die Heimath iſt das Kap. 


Eichhorn. 215 


59, Sc. pyrrhopus Fr. Cuv. Das rothfüßige Eichhorn. 


Sc. supra viridescens, subtus albus, striga laterali utrinque alba; capite artu- 
busque splendide fulvis; cauda basi dorso concolore, deinde obscure grisea; ungui- 


bus carneis; pilis setosis. 


Sciurus pyrrhopus. Fr. Cov. mamm. IV. livr. 66. 


Der Kopf ift kürzer als bei Sc. erythropus; die Ohren find eben fo 
kurz als bei dieſem und ragen nicht über den Kopf vor. Der Schwanz iſt 
zweizeilig; das Daumenrudiment der Vorderfüße iſt verkümmerter, als bei 
allen andern Arten, ſelbſt der Nagel fehlt. — Alle obern Theile haben eine 
grünliche Färbung, welche durch die ſchwarz und gelb geringelten Haare 
entſteht, und an den Seiten etwas lichter wird. Auf dieſer Grundfarbe 
verläuft von der Schulter zur Hüfte ein weißer Längsſtreif. Die ganze Un- 
terſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt weiß, mit lichtem rothen Anfluge. 
Der Kopf, mit Ausnahme des Unterkiefers, und die Gliedmaſſen bis zu den 
Krallen find lebhaft falb. Der Schwanz iſt oben an der Wurzel von Rücken⸗ 
farbe, im weitern Verlauf dunkelgrau, indem die Haare breit weiß und 
ſchwarz geringelt ſind; unten mengen ſich den grauen Haaren an der Wurzel 
falbe ein. Die Schneidezähne find gelb; die Nägel fleifchfarben. — Die 
Länge iſt nach der Krümmung 9“, des Schwanzes 7“. — Die Hei: 
math iſt Fernando-Po im guineiſchen Golf, von wo ein lebendes Exemplar 
nach Paris kam. 


60. Sc. erythropus Georre. Das langköpfige Eichhorn. 


Sc. supra e fulvescente viridi-bruneus, subtus albus, striga laterali utrinque 


alba; cauda supra cinerea, subtus flava; unguibus nigrescentibus. 


Sciurus erythropus. FR. Cuv. mamm. IV. livr. 62. 


Dieſe Art iſt ſowohl mit Sc. setosus, als ſelbſt mit Sc. ginginianus 
confundirt worden ). Dieß Eichhorn zeichnet ſich aus durch langen Kopf, 


13) Da ich dieſe Art nicht geſehen habe, fo kann ich fie blos auf Fr. Cuvier's Autorität 
hier aufführen. Verwandte Formen zählt Leſſon auf, wovon im Anhange zu dieſer Gattung 
die Rede ſeyn wird. 


216 Sciurus. 


die lange und einförmige Krümmung der Schnautze und beſonders durch die 
ausnehmende Kürze ſeiner Ohren. — Die Farbe aller obern Theile und 
der ganzen Außenſeite der Beine iſt fahl, mehr oder minder ins Grünlich— 
braune fallend; die Rumpfſeiten und die Außenſeite der Schenkel ſind von 
einem reineren Grün, und die Außenſeite der Gliedmaſſen iſt fahl, was in 
der Abbildung ſehr blaß iſt. Alle untern Theile und die Innenſeite der 
Beine ſind weiß. Auf dem grünlichen Grunde der Rumpfſeiten verläuft von 
der Schulter zur Hüfte eine weiße Laͤngsbinde; der Augenring iſt ebenfalls 
weiß. Die Schnautzenkuppe iſt violett; das Ohr ganz nackt und fleiſchfar— 
ben; die Nägel ſchwärzlich. Der Schwanz iſt oben grau, unten fahl. Alle 
Haare der grünen Parthien ſind falb und ſchwarz geringelt; auf dem Rücken 
herrſchen die ſchwarzen, auf den Gliedern die falben Ringe vor. Die langen 
grauen Schwanzhaare ſind ſchwarz und weiß geringelt, ausgenommen in ihrer 
untern Mitte, welche ſchön falb iſt, wodurch dieſe Farbe zu dominiren ſcheint, 
wenn man den Schwanz von unten betrachtet. — Die Größe übertrifft 
etwas die des gemeinen Eichhorns. Als Heimath giebt Fr. Cuvier den 
Senegal und Bornu an. 


61. Sc. praetextus Wacx. Das verbrämte Eichhorn. 


Sc. antecedenti minor, supra e nigro et bruneo-lutescente mixtus, subtus al- 
bus, striga longitudinali utrinque alba; brachiis femoribusque extus pallide subful- 


vido-lavatis; cauda alba, nigro -annulata; unguibus aterrimis, pilis setosis. 


Zu den afrikaniſchen Formen mit rauhen Haaren und einer weißen 
Längsbinde auf der Grundfarbe der Oberſeite gehört auch die vorliegende 
Art, deren Heimath mir unbekannt iſt, die aber der Analogie nach wohl 
Afrika ſeyn wird. Weitere Prüfung mehrerer Exemplare iſt indeß nöthig, 
um ihre hier angenommene Selbſtſtändigkeit als Art außer Zweifel zu ſetzen. 
Die Sammlung beſitzt davon ein ausgeſtopftes Exemplar, nebſt dem Skelete 
deſſelben. An Größe ſteht ſie den vorhergehenden nach; der Kopf iſt groß 
und breit; die Ohren zwar kurz, aber doch über den Scheitel vorragend, 
und nur mit einzeln verſtreuten weißen Härchen beſetzt. Die Haare ſind 
etwas rauh, nicht ſonderlich gedrängt ſtehend, auf dem Unterleib ſehr lang 
und dicht dem Körper angelegt. Der Schwanz iſt lang, zweizeilig und 

ſchmal. 


Eichhorn. 217 


ſchmal. Die Farbe der Oberſeite iſt ſchmutzig bräunlichgelb und ſchwarz 
geſprenkelt, indem die ſchwarzen Haare unterhalb der Spitze einen bräunlich⸗ 
gelben oder roſtgelblichen Ring haben. An den Schenkeln und Armen ſind 
die gelben Ringe ſehr breit und blaß gelbröthlich, was dieſen Theilen einen 
ſehr blaßen roſtröthlichen Anſchein giebt; die Füße ſind licht bräunlichgelb be⸗ 
haart. Auf der Grundfarbe der Oberſeite verläuft eine ziemlich breite weiße 
Längsbinde. Die Unterſeite nebſt der Innenſeite der Beine iſt graulichweiß; 
die weißen Haare haben kurze ſchwarze Wurzeln. Der Schwanz iſt nur an 
der Wurzel von Rückenfarbe, alsdann iſt er mit weißen Haaren beſetzt, die 
2 — 3 mal ſchwarz geringelt find und zwar fo, daß die Spitze immer weiß 
iſt. Der kleine Lückenzahn vor den 4 großen Backenzähnen des Oberkiefers 
iſt vorhanden; die Schneidezähne ſind orange; die Krallen ſehr kurz, ſtark 
gekrümmt und bis zur Spitze ganz ſchwarz. — Die Länge nach der Krüm⸗ 
mung iſt 6“6““, des Schwanzes 510. — Der Wohnort, wie erwähnt, 
iſt mir nicht bekannt 14). 


62. Sc. rutilus Cnkrzscun. Der Schillu. 


Sc. rufo- fuscus, albo-adspersus, subtus albus, cauda rufo-fusca albo - margi- 
nata et obsolete albo - fasciata; auriculis brevissimis, rotundatis; pilis setosis. 


Sciurus rutilus. Cretzſchm. in Rüppell's Atlas. S. 59. tab. 24. 
Sciurus (Xerus) brachyotus. Eunkvn. symb. phys. dec. I. tab. 9. 


Ich lege Ehrenberg's Beſchreibung zu Grunde. Der Schillu gehört 
zu den tropiſchen Formen von Sc. setosus, pyrrhopus u. a. Die Schwanz⸗ 
rübe iſt kürzer als der Körper und zweizeilig behaart. Die Haare ſind bor— 
ſtig, ſtarr, ſchmal riemenförmig, oben mit einer Längsfurche, unten flach. 


14) Zu den kurzohrigen afrikaniſchen Eichhörnchen mit weißem Seitenſtreif gehört auch 
Kuhl's Sc. congicus (Beitr. S. 66), das nicht genau genug charakteriſirt iſt, um es einreihen 
zu können. Die Beſchreibung lautet: „supra ex nigro et virescente flavo varius, taeniis 
longitudinalibus 2 albidis, infra nigricante marginatis. Latere inferiori flavicante albido, 
cauda ex nigricanti et flavicanti varia. Corpore 64 poll., cauda villosa 6 poll. longis. 
Auriculis parvis pilosis; penicillo nullo“. Ein Hauptunterfheidungs- Merkmal dieſes Eid) 
horns, als deſſen Heimath Congo angegeben iſt, würde der ſchwarze Saum der weißen Seiten— 
binde ſeyn. 

Suppl. 3. 28 


218 Seiurus. 


Die Ohren find ſehr kurz, halbkreisförmig, dreimal breiter als hoch, ſpaͤrlich 
behaart, auch die Krallen ſind ſehr kurz. Zitzenpaare giebt es nur 2, die 
in den Weichen ſtehen. — Die Far be der Haare iſt roth, mit weißer, ſehr 
ſelten mit ſchwarzer Spitze; die Schwanzhaare ſind an der Wurzel und Spitze 
weiß, mit 3 breiten rothen Binden, die durch Weiß geſchieden ſind. Oben 
iſt die Färbung des Körpers allenthalben rothbräunlich, ſehr fein weiß ge- 
ſprenkelt; unten und an den Füßen iſt ſie weiß. Der Kopf iſt dunkler als 
der Rücken, der Mund weiß, die Ohrenhaut ſchwärzlich mit weißlichen Haa⸗ 
ren; um Mund und Ohren ein weißlicher Ring; die Schnurren ſchwarz. 
Der Schwanz iſt rothbraun, unregelmäßig weiß geſcheckt, mit einigen obſo— 
leten Querbinden, weißem Rande, aber keinen ſchwarzen Längsbinden. Von 
weißen Binden des Rückens oder der Seiten iſt keine Spur vorhanden. 


oer e ene, , de, Shrpa ß, SRENE SO RER, 0“ 6“ 
Sadeifenge 7 0 Fuüßfſohee Be 2 1 
e e e e e 2 6 größte Kralle, vorn 0 3 
Ohr von der obern Baſies . 0 2 — bite n 0 3 


Die Heimath iſt die abyſſiniſche Küſte, wo Ehrenberg in den 
Gedam⸗ Bergen bei Arkiko und in den Taranta-Bergen bei Eilet dieſe Eid): 
hörnchen entdeckte, welche auf den Felſen herumliefen und in den Gebüſchen 
des Rhamnus Nepeca und der Dobera glabra kletterten. Rüppell 
fand es häufig am öſtlichen Abhange Abyſſiniens und ſagt, daß es Erdhöh— 
len grabe und daß es ſich zwar auch auf niederem Gebüſch und Bäumen 
zeige, aber, ſobald es ſich entdeckt ſehe, in ſeine Schlupfwinkel flüchte, in 
welche es auch ſeine Jungen abſetze. 


Als zweifelhafte Arten ſind noch zu bemerken: 
a) Sc. anomalus (vgl. Schreb. IV. S. 781. und meine Anmerkung zu Sc. russatus). 


b) Se. persieus (Schreb. IV. S. 780), von Gmelin jun. beſchrieben, und ſeitdem 
von keinem Zoologen mehr geſehen, daher höchſt zweifelhaft, um ſo mehr, da Pallas des jün⸗ 
gern Gmelin Glaubwürdigkeit anſtreitet. 

e) Sc. erythraeus PaLL. (Schre b. IV. S. 782) iſt nicht mit Sicherheit zu deuten. 


d) Sc. rufiventer GEOFFR. Des mar. mamm. p. 333); von der Größe des europ. 
Eichhorus, dem es auch ſonſt ähnlich iſt. Farbe röthlichbraun, auf Kopf, Hals, Rücken, Seiten 
und Pfoten ſchwarz geſprenkelt; die Haare dieſer Theile ſind an der Wurzel ſchiefergrau, dann 


Flughörnchen. 219 


hellbraun oder gelblich, und dunkelbraun geendigt. Unterkiefer, Vorderhals, Gurgel, Bauch und 
Innenſeite der vier Beine ziemlich rein roth; Hals wie mit bräunlichen Querlinien markirt. Schnur⸗ 
ren ſchwarz, Ohren röthlich und kurz behaart; Ende der Pfoten dunkelbraun, ohne Beimiſchung 
von Falb. Schwanz buſchig, an der Wurzel braun, an der Spitze falb. — Bachman bemerkt, 
daß das einzige Exemplar des pariſer Muſeums nicht mehr exiſtire. 


e) Sc. ocularis SMITH (zoolog. journ. IV. p. 439) „oben blaulichgrau, unten weißlich; 
Schnautze nebſt einem Fleck über und einem hinter den Augen weiß; Kopf jederſeits von einer 
ſchwarzen Linie, welche das Auge einſchließt, durchzogen. Schwanz buſchig und federförmig, oben 
graulich, unten ſchwärzlich. Länge von Naſe bis zur Schwanzwurzel 4“, des Schwanzes 31”. 
Das einzige Exemplar dieſer Art wurde in einem hohlen Baume in der Plettenberg's Bai gefun⸗ 
den.“ So lautet Smit h's ganze Beſchreibung. 


f — h) Aus borſtigen Eichhörnchen vom Senegal (Untergattung Spermosciurus, Xerus) 
will Leſſon 3 Arten errichten, zu deren Erkennung ſeine Notizen zu unvollſtändig ſind. „Die 
Iſte“, ſagt er, „welche wir Sc. marabutus nennen, hat 11 — 14“ Länge und der Schwanz iſt 
7 — 10“ lang. Die Ohren find nackt und am Außenrande leicht ausgeſchnitten. Der Kopf iſt 
merkwürdig verlängert. Der Pelz iſt oben bräunlich fahl, lebhaft roth geſprenkelt; Augenkreis, 
Wangen, Kehle, Bruſt und Bauch find weiß. Die Leibesſeiten find dagegen ſchmutzig weiß, und 
eine von den Armen zu den Lenden verlaufende Längsbinde hat einen ſchneeweißen Ton. Die 
Schwanzhaare find dick, ſehr häufig lang, lebhaft roth bis zur Hälfte, dann weiß, hierauf ſchwarz 
und zuletzt weiß. — Die 2te Art heißt Sc. simplex, 10“ lang, der Schwanz nur 87 Farbe oben 
grau, falb und braun geſprenkelt, unten weißlich. Der Schwanz iſt fahlgrau und wie braun ge— 
ringelt. — Die z3te Art iſt Se. prestigiator, von geringer Größe, wie unſer Eichhorn, mit bräun- 
lichrothem, ſchwarz geſprenkeltem Pelze. Eine weiße Längsbinde geht von der Schulter bis zu den 
Lenden. Augenkreis, Vorderhals und Innenſeite der Gliedmaſſen find weiß. Der Schwanz ift 
mittelmäßig, verdünnt und ſpitz, vollkommen rund, und mit ziemlich kurzen weißlichen Haaren 
garnirt. Alle Haare ſind dürr, rauh und brüchig.“ 


III. PTEROMYS. Das Flughörnchen. 


Patagium pilosum inter artus anteriores posterioresque ex- 
pansum. 


Von allen andern Nagern find die Flughörnchen dadurch unterfchieden, 
daß ſich die Leibeshaut zwiſchen den vordern und hintern Gliedmaſſen aus⸗ 
breitet, und deshalb eine Art von Fallſchirm bildet, vermittelſt welcher dieſe 
Thiere gleich dem fliegenden Maki und den Flugbeutlern von einem höheren 

28 * 


220 Pteromys. 


Orte auf einen tieferen ſich leicht und ſicher herablaſſen können. Dieſe Flug: 
haut iſt auf der Oberſeite immer dicht behaart, auf der untern nur ſpärlich; 
von der Handwurzel geht ein kleiner ſpornartiger Knochen ab, der innerlich 
zur Unterſtützung des vordern Endes der Flughaut dient. Im Uebrigen kom— 
men ſie mit den Eichhörnchen überein, haben gleich dieſen keine Backentaſchen 
und einen großen Blinddarm. Backenzähne find immer $ vorhanden, wovon 
der vorderſte des Oberkiefers ſehr klein iſt. Nach der Beſchaffenheit der 
Backenzaͤhne und der Schwanzform bilden fie 2 Untergattungen, auf welche 
Fr. Cuvier zuerſt aufmerkſam machte. 


a) Pteromys. Taguan. 


Cauda rotundata, dentes molares complicati. 


Zu dieſer Untergattung gehören die größeften Arten, die ſämmtlich kei— 
nen flachen zweizeiligen, ſondern einen zugerundeten Schwanz haben. Außer: 
dem unterſcheiden ſie ſich noch von der andern Abtheilung durch die compli— 
zirte ſchmelzfaltige Beſchaffenheit ihrer Backenzähne, wie ſie bei allen andern 
Gattungen dieſer Familie nicht wieder gefunden wird 15). Am knöchernen 
Schaͤdel ſind die hintern Augenhöhlenfortſätze viel größer als bei der folgen— 
den Untergattung, ſelbſt länger und vorſpringender als bei den Eichhörnchen; 
überdieß iſt das Stirnbein in der Augenhöhlengegend ausgehöhlt. Die Tas 
guans bewohnen blos Südaſien mit ſeinen Inſeln. 


15) Das Gebiß von Pt. Petaurista hat Fr. Cuvier (Dents des mamm. p. 163. tab. 57) 
erläutert, Hiermit kommt ganz das von Pt. nitidus überein, von dem das hieſige Muſeum einen 
Schädel beſit. Im Oberkiefer iſt der Iſte Backenzahn ein kleines eylindriſches, einfaches Stümpf— 
chen, das weit eingerückt iſt. Die folgenden 4 Backenzähne find verhältnißmäßig groß (der letzte 
der Meinfte unter ihnen), breiter als lang, an der innern Seite ſchmäler als auf der äußern und 
auf jener abgerundet. Von der äußern Seite her verlaufen zwei etwas gewundene ſeichte Ein— 
ſchnitte auf der Kaufläche bis über die Mitte derſelben hinein, und dieſe Einfchnitte werden eben— 
falls vom Schmelz mit faltigen Einbiegungen eingefaßt; außerdem ſieht man auf den Lappen (gewöhn⸗ 
ich auf dem hintern) einen kleinen iſolirten Schmelzring. Im Unterkiefer find die 8 erſten Backen— 
zähne faſt fo lang als breit, uur der letzte etwas länger; dabei find fie etwas ſchief geſtellt und 
an den Kanten abgerundet. Von der Außenfeite bildet der Schmelz zwei bis drei faltige Einbuch⸗ 
tungen auf der Kaufläche, von der Innenſeite her nur eine; außerdem ſieht man in der Maſſe 
eines jeden dieſer Zähne mehrere Ringe oder Schlingen von Schmelz. 


Flughörnchen. 221 


1. Pt. Petaurista Part. Der Taguan Tab. CO XXIV. B. 


Pt. fuscus albido-adspersus, subtus albido- cauus, femoribus ruſis, pedibus 
nigro -fuscis, cauda nigrescente. 

Sciurus Petaurista. Paur, miscell. p. 54. tab. 6; glir. p. 353. — Schreb. IV. 
S. 819. tab. 224. B (fig. Buff.) — Dusmar. mamm. p. 345. — Cuv. regn. 
anim.I. p. 194. — Is. GeoFFR. dict. class. XIV. p. 131. — Mürter verhandl. I. 
p- 36. 

Taguan. Burr. suppl. III. p.150. tab. 2 1. a. b; VII. tab. 67. 


Schreber hatte zwar ſchon vermuthet, daß dieſes und das folgende 
Flughörnchen zu beſondern Arten gehören könnten, gleichwohl ließ er ſie noch 
vereinigt. In der engern Begrenzung, wie ich hier mit Geoffroy und 
Desmareſt die als Pt. Petaurista bezeichnete Art nehme, gehören von 
Schreber's Beſchreibung blos die männlichen Thiere hieher, die er nach 
Pallas und Vosmaer, fo wie das Individuum unbekannten Geſchlechts, 
das er nach Buffon charakteriſirt und nach deſſen Abbildung auf Tab. 224 B. 
abgebildet hat. — Nach Müller's Angaben kommt dieſe Art nicht auf den 
ſundaiſchen Inſeln vor, ſondern ſcheint ihre Heimath mehr auf dem feſten 
Lande zu haben, woher er ſie von Malabar, Malakka und Siam anführt. 


2. Pt. nitidus Georrr. Das rothe Flughörnchen. Tab. CC XXIV. A. u. C. 


Pt. saturate castaneo-rufus, subtus dilute ferrugineo- fulvus, pedibus caudae- 


que apice nigris, auriculis rufis. 


Pteromys nitidus. Desmar. mamm. p. 342. — Mürrer verhandl. I. p. 35. — 
Gray illustr. of Ind, zool. II. tab. 17. — Is. GeorrFr. dist. class. XIV. p. 131. 


Cuvier ſieht den Pt. nitidus für das Männchen von Petaurista an, 
worin er ſich jedoch irrt, da Pallas bereits zwei Individuen dieſer Art 
weiblichen Geſchlechts beſchrieben hatte. Hieher gehört auch das von Pen— 
nant in ſeiner history p. 417 beſchriebene und auf tab. 44 abgebildete Ex⸗ 
emplar, das Schreber auf tab. 224 A. kopirt hat. — 

Die Farbe der Oberſeite iſt, wie dieß unſere 3 Exemplare zeigen, ein 
glänzendes dunkles Kaſtanienroth mit Schwarz gemiſcht; die Unterſeite iſt 
angenehm licht roſt- oder orangeroth. Die Ohren find auf der Rückſeite 


222 Pteromys. 


ebenfalls dunkel roſtroth und im untern Theil mit langen Haaren befekt. 
Der Schwanz iſt dunkel rothbraun oder auch ſchön goldroth mit Schwarz 
gemiſcht, was beſonders an der Wurzel und Schwanzſpitze ſich ausbreitet. 
Füße und Schnurren ſind glänzend ſchwarz; die Krallen braun mit lichten 
Spitzen. — Die Länge unſerer Exemplare iſt 1/6, des Schwanzes 1/8; 
die größte Flugweite 119%. — Die Heimath iſt nach Müller Java, 
Sumatra und Borneo. 


3. Pt. Leachii Grar. Das grauſprenkelige Flughörnchen. 
Pt. griseo nigroque adspersus, subtus albus. 


Pteromys Leachii. Grar in Loud. mag. 1837. p. 584. 


Iſt mir nur aus Grap's kurzer Charakteriſtik bekannt. „Grau und 
ſchwaͤrzlich geſprenkelt; unten weiß. Pelz ſehr weich. Rückenhaare bleifarbig, 
mit grauer Binde vor der ſchwarzen Spitze; Unterleib mit rein weißen Spitzen. 
Ohren, Enden und Seiten der Naſe, Augenkreis und Oberſeite der Füße 
ſchwärzlich; Schnurren ſchwarz. Schwanz lang, rund, grau, obere Hälfte 
ſchwärzlich. Sohlen der Hinterfüße zu 3 kahl. Länge 12“, Schwanz 11, 
Bewohnt Indien. Wie Sc. Volucella nach Farbe und Weichheit des Pel⸗ 
zes, hat aber einen langen runden Schwanz“ 16). 


16) Außerdem unterſcheidet Gray noch 2 Arten dieſer Unterabtheilung (Loud. mag. 1837. 
p. 984) : . 

a) Pt. melanotus; „Pelz weich, hell rothbraun (red bay). Füße, Naſenſpitze, hintere 
Hälfte der Außenſeite der Ohren und Schwanzende ſchwärzlichbraun. Wangen und unten blaß. 
Bewohnt Nepal. Völlig verſchieden von Pt. nitidus (den Cuvier irrig für das Weibchen von 
Pt. Petaurista auſieht), welcher iſt dunkel rothbraun, an den Füßen, der Baſis der Schnurren 
und dem Schwanzende ſchwärzlich; Ohren dunkel rothbraun; Wangen und untere Theile blaß 
röthlich.“ Ich bemerke übrigens, daß Cuvier den Pt. nitidus nicht für das Weibchen, ſondern 
fuͤr das Mäunchen von Petaurista angeſehen hat. 

b) Pt. albiventer (Gnax illustr. of Ind. zool. II. tab. 18); „Pelz weich. Röthlich⸗ 
braun, geſprenkelt. Haare lang, weiß geſpritzelt (white -tipped). Seiten und Glieder dunkler. 
Binde über die Naſe, Schnurren, Augenkreis und Füße ſchwarz. Wangen grau; Unterhals weiß; 
Unterleib röthlichweiß. Bewohnt Nepal“. — Die Länge dieſer und der vorigen Art anzugeben, 
nicht einmal dazu hat Gray Zeit gehabt. 

Temminck (monograph. I. p. XXVII.) erwähnt einer ſehr großen japaniſchen Art unter 


Flughörnchen. 223 


4. Pt. elegans Mürl. Das marmorirte Flughörnchen. 
Pt. supra nigro - griseoque marmoratus, subtus e lutescente rufus, cauda tereti 
fuliginoso - nigra. 
Pteromys elegans. Mütter verband. over de natuurl. gesch. der Nederl. overz. 
bezitt. I. p.35 u. 56. 


Unter dem Namen Bieluk oder Boluk, ſagt Müller, verwechſeln die 
Javaner 2 Flughörnchen, den Pt. elegans und nitidus. Der letzte iſt an⸗ 
ſehnlich größer als der erſte, welcher ſich außerdem durch ſeinen ſchwarz und 
grau marmorirten Rücken von allen andern Arten unterſcheidet. Der Kopf 
iſt braunroth, an der Stirne und den Wangen zuweilen weißlich, wenn näm⸗ 
lich die lichtern Haarwurzeln zum Vorſchein kommen. Das Hinterhaupt, der 
Nacken und der ganze Rücken bis zum Steiß ſind von theils ſchwarzen, theils 
lichtgrauen Haaren beſetzt; die erſtere Farbe iſt die herrſchende, doch ſind 
die ſchwarzen Haare an ihrer Wurzel wie die Wollhaare grau. An einigen 
Stellen bilden die grauen Haare flockige Flecken, die gegen die ſchwarze 
Grundfarbe ſtark abſtechen. Auf dem Steiße, den Gliedmaſſen und der Ober⸗ 
ſeite der Flughaut find die Haare ſchön rothbraun. Der ziemlich dicke rund: 
liche Schwanz iſt einförmig rußſchwarz; bei einigen jungen Individuen iſt 
deſſen Farbe gewöhnlich mehr ſchwärzlichbraun, bei ſehr alten aber geht ſie 
öfters ins ſehr dunkel Schwarze über. Die ganze Unterſeite iſt lichtgelblich⸗ 
roth. Die Ohren ſind kurz und dünn behaart; die Mundſpitze iſt weiß, die 
Schnurren und Augenkreiſe ſchwarz, die Augen braun. Der Körper eines 
erwachſenen Männchens iſt 12” (0,324), der Schwanz 15° (0,406) lang. — Die 
Heimath ſind bergige Gegenden auf Java, wo es während des Tags, 
wie die andern Arten, in hohlen Bäumen ſchläft. 


b) Seiuropterus. Flatterhörnchen. 
Cauda plana disticha, dentes simplices Sciurorum. 


Der Schwanz iſt flach zweizeilig, und die Zähne kommen mit denen 
der Eichhörnchen überein. Die Stirnbeine ſind in der Augenhöhlengegend 


dem Namen Pt. leucogenys, die wohl zur erſten Abtheilung gehören wird. Eine zweite viel 
kleinere Art, die er Pt. momoga benennt (V. d. Hokv. tijdschr. V. p. 286), könnte der an⸗ 
dern ſich anſchließen. 


224 Pteromys. 


nur ſchwach eingezogen und ſchmäler als bei den Backenhörnchen, deren Schä— 
delform ſich die von dieſer Unterabtheilung am meiſten annähert. 


5. Pt. Turnbullii Grav. Das ſchwärzliche Flughörnchen. 


Pt. nigrescens, subtus albus; cauda angusta, acuminata, nigro-fusca, subtus 


multo pallidiore ; pedibus posterioribus margine exteriore parce fimbriatis; vellere brevi. 


Sciuroptera Turnbullii. Gray in Loud. mag. 1837. p. 584. 


Diefe und die folgende Art beruht blos auf den mangelhaften Angaben 
von Gray, und beide find daher einer weitern Prüfung und Beſtätigung 
bedürftig. „Pelz kurz, weich, ſchwärzlich; Haare mit einer weißlichen Binde 
vor der Spitze. Wangen, Kinn und Unterſeite weiß; Augenring und Schnur: 
ren ſchwarz. Schwanz ſchmal, ſich zuſpitzend, ſchwarzbraun, unten merklich 
blaſſer. Füße klein; vorderer Daumen rudimentär; hintere Füße am Außen⸗ 
rande ſpärlich gewimpert. Sohlen ſchmal, ohne Höcker in der Mitte der 
Außenſeite, aber mit einem Höcker vorn und mit zwei ungleichen am hintern 
Theil der Innenſeite. Länge 113“, Schwanz 8“. Bewohnt Indien.“ 


6. Pt. fimbriatus Gray. Das gewimperte Flughörnchen. 


Pt. griseus, nigro-adspersus, subtus albus; cauda lata, acuminata, fulva, apice 
nigra; pedum posteriorum margine exteriore penicillato; vellere longo. 


Sciuroptera fimbriata. Gar in Loud. mag. 1837. p. 584. 


„Pelz lang, weich, grau, ſchwarz geſprenkelt; Haare oben bleifarben, 
verflacht, blaßbraun, mit ſchwarzer Spitze. Geſicht weißlich; Augenkreis 
ſchwarz; Schnurren ſehr lang und ſchwarz; Kinn und Unterſeite weiß. Schwanz 
breit, ſich zuſpitzend, falb, mit ſchwarzen Haarſpitzen an der Baſis und 
ſchwarzem Ende. Die Füße breit, der Daumen rudimentär. Der Hinterfuß 
am Außenrande mit einem breiten Haarbüſchel; ſeine Sohle mit einem klei— 
nen länglichen Höcker in der Mitte der Außenſeite, einem Höcker vorn und 
2 ungleichen am Hintertheil der Innenſeite. Länge 12“, Schwanz 11, 
hintere Sohle 2“. Bewohnt Indien“. 


7. Pt. genibarbis Honsr. Der Kechubu. 


Pt. canus, subtus albus, dorso medio fulvescente, cauda plana disticha; vibris- 


sis genarum numerosis, radiatis, adpressis. 
Ptero- 


Flughörnchen. 225 


Pteromys genibarbis. Horsr. zool. research. n. IV. mit Fig. — Temm. 
monogr. II. p. XXVII. 


Temmincks Behauptung, daß Pt. genibarbis und lepidus einerlei 
Art wären, ſcheint unbegründet, indem jener nicht blos durch Größe und Fär⸗ 
bung, ſondern auch durch das Vorkommen von langen Wangenborſten ſich 
unterſcheidet. Da mir dieſe Art nicht zu Geſicht gekommen iſt, ſo kann ich 
blos Horsfield's Beſchreibung mittheilen. Der Pt. genibarbis hat die 
Größe unſeres Eichhorns. Der Kopf iſt kurz und mit 3 Reihen Borſten be: 
ſetzt. Die Borſten der erſten Reihe ſind länger als der Kopf und ſitzen auf 
der Oberlippe; die der zweiten gehören den Wangen an, ſind ſtrahlenförmig 
geordnet, anliegend und in der Mitte am längſten (1); die zte Reihe ent⸗ 
ſpringt vor der Wurzel der hintern Portion des Ohrlappens. Die Flughaut 
iſt gefranzt und ſcheint einen etwas vorſpringenden Winkel zu bilden, ſetzt 
ſich aber nicht zwiſchen den Armen und dem Kopfe fort. Der Schwanz iſt 
flach, zweizeilig, am Ende abgeſtutzt und mißt 3 des Körpers. Der Pelz 
iſt dicht und weich. Die Farbe iſt im Allgemeinen oben grau, unten weiß. 
Der Kopf iſt blos grau; am Nacken, Rücken und Schwanze hat dieſe Farbe 
einen bräunlichen, zum Falben neigenden Anflug. Die vordere und mittlere 
Portion der Flughaut iſt rußbraun mit graulichen Haaren, theils einzeln, 
theils in Büſcheln beſetzt. Die Füße ſind graulich behaart; an den Kopf— 
ſeiten, zwiſchen den Ohren und dem Halsende ſtehen die Haare in kleinen 
Büſcheln, abwechſelnd von dunklerer und lichterer Farbe. 


e 8” 9 Vorderglieder, von der Schulter bis 
(Sc i 5 0 zur Krallenſpitzzte 3“ 0" 
Sporen der Flug haut 1 4 Hintergltedern e g esd 


Die Heimath iſt Java. 


8. Pt. aurantiacus Waen. Das falbrückige Flatterhörnchen. 


Pt. supra aurantio- fulvus, subtus albidus, sparsim ochraceo -lavatus; patagio 


prope carpum in angulum acuminatum excurrente; cauda plana disticha, castanea. 


Es wundert mich, daß dieſe durch ihre Faͤrbung höchſt ausgezeichnete 
Art, von der ich aus der Würzburger Sammlung ein Exemplar zur Anſicht 
erhalten habe, von den holländiſchen Naturforſchern, die auf den ſundaiſchen 


Suppl. 3. 29 


226 Pteromys. 


Inſeln für das Muſeum in Leyden ſammelten, nicht aufgefunden worden ift. 
In der Form des Kopfes, der Ohren, der Flughaut und des Schwanzes 
kommt ſie ganz mit Horsfield's Pt. lepidus überein, iſt aber größer. 
Die Bartborſten ſind wie bei letzterem, an den Wangen oder vor den Ohren 
ſind aber gar keine vorhanden, was auch gleich von Pt. genibarbis unter⸗ 
ſcheidet. Die Farbe der Oberſeite des Kopfes, Halſes und Rumpfes iſt 
ein lebhaftes Orangeroth, das hie und da etwas ſchwarz geſcheckt iſt, indem 
die untere Hälfte der Haare ſchieferfarben iſt, was gegen die Mitte ins 
Schwarze übergeht. Auf den Armen, Schenkeln und der dem Leibe zunächſt 
liegenden Haͤlfte der Flughaut fallen die Haarſpitzen mehr ins licht Fahlgelbe; 
die äußere Hälfte der Flughaut iſt mit einfarbig dunkelbraunen Haaren be- 
ſetzt. Die ganze Unterſeite iſt weiß, an den Wangen, Seiten und beiderſeits 
neben den Schenkeln mit ockerfarbigem Anflug. Die aͤußere Hälfte der Flug⸗ 
haut iſt auch auf der untern Seite braun; ihr Rand weiß, in aͤhnlichem Ver⸗ 
hältniß wie bei Pt. lepidus. Der Schwanz iſt roſtig-kaſtanienbraun; an 
der Wurzel zu beiden Seiten orangegelb eingefaßt. Die Farbe der Ohren, 
Zehen, Sohlen und Krallen wie bei Pt. lepidus. 


bern Sines. <. sg eee ER A ROLE 0“ 5 
Schwanz Tr 3% 4 3 Flugwete d Wan. 51418 


Die Heimath iſt die Inſel Banka. 


9. Pt. lepidus Honsr. Das Pfeil⸗Flughörnchen. Tab. CC XXIV. PD. 


Pt. supra nigello-fuscus, cano - aut flavido-lavatus, subtus albus, patagio 
prope carpum in angulum acuminatum excurrente; cauda plana disticha. 


Pteromys lepidus. Horsr, zool. research. n. 5. mit Fig. 
Pteromys Sagitta. Desmar. mamm. p. 342. — Cuv. regn. anim. I. p. 194. — 
Schreb. tab. 224 D. — Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 132. 


Unter den kleineren Arten von Flughörnchen, welche auf den Inſeln des 
indiſchen Archipels vorkommen, herrſcht in der ſyſtematiſchen Beſtimmung noch 
große Verwirrung. Cuvier und Desmareſt haben einer ſolchen den 


17) Der Schwanz iſt am Ende etwas verſtoßen. 


Flughörnchen. 227 


Namen Pt. Sagitta beigelegt, damit aber freilich eine ganz andere Art als 
Linnés Sciurus Sagitta bezeichnet, daher ihr Name auch nicht beizube⸗ 
halten iſt. Dagegen kommt der Pt. Sagitta der franzöſiſchen Zoologen, nach 
den Notizen, die fie von ihm geben, mit Horsfield's Pt. lepidus fo ſehr 
überein, daß eine weſentliche Verſchiedenheit mir nicht klar geworden iſt. 
Wenigſtens habe ich ein ausgeſtopftes Exemplar vor mir, auf das ſowohl die 
Beſchreibungen von Pt. Sagitta als lepidus paſſen, ſo daß ich wohl glau⸗ 
ben möchte, daß ſie ſämmtlich einer Art angehören. Zur Vergleichung gebe 
ich die Beſchreibung von dem mir vorliegenden Exemplare. Die Ohren ſind 
klein, an der Spitze abgerundet, höchſt fein und daher wenig merklich behaart. 
Die Bartborſten lang und ſtark; auf den Wangen nur 2, überdieß weit kür⸗ 
zere und ſchwächere Borſten. Die Flughaut beginnt erſt auf der Hinterſeite 
der Arme und dehnt ſich keineswegs über ſelbige gegen den Kopf aus, wie 
es Linne von Se. Sagitta behauptet. Gleich hinter der Handwurzel geht 
die Flughaut ab und ſpringt in einen merklichen und ſpitzen Winkel vor, der 
aber durch die lange und dichte Haarbeſetzung des Randes auf der Außen⸗ 
ſeite abgeſtumpft erſcheint. Der Schwanz iſt platt, vollkommen zweizeilig mit 
abgerundetem Ende. Die Haare der Oberſeite ſind in ihrer untern Hälfte 
ſchieferſchwärzlich, dann oberhalb derſelben dunkelbraun mit licht gelbbräunlichen 
Spitzen, die an den Seiten und zum Theil auf der Flughaut und den Glied- 
maſſen ins Graulichweiße fallen. Die Haare gegen den Rand der Flughaut, 
ſo wie die Wimperbeſetzung deſſelben, iſt einförmig dunkelbraun. Die ganze 
Unterſeite iſt weiß, was auch als Rand an den Armen, Hinterbeinen und 
der vordern Seite des Mantel-Vorſprungs ſichtlich wird. Die Flughaut iſt 
auf der untern Seite weiß geſäumt, bis gegen den Vorſprung hin, deſſen 
Haare blos einen blaulichgrauen Schimmer zeigen. Die vordern Zehen ſind 
braun, die hintern weiß behaart; die Krallen licht hornfarben, die Sohlen 
gelblich. Der Schwanz iſt auf beiden Seiten roſtig kaſtanienbraun, was an 
der Unterſeite auf eine etwas größere, an der obern auf eine ganz ſchmale 
Strecke ins ſchmutzig Weißliche übergeht. Die Ohren ſind braun behaart; 
die Bartborſten ſchwarz mit braunen Spitzen. 

r 1 rf c 0“ 4 
Schtaßßß 8 3 7 Flugwei f, . 4 6 

Die Heimath ſind die Waldungen von Java. 


228 Pteromys. 


10. Pt. Horsfieldii Wargnn. Das buſchige Flughörnchen. 


Pt. Sagitta major, fuscus, pilis apice flavescentibus intermixtus, subtus e 


flavescente albus; cauda subtus ferruginea. 


Pteromys (Sciuropterus) Horsfieldii. WATERE., proceed. V. p. 87; ann. 
of nat. hist. I. p. 225. 


„Dieſe Art iſt größer als Pt. Sagitta, von dem fie durch die verhält 
nißmäßig größeren Ohren differirt; der Schwanz iſt buſchiger und unten ein⸗ 
förmig licht roſtfarben; der Rand der Seitenhaut iſt röthlichgelb, wie auch 
die Geſichtsſeite unter dem Auge. Die Oberſeite iſt dunkelbraun, jedes Haar 
mit grauer Wurzel; die reichlich eingemengten längern Haare ſind an der 
Spitze hellbraun oder röthlichgelb, wodurch die Farbe im Allgemeinen roth— 
braun erſcheint. Die Haare der Unterſeite ſind gelb oder gelblichweiß, ohne 
Grau an der Wurzel.“ — Die Länge bis zur Schwanzwurzel iſt 944, des 
Ohrs 73%, des Hinterfußes 15, Ungewiß iſt es, ob das Exemplar von 
Java oder Sumatra herrührte. — Dieſe Art könnte am erſten der ächte 
Linneiſche Se. sagitta ſeyn; indeß iſt Waterhouſe's Beſchreibung zu 
lückenhaft, um hierüber entſcheiden zu können. 


11. Pt. vulgaris Waex. Das gemeine Flughörnchen. Tab. CC XXIII. 
Pt. supra canus, infra albus, cauda dimidio corpore parum longiore. 


Sciurus volans. Linn. XII. I. p. 88. — Parr. glir. p. 355; zoograph.I. p. 190.— 
Schreb. IV. ©. 813. tab. 223. — Blumenb. Abbild. tab. 71. 

Sciuropterus sibiricus. Is. GEoFFR. dict. class. XIV. p. 132. 

Pteromys sibiricus. Desmar. mamm. p. 342. 

Polatouche. Burr. X. p. 95. 


Von Schreber genau beſchrieben, daher keiner weiteren Erläuterung 
bedürftig. 


12. Pt. sabrinus Snaw. Das Severn⸗Flughörnchen. 


Pt. vulgari major, supra ex flavescente bruneus, lateribus nigello - varius, 
subtus albidus; cauda trunco breviore, flavescente, pilis nigris intermixta; patagio 


prope carpum in lobulum rotundatum excurrente. 


Flughörnchen. 229 


Sciurus sabrinus. Snaw zool. II. 1. p. 157. 

Pteromys sabrinus. RIchaRDs. zool. journ. III. p. 319; faun. I. p. 193. 
Sciurus hudsonius. LIXV. Guer. XIII. 1. p. 153. 

Das hudſoniſche fliegende Eichhorn. Schreb. IV. S. 812. 


Von dieſer Art, die Schreber nur unvollſtändig kannte, haben wir 
ſeitdem eine ausführliche Beſchreibung von Richardſon erhalten, nach wel— 
cher und nach einem großen Exemplar der hieſigen Sammlung nachſtehende 
Darſtellung entworfen iſt. Die Größe iſt die unſers Eichhörnchens. Der 
Kopf iſt rund und ſtumpf; die Ohren beiderſeits behaart; die Füße klein, 
die Zehen oben behaart, die Sohlen der Hinterfüße oben und unten, zumal 
am Außenrande, dicht mit Haaren beſetzt. Der Pelz iſt lang, dicht und weich. 
Die Flughaut bildet gegen die Hand hin einen rundlichen Vorſprung, der 
an unſerem Exemplare nicht ſo unſcheinlich iſt, als es Richardſon angiebt; 
ſie dehnt ſich über dem Arm bis gegen die Halsſeiten aus. Der Schwanz 
erreicht nicht die Länge des Rumpfes, iſt ziemlich flach, oben etwas gewölbt, 
unten aber ganz flach oder ſelbſt etwas ausgehöhlt, und ſpitzt ſich am Ende 
zu. Das flache Anſehen, das übrigens im geringeren Maaße als bei Pt. 
Volucella vorhanden iſt, erlangt er ſowohl durch die ſeitliche Richtung der 
Haare, als auch durch deren Verlängerung an den Seiten. — Die Farbe 
unſeres Exemplares iſt auf der ganzen Oberſeite licht fahlbräunlich, an den 
Seiten der Flughaut mit ſchwarzer Marmorirung. Die Haare ſind nämlich 
auf der Oberſeite über die Hälfte von der Wurzel an dunkel ſchiefer- oder 
braunſchwarz mit langen gelbbräunlichen Spitzen; liegen dieſe, wie auf dem 
Rücken, dicht an, ſo ſieht man blos letztere Farbe, am Rande der Flughaut 
werden aber die Wurzelhaͤlften der Haare ſichtlich und daher kommt die 
ſchwarze Marmorirung. Die Unterſeite iſt weiß, hie und da mit gelblichem 
Anfluge; die Haare ſind in der untern Haͤlfte ſchieferſchwarz, in der obern 
weiß. Der Schwanz iſt trüb ockergelblich mit vielen ſchwarzen Haarſpitzen, 
unten iſt das Gelb etwas lichter. Seine Haare ſind auf der Oberſeite an 
der Wurzel ſchieferſchwarz, dann weißlich, dann ockergelb, theils bis zur 
Spitze, theils iſt dieſe ſchwarz; auf der Unterſeite iſt die ſchwarze Farbe an 
der Wurzel faſt ganz verſchwunden. 


230 Pteromys. 


l ua EN AE 
Körper re Vorderfuß mit Mittelkralle . 0“ 9, 0,“ 9,“ 
Schwanz (Wirbel) . 4 0 4 2 Hinterfuß = a AD Aa Th 
mit Haaren 5 0 5 4 Breite zwiſchen den äußern 
Rändern der Flughaut. . 4 0 4 6 


Der Pt. sabrinus dehnt ſeine Heimath nördlich nicht weiter als bis 
zum 520 Br. aus. Forſter ſah ihn zuerſt am Severn-Fluß, der in die 
Jame's Bay fällt; Richardſon erhielt Exemplare vom Huron-See und 
der Mooſe-Faktorei an der Jame's Bay; der Fundort des hieſigen Exem—⸗ 
plares iſt nicht bekannt. 


13. Pt. alpinus Ricn. Das Alpen ⸗Flughörnchen. 


Pt. vulgari major, supra luteo-fuscus, subtus cano-albidus; cauda plana, 
fuliginosa, trunco fere longiore; patagio marginibus reetis. 


Pteromys alpinus. RicuArs. zool. journ. III. p. 519; faun. I. p. 195. tab. 18. 


Richardſon fieht den Pt. alpinus nur als Varietät von Pt. sabri- 
nus an; er ſcheint mir jedoch eher eine eigenthümliche Art zu ſeyn. In der 
Faͤrbung, wie Richardſon ſagt, nähert er ſich mehr dem Pt. volans als 
dem Pt. sabrinus; in der Form aber hat er mehr Aehnlichkeit mit dem letz⸗ 
teren, der rundliche Vorſprung der Flughaut fehlt ganz. Kopf und Glied⸗ 
maſſen ſind größer als bei Pt. sabrinus, und der Schwanz iſt länger, fla⸗ 
cher und mehr elliptiſch. Die Oberſeite hat eine gelblichbraune Farbe, ohne 
Neigung zu einem röthlichen Tone, wie bei Pt. sabrinus. Die Unterſeite 
iſt graulichweiß, ohne bräunlichfalbe (buff) Färbung. Um den Mund und 
an den Naſenſeiten iſt die Farbe dunkel rauchgrau. Der Schwanz iſt oben 
ee. unten etwas blaffer. 


Körper N . 8“ 0“ J Dorderfuß mit Mittelfrale . . . 0“ 10% 

Kopf DO ECHE ee 2 Hinterfuß = = e 1 6 

Schwan 3 Breite zwiſchen den äußern Rän⸗ 
RUE ns ae ee dern der Flughaunt . 4 9 


Die N find die Nadelwälder an den Felsgebirgen. 


18) N. I. iſt Richardſon's Meſſung, II. die meinige. Die Breite der Flughaut habe ich 
oben vor der Mitte genommen; zwiſchen den beiden vorſpringenden Lappen beträgt fie 64. 


Flughörnchen. 231 


14. Pt. Volucella Linn. Der Aſſapanik. Tab. CC XXII. u. CC XXII B. 


Pt. vulgari minor, griseo-flavescens, bruneo- aut subrutilo-lavatus, subtus 


albus; cauda plana longitudine trunci. 


Sciurus Volucella. Pal. glir. p. 353. — Schre b. IV. S. 808. tab. 222. 

Sciurus a&@robates. Schreb. tab. 222 B. 

Sciuropterus volucella. Is. Georrr. dict. class. XIV. p. 132. 

Pteromys Volucella. Desumar. mamm. p. 343. — Cuv. regn. anim. I. p. 194. — 
BENNETT, gard. and menag. I. p.185. — YARRELL, proceed. I. (1830 — 31.) 
p. 38. (Anatomiſches). — Loun. mag. IX. p. 569. 

Assapan. Fr, Cov. mamm. livr. 8. 

Polatouche. Dauk RENT. bei Buff. X. p. 102. tab. 21 — 24 (Thier und Skelet). 


Die Beſchreibung iſt bei Schreber a. a. O. nachzuſehen. 


IV. TAMIAS. Das Backenhörnchen. 


Habitus et dentes Sciurorum, sacculi buccales ampli; digitus 
quartus maniculorum ceteris longior. 


Von den eigentlichen Eichhörnchen unterfcheiden ſich die Backenhörnchen 
durch das Vorkommen von Backentaſchen, die jenen ganz abgehen. Im Ge— 
biß kommen fie mit den Eichhörnchen und den zur Unterabtheilung Seiu- 
ropterus gehörigen Flughörnchen überein. Mit letzteren hat auch der Schä- 
delbau die meiſte Aehnlichkeit, doch iſt der Schnautzentheil geſtreckter und 
ſchmächtiger, die Naſenbeine namentlich find viel enger und erweitern ſich vor- 
waͤrts viel weniger. Die Backenhörnchen graben ſich Höhlen in die Erde, 
befteigen nur im Nothfalle die Bäume, tragen in ihren Taſchen für den Win⸗ 
ter Körner ein, und kommen blos in der nördlichen Hälfte der alten und 
neuen Welt vor. 


1. T. striatus Linn. Der Burunduk. 


T. griseo - lutescens, subtus albidus, strigis dorsalibus quinque nigris alternis- 


que quatuor flavescentibus. 


232 Tamias. 


Sciurus striatus. Linn. XII. I. p. 87. — Pau. glir. p. 378. zoograph. I. 
p. 187. — Schreb. IV. S. 790. — Desmar. mamm. p. 339. 


Da Schreber die fehr genaue Befchreibung von Pallas ausführlich 
mitgetheilt hat, ſo habe ich nichts weiter zuzuſetzen. Die Verbreitung geht 
vom Uralgebirge und dem Kama-Fluße durch das ganze bewaldete Sibirien 
bis an den ochotzkiſchen Meerbuſen und den Anadyr, worüber hinaus, da der 
Wald fehlt, der Burunduk nicht mehr vorkommt, alſo in den ſubarktiſchen 
Gegenden und in Kamtſchatka nicht gefunden wird. 


2. T. uthensis PaII. Das uthiſche Backenhörnchen. 
T. totus ater, strigis dorsalibus quinis albis. 


Sciurus uthensis. Parr. zoogr. I. p. 189. 


Nach Fellen, die Pallas vom Uth-Fluße her, der in den öſtlichen 
Ozean fließt, erhielt und woſelbſt das Thier häufig iſt, giebt er nachfolgende 
Beſchreibung. Dieſe Art iſt, wie Pallas ſagt, der vorigen ſehr nahe ver— 
wandt, doch zu verſchieden, als daß ſie für eine Varietät gehalten werden 
könnte. Der ganze Pelz iſt glänzend ſchwarz, etwas kleiner als bei Se. 
striatus; die Ohren etwas kleiner und der Schwanz verhältnißmäßig kürzer 
als bei ſelbigem. Ganz ähnlich ſind ſie in der Beſchaffenheit der Füße und 
dem vordern etwas benagelten Daumenrudimente; auch die Rückenſtreifen ſind 
ähnlich. Unter dem Halſe verläuft von der Unterlippe bis zum Bruſtbeine 
ein weißer Laͤngsſtrich; alles Andere iſt völlig ſchwarz. Der Schwanz iſt 
rundlich behaart, aber weniger lax buſchig, mit mehr einförmigen, allenthal— 
ben ganz ſchwarzen Haaren. — Könnte, meiner Meinung nach, denn doch nur 
ſchwarze Abaͤnderung von T. striatus ſeyn. 


3. T. Lysteri Rıcnarns. Der Hacki. Tab. CCXIX. u. CC XIV. C. 


Sc. rufescens, subtus albus, striga spinali nigra, striga laterali utrinque alba, 


supra et infra nigro - marginata. 


Sciurus (Tamias) Lysteri. Ricuanps. faun. I. p. 181. tab. 15. 
Sciurus striatus. Hart, faun. p. 183. — Pr. v. Neuw. Reife in Nordamerik. I. 
©. 27. 
Tamias americana. Kuhl's Beitr. S. 69. 
Stri- 


Backenhörnchen. 233 


Striped dormouse. PENN. arct. zool. I. p. 126. 

Das amerikaniſche ſchwarz geſtreifte Erd-Eichhorn. Schreb. IV. S. 791. 
tab. 219. (fig. Catesb.). — Loſchge im Naturf. XXIII. S. 59. tab. 4. 5. 
(Skelet ꝛc.) 


Ob das ſibiriſche und amerikaniſche Backenhörnchen eine Art ausmachen, 
darüber iſt man bisher in Zweifel geweſen. Weder Pallas, noch Schre— 
ber, noch Richard ſon getrauten fi die Frage zu löſen, da fie nicht bei— 
derlei Thiere zur unmittelbaren Vergleichung vor ſich hatten; dem erſteren 
giengen amerikaniſche, den beiden andern Naturforſchern ſibiriſche Exemplare 
ab. Da ich Thiere aus beiden Welttheilen vor mir habe (2 ſibiriſche und ein 
amerikaniſches), ſo glaube ich die Frage genügend beantworten zu können, 
wobei ich eine detaillirte Beſchreibung des amerikaniſchen Backenhörnchens 
nicht vorauszuſchicken brauche, da ſolche bereits ſehr vollſtändig von Schre— 
ber geliefert worden iſt. 


Das amerikaniſche geſtreifte Backenhörnchen iſt von dem ſibiriſchen fpe- 
zifiſch unterſchieden, und zwar hauptſächlich durch folgende Merkmale: 1) das 
amerikaniſche B. iſt etwas größer, während der Schwanz kürzer if. Ri— 
chardſon giebt bei einer Körperlänge von 6“ die Schweifrübe zu 3“ und 
mit den Haaren auf 38 an; unſer Exemplar iſt nach der Krümmung 
6 8 lang, und der Schwanz mit den Haaren mißt nicht ganz 4“/. Da: 
gegen mißt bei unſerem größten ſibiriſchen Exemplare, welches eine Körper— 
länge von 5“ 10% hat, der Schwanz 44. 2) Die Färbung der Ober⸗ 
ſeite iſt bei dem ſibiriſchen B. ſchmutzig ockergelb, bei dem amerikaniſchen bräun— 
lich roſtfarben, was auf der Oberſeite des Hinterfußes falb iſt, und dem 
auf dem Rücken viel Grau beigemengt iſt. 3) Das ſibiriſche B. hat 5 ſchwarze 
Längsſtreifen, zwiſchen denen die gelbe Grundfarbe ebenfalls in 4 Längsſtrei⸗ 
fen auftritt. Das amerikaniſche B. hat nun zwar gleichfalls 5 ſchwarze Längs— 
ſtreifen, aber in einer ganz andern Anordnung: längs des Rückgraths ver— 
läuft ein einfacher ſchwarzer Längsſtreif; die beiden ſchwarzen Seitenſtreifen 
auf jeder Rumpfſeite ſind von jenem ziemlich abgerückt, und ſo geſtellt, daß 
ſie eigentlich nur den Saum einer gelblichen Binde ausmachen, die zwiſchen 
ihnen verläuft und an beiden Enden ſich zuſpitzt. Dieſe gelbe Binde rührt 
aber nicht, wie bei dem ſibiriſchen, von der Grundfarbe her, ſondern iſt die⸗ 

Suppl. 3. 30 


234 Tamias. _ 


fer, die von ihr verfchieden iſt, aufgetragen. Die Grundfarbe wird nur zwi⸗ 
ſchen dem Rückgraths- und dem nächſten ſchwarzen Seitenſtreif ſichtlich, iſt 
aber nicht gelb, ſondern roſtbraun, grau und gelblich melirt. 4) Der Schwanz 
des ſibiriſchen iſt unten längs der Mitte blaß lehmgelb, bei dem amerikani— 
ſchen bräunlich roſtroth; bei beiden übrigens mit einer ſchwarzen und weißen 
Binde eingeſäumt. 

Nach den von Schreber geſammelten Angaben breitet ſich die Hei— 
math des Hacki vom mexikaniſchen Meerbuſen bis zum 45° n. Br. aus; 
von Richardſon wiſſen wir, daß er am Huron- und oberen See häufig 
ſey und wohl nicht über den 50° hinausgehe. Von feiner Lebensweife 
hat Schreber intereſſante Mittheilungen geliefert. 


4. T. quadrivittatus Sav. Das vierftreifige Backenhörnchen. 


T. striis quatuor albis, eum striis quinque nigrescentibus alternantibus; lateri- 
bus rufis; gastraeo griseo; cauda gracili, fusco- bruneoque varia. 


Sciurus quadrivittatus. Sar in Long's exped. II. p. 349. — HanLAN, faun. 
p. 180. 

Sciurus (Tamias) quadrivittatus. Ricnanps. zool. journ. II. p. 519; faun. I. 
p- 184. tab. 16. 


Der Kopf iſt lang und verſchmächtigt ſich nach vorn; die ſchwarzen 
Schnurren ſind kürzer als der Kopf; die Ohren halboval, ſtumpf und beider⸗ 
ſeits behaart; die Backentaſchen dehnen ſich bis zum Mundwinkel aus. Der 
Schwanz iſt lang, ſchmal, linear oder vielmehr an der Wurzel etwas dicker 
als an der Spitze. Die Fußſohlen ſind länger und ſchmächtiger als bei den 
Spermophilen und beträchtlich mehr, als bei Se. hudsonius; auch die hin— 
tern Krallen differiren ſehr von den gekrümmten ſcharfen Krallen der letzteren 
Art. Die Farbe des Kopfs iſt oben dunkel haarbraun, mit einigen grauen 
Flecken. Begrenzt wird dieſe Farbe beiderſeits durch einen weißen Streif, 
der von der Naſe bis zum Ohre reicht; unter ihm liegt ein ſchwarzer Streif, 
der von den Naſenlöchern durch das Auge zum Ohre geht, und unter dieſem 
folgt wieder ein weißer und dann ein ſchwarzer Streif. Längs des Rück— 
graths verläuft ein ſchwarzer Streif, der zwiſchen den Ohren beginnt und 
auf dem Schwanze ſich verliert; ein ähnlicher, aber breiterer Streif beginnt 


Backenhörnchen. 235 


an jeder Schulter und endet an der Hüfte, und unter dieſem folgt auf den 
Flanken ein anderer ſchwarzer Streif. Dieſe Streifen ſind jederſeits durch 
2 andere Binden von graulichweißer Farbe und mit röthlichbraunen Haaren 
untermengt oder geſäumt, geſchieden. Erwaͤhnte Streifen zuſammen, nämlich 
die 5 ſchwarzen und die 4 weißlichen, nehmen den ganzen Rücken ein. Die 
Seiten ſind licht röthlichbraun mit Kaſtanienbraun gemiſcht; die Schenkel ſind 
haarbraun. Die Ober- und Unterlippe, die Unterſeite des Körpers und die 
Innenſeite der Beine iſt blaß rauchgrau; die Füße ſind außen blaß graulich⸗ 
braun. Die Schwanzhaare ſind oben an der Wurzel hell holzbraun, dann 
ſchwärzlichbraun, und an der Spitze holzbraun; unten iſt der Schwanz in der 
Mitte röthlichbraun, von einer ſchwarzen Linie mit ſchmalem röthlichbraunen 
Saume eingefaßt. 


Köter; 3 BAR Ohrhoh ese ul. 0.40 
Schwanz 4 3 Dhrb reite 0 5 
f REN Ee 1 3 Hinter- und Vorderkrallen - 0 1 


Die Heimath dieſer Art ſind allenthalben die waldigen Diſtrikte des 
nördlichen Amerika bis zum großen Sklavenſee, wenn nicht noch weiter. Man 
findet fie am Südende des Winipeg-Sees, unter 50°, an den Felsgebirgen 
bei den Quellen des Arkanſas und Platte-Flußes, und am Friedens-Fluße. 
Es iſt ein lebhaftes Thier, das während des Winters in Gruben unter Baum⸗ 


wurzeln lebt *). 
— —— 


V. SPERMOPHILUS. Der Zieſel. 


Dentes molares £ obducti tritores; auriculae brevissimae, cor- 
pus attenuatum; digitus medius maniculorum ceteris longior; un- 
gues falculares compressi; cauda brevis aut mediocris; sacculi 
buccales ampli. 


Schreber hatte die Ziefel mit den Murmelthieren zu einer Gakkung 
verbunden, und in der That unterſcheiden ſie ſich von ihnen generiſch nur 


19) Nach einer Bemerkung von Bachman (Mag. of nat. hist. III. p. 390) gehört Seiu- 
rus grammurus, lateralis und Clarkii nicht zu Tamias, wohin einige Autoren dieſe Arten ſtel⸗ 
len, ſondern zu Spermophilus. 

30 * 


236 Spermophilus. 


durch das Vorkommen von Backentaſchen. Zwar hat Fr. Cuvier 20) noch 
einige andere Merkmale angegeben, durch welche er ſeine Gattung Spermo— 
philus von Arctomys ſondern wollte; indeß iſt zu bemerken, daß er hiebei 
blos den gemeinen Zieſel vor Augen hatte und von ihm Merkmale abnahm, 
die auf andere Arten nicht mehr paſſen. Die Zieſel ſtehn zu den Murmel- 
thieren in einem ähnlichen Verhältniſſe, wie die Backenhörnchen zu den Eich: 
hörnchen; die Berückſichtigung der Backentaſchen iſt es, welche bei jenen wie 
bei dieſen die Gattungen ſcheidet. Uebrigens iſt zu erinnern, daß dieſe 4 Gat- 
tungen in enger Verwandtſchaft ſtehen, was man auf dem erſten Augenblick 
von den ſchwerfälligen Murmelthieren und den leichtgebauten Eichhörnchen 
nicht denken ſollte; indeß das Bindeglied iſt durch die Zieſel und Backen— 
hörnchen gegeben, die ſich ſo nahe ſtehen, daß viele der letzteren erſt neuer— 
dings den erſteren beigezählt wurden. Richardſon und Bachman geben 
zwiſchen Spermophilus und Tamias als hauptſächlichſtes Unterſcheidungs⸗ 
merkmal an, daß bei jenem an den Vorderfüßen die Mittelzehe die längſte 
iſt, und nicht die vierte, wie bei den Eichhörnchen. Hiezu wird man wohl 
noch die Beſchaffenheit der Backenzähne rechnen dürfen; wenigſtens habe ich 
fie bei Sp. Citillus, Franklinii und Hoodii in Uebereinſtimmung gefunden. 
Das Gebiß 21) der Zieſel iſt nämlich ein Murmelthier-, nicht ein Eichhorn— 
Gebiß; d. h. im Oberkiefer iſt der Lite Backenzahn immer vorhanden und 
groß, waͤhrend er bei den Eichhörnchen ſchwach iſt und bei den meiſten Arten 
frühzeitig verloren geht; ferner ſind die obern Backenzähne ſchmal, ſchmaͤler 
ſelbſt als bei den Murmelthieren, der letzte mit einem größern hintern Anſatz 
und die beiden Leiſten auf der Kaufläche, welche bei den Eichhörnchen ziem— 
lich parallel laufen, bilden bei den Zieſeln ein V. Auch ſind die Krallen bei 
dieſen länger, gerader, bei den Eichhörnchen in der Regel kürzer und ge— 
krümmter. 

Sonſt iſt von den Zieſeln zu bemerken, daß ſie an Größe den Murmel⸗ 
thieren nachſtehen und einen etwas ſchlankeren Leib haben. Der Schwanz iſt 
bei einigen ſehr kurz, bei andern reicht er doch über die Hälfte des Leibes 
hinaus; auch die Ohren, obſchon immer kurz, ſind doch nach den Arten hin— 


20) M&m. du mus. IX. p. 293. 21) Das Gebiß des gemeinen Zieſels hat Fr. Cuvier 
(dents des mammif. p. 160 tab. 55) abgebildet. . 


Zieſel. 237 


ſichtlich ihrer Größe ſehr verſchieden. Der Schädel iſt der der Murmel⸗ 
thiere, nur etwas geſtreckter. Der innere Bau iſt nur vom gemeinen Zie⸗ 
ſel 22) gekannt; er iſt dem der Murmelthiere in vieler Hinſicht ähnlich, doch 
iſt der große Blinddarm innen nicht zellig. Die Lebensweiſe iſt die der 
Murmelthiere: die Ziefel graben ſich unterirdiſche Höhlen, in welchen fie auch 
ihren Winterſchlaf halten. Ihre geographiſche Verbreitung iſt genau 
dieſelbe, wie die der Murmelthiere. 


1. Sp. Citillus Linn. Der gemeine Zieſel. Tab. CC XI. A. 


Sc. supra subundatus, pilis annulatis, subtus flavicans, gutture albido, cauda 


plantis longiore. 


Arctomys Citillus. Schreb. IV. S. 746. — Par. zoogr. I. p. 156. — Lich⸗ 
tenft. in Eversm. Reife. S. 119. 
Mus Citillus. Parr. glir. p. 119. 
Var. dc) supra e flavo et nigro undulatus, genis, fascia supraciliari brachiis- 
que ochraceo -rufis. 
Spermophilus undulatus. Temm. monogr. I. p. XXVII. 
Spermophilus Citillus. Keyſ. u. Blaf. europ. Wirbelth. I. S. 42. 
Mus Citillus, var. undulat a. PaLL. glir. p. 125, 127. tab. 6. 
Der gewäſſerte Zieſel. Schreb. IV. S. 748. tab. 211. A. 


Var. 8) pallide lutescens, fusco subundatus. 


Mus Citillus, var. flavescens, Pau. glir. p. 122, 127. 
Der gelbliche Zieſel. Schreb. IV. S. 748. 


In ſeiner ſehr ausführlichen Beſchreibung des Zieſels hat Pallas (und 
ihm hierin folgend Schreber) 3 Varietäten unterſchieden, nämlich eine Var. 
undulata, guttata und flavescens. Unter dieſen iſt die Var. guttata ſo⸗ 
wohl durch Färbung, als insbeſondere durch die Kürze des Schwanzes fo 
merklich unterſchieden, daß ſie wohl eher eine eigene Art als eine bloſe Abart 
darſtellt; auch die Var. undulata :*) zeichnet ſich fo aus, daß fie wird 


22) Pallas hat die Anatomie des gemeinen Zieſels (glir. p. 146 tab. 9 fig. 6 — 10) bear⸗ 
beitet. Der Schädel deſſelben iſt von ihm tab. 27. fig. IX. 11.*, von Fr. Cuvier (mem. du 
mus. IX. tab. 15. fig. 1 — 2.) abgebildet. 23) Zwei Exemplare des gewäſſerten Zieſels 


238 Spermophilus. 


ebenfalls auf Artsrechte Anſprüche machen dürfen. Was aber Pallas und 
Schreber's Var, flavescens anbelangt, fo mögen unter dieſer theils blaſ— 
fere Exemplare des gewäſſerten Zieſels 24), theils aber auch einige verſchie— 
dene Arten begriffen ſeyn, denn es iſt nicht ſehr wahrſcheinlich, daß Thiere 
von der Größe des Bobaks und wieder andere blos von der der Waſſerratte 
zu der nämlichen Art gehören ſollten. Ueber dieſe gelblichen Zieſel find Dem: 
nach weitere Unterſuchungen zu gewärtigen; ſicherlich ſind einige der nachfol— 
genden Arten unter ihnen begriffen. — Die Heimath des Zieſels erſtreckt 
ſich von Oeſterreich, Galizien und Schleſien an durch das ſüdliche Rußland 
bis nach Sibirien. Die Lebensgeſchichte deſſelben hat Schreber ſehr aus— 
führlich mitgetheilt, ſo daß ich ſeiner Darſtellung nur noch die detaillirten 
Maaßabnahmen, wie ſie ſich bei Pallas aufgezeichnet finden, zuzufügen 
habe. 


Korf, PP ĩ⸗ on ln 
Vom Auge zur Naſe 1 0 Läugſte Handkrallel . 0 3 
Schwanz ohne Haare 2 10 Hinterfuß mit Krallen. . 1 114 
Haar am Schwanzende . 1 14 Deen rale 0 2} 


(Spermophilus undulatus), die ſich in der hiefigen Sammlung finden, kommen in Größe und 
Färbung ganz miteinander überein. Die Rückenhaare find falb mit einem ſchwarzen Ringe in der 
Mitte; an den Seiten, wo die Haare länger werden, wechſeln gewöhnlich 2 ſchwarze mit 2 hels 
len Ringen ab, von welchen letzteren einer die Spitze einnimmt und weißlich iſt. Einzelne Haare 
find ganz ſchwarz, oder mit kurzen lichten Spitzen. Der Oberkopf iſt ſchwarz und weiß melirt, 
was ſcharf abſchneidet von der roftröthlihen Farbe der Kopfſeiten, welche mit einem breiten Streif 
über den Augen beginnt und auf den Wangen, fo wie in einem Fleck über den Augen am dunkels 
ſten iſt. Die Außenſeite der Beine iſt ebenfalls roſtröthlich, was auf der Oberſeite der Füße ins 
Ockergelbe übergeht. Bruſt und Bauch ſind licht roſtgelb; der Unterkiefer und der Vorderhals 
weißlich. Die Krallen mäßig lang und ſchwärzlich. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite von der 
Rückenfarbe, d. h. roſtgelb und ſchwarz geſcheckt, was Letzteres vor der Endſpitze einen ſchmalen 
Ring bildet; die Unterfeite iſt roſtröthlich. Körper 93“, Schweifrübe 3“. 24) Von dieſer gelblichen 
Abänderung beſitzt die Sammlung ein Exemplar. Die ganze Oberſeite deſſelben iſt blaß ſtrohgelb 
und ſchwarz gewellt; die Unterſeite nebſt den Beinen ockergelb, was auf der Oberſeite der Füße 
am lichteſten iſt; Unterkiefer und Vorderhals ſind weiß. Der Schwanz auf der Oberſeite von 
Rückenfarbe, unten röthlich ockergelb. Die Krallen ſind kürzer als an unſern beiden Exemplaren 
des gewäſſerten Zieſels und etwas lichter. Die Größe übrigens ziemlich dieſelbe. 


Zieſel. 239 


2. Sp. guttatus Teun. Der geperlte Zieſel. Tab. CCxl. B. 
Sp. griseo-fuscescens, albido- guttatus, subtus albo- flavicans, cauda abbreviata. 


Spermophilus guttatus. Temm. monogr. I. p. XXVII. 

Mus Citillus, var. guttata. Part. glir. p. 123, 127. tab. 6. B. 
Der geperlte Ziefel. Schreb. IV. S. 748. tab. 211. B. (fig. Pall.) 
Souslic. Borr. suppl. III. tab. 31. — Fa. Cov. mamm. III. livr. 45. 


Sowohl die weißen Tupfen des Rückens, als auch der verhältnißmäßig 
viel kürzere Schwanz unterſcheiden dieſen Zieſel von dem vorhergehenden. Als 
feine Heimath giebt Pallas die Gegend zwiſchen dem Don und der Wolga 
an, und weit getrennt hiervon kommt er nochmals jenſeits der Lena zum 
Vorſchein 25). Die Länge beſtimmt Pallas zu 9“ des Schwanzes 12, 
der überragenden Haare zu 6“. 


3. Sp. musicus Mexzrn. Der zwitſchernde Biefel. 
„Sp. einereo- canescens, vertice dorsoque subfusco -undulatis, subtus dilute 
flavicaus; regioue oculos et os ambiente, gula latereque exteriore pedum albis ; 


cauda abbreviata, deplanata, subtus fulva, pilis longis subrigidis.“ 


25) Auf den weſtlichen Abhängen des Felsgebirges kommt ein Zieſel vor, den Richardſon 
(faun. I. p. 162.) von dem europäifch =afiat. geperlten Zieſel (Sp. guttatus) nicht unterſcheiden 
kann. Der Naſenrücken iſt an ſelbigem röthlichbraun, mit einigen ſchwarzen und weißen Haaren 
untermengt. Oberlippe, Augenlieder und der ganze Unterkiefer find weiß. Die Wangen und Ober— 
ſeite des Kopfs ſind grau gemiſcht, indem die dunkelbraunen Haare gegen die Spitzen weiß ge⸗ 
ringelt und haufig ſchwarz gefprenfelt find. Der Rücken und die Oberſeite des Schwanzes hat 
eine ſcheckig graue Farbe, indem zahlreiche kleine, etwas viereckige Flecken über einen dunklen 
Grund, der die Mitte zwiſchen Nelken- und Leberbraun hält, verſtreut find; das Weiße macht fo 
viel als das Braune aus und die Flecken find an den Seiten minder deutlich. Der Pelz iſt kurz 
und nicht ſehr fein, gegen die Wurzel dunkel, oben weiß geringelt und mit längern ſchwarzſpitzi⸗ 
gen Haaren untermengt. Vorderhals, Bruſt, Bauch, Unterfeite des Schwanzes und Gliedmaſſen 
ſind blaß roſtfarben, was ſich dem Ockergelben nähert. Die Krallen find klein und ſchwarz, die 
Schneidezähne blaß gelblich; ſtatt der äußern Ohren ein Wulf. Die Länge it 82“, der Schweif 
rübe 12“ des Schwanzes mit den Haaren 2“ 3, der mittlern Vorderkralle 33°. Ein anderes 
Exemplar war 93“ lang. — Ju der Zool. of Beechey’s voy. p. 12 erwähnt Richardſon, 
daß er ſeitdem eine Anzahl Zieſel von den Felsgebirgen erhalten hätte, die zwar in Größe ſich 
ſehr verſchieden zeigten, ſonſt aber in allen andern Merkmalen mit der vorſtehenden Beſchreibung 
übereinkämen. 


240 Spermophilus. 


Spermophilus musicus. MENETRIES catal, rais. des objets de zool. 
p. 21. 


„Er ift etwas kleiner als der Sp. Citillus. Die Haare der Oberſeite 
find an der Baſis ſchwärzlich, faſt 3 ihrer Laͤnge find grünlichgelb, und end: 
lich die Spitze iſt dunkel; durch das Reiben verſchwindet die gelblich gefärbte 
Parthie, wodurch das Thier an dieſen Stellen ſchwarz erſcheint. Die Gei- 
ten ſind gelb mit grünlichem Anfluge, ebenſo der Bauch, aber lichter. Der 
Schwanz iſt viel kürzer als der des Citillus, niedergedrückt, mit gelben, 
langen und ſtarren Haaren, zumal auf dem Obertheil und an den Seiten 
beſetzt. Der Umfang des Mundes und der Augen, ſowie die Pfoten ſind 
ſchmutzig weiß; die Nägel ſchwarz. Er bewohnt die höchſten Berge des Kau— 
kaſus nicht weit vom ewigen Schnee. Die Höhlen, die er ſich gräbt, ſind 
nicht tief und haben einen oder zwei Ausgaͤnge, aus welchen er zuweilen den 
Kopf hervorſtreckt, und alsdann eine Stimme, dem Vogel-Gezwitſcher ſehr 
aͤhnlich, hören läßt.“ — Da keine Maaße angegeben ſind, ſo läßt ſich nicht 
ſagen, ob man dieſen Zieſel für eine eigne Art, oder, was wahrſcheinlicher iſt, 
nur für eine Abänderung des gemeinen, die ſich alsdann zunächſt der gelb- 
lichen Varietät anſchließen würde, zu halten hat. 


4. Sp. concolor. Is. Georrs. Der einfarbige Zieſel. 


Sp. supra flavus, paululum nigro-irroratus, pilis plerumque unicoloribus, subtus 


pallidior, cauda ad apicem annulis duobus nigris notata. 


Spermophilus concolor. Is. GEO TR. zool. de Belang. p. 15 J. tab. 8. 


Zu den, dem gemeinen Zieſel nah verwandten Arten oder vielleicht rich— 
tiger zu den mancherlei Abänderungen deſſelben gehört auch Sf. Geoffroy's 
Sp. concolor. Der Pelz iſt im Allgemeinen falb, mit einem leichten ſchwärz— 
lichen Anflug auf dem Rücken, weil den einförmig falben Haaren, welche die 
Hauptſache des Pelzes ausmachen, lange Haare mit ſchwarzen Spitzen bei— 
gemengt ſind. Die Unterſeite iſt lichter falb als das Uebrige. Der Rücken 
und die Oberſeite des Kopfs ſind am dunkelſten, theils der größern Zahl 
von ſchwarzen Haarſpitzen wegen, theils weil das Falbe mehr ins Rothe fällt. 
Der abgeplattete und an ſeinem Ende abgeſtutzte Schwanz iſt von derſelben 
Farbe als der Körper, er endigt ſich aber mit einer Binde, die anfangs 


ſchwarz, 


Zieſel. 241 


ſchwanz, dann weiß iſt und über welcher ſich in einiger Entfernung ein an— 
derer ſchwaͤrzlicher, minder deutlicher Ring findet. Die Endbinde iſt aus 
langen Haaren gebildet, die anfangs falb, dann ſchwarz, dann weiß ſind, 
und es giebt noch längere, die an der Wurzel ſchwarz, dann falb und end— 
lich ſchwarz und weiß ſind. Zwei ſchwarze Linien verlaufen vom Auge zum 
Ohr. Die Zaͤhne ſind weiß, gegen die Wurzel etwas gelblich. Die Nägel 
ſind lang, zuſammen gedrückt und ſchwaͤrzlich. — Die Laͤnge iſt 10% des 
Schwanzes 3“. — Der Wohnort iſt, nach Belanger's Angabe, die 
perſiſche Provinz Aſerbeidſchan, beſonders die große Ebene von Sultanieh. 


5. Sp. mugosaricus Lienr. Der mugoſariſche Ziefel. 


Sp. ferrugineo-lutescens, pilis haud annulatis, gutture albo, cauda plantis sub- 


breviore, concolore, unguibus brevissimis. 


Spermophilus mugosaricus. Keyſ. u. Blaf. europ. Wirbelth. I. S. 42. 
Arctomys (Citillus) mugosaricus. Lichtenſt. in Eversm. Reiſe S. 119; 
Darftell. tab. 32. fig. 2. 


Von Lichtenſtein als eigne Art aufgeſtellt und nach feinen Exempla⸗ 
ren von Keyſerling und Blaſius alſo charakteriſirt: „Schwanz ungefähr 
3 Körperlänge, etwas kürzer als die hintere Fußſohle, einfarbig, ohne ſchwarze 
Spitze, kurz und anliegend behaart, rund, die Haare roſtröthlich mit roſt— 
weißlicher Spitze. Ohrrand nicht merklich vortretend. Oberſeite roſtgelb, die 
Haare ungeringelt; Unterſeite roſtweißlich gelb.“ Kehle und Vorderhals 
weiß 1). 


Körper 9“ 10,“ Vom Haken bis zur Krallenſpitze D Gel 
Schweift yr, Miklelzehe dhue Kralle 9 4 
Schwanzquaſte 0 6 Kralle derſelben 0 3 


1) Lichtenſtein ſagt: dieſe Art ſtellt das entgegengeſetzte Extrem von Sp. leptodaetylus, 
die äußerſte Kürze der Zehen und Nägel, zu der es bei den Zieſeln kommt, dar. Auf das tief 
graue Unterhaar folgt ein braunes Borſtenhaar mit kaum merklicher Spitze, daher die allgemeine 
Leibesfarbe ein dunkles Graubraun, um etwas lichter als bei Hypudaeus amphibius. Röthlich 
aſchgrau iſt die Unterſeite, die Füße, ein ſchmaler Ring um die Augen, ein breiterer Streif jeder— 
ſeits zwiſchen Aug und Naſe, der die dunklere Farbe des Vorderkopfs einſchließt, und die Seiten 
des Kopfs zwiſchen Aug und Ohr. Die Daumenwarze iſt an dieſer Art ohne Nagel. 


Suppl. 3. 31 


242 Spermophilus. 


Eversmann fand dieſe Art an den Abhängen der mugoſarskiſchen Berge 
in der Kirgiſen-Steppe. 


6. Sp. rufescens Keys. et Bras. Der Roſt⸗Zieſel. 


Sp. e rufescente fuscus, ochraceo- guttatus, gastraeo, gutture genisque ferru- 
gineis; cauda plantis longiore, fascia terminali obscura nulla, pilis inferioribus con- 


coloribus. 
Spermophilus rufescens. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. XII. u. 42. 


Eine von Eversmann entdeckte und von Keyſerling und Blaſius 
unterſchiedene Art, welche ſie folgendermaſſen charakteriſiren: „Kopfſeiten von 
der Schnautze bis hinter die Ohren und über die Augen roſtroth, mit ein— 
farbigen Haaren wie Bruſt und Bein; ein rothbrauner Fleck über und unter 
jedem Auge und unter dem Ohr. Von der Schnautze an über die Mitte 
des Kopfes eine braungraue Längsbinde, aus ſchwarz und roſtweißlich gerin— 
gelten Haaren gebildet. Oberſeite des Körpers röthlichbraun mit roſtgelb— 
lichen Tropfen. Schwanz ohne dunkle Endbinde, die untern Haare einfarbig, 
die obern roſtröthlich mit gelbweißlicher Spitze, untermiſcht mit ſchwarzbrau— 
nen. Im Orenburgiſchen und Kaſanſchen vom 50 — 56“ Br. Die nörd⸗ 
lichſte Form. 


7. Sp. fulvus Licnr. Der falbe Zieſel. 


Sp. e pallide ferrugineo luteus, pilis haud annulatis; genis, sincipite artubusque 
albido- ochraceis; gutture et gastraeo ferrugineis; cauda plantis longiore, pilis me- 
dio nigris. 


Spermopbilus fulvus. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth.1. S. 41. 


Diefe von Lichtenſtein aufgeftellte Art bezeichnen Keyſerling und 
Blaſius nach den nämlichen Exemplaren alſo: „Augengegend, Kopfſeiten 
und Oberkopf einfarbig, weißlich roſtgelb, wie die Beine. Oberſeite hell 
roſtgelb mit ungeringelten Haaren, auf Kopf und Oberſeite mit einigen dun— 
kelbraunen Haarſpitzen untermiſcht. Die langen Schwanzhaare in der Mitte 
ſchwarz, mit röthlicher Wurzel und weißlicher Spitze, wodurch eine ſchwarze 
Querbinde vor der Schwanzwurzel entſteht, die ſich ſeitlich in einen Bogen 
fortſetzt.“ Kehle und Vorderhals ſind roſtfarbig wie die Unterſeite. — Die 


Zieſel. 243 


Länge giebt Eversmann zu 14“, des Schwanzes zu 4“ an. Der 
Wohnort iſt am ſüdlichen Theil des Uralflußes und in der Kirgiſen-Steppe 
zwiſchen 44 — 46° Br. 


7. a. Sp. leptodactylus Lienr. Der dünnzehige Zieſel. 


Sp. supra aureo-luteus, subtus albidus; cauda infra nigra, albo- limbata; digi- 


tis unguibusque valde elongatis. 


Arctomys (Citillus) leptodactylus. Licht enſt. in Eversm. Reiſe S. 119; 
Darſtell. tab. 32. fig. 1. 


Dieſe Art, ſagt Lichtenſt ein, weicht von der Grundform am mehrſten durch 
die auffallende Länge der ſchmalen Zehen und Krallen ab. Die ganze Fußſohle 
iſt dicht behaart. Die Farbe der Haare iſt dicht an der Wurzel Dunfel: 
grau, dann nach ihrer größten Laͤnge glänzend weiß, und an der Spitze gelb— 
braun, oft mit ſchmalem dunkelbraunen Ringe vor derſelben. Die Rückenſeite 
iſt daher fein geſprenkelt goldgelb, was an den Seiten immer heller in die 
weiße Bauchfarbe übergeht. Scheitel und Stirne bis gegen die Naſe hin iſt 
graubraun, was auf beiden Seiten von einem hellgelben Streifen begrenzt 
wird, der von dem obern Augenrande zum Ne ſenflügel geht. Parallel mit 
dieſem läuft ein ſchwarzer vom Augenwinkel zur Lippe, der mit einem kleinen 
dreiſeitigen ſchwarzen Fleck auf der Scheidewand der Naſenlöcher in Verbin— 
dung ſteht. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite von der Farbe des Rückens, 
das lange Seitenhaar aber hat einen breiten ſchwarzen Ring und weiße Spitze; 
auf der Unterſeite gegen die Schwanzſpitze iſt das Haar von der Wurzel an 
ſchwarz, und die weiße Spitze iſt nur ſchmal. 


SSL TEN , . 9“ 8,“ Mittelzehe mit Kralle . 1 
Schwanz ohne Haar.. 1 10 Deren Frallk 65 
Ueberragendes Haase 1 2 Von der Ferſe bis zur Krallenſpize 2 3 
o eier ee irze > 02% 


Das Vaterland iſt die kirgiſiſche Steppe, wo Eversmann dieſe 
Zieſel entdeckte, die jedoch nach ſeinen Angaben nur das Junge von Sp. fulvus ſind. 
8. Sp. Richardsonii Sam. Der Reh⸗Zieſel. Tab. CCX. B. 


Sp. cervino-griseus, pilis nigris interspersus, subtus cano-rufescens; cauda 


brevi, corpore concolori, margine pallida; auriculis brevissimis. 


31 * 


244 Spermophilus: 


Arctomys Richardsonii. SAaBıne in Linn. transaet. XIII. p. 589. tab. 28; 
FRANKL. journ. p.662. — Rıcnuarns. faun. I. p. 164. tab. 11. 


Towny American Marmot. Gopuman, nat. hist. II. p. 111. 


Scheint der amerikaniſche Repräſentant von Sp. concolor. Die Nafe 
iſt ſtumpf; die Ohren klein, gerundet, ohngefähr 1 Linie hoch; die ſchwarzen 
Schnurren kürzer als der Kopf; die Backentaſchen geräumig genug, um eine 
Kaſtanie aufzunehmen. Die Sohlen ſind nackt, nur unter der Ferſe etwas 
mit Haaren bedeckt. Der Daumen der Vorderfüße iſt klein mit kurzem Na— 
gel; die Zte und Ate Zehe ſind gleich lang, die mittelfte iſt die laͤngſte. An 
den Hinterfüßen ſind die 3 mittlern Zehen wenig an Länge verſchieden. Der 
Schwanz iſt flach, mit etwas zweizeiliger Anordnung; die Haare ſind gegen 
das Ende am längſten (1°). — Die Farbe iſt gelblichbraun, ins Graue 
ziehend, mit ſchwarzen Haaren untermengt; an den Seiten fällt ſie mehr ins 
Gelblichgraue. Die Farbe des Unterleibs iſt zwiſchen blaßroth und gelblich— 
grau; die Wangen, Unterhals und Innenſeite der Schenkel ſind blaßaſchgrau, 
ins Weiße ziehend. Die Hinterbacken und die Unterſeite des Schwanzes ſind 
röthlich. Die Haare des Leibs ſind dem größten Theil ihrer Länge nach 
aſchgrau; die eingemengten ſchwarzen Haare ſind durchaus einfarbig. Der 
Schwanz iſt auf der Oberſeite dunkler als der Rücken; in der Mitte iſt er 
ſchwarz und roſtbraun marmorirt, der Saum iſt roſtig, was blaſſer wird 
gegen die Spitzen, die faſt weiß ſind. Die Krallen ſind braunſchwarz. 


eee e ee 8 Mittlere Vorderkral e d 

Kopf 8 4 = DIRT Er a 

Schwanz (Wirbel) 2 0 Hinterfuß nebſt der Miktelkralle . 1 10 
mit Haaren. — 3 2 


Die Heimath ſind die graſigen Ebenen zwiſchen den nördlichen und 
ſüdlichen Armen des Saskatſchewan, wo ſie in tiefen Gruben leben, die 
mehr vereinzelt als zu Haufen vereinigt ſind. Die Lebensweiſe iſt die der 
andern Arten. 


9. Sp. Franklinii San. Der Rauch⸗Zieſel. Tab. CCX. A. 


Sp. supra flavido nigroque undulatus, subtus albido-griseus, pedibus canescenti- 
bus; cauda elongata pilis albo -nigroque annulatis vestita; auriculis prominulis. 


Zieſel. 245 


Arctomys Franklinii. Sasıne in Linn. transact. XIII. p. 19; Franklin’s journ. 
p. 662. — Harran faun. p. 167. — Rıcuaros. faun. I. p. 168. tab. 12. 


Von dieſer Art befist die hiefige Sammlung ein gut erhaltenes Exem⸗ 
plar, das völlig mit den vorliegenden Beſchreibungen übereinſtimmt. Die 
Geſtalt hat einige Aehnlichkeit mit der von Sc. hudsonius. Der Rücken iſt 
blaß bräunlich⸗ oder fahlgelb und ſchwarz gewäſſert, indem hier die Haare 
aus dieſen Farben geringelt ſind. Das Gelbliche iſt jedoch ſehr unſcheinlich, 
zumal an den Seiten, wo es ſehr ins Grauliche fällt. Die ganze Unterſeite, 
nebſt der Innenſeite der Beine iſt graulichweiß. Die Oberſeite des Kopfs 
iſt ſchwarz und weiß geſprenkelt; die Augenlieder ſind weiß; die Schnurren 
ſchwarz. Die Ohren find ſtark vorragend, gerundet und dicht mit anliegen: 
den graulichweißen und ſchwarzen Haaren beſetzt. Die Naſen- und Lippen⸗ 
ränder ſind hell fleiſchfarben. Die Beine ſind auf der Außenſeite ſchwarz und 
weißlich melirt; auf der Oberſeite der Hinterfüße herrſcht das Weißliche vor. 
Die Hinterſohlen find auf 3 ihrer Länge behaart; die Krallen mäßig lang, 
ſchwarz mit lichter Spitze. Die Schwanzhaare ſind lang, graulichweiß, mit 
3 — 4 ſchwarzen Ringen verſehen, wobei die Spitzen von der weißen Farbe 
gebildet ſind. Iſt der Schwanz zweizeilig ausgebreitet, ſo entſtehen durch 
dieſe beiden Farben unbeſtimmte Längsſtreifen; wenn er aber (wie z. B. bei 
Verfolgung) eine cylindriſche Form annimmt, ſo treten die beiden Farben 
untermiſcht und ziemlich in gleicher Ausbreitung auf. Zwiſchen der Ober— 
und Unterſeite des Schwanzes iſt hinſichtlich der Faͤrbung kein Unterſchied, 
wodurch ſich dieſe Art von den übrigen amerikaniſchen Zieſeln, mit Ausnahme 
des Beecheyi und Douglasii, ſehr unterſcheidet. 


Forer: . 10% 6 Oörhoh e O S 
Se,, es Gin 22 
= ER 6 3 Mittlere Hinterkrall l 0 34 


Als einzigen Fundort bezeichnet Richardſon die Umgebung von 
Carltonhouſe. 


10. Sp. Beecheyi RIcnanps. Der langöhrige Zieſel. Tab. CCX. E. 
Sp. nigello-fuscus, albido- undulatus, subtus bruneo - lutescens; auriculis con- 
spicuis; cauda elongata nigro- albidoque mixta. 


Arctomys (Spermophilus) Beecheyi, Rıcuarps. faun. I. p. 170. tab. 12. B. 


246 Spermophilus. 


Diefe Art iſt vielleicht der Quauhtecallotlquapachtli oder Coztio- 
tequallin des Fernandez. In Größe, Farbe und Schwanzform kommt ſie 
ſehr mit Franklinii überein, unterſcheidet ſich aber gleich durch die größern 
Ohren. — Die Naſe iſt ſtumpf, die Backentaſchen mäßig groß, die Ohren 
kurz behaart; der Schwanz linear, durchgängig mit etwas zweizeilig gereihten 
und 12 langen Haaren beſetzt. Die Füße ſind von der Form der verwand— 
ten Arten. Das Gebiß iſt genau wie bei A. Richardsonii. — Die Farbe 
des Rückens iſt aus Schwaͤrzlichbraun und ſehr blaß Holzbraun oder Bräunlich- 
weiß gemiſcht, ſo daß die weiße Farbe kleine unbeſtimmte Flecken bildet, die 
häufiger als die ſchwarze ſind. Dieſe Farben nehmen nur die Spitzen der 
Haare ein, welche übrigens bis zur Wurzel bräunlichſchwarz ſind. Die obere 
Hälfte der Wangen iſt grau; ihre untere, ſo wie die Mundränder, die ganze 
Unterſeite des Körpers und die Beine find einförmig und ſehr blaß bräunlicy- 
gelb. Der Kopf iſt gelblichbraun; ein dunkelbrauner, etwas weiß gefprenfel- 
ter Streif ſetzt ſich vom Hinterkopf zum Rücken fort, und beiderſeits von den 
Ohren bis zur Schulter iſt der Pelz grau. Der Schwanz zeigt in zweizeili— 
ger Anordnung 3 bräunlichweiße und 2 bräunlichſchwarze Streifen jederſeits 
der Wirbelreihe; einer der weißen Streifen bildet den Rand und der nächſte 
ſchwarze iſt der breiteſte. Dieſe Streifen entſpringen dadurch, daß die Haare 
an der Wurzel bräunlichweiß, dann ſchwarz, und ſo in abwechſelnden Ringen 
bis zur Spitze, welche weiß iſt, gefärbt ſind. 


Körge n e FE chene, a 2 u 

IEONE A JE cn nn RD Be Mittlere Vorderkralle . 0 6 

Ohrhöhe h = SDutenbenlles ß 05257 

Schwanz (Wirbeln 5 0 Fuß nebſt mittlerer Hinterfrale . 2 2 
mit Haaren . 6 6 


Als Fundgrt kennt man die ſandigen Abhänge und trockenen Flächen 
in der Nähe von S. Francisco und Monterey in Californien. 


11. Sp. macrurus Benn. Der langſchwänzige Zieſel. 


„Sp. auriculis medioeribus; niger, albo subfasciatim ereberrime irroratus; capite 
nigro, pilis albis ad faciem parce sparsis; palpebris albis; labiis mentoque ferrugi- 


ueis; ventre ferrugineo nigro- vario; cauda longa nigro-alboque varia.“ 


Spermophilus macrourus. BENNETT, proceed. I. (1833.) p. 41. 


Zieſel. 247 


Zu vorſtehender Diagnoſe ſetzt Bennett noch hinzu: „Länge des Kör— 
pers 114, des Schwanzes 7, des Schwanzes mit den Haaren 82“. Der 
ſchwarze Kopf, auf dem es nur einige weiße Haare giebt, und die rein 
weißen Augenlieder ſind ſehr bezeichnende Merkmale für dieſe Art, welche mit 
Sp. Franklinii, Beecheyi ꝛc. durch die Länge des Schwanzes, die ähn⸗ 
liche Zeichnung deſſelben und die Laxität und Länge der ihn bedeckenden Haare, 
nahe verwandt iſt. Die Haare am Unterleib ſind kurz, anliegend und feſt, 
aber nicht rauh. Die Zeichnung des Rückens und der Seiten beſteht aus 
weißen, gewellten, unterbrochenen und häufigen Querſtreifen auf einem ſchwar⸗ 
zen Grunde; das Schwarze herrſcht längs des Rückgraths, das Weiße an 
den Seiten vor.“ — Die Heimath iſt Kalifornien. 


12. Sp. Douglasii Rıcnarns. Der Columbia ⸗Zieſel. 


Sp. antice pruinosus linea interscapulari nigra, postice brunescens nigro - macu- 
latus, subtus sordide albescens; cauda elongata cylindrica, pilis albis nigro - tor- 


quatis vestita; auriculis conspicuis. 


Arctomys (Spermophilus) Douglasii. Riıcuarns. faun. I. p. 172. 


Richardſon erhielt von Douglas ein Fell dieſes Thieres, dem der 
Schädel fehlte, ſo daß über das Vorkommen von Backentaſchen und über 
das Gebiß nichts geſagt werden kann. Da es jedoch mit A. Franklini 
und Beecheyi in der Färbung und insbeſondere auch in der Länge und 
Form des Schwanzes übereinkommt, ſo mag es den ächten Zieſeln angehören. 
Die Ohren ſind kleiner als von Beecheyi und größer als von Franklini. 
Die Füße ſind wie bei andern Zieſeln; die Sohlen ſind über die Hälfte be— 
haart. Die Farbe der Haare iſt auf 3 ihrer Länge bräunlichſchwarz, dann 
bräunlichweiß mit ſchwarzer Spitze. Die Oberſeite des Kopfs iſt grau mit 
ſchwachem braunen Anfluge; die Ohren ſind dunkelbraun, innen blaſſer. Der 
Oberhals und Vorderrücken iſt grau durch eine Miſchung von Weiß und 
Schwärzlichbraun, worin das erſtere vorherrſcht; längs der Wirbelſäule ver— 
läuft ein ſchwarzer Streif. Der Hinterrücken iſt braͤunlichweiß mit vielen 
kleinen, queren, unregelmäßigen ſchwarzen Flecken. Die Unterſeite und die 
Beine ſind ſchmutzig weiß, mit bräunlichem Anfluge an der Kehle, der Innen— 
ſeite der Schenkel und auf den Beinen. Der Schwanz iſt mit langen Haaren 


248 Spermophilus. 


beſetzt, die an der Wurzel weiß oder bräunlichweiß, dann abwechſelnd ſchwarz 
und weiß geringelt, und zuletzt weiß zugeſpitzt ſind; der ſchwarzen Ringe 
giebt es 3. Schnurren und Krallen ſiud ſchwarz. 


„ öpper: 13% 6% Mikklexe Vorderkralle g 2EA 
ef e een eee ee ee Fuß nebſt mittlerer Hinterfrale . 2 1 
Schwanz (Wirbeln 5 9 Ohrhöhe hinten 0 6 

- mik Haaren 8 


Der Fundort ſind die Ufer des Columbia-Flußes. 


13. Sp. Clarkii Ham. Suirn. Der Silber⸗Zieſel. 


Sp. supra cano-argenteus; humeris, lateribus, ventre artuumque facie interna 
albis, leviter ochraceo -lavatis; cauda plana in medio latissima, apice acuminata. 


Sciurus Clarkii, Han. Smit in Griff. anim. kingd. III. p. 89. mit Fig., V. 667.— 
Bacnuax in Loud. mag. 1839. p. 390. 


Zur Gattung Spermophilus verweiſt Bachman den Seiurus Clarkii 
von Hamilton Smith, welchen dieſer nach Exemplaren, die Lewis und 
Clarke vom Miſſuri zurückbrachten, abbildete. Nach Griffith's Angaben 
iſt die Oberſeite ſilbergrau; Schultern, Seiten, Unterleib und Hinterbeine, 
ſowohl innen als außen, ſind weiß mit ſchwachem ockerigen Anfluge, der an 
den Naſenſeiten und Vorderarmen an Intenſitaͤt gewinnt. Die Ohren find 
kurz und abgerundet; die Augen liegen weit auseinander. Der Schwanz iſt 
flach und ausgebreitet, in der Mitte am breiteſten. 


14. Sp. Parryi Ricuanps. Der Stein ⸗Zieſel. Tab. CCX. PD. 


Sp. griseus aut niger, albo-guttatus, subtus helvolus, vultu badio; auriculis 
brevissimis; cauda plana, versus apicem nigra, margine albescenti, subtus helvola. 


Arctomys (Spermophilus) Parryi. Rıcuarps. in Parry’s sec. voy. app. 
p-316; faun. I. p. 158. tab. 10. 
Ground squirrel. HxAnNRE's journ. p. 141, 386. 
Quebec marmot. Forster phil. trans. LXII. p. 378. 
6) Var. erythroglutea. 
RıcHArDs. faun. I. p. 161. 
y) Var. phaeognatha. 
RıcHarps. faun. I. p. 161. 


Die 


Zieſel. 249 


Die Ohren find nur ein kleines rundes Läppchen von 2 — 2! Linien 
Höhe. Die Backentaſchen ſind groß und öffnen ſich in der Mundhöhle un— 
mittelbar vor den Backenzähnen. Der Körper iſt dick; der Schwanz flach, 
an der Spitze abgerundet, und zu einer zweizeiligen Anordnung geeignet; 
gegen das Ende werden die Haare länger. Die Zehen ſind oben behaart, 
unten nackt; die Handſohlen ſind nackt, die Fußſohlen am hintern Ende be— 
haart. Der Daumen iſt ſehr klein, mit einem kurzen, converen, abgerunde⸗ 
ten Nagel. Das Gebiß iſt wie bei Sp. Richardsonii. Die Farbe der 
Wollhaare iſt an der Wurzel dunkel rauchgrau, blaßgrau in der Mitte und 
gelblichgrau an der Spitze. Die längern Haare ſind meiſt weiß geſpitzt, doch 
haben auch viele lange ſchwarze Spitzen, wodurch eine Menge etwas vier— 
eckiger weißer Flecken entſteht, die durch das Schwarze und Gelblichgraue 
eingefaßt und geſchieden ſind; die Flecken ſind nirgends ſcharf begrenzt. Auf 
dem Halſe und an den Seiten bringen die weißen Haare, obgleich ſie zahl— 
reich ſind, keine Flecken hervor. Die Unterſeite nebſt den Beinen hält das 
Mittel zwiſchen bräunlichroth und bräunlichorange, und die Röthe ändert 
nach den Jahreszeiten. Der Schwanz iſt obenaus grau, braun und ſchwarz 
längs der Mitte gemiſcht, dann folgt ein ſchwarzer Saum, der gegen die Spitze viel 
breiter wird, und zuletzt ein ſchmaler bräunlichweißer Rand; unten iſt er ein⸗ 
förmig bräunlichroth bis zur Spitze, wo der ſchwarze Saum wit blaſſem 
Rande ſichtlich wird. Gegen die Spitze, wo die Haare länger werden, ſind 
ſie an der Wurzel ſchwärzlich, dann ſchmal gelblichbraun, dann über die 
Haͤlfte bräunlichſchwarz, und zuletzt mit blaſſer, bräunlichweißer Spitze. 


Tör pe, 3 12 — 14“ 0 Hand und Mittelkralle . 1“ 4 
DCC 3 0 Mittlere Vorderkralle . . 07 
Schwanz (Wirbel .» -. . 3 0 Fuß⸗ und Mittelkralle . 2 2 

FE ae ee Mittlere Hinterkrale -. . . . - 0 4 


Die Varietät 8, von den Quellen des Elk-Flußes, iſt etwas kleiner, 
der Kopf kürzer, der Schwanz länger, die Krallen ſchwächer, die Ohren 
nochmals ſo hoch und mehr oval. Längs des Rückens iſt ein brauner Streif, 
die Gegend zwiſchen Ohr und Auge hat ſchwarz und weiße Haare; die Füße 
und Hinterſeite der Hüften und Schenkel find licht bräunlichroth. — Die 
Varietät 9 hat unter dem Auge einen dunkel kaſtanienfarbnen Flecken. 

Suppl. 3. 32 


250 Spermophilus. 


Die Heimath find die dürren Gegenden (barren grounds) um die 
Küſte von Churchill an der Hudſonsbay bis zur Melville's-Inſel, und am 
ganzen nördlichen Ende des Kontinents bis zur Beringsſtraße; um das Fort 
Enterpriſe unter 69° Br. iſt dieſes Thier ſehr häufig. Es wird gewöhnlich 
in ſteinigen Diſtrikten gefunden, und liebt beſonders Sandhügel unter Felſen, 
wo die Gruben, von mehreren Individuen bewohnt, beiſammen gefunden wer— 
den. Eines aus der Geſellſchaft ſitzt gewöhnlich auf der Spitze des Hügels 
und macht bei Gefahr Alarm. Ihr Geſchrei iſt nicht unähnlich dem Schalle 
einer Nachtwächters-Schnarre. Im Winter kommen ſie nicht zum Vorſchein; 
ſie werfen ohngefaͤhr 7 Junge auf einmal. 


15. Sp. mexicanus LIcnr. Der mexikaniſche Zieſel. 


Sp. luteo- bruneus, utrinque seriebus 6 longitudinalibus guttarum albarum, sub- 
tus albus; cauda longitudine dimidii corporis, pilis nigro-albidoque annulatis vestita. 


Citillus mexicanus. Lichtenſt. Darftell. tab. 31. fig. 2. 


Die Haare find, nach Lihtenfteim3 Beſchreibung, kurz, grob und 
dicht anliegend; an den Schwanzſeiten werden fie bis zu 11“ lang. An den 
Vorderfüßen hat die Daumenwarze einen kräftigen Nagel, an den übrigen 
4 Zehen find die Krallen geſtreckt und lang; an den Hinterfüßen iſt der Dau— 
men nur wenig kürzer als die Außenzehe; die Sohle iſt behaart. Die Farbe 
des Rückens iſt lebhaft gelbbraun, auf dem Kopf ins Graubraune übergehend. 
Von der Mitte des Rückens gegen den Bauch zählt man auf jeder Seite 
6 Längsreihen von weißen Fleckchen, deren jedes hinterwärts von einem ſchma— 
len ſchwarzen Rande begrenzt iſt. Auf dem Vorderkopfe haben die Haare 
nur roſtfarbige Spitzen, auf dem Hinterkopf dagegen fangen bereits die wei— 
ßen Flecken an. Der Augenkreis, die Unterkiefer-Seiten, der Vorderhals und 
die Mitte der Bauchſeite ſind rein weiß, was durch einen dazwiſchen liegen— 
den Uebergang von heller Iſabellfarbe von der Grundfarbe der Rückenſeite 
geſchieden wird; von dieſer Iſabellfarbe ſind auch die Füße, außen wie innen, 
ſowie die Außenſeite der Ohren. Die Schwanzhaare ſind abwechſelnd ſchwarz 
und ſchmutzig weiß geringelt, ſo daß ſich davon, je nachdem ſie ſich ausbrei— 
ten, bald wechſelnde Binden auf der Oberſeite, bald Längsſtreifen an dem 
Seitenumfang des Schwanzes bilden. N 


Zieſel. 251 


Kerr,, lo o Ohr een ens 
Schwanz ohne Haar r 4 0 Von der Ferſe bis zur Krallenſpitze 19 
Ueberragendes H aa 1 0 Vordere Mittelkralle .. 0 23 


Deppe entdeckte dieſes Thier in der Gegend von Toluca (in Mexiko), 
wo es den Einwohnern als ein in der Erde lebendes Thier bekannt war ). 


16. Sp. Hoodii Sam. Der Leoparden⸗Zieſel. Tab. CC Xx. C. 


Sp. supra castaneus, fasciis octo longitudinalibus contiuuis flavescentibus, cum 


quinque seriebus macularım flavescentium alternantibus; gastraeo ochraceo et albido. 


Arctomys Hoodii. Sax in Linn. trans. XIII. p. 590; Franklin’s journ. p. 663.— 
GRIFF. anim. Kingd. III. p. 186. fig. 

Spermophilus Hoodii. Rıcuarps. faun. I. p. 177. tab. 14. — Pr. v. Neuw. 
Reiſe in Nordam. I. ©. 449. 

Sciurus tridecim lineatus. MırcsitLL, medic. reposit. 1821. n.2. — [Arcto- 
mys 13-lineata] HaRLAx faun. p. 164. 

Leopard ground-squirrel. ScHooLcRAFT trav. p. 313. 

Spermophile raye. Fr. Cuv. mamm. III. livr. 46. 


Der Leoparden Ziefel ift eine durch feine Zeichnung höchſt auffallende 
Art, von der unfere Sammlung ebenfalls ein Exemplar aufzumweifen hat. Die 
Schnautze iſt mehr gebogen als bei A. Franklini, und die weit kürzern 
Ohren ſind nur wenig über die Ohröffnung vorragend. Die Oberſeite des 
Rückens iſt dunkel roſtbraun, was mit ſchwarzen Haaren untermengt iſt. Auf 
dieſem dunklen Grunde verlaufen 8 hellgelbliche Längsbinden ohne Unterbre- 


— — — 


2) Eine nah verwandte Art oder vielleicht nur junge Individuen von Sp. mexieanus find 
es, welche Bennett's Sp. spilosoma (proceed. I. 1833. p. 40.) ausmachen. Zwei Exemplare, 
die in den an Mexiko angrenzenden Theilen von Kalifornien erlangt wurden, waren noch jung 
und ihre Backenzaͤhne noch gar nicht abgenützt. Bennett's Diagnoſe lautet: „Sp. auriculis 
nullis, bruneo- rufescens, dorso parum nigro tincto alboque ereberrime guttato; labiis, 
mento palpebrisque albis; ventre artubusque flavescentibus; cauda prope apicem nigra, 
albo- apiculata.“ Länge 54“ des Schwanzes 27, mit den Haaren 3“. — Der lange Schwanz 
unterſcheidet dieſen gefleckten Zieſel von dem europäiſch-aſiatiſchen, wie vom amerikaniſchen Sp. 
guttatus. — Richardſon (Zool. of Beechey’s voy. p. 12°) bemerkt, daß Sp. spilosoma 
ſehr viel dem amerikaniſchen Sp. guttatus gleiche. 

32 * 


252 Spermophilus. 


chung über den ganzen Rücken hinweg. Abwechſelnd hiemit ziehen ſich 5 Laͤngs⸗ 
reihen gelblicher Aecfiger Flecken ebenfalls auf dieſem braunen Grunde über 
den Rücken; die mittelſte Reihe längs des Rückgraths, 2 auf jeder Seite, 
alle parallel mit den gelben Laͤngsbinden. In dieſer Weiſe verlaufen über 
den roſtig-kaſtanienbraunen Rücken 13 gelbe Längsbinden, wovon 8 vollſtän⸗ 

dig, 5 in hintereinander liegende Flecken aufgelöſt ſind. Der Kopf iſt roſt⸗ 

braun und gelblichweiß geſcheckt, was hinterwärts bald in Längsbinden ſich 
arrangirt. Der Augenkreis, die Lippenſeiten, der Unterkiefer, Vorderhals, 
die Innenſeite der Beine und die Außenſeite der Füße iſt weißlich; der Bauch, 
die Hals- und Leibesſeiten, die Arme und die Vorderhälfte der Außenſeite 
des Ober- und Unterſchenkels find ockergelb; der Hinterrand an der Außen— 
ſeite der letztern iſt roſtroth. Die Krallen ſind ſchwärzlich mit hellen Spitzen. 

Die Schwanzhaare ſind an ihrer Wurzel bräunlichgelb, in der Mitte ſchwarz 
und die lange Spitze iſt lichtgelblich 2). 


Körper!, 6 Mittlere Borderkeales d 3 
Schwanz (Wirbel 3 4 SYLULEEFUB s ur 11 4 
= mik Heaven RE 1 Mittlere Hinterkralltle . .. 072 


Der Leoparden: Ziefel bewohnt in großer Menge die offenen Plainen 
um Carltonhouſe am Saskatſchewan, um das Fort Union am Miſſouri ꝛc. 
Seine Höhlen haben keine aufgeworfenen Erdhügel; er verläßt ſie zu Anfang 
Aprils, waͤhrend man im October ſelten mehr einen über der Erde ſieht. 


17. Sp. lateralis Say. Der feitenjtreifige Zieſel. Tab. CC XIV. B. 


Sp. stria utrinque laterali luteo- alba, nigro- marginata. 


Sciurus lateralis. Sar in Long's exped. II. p. 235. — HaRLANM, faun. p. 181. 

Arctomys (Spermophilus) lateralis. RIcuanDs., zool. journ. II. p. 519; 
faun. I. p. 174. tab. 13. — Schreb. tab. 214. B. 

Small Gray Squirrel. Lewıs and CrArk trav. III. p. 35. 


Say ftellt dieſe Art zu Tamias, Richardſon zu Spermophilus ; 
Letzteres aus dem Grunde, weil die Krallen beträchtlich ſtärker und nicht fo 


3) Der Prinz von Neuwied erwähnt, daß die Backentaſchen nicht ſehr geräumig ſind, etwa 
bis gegen das Ohr laufen und ſich hinter dem Mundwinkel öffnen. 


Zieſel. 253 


ſchlank als bei den Eichhörnchen find, und weil an den Vorderfüßen die Zte 
Zehe vom Daumen an, wie bei den Zieſeln, die längſte und nicht die Zte 
wie bei den Eichhörnchen iſt. Die Ohren gleichen ſehr dem eines Erd: Eich: 
hörnchens, ſind aber nicht ſo ſpitz. Der Schwanz iſt flach oder zweizeilig, 
blos gegen das Ende etwas breiter. Die Farbe der einzelnen Haare am 
Rücken iſt an der Wurzel dunkel, dann blaß rauchgrau, dann braun, und 
die Spitze iſt weiß und dunkel haarbraun. Die Oberſeite kann braͤunlichgrau 
genannt werden, und iſt ohne Rückenlinie. Dicht hinter jedem Ohr beginnt 
ein gelblichweißer Streif, der längs den Seiten bis zu der Hüfte verläuft, 
in der Mitte am weiteſten (3), und oben wie unten von der Schulter bis 
zur Hüfte mit einem breiten bräunlichſchwarzen Saume eingefaßt iſt. Die 
Unterſeite und Beine ſind ſchmutzig gelblichweiß, etwas braun überflogen. 
Die Wangen, Halsſeiten und die Außenſeite der Beine hat einen kaſtanien⸗ 
farbnen Ton; der Scheitel iſt braun, mit etwas Grau gemiſcht; die Ohren 
ſind an den Rändern braun, ſonſt blaß; um die Augen iſt ein weißer Kreis; 
die Oberlippe und das Kinn ſind weiß. Der Schwanz iſt oben ſchwarz, mit 
bräunlichweißen Haaren untermengt und mit dieſer Farbe eingefaßt; unten iſt 
er gelblichbraun, mit ſchwarzer und bräunlichweißer Einfaſſung. 


dF 3 9% bis 8“ 6 [Vordere Mittelkralle 0“ 44% 

Schwangere 9 Hintere Mittelkralle 0 2 
- iin ron ed) Ohrhöhe 0 4 

Mittlere deen ret 9 


Die Heimath ſind die Felsgebirge, wo er allenthalben in den Wäl— 
dern gefunden wird und unter der Erde Gruben baut. 


18. Sp. grammurus Sax. Der ſtreifſchwänzige Zieſel. 


Sp. cinereus, ferrugineo-irroratus; humeris, nucha orbitisque albidis; pilis du- 
ris, applanatis, supra canaliculatis; cauda albida, striis lateralibus utrinque tribus 
nigris. 


Sciurus grammurus. Sar in Long’s exped. II. p. 72. — Bacnman in Lond. 
mag. 1839. p. 390. 


Eine nur aus Say's Beſchreibung bekannte Art, die dieſer zu Seiurus 
(Unterabtheilung Tamias), Bachman dagegen zu Spermophilus ſtellt, 


254 Spermophilus. 


und die von Richardſon gar nicht erwähnt wird. Die Haare find an der 
Wurzel bleifarben oder ſchwärzlich, dann weißlich oder roſtfarben, an der 
Spitze bräunlich. Die Länge iſt 113%, des Schwanzes 9“. Sie bewohnt 
Felſenklüfte ). 


Noch ſind zweier Zieſel-Arten nachträglich zu gedenken, die Brandt 
ganz neuerdings im Bullet. publié par Pacad. de Petersb. 1841. IX. 
p. 43. bekannt gemacht hat. 


19. Sp. Eversmanni BRANDT. Der buntſchwänzige Zieſel. 


„Cauda cum pilis fere 4 corporis longitudine, pilosissima, fascieulata, supra 
basi fusco - flavescens, nigro- mixta, in medio ferruginea, dein lateribus longitudi- 
naliter nigro - fasciata, pilis albo- terminatis. Aures vix paulo majores quam in Ci- 
tillo. Colores, excepta cauda, ut in Citillo, sed corporis latera ferrugines. Ungues 
longiores quam in Citillo.“ 


Spermophilus Eversmanni. BRANDT I. c. 


Körper 9“ 3 Schwanz mit Haaren 45, ohne Haare 3“ 4. 
Bewohnt das altaiſche Gebirge bei Kokotan. 


20. Sp. erythrogenys BRANDT. Der rothbackige Zieſel. 


„Capitis latera usque ad aures alba, excepta macula ferruginea, triangulari iu- 
fra oculos late albo- einctos, et alia minori, pariter laete ferruginea, supra oculos 
conspicua. Mentum, gula et guttur fere ad pectus usque, pedum interior facies 
tota alba. Podaria albida. Rostrum supra nares macula nigro- fusca. Cauda Ci- 
tilli, sed paulo pilosior, infra ferruginea, albo- terminata, supra ferrugineo - mixta, 
pilis albo - terminatis.“ 


Spermophilus erythrogenys. BRANDT J. c. 


Körper 8“ 10. Die Länge des Schwanzes konnte nicht beſtimmt wer⸗ 
den wegen des defekten Zuſtandes der Exemplare an dieſen Theilen. Be— 
wohnt die Gebirge des Altai und Balkaſch 5). 


4) Wohin der nach Warden's Notizen von Desmareft (mamm. p. 333.) aufgeftellte 
Seiurus rubrolineatus gehört, iſt ganz ungewiß. 5) Zu dieſen beiden Arten muß ich bemer- 
ken, daß die hieſige Sammlung vor wenig Tagen unter andern Bälgen aus dem Altai auch einen 


Zieſel. 255 
Nachtrag. 


Eversmann's Mittheilungen über einige neue und einige weniger gekannte Säugth. Ruß⸗ 
lands (Bullet. de la Soc. imp. des Naturalistes de Moscou 1840. n. 1.) erhielt ich zu ſpat, 
als daß ich ſie noch für den Text von Spermophilus hätte benützen können, daher ich ſie blos als 
Nachtrag zu dieſer Gattung anſchließen kann. Er beſchreibt 3 Arten von Zieſeln, die bei ihm noch 
mit Arctomys vereinigt find: 

1) Arctomys fulvus (et leptodactylus) Lıcn#T.; „A. fulvescenti- flavus, 
dorso pilis longioribus apice nigris adumbratus; cauda 4 corporis longe pilosa, ante api- 
cem fascia lata nigra, summo apice albida.“ Körper 14“ Schwanz mit Haaren über 4“. 
Von Pallas als Citillus maximus monstrosus beſchrieben. Er bewohnt die ſüdlichen, etwas 
fandigen Lehmſteppen am rechten und linken Ufer des Ural und geht nordwärts bis zum 50° Br. 
Seine Höhle geht nicht, wie die der übrigen Arten, ſchräg in die Erde, ſondern ſenkrecht. Die 
Koſaken nennen ihn Karbüſch. Lichtenſtein's A. fulvus und leptodactylus, von mir bereits 
aufgeführt, ſind alſo zu vereinigen; letzterer iſt, wie die Maaße ergeben, auf jüngere Individuen 
begründet. 

2) Arctomys undulatus TEMM.; „A. ferrugineo-flavicans, notaeo fuscescenti 
alboque transversim undulato (pilis basi flavis, medio fusco -ferrugineis, apice albis); 
capite supra cinereo, lateribus ferrugineo; cauda 4 corporis mediocriter pilosa, supra 
colore dorsi, subtus ferruginea, apice albida.“ Körper 10 — 11“, Schwanz mit Haaren 3”. 
Seine Heimath fängt etwa unter 49 — 50% an und erſtreckt ſich nordwaͤrts bis zum 56“ Breite, 
beſonders häufig iſt er in den Steppen um Orenburg. Südlich wird er durch die beiden andern 


mit der Etikette Sp. Eversmanni BRAND erhalten hat, der in allen Stücken mit der oben mit— 
getheilten Beſchreibung dieſes Zieſels übereinkommt, nur daß die Leibesſeiten nicht roſtroth, ſon— 
dern gleich den Kopf- und Halsſeiten, nebſt der ganzen Unterfeite und den Beinen weiß find. 
Roſtröthlich iſt nur ein kleiner Fleck unterhalb des Ohrs, ein noch kleinerer und mehr verwiſchter 
vor demſelben, und ein größerer in der Mitte des Hinterbauchs; außerdem findet ſich ein roſt— 
röthlicher Anflug an der Vorderſeite der Arme und an der Hinterſeite des Unterſchenkels. Ober— 
halb der Naſenſpitze kommt ein dunkler Fleck vor. Der Schwanz iſt auf ſeiner platten Unterſeite 
roſtröthlich, was beiderſeits von einer doppelten Binde eingefaßt iſt: einer innern ſchwarzen und einer 
äußern weißen; die Haare ſind hier in der untern Hälfte roſtröthlich, dann folgt eine breite ſchwarze 
Binde mit langer weißer Spitze. Auf der Oberſeite iſt die Faͤrbung mehr licht graugelb, mit 
Schwarz und Weiß geſprenkelt, welche beide Farben beſonders das Ende einſäumen; das Noftroth 
der tiefern Lagen ſchimmert etwas hindurch. Die Haare der Oberſeite ſind an der untern Haͤlfte 
graugelblich, gegen die Mitte etwas licht roſtfarben, öfters mit einem ſchmalen ſchwarzen Ring 
umlegt; daun folgt die breite ſchwarze Binde mit gelblichen oder weißen Spitzen. Länge des Kör— 
pers nach der Krümmung 73“, Schwanz ohne Haare 33°, mit Haaren 43“. 


256 Aretomys. 


Arten erſetzt, die dem Norden eben ſo fremd ſind wie dieſer undulatus dem Süden. Seine Höh— 
len gehen ſehr ſchräg in die Erde und werden nur auf öden unfruchtbaren Grasplätzen gefunden. 
Dieſe Art iſt offenbar mit dem Spermophilus rufescens von Keyſerling und Blaſius iden- 
tiſch, weshalb beide zu vereinigen ſind. 

3) Arctomys mugosaricus LIcHT.; „A flavicans, supra fuscescenti - subundu- 
latus (pilis basi albis, medio ferrugineo -bruneis, apice flavicantibus); gula alba, capite 
supra lateribusque flavo - ferruginosa, orbita margineque auriculari albidis; cauda ꝶ cor- 
poris breviter pilosa, supra infraque ferruginosa, pilis longioribus albidis; plantis de- 
nudatis albis.“ Körper 6— 8, Schwanz mit Haaren 12—16 Linien. Die Sohlen find weiß, 
dei den andern Arten ſchwarz. Von Pallas als Var. pygmaea beſchrieben. Findet ſich überall 
in den ſüdlichen unfruchtbaren Lehmſteppen, etwa vom 40 — 450 Breite; auf der Hochſteppe zwi⸗ 
ſchen dem kaspiſchen Meer und dem Aralſee findet man ihn noch unter 45“; am untern Uralfluß 
bewohnt er dieſelben Gegenden mit A. kulvus; auch an der untern Wolga, z. B. bei Sarepta, 
wird er noch angetroffen. 


VI. ARCTOMYS. Das Murmelthier. 


Dentes molares 4 obducti tritores; auriculae brevissimae; cor- 
pus crassiusculum; ungues faleulares, compressi, validi; cauda 
brevis villosa; saceuli buccales nulli. 


Schreber hat zuerft die Gattung Aretomys von den übrigen Nagern 
geſondert, doch habe ich fie noch enger begrenzt, indem ich mit Fr. Cuvier 
von ihr die Arten mit Backentaſchen (Spermophilus) und ſchlankerem Lei⸗ 
besbau ausſcheide. 

Die Schaͤdel-Bildung °) kommt in allen weſentlichen Stücken mit 
der der Eichhörnchen überein, doch find die Scheitel- und Stirnbeine nicht 
ſo breit und die Naſenbeine verhaͤltnißmäßig etwas länger. Auch das übrige 
Knochengerüſte ſtimmt mit dem der Eichhörnchen zuſammen, jedoch ſind die 
Knochen der Extremitäten verhältnißmäßig kürzer und maſſiver, was auch 
von den Dorn- und Querfortſätzen der Lendenwirbel gilt. 

Backentaſchen *) find nicht vorhanden. Der Magen iſt einfach; der 


Blind⸗ 
6) Der Schädel iſt abgebildet von Fr. Cuvier (mem. du mus. IX. tab. 14. fig. 1, 2.), 
von Pander und D' Alton (Skelete der Nageth. tab. VIII. I). 7) Als eine Andeutung 


von Backentaſchen bei dem Alpen-Murmelthier bezeichnet Meckel (vergl. Anat. IV. S. 619.) 


Murmelthier. 257 


Blinddarm groß und in Zellen abgetheilt; der Fruchthälter doppelt. Zitzen 
zählt Daubenton am gemeinen Murmelthiere 5 Paare, Pallas am Bo— 
buk 4 Paare 5). 

Auch das Zahnfyftem ?) it im Weſentlichen nach dem Typus der 
Eichhörnchen gebildet. Die Schneidezähne ſind von den Seiten nicht ſo ſtark 
zuſammengedrückt, daher breiter. Backenzähne find jederſeits . Wie bei 
den Eichhörnchen iſt im Oberkiefer der Iſte Backenzahn der kleinſte und hat 
äußerlich eine einzige Spitze, indeß iſt er gleichwohl ſtärker als bei ſelbigen 
und iſt in allen Altern vorhanden. Die folgenden 4 obern Backenzähne ſind 
ſchmäler als die der Eichhörnchen, was zumal durch eine ſtaͤrkere Zuſammen— 
drückung ihrer Innenſeite hervorgebracht wird; die beiden Querleiſten, welche 
jede Kauflaͤche durchziehen und den Außenrand dreizackig machen, laufen ein- 
wärts Vartig zuſammen und der letzte Backenzahn hat hinten einen viel ftär- 
kern Anſatz als bei den Eichhörnchen. Auch die untern Backenzähne ſind denen 
der letztgenannten Gattung ähnlich, nur ſind ſie etwas ſchmaͤler, etwas mehr 
verſchoben und der vorderſte iſt ebenfalls vierſeitig. Die obern Backenzähne 
haben 3 Wurzeln, mit Ausnahme des erſten, der nur einwurzelig iſt; die 
untern haben 4 Wurzel, ausgenommen der erſte, der blos dreiwurzelig iſt. 


Die Heimath dieſer Gattung beſchränkt ſich auf das mittlere Europa, 
die nördliche Hälfte Aſiens und auf Nordamerika. Alle find für Nager ver- 
hältnißmäßig große, plump ausſehende Thiere, die eine unterirdiſche Lebens⸗ 
weiſe führen und einen vollſtändigen Winterſchlaf halten. 


zwiſchen den beiden obern und untern vorderſten Backenzähnen jederſeits eine kleine, nach allen 
Richtungen hin bis über 4 Zoll ausdehnbare rundliche Vertiefung in der Subſtanz des Trompeter- 
muskels. Dieſe Eigenthümlichkeit iſt allerdings noch ſehr verſchieden von den Backentaſchen, wie 
ſie beim Zieſel vorkommen. Vom Bobuk erwähnt Pallas gar nichts, was Taſchen ähnlich wäre, 
Hinſichtlich der amerikaniſchen Murmelthiere bemerkt Richardſon (kaun. I. p. 157.), daß bei 
A. Empetra eine ſchwache Falte im Innern des Mundes das Rudiment einer Backentaſche bilde, 
daß die geräumigen Backentaſchen von A. Monax lediglich auf God man's Autorität beruhen, 
daß die bei A. ludovieianus allein von Lewis und Clarke, aber nicht von dem fo genau be— 
obachtenden Say angegeben ſind. 8) Die Anatomie des gemeinen Murmelthiers hat Da u— 
benton (Buff. VIII. p. 228.), die des Bobuk Pallas (glir. p. 115.) bearbeitet. 9) Fr. 
Cuv. dents des mammif. p. 159, tab. 54. 


Suppl. 8. 33 


258 Arctomys.. 


1. A. Marmota Linn. Das gemeine Murmelthier. Tab. COVII. 


A. cano-lutescens, subtus bruneo -rufescens, capite supra nigro, dentibus pri- 


moribus fulvis, palmis tetradactylis. 


Mus Marmota. LIxX. XII. I. p. 81. — PaLL. glir. p. 74. 

Arctomys Marmota. Schreb. IV. S. 722. tab. 207. (fig. Buff.). — Bech ſt. 
Naturg. Deutſchl. S. 1027. — DxsMAR. mamm. p. 327. — Fr. Cuv. mem. du 
mus. IX. tab. 14. (Schädel und Zähne). — Is. Guorpn. dict. class. X. p. 183.— 
Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 41. — Schinz europ. Faun. I. S. 73.— 
Zawadzki galiz. Faun. S. 30. 

Marmotte. Bopp. VIII. p. 219. tab. 28.; Daun RENT. p. 228. tab. 29, 30. (Blind⸗ 
darm und Skelet). 


Gehört den Hochalpen und den höchſten Spitzen der Central-Karpathen 
an, und iſt von Schreber genau beſchrieben. 


2. A. Boba c Scunkg. Der Bobuk. Tab. CCIX. 


A. griseo-lutescens, nigro- subundulatus, subtus ferrugineo-flavicans, capite 
supra bruneo-lutescente, dentibus primoribus superioribus albis, palmis subpents- 
dactylis. 


Arctomys Bobac. Schreb. IV. S. 738. tab. 209. (fig. Pall.) — DRsMaR. mamm. 
p. 326. — Is. GEoFFR. dict. class. X. p. 184. — Lichtenſt. in Eversm. Reife. 
S. 119.— Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 41. — Schinz europ. Faun. J. 
S. 74. — Zawadzki galiz. Faun. S. 30. 

Arctomys Baibac. Parr. 2z00gr. I. p. 155. — Evers m. im Bullet. de Moscon 
1840. p. 27. 

Mus Arctomys. ParL. glir. p. 75, 98. tab. 5. 

Bobac. Burr. XIII. p. 136. tab. 18. 


Von Polen und den niedrigeren Gebirgen Galiziens und der Bukowina 
an durch Rußland nordwärts bis zum 55ſten Grade und durch Sibirien nach 
Kamtſchatka verbreitet. Ein großes Männchen hat nach Pallas eine Länge 
von 1/94, der Kopf 478%, der Schwanz ohne Haar 62. Von feiner 
Lebensweiſe hat neuerdings Eversmann ſehr ausführliche Berichte gegeben. 
Er kommt blos da vor, wo hügeliger und ſteiniger Boden iſt; in den Ge- 


Murmelthier. 259 


birgen fehlt er, ſobald der Baumwuchs beginnt. In der Färbung iſt er 
bald heller, bald dunkler, zuweilen findet man faſt ganz ſchwarze mit brau— 
nem Bauche. 


3. A. Monax Linn. Das bereifte Murmelthier. Tab. CCvin. 


A. ex bruneo nigroque canescens, subtus rufescens aut griseus, sincipite pedi- 


busque nigris, dentibus primoribus albis. 


Aretomys Monax. Schreb. IV. S. 737. tab. 208. — Desmar. mamm. p. 328. — 
Gopman, nat. hist. II. p. 100. — SaRINR in Linn. transact. XIII. p. 582. — 
Harr. faun. I. p. 158. — GkrirF. anim. kingd. III. p. 170. mit Fig. — Rıcuarns. 
faun. I. p. 153. — Pr. v. Neu w. Reiſe in Nordamerik. I. S. 62. 

Monax gris. Fr. Cuv. mamm. II. livr. 37. 


6) Totus pruinosus, 


Arctomys pruinosus. Linn. GEL. XIII. p. 144. — Sa INR I. c. p. 586. — 
RıcuArDs. zool. journ. 1828. p. 518; faun. I. p. 150; report of the Brit. asso- 
ciat. V. p. 150. 

Bereiftes Murmelthier. Schreb. IV. S. 745. 


y) Junior, magis rufo- fuscus. 


Arctomys Empetra. Schreb. IV. S. 743. tab. 210.— Desmar.mamm p.329.— 
Sagıne l. c. p. 584. — HaRL. faun. p. 160. — RIcna nps. faun. I. p. 147. tab. 9. 
Arctomys melanopus Kuhl Beitr. S. 64. 


Nach des Prinzen von Neuwied Meinung ſcheinen A. Monax, Em- 
petra und pruinosus eine einzige Art auszumachen. „Obgleich“, ſagt er, 
das Groundhog oder Woodchuck der Amerikaner als bezeichnenden Cha⸗ 
rakter einen rothbraunen Unterleib oder Unterſeite hat, ſo findet man dennoch 
zuweilen Exemplare, wo dieſe Farbe gaͤnzlich fehlt, bei übrigens ganz gleichen 
Zügen. Aeltere Thiere ſind an den Obertheilen mehr weißgrau gemiſcht, jün⸗ 
gere mehr rothbräunlich gefärbt. Die Abweichungen in der Färbung ſcheint 
man unnatürlicher Weiſe getrennt zu haben. Stirn und Vorderkopf ſind bei 
allen dieſen Thieren ſchwarzbraun gefärbt. Die mehr grau gefaͤrbten Thiere 
begriff Cuvier unter der Benennung Monax; die kleineren, alſo jüngeren, 


hielt er für Empetra. Richard ſon bildet (tab. 9.) ſehr deutlich das 
33 * 


260 Arctomys. 


Groundhog ab.“ Die Heimath dieſes Thieres 9) find die Vereinigten 
Staaten und Kanada bis zum 61“ und vielleicht noch weiter nordwärts. 


3. a. A. caligatus Escn. Das geſtiefelte Murmelthier. 


A. griseus, capite supra caudaque ferrugineis, tarsis nigris, ore albo. 


Aretomys caligatus. Eſchſcholtz zoolog. Atlas Heft 2. tab. 6. — Rıcnarns. 
zool. of Beechey’s voy. p. 7. u. 12*. 


Nach Eſchſcholtz find die Wollhaare auf der Dberfeite ſchwarzbraun 
mit weißen oder graulichen Endhälften, am Hintertheil mit gelben Enden, 
auf dem Kopfe einförmig braun. Die Stichelhaare ſind weiß mit ſchwarzer 
Spitze, im Nacken 22, an den übrigen Theilen 2“, am Bauche nur 3“ lang. 
Der Kopf iſt ſchwarzbraun; vom Scheitel ſetzt ſich hinter jedem Ohre ein 
breiter ſchwärzlicher Streifen bis zur Schulter fort. Der Obertheil der Naſe 
iſt dunkelbraun; die Naſenſpitze, ſo wie die Seiten der Schnautze und die 
Lippen ganz weiß; die Schnurren ſchwarz. An den Kopfſeiten find die Haare 
an der Wurzel und aͤußerſten Spitze ſchwarzbraun, übrigens weiß. Die runden, 
Zoll langen Ohren find braun behaart. Fußblaͤtter und Zehen find ſchwarz 
behaart; die Krallen ſchwarz. Die langen Haare des 10“ langen buſchigen 
Schwanzes ſind roſtbraun, vor der Spitze mit breiter weißer Binde. Dieſe 
Art wird gegen 2 Fuß lang und lebt im nördlichſten Theile der Weſtküſte 
Amerikas, häufig an der Briſtolbai. — Ihre Selbſtſtaͤndigkeit als Spezies 
iſt mir noch ſehr zweifelhaft; die Verwandtſchaft mit A. pruinosus iſt auf⸗ 
fallend 11). 


4. A. brachyurus Rar. Das Ziegel- Murmelthier. 


A. e rufescente bruneo-griseus, albido-irroratus, subtus pallide rufus; caude 
depressa fulva, albo-marginata, subtus ferreo -cana, 


10) Richardſon giebt die Länge des Körpers auf 17 — 20%, der Schweifrübe auf 57, des 
Schwanzes mit den Haaren auf 7“ an. 11) Selbſt Eſchſcholtz erkennt dieß au, will ſie aber 
dadurch unterſcheiden, daß letzterer braun ſey, einen ſchwarzen Schwanz habe, und die Rücken⸗ 
haare in der Mitte ſchwarz und an der Spitze weiß ſeyen. — Richardſon bemerkt, daß im 
Londner Thiergarten ein lebendes Individuum gehalten wird, das Kapitän Back von feiner Ex— 
pedition mitbrachte und in feinem Werke als A. ochanaganus beſchrieben ſey. Auch ihm ſcheint 
es wahrſcheinlich, daß Pennant's A. pruinosus hiemit identiſch ſeyn möchte. 


Murmelthier. 261 


Arctomys brachyurus. HakL. faun. p. 304. — Rıcnaros. faun. I. p. 151. 

Anisonyx brachyura. Rarıngseur, in Am. month. mag. 1817. p. 45. — Des- 
MAR. mamm. p. 329. 

Burrowing squirrel. Luwis and CLark trav. III. p. 35. 


Iſt allein aus der Beſchreibung von Lewis und Clark bekannt. Die 
Ohren ſind kurz, ſtumpf zugeſpitzt; die Iris dunkel rußbraun, die Schnurren 
lang und ſchwarz. „Die Füße find 5 zehig; die beiden innern Zehen (die Dau- 
men) der Vorderfüße ſind auffallend kurz und mit ſtumpfen Nägeln bekleidet; 
die übrigen Zehen an den Vorderfüßen ſind lang, ſchwarz, etwas gekrümmt 
und ſcharf zugeſpitzt“. Die Haare des Schwanzes ſind nur an den Seiten 
dicht eingefügt, was ihm ein flaches Anſehen und eine lange ovale Form 
giebt 12). — Die Farbe der Oberſeite iſt ein eignes Braungrau, mit einem 
ſchwachen Anflug von Ziegelroth; die laͤngern Haare ſind an den Spitzen 
röthlichweiß, was ein geſprenkeltes Anſehen giebt. Die Unterſeite und die 
Beine nebſt den Füßen find hell ziegelroth; Naſe und Augen haben einen 
dunklern Ton von derſelben Farbe. Der Schwanz iſt oben fuchsroth, an den 
Rändern weiß; unten iſt er eiſengrau. — Die Länge iſt 175“, wovon der 
Schwanz nur 22“ wegnimmt. — Die Heimath find die Ebenen des Co— 
lumbia⸗Flußes, wo dieſe Thiere große Geſellſchaften bilden und mit ihren 
Höhlen bisweilen 200 Acres Land einnehmen; die Höhlen ſind geſchieden und 
jede enthält 10 — 12 Einwohner. Vor der Höhle findet ſich ein kleiner Wall, 
der von der aus geworfenen Erde gebildet iſt, und häufig ſieht man 3 — 4 
Höhlen, die einen Bau bilden, mit ihren Eingängen um den Fuß dieſer 
Wälle, die bisweilen 2° Höhe und 4 im Durchmeſſer haben. 


5. A. ludovicianus OnD. Das Hunds⸗Murmelthier. 


A. pallide rutilo-bruneus, pilis nigris intermixtus, subtus sordide albus; ungue 
pollicari conico majusculo, cauda brevi apicem versus fusco - torquata. 


Arctomys ludovicianus. Orp in Gutbrie's geogr. II. (1815) p. 302. — Say 
in Long’s journ. II. p.334. — Hart. faun. p. 160. — RIchanps. faun. I. p. 154. — 
Pr. v. Neumw, Reiſe in Nordamerik. I. S. 365. 


12) Ob Backentaſchen vorkommen oder nicht, darüber iſt nichts geſagt; es ſteht daher dieſe 
Art einſtweilen noch fragweiſe bei den Murmelthieren. 


262 Aretomyps. . 


Arctomys latrans. Harr. faun. p. 306. 

Cynomys socialis et griseus. RAFINES@aUE, in Amer. month. mag. 1817. 
p. 45. — Desmar. mamm. p. 314. 

Monax Missouriensis. WARDEN, unit. stat. I. p. 225. 

Petit chien, Prairie dog, Barking squirrel, Burrowing squirrel, 
Lewıs and CLark trav. I. p. 93, 95, 254 etc. III. p. 38. 

Wistonwish. Pikg journ. p. 207. 


Nach Say's Beſchreibung iſt der Kopf groß, die Ohren kurz und ab- 
geſtutzt, die Schnurren mäßig; die Füße 5 zehig, kurz behaart, mit langen 
ſchwarzen Nägeln; der Daumen iſt mit einem koniſchen, 5 Zoll langen Na: 
gel bewaffnet 1»). Die Farbe iſt oben licht röthlichbraun, mit einigen grauen 
und ſchwarzen Haaren uutermengt, wobei die einzelnen Haare an der Wur⸗ 
zel dunkel bleifarben, dann blaulichweiß, weiterhin hellröthlich, und an der 
Spitze grau find. Die Unterſeite iſt ſchmutzig weiß; der kurze Schwanz iſt 
gegen die Spitze braun gebändert, und die Haare, außer am Rumpfe, ſind 
an der Wurzel nicht bleifarben. — Die Länge iſt 16“, des Schwanzes ohne 
Haare 24 9, mit den Haaren 34%, — Die Heimath find die Ufer 
des Miſſuri und feiner Zuflüße. Den Namen Prairien-Hund hat dieſes 
Thier erhalten, weil ſein Warnruf einigermaſſen dem Bellen eines kleinen 
Hundes ähnlich ſeyn ſoll; der Prinz von Neuwied ſchreibt ihm jedoch blos 
„ein ganz murmelthierartiges Quicken“ zu. Da gewöhnlich beſondere Plätze 
von dieſen Thieren für ihre Baue ausgeſucht werden, ſo haben ſolche An— 
haͤufungen von Wohnungen den Namen Prairienhunds-Dörfer von den Jä— 
gern erhalten; ſie haben mitunter einen Umfang von vielen Meilen. Der 
Eingang zu der Höhle iſt an der Spitze des kleinen, während des Bauens 
ausgeworfenen Erdwalls; dieſe Wälle find bisweilen nicht ſichtlich, gewöhn- 
lich aber etwas über die Fläche erhöht, doch ſelten über 18% Sie haben 
eine abgeſtutzt koniſche Form, mit einer Baſis von 2 — 3 Fuß, und von 
einem Eingang an der Spitze oder den Seiten durchbohrt. Die Höhle geht 
ſenkrecht 1 — 2“ hinab, wo fie in ſchiefer Richtung abwärts fortſetzt. Ein 


13) Lewis und Clark, ſo wie Pike, ſchreiben dieſer Art Backentaſchen zu, von denen in— 
deß Say und der Prinz von Neuwied nichts erwähnen. 


Schläfer. 263 


einzelner Bau enthält mehrere Thiere. Da ſie Winterſchlaf halten, ſo tra— 
gen ſie keine Vorräthe ein, ſondern verſtopfen alsdann blos ihre Baue. Ein 
jedes Thier baut ſich eine feſte kugelige Zelle aus feinem trockenen Graſe, 
mit einem Loch an der Spitze. 


III. Familie. 
Muy o xin a. Schläfer. 


Pedes antiei digitis 4 et verruca hallucari, postici 5- dactyli; 
ungues breves; cauda elongata villosa; auriculae mediocres aut 
magnae; molares 4 plus minus complicati; ossa frontalia valde co- 
arctata processibus postorbitalibus nullis; intestinum coecum nullum. 


Gewöhnlich werden die Schläfer der Familie der Eichhörnchen zugezählt, 
da ſie ihnen im äußern Habitus gleichen; ſie bieten jedoch in mehreren Stücken, 
namentlich in der Beſchaffenheit des Schädels, Gebißes und Darmkanals ſo 
große Verſchiedenheiten von den letzteren dar, daß ſie als eigne Familie ab— 
geſondet werden müſſen. 

Der Schädel weicht betraͤchtlich von dem der Eichhörnchen dadurch 
ab, daß er wie bei den Mäuſen an den Stirnbeinen ungemein und plötzlich 
verſchmälert iſt, ferner daß dieſen die hintern Orbitalfortſätze ganz fehlen, 
und daß das untere Augenhöhlenloch viel größer und daher der Jochfortſatz 
des Oberkieferbeins deutlich in zwei Wurzeln geſchieden iſt. Das Zwiſchen⸗ 
ſcheitelbein iſt ſo ſehr nach der Quere ausgedehnt, daß es mit ſeiner Spitze 
noch das Schläfenbein berührt, während es bei den Eichhörnchen nicht über 
die Scheitelbeine hinausreicht. Auch ſind die Paukenknochen der Schläfer 
größer, die vordern Gaumenlöcher länger, die Aeſte des Unterkiefers mehr 
divergirend. 

Dem Gebiß fehlt der vorderſte Lückenzahn des Oberkiefers, der bei der 
Familie der Eichhörnchen durchgängig, wenigſtens in der Jugend, vorhanden 
iſt. Die Kauflaͤchen find von Querleiſten durchzogen; unter ſich weichen die 
Arten aber hinſichtlich des Gebißes darin ab, daß von einem ziemlich einfachen 


264 Myoxina. 


Zahnbau ein allmähliger Uebergang zu einem viel zuſammengeſetzteren ſtatt— 
findet, wornach man Gattungen oder wenigſtens Untergattungen unterſchei— 
den kann. 

Der Darmkanal zeichnet ſich vor dem aller andern Nager dadurch 
aus, daß ihm der Blinddarm abgeht. An die Vogelbildung erinnert eine 
Art von Drüſenmagen, der bei M. muscardinus, nicht aber bei M. Glis 
gefunden wurde 14). Bei jenem namlich iſt die größere obere Hälfte der 
erſten Abtheilung des Magens dickwandig, drüſig und die Drüſen öffnen ſich 
durch eine Menge Oeffnungen in feine Höhle. Die Gallenblaſe iſt vorhan— 
den. An jeder Seite des Maſtdarms, am After, fand Daubenton beim 
gemeinen Siebenſchläfer eine eiförmige, mit einer milchigen Flüſſigkeit erfüllte 
Drüſe. Die Hörner der Gebärmutter ſind lang. Zitzen ſind vom Sieben— 
ſchläfer 5 Paare bekannt: 2 auf der Bruſt, 3 am Bauche. 

Die Verbreitung der Schläfer beſchränkt ſich auf Europa, Mittel⸗ 
aſien und Afrika. 

Gewöhnlich theilt man die Schläfer in 2 Gattungen ab: Graphiurus 
und Myoxus; ich muß jedoch bemerklich machen, daß in letzterer Gattung 
der Zahnbau ſolche bedeutende Differenzen zeigt, daß man entweder fie eben- 
falls in mehrere Gattungen zerlegen muß, oder, was bei der großen Einför⸗ 
migkeit im äußern Baue gerathener ſeyn möchte, dieſe wie den Graphiurus 
nur als Untergattungen eines und deſſelben Genus gelten läßt. Auf ſolche 
Weiſe vertheilen ſich die genau bekannten Arten in 4 Untergattungen, die ich 
in der Reihenfolge, wie der Zahnbau zu größerer Mannigfaltigkeit fortfchrei- 
tet, aufeinander folgen laſſe. Drei Arten, von denen mir der Zahnbau nicht 
bekannt iſt, füge ich anhangsweiſe bei. 


VII. MYOXUS. Der Schläfer. 


Die Gattungs-Merkmale find identiſch mit denen der Familie, über- 
dieß auch ſchon von Schreber angegeben, daher ihre nochmalige Aufführung 
unnöthig. 

8) Gra- 


14) Meckel's vergl. Anat. IV. S. 634. 


Schläfer. 265 


a) Graphiurus. Der Pinſelbilch. 


Dentes molares minimi; cauda parum elongata, crassa, apice peni- 
cillata. 


Das wichtigſte Merkmal für dieſe Untergattung, welche Fr. Cuvier 
errichtete, iſt die Beſchaffenheit der Backenzähne, welche hier ſehr klein und 
einfach find. Obſchon der Pinſelbilch an Größe den Haſelſchläfer ums Dop⸗ 
pelte übertrifft, fo haben doch feine Backenzähne, nach Fr. Cuvier's 5) 
Darſtellung, kaum die Hälfte der Größe von dieſem Schläfer, und ihre Reihe 
beginnt weit hinter dem Oberkiefer-Fortſatz. „In der That“, ſagt genann⸗ 
ter Schriftſteller, „ſcheinen bei Graphiurus wie bei den Siebenſchläfern die 
Backenzaͤhne nur aus einer einzigen compacten und weißen Subſtanz zu be⸗ 
ftehen, fo daß man an ihnen, obſchon fie gefurcht find, doch keine Schmelz— 
falten wahrnimmt, welche die zuſammengeſetzten Backenzähne charakteriſiren, 
die außer dem Schmelz noch die Knochenſubſtanz enthalten.“ Es wäre jedoch 
möglich, daß die geſchilderte Einfachheit blos Folge einer ſtarken Abnutzung 
der Zähne iſt. Vom Schaͤdel 16) erwähnt Fr. Cuvier, daß die Naſen⸗ 
beine bis über das Siebbein hinausreichen, die Stirnbeine faſt ſo breit als 
lang ſind und hinten in einer geraden Linie endigen, die Scheitelbeine ein 
faſt regelmäßiges Parallelogramm bilden, die Schläfenbeine, deren Breite 
zur Länge (Höhe) S 1: 4 iſt, hinten von einer vertikalen, vorn von einer 
ſchiefen Linie, deren unteres Ende weiter vorſpringt, begrenzt ſind, die Pauken 
nicht über den Jochfortſatz des Schläfenbeins vorragen, endlich die Vorder: 
fläche des Jochfortſatzes des Oberkiefers ſehr rückwärts gedrängt iſt und der 
Jochbogen ſelbſt faſt im Niveau der Zahnreihe liegt, während er bei den an- 
dern Schläfern darüber ſteht. 

Der Darmkanal iſt wie bei den andern Schlaͤfern ohne Blinddarm 
und durchgängig von faſt gleicher Dicke. Er iſt 2 — 3 mal dicker als der des 
Siebenſchläfers; ſeine Länge beträgt 16“, alſo ſo viel als beim Haſelſchläfer 
und um die Hälfte weniger als die des Garten- und Siebenſchläfers. Der 
Magen nähert ſich in ſeiner Form ſehr der des Gartenſchläfers, aber er iſt 
faſt ums Doppelte größer. 


15) Nouv. annal. du mus. d' hist. nat. I. p. 441. tab. 16. fig. 1. 16) Eben da tab. 17. 
fig. 3, 4. 
Suppl. 3. 34 


266 Myoxus. 


Die äußere Geſtalt ift die gewöhnliche der Schläfer. Die Ohren 
ſind groß, gerundet, einfach und fähig, ſich der Länge nach einzurollen. Die 
Vorderfüße haben 4 faſt gleiche Zehen und einen platten Nagel auf dem Dau— 
menrudiment; die Hinterfüße find 5 zehig. Der Schwanz iſt kurz, ſehr flei- 
ſchig, mit Haaren nach der Richtung ſeiner Länge beſetzt und ihn mit einer 
Spitze endigend, was ihm ein pinſelförmiges Anſehen giebt. Die Behaarung 
iſt ſehr weich. Die beiden bekannten Arten gehören Südafrika an. 


1. M. capensis Fr. Cov. Der zweifarbige Pinſelſchwanz. 


M supra fusco-griseus, infra subrubello- albidus, taenia nigra per oculum ad 
auriculam ducta; cauda albo-terminata. 


Graphiurus capensis. Fr. Cuv. mamm. III. livr. 60; nouv. ann. du mus, I. 
p. 443. tab. 16. fig. 1. (Gebiß), tab. 17. fig. 3, 4. (Schädel). 


Dieſes Thier iſt, wie Fr. Cuvier fagt, auf der ganzen Oberſeite und 
dem Obertheil der Gliedmaſſen dunkel braungrau. Die Unterſeite iſt röthlich 
weißgrau; die Schnautzenſpitze, die Seiten nebſt dem Untertheil des Kopfes 
und die untere Hälfte der Beine iſt röthlichweiß. Eine braunſchwarze Binde 
läuft von den Augen bis unter das Ohr. Der Schwanz iſt oben braungrau 
und weißlich melirt, unten graubraun, mit einer ganz röthlichweißen Spitze. 
An der obern und vordern Parthie der Ohrwurzel ſteht ein Büſchel weißer 
Haare. Größe und Verhältniſſe find die des Gartenſchläfers. Vom Kap 7). 


2. M. elegans Osı.s. Der zierliche Pinſelſchwanz. 
M. cinereus, mento, gutture genisque macula magna alba teeta; taenia nigra 


per oculum ad auriculam ducta; cauda pilis brevibus, supra albis, infra nigris obsita. 


Graphiurus elegans. Ocular, proceed. VI. p. 5. 


„Kleiner als G. capensis, und oben von einer reinern und tiefern Aſch— 
farbe; Kinn, Vorderhals und Wangen mit einem großen rein weißen Fleck 
bedeckt; der Reſt der Unterſeite grau und aſchfarben gemiſcht, Tarſen und 
Pfoten rein weiß. Ein Flecken von derſelben Farbe findet ſich über und vor 


17) Nach Leſſon (complem. de Buff. V. p. 425.) iſt Myoxus Cattoirii FER. Cuv. (diet. 
XXVII. p. 124.) hiemit identiſch. 


Schläfer. 267 


jedem Ohr; ein ſchiefer weißer Streif laͤuft vom Vorderhalſe rückwärts über 
die Schulter, gerade vor den Armen; ein ſchwarzer Streif zieht ſich vom 
Mundwinkel durch das Auge zum Ohr. Der Schwanz iſt mit kurzen groben 
Haaren beſetzt, rein weiß oben, rein ſchwarz unten, und beiderſeits gepinſelt. 
Geſicht aſchgraulich, Schnurren häufig und grau. Länge 5% Schwanz 23 
Zoll“. Vom Kapitän Alexander auf ſeiner Reiſe durch das Land der 
Damaras, an der Südweſtküſte Afrika's, entdeckt. 


b) Eliomys. Der Löffelbilch. 
Dentes molares minimi, minus complicati, medii latiores quam lon- 
giores; auriculae magnae; cauda longa apicem versus longius pilosa. 


Die Backenzähne !?) find zwar ebenfalls noch ſehr klein, aber mit 
deutlichen Schmelzleiſten verſehen. Ihr Durchmeſſer von außen nach innen iſt 
größer als der von vorn nach hinten; der erſte und letzte Zahn etwas kleiner 
als die beiden mittlern. Von dieſen iſt im Oberkiefer jeder der Quere nach 
durch eine Furche in eine vordere und hintere Haͤlfte abgetheilt, welche auf 
der Außenſeite als zwei Zacken ſich zeigen. Durch die Abnützung bildet jede 
Hälfte abermals eine ſchmale, von Schmelz umgebene Querfurche, ſo daß 
demnach der ganze Zahn 3 parallele Querfurchen zeigt, die von Schmelz⸗ 
leiſten alſo umlegt ſind, daß dieſe immer die Furchen durch eben ſo viele 
(d. h. 3) Halbbogen begrenzen. — Von den untern Backenzähnen iſt der vor: 
dere dreiſeitig und auf der Krone dreizackig, der hintere etwas kleiner als die 
beiden mittlern und gleich dieſen von folgender Beſchaffenheit. Jeder Zahn 
iſt durch zwei ſchmale Querfurchen in 3 parallel laufende, etwas gekrümmte, 
mit Schmelz umlegte Plättchen getheilt, die auf der Außenſeite als eben ſo 
viele kleine Zacken vorſpringen. Durch Abreiben wird die vom Schmelz um— 
zogene ſehr ſchmale Knochenſubſtanz jedes Plättchens blosgelegt und an einem 
ſtark abgenützten Zahne fließen die beiden vordern Plättchen auf ihrer Außen⸗ 
hälfte bogenförmig ineinander. 

Am Schädel !“) greifen die Stirnbeine mit einem ſpitzen Winkel in die 


18) Das Gebiß von M. melanurus habe ich in den Abh. der K. Bayer. Akad. d. Wiſſenſch. 
III. S. 176. tab. 2. ſig. 3, 4. dargeſtellt; von M. Nitela hat es G. Cuvier in den recherch. 
angegeben. 19) Den Schädel von M. melanurus habe ich a. a. O. tab. 2. fig. 1, 2. abgebildet. 

34 * 


268 Myoxus. 


Scheitelbeine ein; dieſe letzteren find ziemlich breit; die Schläfenbeine in ihrer 
vordern Hälfte ſehr erweitert, die Paukenknochen beträchtlich groß; der Unter- 
kiefer (bei E. melanurus wie bei Nitela) am Winkeltheil durchbohrt. 

Die äußere Geſtalt iſt ausgezeichnet durch die großen Ohren, und 
den langen, allenthalben gleichmäßig behaarten Schwanz mit längeren Haa- 


ren gegen das Ende, die ſich hier vorzüglich nach den beiden Seiten aus— 
breiten. 


3. M. melanurus Waen. Der ſchwarzſchwänzige Schläfer. 


M. supra cano-fuscus, infra albus, auriculis amplissimis; cauda nigra, basi 
sordide cana. 


Eliomys (Myoxus) melanurus A. Wagner in den Abh. der bayer. Akad. d. 
Wiſſenſch. III. 1. S. 176. tab. 3. fig. 1. (Thier), tab. 2. ſig. 1 — 4. (Schädel 
und Gebiß). 


Der Leib iſt dick, die Ohren ungemein groß, innen nackt, nur an den 
Rändern fein behaart, außen etwas dichter mit kurzen feinen Härchen beſetzt. 
Die Schnurren ſind beträchtlich lang, die Beine kürzer und ſchwächer als bei 
den Siebenſchläfern. Der Pelz iſt ſehr weich, langhaarig und ungemein dicht. 
Alle Haare ſind in der untern Hälfte ſchieferſchwarz. Auf der Rückenſeite 
ſind ſie in ihrer obern Hälfte zuerſt weiß mit langen hellbräunlichen Spitzen, 
woraus im Ganzen eine licht nußbraune Farbe auf der Oberſeite hervorgeht, 
waͤhrend die untere Körperhälfte von den Wangen und der Oberlippe an weiß 
iſt, indem die äußere Hälfte der Haare hier dieſe Farbe hat. Die Füße 
haben einen licht braͤunlichen Anflug. Die Schnurren ſind ſchwarz, meiſt mit 
langen weißen Spitzen. Die Ohren ſind durchſcheinend, lichtbraͤunlich und 
mögen im Leben noch heller geweſen ſeyn. Von den Schnurren an laͤuft ein 
ſchwarzer Strich rückwärts, der jederſeits das Auge umfaßt, dann ſchmäler 
werdend gegen den untern Ohrenrand ſich hinzieht, wo er ſich abermals aus- 
breitet und hierauf hinter dem Ohre endet. Der Schwanz iſt an der Wurzel 
kurz bräunlichweiß, in der ganzen übrigen Länge tief ſchwarz. 
C 4° 6“, Länge des Ohrs 0“ 103“ 
Schwanz mit Haaren 8 Breite . 0 7 
Längſte Schnurren W Vom Haken zur Krallenſpitze . 0 10% 


Schläfer. 269 


Von dieſer Art brachte Hofrath von Schubert 2 Exemplare mit, die 
von Beduinen in der Umgegend des Sinai aus Erdhöhlen ausgegraben wor⸗ 
den waren. 


4. M. Nitela Scunnn. Der Gartenſchläfer. Tab. CCXXVI. 


M. rufo-bruneus aut cinereus, subtus albus, auriculis elongatis oblongis; taenia 
nigra utrinque per oculum usque ultra marginem auriculae posteriorem ducta; cauda 
tenui, apice tantum longius et subdistiche floccosa. 


Myoxus Nitela Schreb. IV. S. 833. tab. 226. — Desmar. mamm. p. 294. — 
Bechſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 1060. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXVII. 
p- 124; mamm. II. live. 40.— Is. Georrn. dict. class. IX. p.483.— Zamwapzfi 
galiz. Faun. S. 29. — Schinz europ. Faun. I. S. 67. — Keyſ. u. Blaf. europ. 
Wirbelth. I. S. 40. 

Mus quercinus Linn. Hartig im Berl. Mag. naturf. Fr. VIII. S. 85. 

Lérot. Burr. VIII. p. 181. tab. 25; DauhRNT. p. 183. tab. 24. fig. 2, 3. (Geſchlechts⸗ 
theile), tab. 25. fig. 2. (Skelet). 


Ich verweiſe auf Schreber's Beſchreibung, und bemerke nur, daß ſich 
der Gartenſchläfer in Deutſchland, Frankreich, der Schweiz und Polen findet, 
und hoch in die Alpen hinauf geht 26). Unter den in England einheimifchen 
Thieren iſt er von Bell nicht aufgeführt. 


c) Glis. Siebenſchläfer. 


Dentes molares grandiores, irregulariter complicati, medii qundrati; 
cauda longa subtus disticha, pilis longis ubique vestita. 


Die Backenzähne 21) werden bei dieſer Untergattung ſchon größer und 


20) Der Gartenſchläfer kommt zuweilen in der ſilbergrauen Färbung des gemeinen Sieben- 
ſchläfers vor, wo nur Stirne und Oberſeite der Schnautze ins ſchmutzig Falbe ſpielen. Ein fol- 
ches Exemplar hat die Sammlung aus der Schweiz erhalten. 21) Abgebildet von Fr. Cu⸗ 
vier in den dents des mammif. p. 164. tab. 58; nouv. ann. du mus. I. tab. 16. fig. 2; von 
G. Cuvier in den recherch. — Die obern Backenzähne zeigen 4 etwas gebogene und den 
ganzen Zahn durchſetzende Schmelzfalten, von denen die beiden vordern und die beiden hintern 
an ihren Enden zuſammenſtoßen und alſo 2 Paar Falten bilden. Dieſe beiden Paare berühren ſich 
gegenſeitig mit ihren innern Spitzen, weichen aber mit ihren aͤußern auseinander. In dieſen Zwi— 


270 Myoxus. 


ihre Kauflächen mannigfaltiger zuſammengeſetzt. Der vordere iſt oben wenig, 
unten viel kleiner als die mittlern, welche faſt ſo lang als breit ſind. Jeder 
Zahn, mit Ausnahme des vorderſten, zeigt auf ſeiner Kaufläche 4 gebogene 
ganze Schmelzleiſten, zwiſchen welchen 3 halbe liegen; dieſe letztern gehören 
im Oberkiefer der aͤußern Zahnhälfte, im Unterkiefer der innern an. 

Am Schädel 22) greifen die Stirnbeine mit einem langen ſpitzen Win⸗ 
kel in die Scheitelbeine ein; die Schläfenbeine ſind ſehr lang, hinten einen 
geraden Winkel bildend, vorn in einer ſchiefen Linie geendigt, deren am wei⸗ 
teſten vorgerücktes Ende das obere iſt. Der Unterkiefer iſt nicht durchbohrt. 

In der äußern Geſtalt charakteriſirt ſich dieſe Abtheilung durch den 
allenthalben gleich lang behaarten, unten zweizeiligen Schwanz und die mittel⸗ 
mäßigen Ohren. 


5. M. Glis LV. Der Billich. Tab. CC XXV. 
M. supra cinereus, subtus albus, cauda longa vilosissima. 
Myoxus Glis. Schreb. IV. ©. 825. tab. 225. — Desmar. mamm. p. 293. — 
Behft. Naturgeſch. Deutſchl. S. 1053. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXVII. 
p. 123; mamm. II. livr. 30. — Is. GEO R. dict. class. IX. p. 483. — Za wadzki 


galiz. Faun. S. 29. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. 1. S. 41. — Schinz 
europ. Faun. I. S. 66. 


Loir. Burr. VIII. p. 158. tab. 24; Daunk NT. p. 166. 


Der Billich oder der eigentliche Siebenſchlaͤfer gehört dem gemäßigten 
und ſüdlichen Europa an bis zur Wolga und nach Georgien; ſchon in Eng⸗ 
land findet er ſich nicht mehr vor. 


d) Muscardinus. Der Haſelſchläfer. 
Dentes molares maximi, regulariter et numerosissime complicati, me- 
dii multo longiores quam latiores; auriculae mediocres; cauda longa tenuis. 


ihenraum ſchiebt ſich eine Querleiſte ein, die bis zur Mitte des Zahus reicht, wodurch das V, 
wie es Fr. Cuvier deutet, entſteht. Eine ähnliche aber kürzere Leiſte liegt außerdem in der äußern 
Hälfte eines jeden Schmelzfalten-Paares. Demnach hat jeder ſolcher Zahn 4 gebogene ganze und 
überdieß 3 halbe Schmelzfalten, welche letztere nur auf der äußern Zahnhälfte ſichtlich ſind. — Die 
untern Backenzähne find im Weſentlichen wie die obern: 4 ganze Schmelzleiſten mit da» 


zwiſchen liegenden 3 halben, welche der Innenſeite angehören. 22) Abgebildet von Fr. Cuvier 
in den Nouv. annal.I. tab. 17. fig. I, 2. 


Schläfer. 271 


Die Backenzähne ??) bilden in dieſer Abtheilung die längſte Reihe, 
und die Zeichnung der Kronen ift am regelmäßigſten, zierlichſten und am mei: 
ſten complizirt. Am Schädel ?“) iſt der hintere Rand der Stirnbeine bogen⸗ 
förmig gewölbt, und die Schlaͤfenbeine ſind in ihrer vordern Hälfte mehr er⸗ 
weitert als in ihrer hintern. Der Unterkiefer iſt im Winkeltheile durchbohrt. 


Der Habitus iſt mehr mausähnlich als bei den andern Arten. Die 
Ohren ſind nur mittelmäßig, der Schwanz zweizeilig und ziemlich kurz behaart. 


6. M. mus cardinus Scares. Der Haſelſchläfer. Tab. COXXVII. 
M. fulvus, subtus pallidior, gula alba, cauda longa subfloccosa. 


Myoxus mus cardinus. Schreb. IV. S. 835. tab. 227.— Bechſt. Naturgeſch · 
Deutſchl. S. 1069. — Is. GEoFFR. dict. class. IX. p. 484. — Zadwadzki galiz. 
Faun. S. 29. — Sch inz europ. Faun. I. S. 67. 

Myoxus avellanarius. Desmar. mamm. p. 295.— Fr. Cuv. diet, des sc. 
nat. XXVII. p. 125; mamm. II. livr. 38.— Keyf. und Blaf. europ. Wirbelth. I. 
S. 40. — Ber brit. quadrup. p. 295. 

Die kleine Haſelmaus. Neuburg in Wetter. Ann. IV. S. 50. 

Mus car din. Borr. VIII. p. 193. tab. 26; DAuBENT. p. 196. 


Iſt durch das gemäßigte Europa verbreitet, und die einzige Art aus der 
ganzen Gattung, welche in England vorkommt. 


23) Eine Abbildung der Zähne ohne Beſchreibung hat Fr. Cuvier (nouv. ann. du mus. 
d'hist. nat. I. tab. 16. fig. 3.) und Waterhouſe (mag. of nat. hist. 1839. p. 185.) gegeben. — 
Die obern Backenzähne find mehr geradlinig, der 2te und Ste länger als breit, und zwar 
der te um ein anſehnliches länger, fo daß er bei dem kleinen Thierchen abſolut länger iſt als bei 
dem faſt doppelt fo großen Siebenſchlaͤfer. Dieſer te Zahn hat 5, die ganze Quere durchſetzende, 
etwas gebogene und ſtarke Schmelzleiſten. Der Ste viel kleinere Zahn hat außer den beiden Rän- 
dern noch 5 ganze, höchſt feine, und der letzte, zugleich der kleinſte Zahn 4 —5 ſolcher zierlicher 
Schmelzfalten, die meiſt an den Enden zuſammenſtoßen. Die untern Backenzähne weichen 
von denen des Siebenſchlaͤfers ſchon gleich durch ihre größere Länge ab, was namentlich für den 
2ten gilt. Mau zählt an ihnen 6 ganze Querleiſten. Die Kauflächen ſchleifen ſich bald ab und 
vermehren dadurch das zierliche Anſehen. 24) Den Schaͤdel hat Fr. Cuvier a. a. O. tab. 17. 
fig. 5, 6. abgebildet. 


272 Myoxus. 


e) Sedis incertae. 
7. M. Dryas Scunes. Der Eichſchläfer. Tab. COXXV. B. 


M. ciuereo- fulvus, subtus albus, auriculis brevibus rotundatis, taenia nigra per 
oculos usque ad marginem auriculae anteriorem ducta ; cauda disticha lata. 


Myoxus Dryas. Schreb. IV. S. 831. tab. 225 B.— Desmar. mamm. p. 295. — 
A. Wagner in Abh. der Münchn. Akadem. III. Abth. I. S. 186.— Keyſ. u. 
Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 41. 

Myoxus Nitedulae. PALL. Zoograph. I. p. 179. (syn. exel.). 


Obſchon Schreber den Eichelſchläfer ſehr genau befchrieben hatte, fo 
erkannte ihn doch G. Cuvier und Fr. Cuvier nicht wieder, jener ihn für 
identiſch mit dem gemeinen Siebenſchlaͤfer, dieſer mit dem Gartenſchläfer hal⸗ 
tend, mit welch letzterem ihn auch Pallas confundirte. Nach Anſicht des 
hieſigen, des wiener und des Original-Exemplares von Schreber iſt aber 
M. Dryas eine ſehr eigenthümliche Art, die in der Färbung zwar Aehnlich⸗ 
keit hat, ſich aber durch mehrere Merkmale von dieſem unterſcheidet 2°). — 
Die Heimath ſind die Gegenden der mittlern Wolga, die Inſeln derſelben 
gegen Aſtrachan, der Kaukaſus und ganz beſonders Georgien, wo er den 
Gartenſchläfer erſetzt; aus letzterer Gegend ſtammt unſer Exemplar. Ein im 
wiener Muſeum aufgeſtelltes Exemplar aus dem Jagdwalde bei Temeswar 
beweiſt, daß er bis Ungarn geht, was die Weſtgrenze der Verbreitung dieſer 
Art ausmacht. 


25) Dieſe ſind: 1) M. N. wird etwas größer als M. D. Während der Gartenſchläfer eine 
Körperlänge von 43“ erreichen kaun, mißt der Eichſchläfer nach Pallas 3“ 7°, nach Schre- 
ber 4“¼ unſer Exemplar 3“ 10. — 2) Bei dem E. find die Ohren kurz und halbkreisförmig⸗ 
oval; bei dem G. lang und geſtreckt, ſo daß ſie über den Kopf nochmal ſo hoch als beim vorigen 
hervorragen. Während fie bei unſerm E. nur 54° lang find, meſſen fie bei einem gleich großen 
G. 8“ und werden bei größern Exemplaren 9; an Breite kommen ſie ſich dagegen bei beiden 
Arten faſt gleich. — 3) Die Hinterfüße ſind beim E. etwas kürzer; bei dieſem meſſen ſie vom 
Haken bis zur Krallenfpige 98, beim G. 12°. — 4) Der Schwanz des E. iſt gleich dem des 
gem. Siebenſchläfers durchgängig zweizeilig lang behaart; der des G. iſt dagegen dem größten Theil 
ſeiner Länge nach nur ganz kurz und ringsum behaart, alſo dünne, erſt gegen die Spitze werden 
die Haare länger und bilden dadurch eine Art Quaſte. — 5) Die Färbung des Körpers fällt beim 
E, mehr ins Rothe; ſehr bezeichnend find die limites utriusque coloris (der Ober- und Unterfeite) 


Schläfer. 273 


8. M. erythrobronchus Surin. Der roſtkehlige Schläfer. 


M. fusco - griseus, subtus cinereus aut exalbidus; ingluvie, gutture, pectore, 


artuumque anteriorum latere interno ferrugineis. 


Myoxus murinus. DESsuanx. mamm. p. 542. — Is. GEO FR. dict. class. IX. 
p. 484.— Smors mamm. cap. p. 34. 
Myoxus erythrobronchus. SmıTH zool. journ. IV. p. 438. 


Nach Vergleichung mehrerer Exemplare verſichert Smuts, daß M. 
murinus Des m. und erytbrobronchus Smith einer Art angehören, 
wovon jener den jungen, dieſer den erwachſenen Zuſtand darſtellt. Nach 
Smith's Beſchreibung iſt die Farbe oben braͤunlichgrau; Seiten röthlich 
weiß; untere Theile grau. Untertheile des Unterkiefers, Vorderhals, Vorder— 
bruſt, Innenſeite der Vorderbeine und Ränder der Oberlippe roſtfarben. 
Ohren rundlich, über den Pelz beträchtlich vorragend, nackt und fleiſchfarben. 
Schnurren lang, buſchig und ſchwarz; Schnautze mittellang und ſich zuſpitzend, 
Schwanz buſchig, beſonders gegen die Spitze und durchgängig von einer 
ſchmutzig röthlichen Farbe. — Die Laͤnge beträgt nach Smuts 4“ 6%, 
des Schwanzes 2 3, der Ohren 54% — Bewohnt die waldigen Theile 
der Kapkolonie 1). 


9. M. Coupei Fr. Cuv. Der ſenegalſche Schläfer. 
M. murino-griseus, paululum flavido- indutus, subtus albidus; cauda villosa mu- 
rino - grisea. 
Myoxus Coupeii. Fr. Cov. mamm. II. livr.37.— Is. GEoFFr. dict. class. IX. 


p. 484. 


intensius flavicantes, wie Pallas ſich ausdrückt. Ferner der Schwanz iſt bei ihm auf der 
obern Seite ſchwärzlich gelbbraun, unten etwas lichter, während er beim G. auf der ganzen Un— 
terſeite und der Spitze, oben wie unten, ſchön weiß ift. — 6) Der ſchwarze Längsſtrich durch die 
Augen fchneidet beim E. am vordern Ohrrande ab, bei dem G. endet er erſt hinter dem Ohre. 

1) Die Beſchreibung von Desmareſt lautet: „Pelz ganz mausgrau, nur unten etwas 
heller als oben; die Haarſpitzen weißlich, zumal unterm Bauche; Schwanz fo lang als der Körper, 
horizontal abgeplattet und mit genau zweizeiligen Haaren bedeckt. Etwas größer als die Haſel— 
maus.“ — If. Geoffroy hält dieſen M. murinus von Desmaxreſt für identiſch mit M. Cou- 
peii, was jedoch nicht begründet ſcheint, da die Färbung alter Thiere zu ſehr abweicht. 

Suppl. 3. 35 


274 Dipoda. 


Nach Bälgen, wie nach einem lebenden Exemplare gibt Fr. Cuvier 
folgende Beſchreibung. Der ſenegalſche Gartenſchläfer iſt kleiner als der 
europaͤiſche und er nähert ſich dem Siebenſchläfer in der Färbung. Die 
ganze Oberſeite und der Schwanz ſind hellgrau, mit etwas Gelblich überflogen. 
Die Unterſeite iſt weißlich, was auf den Wangen bis zu den Augen ſich 
erſtreckt. Die gelblichen Töne kommen von den Haarſpitzen, welche ſchmutzig 
grau find; der übrige Theil der Haare iſt ſchön ſchiefergrau; die Schwanz⸗ 
haare jedoch ſind blos einfarbig, auch die weißen Haare ſind blos von einer 
Farbe. Die Oberſeite des Kopfs iſt von dem einförmigen Grau des Rückens. 
Die nackten Theile ſind fleiſchfarben. Die Haare des Schwanzes ſind nach 
ſeiner ganzen Ausdehnung lang und dicht, was eine Beziehung mehr zum 
gemeinen Siebenſchläfer iſt. — Die Länge iſt 3“ 6; der Schwanz beträgt 
faſt eben foviel. — Die Heimath iſt der Senegal, woher der Schiffskapitän 
Coups ein lebendes Exemplar nach Paris mitbrachte, das hier während der 
kalten Jahreszeit, gleich den einheimiſchen Schläfern, in Erſtarrung fiel 2). 


IV. Familie. 
Di po da. Springer. 


Artus distincti saltatorii, anteriores brevissimi, posteriores 
longissimi; cauda longa pilosa; foramen infraorbitale maximum. 


Die Familie der Springer ift durch das auffallende Mißverhältniß, in 
welchem die Kürze der Vorderbeine zu der Länge und Stärke der Hinterbeine 
ſteht, ſo ausgezeichnet, daß man ſich wundern muß, wie Pallas, Schre— 
ber und Desmareſt einige Rennmäuſe (Gerbillus) mit ihnen zuſammen⸗ 
ſtellen konnten, bei denen zwar auch eine Verlängerung des Mittelfußes vor⸗ 
kommt, die aber weder ſo bedeutend iſt, noch gar in Verbindung ſteht mit 
einer gleichzeitigen ungemein beträchtlichen Verkürzung der Extremitäten. In 


2) Noch erwähnt Siebold (spieil. faun. japon. p. 18.) eines Myoxus lineatus aus der 
Juſel Jeſſo, der auf dem Rücken mit 5 Längsſtreifen bezeichnet, 63“ lang, der Schwanz 43 
lang iſt. Genauere Nachrichten ſind noch zu gewärtigen. 


Springer. 275 


dieſer Beziehung find die Springer unter den Nagern die Repräſentanten 
der Känguru's. Hiezu kommt noch wie bei dieſen ein langer Schwanz, der 
mehr oder minder behaart iſt, und ein ſehr großes unteres Augenhöhlenloch, 
was bei Pedetes an Größe nicht viel der gemeinſchaftlichen Augenhöhle und 
Schläfengrube nachſteht?). Die Schlüſſelbeine ſind vollſtaͤndig. 

Zur Veranſchaulichung der ſonderbaren relativen Verhältniſſe des Knochen— 
gerüſtes theile ich die Maaße von Pedetes caffer und Dipus Sagitta, 
mit, wie ich ſie von den hieſigen Skeleten entnommen habe. 


Pedetes caffer. ] Dipus Sagitta. 


Singe d Scene 6. n 

Breite zwiſchen den Gehöröffnun geen 1 63 0 11 
— = = äußern Augenhöhleurändern . 2 1 1 0 

Länge der Hals-, Rücken und Lendenwirbell - 8 7 2 10 
des Kreuzbein /ͤ : ten ı- 1 64 0 7 
— der Schwanzwirbel-Reihe 17 8 8 2 
— des Oberarmbeins » 2 4 0 7 
— des Ellenbogenbeins 0 2 14 00 10 
— der Hand bis zur Krallenſpitze . 1 5 0 51 
— des Oberſchenkels h 4 3 1 53 
des Schienbein? 5 4 2 3 
— der Fußwurzel 3 1 102 0 57 
— des Mittelfußknochen .. 1 114 1 57 
— der Mittelzehe 2 1 0 85 
— des ganzen Hinterfußes 6 0 2 73 


3) Wiegmann zählt den Springern noch die Haſenmäuſe bei, was jedoch ſchon deshalb 
nicht zu billigen iſt, da ihnen die Verkürzung der vordern Gliedmaſſen abgeht. Waterhouſe 
hat unter ſeine Gerboiden nur meine erſte Sippe aufgenommen, indem er über die Stellung des 
Springhaſen im Ungewißen blieb. Dieſer iſt aber unbedenklich den Springern zuzuzählen, da er 
nicht blos hinſichtlich des äußeren Habitus, der Lebensweiſe und ſelbſt der Färbung, ſondern na⸗ 
meutlich auch in der Beſchaffenheit des Knochengerüſtes ihnen am nächſten ſteht. Zwar ſind ſeine 
Mittelfußknochen nicht in einem einzigen zuſammen geſchmolzen, aber auch bei Alactaga haben die 
beiden äußerſten Zehen geſonderte Mittelfußknochen, wodurch der Uebergang zu dem ächten Dipus 
vermittelt wird. Der Schädel kommt mit dem der Springmäuſe in der großen Entwickelung der 
den Gehörapparat einſchließenden Knochenhöhlung und in der enormen Weite des untern Augen— 
höhlenloches, ſo wie in der Zuſammenſetzung der über dieſe Oeffnung geſpannten Knochenbrücke 
überein, an welcher auch das Thränenbein einen erheblichen Antheil nimmt. 


35 * 


76 Dipus. 


Zu dieſer Familie zähle ich 5 Gattungen, die fih in 2 Sippen abtheilen: 


a) Dentes molares irregulariter ineisi. 
Dipus. 
Secirtetes. 
Jaculus. 
Dipodomys. 


b) Dentes molares ab uno latere partiti. 
Pedetes. 


Die Heimath dieſer Familie ift Afrika und Aſien nebft einem kleinen 
Theile des angrenzenden europäiſchen Rußlands und Nordamerika. Die von 
Neuholland angeführte Springmaus gehört zu der Familie der Mäuſe. Die 
Springer wohnen in unterirdiſchen Höhlen, klettern nicht, können weite Sprünge 
machen, und die bekannten Arten (auch Pedetes) fallen im Winter in Er⸗ 
ſtarrung. 


VIII. DIPUS. Die Springmaus. 


Dentes primores superiores sulcati, molares 3; podariorum 
digiti 3 ossi metatarsico unico insidentes. 


Schreber faßte unter dem Namen Dipus nicht blos die Thiere dieſer 
ganzen Familie zuſammen, ſondern zählte auch noch einige Rennmäuſe dazu. 
Nach Fr. Cuviers Vorgang begreife ich indeß blos diejenigen Arten darunter, 
welche nur einen einzigen Mittelfußknochen mit 3 Zehen beſitzen, wozu noch 
beſondere Eigenthümlichkeiten im Schädel -wund Zahnbau kommen. Ihre 
Augen ſind groß und lebhaft, die Schnautze iſt ſtumpf, die Oberlippe geſpalten, 
die Schnurren ſehr lang, die Ohren ebenfalls lang und dünn behaart. Der 
Hinterleib und die Schenkel ſind dick; die Vorderbeine eben ſo ſehr verkürzt 
als die hintern geſtreckt find. Die Vorderfüße find 5zehig mit mäßig langen, 
ziemlich ſtark gekrümmten und ſpitzen Sichelkrallen; der rudimentäre Daumen 
trägt einen flachen Nagel. Während die vordern Gliedmaſſen durch die Ver— 
kürzung des Ober- und Vorderarms fo ungemein klein ausfallen, find dagegen 
die hintern durch die große Länge des Schienbeins und Mittelfußes eben ſo 


vor 


Springmaus. 277 


ſehr verlängert. Zehen ſind am Hinterfuße nur 3 vorhanden, von denen die 
mittlere etwas länger als die beiden ſeitlichen iſt; ihre Krallen ſind robuſter 
als die vordern, gerade, faſt pfriemenförmig. Der Schwanz iſt ſehr lang, 
dicht behaart, anfangs mit kurzen Haaren, gegen das Ende mit längern und 
zweizeilig gereihten. Die Farbe der Oberſeite iſt bei allen Arten aus Falb 
und Grau gemiſcht, die Unterſeite weiß. Der Schwanz iſt an der Spitze 
ebenfalls weiß; gleich darauf dunkler, meiſt ſchwarz, und gewöhnlich mit 
deutlicher Pfeilzeichnung. 

Die Schneide-Zähne ) find ſchmal, zugeſpitzt und weiß; die obern 
haben in der Mitte eine Längsfurche. Backenzähne giebt es 3, die nach 
hinten an Größe abnehmen, länger als breit und mit geſonderten Wurzeln 
verſehen ſind. Im Oberkiefer iſt jeder Zahn beidertheils von einer tiefen 
Hohlkehle ſeiner ganzen Höhe uach ausgeſchnitten, wodurch jederſeits zwei 
Zacken entſtehen, die jedoch denen der andern Seite nicht gerade gegenüber 
ſtehen, ſondern etwas alterniren. Am letzten Zahn iſt die hintere Hälfte ein 
ſchmälerer rundlicher Anſatz. Im Unterkiefer hat der erſte Zahn ebenfalls 
beiderſeits eine Auskehlung; beim mittleren kommt auf der äußern Seite noch 
eine zweite hinzu, während der dritte nur eine einzige und zwar auf dieſer 
Seite hat. 

Das Knochengerüſtes) zeigt außer den ſonderbaren Formen, die 
der ganzen Familie eigen ſind, noch beſondere Eigenthümlichkeiten am Schädel. 
Während der Schnautzentheil ſehr ſchmächtig und ſeiner ganzen Laͤnge nach 
faſt gleich breit iſt, iſt dagegen der Hirnſchädel von einer enormen Breite, 
ſo daß an der Stirn, zumal aber an den Scheitelbeinen, die Dimenſion der 
Laͤnge weit von der der Breite übertroffen wird. Die Paukenknochen ſind 
ſo beträchtlich aufgetrieben, daß ſie nicht blos nach unten, ſondern ebenfalls 
nach hinten und oben blaſig vorragen. Das untere Augenhöhlenloch iſt außer⸗ 
ordentlich groß, von einem breiten, nicht blos ſeitwärts, ſondern weit mehr 


4) Das Gebiß iſt abgebildet von Fr. Cuvier (transact. of the zool. soc. II. 2. tab. 24. 
fig. 4. 5.) 5) Abgebildet iſt das Skelet des D. Sagitta von Pallas (glir. tab. 26. fig. XXV. 
5), des D. bipes von Pander und d'Alton (Skelete der Nager, 2te Abth. tab. 7.). Mehrere 
Schädel find von Fr. Cuvier (a. a. O.), des von D. hirtipes von Waterhouſe (mag. of 
nat. bist. 1839. p. 186.) dargeſtellt. Unſere Sammlung beſitzt das Skelet von D. Sagitta. 


278 Dipus. 


vorwärts gewendeten Knochenbogen gebildet, der zur Hälfte von den beiden 
Jochfortſätzen des Oberkiefers, zur andern von dem Jochbein ſelbſt zuſammen 
geſetzt wird, an deſſen oberem Ende das Thränenbein in einer rundlichen Platte 
vorragt. Ein kleiner Kanal, der das eigentliche Aequivalent des untern Au⸗ 
genhöhlenlochs, wie es am menſchlichen Schädel gefunden wird, bildet, iſt 
von dem weiten Augenhöhlenloch durch eine dünne Lamelle getrennt. Der 
Unterkiefer iſt ſchmal, der Gelenkfortſatz etwas eingebogen, der eckige Winfel- 
theil iſt durchbohrt. 

Das Schulterblatt iſt ſchmal dreiſeitig, die Schlüſſelbeine lang und dünn. 
Das Oberarmbein iſt ſehr kurz, hat vorn im obern Drittel einen flügelartigen 
Vorſprung, und iſt in der Grube über der untern Extremität durchbohrt. 
Der Vorderarm iſt länger; ſeine beiden Knochen unten aneinander befeſtigt. 
Die Hand iſt von gewöhnlicher Bildung. Das Oberſchenkelbein iſt lang mit 
ſehr vorſpringenden Rollhügeln. Noch laͤnger iſt das Schienbein, während das 
Wadenbein ſchon in der Mitte von jenem mit ihm ſo vollſtändig verſchmilzt, daß 
keine Spur von Trennung übrig iſt. Das Ferſenbein iſt geſtreckt; der Mit⸗ 
telfuß aber ungewöhnlich lang und beſteht blos aus einem einzigen Knochen, 
der ſich am Ende in 3 Gelenkköpfe ſpaltet, an welchen die 3 Zehen einlenken, 
deren jede aus 3 Gliedern beſteht, von denen das hinterſte länger als die 
beiden vordern zuſammen genommen iſt. 

Der Blindarm iſt groß, in 3 Spiralen gewunden, innerlich aber in 
kleine Zellen eingetheilt. Die Gallenblaſe iſt vorhanden. Die Schamöff⸗ 
nung iſt dicht am After. Das Weibchen hat 4 Paar Zitzen: 2 Paar zwi⸗ 
ſchen den Schenkeln, 1 Paar an der Bruſt, und ein anderes faſt an der 
Achſel “). 

Die Heimath ſind die Steppen Mittelaſiens bis hinein ins ſüdliche 
Rußland, und die des nördlichen Afrikas. Die Lebensweiſe dieſer Thiere iſt 
von Schreber ) ausführlich erörtert. 


1. D. Sagitta Parı. Die Jerboa. Tab. CCXXIX. 


D. einereo-flavidus, tergum versus saturatior; aurieculis longitudine capitis di- 
midia, digitis subaequalibus, cauda pictura sagittiformi subobsoleta. 


6) Vergl. Pallas glir. p. 309. 7) Band. IV. ©. 845. 


Springmaus. 279 


Dipus Sagitta Schreb. IV. S. 849. tab. 229.— PaTL. Zoogr. I. p. 181. — Cu. 
regn. anim. I. p. 209. — FR. Cuv. dict. des sc. nat. XVIII. p. 470. — Is. Gerorra. 
dict. class. VII. p. 319.— Lichtenſt. Berl. acad. Abh. 1828. S. 151. — Keyſ. 
u. Bla ſ. europ. Wirbelth. I. S. 39. 

?Gerbo ou Gerboise. Burr. suppl. VI. p. 259. tab. 39, 40. 


Die Heimath beginnt mit den Steppen zwiſchen Don und Wolga und 
dehnt ſich aus durch die ſüdlichen Steppen am Irtiſch, die ganze Songarei 
und Mongolei und jenſeits des Baikals. 


2. D. aegyptius Hassere. Die egyptiſche Springmaus. 


D. e cinereo flavicans, auriculis 3 longitudine capitis; digitis aequalibus, podario 
subtus pilis fuscis, versus digitorum apicem albidis vestito; cauda pietura sagittiformi 


distincta. 


Dipus aegyptius, Lichtenſt. in den Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 151. u. 156; 
Darftell. tab. 22. — M. Wagner's Algier III. S. 60. 

Dipus bipes. Lichtenſt. Verz. der Doubl. S. 3. 

Dipus Gerboa. Olav. bullet. de la soc. philom. n. 40. — Desmar. mamm. p. 316. — 
Is. GEO FR. dict. class, VII. p. 319. 

Mus aegyptius. HasseLe. act. Holm. 1752. XIV. p. 123. tab. 4. fig. 1; it. pa- 
laest. p. 198. 

Egyptian Jerboa. Penn. hist. of quadrup. II. p. 427. 

Gerbua. Epwarps glean. I. tab. 219. 

Gerbo ou Gerboise. Burr. XIII. p. 141. 


Die egyptiſche Springmaus iſt früher mit der Jerboa verwechſelt worden. 
Die Ohren find oval, machen ohngefähr 3 der Kopflänge aus, und find außen 
mit zarten falben Härchen, innen mit noch kürzern und feinern weißlichen 
Härchen angeflogen. Die Mittelzehe iſt faſt von gleicher Länge mit den feit- 
lichen; die Zehen ſind unterwärts mit langen Borſtenhaaren beſetzt. Die 
Farbe der Rückenſeite iſt iſabellfalb mit Schwarz beſprenkelt, die Unterſeite 
und der große Keulenſtreif ſind weiß. Die Unterſeite der Hinterfüße und die 
Borſtenhaare unter den Zehen find dunkelbraun, was gegen die Zehenſpitze 
weiß wird. Die Oberſeite der Zehen und Läufe iſt weiß, was in einem 
ſchmalen Längsſtreif über die Vorderſeite des Unterſchenkels ſich fort erſtreckt. 


280 Dipus. 


Der Schwanz ift länger als der Körper und hat eine deutliche Pfeilzeichnung, 
vor der er auf der obern Seite blaß falblich, unten weißlich iſt. Das Schwarze 
an der Quaſte iſt beträchtlich größer als die weiße Endſpitze. — An unſerem 
größten Exemplare beträgt die Länge des Körpers 6“ 6%, des Schwanzes 
mit Haaren 81“. Von einem Weingeiſt-Exemplare aus Algier habe ich fol- 
gende Maaße abgenommen: 


Körper, in gerader Linie 5“ 1““ Sbr öffnung ee RE 

Schwanzwirbelreigißh e 7 0 Ohrbreite, größte, . 0 72 

Hagkſpi z,. 11 Längſte Schnurren 2 2 

Kopf BL are DR Ru ALLG Hinterfuß bis zur Zehenfpige . 2 9 

Ohr am Außenkande 1 2 Fußwurzel u. Mittelfuß Wale 
auf der Hinterſeite 1 0 


Als Heimath iſt zuerſt Unteregypten bekannt worden; unſere Exem⸗ 
plare wurden auf der Reiſe des Hofraths v. Schubert bei Alexandrien 
geſammelt. Moritz Wagner entdeckte dieſe Art aber auch in den Umge⸗ 
bungen von Oran, Arzew und Moſtaganem, wo ſie ſehr häufig in trockenen 
Ebenen lebt, ſich Löcher in die Erde baut, und ſo lange die Regenzeit dauert 
nicht zum Vorſchein kommt. Im Sommer hingegen werden dieſe Spring⸗ 
mäuſe häufig von den Beduinen lebendig nach Oran gebracht, und viele Eu— 
ropäer halten ſie in Behältern und naͤhren ſie mit Waizenkörnern. Sie ſcheinen 
des Waſſers ganz entbehren zu können oder vielleicht nie zu trinken, da M. 
Wagner mehrere in Gefangenſchaſt ſah, die ſeit Jahren kein Waſſer erhalten 
hatten und ſich doch vollkommen wohl befanden ®). 


3. D. Telum Licnr. Die kirgiſiſche Springmaus. 


D. cinereo- flavicans, nigro multo commixtus; auriculis rotundatis capitis triente 
brevioribus; tarsis postice digitorumque setis fuscis; cauda pietura sagittiformi nulla. 


Dipus Telum. Lichtenſt. Verz. d. Doublett. S. 1; Evers m. Reiſe. S. 120; 
Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 152. tab. 2; Darftell. tab. 23. (obere Fig.). — 
Evers m. im Bullet, de Moscou. 1840. p. 47. 

Nach 

8) Duvernoy (Instit. 1841. p. 400.) unterſcheidet zwar die algierſchen Individuen als Di- 

pus mauritanicus ſpezifiſch von den egyptiſchen, indem bei jenen der Kopf größer, die Schnauze 

mehr abgeſtutzt, die Ohren minder groß, die Dimenſionen des ganzen Körpers ſtärker und die Farbe 
dunkler ſeyn ſoll; indeß habe ich dieſe Unterſchiede nicht auffinden können. 


Springmaus. 281 


Nach Lichtenſteiws Beſchreibung ſind die Ohren zugerundet, klein, 
weniger als 3 der Kopflänge; die Mittelzehe länger als die ſeitlichen. Die 
Farbe der Rückenſeite iſt gelblichaſchgrau, mit vielem Schwarz (der Haar: 
ſpitzen) untermiſcht. Die Außenſeite der Schenkel und die erſte Hälfte des 
Schwanzes iſt iſabellfarbig ohne ſchwarze Punkte. Die Hinterſeite der Tar⸗ 
ſen und die Zehenborſten ſind braun. Die Schwanzſpitze iſt einfarbig ohne 
Pfeilzeichnung; das längere Haar an deſſen Seiten iſt nur gegen die Spitzen 


ſchwarz. 
Köper e nenn en 5“ a” [[ Hinterfuß (vom Haken bis zur Kral⸗ 
Schwanz; 5 9 Lenſpized e Va e Hal: 17 10° 


Eversmann entdeckte dieſe Art in der kirgiſiſchen Steppe nördlich 
vom Aralſee, ſpäter fand er ſie auch am öſtlichen Ufer des kaspiſchen Meeres 
und an der untern Wolga bei Sarepta. 


4. D. la gopus Licar. Die weißfüßige Springmaus. 


D. fere pure isabellinus, tergo solo lineis nonnullis undulatis nigellis; auriculis 
rotundatis capitis trientem aequantibus; tarsis subtus albis, digitis longissimis aequa- 
libus, setis albis vestitis; cauda pictura sagittiformi obsoleta. 


Dipus lagopus. Lichtenſt. in Eversm. Reiſe. S. 121.; Abh. der Berl. Akad. 
1828. S. 152. tab. 5; Darſt. tab. 24. (unten). 


Die Ohren find zugerundet, 3 der Kopflänge. Die Zehen find fehr 
langeſtreckt, alle von gleicher Länge, an der Unterſeite mit ſehr langen weißen 
Borſten bewachſen, auch die Unterſeite der Tarſen iſt von weißer Farbe. 
Die Oberſeite des Körpers iſt ſehr hell, faſt wie iſabell, nur auf dem Hin⸗ 
terrücken mit einigen ſchwärzlichen Wellenlinien von den dunkleren Haarſpitzen. 
Der weiße Keulenſtreif iſt ſehr breit und blendend weiß. Der Schwanz hat 
nur eine ſchwache Pfeilzeichnung auf der Oberſeite; die Spitze iſt 2 Zoll 
ſchneeweiß, vor derſelben 13“ mattbraun. 
öpe n! (re 5 0 Schwanzbüſchh 21 
Sihdanzele er 5 3 Hinterfuß ee ee enen eg 2 4 

Von Eversmann in der Steppe am Aralſee endeckt. 


5. D. hirtipes Licar. Die rauhfüßige Springmaus. 
D. languide cinereo -flavidus. lineis undulatis nigellis; auriculis capitis dimidie 


Suppl. 8. a6 


282 Dipus. 


sublongioribus; tarsis subtus sordide albis, digitum setis pure albis longissimis; cauds 

pictura sagittiformi distincta. 

Dipus birtipes. Lichtenſt. Verz. der Berl. Doubl. S. 5; Abh. der Berl. Akad. 
1828. S. 152. tab. 4; Darftell. tab. 24. (oben). 


Lichtenſtein's Beſchreibung lautet: Ohren mäßig, etwas über halbe 
Kopflänge. Die längſten Bartborſten reichen bis an die Schwanzwurzel, 
was jedoch auch bei andern Arten der Fall iſt. Zehen mäßig lang, die mitt⸗ 
lere etwas länger als die ſeitlichen. Die Farbe matter gelbgrau, mit dunklen 
Wellenlinien über der ganzen Rückenſeite, von welchen auch der Keulenſtreif 
nicht rein iſt. Die Hinterſeite der Tarſen iſt ſchmutzig weiß; die Zehenborſten 
rein weiß und ſehr lang. Der Schwanz hat eine deutliche Pfeilzeichnung; 
die weiße Spitze mißt 2, vor derſelben 14“ braun. 
eee e e e e 5“ 0“ J Schwanzbüſch el. 8 e 
Schwanzrüubttte 8 Hiitterfn ß; DEE Eh ar 24 

Das Vaterland find die Höhen am oberen Nillauf von Syene bis 
Dongola, wo Hemprich und Ehrenberg dieſe Art entdeckten; von Dr. 
Fiſcher ſind uns aber auch 2 Exemplare von der Weſtküſte Arabiens zu⸗ 
gekommen. 


5. a. D. macrotarsus Waen. Die langfüßige Springmaus. 
D. praecedenti similis, at statura minori, tarsis longioribus, colore laetiori. 


Dipus macrotarsus. A. Wagner in Abh. der Münchn. Akadem. III. Abth. 1. S. 214. 
tab. 4. fig. 2. 


Nach einem defekten Exemplare, das Hofrath v. Schubert vom Sinai 
mitbrachte, habe ich mit einigem Bedenken eine Art proviſoriſch aufzuſtellen 
gewagt, welche im ganzen Habitus, in der länglichen Ohrenform und in der 
ungemein ſtarken Behaarung der Zehen ganz mit D. hirtipes überein: 
kommt, von dieſem aber ſich unterſcheidet, daß bei geringerer Körpergröße 
gleichwohl die Läufe länger ſind, die Färbung lebhafter falb, und die vor— 
dere Hälfte der Oberſeite weniger mit Schwarz gemiſcht iſt. Die längern 
ovalen Ohren und der ſtark ſchwarz gemiſchte Hinterrücken unterſcheiden von 
D. lagopus. 


Springmaus. 283 


Porree! re ehe elarcre 3% ing, 0“ 64 
Hinterfuun ß % 8, 8 Ohrbreit , e 

Weitere Nachforſchungen müßen ergeben, ob wir an bie ſinaitiſchen 
Springmaus eine eigne Art oder blos eine Abaͤnderung von D. hirtipes vor 
uns haben. 


IX. SCIRTETES. Der Sandſpringer. 


Dentes primores superiores haud sulcati, molares 33; podario- 
rum digiti 5 (aut 4?) ossibus metatarsieis tribus (aut duobus ?) 
insidentes. 


Von den übrigen Springmäuſen hat Fr. Cuvier die Sandfpringer 
unter dem mongoliſchen Namen Alactaga, (eigentlich Alak-daagha) ge⸗ 
neriſch abgeſondert; eine Trennung, die vollkommen zu billigen und daher 
von mir auch angenommen iſt, nur daß ich ſtatt des barbariſchen Namens 
mich, der Linneiſchen Vorſchrift gemäß, eines beſſer gewählten bediene. Die 
Unterſchiede zwiſchen Seirtetes und Dipus beſtehen aber darin, daß 1) bei 
jenem an den Hinterfüßen fünf Zehen ſich finden, welche mit drei geſonderten 
Mittelfußknochen in Verbindung ſtehen “), 2) daß die Vorderzähne ungefurcht 
ſind, 3) daß ſich vor der Reihe der obern Backenzähne noch ein kleiner Lücken⸗ 
zahn einſtellt, 4) daß die Backenzähne einen complicirteren Bau haben und 
zugleich größer ſind, 5) daß die Paukenknochen viel ſchwaͤcher ſind, und 
6) daß die Knochenbrücke, welche ſich über das große Augenhöhlenloch wölbt, 
ungleich ſchmäler als bei Dipus iſt. In der Form des Körpers, des Schwanzes, 
in der Färbung und Lebensweiſe kommt übrigens dieſe Gattung mit den ei- 
gentlichen Springmäuſen ganz überein. 


9) Die 3 innern Zehen find wie bei Dipus einem einzigen langen Mittelfußknochen eingelenkt; 
von den beiden ſeitlichen hat jeder ſeinen eigenen Mittelfußknochen, der aber kaum halb ſo lang 
als der mittlere iſt. Vgl. die Abbildung von Pallas (glir. tab. 27. fig. XXV. F u. 2°). — 
Vermuthungsweiſe, obgleich ich gar keinen gewiſſen Anhaltspunkt habe, ſetze ich auch proviſoriſch 
die 4zehige Art hieher, die vielleicht für die äußere Afterzehe einen beſondern Mittelfußknochen 
haben möchte. 

36 


284 Seirtetes. 


Von den vorhin angeführten Abweichungen will ich nur beſonders das 
Gebiß 10) hervorheben. Die Schneidezähne find ſämmtlich ungefurcht. Ba⸗ 
ckenzähne find * vorhanden, wovon der erſte oben blos ein kleines Stümpfchen 
iſt; die andern, oben wie unten, nehmen nach hinten an Größe ab und ſind 
länger als breit. Im Oberkiefer zeigt der Zte Zahn (der erſte unter den 
großen) ſehr geſchlängelte Conturen, indem die Außenſeite durch zwei, die 
Innenſeite durch einen gewundenen Einſchnitt getheilt iſt. Der Zte Zahn iſt 
eben ſo, und der Ate, mehr abgenützte wird urſprünglich eben ſo geweſen ſeyn. 
Im Unterkiefer zerfällt der Iſte in 6 gewundene irreguläre Lappen mit eben 
fo viel Einbuchtungen. Noch unregelmäßiger iſt der te Zahn, der auf der 
Innenſeite drei Einbuchtungen und auf der aͤußern zwei hat. Der Zte hat 
auf der Innenſeite zwei, auf der äußern einen Einſchnitt. 

Die Heimath iſt dieſelbe wie die von Dipus; ebenſo die Lebensweiſe. 


«) Podariis quinquedactylis. 


Hieher gehören Die Achten Sandſpringer, auf welche die Gattung Seir- 
tetes begründet iſt. 


1. Sc. decumanus. Lienr. Der große Sandſpringer. 


Sc. maximus, cinereo-flavicans; auriculis fere longitudine capitis, apice albis; 
tarsis postice digitumque setis brevibus fuscis; cauda longitudine corporis. 


Dipus deeumanus. Lichtenſt. Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 154. tab. 6; 
Daritell. tab. 25. 


Die Ohren ſind faſt von Kopflänge; die Mittelzehe iſt anſehnlich länger 
als die ſeitlichen; die Zehenborſten ſind kurz. Die Farbe iſt graugelb mit 
Hinneigung zum Olivenfarbigen; die Spitze der Ohren weiß, die Hinterſeite 
der Tarſen nebſt den Zehenborſten dunkelbraun. Der Schwanz hat eine ſcharfe 
Pfeilzeichnung; die ſchmale Quaſte iſt 2“ weiß und 23“ ſchwarz. 

Körper auen webe een ene 9“ 0 Schwanzquaſtdte 476. 
Schweifrübe mene e 9 0 Hinterfüß Halt d 3 8 


10) Fr. Cuv. dents des mamm. p. 189. tab. 76; transact. of the Zool. soc. II. 2 
tab.24. fig.8, 9, wo auch in fig. 6, 7. der Schädel abgebildet ift. 


Sandſpringer. 285 


Eversmann entdeckte dieſe Art an den ſüdlichen Abhängen des Ural: 
gebirges (Gegend von Slatouſt). Durch die anſehnlichere Größe und den 
auffallend kürzeren Schwanz unterſcheidet ſie ſich von D. Jaculus. 


2. Sc. Spiculum Licnr. Der breitſchwänzige Sandſpringer. 


Sc. einereo-flavicans nigro- undulatus; auriculis fere dimidii capitis longitudine, 
apice albis; rostro aterrimo; tarsis postice digitorumque setis longis nigricantibus ; 
cauda apicem versus dilatata, pietura sagittiformi distincta, 


Dipus Spiculum. Lichtenſt. Abh. der Berl. Akadem. 1828. S. 154. tab. 7; Dar- 
ſtell, tab. 26. (oben). 


Die Ohren find ohngefähr von halber Kopflänge. Der Schwanz mit 
ſehr breiter Quaſte und ſtarker Pfeilzeichnung, 1“ weiß, 13 ſchwarz. Die 
Mittelzehe iſt viel länger als die ſeitlichen; die Zehenballen ſind außerordentlich 
hoch und von ſehr langen Borſten überwachſen. Die Farbe iſt graugelb 
mit breiten ſchwarzen Wellenlinien, und beſonders ausgezeichnet iſt er durch 
ſchwarze Schnautze und weiße Ohrſpitzen. 

Körpern dea eee zo Schwanzguaſtfñ ³732?B 2 6 
Schweif? 68 Dinkerfuf ;; 3 

Aus der Gegend von Barnaul am Ob, im N. W. des Altai- Gebirgs 

von Gebler entdeckt. 


3. Sc. Jaculus PaII. Der Alakdaga. Tab. CC XVIII. 


Sc. cinereo-flavicans, auriculis longitudine capitis, margine exteriore paululum 
dilatatis; cauda corpore multum longiore. 


Dipus Jaculus. Parr. Zeogr. I. p. 187.— Schreb. IV. S. 842. (die größere 
Spielart) tab. 218. (fig. Pall.). — Lichten ſt. Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 153. — 
Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 39. 

Mus Jaculus, Var. major. Par. glir. p. 292. tab. 20. 

Cuniculus Pumilio saliens. J. Grore GEL. comm. acad. Petrop. 1754 et 
55. p. 351. tab. 11. 

Cuniculus saliens. S. GorrL. GEL. Reife durch Rußl. 1770. I. p. 26. tab. 2. 

Mus saliens. Hax. thes. britann. II. p. 149. tab. 17. 

Dipus Alagtaga. OLıvıer bullet, de la soc. philom. nr. 50. 


286 Seirtetes.. 


Pallas und Schreber vereinigten unter dieſem Namen z verſchiedene 
Thiere, die ſie als bloße Spielarten anſahen, während Lichtenſtein ſie 
ſpäter als beſondere Arten aufſtellte. Hieher gehört blos die größere Spiel⸗ 
art, von welcher Schreber bereits die ausführliche Beſchreibung von Pallas 
mitgetheilt hat. Die Heimath ſind die Steppen zwiſchen der Donau und 
dem Don bis in die große Tartarei, auch die Krimm; nordwärts reicht ſie 
bis zum 50 Breitengrade 11). . 


4. Sc. vexillarius Eversm. Der langfahnige Sandſpringer. 


Sc. cinereo - flavicans, auriculis longis, margine convexis; cauda gracili, cor- 
»ore longiore, flocco lato disticho, dimidiam caudam occupante, candido, basi atro. 


Dipus vexillarius. Eversm. im Bullet. de la Soc. imp. des Naturalistes de 
Moscou 1840. p. 42. 


Mit dieſem Namen bezeichnet Eversmann einen Sandſpringer, den er 
in 16 Exemplaren von der Hochebene zwiſchen dem kaspiſchen Meere und 
dem Aralſee unter dem 45° Breite erhalten hat. Ihre Faͤrbung iſt die ges 
wöhnliche dieſer Arten; ihr Hauptmerkmal iſt, daß der Schwanz beträchtlich 
länger als der Körper und dabei durchgehends ſehr dünn iſt. Seine 
Fahne, die ſehr breit iſt, fängt ſchon in der Hälfte des Schwanzes, oder 
noch vor derſelben an; die ſchöne ſchneeweiße Spitze nimmt wenigſtens 5 des 
ganzen Schwanzes ein, oder mehr als die Hälfte der Fahne, deren untere 
kleinere Haͤlfte von rein ſchwarzer Farbe iſt. In allen dieſen Merkmalen 
ſtimmen die erwaͤhnten 16 Exemplare mit einander überein; nicht aber in 
der Größe der Ohren. Dieſe ſind theils länger als der Kopf, dünnhäutig und 
mit kurzen Haaren beſetzt, theils nur von der halben Kopflänge, ſehr dick 
und beſonders auf der Außenſeite mit röthlichgelbem Pelze bedeckt; an der 


11) Eversmann wirft im Bullet. de Moscou 1840. p. 47. die Frage auf, ob D. Jaculus 
wirklich von D. decumaunus ſpezifiſch verſchieden ſeyn möchte. An der mittlern Wolga und am 
nördlichen Jaik oder Uralfluß hat E. wenigſtens keine andere Art als D. decumanus gefunden. 
Ob der weiter weſtlich von der Wolga, oder weſtlich vom Don vorkommende etwa verſchieden 
ſeyn möchte, darüber hat E. keine Beobachtungen anſtellen koͤnnen; doch ſcheint mir dieſer, nach den 
Angaben, von D. decumanus verſchieden zu ſeyn. 


Sandſpringer. 287 


Spitze ſind ſie etwas weißlich. Daß dieſe kürzere Ohren nicht etwa durch 
das Trocknen blos zuſammen geſchrumpft ſind, ergiebt ſich daraus, daß ſie 
beim Aufweichen unverändert bleiben. An 3 von dieſen 16 Exemplaren ſind 
die Ohren von halber Kopflänge, an 9 von ganzer Kopflaͤnge, die übrigen 
find Uebergangsſtufen. Von dem langöhrigen Sc. vexillarius hat unſere 
Sammlung ein Exemplar erhalten, wornach ich ſeine ſpecifiſche Selbſtſtändigkeit 
und feine Verſchiedenheiten 12) von den verwandten Arten anerkenne; die 
kurzöhrigen Individuen, die mir nicht aus Autopſie bekannt ſind, werden bei 
weiterer Unterſuchung ſich wohl als beſondere Art herausſtellen 2). Im Nach: 
folgenden theile ich einige Ausmeſſungen von Evers mann mit. 


Ohren lang. | Ohren kurz. | Ohren mittelmäßig. 
eee e e e e e e e, e e,, e ee ee, ee, ee, e Tre 
Schwanz ohne Haare 10 9 9 3 10 4 7 7 7 | 9 7 9 8 
Fahne 5 5 6 6 2 3 10 4 1 5 6 5 9 
— weiß 2 7 2 9 3 8 2 5 2 2 2 10 3 1 
Ohren 1 10 17 16 0 1140 9 1 22 I 
Kopf R 1 8 1,467, 19 1 611 8 1 8 1 10 
Diliter fu; 31 3 3 sl 3 2 1 3 3 3 4 


Die Breite der Fahne iſt bis 1“ 1. 


5. Sc. aulacotis Waen. Der rippenöhrige Sandſpringer. 


D. einereo - flavicans, auriculis partes duas tertias capitis aequantibus, angustis, 
intus longitudinaliter scrobiculato - costatis; metatarso abbreviato; cauda corpore 


paululum longiore. 


Dipus aulaeotis. A. Wagner in den Abh. der Münchn. Akad. III. Abth. 1. ©.211. 
tab. 4. fig. 1. 


Dieſe Art unterfcheidet ſich in folgenden Stücken von decumanus und 


12) Vom Sc. deeumanus unterfheidet er ſich, daß er um 2 Zoll kleiner iſt. In der Größe 
kommt er zwar dem Se. Spieulum fo ziemlich gleich, auch in der Breite der Fahne, aber dieſe 
iſt bei ihm doppelt länger als bei Spiculum. Von Se. aulacotis iſt er verſchieden durch langeren 
Schwanz mit längerem und breiterem weißen Fahnentheil, durch längere, dünnere und breitere 
Ohren, deren äußerer Rand nicht gerade, ſondern convex herabläuft. 13) Aus den Maaßan⸗ 
gaben erſieht man wenigſtens, daß auch der Schwanz bedeutend kürzer iſt. 


288 Seirtetes. 


Jaculus: 1) Sc. aulacotis hält in der Größe das Mittel zwiſchen Se. 
decumanus und Jaculus. 2) Die Ohren, welche bei dieſen beiden Arten 
fo lang find als der Kopf, kommen bei Se. aul. nur 3 der Kopflaͤnge gleich, 
ſind alſo anſehnlich kürzer, zugleich auch ſchmäler, indem der äußere Rand nicht, 
wie bei jenen convex, ſondern gerade iſt. 3) Bei Se. Jaculus iſt das Ohr 
von einigen feinen Längsadern durchzogen, übrigens innen glatt und fein ber 
haart, dünn und durchſcheinend. Bei Se. aul. dagegen zeigt das Ohr auf 
der Innenſeite ſtarke Laͤngsrippen, die zumal im untern Theile von queren 
unregelmäßig durchſchnitten werden, ſo daß dadurch Grübchen entſtehen; über⸗ 
dieß iſt es dünn behaart und viel dicker, ſo daß es faſt undurchſichtig iſt; 
ſein äußerer Rand iſt der ganzen Länge nach weiß eingefaßt. 4) Der Lauf 
an den Hinterfüßen iſt bedeutend kürzer als bei andern gleich großen Arten. 
5) Der Schwanz, ſelbſt mit der Haarſpitze, iſt nur um etwas länger als 
der Körper, während er bei Sc. Jaculus 12 Leibeslänge ausmacht. — 
Uebrigens iſt die Färbung wie bei letzterem, ohne den olivenfarbigen Anflug, 
welcher den Sc. decumanus auszeichnet; die Zehen find nicht ſtärker behaart 
als bei Sc. Jaculus, von dem die Sammlung auch ein Exemplar beſitzt, 
und die Sohlen haben nur einen ſehr ſchwachen bräunlichen Anflug. 


Sc. aula- Se. Jaculus. Se. de- 
cotis. I U cuman. 
Körper, in gerader Linie 1) 7“ 10,“ 6 6 7 0 6 9 9 0 
Scheit ff ee ESG 10 9 10 1 9 0 
Schwanz mit Haar 9 9 
ran 8 1 3 1 9 2 0 2 0 
Ohrbreite, größte, 3 6 5} 0 742 0 11 0 11 
Hinterfuß bis zur Zehenſpitze .. 2 10 31 3 8 
Fußwurzel und Mittelfuns . . 1 113 2 5 2 44 2 6 


Dr. Fiſcher hat dieſe Art an der Weſtküſte Arabiens entdeckt. 


6. Sc. halticus III. Der mittlere Sandſpringer. 


Se. auriculis 3 capitis longitudine aequantibus; digito intermedio lateralibus pa- 


rum 


14) Von Se. Jaculus iſt N. I von mir gemeſſen, II u. III von Pallas; Sc. deeumanus 
von Lichtenſtein. 


Sandſpringer. 289 


rum longiore; cauda corpore parum longiore, pictura sagittiformi obsoleta, apice 

vix extremo albo. ö 

Dipus haltieus. Lichtenſt. in Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 154. 

Dipus brachyurus. Desmar. mamm. p. 318. — Fr. Cov. dict, des sc. nat. XVIII. 
p. 470. — Is. GEoFFR. dict. class. VII. p. 319. — 

Mus Jaculus var. media. PalL. glir. p. 285. u. 297.— Schreb. IV. S. 844. 


Von Se. Jaculus unterfcheidet ſich dieſe Art durch geringere Größe, 
kürzere, aber breitere Ohren, kürzere Schnurren, viel dickeren und kürzeren 
Schwanz, mit wenig ausgebildeter Quaſte und undeutlicher Pfeilzeichnung, 
kaum an der äußerſten Spitze weiß. 


e ANEH . ARERETEIHENARZEC AIDS IHSDIDTRRR SANR.IS EN AR RI e 9 
Schweifenßß 0 Mittelfuß bis zum Gelenk der Mit⸗ 
Kopf; e teen 22 


Die nah ift die mongoliſche Steppe zenſelts d des Baikals 


7. Sc. Acontion PALI. Der kurzfahnige Sandfpringer. 

Sc. pallide cinereo - flavicans, auriculis 3 capitis adaequantibus, apice ferrugi- 
neis; tarsis postice fuscis, digitorum setis brevissimis; cauda pictura sagittiformi 
distincta. 

Dipus Acontion. Parr. Zoograph. I. p. 182.— Keyſ. u. Blaſ. europ. Wir⸗ 

belth. I. S. XI. u. 39.— Eversm. im Bullet. de Moscou. 1840. p. 47. 
Dipus pygmaeus III. Lichtenſt. Verz. der Berl. Doubl. S. 2; Evers m. Reife 

S. 121; Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 155. tab. 8; Darſtell. tab. 26. (unten). 
Dipus minutus. Desmar. mamm. p. 318. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XVIII. 

p. 471. — Is. Gkorrn. dict. class. VII. p. 320. 

Mus Jaculus, var. minor. Part. glir p. 284. u. 295.— Schreb. IV. S. 844. 


In der Zoographia unterſchied ſchon Pallas dieſen Sandſpringer 
als ſelbſtſtändige Art. Seine Farbe iſt fahlgelb und ſchwarz gemiſcht, der 
Schwanz mit deutlicher Pfeilzeichnung, obgleich nur 3“ weiß an der Spitze 
und 1“ ſchwarz. Die Ohren halten 3 der Kopflänge und find an der Spitze 
roſtfarbig und dünn behaart. Die Mittelzehe iſt anſehnlich länger, die Hin- 
terſeite der l N die Zehenborſten ſehr kurz. 

Körpern cancer eee 
Schweif u 0 N OBSEANAUE NG Dinterfuß n 
Suppl. 3. 37 


290 Scirtetes. 


Die Heimath iſt die kirgiſiſche Steppe, und hie und da ſonſt noch, 
wo Se. Jaculus ſich aufhält, doch nicht in der Krimm; am untern Jaik 
und der untern Wolga kommt, nach Eversmann, keine andere fünfzehige 
Art vor als dieſe. Iſt eine gut beſtimmte Art, wie ich mich ſelbſt an dem 
Exemplare unſerer Sammlung überzeugt habe, leicht zu erkennen an der Fahne, 
deren weiße Spitze immer nur ſehr klein iſt. 


8. Sc. Elater Licnr. Der langöhrige Zwerg-Sandſpringer. 


Sc. laete cinereo - flavicans, auriculis longitudine capitis; digitorum setis parum 


conspicuis; cauda pietura sagittiformi distineta. 


Dipus Elater. Lichtenſt. in Abh. der Berl. Akad. 1828. S. 155. tab. 9; Dar⸗ 
ftell. tab. 27. (oben). 


Die Ohren ſind von Kopflänge; die Mittelzehe iſt ſtark überragend, die 
Zehenborſten unmerklich. Die Farbe iſt lebhaft graugelb, der Keulenſtreif 
breit. Der Schwanz mit ſcharfer Pfeilzeichnung, die Spitze 2“ weiß, dann 
1“ dunkelbraun und noch ein weißer Ring von 2“, der vorzüglich an der 
Unterſeite auffällt. 
ee 1 Schbanuane 
Schweifrü ge 83 Hinkefuß r 


In der kirgiſiſchen Steppe von Evers mann entdeckt. 


9. Sc. platyurus Licnr. Der plattſchwänzige Sandſpringer. 


Se. cinereo-flavicans, subtus sordide lutescens; cauda basi sola tereti, dein 


lanceolatim complanata. 


Dipus platyurus. Lichtenſt. in Eversm. Reife S. 121; Abh. der Berl. Akad. 
1828. S. 155. tab. 10; Darftell. tab. 27. (unten). 


Die Ohren halten über 3 der Kopflänge. Die Zehen find ſehr kurz, 
die mittlere die längſte, mit ſtarken Springballen, faſt ohne Borſten. Der 
Schwanz iſt nur an der Baſis rund, dann lanzettförmig abgeplattet, aus 
einem breiten Knorpelrand der Schwanzgräthe beſtehend, nur am Ende mit 
einigen längeren Haaren bewachſen. Die Farbe iſt oben gelbgrau, unten 
ſchmutzig gelb; der Schwanz ohne Pfeilzeichnung. 


Sandfpringer. 291 


Körper ie n e NN 3“ 9, Breite des Schwanzes in der Mitte 0“ 4 
Schwanß 0 Miulterfu ß 11 3 

Von Eversmann am Ausfluße des Kuwan-Darja in den Aralſee 
entdeckt. 


10. Sc. arundinis Fr. Cuv. Der Schilfſpringer. 


Sc. griseo -fulvidus, lateribus flavescens, subtus albus; pictura caudae sagitti- 
formi distineta, nigra, apice alba. 


Alactaga arundinis. Fr. Cuv. transact. of the zool. soc. II. 2. p. 134. 
e Jerboa. Saw voy. en B rb. I. p. 321. 


Schon Shaw redet von einer kleinern Art Springmaͤuſe aus der 
Barbarei und giebt an, daß ſie ſich gewöhnlich in den Sandſteppen der Sa⸗ 
hara und vorzüglich im Schilf aufhalte; ihre Zehenzahl giebt er jedoch offen— 
bar falſch an. Vielleicht iſt dieß dieſelbe Art, die Fr. Cuvier aus der 
Barbarei beſchreibt. „Ganze Oberſeite ſchön graufalb, an den Seiten und 
auf dem Schwanze gelb, welcher mit einer anfangs ſchwarzbraunen Pfeil— 
zeichnung geendigt iſt. Die Unterſeite, die Wangen, Innenſeite der Glieder 
und die Schenkelſeiten ſind weiß. Große braune Schnurren faſſen die Seiten 
der Schnautze ein; die Schneidezähne ſind weiß und ungefurcht, die Ohren 
faſt nackt.“ 

CET ar !?!: r 0. 
Sheng Nr ne 2 NT RN 1 0 

Da Fr. Cuvier die nothwendigen Vergleichungen mit den vorhergehen- 

den Arten nicht vorgenommen hat, ſo bleibt dieſe Spezies noch unſicher. 


6) Podariis tetradactylis. 


Eine kleine Afterzehe ift vorhanden, aber die andere fehlt. Da Schädel 
und Fuß bei dieſer Abtheilung noch nicht gekannt iſt, ſo hat ſie ihren Platz 
hier nur proviſoriſch. Aus Aſien kennt man keine Art. 


11. Se. tetradactylus Licur. Der libyſche Sandſpringer. 


Sc. einereo - flavicans, nigro intermixtus; tarsis postice fuscis, digito interne 
nullo; cauda pictura sagittiformi distincta. 


37 * 


292 Jaculus. 


Dipus tetradactylus. Lichtenſt. Verz. der Berl. Doublett. S.2; Abh. der Bert. 
Akad. 1828. S. 153; Darſtell. tab. 23. (unten). 

The Jerboa of the Cyrenaicum. Bruce travels V. p. 121. 

Dipus abissinicus. Meyer Ueberf. d. zool. Entded. S. 82. 


Die Hinterfüße find nur mit der äußeren Afterzehe verſehen. Die Mit- 
telzehe iſt anſehnlich länger als die ſeitlichen; die Zehenballen ungemein ſtark 
und hoch, nur ſchwach von den Zehenborſten bedeckt. Die Ohren ſind von 
der ganzen Länge des Kopfes. Die Farbe des Mittelrückens iſt gelbgrau 
mit vielem Schwarz; die Seiten des Leibes und der Keulen rein iſabell— 
farbig. Die Hinterſeite der Tarſen iſt ſchwarzbraun; der Schwanz hat eine 
deutliche Pfeilzeichnung (9 ſchwarz, 9 weiß). 
eee ee eee ee e e a ana a a er 
SWR „ ehe era Do 5 4 HBilterfüu en 8 2 4 

Hemprich und Ehrenberg haben dieſe Art in der libyſchen Wüſte 
entdeckt. 8 


X. AcULUS. Die Hüpfmaus. 


Dentes primores superiores sulcati, molares # complicati; pe- 
des anteriores 4-dactyli et verruca hallucari, posteriores 5- dactyli; 
cauda longissima, squamata, raripilosa. 


Ich habe für dieſe Gattung den von Wagler!s) gewählten Namen 
beibehalten, da die von Fr. Cuvier gebrauchte Benennung Meriones von 
Illiger eigentlich den aſiatiſch-afrikaniſchen Rennmaͤuſen gegeben und für 
dieſe daher auch beizubehalten iſt. Der Kopf iſt ſchmal, die Naſenſpitze be— 
haart, der Mund iſt klein und zurückgeſtellt, die Ohren mittelmäßig, die 
Schnurren länger als der Kopf. Das Mißverhaͤltniß zwiſchen den Vorder⸗ 
und Hinterbeinen iſt faſt noch größer als bei den Springmäuſen; vorn finden 
ſich 4 Zehen mit einer Daumenwarze, hinten 5, jede mit einem ſehr langen 
Mittelfußknochen. Die beiden äußerſten Zehen an den Hinterfüßen ſind be— 


15) Natürl. Syſt. d. Amphib. S. 23. 


Hüpfmaus. 293 


traͤchtlich kürzer als die 3 mittlern; die Sohlen find nackt; die Krallen kurz 
und ſchmal, der Vorderdaumen mit einem flachen Nagel. Der Schwanz ift 
ſehr lang, verſchmaͤchtigt ſich allmählig, iſt ſchuppig, dünn mit kurzen Haaren 
beſetzt, ohne eine Endquaſte, wie die Springmäuſe zu tragen. 

Der Schädel hält, wie Waterhouſe 1“) bemerkt, in manchen Be⸗ 
ziehungen das Mittel zwiſchen den Springmäuſen und Schläfern; das untere 
Augenhöhlenloch iſt größer als bei letzteren und kleiner als bei erſteren. 

Das Gebiß!) iſt von dem der Rennmäuſe ganz verſchieden, dagegen 
dem der Springmäuſe mehr verwandt. Die obern Schneidezähne ſind mit 
einer Laͤngsfurche verſehen. Backenzähne find + vorhanden von ſchmelzfaltiger 
Beſchaffenheit. Im Oberkiefer iſt der Iſte blos ein kleines Stümpfchen; die 
andern nehmen nach hinten an Größe ab. Der 2te gleicht einigermaſſen ei— 
nem umgewendeten 8, mit einem Fortſatz in der Mitte der Außenſeite und 
einem Ring darunter. Der zte iſt ähnlich, aber etwas mehr abgenützt zeigt 
er ſtatt der Ausſchnitte nur zwei gekrümmte Ellipſen. Der Ate ſtellt zwei 
Halbkreiſe dar, von denen der eine den andern umſchließt. Im Unterkiefer 
beſteht der Iſte Zahn, welcher der größte iſt, aus drei Parthien: die vor- 
dere iſt ſehr klein und dreilappig, die mittlere ſehr groß, mit zwei tiefen Eins 
ſchnitten auf der Innenſeite, die hintere iſt ſchmal. Der 2te Zahn beſteht 
aus zwei Parthien: die vordere ſchmal elliptiſch, die hintere ſehr groß, mit 
zwei Einſchnitten auf der Innenſeite und dahinter mit einer auf der Außenſeite. 
Der zte Zahn hat einen innern und dahinter einen äußern Einſchnitt. Die 
ſämmtlichen Einſchnitte verurſachen gewundene Lappen. 

Die Heimath dieſer Thiere iſt Nordamerika. Sie zeigen große Agi— 
litaͤt, machen weite Sprünge, graben ſich Höhlen in den Boden und halten 
Winterſchlaf. 


16) Lou d. magaz. 1839. p. 188. 17) FR. Cov. dents des mamm. p. 187. tab. 75; 
obige Beſchreibung iſt hievon entlehnt. — Richardſon ſagt von feinem Meriones labradorius, 
daß die Backenzähne in Form ſehr denen der Eichhörnchen gleichen. Im Oberkiefer iſt der Ite fehr 
klein und rund; die 3 andern haben ſchwach ausgehöhlte Kronen, an ihrem äußern Rande mit 
Spitzen wie bei den Eichhörnchen. Der 2te hat drei ſolcher Spitzen und eine Furche auf der In— 
nenſeite; der Ste hat 4 Spitzen, aber keine Furche; der letzte hat 2 Spitzen. Man ſieht, daß 
dieſes Gebiß noch friſch das von Fr. Cuvier beſchriebene dagegen bereits ſehr abgeführt war. 


294 Jaculus. 


1. J. labradorius San. Der nordiſche Hüpfer. Tab. CCXXXI. B. 
J. supra. ex fusco et bruneo - flavescente mixtus; subtus albus. 


Meriones labradorius. RıcHAros. faun.]. p. 144. tab. 7. 
Mus labradorius. Sazıne in Frankl. journ. p. 661. 
Gerbillus labradorius. HaRL. faun. p. 157. 
Labrador Jumping Mouse. Gon. nat. bist. II. p. 97. 
Labrador Rat. Penn. arct. Zool. I. p. 132. 


Nach Richardſows Beſchreibung iſt der Pelz weder fo lang, noch fo 
fein als der der Feldmaus. Die Farbe der Oberſeite iſt dunkel leberbraun 
mit etwas Bräunlichgelb gemiſcht. Die Seiten ſind braͤunlichgelb, mit ſchwarzen 
Haaren ſchwach geſprenkelt; die Unterſeite iſt weiß. An einigen Exemplaren 
nimmt die gelblichbraune Farbe der Seiten ſo viel Raum ein, als die dunkle 
Rückenfarbe, an andern wird ſie von dieſer auf einen ſchmalen Streif be— 
ſchränkt, während am friſchen Winterpelz die dunkle Farbe mit der weißen 
zuſammen ſtößt. Die Ohren ſind hinten und innen gegen den Rand mit kurzen 
ſchwarzen Haaren, unter denen einige gelbe ſtehen, beſetzt. Die Füße ſind 
oben mit graulichen Haaren bedeckt. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, 
unten weißlich. 


Kore e ARTE ie n eee 
e e e d een Von der Ferſe zur Mittelkralle . 1 4 
Hand mit Kralle 0 4 Ohrhöhe hinten 0 a 


Dieſe Art iſt gemein in den Pelzgegenden und geht nördlich bis zum 
großen Sklavenſee und vielleicht noch weiter !?). Ob der um Philadelphia 
vorkommende Hüpfer, der von Harlan !“) als Meriones mierocephalus 


18) Ju Bezug auf den hievon unterſchiedenen Dipus canadensis Auct. bemerkt Richard⸗ 
ſon, daß Pennant's Canada Jerboid rat und Davies Dipus canadensis durch kürzere 
Ohren zu differiren ſcheine, ſonſt aber ſehr ähulich ſey, daß ferner God man's Gerbillus cana- 
densis mit Rafinesque-Schmaltz's Gerbillus sorieinus Des mar. mamm. p. 332.) 
übereinfomme, aber längere Ohren als Pennant's Canada rat habe, und daß Harlan's 
Gerbillus eanadensis der labradoriſchen Art ganz ahnlich zu ſeyn ſcheine. 19) Proceed. VII. 
p. 1. Meriones microcephalus: „Oben bleifarben, mit Röthlichfahl untermiſcht; 
unten weiß, in minderem Grade ahnlich gemiſcht; eine röthlichfalbe Längsbinde trennt die Seiten 


Taſchenſpringer. 295 


neuerdings beſchrieben wurde, wirklich von dem labradoriſchen ſpezifiſch ver- 
ſchieden ſey, iſt mir zur Zeit noch nicht erwieſen. 


XI. DIPODOMYS. Der Taſchenſpringer. 


Habitus Dipodum; sacculi buccales. 


Mit einer höchſt merkwürdigen Gattung von Springern hat uns neuer: 
dings Gray!“) bekannt gemacht, indem fie in der äußern Form und Fär⸗ 
bung mit den Springmäuſen übereinkommt, von dieſen aber darin abweicht, 
daß ſie gleich einigen andern amerikaniſchen Gattungen mit großen, außen 
an den Wangenſeiten ſich öffnenden Backentaſchen verſehen iſt. Sie gehört 
Mexiko an. 


1. D. Phillip Gray. Der mexikaniſche Taſchenſpringer. 
D. supra cano-bruneus, subtus albus. 
Dipodomys Phillipii. Gray, ann. of nat. bist. VII. p. 522. 
„Graubraun, mit längern ſchwarzen Haaren; Seiten ſandfarbig; Na: 


ſenſeiten, ein Fleck an der Ohrwurzel, eine Binde über die Schenkel und die 
Unterſeite weiß. Naſe, ein Fleck am Grunde der langen ſchwarzen Schnurren 


vom Bauch. Der Schwanz iſt ſpärlich behaart, oben dunkel, unten weiß, am Ende mit einem 
Haarpinſel; der Schwanz iſt verhältnißmäßig länger und der Kopf kleiner und geſtreckter als bei 
G. canadensis. Körper 3“, Schwanz 4“, Hinterbeine 13“, Oberſchenkel 3, Unterſchenkel , 
Fuß 3“ Ein Pärchen wurde im Jahr 1836 einige Stunden von Philadelphia gefangen; das 
Weibchen trug feine Jungen mit fi herum, die feſt angeſaugt an den Zitzen ſaßen. 

20) Ann. of nat. hist. VII. p. 521: „Körper mit weichen Haaren bedeckt. Kopf mäßig, 
mit großen, außen an den Wangenſeiten ſich öffnenden Taſchen. Ohren und Augen ziemlich groß; 
Vorderbeine kurz; Hintertarſen lang und dünne; Hinterfüße ſehr lang; Sohlen mit Haaren be» 
deckt; Zehen 5 — 4. Schwanz viel länger als der Rumpf, mit kurzen Haaren beſetzt und mit ei— 
nem erweiterten Pinſel am Ende. Obere Schneidezähne vorn ausgehöhlt. Backenzaͤhne unbekannt.“ — 
Da Schädel und Gebiß nicht gekannt find, fo bleibt es fernern Unterſuchungen überlaſſen, zu be— 
ſtimmen, ob wir hier dieſer neuen Gattung ihren rechten Platz augewieſen haben. 


296 Pedetes. 


und an der Schwanzwurzel ſchwarz. Schwanz ſchwarzbraun, mit einer weißen 
Binde jederſeits und einer weißen Spitze. Penis in einen langen Stachel 
endigend. Körper (nebſt Kopf) 5“, Schwanz 62“, Hinterfuß 14“.  Hei- 
math: Mexiko bei Real del Monte.“ 


XII. PEDETES. Der Springhaſe. 


Dentes molares sulco longitudinali profunde bilobi, auriculae 
magnae, artus anteriores breves 3-dactyli, posteriores valde elon- 
gati 4. dactyli; ungues manicularum faleulares, podariorum sub- un- 
gulaeformes; cauda villosa. 


Der Springhaſe (Pedetes III., Helamys Fr. Cuv.) ſchließt ſich un- 
mittelbar an die Springmaͤuſe an, nicht blos in Beziehung auf aͤußere Aehn- 
lichkeit und Lebensweiſe, ſondern namentlich auch hinſichtlich feiner oſteologiſchen 
Verhältniſſe, wo er durch den Bau der Gliedmaſſen zunächſt an die Sand⸗ 
ſpringer ſich anreiht. 

Der Kopf iſt etwas zugeſpitzt mit großen Augen und langen, ſchmalen 
ſpitzen Ohren, die nur in der untern Hälfte der Rückenſeite und des innern 
Randes dicht behaart, und mit einem kleinen zungenförmigen Laͤppchen, das 
unten vom Innenrande abgeht, beſetzt ſind; die Schnurren ſind nicht ſo lang 
als am Springhaſen. Die vordern Extremitaͤten ſtehen zu den hintern in 
keinem ſo großen Mißverhältniß, wie bei den letzteren. Die Vorderfüße ſind 
fünfzehig mit langen Sichelkrallen; die mittlere Zehe unmerklich länger als 
die beiden ſeitlichen, die innerſte etwas kürzer als die äußerſte. Die Hinter— 
füße ſind nur vierzehig, ihre Krallen faſt hufartig, ſtark, und ſtellen dreiſei— 
tige Pyramiden vor mit etwas gewölbten Seitenflächen und horizontaler aus— 
gehöhlter Unterfläche, deren Seitenränder etwas conver find. An den Hin: 
terfüßen iſt die Mittelzehe viel länger und ſtärker als die beiden ſeitlichen, die 
äußerſte am kürzeſten und kaum den Boden berührend. Der Schwanz iſt 
ſeiner ganzen Laͤnge nach dicht mit langen Haaren beſetzt, die auf der Un— 
terſeite etwas zweizeilig geordnet ſind. Die ganze Behaarung iſt lang und 
reichlich, und im Allgemeinen von der Farbe der Springmäuſe. 


Das 


Springhaſe. 297 


Das Gebiß 1) iſt ſehr einfach. Die Schneidezähne find weiß, ſtark, 
der ganzen Länge nach gleich breit, ungefurcht, mit gerader meiſelförmiger 
Schneide. Backenzaͤhne 2, etwas länger als breit, faſt gleich groß; durch 
eine tiefe Längskehle, die an den obern Zähnen auf der Außenſeite, an den 
untern auf der Innenſeite verläuft, iſt jeder Zahn in 2 elliptiſche Lappen ge⸗ 
theilt, die auf der, der Furche gegenüber liegenden Seite zuſammenhaͤngen. 

Der Schädel 22) kommt mit dem der Springmäuſe in der großen Ent⸗ 
wickelung des untern Augenhöhlenlochs und der den Gehörapparat einſchlie— 
ßenden Knochenhöhlung überein, hat aber auch ſeine ganz eigenthümlichen 
Verhältniſſe. Der Schnautzentheil iſt breiter, und der Hirnkaſten mehr in 
die Länge geſtreckt als bei den Springmäuſen. Die Stirnbeine ſind lang 
und breit und ſpringen mit ihrem Außenrande dachig über die Augen- und 
Schlaͤfengrube vor. Das untere Augenhöhlenloch kommt an Größe dieſer 
Grube gleich, und die Knochenbrücke, welche beide Höhlen ſcheidet, iſt von 
4 Knochen gebildet: der ganze vordere und ſehr ſchmale Rand gehört den 
beiden Jochfortſätzen des Oberkieferbeins an; der breite hintere Rand iſt 
zum größten Theil dem Jochbein angehörig, dem von oben der Jochfortſatz 
des Stirnbeins entgegenkommt, ohne jedoch das Jochbein zu erreichen, indem 
ſich zwiſchen beide eine Portion des ziemlich großen Thraͤnenbeins einſchiebt. 
Die Naſenbeine find vorſpringend und ſtark gewölbt. Der Gaumen iſt ſchmal 
und kurz, indem er ſchon hinter dem zweiten Backenzahn ausgeſchnitten iſt; 
die vordern Gaumenlöcher liegen in einer langen und tiefen Grube gleich hinter 
den Schneidezähnen. Der Felſentheil des Schläfenbeins iſtbeträchtlich entwickelt, 
und ragt, wie bei den Springmäuſen, blaſig aufgetrieben nach oben und rück 
wärts hervor. Der kurze, aber maſſive Unterkiefer hat einen langen flachen Ge- 
lenkfortſatz, während der Kronenfortſatz nur rudimentär iſt; der Winkeltheil 
iſt abgerundet. 

Am Knochengerüſte ſelbſt fällt das lächerliche Mißverhältniß, in wel 
chem die vordern Extremitaͤten zu den hinteren ſtehen, noch mehr in die 
Augen. Die vordern ſind ſo ziemlich wie bei den Springmäuſen. Die Schlüſ⸗ 
ſelbeine lang und ſtark; das Schulterblatt dreiſeitig mit ſtarker Ausrandung 


21) Fr. Cu v. dents des mamm. p. 152. tab. 49. 22) Die hieſige Sammlung beſitzt 
das vollſtändige Skelet. 
Suppl. 3. 38 


298 Pedetes. 


in der untern Hälfte des Vorderrandes. Das Oberarmbein kurz und dick 
mit durchbohrtem innern Condylus; die Vorderarmknochen ebenfalls ſtark 
und ganz getrennt; die 5 Finger mit der normalen Gliederzahl, wobei der 
Daumen vollſtändig entwickelt iſt. Das Oberſchenkelbein iſt ſehr ſtark, der 
äußere Rollhügel eben ſo zuſammengedrückt als bei den Springmäuſen, und 
noch höher über den Gelenkkopf vorragend. Das Schienbein iſt beträchtlich 
ſtark, während das Wadenbein, wie bei den Springmäuſen, nur ein dünnes 
Stäbchen iſt, das zwar bald ans Wadenbein ſich anlegt, jedoch faſt ſeiner 
ganzen Länge nach unterſcheidbar iſt. Der Fuß iſt verhältnißmäßig nicht ſo 
lang als der der Springmäuſe, und feine Länge wird nicht blos vom Mittele 
fuß, ſondern zugleich auch von der anſehnlich entwickelten Fußwurzel bedingt. 
Der Mittelfuß beſteht aus 4 getrennten Knochen, jede Zehe aus 3 Gliedern; 
die Daumenzehe mit ihrem Mittelfußknochen fehlt ganz, an der Stelle des 
letztern findet ſich blos ein ſchwaches plattes Knöchelchen, das dem obern Ende 
des 2ten Mittelfußknochens feſt angewachſen iſt. 

Der Magen iſt birnförmig. Der Darmkanal iſt lang und enge, 
ſelbſt der Dickdarm, der ſehr lang iſt. Der Anfang dieſes Darms iſt jedoch 
dick und eingeſchnürt, und participirt von der Struktur des Blinddarms, der 
einen kurzen, breiten, ungleich ausgedehnten Sack bildet **). 

Die Heimath iſt das ſüdliche Afrika 


1. P. caffer Pall. Der gemeine Springhaſe. Tab. CCXXX. 

P. supra bruneo- flavidus, subtus albus, cauda apice nigra. 

Pedetes caffer. ILLId. prodr. p. 82. — Smurts mamm. cap. p. 47. 

Pedetes capensis. DESMAR. mamm. p. 325. 

Helamys capensis. Fr. Cuv. mamm. III. live.59. — Is. GBO R. dict. class. VII. 
p. 324. — Cuv. regn. anim. I. p. 210. 

Dipus caffer. Schreb. IV. S. 854. tab. 230. 

Mus caffer. Pau. glir. p. 87. 

Grande gerboise. Burr. suppl. VI. p. 260. tab. 15. u. p. 268. 


Die Farbe der Oberſeite iſt roſtbräunlich fahlgelb, was auf dem Rücken, 
wo viele Haare ſchwarze Spitzen haben, mit Schwarz melirt iſt. Das Kreuz 


23) Vgl. Cu v. leg. d’anat, comp. IV. 2. p. 51, 250. 


Haſenmäuſe. 299 


und die Oberſeite des Schwanzes hat einen roſtigen Anflug, während die 
Schwanzſeiten ins Lichtgelbliche fallen; der Schwanz iſt in ſeiner äußern klei⸗ 
nern Haͤlfte ganz ſchwarz. Die ganze Unterſeite, nebſt der Oberſeite der 
Zehen und einem Streif, der vor den Weichen in die Seiten hinaufzieht, 
iſt weiß; die Krallen gelblich hornfarben. Unſer Exemplar mißt 1“ 5%, 
der Schwanz mit Haaren 173, Im Uebrigen verweiſe ich auf Schreber. 


| V. Familie. 
Chinehillin a. Ssfenmäufe 


Dentes molares g, e laminis osseis 2 — 3 inter se parallelis 
eompositi; auriculae magnae; scelides antipedibus longiores; cauda 


producta, supra et ad apicem longius setosa; vellus molle. 


Die Hafenmäufe bilden eine kleine Familie, von der man erſt in den 
letzteren Jahren eine wiſſenſchaftliche Kenntniß erhielt, obgleich ſeit langer Zeit 
die Felle mehrerer Arten durch den Handel allgemein verbreitet waren. Im 
äußern Anſehen haben dieſe Thiere etwas Kaninchenartiges, ſind ſtark 
vom Leibe, dicht und weich behaart, mit langen Hinterbeinen. Die Ohren 
ſind entweder ſehr groß oder doch mittelmaͤßig; der Schwanz von verſchie⸗ 
dener Länge, unten mit kurzen, oben mit langen ſteifen Haaren, die über 
die Spitze in einem Buſch vorragen. Die Füße 5, 4 oder nur Zzehig, mit 
ſchwachen Nägeln, wovon nur die Hinterfüße von Lagostomus eine Aus⸗ 
nahme machen. 

Sehr charakteriſtiſch für die Haſenmäuſe iſt die Beſchaffenheit ihrer 
Backenzähne, deren $ durchgängig vorhanden find. Sie ermangeln eigent- 
licher Wurzeln und beſtehen aus 2 — 3 unter ſich parallelen, entweder ge- 
raden oder doch nur wenig gebogenen Knochenplättchen, die ringsum von 
Schmelz umzogen und unter ſich durch Rindenſubſtanz verbunden ſind. Die 
Schneidezähne ſind außen glatt. 

Das Knochengerüſte ?)) zeigt bei großer Uebereinſtimmung doch nach 


24) Bennett hat in den Transact. of the zoolog. soc. I. 1. das Skelet von Lagidiam 
38 * 


300 Chinchillina. 


den Gattungen charakteriſtiſche Abweichungen. Scheitel- und Stirnbeine ſind 
bei allen ziemlich breit; die untern Augenhöhlenlöcher ſehr groß, ihr ſenkrechter 
Durchmeſſer ohngefähr 3 von dem der Augenhöhlen. Von den andern beiden 
Gattungen unterſcheidet ſich das Chinchilla insbeſondere durch die außeror⸗ 
dentliche Entwickelung der Gehörzellen, welche mehr als die Haͤlfte der Ca— 
pacität des Hirnkaſtens einnehmen und äußerlich jederſeits drei große blaſige 
Vorragungen bilden. Der Unterkiefer iſt angeſchwollen und hinten in einen 
Fortſatz verlängert. 

Die Schlüſſelbeine ſind vollkommen. Die Schulterblätter klein; ihre 
Gräthe in ein langes Acromion endigend. Das Oberarmbein iſt ſtark, mit 
einer deutlichen Deltaleiſte. Speiche und Ellenbogenbein, obgleich vollkommen 
ausgebildet, ſind doch am untern Ende zuſammengewachſen. Eriomys hat 
vorn 4 Finger, mit einem, aus 2 Phalangen beſtehenden Daumen; 
Lagidium und Lagostomus haben aber keine Spur vom Daumen. Das 
Becken iſt lang und ſchmal. Oberſchenkel- und Schienbeine ſind ſtark; das 
Wadenbein abgelöſt, aber dünn. Die Füße haben keine Daumenzehe, und 
deshalb auch keinen Mittelfußknochen für ihn; bei Eriomys find die übrigen 
4 Zehen vollſtändig vorhanden, bei Lagostomus dagegen nur 3 Zehen mit 
eben ſo viel Mittelfußknochen. 

Die Anatomie der Weichtheile hat Yarrell s) vom Chinchilla, 
Bennett!) von dieſem und Lagidium, Owen?) von Lagostomus 
erörtert. Der Blinddarm iſt beträchtlich groß und geſchnürt. Der Magen 
iſt bei Lagidium mehr in die Länge geſtreckt als bei Eriomys. Die Ruthe 
des erſteren wurde mit einem Knochen verſehen gefunden; die Bärmutter des 
letzteren mit langen Hörnern, bei Lagostomus ſogar die Scheide abgetheilt. 


Cuvieri (tab. 6.) und von Chinchilla lanigera (tab. 7.), Brookes das von Lagostomus 
(Lion. transact. XVI. tab. 9.) abgebildet. 25) Proceed. I. (1830 — 31.) p. 31. 1) Trans- 
act. of the zool. soc. I. 1. p. 49. tab. 5. (Magen und Blinddarm). 2) Ann. of nat. hist. 
1840. u. 34. p. 68; proceed. VII. p. 175. Owen macht die Bemerkung, daß kein anderer Pla⸗ 
ental-Vierfüßer eine fo nahe Annäherung zum Marſupial-Typus der weiblichen Organe als La- 
gostomus zeige. Die Scheide nämlich wird auf eine große Strecke durch eine Längswand in zwei 
Kanäle abgetheilt. Auch hebt Owen den Umſtand hervor, daß unter allen Nagern Lagostomus 
verhältnißmäßig das kleinſte Hirn habe, indem ſich ſein Gewicht zu dem des Körpers wie 1: 416 
verhält. 


Chinchilla. 301 


Die geographiſche Verbreitung der Haſenmäuſe beſchränkt ſich 
auf Südamerika, wo fie in Erdhöhlen leben und ſich geſellig zuſamuen hal⸗ 
ten. Gleich den Kaninchen ſitzen ſie auf den Hinterfüßen mit angezogenen 
Vorderfüßen, und ſpringen auch im Gehen wie dieſe. Sie kommen erſt nach 
Sonnen «Untergang an die Oberfläche. 


XIII. ERIOMTS. Das Chinchilla. 


Dentes molares e tribus laminis compositi, anterior maxillae 
inferioris e duabus laminis; auriculae magnae; pedes anteriores 
5-dactyli, posteriores 4- dactyli; cauda longiuscula; ungues parvae. 


Die große Verwirrung, welche hinſichtlich der unter dem Namen Chin- 
chilla und Viscaccha bekannten Thiere bisher herrſchte, haben Bennett?) 
und Wiegmann!) in einer ſehr gründlichen Weiſe zu löſen ſich bemüht, 
ſo daß jetzt wenigſtens die Gattungen vollkommen ſicher auseinander geſetzt 
ſind. Was inbeſondere das Chinchilla betrifft, ſo war noch in neuerer Zeit 
Meyen, durch ungenaue Beſchreibungen ſeiner Vorgänger verleitet, der 
Meinung, als ob es in zwei oder drei verſchiedene Gattungen vertheilt wer— 
den müßte. Dieß iſt jetzt hinlänglich widerlegt, dagegen iſt es noch zweifel⸗ 
haft, ob unter den bisherigen Beſchreibungen des Chinchillas eine oder zwei 
verſchiedene Arten begriffen find. Die Gattungsmerkmale von Eriomys “) 
ſind folgende. Der Körper iſt mit langen, dichten, weichen Haaren bekleidet; 
die Ohren ſind groß; der Schwanz mittelmäßig und langhaarig. Die Vor⸗ 
derfüße haben fünf Zehen, indem hier ein vollſtändiger, wenn auch kurzer 
Daumen vorhanden iſt; die Hinterfüße ſind blos vierzehig; die Nägel kurz 
und wenig gekrümmt e). 


3) Zoolog. garden I. p. 1.; transact. of the zool. soc. I. 1. p. 35. 4) Archiv. I. 2. 
S. 204. 5) Der Name Eriomys wurde von Lichtenſtein und Cretz ſchmar faſt gleich— 
zeitig in Anwendung gebracht. 6) Lichtenſtein giebt zwar vorn nur 4, hinten 3 Zehen au, 
indeß iſt, nach Wiegmanns Bemerkung, dieſe Angabe nicht richtig und daher entſtanden, daß 
die Zehen an dem beſchriebenen Exemplare ſehr zuſammengeſchrumpft waren. Irrig führt auch 
Gray das Rudiment einer großen Zehe an den Hinterfüßen an. 


302 Eriomys. 


Die Backenzähne !), an Zahl 4.4, beſtehen aus drei parallel hinter 
einander liegenden Knochenplättchen, mit Ausnahme des erſten Zahns im Un— 
terkiefer, bei dem die feine beiden vordern Portionen abtheilende Schmelzfalte 
ſo kurz iſt, daß ſie nur wenig über die Hälfte in den Zahn hinein ragt, der 
daher blos aus zwei deutlichen Plättchen, wovon das vordere inwendig zwei— 
lappig iſt, beſteht. Die beiden größern Lamellen der Backenzähne, ſtatt wie 
bei Lagotis gekrümmt zu ſeyn, ſind hier faſt gerade. Im Oberkiefer iſt der 
hinterſte, im Unterkiefer der vorderſte der kleinſte Backenzahn; beide find drei- 
eckig, alle andern viereckig. 

Die Heimath find die gebirgigen Gegenden Chili's und Peru's, wo 
das Chinchilla in natürlichen Höhlen, zwiſchen Steinen, in Felsklüften und 
dergleichen Schlupfwinkeln lebt, die es ſich zur Wohnung umgeſtaltet. Man 
findet es beſtändig in großen Geſellſchaften, doch ſoll es, nach Meyen, in 
den Gebirgen nicht über 5000 Fuß hinaufreichen. Seine Wohnung verlaͤßt 
es erſt nach Sonnenuntergang und geht Nachts ſeiner Nahrung nach. Weil 
es ungemein zahm wird und in ſeinen Bewegungen etwas Angenehmes hat, 
wird es in ſeinem Vaterlande häufig in den Häuſern gehalten. Der weiche, 
feine, ſeidenartige Pelz macht aus dieſen Thieren einen weit verbreiteten 
Handelsartikel. 


1. E. Chinchilla Licur. Das große Chinchilla. 


E. major, argenteo- cineraceus, obseurius irroratus; auriculis longitudinalibus, 
apice tantum rotundatia. 


Eriomys Chinchilla. Lichtenſt. Darſtell. tab. 28. — Wiegm. Archiv. I. 2. 
S. 208. 

Chinchilla laniger. Gaar, spic. zoolog. p. II. tab. 7. — Fa. Cor. mammif. 
live. 64? 

Lagostomus laniger. Wagler in Iſis 1831. S. 614. — Gofdfuß naturh. 
Atlas, Lief. 15. tab. 290. fig. I. 

Lagostomus Chinchilla. Mepen in nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 586. 


7) Die erſte Beſchreibung des Gebißes gab Narrell (Toolog. jaurn. IV. p. 317.) jedoch 
mit erheblichen Fehlern. Nach demſelben Exemplare berichtigte ihn Beunett und gab dann eine 
detaillirte Darſtellung. Richtig hat auch van der Hoeven (Bijdragen tot de natuurk. we- 
tousch. VI. p. 105.) das Gebiß, jedoch nur des Oberkiefers, beſchrieben. 


Chinchilla. 303 


Wiegmann machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß in den vorliegenden 
Beſchreibungen des Chinchillas zweierlei Thiere begriffen zu ſeyn ſcheinen, 
durch Größe und andere Merkmale ſo ſehr von einander differirend, daß 
ſie nicht ſowohl als Abarten, ſondern vielmehr als ſelbſtſtaͤndige Arten anzuſehen 
ſeyn möchten. Die größere unter dieſen Arten iſt es, welche Lichtenſtein, 
Gray und Gold fuß abgebildet haben. Die Ohren des berliner Exemplares 
ſind länglich, nur am Ende abgerundet; dieß zeigt ſich auch in Grap's 
Figur. Die Haare ſind gleichmäßig fein und weich, auf dem Rücken und 
an den Seiten bis 14“ lang. Ihre Farbe iſt an der Wurzel tief blaugrau, 
dann folgt ein breiter weißer Ring mit dunkelgrauer Spitze; hiedurch erſcheint 
die ganze Außenſeite bei dem Glanz des Haares ſilberfarbig mit dunklerem 
Anflug an manchen Stellen, beſonders der Rückenſeite. Der Bauch, die 
Innenſeite der Schenkel und die Füße ſind rein weiß, der Schwanz hat auf 
der obern Seite zwei dunkle Binden. — Die Länge des Körpers iſt 14%, 
des Schwanzes ohne Haare 3“, des überragenden Haares 23“, der Ohren 
12”, der Hinterfüße 22“. 

Das von Gray abgebildete Individuum iſt daſſelbe, deſſen Bennett 
(zool. gard. p. 11.) erwähnt, als lebend dem zoologiſchen Garten durch 
die Lady Knighton geſchenkt. Er nennt es größer und rauhhaariger als das 
nachfolgende Chinchilla, auch ſeine Farbe weniger einförmig grau, indem es 
durch viele kleine ſchwaͤrzliche Flecfen über den Rücken und die Seiten ein 
etwas geſchecktes Anſehen hat. Fr. Cuvier's Abbildung fol von dem⸗ 
ſelben Individuum genommen ſeyn, doch ſind an derſelben die Ohren zu 
rundlich. 1 

Als Wohnort des größern Chinchillas bezeichnet Schmidtmeyers) 
Peru. Da aber das Exemplar der Lady Knighton aus Coquimbo kam, auch 
nach Vid aure, ein weichhaariges katzengroßes Thier, Arda genannt, in Co: 
piapo, nach Ovalle in Guasco vorkommen ſoll, ſo könnte im nördlichen 
Chili das größere Chinchilla neben dem kleineren zugleich ſich vorfinden. Hier: 
über, ſowie überhaupt über die Selbſtſtaͤndigkeit dieſer Art find genauere An: 
gaben zu erwarten. 


8) Travels into Chile. Lond. 1824, nach Bennett. 


304 Eriomys. 


2. E. laniger Molix. Das kleine Chinchilla. 
E. minor, argenteo - eineraceus; auriculis magnis, rotundatis. 


Chinchilla lanigera. BennerTT, zoolog. gard. I. p. I. mit fig.; transact. of 
the Linn. so. I. I. p. 59. tab. 7. (Skelet). — RoussEAu, ann. des sc. nat. XXVI. 
p. 337. tab. 13. (Kopf und Schädel). — Meyen, nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 589. 

Cricetus laniger. Desmar. mammif. p. 313. — GRIFF. anim, kingd. IN. p. 139. 
mit fig.; V. n. 613. 

Mus laniger. Morix. Chil. p. 267. 

Chineille. AcosTa hist. nat. des Ind. occid. p. 199. 


Vergleicht man, wie ſchon erwähnt, Abbildungen und Maaße der in 
den zoologiſchen Schriften dargeſtellten Chinchillas miteinander, ſo findet man, 
daß es nicht blos eine kleinere Sorte giebt, ſondern daß dieſe auch (nach den 
Figuren von Bennett?) und Rouſſeau!“)) im Verhältniß zum Kopf 
größere und zugleich mehr rundliche Ohren zeigt, während ſie bei der vorhin 
beſchriebenen Sorte verhältnißmäßig kürzer und ſchmäler ſind. Aus dieſen 
Form⸗ 


9) Bennett's Beſchreibung it nach einem lebenden Thiere und einem Felle, die beide von 
Beeche y's Expedition herrühren, entworfen. Die Geſtalt, wie er jagt, iſt gedrungen; die Form 
des Kopfs gleicht der des Kaninchens; die Augen groß und ſchwarz; die Ohren breit, nackt, au 
der Spitze abgerundet, und faſt jo lang als der Kopf; die Schnurren find lang, manche Zmal 
fo lang als der Kopf und theils ſchwarz, theils weiß. Der Schwanz iſt halb jo lang als der Kör- 
per, durchgängig gleich dick und mit langen buſchigen Haaren bedeckt; er iſt gewöhnlich gegen den 
Rücken umgeſchlagen, aber nicht umgekehrt wie bei den Eichhörnchen. Der Pelz iſt lang, dicht, 
wollig und etwas gekraust, oben grau oder aſchfarbig, unten blaſſer. Die Länge des Körpers 
iſt ohngefähr 9“, des Schwanzes faſt 5. 10) Rouſſeau nennt die Ohren ſehr entwickelt, 
denen der Hauskatze ähnlich, nur gerundeter, die Haare auf dem Rücken 9“ lang, an den Seiten 
etwas länger, am Schwanze ziemlich grob, hier langer auf der obern als untern Fläche und bei— 
derſeits abgerieben. Die Farbe des Kopfs und Rückens bezeichnet Rouſſeau als ſchwärzlichgrau, 
indem der Grund ſchieferſchwarz und die Spitzen ſilbergrau ſind; die Seiten ſind etwas weißer 
als der Rücken und der Bauch noch mehr mit einem leichten gelblichen Aufluge; der Schwanz iſt 
braun, mit ſchmutzig Weiß gemiſcht. 

Auch van der Hoeven (Tijdschrift voor natuurl. geschied. III. p. 64.) unterſcheidet 
zwiſchen kleineren und größeren Chinchillas, von denen die letztern am meiſten mit Lichtenſtein's 
Abbildung übereinkämen. — Kaup's Aulacodus laniger (Iſis. 1832. S. 1211.) möchte gleichfalls 
hieher und zwar zur kleinern Art gehören, obgleich er die Länge der Ohren nur zu 1 2““ angiebt. 


Chinchilla. 305 


Formabweichungen laͤßt ſich auf ſpecifiſche Differenz ſchließen, welche freilich 
durch weitere Unterſuchungen erſt unbezweifelt feſtgeſtellt werden muß. Mir 
ſelbſt iſt aus Autopſie nur dieſe kleinere Art bekannt, von welcher die hieſige 
Sammlung zwei vollſtändige Exemplare beſitzt, die folgende Beſchaffenheit 
zeigen. Die Ohren ſind enorm groß, hoch und breit, gerundet, außen kürzer, 
am Rande und auf der Innenſeite zum Theil mit weißlichen Härchen ange⸗ 
flogen. Die Schnurren beträchtlich lang (4) und zahlreich. Der Pelz un⸗ 
gemein weich und ſanft; die Haare dem größten Theil ihrer Länge nach 
ſchieferſchwarz, ihr Ende auf dem Rücken ſſchmutzig gelblichweiß, meiſt mit 
ſchwärzlicher Spitze; am Unterleib und den Seiten ſind die Haarenden länger 
gelblichweiß und ohne ſchwarze Spitzen. Die Schwanzhaare, welche auf der 
Oberſeite länger ſind, ſind meiſt roſtbräunlich; an ihrem Grunde ſchmutzig 
gelblich weiß. Die Oberſeite der Füße, welche ſehr ſchmal und zart und mit 
ſehr kurzen Nägeln verſehen ſind, iſt gelblichweiß mit grünlichem Anfluge. 


E. laniger. E. Chinchilla. 
Eigne Meſſung Bennett. | Rouſſeau. 
Länge des Körpers 90 9 0) 9° 0, 13“ 0% 
— des Schwanzes (ohne Haare) 5 0 5 0 5 0 4 (ohne Haare) 
„der Ohre Me k 8 Img 2 0 1 9 
Breite, derſelbe n 03 1 3 1 1 0 


Die Heimath iſt Chili, wo dieſes Thier in Coquimbo, beſonders haͤufig 
aber in der Partida von Copiapo ſich findet. Es liefert das meiſte von dem 
Pelzwerk, das unter dem Namen Chinchilla im Handel vorkommt. 


XIV. LACIDIUM. Das Berg ⸗Viscacha. 


Dentes molares omnes e tribus laminis completis compositi; 
auriculae longissimae, angustatae; pedes omnes 4-dactyli, ungues 
parvae; cauda longa. 

Die Viscachen ſondern ſich in zwei Gattungen, von denen die gegen- 
wärtige faſt gleichzeitig von Meyen (um einige Wochen früher) und 
Bennett aufgeſtellt wurde; jener gab ihr den Namen Lagidium, dieſer 

Suppl. 3. 39 


306 Lagidium. 


Lagotis. Die Geſtalt ift im Allgemeinen die des Chinchilla, aber die 
Ohren ſind, obſchon bei der einen Art länger, doch verhältnißmäßig ſchmäler 
und nicht ſo gerundet, indem ihre Seitenränder faſt parallel laufen. Die 
Füße haben ſämmtlich nur 4 Zehen, die an der Wurzel kaum vereinigt ſind; 
ein Daumen fehlt ganz; an den Hinterfüßen iſt die äußere Zehe die kürzeſte, 
die mittelſte der drei andern die längſte. Die Krallen ſind ſehr klein und 
unter den Haaren verſteckt. Die Schnurren ſind ſehr lang, ebenſo der 
Schwanz, welcher der Länge des Körpers gleichkommt, während er bei dem 
Chinchilla nur die Hälfte ausmacht; er iſt auf der Oberſeite mit langen 
ſtarken Haaren beſetzt, die an der Spitze einen langen Buſch bilden, wäh— 
rend die Seiten und die Unterfläche des Schwanzes nur mit kurzen und 
dicht anliegenden Haaren bekleidet ſind. Der Pelz iſt weich und ſeidenartig, 
doch wird der von dem Chinchilla im Handel vorgezogen. 

Die Backenzähne !) find wie bei den Chinchillen beſchaffen, jedoch 
mit dem Unterſchiede, daß an allen Zähnen die 3 Knochenplättchen voll— 
ſtändig ſind. 

Die Heimath ſind die Hochgebirge des weſtlichen Südamerikas. 


1. L. Cuvieri Benn. Das großöhrige Berg - Biscacha. 


L. cinereus, vellere longiore, auriculis longitudine capitis, caudae setis albidis 

nigrisque, pedibus einereis. 

Lagotis Cuvieri. B&nNneTT in transaet. of the zool. soc. I. I. p. 46. tab. 4 — 6 
I. 4. p. 332. 

Lagidium peruanum. Meyen in nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 578. tab. 41. — 
Wiegm. Arch. I. 2. S. 212. 


Obſchon das peruaniſche Viscacha bereits ſeit dreihundert Jahren mehr— 
mals befchrieben worden iſt, indem es von Pedro de Circa, Acoſta, 
Garcilaſſo, Nieremberg, Feuillée und Ulloa unter obigem Namen 
aufgeführt wird, und hiedurch eine gewiſſe Berühmtheit erlangt hat, ſo da— 
tirt ſich die wiſſenſchaftliche Kenntniß deſſelben, wie bei den andern Haſen— 


11) Schädel und Gebiß iſt abgebildet von Meyen (nov, act. Boun. XVI. 2. tab. 42, 
11g. 1, 2, 3, 11.) und von Bennett (transact. of the zool. soc. I. 1. tab. 6. fig. 1 — 5.) 


Berg- Biscarha. 307 


mäuſen, doch erſt vom vorigen Jahrzehend her, wo Meyen und Bennett 
genaue Beſchreibungen deſſelben lieferten. Jener hatte Gelegenheit das Thier 
in feinem Vaterlande, dieſer ein in London lebendes Individuum zu beobachten. 

Das großöhrige Viscacha hat die Größe und auch viel von der Geftalt 
des Kaninchens. Die Ohren haben faſt die Form eines langen Parallelo—⸗ 
gramms, das am obern Ende regelmäßig abgerundet iſt; ſie ſind 3“ lang 
und 1“ breit. Ihr äußerer Rand iſt abwärts eingerollt, und ein ſchwächerer 
Umſchlag findet ſich am hinteren; auf der Außenſeite ſind ſie ſpärlich und 
kurz behaart, noch weniger auf der Innenſeite, aber häufiger und länger 
am Rande. Die ſchwarzen Schnurren ſind bis gegen 7“ lang. Die Zehen 
ſind kurz; die Krallen unter Haaren verborgen und klein, an den Hinter— 
füßen größer und gekrümmter als an den vordern. Die Haare find außer⸗ 
ordentlich weich und auch lang, doch ſollen ſie leicht nach dem Tode ausfallen. 
Ihre Farbe iſt, nach Bennett's Beſchreibung, an der Wurzel dunkel bis 
gegen die Spitze hin, an der fie (1 — 3“ lang) ſchmutzig weiß, mehr oder 
weniger mit Gelblichbraun gemiſcht iſt; einzelne längere und hinten zahlreichere 
Haare ſind ganz ſchwarz. Die allgemeine Faͤrbung, die hieraus entſpringt, 
iſt eine geſprenkelte grauliche Aſchfarbe. An den Seiten und Hüften, wo 
die Haarſpitzen mehr und auf größere Länge ins Gelblichbraune fallen, herrſcht 
dieſe Farbe vor. Auf der Unterſeite iſt nur wenig von der dunklen Farbe 
des Pelzes ſichtlich. Die Schwanzhaare ſind unten ganz braͤunlichſchwarz; 
an den Seiten ſind ſie ſchwarz und weiß, was auch der Fall iſt mit den 
langen ſtarren und aufrichtbaren Haaren der Oberſeite; der Endbüſchel iſt 
ganz ſchwarz 2). — Die Länge von den Ohren bis zur Schwanzwurzel 
giebt Meyen auf 12 rh., des Schwanzes auf 11“ der Vorderbeine 32“, 
der Hinterbeine 64“ an. — Dieſe Art lebt auf den Hochebenen Peru's, ſtets 
über die Höhe von 12 — 13000 Fuß hinaus, am haͤufigſten dicht unter der 
ewigen Schneegrenze, errichtet aber nicht ſolche große unterirdiſche Baue, 
wie das Viscacha von Buneos-Ayres. Es iſt in jenen Gegenden außeror— 
dentlich häufig, obgleich es ſtark verfolgt wird; das Fleiſch ſchmeckt ſehr gut, 


12) Meyen bezeichnet die Farbe des Thieres als aſchgrau, einzelne längere Haare mit 
ſchwarzen Spitzen geendigt; auf dem Bauche, beſonders zwiſchen den Hinterbeinen, ſind die Haare 
ziemlich weiß gefärbt. 

39 * 


308 Lagidium. 


doch weniger zart als das des Hafen. Zur Zeit der Inkas wurden allge- 
mein aus den Haaren Zeuge verfertigt, was jetzt wohl ganz aufgehört hat. 
Durch den Handel über Buenos-Ayres kommen die Felle zu uns, ſind jedoch 
nicht ſo geſchätzt als die des Chinchillas. 


2. L. pallipes Benn. Das kleinöhrige Viscacha. 


L. cinereus, vellere brevi, auriculis capite brevioribus, caudae setis ferrugineis, 
ventre pedibusque fulvescentibus. 


Lagotis pallipes. Bennett in transact. of the zoolog. soc. I. 4. p. 332. 
tab. 42. 


Bennett hat nach einem Felle dieſe zweite Art unterſchieden, welche 
den allgemeinen Habitus der vorigen hat, aber ſchon durch die kürzere Be— 
haarung (bei L. Cuvieri 14% bei L. pallipes 3“) und die kürzern Ohren 
verſchieden iſt, welche letztere indeß dieſelbe längliche Form mit faſt parallelen 
Rändern haben. Auch die Färbung iſt im Allgemeinen ziemlich dieſelbe: aſch— 
farben mit Gelblich gemiſcht nach verſchiedenem Grade; längs der Mitte des 
Rückens herrſchen die ſchwarzſpitzigen Haare vor, ſo daß ſie eine dunkelfar— 
bige Linie hervorbringen. Die Wurzel der einzelnen Haare iſt dunkel und 
nicht braun. Die ganze Unterſeite des Körpers iſt blaßfahlgelblich, was nach 
vorn lichter wird; dieſe gelbe Faͤrbung nimmt die Hälfte der Seiten ein und 
ſchneidet ziemlich ſcharf von der grauen Farbe des Rückens ab. Die Innen— 
ſeite der Gliedmaſſen und die ganzen Füße ſind ebenfalls gelb, doch an den 
letztern viel blaſſer und ins Weißliche übergehend; bei L. Cuvieri haben weder 
die Unterſeite, noch die Füße eine gelbliche Färbung. Die langen Schwanz— 
haare, welche über ſein Ende hinausragen, ſind nur am Anfange ſchwarz 
und weiß gemiſcht; das Uebrige iſt dunkel roſtfarben. 


Körr e, , og, OSbrlänge ala 
Schweifrübe 9 0 Ohrbreite 0 9 
Hinterfuß 2 (5 


Als Heimath werden die chiliſchen Anden vermuthet. 
) 


Feld⸗Viscacha. 309 
XV. LAGOSTOMUS. Das Feld⸗Viscacha. 


Dentes molares e laminis binis completis compositi, posterior 
maxillae superioris trilamellosus; aurieulae mediocres; pedes an- 
teriores 4-dactyli, posteriores 3-dactyli, ungues fortiores; cauda 
mediocris. 


Die Feld- Viscachen unterſcheiden ſich von den beiden vorhergehenden 
Gattungen, denen ſie im Habitus gleichen, ſchon gleich dadurch, daß die 
Füße vorn vier, hinten blos drei Zehen haben, von welchen die mittelſte am 
längſten iſt. Die Nägel ſind vorn kurz, an ihrer Wurzel mit weichen Haaren 
bedeckt; an den Hinterfüßen ſind ſie ſtärker, zumal der mittlere Nagel, der 
ſehr lang iſt, dabei gerade, oben convex, unten concav, und die mittlere iſt 
von einer Bürſte ſehr ſteifer und gedrängt ſtehender Haare umgeben. Ueber— 
haupt ſind die Fußſohlen vorn behaart, in ihrer ganzen hintern Hälfte aber 
nackt und ſchwielig, die Handſohle iſt faſt ganz nackt. Der Pelz iſt reichlich, 
ſteht aber an Güte ſehr dem vorigen nach. Die Ohren ſind mittelgroß, häu— 
tig, faſt nackt und bilden oben eine ſtumpfe Spitze. Die Schnurren ſind 
außerordentlich lang. Der Schwanz iſt ziemlich kurz, am Ende mit langem 
Haarbüſchel und wie Brookes ſich ausdrückt, ſeitwärts kammförmig aus⸗ 
gebreitet, wie bei Myoxus oder Seiurus. 

Die Backenzähne !“) beſtehen ſämmtlich nur aus zwei Lamellen, mit 
Ausnahme des hinterſten im Oberkiefer, der nicht blos der größte iſt, ſondern 
auch noch ein drittes kleineres Stück angeſetzt hat !°). 

Den innern Bau hat Owen !“) beſchrieben. 


13) Zu welcher von dieſen Gattungen der Callomys aureus von 3. Geoffroy (ann. 
des sc. nat. XXI. p. 291.) gehöre, läßt ſich nicht wohl angeben, da den von ihm unterſuchten Fellen 
durchgängig Gebiß, Ohren, Füße und Schwanz, d. h. die markirteſten Theile, fehlen. Die Farbe 
dieſes C. aureus iſt oben gelb mit Grünlich gemiſcht und etwas ſchwarz gewellt; unten ſchön gold— 
gelb, röthlich gewäſſert; Schnurren ſchwarz; Haare ſehr fein und weich. Die Länge des Körpers 
1 8“¼% Soll aus Peru kommen. 14) Abgebildet von Brookes und Meyenz erſterer hat 
auch das ganze Skelet abgebildet und beſchrieben. 15) Nach Brookes haben die untern Schnei- 
dezähne auswendig in der Mitte eine Laͤngsfurche. 16) Proceed. VII. p. 175. Der Berdauungs- 
kanal iſt dem des Chinchilla ähnlich; der Blinddarm von mäßiger Länge. Das Merkwürdigſte 
it, daß eine Längswand die Scheide in zwei Kanäle auf mehr als einen Zoll über den Mutter 


310 Lagostomus. 


Die Heimath dieſer Thiere find die Pampas von Buenos -Ayres und 
Paraguay. Ihre Lebensweiſe hat Azara genau beſchrieben. Sie graben 
ſich weitläufige Baue, wobei ſie die Erde ſo unterminiren, daß es oft ge— 
fährlich wird in ſolchen Gegenden ſchnell zu reiten, indem die Pferde einbrechen; 
auch den Pflanzungen werden ſie durch Graben ſehr nachtheilig. Sie woh— 
nen geſellig zuſammen; das Weibchen wirft 2 — 4 Junge. Ihr Pelz iſt 
wenig geachtet. 


1. L. trichodactylus BROOR. Das gemeine Feld- Viscacha. 
L. cinereus, infra albus. 


Lagostomus trichodactylus. Broosks in transact. of the Linn. soc. XVI. I. 
p. 95. tab. 9; mitgetheilt in der Iſis 1830. S. 905. tab. 9.— BENNETT in trans- 
act. of the zool. soc. I. I. p. 60. — Lesson, illustr. de zoolog. n. 8.— Wieg⸗ 
mann Archiv I. 2. S. 212.— Meyen, nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 585. — 
Dax wIx zool. Beagle, mamm. p. 88. 

Callomys Viscaccia. Is. GEoFFR., ann. des se. nat. XXI. p. 291. 

Lagostomus Viscacha. Meyen a. a. O. S. 584. 

Dipus maximus. BLAIxVYILLE in Desmar. mammif. p. 315. — Fe. Cuv. dict. 
des sc. nat. XVIII. p. 471. 

Marmot Diana. Grirr. III. p. 170. mit Fig. 

Viscache. Azar. ess. II. p. 41. 


Später als mit dem Viscacha des Gebirges iſt man mit dem der Ebe— 
nen bekannt geworden. Dobrizhoffer und Jolis erwähnen zuerſt ſeiner, 
bis Azara es ausführlicher beſchrieb. Das erſte lebende Exemplar **), wel: 
ches man in Europa zu ſehen bekam, war im Jahr 1814 in der Menagerie 
zu Exeter Change, wo es von Blainville und Fr. Cuvier beſchrieben 
und der Gattung Dipus zugetheilt wurde. Daß es aber mit ſelbiger nicht 


mund theilt. Dieſe Wand endigt ſich mit einem dünnen, gegen den Ausgang der Scheide gerich— 
teten Rande. 17) Bennett giebt nur ein Exemplar an; Brookes dagegen vermuthet, daß 
es zwei geweſen ſeyn möchten, woraus ſich dann auch die Differenz bei Fr. Cuvier und Blain- 
ville in der Angabe der Schwanzlänge erklären läßt. Letzterer beſchreibt ein verſtümmeltes 
Exemplar. 


Feld⸗Viscacha. 311 


vereinigt werden dürfe, ſondern eine eigenthümliche Gattung bilden müſſe, hat 
Brookes an demſelben Exemplare, das ihm nach dem Tode zukam, nach⸗ 
gewieſen. Indeß erkannte er nicht ihre Identität mit dem Viscacha; darauf 
wieß zuerſt Cuvier hin. Eine ſehr gute Beſchreibung lieferte Sf. Geoffroy; 
indeß weil er das Gebiß des Chinchillas nicht unterſuchen konnte, auch die Ab- 
handlung von Brookes ihm nicht bekannt ſeyn mochte, brachte er Viscacha und 
Chinchilla in eine Gattung zuſammen, die er Callomys nannte. Die gründliche 
Abhandlung von Bennett hat auch hier wieder auf das Rechte hingelenkt rs). 

Sf. Geoffroy giebt folgende Beſchreibung: Die Geſtalt ähnelt der 
des Kaninchens; die Haare ſind ziemlich rauh auf dem Rücken und viel weicher 
an den Seiten. Die Zitzen, an Bruſt und Vorderbauch geſtellt, liegen nicht 
unten, fondern an den Seiten. Die Färbung iſt faſt genau die des Chin- 
chillas. Der Rücken iſt gleichmaͤßig mit grauen und ſchwarzen Haaren beſetzt; 
indem aber jene von dieſen ganz bedeckt werden, entſpringt ein ſchwarzer An⸗ 
ſtrich. Der Kopf iſt grau mit einigen ſchwarzen Haaren; eine breite weiße 
Binde bedeckt den Obertheil der Schnautze und die Wangen. Die Seiten 
ſind ebenfalls grau, aber die ganze Unterſeite des Leibes und Kopfes und 
die Innenſeite der Beine iſt weiß. Auf der Außenſeite ſind die Beine oben 
gelblich; unten weißlich. Der Schwanz iſt ſchmutzig weiß und braun geſcheckt 
und mit einem Büſchel von letzterer Farbe geendigt. Die Schnurren ſind 
theils weiß, theils ſchwarz 1). 


Leſſon. Geoffroy. 
Länge des Körpers Tone, REITEN 217 0 
dees Schwanzen denn 7 00 7 6 
des Kopfe . ]—ũz 0 5 0 


18) Meyen unterſcheidet 2 Arten: L. trichodaetylus und L. Viscacha; erſteres (von 
Blainville, Brookes und Griffith dargeſtellt) mit gebogenen, letzteres (von Leſſon, 
Geoffroy und Azara) mit faſt geraden Krallen an den Hinterfüßen. Mit Wiegmann bin 
ich der Meinung, daß bei erſterem die Krümmung der Nägel wohl nur Folge der Gefangenſchaft 
ſeyn dürfte, wodurch der Grund zur ſpezifiſchen Trennung wegfällt. 19) Leſſon nennt den 
Rücken röthlichgrau und ſchwarz gewellt; alle untern Theile und die Innenſeite der Gliedmaſſen 
ſchneeweiß, die Schnautze ſchwarz und die Kopfſeiten weiß mit breiter röthlichbrauner Querbinde über 
die Wangen, und den Schwanz ſchmutzig kaſtanienbraun mit zwei grauen ſeitlichen Flecken, die von 
der Wurzel bis gegen die Mitte verlaufen. — Ueberhaupt giebt es manche Farbenabänderungen. 


312 Psammoryetina. 


Leſſon. | Geoffroy. 


Länge der Ohren „ ba u en eee IT SOzEEN 
der Inaften Schnurren 10 4 6 
— der Hinterfüße 4 0 8 
— des hintern mittlern Nagels. 0 9 


Heimath und Lebens weiſe find 115 5 


VI. Familie. 
Psammoryetin a. Schrotmäuſe. 


Habitus murinus, artus proportionales, auriculae mediocres 
(rarius magnae); foramen infraorbitale magnum, mandibulae an- 
gulus in cuspidem elongatam excurrens; molares *, rarissime 3. 


4 5 
Die Gattungen laſſen ſich alſo aneinander reihen: 


4 
a) molares 4 


a) Habrocoma. Loncheres. 
Octodon. Echinomys. 
Psammoryctes. Dactylomys. 

5) Capromys. Cercomys. 
Aulacodus. Petromys. 


b) molares 3. 
) Ctenodactylus. 
Die Schrotmäuſe haben keine große geographiſche Verbreitung und ge— 
hören hauptſächlich Südamerika an 20). 
XVI. 


20) Waterhouſe hat aus Habrocoma, Octodon und Psammoryctes, wozu er noch 
Ctenomys ſtellte, eine beſondere Familie, Oetodontidae, errichtet, was ich nicht für nothwendig 
und die Zuziehung von Ctenomys ſogar für verfehlt halte, indem letztere Gattung nach Fußbil— 
dung, der rudimentären Beſchaffenheit des Ohrs und dem kurzen Schwanze zu den Wurfmäuſen 
gehört. Die Sippe g hat Waterhouſe zuſammengeſtellt mit Myopotamus, Bathyergus, Ory- 


Seidenmaus. 313 
XVI. HABROCOMA. Die Seidenmaus. 


Auriculae magnae membranaceae, ungues breves, cauda bre- 
viuscula, vellus mollissimum; dentes molares 4, superiores bipar- 
titi, inferiores extus bidentati, intus tridentati. 


Unter dem Namen Abrocoma, der fprachrichtiger in Habrocoma zu 
verändern iſt, ſtellte Waterhoufe im Jahre 1837 dieſe Gattung auf und 
gab von ihr eine kurze Charakteriſtik. Vor Kurzem ſandte mir Herr Dr. Rü p⸗ 
pell mit mehreren andern Nagern auch dieſen zur Anſicht, wornach ich fol— 
gende Beſchreibung entwarf, die zur Vervollſtändigung der von Water- 
houſe gegebenen dienen mag. 

Der Habitus der Seidenmaus iſt ſehr dem der Chinchillen ähnlich 
und fie verbindet dieſe mit den Schrotmäuſen, bei denen fie mit Oetodon 
und Psammoryctes zu einer Gruppe zuſammen zu ſtellen iſt, von welchen 
beiden Gattungen ſie übrigens nicht blos durch das Gebiß abweicht, ſondern 
von erſterer insbeſondere noch durch den kurz- und gleichförmig behaarten 
Schwanz, von letzterer durch die viel größern Ohren und die ſchwächeren 
Krallen verſchieden iſt. Der Kopf iſt mittelgroß, die Oberlippe geſpalten, 
die Schnurren lang und zahlreich, die Ohren groß, häutig und faſt nackt. 
Die Füße find ſchwach; die vordern Azehig, die hintern özehig. An den 
Vorderfüßen ſind die beiden Mittelzehen gleich lang; die innere iſt etwas 
kürzer und die äußere kaum ſo lang als dieſe. An den Hinterfüßen iſt die 
innere Zehe merklich kürzer als die andern. Die Krallen ſind ſchwach, alle 
zuſammen gedrückt ſichelförmig, und werden von den Haaren überragt; der 
Nagel der Zten Zehe an den Hinterfüßen iſt breiter als die andern und 
ſchief abgeſchnitten. Die Sohlen ſind ſchmal, nackt und, gleich den Zehen— 
ballen, durch kleine rundliche Wärzchen granulirt; bei Octodon find die Soh— 


eterus, Dasyprocta und Coelogenys; Gattungen, die ich in andere Familien verweiſe. — 
Durch die Gattung Habrocoma ſchließen ſich die Schrotmäufe an die Hajenmäufe, durch Ca- 
promys an die Cavien, durch Loncheres und Cercomys an die Ratten an, von welch letzteren 
ſie ſich durch Zahl und Form der Backenzähne, ganz andere Schädelform, namentlich durch die 
beträchtliche Weite des unteren Augenhöhlenlochs und eine Unterkieferform, wie fie Waterhouſe 
von feinen Hystrieinis angegeben hat, erheblich unterſcheiden. 

Suppl. 3. 40 


314 Habrocoma. 


len zwar auch mit kleinen Höckern beſetzt, aber die Zehen haben unten Quer⸗ 
einſchnitte. Der Schwanz iſt mittellang, an der Wurzel etwas dick, ver- 
dünnt ſich gegen die Spitze und iſt mit ſehr kurzen, dicht anliegenden Haa⸗ 
ren reichlich bedeckt, ſo daß die Haut nicht durchſchimmert. Der Pelz iſt 
lang und weich. 

Der Zahnbau 21) iſt ſehr merkwürdig. Die Schneidezaͤhne find ſchwach, 
auf der Außenſeite glatt und orangegelb gefärbt. Backenzaͤhne finden ſich 2, 
die ziemlich gleich groß ſind, deren obere aber eine ganz andere Figur als 
die untern haben. Von den obern beſteht jeder aus zwei hintereinander lie— 
genden ſchmalen Stücken: das vordere iſt dreiſeitig und ſtößt durch ſeine 
Spitze mit dem hintern zuſammen, welches unregelmäßig elliptiſch gekrümmt 
iſt. Der letzte obere Zahn hat hinten noch einen beſondern ſchmalen Anſatz. 
Jeder untere Backenzahn iſt zikzakförmig, indem er von außen einmal und 
von innen zweimal eingeſchnitten iſt, wodurch er auf der äußern Seite nur 
2, auf der innern dagegen 3 ſpitze Seitenzacken hat. Der Vorderpfeiler 
zeigt eine etwas pfeilförmige Figur. Die untern Backenzähne haben viele 
Aehnlichkeit mit denen von Hypudaeus. — Alle Zähne ſind wurzellos. 

Vom Schädel will ich nur bemerklich machen, daß das untere Augen⸗ 
höhlenloch ſehr groß iſt. 

Die Heimath der Exemplare von Waterhouſe wie von Rüppell 
iſt Chili. Erſterer unterſcheidet 2 Arten, die er H. Bennettii und Cuvieri 
nennt. 


1. H. Bennettii War. Die große Seidenmaus. 
H. major, supra bruneo- flavida, subtus albido-lutescens; cauda dimidio cor- 
poris longiore. 
Abrocoma Bennettii: WATERn. proceed. V. p. 31; Darwin's Zool. Beagle. 
p. 85. tab. 18. 
Habrocoma helvina. A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. S. 7. 


Ich hatte anfänglich das Rüppellſche Exemplar (I. helvina) nicht 
ohne Weiteres mit H. Bennettii zu vereinigen gewagt, indem Water- 


21) Von H. Cuvieri hat ihn Waterhouſe a. a. O. abgebildet; meine Beſchreibung iſt 
nach H. Bennettii entworfen. Beide ſtimmen in dieſer Beziehung ganz miteinander überein. 


Seidenmaus. 315 


houſe von letzterer ſagt, „corpore supra griseo,“ was durchaus nicht 
auf jenes paßt. Nachdem ich aber ſpäter Darwins Zool. Beagle erhielt, 
erſah ich daraus, daß griseus blos in unrichtiger Bedeutung ſtatt bräunlich ge- 
braucht worden war 22), und ſomit fielen meine Bedenklichkeiten hinſichtlich 
einer ſpezifiſchen Vereinigung der H. helvina und Bennettii hinweg. Meine 
Beſchreibung iſt nach dem Rüppellſchen Exemplare entworfen. Die Haupt: 
farbe iſt bräunlichgelb, was auf der Oberſeite am lebhafteſten iſt, auf der 
Unterſeite ins Weißlichgelbe fällt. Dieſe Farbe wird aber blos durch die 
Endhälften der Haare hervorgebracht, indem dieſe, auf der Ober- wie auf 
der Unterſeite, von der Wurzel an bis über die Mitte hinaus dunkelbleigrau 
ſind, wovon indeß auf der Oberfläche des Pelzes nichts wahrzunehmen iſt. 
Da längs des Rückens und der obern Hälfte der Seiten die Haare mit 
kurzen ſchwarzen Spitzen verſehen find, auch einige ganz ſchwarze ſich ein- 
mengen, ſo ſind dieſe Theile etwas ſchwarz geſpritzelt. Der Kopf iſt dem 
übrigen Körper gleichfarbig; die Schnurren ſind meiſt weißlich mit ſchwarzem 
Grundtheile; einige ſind ganz weiß, andere ganz ſchwarz. Die Füße ſind 
mit weißlichen Haaren beſetzt; die Krallen find ebenfalls weißlich, die Soh⸗ 
len licht fleiſchfarben. Der Schwanz iſt oben bräunlichgelb und ſchwarzbraun 
melirt, an der Spitze einfarbig ſchwarzbraun, unten weißlich. 

Meine Maaßabnahmen Nr. I. ſtelle ich mit denen Waterhouſe's 
N. II. zuſammen. 


Nr. I. Nr. II. 
een ede ff 7 117 
„dach der Kkümm ung 8 9 8 9” 9 
Schwanz , ie Shake rnrer 1 | 5 0 
brenn (beiläufg fü; 8 11 1 0 10 
Von der Schnautze bis zur e e e e 1 10 1 11 
Vorderfuß (von der Handwurzel bis zur Kralle))7ʒ; 0.2: 0 8. 
ie a Ne lo ao EN, 1 3 1 4 


Die Heimath ift, wie ſchon erwähnt, Chili. 


22) Waterhouſe ſagt in der latein. Diagnoſe: „corpore supra griseo, ad latera pal- 
lidiore et pallide cervino lavato. In der engliſchen Beſchreibung: „general colour pale 
grayish brown, with a slight yellow wash; the upper part of the head and the back 
dusky brown; under parts of the body very pale yellowish brown, inelining to white.“ 


40 * 


316 Habrocoma. 


2. H. Cuvieri War. Die kleine Seidenmaus. 


„H. supra grisea, leviter ochraceo-lavata; abdomine gulaque albescenti - gri- 
seis; pedibus sordide albis; auribus amplis, ad marginem posticum distincte emar- 
ginatis, fere nudis, attamen extus ad bases vellere, sicut in corpore, obsitis; 
cauda corpore multo breviore et nigrescente.“ 

Abrocoma Cuvieri. WarERA. in proceed. V. p. 32; Darwin Zool. Beagle. I. 

p. 86. tab. 29. (Thier); tab. 33. fig. a, 1b, 1, 14d, tab. 1e, If; tab. 34. 

ſig. 23a, 23 b, 230. (Schädel und Zähne). 


„Allgemeine Farbe grau, ſchwach mit Gelb überlaufen; Unterſeite grau— 
lichweiß. Füße ſchmutzig weiß; Schwanz dunkel, unten an der Wurzel 
blaſſer. Ohren groß, hinten deutlich ausgerandet, faſt nackt ausſehend, doch 
bei näherer Prüfung lange und außerordentlich feine Haare zeigend. Alle 
Haare ſind am Grunde grau. Die Schnurren zahlreich und ſehr lang; die 
nächſten am Munde weiß; die andern am Grunde ſchwarz, weiterhin grau— 
lich.“ — Dieſe Art iſt, wie Waterhouſe weiter bemerkt, betraͤchtlich 
kleiner als die vorige, grau anſtatt braun, der hintere Ohrrand ausgeſchnit— 
ten, und der Schwanz verhältnißmäßig kürzer. 


Korper: 9e | CT mir alen a 
Schwanz; Mund. Kin. Val 10 Ohr it Renesse NET 
Von der Naſe zum Ohr . ...1 4 | Breite deſſelben 0077 


Die Heimath iſt ebenfalls Chili. 


XVII. OCTODON. Die Strauchmaus. 


Habitus Arvicolae, auriculae mediocres liberae; cauda corpore 
dimidio longior, subannulata, pilosa, ad apicem floccosa; dentes 
molares superiores ut in Ctenomye, inferiores ut in Psammoryete. 


Kaum hatte Bennett dieſe Gattung unter dem Namen Octodon be— 
kannt gemacht, als fie von Meyen unter dem von Dendrobius publi⸗ 
zirt wurde. Die Geſtalt iſt die der Waſſerratte, die Ohren ſind mittelgroß, 
frei, dünn behaart und an der Spitze abgerundet. Die Füße find 5zehig, 


* 


Strauchmaus. 317 


alle, außer dem Vorderdaumen, der einen platten Nagel hat, mit etwas 
langen, ſchwach gekrümmten, ſpitzen Krallen, die zum Theil unter langen 
ſteifen Haaren liegen. Vorn iſt die 3 und Ate Zehe ziemlich gleich, die bei— 
den ſeitlichen etwas kürzer; hinten find die 3 mittlern faſt gleich und beträcht— 
lich länger als die äußern. Der Schwanz iſt länger als die Hälfte des Kör⸗ 
pers, ſchuppig geringelt, behaart, was am Ende einen Haarbüſchel bildet. 

Hinſichtlich des Zahnbaus bildet Oetodon eine Mittelgattung zwiſchen 
Ctenomys und Psammoryctes, indem die obern Backenzähne nach dem Ty⸗ 
pus von jener Gattung, die untern nach dem von der letzteren gebildet 
find 235). 

Die Heimath ift Südamerika. 


1. 0. Cumingii Buxx. Der Degu. 


0. supra bruneo-Iutescens, sparsim nigro intermixtus, infra pallidior; cauda 

supra nigra. 

Octodon Cumingii. BENNETT, proceed. II. (1832); transact. of the zool. 
soc. II. I. p. 81. tab. 16.— Darwin zool. Beagle. p. 82. 

Dendrobius Degus. MkyEN, nov. act. acad. nat. cur. Bonn. XVI. 2. p. 601. 
tab. 44. 


Bennett’! Beſchreibung nach einem lebenden Exemplare lautet: Die 
Oberſeite iſt braͤunlichgrau, mit vielen unbeſtimmten ſchwärzlichen Flecken un⸗ 
termiſcht; die Oberſeite des ganzen Schwanzes und auf der Unterſeite das 
letzte Drittel iſt faſt ganz ſchwarz. Die Unterſeite iſt düſter grau, mit etwas 
Braun gemiſcht, heller und faſt weiß unter der Schwanzwurzel, und dunkler 
an Bruſt und Nacken, wo es faſt gleichfarbig mit der Oberſeite iſt. Die 
Ohren ſind düſter, mit einigen ſteifen Haaren vorn an der Wurzel, und 
einigen weißlichen und dichter geſtellten an der Innenſeite. Die kürzern Schnur⸗ 


23) Aus Martin's (proceed. IV. p. 70.) Unterſuchung des auatomiſchen Baues dieſer 
Gattung füge ich bei, daß der Nahrungskanal mit dem von Psammoryetes übereinkommt, und 
daß namentlich der Blinddarm ſehr geräumig und größer als der Magen iſt. Daher iſt Meyen's 
Zuſammenſtellung feines Dendrobius mit den Schläfern ganz verfehlt, auch abgeſehen von den 
großen Differenzen im Schädel» und Zahubau. 


318 Octodon. 


ren find größtentheils weiß, und die längern ſchwarz. Die Beine ſind graulich 
mit Braun gemiſcht, was gegen die Fuße heller grau wird; die Krallen 
find fc) warz. 


Körper eee en ee e DIS e ler 
Sing SSH DreL CE BE NER 
e 16 Hand mit längſter Zehe l 
Längfte Schnurren CR Fuß 57 1. 25 


5 Die Heimath iſt Chi, von wo Cuming 2 lebende 9 nach 
London brachte. Sie graben ſich, wie er berichtet, Höhlen in die Erde, 
aber immer unter Gehägen oder in niedrigen Dickigen. Um Valparaiſo ſind 
ſie ſo häufig, daß man auf der Straße zwiſchen dieſem Platz und St. Jago 
häufig mehr als hundert zugleich nach Futter ſuchen ſieht. Bisweilen, aber 
nicht oft?), zeigen fie ſich auf den untern Aeſten der Straͤucher und auf 
denen der Gehäge. Beim geringſten Alarm fliehen ſie, und tragen nie den 
pinſelförmigen Schwanz bogenförmig gekrümmt wie Eichhörnchen. 


XVIII. PSAMMORYCTES. Der Cucurrito. 


Habitus Arvicolae, auriculae ovales mediocres; cauda tertiam 
corporis partem vix adaequans, breviter pilosa; dentes molares 
simplices, plani, medio valde coarctati. 


Mit dieſem Thiere find wir zuerſt durch Pöppig?s) und etwas ſpä— 
terhin durch Fr. Cuvier bekannt gemacht worden. In Geſtalt und Größe 


24) Meyen ſagt dagegen, daß fie ſich viel auf Bäumen und Sträuchern umtreiben. Meyen 
und Darwin fehen fie für Molina's Seiurus Degus an. 25) Der Cucurrito wurde von 
Pöppig zuerſt in Froriep's Notizen (1829 Bd. XXIII. S. 279.) kurz charakteriſirt und für 
eine Art von Bathyergus angeſehen. Auf Pöppig's Angabe hin errichtete Wagler (Iſis 1832. 
S. 1219.) aus dieſem Cucurrito die Gattung Spalacopus, den Pöppig in feiner Reife (B. 1. 
S. 166.) in Psammomys umwandelte, und bald darauf, als er fand, daß dieſer Name durch 
Cretzſchmar ſchon vergeben war, in Psammoryetes (Wie gm. Arch. 1835. 1. S. 252.) ver⸗ 
auderte. Mittlerweile hatte auch Fr. Cuvier (ann. des sc. nat. 2% ser. 1835.) dieſes Thier 
als neu entdeckt beſchrieben und ihm den Namen Poephagomys beygelegt. 


Eucurrito. 319 


iſt es der Waſſerratte ähnlich. Kopf und Pfoten fi ſind verhältnißmäßig groß; 
Die Ohren nackt, ſchief oval und nicht ſehr vorragend; die Augen deutlich, 
die Schnurren ſo lang als der Kopf. Der Pelz iſt fein und weich. Die 
Beine find ſtark und 5zehig; die Zehen ungleich, die dritte am längſten, der 
Vorderdaumen ſehr kurz mit einem platten Nagel. Die Krallen ſind ſpitz, 
gekrümmt und zuſammengedrückt. Sechs nackte Höcker zeigen ſich unter den 
vordern wie hintern Sohlen, und jeder hat eine Art horniger Warze in ſeiner 
Mitte. Der Schwanz iſt länger als die Hinterfüße, rund, wirtelförmig ge⸗ 
ſchuppt und allenthalben mit kurzen, ſtarren Haaren beſetzt. Die Männchen 
haben einen großen hängenden Hodenſack. 2 

Die Schneide⸗Zähne !) find mittelgroß und glatt. Backenzähne je⸗ 
derſeits & +, in beiden Kiefern gleichförmig, nach hinten an Größe abnehmend, 
ohne gefehiedene Wurzel, und faſt fo lang als breit. Jeder Zahn hat an 
der ‚Außen, wie Innenſeite eine tiefe Laͤngsfurche, wodurch er in zwei Theile 
getheilt wird, die an den 8 erſten Zähnen einander gleich find, während am 
letzten Zahn die hintere Parthie ſchmäler iſt. Die Kaufläche iſt glatt und 
einfach, blos am Rande von einer Schmelzleifte N welche faft ein 
8 darſtellt. f 

Am Schädel ſind die Stirnbeine ſehr verlängert und wie die Scheitel⸗ 
beine erweitert und gewölbt; das Unteraugenhöhlenloch iſt groß. — Der Blind— 
darm iſt zum wenigſten ſo groß als der Magen. 

Die Heimath der einzigen Art iſt Chili. 


1. Ps. noctivagus Porrr. Der "Sueureito. 
Ps. totus niger. 


Psammoryctes noctivagus. Pöppig in Wiegm. Arch. I. 1. S. 252. — 
Wiegm. a. a. O. S. 397. 

Psammomys noctivagus. Pöppig, Reife I. 91 166. 

Spalacopus Poeppigii. Wagler in Iſis 1832. S. 1219. 

Poephagomys ater. Fr. Cuv. ann. des sc. nat. 25 ser. I. p. 321. tab. 13. — 
Eypoux et GERvaIs voy. de la Favorite. zoolog. I. I. p. 21. tab. 7. — Dar- 
win, zool. Beagle. I. p. 82. 


** 


1) Gebiß und Schädel ſind von Fr. Cuvier (a. a. O. tab. 18.) abgebildet. 


320 Psammoryctes. 


Die Farbe des ganzen Thieres ift ſchwarz, auch Ohren und Sohlen 
find ſchwärzlich, nur die Schnurren weißlich ?). Von einem friſchen Thier 
hat Pöppig folgende Maaße abgenommen. 


Kopf und Leib.. s Finge n; Mk 0°, „a 
Schwanz. 333 Ba.) Güte e 
, , male: DENE age 2 
Ohren li END. 0 2 Wehen name he 
Hand 0 8 Kralle ., nee een. On 


Der Aufenthaltsort find, nach Pöppig, die Sandhügel an der 
nördlichen Küſte Chilis, wo der Cucurrito ſeine Oekonomie faſt immer unter 
der Erde treibt und nur des Nachts aus ſeiner Wohnung hervorgeht. Dieſe 
beſteht aus einem Neſte, von dem durch ſternförmige Kanäle zahlreiche Aus— 
gänge nach außen führen. Seine Lieblingſpeiſe ſind die knolligen Wurzeln 
der Oxaliden und die Zwiebeln der Liliengewächſe. Den Namen Cucurrito 
führt er in Nachahmung ſeiner knurrenden Laute, die denen des Meerſchwein— 
chens nicht unaͤhnlich ſind. Er iſt ſehr kampfſüchtig, da die eine Hälfte der 
eingefangenen Thiere mehr oder minder verletzt gefunden wurde. Er ſitzt 
ſtets mit gekrümmtem Rücken und ſtreckt ſich, ſelbſt in ſeinem ſchleppenden 
Gange, nie völlig aus. 


XIX. CAPROMYS. Die Ferkelratte. 


Habitus rattiformis, dentes molares 4 complicati; auriculae 
mediocres nudae; pedes 5 dactyli, pollex anterior brevissimus; 


cauda annulato-squamosa, subpilosa. 


Unter dem Namen Capromys errichtete Desmareſts) aus einem mit- 
telgroßen Nager der Antillen eine beſondere Gattung, die er für neu anſah, 
bis Gray!) bemerklich machte, daß ſelbige ſchon früher von Says) als 

Iso- 


2) Pöppig fagt: vellus nigrum, in nonnullis fere atrum, nitore ferrugineo aut ca- 
staneo praeditum. Pili singuli basi grisei, pedum incani. 3) M&m. de la soc. d’bist. 
nat. de Paris I. p. 43. tab.1. — 4) Zoolog. journ. I. p. 230. 5) Journ. of the Aca- 
em. of nat. sc. of Pbiladelph. II. p. 830. ausgezogen im Zoolog. journ. I. p. 227. 


Ferkelratte. 321 


Isodon feſtgeſtellt war; letzterer Name iſt nur deshalb nicht beibehalten wor⸗ 
den, da ihn Geoffroy bereits für ein Beutelthier verwendet hatte. Es ge— 
hören hieher die Thiere, welche Oviedo unter dem Namen Hutia befchrie: 
ben hat. Ihre Geſtalt iſt rattenähnlich, doch iſt der Leib dicker und die 
Gliedmaſſen kürzer und ſtärker. Die Ohren ſind ziemlich kurz, an der Spitze 
abgerundet und faſt nackt; die Augen maͤßig. Die Sohlen ſind nackt; die 
Füße durchgängig 5zehig, jedoch, wie bei den Ratten, iſt vorn der Daumen 
rudimentär mit kurzem platten Nagel, während alle andere Zehen mit ſtarken, 
gekrümmten und zugeſpitzten Krallen verſehen ſind; die mittlere Zehe ragt 
nur wenig über die beiden ihr zunächſt ſtehenden hervor. Der Schwanz iſt 
koniſch, faſt ganz nackt und wirtelförmig geſchuppt. Die Behaarung iſt reich— 
lich und ziemlich rauh. Zitzen finden ſich 2 an der Bruſt und 2 am Bauche. 

Vom Gebiße konnte Desmareſt keine Auskunft geben, da ſeine bei— 
den Exemplare lebend waren, Say hatte indeß daſſelbe bereits beſchrieben. 
Die Schneidezähne find ungetheilt. Backenzaͤhne ſind 4 ſchmelzfaltige vorhan- 
den; ſie ſind prismatiſch, ohne Wurzeln, und ihre Falten, die nicht die ganze 
Kaufläche durſchneiden, nur wenig ſchief gewendet. Im Oberkiefer zeigt jeder 
Zahn auf der äußern Seite zwei Falten und auf der innern eine; im Un: 
terkiefer hat umgekehrt die äußere Seite nur eine, die innere dagegen zwei 
Falten. 

Vom Skelete haben Owens) und Desmareſt Beſchreibungen ge— 
geben, und Ramon de la Sagra ) und das Diet. class. d'histoire na- 
turelle haben es abgebildet. Vollſtaͤndig gekannt iſt jedoch nur das Skelet 
der einen Art, des C. Furnieri, dem nachfolgende, von den eben genann— 
ten Zoologen entlehnte Angaben gelten. Der Schaͤdel?) iſt auf der Ober— 
ſeite abgeplattet und ſein Dach iſt von faſt parallelen Linien, wie bei den 
Agutis begrenzt. Die Augenhöhlen ſind vollſtändiger umſchloſſen als bei den 
Ratten. Der Jochbogen iſt breit und ſtark; das untere Augenhöhlenloch 
iſt nicht fo groß als bei den Ratten, das Thränenbein klein, die Waufen- 
knochen ſehr entwickelt. Der Unterkiefer iſt ſtark, ſein Winkel hinten in einen 


6) Proceed. II. (1832.) p. 100. 7) Hist. phys. de Cuba mamm. tab. 6. (C. Furnieri) 
8) R. de la Sagra hat auf Tab. 7. den Schaͤdel von C. Furnieri, auf tab. 8. fig. 2, 3. de 
von C. prehensilis abgebildet. 
Suppl. 8. 41 


322 Capromys. 


Sporn verlängert. Die Wirbelſäule ift ausgezeichnet durch die große Anzahl 
Rückenwirbel, deren ſich 16 finden. Außerdem giebt es 7 Lenden-, 4 oder 2 
Kreuz- und 22 Schwanzwirbel, wenn nur 2 Kreuzwirbel angenommen wer⸗ 
den, doch fehlen einige Schwanzwirbel. Das Schlüſſelbein ift ſtark und voll 
ſtändig. Das Acromion des Schulterblatts iſt weithin abgelöst und ſpringt 
über die Gelenkhöhle zur Vereinigung mit dem Schlüſſelbeine vor. Der Haken⸗ 
fortſatz iſt ſehr entwickelt. Der Oberarmknochen iſt ſtark und hat einen ſehr 
entwickelten Delta-Fortſatz; fein innerer Condylus iſt nicht durchbohrt. Das 
Oberſchenkelbein hat keinen mittlern Fortſatz oder zweyten Trochanter, wie 
er ſich bei den Ratten findet. Schien -und Wadenbein ſind vollſtändig 
getrennt. 

Die Anatomie der weichen Theile iſt von Owens) ſehr vollſtändig 
geliefert, und, wie das Skelet, zeigen dieſe in mehreren Stücken Uebereinſtim⸗ 
mung mit den Cavien. Beſonders merkwürdig iſt die Leber, indem ſie in 
faſt unzählige, winkelige, 3 — 5“ große Läppchen abgetheilt iſt, die aber fo 
feſt verbunden find, daß das Eingeweide eine einförmige convexe Fläche 
gegen das Zwerchfell zeigt, und ſie ſind ſo gruppirt, daß die gewöhnlichen 
größern Lappen deutlich erkennbar ſind; ſolcher finden ſich 5. Die großen 
Hoden liegen in der Bauchhöhle, und die fettigen Fortſätze, die bei einigen 
Nagern loſe in dieſelbe herabhängen, ſind hier in ungewöhnlicher Weiſe ent⸗ 
wickelt, indem fie 5“ lang, 1— 13“ breit find und lange koniſche Fort⸗ 
ſaͤtze abſchicken. 

Die Heimath dieſer Nager ſind einige der größern e wo ſie 
in Gebüſchen und auf Baͤumen ſich aufhalten. 


a) Capromys DESu., dentium molarium plicis fere verticaliter positis. 
1. C. Furnieri Desmar. Die Hutia- Conga. 
C. fuscus, testaceo-intermixtus, pedibus unguibusque nigris; cauda nudiuscula 
vix longitudine dimidii corporis. 
Isodon pilorides. Say, journ. of the Acad. of Philadelph. II. p. 330. 
Capromys Furnieri. Desmar. mem. de la soc. d’hist. nat. de Paris I. p. 43. 


9) A. a. O. S. 68. — Die Leber von C. prehensilis ift bei R. de la Sagra tab. 8. 
tig. 1. abgebildet. 


Ferkelratte. 323 


tab. 1, — Dict. class. d'bist. nat. planch. fasc. 3. n. 1, 14. n. 5 — 6. (Stelet 

und Gebiß). — Zoolog, journ, I. p. 81. tab. 1, (Ueberſetzung von Des mareſt); 

I. p. 227. (Auszug aus Say); IV. p. 269, V. p. 179. — Grünix mag. de zool. 

1834. cl. 1. — Cov. regn. anim. I. p. 200. — Owen proceed. II. (1832.) p. 68, 

100. (Anatom.). — R. DE La Seng, hist. phys., de Cuba; mammif. p. 11. 

tab. 3, 4, 6, 7. 

Die Beſchreibungen von Desmareſt und Say ſind hinſichtlich der 
Größe und Färbung der von ihnen unterſuchten Exemplare ſo abweichend, 
daß mehrere Zoologen auf 2 verſchiedene Arten ſchloßen. Dieſe Differenz 
ſcheint jedoch hauptſächlich vom Alter herzurühren, und Desmareſt junge, 
Say alte Exemplare vor ſich gehabt zu haben. 

Say giebt folgende Beſchreibung: Farbe ſchwarz mit Röthlichgelb (te. 
staceous) untermiſcht am Oberkopf, Rücken, Seiten und der Außenfläche 
der Beine; die Haare dieſer Theile ſind an der Wurzel blaß grau, dann 
tief ſchwarz, dann röthlichgelb und die Spitze ſchwarz. An den Seiten, be: 
ſonders in der Schultergegend, ſind einzelne weiße und etwas ſtärkere Haare. 
Stirne, Seiten nebſt dem Untertheil des Kopfes und Halſes, ſo wie die Bruſt 
und eine Linie am Bauche, ſind grau; die Krallen ſchwarz. Der Schwanz 
iſt an der Wurzel dick, wirtelförmig geſchuppt, mit einzelnen kurzen ſtraffen 
Haaren. 

Desmareſt ſagt: die Haare ſind rauh, braun mit einem mehr oder 
minder breiten gelblichen Ring gegen das Ende, deſſen kurze Spitze ſchwarz 
iſt, woraus eine grünlichbraune Färbung entſteht, deren gelbliche Parthie 
nach der geſpritzelten Weiſe der Agutis vertheilt iſt. Die Haare am Kreuz 
gehn ins Rothbraune über. An Bruſt und Bauch ſind ſie ziemlich fein, nicht 
reichlich, ſchmutzig braungrau, der Hinterbauch faſt nackt. Die Schnautzen⸗ 
ſpitze, Haͤnde und Füße, die nackten Sohlen und die Krallen ſind ſchwarz; 
die Iris braun, die Ohren ſchwärzlich. Der Schwanz, der noch nicht die 
Hälfte des übrigen Körpers erreicht, iſt dick, koniſch, wirtelförmig, wie bei 
den Ratten, geſchuppt mit einzelnen Härchen, die an der Baſis röthlich, im 
letzten Drittel braun find. — R. de la Sagra erwähnt einer gelblichen 
Abänderung mit blaſſen Nägeln. 

Die Länge giebt Say größer als die des Kaninchens, Desmareſt 
kleiner als ſelbige an. Nach erſterem iſt ſie vom Kopf bis zur Schwanz⸗ 

41 * 


324 Capromys.“ 


wurzel 194“ nach letzterem 12“ 3% des Schwanzes 6“. Owens Indi⸗ 
viduum hatte eine Körperlänge von 17 6%, der Schwanz 72“. Das Erem- 
ylar von Desmareſt war daher wohl noch nicht erwachſen. 

Die Heimath dieſer Art iſt Kuba, doch ſcheint ein durch Ricord 
ans pariſer Muſeum eingeſandtes Exemplar von der Inſel St. Domingo eben- 
falls ihr angehörig zu ſeyn. Sie heißt bei den Eingebornen Hutia-Conga, 
lebt in den Wäldern auf Bäumen oder im Gebüſche, wo ſie Schatten ſucht. 
Sie iſt furchtſam, kann einigermaſſen gezähmt werden und wird von den 
Jägern des Fleiſches wegen gejagt, das ſie theils ſelbſt eſſen, theils zu Markte 
bringen, doch hat es einen unangenehmen Geſchmack und ſtarken Geruch. 


2. C. prehensilis Posrr. Die Hutia⸗Carabali. 


€. ferrugineo - fuscus, griseo-mixtus, pedibus albidis; cauda fere corporis 


longitudine, apice subtus nuda. 


Capromys prehensilis. Porrrıe, journ. of the acad. of nat. sc. of Phila- 
delph. IV. (1824.) n. 1.— Bullet. des sc. nat. IV. p. 108; 200l. journ. II. p. 410. 
(Auszüge). — GuERın magas. 1834. cl. 1. — R. ve La SacrA, hist. phys. 
de Cuba. p. XXIX, 12. tab. 5, 8. 


3) Var. fusca, flavido-mixtus, pedibus ferrugineis, cauda ubique pilosa. 


Capromys Poeyi. Gusrın icon. du regn. anim. mamm. tab. 25. fig.2; mag. 1834. 
el. 1. tab. 15. — R. pe LA Sacra I. c. p. XXIX. 


Fr. Cuvier zweifelt, ob C. prehensilis nebſt C. Poeyi wirklich zur 
Gattung Capromys gehöre, was allerdings ſo lange nicht entſchieden wer— 
den konnte, bevor nicht wenigſtens Schaͤdel und Gebiß dieſer beiden Arten 
gekannt war. Die Abbildung des Schaͤdels und Gebißes aber, welche R. de 
la Sagra von C. prehensilis lieferte, erweist die generiſche Uebereinſtim— 
mung mit C. Furnieri. Den C. prehensilis hat Pöppig bekannt ge⸗ 
macht; ſeine Beſchreibung iſt folgende. Die Behaarung iſt weicher als bei 
C. Furnieri; die Ohren ſind oval, außen nackt, innen behaart, ſchwarz. 
Die Farbe des Rückens beſteht aus einer Miſchung von Grau und Roſt— 
farben; die Haare ſind an der Wurzel ſchwarz und weich, in der Mitte grau, 
an der Spitze roſtfarben und ſteif. Der Nacken iſt gelblich. Stirne, Wangen 
und Unterhals ſind gelblichweiß, Bruſt und Bauch weiß, mit dunklerem Streif 


Ferkelratte. 325 


jederſeits; die Schamgegend nackt; Schnautze ſchwarz; die Zehen mit kurzen 
weißen Haaren beſetzt; die Schnurren weiß. Der Schwanz iſt an der Wurzel 
roſtfarben, die Haut grau, die Spitze oben (unten, nach den franzöſiſchen An- 
gaben) nackt. — Die Länge iſt 12“ 11, des Schwanzes 12“ 3%, das 
Gewicht 7 — 9 Pfund, während C. pilorides 12 — 16 erreicht. 
Als eine beſondere Art hat Guerin ein Exemplar unter dem Namen 
C. Poeyi unterſchieden. Nach Vergleichung dieſes Exemplares mit zweien 
von C. prehensilis hat R. de la Sagra folgende Unterſchiede gefunden: 
C. prehensilis. C. Poeyi. 
pelz rauh, dunkel kaſtanienfarben, ſchmutzig Pelz geſchmeidig und biegſam, kaſtanienfarben, 
weiß unter dem Bauch und ſchwach gelblich. | roſtgelb gefleckt. Bauch weißlich. 
Der Kopf hellgelb (blond doré), mit einigen 


rothen Haaren. 
Schnurrhaare an der Wurzel weißlich, an der Schnurrhaare dunkel kaſtanienfarben, und 


Spitze röthlich. weiß an der Wurzel. 

Stirne gelblichweiß. Stirn und Wangen roſtgelblich. 

Zehen weiß behaart; Nägel dunkelbraun; Zehen roſtig behaart. Nägel weißlich; Schwanz 
Schwanz etwas länger als der halbe Körper, | faft fo lang als der Körper, ganz mit ſtarren, 
mit dicken Haaren bedeckt, die Spitze unten [und langen Haaren. 
fahl. ! 
R. de la Sagra macht hiebei die Bemerkung, daß die Verſchiedenheit 
in der Färbung vom Alter und Geſchlechte bedingt ſey, daß das Vorhanden⸗ 
ſeyn oder der Mangel von Haaren an der Schwanzſpitze vom mehr oder 
minder häufigen Gebrauche der letztern herrühren möge, und daß er demnach 
C. Poeyi nicht für ſpezifiſch verſchieden von C. prehensilis halten könne. 

Die Heimath dieſer Art iſt ebenfalls Kuba; ſie iſt ſeltener als die 
vorige und wilder, klettert gleichfalls mit großer Geſchicklichkeit und bedient 
ſich ihres langen Schwanzes zum Greifen. 

b) Plagiodontia; dentium molarium plicis valde obliquis. 
3. C. aedium. Fr. Cov. Die Häuſer⸗Ferkelratte. 
C. dilute bruneus, cauda nuda abbreviata. 


Plagiodontia aedium. Fr. Cuv. ann. des sc. nat. 2° ser. VI. p. 347. tab. 17. 


Fr. Cuvier hat aus dieſer Art eine neue Gattung unter dem Namen 
Plagiodontia errichtet. Da jedoch, wie er ſelbſt ſagt und die Abbildungen 


326 Capromys. 


es beſtätigen, der Schädel derſelben faſt dieſelbe Form zeigt als der von 
C. Furnieri, da ferner Habitus, Fußbildung und Beſchaffenheit des 
Schwanzes im Weſentlichen übereinſtimmen, und die Hauptverſchiedenheit 
nur in der Bildung der Backenzaͤhne, nicht einmal in ihrer Anzahl, liegt, 
ſo möchte es gerathener ſeyn, die Gattung Plagiodontia blos als Unter⸗ 
gattung gelten zu laſſen, um ſie in dieſer Weiſe dem Genus Capromys 
einzureihen. 

Die Backenzähne, an Zahl ebenfalls + und wurzellos, unterſcheiden 
ſich von denen von C. pilorides durch zwei Merkmale: 1) die Schmelz⸗ 
falten ſind nicht, wie bei dieſem, faſt ſenkrecht auf die Zahnſeiten, ſondern 
ſehr ſchief geſtellt; 2) im Oberkiefer hat jeder Zahn auf der äußern wie 
auf der innern Seite nur eine einzige Falte, während C. pilorides außen 
zwei hat; die äußere Falte bei C. aedium läuft von vorn nach hinten, die 
innere von hinten nach vorn. Im Unterkiefer iſt, wie bei jener Art, die 
Innenſeite mit zwei, die äußere mit einer Falte verſehen; ſie ſind gleichfalls 
ſchief, aber minder als im Oberkiefer. — Die Färbung des Pelzes iſt 
licht braun, was an den untern Theilen ins Hellgelbliche übergeht. Auf 
den obern Theilen find die Haare zu 3 ihrer Länge grau mit fahler Spitze; 
ihnen ſind ſehr viele, längere und ſteifere ſchwarze Haare beigemengt. An 
den untern Theilen find die meiſten Haare durchaus hellgelb (blond); ein- 
zelne längere Haare find ganz weiß. Der Schwanz iſt ganz nackt und allent- 
halben mit ſehr kleinen fünfſeitigen Schuppen bedeckt. Ueber Farbe der Oh— 
ren, Pfoten, Krallen und des Schwanzes ſagt Fr. Cuvier nichts; die 
Abbildung giebt aber Ohren und Pfoten ſchmutzig fleiſchfarben, die Krallen 
weißgelblich und den Schwanz bleifarben an. — Die Länge iſt 17, des 
Schwanzes 5. 

Die Heimath it St. Domingo, wo fie den Namen Rat- Cayes, 
d. h. Ratten der Wohnungen, führen, indem fie ſich bei Nachtzeit (die Ta— 
geshelle fliehen ſie) den bewohnten Orten nähern. Männchen und Weibchen 
verlaſſen ſich ſelten. Ihre Nahrung beſteht in Wurzeln und Früchten; die 
Bewohner von Hayti lieben ihr ſchmackhaftes Fleiſch, weshalb dieſe Thiere 
jetzt ſehr rar ſind. 


Borſtenferkel. 327 
XX. AULACODUS. Das Borſtenferkel. 


Dentes primores superiores bisulcati, molares 4 complicati; 
vellus e setis applanatis subaculeiformibus compositum; pedes 
4-dactyli, anteriores cum verruca hallucari, ungues falculares for- 
tes; cauda mediocris pilosa attenuata. 


Temminck errichtete dieſe Gattung, die mit Eehimys und Capromys 
verwandt iſt, nach einem ganz jungen Thiere, weshalb die Merkmale nicht 
ſcharf angegeben werden konnten, was ſpäter durch Bennett geſchah, der 
ein altes Individuum vor ſich hatte. An feinem jungen Thiere nennt Tem: 
minck die Schnautze kurz, breit; die Ohren ſehr groß, nackt, halbzirkelför⸗ 
mig; aus der Abbildung erſieht man, daß ſie nicht über den Kopf hinaus 
ragen, und Bennett bemerkt, daß ſie durch die Behaarung faſt verdeckt 
ſind. Alle Füße ſind vierzehig, die vordern mit dem Rudiment eines Dau⸗ 
mens; die Naͤgel, außer dem faſt platten des Daumens, ſind ſichelförmig, 
ſtark, oben gerundet, unten erweitert und ausgefurcht. Der Schwanz iſt 
mittellang, dünn und durchgängig behaart. Die ganze Behaarung, außer 
am Schwanze, beſteht aus verflachten, etwas ſtachelähnlichen Borſten von 
1 bis 13 Zoll Länge, deren Spitzen allein biegſam und haarähnlich find. 
Backentaſchen ſind nicht vorhanden. 


Das Gebiß, wie es Bennett beſchreibt, zeichnet ſich gleich dadurch 
aus, daß die obern Schneidezähne zwei tiefe Längsfurchen haben. Backen⸗ 
zähne giebt es 2. Die obern haben zwei einſpringende Schmelzfalten an der 
äußern und eine an der innern Seite; die äußern reichen über die Mitte der 
Krone, die innere dringt minder tief ein. Dieſe Zähne ſind faſt gleich groß, 
die vordern 3 beinahe viereckig, der hinterſte etwas gerundet; am Außenrande 
iſt keine Einkerbung, aber eine deutliche Kerbe iſt auf der Innenſeite, wo 
der Schmelz eindringt, namentlich an den 3 hintern Zähnen. Im Unter⸗ 
kiefer hat der erſte Backenzahn an der Innenſeite 3 Schmelzfalten, die über 
die Mitte der Krone reichen, und auf der äußern eine kleine, etwas einge⸗ 
kerbte Falte; der te und dritte haben zwei innere und eine äußere Falte, 
alle am Rande gekerbt; der hintere iſt ziemlich aͤhnlich, aber hinten mehr 
abgerundet. Dieß Zahnſyſtem hat, wie Bennett hinzuſetzt, mehr Aehn⸗ 


328 Aulacodus. 


lichkeit mit dem von Erethizon, als mit irgend einer andern Gat⸗ 
tung 10). 

Das Knochengerüſte hat Temminck abgebildet und mit einigen Be— 
merkungen erläutert, vom Magen, Blinddarm und Herzen wenigſtens Ab- 
bildungen mitgetheilt 1). 


1. A. Swinderianus Tamm. Das Borſtenferkel. 
A. setis nitore chalybeo et cupreo relucentibus. 


Aulacodus Swinderianus, Temm. monogr. I. p. 245. tab. 25. — Bennett 
in proced. I. (1830 — 31) p. 111. 


Temminck's Exemplar hatte die Größe und Form der Waſſerratte 
und war demnach noch ganz jung. Die Haare ſind, wie er ſagt, ſehr reich— 
lich, lang (1“), gleichen den Borſten der Agutis und ſind gelblich und dun— 
kelbraun geringelt. Die beiden Kiefer und alle untern Theile ſind mit eben 
fo langen, aber einförmig gelblichweißen Haaren beſetzt. Die Schwanzhaare 
ſind oben braun, unten gelblich. Bennett ſagt über die Farbe weiter 
nichts, als daß die dunkle Strecke, welche den größern Theil jeder Borſte 
ausmacht, einen veränderlichen metalliſchen Glanz zeigt, der nach den ver— 
ſchiedenen Stellungen vom tief Stahlblauen bis zum licht Kupferrothen über— 
geht. Die Maaße ſind nach Bennett: 


Körper 177 90“ ] Tarſus und Zehen 5 17 6 
— nach der Krümmung - 20 0 Ober- und Unterſchenkel, jeder . 4 6 
Si EIENERENZIITEO Tarſus und Zehen. 3 6 
Bone e eee RANG Ohrlänge . ne 
Vorder bein 3,6 Durbkeite . nut: 11:50 


Die Heimath iſt Sierra Leone, von wo der Wundarzt Boyle ein 
Exemplar nach London ſandte. 


10) An Temminds jungem Exemplar verhielten ſich die Schneidezähne wie bei dem alten, 
von Badenzähnen waren jedoch uur 4 vorhanden. 

11) Der Jochbogen iſt ſehr ſtark, größtentheils vom Jochbein gebildet; die Zwiſchenkiefer⸗ 
beine reichen hinter die breiten Naſenbeine; das untere Augenhöhlenloch iſt in der Abbildung als 
ſehr groß angegeben. Der Schädel ſcheint überhaupt viel Aehnlichkeit mit dem von Loncheres 
zu haben. Der Magen iſt abgeſchnürt, der Blinddarm ziemlich weit. 


———— — . v— 
— — — 


XXI. LON. 


Lanzenratte. 329 


XXI. LONCHERES. Die Lanzenratte. 


Dentes molares 4 complicati longitudinales; corpus setosum, 
supra spinis elongatis laminaribus, lanceolatis, marginatis, inter 
setas mixtis; auriculae mediocres rotundatae, rostrum obtusum, 
tarsi breviusculi lati. 


Geoffroy, Desmareſt u. A. hatten die amerikaniſchen Stachelmäuſe 
unter dem Namen Echimys, den Illiger in Loncheres umwandelte, zu 
einer Gattung vereinigt. Nach einer ſpäteren Erklaͤrung von Lichten— 
ſtein 2) ſollte indeß nur Loncheres paleacea unter ſelbiger begriffen 
werden, die andern Arten aber, da ſie ſelbſt in Zahl und Form der Backen⸗ 
zähne mit den Ratten übereinfämen, an Mus zurückfallen. Hiergegen er: 
innerte jedoch Iſ. Geoffroy ns), daß dieß nur für Mus cahirinus, kei⸗ 
neswegs aber für die amerikaniſchen Stachelmäuſe gelte, bei welchen ſämmt⸗ 
lich 4 Backenzähne von ſchmelzfaltiger Beſchaffenheit vorhanden ſeyen. Dieß 
haben meine Unterſuchungen ebenfalls beſtätigt, und ich 1?) habe wie Jour⸗ 
dan 15) und Iſ. Geoffroy gefunden, daß man nach der Form der Baden: 
zähne fogar zwei Gattungen oder doch wenigſtens Untergattungen unterſchei— 
den müſſe, die in folgenden Merkmalen übereinſtimmen. 

Die Geſtalt iſt rattenähnlich; die Ohren von verſchiedener Form und 
Größe, die Oberlippe geſpalten; die Schnurren zahlreich, lang und ſtark. 
Die Gliedmaſſen ſind kurz, aber kräftig; hinten 5 zehig, vorn 4zehig mit 
einer Daumenwarze, die einen kleinen Plattnagel traͤgt, alle andern Zehen 
ſind mit kurzen Krallen verſehen. Der Schwanz iſt lang, geſchuppt, theils 
nackt, theils behaart. Die Behaarung beſteht aus langen borſtenartigen 
Haaren, unter welche ſich auf der Rückenſeite platte, oben ausgehöhlte, 
ſcharfſpitzige Stachelhaare einmengen. — Der Schädel unterſcheidet ſich von 
dem der Ratten höchſt auffallend durch die Größe des untern Augenhöhlen— 
lochs, das eine weite halbrunde Form hat, durch das ſtarke, äußerlich aus⸗ 


12) Darſtell. neuer oder wenig bekannter Säugeth. tab. 35. 13) Annal. des sc. nat. 
1838 p. 122. und ſpäter ausführlicher in feiner Notice sur les Rongeurs Epineux in Guerin's 
Magas. de Zool. 1840. Heft 12 — 14. 14) Abh. der K. Bayr. Akad. der Wiſſenſch. III. 
Abth. 1. (1839). S. 196. 15) Ann. des sc. nat. 1837. p. 370. 


Suppl. 3. 42 


330 Loncheres. 


gehöhlte Jochbein, das bei den Mäuſen nur ein kurzes ſchmales Stäbchen 
iſt, dann durch das breitere Schädeldach, indem die Stirnbeine nur wenig 
eingezogen ſind und mit einem ſcharfen Rande über die Augenhöhle dachig 
vorragen. Am Unterkiefer ſtehen die Aeſte bei den Lanzenratten weiter aus⸗ 
einander, ſind auch viel ſtärker und der Winkel läuft in eine etwas gekrümmte 
Spitze aus. Die Schneidezähne ſind ſchmal und ungefurcht. Die Backen⸗ 
zähne find ſchmelzfaltig und zu F vorhanden. Ihre Heimath beſchränkt ſich 
auf Südamerika. 

In dieſen Merkmalen ſtimmen die beiden Gattungen amerikaniſcher Stachel⸗ 
mäuſe miteinander überein. Diejenige, der ich den Namen Loncheres be- 
laſſe und welche mit Jour daw's und Iſ. Geoffroy's Nelomys identiſch 
iſt, zeichnet ſich von der andern Gattung, für welche ich den Namen Echi- 
nomys behalte, in folgenden Stücken aus. Der Körper iſt unterſetzt, die 
Schnautze ſtumpf, die Ohren kurz, gerundet, der Mittelfuß an den Hinter⸗ 
füßen iſt kurz und breit; der Schwanz iſt lang, an der Wurzel auf eine 
kurze Strecke dicht mit Stacheln oder ſteifen Borſten bedeckt, dann entweder 
faſt ganz nackt oder mehr oder minder behaart. An den Vorderfüßen ſind 
mittlere und Ate Zehe gleich lang, ebenſo die Zte und Ste. An den Hinter⸗ 
füßen iſt die mittlere und Ate Zehe gleich, dann folgt die Zte, dann die äußere 
(die verhaͤltnißmäßig viel länger als bei Echinomys ift), zuletzt die Dau- 
menzehe. 

Das Hauptmerkmal zur Unterſcheidung beider Gattungen bleibt aber immer 
das Gebiß 16). Bei Loncheres (Nelomys) find die Backenzaͤhne lang 
geſtreckt und machen daher eine lange Reihe aus. Die obern Reihen ſind 
ſich ſehr genähert, am meiſten in der Mitte, und weichen an beiden Enden, 
zumal am hintern, weiter auseinander. Die obern Backenzähne ſind ziemlich 
gleich groß, nur der hintere iſt etwas kleiner; alle ſind mit deutlichen Wur⸗ 
zeln verſehen. Jeder der obern Backenzähne ſcheint urſprünglich aus 4 Kno⸗ 
chenplatten zu beſtehen, die aber beim Abreiben mehr oder minder ineinander 


16) Fr. Cuvier (nouv. ann. du mus. I. tab. 18. fig. 2.) hat das Gebiß von Echinomys 
didelphoides, aber ohne Beſchreibung, abgebildet. Dargeſtellt habe ich das Gebiß von L. obscura 
nebſt den Haupttheilen des Skelets (a. a. O. tab. 2.). Iſ. Geoffroy (a. a. O. tab. 28.) 
gab die Abbildung des Gebißes von L. existata, semivillosa und Blainvillei. 


Lanzenratte. 331 


fallen, was nach den Arten verſchieden zu ſeyn ſcheint. Bei L. Blainvillei 
(nach einen Schädel der hieſigen Sammlung und Iſ. Geoffroy's Angabe), 
zeigen die beiden vorderſten Backenzähne 4 hintereinander liegende, ſchmal 
dreiſeitige, in der Mitte etwas winkelig gebogene Schmelzplättchen, deren 
concave Seite vorwärts gewendet iſt. Der Ste hat ebenfalls 4 ſolcher Plätt⸗ 
chen, doch ſind die beiden hinterſten auf einer Seite miteinander verſchmolzen. 
Am letzten Backenzahn unterſcheidet man nur noch 3 Lamellen. — Bei dem 
von Jſ. Geoffroy abgebildeten Gebiß der L. eristata find zwar an jedem 
obern Backenzahn die 4 Plaͤttchen paarweiſe geſchieden, aber zwiſchen erſtem 
und 2tem, fo wie zwifchen Ztem und Atem Plaͤttchen reicht die Trennung nicht 
bis zum innern Zahnrande. — An L. obscura iſt durch die ſtarke Abnützung 
das Zte Plättchen als ein ſchmaler Cylinder ganz vom Aten umfangen, und 
die beiden vordern ſind ebenfalls nicht vollſtändig voneinander getrennt. An 
L. semivillosa ſind die Plättchen zu gekrümmten Zacken umgewandelt. 

Im Unterkiefer läuft der vorderſte Backenzahn, welcher der ſchmälſte iſt, 
vorn in eine Spitze aus. Jeder Zahn beſteht vorn aus einer einfachen, in 
der Mitte gebrochenen Schmelzplatte, und aus einer andern, die ein querlie⸗ 
gendes, mit der Mündung nach innen ſehendes V darſtellt, deſſen vorderer 
Schenkel überdieß knieförmig gebogen iſt; die concave Seite dieſer Schmelz⸗ 
leiſten iſt rückwärts gerichtet. Am ſtärkſten iſt die Verkrümmung am hinterſten 
Zahn, während der erſte an feiner Vorderſeite noch ein kleines Herz ange: 
ſetzt zeigt. — Die Winkel und Ausſchnitte der untern Backenzähne find 
am deutlichſten bei L. Blainvillei ausgeſprochen; am mindeſten bei L. 
eristata “). 

Nach der Beſchaffenheit des Schwanzes kann man dieſe Gattung in 
2 Abtheilungen bringen. 


17) Hinſichtlich der oſteologiſchen Verhältniſſe muß ich auf meine Abhandlung verweiſen. — 
Iſ. Geoffroy (a. a. O. S. 54.) bemerkt, daß Cuvier's Beſchreibung des Schädels einer Stachel⸗ 
ratte (in den rech. sur les ossem. foss.) nicht vom Echimys épineux, ſondern von L. didel- 
phoides genommen iſt. 18) Iſ. Geoffroy hat in Guerin's Magasin de Zool. 1840. eine 
ſchöne Monographie von den amerikaniſchen Stachelmäuſen geliefert in feiner Notice sur les 
Rongeurs épineux, designes par les auteurs sous les noms d’Echimys, Loncheres, He- 
teromys et Nelomys; wozu Pictet in den Mém. de la soeiété de physique et hist. nat. 
de Geneve. Tom. IX, 1% part. 1841. ſchätzbare Zuſätze und Berichtigungen zufügte. 

42 * 


332 Loncheres. 


c) Cauda pilosa. 


Der Schwanz iſt mehr oder minder mit Haaren beſetzt, die Schmelz⸗ 
plättchen der obern Backenzähne ſind parallel durchgehend. Hieher gehören 
die größten Arten. 


1. L. pale acea III. Die weißſchwänzige Lanzenratte. 
L. testacea, vitta longitudinali frontali alba; cauda longitudine corporis, basi 
squamata, apice pilosa, ad maximam partem alba. 
Loncheres paleacea. Lichtenſt. Abh. der Berl. Akad. 1818. S. 191. tab. 1. 
fig. 1. — Kuhl Beitr. S. 72. — Is. GEO FPR. mag. de zool, 1840. p. 7. u. 49. 


Eine zuerſt von Illiger beſtimmte und von Lichtenſtein ausführlicher 
beſchriebene Art, aus deſſen Beſchreibung ſie allein bekannt iſt. Ihre Ge— 
ſtalt iſt robuſt, die Ohren halb kreisförmig und etwas gerandet (wie die 
Abbildung zeigt, wenig über den Kopf vorſpringend), die Tarſen platt und 
kurz, die mittlern Zehen nur mäßig über die beiden äußern vorragend, die 
Krallen ſtark, der Schwanz von der Länge des Körpers. Die Haare nehmen 
ſchon gleich auf der Stirne die Geſtalt platter, auf der Oberſeite gefurchter 
Borſten an, die auf dem Rücken und den Seiten zu wirklichen, 12—16 langen 
und 1““ breiten Stacheln von ſcharf zugeſpitzter Lanzettform werden, die nur 
mit wenigen Haaren untermiſcht ſind; die Bauchſeite und untern Fußglieder 
ſind ohne Stacheln. — Die Farbe iſt gelblich graubraun (wie gebrannter 
Töpferthon); auf der Rückenſeite ſtehn einzelne große, ins Kaſtanienbraune 
übergehende Flecken. An der Bauchſeite und den Füßen iſt die Farbe kaum 
heller. Der Schwanz iſt im erſten Drittel von der dunkleren Farbe der 
Rückenflecken, übrigens weiß; die Schnurren und Krallen ebenfalls weiß. — 
Der Körper mißt 114%, der Schwanz ebenſoviel, die Tarſen kaum 1“ eben- 
foviel kommt auf die Zehen. — Fundort iſt die Provinz Para in Bra- 
ſilien. Von der nachfolgenden Art unterſcheidet ſich L. paleacea dadurch, 
daß ihr Kopf nicht ſchwarz, der Schwanz auf 3 feiner Länge weiß und die 
Schnurren ebenfalls weiß find (bei L. eristata find fie ſchwarz). 


2. L. cristata Georrr. Die Kamm⸗Lanzenratte. 
L. rufo-fusca, subtus dilutior, capite nigro crista longitudinali alba ornato; 


cauda pilosa nigra, dimidio apicali alba. 


Lanzenratte. 333 


Echimys cristatus. Desmar. mamm. p. 291. 
Nelomys cristatus. Is. GeorFr. mag. de zool. 1840. p. 6, 40. u. 49. tab. 21. 
(Thier), 28 fig. 4 — 6. (Gebiß). 
6) Var. erista capitis caudae que apice aureo - sericeis. 


Loncheres chrysuros. Lichtenſt. in Abh. der Berl. Akad. 1818. ©. 191. 

Hystrix chrysuros. Schreb. IV. tab. 170 B. (fig. Alla m.) 

Lerot à queue dorée. ALLAM. Burr. suppl. VIII. p. 164. tab. 67. — Cuv. regn. 
anim. I. p. 199. 


Nach mehreren, aus Guiana kommenden und ganz unter ſich überein⸗ 
ſtimmenden Exemplaren ſtellt Iſ. Geoffroy die Diagnoſe auf: Schwanz 
behaart, zum großen Theil ſchwarz, das letzte Drittel oder 5 weiß; Körper 
röthlichbraun, unten lichter; Kopf ſchwarz mit weißer Mittellinie der Länge 
nach. Größe 0, 320"; der Schwanz etwas länger als der Kopf und 
Rumpf. 

Die Hystrix (oder Loncheres) chrysuros beruht blos auf einem jun⸗ 
gen, in Weingeiſt aufbewahrten Exemplare, deſſen gelbe Farbe an Kopf und 
Schwanzende vielleicht nur vom Alkohol herrührt 19). 


19) Nach Allamand's Beſchreibung, auf der die Kenntniß von dieſem Lérot à queue 
dorée fußt, iſt der Kopf verhältnißmäßig groß; die Ohren find kurz und ragen nicht über den 
Scheitel hervor. Der Schwanz iſt lang, an der Wurzel ſehr dick, verſchmaͤchtigt ſich allmählig 
und iſt mit Haaren bedeckt. Hinter dem Kopf miſchen fich unter die Behaarung zolllange platte 
Stacheln. Die Farbe iſt kaſtauienbraun ins Purpurfarbige ziehend, was auf dem Bauche lichter 
wird. Der Schwanz iſt an der Wurzel von derſelben Farbe, wird dann plötzlich ſchwarz bis zur 
Mitte feiner Länge, wo die Haare länger werden und ohne Uebergang eine ſchöne Drangefarbe, 
die ſich der des Goldes nähert, annehmen und die fie bis zur Spitze behalten. Ein Längsſtreif von 
derſelben Farbe entſpringt über der Naſe und zieht breiter werdend gegen die Stirne, wo er im 
Zwiſcheuraume zwiſchen den Ohren aufhört. 


C1!!! brbrei ,,. 
Schanz 0 Od Von den Fingernvzum Ellbogen 1 6 
DUN 5 5 lo a ae e Von den Zehen zum Knie 1 2 


Das beſchriebene Thier kam aus Surinam. Allamand erwähnt des Haarkammes auf 
dem Kopf nicht, den übrigens ſchon Lichtenſtein, wahrſcheinlich nach demſelben Exemplare, 
angiebt. 


334 Loncheres. 


3. L. Blainvillei Journ. Die ſchwarzſchwänzige Lanzenratte. 
Tab. CXCII. A. 
L. aureo- fulva, subtus alba, digitis pallidis; cauda nigra, tota pilosa, apice 
penicillata. 
Nelomys Blainvillei. Jounbax, ann, des sc. nat.2° ser, VIII. p.371. — 
Js. Gkopr. mag. de zool. 1840 p.41 u. 49. tab, 22. (Thier); 28 fig. 10— 12 
(Gebiß). 


Unſere Sammlung beſitzt ein ſchönes Exemplar von Jourd ams 2) 
neulich beſchriebenem Nelomys Blainvillei. Gedachtes Exemplar iſt auf 
der ganzen Oberſeite ſchön rothfalb, was nur hie und da eine ſchwarze Mar⸗ 
morirung wahrnehmen läßt, indem die ſchwärzlichen Stacheln zwar blos kurze 
pomeranzenrothe Spitzen haben, die vielen eingemengten und glatt anliegen⸗ 
den Borſtenhaare aber ihrer größern Hälfte nach röthlichfalb find. Die 
ſchwarze Sprenkelung tritt nur auf dem Kopfe, Hinterhalſe und Rückgrath 
deutlich hervor; die breiten Leibesſeiten zeigen blos die einförmig rothfalbe 
Farbe, die nach unten zu blaſſer wird. Die Unterſeite, nebſt der Innen⸗ 
ſeite der Beine, auch einiger Stacheln vor und unter den Ohren iſt rein 
weiß; die Beine haben auf ihrer Außenſeite die Farbe der Oberſeite, welche 
aber auf den Zehen ganz ins Blaſſe fällt. Die Schnurren ſind glänzend 
ſchwarz, lang und ſtraff; die langen Haare, welche von dem Ohrenrande 
ausgehen, ſind ſchwärzlich; die Krallen weißlich. Der Schwanz iſt ſeiner 
ganzen Länge nach behaart, anfangs mit kürzern und feſt anliegenden, allmaͤh⸗ 
lig mit längern und lockeren Haaren, welche am Ende einen Pinſel bilden; 
ihre Farbe iſt ſchwarz, was anfangs, zumal auf der Oberſeite, mit Goldroth 


20) Nach ſeiner Beſchreibung haben die Backenzähne im Oberkiefer 4 Querleiſten und im 
untern ein doppeltes, einwärts gewendetes und hinten Enieförmig gebogenes V. Die Ohren find 
kurz und rundlich, der Schwanz haarig, die Gliedmaſſen robuſt, jeder Fuß 5 zehig, Daumen 
rudimentaͤr; Schnurren ſchwarz, zahlreich und lang. Haare von 2 Sorten, die eine gewöhnlich, 
die andere als Stacheln. Kopf, Hals, obere Seite des Leibs und äuſſere der Gliedmaſſen goldig 
roth; Mund, Kehle, Bruſt, Bauch und Innenſeite der Beine weiß; Schwanz braun, Füße 
graulichroth. Länge 25 Cent. (9“ 3), des Schwanzes 20 Cent. (7“ 4). Wurde auf einer 
kleinen Inſel an der braſiliſchen Küſte in der Nähe von Bahia erlegt. Man ſagt, daß ſie ſich 
Gänge grabe. — 3. Geoffroy giebt die Länge des Körpers zu 0,24 M. (8“ 10°) an, des 
Schwanzes zu eben ſoviel, des Hinterfußes zu 0,032 (1“ 24°). 


Lanzenratte. 335 


gemengt iſt. — Die Länge beträgt 8“, des Schwanzes 7“ 9", des Hin- 
terfußes 1“ 5%, Das eben beſchriebene Exemplar iſt Herrn Parreyß 
aus Braſilien zugekommen. 

3) Cauda squamata nudiuseula. 

Der Schwanz iſt geſchuppt und nur mit kurzen Härchen beſetzt; blos 
die Schwanzwurzel macht eine Ausnahme, indem dieſe mit Stacheln und 
Borſten dicht bekleidet if. Die Schmelzplättchen der obern Backenzähne 
ſind hier nicht parallel durchgehend, ſondern verfließen mehr auf einer Seite 
ineinander und ſind gekrümmt. 


4. L. ar mata Js. Georr. Die vrothſchnautzige Lanzenratte. 


L. fusca, luteo -punctulata, infra dilute isabellina, lateribus rostri ruſis; spinis 
validis; cauda corpore breviore, squamosa, pilis raris albidis vestita. 
Mus hispidus. Lichtenſt. Darftell, tab. 35. fig. 2. 
Nelomys armatus. Js. GEoFFR. ann. des sc. nat. 1838. p. 125; mag. de zaol. 
1840 p. 11 u. 51. 


Lichtenſtein, der dieſe Art zuerſt bekannt machte und deſſen Beſchrei⸗ 
bung ich hier nur wiederhole, hielt fie für identiſch mit Echimys hispidus 
GEOFFR., was nicht zu verwundern iſt, da die kurze Beſchreibung, welche 
Desmareſt von letzterer giebt, die unterſcheidenden Merkmale zwiſchen bei- 
den Spezies nicht hervortreten läßt. Sf. Geoffroy?!) wieß ihr zuerſt 
den richtigen Platz unter Nelomys an, und ein Blick auf die von Lich- 
tenſtein gegebene Abbildung beſtätigt dieſe Stellung, indem die Schnautze 
kolbig, die Ohren kurz und gerundet und die Tarſen ebenfalls kurz ſind. — 
Die ſteiferen Borſten miſchen ſich ſchon von der Stirne an unter die weiche: 
ren Haare und bilden auf dem Rücken und den Seiten platte, rinnenförmig 
vertiefte Stacheln, die bis 9 lang und 3 breit werden. Zwiſchen den 
Stacheln zerſtreut, ſtehen allenthalben weichere Haare, ohne doch jene zu ver- 
ſtecken. Die kleinen, faſt nackten Ohren ragen frei aus den Stacheln hervor. 
Der Schwanz iſt an der Baſis oben auf 1“ Länge mit den vom Bürzel aus- 
gehenden Stacheln bedeckt, unten 3“ lang mit gelben weicheren Haaren; 


21) Uebrigens kennt If. Geoffroy dieſe Art auch nur aus Lichte uſtein's Beſchreibung. 


336 Loncheres. 


feine ganze übrige Länge hat einen dünnen Anflug weißlicher Härchen. Die⸗ 
ſelbe Bedeckung haben die Füße auf der Oberſeite, die Zehen aber längere 
einzelne Haare. — Die Farbe des Leibs iſt braun und gelb punktirt, in 
dem die Stacheln in der letzten Hälfte braun, an der äußerſten Spitze aber 
gelb ſind; der hohe Haarkamm der Naſe, ſowie ihre Seiten ſind lebhaft 
rothbraun, was hinterwärts an Intenſität abnimmt und von der Stirne an 
in die Farbe des Rückens übergeht. Die Bauchſeite iſt hell iſabellfarben. 
Der Haaranflug des Schwanzes iſt weißlich, die Zehen und Krallen ſind 
weiß; die Bartſchnurren ſchwarz. — Die Länge iſt 8“, der Schwanz 6, 
die Ohren 4“ lang und eben fo breit, der Hinterfuß bis zur Krallenſpitze 
1° 5%. — Als Heimath hat der Naturalienhändler, von dem Lichten— 
ftein fein Exemplar erhielt, Cajenne angegeben 22). 


5. L. obscura Waen. Die dunkelfarbige Lanzenratte. 


L. fusca, luteo - irrorata, gastraeo flavicante; cauda longitudine corporis, ver- 
ticillato - squamata, pilis brevissimis vestita. 


Loncheres obscura. A. Wagn. Abh. der Bayr. Akad. der Wiſſenſch. III. S. 196. 
tab. II. fig. 5— 12. 


Von dieſer Art hat Spix 2 Exemplare aus Braſilien in Weingeiſt mit⸗ 
gebracht, wovon ich das größere, das faſt alle Haare verloren hatte und 
über⸗ 


22) Echimys didelphoides GEOFFR. (Desmar. mamm. p. 292), ſynonym mit Jſ. 
Geoffroy's Nelomys didelphoides (Mag. de Zool. 1841. p. 9 u. 50. tab. 24), ift mit L. 
armata nahe verwandt, doch iſt bisher nur ein junges, im Weingeiſt aufbewahrtes Exemplar be— 
kannt, daher die Feſtſtellung als Art unſicher. Iſ. Geoffroy's Diagnoſe von dieſem E. didel- 
phoides heißt: „Schwanz ſchuppig (mit Ausnahme der Wurzel), mit einigen braͤunlichen Haaren. 
Leib röthlich braun, gelb betüpfelt; Unterſeite weißlich. Stacheln auf dem Leib mittelſtark, auf 
dem Kopf auſſerordentlich dünn.“ Körper 0,185 M. (6“ 10“), Schwanz 0,170 (6 3), Hin⸗ 
terfuß 0,035 (1“ 34°). — Von L. armata will Sf. Geoffroy dieſe Art dadurch unterſchei⸗ 
den, daß der Schwanz bei jener noch kürzer, eine große Parthie des Kopfes lebhaft roth gefärbt, 
der Schwanz weißlich behaart iſt und die Stacheln ſtaͤrker find (9 lang und J breit), während 
bei N. didelphoides fie 97 Lin. lang und nur 3 Lin. breit find. — Von L. obscura unter- 


ſcheidet ſich dieſe Art durch andere Faͤrbung und durch kürzern Schwanz, wenn anders Beides 
gonſtant iſt. 


Lanzenratte. 337 


überhaupt ganz zerweicht war, zum Skelet verarbeiten ließ. Die Geſtalt 
iſt robuſt; die Naſe und Oberlippe weit über die untere vorſpringend, und 
die obere Lippe der Länge nach bis zwiſchen die Naſenlöcher geſpalten. Die 
Ohren ſind nackt, nur mit einzelnen Härchen beſetzt, nicht ſonderlich lang, 
daher nur wenig über den Kopf vorragend, aber ſehr breit und ſehr verſchie— 
den von denen der Ratten haben ſie eine ziemlich menſchenähnliche Form, 
jedoch ohne Läppchen und ohne obern Umſchlag. Die Schnurren am Munde 
find zahlreich und bedeutend lang (an 2), eben fo ſtehen hinter den Augen 
lange Borſten. Die Gliedmaſſen ſind kurz, aber ſehr robuſt, was beſonders 
an den kurzen, aber breiten und dicken Füßen mit kurzen Zehen auffallend 
it. Die Sohlen find ganz nackt 22). Die Krallen find kurz und ſtark. Der 
Schwanz iſt ſo lang als der Körper, dick, an ſeiner Wurzel 1“ lang, ringsum 
dicht behaart, dann aber wie ein Rattenſchwanz nackt, wirtelförmig geſchuppt 
und dünn mit einzelnen Härchen beſetzt. — Die Behaarung iſt auf dem 
ganzen Rücken, den Schultern, Oberſchenkeln und dem Kopfe größtentheils 
aus platten, ſtachelartigen Haaren, die oben ausgehöhlt, unten etwas gewölbt 
und ſcharf zugeſpitzt ſind, gebildet; unter dieſe Stachelhhaare, die gegen 1“ 
lang werden, miſchen ſich einzelne borſtenartige Haare ein, welche am Unter: 
leib, an der Schnautze und den Füßen, die bis zu den Krallen behaart ſind, 
allein vorkommen. — Die Färbung der obern Theile iſt dunkelbraun und 
gelblich melirt, indem die braunen Haare meiſt eine gelbliche Spitze haben. 
Der Unterleib fällt mehr ins ſchmutzig Gelbliche; die Schneidezaͤhne ſind weiß, 
die Krallen braͤunlich. 

Die Ausmaaße des größern Exemplares betragen am Skelet für Kopf 


23) An den Vorderfüßen finden ſich auf jeder Sohle 6 Ballen: 2 ſehr große an der Hand— 
wurzel, darauf folgen 2 kleinere, wovon der eine an der Wurzel der zweiten, der andere an der 
der fünften Zehe iſt, dann ganz nach vorn ein größerer Ballen an der Wurzel der 3 und 4 Zehe, 
und endlich ein kleiner Ballen am Daumen. Am Hinterfuße haben wieder die 3 und 4 Zehe an 
der Wurzel einen gemeinſamen Ballen; die 2 und ste Zehe einen beſondern, und einen kleinen 
die Daumenzehe gleich unter der Kralle; überdieß iſt der Rand bes Mittelfußes jederſeits mit einem 
langgeſtreckten Ballen verſehen. An den Vorderfüßen iſt der Daumen eigentlich nur durch den er— 
wähnten Ballen angedeutet, auf welchem ein kleiner, flacher, nicht zugeſpitzter, ſondern gerade 
abgeſchnittener Nagel ſitzt. Am Hinterfuße iſt der Daumen zwar kurz, aber deutlich, mit ſpitzi— 
gem Nagel. 


Suppl. 3. 43 


338 Loncheres. 


und Rumpf (in gerader Linie) 7“ 8, für die Schwanzwirbelreihe 7“ 9“ 
Von dem etwas kleineren ſind ſie folgende: 


Länge des Körpers 60 6 
— des Schwanzes 6 5 
— der Ohren. 1 

Breite derſelben 0 6 

Länge der Hand, ohne Raule 0 IE 
— des Mittelfingers ohne Kralle > > 0.774 
— des Hinterfußes bis zum Anfang der Mittelgefe 1 1 
— der Mittelzehe ohne Kralle 0 5 

Breite, größte, des Mittelfußes . 0 6 


Die Heimath iſt Braſilien, er Sir r die Gelben Exemplare 
mitbrachte. 


6. L. semivillosa Is. Georrr. Die karthageniſche Lanzenratte. 


L. e rufescente fusca, luteo- punctulata, infra dilutior; spinis mediocribus; cauda 


lougitudine corporis, squamosa, pilis flavis brevissimis vestita. 


Nelomys semivillosus. Is. GEoFFR. ann, des sc. nat. 1838, p. 125; mag. de 
zool. 1840, p. 12, 42. u. 50. tab. 23. (Thier), 28 fig. 7 — 9. (Gebiß). 


Da mir die Unterfchiede dieſer neu aufgeftellten Art von L. armata 
und didelphoides nicht genug ausgeſprochen ſcheinen, ſo begnüge ich mich 
mit der bloſen Anführung von Iſ. Geoffroy's Beſchreibung. Die Ober- 
ſeite, nebſt den Seiten des Kopfs, Halſes und Leibes, die Schenkel, Schultern 
und Schwanzwurzel find mit einer Miſchung von Haaren uud platten Stacheln 
bekleidet, welche auf dem Rücken am längſten (Ou, 024 auf etwas we⸗ 
niger als ein Millimeter) ſind und ſelbſt am Kopf noch die platte Form 
zeigen (hier 0”, 013 auf 0”, 0004) 24). Die Färbung der Stacheln hat 


24) Diefe Charaktere, meint Iſ. Geofroy, würden ſchon genügen, um feinen N. semi- 
villosus ſowohl von armatus, deſſen Stacheln viel ſtärker find, als auch von didelphoides zu un⸗ 
terſcheiden, der auf dem Ruͤcken nur etwas ſchmälere Stacheln als semivillosus, auf dem Kopf 
aber ganz ſchmaͤchtige Stacheln hat, die man blos als platte und etwas ſtarre Haare betrachten 
könnte, da ihre Breite nicht F oder L Millimeter überſteigt, während beim semivillosus fie an 
den nämlichen Stellen faſt auf 2 Millimeter kommt. f 


Igelratte. 339 


viel Aehnlichkeit mit L. didelphoides. Die meiſten, beſonders hinterwärts, 
find in ihrer erſten Hälfte oder auf 3 hornfarben, dann ſchwarz mit gelber 
Spitze; andere, beſonders vorn, ſind in ihrer ganzen Endhälfte ſchwärzlich. 
Die Oberſeite iſt röthlichbraun und gelb getüpfelt. Die Unterſeite und Füße 
ſind weiß mit leichtem röthlichen Anflug. Der Kopf iſt von derſelben Farbe 
als der Leib, nur die Naſenſeiten ſind graulichfalb (bei didelphoides roth). 
Der Schwanz iſt an ſeiner Wurzel, auf eine ſehr kleine Erſtreckung, mit 
ſtarren Harren und einigen feinen Stacheln bedeckt; in ſeiner übrigen Länge 
wirtelförmig geſchuppt, und mit einer ſehr großen Anzahl falber, rückwärts 
gerichteter und einen Millimeter langer Haare bekleidet, die zahlreich genug 
ſind, um bei einer gewiſſen Anſicht den Schwanz als behaart erſcheinen zu 
laſſen. Die Länge des Körpers iſt On, 195 (7% 2), des Schwanzes 
eben ſoviel, des Hinterfußes mit den Nägeln 0, 034 M. 25). — Die Hei 
math iſt Karthagena, von woher Roulin mehrere Exemplare mitbrachte. 


XXII. ECHINOMYS. Die Igelratte. 


Dentes molares # parvi rotundi, minus complicati; corpus se- 
tosum, supra spinis elongatis laminaribas, lanceolatis, marginatis, 
inter setas mixtis; auriculae elongatae acuminatae; rostrum acu- 
minatum; tarsi elongati angusti. 


Die Merkmale, durch welche ſich die Igelratten !“) von den eigentlichen 
Lanzenratten unterſcheiden, liegen in der viel größern Laͤnge und Schmalheit 
des Hinterfußes und in der einfacheren Beſchaffenheit der Backenzähne, auch 


25) Von dieſen Maaßen leitet Iſ. Geoffroy ein neues Unterſcheidungsmerkmal ab, näm— 
lich, daß bei N. armatus und didelphoides der Schwanz viel kürzer wäre. Doch geſteht er zu, 
daß alle dieſe Merkmale ihm nicht genügt würden haben zur Aufſtellung einer eignen Art, wenn 
nicht das Gebiß eminente Unterſchiede gezeigt hatte. In dieſer Beziehung muß ich jedoch erinnern, 
daß das Gebiß der zunächſt verwandten Arten (uach meiner L. obscura zu ſchließen) wohl iden- 
tiſch mit dem von N. semivillosus ſeyn möchte. 1) Das unrichtig gebildete Wort Echimy s 
habe ich in Echinomys umgewandelt. Uebrigens will ich bemerklich machen, daß dieſe Gattung 
füglich mit der vorigen zu einer verbunden werden könnte. 


43 * 


340 Echinomys. 


ſind die Ohren länger und von einer ſpitz ovalen Form, die Schnautze iſt 
zugeſpitzt, der Schwanz gleich von der Wurzel an geſchuppt und nur ſpärlich 
behaart; der Leib überhaupt ſchmächtiger. An den Vorderfüßen iſt die mitt- 
lere Zehe die längſte, dann die Ate, dann die Zte (viel kürzer als die vorige) 
und endlich der rudimentäre Daumen. An den Hinterfüßen ſind die 3 mitt⸗ 
lern Zehen wenig an Länge verſchieden und ſehr lang; die äußerſte Zehe iſt 
ſehr kurz und noch kürzer die innere. 

Die Backenzähne?) der Igelratten unterſcheiden ſich von denen der 
Lanzenratten in 4 Stücken: 1) ſie ſind bei jenen rundlich, faſt etwas breiter 
als lang, bei dieſen dagegen merklich laͤnger als breit. 2) Ihre Struktur 
iſt einfacher. Auf der Kaufläche der obern Backenzähne theilt eine feine Quer— 
furche jeden Zahn in zwei Portionen, von denen die hintere die größere iſt, 
nach innen ſich zuſpitzt und durch eine feine Querfurche nochmals abgetheilt 
wird, an deren Stelle jedoch bei weiterer Abreibung eine ſchmal elliptiſche 
Schmelzröhre ſich zeigt. Aehnlich ſind die untern Backenzähne, aber die größere 
Portion liegt hier vorn und wendet ihr zugeſpitztes Ende nach außen; der 
vorderſte hat noch einen kleinen dreieckigen Anſatz. 3) Die beiden obern 
Backenzahnreihen ſtehen viel weiter als bei den Lanzenratten auseinander. 
4) Die Backenzähne der Igelratten ſind beträchtlich kleiner, daher auch die 
Zahnreihe bedeutend kürzer als bei Nelomys, was am beſten nachſtehende 
Angaben ausweiſen, wobei ich bemerke, daß E, fuliginosus noch etwas 
größer, als die beiden andern Arten iſt. 

L. Blain- L. obscura. | E. fuligi- 


villei. nosus 

Zänge der obern Backenzahureihhhnh ee 6“ Hr 5 
— der unkern = eee oc 6 5, 33 
— des erſten obern Zahnes 14 13 02 
— untern = b 13 13 1 


Die Gattung gehört ebenfalls Südamerika an ). 


2) Das Gebiß von E. albispinus und hispidus hat If. Geoffroy (mag de zool. 1840. 
tab. 29. fig. 1— 3. u. 4—6.), das Skelet von E. cayeunensis Pictet (Mem. de Geneve. 
IX. 1. p. 154. tab. 4.) abgebildet. 3) SI. Geoffroy bringt die Arten in 2 Abtheilungen: 
1) mit ſchuppigem Schwanze, wo die Schwanzſchuppen durchgängig ſichtlich find (E. setosus, 


Igelratte. 341 


1. E. leptosoma Bnaxrs. Die gepinſelte Igelratte. 


E. supra e rufescente fuscus, lateribus rubiginosis, abdomine abrupte albo; 


cauda circa corporis longitudine, annulato- squamata, apicem versus albido- pilosa. 


c) adultus; dorso toto spinis rigidis vestito, 


Loncheres myosuros. Lichtenſt. in Abh. der Berl. Alad. 1820. S. 192. 
tab. 1. fig. 1. 

Mus leptosoma. BRANTS muiz. p. 150. — Lichtenſt. Darftell. tab. 36. fig. 2. 
(als Mus einnamomeus). 

Loncheres anomala. Kuhl Beitr. S. 72. 

Echimys longicaudatus. Rengger's Säugth. v. Parag. S. 236. 

Echimys cayennensis. Picrzr, mem. de Geneve. 1841. IX. I. p. 145. 
tab. 3 u. 4. 

s) subadultus; uropygio femoribusque spinis privatis. 

Echimys cayennensis. GEoFFR. Desmar. mamm. p. 293. — GUERIN, ico- 
nograph. du regn. anim. tab. 24. fig. 3. — Js. GEoFFR. mag. de zool. 1840 
p. 13 u. 52. — Pıcter |. c. tab. 2. 


y) juvenis; spinis rigidis nullis, dentibus molaribus nonnisi tribus. 


Echimys setosus. GEoFFR. DESMAR. mamm. p. 293. — Js. GEOFFR. mag. 
de zool. 1840 p. 12 u. 52. tab. 25. — Pıcter J. c. tab. I. 


Auf viele Exemplare geſtützt hat Pictet dargethan, daß E. lepto- 
soma, cayennensis und setosus, die als 3 verſchiedene Arten betrachtet 
wurden, weiter nichts als Altersverſchiedenheiten einer und derſelben Art 
ſind, die alle in folgenden Merkmalen übereinkommen. Schwanz ohngefähr 
von der Länge des Körpers (bald etwas darüber, bald etwas darunter), 
ſchuppig, am Ende mit weißem Haarpinſel; Oberſeite vom Graulichbraunen 
bis ins Rothbraune ziehend, an den Seiten lichter und lebhafter; die Unter— 
ſeite rein und abgeſchnitten weiß. An alten Exemplaren (E. leptosoma), 


cayennensis, myosuros u. albispinus); 2) mit theilweiſe behaartem Schwanze, wo derſelbe 
hinlänglich behaart iſt, um im Endtheile die Schuppen zu verdecken (E. spinosus u. hispidus). 
Da dieſe Abtheilungen nicht ſcharf von einander geſchieden ſind, habe ich ſie nicht beibehalten. 


342 Echinomys. 


wie ein ſolches Lichtenftein?) befchreibt, iſt der ganze Rücken vom Nacken 
an bis zur Schwanzwurzel mit ſtarren Stacheln beſetzt, von denen ſich auch 
noch einige auf den Oberſchenkeln finden. Das Braun der Oberſeite iſt mit 
Falb gemiſcht und die Seiten ſind am lebhafteſten. — Wenn das Thier 
noch nicht vollſtändig erwachſen iſt, fo zeigen fich die ſtarren Stacheln blos auf 
der Mitte des Rückens, ſind ſpärlich an den Seiten und fehlen auf dem 
Kreuz und den Schenkeln ganz; das Braun der Oberſeite iſt noch etwas mit 
Grau gemiſcht. Dieß iſt der E. cayennensis GEOFFR. — Am ganz 
jungen Thiere, das erſt mit 3 Backenzähnen verſehen iſt, hat das Braun 
der Oberſeite noch mehr Grau; die Haare ſind alle weich; am Rücken be⸗ 
merkt man eine große Menge mehr abgeplatteter Haare, die zwar bereits die 
Form der Stacheln der Erwachſenen zeigen, aber mit dem Unterſchiede, daß 
fie viel biegſamer find und der Hand deshalb nur einen ſehr ſchwachen Wi— 
derſtand entgegen ſetzen; der Schwanzpinſel iſt noch ſchwach. Dieß iſt der 
E. setosus GEOFFR.°). — Zur Vergleichung mit den von Lichten⸗ 


4) Zur Vergleichung ſetze ich Lichtenſteins Beſchreibung hieher. Die Geſtalt iſt 
ſchmächtig, die Schnautze zugeſpitzt, der Schwanz länger als der übrige Körper, die Ohren 
nackt, aufſtehend, länglich, ihr äußerer Rand in der untern Hälfte in einen runden Lappen aus- 
gebreitet, nach oben aber ſchmäler gegen die abgerundete Spitze verlaufend. Der ganze Rücken 
und die Seiten ſind mit glatten, auf der Oberſeite ausgehöhlten und bis 9 — 10 langen und 
kaum 1°“ in der Breite haltenden Stacheln bedeckt, deren Spitzen hart ſind und nicht biegſam 
werden. Zwiſchen den Stacheln ſtehn zwar feine weißliche Haare, doch kommen fie ihrer Kürze 
wegen nicht zum Vorſchein. Der Schwanz (mit Ausnahme des erſten Anfangs) iſt auf 3 fait 
gauz nackt und von Schuppenringen umgeben; im letzten Drittel werden die Haare deutlicher und 
bilden an der Spitze einen dünnen 4 langen Pinfel. — Die Farbe iſt auf dem Mittelrücken 
dunkelbraun, an den Seiten roſtroth (die Stachelſpitzen haben nämlich auf dem Rücken die erſtere, 
an den Seiten die letztere Farbe); die ganze Bauchſeite iſt ſchueeweiß, was ſcharf abgeſchnitten 
iſt. Dicht über dem Haken zieht ſich die rothbraune Farbe der Keulen zu einem faſt geſchloſſenen 
Ring um den Uuterſcheukel, deſſen übrige Innenſeite, jo wie die obere der vier Füße, von rein 
weißer Farbe iſt. Der Schwanz iſt oben braun, unten und am Piuſel weiß. — Die Länge iſt 874, 
des Schwanzes 86. der Ohren 11“ ihre Breite an der Wurzel 8, in der Mitte 5%. Der Hinter- 
fuß 2°. 5) IT. Geoffroys Diagnoſe von dieſem E. setosus lautet: „Schwanz ſchuppig, mit 
weißlichen Haaren, die am Ende zahlreicher werden. Oberſeite des Körpers röthlichbraun, was 
an den Seiten lichter wird, Unterleib und Pfoten rein weiß. Auf dem Rücken lange, ſchwache 
und faſt ganz unter den Haaren verſteckte Stacheln; Kruppe und Schenkel nicht mit wahren 


Igelratte. 343 


ftein an einem alten Individuum entnommenen Maaßen füge ich noch Die 
von Pictet bei: 


Körper ENG Die, !, o LE 
Schhn ð?ĩ?tx? Hinterfü ß 107 
Kopf 2 4 | sRorderruigt ISA N CA 9999 


Die Heimath erſtreckt ſich von Paraguay an durch Brafilien hindurch 
bis nach Guiana. 


1a. E. fuliginosus Wax. Die rußige Igelratte. 


E. supra fuliginosus, lateribus flavido- bruneis, abdomine abrupte albo; cauda 
corpore paululum breviore, annulato-squamata, apicem versus pilis albidis vestita. 


Die rußige Igelratte, die mir aus 4 Exemplaren bekannt iſt, kommt in 
allen Merkmalen mit E. leptosoma überein, unterſcheidet ſich aber durch 
die dunklere Färbung, der das Roſtroth an den Seiten ganz abgeht, jo daß 
fie es verdient, als eine beſondere Abänderung aufgeführt zu werden?). Der 
Rücken iſt mit langen, aber ſchmalen (10““ lang, 4 höchſtens breit) Sta- 
cheln beſetzt, zwiſchen denen nur ſpärlich einzelne dünne Härchen zum Vor— 
ſchein kommen. Die Kruppe, Schenkel und Leibesſeiten ſind ebenfalls mit 
Stacheln verſehen, die aber ſchmäler, weicher und ganz biegſam werden. 
Der Stachelbeſatz hört ſchon auf dem Widerriſt auf und fehlt daher dem 
Halſe und Kopf ganz. Der Schwanz iſt wirtelförmig geſchuppt, anfangs 
mit ſehr kurzen Härchen ſpärlich bekleidet, die allmählich länger und häufiger 
werden, ſo daß ſie im letzten Drittel die Beſchuppung größtentheils verdecken 
und am Ende einen Pinſel bilden, der im unabgeriebenen Zuſtande über 
Zoll über die Spitze der Schweifrübe vorragt. Die Ohren ſind lang, 
oval und nackt; die Schnurren zahlreich und lang. — Die Farbe des 
Rückens und der Oberſeite des Kopfes iſt dunkel ſchwarzbraun, faſt ſchwarz, 


Stacheln bedeckt. Größe weniger als 2 Decimeter; Schwanz länger als Leib und Kopf.“ — 
Die Maaße von Desmareſt berichtigt er dahin, daß der Körper Om, 195 (7“ 2”), der 
Schwanz, von dem ein kleines Stück fehlt, 0,170 lang if. 6) Was ich in den Abh. der k. 
bayr. Akadem. der Wiſſenſch. IV. Abth. 1. als E. leptosoma beſchrieben habe, iſt dieſer E. fuli- 
ginosus, den ich eine Zeitlang für eine eigne Spezies anſah, während ich ihn jetzt mit E. lep- 
tosoma zu einer Art vereinige. f 


344 Echinomys. 


mit Falbbraun untermengt; die Seiten find falbbraun. Die Stacheln find 
in der untern Hälfte weißlich, in der obern ſchwarzbraun. Die Haare an 
den Seiten ſind ebenfalls in der untern Hälfte weißlich, in der obern falb— 
braun, zum Theil mit ſchwarzen Spitzen oder ganz ſchwarzer Endhaͤlfte. 
Die ganze Unterſeite iſt rein weiß, was ſcharf von der Oberſeite abſchneidet. 
Die Außenſeite der Gliedmaſſen iſt dunkelbraun, was gleich überhalb der 
Fußwurzel in einem ſchmalen Ring auch um die Innenſeite ſich herum zieht; 
ſonſt iſt die Innenſeite der Gliedmaſſen ſo wie die Behaarung der Füße weiß. 
Sohlen, Ohren und Schnurren fallen ins Schwarze; die Krallen ſind horn— 
farben mit dunklem Fleck vor der Spitze. Der Schwanz iſt oben dunkel— 
braun, unten ſchmutzig weißlich, wornach ſich auch die Behaarung richtet, 
die jedoch am letzten Drittel ringsum ins Weißliche fällt. — An jüngern 
Exemplaren nimmt die glänzend rußig ſchwarze Färbung den größten Theil 
des Rückens ein. 


Körber in gerader ;; f een ao oo 0“ 10% 
— nach der Krümmung... 8 10 Hinterfuß von der Ferſe bis zur 
Sn a Er alen! 8 1 9 


Die Heimath iſt Braſilien. 


2. E. albispinus Js. GEeorrr. Die weißſtachelige Igelratte. 

E. e rufescente fuscus, subtus albus; spinis numerosis, validis, super uropy- 
gium femoraque sparsis, lateralibus apice albis; cauda fere corporis longitudine, 
pilis nonnullis brevibus veatita. 

Echimys albispinus. Js. GEoFFR. ann. des sc. nat. 20 ser. X. p. 125; mag. 
de zool. 1840. p. 33 u. 53. tab. 26. (Thier), 29 fig. 1—3 (Zähne). 


Die Stacheln finden ſich nicht allein auf dem Rücken, den Lenden und 
dem Obertheil der Seiten, ſondern auch auf deren Untertheil bis zur weißen 
Parthie, auf dem Kopf, der Höhe der Schenkel und namentlich auf der 
Kruppe bis zum Urſprunge des Schwanzes. Alle dieſe Stacheln, mit Aus— 
nahme der des Kopfes und des Untertheils der Seiten, ſind eben ſo ſtark 
und ſtarr als die von E. cayennensis, d. h. viel ſtärker als die von E. 
setosus und viel weniger als von E. hispidus; dabei ſind ſie wenig mit 
Haaren untermengt; der Schwanz iſt ſchuppig, mit einigen kurzen Haaren, 
die mehr gegen das Ende ſichtlich ſind. Die Ohren ſind oval, nackt und 

ziemlich 


Igelratte. 345 


ziemlich groß. Das Gebiß iſt wie bei E. setosus. — Die Stacheln des 
Rückens haben faſt alle an der Wurzel eine grauliche, am Ende eine ſchwarze 
Farbe, und aus der Vermiſchung dieſer ſchwarzen Spitzen mit den rothen 
Haaren des Rückens entſteht im Allgemeinen eine rothbraune Färbung ). 
Auf den Seiten, den Schenkeln und der Kruppe dagegen ſind die Stacheln 
weiß, einige mit hellgrauen Spitzen; aus ihrer Vermiſchung mit den rothen, 
hier zahlreicheren Haaren entſteht eine rothfalbe, weiß geſprenkelte Färbung. 
Dieſe weißen Stacheln ſind für die Art ſehr bezeichnend. Der Unterleib und 
der größte Theil der Füße iſt rein weiß. Der Schwanz iſt in der Wurzel⸗ 
hälfte ſchwaͤrzlich, in der Endhälfte weißlich, wornach ſich auch ſeine Här⸗ 
chen richten. — Länge des Körpers Om, 185 (6“ 11“), des Schwanzes 
0,150 (5% 7%). Die Heimath des in Vorſtehendem von JI ſ. Geoffroy 
beſchriebenen Exemplares iſt die kleine braſiliſche Inſel Deos bei Bahia; auch 
das frankfurter Exemplar ſtammt aus Braſilien. 


3. E. hispidus Georrr. Die Röthel⸗Igelratte. 


E. rufo - fuscus, subtus dilutior, capite rufescente; cauda longitudine corporis, 


squamata, pilis sparsis nigricantibus, apice penicillum parvum formantibus vestita. 


Echimys hispidus. Dzsuank. mamm. p. 292. — Is. Gro PR. mag. de zool. 1840. 
p. 9, 35 u. 54. tab. 27. (Thier), 29 fig. 4 — 6. (Zähne). — Piergr, mem. 
de Genève 1841. IX. 1. p. 156. tab. 6. 


Die beſte Abbildung, wie auch die vollſtändigſte Beſchreibung nach einem 
erwachſenen Exemplare, hat Pictet gegeben ?). Die Hinterfüße find nicht 
ſo lang als bei E. leptosoma, der Körper iſt mit zahlreichen und ſtarken 
Stacheln beſetzt, die dieſelbe Form wie bei dieſer Art haben, vom Hintertheil 
des Kopfs bis zum Schwanze ſich erſtrecken und nur mit ſehr wenigen und 
ihnen gleichfarbigen Haaren untermengt ſind. Auf dem Oberkopf und den 


7) An einem Exemplare in der frankfurter Sammlung, das ich für E. albispinus halte, iſt dieſes 
Rothbraun ziemlich licht; auch die Wurzelhälfte des Schwanzes iſt mehr braͤunlich als ſchwaͤrzlich. 
Die Härchen des Schwanzes ſind ſehr ſpärlich und kurz. 8) Es iſt hier zu erinnern, daß 
Lichtenſtein's Mus hispidus nicht, wie er ſelbſt vermuthete, mit Geoffrop's E. hispidus 
identiſch iſt, ſondern jener gehört zu Loncheres (Nelomys). 


Suppl. 3. 44 


346 Echinomys: 


Wangen, fo wie in der obern Hälfte der Gliedmaſſen finden ſich dünnere 
und weichere Stacheln mit mehr Haaren untermengt. Die Ohren ſind ziemlich 
kurz, abgerundet und an ihren Rändern mit langen dünnen Haaren bewachſen. 
Der Schwanz iſt ſchuppig, mit dunkelbraunen Haaren beſetzt, (nur im erſten 
Drittel der Unterſeite lichter), die an Länge zunehmen und am Ende einen 
kleinen Pinſele bilden, der jedoch minder markirt iſt als bei E. leptosoma. 
Die Farbe der Stacheln iſt wie bei Nelomys Blainvillei, namlich in der 
untern Hälfte weißlich, dann violett grau mit lebhaft falber Spitze. Von 
der Ferne hat die Oberſeite ein rothbraunes Anſehen. Die Oberſeite des 
Kopfs und die Oberlippe ſind braun, die Wangen falb, die Schnurren ſchwarz. 
Die Unterſeite geht allmählig ins licht Falbe“) und ſelbſt ins Weißliche über; 
Unterhals und Unterlippe ſind faſt weiß. Die Beine ſind innen weiß, außen 
find ihre Haare am Grunde braun, an der Spitze falb; die der Zehen weißlich 
grau, die Nägel weiß. — Nach Pictet's Angabe ſind die Dimenſions⸗ 
verhältniſſe folgende: 


IE aa 6 oe aa ha a eee, 0.“ gu 
Sanz Henen m 7 3 Vorder fuß, den 28a 02 0 7% 
Nor ˙õe 12 inter; r 


Geoffroy kannte die Heimath feines Exemplares nicht; Pictet hat 
das ſeinige aus der Provinz Bahia erhalten. 


4. E. brachyurus Renee. Die kurzſchwänzige Igelratte. 
E. rufo - fucus, subtus abrupte albidus, cauda corporis dimidio breviore. 
Echimys spinosus. Desmar. mamm. p. 291; eng. méth. tab. suppl. 10 fig. 5. — 
Rengger's Paraguay S. 234. — Is. GEoFFR. mag. de zool, 1840. p. 17. 
u. 54. 
Mus spinosus. Lich tenſt. Darftell. tab. 36. fig.1. 
Loncheres rufa. Licht enſt. Abh. d. Berl. Akad. 1818. S. 192. 
Echimys roux. Cvov. regn. anim. I. p. 199. 
EI Espinoso. Azar. hist. nat. del Parag. II. p. 76. 


Rach Lichtenſteins Beſchreibung 10), der ich hier folge, halten die 


9) Durch die falbe Färbung der Unterfeite iſt dieſe Art leicht von den andern zu unterfcheiden. 
10) Da man Namen, wie spinosus und setosus leicht verwechſelt, fo habe ich für erſteren 


Igelratte. 347 


Stacheln bei einer Laͤnge von 9 Linien kaum eine halbe im Durchmeſſer und 
laufen in ſehr feine, faſt haarförmige Spitzen aus. Der Schwanz erreicht 
noch nicht die Hälfte der Körperlänge und iſt ſeiner ganzen Länge nach mit 
ziemlich langen Borſtenhaaren bedeckt, jedoch dünn genug, daß die Schuppen⸗ 
ringe ſichtbar bleiben. Die Ohren ſind vorſtehend, eiförmig und faſt nackt. 
Die Farbe iſt längs des Scheitels und Mittelrückens dunkel braunroth; die 
Schnautze, Kopf⸗ und Halsſeiten nnd die Keulen find lebhaft rothbraun, 
während ſich an den Schultern ſchon mehr Gelb beimiſcht, und von hier bis 
zu den Weichen die Farbe in ein helles Rothgelb übergeht, das auch die 
Außenſeite der Vorderläufe einnimmt. Die ganze Unterſeite, ſo wie die Füße 
und die Innenſeite der Läufe iſt gelblichweiß, was von der dunklern Außen⸗ 
farbe ſcharf abſchneidet. Die Bartborſten ſind weißlich. 


ore i Sbklang e 0“ 7% 
Schwann: 4 0 Ohppreitesn RN, 0 5 
CHI Ro ao oe ee 2 6 SDintertugn le Kt an 1 9 


Als Vaterland giebt Rengger die ſüdlichen Gegenden von Para- 
guay an; Lichtenſtein hat ſein Exemplar in einer braſiliſchen Sendung, 
doch aus zweiter Hand erhalten, und Cuvier bezeichnet auch Guiana als 
Fundort. 


XXIII. DACTYLOMYS. Die Fingermaus. 


Dentes molares 4, rotundati, parvi; pili molliusculi, haud spi- 
nosi; pedes breves, anteriores 4-dactyli, digitis duobus intermediis 
reliquis duplo longioribus; cauda nuda squamata, longissima. 


Aus dieſem Nager, der bisher den Stachelratten zugezählt war, obgleich 
feine Behaarung nicht ſtachelig iſt und fein Gebiß und Fußbau ebenfalls ab⸗ 
weicht, hat Iſ. Geoffroy die neue Gattung Dactylomys errichtet, mit 


E. brachyurus gefest, obſchon ich nicht weiß, mit welchem Rechte Rengger denſelben Il liger's 
Auctorität zuſchreibt. Durch den Beinamen brachyurus iſt der Hauptunterſchied von allen andern 


Arten bezeichnet. 
44 * 


348 Dactylomys. 


den Merkmalen: „Körper nicht mit Stacheln, ſondern mit Haaren bedeckt; 
Schwanz lang, nackt und ſchuppig, mit Ausnahme ſeiner Wurzel, die behaart 
iſt. Füße kurz: die vordern 4zehig, die beiden mittlern Zehen außerordentlich 
lang und gleich den ſeitlichen mit kurzen convexen Nägeln bewaffnet. Die 
Hinterfüße 5zehig; die drei mittlern Zehen mit mäßig zuſammengedrückten 
und verlaͤngerten Zehen; die beiden äußern, die kurz ſind, mit kurzen und 
convexen Nägeln. In jedem Kiefer 4 Backenzähne, der Quere nach durch 
eine Furche in zwei Portionen geſchieden, deren jede durch einen Einſchnitt 
nochmals getheilt iſt; die beiden Reihen der obern Backenzähne hinten einander 
ziemlich genaͤhert, vorn faſt zuſammenſtoßend“ 11). Im Allgemeinen iſt die 
Geſtalt der der Lanzenratten aͤhnlich, auch ſind wie bei dieſen die Ohren 
kurz und gerundet, und der Schwanz kommt in ſeiner Form mit dem der 
Lanzenratten von der zweiten Abtheilung überein. Die Backenzähne dagegen 
ſtehen in nächſter Verwandſchaft mit denen von Echinomys. 
Man kennt nur 1 Art aus Südamerika. 


1. D. typus Is. Gerorrr. Die Kamm - Fingermaus. 


D. supra e rufo, nigro flavidoque mixtus, cauda corpore longiore. 


Dactylomys typus. Is. GBO FPR. ann. des sc. nat. 2° ser. X. p. 126; Gu&rin 
mag. de zool. 1840. p. 27. u. 47. tab 20. (Thier), 28. fig. 1 — 3. (Gebiß). 
Echimys dactylinus. Drsmar. mamm. p. 291. — Cuv. regn. anim. p. 199. 


11) Die genauere Beſchreibung des Gebißes hat Fr. Cuvier (dents des mamm. p. 185. 
tab. 73.) geliefert. Die Schneidezähne ſind ungefurcht. Die obern Backenzähne ſind faſt gleich 
groß; jeder durch eine Furche in zwei Portionen getheilt, von denen jede auf der Außenſeite einen 
tiefen Einſchnitt hat und auf der innern ſich in einem ſpitzen Winkel endigt, wodurch ohngefähr 
die Geſtalt eines Doppelherzes entſteht. Bei vorrückender Abnützung verwiſchen ſich die Einfchnitte, 
oder werden unterbrochen und bilden Ellipſen. Im Unterkiefer beſteht jeder Backenzahn ebenfalls 
aus 2 Portionen: die erſte iſt die größte und hat einen tiefen Einſchnitt auf der Junenſeite; die 
zweite bildet eine geſtreckte Ellipſe, der erſte Zahn hat überdieß an ſeinem Vordertheil eine kleine 
Schmelzröhre. If. Geoffroy macht noch auf den merkwürdigen Umſtand aufmerkſam, daß die 
beiden Zahnreihen des Oberkiefers ganz nahe beyſammen ſtehen, fo daß fie vorn nur durch eine 
einfache Furche getrennt find. — Den Umriß des Schädels hat Guerin (iconogr. tab. 24. 
fig. 4.) mitgetheilt, woraus die Uebereinſtimmung mit Echinomys hervorgeht. 


Fingermaus. 349 


Man kennt bis jetzt nur ein einziges Exemplar, das im pariſer Kabinet 
ſteht, und aus Südamerika, wahrſcheinlich aus Braſilien, abſtammt. Nach 
I ſ. Geoffroy's Beſchreibung find die Rückenhaare von zwei Sorten: die 
einen find kürzer und braunroth, (roux mordore), die andern länger, ſchwarz 
oder ſchwärzlich, mit gelblichgrauen Spitzen. Die Haare an den Seiten ſind 
ebenfalls ſchwarz, mit gelblichgrauen Endſtücken. Die Unterſeite iſt weißlich; 
die Gliedmaſſen find faſt ganz von dieſer Farbe, mit Ausnahme einer ge: 
wiſſen Anzahl dunkler, unter die andern eingemengter Haare. Die Oberſeite 
des Kopfs iſt mit ſtarren Haaren bedeckt, die zwei Kämme bilden: einen ſehr 
kleinen, vorwärts auf der Naſe gerichteten, und einen größern, rückwärts 
auf den Nacken gekehrt. 


See e ERTL eee e 0,350 M. (12“ 10°) 
SR 2.0 10.0 0 oe ae EEE N 0,420 A5 6) 
Behaarter Theil des Schwanz 0,080 (faſt 3 0) 
intern; en era LEE 0,058 (2 2) 


XXIV. CERCOMYS. Die Ramsratte. 


Dentes molares $ complicati, corpus setosum spinis privatum, 
auriculae magnae, cauda longissima squamata. 


Unter dieſem Namen hat Fr. Cuvier eine neue Gattung aufgeſtellt, 
die den äußern Anſchein einer Ratte, aber einen gewölbteren Naſenrücken und 
größere Ohren hat. Die Augen ſind groß, die Oberlippe geſpalten, der 
Schwanz lang und ſchuppig, wie der der Wanderratte. Der Pelz beſteht 
aus kürzern, feinern und dichter ſtehenden Haaren und aus langen, feſten 
und ſpärlicher angebrachten; Stacheln fehlen ganz, wodurch ſich Cercomys 
von Loncheres und Echinomys unterſcheidet. Die Bartborſten find zahl- 
reich, und einige finden ſich auch über dem Auge. Die Hinterfüße find 5zehig, 
die vordern Azehig mit einer benagelten Daumenwarze; die Krallen find zu— 
ſammengedrückt, gekrümmt und ſpitz. 


12) Desmareſt giebt die Länge des Körpers zu 10“, des Schwanzes zu 142“ an. 


350 | Cercomys. 


Die Schneide: Zähne find einfach. Backenzähne giebt es +, die deut⸗ 
liche Wurzeln haben und von gleicher Größe ſind. Ihre Krone iſt faſt kreis⸗ 
förmig und zeigt auf der Kaufläche einen Einſchnitt und drei von Schmelz 
umgebene Ellipſen; der Einſchnitt liegt bei den obern Zähnen auf der innern, 
bei den untern auf der äußern Seite 1). 

Der Schädel 4!) kommt im Weſentlichen mit dem der Lanzenrat⸗ 
ten überein. 

Die Heimath iſt Südamerika; die Lebensweiſe unbekannt. 


1. C. cunicularius Fr. Cuv. Die braune Ramsratte 
C. supra fuscus, lateribus pallidior, aubtus albidus, 


Cercomys cunicularius. Fr. Cov. mamm. III. livr. 60. 


Die Farbe der Oberſeite ift dunkelbraun, was an den Seiten und 
Wangen blaſſer wird; die ganze Unterſeite iſt weißlich. Die braune Farbe 
entſpringt, wie Fr. Cuvier bemerkt, von den zahlreichern und minder 
langen Haaren, deren Baſis grau und die Spitze falb iſt, und von den 
langen Haaren, welche ſchwarz ſind und deren dunkler Ton mit dem Falben 
ſich vermengt und dieß in Braun umwandelt. — Die Angabe der Größe 
hat Fr. Cuvier vergeſſen; aus der Abbildung erſieht man indeß, daß ſie 
der der Wanderratte ohngefähr gleichkommt, was auch für die Länge des 
Schwanzes gilt. Auguſt de St. Hilaire entdeckte dieſen Nager in der 
braſiliſchen Provinz von Minas. 


XXV. PETROMYS. Die Felſenmaus. 


Dentes molares #, subaequales, quadrangulares, bipartiti; au- 
riculae parvae, digiti et ungues breves; cauda elongata tenuis, 
pilis rigidis apicem versus multo longioribus vestita. 


13) Die Backenzähne hat Fr. Cuvier (nouy. ann. du mus I. tab. 18. fig. 1.) abgebildet. 
14) Ebendaſelbſt iſt tab. 19. fig. 1. 2. der Schädel dargeſtellt 


Felſenmaus. 351 


Die Gattung Petromys iſt von Smith entdeckt und aufgeſtellt worden; 
neuerdings iſt mir von ſelbiger auch ein Exemplar zugekommen. Die Geſtalt 
hält das Mittel zwiſchen der der Ratte und des Eichhorns, doch jener näher 
als dieſer kommend. Der Kopf iſt mittellang und etwas conver; die Ohren 
ſind ziemlich klein, falb, kreisförmig, mit dünnem Haaranflug, am Rande 
mit einzelnen längeren, feinen Härchen beſetzt. Die Augen ſind groß; die 
Schnurren ſehr lang, zahlreich und ſteif; die Naſe abgerundet mit nackter 
ſchwarzer Kuppe. Die Beine ſind kurz, fünfzehig, mit nackten Sohlen. Die 
Zehen find ſehr kurz, die beiden mittlern, an den Vorder- wie an den Hin⸗ 
terfüßen, nur wenig länger als die ſeitlichen; der Daumen aber beträchtlich 
kleiner. Die Krallen ſind ſehr kurz, ſpitz und etwas gekrümmt. Der Schwanz 
iſt lang, dünn und dicht mit ſtarren Haaren bedeckt, die gegen das Ende 
viel länger werden. Die Behaarung iſt ziemlich lang, dicht, etwas weich 
anzufühlen, ohngefähr wie bei den Waſſerratten. 

Die Schneide-Zaͤhne!s) find ſchwach, kurz und auf der Vorderflaͤche 
ungefurcht; der vorn- hintere Durchmeſſer der obern iſt größer als der ſeitliche. 
Backenzaͤhne find 4 vorhanden, von ſchief vierſeitiger Geſtalt, an Größe 
ziemlich gleich, nur der hintere kleiner, alle mit ihrem aͤußern Rande ſchief 
rückwärts gekehrt. Jeder beſteht aus zwei ſchmalen, von Schmelz umlegten 
Plättchen, die im Oberkiefer auf der innern Zahnhälfte durch eine Querfurche 
von einander getrennt, auf der äußern aber, wo eine ſolche Furche fehlt, durch 
eine ebenfalls vom Schmelz umgebene ſchmale Zwiſchenlage verbunden ſind. 
Die untern Backenzähne ſind eben ſo geformt, nur dringt hier die Furche von 
außen und weit tiefer ein, doch ſieht man gegen den Innenrand zu, daß die 
Schmelzleiſten der beiden Plättchen, woraus ein Zahn beſteht, in ihrer bo⸗ 
genförmigen Einbiegung zuſammenſtoßen. 

Der Schädel zeichnet ſich aus durch ein ſehr breites und zugleich flaches 
Dach über der Hirnhöhle; indem die Stirnbeine nur wenig eingezogen und 
mit einem ſcharfen Rande über die Augenhöhle vorſpringen. Das untere 
Augenhöhlenloch iſt hoch und weit, etwas gedrückt kreisförmig. Der Raum 


15) Das Gebiß, nebſt Schädel und einigen Eingeweiden hat Smith (zool. illustr. tab. 21 
fig. 14 — 11.) abgebildet. Die Abbildung des Gebißes ift bei ihm beſſer als feine davon gegebene 
Beſchreibung. 


352 Petromys. 


zwiſchen Schneide- und Backenzähnen nicht groß; Die foramina ineisiva 
nehmen mehr als die Hälfte davon ein. Die Pauken ſind groß und etwas 
kugelig. Der Unterkiefer hat einen ſtarken wulſtigen Körper, was an Ba- 
thyergus erinnert, aber der aufſteigende Aſt iſt ſchmal und dünne, mit ſpitz 
ausgezogenem Winkel, kurzem Gelenkfortſatz und einem ſchwachen Rudiment 
vom Kronfortſatz. — Aus Smith's Abbildung einiger Eingeweide erſieht 
man, daß der Magen oval und etwas abgetheilt, der Blinddarm lang und 
eingeſchnürt iſt. 8 
Die Heimath iſt Südafrika. 


1. P. typicus Sur. Die roſtige Felſenmaus. 


P. supra flavido- bruneus, nigro- subirreratus, subtus dilutior cauda et vibrissis 
nigerrimis. 
Petromys typicus. Smıra, in South Afr. quart, journ. n. 5. p. 2. (1831); 
20 ser. I. p. 146; illustr. of the zool. of South - Afr. n. 9. tab. 20 (Thier). 
21 (Anatom.). 


Die Beſchreibung entwerfe ich nach meinem Exemplare. Der Rücken 
iſt roſtgelblichbraun, mit wenig ſchwarz geſprenkelt, am Hintertheil mehr ins 
Roſtröthliche als am vordern fallend; auf dem Kopf, Halſe, Halsſeiten und 
Schultern mehr graulichgelb und häufiger ſchwarz beſpritzelt, weshalb dieſe 
Theile einen mehr graulichen Ton haben, während der Naſenrücken wieder 
die lebhafte Farbe des Hinterrückens zeigt. Der Unterleib iſt licht gelblich: 
braun; Oberlippe und Unterkiefer mehr gelblich. Die Haare ſind alle in der 
untern Hälfte und darüber hinaus licht aſchgrau, nur die kürzere obere Hälfte 
iſt gelb oder falb und hat auf der Oberſeite einen, auch zwei ſchmale ſchwärz⸗ 
liche Ringe. Die Oberſeite der Zehen und Füße iſt roſtgelb behaart; die 
nackten Sohlen nnd Krallen find ſchwarz. Der Haaranflug der Ohren iſt 
licht gelblich, auf den Raͤndern aber ſchwarz. Der Schwanz hat nur an 
ſeiner Wurzel die Farbe des Hinterrückens, weiterhin iſt er einförmig und 
glänzend pechſchwarz; auch die Schnurren ſind ganz ſchwarz. Die Augen 
giebt Smith als bräunlichſchwarz an; die Schneidezaͤhne ſind vorn blaß gelb. 
Mör per. n ee 7“, 3“ Von der Naſenſpitze zum Auge.. 0“ 10° 
Schwanz ANER a a Längſte Schnurren 8 0 


Kammlemming. 353 


Or e ee e ee es 0“ 64” J Laͤngſte Schnurren 3“ 0% 
Kopfe n een e 1 10 Hinterfuß mit Kralle. 1 223 

Dieſe Felſenmaus wurde von Smith an den Felshügeln gegen die 
Mündung des Orange⸗Flußes entdeckt, wo fie unter den umher geſtreuten 
Steinen oder in den Höhlungen der Felſen ſich aufhält. Mein Exemplar 
rührt aus der Sammlung von Drege, alſo ebenfalls vom Kap her. 


XXVII. CTENODACTTLUS. Der Kammlemming. 


Dentes molares 3, superiores semel externe incisi, inferiores 
utrinque excavati; corpus obesum; aurieulae minutissimae; pedes 
4-dactyli, digitus podariorum interior appendieulis corneis, setis 
tectis instructus; cauda brevissima. 


Gray ſtellte zuerſt dieſe Gattung auf, welche bald nachher Yarreli 
etwas ausführlicher charakteriſirte. Da der Schädelbau von ihnen nicht be- 
ſchrieben war, und dagegen die Aehnlichkeit mit den Mäuſen in der Zahl 
der Zähne, mit den Wühlmäuſen insbeſondere in der Form der untern Backen⸗ 
zähne, und mit den Lemmingen im Habitus hervorgehoben wurde, ſo reihte ich 
dieſe neue Gattung bei den Mäuſen ein, bis ich nun ſelbſt ein Exemplar mit 
dem vollſtändigen Schaͤdel erhielt, an dem ich erſah, wie ſehr ich mich in 
ſolcher Zuſammenſtellung vergriffen hatte, indem alle weſentlichen Merkmale 
fie unter die Schrotmäuſe (Psammoryetina) verweiſen, unter welchen fie 
eine eigne Abtheilung ausmacht, die ſich von den andern Gattungen ſchon 
gleich durch die geringe Zahl der Backenzähne (3:3) merklich unterſcheidet. 

Der äußere Habitus aͤhnelt dem eines Lemmings. Der Körper iſt un⸗ 
terſetzt und ſchwerfällig, der Kopf dick mit ſtumpfer Schnautze; die Ohren 
ſehr kurz, rundlich, kaum über den Pelz vorragend, außen dicht behaart, 
innen nur am Rande mit Haaren beſetzt. Die Augen ſind nicht beſonders 
groß; die Schnurren außerordentlich lang, ſteif, borſtenartig. Die Glied— 
maſſen find ſtark, die hintern länger als die vordern; der Hinterfuß auffal⸗ 
lend lang; die Sohlen nackt. Jeder Fuß hat 4 Zehen 1), von denen die 


16) Gray fagt: podiis omnibus digitis 4 et verruca hallucari obsoleta. Letztere 
Suppl. 3. 45 


354 Ctenodactylus. 


beiden mittleren etwas länger ſind als die ſeitlichen, unter welch letzteren die 
äußere etwas kürzer iſt als die innere; die Krallen ſind kurz und gekrümmt, 
und ganz unter den langen Zehenborſten verborgen. An den Hinterfüßen iſt 
die innere Zehe von einer eigenen Beſchaffenheit, die ich mit den Worten 
Yarelbs, welcher fie an zwei friſchen Exemplaren unterſuchen konnte, be 
ſchreiben will. „Unmittelbar über dem kurzen gekrümmten Nagel liegt eine 
Querreihe von hornigen Spitzen, die einen kammartigen Apparat bilden; 
über dieſem findet ſich eine zweite Reihe von ſteifen weißen Borſten, und 
über dieſen eine dritte Reihe von Borſten, welche viel länger und biegſamer 
ſind. Die Zehe zunächſt der innern hat zwei kleine fleiſchige Höcker über dem 
Nagel, die von zwei Reihen Borſten bedeckt ſind, einer untern kurzen und 
einer obern langen; ſie hat keine Hornſpitzen. Von den beiden äußern Zehen 
ohne Höcker hat jede einen Büſchel langer Borſten“ 17). Beim Gehen tritt 
der ganze Hinterfuß auf. Der Schwanz iſt ein ganz kurzer Stummel, mit 
langen hinterwärts gerichteten Borſten beſetzt. Der Pelz iſt dicht und fühlt 
ſich ſehr weich und ſanft an; die Oberſeite der Füße und Zehen iſt ebenfalls 
dicht behaart und die Borſten der letzteren krümmen ſich über die Krallen herab. 

Das Gebiß iſt nach Zahl und Form ſehr merkwürdig. Die Schneide— 
zähne find für die Größe des Thieres ſchwach: die obern von beiden Seiten 
ſtark zuſammengedrückt, fo daß der Durchmeſſer von vorn nach hinten noch— 
mals fo groß iſt als der quere, dabei ſtark eingekrümmt, auf ihrer Vorder— 
fläche bogig gewölbt, am Ende am ſtärkſten, da ſie von der Innenſeite her 
nicht meiſelförmig zugeſchärft, ſondern mit einer ausgehöhlten Flaͤche geendigt 
ſind. Die untern Schneidezaͤhne ſind kleiner und ſchwächer als die obern und 
in eine Spitze zugeſchärft. Backenzähne find 3 vorhanden, von denen der 
Mäuſe ganz verſchieden. Die des Oberkiefers haben einige Aehnlichkeit mit 
denen des Springhaſen; ſie ſind längsgeſtreckt, ſchmal, am meiſten der hin— 
terſte, und auf ihrer Außenſeite buchtig ausgeſchnitten, während die innere 
ganz iſt. Die untern Backenzähne ſind wie die obern längsgeſtreckt und nehmen 


kann ich an meinem ausgeſtopften Exemplare nicht ſehen; auch Narrell giebt die Füße blos als 
vlerzehig an. 17) An den von Parrell beobachteten lebenden Thieren wurde die Bemerkung 
gemacht, daß ſie beſtändig und mit großer Geſchicklichkeit beſchäftiget waren, mit der kammartigen 
Vorrichtung an der innern Zehe der Hinterfüße ihre Haare zu putzen. 


Kammlemming. 355 


nach hinten an Länge zu; in ihrer Form ſind ſie aber ganz von den obern 
abweichend. Sie find nämlich auf beiden Seiten in der Mitte buchtig aus: 
gerandet, wodurch jeder in zwei elliptiſche, blos in der Mitte zufammen- 
hängende Stücke zerfällt, von denen das vordere an ſeinem Vorderrande 
(und zwar gegen ſeinen innern Flügel hin) nochmals ſchwach ausgebuchtet 
iſt. Der Vergleich dieſer untern Backenzaͤhne mit denen der Wühlmäuſe hat 
eine ſehr ſchwache Begründung. Weit eher beſteht im Gebiß einige Aehn— 
lichkeit mit Oetodon, obgleich an den untern Backenzähnen von Cteno- 
daetylus die Lappen gewundener, ſchmäler und ſchiefer geſtellt find. 

Der Schädel!) — fo groß auch übrigens die Verſchiedenheit bei der Thiere 
voneinander iſt — hat viele Aehnlichkeit mit dem der Springmaͤuſe, doch iſt 
er etwas mehr in die Länge geſtreckt. Wie bei dieſen iſt er im Hintertheil 
außerordentlich breit, was insbeſondere durch die breiten Scheitelbeine und 
das anſehnliche Zwiſchenſcheitelbein bewirkt wird. Auch die Paukenknochen 
ſind ſehr groß und von einer ähnlichen Form. Eben ſo iſt das vordere 
Augenhöhlenloch (gewöhnlich das untere genannt) von einer außerordentlichen 
Weite; eine aus der Augenhöhle unter der obern Wurzel des Jochbogens 
hervorkommende, und bogenförmig vor- und abwärts verlaufende Furche 
öffnet ſich unmittelbar in die foramina incisiva. Der Unterkiefer weicht 
in ſeiner Form ganz von dem der Springmäuſe ab. Sein Winkel iſt, wie 
bei allen Schrotmäuſen, rückwärts weit hinausgezogen; der Kronenfortſatz 
fehlt ganz, der Gelenkfortſatz ſpringt kaum über den obern Kieferrand hervor, 
der gegen die Zähne hin nur eine dünne Schneide bildet, während der Kiefer 
in der Mitte ſehr angeſchwollen iſt. 

Die innern Theile !“) zeigen analoge Verhältniſſe wie bei den ver— 
wandten Gattungen 20). 

Die Heimath iſt das nördliche Afrika. 


18) Der Schädel des hieſigen Exemplars iſt 1“ 9, lang und zwiſchen den Jochbögen 11 
breit. 19) Nach Yarrell's Angaben haben die Lungen jederſeits einen großen und zwei kleine 
Lappen. Die Leber beſteht auf der rechten Seite aus zwei kleinen und einem großen Lappen, 
auf der linken aus zwei gleich großen; die Gallenblaſe iſt groß. Der Magen zeigt keine Abthei— 
lungen; der Dünndarm iſt an einem 8“ langen Thiere 23°, der Dickdarm 3° 8“, der Blinddarm 
3“ lang. Der letztere iſt in viele Zellen abgetheilt; das Kolon in einiger Entfernung von feinem 
Anfange angeſchwollen und eingeſchnürt. 20) Nach all den bisher erörterten Merkmalen kann 


45 * 


356 Ctenodactylus. 


1. Ct. Massonii Gray. Der falbe Kammlemming. 

Ct. „corpore pallide fulvo, subtus albido, pilis basi plumbeis, apice nigrican- 
tibus; auriculis externe pilis densis tectis, velleris longitudinis; mystacibus longis- 
simis atris“. Gray. 

Ctenodactylus Massonii. GraY spic. zool. tab. 10. — TARRELL, proceed. I. 

(1830 — 31.) p. 48. — A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. S. 1. 


Vorſtehende Diagnoſe paßt ganz auf mein Exemplar, deſſen Färbung 
ich noch im Detail angebe. Die ganze Oberſeite iſt blaß fahlgelb, was längs 
ihrer Mitte, zumal am Hinterrücken, durch eine ſehr feine ſchwarze Spren⸗ 
kelung etwas getrübt, an den Seiten aber, wo dieſe aufhört, lichter wird; 
dieſe falbe Faͤrbung nimmt die Seiten des Kopfes und Rumpfes ein. Die 
viel ſchmälere Unterſeite iſt weißlich, hie und da gelblich überlaufen. Alle 
Haare ſind am Grunde ſchieferſchwarz; die falben längs des Rückens mit 
ſchwarzen Spitzen, welche an den Seiten fehlen. Die Füße ſind gelblichweiß 
behaart. Die Schnurren, die nackte Innenſeite der Ohren, die Sohlen und 
Krallen ſind ſchwarz. Die Ohren ſind außen gelblichweiß behaart; ihr Rand 
iſt ſchwarz geſäumt. Die langen Borſten, welche weit über den Schwanz⸗ 
ſtummel vorragen, find aus lichtfahlgelben und ſchwärzlichen gemengt. Die 
Schneidezähne ſind weiß. 


Kbrper e e ene N er: 2“, ge 
Schweifrübtte 0 6 Hinterfuß bis zur Krallenſpitze . 1 4 
Schwanz mit Haaren 1 4 


Die Heimath iſt das nördliche Afrika, von wo der engliſche Konſul 
zu Tripolis, Warrington, zwei lebendige Thiere nach London überſchickt 
hatte; unſer Exemplar ſtammt von eben daher. Gray hatte früher zwei 
Felle über das Kap erhalten, die auf die falſche Meinung geführt hatten, 
als ob der Kammlemming in Südafrika zu Haufe wäre 2). 


hinſichtlich der ſyſtematiſchen Stellung des Kammlemmings nur die Wahl zwiſchen der Familis 
der Schrotmäuſe und der Wurfmäuſe ſeyn. Die ſtarke Entwicklung der Hinterbeine, die Schwache 
der Schneidezähne und die ziemlich großen Augen verweiſen ihn in die erſtere. 21) Yarreli 
giebt die Länge von der Naſe bis zur Schwanzwurzel auf 8“, den Schwanz zu 1“ an. 22) Nach 
Ogilby's Vermuthung könnte Rothman's Mus Gundi (Schre b. IV. S. 754.) identiſch mit 
dieſem Thiere ſeyn. Auch Lyon gedenkt deffelben in feinen Travels in Northern Africa. 


Wurfmäuſe. 357 


VII. Familie. 
Cunleularija. Wurfmäuſe. 


Corpus crassum cylindraceum, caput obtusum, oculi minuti 
aut tecti, auriculae et cauda nulla aut parva, artus anteriores 
posterioribus robustiores, pedes 5-daetyli; dentes primores exserti, 
lati, truncati. 


Sobald man nicht nach Einzelnheiten charakteriſirt, wie dieß Water⸗ 
houſe nach der Unterkieferform gethan und hiedurch dieſe Familie ganz ver⸗ 
kannt hat, ſondern die Geſammtheit der Formen ins Auge faßt, ſo wird 
man gerne zugeben, daß die Familie der Wurf maͤuſe eine der hervorſtechend— 
ſten unter den Nagern iſt. Schon Pallas und Schreber haben dieß 
richtig erkannt und die hieher gehörigen Thiere als Mures subterranei in 
einen Haufen zuſammengeſtellt. Ein Gleiches iſt von Brants und Wieg- 
mann geſchehen, doch darf man nicht, wie es Letzterer gethan hat, den 
Saccomys mit aufnehmen, der im Habitus wohl mit den eigentlichen Mäu⸗ 
ſen, aber gar nicht mit den Wurfmäuſen übereinſtimmt. 

Der Körper der Wurfmäuſe iſt dick; der Kopf ſtumpfſchnautzig, mit 
kleinen, bisweilen ſelbſt ganz vom Felle bedeckten Augen; äußere Ohren fehlen. 
Die Vorderglieder ſind ſtärker als die hintern, was das Gegentheil von den 
Mäuſen, noch mehr von den Springmäuſen iſt. Der Schwanz fehlt entwe⸗ 
der oder iſt doch nur kurz. Die Schneidezähne ſind lang, ſtark, ihrer Länge 
nach gleichbreit und am Ende gerade abgeſchnitten. 

Wie die Maulwürfe unter den Inſektenfreſſern die plumpeſten Formen 
darſtellen, ſo iſt dieß mit ihren Repräſentanten unter den Nagern, den Wurf⸗ 
maͤuſen, derſelbe Fall; auch kommen beyde Gruppen in der wühlenden unter⸗ 
irdiſchen Lebensweiſe mit einander überein. So groß die Uebereinſtimmung 
im äußeren Körperbau iſt, ſo mannigfaltig ſind dagegen die Formen des 
Schaͤdels und die Zahl und Beſchaffenheit der Backenzähne, nur die Schneide⸗ 
zähne ſind bei allen von gleicher Form. 

Wiegmann hat dieſe Familie in 2 Abtheilungen gebracht, die beibe⸗ 
halten werden müſſen. In der erſten, zu der er Spalax, Georhychus und 
Saccomys zählt, haben die Zehen der Vorderfüße nur kurze Nägel; in der 
zweiten, der er Aspalax, Bathyergus und Ascomys zutheilt, find ſie 


358 Spalax. | 


mit langen ſtarken Sichelkrallen bewaffnet. Ich zähle folgende Gat— 
tungen hieher: 


a) Ungues anteriores 5) Ungues ant. lon- 

breves. gissimi. 

Spalax. Siphneus. 

(Ommatostergus). Ascomys. 

Ellobius. (Geomys). 

Rhyzomys. (Thomomys). 

Georhychus. Bathyergus. 

Ctenomys. Haplodon. 


Die Wurfmäuſe ſind vom ſüdöſtlichen Europa an über Aſien, Afrika 
und Amerika verbreitet. 


XXVII. SPALAX. Der Blindmoll. 


Dentes primores lati plani, molares 3 subeylindriei complicati; 
auriculae nullae, frons plana, oculi pelle tecti, unges breves, 
cauda nulla. 


Die Geftalt ift maulwurfsartig mit großem Kopfe, der dicker als der 
Rumpf iſt und auf der Oberſeite der Schnautze flach abfaͤllt. Ohren und 
Schwanz fehlen, und das Auge iſt wenigſtens äußerlich nicht ſichtbar, indem 
es ganz vom Felle überzogen iſt. Die Gliedmaſſen ſind außerordentlich kurz; 
die Füße breit, die Zehen ſtark, aber die Krallen, ſowohl vorn als hinten, 
ſehr kurz. 

Die Schneide-Zähne ſind flach und gewöhnlich weiß. Backenzähne 
giebt es 3; fie find ſchmelzfaltig, nehmen hinterwärts an Größe etwas ab 
und haben eine gedrückt cylindriſche Form. Die obern haben außen und 
innen einen gebogenen Einſchnitt (nach Nordmann fehlt dieſer bei Sp. 
Pallasii); der vorderſte vorwärts noch einen zweiten ſehr feinen. Der 
Schmelz umgiebt nicht blos den Außenrand, ſondern windet ſich auch um die 
Einſchnitte auf der Kaufläche herum; bei ſtarker Abnützung entſtehen im In⸗ 
nern 2 — 3 Schmelzröhren. Die untern Backenzähne verhalten ſich wie die 


Blindmoll. 359 


obern, haben außen und innen einen Einſchnitt und bei ſtarker Abreibung 
kommen ähnliche Schmelzröhren zum Vorſchein ). 

Das Knochengerüſte ?“) iſt von einer höchſt eigenthümlichen Form, 
zumal der Schädel. Dieſer zeichnet ſich aus durch die enorme Breite der 
Hinterhauptsflaͤche, die überdieß ſchief vorwärts geneigt iſt und an den beiden 
Enden einen flügelartigen Vorſprung bildet, der von dem Schläfenbein ver⸗ 
vollſtändigt wird. Dieſe letzteren ſind überhaupt beträchtlich entwickelt, wäh⸗ 
rend die Scheitelbeine ſehr beſchränkt ſind, ein Zwiſchenſcheitelbein aber gar 
nicht ſichtlich iſt. Die Stirnbeine ſind in der Augengegend etwas eingezogen, 
breiten ſich dann wieder aus, und dieſe Breite behält der lange Schnautzen⸗ 
theil bei. Die Naſenbeine, welche ſich vorn beträchtlich erweitern, ſind in 
der größern vordern Hälfte ganz miteinander verſchmolzen, nur in der hin— 
tern bleibt die Nath ſichtlich. Das untere Augenhöhlenloch iſt mittelgroß, 
oval, vorn mit einer Einbuchtung. Das Sehloch iſt ſehr klein. Die fora- 
mina ineisiva find klein. Der Unterkiefer iſt dadurch ſehr ausgezeichnet, 
daß auswärts vom Gelenkhöcker ein dicker kolbiger Fortſatz aufſteigt, ſo daß 
es auf den erſten Anblick den Anſchein hat als ob 2 Gelenkhöcker vorhanden 
ſeyen. Der aufſteigende Aſt iſt breit, der Winkeltheil abgerundet, oben mit 
einem kleinen Vorſprunge, der ſich an den erwähnten kolbigen Fortſatz anlehnt; 
der Kronfortſatz von mittlerer Größe. — Die Wirbel find breit; die Hand: 
habe des Bruſtbeins groß mit Längskiel, die erſte Rippe breit. Die Schlüſ⸗ 
ſelbeine lang und dünn; das Schulterblatt ſehr lang, ſchmal, mit ſtarker 
Gräthe und weit vorſpringendem Acromion. Die Gliedmaſſen find kurz, aber 
ſtark. Das Oberarmbein iſt ſehr breit, nicht durchbohrt; die vordere Leiſte 
mit großem hakenförmigen Vorſprunge. Die Knochen des Vorderarms ſind 
größtentheils aneinander geheftet; das ſtarke Ellenbogenbein mit einem Knor⸗ 


23) Vgl. Fr. Cuv. dents des mammif. p. 176. tab. 66. 24) Abgebildet von Pallas 
(glir. tab. 26. fig. XVII. 14. u. 15.) Meine Beſchreibung des Zahnſyſtemes und Knochenge⸗ 
rüſtes habe ich nach dem Skelet des Sp. typhlus der hieſigen Sammlung entworfen. — Nathu- 
ſius (Wie gm. Archiv IV. S. 130.) hat die intereſſante Wahrnehmung gemacht, daß bei Sp. 
typhlas der Durchmeſſer der Stirngegend ſich im Alter faſt in dem Maaße wie bei dem Fiſch⸗ 
otter vermindert. Ein vollkommen erwachſenes Thier zeigt nämlich an dieſer Stelle einen Quer⸗ 
durchmeſſer von Om, 006, während derſelbe bei einem nur halb fo großen Männchen = 0,008 iſt. 


360 Spalax. 


ren. Mittelhandknochen kurz, mit Ausnahme des mittlern, der nochmals fo 
lang als die andern iſt; die Phalangen kurz. Das Becken hat ein ſchma⸗ 
les eiförmiges Loch, und iſt nach unten ſehr weit. Die hintern Gliedmaſſen 
find nicht fo ſtark wie die vordern, wie beim Maulwurf; das dünne Waden⸗ 
bein oben vom Schenkelbein weit entfernt, aber unten an daſſelbe angewachſen. 
Die Mittelfußknochen ſind länger als die der Mittelhand; der mittlere nur 
wenig länger als die beiden zunächſt liegenden; die Phalangen wie die vordern. 

Unter den Weichtheilen zeichnet ſich der ungemein große, in 14 große 
blaſige Zellen abgetheilte Blinddarm aus. Bekanntlich kommt ein kleiner 
Augapfel unterhalb des Felles vor, das übrigens keineswegs an dieſer Stelle 
durchbohrt iſt. Die linke Lunge iſt einfach; die rechte 3 bis 4 lappig 26). 

Man kennt nur 2 Arten, welche dem ſüdöſtlichen Europa und den be— 
nachbarten Theilen des weſtlichen Aſiens angehören !). 


g) Dentibus molaribus haud sulcatis (Ommatostergus Norpnm.). 
1. Sp. Pallas ii Nonpn. Der große Blindmoll. 


„Sp. major, supra griseo - einereus, fronte albescente, subtus griscescens. 
Long. 10“ — 114 poll“, 


Spalax Pallasii. v. Norpmann, bullet. de l’acad. de Petersb. V. p. 200; 
Demidoff voy. dans la Russ. mérid. zool. I. p. 32. tab. I. 
Ommatostergus Pallasii. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. VII. 11 u. 31. 


A. v. Nordmann machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß unter Sp. 
typhlus bisher 2 verſchiedene Arten vermengt wurden, die in der Schädel⸗ 
form 


25) Den innern Bau hat Pallas a. a. O. erläutert; auch in den Proeeed. p. 122. findet 
ſich hierüber Einiges. 1) A. v. Nordmann hat zuerſt dieſe 2 Arten unterſchieden, beide aber 
in der Demidoff'ſchen Reiſe der Gattung Spalax belaſſen. Keyſerling und Blaſius be— 
merken jedoch in ihrem Werke über die europäiſchen Wirbelthiere, daß nach brieflichen Mittheilungen 
Nordmann aus der neuen Art die Gattung Ommatostergus gebildet habe und geben von ihr 
folgende generiſche Merkmale an: 1) Ommatostergus, „in jedem Kiefer jederſeits 3 runde, im 
Querſchnitt elliptiſche Backenzaͤhne, ohne Schmelzfalten; die Kauflächen oval erhaben, mit einer 
kleinen Erhöhung in der Mitte“. — 2) Spalax, „in jedem Kiefer jederſeits 3 im Querſchnitt 
rundliche Backenzähne mit buchtig gefalteter Schmelzröhre, die obern Vorderzaͤhne ſchwach gefurcht; 
Stirn flach.“ 


Blindmoll. 361 


form faſt generiſche Unterſchiede wahrnehmen laſſen. Nach der Färbung kann 
man ſie, wie Nordmann ſagt, nicht ohne Schwierigkeit unterſcheiden: „Ge⸗ 
wöhnlich iſt Sp. Pallasii etwas lichter und ſein Pelz zeigt auf dem Rücken 
und an den Seiten einen ſtärker ausgeſprochenen falben Ton, während der 
Unterſeite die aſchgraue Farbe abgeht, welche bei der andern Art conſtant 
iſt. Die weißliche Stirnfärbung iſi bei Sp. Pallasii nicht immer ſehr deut⸗ 
lich“, und an einem noch nicht ganz erwachſenen Exemplare fand Nordmann 
die Stirne aſchgrau wie bei der kleinern Art. In anderen Beziehungen findet 
man beſſere Unterſchiede. Sp. Pallasii hat viel ſtärkere Dimenſionen, die 
Schnautze iſt breiter und ſtumpfer, die Statur unterſetzter. In den Schä⸗ 
deln iſt die Verſchiedenheit noch größer: der von Sp. Pallasii iſt winkeliger, 
das Hinterhauptsbein ſtürzt viel ſteiler ab, daher iſt es weniger conver und 
hat überdieß eine ſehr deutliche Leiſte. Die Backenzähne zeigen keinen Ein⸗ 
ſchnitt, weder auf der innern, noch auf der äußern Seite; nur ſieht man in 
der Mitte des Zahns eine kleine Vorragung von ovaler Form, welche die 
Knochenſubſtanz überragt und vom Schmelz umgeben ift. — Als Fundort 
dieſer Art kann man mit Beſtimmtheit angeben das Gouvernement Ekateri⸗ 
noslav, namentlich die Umgebungen von Taganrog und Bakhmut. Nach 
einer Anzeige von Müller, der ein Exemplar dem pariſer Muſeum über⸗ 
ſandte, würde man auch Ungarn annehmen dürfen. Pallas 2) hat ſie am 
Terek gefunden. 


8) Dentibus molaribus lateraliter sulcatis (Spa la x). 
2. Sp. Typhlus Parı. Der kleine Blindmoll. Tab. COVI. 
„Sp. minor, supra griseo - einereus, subtus schistaceus. Long. 7 — 8 poll“. 


Spalax Typhlus. Part. zoograph. I. p. 159. — BRANTs muiz. p. 16. — Cov. 
regn. anim. I. p. 210. — Keyſ. u. Blaf. europ. Wirbelth. I. S. 32. — Fisch. 
zoognos. III. p. 78. — Norpmann, Demidoff voy. zool. I. p. 32. tab. 2. 
Aspalax Typhlus. Dzs mak, mamm. p. 322. 
Mus Typhlus. PalL. glir. p. 76 u. 154. tab. 8. — Schreb. IV. S. 718. 
tab. 206. 


2) Offenbar meint er in ſeiner Zoograph. I. p. 195. dieſe Art, wenn er fagt: „Ad Terec 
fluv. majores dantur, longitudine XI. cum dimidio pollicum,“ 


Suppl. 3. 46 


362 Ellobius. - 


Von Schreber genau beſchrieben 3). Dieſe Art?) ift gemein im ſüd— 
lichen Neu-Rußland, unter andern um Odeſſa; ſie findet ſich gleichfalls in 
der Moldau, Beſſarabien und Ungarn; für Galizien iſt ſie von Zawadzki 
nicht aufgeführt '). Unſer Muſeum hat fie aus Griechenland erhalten. Um 
Erzerum kommt Sp. typhlus (nach der alten Beſtimmung) ebenfalls 


häufig vor ). 


XXVIII. ELLOBIUS. Der Mollemming. 


Dentes primores haud sulcati, molares 3 e prismatibus trian- 
gularibus compositi; oculi minimi liberi, aurieulae nullae, frons 
convexa, ungues breves, cauda brevissima. 


Nordmann hat neuerdings aus Pallas Mus talpinus die Gattung 
Chtonoergus, die ein Mittelglied zwiſchen den Lemmingen und Blindmäuſen ab⸗ 
giebt, errichtet; da jedoch G. Fiſcher ſchon im Jahre 1814 aus ihr die Gat⸗ 
tung Ellobius bildete, fo muß letzterem Namen der Vorzug gegeben werden 7). 
Keyſerling und Blaſius haben ſie alſo charakteriſirt: „In jedem Kiefer 
jederſeits 3 im Querdurchſchnitt längliche, aus dreiſeitigen Prismen zuſammen 
geſetzte Backenzaͤhne; alle Prismen an der Baſis in eine einzige Wurzel zu— 
ſammengezogen mit hohler Falte; Vorderzähne ungefurcht; Augen frei; Stirn 


8) Pallas und Güldenſtädt geben nur 2 Säugwarzen an; Fiſcher dagegen hat 4 in 
den Weichen wahrgenommen. 4) Von dieſer Art, Sp. typhlus leucodon wegen der weißen 
Vorderzähne genannt, unterſcheidet Nordmann einen Sp. typhlus xanthodon mit gelben Vor⸗ 
derzähnen. Letzteren hat er aus dem Gouvernement Ekaterinoslaw erhalten; ein anderes Exem— 
plar iſt dem pariſer Muſeum aus der Gegend von Smyrna zugekommen. Da Nordmann den 
Schädel von dieſen letzteren Individuen nicht kennt, fo bleibt er ungewiß, ob fie eine eigne Art 
oder nur eine Varietaͤt von Sp. typhlus ausmachen. Er fügt jedoch die Bemerkung bei, daß 
bei einem Exemplare von dieſem die untern Schneidezähne vollkommen weiß waren, während die 
obern eine leichte gelbe Faͤrbung zeigten. 5) Pallas ſagt in der Zoographia, daß dieſe Art 
im ſüdlichen Rußland von den Grenzen Polens bis an die Wolga und an den Kaukaſus verbreitet 
iſt, den 50ſten Grad fo wie auch die Wolga nicht überſchreitet und in der Krimm gar nicht vor- 
kommt. 6) Proceed. VII. p. 41. 7) Lacepede's Name Talpoides iſt zwar noch älter, 
kann aber, als den Linneiſchen Regeln entgegen, nicht in Anwendung kommen. 


Mollemming. 363 


gewölbt; Schwanz kurz.“ Die Füße find alle 5zehig; an den vordern ift 
der Daumen blos eine Warze mit Nagel, der Zte Finger ſehr lang und nur 
wenig kürzer als der Ste, der 4 und Ste Finger nehmen an Länge wieder 
ab. An den Hinterfüßen iſt die Mittelzehe etwas länger als die beiden ſeit⸗ 
lichen, die innerſte etwas länger als die äußerſte; die Krallen ſind ſaͤmmtlich 
kurz, gekrümmt und zugeſchärft. Die Schnautze iſt ſtumpf und abgerundet, 
geſpalten und behaart, die Augen ſind klein, aber frei ſichtlich; die Schnur⸗ 
ren kurz. 

Da ich von dieſem Thiere nur den Balg beſitze, ſo ſind nachfolgende 
Angaben von Pallas entlehnt. Die obern Schneide-Zaͤhne ſind lang, 
vorragend, flach, die untern undeutlich vierſeitig, etwas länglich, an der 
Spitze abgerundet. Der Schädel?) iſt durch Kürze, Breite und Abrun⸗ 
dung eher dem des Eichhörnchens als der Maus ähnlich, und kommt am 
nächſten dem von Mus capensis, doch iſt der Kopf minder breit und ſtumpf, 
die Schnautze ſchwächer und kürzer; er unterſcheidet ſich aber vorzüglich durch 
dem breiteren Jochbogen, durch die vorgeſtreckteren und ſehr großen obern 
Schneidezähne und von Spalax typhlus durch die, durch eine Nath geſchie⸗ 
denen Naſenknochen. Die Vorderglieder ſind ſtärker als die hintern; die 
Schlüſſelbeine lang und kräftig. Von den Weichtheilen iſt bemerkenswerth, 
daß der Magen eingeſchnürt iſt, die Gallenblaſe ganz fehlt, der Blinddarm 
ſpiralförmig gewunden und 4“ lang, die linke Lunge ungetheilt, die rechte 
vierlappig iſt. 

Die Heimath der einzigen hieher gehörigen Art iſt, wie Pallas an— 
giebt, das ſüdliche Rußland und der angrenzende Theil Sibiriens, wo ſie 
jedoch nicht über den 55° n. Br. hinaufgeht. 


1. E. talpinus PaII. Der braune Mollemming. Tab. Coll. 
E. sincipite rostroque fuscis, dentibus albis. 
Ellobius talpinus. G. Fisca. zoognos. III. (1814) p. 72. 


Chtonoergus talpinus. v. Norpmann, Demidoff voy. dans la Russ. merid. 
zool. I. p. 37. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 11, 32. 


8) Pallas hat den Schädel auf Tab. 17. fig. 5, den Magen fig. 3, und den Blinddarm 
fig. 4, abgebildet. 
46 * 


364 Ellobius. 


Lemmus talpinus. Desmar. mamm, p. 288. 

Bathyergus talpinus. BRANTS muiz. p. 39. 

Georhychus talpinus. Lidtenft. in Eversm. Reife S. 123. 

Mus talpinus. Parı. glir. p. 77. u. 176. tab. 11 A. — Schreb. IV. S. 711. 
tab. 203. (fig. Pall.). 

Spalax murinus. Parr. zoogr. I. p. 160. 


Von dieſer Art verdanke ich der Freundſchaft v. Nordmann's ein Exem⸗ 
plar von derſelben Größe, wie ſie Pallas im Nachſtehenden angiebt. 


Körper nach der Krümmung. 3“ 9“ ſ Hand.. 0“ 53“ 
— in gerader Linie. 3 62 Mittelfinger mit Kralle 0 31 
Schwanz e he ee en eee Hinker fuß: , nd 
Vom Auge zur Na e 0 5 Obere Schueidezaͤhne 0 3 
= temsum hr d 74 Untere a 0 4 


Zur Lebensgeſchichte dieſes Thieres hat v. Nordmann) lehrreiche 
Zuſätze geliefert. 


2 2. E. luteus Eversm. Der gelbe Mollemming. 


„G. totus lutescens, subtus pallidior, supra pilis apice fuscis obscurior; 
oculis magnis, auriculis vellere brevioribus, plantis caudaque brevissima dense 
pilosis.“ 

Georhychus luteus. Eversm. in den Bullet. de la soc. imp. des naturalistes 

de Moscou. 1840. p. 25. tab. 2. 


Nach Eversmann's Beſchreibung iſt der Körper walzenförmig, Kopf 
und Leib ziemlich von gleicher Dicke; die Schnautze ſtumpf wie bei Georychus 
talpinus. Die gelblichen Vorderzähne werden nicht ganz von den Lippen 
bedeckt; die obern ſind meiſelförmig, aber nicht breit, mit ſchwacher Längs⸗ 
furche; die untern etwas ſchmäler und ſtumpflich zugerundet. Augen ſehr 
groß und ſchwarz; Ohren ſehr klein und unter dem Pelze verborgen; Schwanz 


9) Von ſeiner Verbreitung ſagt er, daß es ſich im ſüdlichen und öſtlichen Theile Neu-Ruß⸗ 
lands findet, waͤhrend er es weſtlich vom Bug niemals antraf. Ziemlich gemein iſt es in 
der Krimm, ſowohl in den ſteilen und dürren Gegenden als in den Feldern und Wieſen der 
Niederungen. 


Mollemming. 365 


ſehr kurz, mit weißen Haaren zugeſpitzt. Vorder + und Hintergliedmaſſen 
faſt gleich lang, ſehr kurz, fünfzehig; die Sohlen dicht mit weißen Haaren 
bewachſen; die Nägel ziemlich lang, ſpitz und ganz weiß. Nach der Bildung 
der Füße, meint E., würde es ein Lemmus ſeyn. Die Farbe iſt gelb oder 
hell lehmfarben, unten ſehr blaß; nur die Haare des Rückens mit braunen 
Spitzen, wodurch die Oberſeite dunkler wird. Pelz ſehr weich; Haare dicht 
und ziemlich lang; Schnautze beiderſeits mit langen, weißen und ſchwarzen 
Schnurren. — Körper 5° 2%, Schwanz 4%. — E. fing das Thierchen 
im Februar am nordweſtlichen Ufer des Aralſee's in einer, mit vielen 
Saxaul⸗Bäumen (Anabasis Ammodendron) bewachſenen, ſandigen Ge⸗ 
gend, wo es ſich Gänge im Sande unter den Wurzeln der Baͤume oder 
Sträucher macht. 

Da Eversmann weder von den Backenzähnen, noch vom Schädel 
dieſes Thieres eine Beſchreibung gegeben, ſo iſt die Gattung nicht mit voller 
Sicherheit zu beſtimmen. Ein Georhychus in unſerem Sinne kann es nicht 
ſeyn wegen der großen Augen und der Form der Schneidezaͤhne; ein Spalax 
oder Ommatostergus kann es aus demſelben Grunde, ſo wie wegen des 
Schwanzes nicht ſeyn. Die Wahl bleibt nur zwiſchen Ellobius und Siph- 
neus, für erſtere Gattung iſt nach der Abbildung die größere Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit. 


XXIX. RHIZOMYS. Der Wurzelgräber. 


Dentes primores elongati haud sulcati, molares 3 subeylindriei; 
auriculae brevissimae, oculi minuti liberi; pedes breves 5-dactyli. 
ungues breves, cauda mediocris, crassa, nuda. 


Unter dem Namen Mus sumatrensis hat Raffles einen feltfamen 
Nager befchrieben, aus welchem fpäter Gray feine Gattung Rhizomys e), 


10) Gray's Charakteriſtik lautet: „Dentes primores 2 maximi, elongati, triangulares 
acutati; molares 3; radieati, subeylindriei, coronis transversim subparallelim porcatis; 


superiores interne lobati. Caput magnum. Oculi parvi aperti. Auriculae nudae con- 


366 Rhizomys. 


Temminck feinen Nyetocleptes errichtete. Nachſtehende Beſchreibung iſt 
von Letzterem entlehnt. Schneide » Zähne außen braun, glatt; die obern 
abgerundet und vorn vereinigt, die untern den obern ähnlich. Backenzähne 3: 
die obern rückwärts gerichtet und mit zwei Furchen bezeichnet; die untern 
vorwärts gekehrt; der erſte vorn zugeſpitzt. Die Backenzähne gleichen am 
meiſten denen von Spalax. Die Ohren ſind ſehr kurz, abgerundet, nackt; 
die Augen klein, der Schwanz halb ſo lang als der Rumpf, nur die Wurzel 
dünn behaart, das Uebrige nackt, von einer glatten Haut bedeckt. Vorder⸗ 
füße mit 4 faſt gleich großen Zehen und einem Daumenrudiment, von dem 
der Nagel allein ſichtlich iſt. Hinterfüße mit 5 vollkommenen Zehen; alle 
Nägel kurz und etwas zuſammengedrückt. Der Schädel hat eine ſehr ausge⸗ 
zeichnete Form, zunächſt an Spalax ſich anſchließend 1). 

Die Heimath dieſer Gattung iſt Südaſien und wenn man Rüppell's 
Bathyergus splendens noch hieher rechnen will, auch Abyſſinien. 


«) Asiatici (NycrOCLE TES). 
1. Rb. Decan Tau. Der weißfleckige Wurzelgräber. 


Rh. supra pilis albido - griseis, fusco flavidoque annulatis vestitus; vertice nigre- 
scente linea longitudinali alba, frontem versus porrecta notato. 


Nyctocleptes Decan. Tun,, bijdrag. tot. de natuurk. wetens. VII. u. 1. 
tab. I. fig. 1 — 5 (Schädel); monogr. II. I. p. 42. tab. 33 (Thier u. Schädel). 


spieuae. Corpus crassum subeylindricum. Pedes breves validi, digitis 5 — 5. Cauda 
mediocris, erassa, nuda.““ Noch bemerkt er, daß durch Zahnbau und Habitus dieſe Gattung 
ſehr nahe verwandt mit Spalax, aber durch freien Schwanz, Augen, Ohren und den mehr com» 
plexen Eharakter der Backenzähne verſchieden ſey. 11) Der Schädel, wie Temminck fagt, 
differirt von dem der übrigen Nager durch die außerordentliche Entfernung der Jochbögen, die un— 
gewöhnlich breit und ſtark ſind, beſonders in Hinſicht der geringen Länge des am Hinterhaupt 
ſenkrecht abgeſchnittenen Schädels; das Stirnbein hat ſehr entfernte Superciliar-Leiſten, die ſich 
zu einer Scheitelleiſte vereinigen gegen die Inſertion der Querleiſte, die eine gerade Linie zwiſchen 
den rohrartig vorſpringenden Gehöröffuungen bildet. Seitwärts vom Condylus des Unterkiefers 
und faſt in feiner Höhe erhebt ſich eine dicke und ſtumpfe Vorragung, von der die untern Schneide⸗ 
zähne entſpringen. Die Hirnhöhle iſt ſehr klein. — Bol. auch Cov. leg. d’anat. comp. II. 
p. 218, 342, 413, 481; nach dieſen Angaben iſt das Unteraugenhöhlenloch mittelmäßig und ſehr 
hoch gegen das Stirnbein gerückt. 


Wurzelgräber. 367 


Rhizomys sumatrensis. Gray proceed. I. (1830 — 31.) p. 95. 
Mus sumatrensis. Rarrt. in Linn. transact. XIII. p. 258. 


Spalax javanus. Cuy. regn. anim. I. p. 211. 


Nach Temminds Beſchreibung ift der Kopf kurz, faſt fo breit als 
lang; die Augen ſind beinahe in der Stirnhöhe; die Naſenöffnungen ſehr ge⸗ 
nähert. Der ganze Pelz beſteht aus weichen, nicht ſehr langen Haaren, die 
kaum die Haut bedecken; weder Woll, noch lange Borſtenhaare auf dem 
Rücken; an der Oberlippe ſtarke Schnurren. Die Farbe der Wangen iſt 
weißlich, der Kopf röthlich, der Scheitel mit einem großen ſchwärzlichbraunen 
Flecken bezeichnet, auf welchem eine Binde von weißen Haaren, die über 
die Stirne ſich erſtreckt, verlaͤuft. Einige braune, grau geringelte Haare 
bezeichnen das Rückgrath; alle übrigen Haare ſind weißlichgrau, mit Braun 
und Gelblich geringelt. Der Bürzel iſt mit grauen Haaren dünn beſetzt, 
welche die Haut durchſcheinen laſſen; die untern Gegenden ſind noch weniger 
bedeckt, ſondern blos mit einzelnen Haaren verſehen. Der Schwanz iſt braun. — 
Ganze Länge 174,,; der Schwanz nimmt 43“ ein, und die Länge von der 
Naſenſpitze bis zu den Ohren iſt 3“. — Als Heimath iſt ganz unrichtig 
Sumatra und Java angegeben worden, indem die holländiſchen Naturforſcher 
daſelbſt keine Spur von dieſer Art fanden; dagegen gehört ſie Malakka an, 
wo ihr malaiſcher Name Dekan iſt. 


2. Rh. sinensis Gray. Die einfarbige Bambusratte. 
Rh. „pallide cinerascens unicolor.“ 


Rhizomys sinensis. Grar in proceed. I. (1830 — 31.) p. 95; illustr. of Ind. 
200l. II., tab. 16. — Comixd, proceed. VIII. p. 62. 


Zur obigen Diagnoſe fügt Gray noch die Worte bey: „Bewohnt 
China. D. Reevees“. — Das heißt ſich kurz faſſen! — Cumming 
erhielt auf Malakka ein männliches Exemplar, das 15“ lang war, der 
Schwanz überdieß 6“, der Umfang hinter den Schultern 8; wobei er be⸗ 
merkt, daß das Thier unter den Bambuswurzeln grabe, daß die Augen 
ſehr klein und ſchwarz ſeyen. — Ob der Beinamen sinensis dieſer Art 
mit beſſerem Rechte als der vorigen mit sumatrensis gegeben wurde, ob fie 
überhaupt von jener ſpezifiſch iſt, ſteht noch ſehr zu bezweifeln. 


368 Rhizomys. 


8) Africani (TAcHnYoRYCTES). 
3. Rh. splendens Rürr. Der Felfel. 
Rh. supra rufo - cinnamomeus, infra murino - nigricans. 


Bathyergus splendens. Rüppell, abyſſ. Wirbelth. I. ©. 36. tab. 12. — Wa- 
ENU. ann. of nat. hist. VIII. p. 83. tab. 2. fig. 3. (Schädel). 


Rüppell, der dieſe Art entdeckte, läßt es unentſchieden, ob man ſie zu 
Bathyergus (richtiger Georhychus) rechnen, oder eine neue Gattung unter dem 
Namen Tachyoryctes errichten wolle. Nach der Form des Schädels, Un- 
terkiefers, Schwanzes und der Ohren 12) darf man fie indeß nicht zu erſterer 
Gattung rechnen; gleichwohl wird es auch nicht nöthig ſeyn eine eigne für ſie 
aufzuſtellen, da fie in allen weſentlichen Merkmalen mit Temminck's Nycto- 
cleptes (Rhizomys) übereinzukommen ſcheint. Nach Rüppelb's Beſchrei⸗ 
bung iſt der Kopf dick, der Leib unterſetzt, die Ohren kurz, aber wohl ent⸗ 
wickelt und zugerundet; die hintern Nägel ſtaͤrker als die vordern, der Schwanz 
zugerundet, etwas koniſch. Die Schneidezähne ſind ſtark und honiggelb; die 
Backenzähne untereinander gleich, etwas verſchoben cylindeifch, denen von 
Spalax ähnlich, mit einer äußern und innern Einkerbung. Der Pelz iſt ſehr 
zart und weich. — Die Farbe iſt benahe einförmig zimmetfarbig, im Leben 
mit dem ſchönſten Goldglanze ſpiegelnd, der nach dem Tode beinahe ganz 
verſchwindet. Alle Haare ſind übrigens an der Wurzel rauchgrau, und dieſe 
Farbe verdrängt ſelbſt das Zimmetfarbige in der Naſengegend, auf der Kehle, 
der Bruſt und dem Bauch; auch der Schwanz iſt rauchgrau, und feine End⸗ 
ſpitze bald roth, bald weiß. Einzelne weiße, ſteife Haare befinden ſich an 
der 


12) Die Abbildung des Schädels und Gebißes kommt mit Tem minck's Abbildung dieſer 
Theile am Nyetgeleptes Decan überein. Backenzähne find ebenfalls nur 3 vorhanden. Der 
Kronfortſatz des Unterkiefers iſt lang und ſichelförmig gekrümmt (bei Georhychus capensis fait 
ganz fehlend); an der äußern Seite des Gelenkfortſatzes iſt ein ſtarker Fortſatz ähnlich wie bei 
Spalax bemerkbar. Das Hinterhaupt iſt gerade abgeſtutzt. — Nach Waterhouſe iſt die 
Aehnlichkeit dieſer Art im Schädelbau mit Spalax noch größer als bei den ſüdaſiatiſchen Wurzel- 
grabern; ſeiner Meinung nach ſollte ſie entweder mit Spalax zuſammengeſtellt, oder zwiſchen dieſer 
Gattung und Rhizomys als beſonderes Genus eingereiht werden. Obſchon mir der Schädel nur 
aus der Abbildung bekannt iſt, ſo erſehe ich doch gleichwohl an dieſem und noch mehr an der äußern 
Körperbeſchaffenheib ſolche Differenzen, die eine Zuſammenſtellung mit den Blindmollen nicht zulaſſen. 


Erdgräber. 369 


der Wurzel der hell hornfarbigen Nägel. Die Iris iſt dunkelbraun. Das 
Junge iſt einförmig dunkel blaugrau. 


Körpern!!! 9 3, Hinterfuß mit Nagel. 1“ 1% 
Schwannnßzʒü 2 3 Nagel allein ee e 
Von der Naſe zum Aue. 1 12 Untere Schneidezaͤhne nach der 

e Ohr Se NT Fümmun s 8 


Die Heimath iſt Abyſſinien, wo Rüppell dieſe Art in der Umgegend 
von Gondar häufig fand. Sie bewohnt Erdhöhlen, welche ſie mit großer 
Schnelligkeit gräbt und die ausgeworfene Erde am Anfange des Ganges auf— 
häuft. Das Thier kommt nur bei Tage zum Vorſchein und lebt blos von 
Vegetabilien. 


XXX. GEORHYCHUS. Der Erdgräber. 


Dentes primores laeves, molares # simplices; auriculae nullae, 
oeuli minuti aut tecti, ungues parvi, cauda brevissima, pilis longis 
rigidis terminata. 


Die Erdgräber und Sandgräber find lange mit einander confundirt wor: 
den, bis Wiegmann auf ihre Verſchiedenheit in der Beſchaffenheit der 
Schneidezähne und Krallen aufmerkſam machte, wozu auch noch die Differenz 
in der Form des Unterkiefers zu ziehen iſt. Für die Erdgräber ſetzte er den 
Namen Georhychus )), für die Sandgräber den von Bathyergus feſt. Mit 


14) Illiger errichtete die Gattung Georhychus für Mus capensis. Fr. Cuvier über- 
trug auf fie ſpäterhin in den Dents des Mammif. (p. 175. tab. 65.) den Namen Bathyergus, 
was nicht geringe Confuſion verurſachte. In einer ſpäteren Arbeit (ann. des se. nat. 20 ser. I. 
p. 193.) reſtituirte er zwar für Mus capensis den Namen Georbychus, dagegen begriff er die 
andern Arten zugleich mit dem Sandgräber unter der generiſchen Bezeichnung Bathyergus. Zu 
ſolcher Trennung wurde Fr. Cuvier dadurch verleitet, daß er bei Mus capensis in jeder Kie— 
ferhälfte nur 3, bei den andern Arten aber 4 Backenzähne wahrgenommen hatte. Nachdem jedoch 
Wiegmann (Archiv I. 2. S. 337.) nachzuweiſen vermochte, daß M. capensis gleichfalls mit 
4 Backenzaͤhnen verſehen iſt, fiel dieſer Grund zur generiſchen Trennung hinweg. Nichts deſto 
weniger iſt es für einen Fehlgriff zu erklären, wenn Desmareſt, G. Cuvier u. A. alle dieſe 

Suppl. 8. 47 


370 Georhychus. 


den letzteren haben die Erdgräber die äußere Form gemein, die Ohrmuſcheln 
ſind ganz fehlend, die Schnurren ſchwach, die Augen eben ſo klein und ſollen 
bei einer Art ganz vom Felle verdeckt ſeyn; ihre Krallen ſind jedoch nicht 
lang wie bei dieſen, ſondern ſehr kurz und ſchwach. Uebrigens iſt an den 
Vorderfüßen die te Zehe die längſte, der die Ste nur wenig nachſteht; die 
übrigen nehmen an Größe bedeutend ab; Iſte und öte Zehe ſind ſich ziemlich 
gleich. An den Hinterfüßen iſt die te Zehe etwas länger als die 2te; die 
Ste iſt die kürzeſte. Die Krallen der Hinterfüße find etwas ſtärker als die 
der vordern. Der Schwanz iſt blos ein kurzer Stummel, mit ziemlich langen 
Haaren beſetzt, die am Ende ſich ſtrahlenartig ausbreiten. 

Die Schneide-Zähne ſind beträchtlich groß und ſtark, gebogen, glatt, 
ohne alle Furchung, und weiße Backenzähne 1°) find & vorhanden, von rund— 
lichem oder mehr elliptiſchem Umfange, auf beiden Seiten oder nur auf einer 
mit ſeichter Einkerbung, welche bei weiterem Abreiben ganz verſchwindet, fo 
daß dann die Zähne einfach rundlich oder gedrückt elliptiſch werden. Auf 
ihrem äußern Umfange ſind ſie von weißem Schmelz umlegt, während ihr 
Kern mehr oder minder braͤunlich und zugleich etwas ausgehöhlt iſt. Nach 
den Arten giebt es in ihrer Form keine Differenzen. 

Der Schädel iſt hinten gerade abgeſtutzt, mit langgeſtrecktem Schnau— 
tzentheil und bogenförmiger Profillinie, in deren Richtung die Krümmung der 


Gräber unter einer Gattung begreifen. Mit Wiegmann ziehe ich hieher nur die Arten mit 
glatten Vorderzähnen, ſchwachen Nägeln und hinterwärts abgerundetem Unterkiefer, und belaſſe 
dieſen den Namen Georbychus. Waterhoufe (aun. of nat. hist. VIII. p. 81.) iſt zwar mit 
dieſer Trennung einverſtanden, bezeichnet aber die Erdgraäͤber mit dem Namen Batbyergus; dieſer 
muß jedoch, nach Wiegmann's Bemerkung, dem Mus maritimus vorbehalten werden. 15) Fr. 
Cuvier und neuerdings noch Waterhonſe ſchreiben dem E. capensis nur 3 Backenzähne zu; 
indeß hat ſchon Wiegmann von dieſer Art bemerklich gemacht, daß ihre normale Zahl eben— 
falls 1 iſt, daß aber der hinterſte Backenzahn ſehr ſpaͤt durchzubrechen ſcheine. Dieſe Bemerkung 
wird vollkommen durch einen Schädel des G. capensis in der hieſigen Sammlung beſtaͤtigt. Db- 
ſchon von einem erwachſenen Thiere herrührend, iſt doch der letzte Backenzahn im Oberkiefer kaum 
von der Abnützung ergriffen, während er im Unterkiefer auf der einen Seite noch nicht die Kie— 
ferwandung durchbrochen, auf der andern dieſe eben durchſtoßen hat. An den 3 Schädeln von 
G. holosericeus in unferer Sammlung, worunter einer erſt 3 feiner Größe erreicht hat, find ber 
reits alle 4 Zähne im Ober- wie im Unterkiefer vorhanden. 


Erdgräber. 371 


obern Schneidezähne fällt. Das untere Augenhöhlenloch iſt bei G. capensis 
eine kleine, bei G. holosericeus eine weit größere Oeffnung im vordern 
Ende des Jochbogens; die foramina ineisiva find blos rudimentär. Der 
Winkeltheil des Unterkiefers iſt ungemein groß, hinterwärts convex abgerundet 
und vom Körper durch eine tiefe und weite Auskehlung geſchieden; der Ge⸗ 
lenkhöcker iſt außerordentlich ſtark, der Kronenfortſatz ſehr ſchwach, der 
Fortſatz auswaͤrts unter dem Gelenkfortſatz, der ſich bei Spalax und Rhi- 
zomys findet, fehlt bei Georhychus wie bei Bathyergus e). 

Der Blinddarm !“) iſt bei G. capensis viel länger als beim Sand⸗ 
gräber und von einem gleichmäßigeren Durchmeſſer, obſchon eben ſo abge⸗ 
ſchnürt und ſehr weit. Der Anfang des Grimmdarms behält anfangs den⸗ 
ſelben Durchmeſſer, dann verengt er ſich ſtark und windet ſich ſpiralförmig. 5 

Die Heimath der Erdgräber iſt die Südſpitze Afrikas, wo ſie unter 
der Erde Gänge graben und dadurch in angebauten Gegenden oft große Ver⸗ 
wüſtungen anrichten. Die Gattung ſcheint zahlreicher an Arten als bisher 
angenommen, wenigſtens ſind einige noch nicht ſicher feſtgeſetzt. 


1. G. capensis Pırı. Der Blesmoll. Tab. CCIV. 


G. flavido - aut fusco - einereus, capite saturatiore, maculis albis nonnullis 


notato. 


Mus capensis. Par. glir. p. 76. 8, p. 172. tab. 7. — Schreb. IV. S. 713. 
tab. 204. (fig. Pall.) 

Georhychus capensis. Wiegm. Archiv. I. S. 337. — Fr. Cov. ann. des sc. 
nat. 20 serie. I. p. 198. 

Bathyergus capensis. Grirr. anim. kingd. III. p. 164. mit fig. — VROLICR 
in Nat. Bijdr. III. 1. p. 32. 


&) Vertice macula alba notata. 


Bathyergus Buffonii. Fr. Cuv. I. c. p. 196 und 198. 


16) Der Schädel von Georhychus capensis iſt von Waterhouſe in den Ann. of nat. 
hist. VIII. tab. 2. fig. 2. abgebildet; ferner in der Cephalogenes. von Spix tab. 7. fig. 10, 
und in Erdl's Tafeln für vergl. Anatom tab. 6. fig. 10. 17) Cuv. leg. d’anat. comp. 2° 
ed. IV. 2. p. 251. 

47 * 


72 Georhychus. 


Taupe du Cap. Burr. suppl. III. p. 193. tab. 33 (ſchlecht); VI. p. 251. tab. 36 
(fig. Allam.). — Edit. d’ALLamanD suppl. V. p. 22. tab. 9. — Cuv. regu. 


anim. I. p. 211. 


Fr. Cuvier glaubt unter dem Blesmoll “s) zwei verfchiedene Arten 
unterſcheiden zu dürfen, nämlich die von Pallas und die von Buffon be— 
ſchriebene, was jedoch der Fall nicht zu ſeyn ſcheint !?). Was die Beſchrei— 
bung von Pallas betrifft, ſo verweiſe ich auf Schreber und bemerke hier 
blos, daß ſelbige nach einem einzigen getrockneten Balge entworfen iſt. Von 
dieſem Palla s'ſchen Thiere glaubt Fr. Cuvier eine 2te Art als Bathyer- 
gus Buffonii unterſcheiden zu können, unter welcher letzteren er Allamand's 
und Buffon's Taupe du Cap begreift. Er beruft ſich darauf, daß dieſe 
einen weißen Fleck auf dem Hinterkopf und 4 Backenzähne hätte, während 
Pallas feinem Mus capeusis nur 3 Backenzaͤhne beilegt und von jenem 
weißen Fleck keiner Erwähnung thut. Hiegegen habe ich zu erinnern, daß 
Pallas blos ein junges Thier (erſt 53“) lang vor ſich hatte, bei dem alfo 
wahrſcheinlich der Ate Backenzahn noch nicht durchgebrochen war, ferner konnte 
der weiße Hinterhauptsfleck bei ſeinem geringen Umfange leicht im Ausſtopfen 
verdeckt worden ſeyn, wenn er nicht etwa ſchon urſprünglich gefehlt hat, was 


18) Der Schädel des G. capensis unterſcheidet ſich von dem des G. holosericeus, außer 
anfehnlicherer Größe, durch verhältnißmäßig längeren Schnautzentheil, daher auch längere Naſen— 
beine, und insbeſondere durch das viel kleinere Unteraugenhöhlenloch. Auch im Gebiß ergeben ſich 
Differenzen. Im Oberkiefer meines Exemplares von jenem ſind die beiden erſten Backenzaͤhne querge— 
ſtreckt, d. h. ihr Durchmeſſer nach der Quere größer als nach der Länge; auf der Außenſeite zeigt ſich 
eine ganz ſchwache Einkerbung. Der z3te Backenzahn iſt der größte, etwas länger als breit, jeder— 
ſeits mit einer Einbuchtung in der Mitte, das hintere Stück faſt ſo groß als das vordere. Der 
letzte Backenzahn iſt ahnlich, aber das hintere Stück viel kleiner als das vordere. Im Unterkiefer 
ind die beiden erſten Backenzähne ſchief rundlich und einfach. Der Ste ift anſehnlich größer, etwas 
länger als breit, jederſeits mit einem Einſchnitt, wovon der äußere tief und gegen die Mitte an— 
gebracht iſt, der innere ſeicht und vor der Mitte. Der letzte, noch nicht ganz hervorgebrochen, 
ſcheint in Größe und Form dem Zten ähnlich. — Bemerken will ich hiebei, daß dieſe Zahnform 
verſchieden von der iſt, welche Fr. Cuvier in den Dents des mammif. tab. 65. als Bathyer- 
gues, espece nouvelle du cap de Bonne - Esperance abgebildet hat. 19) Uebrigens will 
ich doch erinnern, daß Wiegmann (Archiv I. 2. S. 337.) nach den Skeleten des berl. auatom. 
Muſeums 2 Arten unter dem Namen Mus capensis vermuthet. 


Erdgräber. 373 


mir jedoch unwahrſcheinlich iſt, da alle mir bekannten Exemplare des Bles— 
molls mit dieſem Fleck gezeichnet ſind. — Das hieſige Exemplar zeigt fol— 
gende Dimenſionsverhältniſſe: 


Körpes in gerader Ene 8 o Hinterfuß mit Nägeln. 1“ 0“ 
Schwanz, ohne Harre 7 Längſte vordere Krall l 0 13 
Hand mit Nägeln 0 92 „hintere =» l ee 2 


Die Heimath iſt das Kap. 


2. G. damarensis Oelz. Der damariſche Erdgräber. 


G. unicolor rutilo - fuscus, macula occipitis alteraque utrinque infra auricu- 
lam albis. 


Batbyergus damarensis. OelEBVY, proceed. VI. p. 5. 


„Eine Art in der Größe zwiſchen capensis und Hottentottus. Farbe 
oben und unten einförmig röthlichbraun mit einem großen unregelmäßig vier: 
eckigen Fleck am Hinterhaupt, viel größer als bei Hottentottus 20), und 
einem andern an jeder Halsſeite gerade unterm Ohr: dieſe beiden ſtoßen am 
Vorderhalſe zuſammen, der dadurch mit ſchmutzig weiß bedeckt iſt. Schwanz 
ein ſtarker, flacher Stummel mit groben röthlichbraunen Haaren bedeckt, welche 
von ihm gleich Radien in allen Richtungen abſtehen; Pfoten röthlichbraun. 
Länge 83% Schwanz 2 Zoll“. Wurde durch Capt. Alexander von 
Damara mitgebracht. 


3. G. holesericeus Waen. Der falbe Erdgräber. 


G. flavescens aut brunescens, nitore pulchro, subtus albido-lutescens, capite 


immaculato. 


Nach drei Exemplaren des hieſigen Muſeums charakteriſire ich eine Art, 
die im Handel als G. hottentottus paſſirt, obgleich Leſſow's Original— 
beſchreibung dieſes Erdgräbers nicht auf ſelbige paßt. Sie iſt kleiner als die 
beiden vorhergehenden Arten; die Augen ſind zwar klein, aber deutlich, auf 
der Naſe bilden die Haare einen Längskamm; die Sohlen ſind nackt, die 
Oberſeite der Füße iſt mit ſteifen Haaren bekleidet; der kurze Schwanz mit 


20) Soll wohl capensis heißen, da Hottentottus keinen weißen Flecken auf dem Kopfe hat. 


374 Georhychus. 


langen, am Ende ſtrahlenartig ſich ausbreitenden Haaren beſetzt. Der Pelz 
iſt ſehr weich und fein, und zeigt überdieß einen angenehmen ſammetartigen 
Glanz. Der Schädel zeichnet ſich aus durch das nicht blos relativ, ſondern 
auch abſolut größere Unteraugenhöhlenloch als bei G. capensis; auch die 
Form der Backenzähne iſt etwas abweichend **). — Die Farbe der Oberſeite 
iſt an zwei erwachſenen Exemplaren auf der Oberſeite licht bräunlichgelb mit 
ſchönem Sammetglanze; dieſe Farbe iſt längs des Mittelrückens am lebhafte⸗ 
ſten, wird an den Seiten heller und iſt auf der Unterſeite weißlichgelb, an 
dem einen Exemplare auf dem Vorderhalſe mehr graulichweiß. Ein drittes 
Exemplar, das erſt 3 feiner Größe erreicht hatte, iſt auf der Oberſeite licht 
kaſtanienbraun. Alle Haare der Ober- wie der Unterſeite ſind nur an den 
Spitzen gelb oder bräunlich gefärbt, indem ihr übriger größerer Theil bis zur 
Wurzel hinab dunkel ſchieferſchwarz iſt. Der Kopf hat keine weißen Flecken. 
Die Füße ſind ſchmutzigweiß behaart, der Schwanz bräunlichgelb. 


Körper nach der Krümmung 6“ 10“ | Vorderfuß mit Nagel 0“ 73, 
Schwanzr übe 0 5 Hinterfuß = e ee e ee ee 
Ueberragende Haare 0 6 Längſter Nagel noch nicht 0 1 


Ein Exemplar erhielt die Sammlung von Herrn Feldmeſſer Leeb in 
Graaf-Reynett zum Geſchenk; ein anderes erkaufte fie aus der Krebs'ſchen 
Auktion, und ein drittes von Drege. Von G. hottentottus ?) unterſchei⸗ 
det ſich unſere Art durch einen andern Farbenton, wie durch Größe. 


21) Im Ober- wie im Unterkiefer nehmen die Backenzähne nach hinten etwas an Größe ab, 
was wenigſtens für den letzten ſehr merklich iſt. Dabei ſind fie alle von einer elliptiſchen und 
ganz einfachen Form, ſo daß nur bei den oberen mit Mühe eine merkliche Spur von Einkerbung 
auf der äußern, bei den untern auf der innern, aufgefunden werden kann. 22) Leſſon's 
G. hottentottus (vgl. Duperrey voy. aut. d. monde I. p. 166. tab. 2.; compl. de 
Buff. IV. p. 524.) iſt, wie die Beſchreibung ſich ausdrückt, d'une teinte gris-brun uniforme 
et comme lustrée, se fondant sur les cöt&s avec la couleur grisätre des parties infé- 
rieures. Le pelage est généralement de couleur brune à la naissance de chaque poil 
et ce n'est qu'à sa pointe qu'il prend l’aspect ou gris-brun ou grisätre. Der Kör⸗ 
ver iſt ungefleckt, die Augen ſehr klein; der Körper mißt 43“, der Schwanz 5°, die überragen 
den Haare 6.“. Die Beſchreibung beruht nur auf dieſem einzigen Exemplare, das bei Paarl, 
20 Stunden von der Kapſtadt, gefangen wurde. Cuvier im Regn. anim. I. p.211. charakteriſirt 
dieſen E. bottentoteus als „gris“, was auf unfern G. boloserieeus durchaus nicht paßt. 


Erdgräber. 375 


4. G. coecutiens Licur. Der blinde Erdgräber⸗ 
G. totus cinereus, oculis extrinsecus non conspicuis. 


Zatbyergus coecutiens. BRAxNTs muiz. p. 37. — Wiegm. Archiv J. 2 


S. 337. — SMUTS mamm. cap. p. 49. 


Fiſcher, Leſſon und Fr. Cuvier betrachten den G. eovecutiens 
identiſch mit G. Hottentottus, was Wiegmann ?°) jedoch nach dem ein⸗ 
zigen bekannten und in Berlin befindlichen Exemplare widerſpricht, indem dieſes 
Thier völlig blind iſt, da ſeine Augen, wie bei Spalax, vom Felle überdeckt 
find; feine Kopfbildung läßt, wie er jagt, ſogar eine generiſche Verſchieden⸗ 
heit vermuthen. Die Farbe des ganzen Thieres iſt blaugrau, was nach vorn 
etwas lichter wird. Die Länge iſt 4 4, des Schwanzes ohne Haare 4, 
der Haare 3%. Ebenfalls vom Kap. 


XXXI. CTENOM VS. Die Kammmaus. 


Habitus Arvicolae, auriculae minimae tectae; cauda tertiam 
corporis partem vix aequans, annulosa, pilosa; ungues elongati; 
dentes molares simplices, plani, oblique arcuati, inaequaliter bi- 
partiti. 

Die Geſtalt des Körpers und die Beſchaffenheit des Schwanzes iſt wie 
bei der Waſſerratte. Die Ohren find ſehr klein und unter dem Pelze ver- 


Waterhouſe (aun. of nat. hist. VIII. p. 82.) erklärt Leſſon's G. bottentottus für 
identiſch mit Smith's Bathyergus Ludwigii (zool. journ. IV. p. 439.), was allerdings wahr— 
ſcheinlich ſcheint. Von dieſem B. Ludwigii ſagt A. Smith: „above reddish gray passing 
into bluish gray, beneath the same but lighter; the colour in young specimens is throu- 
ghout a deep slate hue.““ Seine Größe ift 6“, der Schwanz 3“. In verſchiedenen Gegenden 
Südafrikas. — Dieſe Beſchreibung paßt noch weniger auf unſern G. holosericeus, und ſind weis 
tere Vergleichungen des Bath. Ludwigii und hottentottus mit unſerer Art vorzunehmen, wozu 
mir die Gelegenheit fehlt. 23) Eher hält es Wiegmann für möglich, daß Bath. Ludwigii 
daſſelbe Thier mit G. coecutiens iſt, doch läßt ſich darüber mit Beſtimmtheit nichts ſagen, da 
Smith der Augen gar nicht gedenkt. Waterhouſe (a. a. O.) hält dieſen G. eoeeutiens fogar 
mit G. Ludwigii und hottentottus für einerlei, was wenigſtens für letzteren nicht gelten kann. 


76 Ctenomys. 


borgen, aus einem runden Hautrande beſtehend. Die Augen ſind von mäßi— 
ger Größe. Der Schwanz iſt höchſtens 5 der Körperlänge, rund, an der 
Baſis dick, geſchuppt, und fein behaart. Die Füße find durchgängig 5zehig 
mit langen, ſtarken, ſtumpfen, wenig gekrümmten, zum Graben eingerichteten 
Krallen; der Nagel des Vorderdaumens iſt nicht flach wie bei Psammo- 
ryctes und Octodon, ſondern von der Form der andern Krallen, nur kür— 
zer und gekrümmter. Die äußere Zehe iſt wenig länger als die Daumenzehe. 
Die Sohlen ſind nackt; die Zehen haben dicht über dem Nagel eine Reihe 
gekrümmter Borſten, deren Spitzen kammförmig über den Rand des Nagels 
hinausragen. 


Die Schneide-Zähne find glatt. Backenzähne 2; fie find einfach, 
flach, am Rande mit einer Schmelzleiſte eingefaßt, von vorn nach hinten an 
Größe abnehmend, der letzte faſt obſolet, alle ohne eigentliche Wurzeln. Die 
obern Backenzähne ſind durch eine ſeichtere innere und eine tiefere äußere 
Längsfurche in zwei etwas ſchief gewendete Parthien getheilt, von denen die 
vordere die größere iſt; die Zahnfläche erhaͤlt hiedurch eine gekrümmte und 
vorn breitere Geſtalt. Die untern Backenzähne ſind gerade ſo, nur mit dem 
Unterſchiede, daß die ſtärkere Aushöhlung, welche bei den obern Zähnen 
außen und hinten iſt, hier innen und vorn ſich einſtellt 2). 


Die Heimath dieſer noch wenig gekannten Gattung iſt Südamerika. 


1. Ct. brasiliensis Bramv. Die braſilianiſche Kammmaus. 
Ct. nitide bruneo-rufescens, subtus rutilo -albidus, cauda fusco - nigricante. 
Ctenomys brasiliensis. Braınv. bullet. de la soc. phil. avril 1826; ann. des 


sc. nat. X. p.97. — Erporx voy. de la Favorite, zool. II. p.21. tab. 8. fig. 2. 
(Schädel und Gebiß). — Darwın zool. Beagle mamm. p. 80. 


Die Haare find weich, fein, ziemlich kurz, anliegend, an der Wurzel 
ſchiefergrau, im übrigen Verlauf glänzend röthlichbraun, was als allgemeine 
Farbe oben ein glaͤnzend Roth giebt, das abwärts in Röthlichweiß übergeht. 

Die 


24) Gebiß und Schädel von Ct. brasiliensis hat Eydoux in der Favorite 200]. II. tab. 8 
fig. 2. dargeſtellt. 


Kammmaus. 377 


Die Behaarung an den Beinen iſt kürzer und ſpärlicher; daſſelbe gilt für die 
Schwanzhaare, welche ſchwärzlichbraun find. Die Größe iſt die einer Waſſer⸗ 
ratte; der Schwanz macht ohngefähr das Viertel der ganzen Länge aus. — 
Die Heimath iſt die Provinz Los Minas in Braſilien. 


2. Ot. torquatus Licnr. Die Halsband⸗Kammmaus. 
Ct. supra nitide flavido- bruneus, subtus sordide albidus, torque gutturali albo. 
Ctenomys torquatus. Lich tenſt. Darftell. tab. 31. fig. 1. 


„Von der Größe eines ſtarken Hamſters und einer angenehm ins Auge 
fallenden, gleichmäßigen, gelbbraunen Farbe der Oberſeite, die ſich nur auf 
dem Scheitel mehr ins Dunkelbraune zieht. Die Seiten des Kopfs, ſowie 
die ganze Unterſeite find ſchmutzigweiß. Von dem hintern Ohrenrande zieht 
ſich ein rein weißes Band in einem Bogen gegen die Kehle. Das Haar iſt 
kurz, dicht, fein und weich, auf dem Grunde dunkel graubraun, an den 
Spitzen einfach rothbraun. Dicht neben der Naſe ſtehen mehrere Reihen 
maͤßig langer, rein weißer Bartborſten. Der faſt nackte Schwanz, ſo wie 
die dünnbehaarten Füße ſcheinen an dem lebenden Thiere fleiſchfarbig zu ſeyn.“ 


Sören HEN RG RR ern,, ar 5. 0“ 4 
SUR 0 0 0.8 € eee, ee Hinterfüße vom Haken bis zur Zehen— 
Kopf irt g. at A 2 0 itz „ c Au eee. 3 


Das Vaterland ſind die ſüdlichen Provinzen Braſiliens und die Ufer 
des Uruguay, wo dieſes Thier maulwurfsartig unter der Erde lebt. Der 
Ct. brasiliensis unterſcheidet ſich durch geringere Größe, kürzeren Schwanz, 
Mangel der Kammborſten an den Vorderfüßen und völlige Einfarbigkeit 
(ohne Halsband). 


3. Ot. magellanicus Buxx. Die magellaniſche Kammmaus. 
Ct. bruneo - griseus, flavido indutus, subtus pallidior, pedibus caudaque al- 
bidis. 
Ctenomys magellanicus. BENNETT in transact. of the zool. soc. II. 1. p. 84. 
tab. 17. 


Die Oberſeite ift bräunlichgrau, gelb angeflogen und etwas ſchwarz ge: 
ſprenkelt; die einzelnen Haare ſind ſchmutzig bleifarbig gegen die Wurzeln, 
Suppl. 3. 48 


378 Siphneus. 


und an den Spitzen meiſt blaß bräunlich aſchfarben; die Spitzen der längeren 
Haare, deren wenige ſind, ſind ſchwarz. Auf der Unterſeite kommen dieſe 
längern ſchwarzſpitzigen Haare nicht vor, und da die Spitzen der übrigen lichter 
als oben ſind, ſo iſt der Unterleib viel heller als der Rücken. Kinn und 
Vorderhals iſt Hh s Füße und Schwanz weiß. 


Körper Srl, ee er 0, 1% 
Schwanz: r „UNIERN UEhE MANEN 0, 25 
Rt f 11 al Carpus mit längfter A A re 
Schuurren 25 Tarſus = . ns 


Das von Bennett beſchriebene Exemplar ſchien En nicht alt zu feyn. 
Es wurde von King mitgebracht, der dieſe Art am öſtlichen Eingang in die 
Magellanſtraße am Kap Gregory entdeckte. Sie iſt daſelbſt häufig, gräbt 
ſich Höhlen in den Boden, frißt Gras und wird von den Patagonen gegeſſen. 


XXXI. SIPHNEUS. Der Zokor. 


Dentes primores laeves, molares 3 subeylindriei complieati; 
auriculae nullae, oculi minimi, ungues maniculorum tres intermedii 
longissimi fossorii; cauda brevissima. 


Cuvier und Desmareſt zählen den Zokor zu den Lemmingen, von 
welchen er jedoch durch Zahn- und Schädelbildung beträchtlich abweicht und 
ſich hierin, ſo wie im Habitus, den Blindmollen anſchließt, mit welchen ihn 
Pallas vereinigte. Da er jedoch von dieſen durch frei liegende Augen, einen 
kurzen Schwanz, hauptſächlich aber durch die betraͤchtlich langen, ſtarken und 
gekrümmten Krallen der 3 mittlern Zehen an den Vorderfüßen ſich merklich 
unterſcheidet, ſo iſt es gerathener, eine eigne Gattung für ihn zu errichten, 
wie es Brants unter dem Namen Siphneus gethan hat. 

Der Naſenknorpel iſt ſehr breit, die Augen ſehr klein, der Leib kurz, 
niedergedrückt, der Schwanz kurz und nackt, der Pelz weich, die Beine nied— 
rig, aber ſtark und durchgängig 5 zehig mit nackten Sohlen. Die Hände 
ſind ſtark; die 3 mittlern Zehen mit ſehr langen Sichelkrallen; die beiden 
ſeitlichen mit kurzen Nägeln, von denen der am Daumen faſt zweizähnig iſt ?“). Die 


25) Die vordere Extremität hat Pallas (glir. tab. 27. fig. IX. 16.) abgebildet. 


Zokor. 379 


Hinterfüße ſind viel ſchwächer als die vordern; die äußere Zehe die kürzeſte, 
die innerſte etwas größer, auf welche die längſte folgt, und die andern grad— 
weiſe abnehmen. 

Nach Fr. Cuvier's Angabe kommt der Zahnbau mit dem des Blind— 
molls überein, doch bemerkt Pallas, daß die Schneidezähne viel weniger breit 
als bei dieſen ſind. Der Schädel iſt nach hinten ſehr erweitert, mit großer 
und vorwärts geneigter Hinterhauptsfläche, wodurch er ſich dem Blindmoll 
anſchließt). Der Magen hat die Form von dem des Mus talpinus; der 
Blinddarm iſt in ſehr angeſchwollene Zellen wie beim Blindmoll getheilt, 
aber an der Spitze kaum verſchmächtigt und ſpiral gewunden, wie bei der 
Mollmaus 2). 

Die Heimath der einzigen Art iſt die Gegend am altaiſchen Gebirgs— 
zuge, wo fie gegen Norden nicht viel über den 50% Breite hinausgeht. 


1. S. Aspalax Parı. Der Zokor. Tab. CCV. 
S. dilute rufo - cinereus, lateribus flavicans, subtus canus. 
Siphneus Aspalax. BranTs muiz. p. 20. 
Georhychus Aspalax. Cov. regn. anim, I. p. 207. 
Lemmus Zokor. DRSMAR. mamm, p. 288. 


Spalax talpinus. Par. zoogr. I. p. 159. 
Mus Aspalax. PLL. glir. p. 76, 165. tab. 10. — Schreb. IV. S. 716. tab. 205 


(fig. Pall.). 
Von einem ungemein großen Exemplare giebt Pallas folgende Maaße: 


Körper i., ne ee. Abſtand zwiſchen den Ohren . 1° 10“ 
Kopie, Sei eee 2 2 Vorderarm . en een 
Schwanz (vom After). . 1 11 Hand 2 2 
Breite des Naſenknorpels (nach dem Mittelkralle 0 7 
Fa denn; 00d, 9 Schienbein. 1 5 
Vom Auge zur Naſe . 1 0 Fuß 1 5 


Ueber Weiteres iſt Schreber nachzuſehen. 


1) Cov. anat. comp. II. p. 217. 2) Vgl. die Anatomie von Pallas (a. a. O. S. 170.) 


— mm 


48 * 


380 Ascomys. 
XXXI. ASCOMYS. Der Goffer. 


Dentes molares obducti, tritores, plani, elliptiei; auriculae sub- 
nullae; sacculi buccales profundi, extrorsum aperti; pedes anterio- 
res unguibus faleularibus validissimis armati; cauda mediocris. 


Unter dem Namen Mus bursarius gab Shaw zuerft die von einigen 
dürftigen Bemerkungen begleitete Abbildung eines nordamerikaniſchen Nagers 
mit äußerlich herabhängenden Backentaſchen. In neueren Zeiten haben ſich 
mehrere Zoologen mit dieſen ſonderbaren Thieren befaßt, und ihnen nach 
und nach die generiſchen Namen Geomys, Diplostoma, Pseudostoma, 
Saccophorus, Ascomys und Thomomys beigelegt. Schon die Menge 
dieſer Namen deutet darauf hin, daß man über ihren Bau nicht gehörig im 
Klaren war, was insbeſondere von der Beſchaffenheit ihrer Backentaſchen 
galt. Richardfon?) glaubte fie ſaͤmmtlich unter zwei Gattungen vertheilen 
zu dürfen, denen er die von Rafines que gegebenen Namen Geomys und 
Diplostoma beilegte, jedoch beide Worte in einem etwas andern Sinne, als 
letztgenannter Naturforſcher nahm. Zu Geomys zählte Richardſon nur 
diejenigen Goffer, bei denen die Backentaſchen äußerlich von den Wangen her— 
abhaͤngen und innerlich in die Mundhöhle ſich öffnen. Zu Diplostoma 
brachte er dagegen diejenigen Goffer, bei denen die Backentaſchen nach Außen 
ſich öffnen. Neuerdings überzeugte ſich jedoch Richardſon ?), daß dieſe 
Differenz keine weſentliche iſt, indem die Säcke, welche gewöhnlich innen unter 
der Haut liegen, und ſich auswärts öffnen, in gewiſſen Fällen ſich umſtülpen 
und dadurch zu äußerlich herabhängenden Säcken werden können. Er vereinigt 
daher alle Goffer in eine Gattung, der er den Namen Geomys beläßt; 


3) Faun. boreali- americ. 1829. p. 197. 4) Report of the Brit. Assoeiat V. 1887. 
p. 155, und zoolog. of Beechey’s voy. 1839. p. 9. Richardſon bemerkt hier, daß er von 
Drummond mehrere Exemplare differenter Arten aus verſchiedenen Theilen der Vereinigten 
Staaten erhalten hätte, von denen einige ſo präparirt waren, daß die leeren Säcke unter der 
Wangenhaut zuſammengefaltet lagen, während ſie bei andern gefüllt und herabhängend waren. 
Nach Douglas, der als ein genauer Beobachter bekannt iſt, ſollen die Thiere ihre Taſchen von 
innen vermittelſt der Zunge füllen können, wodurch ſie dann nach außen herabhängend werden, 
während ſie leer eingezogen ſind, gleich dem umgeſtülpten Finger eines Handſchuhes. 


Goffer. 381 


ich bediene mich hiefür des von Lichtenſtein gegebenen paſſenderen Na⸗ 
mens Ascomys ). 

Die Geſtalt der Goffer iſt der der Sandgräber ähnlich. Der Kopf 
iſt dick mit zugeſpitzter Schnautze; die Augen ſind mittelgroß; die Ohrmuſcheln 
nur durch einen ſchwachen Hautrand um die äußere Ohröffnung angedeutet. 
Die Füße ſind ſämmtlich fünfzehig mit ſtarken Sichelkrallen, von denen die 
der Vorderfüße nochmals ſo lang ſind als die hintern; die Mittelzehe iſt die 
laͤngſte. Die Sohlen ſind nackt; die Vorderfüße unter dem Handgelenke mit 
einem vorſpringenden ſchwieligen Knorren verſehen. Der Schwanz iſt von 
mittlerer Länge. 

Beſonders ausgezeichnet ſind die Goffer durch ihre Backentaſchen. 
Auf jeder Seite des Vordertheils der Wangen findet ſich nämlich ein großer 
Längsſchlitz, der in gleicher Höhe mit der Naſenſpitze beginnt und ſich etwas 
ſchief auf den Unterkiefer herabzieht. Dieſer Schlitz iſt der Eingang in eine 
geraͤumige Taſche, welche in derſelben Lage und Ausdehnung, wie bei den 
Hamſtern, ſich bis gegen die Schultern fortzieht. Dieſe Taſche iſt nicht nackt, 
ſondern innerlich mit feinen weißen Härchen bewachſen. Durch Kunſt, oder, 
wie Douglas angiebt, durch eignen Betrieb des Thieres, das von der Mund— 
höhle aus dieſe Taſchen umſtülpt und mit Futter anfüllt, können ſie aus dem 
Längsſchlitz hervorgetrieben und in äußerlich vor den Wangen herabhängende 
Säcke umgewandelt werden. 

Das Gebiß ) iſt bei allen Goffers gleichförmig, mit geringen Modi— 
fikationen, gefunden worden. Die Schneidezähne ſind lang, ſtark, an der Spitze 
gerade abgeſchnitten und lebhaft orangegelb gefärbt; die obern ſind entweder 
längs der Mitte von einer tiefen Längskehle durchzogen oder nicht, außerdem 
findet man bei einigen Arten noch in der Naͤhe des innern Randes eine feine 
Längsfurche. Backenzähne find & vorhanden 5), von einer ſchmalen 


5) Auch Waterhouſe (ann. of nat. hist. VIII. p. 83.) nimmt nur die eine Gattung 
Geomys an. 6) Lichtenſtein hat das Zahnſyſtem von A. canadensis beſchrieben. Rich ard— 
fon, hat das Gebiß von A. Douglasii in der Faun. bor. am. tab. 18 C. abgebildet; Eydour 
in der Voy. sur la Favorite V. tab. 8. fig. 5. das von A. mexicanus. Von letzterem beſitzt 
die hieſige Sammlung den Schädel. 7) Dieſe Zahl zeigt mein Schädel von A. mexieanus, 
und Eydoux giebt von dieſer Art die nämliche an. Richardſon und Waterhouſe haben 
ebenfalls nie mehr als 4 Backenzähne gefunden, fo daß Lichtenſtein der einzige Schriftſteller ik, 


382 Ascomys. 


elliptiſchen Form, wurzellos, einfach, ringsum von Schmelz umlegt, mit 
ebenen, in der Mitte etwas vertieften Kauflaͤchen'; die obern find rückwärts, 
die untern vorwärts geneigt. Im Oberkiefer beſteht der Iſte Backenzahn aus 
zwei aneinander gewachſenen und gleichbreiten elliptiſchen Zähnen; der 2te 
und 3te find einfach; der Ate beſteht wieder aus zwei Stücken, wovon das 
vordere breiter und ſchmal elliptiſch, das hintere ſchmäler und hinterwärts 
in eine ſtumpfe Spitze ausgezogen iſt. Im Unterkiefer ſind die Backenzaͤhne 
ebenfalls von elliptiſcher Form, der erſte hat aber vorn noch einen beſondern 
Anſatz, der ſchmäler und vorwärts zugeſpitzt iſt. 

Vom Knochengerüſte iſt mir allein der Schädel bekannt, der ſich durch 
feine breite kraͤftige Form auszeichnet und in naher Verwandtſchaft mit dem 
des Blindmolls und Sandſpringers ſteht. Der Schädel iſt zwiſchen den Au— 
genhöhlen ſtark eingezogen; der Jochbogen ſehr ſtark, weit abſtehend und ab— 
wärts geſenkt. Das untere Augenhöhlenloch iſt ein kleines einfaches Loch. 
Die foramina ineisiva ſtellen nur kleine ſchwache Spalten dar; der knöcherne 
Gaumen iſt ſehr ſchmal. Der Unterkiefer iſt kurz, aber außerordentlich 
kräftig, mit breiten angeſchwollenen Seitentheilen, einer tiefen und weiten 
Grube ſeitwärts der letzten Backenzähne, einem auswärts gewendeten Winkel— 
anſatze und darüber mit einem dicken Knopfe; der Kronenfortſatz iſt ziemlich 
lang ausgezogen ). 

Die Heimath dieſer Thiere iſt Nordamerika, wo ſie in ſandigen Ge— 
genden gemein ſind. Sie führen eine unterirdiſche Lebensweiſe, graben in 
den Boden, und nähren ſich von Eicheln, Nüßen, Wurzeln und Graͤſern, 
welche ſie in den Backentaſchen nach ihren Höhlen ſchleppen. Im Sommer 
werfen ſie kleine Erdhaufen wie Maulwurfshügel auf; im Winter ſieht man 
ſie aber nicht, auch werfen ſie in dieſer Jahreszeit keine Hügel auf. Als 
verhältnißmäßig große Thiere können fie in bewohnten Gegenden großen Scha⸗ 
den anrichten. Von den franzöſiſchen Reiſenden haben fie den Namen Gauf- 
fres erhalten. 


der für feinen A. canadensis 2 Backenzähne aufführt. Dieſe Angabe rührt davon her, daß er 
den letzten obern Backenzahn für 2 geſonderte Zähne anſieht. 8) Eine ſehr mangelhafte Abbil⸗ 
dung des Schädels von Geomys umbrinus findet ſich in Loup. mag. III. (1839.) p. 596; beſſer 
iſt die, welche Richardſon von G. Douglasii gegeben hat. 


Goffer. 383 


Richardſon zählt (im Report of the sixth meet. of the Brit. 
assoeiat. V. p. 150.) von dieſer Gattung 8 ſichere Arten auf, wozu er ſpäter 
(Zool. of Beechey’s voy. p. 12) eine 9te hinzufügte; fie laſſen ſich nach 
der Beſchaffenheit ihrer Schneide -und wohl auch ihrer Backenzähne in 
2 Untergattungen vertheilen. Bei der erſten, die man mit dem Kuhl'⸗ 
ſchen Namen Saceophorus bezeichnen kann, find die obern Schneidezähne 
längs der Mitte von einer tiefen Hohlkehle ausgefurcht, und die beiden mitt⸗ 
lern Backenzaͤhne ſind ziemlich regelmäßig elliptiſch. Bei der andern Unter⸗ 
gattung dagegen, der man den vom Prinzen von Neuwied gegebenen 
Namen Thomomys belaſſen kann, fehlt dieſe Hohlkehle längs der Mitte 
ganz, und ſoweit das Gebiß bekannt iſt (wie von Geomys Douglasii, Tho- 
momys rufescens, Orycteromys Bottae) find die mittlern Backenzähne 
auf der einen Seite ſpitz ausgezogen, auf der andern ſtumpf: im Oberkiefer 
iſt das ſpitze Ende nach außen, im untern nach innen gewendet. 


) Saecophorus dentibus primoribus superioribus sulco medio exaratis. 
1. A. canadensis Licnr. Der kanadiſche Goffer. 


A. rufescens, lateribus flavicans, infra canus, dentibus superioribus bicanali- 
eulatis. 


Ascomys canadensis. Lichtenſt. in Abh. der Berl. Akadem. 1825. S. 13. mit 
fig. — BRANTS muiz. p. 24. 

Geomys bursarius. RIcnakps. faun. I. p. 203; zoolog. of Beechey’s voy. p. 9.— 
Coy. regn. anim. I. p. 212. 

Geomys cinereus. Rarımeseue, Amer. monthl. mag. 1817. p. 45. 

Saccophorus bursarius. Kuhl Beitr. S. 66. — Expotx, voy. de la Fa- 
vorite. zoolog. I. p. 23. 

Cricetus bursarius. DEsmARr. mamm. p. 312. 

Mus bursarius, Saw in Linn. transaet. V. p. 227. tab. 8; gen. zool. II. 1. 
p- 100. tab. 138. 


Ohne mich auf nähere Deutung des Mus bursarius von Shaw’) 


9) Die kurze Befchreibung von Shaw ſagt weiter nichts als: Mus einereus, cauda tereti 
brevi subnuda, genis saccatis, unguibus palmarum maximis fossoriis. Dieß Exemplar 
wurde durch Jäger aus den obern Theilen des innern Kanada's gebracht. — Nach der Zeich⸗ 


384 Ascomys. 


einzulaſſen, gebe ich gleich Lichtenſteiw's Beſchreibung ſeines A. cana- 
densis. Die Größe iſt die des Hamſters. Der Leib iſt dicht und gleich— 
mäßig mit weichem feinem Pelz überzogen; nur an beiden Seiten des Ober— 
kiefers ſtehn mehrere Reihen feiner weißer Borſten, und ähnliche einzeln über 
und neben den Augen. Von den obern Schneidezähnen hat jeder 2 Rinnen: 
eine ſehr tiefe mittlere und eine ſeichtere längs des innern Randes. Die 
Vorderfüße ſind unter dem Handgelenke mit einem vorſpringenden Knorren 
verſehen. Die Mittelhand iſt kurz und die davon ausgehenden Zehen laſſen 
äußerlich nur ein Glied erkennen, indem das andere ſchon mit der langen 
Kralle umkleidet iſt. Die Kralle der Mittelzehe iſt die längſte und hat der 
Krümmung nach faſt 1“; die des Aten Fingers iſt nur 3 kürzer, die des 
kleinen iſt 44%, die des Zeigefingers 52“ und des Daumens 2 lang. 
Alle Krallen find bogenförmig gekrümmt, ſcharf und durchſichtig. An den Hin- 
terfüßen iſt die mittlere Zehe die längſte, welche mit dem Nagel 5 mißt, hier: 
auf folgt die Zte, dann die Ate, hernach der Daumen, und die äußere Zehe 
ift die kürzeſte, namlich mit ihrem Nagel nur 2 lang. Die Nägel der mitt- 
lern Zehen find ſtark, mäßig gekrümmt, ſtumpf, der längſte nur 2“. An 
den Hinterzehen wird, wie an den vordern, nur ein Glied ſichtbar. — Die 
Farbe der Haare iſt an der Haut tief blaugrau, an den Spitzen auf der 
Rückenſeite röthlichbraun, auf der Bauchſeite gelbgrau, ſo daß die röthlich— 
braune Farbe die ganze Oberſeite, die gelbgraue die ganze Unterſeite vom 
Kinn an überzieht. Der dünne Anflug von Härchen auf dem Schwanze und 
die Krallen find weiß, die Vorderzähne braungelb. — Die Länge iſt 8, 
des Schwanzes 3“; die Entfernung der Schnautze vom vordern Augen— 
rand 1”, vom Handwurzelknorren bis zur Spitze der Mittelkralle 17, vom 
Haken bis zur Mittelkralle 15% — Die Heimath iſt Kanada. 
2. A. mexicanus Licnr. Der mexikaniſche Goffer. 

A. fusco- niger nitore fusco, infra einereus, dentibus primoribus superioribus 
eanaliculo unico medio exaratis. 
Ascomys mexicanus. BRN TS muiz. p. 27. — Eyoorx voy. de la Favorite. 

zoolog. I. 2. p. 23. tab. 8. fig. 5, 6. (Schädel und Zähne). 
Tucan. FERNAND. anim. p. 7. 


nung hat es eine Länge von 9“, und der Laͤngsdurchmeſſer der wie ein Paar Hühnereier A 
teten Backentaſchen beträgt 2“, 


Goffer. 385 


) Castaneus, infra canescens, maculis auricularibus duabus nigro - fuseis. 
y) Saturate nigro - fuscus, maculis gastraei 2 irregularibus albis, eanaliculo 


dentium prim. sup. magis laterali et externe. BRANTS I. e. 


Die unter 6 und » angeführten Abänderungen von Brants find mir 
nicht bekannt, wohl aber habe ich 2 Exemplare der Hauptart vergleichen können, 
von denen das eine der zoologiſchen Sammlung in Würzburg, das andere 
der hieſigen angehört. 

Nachſtehende Beſchreibung habe ich nach dem Exemplare der würzburger 
Sammlung entworfen. Die Geſtalt iſt ſchwerfällig und niedrig. Der Kopf 
groß; die Augen klein, die Ohren nur durch einen ganz kurzen Rand ange— 
deutet; die Backen öffnen ſich mit einem Querſchlitz nach außen, wie es in 
der generellen Beſchreibung angegeben iſt; die Schnurren ſind weder lang, 
noch ſtark. Die Schneidezähne ſind ungemein lang und ſtark, durchgängig 
von gleicher Breite, gerade abgeſchnitten und vorn lebhaft orangegelb, die 
obern in der Mitte mit einer tiefen Laͤngsfurche. Die Vorderbeine ſind merklich 
ſtärker als die hintern, namentlich Zehen und Krallen länger; die Mittelzehe 
iſt die längſte, die beiden ſeitlichen kürzer, was noch weit mehr von der 
äußern gilt, die an Länge nur wenig die kurze Daumenzehe übertrifft. An 
den Hinterfüßen iſt ebenfalls die Mittelzehe die längſte, der jedoch die Ate 
mit gleich großer Kralle nur wenig nachgiebt; merklich kürzer und ſchwächer 
iſt die te, noch mehr die äußere, am meiſten die Daumenzehe, die am wei— 
teſten zurückſteht. Die Krallen ſind gewölbt, gekrümmt, und ſeitlich, zumal 
die vordern, zuſammengedrückt; die Sohlen ſind nackt. Der kurze walzige 
Schwanz iſt nur ganz dünn behaart. Der Pelz iſt ziemlich glatt anliegend 
und nicht beſonders lang. Die Farbe der ganzen Oberſeite nebſt der Außen: 
ſeite iſt glänzend ſchwarzbraun mit ſtarkem braunen Schimmer, wobei die 
Haare gegen die Wurzeln ſchiefergrau ſind. Die Unterſeite iſt ſchiefergrau. 
Die Füße und der Schwanz ſind ſehr ſpärlich und ſchmutzig weißlich behaart; 
die nackte Haut, die an den Füßen und dem Schwanz ſichtlich iſt, ſcheint 
im Leben hell fleiſchfarben zu ſeyn. Die Krallen ſind weißlich hornfarben 10). 
Die Maaße dieſes Exemplares ſind: 


10) Das hieſige Exemplar iſt etwas lichter von Farbe, der Schwanz iſt an der Wurzel auf 
eine ganz kurze Strecke von der Behaarung der Kruppe umgeben im Uebrigen iſt er nackt, wir= 
Suppl. 3. 49 


386 Ascomys. 


Körper, nach der Krümmung .. 10,“ 1 | Kralle der Iſten Vorderzehe .. 0“ 2“ 
— in gerader Linie 9 3 der 2ten = 0 6 
Schwanz Ah 2 3 „der Zten = 0 8 
Obere Schneidezaͤhne, Länge 9 0 der Aten z 0 64 
- - Breite ft. 0 2 -der öten 5 02:24 
Untere - Länge ‚a7, T = der ten Hinterzehe 0 3 
- - Breite ft. 0 2 - - 2ten E Ine 22 


Die Heimath iſt Mexiko, wo dieſe Art beſonders dem Mais großen 
Schaden zufügt. 


3. A. Drummondii Rien. Der drummondiſche Goffer. 
A. dentibus primoribus ut in A. canadensi sulcatis. 


Geomys Drummondii. Rıcnarns. reports of the Brit. associat. V. p. 150 u. 157. 


In feinem, am eben erwähnten Orte mitgetheilten Berichte über die 
nordamerikaniſche Fauna erwaͤhnt Richardſon einer von ihm neu aufgeſtellten 
Art, über die er jedoch nichts weiter ſagt als Folgendes: „Geomys bur- 
sarius und Drummondii haben eine tiefe gerundete Furche in der Mitte 
der Vorderfläche der obern Schneidezähne, außer der feinen Furche am innern 
Rande. Die untern Schneidezähne find bei A. Drummondii vollkom- 
men eben.“ 


3) Thomomys NEUW., dentibus primoribus laevigatis. 


wifchen dieſer vom Prinzen von Neuwied 11) errichteten Gattun 
3 9 


telfoͤrmig geſchuppt, mit kurzen ſchwarzen Borſten beſetzt. Der Körper mißt nach der Krümmung 13“ 
(in gerader etwas über 11°); der Schwanz in feinem nackten Theile 4“ 10“; die Kralle der 
2ten Vorderzehe 7. Brants giebt den Körper zu 13“, den Schwanz zu 3“ 4 an. 11) Fol⸗ 
gendes iſt das Weſentliche aus des Prinzen Charakteriſtik feiner Gattung Thomomys. „Schneide 
zaͤhne außen glatt. Backenzähne 4, ohne getheilte oder eigentliche Wurzeln. Im Oberkiefer ſind 
es rückwärts ſtrebende Cylinder; ihre Mahlfläche glatt, ohne Zacken, in der Mitte vertieft, am 
Rande ringsum erhöht, eine elliptiſche Scheibe darſtellend, deren längſter Durchmeſſer quer geſtellt 
und das äußere Ende mehr zugeſpitzt als das innre iſt. Der erſte obere Zahn beſteht aus 2 Cy— 
lindern, wovon der vordere der kleinere. Die untern Backenzähne ſind wie die obern, ſtreben aber 
vorwärts, und die ſpitzigen Winkel ihrer Mahlflächen ſtehn nach innen. — Geſtalt des Thiers 
maulwurfsartig; Kopf abgerundet; Auge klein; Ohröffnung blos von einem Hautrande umgeben. 


Goffer. 387 


und Ascomys finde ich keinen andern Unterſchied, als daß bei jener die 
Schneidezähne auf der Vorderflaͤche ohne, bei dieſer mit der ſtarken Auskeh—⸗ 
lung längs der Mitte verſehen ſind. Dabei ſind ſie bei einigen Arten ganz 
glatt, andere haben gegen den innern Rand noch eine feine Furche !?). 


4. A. rufescens Nzuw. Der röthliche Goffer. 
A. supra rufescens, infra canus, cauda albida. 


Thomomys rufescens. Pr. v. Neum. in den nov. act. Bonn. XIX. I. p. 377. 
Oryctomys (Saccophorus) Bottae. Eypoux et Gervaıs. voy. de la Fave- 
rite. zoolog. I. 2. p. 23. tab. 8. fig. 4. (Zähne). 


Des Prinzen von Neuwied Beſchreibung lautet: Obertheile grau— 
braun, etwas röthlichbraun und dunkelgraubraun gemiſcht, indem die Haare 
an der Wurzel dunkelaſchgrau, an der Spitze röthlichbraun ſind. Untertheile 
überall fahl weißlichgrau oder ſchmutzig weißlich, die Haarwurzeln aſchgrau; 
Umgebung der Backentaſchen kaum merklich mehr röthlichgelb. Naſenkuppe 
hell karminroth; Schneidezähne außen hell orangegelb; Sohlen und Krallen 
hell fleiſchroth, letztere mehr weißlich. Bartborſten und Schwanz weißlich. 


Gan e neee, eee 
Schwanz mit Haaren . 2 7 Vordere Sohle 1 0 
Kopf RL. Falle G 1 8 Hintere = SR 1 ı 
Breite zwifhen den Ohren . 0 9 Längſte Kralle vorn 0 52 
Vom Auge zur Naſe 0 92 = „hinten 0 2 
Bartborſten on Breite des Hinterfußes 0 43 


Hinter jedem Mundwinkel öffnet fi die große äußere Backentaſche; die horizontal verlaufende und 
unter dem Ohr endigende Spalte iſt 13“ lang. Die Backentaſchen laufen noch über die Schul— 
tern hinweg und find innerlich und äußerlich dicht behaart; die Vorderfüße find 5zehig; die Mit- 
telzehe die längſte, Daumen ſehr kurz und benagelt; alle Zehen mit ſtarken Grabekrallen, Hinter— 
füße ebenfalls 5zehig, die Krallen kürzer; Sohlen nackt. Schwanz ziemlich kurz und fein behaart. 
Pelz maͤuſeartig dicht und ſanft, mit ſtarker Grundwolle.“ 12) Richard ſon bemerkt in dieſer 
Beziehung (reports of the Brit. associat. V. p. 157.), daß bei Geomys bulbivorus und um- 
brinus die Schneidezähne ganz glatt find, daß bei borealis und talpoides die obern eine ſehr 
feine Furche am innern Rande und bei Douglasii alle eine ſolche haben, nämlich die obern am 
innern Rande und die untern am äußern. 


49 * 


388 Ascomys. 


Es ſoll weit größere Exemplare geben als das beſchriebene. Dieſe 
Wühlmaus iſt zahlreich in den Prairien des obern Miſſuri bis zum Fels— 
gebirge. Sie lebt wie der Maulwurf unter der Erde, gräbt weitläufige, 
winkelige Gänge und wirft ebenfalls Erdhaufen auf. Bei warmem Wetter 
kommt ſie oft an die Oberfläche. Sie ſoll ihre Jungen, die an den Zitzen 
feftgefaugt find, mit ſich herum tragen 13). 


» 


5. A. bulbivorus Rıcn. Die Camasratte. 


A. supra inter castaneo - et flavido- fuscum intermedius, infra griseo - fuscus; 


labiis, maxilla inferiori saceulisque albidis; cauda pallide brunea. 


Geomys bulbivorus. Rıcuarps. zool of Beechey’s voy. p. 13. 
Diplostoma? bulbivorum. Rıcnarns. faun. I. p. 206. tab. 18 B. 


Wegen der glatten Oberfläche der Schneidezähne gehört die Camasratte 
zur Untergattung Thomomys. Nach Richardſon's Beſchreibung iſt die 
Geſtalt maulwurfsähnlich, der Kopf dick, die Schnurren kurz, die Augen 
klein, die Ohren fehlend. Die Schneidezähne ragen frei hervor, ſind auf 
der vordern Fläche ohne Furchen, nur die untern länger. Der Mundſpalte 
iſt vertikal und faſt 1“ lang; die Lippen, welche eigentlich rechts und links 
und nicht oben und unten ſind, ſind weiß behaart. An jeder Seite iſt eine 
weite, auswärts geöffnete Taſche !!). Die Beine find kurz und 5zehig mit 


13) Mit dieſer Art iſt der Oryetomys Bottae entweder identiſch, oder doch ſehr nahe ver— 
wandt. Nach der Angabe von Eydoux iſt er roͤthlichfalb, an der Kehle und unter den Backen— 
taſchen heller, die Ober- und Unterſchenkel find falb wie der Körper, und die 4 Extremitäten 
ſchmutzig weiß. Die ganze Länge iſt 8“, des Schwanzes insbeſondere 2“, Botta brachte dieſes 
Exemplar aus Kalifornien. 14) Die Taſche iſt an ihrer Mündung am weiteſten; ihr vorderer 
Rand beginnt an der Naſenſeite (4 von der Spitze) und indem er abwärts zieht, vereinigt er 
ſich mit dem Unterkiefer, etwas mehr als 1 Zoll von der Inſertion der Schneidezähne. Die Außen— 
wand der Taſche iſt mit Haaren von derſelben Qualität und Farbe als der Kopf beſetzt, und wenn 
das Thier von der Seite geſehen wird, ſcheinen die Backen nur etwas aufgetrieben zu ſeyn, zeigen 
aber keinen häutigen oder ſackähnlichen Vorſprung wie die Backentaſchen vpn Geomys. Innen 
ſind die Taſchen mit kürzern und gröbern Haaren beſetzt. Jede Taſche hat ausgedehnt eine halb 
becherförmige Höhle; die Entfernung von der Vereinigung ihres obern Randes mit der Naſe bis 
zu der ihres untern Randes mit dem Kinn beträgt ohngefähr 2 Zoll, und ihre Tiefe eben ſoviel. 


Goffer. 389 


langen Krallen 18). Der Schwanz iſt kurz, rund, und dünn mit blaßbraunen 
Haaren beſetzt. Der Pelz iſt kurz und ähnlich dem der Feldmäuſe. Die 
Oberſeite hat eine Farbe zwiſchen Kaſtanien- und Gelblichbraun, was auf 
dem Scheitel am dunkelſten iſt. Die Lippen, der Unterkiefer, die Fütterung 
(lining) der Taſchen und die Aftergegend ſind weiß. Dicht am Obertheil 
jeder Mundſeite iſt ein rhomboidaler leberbrauner Fleck. Die Rückenhaare 
ſind, wie gewöhnlich bei den Feldmäuſen, von der Wurzel bis nahe an die 
Spitze dunkel bleigrau. 


Kopf und Leib II“ 0“ Vordere Mittelkralle .. 0“ 3. 
Kopf; 3 0 Fuß mit Mittelkralle 1 6 
Kopfbreite hinter den u geb bei 0 5 Hintere Mittelkralle 0 2 
getriebenen Taſ chen. 3 6 Obere Schneidezähne; Dervorragen- 0 6 
Schwanz 2 Na 2 8 Untere = de Theil 0 9 
Hand mit Mittelkralle TR TO Rückenhaare . 0 6 


Richardſon hat dieſe Beſchreibung nach einem e im Hud⸗ 
ſonsbay-Muſeum entworfen, und Douglas benachrichtigte ihn, daß das 
Thier an den Ufern des Columbiaflußes unter dem Namen der Camas-Ratte 
bekannt iſt, weil es die Zwiebelwurzeln der Camas (Seilla esculenta) am 


liebſten frißt. 
6. A. umbrinus Rien. Der umbrafarbige Goffer. 


A. supra umbrinus, subtus griseus, gula pedibusque albidis, dentibus primo- 
ribus laevigatis. 


Geomys umbrinus. Ricu#arps. faun. I. p. 202. 


Der Kopf ift groß, die Naſe breit und ſtumpf; die Schneidezähne ohne 
Furche und tief gelb. Die Backentaſchen ſind ſchmutzig fahlbräunlich und 


15) Die Vorderfüße ſind oben behaart; die Sohlen nackt mit einer großen Schwiele am Hin— 
tertheil, hinter welcher ein Büſchel weißer Haare ſteht. Die Zehen ſind kurz, die mittlere am 
längſten. Die Krallen lang, ſtark, ſchwach gebogen und ſehr zuſammen gedrückt; die mittlere die 
längfte, die des Daumens und der Außenzehe am kürzeſten, ſonſt aber ähnlich, indem der Dau- 
mennagel von dem runden, ſtumpfen und flachen der Zieſel verſchieden iſt. Die Hinterfüße ſind 
oben behaart, die Sohlen nackt. Die erſte und fünfte Zehe find fo viel kürzer und rückwärts. 
ſtehender als die andern, daß die Hinterfüße auf den erſten Anblick 3zehig ausſehen. 


390 Ascomys. 


allenthalben auf der Außenſeite mit ſehr kurzen weißlichen Haaren beſetzt; ihre 
Mitte liegt dem Ohre gegenüber und ihr Vorderrand dehnt ſich zwiſchen dem 
Auge und Mundwinkel aus. Der Schwanz iſt behaart und ſo lang als der 
Kopf. Der Pelz iſt weich und glaͤnzend. Die Farbe der Haare iſt auf 
dem größten Theil ihrer Länge ſchwärzlichgrau. Auf den obern und Seiten— 
theilen des Kopfes und über den ganzen Rücken ſind die Haarſpitzen faſt 
rein umbrabraun, am dunkelſten am Kopfe, und etwas mit Kaſtanienbraun 
untermiſcht an den Seiten. Der Unterleib und die Vorder- und Hinterbeine 
ſind blaß grau, an einigen Stellen mit bräunlichem Anflug. Die Mund— 
ſeiten ſind dunkelbraun, mit einigen weißen Haaren. Kinn, Vorderhals, Füße 
und Krallen ſind weiß. Der Schwanz iſt mit graulich weißen Haaren 
dicht beſetzt. ö 

0“, [Vom Handgelenk zur Spitze der 


Körper. 8 

Schwanz 1 itte fe ee 200 
Kopf ee BERN. BER (8 Mittlere Borderkralle . - . .. 0 4 
Von der Nafe zum Auge 0 9 Hinterfuß mit Mittelkralle . 1 0 


Richard ſon erhielt das beſchriebene Exemplar von Cadadaguios, einer 
Stadt im ſüdweſtlichen Theil von Luiſiana. 


7. A. talpoides Rıca. Der vierzehige Goffer. 


A. supra subtusque cano-niger, gula caudaque brevi albis, pedibus posticis 
subtetradactylis; dentibus primoribus superioribus sulco subtilissimo submarginali. 


Geomys? talpoides. Rıcuarns. faun. I. p. 204. 


Da Richardſon an dem einzigen Exemplare die Backenzaͤhne nicht 
unterſuchen konnte, auch die Backentaſchen beim Ausſtopfen theilweiſe umge— 
ſtülpt wurden, ſo bleibt einiger Zweifel über die Stellung dieſer Art, doch 
wird ſie wegen ihrer Aehnlichkeit mit A. Douglasii und umbrinus hieher 
gehören. Der Kopf iſt ziemlich klein, die Naſe ſtumpf; die obern Schneide— 
zähne haben eine feine Furche am innern Rande, die untern ſind ungefurcht. 
Die Backentaſchen ſind außen mit Haaren von der Rückenfarbe, unten aber 
und an ihrem hintern Rande mit weißen beſetzt. Am Kopf und Rumpf hat 
der feine Pelz nach ſeiner ganzen Länge eine graulichſchwarze Farbe, mit 
ſchwachem braͤunlichen Schimmer, je nach dem Lichte. Kinn und Vorderhals 


% 


Goffer. 391 


ſind weiß, auch der kurze Schwanz iſt mit weißen Härchen dicht bedeckt. 
Die Vorderfüße find Azehig nebſt einem Daumenrudiment. An den Hinter: 
füßen iſt das Rudiment der Sten Zehe ſo klein, daß es nur nach genauer 
Unterſuchung entdeckt werden konnte. 


Körper?: m ae 7° 2° | Von der Handwurzel zur Spitze der 
Schwanz 0 Mitttelkrale “ 8 0, 103° 
Von der Naſe zum Auge 0 9 Mittlere Vorderkralle .. 0 4 
Müh a 0 6 Hinterfuß mit Mittelkralle . 0 11 


Das beſchriebene Exemplar kam von der Hudſonsbay, und Richard— 
ſon vermuthet, daß dieſe Art auch an den Ufern des Saskatſchewan zu 
Hauſe ſeyn möchte. 


8. A. borealis Ricn. Der nordiſche Goffer. 
Geomys borealis. RIcAR DS, report of the Brit. associat. V. p. 150. u. 157. 


Richardſon, der neuerdings dieſe Art aufſtellte, ſagt von ihr weiter 
nichts, als daß ihre Schneidezähne wie bei A. talpoides beſchaffen ſeyen. 


9. A. Townsendii Ricn. Der Towuſendiſche Goffer. 


Geomys Townsendii. RicnaRDs. zool. of Beechey’s voy. p. 12°. 


Auch über dieſe Art liegt nur eine unbefriedigende Notiz von Rihardjon 
vor: „Dr. Bachman überſandte mir Exemplare zweier Arten von Goffers, 
die von Townſend in den Ebenen des Columbiaflußes gefangen wurden. Die eine, 
der G. Douglasii, hat oben eine roſtbraune Farbe, einen haarbraunen Un: 


terleib und ſchwärzlichen Kopf; Schwanz, Füße und Taſchen ſind weiß. 


G. Townsendii differirt, indem er den holzbraunen (wood - brown) 
Rücken von G. borealis hat und unterſcheidet ſich von letzterem durch längeren 
Schwanz. Der Körper von G. Townsendii mißt 73“, der Schwanz 223”. 
Ein Exemplar des G. borealis von gleicher Körpergröße hat einen Schwanz, 
der nur wenig über einen Zoll lang iſt und ganz dem eines jungen G. Town- 
sendii gleichkommt, deſſen Körper nur 55 Zoll mißt.“ Da die Beſchaffen⸗ 
heit der Schneidezähne nicht angegeben iſt, ſo ſteht dieſe Art hier nur 
problematiſch. 


392 Ascomys. 


10. A. Douglasii Rieu. Der rußige Goffer. 

A. supra fuliginosus, subtus pallidior, capite nigricante; sacculis buecalibus, 
pedibus caudaque albidis; dentibus primoribus omnibus sulco subtili submarginali 
signatis. 

Geomys Douglas ii. Rıcnaros. faun. I. p. 200. tab. 18 C. fig. 1—6. (Schädel); 
zool. of Beechey’s voy. p. 12 *. 


Geſtalt maulwurfsähnlich, Kopf groß und niedergedrückt. Schneidezähne 
orangefarbig: die obern mit einer feinen, aber deutlichen Furche auf der Vor— 
derſeite nahe am innern Rande; die untern mit einer ähnlichen Furche am äußern 
Rande. Backentaſchen groß, dem Daumen eines Frauen-Handſchuh's nach 
Form und Größe ſehr aͤhnlich, und an den Kopffeiten herabhängend 16). 
Die Schnurren ſind kurz und weich; die vordern Krallen ſtark, gekrümmt 
und ohngefähr ſo lang als ihre Zehen. Der Schwanz läuft ſtumpf zu, iſt 
behaart, zumal gegen die Wurzel und macht mehr als die Hälfte der Rumpf: 
länge aus. Der Pelz iſt kurz, weich und dicht. Die Farbung der Ober— 
feite iſt einförmig rußbraun (dusky- brown), der Unterſeite etwas lichter, 
des Kopfes ſchwärzlich. Taſchen, Füße und Schwanz ſind weiß. 


Körbe,, Von der Nase zum ug; 
Schwanzwirbel 2 10 Hand nebſt Mittelkraltle .. 1 0 
Kopf; e leine Vordere Mittelzehe (ohne Kralle) 0 4 
Bagenkaſche n Hinterfuß mit Mittelkralle . 1 2 


Die Heimath iſt an der Ausmündung des Columbia, wo Douglas dieſe 
Art entdeckte. Nach ſeiner Angabe fühlt ſich am lebenden Thiere die Außenſeite 
der Taſche kalt an, hat gefüllt eine längliche Form und zieht ſich leer bis auf 
+ ihrer Länge zuſammen. Wenn das Thier ſeine Taſchen entleeren will, fett 
es ſich wie ein Eichhörnchen auf und drückt ſie mit dem Kinn und den Vorder— 
pfoten gegen die Bruſt. Dieſe kleinen Taſchenmäuſe finden ſich um Fort Van— 
couver, wo ſie die Abhaͤnge der Hügel bewohnen und im ſandigen Boden graben. 


16) Die Backentaſchen ſind blaß fahlbräunlich (buff colour) und von weicher häutiger Be— 
ſchaffenheit, außen faſt kahl, nur mit vereinzelten kurzen, weißen Härchen beſetzt, mit einem dunk— 
lerem Adernetz. Ihre Oeffnung innerhalb des Mundes iſt weit genug, um die Spitze des kleinen 
Fingers einzulaſſen. Die Vorderſeite der Taſche iſt hinter dem Auge und die Hinterſeite iſt dem 
Ohre gegenüber; ihr Ende, welches beim Gehen des Thiers den Boden berühren muß, iſt ſehr ſtumpf. 


Sandgräber. 393 
XXXIV. BATHYERGUS. Der Sandgräber. 


Dentes primores superiores sulco longitudinali divisi; oculi 
minuti, auriculae nullae; ungues anteriores validi, lateraliter com- 
pressi; cauda brevissima. 


Die Geſtalt der Sandgräber **) iſt ganz die der Erdgräber, alfo 
dick und maulwurfsartig. Der Kopf iſt breit und abgeſtumpft, ohne äußere 
Ohren, mit kleinen Augen und breiter knorpeliger Naſenkuppe; die Schnur: 
ren werden beſonders lang und drahtſteif. Die Beine ſind kurz und vorn wie 
hinten fünfzehig. An den vordern iſt der Daumen kurz mit kleinem gekrümm— 
ten Nagel, der Zeigefinger iſt am längſten und die folgenden nehmen grad— 
weiſe an Laͤnge bedeutend ab; dieſe 4 Vorderzehen haben ſehr lange, gekrümmte, 
von beiden Seiten ſtark zuſammengedrückte Krallen. An den Hinterfüßen iſt 
die mittlere Zehe die längſte, die andern nehmen beiderſeits in ziemlich glei— 
cher Weiſe an Größe ab; die Nägel ſind hier kürzer, breiter und ſtark ge— 
wölbt. Der Schwanz iſt ein kurzer Stummel, mit ſtrahlenartig geſtellter 
und dichter Behaarung. Die Behaarung iſt dicht, und ausnehmend weich 
und fein anzufühlen. 

Die Schneide-Zähne, zumal die untern, ſind ſtark entwickelt und weit 
vorragend; jeder der beiden obern iſt auf ſeiner Vorderfläche mit einer tiefen 
Längsfurche verſehen, die untern dagegen find auf ſelbiger glatt. Der Baden- 
zähne giebt es 3, die nach hinten etwas an Größe abnehmen, im Ober: 
kiefer eine ſchmälere, im Unterkiefer eine etwas breitere elliptiſche Form an— 
nehmen. Vor der Abnützung zeigt die Kauflaͤche jederſeits eine Querfurche, 
welche mit dem Alter immer kleiner wird und zuletzt ganz verſchwindet, fo 
daß dann der Schmelz eine einfache elliptiſche oder rundliche Form hat, 
welche den etwas ausgehöhlten und dunkel gelbbraun gefärbten Kern um— 


ſchließt 18). 


17) Illiger hat dieſer Gattung den Namen Bathyergus gegeben, den Fr. Cuvier ſpä— 
ter in Oryeterus umwandelte, ihn jedoch wieder mit dem erſteren vertauſchte, nachdem er mit 
den Arbeiten jenes Naturforſchers genauer bekannt wurde. Es muß daher Illiger's Benennung 
beibehalten werden, zumal da ſie die ältere iſt; da er jedoch, wie dieß Wiegmann (Arch. I. 2. 
S. 338) bereits bemerklich machte, die Gattung unrichtig definirte, fo daß ihre Merkmale auf 
Mus capensis paſſen, ſo habe ich ſie nach unſern Exemplaren berichtigt. 18) Abgebildet iſt das 

Suppl. 3. 50 


394 Bathyergus. 


Der Schädel 10) iſt im Allgemeinen von der Form der Erdgräber, 
aber noch kraͤftiger, der Winkeltheil des Unterkiefers noch mehr flügelartig 
ausgebreitet, zugleich hinterwärts nicht abgerundet, ſondern in einen Fortſatz 
ausgezogen; das untere Augenhöhlenloch eben ſo klein und von ähnlicher Form 
wie bei Georhychus capensis. 

Der Darmkanal 20) iſt in einigen Stücken von dem der Erdgräber 
abweichend. Der Blinddarm iſt kurz und zellig. Der Grimmdarm beginnt 
mit einem weiten Sack, dann bildet er eine ſtarke lange Schlinge und behält 
in dieſer ganzen Ausdehnung einen großen Durchmeſſer und abgeſchnürte Wan— 
dungen. Erſt nach der zweiten Beugung, die er, bevor er ſich gegen den 
After wendet, macht, zieht er ſich zuſammen und nimmt eine gleichmäßige 
Weite an. 

Die Heimath iſt Südafrika; man kennt nur eine Art. 


1. B. Suillus Scurer. Der Sandmoll. Tab. CCIV. B. 
B. dilute rutilo- einereus, infra canus. 


Mus Suillus. Schreb. IV. S. 715. tab. 204. B. (fig. Allam.). 

Mus maritimus. Linn. GMEL. XIII. p. 140. 

Bathyergus maritimus. Desmar. mammif. p. 324. — BRANTS muiz. p. 33. 

Orycterus maritimus. Fr. Cov. dents des mammif. p. 173. tab. 64. (Zähne). — 
Coy. regn. anim. I. p. 211. 

Taupe des dunes. Arramanp. Borr. suppl. V. p. 24. tab. 10. 


Da Schreber's Benennung Suillus älter iſt als die Gmelin’fce, 
fo muß jener der Vorzug gegeben werden. Die Maaße unſers größten Ex⸗ 
emplars ſind folgende. 


Körper, nach der Krümmung .. 16“ 4 | 2te (größte) vordere rale EZ 
= in gerader Linie.. 14 8 öte = = 22 12.020467 
Schweifrübe . - » -» . - 2 Zte (größte) hintere = eee 


Im Uebrigen iſt Schreber's Beſchreibung zu vergleichen. 


Gebiß von Fr. Cuvier in den Dents des mammif. p. 178. tab. 64. 19) Schädel und 
Skelet iſt von Pander und d' Alton in den Skeleten der Nager II. tab. 3. abgebildet. Der 
Schädel überdieß in den Ann. of nat. hist. VIII. tab. 2. fig. 1. 20) Cuv. leg. d’anatom. 
comp. IV. 2. p. 250. 


Sewellel. 395 
XXXV HAPLODON. Der Sewellel. 


Corpus breve erassum; pedes breves, 5-dactyli, unguibus 
antipedum longissimis; cauda brevissima; dentes molares 3, sim- 
plices, obducti, excavati, lateraliter carinati. 


Die Gattung Aplodontia (oder wie fie Wagler 21) richtiger Haplo- 
don nannte) hat Richardſon aufgeftellt und folgendermaſſen charakteriſirt. 
Der Leib iſt dick und kurz wie bei einem Kaninchen; der Kopf flach und 
breit; die Naſe etwas gebogen und ſtumpf; die Augen klein; die Ohren kurz, 
abgerundet, von menſchlicher Form und dicht behaart. Backentaſchen fehlen. 
Die Beine ſind kurz und ſtark; die Sohlen nackt; die Füße mit 5 kurzen 
und ganz getrennten Zehen verſehen; an den Vorderfüßen iſt wie bei den 
Murmelthieren die Ste (Mittel-) Zehe die längſte, die Ate etwas kürzer, die 
2te ohngefaͤhr 2“ kürzer als die Zte, und die Ste kaum kürzer als die 2te 
und beträchtlich länger als der Daumen. Die Krallen, zumal die vordern, 
ſind ſehr lang, ſtark, zuſammengedrückt und nur wenig gekrümmt. Der 
Schwanz iſt ſehr kurz und unter dem Pelze verſteckt. Zitzen ſind 6 vorhan— 
den; das vordere Paar liegt zwiſchen den Vorderbeinen. 

Die Schneidezähne ſind ſtark und ungefurcht. Backenzähne ſind 
4 vorhanden, die einfach und auf der Krone ganz flach ſind. Der Iſte im 
Oberkiefer iſt klein, cylindriſch, zugeſpitzt und liegt an der innern Ecke des 
zweiten. Die übrigen Backenzähne ſind in ihrer Struktur einfach, ohne Wur— 
zeln, und haben etwas concave Kronen, die blos von Schmelz eingefaßt ſind, 
ohne Querleiſten und Vorſprünge. Längs der aͤußern Seite der obern und 
der innern der untern verläuft eine vorſpringende Leiſte. Der te Zahn im 
Ober- und der Iſte im Unterkiefer ſind etwas größer als die übrigen; jener 
hat auch an ſeiner vordern Ecke einen Vorſprung, der eine zweite, jedoch 
kleinere Leiſte bildet, innerhalb welcher der erſte kleine Zahn liegt. 

Man kennt nur eine einzige Art, die in Nordamerika zu Hauſe iſt, in 


21) Natürl. Syſt. d. Amphib. S. 22. — Wie ſchon erwähnt, ſtelle ich dieſe Gattung, die 
mir aus Autopſie nicht bekannt iſt und von der es nicht einmal eine Abbildung giebt, nur vermu— 
thungsweiſe hieher. Auf keinen Fall gehört ſie zur Familie der Eichhörnchen, wohin ſie Water— 
houſe anhangsweiſe ſtellte, da der ganze Schädelbau gegen eine ſolche Zuſammenſtellung ſpricht. 

50 * 


396 Haplodon. 


kleinen Geſellſchaften lebt, von vegetabiliſchen Subſtanzen ſich nährt und in 
Gruben ſich aufhält. 


1. H. leporinus Rıcnaros. Der Sewellel. 
H. fuscus, subtus cano- bruneus; macula gulari alba. 


Aplodontia leporina. RIcnaRDSs. zool. journ. 1829. p. 335.; faun. I. p. 211. 
tab. 18 C. fig. 7 — 14. (Schädel und Füße). 

Anisonyx? rufa. RarIxEsaun, amer. monthl. mag. 1817. p. 45; Desmar. 
mamm. p. 330. 

Arctomys rufa. Harran faun. p. 308. 

Sewellel. Lewıs and CLARE trav. III. p. 39. 


Der Pelz befteht aus kurzen, gedrängt ſtehenden, 5 — 6 langen Haa⸗ 
ren, die mit längern untermengt ſind. Die Farbe des Rückens hält das 
Mittel zwiſchen Umber- und Kaſtanienbraun, ohne röthlichen Anflug, und ſie 
wird dunkler durch die vielen langen ſchwarzen Haare, die über den Rücken 
verſtreut find. Der Unterleib iſt graulich- oder nelkenbraun. Die Naſe iſt 
kurz behaart, faſt von der Farbe des Rückens; die Lippen ſind weißlich; 
auf dem Vorderhalſe findet ſich ein großer, rein weißer Fleck. Der Pelz iſt 
übrigens ohne Glanz und Schönheit; die Rückenhaare ſind von der Wurzel 
bis gegen die Spitze graulichſchwarz. Die Schnurren, welche länger als der 
Kopf ſind, ſind theils ſchwarz, theils weiß; die Schneidezaͤhne gelb, die 
Krallen weiß. 


Körger d en eee eee DA a Miktelkralle e ⁵Rn’ꝭà 027 6 
Schwanz; 06 Vöm Klie zur Ferſſfe 2 
Vom Ellenbogen zum Handgelenk. 2 0 Von da bis zur Mittelkralle .. 2 0 
Von da zum Ende der Mittelkralle 1 9 Hintere Mittelzehe nebſt Kralle . 0 9 
Mieze > e e 


Die Heimath iſt das weſtliche Nordamerika, wo dieſe Art gemein iſt 
am Cowlidiske, einem der nördlichen Zuflüſſe des Columbiafluſſes und zwi— 
ſchen dieſem und dem Hafen Whitby. 


397 
VIII. Familie. 


Murin a. Mäuſe. 


Oculi distincti, auriculae et cauda plus minus exserta; artus 
posteriores anterioribus longiores, pedes anteriores digitis 4 et 
verruca hallucari, posteriores 5-dactyli; cauda nuda aut parce pi- 
losa; foramen infraorbitale longitudinale, supra dilatatum, infra 
angustatum; mandibulae angulus rotundatus; dentes primores in- 
feriores acuminati. 


Die Familie der Mäufe ift wie an Gattungen, fo auch an Arten und 
Individuen, die zahlreichſte aus der ganzen Ordnung. Gleichwohl ſind die 
Differenzen im äußeren Habitus meiſt wenig erheblich, daher zur ſichern 
Unterſcheidung der Gattungen das Gebiß, in welchem eine deſto größere Man— 
nichfaltigkeit obwaltet, immer zur Hülfe gezogen werden muß. 

Als Familie charakteriſiren ſich die Mäuſe am ſchärfſten durch die Be— 
ſchaffenheit ihres Schädels und Gebiſſes. Der Schädel iſt in die Länge ge— 
ſtreckt, was beſonders auch von den Stirnbeinen gilt, die in der Augen— 
höhlengegend immer verſchmälert ſind und denen hintere Orbitalfortſätze, wie 
fie bei den Hörnchen vorkommen, ganz abgehen 22). Von einer eigenthüm⸗ 
lichen Form iſt das untere Augenhöhlenloch und hiedurch dieſe Familie am 
meiſten von den andern unterſchieden. Der Jochfortſatz des Oberkiefers ent- 
ſpringt nämlich, wie gewöhnlich, mit zwei Aeſten: der obere iſt kurz und wendet 
ſich aus- und etwas abwärts, der untere Aſt ſtellt eine breite, vorwärts vor: 
ſpringende Platte dar, die ſenkrecht in die Höhe ſteigt und vom untern 
Augenhöhlenloch nur einen ſchmalen vertikalen Schlitz frei läßt, deſſen Ver— 
engung dadurch herbeigeführt wird, daß das Oberkieferbein der erwähnten 
Platte gegenüber eine blaſig aufgetriebene Taſche bildet, die in die Naſen⸗ 
höhle führt und zu der vom Augenhöhlenloch aus ein freier Zutritt ſtattfindet. 
Erſt oberhalb jener Taſche kann das Augenhöhlenloch ſich ausbreiten, ohne 
jedoch auch hier eine ſonderliche Weite zu erlangen. 


22) Selys Longchamps (Micromammal. p. 120) ſpricht zwar bei den Waſſerratten 
von einer apophyse surorbitaire du frontal, dieſer Fortſatz gehört jedoch nicht dem Stirnbein, 
wie er meint, ſondern dem Schläfenbeine an. 


398 Murina. 


Von der eben beſchriebenen Form habe ich das untere Augenhöhlen— 
loch bei Mus, Cricetus, Cricetomys, Meriones, Euryotis, Psammomys, 
Rhombomys, Mystromys, Sminthus, Hesperomys, Sigmodon, Neo- 
toma und Hapalotis gefunden; Waterhouſe fügt noch Reithrodon bei. 
Von Crieetus auratus bemerkt er, daß die Platte ausnahmsweiſe nicht fo 
weit vorſpringe, um die untere Oeffnung, welche in die Naſenhöhle führt, 
zu bedecken. Von Hydromys chrysogaster giebt er an, daß die Knochen: 
brücke über das Augenhöhlenloch, welches größer als gewöhnlich iſt, noch 
etwas ſchmaͤler ſey. Auch bei Dendromys finde ich, daß die Platte nicht 
ſo weit vorreicht, als bei andern Mäuſen, was bei den Arvicoliden ohnedieß 
Regel iſt. 

Der Jochbogen iſt ſchwach und gewinnt nur bei den Arvicoliden eine 
etwas merklichere Stärke; das Jochbein ſelbſt iſt blos ein ſchwaches Stäbchen. 

Am Unterkiefer iſt der abſteigende Aſt flach, der Winkel abgerundet, 
der Kronfortſatz deutlich entwickelt. 

Das Gebiß unterſcheidet ſich von dem der Wurfmäuſe ſchon gleich 
durch die ſchmale Form der untern Schneidezaͤhne, die an ihrem Rande nicht 
geradlinig abgeſchnitten ſind, ſondern in eine verſchmälerte und abgerundete 
Spitze auslaufen. Die Normalzahl der Backenzähne iſt 3, die als ungemeine 
Seltenheit auf 4 ſich ſteigert und nur in einem Falle auf 2 herunter ſinkt. 

Die Gattungen gruppire ich nach folgendem Schema 23). 


a) Molares 2. 
Hydromys. 
b) Molares 3. 


a) M. tuberculati. f) M. plani, oppo- ꝓ) M. alter natim 


site ineisi. ineisi. 
Mus. Mystromys. 2 ( Sigmodon. 
Cricetus. Rhombomys. = Neotoma. 
Cricetomys. Psammomys. 2 { Hesperomys. 
Phloeomys. Meriones. 8 Reithrodon. 
Hapalotis. Euryotis. 2 


23) Von Saecomys muß der Schädelbau beſſer bekannt werden, was gleichfalls für Ako- 
don und Pseudomys gilt. 


Schwimmratte. 399 


Pseudomys. > Myodes. 
Dendromys. = Hypudaeus. 
Akodon. 2. (Fiber. 
. 
E 
® 
c) Molares 2. 
Sminthus. 
d) Molares 4. 
a) M. tuberculati. 6) M. plani, inc isi. 
Perognathus. Saccomys. 


Die Mäufe bilden eine Familie, welche über die ganze Erde, ſelbſt über 
Neuholland, verbreitet ift. 


a) Molares 3. 


XXXVIL. HYDROMYS. Die Schwimmratte. 


Dentes molares 3, e 2-3 acetabulis excavatis compositi; au- 


riculae parvae, corpus elongatum, pedes 5-dactyli, posteriores 
palmati; cauda longa teres, pilis brevibus vestita. 


Geoffroy hat dieſe Gattung errichtet, wobei er ihr jedoch noch den 
Schweifbiber zufügte, der indeß nach Schädel und Gebiß generiſch abweicht 
und daher ſpäter von Hydromys abgeſondert wurde. Die Geſtalt iſt une 
gemein langſtreckig und wegen der kurzen Beine niedrig. Die Schnautze iſt 
ſtumpf, die Schnurren ſtark und von Kopflänge, die Ohren klein, abgerun⸗ 
det und mit einigen feinen Haͤrchen beflogen. Die Füße find 5 zehig; die 
vordere mit kurzer Daumenwarze und die übrigen 4 Zehen, unter welchen die 
dritte etwas länger iſt, ganz getrennt. Die Hinterfüße haben breite nackte 
Sohlen und ihre ſtarken und langen Zehen ſind durch eine Schwimmhaut 
verbunden, welche jedoch die äußere Zehe ziemlich frei läßt. Die Krallen 
ſind alle ſichelförmig, die hintern viel länger und ſtärker als die vordern. 
Der Schwanz iſt faſt von Leibeslänge, im Umfange gerundet, ſpitzt ſich all— 
mählig zu, und iſt mit ſtarren, anliegenden Haaren dicht bedeckt. Der Pelz 
iſt kurz und zweierlei Art: Wollhaare und Stichelhaare. 


400 Hydromys. 


Das Gebiß 24) unterſcheidet ſich nach Zahl und Form von dem aller 
andern Nager. Die Schneidezähne ſind gewöhnlich; die untern ſtark zu— 
ſammengedrückt und an der Spitze zugerundet. An Backenzaͤhnen find nur 3 
vorhanden; ſie ſind in die Laͤnge geſtreckt und mit deutlichen Wurzeln ver— 
fehen. Im Oberkiefer iſt der vordere 3 mal größer als der hintere, und 
beſteht aus drei unregelmäßigen, ovalen, hintereinander liegenden Parthien, 
von denen jede napfförmig ausgehöhlt und die hinterſte nicht vollſtaͤndig iſt. 
Der hintere Zahn hat nur ein ſolches verſchobenes Oval aufzuweiſen, dem 
an der vorn-innern Ecke noch ein kleines dreiſeitiges Stück angehängt iſt. 
Im Unterkiefer iſt der vordere Zahn nur ums Doppelte größer als der hin— 
tere, und jeder beſteht aus zwei napfförmig ausgehöhlten Ovalen, die etwas 
breiter als lang ſind, blos die vordere Parthie des erſten Zahns iſt länger 
als breit und hat eine ſteigbügelartige Form. 

Der Schädel iſt dem der Maͤuſe ſehr ähnlich, auch in der Form des 
untern Augenhöhlenlochs; in der Augenhöhlengegend iſt er ſehr ſtark einge— 
zogen; der Unterkiefer von typiſcher Form. 

Es iſt dieß eine der wenigen Nagergattungen, die ihre Heimath, und 
zwar ihre ausſchließliche, in Auſtralien hat und dieß ſowohl auf Neuholland 
als Vandiemensland. 


1. H. chrysogaster Georrr. Die gemeine Schwimmratte. 
H. supra castaneo - fuscus, subtus aurantio - fulvus. 


Hydromys chrysogaster. GEOFFR. ann. d. mus. VI. p. 88. tab. 36. fig. A. — 
DESMAR. mamm. p. 297. — Fr. Cuv. dict. des sc. nat. XXII. p. 248. — Is. 
GEoFFR. dict. class. VIII. p. 427. — Cov. regn. anim. I. p. 200. 


Die Farbe der Oberſeite iſt glänzend ſchwarzbraun, mit Falb etwas 
geſcheckt; die Unterſeite nebſt den Seitentheilen iſt ſchön orangefalb. Die 
reichlichen Wollhaare ſind lichtgrau. Die Stichelhaare der Oberſeite ſind 
theils ganz ſchwarz, theils in ihrer äußern Hälfte goldgelb und dabei ent— 
weder mit oder ohne kurze ſchwarze Spitzen. Auf der Unterſeite ſind die 

Stichel⸗ 


24) Fr. Cuvier hat das Gebiß von H. leucogaster beſchrieben (dents des mamm. p. 172 
tab. 63); ich das damit übereinkommende von H. chrysogaster. 


Schwimmratte. 401 


Stichelhaare in der ganzen äußern Hälfte ſchön roſtfalb, in ihrer untern Hälfte 
licht graulich. Die Füße ſind mit kurzen, dichtanliegenden, dunkelbraunen 
Haͤrchen beſetzt, die jedoch auf der Oberſeite des hintern Mittelfußes ſchmutzig 
gelb gefärbt find. Der Schwanz iſt auf 3 feiner Länge mit ſchwarzen, im 
letzten Drittel mit weißlichen, anliegenden Borſtenhaaren beſetzt. — An un⸗ 
ſerem Exemplare hat der Körper eine Länge von 13, der Schwanz von 
10: Zoll. — Die Heimath iſt ſowohl Neuholland als Vandiemensland. 


2. H. leucogaster Georrr. Die weißbäuchige Schwimmratte. 
H. supra fuscus, infra albus. 


Hydromys leucogaster. GEoFFR. ann. d. mus. VI. p. 89. u. 90. tab. 36. 
fig. B (Thier), C, D (Schädel). — Desm. mamm. p. 297. — Fr. Cov. dict. 
des sc. nat. XXII. p. 248. mit fig. — Is. Georrr, dict. class. VIII. p. 427. 
Meriones apicalis. Kuhl Beitr. S. 70. 


Der Pelz iſt nicht ſo fein als an voriger Art, der Rücken braun, der 
Bauch weiß; der Schwanz an der Wurzel licht braun, im letzten Drittel weiß. 
Körper 12, Schwanz 11“. Wurde auf der Inſel Maria, an der Oſtküſte 
von Vandiemensland, durch Peron entdeckt. Die engliſchen Zoologen halten 
dieſe Art mit der vorigen für identiſch, was mir nach Anſicht des berliner 
Exemplares 5) nicht ſehr wahrſcheinlich vorkommt. 


b) Molares 3. 
XXXVVIII. MUS. Die Maus. 


Dentes molares 3, transversim 2 — 3 partiti, obtuse tubereulati; 
auriculae prominentes, rostrum acutum, labrum fissum, eauda longa 
squamata, annulata, raripilosa. \ 


Obſchon von der Linneifchen Gattung Mus nach und nach eine beträcht⸗ 
liche Menge von Arten als ſelbſtſtändige Gattungen abgeſondert wurden, fo 


25) Daſſelbe iſt noch nicht erwachſen und wurde von Kuhl irrig als Meriones apicalis 
bezeichnet. 


Suppl. 8. 51 


402 Mus. 


find doch immerhin noch genug Spezies übrig geblieben, um auch in dem 
engeren Begriff, in welchem jetzt Mus genommen wird, eine der artenreichſten 
Gattungen abzugeben. Ihre Merkmale find folgende: Ohren frei aus dem Pelze 
vorragend, Schnautze zugeſpitzt, Schnurren in 5 Längsreihen geſtellt, Oberlippe 
geſpalten, keine Backentaſchen, Backenzähne des Oberkiefers in faſt geraden, 
einander ziemlich parallelen Reihen ſtehend; Füße vorn Azehig mit Daumen⸗ 
warze, hinten 5zehig, die mittlere Hinterzehe größer als die ſeitlichen, die 
Krallen kurz, Fußſohlen nackt; Schwanz ſo lang oder laͤnger als der Körper, 
ſelten kürzer als derſelbe, wirtelförmig geſchuppt, nackt mit einzelnen ſpär— 
lichen Haͤrchen. 

Die Schneide-Zähne ſind ohne merkliche Längsfurchen. Backenzähne 3, 
nach hinten an Größe abnehmend, die oberen etwas rückwaͤrts, die untern 
etwas vorwärts geneigt; alle mit Wurzeln verſehen. Im Oberkiefer iſt der 
Iſte Backenzahn durch zwei durchgehende Querfurchen in drei ſchmale hinter— 
einander liegende, vorwärts convexe Parthien getheilt, von denen die mittelſte 
über die beiden andern hinausgreift; durch nach der Zahnlaͤnge gerichtete 
Längskerben ſind die beiden vordern Parthien in drei, die hintern in zwei 
kleine bauchige Zacken getheilt. Der Zte Zahn iſt durch eine Querfurche in 
2 Parthien getheilt, von denen die vordere durch zwei Kerben in drei Zacken 
zerfällt; die hintere, viel ſchmälere, iſt faſt einfach; außerdem findet ſich am 
vorder- innern Eck dieſes Zahns noch ein kleiner walziger Pfeiler. An der— 
ſelben Stelle zeigt ſich ein ähnlicher Pfeiler bei dem Zten Zahne, deſſen Quer— 
furche ſehr undeutlich iſt. Im Unterkiefer iſt der Iſte Backenzahn durch zwei 
tiefe und gerade Querfurchen in 3 Querleiſten geſchieden, die durch eine 
Längsgrube in der Mitte getheilt find. Der 2te und Ste Zahn haben nur 
in der Mitte eine Querfurche; jener überdieß hinten noch ein Anhaͤngſel, das 
durch eine ſchmale Querfurche abgetrennt iſt. Je nach dem Altersſtande, und 
wohl auch nach der Nahrungsweiſe und vielleicht nach ſpezifiſchen Eigenthüm— 
lichkeiten, zeigen ſich die Höcker, womit zumal die obern Backenzähne beſetzt 
ſind, mehr oder minder deutlich, und verſchwinden mit der vorſchreitenden 
Abnützung immer mehr 1). 


1) Nach der Beſchaffenheit der Backenzaͤhne unterſcheidet Gray (Loud. mag. of nat. 
hist. 1837. p. 585.) 3 Gattungen: 1) Mus, Backenzaͤhne mit hoher und convexer Krone, die 


Maus. 403 


Der Schädel iſt ſehr in die Länge geſtreckt und in der Augenhöhlen— 
gegend nicht ſtark eingezogen. Der Jochfortſatz des Oberkieferbeins entſpringt 
mit zwei Aeſten, von denen der untere als eine hohe und breite Platte in 
die Höhe ſteigt, der obere als ein ſchmäleres und aus- und etwas abwärts 
gewendetes Plättchen ſich anſchließt. Das hiedurch gebildete Augenhöhlenloch 
bildet jedoch nur in ſeiner obern Hälfte eine weite Oeffnung, indem ſie in 
der untern durch eine blaſige Erweiterung des Oberkieferbeines verengt und 
auf eine ſchmale Längsſpalte reduzirt wird, die vorn durch jene Erweiterung, 
hinten durch die aufſteigende Jochplatte, welche oben in einer vorgreifenden 
bogigen Linie an den obern Jochfortſatz ſich anlegt, begrenzt wird. Der och: 
bogen iſt lang, dünn und weit aus- und abwärts gebogen. Die koramina 
ineisiva find. ſehr lang; Kronen-, Gelenk- und Winkelfortſatz des Unter: 
kiefers ſind ſehr vorgezogen und platt. 

Der Nahrungskanal hat wenig Ausgezeichnetes. Der Magen iſt nur 
ſchwach, oder kaum merklich eingeſchnürt; der Blinddarm gleicht bei der ge— 
meinen Ratte und Wanderratte faſt einem Magen, bei der Hausmaus iſt er 
geſtreckter, noch mehr bei der Waldmaus, und abgeſchnürt. Bei beiden Ge— 
ſchlechtern finden ſich an den Geſchlechtstheilen eigne Vorhautdrüſen. 

Das urſprüngliche Vaterland der eigentlichen Mäuſe ſcheint auf die 
öſtliche Halbkugel beſchränkt zu feyn. Was aus Amerika dieſer Gattung zu: 
gezählt wurde, gehört größtentheils in die Waterhouſe'ſche Gruppe He— 
speromys, ſo daß nur einige wenige Arten dieſem Kontinente übrig bleiben, 
die den ächten Mäuſen zuzutheilen, und über die jedoch noch nähere Nachweiſe 
zu erwarten ſind, ob ſie nicht gleichwohl von der alten Welt aus erſt einge— 
führt wurden. Nach allen Abtrennungen iſt die Gattung Mus noch immer 
an Arten höchſt zahlreich, die ich in 2 Abtheilungen bringe: 1) eigentliche 
Mäuſe und 2) Stachelmäuſe, welche letztere nur durch ihre breiten, 


Leiſten der obern ſchwach dreilappig. Typus Mus giganteus. 2) Leggada, Backenzähne ſehr 
hoch, mit ſehr convexen Kronen, die Querleiſten der obern tief dreilappig; der vordere mit einem 
überſchüßigen halbmondf. (lunate) Lappen an der Wurzel des Vorderrandes. 3) Go lun da, 
die Backenzähne niedrig, mit breiter, flacher Krone, die Querleiſten der obern in drei deutliche, 
etwas erhöhte Höcker getheilt. Hieher Mus barbarus. — Obgleich es richtig iſt, daß bei letzterer 
Art die Höckerbildung ſehr ausgezeichnet iſt, ſo ſcheint mir doch die ganze Eintheilung nicht ſehr 
ſtichhaltig und durch den Grad der Abnützung ſehr modiftzirt. 
51 * 


404 Mus. 


ſtarren, ſtechenden Stachelhaare von den andern ſich unterſcheiden, wobei es 
jedoch an Uebergängen nicht fehlt, indem auch unter den eigentlichen Mäuſen 
viele vorkommen, die außer den weichen Haaren noch breitere ſtarre Borſten 
eingemiſcht zeigen. 


1) Eigentliche Mäuſe (Mus), ohne ächte Stachelbewaffnung. 
«) Mures europaeo - sibirici. 


1. M. decumanus Paıı. Die Wanderratte. Tab. CLXXVIII. 

M. e rufescente bruneus, subtus albidus; vellere pilis singulis rigidis, duplo 

longioribus, nigris; cauda crassiuseula corpore breviore. 

Mus decumanus. PLL. glir. p. 91; zoogr. p. 164. — Schreb. IV. S. 645. 
tab. 178. — Fisch. zoognos. III. p. 69. — Bechſt. Naturgeſch. Deutſchl. 
S. 944. — RıcHarns. faun. I. p. 14 1. — DESMAR. mamm. p. 299. — BRANTSG 
muiz. p. 111. — Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 225. — SmuTs mamm. cap. 
p. 35. — Teum. tijdschr. V. p. 286. — WATERI. voy. of the Beagle, mamm. 
p. 31. — MacsırLıve. brit. quadr. p. 243. tab. 24. — Nox Du. Demidoff voy. 
200 l. I. p. 44. — S. LonscnH. microm. p. 52. — Berr brit. quadr. p. 315. — 
Schinz europ. Faun. I. S. 68. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. IX. 
u. 36.— Zawadzki galiz. Faun. S. 29. 

Surmulot. Burr. VIII. p. 206. tab. 27; Dausent. p. 209. — Vice d’Azyr, 
syst. II. p. 442. 

Pouc. Burr. XV. p. 143. 

Brown Rat (Norway Rat). Penn. arct. 2z00l. I. p. 130. — Gopmax, nat. 
hist. II. p. 78. 


Zur Unterſcheidung von M. tectorum dienen folgende Angaben. Bei 
M. decumanus hält das Ohr ungefähr 4 Kopflänge, der Schwanz iſt kürzer 
als der Körper, mit 210 Schuppenringen, der Gaumen ohne Laͤngsfurche, 
die hintere Schmelzröhre des letzten untern Backenzahns faſt ſo breit als die 
vorhergehende; die feitlichen Spitzen des Zwiſchenſcheitelbeins ſchraͤg nach hinten 
und außen gerichtet, ſo daß der größte Durchmeſſer in die hintere Hälfte der 
Fläche fällt, jede Hälfte des Vorderrandes in der Mitte eonvex gerundet. 
Die gewöhnliche Größe iſt 8“, Schwanz 7“, Ohren 8 Linien; die höchſte 
giebt Nathuſius an: Körper 10”, Schwanz 7“ 8“. — Durch die vielen 
eingemengten langen, ſchwarzen, borſtenartigen Haare, welche noch einmal 


Maus. 405 


fo lang find als die andern, ift der Pelz viel rauher als bei unſern übrigen 
einheimiſchen Arten. Uebrigens iſt die Oberſeite röthlichgrau, mehr oder wer 
niger ins Roſtbraune ziehend, der Bauch weißgrau, die Füße mit kurzen 
weißen Haaren beſetzt?). Die Heimath ſind wahrſcheinlich die wärmern 
Gegenden Mittelaſiens, von wo ſie weſtwärts vorgedrungen und jetzt in allen 
Welttheilen zu finden iſt?). 


2. M. tectorum Savı. Die Dachratte. 
M. e rufescente bruneo- griseus, subtus flavido- albus, cauda corpore longiore. 


Mus tectorum. Savı, nuov. giornal. de Lett. 1825. — Bona. faun. ital. 
fasc. 3. u. 16. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. S. 36. 

Mus alexandrinus. GeorFR. descript. de “Egypt. hist. nat. tab. 5. fig. 1. — 
DesmaR. mamm. p. 300. — Lichtenſt. Verz. der Berl. Doubl. S. 2. — S. 
Loxccnaurs, micromammal. p. 54. — Rüppell mus. Senckenb. III. S. 106. 


Savi unterſchied zuerſt dieſe Art, welche die italieniſchen Naturforſcher 


2) M. hibernicus Tuompson (proceed. V. p. 52.) iſt wahrſcheinlich doch nur eine Abän⸗ 
derung der Wanderratte und zwar noch nicht vollſtändig erwachſen. Nach der Beſchreibung eines 
Exemplares, das hiervon erlangt wurde, iſt die Oberſeite ſchwarz wie bei der Hausratte, aber 
der Schwanz iſt kürzer, die Ohren kürzer und beſſer behaart, der Pelz weicher, unter der Bruſt 
ein 9 Lin. langer weißer Fleck. Körper 72“ Schwanz 54, Ohren 1 Zoll. Aus der iriſchen Graf— 
ſchaft Down. 

Mus javanus (Herm. observ. p. 63.) iſt, wie auch Müller meint, nur unſere Wander- 
ratte, die über Java, Sumatra, Banca, Amboina, Banda und Timor, ſo wie auf den japaniſchen 
Inſeln verbreitet iſt. An einem indiſchen Exemplare findet Selys keinen andern Unterſchied, als 
daß die längern Rückenhaare noch ſtarrer und der Rücken etwas mehr roſtfarbig iſt. 3) Nach 
Harlan iſt ſie nicht vor 1775 nach Nordamerika gekommen, nach Richardſon war ſie 1825 
noch nicht viel über Kingſton in Oberkanada vorgedrungen, während fie in Unterkanada bereits 
ſehr häufig war. Im Fort Clarke am Miſſuri fand fie der Prinz von Neuwied (Reife in d. 
innere Nordam. II. S. 72.) in ſolcher Menge, daß ſie täglich von Mais 250 Pfund aufzehrten; 
die Mönnitarri-Dörfer hatten fie indeß noch nicht erreicht. — Darwin brachte von feiner Reiſe 
Exemplare mit, die von Buenos-Ayres, Maldonado, Valparaiſo, Oſt-Falklandsinſel und Kre— 
ling Inſel geſammelt waren. Auch feinen M. maurus von Maldonado (proceed. V. p. 20. voy. 
of Beagle, mammal. p. 33.) iſt Waterhouſe jetzt geneigt nur) als eine dunkle Abänderung 
von M. deeumanus zu betrachten. — Smuts führt die Wanderratte vom Kap an, und von, 
eben daher hat unſere Sammlung ein Exemplar erhalten. 


406 Mus. 


bis dahin mit der Hausratte verwechſelt hatten, und S. Longchamps weiß 
ihre Identitaͤt mit M. alexandrinus nach. Mit der Hausratte kommt ſie 
durch die Länge der Ohren und des Schwanzes, die weichere Behaarung und, 
wie Keyſerling und Blaſius hinzuſetzen, dadurch überein, daß die ſeitlichen 
Spitzen des Zwiſchenſcheitelbeins etwas ſchraͤg nach vorn gerichtet ſind, ſo 
daß der größte Durchmeſſer in die vordere Haͤlfte der Fläche fällt; an die 
Wanderratte ſchließt ſich die Dachratte durch die Färbung an. Die Ohren 
find groß; der Schwanz länger als der Körper, mit 220 — 240 Schuppen⸗ 
ringen und wenigen kurzen, ſtarren Haaren. Der Gaumen, wie Keyſerling 
und Blaſius bemerken, hat in der Mitte eine tiefe Laͤngsfurche, die Gau— 
menfalten ſind mit ſpitzen hornigen Warzen gekörnelt (bei der Hausratte glatt), 
dieletzte Schmelzröhre des Zten untern Backenzahns iſt etwas über halb fo breit 
als die vorhergehende, jede Hälfte am Vorderrande des Zwiſchenſcheitelbeins 
in der Mitte concav ausgerundet. — Die Färbung der Oberſeite iſt röthlich— 
braungrau, der Unterſeite, Füße und Lippen gelblichweiß; die obern Schnurren 
find braun mit weißer Spitze, die untern weiß“). Nachſtehende Maaßan⸗ 
gaben ſind vom Prinzen von Muſignano. 


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Als Heimath der Dachratte haben Savi und Bonaparte das mitt- 
lere und ſüdliche Italien angegeben, wo fie gewöhnlich in den obern Abthei— 
lungen der Gebäude ſich aufhält und daher Topo tettajolo (Dachratte) ge 
nannt wird. Da ſie dem Alterthum unbekannt war, ſo iſt ſie wahrſcheinlich 
erſt eingeführt worden, und zwar, nachdem man ihre Identität mit M. 
alexandrinus kennt, aus Egypten. Ihre Verbreitung reicht aber noch wei— 
ter, da uns Dr. Fiſcher mehrere Exemplare von der arabiſchen Weſtküſte 
mitbrachte, die in Geſtalt, Färbung und Schädelbau vollkommen mit den 


4) Eine rußfarbige Abaͤnderung hat der Prinz von Muſignano in der 16ten Lieferung ab— 
gebildet. Auch Rüppell erwähnt eines Exemplares, deſſen Bauch dunkel aſchgrau mit gelblichem 
Aufluge. — Letzterwähnter Naturforſcher rechnet auch noch Lichtenſteins Mus flaviventris 
(Brants muiz. p. 108.) hieher, was mir ebenfalls nach Anſicht der berliner Exemplare der 
Fall zu ſeyn ſcheint; doch iſt noch Gebiß und Schädel von letzteren zu vergleichen. 


Maus. 407 


italieniſchen übereinſtimmen 5). Im ſüdlichen Rußland hat fie Nordmann 
nicht gefunden. 


3. M. Caraco PAII. Der Karako. Tab. CLXXVII. 
M. „cauda longa squamosa obtusiuscula, auribus majusculis, plantis semi- 
palmatis.“ 
Mus Caraco. Parı. zoograph. I. p. 172. — Schreb. IV. S. 643. tab. 177. 
(ig. Parı.). 
Im öſtlichen Sibirien, doch nicht in ſehr nördlicher Lage. Pallas Anz 
gaben ſind noch immer die einzigen. 


4. M. Rattus Linn. Die Hausratte. Tab. CLXXIX. 


M. niger, subtus canus, cauda corpore paululum longiore. 

Mus Rattus. Linn. XII. p. 83. — Parr. glir. p. 93; zoogr. I. p. 165. — Schreb. 
IV. S. 647. tab. 179. — Fisch. zoogn. III. p. 67. — Desmar mamm. p. 300. — 
BRANTS muiz. p. 114. — Becchſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 931. — Lenz gem. 


Naturgeſch. J. S. 251. — Rıcuaros. faun. I. p. 140. — HanLax, faun. 
p. 148. — S. Lonech. mierom. p. 58. — Beır brit. quadr. p. 311. — 
MaceiLL. brit. quadrup.. p. 238. tab. 23. — Norpm. Demid. voy. 200l. I. 


P. 45. — Schinz europ. Faun. I. S. 68. — Keyſ. u. Blaſ. I. S. IX. u. 36. — 
Zawadzki galiz. Faun. S. 28. 
Rat. Burr. VII. p. 278. tab. 36; DauRRNT. p. 284. fig. 37, 38. (Unatom.). 
Black Rat. Penn. arct. zool. I. p. 129. — Gonman, nat. hist. II. p. 83. 


Unterſcheidet ſich von der Wanderratte, außer der Färbung, durch ge: 
ringere Größe, viel laͤngern Schwanz, ſchlankeren Körper, größere Ohren, 
ſpitzigeren Kopf und den Mangel der längern Borſtenhaare auf dem Rücken. 
Außerdem iſt der Gaumen ohne Längsfurche, die letzte Schmelzröhre des Zten 
untern Backenzahns nicht halb ſo breit als die vorhergehende; die ſeitlichen 
Spitzen des Zwiſchenſcheitelbeins, wie bei der Dachratte, etwas ſchräg nach 


5) Rüppell ſagt, daß ſie überall in Egypten und Nubien, ſo wie in den Häfen des rothen 
Meeres in großer Anzahl vorkommt, und ſich zwiſchen dem Holzwerk in den Häuſern und den 
Rippen der Schiffe verbirgt, ohne regelmäßig Erdgänge zu bewohnen. 


408 Mus. 


vorn gerichtet, aber jede Hälfte am Vorderrande in der Mitte conver ger 
rundet. — Körper 7“ 4, Schwanz 8 5%, Ohren 113. — Die ge⸗ 
meine oder Hausratte iſt in Alterthum nicht bekannt geweſen; ſie iſt bei uns 
eingewandert, wahrſcheinlich aus Amerika oder Aſien ), und hat ſich allent- 
halben, mit Ausnahme des höhern Nordens, verbreitet. Statt der Kanäle 
zieht ſie trockene Oerter, wie Getreideböden und Dächer, vor. Durch die 
ſpäter eingedrungene Wanderratte iſt ſie in vielen Gegenden faſt ganz aus— 
gerottet worden 7). — Die Fabel vom Rattenkönig ſcheint dadurch ent⸗ 
ſtanden zu ſeyn, daß man mitunter eine Geſellſchaft trifft von eben gebornen 
Ratten, deren noch weiche Schwänze in einem ſehr engen Lager ſich feſt in— 
einander verſchlungen haben ?). 


5. M. leucogaster Pier. Die weißbäuchige Ratte. 


M. Ratto paululum minor, supra fulvus nigro- intermixtus, subtus albus; pilis 
omnibus mollibus aequalibus; auriculis majusculis nudis; cauda longitudine corporis, 
squamata, pilis brevibus supra nigris, infra griseis vestita. 


Mus leucogaster. Picrzr, mem. de Geneve. 1841. IX. 1. p. 153. mit fig. 


Diefe von Pictet neu entdeckte Ratte erreicht nicht ganz die Größe 
der 


6) Am wenigſten wahrſcheinlich iſt es, daß ſie durch die Schiffarth aus Amerika zu uns gebracht 
worden iſt. 7) In Berlin habe ich fie noch in Menge geſehen; in München dagegen iſt fie 
ganz vertilgt; daſſelbe verſichert Lenz von Schnepfenthal, obſchon er ſie früher dort in Ueberfluß 
gefunden hatte. Ju England ift fie ebenfalls ſehr ſelten geworden, nur in London iſt fie noch häufig 
an manchen Plätzen; in Edinburg iſt ſie gar nicht mehr. In Dänemark ift gleichmäßig die Bemer— 
kung gemacht worden, daß mit dem Anzug der Wanderratte die Hausratte zu verſchwinden begon— 
nen hat. Auch in Nordamerika, wo fie ſonſt ſehr häufig war, iſt ſie jetzt, wie Richardſon ſagt, 
ſelten geworden. Von Paraguay berichtet uns dagegen Reugger, daß dieſe Ratte nebſt der 
Hausmaus daſelbſt die inländiſchen Mäuſe an Menge weit übertrifft. Beide Arten ſieht er für ein— 
geführt an. — Auf der Aſcenſionsinſel im atlantiſchen Ozean ſammelte Darwin zwei Exemplare, 
die Waterhouſe (voy. of Beagle, mammal. p. 35.) unter dem Namen Mus insularis auf— 
ſtellte, aber doch geneigt iſt, fie als bloſe Varietaͤt von der Hausratte zu betrachten. Nach Nord— 
mann iſt die Hausratte an der Oſtküſte des fchwarzen Meeres viel weniger gemein als die Wan— 
derratte; mehr verbreitet iſt ſie in den innern Städten der Gouvernements Charkow und Ekaterinos— 
law. 8) S. Bellermann über das bisher bezweifelte Daſeyn von Rattenkönigen. Berl. 1820. 
Ferner Ster u. Ster Jahresbericht des Manh. Vereins für Naturk. 


Maus. 409 


der 3 andern großen europäiſchen Arten (M. decumanus, rattus u. tecto- 
rum). Der Pelz beſteht aus lauter lind anzufühlenden Haaren, die alle 
faſt von derſelben Beſchaffenheit und Länge ſind, ohne mit den langen ein— 
farbigen Haaren anderer Arten untermengt zu ſeyn. Die Ohren ſind groß, 
nackt oder vielmehr mit ſehr kurzen, nur unter dem Vergrößerungsglaſe ſicht— 
lichen Härchen beſetzt. Der Schwanz iſt ſo lang als der Körper, aus 250 
bis 260 kurzen Schuppenringen zuſammengeſetzt und mit kurzen, oben ſchwarzen, 
unten graulichen Haaren bekleidet, deren Länge gegen das Ende zunimmt. 
Schwanzwirbel ſind 36 vorhanden. Die Haare der Oberſeite ſind am Grunde 
und im größten Theil ihrer Laͤnge grau, dann falb und ſchwarz geendigt, 
woraus, wenn die Haare glatt angelegt ſind, eine falbe, mit Schwärzlich 
gemiſchte Färbung hervorgeht. An den Seiten ſind die Haare mehr einförmig 
graulich, was von der rein weißen Farbe der Unterſeite ſcharf abgefchnitten 
iſt. Die Füße ſind fleiſchfarben, mit kurzen weißen Haaren bekleidet, außer 
in der Mitte ihrer Oberſeite, wo ſie faſt ſchwarz ſind. Die Nägel ſind 
weißlich “). 
Körner EUNET-  eie 16,105 ee a ee 0“ 10%“ 
Schwanz Pi Ka: 6 3 Dinter fuß pe eee = 1 13 
Als Wohnort iſt bisher nur die Gegend von Genf bekannt. Das 
erſte Exemplar erhielt Pictet aus den Waldungen am Fuß des Mont Sa- 
leve; ſpäter erfuhr er, daß dieſe Ratte noch näher bei Genf vorkäme, na⸗ 
mentlich an einigen Stellen der Commune des Eaux - Vives nicht ſelten ſey 
und in Häuſer und Keller eindringe. 


6. M. Musculus Linn. Die Hausmaus. Tab. CLXXXI. 


M. murino-griseus, paululum flavido - tinctus, subtus cinerascens; cauda longi- 


tudine corporis, 


9) Pic tet fest ausführlich die Unterſchiede feines M. leucogaster von den 3 andern großen 
Rattenarten auseinander. Gewiß iſt es, das er ſpezifiſch von der Wanderratte verſchieden iſt. 
Ob er aber, trotz der Differenzen in der Färbung, nicht als eine Abänderung von der ſchwarzen 
Ratte angeſehen werden könne, darüber find mir nicht alle Zweifel benommen, da Pietet über 
2 ſehr weſentliche Kennzeichen dieſer beiden Arten, die Beſchaffenheit des weichen Gaumens und 
des Zwiſchenſcheitelbeins, keine Auskunft giebt. 

Suppl. 3. 52 


410 Mus. 


Mus Musculus. Linn. XII. p. 83. — Part. glir. p. 95; zoogr. I. p. 166. — 
Schreb. IV. ©. 654. tab. 181. — Desmar. mamm. p. 301. — Bech ſt. Na⸗ 
turgeſch. Deutſchl. S. 952. — BRANTS muiz. p. 116. — Say in Long's ex- 
ped. I. p. 262. — Gloger Iſis 1828. S. 899. — Lenz gem. Naturgeſch. J. 
S. 250. — BELL brit. quadrup. p. 308. — S. Lonecn. microm. p. 61. — 
Bonar, faun. ital. fasc. 18. — Warknu. voy. of the Beagle. Mammal. p. 38. — 
Macsırr. brit. quadup. p. 250. tab. 25. — Norpm. Demid. voy. 200l. I. p.45. — 
Schinz europ. Faun. IJ. S. 69. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. IX. 
u. 37.— Zawadzki galiz. Faun. S. 28. 

Souris. Burr. VII. p. 309. tab. 39; suppl. III. p. 181. tab. 30; DaukENT. VII. 
P. 312. tab. 40 (Anatom.). 

Mouse. Penn. arct. 200l. I. p. 131. — Gopman nat. bist. II. p. 84. — Garrkn, 
zool. journ. 5. p. 204. 


Die Ohren find von halber Kopflänge, der Schwanz ohngefähr fo lang 
als der Körper, die Sohlen ganz nackt. Das Zwiſchenſcheitelbein ſeitlich 
etwas ſchräg abgeſtutzt, ſo daß der größte Durchmeſſer in die vordere Hälfte 
fällt, vorn in der Mitte mit weit vorſtehender ſtumpfwinkliger Spitze. 
Farbe oben dunkelgrau, häufig etwas ins Röthliche fallend, unten hell aſch— 
grau; beide Farben allmählig ineinander übergehend. Die Füße ſind grau 
(bei der Waldmaus weiß). Körper 32, Schwanz 33 Zoll. Ohren 5 Li— 
nien. — Schon den Alten bekannt, iſt die Hausmaus jetzt faſt allenthalben, 
wo feſte Wohnungen find 10), verbreitet. Mitunter, namentlich in mäuſe⸗ 
reichen Jahren, findet man ſie weit von den Häuſern entfernt auf Feldern 
und in Wäldern. 


7. M. hortulanus Nonẽům. Die Gartenmaus. 


M. fulvido-bruneus, subtus sordide flavescens, pedibus bruneis, digitis albis. 


10) So z. B. nennt ſie Gapper gemein in Ober-Kanada, Rengger in Paraguay. 
Darwin fand ſie häufig in Maldonado; außerdem ſammelte er Exemplare von den Falklands⸗ 
Juſeln, der Aſcenſion-Inſel und den Inſeln des grünen Vorgebirgs. Seinen M. brevirostris 
(proceed. V. p. 119.) erklärt jetzt Waterhouſe für nichts weiter als eine junge Hausmaus. 
Merkwürdig iſt es, daß ſie, trotz des vielen Verkehrs mit Europa, von den ſundaiſchen Inſeln nicht 
angeführt wird. 


Maus. 411 


Mus hortulanus. Nordmann in Wiegm. Archiv. VI. I. S. 330; Demidoff voy. 
Zool. I. p. 45. tab. 3. 


Mus Nordmanni. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 37. 


Eine Entdeckung von v. Nordmann, der mich mit dem nämlichen 
Exemplare beſchenkte, nach dem Keyſerling und Blaſius ihre Beſchrei— 
bung entworfen haben. Gebiß und Schädel zeigen eine aͤchte Maus an; das 
Zwiſchenſcheitelbein iſt ſeitlich gerade abgeſchnitten, faſt rechteckig, vorn ohne 
weit vorſtehende Spitze. Die Ohren ſind etwas unter halber Kopflänge und 
mit feinen Härchen angeflogen. Die Sohle an der Ferſe iſt über 3 der Länge 
behaart. Der Schwanz iſt ſo lang als der Rumpf, mit 140 Schuppenringen, 
und mehr behaart als bei der Hausmaus. Die Farbe der Oberſeite iſt 
röthlichbraun, was an den Seiten allmählig in das ſchmutzig Fahlgelbe des 
Unterleibs übergeht, das am Unterkiefer graulichweiß wird. Die Haare ſind 
am Grunde dunkel ſchieferfarben, und auf dem Rücken ſind ganz ſchwarze ein— 
gemengt. Die Füße ſind lichtbraun, die Zehen weiß behaart; die Nägel ſind 
ebenfalls weißlich. Der Schwanz iſt oben braͤunlich, an den Seiten und 
unten graulich weiß. 

Körperenn ALLER 1 ol BJ A LE ED) ae n 0“ 53% 
Schwaz 23 Hinterfuuun nnn... 0 7 

Der einzige Fundort von dieſer Art iſt bisher der botaniſche Garten 

von Odeſſa geweſen. 


8. M. sylvaticus Linn. Die Waldmaus. Tab. OLXXX. u. CLXXX. A. 


M. griseo - flavescens, subtus pedibusque abrupte albus; cauda circa corporis 
longitudine. 


Mus sylvaticus. Linn. XII. p. 84. — Part, glir. p. 94; zoogr. p. 167. — 
Schreb. IV. S. 651. tab. 180. — HRM. obs. zool. P. 64. — Desmar. mamm. 
p. 301. — Bechſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 963. — BRANTS muiz. p. 118. — 
Gloger, Iſis 1828. S. 902. — Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 256. — Ber 
brit. quadr. p. 305. — Bonar. faun. ital. fasc. 18. — Maceıtr. brit. quadrup. 
p. 254. tab. 26. — S. Loneen. microm. p. 64. — Schinz europ. Faun. I. 
S. 69. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. X. u. 37. — Zawadzki 
galiz. Faun. I. S. 29. — Norpm. Demid. voy. zool. I. p. 47. 

Mulot. Borr. VII. p. 325. tab. 41; Dausent. p. 331. tab. 42 (Anat.). 


52 * 


412 Mus. 


Der Kopf iſt länger, die Naſe gebogener, Augen und Ohren größer, 
Hinterfüße länger und ſtärker als bei der Hausmaus. Das Zwiſchenſcheitel— 
bein iſt jederſeits ſtark verſchmälert, in ſchlanke Spitzen auslaufend. Die 
Oberſeite iſt roſtröthlich oder braungelblich mit Grau gemiſcht, die Unterſeite 
nebſt den Füßen weiß oder grauweiß, was von der Rückenfarbe ſcharf ab— 
ſchneidet; alte Thiere haben vorn an der Bruſt häufig einen gelben Fleck 11). 
Der Schwanz zweifarbig: oben braunroth, unten weiß. Körper 34 — 4% 
Schwanz ebenſo, doch einzelne, wie Nathuſius bemerkt, mit weit laͤngerem 
Schwanze bis 4 7, Ohren 7 — 8". — Die Heimath iſt Europa 2) 
und das weſtliche Sibirien. 


2 9. M. islandicus Taıen. Die isländiſche Maus. 
M. supra e fusco-cinereus, subtus albus, cauda fere longitudine corporis. 


Mus islandicus. Thienemann, naturhiſt. Bemerk. I. S. 153. — S. Loxs- 


CHAMPS microm. p. 63. 


Nach Thienemanns Beſchreibung ſteht in den meiſten Verhältniſſen 
dieſe Maus zwiſchen M. sylvatieus und musculus, und hat mit beiden 
Mehreres gemein. Der Kopf iſt dicker als an M. musculus, mit ſtumpfer 
kahler Naſenſpitze und langen Bartborſten. Die Ohren ſind ſo groß als an 
sylvaticus. Die Füße ſind ſchwach behaart. An den Vorderfüßen iſt der 
Daumen ganz kurz; die beiden mittelſten Zehen gleich lang, die 2 und Ate 
ziemlich zurückſtehend. An den Hinterfüßen iſt die Daumenzehe mit der Sten 
faſt gleich lang; die 2 und Ate ſtehen vor der mittelſten längſten ein wenig 
zurück. Der Schwanz iſt rund, ziemlich dick, weniger behaart als an M. 
sylvaticus und museulus, mit 196 Schuppenringen. Die Behaarung iſt 
ſehr dicht, auf dem Obertheile des Kopfes und Rückens ganz dunkel glaͤnzend 
braungrau, von den Seiten miſchen ſich viele weißliche und braune Haare 
darunter; Kehle, Bruſt und Unterleib find weißgrau oder rein weiß 5). — 


11) Dieß it Melchior's (a. a. O. in Wie gm. Arch. II. 1. S. 78.) Mus flavicollis. 
12) In Neu- Rußland, Beſſarabien und allen Provinzen der Oſtküſte des ſchwarzen Meeres iſt 
fie, wie v. Nordmann angiebt, fehr gemein; die am Berg Tſchakurdagh in der Krimm gefanges 
nen haben das Doppelte der gewöhnlichen Große; (ſollten letztere vielleicht zu Pictet's M. leu- 
cogaster gehören 2). 13) Nach Exemplaren, die Longchamps in Bonn und Frankfurt ſah, 


Maus. 413 


Wirbel find: 13 Nüdens, 6 Lenden ⸗, 8 Kreuzbein » und 26 Schwanz: 
wirbel. — Länge 35%, der Schwanz 3“ 3%, das Ohr 7’, Breite deſſelben 
in der Mitte 6“; von der Naſe zum Auge 4, von da zum Ohr ebenſo⸗ 
viel. — Die Heimath iſt Island, wo dieſe Art auf trocknen beerenreichen 
Stellen lebt und im Winter die Wohnungen, vorzüglich die Kornböden, beſucht. 


10. M. agrarius Parl. Die Brandmaus. Tab. CLXXXII. 


M. ferrugineo - aut griseo-bruneus, subtus albus, striga dorsali nigra, auriculis 


minoribus, cauda corpore parte quarta breviore. 


Mus agrarius. PLL. glir. p. 95, 341. tab. 24 A; zoogr. p. 168. — Schreb. IV. 
©. 658. tab. 182. (fig. PaILL.). — Bech ſt. Naturgeſch. Deutſchl. S. 973. — 
Gloger, Iſis 1828. S. 904. — Kuhl Beitr. S. 70. — Desmar. mamm. 
p. 302. — BRANTS muiz. p. 120. — Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 257. — 
S. Loxecl. microm. p. 67. — Schinz europ. Faun. I. S. 70. — Keyſ. u. 
Blaf. europ. Wirbelth. I. S. X. u. 38. — Zawadzki galiz. Faun. S. 27. — 
Norom. Demid. voy. zool. I. p. 47. 


Der Körper iſt ſchlank, der Kopf beſonders ſchmal und platt, die Ohren 
kleiner und behaarter als bei der Hausmaus, der Schwanz nur 4 von der 
Körperlänge. Das Zwifchenfcheitelbein iſt ſeitlich ſchräg abgeſchnitten, die 
ſcharfen Spitzen ſchräg nach hinten gerichtet, der größte Durchmeſſer fällt faſt 
in die Mitte. Die Farbe iſt nach der Jahreszeit verſchieden: im Sommer 
ſchön roſtbraun auf dem Rücken, im Winter mehr graubraun; längs des 
Rückgraths verläuft immer ein ſchwarzer Streif. Die Unterſeite und Füße 
find weiß. Nach Nathuſius find die Maaße 32 — 43”, Schwanz 22 — 
332 Zoll. — Die Heimath erſtreckt ſich vom Rheine an durch Deutſch—⸗ 
land 18) bis ins weſtliche Sibirien; in maͤuſereichen Jahren vermehrt ſich 
dieſe Art ebenfalls ſehr ſtark. 


bemerkt er, daß die Füße weißlich und der Schwanz zweifarbig iſt, unten weiß. Er ſieht ſie für 
eine gut charakteriſirte Art an. Keyſerling und Blaſius zählen fie zur Hausmaus, während 
ich fie eher der Waldmaus zutheilen möchte. 14) In England kommt ſie nicht vor, aus Däne- 
mark führt ſie dagegen Melchior an (Den danske Stats og Norges Pattedyr. 1834; in 
Wiegm. Arch. II. 1. S. 78.). 


414 8 Mus. 


11. M. minutus Parı. Die gemeine Zwergmaus. Tab. CLXXXIII. 


M. flavido - rutilans, subtus abrupte albus; auriculis minoribus, cauda corpore 


breviore, 


Mus minutus. PLL. glir. p. 96, 345. tab. 24 B; zoogr. p. 169. — Schreb. IV. 
S. 660. tab. 183. — Desmar. mamm. p. 304. — Brants muiz. p. 133. — 
Gloger nov. act. acad. nat. cur. XIV. p. 358. tab. 23. (Net); Iſis 1828. 
S. 905. — Boie Iſis 1823. © 969. — Wagler, natürl. Syſt. der Amphib. 
S. 20. — S. Loxoch. mierom. p. 68. — Schinz europ. Faun. I. S. 70. — 
Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. X. u. 38. — Zawadzki galiz. Faun. 
S. 28. — Norpm, Demid. voy. 200l. I. p. 47. — Steenſtrup. Iſis. 1841. 
S. 425. 

Mus messorius. Suaw, gen. zool. II. I. p. 62. (mit Titelfig.). — Moxxraeu, 
Linn. transact. VII. p. 274. — DESs nan. mamm. p. 302. — BLI brit. quadr. 
p. 299. — MacelLL. brit. quadr. p. 257. tab. 27. — Non DR. I. c. p. 47. 

Mus soricinus, Hann. obs, zool. I. p. 57. — Schreb. IV. S. 661. tab. 183 B. — 
Desmar. mamm. p. 304. — BRANTS muiz. p. 134. 

Mus parvulus und pendulinus. Herm. I. c. p. 62, 61. 

Mus campestris. FR. Cuv. mamm. II. livr. 33. — Desmar. mamm. p. 543. 

Mus pratensis. Ockskav, nov. act. acad. nat. cur. XV. 2. p- 243. 


Die kleinſte unter den deutſchen Mäufen ). Die Schnautze iſt ziemlich 
zugeſpitzt, oben mit ſtarkem Haarkamm. Die Ohren ſind kurz, ungefähr von 
= Kopfeslänge, fo daß ſie angedrückt das kleine Auge nicht erreichen und 
wenig aus dem Pelze vorragen, dabei ſind ſie abgerundet und von einem 
dünnen Haaranfluge beſetzt. Der Schwanz iſt faſt ſo lang als der Leib und 
mit 130 Schuppenringen beſetzt, zwiſchen denen allenthalben feine Härchen 
hervorkommen. Der Daumen der Vorderfüße beſteht nur in einer, mit einem 


15) S. Longchamps hatte Gelegenheit, die Originalexemplare von Hermann in Straß— 
burg zu unterſuchen und ſich zu überzeugen, daß deſſen M. pendulinus nur der M. minutus iſt, fo 
daß die von ihm hiefür gegebene Diagnofe: M. cinereoater, subtus albus, auf einem Schreib— 
fehler beruht. Ferner überzeugte ſich S. Longchamps, daß der M. sorieinus ebenfalls nur der 
M. minutus iſt, deſſen ſchlecht präparirte Schnautze etwas zu ſehr geſtreckt und in der Abbildung 
noch mehr verunſtaltet wurde. M. parvulus beruht nur auf einem jungen Exemplare des M. 
minutus. 


Maus. 415 


breiten ſtumpfen Nagel verfehenen Warze. Das Weibchen hat acht Säug⸗ 
warzen, wovon die beiden vorderſten zwiſchen den Vorderbeinen liegen. Wie 
Keyſerling und Blaſius bemerken, iſt das Zwiſchenſcheitelbein ſeitlich 
breit abgerundet und überall faſt gleich breit. Die Oberſeite iſt falb, was 
nach den Individuen, zum Theil auch nach Alter und Jahreszeit, mehr oder 
minder ins Roſtrothe bis ins Roſtbraune zieht, ohne dunklern Rückenſtreif. 
Die Unterſeite iſt abgeſchnitten weiß, was vom rein Weißen ins Grauliche 
und Röthlichweiße übergeht. Die Füße und der Schwanz ſind licht fahl⸗ 
gelblich oder gelbbräunlich. Die Sohlen licht bräunlich. Die Schnurren ſind 
dunkel, an den Spitzen lichter. Die Haare der Oberſeite ſind an der Wurzel 
ſchiefergrau. — Unſer Exemplar zeigt folgende Verhältniſſe. 
Völber in gerader nie n Schwanz e, 
— nach der Krümmung. . 2 10 Ihr Arie ren ehe ee 0 4 
Die Verbreitung geht durch das ganze gemäßigte Europa 16) bis in 
die gemäßigten Theile des öſtlichen Sibiriens. Die Zwergmaus baut ein 
künſtliches kugeliges Neſt aus Halmen und Blaͤttern, das ſie frei an den 
Stengeln aufhängt und darin ihre 8 — 9 Jungen groß fäugt. 


12. M. betulinus Pırı. Die Birkmaus. Tab. CLXXXIV. Fig. 1. 
M. „cauda longissima, corpore fulvo, fascia dorsali nigra.“ PaLIL. 
Mus betulinus. Pärr. 200 gr. I. p. 169. — Schreb. IV. S. 664. tab. 184. 
fig. 1. 


Vom Uralgebirge bis zum Jeniſei. Dieſe und die folgende Art, welche 
man blos aus Pallas Beſchreibung kennt, werden wahrſcheinlich einer andern 
Gattung angehören. 

13. M. vagus Pırı. Die Streifmaus. Tab. CLXXXIV. Fig. 2. 


M. „cauda longa volubili, corpore cinereo, fascia dorsali nigra.“ Par. 


16) Als Fundorte in Europa find bekannt: England, Belgien, die Umgegend von Paris, die 
Ufer der Loire, Elſaß, München, Holſtein, Schleswig und das Ditmarſche (nach Melchior), 
Jütland, Schleſien, Galizien, Ungarn, Rußland. Menetries hat fie ſehr haufig in den Step⸗ 
pen am Fuße des Kaukaſus gefunden. 


416 Mus. 


Mus vagus. Park. zoograph. I. p. 169. — Schreb. IV. S. 663. tab. 184. 
fig. 2. 


In denſelben Gegenden wie die vorige 17). 


6) Mures asiatici. 
14. M. Perchal Suaw. Der Perchal. 


M. e nigricante fuscus, subtus pallidior, auriculis elongatis ovalibus; cauda fere 


longitudine corporis, nudiuscula; pilis paene omnibus setaceis. 


Mus Perchal. Suaw gen. zool. II. I. p. 55B. — Desmar, mamm. p. 308. — Cuv. 
regn. anim. I. p. 201. — BRANTS muiz. p. 152. — FR. Cuy. mamm. liyr, 61. 
Rat perchal. Burr. suppl. VII. p. 276. tab. 69. 


Der Pelz dieſer großen Art, wie ihn uns Fr. Cuvier beſchreibt, be— 
ſteht faſt ganz aus Borſtenhaaren, welche auf der Kruppe bis gegen 3 Zoll 
lang werden; ſie ſind feſt, faſt gleich breit in ihrer ganzen Länge und auf 
der Oberſeite rinnenartig ausgehöhlt 1°). Die einen find ſchwarz, andere 
grau, und mehrere grau mit ſchwarzen Spitzen; die allgemeine Farbe iſt 
ſchmutzig ſchwärzlichbraun, was auf dem Rücken viel dunkler als an den 
Seiten und es noch mehr als auf der Unterſeite iſt. Die Füße ſind etwas 
reiner braun; die Schnurren lang und ſchwarz, der Schwanz faſt nackt. — 
Die Länge beträgt faſt einen Fuß, und der Schwanz mißt faſt eben fo: 
viel. — Die Heimath dieſer Art iſt Indien, wo ſie wie unſere Ratten 
in und an den Wohnungen ſich aufhält; von den Eingebornen wird ſie 


gegeſſen. 
15. M. giganteus Hırow. Die Rieſenmaus. 
M. supra fuscus, subtus canus, capite abbreviato, pedibus nigris, vellere 
breviusculo. 


Mus giganteus. Harpwıcke in Linn. transact. VII. p. 306. tab. 18. — Desmar, 
mamm. p. 298. — Brants muiz. p. 101. — GRAY, proceed. II. (1832) p. 40; 
mag. 


17) Lichtenſteins Mus lineatus aus der Bucharei ift mit Sminthus loriger identiſch. 
18) Dieſe Art macht hiedurch den Uebergang zu den ächten Stachelmäuſen. 


Maus. 417 


mag. of nat. hist. 1837. p. 585. — WarEnn. ebenda. 1839. S. 274. fig. 34. 
(Schaͤdel). 
L Mus malabaricus. Suaw gen. 200l. II. I. p. 54. 


Nach Schädel und Gebiß eine aͤchte Ratte. Die Beſchreibung von 
Hardwicke lautet: Naſe gerundet, Unterkiefer viel kürzer als der obere. 
Schneidezähne breit, eingebogen und zuſammengedrückt: die untern 3“, die 
obern 3. Ohren nackt, groß, oval, ſtark abgerundet, aufrecht, mit etwas 
einwärts gekehrten Rändern. Leib dick und ſehr gekrümmt; der Obertheil 
ſtark behaart und ſchwarz, der untere ins Graue fallend. Beine und Zehen 
ſchwarz; letztere alle bis zu ihrer Wurzel getheilt. Krallen ſtark und von 
mäßiger Länge. An den Vorderfüßen ein Daumenrudiment mit ſtumpfer 
Kralle. Schwanz dünn behaart, letzter Zoll nackt und anders gefärbt als 
das Uebrige, an der Wurzel 25 Zoll im Umfang und an der Spitze nur 3; 
etwas geſchuppt und der ganzen Länge nach mit zahlreichen undeutlichen Ringen 
beſetzt. — Die Länge des beſchriebenen Exemplares, eines Weibchens, beträgt 
im Ganzen 264“, wovon der Schwanz 13“ wegnimmt; fein Gewicht 2 Pfund 
112 Unzen. Die Männchen werden noch größer und 3 Pfund und darüber 
ſchwer 1). Die Heimath iſt die Küſte Coromandel, Myſore und verſchiedene 
Theile Bengalens; nach Gray wurde ein Exemplar ſogar von Van-Diemens 
Land eingeſandt. Dieſe Ratte liebt trockene Lagen und wird ſelten von Woh— 
nungen entfernt gefunden. Die unterſte Kaſte der Hindu's ißt ihr Fleiſch. 
Sie iſt ſehr ſchädlich, graͤbt tief, geht allerlei Sämereien nach, bei Mangel 
auch an Geflügel 20). 


19) Temminck war der Meinung, daß M. setifer von Java nur das Junge von M. gigan- 
teus ſeyn möchte, was Gray (a. a. O.) dadurch widerlegte, daß er mit jenem ein gleich großes 
junges Thier von M. giganteus verglich und folgende Differenzen auffand. An M. giganteus iſt 
der Kopf kurz und gerundet, die Augen groß, Pelz ziemlich kurz, am Rücken blaß braun, gelblich⸗ 
und ſchwarz geſcheckt, unten aſchfarben; Füße mittelgroß, Krallen mäßig und ſtumpf. Körper 8“, 
Schwanz 53, Hinterfuß 14 Zoll. — Bei M. setifer dagegen iſt die Schnautze lang und zuſam— 
meugedrückt, die Augen klein, Pelz lang, locker, am Rücken mit zahlreichen langen flachſpitzigen 
Borſtenhaaren, die oberhalb dunkelbraun, unterhalb dunkler ſind mit längeren zerſtreuten Haaren; 
Hinterfüße ſehr ſtark und gut bekrallt. Körper 73° Ohren 13. Hinterfuß 12 , alfo “ länger 
als beim jungen M. giganteus. 20) Der Biß dieſer Ratten gilt als ſehr gefährch. Hardwicke 

Suppl. 3. 53 


418 Mus. 


16. M. setifer Horse. Der Tikus⸗Wirok. 

M. supra e nigricante fuscus, subtus canus; rostro elongato compresso; vellere 
longo, laxo, supra setis numerosis rigidis longioribus intermixto; auriculis magnis 
rotundatis. 

Mus setifer. Horsr. zool. research. n. 8. mit Abbild. — Cov. regn. anim. I. 


p. 201. — Temm. monogr. I. — Gar, proceed. II. (1832) p. 41. — Ver- 
handel. ov. the natuurl. gesch. I. p. 36. 


Die Geſtalt, ſagt Horsfield, iſt ähnlich der der Wanderratte, aber 
kräftiger. Die Augen ſind klein; die Ohren ſind groß, gerundet und faſt nackt; 
die Oberlippe tief geſpalten, die Schneidezähne ſtark und röthlichbraun. Die 
Schenkel ſind auffallend robuſt; die Krallen ſchwach gekrümmt und ſtumpf. 
Der Schwanz beſteht aus zahlreichen Schuppenringen, iſt kahler als der der 
Wanderratte, indem nur einige kurze Härchen, in ſehr kleinen Büſcheln von 
2 oder 3, aus den Schuppen hervorkommen. Das bezeichnendſte Merkmal 
machen die zahlreichen Borſten aus, welche unter die weicheren und kürzeren 
Haare eingemengt ſind, hinter dem Nacken beginnen und im Verlauf über 
den Rücken an Zahl und Größe zunehmen, ſo daß ſie über der Kruppe eine 
lockere Decke bilden, welche beträchtlich über den Leib vorragt; dieſe Borſten 
ſind übrigens keinesweges von der Beſchaffenheit der Stacheln. Die Farbe 
iſt oben dunkelbraun, unten graulich. Die einzelnen Haare ſind an der Baſis 
grau oder falb, und am Ende dunkel, wodurch die Oberſeite etwas geſcheckt 
wird, doch iſt der Ton einförmiger als bei der Wanderratte. — Die Angabe 
der Dimenfionsverhältniffe hat Horsfield vergeſſen. Nach Gray 
iſt die Länge des Körpers 73, der Ohren 13, des Hinterfußes 14 Zoll. — 
Die Heimath iſt Java, Borneo und Sumatra, an Waldſäumen und 
Flußufern. 


17. M. latipes Bæxx. Die breitfüßige Maus. 


M. supra plumbeo - niger, subtus pallidior, pedibus cinereis, cauda corpore 


multo longiore. 


Mus latipes. BEnnETT, proceed. III. p. 89. 


erwähnt eines Falls, wo ein Artillerift an Waſſerſcheu in ohngefähr 12 Tagen ſtarb, nachdem er 
von einem ſolchen Thiere gebiſſen worden war. (2) 


Maus. 419 


Sit, wie Bennett bemerkt, dem Mus alexandrinus ſehr nahe ver: 
wandt, mit welchem dieſe Art faſt in der verhältnißmäßig großen Schwanz— 
länge übereinkommt, jedoch durch die viel dunklere Färbung verſchieden iſt. 
Die Haare auf dem ganzen Leibe ſind ſehr lang und weich; die kurzen ſteifen 
Haare am Schwanze ſind, wie es auch von M. alexandrinus angegeben 
wird, verhältnißmäßig zahlreich. 

Rörßernrn eie, ß , D en me 0“ 8“ 
Schwanßznzßn 8 0 Hinterfuß mit Krallen 1 6 


Die Heimath iſt Kleinaſien (Trapezunt oder Erzerum). 


18. M. rufescens Gray, Die indiſche Hausratte. 


M. bruneus, subtus e lutescente griseus, setis numerosis nigro- apiculatis, cauda 


longitudine trunci. 


Mus rufescens. GRAx in Loud. mag. 1837. p. 585. 


„Pelz blaß braun, unten gelblich grau. Unterpelz bleifarbig, mit zahl: 
reichen dünnen braunen Borſten, die eine tiefe Mittelfurche haben und in eine 
ſchwarze Haarſpitze endigen; an Kinn und Unterſeiten weicher, mit weißlichen 
dünnen Borſten. Schwanz faſt fo lang als der Leib, mit ſehr kleinen vier- 
eckigen Schuppen und ſehr kurzen Haaren. Füße braun, Krallen weiß, mit 
weißen Haaren bedeckt. Länge 62“, Schwanz 53, Hinterfuß 14“, bis zur 
Daumenwurzel 9 Linien.“ Indien 21). 


19. M. Kok Grar. Die Kokratte. 


M. bruneus, subtus griseus, setis numerosis nigro- apieulatis, cauda trunco 
breviore. 


Mus Kok. Gray in Loud. mag. 1837. p. 585. 
Arvicola indica. Gray, illustr. of Ind. zool. I. tab. 11. 


„Pelz blaß braun, mit eingemengten ſchwarzen Spitzen; Seiten blaffer. 


21) Dieſe mit den nachſtehenden 2 Arten ſtellt Gray zur Gattung Mus, in dem Sinne 
wie er fie begrenzt. — Wahrſcheinlich gehört auch fein Arvicola bengalensis, der nur aus der 
Abbildung in den Illustrat. of Ind. zool. II. tab. 21. bekannt iſt, zu unſerer Gattung Mus. 


53 


420 Mus. 


Kinn und unten graulich; Füße blaß braun. Ohren gerundet, ſchwach behaart; 
Schnurren ſo lang als der Kopf. Unterpelz bleifarbig. Die braungeſpitzten 
längeren Haare ziemlich ſtarr, ſchmächtig, ſpindelförmig, flach mit Längsfurche; 
ſchwarz, öfters mit einer faſt gipfelſtändigen ſchwarzen Binde. Stirne mit 
einigen ſilberfarbnen Haaren. Vorderdaumen rudimentär mit einer kurzen 
dicken Kralle; die übrigen Krallen koniſch, gekrümmt. Die 3 Mittelzehen 
gleich und am längſten; kleine Zehe und Daumen faſt gleich. Schwanz dick, 
kürzer als der Leib, geſchuppt, mit einigen zerſtreuten Haaren. Länge 92“, 
Schwanz 44, Hinterfuß 14“, von der Ferſe zur Daumenwurzel 7} Linien.“ 
Bewohnt Indien. 


20. M. Hardwickii Grar. Die breitzähnige Maus. 


M. supra flavido- bruneus, subtus pallidior; cauda longitudine trunci, dentibus 
primoribus latis. 


Mus Hardwickii. Gaar in Loud. mag. 1837. p. 585. 


„Oben gelbbraun. Rückenhaare bleifarben mit tief gelbbraunen oder dun⸗ 
kelbraunen Spitzen; einige der Rückenhaare, beſonders am Kreuz, viel länger 
und borſtenartig. Wangen und Seiten merklich blaſſer; Kinn und und untere 
Theile mit kurzen weißſpitzigen bleifarbigen Haaren. Schwanz ſo lang als 
Leib, nackt und ſchuppig. Die Vorderzähne groß, glatt, gelb und vorn flach. 
Der Vorderdaumen klein und benagelt.“ Bewohnt Indien, iſt M. Kok ſehr 
aͤhnlich, aber der Schaͤdel iſt breiter, ſtärker und größer; die Schneidezähne 
faſt Zmal ſo breit und vorn flach. 


21. M. asiaticus Gäar. Die Pinſelmaus. 


M. pallide bruneus, nigro- variegatus, subtus griseus, auriculis magnis; cauda 


longitudine corporis, pilis brevibus, apicem versus longioribus vestita. 


Mus asiaticus. Grar in Loud. mag. 1837. p. 585. 


„Blaß braun, ſchwärzlich geſcheckt. Ohren groß, nackt. Wangen, Kinn 
und unten graulich; Schnurren lang, ſchwarz. Schwanz ſo lang als Leib 
und Kopf, mit kurzen angedrückten ſchwarzen Haaren, die gegen die Spitze 
länger und haͤufiger werden. Schneidezähne glatt, vorn gelb. Vorderdaumen 
ganz rudimentär, ſchwach benagelt. Hinterſohlen bis zur Ferſe kahl mit 


Maus. 421 


6 Warzen, die äußere hintere am größten. Ferſe ſchmal, 3 der Fußlänge. 
Der Ballen der aͤußern Zehen merklich weniger als in der halben Entfernung 
von der Fußſpitze.“ Bewohnt Indien. 


22. M. Boo duga Grar. Die Buduga⸗ Maus. 
M. murinus, bruneo - variegatus, subtus griseo - albidus, cauda longitudine cor- 
poris, grisea. 


Leggada Booduga. Gnar in Loud. mag. 1837. p. 586. 


„Pelz mauſefarbig, mit Braun geſcheckt, unten graulichweiß. Unterpelz 
bleifarben, mit blaſſen, dünnen, gefurchten, ſchwarzſpitzigen Borſten. Schnur⸗ 
ren dünn. Schwanz ſo lang als Körper, ſchmächtig, grau mit kurzen ſchwar⸗ 
zen, angedrückten Haaren. Ohren behaart und groß. 
rökper e 2.01.28 ee Kan ZERO nter ß rien 0“ 63 
Sf 2. ar 2 0 Von der Ferfe zum Daumen 0 4 


Um Bombay, lebt paarweiſe und gräbt ſich Höhlen im Boden. 


23. M. Ellioti Gray. Die Elliotſche Maus. 


M. pallide bruneus, nigro- adspersus, subtus albidus, dentibus primoribus su- 
perioribus excavatis. 


Golunda Ellioti. Grarl. c. p. 586. 


„Pelz blaßbraun, mit kurzen, ſehr dünnen, ſchwarzen Spitzen. Kinn, 
Unterhals und unten weißlich. Unter⸗Pelz blaſſer. Zähne gelb, obere 
Schneidezähne vorn ausgehöhlt. Ohren kurz behaart.“ Um Bombay. Grö⸗ 
ßenverhältniſſe und Beſchaffenheit des Schwanzes hält Gray nicht für nöthig 
anzugeben. Was ſollen ſolche kümmerliche Notizen helfen! 


24. M. Meltada Grar. Die Meltada⸗ Maus. 


M. murinus, nigro - variegatus, subtus albidus, auriculis magnis pilosis, cauda 
corpore breviore. 


Golunda Meltada. Gnax l. c. p. 586. 


„Pelz ſehr weich, mausfarbig, ſchwarz geſcheckt. Kinn und unten weißlich. 
Unterpelz bleifarben, mit ſehr zahlreichen weichen braunen Haaren mit langen 


422 Mus. 


ſchwarzen Spitzen; der des Unterleibs weiß mit bräunlichen Spitzen. Ohren 
groß, behaart; Schnurren dünn und lang. Schwanz kürzer als der Leib, 
ſchuppig, mit kurzen anliegenden, die Schuppen bedeckenden Haaren beſetzt. 
Füße blaß, Krallen weiß. Körper 43“. Bewohnt Bombay und lebt paar⸗ 
weiſe in den Riſſen des Bodens.“ 


25. M. oleraceus Benn. Die Kohlmaus. 


M. nitide castaneus, subtus flavido -albus, auriculis rotundatis majusculis, cauda 
corpore multum longiore. 


Mus oleraceus. Bennett, proceed. II. (1832.) p. 121. 


„Die Oberſeite iſt dicht mit ziemlich langen glatten Haaren von licht 
kaſtanienbrauner Farbe beſetzt; an der Unterſeite und der Innenſeite der Beine 
iſt die Qualität der Haare die naͤmliche, aber ihre Farbe iſt faſt weiß mit 
gelblichem Anfluge. Letztere Farbe breitet ſich über die Wangen aus, um 
den Mund und die Unterſeite der Schnautze und über die Oberſeite der Füße; 
die Haare der letzteren, der Schnautze und des langen ſchuppigen Schwanzes 
ſind ſehr kurz. Die Krallen ſind weiß und klein. Die Ohren ſehr groß, 
oben abgerundet und faſt ganz nackt. Die Schnautze iſt kurz und ſtumpf, 
und die Augen liegen in der Mitte zwiſchen ihr und der Ohrwurzel. Die 
Schnurren ſind zahlreich und lang, einige ſchwarz, andere ſilberig oder hell 
kaſtanienfarben. Die ungemeine Länge des Schwanzes im Vergleich zu der 
des Körpers, und die verhältnißmaͤßige Länge der Hintertarſen gewähren 
hinreichende Merkmale, um dieſe indiſche Feldmaus von allen verwandten zu 
unterſcheiden.“ 


e BE EA EN. 2” 9“ [Schnurren 


er No 17 3 
Schanz Mr: 4 3 Se e e e 0 10 
DD e 8 Hinterfuß mit Zehen 0 9 


Die Heimath iſt Dekan in Oſtindien, wo ſie Sykes entdeckte. Sie 
bereitet ſich aus Grasblättern ein Neſt in Kohlſtauden. 
26. M. praetextus Licnr. Die verbrämte Maus. 
M. supra e fuscescente canus, subtus albus, auriculis maximis, 


Mus praetextus. Brants muiz. p. 125. — Fiscu, syn. mamm. p. 320. 


Maus. 423 


Wie Brants ſagt, iſt der Körper geſtreckt und zierlich, die Naſe ſehr 
vorragend, die Ohren oval, nackt und ſchwärzlich, die Haare ſehr kurz und 
anliegend. Die Farbe der Oberſeite iſt von der der Unterſeite durch einen 
röthlichen Streif geſchieden; die Zehen ſind weiß; der Schwanz beiderſeits 
dunkel, nackt, geringelt. 

F f e 
Schwanz ß , 2 8 Hinkefuß 8 


Heimath iſt Arabien und Syrien. 


y) Mures africani. 
27. M. variegatus Licur. Die Sprenkelratte. 


M. supra nigro - et flavido - variegatus, subtus albido - canus; auriculis majus- 
culis minutissime pilosis; cauda dimidio corpore paululum longiore, rigide pilosa, supra 
nigra, subtus abrupte flavida. 


Mus variegatus. Brants muiz. p. 102. — Cuv. règn. anim. I. p. 203. — 
Rüppell mus. Senckenberg. III. S. 102. 

Hypudaeus variegatus. Lichtenſt. Verz. der Berl. Doubl. S. 2. 

Mus dis color. A. Wagn. Arch. für Naturgeſch. VIII. 1. S. 9. 

Echemis du Caire. Descript. de Egypt. mammif, tab. 5. fig. 2. 


Da Lichtenſtein??) feinem Hypudaeus variegatus eine „linea 
dorsalis media nigra‘ beilegte, die meinem Exemplare fehlt, fo hatte ich 
letzteres bis zur weiteren Vergleichung als M. discolor von jenem unterſchie⸗ 
den. Seitdem habe ich Gelegenheit gehabt, die 7 im berliner Muſeum auf— 
geſtellten Exemplare zu vergleichen, und daraus erſehen, daß dieſen eine eigent- 
liche Rückenlinie auch fehlt, lediglich längs des Rückgraths die ſchwarze Farbe 
überwiegend iſt, ſo daß demnach mein M. discolor mit M. variegatus 
völlig identiſch iſt. 

Die Geſtalt von M. variegatus iſt kräftig. Die Haare ſind weich 


22) Rüppell hat zuerſt darauf aufmerkſam gemacht, daß die auf Tab. 5. fig. 2. dargeſtellte 
Ratte, welche den M. variegatus ſehr getreu abbildet, nicht blos unrichtig als Echemys du Caire 
benannt, ſondern ihr noch weit irriger von Audouin die Beſchreibung von Mus cahirinus bei⸗ 
gegeben wurde. 


424 Mus. 


und dünne, ohne eingemengte platte oder fonftige ſtarre Borſten. Die Ohren 
ſind ziemlich groß, gerundet, mit kurzen feinen angedrückten Haͤrchen nicht 
ſonderlich gedrängt beſetzt. Die Füße, was namentlich von den hintern gilt, 
ſind kurz, aber breit; der Daumen an den Vorderfüßen iſt ein kurzer Stum— 
mel mit kleinem, aber deutlichem Nagel. Der Schwanz iſt viel kürzer als 
der Rumpf, mit ſtarren, kurzen, abſtehenden Borſten ziemlich dicht bedeckt, 
ſo daß die Beſchuppung wenig merklich wird, was an Hypudaeus erinnert. 
Schädel: und Zahnbau iſt ganz der der ächten Ratten. Die Farbe der 
ganzen Oberſeite, der Seiten und der Außenſeite der Beine iſt braͤunlich— 
fahlgelb und ſchwarz melirt, wobei erſtere Farbe die Oberhand hat; dieſes Kolorit 
entſteht, indem die Haare an der Wurzel ſchwarz, an der Spitze bräunlich 
fahlgelb ſind. Ein abgegrenzter Rückenſtreif fehlt völlig. Die ganze Unterſeite, 
nebſt der Innenſeite der Beine, iſt graulichweiß, was allmählig in die Faͤrbung 
der Seiten übergeht; die Haare ſind hier an der Wurzel ſchwarz, an der 
Spitze weißlich. Die Seiten der Naſe und der Anflug der Ohren iſt ocker— 
farbig; die Schnurren ſchwarz. Die Füße ſind auf der Oberſeite nur wenig 
fahl geſprenkelt, daher herrſcht das Schwarzbraune vor; die Krallen ſind 
bräunlich. Der Schwanz iſt zweifarbig, die ſchmälere Oberſeite ſchwarz, die 
untere bräunlich fahlgelb. 


I It 
Körper, in gerader Linie 23 uũ / 2 me ern en 8,7 0 7 
Schi ß;ß;ßß;ß)ß:; Kraft: Retl- eben re Ian AEG 5 
, Tr 9 0 6 
Hinterfuß mit Mittelkrallll!W qe QQ 195 11 


Die Heimath dieſer Ratte iſt Egypten und Nubien, wo ſie ſich auf 
Feldern ungemein häufig findet. Rüppell ſah fie aber auch am Taranta⸗ 
Gebirge unfern Maſſaua in Abyſſinien, und Lichtenſtein giebt überdieß 
Arabien an. 


2 28. M. niloticus GEorrr. Die Nilratte. 


M. supra nigro - et flavido - variegatus, subtus albidus, auriculis majusculis nu- 


diusculis; cauda dimidio corpore longiore, raripilosa, squamata, supra nigra. 


23) N. I. iſt von mir, N. II. von Lichtenſtein gemeſſen. 


Maus. 425 


Mus niloticus, Is. GeorrR. in Guer. mag. de zool. 1840, p. 3, 45 u. 55. 
tab. 29. fig. 7 — 9. (Gebiß). 

Lemmus nilotieus. GxoppkR. descript. de l’Egypt. II. p. 734. 

Echimys niloticus. Aupouix, ebenda. 

Arvicola nilotieus. DzsMaRk, mamm. p. 281. 

Hypudaeus niloticus. Bnaxrs muiz. p. 87. 


Daß das Exemplar, welches Geoffroy aus Egypten mitbrachte und Lem- 
mus niloticus benannte, weder ein Lemming, noch eine Wühlmaus, noch 
gar eine Stachelratte ſey, hat Iſ. Geofroy dadurch klar dargethan, daß er 
aus jenem Stück den Schädel herausnahm, und denſelben nach ſeiner ganzen 
Configuration und dem Gebiße für einen ächten Mus erkannte. Ob dieſes Ex⸗ 
emplar eine eigne Art repräſentirt, oder trotz mehreren in der Beſchreibung 
liegenden Differenzen dem M. variegatus zuzutheilen iſt, kann nur die An⸗ 
ſicht des fraglichen Stücks ſelbſt zur Entſcheidung bringen. 

Wie Desmareſt ſagt, find die Ohren groß, abgerundet, faſt nackt und 
bräunlich; der Daumen an den Vorderfüßen ſehr klein. Die Haare ſind hart, 
an der Wurzel ſchwarz und an der Spitze roth (roux), woraus im Allge⸗ 
meinen eine braune, falb gewölkte Färbung hervorgeht; nur die Oberſeite des 
Schwanzes iſt ſchwarz. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Gliedmaf- 
ſen, iſt weißlich; das Ende der Pfoten röthlichgrau, die Nägel ſchwarz. 
Der Schwanz iſt ſehr wenig mit Haaren beſetzt und faſt ſchuppig wie der 
einer Ratte. Körper 7“, Schwanz 43“. — Heimath: Egypten, an den 
Rändern der Gewäſſer. 


29. M. abyssinicus Rörr. Die abyſſiniſche Feldratte. 
M. Rat to minor, e fusco - ferrugineus, subtus dilutior; macula postauriculari 
pallide flavicante; cauda corpore multum breviore, pilosa, supra fusca, subtus 


ferruginea. 


Mus abyssinicus. NRüpp. im Mus. Senckenb. III. S. 104. tab. 7. fig. 1. 


Nicht ohne erhebliches Bedenken führe ich dieſe Art hier auf, da nach 
den wenigen Angaben, welche Rüppell vom Gebiße giebt und insbeſondre 
nach ſeiner Abbildung von den untern Backenzähnen mir es ſehr zweifelhaft 
erſcheint, ob fein M. abyssinicus wirklich der Gattung Mus, in dem Sinne, 

Suppl. 3. 654 


426 Mus. 


wie ich fie faſſe, angehört !). Aus Mangel an Autopſie kann ich indeß 
mit Sicherheit hierüber nicht urtheilen. 

Die Grund-Farbe der ziemlich zart anzufühlenden Behaarung iſt dunkel 
ſchwarzbraun; die Endſpitzen der Haare auf der Oberſeite und den Hinter: 
beinen ſind roſtroth, ins Grünliche ſpielend; auf der Unterſeite ſind ſie 
ſchmutzig iſabellfarben. An der hintern Seite der Ohren, unmittelbar an 
deren Baſis, ſind die Haare hell gelblichgrau. Der durchaus behaarte Schwanz 
iſt oben dunkelbraun, unten roſtroth. Die Krallen find ſchwarz ?°). 


Körper, in gerader Linie.. 5“ 1 | Ohrbreite e 0“ 73% 
— nach der Krümmung. 5 8 Von der Naſe zum Vorderrand des 

Schwanßsßss & 3 2 Drag . Ara l 

Ohrlängs es? 3 nee Er: en 


Dieſe Nager leben familienweiſe in Erdhöhlen auf dem Ackerfeld in der 
abyſſiniſchen Provinz Simen, welche beiläufig 10,000 Fuß über dem Meere 
liegt. Auch aus Schoa hat fie Rüppell unter dem Namen „Waldratte“ er: 
halten. 


30. M. albipes Rürr. Die weißfüßige Ratte. 


M. Ratto minor, e rufescente fuscus, subtus albus; auriculis mediocribus; 
cauda corpore paululum longiore, squamosa, pilis minutissimis cinereis vestita. 


Mus albipes. Rüpp. im Mus, Senckenb. III. S. 107. tab. 6. fig. 2. 


Diefe Ratte 1) hält, nach Rüppell’3 Beſchreibung, in der Größe 
das Mittel zwiſchen unſerer Hausmaus und der Hausratte. Die Ohren ſind 
mittelmäßig zugerundet; der Schwanz etwas länger als der Körper, feinſchup— 
pig, mit kurzen Haͤrchen beſetzt. Die Behaarung fühlt ſich ſehr weich an, 
indem längere ſteife Haare ganz fehlen. Die Farbe aller Haare iſt am 
Grunde dunkel aſchgrau; ihre Endhälften ſind am Oberkopf und den Leibesſeiten 


24) Rüppell ſagt: „die Kronen der Backenzähne ähneln auf ihrer Oberfläche gepaarten 
Myrteublättern. Durch Abnutzung verſchmilzt jedes Paar dieſer Myrtenbläktchen in eine laͤngliche, 
elliptiſch concave Fläche.“ 25) An Wirbeln find vorhanden: 7 Hals-, 12 Rücken , 7 Len- 
den =, 4 Kreuzbein- und 21 Schwanzwirbel. 1) Mit Pietet's M. leucogaster hat dieſe 
Art die größte Aehnlichkeit. 


Maus. 427 


braungelb mit ſchwärzlicher Spitze; gegen die Rückenmitte und Schwanzwurzel 
iſt die Färbung mehr dunkelbraun. Die Naſenſpitze, Lippen, Vorderhals, 
Unterleib und der größte Theil der Füße ſind weiß; nur die vordere Seite 
der Vorderfüße und die äußere der Hinterfüße iſt dunkel aſchgrau. Die 
Schnurren find ſchwarz mit hellgrauen Enden. — Die Maaße an frifchen 
Exemplaren find: 


G o 0 O 0 G 0 SE, 5” 7%, | Bon der Naſe zum Auge „ 0“ 8% 
Schwand .0.0 0 5 11 Vom Auge zum Ohne. 0 7 
De!!! 1 Dinterfugnen> ß 1 


Iſt die gewöhnliche Hausratte zu Maſſaua und an der abyſſiniſchen 
Küſte, wo fie durch Gefräßigkeit großen Schaden anrichtet :). 


31. M. leucosternum Rürr. Die weißbrüſtige Ratte. 


M. Rat to minor, umbrino - fuscus, subtus cinerascens; macula magna triangu- 
Jari nivea pecterali; cauda vix 3 corporis aequante. 


Mus leucosternum. Rüpp. im Mus. Senckenb. III. S. 108. tab. 7. fig. 2. 


Größe der vorigen Art, aber der Schwanz bedeutend kürzer. Der Pelz 
fühlt ſich weich an; unter den Rückenhaaren ſind einige etwas verlängert. 
Der Schwanz iſt kleinſchuppig, dicht mit kurzen Härchen beſetzt. Alle Haare, 
mit Ausnahme eines großen ſchneeweißen, eckigen Fleckes auf der Bruſt zwiſchen 
den Vorderbeinen, haben in ihrer untern Hälfte eine aſchgraue Farbe; ihre 
Endhälften ſind auf der Oberſeite ins Graubraune und Rothgraue übergehend. 
Die Kehle und der Unterleib find hell aſchgrau; die Endhälfte der Hinter⸗ 
füße und die Zehen der vordern gelblichweiß. Von den Schnurren ſind die 
obern braun, die untern grau. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, unten 


hellgrau. 

Körper. 5“ 3“ | Bon der Naſe zum Auge 0“ 8“ 
Schwanz: Jun 3 4 Vom Auge zum nr 0 6 
ed ine saie leisen 0 5 Gillterfun ß er Renlieine 1 3 


2) Weſtlich von Maſſaua in den Bergen um das Thal Modat, und am Nil in Nubien 
(bei Dongola und Ambukol) fand Rüppell eine Varietät dieſer Ratte, die ohngefähr um z klei⸗ 
ner iſt, der Schwanz ſcheinbar etwas kürzer, die Färbung lichter, das Weiße an der Naſenſpitze 
fehlend. 

54 * 


428 Mus. 


Rüppell entdeckte dieſe Art in den Häufern von Maſſaua, doch if 
ſie daſelbſt nicht ſo zahlreich als M. albipes oder M. alexandrinus. 


32. M. dembeensis Rürr. Die Demben - Maus. 


M. ferrugineus, umbrino- tinctus, subtus einerascens; cauda corpore longiore, 
squamata, brevipilosa, supra saturate fusca, subtus dilute ferruginea; vellere 
subrigido. 


Mus dembeensis. Rüpp. im Mus. Senckenb. III. S. 109. tab. 6. fig. 3. 


Das Gebiß iſt vollkommen der Hausratte ahnlich. Der Kopf iſt mehr 
abgeſtutzt als verlängert, die Ohren ſind mittelgroß und zugerundet, die 
Schnurren ragen nicht über ſelbige hinaus, auf der Naſenſpitze findet ſich ein 
dunkelbrauner Haarbüſchel. Der Pelz beſteht aus ſtraffen gleichlangen Haaren; 
der Schwanz iſt mit kurzen Härchen beſetzt. Die Nägel der Hinterfüße ſind 
ziemlich robuſt. Auf der Oberſeite des Körpers und der Außenſeite der Beine 
haben die Haare an ihrem Grunde eine dunkel graublaue Farbe; ihre Mitte 
iſt roſtfarbig und die Endſpitzen ſind gewöhnlich ſchwarzbraun, doch auch mit— 
unter wieder roſtrotph. Naſenkuppe und Lippengegend find gelblichweiß, 
Hals und Bauchſeite ſchmutzig aſchgrau. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, 
unten verwaſchen roſtroth. 


ieee ron 0 ae 4“ 6° | Don der Naſe zum Auge 0“ 6 
Schwanz 5 2 Vom Auge zum Br. 0 6 
De een Oer Sinterfiß ß e Sa einer Fe 1 14 


In dem Buſchwerk, welches die Wieſentriften an den Ufern des großen 
Dembea Sees (in Abyſſinien) durchſetzt, ſchoſſen Rüppell's Jäger ein 
einzelnes Individuum von dieſer Art. 


33. M. imberbis Rürr. Die unbärtige Maus. 


M. flavo- umbrinus, subtus isabellinus, vibrissis subnullis; cauda dimidio corpore 


paululum longiore, pilosa, sopra fusea, subtus dilute isabellina. 
Mus imberbis. Nuͤpp. im Mus. Senckenb. III. S. 110. tab. 6. fig. 4. 

Nach Rüppell ähnelt dieſe Maus durch Körperform, Farbe, dün— 
nen, durchaus behaarten Schwanz und kleine Ohren ungemein dem M. 
abyssinicus, aber die Zähne find denen von M. albipes ganz gleich. Cha: 


Maus. 429 


rakteriſtiſch iſt der gänzliche Mangel von Schnurrborſten, an deren Stelle 
ein ganz kurzer Haarbüſchel, kaum 2 Linien lang. Der Kopf iſt verhältniß⸗ 
mäßig kurz; die Ohren mittelmäßig und zugerundet; der Pelz dicht, gleich— 
haarig und weich anzufühlen. Der Schwanz mißt 3 (?) der Körperlänge, 
iſt durchaus kurz behaart, ſo daß man nichts von den Schuppenringen ſieht. 
Die Farbe der Haare iſt am Grunde dunkel blaugrau, am Kopf, Rücken 
und den Leibesſeiten mit dunkel gelbbraunen, am Bauch und den Füßen mit 
iſabellfarbigen Spitzen. Der Schwanz iſt oberhalb dunkelbraun, unten 
gelblichgrau. 


G 0 101.0. e Do Jana 0.0 3° 0 | Von der Naſe zum Auge.. 0“ 44“ 
S Wo oo a voraro * Vom Auge zum Ohr 0 3 
S oo — 0 4 ee e e a eee 0 81 


Bewohnt in der abyſſiniſchen Provinz Simen auf den Hochgebirgen 
Erdhöhlen in denſelben Feldern und Wieſen, in welchen M. abyssini- 
eus lebt. a 


34. M. orientalis CRE TZzscu⁰r.. Die orientaliſche Hausmaus. 


M. supra ex luteo nigricans, infra ex ochraceo rubescens, cauda corpore 
longiore. 
Mus orientalis. Eretzſchmar in Rüpp. Atlas S. 76. tab. 30. fg. a. — Rüpp. 
im Mus. Senckenb. III. S. 111. 


Die Haare der Oberſeite ſind an der Wurzel dunkel aſchgrau und haben einen 
ſchmutzig gelben Ring gegen die ſehr kurze ſchwarze Spitze hin. Der Unter⸗ 
leib iſt ockerfarbig, ins Röthliche ſpielend. Der Schwanz oben dunkel, unten 
etwas heller; die Schneidezaͤhne gefärbt. Die Jungen fallen beinahe ins 
Schwarzblaue, und bekommen erſt, wenn ſie ausgewachſen ſind, ihr eigen⸗ 
thümliches Farbenkleid. 

Körper n sun e e 2% hr . en ee een en. 0“ 5% 
Schwanz 2 9 Vom Auge zur Naſ . 0 4 

Die Heimath iſt das ganze nordöſtliche Afrika, wo fie von Rüppell 
in Egypten, Nubien und an den Küſten des rothen Meeres allenthalben in 
den Wohnungen gefunden wurde. 


430 Mus. 


35. M. gentilis Lıcar. Die langköpfige Maus. 


M. supra fusco - cinereus, subtus albus, auriculis parvis, cauda mediocri; pilis 
mollibus laneis. 


Mus gentilis. Bnaxrs muiz. p. 126. 


Nach Brants Beſchreibung iſt der Kopf groß, ſehr langgeſtreckt und 
zugeſpitzt; die Ohren gerundet; der Schwanz ziemlich nackt, geſchuppt und 
ſchwärzlich. Dem M. praetextus ahnlich, aber, außer den in der Diagnofe 
angegebenen abweichenden Merkmalen, größer und geſtreckter und die Be⸗ 
haarung länger und dichter. 

Körper 3% 6½ U) EEE A RO hEC? 
Schwanz 22 7 Hillterfu ß 898 


Sn a OA 


Heimath: Egypten und Nubien ?). 


36. M. muscardinus Wacx. Die Kaffern⸗ Maus. 


M. supra ferrugineo- flavus, subtus candidus, auriculis nudiusculis, pedibus 
albis; cauda longitudine trunci, supra pilis fuscis, subtus albis vestita. 


Nach Schädel und Gebiß eine ächte Maus von gefälligem Anſehen. 
Die Ohren ſind ziemlich groß und faſt nackt, die Füße ſchmächtig; der 
Schwanz ziemlich dicht mit Härchen beſetzt, ſo daß die Schuppenringe faſt 
ganz verdeckt ſind. Die Farbe der Oberſeite iſt bräunlich fahlgelb, was 


3) Ich reihe hier 2 andere, von Waterhouſe aufgeſtellte afrikauiſche Arten an, die aber 
nicht hinlänglich charakteriſirt ſind, um ſie ins Syſtem aufnehmen zu können. Dieſe ſind: 

a) M. Hayi WarEnn. (Lond. and. Edinb. phil. mag. 1838. p. 597.). Waterhoufe 
ſagt blos, daß dieſe Art von Marokko komme und merklich größer als die Hausmaus ſey. 

b) M. Alle ni Warknu. (a. a. O. p. 597.). Kleiner als Mus messorius und von einer 
dunklern Farbe als M. Musculus, indem ſelbige Art faſt ganz ſchwarz iſt. Die Ohren find ver— 
hältnißmäßig kleiner und deutlicher mit Haaren beſetzt. Der Schwanz it ſehr ſpaͤrlich und kurz 
behaart. Die Tarſen ſind oben mit ſchwärzlichen Haaren bedeckt, die Zehen ſchmutzig weiß. Von 
Fernando Po. — In Größe und Färbung mit dieſer Art übereinkommend erflärt Water⸗ 
houſe eine aſiatiſche aus Trebizond, der er den Namen M. Abbottii (a. a. O. S. 598.) giebt 
und ſie von jener unterſcheidet durch verhältnißmäßig längeren Schwanz, größere Ohren und 
ſchlankere Tarſen. 


Maus. 43 


durch eine feine ſchwarze Sprenkelung etwas getrübt wird und ziemlich ſcharf 
von der ſchneeweißen Unterſeite abſchneidet. Die Füße ſind ebenfalls mit 
weißen Haaren beſetzt. Der Schwanz iſt auf der untern Seite und an den 
Seiten mit ſchmutzig weißlichen, oben mit braunen Haaren bekleidet. 
Kore 0 6 oo‘ a OFEN DHL RN ene e 07 2 
Schwan « 3 2 Hinter fuß 0 94 
Krebs entdeckte dieſe Maus, wovon die hiefige Sammlung ein Exem⸗ 
plar beſitzt, im Kaffernlande. 

37. M. dolichurus Suurs. Die langſchwäuzige Maus. 

M. supra fuscus, silaceo-intermixtus, subtus silaceus, cauda corpore multum 
longiore. - e 
Mus dolichurus. Suurs mamm, cap. p. 38. tab. 2. 

Nur aus Smuts Beſchreibung bekannt. Schädel und Gebiß iſt voll: 
kommen wie bei den ächten Mäuſen, mit denen auch der ganze Habitus 
dieſes ſehr zierlichen und ſchönen Thieres übereinkommt. An Größe ſteht es 
zwiſchen der Hausmaus und Hausratte. Der Schwanz iſt viel länger als 
der Körper, mit eben fo deutlichen und zahlreichen Ringen wie bei der Haus: 
ratte, denen nur wenige und kurze Haare beigemengt ſind, welche am Ende 
zahlreicher werden und eine borſtige Spitze hervorbringen. Die Ohren ſind 
gerundet, an Größe denen der Hausratte gleichkommend, mit kurzen Haaren 
ſpärlich beſetzt. Die Schnurren ſind ziemlich lang und ſchwarz. Die Haare 
ſind mittellang und ſehr weich. Die Farbe iſt geſättigt braun mit Gelblich 
(silaceus) untermiſcht, was durch die zweifarbigen Haare hervorgebracht 
wird. Gegen die Seiten wird dieſe Farbe friſcher, und an einigen Stellen, 
namentlich an den Füßen, rein gelblich. Die ganze Unterſeite iſt ein ſchönes 
lichtes Gelb. Unter jedem Auge iſt ein ſchwarzer Fleck, der ſich bis zum 
Außenrande der Augenhöhle erſtreckt. 
ef 4“ 9“ | Sohle des vordern Fußes. 0“ 5“ 
Sd 5 6 „ „ hintern = e O 

Fundort iſt die Umgegend der Kapſtadt. 

38. M. silaceus Waen. Die Ockermaus. Tab. CLXXXI. A. Fig. 2. 

M. supra bruneo-flavidus, nigro- adspersus, subtus pedibusque sordide albidus, 
auriculis magnis nudiusculis, cauda corpore breviore raripilosa. 

Mus silaceus A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. 1. S. 11. 


432 Mus. 


Schädel und Gebiß beurkunden eine ächte Maus. Der Kopf iſt geſtreckt; 
die Ohren groß, häutig, nur gegen die Ränder mit ganz feinem Haaran: 
fluge; die Füße kurz; der Schwanz fo lang als der Rumpf, ſehr fein ge 
ſchuppt und mit kurzen Härchen beſetzt. Die Oberſeite hat eine ockerbräun⸗ 
liche Farbe, die Unterſeite nebſt den Füßen iſt ſchmutzig weiß, etwas gelblich 
angeflogen. Alle Haare ſind in der untern Hälfte ſchieferſchwarz, in der obern 
auf der Rückenſeite bräunlich fahlgelb mit längern ſchwarzen Haaren untermengt, 
auf der Unterſeite mit weißlichen Endhälften. Die Sohlen ſind fleiſchfarben; 
die Nägel licht hornfarben. Der Schwanz oben dunkelbraun mit ſchwärzlichen, 
unten lichter mit weißlichen Haaren. 

Körper in gerader Line 4 9% Ohren g 
Shan 8 1 Hinterfuß e re er 0 9 

Heimath: das Vorgebirg der guten Hoffnung, woher die Sammlung 

2 Exemplare durch Drege erhielt. 


39. M. colonus Licar. Die Algoa- Maus. 
M. supra canus, paululum fuscescens, irfra albus, pilis mollissimis; cauda lon- 
gitudine corporis, nudiuscula, utrinque exalbida. 


Mus colonus. BranTts muiz. p. 124. — Smurs mamm. cap. p. 37. 


Nach Brants Angaben, aus denen allein dieſe Art bekannt iſt, iſt der 
Körper dick und unterſetzt, der Kopf kurz und dick, der Hals noch dicker; 
die Ohren nackt, oval und mittelmäßig; der Schwanz faſt nackt und ge⸗ 
ſchuppt. Die Farbe der Oberſeite iſt grau, etwas röthlichbraun überlaufen; 
die Unterſeite weiß. Die Füße ſind mit weißen Härchen beſetzt; der Schwanz 
iſt beiderſeits weißlich. — Daß Gebiß iſt leider nicht unterſucht. 


Körper n = hr ann er ae 0“ 4% 
SR S oo „ e 4 3 tern 0 11 
ef Bee Yorkieie Rt ee 0 105 


Heimath: das Geſtade an der Algoa- Bay. 
40. M modestus Wacn. Die großohrige Zwergmaus. Tab. CLXXXI. A. 


M. minut o paululum major, supra bruneo - flavicans, nigro-adspersus, subtus 
sensim dilutior, auriculis magnis nudiusculis, tarsis fuscescentibus, digitis albis; 
cauda corpore breviore, fuscescente, subtus paululum pallidiore, 

Mus modestus. A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. 1. S. 14. 
Dieſe 


Maus. 933 


Dieſe kleine Maus, die nur um etliche Linien größer ift als die gemeine 
Zwergmaus, unterſcheidet ſich von dieſer, mit der ſie viele Aehnlichkeit hat, 
durch einige auffallende Merkmale. Zunächſt ſind ihre Ohren weit größer 
und ragen über den kurzen Pelz anſehnlich hervor, ſind dabei faſt nackt, nur 
gegen die Ränder mit angedrückten Haͤrchen beſetzt. Dann iſt auch die Ober⸗ 
ſeite weder ſo lebhaft, noch abgeſchnitten von der der untern gefärbt, in welche 
ſie im Gegentheil allmaͤhlig verläuft. Der Schwanz iſt mit kurzen Härchen 
beſetzt. Die Farbe der Oberſeite iſt im Allgemeinen bräunlich fahlgelb, 
ſchwarz beſpritzelt, was an den Seiten allmählig ſich verliert und am Unter: 
leib einen einförmigen licht ockergelblichen Ton annimmt, der am blaſſeſten 
unter dem Halſe iſt. Die Haare find ſämmtlich in ihrem untern Theile ſchie⸗ 
ferfarben; auf dem Rücken find viele ſchwarzſpitzige oder ganz ſchwarze ein 
gemengt. Die Beine ſind braun behaart, die Zehen ſind weißlich, die Kral— 
len ebenfalls weißlich. Die Schwanzhaare ſind braun, auf der Unterſeite 
etwas lichter. 


Körper in gerader Linie 2, 11, Ohren 0“ 54 
Schwanz; Se ea 2 4 ier, ae 07% 


Die Heimath ift das Kap, von wo die Sammlung durch Ecklon 

ein Exemplar erhielt *). i 

41. M. barbarus Linn. Die berberiſche Maus. 
M. bruneo - flavescens, dorso utrinque striis 5 nigris notato. 

Mus barbarus, Linn. syst. I. part. 2. add. — Schreb. IV. S. 666. — Des- 
Mak. mamm. p. 304. — Bnaxrs muiz. p. 130. — (Bennett) gard. and 
menag. I. p. 29; zool, journ. IV. p. 472. mit fig. — A. Wagner in M. Wag⸗ 
ner's Reiſen in Algier III. S. 33. tab. 1; Archiv f. Naturgeſch. 1841. 1. S. 212. — 
Düvernoy instit. 1841. n. 413. 


Dieſe von Linne zuerft charakteriſirte Art iſt erſt in den neueſten Zeiten 
wieder aufgefunden und ihr durch Bennett ihre richtige Stelle angewieſen 


4) Eine verwandte, aber doch verſchiedene Art muß der Mus minutoides vom Kap 
ſeyn, von dem S. Longchamp's (mieromammal. S. 73.) nichts weiter ſagt, als daß er von 
M. minutus ſich durch den Schwanz unterſcheide, der beſtändig um z länger ſey, fo wie durch 
einen etwas dunkleren Pelz und röthlichbraune Füße, 

Suppl. 3. 55 


434 Mus. 


worden. Zur nachſtehenden Beſchreibung diente mir ein friſches, von Dr. 
M. Wagner in Weingeiſt mitgebrachtes Exemplar. Das Anſehen iſt ganz 
mausartig; die Schnurren ſind mäßig lang, die Ohren mittelgroß, beiderſeits 
dünne behaart. An den Vorderfüßen fallen zuerſt nur 3 ziemlich große Zehen 
in die Augen *); bei näherer Betrachtung ergiebt es ſich aber, daß an den 
Seiten ſowohl das Rudiment der äußern als der innern Zehe vorhanden iſt. 
Auch an den Hinterfüßen ſind die 3 mittlern Zehen viel länger, als die ſehr 
kurzen ſeitlichen. Die Krallen ſind dünne und ſpitzig. Der Schwanz iſt lang, 
geſchuppt und durchgängig mit kurzen rauhen Haaren beſetzt. Schädel und 
Gebiß ſind vom typiſchen Charakter; die Backenzähne ſind mit dem Maximum 
von Höckerchen beſetzt. Die Farbe der ganzen Oberſeite und der Beine 
iſt gelblichbraun oder röthlich lehmgelb zu nennen; auf dem Kopfe ſchwarz 
geſprenkelt. Auf dem Scheitel beginnt ein ſchwarzer Laͤngsſtreif, der längs 
des Rückgrathes bis zur Schwanzwurzel ſich fortzieht; jederſeits deſſelben bis 
tief an den Seiten herab verlaufen 5 andere ſchwarze, etwas gebogene Längs— 
binden, deren Mitte gewöhnlich wieder die roſtbraͤunliche Grundfarbe durch— 
blicken läßt s). Die ganze Unterſeite iſt rein weiß. Die Ohren find gelb— 
röthlich behaart; die ſchwarzen Schnurren haben meiſt weißliche Spitzen. Der 
Schwanz iſt oben mit ſchwärzlichen, unten mit lehmfarbigen Härchen beſetzt. 
Die Krallen ſind dunkelbraun. Die Größe gibt Linns geringer als die 
der Hausmaus an, Bennett als Mittel zwiſchen dieſer und der Hausratte. 
Das Exemplar, das mir zur Beſchreibung diente und des wenig abgenützten 
Zuſtandes der Backenzähne wegen noch nicht ſonderlich alt ſeyn mochte, zeigte 
folgende Größenverhältniſſe. 


Körper n gerader Ein; e See 0% Zi 
— nach der Krümmung. 4 0 SINE, won Du 0a 1 0 

SKK oo sooo 8 4 6 Ste Zehe vorn, 8 1 

Obrling j, 8 1 3 bine 0 00.0,0 0 4 


Als Heimath kennt man mit Sicherheit Algerien, woher nun ſeit der 
franzöſiſchen Occupation öfters Exemplare zu uns kommen. 


5) Daher rührt der Irrthum in der Linneiſchen Angabe: palmis tridactylis, plantis penta- 
dactylis. 6) Linné und Duvernoy geben die ſchwarze Farbe als Grundfarbe an, und 
nehmen dann die lichte Farbe als die Streifen bildende. 


Maus. 435 


42. M. vittatus Wien. Die Striemenmaus. 


M. supra cinereo - fulvidus, subtus albidus, dorso striis 4 nigricantibus; auriculis 
ferrugineo - pilosis, margine interiore postice nigris; cauda fere longitudine corpotis, 


pilosa, supra fusca, subtus flavicante. 


Mus vittatus. A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. 1. S. 11. 
Mus pumilio. BRANTSs muiz. p. 103. — SMUTS mamm, cap. p. 36. 
Mus lineatus (Rat à dos ray (). Fr. Cov. mamm. livr. 61. 


Obſchon die angeführten Schriftſteller ſaͤmmtlich der Meinung find, daß 
ſie Sparrmann's Mus pumilio vor ſich haben, ſo iſt dieſer doch, wie 
bei ihm gezeigt werden wird, eine weit davon verſchiedene Art. Der M. 
vittatus ), von dem ich 4 Exemplare zur Vergleichung benützen kann, hat 
ganz den Habitus einer gewöhnlichen Maus, womit auch Schaͤdel und Ge— 
biß vollkommen übereinſtimmt. Das Zwiſchenſcheitelbein hat eine ſchmal drei— 
ſeitige Geſtalt, deſſen Grundlinie der hintere Rand der Scheitelbeine bildet 
und deſſen ſtumpfe Spitze in der Mitte der ſchwachen Hinterhauptsleiſte 
liegt. Die Ohren find mittelmäßig, gerundet, beiderſeits dünn -, an den 
Raͤndern ſtärker behaart. Die Füße find von gewöhnlicher Bildung. Der 
Schwanz, der faſt ſo lang als der Körper iſt, beſteht aus zahlreichen Schuppen, 
und iſt auf der Oberſeite ſpärlicher, auf der untern reichlicher mit Haaren be—⸗ 
ſetzt, die gegen das Ende einen kleinen Büſchel bilden. Die Behaarung iſt 
etwas rauh; die Haare der Oberſeite ſind ein wenig platt gedrückt und ſchwach 
ausgehöhlt. Die Farbe der Oberſeite iſt im Allgemeinen graulich fahlgelb, 
was nach den Individuen bald mehr ins Grauliche, bald mehr ins Roſtig— 
Ockerfarbige übergeht, das auf dem Unterrücken am lebhafteſten iſt. Die 
Farbe der Oberſeite geht allmählig in die licht Gelbliche oder Weißliche der Unter: 
ſeite über. Ueber den Rücken verlaufen ſeiner ganzen Laͤnge nach vier ſchwarze 
Binden, welche durch falbe oder weißliche Zwiſchenräume von einander ge— 
ſchieden ſind. Die einzelnen Haare an der Oberſeite ſind in der untern Hälfte 
dunkel ſchieferfarben, in der obern falb (dunkler oder lichter), häufig mit 
ſchwarzen Spitzen. Die Ohren ſind innen roſtroth behaart, auf der Hinter— 


7) Fr. Cuvier's Name kann deshalb nicht beibehalten werden, weil Lichtenſtein ſchon 
früher einen M. lineatus eingeführt hat. 


55 


436 Mus. 


feite längs des Vorderrandes mit ſchwarzem Fleck. Die Schnurren find 
ſchwärzlich mit etwas lichtern Spitzen. Die Füße auf der Außenſeite fahlgelblich 
oder weißlich behaart; die Krallen dunkelbraun. Die kurzen Schwanzborſten 
ſind auf der ſchmalen Oberſeite, die ſchwärzlich gefärbt iſt, ebenfalls ſchwarz, 
unten und an den Seiten, die lichter ſind, fahlgelblich; die Fer ſchwarz. 

Körper s), in gerader Line 4 2 ⁶f Ohre 0 
Schwanz 1 a a | Hinterfuß mit Kralle SEE OEL 


Die Sea ft das Vorgebirge der guten Hoffnung. 


43. M. pumilio Sran RMH. Die geſtreifte Zwergmaus. Tab. CLXXXII. B. 


„Corpus tenue, compressiusculum. Color velleris in genere fusco - cinereus, 
frontis et nuchae niger. Lineae quatuor dorsales longitudinales nigrae, 
harum duo intermediae et in nucha et ad basin caudae in unum coalescunt; duo 
exteriores, a nucha pauloque pone aures ortae, sibi invicem parellelae, ad basin 
usque caudae fere extenduntur. Regiones utriusque oculi et narium pal- 
lidae. Pedes antiei et postici quinque dactyli, anticorum pollicibus minutis, con- 
spicue tamen unguiculatis. Cauda longitudine 3 corporis, nudiuseula, pal- 
lida,“ SPARRM. 


Mus pumilio. Sparrman, K-Vetensk. Akad. Handl. f. Ar. 1784. p. 339. tab. 6., 
überf. v. Käſtner S. 240. tab. 6; Resa II. p. 376. tab. 9. — Schreb. IV. 
tab. 182. B. — A. Wagn. im Arch. f. Naturgeſch. 1842. 1. ©. 13. 


Dieſe Art?) welche Sparrmann am Sitſikamma, 200 Stunden vom 
Kap entdeckte, und nach einem Weingeiſt-Exemplare in Lebensgröße abbil— 
dete, unterſcheidet ſich von der vorigen Art, mit der ſie immer vermengt wurde, 
nicht blos durch die weit geringere Größe (nur ohngefaͤhr 14 Zoll nach der 
Abbild.), ſondern außerdem durch den ſchwarzen Nackenfleck, in welchem die 


8) Nach Fr. Cuvier mißt der Körper 4“, der Schwanz faſt eben ſo viel. 9) Sie iſt ſeit 
Sparrmann nicht wieder geſehen worden. Desmareſt (mamm. p. 285.) macht aus ihr den 
Arvicola pumilio, durch Unterſuchung des Gebißes, wie er ſagt, hiezu veranlaßt. Wahrſcheinlich 
hat er ſich hiezu eines von Lalande eingeſchickten Exemplares bedient, von dem er bemerkt, daß 
es viel größer ſey als das von Sp. und das demnach nicht hieher, ſondern zur vorigen Art ge— 
hört. Fr. Cuvier erinnert überdieß, daß Desmareſt durch die ſtarke Abreibung der Zähne 
zur Verkennung ihrer wahren Beſchaffenheit verleitet worden ſey. f 


Maus. 437 


Rückenſtreifen zuſammenſtoßen und der ſich auf dem Oberkopf weit fortzieht, 
ferner durch den lichten Fleck um das Auge wie um die Naſe, und endlich 
durch den faſt nackten lichten Schwanz 10). 


0) Mures australici. 
44. M. fuscipes War. Die braunfüßige Ratte. 


M. supra bruneo - nigrescens, subtus canus, pedibus fuscis; cauda dimidio corpore 


longiore, setis nigris vestita; vellere molli longissimo. 


Mus fuscipes. WarzRH. zool. Beagle. mamm. p. 66. tab. 25. 


Obſchon Waterhouſe die Backenzähne dieſer Art nicht kennt, wird 
ſie doch den ächten Mäuſen angehören. Sie zeichnet ſich aus durch die große 
Länge und Weichheit des Pelzes und eine unterſetzte Form. Die Ohren ſind 
mittelmäßig. Die Farbe der obern Theile und der Seiten iſt ſchwärzlich— 
braun mit grauer Beimiſchung; die Unterſeite iſt graulichweiß. Die Haare 
des Rückens ſind 4 Zoll lang, dunkelgrau, gegen die Spitze mit Braͤunlich⸗ 
gelb breit geringelt, an der Spitze ſchwärzlich; die längern Haare ſind ganz 
ſchwarz und meſſen über 14 Zoll. Die Ohren find mit ſpärlichen, meiſt 
bräunlichgrauen Haaren beſetzt. Die Füße ſind braun; die Haare an den 
Spitzen graulich. Der Schwanz iſt ſchwarz und urſprünglich mit kurzen 
ſteifen Haaren verſehen. Die obern Schneidezähne find orangefarben 11). 
Köper! ß Sr % ES n e 
Sh 4 3 Dinlterfu ß 1 

Vom König Georg's Sund, wo durch Darwin das Thier in einer 
Falle im Gebüſch gefangen wurde. 


2 45. M. Iutreola Gray. Die auſtraliſche Waſſerratte. 


M. supra e nigro et flavido mixtus, subtus plumbeus; cauda dimidio corpore 


paulum longiore, setis nigris adpressis vestita. 


10) Noch wird eine geſtreifte Maus als M. striatus aufgeführt, doch vermuthe ich mit 
Schreber (IV. S. 665.), daß derſelbe nichts weiter als ein junges geſtreiftes Eichhorn oder 
ein Zieſel mit haarſchlechtigem Schwanze geweſen ſeyn mochte. 11) Die untern Schneidezaͤhne 
ſind ſchwarz (blak) genannt, was ein Schreibfehler ſeyn wird. 


438 Mus. 


Mus lutreola. Gray in Grey's journ, of. two expedit in N. W. and. W. Au- 
stralia. II. n. 84. 


„Rücken ſchwarz und gelblich geſprenkelt, mit längeren ſchwarzen Haaren; 
Seiten gelblichgrau; Unterwolle bleifarben. Ohren mit einzelnen kurzen an— 
gedrückten Haaren; Schnurren ſchwarz; Vorderzähne gelb. Schwanz mit 
kurzen angedrückten ſchwarzen Borſten. Körper 7, Schwanz 4, Hinter⸗ 
fuß 14 Zoll. Die Waſſerratte der ſüdauſtraliſchen Koloniſten.“ Von Oft: 
und Südauſtralien, ſowie von Vandiemensland (Baß-Straſſe und Känguru⸗ 
Spitze). Ob dieſe Art von M. fuscipes wirklich verſchieden iſt, kann in 
Ermangelung einer vollſtändigen Beſchreibung nicht beſtimmt werden. 


46. M. Greyii Grar. Die weißfüßige Ratte. 


M. fusco - nigrescens, subtus lutescens aut canescens, pedibus albidis; cauda 
trunci longitudine, fusca. 


Mus Greyii. Grar in Grey's journ. I. c. n. 85. 


„Pelz braun, mit anliegenden, langen, dünnen, hellſpitzigen, ſchwarzen 
Haaren; Seiten gelblichbraun; Vorderhals und Unterleib gelblich, Füße 
weißlich. Ohren faſt nackt, mit dicht angedrückten, kurzen, graulichen Haaren; 
Schwanz mit anliegenden braunen Haaren. Varietaͤt: Unterleib mehr grau— 
lichweiß. Körper 6, Schwanz 43, Hinterfuß 1,5 Zoll.“ Von Süd⸗ 
auftralien 17). ö 5 


47. M. Gouldii War. Die gelbrückige Maus. 


M. supra ochraceus, nigro - adspersus, subtus pedibusque albus; aurieulis ma- 
jusculis; cauda trunei fere longitudine, supra fusca, subtus albida. 


Mus Gouldii. WATERn. zool. Beagle mamm. tab. 34. fig. 18. (Backenzähne). 


Eine ausgezeichnete Art. Die Ohren find ziemlich groß und ſchwach 
zugeſpitzt, die Hinterfüße ſchlank, der Pelz lang und weich. Die Farbe 


12) Durch die weißlichen Füße ſcheint dieſe Art von M. fuseipes ſpezifiſch abzuweichen; da 
jedoch Gray keine Vergleichung mit den um 2 Jahre früher von Waterhouſe beſchriebenen 
Arten vorgenommen hat, bleibt die Entſcheidung weiteren Unterſuchungen überlaſſen. 


Maus. 439 


der Oberſeite iſt blaß ockergelb, längs des Rückens durch die Beimiſchung 
vieler langer ſchwarzer Haare dunkler und geſprenkelt; die ganze Unterſeite 
nebſt den Füßen weiß. Die Rückenhaare ſind am Grunde dunkel bleifarben, 
gegen die Spitze blaß ockerig, und an der Spitze dunkel; die längern Haare ſind 
ganz ſchwarz. Die Haare des Unterleibs ſind am Grunde dunkelgrau mit 
langen weißen Spitzen. Die Ohren ſind braun und ſpärlich mit gelblichen 
Härchen beſetzt; die Schnurren lang und braun; die obern Schneidezähne 
lebhaft orange, die untern gelb; die Krallen weiß. Der Schwanz iſt oben 
bräunlich, unten gelblichweiß oder weiß. 

ee 6 60 00 06,08.000 ee, A RER ENG AR 0.7 
SEE o „ 000 080.0 3 6 Hinter; 1 

Von Neu⸗Südwallis. 


48. M. Adelaidensis Grar. Die auſtraliſche Zwergmaus. 


M. minimus, fuscus, nigro- adspersus, subtus cano-bruneus; cauda longitudine 


corporis, fusca. 


Mus Adelaidensis. GRAx in Grey's journ. I. c. n. 86. 


„Pelz weich, braun, mit zerſtreuten längeren ſchwarzſpitzigen Haaren; 
Unterſeite blaß graubraun; Unterwolle bleifarben, Schnurren ſchwarz; Ohren 
mäßig, mit kurzen anliegenden Haaren beſetzt; Schwanz lang, braun; Schnei⸗ 
dezähne blaß gelb, zuſammengedrückt. Körper 3, Schwanz 3, Hinterfuß 
3 Zoll. Gould.“ 1). Aus Südauſtralien. 


2) Stachelmäuſe (Acomys Is. Grorrk.) 


Hieher gehören kleinere Arten von der Größe unſerer Hausmaus, bei 
denen den gewöhnlichen Haaren des Rückens platte, oben der Länge nach 
ausgehöhlte, ſteife, ſtechende Stachelborſten untermengt ſind. Schädel und 
Gebiß iſt übrigens vom typiſchen Charakter der eigentlichen Mäuſe. Sie 
gehören dem nordöſtlichen Afrika und dem ſüdweſtlichen Aſien an. 


13) Noch führt Gray den M. setifer Horsf. an, der alſo wohl erſt durch die Schiffahrt 
eingeführt ſeyn wird. Außerdem zählt er unter N. 87. u. 88. M.? platurus Mitch. und M.? 
Hovellii Mitch. (beide von Oſtauſtralien) auf, welche mir ganz unbekaunt find. 


440 Maus. 


49. M. cahlrinus GEorrr. Die kahiriſche Stachelmaus. 
M. bruneo - griseus, subtus albidus, dorso aculeato, auriculis majusculis, rotun- 
datis, subnudis, plantis albidis. 

Mus cahirinus. DEsmar. mammif. p. 309. — Lichtenſt. in den Abh. der Berl. 
Akad. 1825. S. 21; Darſtell. neuer Säugth. tab. 37. fig. 1. — Cuv. regn. 
anim. I. p. 202. — Rüppell's Atlas Säugth. tab. 13. fig. b; Mus. Sen- 
ckenb. III. S. 116. — A. Wagn. in den Abh. der Münchn. Akad. III. 1. S. 192. 

Acomys cahirinus. IS. GEoFFR., ann. des sc. nat. 1838. p. 126. 


Da die Backenzähne in Zahl und Form mit denen der gewöhnlichen 
Mäuſe übereinkommen, jo iſt es unnöthig, eine neue Gattung (Acomys) 
aus dieſer Art zu bilden. Sie hat die Größe unſerer Hausmaus, iſt aber 
dicker, hat größere Ohren und längere Bartborſten. Beſonders ausgezeichnet 
iſt ſie dadurch, daß von der Mitte des Rückens an die Haare ſich allmählig 
in platte, oben der ganzen Länge nach gefurchte Stacheln verwandeln, welche 
um die Schwanzwurzel am gedrängteſten und längſten (4) find; auch auf den 
Schenkeln zeigen ſie ſich noch unter die Haare zerſtreut. Der Schwanz iſt lang, 
nackt mit einzelnen kurzen Borſten. — Die Farbe iſt an jüngern Indivi⸗ 
duen vom Scheitel bis Mittelrücken einfach grau, an den übrigen Theilen ins 
Bräunliche übergehend. An alten Exemplaren iſt der Vordertheil verſchoſſen 
graubraun und die Stacheln werden nach und nach greis, wobei die Unter⸗ 
ſeite aus dem Weißgrauen ins Gelbweiße übergeht. Die jugendlichen Exem⸗ 
plare ſind dunkel graubraun. 

Tök pen bange art 
Schwan; .-L.NRRE 4 0 Obrbreſte me si 0 7 


Die 1 iſt Egypten, wo dieſe Art 15) ziemlich häufig iſt. Schon 
Ariſtoteles (hist, animal. lib. VI. c. 37.) kannte die egyptiſchen Sta⸗ 
chelmaͤuſe. 

50. M. dimidiatus CRE TZ schn. Die großohrige Stachelmaus. 

M. flavidus, infra albus, auriculis magnis subnudis, rostro valde elongato, 


tergo aculeis applanatis, rigidis vestito; plantis albidis. 
Mus 


14) Daß übrigens der in der Deseript. de Egypt. mammif. tab. 5. fig. 2. abgebildete Eche- 
mis du Caire keineswegs unſern M. cahirinus, ſondern M. variegatus darſtellt, iſt ſchon 
früher erwähnt worden. 


Maus. 441 


Mus megalotis. Lichtenſt. Darſtell, tab. 37. fig. 2. 

Mus hispidus. BRANTS Muiz. p. 154. — Fis cg. syn. p. 327. 

Mus dimidiatus. Rüppell's Atl. S. 37. tab. 13. fig. a; Mus, Senckenb. III. 
S. 116. — A. Wag n. Abh. der Münchn. Akad. III. 1. S. 192. 


Cretzſch mar hat zuerſt dieſe ſchöne Stachelmaus nach den von Rüppell 
eingeſandten Exemplaren beſchrieben, und bald darauf hat ſie Brants nach ei— 
nem von Ehrenberg eingeſchickten Balge, dem jedoch der Schwanz fehlte, 
charakteriſirt. Fiſcher erkannte es richtig, daß M. dimidiatus und his⸗ 
pidus nur eine Art ausmachen könnten, was neuerdings Lichtenſtein 
zwar beſtritten hat, worin ich ihm aber, nach Vergleichung unſerer Exem— 
plare mit denen in Frankfurt und Berlin, nicht beiſtimmen kann. Die Dif— 
ferenzen zwiſchen beiden Nominalarten ſind nur ſcheinbar, indem Cretzſchmars 
Figur etwas zu dickleibig und mit zu kurzen Ohren gezeichnet iſt; dagegen 
dürfte das Kolorit in der Lichtenſteinſchen Figur lebhafter ſeyn, auch iſt 
der Schwanz, der nach der Idee gezeichnet werden mußte, zu dünn aus— 
gefallen. Als älterer Name iſt der von Rüppell gegebene beizubehalten; 
die unterſcheidenden Merkmale hat übrigens Lichte nſtein viel ſchärfer als 
Cretzſchmar hervorgehoben. 


Die Größe und Geſtalt iſt ohngefähr die unſerer Hausmaus, aber 
die Schnautze iſt geſtreckter und die Ohren ſind größer; letztere ſind laͤnger 
als breit, faſt ganz nackt, außen und am Innenrande nur mit ganz kurzen 
weißen, karm ſichtlichen Härchen angeflogen. Die Schnurren find außeror⸗ 
dentlich lang; der Schwanz fo lang als der Körper, ziemlich dick, mit ſchma— 
len Schuppenringen, unter denen kurze weiße Härchen hervorkommen; die 
Füße bis zu den Krallen behaart. Die ganze Behaarung iſt reichlich, lang 
und weich, mit Ausnahme des Hinterrückens, wo zwar die Haare noch län— 
ger werden, aber zugleich in plattgedrückte, auf der Oberſeite ausgehöhlte, 
ſcharf zugeſpitzte und ziemlich ſteife Borſtenſtacheln ſich umwandeln. Die 
herrſchende Farbe des ganzen Oberkörpers bis über die Mitte der Seiten 
herab iſt ein röthliches Fahlgelb, das auf der Stirne und auf den Borſten— 
ſtacheln mit einem ſchieferfarbigen Duft überflogen iſt. Die Stacheln näm— 
lich ſind graulich weiß, und nur gegen ihr Ende ſetzt ſich ein ſchmaler gelb— 
licher, bisweilen ſchwarz zugeſpitzter Ring an, welcher keineswegs die graue 

Suppl. 3. 56 


442 Mus. 


Farbe verdecken kann; einzelne Stacheln haben ſtatt gelber Enden lichtgrau— 
liche und auf dem Kopfe haben einzelne der weichen Haare dunklere Spi— 
tzen. Die ganze untere Seite des Körpers nebſt den Beinen und einem 
Streif um die hintere Ohrwurzel herum iſt rein weiß, und ſchneidet ſich ſcharf 
von der fahlen Farbe ab. Die Schnurren ſind theils ſchwarz mit weißen 
Enden, theils ganz weiß. Der Schwanz iſt oben glänzend dunkelbraun, un: 
ten lichter. Die Ohren ſind bräunlich, die Schneidezähne gelblich. 


Nach Eigene 
Lichtenft. | Cretzſchm. Meſſung. 


Länge bis zur Schwanzwur ell. e ee, ee ee e e. 
— des Kopfs bis zum Nacken 1 3 | 1173 
e re, Oo ang. Oo © 0 9% 0 8509 0 9 
des SH TI ANT ZESM ST Re Se N I SR ae 4 0 4 0 

Breite der Ohren in der Mitte 0 7 0 6 


Als Heim ath giebt Rüppell Egypten, Nubien und das petraͤiſche 
Arabien an. Unſere Exemplare hat Hofrath von Schubert auf dem Sinai 
geſammelt. 


51. M. russatus Wav. Die ſchwarzſohlige Stachelmaus. 


M. flavus, nigro-apiculatus, subtus sordide albidus, auriculis mediocribus, angustis 
albo- pilosis; dorso toto aculeato; plantis aterrimis. 


A. Wagner in den Abh. d. Münchn. Akad. III. 1. S. 195. tab. 3. fig. 2. 


Von dieſer Art ſcheint bisher keine Rede geweſen zu ſeyn, gleichwohl 
unterſcheidet ſie ſich von den verwandten Stachelmäuſen durch ſehr auffal— 
lende Merkmale. Schon die Kürze der Ohren, die überdieß außen und in— 
nen dicht mit gelblichweißen Haͤrchen beſetzt (nur die untere Hälfte der In— 
nenſeite iſt nackt) und dabei ſchmal ſind, ſo wie, daß die Stacheln nicht 
erſt von der Mitte des Rückens, ſondern ſchon vom Nacken an beginnen, 
alſo den ganzen Rücken, ſowie auch die Schenkel einnehmen, ferner die pech— 
ſchwarzen Sohlen an den Vorder- und Hinterfüßen, ſowie die ganze Färbung 
laſſen dieſe neue Art weder mit M. cahirinus, noch mit dem ihr aͤhnli— 


15) Dieſe Meſſung habe ich ſelbſt an dem einen Exemplare in Frankfurt gemacht. 


Maus. 443 


cher gefaͤrbten M. dimidiatus verwechſeln. Uebrigens ſind, wie bei den an⸗ 
dern, die Stacheln platt, auf der Oberſeite ausgehöhlt, von der Wurzel an 
> weit weiß, dann fahlgelb und durchgängig mit ſchwarzer Spitze. Daraus 
entſteht auf dem Rücken eine lichtröthlich fahlgelbe Färbung mit feinen ſchwaͤrz— 
lichen Pünktchen; auf dem Kopf wird ſie blaſſer, eben ſo an den Seiten, 
wo ſie allmählig in den ſchmutzig graulichgelben Ton der Unterſeite übergeht, 
der dadurch entſteht, daß die Haare an der Wurzel grau, an der Spitze 
gelblich ſind. Die Haut der Ohren iſt ſchwarz, die Schnurren meiſt dun— 
kel, die Schneidezähne außen gelb; die Füße auf der Oberſeite gelblichweiß 
behaart. Der Schwanz, der bei allen unſern Exemplaren vom Rumpf ab: 
gefallen war und deſſen Länge daher nicht ganz ſicher beſtimmt werden kann, 
iſt übrigens wie der von M. dimidiatus beſchaffen, nur bedeutend dünner. 
RE 0 00 0.00 0000 8 i Sblang e en. 9 7 
Schanz; 2 9 Sbr breite, 8 G 4 
Gleich der vorigen hat Hofrath von Schubert dieſe Art vom Sinai 


mitgebracht. f 


52. M. platythrix Bax. Die indiſche Stachelmaus. 


M. fusco- canescens, subtus e flavescente albidus, auriculis mediocribus nudis; 


pilis dorsi plurimis applanatis, cauda longitudine corporis. 


Mus platythrix. BRENNRETT in proceed. 1832. p. 121. 
Laggada platythrix. Gray in Lond. mag. 1837. p. 586. 


Der Kopf iſt ziemlich flach, nur die Schnautze etwas verlängert und 
zugeſpitzt; die Ohren find abgerundet mit ſchwacher Spitze, nackt und häutig; der 
Schwanz läuft in eine feine Spitze aus und iſt regelmäßig mit Schuppen 
geringelt, zwiſchen welchen einige Härchen hervorkommen. Die Haare 
der Außenſeite ſind an der Wurzel hellgrau, aber die längern Haare ha— 
ben einen ſchwarzen, mit Braun gemiſchten Anſtrich, der hinterwärts und 
gegen die untern Seitentheile merklicher iſt. Die zahlreichen abgeplatteten 
Stachelhaare ſind weiß und durchſichtig im größten Theil ihrer Länge, mit 
dunklem Rande und ſchwarzer Spitze, unter welcher ſie nach der Beleuch— 
tung einen veränderlichen Schiller zeigen. Die ganze untere Seite, zugleich 
mit der innern der Beine, der Außenfläche der Füße und den Krallen ſind 

56 * 


444 Mus. 


gelblich oder ſchmutzig weiß. Die Schnurren find ſchwarz mit weißer Spitze, 
und reichen hinter die ſchwarzen Ohren. Der Schwanz iſt einförmig oliven— 
grau (livid grey), oben etwas dunkler als unten. 

Körper e een, a ee 
Schanz 0 Hinterfuß mit den Zehen 0 9 
Sachen 86 


Die Heimath iſt Dekan, wo Sykes dieſe Art auffand. 


Anhang. 
Amerikaniſche Mäuſe. 


Von den bisher zur Gattung Mus gezählten amerikaniſchen Mäuſen, deren Gebiß einer 
genaueren Anſicht unterworfen wurde, hat es ſich ergeben, daß die meiſten nicht hieher gehören, 
ſondern der neu errichteten Gattung Hesperomys zufallen. Auch von den wenigen noch übrigen 
Arten, deren Gebiß den Typus der ächten Maͤuſe einhält, iſt man wenigſtens zur höchſt wahr— 
ſcheinlichen Vermuthung berechtigt, daß eine genaue Unterſuchung friſcher und vollſtändiger Exem— 
plare ihre urſprüngliche Abſtammung aus der alten Welt nachweiſen wird. fo daß Amerika erſt durch 
die Schiffahrt ihre ſekundäre Heimath geworden ſeyn dürfte. Noch ſind aber die meiſten der in 
dieſe Kategorie gehörigen amerikaniſchen Arten der Maͤuſe nicht vollſtändig bekannt, ſo daß wir 
zur Zeit mehr Vermuthungen wagen als beſtimmte Aufſchlüſſe liefern können. 


a) M. Pilorides PaLL. Der Pilori. 


M. niger, subtus albus; cauda corpore longiore, nigrieante, ante apicem albida. 


Mus Pilorides 83. PLL. glir. p. 91. — Schreb. IV. S. 612 (zum Theil). — Cv. 
regn. anim. I. p. 202. — Fr. Cuv. mamm. IV. livr. 63. 
Pilori. RocHEFORT hist nat. des Antill. p. 124. — DUTERTRE hist. gener. des An- 


till. II. p. 301. 


Die Meinung von Pallas, als ob eine von ihm geſehene weiße Ratte aus Ceylon, von 
der man bisher nichts weiter gehört hat, mit dem Pilori der Antillen zuſammen gehören könnte, 
mag auf einer Angabe von Labat berühren, wornach die Piloris weiß wären mit kurzen Schwän— 
zen. Dieß iſt jedoch, wie ſchon Rochefort und Dutertre angegeben haben und Fr. 
Cuvier neuerdings es beſtätigt, nicht der Fall, oder es könnte doch nur ein Albino vom eigent— 
lichen Pilori ſeyn, der übrigens in der Färbung ändern mag. Dagegen vermuthe ich, daß der 
Pilori der Antillen mit Cricetomys gambianus identiſch iſt, was freilich durch den Nachweis 


Maus. 445 


von Backentaſchen erſt außer Zweifel geſetzt werden muß. Zufolge Fr. Cuvier's Beſchreibung 
iſt der Pilori nach der äußern Geſtalt, wie nach dem Zahnſyſtem eine ächte Ratte. Seine Farbe 
iſt dunkelſchwarz, mit ſchwachem braunen Schimmer; die Uuterſeite iſt rein weiß. Stichel - und 
Wollhaare ſind in faſt gleicher Menge vorhanden. Die Schnautzenſpitze iſt oben röthlich. Der 
Schwanz iſt geſchuppt, mit ſehr wenigen und kurzen Haaren verſehen und ſchwarz auf 3 feiner 
Länge; die erſte Hälfte feines hintern Theils iſt weiß, zum wenigſten in dem männlichen Indivi— 
duum, das Fr. Cuvier beſchreibt. Die nackten Theile, d. h. Naſenkuppe, Ohren und Füße, 
ſind lohfarben (tanné). 
Korpe , O YU Kopffß 2, 94% 
Schwanz 13 0 Mittlere H hcchetteee 5 0 
Die Heimath dieſer großen Ratte ſind die Antillen, wo ſie ſich in der Nähe der Woh— 
nungen aufhält, bisweilen auch in dieſelben eindringt, und durch ihren ſtarken Moſchusgeruch ſich 
leicht verräth. Wenn meine Vermuthung begründet iſt, daß fie vom afrikaniſchen Cricetomys 
abſtammt, ſo wäre Weſtindien nur ihre ſekundäre Heimath. Ihre Lebensweiſe iſt die unſerer 
Ratten. 


b) M. Jacobiae WAT. Die Jacobsratte. 
„M. supra fuscus, griseo lavatus, subtus albus, pedum pilis sordide albis, cauda 
corpore cum capite paulo longiore, auribus mediocribus, pilis perlongis in dorso crebre 
inter ceteros commixtis.“ 


Mus Jacobiae. WATERH. voy. of Beagle, mamm. p. 34. 


Wie Waterhouſe's Beſchreibung angiebt, iſt der Kopf kürzer, die Tarſen kleiner und 
der Schwanz läuger als bei der Hausratte; der Pelz aber und die Haarlänge kommt ſehr mit 
dieſer überein. Die Form iſt überhaupt ganz wie der altweltlichen Ratten. Die Farbe der 
Oberſeite iſt graulichbraun (ziemlich wie bei der Wanderratte); die laͤngſten Haare, welche am 
Hinterrücken 12 Zoll lang ſind, ſind ſchwarz; die gewöhnlichen Haare ſind an der Spitze ſchwarz, 
dann breit blaß gelb und am Grunde graulich weiß, ohne graue Wurzeln. Die maͤßig großen 
Ohren ſind bräunlich fleiſchfarben. Die Schnurren ſind meiſt ſchwarz mit graulicher Spitze. Die 
Füße ſind mit ſchmutzig graulichen Haaren, der Schwanz ſpärlich mit kurzen ſchwarzen Haaren 
beſetzt. 

BEER 0,00 00 0.8 0 00 eee, e, eee e ee 
Schwanz 7 6 Tarſen 1 4 

Heimath: die Jakobsinſel des Gallopagos-Archipel im ſtillen Ozean. Ob dieſe Ratte 
ein Abkömmling von der Wander- oder Dachratte, oder von einer andern Art iſt, wird mit 
Sicherheit nur nach friſchen Exemplaren beſtimmt werden können. 


c) M. infuscatus. Waen. Die falbbräunliche Ratte. 


M. supra flavido- bruneus, nigro - irroratus, subtus pallide lutescens; cauda longa 
rattiformi. 


446 Mus. 


Zwei Exemplare einer Ratte, die ich im Naturalienhandel erhalten habe, das größere au— 
geblich aus Braſilien, das andere nach der Etikette aus Bahia abſtammend, ſind mit der Dach— 
ratte fo nahe verwandt, daß fie dieſer oder einer ganz nahe verwandten Art angehören. Leider 
hat ſich von keinem der Schädel vollſtändig erhalten; vom größeren Individuum habe ich nur das 
Gebiß; vom kleineren iſt der Hintertheil des Schädels abgebrochen. Soviel ſich indeß vom Zwi— 
ſchenſcheitelbein am letztern erhalten hat, ſcheint es in der Form mit dem der Dachratte überein 
zuſtimmen, was auch für das Gebiß, namentlich für das Verhalten des hintern untern Backen— 
zahnes, gilt. Das größere und erwachſene Exemplar (von 73“ Körperlänge) kommt in der Beſchaf— 
fenheit des Pelzes, der Färbung und der Dimenſionsverhältniſſe faſt ganz mit der Dachratte überein, 
und wenn der Schwanz an Länge nur der des Körpers gleichkommt, ſo könnte dieſe Differenz 
leicht in Folge des Abziehens erſt entſtanden ſeyn. In dieſer Beziehung ſtimmt gedachtes Exem— 
plar mehr mit Lichtenſtein's M. flaviventris, mit dem es auch noch die ſchönere gelbe Färbung 
der Unterſeite gemein hat. Dieſen M. flaviventris hält übrigens Rüppell für identiſch mit 
M. tectorum, und wenn, was ich nicht weiß, Gebiß und Schädel ebenfalls übereinkommen, bin 
ich derſelben Meinung. 

Das andere Exemplar iſt kleiner und jünger und eben deshalb in der Färbung trüber. 


d) M. setosus Luxb. Die Miuasratte. 
Mus setosus. Loxp. det Danske Vidensk. selsk. naturvidensk. Afhandl. VIII. p. 277. 


Lund findet die in Minas lebende gemeine Hausratte von den übrigen braſiliſchen Mäuſen 
ſo abweichend, daß ſie ſich hiedurch, wie er ſagt, als Fremdling unter ihnen zu erkennen gibt. 
Sie iſt die einzige von den dortigen Arten, deren Pelz lange, über die Wollhaare vorragende, 
ſteife Borſtenhaare hat. Ihre Farbe iſt oben graugelb, unten weißlich; die langen Borſtenhaare 
ſind ſchwarz. Der Körper mißt 7“, der Schwanz 8“. Nach der Ausſage der Bewohner der Pro— 
vinz Minas iſt dieſe Ratte erſt ſeit 25 — 30 Jahren daſelbſt bekannt und hat ſich in die Häuſer 
eingedrängt, woraus fie eine andere kleinere Art (Mus expulsus Luxp) verdrängt hat. Dieſe 
Angabe findet Lund dadurch beſtätigt, daß er bei feinen Unterſuchungen der Haufen kleiner Kno— 
chen, die man oft auf dem Boden der Höhlen antrifft, die Knochen von dieſer Art nur in den 
obern Theilen und im friſchen Zuftande wahrnahm, niemals aber unter den übrigen Knochen, die 
unterhalb beiſammen liegen und deren Einlagerungszeit öfters auf Jahrhunderte zurückgehen mag. — 
Nach den wenigen Angaben, die Lund von der Beſchaffenheit dieſer Ratte mittheilt, läßt ſich 
zwar nichts Beſtimmtes über ihre ſyſtematiſche Stellung entſcheiden, doch kann man mit einiger 
Wahrſcheinlichkeit auf die Dachratte muthmaßen. 

Eine zweite Art hält Lund gleichfalls für eingewandert, da ſie ſich nie enfernt von den 
Wohnungen findet. Sie hat, wie er ſagt, ohngefaͤhr die Größe unſerer Hausmaus, zu welcher 
er fie einſtweilen auch ſtellen will, bis unmittelbare Vergleichungen ihm eine beſtimmte Erklarung 
zulaſſen. Sie ſcheint ihm von letzterer durch kürzere Ohren und Schwanz und durch Verſchiedenheit 
des Pelzes und der Farbe abzuweichen. Der Pelz iſt fein und glatt, ſeidenglänzend, oben grau— 
gelb, unten weißlich mit graugelbem Anflug. Bei dem jungen Thier iſt er langhaariger, ohne Sei— 
denglanz und ganz grau, oben dunkler, unten lichter. Die ganze Länge iſt 6“, wovon der Schwanz 
genau die Hälfte ausmacht. 


Maus. 447 


e) M. insularis WAT. Die Inſelratte. 


Unter dieſem Namen beſchreibt Waterhouſe (Zool. Beagle mamm. p. 35.) 2 Exem- 
plare, die auf der Aſcenſion-Inſel im atlantiſchen Ozean von Darwin geſammelt wurden. 
Das eine iſt im Allgemeinen ſchwarz, auf der Oberſeite mit einem düſtern purpurbraunen (purple⸗ 
brown) Aufluge; die Unterſeite nebſt den Seiten haben eine grauliche Farbe; die Haare der Füße 
find dunkel purpurbraun, faſt ſchwarz. Alle Haare des Körpers find am Grunde grau; die Schnur— 
ren lang, ſchwarz, mit 1 — 2 weißen. Die Ohren find mittelmäßig, mit ſehr wenigen dunklen 
Härchen. Der Schwanz iſt lang, dünn, mit einzelnen ſteifen, braunſchwarzen Härchen. Der 
Pelz iſt ſehr weich und glänzend; die längeren Haare zahlreich und ſehr dünn. 
r e 
Schwanz 66 6 Hinterfun- n.. 1 3 

Am andern Exemplar find die Haare längs des Rückens hauptſächlich ſchwarz, und nur 
gegen die Spitze undeutlich dunkelgelb geringelt; gegen die Seiten ſind ſie deutlicher geringelt und 
zeigen eine blaßgelbe Spitze. An der Unterſeite ſind die Haare grau, mit ſchmutzig gelblichweißen 
Spitzen. Die Füße wie am vorigen Templare gefärbt. Der Pelz iſt rauher, die langen Haare 
nicht ſo häufig, aber länger und nicht ſo dünn. Sonſt iſt Größe, Gebiß ꝛc. ꝛc. bei beiden gleich; 
in der Schwanzlänge iſt nur ein unbedeutender Unterſchied von 3“. 

Obſchon das Gebiß in Größe und Form ganz mit dem der Hausratte übereinkommt, bleibt 
Waterhouſe doch, zumal da er den Schädel nicht unterſuchen konnte, ungewiß, ob er dieſe beiden 
Exemplare mit Recht als Varietät von Mus Rattus aufehen dürfe. 


f) M. maurus WAT. Die Mohrenratte. 
M. „pilis supra purpurascenti- nigris, subtus plumbeis, auribus parvis, pallide fuscis, 
cauda corpus fere aequante..“ 


Mus maurus. WATERN. proceed. V. p. 20; zool. Beagle. mamm. p. 33. 


Pelz ſehr ähnlich dem der Wanderratte, doch rauher. Farbe der Oberſeite purpurſchwarz 
(purple black), indem die längſten Haare ganz dieſe Farbe haben, ſowie auch die Spitzen von 
denjenigen, die ihnen zunächſt ſtehen; letztere ſind im Uebrigen weiß. Unterſeite und Gliedmaſſen 
dunkelgrau, mit ſchwacher purpurbrauner Wäſſerung. Kopf mit ziemlich einförmigem braunen 
Tone. Ohren klein, im Leben blaß, mit kleinen bräunlichen Härchen. Schwanz mit einzelnen, 
ſteifen, bräunlichſchwarzen Härchen. Schnurren ſchwarz mit graulichen Spitzen. 
rf. 1 Pen 909 6, 
Schwanz 7 8 Hillter fuß; 1 8 

Darwin fand dieſe Art bei Maldonado am la Plata, wo ſie Höhlen in den Sandhügeln 
am Ufer bewohnte; auch auf der Inſel Guritti traf er fie an. Waterhouſe, der nur ein Erem- 
plar ohne Schädel vor ſich hatte, vermuthet, daß ſie vielleicht eine lokale Abänderung der Wan⸗ 
derratte ſeyn könnte. 


—ſ 


448 Cricetus, 


XXXVU. CRICETUS. Der Hamſter. 


Dentes fere Murium, auriculae prominentes, labrum fissum, 
sacculi buceales interni, corpus erassiusculum, cauda brevis pilosa. 


Die Hamfter (Cricetus von Pallas) unterſcheiden ſich von den Mäu— 
ſen durch das Vorkommen von Backentaſchen, den dickern Körper und den 
kurzen behaarten Schwanz. Die Zähne 16) find denen der Mäuſe ähnlich, 
aber die Backenzähne ſind längs der Mitte der Kaufläche mit einer Längs— 
furche verſehen. Der Schädel 17) iſt etwas kürzer als bei den Ratten, und 
die Schläfeleiſten find minder entwickelt und näher beifammen. Der Magen 
iſt durch eine ſtarke Abſchnürung in zwei Abtheilungen gefondert !?); der 
Blinddarm groß. Die innern männlichen Zeugungsorgane zeigen eine un— 
gemein ſtarke Entwicklung 1). Die Backentaſchen entfpringen vor den vor— 
derſten Backenzähnen und reichen bei unſerem Hamſter bis gegen die Mitte 
der Bruſthöhle, indem ſie bis auf 3“ in der Länge und 1“ in der Breite 
ausgedehnt werden können 2). 

Die Hamſter bereiten ſich unterirdiſche Baue, doch iſt es nicht bekannt, 
ob alle darin Winterſchlaf halten. Ihre Verbreitnng beſchränkt ſich auf 
die gemäßigten Gegenden von Europa und Aſien. 


16) Fr. Cuv. dents des mammif. p. 169. tab. 61. — An unſerm gem. Hamſter zeigt 
das Zahunſyſtem folgendes Verhalten. Backenzähne 3, nach hinten an Größe abnehmend. Der 
Iſte im Oberkiefer hat drei Querhügel durch zwei Furchen, die in der Mitte minder tief als an 
den Enden ſind, gebildet; die Hügel ſind in der Mitte etwas eingedrückt. Der 2te, der nur eine 
Furche hat, beſteht aus zwei Hügeln; eben fo der Ste. Sobald dieſe Zähne ſtärker abgenützt 
ſind, zeigen ſie glatte Flächen mit ſchwachen innern und äußern Ausſchnitten, welche die Enden 
der erwähnten Furchen find. Die untern Backenzähne verhalten ſich jo wie die obern. — Ob 
übrigens alle hier angeführten Arten im Gebiß mit dem gem. Hamſter übereinſtimmen, iſt noch 
nicht unterſucht. 17) Schädel und Skelete ſind von Pander u. Dalton abgebildet (Skelete 
der Nageth. tab. 7. u. 8. c.). 18) Cov. leg. d’anat. comp. IV. 2. p. 49. — Meckel vgl. 
Anat. IV. S. 631. 19) Abgebildet von Pallas (glir. tab. 17. fig. .). 20) Weiſ⸗ 
ſenborn (ann, of nat. hist. IV. p. 446.) macht neuerdings wieder auf die ſchon von Sulzer 
gekannten länglichen nackten Flecke aufmerkſam, welche ſich bei jedem Hamſter an den Hüften 
finden, und von denen Waterhouſe mit großer Wahrſcheinlichkeit vermuthet, daß ſie Drüſen, 
ahnlich denen der Spitzmäuſe, ſeyn können. Es iſt zu wünſchen, daß Naturforſcher, die Gele— 
genheit haben, friſche Hamſter zu unterſuchen, dieſe Gebilde einer naheren Prüfung unterwerfen 
mochten. 


Cricetus. 449 


1. Cr. frumentarius Pırr. Der gemeine Hamſter. Tab. CX OV II. A. B. 
Cr. supra ferrugineo-lutescens, subtus niger; lateribus colli maculis tribus albis. 


Mus Cricetus. Linn. XII. p. 82. — PaLL. glir. p. 83. — Schreb. IV. S. 695. 
tab. 198. A. B. — Herm. obs. zool. I. p. 53. — Bechſt. gem. Naturgeſch. 
Deutſchl. I. S. 1005. 

Cricetus frumentarius. Parr. zoogr. I. p. 161. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wir⸗ 
belth. I. S. IX. u. 35. — NoR DU. Demid. voy. zool. I. p. 42. — S. Loxe cn. 
faune belgique. p. 33. j 

Cricetus vulgaris. Desmar, mamm. p. 309. — Brants muiz. p. 157. — 
Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 259. — Schinz europ. Faun. I. S. 72. — Za⸗ 
wadzki galiz. Faun. S. 26. — WEISSENRORN, mag. of. nat. hist. 1839. p. 446. 

Hamster. Bopp. XIII. p. 117. tab. 14. — Fr. Cuv. mammif. I. livr. 8. 


Vom Rheine an, den er nur in feinem untern Theile überſchreitet !), 
durch das mittlere Deutſchland, das öſtliche gemäßigte Europa bis zum Kau— 
kaſus, und durch das weſtliche Sibirien bis an den Ob verbreitet und er 
bis zum 60° Breite reichend 22). 


2. Cr. arenarius Pırı, Der Sandhamſter. Tab. CXCIX. 
Cr. canus, gastraeo, cauda pedibusque niveis. 


Mus arenarius. Part. glir. p. 74, 265. tab. 16. A. — Schreb. IV. S. 707. 
tab. 199. (fig. Pall.). 

Cricetus arenarius. PLL. zoogr. I. p. 162. — Desmar. mamm. p. 311. — 
BRanTs muiz. p. 161. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. IX. u. 35. — 
Nox Du. Demid. voy. Zool. I. p. 43. 


21) Nach S. Longchamps kommt der gem. Hamſter in geringer Anzahl in der Provinz 
Lüttich zwiſchen Herve und Limburg vor; er bewohnt auch die Gegend von Aachen und ſoll ſich 
ebenfalls bei Venlo auf dem rechten Ufer der Maas aufhalten. 22) Er findet ſich nicht in 
Frankreich, England und Dänemark, fehlt auch in Oſt- und Weſtpreußen, kommt aber noch im 
ſüdöſtlichen Theile der Mark Brandenburg vor (Wie gm. Archiv IV. 2. S. 388). Am zahlreich» 
fen iſt er nordwärts vom Thüringer Walde, während er ſüdwaͤrts deſſelben nur noch im Würzbur— 
giſchen ſich einſtellt, im öſtlichen Franken, der Pfalz und Altbayern aber nicht mehr gefunden wird. 
Letzteres macht ſchon Schrank (Faun. boic. I. S. 77) bemerklich, wobei er hinzuſetzt, daß der 
Hamſter zwar in Unteröſterreich, aber ſehr ſparſam, vorkommt, ſo daß er nur ein einziges ausge— 
ſtopftes Exemplar, als eine Seltenheit aufbewahrt, geſehen hätte. — Nordmann nennt den 
Hamſter ſelten in Neu-Rußland, ziemlich gemein aber in Volhynien und Podolien. 

Suppl. 3. 57 


450 Hamſter. 


Auch von dieſer Art iſt die Beſchreibung von Pallas die einzige. Er 
fand ſie in den Sandſteppen der Krimm, an der Wolga, dem Ural und 
Irtiſch. Nordmann erhielt ein Exemplar von Sudak und von Krimm. 


3. Cr. songarus Parı. Der Fleckenhamſter. Tab. CCI. 
Cr. supra einereus, linea spinali nigra, lateribus albo-fuscoque tessulatis, ventre albo. 


Mus songarus. Parr. glir. p. 74, 269. tab. 16. B. — Schreb. IV. S. 709. 
tab. 201 (fig. Pall.). 

Cricetus songarus. Par. zoogr. I. p. 162. — Desmar. mamm. p. 311. — 
BRranTs muiz. p. 164. 
In Sibirien um den Irtiſch, und wie die vorige Art blos von Pal— 

las beſchrieben. 


4. Cr. Furunculus PAT. Der Obhamſter. Tab. Coll. 
Or. supra lutescens, subtus albus, striga dorsali nigra. 


Mus Furunculus. Parl. glir. p. 86, 273. tab. 15. A. — Schreb. IV. S. 710. 
tab. 202. (fig. Pall.) . 

Cricetus Furunculus. Part. zoograph. I. p. 163. — Desmar. mamm, p. 312. 
— Brants muiz. p. 165. 


Um den Ob und in Dauurien. 


5. Cr. Accedula Parr. Die Jaikmaus. Tab. CXCyII. 
Er. griseus, subtus albidus, auriculis postice sinuatis. 


Mus Accedula. PLL. glir. p. 74, 257. tab. 18. A.; zb00gr. I. p. 162. — Schreb. 

IV. S. 695. tab. 197. (fig. Pall.). 

Mus migratorius. PLL. Reife. II. S. 703. 
Cricetus migratorius. DesMAR. mamm. p. 310. 
Cricetus Accedula. BRANTS muiz. p. 160. — Keyſ. u. Blaf. europ. Wirbelth. I. 

S. IX u. 35. — Norpnm. Demid. voy. 200l. I. p. 42. 

Die einzige Original: Befchreibung von dieſem Thiere, das am Jaik 
(Ural) und an der Wolga vorkommt, iſt noch immer die von Pallas, welche 
Schreber mitgetheilt hat. Nordmann nennt es in ſeiner Gegend ſehr 
ſelten. In den Proceed. VII. p. 122, iſt angegeben, daß es um Erzerum 
ſehr gemein ſey. 


Cricetus. 451 


6. Or. phaeus Pall. Der Reishamſter. Tab. CC. 
Cr. supra caudaque fusco-einerascens, subtus albus, auriculis baud sinuatis. 

Mus phaeus. ParL. glir. p. 86, 261. tab. 15. A., — Sch reb. IV. S. 708. tab. 200. 
(fig. Pall.) . 

Cricetus phaeus. PalL, z00gr. I. p. 163. — Desmar. mamm. p. 311. — Lich⸗ 
tenſt. in Evers m. Reife S. 122. — BnaNrs muiz. p. 162. — Keyſ. u. Blaf. 
europ. Wirbelth. I. S. IX. u. 35. 

Der Wohnort ſind die Steppen um die Wolga und das kaſpiſche Meer 
bis hinein nach Perſien. 


7. Cr. nigricans Branpr. Der ſchwarzbrüſtige Hamfter. 


Cr. „Rostrum et auriculae subpallide ferruginea vix nigricante irrorata. Dorsum 
e pallide ferrugineo nigricans. Colli latera, nec non area pone humeros e palli- 
dissine ferrugineo-albida, pallide ferrugineo marginata. Abdomen et nigricante et 
albido mixtum. Palpebrae, area flexuosa in quovis collilatere ad hu- 
merum ducta, gula et pectus atra. Antipedes et podaria albida. 
Cauda 4. linearum longitudine, pilis dorsalibus brevior et ab iis inclusa. Long. cor- 
poris 53 poll.“ BRANDT. 


Cricetus nigrieans. BraxpT, bullet. de l’acad. de Pétersb. I. p. 42. — Me- 
NETRIES catal. p. 22. — NoroM. Demid voy. 200l. I. p. 42. 


Von Menetries im Kaukaſus gefunden, nach Nordmann auch in 
den Gebirgen Abaſiens vorkommend. An dem im berliner Muſeum aufge⸗ 
ſtellten Exemplare habe ich mich überzeugt, daß C. nigrieans eine ſehr gute 
Art iſt, die ſich durch den großen ſchwarzen Fleck vor der Bruſt und den 
andern hinter dem Ohre ſehr auszeichnet. 


8. Cr. auratus War. Der Goldhamſter. 

Cr. „aureo-fuscescens, subtus albidus; pilis mollissimis, supra ad basin plum- 
beis, subtus ad basin cinereis; auribus mediocribus rotundis; cauda brevissima, pilis 
albis obsita.“ War. ® 
Cricetus auratus. WATERH. ann. of. nat. hist. IV. p. 445; mag. of. nat. bist. 

1839. p. 277. tab. 35. fig. e, f. (Vorderſchädel). 

Nach Waterhouſe's Beſchreibung weicht der Schädel von dem 
unſers gemeinen Hamſters dadurch ab, daß die dünne Platte, welche bei 

57 * 


452 Hamſter. 


dieſem das untere Augenhöhlenloch in ſeinem untern Theile größtentheils ver— 
deckt, ſo ſchmal iſt, daß ſie dieſe Oeffnung nicht verdecken kann. Das Thier 
iſt kleiner als der gemeine Hamſter und merkwürdig wegen ſeiner tief gold— 
gelben Farbe. Der Pelz iſt mäßig lang, ſehr weich und ſeidenartig glän— 
zend. Die tief goldgelbe Farbe erſtreckt ſich über die obern Theile und die 
Seiten des Kopfs und Halſes, wie ſie auch die Auſſenſeite der Gliedmaſſen 
einnimmt. Auf dem Rücken haben die Haare bräunliche Spitzen, daher hier 
der Pelz eine dunklere Farbe annimmt, als an den Seiten. Die Seiten der 
Schnautze, der Vorderhals und Unterleib find weiß, ſchwach-gelblich angeflo— 
gen. Auf der Oberſeite ſind die Haare am Grunde dunkelgrau, was am 
Unterleib nur ſchwach iſt. Füße und Schwanz ſind weiß. Die Ohren ſind 
mäßig groß, außen mit dunkel goldfarbigen, innen mit weißlichen Haaren 
beſetzt. Die Schnurren ſind ſchwarz und weiß. 

Körper z a. id eee , r ABSEITS ITEE 0“ 7. 
Schwanz a 5 0 Tarſen und Zehen 0 10 

Der Wohnort iſt Aleppo. 


9. Cr. fuscatus BRANDT. Der weißkehlige Hamſter. 


Cr. e subrufescente et nigricante fuscus; rostri apice, mento, gulae media parte, 
maniculis podariisque albis. 


Cricetus fuscatus. BRANDT mem. de St. Pétersb. 1835. I. p. 435. tab. 15. 


Nach Brandt's Beſchreibung find die Haare länger und rauher als 
am gemeinen Hamſter. Der Wollpelz ſpärlich und ſchwärzlich wie bei die— 
ſem. Der ganze Körper röthlich- und ſchwärzlich-braun. Der hintere Theil 
des Kreuzes und der Lenden, ſowie der Schwanz, lichter als der Körper, 
etwas gelblich. Die Spitze der Schnautze, der Rand der Oberlippe, die 
Unterlippe, das Kinn, der mittlere Theil der Kehle, die vordern und hintern 
Pfoten nebſt der äußerſten Schwanzſpitze ſind weiß. Die Schneidezaͤhne ſind 
vorn bräunlich orangefalb; die längern Schnurrhaare braun, die kürzern an 
der Wurzel weißlich; die Krallen ebenfalls weißlich. Wie beim gemeinen 
Hamſter finden ſich im hintern Theile der Hypochondrien längliche, mit ſehr 


23) Im Magaz giebt Waterhou ſe die Körperlänge in gerader Linie auf 63 Zoll an. 


Cricetomys. 453 


kurzen, feinen und hellern Haaren beſetzte Stellen. Die Länge iſt 1, des 
Schwanzes 2“. — Die Heimath iſt unbekannt. 


XXXIX. CRICETOMYS. Der Schweifhamſter. 


Habitus, cauda dentesque ad modum Murium; sacculi bueca- 
les ampli interni. 

Diefe Gattung, welche neuerdings von Waterhouſe aufgeſtellt wurde, 
bildet das Mittelglied zwiſchen den Maͤuſen und Hamſtern, indem fie mit 
jenen den zugeſpitzten Kopf und den langen ſchuppigen Schwanz, mit dieſen 
aber große innere Backentaſchen gemein hat. Die Füße ſind wie bei den 
Mäuſen beſchaffen; das Gebiß weicht nur in unerheblichen Stücken von die— 
fen ab 24). — Außer dem Cricetomys gambianus, auf welchen Water: 
houſe dieſe Gattung begründete, rechne ich auch den kanadiſchen Cricetus 
myoides hieher, obſchon eine genauere Unterſuchung des letzteren, wozu ich 
keine Gelegenheit habe, noch vorzunehmen iſt. a 


1. Cr. gambianus War. Der Goliathshamſter. 


Cr. maximus, supra bruneus, subtus pedibusque albidus; cauda primum fusca, 
dein alba. 
Cricetomys gambianus. WATERH. ann, of. nat. hist. VI. p. 221; proceed. VIII. 
p-2. — Ruͤppell Mus. Senckenb. III. S. 114. tab. 9. (Thier, als Mus Goliath 
benannt), 10. fig. 1. a, b, c. (Schädel). 


Nach einem ausgeſtopften Exemplare ſtellte Dr. Rüppell dieſe Art 
als Mus Goliath auf und ließ ſie unter dieſem Namen abbilden. Ehe er 
jedoch zu ihrer Publikation gelangen konnte, wurde ſie von Waterhouſe 
bekannt gemacht, der auf fie feine neue Gattung Cricetomys begründete. 
Meine Beſchreibung habe ich nach dem frankfurter Exemplare entworfen. 
Dieſe Art iſt unter den Mäuſen von rieſenhafter Größe; hiedurch wie durch 


24) Schädel und Gebiß von Cr. gambianus iſt von Waterhouſe beſchrieben und von 
Rüppell abgebildet. 


454 Schweifhamſter. 


Färbung ſehr ausgezeichnet vor den andern Arten in jener Gattung. Die 
Ohren ſind verhältnißmäßig klein und beiderſeits mit einzelnen Haͤrchen be— 
ſetzt. Die Behaarung iſt ziemlich weich, ohne eingemengte Borſten. Am 
Schwanze ſchauen zwar allenthalben die Schuppenringe hindurch, doch iſt er 
ſeiner ganzen Länge nach mit anliegenden Haͤrchen bekleidet. Schädel und 
Gebiß ſind vom typiſchen Charakter; das Zwiſchenſcheitelbein iſt ſchmäler als 
die Scheitelbeine, etwas breiter als lang und von bogig dreiſeitiger Form. 
Die Farbe der Oberſeite iſt licht holzbraun mit dunklerem Saftbraun ſchat— 
tirt, was am lebhafteſten längs des Rückgraths iſt. Nach den Seiten wird 
die Färbung immer lichter braun, was allmählig in die weißliche Farbe des 
Unterleibes und der Innenſeite der Gliedmaſſen übergeht, auch die Unterſeite 
des Kopfs iſt weißlich. Die einzelnen Haare ſind gegen die Wurzel grau, 
was gegen die Seiten abnimmt und auf dem Unterleib faſt verſchwindet. Die 
Härchen, welche an den Ohren ſitzen, ſind bräunlich, die langen Schnurren 
ſchwarzbraun. Die Füße ſind weißlich behaart, die Krallen licht hornfarben; 
die Sohlen mögen im Leben hell fleiſchfarben geweſen ſeyn. Der Schwanz 
iſt in ſeiner Wurzelhälfte dunkel roth-braun, in ſeiner Endhälfte weiß be⸗ 
haart. — Die nachfolgenden Maaße ?) habe ich vom frankfurter Exemplare 
genommen. 


Körper, in gerader Linie. . 12“ 0" [Ohnt e e 
— nach der Krümmung. . 14 1 Hinterfuß von der Ferſe bis zur 
Schanz 8 12 2 Mitteile = 2 3 


Die Heimath iſt Weſtafrika. Waterhouſe erhielt fein Exemplar 
vom Gambiafluſſe; Rüppell's Exemplar ſtammt von Sierra Leone her. 
Wenn, wie ich vermuthungsweiſe ſchon S. 444. angeführt habe, der Pilori 
von dieſer Art abſtammt, ſo hätte er ſich durch die Schifffahrt auch auf den 
Antillen verbreitet. 


2. Cr. myoides Garr. Der amerikaniſche Schweifhamſter. 


Cr. minimus, supra e nigro et flavido-bruneo mixtus, subtus albus; cauda fere 
corporis longitudine. 


Cricetus myoides. Garrkn in zool. journ. V. p. 204. tab. 10. 


25) Nach Waterhouſe iſt der Körper 16“, Schwanz 15% Ohr 11%, Hinterfuß 24. 


Phloeomys. 455 


Der Habitus dieſer Art, wie Gapper fagt, iſt ganz der der Mäuſe, 
aber die Backentaſchen entfernen ſie von dieſen, und bringen ſie zu den Ham— 
ſtern, zu welchen gleichwohl der ſpitze Kopf und lange Schwanz nicht recht 
paſſen will. Nach dieſen Merkmalen ſtelle ich fie daher zu Cricetomys. 
Nach Gapper's Beſchreibung haben die 3 Backenzähne mehrere kleine 
ſtumpfe Höcker und gewundene Schmelzleiſten. Die Naſe iſt zugeſpitzt und 
ſpringt mehr als 2 Linien über die Schneidezähne vor; die Augen ſind groß 
und vorragend, die Ohren groß und oval, die Backentaſchen reichen ausge— 
dehnt bis zum Ohr, der Schwanz iſt geſchuppt und behaart. Die Haare 
ſind entweder ganz ſchwarz, oder mit Gelblich- oder Röthlichbraun zugeſpitzt, 
wobei die ſchwarzen Haare die längſten find und auf Rücken und Schei— 
tel vorherrſchen; gewöhnlich findet ſich ein ſchwärzlicher Fleck an der Wurzel 
der Schnurren, und ein weißlicher vor dem Ohre. Die Untertheile, nebſt 
den Beinen, find rein weiß. — Länge 34“, Schwanz 34% — Dieſer 
kleine Schweifhamſter iſt gemein in Ober-Kanada; er erklettert Bäume mit 
Leichtigkeit und macht ſich ein Neſt in ihren Höhlen, entweder gegen die 
Spitze oder an der Wurzel. Obſchon er ein gutes Achtel von Korn oder 
andern Sämereien einträgt, ſo rennt er doch den ganzen Winter umher, um 
Futter zu ſuchen. Häufig macht er ſein Neſt in Scheunen unter das Heu, 
wo er auch feine Vorräthe auffpeichert. 


XL. PHLOEOMYS. Die Borkenratte. 


Dentes molares 3 tuberculati; auriculae mediocres penicillatae; 
cauda longa pilis rigidis longis dense vestita. 

Nach Exemplaren, die Cuming von ſeiner Reiſe mitbrachte, hat Wa⸗ 
terhoufe die Gattung Phloeomys !) errichtet. Meine nachfolgende Be: 
ſchreibung iſt nach einem Exemplare entworfen, das Herr Johann Nat: 
terer von Cuming zum Geſchenk erhielt und das nun in der Sammlung zu 
Wien aufgeſtellt if. Im aͤußern Anſehen hat das Thier einige Aehnlichkeit 


1) Von Sdotôg, Rinde, 


456 Borkenratte. 


mit einer Ferkelratte oder einem Eichhorn von plumperen Formen und dün— 
nerem rundem Schwanze. Die Oberlippe iſt geſpalten, ſcheint aber größten⸗ 
theils durch eine Haut geſchloſſen. Die Schnurren ſind lang; die Ohren 
nicht ſonderlich groß, aber auf der ganzen Außenſeite mit langen ſteifen Haa⸗ 
ren beſetzt, die über die Ohrſpitze pinſelförmig hervorragen. Die Füße ſind 
durchgängig 5zehig; der Vorderdaumen nur rudimentär mit Plattnagel. Die 
Krallen ſind ſichelförmig; die hintern nochmal ſo ſtark als die vordern. Die 
drei mittlern Zehen ſind an Länge wenig verſchieden, die mittlere nur etwas 
größer; die Sohlen ganz nackt. Der Schwanz iſt lang, mit langen groben 
Haaren, die im Anfange über einen Zoll meſſen, dicht beſetzt 2). Der Pelz 
beſteht aus reichlichen Wollhaaren und ſteifen Stichelhaaren 2). Man kennt 
bisher nur eine Art von den Philippinen. 


1. Ph. Cumingii War. Die große Borkenratte. 


Pb. bruneo-lutescens, nigro-irroratus, supra fere omnino nigrescens; cauda pe- 
dibusque nigris. 


Phloeomys Cumingii. WaTern. proceed. VII. p. 107. 


Die Farbe der Wollhaare ift an dem erwähnten wiener Exemplare 2) 


2) Der von Waterhouſe gebrauchte Ausdruck: cauda pilis .... (ad Murem Rattum 
rationem habita) vestita, iſt daher nicht paſſend und könnte eine ganz falſche Vorſtellung ges 
währen. 3) Da ich keine Gelegenheit hatte, Schädel und Gebiß zu unterſuchen, ſo kann ich 
hierüber nur Waterhouſe's Angaben mittheilen. Beide ſind nach dem Typus der Mäuſe ge— 
bildet. Der Schädel iſt von dem der gemeinen Ratte verſchieden durch eine mehr ovale Form, 
der Hinterhauptstheil betrachtlich zuſammengezogen, die Breite zwiſchen den Augenhöhlen verhält— 
nißmäßig groß, die Stirnbeine hinter den letzteren ausgebreitet und mit den Schläfebeinen zur 
Bildung eines deutlichen hintern Orbitalfortſatzes vereinigt. Das Zwiſchenſcheitelbein, anſtatt quer 
zu ſeyn, iſt faſt rund. Die Paukenknochen ſind ſehr klein. — Die Schneidezähne ſind weni— 
ger zuſammengedrückt und nicht fo dick. Die Backenzähne find von einfacherer Struktur. Im 
Oberkiefer beſteht der erſte aus 3, der zweite und dritte jeder aus 2 Querlappen. Im Unterkie⸗ 
fer beſteht der Iſte aus 4 Lappen: ein kleiner runder vorn, dann 2 Querlappen, wovon der vordere 
der kleinere, und zuletzt ein kleiner hinterer Querlappen. Der zweite Backenzahn iſt aus 2 gleichen 
Querlappen und einem kleinen hinter ihnen liegenden zuſammengeſetzt; der letzte Backenzahn beſteht 
aus 2 einfachen Querlappen. 4) Waterhouſe's Charakteriſtik lautet: „M. vellere setoso, 
suberecto, pilis lanuginosis intermixtis; auribus mediocribus extus pilis longis obsitis; 
mystacibus erebris et perlongis; pedibus permagnis et latis, subtus nudis; cauda mediocri, 


Hapalotis. 457 


graugelblich, am Grunde bräunlich. Die langen Stichelhaare ſind ſchwarz mit 
gelblichen Spitzen. Dieſe Spitzen ſind an den Seiten breiter gelb gefärbt, 
daher letztere lichter ſind als der Rücken, welcher zugleich mit dem Nacken 
faſt ganz ſchwarz iſt, da die helle Färbung der Spitzen hier verſchwindet. 
Das Schwarze zieht als eine Art Halsband an den Halsſeiten herab. 
Schwanz und Füße ſind fuchſig ſchwarz; die Ohren rußſchwarz, die Nägel 
hornfarben. Die Schneidezähne ſind wachsgelb und ſtark. 

Eigne Meſſung [Nach Waterh. 


, ARE N RR I ee ene 19“ 0 
Schwanzdst d e S eee nennen 10 3 13 0 
Den ohne Haare art San er nl: 1 0 1 0 
Sinterfupnonne, ral, 2 64 2 10 
Mittlere Hinterkralle in gerader Linen 0 64 


Heimath ift die Inſel Luzon. Das Thier ſoll ſich hauptſächlich von 
Baumrinden ernähren. 


XLI. HAPALOTIS. Die Küllenmaus. 


Dentes molares 3 tuberculati; auriculae longae nudiusculae 
ungues breves; cauda longa pilis mollibus apicem versus longiori- 
bus vestita. 

Die Gattung Hapalotis, die ich im Deutſchen Küllenmaus ) benenne, 
wurde von Lichtenſtein aufgeſtellt; Ogilby errichtete für ſie ſpäterhin 
die Gattung Conilurus. Auf die Identität der unter dieſen beiden Namen 
begriffenen Thiere machte zuerſt Gray aufmerkſam, indem er zugleich die 
Angaben ſeiner Vorgänger vervollſtändigte. Zur eignen Anſchauung dienten 
mir zwei, in Berlin und Wien aufgeſtellte Exemplare. — Im äußern Habi⸗ 

tus hat die Küllenmaus etwas Kaninchenartiges. Der Kopf iſt zugeſpitzt, 
die Oberlippe geſpalten, die Naſenſpitze weit vorragend und ganz behaart, die 
Schnurren ſehr lang und ſtark. Die Ohren ſind lang, gegen die abgerun 


pilis rigidis et longis (ad Murem Rattum ratione habita) crebre obsita; colore nigrescenti 
fusco, sordide flavo lavato, subtus pallidiore; cauda nigrescente; pilis longioribus in 
capite et dorso nigris,‘ 5) Küllen ift ein Provinzialname für Kaninchen. 

Suppl. 3. 58 


458 Küllenmaus. 


dete Spitze verſchmälert, dünn, auf der Außenſeite und am innern Rande 
mit feinen Härchen bewachſen. Alle Füße ſind 5zehig, doch iſt an den vor⸗ 
dern der Daumen nur rudimentär und ein kleiner ſtumpfer Nagel an ihm 
ſichtlich. Die mittlern Zehen find an Länge wenig verſchieden; die Tarfen 
verlängert, die Krallen kurz und ſichelförmig, die Sohlen breit und nackt. 
Der Schwanz iſt lang, dünn, mit weichen Haaren bekleidet, die gegen die 
Spitze länger werden und ſich in einen Pinſel ausbreiten. 

Der Schädel, den ich in Berlin unterſuchte, zeigte folgendes Verhal— 
ten. Das Unteraugenhöhlenloch iſt wie bei den ächten Mäuſen beſchaffen, 
der Unterkiefer faſt ohne Kronenfortſatz, die foramina ineisiva ſehr groß. 
Von den Zähnen“) find die Schneidezähne ſchmal, ungefurcht, ſafrangelb, 
die untern bläſſer. Die Backenzaͤhne, an Zahl 3, haben deutliche Wurzeln, 
ſind von vorn nach hinten an Größe abnehmend und denen der ächten Mäuſe als 
wahre Höckerzähne verwandt. Im Oberkiefer iſt der Iſte Backenzahn durch 
2 Querfurchen in 3 hinter einander liegende elliptiſche Querleiſten getheilt, deren 
jede wieder durch eine gegen die Innenſeite liegende Laͤngsfurche in 2 abge— 
theilt iſt. Der Zte Zahn hat nur 2 Querleiſten, die aber ſich ſonſt wie die 
des erſten verhalten; außerdem findet ſich zwiſchen dieſem ten und dem vor— 
dern Zahn auf der Innenſeite noch ein kleiner Pfeiler. Der Zte Backenzahn 
iſt dem mittlern aͤhnlich, mit eben ſolchem Pfeiler, doch iſt die hintere Par— 
thie ſehr verkümmert. Im Unterkiefer iſt der Iſte Backenzahn durch 2 tiefe 
Querfurchen in 3 elliptiſche Querleiſten geſchieden: die vorderſte iſt die kleinſte, 
die beiden hintern ſind auf ihrer Rückſeite ausgehöhlt. Dem Iten Zahn geht 
die vordere Leiſte ab, eben fo auch dem Zten, an dem überdieß die hintere 
Parthie ſehr verkümmert iſt. 

Die Küllenmaus gehört Neuholland an, von woher Gray (in Grey's 
journ. vol. II.) 3 Arten aufführt: H. albipes, H. Mitchelli, beide aus 
Neu⸗Südwallis, und H. Gouldii von Perth in Weſtauſtralien, welch letz— 
tere Gray als neue Art bezeichnet, ohne ſie jedoch zu charakteriſiren. 


1. H. albipes Licnr. Die große Küllenmaus. 


H. major, supra griseo-bruneus, subtus albus. 


6) Von Lichtenſt. abgebildet in feinen Darftell. tab. 29. 


Hapalotis. 459 


Hapalotis albipes. Lichtenſt. Darſtell. tab. 29. — Gray in ann. of. nat. 
hist. II. p. 307. 

Conilurus constructor. Oelz in Linn. transact. XVIII. p. 125; Lond. and 
Edinb. phil. mag. XII. (1838.) p. 96. 


Nach Lichtenſtein's Beſchreibung iſt dieſer Nager um die Hälfte 
größer als eine Ratte. Das Haar iſt weich und fein, von mäßiger Länge, 
auf dem Grunde dunkelgrau, an den Spitzen mäuſefahl. Die Oberſeite ift 
gleichmäßig graubraun, um ein Geringes dunkler als an der Wanderratte; nur 
die Gegend unter und vor den Augen iſt heller. Die ganze Unterſeite nebſt 
dem Umfange des Mundes und den Füßen iſt rein weiß; an den Vorder⸗ 
füßen, etwas oberhalb der Zehen, findet ſich ein faſt vierſeitiger kaſtanien⸗ 
brauner Fleck. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite dunkelbraun, die Unter— 
ſeite und die Spitze des Pinſels iſt weiß. 


Lichtenſt. Ogilby. 
Lange des Körpee ß arena Sie 10“ 6 10” 0“ 
„ „ Schwanzes ) bh „ er verrterfeinen le 8 3 9 6 
!!!! me ee N a, 1 „;4 1 und darüber 
oe ale Bella ale. ons ee eg 1 0 0 9 
Von der Naſe zum innern Augen winkte 1 2 
Hilikerfüß bis zur ZJehenſpize)ß))ß 8 


Das erſte Exemplar dieſer Art wurde aus Neuholland durch Sieber 
1824 nach Berlin geſendet. Später fand fie Major Mitchell im Innern 
von dieſem Continent auf und entdeckte ihre großen Bauten. Er ſah nämlich 
öfters Haufen von Stangen und Reiſern aufgeſchichtet, jeder groß genug, 
um 2 — 3 Karrenladungen abzugeben. Anfangs hielt er fie für Vorrichtun- 
gen der Eingebornen, um ihre Feuerſignale damit zu vollführen; bei genaue⸗ 
rer Unterſuchung zeigte es ſich jedoch, daß dieſe Reiſer nicht loſe übereinan- 
dergelegt, ſondern ſo feſt ineinander verwoben waren, daß man keines her— 
ausziehen konnte, ohne nicht den ganzen Bau zu zerſtören. Das Innere 


7) Es iſt hier bemerklich zu machen, daß an Lichtenſtein's Exemplare der Schwanz 
defekt war. 8) Ogilby giebt die Länge der Vorderbeine auf 2“ an, der hintern auf 32 Zoll, 
wovon der Tarſus allein 13 Zoll mißt. 


58 


460 Küllenmaus. 


nimmt das kleine Neſt ein, in welchem das Thier vollkommen geſchützt iſt 
gegen die Angriffe der einheimiſchen Hunde. 


2. H. Mit chellii 06. Die kleine Küllenmaus. 
H. minor, supra bruneo-flavidus, nigro-adspersus, subtus albus. 


Hapalotis Mitchellii. GraY in Grey's journ. of, two exp. in N. W. and 
W. Austral. II. n. 90. 

Dipus Mitchellii. OeB. Lond. and Edinb. phil. mag. XII. (1838) p. 96; trans- 
act. of. the Linn. soc. XVIII. p. 129; ann. of. nat. bist. VII. p. 575. 


Unter den wenigen Säugthieren, die neben der zahlreichen Ordnung der 
Beutelthiere auf Neuholland noch vorkommen, iſt die kleine Küllenmaus eines 
der merkwürdigſten, indem ſie im aͤußern Habitus die Formen und ſelbſt die 
Färbung der Springmäuſe fo ſehr nachahmt, daß Ogilby ſie anfaͤnglich Die: 
fen zutheilte und Dipus Mitchellii benannte. Nach einer neuern Notiz von 
ihm rechtfertigt aber weder die Beſchaffenheit des Knochengerüſtes noch des 
Zahnſyſtemes eine ſolche Anordnung; ſie ſchließt ſich in dieſen Stücken der 
Gattung Hapalotis an. Nach einem von Gould mitgebrachten Exemplare 
hat Ogilby neuerdings eine Beſchreibung entworfen, die ich hiemit vorlege. 
„Gebiß und Schädelbau nähert ſie mehr den typiſchen Ratten (und kommt 
genau mit Hapalotis überein). — Die Augen ſind groß; die Ohren ſehr 
groß, an der Wurzel breit und an der Spitze etwas verſchmaͤchtigt. Die 
Vorderbeine ſind verhältnißmäßig klein; die Vorderfüße mit 4 Zehen und 
einer rudimentaͤren, einen kleinen runden Nagel tragenden innern Zehe. Die 
Hinterbeine und Tarſen ſind lang, mit 5 Zehen, von welchen die 3 mittlern 
ſehr lang, die äußere und innere, namentlich die letztere, klein find ?). Die 
Mittelknochen ſind augenſcheinlich nicht, wie es bei den Springmäuſen 
der Fall iſt, miteinander verſchmolzen. Der Schwanz iſt länger als der 


9) Hiernach berichtigt ſich demnach die in einer kurzen Notiz von Ogilby (nach Major 
Mitchell's Bemerkungen und Zeichnung) gemachte Angabe, als ob D. Mitchellii nur 4 Zehen 
hätte, nämlich 3 normale und eine kleinere auf der Inneuſeite. Wie er ſpäter (in den Linn. 
trausact. XVIII. p. 131.) ſelbſt bemerkt, giebt ſchon die Zeichnung von Mitchell die rudimen— 
täre Zehe auf der Außenſeite an. 


Pseudomys. 461 


Körper (dieſen in gerader Linie gemeſſen) und zeigt an der Baſis, gleich 
den Ratten, Schuppen und eingemengte kurze Haare; das Enddrittel aber iſt 
mit langen, mehr als halbzöllig überragenden Haaren verſehen.“ 

Der Pelz iſt ziemlich lang und ſehr weich. Die Oberſeite iſt bräunlich⸗ 
gelb, mit Schwarz fein geſprenkelt; an den Seiten herrſcht ein gelblicher 
Ton vor. Die ganze Unterſeite, ſo wie die Füße ſind weiß. Die Haare 
der Ober-, wie der Unterſeite find am Grunde dunkel ſchiefergrau. Der 
Schwanz trägt, wie ſchon bemerkt, am Ende einen Pinſel langer Haare; 
die, welche von der Oberſeite entſpringen, ſind ſchwarz, an der Unterſeite aber 
weiß. 

r m ER NEEN SO ZEN r! JO Weka 0“ 109 
Chip. 0. 0 © 0.0.0.0 008 5 7 Tarſu ß EEE N SR. 1 2 

Major Mitchell entdeckte dieſes Thier in den Centralebenen Neuhol⸗ 
lands, an der Vereinigung des Murray- und Morrumbidgeefluſſes. Ein 
Exemplar, nach dem vorſtehende Beſchreibung entworfen iſt, wurde von 
Gould aus Weſtauſtralien mitgebracht. 


XLII. PSEUDOMTS. Die Trugmaus. 


Dentes molares 3, superiorum anterior extus uniplicatus; au- 
rieulae majusculae nudiuseulae; cauda filiformis, subannulata, pi- 
lis brevibus setosis vestita. 


Gray hat dieſe Gattung nach einem von Cumingham eingeſchickten 
Exemplare aufgeſtellt und, wie folgt, beſchrieben. Ihr Anſehen kommt mit 
dem der Waſſerratte überein, aber die Zähne ſind einfach und nähern ſich 
denen der ächten Mäuſe. Sie unterſcheiden ſich jedoch dadurch, daß der 
vordere Backenzahn des Unterkiefers weit mehr zuſammengedrückt und geſtreckt 
iſt, und daß im Oberkiefer der vordere, im untern der hintere Zahn jeder 
eine Falte am äußern Rande und eine entſprechende Leiſte über die äußere 
Fläche der Krone hat. Die Backenzähne ſind mit Wurzeln verſehen; die 
Schneidezähne glatt. Der Schädel ſcheint, ſo weit ſich nach ſeinem beſchä⸗ 
digten Zuſtande urtheilen ließ, eine vollkommene Aehnlichkeit mit dem der 


462 Dendromys. 


Ratte zu haben. Der Vorderdaumen iſt nur rudimentär und mit einem Na⸗ 
gel verſehen; an den Vorderfüßen find die 2 und Ste Zehe, an den hintern 
die 3 mittlern Zehen faſt gleich lang; die Nägel ſind klein und gekrümmt. 


1. Ps. australis Gray. Die dunkle Trugmaus. 


Ps. „nigrescenti-bruneus einerascente interstinetus, infra cinereo-rufescens; collo 
pectoreque cinerascentibus.“ Gear. 


Pseudomys australis. Gear, proceed. of the Committ. of the zool. soc. II. 
(1832) p- 39. | 


„Der Pelz ift weich, anliegend, dicht, ſchwärzlichbraun und an den 
Haarſpitzen ſchwach grau geſprenkelt (grizzled); unten iſt er röthlich aſch⸗ 
farben. Die Schnurren ſind dünne und reichen bis hinter die Ohren.“ 
Gl e e D e ee e d % e e ee 
Scan; es 3 3 Stiterrup, ene 1 0 

Cumingham entdeckte dieſe Maus an der Südweſtſeite der Liverpool⸗ 
Ebene in Neu⸗Südwallis, wo fie Höhlen in moraſtigem fandigem Grunde 
bewohnt. 


XLIII. DENDROMYS. Die Baummaus. 


Dentes primores superiores sulcati, molares 3 tubereulati, pe- 
des anteriores digitis tribus et verruca hallucari; cauda longa, an- 
nulato-squamosa, raripilosa. a 

Die Baummaus, von A. Smith als Gattung zuerſt anerkannt, ſteht den 
Mäuſen zwar ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber doch generiſch im Zahn- und 
Fußbau; zur Beſchreibung konnte ich 2 Exemplare der hieſigen Sammlung be— 
nützen, und habe auch noch das in Berlin befindliche verglichen. Der Habi— 
tus iſt ganz mausähnlich; der Kopf zugeſpitzt, die Oberlippe geſpalten; die 
Ohren ziemlich lang, oval mit dünnem Haaranfluge und innen an der Wurs 
zel mit zwei Querfalten; die Schnurren von Kopflänge. Die Vorderfüße 
haben nur drei Zehen und eine Daumenwarze, die Hinterfüße ſind fünfzehig; 
die Zehen ſind ziemlich lang, dünn, ganz frei; die Sichelkrallen ſehr kurz 


Baummaus. 463 


und ſpitz. Der Schwanz iſt mehr oder minder lang, dünn, ſchuppig gerin⸗ 
gelt, ziemlich nackt, nur mit kurzen Haͤrchen beſetzt. Die Behaarung iſt 
lang und reichlich. 

Die obern Schneide-Zähne ſind durch eine tiefe Längsfurche ausge: 
zeichnet, die untern ſchwach und mausähnlich. Backenzähne giebt es 3, die 
höckerig und länglich ſind und nach hinten an Größe ſchnell abnehmen. Im 
Oberkiefer iſt der Iſte doppelt größer als der nächſte, länglich, in der Mitte 
etwas erweitert und zeigt auf der Kaufläche drei hintereinander liegende Höcker⸗ 
paare, die durch eine Längsfurche geſchieden und auf die beiden Seitenränder 
vertheilt ſind; außerdem findet ſich noch ein kleiner Höcker auf der Innen⸗ 
ſeite zwiſchen dem zweiten und dritten Höcker, und man kann überdieß ein 
ganz kleines Höckerchen vorn zwiſchen dem erſten Höckerpaar wahrnehmen. 
Der 2te obere Backenzahn iſt an meinem Exemplare ſehr abgenützt, fo daß 
man nur noch Spuren von Höckern wahrnehmen kann; der Ste iſt ein ſehr 
kleines walziges Stümpfchen 1%). Im Unterkiefer iſt der Iſte Zahn aber: 
mals der größere und zeigt ebenfalls 3 Höckerpaare, die auf die Seitenrän⸗ 
der geſtellt find; der te Zahn iſt an meinem Exemplare ſehr abgeführt, hat 
aber, nach Smith, vier ſtumpfe Höcker in derſelben Ordnung; der te Zahn 
iſt wieder ein kleines Stümpfchen. 

Der Schädel, der an meinem, wie an Smiths Exemplare, am Hin: 
tertheil beſchaͤdigt iſt, iſt im Allgemeinen dem der kleinen Mausarten ähnlich, 
doch ſcheint der untere Jochfortſatz des Oberkiefers vorn ohne das vorſprin— 
gende Blättchen der Mäuſe zu ſeyn, daher das untere Augenhöhlenloch größer 
erſcheint, auch ſind die vordern Gaumenlöcher weiter. Der Unterkiefer iſt 
aͤhnlich dem der Mäuſe. 

Die Heim ath dieſer Gattung iſt Südafrika. 


1. D. mesomelas Licnr. Die falbe Baummaus. Tab. CCVI. A. Fig. I. 


D. fulvus, subtus albidus, stria dorsali nigra, cauda corpore longiore. 


Mus mesomelas. BRANTS muiz. p. 122. 

10) Smith 's Beſchreibung der beiden hintern Zähne des Oberkiefers lautet: „secun- 
dus (dens) 2 — 3 longitudinalibus laminis ineisoriis secus marginem externum coronae 
suae, cujus in medio 3 — 4 obtusa tubereula transversa seriatim jacent; tertius 2 la- 
minis incisoriis transversis sulco interjacente.“ 


464 Dendromys. 


Dendromys mesomelas. Smurs mamm. cap. p. 40. 
Dendromys typicus. A. Sm in zool. journ. IV. p. 439; illustrat. of the 

zool. S. Afr. n. 14. tab. 34. fig. 1. 

8) minor, stria dorsali obsoletissima. Tab. CCVI. A. Fig. 2. 

Dendromys pumilio, Wagn. Muͤnch. gel. Anz. XII. S. 437; Archiv f. Natur⸗ 

geſch. VII. 1. S. 135. 

Um zuerſt von dem eigentlichen D. mesomelas zu reden, von dem ich 
neuerdings 2 Exemplare vergleichen konnte, ſo iſt derſelbe ein ſehr zierliches 
Thierchen. Die Farbe der Oberſeite iſt roſtfalb, längs des Rückgraths vom 
Widerriſt an bis zur Schwanzwurzel mit einem ſchwarzen, nicht ſcharf abge: 
grenzten Längsſtreif. Die Unterſeite iſt weiß, an einigen Stellen zart roftgelb- 
lich überlaufen. Die Haare der ganzen Außenſeite ſind alle in ihrer größern 
untern Hälfte dunkel ſchieferfarben und nur an den Spitzen falb; auf dem Rücken 
mengen ſich viele längere ſchwarzſpitzige Haare ein, welche die falbe Färbung 
trüben und auch den erwähnten ſchwarzen Längsſtreif hervorbringen. Die 
Schnurren ſind ſchwärzlich mit lichteren Spitzen, die Augen, nach Smith, 
ſchwärzlich braun, die Ohren mit roſtgelben Haͤrchen beflogen, die Füße ſind 
zart behaart von gelblichweißer Farbe; die Krallen, womit auch die Außenzehe 
der Hinterfüße verſehen iſt, ſind weißlich; die Schneidezaͤhne gelb. Der 
Schwanz iſt fein behaart, oben trüb braun, unten ſchmutzig weißlich. 

Den D. pumilio, den ich früher, ehe ich Gelegenheit hatte, ihn mit 
D. mesomelas unmittelbar zu vergleichen, als eigne Art aufſtellte, möchte ich 
jetzt eher als ein jüngeres Exemplar des letzteren anſehen. Er iſt etwas klei— 
ner, die ſchwarzen Rückenhaare ſind ſpärlicher beigemengt, daher die Färbung 
lebhafter roſtfalb, und von dem ſchwarzen Rückenſtreif ſich nur eine unbe— 
ſtimmte Andeutung findet, auch iſt der Schwanz feinhaariger. 


D. mesomelas. D. pumilio. 
I II. 
Körper 11) nach der Krümmung 3“ 9% 3 5 2. 11% 
Schwan; 8 4 0 3 8 
Ohren ee e 0 61 0 51 
Hinkefuß mi ae SR Er | 0 9 0 8 


11) N. I. it die Angabe von Smith, N. II. iſt nach dem hieſigen Exemplare gemeſſen, 
deſſen Schwanz nicht vollſtändig iſt. Smith iſt ſich übrigens in ſeinen Angaben nicht gleich. 


Baummaus. g 465 


Die Heimath iſt das Kap, wo dieſe Baummaus, ſchon in der Nähe 
der Kapſtadt, gewöhnlich auf Bäumen und Gebüſchen gefunden wird, auf 
denen ſie mit großer Behendigkeit umher läuft. 


2. D. melanotis Smıra. Die graue Baummaus. 
D. cinereus, rufo- tinctus, subtus cano-albidus, stria dorsali nigra, cauda cor- 
pore paulum breviore. 
Dendromys melanotis. A. Suirn, South-Afric. quart. journ. 1834. n. 2. 
p. 758; illustrat. n. 14. tab. 34. fig. 2. 


Nur aus Smith's Beſchreibung bekannt. Die Geſtalt iſt robuſter, 
der Schwanz kürzer als bei D. typicus, ſonſt ſind ſich die Formen beider 
Thiere ſehr ähnlich. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite ziemlich dicht mit 
Haaren beſetzt, unten ſpaͤrlicher, ſo daß hier die Schuppenringe ſichtlich wer— 
den. An den Hinterfüßen ſind Daumen und aͤußere Zehe ohne Nagel. Die 
obern Schneidezähne haben eine tiefe Längsfurche und ſind ockergelb. Die 
Farbe der Oberſeite iſt aſchgrau, mit deutlichem röthlichen oder roſtfarbigen 
Anfluge, der auf der hintern Körperhälfte nicht ſo lebhaft als auf der vordern 
iſt; vom Widerriſt bis zur Schwanzwurzel verläuft ein ſchwarzer Streif. 
Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt graulichweiß. Alle Haare 
des Körpers find gegen den Grund fchieferfarben. Die Schnurren find ſchwärz— 
lichbraun mit ſchmutzig weißlichen Spitzen. Vor dem Auge findet ſich ein 
ſchwarzer Fleck; die Ohren ſind braun behaart und unter jedem ſieht man 
einen kleinen weißen Büſchel; die Augen find ſchwärzlichbraun. Die Schwanz: 
haare ſind auf der Oberſeite trüb braun, auf der untern ſchmutzig weiß. 
Körle; une ke Tee SO Verderben e 0“ 8“, 
Sd 2 6 | Hinterbeine e. RE eee ee 

A. Smith entdeckte dieſe Art 300 engl. Meilen oſtwärts von der Kap⸗ 


kolonie auf Buſchholze. 


Im zool. journ, giebt er den Körper zu 32, den Schwanz zu 4 Zoll an. Bei der Diagnoſe ſetzt 
er erſtere Dimenſion auf 42, letztere auf 5 Zoll an. 
FP —-—-— — 


Su ppl. 8. 59 


“ 


466 Akodon. 
XLIV. AKODON. Die Warzenmaus. 


Dentes molares 3 tuberculares; auriculae parvae obtectae, pe- 
des regulares, cauda squamata tenuissime pilosa. 


Meyen, der dieſe Gattung aufſtellte und durch deſſen Beſchreibung 
ſie allein bekannt geworden iſt, ſagt, daß ſie unſern Hausmäuſen ſehr ähnlich 
ſieht, aber durch kurze, unter den Haaren faſt ganz verſteckte Ohren, ſowie 
durch den Bau der Backenzähne ſich unterſcheidet. Füße und Zehen gleichen 
denen der wahren Mäuſe. Der Schwanz iſt geſchuppt und ſehr fein behaart. 

Backenzähne find 3 vorhanden, die nach hinten an Größe abnehmen. 
Im Oberkiefer hat der Iſte Zahn auf der Kaufläche eine Längsfurche und 
zwei Seitenfurchen, wodurch der Zahn in ſechs ſcharfe Zacken getheilt wird, 
wovon die erſten am kleinſten und mehr abgerundet find. Der 2te Zahn hat 
eine Seitenfurche und Längsfurche, wodurch vier Zacken entſtehen. Der letzte 
Zahn mit unvollkommner Seitenfurche und fehlender Längsfalte hat nur drei 
Zacken. Im Unterkiefer iſt der Iſte Zahn wie der erſte obere abgetheilt, 
doch ſchiebt ſich in der letzten Abtheilung noch ein ſiebenter Zacken ein. Der 
2te Zahn hat 6 Zacken; der Zte iſt dem letzten im Oberkiefer ähnlich *). 
Dieſer Beſchreibung nach hat die Beſchaffenheit der Backenzähne viel Aehn— 
lichkeit mit der von Perognathus. 

Die Heimath iſt Südamerika; doch kennt man bisher nur ein Exem— 
plar, noch dazu von einem jungen Thiere. 


1. A. boliviense Mxvrx. Die boliviſche Warzenmaus. 


A. subluteo-griseus, pilis longioribus obumbratus. 
Akodon boliviense. Meyen, nov. act. Bonn. XVI. 2. p. 600. tab. 43. fig. 1. 
Die Behaarung giebt Meyen ſtärker und dunkler als bei unſerer Haus— 


maus an. „Lange ſchwarze Haare ſtehen über die kürzeren gelbgrau gefärbten 
weit hinaus. Die Schnurrhaare ſind blond. Die Füße auf der Sohlenfläche 


12) Die Beſchreibung iſt nach einem jungen Thiere entworfen, da, wie Meyen ſelbſt be— 
merkt, der Ste Backenzahn im Unterkiefer noch nicht vollftändig entwickelt war. Zur ſichern Kenut— 
niß dieſer Gattung kann uns erſt die Unterſuchung erwachſener Exemplare verhelfen; ihre Stelle 
iſt hier nur eine proviſoriſche. 


Merionides, 467 


ſchwarz gefärbt. Die Ohren find 3 Linien lang und auf der innern Fläche 
ſehr ſtark behaart; ſie werden von den langen Backenhaaren ganz bedeckt. 
Der Schwanz iſt ſehr fein behaart und mit einer ſchuppig geringelten Haut 
überzogen, auf der Rückenfläche ſchwarz, unten gelbgrau gefärbt.“ — Körper 
17 10, Schwanz 1” 2. — Das einzige bisher bekannte Exemplar wurde 
von Meyen auf der Hochebene von Peru, in dem Indianerdorfe Pichu— 
pichun, auf einer Höhe von 14,000 Fuß gefangen. 


6) Merionides. Reunmäuſe. 


Dentes molares 3, plani, lamellosi, laminis integris perviis, regulariter dis- 
positis. 

Die Sippe der Rennmäuſe 1?) unterſcheidet ſich im Gebiß von den ächten 
Mäuſen dadurch, daß ihre Backenzähne mit keinen Höckern beſetzt find, fon: 
dern aus hintereinander gereihten Lamellen beſtehen, die eine ebene Kau— 


13) Auf S. 401. hätten die Gattungen N. 38 — 44. mit der Ueberſchrift verſehen werden 
ſollen: c) Mures, Reißmäuſe, mit höckerigen Backenzähnen. — Um die nah verwandten 
Gattungen der Rennmäuſe ſicher unterſcheiden zu konnen, dient folgendes Schema: 


a) Molarium laminae in medio conjunctae, lateraliter fiss ae. 


Die Backenzähne ſind ſeitlich eingeſchnitten, wodurch die Lamellen an den Seiten von 
einander getrennt werden, ſo daß ſie nur in der Mitte miteinander verbunden ſind. 
1. Meriones. Dentes primores sulcati; molarium laminae compressor ellipticae, 
paululum arcuatae, medio coarctatae. 
2. Rhombomys. Dentes primores sulcati; molarium laminae rhomboideae, 
medio dilatatae. Os interparietale transversim expansum. 
3. Psammomys. Dentes primores laeves; molarium laminae acute rhomboi- 
deae. Os interparietale transversim coarctatum. 
4. Mystromys. Dentes primores laeves; molarium laminae medio subanfractae, 
parte altera paululum post alteram posita. 
5. Malacothrix. Dentes primores sulcati; molares illis praecedentis generis 
similes? 
b) Molarium laminae plane conjunctae. 
Bei dieſer Abtheilung find die Zahnlamellen ihrer ganzen Breite nach aneinander geheftet, 
indem keine trennenden Seiteneinſchnitte vorhanden find. 
6. Euryotis. 
59 * 


468 Meriones. 


fläche darbieten. Von den Arvicoliden differirt fie dadurch, daß ihre Lamellen 
nicht zickzackförmig gebrochen ſind, ſondern ganze Platten bilden, deren Sei— 
tenränder ſich gerade gegenüber ſtehen; hievon macht nur Mystromys 
einigermaſſen eine Ausnahme. Die Ohren ragen immer frei aus dem Pelze 
heraus und ſind meiſt ziemlich entwickelt. Der Schwanz iſt gewöhnlich ziem— 
lich lang und mit kurzen Haaren beſetzt. Der Schädel iſt von typiſcher 
Form. Hierher gehören 6 Gattungen, von denen Meriones, Rhombomys 
und Psammomys ſich fo nahe verwandt find, daß man fie als Untergat— 
tungen von einander aufſtellen könnte, während auf der andern Seite Mystro— 
mys und Malacothrix (wenn ich anders die Beſchreibung der Backenzähne 
von dieſer richtig verſtanden habe) nicht blos von jenen ſcharf getrennt ſind, 
ſondern auch in ſo naher Verwandtſchaft zu ſtehen ſcheinen, daß ſie als Un— 
tergattungen zuſammen gefaßt werden könnten. Euryotis ſteht für ſich al— 
lein da. 

Die ganze Abtheilung der Rennmaͤuſe hat ihren Hauptſitz in Afrika, 
wo ſie durch den ganzen Kontinent verbreitet erſcheint; nächſtdem findet ſie 
ſich auf dem Feſtlande des gemaͤßigten Aſiens, weit ſeltener des heißen, geht 
aber dem indiſchen Archipel ganz ab. Die hieher gehörigen Thiere bewohnen 
Höhlen im Boden und meiden die menſchlichen Wohnungen. 


XLV. MERIONES. Die Rennmaus. 


Dentes primores superiores suleati, molares 3, e duabus aut 
tribus laminis compressis compositi; os interparietale valde trans- 
versim expansum; habitus murinus; cauda elongata, pilis brevibus 
apicem versus paululum longioribus dense vestita. 

Sehr mit Unrecht hat man die Rennmäuſe (Meriones III., Gerbil- 
lus Des m. )) mit den Springmäuſen zuſammengeſtellt, da fie im Bau 


14) Fr. Cuvier bezeichnet, nach dem Vorgange von Desmareſt, die Rennmäuſe mit 
dem Namen Gerbillus und trägt den von Meriones auf amerikaniſche Springmaͤuſe über. Da 
jedoch Illiger, der dieſen Namen gegeben, hierunter die Renumaͤuſe der alten Welt verſteht, 
fo behalte ich für fie die von ihm gewählte Benennung, um jo mehr, da der Name Gerbillus 
unklaſſiſch iſt. 


Rennmaus. 469 


der Gliedmaſſen, des Schädels und der Zähne von ihnen ganz und gar ab: 
weichen, auch nicht wie letztere ſpringen, ſondern nur mit Schnelligkeit um— 
her rennen, wie denn das Mißverhaͤltniß der hintern Gliedmaſſen zu den vor— 
dern nicht ſonderlich größer als bei vielen Mäuſen iſt, mit welchen ſie in der 
nächſten Verwandtſchaft ſtehen und ihren Habitus an ſich tragen. Die 
Schnautze iſt zugeſpitzt und die ſpärlich behaarten Ohren ſind immer frei vor— 
ragend, meiſt ziemlich lang und von ähnlicher Form wie bei den Mäuſen; 
die Mitte der Oberlippe iſt ebenfalls wie bei dieſen geſpalten, aber nicht 
vollſtändig, ſondern nur ſeicht eingeſchnitten, im obern Verlauf gleich der 
Naſe behaart. Die Füße find 5zehig, vorn jedoch nur mit kurzem Daumen; 
die mittlere Zehe etwas länger als die beiden anliegenden; die Krallen ein 
wenig ſtärker als bei den Mäuſen, der Mittelfuß etwas verlängert. Der 
Schwanz iſt in der Regel ungefähr von Körperlänge, aͤußerſt ſelten merklich 
kürzer, in ſeinem ganzen Verlaufe dicht mit kurzen Haaren beſetzt, die gegen 
das Ende ringsum ſich verlängern und einen ſchwachen Pinſel darſtellen. 
Die Behaarung iſt wie bei den Mäuſen. 

Nach dem Gebiſſe laſſen ſich 3 verwandte Gattungen (Meriones, 
Rhombomys und Psammomys) unterſcheiden, die außerdem im äußern 
Habitus miteinander übereinkommen, ſo daß namentlich die eine derſelben 
(Rhombomys) von allen Schriftſtellern bisher mit den ächten Rennmaͤuſen 
confundirt wurde. — Die Schneidezaͤhne von Meriones 1°) find ſchmal, ge: 
färbt; die obern von einer tiefen Längsfurche längs ihrer Mitte ausgehöhlt. 
Backenzähne 3, aus 2 — 3, durch Querſpalten im Kronentheil getrennten, 
ſchmal elliptiſchen, von Schmelz umgebenen Plaͤttchen beſtehend, die in der 
Mitte ein wenig eingebogen ſind und zwar ſo, daß von den obern Zähnen 
die beiden Enden etwas rück-, von den untern etwas vorwärts gewendet, 
überdieß in der Mitte der Länge nach ſchwach ausgefurcht ſind, welche Aus— 
furchung bei ſtärkerer Abnützung verſchwindet. Im Oberkiefer beſteht der 
Iſte Backenzahn aus drei Lamellen, von denen die vordere ſchmaͤler als die 
beiden andern und auf ihrer Vorderfläche gewölbt iſt; der 2te iſt aus 2 La: 
mellen zuſammengeſetzt; der letzte hat nur eine vollſtändige Lamelle aufzuweiſen, 


15) Von Fr. Cuvier (dents des mamm. p. 170. tab. 62) abgebildet. 


470 Meriones. 


in deren Mitte ſich hinterwärts ein walzig-dreiſeitiges Schmelzröhrchen einſchiebt, 
wodurch bei einiger Abnützung dieſer Zahn die Figur eines Kleeblatts dar— 
ſtellt. Im Unterkiefer iſt der Iſte Zahn wie oben dreiblättrig, aber die 
erſte Lamelle iſt ſtärker, mehr dreiſeitig als die obere; der Zte hat zwei La— 
mellen; der letzte beſteht blos aus einer Lamelle mit bauchigen Flächen. 

Der Schädel 15) hat die allgemeinen Merkmale der Mäuſe, nament- 
lich auch in Bezug auf die Form des untern Augenhöhlenlochs. Er iſt hin— 
ten erweitert und gerundet, ſpitzt ſich vom Anfang der Stirnbeine allmaͤhlig 
zu und läuft in einen feinen Schnautzentheil aus. Der Jochbogen iſt ſchwach, 
die Paukenknochen ziemlich groß, gewölbt, ſeitlich etwas gedrückt und einan— 
der ſehr genähert. Der Unterkiefer iſt gleichfalls nach dem Typus der Rat⸗ 
ten gebildet. 

Der Oberarmknochen iſt mit einem großen flügelförmigen Fortſatz auf 
der Außenſeite verſehen. Die Knochen des Vorderarms ſind gleich denen des 
Unterſchenkels im untern Theile miteinander verwachſen. Die Füße ſind voll— 
ſtändig ausgebildet und durchgängig 5zehig. An den Vorderfüßen find die 
Mittelhandknochen faſt völlig getrennt; die Zte Zehe nur wenig länger als 
die beiden ſeitlichen; merklich kürzer iſt die äußerſte Zehe, am kürzeſten die 
Daumenzehe. Ein ähnliches Verhältniß in der Länge der Zehen findet 
am Hinterfuße ſtatt, doch iſt der Daumen länger. Die Mittelfußknochen 
ſind geſtreckt und aneinander gewachſen. 

Der Magen iſt, nach Fr. Cuvier's !) Beſchreibung von M. Burtoni, 
länglich (15 lang und 44 breit), und die Speiſeröhre ſenkt ſich ziemlich 
in der Mitte ein. Der Darmkanal hat in ſeiner ganzen Länge faſt 
gleiche Weite und mißt 18“, wovon 14 auf den Dünndarm, 4 auf den 
Dickdarm kommen; die Abbildung zeigt, daß das Colon nicht ſpiralför— 
mig gedreht iſt. Der Blinddarm iſt ebenfalls nicht ſpiral gewunden und 
mißt 18%, 

16) Derſelbe hat in den Transaet. of the zool. soc. II. 2. tab. 23, 25. u. 26. viele 
Schädel abbilden laſſen. 17) Cuvier (Anatom. comp. IV. p. 247.) ſagt von einer ſenega— 
liſchen Rennmaus, die fein Bruder mit dem egypt. M. pygargus vereinigt, daß der Darmkanal 
kurz, der Blinddarm etwas dick und kurz iſt mit ungleichen Wänden, daß das Colon den gleichen 
Durchmeſſer als der Blinddarm beibehält bis zu der einzigen Krümmung, welche es gegen den 
Zwölffingerdarm bildet, bevor es ſich rückwärts richtet. 


Rennmaus. 471 


Die Heimath der Rennmäuſe iſt Afrika und Aſien. In Afrika ſind 
ſie hauptſächlich zu Hauſe und durch den ganzen Kontinent verbreitet, indem 
man ſie von Nordafrika, dem Senegal und dem Kap kennt. Aus Aſien weiß 
man bisher mit Sicherheit nur von Syrien, Arabien und Oſtindien, woſelbſt 
zwei oder drei Arten vorkommen; die andern verwandten aſiatiſchen Formen 
ſcheinen alle zu Rhombomys zu gehören. Die Rennmäuſe halten ſich in 
ſandigen Gegenden auf, in welchen ſie ſich unterirdiſche Gänge aushöhlen, 
bei Tage ſich verborgen halten und erſt in der Dämmerung zum Vorſchein 
kommen. Sie ſpringen nicht wie Springmäuſe, wozu ihnen auch die Ver— 
längerung der Hinterbeine abgeht, ſondern laufen hurtig wie Mäuſe auf 
allen Vieren. Ihre Größe iſt unbedeutend, und bei der Aehnlichkeit in der 
Färbung find die Arten ſchwer zu unterſcheiden 18). 


1. M. taeniurus Narr. Die ſchwanzbindige Rennmaus. 


M. supra bruneo- flavescens, nigro- adspersus, subtus pedibusque albus; auri- 
eulis magnis nudiuseulis; cauda longa nigra, supra infraque stria flavescente notata. 


Die Sammlung in Wien hat aus Syrien eine Rennmaus erhalten, die 
ich für einen ächten Meriones anſehe, obſchon die Form des Zwiſchenſchei— 
telbeins mir nicht bekannt iſt, da dem Schädel die hintere Parthie fehlt, 
auch die Backenzähne bereits fo weit abgenützt find, daß ihre Schmelzleiſten 
nur noch an den Seiten ihre geſchlängelte Figur zeigen und die Kaufläche 
dadurch das Anſehen erhält, wie fie Fr. Cuvier in den Transact. of the 
zool. soc. II. tab. 25. fig. 17 — 19 von einem alten Meriones indicus 
abgebildet hat. Die obern Schneidezähne haben in der Mitte eine ſtarke 
Längsfurche, die untern ſind glatt. Die Größe dieſes Exemplares iſt für 
eine Rennmaus anſehnlich. Die Ohren ſind beträchtlich groß, gerundet, nackt, 
an den Rändern mit feinem Haaranfluge. Die Schnurren ſind ziemlich zahl— 
reich, aber weich, und die längſten reichen etwas hinter das Ohr. Die Hin— 
terfüße ſind lang und ſchmal, die beiden äußern Zehen viel kürzer als die 
andern, die Sohlen nackt. Der lange Schwanz iſt dicht mit Haaren beſetzt, 


18) Fr. Cuvier hat (a. a. O.) eine Monographie der Gattung Gerbillus (unſere beiden 
Gattungen Meriones und Rhombomys umfaſſend) geliefert, doch find ihm gleichfalls wie mir 
mehrere Arten nicht aus Autopſie bekannt geworden. 


7 


47 Meriones. 


die ſich am Ende etwas verlängern. Die Farbe der Oberſeite iſt bräunlich 
fahlgelb mit Schwarz geſprenkelt, die Unterſeite und die Füße find weiß. 
Die falben Haare ſind in der untern Hälfte ſchieferfarben, außerdem ſind 
ihnen viele ſchwarzſpitzige eingemengt; die weißen Haare ſind ihrer ganzen 
Länge nach weiß. Die längern Schnurren ſind ſchwarz, mit lichten Spitzen. Die 
Sohlen ſind im trocknen Zuſtande licht bräunlich; die Krallen dunkelbraun. 
Der Schwanz iſt mit ſchwarzbraunen Haaren beſetzt, und was ihn ſehr aus— 
zeichnet, iſt der Umſtand, daß auf ſeiner Ober- wie Unterſeite (hier aber 
ſchmäler) eine licht roſtgelblich-weiße Längsbinde verlaͤuft, die oben von der 
Wurzel an bis gegen das letzte Schwanzdrittel ſich zieht, wo ſie ſich in der 
ſchwarzen Farbe auskeilt, unten aber viel eher aufhört. 


ee ner) de GENE e oa 5 OT 
Schanz 7 3 Hinter fuß 8 1 8 


Heimath dieſer Art iſt Syrien. 


2. M. indicus Hırow. Die indiſche Rennmaus. 


M. supra bruneo -fulvidus, nigro adspersus, subtus pedibusque albus; auriculis 
majoribus nudiusculis; cauda elongata, apice floccosa fusca. 


Dipus indieus. Hanůw. Linn. transact. VIII. p. 279. tab. 7. 

Gerbillus indieus. DeEsMmAr. mamm. p. 321. — Is. GEorFFR, dict. class. VII. 
p. 322. — Nouv. bullet. de la soc. phil. n. 35. p. 121. tab. 1. fig. I. 

Herine. Fr. Cuv. mamm, II. livr. 40; transact. of the zool. soc. II. 2. p. 143. 
tab. 25. fig. 15 — 19. (Schädel). 


Daß Diefe Art ein ächter Meriones iſt, erfehe ich aus dem Schädel, 
den mir, nebſt dem dazu gehörigen Thiere, Dr. Rüppell zur Anſicht zu— 
kommen ließ. Die Backenzähne ſind ganz von der Beſchaffenheit der ächten 
Rennmaͤuſe; die ſchwachen, ſtark von den Seiten zuſammengedrückten Schnei— 
dezähne ſind im Unterkiefer glatt und haben im obern eine Längsfurche. Das 
Zwiſchenſcheitelbein iſt ſehr nach der Quere gedehnt; der Schnautzentheil geſtreckt 
und ſchmächtig. Die Größe iſt die der Hausratte. Die Ohren ſind groß, 
abgerundet, nackt, innen am hintern Rande, außen am vordern mit ganz 
feinen weißlichen oder gelblichen Härchen beflogen. Die Hinterfüße ſind ge— 
ſtreckt, ſchmaͤchtig, mit nackten Sohlen; die 3 mittlern Zehen find an Länge 


Rennmaus. 473 


wenig verſchieden; die beiden aͤußern ſtehen weit zurück und ſind ſehr kurz, 
namentlich die innere. Der lange Schwanz iſt dicht mit kurzen anliegenden 
Haaren beſetzt, die allmählig länger und flatternder werden und am Ende 
einen ſchwachen Pinſel bilden. Die Farbe 1?) der Oberſeite iſt ein geſät⸗ 
tigt⸗roſtiges Braunfalb, mit etwas Schwarz geſprenkelt, was an den Seiten 
merklich lichter wird, und ohne ſcharf abzuſchneiden, in die weiße Farbe der 
Unterſeite übergeht. Die Haare ſind auf der Oberſeite in ihrer untern Hälfte 
dunkel ſchieferfarben, in ihrer obern roſtfalb, zum Theil mit ſchwärzlichen 
Spitzen, die aber gegen die Seiten hin ſeltener werden. Die weißen Haare 
ſind einförmig. Ein Streif über dem Auge, ein kleiner Fleck hinter jedem 
Ohre und die Füße ſind weißlich. Der Schwanz iſt oben roſtgelblich mit 
etwas Schwarz melirt; die lange Spitze fuchſig braun. Von dem Exemplare, 
das mir zur Beſchreibung diente, habe ich nachſtehende Maaße abge⸗ 
nommen 2): 


Körper, nach der Krümmung . . 6“ 10“ | Von der Ferſe bis zur mittlern Zehe 1“ 8 
Schwanz mit Haaren. 6 9 e an, 22 
S o 5 ⏑ O N ern, en 


Als Heimath bezeichnet Hardwicke die obern Provinzen von 
Hindoſtan zwiſchen Benares und Hurdwar, wo dieſe Thiere in angebauten 
Gegenden ſehr zahlreich ſind, und in Waizen- und Gerſtenfeldern großen 
Schaden anrichten, indem ſie von deren Saͤmereien anſehnliche Vorräthe in 
ihre Wohnungen eintragen. 


3. M. Cuvieri War. Die langfüßige Rennmaus. 


M. supra cinnamomeo-flavescens, gastraeo pedibusque niveis, auriculis medio- 


— 


eribus, tarsis longis, cauda longissima. 


Gerbillus Cuvieri. WATERRH. in ann. of nat. hist. II. p. 467. 


19) Die Farbe nennt Hardwicke, der die erfte Beſchreibung von dieſer Art lieferte, hell 
falbbraun (bay), an den obern Theilen mit dunkelbraunen Längsſtrichen; Kopf heller, zumal um 
die Augen und an der Unterſeite der Wangen; alle untern Theile weiß. — Fr. Cuvier giebt 
nach vielen Exemplaren die Farbe als ziemlich dunkelbraun an, was in ein lichteres, mit Falb ge— 
mengtes Braun übergeht. 20) Hardwicke giebt die Länge des Körpers auf 62, des Schwan⸗ 
zes auf 7“ an. 

Suppl. 3. 60 


474 Meriones. 


„Allgemeine Farbe fehr licht zimmtgelb; die Haare der obern Theile 
des Leibes an der Wurzel grau, Wangen weißlich, ein weißlicher Fleck über 
und hinter das Auge ſich erſtreckend. Die Füße und die ganze Unterſeite 
weiß; die Haare an der Wurzel wie an der Spitze gleichfarbig. Der Schwanz 
oben bräunlich, unten ſchmutzig weiß, Enddrittel mit langen ſchwaͤrzlichen 
Haaren verſehen. Ohren ſchwärzlich, ſparſam mit weißen Haaren beſetzt; 
Schnurren ſchwarz, einige zunaͤchſt dem Munde weiß.“ 


Körper 7,%1““ | Von der Spitze der Schnautze zur 
Sh! ee 8 0 Ohrwurz e g 
S S d „ 0 Darſus und Zehen l 832 


Die Heimath iſt Indien 21). 
4. M. robustus Rürr. Die robuſte Rennmaus. 


M. „corporis colore supra ex griseo et ochraceo-fuscescente, notaei obscuriori, 
laterum caudidiori. Gastraeum, crura et brachia parte interna sicut podia sordide 
albescunt. Auriculae oblongae, acuminatae; cauda crassa, apice subfloccosa, fusca. 
Pili snbhirsuti.“ CRETzZscHMm. 


Meriones robustus. Rüpp. Atlas. S. 75. tab. 29 fig.6; Mus. Senekenb. III. p. 94. 

Das Gebiß dieſer Art iſt nicht bekannt, daher ihre Einreihung bei den 
Rennmäuſen nicht mit Sicherheit darzuthun iſt 22). Wie Cretzſchmar ſagt: 
„entſpringt das ziemlich rauhe Haar auf dem Oberkörper mit dunkelgrauer 
Wurzel und endigt mit ockerbraunen Spitzen, welche auf dem Rücken dunkler 


21) Water houſe unterſcheidet dieſe Art von M. indieus hauptſächlich durch die verhält— 
nißmäßig große Länge des Tarſus. An einem, den M. Cuvieri an Größe übertreffenden Exem— 
plare von M. indieus findet er den Tarſus nur 1“ 6, und an einem andern im parifer Mir 
feum nur um J Linie länger. In derſelben Sammlung ſteht ein M. Cuvieri, von 7“ 10“ Länge, 
deſſen Tarſus 1° 9 mißt. In der Faͤrbung macht W. den Unterſchied bemerklich, daß M. Cu- 
vieri bläſſer und von einer viel hellern Färbung als der andere iſt. Letzterer Umſtand könnte viel— 
leicht eher auf ſpezifiſche Verſchiedenheit hinweiſen, als die Länge des Hinterfußes, die nicht ganz 
conſtant ſeyn dürfte. 22) Fr. Cuvier's Vermuthung, als ob dieſer M. robustus mit 
Geoffroy's Gerbillus pyramidum identiſch ſey, erklärt Rüppell für unbegründet. Da ich 
beide angegeben Arten aus Autopfie nicht kenne, wage ich es nicht, eine beſtimmte Meinung aus⸗ 
zuſprechen, und dürfte bei M. robustus die anfehnlichere Größe, der kürzere und, wie es ſcheint, 
einfarbige Schwanz auf Verſchiedenheit von M. pyramidum hinweiſen. 


Rennmaus. 475 


ſind, als an den Seitentheilen des Körpers, wo das Kleid allmählig in eine 
lichtere Ockerfarbe übergeht. Die Barthaare, der ganze Unterleib, die innere 
Seite der Glieder, vordere und hintere Füße ſchmutzig weiß. Der Schwanz 
iſt rauhhaarig, mit kurzen Haaren dicht bedeckt, braun von Farbe und endigt 
mit einem dunkleren, nicht ſehr großen Büſchel. Die Ohren ſind nackt und 
laufen etwas zugeſpitzt aus. Die Nägel gelb, das Auge blau-ſchwarz.“ 

Körper?!!! gf, Dhre n 5% 
Schwan Ko SE 8 Tarſus er 90910 


Rüppell hat dieſe Art in Kordofan entdeckt. 


5. M. pyramidum Georrr. Die Pyramiden⸗Rennmaus. 


M. supra e rufescente bruneus, subtus albus; cauda brevipilosa, supra fusca, 
subtus alba, pilis longioribus supra nigricantibus terminata. 


Gerbillus pyramidum. Fr. Cuv. transact. of the zool. soc. of. London II. 
P. 141. tab. 25. fig. 6—9. (Schädel). 

Dipus pyramidum. GEOoFFR. catal. du mus. p. 202. — Is. GR OFF R. dict. class. 
VII. p. 321. 


Nach Fr. Cuvier's Beſchreibung 2°) ift bei M. pyramidum die 
Farbe der obern Theile braun, der untern weiß; die braune Farbe der 
Seiten iſt blaſſer als die des Rückens; die braunen Haare find an der Wur⸗ 
zel grau; der Schwanz iſt oben braun, unten weiß und endigt mit längeren 
ſchwärzlichen Haaren. Der Vorderdaumen fehlt nicht, wie es Geoffroy 
angegeben hatte. Die Länge iſt 5%, der Schwanz hat 5 — 6 Linien mehr. 
— Die Heimath iſt Egypten. 


6. M. pygargus Fr. Cuv. Die falbe Rennmaus. 
M. supra nitide fulvus, subtus candidissimus; macula oculum super alteraque 
post auriculam albis; cauda corpore parum longiore, apice subpenicillata. 


23) Sie iſt nach dem Exemplare, das Geoffroy mitbrachte, und nach einem andern 
neuerdings in Egypten geſammelten entworfen. Das Gebiß zeigt eine aͤchte Rennmaus an. — 
Geoffroy nennt die Farbe oben brun-roussätre (nué de roussätre et de brun), plus vif 
sur le chanfrein et les &paules, d'un blanc sale en dessous; une ligne de cette couleur 
au dessus de chaque oeil; queue velue, terminée par de plus longs poils, bruns en des- 
sus, blancs en dessous. 


60 * 


476 Meriones. 


Gerbillus pygargus. Fe. Cov. transact. of the zool. soc. II. p. 142. tab. 25. 
fig. 10— 14. (Schädel). 

Meriones Gerbillus. Rüppell's Al. S. 77. tab. 30. fig.b; Mus. Senckenb. III. 
S. 94. 

8) minor. 

Gerbillus aegyptius. Desmar. mamm. p. 321. — Fr. Cuv. I. c. tab. 25. 
fig. 1 — 5. (Schädel). 

Dipus Gerbillus. OIIV. voy. III. p. 157. tab. 28. fig. A. B. C. 


Rüppell zählt nicht nur Meriones quadrimaeulatus Ehrenb., 
M. pygargus und aegyptius, die Fr. Cuvier ſpezifiſch von einander trennt, 
zu einer Art, ſondern fügt dieſen auch noch Lichtenſteinds M. Gerbillus 
bei. Hinſichtlich der beiden erſteren bin ich mit ihm einverſtanden, indem ich 
den Gerbillus aegyptius nur für den jüngeren Zuſtand von M. pygargus 
anſehe. Was den Lichtenſtein' ſchen M. Gerbillus (M. longicaudus) 
anbelangt, ſo weiß ich allerdings ihn blos durch ſeinen noch weit längern 
Schwanz von M. pygargus zu unterſcheiden, und gebe auch gerne zu, daß 
durch das Abziehen und Ausſtopfen der Felle die abſoluten, wie die relati— 
ven Dimenſionsverhältniſſe ſehr geaͤndert werden können; indeß ſo lange dieß 
durch Beobachtungen an friſchen Thieren für dieſen Fall nicht nachgewieſen 
iſt, halte ich mich einſtweilen noch für berechtigt, den M. longicaudus als 
eigne Art abzuſcheiden. Dem Gebiße nach gehören übrigens alle zu den aͤch— 
ten Rennmäuſen. 

Fr. Cuvier gibt von ſeinem M. pygargus folgende Beſchreibung. 
„Die ganze Oberſeite iſt ſchön licht falb, was an den Seiten etwas bläſſer 
wird. Alle untern Theile und die Wangenſeiten ſind ſchön weiß; ein weißer 
Fleck findet ſich über jedem Auge und hinter jedem Ohre. Der Schwanz 
iſt mit ſehr kurzen Haaren beſetzt, oben falb, unten weiß; er endigt ſich aber 
mit langen Haaren, welche in dieſem letztern Theile weiß bleiben und in dem 
andern braun werden. Die falben Haare ſind in ihrer untern Hälfte grau, 
mit Ausnahme der an den Seiten, welche am Grunde weiß ſind; die weißen 
Haare ſind ganz weiß, und die, welche an den Hintertheilen der Schen— 
kel den Schwanz überragen, laſſen den Rand der Hinterbacken weiß 
erſcheinen. Der Körper mißt 5“ 4 5,“ der Schwanz hat 8—9““ 


Rennmaus. 477 


mehr ?2?). Die Heimath des von Fr. Cuvier beſchriebenen Exemplars 
iſt Egypten; ein zweites hat er vom Senegal erhalten. Rüppell fand 
dieſe Rennmaus in ſandigen Gegenden von Egypten und Nubien. 


7. M. longicaudus Waen. Die langſchwänzige Rennmaus. 


M. supra nitide fulvidus, subtus candidissimus, macula supraorbitali alteraque 


post auriculam albis; cauda corpore multum longiore, apice subpenicillata. 
Meriones Gerbillus. Lichtenſt. Verz. d. Berl. Doubl. S. 2. 


Die Sammlung hat neuerdings eine ſehr niedliche Rennmaus erhalten, 
welche in Größe und Faͤrbung zwar mit M. aegyptius übereinkommt, von 
dieſem aber durch den verhältnißmäßig weit längern Schwanz auffallend ver: 
ſchieden iſt, in welcher Beziehung fie ſich wie Lichtenſtein's??) M. Gerbillus 
verhält. Wenn dieſes Verhältniß ein naturgemäßes und conſtantes iſt — was 
freilich an Bälgen nicht mit Sicherheit ermittelt werden kann — ſo würde ſich 
hieraus die Aufſtellung dieſer Art hinreichend rechtfertigen laſſen. Schädel 
und Gebiß iſt von typiſchem Charakter. Die Ohren ſind mäßig groß, außen 
auf der ganzen Oberſeite, innen nur an den Rändern mit feinen Haͤrchen 
beſetzt. Der Schwanz iſt viel länger als der Körper, durchgaͤngig behaart, 
mit Haaren, die allmählig länger werden und an der Spitze einen merklichen 
Pinſel bilden. Die Farbe der Oberſeite iſt ſchön und ziemlich geſättigt 
roſtfalb, der Unterſeite ſchneeweiß; die falben Haare ſind in der untern Hälfte 
ſchiefergrau. Vor und über dem Auge verläuft jederſeits ein weißer Fleck, 
der durch einen ſchmalen falben Querſtrich faſt in zwei getrennt erſcheint und 
ſich bis zum Ohr erſtreckt, hinter welchem auch noch bei unſerem Exemplare 


24) Nach Cretzſchmar mißt vom M. Gerbillus der Körper 53“, der Schwanz 6, 
das Ohr 5%, der Tarſus 8“. Den Schwanz nennt er oben iſabellfarbig, unten weiß. Rüppell 
fagt: cauda flavo-isabellina, apice albicante. — Vom M. aegyptius beſchreibt Fr. Cuvier 
die Färbung gerade ſo, wie von ſeinem M. pygargus, gibt auch den Schwanz eben ſo an: oben 
falb, unten weiß, die Haare oben an der Spitze ſich verlängernd und ſchwärzlich werdend. Nur 
die Größe bezeichnet er als geringer: Körper 3“ 3 — 4, Schwanz um 3 — 4“ länger. 
25) Seine Angabe lautet: „Longit. corp. 4“, caudae 6“, tibiae 1“, tarsi 8°. Animal 
nitidissimum; e deserto libyco.“ Mein Exemplar iſt ein noch nicht erwachſenes von dieſem M. Ger- 
billus, deſſen Namen ich zur Vermeidung aller Zweideutigkeit in M. longicaudus umgeändert habe. 


478 Meriones. 


die Spur eines kleinen weißen Fleckens ſichtlich iſt. Die langen Schnurren 

ſind weißlich; die Ohren außen falb behaart. Der Schwanz iſt licht fahl— 

gelblich, was im Verlauf, indem zugleich die Haare ſich verlängern, auf 

der Oberſeite ins Schwärzliche, auf der untern in's Weißliche übergeht. 

Körper 1), nach der Krümmung. 38“ 1” Ohren. e 

Schwanz mit Haaren 4 6 Hinterfuß mit Krallen 1 0 
Als Heimath iſt Egypten angegeben. 


8. M. dasyurus Waen. Die rauhſchwänzige Rennmaus. 


M. supra fulvidus, nigro-adspersus, subtus candidissimus; cauda fere corporis 
longitudine, pilis crebris, apicem versus longioribus, supra nigricantibus vestita. 


Während bei den 3 vorhergehenden Arten die Oberſeite einförmig und 
lebhaft roſtfalb iſt, iſt ſie bei dieſer blaß-fahlgelb und allenthalben ſchwarz 
geſpritzelt, indem die falben Haare, die in der untern Hälfte ſchieferfarben 
ſind, meiſtentheils mit ſchwarzen Spitzen enden, wodurch ſich dieſe Art merk— 
lich von den drei andern unterſcheidet. Die Unterſeite nebſt der obern Au— 
gengegend iſt rein weiß. Die Schnurren ſind ſchwärzlich; die längſten mit 
lichtern Spitzen. Die mittelmaͤßigen Ohren find nur mit feinen Härchen bez 
flogen. Der Schwanz iſt faſt ſo lang als der Körper und rauhhaariger als 
bei den vorhergehenden Arten, da ſeine Behaarung durchgängig länger iſt. 
Seine Färbung iſt roſtgelblich, was auf der Unterſeite gegen die Spitze 
graulich-weiß wird; die ganze Oberſeite iſt mit ſchwarzen Haaren untermengt. 
— Schädel und Gebiß ſind von typiſchem Charakter. 

Korper, in gerader nn: „ . ²— ee RER 
Süß 3 ala „ „ 3 0 Minteruß e ne ee 0 11 

Dr. Fiſcher aus München, der mehrere Jahre in den Ländern des 
Paſcha von Egypten ſich aufhielt, entdeckte dieſe Art an der arabiſchen 
Weſtküſte und ſchenkte fie dem hieſigen Muſeum. 


9. M. Burtoni Fr. Cov. Die Bilch-Rennmaus. 


M. supra fuscescens, subtus candidissimus, lateribus flavescentibus, auriculis 
nudis carneis; cauda crassa brevissime pilosa. 


1) Ju gerader Linie nur 2“ 9 


Rennmaus. 479 


Gerbillus Burtoni. FR. Cuv. transact. of the 200 l, soc, II. p. 145. tab. 22. 
(Thier), 23 (Schädel und Darmkanal). 


Die Geſtalt iſt nach Fr. Cuvier's Beſchreibung (die hier zu Grunde 
gelegt iſt) unterſetzt, und die Phyſiognomie iſt der des Siebenſchläfers ähn— 
lich; das Gebiß typiſch; Augen und Ohren ſind groß, letztere ganz nackt 
und oval, die Schnurren lang; die Füße 5zehig und die 3 mittlern Zehen 
von ziemlich gleicher Länge, der Vorderdaumen nur ein Stummel mit Platt⸗ 
nagel; der Schwanz iſt dick, ſchuppig und allenthalben mit kurzen Härchen 
beſetzt. — Die Farbe des ganzen Oberleibs und des Obertheils der Schenkel 
iſt braun; die Seiten des Halſes und Rumpfes, ſo wie die Oberſeite der 
Schnautze ſind gelbfalb; die ganze Unterſeite, die innere der Schenkel, die 
vier Füße, die untere Kopfhälfte und das Obertheil des Auges ſind rein 
weiß. Der Schwanz iſt dick, fleiſchfarben, oben mit braͤunlichen, unten mit 
weißen Härchen kurz und ſpärlich beſetzt; ohne eben ſo nackt und ſchuppig 
wie der der Ratten zu ſeyn, nähert er ſich felbigem doch an durch die kur⸗ 
zen Haare, die ihn einförmig bekleiden 2). Die langen Schnurren ſind meiſt 
ſchwarz; die Ohren fleiſchfarben. Auf den braunen Theilen find die einzelnen 
Haare in der untern Haͤlfte grau, in der obern in breite ſchwarze und falbe 
Ringe getheilt; an den falben Theilen ſind die ſichtlichen Enden bloß falb. 


de ) „ ee: eee, oraclee.c 0“ 8.“ 
Sh ar 3 0 Von der Schuautze zum Auge 0 8 
STC 0 6 


Die Heimath iſt Darfur, wo Burton dieſe Art entdeckte und meh— 
rere lebende Individuen nach Paris ſandte 2). 


2) Es iſt übrigens die Frage, ob die längern Haare an der Schwanzſpitze nicht etwa 
durch das Abreiben verloren gegangen ſind. 3) Fr. Cuvier's Abbildung ſtellt dieſe Renn- 
maus viel zu groß dar. 4) Ihre Bewegungen ſind lebhaft; ſie marſchirt nur auf allen Vieren, 
blos wenn ſie anhält, richtet ſie ſich auf ihren langen Tarſen auf, ohne dabei, wie es die Spring— 
mäuſe thun, auf den Schwanz ſich zu ſtützen. Die Vorderpfoten ſind ihr beim Freſſen nicht nöthig, 
da ſie die Nahrungsmittel mit den Zähnen ergreift, wobei ſie ſowohl an thieriſche als vegetabiliſche 
Subftanzen geht. Sie iſt ganz Nachtthier und hält ſich bei Tage ſorgfältig verborgen. Paar— 
weiſe vertrugen ſie ſich; waren mehrere beiſammen, ſo ſtritten ſie ſich und nagten einander die 
Schwänze ab. 


480 Meriones. 


10. M. Schlegelii Sumurs. Die großöhrige Rennmaus. 


M. supra fuscescens, nigro-adspersus, subtus albus, lateribus isabellinis; au- 
riculae majusculae; cauda longa, supra fusca, infra albida; capite elongato, atte- 
nuato; unguibus anterioribus lateraliter compressis. 


Meriones Schlegelii. Smurs mamm. cap. p. 41. tab. 1. (Thier), tab. 3. fig. 
1—5. (Schädel und Gebiß). 

Gerbillus afer. Gray spic. z00l. p. 10. — FR. Cuv. transact. of tlie zool. soc. II. 
p. 143. tab. 26. fig. 5 — 9. (Schädel und Zähne); dents des mammif. p. 170. 
tab. 62. — A. Smıru illustrat. n. XV. tab, 35. 


Obſchon Gray dieſe Art um mehrere Jahre früher als Smuts auf 
ſtellte, ſo iſt doch ſeine Charakteriſtik ſo ungenügend, daß eine genaue Kennt— 
niß dieſer Rennmaus erſt durch Smuts begründet wurde, daher auch deſ— 
fen Benennung beizubehalten iſt. Die Backenzähne find von typiſcher Ber 
ſchaffenheit. Der Kopf iſt geſtreckt, Augen und Ohren groß, letztere außen 
fein behaart. Die Krallen ſind geſtreckt, ſchwach gekrümmt; die vor— 
dern, wie Smith ſagt, ſeitlich, die hintern vertikal zuſammengedrückt. Der 
Schwanz iſt mit kurzen Haaren dicht beſetzt, ohne Endpinſel. Die 
Farbe der ganzen Oberſeite nennt Fr. Cuvier dunkelbraun, an den Sei— 
ten falb 8); die ganze Unterſeite, die innere der Schenkel und Arme, und 
die Füße ſind weiß; die Härchen am Schwanze oben braun, unten weißlich; 
die Schnurren ſchwarz. An den braunen Theilen iſt bei den einzelnen Haa— 
ren die untere Hälfte grau, ihre obere falb und ſchwarz, an den falben Thei— 
len iſt letztere blos falb. — Die Länge) giebt Fr. Cuvier auf 5“ 6%, 
des Schwanzes auf 5“ 7“ an; Smith erſtere zu 62, letzteren zu 
52 Zoll. — Die Heimath ift das Vorgebirg der guten Hoffnung, wo, 
nach Smith, dieſe Art in Menge vorkommt, ſelbſt in der Nähe der Kap— 


5) Smith nennt die Färbung der Oberſeite ein Mittel zwiſchen röthlich Orange und Holz— 
braun; Kopf, Rücken und Obertheil der Seiten mit dunkel Umberbraun beſprenkelt. Die Augen 
giebt er dunkelbraun an; die untern Schneidezähne weiß, die obern blaß röthlich orange; die Naͤ— 
gel holzbraun, mit hornfarbigen Spitzen. — Gray's Definition heißt: pilis mollibus supra 
pallide castaneis, vellere plumbeo, infra mentoque albis, capite acuto, eauda longitu- 
dine corporis. Länge 6“, Schwanz 5". 6) Nach Smuts mißt der Körper 0,162, der 
Schwanz 0,144 M.; von den Ohren ſagt er, daß fie an Größe die der Hausratte übertreffen. 


Rennmaus. 481 


ſtadt, und daſelbſt Nacht- muis genannt wird. Man trifft fie gewöhnlich 
auf offenen Plätzen, welche mit kurzem Graſe bewachſen ſind und in der 
Nähe von Buſchwerk liegen; hier legen ſie in Geſellſchaften ihre Höhlen an, 
doch jedes Thier eine eigne für ſich. Sie halten ſich nicht lange an einem 
Platze auf, ſondern ſuchen ſich bald einen andern aus. Ihre Lebensweiſe iſt 
eine nächtliche. 


11. M. montanus Surg. Die Berg-Rennmaus. 


M. supra fulvido-fuscescens, nigro adspersus, subtus albidus; auriculis mediocri- 
bus; cauda longa, supra fusca, infra albida; capite abbreviato; unguibus anteriori- 
bus verticaliter compressis. 


Gerbillus montanus. A. Suirz illustr. n. XV. tab. 36. ſig. 1. (Thier), 37. (Zähne). 


Erſt neuerdings von A. Smith bekannt gemacht und folgendermaßen 
beſchrieben. Die Figur iſt robuſt und weniger geſtreckt als bei M. afer, 
obwohl beide Thiere an Größe faſt gleich find. Der Kopf iſt kurz und hin— 
ten dick; Ohren mäßig lang und oval; Zehen kürzer als bei M. afer und 
vertikal zuſammengedrückt. Das Gebiß typiſch. Die Farbe der Oberſeite 
hält das Mittel zwiſchen Siennagelb und Gelblichbraun, Rücken und Obertheil 
der Seiten reichlich mit Umbrabraun beſprenkelt, was den Anſchein gibt, als 
ob dieſe Theile mit kleinen braunen Tupfen bezeichnet wären; die Haare am 
Grunde ſchieferſchwärzlich. Der Schwanz iſt mit dem Leibe gleichfarbig, oben 
reichlich mit Umbrabraun geſprenkelt. Unterſeite und Innenſeite der Beine 
blaß rahmgelb oder gelblich weiß; Tarſen gegen die Zehen aſchgrau, Krallen 
blaßgelb. Obere Schneidezaͤhne orange, untere weiß; Augen dunkel röthlich— 
braun; Ohren außen braun behaart mit fahler Sprenkelung. — Länge des 
Körpers 6“, des Schwanzes 5“. — Die Heimath ſind die Gipfel der 
Hügel nördlich vom Orangefluß gegen ſeine Quellen, gewöhnlich auf 
Plätzen mit kurzem Graſe 7). 


7) Als Unterſchiede von M. Schlegelii giebt Smith an, daß bei M. montanus die obern 
Schneidezähne viel ftärfer find, ihre Entfernung von den Backenzähnen geringer, daher die Schnautze 
beträchtlich kürzer und der Kopf plumper; der Pelz dichter, die Nägel der Vorderfüße vertikal zu— 
ſammengedrückt, gleich denen von M. tenuis. 

Suppl. 3. 61 


482 Meriones. 


12. M. caffer Licur. Die kafferſche Rennmaus. 


M. bruneo-flavus, nigro-adspersus, aubtus albus; auriculis unguibusque elongatis; 
pedibus robustis; cauda longa, supra fusca, flavo-marginata, subtus apiceque alba. 


Meriones caffer. Licht enſt. im Verz. ſüdafrik., mex. u. europ. Nat. Berl. 
1839. S. 5. — A. Wagn. im Arch. für Naturgeſch. 1842. 1. S. 18. 


Unter dem von Lichtenſtein gegebenen Namen M. caffer habe ich 
aus einer im October 1839 zu Berlin abgehaltenen Verſteigerung s) eine 
Rennmaus erſtanden, die eine ſehr ausgezeichnete Art ausmacht. Ihre ova— 
len Ohren find beträchtlich lang, die Füße auffallend robuſt ), wodurch fie 
gleich vor den nordafrikaniſchen Arten auffällt, die Krallen, zumal an den Bor: 
derfüßen, länger als bei andern gleich großen Arten und ſeitlich ſtark zuſam— 
mengedrückt; das Gebiß von typiſchem Charakter. Der Schwanz iſt etwas 


kürzer als der Körper, und ohne Pinſel am Ende. Die Farbe der Ober 


ſeite iſt roſtbräunlich falb, auf dem Rücken und Kopfe durch die ſchwarzen 
Haarſpitzen ſehr reichlich und fein ſchwarz geſtrichelt, wodurch die Färbung 
ſehr getrübt wird. Der untere Theil der Haare iſt dunkel ſchieferfarben. Die 
Unterſeite und Füße ſind weiß. Die Ohren ſind falb behaart, was auf der 
Spitze der Hinterſeite ins Schwarzbraune übergeht, während an ſelbiger die 
Wurzel mit langen weißlichen Haaren beſetzt iſt. Die Schnurren ſind ſchwaͤrz— 
lich; die längſten mit lichtern Spitzen. Die Krallen ſind weißlich, die hin— 
tern rückwärts mit großem dunkel rothbraunen Fleck. Der Schwanz iſt auf 
der Oberſeite dunkelbraun mit Fahlgelblich gemengt, und dieſe dunkle Farbe 
iſt beiderſeits von einem roſtgelben Saume eingefaßt; die ganze Unterſeite 
des Schwanzes und ſein Ende iſt weiß. 

re, d ee ME rr OT 
Schwanz NE: Sl Dee rn Kon. 1 132 


Die Heimath iſt Südafrika. 


8) Noch erwähnt Lichtenſtein in dem gedachten Verzeichniſſe zwei kapiſche Arten, M. 
binotatus (4“ lang), und M. rufescens (33 lang), die mir nicht bekannt find. 9) Die 
plumpen Füße in Verbindung mit dem Umſtande, daß die Zähne unſers Exemplares noch ſehr 
friſch find, machen mich jetzt bedenklich, ob daſſelbe bereits erwachſen war. 


0 


Rennmaus. 483 


13. M. tenuis Sumer. Die ſchlanke Rennmaus. 


M. supra pallide fulvus, nigro-adspersus, subtus albus; aurieulis mediocribus; 
cauda corpore paululum longiore; figura gracili, capite attenuato. 


Gerbillus tenuis. A. Smıru illustr. n. XV. tab. 36. fig.2. (Thier), 37. (Zähne). 


Nur aus A. Smith's Beſchreibung bekannt. Die Figur iſt ſchlank 
und maͤßig geſtreckt; Kopf klein und zugeſpitzt, Augen groß, Ohren mäßig 
lang und oval; Nägel vertikal zuſammengedrückt; Schwanz dünne, mit kur⸗ 
zer, dichter Behaarung, die an der Spitze verlängert iſt und einen dünnen 
Büſchel bildet. Die Behaarung iſt lang und weich. Die Zaͤhne typiſch. — 
Die Farbe der Oberſeite iſt licht röthlich orange; der Rücken reichlich leber⸗ 
braun geſprenkelt; die Haare am Grunde ſchieferfarben. Die Unterſeite und 
Innenſeite der Beine iſt rein weiß. Der Schwanz iſt dem Rücken gleichfarbig, 
nur lichter und gegen die Spitze mit vielen dunkelbraunen Haaren. Die Ohren 
ſind außen blaß gelblichbraun, die Augen dunkel röthlichbraun, die Nägel 
blaß holzbraun. — Länge des Körpers 4“, des Schwanzes 43“ — Die 
Heimath beginnt nördlich von Litaku, wo ſie in ähnlichen Verhältniſſen 
wie die andern Arten lebt. 


14. M. brevicaudatus Fr. Cuv. Die kurzſchwänzige Rennmaus. 


M. fulvescens, bruneo-intermixtus, subtus albus, macula alba post auriculam 
parvam, cauda dimidio corpore longiore. 


Gerbillus brevicaudatus. FR. Cuv. transact. of the zool. soc. II. p. 144. 
tab. 26. fig. 10 — 13. (Schädel). 

Gerbillus auricularis. Suirz, south. Afr. quart. journ. no. 2, new ser. March. 

1834; illustr. of the zool. of South. Afr. no. XI. tab. 26. 


Das Gebiß gibt eine ächte Rennmaus zu erkennen. Folgendes ift ein 
Auszug aus Smith's 1e) Beſchreibung. Die Ohren find ſehr klein und 
faſt haarlos; der Schwanz robuſt, von der Wurzel an ſich verdünnend, dicht 
mit kurzen Haaren beſetzt. Die Farbe der Oberſeite des Kopfs iſt röthlich 


10) Obgleich die Smith ſche Benennung älter als die Cuvier'ſche iſt, fo habe ich fie 
doch ſchon deßhalb nicht beibehalten, weil in einer Gattung durch auxicularis und otarius nicht 2 
verſchiedene Arten bezeichnet werden dürfen. 


61 * 


484 Meriones. 


orange, durch einen braͤunlichen Anflug getrübt; Rücken und Seiten halten 
das Mittel zwiſchen Ocker- und Sennagelb, der erſtere deutlich, die letztern 
undeutlich mit feinen kurzen umbrabraunen Stricheln melirt. Die Haare an 
dieſen Theilen ſind dreifarbig; an der Wurzel ſchieferfarben, in der Mitte 
gelb, an der Spitze dunkelbraun. Alle untern Theile und die Kopfſeiten ſind 
rein weiß, die Tarſen graulich überlaufen. Die Ohren ſind blaß fleiſchfarben 
und hinter einem jeden findet ſich ein breiter Büſchel langer weißer Haare. Die 
Schnurren find bräunlichroth, Augen tief umbrabraun; Krallen blaß gelblich— 
braun. Der Schwanz iſt oben von der Farbe der Seiten, unten ganz licht 
(weißlich, wie Fr. Cuvier ſagt). Am Weibchen halten alle obern Theile 
das Mittel zwiſchen Gelblichbraun und Siennagelb. 
Körper 4% %% , ib Dbrlang :: gn 
Schwanz 383 Taru 07 

Die Heimath ſind die weſtlichen Diſtrikte nordwärts vom Orangefluß 
in Südafrika. 

15. M. otarius Fr. Cov. Die kurzöhrige Rennmaus. 

M. flavus, griseo-variegatus, subtus albus; auriculis brevissimis, cauda longitu- 
dine dimidii corporis. 
Gerbillus otarius. Fr. Cov. transact. II. p. 144. tab. 26. fig. 14— 18. (Schädel). 

Eine ächte Rennmaus, die ſich durch Kleinheit, Kürze des Schwanzes 
und zumal Kürze der Ohren auszeichnet. Die Farbe iſt oben falb und 
grau gemiſcht, unten an den Kopfſeiten und den Füßen weiß; der mit kur— 
zen Härchen bedeckte Schwanz ganz fahl. Die falben Haare ſind auf dem 
größten Theile ihrer Länge grau, dann folgt das Falbe, was öfters eine 
ſchwarze Spitze hat. — Die Laͤnge iſt 3“, des Schwanzes 1“ 6; die 
Ohren haben kaum 2 Höhe und Breite. — Verreaux hat dieſe Art aus 
Oſtindien eingeſchickt 17). 


11) Das Exemplar von Cuvier war noch nicht erwachſen, indem der Körper 33, der 
Schwanz 23“ mißt. 12) Außer den zu Khombomys gehörigen Arten, die bisher mit Merio- 
nes vereinigt waren, ſind noch einige andere, nicht hieher gehörige zu erwähnen. Kuhl's Me— 
riones apicalis iſt ein junger Hydromys leucogaster; fein Meriones musculus wird zu Hes- 
peromys gehören. Rafinesque's Gerbillus sorieinus, leonurus und megalops (vgl. DES- 
MAR. mamm. p. 322) gehören wohl alle zur Gattung Jaculus; daſſelbe ift mit Dipus hudsonius 
(Schreb. IV. S. 861) der Fall. 


—— œ— —— mm 


Rhombomys. 485 


XLVI. RHOMBOMYS. Die Rautenmaus. 


Dentes primores superiores sulcati; molarium laminae obtuse 
rhomboideae, medio dilatatae; os interparietale transversim coarc- 
tatum; habitus murinus, cauda longa crassiuscula, dense et brevi- 
ter pilosa, apice subfloccosa. 

Die Rautenmäuſe find bisher von den Rennmäuſen (Meriones III., 
Gerbillus Fr. Cu v.) nicht geſchieden worden, mit denen fie allerdings in 
den äußern Formen übereinkommen; indeß findet ſich in der Beſchaffenheit der 
Backenzähne und, ſo weit mir die Schädel bekannt geworden, auch in der 
Form des Zwiſchenſcheitelbeines eine merkliche Differenz, die man wohl be 
nützen ſoll, um dieſe im Habitus und in der Faͤrbung ſo aͤhnlichen Thiere 
auf eine ſchärfere Weiſe als bisher zu unterſcheiden 13). 

Zur Gattung der Rautenmäuſe — ſo weit ſie mir bis jetzt bekannt ge⸗ 
worden iſt — gehören rattengroße, ziemlich dickleibige Thiere, mit ſtarkem, 
am Ende in eine dünne Quaſte geendigtem Schwanze. Die Oberlippe iſt in 
der Mitte eingeſchnitten, aber nicht vollſtändig geſpalten, gerade wie bei den 
Rennmäuſen. Die Hinterfüße ſind robuſter als bei dieſen, und ihre beiden 
äußern Zehen gewöhnlich nicht ſo weit zurückgeſetzt. 

Das Gebiß beſteht aus zZ Schneidezähnen und 2:3 Backenzähnen. 
Die Schneidezähne ſind ſchmal, gefärbt, die obern der Länge nach von einer 
oder auch zwei Furchen ausgehöhlt. Die Backenzähne beſtehen aus 2 — 3 
ſchmal gedrückten Rauten, die an den Seitenwänden des Zahnes durch tiefe 
Längseinſchnitte von einander geſchieden ſind, in ihrer erweiterten Mitte aber 
zuſammenſtoßen. Im Oberkiefer beſteht der erſte Backenzahn aus drei Raus 


13) Von Rhombomys robustus, lacernatus, pallidus und melanurus habe ich die 
Schädel zur Anſicht gehabt und kann demnach mit Beſtimmtheit angeben, daß ſie hieher gehören. 
Von Rhombomys tamarieinus und meridianus iſt dieß zwar nicht der Fall geweſen, indem ich 
nur an ausgeſtopften Exemplaren die Schneidezähne unterſuchen konnte; da indeß beide Arten mit 
Rh. pallidus und melanurus ſehr nahe verwandt ſind, ſo wird ihre Zuſammenſtellung mit den 
letzteren wohl kaum als fehlerhaft ſich ausweiſen. Auch das von Fr. Cuvier (Transact. of the 
zool. so. II. p. 143. tab. 26. fig. 1 — 4) abgebildete Gebiß einer Gerbille indeterminée gehört 
zu Rhombomys. 


486 Rautenmaus. 


ten, die ziemlich gleich groß ſind, der zweite aus zwei, die den vorigen glei— 
chen, der dritte iſt viel kleiner, doch zeigt bei Rhombomys pallidus die 
Furche auf jeder Seite ſeine Zuſammenſetzung aus zwei Stücken an. Im 
Unterkiefer beſteht der erſte Zahn ebenfalls aus drei, der zweite aus zwei 
Rauten, der dritte viel kleinere Zahn nur aus einer, die zugleich mehr ge⸗ 
rundet iſt. 

Der Schädel unterſcheidet ſich von dem der Rennmäuſe ſchon gleich 
in der Form des Zwiſchenſcheitelbeins. Während nämlich dieſes bei Merio- 
nes ſehr in die Quere gedehnt iſt, ſo daß der Querdurchmeſſer den 
Längsdurchmeſſer weit übertrifft, verkürzt ſich dagegen bei Rhombomys der 
erſtere ſehr, während der letztere ſo zunimmt, daß die beiden Durchmeſſer 
einander faſt gleichkommen, oder doch nur eine geringe Differenz darbieten. 
Der Unterkiefer kommt in feiner Form dem von Arvicola noch naͤher als 
es bei Meriones der Fall iſt. 

Das übrige Knochengerüſte verhält ſich in allen weſentlichen Stücken 
wie das der Rennmäuſe, doch iſt, wenigſtens bei Rh. robustus, der Mit⸗ 
telfuß nicht ſo geſtreckt. 

Der Magen iſt von ähnlicher Form wie bei den Rennmäuſen. Bei 
Rh. meridianus iſt, nach Pallas 14), der Blinddarm nicht zuſammenge⸗ 
ſetzt, ſtumpf und einfach gekrümmt, und der Anfang des Colons zeigt, an⸗ 
ſtatt ſpiral gewunden zu ſeyn, eine Erweiterung vor der ſchief geſtreiften 
Portion. Bei Rh. tamaricinus iſt, nach demſelben Beobachter, der Blind— 
darm weit und auf ſich eingeſchlagen; das Colon iſt anfangs gewunden, geht 
dann gerade fort und iſt ſchief geſtreift. 

Als Heimath der Rautenmäuſe iſt bis jetzt nur das nördliche Afrika 
und der angraͤnzende Theil des mittleren Striches von Weſtaſien bekannt ge— 
worden. In der Lebensweiſe verhalten ſie ſich wie die Rennmäuſe. 


1. Rh. robustus Waen. Die algier'ſche Rautenmaus. 
M. supra e griseo et ochraceo fuscescens, gastraeo pedibusque sordide albidis; 
cauda corporis fere longitudine, brevipilosa, brunescente, parte apicali supra pilis 
longioribus nigris vestita; dentibus primoribus superioribus unicanaliculatis. 


14) Nov. spec. glir. tab. 25. fig. 6 und 7. Magen und ein Theil des Darms von Rh. 
meridianus, fig. 9 und 10. von Rh. tamaricinus. 


Rhombomys. 487 


Meriones robustus. A. Wagn. in M. Wagner's Algier. III. S. 35. — M. 
Wagn. ebendaſ. S. 61. 

Gerbillus Shawii. DuvErnoy et LERRBOULLET in den mem. de Strasb. III. 
1842. p. 22. tab. I. fig. 4. (Thier); tab. 2. fig. 10 — 18 (Anatom.). 


Ich hielt anfänglich dieſes Thier für identiſch mit Rüppell's Merio- 
nes robustus; eine genauere Bekanntſchaft mit dieſem ergab jedoch nicht 
blos eine ſpezifiſche, ſondern ſelbſt eine generiſche Differenz, indem die Rüp⸗ 
pelbſche Art ein aͤchter Meriones iſt, während die meinige zu Rhombomys 
gehört. Zur nachfolgenden Beſchreibung konnte ich friſche Exemplare in 
Branntwein verwenden, wovon eines zum Skelet verarbeitet wurde. Die 
Geſtalt dieſer Rautenmäuſe iſt robuſt, die Schnurren lang, das Auge näher 
gegen die Ohren als die Naſenlöcher liegend und ziemlich groß, die Ohren 
ſtark über den Kopf vorragend, nackt, oval (von Rattenform) und nicht 
ſonderlich breit. Die Vorderfüße 5zehig, der Daumen nur ein kurzer Stum— 
mel mit breitem flachen Nagel; die übrigen Zehen auch ziemlich kurz, die 
mittelſte ein klein wenig länger als die beiden ſeitlichen. Die nackte Sohle 
des Vorderfußes iſt mit kleinen Warzen beſetzt; außerdem noch 2 größere 
Ballen an der Handwurzel und kleinere am 2 und öten Finger, und ein ges 
meinſamer an der Wurzel des 3 und Aten Fingers. An den Hinterfüßen, 
die wie die vordern oben bis zu den Krallen mit kurzen Haaren beſetzt ſind, 
iſt auch die Sohle dünn behaart, doch bleibt ein ſchmaler Längsſtreif gegen 


15) Die ausführliche Beſchreibung beſchränkt ſich nicht blos auf die äußere Beſchaffenheit, 
fondern behandelt auch das Skelet und einige Eingeweide. Auf eine, in ſelbiger vorkommende 
Bemerkung, die mich betrifft, halte ich mich für verpflichtet, einige Worte hier zu erwiedern. 
Auf S. 24 ſagt naͤmlich Herr Duvernoy: „c'est avec ce Meriones robustus que M. A. 
Wagner a cru devoir confondre notre gerbille de Shaw, mais sans faire mention de 
nos communications A la societ@ des naturalistes A Stuttgart, ni de celles que nous 
avions faites verbalement à M. Maurice Wagner.“ Ich habe jedoch weder von der einen, 
noch von der andern Mittheilung etwas gewußt, denn Herr Moriz Wagner überſchickte mir 
ſeine algier'ſchen Saͤugthiere ohne irgend eine Bemerkung, und die Verſammlung in Stuttgart 
hatte ich nicht beſucht. Ueber dieſe habe ich ſeitdem die Iſis 1836 S. 235 nachgeſchlagen, dort 
aber nichts weiter gefunden, als daß Prof. Duvernoy Abbildungen von Säugthieren aus Als 
gier vorgezeigt habe, unter denen eine den Namen Gerbillus Shawii führt. Eine Charakteriſtik 
deſſelben, woraus man ihn hätte zu erkennen vermocht, iſt aber nicht beigefügt. 


488 Rautenmaus. 


den äußern Rand des Mittelfußes, ſo wie die Unterſeite der Zehen ganz 
frei. Sehr kleine Ballen finden ſich an jeder Zehenwurzel, der für die Ate 
und Zte iſt gemeinſam. Alle Zehen liegen geſchloſſen aneinander an. Die 
Daumenzehe iſt etwas kürzer als die Ste; 2te und Ate Zehe find merklich 
laͤnger und die Mittelzehe iſt wieder etwas länger als dieſe. Die Nägel 
aller Zehen (mit Ausnahme des vordern Daumens) ſind ſchwach, ſtark zu— 
ſammengedrückt, hohl, etwas gekrümmt und zugeſpitzt. Der Schwanz iſt dick 
und verſchmälert ſich etwas gegen ſein Ende; er iſt allenthalben mit dünnen 
Haaren beſetzt, die gegen die Spitze hin auf der Oberſeite länger werden. 
Die obern Schneidezähne haben in der Mitte eine tiefe Längsfurche, die un— 
tern find glatt. Die Färbung iſt auf den obern und äußern Theilen bräun— 
lichfalb, was gegen die Seiten lichter wird; die einzelnen Haare ſind an der 
untern Hälfte graulich ſchwarz, oben mit ockerbraunem Ringe, dem jedoch 
häufig auf dem Rücken eine ſchwarze Spitze nachfolgt, weßhalb auch hier die 
Farbe am dunkelſten iſt. Der ganze Unterleib von der Unterlippe an, nebſt den 
Vorder- und Hinterfüßen iſt gelblichweiß. Der Schwanz iſt licht gelbbräun— 
lich, unten etwas heller, die längern Haare aber, welche auf der Oberſeite 
gegen die Spitze zu ſich finden, ſind ſchwarz. Die Krallen ſind licht gelblich; 
die untern kürzern Schnurren weiß, die obern längern ſchwärzlich. 


Körper!! N Are 5“ 9 Von der Naſe zum vordern Augen— 
Schanz Se 5 3 Winkeln g gr Ach. 0“ 104 
Dan. 0 8 Vom letztern zum hrt. 0 62 
Sr one 05 Hinterfuß mit Mittelfralle . .. 1 12 


M. Wagner entdeckte dieſe Art in den weſtlichen Theilen der Regentſchaft 
Algier, wo er ſie beſonders häufig in der Stadt Moſtaganem fand. Bei Tage 
halten ſich dieſe Thiere in ihren Löchern verſteckt und kommen erſt bei Sonnen— 
untergang heraus. In der Gefangenſchaft vertrugen ſie ſich ſehr gut mit— 
einander. 


3. Rh. pallidus Waen. Die blaße Rautenmaus. 

Rh. supra pallide flavidus, subtus albido-lutescens, auriculis parvis; cauda 
crassiuscula, supra isabellina, infra lutescente, apice nigro-fasciculata; dentibus pri- 
moribus superioribus bicanaliculatis. 

Rhombomys pallidus. A. Wagn. in den Münchn. gel. Anzeig. 1841. XII. 

S. 432. — Arch. für Naturgeſch. 1841. 1. S. 131. 


Rhombomys. 489 


Meriones tamaricinus. Everöm. im Bullet, de la soc. imp. des naturalistes 
de Moscou. 1841. p. 48. 


Meriones opimus. Lichtenſt. in Evers m. Reife. S. 112. 


Unter dem Namen Meriones tamaricinus fem. habe ich vom Natura⸗ 
lienhaͤndler Brandt einen Nager erhalten, der durch Kürze der Ohren, durch 
die Faͤrbung des Schwanzes und die Furchung der Schneidezaͤhne von dem 
Pallas' ſchen Mus tamaricinus entſchieden abweicht. Die Füße, zumal 
die hintern, ſind ſehr breit; die Sohlen behaart mit nackten Zehenballen. 
Die Farbe der Oberſeite iſt ſehr licht fahlgelb mit ſchwachem röthlichen An— 
flug und durch viele ſchwarze Haarſpitzen und ganz ſchwarze Haare fein 
ſchwarz geſtrichelt; die Seiten und Füße ſind licht ockergelb, die Unterſeite 
gelblich weiß; die Krallen ſchwarzbraun. Wie bei allen Arten iſt immer die 
untere Hälfte der Haare ſchieferfarben. Der Schwanz iſt ziemlich ſtark, 
dicht behaart, am Ende mit ſchwacher Quaſte; auf der Oberſeite iſt er 
röthlichfalb, längs der Mitte mit kurzen ſchwarzen Haarſpitzen und einzelnen 
längeren ſchwarzen Haaren, auf der Unterſeite einförmig ockergelb; der End— 
pinſel auf der Oberſeite meiſt aus ſchwarzen Haaren gebildet, welche ſchon 
vorher auf der Oberſeite des Schwanzendes wie ein Laͤngskamm hervorſtehen. 
Die zahlreichen und ſtarken Schnurren ſind theils weiß, theils ſchwarz. Ringe, 
wie ſie am Schwanze von M. tamarieinus angegeben find, fehlen gänzlich. 
Als ein ſehr bezeichnendes Merkmal iſt noch das hervor zu heben, daß die 
obern Schneidezaͤhne von zwei Laͤngsfurchen durchzogen find, während M. 
tamaricinus nur eine aufzuweiſen hat. 


öeßere e eee e,, : 0“ 6% 
Schwanz ohne Haare 5 1 Hinterfuß bis zur Krallenſpitzze. . 1 5 
Ueberragendes Haar 0 6 


Die Heimath iſt das ſüdöſtliche Rußland 16). 


16) Seit meiner erſten Bekanntmachung dieſer Art bin ich auf doppelte Weiſe von ihrer 
Selbſtſtaändigkeit verſichert worden. Erſtlich habe ich noch ein tes Exemplar mit allen Merkmalen 
des erſten erhalten. Dann aber auch iſt mir zu Anfang des Jahres 1842 Evers mann's Be⸗ 
ſchreibung feines Mus tamaricinus zugekommen, die nach 16 Exemplaren entworfen iſt, mit der 
meinigen vollkommen harmonirt und auf dieſelben Differenzen vom M. tamaricinus des Pallas 

Suppl. 3. 62 


490 Rautenmaus. 


3. Rh. melanurus Rürr. Die ſchwarzquaſtige Rautenmaus. 


Rh. supra pallide fulvescens, subtus albus; auriculis mediocribus; cauda crassa, 
longius pilosa, unicolore, apice nigro-penicillata; dentibus primoribus superioribus 


unisulcatis. 


Meriones melanurus. Rüpp. im Mus. Senckenb. III. p. 95. tab. 7. fig. 3. 
Meriones libycus. Lichtenſt. Berlin. Doubl. Verz. S. 5. 


Nach Anſicht des Exemplares und Schädels, welche Dr. Rüppell 1) 
zu feiner Beſchreibung des Meriones melanurus benützte, habe ich gefun— 
den, daß dieſe Art ein ächter Rhombomys iſt, mit rautenförmigen Baden: 
zahnlamellen von der gewöhnlichen Anzahl. Die Schneidezähne ſind gelb, 
die obern in der Mitte mit einer tiefen Längsfurche, die untern glatt. Das 
Zwiſchenſcheitelbein iſt nicht ſo ſehr in die Breite ausgedehnt als bei Rh. 
lacernatus; die Paukenknochen aber eben fo groß. Der Körper iſt unter: 
ſetzt, mit weicher Behaarung, die namentlich auf der Unterſeite ſehr dicht 
und lang iſt. Die Ohren ſind mittelgroß, faſt nackt, licht mit feinem gelb— 
weißlichen Haaranfluge. Der Schwanz iſt ziemlich dick, dicht behaart, mit 
etwas abſtehenden Haaren, die rückwärts auf der Oberſeite immer länger 
und flatternder werden und am Ende einen wahren Pinſel bilden. An den 


aufmerkſam macht. Eversmann erhielt ſeine Exemplare von der Hochſteppe zwiſchen dem kas— 
piſchen Meere und dem Aralſee. — Auch rechne ich jetzt den M. opimus von Lichtenſtein, 
nachdem ich Gelegenheit hatte, die berliner Exemplare zu ſehen, zu meinem Rh. pallidus. Je⸗ 
ner war bisher nur aus der kurzen Diagnoſe bekannt, nach welcher er nicht beſtimmt zu erkennen 
war, zumal da über das Gebiß keine Auskunft gegeben wurde. Nun konnte ich zwar auch nicht 
eine Unterſuchung der Backenzähne vornehmen, mich aber doch verſichern, daß die Schneidezähne 
und die äußere Körperbeſchaffenheit ſich wie bei meinem Rh. pallidus verhalten. Es zeigen nämlich 
bei M. opimus die obern Schneidezähne ebenfalls 2 Furchen, wovon die innere ſehr ſeicht iſt. 
Ferner iſt der Schwanz ebenfalls ſandgelb, in der erſten Hälfte faſt ganz einfarbig, nur mit we— 
nigen ſchwarzen Haarſpitzen; in der letzten, wie dieß auch bei den hieſigen Exemplaren von Rh. 
pallidus der Fall iſt, auf der Oberſeite mit ſchwarzem Haarkamme— 17) Fragweiſe zählt der— 
ſelbe auch den Meriones libyeus Licht. und Gerbillus pyramidum Geoffr. hieher. Nach 
Anſicht der berliner Exemplare von M. libyeus halte ich dieſen, obwohl mir die Beſchaffenheit 
feines Gebiffes unbekannt geblieben iſt, für identiſch mit M. melauurus Rü pp. Dagegen gehört 
der Gerbillus pyramidum nicht hieher, indem die von Fr. Cuvier mitgetheilte Abbildung des 
Gebiſſes von demſelben keinen Rhombomys, ſondern einen ächten Meriones ausweiſt. 


Rhombomys. 491 


Hinterfüßen iſt die mittlere Zehe etwas laͤnger als die beiden ſeitlichen, die 
äußere etwas kürzer als dieſe, und am kürzeſten die Daumenzehe. Die 
Schnurren ſind zahlreich, ſtark, lang, bis hinter das Ohr reichend. Die 
Farbe der Oberſeite iſt einförmig licht iſabellgelb, faſt ohne alle ſchwarze 
Sprenkelung; an den Seiten geht ſie ins ſeidenartig Weiße über, das einen 
zarten gelblichen Anflug hat und die ganze Unterſeite, die Hinterbacken und 
die Innenſeite der Beine einnimmt. Die Haare der Oberſeite ſind in der 
untern Hälfte ſchieferfarben, in der obern fahlgelb; nur hie und da mit eini⸗ 
gen dunklern Spitzen, die aber kaum eine Trübung der iſabellgelben Färbung 
hervorbringen. Die weißen Haare ſind ihrer ganzen Länge nach weiß. Die 
vordern kürzern Schnurren ſind weiß, die hintern längern dunkelbraun mit 
weißlichen Spitzen. Weiße Flecken hinter Aug und Ohr ſind nicht ſehr 
deutlich. Die Füße ſind mit kurzen weißen Haaren beſetzt; die Sohlen licht, 
die Krallen weißlich. Der Schwanz iſt einförmig licht fahlgelblich, was un— 
ten etwas heller iſt; oben mit etwas Schwarz geſprenkelt, was allmählig 
immer mehr überhand nimmt, ſo daß die ganze lange buſchige Schwanzſpitze 
(auch unterwärts) fuchſig ſchwarz iſt. 


Körper, nach der Krümmung 6 O hr Bush 0“ 6“ 
in gerader Line 8 Von der Naſe zum Ohr.. 1 1 

Schwanz, ohne Haare 4 3 Längſte Schnurren über 2 0 
— IU PER 5 0 Ollterfü ß 8 8 


Heimath: die ſandigen Gegenden von Nordafrika, ſelbſt bei Alexan⸗ 
drien; außerdem auch bei Tor im peträiſchen Arabien. 


4. Rb. tamaricinus PAII. Die Ringel⸗Rautenmaus. Tab. CCXXXII. 


Rh. bruneo-lutescens, subtus albus, auriculae majusculae; cauda supra obscu- 
riore quam infra, subannulata, apice subfloccosa fuliginosa; dentibus primoribus su- 


perioribus unicanaliculatis. 


Meriones tamaricinus. Kuhl Beitr. S. 69. — Lichtenſt. in Evers m. 
Reife. S. 121. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 39. 

Mus tamaricinus, PaLL. glir. p. 88 u. 322. tab. 19; zoogr. I. p. 172. 

Dipus tamaricinus. Schreb. IV. S. 859. tab. 232. (fig. Pall.) 


Nach den berliner Exemplaren geben Keyſerling und Blaſius als 
Diagnoſe: „Schwanz oben dunkler als unten, mit dunkelbrauner Spitze, hell 


62 * 


492 Rautenmaus. 


geringelt; die Haare der Schwanzſpitze einfarbig dunkelbraun. Hinterläufe 
auf der Rückſeite in der Mitte dunkelbraun, im Uebrigen weiß; die hintern 
Vibriſſen der größten Länge nach braun, mit kurzer weißlicher Spitze. Ober— 
ſeite braͤunlich roſtgelb mit dunkelbraunen Haaren gemiſcht; Unterſeite weiß; 
Ohr auf der äußern Hälfte der Rückſeite roſtbräunlich“ 18). Maaße nach 
Pallas: 


Körper. e ME 31062672] Ohelänge . een ad. ee de, 
Schwanz ohne Haare 5 1 Dhrbreiteß ; te ee one 
Ueberragendes Haar 0 6 Hinterbeine 3 


Wohnt um das kaspiſche Meer. 


5. Rh. meridianus Parr. Die ungeringelte Rautenmaus. Tab. CCXXXI. 


Rh. albido -flavescens, subtus albus; jauriculae majusculae; cauda fulvescente, 
haud annulata, apice extrema anguste fusca; dentibus primoribus superioribus uni- 
* * 
sulcatis. 


Meriones meridianus. Lichtenſt. in Evers m. Reiſe S. 122. — Keyſ. u. 
Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 39. — Eversm. Bullet. de Moscon 1840. p. 53. 

Mus meridianus. Pall. Reiſe II. S. 702. 

Mus longipes. PLL. glir. p. 88 u. 314. tab. 18. B. 

Dipus longipes. Schreb. S. 856. tab. 231. (fig. Pall.). — Parr. zoogr.1. 
p. 182. 


Die Diagnoſe von Keyſerling und Blaſius lautet: „Schwanz ein: 
farbig roſtgelb, ungeringelt; die Haare der äußerſten Schwanzſpitze röthlich— 
gelb mit kurzem braunen Ende. Hinterläufe, vom Ferſengelenk an, einfarbig 
weiß; die hintern Vibriſſen der größten Länge nach weiß, an der Wurzel 
braun. Körper oben weißlich roſtgelb mit braunen Haaren gemiſcht; Unter— 
ſeite weiß; Ohr auf der äußern Hälfte der Rückſeite grauweißlich“ 1”). Maaße 
nach Pallas ſind: 


18) Von den Schneidezaͤhnen ſagt Pallas: superiores sulco exarati, extremo obso- 
letius erenati. Die Auſicht der berliner Exemplare hat mir ebenfalls gezeigt, daß die obern 
Schneidezähne nur von einer Mittelfurche durchzogen find. Uebrigens find die Ohren groß und 
elliptiſch; die Schwanzſpitze ringsum rußig lichtbraun, nicht ſchwarz. 19) Eversmann giebt 
als Diagnoſe: „M. supra griseo-flavescens, subtus albus; dentibus primoribus superioribus 


Rhombomys. 493 


Göre rð 44, 2 Obrlange ii rin. 0480 
Schwanz ohne Haare. 3 1 Ohrb reite t 042 
Ueberragendes Haar 0 5 Dinter; 1 3 


Wohnt um das kaspiſche Meer. 


6. Rh. lacernatus Rürr. Die zweifarbige Rautenmaus. 


Rh. capite, cervice interscapulioque nigro-stramineoque mixtis, uraeo toto pe- 


dibusque pallide rubiginosis, stramineo-intermixtis; auriculis majusculis rotundatis. 
Meriones lacernatus. Rupp. im Mus. Senckenberg. III. S. 96. tab. 6. fig. 1. 


Dr. Rüppell hatte die Gefälligkeit, mir das Individuum, das ihm 
zur Beſchreibung diente, nebſt dem Schädel zur Anſicht zukommen zu laſſen, 
woraus ich erſah, daß es wegen der rautenförmigen Geſtalt der Backenzahn— 
lamellen der Gattung Rhombomys zuzuweiſen iſt. Die vordern Schneider 
zähne haben in der Mitte eine tiefe Längsfurche, die untern ſind glatt. Der 
Schädel kommt in ſeinen Verhältniſſen mit dem vom Rh. pallidus überein. 
Der Vorderdaumen iſt nur an dem ſehr kurzen ſpitzen Nagel erkennbar. An 
den Hinterfüßen find die 3 mittlern Zehen faſt gleich lang, und eben fo die 
beiden aͤußern. Die Behaarung iſt ſtraff und etwas rauh; der Schwanz 
durchaus behaart, ſeine Spitze aber an dieſem Exemplare verſtümmelt; die 
Sohlen ſind nackt; die Ohren ziemlich groß, gerundet, theilweiſe nackt, mit 
feinem ockerfarbigen Haaranfluge, nur der innere Rand auf der Hinterſeite 
dicht behaart. Die Färbung hat das Auffallende, daß die vordere Haͤlfte 
der Oberſeite einen andern Ton hat als die ganze hintere Körperhälfte. 
Kopf, Hinterhals und Vorderrücken ſind nämlich aus roſtig Braun und blaß 
Gelb geſprenkelt, indem hier die dunkel roſtbraunen Haare kurze ſtroh— 
gelbe Spitzen haben. Auf dem ganzen Hinterrücken, der Unterſeite des Lei— 
bes, den Seitentheilen deſſelben und den Beinen iſt die Färbung bräunlich 
roſtfarben, mit licht Gelb untermiſcht, indem die roſtrothen Haare lichtgelbe 


unisulcatis; cauda fere longitudine corporis, apicem versus pilis longioribus declinatis, 
fulvo-ferruginea, unicolore vel apice fusca; aurieulis 4 capitis.“ — Nach Auſicht der ber- 
liner Exemplare füge ich noch hinzu, daß die obern Schneidezähne in der Mitte eine tiefe Längs— 
furche haben, daß der Schwanz einfarbig iſt und nur die Außerften Haare der Schwanzſpitze an 
den Enden dunkler find, 


494 Psammomys. 


Spitzen haben; nur gegen die Hüften finden ſich beiderſeits ein Paar kleine 
Stellen von dunklerer Färbung. Am Vorderhalſe iſt die roſtröthliche Fär— 
bung am blaſſeſten, am Kinn ſchmutzig weiß; auf den Füßen lehmgelb, was 
an deren Seiten ins Weißliche fällt, die Nägel ſind hornbraun. Die kurzen 
feinen Schnurren ſind meiſt ſchwärzlich mit lichtern Spitzen, einige weißlich. 
Die Haͤrchen des Schwanzes ſind ſteif, oben ſchwärzlich, an den Seiten 
meiſt lehmgelblich, unten ſchmutzig weißlich. Die Maaße theile ich nach 
Rüppell's Angabe mit. 


Körper, nach der Krümmung. 6“ 7 Ohrlaͤnggngn e 0“ za 
ede brief 0 7 
Von der Naſe zum hrt. 1 4 Hillter fuß, en 1 2 


Bewohnt Erdhöhlen um den Dembea-See in Abyſſinien. 


XLVII. PSAMMOMYS. Die Sandratte. 


Dentes primores haud sulcati, molares habitusque ad typum 
generis Rhombomyos. 


Da die von Cretz ſchmar und Rüppell aufgeftellte Gattung Psam- 
momys mit Rhombomys im Habitus, Schädel: und Zahnbau übereinfommt, 
fo daß als einziger Unterſchied nur der angeführt werden kann, daß bei 
jenem die ſämmtlichen Schneidezähne ungefurcht, bei dieſem dagegen die obern 
gefurcht ſind, ſo könnte man auch beide als Untergattungen in einer einzigen 
Gattung vereinigen, wenn es zur beſſeren Unterſcheidung nicht etwa räthlicher 
ſeyn möchte, die Trennung beſtehen zu laſſen. 

Der Schädel 20) iſt ſehr in die Länge geſtreckt, zwiſchen den Augen: 
höhlen ſtark eingezogen und einen aufgeworfenen Rand zeigend. Das Zwi⸗ 
ſchenſcheitelbein hat zwar einen etwas größeren Quer- als Längsdurchmeſſer, 
iſt aber doch ſehr nach der Laͤnge geſtreckt und ſtellt ein nach hinten etwas 
verſchmaͤlertes Viereck dar, deſſen vordere Seite halbmondförmig ausgebogen 


20) Vgl. Rüppell's Atlas tab. 23. 


Sandratte. 495 


und die hintere (kleinere) buchtig ausgeſchnitten iſt. Das untere Augenhöh—⸗ 
lenloch iſt von typiſcher Form. 

Die Schneide-Zähne find glatt und blaßgelb gefärbt. Von den obe: 
ren Backenzähnen beſteht der vordere aus 3, der mittlere aus 2 ſchmalen 
Rauten, und der hintere aus 1 Raute, die hinten mit einem kleinen runoli- 
chen Anſatze zuſammenfließt. Im Unterkiefer beſteht der vordere Backenzahn 
aus 3 Rauten, von welchen die beiden letztern, wie gewöhnlich, ſchmal ſind, 
die vordere aber faſt regulär iſt und mit einem ſcharfen Winkel vorſpringt. 
Der mittlere Zahn hat 2 Rauten von gewöhnlicher Form; der hintere nur 
eine. Im Oberkiefer ſind die Backenzähne etwas rückwärts, im untern etwas 
vorwärts gewendet 21). 

Von dieſer Gattung kennt man bisher nur eine Art aus dem nördlichen 
Egypten. 


1. Ps. obesus Crerzscan. Die feiſte Sandratte. 


Ps. supra ex rufescente isabellinus, subtus luteus; cauda flavescente, supra 


post basin stria nigra signata, fasciculo nigro terminata. 


Psammomys obesus. Cretzſchm. in Rü pp. Atl. S. 58. tab. 22. (Thier), 23. 
(Skelet). — Rüp p. im Mus. Senckenb. III. p. 91. 


Von der Größe der Wanderratte mit kleinen Ohren, die auf der Auſ— 
ſenſeite ganz, auf der innern nur um den Rand dünn behaart ſind. Die 
Farbe der Oberſeite des Kopfes und des Rückens iſt röthlich ifabell, mit 
Schwarz geſprenkelt; die ganze Unterſeite nebſt den Leibesſeiten licht gelb, 
letztere mit einzelnen eingemengten ſchwarzen Haaren. Die röthlichfalbe Ober— 
ſeite des Kopfs ſchneidet in einer geraden (von der innern Ohrwurzel über 
den obern Augenrand nach der Schnautzenſpitze verlaufenden) Linie ziemlich 
ſcharf von der gelblichweißen, fein ſchwarz geſtrichelten obern Wangengegend 
ab, deren unterer Theil nebſt der Oberlippe und den Halsſeiten röthlichfalb 


21) Vom innern Bau bemerkt Rüppell: der Magen iſt bohnenförmig und die Speiſe— 
röhre inſerirt ſich in feiner Mitte. Die dünnen Därme ſind durchaus gleich weit und halten 8 Li- 
nien im Durchmeſſer. Der Blinddarm iſt beiläufig 4 mal ſo groß als der Magenſack; der Dick— 
darm iſt nur eine Linie dick. Bei einem erwachſenen Individuum maaß der Dünndarm 23“, der 
Blinddarm 5“, der Dickdarm 17“ Die Leber iſt 5lappig; die Milz ſchmal und zungenförmig. 


496 Malaecothrix. 


gefärbt iſt. Die Schnurren find theils ganz ſchwarz, theils mit weißen Spitzen, theils 
ganz weiß; die Ohren hell gelblich behaart; die Füße licht ockerfarben mit 
ſchwarzbraunen Krallen. Der ganz behaarte, am Ende mit einer Quaſte geendigte 
Schwanz iſt graulich fahlgelb mit einzelnen ſchwarzen Haarſpitzen oder ganz 
ſchwarzen Haaren, die auf der Oberſeite, 18 Zoll hinter der Schwanzwurzel, 
einen ſchwarzen Längsſtrich bilden, welcher in die ſchwarze, am Ende ins 
Rothbräunliche fallende Quaſte übergeht. Zu bemerken iſt noch, daß die 
Haare der Ober- wie der Unterſeite in der untern Hälfte ſchieferfarben ſind, 
und auf der Oberſeite zum Theil ſchwarz zugeſpitzt, theils mit ganz ſchwar— 
zen Haaren untermengt ſind. 


Körper in gerader inf PD,, 0“ 63% 
—. nach der Krümmung 7 9 Hinterfuß bis zur Krallenfpige . . 1 4 
Schwanz mit Haaren 4 8 


Rüppell entdeckte dieſe Art an ſandigen Plätzen in und um Alexan— 
drien, von woher auch Hofrath v. Schubert unſerer Sammlung zwei 
Exemplare mitbrachte, nach denen meine Beſchreibung entworfen iſt. Da 
letztgenannte Thiere im Dezember gefangen, andere in voller Thätigkeit ge— 
ſehen wurden, fo widerlegte ſich hiedurch Cretzſchmar's Angabe von 
einem Winterſchlafe, den dieſe Sandratte zu beſtehen hätte. Auch Rüppell 
hat neuerdings dieſe Angabe als unbegründet gerügt, und dabei bemerkt, 
daß, wenn die Sandratten aus ihren Erdhöhlen hervorkommen, ſie ſich ge— 
wöhnlich vor deren Eingang auf die Hinterfüße aufrechtſtellen, während die 
Vorderbeine am Bauche herabhängen, in welcher Stellung ſie ſpähend umher 
ſchauen, ob ihnen keine Gefahr drohe. Ihre Nahrung ſind Grashalme und 
Sämereien. 


XLVIII. MALACOTHRIX. Die Dickmaus. 


Dentes primores superiores sulcati, molares 3, e laminis 2—3, 
processubus longitudinalibus conjunctis, compositi; auriculae am- 
plae pilosae; cauda breviuscula, apicem versus attenuata; vellus 
longum molle. 

Die gegenwärtige Gattung, mit welcher ich nur durch A. Smith's 


Dickmaus. 497 


Beſchreibung bekannt bin, iſt von dieſem im Jahre 1834 unter dem Namen 
Otomys im South African Quart. Journal begründet worden. Abge⸗ 
ſehen davon, daß dieſes Journal dem europaͤiſchen Continente ſich nicht zu⸗ 
gänglich gemacht hat und auf die in ſelbigem enthaltenen Beſtimmungen da— 
her keine Rückſicht genommen werden kann, iſt der von Smith gegebene 
Name Otomys für dieſe Gattung, wie fie uns neuerdings aus feinen Illu- 
strations bekannt wurde, um ſo weniger anzuerkennen, als mit demſelben 
Namen Fr. Cuvier ſchon ſeit 1825 ein ganz anderes Genus (Euryotis) 
bezeichnete. Zur Vermeidung aller ferneren Irrungen habe ich daher der 
Smith' ſchen Gattung die neue Benennung Malacothrix beigelegt. 

So weit ich nach Smith's Beſchreibung urtheilen kann, kommt dieſe 
Gattung in ihrem äußern Habitus und wahrſcheinlich auch in der Beſchaf— 
fenheit der Backenzähne mit Mystromys größtentheils überein; indeß habe 
ich über letzteren Punkt keine volle Gewißheit, da vom Gebiße keine Abbil— 
dung mitgetheilt iſt. Der Unterſchied von der Löffelmaus würde dann zu⸗ 
nächſt in der Furchung der Schneidezähne zu ſuchen ſeyn, und Malacothrix 
würde ſich in dieſer Beziehung zu Mystromys verhalten wie Rhombomys 
zu Psammomys. Nachfolgende Angaben find gänzlich von A. Smith entlehnt. 

Die Geſtalt iſt unterſetzt; der Kopf hinten breit, die Naſe abgeſtutzt, 
die Schnurren lang und ſchwach, die Augen groß und vorragend; die Oh— 
ren groß, oval, zugeſpitzt, beiderſeits mit kurzem Haaranfluge. Die Beine 
find kurz, die Füße klein mit ſchwachen Nägeln. Der Schwanz iſt zugeſpitzt 
und allenthalben mit kurzen Haaren dicht beſetzt. Der Pelz iſt im Allge— 
meinen lang, weich und dicht. — Die obern Schneidezähne haben jeder 
eine oberflaͤchliche und ziemlich breite Furche längs der Vorderſeite, die näher 
dem äußern als innern Rande iſt; die untern ſind ungefurcht. Bei den 
Backenzähnen beſteht im Oberkiefer der Iſte aus 3 Querplatten, die 
durch 2 kurze Längsfortſätze verbunden ſind, deren jeder, gleich den Quer— 
platten, mit einem ſchmalen vorſpringenden Schmelzrande eingeſäumt iſt. Der 
2te Zahn beſteht aus 2 Querplatten und einem verbindenden Längsfortſatz, alle 
gleich dem erſten geſäumt; der Ste Zahn iſt ungetheilt und vollſtändig von 
Schmelz eingefaßt. Im Unterkiefer iſt die Krone der Backenzähne faſt in 
derſelben Weiſe wie im obern getheilt, und der Iſte und 2te haben dieſelbe 
Zahl von Abtheilungen.“ 


Suppl. 3. 63 


498 Malacothrix. 


Die Heimath iſt Südafrika, von woher A. Smith 2 Arten 
aufführt. 
1. M. albicaudata Suıra. Die weißſchwänzige Dickmaus. 
M. cano-brunea, fusco-adspersa, subtus einerascens; cauda rutilo-albida. 


Otomys albicaudatus. A. Surg, South Afr. quart. journ. I. (1834), p. 148; 
illustrat. n. 14. tab. 33. 


Die ganze Oberfeite iſt holzbraun (wood-brown), mit Grau über: 
laufen und mit Umbrabraun beſpritzelt. Der graue Anflug iſt am ſichtlichſten 
an den Ober- und Seitentheilen des Kopfes und Halſes, die braune Spren— 
kelung auf der Mitte des Geſichts, Scheitels, Nackens und dem Obertheil 
des Leibes. Die ganze Unterſeite, die Vorderbeine und die Innenſeite der 
hintern iſt trüb aſchgrau; die Farbe des Körpers iſt auf die Haarſpitzen be— 
ſchränkt, indem das Uebrige jedes Haares ſchieferfarben iſt; die Sprenkelung 
wird durch eingemengte lange ſchwarze Haare hervorgebracht, die bei einigen 
Exemplaren ſehr zahlreich ſind. Die Naſenkuppe iſt fleiſchfarben, Kinn und 
Lippen weiß, Zähne ockergelb, Schnurren theils ſchwarz, theils ſilberweiß, 
Augen ſchön dunkelbraun; Ohren innen fleiſchfarben, mit einigen dunkelbrau— 
nen Haaren am Außenrande, die Außenſeite von Rückenfarbe. Die Füße 


ſind holzbraun mit grauem Anfluge; der Schwanz roſtig weiß. — Die 
Weibchen ſind im Allgemeinen blaſſer. 

Körpern! aa era 57 0, Vorderbeine Rau: 107007 
S old ara oo Bir 2 0 Bllterbene . TERH EB E 19 


A. Smith entdeckte die Dickmaus in der Gegend von Grahamsftadt 
und nördlich vom Orangefluß. Sie lebt in Höhlen unter dem Boden und 
ſucht ihr Futter bei Nachtzeit. 

2. M. typica Suıra. Die roſtige Dickmaus. 

M. e rufescente brunea, fusco adspersa, subtus sordide albida, cauda rutilo- 
albida. 

Otomystypicus. A. Smirn, South Afr. quert. journ. I. (1834.) p. 148. 


22) Durch einen Schreibfehler iſt obige Länge als bis zur Schwanzſpitze gemeſſen bezeichnet, 
während es Schwanzwurzel heißen muß. 


Mystromys. 499 


Die zweite Art, welche A. Smith feiner Gattung Otomys zuweiſt ??). 
Die Oberſeite iſt ſehr blaß rothbraun, hie und da ſchwach mit Schwarz be⸗ 
ſprenkelt; die Unterſeite und Gliedmaſſen ſchmutzig weiß; die Wangen blaß⸗ 
falb, die Mitte der Schnautze reichlich dunkel bläulichſchwarz geſprenkelt. Die 
ſehr großen Ohren ſind mit kurzen Härchen beſetzt, die innen weißlich, außen 
bräunlichſchwarz ſind. Der Schwanz iſt mit ſehr kurzen röthlich weißen Här⸗ 
chen dünn bedeckt. Die langen feinen Schnurren ſind theils weiß, theils 
ſchwarz. Die obern Schneidezähne ſind gelblich, die untern weiß. Die Haare 
der Oberſeite ſind gegen ihre Wurzel dunkel ſchieferfarben, die der untern 
etwas lichter. Der Körper mißt 4, der Schwanz 13%. — Von A. Smith 
am Kap, im Diſtrikt Graaf-Reinet entdeckt. 


XLIX. MYSTROMYS. Die Löffelmaus. 


Dentes primores laeves haud sulcati, molarium lamellae (2 — 3) 
medio anfractae, parte altera paululum post alteram posita; auri- 
culae pilosae amplae, cauda breviter et dense pilosa, medioeris, 
apicem versus attenuata; vellus longum molle. 


Aus einem ſchönen, mit dem vollſtändigen Schädel verſehenen Exem⸗ 
plare einer ſüdafrikaniſchen Maus errichte ich die neue Gattung Mystromys, 
welche ein Mittelglied zwiſchen Meriones und Hypudaeus bildet, mit letz⸗ 
terer Gattung im Habitus, mit erſterer mehr im Zahnbau übereinkommend. 
Die Geſtalt iſt mausartig mit ziemlich großem Kopfe; die Ohren ſind beſon⸗ 
ders groß und breit, im Umfange gerundet, auf der untern Hälfte der Rück⸗ 
ſeite lang und buſchig behaart, auf der obern mit kürzern angedrückten Haa⸗ 


23) Als ich eben im Begriff ſtand, dieſe Bogen zum Druck einzuſchicken, erhielt ich durch 
die freundliche Mittheilung des Herrn Kuſtos-Adjunkt Johann Natterer vom South Akrican 
Quarterly Journal die Hefte, in welchen A. Smith's Beſchreibung der afrikaniſchen Säug⸗ 
thiere aufgenommen iſt. Leider fehlen einige Nummern, die den Schluß der Nager, die Zahnlücker 
und den Anfang der Hufthiere enthalten. So weit es noch möglich iſt, werde ich die vorliegenden 
Hefte benützen. 


63 * 


500 Mystromys. 


ren, was auch vom Außenrande der Innenſeite gilt, die im Uebrigen ziemlich 
kahl iſt. Die Schnurren ſind von Kopflänge; die Oberlippe in der Mitte 
ausgeſchnitten, aber nicht vollſtändig geſpalten. Die Füße verhalten ſich wie 
die der Mäuſe; der Schwanz iſt mittellang, dicht mit kurzen Haaren beſetzt, 
und läuft in eine ſtumpfe Spitze aus, ohne daß an ſelbiger die Haare län- 
ger würden. Die Behaarung iſt reichlich, lang und weich. 

Das Gebiß iſt eine Modification von dem der Rennmäuſe. Die 
Schneidezähne haben die Form von dieſen, doch geht ihnen die Längsfurche 
ganz ab. Backenzähne find 3 vorhanden, wovon der voderſte aus 3, der 
mittlere aus 2, der hintere nur aus einer Lamelle beſteht, an welcher ſich 
hinten noch ein kleineres Stümpfchen anlegt, fo daß dadurch eine Art Klee: 
blatt entſteht. In dieſer Beziehung kommt die Löffelmaus mit den Renn: 
mäuſen überein, unterſcheidet ſich aber ſehr weſentlich gleich dadurch, daß die 
Lamellen der Backenzähne nicht nur ſchmaͤler als bei dieſen, ſondern auch in 
der Mitte gebrochen und die Hälften etwas hintereinander geſchoben ſind; 
die vorderſte Lamelle des erſten Zahns iſt jedoch wie bei den Rautenmäuſen 
einfach und nicht größer als eine der gebrochenen Hälften. Hinſichtlich der 
gebrochenen Beſchaffenheit der Zähne beſteht einige Aehnlichkeit mit den Feld— 
mäuſen, aber bei dieſen iſt nicht bloß die Zahl der Seitenſtücke weit größer, 
ſondern ſie ſtellen auch dreiſeitige Prismen vor, während ſie bey der Löffel— 
maus abgerundet und etwas gewunden ſind. 

Der Schädel iſt wie der der Rennmaͤuſe geformt, mit dem Unter— 
ſchiede, daß die Paukenknochen kleiner, mehr denen der Feldmäuſe aͤhnlich 
ſind, weßhalb auch der Zwiſchenraum zwiſchen ihnen und dem hinterſten 
Backenzahn größer iſt und die Gaumenflügel des Keilbeins viel anſehnlicher 
ſich ausbreiten können. 


1. M. albipes Waen. Die weißfüßige Löffelmaus. Tab. CLXXVI. A. 


M. subbruneo- griseus, nigro- irroratus, subtus griseo-albidus, pedibus albis, 
cauda supra fusca, infra albida. 


Euryotis lanuginosa. Lichtenſt. Verz. einer Samml. v. Säugth. u. Vögeln 
aus d. Kaffernlande. Berl. 1842. S. 10. 


Die ganze Oberſeite iſt licht bräunlichgrau mit Schwarz melirt; die 


Euryotis. 501 


ganze Unterſeite graulich weiß. Alle Haare find in ihrer untern Hälfte 
ſchieferſchwarz, auf der Oberſeite in ihrer obern Hälfte licht braͤunlichgrau 
und meiſtentheils mit ſchwarzen Spitzen, auf der Unterſeite iſt die Endhälfte 
der Haare weißlich. Die Füße unterſcheiden ſich von dem übrigen Theile 
der Gliedmaſſen durch ihre ſchnell abgeſetzte kurze Behaarung, ſo wie durch 
den lichtgelblichen Anflug der weißen Haare. Der Schwanz zeigt oben die 
Farbe des Rückens, unten iſt er weißlich. Die Behaarung der Ohren iſt 
außen von Rückenfarbe, innen nach unten braun, nach oben grauweißlich. 
Von den Schnurren ſind die vordern weiß, die hintern ſchwarz. 


Körper, in gerader Linie . . 4° 11“ Ohrlaͤunn e 0“ gr 
Körper, nach der Krümmung 5 3 Dhübrei te mat 9 557 
Schwanz hat ed ahlinse 2 4 Hinterfuß mit Kralle 0 13 


Die Heimath iſt Südafrika, woher die Sammlung durch den Natu⸗ 
ralienhändler Drege ein Exemplar erhielt; 2 andere ſammelte Krebs im 
Kaffernlande und ſchickte ſie nach Berlin. 


L. EURYOTIS. Die Elfenmaus. 


Dentes primores superiores sulcati, molares 3, e 2—3 aut plu- 
ribus lamellis compressis arcuatis compositi; habitus murinus, au- 
riculae rotundatae pilosae, cauda mediocris, tenuis, breviter pilosa. 


In kurzer Friſt nacheinander errichteten Fr. Cuvier und Brants 
für neue ſüdafrikaniſche Nager eine beſondere Gattung, jener unter dem Na⸗ 
men Otomys, dieſer unter dem von Euryotis, welcher letztere, obgleich die 
Priorität nicht für ſich habend, doch der allgemeinere geworden iſt. Der 
Habitus iſt mausartig; die Ohren ſind groß, zumal breit, faſt kreisförmig 
und beiderſeits mit angedrückten Haaren beſetzt, die nur an der Wurzel der 
Rückenſeite buſchig ſind. Der Kopf iſt zugeſpitzt mit ganz behaarter Schnautze; 
die Oberlippe geſpalten; die Schnurren kurz und dünne. Die Füße ſind 
Szehig, mit kurzen Zehen, von denen die drei mittlern an Laͤnge wenig ver: 
ſchieden ſind; der Daumen der Vorderhand beträchtlich verkürzt mit kleinem 
Nagel. Die Krallen ſind kurz; die Sohlen, wenigſtens laͤngs der Mitte, 


502 Elfenmaus. 


nackt. Der Schwanz iſt mittellang, wirtelförmig geſchuppt, dabei ziemlich 
dicht, aber kurz behaart. 

Von den Schneide-Zähnen ??) find immer die obern mit einer oder 
auch zwei Laͤngsfurchen verſehen; die untern entweder ganz, oder ebenfalls 
von einer Längsfurche ausgehöhlt; alle find gefärbt. Backenzähne find 2 
vorhanden, durch ihre relativen Größenverhaͤltniſſe, wie durch ihre Struktur 
von den verwandten Gattungen gut unterſchieden und denen des Elephanten 
einigermaſſen im Kleinen ähnlich. Im Oberkiefer iſt der hinterſte der größte, 
dann folgt der vordere, und am kleinſten iſt der mittlere; im Unterkiefer iſt 
jedesmal der vordere am größten, der hintere bald gleich groß, bald etwas 
kleiner als der mittlere. Die Backenzähne ſind aus parallelen, etwas bogen— 
förmigen Lamellen in verſchiedener Anzahl zuſammengeſetzt, die an den beiden 
Zahnſeiten durch ſeichte Furchen unterſchieden, ſonſt aber miteinander verbun⸗ 
den und keineswegs fo losgetrennt find wie bei den Rennmäuſen. Die Backen: 
zähne haben eine vierſeitige Form; oben läuft der hinterſte, unten der vor— 
derſte in eine Spitze aus. Im Oberkiefer beſteht der Iſte Zahn aus drei, 
der zweite aus zwei, der letzte aus 3, 4 oder 7 Lamellen, von denen die 
beiden letzten zu einer Art Kleeblatt ſich vereinigen. Im Unterkiefer hat der 
Iſte Backenzahn 3 oder A, der Lte zwei, der letzte 2 oder 3 Lamellen auf 
zuweiſen; am erſten Backenzahn hat das vorderſte Plättchen eine herzförmige 
Geſtalt, indem es von der Außenſeite her eine buchtige Einfaltung zeigt. 

Der Schädel 3) trägt im Allgemeinen den Typus der Ratten an 
ſich, doch iſt die Schnautze mehr gebogen. Rach Smith's Abbildungen 
kommen auch die Eingeweide mit denen der Mäuſe überein. 

Als Heimath dieſer Thiere kennt man bis jetzt lediglich Südafrika; 
ſie bereiten ſich Höhlen im ſandigen Boden. 


1. E. irrorata Licnr. Die dunkle Elfenratte. 


E. fusca, infra cana, auriculis magnis, cauda vix dimidiam corporis partem 


aequante; dentibus primoribus omnibus sulcatis. 


23) Das Gebiß iſt abgebildet von Fr. Cuvier (dents des mamm. p. 168. tab. 60.), 
von Lichtenſtein (Darftell. tab. 30.) und von Smith (illustr. tab. 25). Zur eignen Anz 
ſicht liegt mir das Gebiß von E. unisulcata, irrorata, pallida u. Brantsii vor. 24) Abbil⸗ 
dungen von Schädeln, ſowie von mehrern Eingeweiden hat Smith (a. g. O.) mitgetheilt. 


Euryotis. 503 


Var. g) e griseo, bruneo nigroque variegata, pilis omnibus apice partim griseis, 
partim bruneis, partim nigris. 
Euryotis irrorata. Lichtenſt. Darftell, tab. 30; Verz. einer Samml. v. Säugth., 
und Vögeln aus de Kaffernlande. Berl. 1842. S. 9. 
Otomys bisulcatus (O. nama quo is). Fk. Cov. mamm. livr. 61. 
Var. 8) „e fusco, flavido-rufo nigroque variegata, pilis omnibus apice partim 
fuseis, partim flavido-rufis, partim nigris.“ BRANTS. 
Euryotis irrorata. BrAnts muiz. p. 94. mit fig. — A. Suirn illustr. of the 
zool. of South. Afr. n. 10. tab. 22. (Thier), 25. fig. 1 a — 1 h. (Schädel, 
Zaͤhne und Darm). 


Unter dem Namen E. irrorata find 2 Abaͤnderungen vereinigt, welche 
in den aͤußern Formen und Verhältniſſen, in der Größe der Ohren und in 
der Beſchaffenheit des Gebiſſes miteinander übereinkommen, und nur durch 
geringere oder größere Lebhaftigkeit der Färbung ſich unterſcheiden. Von den 
Schneidezaͤhnen iſt jeder von einer tiefen Laͤngsfurche durchzogen; dieſe iſt an 
den obern etwas ſtärker und verläuft ziemlich laͤngs der Mitte eines jeden 
Zahns, an den untern iſt ſie näher dem Außenrande. Von den obern 
Backenzähnen beſteht der Lite aus 3, der 2te aus 2, der Zte aus 7 Plaͤtt⸗ 
chen, von denen am letzten Backenzahne die beiden hinterſten ſich fo vereini— 
gen, daß ſie eine Art von Kleeblatt bilden. An den untern Backenzähnen 
hat der Iſte 4, der Zte 2 und der Zte ebenfalls 2 Plättchen; an dem vor— 
derſten dieſer Zaͤhne iſt das erſte Plättchen nicht einfach wie alle übrigen, 
ſondern iſt mit einer von der Außenſeite eindringenden Einbuchtung verſehen. 
— Die Ohren ſind betraͤchtlich groß, halbrund, behaart; der Schwanz kaum 
von halber Körperlänge, geſchuppt und ſpärlich mit kurzen Härchen beſetzt. 
Die Behaarung iſt lang und weich. 

Die Färbung iſt viel dunkler als bei den andern Arten. Die Farbe 
der Oberſeite iſt an unſern beiden Exemplaren, die übrigens noch nicht er—⸗ 
wachſen ſind, aus Bräunlichfalb und Schwarz geſprenkelt, indem die dem 
größten Theil ihrer Länge nach ſchieferſchwarzen Haare bräunlichfalbe Spitzen 
anſetzen, während zugleich eine Menge längerer ganz ſchwarzer Haare ſich 
einmiſcht, die jedoch auf dem Hinterrücken häufig mit lichtgelblichen Spitzen 
endigen. Die Unterſeite iſt ſchmutzig graugelblich, indem die ſchiefergraue 


504 Elfenmaus. 


Farbe der Haarwurzeln durch die trüb gelblichweißen Haarſpitzen durchſchim— 
mert. Die Schnautzenſpitze iſt einförmig lichtbräunlichfalb; die Schnurren 
ſchwärzlich, mit lichteren Spitzen; die Ohren mit kurzen, dem Rücken gleich⸗ 
artigen Härchen dicht beſetzt. Die Füße dunkelbraun, mit eingemengten weiß— 
lichen Härchen; die Nägel braun, mit lichten Spitzen. Der Schwanz auf 
der Oberſeite mit ganz kurzen fuchſigbraunen, auf der Unterſeite mit ſchmutzig 
weißlichen Haͤrchen beſetzt *°). Die Länge giebt Smith zu 8“ 1%, des 
Schwanzes zu 3“ 5“ an 1). Lichtenſtein's Angaben find: 


Kör ßer 8% N DObrleng eee 190 
Schanz 0 Ohrbreit ß 
Kopf bis zum Nackeeeen 2 6 Hinterfunsß - 8 A 4 


Heimath iſt die Südſpitze von Afrika. Smith bemerkt, daß dieß 
die Art ſey, welche dem Sammler, der ſeine Arbeit zunächſt der Kapſtadt 
beginnt, am erſten in die Hand falle, indem ſie am weiteſten ſüdöſtlich bis 
zur Kapſpitze wohnt. 


2. E. Brantsii Summe, Die geſellige Elfenmaus. 


E. supra bruneo-flavida, nigro-intermixta, subtus ochreo-albida; auriculis parvis, 
cauda flavescente, supra apicem versus stria nigricante notata; dentibus primoribus 


inferioribus laevibus. 


25) Die Beſchreibungen von Brants und Smith ſtimmen ziemlich überein; daher ich 
nur die letztere hier wiederhole. Die Färbung der Oberſeite iſt orangeroth und umbra- oder 
ſchwärzlichbraun faſt zu gleichen Theilen, und ganz innig gemiſcht, die eine Farbe reichlich mit 
feinen Linien von der andern verſehen. Die Seiten des Kopfes und Rumpfes, ſowie die Glied- 
maſſen ſind ähnlich gefärbt, aber blaſſer. Die untern Theile ſind trüb graulichgelb und durch die 
dunklere Farbe der Haarwurzeln verdüſtert. Die Zehen ſind oben dunkel umbrabraun; die 
Schnautzenſpitze orangeröthlich; die Augen bräunlichſchwarz. Lichtenſtein ſagt, daß die Fär⸗ 
bung ſehr mit der der Waſſerratte übereinſtimmt, mit der Ausnahme nur, daß die feinen grauen, 
braunen und ſchwarzen Haarſpitzen der Rückeuſeite ein geſprenkeltes, wie bereiftes Anfehen geben. 
Die Unterſeite, auch des Schwanzes, iſt bläulich aſchgrau; der Schwanz auf der Oberſeite dunkel- 
braun, gegen die Spitze ſchwarz. 1) Fr. Cuvier giebt von feinem Otomys bisulcatus den 
Körper zu 45, den Schwanz zu 3“ an, wobei ein Schreib- oder Präparationsfehler vorauszu⸗ 
ſetzen iſt. Seine Abbildung des Gebiſſes auf N. 60 in den Dents des mammif. gehört dieſer 
Art an, nicht aber die Beſchreibung, welche nach E. unisulcata entworfen iſt. 


Euryotis. 505 


Euryotis Brantsii. A. Smitm, South Afric, quart. journ. new. ser. I. p. 150; 
illustr. n. 10. tab. 24. 


Aus der Krebs'ſchen Sendung hat unſere Sammlung ein Exemplar 
dieſer ſehr ausgezeichneten Art erhalten, die ſich durch Kürze der Ohren 
von den übrigen auffallend unterſcheidet. Der Schwanz iſt dichter und zu— 
gleich mit etwas längeren Haaren beſetzt, ſo daß ſeine Schuppenringe faſt 
ganz verdeckt ſind. Die obern Schneidezähne ſind mit einer Laͤngsfurche 
durchzogen; die untern find glatt?) und mit eben fo wenig Recht als die 
von E. unisulcata gefurcht zu nennen 2). — Die Färbung der Oberſeite 
iſt lichter als bei E. irrorata, aber dunkler als bei den beiden andern Arten. 
Die Oberſeite iſt licht bräunlichfalb, mit Schwarz geſprenkelt, was längs 
des Rückgraths am merklichſten hervortritt, während die Naſenſpitze ohne 
ſchwarze Beimengung iſt. Die Unterſeite iſt ſchmutzig gelblichweiß. Alle Haare 
ſind in ihrem untern Theile dunkel ſchieferfarben. Die Füße und der Schwanz 
ſind ockergelb behaart; letzterer in der hintern Hälfte auf der Oberſeite mit 
einem fuchſig ſchwarzen Streif. Die Krallen find dunkelbraun 2). — Nach 
Smith iſt die Länge 67%“, des Schwanzes 3 9, des hintern Tarſus 
17 33. Unſer Exemplar zeigt folgende Verhältniſſe: 

G d S e u ee a 
h!!! inte ER NITRE.G 

2) A. Smith nennt die untern Schneidezaͤhne zwar ebenfalls ausgehöhlt, doch ſetzt er ſelbſt 
hinzu, daß die Furche ſo delikat ſey, daß ſie nur dann ſichtbar würde, wenn man ſie mit Auf— 
merkſamkeit gegen den Auſſenrand examinire. Hier iſt allerdings wie bei vielen Nagern ein feiner 
Abſatz des Randes, aber keineswegs eine Furche wahrzunehmen. 3) Von den obern Backen⸗ 
zähnen beſteht bei unſerem Exemplar der Iſte aus 3, der te aus 2, und der 3te aus 4 Lamellen; 
am letzten bilden die beiden hintern Lamellen eine Art Kleeblatt. Von den untern Backenzähnen 
hat der Iſte 3, der 2te 2, und der letzte ebenfalls 2 Lamellen aufzuweiſen; am erſten Zahne fine 
det ſich die gewöhnliche Einbuchtung von der Auſſenſeite her. — A. Smith gibt nach der Reihen— 
folge der Zähne oben 3, 2, 3 Lamellen nebſt Ring an, unten 3, 2, 3. 4) Nach Smith 
iſt die Farbe der Oberſeite blaß ſienna-gelb, mit Schwaͤrzlich oder Umberbraun reichlich geſcheckt. 
Die Seiten ſind graulichweiß, mit Umbrabraun melirt; die ganze Unterſeite iſt ebenfalls graulich— 
weiß, hie und da rahmgelb (eream- yellow) überflogen. Die Naſenſpitze und die erſte Hälfte 
des Schwanzes find röthlich orange, die letzte Hälfte bräunlichroth. Die Ohren ſind beiderſeits 
blaß ockergelb, mit Schwarz gemiſcht; die Schnurren bräunlichroth; die Augen ſchwaͤrzlichbraun; 
die Nägel dunkel hornfarben. 

Suppl. 3. 64 


506 Euryotis. 


Der Wohnort dieſer Art iſt nicht um die Kapſtadt, ſondern in den 
trockenen Flächen um die Mündung des Orange-Fluſſes, wo ſie in großer 
Menge in unterirdiſchen Höhlen lebt, und durch ihre Geſelligkeit ſich von 
E. irrorata und unisuleata auffallend unterſcheidet ö). 


3. E. pallida Waen. Die falbe Elfenmaus. 


E. supra flava, nigro-intermixta, lateribus subtusque e lutescente albida; auri- 
eulis mediocribus; pedibus robustis; cauda supra nigra, basi flavida, subtus lutes- 


cente; dentibus primoribus superioribus bisulcatis, inferioribus unicanaliculatis. 


Euryotis pallida. A. Wagn. Münchn. gel. Anz. XII. S. 436. 


Von dieſer Art, die ſchon durch die eigne Furchung der Vorderzähne 
von den vorhergehenden ſich unterſcheidet, hat die Sammlung zwei Exem— 
plare erhalten: ein ausgewachſenes und ein jüngeres. Die Ohren ſind hier 
nicht fo groß als bei unisuleata. Die obern Vorderzähne haben zwei Laͤngs— 
furchen: eine ſtärkere am Außenrande und eine feinere am innern; die untern 
Schneidezähne haben ebenfalls der Länge nach eine flache Auskehlung. Von 
den obern Backenzähnen hat der vordere 3, der mittlere 2 und der hintere 
4 Lamellen; von den untern hat der vordere 3 nebſt einem Ring, der mitt— 
lere und hintere jeder 2 Lamellen. Die Füße ſind robuſt, mit ziemlich ſtar— 
ken dunkelbraunen Krallen. Die Farbe der Oberſeite iſt falb mit Schwarz 
geſprenkelt, indem hier die in der Wurzelhälfte ſchieferſchwarzen Haare an 
der äußern Haͤlfte falb ſind, häufig mit ſchwarzen Spitzen oder ganz ſchwar— 
zen Haaren untermengt. Die Hals- und Leibesſeiten ſind lichtgelb, mit ge— 
ringer ſchwarzer Sprenkelung, die Unterſeite iſt noch lichter, die Füße hell— 
gelblich, die Ohren fahlgelblich behaart. Die Schnurren, welche bis hinter 
das Ohr reichen, ſind ſchwärzlich. Der Schwanz iſt auf der Unterſeite licht— 
gelblich, auf der obern anfangs blaßfalb, dann braunſchwarz mit ſchwarzer 
Spitze. — Vom größeren Exemplare ſind die Maaße: 


5) Der Beſchaffenheit der Schneidezaͤhne nach könnte E. Brantsii nur mit E. unisulcata 
verwechſelt werden, von welch letzterer ſie ſich jedoch leicht durch weit kürzere Ohren, ſtärkere Schwanz— 
behaarung und andere Färbung deſſelben, fo wie durch die lebhaftere Färbung der Oberſeite des 
Körpers unterſcheidet. 


Elfenmaus. 507 


Körper, dach der Frümmung 8 ,, Kü 8 0“ 6 
— in gerader Linie 5 9 iner 2 8 
Die Heimath iſt Südafrika, von woher uns durch Drege 2 Exem— 
plare zukamen. 


4. E. rufifrons Rürr. Die rothſtirnige Elfenmaus. 


E. supra griseo-Iutescens, subtus sordide cano-albida, capite supra flavescente; 
auriculis mediocribus, extus nigro-limbatis; pedibus gracilibus flavescentibus; pilis 
mollibus tenerrimis; dentibus primoribus superioribus bisculcatis, inferioribus unicana- 
liculatis. 


Otomys rufifrons. Rüp p. Verz. der im Mus. Senckenb, aufgeſtellt. Samml. 1. 
S. 28. 


Dr. Rüppell hatte die Gefälligkeit, mir das Exemplar, nach welchem 
er zweifelhaft eine neue Art aufſtellte, zur Anſicht zukommen zu laſſen. Bei 
näherer Unterſuchung fand ich, daß es keiner der bereits beſchriebenen Arten 
zugewieſen werden könnte, wenn gleich es mit meiner E. pallida in naher 
Verwandtſchaft ſteht. Die obern Schneidezähne haben eine ftarfe äußere und 
eine feine innere Längsfurche; die untern ſind ebenfalls von einer ſeichten 
Längsfurche durchzogen. Wie die Schneidezähne hinſichtlich der Zahl der 
Furchen mit denen von E. pallida übereinſtimmen, ſo iſt dieß auch mit den 
Backenzähnen in Bezug auf die Zahl der Lamellen der Fall. Von den obern 
hat demnach der vordere 3, der mittlere 2 und der hintere 4; von den un⸗ 
tern der vordere 3 nebſt einem Ring, und jeder der beiden hintern 2 Lamel— 
len. — Die Geſtalt iſt ſchlank; die Ohren mittelmäßig und dicht behaart; 
die Füße ſchmächtig, die Krallen ſchwach, der Schwanz, der übrigens beſchä— 
digt iſt, dünn behaart. Der Pelz iſt weich und flaſerig, mit ſehr dünnen 
Haaren; die Schnurren kurz und fein. Die Farbe der Oberſeite iſt ein 
ſehr ſchmutziges und lichtes Roſtgelb, was an den Seiten bald in ein Grau— 
lichgelb mit ſchwachem, roſtigen Anfluge übergeht und auf der Unterſeite blaß 
gelblichgrau iſt; nur die Oberſeite des Kopfes mit der ganzen Schnautze, ſo 
wie die Füße, haben einen lebhafteren Ton: nämlich Roſtfalb, was auf jenem 

6) Am größern Exemplare mißt der Schwanz, dem die Spitze fehlt, 2“ 7. Am kleinern 
mißt der Körper nach der Krümmung 5“ 3, der Schwanz 2“ 6“. 


64 * 


508 Euryotis. 


kräftiger, auf dieſen lichter iſt. Die Haare find an ihrer untern Hälfte Dun: 
kel ſchieferfarben. Die Schnurren ſind ſchwärzlich. Die ſchwarzen Ohren ſind 
auf der Innenſeite mit lehmgelblichen Haaren beſetzt, die nur in der untern 
Hälfte des hintern Randes ſchwärzlichen Platz machen. Auf der Rückſeite 
des Ohrs ſind ſie ebenfalls lehmgelblich, am obern Rande jedoch ſchwärzlich. 
Die Krallen ſind dunkelbraun. Der Schwanz, der größtentheils ſeine Haare 
verloren hat, iſt unten ſchmutziggelblich, ſcheint oben dunkel zu ſeyn, und 
endigt mit einem ſchwachen, dunkelbraunen Pinſel 7). 

Kbrper, nach der Krümmung 8 0% -D dee 
Schanz: Dieu ß oe 

Von Verroux am Kap geſammelt. 


5. E. unisulcata Fr. Cov. Die einfurchige Elfenmaus. 


E. griseo-flavida, nigro-intermixta, subtus griseo-albida; auriculis magnis; 
cauda supra nigra, subtus albicante; dentibus primoribus inferioribus haud sulcatis. 


Euryotis unisulcata. A.Snmıra illustr. of the zool. of South Afr. n.10. tab. 23. 
Otomys unisulcatus (O. cafre). Fr. Cov. mamm. III. livr. 60. 


Fr. Cuvier hat dieſe Art, von der wir 2 Exemplare beſitzen, bekannt 
gemacht. Die Ohren ſind groß und gerundet. Die obern Schneidezähne 
haben gegen den Außenrand eine Längsfurche, während die untern ungefurcht 
ſind. Von den obern Backenzähnen hat der vordere 3, der mittlere 2, der 
hintere 4 Lamellen; unten beſteht der vordere aus 3 (oder wenn man die 
vordere Röhre beſonders zaͤhlt, aus 4), die beiden folgenden aus 2 Lamellen. 
Die Haare der Ober- wie der Unterſeite find in ihrer größern untern Hälfte 
ſchieferfarben, ihr oberes Ende iſt aber auf der Oberſeite licht fahlgelblich, 
auf der untern gelblichweiß. Indem ſich nun auf der Oberſeite eine Menge 
ganz ſchwarzer und meiſt längerer Haare einmengen, iſt die allgemeine Farbe 


7) Dieſe E. rufifrons ſteht in nächſter Beziehung zu E. pallida, unterſcheidet ſich aber 1) 
durch den ſchmächtigern, ſchlankereu Bau, der ſich ſchon an den Zähnen, noch mehr aber an den 
Füßen und Krallen kund gibt. 2) Die Behaarung bei E. pallida ift ſteif und grob, bei E. rufi- 
frons ganz weich und flaſerig. 3) Bei jener iſt die ganze ſchmale Oberſeite bis zur Schwanz— 
wurzel fahlgelb, mit einer Menge ſchwarzer Haare untermengt; bei dieſer iſt nur die Oberſeite 
des Kopfes roſtfalb, ſchwarze Haare auf dem Rücken fehlen aber ganz. 4) Die Füße ſind bei 
E. pallida gelblichweiß, bei E. ruflfrons roſtgelb behaart. 


Elfenmaus. 509 


der obern Theile graulich fahlgelblic mit viel Schwarz geſprenkelt, was an 
den Seiten, wo die ſchwarzen Haare größtentheils fehlen, ins licht Grau— 
liche übergeht und auf der Unterſeite trüb gelblichweiß iſt. Die Füße ſind 
hell ockerig behaart; die Behaarung der Ohren iſt etwas lichter. Der Schwanz 
iſt oben ſchwarzbraun, unten, und ſcharf abgeſetzt davon, gelblichweiß. Die 
Länge giebt Fr. Cuvier auf 6“, des Schwanzes 33“, Smith auf 7 
und 33“ an. 5 


G 0 0.0.0.0 0.0 0.0 an,, 0497 
Schanz; au © . 3 0 Ohkbrei te Bulle a a Nele 0 8 
fin Reh ONE OR 19 Hintertüßisenue? eines 0 10 


Wie Smith bemerkt, kommt dieſe Art nicht ſo weit ſüd- und weſtwärts 
als E. irrorata vor, ſondern ihr Lieblingsaufenthalt ſcheinen trockne Gegen— 
den in den mittlern und öſtlichen Diſtrikten der Kapkolonie zu ſeyn. 


y) Sigmodontes. Scharrmänfe. 


Dentes molares 3 complicati, plicis indumenti vitrei biseriatis, plus minus alter- 
nantibus et intrantibus instructi. 


Das äußere Anfehen iſt ganz das der Mäuſe, bald mehr das der eigent— 
lichen Mäufe, bald mehr das der Wühlmäuſe. Der Schädel iſt von typiz 
ſcher Beſchaffenheit mit großer Platte vor dem untern Augenhöhlenloch. Die 
Backenzähne ſind ſchmelzfaltig und zeigen auf der Kaufläche zwei Reihen von 
ſchlangenförmig gewundenen, mehr oder minder miteinander abwechſelnden 
Schmelzfalten. Wenn auch, wie es in der Gattung Hesperomys vorkommt, 
die Backenzähne im jugendlichen Alter Höcker aufzuweiſen haben, ſo ver— 
ſchwinden dieſe mit der Abnützung und ſtatt ihrer kommen die bezeichneten 
Schmelzfalten zum Vorſchein. Die Zähne ſind hiebei wenig eingeſchnitten, 
was nur bei Neotoma ſtaͤrker hervortritt, welche Gattung daher auch einen 
entſchiedenen Uebergang zu den Wühlmaͤuſen macht. Dieſe Abtheilung iſt 
ausſchließlich auf Amerika beſchraͤnkt, und zwar gehört die größte Anzahl von 
Arten der ſüdlichen Hälfte dieſes Kontinents an, wo ſie ſelbſt noch auf Feuer— 
land gefunden werden. 

Die hieher gehörigen Gattungen heißen: Hesperomys, Reithrodon, 
Holochilus, Sigmodon und Neotoma. 


510 Hesperomys. 
LI. HESPEROMYS. Die Scharrmaus. 


Habitus murinus, cauda plus minus elongata, squamata, rari- 
pilosa; dentes molares sensim minores, elongati, ineisi, longitudi- 
naliter sulco divisi, recentes tuberculis biseriatis, detriti anfractu- 
bus vitreis plus minus alternantibus instructi. 


Mit geringer Ausnahme gehören hieher faſt alle amerikaniſchen Maͤuſe, 
die früher zu Mus gezählt wurden. Waterhouſe vertheilte die Mehrzahl 
derſelben zuerſt ) unter 5 Gattungen, die er Seapteromys, Oxymyeterus, 
Habrothrix, Calomys und Phyllotis benannte. Später ?) faßte er fie 
alle unter dem Namen Hesperomys !“) zuſammen, wahrſcheinlich weil er 
zu der Ueberzeugung gekommen ſeyn mochte, daß die Zahl der Schmelzfalten 
nach dem Grade der Abnützung der Backenzähne Aenderungen erleiden kann. 

Die Backenzaͤhne der Scharrmäuſe unterſcheiden ſich von denen der 
eigentlichen Mäuſe ſehr erheblich in folgenden Stücken ). Sie ſind erſtlich 
verhältnißmäßig länger und ſchmaͤler als bei letzteren. Ferner ſind die obern 
Backenzähne der Mäuſe mit drei Längsreihen von Höckern beſetzt, nämlich 
einer mittlern und 2 ſeitlichen. Bei den Scharrmäuſen dagegen fällt die in— 


8) Proceed. V. (1837) p. 20. u. 28. Waterhouſe begründete dieſe Gattungen haupt— 
ſächlich auf die Anzahl der Schmelzſchlingen, welche die untern Backenzähne, wenn ſie abgerieben 
ſind, aufzuweiſen haben, und zwar in folgender Weiſe: 


Untere Baden-| Seapteromys | Oxymyeterus | Habrothrix Callomys Phyllotis 
zähne innen auſſen innen | auffen innen auſſen innen | auffen innen auſſen 
FFF 
Iſter 3 2 3 2 3 2 3 2 3 2 
2ter 2 1 2 2 2 1 2 2 1 
Zter 2 1 1 1 1 1 1 1 1 ii 


Dieſe Zahlen find übrigens keineswegs conſtant, wie es auch die Abbildungen ausweiſen, fondern 
nach dem Grade der Abnützung erleiden ſie Aenderungen. ©) In der Zoology of the voy. 
of Beagle, edit. by Darwin. Mammalia p. 75. Es iſt dieß eine vortreffliche Arbeit, zugleich 
durch ungemein ſchöne Abbildungen erläutert. Faſt von allen Arten ſind auch die Backenzähne 
abgebildet. 10) Eoreoos, Abend. 11) Auf die Verſchiedenheit der Backenzähne der ame— 
rikaniſchen und altweltlichen Mäuſe hat zuerſt der Prinz von Neuwied aufmerkſam gemacht, 
ohne jedoch einen generiſchen Werth darauf zu legen. 


Scharrmaus. 511 


nere Reihe aus und ſtatt ihrer iſt im Oberkiefer, wie im Unterkiefer, eine 
tiefe Längsfurche, ſo daß alſo ſämmtliche Zähne nur zwei Reihen von Höckern 
haben, die einander nicht vollkommen gegenüberſtehen, ſondern mehr oder 
minder alterniren. Der mittlere obere Backenzahn hat 2 hintereinander lie— 
gende Höckerpaare; der vordere desgleichen, aber vor ihnen ſteht noch ein 
einfacher Pfeiler; am hintern Zahne, der ohnedieß ſehr klein iſt, iſt das 
hintere Höckerpaar in einen einzigen zuſammengeſchmolzen. Im Unterkiefer 
verhalten ſich die Backenzähne in ähnlicher Weiſe. An Größe nehmen alle 
von vorn nach hinten anſehnlich ab und find mit Wurzeln verſehen. — So 
ſind die Backenzaͤhne, bevor ſie merklich abgeführt ſind. Sobald aber die 
Abnützung ſtaͤrker wird, bilden ſich auf derſelben nicht, wie bei den Mäuſen, 
einfache, über die ganze Kaufläche hinweglaufende Querleiſten, ſondern ſchmelz— 
faltige Figuren, von denen die der einen Seite mit denen der andern alter— 
niren. Je nach dem Grade der Abnützung ändern ſich, wie erwähnt, dieſe 
Figuren etwas ab, ſo daß alſo die von Waterhouſe angegebenen numeriſchen 
Verſchiedenheiten derſelben zu generiſchen Unterſcheidungen unbrauchbar ſind. 

So wie hier angegeben, verhalten ſich die Backenzähne von den 5 vor— 
her angeführten Untergattungen von Waterhouſe; die letzte allein zeigt 
eine geringe Abweichung in der Stellung und Form der Schmelzſchlingen. 
Eine erhebliche Verſchiedenheit hievon macht indeß eine andere Abtheilung, 
von der Waterhouſe nur eine Art aufführt, den Mus brasiliensis, ohne 
ihn einer beſondern Gattung zuzuweiſen. Da die Beſchaffenheit des Schä— 
dels und Gebiſſes deſſelben ganz mit einer andern Art der hieſigen Samm— 
lung übereinkommt, ſo habe ich daraus erkannt, daß dieſe Formen der Gat— 
tung Holochilus von Brandt angehören, welche dieſer nur nach der Be— 
ſchaffenheit der Oberlippe bisher unterſchieden hatte. Hier ſind die Backen— 
zähne nicht blos kürzer und breiter, ſondern im Oberkiefer iſt auch der mitt— 
lere kürzer als der hintere, ferner ſind alle platt, ohne Laͤngsaushöhlung und 
die Schmelzſchlingen einander mehr gegenüberſtehend. 

Die Schneidezähne anbelangend, ſo kommen ſie bei Hesperomys 
in ihrer zuſammengedrückten Form ganz mit denen der eigentlichen Mäuſe 
überein, haben auch dieſelbe Stellung, ſo daß alſo die obern nicht vorwärts 
wie bei den Wühlmaͤuſen, ſondern eher einwärts gerichtet ſind. Sie ſind 
immer gefärbt. 


512 Hesperomys. 


Vom Schädel läßt fih in der Kürze das Nämliche fagen, daß er 
nicht nach dem Typus der Wühlmäuſe, ſondern dem der eigentlichen Mäuſe 
gebaut iſt. Holochilus unterſcheidet ſich von den andern Arten durch kür⸗ 
zeren Schnautzentheil und die tiefe Aushöhlung der Stirnbeine, die noch auf 
dem obern Theil der Naſenbeine ſich forterſtreckt. 

Der äußere Habitus der Scharrmäuſe iſt in der Regel weit mehr dem 
der ächten Mäuſe, viel ſeltener dem der Wühlmäuſe entſprechend. Der Kör— 
per iſt geſtreckt, der Kopf mehr oder minder ſpitz zulaufend; die Augen ziem— 
lich groß, die Ohren gewöhnlich mittelmaͤßig und mehr oder minder fein be— 
haart. Die Füße find durchgängig 5zehig, doch iſt an der vordern der Dau⸗ 
men nur rudimentär mit kleinem Plattnagel, höchſt ſelten iſt er krallenförmig. 
Der Schwanz iſt mittelmaͤßig oder darüber, äußerſt ſelten darunter; bald iſt 
es ein aͤchter Rattenſchwanz, bald der einer Wühlmaus. Die Oberlippe iſt 
bei den 5 von Waterhouſe aufgeſtellten Gattungen ganz wie bei den äch— 
ten Mäuſen beſchaffen, nämlich der Länge nach getheilt, aber in der obern 
Hälfte dieſer Spalte durch ein inneres Häutchen verbunden. Bei Holochi- 
lus 12) reicht dagegen die Spalte nicht bis zur Naſenſcheidewand, fo daß 
ihr oberer Theil, mit Ausnahme eines kleinen nackten Verbindungshäutchen, 
behaart iſt. 

In ihrer Lebens weiſe ſcheinen dieſe Arten mehr mit den ächten Mäu— 
fen als den Wühlmäuſen übereinzukommen, doch fehlt es noch ganzlich an 
ausreichenden Beobachtungen. 

Die Heimath iſt Amerika und zwar hauptſächlich das ſüdliche bis zum 
Feuerland, wo ſie unſere Maͤuſe erſetzen und in einer Menge von Arten 
vorkommen. 

Die ſyſtematiſche Anordnung betreffend, ſo ſondere ich zunächſt 
einmal Holochilus von allen andern ab; dieſe letztern bilden dann die Gat— 
tung Hesperomys, wie fie Waterhouſe aufgeſtellt hat. Von feinen frü⸗ 
heren Untergattungen, die er ſpäter ſelbſt aufgab, können als gute Unterab— 
theilungen nur Scapteromys und Oxymyeterus angeſehen werden; die 
3 andern gehen ſo ineinander über, ſind auch nicht geeignet alle Formen auf— 


12) Ich habe leider kein friſches, ſondern nur ein ausgeſtopftes Exemplar zur Anſicht, und 
muß mich daher zunächſt auf Brandt beziehen. 


Scharrmaus. 513 


zunehmen, daß eine ſichere Grenze nicht zu ziehen iſt. Ueberdieß habe ich ſo 
wenig Exemplare zur eignen Unterſuchung gehabt, daß ich keineswegs im 
Stande bin, etwas Befriedigendes in der Gruppirung der Arten zu leiſten 15). 


a) Rostrum valde productum acuminatum, ungues elongati, pollex ungue fal- 
culari armatus, cauda mediocris pilosa. Oxymycterus. 


Waterhouſe 14) charakteriſirte feine Gattung Oxymycterus in fol- 
gender Weiſe: „Backenzähne mit tief in den Zahnkörper eindringenden Schmelz⸗ 
falten. Erſter Backenzahn des Unterkiefers mit 3 Indentationen an der in⸗ 
nern Seite und 2 an der äußern; ter Backenzahn mit 2 an jeder Seite; 
letzter Backenzahn mit einer Schmelz-Indentation jederſeits. Pelz lang und 
weich. Krallen lang, nur ſchwach gekrümmt und zum Graben eingerichtet; 
am Daumen eine deutliche Kralle. Schwanz kurz, mäßig mit Haaren beſetzt. 
Naſe ſehr geſtreckt und zugeſpitzt“. — Durch die lange, ſpitze Schnautze iſt 
dieſe Unterabtheilung ſehr ausgezeichnet; wie bei Seapteromys hat der Vor⸗ 
derdaumen, ſtatt eines rundlichen Nagels, eine kurze ſpitze Kralle 15). 


13) Wenn man lauter ſolche vortreffliche Beſchreibungen und Abbildungen hätte, wie die von 
Waterhouſe, ſo könnte man mit einer naturgemäßen Aneinanderreihung der Arten wohl zu 
Stande kommen. Zu dieſem Behufe find aber die von Azara und Rengger gelieferten Be— 
ſchreibungen nicht ausreichend. Dieß gilt ſelbſt zum Theil von denen von Lichtenſtein, da 
keine Rückſicht auf den Zahnbau genommen und man daher der Einreihung in eine der neuern 
Gattungen nicht immer verſichert iſt. 14) Proceed. V. p. 21. 15) Der Schädel, den 
ich von 0. rostellatus beſitze (Waterh. hat ihn von O. nasutus auf Tab. 38. fig. 7. a. abge⸗ 
bildet), unterſcheidet ſich von dem aller andern, mir bekannten Arten durch ſeine langgeſtreckte, 
ſchmächtige Schnautze, was ſich beſonders an den Naſenbeinen kund giebt, und durch den ſehr 
kurzen, knöchernen Gaumen, indem die außerordentlich großen vordern Gaumenlöcher (foramina 
incisiva) bis zur Mitte des erſten Backenzahns hineinreichen, während der hintere Gaumenein— 
ſchnitt bis gegen den Anfang des mittlern Zahns eindringt. Der Schädel iſt zwiſchen den Augen— 
höhlen nicht vertieft, ſondern gewölbt und ohne ſcharfen Rand. Der Unterkiefer iſt ſehr in die 
Länge geſtreckt und ſchmächtig. Die Schneidezähne ſind ſehr fein, von beiden Seiten ſtark 
zuſammengedrückt. Die Backenzaͤhne find verhaͤltnißmaͤßig lang, aber ſchmal. Im Oberkiefer 
beſteht der vordere aus 2 Pfeilerpaaren und einem vordern, ſchmälern Anſatz; der mittlere hat blos 
2 Paare und der letzte eines, mit einem kleinen hintern Anſatz. Im Unterkiefer haben die Backen 
zähne dieſelbe Beſchaffenheit, nur iſt der hintere Anſatz am letzten Zahne deutlicher. Alle Zähne 
ſind in der Mitte von einer Längskehle durchzogen und ihre Pfeiler ziemlich einander gegenüber. 

Suppl. 3. 65 


514 Hesperomys. 


1. H. nasutus War. Die kleine Schnautzenmaus. 


H. supra flavido-fuscus, subtus pallide lutescens, lateribus flavescentibus; cauda 
corpore multum breviore, supra fusca, subtus sordide alba. 


Mus nasutus. Wareen. proceed. V. p. 16; voy. of Beagle. mamm. p. 56. tab. 17. 
ſig. 2. (Thier), tab. 33. ſig. 7. a — e, 34. fig. 10. a. (Schädel u. Zähne). 


Die Schnautze iſt ſehr lang und ſpitz, die Ohren klein und dicht behaart, 
die Krallen lang und ſchwach gekrümmt, der Schwanz ſpärlich behaart, der 
Pelz mittellang und ſchwach glänzend. Die Farbe iſt im Allgemeinen gelb— 
lichbraun, an den Seiten gelb, auf den untern Theilen blaßgelb, Kinn, Vor— 
derhals und Bruſt weißlich. Alle Haare ſind am Grunde dunkel ſchiefer— 
farben, die der Oberſeite an der Spitze ſchwärzlich, darunter mit breitem, 
lebhaft goldgelben Ringe, die der Unterſeite haben blaßgelbe oder weiße Spitzen. 
Auf dem Rücken ſind lange, bräunlichſchwarze Haare reichlich eingemengt, 
an den Seiten weniger, daher an dieſen der gelbe Ton vorherrſcht. Die 
Ohren find innen mit gelben, zum Theil auch ſchwarzen Haaren beſetzt; die 
Füße mit braunen, der Schwanz oben mit dunkelbraunen, unten mit blaß— 
braunen Haaren. Die Schneidezähne ſind ſehr dünn und blaßgelb. 

Körden n <a. den eee ehre e ee 10 e ie 
Schwanz 8 2 8 Hinterfuß tante ec 1 3 

Von Maldonado am la Plata, in einem kleinen Gebüſche auf einer of 

fenen Grasflaͤche von Darwin gefangen. 


2. H. rostellatus Waen. Die große Schnautzenmaus. Tab. CCII. A. 


H. supra ex flavo nigroque variegatus, subtus ochraceus; cauda corpore mul- 


tum breviore, unicolore, nigra. 


Als zur Untergattung Oxymyeterus gehörig kommt fie in allen weſent— 
lichen Merkmalen mit Mus nasutus Wat. überein, von dem ſich H. rostel- 
latus durch erheblichere Größe, viel dunklere Faͤrbung und namentlich ganz 
ſchwarzen Schwanz unterſcheidet. Die Schnautze iſt ſehr geſtreckt und ſpitz; 
der Oberkiefer weit über den untern vorragend; die Oberlippe geſpalten. Die 


Wie die Backenzähne durch das Abnützen andere Figuren bekommen, zeigt Waterhouſe's Ab— 
bildung des Gebiſſes von 0. nasutus auf feiner Tab. 38. fig. 7. a. 7. b. 


Scharrmaus. 515 


Ohren ragen nicht bedeutend aus dem langen, dichten, gleichförmigen und 
glänzenden Pelze hervor und find beiderſeits mit Härchen beſetzt. Die Kral—⸗ 
len ſind für Mäuſe auffallend ſtark und verlängert; der Daumen hat auch 
an den Vorderfüßen, ſtatt der bloſen Hornnarbe, eine deutliche Kralle. Der 
Schwanz iſt ein kurzer Rattenſchwanz. Am Schädel faͤllt gleich der vorge— 
ſtreckte Schnautzentheil auf, an dem die Naſenbeine vorn ſich erweitern und 
etwas aufrichten. Das Gebiß iſt wie bei Hesperomys, aber die Zaͤhne 
verhältnißmäßig kleiner. Die foramina ineisiva find größer als bei den 
übrigen Scharrmäuſen, ſo daß ſie bis zur Mitte des erſten Backenzahns rei— 
chen, waͤhrend ſie bei letzteren ſchon vor derſelben aufhören. Auch von hinten 
reicht der Ausſchnitt in den knöchernen Gaumen tiefer als bei den andern 
Scharrmäuſen, nämlich bis zum hintern Ende des zweiten Backenzahnes, hin⸗ 
ein, ſo daß der knöcherne Gaumen ſelbſt viel ſchmäler iſt, als bei den mir 
bekannten Arten von Hesperomys. Die Farbe der Oberſeite bis tief herab 
an den Seiten iſt aus glänzend bräunlich Roſtgelb und glänzend Schwarz 
geſprenkelt, wobei Erſteres nur wenig vorwiegt. Die Unterſeite iſt blaß roſt— 
gelblich, was am Unterhalſe am lichteſten iſt. Die Haare der Oberſeite find 
in ihrer größern untern Hälfte ſchieferfarben, was aufwärts allmählig ins 
Schwarze übergeht; dann folgt ein lebhaft roſtgelber Ring mit kurzer, 
ſchwarzer Spitze. Außerdem ſind eine Menge glänzend ſchwarzer Haare ein— 
gemengt. Auf der Unterſeite ſind die Haare in ihrer untern Hälfte ebenfalls 
ſchieferfarben. Die Lippenränder ſind weiß; Ohren und Füße mit dunkel⸗ 
braunen Haaren beſetzt; die Krallen hornfarben. Der Schwanz iſt ſchwaͤrz⸗ 
lich, mit kurzen ſchwarzen Borſten, oben wie unten, beſetzt. 


Körper e f de e RSINerUBI ß TH EC 
Schwanz 3 10 Hintere Mittelkr all 02 
S il ee 0 8 Vordere; TERM 0 2 


Die Heimath iſt, nach des Naturalienhändler Brandt's Angaben, 
Braſilien. 


b) Corpus robustum, auriculae mediocres pilosae, ungues elongati, pollex un- 


gue falculari armatus; cauda mediocris dense pilosa. Scapteromys. 


Waterhouſe ie) hatte feine Gattung Scapteromys nach folgenden 


16) Proceed. 1837. p. 20. Ableitung von oxerzyo (Gräber). 
65 * 


516 Hesperomys. 


Merkmalen aufgeſtellt: „Backenzaͤhne mit tief in die Krone eingeſchnittenem 
Schmelze. Am Vorderzahn des Unterkiefers iſt der Schmelz an der Außen— 
ſeite mal, an der Innenſeite Zmal eingezackt; der mittlere Backenzahn iſt 
außen 1 mal und innen 2 mal eingezackt, und der hintere Imal außen und 
2 mal innen. Pelz lang und weich. Schwanz mäßig, dicht behaart. Nägel 
lang, ſchwach gekrümmt und zum Graben eingerichtet. Vorderfüße mäßig 
groß; Daumen mit deutlicher Kralle. Ohren mäßig, dicht behaart“. — Wie 
bei Oxymycterus ift der Vorderdaumen, ſtatt des gewöhnlichen runden Na⸗ 
gels, mit einer ſpitzen Kralle bewaffnet. Dieß iſt auch das einzige Unter— 
ſcheidungszeichen von Habrothrix. 


3. H. tumidus War. Die dicke Krallratte. 


H. crassus, supra bruneus, nigro-lavatus, subtus albus; auriculis rotundatis, 
nigro-griseoque pilosis, pedibus griseis; cauda corpore breviore, nigricante. 


Mus tumidus. WATERR. proceed. V. p. 15; voy. of Beagle mamm. p. 57. tab. 18. 
(Thier), tab. 34. fig. 11. a. (Zähne). 


Der Körper iſt unterſetzt, der Kopf groß, die Ohren dicht behaart, der 
Pelz ziemlich lang und mäßig weich. Die Farbe der Oberſeite iſt im All— 
gemeinen braun, der Seiten graulich mit gelbem Anfluge, der ganzen Unter— 
ſeite weiß. Die Haare der Oberſeite ſind am Grunde dunkel ſchieferfarben, 
gegen die Spitze gelb, an der Spitze ſchwarz; auf der Unterſeite ſind ſie grau 
mit langer, weißer Spitze. Die längeren Haare, welche dem Rücken reich— 
lich eingemengt ſind, ſind ganz ſchwarz. Die Oberſeite der Schnautze iſt 
ſchwärzlich, die untere weiß, die Schnurren ſchwarz, die Ohren innen aſch— 
braun, außen dunkel behaart. Der Schwanz iſt mit ſchwaͤrzlichen, unten an 
der Baſis weißlichen Haaren beſetzt. 

Körße?r?r, ß . G Sbke nnn N SE. 0, 7% 
Schwan 8.8 2 Dilkeru ß 8 1 6 


Von Maldonado am la Plata, an einem Teiche. 
c) Habitus Arvicolarum, auriculae mediocres dense pilosae, cauda mediocris 


pilosa, vellus longum et molle; pollex ungue lamnari armatus; dentes ut 
in praecedentibus. Habrothrix. 


Scharrmaus. 517 


Ebenfalls von Waterhouſe ) als Gattung aufgeſtellt mit den Merk: 
malen: „Schmelzfalten tief in die Seiten der Zähne eindringend. Erſter 
Backenzahn des Unterkiefers mit 3 Schmelzfalten an der innern Seite und 
2 an der äußern; mittlerer Backenzahn mit 2 an der innern und einer an 
der äußern Seite; letzter Backenzahn jederſeits mit einer Falte. Pelz lang 
und weich. Schwanz kurz, mit Haaren gut beſetzt. Daumen mit kurzem, 
runden Nagel. Ohren mit Haaren gut verſehen“. — Dieſe Thiere gleichen 
im allgemeinen Anſehen den Wühlmäuſen, und unterſcheiden ſich dadurch von 
den Falbmäuſen, die mehr Aehnlichkeit mit den eigentlichen Mäuſen haben. 
Eine generiſche Trennung zwiſchen Calomys und Habrothrix würde übri⸗ 
gens nicht gerechtfertigt werden können, weil im Gebiß keine Differenzen ſtatt⸗ 
finden und im äußern Habitus Uebergangsformen vorkommen. 


4. H. galapagoensis War. Die Galapago⸗Scharrmaus. 


H. supra fuscus, flavido -lavatus, subtus albus, lateribus flavescentibus; cauda 
corpore breviore, supra fusca, subtus albida. 


Mus galapagoensis. Warn. voy. of Beagle. mamm. p. 65. tab. 24. (Thier). 
tab. 33. fig. 8. a — c, 34. fig. 14. a. (Schädel u. Zähne). 


Der Pelz iſt lang und nicht ſonderlich weich; die Ohren mäßig und 
ziemlich ſpärlich behaart. Die Farbe dee Oberſeite iſt von einem bräun— 
lichen Tone, der durch die Vermiſchung ſchwarzer und blaßgelber Haare ent— 
ſteht; an den Seiten ſind weniger ſchwarze Haare eingemengt, daher das 
Gelbe vorherrſcht. Die Unterſeite iſt weiß, mit einem ſehr ſchwachen, gelben 
Anfluge. Die Haare der Oberſeite ſind am Grunde dunkelgrau, dann breit 
blaßgelb, mit ſchwärzlicher Spitze; die der Unterſeite ſind grau, mit langer, 
gelblichweißer Spitze. Die Schnurren ſind ſchwarz, die Ohren innen gelb, 
außen dunkel, der Schwanz oben braun, unten weißlich. 

e eee eee GO eee ee 9 
Schwarze aa ae a ale 49 SEE ara oo. 0.0 1722 


17) Proceed. V. p. 21. Von dBoos, weich, und gels, Haar. Waterhouſe rechnet 
von feinen Arten hieher: M. longipilis, obscurus, olivaceus, micropus, brachyotis, xan- 
thorbinus, canescens und arenicola. 


518 Hesperomys. 


Von der Chatham's-Inſel im Galapagos-Archipel, wo dieſe Art häufig 
gefunden wird. 


5. H. longipilis War. Die langhaarige Scharrmaus. 
H. griseus flavido-lavatus, subtus albido- canus; auriculis mediocribus, pedibus 
fuscis; cauda trunco paululum breviore; vellere longissimo molli. 


Mus longipilis. WarzRU. proceed. V. p. 16; voy. of Beagle. mamm. p. 55. 
(Thier), tab. 33. fig. 6. (Zähne). 


Obſchon der Pelz bei Habrothrix lang und weich iſt, ſo iſt er es doch 
bei dieſer Art ganz beſonders, indem die gewöhnlichen Haare auf dem Rücken 
3 und die längern 1“ meſſen. Die Schnautze läuft ſehr ſpitz aus, die Kral⸗ 
len ſind lang und wenig gekrümmt; die Zähne wie bei Callomys. Die 
Farbe iſt oben grau mit Gelb gewäſſert, unten blaßgrau oder graulichweiß; 
die einzelnen Haare auf dem Rücken ſind am Grunde grau, dann mit brei— 
tem, gelben Ring und an der Spitze dunkel. Die Schnurren ſind dunkel mit 
lichten Spitzen; die Ohren ſind dicht behaart, innen von gelblicher Farbe. 
Die Füße ſind braun; der Schwanz iſt oben braunſchwarz, unten ſchmutzig⸗ 
weiß behaart. 
eee e e e e e e SE 0 64% 
Schwanz 8 % % inter; ur Se 19 7 

Von Coquimbo in Chili. 


6. H. Renggeri War. Die Renggerſche Scharrmaus. 
H. supra flavido- griseus, olivaceo-tinctus, subtus canus; auriculis mediocri- 
bus; cauda dimidio corpore paululum longiore, supra fusca, subtus sordide albida. 


Mus olivaceus. War Rn. proceed. V. p. 16. 
Mus Renggeri. Warern. voy. of Beagle. mamm. p. 51. tab. 15. fig. I. 


Der Pelz iſt, wie Waterhoufe ſagt, kürzer, viel weniger dicht und 
minder weich als bei M. brachyotis. Ohren und Schwanz ſind ziemlich 
reichlich behaart. Die Farbe iſt im Allgemeinen oben grau mit Gelb ge— 
waͤſſert, unten graulichweiß. Auf der Oberſeite find die Haare grau, gegen 
die Spitze mit breitem, gelben Ring, an der Spitze dunkel; hieraus entſpringt 
ein gelblichgrauer Ton (yellowish gray), der ſich etwas dem Olivenfarbi— 
gen annähert. Am Unterleib ſind die Haare grau mit weißer Spitze. Die 


Scharrmaus. 519 


Ohren ſind dem Rücken gleichfarbig; die Schnurren größtentheils weißlich 
mit ſchwarzem Grunde. Die Füße ſind braͤunlichweiß; der Schwanz oben 
braun, unten ſchmutzigweiß. 
Dörpe ß eine = Sue e Er Er 0475522 
Shane e eker), ee een ener 
Darwin ſammelte 3 Exemplare bei Valparaiſo und Coquimbo, wo ſie 
trockene, ſteinige Plätze bewohnen. An dem einen ſind die Haare der Ober— 
ſeite gelblichweiß, anſtatt gelb, geringelt, daher die Färbung von dieſer im 
Allgemeinen grau iſt. 


7. H. arviculoides Pier. Die olivenbraune Maus. 


H. olivaceo-bruneus, nigro-adspersus, subtus pedibusque canus, cauda dimidii 
corporis longitudine, dense pilosa; vellere nitido molli. 


Nach zwei unter ſich vollkommen übereinſtimmenden Exemplaren 1°) ift 
meine Beſchreibung entworfen. Der Pelz iſt gleichmäßig, dicht, glänzend und 
ſehr weich. Die Schnautze iſt zuſammengedrückt und läuft etwas ſpitz aus; 
die Oberlippe iſt geſpalten. Die Ohren find mittelmäßig und fein braun be⸗ 
haart, die Füße ſchmaͤchtig, der Schwanz wenig über halbe Körperlänge, 
dicht behaart, ſo daß, wie bei den Wühlmäuſen, die Beſchuppung faſt ganz 
verdeckt iſt. Schädel und Gebiß find wie bei Callomys 19). Die Fär⸗ 
bung der Oberſeite iſt glänzend oliven-fahlbraun mit Schwarz geſprenkelt; 
ſie geht an den Seiten allmählig in die ſchmutzig graue, etwas gelblich über— 
laufene Farbe der Unterſeite über. Alle Haare ſind im untern Theile dunkel— 
ſchieferfarben; die oberen mit oliven-fahlbraunen Enden, die theils ſchwarz 
geſpitzt, theils mit ganz ſchwarzen Haaren untermengt ſind. Die Füße ſind 
ſchmutzig graulichweiß behaart. Der Schwanz iſt oben ſchwarz-, unten grau⸗ 
lichweiß behaart. 
eee e e e e E , e e 0“ 63% 
Schwanz re 2 8 Hilterfſu ß 0 103 


18) Ein drittes hiemit übereinkommendes Exemplar ſah ich in Wien, das daſelbſt ebenfalls 
m Handel acquirirt worden war. 19) Die Zähne ſind ſchwach, die Schneidezähne gelb; die 
Höckerchen der Backenzähne ſehr deutlich ausgebildet. Das vordere Gaumenloch iſt ſehr groß, ſo 
daß es bis zur Mitte des erſten Backenzahnes eindringt. 


520 Hesperomys. 


Nach den Angaben der Naturalienhändler iſt Braſilien die Heimath, 
und die Benennung von Pictet 2“). 


8. H. obscurus War. Die dunkle Scharrmaus. 


H. supra fusco - nigrescens, subtus e lutescente albidus; auriculis mediocribus, 
pedibus saturate fuscis; cauda longitudine dimidii corporis, supra nigra, subtus sor- 
dide albida; vellere medioeri nitido. 


Mus obscurus. WATER». proceed. V. p. 16; voy. of Beagle. mamm. p. 52. tab. 15. 
ſig. 2. (Thier), tab. 34. fig. 9. a, 9. b (Zähne). 


Durch glänzenden Pelz unterſcheidet Waterhouſe dieſe von den mei: 
ſten der verwandten Arten; der Kopf iſt breit, die Ohren mäßig und gleich 
dem Schwanze dicht behaart. Die Farbe der Oberſeite iſt ſchwärzlichbraun, 
die der untern ſchmutzig gelblichweiß. Die Haare der Oberſeite ſind am 
Grunde dunkel bleifarben, an der Spitze ſchwarz, und gegen die Spitze mit 
ſchmalem, dunkelgelben Ring; auf der Unterſeite ſind die Spitzen gelblichweiß. 
Das Kinn iſt weiß; um das Auge und an dem untern Theil der Wangen 
herrſcht ein dunkelgelber Ton vor. Ohren und Füße find dunkelbraun be— 
haart. Der Schwanz iſt oben ſchwarz, unten ſchmutzig weiß. 

EL een mee on ano I 5 
Schwanz 2 7 Hinterfuß . 2 0 ıı 

Von Maldonado am la Plata; ſehr häufig in Gärten und unter Hecken, 

entfernt von Häuſern. 


9. H. micropus War. Die kurzfüßige Scharrmaus. 


H. supra fuscus, subtus cano-albidus, subflavo tinetus, lateribus griseo-lutes- 
centibus; auriculis parvulis, pedibus albidis; cauda dimidio corpore longiore, fusca, 
subtus albida. 


20) Diefe Art kommt in den meiſten Stücken mit H. Renggeri, den ich freilich nur 
aus Waterhouſe's Beſchreibung kenne, ſo ſehr überein, daß ich beide unbedenklich in einer 
Spezies vereinigt hätte, wenn nicht die große Verſchiedenheit des Wohnortes beider mich bedenk— 
lich machte. Als trennende Merkmale möchten ſich anführen laſſen: die geringere Größe der Oh— 
ren und der grauere Farbenton von H. Renggeri; es wäre wenigſtens für H. arvieuloides ein 
ganz unrichtiger Ausdruck, wenn man feinen Pelz als yellowish gray bezeichnen wollte. 


Scharrmaus. 521 


Mus micropus. War. proceed. V. p. 17; voy. of Beagle mamm. p. 61. tab. 20. 
(Thier), tab. 34. fig. 9. 


Geſtalt unterſetzt; Ohren ziemlich klein und gleich dem Schwanze dicht 
behaart; Vorderfüße klein, Pelz ſehr lang und mäßig weich. Die Farbe 
der Oberſeite iſt braun, an den Seiten graulich mit ſchwacher gelber Wäſ— 
ſerung; die Unterſeite graulich mit ſchwachem gelben Anfluge. Die Haare 
des Rückens ſind am Grunde dunkelgrau, gegen die Spitze bräunlichgelb 
und an der Spitze dunkel; die längern Haare düſter ſchwarz. Am Unter⸗ 
leib ſind die Haare dunkelgrau mit gelblichweißen Spitzen. Die Schnurren 
ſind ſchwarz mit graulichen Spitzen, die Schneidezähne blaß gelb, die Ohren 
gelblich behaart, die Füße ſchmutzig weiß, auf den Tarſen mit ſehr ſchwachem 
gelblichen Anflug. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, unten ſchmutzig weiß. 


Körne un ae n !!!! 0. 6 
Schwanz ad... ede ins ker, en 


Von Santa Cruz in Patagonien. 


10. H. arenicola War. Die Sand - Scharrmans. 


H. supra fuscus, subtus cano- albidus, lateribus gastraeoque subflavido - tinetis; 
auriculis tarsisque mediocribus; cauda dimidio corpore longiore, supra nigricante, 
subtus albida. 

Mus arenicola. Warznu. proceed. V. p. 18; voy. of Beagle mamm. p. 48. 
tab. 13. (Thier), tab. 34. fig. 7 a — d (Schädel und Zähne). 


Gleicht in Größe und Färbung dem H. magellanicus, unterſcheidet 
ſich aber durch kürzern Schwanz und Tarſen, und die kleinern Ohren. Die 
Farbe der Oberſeite iſt tief braun, an den Seiten mit einem wenig mar: 
kirten gelblichen Anfluge; die Unterſeite iſt ſchmutzig grau, mit ſchwachem 
gelblichen Tone. Alle Haare ſind am Grunde dunkelgrau; die der Oberſeite 
gegen die Spitze gelblichbraun, und die Spitze dunkel; die längern Haare 
ſind ſchwarz. Die Ohren ſind gelblich und bräunlich dicht behaart; die 
Schnurren kurz, dünn und bräunlich; die Füße bräunlich, oben mit braun⸗ 
weißen Haaren beſetzt. Der Schwanz iſt kurz, oben ſchwärzlich, unten 
bräunlich weiß 21). 

21) Schädel und Gebiß kommt mit Callomys überein. 

Suppl. 3. 66 


522 Hesperomys. 


Gren ae or 4. ga Ohr uf Nr nr a Der he 0“ 43% 
Schwanz 1 Gnade ß eo. e 

Von Seren bei Maldanado am La Plata gefangen und daſelbſt 
häufig in den Sandhügeln an den Ufern. 


11. H. xanthorhinus War. Dle gelbſchnautzige Scharrmaus. 


H. supra flavido-bruneus, subtus albus; rhinario, auriculis brevibus intus tur- 
sisque flavis; cauda longitudine dimidii corporis, supra fusca, flavido - marginata, 
subtus albida. 


Mus xanthorhinus. WATERn. proceed. V. p. 17; voy. of Beagle. mamm. 
p. 53. tab. 17. fig. I. 


Der Pelz iſt mäßig lang, locker und weich; die Ohren ſehr klein; der 
Schwanz ſpärlich mit Haaren beſetzt. Die Farbe iſt im Allgemeinen grau 
mit Gelb gewäſſert, wobei das Gelbe an den Seiten vorherrſcht; die Unter⸗ 
ſeite nebſt den Zehen iſt weiß. Alle Haare ſind am Grunde dunkelgrau, 
auf der Unterſeite mit breiten weißen Spitzen, auf der obern Seite mit brei— 
tem, ſchön gelben Ring gegen die Spitze und dunkel an letzterer. Die 
Schnautze, Innenſeite der Ohren und Tarſen ſind ſchön gelb. Die Schnur⸗ 
ren weiß, einige am Grunde dunkel. Der Schwanz iſt oben ſchwarz, an 
den Seiten gelb, unten weißlich. 

Narpe e Sn 737 27 e e reer eee LE 
Schwaz 1 74 Hinter fuß 8 0 9 

Auf den Ben der Halbinſel Hardy, welche den ſüdlichſten Punkt vom 

Feuerlande ausmacht. 


12. H. eanescens War. Die grauliche Scharrmaus. 


H. supra canescens, paululum flavido-lavatus, subtus albus; auriculis parvulis, 
rbinario tarsisque flavescentibus; cauda dimidium corpus superante, supra nigricante, 
subtus albida. 


Mus canescens. Wargnn. proceed. V. p. 54; voy. of Beagle mamm. pag. 54. 
tab. 33. fig. 53 — 5d. (Schädel und Zähne). 


Der Pelz iſt mäßig lang; die Ohren klein, innen mit gelben Haaren; 
der Schwanz ziemlich dicht behaart. Die Farbe iſt grau mit einem ſehr 


Scharrmaus. 523 


blaſſen gelben Anflug; die Unterſeite iſt weiß. Die Schnautze und die Gegend 
um die Augen gelblich, die Tarſen blaßgelb, die Zehen weiß. Der Schwanz iſt 
oben braun, unten weißlich, an den Seiten mit einigen gelblichen Härchen 22). 
Körber , A RETTEN gr 
Schwanz as Tat! Hinterfun . 0 4 

Von Santa Cruz und Port Deſire in Patagonien; ſehr gemein im 
langen dürren Graſe. 


13. H. Nigrita Lıcar. Die Negermaus. 
H. subunicolor nigro- fuscus, auriculis minutis rotundatis, cauda brevi. 


Mus Nigrita. Lichtenſt. Darſtell. tab. 35. fig. 1. 


Nur von Lichtenſtein nach einem einzigen Exemplare beſchrieben. 
Größe der Waldmaus. Kopf geſtreckt, Ohren klein, zugerundet, innen faſt 
nackt, auſſen dünn behaart. Die Füße ſind nackt, die hinteren ſelbſt über 
die Ferſe hinauf, und fleiſchfarbig. Der Schwanz iſt kurz, mit kurzen ſchwar⸗ 
zen Stachelhaaren bedeckt, durch welche die Schuppenringe durchſcheinen. 
Die Farbe iſt faſt auf dem ganzen Leibe gleichmäßig matt ſchwarzbraun, 
nur auf der Mitte des Rückens nimmt ſie einigen Glanz und am Kopf und 
in der Mitte der Bauchſeite einen fuchſigen Ton an 28). Die Haare haben 
ſowohl auf der Haut als auſſen eine gleichmäßig dunkelbraune Farbe, ohne 
anders gefärbte Spitzen. 


Löreßinßmn: Dbrlan gg 907 .. 
Schwannzümz 1 4 Drei, N 0 ON 
Korf e ee en 2 Hinternußß 98 


Aus der Gegend von Rio Janeiro. 


22) Waterhouſe iſt unentſchlüſſig, ob er dieſe von der vorhergehenden Art ſpezifiſch 
ſcheiden fol. Die beiden Exemplare von H. xanthorh. find gelblichbraun, von canesc. grau mit 
ſchwachem gelblichen Anfluge; auſſerdem iſt bei dieſem der Schwanz merklich länger, der Pelz 
minder weich, und der Kopf länger, wenn anders die Exemplare von H. xanthorh. richtig aus- 
geſtopft find, worüber W. nicht urtheilen kaun, da er deren Schädel nicht beſitzt. 23) Von 
der Färbung möchte ich nach Anſicht dieſes Exemplars eher ſagen, daß der ganze Pelz glänzend 
dunkel roſtbraun iſt, auch finde ich die Füße fein behaart. 

66 * 


524 Hesperomys. 


d) Corpus elegans (supra flavidum, subtus album); auriculae majusculae tenu- 
issime pilosae, tarsi elongati subtus pilosi aut nudiusculi; pollex ungue 
lamnari armatus; cauda elongata nudiuscula. — Calomys. 


Gleichzeitig fonderten Waterhoufe 2!) und Fr. Cuvier ?°) eine 
Gattung von den ächten Mäuſen ab, der jener den Namen Calomys, Die: 
fer Eligmodontia beilegte. Ich behalte fie als Unterabtheilung von Hespe— 
romys bei, mit folgenden Merkmalen ). Der äußere Habitus iſt der der 
ächten Mäuſe von geringer Größe. Der Kopf iſt ſpitz zulaufend, die Ohren 
ſind ziemlich groß und nur ganz fein behaart, der Schwanz iſt lang und mit 
feiner Behaarung. Von den Mäuſen unterſcheiden ſie ſich durch ihre ver— 
längerten Hinterfüße, deren Sohlen gewöhnlich behaart, ſeltener nackt ſind. 
Ihre Größe übertrifft nicht die unſerer Wald- und Feldmäuſe; ihre Färbung 
iſt auf der Oberſeite mehr oder minder lebhaft falb, auf der Unter— 
ſeite weiß. 

Der Schädel?) iſt ſo geſtreckt als bei den eigentlichen Mäuſen und 
bei Oxymycterus. Die Zäh ne find denen von letzterer Untergattung und von 
Habrothrix ahnlich. Die Backenzaͤhne find längsgeſtreckt, ſchmal und klein. 
Im Oberkiefer zeigt der vordere Zahn 3 Paar bauchig gerundete, auf der 
Kauflaͤche abgeſtutzte und etwas alternirende Pfeiler; der mittlere 2 Paar 


24) Proceed. 1837, p. 21. — Ableitung von zaôs und üs. 25) Ann. des sc. nat. 
1837 p. 168. 1) Diagnoſe von Waterhouſe: „pelz mäßig, weich; Tarſen unten faſt ganz 
behaart. Vorderer Backenzahn mit 3 Einzackungen an der innern und äußern Seite; mittlerer 
Backenzahn mit 2 an der innern und 2 an der äußern; hinterer Backenzahn mit einer jederſeits.“ 
Er führt 4 Arten auf: C. elegans, bimaculatus, gracilipes und leucopus, ſaͤmmtlich mit mehr 
oder minder behaarten Sohlen; ich rechne noch hieher feinen Mus flavescens, magellanicus und 
longicaudatus, obgleich deren Sohlen nicht behaart ſind; indeß iſt dieſes Merkmal ſchon bei den 
4 andern Arten nicht in gleicher Ausdehnung vorhanden, und dieſe beiden letztgenannten Arten 
kommen mit den übrigen im Habitus, Schädel- und Zahnbau überein. — Fr. Cuvier unter⸗ 
ſcheidet ſeine Gattung Eligmodontia von Mus durch die Länge der Tarſen und die Beſchaffenheit 
der Backenzähne; letztere charakteriſirt er alſo: „Alle drei zeigen jederſeits abwechſelnde Aus— 
ſchnitte in der Geftalt von Zikzaks. Der erſte Zahn iſt der größte und hat jederſeits 2 Aus— 
ſchnitte; der mittlere hat 2 auf der äuſſern und 1 auf der innern Seite; der letzte, ein abge— 
rundeter kleiner Höcker, hat jederſeits einen. Die Zähne beider Kiefer ſind ſich ähnlich.“ 
2) Pgl. die Abbildungen bei Waterhouſe u. Fr. Cuvier. 


Scharrmaus. 525 


und der hintere ein Paar mit hinterem Anſatz. Die untern Backenzaͤhne 
ſind eben ſo, aber ihre Höcker noch etwas mehr alternirend und der letzte 
mit größerem hinteren Anſatz. Laͤngs der Mitte der Kauflaͤche verlaͤuft eine 
tiefe Längsfurche. Durch Abnützung erlangt die Kauflaͤche einen gefchlängel- 
ten Umriß, mit ſtarken Ein- und Ausbiegungen; im Allgemeinen ſo, wie ſie 
Waterhouſe und Fr. Cuvier angegeben haben. 


Der Magen hat in der rechten Portion, die viel größer als die linke 
iſt, eine Einſchnürung, wodurch ſie in zwei faſt gleiche Haͤlften getheilt wird; 
Pförtner und Magenmund ſind ſich ſehr genaͤhert. Dick- und Dünndarm 
differiren nicht in der Weite; letzterer iſt nochmals ſolang als erſterer. Der 
Blinddarm hat Amal ſo viel Raum als der Magen und iſt durch ſehnige, 
ſpiral geſtellte Bänder deprimirt ). 


Dieſe Unterabtheilung iſt über Süd- und Nordamerika verbreitet. 


14. H. ele gans War. Die zierliche Falbmaus. 


H. bruneo - flavescens, lateribus fulvescentibus, gastraeo pedibusque niveis, tar- 


sis totis subtus pilosis, cauda corpore longiore. 


Mus elegans. WATERn. proceed. V. p. 19; voy. of Beagle, mamm. p. 41. tab. 12. 
(Thier); tab. 34. fig. 2. a. b. c. (Schädel u. Gebiß). 


Eligmodontia typus. Fr. Cuv. ann. des sc. nat. 1837 p. 168. tab. 5. 


Nach Waterhouſe's Beſchreibung ift der Daumennagel klein und ges 
rundet, der Carpalhöcker behaart; die Tarſen lang und auch längs ihrer gan: 
zen Unterſeite mit weißen Härchen beſetzt; ebenſo der einzige Höcker, wel— 
cher ſich an ihnen bei der Zehenwurzel findet. Die Ohren ſind ziemlich 
groß; der Pelz lang und weich. Die Farbe der Oberſeite iſt blaß braͤun⸗ 
lichgelb, der Unterſeite rein weiß; die Haare der Oberſeite ſind am Grunde 
grau, gegen die braune Spitze blaß ockerig, darunter längere bräunliche 
Haare; die der Unterſeite ſind ganz weiß, nur auf dem Bauche am Grunde 
etwas grau. An den Seiten herrſcht das blaß Ockerfarbige vor; die Glied— 


3) Nach Fr. Cuvier's Angabe von Eligmodontia typus. Dickdarm 15, Dünndarm 32. 
Blinddarm 13 Linien. 


526 Hesperomys. 


maſſen ſind auſſen lichtgelb. Die Füße ſind blaß fleiſchfarben und oben wie 
unten weiß behaart. Die Ohren ſind ebenfalls fleiſchfarben, innen gelblich, 
außen weiß behaart. Der Schwanz iſt lang, oben blaß braun, unten fleiſch— 
farben, dabei oben mit braunen, unten mit weißen Härchen beſetzt. Die 
Schnurren ſind ſchwarz mit graulichen Enden. 

Körper 7 Dhbrenß eee 
Schwanzñĩ: 3 Freital Ken e 10 


Fundort: Bahia Blanca im nördlichen Patagonien, wo Darwin 
dieſe Art an der Küſte fand „). 


15. H. bimaculatus War. Die weißfleckige Falbmaus. 


H. pallide ochraceus, nigro-adspersus, gastraeo, laterum dimidio inferiore, 
macula post auriculas artubusque niveis; dimidio tarsorum posteriore albo - piloso; 
cauda longitudine trunci. 


Mus bimaculatus. War RRU. proceed. V. p. 18. voy. of Beagle, mamm. p. 43. 
tab. 12. (Thier), tab. 34. ſig. 3a — d (Schädel und Gebiß). 


Dieſe wie die folgende Art iſt blos aus Waterhouſe's Beſchreibung 
bekannt. Nur die hintere Hälfte der Tarſen iſt mit weißen Härchen beklei⸗ 
det; auſſer 6 größern Höckern iſt die vordere Portion der Fußſohle und die 
Zehenwurzel mit kleinen runden Warzen beſetzt. Der Schwanz iſt ohngefähr 
ſo lang als der Rumpf; die Ohren ſind ziemlich groß. Die Farbe der 
Oberſeite iſt ſehr blaß ockerig, die längern Haare ſind ſchwarz mit graulichen 


4) Zur Vergleichung füge ich Fr. Cuvier's Beſchreibung bei. Die Augen find mittlerer 
Größe; die Ohren groß, dünn, oval, und 3 der Kopflänge gleichkommend; die Schnurren lang 
und die Zunge glatt. Die Füße find 5zehig, mit ſichelförmigen Nägeln; an den vordern iſt der 
Daumen nur durch einen ſtumpfen Nagel angedeutet. Unter dem Tarſus giebt es, anſtatt 6— 7 
nackte Höcker, wie bei den Mäuſen, nur einen einzigen in der Geſtalt eines Kleeblattes, der 
ganz behaart iſt; daſſelbe gilt auch für den Carpus. Der ſehr lange Schwanz iſt ganz mit Eure 
zen Haaren bedeckt, unter welchen ſich die Schuppenringe zeigen. Die Haare des ganzen Kör— 
pers ſind weich und mittellang, die des Schwanzes abgeplattet. Die Farbe iſt oben graubraun, 
was an den Seiten und Schenkeln ins Fahle übergeht; alle untern Theile und die Oberſeite der 
Gliedmaſſen find weiß. — Die Länge des Körpers iſt 23“, des Schwanzes 33“, der Vorder— 
füße 8, der Hinterfüße 9“. — Von Buenos -Ayres. 


Scharrmaus. 527 


Spitzen; die obere Hälfte der Wangen und Leibesſeiten iſt ziemlich einförmig 
hellgelb. Die Seiten der Schnautze, die untere Haͤlfte der Wangen und 
Leibesſeiten und alle untern Theile ſind rein weiß, wobei die Haare bis 
an die Wurzel einfarbig ſind. Auch ein großer Fleck von weißen Haaren 
findet ſich hinter jedem Ohre (wo bei C. elegans nur ein kleiner weißer 
Büſchel iſt), und die ganze Außenſeite der Gliedmaſſen iſt weiß. Füße und 
Schwanz ſind blaß fleiſchfarben und weiß behaart; der letztere jedoch oben 
blaß braun. Die Ohren ſind ebenfalls fleiſchfarben, innen gelb behaart, 
außen am Vordertheil braͤunlich, am hintern weißlich. 
Körper e e SEA , N ann 0 43° 
SER oo no oo DM oO 1 11 Tarſen (mit Krallen) 0 8 
Fundort: Maldonado am La Plata. Darwin erhielt dieſe Maus 
von einem Landmanne, der 6 lebende Individuen beiſammen in einer Erd⸗ 
höhle antraf. 


16. H. gracilipes War. Die zartfüßige Falbmaus. 
H. minimus, supra bruneo-flavescens, nigro- adspersus, subtus albus; pilis 
omnibus basi plumbeis; tarsis ad tubercula usque albo - pilosis; cauda gracili, trunci 
fere longitudine. 


Mus gracilipes. Warznu. proceed. V. p. 19; voy. of Beagle, mamm. p. 45. 
tab. II; (Thier); tab. 34. fig. 4, a — d (Schädel, Gebiß u. Sohle). 


Die Füße ſind klein und zart; die Sohlen behaart, doch ſind die Zehen 
unten, fo wie die Warzen (welche mit denen von Mus museulus überein: 
kommen) nackt ). Die Ohren find mittelgroß und dicht behaart; der 
Schwanz iſt dünn und kurz. Die Farbe iſt blaß gelblichgrau, was durch 
Miſchung von Schwarz und Blaßfalb entſteht; die Haare ſind nämlich 
falb mit dunkler Spitze und die längern Haare ſind ſchwarz. Die Seiten 
der Schnautze, die Unterſeite des Körpers, Füße und Schwanz ſind rein 
weiß. Alle Haare ſind am Grunde grau. Die Ohren ſind innen gelblich, 


5) Waterhouſe macht bemerklich, daß bei C. elegans die ganze Sohle behaart iſt, bei 
C. bimaculatus nur deren hintere Hälfte, und bei C. gracilipes die hintere Hälfte und über- 
dieß noch einzelne Härchen bis zu den 2 Höckern, welche an der Baſis der Tängern Zehen ſtehen. 


528 Hesperomys. 


außen theils braun, theils weiß behaart; ein weißer Haarflocken liegt hinter 
den Ohren, der, wenn dieſe ſich rückwärts legen, verſteckt wird. Die nackten 
Theile der Füße ſind fleiſchfarben, eben ſo der Schwanz, der ſpärlich mit 
weißen Härchen beſetzt iſt. 

e d e ee Kor een. N ne A OL AZ 
Schwanz I. nne 7 Tarſen mit Kralle 0 6 


Fundort: Bahia Blanca, unter trockenem Graſe. 


17. H. leucopus Rar. Die nordiſche Falbmaus. 
H. supra fulvido-fuscus, subtus abrupte albus, genis rufescentibus, pedibus albis; 
cauda dense pilosa, fusca, subtus alba. 

Mus leucopus. Rarıneseue Americ. monthl. mag. 1818. p. 44. — DEsuan. 
mamm. p.307. — HarLan, faun. americ. p. 15l. — BRANTS muiz, p. 148. — 
Rıcuaros. zoo]. journ. p. 518; faun. boreali- am. I. p. 142. 

2 Mus agrarius. Gopmann, nat. hist. II. p. 88. 

Mus sylvaticus. Forster, phil, transact. LXII. p. 380. 

Field Rat, A. american. Pann. hist, of quadr. II. p. 185; aret. zool.I. p.131. 


Noch Richardſon hielt diefe Art der Gattung Mus angehörig und 
betrachtete fie als den amerikaniſchen Repräſentanten von unſerem Mus syl- 
vaticus. Waterhouſe“) machte zuerſt darauf aufmerkſam, daß die Zähne 
wie bei Calomys beſchaffen find, was ich nach Unterſuchung derſelben be— 
ſtaͤtigen kann. Die Schnautze iſt ſpitz; die Schnurren ſind länger als der 
Kopf, theils, ſchwarz, theils weiß; die Ohren groß, elliptiſch, an der 
Spitze abgerundet, und ſehr dünn mit kurzen anliegenden Haaren beſetzt. 
Die Hinterfüße ſind lang, beſonders die Tarſen, die Sohlen nackt. Der 
Schwanz iſt dicht mit kurzen anliegenden Härchen bedeckt, ſo daß faſt 
keine Schuppen ſichtlich ſind. Der Pelz iſt ſehr fein, aber nicht lang, und 
durchgängig von der Wurzel bis nahe zur Spitze von einer dunklen blaulich— 
grauen Farbe. Die Farbe der Oberſeite iſt ſchön roſtbraun, was auf Kopf 
und Rücken am dunkelſten iſt; die Seiten ſind lichter, dem Gelblichbraunen 
oder bisweilen, zugleich mit den Hüften, dem Röthlichbraunen ſich nähernd. 
Die Wangen ſind noch heller, indem ſie etwas ins Röthliche ziehen. Die 


n Unter⸗ 
6) Voy. of the Beagle. Mammal. p. 43. 


Scharrmaus. 529 


Unterſeite, die Innenſeite der Beine und die ganzen Füße ſind weiß, was 
ſcharf von der Farbe der Oberſeite abſchneidet, der Schwanz iſt auf der 
Oberſeite dunkelbraun, unten abgeſchnitten weißlich. 
Von Earltoun=| Vom Colum⸗ 
Houſe. bia⸗Fluß. 


Köore ns lf“) N ENSR TEE NEN RZ 4.“ 3" 
SHWANEN  IE ))! 8 2 9 
Drenß;ß; 5.5 2 RUE 0 6 


Die Heimath dieſer Maus ift Nordamerika. NRihardfon beobad- 
tete fie bis zum großen Bärenſee, und wenn vorftehende Synonyme richtig 
ſind, ſo iſt ſie in den Vereinigten Staaten nicht ungewöhnlich. Sie verbrei— 
tet ſich von der Hudſonsbay aus über den Kontinent bis zur Mündung des 
Columbia-Flußes und ſcheint hier beträchtlich größer zu werden. Kaum 
iſt ein Pelzpoſten etablirt, fo wird fie ſchon ein Hausgenoſſe in den Woh— 
nungen. Sie trägt Haͤufchen Körner oder kleine Stücke Speck zuſammen, 
die ſie nicht in ihren Schlupfwinkeln, ſondern in einem Schuh, einer Rock— 
taſche, Nachtmütze u. dgl. aufhäuft. In Gärten verurſacht fie oft beträcht⸗ 
lichen Schaden, und in wenig Nächten kann fie eine Mais- Pflanzung ruiniren. 


18. H. longicaudatus Benn. Die langſchwänzige Falbmaus. 


H. supra pallide fulvus, nigro- variegatus, subtus albescens; cauda corpore 
fere duplo longiore. 


Mus longicaudatus. BEnNETT, proceed. II. (1832.) p. 2. — WarERI. voy. of 
Beagle, mamm. p. 39. tab. 11. (Thier), tab. 34. fig. 1. a. b. c. d. (Schädel und 
Zähne. 

7) Ob M. noveboracensis von S. Longchamps (mieromamm. p. 67.) identiſch mit 
dem gleichnamigen von Erxleben iſt (worunter dieſer die oben von Pennant allegirte Maus vere 
ſteht) kann um ſo weniger beſtimmt werden, als von keinem das Gebiß beſchrieben iſt. Von ſei— 
nem M. noveboracensis, den er keineswegs für eine amerikaniſche Varietaͤt von M. sylvaticus 
erklärt, ſagt S. Longchamps: Pelz falb, an den Seiten des Kopfs und Rumpfes lebhafter. 
Unterſeite und Füße viel reiner weiß, ohne Spur eines gelblichen Fleckens an der Bruſt, wie er 
ſich bei der Waldmaus häufig findet. Schwanz deutlicher zweizeilig, Kopf etwas dicker, Schwanz 
und Beine kürzer, während die Dimenſionen des Körpers etwas größer find. Körper 33”, 
Schwanz 23“, Hinterfuß 9“. 

Suppl. 3. 67 


530 Hesperomys. 


„Das bezeichnendſte Merkmal für dieſe Art iſt die enorme Länge des 
Schwanzes, welche faſt das Doppelte des Körpers beträgt. Der Pelz iſt 
weich, glatt und reichlich. Die Haare ſind an der Wurzel dunkel aſchgrau; 
die der Oberſeite gegen die Spitze falb oder blaßroth, das äußerſte Ende 
haͤufig ſchwarz; die der Unterſeite ſind weiß zugeſpitzt, was ſchwach mit Falb 
überlaufen iſt. Das Geſicht iſt mit kurzen, falb und ſchwarz melirten Haaren 
beſetzt; die Lippen ſind faſt weiß; die Schnurren außerordentlich lang, an 
der Wurzel ſchwarz und an der Spitze ſilberfarben. Die Ohren ſind gerun— 
det und von maͤßiger Größe, innen ziemlich bedeckt mit Haaren von der Farbe 
der im Geſicht ſtehenden, außen ſpärlich mit kurzen weißlichen, auf der ſchwaͤrz— 
lichen Haut kaum ſichtlichen Haaren beſetzt. Die Ruͤckenfarbe iſt falb und 
ſchwarz gemiſcht. Das Schwarze verſchwindet an den Seiten, welche faſt 
rein falb ſind, wie auch die Vorderſeite der Vorderbeine und die äußere der 
Hinterbeine. Der Schwanz iſt ſchuppig und mit zahlreichen, ſehr kurzen 
Haaren beſetzt, die oben bräunlich und unten faſt weiß ſind. Die Haare 
der Oberſeite der Tarſen ſind kurz und ſehr blaß falb, ins Weißliche ziehend; 
die der Zehen ſind noch mehr weiß, und die verlängerten Borſten, welche 
die Krallen bedecken, faſt ſilberfarben.“ Bennett. 


Körper 8), in gerader Linie.. 3“ 0“ ] Kopf . 5 TH 
Schwaz; 8 5 6 Schnurren „. 1 6 
DIENTE 5 oe ae ae EN. Vorderfuß mit Zehen 0 5 
Ohkbtei fte ane Dire, 2 


Die Heimath iſt Chili, wo Cum ing dieſe Art entdeckte, die nach 
ſeinen Angaben auf Bäumen lebt und daſelbſt ein Neſt aus Grasblättern 
errichtet. 

19. H. flavescens War. Die Goldmaus. 

H. supra clare cinamomeus, subtus e flavescente albidus, lateribus pectore que 

auratis, pedibus sordide albis, aurieulis mediocribus pilosis; cauda corpore longiore. 


Mus flavescens. Warern. proceed. V. p. 19 u. 21; voy. of Beagle, mamm. 
p. 46. tab. 13. (Thier), tab. 34. fig. 5 a, 5b. (Zähne). 


Das Gebiß ſcheint mir nach den wenigen Reſten, die Waterhouſe 


8) Waterhouſe giebt die Länge des Körpers zu 3“ 9 und des Schwanzes zu 5“ 3“, 
an. Von den Hinterfüßen bemerkt er, daß fie ſehr lang und ihre Sohlen nackt ſind. 


Scharrmaus. 531 


abbildet, nicht von dem von Calomys verſchieden zu ſeyn. Die Ohren find 
mittelmaͤßig, ziemlich behaart; die Fußſohlen lang und unten nackt; der Schwanz 
länger als der Körper. Die Farbe der Oberſeite iſt hell bräunlichgelb; an 
den Seiten des Kopfs und Leibes hellgelb, gegen den Rücken von einem 
dunkleren Tone und ins Orange ziehend. Unterſeite blaß gelb oder gelblich— 
weiß; Bruſt gelb. Alle Haare ſind am Grunde dunkel bleifarben; auf dem 
Rücken mit geſaͤttigt gelben Spitzen und längern ſchwärzlichen Haaren; die 
Füße ſind fleiſchfarben, oben weiß behaart; die Ohren ſind innen mit gelben, 
mitunter am Grunde ſchwärzlichen, Härchen beſetzt, außen am vordern Theil mit 
ſchwärzlichen, am hintern mit gelben. Der Schwanz iſt oben braun, unten weißlich. 
Hope e nee, hren, „ e e , e 
Schnee entran 4 12 Darſen n era den nr 1 a 
Fundort: Maldonado am la Plata. Durch ihre hellgelbe Farbe 
und Dimenſionsverhältniſſe unterſcheidet ſich dieſe Art von den verwandten. 


20. H. magellanicus Benn. Die magellaniſche Maus. 
H. supra flavido-fuscus, subtus pedibusque albidus; auriculis mediocribus pilo- 
sis, tarsis elongatis, cauda longitudine corporis. 
Mus magellanicus. Bann. proceed. III. p. 191. — Wa rkRH. voy. of Beagle, 
mamm. p. 47. tab. 14. (Thier), tab. 34. fig. 6. a. b. (Zähne.) 


Die Ohren find mittellang und gut behaart; die Tarſen lang, der Pelz 
ſehr lang und mäßig weich. Die Farbe der Oberſeite iſt dunkelbraun; die 
Haare ſind grau und gelblichbraun zugeſpitzt mit längern ſchwarzen Haaren; 
die Seiten ſind gelblich. Die Unterſeite iſt graulichweiß mit ſchwachem gelb— 
lichen Anfluge; jedes Haar iſt grau mit gelblichweißer Spitze. Die Haare 
an den Ohren ſind auf der Innenſeite ſchwärzlich mit gelber Spitze, auf der 
Außenſeite dunkel. Die Füße ſind bräunlich, oben mit ſchmutzig grauen Haaren 
beſetzt. Der Schwanz iſt oben braun, unten ſchmutzig weiß. 
örrnfneün 2 erke e Su ohren ne: 0“ 5% 
Sh); e: ale SD es 1 1 


Kapt. King fand dieſe Art bei Port famine in der Magellansſtraße. 
21. H. pyrrborhinus Neuw. Die Catinga- Maus. 


H. einereo - flavicans, subtus albus; naso, auriculis femorumque parte postica 
ferrugineis; cauda corpore multum longiore. 


67 * 


532 Hesperomys. 


Mus pyrrhorhinus. Pr. v. Neum. Beitr. II. S. 418 mit Abbild. 


Die kleinen Abweichungen im Gebiß ſind vom Prinzen von Neuwied 
genau beſchrieben. Die Geſtalt iſt die der großen Feldmaus, aber der Schwanz 
iſt länger und die Ohren verhältnißmäßig kürzer, obſchon fie noch groß 
genug und dabei faſt nackt ſind. Der Schwanz iſt viel länger als der Kör— 
per, nackt, geſchuppt und mit feinen weißlichen Härchen beſetzt. Zitzen ſind 
3 Paar vorhanden. Der Pelz iſt fein und mäuſeartig. Die Farbe aller 
obern Theile iſt ſchwärzlich und gelblich gemiſcht, wodurch eine graugelbe 
Färbung entſteht; die Naſenſpitze bis etwa halb zum Auge hin iſt hell roſt— 
roth, eben ſo, nur heller, die Ohren. Ueber den Hinterſchenkeln faͤngt der 
Rücken an ſtark hell roſtroth gemiſcht zu werden, und dieſe Farbe nimmt 
zu, ſo daß ſie an der Schwanzwurzel die rein herrſchende iſt. Der untere 
Theil der Hinterbeine iſt hell gelbröthlich. Die ganze Unterſeite ſowie die 
Innenſeite der Beine iſt rein weiß. 


Köepe!k Rs 4° 6,“ | Ohrhöhe an der Stelle des Kopfs . 0“ 81“ 
Seile; 0 0.0 0 © N : 79 Schwanz an der Wurzel behaart. O 4 
e s * 2 25 1 4 


Die Heimath iſt Braſilien. Der Prinz von Neuwied entdeckte 
dieſe Maus in den Catinga- Waldungen von Bahia, wo er ein Neſt mit 
5 Jungen fand. Die Mutter hatte dieſe in einem jener ſonderbaren Hänge— 
neſtern des Anabates rufifrons verborgen, welche oft 3 — 4 Fuß lang find 
und dadurch entſtehen, daß der Vogel jahrlich das neue Neſt auf das alte 
ſetzt. Hier bewohnte der Vogel das obere neue Neſt, die Maus eines der 
älteren, und beide vertrugen ſich friedlich mit einander. Dieſe Maus beſteigt 
die Bäume ſehr geſchickt. 


e) Tarsi mediocres, auriculae majusculae nec non cauda elongata nudiuscula. 


22. H. auritus Lienr. Die großohrige Maus. 


H. saturate ferrugineo -fuscus, subtus dilutior, auriculis magnis nudiusculis, 
cauda pedibusque subnudis. 


Mus auritus. Lichtenſt. Darftell. tab. 34. fig. 2. — Bkants muiz. p. 145. — 
DESMsR. mamm. p. 306. 


Orejon, Azar, apunt. II. n. 45; essai II. p. 91. 


Scharrmaus. 533 


Nach Lichtenſtein iſt dieſe Art „anſehnlich größer und ſtärker als un— 
ſere Waldmaus, mit langem Schwanze, großen nackten Ohren, faſt nackten 
Füßen, von dunkel graubrauner Farbe, an der Bauchſeite röthlich aſchgrau.“ — 
Die Behaarung iſt weich und dicht von graubrauner Farbe, doch mit roth— 
braunen Spitzen, die gegen die Bauchſeite an Länge zunehmen und dem 
Balge ein ſchmutzig verſchoſſenes Anſehen geben. Am meiſten verdichtet ſich 
dieß Rothbraun auf der Naſe und deren Seiten. Die Bartborſten ſind hell; 
die längſten rein weiß. Der Schwanz hat nur auf der Oberſeite merkliche 
Borſten von brauner Farbe; die Unterſeite und Füße haben einen ſo dünnen 
Haaranflug, daß fie am lebenden Thiere fleiſchfarbig erſcheinen werden “). 


Gee e eu n Slang. ee. 02785 
SH RL 3 7 Die en 0 7 
on e eee 1 ten; Nena oo ı 2 


Aus der Gegend zwiſchen Rio Janeiro und Bahia, und wenn, wie es 
ſcheint, Azara's Orejon hieher gehört, noch weiter ſüdwärts verbreitet. Hievon 
unterſcheidet Lichtenſtein den Mus pyrrhorhinus durch den ausnehmend 
langen Schwanz und die lebhaftere Färbung. 


23. H. orobinus Wacx. Die dunkelfüßige Scharrmaus. 


H. supra bruneo-flavus, subtilissime nigro- adsperus, subtus flavido - albes- 
cens, auriculis postice nudis, pedibus fuscis; cauda corpore multum breviore, nigri- 
cante, squamata. 


Das Anſehen iſt ganz das einer ächten Maus mit kurzem Rattenſchwanze, 
aber das Gebiß iſt das von Hesperomys. Die Schnautze iſt ſtumpf; die 
Ohren mittelgroß, auf der äußern Haͤlfte der Innenſeite mit kurzen roſtgel— 
ben Härchen beſetzt; auf der Hinterſeite (bis auf einen ſchmalen Saum am 
innern Rande) ganz nackt. Die Farbe iſt auf der Oberſeite bräunlich lehm⸗ 
gelb, was ganz fein ſchwarz geſprenkelt iſt; die Unterſeite iſt gelblichweiß. 
Alle Haare find in der untern Hälfte ſchieferfarben. Die Füße find grau 
braun behaart. Der Schwanz iſt ſchwarz, unten etwas lichter. 


9) Nach Anſicht des berliner Exemplares füge ich hinzu, daß die Ohren außen faſt nackt 
ſind, mit behaartem Vorderrande, ihre Innenſeite längs des Randes dicht behaart. Der Schwanz 
iſt nackt mit kurzen weißen Härchen. Die Farbe der Oberſeite iſt roſtbraun. 


534 Hesperomys. 


Küper en EN ane e ODE A realer Mo 64 
Schwanz ee Hinterfluß none A ra ee e 1 

Nach des Naturalenhändlers Brandts Angabe iſt Braſilien die Hei— 
math. 


24. H. subflavus Waen. Die hellfalbe Scharrmaus. 


H. Ratto paululum minor, bruneo-flavus, subtus albidus, pedibus sordide albi- 
dis; cauda longitudine corporis, squamata, raripilosa. 


Das äußere Anfehen iſt ganz rattenähnlich, ebenſo der Schwanz, der 
ſehr fein geſchuppt und mit einzelnen Härchen beſetzt iſt. Die Ohren ſind 
mittelmäßig, auf der äußern und innern Seite mit feinen Härchen bewachſen, 
zumal am Hinterrande der letzteren. Das Gebiß iſt von typiſcher Form. 
Die Füße ſind ſchmächtig. Die Farbe der Oberſeite iſt braͤunlichgelb, längs 
des Rückens und Oberkopfes ſchwarz geſpritzelt; die Unterſeite iſt weißlich. 
Alle Haare der Oberſeite ſind in ihrer untern Hälfte ſchieferfarben, in der 
obern lehmgelb, laͤngs des Rückgraths mit vielen eingemengten ſchwarzen 
Haaren. Auch auf der Unterſeite ſind die Haare gegen den Grund ſchiefer— 
farben. An den Schnautzenſeiten herrſcht eine graue Farbe vor. Die Schnur: 
ren ſind ſchwarz, einige mit weißlichen Spitzen. Der längere Haarbeſatz am 
hintern Rande der Innenſeite des Ohrs iſt roſtgelb. Die Füße find weiß— 
lich behaart, was an den hintern mehr ins Schmutzige fällt; die Sohlen 
ſind nackt. Der Schwanz iſt ein ächter Rattenſchwanz. 

e n l d e eee e 
Schwanz „ ee e einterfu ß aa DIR 
Die Sache nach des Naturalienhändlers Brandts Angabe, Braſilien. 


25. H. Anguya Drsu. Die Anguyamaus. 
H. supra fulvus, subtus albus, pedibus albidis; cauda corpore paululum lo n- 
giore, squamata, nudiuscula, fusca. 
Mus Anguya. Dersmar. mamm. p. 305. — Brants muiz, p. 141. — Rengger 
Säugth. v. Parag. S. 227. 
Rat troisieme ou Angouya. AZAR. ess. II. p. 86. 
Ein Exemplar unſrer e nach welchem nachſtehende Schil— 


10) Brandt's Mus Ange gehört übrigens nicht hieher, ſondern iſt von mit als Ho- 
locbilus canellinus getrennt. 


Scharrmaus. 535 


derung entworfen iſt, kommt faſt ganz mit den vorliegenden Beſchreibungen 
überein. Von den bereits ſtark angegriffenen Backenzähnen 1) zeigt oben 
der Iſte jederſeits zwei eindringende, von Schmelz umlegte Querfurchen, 
der 2te jederſeits eine; dieſe Querfurchen find auf der Außenſeite ſtärker und 
etwas mehr gewunden. Der 2te obere Zahn iſt dreieckig und zeigt blos noch 
eine einfache Grube ohne ſonſtige Figuren. Im Unterkiefer zeigt der Iſte 
Backenzahn an der Außenſeite 2 tiefe Einbuchtungen und auf der Innenſeite 
2 Schmelzſchlingen mit einem vordern Ringe. Der 2te Zahn außen eine 
Einbuchtung, innen 2 etwas gewundene Schmelzſchlingen, zwiſchen denen ein 
kleiner Ring liegt. Der Zte Zahn iſt ähnlich, aber kleiner und feine hintere 
Hälfte minder entwickelt. — Der Habitus iſt ganz der einer gewöhnlichen 
Maus mit langem, dünnen, geſchuppten Rattenſchwanze. Die Oberlippe iſt 
geſpalten, aber in der obern Hälfte beide Theile durch ein feines Häutchen 
verbunden. Die Ohren ſind ziemlich groß, fein behaart; die Schnurren lang, 
bis zur Ohrenſpitze reichend, die Füße ſchmächtig, die Sohlen laͤngs der 
Mitte nackt. Die Farbe der Oberſeite iſt röthlichfalb, der Unterſeite weiß. 
Die Haare ſind in ihrer untern Hälfte ſchieferfarben; auf der Oberſeite ſind 
einzelne ganz ſchwarze Haare eingemengt, welche deren Farbe etwas trüben. 
Die Seiten der Schnautze fallen ſtark ins Dunkelgraue. Die Schnurren ſind meiſt 
ſchwarz mit lichtern Spitzen; die Füße ſchmutzig weiß, der Schwanz braun. 


Eigne Meſſung Azara | Rengger 
Kbrper un , nein een e 50 2. 53 6 5˙% 3 
Schwanz! gag -MALTAITRTRES . 5 6 6 0 5 9 
Den iin 0 83 0 9 0 8 
Milter fuß, ß ,. 2 1 2 


Die Heimath iſt Paraguay und Braſilen 
26. H. physodes Licar. Die weißbäuchige Scharrmaus. 


H. supra fulvus; subtus abrupte candidus, pedibus rostrique lateribus albis ; 


cauda corpore breviore, squamata, nudiuscula, pallida. 


11) Das Gebiß nähert ſich dem von Holochilus dadurch an, daß die Backenzähne etwas 
breiter werden; wie bei Callomys und Habrothrix aber nehmen ſie rückwärts allmählig an Länge 
ab, ſtellen auch keine platte Kaufläche dar, ſondern find durch die gewöhnliche Längsfurche aus- 
gehöhlt. Die meiſte Aehnlichkeit haben dieſe Backenzähne mit den von Waterhouſe auf Tab. 
34. fig. 17 a. u. b. abgebildeten von Phyllotis Darwini. 


536 Hesperomys. 


Mus physodes. Lichtenſt. Darſtell. tab. 34. fig.1. — BRANTS muiz. p. 139. 


Dieſe Art ift dem H. Anguya fo ähnlich, daß fie damit leicht verwech— 
ſelt werden könnte; indeß unterſcheidet ſie ſchon, außer betraͤchtlicherer Größe, 
ihr kürzerer und hellfarbiger Schwanz. Die Verkürzung der Außenzehe, welche 
Brants und Lichtenſtein !)) als etwas Auffallendes von den Vorderfüßen 
angeben, habe ich an ihrem Exemplare, das ich deshalb naͤher unterſuchte, 
nicht merklicher als bei der Anguya und andern Arten von Hesperomys ge— 
funden: die Vorderfüße haben ſo gut 4 ordentliche Zehen (außer der mit 
deutlichem Nagel bekleideten Daumenwarze) als bei andern Mäuſen. Die 
Farbe des gedachten Exemplares iſt oben ſchön roſtig braͤunlichfalb, 
was von der ſchneeweißen Unterſeite ſcharf abſchneidet. Die Seiten der Schnau— 
tzen ſind weißlich; die Ohren ziemlich groß, außen dicht behaart. Der Schwanz 
iſt licht, mit weißlichen Haͤrchen kaum merklich beflogen. Lichtenſteiws 
Meſſungen find: 


Köper den e ie ER Sen e 0 e e e 0“ 7˙% 
Schwanz 6 0 Ohbbreiteese e Er Er 0 6 
of Nei 2 212% 2,0 Dinkerfüß ;: . . e 


Fundort iſt die Provinz San Paulo in Braſilien. 


f) Auriculae grandes pilosae, tarsi mediocres, cauda medioeris pilosa. — Phyl- 
lotis. 


Von Waterhoufe !?) für etliche Mäuſe errichtet, die nach feiner 
Angabe im äußern Habitus und Zahnbau einige Abweichungen von den an— 
dern Scharrmäuſen darbieten. „Der Pelz iſt weich und ſanft, der Kopf groß, 
die Vorderbeine ſehr klein und zart, die Tarſen mäßig lang und unten nackt, 
die Zehen in Zahl und Verhältniß mit denen der ächten Ratten überein— 
kommend; der Schwanz maͤßig lang und dichter mit Haaren als bei den 


12) Von Lichtenſtein's Angabe hebe ich Folgendes hervor. „Das Haar iſt ziemlich ſtraff, 

doch dicht, anf der Haut hellgrau, nach Außen gelbbraun und auf dem Rücken mit braunen 
Spitzen. An den Seiten ſondert ſich die rothbraune Farbe in gerader Linie vom Knie bis Ellen— 
bogen ſcharf von der rein weißen Bauchſeite. Auch die vier Füße, ſo wie die Unterſeite des ganz 
nackten Schwanzes, ſind weiß. Die Bartborſten läuger als der Kopf, ſehr fein und von brauner 
Farbe.“ 13) Proceed. II. (1837). p. 27. Ableitung von pulloy Blatt, ovs, wros Ohr. 


Scharrmaus. 537 


typiſchen Mäuſen beſetzt. Die Ohren ſind groß und behaart. Wie bei den 
ächten Ratten finden ſich 12 bewurzelte Backenzaͤhne, die Schmelzfalten drin: 
gen jedoch tiefer in jeden Zahnkörper ein und zwar ſo, daß die Kronen 
in quere und etwas rautenförmige Lappen, oder bisweilen in dreieckige Lap- 
pen getheilt werden. Am erſten Backenzahn des Oberkiefers tritt der Schmelz 
zweimal in den Zahnkörper, ſowohl auf der Außen- als Innenſeite; am 
mittlern und hintern Zahn beider Kiefer dringt der Schmelz jederſeits nur 
einmal ein; am vordern Backenzahn des Unterkiefers geht er innen Zmal 
und außen Zmal ein.“ — Dem äußern Anſehen nach ſchließen ſich dieſe 
Mäuſe zunaͤchſt an Habrothrix an. 


27. H. Darwinii War. Die Darwinſche Scharrmaus. 


H. supra pallide cinnamomeus, fusco-intermixtus, subtus pedibusque candidus; 
auriculis permagnis; cauda corpore breviore, pilosa, supra nigricante, subtus alba. 


Mus Darwinii. War knn. proceed. V. p. 28; voy. of Beagle mamm. p. 64. tab. 23 
(Thier), tab. 34 fig. 17. a. b. (Zähne). 


Die Geſtalt iſt robuſt, die Ohren ungewöhnlich groß, fein behaart, 
mit Ausnahme des aͤußern Vordertheils, die Füße klein, die Tarſen maͤßig. 
Der Schwanz iſt mit Haaren gut beſetzt. Der Pelz iſt ſehr lang und weich; 
die Schnurren zahlreich und ſehr lang. Die Farbe der Dberfeite iſt blaß 
zimmtgelb; an den Seiten herrſcht ein ſchönerer gelber Ton vor, auf dem 
Rücken ein bräunlicher, wegen der eingemiſchten längern Haare von dieſer 
Farbe. Die ganze Unterſeite, nebſt den Seiten der Schnautze, dem untern 
Theil der Wangen und den Füßen iſt rein weiß. Die Oberſeite des Kopfs 
iſt graulich; die feine Behaarung der Ohren iſt ſehr blaß, die längern am 
Vorderrande braͤunlich. Die Schnurren ſind ſchwaͤrzlich mit grauen Spitzen. 
Die gewöhnlichen Rückenhaare ſind am Grunde grau, gegen die Spitze mit 
breitem, blaß zimmtgelben Ringe und an der Spitze bräunlich; am Unterleib 
ſind ſie dunkelgrau mit weißen Spitzen. 


14) Die Backenzähne kommen am meiſten mit denen von Anguya darin überein, daß ihre 
Zacken mehr direkt einander gegenüber geftellt find. 
Suppl. 3. 68 


538 Hesperomys. 


RUUDERE EEE ee ene, Pop Se Ay Ist 
Schwanz 49 Ohrbreite, nach der Krümmung . 1 4 


Von der Naſe zum r % Sinter ii Bas 13 


Von Coquimba in Chili an trockenen ſteinigen Plaͤtzen. 


28. H. griseo-flavus War. Die graugelbe Scharrmaus. 


H. supra griseus, flavido-lavatus, subtus pedibusque candidus; lateribus pal- 
lide flavescentibus; auriculis majusculis nudiusculis; cauda corpore breviore, supra 
nigricante, subtus alba. 

Mus griseo-flavus. WarkRI. proceed. V. p. 62; voy, of Beagle. mamm. 
p. 62 tab. 21 (Thier), tab. 34 fig. 15. a. b. (Zähne). 


Die Ohren ſind groß, ſehr ſpärlich inwendig mit feinen bräunlichgelben 
Härchen beſetzt, und nur außen am Vorderrande mit längeren und dunkleren. 
Die Tarſen ſind mäßig, die Schnurren lang, der Schwanz ſehr ſpärlich mit 
Haaren beſetzt, die am Endtheil länger werden und an der Spitze einen 
kleinen Pinſel bilden. Der Pelz iſt lang und ſehr weich. Die Farbe der 
Oberſeite iſt graulich (grayish) mit Bräunlichgelb überlaufen; an den Seiten 
herrſcht ein blaßgelber Ton. Die Unterſeite und die Füße ſind rein weiß. 
Die Haare des Rückens ſind am Grunde dunkelgrau, gegen die Spitze blaß 
braͤunlichgelb, an der Spitze bräunlich, die längeren Haare braun; am Un: 
terleib ſind ſie grau mit weißen Enden, am Vorderhals ganz weiß. 


Körpenr;r,;t Geiser, e 
Schwaußß 8 Diſiterfußß „ leihe een 


Am Rio Negro im nördlichen Patagonien, auf ſandigen Flächen. 


29. H. xanthopygus War. Die gelbſteißige Scharrmaus. 


H. supra pallide bruneus, flavido-Javatus, subtus albus, lateribus pallide fla- 
vescentibus; regione anali flava; auriculis majuscnlis pilosis; cauda corpore bre- 
viore , pilosa , supra nigricante, subtus alba. 

Mus xanthopygus. WATERMH. proceed. V. p. 28; voy. of Beagle, mamm. p. 63 
tab. 22 (Thier), tab. 34 fig. 16 a, b. (Zähne). 


Die Ohren find ziemlich groß und dicht behaart; der Schwanz mit 
mäßig langen Haaren, die gegen das Ende länger werden, gut beſetzt; die 


Scharrmaus. 539 


Schnurren zahlreich und lang; der Pelz lang und ſehr weich. Die vorherr— 
ſchende Farbe iſt blaßgelb; am Rücken iſt ſie braͤunlich, wegen der vielen 
eingemengten braunen Haare 1°); in der Schwanzgegend find die Haare ſchön 
gelb. Die ganze Unterſeite, nebſt der Schnautzenſpitze und den Füßen, iſt 
weiß; Bruſt und Bauch mit ſchwachem gelblichen Anfluge. Die Haare des 
Rückens ſind am Grunde grau, gegen die Spitze blaßgelb und an der Spitze 
braͤunlich; am Unterleib ſind ſie grau mit weißen Enden. Die Ohren ſind 
innen gelblich, außen am vordern Theil braun, am hintern gelblichweiß. Die 
Schnurren ſchwärzlich mit weißlichen Enden; einige ganz weiß. Der Schwanz 
iſt oben braun, unten rein weiß. 
e , ee OR 
Schwanz ³ èð? 3 10 Minterfuß e tene, % 1 
Außerordentlich häufig in dem ſtarren Graſe und Gebüſche in den Schluch— 
ten am Port Deſire und Santa Cruz in Patagonien 1°). 


g) Sedis incertae. 


Hieher kommen mehrere amerikaniſche Arten zu ſtehen, deren Gebiß 
unbekannt iſt und denen deshalb kein ſicherer Platz angewieſen werden kann. 
Wahrſcheinlich wird die Mehrzahl zu Hesperomys gehören, daher ich ſie 
auch anhangsweiſe am Schluße derſelben aufführe. 


30. H. tomentosus Licnr. Die Filzratte. 


H. Ratto multum major, nitide nigro-cinereus; subtus dilutior; cauda cor- 


pore multum breviore, tarsis abbreviatis, vellere molli. 


Mus tomentosus. Lichtenſt. Darſtell. tab. 33 fig. 1. 


Gebiß unbekannt! !). Die Größe übertrifft um Vieles die der gemeinen 


15) Unter 3 Exemplaren, die Darwin mitbrachte, hatten 2 die langen ſchwarzen Haare 
verloren, und zeigten daher auf der Oberſeite eine lichtere Färbung. 16) Dieſe Art iſt der 
vorhergehenden nahe verwandt, ſie iſt aber, wie W. anführt, merklich kleiner, ihre Ohren nebſt 
dem Schwanze ſind kürzer und dicht behaart, auch zeigen die Backenzähne einen Unterſchied. Nach 
der Zeichnung zu urtheilen, find die Zacken nicht fo ſpitz, wie bei griseo - flavus. 17) Bei 
Unterſuchung des Gebiſſes könnte ſich's leicht ergeben, daß dieſe, in ihrem äußern Habitus von 
den übrigen ſüdamerikaniſchen Maͤuſen ſehr abweichende Art, als Typus einer beſondern Unter— 
abtheilung oder ſelbſt Gattung anzuſehen waͤre. 


68 


540 Hesperomys. 


Ratte; der Körper iſt unterſetzt und dick, die Ohren ſind breit, rund und 
dicht behaart, die Hinterfüße kurz, der Schwanz wenig verlängert. Die Behaa— 
rung iſt dicht und weich; Bartborſten werden kaum ſichtbar. Die Farbe 
iſt glänzend ſchwarzgrau, auf der Mitte der Bauchſeite matt aſchgrau. Jedes 
einzelne Haar iſt am Grunde tief ſchwarzgrau, dann glänzend ſchwarzbraun, 
und an der äußerſten Spitze weiß. Nur die Spitze der Naſe und beide Lip— 
pen ſind weiß; von der Oberlippe zieht jederſeits ein kaum merklicher weißer 
Strich über den Mundwinkel hin, die Zehenſpitzen ſind weißlich, die Nägel 
ſchmutzig gelbgrau. Die Ohren ſind am Rande der innern Wölbung mehr 
als an der Außenſeite mit Haaren von der Leibesfarbe beſetzt. Der Schwanz 
iſt in der erſten Hälfte mit glänzenden ſchwarzbraunen Haaren bewachſen, 
in der letzten mit Schuppenringen bedeckt, zwiſchen welchen oben einzelne 
lange braune Borſten ſtehen, während die Unterſeite kahl iſt. Die Vorder— 
zähne ſind außen gelb. 


IE o e e I Sr a SE 1° 0% 
Si 02.00.00 e 140. 00-0 6 O Diet! EEE SE Se 1 3 
Ron: 3 0 Hinterfuß r e os 2 0 


Von Sellow in den waldigen Gegenden am Uruguay entdeckt. 


31. H. squamipes Liear. Die ſchuppenfüßige Ratte. 
H. supra fusco- einereus, subtus canus; auriculis brevibus pilosis; plantis 


eute squamata obtectis. 
Mus squamipes. BRaxrs muiz. p. 138. — Fıscs. syn. p. 323. 
Der Körper iſt unterſetzt, der Kopf lang und ziemlich ſtark, die Naſe 


vorragend, die Gliedmaſſen kurz. Die Behaarung iſt weich und anliegend; 
der Schwanz ſchwarz, faſt nackt, geringelt. 


Köper le 9% 0, Drei Er err (G 
Signs Er: ine SJINLELTUB m. 2 0 
C rear seh 1 II 


Aus Braſilien. 


32. H. rufus Desm. Der Hocicudo. 


H. castaneo-fuscus, subtus albido -flavescens, lateribus fusco - rufescentibus, 
plantis caudaque fusco- nigris. 


Scharrmaus. 541 


Mus rufus. Dsmank. mamm. p. 305 — BRnaxrs muiz. p. 142. — Rengger Pa: 
raguay S. 230. 
Hocicudo. Azar. apunt. II. v. 44; Rat roux. Azar. essai II. p. 94. 


Nach 2 männlichen Exemplaren, die Nengger!?) beſchreibt, find die 
Schnurren kürzer als bei andern Mäuſen (kaum 6 — 7 Lin. lang), die Oh: 
ren nur wenig vorragend, nicht ganz ſo hoch als breit, der Schwanz dünn 
und ſpindelförmig zulaufend. Die Farbe iſt auf Kopf und Rücken kaſta⸗ 
nienbraun, was an den Seiten ins Röthlichbraune und an den Beinen ins 
Bräunlichrothe übergeht. Die Unterſeite iſt weißlichgelb, Lippen und Schnur⸗ 
ren weiß; Schwanz und Fußſohlen bräunlichſchwarz. Die Länge des Kör⸗ 
pers iſt 5“ 11, des Schwanzes 4” 1¼/. 

Die Heimath iſt Paraguay in der Nähe von Aſuncion. 


33. H. callosus Renee. Die Schwielenmaus. 
H. totus griseus, supra paululum rufescens, plantis callosis caudaque griseo- 
nigris. 
Mus callosus. Renggers Säugthiere von Paraguay. S. 231. 
Gleich der folgenden Art blos von Rengger beſchrieben. In ihrem 


Anſehen iſt fie einer jungen Hausratte ähnlich, doch find die Schnurren viel 


kürzer (kaum 6 Lin. lang), die Ohren oval und der Schwanz läuft nicht 
in eine Spitze aus, ſondern endigt ſtumpf und krümmt ſich wie ein Wickel⸗ 
ſchwanz nach unten. An den vordern Fußſohlen ſieht man ein Paar und 
an den hintern 2 Paare nebeneinander ſtehender, erhabener, harter Schwie— 
len. Der ganze Pelz iſt grau, an den obern und äußern Theilen mit einem 
Anſtrich von Roth. Die Schnurren ſind ſchwarz; Schwanz und Fußſohlen 


graulichſchwarz. 
i e ins,, e 
Sch, a rss Dhtbreitesne th WR, 8 


Am Ufer des Paraguayſtromes, unterm 27° Breite, wo dieſe Maus, 
nahe am Waſſer, ſich Gänge in die Erde gräbt. 


18) Seine Angabe der Färbung weicht etwas von der Azara's ab, wahrſcheinlich weil des 
Letzteren Exemplar lange in Weingeiſt gelegen hatte. Nach Azara mißt der Körper 5“ 2, der 
Schwanz 33“; das Ohr iſt 6“ hoch und 8° breit. 


542 Hesperomys. 


34. H. longitarsus Renee. Die langfüßige Maus. 
II. supra e rufescente griseus, subtus pallide cinerascens, tarsis elongatis, plan- 


tis nigris, enuda corpore longiore. 


Mus longitarsus. Rengger's Säugth. von Paraguay. S. 232. 


Rengger hat nur ein männliches Inviduum geſehen. Beim erſten An— 
blick, ſagt er, könnte man dieſe Maus leicht mit der Hausmaus verwech— 
ſeln; ſie unterſcheidet ſich aber von derſelben durch die längern Schnurren, 
die beinahe 1“ meſſen, den längern Schwanz und die viel längern Hinterfuͤße. 
Die Farbe der Oberſeite iſt röthlichgrau, der Unterſeite licht aſchgrau. 
Ohren, Rücken und Füße find fleiſchfaͤrben mit Grau gemiſcht, Schnurren 
und Fußſohlen ſchwarz. 
ie , ie,, ae 
Schwanz e Karten ee 0 9 


Am Ufer des Paraguayſtromes, nördlich von Villa- Real. 


35. H. cephalotes DESsMu. Die großköpfige Maus. 
H. fuseus, subtus albidus, lateribus pallidioribus; cauda nuda longitudine cor- 
poris. 
Mus cephalotes. Desmar. mamm. p. 305. — BRANTS muiz. p. 144. 
Cola igual.alcuerpo. Azar. apunt. II. n. 47; 
Rat & grosse tete. Azur. ess. II. p. 82. 


Der Kopf iſt kurz und dick. Die Oberſeite iſt braun, was an den 
Seiten lichter wird und etwas ins Zimmtfarbige zieht. Die Unterſeite iſt 
weißlich, ein wenig ins Zimmtfarbige fallend. Der Schwanz iſt kahl. 
Spree „ . 
Scha Stef, 


Von St. Ignaz-Guazu in Paraguay. 


36. H. nigripes Des m. Die ſchwarzſohlige Scharrmaus. 
H. cinnamomeo-bruneus, infra albus, capite maximo, podariis subtus aterrimis, 
cauda lopgitudine corporis. 


Mus nigripes. Desmar, mamm. p. 306. — Braxts muiz. p. 146. 
Rat ä tarse noir. Azar. essai II. p. 98. 


Scharrmaus. 543. 


Von Azara nach zwei Weibchen beſchrieben. Der Kopf iſt groß mit 
ziemlich ſtumpfer Schnautze; die Ohren find rund, dicht behaart, 3 über 
dem Kopfe lang und 3 breit; die Schnurren find nicht ſehr lang und fein. 
Die Oberſeite iſt zimmibraun, an den Seiten lichter, unten weißlich. Die 


Sohlen der 3 üße ſind ſchwarz wie Tinte. Der 1 iſt kahl. 

Gs ua 0 Sa Kopf e  e gs. 

Schwanz e ee ene Hinter ie ,, 0 102 
Von ee durch Indianer von Atira gefangen. 


37. H. Laucha Desm. Die Lauchamaus. 
H. plumbeus, infra albidus, capite minusculo, cauda corpore paululum breviore. 


Mus Laucha. Deswar. mamm. p. 306. — BRANTS muiz. p. 148. 
Laucha. Azar. apunt. II. n. 51; essai II. p. 102. 


Die Schnautze iſt etwas zugeſpitzt, die Ohren, welche 3% Linien über den 
Kopf vorragen, ſind ſehr wenig behaart. Die Oberſeite iſt bleifarben wie 
bei der gemeinen Ratte, und die Unterſeite weißlich; die Sohlen ſind weiß. 
Schwanz und 90 0 ſind faſt kahl. 

Char 0 0 0 RE e e a eee, ee 63% 
Schwanz. ee eee 

Ein Eyemiplar wurde bei Buenos-Ayres, ein anderes in den Pampas 

unter dem 25° Breite gefangen !?). 


38. H. palustris Hank. Die Sumpfmaus. 
H. supra ferrugineo-fuscus, subtus albido-canescens; cauda brevipilosa, apice 
subpenicillata. 
Mus palustris. HarLan in Sillim. am, journ. XXXI. p. 385. — Iſis 1840. S. 178. 


19) Aus Azar. Apunt. (mir nicht zugänglich) führt Brants noch 2 Arten an, die im Ess. 
nicht aufgenommen find, nämlich einen Ratton agreste und einen Ratton blanco debaxo. Er- 
ſteren nennt Fiſcher Mus? Azarae, letzteren Mus? dubius (vgl. Fiseb. syn. p. 325 u. 326). 

Auf keinen Fall zu Meriones, ſondern höchſt wahrſcheinlich zu Hesperomys gehört der Me— 
riones musculus Mus. Berol. (Olfers in d. neuen Bibl. der Reiſebeſchr. XV. S. 207; 
Kuhl's Beitr. S. 70): M. supra rufo -flavescens, lateribus pallidior, subtus albo-canes- 
cens; auriculis magnis; pilis raris adpressis; cauda dorso concolore subnuda (nach Kuh! 
floccosa). Körper 33“, Schwanz 31“. Aus Brafilien. 


544 Hesperomys. 


Der Leib iſt ziemlich lang, oben roſtbraun, unten graulichweiß, die 
Haare an der Wurzel bleigrau. Die Füße find klein, die Ohren halb fo 
lang als der Kopf, der Schwanz lang. Die Färbung gleicht oben ziemlich 
der vom Lemming. Der Schwanz iſt mit kurzen Haaren bedeckt, am Ende 
ein Pinſel. Die Backenzähne mit Schmelz und Querleiſten auf der Krone; 
die obern Schneidezähne pechbraun, die untern weiß. 


ff n, er EZ 
Lei) e erder füße etwas nenn 


In den Sümpfen von Neu-Jerſey in Südkarolina in der Nähe von 
Salem; ein Stück auch von Charleſton. Könnte wohl zur Abtheilung Cal- 
lomys gehörig ſeyn 2c). 


Endlich iſt noch derjenigen Mäuſe zu gedenken, welche neuerdings Lund 1) aus der braſiliſchen 
Provinz Minas bekannt gemacht. Er theilt ſie der Gattung Mus zu, wofür wahrſcheinlich Hes— 
peromys zu ſetzen ſeyn wird; zugleich ſieht er ſeine Arten für verſchieden von denjenigen an, 
welche durch den Prinzen von Neuwied, Uzara, Rengger und Brandt bekannt gewor— 
den ſind. Da Lund keine vergleichenden Beſchreibungen, ſondern nur kurze Diagnoſen bisher 
mitgetheilt hat, ſo wage ich nicht, ſeine Arten zu deuten, ſondern begnüge mich, ſie einfach anzu— 
führen. Er bringt ſie unter 2 Abtheilungen: 

a) Schwanz länger als der Körper. 

1) Mus aquaticus. Unterſcheidet ſich von allen andern Arten durch Schwimmfüße. 
Bau plump, Kopf breit, Ohren niedrig; Pelz fein, otterartig, oben gelbgraubraun, unten ocker— 
gelb. Körper 7“ 5%, Schwanz 8“ Dieſe Maus baut ihr Neſt ins Rohrgebüſche an Teichen. 

2) Mus mastacalis. Unterſcheidet ſich ſehr leicht von den andern Arten dadurch, daß 
der Schwanz in einen Büſchel langer Haare endigt. Ihre außerordentlich langen Schnurren rei— 
chen bis zur Mitte des Körpers. Farbe oben röthlichgrau, unten weißlich. Körper 5“, Schwanz 7, 

3) Mus vulpin us. 22). Zeichnet ſich aus durch langhaarigen Pelz, der oben lebhaft 
roſtroth, unten weiß iſt mit roſtgelbem Anfluge. Körper 5“ 4, Schwanz 7“ 1". 

4) Mus longieaudus. Oben graubraun mit ſtarker Beimiſchung von Ockergelb, was 
auch die herrſchende Farbe an den Seiten iſt, unten weiß. Schnautze, unterer Theil des Vor— 
derarmes und Unterſchenkel grau. Körper 3“ 5. „ Schwanz 4 73“. 


20) Der Musculus nigrieans von Rafinesque (Des mar. mamm. p. 307) aus den 
Vereinigten Staaten, ſcheint mit Mus Rattus identiſch zu ſeyn. 21) Det K. Danske Vi- 
denskabernes Selskabs naturvidenskabelige og mathematiske Afhandlinger. VIII. Deel. 
Kiöbenhavn. 1841. ©. 276 u. f. 22) Nach den Größenverhältniffen zu urtheilen, mit Mus 
wulpinus Licht. keineswegs identiſch. 


Reithrodon. 545 


7) Schwanz kürzer als der Körper. 

5) Mus laticeps. Ausgezeichnet durch breiten und hohen Kopf, große 1 vor⸗ 
ſpringende Augen und dünneren Schwanz. Oben licht aſchgrau mit ſtarker Einmiſchung von 
Roſtgelb, unten rein weiß. Körper 5“ 5, Schwanz 5 

6) Mus expulsus, Oben gemiſcht aus Graubraun und Ockergelb, wobei jenes die herr— 
ſchende Farbe auf dem Rücken, dieß an den Seiten iſt. Untertheile licht iſabellgelb. Körper 4 
9", Schwanz 3“ 3. Die gemeinſte aller Arten, die nun auf angebauten Feldern ſich findet, 
früher in Häuſern, woraus fie durch Mus setosus vertrieben worden iſt. 

7) Mus lasiurus. Stellt im Kleinern den Mus vulpinus dar, doch iſt der Pelz nicht 
ſo langhaarig und weniger lebhaft roſtroth, der Schwanz mit ſteifen abſtehenden Borſten beſetzt. 
Körper 4“ 8°”, Schwanz 2° 18°. In Wäldern. 

8) Mus lasiotis. Unterſcheidet ſich durch feine großen rauhhaarigen Ohren und kürze— 
ren fein behaarten Schwanz. Oben gelbbraun, unten gelbgrauweiß. Körper 26, Schwanz 171%. 

9) Mus principalis und 10) Mus fossorius find ihm nur aus Skeleten, in Höh— 
len gefunden, bekannt; erſterer übertrifft an Größe die andern Arten; von letzterem fest Lund 
wegen der ſtarken Leiſte am Oberarm eine größere Fertigkeit im Graben voraus. 

Außerdem kennt Lund noch 2 Arten, die er für eingewandert anſieht. Die erſte nennt er 
Mus setosus. Er ſieht fie für einen Fremdling an, weil fie die einzige braſiliſche Art iſt, 
die lange, ſteife, über den gewöhnlichen Pelz vorragende' Borſtenhaare hat, weil ferner ihr Ober— 
armbein mit einem weit ſchwächern Kamm verſehen und ſie den Bewohnern der Provinz Minas 
erſt ſeit 25 — 30 Jahren bekaunt iſt, wo ſie ſich in die Häuſer eingedrängt hat. Lund glaubt, daß 
dieſe Maus erſt durch die Schiffahrt eingebracht iſt. Ihre Farbe iſt oben graugelb, unten weiß— 
lich, die langen Borſtenhaare find ſchwarz. Der Körper mißt 7“, der Schwanz 8“. — Mir 
ſcheint es, daß dieſe Art der Mus tectorum iſt. 

Eine andere Art hält Lund gleichfalls für eingewandert, da ſie ſich nie in Wäldern und 
Feldern, entfernt von den menſchlichen Wohnungen, findet. Er ſtellt ſie einſtweilen zur Haus— 
maus, bis er Gelegenheit hat, dieſe mit ihr unmittelbar zu vergleichen, doch ſcheint ſie ihm von 
Mus musculus abzuweichen durch kürzere Ohren und Schwanz, und Verſchiedenheit im Pelz und 
in der Färbung. Der Pelz it fein und glatt, ſeidenglänzend, oben graugelb, unten weißlich mit 
graugelbem Anfluge. Bei dem jungen Thiere iſt er langhaariger, ohne Seidenglanz und ganz 
grau, oben dunkler, unten lichter. Körper 3“, Schwanz ebenfalls 3“. 


LIE. REITHRODON. Die Furchenmaus. 


Habitus murinus, aurieulae caudaque mediocria pilosa; dentes 

primores superiores sulcati, molares plicis vitreis undulatis siguati. 

Waterhouſe, der mehr als irgend ein anderer Naturforſcher die 
Suppl. 3. : 69 


516 Furchenmaus. 


Kenntniß der ſüdamerikaniſchen Mäuſe förderte, hat dieſe Gattung mit be— 
ſtem Rechte aufgeſtellt??). Wenn man ſie auch nach der Beſchaffenheit der 
Backenzähne zu Hesperomys ziehen könnte, fo giebt die Furchung der Schnei— 
dezähne ein Merkmal ab, wodurch man ſie ſicher und leicht von allen ver— 
wandten Gattungen unterſcheidet, und einem ſolchen Merkmal darf man in 
einer Familie, die ſo wenig markirte Differenzen aufzuweiſen hat, ohne Be— 
denken einen generiſchen Werth beilegen 24). 

Im äußeren Habitus kommen die Furchenmäuſe mehr mit den Wühl— 
maͤuſen, als den eigentlichen Mäuſen überein. 

Der Körper iſt unterſetzt; der Kopf groß mit gewölbter Stirne, die 
Augen groß, die Ohren mittelmäßig und behaart. Die Fuße find Szehig, 
die vordern mit bloſem Daumenſtummel; ſie ſind dichter behaart als bei den 
eigentlichen Mäuſen, und auch die Sohlen der Hinterfüße ſind mit Haaren 
beſetzt, wenigſtens in ihrem hinteren Theile. Die Nägel ſind klein und ſchwach. 

Die Schneidezähne ſind gelb und nicht ſo dick (von vorn nach hinten) 
als die der eigentlichen Mäuſe. Sehr charakteriſtiſch iſt es, daß die obern 
von einer Laͤngsfurche in der Nähe des Außenrandes durchzogen ſind; 
die untern find glatt. Die Backenzaͤhne, an Zahl 3, find bei jungen 
Thieren wurzellos, während ſie bei alten deutliche Wurzeln beſitzen. Ihre 
Schmelzleiſten bilden Schlangenwindungen, ſind einander ſehr genähert und 
die der entgegengeſetzten Seite ſtoßen zuſammen; nach hinten nehmen dieſe 
Zaͤhne an Größe ab. Im Oberkiefer hat der vordere Backenzahn außen 
und innen 2 abwechſelnde Einbuchtungen; der mittlere und hintere außen 2, 
innen 1. Im Unterkiefer zeigt der vordere Zahn außen 3, innen 2 Einbuch— 
tungen; der mittlere außen 2, innen 1; der letzte außen und innen nur eine. 

Der Schädel iſt im Vergleich zu Mus verhältnißmäßig kürzer und breiter, 
und mehr gekrümmt; der Raum zwiſchen den Augenhöhlen ſchmäler. Das 
untere Augenhöhlenloch iſt wie bei Mus beſchaffen, doch iſt die Platte etwas 
ſchmäler. Die auffallendſte Differenz im Unterkiefer beſteht in der geringern 
Größe des Kronenfortfages und in feiner Krümmung nach Außen, der Ge— 
lenkfortſatz iſt ſchmäler und der hintere Rand des Kiefers tiefer ausgeſchnitten. 


23) Ableitung von Fer, Fluß, (channel? Rinne). 24) Da mir dieſe Gattung mit 
ihren 3 Arten nur aus Waterhouſe's Darftellung bekannt iſt, fo kann ich blos nach dieſer referiven. 


U 


Reithrodon. 547 


Die Hei math der bisher bekannten 3 Arten iſt der öſtliche Theil der 
Südſpitze von Amerika. 


1. Rb. cuniculoides War. Die ramsköpfige Furchenmaus. 


Rh. flavido- bruneus, dorso obscurior, subtus e lutescente albidus, lateribus 
pallide flavescentibus, macula postauricnlari flavida, 
Reitbrodon cuniculoides. Warknn. proceed. V. p. 30, voy. of Beagle. mamm. 
p. 69. tab. 26 (Thier) tab. 33 fig. 2 a- d, 34 fig. 21 a-c (Schädel und Zähne). 


In der ſtark gekrümmten Form des Kopfes liegt eine Aehnlichkeit mit 
einem jungen Kaninchen; die Ohren ſind mäßig, die Hinterfüße ziemlich lang, 
der Pelz lang und ſehr weich. Die Farbe der Oberſeite iſt im Allgemei— 
nen graulichbraun, mit einer beträchtlichen Beimiſchung von Gelb, an den 
Leibesſeiten graulich mit gelbem Tone und die untere Hälfte derſelben von 
einer zarten gelben Farbe. Die Unterſeite des Kopfs und Leibes iſt gelb— 
lichweiß. Die Rückenhaare find am Grunde grau, dann breit gelb mit dunk— 
ler Spitze, die laͤngern Haare ſind ſchwarz; auf der Unterſeite ſind ſie grau 
mit blaßgelben Enden, an den Wangen und Seiten mit lebhafterem Gelb. 
Die Schnurren ſind ſehr lang, zahlreich, am Grunde ſchwarz, an der Spitze 
graulich. Die Ohren ſind meiſt gelb behaart; hinter jedem Ohr iſt ein 
Fleck von gelblichweißen Haaren. Füße und Steiß ſind weiß. Der Schwanz 
iſt oben braun, unten weiß. 

Kbrper r e ein eee r gn, er 
Sh inter, ar 

Exemplare wurden von Darwin zu Port Deſire, St. Julian und Santa 

Cruz an der patagoniſchen Küſte gefangen, an letzterem Platze in Menge. 


2. Rh. typicus War. Die goldbäuchige Furchenmaus. 

Rh. supra flavido- fuscus, dorso obscurior, subtus flavidus, lateribus auratis, 
auriculis majoribus. 
Rbeitbrodon typieus. WATERE, proceed. V. p. 30; voy. of Beagle mamm, p. 71. 
tab. 34 fig. 40 (Backenzähne). 

Hat daſſelbe Kaninchen-ähnliche Anſehen gleich der vorigen, aber die 
Färbung iſt dunkler, die Ohren find viel größer und die Hinterfüße kürzer. 

69 * 


548 Holochilus. 


Der Pelz iſt mäßig lang. Die Farbe der Oberſeite iſt braun, auf dem 
Kopfe ſchwärzlich; an den Wangen und Seiten herrſcht ein ſchön gelber Ton 
vor. Die Unterſeite iſt hell gelb; die Farbenvertheilung an den Haaren iſt 
wie bei voriger Art; auf dem Kopf iſt aber der gelbe Ring ſehr ſchmal. 
Schnurren und Ohren ſind ähnlich gefärbt; die Füße ſind weiß, der Schwanz 
iſt oben bräunlich, unten ſchmutzig weiß. Die Tarſen find unten mit grau⸗ 


lichbraunen Haaren beſetzt. 

Körper 207 6 Ohr. Nee eee e 

Von der Naſe zum Auge. . 1 4 Hinterfuu s. 1 27 
Bewohnt die offenen graſigen Savannen bei Maldonado. 


3. Rh. chinchilloides War. Die kleine Furchenmaus. 

Rh. aupra einereo-bruneus, flavido-lavatus, subtus flavido albus, lateribus 
pallide lutescentibus, auriculis parvulis. 

Rheithrodon chinchilloides. WATERR, voy. of. Beagle. mamm. p. 72 tab. 27 
(Thier), tab. 34 fig. 20 a-d (Schädel). 

Die Ohren find klein 1), die Hinterfüße mäßig, der Pelz lang und 
ungemein weich. Die Farbe der Oberſeite iſt aſchbraun; der untere Theil 
der Wangen und Seiten zart gelb. Die Unterſeite iſt rahmfarben (eream 
colour). Alle Haare ſind am Grunde dunkelgrau; die des Rückens gegen 
die braune Spitze ſehr blaß gelb (faſt weiß); die längern Haare ſind an 
der Spitze ſchwarz. Die Schnurren ſind theils weißlich, theils ſchwarz 
mit graulicher Spitze. Der Schwanz iſt ziemlich dicht behaart, doch nicht 
ſo, um die Schuppen zu verdecken; oben ſchwärzlich braun, unten weiß. 
Die Füße N weiß. 

Körper . EDEN 5 So ago e Br . 0“ Gl 
Eee 2 4 | Hinterfuß 10 
Bewohnt die Südküſte der Magellansſtraße am öſtlichen Eingang. 


LIII. HOLOCHILUS. Die Haftmaus. 


Habitus murinus, labrum haud plane fissum, cauda elongata, 
squamosa, brevissime pilosa; dentes molares abbreviati, latiusculi, 


25) Der Schwanz war verſtümmelt. 1) Nackt, was wohl nur davon herrühren wird, 
daß das Exemplar in Brantwein aufbewahrt wurde: 


Haftmaus. 549 


plani, neque tuberculati, neque sulco longitudinali divisi, superi- 
orum ultimus aeque longus ac primus. 


Brandt?) errichtete im Jahre 1835 unter den Mäufen eine eigne 
Gattung Holochilus *), welche er von den andern dadurch unterſchied, 
daß die Spalte der Oberlippe nicht ganz durchgeht, ſondern daß ihr oberer 
Theil, mit Ausnahme eines nackten Verbindungshäutchen, behaart iſt. Vom 
Zahnbaue ſagt er nichts; er ſcheint ihn mit dem von Mus für gleichförmig 
gehalten zu haben. Daß dieß nicht ſtatt hat, hat mir die Unterſuchung 
eines von Spix mitgebrachten Exemplars dieſer Gattung (H. seiureus) 
gezeigt. 

Von Hesperomys, mit welchem Waterhouſe dieſe Gattung ver— 
einigt ließ, habe ich bezüglich auf Bildung des Gebißes und Schädels fol— 
gende unterſcheidende Merkmale gefunden. 1) Bei Holochilus ſind die 
Backenzähne kürzer aber breiter. 2) Während bei Hesperomys die Zähne 
hinterwärts an Größe allmählig abnehmen, iſt bei Holoch. im Oberkiefer 
der mittlere kürzer als die beiden andern; der letzte (wenn auch ſchmäler) 
faſt ſo lang als der erſte. 3) Die Kaufläche iſt platt, nicht höckerig; von 
einer Längsfurche keine Spur. 4) Die Schmelzſchlingen ſtehn ſich mehr di— 
rekt gegenüber. 5) Die Schneidezähne ſind weit ſtärker. 6) Der Schädel 
iſt robuſter; der Schnautzentheil kürzer, daher auch die Entfernung zwiſchen 
Schneide- und Backenzähnen geringer. 7) Die Stirnbeine find ſehr ſchmaͤch— 
tig, ſtark ausgehöhlt, mit hoch aufgeworfenem ſchneidendem Orbitalrande. 
8) Der Unterkiefer iſt kurz, hinten hoch und breit. — Am meiſten Aehn: 
lichkeit iſt im Gebiß mit Sigmodon vorhanden, doch iſt bei Holoch. im 
Oberkiefer der hintere Backenzahn breiter, faſt von der Form des mittlern, 
und im Unterkiefer hat der mittlere Backenzahn von Sigmodon innen nur 1, 
von Holoch. 2 Einſchnitte. — 

Im Detail zeigt das Zahnſyſtem folgende Beſchaffenheit. Die 
Schneidezähne ſind ungefurcht, ſchmal, von vorn nach hinten ziemlich 
dick und auf der Vorderſeite gelb gefaͤrbt. — Die Backenzähne zeigen 
auf der Kaufläche Schmelzſchlingen, die einander gegenüber liegen, dem Zahne 
aber keine zikzakförmige Figur, wie bei den Wühlmäuſen, geben, da fie an 


2) Mem. de l’acad. de St. Pétersb. 1835. p. 428. 3) Von os ganz, eos Lippe 


550 Holochilus. 


den beiden Seiten eines jeden Zahnes nur durch ſchwache Einſchnitte von 
einander geſondert find. Im Oberkiefer hat der vordere Zahn jederſeits 
3 halbe Schmelzſchlingen aufzuweiſen, von denen aber nur das mittlere Paar 
vollſtändig von einander geſchieden iſt, während die vordern Schlingen mit 
ihrem Vorderrande und die hintern mit ihrem Hinterrande zuſammenſtoßen 
und je nur eine Curve bilden; die Schlingen der einen Seite liegen der der 
andern faſt gerade gegenüber mit ſchwacher Verrückung auf der einen Seite. 
Da die Schlingen dieſes Zahns auf beiden Seitenrändern durch 2 ſeichte 
Kerben geſchieden ſind, ſo wird der Zahn dadurch in 3 hintereinander lie— 
gende Pfeiler abgetheilt. — Der mittlere obere Backenzahn, der kürzer, aber 
gleich breit mit dem erſten iſt, beſteht aus 2 elliptiſchen Schmelzfalten, die 
jederſeits durch eine ſchwache Kerbe geſchieden ſind. Der hintere Backenzahn 
iſt ſchmäler, aber länger als der mittlere und ſpitzt ſich hinten zu. Er be— 
ſteht aus 2 hintereinander liegenden ſchmalen elliptiſchen Schlingen; an die 
hintere fügt ſich ein etwas dreieckiger Anſatz an, der von ihr auf der In— 
nenſeite nur durch einen ſeichten, auf der Außenſeite aber durch einen tiefen 
Einſchnitt getrennt iſt, und in ſeiner Mitte noch eine kleine Schmelzröhre ſe— 
hen läßt. — Die untern Backenzähne haben ähnliche Schmelzfiguren. Der 
vordere, welcher der größte iſt, beginnt mit einem gerundet dreiſeitigen An— 
ſatz, in deſſen Mitte eine Schmelzröhre eingeſchloſſen it; hinter ihm zeigt 
der Zahn auf der Außenſeite 2 und auf der Innenſeite 3 halbe Schmelz— 
ſchlingen, die unter ſich, wie vom vordern Anſatze, durch ſchwache Einfer- 
bungen geſchieden ſind. Der mittlere Zahn, eben ſo breit aber kürzer, hat 
auf der Innenſeite 2, auf der äußern 1 Einſchnitt, wodurch dort 3, hier 
2 halbe Schmelzſchlingen entſtehen. Der hintere Backenzahn, der hinten ſich ver— 
ſchmälert, hat auf der innern Seite einen ſchwaͤchern, auf der äußern Seite und weiter 
rückwärts gelegen einen tiefern Einſchnitt, wodurch bei der gewundnen Form 
der Conturen dieſer Zahn eine Geſtalt bekommt, die der eines 8 ähnlich iſt. 

Der Schädel it vom typiſchen Charakter der Mäuſe, doch iſt er 
zwiſchen den Augenhöhlen mehr eingezogen und zugleich hier (auf den Stirn— 
beinen) der Länge nach tief ausgehöhlt. Das Unteraugenhöhlenloch iſt wie 
bei den ächten Maͤuſen. Die äußere Form, namentlich auch die des 
Schwanzes, reiht die Haftmäuſe den eigentlichen Mäuſen an. 

Ihre Heimath iſt Südamerika. Dem Gebiße nach kennt man nur 


Haftmaus. 551 


die von mir als H. seiureus benannte Art und Waterhouſe's Hes- 
peromys brasiliensis. Von Brandb's Holochilus leucogaster und 
Anguya darf man daſſelbe Zahnſyſtem vorausfegen, da die Bildung der 
Oberlippe dieſelbe und ſonſt in den äußern Formen große Uebereinſtimmung 
iſt. Auch Lichtenſteiws Mus vulpinus iſt näher zu unterſuchen, ob er 
nicht ebenfalls hieher gehören könnte. 


1. H. brasiliensis Georr. Die goldbäuchige Haftmaus. 


H. supra fuscus fulvo-Javatus, subtus lateribusque auratus, gula pectoreque 
albis, pedibus sordide lutescentibus; cauda corpore paululum breviore, supra fusca, 
subtus sordide albida. 

Mus brasiliensis, Desmar. nouv. dict. XXIX. p. 62; dict. des sc. nat. XLIV 
p. 483. — Warere. voy. of Beagle. mamm. p. 58 tab. 19 (Thier), tab. 33 fig. 3 
a- d, 34 fig. 12 a (Schädel und Zähne.) 


Ich wiederhole hier die genaue Beſchreibung von Waterhouſe. Der 
Kopf iſt etwas gebogen und ſehr kurz; die Ohren klein, mit längern Haa— 
ren dicht beſetzt und theilweiſe unter dem Pelze verſteckt; der Schwanz ſpär— 
lich behaart; die Tarſen ſtark. Der Pelz iſt lang und weich. Die Farbe 
iſt im Allgemeinen ſatt goldgelb; auf der Oberſeite mengen ſich viele lange 
glänzend ſchwarze Haare ein und bringen deshalb einen dunkelbraunen Ton 
hervor. Kinn, Vorderhals, Bruſt und Steiß (rump ?) find weiß. Die 
Haare des Rückens ſind am Grunde dunkel grau, dann tief goldgelb mit 
ſchwärzlicher Spitze; am Unterleib ſind ſie am Grunde blaßgrau, mit langer 
goldgelber Spitze. Die meiſten Haare an den vorhin genannten Theilen ſind 
ihrer ganzen Laͤnge nach weiß. Die Ohren ſind innen goldgelb, außen bräun— 
lich behaart; die Schnurren ſchwarz. Die Füße ſind ſchmutzig gelblichweiß 
behaart; der Schwanz oben mit braunen, unten mit bräunlichweißen Haaren 2). 


4) Waterhouſe bemerkt, daß nach feiner Auſicht des Original-Exemplares von Mus 
brasiliensis im pariſer Muſeum dieſes vollkommen mit dem oben beſchriebenen übereinkomme, nur daß 
es kleiner iſt: Körper 7“ 4, Schwanz 7“ 9°, Hinterfuß 1“ 11°. Diele Differenz in der Körper— 
länge meint er auf Rechnung einer Alters- oder Geſchlechtsverſchiedenheit bringen zu dürfen. Auch 
erwähnt Waterhouſe noch, daß er daſelbſt ein anderes Exemplar geſehen hätte, was ihm eine 
Varietaͤt derſelben Art zu ſeyn ſchiene, an welcher der Unterleib weiß ift. 


552 Holochilus. 


hindern r „„ RES ehre, e e e 
Schwanz 2 EN iber; 0,980 eee. 
Von Bahia Blanca. 


2. H. leucogaster BAAxADT. Die ſchwarzſohlige Haftmaus. 
H. supra e flavo fuscus, paulisper - subnigro lavatus, subtus albus, plantis ni- 
gris, cauda corpore longiore. 


Mus (Holjochilus) lencogaster. BRAUDr mem. de Petersb, 1835. p. 428. 
tab. 12. 


Nach Brandt's Beſchreibung iſt die Oberlippe nicht geſpalten. Die 
Schneidezähne gefärbt, die Ohren groß, mit kurzen Haaren beſetzt, die Rü— 
ckenhaare rauher als die andern, und entweder rund! oder zuſammen gedrückt, 
der Schwanz laͤnger als der Körper, ſpärlich mit einzelnen Haaren beſetzt. 
Die Haare der Rückenſeite ſind am Grunde blaß bräunlichgrau oder faſt 
weißlich, an der Spitze falbbraun, bisweilen auch ſchwärzlichbraun. Die 
Haare der Unterſeite ſind am Grunde weißlich, an der Spitze hell fahlbraun 
oder weiß. Der Rücken hat ziemlich Schwarz beigemiſcht. Die untere Seite 
der Tarſen iſt kahl und ſchwarz; die Nägel weiß. Der Schwanz iſt an 
trocknen Individuen weißlich, an lebenden fleiſchfarben. 


Körper „een 90 Schnurren; 0 
Schwanz 0 Hinterfuß mit Krallen 1 7 


Die Heimath iſt Braſilien, wo dieſe Art nicht ſelten feyn fol. Von 
M. vulpinus iſt ſie unterſchieden durch viel geringere Größe, längern Schwanz, 
falbbraune Schnurren und ſtarre Rückenhaare. 


3. H. canellinus Wacn. Die zimmtfarbige Haftmaus. 
H. subflavo- ferrugineus, fusco-admixtus, subtus albus; dorsi pilis basi pal- 
lide canis et rutilo- albidis; cauda vix 3 corporis longa. 


Mus Anguya. BRANDT, mem. de Petersb. 1835. p. 430 tab. 13. 


Mit Unrecht hielt Brandt dieſe Art für identiſch mit Azara's und 
Rengger's Anguya = Maus, daher ich ihren Namen umändern mußte. 
Nach Brandt's Beſchreibung iſt die Oberlippe, wie bei vorhergehender Art, 
nicht geſpalten, ſondern einen kleinen, kahlen, dreiſeitigen Fleck unter der 


Haftmaus. 553 


Naſenſcheidewand ausgenommen, mit kurzen Haaren dicht beſetzt, daher zu 
Holochilus gehörig. Die Ohren ſind ziemlich groß, faſt nackt und nur mit 
dünnen Härchen ſpärlich beſetzt. Die Farbe iſt an Kopf und Nacken röth⸗ 
lich, aber mit Braun und Schwärzlich gemengt. Rücken, Seiten und An⸗ 
fangstheil der Beine ſind falblich roſtfarben, am Rücken mehr, an den Sei⸗ 
ten weniger mit Braunſchwarz geſprenkelt. Die Mitte des Hinterrückens 
fällt mehr ins Schwaͤrzliche; die Seiten des Hintertheils der Kruppe ſind 
faſt ganz roſtfarben. Die Unterſeite iſt weiß; die Innenſeite der Beine iſt 
weiß, nach unten und an den Pfoten röthlichweiß; die Zehenhaare und Nä— 
gel weißlich. Die Rückenhaare ſind alle rund, an der Wurzel blaßgrau und 
röthlichweiß, in der Mitte ſchwarzbraun, an der Spitze falblich roftfarben. 
Der Schwanz iſt blaß braungraulich, mit 2 Lin. langen, weißlichen oder 
lichtröthlichen Härchen beſetzt. 
ü e, 0“ 6 
Schwanz: 5 4 intens, 8 1 8 
Die Heimath des beſchriebenen Bran dt'ſchen Exemplares iſt 
Braſilien. 


4. H. sciureus Waen. Die Hörnchen⸗Haftmaus. 


H. supra ferrugineo-rufus, lateribus dilute fulvescens, subtus albidus; dorsi pilis 
basi schisticoloribus, plantis albido- carneis, cauda ultra 3 corporis longa. 


Holochilus sciureus. A. Wagn. im Arch. für Naturgeſch. VIII. S. 17. 


Bei dieſer Art, die mir nur aus einem Exemplare bekannt iſt, ſind die 
Ohren ziemlich kurz und am Rande behaart; die Hinterfüße lang und der 
mit kurzen weißlichen Haͤrchen beſetzte Schwanz etwas kürzer als der Kör⸗ 
per. Der Oberkopf und der Rücken find bräunlich roſtroth, was an den 
Hals ⸗ und Rumpfſeiten, fo wie am Oberarm und den Schenkeln in licht 
ockerfalb ſich umwandelt. Die Haare dieſer ganzen Oberſeite ſind in ihrer 
untern Hälfte ſchieferblau, dabei ohne ſchwarze Endſpitzen, was von M. vul- 
pinus unterſcheidet. Die Unterſeite, nebſt der Innenſeite der Beine, iſt weiß⸗ 
lich, was am Bauche licht ockergelblich überlaufen iſt. Auf der Unterſeite 
ſind die Haare ihrer ganzen Länge nach einfarbig, nur ganz am Grunde 
haben ſie einen licht graulichen Anflug. Hände und Füße ſind blos mit ſehr 

Suppl. 3. 70 


554 Holochilus. 


kurzen weißlichen Haaren beſetzt; die Sohlen find weißlich-fleiſchfarben; die 
Nägel weiß, mit ſpitzem, dunkel braunrothem Fleck in der Mitte. Die 
Schnurren ſind ſchwarzbraun mit etwas lichteren Spitzen; die Schneidezähne 
außen gelb. Der Schwanz hellbräunlich mit weißlichen Haͤrchen. 

Körper, nach der Krümmung... 7“ 6“ ] Sinterfuß bis zur Krallenſpitze . . 1“ 5% 
Schwanz) 6 2 


Spir hat dieſe Art?) am Rio Francisco in Braſilien entdeckt, jedoch 
nur ein einziges Exemplar davon mitgebracht. 


5. H. vulpinus Licur. Die fuchsfarbige Ratte. 


M. decumani longitudine, supra rufo- fuscus, pilis nigro- apiculatis, gastraeo 
candido, auriculis pilosis, cauda ultra 3 corporis longa, subbicolore. 


3 


Mus vulpinus. Lichtenſt. Darſtell. tab. 33. ſig. 2. — BranTs muiz. p. 137. 


Nur fragweiſe ſtelle ich dieſe Art hieher, indem mir ihr Gebiß unbe— 
kannt iſt. Die Haare ſind, wie Lichtenſtein angiebt, mit Ausnahme der 
auf den Rückenſeiten vorragenden Endborſten, ſehr weich und dicht, auf dem 
Grunde hellgrau, nach außen ſchön rothbraun, was an den Seiten am leb— 
hafteſten hervortritt, auf der ganzen Rückenſeite aber glänzend ſchwarzbraune 
Spitzen hat. Die Bauchſeite iſt rein weiß. Die Ohren ſind maͤßig groß 
und innen und außen rothbraun behaart. Die Bartborſten ſind ziemlich lang 


6) Ob der Schwanz an dieſem Exemplare ganz vollſtändig iſt, läßt ſich nicht mit vollkom⸗ 
mener Sicherheit ſagen. Auch die Ohren ſind an der Spitze beſchädigt. 7) Die meiſte Aehn⸗ 
lichkeit hat dieſe Art mit H. canellinus, ſo daß ich ſie mit ihr ſpezifiſch vereinigt hätte, wenn 
nicht folgende Gründe dagegen aufzuführen wären. 1) Sit der Schwanz bei H. sciureus weit 
länger; 2) Brandt ſagt von H. canellinus: „totius dorsi pili omnes basi e pallide cano 
et rufescente albidi, medio e nigricante fusci, apice e subflavescente ferruginei. An un⸗ 
ſerem H. sciureus find aber die Rückenhaare nur zweifarbig, in der untern Hälfte ſchiefergrau, 
in der obern falb. 3) Von H. canellinus heiſt es weiter: „Dorsum et latera e subflaves- 
cente ferruginea, colore fusco-nigro in dorso magis, in lateribus minus largiter adsperso.‘* 
Bei unferem H. sciureus fehlt aber eine ſchwarze Beimiſchung ganz. — Da jedoch Brandt 
und ich, jeder nur ein Exemplar zur Aufſtellung feiner Art vor ſich hatte, könnten weitere Unter— 
ſuchungen an mehr Exemplaren zur Vereinigung beider in eine Art führen. Von H. leucogaster 
iſt unſere Art ſchon durch die hellfarbigen Tarſen verſchieden. 


Sigmodon. 555 


und ſchwarz. Die Tarſen der Hinterfuͤße und ſämmtliche Zehen ſind auf 
der Oberſeite faſt nackt und wie der Schwanz nur dünn mit weißlichen oder 
gelblichen Borſten bedeckt; die Krallen ſind weißlich. Die Unterſeite des 
Schwanzes iſt ebenfalls von letzterer Farbe, die obere braun s). 


ln oo oo „„ „ „ . 9“ 6“ | Hinterfuß mit Kralle 2% 3% 
Schwanz: 6 6 Serge a ee 0 8 
Git d oo % o e Drei steif a ee 0 27 


Von Sello am Uruguay gefunden. 


LIV. SIGMODON. Die Schlingmaus. 


Habitus Arvicolarum, auriculae caudaque mediocria brevipi- 
losa; dentes molares leviter ineisi, plicis vitreis biseriatis alternan- 
tibus sigmoideis notati. 


Say und Ordo) haben aus einem Nager, der, wie ich es aus eige⸗ 
ner Anſicht beſtätigen kann, in ſeinem ganzen äußern Anſehen, ſelbſt in der 
Färbung, eine große Aehnlichkeit mit der Waſſerratte zeigt, die Gattung Sig- 
modon errichtet. Der Körper iſt unterſetzt, der Kopf dick, die Schnautze 
abgerundet, die Oberlippe geſpalten und gleich der Naſe behaart; nur die 
ſchmale Naſenkuppe iſt nackt. Die Schnurren ſind weder lang, noch ſtark; 
die Ohren mittelmäßig, gerundet und mit feinen kurzen Härchen beflogen. 
Die Füße find 5zehig; an den vordern der Daumen nur ein Stummel mit 
Nagel; die Krallen ſind ſchwach. Der Schwanz iſt mittellang und mit kur⸗ 
zen ſteifen Härchen beſetzt. Der Pelz iſt reichlich und ziemlich weich, ob⸗ 
ſchon er wegen der vielen hervorſtehenden längern Haare etwas borſtig ausſieht. 

Die Schneide Zähne find ungefurcht, gelb, feitlich etwas zuſam⸗ 
mengedrückt, auf ihrer Vorderfläche merklich gewölbt, die untern ſchief abge: 
ſchnitten. Backenzähne ſind 3, mit deutlichen Wurzeln verſehen, der 


8) Nach Anſſcht des berliner Exemplapes füge ich noch bei: Ohren dicht filzig behaart; 
Schwanz geſchuppt, oben mit ſpärlichen braunen Boyſten, unten mit längeren weißlichen beſetzt. 
Sohlen nackt; Schneidezähne lebhaft gefürbt. 9) Brant giebt dieſelbe nur zu Gt‘ an. 
10), Im Journ. ef the Academ, of Nat, Sc. of Philadelph. IV. 

70 * 


556 Schlingmaus. 


vordere etwas länger als die beiden hintern, der mittlere faſt ſo breit als 
lang, der hintere im Oberkiefer faſt eben fo, nur hinten gerundeter, im Un⸗ 
terkiefer beinahe länger als ſein Vorgänger; die Kaufläche iſt platt. Der 
vordere Backenzahn hat urſprünglich beiderſeits 2, jeder der andern beider: 
ſeits nur einen, abwechſelnd geſtellten Einſchnitt. Hiedurch entſtehn im Ober⸗ 
kiefer auf dem vordern Backenzahn jederſeits 3 abgerundete Schmelzſchlingen, 
von denen die vordere beider Seiten in eine Curve zuſammenſtößt, die bei= 
den andern Paare mit einander abwechſeln und etwas gewunden ſind. Der 
mittlere Zahn ſtellt auf der Kaufläche ein gedrücktes breites S dar, deſſen 
vordere Schlinge auf der Außenſeite bei ſtärkerer Abnützung noch einen be⸗ 
ſondern ſeichten Einſchnitt zeigt. Aehnlich iſt der letzte Backenzahn, nur daß 
ſein hinterer Theil mehr abgerundet iſt. Im Unterkiefer hat der vordere Ba⸗ 
ckenzahn jederſeits 3 elliptiſche abwechſelnde Schlingen; indem aber die hin⸗ 
terſte auf der Innenſeite noch einen beſondern ſeichten Quereinſchnitt hat, 
kommt hier eine kleine vierte hinzu. Die Schmelzſchlingen der beiden andern 
Backenzähne ſtellen wieder ein breites 8 dar 1). 

Das Unteraugenhöhlenloch iſt wie bei den ächten Maͤuſen beſchaffen. 

Die Heimath der bekannten einzigen Art iſt Nordamerika. 


1. S. hispidum Sav. Die borſtige Schlingmaus. 
S. supra ex bruneo -lutescente nigroque mixtum, subtus albido- canum. 


Sigmodon hispidum. Sar et Onp, journ. of Philad. Iv. 2. p 352; 200l. eee 
p. 296. 
Arvicola hortens is. Hakr. faun. am, p. 138. 


Die Farbe it — wie Say und Ord angeben und ich es bei etlichen 
Exemplaren gleichförmig gefunden habe — auf der Oberſeite aus Bräunlichgelb 
und Schwarz geſprenkelt. Alle Haare ſind am Grunde dunkel ſchieferfarben, 


11) Die von Say und Ord gegebene Abbildung der Backenzähne iſt im Ganzen richtig, 
jedoch ſind die ſeitlichen Einfurchungen zu ſtark dargeſtellt, indem dieſe die Seiten nur wenig aus— 
kerben, fo daß keine Zacken wie bei Neotoma entftehen. Das Gebiß kommt zunächſt mit dem von 
Hesperomys überein, iſt aber dadurch verſchieden, daß bei Sigmodon die Schmelzfalten etwas 
gewundener ſind, der hintere Zahn im Oberkiefer breiter, faſt von der Geſtalt des mittlern iſt und 
der mittlere Zahn im Unterkiefer auf der Junenſeite ſtatt 2 (wie Holochilus) nur eine Furche hat. 


Sigmodon. 557 


was auf der Oberſeite über die Hälfte der Länge ausmacht, dann folgt eine 
bräunlichgelbe Spitze. Außerdem ſind auf der Oberſeite eine Menge weit länge⸗ 
rer Haare eingemengt, die meiſt ganz ſchwarz ſind, an den Seiten aber und 
auf dem Kreutze ebenfalls gelbliche Spitzen haben 2). Die Unterſeite iſt 
ziemlich abgeſchnitten graulichweiß. Die behaarten Ränder der Oberlippe, ſo 
wie der behaarte Theil der Naſenſpitze, find weißlich. Die Schnurren find. 
ſchwärzlich, meiſt mit lichtern Spitzen; die Ohren dem Rücken gleichfarbig. 
Die Füße ſind mit ſchmutzig bräunlichgelben Haaren beſetzt. Der Schwanz 
iſt auf der Oberſeite dunkelbraun, auf der untern ſchmutzig gelblichweiß be⸗ 
haart. Die Länge des Körpers giebt Say auf 6“, des Schwanzes 4“ 
an. Unſer Exemplar zeigt folgende Verhältniſſe. 
Körper ln e eee 5“, 6“, Vorder fuß. 1° 13% 
h 06 Hinterfu ß 8 0 62 
Dieſe Maus wurde von Say und Ord in großer Menge in den ver: 
laſſenen Plantagen am St. Johnfluß in Oſtflorida, zumal in den Gärten 
gefunden, wo fie allenthalben Gruben anlegte !“). 


Ly. NEOTOMA. Die Bilchratte. 


Habitus rattiformis, auriculae elongatae nudiusculae, cauda elon- 
gata dense pilosa; dentes molares lateraliter incisi: lobulis acu- 
minatis paululum curvatis, supra alternantibus, infra oppositis. 


Wie Sigmodon, iſt auch die Gattung Neotoma von Say und Ord 
aufgeſtellt, dann durch Richard ſon weiter erläutert worden; zur nachſte⸗ 
henden Beſchreibung diente mir ein Exemplar der berliner Sammlung, deſſen 
Schädel ich ebenfalls vergleichen konnte. — Im äußern Anſehen hat dieſe 
Gattung mit der Wanderratte Aehnlichkeit, unterſcheidet ſich jedoch gleich 


12) Nach Say's Bemerkung herrſcht au unerwachſenen Individuen die ſchwarze, an er— 
wachſenen Individuen die gelbe Farbe vor. 13) Harlan's Arvicola ferrugineus (ann. 
of philos. 1826. p. 238.), den Leſſon Sigmodon Harlani (compl. de Buff. V. p. 430.) be⸗ 
nennt, wird wohl mit S. bispidum zu vereinigen feyn. 


558 Bilchratte. 


durch den dicht behaarten Schwanz. Die Oberlippe iſt geſpalten; die Schnur⸗ 
ren find lang; die Ohren groß, länglich und faſt nackt. Die Füße find 
Szehig, vorn blos mit kurzer Daumenwarze, die indeß einen kleinen Nagel 
trägt; die Krallen ſind kurz, der Schwanz iſt lang und dicht behaart. 
Die Schneide: Zähne g) find ungefurcht und gelblich. Die Backenzähne, 
an Zahl 4, ſind an den Seiten eingeſchnitten, welche Einſchnitte zwar tief in 
die Subſtanz eindringen, aber abwärts nicht bis zum Zahnfache herabreichen, 
ſondern unterhalb der Mitte des Zahnes aufhören. Dieſe Einſchnitte ver⸗ 
anlaſſen auf der platten Kaufläche etwas gewundene, ſpitz auslaufende Za⸗ 
cken, die an den obern Zähnen miteinander abwechſeln, an den untern ein- 
ander mehr gegenüberſtehen. Die obern Backenzaͤhne werden von vorn nach 
hinten allmählig kleiner; von den untern iſt der vordere und mittlere ziemlich 
gleich lang, der hintere viel kleiner. Bei N. floridana zähle ich im Ober⸗ 
kiefer am vordern Backenzahn außen 3, innen 2 Zacken; am mittlern jeder⸗ 
ſeits 2 Zacken; der hintere Zahn iſt ähnlich, aber mehr verſchoben. Im 
Unterkiefer hat der vordere Zahn jederſeits 3 Zacken, wovon aber ſowohl 
das vordere als auch das hintere Paar jedes in ein Oval zuſammenfließen 
und das mittlere Paar einander ziemlich direkt gegenüberſteht. Der mittlere 
Zahn iſt faſt ebenſo, und ſtellt 3 ſchmale, hintereinander liegende Ovals dar. 
Der Zte beſteht aus 2 Portionen: die vordere dreieckig, die hintere abge: 


14) Gebiß von N. floridana iſt im zool. journ. II. tab. TO fig. 1 — 4 abgebildet. Nach der 
Beſchreibung hat im Oberkiefer der vordere Backenzahn 5 Dreiecke: 1 vorderes, 2 äußere und 
2 innere; der mittlere 4: 1 vorn, 2 außen und ein febr kleines innen; der letzte 4, eben fo ge⸗ 
ſtellt. Im Unterkiefer hat der vordere Zahn 4 Dreiecke: 1 vorn, 1 außen, 1 innen, 1 hinten; 
der mittlere ebenfalls 4, der letzte 2 Dreiecke und überdieß einen ſehr kleinen Winkel an der In⸗ 
nenſeite des vordern. 

Die Differenzen, welche in Rich ardſons Seſchreibung des Gebißes von N. Drummondii 
ſich finden, ſind erheblicher. Im Oberkiefer zählt er am vordern Backenzahn 8 Furchen auf jeder 
Seite mit eben ſo viel abgerundeten vorſpringenden Rippen, am mittleru und hintern Zahn au⸗ 
ßen je zwei Furchen mit drei Rippen, und innen eine Furche mit zwei Rippen. Im Unterkiefer 
bat der vordere Zahn außen 2, innen 3 Furchen, der mittlere jederſeits 2 und der hintere jeder> 
ſeits nur eine. Dieſe Dreiecke ſtehen in einer einfachen Reihe oder zeigen wenigſtens nur ſehr 
unbeſtimmt die doppelte Abwechſelung bei den Feldmäuſen, von denen ſie ſich auch noch dadurch 
unterſcheiden, daß die Rippen breiter und gerundeter ſind. 


Neotoma, 559 


rundet. — Dieſe eben beſchriebene Form der Backenzähne Halt das Mittel 
zwiſchen der der Scharr- und Wühlmäuſe, und wenn die zackige Form der 
Zähne mehr auf letztere hinweiſt, fo kommt dagegen der Schädel mehr 
mit den erſteren überein; das untere Augenhöhlenloch wenigſtens verhaͤlt ſich 
bei Neotoma wie bei den ächten Maͤuſen. 

Die Heimath iſt Nordamerika. 


1. N. fleridana Sar. Die dünnſchwänzige Bilchratte. 
N. supra e lutescente nigroque mixta, subtus albida; cauda attenuata pilis bre- 
vibus dense vestita. 


Neotoma floridana. Say et ORD, journ. of the ücad. of Philad. IV. 2. p. 345 
tab. 21; zool, journ. II. p. 294 tab. 10 (oben): 

Arvicola floridanus. Hanlax faun. amer. — Desmar, mamm. p. 307 — 
GRIFF, anim. kingd. V. 551, III. p. 160 mit fig. 


Nach dem vorhin erwähnten Exemplare, das Bachman unter dem 
Namen N. floridana an das berliner Muſeum einſandte, habe ich fol- 
gende Beſchreibung entworfen. Die Ohren ſind faſt nackt, nur gegen die 
Ränder mit einem kaum merklichen Haaranfluge. Der Schwanz iſt mittel⸗ 
lang, dicht mit kurzen Haaren beſetzt, ſo daß die Schuppenringe ganz ver⸗ 
deckt ſind; gegen das Ende ſpitzt er ſich allmählig zu, mit wenig überragen⸗ 
den Haaren. Die Färbung der Oberſeite gleicht der der Wanderratte; 


15) Zur Vergleichung füge ich die Beſchreibung von Ord und Say bei, woraus ſich's 
ergiebt, daß dieſe ein noch nicht erwachſenes Exemplar vor ſich hatten. Rückfichtlich der Diffe⸗ 
renz in der Länge des Schwanzes ſcheint es, daß das berliner Exemplar an ſelbigem beſchädigt 
ſeyn mochte, obgleich mir es vorkam, als ob es vollſtaͤndig wäre. Say 's Beſchreibung lautet: 
Ohren groß, dünn, ziemlich oval und ſo fein behaart, daß ſie faſt nackt erſcheinen; Schnautze 
geſtreckt. Der Schwanz mit ſo kleinen und von Haaren ſo dicht bedeckten Schuppen, daß ſie 
kaum ſichtlich ſind. Pelz weich und ſammetartig anzufühlen, ohne längere Borſten; Haare der 
Oberſeite bleifarben, mit gelblichen und ſchwarzen Spitzen (Haaren) untermiſcht, ſo daß das 
Schwarze auf dem Rücken und Scheitel, das Gelbe an den Seiten vorherrſcht; der bleifarbige 
Pelz von außen nicht ſichtbar. Saum des Unterleibes und Halſes braͤunlichfalb; Schnurren lang, 
die vordern weiß, die hintern ſchwarz; Schwanz oben dunkel, unten weiß. Wurzeln der Kral⸗ 
len von weißen Haaren bedeckt. — Länge 72“, des Schwanzes 63“ 


560 Bilchratte. 


ſie iſt bräunlich gelb mit Schwarz geſprenkelt, indem die in ihrer untern 
Hälfte ſchiefergrauen Haare an den Spitzen bräunlichgelb oder ſchwarz finv. 
Unterſeite und Füße find weiß mit leichtem gelblichen Anfluge. Die Ober— 
ſeite des Kopfs iſt am dunkelſten. Der Schwanz iſt auf der Oberſeite und 
am Ende ſchwarzbraun, unten abgeſchnitten weiß. 

Körper (nach der Krümmung) 10% 2% Phe 1, 0% 
Schwann See e 7 Hinter fuß 1 


Dieſe Art wurde in Oſt-Florida entdeckt. 


2. N. Drummondii Rien. Die buſchſchwänzige Bilchratte. 
Tab. CEXXVIL. A. 
N. flavido-fusca, subtus alba, cauda villosa, versus apicem incrassata, sub- 
disticha. 
Neotoma Drummondii. RicHarns. faun. I. p. 137.— Wiegmann, im Ar- 
div IV. S. 382, — Pr. v. Neu w. Reife in Nordamerik. I. S. 365. 
Myoxus Drummondii. RıcHaRos, zool, journ. 1828. p. 517. — Schreb. IV, 
tab. 227. A. 
Rat of the Rocky Mountains. Lewıs and CLABEK trav. III. p. 41. 


Im Anſehen vergleicht Richardſon dieſe Maus einem Schläfer 16). 
Die Oberlippe iſt geſpalten; die Ohren find groß, oval, außen kurz ſchwärz⸗ 
lichgrau behaart, mit ſchmalem weißen Rande, innen nur an der obern Hälfte 
etwas behaart; die Schnurren ſind viel laͤnger als der Kopf. Der Schwanz 
iſt an der Wurzel cylindriſch und mit kürzern Haaren beſetzt; dieſe verlän- 
gern ſich gegen das Ende, wo ſie über 1 Zoll lang ſind, und ſind etwas 
zweizeilig, zumal unten, gereiht. Die Füße ſind dicht behaart. An den 
vordern ſind 4 faſt gleich lange Zehen; an der Stelle des Daumens iſt eine 


16) Wohl richtiger vergleicht ſie der Pr. von Neuwied mit der Wanderratte, mit der 
ſie in Geſtalt, Größe und Farbe viel Aehnlichkeit hat, allein ihr Schwanz iſt behaart, bei den 
meiſten Exemplaren kurz, zuweilen jedoch mit einem Endbüſchel längerer Haare. In der Schwanz— 
behaarung hat der Prinz die Verſchiedenheit gefunden, daß die einen mit einem Endbüſchel verlängerter 
Haare (wie am Myoxus Nitela), die andern mlt durchaus laͤnger behaartem Schwanze (mie 
am M. Glis) verſehen waren, welche Differenz er vom Alter ableitet, indem junge Thiere einen 
überall kurz und gleichartig behaarten Schwanz zeigten. 


Neotoma. 561 


kleine Schwiele mit einem kleinen angedrückten Nagel; die Krallen find kurz, 
gekrümmt, ſpitz und weiß. Die Hinterfüße find 5zehig. Der Pelz iſt ſehr 
weich und lang. — Die Farbe der Oberſeite iſt ziemlich einförmig hell gelb— 
lichbraun, mit Schwarz gemiſcht; die ſchwarzen Haare ſind häufiger an den 
Seiten der Naſe und längs der Mitte des Kopfes und Rückens. Die Un⸗ 
terſeite, die Innenſeite der Schienbeine und die Füße ſind rein weiß. Die 
Haare find von der Wurzel an auf 3 ihrer Länge ſchwärzlichgrau. Der 
Schwanz iſt an der Wurzel oben gleichfarbig mit dem Rücken, dann für 
den größten Theil der Laͤnge dunkel bleigrau, was aus einer Miſchung von 
ſchwärzlichgrauen und weißlichen Haaren hervorgeht; unten iſt er durchgän— 


gig weiß. 
Körper ; ee 9“ 0“ [ Hand mit Mittelkrallle . 0“ 8% 
Schwanz-(Wirbel;ʒʒʒꝛ - » 6 6 Mittlere Vorderzehe und Kralle. 0 5 

= mit den Haaren 7 6 Fuß und Mittelkralle . 16 
Schüren . 3 6 Mittlere Hinterze e 0 7 
Höhe der Ohren, hinten 0 10 Rice 000 oe 1 0 
Breite re 0 5 


Der Wohnort iſt das Felsgeb irge unter 57“ Br.; der Prinz von, 
Neuwied hat dieſe Art jedoch auch in den Ufergebüſchen am obern Miſſuri 
gefunden, und ſie ſcheint ſelbſt noch an deſſen unterem Laufe vorzukommen. 
Sie macht ein Neſt in den Felſenſpalten, wird ſelten bei Tag geſehen, und 
iſt ſehr zerſtörend. In einer einzigen Nacht erleiden die Pelzhändler öfters 
in den Gegenden, wo dieſe Thiere häufig ſind, einen großen Verluſt, indem 
fie die Pelzwaaren zernagen, die Decken in Stücke beißen und kleinere Ge: 
genſtände mit fortſchleppen. 


0) Arvicolina Wühlmäuſe. 
Rostrum obtusum, rotundatum; auriculae parvulae, vellere plus minus abscon- 


ditae; dentes molares 3, e prismatibus triangularibus alternantibus compositi. 


Die Wühlmäuſe unterfcheiden ſich im äußern Habitus von Den eigent- 
lichen Maͤuſen durch die ſtumpfe Schnautze, die kurzen und behaarten Ohren, 
und den kürzeren, ziemlich dicht behaarten Schwanz. Dieſe Merkmale wür— 
den jedoch zur ſcharfen generiſchen Trennung nicht ausreichen, indem es, zus 
mal von den Scharrmaͤuſen aus, viele Uebergänge giebt, wenn nicht in der 

Suppl, 8. 71 


562 Bilchratte. 


Beſchaffenheit des Schädels und des Gebißes auffallende und conſtante Dif- 
ferenzen ſich nachweiſen ließen. 

Der Schädel iſt verhältnißmaͤßig kürzer als der der eigentlichen Mäuſe, 
dabei aber in feinem Hintertheile breiter, in der Augenhöhlengegend außer: 
ordentlich zuſammen gezogen, das Unteraugenhöhlenloch unterhalb weiter aus⸗ 
geſchnitten. 

Die Zähne ſind in derſelben Anzahl, wie bei den Mäuſen vorhanden, 
aber in der Form abweichend. Bei den vorhergehenden Abtheilungen (Reiß-, 
Renn⸗ und Schlingmäuſen) find die Schneidezaͤhne von beiden Seiten fo 
ſtark zuſammen gedrückt, daß ihr vorn- hinterer Durchmeſſer den ſeitlichen 
weit übertrifft und ſie alſo viel dicker als breit ſind. Bei den Wühlmäuſen 
dagegen iſt ihre Vorderflaͤche nicht blos viel breiter, ſondern die Breite über— 
wiegt überhaupt etwas die Dicke. Die Backenzähne haben eine zikzakförmige 
Geſtalt und bilden eine weit längere Reihe, als bei den vorhergehenden Ab— 
theilungen der Mäuſe; dieſe Reihe ſenkt ſich im Unterkiefer zugleich tiefer, ſo 
daß eine über ihre Kauflaͤchen in Gedanken gezogene Linie nicht oberhalb 
des Winkels, wie bei den eigentlichen Maͤuſen, ſondern unterhalb deſſelben 
auslaufen würde!“) 

Die Abtheilung der Wühlmäuſe, aus den 3 Gattungen Fiber, Hypu- 
daeus und Myodes beſtehend, gehört der nördlichen Erdhälfte an. 


LVI. FIBER. Die Zibethratte. 


Dentes Hypudaeorum, digiti posteriores fimbriati; cauda longa 
compressa, anceps, squamosa, breviter pilosa. 


17) Auf dieſes Merkmal, fo wie auf die Auswärtswendung des Unterfiefer» Winkels hat 
Waterhouſe (Loud. mag. of. nat. hist. p. 593) hauptſächlich feine Familie der Arvicoliden 
begründet, jedoch ſelbſt bemerklich gemacht, daß Cricetus ſich eben fo verhalte; hierdurch verlieren 
aber dieſe Merkmale, als nicht ausſchließlich, ihren Werth. Uebrigens zählt er zu den Arvicoli— 
den nicht blos meine 3 Gattungen, ſondern auch noch Castor, Spalax und Ascomys. Neuer- 
dings (aun. of nat. hist. X. p. 203) rangirte er fie wieder anders, indem er Castor und As- 
comys zur Familie der Eichhörnchen verwieß, während er der der Mäuſe 2 Unterfamilien an— 
hangsweiſe beifügte, wovon die erſte zur Aufnahme von Spalax, Rhizomys und Heteroece⸗ 
phalus, die zweite für Fiber, Hypudaeus und Myodes beſtimmt iſt. 


Zibethratte. | 563 


Die Zibethratten gleichen großen Waſſerratten, haben wie dieſe eine 
ſtumpfe Schnautze und kurze behaarte Ohren, unterſcheiden ſich aber durch 
die breiten Hinterfüße, die an den Seiten der Zehen und des Mittelfußes 
mit längeren Schwimmhaaren beſetzt ſind, und durch den ſonderbaren Schwanz, 
welcher nur an der kurzen Wurzel cylindriſch, dann aber von beiden Seiten 
zuſammengedrückt, zweiſchneidig, geſchuppt und mit kurzen anliegenden Haa⸗ 
ren ziemlich beſetzt iſt. Die Zehen find ſämmtlich mit ziemlich ſtarken Kral— 
len verſehen. 

Das Gebiß!) iſt das der Wühlratten, jedoch haben die Backenzähne 
deutliche Wurzeln, und im Unterkiefer hat der erſte Backenzahn zwei Prismen 
(auf jeder Seite eines) mehr als die Waſſerratte. 

Auch der Schädel !ꝰ) kommt in feinen Hauptmerkmalen mit dem der 
Waſſerratten überein. Daſſelbe gilt nach Daubentow's Unterſuchungen für 
den Bau der Eingeweide und Geſchlechtsorgane. Zitzen hat Sarraſin 3 
Paare am Bauche gezählt. 

Die Gattung beſteht nur aus einer einzigen, in Nordamerika einheimi— 
ſchen Art. 


1. F. zibethieus Linn. Der Ondatra. Tab. CLXXVI. 
F. supra fulvido- fuscus, subtus canescens, cauda nigra. 


Fiber zibethicus. Cov. regn. anim. I. p. 205.— Desmar. mamm. p. 279. — 
SahIxE in Frankl. journ. p. 659. — HARL. faun. p. 132, — RicnaRpDs, faun. I. 
p. 115. 

Castor zibethicus. Par. zoogr. I. p. 144. 

Mus zibethicus. Schreb. IV. S. 638 tab. 176 (fig. Buff.) 

Ondatra. Burr. X. p. I. tab. 1; Dausenr. p. 14. 


Zu Schreber's Beſchreibung füge ich nur einige, von Richardſon 
entlehnte Angaben bei. Nicht ſelten findet man den Ondatra, wie ihn die 
Huronen, oder Musquash, wie ihn die Kris nennen, von einer ſehr Dun: 
kelbraunen, dem Schwarzen ſich nähernden Farbe; ganz ſchwarze ſind aber 


18) Fr. Cuv. Dents des mamm. p. 115 tab. 53. 19) Abgebildet von Pander 
u. von Waterhouſe in Loud. mag. 1839. p. 594 fig. 70. 
71 * 


564 Hypudaeus. 


ſelten. Einmal ſah Richardſon auch ein Fell, das auf weißem Grunde 
ſchwärzlichbraune Flecken zeigte; mehrmals kam ihm eine weiße Albino-Varie— 
tät (F. zibethicus albus von Sabine) vor. — Nordwärts fand er dieſe 
Art in Nordamerika bis zum 69° Breite, ſüdwärts mag ſie ſich bis zum 30° 
ausbreiten. In England werden jährlich zwiſchen 4 bis 500,000 Ondatra⸗ 
Felle eingeführt. 


LVII. HYPUDAEUS. Die Feldmaus. 


Dentes molares 3, e prismatibus triangularibus compositi; au- 
riculae e vellere parum aut haud prominentes; plantae nudae; cauda 
plantis longior, pilosa. 


Die Feldmäuſe, oder Wühlmäuſe (Hypudaeus III ig., Arvicola La- 
cep.) unterſcheiden ſich von den Mäuſen im äußeren Habitus ſchon durch 
die kurzen Ohren, welche von den Haaren entweder ganz verdeckt ſind, oder 
doch nur wenig über ſie vorragen, ferner durch den ringsum gleichmäßig und 
meiſt ziemlich dicht behaarten Schwanz. Im Fußbau und in der Behaarung 
des Körpers kommen ſie mit einander überein; die Fußſohlen ſind nackt, die 
Krallen kurz, der Schwanz hält zwiſchen 4 und 3 Körperlänge, Das Ohr 
iſt bei den Waſſerratten durch einen von der Baſis des Außenrandes ausge— 
henden Lappen ganz, bei den eigentlichen Feldmaͤuſen nur zum Theil ver 
ſchließbar. 

Die Schneide: Zähne ?°) find im Oberkiefer ſtaͤrker, im untern ſchwaͤ— 
cher; letztere an der Vorderfläche ſtark gewölbt mit convexem Rande der 
Schneide. Backenzähne giebt es 2, die nach hinten etwas an Größe abneh— 
men; ſie ſind aus dreiſeitigen, außen vom Schmelz umzogenen Prismen zu— 
ſammengeſetzt, welche abwechſelnd geſtellt ſind, ſo daß dadurch die Seiten— 
wände zackig ausgeſchnitten find. Die Zacken find nach den Arten *) von 


20) Die Zähne von H. amphibius hat Fr. Cuvier (dents des mamm. p. 155 tab. 52) 
abgebildet. 21) So z. B. machen Keyſ. u. Blaſ. für die europäiſchen Feldmaͤuſe bemerk— 
lich, daß der Ifte untere Backenzahn bei H. amphibius und Glareola aus 7, bei den andern aus 
9 Prismen beftehe.. 


Feldmaus. 565 


verſchiedener Anzahl. Alle Zähne ſind wurzellos, wovon, ſoviel man bis 
jetzt weiß, H. Glareola allein eine Ausnahme macht, indem bei dieſer Art, 
wie Nathuſius entdeckte, im Alter ſich Wurzeln anſetzen. 

Am Knochengerüſte unterſcheidet ſich der Schädel ſehr auffallend von 
dem der Mäuſe dadurch, daß er nicht ſo ſehr in die Länge geſtreckt iſt, daß 
der hinten ſehr breite Hirnkaſten in der Augengegend an den Stirnbeinen 
ſich plötzlich und ſehr beträchtlich verengt, daß der Jochbogen kürzer, aber 
etwas weiter ausgebogen, der Unterkiefer kürzer, aber dicker iſt, fein aufitei- 
gender Aſt durch eine tiefe Grube von der Backenzahn-Reihe weit abſteht, 
der Gelenkfortſatz angeſchwollen, der Fortſatz des Winkels ſtark nach außen 
gewendet iſt. Uebrigens ſind die Scheitelbeine flach; das Unteraugenhöhlen: 
loch im Allgemeinen wie bei den Mäuſen gebildet, aber ſeine äußere, dem 
Jochbogen augehörende Platte concav ausgeſchnitten, weshalb dieſe Oeffnung 
unterhalb minder verdeckt und mehr oval geſtaltet ſich zeigt, als bei den ei— 
gentlichen Mäuſen, wo ihr äußerer Umriß eher der Figur eines Pilzes aͤhnelt. 
Die halbbogenförmigen Linien ſpringen kantig hervor, ſtoßen gewöhnlich in 
der Mitte der Stirnbeine zuſammen, weichen dann wieder auseinander und 
hören am Vorderrande der Scheitelbeine auf. 

Am Ver dauungs-Apparat macht ſich gleich der Magen durch eine 
ſtarke Einſchnürung bemerklich, wodurch er in zwei Haͤlften abgetheilt wird; 
auf der rechten zeigt ſich überdieß noch eine Erhöhung wie ein dritter Ma— 
gen. Der Blinddarm iſt groß und vielfach abgeſchnürt. Das Colon iſt in 
einem großen Theil ſeines Verlaufs ſpiralförmig gewunden. Die Gallenblaſe 
iſt in der Regel vorhanden 22). Das Ende des Maſtdarms iſt von einer 
Drüſe umgeben, die in ihn nahe am After eine ſtinkende Feuchtigkeit ergießt. 

Bei den Geſchlechtsorganen zeichnen ſich die Samenblaſen, Vor— 
ſteherdrüſe und Cowperſche Drüſen durch ihre enorme Entwicklung aus. Der 


22) Uebereinſtimmend mit obiger Beſchreibung hat Daubenton bei H. amphibius und 
arvalis, Pallas bei oeconomus, socialis, gregalis, rutilus und alliarius die Beſchaffenheit 
des Verdauungsapparates gefunden. Die genaueſten Unterſuchungen über den Bau des Ma- 
gens von H. amphibius und arvalis nebſt dem des Lemmings hat Retziius angeſtellt (vgl. 
K. Vetensk. Acad. Handl. för Ar 1839. p. 120. tab. I.; überf. in Müllers Arch. für Anat. 
1841. S. 403.), worauf ich, um hier nicht zu weitläufig zu werden, verweilen muß. 


566 Hypudaeus. 


Fruchthälter iſt doppelt. Jederſeits der männlichen Eichel findet ſich in der 
Vorhaut eine Drüſe, welche beide ſich in der Vorhaut öffnen; in aͤhnlicher 
Weiſe öffnen ſich zwei kleine Drüſen in der Vorhaut des Kitzlers. 

Die geographiſche Verbreitung dieſer Gattung erſtreckt ſich über 
Europa, Nordaſien und Nordamerikas). 


) Europaeo-asiatici. c 
1. H. amphibius Lınn. Die Waſſerratte. Tab. CLXXXVI. 


H. cano - fuscus, ferrugineo indutus, subtus canus; naso obtuso; auriculis plane 
abs conditis; cauda circa dimidia corporis longitudine. 


Hypudaeus amphibius. BRaxTS muiz. p. 88. — Lenz Naturgeſch. I. S. 262. — 
Zawadzki galiz. Faun. S. 262. — A. Wag u. im Archiv f. Naturgeſch. VII. 1. 
S. 22. 

Arvicola amphibius. Keyſ. n. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. VIII. u. 33. 

Mus amphibius. PAL. glir. p. 80; zoogr. I. p. 170. — Schreb. IV. S. 668. 
tab. 186. — Bechſt. Naturgeſch. Deutſch. S. 980. 

Rat d'eau. Burr. VII. p. 348. tab. 63; DaUnENT. p. 350 tab. 44 — 46. 


Die europäiſchen Waſſerratten ſind neuerdings unter mehrere Arten ver— 
theilt worden, ohne daß dieſe jedoch bisher eine allgemeine Anerkennung ge— 
funden hätten. Nachdem ſchon durch Linné und Herrmann von Mus 
amphibius ein Mus terrestris abgetrennt war, wobei es aber ſehr wahr— 
ſcheinlich iſt, daß Beide nicht dieſelbe Thierform vor Augen hatten, ſchieden 
gleichzeitig Savi und Selys Longehamps eine dritte Art ab, erſterer 
unter dem Namen Arvicola destructor, letzterer unter dem von Arvicola 
Musignani, welchen er ſpäter gegen die Saviſche Benennung aufgab. 
Eine vierte Art, Arvicola monticola, iſt gleichfalls von S. Longehamps 
aufgeſtellt worden. Von dieſen 4 Arten beſitzt die hieſige Sammlung den 
Hypudaeus amphibius (im engeren Sinne) und H. terrestris ſowohl in 
ausgeſtopften Exemplaren als in Skeleten. Hinſichtlich des H. destructor 
und monticola kann ich, aus Mangel an Individuen, mich nur an Die vor: 
liegenden Beſchreibungen halten. 


23) Die Angaben von ſüdamerikaniſchen und afrikaniſchen Feldmäuſen ſind entweder hin— 
ſichtlich der Beſtimmung der Gattung oder des Wohnortes zweifelhaft. 


Feldmaus. 567 


Der H. terrestris wird von dem Meiſten als eigne Species angefehen. 
Unter den neueren Zoologen, die ſich über dieſe Wühlmaͤuſe geäußert haben, 
erkennt Schinz die 4 Arten an, während Keyſerling und Blaſius, 
zu deren Beſtimmungen man ein begründetes Vertrauen haben kann, alle 4 Ar⸗ 
ten in einer einzigen zuſammen faſſen. Bei ſolcher Divergenz der Meinun— 
gen wird die Entſcheidung ſchwierig ſeyn. 

Abgeſehen von der Größe und Färbung, findet S. Longeh amps die 
Hauptmerkmale zur Unterſcheidung von 4 Arten in der Zahl der Schwanz— 
wirbel und gewiſſer Schädelverhaͤltniſſe, namentlich in dem Umſtande, ob 
die bogenförmigen Linien über den Augenhöhlen zuſammen ſtoßen oder nicht. 
Am meiſten auseinander liegen in dieſer Beziehung nach feinen Angaben H, 
amphibius und terrestris. Erſterer, hat nach ihm 23, letzterer nur 20 Schwanz: 
wirbel. Die erſt angeführte Zahl hat auch unſer Skelet von H. amphibius, 
dagegen hat unſer Skelet von H. terrestris 22 aufzuweiſen; dieſe Differenz 
iſt demnach von keinem Belange. Was das Verhalten der bogenförmigen 
Linien anbelangt, fo iſt es allerdings bei unſeren Skeleten fo, wie es S. 
Longehamps angiebt, Dagegen bei einem Schädel, den ich aus einem äch— 
ten ſtraßburger H. terrestris herausnahm, ganz wie bei H. amphibius. 
Auch Savis Beſchreibung vom Schädel des H. destructor paßt nicht zu 
der von S. Longehamps. Wie aber die oſteologiſchen Verhältniſſe ſchwan— 
kend find, fo iſt es auch mit der Färbung. Auf dieſe Beobachtungen geſtützt, 
halte ich H. amphibius und terrestris nur für Abänderungen von einander, 
die vielleicht einen conſtanten Charakter haben; zwiſchen ihnen reihen ſich H. de- 
structor und monticola, über welche ich freilich aus Autopſie nicht urthei- 
len kann, als zwei andre Varietaͤten ein. Eine detaillirte Betrachtung 
der aufgeſtellten 4 Arten, die ich im Nachfolgenden als 4 Varietäten vor: 
führe, wird die eben ausgeſprochene Anſicht näher rechtfertigen 2“). 


24) Nathuſius, der für Deutſchland ebenfalls nur eine Art von Waſſerratten annimmt, 
giebt von ihr (bei Lenz) folgende Diagnoſe: „Dunkelgrau und graubraun, zuweilen wenig roſt— 
roth auf dem Rücken; Unterleib grau. Kopf dick, ſtark behaart; Naſe ſtumpf, Ohren ganz im 
Kopfhaar verborgen. Körper 5“ 3“ bis 7, Schwanz 2“ 9 bis 4“. Der Schwanz hat 130 — 
140 ſchuppige Ringe, zwiſchen denen kurze Haare ziemlich dicht ſtehen.“ Zugefügt kann noch werden, 
daß der erſte untere Backenzahn auf der Außenſeite 4, auf der Innenſeite 5 Längsleiſten aufzu⸗ 


568 Hypudaeus. 


Var. a. H. amphibius Lınn. Die gemeine Waſſerratte. 
H. cano - fuscus, ferrugineo-indutus, subtus griseus, ventre pallide rufescens; cauda 
circa dimidio corpore paululum longiore. 

Arvicola amphibius. Desmar. mamm. p. 180. — Berr brit. quadrup. p. 321. — 
Bonae. faun. ital. fase. VIII. — S. Loxccnaurs microm. p. 88. tab. I. fig.1, 3; 
tab. 2. fig. 1, 2 (Schädel). — Schinz europ. Faun. I. S. 58. — Macon. brit. 
quadrup. p. 260. tab. 28. — JEenyns, ann. of nat. hist. VII. p. 268. — Suxpev. 
K. Vetensk. Acad. Handlingar för Ar 1840. p- 27. 

Lemmus aquaticus. Fr. Cuv. dict. des sc. nat. VI. p. 306. 

Brachyurus amphibius. G. Fısca. zoognos. III. p. 58. 

Microtus amphibius. Schrank's faun. boic. I. n. 31. 

Arvicola ater. Maccırr. transact. of the Wern. nat. hist. soc. VI. p. 424. 


Für feinen Arvicola amphibius ftellt S. Longchamps als Diagnofe 
auf: „Größe der ſchwarzen Ratte, Schwanz ſchwaͤrzlich, etwas länger als 
die Haͤlfte des Körpers. Pelz oben erd- oder roſtbraun, auf den Seiten 
röthlich, unten dunkel grau, auf dem Bauche roth überlaufen“ ?). — Dieß 


weiſen hat, wodurch außen 4, innen 5 deutliche Zacken (Prismen) entſtehen, nebſt einem vordern 
Anſatze. Jeder Zacken ſtützt ſich auf eine Längsleiſte; der Anſatz auf 2 (jederſeits eine). Die 
2 hinterſten Zacken ſtehn ſich gerade gegenüber und verſchmelzen daher ineinander. Je nachdem dieſe 
hinterſte Abtheilung für ein oder 2 Prismen gezählt wird, fallen die Angaben verſchieden aus. 
Sundevall (K. Vetenskaps- Acad. Handlingar för Ar 1840. p. 27.) ſieht fie, wie ich, für 
zwei an, und giebt daher 3 äußere und 4 innere Zacken nebſt einem vordern Anſatz an. Keyf. 
und Blaſ. führen 7 Schmelzſchlingen, als eben fo vielen Prismen entſprechend, auf, indem fie 
den Anſatz gleich mit einrechnen, dagegen die 2 hinterſten Zacken nur für eine Schlinge oder 
Prisma gelten laſſen. 25) In feiner Beſchreibung heißt es bei S. Long ch. weiter: Rücken 
und zumal die Kruppe mit langern ſchwaͤrzlichen Haaren untermengt. Schwanz mit mehr als 
110 Schuppenringen, oben mit ſchwärzlichgrauen, unten mit blaſſeren Haaren bedeckt. — Schwanz— 
wirbel giebt S. 23, Bonaparte 22 an; erſteres iſt auch die Anzahl an unſerem Skelete und 
bei Daubenton; Cuvier zählt ſogar 24 und überdieß einen Kreuzwirbel mehr als alle andere 
Angaben, was auf einen Irrthum ſchließen läßt. — Die italieniſche Waſſerratte (A. pertinux 
Sa v.) iſt kleiner, oben ſchwaͤrzlicher, unten mit Kaſtanienbraun (nicht mit Roth) überlaufen. 
Schwanz ganz einfarbig dunkel kaſtanienbraun. — Das Verhältniß des Körpers zum Schwanze 
it nach S. = 6“: 3“ 4%, nach Bonaparte = 5“ 3 : 2° 10“, nach Daubenton 
7 44, nach Macgillivray bei einem Männchen = 8: 4, bei einem Weibchen S 84 : 


Feldmaus. 569 


iſt auch die gewöhnliche Faͤrbung, die mitunter lichter oder dunkler wird, ſo 
daß fie ſelbſt ſchwarzbraun oder ganz ſchwarz werden kann 1). Dieſer Ar- 
vicola amphibius iſt es, der durch ganz Europa und Sibirien bis an die 
Lena und das Eismeer verbreitet iſt, und deſſen Lebensgeſchichte bereits 
Schreber erörtert hat. Er haͤlt ſich nicht blos in der Tiefe auf, ſondern 
findet ſich auch auf dem Hochgebirge, und iſt nicht mehr an das Waſſer ge: 
bunden als die Waſſerratte. In manchen Jahren vermehrt er ſich außer: 
ordentlich und kann alsdann bedeutenden Schaden verurſachen. 


Var. b. H. monticola SEL. Die Bergratte. 


H. griseo - flavidus, subtus albido- canus; cauda pallide cinerea, corporis dimidio 
paululum breviore; vellere aequali. 


Arvicola monticola. S. Loxcen. p. 92. tab. 1. fig. 6, tab. 2. flg. 3. (Schädel). 


Von Selys aufgeſtellt mit der Diagnofe: „Größe von amphibius. 
Schwanz lichtgrau, etwas kürzer als die Hälfte des Körpers. Pelz gelblich— 
grau, auf den Seiten mit blaß Gelblich gemiſcht, unten und an den Füßen 
weißlichgrau“. — Körper 6“ 3%, Schwanz 2“ 9. — Aus den Pyrenäen; 
die Exemplare von S. ſtammten aus der Gegend von St. Bertrans de 
Comminge ). Die Verwandtſchaft mit H. terrestris iſt auffallend und 


39, — Als Eigenthümlichkeiten des Schädels bemerkt S. L., daß die beiden bogenförmigen 
Linien oberhalb der Augenhöhlen in der Stirunath zuſammenſtoßen, daß die Jochbögen wenig ſtark 
ſind, vorn ausgerandet, und hinten einen ſtumpfen Winkel bildend. 1) Vom Naturalienhänd⸗ 
ler Nager in Urſeren habe ich eine Waſſerratte unter dem Namen H. terrestris erhalten, die 
zwar der Schädelbildung nach zu dieſem gehören könnte, aber durch Größe, Färbung und Be— 
ſchaffenheit des Pelzes ganz von ihm abweicht. Die ganze Oberſeite iſt mit einer Menge langer, 
ſchwarzer Haare untermiſcht, die weit reichlicher und länger find als bei unſern hieſigen Waſſer⸗ 
ratten; auch der Schwanz iſt der ganzen Laͤnge nach dicht und etwas flatterig behaart. Dem 
Pelze nach könnte man dieſes Exemplar zu H. destructor ziehen, allein die Färbung iſt ganz 
verſchieden. Die Oberſeite nämlich hat einen roſtig braunrothen Grund, der aber durch die vielen 
langen ſchwarzen Haare größtentheils verdeckt wird, und nur an den Kopf- und Halsſeiten vor- 
herrſchend auftritt. Die Unterſeite iſt lichtröthlich überlaufen, die Füße find dunkel; der Schwanz 
ſchwarzbraun. Körper 6“5,“ Schwanz ohne Haarſpitze 33, mit felbiger 35. 2) Dieſe 
Art, jagt S. weiter, differirt von H. terrestris durch den Schädel, der ſich dem von amphibius 
nähert, durch eine weit anſehnlichere Größe, längeren Schwanz (2) und den blaſſeren Ton des 
Suppl. 3. 8 72 


570 Hypudaeus. 


S. gefteht ſelbſt zu, daß es ſchwer iſt junge Exemplare des H. monticola 
von jenem zu unterſcheiden, und daß alsdann, wenn man weder Schädel 
noch Fundort kennt, die blaſſere Farbe des Pelzes und der Schwanz den 
Ausſchlag geben müſſe, was mir als höchſt unſicher erſcheint. 


Var. c. H. destruetor Savı. Die verheerende Waſſerratte. 


H. flavido · bruneus; griseo - mixtus, subtus albido-canus, cauda supra fusca, cor- 
poris dimidio longiore; vellere inaequali. 
Arvicola destructor. Savı, giorn. de Letterati. 1839. n. 102. — S. Longch. 
microm. p. 93. tab. 1. fig. 415, tab. 2. fig.4. (Schädel). 
Arvicola Musignani. S. Lonecn. revue zool. 1839. 
Arvicola terrestris. Bonar. faun. ital. fasc. VIII. 


Nach den citirten Beſchreibungeu ift die Größe die von H. amphibius. 
Die Oberſeite iſt gelblichbraun mit Grau gemiſcht, ziemlich wie bei der Wan— 
derratte; die Seiten ſind etwas lichter. Vorderhals und Bruſt weißlichgrau, 
Bauch grau, ſehr ſchwach gelblich angeflogen. Schwanz oben mit kurzen, 
ſtarren, ſchwärzlichen Haaren, unten mit weißlichgrauen beſetzt. Der Rücken 
ift mit längern ſchwarzen Haaren untermengt ?). Am Bauche 4 Zitzen und eben 


Pelzes. Durch dieſes letztere Merkmal unterſcheidet fie ſich auch von amphibius, außerdem noch 
durch den lichtgrauen, kürzern Schwanz und die Befchaffenheit des Pelzes, der ſehr weich, gleiche 
förmig und faſt wollig iſt, ohne Beimengung der längern Haare auf dem Rücken, welche den am- 
phibius und destruetor charakteriſiren. Der Ton iſt blaß genug, um mit dem von matten Ex⸗ 
emplaren des H. arvalis verglichen zu werden. Das Weißlichgraue der Unterſeite iſt ſehr ſchwach 
mit Gelblich am Bauche überlaufen; das Gelbliche iſt lebhafter an den Kopfſeiten. Vom Schädel 
bemerkt S., daß die bogenförmigen Linien an der Stirnnath zuſammenſtoßen und eine ſchwache 
Leiſte bilden, daß die Jochbögen ſehr ſtark ſind, vorn ſehr ausgerandet, hinten einen ſtumpfen 
Winkel formirend und vorwärts ſehr verſchieden von denen des H. amphibius. — 3) Wie 
Selys bemerkt, unterſcheidet ſich dieſe Art ſehr leicht vom H. terrestris und monticola durch 
die Schwanzlänge und Beſchaffenheit des Pelzes, differirt aber im Aeußern weniger vom H. am- 
phibius. Die Haupfzüge der Unterſcheidung müſſen in dem Rückenpelz, der ſehr dem der Wan— 
derratte gleicht, und in der weißlichgrauen (nicht dunkelgrauen) Färbung der Unterſeite geſucht 
werden. Als Hauptunterſcheidungs-Merkmal erklärt aber S. die Bildung des Schaͤdels. Dieſer 
iſt, wie er ſagt, geſtreckter, die bogenfoͤrmigen Linien ſtoßen nicht zuſammen; die Jochbögen ſind 
ſtark, vorn faſt ohne Ausrandung, hinten einen rechten Winkel bildend, in dieſer Beziehung ganz 
von denen der 3 andern Arten abweichend. Schwanzwirbel werden 22 angegeden. 


Feldmaus. 571 


foviel an der Bruſt. Man kennt auch eine ſchwärzlichbraune Abänderung. — 
Körper 6“, Schwanz 3“ 9. — Als Heimath iſt die nördliche Hälfte Ita— 
liens (Mailand, Toskana, Rom) angegeben, wo fie ſich manchmal außer⸗ 
ordentlich vermehrt 1). 


Var. d. H. terrestris Linn. Die Schermans. 


H. amphibio multum minor, fuscus flavido-mixtus, subtus cinereus flavido indutus; 
cauda fusca, tertiam corporis partem paululum superante. 


Arvicola terrestris. Schinz europ. Faun. I. S. 59. — Cuv. regn. anim. I. 
p. 206. — S. Loxdcn. microm. p. 97. tab. 1. fig. 6; tab. 2. fig. 6. (Schädel). 

Microtus terrestris. Schrank faun, Boic. I. n. 30. 

Lemmus Schermaus, Fn. Cuv. dict, des sc. nat. VI. p. 307; mammif. II. livr. 38. 

Mus terrestris. Linn. fn. suec. 2. p. 11. — HRM. obs. zool, p. 59. 

Arvicola argentoratensis. DesmaR. mamm. p. 281. 

Scherman. Burr. suppl. VII, tab. 70, 


Herrmann iſt als der erfte anzufehen, der Tiefe Wühlmaus ) von der 
gemeinen Waſſerratte unterſchieden hat, denn Lin ne's Mus terrestris iſt 
mit Sicherheit nicht zu deuten. Von dieſer Herrmannſchen Wühlmaus ſtellt 
Selys als Diagnoſe auf: „Größe um ein Viertel geringer als bei amphi- 
bius. Schwanz oben braun, unten blaſſer, etwas länger als ein Drittel 


4) Savi erzählt von A. destructor, daß ſich dieſer im Jahre 1837 plötzlich in der Provinz 
Piombino einſtellte, wo er vorher nicht gefehen worden war. Im Frühlinge des genannten Jah⸗ 
res verwüſtete er in unzählbarer Menge die Felder. Zuerſt gieng es an die Bohnen, dann ans 
Getreide und nach der Ernte an den Mais; am meiſten litt das Getreide. Man rechnete, daß 3 
der Ernte zerſtört wurde. Während des Winters verſchwanden die Mäufe, aber mit dem Früh— 
linge 1888 fiengen fie ihre Verheerungen wieder an, feit welcher Zeit fie nicht weiter geſehen wur⸗ 
den. Savi vermuthet, daß die vielen großen Ueberſchwemmungen von 1836 es waren, welche 
die Mäuſe aus den niedrigern Gegenden in die höheren angebauten getrieben hatten, und daß fie 
letztere wieder verließen, ſobald die erſteren ausgetrocknet waren. Der Prinz von Muſignano er 
zählt, daß dieſe Mäuſe um Rom beſonders den Weinbergen nachtheilig ſind. 5) Der Name 
Scherman von Buffon iſt eine Verſtümmelung von Schermaus; mit dieſem Namen wird 
übrigens in der Schweiz der Maulwurf bezeichnet, wahrend daſelbſt der H. terrestris St oß⸗ 
maus genannt wird. Auch in Altbapern kennt man die Maulwürfe nur unter dem Namen der 
Scheren (Schermänſe) und ihre Haufen heißen Scherhaufen. 

72 


i 572 Hypudaeus. 


des Körpers. Pelz oben braun mit mehr oder weniger Gelb, an den Sei— 
ten gelblich, auf dem Bauche grau mit gelblichem Anfluge“ 6). Dabei be: 
merkt er noch, daß das Gelbliche der Seiten und des Bauchs niemals ins 
Rothe wie beim H. amphibius übergeht *). 
Nach Selys 1EigneMeſſ.s) ] Fr. Cuv. 

Korper e ng | 57 zu | 57 0 | a | 6“ 6 
Schwanz „2-5 2 5 2 0 2 67 2 8 

Herr Profeſſor Schimper hatte die Gefälligkeit, mir von Straßburg 
2 ausgeſtopfte Exemplare der ächten Schermaus zur Anſicht zukommen zu 
laffen und überdieß mich mit einem friſchen Exemplare, in Weingeiſt aufbe⸗ 
wahrt, zu beſchenken, an welch letzterem ich den innern Bau unterſuchen 
konnte. Dieſe 3 Exemplare ſtimmen nun in den Größeverhaͤltniſſen und in 
der Färbung mit der Beſchreibung von Selys überein ?), auch der Schaͤ⸗ 
delbau an dem im Spiritus überſandten Exemplare iſt fo, wie ihn dieſer an: 
gegeben hat, und ſie weichen demnach merklich von unſern gewöhnlichen Waſ— 
ſerratten ab. Auch ein Exemplar, das ich aus den bayeriſchen Alpen vom 
Oſterberg bei Partenkirchen erhalten habe, kommt in der allgemeinen Fär⸗ 
bung und in dem Längenverhältniß des Schwanzes zum Körper mit den Scher⸗ 
mäufen von Straßburg überein 1%). Die wichtigſte Differenz, die ich in Ber 
zug auf die Angaben von S. Longchamps aufgefunden habe, liegt darin, 


6) Vom Schädel ſagt Selys, daß er etwas kürzer als bei amphibius iſt, daß die bogen- 
förmigen Linien auf dem Stirubeine nicht zuſammenſtoßen und der Jochbogen wie bei genannter 
Art beſchaffen iſt. Da Savi, deſſen Beſchreibung er übrigens als ſehr genau lobt, vom H. ter- 
restris ſagt, daß die bogenförmigen Linien zuſammenſtoßen, fo glaubt Selys, daß jener Natur 
forſcher ſeine Beſchreibung des Schädels nach einem H. amphibius verfertigt haben möchte; eine 
Vorausſetzung, die mir bei Savi's Genauigkeit nicht zuläßig ſcheint, und zu der man um fo 
weniger zu greifen braucht, als ich an einem von Straßburg erhaltenen Exemplare ganz daſſelbe 


Verhalten fand. 7) Im Muſeum zu Baſel hat Selys ein ganz ſchwarzes Individuum ges 
ſehen. 8) Nach der Rückenkrümmung mißt dieſes Exemplar 6“ 4% der Schwanz ohne Haar⸗ 
ſpitze 2“ 5%. 9) Das eine von dieſen Exemplaren hatte jedoch einen lichteren Ton und die 


bräunlichgelbe Farbe war allenthalben mit licht Grau überlaufen; dem Hinterrücken fehlen übrigens 
die längern ſchwarzen Haare nicht, wie es Selys angiebt, ſondern ſie ſind nur kürzer und ſpär⸗ 
licher. Der Schwanz iſt viel kürzer behaart als bei den gewöhnlichen Waſſerratten. 10) Es 
iſt etwas mehr roſtbräunlich überlaufen, als die ſtraßburger Exemplare; leider habe ich es ohne 
Schädel erhalten. 


Feldmaus. 573 


daß an dem friſchen Exemplare, das ich zur Unterſuchung erhielt und das mit der 
größten Vorſicht ſkeletirt wurde, ſtatt 20 Schwanzwirbel 11), wie ſie Selys 
angiebt, 22 vorhanden ſind (ungerechnet die 3 Kreuzwirbel). Da nun über⸗ 
dieß Savi den Schädel ganz fo wie den von H. amphibius beſchreibt, und 
ich an einem ausgeſtopften Exemplare, deſſen Schädel ich herausnahm, das⸗ 
ſelbe Verhalten fand, alſo auch dieſer Theil nicht conſtant ſich zeigt, während 
ich umgekehrt an einem erwachſenen H. amphibius den Schädel von terre- 
stris gefunden habe, und da endlich die Färbung von der Waſſerratte ohne: 
dieß ſehr veränderlich iſt, ſo möchte ich den H. terrestris 12) eher für eine 
lokale, kleinere Abaͤnderung von H. amphibius, als für eine ſelbſtſtändige 
Art halten. 

Als Wohnort der Schermaus kennt man bisher das Elſaß und die 
Schweiz, wo nach Schinz Angabe die gemeine Waſſerratte ganz fehlt, höch⸗ 
ſtens nur bei Baſel vorkommen könnte; auch iſt ſie in den bayeriſchen Alpen 
einheimiſch, wo ſie hoch hinauf geht. In ihrer Lebensweiſe kommt ſie mit 
der Waſſerratte überein, und wird wie dieſe öfters weit vom Waſſer entfernt 
getroffen. Gleich dieſer ſcheint ſie ihre Nahrung ausſchließlich oder doch haupt⸗ 
ſächlich aus dem Pflanzenreiche (Wurzeln, Nüſſe u. dgl.) zu nehmen. 

Indem ich die hier aufgeführten verſchiedenen Waſſerratten ſämmtlich 
unter einer Art, dem H. amphibius, zuſammenfaſſe, läßt ſich von ihrer 
geographiſchen Verbreitung ſagen, daß ſie ganz Europa und Sibirien umfaſſe. 


2. H. ratticeps Kers. Die rattenköpfige Feldmaus. 


H. ar vali major, supra e rufescente fuscus, subtus abrupte cano- albidus; 
pedibus e nigricante cinereis; auriculis majusculis, prominentibus; cauda bicolore 


tertiam corporis partem superante. 


Arvicola ratticeps. Keyserrine & Brasıus, bullet. de l’acad. de Pétersb. IX. 
p-33; mem. de lacad. de Peterab. 1841. IV. p. 319. 


11) Fr. Cuvier zählt gar nur 18 Schwanzwirbel, allein in dieſem Falle war der Schwanz 
offenbar defekt. Auch die Färbung giebt er ſehr verſchieden an, indem er die Oberſeite als dunkel 
kaſtanienbraun beſchreibt; richtig erwähnt er der längern ſchwarzen Haare, die ſich zumal auf der 
Kruppe finden. 12) Bonaparte's Arvicola terrestris iſt nicht mit dem ſtraßburger, ſon⸗ 
dern mit dem italieniſchen A. destructor identiſch. 


574 Hypudaeus. 


Nach der meiſterhaften Beſchreibung von Keyſerling und Blaſius 
iſt dieſe Art kleiner als H. amphibius, aber weit größer als H. arvalis. 
Der Habitus iſt mehr rattenartig, namentlich der ſchlanke Kopf. Die Ohren 
ſind faſt von halber Kopflänge, mit dem Rande deutlich aus dem Pelze her— 
vortretend, ziemlich groß und bogig; die Ohröffnung faſt ganz durch den Ohr— 
deckel verſchließbar. Der Schwanz hält mehr als 3 der Körperlänge, iſt be— 
haart, die äußerſten Haare etwas verlängert. Das Zwiſchenſcheitelbein ift 
jederſeits in eine ſchräg nach hinten gerichtete, hinter der Mitte der Länge 
auslaufende Spitze ausgezogen. Der erſte Backenzahn im Unterkiefer hat 
7 Prismen, von denen die beiden erſten miteinander verſchmolzen und nach 
außen abgerundet find. Der letzte Backenzahn im Oberkiefer mit 6 Prismen, 
von denen das letzte nach außen und innen eine ſcharfe Längsleiſte zeigt. 
Wirbel find vorhanden: 13 Rücken⸗, 6 Lenden⸗, 4 Kreuz- und 15 Schwanz⸗ 
wirbel. Die Farbe der Oberſeite iſt dunkelbraun, mit einem Strich ins 
Roſtröthliche; die Unterſeite grauweiß, deutlich abgeſetzt. Füße und Zehen 
find ſchwaͤrzlichgrau. Der Schwanz zweifarbig, oben ſchwarzbraun, unten 
ſcharf abgeſetzt weißlich. Die Schnurren ſind ſchwarzbraun, die längern in 
der Endhälfte weißlich und ragen bis zur Ohrwurzel. 


ane ehe e ee eee e e ee e au 12.1.2 
Köder ehe 4 9 [ Ohr an der äußern Baſis. 0 
Schweifübe » «x 2 2 20. 1 10 Größte Ohrb reite 0 6 


Die Heimath ift Rußland, wo Keyſerling und Blaſius bei ihrem 
Aufenthalte in Welikji-Uſtjug (Gouvernement Wologda) ein lebendes Exem⸗ 
plar dieſer Art erhielten, die nach Ausſage auf Aeckern in Löchern leben 


a 
3. H. agrestis Lux. Die Ackermaus. 


H. arvali major, terreo-fuscus, ferrugineo - indutus, subtus canus; auriculis 
vellere longioribus; cauda corporis trientem superante, bicolore. 


13) Keyſ. u. Blaſ. haben mit muſterhafter Genauigkeit die Verſchiedenheit dieſer Art von 
den europäifch» nordafiatifchen Feldmäuſen nachgewieſen, doch waren ihnen damals die 2 am naͤch— 
ſten ſtehenden Arten, H. agrestis und neglectus, noch nicht bekannt, deren Vergleichung daher 
noch vorgenommen werden muß. 


Feldmaus. 


(X 
0 


Mus agrestis. Lixx. faun. suec- 2. p. 11. 

Arvicola agrestis. SELYs faun. belg. p. 35. tab. 3. 

Arvicola arvalis. Sunoev. K. Vetensk. Academ. Handlingar för Ar 1840. 
p. 27. tab. 1. fig. 1. (Backenzähne). 


Linné's Mus agrestis ift bisher immer mit Mus arvalis zuſammen⸗ 
geſtellt worden, bis Selys durch ein von Sundevall erhaltenes Exem⸗ 
plar in Stand geſetzt wurde, die Differenzen zwiſchen beiden nachzuweiſen. 
Seiner Beſchreibung zufolge, die ich aus Mangel eigner Anſchauung hier 
wiederhole, übertrifft dieſer Mus agrestis an Größe weit den M. arvalis. 
Die Ohren find ziemlich groß, länger als der Pelz, ſchwaͤrzlich und mit brau— 
nen Haaren beſetzt. Die Augen ſind ziemlich groß und vorragend. Der 
Schwanz iſt etwas länger als ein Drittel des Körpers, oben mit ſchwärz— 
lichen, unten mit hellgrauen Haaren beſetzt, am Ende einen 2 langen Pin⸗ 
ſel bildend; durch dieſe Haare werden die Schuppenringe (ohngefähr 65) 
verdeckt. Die Farbe der Oberſeite iſt erdbraun (brun terreux), mehr oder 
weniger mit dunkel Roſtfarben gemiſcht; die Unterſeite iſt einförmig grau. 
Die Füße mit kurzen, glatten, nicht ſtraubigen, lichtgrauen Haͤrchen beflei- 
det 14). Zitzen 8, wovon 4 an der Bruſt 18). 


E v ne un 0X 53 
Schwanz ohne Haar . 1 6 Dorb reite 0 42 
— mit Haaoeͤr 1 8 Dinter ß 8 


Die Heimat dieſer Art iſt wahrſcheinlich das ganze nördliche Europa; 
doch kennt man bisher mit Sicherheit nur Schweden, auch zählt Selys ein 

14) Wie Selys weiter zuſetzt, ſcheint H. agrestis das Mittel zwiſchen H. arvalis und 
-Glareolus zu halten, unterſcheidet ſich aber von arvalis: 1) durch anſehnlichere Größe, 2) durch 
verhältuißmäßig längeren und zweifarbigen Schwanz, 3) durch feine ſchwärzlichen Ohren, die mit 
ziemlich langen, dichten, groben und röthlichbraunen Haaren bekleidet ſind, 4) durch graue Füße, 
5) durch die Färbung des Pelzes, welche oben dunkel erdbraun iſt, faſt wie bei der Waſſerratte, 
und unten grau. — Der H. Glareolus unterſcheidet ſich von dem H. agrestis durch längeren 
Schwanz, die lebhafte rothe Färbung der Oberſeite, die weißliche der Unterſeite, die weißen Füße 
u. |. w. 15) Ueber die Beſchaffenheit der Backenzaͤhne und des Schädels hat Sely s nichts 
beigebracht; aus der Beſchreibung und Abbildung der Backenzähne aber, welche Sundevall 
von dieſer Art unter dem (nunmehr als unrichtig erkannten) Namen von Arvicola arvalis mit- 
theilte, kann ich keine Differenz vom ächten H. arvalis auffinden. 


516 Hypudaeus. 


Paar hieher, das er 1841 mit 5 Jungen auf einer feuchten Wieſe zu Long: 
champs⸗ſur⸗Geer in Belgien fand, fo wie ein Exemplar aus der Pikardie. 
Ob Melchio r's H. agrestis 16) und der ſchottiſche H. neglectus, wie 
Selys vermuthet, hieher gehört, darüber fehlen uns zur Zeit die nöthigen 
Thatſachen. 


4. H. alpinus Wacn Die Alpen⸗Feldmaus. Tab. CXCI. B. 
H. supra griseo-brunescens, subtus albido- canus, lateribus pallide flavescens; 
pilis omnibus basi schistaceo-nigris; auriculis e vellere prominentibus, nigris, bru- 
neo-pilosis; pedibus canescentibus; cauda bicolore, dimidio corpore parum breviore. 


Von Herrn Nager in Urſeren habe ich eine Feldmaus erhalten, die von 
allen mir bekannten verſchieden iſt 17). Zur Beſchreibung habe ich 3 Baͤlge 
und ein Skelet vor mir. Sie iſt größer als die gewöhnliche Feldmaus; ihr 
Pelz iſt reichlich, die Ohren ziemlich groß, ragen aus dem Pelze hervor, 
ſind mit Haaren bedeckt und durch den abgerundeten Ohrdeckel nur zur Hälfte 
verſchließbar. Die Schnurren ſind reichlich und lang, ſo daß ihre laͤngſten 
über das Ohr hinausragen. Der Schwanz iſt behaart, am Ende mit klei⸗ 
nem ſpitzen Pinſel und anſehnlich länger als ein Drittel des Körpers. 

Im Gebiß ergibt ſich von H. arvalis und (nach Sundevall's Ab- 
bildung zu ſchließen) von agrestis der Unterſchied, daß im Oberkiefer der 
hinterſte Backenzahn, welcher bei dieſen auf der Innenſeite 4 deutliche Pfei— 
ler zeigt, bei H. alpinus auf der Außen- wie Innenſeite nur 3 Pfeiler auf⸗ 
zuweiſen hat, an welche hinten eine ſchmal elliptiſche Schlinge ſich anſchließt. 
Der Iſte Backenzahn des Unterkiefers hat außen nur 4 deutliche Pfeiler, in- 


16) Vgl. Wiegm. Arch. II. 1. S. 78. Melchior betrachtet ſeinen H. agrestis als iden⸗ 
tif) mit Mus agrestis Linn., Lemmus arvalis Nils s. und Mus terrestris Müll. (zool. 
Dan. prodr.), und unterſcheidet ihn von dem ſüdeuropäiſchen Mus arvalis Linn. Als Dias 
gnoſe ſtellt er auf: Schwanz nicht völlig z der Körperlänge, Ohren kurz, faſt in den Haaren ver» 
borgen. Farbe oben dunkelgrau, unten weißgrau. Körperlänge 3 bis 5 Zoll. Nach Melchior's Angabe 
überall in Däuemark, Norwegen, Schweden, Holſtein und dem nördlichen Deutſchland. 17) Se— 
lys Longchamps führt in der Rev. 200l. 1842. p. 347. den Namen einer mir ganz unbekann⸗ 
ten Feldmaus an: „Ar vicola nivalis (Martins) pris sur le Faulhorn (Alpes- Suisses) 
Je ne bai pas vu“. Dem Wohnorte nach würde dieſe Feldmaus mit der meinigen übereinftim- 
men, indeß habe ich von ihr keine andere als die angeführte Notiz auffinden können. 


Feldmaus. 577 


nen 5, iſt alſo ebenfalls ſehr von dem der beiden andern Arten verſchieden. — 
Vom Knochengerüſte iſt zu bemerken, daß das Zwiſchenſcheitelbein ähn— 
lich wie das von H. arvalis geſtaltet iſt. Wirbel ſind im Ganzen 47 vor⸗ 
handen, nämlich 7 Hals-, 18 Rücken-, 6 Lenden-, 3 Kreuz- und 18 Schwanz: 
wirbel, alſo wie bei H. arvalis und agrestis. 

In der F är bung ſtimmen meine 3 Exemplare darin überein, daß die 
Haare auf der Oberſeite im größten Theil ihrer Länge, auf der Unterſeite 
nur ohngefähr in der untern Haͤlfte, dunkel ſchieferſchwarz ſind, während ihre 
Spitzen auf der Oberſeite an meinen 3 Exemplaren einen verſchiedenen Far⸗ 
benton zeigen. Am älteſten und größten hat die Oberſeite einen licht falb⸗ 
bräunlichen Ton, der fein ſchwarz geſprenkelt iſt, indem die Haarſpitzen im 
Allgemeinen jene Faͤrbung haben, während einzelne ganz ſchwarze ſich ein⸗ 
mengen. Indem dieſe an den Seiten verſchwinden, tritt der falbbräunliche 
Ton hier reiner und lebhafter hervor. Am 2ten Exemplare herrſcht auf dem 
Rücken ein mehr aſchgraulicher Ton mit falbbräunlichem Anfluge, der an den 
Seiten reiner und lebhafter wird. Am kleinſten und jüngſten Exemplare iſt 
auch an den Seiten der falbbräunliche Anflug mehr getrübt, fo daß das Aſch— 
grau ebenfalls hier mehr vorherrſcht. Es ſcheint demnach, daß erſt mit dem 
Alter die falbbräunliche Färbung die vorherrſchende wird. In den übrigen 
Merkmalen kommen dieſe 3 Exemplare miteinander überein. Die ganze Unter⸗ 
ſeite nebſt den Füßen iſt graulichweiß, indem hier die Haarſpitzen weiß ſind. 
Die längern Schnurren ſind meiſt ſchwarz, die andern weiß. Die Haut der 
Ohren iſt ſchwarz mit falbbraͤunlichem Haarbeſatz an den Rändern. Die 
Nägel ſind weißlich mit rothem Fleck. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, 
unten graulichweiß. 


Körper end e ee en n ze A renn an zerarche Starte ya 0 6% 
Schwanzrübe fat 2 0 iter fßfß 1 8 
Schwanz mit Pinſel A | 


Diefe Feldmaus wurde von Herrn Nager auf den höchſten Höhen des 
St. Gotthard entdeckt 18). 


18) Dieſe Art kann nur mit H. agrestis und neglectus, die wahrſcheinlich zuſammen ge⸗ 
hören, in Vergleich kommen. Beide find mir indeß nicht aus Autopſie, ſondern nur aus Be= 
ſchreibungen bekannt. Mit dieſen zuſammen gehalten, iſt der Schwanz bei H. alpinus länger, 

Suppl. 3. 7 


578 Hypudaeus. 


2 5. H. neglectus Tuours. Die ſchottiſche Feldmaus. 


H. ar vali major, supra fulvido-bruneus, subtus albidus, pilis gastraei basi 
late obscuratis, auriculis vellere plane tectis; cauda subbicolore. 


Arvicola neglectus. JEnYNs, ann. of nat. hist. VII. p. 270. 


Mit Jenyns bin ich geneigt dieſe Feldmaus, die ich übrigens nur aus 
ſeiner, nach vielen Exemplaren entworfenen Beſchreibung kenne, für eine 
von der gemeinen Feldmaus verſchiedene Art zu halten. Sie iſt anſehnlich 
größer als dieſe, kommt aber mit ihr in der Bildung der Schnautze, Augen, 
Ohren, Füße, Zehen und Sohlenwarzen überein; eben ſo in der Zahl der 
Zitzen: 4 an der Bruſt und 4 in den Weichen 1%). Auch die Färbung 
der Oberſeite iſt die nämliche, aber der Pelz iſt durchgängig beträchtlich län— 
ger, ſo daß er die Ohren ganz verbirgt; ſeine größere Länge und Dichte iſt 
beſonders an den untern Theilen merklich, wo er auch am Grunde der Haare 
dunkler und an den Spitzen weit reiner weiß iſt. Manche Exemplare haben 
mehr Roth als andere. Die Farbe der Füße und des Schwanzes iſt immer 
dunkel; der letztere oben etwas dunkler als unten. 


auch kann die Rückenfarbe nicht genannt werden: brun terreux plus ou moins mélè de ferru- 
gineux obscur. Der Hauptunterſchied würde aber im Gebiße liegen, wenn Sundevall's H. 
arvalis der H. agrestis von Selys iſt. 19) Zur Unterſcheidung beider Arten ſtellt Jenyns 
folgende Diagnoſen. 

Arvicola arvalis. „Körper 4“, Ohren aus dem Pelz vorragend; Farbe oben röth— 
lichbraun, unten graulichweiß, die Haare bisweilen dunkel an den Wurzeln“. 


Arvicola neglectus. „Körper 5 oder 53“; Pelz lang, die Ohren gänzlich verbergend; 
unten weißlich, mit einer großen Portion an den Haaren von der Wurzel aufwärts dunkel“. 

Hiezu kann noch bemerkt werden, daß bei H. arvalis die Gallblaſe fehlt, während ſie bei 
H. neglectus vorhanden iſt, obſchon in ſehr verſchiedenem Grade der Entwicklung. Auch im 
Schädelbau findet ſich ein kleiner Unterſchied; die Wirbelzahl iſt dieſelbe. Ueber die Beſchaffenheit 
der Backenzähne iſt leider keine Auskunft gegeben, daher mit Sicherheit fein Verhältniß zu U. 
ratticeps und agrestis, die am nächſten ſtehen, nicht zu beſtimmen iſt. So weit man nach den 
vorliegenden Beſchreibungen zu urtheilen vermag, würde ſich H. neglectus von H. agrestis, fo 
wie von H. ratticeps durch kürzeren Schwanz, kürzere Ohren und weiße Bauchfarbe unterſchei— 
den. Mit Evidenz läßt ſich indeß über dieſe 3 Arten nur durch unmittelbare Vergleichung von fris 
ſchen Thieren urtheilen. 


Feldmaus. 579 


Sören, d Dree n aan 0 re 
Schweifüe - e 1 3 Schnurren 0 
Schwanz mit Haaren 1 6 Vorderfu ß 0 51 


ee e e Hinter fuß „0 10 
Dieſe Art iſt von Thompſon in Schottland entdeckt worden, woſelbſt 
ſie häufig vorkommt; vielleicht gehört ſie mit H. agrestis zuſammen. 


6. H. arvalis PaII. Die gemeine Felbmous. Tab. CXCI. 
H. cano-flavidus, subtus pallide canus, regione anali pedibusque albidis; auri- 
culis e vellere prominentibus; cauda corporis trientem adaequante, unicolorc. 

Mus arvalis. Parı. glir. p.79.— Schre b. IV. S. 680. tab. 191.— Lınn. Gneı. I. 
p. 134. N 

Arvicola vulgaris. Desmar. mamm. p. 282. 

Arvicola arvalis. S. Loxcnaurs, camp. de Liège p. 8; microm. p. 105. tab. 3. 
fig. 3. (Schädel); faun. belg. I. p. 34. tab. 2. fig. 5. — Keyſ. u. Blaf. Br 
Wirbelth. I. S. VIII. u. 34. — Jenvns, ann. of nat. hist. VII. p. 269. 

Hypudaeus arvalis. Brants muiz. p. 82.— Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 263.— 
Norpm. Demid. voy. Zool. I. p. 43. 

Myodes arvalis. ParL. zoogr. p. 174. 

Arvicola agrestis. JEenyns, brit. vert. p. 33, — YARRELL, proceed. II. p. 109. 

e Ber brit. quadrup. p.325. — Maceıtr. brit. quadrup. p. 266. A 

Arvicola arvensis. Schinz europ. Faun. I, S. 60, 

Arvicola fulvus. S. Lox dcn. microm. p. 99; faun. belg. p. 34. 

Mus gregarius. Linn. XII. I. p. 84. 

Microtus gregarius. Schrank faun. Boie. I. p. 11. 32. 

Campagnol. Borr. VII. p. 369, tab. 47; DauENT. p. 372. tab. 48. (Skelet). 


6) Var. murino-cana, cauda subbicolore. 


Arvicola subterraneus. S. LonechH. camp. de Liege 1836. tab. 3; microm. 
P. 102. tab. 3. fig.2. (Schädel); faun. belg. p. 34. 
Lemmus pratensis. BalLLox, mem. de la soc. d’&mulation d'Abbeville 1834. 


Als Diagnoſe kann man aufſtellen: Ohren rund, etwas aus den Haa— 
ren hervorragend, mit kleinem, das Ohr nicht verſchließenden Deckel; Dau⸗ 
menrudiment der Vorderfüße ſehr klein; Rücken mäuſegrau bis dunkel Schwarz 
grau, gewöhnlich gelbroth überflogen; Unterſeite graulich, nicht ſcharf von der 

73 * 


580 Hypudaeus. 


obern abgeſetzt; Aftergegend weiß; Füße weißgrau; der Schwanz hellfarbig, 
einfarbig. Körper 3“ 6 bis 4 27”, Schwanz 1“ bis 1“ 3, Als Sel⸗ 
tenheit findet man auch ſchwarze, oder weiße, oder gefleckte Exemplare. — 
Die Heimath der gemeinen Feldmaus 20) erſtreckt ſich über ganz Europa 
bis nach Sibirien und reicht, nach Schinz, in den Alpen bis zu einer Höhe 
von 6000 Fuß; in Italien wird ſie jedoch durch eine andere Art erſetzt 21). 


20) Selys trennt hievon folgende Mäuſe. 

a) A. subterraneus; „Größe etwas geringer als von arvalis; Ohren etwas kürzer, 
von der Länge der Haare und faſt nackt; Augen ſehr kleinz Schwanz fo lang als . 
des Körpers, zweifarbig, oben ſchwärzlich, unten weiß; Pelz oben ſchwärzlichgrau, 
auf dem Bauch allein grau oder weißlich; Füße duukelgrau (13 Rippeupaare)““. Durch die 
mausgraue Färbung (nicht falbgrau), die Kleinheit der Augen, die Farbe der Füße und des 
Schwanzes und die Nacktheit der Ohren unterſcheidet S. ſeinen H. subterraneus von arvalis. 
Als Wohnorte giebt er Belgien, franzöſiſch Flandern und die Gegend von Paris an. Er ſoll im⸗ 
mer unterirdiſch in feinen Gängen leben und häufig vorkommen. — Keyſerling und Blaſius, 
nach Anſicht zweier Original-Exemplare, verſichern, daß ſolche nur eine graue Varietät der gemei= 
nen Feldmaus ſeyen. Bemerken will ich jedoch, daß Selys auch noch neuerdings auf der Selbft- 
ſtändigkeit dieſes H. subterraneus beſteht, erklärt es aber jetzt für einen Irrthum, daß er ihm 
6 Zitzen zugeſchrieben hat, während ihm nur 4 (ſoll heißen Paare) zukommen. Für H. arvalis 
hat er ſchon früher 4 Paar Zitzen angegeben, wovon 2 an der Bruſt ſitzenz Macgillivray will 
ſogar 6 Paare zählen: 3 an der Bruſt und 3 in den Weichen. 

b) A. fulvus Des m. (mamm. p. 282.) wird von Selys charakteriſirt: „Größe von ar- 
valis; äußere Ohren faſt keine, nackt; Schwanz fo lang als J des Körpers, gelblich; Pelz, 
oben hell gelblichfalb, unten weißlich; Füße hellgelblich“. Von arvalis wollte S. dieſen ful- 
vus durch faſt gänzlichen Mangel der Ohren und die lebhaft falbe Färbung unterſcheiden; die 
Beſchreibung von Desmareſt vermuthet er nach A. Glareolus gemacht, dem die Ohren von 
fulvus gegeben ſeyen. Neuerdings hat ſich jedoch S. überzeugt, daß fein H. fulvus, von dem 
er uur etliche ausgeſtopfte Exemplare kannte, nichts weiter ſey als ein H. arvalis mit verſtüm⸗ 
melten Ohren. Der H. fulvus Des m., meint er, würde der Glare olus ſeyn, an dem jedoch 
die Ohren zu klein angegeben wären. 

c) A. duodecim-costatus Selys (microm. p. 110); „Größe von arvalis; Schwanz et— 
was länger als das Drittel des Körpers; 12 Rippenpaare, 6 Leudenwirbel.“ S. erhielt aus Genf 
ein Skelet, dem bei derſelben Zahl der Lendenwirbel, wie ſie arvalis hat, doch nur 12 Rücken⸗ 
wirbel zukommen; ein anderes mit denſelben Verhältniſſen iſt im pariſer Muſeum. So lange man 
das Aeußere der Thiere, von denen die Skelete herrühren, nicht kennt, bleibt natürlich für Muth⸗ 
maßungen ein großer Spielraum frei. 21) Ueber das Gebiß von H. arvalis iſt noch 


Feldmaus. 581 


Auch ſie vermehrt ſich in manchen Jahren in unglaublicher Weiſe und wird 
dann zur Landplage. Ein ſolches mäuſereiches Jahr war unter andern das 
von 1822, wo ſie auf den Feldern ungeheure Verheerungen anrichteten. Gleich 
den Lemmingen ſtellten ſie da in manchen Gegenden große Wanderungen an, 
wobei ſie immer in derſelben Richtung fortmarſchirten und durch kein Hinderniß 
ſich aufhalten ließen, ſo daß ſie am Rheine und am Maine ſelbſt über dieſe 
Ströme hinüber ſetzten. Auch in dem Herbſte von 1841 haben ſie ſich in 
Süddeutſchland wieder in großer Menge gezeigt, während fie in andern Jah—⸗ 
ren wenig merklich find 22). 


7. H. Savii Serıs. Die italieniſche Feldmaus. 


H. supra bruneo- griseus, subtus albidus, auriculis pilo brevioribus; cauda cor- 
poris trientem haud aequante, supra brunea, infra albida. 


Arvicola Savii. Serys Lonech. mierom. p. 100. 
Arvicola arvalis. Bonar. faun. ital. fasc. 8. 


Folgendes hier zu bemerken. Im Unterkiefer hat der Iſte Backenzahn auf der äußern Seite 5, auf 
der innern 6 Längsleiſten. Dieſen entſprechen außen 4, innen 5 ſcharfe Zacken oder Prismen, 
nebſt einem vordern Auſatz, der auf zwei (jederſeits eine) ſchwächeren, gerundeten Leiſten ruht. 
Das hintere Zackenpaar ſteht ſich direkt gegenüber und verſchmilzt in der Mitte, daher es Keyf. 
u. Bla ſ. nur für ein Stück anſehen und demnach nur 9 Schmelzſchlingen auf der Kaufläche zäh— 
len. — Im Oberkiefer hat der letzte Zahn auf der Junenſeite 4, auf der Außenſeite 3 ſcharfe 
Zacken (Prismen), welch letztere nur die größere vordere Hälfte dieſer Seite einnehmen, während 
die hintere blos weitſchweifig ausgebuchtet iſt und dadurch gegen ihr hinteres Ende noch eine ſchwache 
ſtumpfe Ate Längsleiſte hinzukommt. Eine Abbildung der Backenzähne findet ſich in der Iſis 1881. 
tab. 7. fig. 8. — Vom Zwiſchenſcheitelbein iſt zu erwähnen, daß es ſeitlich abgeſtutzt if, 
ſo daß der größte Breitendurchmeſſer etwa in die Mitte der Fläche fällt. 22) Jeſſe (Ma e- 
gill. brit. quadrup. p. 268) erzählt einen Fall, wo im Dean-Forſte in England die Feldmäuſe 
dermaſſen überhand genommen hatten, daß in den Fanggruben binnen 3 — 4 Monaten nicht we— 
niger als 30,000 Stück gefangen wurden, ungerechnet die, welche durch Gift, Raubthiere und 
andere Mittel vertilgt worden waren, ſo daß man die ganze Summe der hier ausgerotteten Mäuſe 
auf wenigſtens 100,000 Stück ſchätzen darf. In New Forest wurde zu gleicher Zeit eine nicht 
geringere Menge vertilgt. Lenz erzählt, daß nach offiziellen Nachrichten 1822 im Bezirke von 
Zabern binnen 14 Tagen die unglaubliche Menge von 1,570,000 Mäuſen gefangen wurde; deß⸗ 
gleichen im Landrathsbezirk Nidda in der Wetterau 590,327. Da fie im Jahre mehrmals 5 —8 
Junge werfen, ſo läßt ſich ihre furchtbare Vermehrung unter günſtigen Umſtänden wohl erklären. 


582 Hypudaeus. 


Der Prinz von Muſignano, der keine Gelegenheit hatte, die italieniz 
ſche Feldmaus mit der unſerigen zu vergleichen, nahm beide für identiſch; 
Selys jedoch, der ſie in Piſa und Pavia ſah, hält beide für verſchieden 
und giebt für A. Savii die Diagnoſe: „Größe von arvalis; äußere Ohren 
etwas behaart, viel kürzer als die Behaarung; Schwanz etwas kürzer als 
ein Drittel des Körpers, zweifarbig, oben bräunlich, unten weißlich; Pelz 
oben braungrau, unten aſchgrau; Füße hellgrau, (14 Rippenpaare).“ Das 
grauliche Erdbraun der Oberſeite geht bei manchen Individuen etwas ins dun— 
kel Röthliche über. 8 Zitzen, alle am Bauch und in den Weichen. 


H. arvalis H. Savii 
— —— 1 — 
Körper, . h e e 3 8 05 
Schwanz 0.00 13 0 10 0 11 
Gi s d e e e el 1 0 0 11 
Shen 9 0 2 0 334 


Die 14 Rippenpaare, die Kürze der Ohren und die Färbung geben 
nach Selys die unterſcheidenden Merkmale von I. arvalis ab 25). 

Die Heimath iſt Italien, wo ſie die einzige kleine Art unter den 
Wühlmaͤuſen iſt, und mitunter in eben ſolcher Menge wie die unſerige ſich 
vermehrt 22), mit der fie auch in der Lebensweiſe übereinkommt. 


8. H. Glareolus Scarer. Die Röthelmaus Tab. CXC. B, CXCI.A. 
H. rufo- fuscus, subtus abrupte albidus; auriculis e vellere prominentibus, cauda 
dimidio corpore paululum longiore. 
Mus Glareolus. Schreb. IV. S. 680. tab. 190. 
Mus rutilus var. Pat. nov. spec. p. 247. 
Hypudaeus Glareola. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. S. VIII. u. 34. 
Hypudaeus hercynicus. Mehlis, Iſis 1831. S. 874. tab. 7. fig. 8. (Zähne) — 
Schreb. tab. 191. A. — Lenz gem. Naturgeſch. I. S. 266. 


23) Für H. arvalis lautet die Diagnoſe von Selys: „Ohren länger als die Behaarung, 
behaart; Augen groß, vorſpringend; Schwanz etwas länger als F des Körpers, einfarbig, gelb— 
lich; Pelz oben gelblichfalb mit Grau melirt, unten weißlich; Füße gelblichweiß (13 Rippenpaare)“, 
24) Der Prinz von Muſig nano erzählt, daß auf einem römiſchen Pachthof in einem Jahre 
eilftauſend Stück getödtet wurden. 


Feldmaus. 583 


Arvicola glareolus. Suxnpev. K. Vetensk. Acad. Handl. för Ar 1810, p. 16, 
28. tab. I. ſig. 3. (Zähne). 

Lemmus rubidus. BALLox mem. de la soc. d’Abbeville 1834. 

Arvicola rubidus. S. Loxecg. microm. p. 112. tab. 3. fig. 5. (Schädel); faun, 
belg. p. 39. — Schinz europ. Faun. I. ©. 62. 

-Arvicola rufescens. S. Loncca. camp. de Liege tab. 4. 


Arvicola riparia. YVARRELL, proceed. 1832. p. 109. — Jenyns, ann. of nat. 
bist. VII. p. 274. 
Arvicola pratensis. BELL. brit. quadrup. p. 330. — Mace brit. quadr. 


p. 271. tab. 29. 


Während bei unſern übrigen Feldmäuſen die Zaͤhne, auch im Alter, 
wurzellos ſind, ſind ſie dieß bei der Röthelmaus nur in der Jugend; bei 
vorrückendem Alter aber bilden ſich 2 wahre Wurzeln. Die Reihe der Backen⸗ 
zaͤhne iſt kürzer und die beiden Reihen des Oberkiefers find weiter vonein— 
ander gerückt, alſo der Gaumen breiter als bei der gemeinen Feldmaus. Der 
erſte untere Backenzahn hat ein Paar Zacken weniger als bei dieſer; der 
Schwanz hat dagegen einige Wirbel mehr. Die Ohren ſind ziemlich groß 
und ragen aus dem Pelze hervor. Die Farbe der Oberſeite iſt roſtroth oder 
rothbraun, der Unterſeite und Füße ſcharf abgeſetzt weiß. Die roſtrothe Fär— 
bung iſt nach den Jahreszeiten mehr oder minder lebhaft; die Haarſpitzen 
ſind ſchwärzlich. Der Schwanz iſt oben ſchwärzlich, unten gelblichweiß; die 
Ohren find mit ſehr kurzen röthlichen Haaren beſetzt. Die Laͤn ge 28) giebt 
Nathuſius zu 39, des Schwanzes zu 1“ 10—11 an. — Als Hei⸗ 
math iſt England, Belgien, Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, 
Deutſchland (Harz, Thüringen, Schleſien, Eichſtädt, woher die hieſige Samm— 
lung ein Exemplar erhalten hat) und die Gegenden an der Wolga bekannt. 
Sie ſcheint ſich nicht ſowohl in den Ebenen auf freiem Felde aufzuhalten, 
ſondern an Abhängen in Zäunen und Wäldern, beſonders gern in der Nähe 
von Bächen. 


9. H. rutilus Parl. Die Falbmaus. Tab. CLXXXVIII. 
H. supra fulvus, subtus albidus; auriculis prominentibus; cauda supra nigra, 


subtus alba, corporis partem tertiam aequante, 


25) Nach Selys mißt der Körper 3“ 2“, Schwanz 1511“, Ohren 5“. 


581 Hypudaeus. 


Mus rutilus. Part. glir. p. 79, 246. tab. 14. B. — Schreb. IV. S. 672. tab. 188. 
(fig. Pall.) 

Myodes rutilus. Part. 200 gr. I. p. 177. 

Hypudaeus rutilus. BRANTS muiz. p. 70. 

Arvicola rutilus. Desmar. mamm. p.284. — S. Loncen. microm, p. 119. — 
Suxoev. K. Vetensk. Acad. Handlingar för Ar 1840. p. 19. u. 27. tab. I. fig. 2. 
(Zähne). 


Dieſe Art war bis auf die neueſte Zeit nicht aus Europa bekannt, denn 
die Abänderung an der Wolga mit längerem Schwanze gehört nicht mehr, 
wie Pallas meint, zu ihr, ſondern iſt der H. Glareolus, der ſich von 
jener immer durch den viel längern Schwanz unterſcheidet. Neuerdings iſt 
ſie indeß in Schweden aufgefunden worden. Gleich dem H. Glareolus hat 
ſie am erſten untern Backenzahn ein Paar Zacken weniger als H. arvalis, 
wodurch beide Arten ausſchließlich charakteriſirt find. Pallas Maaße find; 
Körpern DER , Obkläng e 1 82, 


Schwanz ohne Haar . 1 1 Oebret e LEER AR 
— mit — ee ie 1 4 Hinterfuß mit Nägeln 0 8 


Von Schweden (Tornea Lappmark) und Finnland (Knopio) an durch 


das nördliche Rußland und Sibirien bis nach Kamtſchatka und den benach⸗ 
barten Inſeln verbreitet. 


10. H. alliarius PII. Die Knoblauch⸗Maus. Tab. CLXXXVII. 


H. supra einereus, pilis longioribus fuscescentibus, lateribus canescens, subtus 
albidus; auriculis prominentibus; cauda corporis partem tertiam aequunte. 
Mus alliarius, Part. glir. p. 81, 252. tab. 14.0 — Schreb. IV. S. 671. tab. 187. 
(fig. Pall.). 
Myodes alliarius. Park. zoogr.]. p. 177. 
Hypudaeus alliarius. Brants muiz. p. 75. 


Seit Pallas nicht weiter bekannt geworden *); feine Maaße find: 


1) Nur Keyſerling und Blaſius (mem. de P£tersb. 1841. p. 332.) bemerken, daß 
die weißlichen Schnurren, die über die Ohrſpitzen hinausragen, ſo wie die geringere Länge des 
Schwanzes und Ohrs keine Verwechſelung mit H. ratticeps zuließen. 


Feldmaus. 585 


Korper 44% 2 Ohrlang gs 0 63% 
Schwanz ohne Haac . 1 4 Ohrbreite 0 64 
Ueberragendes Haar 0 6 | Schnurre 2 


Durch Sibirien verbreitet. 


11. H. saxatilis PaII. Die Klippmaus. Tab. CLXXXV. 


H. supra fuscus, griseo- immixtus, lateribus magis griseus, subtus cano-albi- 
dus; auriculis prominentibus; cauda elongata. 
Mus saxatilis. Park, glir. p. 80. 255. tab. 23. B. — Schreb. IV. ©. 667. 
tab. 185. (fig. Pall.). 
Myodes saxatilis. Par. zoogr. I. p. 175. 


Auch diefe ſibiriſche Maus kennt man nur aus Pallas Beſchreibung. 
Körper 4“, Schwanz 13%, Hinterſohlen 10%. — Keyſerling und Bla— 
fius (a. a. O.) bemerken, daß der erſte untere Backenzahn 9 Prismen wie 
bei H. arvalis hat. Sie bewohnt das Alpenland von Sibirien. 


12. H. oeconomus Parl. Die Wurzelmaus. Tab. CXC. 


H. supra clare flavido- bruneus, subtus canus; auriculis plerumque absconditis; 

cauda supra fusca, subtus alba, corporis partem quartam aequante. 

Mus oeconomus. Parr. glir. p. 79, 225. tab. 14. A. — Schreb. IV. S. 675. 
tab. 190. (fig. Pall.) . 

Myodes oeconomus. Part. zoogr. I. p. 174. 

Hypudaeus oeconomus, Lichtenſt. in Evers m. Reiſe ©.123. — Brants 
muiz. p. 76. 

Arvicola oeconomus. Deswar. mamm. p.283.— Cov. regn. anim. I. p. 296.— 
S. Loneca. microm. p. 116. 


Die Heimath iſt Sibirien. Zwar führt Cuvier die Wurzelmaus auch 
aus der Schweiz und Frankreich an, allein dieß find, wie ſich S. Long 
champs überzeugte, Exemplare ſeines A. subterraneus und 12 costatus. 
Mit arvalis iſt ſie am nächſten verwandt, unterſcheidet ſich aber durch et— 
was größere Geſtalt, kürzere Ohren 2), kürzeren Schwanz, 14 Rippen, 


2) Ueber die Ohren bemerkt Pallas, daß ſie bald länger, bald kürzer als die Haare ſind; 
bei einigen ſeyen fie kaum 2˙“ hoch bei einer Breite von 33 Linien. — Nach Keyſerling und 
Suppl, 3. 74 


586 Hypudaeus. 


etwas mehr Gelb auf der Oberſeite und die ſchön graue Unterſeite. Die 
Maaße eines großen Weibchens giebt Pallas alſo an: 

Roc . 1 Ohrlänge von der Bucht an der Wurzel 0“ 43 
Schwanzßz:z: 1 Hand mit Nagel (1T“))ꝰ 7 0 5 
lange Oai N > AN ee e 


Vom Ob an bis an den öftlichen Ozean verbreitet. 
13. H. socialis Pal. Die Tulpenmaus. Tab. CXCH. 


H. e pallide lutescente griseus, subtus albidus, regione anali ferrugineo - lutes- 
cente; auriculis absconditis, cauda corporis parte quarta vix longiore. 
Mus socialis. ParL. glir. p. 77, 218. tab. 13. B. — Schreb. IV. S. 682. tab. 192. 
Arvicola socialis. DE Suan. mamm. p. 185. — S. Lonccn. microm. p. 109. — 
Schinz europ. Faun. I. S. 61. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. VIII. u. 34. 
Hypudaeus socialis. BrAnTs muiz. p. 66. — Norpn. Demid. voy. Zool. I. p. 44. 
Myodes socialis. PaLL. zoogr. I. p. 166. 


Der ausführlichen Beſchreibung von Schreber füge ich blos die Diag— 
noſe von Keyſerling und Blaſius bei 3): „Ohr im Pelz verſteckt, 
+ Kopfeslänge; Schwanz ungefähr 2“ lang, kürzer als der Kopf, etwa 4 
Körperlänge, 14 mal fo lang als die hintere Sohle; Oberſeite blaß gelblich— 
grau, Unterſeite ſchmutzig weiß mit gelblichem Ueberflug, beide allmählig in— 
einander übergehend; Haare über der Schnautze braunroth; Aftergegend roſt— 
gelblich; Füße gelblichweiß“. Findet ſich häufig ums kaſpiſche Meer bis nach 
Perſien, zieht ſich noch ins ſüdliche Rußland hinein, und fehlt in den nörd— 
licheren Gegenden 1). 


14. H. gregalis Parr. Die Zwiebelmaus. Tab. CLXXXIX. 
H. pallide canus, pilis nigrescentibus obfuscatus, lateribus pallidior, subtus sor- 


dide albidus; auriculis prominentibus; cauda quartam corporis partem aequante. 


Blaſius (mem. de Pétersb. 1841. p.331.) ift die Färbung hell gelblichgrau, die Ohren höch— 
ſtens von 4 der Kopflänge. 3) S. Longchamps, obgleich er dieſe Art aus Autopſie nicht 
kannte, giebt 12 Rippenpaare an, was unrichtig iſt, da Pallas 13 zählt. 4) Menetries 
(eatal. p. 23) hat dieſe Art ſehr häufig auf den Bergen von Talyſch gefunden. Ein Exemplar 
erhielt Nordmann aus der Gegend von Taganrog. — Den Mus mieruros und „eine neue 
Maus“ von S. G. Gmelin, welch letzterer Desmareſt den Namen Arvicola astrachanen- 
sis beilegte, wird Schreber wohl mit Recht zu H. socialis geſtellt haben. 


Feldmaus. 587 


Mus gregalis. Par L. glir. p. 79, 238. tab. 27. fig. XVII. 20. (Schädel). — 
Schreb. IV. S. 674. tab. 189. $ 

Myodes gregalis. Parr, zoogr.]. p. 176. 

Hypudaeus gregalis. Brants muiz. p. 68. 


Dem öſtlichen Sibirien angehörig. Nach Keyſerling und Blaſius 
hat der erſte untere Backenzahn (ſtatt 9 Prismen wie bei H. arvalis) nur 
8 Prismen, was noch bei keiner andern Art beobachtet wurde. 


15. H. syriacus Licnr. Die ſyriſche Feldmaus. 
H. supra cinereus, leviter flavicans, lateribus paululo magis flavicans, gastraeo: 
toto canescente; cauda nudiuscula tertiam corporis partem parum superante. 


Hypudaeus syriacus. BRANTS muiz. p. 92. 
Wie Brants fagt, find die Ohren ziemlich behaart und ragen aus 


dem Pelze hervor; die Füße ſind grau; der Schwanz ziemlich nackt, oben 
ſchwärzlich, unten lichter. 


if Schur: AL 17 4 
Schwanz CCC 1 3 r ERDENEH 0 4 
Kopf ; 9 ο | DET 8 0 8 


Heimath: Syrien. 


16. H. Roy lei Grar. Die kaſchmirſche Feldmaus. 
H. supra rufo-cinereus, subtus cinereus; cauda pilis pallidis vestita. 


Arvicola Roylei. GkaY, ann. of nat. bist. X. p. 265. 


„Rothgrau, unten grau; Haare am Grunde dunkel bleifarben, an der 
Spitze grau, die des Rückens an der Spitze roth. Ohren mäßig, gerundet, 
behaart; Schwanz ohngefaͤhr 4 der Körperlänge, mit blaſſen ſteifen Haaren 
bedeckt. Schneidezähne vorn gelb, glatt, ungefurcht. Körper 36, Schwanz 
12, Hinterfuß 9“. Bewohnt Indien (Kaſchmir). — Die untern Baden: 
zähne vorn breit, hinten ſchmal; der Iſte hat einen großen, rhombiſchen, vor— 
dern Fortſatz und 3 Zacken (folds) auf der äußern, 4 auf der innern Seite; 
die zwei andern Zähne haben jederſeits 3 gleiche Zacken. Der erſte obere 
Backenzahn hat 3 gleiche abwechſelnde Zacken; der Zte hat 3 an der äußern 
und 2 an der innern Seite; der zte hat beiderſeits 3 ſchwache Zacken, und 

74 * 


588 Hypudaeus. 


einen geſtreckten Lappen hinterwärts.“ — Dieß iſt diejenige Art von Feld— 
mäuſen, die am weiteſten gegen Süden gefunden wurde. 
6) Americani. 
17. H. riparius Ono. Die Ufermaus. 
H. fuscus, subtus plumbeus, auriculis mediocribus, cauda longitudine capitis. 
Arvicola riparius. Ok», in journ. of the acad. of Philad. IV. 2. p. 305? — 
Rıcnarps. faun. I. p. 120. 


Ob Ord's und Richardſon's A. riparius wirklich zu einer Art ges 
hören, darüber iſt ſelbſt der letztere, deſſen Beſchreibung 8) hier mitgetheilt 
wird, in Zweifel. Der Kopf iſt dick, die Naſe ſtumpf, die Ohren mittel— 
mäßig, oval, faſt ganz im Pelze verſteckt. Die untern Schneidezaͤhne ſind 
zweimal ſo lang als die obern. Der Schwanz iſt etwas flach, ſpitzt ſich zu 
und iſt dünn mit kurzen Haaren bedeckt, die am Ende einen kleinen Pinſel 
bilden. Die Vorderfüße find kurz, mit 4 dünnen Zehen und einem Daumen⸗ 
rudiment, das einen kleinen Nagel trägt; die Krallen ſind klein und weiß 
und die Zehenhaare ragen über ſie vor, ohne ſie zu verdecken. Die Zehen 
und Krallen der Hinterfüße ſind etwas länger als die vordern. Der Pelz 
iſt auf dem Rücken ohngefähr 8 lang, aber nicht fo fein wie bei den Lem— 
mingen. Die Farbe des Rückens iſt trüb dunkelbraun, was von einer Mi— 
ſchung von Gelblichbraun und Schwarz herrührt; dieſe Farben ſind auf die 
Spitzen beſchraͤnkt, indem das Uebrige des Haares ſchwaͤrzlichgrau iſt. Die 
Unterſeite iſt blaulichgrau. Der Rand der Oberlippe, das Kinn und die Füße 
ſind ſchmutzigweiß. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, unten abgeſchnitten 
weißlich. — Die Länge iſt 7“, des Schwanzes 2”. — Die Heimath iſt 
Nordamerika; Drummond fand dieſe Maus am Fuße der Felſengebirge. 
In ihrer Lebensweiſe kommt fie mit unſerer Waſſerratte überein, von der fie 
ſich durch den kürzern Schwanz unterſcheidet; von andern gleich großen oder 
größern amerikaniſchen Arten durch die doppelt ſo großen Schneidezähne. 


18. H. xanthognathus Leaca. Die gelbwangige Feldmaus. 
H. e badio nigroque varius, subtus cinereus, malis fulvis, pedibus fuscescenti- 
bus, subtus albidis, cauda capite breviore. 


5) 3 Exemplare, die ich im berliner Muſeum vergleichen konnte, ſtimmen mit Richard ſon's 
Beſchreibung überein; eines derſelben hat auf dem Hinterkopf einen weißen Fleck. 


Feldmaus. 589 


Arvicola xanthognathus. Leaca zool. misc. I. p. 60. tab. 26. — Dxsman. 
mamm. p. 282. — BRAanTs muiz. p. 80. — Rıcuarps. faun. I. p. 122. 


Die Geſtalt iſt die der Waſſerratte. Die Naſe iſt ſtumpf; die Oh⸗ 
ren verhältnißmäßig groß, innen ſpärlich, außen dicht behaart; Schnurren 
ohngefaͤhr ſo lang als der Kopf. Der Schwanz ſpitzt ſich zu und iſt gut 
behaart. Die Füße ſind kurz behaart. Die vordern haben nackte Sohlen, 
einen kurzen, mit einem ſehr kleinen Nagel verſehenen Daumen und 4 Zehen, 
von welchen die zweite die längſte iſt; die Krallen ſind klein. Die Hinter— 
füße haben 5 Zehen, von welchen die 3 mittlern faſt gleich lang ſind; die 
hintere Hälfte der Sohlen iſt behaart. Der Pelz iſt weich. — Die Farbe 
der Haare von der Wurzel bis gegen die Spitzen iſt graulichſchwarz. Auf 
der Oberſeite find die Haarſpitzen gelblichbraun oder ſchwarz, was eine dun— 
kelbraune und ſchwarze Sprenkelung, ohne Flecken, hervorbringt; die Seiten 
ſind etwas lichter. Die Unterſeite iſt ſilbergrau, was an zwei großen Flecken 
vor den Schultern in ſchwärzlichgrau übergeht. Längs der Mitte der Naſe 
verläuft ein ſchwärzlichbrauner Strich; vom Mund zu den Augen dehnt fi 
ein röthlichbrauner Flecken aus; die Schnurren ſind ſchwarz. Der Schwanz 
iſt oben braͤunlichſchwarz, unten weißlich. Die Füße ſind außen dunkelbraun, 
innen weißlich. 


Gee e e 54 — 8“ 0% | Vordere Mittelzehe und Kralle. . 0“ 3“ 
erf a Aa 1 10 Hintere — — . 0 3 
Schwan 1 6 Hinterfuß von der Ferſe bis zur mitt- 

Ohren (Breite oder Höhe). 0 7 lern Krallenſpitztze . 0 10 


Die Heimath iſt Nordamerika, wo ſie gemein um das Fort Franklin 
iſt und wo Drum mond fie in Menge an den Felsgebirgen unter 56° Br. 
fand. Sie gräbt lange Röhren unter mooſigem Torfboden an den Ufern der 
Seen und Flüſſe, auch in Wäldern, kommt aber nicht in die Häuſer, und 
wirft ohngefähr 7 Junge. Godman's A. xanthognathus kann feiner 
geringern Größe wegen nicht hieher gehören, wohl aber Harlan's A. palustris. 


19. H. pennsylvanicus Onp. Die pennſylvaniſche Feldmaus. 


H. fuscus, subtus pallide canus, auriculis mediocribus, cauda corporis trientem 
adaequante, 


Arvicola pennsylvanicus. Or» in Harlan's faun. p.145.— Rıcnaros, faun. I. p. 124. 


590 Hypudaeus. 


Arvicola xanthognathus. Capt. Frankuin’s journ. p. 660. 
Meadow-Mouse. Wırson, Am. ornith. VI. p.59. tab. 50. fig. 3. 

Forſter und Pennant betrachten dieſe Feldmaus als identiſch mit 
der gemeinen (Mus arvalis Pall.) der alten Welt, und Richardſon 
bemerkt, daß er gezögert haben würde, ſie als ſpezifiſch verſchieden von letz— 
terer zu beſchreiben, wenn ſie nicht ſchon früher einen beſondern Namen er— 
halten haͤtte. Aus ſeiner Beſchreibung iſt Nachſtehendes das weſentlichſte. 
Der Kopf iſt groß, die Naſe ſtumpf, die Ohren oval, mit einigen kurzen 
Haaren beſetzt, ohngefähr 6 hoch, aber durch den Pelz verſteckt. Der 
Schwanz iſt cylindriſch und dicht mit kurzen Haaren beſetzt. An den Vorder: 
füßen ſind die Sohlen nackt, die Zehen oben kurz behaart; es finden ſich 5 
kleine ſchwielige Höcker: einer iſt gemein den beiden mittlern Zehen, je einer 
den beiden andern Zehen, und zwei berühren ſich an dem hintern Theil der 
Hand, wovon einer das Daumenrudiment mit ſeinem kleinen und ſtumpfen 
Nagel trägt. Die beiden Mittelzehen ſind die längſten; nächſtdem die innere. 
Die Krallen ſind ſchmaͤchtig, ſpitz und ſchwach gekrümmt. An den Hinter— 
füßen find die 5 Zehen länger. Das Gebiß iſt wie bei A. xanthognathus.— 
Die Farbe der Oberſeite iſt haarbraun, was man mausfarbig nennt; an 
den Wangen iſt kein rother Flecken, ſondern nur um die Ohren i ſehr 
ſchwache röthlichbraune Färbung. Die Unterſeite iſt hellgrau. Das Braun 
der Seiten und das Grau des Unterleibs miſcht ſich ohne eine ſcharfe Ab⸗ 
grenzungslinie. Die Haare ſind fein und lang, und bis gegen die Spitzen 
blaulich- oder ſchwärzlichgrau. Der Schwanz hat oben die Rücken-, unten 
die Bauchfarbe. — Die Länge iſt 3“ 6“, des Schwanzes 171“. — Ni: 
chardſon hat dieſe Maus in ihrer Heimath vom großen Bärenſee bis 
nach Kanada ſehr haͤufig gefunden und ſie geht noch weiter ſüdlich in die 
Vereinigten Staaten hinab. Sie vermehrt ſich mit Schnelligkeit in der Nähe 
der Handelspoſten, und kommt in die Scheunen und Nebengebäude, wo ſie 
Vorräthe von Korn und Sämereien der Hülſenpflanzen anlegt. In den 
Gärten richtet ſie großen Schaden durch ihr Graben an, und indem ſie die 
Samen fortführt. 

20. I. pinetorum Coxte. Die Fichtenmaus. 
H. supra ferrugineo-fuscus, subtus einereus; pedibus bruneo-albidis; cauda 


corporis triente breviore, deuse pilosa. 


Feldmaus. 591 


Psammomys pinetorum. Le Cox rk, ann. of the Lyc. of New- York. III. 
(1830.) p. 132. tab. 2. 


Unter einer Sendung, die Bachman dem berliner Muſeum übermachte, 
fand ſich auch eine nordamerikaniſche Wühlmaus unter dem Namen Arvicola 
pinetorum. Sie war oben roſtig braunroth, unten aſchgrau, die Füße 
bräunlichweiß, der Schwanz ſehr kurz und dicht behaart. Der Körper maß 
37, der Schwanz 8. Ich halte fie für identiſch mit Le Conte's 
Psammomys pinetorum ®), welcher in den Fichtenwäldern von Georgien 
entdeckt wurde. 


21. H. novoboracensis Rar. Die ſpitznaſige Feldmaus. 


H. obscure fuscus, subtus sordide murinus, naso gracili acuto, cauda squamata 
nndiuscula. 
Lemmus novoboracensis. RAFINESQUE, ann. of nat. 1820. p. 11. — DRSMAR. 
mamm. p. 286. 
Arvicola novoboracensis. Ricnanps. faun. I. p. 126. 


Richardſon glaubt in der kurzen Notiz von Rafines que's L. novob. 
eine von Drummond gefundene Feldmaus zu erkennen, von welcher er fol— 
gende Beſchreibung giebt. Die Geſtalt iſt dick; die Naſe dünn und ſpitz 
im Vergleich zu andern Arten, und ſpringt etwas über die Zaͤhne vor. Die 
Ohren ſind abgerundet und ragen etwas aus dem Pelze heraus. Der Schwanz 
iſt mit ſehr kurzen anliegenden Haaren beſetzt, die nicht zahlreich genug ſind, 
um die Schuppen zu verbergen. Die Krallen find ſchwach und zuſammen⸗ 
gedrückt; ein ſehr kleiner Nagel nimmt vorn die Stelle des Daumens ein. — 
Die Farbe der Haare iſt auf dem Rücken graulichſchwarz von der Wurzel 
bis gegen die Spitzen, welche röthlichbraun ſind mit ſchwarzem Ende, woraus 
eine Miſchung von Braun und Schwarz entſpringt, die nach dem Einfall des 


6) Nach Le Conte's Beſchreibung find die Ohren kurz und faſt ganz unter dem Pelze ver- 
ſteckt, der Kopf dick und ſtumpf, der Schwanz ſehr kurz, rund und behaart. Die Haare ſind 
kurz, glänzend dunkel aſchfarben, oben mit braunen, unten mit ſehr blaß aſchgrauen Spitzen. Die 
Füße ſind behaart, aſchgrau, mit fleiſchfarbigem Anfluge. Körper 380, Schwanz 4 Zoll. Gräbt 
Gänge unter dem Boden, frißt hauptſächlich Wurzeln und richtet große Verheerungen in den Ba⸗ 
taten-Feldern an. 


592 | Hypudaeus. 


Lichts bald röthlichbraun, bald umberbraun erſcheint, mit Schwarz gemiſcht. 
Der Oberkopf iſt mit dem Rücken gleichfarbig; unter dem Ohre findet ſich 
ein dunkelrother Fleck. Die Bauchſeite iſt gelblichgrau, was ſich an den Sei— 
ten mit der Rückenfarbe vermiſcht. Die Füße ſind dunkelgrau; der Schwanz 
oben leberbraun, unten graulichweiß “). 
FKörß e)?) Ereale 4% 3% [Schwßzßzßn 8 1, ge 
Kopf; el Eee 1 4 Rütken ez; zer 0 8 
Der Wohnort iſt das Felsgebirge, wo Drummond dieſe Maus in 
trockenen Gegenden zugleich mit A. Xauthognathus und von ähnlicher Lebens— 
weiſe mit dieſem fand. N 


22. H. ochrogaster Waen. Die ockerbäuchige Feldmaus. 


H. supra fuscus, subtus pallide bruneo - ochraceus, gutture cinereo, auriculis 
tectis, cauda dense pilosa, supra fusca, infra abrupte et sordide ochracea. 


Unter dem Namen Hypudaeus riparius und novoboracensis habe 
ich zwei Mäuſe von einem Naturalienhändler erhalten, die weder das Eine, 
noch das Andere ſind, ſondern von allen andern nordamerikaniſchen Arten ſich 
gleich durch den licht ockergelblichen Unterleib unterſcheiden und einer und der— 
ſelben Spezies angehören. Am nächſten ſteht dieſe im Habitus und Färbung 
dem riparius, iſt aber, außer der ſchon erwähnten Verſchiedenheit, auch 
noch merklich kleiner. Der Kopf iſt ſtumpf, die Ohren ganz verſteckt; der 
Schwanz ſo dicht und lang behaart, daß die Schuppen völlig verdeckt wer— 
den und am Ende ein kleiner Haarpinſel ſteht. Der Daumen an den Vorder— 
fuͤßen hat einen kleinen ſpitzen Nagel. Die Farbe der Oberſeite iſt gelblich— 
braun und ſchwarz melirt, was die Farbe der obern Hälfte der einzelnen 
Haare iſt, während ihre Wurzelhälfte ſchieferfarben iſt. Die Unterſeite iſt licht 
ockergelblich, was gegen die Oberſeite etwas roſtiger wird; die Haare ſind 
hier jedoch in ihrer größern untern Hälfte, die aber ganz verdeckt iſt, eben— 
falls ſchieferſchwarz. Am Vorderhalſe ſind längs deſſen Mitte die kurzen 


7) Ein von Bachman dem berliner Muſeum unter obigem Namen geſandtes Exemplar hat 
große, dünnbehaarte Ohren, der Pelz iſt oben faſt ſchwarz, an den Seiten braungrau, unten 
weiß; alle Haare mit ſchieferſchwarzer unterer Hälfte. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, unten 
abgeſchnitten weißlich; die Füße ſchmutzig weiß. 


Feldmaus. 593 


Haarſpitzen weißlich, ſo daß die bleigrauen Wurzeln durchſchimmern, die Füße 
und Krallen ſind braunlichweiß. Der Schwanz iſt oben dunkelbraun, unten 
licht ockergelblich, was von der obern Farbe ſcharf abſchneidet. — Die Länge 
des größern Exemplares iſt nach der Krümmung 4“ 6, in gerader Linie 
3 11, der Schweifrübe 11, mit den Endhaaren 173. — Als 
math ift mir Amerika bezeichnet worden. 


23. H. borealis Rıcnaros. Die langhaarige Feldmaus. 


H. villosissimus, fuscus, subtus cinereus, auriculis absconditis, cauda dense 
pilosa, ungue pollicis distincto. 


'‘Arvicola borealis. Rıcnaros. faun. I. p. 127. 


An Geſtalt und Größe gleicht dieſe Maus dem A. novobor., doch 
hat fie. einen rundern und kleinern Kopf, einen minder verlängerten Ober⸗ 
kiefer, kürzere Ohren und einen etwas kürzern Schwanz, der dicht mit Haa⸗ 
ren beſetzt iſt, durch welche die Schuppen ganz verdeckt werden. Ferner 
unterſcheidet fie ſich von A. novob., fo wie von A. xanthogn. und penn- 
sylv., durch die Form des Daumennagels, der anftatt dünn, ſtumpf, abgerun⸗ 
det, und der einen Seite eines kleinen Höckers feſt angeheftet zu ſeyn, 
größer iſt, riemenförmig (strap-shaped), beiderſeits etwas convex, mit einer 
kleinen ſtumpfen Spitze, und über das Ende eines kleinen rudimentären Dau⸗ 
mens vorragend. Durch dieſe Form des Daumennagels ſchließt ſich dieſe Feld⸗ 
maus ſehr genau an den norwegiſchen und zwei amerikaniſche Lemminge an; 
aber ihre Krallen find kleiner und mehr zuſammengedrückt. Sie bildet hie— 
durch den Uebergang zu den Lemmingen. Sonſt iſt noch zu bemerken, daß 
die hintern Krallen nicht ſo ſtark als die vordern, der Pelz ſehr lang und 
das Zahnſyſtem das gewöhnliche der Feldmaͤuſe iſt. — Die Farbe der Haare 
auf der Oberſeite iſt ſchwärzlichgrau von der Wurzel bis zu den Spitzen, von 
denen einige gelblich oder kaſtanienbraun, andere ſchwarz ſind, woraus eine dunkle 
umber⸗ oder leberbraune Färbung entſteht. Die Unterfeite iſt bleigrau; unter 
den Ohren findet ſich ein rother Fleck. Der Schwanz iſt oben nelkenbraun, 
unten weiß. Die Beine ſind braun, an den Zehen und der Hinterſeite der 
Vorderfüße mit einigen weißen Haaren. 

Suppl. 3. 75 


594 Hypudaeus. 


KLIENTEN EEE ale 4“ 6“ Breite des ONE 2... 0“ gr 
Schwanz . 1 0 Vorderfuß mit Mittelkralle . 0 43 
e e eee 1 3 Ginterfſu ß 0 7 
Höhe des Ohrs 0 4 Rü EIS e ER 0 10 


Der Fundort iſt der große Bärenſee, wo dieſe Art in Menge wohnt, 
zugleich mit A. xanthogn. und von deren Lebensweiſe. 


24. H. rubricatus Rich. Die rothſeitige Feldmaus. 
H. „supra obscure plumbeus, subtus pallide cinereus, Iateribus miniatis, canda 
breviuscula, pollice minimo“., 


Arvicola rubrieatus. RIcnanps. zool. of Beechey’s voy. p. 7. 


Größe etwas erheblicher als die der Hausmaus. Dieſe wenigen Angaben 
hat Richard ſon aus den Notizen Collie's von einer Feldmaus genommen, 
welche Höhlen in den Torfboden an den Küſten der Behringsſtraße gräbt. 
Wie er bemerklich macht, iſt fie in der Färbung und Größe dem H. oeco- 
nomus ähnlich und ſcheint von jeder andern Art verſchieden zu ſeyn. Mit 
Evidenz läßt ſich indeß hierüber nichts behaupten, als kein Exemplar zur ges 
nauern Unterſuchung mitgebracht wurde. 


5) Sedis incertae. 


a) H. Blumenbachii Fiscn. Die Blumenbachſche Feldmaus. 
H. „ex rufo fuscus, auriculis vellere longioribus, nudis, plicatis“. 


Brachyurus Blumenbachii. G. Fisch. zoognos. III. p. 61. 


Da Tafeln und Beſchreibung von dieſer Art bei dem Brande von Mos⸗ 
kau darauf giengen, fo konnte G. Fiſcher obiger Diagnoſe nur noch fol- 
gende Notizen beifügen: Magnitudine rutili, cui affinis, a quo vero 
differt aurieulis multo majoribus, cauda apice valde floccosa tan- 
demque eolore. Pollex posticus sine ungue. Soll durch Fiebig vom 
Senegal gebracht worden ſeyn, was verläßigerer Beſtätigung bedarf. 


b) H. leucogaster Nsuw. Die weißbäuchige Feldmaus. 
H. supra e rufescente canus, subtus albus, plantis pallide carneis. 
Hypudaeus leucogaster. Prinz v. Neu w. Reiſe in das innere Nordamerik. H- 
©. 98. 


Feldmaus. | 595 


Geſtalt gedrungen, Kopf etwas dick, Ohren ziemlich kurz, gegen den 
Rand dicht behaart, Schwanz kurz, dicht mäuſeartig behaart ?). Die Fär⸗ 
bung aller Obertheile iſt röthlichgrau, indem die Haare grau und an der 
Spitze röthlich ſind; da die röthlichen Spitzen an den Seiten länger ſind, ſo 
herrſcht hier das Röthliche vor. Die ganze Unterſeite, die Innen und 
Außenſeite der Vorderbeine und die innere und vordere Seite der Hinterbeine 
find rein weiß. Naſenkuppe, Lippen und Fußſohlen find fleiſchroth; am vor⸗ 
dern untern Anfang des Ohrs ein kleiner weißer Fleck. Der Schwanz oben 
dem Rücken gleichfarbig, unten weiß. 

Ganze Länge 4 10% | Ohrhöhe an der Scheitelſeite. . 0“ st“ 
Schwaz; 1 13 Ferſenſohle mit Nagel 0 8 

Die Heimath ſind die nordamerikaniſchen Prairien am Miſſuri, wo 
ſie häufig iſt, im Winter in die indianiſchen Hütten zieht und da Vorraͤthen 
aller Art nachſtellt. 


c) H. dasytrichos Neuw. Die rauchhaarige Feldmaus. 
H. supra nigro- fuscus, fulvido adspersus, subtus pallidior; auriculis parvulis 


pilosis, pedibus caudaque cano- fuscis, 


Hypudaeus dasytrichos Pr. v. Neuw. Beitr. II. S. 425. 


Der Prinz von Neuwied zaͤhlt dieſe Art nach ihrem Habitus zu den 
Wühlmaͤuſen, meint aber ſelbſt, daß ſie wegen ihres ziemlich dünn behaarten, 
die Beſchuppung nicht verdeckenden Schwanzes in der Mitte zwiſchen dieſen 
und den eigentlichen Maͤuſen ſtehe. Wahrſcheinlich wird ſie zu Hesperomys 
gehören. Der Kopf iſt dick, die Schnurren zart, das Ohr kurz, abgerun— 
det, fein behaart und im dichten Pelze verſteckt. Der Vorderdaumen iſt 
„mit einem gekrümmten Krallennagel, welcher gebildet iſt wie an den übrigen 


14 
4 


8) Backenzähne find 3; von den oberen iſt der vordere der größte. Die Mahlflächen aller 
dieſer Zähne haben rund um auf jeder Seite ein Paar Höcker und Furchen, dabei einen erhöhten 
ein- und ausſpringenden Rand, und in der Mitte zwiſchen den Rändern und Erhöhungen finden 
ſich Vertiefungen; der hinterſte Zahn hat in der Mitte eine keſſelartige Vertiefung. — Aus die— 
ſer undeutlichen Beſchreibung, die der Prinz wegen Verluſtes der Exemplare nicht vervollſtändigen 
konnte, möchte man eher auf eine andere Pan (aus der Abtheilung der Schlingmäuſe) als 
auf Hypudaeus rathen. 


75 * . 


596 Hypudaeus. 


Zehen, nur kleiner“ verſehen. Der Schwanz ift beinahe nackt, mit einzelnen 
feinen Borſten und kürzer als der Körper. Die Backenzähne ſind „quer— 
gefurcht“. Die Haare ſind lang, weich, am Grunde dunkelgrau, dann ſchwarz— 
braun, mit kurzer roſtrother oder roſtgelber Spitze; am Rückgrath herrſcht 
die ſchwarze Farbe vor, während die Seiten ſtärker mit Roſtroth gemiſcht 
ſind. Die Unterſeite iſt blaß röthlich-graugelb; Füße und Schwanz einförmig 
dunkel graubraun. Die Länge des Körpers fand der Prinz an einem Ex— 
emplare zu etwa 3“, an einem andern zu 1“ 10. — Wie er bemerkt, ſcheint 
dieſe Maus längs der ganzen Oſtküſte von Braſilien verbreitet. Exemplare 
erhielt er am Mucuri und aus Camamu, bemerkte ſie auch in den großen 
Urwaldungen am Ufer der Lagoa d'Arara. 


d) H. Guiara Lavesd. Der Guiara. 
H. supra e fusco nigricans, ferrugineo - adspersus, subtus albus; gula et ab- 
dominis lateribus pallide bruneo - ferrugineis; auriculis prominentibus. 


Hypudaeus Guiara. BranpT, mem. de Pétersb. 1835. p. 432. tab. 14. 


Brandt ſagt von der Beſchaffenheit des Gebißes nichts, daher die 
Gattung nicht ausgemittelt werden kann, obwohl man, da bisher keine Wühl— 
mäuſe in Südamerika gefunden worden find, mit einigem Rechte auf Hes- 
peromys ſchließen darf. Der Kopf iſt dick und kurz; die Ohren ragen her: 
vor, und ſind nur mit ganz feinen bräunlichen Härchen angeflogen; die Schneide— 
zähne find vorn kaſtanienfarben. Der Schwanz iſt kurz, mit Härchen ſpaͤr— 
lich beſetzt, ſo daß die Schuppen durchſchauen. Unter die gewöhnlichen rund— 
lichen Haare ſind viele ſtärkere, bis über die Mitte hinauf erweiterte und auf 
der Vorderſeite ausgefurchte, daher ſtachelartige Borſten eingemengt. Die 
runden Haare ſind auf dem Rücken und an den Seiten in der untern Hälfte 
grau oder weißlich, an der Spitze meiſt roſtfarben, ſelten am Unterrücken 
ſchwärzlich; an Bruſt und Bauch ſind ſie weiß. Die Stachelborſten ſind auf 
der Rückenſeite am Grunde grau, oder weißlich, in der Mitte ſchwärzlich, 
an der Spitze ebenſo, oder roſtfarben; auf der Unterſeite ſind ſie ganz weiß. 
Die Oberſeite des Kopfs iſt ſchwarzbraun mit roſtfarbigem Anflug; die Sei— 
ten ſind roſtfarben mit ſchwarzbrauner Beimiſchung; die Kehle und Gurgel, 
die Bauchſeiten und Aftergegend ſind blaß roſtfarben; Bruſt und Mittelbauch 
weiß. Der Schwanz iſt oben mit ſchwarzbraunen, unten mit blaß roſtigen, 


Myodes. 197 


faſt weißlichen Haaren beſetzt. Die Krallen ſind weißlich, braun gefleckt; die 

Schnurren ſchwarzbraun. 

He e en , 6, 

Schwanz 1 8 Schnurren 1 58 
Die Heimath iſt Braſilien ?), wo dieſe Art in der Naͤhe des Waſſers 


ſich aufhält. 


LVIIII. MYODES. Der Lemming. 


Dentes molares 3, e prismatibus triangularibus compositi; au- 
riculae haud conspicuae; plantae pilosae, ungues maniculorum fos- 
sorii; cauda plantis brevior. 


Unter der Benennung Myodes hatte Pallas die Lemminge und Feld: 
mäuſe zugleich begriffen. Da aber beide durch einige hervorſtechende Merk— 
male ſich unterſcheiden, fo wird die Ueberſicht erleichtert, wenn man fie gene⸗ 
riſch trennt, wobei ich, nach dem Vorgange von Keyſerling und Bla— 
ſius, den Namen Myodes für die Lemminge beibehalte. Sie laſſen ſich 
von den Feldmaͤuſen leicht unterſcheiden, indem ihre Fußſohlen dicht mit ſtar⸗ 


9) Gray (ann. of nat. hist. X. p. 266.) ſtellt neuerdings auch eine Feldmaus auf, der er 
als Heimath Südamerika zuſchreibt. Da er jedoch hinſichtlich des Fundortes auf keine Autorität 
ſich bezieht, in den Sammlungen aber leicht Verwechslungen vor ſich gehen, ſo bezweifle ich die 
Richtigkeit der Angabe des Wohnortes fo lange, bis nicht eine verläſſige Bürgſchaft hiefür auf— 
gebracht wird. Der übel gewählte Name für dieſe Art iſt Arvicola americanus. „Pelz weich, 
braun, unten viel blaſſer; Schwanz ohugefähr Z der Körperlänge; die Schneidezähne gelb, mit 
einer ſchwachen Furche am Außenrande. Bewohnt Südamerika. (Brit. Muſ. 3 Exemplare). — 
Dieſe Art gleicht an Auſehen genau der engliſchen Waſſerratte, iſt aber nur halb fo groß und der 
Schädel iſt verhältnißmäßig klein. Die Schneidezähne von A. amphibius find gewöhnlich glatt, 
ich habe aber einen, wo die Zähne wie in dieſen Exemplaren gefurcht ſind“. 

Unbekannter Herkunft iſt Lemmus (Arvicola) albicaudatus Geoffr. (catal. p. 186; 
Desmar. mamm. p. 281): Pelz braun, Pfoten und Oberſeite des Schwanzes weißlich, letzterer 
gegen das Ende gelblich, unten ganz braun, Haare an den Spitzen röthlich. Körper 5“, Schwanz 
22“. Die lichtere Färbung des Schwanzes auf der Oberſeite führt zur Frage, ob derſelbe beim 
Ausſtopfen nicht etwa umgekehrt worden iſt. 


598 Myodes. 


ren Haaren bedeckt, die Nägel der Vorderfüße mit ſtarken fichelförmigen 
Krallen zum Graben verſehen ſind, der Schwanz kürzer als die hintere Sohle 
iſt und das äußere Ohr mitunter ganz fehlt. Keyſerling und Blaſius 
machen überdieß aufmerkſam, daß der letzte Backenzahn im Unterkiefer aus 
A — 5 alternirenden Prismen (bei den Feldmäuſen dagegen aus 3 ſchräg hin: 
tereinander ſtehenden Prismen) zuſammengeſetzt ſey, was ich für den M. 
Lemmus beſtätigen kann, ohne freilich zu wiſſen, wie ſich in dieſer Beziehung 
alle Arten verhalten. 

Im Uebrigen kommen die Lemminge hinſichtlich ihres Zahnbaues, Kno— 
chengerüſtes und der Beſchaffenheit ihrer innern Theile mit den Feldmäuſen 
überein. Der Schädel unterſcheidet ſich nur dadurch, daß er in ſeinem Hirn— 
theile, namentlich an den Schläfen, noch breiter, der Jochbogen, zumal in 
der Mitte, anſehnlich ſtärker iſt 19). Die Zacken der Backenzähne find etwas 
gewundener als bei den Feldmäuſen. 

Die Heimath der Lemminge iſt der hohe Norden und die Polarregion 
der alten wie der neuen Welt; nur wenige gehen bis in die gemäßigte Zone 
herab. Ihre Lebensweiſe iſt die der Feldmaͤuſe und einige Arten ſind ihrer 
Wanderungen wegen berühmt. Von den Lemmingen aus wird der Uebergang 
von der Familie der Mäuſe in die der Wurfmäuſe eingeleitet. 


«) Europaeo - asiatici. 
1. M. Lemmus Linn. Der gemeine Lemming. Tab. CXOV. A. 


M. supra fulvus, regione inter frontem nasumque nec non area interscapulü 


magna nigris; gastraeo lutescente aut albido. 


Mus Lemmus. Lixx. XII. p.80.— Parr. glir. p. 77, 186. tab. 12. A. — Schreb. 
IV. S. 687. tab. 195. A. (fig. Pall.) . 
Myodes Lemmus. Part. z00gr. I. p. 173. (zum Theil). — Keyſ. und Blaſ. 
a de Eee 
10) Die Anatomie des NM. Lemmus und lagurus hat Pallas (glir. p. 199 und 215) ge- 
liefert und Abbildungen vom Verdauungskanal gegeben. Den Schädel hat er tab. 27. fig. XVII. 
9. A. B. abgebildet. Dieſen nebſt dem ganzen Skelet haben Pander und D' Alton (Skelete 
tab. 9, a. b.) dargeſtellt. Die Magenbildung des gem. Lemmings hat Retzius (K. Vetensk. 
Acad. Handl. für Ar 1839. p. 120. tab. 1. fig. 7, 8., überſ. in Müller's Arch. 1841. S. 403) 
vortrefflich erörtert. Was auch Rathke in d. neueſt. Schrift. d. naturf. Gef. z. Danzig 1842. S. 1. 


Lemming. 599 


europ. Wirbelth. I. S. 32. — Sunpev. K. Vetensk. Acad. Handl. för Ar 1840. 
p. 24. tab. 1. fig. 4. (Zähne). 

Lemmus norvegicus. Desmar. mamm. p. 287. — BRAU TS muiz. p. 50. — 
Mak rIxs, revue zool. 1840. p. 193. 


Iſt auf den Gebirgen Norwegens und Schwedens zu Haufe 11). Zur 
Vergleichung mit dem folgenden füge ich einige, von Pallas beſtimmte Di⸗ 
menſions⸗Angaben bei: 

M. norvegicus | M. obensis 


ee ee „ „ , ge 10% 
Shwan; 200000 . 0% 0 53 
Ueberragende Haare deſſelben 0 5 0 84 
Entfernung der Augen von der Naſee 0 7 0 53 
Ohrlängnn ee 0 4 0 3 
Ohre, 9 0 3 
Größte Vorderkralle bei Weibchen 0 23 0 2 
— — bei Männchen . e eee 

ODlnterkralle Wen nene agen 0 13 


Ueber die Lebensweiſe der Lemminge hat Martins neuerdings eine gute 
Zuſammenſtellung der ältern und eigenen Erfahrungen mitgetheilt. 


11) Die Färbung iſt, wie auch das hieſige Exemplar zeigt, ſehr beſtändig. Die Farbe des⸗ 
ſelben iſt auf der Oberſeite röthlichfalb. Von der Naſe zur Stirne zieht ſich ein dunkel roſt— 
brauner Fleck und ein andrer ſolcher Strich durchs Auge zum Ohr. Zwiſchen den Ohren verläuft 
auf dem Scheitel eine falbe Querbinde, hinter welcher ſich ein großer viereckiger ſchwarzer Fleck bis 
hinter das Widerriſt ausbreitet. Der Hinterrücken iſt etwas ſchwarz genebelt, indem nämlich an 
den lichten Stellen alle Haare der Ober- wie der ganzen Unterſeite ſchieferſchwarz und nur an 
den Spitzen hell ſind, ſo daß an der Oberſeite, wo die falben Spitzen kurz und die Haare ge— 
ſträubt ſind, dieſe ſchwarze Farbe hie und da durchſchimmert, was an den Seiten und auf dem 
Unterleib nicht mehr der Fall iſt, indem hier die hellen Spitzen länger und die Haare beſſer an— 
liegend ſind. Die Seiten ſind einfarbig fahlgelb und die Unterſeite zieht ſtark ins Weiße. Schwanz 
und Füße ſind gelb behaart; die Krallen rothbraun, die vordern dunkler als die hinkern. Die 
Vorderkrallen ſind lang, ſtark und ſtumpf, die hintern viel kürzer, ſchwaͤcher und ſtumpfer; alle 
fihelförmig gekrümmt und ſeitlich zuſammengedrückt. Der Nagel des Vorderdaumens ſtellt eine 
ziemlich große Hornplatte dar, die in der Mitte ihres Vorderrandes eingekerbt und dadurch zwei⸗ 
ſpitzig iſt. 


600 Myodes. 


2. M. obensis Branıs. Der Peſtruſchka. Tab. CXCV. B. 


M. supra unicolor bruneo - flavicans, pilis nigris intermixtus, lateribus magis 


Havescens; subtus pallidus, gula alba; stria fusca per oculum ad auriculam dueta. 


Mus Lemmus var. sibirica, obensis, lapponica. Paur. glir. p. 199, 201. 205. 
tab. 12. B. — Schreb. IV. S. 689. tab. 195. B. (fig. Pall.) 

Myodes Lemmus, var. minor. Par. zoogr. I. p. 173. 

Hypudaeus migratorius Ill. Lichtenſt. in Eversm. Reife. S. 123. 

Lemmus obensis. BranTs muiz. p. 55. 

Myodes obensis. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 32. 


Durch einförmige Färbung, wie geringere Größe, unterſcheidet ſich dieſer 
Lemming von dem vorhergehenden ſo beträchtlich, daß er wohl als eigne Art 
gelten darf. Seine Oberſeite iſt einfarbig bräunlichgelb, mit ſchwarzen Haa— 
ren untermengt. Die Seiten heller gelb, die Unterſeite und Beine blaß roſt— 
gelb; die Kehle weiß. Ein brauner Längsſtrich verläuft auf dem Scheitel 
und ein anderer jederſeits durch Aug und Ohr. — Nach Pallas gehört 
dieſer Lemming der arktiſchen Zone des europäiſchen und aſiatiſchen Rußlands 
an und ſoll außerhalb derſelben nicht geſehen werden; gleichwohl führt Lich— 
tenſtein ein Exemplar aus der Kirgiſen-Steppe an, das nur etwas grö— 
ßer, ſonſt ganz mit der Beſchreibung von Pallas übereinkommend iſt. 
Dieß iſt Georhychus luteus Evers m. (vgl. S. 364). 


3. M. torquatus Parr. Die Uralmaus. Tab. CXCIV. 
M. ferrugineo- varius, linea spinali nigra; torque albida. 
Mus torquatus. Par. glir. p. 77, 206. tab. 11. B. — Schreb. IV. S. 686. 
tab. 194. (fig. Pall.) . 


Myodes torquatus. Par. zoogr. I. p. 173. — Keyſ. u. Blaſ. europ. Wir⸗ 
belth. I. S. 32. 


Lemmus torquatus. DesmAar. mamm. p. 289. — BRaxrs muiz. p. 58. 

Iſt, gleich der folgenden, blos von Pallas beſchrieben. 
e an e ö Re rr 
Schwanzeube 0 2.0 0 4 Hand mit Nagel (1) 0 6 
Ueberragendes Haa e. 0 22 Fuß mit Nagel (117) 0 7 


Bewohnt die Polarregion und die nördlichſten Theile Sibiriens. 


Lemming. 601 


4. M. lagurus PaII. Die Schwertelmaus. Tab. CXCIN. 
M. einereus, linea spinali nigra, torque nulla. 
Mus lagurus. Parr. glir. p. 77,210. tab. 13. A. — Schreb. IV. S. 684. tab. 193. 
(fig. Pall.) 
Myodes lagurus. PaLIL. zoogr. I. p. 176. — Key ſ. u. Bla ſ. europ. Wirbelth. I. S. 32. 


Lemmus lagurus. Desmar. mamm. p. 290. — BRANTS muiz. p. 60. 

Körper! De e De en 5 „ ( 

Schwanz an Weibchen 0 22 Oil Une ee e — 4 
— an Mäunchen 0 4 Fuß 8 0 52 

Ueberragendes Haan 02 Vorder- und Hinterzehen 0 2 


In den Steppen der großen Tartarei, vom Ural bis zum Irtiſch und 
darüber hinaus. 


86) Americani. 
5. M. helvolus Ricnanps. Der roſtfalbe Lemming. 
M. helvolus, subtus vix pallidior, capite fulvo nigroque, naso obtuso pallido. 


Arvicola (Georychus) helvolus. RIcanpbs. zool. journ. 1828. p. 517; 
faun. I. p. 128. 


Von der Größe des lappländiſchen Lemmings (M. Lemmus). Die Naſe 
iſt kurz und ſtumpf; die Ohren breiter als hoch und kürzer als der Pelz; 
der Schwanz ſehr kurz und mit ſteifen Haaren beſetzt. Die Krallen ſind ſtark 
zuſammengedrückt, mit ſcharfen Spitzen und einer untern ſchmalen Aushöhlung; 
fie find größer als bei A. palustris und xanthognathus, obgleich dieſe 
Feldmäuſe um mehr als das Doppelte größer ſind. Der Daumen der Vor⸗ 
derfüße beſteht faſt ganz aus einem dicken, flachen Nagel, der dem des ge— 
meinen Lemmings gleicht und gleich dieſem eine ſchief abgeſtutzte Kuppe hat, 
welche 2 ſtumpfe Spitzen zeigt. — Die Farbe iſt röthlich- orange, was auf 
dem Bauche bläßer iſt. Auf dem Rücken und den Seiten ſind längere Haare 
mit ſchwarzen Spitzen eingemengt, ohne jedoch Flecken hervorzubringen; 
auf dem Oberkopf, um die Augen und im Nacken ſind die ſchwarzen Haare 
zahlreicher und dieſe Theile erſcheinen ſchwarz und orange gemiſcht. Die Naſe 
iſt graulichbraun, die Seiten des Geſichts blaß orange, und die Ränder der 
Oberlippe weiß; der Schwanz iſt gleichfarbig mit dem Körper und die Füße 
ſind bräunlich. 

Suppl. 3. 76 


602 Myodes. 


Länge des Körpers 4, 6° Vorderfuß und Krallen ve 
— des Schwanze s 0 7 Hinterfuß nebſt Krallen 0 8 
oss 1 6 Pelz an Rien 0 9 


Die Heimath iſt Nordamerika, wo Drummond dieſen Lemming als 
einen Bewohner alpiner Moräſte unter 56° Br. auffand. In ſeiner Geſtalt 
und in der Form ſeiner Krallen kommt er mit dem lappländiſchen Lemming 
(Pall. tab. 12. B.) überein, unterſcheidet ſich aber durch die Färbung. 


5. a. M. albigularis Waex. Der weißkehlige Lemming. 


M. supra rutilo-fulvus, pilis nigris intermixtus, subtus pallidus, gula albida, 
stria oculari nulla. 


Dieſe Art, von welcher ich durch Dr. Rüppell ein Exemplar zur An⸗ 
ſicht erhielt, hat ſowohl mit M. obensis als mit M. helvolus große Ueber⸗ 
einſtimmung, von welch erſterem ſie ſich durch den Mangel der Augenſtreifen, 
und von letzterem (der mir freilich nur aus der Beſchreibung bekannt ift) 
durch weißlichen Unterkiefer und Vorderhals unterſcheidet, welche Färbung von 
M. helvolus nicht angegeben iſt. — Die Größe iſt etwas geringer als die 
des europäiſchen Lemmings; die gerundeten Ohren ſind mittelmäßig, jedoch 
vom Pelze verdeckt. Die Füße find ſchwach; die Krallen ebenfalls, die vor: 
dern kaum ſtärker als die hintern, dabei alle ſtark zuſammengedrückt und ſpitz. 
Der Daumen der Vorderfüße mit großem Plattnagel, deſſen Vorderrand 
gegen die Innenſeite zu ſtark ausgeſchnitten iſt. Der Schwanz iſt kurz, vor⸗ 
ragend und behaart. Die Vorderzähne ſind ſchmal, nach der Quere bogig 
gewölbt, die obern an ihrer Schneide eingeſchnitten. Die Behaarung iſt ſehr 
weich. Die Farbe der Oberſeite iſt roſtgelb, auf dem Hinterrücken ins leb- 
haft Roſtrothe übergehend; überdieß fein ſchwarz geſprenkelt. An den Seiten 
wird die Farbe lichter und die ſchwarze Sprenkelung verliert ſich; die Unter⸗ 
ſeite iſt am hellſten, indem ſie blos blaß fahlgelblich iſt. Kopf und Wangen 
ſind fahlgelb, mit Schwarz geſprenkelt; ein ſchwarzer Querſtrich über die 
Wangen fehlt ganz; die Naſe iſt nicht ſehr dunkel roſtbraun. Die Lippen 
und das Kinn ſind weißlich, was auf dem Vorderhals in licht Grauweiß mit 
ſchwachem gelblichen Anfluge übergeht. Die Füße find an den Seiten weiß: 
lich behaart, was auf ihrer Oberſeite etwas ins Bräunliche zieht. Der 
Schwanz iſt oben gelblich und ſchwarz geſprenkelt; an den Seiten, der Spitze 


Lemming. 603 


und unten weißlich. Die einzelnen Haare der Ober- und Unterſeite ſind in 
ihrer untern Haͤlfte ſchieferſchwarz. Die Krallen ſind licht hornfarben mit 
dunkler Firſte. 


rer in gerd nn , ,, ĩ è 0“ 4““ 
— nach der Krümmung. 4 7 Hinterfuß bis zur Krallenſpitze . 0 8 
Schwanz mit Haar 0 9% 


Die Heimath iſt Sitka, im ruſſiſchen Nordweſt-Amerika. 


6. M. trimucronatus Ricuanps. Der dreizackige Lemming. 
M. obscure castaneus, subtus cinereus, lateribus ferrugineis, rostro obtusiusculo 
nigro; ungue pollicari ligulato tricuspidato. 
Arvicola (Georhychus) trimucronatus. RIcnARDS. in Parry’s sec. voy. 
app. p. 309; faun. I. p. 130. — J. C. Ross I. c.; Wiegm. Arch. II. 1. S. 187. 


Die Größe gleicht ohngefähr der des norwegiſchen Lemmings. Die Oh⸗ 
ren ſind kürzer als der Pelz, die Naſe iſt ſtumpf, mit kurzer nackter Spitze. 
An den Vorderfüßen ſind die Zehen unten nackt, und mit mäßig großen, 
ſtarken Krallen verſehen, die ab- und auswärts gebogen, oben convex, nicht 
zuſammengedrückt und unten breiter ausgefurcht ſind als bei irgend einem an⸗ 
dern amerikaniſchen Lemming. Der Daumen beſteht faſt ganz aus dem ſtar⸗ 
ken Nagel, der zwei ſchwach convexe Flaͤchen, einen riemenförmigen (strap- 
shaped) Umriß und ein abgeſtutztes Ende hat, an dem drei kleine Spitzen 
vorſpringen. Die Zehen der Hinterfüße ſind länger und die Krallen ſo lang 
als die der Vorderfüße, aber die Krallen ſind ſchmächtiger und mehr zuſam— 
mengedrückt. — Die Farbe des Kopfes, Oberhalſes und der Schultern iſt 
ein gemiſchtes Röthlichgrau, aus Nelkenbraun, Gelblichbraun und den ſchwar⸗ 
zen Haarſpitzen zu gleichen Theilen gebildet. Der Rücken iſt kaſtanienbraun 
mit längern, ſchwarz geſpitzten Haaren; die Seiten röthlichorange; der Unter: 
leib, das Kinn und der Unterhals grau mit eingemengten, orangefarbigen 
Haaren. Die Färbung ähnelt ſehr der von M. helvolus, aber die Naſe ift 
tief ſchwarz, während ſie bei letzterem blaß iſt. Der Schwanz ragt etwas 
über den Pelz hervor, iſt oben ſchwarz, unten graulichweiß. Die Vorderfüße 
ſind oben dunkel nelkenbraun, hinten mit längern weißen Haaren beſetzt. Die 
Schnurrborſten ſind an der Wurzel weiß, am Ende braͤunlich oder weiß, 
einige ganz weiß. — Im Winter wird der Pelz wahrſcheinlich weiß. 

76 * 


604 Myodes. 


Körne! 3% 0% Pelz am Rügen 
Sha 0 Hand und Kralle der Mittelzehe. 0 6 
Kopf e eee Kralle der Miktelzehe 0 2 
Dr oe Sohle und Mittelkralle . 0 9 
(SETI aae 1 


Die Heimath iſt Nordamerika, wo Kapitaͤn Back dieſes Thier am 
Point-See unter 65° Br. entdeckte. Ein anderes Exemplar wurde auf 
Parry's zweiter Reife unter 69% Br., noch andere auf Franklimes letzter 
Expedition am großen Baͤrenſee und von J. Roß an der Küſte von Boo— 
thia felix gefunden. Obwohl in beträchtlicher Anzahl, iſt dieſes Thier doch 
nicht ſo allgemein als M. hudsonius in den arktiſchen Regionen verbreitet. 
Am Bärenſee ſah man es im Frühling, ſobald der Grund aufzuthauen be— 
gann, unter dem Torfe graben; im Winter wandert es unter dem Schnee in 
einer halbcylindriſchen, 23 Zoll tiefen Furche in dem Torfboden. Dieſe Hohl: 
wege kreuzen ſich ſehr mannigfaltig, laufen aber auch auf beträchtliche Strecken 
hin in gerader Richtung. — Dieſer Lemming entſpricht dem norwegiſchen 
Lemming, der aber lebhafter gefaͤrbt iſt, am Daumennagel nur 2 Spitzen und 
zuſammengedrücktere Krallen hat. 


7. M. hudsonius Parı. Der doppelkrallige Lemming. Tab. CXCVI. 


M. inauritus, cinereus fusco- undatus, lateribus rufescentibus, subtus albidus; 
maniculis 4-dactylis, unguibus duobus intermediis quasi duplicatis. 


Mus hudsonius. Part. glir. p.209. — FoRsTEr, phil. transact. LXII. p. 379.— 
Sch re b. IV. S. 691. tab. 196. — Penn. quadr. II. p. 201; aret. zool. I. p. 132. 

Lemmus hudsonius. Desmar. mamm. p. 289. — BranTs muiz. p. 63. — Capt. 
S4Bıne in Parry’s first voy. suppl. p. 185. — Mr. Sısıne in Franklin's journ. 
p. 661. — Hart. faun. p. 146. 

Arvicola (Georhychus) hudsonius. Cuv. regn. anim. I. p.207. — RIchanps. 
in Parry’s sec. voy. app. p. 308. faun. I. p. 132. — J. C. Ross in J. Ross ap- 
pend. to the narrative of a sec. voy. in search of a North-West passage 1835; 
Wiegm. Arch. II. 1. S. 186. 


Nach Fellen, die ihm Pallas zuſchickte, hat Schreber ſeine genaue 
Beſchreibung entworfen, von einer guten Abbildung begleitet, der einzigen, 
die von dieſer Art exiſtirt. Die Polarexpeditionen haben dieſes Thierchen oft 


Lemming. 605 


getroffen, und von Rihardfon iſt Nachſtehendes entlehnt. Die Farbe 
der Haare iſt ſchwaͤrzlichgrau von der Wurzel bis zu den Spitzen, welche 
auf dem Rücken weiß, dunkelbraun und ſchwarz find, woraus eine ſchön ge: 
ſprenkelte Zeichnung entſteht, in welcher das Dunkelbraun auf dem Scheitel 
und der Rückenlinie vorherrſcht; an den Seiten iſt mehr Weiß. An den un⸗ 
tern Theilen der Wangen, an der Bruſt, um die Ohröffnung und an den 
Seiten herrſcht eine lichte Roſtfarbe vor. Die Bauchſeite iſt graulichweiß 
mit roſtigem Anfluge. Die Füße ſind mit langen weißen Haaren beſetzt. Im 
Winterkleide find die Haarſpitzen weiß 12). — Die Vor der füße find 
vierzehig, mit einem kleinen nagelloſen Daumenrudiment. Die beiden Mittel⸗ 
zehen ſind gleich lang, jede mit einer unverhältnißmäßig großen Kralle, die 
zuſammengedrückt, hoch und ſehr ſtumpf an der Kuppe iſt, welche durch eine 
Querfurche in zwei Abtheilungen geſchieden iſt, von denen die obere dünner iſt, 
die untere einen ſtumpfen, abgerundeten Umriß hat. Während Schreber 
und Andere die letztere als eine Erweiterung der Schwiele, welche bei den 
Feldmäuſen unter der Wurzel der Krallen liegt, anſehen, hält Richard ſon 
ſie von derſelben Subſtanz mit der oberen Abtheilung des Nagels. Die an⸗ 
dern Krallen ſind von der gewöhnlichen Bildung der Lemminge, doch ſieht 
man an den mittlern Zehen der Hinterfüße bei ausgewachſenen Individuen 
einige Annäherung zu der eigenthümlichen Form der Vorderzehen. Bei Weib⸗ 


12) Ueber die Farbenänderung giebt J. C. Roß einen interefjanten Bericht. Man hielt auf 
John Roß's zweiter Nordpol-Reiſe einen ſolchen Lemming während des Winters mehrere Mo— 
nate in der Kajüte. Als man ihn am Iſten März auf dem Verdecke einer Temperatur von 30° 
unter Null ausſetzte, waren am nächſten Morgen die Haare der Wangengegend und ein Fleck an 
jeder Schulter vollkommen weiß. Am folgenden Tage hatten ſich die Schulterflecken beträchtlich 
weiter ausgedehnt, und der hintere Theil des Körpers und der Seiten war ſchmutzig weiß gewor— 
den. In den nächſten 4 Tagen ſchritt der Farbenwechſel fort, aber langſam; am Ende der Woche 
war das Thier völlig weiß, mit Ausnahme eines dunklen, durchaus nicht veränderten Bandes 
quer über die Schultern, welches ſich ſattelförmig auf die Mitte des Rückens verlängerte. Der 
Thermometer ſtand fortwährend zwiſchen 30 — 40 unter Null bis zum 18ten, an welchem Tage 
das arme Thier ſtarb. Als man das Fell unterſuchte, fand es ſich, daß alle weißen Theile des 
Pelzes länger als die unveränderten waren, und daß nur die Enden des Haares, und zwar ſo— 
weit fie den dunkel gefärbten Pelz überragten, weiß geworden waren. Als dieſe weißen Enden ab- 
geſchnitten wurden, erſchien der Pelz wieder in feiner nur wenig veränderten Sommerfarbe und 
hatte genau dieſelbe Länge wie vor dem Verſuche. 


606 Myodes. 


chen und Jungen iſt der unterliegende Vorſprung der Krallen nicht ſo deut⸗ 
lich. Nach Richardſon iſt die Länge 5“ 4, des Schwanzes 5%, der 
mittlern Vorderkralle 43“. — Die Heimath dieſes Lemmings iſt die Polar: 
gegend von Nordamerika, wo er das kleinſte vierfüßige Thier unter den höch⸗ 
ſten Breitegraden iſt. Er bewohnt aber nicht weit hinein das Innere, fon: 
dern die Küſten; fo kennt man dieſen Lemming von Labrador, der Hudſons— 
Straße und an der Küſte von Churchill bis zu der Spitze von Melville's 
Halbinſel und auf den Inſeln des Polarmeeres; ein Skelet wurde nördlich 
vom 82° Br. gefunden. Im Sommer gräbt er unter Steinen; im Winter 
bewohnt er an der Oberfläche des Bodens ein Neſt aus Moos, das er ſel— 
ten verläßt. Er wird ſehr zahm und zutraulich. 


8. M. groenlandieus Tas. Der rauhfüßige Lemming. 
M. inauritus, griseo - fuscus, linea spinali nigra; rostro acuto, maniculis 4- 
dactylis. 
Mus groenlandicus, TeaıtL in Scoresby’s Greenl. p. 41. 
Arvicola (Georhychus) groenlandicus. Rıcuarns. in Parry's sec. voy. 
app. p. 304; faun. I. p. 134. 
Die weibliche labradoriſche Maus. Schreb. IV. S. 693. 


Die erſte Erwaͤhnung dieſer Art, nach einem unvollſtändigen Felle, mag 
von Forſter herrühren. Schreber's Beſchreibung, die Richardſon ſo 
wenig als die von M. hudsonius kannte, iſt nach einem vollſtändigen Felle 
entworfen, was Schreber für das weibliche Geſchlecht von letztgenannter 
Art hielt, in welcher Meinung auch Parry's Offiziere ſtanden, die das 
Thier in Menge in der Repulſe-Bay fiengen. Ich ſetze Rich ardſon's 
Beſchreibung hieher. Die Geſtalt iſt die gewöhnliche der Lemminge. Aeußere 
Ohren fehlen; die Naſe laͤuft in eine Spitze aus, die wie der übrige Theil 
behaart ſcheint. Die kurzen Vorderfüße find blos 4 zehig, und oben wie un— 
ten dicht mit Haaren beſetzt, die über die Krallen vorragen; nackt iſt blos 
eine kleine flache, nagelloſe Schwiele an der Stelle des Daumens, und an 
jeder Zehenſpitze eine runde, glatte Schwiele, die aber weder unter der Kralle 
vorſpringt, noch hornig, wie bei M. hudsonius iſt. Die Krallen ſind lang, 
ſtark, gekrümmt; die 2te iſt die längſte, an der Wurzel zuſammengedrückt 
und viel höher als breit; die andern find kleiner, und die Zte iſt die naͤchſt 


Lemming. 607 


größte. An den Hinterfüßen ſind die Sohlen behaart und die Haare ragen 
weiter über die Krallen vor als an den vordern; die 3 mittlern Zehen ſind 
faſt gleich lang; die Krallen ſind kürzer als an den Vorderfüßen. — Die 
Farbe des Rückens iſt dunkel graulichbraun, was aus einer Miſchung von 
gelblichgrauen und ſchwarzen Haarſpitzen entſteht, wobei die ſchwarzen Spitzen 
längs des Rückgraths einen ſchwarzen Streif bilden. Die Unterſeite des Kör⸗ 
pers iſt, außer einigen Roſtflecken vor den Schultern, ungemengt gelblichgrau, 
was ſich mit der dunklern Rückenfarbe in einer geraden Linie vereinigt. Der 
Pelz zeigt angeblaſen eine ſchwärzlichgraue Farbe von der Wurzel bis zur 
Spitze. Die Wangen ſind röthlich und hinten von einer ſchwärzlichen, halb⸗ 
kreisförmigen Linie, die an dem vordern Augenwinkel beginnt, eingefaßt. Die 
Raſe iſt ſchwarz behaart, hinten mit einigen grauen Haaren untermengt; die 
Schnurren ſind lang, theils ſchwarz, theils weiß. Der kurze Schwanz iſt 
an der Wurzel mit dem Körper gleichfarbig; darüber hinaus iſt nur ein 
4 — 5° langer, ſteifer, weißer Pinſel. — Das Exemplar von Scores by 
differirt nur darin, daß die obern Theile aſchgrau mit Schwärzlichbraun und 
Röthlichbraun geſprenkelt, und die untern röthlich find. 


EN ee, 6° 3, | Laͤngſte Vorderkralle . . 0“, 4% 
Schwanz: PEN, 0 9 Hand und Mittelkralle 0 6 
Von der Hand zur Achſel .. 2 1 [ Schnurren 1 4 


Als Heimath kennt man die Hudfons- Bay und die Oſtküſte von 
Grönland. 


c) Molares 4. 
LIX. SMINTHUS. Die Streifmaus. 


Dentes molares 3, tuberculati; labrum haud fissum, dense pi- 
losum; auriculae mediocres pilis adpressis vestitae; cauda longa, 
dense pilosa. 


Nach dem Exemplare, das ich der Freundſchaft v. Nordmanns ver⸗ 
danke und an Nathuſius zur Anſicht zuſandte, hat letzterer, in Verſtän⸗ 
digung mit Prof. Blaſius und Graf Keyferling, die Gattung Smin- 
thus aufgeſtellt, die ſich von unſern übrigen Mäuſen ſehr unterſcheidet. Nach 


608 Sminthus. 


der mir zugekommenen ſchriftlichen Angabe von Nathuſius, der den Schä- 
del zu unterſuchen Gelegenheit hatte, find jederſeits 5 Backenzähne vorhan— 
den; im Oberkiefer find der Iſte und Ate die kleinſten, im Unterkiefer der 
Iſte der größte, der Zte der kleinſte. Jeder Backenzahn beſteht aus einer 
einzigen, vielfach buchtig gefalteten Schmelzröhre, die nur wenig zufammen: 
haͤngende Zahnſubſtanz einſchließt 1°). — Die Geſtalt iſt mausähnlich; die 
Füße wie bei den Mäuſen beſchaffen; an den vordern eine deutliche Daum: 
warze mit zugeſpitztem Nagel. Die Oberlippe iſt nicht geſpalten, ringsum 
dicht behaart, die Schnurren ſind in 2 Laͤngsreihen geſtellt. Die Ohren ſind 
mittelmäßig, aus dem weichen Pelze vorragend, gegen die Spitze zugeſpitzt, 
und auf beiden Seiten behaart. Der Schwanz iſt lang und allenthalben 
dicht mit kurzen weichen Härchen beſetzt. — Die Heimath iſt das öſtliche 
Europa und der angrenzende Theil von Nordaſien, woher man 3 Arten kennt, 
die alle einen ſchwarzen Rückenſtreif haben. 


1. Sm. loriger Narg. Die ohrfleckige Streifmaus. Tab. CLXXVI. A. 
Sm. flavido - bruneus, nigro-irroratus, subtus e lutescente albidus, dorso stria 
longitudinali nigra ornato; cauda vix corporis longitudine. 
Sminthus loriger. Nathuſius aus Briefen und in Wiegm. Arch. VI. 1. S. 330.— 
Nonůpu. Demid. voy. 200l. I. p. 49. tab. 3. 
Sminthus Nordmanni. Keyſ. u. Blaſ. europ. Wirbelth. I. S. 38. 
Mus lineatus. Lichtenſt. in Evers m. Reiſe. S. 123. — BRANTs muiz. p. 127. 


Wie erwähnt, iſt mein Exemplar das nämliche, welches Keyſerling 
und Blaſius zur Entwerfung ihrer Charakteriſtik gedient hat. Die Ohren 
erreichen angedrückt das Auge; an den Hinterfüßen ſind die Härchen der 
Oberſeite abwaͤrts gerichtet und um die Sohlen eingekrümmt. Die Farbe 
der Oberſeite iſt gelbbräunlich, mit Schwarz fein geſprenkelt und längs des 
Rückgraths mit einem ſchwarzen Längsſtreif, der hinter den Schultern beginnt. 
Unmittelbar neben dem Rückenſtreif iſt die Farbe lichter als weiterhin gegen 
die Seiten, wo ſie düſterer wird; die untere Hälfte der Seiten iſt jedoch 
am lichteſten, indem hier die Farbe einförmig roſtgelb iſt, was allmählig in 


13) Nordmann fügt noch die Bemerkung bei, daß die Krone in ſtumpfe Höcker getheilt 
iſt, die bei ſeinem Individuum noch nicht ganz abgenützt ſind. 


Streifmaus. 609 


das licht Roſtgelbliche des Unterleibs übergeht, das am Unterhals gelblich: 
weiß wird. Alle dieſe Haare find in ihrer größern untern Hälfte ſchiefer⸗ 
ſchwarz und nur die Spitzen ſind von Falb in verſchiedenem Grade; dabei 
auf der Oberſeite zum Theil ſchwarz geendigt, oder mit ganz ſchwarzen Haa: 
ren untermengt. Die Ohren ſind falb behaart, auf der Außenſeite am Vor⸗ 
derrand, auf der Innenſeite am Hinterrande mit einem dunkelbraunen Fleck. 
Die Füße und Nägel ſind weißlich. Der Schwanz iſt oben braun, an den 
Seiten und unten glänzend weißlich. 
Körper, in gerader Linie ... 2“ 6” | DE ra a oe 0“ 5% 
— nach der Krümmung. . 2 9 Hinterfuß bis zur mittlern Krallenſpitze 0 6 

S rn Bas 

Nordmann hat dieſe Art in der Nähe von Odeſſa entdeckt, von wo 
fie ſich weit oſtwärts verbreitet, indem Lichtenſteiws Mus lineatus 13) 
in der Bucharei am Fluße Wuburta gefunden wurde. 


2. Sm. betulinus Parı. Die Birkmaus. Tab. CLXXXIV. Fig. 1. 


Sm. supra ferrugineo-bruneus, cano-irroratus, subtus albidus, dorso stria lon- 
gitudinali nigra ornato; cauda corpore multum longiore, supra saturate cinerea, 
subtus cano-albida. 


Sminthus betulinus. Nırsson in Bonap. osservaz, aullo stato della zoolog. 
1842. p. 13. 

Mus betulinus, A. Wagn. in Schreb. Suppl. III. S. 415. — W. von Düsen, 
K. Vetensk. Acad. Handl. för Ar 1840. p. 175. 


Schon Keyſerling und Blaſius hatten bei Anführung des Mas 
betulinus und vagus, der ihnen aus eigner Anſicht nicht bekannt war, die 
Bemerkung beigefügt, daß dieſe beiden Arten bei genauer Unterſuchung leicht 
einer andern Gattung zufallen könnten. Dieſelbe Bemerkung habe ich eben— 
falls gemacht, und ſie iſt wirklich bald nachher beſtätigt worden, indem der 
Prinz Karl Bonaparte eine briefliche Nachricht von Nilſſon zur Kennt⸗ 


14) Nach einer allerdings etwas flüchtigen Anſicht des im berliner Muſeum aufgeſtellten 
Exemplares halte ich ihn für identiſch mit Sminthus loriger. Brants giebt deſſen Länge zu 
8.4, des Schwanzes zu 2“ 6” an. 

Suppl. 3. 77 


610 Sminthus. 


niß brachte, wornach dieſer ſich überzeugt hatte, daß der Mus betulinus 
von Pallas der Gattung Sminthus angehörig ſey. M. W. von Düben 
hatte nämlich in der Provinz Schonen bei Landskrone eine Maus entdeckt, 
welche er in allen Stücken mit Mus betulinus in Uebereinſtimmung fand. 
Er lieferte von ihr eine Beſchreibung, wobei er jedoch der Verſchiedenheit im 
Zahnbau nicht gewahr wurde !?). Auf dieſe iſt demnach erſt Nilſſon auf— 
merkſam geworden, von dem jedoch bis jetzt keine andere Mittheilung, als die 
durch den Prinzen von Muſignano gegebene vorliegt. Wenn, wie es wirk— 
lich ſcheint, dieſe ſchwediſche Maus mit dem ſibiriſchen Mus betulinus iden⸗ 
tiſch iſt, ſo hat dieſe Art eine ausgedehnte Verbreitung, indem ſolche alsdann 
von Schweden an oſtwärts bis zum Jeniſei, und ſüdwärts bis zur Iſchim— 
Steppe im ſüdweſtlichen Theile des aſiatiſchen Rußlandes ſich erſtreckt. 


3. Sm. vagus Parr. Die graue Streifmaus. Tab. CLXXXIV. Fig. 2. 
Sm. cinereus, stria dorsali nigra. 


Mus vagus. A. Wagn. in Schreb. Suppl. III. S. 415. 


Nachdem der Nachweis gegeben, daß Mus betulinus zur Gattung 
Sminthus gehört, wird eine genaue Unterſuchung des Mus vagus ohne 


15) Düben ſtellt als Diagnoſe: „Schwanz um 4 länger als der Körper; Ohren eingebo— 
gen; Farbe oben graulich roſtbraun, mit einem ſchwarzen Rückenſtreif, unten weißlich“. Aus ſei— 
ner Beſchreibung füge ich noch Einiges bei. Der Schädel unterſcheidet ſich beſonders von dem des 
Mus museulus u. sylvatieus dadurch, daß der Abſtand zwiſchen den Augenhöhlen (was auch ſchon 
Pallas auführt) doppelt fo breit und das Profil etwas concav iſt zwiſchen der Stirne und der 
Naſe über den Naſenbeinen, während es bei den andern conver iſt. Ohren mittelmaͤßig, oval, 
mit eingerolltem Vorderrande, mehr behaart als bei den andern Arten, zumal die Innenſeite, die 
mit roſtbraunen, die Raͤnder mit weißen Haaren beſetzt find. Die Zehen find verhältnißmäßig 
länger als bei M. museulus; der Vorderdaumen ein kleiner Stummel mit rundem Nagel. Schwanz 
mit ohugefähr 200 Ringen und Haaren wie bei musculus. Färbung oben roſtbraun, mit Gran 
geſprenkelt durch eingemengte Borſtenhaare, die ſchwarz ſind mit weißen Spitzen; längs des Rück— 
graths verläuft eine ſchwarze Binde. Unterſeite und Füße graulichweiß. Auf der Grenze beider 
Farben zeigt ſich ein gelbbrauner Strich. Schwanz oben dunkelgrau, unten graulichweiß. 
r / / 0 3 
Schwanz „ 83 Ohrbreite HE eee 
Kopfß „ 7 Oiiiterfuß e e e ee es 


Perognathus. 611 


Zweifel zu demſelben Reſultate führen, daher ihm auch hier fein Platz einſt⸗ 
weilen geſichert werden ſoll. 


d) Molares 4. 
LX. PEROGNATHUS. Die Beutelmaus. 


Habitus murinus, sacculi buccales externi ampli, deorsum 
aperti; dentes primores superiores longitudinaliter sulcati; mola- 
res 3 tuberculati; ungues breves, cauda longa. 


Die Beutelmaus ift vom Prinzen von Neuwied entdeckt und als Gat— 
tung aufgeſtellt. Sie hat im äußerlichen Anſehen große Aehnlichkeit mit der 
Sackmaus, unterſcheidet ſich aber generiſch durch den Zahnbau. Die Geſtalt 
iſt etwa die einer kleinen Hausmaus, allein der Kopf iſt dicker, die Ohren 
und Vorderbeine kürzer, indem die Ohren nicht die Höhe des Kopfs errei— 
chen. An jeder Seite des Unterkiefers befindet ſich eine halbmondförmige 
(beinahe 5 lange) Längsſpalte, die den Eingang zu der Backentaſche bildet. 
Dieſe dehnen ſich bis gegen das Schulterblatt aus, find 7““ lang oder tief, 
53 breit, und auf ihrer innern Fläche mit kurzen, feinen, weißen Haaren 
bedeckt. Die Füßchen find wie bei Saccomys kurz und ſchmal, mit 4 Zehen 
und einer benagelten Daumenwarze verſehen; die Mittelzehe die längſte. Die 
Naͤgel ſind kurz, zuſammengedrückt und zugeſpitzt. Der Körper iſt mit feinen 
Haaren dicht bedeckt. Der Schwanz iſt lang, von ſchuppigen Hautringen 
umgeben, und mit Borſten beſetzt. 

Die obern Schneide-Zähne ſind auf der Außenfläche von einer tiefen 
Längsfurche durchzogen. Backenzähne find jederſeits vorhanden und mit 
Wurzeln verſehen. Die obern nehmen nach hinten an Größe ab und tragen 
auf ihrer Kaufläche abgerundete Kegelſpitzen: der erſte 4, wovon eine vorn 
und hinter ihr 3; die beiden nachfolgenden Zähne haben 6 Spitzen in 3 Quer: 
reihen von je 3 Höckern; der letzte Zahn mit 4 oder 5 Höckern. Im Unter⸗ 
kiefer hat der vorderſte kleinere Zahn 5 Spitzen, die beiden folgenden größ— 
ten jeder 6; der hinterſte Zahn iſt kleiner und hat, wie es ſcheint, 2 Spitzen 
weniger als die mittlern. 

Die Heimath iſt 9 

77 * 


612 Perognathus. 


1. P. fasciatus Neuw. Die ſtreiſige Beutelmaus. 
P. supra e flavicante cinereus, subtus albus, striga laterali pallide flava. 


Perognatbus fasciatus. Pr. v. Neuw. in den nov. act. Bonn. XIX. I. 
p. 369. tab. 34. 


Die Oberſeite iſt bräunlich olivengrau, die Haare an den Wurzeln oliven— 
grau, an den Spitzen gelblich und ſchwaͤrzlich, daher das Thier ein gemiſch— 
tes Anſehen von Schwaͤrzlich und Gelbröthlich hat, oder geſtrichelt iſt, ebenſo 
ſind die Seiten des Kopfes; Umgebung des Auges und oberer Ohrrand mehr 
fahl röthlichgelb. Die Unterſeite iſt rein weiß, was von der Rückenfarbe 
— von der Naſe an längs der ganzen Seite bis zu den Hinterſchenkeln und bis 
zur Ferſe hinab — durch einen gelbröthlichen oder hell roſtrothen Streif ge— 
trennt wird. Naſe und Lippen ſcheinen fleiſchroth durch die weißliche Be— 
haarung; ebenſo die 4 Beine von den Schenkeln abwärts. Der Schwanz 
iſt durchſcheinend röthlichgrau, auf der Oberſeite mehr grau, auf der untern 
mehr weißlich 1°). 


Gale nge A er 0“ 23“ 
Schwanz mit Haar 20 1 Barkberſ ten 0 11 
i e e 0 11 Vor derfu ß u 0 3 
Breite zwiſchen den Ohren.. 0 54 Oinkerſu ß en 0 8 
Von der Naſenkuppe zum vordern Laͤngſter Nagel, vorn 0 3 
ge,, 0 43 . pinken 00% 


Prinz von Neuwied fand dieſe niedliche Maus im Gebüſche an den 
Ufern des obern Miſſuri, in der Gegend, wo er ſich mit dem Yellow-Stone: 
Fluße vereinigt, auch ſoll ſie in der Naͤhe der Mandara-Dörfer vorkommen. 
Sie wohnt in der Erde, beſonders unter Wurzeln, in alten Stöcken u. ſ. w. 
Ihre großen Backentaſchen fanden ſich mit Sämereien von Gräſern angefüllt, 
welche ſie als Wintervorrath einträgt. 


16) Nach der Abbildung kommt der Schaͤdel im Allgemeinen mit dem der Mäuſe überein, 
namentlich auch in der Form des untern Augenhöhlenlochs. Mir ſelbſt iſt dieſe Gattung nur aus 
obiger Beſchreibung bekannt. 


Saccomys. 613 
LXI. SACCOMYS. Die Sackmaus. 


Habitus murinus, sacculi buccales externi ampli, deorsum 
aperti; dentes primores indivisi, molares 4 complicati; ungues bre- 
9 . 4 2 
ves, cauda longa. 


Eine von Fr. Cuvier nach einem in Weingeiſt aufbewahrten Exemplare 
zuerſt beſchriebene Gattung, die zwar durch ihre Backentaſchen mit Ascomys 
ubereinfommt, in Geſtalt und Zahnbau aber (wahrſcheinlich auch in der Le— 
bensweiſe) gänzlich davon verſchieden iſt. Die Geſtalt iſt mausaͤhnlich mit 
dickem Kopf und langem, dünnen Schwanze mit kleinen, wirtelförmig ge— 
ſtellten Schuppen, aus deren Baſis ein oder zwei kurze ſteife Haare ent— 
ſpringen. Die Beine ſind nicht zum Graben, ſondern vielmehr zum Laufen 
eingerichtet; ſie ſind von verhaͤltnißmäßiger Länge, durchgaͤngig 5 zehig, die 
mittlere Zehe am laͤngſten, der vordere Daumen nur mit einem Gliede. Die 
Krallen ſind durchgängig kurz, gekrümmt und zuſammengedrückt, ausgenom— 
men der am Vorderdaumen, der platt, und der an der hintern Zeigezehe, 
der gerader und breiter als die andern iſt. Das Ohr iſt oval und erhöht; 
die Oberlippe hat eine Längsfurche, die Schnurren ſind lang. Die Behaa— 
rung iſt fein und ziemlich lang. Am merkwürdigſten ſind die Backentaſchen. 
Auf jeder Seite des Mundes iſt äußerlich eine lange und ſchmale Oeffnung, 
die von der Oberlippe unter den Schnurren entſpringt, und unterm Kinn ſich 
faſt mit der andern vereinigt, von der ſie nur durch die Dicke der Wandung 
getrennt iſt. Dieſe Taſchen haben weder unter ſich, noch mit der Mundhöhle 
eine Communikation, und ſind innen mit einzelnen kurzen Haaren beſetzt. 

Das Gebiß !) iſt nach einem noch nicht ganz ausgewachfenen rem: 
plare beſchrieben. Die Schneidezähne find ungetheilt. Backenzähne find + 
vorhanden, die von vorn nach hinten etwas kleiner werden und ſchmelzfaltig 
ſind. Im Oberkiefer zeigt der erſte Zahn außen einen tiefen Einſchnitt, als 
den wahrſcheinlichen Ueberreſt einer Querfurche, die früher den ganzen Zahn 
durchſchnitt; dahinter iſt noch ein kleiner Schmelzring, ebenfalls der Reſt 
eines Einſchnitts oder einer Furche. Die folgenden Zaͤhne unterſcheiden ſich 
von dem erſten nur dadurch, daß ſtatt des bloſen Einſchnitts eine vollſtän— 


17) Fr. Cu v. dents des mammif. p. 186. tab. 74. 


614 Saccomys. 


dige Querfurche vorhanden iſt. Im Unterkiefer ift der erſte Backenzahn noch— 
mal ſo groß als die andern, hat auf ſeiner Innenſeite einen ſtarken Ein— 
ſchnitt, in welchen noch eine ringförmige Portion hineinragt. Die beiden 
folgenden Zähne haben eine vordere dreieckige Parthie, die außen eingeſchnit— 
ten und von der hintern Parthie, welche einfach und ſchmal elliptiſch iſt, 
durch eine Querfurche getrennt wird. Der letzte Zahn, noch im Keim, zeigt 
zwei durch eine Furche getrennte Hügel. 

Aus dem Umſtande, daß Kunth im Inhalte der Backentaſchen die 
Ueberreſte der Blüthen don der Gattung Securidaca, deren Arten ſämmt⸗ 
lich Nordamerika angehören, erkannte, hat man die Heimath dieſes ſelt— 
famen Nagers ausfindig gemacht 1°). 


1. S. anthophilus Fr. Cov. Die falbe Sackmaus. 
S. dilute fulvo-bruneus, gastraeo caudaque rutilo - albis. 


Saccomys anthophilus. FR. Cuv. mem. du mus. X. p. 419. tab. 26.; dents 
des mammif. p. 186, tab. 74. 


Die Farbe iſt licht fahlbraun auf Kopf und dem Oberleibe; die Baden- 
taſchen und die Beine ſind noch lichter, und das Ende der Schnautze, ſowie 
die Unterſeite des Körpers und der Schwanz, find röthlichweiß. — Die Länge 
iſt 279%, des Schwanzes 2“ 6, vom Schnautzenende bis zur Ohrwurzel 
11, von der Krallenſpitze bis zur Ferſe 10““ und bis zur Handwurzel 5, 


18) Da mir der Schädelbau von dieſer Gattung nicht bekannt iſt, ſo kann ſie ihren Platz 
hier nur vermuthungsweiſe erhalten. 


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