Skip to main content

Full text of "Die unionspolitik landgraf Philipps von Hessen, 1557-1562"

See other formats


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  preserved  for  generations  on  übrary  shelves  before  it  was  carefully  scanned  by  Google  as  part  of  a  project 
to  make  the  world's  books  discoverable  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 
to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 
are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history.  culture  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  marginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  file  -  a  reminder  of  this  book's  long  journey  from  the 
publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prevent  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automated  querying. 

We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  of  the  files  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machine 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  large  amount  oftext  is  helpful,  please  contact  us.  We  encourage  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attribution  The  Google  "watermark"  you  see  on  each  tile  is  essential  for  informing  people  about  this  project  and  helping  them  find 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  responsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can't  offer  guidance  on  whether  any  specific  use  of 
any  specific  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  means  it  can  be  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liability  can  be  quite  severe. 

About  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organize  the  world's  Information  and  to  make  it  universally  accessible  and  useful.  Google  Book  Search  helps  readers 
discover  the  world's  books  while  helping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  text  of  this  book  on  the  web 


at  http  :  /  /books  ■  google  .  com/ 


über  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Regalen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfügbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 

Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  Öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.  Nichtsdestotrotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  verhindern.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 

Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 

über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-Markenelementen  Das  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzHch  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.   Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppen  zu  erreichen. 


Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter  http:  //books.  google,  com  durchsuchen. 


Aas  dem  7erlage  von  ICAX  KIEHEYEIl  in  Halle. 


Uallcsc'ho  Al)]Jall4IUlll^:en  zur  iiem»reii  Ü4'schk*lite,  heraus- 
gogoben  von  G.  Droysen.     1878—88.     8.     Heft  7—24. 

Hüft  7.  KIsel,  A.,  I>er  Hcilbronoer  Convcnt  Em  Beitrag  zur  Geschichte 
des  dreissigjährigoQ  Kri<^s.     1878.  Ji  2,20 

Uefl  8.  Breucker.  O.,  Dif>  Abtfx>tung  Vor[Kmiiiit'ms  aii  Subwwlen  und  die 
KritS' hnüi^uDg  KnrliroDileiitmrgs.  Ein  Beitrag  zur  Gesohiohto  dee 
AV.stfaiischen  Friedens.     1879.  JL  2,40 

Hon  9.     HftzigraUi,  H..  Die  PuUicistik  iIps  Pra^pr  FriedeuBi  1635).  18S0.  .Ä  3,60 

Uuft  10.   Griinbaum,  M.,  Ue^r  dio  IVtblicistik  dus  dnü!iai§^älmg(fn  Krii^^ 

von  1020—1021».   laso.  j«3,eo 

Heft  11.   Schmidt,  &,   I>io  Belagei-uog   vdd  Hameln   und  die  Bcblacbt  bei 

H.'s.^is.-h-01deudorf  1633.     1880.  M  2,00 

Heft  12.  Herrmann,  B.,  Dcf  Kampf  um  Erfurt  1636—1633.  1880.  j«  3,fi0 
Hoft  13.   Pastenacl,  H.,    Die   Suhlaubt  bei  Euslieim   den  4.  October  1674. 

ISSO.    Mit  PUii.  Ji  2,80 

Boft  14.   Müller,  lleinr.,  Dio  Beslaaratioii  des  Katboliciäinus  in  Strassburg. 

1882.  Ji  2,40 

Haft  15.   BSItger,    Uenu.,    Die   Ereignisse    am   Leipzig   im    Herbst    1642. 

1882.  Ji  2,40 

Hüft  16.    Seehauaen,   ßioh.,  Schweizer  PülitÜL  wlihivnd  dca  diuissigiilhrigen 

Kri.-p.:s.    Qtskröiito  PrL'isscbrift.     1882.  Ji  2,40 

Heft  17.   Brohm,  Krn^t.  Jubunn  ron  Aldrioffcn.     1832.  .Ä  2,80 

Heft  18.  Lümkemann,  ?..  Tiircnnea  letzter  Feldzug  1675.  1883.  Ji  1,80 
Heft  19.   Dittmu-,  )L,  Beitrüge  zur  Oescbiubtc  der  Stadt  Magdeburg  in  den 

ersten  Jahren  nach  ihrer  Zerstörung  1G31.    I.  Tlieil:  Magdebnrg 

unter  kaiserlicher  Herrschaft,  vom  10.  Mai  1631  bis  8.  Januar  1632. 

1885.  Ji  10,00 

Heft  20.  BQhring.  Joh.,  Venedig,  Gustav  Adolf  und  Roban.  Ein  Beitrag 
zur  lulgcmoinen  |X)litischcn  Gos4:hichte  im  Zeitalter  dL<8  30jlÜirigen 
Kriogos  BUä  vciiezianischcu  Quollen.     18S5.  Ji  lü,00 

Heft  21.  Kohl,  IHctr.,  Die  Politik  KursachBeos  wiibrend  des  Interregnums 
wid  der  Kaiserwahl  1612.  Nach  aruhivaliscben  Qaelleo  dar- 
gt*teUL    1887.  Ji  2,00 

Heft  22.  ArnheJn,  Fritz,  Die  Memoirea  der  Küoigin  von  Bcbweden,  Ulrike 
Luise,  Scbwcator  Frit^driobs  dos  Orosaeti.  Ein  quelb-'nk ritischer 
Beitrag  z.  Geschichte  Scbwodcns  im  18.  Jahrb.     1888.      .fi  3,60 

Hoft  23.  Gradnauer,  Georg,  Mirabeau's  Oodouken  Über  die  Erneuerung  des 
fraii^usidcbou  Staatswosons.    1889.  Ji  1,60 

Hüft  24.  Troeger,  Curt,  Die  Memoiren  dos  Marschalls  von  GmnioDt  Ein 
Hiitrag  zur  Quelloukiitik  di.*r  franz.  Goscbichto  im  XVU.  Jalir- 
hinidort,     1888.  Jk  2,40 

Aibortz,  H.,  Der  Dom  und  die  Domgemeinde  zu  Hallo  a.  S.  8. 
1888.  Jk  5,00 

Ancmtlller,  E.,  Geschichte  der  Verfassung  Mailands  in  den  Jali- 
rüu  1075—1117.  Nt'bst  eiHcm  Anhang:  Ueber  das  Conaulat 
zu  Cremoua.     1881.     gr.  8.  Ji  1,60 

Brnndos,  H.,  Abhandlungen  zur  Geschichte  des  Orients  im  Alter- 
thum.  (Der  Assyrische  Eponyraenkanon.  —  Die  Chronologie 
der  beiden  Hebräischen  Köni^reihen.  —  Dio  Aegypt  Apo- 
katastasenjohr«).     1874.    gr.  8.  Ji  4,00 


Die  üniouspolitik 


LandgTaf  Philipps  von  Hessen 


1557—1562 


r 


von 


Arthur  Heidenhain. 


Halle  a.  S., 
YerlBg  von  Max  Niemeyer. 

1890. 


PRgSH- 


Vorwort 


Zu  der  vorliegenden  Schrift  babe  ich  Folgendes  zu  bemerken. 
Die  Ihiioklegiing  derselben  begann  schon  vor  zwei  Jaliren.  Ki-st 
nachdem  sie  schon  begonnen  hatte,  entschloss  ich  mich,  eine  empfind- 
liche Lücke  der  Darstellung  durch  Studien  am  Berliner  Geheimen 
ÜtaatüorchiT  auszufüllen  (bis  dahin  hatte  ich  handachrittlicho  Mate- 
rialicoi  nur  dem  königlichen  StaatsarcJniv  zu  Marburg  i.  H.  ent- 
nonunen);  es  kam  hierzu,  dass  ich  inzwischen  schon  andere  Arbei- 
ten ßbemonimen  hatte,  welche  nachmals  meine  Zeit  über  Erwarten 
stark  m  Anspruch  naiimcn;  so  wunle  denn  der  Abschluss  meiner 
VfiTöffentlichung  lange  hinausgeschoben.  Doch  lagen  schon  unge- 
fiilir  die  ersten  zehn  Bogen  im  Druck  vor,  als  die  Wolfsche  Arbeit 
^^chien,  welche  sich  eben  mit  diesem  ersten  Theil  der  meinigen 
cliMnologisch  fast  völlig  deckt  und  gerade  für  mein  Thema  eine 
M(?  brauchbaren  Materials  enthält,  jii  auch  Vieles  auf  Grund 
vollständigerer  Kenntniss  bereits  ausführlicher  und  currecter  dai'- 
stelli  als  GS  mir  möglich  gewesen  war.  Ich  kann  nur  bedauern, 
^  ich  die  Resultate  Wolfs  nicht  mehr  für  mich  verworthen 
konntej  doch  daif  ich  hoffen,  dass  auch  jetzt  noch  die  oreton  Ab- 
**^nitte  meiner  Arbeit  einigen  sclbststäudigen  Wertli  besitzen. 

Was  ich  hiermit  dem  wissenschaftlichen  Publt(;um  übergebe, 
^>tte  ich  als  eine  Studie  zu  betrachten ,  weJciie  nicht  den  Ansprucli 
^*t:lit,  ein  geschlossenes  Bild  zu  bieten.  Um  den  vorgezeichneten 
^^*limon  ausziifiülen,  bedürfte  die  Darstellung  mohr  als  einer  Ergün- 
*^g,  die  ich  dem  Fachkundigen  nicht  werde  zu  nennen  brauchen. 
Auch  wäre  es  wohl  angebracht  gewesen,  sie  nicht  mitten  im  Ver- 


Episode  abzubrechen.  Es  war  aucli  ursprilnglicli  m 
Alisicht,  sie  wenigstens  in  den  Oruiidliiiien  bis  auf  den  Äbschluss 
des  franzüBisi-lien  RoligioiiBkiieges  fortzuführen.  Diese  Foi-tseteung 
hätte  aber  sehr  unbefriedigend  aus&illen  müssen,  weil  mir  über 
d&B  in  der  Literatur  Vorhaudeue  kiuauä  nur  noch  venig«  und 
zwar  tragmcntarisebe  Materialion  zu  Gebot  standen.  Namentlich. 
al>t'r  war  es  mir  /u  Marburg  nicht  gelungen,  auch  nur  das  min- 
desto  Neue  zu  finden  über  Vorgänge,  dftren  Behandlung  sich  dem 
zehnten  Abschnitt  meiner  Arbeit  fast  immittelbar  hätte  aiifichliessei 
müssen:  über  das  Erscheinen  der  Hugenotten  auf  dem  Waldta^ 
zu  Frankfurt  im  Herbst  des  Jahres  1562  und  dio  Verhandlungei 
■welche  dort  mit  ihnen  gepflogen  ^mrdcn.i  Da  nun  durch  dio  obei 
erwähnten  ürastiinde  das  Erscheinen  der  Arbeit  ohnedies  wide 
Erwarten  verzögert  war,  entschloss  ich  mich,  sie  kurz  abzubrechen 
in  der  Hoffiiung,  dass  die  Zukunft  mir  noch  vej-gönnen  irürde,  ai 
die  letzen  Ijobensjahre  des  Liandgrafeu  Philipp  zurückzukommon. 

Bei  den  arclÜTalischon  Stadien  für  meine  Zwecke  ist  mir 
von  verschiedenen  Seiten  zuvorkommende  Unterstützung  zu  Tboil 
gew(trden;  und  zwar  zunächst  von  den  Beamten  der  königlich 
preussischeu  Staatsarchive  zu   Marburg   und   Berlin;   sodann    van 


4 


1)  Eine  aateom&SBigo  Dutorsurluiug  eboii  di«»er  Vor^Knge  VfünlQ  vielleiolit  j 
für  niiBfrv  Kenntnis?*  der  Wirlisamkyit  Loudfiraf  Pliüiji]«  nicht  unergiebig  hloibeu, 
Lo  Idibuurcur  (Muni,  de  Citsicloau,  ndditioDS  U,  5<J)  H-hciut  aus  rranzüäscliea 
Quollen  oinigo  Angaben  darübor  gescliäpft  zu  habun.  Sie  ßadon  sieh  In  oiDor^ 
korsen  Skizze  dt>r  Porsötüichkeit  Landgraf  riiili{>]>ä^  wekhü  nol^on  falsclion  An- 
gaben einige  »ehr  treEfcndu  Bemerkungen  cathiüt.  Ich  kann  mir  naditriiglich 
iiiuht  voTBagea,  dieselbe  der  Ilauiitsache  nach  mitzutheilen:  ,0«  londgrave  ent] 
an  coeor  iiroportLounü  ä  Ui  gnuidcor  de  sa  nai&ianoe,  qui  Inj  fit  entreprend 
des  cfaoses  au-dcssuä  de  an  fori;c  et  de  l'optniou  qu'ou  avoit  do  sa  valeur;^ 
car  tl  se  ründit  le  (ii'inci|ial  cJiuf  du  partt  das  rrutetitans  .  .  .  II  en  Tut  quib 
pour  cinq  ans  de  prison,  ostant  pris  et  dcfait.;  niais  il  ii*en  sortit  qne  pln^^^ 
anhiiß  poav  lo  pnrty  de  THoresie,  qn'il  tint  toujours  on  AUomagne  et  qa'il^Ä 
mamtiot  eneore  i'n  France,  tant  par  I'flssistanco  qu'il  procura  aux  HuguDDot: 
nuproB  doB  l*rinc(.'3  rrutcstaus.  nao  par  lo  secours  d'hommea  qu'il  leur  envoyi 
SOU&  la  conduitu  de  wu  Marechol.    Ce  fut  luy  qui  muyenna  l'audicDO- 


I 


VoPffort  y 

dem  ersten  Bibliothekar  der  ständischen  und  Landesbibliothek  zn 
Kassel,  Herrn  Dr.  Lohmeyer,  und  von  der  Leitung  des  kaiserlich- 
königlichen  Haus-  Hof-  und  Staatsarchivs  zu  Wien,  denen  ich 
die  Mittheilung  handschriftlicher  Data  verdanke,  welche  ich  persön- 
lich zu  sammeln  nicht  in  der  Lage  war.  Ihnen  allen  spreche  ich 
hiennit  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus. 

Breslau,  im  Februar  1890. 

Arthur  Hcldcnlialn. 


de  Spifame  (aaf  dem  oben  erwähotOD  Wahltage  zu  Frankfurt),  qui  Iny  fit 
actorder  ce  qu'il  demanda  de  la  pari  du  princo  de  Coude,  et  qui 
par  son  credit  fit  mettro  au  Ban  do  l'Empire  los  Rei&tres,  qui  sonroycnt  lu 
loy  Charies  IX  ot  le  party  Catholique  (vgl.  p.  445,  ÄJim,  81)  etc.  —  Landgraf 
Philipp  war  auf  dem  "Wahltag  zu  Frankfurt  nicht  persönlich  auwesond;  doch 
Terweilto  dort  in  seinem  Namen  Anton  von  "VV''ersab6,  der  oinst  als  Pago  seine 
Gefangenschaft  mitgemacht  hatte  (seine  Instruction  findet  sich  zu  Marburg) 
DnJ  Landgraf  "Wilhelm.  Corrospondenzen  mit  dem  Erstcrcn  fand  ich  gar  nicht; 
TOQ  Letzterem  sind  eine  Reihe  Schreiben  vorhanden,  die  al)er  nicht  das  Mindeste 
Ton  politischer  Wichtigkeit  ontlialten.  Sofern  Stücke  wichtigeren  Inhalts  vor- 
handen waren,  müssen  sie  wohl  in  früheren  Zeiten  der  Verwahrlosung  einmal 
herauBgesucht,  bei  Seite  gelegt  und  unter  den  Actenmasseu  des  Archivs  ver- 
schollen »ein.  Doch  fordern  die  Angaben  Lo  Laboureurs  wohl  zum  Nachsuchen 
auf,  denn  was  er  vom  Landgrafen  erzählt,  passt  zu  gut  in  dessen  Rollo,  als  dass 
man  nicht  wenigstens  einen  wahren  Kern  darin  vormuthon  sollte. 


Inhaltsverzeichniss. 


Erster  Abschnitt. 

Einleitung. 

Seite 
^Unzulänglichkeit  dos    Religionsfriedong.     Fortdauerndes  Miss- 
trauen der  Confessionsparteion  und  Anwachsen  der  Spannung  in  den 

folgenden  Jahren;  Gründe  dieser  Erscheinungen 1 

l^'o  unionspolitischon  Bestrebungen.  Ursprung  der  unionspoliti- 
schen  Tendenz;  Stellung  der  confossionsverwandten  Fürsten  und 
Stände  zu  derselben  im  Süden  und  Westen  —  Norden  und  Osten  8 
Kurfürst  August  von  Sachsen,  der  vornohmsto  Gegner  der 
Vnionsbestrebungen;  seine  politische  Lage  und  die  Gesichts- 
punkte seines  Verhaltens 10 

Zwelt«r  Abschnitt. 

Die  religiöse  Spaltung  unter  den  Protestanten  und  die 

kirchlichen  Einigungsversuche  bis  auf  den  Reichstag 

zu  Augsburg  im  Jahre  1559. 

^'o  Orthodoxie  in  Niedersachsen  und  Mitteldeutschland,  ihr  Kampf  für 
die  „reine  Lehre";  ihre  polemische  Methode.  Die  vomehmlichsten 
Angriffspunkte.    Leidende  Stellung  der  kursäöhsischen  Landeskirche.        15 

^itiative  zu  Einigungsversuchen  aus  dem  Innern  der  Orthodoxie  heraus; 
die  Forderung  der  Condemnationen.  Ablohnende  Haltung  der  Ge- 
mässigten. —  Friedenspartei  unter  den  Landeskirchen;  die  Fürsten 
in  derselben;   ihre  Forderungen.     Polemik   der  Orthodoxen   gegen 

dieselben 18 

^*^i7og  Christoph,  der  erste  Urheber  protestantischer  Einigungsconvente. 
AV''ider8tände  gegen  diese  Teronstaltungen.  Anfangliche  Haltung  des 
Landgrafen 20 

^^x  erste  Frankfurter  Eecess  und  sein  Misserfolg  bei  den  Orthodoxen    .        21 

^^a  Religionsgespräch  zu  Worms  und  das  öftentliclie  Schisma  unter  den 

Coufessionsverwaudten 22 

Stellung  des  deutschen  Protestantismus  gegenüber  Spanien  und  Frank- 

leich;  Anschauungen  des  Landgrafen  darüber 24 


vm 


Inhaltsreneioluiiss. 


Auswärtige  lAge  im  Herbst  1557.  Aufstetgende  Besoi^iss  vor  oiner 
Ccialition  der  kathoUsdien  Uächtu  im  Aualaud  Umscbwaag  in  der 
auswiirtigOD  Politik  des  I^idgrafen 

ZuHammon/allGn  dioser  Wondung  mit  dem  "WorTO-ser  SLliisnia.  Bodcutung 
dos  letzteren  für  den  deutschen  Protestantisrnns.  Verachiedcnartige 
Wirkung  aui  die  kirchliche  Haltung  dor  Confcssionsvoi-wandtan. 
Mclanchtbou  and  Kurfünit  August.  Dor  Landgraf  beginnt  von 
Neuem  selbstätandig  Ciiiuusi>oIitilL  zu  troiboa    ........ 

Yürveriiandlongeu  zum  protestantischen  Fürsteuconvont  auf  dem  Wahl- 
tag  zu  f^aukfuri  1558 

Der  zweite  Fronkforter  Reoess  und  seine  Ausführung,  ein  Compromiss 
EWTRchon  den  Absichten  der  Unionspolititer  und  dor  oonsoiTaüven 
Richtung  Kursachfions.  Miascrfolg  boi  den  Orthodoxen;  Sieg  der 
tircbUchcn  CoosorvativitÄt  in  Kursachsen 

Der  Plan  oiuos  Couvcut."«  dor  Bocet^sfurstec  zu  Pforzhoim  und  sein  Scheitern. 
Die  Ahsagösuhrift  di^r  KurfürstoD  August  und  Joachim :  ein  Idrcbon- 
pohtifiches  Programm 

Der  Plan  eines  Convoota  aller  coufeasiongverwandten  Fürsten  vor  dem 
Reichstag  und  sein  Scheitern 

Drilt^^r  AlHHihnltt. 

Vorsnche  des  Landgrafen,  ein  SchutzbÜndniss  dor 

confesBionsvGTwandten   Fürsten  zu  stiften,  bis  auf  den 

Reichstag  zu  Augsburg  1559. 

I)io  politisoho  Seite  in  Ann  ücionshestrebuut'en  des  Landgrafen;  Gedanke 
des  Schutzbündnisses.  Erster  Versuch  zur  Zeit  des  rranifurtor  Wahl- 
tags und  Schoiteni  dessallieD.  Krage  nach  den  augenblicklichen  Bo- 
weggrilnden  diesos  Versuchs;  einige  characteristiacha  Züge  im  Vor- 
gehoij  doB  Ijmdgrafen 

Sohwierigkeitcn  einer  Bundesgrnndung,  im  Bosondom  dio  consarvativs 
Richtung  der  Zeit.    Dio  Vertreter  dorsolben     ....***,. 

Abwandlongen  der  poUtisoben  lüge  biB  zum  Herbst.  Verschfirf^g  des 
Zwi(?spa!ts  unter  den  Prote«tanten^  Bu^orgiiissö  aiilüHsliuli  Jur  Logo 
im  Aoaland,  des  Streite  z-wiscben  Pap^tt  und  Kaiser  i^tc.  etc.  Zweiter 
Antrag  des  Landgrafeti  auf  ein  SchutzbÜndniss;  Scheitern  am  Wider- 
stand Koriürst  Augusts;  Kritik  der  Onindc  des  Letzteroii  .... 

Vierter  Absohnitt. 
Der  Plan  einer  deutsch -sdivoizorischon  Ooncmlsynodö        ' 
und  eines  protestantischen  FQrstcnconventä  auf  dem  Reichstag 
zu  Augsburg  1559. 
Vorspiel  der  Verhandlungen  auf  dem  Reichstage:  dio  flacianiBche  Ortho- 
doxie orkltirt  durch  das  weimamohe  Confutationsbuth  ihre  Polemik 
in   Permanenz.      Verstimmung    unter   den   (Wfessionsverwaudten. 
Dor  Landgraf  tritt  mit    dem  Vorschlag   einer    deuttich- 
scbweizeriscbcn  GenoraUynodo  horvor 


n 


InhaltsTorzelohniss.  ix 

Seite 

Rückblick  und  Vorschau  über  die  kirchlichen  und  politischen 
Bestrebungen  des  Landgrafen. 

Der  Umschwung  zur  Zeit  des  "Wormser  Religionsgesprächs.  Wo  siad  die 
objectiven  Gründe  deBselben  zu  suchen?  Persönliche  Anschauungen 
des  Landgrafen  im  Gegensatz  zu  den  conservativon  Theorien,  vor- 
oebmlich  Kursachsens.    Letzte  Ziele  der  daraus  resultirenden  Politik        59 

Pohtischer  Gedankenkreis  im  Bosondern.  Vorahnung  einer 
grossen  Reaotion  des  Eatholicismus,  erläutert  an  seinen  Betrach- 
toQgea  üher  die  politische  Lage  im  Beginn  des  Jahres  1559.  Bein 
Pessimismus;  Eiitik  desselben 63 

Das  Streben  nach  politischer  Union  des  deutschen  Protestantismus  und 
Allianz  desselben  mit  dem  protestantischen  Ausland  als  Consequenz 
sciuer  Anschauungen.    Nähere  Begrenzung  dieses  Ziels      ....        70 

Religiöser  und  kirchenpolitischer  Gedankenkreis  im  Bo- 
sondern. Dogmatische  Stellung  des  lAndgrafen ;  freies  Urtheil 
über  den  Character  der  kirchlichen  Streitigkeiten 72 

Consequenzen  dieser  Urtheilsweiso.  Vorstellungen  von  der  Gestalt  der 
erstrebten  Union.  Kritik  der  Aufrichtigkeit  Optimismus  in  Beur- 
theQung  der  Aussichten 79 

diplomatische  Methode  seiner  religiösen  Unionsbestrebungen  und  Mängel 

derselben 82 

BöckbUck  auf  die  unionspolitischen  Bestrebungen  vor  dem   schmalkal- 

dischen  Krieg '   .     ,    .        86 

Die  Verhandlungen  auf  dem  Reichstag. 

"6r  I^andgraf  sucht  Anhänger  für  den  Plan  der  Generalsynode.  Kurfürst 
August  hält  an  dem  Programm  vom  vorigen  Herbst  fest:  Vorbedin- 
gung jeder  allgemeinen  Berathung  die  allgemeine  Anerkennung  des 
lYankfurter  Recesses.  Herzog  Christoph  für  einen  Gonvent  der  prote- 
stantischen Fürsten.  Der  Landgraf  sucht  diesen  Plan  nach  seineu 
Gedanken  zu  erweitern,  giebt  alsdann  dorn  Kurfürsten  von  Sachsen 
gegenüber  in  der  Form  nach  um  die  Verhandlungen  nicht  zum  Still- 
stand zu  bringen,  sucht  jedoch  die  Freiheit  der  Vorhandlung  und 
Beschluasfassung  im  "Wesenthchon  zu  retten 86 

^^  ursprüngliche  Plan  des  Landgrafen  bei  Herzog  Christoph  abgelehnt; 
das  kursäohsische  Programm  dringt  auf  dem  Reichstag  durch.  Land- 
graf Philipp  ergiebt  sich  unter  Bedingungen,  welche  die  Freiheit 
der  Verhandlungen  wahren  sollen  und  sucht  Johann  Fiiedrich  für 
den  FranUurter  Recess  zu  gewinnen.    Misserfolg 91 

^'*^  Stellung  Kurfürst  Friedrichs  des  Dritten  zu  den  theologischen  Händeln 
und  der  Abendmahlsstreit  in  der  Kurpfalz.  Verhältnis»  zu  seinem 
Schwiegersohn  von  Sachsen -AVeimar.  Er  verweigert  seine  Mit- 
wirkung zur  Durchführung  des  kursächsischen  Programms.  Die 
"Weimaraner  weisen  den  Recess  zuiück.  Fruchtlose  Auflösung  der 
Verhandlungen;  unklarer  Endzustand 96 


InhaKeversäichniss. 


FitnniT  AlHM'Iiuitt. 

Kirchliclie  unil  iwlitiuche  Unionspläne  von  Ende  1559 

bis  Mitte  1500. 

Die  Gestaltung  d^r  Ijige  wühreiid  des  Reiclistags  und  dor  tTreprong  der 
Qoueii  Einiguiij^sveHianillutigeo  (Verschärruug  der  Pai-teigegoasflUe 
auf  dem  Ueichstat;  und  (Jründe  derselben.  Abwatidhiugt^u  der  politi- 
schoo  T^B  nnd  ihre  Eiinrirkxing  auf  die  Stimmung  der  (iiiifossiotis- 
voTwondton) 

VerhiUtnissc  und  Stimmung  Tührond  der  Entwicklung  dor  neuea  Einiguugs- 
TerhfludlungoD 

Ürtheil  über  die  argwöhnische  Stimmung  der  Evacgoliscbcn     .... 

Die  neuen  kirchlich -politischen  Einigung^verhandlungen. 

Kntnuithigoiig  der  UiiionitliestJ'i^bungeii  uat'b  dem  Roiulistag 

Ilerzog  Christoph  trffgt  hei  Pfalx  und  UesRen  auf  den  Versuob  einor 
lirchlicheiii  und  pnlitiÄcIien  Kinigung  no.  Üeschlusjs  einer  gemoin- 
Bamon  OosandlHchaft  zur  Bekehrung  Kurfürst  Angustd.  Entätehung 
dor  Instraotion 

Godonken  über  die  religiöse  Veroinbanutg  im  Entwurf  Ijindgraf  Philipps. 
Wer  ist  der  erste  Urheber  des  Gnmdgedankous  zum  Xaumburgor 
]rün{teiit4ige?  Qrundlagoa  dor  kircblichoo  Union  in  dor  ondgüItigeD 
Instruction 

Dor  Oedanko  des  Schubsbündoissos  im  Entwurf  Landgraf  Philipps  und 
in  der  eudgülügon  Instrui^tion 

KurfiirHt  Augnflt,  Kurfiin^t  .loat-him,  MelandiUinn ,  dii*  kursHchsischcn 
liätbo  gügeniibcr  ica  I'UUiqq  der  südweift<leut8chcn  Fürsten.  Öehei- 
tem  der  Gesandtschaft 

Erörterungen  welche  anläsHhob  der  Aldelinung  des  Unionsplans  gepflogen 
wurden.  Vcrgloichentl!'  Würdigung  dor  UniciuHpobtik ,  vornehmlich 
im  Sinn  des  Landgrafen,  und  de»  sSchäÜKhen  Systems.  Zu.>!aniiucn- 
hang  dor  conservativon  Grundsiitxe  Kurfürst  Augusts  mit  sumer 
HaiLS|K>Ütik 

Zeitweises  Erlöschen  aller  Aussichten  auf  Einigung  des 
deutschen  Protestantismus.     Innere  Lage  desselben  um 
diese  Zeit. 
Dio  kirehlichcn  Verhältnisse  io  Kurjifalz,  die  letztvcrgangonon  Einigungs- 

vorbandlungün  und  Juhanu  Friedrich  von  Sachsen 

Plan  einer  orthodoxen  Partcit-ynodo  l>ei  den  Zeloten  in  Thüringen  and 
Kieder»uchsen;  Suhettern  ded»elbeu.  Hessisches  Sjrnodalgutachtcn 
(vgl.  Berichtigungen  zu  p.  1-12)  und  Auslaseungon  d<s  Landgi-afen 

dai-ül>er 

Macht vürhäitniss  der  Orthodoxie  und  der  gemässigten  Richtungen  um 
das  Jahr  15C0 . 


InhaltaTerzeiohniss.  XI 

Seite 
Seelister  Absehnltt. 

Die  Beziehungen  des  deutschen  Frotestantismus  zu 

den  reformirten  Kirchen  des  Auslands  und  zu  Frankreich 

bis  ins  Jahr  1560. 

Die  deutschen  Kirchen  und  das  reformirte  Bekenntniss 
bis  ins  Jahr  1560. 

Lebendigkeit  des  Unionsgedankens  in  der  Schweiz.     Calvin,  der  I^md- 

graf  und  Melanchthon 147 

Stillschweigende  Anerkennung  der  reformirten  Kirchen  bei  den  gomüssig- 
tea  Lutheranern.  Intercessionen  für  die  Waldenser  and  Hugenotten 
1557  —  1559 151 

Dnldaaine  Haltong  Württembergs  in  diesen  Jahren  and  Beschränktheit 

dieser  Duldang 154 

^^IiDälüiche  Aeaderang  der  württembergischen  Kirchenpolitik  and  Gründe 
derselben.  Die  Mischung  der  Bekenntnisse  in  Deutschland  (Aagustana 
von  1530  und  Variata) ;  die  Frage  nach  dem  Verhältniss  der  Refor- 
mirten zur  A.  C.  und  der  Boligionsfhede .      156 

^^iHto  Anzeichen  des  kommenden  Umschwtmgs  in  Württembei^  (das  Be- 
kenntnis V.  J.  1559).  Ausblick  auf  die  fernere  Entwicklung  .  .  .  158 
^  Umschwung  in  Württemberg  und  sein  Zusammentreffen  mit  dem 
Tode  Helanchthons  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Vollendung  des  prote- 
stantischen Schisma  (Die  letzten  Lebensjahre  Melanchthons  und  der 
Abendmahlsstreit  in  Bremen.  Ausblick  auf  die  Fortentwicklung 
der  bremischen  Händel  und  ihren  Einfluss  auf  den  endUohon  Aus- 
gang der  Unionsbestrebungen.  Rückwirkung  dieses  Ergebnisses  auf 
das  Yeiiiältniss  der  deutschen  Protestanten  zum  reformirten  Ausland)      160 

Beziehungen  des  deutschen  Protestantismxis  zu  Frankreich 
bis  Ende  1560. 

^toressengemeinsohaft  zwischen  Frankreich  imd  dem  deutschon  Prote- 
stantismus vor  dem  Passauer  Vertrag  und  zur  Zeit  des  letzten 
spanisch -französischen  Krieges.  Protestantische  Illusionen  über  die 
fninzösische  Politik  und  Enttäuschung  derselben.  Erkalten  der 
Freundschaft 165 

^'ötidgraf  Philipp  und  Frankreich  bis  auf  den  Frieden  von  Cateau-Cam- 

brösis 167 

"ie  Parteien  in  Prankreich  am  die  Zeit  des  Thronwechsels  1559.  Neue 
HofEnungen  der  deutschen  Protestanten  nach  demselben ;  Enttäuschung 
durch  das  Regiment  der  Guises 167 

'-^tzter  Versuch  des  Landgrafen,  eine  Wendung  zu  Gunsten  des  Prote- 
stantismus herbeizuführen;  Schwinden  der  letzten  HofiEnung.  Er 
wendet  sich  von  Frankreich  ab 170 


\ 


SU  InhaltSTBizeiolmiss. 


! 


'i 


i 


Zeit  der  bogOQOttificbeii  Veraohwöniiigen.  Dio  Versülnvbnmg  von  Am- 
boise  ttod  dio  duutsclicn  Fürsten  (vgl  Borichtigurtgoo).  Dio  Ge- 
sandtschaft des  Difioho&  von  Beonee 

FranVreich  Iiis  auf  dfn  nwoiton  Thn.uwpclisel  Endo  lüÖO.  L'nos{iiUil 
uod  soin  poUtiäcbee  S>'Btem.  Der  Köni^  vun  Nararra,  aeioo  Stol- 
lunf;  im  Protcetaotisinus  und  fteine  Hauf^pnlitik l'i 

Frankrpiph  unter  der  Repootsiliaft  der  Köui^^in  Muttor.  Stellang  und 
iiouo  Politik  NavarroR  uiitor  dorscibon.  Pulitik  d<-r  Rugentiu.  Neue 
AussiclitcD  dos  rrotostADtismas ;  ^^trobeo  nacb  Annähenuig  an  die 
dcutsohi^a  Protcstauten.    nieicbxeitiger  Stand  in  Üeutsohland ...      li 

Siebenter  Abschnitt. 

Der  Füretontag  zu  Naunibui*g  uiul  der  Sieg  der  Orthodoxie 

in  Niotlersat-hHon.     Anfadiwiing  und  Niedei*gnng  der  nnio- 

nJstischen  Ri<!htung  im  deutseben  Protestantisniu& 

Ursprung  des  Planes  zum  Naumburger  FürstenUg:  und 
Vorverhandlungen. 

Jobano  Friedrich  in  der  Pralz;  ('ollo*iuium  zu  Ileidplbyrg.  Oloichawitige 
Vorhandluuj^n  zwischen  Württemlorg  und  Zweibrücken  über  einen 
neiioti  Füratyiiconvent U 

C-onfcvenz  in  HiUbacb.  Die  Conoikfrs^e  und  die  Spaltuiifr  der  Prote- 
stanten. Vorschlag  einer  CoUecti^'unterscImft  der  A,  C.  Johann 
Frietlriuh  willigt  ein  auf  dio  Condom rintionon  zu  verziohteu    ...       It 

.Johann  Friedrieb  nud  Wolfgang  beim  Landgrafen.    Warum  stocken  die 

Verhandlnngen  ? 1  ( 

Frauzösische  Botschaft  über  die  Vorbereitungen  «am  ConciL  Sclireckcu 
bei  den  confessioitsverwandten  Fürsten;  die  Verband lun gen  gomtbcn 
in  neuen  i^ufe.  Augimt  von  Hachsen  willigt  in  das  HiUbacbor 
Programm 1 

Fortachritt  d*'r  Verbaiidlnngon.  Aiisschlu&R  aller  politischen  J>agen; 
Vorzieht  auf  die  Thcilnahme  dos  Auslands.  Uns  oiidgültigo  Pro- 
gramm des  i-'onvcnts 1! 

Herzog  Johann  Friedrich  wilhrend  dor  Vorverhandlungen 1' 

Der  Fürsienlag  zu  Naumburg. 
ErÖffitungBtag  und  Dauer.    Zosammenrallcn  mit  dem  Kreistag  zq  Braun- 
schweig.   ZusammuDSetzung  des  Conveiits.     Uebenriugen  der  fhod- 
licben  Tenrienz.     Kegünfitigendo  Unutände 2 

Ente  Berat  hnnitcii  aa<l  ErM-hlDk««'. 

Vorspiel.  Das  Etnladon^obroiben  und  dio  Frogo  nach  dem  autlien- 
tis<:beu  Text.  Correspondena  darüber  vor  dem  Convont  mid  Ver- 
tagung auf  die  Benithungua 

Erörterung  der  Frage  in  den  ot«ten  Sitzungen.  Wjderetreitende'  lSym> 
pathiea,  Interesaen  und  Vorschlüge.    Der  Gedanke  der  Vorrede  als 


InhaltsTerzeichniss.  tttt 

Seite 
eiacs  Weges  zar  Yemiittlimg.   Vertagung  des  Beschlufises;  Collatio- 

ninuig  aller  Texte 210 

Beriebt  des  Kanzlers  Distelmeyer  über  die  Ergebnisse  der  Collationinuig 

und  die  Wohl  des  ExeropUrs 214 

SrgänzQDgen  zu  dem  Bericht  Dr.  Bistebnoyors 222 

Bemthoiigen  über  die  Vorrede  während  der  letzten  Tage.  Verhandlungen 
über  die  Anerkennung  weiterer  Bekenntnisschriften.  Die  abgelehn- 
ten Anträge  und  ihre  Bedeutung 224 

S}7nptomo  verdeckten  Zwiespalts  und  Regungen  von  Oppc^ition;  Sorg- 
losigkeit der  Mehrheit  Der  Entwurf  der  Vorrede;  die  Pr&tension 
der  dogmatischen  Einheit  aller  Confossionsverwandten  und  die  Uebor- 
gehung  der  „Secten  und  Corruptelen" 220 

Die  Tafe  der  Hpaltang  (30.  Jinsar  bis  8.  Febrnn). 

ßjß  Vorrede  im  Plenum;  Einwendungen  und  Antrage  auf  Namhaft- 
machung  der  Corruptelen.  Johann  Friedrich  und  Ulrich  von  Meck- 
lenburg. Gegenvorstellungen,  ßeden  des  Landgrafen  gegen 
die  Unduldsamkeit  Allmähliche  Beschwichtigung  der  Opposi- 
tion; Uunachgiebigkeit  des  Herzogs  von  Sachsen.  Allgemeine  Ver- 
legenheit (^Nuntien  und  kaiserliche  Commissarien  in  Naumburg). 
Vertagung  der  Berathuugen;  Versuch  eines  Au.sgleichs  zwischen 
Johann  Friedrich  und  dorn  Kurfürsten  von  Pfalz 232 

ßeticht  des  Kanzlers  Distelmeyer  über  die  Unterhandlung  zwischen  Jo- 
hann Friedrich  und  dem  Kurfürsten  von  Pfalz,  Kurfürst  Fried- 
richs Bekenntniss  vom. Abendmahl,  und  die  Einreichung  der 
sächsischen  Frotestschrift 238 

Iter  dritte  Februar.  Abreise  des  Herzogs  von  Sachsen.  Der  Inhalt  der 
Protestschrift;  Entstellung  der  Vorgeschichte  durch  dieselbe.  Vor- 
trag Dr.  Mordeisens  über  die  Vorverhandlungen  zum 
Fürstentag.  Vortrag  des  Kurfürsten  Friedrich  über  sein 
Bekenntniss  vom  Abendmahl  und  die  Entlassung  seiner 
lutherischen  Geistlichen.  Aufnahme  in  der  Versammlung; 
Stimmung  am  Tagesschluss 241 

Einigung  nnd  weitere  BewhlDiiKe  den  ConTentn. 
I^or  vierte  Februar.    Die  Unterzeichnung  wird  beschlossen.    "Wer  hat 

die  Naumburger  Beschlüsse  angenommen  und  wer  nicht?  247 
^'  Qtersuchung  über  die  Tendenz  der  Naumburger  Beschlüsse  250 
Letzte  Acte  des  Convents.  Abfortigimg  der  Nuntien  nnd  Beschlüsse, 
betreffend  das  Öcumenische  Concil.  Anlauf  zu  Vereinbanmgen  mit 
dem  Ausland.  Abermalige  Anerkennung  der  französisehon  Kirchen. 
Beschlüsse  über  die  Ausführung  des  Becesscs  und  seine  allgemeine 
Einführung  in  Deutschland 272 

Die  Naoh Verhandlungen.    Umschlag  und  Rückgang  der 
freisinnigen  Strömung. 
trfolg  des  Eecesses  in  Süddeutschland.    Gesandtschaft  zur  Bekehrung 

Johann  Friedrichs 274 


UV 


InholtsTerzelohmss. 


Aenderung  der  I^ge  durch  don  Kreistag  zu  Braunsohweig  und  die  Eut- 

Scheidung  dys  Bremer  Abeuduiahlsstroits  im  Sinn  der  Orthodoxie   .      2i 

Antwort  Johann  FriodrichR  auf  die  Botsßhafl  der  Naainhnrgor  Fureten      21 

Markgraf  Uans  dcsavouirt  die  Naumhiugcr  Vonede.  Bfsaoh  des  Nun- 
tius in  Berlin.    Kurfürat  Joaidum  Uiast  sich  einschüchtern    ...      2' 

VerhaiidJangea  swischeti  Joachim,  August,  Wolfgaug  und  Ohii^Ofh.  Es 
wird  boachlosseii,  vor  Einbdimg  der  niederdoutm^hen  Sttode  dem 
HtTKOg  von  Sachsen  eine  orüioduxe  CoUectiverklüriLiig  über  da» 
Ahciidmalil  auHzuntelton,  nm  ihn  ku  gewinnen 2f 

iSt'lilu.ssbetrachtung.    Di«  ResiUtate  des  Naumburgor  Tages  beroits  zorstort 

iUcrkwirkung  dieses  Ergebnisses  auf  das  Verhaltniss  zum  Ausland      2t 

Der  Landgraf  wjihrcnd  dur  Kackverhandlungen 2f 

Achter  Abwhitltt. 

Bis  auf  das  ReligionsgesprSch  eu  Poissy  und  die  fmcht- 
loso  AuHSeimg  der  Nnchverhandlungcn  zam  Nanmhnrgt^r 
Fflrstentfig.  Der  Plan  einer  orthodoxen  Erkläning  Übnr 
die  Nachtmahl slelire  und  dio  KntwQrfo  zur  Unterstützung 
des  Protestaiitismub  in  Fraukreiuh:  zwei  panülelo  Yar- 
handlungen  Über  Anerkennung  oder  Vensrerlung  des  refor- 
mirten  Bekenntnisses.  Das  Schicksal  der  politischen  Unions- 
gcdnnkcn  in  dieser  Periode. 

Beziehung'en  zu  den  Hugenotten  und  Verhandlungen  über 

die  Intercession  in  Frankreich  bis  in  den  Aug'ust  des 

Jahres  1561. 

Eriimerung  an  frühoro  BozlehungciL  Bnyhlogung  in  der  Zeit  der  huge- 
uottieuhen  Vurschwürungco  und  WioderauknüpFimg  nach  dcmThran- 
weobwil  (Sturm  und  Uotoman).  Die  Naumburgor  Interoassionäächioi- 
ben  und  deren  religiöse  AoEEossung 2t 

Kü&klanf  der  freieren  Sti-öniung  in  Doutechland.  Der  Laadgraf,  von 
den  Nach  verhandlungeil  zum  Fürateutag  unuuterriciitBi,  glaubt  auf 
den  KeRidtatcn  iteBsi^ÜKsn  forthauoD  su  können  und  Rihlögt  eine  <ie- 
sandtschaft  an  Navarra  vor 21 

Verhandlung  über  diesen  Plan.  Infolge  der  Ablehnung  durch  Kursach- 
seii  bleibt  es  bei  dor  Abseadung  der  Naumburgor  luteroessions- 
Hcbreilien.  Der  Landgraf  fordert  zum  ersten  Mal  Untor- 
stützuDg  der  Hugenotten  mit  Truppen 2! 

Franferolch  seit  dorn  Tbrunwoühsel    . 21 

Mavarra  knüpftVerbinduagen  mit  den  confeasions verwandten 

Fürston  an.    S^iiic  Ageot-.'n.  Halornan  und  TiTcmelUo.    Ihre  Aufträge       3« 
VrrhwulInnxtMi  Ober  die  Anlrilir  dm  KShIkh  Ton  >'aruTa. 

1)  ühor  di«>  Oesai idtschaft  an  die  Köuigin-Mutti^r,  lioreitwilli^'ktil  Fried- 
richs und  Philipps.  VorgcbUcho  Corrcspondenz  Phüipps  mit  August 
von  Sachsen  bis  zur  undgältigcn  Ablehnung 3f 


Inhal  tsvffrzeichniss. 


XV 


S«Jt0 

SteQung  dor  oxoliisiv  luthoriscboii  rüreton 308 

Uetzog  OUrisU'iib  umi  'üe  Oesaodtscbaft.   TolleDduufi  tlos  Uiuscliwungs 
ta  ii>»r  württfnil^or^nac-heii  Kir-[it<njiuUttL-   uri>l  Hückwirkung   doüs^U 

ben.    Dio  Verlianiilungon  Kcb!opi>nn  sicli  fruclitlos  hin 309 

|.2)  iba  die  Bitte  um  riitorstützuii{j;  und  dcfi  Antrag  auf  ContudiTation      310 

KraBkrcicb  bl»  mat  im»  ColluqniBm  zn  PuIm^. 

^tpm  der  CDtscht'idonden  Pcriodo  in  Fnmkratch.  Navnrra,  Dt>utst-h- 
IumI  ucd  S|aiiicn.  Batirt  dor  kirchlich«'  Abfal]  Navarms  otis  dlesor 
'Mt  imd  W"'h-.heu  Anthril  hat  au  ihm  dio  Haltung  dur  d'-utwhrii 
LDtht-raner?    Dio  Kt>gii»riuig  auf  dem  Wege  dor  VemüttJiing    .    .      313 

UachiMtiomiti  diT  ßuii«»s  gcgwn  dio  K*»gioiniiig8iJoUtik.  Sio  sui:h(*n  Vm-- 
hJudung  mit  den  deotAchL'D  LnÜionuioni.  Anfaug  ihror  Bczichuu- 
gta  tn  Herzog  Chrii-toiih 319 

I^D^biefar  zu  doü  dcntscben  Verhandlaogen  über  luterces- 
sioQ  in  Fraukreioh 334 


Die  VerhAndtungen  über  Inlercession  in  Frankreich  ver- 
schlingen sich  mit  den  Nachverhandlungen  zum  fürslen- 
tag.   Fortführung  beider  bis  zu  ihrer  AuTlösung. 

^  Dlnlenittcli^dsQbe  Stftdtotag  zu  Lünr-hiirg  uiiii  Koinrt  lIo.solutioncD  über 
die  Naumhorgor  Yorrodo,  ein  iwuos  Manifest  der  exclosivcn  Ortho- 
dnxio 330 

"äekblick  auf  die  Stellung  der  vomelunston  Fürstt-n  seit  di^m  L'onvt'üt 
tu  Naumharg.  Vereuthe  Landgraf  Tbilipps,  die  Vollendung  des 
l^aunihia'ger  Einiguii|,'NW''rli8  itii  Sliino  der  Duldung  b'rhoizurülm'ii  3*27 
Mj^  riiilipp  (»rhäll  Ali tUi tili uug  von  di-n  Nachvi-rhaudlungi-n  zum 
Füniti'utng.  RuckJiiiHscruiig.  Er  wdiiscbt  Eutscln-idung  di^r  gcliwc- 
lu'odt'u  Frngt'n  durch  eine  lutherisch -rcfomiirte  Sj-nodo,  Ti^rsimrht 
aWr  dit.'  Declaration  an  Johann  Friedrii^h  suineo  Ocistlichen  vorxu- 
logcQ 331 

ZiTl«rb<*iinil«  bU  utf  die  TmaRimliiiK  drr  hrtuUph'rn  (l<>!i>tilrIi(*H. 

GmUnlii'  d*,T  Synudi>  find>.'t  kuiuea  Anklang.     rbiUiip  wird  vor  di'n 

^KVfinghscheD  Irrthüm-.-m'"  vorwanit 334 

^^  Gv-SÄhdtÄi'itafl  ntu-h  FrauJirvich  soht-itort  midgültig  an  der  Haltung      334 

tWürtteiultorgs  (Eiiifiodf  der  Vorhaiidlungnn:  Kriodrich,  Philipp  und 
der  Gfdaukc  i-iuc!^  R^-ligionsfricdttis  in  FraiiLToieh :  ein  Beitrag  xur 
Charaktf^ristifc  der  beidoo  FürstenJ 334 
Utmg  dw  LiuidgiafoD  am  S<jhL'idfweg  zwisohon  Nachgeibon  und  lao- 
lirnflg 339 
Sie  keiidM-br  IjtndPiiMfiKidp.     FlulfnkrH  Atn  l^nilKrnf^B  und  Hphcltem 
■Her  trrhantllDBiicn  über  KlnlkuiiK  In  Ileut*r]il*D(l. 
Bpumluug  diT  hfM-is-Oifii  {»«istlicbiMi  in  K:i-w>l.    Ihr  <Jutacht»'n;  Kri- 
■Ä  di'KSidben  (das  tiuiaf-h(*'n  dur  Tbonluiiii'ii  zu  I^-i^xig  und  Wltlon- 
terg  ät)or  dio  Aheudinahlslehn-) 340 


XVI 


^ihiHsreneiolmtSB. 


Der  I.aii(lgrar  bewilligt  diß  Declai-ation  aii  Joiuuin  FriMiricb.  Kritik  die- 
m>a  ßcliritts  im  Zusammenhang  mit  ät>inc>r  oIlgemeiDun  kirühen|H)U- 
tischuQ  ÜAlhin^  lind  K^ztes  UrthcU  ülH>r  dii^solbc* 

A]](»  VerlmncUuiigen  orwcisun  sich  endlich  als  fruchtlos 

Kirchliche  Lag"-'  im  Uerbst  I5ÖI 

Politische  Un  Ions  vorschlage  des  Landgrafen  im  Jahr  1561 
und  Scheitern  derselben 

(Erste  Ac>u8scruiigoD  iIoh  Gedankens  der  intornatioimloii  Allianz)    .    .     . 


Neiintw  Abschnitt, 

Vom  RelitHonsgespi-äch   zu  Poissy   bis   auf  die  Zeit  de» 
OonciU  und  den  Ausbruch  de«  ersten  Hugenottenliriegee. 

Die  Tranzüsische  Regierung  am  Scheidewege.    Die  Zeit  der 

Hinneigung  zur  Reformation  und  zu  den  protestantischen 

Fürsten  Deutschlands. 

Dofi  R«<tigii)asgt:H{)iüch  su  Poissy  und  sein  Sohtntem.  Die  Rc^arung 
lit«chliL«st  den  Dualisrous  dur  Kolto  uuuaTilhi'en.  Dio  Htiu()tor  des 
Katholioismas  xiuhen  sich  zurück.  Ueborgewicht  dt»R  Protestuitis- 
niuB  .111)  Hofe 

T)cr  K<>ni^  von  Navarra  %'it  dßm  Jolt  II^Ol.  Uotorhandlungen  nach  ollen 
Sdten.  Einladung  deutschet-  Tlieotogen  auf  das  Roltgionsgi-spräcb. 
Dio  deut8ch<:'n  Theologen  und  der  doutaohu  Abeudmalilsstreit  In 
St  Of>rniaia.  Navarra  regt  ein  dcutfioh-franitüsiRchus  Ht^hgionsj^iv 
gprfich  zur  Hrratf'llnng  einer  Ähi^ndmahlsconcordie  an 

SitnatioD  der  Rcgi^ntin.  Das  Gesp':>iLSt  dos  Kriogos.  Sie  denkt  daran 
Hilfo  bei  den  Hugenotten  und  den  deutschen  Fürsten  zu  suchen. 
Ramhouillet  !uid  Ilotomau  in  Duutschland.  Hin»  Botschaft,  hotrof- 
fond  das  Concü.     Ihi'e  politische  Mishion 

Verhandlungen  der  deutschen  Fürsten  über  eine  poliüsche 

Union  der  deutsehen  Protestanten  und  der  Gedanke  der 

internationalen  Allianz  bis  auf  die  Conferenz  zu  Bruchsal. 

Das  Üesp^cBt  d(s  Krieges  im  Reich.   Aufregung  im  Süden  und  Westen, 

gela&^ne  Stimmung  im  Xorden  und  Osten.   Schreiben  an  die  Orau- 

bündner 

riiiUpp  beantragt  bei  CTiiiatoph  van  Neuem  ein  Schutzbündnisa.  (Traf 
der  Antrag  zoßammeu  mit  einem  firauzösischon  auf  Couröderation?) 
Der  Uerzog  stimmt  zu.  Seino  Versuche,  allgcmoino  Htlaossn^geln 
eegen  die  Kriegsgebbr  zu  veranlassen.    Schwähisoher  KnuHtag  zu 

Ulm 

Weitere  Alarm nachrichten  beim  lAudgrafeii.  Weitere  Schritte  zur 
Verwirklich  uag  des  Büuduisses.  CoDi;eptJt>u  der  intern  atiouiUea 
Allianz 


InhaltsTerzeicImiBS.  xvil 

Soito 

Erörterungen   über   den  Plan    eines   Religionsgesprächs 
nach  dem  Vorschiff  des  Königs  von  Navarra,  durch- 
kreuzt von  den  Verhandlungen  zwischen  den  Guises  und 
Herzog  Christoph  bis  auf  die  Conferenz  zu  Bruchsal. 

Thätigkeit  der  Guises  in  ihrer  Solbstverljatmuiig.    Einladung  deutschor 

Fürsten  zu  einer  Conferenz.    Herzog  Christoph  geht  in  die  Falle  .      385 

Enckkehr  der  württombergischon  Theologen  aus  Frankreich.  Herzog 
Christoph  and  der  Gedanke  eines  deutsch -französischen  Iteligions- 
gesprächs.    Seine  Antwort  an  Navarra 387 

Der  Undgrof  und  Kurfürst  Friedrich  für  das  Religionagespräch     .    .    .      389 

Coafcrenz  zu  Zabem  zwischen  Christoph  und  den  Guises  und  Erfolg  der- 
selben. Der  Trugvorschlag  eines  Religionsgesprächs  zwischen  Luthe- 
ranern und  Coocilsvätem  durch  Herzog  Christoph  angenommen .    .      390 

Rambouillet  und  Hotoman   abermals  in  "Württemberg   (Inhalt  der  Bo- 
rathungen?)   Ein  zweiter  Conlöderatioasantrag  Navan-as.    Christoph 
lehnt  ab  und  unterbreitet  Navarra  die  guisischen  Vorschläge.    In-    - 
zwischen  ist  Letzterer  öffentlich  übergetreten 303 

Die  Unionsgedanken  des  Landgrafen  und  der  Antrag  auf 

ein   lutherisch  -  katholisches   Religionsgespräch   auf  der 

Conferenz  zu  Bruohsal. 

^ugenbUcklichor  politischer  Hintergrund  der  landgräflichen  Pläne      .    .      395 

^  Landgrafen  Entwurf  zu  einer  deutschen  Union  und  internationalen 

Allianz  der  Protestanten 398 

Die  TpTkuidlaiiffen  der  ConfereDi. 
')  t>er  guisische  Yoischlag  zu  einem  lloligionsgespräch.  Herzog  Christoph 
als  Vertreter   der  Guises.     Kritischo  Nachrichten   aus  Frankreich; 
Ablehnung  des  Antrags.    Herzog  Christoph  bebarrt  in  der  Verblon- 

duDg.    Der  Landgraf  über  die  Guises 400 

(Beitenblick:  derAusgang  der  religiösen  Einigungsverbandlungen  inBeutsch- 

land  um  diese  Zeit  und  Landgraf  Philipps  kirchliches  Testament)   .      402 
3}  Landgraf  Philipps  Anträge  und  ihre  Ablehmmg 403 

Die  ungeschriebene  Liga  der  protestantischen  Fürsten. 
Stand  der  Dinge  ein  halbes  Jahr  nach  der  Conferenz  zu  Bruchsal.   Wann 

nnd  wie  ist  die  ungeschriebene  Liga  entstanden? 407 

Unzulänglichkeit  dieser  Vereinigung.     Was    durch   die  Ablehnung  der 

landgräflichen  Anträge  zu  Bruchsal  versäumt  worden. 409 

Zehnter  Abscbnltt, 
Die  Unterstützimg  der  Hugenotten  im  ersten  Religions- 
krieg, eine  Selbstkritik  der  Freunde  Landgraf  Phihpps 
und  Rechtfertigung  seiner  Pohtik. 
Frankreich  vom  Januaredict  bis  auf  die  Besetzung  von  Paris  durch  die 

katholische  Partei       411 

^  Hoffnung  der  Regentin  auf  deutsche  Unterstützung  enttäuscht.  Un- 
thätigkeit  der  Hugenotten  (Sendung  Bars  nach  Deutschland)  Entfüh- 


InhaltsveneiohnisR. 


zvm 


rung  am  Kuiiigo  durch  die  katJiolisohe  Fa<3tion;  NactiücTion  der  Kö- 
Digio.  Kheg&zu»taiul;  erste  Unterliandlun^n.  Di«  Kalliotikeu  treffen 
Anstalt,  iii  D^utscWand  zu  -worlion 

Bar  Wi  don  deutschea  Füreteu.  Wie  dio  Zeit  bis  auf  die  Nachricht  vom 
Ausbruch  des  Krieges  vonlorlwn  wini 

BSthetage  zu  Oeliihauseii,  Man  besflüiBsat  Vi-nnittelung  anzaliiotnii  und 
doa  Uothacuii  olloii  fi^^mden  KriogsdiDust  eu  untersagen.  PliUipps 
Inatraotioti,  betrefFend  U[it«rstützuiig  der  Hugenotten 

Diu  üiitprhandlunj^pn  io  Frankreich  werden  hofTimiigslos.  Mauifestf  der 
Parteieu.  Diu  Hugt'iiottwi  ersuchen  dio  deutschem  IMtbUju,  dio  Wer- 
bungeu  der  Gegner  zu  veppiteln  und  GeW  voi-zuschlesscn.  Philipp 
der  Einzige  d^r  Willen  zeigt       

Agenten  and  Werber  der  Katholiken  in  Boubchland.  Dio  geistlichen 
Fiirsten  bcgünstigLHi  dio  liathüliachen  "WSerhungcn.  Erfolglose  Ver- 
suche dieselben  ru  vereiteln 

Philipp  dringt  unablftasig  auf  L'ntcntttltzuDg  der  Uii^nutten  und  fordert 
endlich  dieselben  auf  in  Doulschland  zu  vrerbeu 

Dia  Hugenotten  müafien  fiüih  entschUessett  fremde  Tmpitön  anzuneliraeu. 
ßeaandtaehaft  Dohnas  nach  Deutschland.  Haltung  Christophn  nnd 
Friedrichs.  Philipp  trifft  Anstalten  ciu  üarlehn  für  dio  Hugenotton 
durchzuBetzen  and  leitet  im  Voraus  eine  Worbong  ein 

Die  Lage  der  Hugenotton  vemchlochtort  sich.  Bar,  Schombeig  and  Hoto* 
man  in  DeuttichJand.    Bericht  doR  Leztcreu 

Wie  I^andgraf  Philipps  Freunde  zum  ersten  Entschlosa  kommen.  Pfalz- 
giuf  Wolfgaoig,  Kurfürst  Friedrich,  Herzog  Cliristoph.  Fürstonbe- 
aprechungsn  zu  Btrasßbiu^  und  Harburg.  Es  wird  boaohloaaen, 
Bür^gBchaft  für  einp  Anleihe  der  Hugenotten  zu.  leisten.  Vor- 
hwasuDgon  HLTKog  .lolianii  Frioflrichs 

Alle  Versuche,  Vermittlung  ia  Frankreich  anzubahnen,  scbeitenu  Neao 
Umstände  welche  lähmend  auf  die  Action  der  Fürsten  cinnirken    . 

Die  FriedensTcrhondliuigi^n  in  Frankreich  zenrahlagen  aich.  Militärischo 
und  diplöiuntischo  Vorechlecliterungen  in  der  Lage  der  Hugonotton. 
Neue  Hilferufe      

Diu  hagenottim.'he  Anleihe  bei  den  Städten  scheitelt.  Audulot  in  Deutsch- 
land mit  der  Bitte  um  Truppen  und  Geld.  Friodriuh  und  Christoph 
beharren  darauf,  nur  Bürgi»;haft  zn  leisten 

Andetot  und  »eine  Bi?g1eiter  in  Hessen.  Verhandlung  mit  den  Beauf- 
tragten Philipps  zu  Casael.  Dio  begonnene  Iteiterxrerbung  droht  aus 
Geldmangel  zu  scheitern;  Andelot  bittet  um  noiurtigo  Hilfi'.  Bericht 
an  Philipp  imd  Rückantwort.  Das  Darlohn  an  die  Einvüligong  von 
Pfalz  und  Württemberg  geknüpft;  die  Werbung  dem  hessischen 
Ho&narschall  übertragen.  Energische  Sohreiben  onPfiüz  imd  Würiteoi- 
berg.    Absüliicd  zu  Oa.ssel;  zufolge  desselben  gehen       4 

Bar  und  Maleville  nach  Kursatdisou  und  Weimar^  Andelot  abermals 
nach  Pfalz  und  Württemberg.    Dieselbon  werden  endlich  einig  .    .      4 


I 


n 


InhaltsTerzeichniss.  ttx 

Seite 
Andelot  wieder  in  Hessen.    Die  Zuschrift  von  Pfalz  und  Württemberg 
geht  verloren.    Neue  Schwierigkeiten,  Lösung  derselben.    Die  Wer- 
bung beginnt 455 

Endgültigo  ßegehug  des  Anloihegeschäfts  und  Verthoilong  der  Summe 

auf  die  fünf  südwestdoutschon  Fürsten 458 

Johann  Friedrich  and  der  Kurfürst  von  Sachsen 460 

Anhttnge. 

I.  Ueber  gefälschte  Nachrichten 461 

n.  Uebor  die  Unterschriften  der  erneuerten  Confession 473 


Itorivlitii^uiiffcn  und  ZnsÜtzc. 


Zu  Seite  2,  Vorbemerkung:  Als  'lies  gesc*bri**bwi  wunle,  btrstandoi 
lueiiie  liandsohnfüicheii  Quollc^n  nur  aus  Aotmi  des  Archh'S  xu  Miu-bui;^;  nadi 
mals  lienutztc  uih.  aacb  Mat^^rialion  des  köDJglichen  geheimen  Staatearehivs  zi 
Ik-rliir,  dieselben  sind  mit  dum  üusatK  ßorliii  luid  Angnlio  dos  Fundorts  citirt 

—  Seito  'J4  Äutn.  1  am  Eudf  lies  Anm.  30  statt  .\iim.  2)j.  —  Soito  25  Anm.  1 
Buil.  XIATI  statt  Bt-ü.  XLYI.  -  Seity  57,  Zfil-  11  ües  Friediit-hs  de«  Wtnsui 
statt  JoUajiii  Fiiedrichs  des  tjinjssmüthigen.  —  Zu  Seito  60,  Anm.  2  \'gl.  nod 
Hortloder  p.  1038  (Stipulationen  des  Passaiier  Vertrag  über  die  Fegtong  Cnasalj 

—  a^ite  b4  Anm.  5  lies  IJeil.  XXXV  statt  Iteil.  XXJCIV.  —  Swfe  ÖÖ,  Anm.  1! 
Zeile  3  u.  1  von  unten  lies  Spanien  statt  DJinoniork.  —  Beitu  83  in  der  An 
mtrliung,  Zeile  7  lies  Absehnitt  \"II  am  Ende  statt  Abschnitt  VHI.  —  Söiti 
142,  Anm.  78  Zeüo  2  lies  Kagler  11  p.  173—176  statt  73—76.  Zu  ders<;lb« 
S.,  Absatz  und  Anm.  79  ist  zu  bemerken:  der  Landgraf  hatte  in  der  That  an 
jene  Zelt  £u  Marburi:  eine  Syuode  zusammen tratoii  laswn,  welche  berietli  ,d( 
rationo  cohsoilsus  In  nilij^iient*.*  Pas  in  ilt^n  Boilagori  sah  XXXJ  grusatentheih 
abgodmcicte  Stuck  i-st  oiTenbar  von  dieser  Synode  vorfasst  worden  (vgl.  corii 
ref.  XLVI  No.  3227).  —  Zu  p.  151,  nach  dem  Absatz:  statt:  die  ovaageü&chei 
StiUlte  doi  Schweiz  miiaa  es  heissen:  schwoizerisoho  und  französische  Pi-otc- 
Htanlen  aus  dem  Kimsu  Calvins,  unter  Gutheissung  und  mit  ünt<>rstiitzung  dei 
evansolischen  Städte.  —  Zu  p.  171  — 173:  über  die  Verrichtung^  Stura«  udc 
Hotomang  in  der  Pfalz  b.  uoeh  cor]),  ref,  XLVJ,  No.  3310  (zu  vergleiehen  nüt 
No.  34(Hi,  ib.  p.  485/Ö).  —  p.  180  unten,  letzte  drei  Zeilen  Ues:  wÜhföDd  Na- 
van-a  das  Vcrsprceiicn  dor  Würde  eines  kiiuigliebeiL  <}eni!ml8tatcJialtere  in  gu» 
Frankreieh  erhielt,  vor  der  Hand  ab«r  nur  mit  sehr  untargrordneten  Bofagui» 
soa  ausgestattet  wardo.  —  Seite  323  Anm.  78:  Vgl.  Kausler  und  Srhott,  Briofi 
Vei^rios,  N'u.  121.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  die  irrigen  Meinungen  Her 
zog  Christophs  wuliL  auih  auf  die  Mit th Leitungen  Franz  Bauduuins,  welulu 
Vergorio  üborniittoilt',  zurückgeführt  werden  können.  —  Seite  324,  Anm.  82 
der  Brief  Na^arras  vom  25.  Juli  ist  bei  Kugler  U  p.  204  angeführt.  —  Seit« 
376,  Zeile  12  lies  Bischof  von  Oassano  statt  Lausanne. 


31*  Abschnitt. 


ua  ist  bokiinnt  und  oft  erörtert  worden,  dnss  dur  aiiffs- 
l'urgiscbt'  Religio usfrii-Hio  von  vornherein  der  wichtigslou  B^diii- 
j;imgin  daaerndon  BesU-huns  vntbi*brlo,  raaterioll  und  fomiclJ 
iiarnliinglioh  war.  Seine  Entstehung  wurde  zum  grössten  ThoU 
ilun^li  den  Druck  äusserftr  Nolhwendig^keit,  znrii  ulhirptringstcMi 
durch  innerliche  Friedensmotive  Ijestiinnit.  Die  luiterh  an  de  Indien 
Parteien  waren  erschöpft  und  ruhebedürftig,  vor  Allem  aber 
ftlliltc  wohl  eine  jede,  das»  sie  in  einen  neuen  Krie^  unter 
^wfifflhaften  Aussichten  eintreten,  da4ss  sie  in  demselben  das 
AeuHserste  riskinm  wftrde.  Sie  bequemten  sich  daher  zum  Ver- 
frae,  waren  aber  weit  entfernt  ihre  Feindschaft  zu  bt^iben,  ein 
Pnncip  der  Duldung  an  Stelle  des  gej^^enseitigen  Anspruclis  auf 
Allwnlicivchti^Mmg  zu  setzen:  indem  derselbe  juristisch  verneint 
wtrnie,  blieb  er  doch  für  beide  Parteien  Glaubensartikel,  Bestand- 
'koü  ihrtT  Religion.  Di(*e  innerliche  (hsinnung  der  Parteien 
btstimmte  den  (iang  der  Frii-^en.sverli»ndlungün  in  der  Weise, 
^  nur  ein  vielfach  contioverses,  ja  notüriscih  lückenhaftes 
KnMeiisdiicument  2u  Stande  kam,  welches  beiderseit.s  der  illoyalen 
Aiisli.:utung  weiten  Spielraum  gab.  ja  nocli  einige  Streitpunkte 
Dövor^Iicben  offen  Hess  und  somit  eine  Reihe  weitei-er  Conflicte 
^  sich  barg.  Die  Contralienten  begnügten  sich  nicht^  bei  der 
-^Vri'nzung  ihrer  beiderseitigen  Rt.'cht.'v'ipharen  sich  jode  Hand 
hmi  stn-itig  zu  machen;  sie  liesyeu  sieh  vielmehr  in  mauchun 
wichtigen  Fragen  überhaupt  nicht  durch  unzweideutige  äätxe 
""  ^Hjstimmt©  Schranken  binden.  Für  solche  Rechte,  die  man 
"31  joden  Preis  behaupten  woIUl*  und  doch  nicht  öffontlich  und 
"finiickgiebig  verfechten  konnte,  ohne  den  Bruch  d(*r  Yerhand- 
Inngen  ssu  provoeiren ,  ei-schlich  man  mit  beider>*eits  gleicher 
iQL'brIiobkeit  zweifelhafte  Deckungen  durdi  dop[>elsinnige  Formu- 
'^ög  der  Friedensartikel,  still si-hweigen den  Vorbehalt  eigen- 
föÄ'htijijf^r  Interpretationen.  klug*?s  l'ebergehen  bedenklicher  Punkte. 
^  wurde   denn   das  Verhältnis.s   der   evangelischen   Reichsstäudo 

1 


1 

7 


Erster  Abscbnitf. 

zu  Hcn  kaHioIischcn  Gtistlidieu,  dvn  Stütcm,  Klöstcm,  Kirch*?ti, 
t>cbult'u  und  sonstigem  Anstnltcn  dt«  Kl^nis,  den  Kirdien^ütern, 
die  ihrer  liandesholioit  untorstniidtn,  ganz  iinvollkonHiicn  klar- 
gestellt: HU8  denselben  Bestiiniiiuuj^n  vermoclilen  die  Kiitliidlken 
dpii  vn|]koiimi»^iistpn  Sciuitz  jonor  ]Vr>«>iicn,  Aiistjdt<?n  und  Oüter, 
die  Protoshmtcn  daf!;t'^'on  für  sich  das  Hecht  der  Refümmritui  und 
Süeularisation  abzuloiten.  Ganz  ülH?r^anßen  wurden  die  liefapiisse 
von  Roii'lisständi'n  verseil iwlont'r  Conffssiun  in  denJenijLren  (»«'bieten, 
dei-en  weltUehe  und  f^t-istliolie  (Jbri^keit  ihnt-n  ^Mueinsaiu  uder  iu 
Theilung  zustund.  Hier  war  nun  das  Fortbestelien  unavis^^lirheuer 
Oei2;erisätxe  wenigstenfi  verdeckt;  in  zwei  Materien  der  Vorliaud- 
lung  über,  die  sich  nieht  mit  depptilsinnigen  Sätzen  alfthiiii  Hessen, 
trat  PS  tiffim  zu  Tn^o:  über  die  n'L'htlirhe  Behandlunjif  di^r  geist- 
lichen Fürston,  katholisolien  Prälaten  und  Bonefieiare,  die  etwa 
ziir  anderen  Coufefsion  iiber;relion  würden.  Kowie  über  die  Stellung 
der  bemts  refürniirton  Kitterschaftcn,  iStädte  und  Gemeinden  in 
geistlichen  Fürstentbümern  konnte  inan  sich  niobt  verstiiadigen; 
König  Ferdinand  unternahm  es,  die  beiden  Fragen  durch  ein- 
seilige "WillenserklJirnngen,  die  eine  zu  Gunsten  der  ii!tglilubig*»n, 
rUe  anflre  im  Sinne  der  protestii-endeu  Stünde,  zu  erledigen:  aber 
jede  Partei  versagte  denjenigen  Bestimmung,  welche  gegen  ihre 
Iiit-ert'Ä^en  lii'f,  ihre  Einwilligung;  man  schied  von  einander  ohne 
Uebereinkunft  in  diestMi  i'unkten.' 

In  der  Friedi^nsurkunde,  die  so  entstmul,  gab  es  ausser  dorn 
Satz,  dass  Nienuuul  erlaubt  sein  soUte,  den  andersgläubigen  Reicbs- 
Btand  um  des  Bekenntnisses  willen  anzugrcifr-n,  nnr  luieh  wenige 
klare  Bestimmungen.     Nun  mochten  kaum  KLnzehie,  ja  vielleicht 


Vnrbemorkung:   Tllo  handsoliriftliohon  Matorialion  sind  In  den  An- 
merkaiiEcn   durch   don  Zusati   Hs.   gekPtuizpk-lmft.     I  k'n    Ort    derselben   im 
Archiv    anzuzclKjn   war  nicht   thanlirh .    da   bei   der    fortsc}ti¥itcndcn    Xou- 
nrdniuig    desscibca    dio   Archivaiitm    mit    dta  Zeit    itu^    pht>ni.iligfQ    Hubriten 
wechseln   und   z.  Tli.    beroibt   nicht   mohr   luit^r  dci^lhon  KozL'ic-huuQje    zo. 
finden   sind,   als    wr  i>it  ihrer  Benutzung.  —  Die   voMstitndigeH   Titel   der 
bonntzten    Uturatur  siehf<  in  dem    Verznirhniss  «m    Hcbluss   dor    ArlKdt   — 
Um   VerwerhsolHngnn    zu    veniifiidcn.    Iiabn    ich    diu  Anmerkunpm    der    vor^ 
liegondon  Arbeit  stets  unter  „Auin.'',  dii-jenigru  amieror  unter  „Note"  litirt 

I)  S.  dio  Constitution  des  Friedens  bei  I>henmann  p.  I.S'i  IT.  oder  i^iiioki'r^ 
y.  303  ff.  oder  Lünig  1  p.  131  ff.  —  Spicker  p.  2iK)  —  317.  Jinleitunit  xci 
Uittors  iit^sch.  d.  Protestant.  Union.  Ders.  „Der  Augshurger  Rc-ligionsfriode.'  •* 
Uers.  Deuti^cbo  UuäL-liichto  p.  79 — 85. 


KnttCT  AlmdmitC. 


Niemand  an  bowaflhoton  Frif^ilfnsbnicli  tionkcii;  im  Uobrigou 
ibpr  hpabsiehfij.'to  man  sich  wohl  vielfach  solbfit  don  Ttlaren  Sätzoii 
üidit  weiter  zxi  uiitorworfi'»,  als  nüthig  war  um  <ion  direetfii 
Ansliruch  eines  neuen  Krii-ges  zu  vormoiden;  voUends  aber  dacJite 
tt'iiie  (iiT  hoifhii  Partcifii  diuiui,  die  zweideutip^'ti  Bestimnaurim'n 
im  fiiitiicUKteii  'Siiuiu  uiiüzulu^t^n  imd  ejuzuhalteii^  ü<K>r  in  d^<n 
unerledigten  Punkten  Entgegenkommen  zu  zeipen;  es  hatte  sonst 
iinÖroBsen  und  (ianzen  Consolidininp  des  gegenwärtigen  ZuBtandea 
eiutri'U'ti  niüj*s<'n,  und  diese  kunnteii  die  Parteien  in  ihn.T  grossen 
M«iiTaihl  we<ler  wünstihen  noch  billi^^Mi. 

Ks  war  natürlich,  ditsK  dio  Mängel  des  Kriedenswerkes  sich 
^hr  bald    fidilbur   machten.     Wiis   Isotnite   es   helfen,   duss   man 
ptticlihnässig  Huch  wieder  die  retipüsc  Vpreinbaning  der  CbnfeHsionen 
in  Aussieht  nahm    und  einen    neuen   Keichstng   ansetzte    um    die 
zum  Ausgleich   dienlichen   Mittel   unil   Wege  zu   benithen?     Man 
»niBte  dtic.h   wühl   gut  genug,   duüs  die   Vereinbarung  im   gegen- 
seitiger Unnaehgii'bigkeit    scheitern    müsse.-     Auf   den  Keligions- 
i^^rächen  früherer  Jahre  hatte  man  sich  wohl.  Dank  gegenseitiger 
-^"'Jigiebigkeit.   bis  auf  einen  gewissen   Grad   gf-nähert:  jetzt,   da 
"*^  ProtJ^lanteu  wenigstens  dem  K*.v.dtt  nach   unbeflingtt;n  Schutz 
^"Osson,  die  Katholiken   durch   die  ersten  Sitzungen   des  triden- 
"^ischeii  Concils  gebunden   waren,    Ii(<ss  sii-h  ein  Gleiches   nicht 
oiehr    erwarten.     Daher  wurde  bereits  in    dem    kurzi'n  Zeitraum, 
"er  Ijjjj  y^^  diesem   letzten  Versuch   einer  Concordiruiig   verstrich, 
*"**  Sogeoseitigem  Ucbelwollen  und  Miastrauen,  wenn  de  je  erstorben 
^^■,  ^   die  Spannung  neu  geboren,  die  von  da  an  bis  zum  Äus- 


2)  Vgl.  Ritter,  D.  0.  p.  127S.  }m.  13ß  JfotP  1.  Herzog  Hoiniich 
''on  "^^oI/Anlultte!  schreibt  on  den  Ijaadfrrafen  AnioluDxbora  den  7.  Joli  1557 
''"-'  „wieftea  schier  änderst  nit  darztt  zu  sagm,  dno  m&it  ti|wrroto  die 
^^^O^on  xa  beiden  seäten  so  Innj;  zusammen,  and  f^ßhe  iucn  w^der  «ssen 
^*''**'  virinkcn.  bis  Bio  ihn?  kdiiiilischo  opiiiniiitics  hitiilansety/ttn.  und  «ii-h  oio- 
"^'"^lichen  des  rwhten  hfilsaiiiMi  uud  puten  M-ligmuL-heiitlL'H  w-rglichnu.  (Do 
^^'^^^  <3ui  auch  dem  sprach  des  prophct«u  .fhercmie  nach  sicli  snm  hora  knren, 
**  ^tude  CT  sich  aach  gewiafdioh  widor  zu  uns  leeren,  und  also  trostücher 

•^xing  ein   gutr  chriMlicho   vcrgloiuhuug  volgon;  oh  wt-rr   zu  Iwidon   st'itoo 

'»'"*^>*0M  hoch  zeit.») 

3)  Auf  protestantiKoher  Solto  regte  mfh  bereits  wllbrend  dor  Fricdoos- 
^''^^^^lilungcD,  als  König  Ferdinand  angesichts  der  anlöabaren  üiffereoseQ  über 
'*'*'  8«bitidlmig  der  abertretPiidcn  (ifüstlichfin  aitnr  Iteligioii  den  Reiohstiig  zu 
^^^^l^oitireu  wünschte,  die  dringende  BeHorguL»s.  e»  tu'i  djirauf  abgoseben,  den 


Erster  Al^Hclmltt 

brach  des  drcissigjährigen  Kriogos  stetig  wuchs.  Kaum  war  der 
Friede  geschlossnn,  als  man  sii^h  am-Ii  sdion  pcg^mseitig  mit  dem 
höchsten  At;g\voliii  bttrailitete  mid  auf  beiden  Seiteu  Kriegs- 
gerächte circulirton.  Protestanten  trüumteu  von  Couspirationen 
der  geistlichun  Kurfürsten,  von  gefahrbringenden  EinvcrstÜndainisen 
des  Kaisers  mit  dem  Papst,  clor  den  Religionsfrie<len  nicht  aner- 
kannte; der  Cardinal  von  Augsburg  sollte  in  Rom  mit  dem  Papst 
gemeinsam  daran  arbeiten,  den  Religiousfrieden  rückgängig  zu 
machen.  Altgläubige  wiederum  erzäliUen,  eine  Anzalil  protestan- 
tischer Hlrsten  \vr;lle  die  Sache  des  geächteten  Markgrafen  von 
Brandenburg-Cuhnbach  benutzen,  um  einen  neuen  Oflbnsivbund 
gegen   die  alte  Religion  «u  gründen.'     Zum  Schutz  gegen   Frie- 

Absohlufts  SU  vürechlviipen,  bis  nuin  oinea  ocuen  Krieg  beginoea  köuie. 
HeiDHch  I^reeni-r  schrt^ibt  sui  Pliüipp,  Aug&larg  dim  14.  Augwtt  irKVi  (Hs.): 
etliche  lÜitlie  der  Kur-  utid  -Füreten  zu  Sarhsyu  und  BraadenVmrg,  Württem- 
berg» uuJ  den  Ijmd^rafen  sind  jölKt  beieinander  geweson,  um.  bevor  e»  au 
die  auduru  KcligiunsvenA*andt«t]  käme,  su  trerathon,  wie  man  Bioh  auf  dieser 
Seite  xn  dem  Vorliabeu  des  Königs  verhalten  soUo.  ^  Da  iat  under  andonu 
vorgelaufen,  d»s  dtKto  dinge  voller  Verdachts  Noltcti  sein,  dos  man  Uiu  oieht 
scliücssen,  die  sauhon  %'crBcluebeD ,  und  goin  Kcgeu}«iiuT{;  ein  andern  reiohstag 
ausetzou  wcjlto;  dab  auch  wurde  ein  neu  liiti>nm.  und  disein  theil  koiiiBwegs 
anxutiebinun  sein;  une  zweivel  wurd  mau  mit  des  kiuiigN  von  Kiigutlandt  her- 
auskümen  in  I*rabiuidt  ono  grosso  ursach  nit  ao  sehr  03'len.  Der  jetzig  Papst 
prSohle  gftldt  auf  bey  meni^llcht-n  wo  er  lcont<>  ...  die  t^paiticr  wurden  nicht 
underUasen  zu  traL-hhin,  das  &\o  niddor  ins  ivieli  kouien  moehtcn;  mau  weite 
die  atcudo  nit  vorgleichon,  noch  einigkcit  im  rcioh  baUcn;  man  giongc  darmtt 
umb,  Widder  kriogk  anzurichten  und  disse  religiou  gar  auszureutcu;  und  haben 
otzliche  so  sutchs  verbracht,  dminost  ein  wohn  gehabt,  es  solte  wol  so  gut 
sein,  man  sehiede  unv  a)>Kuhidt,  und  so  der  aiidttr  thoil  ein  abRohledt  moebtc, 
man  [irotestiii*'  darwiddor,  oder  siglotu  nicht" 

4)  Kuller,  airistoph,  Heniog  zu  \Virteml*rg,  Stnttg.  iSßS,  1872.  Bd.U. 
p.  3  —  4.  II.  J.  Schmidt,  neuere  Oiwchiubtt-  der  Deutschen,  Ulm.  Wien, 
1785—1793.  Bd. II.  p.4ff.  F.  I>.  Uaberlin,  Neueste  Toutsche  KeichsgL«se Lichte, 
Halle  1771—178«.  Bd.IU.  p.  101—110.  Voigt,  Markgraf  Albmjht  JÜcibiado« 
von  Ura-Dtipoburg-Culmbach,  IJorliü  185L*.  Bd.  II.  p.  251,  2J2.  —  Dr.  Oereon 
Seyler,  Landgraf  Philipps  alt^T  Aral.  der  in  AugBbvug  wolinto,  st-hiekte  dem- 
solbeo  im  April  Iy')U  ein«  Schrift  „darin  allerlei  Waroungyn  imd  Praktikeu 
begriffen;^  im  Brifif  selt«t  wird  mitgetbBilt:  die  Augabt^n  der  Kchrift  werden 
glauhUnh  gemacht  daduruh,  daas  dm'  F'apst  Tniitpu  tir>j»unmen  hat;  man  or- 
zAhlt  auch,  der  Papst  habe  den  WalTcnstilUtand  zuwogt'  t^4>rai:1it,  uin  seine 
Absichten  dun'lizus^'txen;  viele  schupfen  Verdacht  daraus,  da&s  Konig  Ferdi- 
nand den  Be{dnu  üib  Kelchstagü  aufge8chobc<n,  „al^  aolt  ir  M.  habc^u  wollen 
auf  ein  praktikea  ai^ht  goben,  ob  dicsMdb  iub  werk  zogen  mooht  worden*    und 


Ahscbnitt. 

d*yissl<Tuii^'cn  durch  tli-n  Murtf^-itfcn  und  si*inoü  Anbung  j^dndotß 
König  Ft'rdinaiiil  mit  ointT  Anzahl  moist  katbüüsohor  Stände  wäh- 
nend dc8  Keichstages  zu  Rfgonsbui^  im  Jahre  1556  den  landß- 
bn^schon  Bund;  auf  pwtpstaatis<dicr  Seite  wurde  sofort  die  Mei- 
miiig  laxit»  man  habu  es  mit  rim-m  neuen  , Papisten-  und  Pfaflfen- 
bund*  zur  Herstellung  der  alten  Religion  zu  thun.^ 

Die  folgenden  Jahre   waren  dem  Entstehen  einer   ruliigeren 

j^immung  nicht  gflnarig.  denn  es  tarn  weder  zur  Beschwichtigung 

der  unversöhnten  OegenRiitzn.  noch  zur  Vorbessening  unti  Krgän- 

zuüg  der  mangelhaften  Kri*'d('nsbi'stimnuingen.     Die  Vereinbanuig 

der  Gnnfessionen    scheiterte  hoffnungslos  auf  dem  Colloquium  zu 

^T^orms  gcgi'n  Knde  des  Jahres  1557.     Auf  dem  nächsten  RMchs- 

i^y  zu  Augsburg  im  Jahre  1559,  sollten  neue  Wegt^  zur  Hebung 

des  Schisnia's  bi>stimmt  werden;  hier  stellten  aber  die  Parteien 

sich  von   vornherein    auf  gänzlich    unvergleichbare   StÄndpunkte, 

sodass  lier  Reichstag  sich   endlich  b-ennte.  ohne  dass  man   neue 

Mitli^l  zur  Versöhnutig  auch  nur  in  Aussicht  hätte  nehmen  kön- 

non;  je  klarer  aber  durch  diese  Miriserfolge  die  TJnmüglichkeit  des 

A.Uf^leich&  wurde,  desto   freieres  Spiel  erhielten   das   unbegrabene 


moht  dnrglcirhmi.  Zu  den  mcinfoD  dinsi^r  MUthoilungpn  wird  hinzugpffigt: 
Aw^iwagi-o,  w'l<rhf  dif  FACta  li-ugiu-n,  sind  i'bnn  die,  welche  »i'Ihst  vr-rdftrhtitf 
^^»nil  (iVir  Stjblnäs  dos  Briefs  mit  dem  Dntum  ist.  verloren,  doch  fäUt  dorsdbo 
^^■«Tinchra  den  16.  und  21.  April,  denn  or  (juittirt  Schrribcn  des  Landgrafen, 
^^B'Wvlclio  Si-ylcr  am  16.  April  empfiuip"n,  atiJ  vom  2!.  April  ist  bereits  rin  wei- 
^^f  ^s  SfhiT-ilK'n  St'j-liTS  voHiÄiHli'ti )  .Inlmiui  Ulrii-h  Zuslus,  d*"r  vftrijproHter- 
I  '^^disolic  Vii'L'knnzk'r.  subickt  (Dami.'itadt  d.  15.  Jan.  1556)  dem  Landgrafen 
I  *it»  ZviUkiifi.  an  dcrfu  Inhalt  er  («-raönlicli ,  wie  pt  si^hri'ibt,  nicht  gUnben 
I  ^*Oü^  dcH  Inbalts:  f»  b«flti>ht  oin  Bündni»),  wcichoa  im  nftchstcn  Frühjahr, 
*^*  um  Lichtmoss,  dio  rränkihcbi'n  Ei  nun  gs  verwandten  und  dio  Stadt  Nüm- 
^S  «htrfalJf'n  will;  dor  AuKtifler  ist  Miirkgrof  Uaiis  von  Brandonborg;  mit 
J""  Verbunden:  der  Kftnig  von  Polen,  Tlorzog  von  Prcu.sseu.  Kurfürst  von 
r''^'*4«nburg,  Erich  von  Braunschweig,  Joliann  Albrecht  von  Mvcklonburg, 
j*****><:k,  LübiMrk  und  noch  einige  Seentüdte.  Karfüret  August  hat  den  Ver- 
^*4«>t*n  Neutralität  und  offnen  Pa«8  durch  sein  Land  zugesagt  Hs. 
i  _  5>  Mann-iibrcrbiT,  Beiträge  /.iir  deutschen  Geschichte    l')ö5 — 1559    bd 

^Hr^l^  50  p.  33 — 34.  Kughrr  II.  ii.  3,  fj,  p.  185.  Die  Argumente,  niit  denen 
l^*^**tftpli  Heine  Weigerung,  in  den  Bund  zu  treten,  begründete,  müisen  al» 
^""■^^lünle  bi'traohti't  werden;  war  d*wh  der  Herzog  in  der  Folgo  durchaus 
^*^^*i^,  in  ein  evangelisches  Scliutzlninduis«  zu  fret^-n.  s.  unt^ri  |wi8«ini.  S<iin 
la&Qrf^  Jtlotiv  kann  mir  Misstraueii  in  die  Zwwk«  de«  Buude»  gi^wesen  sein. 
^e^.    untCT  V.  Anm.  14. 


6 


Rnntfir  Alischnitt. 


Misstraiion  dor  Pnrtoipn  nnfl  flio  andern  Krilfto ,  wolcho  die  .Span- 
nung nlliiiahlich  wirdiT  IiuIkt  triobcn. 

Hierhor  gi'hürpn  dio  Stroitigkwton,  wolche  aus  dor  contro- 
vorson  Xatur  drs  Frif'dfns  flössen.  Schon  in  den  Jahron  1556 
bis  15&8  bogaunen  die  R(?ibunt,'t'u,  wolcUo  sich  um  dio  AusfiUi- 
ning  dos  Friedens  im  Eiuzoinon  di-ohton;*'  mit  dorn  Koich.staj,^  zu 
Angsbuti^  im  Jabro  1559  bt.^ginat  dio  endlose  Hcibc  dor  beidei^fl 
seitigen  gravfimina  wegen  Rruehs  und  TJnigi'hung  dor  Friedens-^ 
aitiiif'l,  welebe  sieh  von  da  an  durch  allü  ReiclisveHyiniiulungeu^ 
bis  zum  dreissigjahngen  Krieg  hinziehen  und  von  den  prindfll 
pif'llen  Gegensätzen,  die  man  im  JahR*  1555  mit  Mühe  verdeckt" 
hatte,  allmäblicb  den  Schleier  wieder  hüben.  Waren  auch  tiicse 
nicht  gewesen,  so  begann  doch  schon  mit  dem  Reichstag  zu 
Regeusburg  in  den  Jahren  155ß  und  1557  der  vergebliche  Sturm- 
lauf der  Protestjmteu  gt'geii  den  geistlichen  Yorbehalt,  iler  beim 
Abschluss  des  Friedens  ohne  ihrt?  Zustimmmig  errichtet  wurden. 
Derselbe  musste  dauernd  das  Bewusstsein  wnchhalten,  es  gebe 
einen  unHusgcgliohenen  Stn^itpiinkt.  an  dem  sich,  sobald  er  ein- 
mal praktische  Anwendung  tanrl,  mit  U-ichtigkeit  neuer  Krit^ 
entzundern  könne.  Zur  Venichärfung  der  Besorgnisse  trugen  auf 
beiden  Seitun  nicht  wenig  die  ürumbadischeii  Händel  bei:  in 
diesem  Reehtssü-eit  um  Geld  und  {iut,  iiiT  jeden  Augi'iiblick  in 
den  Scliwertkampf  überzugehen  druhte,  stand  im  Grussen  und 
Ganzen  eine  katholische  Partei:  der  landsbergische  Bund  mit 
dem  Kais<'r  und  Herzog  Hdnrieh  von  Braunschweig  einer  pro- 
testantischen: den  Erbi'u  des  Anfang  1557  verstorbenen  Mark- 
gralen  Albreeht  von  Brandenburg- Culmhach,  gegenüber.  Bei  ihm 
Misstrauen,  welehes  die  Protestanten  dem  Bimd  von  xnrnlierein 
entgegongebraehl,  bei  dem  wütheuden  Hass,  weleln'ti  ilie  pi*o- 
te.'^tan tischen  Eilelleute,  die  so  zahlreieli  auf  der  andern  Seite 
standen,  gegen  die  gesammte  (Jetstliehkeit  hegten,  lag  die  Besorg- 


ti)  ücbor  nnp?foi'ht('Di>  Rcformntiont'n  der  Protestanten  s.  Rittor  Ü.  G.  p.  19i 
—204.  Vgl.  ITüborlm  III.  ]».  1089,  p.  115-116,  i>.  408  —  470.  Aus  den  gruva- 
mina  dor  Prott-stauli'n  vom  fit>ieht>tiig  zu  Augsburg  1559  geht  hi-n-or,  dass  aip 
sieh  schon  au/  dorn  Itt-ii-hstfl^  zu  Kfgcnsliury  löSö,"  b<«chwi'rt  hatten,  wfil  diu 
AltglUuliigim  gegC'D  tt\v  beim  KanimiTgi-ricIit  Fiuci"»:»)  und  Mandate  Kuwider  dem 
ReUgionsfrindon  ausbriichttm.  »S.  I»lit»Tiinanii  |i.  17Co.  Unreon  8ejlor  suhricb 
an  don  Ijindgnifon  «chrju  am  24.  Mäiz  155ti  (8.  1.  lls.)  „der  rpichsabschid 
mit  seiner  vertiuikli.>toD  finstornus,  gibt  ful  anstosi«,  dispuüren  und  misvtiataudB.'^ 


1 


Bnter  Abscbtiitt. 


niss  üshf,  der  Kniupf  iim  Heu  Besitz  möge,  oinmal  ousgobrofhen, 
Tt)ü  den  fciuiilicheii  Tt-nrlenzen  ergriffea  wmlen  und  in  den  Kampf 
tifr  BrJtcnntnisse  iilicrjj^tlien.' 

üatf:?r  solchen  Terhältnissen   schien  die  Erhaltunp^  des  Prie- 

(kos  trotz  des  beiderseitigen  Kuhebedürfnisses  vor  Allem  auf  dem 

Gleichgewicht  der  Parteien  zu  beruhen,  aber  auch  dieses  erblickte 

mM  in  steter  (iefiihrdnng.     Die  Knthnlikun   sahen  sich   der  pro- 

(OBtnntifichen  Pnrtei   an  Maflitiintteln   nicht  gewiichsen.  zumal   der 

Köaij^,  sjtaiiT    Kaiser    Ferdinand,    meiKt    durch    die  Türkengefahr 

gpftif^lt  wurde  und  die  kathtdiHchon  Mächte  des  Auislandtrs  meist 

vifl  zu  beschäftigt  waren,  um   den   Altg!Uul)igen   in   Deutschland 

ilift-q  Ami  leiben  zu  können:  in  dieser  Lag**  k(»unte  der  deutsche 

Kitbiilidsmiis  oft  nur  auf  die  Fftrtdauer  der  Zwietracht  in  jener 

i'jirtei  spcouliren.      Die   Pmtestanten    vfiederum    wurden   gtHjuätt 

(iurch  das    Bewusstsoin    ilu^r   Lsolirung   und   Zerrissenheit.      Die 

''fR^^siitze  des  deutschen  Pi-ntestantisnius  zu  den  protestantischen 

L^brcn  des  Äusliindes  raubten  den  Bekenuem  der  augsburgischen 

'-•WiNsiiin  die  Hoffnung  auf  Kinvöi-stünilniss  um!  Zusammenstehen 

"Ul  ilen    Hefiirniirten    der    andern    Nationen    in    der    Stunde    der 

^B&hr;  die  wachsende  Feindschalt  der  doginatLscbeu  Parteien  in- 

"'fJialb  des  deutschen  Protestantismus  drohten  die  an  sich  grosse 

^'^iht  der  Partiei  zur  Ohnmacht  herabzudräcken.     Dieser  Zustand 

""»«te  nicht    nur  die  Gegner  zum  Angriff   ermuthigen.   sondern 

wtht<j  die  Piidestanteij  auch  rechtlich  zur  schwächeren  Partei  zu 

^acUpo:    d(*r    aug»I)urgisfhe    lii^igifiiisfricdc    mit    seini'm   Rcchts- 

^'^Utao    umfasfsti!    netien    den    Kiitliolikeu    nur    die    ßekeuner    der 

■"^sburgischen   Cunfessiun    und   erklärte  jedes  dritte   Bekenntniss 

'*ifücklich  für  reclitlos;   durcli   jene  Olaubensstreitigkeiten   aber 


ywscit- 


e  für  einen  grossen  Theil  der  deutschen  Protestanten  zwcifel- 
I  *'*'t,  ob  sie  diesem  Bekenntniss  n<x'h  angehörten  und  somit  auch, 
**"  Sie  das  Kocht  auf  den  Friodensstand  noch  besilssen;  es  fragte 
*^ri  z  wiirden  die  Katludiken  nuinnchr,  wenn  sie  sich  einmal  in 
**®^  Lage  fühlten,  anzugreifen,  den  Keligiunsfrieden  nuch  fiir  alle 
"^^-■tj.'stanteu  als  gültig  am-rkennen?  Die  Lage  aber,  welch©  die 
Katlj.ilikon  zum  Angriff  hetahigte,  schien  oft  nicht  fern  zu  sein; 
^^  aüoiählicho  Pociticution  der  grossen  katholiscluti  Mächte,  welche 
™*-    Attfiing  dieser  J'erindo  nuch  im  Krieg  lagen,  und  die  l'uÜtik 


7)  S.  unter  V.  Anra.  14. 


8  ^^^^^V  Erster   AK^Imitt. 

der  römiBObo»  Curiö  drohteu  mehi*  als  oinnial  dio  CoDJunctiir  he^ 
U^ücuführeu,  welche  eioe  Coalition  dot*  kathnliäcbea  lntcR';s.scn  im 
Auslnnd  uod  im  Keich  cniio^lich'.'n  würde.  80  ott  cino  solche 
rnniunt_'tur  zu  i'ntsti'Iit'ti  schiiMi,  riolitoti'ii  iWv  PniUvtJinroii  ihrr-n 
Hliclc  mit  gleicher  ßcstn^niss  auf  dif  kaHi(tUsi:hpii  Miü-hU'  iiu 
Ausland  wio  die  ini  luuom:  oft  meinten  sie  schon  zu  sehen,  wie 
letKtore  jonon  die  Hand  roichbr-n.  Zu  Alledem  sahen  sie,  wah- 
rend die  poistigo  unil  krifgeri-sclic  Macht  der  Kvanpitdi&chen  ic 
Deutschland  dun-li  .Stn-itigkcilen  unturwühlt  wurde,  zwi.sehen  diesen 
aber  und  den  Rofoniurten  des  Auslands  mehr  und  mehr  Ent- 
fn'iiidurig  Platz  ^rilf.  in  der  kaÜKiIisrhen  Welt  das  Sin'bi-n  nach 
Zusiimmeuschluss  und  Cunsolidiiun;^  gegenüber  lier  nmien  Ix-hn? 
immer  entschiedener  werden :  das  Genei*alconcil,  welches  die  katho- 
lischen Mächte  vurlM'n-ihteii,  wünie,  so  erw«rteh>  man,  sich  nicJit 
begnügten,  ein  neues  Fundament  für  die  geistige  Macht  des  Knthiv 
licütmus  zu  schaffen:  es  würde  zugleich  als  einseitiges  Üericht 
über  Alle,  die  mit  der  römischen  Kirche  gebrochen  halten,  auf- 
treteu,  in  der  Verdammung  dei-si'Ibcu  den  Rochtstitel  fiir  ilire 
Vfrtilgung  snhftfl'en  und  »lic  küthnlischcn  Mächte  als  Hust'ührende 
Organe  des  Willens  der  Kirche  zur  Execution  des  ürtheils  auf- 
tVirdem.  So  fiihrt<!  denn  die  allniäliliche  Pucificatiim  der  katho- 
liscliou  Machte  eine  Kette  v(ni  Hciingtitigungen  mit  sich,  und  als 
sie  im  .)uhn:i  ITiSQ  sich  vittlondete  und  zugleich  der  Concilsgedanki; 
wieder  lebendig  auftrat,  griff  dauernd  eiuej)ange  Spannung  Platz: 
mit  oder  nhne  Coucil,  vor  oder  nach  demselben,  ohne  weitem 
Anlass  als  die  Gunst  der  poUtia'hen  Situation  und  etwa  noch  einen 
Streit  recJitliuher  oder  politischer  Natur,  oder  auch  auf  Grund 
eines  Concilssjjruchcs  erwartete  minmehr  ein  grosser  Thoil  der 
deutschen  Pnttestanten  einen  gewallsanicn  Kiicksrlihig  des  Knthn- 
licisnius. 

Aus  dem  Gefühl  der  Unsicherheit  auf  prntestantisdier  Seit« 
entsprangen  nun  die  politischen  und  kirchlichen  Einiguiigsbestre- 
bungen ,  weh-he  ich  unter  dem  Namen  prutestantiseher  Uniuna- 
poliUk  zusammenfassen  möchte. 

Diese  politische  Richtung  ergriff  keinesw^^gs  das  ganze  pro« 
testantische  Deutschland .  denn  ihre  Triohfcder,  oben  das  stete 
(Jefiihl  der  Unsicherheit,  war  doch  nicht  überall  gleich  stark.  Am 
hi*ftigsten  waren  die  Bosnrgnisse  im  Westen  und  Süden,  in  den 
Gegenden,    welche    zu    den    Xietierlanden,     Frankreich,    Spanien, 


Krater  AliscrbnitL 


0 


AU 


SaTf.ypn.  Italien  dio  nächsten  Bcziflhungoii  hatten;  iu  dnn  nörtl- 
tic6en  uml  östliciifii  fingiMulHii,  welriic  wftnigHr  auf  di*'  Bfolv 
:iofatuug  der  Verhältnisse  in  den  romanischen  Ifcichen  hingewiesen 
wiren  und  weit  genug  vi»n  den  Grenzen  dereelben  lagfiii.  um  hei 
«D«u  Angriff  vim  dieser  .Seite  her  nidit  in  erster  Linie  bedr<ibt 
;;li  sein,  war  die  .Stimmung  kühler  und  gelusyener;  zwar  möchte 
ich  glauben,  dass*  auch  dort  Nicni&nd  <len  deutschen  Pp'testantis- 
rniis  ausser  Gefahr  erhlicken  kimnte,  diich  war  di*r  Un(ers<*!iied 
(m-ss  genug,  um  eine  grosse  Vei-scliiwlt^niieit  im  politisi-hen  Ver- 
haliwi  zu  emtöglichon.  Im  Süden  und  Westen,  bei  Wüittembt>rg, 
Knr])falz,  Zwt'ihriicken,  Baden-Üurlaeh,  vnr  Allem  nhpr  Hessen, 
tiatsUnd  aus  der  Bi.s>(irgniss  vnr  einer  katiiolischen  iieaotiou  eine 
lebliRfte  Actio nspolttik.  Allpnneiu  ist  hier  dio  Tendenz,  der  zer- 
riseenen  prutentan tische»  Partei  wenigstens  dui'ch  Beilegung  der 
dii^atisclien  Stieitigkeiten  ein  tiVHteres  Tfefüge  zu  geben:  vuhilwjr- 
^iiHid  und  hei  Kin/ehien  tauchte  der  Gedanke  einer  ptilitiscJicn 
Aiilebiiung  an  das  katli<dische  Frankreich  auf;  Landgraf  Philipp 
1«  Hessen  und  Herzog  Christoph  vnn  WiirttemliH='rg  verfolgen 
nsi^iueut  den  Plan,  dem  deutschen  Pr^t'^tuntisnuis  dureli  ein 
BüiiflDiss  eine  fertige  Defensivstellung  gegi*n  kaÜiolische  Angriffe 
zugeben;  der  Ivmdgraf  endlich  strebt,  wo  irgend  er  eine  Aussicht 
daftir  zu  erblicken  meint,  die  kirchliche  Vci-stäiidigung  des  deut^ 
^'kcn  Pr'tt'.'stantismiis  mit  deu  evangeiischeri  Märhteii  des  Aus- 
Iwidps  und  die  politische  Allianz  mit  denselben  an. 

Kinen  gntssen  Gegensalz  zu  diesen  Tendenzen  im  Süden 
»Dtl  Wfsteti  des  Reichs  zeigt  der  N<irden  und  Osten:  dies  ist  das 
«ii<l.  wii  man  sich  nicht  scheut,  dur<'h  thetdogische  Polemik  die 
ilfidit  der  Partei  zu  unterwühlen,  über  territorialen  Feindschaften 
'md  Interessen  lUe  Si<hening  der  Parti i  zu  vernachliUsigen.  Die 
lK.-d«iitends-ttM)  protestjintischen  Füi>itcn  rlie*ier  Gegend:  Kurfürst 
^ii^ust  von  Sachsen  und  Kurfürst  .Joachim  vun  Bran<]enlnirg 
stelieo  jenem  sütiwcstdeiitsclicn  Fürstenkreis  gegenüber  mit  einer 
f"Utik  der  vollkommenen  Unthütigkeit  Nun  hatte  es  wonig  zu 
Meuten ,  da^s  K uif ürst  Ji tachim ,  getreu  seiner  Vergangenhi'it, 
"i"^  mfigUcbBt  von  jeder  energischen  Parteiliandhing  der  Protestan- 
'""  utisschlitss:  dieser  Fürst,  der  nnidi  Allem,  was  num  von  ihm 
^^'wh4■lI,  nur  für  einen  halben  Protestanten  und  vielleicht  über- 
™'pl  nicht  als  Bund(«genns;ii'  in  der  Vertretung  evangelischer 
ifller^isen  gelten   konnte,   zum  Mindosten    nirgends   in  Rechnung 


10  ^^^r  Erster  Attschmtl;. 

kam,  wo  dir  ovangelisrhpn  Intn*psspn  in  aiipgosprochonpn  fJf 
saU  iTiit  dem  Willen  di'.s  Kflisfrhaiisis  tniien,  halt*'  zu  wt-tii^  An- 
Beben bei  den  Kvangelischen,  um  durch  sein  Verhalten  bestimmend 
einzuwirken:  dagp^n  war  die  Theilnahme  Augusts  von  Sachsen 
seiner  Macht  und  Autorität  halber  fast  unerlässlich  für  jeden 
bedeutenden  Schritt  evangelischer  Stände.  Wir  müssen  daher  der 
Kiiltung  dieses  Fürsten  vorab  einige  Aufmerksamkeit  schenken. 

Au^st  hielt  den  Ansichten  stüiier  süd-  und  wi'sldeulsc^beu 
Freunde  stets  ent^'egen,  jene  Massn^geJn,  durch  die  uian  den  Pnv 
testantismus  schützen  wollte,  seien  einestheils  übe ifl (issig,  andem- 
theils  zw('<'kwidrig:  sie  würden  eher  Gefjdir  als  Sii-herimg  bringen: 
die  kathohsclic  Roaction  sei  nicht  zu  fürchten ,  die  iJi*soi-giüss 
Phtmtiistorei ,  vorausgesetzt,  dass  mau  die  Gc^'upartei  nicht  pro 
vöcire;  aber  eben  dies  werde  am  sichersten  durch  Misstrauen  und 
ungercchtfciligto  Massregeln  erzielt  werden.  Nun  ist  es  wahr: 
man  riskirtc  bei  joncr  Sc-hutzpolitik  den  gefürc|]t*^tcn  Ausbruch  zu 
besctdcimigen;  durfte  man  aber  danim,  wenn  Ülierhaupt  Gmnd 
zu  BefUi-chtungen  war,  je<le  Vorbereitimg  der  Abwelir  »mierhisseu? 
Und  so  ganz  imberührt  von  der  weit  verbroiteleu  Bangigkeit  und 
Kriegsfurcht  —  wir  werden  ee  unten  sehen  —  konnte  doch  auch 
Kurfürst  August  nicht  bleiben,  dass  er  den  Protestantismus  bussct 
(lefftlir  erbhckt  hätte  Es  mag  wohl  wahr  sein,  dass  er  weit 
wenig<^r  unter  dem  Druck  jener  Stimmung  stand,  die  im  Süden 
und  Westen  herrsuhto;  M'ine  Lande  lagen  ja  weit  genug  von  den, 
Grenzen  der  romanischen  Nationi'n  und  waivn  vor  einem  ersten 
Angriff  aus  jeuer  Gegend  verhältnissmässig  sicher  genug,  dass  et 
die  dortigen  Verhältnisse  mit  Ruhe  betrachten  konnte;  bei  kühle« 
Ueborlcgimg  mussto  auch  wohl  die  Gefahr,  die  von  dorther  dn.>ht& 
in  weiter  Feme  ersclieinen ;  ferner  erblickte  er,  der  religiös  wei* 
inililTereuter  war  als  die  meisten  Zeitgenossen,  wohl  auch  «rk. 
katlioliscber  Seite  weit  weniger  rehgiöae  als  politische  Motivo  ia 
allen  Bewegtmgon  und  ln'gte  daher  vor  der  Triehki'aft  des  reli. 
gicJsen  Fanatismus,  die  maiicliem  Andern  wie  eine  ihlmonisoU* 
unlx'nvhenban'  Gewalt  vorschwebte,  weit  w<'uigi'r  Furcht.  Doa 
noch  ersclieint  dies  Alles  woniger  massgebend  für  sein  Handel* 
als  das  BcflUrfniss  nach  dem  AVnhlwolIen  des  Hauses  Oestcrreic; 
und  der  katholischen  Stünde,  welches  aus  seiner  Hauspolitik  ttoaJ 

Zwei  vornehmliche  Wurzeln  hatte  dies  Bedürfiiisw.  Kiirfiü"fi 
August   verfolgte   gegenüber   4lcn  Bisthümom,  dio  in  der  Sphür 


M 


Erster  Absclmitt. 


11 


Moes  direoten  Eiiiiluäses  lagen  —  Naumburg,  MerAebur>;  und 
Ikissen  —  die  Politik  seiner  Vor^änper:  diese  StifW  seiner  Lan- 
desholielt  zu  unterstellen  und  ihre  Administration  an  sein  Haus 
zu  bringen.  Dass  seine  prätendirten  Inndesfüretliehen  Gerechtsame 
iikr  die  BiÄthümer  keineswf^  unbestrittiMi  waren,  nnd  ihr  Ueber- 
guVE  in  protestantÜHfhp  Hiiiide  vollends  der  Rei'htsaufia.s.sung,  wt»lche 
Katst*r  nnd  kathulische  ätäude  im  geistlichen  Yurbdi&lt  hatten 
«obiiiren  wollen,  stra»bs  zuwiderlief,  ließs  er  sich  nicht  hindern: 
biiizsani  aber  mit  stetigem  l'>ifiilf(  sdiritt  er,  stets  in  dire<^;tom 
Widcrepruch  mit  dem  Willen  de«  Kaisers,  auf  seiner  Balm  vor.^ 
Wollte  er  auf  diesem  AVe^»^>  sich  nicht  die  erklärte  Feindschaft 
des  Kaisers  und  der  kathulischun  Stände  zuziehen,  so  mnsste  er 
frEÜich  suchen,  was  er  ihnen  dort  zu  Leide  that,  in  andern  Diu- 
£vu  durch  eifriib^  Entge^'enkonnnen  abzuverdienen,  und  diese 
Rücksicht  war  ihm  um  sii  mussgebenilt-'r,  als  —  hier  liep^t  die 
zwdte  und  vielleii'ht  vornehmste  Wurzel  seiner  eigenthiim liehen 
Politik  —  sein  kirchlicher  und  politischer  Gegensatz  zu  den  Er- 
itt*tineni  eine  gefiilirliehe  Blosse  für  Angriflspelüsto  zu  bieten 
schien.  Die  Herzoge  von  Weimar  standen  all;;emein  in  dem  Ver- 
^*(iit,  als  lauerten  sie  nur  auf  die  Gelej^enheitT  ihrem  Vetter  die 
Sttchsisehe  Kur  und  die  verlorenen  Lande  wieder  abzujagen.  Sie 
g»bcn  demsell>en  i-eicblich  Nahrunf;,  indem  sie  ihr  Beamteuthum 
"oJ  ihre  Landeskirche  zum  ^Sammelplatz  für  Feinde  des  albertini- 
schen  Haus4.'.s  und  der  kursiichsischen  Landcstheologio  machten. 
In  ihrer  Universität  tand  eine  Keilio  jener  luüierischeii  HeLsssporne 
Schutz  nnri  Aufnahme,  welche  mit  der  wittenbergischen  Kirche 
in  Hader  lagen  und  sie  uHaullnirlich  verketzerten.  Ausserdem 
*l»er  übernaimien  sie  nach  dem  Tode  des  Markgrafen  Albrechl 
^on  Brandt'nburg-<'ulmbnch  eine  Anzahl  Diener  desselben,  welche 
1*1  die  Si'hicksale  des  Markgrafen  tief  vertluchten  gewesen  wari'[i 
ttnd  gewisse miassen  seine  Kriegserbsctiaft  übernommen  hatten,  vor 
Allen  Wilhelm  von  Gmmbach  und  Wilhelm  von  Stein.^  Ich 
bntüche  nur  kurz  erinnern,  wolclio  BewancUniss  es  mit  diesen 
**uton  hatte. "^     Ihr  ehemaliger  Herr  hatte  auf  sie,  als  seine  Gläu- 


8)  V«i^L  unter  V.  l>oi  Anm.  70. 

9)  Ortloffl.  p.  110—112. 

10)  Fiir  dii-'  Gnjml)4<;hsclipn  Ililndol  im  Alliiomcinct»  vgL  Voigt,   >ViUi. 
""^  Onanhacli  etc.;  Koch,  t^udlen  8.  G.  Miiximilians  I!.,    Bd.  I   (i.  8  —  85- 


12  ^^^^  Erster  Alischiüa 

bi^or  iinH  Bür^nn.  omviu  Theil  seiner  Foi-denmgen  an  die 
kisi^lipu  Kiniin^vfM'waiulle.n  vererhl;  Oninilmi-Ii  mifi  Sumii  Ix^aii* 
Bpmcbten  <iussei-deni  dio  Restitution  ihrer  Lehen  und  Güter  in 
Stift  Wiiizbnrfr,  die  ihnen  der  Dienste  hnlbcr,  welche  sie  dem 
Maikgrnfen  geleistet,  entzogen  worden  waron.  Da  der  Weg  Rech- 
tens ihnen  woni;;  Aussicht  hot^  so  tragen  EÜe  sich  mit  dem  Plan 
das  Ihi-o  init  Gewalt  wiederzunelimen.  Grumbach  war  unter  ihnen 
der  Bodeuti-ndstp  und  Tliiitip^li'.  Er  hatte  beim  Katnnierge rieht 
ein  Restitutiniismandat  ansgebi-acht,  welches  liie  tVänkisohe  Eini- 
gung nicht  resjwctii'en  wollte;  auch  nach  diesi?r  Zeit  eingriff  er 
jode  Gelegi-nlieit.  dureh  Vermittlung  ei«  giilliehes  Ueben?inkomnien 
zu  erlangen;  tÜese  Vei*suehe  aber  scheiterten  sänimtlich  an  der 
Unnachgiebigkeit  der  fränkischen  Einmigsverwandten  und  Herzog 
Heinrichs  von  Braunschweig,  der  einen  Theil  der  Grunibachsdien 
Güter  vom  ninrkgräfliehen  Krieg  her  inne  hatte.  Daher  nahm 
Grumbacli  zwischen  den  UnterhandluEigcn  den  Plaji  der  Selbst- 
hilfe immer  wieder  auf.  Dass  er  schon  in  den  Jaliren,  von  denen 
wir  hantleln,  daran  gedacht  hätte,  durch  eine  grosse  Adelsrevo- 
lutiüu  zugleich  seine  PrivatÄnsprücho  dua'hzusetzen  umi  die  ge- 
drückte Stellung  des  deutschen  Adels  wieder  zu  heben,  wie  08 
einst  Sickingen  gewollt,  wird  sich  schwerlich  nachweisen  lassen; 
wohl  aber  fürchteten  dies  seine  Gegner,  und  sicher  war.  dass, 
wenn  er  losschUig,  eine  ganze  RtMhe  unznfriiwiener  Kdelleute, 
namentlich  unter  den  Gläubigern  Markgraf  Albrecht»,  sich  seinen] 
Unternehmen  anschliessen  whrden;  ausserdem  salv  Grumbach  früh- 
zeitig, dass  er  zur  DurehlViiining  seines  Pliuies  Anlehnung  bei 
Mächtigeren  im  Reich  bmuclien  würde,  und  suchte  darum  die 
brandenburgis4'hen  und  aiulcre  Fürsten,  dio  an  dor  Verwirklichung 
(h*r  Ansprüche  Markgraf  Albrechts  intei-essirt  waren,  mit  in  seit 
]  Unternelnnen  zu  ziehen;  vurnelimÜch  aber  richtete  er  sein  Augen 

merk  auf  dou  Zwiespalt  der  Häuser  Sachsen.     Schon  zu  Lebzeitei 
dc-s  uitrii  Kiirfni-stcn  Johann  Friedrich  und  seiin_^  Herrn  hatte  » 
zu    ileu    Einestinerii  Beziehungen    gesucht;    nach    dem  Tode    de 
1,  Markgrafen    nahm   er  jedenfalls    mit   gutem   Vorbedacht   bei    döi 

[  weimarischou  Hei-zogen   Dienste:   er  hoffte,  dieselben  würden  sid 

'  von  <lom  Wunsche,  die  Kur  und  die  Lande  ihres  Vaters  wiedei 

I  Zugewinnen,  zu  einem  Krii>ge  verleiten  lassen,  in  dem  dann  unt© 

I  Änderm  auch  seine  Pliinc  würden  ausgeführt  werden  können.    AJi 

die  Herzoge  nun  Grumbach  und  seine  Anhänger  in  Dienst  nahmen 


i 


DROhnitt 


13 


llte  Soldaten,    die  vom   markgrftfiichen  Krieg   her  mit  den   frän- 
kischen EiQunfjsvkTtt-andten,  dem  mniisrlieii   Köni{^,  Herzug  IFoin* 
ridi  und  dem  alhertiiiisc-hen  Haus,  siininittii'li  aueli  idton  Ck-gnorn 
der  Knustinor,  verfeindet  waren ,  gewann  es  natüi'üch  sofoi*t  das 
AiBsetwn,  als  wollten  sin   ihre  Sache   mit  d»'n  Iiitei-essen  der  un- 
nürigoi  Edelleute  verbinden."     Lasse  man  nun  dahin  {gestellt  öciii, 
[    wie  weit  die   Pläne  der  Emestiner  damals   in  Wahrheit  gin^'cn; 
scher  nahm  unter  Denen,  die  sich  durch  jene  Omlition  bedroht 
fohlten,    Kurfürst   August    eine   hervorragende   Stellung    ein:    er 
fMste  das  LJel^uliren  seiner  Vettern   nicht  andere  auf,  als  wollten 
äe  durch  die  Protection  der  streitbaren  Theologen  ihn,  den  Kur- 
foreten,  aus  dem  Religion sfiieden  herausdrängen,  in  den  ihm  ver- 
feindeten Adeligen   aber  dienstbereite  Heller  zum   Krieg  um  die 
Kur  und  die  Kurlande  gewinnen.     Seine  Besorgnis»  musste  stei- 
geo,  als   diese   gettirclitete  Verbindung   scheinbar  an   Frankreich 
Anlehnung    fand    und    mit    den    Ansprüchen    der    Erben    König 
Ohrisüaus  des  Zweiten  von  Dtincniark  in  Verknüpfung  tint.    Mehr 
als  alle  Unterschiede  der  politischen  Anschauung  und  OesinnuDg 
lii*'!w.'ii   diese   Besorgnisse   den    Kurfüi-sten    August    fem    von    dpr 
Actiuüspolitik  der  süd-  und  westdeutschen  Fürsten,  denn  machte 
W  äcii  dem  "Wiener  Hof  mlssliebig,   so  hatte  er  zu  befürchten, 
^  derseltffi    die    ernestini sehen   Vettern    gegen    ihn    ausspielen 
iforde,  sei  es,   dass  diese  zum   Angriff  übergingen,  sei  es,   dass 
ÖD  neuer   Kriefr   der   Parteien    in     Deutsehland    die    Gelegenheit 
lirfprte.     Vorwand  dazu  hätte  seine  Stellung  in  der  Kirche  genug 
Rögeben;    bemühte   dot^h    die  Tai3<lestlieulügie  seiner  Vettern  sich 
QBibläasig,  aller  Welt  zu  beweiricn.  dass  die  wittenbergischo  Kii-cho 
^on  der  augsburgischon  Confession  abgefallen  sei.     Auf  den  Besitz 
^  sächsischen  Bistbümer  nun  mochte  er  nicht  verzichten;  um 
M  Mir    musste    er    sich    hüten,    dnii'h    i  ine    missliebige  Partei- 
pöKtik  das  Mass   beim  Kwisur  und  den  katiiülischeu  Ständen  zum 
Üdierlaufen  zu  bringen.     Dazu  aber  schien  ihm  gerade  die  Theil- 
Q*hme  an  den  Ünionsbestrebunfien  seiner  süd-  und  westdeutschen 
Preundc   sehr   anp.;thaii.     Zudem    brachte   er   dieser   Politik   des 
Handelns  ein  grosses  Misstraucn  entgegen;  auch   hei  der  eigenen 
Pan«  erblickte  er  wohl  unter  dem  Deckmantel   religiöser  Motive 


11)  Vgl.  für  Diva  und  dos  Fol^'ndf  auch  Uuitr.  II,  Noto  42  lis  40  uud 
»E«hürig«ti  IV-xt 


14 

im  Geheimen  di**  Thätigkpit  des  politischen  Egoismus;  vieUeii 
fürchtot<»  er,  riio  Kvaii^'olisohen  wlii-dcn ,  worin  sie  einmal  n 
Bi'wiuwtsf'in  ilirfr  Miu-ht  ^ckunimcn,  zum  Anp:rilT  iiborp*hen  o< 
doch  (Üe  Kattiulikoii  srbomin^los  provocin>n;  Hmten  sie  auch  d 
nicht,  so  koiintf'ii  sio  doch  s<*hoii  diii-cli  fHHisecjnonte  VVrft^chtu 
ihi-er  Rechtsprateusionou  (etwa  wenn  die  J-Va^t*  vom  geistlich 
Vorbehalt  einmal  praktische  Bedeutung  erhielt)  einen  Krieg  h( 
vorrufen;  in  diesem  Fall  aber  wünschte  er  nicht  mit  den  Ven 
liissorn  desselliin  auf  gleich*jm  Fuss  behandelt  zu  werden,  stunde 
sichei-  im  St-hatteu  der  kuiüerlicliea  (luado  zu  stehen.  Eeidli 
aber  schienen  gerade  die  kirchlichen  Unionsversuche  seinen  S 
als  eijioa  rechtgläubigen  Bekciiners  des  augsbui'giachen  Confcssi 
zu  gefährden;  an  diesem  abt'r  wai-  ihm  um  dos  Anspruchs  z 
den  Schutz  des  Roligionsfriedens  willen  Alles  gelegen,  mochte 
auch  in  religiöser  Hinsicht  weder  sefir  liestimrate  Anscliauung 
noch  wai-me  Empfindung  besitzen.  -  Ks  winl  unsi^To  AuQija 
sein ,  v/BH  hiei-  mit  allgemeinen  Worten  angedeutet  wurde, 
Vorlauf  der  Unlersucliung  am  Einzelnen  nacli/u weisen. 


Zweiter  Abschnitt. 


Die  dogmatischen  Kämpfe,  welche  in  den  Jahren  unserer 
Darstelhing  die  Glaubensgemeinschaft  der  augsburgischen  Confes- 
sioQ  tiefer  und  tiefer  innerlich  zerklüfteten, ^  zwischen  dieser  aber 
und  den  Bekennem  der  schweizerischen  Anschauungen,  die  da- 
mals im  Ausland  mehr  und  mehr  Boden  gewann,  gänzlich  unüber- 
windliche Entfremdung  herbeiführten,  wurden  bekanntlich  durch 
die  Ausbildung  einer  extrem  lutherischen,  völlig  exclusiven  Partei 
unter  den  deutschen  Theologen  veranlasst.  Diese  Partei  hatte  in 
Süddeutschland,  wo  das  Augsburger  Interim  geherrscht,  nur  wenige 
Punkte  innc;  dagegen  herrschte  sie  fast  überall  in  Niedersachsen, 
in  den  Gegenden,  nach  denen  zur  Zeit  des  Interims  viele  stand- 
hafte Bekenner  hatten  flüchten  müssen,  ausserdem  stellenweise 
in  Mitteldeutschland,  namentlich  in  den  Landen  der  streng  luthe- 
rischen Herzoge  von  Sachsen-Weimar,  die  eine  Anzahl  ihrer 
ilitglieder  als  Professoren  in  Jena  anstellten;  in  der  theologischen 
Facultät  daselbst  fand  sie  bald  ihr  literarisches  Centrum;  auch 
ihr  Führer,  der  Istrier  Matthias  Vlacich,  genannt  Flacius  niyricus, 
hatte  seit  dem  Jahre  1557  einen  Lehrstuhl  in  Jena  inne.  Im 
Kampf  gegen  das  Augsburger  und  Ix>ipziger  Interim  und  Alle, 
■üe  daran  Theil  genommen,  hatte  sie  sich  begründet;  dann  aber 
eröffiiete  sie  successive  noch  eine  ganze  Reihe  literarischer  Fehden; 
sie  prätendirte  gewissermassen  allen  Abweichungen  von  der  reinen 
I*lire  gegenüber  ein  Wächteramt  auszuüben  und  deckte  diesen 
Spruch  mit  der  Autorität  des  verstorbenen  Luther.  Unter  der 
Parole  des  reinen  Lutherthums  zog  sie  gegen  Alles  zu  Felde,  was 
fl^r  streng  lutherischen  Lehre  oder  ihren  eignen  Anschauungen 
^OB  derselben  zuwiderlief.  Sie  spitzte  die  lutherischen  Dogmen  zu 
starrer  Einseitigkeit  zu  und  vertheidigte  diese  unbeugsamen  Auf- 
fassungen, ohne  irgendwo   einen  Punkt  der  Dogmatik  als  unent- 

1)  Für  die  allgemcino  Charactcristik  der  tJicoIopischcn  Stroitigkoitcn  vgl. 
Pwnck,  Salig,  Hoppe,  Pregor,  Gillot.  Für  die  ])arstoUung  der  kirchlichen 
^gungsTcrsuchc ,  soweit  sio  nicht  besooders  belegt  ist,  Hoi)po  I  u.  Kuglerll. 


Bcheidbar   oder   «neiitsehiwien   anzuerkennen ,   obne    ituch   nur 
eng  bfschränktem  Spielraum   der  Subjeeti\itüt  Diddung  eatgeg 
zubringen;  sie  kämpfte  uiLsscrdem ,  um  nlle  abweichenden  Meinuii-_ 
gen  vom  Buden  der  Kirche  aus  zu  schliessen,  für  die  Einführu 
eines  /jleieli  staiTen  und  unbenesanien  Sprürh^bniuclis  als  eiiizid 
wirksamen  Sidmt/.iiiittels  ^ej^^en  ketzcrbiL-lie  Meimuigen;  abweitrhend 
Formulirungen  wurden   nicht  nur  als  praktisch  unbrauchbar  odfl 
bedeuklieh  verworfen,  sondeni  fiU  sträfliche  Toleranz  ^'egen  Här 
sion   vcrdiicliti^t ,   ja   uls   Deckmantel    eigener   Kotzerei   ausgelej^i 
Selbst  die  augsburgisoho  Confcssinn   betrachtete  man   nicht  mehr 
i\h  unzweideutig:  ^"uu^,  besonders  nicht  in  ihren  späteren  Redac- 
tioiieii;    man   siififte,    sie    i^ei    länpit    zum   Deckniantel    von    allerlei 
^Seelen  und   Cori-upteleu*   pewurden   und  forderte,  dass  sie  ui 
im  Sinn  der  sti-engstt-n  lutherischen  Symbole,  der  Apolo^e  un^ 
der  schmaikaUlischen  Artikel,  interprotirt  werde. 

Dieses  iSvstem    nun   wurde   mit   der  üuKwrston   UnbilUgkc 
und  Hi^ftigkeit  durcfi^^eführt     In  jede,  sei  es  stoffliche  aei  («  für 
melle  Abweichung  von   iliror  L^hre,  interpretirten    die   AnjcreilVr 
die  exti-erasteu   Ge^^ensStze  zu   dou  vun    ihnen   anerkannten   Mei- 
nimgen  hinein,  die  sich  nur  irgend  im  Wortlaut  jener  Abweiobun-^^ 
gen  finden  Hessen;    wenn   ii^nd    miif^hch,   identificirte   man  di4^| 
wirklich  vnrimmleneu  oder  angcnummenen  Hiiatiieen  mit  solchen     ' 
Riclitungon,  die  aus  der  Kirchengeschichte   als  längst  vordamnitöj 
Ketzereien   bekannt  waren^   oder  mit   den  Ductrinon  dos  Kathol 
CLsmus.     Man  griff  dabei  nicht  nur  die  Lehre  ais  aolclie,  sonder 
auch  die  VertrtHer  dei-selben  persönlich  unter  Beschimpfungen  untf 
Verdächtigungen  an.     Auf  dit^e  Weise   erneuorte  man   kurz  nach 
dem   consensus   IHgurinus   den    Kiuupf   gagitn  dl«   schweizerischem 
Abendniahlslehi-e,   der   seit  der  witbmbi'rgischen  Coneordie,  abj 


iien 
md 


äüheu  vun  dem  letzten  Ausfiül  Luthers  gc>jeiL  die  Schweizer,  oh-^^ 
gleich  er  nie  duixh  eine  wirklicho  Verstiüidigung  beigelegt  worden^ 
doch  völlig  geschlummert  hatte;  man  machte  dabei  keinerlei  Üuter — 
schied  zwischen  der  ältcK-n  zwinglischcn  Anschauung  uud  det" 
neueren  c^aiviuisclien,  obwohl  letzlere  doch  dem  Luthertimm  weit 
näher  stuid  als  jene;  beide  wurden  unter  dem  Namen  des  Zwing — 
lianismus  oder  der  Sacramentirerei  auf  ganz  gleichem  Fuss  ver- 
ketzert, als  die  Lehre,  nach  welcher  Brod  und  "Weiu  im  Abend- 
mahl blosse  Symbole  seien.  In  Deutschland  wandte  man  sicU 
gegen  alle,  sei  es  materieUe,  sei  es  formelle  Conct?ssionen,  welche 


Zweiter  Abfichnitt. 


17 


dem  KathuIiciKUiuR  in  den  Zfiton  des  Intei'inis  gemarlit   wordou; 

tm  schlimmäten  kanj  hier  wogen   des  Leipzif^er  liitorimH  die  kur- 

iidiBische  LandeskiiTlie,  namentlich  die  Wittenber/jer  UitHtlogiscrhe 

hcultöt  und    deren  Jliiupt  Atr-Jnnt htbon  fürt;   Über  den  Letzteren 

ergossen  sirh  die  ohrennilirigsten   Angriffe   strnmwoise.     Vomi^liin- 

lich  blieb  nitiii  iiei  dem  iCaiiijtt'  gegen   dii'   Aenrlerun^'U   des  pri»- 

testuUsolien  Ritus  steben,  welcbe  die  knrsüiiijiiüobe  Kirclie  swh 

im  Lt'ipzifjer  Interim  erlaubt,  um  dfn  Kaiser  äiisserlieli  zufrieden 

Hl  siolk'D,  obwohl  von   diesen  Aenderungen   fiist  Niehts  wirklich 

lu  Kiirsnebscn  eingeführt  wonlen;  als  ein  Versuch,  die  Werkhei- 

liglcit  und    den    Aberglauben    des    Katbobcisnius   wieder    in    die 

evaujBielisrbeii  Kin-hen   eiiizubüra:eni,   wurden   sie   in   den  «'bwjir- 

zesbn  Furben  darj;eslellt.     Du  die  (ie^enpiulid  für  sieb  die  lA'hrü 

von  )len   Mitleldin^n    anfühlte,   die   dem   Christen   seiner  cbrist- 

lithoo  Fi-eiheit   ^emii>«?   naeh    IMieben    und    Zwi'rkniiiKsiffkeit    zu 

n^ln  überlaijscn  sei,  so  bildete  nmn  «lafieKeii  den  Satz  aus,  dass 

in  Zoitcn  der  Verfolgung  auch  das  sonst  Gleiehgiiltige  bedeutend 

wfnlt^  und   einer   besonderen   BeiL!-Ün.'ilung   narb   der  Pflicht  des 

B^keimlnisses  iinterlief^en  müsse;  jene  Art  der  Vei*tJieidi^iug  ward 

als  f'in  Missbraueh   der   Lehn^   von   den    Adinpliutls,  als  tin  Ver- 

SQcii,  de»  Kückfall   in  den  Papisnins  zu  bemänteln,   unter  4leni 

nwi  cifundenen  Namen  des  Adiaph'Tisnius  oder  der  A<liapbiiriste- 

"^^t  'iiT  bald  ?M  den  gehiiasigsten  .S<*hli;gw<trtcn   der  VtivUA  zählte, 

^«■keisiert   und   rerdniunit     Zu  diesen  HtreiHgkeiten  gesellten  sieh 

•«no  Tornelunlicl)    noch    die   majori siiseben    und   syncrgistischen, 

••"He  sich  um  die  Lehre  von  der  Rechtfertigung  um]  dem  fceien 

"illen  divhti'U.      Aurh    hier   staml    die    liui-särlisisrhe    Kin-lio    in 

e/ster  Reihe  unter  den  Angegriffenen.     Kndlirb  wurde  ebendieselbe 

""*  am   schwersten    betruffen,   als   tlie  Kifen-i'    znh'txt   am-h   den 

-^**''i(Imahliwtreit    auf  douLsehen    Buden    verpHaiizten.      Die    kur- 

PPP^^iseliH  Kirrhe  unlei-  Kiihrung  ihri>s  Hauptes  Melanehtltun  und 

^  ünnh  K^uiz  Deuts"iiland   verltreileter  Kreis  von  Sdiülern   iiiul 

■^""«iii^'ern  dieses  Mannes  liegten  vom  Abendmahl  Ansi*liauuttj;t'n, 

^'*-"lie  dun  ealvinisohen    wühl  in  .\'ehenl>estimmittij;i'ii  L'rilsii'lii<_"ili.'n 

»uwi,|^|jpj-pp^    aber    d*K'h    mit    denselben    auf    gleichem    Grunde 

'^**u    und    gonidu    in    den    mfistiimstrittenen    Piinkti'U    identisch 

"•"    eng  verwandt  waren.     Diesi'  enp''   Verwatidtsehurt  witnl  nun 

*^   viiu   Melamhthnn    und   seinem  ganzen   Kreis   nie   üffentliih 

**^*'Vannt;   man  hütete  sii^h    vielmehr  die  Anschauungen,  welche 

2 


20 


ZvoJtor  AlKoltnitt 


von      » 


woiohunfe^;  ebendieselbe  liielt  lanpe  Zeit  im  AbenJniahl^streit  euii 
nUii^  Dcutnile  .Stellung  ein.  Mit  denjeuif^n  Kiicbeu  zusainmea^| 
welche  iliror  bcsondcrn  Meinungen  halber  von  den  Orthodoxen 
befehdet  wurden,  bilden  diest!  eine  Art  von  Friedenspart(>i.  Wie 
auf  der  Seite  der  Orthodoxen  von  Flacius  und  seinen  (fenossenj 
so  ging  in  diesem  Kreis  die  Initiative  zu  Einigiin^'sversuelifn  von^ 
Gioer  Anzahl  Füi-ston  aus.  Dieselben  stellen,  untorsttitüt  va 
ilntr  T^HndestheoIope,  don  IVÜtensi<iiien  iler  Kniupfpnrt.'i  gep.^u-" 
über  di<'  FoniiMunp  auf,  dass  man  sich  mit  positiver  Uel»i'rein-j 
stimmunja;  in  der  Tjehre  bc^iuij^en,  vergangene  Irrungen  nnd  AI 
weiohungen  in  der  Lehi^  mit  iStillschweigen  übergehen,  ja  emi 
ausdriu^klieiie  Amnestie  fiir  sie  verkündigen  snlle.  Der  nament-' 
liehen  Venliiiiminng  irgend  weither  Uii'htunp;eu  widerst;'tÄen  sio 
sich;  sie  fordern  eino  Censnr  tlieulugiseher  Druekwhrifton,  um 
nnnilt;!es  Gezänk  zu  venneiihn:  endlieh  verlangen  sie  nicht  eine 
so  exclnsiv  stifuge  Ji'orinuliruMg  einz<'lner  strittigen  Artikel,  lui- 
mentlich  der  Abcndmahlslehre,  als  die  llacianiacdie  Partei.  Um 
don  wogenden  Streit  beizulegen,  treffen  sie  zu  wiederholten  Maieti 
auf  piTsiinlirben  /usammciikünttiMi  in  Hegleitnng  von  Thrologm 
paitieulari'  Vi*i>itiindigimgt'n  und  entwi-iffii  iil)er  itn*e  YrrtMiihaning 
Urkunden,  in  der  Hoffnung,  nnehmals  siinuntliehe  Cinifexsions- 
verwandtm  zum  Ansehluss  zu  be\vegi?n.  Aber  nbwolil  mau  nii- 
vergisst,  sich  zu  verwaiireu,  dass  mau  mit  sohhi'fi  Ejitst;h<'idmigen 
den  andoni  Kii-ehen  keineswegs  präjudicirt  haben  wolle,  lUlIt  doeh 
die  Gegenpartei  stets  mit  neuem  Kanipfgeschrei  Über  solche  Vcp^H 
stitndigurigcn  lirr,  als  seien  sie  nur  bestimmt,  die  Vergebungen^^ 
der  Interiniszeit  abzuleugnen,  das  Bestehen  verdi'rblieher  Ketze- 
reien zu  beniäJit^d»,  die  gcreehtfertigten  Riigi^n  zu  initerdrüeken,  i 
„dem  heiligen  Geist  das  Maul  zu  verbinden.^ 

Die  erste  Anregung  zu  diesen  Einigung« versuchen  ging  lange 
Zeit  fast  ganz  allein  von  Herzog  Christoph  von  Württemberg  aus, 
der,  selbst  gut  lutherisoh,  die  erbitterten  theologischen  Kämpfe 
doch  nur  aJs  Vellejitälcn  ebrgeizigiT  und  liiindflsiichtlgcr  Kiipfo 
bi'tnielitete.  Dii-  eifrigste  Uutoi-stützung  fand  er  ei-st  bei  Kui-fürst 
Friedrich  dem  /weiten  von  Pfalz,  dann  bei  dessen  Nacbfolgoi^B 
Otto  llöinrieh.  In  Gemeinschaft  mit  diesen  Beiden  suchte  er  seit^ 
dem  Jaln*e  1554  jede  der  Zusammenkünfte  zwischen  evangolise.jioaj 
und  katholistrlii'n  Ständen  oder  Theologen,  welche  die  Verhältnis 
derselben   regeln  sollton,  durch  eine  Vereinbaiiing  innerhalb   do^ 


Zwvitor  AljMhttItt 


21 


» 


protestantisclK'ii  Part»*!  vor/ubi'tt'iton.  Dn.s  Mittel  poütc  Aiifnii'^s 
eint*  VorstüiKÜpuiff  i1<t  Küi-ston  und  Obri^kfitni  sein.  IJiitnr  dtm 
Schwiorijskeitoii ,  wtlrlie  sich  einer  Coiiferoiiz  *k*iw»lbeM  entgo^'on- 
stellteii,  bt'pognet  man  cimTfW'its  wiodor  den  un^nraässipton  For- 
«leran^n  dor  tlat'ianisrhon  Tliwlo^jen,  wpIcIki  bei  den  Horzopt-n 
von  Sm'li.s<'ii-\Vi.'imÄi'  tibtT  dif-  Vorhvdiiijiiun^^en  der  /usunimon- 
kunft  7M  rntsolu'idrn  liatlrii,  aiidri'i'weits  einor  sehr  rvstTvirtm 
Haltung  Kursarbscns.  Kurfürst  August,  wir  crwähntftn  es  schon, 
fasbio  dio  Protwlion,  wok-lie  Hfinr  Vott^ni  den  llaoianiKchcn 
Schreiern  gewälirton,  aU  politische  Feindsi'li^'koit  aiif;  er  meinte, 
dttHs  06  ihnen  nicht  um  die  reine  Lehre,  sondern  eben  um  die 
Polomik  zu  thun  sei,  unri  hiith*  daher  keine  Hoffnung,  das  öffent- 
li<'|]»'  Ocsi'lirei  über  di-ii  AbfiUl  s<'im;r  Landoskirilie  iturcli  Etit- 
pt^'nkommen  und  ünterliandlun;;  zu  stillen,  musäte  vielmehr 
füix'htcn,  durch  solche  den  Oefjnern  nur  Stoff  für  neue  An^rriffe 
zu  geben.  Ö<hon  aiLS  diesem  Eirunde  zog  er  das  Todtsohweigen 
Yor;  er  sah  aber  auch  die  Ver>*mnilun|^'en  pn>teHtantir(cher  Fürsten 
aiid  Obrigki'it»'ii ,  welche  man  vorscldug,  nicht  gern:  er  fürchtete 
tHets,  sie  niiirhtoii  am  Kawcrhof  und  hfl  iIimi  katliolisctien  Ständen 
den  Veniaciil  ixilittridier  Conspiiiuionen  erlogen;  welclie  Gründe 
nb<»r  «T  hatte,  jede  MisHÜebigkeit  am  KaiKerliof  zu  meiden,  ist 
oben  sch<.in  ortirtert  worden.  Es  kam  ihm  sehr  zu  Statten,  dasa 
Melanchtiion  Um  in  diesen  Bedenklichkeiten  mit  seiner  Autorität 
iiiiU-irstÜtztc;  mit  den  Guta<-htcn  «Ifssi^lhen  trat  er  ^anz  besoutler« 
pjrn  den  Vorschlügen  seiner  fürstlichen   FnMimh'  cntgegtMi. 

Abi»r  auch  die  andern  Ftirstcn.  /..  B.  selbst  der  Ijandgnif 
von  Hessen,  den  wirspütereifrif^er  als  alle  Uebri^m  sehen,  wm^m 
Anfang  aeliwcr  in  Bewej;:ung  zu  setzen.  Die  Hwffnunirslosigkeit 
der  Verbuche,  die  Gefahr  des  Verdnclits  beim  Kaiserhof  wur<leu 
lianpbtächlich  angeführt,  um  den  Vüi"s("iili»gen  Christophs  und  Otto 
Heinrichs  uusxuweichen.  Die  allf^Mueine  deutsche  Ödiwerfällipkeit 
trug  da»  Iliri^  bei,  um  energisches  Handeln  /u  hindern. 

An  solchen  Widei-stäiiden  wheiterte  die  ^pJHnte  A'orbe- 
reitiuig  des  Regensburger  lieiclistages  durch  eine  Vereinbarung 
der  Pnttpstanten.*  Nim  hätten  Christoph  und  Otto  Heinrich  ge- 
wCin-Sidit,  wonig»teiiH  d»^  Wormscr  Culloquium,  das  auf  dem  Roichs- 


1?)  Kagler  II  ji.  0 — 13.    ,lneivn  On^mouion*^   (ib.  p.  6)  ist  jedenfoUä 
Terieaca  fär  ^locr  und  Curcmouion'*,  vgl.  8.ittler  IV  Botla^ii  p.  106. 


22 


Zweiter  Abschnitt 


tag  bfÄCÜlossou  worden,  so  vorzubereiten,  dass  der  Zwiespalt  des 
Protest« ntismuö  die  Partei  nicht  auf  dem  Colluquium  vor  den 
Katholiken  blüsstöllen  ktiiitie.  Da  diesmal  ein  zaliireielier  Convent 
ovaiigf'Uscher  Fürstou  zu  Franlifuil  aui  Main,  ursprUnpIit-li  zur 
SeliUohtuii^^  von  Handeln  zwischen  Hessen  und  Nas?>au  bej<tinimt, 
bequeme  Gelegoulieit  zur  ünten-edung  pib,  bü  kam  wenigstens 
eine  partioUo  Terstandipong  zu  Wego;  die  Füraten  braditen  Theo- 
logen mit;  auch  eine  Anzahl  prntestantif<cher  Gmien  fand  sich  mit 
geistlidier  Begleitung  ein;  man  entwarf  ein  eiiinuirliiges  Glaubenn- 
bekßuntiüss  und  sprach  sieli  für  einen  allgemeinen  WidTenstillHtand 
zwischen  den  protestantischen  Parteien  aus;  den  Katholiken  gegen- 
über, auf  dem  CoUoquium,  sollte  man  sieli  nicht  darauf  einlassen, 
über  das  Terhiiltniss  der  protestantischen  Kiix-lien  zu  den  „Setzten 
und  CoiTuptelen*  Rede  zu  stellen,  sundern  erklären:  man  sei  In 
den  wesentlichen  Dingen  durcliaiis  einig;  die  unwesentlichen  DifTe- 
renzen  aber  seien  ans  dem  Spiel  zu  lassen,  wo  es  sich  imi  die  Ver- 
theidignng  der  gemeinsamen  lielirft  gegenüber  der  riimiachen  Kirche 
handle;  auch  stehe  man  den  Katholiken  nur  im  Nanipn  der  reinen 
Lehre,  in  der  man  einig  sei,  gegonilbor,  niiht  zur  Apologir  der 
Verfälschungen,  an  denen  man  keinen  Thcil  habe.  Von  dieser 
Verständigung  scheint  Kureiichseu,  obwohl  es  durch  Gesandte  an 
der  Schlichtung  jener  hessisch-nassauisrhen  Stn»itigkeiten  Tlieil 
nahm,  sich  ausgeschlossi-n  zu  haben;  dii*  flacianische  Partei  aber 
wai'  nur  in  wenigen  Mitgliedern  veitreten;  eins  denselben,  der 
.Siiperintendent  Kicolaus  Gallus  von  Regensburg,  erhob  scliun  auf 
dem  Cunveiit  den  heftigsten  Protest  gegen  die  getroffne  Verein- 
barung; als  dieselbe  bekannt  wurde,  fielen  auch  Flacius,  der  eben 
Professor  in  Jena  geworden,  und  Andere  mit  lautem  Lärm  über 
sie  her.^     Herzog  Johann  Friedrich  von  Sachsen -Weimar  instruirte 


3)  S.  Hr|i|K'  1  p.  U2  ff.  Kuglcr  11  p.  4ö  ff.  umi  das  i3r.i-t  Citirt^.  Üaf« 
AugOBt  g^ijie  GesandU'ii  aii  d«m  Convent  uit-ht  Thell  uchraen  liesa,  wird  s^hr 
vahracheinlioh  durch  ein  So-hrpilK-n  dossoUien  an  Christoph  (Hg.  8.  d.;  wie  dw 
Inhalt  xfifjf,  tnrz  vor  dorn  Frankfur1i«r  Convent  fthfjcfes^t.)  Per  Kurfürst  orkl&rt 
uritiT  Eriiiiifriiiig  an  )iic  zwif*''lnii  Ulrich  Murdi-iwc»  und  RftlÜiiLsiir  Ki.sÜngtT 
geiiHogomüi  ViThfliiiiltitigi>n  (s.  Kunlor  W  p.  40  Note  80):  er  iM  nocli  iinnior 
dpf  Ansicht,  da.ss  ^-iiiü  Zusammenkunft  der  Kur-  und  -Fni*st4'n  wtätliiufüg  und 
Viedonklich  spj.  Er  würde  sich  gern  auf  dem  Tajjc  zu  Frankfurt  mit  Christoph 
porsonlioh  untßrrodoo,  wetm  ihn  uicht  ciuf  gewisse  ohhafte  Uiyai.'hc.  dio  or 
bereite  mitpethcUt,  am  Erscheinen  verhinderte.  Seiner  Annicht  Dach  sollten 
^zum  oin^Kng  dieser  dingt«"  (dfni  übrigcti  Inhalt  doK  Bnufs  nach  wohl  nioht 


Zweiter  Ali.scltniit 


23 


Dq>utiitcu  auf  das  CoUo(|uium,  unttT  kuiiicr  Bcdinmin^  mit 
ibrijc«'ii  proli-sitüüiischou  TliiH>lo>!;on  ^i'mciüsum  <k'n  K»tlioliki.'n 
■,'eßeuul>or  zu  treten,  es  sei  denn,  dass  man  zuvor  die  kotzcrisohnn 
Mfnnuujren  immf'ntlicli  verdammt  habe.  Der  Erfotj:;'  ist  Ix^kuiiut. 
Nm'Ii  wi.'uifr**n  .Sitzung:i'n  —  in  di-nin  sieb  iibrigeus  die  Uiiver- 
s>)hnlii:hkoit  drr  katholischen  und  «evangelischen  Meinungen  schon 
tat  G*'uüj^  dar^eüian  —  verlangten  die  kathoIL^hen  Collocutoren 
von  den  protestantisclien  die  uamliafte  ADgahe  dorjenigoii  Secte«, 
Kolcbe  sie  von  der  Gemeiaschaft  a«  der  augsbiugi sehen  Coufession 
Ku^^össon;  diOB  gab  den  Anlass  für  die  heiv.oglich  sächgischen 
Ütpütirlen^  mit  aUer  liestimmtlieit  auf  die  Condomnation  der 
Häffsioen  zu  diinpen;  da  die  andern  prutestautisehen  Oollocuturen 
sjcli  dfssen  weigertctn  und  die  Flacianor  vou  der  weitem  Theil- 
i^bmo  an  den  Verliaudlungen  ausschlosseu,  so  reisten  diese  unter 
Protist  ab,  reieliteii  aber  vorher  ein  besondres  Doeuniont  ihrer 
Mt_-iiiiiiigen  bei  fh*m  kathelisehm  iVäsidenten  des  Collyquiums  ein; 
so  wir  denn  der  Zn'i(>«palt  der  evangelLsehen  Kirchen  vor  den 
An^  der  Gegner  offieiell  aufgeih^ekt,  und  es  liess  sich  kaum 
Doch  otwas  dagegen  einwenden,  dass  diese  nun  das  Calloquium 
al»brachen  unter  der  Begründung:  sie  seien  beauftragt  mit  Beken- 
nera  der  angsburgischen  Confession  zu  disputiren,  liier  aber  sei 
lüi'ht  zu  ermitteln,  wer  derselbi-n  angfliere.  Melanehtbon  legte 
auf  Wungch  Herzug  Christoplis  und  Kurfürst  Ottheinrichs  den  pro- 
ti!8tuutist.-hen  Tlieologen,  welche  nach  der  Abreise  der  Klacian<?r  in 
^orras  geblieben,  eine  kurze  Schritt  über  einige  Hauptpunkte  der 
U'liro  zur  Unterzeichnung  vor,  um  wenigstens  für  eineu  engeren 
Krtis  t'in  Boeument  der  Einigkeit  zu  gewinnen.  Dii-selbe  wurde 
^  Ucbrigen  allgemein  gebilligt,  doch  nahmen  die  württember- 
jnsfhi'ii  Theologen  Anstoss  an  riner  polemisi-hcn  Ausführung  gegen 
''''H  Osiandrismus.  den  sie  nicht,  wie  Melanehthou,  als  eine  ge- 
^(■'iVhe  Ketzerei  betrachtoton.    Es  kam  daher  nicht  zur  Unter- 

,       *o    Frankfurter  Convent,  sondern  anf  den  B*>ginn  der  V^Tüanimlung  in 

1        oiTüM    y_u  |><iziehfn)  die  proti?staiiti&<-*hnn  roUocuton'ii  und  Adjunoten,  welche 

■j^F '^'■olloniümn  verordnet  worden,  sich  zuvor  verständigen,  wie  dif  Streiüg- 

P™^^  'iiüzagk'ifhen  rw'ü'ii,  und  thr  GutAchton  dtm  Auftraggebcra  niittheileo. 

■"8  rl,»^  Tag  au  Fnuikfurt  diesmal  nicht  zur  AuMFübrung  kummt  und  er  tmcb 

,       '*^llo«|uiuni  zu  WoraiH  Geli^frimhcit  tiinlnt,  Chri.st<ii(h  zu  sprechen,  will  or 

^^^  "öjt  ,iejn«elUMi  uiündlioh  naoh  Nothdurft  uiuorredou  und  ihm  vertrauÜch 

■*^feen,  warum  er  gi>g»-'ii  di»'  ^weitlrtuftigo'"  Zuiiammtmkiuift  Bedenken  begt. 


24 


Zwoitcr  Al'whnirt. 


zr-k-liiiunt;  diosor  iH'hfartiki'I,  rkh-h  wiirdtMi  {nr'S('Mn''ii  irn  foli^ciulfri 
Jahr,  auf  dorn  Fürst oik'uii^'P'ss  zu  Frankfurt,  wiiihT  lu'rviJixfsiu'hlL 
und  zur  OruadIa;,t"  oiner  partirulort'n  Verstau cliffimfr  t^t'niacIiL*  l| 
Werfen  wir  fiuon  Ul'nk  auf  lüo  |>»iiitisc]irMi  L'mstÄndo  zur 
Zi'it  <loh  Wormsor  ('ollnqniums.  Norh  in  dir-scn  Jaliron,  wio  vor 
tloin  sclinm]kal(lisi*li(*ri  Krk»g,  scliien  du*  Siclu'rlu'it  dor  Prntt'stun- 
ten  vornolimlicli  auf  der  Entzwoiung  der  kttt]iolist!]i('n(!rotwniiir'hte 
KU  boruliPü:  boi  jeder  Priodcnsaussidit  tanrlito  die  Bosui-^'niss  auf, 
class  nach  dorn  Frieden  Spanien  nic!i  mit  dorn  Kaisor  oder  Papnt 
oder  beiden,  ja  nelleit:ht  aucb  mit  Krankreieli  zur  Niederdrürkunfr 
dos  Protestantismus  in  ganz  Europa  vorbinden  würde,  und  otl 
niPfuten  dit*  di'Utsr}i('n  Proti 'stauten,  nach  dun  rnformirtcn  Unter- 
tliancn  der  katlioüsclir'n  Hprrsfln'r  wünlo  Drutsililund,  als  (lio 
Quelle  der  Rofcmnation,  das  näohste  Ziel  des  Anfrrifls  sein.*  Die 
einzige  katholisclie  Maobt,  von  der  man  zeitweise  Besseres  hoffte, 
war  Frankreich.  Man  konnte  sieh  schwer  vorstellen,  dass  ein 
Friede  die  Feindsiehaft  dioser  ilaeht  mit  Spanien  vfiliig  aufliebon 
würde,  und  fmf,'tc  sic;h  daher,  ob  Frankreieh  die  Kivundsehaft  der 
deutwben  l'rotestanti'n  ji'  als  wt'rtiil<»s  wftrwrrfun  k<>niH',  denn 
dieselbe  war  im  Fall  des  Kriej^es  für  Frankreiclj  uiientbohrlieh 
zur  Gewinnung  von  Truppen,  in  Friedenszeiten  aber  blieb,  wenn 
die  französisi'li-spaiusfht«  Rivalität  nicht  end;;ü!ti^'  begraben  war, 
Fraukreieh  mit  den  doutist-tien  Protostanten  das  Interesse  t^emeiu- 
sam^  der  Kestauration  des  spanisohon  Kintlusses  im  Reich  zu  weh- 
ren. Endlieh  br^nn  jetzt  die  Reformation  in  Fi-ankreioh  vorzu- 
dringen; wer  konnte  wissen,  ob  die  Re^'ieruntj;  der  populären 
Strümung  auf  dirj  Bauur  würde  widerstehen  können?  So  blieb 
denn  aueh  ffir  den  Fall  des  Friedens  einige  Hoffnung,  dass  Frank- 
reicli  zur  Untenlriiokung  des  deutseben  Protestantismus  niehl  mit- 
helfen, ja  vielleicht,  chiss  es  snelien  werde,  denselben  zu  stützen 
und  zu  hatten,  wie  in  den  Jahi-en  lööl  und  1552.  Freilieh  eine 
zweifelhafte  ITofTnung  angesichts  der  Strenge,  mit  der  König  Hein- 
rich   der   Zweite    die   Refurraatitm    im    eigenen   Tjijnde   verfolg^ 


.t&y 


•1)  ShHk  IIJ  BuL-li  LX.  Cap.  I.  Hopiw  I  p.  157—223.  Pregwrll  p.  6i^(i9. 
KugliT  11  |>.  52 — 65.  t'i'bcr  dio  zidctzt  erwähnb-n  Coiicordionnrtikel  im  Be- 
sondern  H«'|ipo  J  p.  ■»IH/U     Ktigler  II  ji.  7*i,  *■     I^nten  p.  3-1  IT.,  Anm,  26. 

5")  Heitnigr-  I  Noti?  3  uml  4  mit  dorn  zu^'r'hörigrMi  Tt'xt    Kt"'nflas.  uiiUt 
V,  uainontl.  Noto  K-Il,  i:W.     l'nton  Boil.  1,  I[,   V,  V],  IX.    Einli-itving  da 
Ab8cb.  T.  bitt  Aom.  16  und  das  dort  Citinc. 


Zwßitor  AbNclmitl 


S5 


Drrjpnifrf!  Purst,   wolrlipr   von   Allon   am   mpistmi   Zuvorsirht  auf 

Fraukreifh    seüsto,    war  Ljui'lfrraf   Philipp."     .Sfiii    ViTtmufii    war 

freilich    kein    »nlM^dinn^tcs:  er   behielt   «loch    ininipr   dio  Möplioh- 

Itoit   im    Ange,    dasB    König   Heinrich    don   Eifer,    mit    dem    er 

IUI*  Rfformntinn    im  eipni'n  Ijunie  vrrfolg^te,   cjinnal   m»f  Hie  Prfi- 

twtanU'ii    in   ninhTn    Xatiuneii    uusdefinen    mm-lite:    er    schwankte 

darum  zwisehen  Furelit  untl  Hoffnunp;  während  er  sieh  liartnäcki^ 

an  die  Aussicht  klammerte,  den  Könif,'  durch  politische  Gefällifj- 

keitpn  in   freuniUicher  Stimmunj:  für  den   deutschen  Protestantis- 

mu»  zu  erhalten,  wandelte  ihn  dt>eh  stets  llnnahe  an.  wenn  die 

fnnzftsisc-he  Politik   in  nahe  Berührung  mit  dor  päpstliclten   und 

»•panis^'hen    üiplaniatic    kam,    wie    es    In    rh'n    häufif^i'u    Krit'<lens- 

uiili.'rliandlunf,'en  K''s*'htÜL'     Was  er  aber  von  Frankreich   nur  in 

Zeiten  vorübergehender  PlntmLUhigunjf  fürchtete,  war  ilim  ein  fllr 

»llemal  siebor  von  Spanien.     lÜr  fasste   den  Künifr   Philipp  panx 

rirliü^'  »\s   den  Erben   der  Politik   si-ines  Vaters  auf;    diese   hatte 

wi  ihm  das  schlimmsU^  Andenken  hinterlassen;  die  ganze  schlej-hte 

^fimmg  aber,  welche  er  von  Karl  dem  Kdnften   und  de.ssen  Mi- 

^vtern  seit  dem  sdunalkaldischcu  Krieg  und  seiner  Gefan^cns<hafl 

IT^fcsst.  übertruj^'  er  iu  vollem  ilasa  auf  K«ni|!;  Philipp  und  dessen 

"o'itik,  die  zum  Theil  noch  von  donselbeu  Käthen  pleitet  wurde: 

ffTr^schsueht  und  KanatisnuLs,  verbiirden  mit  Pertidie,  waren  ihm 

**^*-'   Bauptcharakter/.lij^e   die-tcs   Systems,   das   /ii*l    <h"sselhen:    die 

^urflifiilining  der  (regcnn.-rurmatiun  in  der  g-an/cn  Welt  mit  Feuer 

""<4    &iiw(?rt« 

Es  ist  erklärlich,  dass  der  lAud^Taf  von  f^^ntssem  Banj^eti 
*''"fiffen  wurde,  obs  das  Un^'liick  der  franzüsiiM-hen  WulTcu  bei 
^  Quentio  im  Juli  dos  Jahres  1557  die  Möp^lichkeit  zeigte,  dass 
"^'ikreich  zum  Frieden  nach  Spaniens  Willen  ^ezwunjreu,  ja 
vieH^^,.|,(  (,jg  y,yjj,  oiiiiinarht  gedemiitliigt  wi-rden  könnti'.  ,,Wann 
nurv  **^  selirieb  er  an  Kurfürst  August,  als  er  die   erste   Nachricht 


U|  Dio  [mlitisulioii  JtL■^t^-)lU^getl  üo^  Litulgrareo,  wolchi.<  vud  der  Spe- 
'■''"^tioB  auf  Frankmchs  Wohlwollfii  für  dpii  dt'utttchcu  rroteHtantisrauM  ans- 
K"**«^»,  Irtlden  das  Uanptthcnta  der  ^Boitriige". 

7}  Unten  Anin.  ft,  10.     Abseh.  IV  In-i  Anni.   12. 

8)  Beiü-.  Note  Ü,  ÖO.  Komim«!  U  DT«,  all  ;i!Jii,7.  Unton  Üoil,  I,  H,  VI, 
*^I  ujmI  Badort>.  I>io  in  Alfecli.  IX  dargoslcllten  Bostreliungr-n  dos  Lond- 
^^'tan,  BiDo  |irotßHtaiitisr:ho  Df^fcnsivalliani:  zu  gränclci],  (jcruhcn  gaiix  vomt'lim- 
^^    Inf  der  Besoi^iÜHs  vor  einem  RcsUiuratioii.skriog  Spouiciuj. 


26 


Zweiter  AbBohnKt. 


von  dem  Eroijjniss  erhalten,  „ dieselhipcn  (Zeitungen)  wahr,  wie 
wir  soi^n,  will  walirlich  der  deutschen  Nation  wohl  aufeuschen 
gt'btihren,  und  von  Nüthen  sein,  dass  die  deutschen  Füreten  alle 
wohl  den  Rücken  bei  einander  thun,  und  sich  besser,  als  bisher 
gescheliea,  zusammenhalten,  dann  zu  vermuthen  und  zu  besor^n 
ist,  sollte  dpr  König  von  Frankreich  durch  König;  Philipseu  under- 
gedruckt  werden,  dass  alsdann  nit  lange  Jahr  dahin  gehen,  er 
würde  fjegen  DfUtscliliin<I  aucli  otwns  anfanj^en.  Darum  wollen 
E.  L.  dem  wohl  nachdenken,  dann  sollte  es  die  We^e  erreichen, 
wie  wir  doch  nicht  hoffen  wollen,  würde  es  E.  L.  sowohl  als  uns 
lunl  andere  Fürsten  und  Stände  der  deutschen  Nation  betreffen."* 
Die  Besorgnisse,  welche  hier  ausgesprochen  sind,  wurden  durch 
die  näclistfolgeuden  Nachrichten  gesteigert  und  vermehrt.  Der 
Clenis  in  Paris  hetzte  nach  der  Niederlage  das  Volk  gegen  die 
Hugenotten  auf,  als  die  Schuldigen,  welche  Gottes  Xom  über 
Frankreich  hereingezogen;  die  Rt'gierung  scidoss  sich  dem  Volk  und 
Olerus  an;  es  begann  eine  harte  Verfolgung,  welche  die  Hoffnun- 
gen der  deutschen  Pi-otestanteu  auf  Frankreichs  Politik  sehr  er- 
schüttern miissto.  Spanien  zwang  den  Papst  zum  Frieden  und 
bald  darauf  verbreitete  sich  die  Nachricht,  dass  V^enedig  und  der 
Papst  mit  allom  Eifer  zwischen  Frankreich  und  Spanien  zu  ver- 
milti'ln  suchteu.  Nun  stieg  drohend  die  Gefahr  auf,  dass  Frank- 
reich sich  beim  Fricdenssciduss  für  die  ttUgenieiue  Kcstaumtion 
des  Katholicismus  gewinnen  lassen  mi^^t}.  Auch  der  Lan<lgraf, 
trotz  seines  Vertrauens  zu  Frankreich,  konnte  sich  der  Bcsorgniss 
nicht  envehren;'"  doch  mochte  er  seine  Hoffnung  noch  nicht  auf- 
geben. Kr  hatte  bisher,  obwohl  ihm  ids  <ieutschcm  RiMchsfiii"ston 
die  Gelegenheit  nicht  fehlte,  in  dem  Kriege  zwischen  Frankreich 
und  Spanien  die  eine  oder  andere  Mactit  zu  begünstigen,  aus 
Besoi>;iü.ss  vor  Spanimi  und  seinem  AnJiang  sicli  ueutral  verhalten 
oder  doch  nicht  gewagt,  sich  öffentlich  der  Freund(4chaft  mit 
Franki-eich  zu  verdächtigen;  neuerdings  scldug  er  eine  andre  Po- 
litik ein.  Es  galt  ihm  Zweierlei:  Frankreich  durch  politiHehe 
Dienste  an  den  dent.schen  Protestantismus  zu  fesseln,  damit  es 
sich  nicht  von  den  Gegnern  deswelbiMi  gewinnen  lasse,  und  e«  zu. 
unteistlitzen ,  damit  es  seine  Selbstständigkeit  gegenüber  Spanien 
wahren  könne.     Er  begüixstigte  von  nun  an  nach  Möglichkeit   dio 


9)  CdenbauKOD  d.  21.  Aog.  1557.  ils. 

lU)  S.  Befl.  1  und  II.     Beitrflgo  Absch.  V,  Xoto  131,  132. 


I 


Zwoitor  Aliscbnitt 


27 


atttösischen  Werbungen  im  Rei(;h  und  bot  seinen  Einflitss  auf, 
andre  Fürsteii  zu  pleü'her  Haltung  zu  bistimni«*ti,  unp^aoJit*  t  dass 
Inliäuger  Spauit'im  uu<l  der  Kaisi-r  ihn  tiäufi^^  darum  üiterpolJiiien 
vtd  er  selbst  fürohtotc,  sich  einen  LIeborbll  etwa  rlureh  die 
?nunde  Spaniens,  die  katlioltsdien  Hor/o^e  von  Brnunschwoijj, 
m/uzielien.  Herzog  Hfiuricli  von  Üraunsrlivvf'ig-Wolfinibüttel, 
d(T  heftig  gegen  die  Duldung  der  franzoiüisolien  Werbungen  ogi- 
Ürtc,  uachniaU  aucli  der  Kaiser  Ferdinand,  marhten  geltend,  das« 
ilrr  König  von  Spanien  als  Hen-Hoher  der  Niederlande  ein  Stand 
'It-s  Keicha  sei,  und  dans  Werbungen  gegen  aolehe  ftuf  Ürund  der 
Oesptze  untertlrückt  werden  mUststen;  Landgraf  Pliilipp  wagto  es 
flpTU  Kaiiicr  gi.'gonuber  dio  UeieliH-standscIiaft  Hurgttnds  in  Abrede 
KU  Mi'llt'n.  Wenn  ew  Heinrieli  doni  Zwoiti^n  im  Jalir  löü8  gelang, 
«US  Deutwehland  ein  grosses  Siildnerheor  auf  den  KriegsBchau platz 
zu  bringen,  m  ist  die»  nicht  zum  kleinen  Theil  dem  Landgrafen 
z>i2H>clm;iben." 

In  der  jicit  der  Besorgnisse,-  welche  durch  die  Schlacht  von 
^t-  Quentin  und  die   folgenden    Erpignisse   hervorgorufen  wurden, 
M   nun   dan  Wormser  Collrt(|uiuiu   und    dii-   Spaltung   der    i)rote- 
*'aiitiüchf-'n  Tlieulogt-n  auf  druiselben.    Dies  Eiviguiss  bereiteto  nicht 
"Ur  (Ich  Katlioliken  eiuou  Triunipli,  iter  fiir  die  Protestanten  gajiz 
fta^.-'rti-aglich  war;  es  brai^hto  auch   die  Lt^tzteren   in  <ien  grösslen 
^^'aclitheil,  wo  es  sich   danini    liaudi'lte,   iln-e   Lehre  öffentlich  zu 
'^ortlit'idigen;  z.  Ü.  war  nun  dir*  Partei  ganz  ratltlos  gegenüber  der 
A-Usaicht^    *IasH    bxid    ein    ucumenisehes    Concil    eniffiiet    werden 
köiuile:  wie  sollte  man  fuin  noch  fitn  protestflnlit^ilun  S!andpunkt 
öftentlieh  bezeugen;  wio  konnte  man  liofleu,  einmütliig  seine  Ver- 
wahrungen gegen  das  katholische  Glaubensgericht  einzuJegen:  ei^ 
«cliicn    doch,    seitdem    die    RückHichtslosigkeit    der    flaeianiseheu 
Th^logio  sich  auf  so  unerhörte  Weise  manifestiit,   der  protestan- 
tJÄ'ht*  Olaubonszwii^t  hoffiuing-slosor  als  ju.     Weit  schlimmer  aber 
war,  daKS    durch    dies«   Lage?    auch    die    politisclie  Wehrkraft  des 
Protestant ism US  ernstli<'h  in  Fi-agr*  gestellt  und  die  Onindlagr'  des 
Bfliginnsfriedens  sehr  ei-seliüttcrt  wurde.     Lu  Kreis  der  orthodoxen 
Kaißpf]mrtei  scheint  man  die  Bedeutung  dieser  Lage  wenig  empfiin- 
'^  zo  haben;  hätte  man  doit  iiberhau[>t  Sinn  für  dieselbe  gehabt, 
tt  hätte  man   die  Hnrmäckigkcit  nut'  di-ni  Oülloquium   wohl   nie 

11)  Beitrag  Absch.  I— U. 


28 


Zweiter  Alischuitt 


icbcn.     Auf  der  nivleni 


Uooh   war   die  Wiikui 


soweit 

meine  Bestüizuu^^  und   Erschütterung.      JJooh    war   die   Wu'tuoj^ 

sehr  verschieden.  ^| 

Bei  den  Füi-sten  p^riff  im  Allgomeiiien  ein  erhöhter  Eift'r 
fiir  ilie  Eimui^fsverhaudlun^eu  l*lHt7..  VnrneimiUeh  widmete  sirh 
von  dieser  Zeit  an  auch  Land^riaf  Philipp  von  Hessen  den  Frie- 
den sbestrebuup;en  mit  voller  Theilnahme.  An  den  Einiffunpiver- 
sucluen  Cliristoplis  und  Otto  lleinrii'hs  vor  tk-m  Worraser  Collo- 
quium  hatte  er  tnir  einen  besi'lnänktcn  und  zuriiL'kliaIten<lei)  An- 
theil  genommen.  Seit  dem  Eintritt  der  grossen  Spaltting  auf  dem 
Reliponsgespräcli  sehliesst  er  Hieli  den  Bcstrebnnp^i  Christojdis 
völlig  an;  bald  versuclit  er  sojrar  die  Initiative  zu  cr^eifen,  und 
wir  sehen  ihn  an  Kiilinheit  der  Entwürfe  und  Behairlichkeit  alle 
Andern  übertreffen.  Sicher  eine  auffallende  Wandlmip,  weim  man 
betrachtet,  wie  Andero  aus  demselben  Ereigniss  Motive  zu  ganz 
entgcgen^oset/tem  Verhaiten  srhrtpften. 

Melanehthori  war  noch  auf  dem  Colloquium  bereit  tpewesen, 
den  Flaciaiiern  weit^iiendo  Concessionen  zu  mnrhen,  um  Frieden 
herzustellen;    der   Einspruch   seiner   theolo;]ri sehen   Freunde    hatte 
dies  veriiindert;^''  seitdem  man  nun  aber  den  Klnciani^inius  in  sei- 
ner f^&azm  Sehrüfflu'it  kemion   ^lernt,   g-laubte    Melanchthon    ^4| 
und,  wie  es  scheint,  heri-schte  diese  Stiramun^f  in  der  ^ranzen  kui"- 
sächsischen  Kiiiho  —  ir^nd  welches  Ent^e^frenkomraen  von  jener 
Seite   nicht  mehr  hoffen    zu   können.     Nun   hätte   mau   nur  nncJi 
durch  vollkommncs   Naclifz^'hen  versuchen   können,  zur  Eintracht 
'Ml  konmu'n.     Dann   hüttcn    die  Kursachsen   dunh    die   BilJiirung 
mancher   cxciusiven   Lelirtbrincln    und    die  Vi'rdainmun^'  anderer 
Riclitun^n  einerseits  solche  Meinungen  andrer  Kiivhen  verworfenv 
die  sie  doch  nicht  geradezu  verketzern  nmclitcn,  andrerseits  eignem 
An.schauungeii  verleugnet  und  das  Bckenntniss  abjErelegt,  dass  sics» 
zur   Zeit  df.s   Interims   und  seither  vielfach   die   reim*  Lehiv   vcr — 
fiilscht;  durch  all'  dies  aber  horttc  man  nicht  einmal  Frieden   zl». 
erkaufen;   man  setzte  auf  jener  Seite   unlautere  Motive:   ireistlich«? 
Herrschsuclit    und    namentlich    pei-sünliche    Feindschaften,   vorau** 
und  musste  daher  fürchten,    diitch   vollkommnes  Nachgeben    di« 
Gegner  nur  zu  neuen  Insiniuitionen  straflicher  Ketzerei  und   hart- 
näckiger FortHOtzung  ihres   Kampfs  zu  ermuthignn.     Es  kam   zu 


12)  Hoppo  I  j>.  lirj  ff. 


Zwaitur  Absohnitt. 


29 


idlpdfTn,  ilass  tlon  Kursaclist^n   dio  Vertbcidipunp:  oblafr  und  dnss 
■HB  sifh  iltiboi  iiu^isf'rlich  wenifjsU'ns  ontsoluorlcii  im  NaciitJioil  bo- 
Bden,  weil   sio  wonifjor  don  Woftlaut  der  Symbol«'  von   hist-n- 
riÄ'licr  Autorität  für  suh   Iialtcn;  bpsondors  den  Katholikr'n.   ilie 
(ihn*'di<^  g:('ii«'i^  waren,  ilcn    Flutitun'rn   t'iii  relatives  Rtclit   vor 
Alli'n.  dii-  nklit  so  streng'  lutiicnsi-'li  wan-n,  eiiizuräunn'n,  niuss- 
wn  MC  iii  iliivr  Vcrthcidi^'unfr  loicht  »U  Abtrünnig  von  deT  ar- 
KprüQsrlii'lit^-n  prf'tt'stan tischen  Li'hr«',  als  tlcD'n  Symbol  fVw  Aiiffu- 
stüm  vüm  Jahr  1530  jjalt,  fTsi-hoin^ri.     Solltrn  sio  sit-h  Kolbst  und 
ill«'  li»*irntT  d*'s  KhK'iaiiisimis  sofchi^r  Abtritnni^k(*it  zfilini.   ohof 
'lÄRir  Kriodt'n  t^rhoÖVm   zu  dürfon    UBd  so  für  alle,  welche  iiiolit 
di*-  ttAi'jnnisi'hi^i)    Fnriiioln    »arbbcton    und    auf  din    flacianisihcn 
Gmtk'mnutioiu'ii  «cliivöreu   wolltt-'n.    den   Huf   vuu   rHclit^i^Iiiubifji'n 
Bekenuom  dor  A.  C.  und  damit  den  Schutz  des  Rcliponisfriodens 
prelsgi-bfu?     Melam-hthon  wenigstens  hielt  di<^  partii-uliin-n  Krfol^e» 
(lif  man  durch  weitere  Anstren^nnif,'  nnrh  f^i-winiieii  knniiti*,  dic- 
w$  Ct'hels  nirlit  für  werili,   oder  er  hatte   nieht   den    Mutli,  das- 
selbe hin/unohmon;    wurde   doch   peradM   seine  Kirehe   stets  am 
''('hvi-ctstf'n    vun   derselben    betrofien.     Seit   deiu  Wormser'   Colla- 
<iuiuia  blieb  er  bis  an  si'ia  L«'bensende  (tcfroer  aller  Unterhanil- 
Ißngcn,  welcher  Art  auch  sie  sein  mochten.     Nicht  nur  syno<lale 
ß'-hfin-chunfcen   mit  deu   pt'frn<'riselii'n  Theulop^tm,   auch  Uouventc 
^•T  Fiirstf;n  und  (')bri^keiteti   widerneth   er:   liiitfen   an   denselben 
•liwJi   auch    die    niiiiiMlox    lutlieriselieu    Obriffki-iteu    tlieilnebnien 
Tisw:'!»;  endlicb  waren  Uim   selbst  die  separateu  Vereinbaninf^n 
filpichpesinntcr  zuwider,  soweit  sie  narbtiiifjlieh  auch  die  ^Uiders- 
'"lin.'ndcn  heranzichn  oder  überhaupt  an  die  Ucifcntlichkeit  tn-ten 
wlHen:  alle  Schritte  solclior  Art  widcrrieth  er  mit  AcniE^stlichbeit, 
*fil  aus  ilinen   nur  ärgerer  Lärm,  als  vorher  ^wi-son,   hervor- 
K*hon  könne. 

Audi  KurTiirst  August  war,  wie  wir  naciizuweison  hoffen, 
^Vk}\  du»  Wormser  Collnriuiura  keineswegs  UDigostiiunit  worden, 
nnd  wenn  er  ja  einen  Au;renblirk  halb  und  halb  dem  Di*üitf:on 
•"•"ipr  fürstlichen  Freunde  nachgab,  su  eigiifte  er  sich  aUdanu 
''TO  »0  entKchiedener  den  Standpunkt  seiner  Theologen  an.  Ver- 
^'ki'^W'n  wir  es  noch,  die  liercH-htigung  dieser  Politik  und  die 
•l^r  L'uidusbestn^bungen  anr-inaiider  zu  niessen:  nur  dies  sei  gleich 
b^tTh:  wenn  Landgnif  IMiitJpp  seit  ilem  Worins^n-  Cun<M|uiuni 
Bii'h  als  Jen  eifi-igsten  Mitarbeiter  an  allen  Einungs versuchen  zeigt, 


30 


Zweiter  Abschmti 


80  wird  dabei  von  vornliprein  das  rcUf^iÖse  Motiv  durch  ein  pöli- 
ti«;hes  mass^ohend  crgiinzt:  rs  {^It  ihm.  dtMi  deutsolien  Proto-  i 
stantismus  ^Hgonüber  den  WuflVii  d)\s  KatJuilicismus  zu  sirhPrtlH 
Das  CoIio(]iiiuni  zu  Worms  hatte  den  doutsdipn  Protestjintisnius 
presihwäfht  und  seine  Position  innerhitlb  dos  Reii-hi^  ors^-hüttort, 
gleichwie  die  Folf^u  dfr  Schlacht  von  St  Quentin  und  die  Unter- 
handlungen der  katholiaehen  Mä<'hto  ihn  von  tiusaenher  m  ^iShr- 
den  tlnihteii;  in  phMrhrr  W»risi'  eiifc^prii-ht  ilio  Wt-ndung  de.s  Liind- 
jQ^afeu  zur  Politik  dt'r  Vemiittluiif^  zwisciicn  tlen  Richt«nfft*n  des 
deutschen  Protchtautisinus  jener  \V(Mnlun^  zur  ParU'inahiiie  für 
Frankreifh,  die  wir  oben  borllhrt<?n:  wie  diese  Besti-ebunpen  den 
Gefahr^^n  von  au>;uiirt.';  vorbeugen  sollen,  «>  soll  die  Herstellunp; 
der  n'ligiiisen  Kiiitnicht  im  deutschen  Protcstantinmu»  denselben 
in  seiner  reclitlichen  Strllung  pc^eiiüber  dem  deutschen  Katho- 
licismus  rchabiiitiren,  niunentlicli  aber  ]iülitisch  kräftigen,  damit 
die  Feinde  die  Lust  zum  Angriff  verlüren  oder,  wenn  sie  doch 
angreifen  wollton,  eine  ebenbürtig  Macht  ßinden.  Es  ist  im, 
Gnmde  die  Politik  des  Jahi-es  1529.  ^M 

Kurz  naclt  Eintritt  rlcr  Spaltung  zu  WiirniK   sehen   wir  den 
Land;,'i-afen  zum  ej-sten   Male  nach  hui;r''n  Jahren   aus   eigner  Be- 
wej^nitw  der  Ginif^uu^  das  Wort  reden.     Er  wünscht  ein   „CoiMH 
sistjiriuni   ader  Kirchengesprüch*'   zwischen  prtitestan tischen  llieo- 
iogen  und  hofft,  dass.  wenn  die  Kanipfiiartei  sich  weij^ern  sollte, 
mit  den  «niiern  Frieden  zu  soliliessen,  eine  ener^'ische  Erklärung 
der  üobereinstimnuuig  (lureli  Diejenigen,  wehrhe  sich  verständigen 
könnten,    den    Widerstand     hreclieu    wünle.^^      Kiii-fiirst    August, 
dem  er  diese  Uedankon  vortrug,  meinte,  mau  dürfe  von  der  Aus- 
fülmmg  wenig  Erfolg  hoffen;  die  Stimmung  sei,  namentlich   in 
den  nicdersächsischcn  Städten,  allzusehr  gegen  die  Vereinbarung- 
Den  eigentlichen  (irund  dieser  Bedenken  werden  wir  darin  »uchem_ 
müssen,  dass  der  Kuifüi*st  verzwi^ifp]t<',   dir  Emcstiner  gewinnet»- 
zu  können   und   nicht  Lu.st  hatte,  den   nnvei'siJhnlichen  Oegnerr"»- 
Stoff  zu  neuen  Angiiffen  zu  liefern.'* 


I 


13)  Bmlsgn  I. 

14)  AuHrüLrIicher:  Von  vinlcii  Leuten,  naniontHrh  von  Jm  säuhsiKC'h<«SE 
Städt<'ri,  int  Ver^leidiuiij;  iii<;Iit  zu  hyffun;  die  ThtMflüneu  der  Herrcu,  wt*lot»o 
ir^r  IjAml^raf  geimiint ,  sind  ohn^dicR  einig;  Ki>llt'.Mi  sie  aWr  auch  »iiio  solcb^ 
Resolution  ta.*^}tcu,  wie  d(>r  lAnd^nf wünschto,  und  hellten  dcritolbon  uucts- 
noch  Weitoro  boitreten,  no  würd^^n  dio  üebrigeti  darnm  doch  nie  h.  ^ 


^wehL']-  Abschnitt. 


31 


Inzwischen   hatte  Her/.n^'  (.'hristopli,  wiedeniin   in  Üelwreiii- 

stimmnng  mit  Otto  H*iiiiricli,  Ansraitfu  gftroffen,  um  die  V^erein- 

bartuig  auf  einem  andern  Wc^v  berbeizufüliixn.    Schon  der  von(j:e 

Conveut  zu  Frankfurt  hatte  eine  allgemeine  Synode  der  deutschen 

Protestanten  in  Aui^sieht  genununcn:  Christoph  und  Ottit  lleiurieli 

nahoion  diesen  (iedunicen   auf  und   urbeiteteii   wiihriMid  dt«  Cullo- 

(|iiiains  /.u  Wi>rnis  lebhaft  dafür;   zugleich  wurde  aber  weiter  füi- 

mi:   persönliche   Zusaiumenkuuft    der   Fürsten    und    Obrigkeiten 

agitirt;   wie   es   scheint,   war   von   vornherein   die  Absiebt,   doss 

liieselhe   zur  Vorbereitung   der  »Synode    dienen   solle;   nach    dem 

Ausgang    des   Religiunsgespräehs    tritt    dieser   Gedanke    liestinunt 

liotvor,  denn  Heiv.n^  Cbristoph,  der  in  Allem   die  Leitung  hiilte, 

«ntnahin   aus   der   Spaltung   der  Evangelischon   zu   Worms,   dass 

(•ine  Synode  der  Theologen  keinen  besseren  AuifigaDg  haben  würde, 

winn  nicht   Fürsten    imd  Obrigkeiten    zuvor  ins  Eii»veivtiindniss 

triton.'- 

Er  ersuchte  nun  zuerst,  wie  es  scheiut,  den  Lim<igrafon 
um  seine  KinstJnimung;  dontelbe  nahm  den  Vorsrhlag  bereitwillig 
«uf  i;nd  wandle  «ich  snfoil  an  Kuifüi-wt  AugusI,  um  Cliristitplis 
Ucdudien  eifrig  zu  empft-hlen,  indem  er  danmf  hinwies,  wie  go- 


iiiiterUR«(>ii,  Bie  stiscugreifoti.  rKndlich  ittt  dw  r<illor]uimn  zu  Worum 
»Hl  wt-ht  ßjin«  aufgelöst,  sontlom  dio  rntlsctzung  l>nnilit  nur  auf  d.M'  Kcjut- 
Intton  ititt  KaiiM-MS.  di>r  ps  nlflit  so  leicht  Jtorfi'-hon  lassen  wird;  es  ist  lianuii 
^  <Jitiw  KeMiIiitiuo  zu  orwailvn;  will  übrigeiis  der  Sache  weitor  nnchdenkuu. 
SAnauigcn  dou  7.  Nov.  IIs.)  I)i*r  fres|X'rrto  Sabs  Int  am  chamctiTististilisloii: 
"ÜP  Rrfolp^o,  welflii'  inao  n'M:h  »Tzit'Ii'n  kanti,  erkliirt  «Icr  Kurfürst  dr.s  Tlt'bL'U 
*■'  ''trt.^'«wtztOü  r<tli'niik  iiiL-lit  für  wt-rlh.  In  ili.'sor  HiriBicIit  alior  fitn.'iili>(u 
*'f  MtiTall«  si'iue  VcUom  weit  mtdir  nls  die  sAchsiK-Iioii  Stü<ttt', 

I5J  Knglnr  M  \u  71—76  iimi  <las  dort  critirte.  Viitwi  p.  33,  Anm.  20.  Dr& 
"•knibcn  all  Melnnrbthon  vom  1.  I)f'('(,'inljt;r  ist  jorloufalls  nlit^esohintt  wonli'n 
*'|l- Kuclvr  II  p.  7G  Noti'  i:i).  deuii  Christuyh  schiiktc  ilass»'!!«'  (StutlgaH  iIüij 
•II'  IWiiibor)  ou  lliilipp  mit  der  Angabt« ,  kd  hnbo  or  ad  M.  gcsebhi^lnMi.  Hh. 
~  h  di-ii  Ix'jdi'U  Sclin?ib«.*n  au  MelaachÜiou  vom  20.  und  Hl.  IJecembpr  wini 
*"  MfinaiiR  ftus};iiiii»nn'ht'ii,  da«s,  wonti  ilio  Obri^l:c'it>*D  nicht  persöolicli  zu- 
'"■MornkättKni ,  sond^-rn  nur  Itathc  um)  Tli''*iIojj;eu  «ii  Häuf  whicktoü.  Diehts 
'nnihthari«  au8gi.'n<;ht*'t,  stind'Tn  da.*^  L'fU'l  und  die  Vetwimiu;^  imr  grösser 
ifl^'wilil  wt<rdfii  würdo.  (Ha).  —  AI»  rrharaetcriKtiHeb  fiir  den  Hflrzog  ist  zu 
'•'"hlei).  t\tts*  di'iselbo  die  VonttlLDdiiL'ung  mit  don  answililigßii  Kiichori  mAi 
**o*  um  difse  Ztui  uur  als  i-ii«'  B«'kehruuK  diTsrlhi-n  „von  ibroii  Irrthümmii" 
"  «Iwikij«  Vfmtsg.     Vgl.  AI)Sl:^]lnitt  VI.  Anm.  H 


32 


Zweiter  Abschnitt. 


fnhrvoil  die  Ljige  der  aiiswürtifrcn  Ptilitik  und  dio  Spaltung  unter 
den  l^rotfstimk'n  sei.  .^Waiin  di(?  auprsbtirgischon  oonfos&ioDS- 
vorwandten  Füi-stcn  und  Stände  zusamnM^n  kämen,"  schrieb  er 
dazu,  ,,%vii-d  es  sonder  Zweifel  üluie  Fniclil  nicht  iibgehen,  und 
zu  vielen  Dingen  nutz  soin;  si»  auch  der  Widerthoil  solches  sehen 
wird,  duss  sie  hei  einander  stehen,  werden  sie  m»  liederlich  nichts 
anfahen,  als  wenn  sie  ein  getrennt  Ding  sehen.^^^^ 

Als  Heraog  Chnstoph  )ler  Ztistiniinimg:  des  Fjinilgrjifen  ge- 
sichert war,  wandtp  er  sich  weiter  an  August  vun  Sachsen  und 
bat  Melanchthon  und  don  I^and^raten.  bei  dem  Kurti'uiiiten  Für- 
Kpracho  cinzulogon.^'  Melanchthon  rieth  darauf  Herzog  Christoph 
ontscliieden  davon  ah,  mit  den  ficgnem  auf  Synoden  zu  verhan- 
deln oder  anoli  nur  einen  weitei-en  Kreis  von  Fiirstcn  und  Obrig- 
keiten zur  Bcspi'eclmng  beranzuziehiMi:  alles,  was  er  ilim  glaubte 
erapfehien  zu  können,  war.  er  möge  sich  mit  seinen  Nachbarn, 
ölwa  <Ien  p1ulzis**hen  Fürsten  und  dem  Landgrafen  zu  einer  ,,zioni- 
liehen  (ileichlieit"  vorein  igen.  *^  unter  den  Kirchen  dieser  Herm 
lieri-sohte  freilich  ohnedies  kein  Streit. 

Landgraf  Pliilipp  war  auf  Herzog  Christ4)]>hs  Äfnlmung  so- 
gleich Itcrcit,  sich  weiter  hei  Kiirfiirst  August  zu  verwenden. 
Dieser  nun  hatte  inzwischen  schon  seine  Betheiligung  an  einer 
pei-sönlichen  Beralhung,  doch  nur  im  engereu  Ki-eise.  zugesagt''* 
Es  war  damals  hei*oits  der  Kuiiüi-stentag  zu  Frankfurt  anberaiunt. 
welcher  die  Kaiserkrone  uut  das  Jlaupt  König  Ferdinands  ültor- 
tragon    sulUe.     Da   auf   domselbon   ohnedies   die   prote^tanrischtm 


laSI 


1(T)  BeiIngo  n.    Scliou  tun  22.  Not.  tlifUtt-  Fliilip|i  ChriKtopLi  mit,  da 
er  diu  Zusaiiinirtikiiiift  ilt'i'  t'üntti'ii  und  Stund"  für  iiützli<!li  und  nothwcudi^ 
tialt4>.  w'w  Hiili  nuH  iltni  in  voiiger  Anin.  citirten  Sclin-ibon  vom  CSI.  ]ii>(><>mU 
crgii'bt 

17)  llc|)|»p  I  p.  2ÜT,  2ft.S.  Kugler  II  \>.  7.'>,  70.  An  dpn  l^ndpraTe-Äd 
sdiickto  Cliiistoph  tu  ilcr  Attgid'igenhoit  don  Finlii^rm  ITaus  X^ngn&d  vun  Sottr^ -^ 
eok;  B.  dessen  Beg!nublniiO|L!  vom  2S.  riecomlter  I.Vi7  bei  Nfudocker  T  p.  W^Ti 
NücTi  i'iucni  St-hn-ibcn  Pliinpiis  an  Cbristopb  vom  1.').  .Innuar  1558  rnmch."*:* 
IToguad  d'-n  fj-iudgrafon  in  Chnstophs  Namfu.  diu  ZiisammcnkuDft  dor  nug^«.V>t. 
i.lonfoJwiflDBVcrwniidttiu  bei  Kunrnnlisoü  r.n  bt'fr.jilern.  (HioniaiOi  Kugler  p.  *^0 
Nott^  IH  KU  vorlKiJiscni.)  I)res(<]1xj  Hitln  i>nthü]t  nuclt  ncH^Ii  drut  Srlm-iU-n  vc»A^ 
31.  Doc-oinbor  ftuä  Stiittgarl,  in  widcbcni  üt-s  Herxogs  Srhi-oibcn  an  AlelnucbtlKOol 
Liiiii  Kf.  Aug.  üboi-sandt  M'OTdon.     Hs. 

18)  Kuglei  11  (».  70,  77. 
10)  Beilage  IIL 


Znrilitcr  AWtchntti 

Kiirfürttt«n  ^usamineii treffen  mussten,  bntte  Christoph  geiHblBcht,  dose 

August  sich  /.u  Krankfurt   mit  dem  BraiKk'nhur^cr  iinil  Kii!*pralzor 

üb^r  die   Benifun^   eiuer  aligeiutMutn   Couferutiz   der  Frtrsteu 

und  .Stände  uugsbuixischer  Confessioii  vei-ständige.^"'     August  pro- 

ponirte  min^  dass  ausser  den  weltlichen  Kurfürsten  auch  Christoph 

und  der  liandigraf  sich  zur  Berathiing  einfinden  sollten;  das  Thema 

derst^ltK'n  al)ei*  suilte  kein  anderes  sein  als:   wie  unttT  denjenigen 

pnMestantisrlieD  Kirchen,  deren  Theologen   nach  dem  Abzug  der 

KlfteiniHT  zu  Worms  ciiimütliig  hei  einander  gebliehen  uan-n,  eine 

Vvillstjindige  Vereinhariiiig  über  die  stiitti^en  Lehmrtikel    getroffen 

wt>nlen  kiinnte.*'     Es  war  demnach  offenbar  nicht  des  Kurfüi-steu 

Absidit,  auf  die  Pläne  Cliiistoplis  im  vollen  Umfang  einzugehen: 

Tjplmehr  beschränkte  er   dieselben   auf  ein    naheliegendes,   leicht 

wreiolibares  Ziel:   s«'li»n  zu   Worms   war  man  ja  dicht  dtiran  ge- 

feeen,  und  der  (Jrund  des  MissÜngens  hatte  mcht  einmal  in  einer 

winlifferenz  ge!e;.Tn.     Das  Fortlassen  einiger  polemischen  Aeusse- 

foo^u    auü   jener   Schrift,    die    Melanehtbon    den    gleichgesinnten 

Theologen  zu  Worms  vorgelegt,  konnte  genügen,  um  ilu*  in  diesem 

engem  Kreis   von   Kirchen  allgemeine  Billigung  zu  verschaffen** 

und  wie  es  scheint,  war  es  von  vornherein  des  Kuifüi-sten  Absicht, 

**o«*T)  diese  .Sclirit't  zur  Grundlage  des  üebereinkonimens  zu  niuchen.-' 

^Uokt  man  in  die  spätere  iCeit  und  beobachtet,   wie  krompffinft 

•vurfrirst  August  nach  dem  Fninkfurter  Tag  sicli  an  rlie  piirtlciilnre 

*  «l'n-'iubarung,  die  daselbst  zu  Stande  gekommen,  festklammeite,  so 

Wtuin  kiuim  zweif'ellnift  sein,  um  was  es  sich  für  ihn  bei  diesem  Vor- 

m'lunen  handelt»':  er  wollte  für  seine  vielgeschmähte  und  angefein- 

'^•^1'  KiR'he  einf'H   Kückludt   an   einem  bes<^lininkt<'n  Kreis  iindif*r 

Kinhcn  i;ewinnen,  deren  Einstimmung  leicht  zu  erwerben  war,  um 

nicht  dereinst  mit  seiner  Landostheologie  gäüxlich  isolirt  und  scbutz- 

h>sil«iiÄn;rriffen  des  Klaeianisnius gegenüber  zu  stehen;  nn  eine  allge- 

nieia^  Ausdehnung  dieser  Vcreinbaning  hat  er  danuils  wohl  nicht 

K^Hclit,  geschweiRe  denn  an  eine  Synode,  wie  sie  Christophs  letztes 

Zid  war;  idlem  Vermuthen  nach  hat  ihn  eret  der  Ablauf  des  Cou- 

Teols  einen  Schritt  über  jenes  beschränkte  Progi-amm  liinaus  gefülirt 


Xi)  In  den  liei  Kii;;li>r  II  p-  TH  Noif  ]H  i,itirteii  Hi.'hreihcn  an  Melanch- 
"*D  ujiii  An-nu**  vom  '-*().  iiml  22.  Dorctulier  1557,  Eratcnis  doutvt  an,  liass 
»na  (C|üi..r  zur  synodalen  Vtirbaudlutig  ühi'rgtihen  sollto.    IIa. 

21}  Roilage  II L    Xeudockor  ITikk.  p.  809  f. 

22)  S.  ,ibi'«  i>.  23/4. 


34 


Zweitor  kht 


Difj  Zusammenkunft  sohloss  sich  eliroct  an  den  Franlcfnrtr*r 
Kurfüi'stontag  aii.^-^  Man  hattr  ttussnr  d'-n  Fün>t'»ii,  uiIcIk*  Auj^itst 
genannt,  imi-h  Mark^^raf  KjiiI  vom  Ba<ien-I)urlai'h,  l'falzj[jraf  WoU- 
gang  von  Zwc'ibrückeu  und  Pfalzß:raf  FriHlridi  von  Siramfirn,  dt-n 
nacIimiUi^iMi  Kurfüistcn,  iiw  Vci-stäiiilniss  ^rzo^fii.  l\Ti><iiilioli 
wohnten  nobon  den  drei  weltliciu'M  Kurtüivti'n  nur  Cliristopli, 
Wol%aug  und  Karl  bei.  Friedricit  und  PInlipp,  mit  denen  niiui 
sfhriftlicli  verkehrte,  sotilosseu  sich  nachmals  dem  ^trotfenen 
üi^bereinköuimeu  nii.  Der  Landgraf  wurde  tlamtils,  scheint  es, 
dureh  sdni'  auswiirtJp.'  Politik,  siine  (iischaiU'  mit  französischen 
(iesandten,  im  Ijmdc  fi^tijflialten,  oder  wirrte  dasselbe  nirht  zu 
verlassen,  woil  it  si**h  vor  den  Freunden  Spaniens  ni<'lit  sicher 
füliltc;=*  er  irrklärte  aber  im  Voraus,  dass  i-r  dir  lic^hlüsse  der 
Fürsten  annehmen  vcerde,  allt*rd!np*  iu  der  Meinung,  wie  Herzog 
Christophs  Absicht  auch  war,  daas  zu  Frankfurt  voifi-st  nur  eine 
gWisBerr  /.iisnmnn'nkunft  zum  Absihluss  einer  dngmntisohen  Vei^J 
ständiguug  veruliredet  werden  solle.^"        .  ^| 

Bas  Resultat  der  HerntJumgen   nun  wurde  in  t^inem  Actum 
niedergt'h'gt,   wek-he«   die   ubcngeminnten   Füi-sten   Kiimnitlicli    un- 
terzeichneten,   dem    /.weiten    frank  für  tischen   ßece^H,    gewolmlich 
schlechthin  der  „frankfurtiRohe  Recess'*,  oder  „frankfurtische  Ab- 
schied"   genannt.-*'      Nach    Herzog    Christophs   Wünst:hen    hätte, 
wie  man   weiss,   jmf  riieser  engen  Zu&jinimeukuuft  ein  grösserer 
Convent  der  Filrsten   und  Stünrle,  oder  eine  Syno*le   beschlossen 
werden  müssen;  der  Kei-ess  lilugegmi  erklärte  gleich  zu   Anfang, 
dass  niiUi  auf  eine  umfassendere   Vi^-samnilung  verzielite:  nn  di**- 
som  Uesi'hluss  wird  die  Stimme  Kurfürst  Augusts,  dem  ein   neuo& 
Ontacliten  Melant-hthons  vull  der  eindringlichsten  Warnungen  zut~ 
Seite  stand,'-'  grossen  Antheil  geliabt  iiahpii.     Im  weitem  Verlauf 
fies  Kecosses  bezeugten  die  Füi-sten,  um  den  Vorwürfen  der  Fln — 
cianer  und   Katholiken  xu  b<'gcgnen,   mit   aller  Feierlichkeit,   das^s 
flio  trouo  Anhänger  der  augsburgischen  Confession  seien  und  bleL— 
ben  wollten;  sie  legten,  um  diese  ihre  Bekenntnisstn^ue  desto  klaw^r* 

23)  S.  für  di«  fJo8«'hiL-hte  (ti^redtien  Hepi«  1  ]..  268  —  277.    Kuglor  XX! 
p.  78  —  84. 

24)  BoitrJg«  Note  38  nm  Endo ;  ibid.  Bei!,  n ;  ibid.  AWh.  III  mo  ÄJifmig- 

25)  S.  BeiL  IV. 

2«)  (Jp'lruokt  Lünijflll  !►.  44  fr.;  Sattler  IV  Hoiliigon  ji.  129ff.  und  Öftere 
zuletzt  unter  Vt-rj-leicliung  uK'hrortT  Texte  im  ftoqi.  rof,  IX  p.  489  fr.  cf.  Anm.  30— 
27)  Corp.  ref.  IX  p.  4ti2  ff. 


Ziroitor  Aliscfanitt. 

«lannittian,  oinf  Erklärung  über  vier  vicliimötrittono  Hiiuplpiniliti' 

d'T  belir»-'  i*U.  viTpflichtctt'n  sich  allcrsoik  Sor^'c  zu  tr»j;ou.  ilass 

in  ihrvn  Ldiiflnri  dir  A.  L\   und  dit'i**'r  iliror  Erklärung  ^Iciclifitr- 

mig  f^plf'hrt  wünlo,  und  Inwcldosst^o  zur  Bi'tM'liw'u'htifjun^  des  dof(- 

mnti»it-lii_'u  Kumpft'H  für  iliro  Lamdo  cino  Cwwur  dor  tlu'oloji^isriH'M 

Dnickstliriftcii  nn<l  Uutenirückuu^'  allorScIiniälibürlMT;  sio  vriwidir- 

U'ii  sirli  dago^nMi ,  ilusä  sio  durch    ihn-  tVliiubfn^fTklurnii^  uiirJiTU 

Kirchon  der  fni#rsburgisrhen  Confeßsion   biittcn   vur^nifcn   wollon, 

uimI  i'rbüU'n    rieh,   dii^^t^-lbi*  auf  W'rlanjr'.'n    /ii    rwhtfirtigou    und 

wtiter  zu  erläuU-m.     Am    Kndc  abrr   wurdr   bcstininit,  da^a   der 

AljM'hiMl  allen   amb'rn  Kürsteu  und  .Stünden   der   nugsbiir^sclirn 

bjponfesHiuD   mit  der  Aufforderung  zum  Bt>itritt  zugeHaudt   werden 

■^ollc.    Dem  ward  daiui  unverzüpiich  nacliiresetzr.^*     Derjenige,  au 

•IfÄPH   Kinwilliguitg   am    meisten    gelegen    war,   Herzog  Johann 

Frirtlrich  von  Saehsen-Weimar,  wiirde  dureh  eine  feierliche  Ge- 

swulbiliaft  um  seine  Utitii^chrift  ersuebl.     Dii-ses  Vorp-hm  über- 

«•hriil,  wenn  wir  uns  uieht   irren,   die   ursprüogliehen  Alisiehten 

J«  Kurliinitten  August;  wir  wei-den  es  abt  einen  ConipromisR  zwi- 

wiiL'n  der  voreicbdgen  Zurückhaltung  der  kursächsischen  Politik 

uiitl  (Jon  weitergehenden   Planen  Christophs   zu  sehen   haben.   -— 

I^iitlirraf  Philipp  iiatte  jedenfalls   ni<:!ht  erwartet,  datö  man   äohon 

2«  Krankfurt  die  dogmatischen   Fragen  entscheiden   würde;  doch 

traf  (!(.(-  Frankfurter  Recess,  wie  or  ausgefallen  war,  vOUig  seinen 

•■^iiin:  IT  berifjf  eine  Syniide  von  Superintendenten    und   Predigern 

nach  Ziegenhiüi)  und  übei-sjunlte  der-selben  den  Reoess  mit  gtimes- 

WftBm  Befehl,  ihn  anzunehmen   und   in  alten  hessischen   Kirchen 

äuö  gemäss  zu  leben.'" 

Der  Erfolg  des  Recess«*  war  ganz  der  namlic-he,  um  dessen 
'ilhj  Melanchtlioii  die  Synode  an  ängstlich  widerrathon  liatt«:  or 
'TTögte  einen    Sturm    von    üppositiun       Die    Ulaubetuierklärung, 


«1  8.  für  Oaa  NÄ.-h«tf.>Ij;i.ii.U-  Il-ppv  1  p.  277-289.  Ru^Iit  U  (i.  88-1(1. 
''*'gw  U  7-1  0.  Di«  Erklilmu)?  Juhanu  KriydricbM  aiif  deu  Fraiikfu.rt**r  Kooew* 
*••  Hi*|ijH'  I  in  (i<'ii  B«'il»fli'n  |i.  HH  ff.,  Tfjl.  I*n»g«T  l.  c.  y.  77,  ei-»lo  Notu. 

2^))  lostfiK'tioii  flu-  Hurkli.'it'ill  von  Tram,  (irr  lui  dw  8u|>('nuti>udL*iiU*D 
•""i  I*rtilicautt«ii  XU  lüi.'jifuh.'iiti  aI>R«'oninvt  wiiil.  rasm-l  h.  d.  Hu.  Drr  Rut<! 
™  'Ifn  Yt'r»ammi'U<'r)  iiti  Nami'D  di-.s  I-ajidgraft-a  zit  >Tkliinjn  ,tlfw  uns  bcmcito 
■.Tfl^iejimjg  ggiijj  ^„n  [j„(ieit._^  wiiHttn  aiiuh  tlariu,  wann  wir  g|i>icb  Ktor« 
^  M>h<«,  kein  vorrudcnuig  xunmohon;  darumb  tttnndu  au  ate  unsur  ^trdi^ 
^P>nn  ...»  otc 


36 


z»«wr 


nnit 


wolche  man  der  Schrift  einverleibt,  stammte  ^nsstentheils  wurt^ 
lieh  aus  jenen  Artikeln,  welche  Melanchthon  am  Eiidn  des  Wnrm- 
ser  Colloquiiinis  den  glei<hp;esinnten  Theologen  y.wv  IJnterzeichniinfi 
vor^'le^.  Zu  Womis  hatte  es  nur  an  einer  polemischen  Aus- 
fühninp  f^'^'U  den  Osianflrisniiis  ^lei^en.  ilass  difwe  Ailiknl  nicht 
allgemein  unterzeichnet  wurden:  nunmehr  hatte  man  aus  di'iusel- 
ben,  i-echt  um  ein  Manifest  frieilfeilij^er  (iesinnunfi;eii  zu  schaffen, 
alle  polemischen  Aenssenuitren  ^*pen  andre  Jlichtnngen  des  Pm- 
testiintismus  foitgnstriclien  unrl  nur  die  pusitivi-  I^f-lire  stellen  f;o- 
lassen:  wa«  man  einschfib,  wnr  im  j^elben  IJcist  j^elitüten.-^"  In 
dieser  Gestalt  imn  waivn  die  Aitikel  zwar  sehr  geei^Tiet  zur 
wdennen  Bekraftisrnng  der  Eini;;keit  zwischen  di-n  i^K-ichJehrenden 
Kirchen,  aber  durchaus  nicht  an^than,  die  Schule  des  Flaciiis 
und  die  Orthodoxen  in  Nif^erdeutacJdand  zu  gewinnen.  Sie  sahen 
nicht  nur  von  den  Condemnationen  ab,  welche  Jene  forderten,  sie 
stellten  sich  auch  auf  den  adiaphorisHschen  Standpunkt  der  kur- 
siichsiselien  Kirehe,  foriniilirtoii  die  Tji'lire  vnm  Abendmahl  so, 
dass  die  calvinischen  Aiisclmuunfifeii  nicht  dii^ect  ausj^tsehlossen 
wurden,  kui?.,  sif  waren  jjanz  und  gar  ein  Document  der  nielunch- 
thonischen  Thcolugie.  fjC'^'en  welche  die  Ortliodosen  im  Kampf 
lagen.  Dieser  Vereinbamuf?  mui  versagten  ein  guter  Tlieil  der 
niederdeutschen  und  einige  obenleutsche  Stände,  zum  Theil  unter 
heftiger  Kritik,  ihiv  Einstimmung;  Herzog  Johann  l'Viedrjch 
suchte,  noch  hi-vor  er  die  li(>tsiOmfir  der  Rec*?t«füi-sltn  beantwor- 
tete, die  Hauptglieder  der  Opposititm  in  NiedersachRen  in  Mngd^fl 
bürg  zu  versanmielu ,  xim  eine  Gegen ei-klürung  auf  den  frankfur — 
tischen  Hecess  ins  Leben  zu  rufen;  der  Plan  scheitei-tc.  weil  uichK: 
alle  Oesinnungsgenosson  den  Muth  Johann  {''rieilrichs  besassen  ^ 
die  Antwort  al)er,  welche  derselbe  Einh'  .luni  des  Jahn«  58  dovs 
Reoesafürsten  zugchen  liess,  zeigte  die  Luge  der  Dingo  in  liofiE-- 
nongsloserem  Uelite,  als  sie  je  gewesen.'^ 

Herzog  Chiistopb  und  Otto  Heinrich  verfolgten  den  Weg  d&v 
Vermittlung  weiter;  Landgraf  Philipp  schloss  sich  ilmen  an;  ja-, 
bahl  wnr  er  es,  dessen  Pläne  und  H*tft*nnngon  die  aller  Ändert"» 
au   Umfiuig    und    Zuvei-sicht   tibertraten;   am    kursächsischen    Htfcj! 


30)  Vgl.  den  Frankfurter  Bcctss  mit  Ctirp.  rof.  IX  Nu.  ß425  (ji.  403  fF-l 

31)  Salig  ni  p.  368  — 374,  |..  383  ff..  H91  ff.     Hr-pp.^  I   p.  -J??  — 21 
Pwger  p.  74  — 77.    Kuglor  11  p.  88- Hl. 


2f^ 


Zweiter  AbHrhnitt 


37 


itte  ilio  letzte  Eriaiiniiix  'kr  Klinimt'  MoIhiioIiIIioiis  den 
Sieg  vcisclmffi;  so  lan^'o  dieser  leltti-,   verlifss  August  niclu  mehr 
den   Onmdstttz    vorfiel itif!;ster   ZurücitliHllung;    wies    Molanclithon 
wieder  und   wieder  auf  die  iinl>euti;:saDie  Schroffheit  der  ilaeimü- 
Ächen  Tlieolu^'e!!  hin,  so  hattu  August  jegliches  Vertj^uea  äu  deren 
fürstlichem    Beschützer   verlon-n.      Vielleieht    hoflte    er   ihn    noch 
dureli  Isoliriin^  nacli^iebj^  au  stimmen;  das  hulbe  Ent^n<gt'ii kom- 
men, welches  er   nianehmul   nuch   den   vonuittcludeu  Fürsren   he- 
ajigte,    erweckt   hantig  den   Eindruck,   hIs   sei   es   nur   bestimmt 
gtwewa,  den  Vurwiuf  der  Sclmld  am  Furtbestohen  der  SpaltuJiff 
?.y  vermeirlen,  damit  er  niniit  stibst  isolirt  werde,  die  Zusammen- 
kunft»! und  Vorlnindiun;y:on  mit  den  tie^nern   td»T  zu  verliindern. 
Jeiiinfidif  bop  er  unbwlin^  solchen  Verbund lunpen  aus,  bei  denen 
J^nu  Friedrich  und  die  ^leiebpjsinnteii  Stande  uder  deren  Theu- 
litftn   in    p^SsöeriT   Anzahl    ersch*'inen    und    zu  Worte    kommen 
koimlen.     Denn  da  er  einmal   durcli    den   frankfurtischen   Kecess 
'•inen  Rttckhalt  an  einer  Anzahl  evangeiiselier  Fürston  und  Stande 
gewonnen,  scheute  er  Nichts  mehr,  als  den  fknlanken,  dass  man 
*i«i  ilet^ess  den  liegnern  zu  liebe  wieder  aufgellen  und  etwa  Con- 
Cösionen  macheu  miige,  welche  er  seiner  Ijandeskirche  nicht  zu- 
tnutben  könne,  sodass  er  die  kaum  gewonnene  Anlehnung'  wieder 
vtrliin.'   und   seine  Kii*clte  der  Verketzerun;;    ohne  Vertheidigung 
pivi^'egeben  wünle;  von  diesen  tiesichtspunkton  aus  ist  sein  t;au- 
^  Verhalten  in  den  nächsten  Jahren  zu  erklüren. 

Herzojj  Christoph  hatte  seit  dem  Misserfolg  des  frankfur- 
ti*li(si  R»x*esses  den  (Jednnken  einer  pmtestantiscfien  Synode  talleu 
Iwsen  oder  aulgescbaben :  auch  die  Städte  Hess  er.  wie  es  scheint, 
i'wläiiüg  aus  seinen  Flauen  fort,  vermutldicli,  weil  ihrer  viele  den 
''wil-ftirtischen  Rt.'cess  zurückgewiesen  und  weil  in  ihnen  die 
^ititlichbät  selir  massgebend  war;  dageg<'U  lU'beitete  er  fort  fili" 
*^|pn  Fürstenoonvent  in  solcher  Äusdehnuug,  wie  ihn  Kurfürst 
Ä";iii3t  in  seiner  jetzigen  Stimmung  noch  weniger  als  zuvor  be- 
willigen konnte.  Doch  meinte  er  denselben  erst  im  Kreis  der 
»'•■''•ssfursten  vorljereiteu  zu  müssen.  Er  benutzte  dazu  vonjrst 
^  Hochzeit  des  Markgrafen  Karl  von  Baden,  welehe  Ajifang 
^"vcmber  des  Jalirts  .^8  eine  Anzahl  <k'i-selbeu  pei-sonllch  zu 
nurzlifjim  zusammenfühi-ou  sollte.  Er  verstiindigte  sich  mit  Ktir- 
itirst  Üttheinritdi,  dem  Pfalzgrafen  Friedrich  von  Simmern  xind 
"olfpang  von  Zweibrücken,  dass  man  politische  Käthe  und  Theo- 


38 


Zmtar  Abscluiitl. 


logen  auf  Hie  ZnsÄmmonknnft  niitbrin^n  solle,  um  weitere  Sehnt 
xiir  Aiibiihiuins   tniiLT   Vrrbtändifpin);   zu    berathen,  und  forderte 
(i)iraiir  Phili])p   von  Hessen   und  Augtist  von  Sachsen  nuf,  llüthc 
nnd  Thofiiuj;en  zur  Mitwirkung?  zu  entsenden.     Philipp  snlltr  den 
Plan  bei  August  von  Sinli.sitn   bi^fürwDrten,   dieser  wiederum   den 
Kurfürston   vua   Bmudenbtii-g:   nur  Theilnaliine  aufTnnU'rh.**     Der 
Landfj^raf  erfüllte   Obristephs  lie^-ebren  sofort:"«  zur  Antwurt  ve^|j| 
heliite  Aii^aist  ihm  nicht,  flasw  er  keim'Hi'i  Krfnlp;  linffe;  im  Uobri- 
^^n  firklärtc  er  sirh  zwar    -  woli!  nur  zum  S('liein  —  boreit,  thejl- 
zunebmen,"  seliickto  aber  dot-h  neino  RAtbc  und  Theologen  nieht 
ab.  sondera  verständigte  sieb  nur  mit  tlcm  KurffirstiMi  von  Hrao^ 
deubui-g  über  ein  gemeinsaniea  Outacbteu,  welche.s  ulsdaun  de»  zS^ 
l*forzheini  vei-sammelten  ftlrsten  zuj^eseinlet  wai-d.     Dasselbe  zeigt 
deutlich,  was  die  beiden  Fairsten  von  der  Zusammenkunft  lurch- 
tetei)  und  verhindern  wtditcn:   der  Kern  der   <rjinzen   Schrift    war. 


:J2)  Christ,  iiri  Phil.  Stultfi.  d.  28.  Atig.  iXtS.  Us.  —  Am  s.^lbou  Titgo 
schrieb  Christoph  an  Aup.  v.  S.:  Kurfürst  Otto  Ui-inrich,  dir  Ptalzgrafoii  Frit?d^ 
ricli  viiid  AVoUgaiig,  Markgraf  Karl  und  ir,  Ilerxofj  Chiistoph,  wilrdcu  auch 
künftig  KU  Prurzheim  ln-isanimea  sciu;  er  achtp  für  gat.  daßt*  die  Kurfürst 
vou  BraiuK'ntiurf^  und  Sa'-hs'E'n,  sowie  d(>r  I^idgraf  von  Hi<KKfii  [loütiHcbc 
KüÜit»  iitid  Tlifolog"'!!  djiliiu  öHridr*toii ,  um  tioljpri  deueii  der  vfr&ainitii'Uou  Für* 
steo  lu  ln-ratheu,  wa.s  auf  Jobanu  Friod^ch^  Autwort  auf  den  frajikfurtischrn 
Hk^ss  weiter  vorsuaelim^a  »ei.  —  So  oach  df  r  lnhaltMingulx>  in  dorn  Antn.  35 
citirteu  hmndpiilmnrisch-särhsigr>hpn  Gf-sanimtsühreififiii.     Diu  Kürstt-n,  welclie 

demiuif;li  in  l'foi/.hciiii  i^rsiiiilich  tuiWPM-nd  odt-r  vortretPu  soin  soUteo.  wareii . 

getiDU  dieselben,  welche  untercinaiidf^r  den  zw*'it<'Q  frank  fürt  i  neben  Kecvws  ah — 
jKCsuhlossoii  biitten.  Die  Atigiibo  \:<-\  Sidig  IJI  p.  411.  Ht>|<pe  I  p.  2EX)  uni^M 
KugltT  II  p.  92,  dass  Fürsten  luid  fürstÜcUf  Theologen  aus  vielen  uder  fw*-^ 
allfn  Tbeücn  Doutj*c!UandH  in  l*forzboiin  zusauimongckommen  seien,  mag  sie 
auf  d«n  J5ri('r  Melaiichthona  au  Hardenl)erg  cori».  rcf.  TX  p.  61."»  stützen,  de 
dotih  vi'rmtithli':li  nur  auf  da&  KiuIntluiigss'^hrtiiK'i]  Jlerzng  Cbrigtnplis  surüc 
goht.  Anssuidem  redet  die  InsTrurtJtm  ljiriii|;paf  Philippe  fiir  «eine  (■(«sandti*"-»-.; 
(Noudecker  I  p.  173)  voq  kurfüretlicrhen,  fiirsthcbi'n  und  stiindisohnn  fi^=^ 
sandten,  nebea  denE^o  die  h(.>sstächeD  verhandeln  sollen;  doch  scdicint  dorLan«:^ 
gnif  dtf!  Anwi^senheit  anderer  StiüKUi-  al^  dor  Gvei-säfürsten  nur  als  M«jglii:bk^»it 
bi>rück sichtigt  zu  haben,  ^reU  er  den  I'ntfang  der  Kinliiduiigeci  ujehf  gea^mu 
kannte;  wiircn  nceh  anden^  Stünde  als  jene  aufgefordert  worden,  so  bättß  dxis 
württembergische  C)inladang&.selireibeD  ao  Baehsvn  (a.  ob«zi}  dies  gen-iss  an^e- 
gebeo. 

33)  Phil.  IUI  Aug.  Zjipfenburg  d.  4.  S*-pt  8.  Beil.  VIJJ. 

34)  Aug.  nn  I'hil.  Moritzl.urg  d.  IH.  Sopt  s.  Beil.  X.     Arn  boHk'D  Taife" 
sohrieb  Mc'lani'btboii  bereits  an  Hardenberg:  „uoätii  neminem  iiiittuiit.*     Con>- 
nt  EX  p.  Ö15. 


Zwfntnr  Alieuhnitt. 


39 


iIäi*  nicht  il'io  Reik'  diivon  w-in  Hilrfi',  ir^fond  otwjia  um  fi'aiibfur- 
tiacht'D  Rfot^«8  zu  audoro  (xfor  nachzui^'bon ,  sondom  mir  —  ob- 
wohl Morftt'i  weni^  Aussicht  auf  (ielingi^'n  sei  —  wie  man  Joliann 
Vrio(irich  und  die  Aniiftng;or  dor  flacianisnhcn  Richtung  zum  Nach- 
Kt'hi'D  und  zur  Annnlimo  dos  Kix'OSiM's  bringe.     Alif  \'t'rhttndiurip>D 
mit  (lor  andern   Partei   wollton  sie*  am   Liebsten    auf  den   brvor- 
t^chenden  Keiclistaf^  verschoben  Hohon,  denn  doit  habe  man  Oele- 
m>nhfit   in    Ällo,    die   den    frankfurtij^L'heQ   Abs«jhied    nuih    nicht 
angonümnien,  zu  ilringen,  dass  «ie  ihr<j  Weigerung  fahren  Hessen. 
^Hi-litOD  die  l'^ürsten  ein  Anderes,  so  woUtea  sie  auch  an  einer 
"^•^■miali^'cn  G*>inndtsrliaft  theiinchmon,  die  Jidiann  Kriedrirh  auf- 
••'nleru  möge,  sich  anzuschhes.sen,  dwih  vensprächen  tde  sich  kel- 
'JM)  Erfolg  davon.     Wollten  Jene  noch   vor   dem   Keiclistaf?   mit 
•^'•bann  Friwirirh  in  amierer  Weise  verhandeln,  so  schlössen  sie 
"'f'h  uuch  nicht  aus;  dodi  bitten  sie  in  diesem  Fall  um  vurheri^e 
'"»ttlipüimg  des  Dang,  um  sich  nachher  weiter  mit  Jenen  zu  ver- 
^'«^icheu;  d.  fa.  um  im  gt^benen  Fall  auch  ablehnen  zu  können. 
**e  «  dann  auch  wirklich  j^f-schah, 

Zu  di4»ser  Schrift  fügten  die  Fürsten  die  KntKchuldi^img, 
"**S8  nie  der  Weite  des  Wegs  und  der  Nühe  des  Tennins  halber 
'^*i_'  Rätho  und  Th(H)logen  nicht  mehr,  wie  «e  pffwiinsoht,  abfer- 
^J^en   können,  und  Hessen  sie  nach  Pforzlieijn  abgehen.*'' 

Der   Weg,   welchen    die   beiden   Fürsten    lievnrzugten ,    war 
^'iiüitig  gewählt,  um  diejenigen  Mitglieder  der  Gegenpartei,  welche 
*«m   keinen  Preis  eu  gewinnen  waivn,  zu  isoliren  und  den  Uebei^ 
^an^  neuer  Streiter  in  das  jen8*itige  Lnger  möglichst  zu  hindern: 
in   iliesom  Vnrsi.lilng  ist  benüts  das  Verfalm-n  vnrgezeichnet,  wel- 
ches Kurfürst  August  späterhin,  zur  Zeit  des  Keichstages,  befolgte. 
Tjindgraf  Philipp   insiruirte   seine   Gesandten   auf  die  l^orz- 
twjimer  Versammlung,  ialls  dort  die  Gegenpartei  vertreten  sei,  die 
Condeuiuationcn  abzulehnen  und  den  frankftirtiscben  Recess  gegen 
ihre  Angrifl'e  zu  vertiieidigen ;  im  Uebrigen  sollten  sie  alle  Mittel 
»ufwcndcn.  welche  zur  Herstellung  der  £inigki;it  dienen  konnten, 
und  ilmen  christlich,  gtittnelig  nnd  nützlich  erschienen,  besonders 
*ber   Sanftnuith    und    Mässigung    beobachten.'"     Obgleich    es   die 

SS)  Angast  imd  Joacbim  an  Otto  Hniorich,  die  Pfalzifmren  Fnmlrich 
od  WolfpiDt!.  Hurxo^  OliriaU"|th  uad  MarVuraf  Karl  von  Badt-n  „aambt  uud 
•Wiicrv'*.  T^rmncrttag  nach  L-imin-rti  (d.  22.  S-i»!.).    H». 

36)  Neudwlier  1  p.  173.  (vom  2».  Se^.) 


40 


Zweiter  A>)8chiutt 


Instruction  nicht  luisspritrht,  ist  doch  anzunchmon,  dass  es  Tjind- 
^nif  Philipps  Ahsiihl  iiiclit  war,  jrdi».  auHi  nur  foriuclk*  Aendc- 
ruiijL,'  dos  frankfurtisfiion  Rocessos  zu  liiudeni;  die  Botrachtung 
soiner  allgemeinen  Anstliauungen  über  den  religiösen  Streit  umi 
die  Haltung,  welche  er  kurz  Dach  jener  Zeit  auf  dem  UoichsUig 
beobachtete,  machen  dies  unw»h]*scli  ein  lieh.-" 

Die  siichsisch-brnndenbnrgische  Zuschrift  kam  nicht  recht- 
zeitig zu  Prurzhelm  uru  doch  erhielt  Christtiph  noch  einen  frü- 
heren Brief  Augusts,  der  die  Betheihgung  des  Kurfürsten  von 
der  Einwilligung  Brandenburgs  abliiingig  machte  und  gleicfafaUs 
anrieth,  die  Benithungen  auf  den  Ueichstag  zu  verlegen.^**  Die 
Verhandlungen  zu  Flurzheim  unterblieljen  daher  und  Christoph 
schrieb  aueh  dem  Tjandgnd'en  wünler  ab.  iJie  hessischen  Ciesimdten 
waren  aber  bereits  abgefertigt,  bevor  die  Absage  eiatmf:  Heraog 
Christnph  empfing  ßie  allein  und  beauftragte  sie,  jiunmehr  beim 
Landgnifen  atizuhalten,  dass  dci*aclbe  einen  „allgemeinen  Ci>nven- 
tua"  noch  vor  dem  Reichstag  beim  Kurt'Üi*steu  August  betreibe. 
Er  selbst  wollte  dies  hei  Andern  thun.  Die  Kurfürsten  und 
Pursten  srdlteu  daselbst  versuchen.  Jnhaitji  Friedrich  von  seiner 
Hiiltung,  die  vielleicht  nur  auf  den  EintUiss  einiger  Riithe  und 
Tiieologen  zurüekxuführen  sei,  abzubringen.  Augusts  Vorschlag, 
erst  auf  dem  Reichstag  zu  berathen,  erschien  ihm  bedenklich, 
weil  das  Aufti-eteu  der  Protestantin  aul  dem  Riüchstag  unbedingt 
gemeinsame  Vorvei-ständigung  erfonlei-e.  Es  bestand  damals  die 
Absiebt,  noch  vor  dem  Reichstag  einen  Kurfiü'stentag  zu  halten; 
tler  Herzng  rieth,  den  evangelischen  Ccmvent  mit  fliesem  zu  ver- 
binden.-''^ 

Die  Vorbereitungen  für  die  neue  Conferonz  übernahm  Kur- 
fürst Otto  Heinrifh.  Bei-stdbe  sandte  fast  unmittelbar  nach  denv 
Pierxheimer  Tag  seinen  \<n\]\  Christoph  Ijaudschad  von  Xeckar — 
steinaefi  zum  Lanrlgraten  und  Kurfi'u"st  August,  um  ihnen  da^ 
neue  Project  voi-zulegen.  Philipp  erklärte  sich  sofort  bereit  zns* 
Theilnahme  und  befürwortete  das  Untcrnelimcn  eifrigst  beim  Kur— 


37)  S.  uottT  IV. 

3B)  Aug.  an  Chr.  Dresiloii  A.  1%  Sopt  U».  (Beilage  tu  Aug.  an  PliiU 
d.  18.  S«'pt-.  8.  Beil.  X.) 

3Ü)  Hi'ljitiuii  dtT  besüischdi  AbgeoitlriPtüii  Criini  iiii«l  Pi!>tt>niis,  Pfpr»— 
htiiin  (i.  (i.  (M.    Brii-Kent  Zc-itsrhrift  für  Kirabt'iigotJuhiL-hte  Bd.  V  p.  335  ff.  ^M 


Zweitor  AtAchctrl. 


n 


fiir&tenf^^!^TK%sk'hN'ii    iJ<'r   Fürsten ,    w^'k-hc   s« "Itiioigfstiilt    die 
EiaigrunjT  lK'triflK*n.  «urm  ubor  zu  voj-scIiitiK-u  luii  «itMion  Auguste; 
diese  Differenz  uiai'bte  AJIes  wieder  scheitern.     Für  Jent-  liandolte 
vs  sütH  xunat^hst  dfirum,  ein  Einverstündniss  der  ProteBtanteu  auf 
dem   heranualiendeu   Reichstag  zu  erzitlcu,   welclies  die  Spaltung 
ini  evun^Trlisctieu  Lager  nnschüdlich  machten.    Chriätopli  hatte  Niich- 
riciit,  dass  dem  Kaiser  aus  den  siidisisrli-wfiiuarisclien  Liindeu  — 
mal)  wusste  niilit,  ob  von  Johaun  Friedrich  selbst,  vom  Hufitdor 
Von   den  'nioolop.^ii     —    der  frankfurlischc'  Recess  sanimt  Joiiaun 
Friedrichs  Äiitwurt  auf  deitselben  zugesandt  worden  war;  er  hatte 
iliftjc  Acten  in  einigen  hundert  Copieo  durch  seine  Erblande,  be- 
sonders  die   protestantisch   gesinnten   Theile,    verbreitet ,    um   die 
Z^rwlirfinisse  der  Protestautoo  zur  Kcnntniss  zu  bringen  und  iiffent- 
Vdi  gettuäsert:  ausser  den  jungen  Herzogen   von  Sachsen   hingen 
nur  iKM'h  st*hr  wenig  prutt'stantijM.'lie  Stiindc  tU-r  A.  C.  an."    Nun 
nmsit*.*  man  erwarten,  dass  auf  dem  nächstou  Reichstag  die  Ver- 
ölfi'iitlicbuug  der  Acten  des  WorniBor  Colloquiums  gefordert  wurde, 
wik'hf  V'liufs   der  Fublication    auf  einem   Reichstag   unter   Vei^ 
Sihln5&  aul'bcwahit   wui'deu,   und  dass  man   im   Anschluss  daran 
^on  ii*'U  proli'^tautischen   Standr-n    Erkliuiingon    über  ihc  Vci'liÜh- 
iiiss  zur  augsburgischen  ConfessioJi  verlangen  würde.     Erneuerte 
^iili  (Imin  der  Streit,   welcher  auf  dem  Cnlluijuiuni   nusgebiijchen, 
"T  dem   Reichstage,  so  erlitt  die  lUditsgrundlt^c  des  Rcliginns- 
Mäns  dcu  zweiten  bedenklichen  Sii*sa.     Es  war  dringend  mttli- 
"^'Ddif;,  diese  Bli'sstellung  r.\i  verhüten  und  seinen  ihdier  rathlich. 
^  Zeiten  itir  eine  Verstiindiguiig,  sei  es  rein  diplnniatischer,  stM 
es  n^llgii.iser  KiUur,   zu  siiigi-n.   rhunit   man   niclit   vun    den   Ver- 
l"*'!'!!! Ingen    ilti    Heichsversammlimg    Übereilt    werde.      Dies   war 
jwlt-'nfails  der  lluup|y-weck  der  Sendung  Ivindsclinds;  int  EinztOnen 
"****  sich  der  Auftrug  detisi'lbun   nicht   bestimmen.     I^uidgnd  Fhi- 
''l'P-  den  Lunds4:hiid  zuerst  anfi^uehte,  war  seinerseits  vnjlkommon 
üwr/j.>iigt,  dass  die  religiöse  Spaltung  eine  ernste  fiefahr  für  den 
''■"ti'Stautismus  bedeute;  die  Nachrichten,  welche  seine  (Jesandteu 
^'*n  Hftrzug   Christuph   mitgebracht,  bestärkten   ihn   luerin.'^     Er 


M)  IMatioa  i.'rams  und  l'üitonuh'.  s.  Aum.  3'J. 

<2)  Vgl.  oWu  1-.  2\  H.  31/2;  lU-il  I  u.  II.  —  Als  I'hiüpi)  iincli  d.-m  F-rt;chfla 
'*^f  '-luUdanijon  zur  Aniuiluno  dos  frniiii'ftirtiä(.>hco  KctT-ii»-^  orfubr,  dass  .loh. 
'"«Irich  der  Mittlen)  auf  uini-T  Viu'saminluDg  üu  Magdolurg  «inen  Ot'gfjuruueüK 


42 


Zwuiler  AbKchnitL 


g'm^  mit  ji,nyisstf>r  ßiTcitftilligkoit  auf  den  Antras-  ein,  j;ab  lÄiid- 
sdiad  einen  dringenden  Empfeblungäbrii'f  nn  Aii^ist  von  Sach.sou, 
mit  lind   boauftin^tf  stinon   Öuhn   Wilbrlm,  der  sich   eben   ar 
süolisb^i^hen  Hufe  aufhielt,  das  AnsuL^heu  des  Gesandten  n«c*Ii  Kriil 
ten  zu  iintei-stittzen.  *" 

Auj^ists  Standpunkt  in  dieser  Frage  ist  bereits  in  jener  ka 
sächsisch- branden Inirgiseben    Zuschrift    nacb    IMbrzheim    ffegeben 
Er  wollte  viir  nlU-n  Dingen  den  Küekhult  nicht  verlien-n,  den 
durc^h   den   fnuikftirtisehen   i{et'(»ss  ^ewuunen,   dainni   konnte  ilit 
eine  VenyimmhiniG:  nicht  dienen,  auf  der  ilie  Ge>]jenpartei  einif^^e 
Oftwieht  entfaltet  hätte.     Nun  scheint  Ottn  Heinrich   bei  der  Ein- 
ladnnfr  Aupists  einen  vorbänp-uiss vollen  Miss|?riff  in   der  Fassung 
der  Instruction  gethan  zu  haben,  oder  er  war  so  imvnrsiebti^,  das 
urepriin^liclie   Project,   nachdem    Äuj^ust   eingewilligt,   wieder  ab^^| 
ztiündem   oder  hatte  es  für  }:\ii  gehalten,  ihm   Anfanjirs   nichl   den 
ganzen  Umfang  des  Planes  nntzutheilen;  vielleicht  auch  lief  bei  der 
Verrichtung  Laiidsclinds  in  Dnsdeu  ein  Missverstäudnies  unter,  oder 
endlich,  Kurfürst  August  schützte  ein  solclies  vor,  um  der  fiberj^| 
nommeneu  Verpflichtung  wieder  frei  zu  wenden.    Kr  willigte  tiämlic^^ 
Antkn^f^  ein:   später  behauptete  er,  er  habe  Ijandsehads  Werbung 
so  verstanden,  dass  nur   die  Reoessfürsten  und  Johann  Friedrich 
zusammentreffen  sollten,  und  dass  man  eine  dogmatische  Vei-stäa- 
digung  treffen  wolle.     Es  wurde  näralich,  nachdem   August  ztige-" 
sagt,  zunächst  iiucfi  Johann  hViedrich  durch  f^inclsi-had  eingeladen; 
dies(*m  aber  wurde  mitgetheilt,  es  siillten  alle  Fünften  zugez 


^ 


ogea^ 


ins.  lachen  rufen  woUo,   schrieb  er  an  Augu-st:   man    tnüuy   doch  im  Xainei 
Aller,   dio   den    RoceÄS   nuterficlirichen ,   eine   Cesandtachnri    mich  Maftdoburg 
m-hicken,    um   d"ii  Lout<.-n  au2uzeig<.'n ,    ,-1»«  wir  mit  snllirhom  flli!4ch«'idp    nio- 
mandt»  vcirgfgrifTeii  UsUmi,   syndi^ni   alleäii  dariiiit   uo»ßr  grmurii   tinseis  glau- 
benti  anspigeo  gewollt ",  und  sie  zu  enniUnien,  „das  nie  kein«  tiemmng  wollen 
«irirhtcii,  damit  sie  dem  widerÜieil  frolookon  und  allen  rochtgleubigon,  auch 
dem  giuiürn   hnntli'l   d»T  ivligioii   howh  wer  lieh   narhteil   en\>gten,   der  aueh  io 
zukunfrtfif'n    »citoi)  t.'Lurfurfiti-n,   furstt^ii   uird   stouden    disser  rfligion   ....   x^ 
vorderb    und    blaivt-ri^ieMson    gerpiehen    moolite."       Dies    werdfi    wenig- 
stens bei  Etlichen,  welche  die  lleligion  in  Treuen  meinen,  ein  Ansehen  haben. 
(Phil,  an  Aug.   Oissel  d.  .10.  AprÜ  1558.   Us.)    Vgl.  Salig  111  p.  392,    Indem 
or  Aug.   die  Relation  seiner  Abgi'onlneten   über  dii'   Pforzhaimer  Verhandlung 
ruschickt,  findet  er  die  .\euHM'runK  dtr.  Kiüsers:  da>ß  a«w>er  don  jungon  Hei 
xogeti  von  Saebson  nur  norh  s'^hr  w«ni^'  [>n>te8tan('ifieht'  Stünde  der  A. 
biogen,  sehr  iHMleuldicb.    (CaüMel  d.  22.  Oct.    Üs.) 


Zwuiler  AhM 


43 


W 


werden,  die  man  in  drr  Kilo  zusnmmeDbringen  könn«;  «uch  wolle 
man  rorläufig  noch  kfino  flupmiüache  VDrstäntlignnp  tri>fFen,  scm- 
tU*ni   nur   <'in   genioinsiiiucs  Vijigt?hoii   auf  dem  Rcichstiig:  verab- 
reden, und  eine  zukünftig  Conforenz  aller  eviingolisehen  Stand*' 
zur  Sfhlicht\inj?  der  thcologisohrm   y^wisti^rkeiten   ansetzen,     üiew^ 
lV"|Hisitiunen  waren  wohl  px'iguet,  Johann  Friedrich  zw  gewinnen, 
denn  er  hatte  nicht  zu  fiir<hten.  dass  man   Um  mit  erdiiicLender 
Stinimenzald  /.u  Conressiunen  driinj^en  werde:   er  pib  «lalier  auth 
Heine  Zustimmun/^;  nun  ahvv  lieh^iuptete  Ausist.  dii>ä  Abkommen 
8fii  deuijeui||Ct*n,  ilas  man  mit  ihm  ^^'L-trofTen,  niilit  f^eruäss.    Er  fragte 
n<»ch  bei  Melanehthon  an,  dieser  aber  gab    —    sein  Herr  hatt4' 
vtTniuthüoh   ilarauf  genvhnot  —   ein  dt-in  Projreto   se)ir    unfrün- 
stiges  <_iut;ii*l)tou  ab;  det^leicheri  mogi-n  ihn  seine  weltlidien  Hathe 
gewarnt  halben.     Kr  setzte  sieh  aueh    noch    mit   dem  Kurfürsten 
von    Brandinhurg  in   C'orrespondenz,   aber  srhnn   bjvor  die   Ant- 
wort  Uessi'lbpn    eintraf,    tliat  er  Seliritte^    die    durrüaus  geeignet 
iDfi    wahi*scheinlieh    duiuuf  bereclinet  wnifn,  die  Verwirklichung 
der  Conferenz  zu  ven-itelu.     Er  verweigerte  die  ihm   übertragene 
Einladung   niehn-rer    Kürsten    zu    vollziehen,   wodnrtii    wiederum 
Johann  Kriedrieiiy  Ih'tlieiligun^  KweifeHuift   wenten   und  jedenfulls 
«ler    ZwecJt    der  Zusammenkunft   grösstentlieils    vereitelt   werden 
'»losste;  or  maehte  sein  Eintreffen    —   wie  es  scheint  erst  jetzt  — 
Vou    dem  vollzähligen  Ei-seheinen  aller  RecessfOrsten,  insbesondere 
Ilrandenbujgs,   abhängig;    aiissordeni    liatte    er  noeh    eine  Anzatd 
Icnuro    erfiUlbarer   Wilnsehe    in   Bezug   auf  Ort    und  Tennin   der 
55nsauinienkunft.     Otto  Heinrieh  sah  ein,  dass   bei   der  Nähe  des 
^Äteieiidtagö   diese   Bedingungen    voraussii  cht  lieh    iiieht   zu    erfüllen 
seien,  und  schrieb  nun  Hcinerseits  allen  Eingeladenen   wieder  ab. 
Augui^t    hatte    untenletwen    von   Brandenburg   Ant^vtirt  i'rhalten: 
JvurfürsI  Joaehim  weigerte  sieh  der  Betheiliginig  und  rieth  August 
«bringend  id>;  dies*'r  entschloss  sich  nun,  wenn  er  noeh  niehl  eut- 
schlossen   war,  definitiv,  die  anberaumte  Conferenz  niL'ht  zu  be- 
&uchen:  dies  theilte  er  aber,  wie  es  scheint,  nur  dem  Landgrafen, 
nicht    OttheiuricU   mit;    nachnialti    benutzte    er   den   Absagebrief 
Otiheinrieha,    «m    die    Schuld    am    Unterbleiben    von    sich    auf 
jenen  abzuwälzen.** 


43)  Vgl.  rinppi'l  (I.  :,'01 -207.    Ku^krll  p.  HH  —  %.     Vk-r  Ik-nL-ann  ist 
"iclU  guix   klar,    weil   dor  Auftrag,   mit  wt-U-heni    Landscbad   im   Novombor 


44 


Kwoiler  AlisctuiiU. 


Aagiist-  von  SjichfHJQ  bosuclitr,  uiuht  auUieatiäoh  Ixikaiiiit  ist.    Uon>i'lb«  Inud 
Diich  Au^»t9  Anf^bu  duhiu,  däRH  ulleiu  die  Rocessfurstoii  uml  .(otiaiin  Khedrit-h 
zusnromon kommen  soUteo.    (Aug.  au  Ottbeinnuh  nrcsJcQ  d.  15.  Dez.  ^.  llcpiio  I 
p.  2ffö.     Auch  Ha.  Aug.    au  Phil.  d.  28.  Dez.  Noutlockcr  I   y.  IST).     Dsgegcti 
borichtot  LADtlscbod.  der  Kiirf.  IkiIjo  iHjwiRigt,  uebun  Jen  Uorzogen  von  Sftcl 
uod  A\''ürttemberg,  dem  Landgraft^u  ,. iind  AQdc*ra^'  auf  dw  Versauunluag 
orst^emen  (HcpiK' I  BtiU.  fi- Ol')«  Qud  Ütüieioriub  lieUaujitet,  m  «ei  ^-bori 
I^iidschads  erster   niündlicbor   Werbung    uicbt    nnr  von  Jenen,    sondeni    von 
AUuu,  diu   in  (l(ir  Kilo  ziii^ainnumgübr&cht  werden   kimiitoii,  diu  Rodo  gcn-fAco 
(Otth.  an  Äug.  Heidolberg  d.  27.  Dez.  Hs.  vgl.  irntpn).    lJis.<it  man  unonlwbiodon, 
wer  hkir  Rticbt  bitt,  so  ist  doob  zu  bemerken,  dass  Aiigusls  Corrcipüiidonz  ia 
dieser  Angelogenheit,  wie  fiDin  Verhalten  ia  Saohen  der  rforsheimfr  Zusam- 
menkunft |vgl.  Aoni.  3-1)  ni<.'bt  unz-weidi'utig  erseheint.    Ijmds-'had  war  nach  seiner 
liiickkehr  vom  Kurf.  .\ugust  zu  Joliano  Friedrich  geschickt  worden,  uni  audi  diesen 
einzuladen;  er  sqUic,  fall»  seine  MiiiHion  gelinge,  August  ein  inifgenoianieiie^H 
Schreiben   OUbeinricha   (vom   34.  Nov.)   öhcrsooden,    in  welchem    der  Kuf^^ 
fürsl  aufgefordert  wurde,  Markgraf  Hans  von  Brandenburg  und  andre  bminch- 
liarte  Fürsten  zu  der  Zusammenkunft  einzuhulea.     Uicrdurt-h  anU  dureh   den 
Iterieht   Landschnds  von  .st-ici-r  Aasriohtung  bei  Job.  Fr.,  welchen  Aug.  mit 
jenem  Schreiben  zusaiamen  erhielt,  behauptet  Jereolbe  tiberro^obt  M-urdon  zu 
8eiu.     Er  schreibt  an  den  Ottlieinricb:    die  Werijiuig  Ijuid.'jchail.'*  laute  anders. 
alB  er  den  Auftrag  dessolbeu  vorher  vorstanden  etc.  (s.  obenj.    Nun  habe  der 
Kurf.  zu  eracbten:   (tollte  er,  Angufit,  nnr  fänzelne  von  rUm  I-^rsten  einladen. 
SU  woloho  der  frankrurtischo  Recess  verschickt   wurden,   se  mncbten  sith  die 
Andern  dfiriiher  Gedanken  machen;  für  Alle  aber  sei  die  Stadt  Fulda  zu  eng 
und  der  Tentün  zu  kurz.     Ottboinrich   möge    daher  cnts^-huldigou,    venu  8C^_ 
Dk<jenlgeu,  welche  nicht  beim  franJcfaiizgihcn  Adscliied  gewesen,  uaoingehkddl^| 
hwse.    Dagegen  welle  er  befördern,  dats  der  Kurfürst  von  BrnndL-nluirg  ent-^^ 
weder  seihst   komme,  oder  seinen  Si>lui   Haus  lifdrg   mit  Yollmai-ht  abordne. 
Geschehe  dies  und  wei-do  er  auasordom  versichert,  dass  alle  ßecBHäfurstoii  und 
Johann  Fnedrich  erscheiueu  würden  (eine  in  dieiter  VoUsbindigkeit  kaum  orfüU- 
lare  Be(hugujig),  so  wolle  auch  er  sich  einätclleni  doch  müsse  der  Toimin  um 
einige  "Wochen  ersti-eekt  werden  (dadurch  wui-do  die  olügo  Eutschuldiguug  mit 
der  Kürze  des  Termins  hinnUlig!)     Fenier  sei  die  Stadt  Fnldn  entlegen,  denn. 
er  könne   ni^'ht   umhin,   d&a  wiederholten  Eiiiladungeu   des   Kaisers   auf   den 
Reichstag  Folge  zu  leitston  [was  er  doch,  wie  tts  scheint,  nicht  ernstlich  bcab- 
siuhtigtti;  vgl.  unten);  er  stellt  daher  m  das  Uedenlieu  des  Kurfhrsteu/ ob  ot 
nicht  finon  Ort.  am  Weg  zum  Rctchaliag,  etwa  Xüniberg  oder  Donauwörth, 
wftlilen  wollt-  etc.    (Ang.  au  <>tüi.  Dresrian  d.  1.1.  Uez.  Hs.    Vgl.  Ht»i*]h'  I  p.  295, 
'J(*ß).   i*tlheiiirich  licmt-rkt  in  seinem  AntwitrtsrhrciL'fn  von  Hnidelbcrgd.  27.  Ifez., 
indem  er  August  die  Versammlung  wieder  ankündigt,  wohl  ganz  richtig:  aus 
AugoHtä  Schniibeu  gehe  herror,  dasK  dei-selbu  den  Tag  zu  Fulda  zu  besacheo 
Dicht  gesoanen  sei.    (Hs.  vgl.  Ueppel  p.  29S,  Note  4).   lazwischeu  orhnlt  Aag.j 
von  MelanohthoD  ein  abratheudes  Gutachten  (He]<i>o  I  p.  2VH  Note  3;  es 
Phil,  iu  einem  Urief  vum  IV.  Dvz.  zugesaudi;  tl.>id.  p.  '^J*S)  erkläil  aber  noob 
am  2l>.  und  28.  Dez,  dem   Ijxudgrafen:    c-r  wolle  noch   auf  die  Antwort 
Kurfürsten  von  Hraudenbarg  warten  ^  bevor  or  sich  ent^helde  (Us.  Xendeokeij 


i 


ZvoHm*  Abscluritt. 


46 


Ji,  tSTl:  ilanij  am  3t   Doz.  (Netidooker  I  |i.  184)  üUrseinIet  or  Philipp  dio  Antwort 

des  Korfuräti-D  voo  ßraadenlurg,  in  welcher  du*  Ziisiuinn^-uliunft  uobchiodeD 

witlemthen   wird   (im  Auszug  Heppo  I  p.  21)7)   und   bittßt  d<>n  ljuid);rnf(>ti   ihn 

XU  ratsrhii)di^-n  und  nuch  Andr'ni  i^pgi^niittor  zu  vnrthoidjgf^i^,  wenn  er  den 

Tuf;  tu  Fuldftni<1il  h<*n<rhi>,  li  weil  auch  Andiv*  ^^l.■^Sl■  B^'d'ißkfn  hiitton,  2)  wnil 

die  Walstatt  sm   aii(rtin>!tig  iiugc,    3)   weil   or  an»  dem   Ittzteo   S<_-hrcibcn   (Hl- 

bciuhcbs  vermerke,  dois  Bas,  was  verhandelt  werden  solle,  eben  w^  ffat  auf 

dem  Boiobstog  Torgeaummen  worden  küune.    Er  bittet  dos  Gataehteu  Meloiicli- 

tbduä  giibeim  KU  hiUU<n.  damit  Oft  dem  guten  frommen  Blauue  oloht  zum  Nnch- 

Uiwil    gi-nuhe.     --     Tpttz    dieser    «nlschiodenen    Ablehimiin    xdirüiM    er    am 

13.  Jan.  I-VVJ    an   Ottlieiurj'h:    am   30.    TJezemher  halio   er  l>tth.    mitgetheilt, 

<laift  Kurfürst  Joachim  Willeu»  Rei  den  Tag  zu  Fulda  zn  liesuchen,   und  sieh 

»Otät  ffleichraUs  daza  orboton,  für  dea  Kall,  dnss  alle  Kecesttfüititen  und  Jo- 

fuim  Fri"'<irieli  si«'li  ein  stell  ti!ti.    Weil  ÜtÜi.  diesen  Brief  uoch  iiieht  in  lliindon 

?'(inbt,  habe  er  gemeint,  Anpiöt  w-dle  zu  viel  Betünfrungun  für  dfu  Hohuch 

'tufbtetlen    und    darum,    die    Siu*lui    ruek^iiiigig    |:«niarbt-,    Aug.  bulititjet,    litim 

•■'Wi]erweg»'n  der  I'lan  nirht   iiiildi!  aufgegeb-u  werrleii  bi-aiidven,  \issi  rs  «her 

^Ikhe«  bewenden  (d.  d.  Ilrosden;  Boilnge  zu  Aug.  au  Phil.  T^rosdoD  d.  15.  Jan. 

•&K.).     £«  ist  anffiUlig,  das»  August  dtosi-  widorsprechcmlou  Briofe  buido  dem 

^•^niigrafen  zusandte;   dennoch   lä.sr't  sieli   sein  Vertabreu    wuUl   nur   als   ein 

^Ml redliches  Ausbiegen  vor  der  VurantwortliL-hkcit  erklitreu;  l^'^tirkt  wird  die^o 

■^tifra£i»ung  duroh   llbniiehe  i!weideiitigkeiten   in  Augusts  Verhalten   hi'i  andoni 

X>iD({en;  it.  ß.  in  dor  Art,  wie  er  dem  vom  Kiuaer  gewünschten  Besuch  des 

f^eictuta^  auswich.   (8.  Klnnkb.  [  p.  24).   Vgl.  auch  Uoitr.  Note  140  am  Ende. 

■S-aoiilor  ist   voo  d'T  Corn'8|Kjndenz  Augud»  mit  Junt-bun   von   Hraiidi.-uburg   ui 

S!^%ai-ht.'u    der  pfurxbeiiuidcheti   und  fuldnischeu  Zui^mimcukunft  iS^ieUts  lickannt., 

'^'vk:  Auf^oldiLSs  donibor  geben  könnte,  ob  A.  es  überhaupt  je  ehrlich  mit  dictK-n 

f'roJL'vtKU  gemeint:  die  Zus<'lmrteD  Augu-sts  an  Joairbim  würden  uns  vertnutb- 

Ufth   dai-Ölw-r  belehren.  Ijuidgraf  ["hilipp  (asste  die  Angi'legynheit  »o  nuf. 

mls  tUitttm  Augu.s't.s  RJitbe  den  MitJü^'rrolf;  verHuboldet;  er  schiieb  au  <vhristupb: 

<~>tti>  Heinrich  habe  den  Tiip  »u  Fulda  abgeschrieben  «üb  den  t'rsacheuT  welche 

<Jer    Kurfürst    von  Sarbsen    vorgeweudet    „wokhs    uit    dea  Kurfürsten  sondor 

lies  Jurtbtcn  scbuldt  bt"   (eigeidiiindige  Riuidt^ontjctur  uu  Concept).     Ca-ssel  d. 

'Z.  Jan.  lU.     EbeuHO   glaubte   der  IjHidgrur,    da«fi   dos   Km-fursten  Abneigung 

gwpo  Bimdnisso  nuf  die  I'olitik  seiner  liTithe  zarückzurnhron  sei;  der  Kurfürst 

il^'^u  Iwbaupteto  vollkommeu  nna)>häugig  vou  denuelbeu  zu  hatideUi,  wähnuid 

wir  audorwürts  das  (ifgcntlioU  bezeugt  finden.     Vgl.  lieil.  VIII,  X,  XXIX. 


Dritter  Abschnitt. 


Das  f^cheitern  der  protestan tischt,'!:  Kinigungsvorhandlan^e 
vor  dem  AugsWurgcr  Hciohsta^'  fallt  in  dio  lotzto  Woche  dt«  Jahre» 
1558.  Greifen  wir  von  dieftem  Zeitpunkt  auf  die  I^e  anmittel- 
har  vor  dem  Conveiit  zu  Frankfurt  ziiritok.  Wir  berührteu  schon 
den  poUtisoheu  Gi-sichtspunkt  iu  doni  kiiohiichon  Vorhalten,  wei- 
che« der  Laodgraf  seit  dem  Colloquium  zu  Worms  verfolgte;  es 
ist  denselbe,  weicher  dio  I\»litik  seiner  J»g*'nd  chftracTmsirt :  die 
Sichoniiiff  des  Protestauti.smu^.  Wir  Iti^'o  nutnnelir  auch  hinzu: 
aucli  jetzt,  wie  zur  Zeit  der  ersten  pr^ttt^lanüsfhon  Religionsjß«- 
spräche,  galt  es  dem  Ijöndgi-afen  nicht  allein  den  Zwist  zu  besei- 
tigen, der  dic-^  Wehrkraft  des  i'rotostantisfnus  ^leeintrüchtigtc;  auf 
die  Versöhnung  der  Kirchen  sollte  die  politische  Verbindung  der 
l'rotcstanten  zu  p;eraeinsamer  Vt^rtheidigung  folgen.  In  dem  Augen- 
blick, als  die  Vorbereitungen  zum  frankfvirtischen  Convent  einen 
günstigen  Kifolg  zu  verspri'clien  begannen,  Im  Februar  dte  Jahres 
1558,  trat  er  auch  niit  diuiw^ni  Gedanken  wieder  hervor;  er  wandte 
sich  an  Herzog  Christoph  mit  der  Bitte,  zu  Frimkfurt  ein  Defen- 
sivbündniss  unter  den  verhandelnden  Fürsten  zu  beanü'ageu.'  Ob 
der  Herzog  dieser  Bitte  entsprochen,  wissen  wir  nicht;  mr  hören 
die  Angelt^enheit  nicht  weiter  erwiihnen  und  der  Bond  blieb 
nng^rünttet.  Ks  bleibt  noch  die  auffällige  Thatsache  zu  erklären, 
dixss  der  Liindgnif  seinen  Plan  so  eilig  zur  Sprache  brachte,  dass  er 
nicht  eiiuuid  dun  Abschluss  der  religiösen  Vei-einlmning  abwartete, 
welche  doch  erst  die  Grundlage  der  politischen  Verbindung  liefern 
niusste;  lagen  vielleicht  iu  diesem  Moment  besuudera  dringt?nde 
Gründe  vor,  auf  Schutz  bedacht  zu  sein?  Wir  können  dies  nicht, 
mit  Sicherheit  bejahen.  Die  innert^  Situation  der  protestantische 
Partei  war  s('it  dem  Womiser  CoUoquiuni  dieselbe  gcblioben, 
äussere  hatte  sich  eher  vorbeasert.  Aus  der  Abdankung  Kaia 
Kalls  muasten  die  Verwandten  der  augsburgiächen  Conte-ssiun  ehs 


1)  An  lliristoph.  Sägeuliain  d.  l(i.  Febr.  1558;  s.  Boil.  IV. 


)ritt«r  Abschnitt. 

Berahigimg  als  Beeoi^^iBS  schöpfet);  Fraiiki 

der  Schlacht   von  St.  Quentin   wieder  aiitgoraift:   es  harre  militii- 

lische  EriVtlge  eiritugea  iind  sOuid  eben  in  vollster  Werlnin«?,  um 

fftr  den  .Sommertcldzug  dos  Jahres  1558  ein  dorn  feindlichen  eben- 

biirTigC!*   Heer  flufzubritigen.      Diese  Werbungen   waren  allerdings 

nidit    tingi'fiihrlich    für   den    iiinnxsn    Kriedcn    L)e»it,sclilarids:    die 

Fn-uudi'  Spjuiieas  und  der  Kaiser  verlangten  ihre  IJnteiTii'Uekiing: 

ein  ernstlicher  Versuch   hierzu    hfitte  wohl   zu   grossen   Unniheu 

ffihren  können,  deren  Tiagweito  dünn  unabseiibur  wai-.    In  diet^tm 

Fall  filhlU*  der  Landgraf,   weil  er  die   französischfu   W'^rbungeti 

bei^HTistigte,  »ich  mit  bedroht.   Diese  Motivo  allgemeiner  und  per- 

SirtnlidiiT  Natur  könnten   wohl  seinem  Antrag  auf  einen  Sclmty,- 

vüfband    mir    y.n    Grunde    gelcgfMi    hüben.      Noch    leiihter    würde 

ftich  (ioraelbi'  von  ilieseni  Oesiciitspunkt  aus  erklären,   wenn  man 

aunehmeD   dürfte,    dass    die   Verfaältnii^sc    damals   schon   ähnlich 

Ifii^'U.  wie  sie  zwei  Monat  später  sich  zeigen.    Hoinrich  der  Zweite 

haitr  schon  Endf*  des  letzten  Jrthres  "Wilhelm  von  (Jrumhach  für 

^'eri)img  und  Anführung  deutscher  Truppen  in  Dienst  genommeo; 

'iiitor  demselben  dienton  innige  Edelleiite  seinos  Anhangs,   Erben 

tifld  »ihrmalige  FMem-r  Markgraf  Alhrwlits.     Mit  Johann  Wiliielin 

^^  Siu'liseii    wurde   um    frauziisiKchen   Dii'nst   vorliandclt      Diese 

^'latsachen   waren   im  Janimr  und   Februar  noch  wenig  bekannt; 

^icliwolil  begann  man  s<'hon  zu  ei'ziihlen,  jene  Ijcute  würden  vor 

"^   Kt'ldzug  mit  dem  geworbenen  Volk  ihre  üognor  hoimsiiolien. 

''*nig  Ferdirmnd  empting  schon   im  Januar  ausführliche  Zeitung 

••»ri   einpm  grossen  frindbrüchigen  Unternehmen  Urumbachs,  Steins 

(uifl    einiger  jungen    Fürsten;    wie   es   scheint.   ftin(l   darunter  ilie 

"ö>TH>ge  von  Sachsen   nnt  vei-statidon.      Wenig  spiiter,   im  April, 

"0<ien  wir  bereits  alle  ehenialigen  (ji.'gntT  Markgral'  Albrechts  und 

*'*''■    Kmestiner  in   höchster  Hesorgniss  vor  einem   Friedensbruche 

^*-**"    branzüsischcn   Truppen.      Ijuidgrai"   Philipp   hegtfj    zwar   zum 

Kiitvig  von  Prankreich  das  Vertrauen,  er  würde  solche  üntemeh- 

niUng(-n  seiner  Bpfehlshaber   in   Dtrutschland    nicht  dulden,   doch 

wfM-d  durch    die   grosse   Fn-egung,    mit    der   andere   Stünde   die 

Ei"n<«Üncr  und  die  unruhigr:^n  Kdi'lleute   beobachteten,   die  <jofal]r 

''^'^t  dringender,   dass   man   versuchen   würde,    die    frunzostschan 

^t'fbungeii   mit  Gewalt  zu  unterdrücken.     Ijesse  sich  erweisen, 

2}  FOi  das  Folgende  vgl.  dio  Ucitn'lgü.  Absvliaitt  U. 


48 


or  AbMbuitt. 


dass  dio  Vorhältnisso  sicli  schtm  irii  Felmmr  auf  oine  snbhp  Span- 
nung liin  zuspitztiMi ,  so  würde  I^iulgruf  Piiilipps  cilfei-ti^er  ßünd^^ 
nisüuintirag  uui  so  vei-stämilirhpr  werden.    Kin  amlores  Mutiv  köuntvl 
dann  mit  diosom  zusamnionliän^eu:  Philipp  meinte  niinrilioh  damals, 
Kni-furst   August   sei   äugten  blick  lieh   zum   Abscliluss   oint-s   BiinH- 
nlsöos  gonc'igt:  es  ei'schi*>n  ihm  angezeigt,   den  günstigen  Jlomoii 
zu  oi^grelfon.^     Hatte  Anglist   damals   die  Zeitungen    des   Kais 
Kcliün   onipfiuigeu,   »j  dürfte  üy  wohl   dem   Ij»ndgi'afen   gegenüber 
Besorgnisse  geäussert  haben,  gieiclnvie  wir  üin    wniig    später    in 
gmsser  l''urrht  sehen,  weil  er  selbst  m  den  Feindon  der  Kniestiner 
und  der  unniliigen  Kdeileute  gehörtes   und   weil  jeglicher  Angriff 
dei-selhen  auf  eint*n  ihrer  alten  (togner  einen  ausgebreiteten  Krieg 
enHhunmen  knnnte.    Ilienius  wünle  dünn  der  Luiidgriif  seine  Ver- 
mutluingen  geschöpft:  halnii.      Oies  Alles  ist  über  unsicher,  denn 
es  findet  sich  nicht,  dass  die  fraglichen  Alarmnachrichten  damals 
schon   unter   den   KUr8tt?n   Verbreitung   gefunden    liätten    orler  die 
*>etalirdimg    des   Friedens   durch    die    Ernostiner   und    Unimbflclj 
schon  unter  ihnen  oivrtert  worden  wäre.    Klar  wird  bei  dem  Vo| 
gang   nur  ein  Zug   benierkltch,    der  durch    des   Landgrafen   ganze" 
Hündnisspolitik  geht:   du  er  die  Schwierigkeiten  st-ines  Vorhabens 
kannte,  ergriff  er  auch  ohne  anderweitige  Uelegenheitsursaehe  jeden 
Moment,  in  dem  er  glaubte,  bei  andern  Fürsten  eine  seinem  Plan 
günstige  Stimmung  zu   bonierkon;  und  einen   andern  allgemeinen 
Zug  seiner  Bestrebungen  wird  num  zum  V(.'r5iändDiss  beranzieheu. 
müssen:  der  Landgraf  meinte,   mit  seiner  Bundesgi-iindung  nicht 
auf  die  Stunde  der  Gefahr  uder  die  bequemste  (^4egenheit  warten 
zu  düHen,  einmal,  weil  er  fürchtete,  es  möchte  UQveryeheus  ein- 
mal   zu    spät    werden,    sodann    aber,    weil    er   wnsste,    der  Bund 
könne  nicht  sogleich  als  umfassende  Veivinigung  ins  Leben  treten, 
sondern  müsse,  sollte  die  Gründung  überliaupt  gelingen,  aus   Ixh^ 
schränkten  Anfängen  im  Laufe  der  Zeit  heranwachsen. 

Die  schnelle  Begründung  eines  Schutzbundes  in  grösseit 
Massstabe  war  dnranls  schon   der  religiösen   Wirren   halber  nie 
zu   hoffen.     Nacli    den   Anschauungen   der  Zeit  vmr  es  uneriaah 
mit  den»  Häretiker  auch   nur  politisch  Ifand   in  Hajul  zu  gehe 
t«  war  darum  nicht  zu  erwarten,  dass  dio  orthodoxen  Släiide  aio 
zum  politischen   Anschluss  an   die   Andern    entscliliessen   würde 


3)  Buila«!)  JV. 


sie  im  rpligiösen  Kampf  mit  ihnen  begriffen  waren.  Es 
also  tlip  Biiniiost^rdndiinp  in  weiterom  Umtanß'  ein«?  (grosse 
Vorarbeit  auf  kiivliliclit'ni  (jobit't  zu  ford'-rn,  dfren  Bcendipimg 
nm  HO  iingi'wisser  war,  alK  zu  dem  äusiiterlicli  reut  ri'iipiisoD 
Kampf  in  der  Tiefe  doch  niioh  |)ersönliche  und  politischf'  Motive 
mitirirkteii.  welche  die  Beüieiligten  nur  zu  wohl  herausfüldten:  so 
neben  den  Privatfeindschaften  der  Tbei.logen  vornehmlich  der  Ac- 
tagnnismas  der  beiden  HHu-ser  .Sariisen.  Da  man  nun  nicht  wissen 
konnte,  <»l)  es  g>.'lingeii  würde,  tUcso  Gegensätze  zu  biÄch wichtigen 
oder  unst^hadlich  zu  macht-n,  und,  w^nn  das  ^lang,  <>h  nicht 
Torhor  schon  die  Protestanton  zur  bewalfnetctn  Vurtheidigung  ge- 
zinmgtin  werden  würden,  lenkte  T^ndfiraf  Philipf)  steinen  Bli(;k 
«uf  deu  enjjeu  Krt^is  von  KürRten.  unter  denen  keine  pülitisclie 
udur  kirchliche  Zwietracht  bestand:  gleich  wie  er  noch  vor  dem 
Convent  zu  Krankfurt  versudit  hatte,  an  die  Vereinbanmg  in 
kirchlichen  Dingen  sofort  die  politische  anzukntkpfoii,  so  suchte 
fr  in  der  Fül^'i*z«'it  nutor  dr-iijuni^n-n  Fürsten,  wi'lche  den  Recess 
tnitiTBchrieben  hatten,  oiuon  Defensivbund  als  Grundlage  einer 
größeren  Voreinignnj:  zu  Btiften:  unttr  ihnen  sollte  er  anfänglich 
Rtyriindet  werden,  alsdann  mit  der  Zeit  sich  über  mehr  und  mehr 
i'iirsJta  und  Stände  uiis<1ehiir'n,  jeiiaclidcm  der  kirchliche  Aus- 
glesdi  lortschritt  und  die  Hesorgniss  vor  katholischen  Angriffen 
<l«  Bedürfniss  nach  Sicherung  verstärktn.  Dn/u  waren  aber 
*B89er  jenen  rcÜpösen  und  politischen  Äntipathir'ii  noch  viele 
Stbwjerigkeiten  zu  überwinden.  Bei  der  allgemeinen  'IVägheit  und 
^Aghuftigkcit,  den  vielen  territorialen  Rü(^ksichtt'ri  in  der  Politik 
<lcr  deutschen  Stände,  der  häutigen  Hnauzieüen  Ijeistungsuiitaliig- 
M,  war  das  einzige  treibende  Moment  die  Furcht;  diese  war 
"^  doch,  wie  wir  envälint  haben,  nicht  überall  gleich  stjirk.  Es 
*i»mi  ferner  die  Nachwirkungen  des  si'hnialkaldisclien  Krioges 
♦■"«jr  Bündnisspolitjk,  wie  sie  der  I^indgnd  anstrebte,  eher  zuwider 
^  Künstig.  Auf  die  Städte,  welche  im  «dimulkuldisrhen  Kriege 
^Wf-r  mit  Ausgaben  belastet  und  zum  Dank  am  Knde  wehi-los 
'i*""»  kaiserliclicn  Ueer  preisgcgeboji  worden,  war  vor  der  Hand 
K*r  Iiii4it  zu  rechnen;  bei  den  Fürsten  und  ilin^u  Hathgehern  uIht 
*w^ii  unter  dem  Kindruek,  den  die  sehlechtü  Fiihrung  und  der 
"Hjjliickliche  Ausgang  des  Krieges  gcnuudit,  hei  Kinzftnen  vii'I- 
iticht  aiicii  linier  dem  Einüuss  d<*r  verhältni-ssmässigcn  Sitdierheit, 
«e  MO  nunrntrhr  eine  Zeit  lang  genossen,  vielfach  wieder  Anschau- 

4 


F 


50  ^^^^  Dritter  Abschftitt. 

ungen  aufg^ckommpn.  welche  dem  AbsohhiRS  solcher  Bündnu 
grnndsätzlii.*h  zu  widerlief fiu.  Es  liegp^ien  uns  in  dieser  Hinaif 
ÄouHSt'rungen,  welche  die  jungte  Gew;bir.hte  des  Prolestautisra 
ganz  verschoben  und  in  falschem  Liebte  darstellen.  Man  rfpi 
nicht  mehr  daran,  dass  ohne  den  schnialkaldischen  Bund  i 
deutsche  Reformation  schon  in  <ien  dreissi^^^r  Jahrvti  hättt«  unt 
drückt  wenlcu  müssen,  gcschwci^'  daran,  dass  der  Füi-stonbu 
vom  JaJir  1551  trob-  seiner  zwieträclitisroii  I>?ituns:  den  Proteati 
tismus  gerottet,  den  PassautT  Vertrag  und  den  Relif^ionsfried 
erkämpft  hatte;  vielmelir  wiixi  die  Entstehung  des  schmalkaldisch 
Krieges  und  somit  auch  alles  Unglück,  das  derselbe  mit  si 
gebracht,  allein  dsm  s<'hmalkaIdisclion  Bund  schuld  gegeben, 
hätt«'  erst  diest'  \Vn>iiijguiijf  die  (iofnlir  über  die  Kvangeliscb 
heraufhesthwnn'n,  weil  sie  die  Gegner  zur  Stiftung  eines  Gegi 
hünduisses  versuilasst;  als  hätte  der  deutsche  (VoteKtant  seine  T« 
in  Kulie  und  Frieden  hiuleben  künuen.  wäre  nur  der  Bund  nii 
gewesen,  ja  als  wären  alle  Uebel,  die  der  ICrieg  rait  sich  gobi-ac 
anzusehen  wie  eine  göttlich«  ^traie  datUr,  dass  man  der  göttiicl 
Vorsehung  durch  Bündnisse  und  Ap|M^l]  an  ilie  Waffen  frevc'ntli 
ins  Amt  gegriffen.  Von  den  geistlichen  Ratli^;(?bcrn  der  Kürsi 
rodet  Melunehthon,  als  müsse  ein  deutsches  Fürstcnbündniss  no 
wendiger  Weise  zum  Unheil  führen,  als  wüi*de  der  schmalkaldis( 
Krieg  noch  viel  schlimmer  geendet  haben,  wenn  der  evaugelist 
Bund  gesiegt  hätte;  er  empfahl  an  Stelle  der  BUndnisse  Gottv 
tniucn  nach  der  Ri-'gei:  was  aus  Gott  ist,  wird  nicht  vertu 
Brenz  widenidh  Bündnisse  zur  Vcrthoidigung  der  Keligion,  w 
sie  gegen  die  Intentionen  des  Kaist^rs  liefen,  der  dio  gnttgeordni 
Obrigkeit  der  Fürsten  sei.  Herzog  Christoph  war  in  diesem  Pni 
unabhängig  von  seinem  geistlichen  Beratlser.  hielt  aber  doch,  wc 
in  Rücksicht  auf  die  Verbreitung  solcher  Anschauungen,  auf  d( 
Fürstcnconvcnt  zu  Naumburg  ijii  -lalir  15G1  für  nüthig.  die  Fra 
zur  Discnssion  zu  stellen,  i>b  man  mit  Gott  Bündriiss  mach 
möge,  ob  man  sich  wliren  dürft;,  und  wif  weit  die  Defenei 
erlaubt  sei:  gerade  uis  ob  diese  Fragen  nicht  sclioii  di-eissig  Jal 
früher  von  Theologen  untl  Juristen  zu  Gunsten  der  Bündoi 
und  Vertheidigungspolitik  entschieden  worden  wän^n. 

Von  den  R«cssfiu-sten ,  dio  fjandgraf  Philipp  in  erster  Rei 
für  seinen  Bündnissplan  ersehen  hatte,  zeigen  sich  die  südwestlii 
nach  den  Grenzen  Frankreichs   und   dei"  Schweiz  hin   Gesessen 


Dritter  Ab«Mthoitt. 


51 


Dmätch  orfüllt  von  Ahnungen  dos  kommcndf^n  RoIig:innakriof:f's; 
dennoch  steht  auch  von  Diesen  Ein<*r  giinzlii'h  auf  dem  Bo^h^n 
jener  conservativrn  Theorien:  Pfiilz^raf  Frieilricli  von  Simmern, 
ikr  Nai-hfol^r  Ott*)  Heinriclis  in  der  pnUzisfhcn  Kur.  Dinser 
Fürst,  iler  sich  nirht  selieutt»,  den  Katbolicisniii^  in  sr-iner  Ijun»]*«- 
rppening  durch  rücksiclitslose  Säcularisationeii  und  Kerüimationen^ 
tlfren  Recht  nach  dorn  Wortlaut  d(«  RoJipionsfrit^dons  sehr  anfecht- 
bar war,  auf  den  RtichslapMi  <turcli  die  extremsten  Forderung» 
int  Namen  des  I'roti'stantisnius  zu  prnvooiron,  stand  doch  der 
Anschauung  noch  gänzlich  fem,  da^.  wer  nicht  nachjE^ben  wolle, 
aocb  zur  Vertlieidi^ing  bei-eit  sein  müsse.  Wie  Markgraf  Karl 
Yon  Baden  über  die  Krag"e  dachte,  sind  wir  nicht  unternohtt't; 
Pfali^nif  Wolf^ang  von  Zweibrücken  foljjte,  wie  es  scheint,  in  die- 
tsa  Punkt  wie  in  vielen  undeiii  der  Anturitüt  seines  Freundes 
(3iri&toph  von  W"ürttembor;?.  welcher  gleich  dem  I.andf:rftfen  völlit; 
Twi  der  Notiiwcn<iigkeit  eines  deutsch-prou^tjtntischen  .Schutzbünd- 
aifiics  überzeug  war. 

lu  diesem  südwestlichen  Kreis  der  Hoceasfürsten  hatte  also 
Undgraf  Philipp  wenigstens  zwei  Helfer:  die  nordilstlicheu  Theil- 
iH^roor  dt*  Recesses  hingr<j^'ii,  Juai-him  von  lirÄndcnburg  und 
Anpust  von  Sachsen,  befürwr>rtet(>n  beide  difi  Politik  der  voUkom- 
miM\  üntliiiti^fkeit 

An  den  Ersti-ivn  nun  scheinen  Kicii  l^nd^nif  Philip])  und 
Gleichf^esi unten  mit  ihren  Voi-schlä^n  nie  gewandt  zu  haben; 
t  «rir  ihnon  zu  wenig  massgebend,  vielleicht  anoh  in  seini'm 
V'jrhalten  nicht  sHlbsländig  gtmug;  den  Kurfürsten  Ausist  iiin- 
Ä*gOD,  ohne  dessen  Beitritt  wenig  weiteiYT  Erfolg  für  «len  BunrI 
w  hoffen  war,  während  seine  BotheÜi^ning  viele  Andere  nachge- 
^haben  würde,  suchten  sie  eifrig  zu  ^winnen;  dieser  aber 
enn  von  A'ertheidigungsmaasi-egeln  die  Rede  war.  seinen 
^Wunden  mit  einem  kränzen  System  conservaüver  Sätze  entge^n. 
^ir  werden  darauf  zurückkommen.  Hier  sei  nur  bemerkt:  wenn 
UjiJpiaf  Phihpp  vor  dem  ConventJ»  zu  Frankfurt  meintf».  der 
^'trt'ürM  verspürt-  Ni-ijjun;;  zu  eiiit.-ni  I><'ft'iisivhündniss,  so  irrte 
w  sich  wohl:  nach  Allem,  was  wir  in  der  Ftilgc  scheu,  kann 
'^"'•1  Dian  nur  das  Of^entheil  annehmen:  der  fjaudgraf  4lürfti'  wold 
WS  Acosseruiigen  politischer  Bi-sor^msse  zu  viel  (jrischlosst'n  haben. 
hl  der  Zeit  vom  Frankfurter  Convent  bis  Ende  August  des 
Jalipes  Kchien  nun  die  Uige  der  deutschen  Pndestariten  sich  sehr 

4* 


52 


Drittor  AlritdiDiH. 


zu  vonwhlechtern.  Üiircli  den  frank hirtisrhcn  Rt>cf«s  nnd'swniWTi 
Missi'rfolfi;  war  di^  kii-chlichi*  Zwictraclit  (Ut  Prott-stantpu  noch 
voi-fitürkt,  die  Spaiiimn^^  /.wiscbpn  di^n  beiden  Linien  dt«  Hauses 
Sachsen  eriiöht  wordou*  im  Ävi^ntgr  kamen  nach  Deutschland 
Xiu'hric'hton  v<>n  rnNThandlunpon  zwis('h*'n  den  krit'GfUhrt*nden 
Miichlcn,  Krankrcii-li  und  Sjianitin-Kngland.  Schon  die  That- 
sache,  dass  durch  den  Frieden  Spani^'n  und  das  von  ihm  abhän- 
gig!^ KnjEjlaud  die  Hiiiide  frei  bckaimm,  inusste  Besor]trnip3  hen'or- 
rufen;  ps  wan-n  aber  auch  dif  Hoffnungen  der  deutschen  Protiv 
stauten  auf  Kranki-eichs  Freundschaft  sehr  gesunken:  die  deutsch- 
protestantischen Fürstt'n  hatten  dort  in  den  letzten  beiden  Jahren 
mchmalK  zu  (Junsten  dfr  vfri'olgton  evangelischen  üntcrtlianen  inter- 
ccriiit:  Jiie  liatti*n  absfldüf^ig"'  oder  zwiMdeutigt'  Antwoili'n  eiliBltf^n 
und  die  Verfolgiuig  war  eher  strenger  als  uiüdor  geworden."  Wenn* 
Frankrtich  die  Freundschaft  der  deutschen  Fi-otcstanten  schon 
wiihrend  des  Krieges  so  sehr  vcrnachhissigto,  was  wUrdc  es  era< 
nach  dem  Fricdeiisschluss  thun,  wenu  es  ihre  Unterstützuug  enta 
hi'hren  konnte?  Zudem  hatte  schon  im  vorigen  Jahr  der  Papai 
an  den  ITnterhandlungen  der  Mächte  theügi'uominen;  man  musst  .t 
erwaiien,  dass  *  r  aucli  die«mal  seinen  Einfluss  geltend  niaclH^i 
wüitle;  um  so  näher  lag  die  Miigliehkcit,  dass  Fraukreic-h  duroj 
den  Frieden  in  die  ßalincn  der  spanirftlien  Pnlitik  hinübergezog^ 
würde.  Es  wr)g  umso  schweitT,  dass  auch  der  Bestand  des  deut 
sehen  Religinnsf'riedens  zu  wanken  sehten:  Papst  Paid  der  Viert*^ 
df-reelbe,  der  dem  Religionsfrieden  s4Mne  Anerkennung  versagte, 
hatte  Protest  gegen  das  Kalserthurn  Ferdinands  erhoben,"  der  den 
Pmtistaiiten  diesen  Frieden  vei-sf-haftl:  nuui  nuisste  sicli  tragen, 
ob  der  Kaiser  nicht  die  Anerkennung  de«  Papstes  durch  Conc«»— 
sionen  zu  Ungunsten  desselben  erkaufen  würde.  Ancii  des  Kaiser^ 
treunclschaftiiches  Verhältniss  zu  Spanii-n  mochte  die  Protcstaiiier» 
nicht  ohne  Sorge  lassen.  König  Pfiilipp  wai'  auch  na<'h  detr* 
KeligtonsfriiMlen,  obwohl  die  Roichsstände  ihm  zu  Augsbui^  neiiS^ 
Bedingungen  gestellt,  Mitglied  des  Reichs  auf  Orund  des  burgun— 
dischen  Vertrags  vom  .lalir  1048  geblieben;  er  steifte  sich  darauf 
dass  dieser  Vertrag  ihn   vom   ßohoi-sam  gegen  die  Reichagi^sel«* 


4)  ä.  vorigRn  Abarrlmitt  luid  Ht*iträ^o  Anm.  24(). 
r.)  Beitriigo  Absehtiitt  iV. 

ti)  E.  Itcimniiii,  ilor  Stroit  zwiKclinti  Kaiscrtliiun  iiiid  i'ii|>stUiiiii! 
15r>8,  Pi'ut.sc'he  Fon*i|iutig'Mi  V. 


T>rittei-  AltHohiiitt. 


53 


\md  von  der  Juiis'Hctitn)  th-s  Roiohs  i-ximirtc,  imi  dorn  R**li),'ioiis- 
ftieden  soine  Anorkfniuuiiij  zu  vt^i-sflfjjen ;  <•«  tTSfliicii  imtitrtich, 
(tnas  nr  dio  Bofugnüts  ztir  Thcilnitlinic  an  der  Landfriodooscxonu- 
tiun,  weldie  ilitii  dio  K<*ichsstaudßC'liafr  i^ih,  {^(^n  die  Protestanten 
verwenden  würdt*.  Kaiser  Ft'rdinaad  vornohmlicli  war  es,  der 
ilom  Künigo  dundi  soine  raileinulmie  dio  AValinmg:  dieser  wider- 
^micbsvolten  ReiohsstHndsdinft  (.Tiiiüglichte;  es  orhob  sieh  eine 
Opposition,  in  dor  T..andgrat'  i'hili|)p  sidi  besondors  horvorthat; 
iöo  wurde  nielit  bcaohtft.  Dies  iniii^te  nun  den  Eindruck  machen, 
ib  wolle  der  Kaiser  selbst  dor  kathül  [sehen  Reaction  den  Weg 
insKoioh  «ffen  lialton. "  Endlich  rrregten  auch  dlo  Gmnibachschen 
Händel  wieder  .Surgen:  wurde  der  Frieden  geschlossen,  so  erhielten 
die  deutschen  Tnippcn  Frankreichs  den  Abschied;  olniehin  war 
n  iTK'art^.v] ,  dass  fiir  den  Winter  ein  Thcil  des  HtH>ri«  entlassen 
»iinlp.  im  Abzug  konnten  dann  Gnimbaeh  und  sein  Anhimj; 
•Igi  l'eberfall  auf  die  träakifichen  Bischöfe  ausfüliren,  dt^  man 
■Aon  im  Frühjahr  von  ihnen  erwartet  hatte.  ^  Es  ist  erklärlich, 
das  Hikochcr  mit   Bangen    in   die   nächste   Zukunft  za   bUcken 

In  dieser  Zeit  aufetoigender  Besorgniss  nun  kam  der  Land- 
giaf,  selbst  der  Besorgtivten  einer,  auf  seine  Bündnissgedanken 
üarüok.  Wir  wisst^n  nicht,  ob  er  sich  auch  an  Ottheinrich  gc^ 
»andt  und  wie  diraer  die  Frage  bourthoilte;  mit  Kurfürst  Joachim 
*ird  er  schwerlich  in  Corrc-spHidenz  getreten  sein/  doch  besitzen 
^  seine  Verhandlungen  mit  Kunuichsen  und  Württemberg.  Kur- 
ftwt  August  empfing  mit  den  Nachrichten  von  den  franztiaisirh- 
*p«liichen  Friedensverhandlungen  auch  Zeitungen  von  dem  Streit 
«»iajlien  dem  Kaiser  und  Papst  und  von  der  Politik  des  Letztem 
i"!  französl'flch-spanisi^hen  Krieg.  Der  Papst,  hiess  es  in  der 
"'«•■n,  fechti.'  dio  Kaisorwjüil  im  und  wolle  neue  Kiufüi-sten  machen. 
In  einer  andern  wurde  Itchauptot,  dor  Cardinal  Carafla,  der  im 
*«gHQgt'nen  Jahr  angt^hlich  den  Frieden  habe  vennitteln  seilen, 
•wi  in  Wahrheit  beauftragt   gewesen,   beitlen  kriegführenden   Po- 

7)  BeitrXgDt  Absebuitt  II.    Eiia«  BeuiÜieiluiig  der  Sachlagu,  wia  ango- 
K'"*.   ist  mindestens  fiir  lAotlgnif  riiili|>|i  vorsu»zu6etzi>D ,   der  den  Kaiser 
"■*•  grumijigtjlir'heü  HisBtrnufin  t«»() buchtet»'. 
**>  Beitragt«,  Altsclinitt  V. 

O)  Philipp  corrcspitridiiir  mit  .IrMfibim  mt<  li  iilr^rr  die  rRUsiiw«  Eitügung 
"*^J  a-  i-^linifii,  p.  62/U. 


54 


Dritter  Al«ohütt 


tentaten  Geld  vom  Papste  anzubieten,  damit  sie  deutsches  ^leg»- 
Volk  anniilmieu  imd  dasselbe  ini  Feld  aneinanderbräcUton :  wenn 
dann  die  Deutschon  sieh  wacker  {^egeuseitig  todtgescha^n ,  damit 
er  das  Papstthiim  wiederum  desto  bas  in  Deutsehland  anrichten 
ki^nne,  habe  er  einen  Frieden  zwischen  den  bi-idcn  Fürsten  zu 
gegenseitige]-  Ziifriedenlieit  auf  Kosten  des  denbw'hen  Reichs  un^ 
seiner  Gebiete  vermitteln  wollen.*'*  ^U 

So  unglaublich  dicüo  Nat--hrichten  klangen,  so  nahm  sie  Ku^ 
fürst  August  doch  nicht  völlig  ungläubig  auf;    er  äusseite  gegen 
Landgraf  Philipp    iebhafte  Besorgnisse   über  die  arglistigen   Prao- 
tiben   des  i'apstes  gegen  die  deut^sche  Nation  und  die  NHhe  des 
Friedens   zwischen  Spanion    nnrl    Krankreich,    besonders  weil   der 
König  von  FrankriMcli  nucli  jüngst  *'ine  deutsche  Fürbitte  für  die- 
Hugenotten   so  abscbläglich   besohicden.     Die  Potentaten  möchtea^ 
wohl,  meint  ^r,   einen   Frieden   machen,   der   „über  Bentsehlant^ 
hinaus  ginge'';  ja,  Fnmkruich  mi'ge  wohl  gar  nach  dem  Friedera 
das   vorhandene   Kriegsvolk   sofort  zu   einem   Unternehmen 
Deutschland  benutzen.'^ 

I^andgraf  Philip]>  meinte  wohl,  man  müsse  das  Eisen  scT 
den,  so   langp  es  warm   sei,  als  er  an  Kurfürst  Ängusts  Besor 
nusse  sijfort  don  Vorechhig  einns  Schutzbundew  deutscliLT  protesta»:»; 
tischer  Fürsten  knüpfte.     Frsmkreich   meinte  er,   wie  immer,    iz 
Schutz   nehmen   zu  müssen;    wohl  aber  mochten,   führte  er  atis, 
die  Spanier  wieder,  wie  zu  Karls  des  Fünfren  Zeiten,  Lust  haboii, 
eine  Keformation  in  Deutschland  voraunehmen  und  ein  Blutbad 
unter  den  Prou^tanten  anzurichten;  auch  sei  wohl  glaublich,  dass 
din    Feinde  Dinitschlands   darauf  ausgingen,  das  deutsche  Kriesis— 
volk  auf  dem  Sclüachtfeld  aneiuauder  zu   bringen,    um   die  MacJjt 
der  Kation  zu  brechen;  ob  endlich  Kaiser  Ferdinand  den  Reli — 
gionsftieden  halten  wei'de.  ei*schien   ihm   fraglich;  er  hatte  Kach — " 
rieht,  dass  der  Papst  der  Kaiscrwabl   neuerdings  zugestimmt;  se  :* 
dem   so,   so   möge   der  Kaiser  wohl  grosso  Bewilligungen   dafÜ^ 
gemacht  haben.     Nun   sei   ireilich   der  Friede  wohl  noch  nicht  sC^ 
nahe,   und    werde   er   auch   geschlossen,   so   wenle   t^    iinmerhir::^ 


10)  Die  erste  Zcituog  ist  uodatirt  und  an  i-im>ii  Kurfürsten  ge 

<üe  sweite  voui  27.  Juli  s.  1.,  bopiiuend:  ..B'jsüiider  betnmter  lit-ber  herr 
ftvond."   Beide  wunh^n  Phil,  in  dum  Aom.  II  •itirteu  Si-lireilieu  zugesandt 

11)  KuiieTötlorf,  iL  17.  Ang.  ».  B*jü.  V. 


Dritter  Alwichmtt 


66 


emige  Zeit  danern,  bis  dio  vortragen  Potimtaton  vermöchten  etwas 
gcgpn  diu  proicsUuiüsc-lieti  Stäiiilit  vor/.uiK.-liiiieii;  ik'uiiin'}i  niQsse 
es  binnen  wenigen  Jahi-en  sicher  doblu  küoiniou.  Audi  könnten 
oUe  Sicherheiton.  auf  die  man  rechnen  müchto:  daws  eio  nicht  Geld 
und  Leute  hätten,  datss  zwischen  Fruukj-cich  und  Spanien  kein 
Vertrauen  herrsche,  duch  am  Ende  trügen:  danini,  wenn  die  pro- 
testantischen I*^ürMton  bei  iliren  Wünten,  Landen  irnd  Louten,  und 
bei  ihrom  Ghiuben  Weihen  wollt'Mi.  so  niiisstr'ti  sie  sich  zustiiinnen- 
ihnn.  einen  „AVrstand'*  luaeheii  und  sich  zu  gegenseitiger  Hilfs- 
leistung vorpfli eilten.  Geschehe  das,  so  möge  wohl  ein  Schwert 
d88  andre  in  der  Sciiei<]e  halten,  sonst  aber  werde  man  den  Einen 
iHfUt,  den  iVndcm  morgen  hinwegreisseu.  Zudem  sei  rathsom, 
*m  König  von  Frankreich  bei  guter  Stinmuing  zu  halten  luid  die 
Spaltungen  zwischen  den  EvangeÜschen  auszugleichen.^* 

Einen  entsprechenden  Hrief  sclirit'b  er  an  Her>u)g  Cliristoph. 

Auch  <lieser  war  durch  Zeitungtni  über  den  Streit  zwischen  Papst 

"Id   Kaiser  in   erregte  Stimmung  versetzt*"     Er  halte  zwar  für 

^f^wisi*.  nntworti^te  er  dem  Limdgiafen,  dass  der  Kaiser  dem  Papst 

'^'►ch   Nichts   zugesagt,   doeli   dürfte  es  wohl   bald   gesehehen;    er 

^oUo  das  üegcntheil  hoffen,  doch  sei  es  nicht  unmöglich,  <iass  der 

*Caiser  den  Religionsfrieden  breche.     Femer,  wenn  die  Kurfürsten 

*-*'otz    Jjanilgraf  Pfiilipps    eifrigem    Driiugen,    dem  er  vollkummnen 

■«^eifiall  spendet,   versäumten   beim    Fried4'n   zwischen  Spimieu   und 

t?"raiikreich   zu  interveniren,  so   möchten   Wühl  Papst  und  Kaiser 

^Js   Mittler  einti-eten,  und  dann  möchte  etwa  tractirt  werden,  wie 

^kniin  die  Evungeliseheu  dämpfe;  auch   dem  König  von  Frankreich 

ssei    nicht  zu  trauen,  denn  es  zeige  sich  ja  klärlich  wie  sehr  er 

üVm-T  da»  Wailislhum  des  Evangeliums  in  Frankreich  erbittert  sei; 

danira  möge  er  wnhl  daran  denken,  es  auch  im  Ausland,  wo  die 

i^iuellen    der   franzosisclien    Hitforuiatien    lägen,    zu    unterdrücken. 

Aus  diesen  Gründen   —  darin  pflichtete  er  dein  Lamigrafen  bei  — 

eei  dringend   nothwendig,  dass   die  Evangelisehen   in  Deutschland 

äch  nicht  nur  ver&öhuten,  sondern  auch  verbänden  und  vewprÄehcn, 

Alle  für  Einen  l^eib,  lieben,  Gut   imd  Blut  einzusetzen,  und  so 

12)  Phil,  am  Augiu^t  d.  *.'4.  Aug.  ü.  Beil.  VI. 

13)  König  Masirnilian  au  Chmto]ili.  WIl'u  d.  29.  Juli  1558.  s.  Sattler  TV 
ft'ü-  11.  144.    Vor  dorn  8.  Sopi  (vgl.  Bi'il,  IX)  sandte  Christoj.h  dem  Land- 

gn(t.^u   Zf'itungen  ütwr  „Coiisultationon  die  beim  Paptit   der  Kuiaoi-vvatd   lialbea 
''"'gvloff.'ü";  vielleicht  die  bei  Sattler IV  p,  12»  erwähnten  NacUrichteo? 


5(} 


Dhiter  Abschnitt- 


'M 


gompinsam   ihren  GUnhpn  bis  niif  das  letzte  Seußwn  zu 
digcn:   gi^st-lmlio   das.   so   diirfe   man    iillerdinpi  hnfl'en,   dass  ein 
Schwort  das  andni  in    dor  Sohoide  halte;   sonst  aber  wftre  vitd- 
leioht  das  Verdorbon  dos  doutsolien  VatrrlundoB  zu  erwarten." 

HättD    nun   Aujtfust   zugestimmt,    so    wäre   x*emiuthlioh 
Higeu  Kreis  dor  Anfang  ku   einem   umfiissenden   Vertheidigungs- 
btlndnisß  gomncht  worden:  eine  V0reinif,'ung  von  vorläufig  wenig 
Personen,  welche  dann  vennuthlich   wie  dereinst  der  schmatkaU 
diwhc    Kund    oine    steig(m<ie    Anziehunf^skraft    auf   die    bfsoi^n 
Oeratlther  ausgeübt  hätte.    Namentlich  im  Kreis  der  Recessfursten 
hätten   di«   Begründer  -wohl    bald   Niiehfolgo   goftinden.     Kurfürst 
August  aber  antwortete  dem  Ijandgrafen   abhlmend  und  behnrrte 
hierbei  auch  auf  eine  zweite  dringliche  Äuffordorung  hin.*^    Die 
Gründe,  welche  er  gegen  die  Stiftung  des  BündnifiRcs  ins  Feld 
fflhrt,  sind  wenig  ühiTZi'ugpn<J.     Wenn   it  darnuf  liinweist,  dass 
ja  ein  K»Migionsfrirde  geschlosm>n   und   dasH  der  neue  Kaiser  ein 
friedliebender  Herr  sei,  so  ÜlU  das  nicht  ins  Gewicht;  mne»  er™ 
doch  s(^lbst  dorn  Lindgrafen  ;cugoste!ien,  die  Dinge  möcht(>n  wohH 
noch   ein  Ende  uehmeu,  auf  das  jfftzt  Niemand   denke,  und  Den   a 
der  sich   am  sichersten  dünke,  möge  vielleicht   da«  Feuer  zuers— : 
treffen.     Um  dai'AUthun,  dass  ein  Bimd  gegen  die  zugestandene 
Gefahr   nicht   nützlich    sein   werde,   erinnert  er  danm.    dit^s    de^=i 
schmalkaldischo  Bund  schlecht  zusammengehalten,  und   behauptc:3 
dass  derselbe  schlimme  Kolgen  gehabt;   damit  werden   aber  nt^^ 
die  Thfttsachen  der  Vergangenheit  in  ein   faliwhes  IJcht  gcrücfc^, 
um    das    Bedürfnis;*    der  Gegenwart   ahKuIcugncn.     Aus   der  Go- 
schichte   des   M-hmalknldisclifn   Bundes   Hess   sich    iloch   nur   ab- 
nehmen,  <IasH  man   bei    einem   künftigen  Vertheidigimgsbüudniss 
energischer  wordi.«  zusammenhalten  müssen,  nicht  aber,  dass  man 
ohne  Bund   zu  jener  Zeit  besser  gefahren  wäre   oder  jetzt  fahren 
würde.     Dafür  zu  sorgen,  dass  man  jetzt   die  Fehler  der  Ve^ 
gangenheit  vermeide,  war  eben  der  Beruf  so  bedeutender  Füi-sten, 
wie  August  von  Sachsen.    Wenn  er>  um  seine  Aiisfiilirung  weiter 
zu  begründen,  von  dem  Zwiespalt  der  Evangelischen  spricht  und_- 
audcutet:  Denjeuigv^n.  welche  forhvälu'cud  Kampf  gegen  den  Reecs^ 
fiUirten.  wüixlo  iji  einem  Bündniss  nicht  zu  trauen  sein,  so  wanr: 


14)  BnÜfige  IX. 

15}  Boiiafovn,  vni,  X. 


Dritter  Alwhiutir 


67 


nur  zu  erwidera:  eben   ilanim  müssten  Diojt'nigfMi ,   welche  reli- 
giös  einiff  seien,  sich    um   sn    fester   uneinamler   schliewscn.     Man 
bütte  nicht  einwenden  küniien,  d&s»  der  Kreis  dei-st^then  zu  gRi'ing; 
sei:   die   Tereinigte   Macht   der  Recessflirsten  z.  B.,  selbst  wenn 
man   auf  Joachim  von  Brandenburp  von   vomliereiii  voi-zichtote, 
wän,'  pohuu  se)ir  b<.*d«!Ut(.'iiii  gewesen.    Vielmehr  leuchtet  aus  diesem 
Argument  nur  des  Kurfüreten  Furcht  vor  den  Plänen  der  Eraeeti- 
nftr  hcnor.  sowie  da.ss  er  sicli  innerliidb  der  protestnnrischon  Par- 
tei nicht  genügend  gcf^en  dieselben  f^'schützt  j^Iaubte.    Ein  gleiches 
Hiftstraueu  gegen  seine  eignen  Parteigenossen  Hingt  durch,  wenn 
er  einen  Ausspruch  Johann  Friedrichs  des  GrnssmtUhigeu  citirt: 
in  BiUidnissen  gehe  es  sewöhnlirli  Dem  am  schlcflitestcu,  der  sie 
m\  treusten  halt«'.    Dcnientsprechcnd  vernitli  es  vornehmlich  seinen 
persönlichen  AVunsch,  beim  Kaiser  in  Gunst  zn  stehen,  wenn  er 
meint,  das  „stiiKlerhait?  Anstehen"  welclies  ein  ovangeUscher  Bund 
lieim  Kaiser  und  bei  den  katlutlischen  Ständen  liaben  würde,  sei 
zu    vermeiden.     So   wenigstens   und   nicht   ander»  mus8  man   den 
Inhalt   dieser  Briefe  intorprotiren,  wenn  man   des  Kiuflirsten  ge- 
tiammtes  Verhalti'ii  in  jenen  Jahren  in  Betrnrlit  zieht.    Wir  werden 
«uf  die  Wlirdigung  dieser  Argimientation  uiirl  der  Politik,  die  !*ich 
darin    kundgiebt,   noch   zurückkommen.'*    Der  einzige  Einwand 
Kurfürst  August«,   der  auf   den   ersten   Blick   besser  berechtigt 
sflieint.    ist.   dattt*   er   seiner  Laiidwhaft   vei-sprochen    habe,   nhne 
ihrr  Einwilligung  nicht   wieder   in    einen  Biin<l  /u  treten;   audi 
dieser  verliert  sein  Gewicht,  wenn  man  sieht,  dass  August  zwei 
Jahre  später  rollkonirnrn   geni-igt  war,   si<:h   der  landsh ergischen 
Eilligimg   anzuschlicssen.'^   —   Wie  dem   nmi   sei,   die   Defensiv- 
ciiiigung  blieb   ungeschloss<Mi;   der  deutsche  Protostantismut*   tmt 
den  Beicbstag  vtjllkommen  zerspaltcni  und  /^t-ifahren  ein. 

16)  ÜQtj-n  Aljscbnitt  V. 

IT)  S.  Maurenbivfher,  H.  Z.  50,  |i.  ÖO,  Hl. 


Vierter  Abschnitt. 


ioch  vor  Bc^itm  des  ßcicbstagci«  zu  Augsburg  wurde  die 
SpalUmp  des  deutschon  Protestantismus  abonnuls  weiti^r  auf^Tisson. 
Anfang  des  Jahi-eö  1559  frsohii'n  im  Nnm(*n  der  drei  Herzoge  von 
Sachsen  das  „  weimainscho  Conftitatiünsbuch",  eine  Scbrift,  welche 
bestimmt  war  fortiin  die  herzoglich  äächsischen  Lande  zu  binden; 
auf  eigftno  Faust  sprachtTi  (birin  die  Herzoge  Jene  Verdumm luigen 
aus,  zu  welchen  sie  diu  Fried euspartei  in  der  deutsehen  Kin'he 
nicht  hatten  mit  foitreissen  kömien;  neim  Ketzereien,  darunter 
die  Tri-thümer  der  ,.alten  und  neuen"  Zwingliimer  und  Calvins, 
desgleichen  die  in  der  Lehi'e  vom  treien  Wülen,  der  Majorismiis 
und  Adiaphorismus  wui'don  in  dem  Buche  venirthcilt  und  ver- 
worfen. Ks  wurde  verordnet,  dass  diese  Verurtheilungen  dem 
Volke  von  der  Kanzel  herab  vnrgelesen  und  gepredigt  wüi-den. 
Mit  diesem  Bueli  war  der  Krieg  gegen  alle  Abweichungen  vom 
strengen  Luthertlium  nach  flaeianisclier  Äiiffassimg  iu  Permanenz 
erkläi't;  sie  alle  halten  Verfolgung  bis  aufs  Aeusserste  zu  ge- 
wärtigen: die  Diffei-enzen  in  der  Lehre  vom  Abendmahl  imtei* 
dom  Titel  des  Zwinglianismus  und  Calvinismus,  diejcnigcu  in 
der  Reehtfertigungslelire  als  Veifälschung  der  Lehre  vom  freieii 
Willen  und  unter  dem  Nnnien  des  Majorismus,  die.  welche  die 
theoretisdie  Betrachtung  und  di«.'  Praxis  der  Ceremonieu  betrafen, 
unter  dem  des  Adiaphorismus.  Die  vomelimste  Spitze  des  Mani- 
fößtes  aber  rielitetc  sich,  obwohl  kein  Name  genannt  wurde, 
wiederum  gegen  ilie  kursäclisische  Kirche,  deren  Theologie  in  don 
Namen  d^r  veidammten  Ketzereien  und  in  den  ßeschreibungea 
derselben  deutlich  gekennzeichnet  wurde.* 

Ein  solcher  Selnitt  knnntr  natürlicli  sehr  schwer  zurück* 
gothau  werden;  vnii  einer  Vurstandigung  der  Art,  dass  mau  die 
vergangeneu  Streitigkeiten  der  Vergessenheit  anheimgegeben  und 
für  die  Gegenwart  in  den  wesentlichen  Lolu^u  vorhandene  ITeber- 
einsämmmig    bezeugt  liätte,   keimte   kaum    noch    die  Kode  sein: 

l)  8^  über  das  t.'*ufutAtiQnsbuüh  voraelimlich  l'regerll,  77  —  79,  U9ff — ■ 


ll)6uhniH. 


59 


onnte  sich  ntir  noch  um  Nachgeben  von  einer  oder  der  andern 
ite  handeln.  Es  wur  natürlich,  dass  in  den  Reiben  Derer,  welche 
die  religiöse  Vereinbarung  wünschten,  eine  grosse  Verstimmung 
«nd  Entmuthigung  Platz  griff;  namentlich  aber  wurde  Kur- 
fünit  August  durch  dio  neue  Krii^gaerkläning  seiner  Vettern  in 
»Mnera  Misstrauen  und  seiner  Zurücklialtuug  sehr  bestärkt  Land- 
^n£  Philipp  dagegen  trat  eben  jetzt  mit  dem  Vorschlag  einer 
Öeneralsyuwle  für  Deutschland  und  die  Schweiz  henor.  Der 
H  Plan  erscheint  gerade  in  diesem  Moment  so  überraschend  kühn, 
^filass  man  genöthigt  wird  dabei  zu  venveilen,  um  Verständniss  zu 
f  suchen;  es  wini  der  Ort  sein,  über  die  politischen  »ind  religiösen 
I  Gedanken  kreise  des  fjandgrafon  einen  TT^pherblirk  zu  nehmen. 
I  Ich    erinnern    daran,    dass    während    Kurfürst    August   sich 

I  durch  die  grosse  Simlttmg  zu  Wonns  in  seinem  Widerstand  gegeu 
^ftdie  kirchlichen  Kinigungsbestrebungen  wenig  oder  gar  nicht  be- 
^"Ürren  liess  und  Melanchthon,  der  Führer  der  kursflchsischen  Kirche, 
I  sich  gerade  von  diesem  Moment  an  als  consequenten  G^ner  der- 
sdben  zeigte,  der  Landgraf  eben  seit  diesem  Wendepunkte  sich  der 
Agitation  für  die  kircldiche  Vereinbarung  mit  vollem  Kifer  hin- 
gab. Diesem  Umschwung  in  der  kirchlichen  Politik  ging  ein  sul- 
'cher  iii  der  weltlichen  zur  Seite:  vordem  neutral  den  Weltereig- 
lissen  gegenüber,  nur  bedai;lit,  sein  T^nd  und  sich  nicht  zu 
len,  beginnt  der  I^andgraf  um  die  Zeit  des  Religionsge- 
irfiches  wieder  sich  handelnd  am  Gang  der  auswärtigen  Politik 
zu  betheiligen  und  die  Forderung  zu  vortreten,  dass  die  deutschen 
Prote-stanten  nicht  mehr  iinthiitig  ihrp  Schicksale  erwai'ten  sollen. 
Zur  Erklärung  mag  man  darauf  hiublickcn.  dass  der  Landgraf 
aus  der  langjiihrigen  Oeftingenschaft  dinh  wohl  an  Kraft  and  Zuver- 
sicht gelähmt  hervorgegangen  war,  uml  eist  jnit  der  Zeit,  wie  die 
trüben  Erlebnisse  seiner  Mannesjaln*e  hinter  ihm  versanken,  einen 
Theil  der  hofftitingsreicheu  Stimmting  tVülierer  Zeiten  wiederge- 
wann, wie  wir  sie  in  den  religiösen  Hiindelu  der  fulgendea  Jahre 
tmd  im  Beginn  der  Hugenottenzeit  noch  einmal  in  alter  Weise 
du^chbre(^hen  sehen.  Audi  maturiello  Verhältnisse  müssen  mit- 
gespielt haben;  als  Philipp  aus  der  Gefange^nschaft  zurückkehrte, 
waren  die  Festungen  seines  Tjandes  geschleift,  die  Finanzen  des- 
selben niinirt;  wir  wissen  nun  nicht,  wie  seitdem  die  Herstellung 
der  Befestigungen  und  Finanzen  in  Hessen  foilgeschritten  war; 
doch  muss  das  Ijand  im  Jahr  1557  schon  in  vertheidigungsfahigem 


60 


TlortOT  Absohutt 


Ziistand  gewesen  sein.*  Eine  posse  Erleichteiiing:  der  landg^F 
liehen  Politik  war  es  jedenfalls  auch,  daäs  Philipp  dui-ch  die 
Schtichtiiuj*  seiuer  alten  Händel  mit  Wilhelm  von  Nassau -Oranico 
eben  in  diesem  Jahr  eines  unbequemen  (fegners  in  nät'hstei 
Naehbarscliiift  ledig  wuixle.''  Doeh  ist  jene  Weiuliiri^'  vom  Still- 
lialtt-n  zum  ilandelii  nicht  nur  ein  Aufsc^hwuug  zu  ej  ImhtiT  Energie, 
der  sieh  aus  dem  Schwinden  von  allerlei  Druck  und  Hemmnissen 
von  selbst  ergeben  miis^ste;  die  neuere  Aeni  der  landgräflichen 
Holitik  hebt  sich  van  der  vorhci^ohcnden  so  geg:ensützUch  ab,  das» 
ihre  positiren  üewe^jj^ründe  in  den  Abwandelungen  der  kirchlichei 
und  politischen  Liige  um  die  Zeit  dos  Cmsehwungs  und  seithi 
gesucht  wertleii  müssen.  Wir  haben  die  objectiven  Momente  dieser' 
Abwandelungen  bereits  vou  Schritt  zu  Schritt  dai-zustellen  gesucht; 
das  Folgende  sei  nun  der  eigen tbümlichen  AufTii.si>ung  des  Land- 
grafen gewidmet. 

Vor  dem  Rcligionsgt^spräch  zu  Worais  crkliirt  der  I^andgraf 
gelegeutiich,  die  Lage  erscheine  ihm  nicht  dringlich  genug,  um 
so  grosse  Anstrengungen  zur  Herntellimg  des  Kirchenfriedens  beifl 
den  Protestanten  zu  rechtfertigen;  auch  er  weist  darauf  hin,  dasa 
man  die  Gefahr  des  Verdaclit-s  bei  Kaiser  uod  katholischen  Stünden 
meiden  müsse,  dass  wenig  Hoffnung  auf  Verständigung  sei, 
der  Einungsversuch  eine  Opposition  auf  der  andern  Seite  hervop- 


D 

i 

Q 
D 

IStt^ 


2)  Ohno  diese  Voraussetzong  ist  die  Büudnisspulitik  des  Ijindgmfen 
sohwor  di^itkliaa".  "Wir  rascli  die  fiiuuizit-'lle  KnLfti(;ung  des  Ijandos  fortsi-iiritt. 
int  (ltirBU:>  zu  (^■rsehoD.  dat>i^  PbiIi|Jt>  trotz  ilor  auhb<'t-i>rduiitliuhoii  Ausgab 
wolcliu  ibui  dt>r  Atutrag  den  Ki't>äi-Iiaftäi>tn.'ite»  mit  Oraiiieu  kostete,  im  Aiifj 
iloa  .lahros  I5t)2  im  Stande  wiir,  dio  Zahlung  von  150.000  liis  KiO.OOO  Uuld 
itiDeriiali)  ß  liiR  8  Mutiati»ii  jii  <lii'  Ka^so  e'\n(>»  ftvari^tditu-heii  lltindnisses  anau- 
bietott.  Vgl.  Kf'nimcl  I  (i.  570,  II  p.  iil2ff  und  IJcil.  LUI.  -  Philipt)  erhielt 
erst  iui  Jalir  1Ö5U  vom  Koisor  ausdi-ücklicho  Erlaubmss  scÄna  Festungen  wiodßT, 
aurziil>aufli]  und  uono  anznlRgeti  iPhil.  an  Aug.  ("missrn-Ritta  d.  18.  Juli  15. 
Hs.);  doch  ifiobt  or  suhoii  I.V)7  in  oinom  Auf;<*nb]ick  der  TJi>äorguiss  Aultngjl 
zu  KaHsol  „aiif  di-'v  Festung  und  sonst  zum  Rechti-ii  zu  sebon;"  die  Wcrka' 
vrm  KnsHcI  müssen  aLs')  damals  wenigstens  uuthdurftig  im  Stand  göweseo  sein. 
{Aa  dun  JUarschall  vun  ]IuUliau»en,  desgl.  an  UeiDricb  vou  Subacbteu  Zapfea- 
bring  d.  13.  Aug.  1057,  Hs.    Vgl.  Beitr.  Note  32). 

3)  Eommel  I.  c.  Der  jüngere  'Willndrn  von  Öranioii  war  Tiir  dou  IjuA- 
grafcn  vor  diooem  Vortrag  ein  ge furcht« 'tfr  (Jitgnor.  namßiitlicli  weil  Philipp 
von  Späuiien  hinter  iiim  zu  st/^hnii  schien;  im  .hihr  lhf->i\  fünihtctc  er  einsB 
T'ehfrrall  Omniens  mit  spouiäeJier  Ilidfc;  s.  ubondas.  II  {i,  U13i  vgl.  BeitT. 
Note  4. 


iin< 


Vierter  Absctiuitt. 

roftn  wfird«*,  die  da.-^  Ucbel  ärp«r  machen  mÜÄse:  er  zeigt  Ab- 
neigung gegen  «Ion  (redaukcn,  in  engoroni  Krris  hindoiidf  Bo- 
H'lilüss*»  zu  fassen,  di«'  nacliiimls  Angriffen  von  S<>itt'n  dfT  nicht 
ithciligt4'n  nuK}rt«*>tzt  st'in  würden;  endlich  vorrÜÜi  sich  dtu*  Bo- 
b«'n.  mfigliohKt  iii  Einklang  mit  der  kiuvüchKisi^heti  Volitik  ym 
ileiben.  •  Seit  dorn  Wendepiiakt,  den  die  grosse  SpiUtung  drr 
'Evangelischen  zu  Worms  darstellt,  tritt  er  jener  selbststiindig 
ige^uüber:  wenn  von  »yichsischcr  Seite  immer  wieder  angeführt 
Vird,  dass  mnn  sii'h  nirht  genug  hüti'n  könno,  den  im  protestan- 
tischen Lftger  gährnnrlcn  StrtMt  nwli  tinfer  anfzuriihrou,  «o  luit 
dies  Ärgumeüt  für  ihn  seine  Geltung  verloren. 

Inwiefern  hatte  nun  das  Worra^^er  CoUo<niiuni  die  Lage  um- 
gestaltet? Der  protestnn tische  (ilaubt:*Dshad*3r  hatt  <lort  eine  Tiefe 
und  Dnvorstihnliohkoit  offimbart,  die  man  vordem  nicht  reiv 
muthet:  ihn  als  n^'bcnsäciiUrh  odt'r  iingefährUcli  zu  betrachten,  war 
seitdem  unniöglicii;  die  Hoffnung  aber,  ihn  durch  Stillschweigen 
und  Zurückhaltung  zum  Kiiischlafen  /u  bringen,  mus8te  nunmehr 
»nch  mind^^tens  sehr  si^iwaeh  geworden  sein;  andrerseits  war  die 
Fentlifhe  Hlosstellnng  des  iVotestantismuR,  die  man  vordem  durch 
ursicht  hätte  suchen  können  /.u  vcrnn*iden,  jetzt  vollständig  ein- 
getreten; man  konnte  fragen,  ob  an  der  gegenwärtigen  Loge  das 
ängstliche  Meiden  weiterer  Misserfolge  in  den  Einungsbostrebungen 
noch  etwas  besswe,  ob  andrerwits  weitere  verunglückte  Anläufe 
nü«*h  viel  verschlimmem  könnten?  Die  Frage  durfte  wohl  bejaht 
werden,  wenn  man  annahm,  dass  man  der  flaciunischen  Partei  mit 
jedem  neuen  Anlass  zu  einem  liffentÜchen  Ketzergericht  nur  einen 
Trinniph,  einen  Zu  wachs  nn  Seelenzahl  bc-n.Mte;  Landgraf  Philipp 
Bber  lebte  des  Glaubens,  diüy?  sicli  der  deutsche  Protcstantisftius, 
mindtjÄteus  soweit  er  noch  nicht  für  jene  Partei  gewonnen  war, 
ilas  hoisRt,  in  seiner  grossen  Mehrheit,  noch  in  Friciien  und  gegen- 
^•itig>*r  Aiierkeunung  vereinigen  lasse.  Eine  solche  Mehrzahl  pro- 
iHstantiscber  Kirchen  aber  hätte  ein  moralisches  Uebergewicbt 
haben  m(is.Meii,  und  dem  Katholicismus  gegenüber  noch  immer 
günstiger  dng*f*tandcn.  als  ein  Haufe  iMnzciiier  Gemeinschaften, 
tleren  Einheit  im  fflaulwn  -  das  war  die  nugcnhiickliehc  Ijage  — 
dpu   Oegnem  sehr  zweifelhaft   erschien.     Schon   in   Rücksicht  auf 


4i  Ht-i-i«   I    i».    HM»-li:i,     I4J~KVJ;    iL.    Iti-it.    I-    IV.       Ku-ler  11 


I 
I 


62  ^^^^Kr  Vtortftr  Absclinm. 

*lie  kommPTidf^n  Roichstapi*  miissh»  t'iiic  solch»'  Einhoitspnrtoi 
wünsc'lienswprth  crschoiru'ii.  Nacli  tion  Rcichsingeii  alx'r  drohte  (Ui8 
öciimcnischo  CodcU^  dess(?n  Spruch  die  ausländischen  ProtcstanU>n 
so  gut  wie  (He  deutschen  troffen  musste.  Landgraf  Pliilijjp  K>"ff  M 
nun  soweit  zu  hoffen,  dass  die  Mehrheit  des  deutscheo  Protestan-  ™ 
tisnius  auch  mit  der  schwoizcrischcn  Richtung,  wohl  nicht  in  ein 
völliges  dogmatist^hes  Kinvcrstäiiduiss,  aher  d(irh  in  ein  Verhült- 
iiiss  ^g^nseitig(T  Anorkeiuuin^  treten  könne,  wie  es  in  den 
dreiftsiper  Julireu  für  kiirzp  Zeit  durch  die  wltlenbei^itiche  Con- 
cordie  begründet  worden:  damit  eröffnete  sich  ihm  die  Aussicht,. 
die  Kvanjifeliscilon  des  pesanuuton  Auslandes  in  den  Kreis  Der- 
jeni^ren  ym  ziclien,  die  sich  als^  (ilauhensgcnossen  fühlten  und  be- 
kannten :  er  trug  sich  niit  dein  kühnen  (ieilankeu .  <üiie  inter- 
nationale (iruppp  des  Protpstantismiis  /.n  bildt-n,  welche  llm>  geistig>e 
Macht  vereint  der  römischen  Kirclie,  ihrem  Concil  und  ihrem 
fißfomiationseifer  ent^'efjenslellen  könnte. 

Gehe  man  nun  auf  die  Voraussetzung  der  Andersdenkenden 
zurück:  dass  damals  eine  VerRtändig:nng  untf^r  den  deutschen  Pro- 
testanten   —    vom   Ausland  ganz    zu   s<_'hweigen    —    nur  in  sehr 
bescliriinktem  Massi?  nioglicli  war,  und  jeilrs  Misslingen  eines  all- 
gemeinen Ei Diings Versuches  da«  Ansehen  dos  Protestantismus  helH 
den    Altgliiubigen    weiter   onipfindlich    i^cliädigen,    die   lulhensche 
Kajupfpartci  stürken,   die   zukünftige  Hebung   des  Zwicfipaltä   er- 
schweren musste;   flass   hingegen   bessere  Tage  zu  hoffen  waren, 
wenn   man   vorläufig  von    den   Kinungaversnchen  ablieas   und   au  f 
die  gellässigen  Fragen   nicht  rührte.     Aul'  diese  Anschauung  liesji " 
sich  eine  Politik  des  völligen  Stillhalti'ns  nur  gründen,  wenn  man 
die 'Einigung  rein  als  Sache  des  religiösen  Bedürfnisses,   lediglich  ■ 
wichtig  für  die  Krhuuung  der  Olüubigon   und   die  geistige   Kraft 
des  Protestantismus  betrachtete,  das  heisst,  wenn  man  den  Pro- 
testantismus ausser  politischer  Gefahr  erblickte.     Landgraf  Philipp 
ftbor  meinte  in  nicht  gar  weiter  Kerne  emen  grossen  Rückschlag  H 
des  Kathoücismus  gegen   die  Reformation    in   DeuUicIiland   heran- 
nahpn   zu    sehen.     Auch    in    dieser  Jiey.iehiing   bildet   die   Zeit    des 
Wormser  Religionsgf'spnii'hes   wegt^^n  «ler  bi-gleitendi'n   politischen 
Umstände  einen  Wendepunkt,   wie  aus  dem  Früheren  erimierlich 
sein  wird.     In  dieser  Gefahr  nun   erschien   die  religiöse  Spaltung 
der  Proteetanten  als  ein  sehr  wesentliches  Moment,  weil  der  Pro- 
testantismus in  solcher  Zcrsplittenmg  weder  eine  achtunggebietende, 


Tierter  Abmo 


63 


noch  eine  verthpidipungsf:ihige  Macht  darstellte.  Schon  wm  des 
moralischen  Eindrucks  bei  der  üegenpnrtci  willen  wjir  voti  diesem 
(jesichtspnnlft  aus  anch  eine  sehr  beschrankte  Kinheitspartei  unter 
den  Protestanten  dem  gegenwärtigen  Zustand  vorzuziehen,  wofera 
sie  nur  noch  ii^eud  über  orhobliohe  Maclitniittel  verfügte.  Sie 
konnte  vielleicht  dienen,  die  Gefahr  abzuwenden:  war  aber  dies  nicht 
rai>^lidi,  so  scbioD  sie  um  80  nothwendif^r  als  Vorbedingung 
der  bewaffneten  Vertheidigung.  Sicherer  und  Tollkommeuer  als 
die  hIoRsr  F^intracht  hätte  diese  politischen  Zwecke  mich  des 
Umdgriifcn  Mfinun^r  eine  Befi^nsiveiiiigung  unter  de;n  Protestanten 
erfüllt:  aber  auch  diese  schien  nicht  möglich  ohne  religiöse  Ver- 
(^inbarung:  wieder  und  wieder  sah  er  sich  vor  di»'  Aufgabe  ge- 
stellt, vor  Allem  die  Beilegimg  des  Glanbenszwistos  zii  betreihen, 
soweit  sio  ebon  möglich  war.  Auch  diese  tietrachtniigen 
delmt  der  T^ndgraf  über  den  gt.*samnitcu  Kreis  des  europäiadien 
Protestantismus  aus:  sn  reiclicn  die  pulitischeri  Gesichtspunkte  den 
ndigiösen  die  Hand,  und  jcuer  Plan  eiucr  evangelischen  OeneraJ- 
synode  für  Deutschland  und  die  Schweiz  birgt  in  sich,  wie  wir 
vermuthen  müssen,  nicht  nur  ileii  Gedanken  eüier  intenuitionalen 
protcötun tischen  Kirchengcniciiiscluiift,  sondern  auch  den  iler  poli- 
tist^heii  Verständigung  ihrer  Glieder  zu  einem  aolidarischen  Ganzen. 
Von  säcbsisclior  Seite  stt4ltc  man  alledem  gegenüber  die  Gefähr- 
dung des  Protestantismus  mögHclist  in  Abrede,  und  Hess  man 
sich  einmal  iiiil"  tliese  Voraussetzung  ein,  so  gi'schnh  es  um  dar- 
zuthun»  dass  politische  Verbindimgon  —  und  namentlich  mit  dem 
Ausland  —  nicht  der  Wog  seien  ihn  zu  sichern,  f^issc  mim  nun 
die  gegenseitige  Würdigung  dieser  Systeme  noch  dahingestellt 
soin;  dagegen  vordienen  hier  die  beiden  Hauptmomeute  in  I^nd- 
graf  Philipps  kirchlicher  Politik:  seine  Ueberzeugung  von  der 
Oefahnlung  und  Solidarität  alter  Protestanten  und  sein  Urtheil 
über  das  "Wesen  der  protestantischen  Iiohrstreitigkeiten,  noch  eine 
nähere  Betrachtung. 

Wir  beginnen  mit  dem  ersten,  dem  piditischen  Oedanken- 
kTeis  und  sehen  vornehmlich  zu,  welche  Erwägungen  den  Ijond- 
graton  zu  jener  SCeit  beschäftigten,  als  er  füi-  seinen  Synodalplan 
arbeitete. 

Die  zukünftige  «llgcniein»'  Reai-tion  des  Katholinisnius  schwebte 
j  ihm  vor  wie  eine  Tendeuz,  die  in  der  Natur  dir  Dinge  lag,  wie 
das  natürliche  Ziel  der  katholischen  Politik,  welchem  sie  bei  der 


64  ^^^^"  Viertfir  ÄhuchniH. 

nächsten  günstigen  Conjunctur  der  Umstände  Folge  leisten  wer 
Für  die  Zeit,  von  welcher  wü*  reden,  zeigt  sich  das  recht  deut 
Uoh  an  den  Vcrniutliungen,  niit  denen  LdindgruT  Philipp 
Truppen  Werbungen  begleitete»  welcJie  in  der  ersten  Ilälfle  des 
Jahi-es  1559  Deutschland  bt'unruhigten,  in  den  Befüix-htungeu, 
welche  die  son.satiniiplleii  Ta^sgiM'üclit*'  in  ihm  liervnrriefen.  Man 
braucht  darum  seine  politischen  Meinungsäusfiernngen  nicht  auf 
die  Gerüchte  des  Tages  als  letzten  Grund  zuriiokfühn-u:  lU-m  ein- 
zelnen Bericht  sucht  er  stets  mit  Xritik  gegenüberzutreten;^  nur 
behält  er  stets  gewisse  Möglichkeiten  besorgt  im  Auge,  und  sein 
letztes  Wort  bleibt;  gingen  die  Praktiken  gegen  das  Evangelium 
nicht  balii  an  (was  er  seihst  oft  unwaln^choinlich  fand),  sd  würden 
sie  doch  im  LiiuC  dei-  Jaliri-  sicher  noch  komnu'n.'' 

Die  Zeihutgsoonjectiiron  jener  Monate  kTiüpften  sich,  wie 
erwähjit ,  au  allerlei  Werbungen ,  dei-en  Zweck  und  Kriegsherr 
unbekannt  war.  Am  meisten  Unniho  wurde  dadurch  erregt,  dass 
ili(!SHll>en  audi  nach  dem  Fri)*diMiKKt'.hluss  zwistdien  SpanieJi  un<l 
Frankreich  noch  fortdauortcn.  Sie  lassen  sich,  wie  es  scheint, 
rliu'uuf  zurückführen .  dass  der  König  von  Spanien ,  vielleicht 
auch  der  vun  Frankreich,  trotz  der  Friedensverhandlungen  neue 
Truppen  bestellte,  um  in  jedem  Fall  sc]dagfertig  zu  sein;^  ferner, 


6}  ÄbBcliuiU  V  Anin.  Ki,  Iß.     Boil.  XXU,  XXXJV. 

6)  „06  wOrden  niobt  ]fliige.)Ahn>  dahiiigebD,  s.  oben  \i.2G.  „In  kurzeii 
Jahren  und  nach  baWem  Zeiten'',  s.  Heil.  I.  An  Äug.  ZApfenbring  d.  21,  Nov. 
l.irs?,  Hs.:  „solle  ...  ein  vertrag  zwisi*hon  don  grosaou  hern  genaaclit  wcii-den, 
konto  warUch  oUichen  doutscheu  i 'hnr  und  fürstcn  in  kiu'zon  jaren  und  zeitea 
vtwas  verdriesBÜobs  betrognon.    Beü.  VI,  Boü.  XMI. 

7)  Für  Spanien  warb  Adolf  von  Holstein;  s.  nächste  Anm.  üober 
WV^rbungpn  Kricha  von  Brauaachweiji  für  Spanien  bericbten  lleinriub  von 
Ürauuscbwc'i^  au  Aiigast  Wulfenb.  ü.  9.  März  und  der  [.anügraT  an  Deuselbea 
Cassd  d.  IG.  Mitrz;  Lelxteror  fügt,  hinzu,  dass  auch  Philipp  von  Orubeuhagec 
and  Graf  .ToBt.  von  R(;haniiiburj{  Warti^geM  auf  P'Oitor  für  Sjianion  bekonimrii 
haben  sollen.  Wi^nigtr  sirlmr  sind  dio  NachriohUMi  für  PVankreidi.  Die  Mii- 
tbflUnng  der  frAiixi'-sisohon  Obürüt^n  xn  Augsburg  nn  dio  bessiscben  ßitbr  .luf 
dem  Reictuitag:  sio  hüttcn  noeli  tfinoii  Wcrboauftrog  (Boiträge  Alsehaitt  VI 
Not«  1D8)  könnte  zwar  tmHtiinmt  g(>w(vum  aoin,  vorhandeno  Worbnngen  xo 
verheimlicbt'n ,  di>cb  findet  äi<^h  auob  kmn»  sichere  Bt^stiitigung  dcrselboo. 
I'ti'tli|i|i  ^cliiv;)itü  an  August  Cassel  d.  7.  Mürz  '-inen  Botioht  *it*K  S^-ndicns  von 
Nortboiü)  au  IHt:'  vun  Hütliir  mit  dem  BfnnTkfn:  wiir«  es  walir,  so  v/äre  gut 
AufaBhcDs  von  Nüthen,  doiin  wenn  der  Kaiser  sich  gegen  Auguat  vemehraea 
lAflst,  er  habP  mit  Wrisberg  XiubtH  zu  schaffen,  dieser  abnr  Führt  des  Kaisers 


I 


Vierter  Alfichni*^"^^^^^^^^^^^  65 

dass  Horzog  Adolf  von  Holsti>in,  der  eine  starko  Trappenmacbt 
Tor  dem  KritKleiissfliluss  für  den  König  von  Sparvien  geworben 
hatte,  nach  demselben,  weil  er  aie  uicht  mit  Anstand  oliuo  grosse 
Tngeblicbe  Ausgaben  loswerden  konnte,  dieselbe  füäthiolt,  iim  sio 
»r  Unterworfunf^  tl»,'r  Ditmur&on  zii  verrvondoiL"  Möglich  auch, 
dHK  Johann  Friedrich,  der  sich  wie  es  scheint  in  diesem  Früh- 
jahr wirklich  mit  dem  Gedanken  tnig,  die  sächsische  Kur  zurück- 
flierobem,  die  Versammhiug  einer  Truppenmacht  vorbereitete  und 
das«  Oerüchte  davon  in  die  Oeffentlichkeit  draiij^^n.") 

Land^af  Philipp  beobachtete  während  dieser  Zeit  nucli  wie 
^ür  ängstlich  den  Kaiser;  er  war  leicht  geneigt  Gerüchten  zu 
glauben,  welche  die  Werbungen  im  Korden  Deutschlands  auf  doiv- 

'^QsUUuui;  mit  mcli,  m  hat  es  ein  scltsanios  Ansehen.    Zettel:  dor  Vtaiifcmf, 

*'*>n  ÜMni  ilif  Zeituti";  meldet,  kann  nar  Georg  von  Siinmcni  s«*in ,  der  früher  finmal 

ßocen  d**n  lAiidgrafen  gcäiiiweri:  hat,  pr  sei  fnuiK'isisch;   Pi^wr  hat  rit-Ufieht 

"ijt  Wrisbei^  Practih'ii  zu  sclmlTen.     Philipp  ist  ßlaubIK'h  Iwrichtet,  itsa  die 

^'wnzosnn  ftufs  Pfr-nl  14  Kmiu-n  Wartcgeld  p-lx-n.  —  Oeorg,  postulirter  Ensh. 

■*"c)n  RTPinen  an  Aug.  Verdmi  rt.  11.  März:    das  Krenüaf-Iip  Capitol  hat  in  Er- 

CWiniAg  ({oln-a'.'ht,    dass  M'^nsLorg   im  Nainvn  Frankreiclis  Geld  ausgii*l>t;   es 

***ii/en  »noh  .,Ii'*'r"  viel  Keciit«.'  dun.h,  dw'h  gebcu  diesclbeo  an  (vgl.  liiorzu 

KU&chfite  Anm.)  vom  Kn*isohri.sten  rnid  dem  König  von  D&nemark  liestellt  ü« 

^«•io.    Diene  Nachnohtes  sind  alsu  unklar  luid  vridersprecliend.  —  SitnimÜich  Hs. 

8)  S.  Boil.  XX. 

9)  S.  OrtloffI  p.  ivH — 180.    ijerüchte  über  eiueo  Plan  der  Herzugo  von 

^^Buliwiii  »vbeiucn  bt'hon  ueit  dem  ilanunr  wieder  umgHßnng^n  zu  »ein.    .\ugust 

^^n  Philipp  den  15.  Januar  fitthreibt  iu  einem  Zettel:   einer  der  jimgoii  Horm 

^roD  Wt-iroar  itcl  Intxtn  "Woche  hei  Christoph  von  Oldenburg  gewesen;  Herzog 

^VanK  von  Sachsen  (Laueaburg)  und  dor  Herzog  von  Harburg  sind  auüh  dahin 

^^ooehjedcn  goweaen;  SpSt,    der  jctzJ  in  Lübeck  liegt,    »oll  mit  ina  Anscihlag 

^ein.    Pios  letztere  deutet  darauf  hin,  dass  die  angeblichen  lläne  der  Herzoge 

"^oa  Sachseo  bereite  wieder  mit  einem  TnUTnehmen  gegen  Dänemark  in   Zci- 

«amnHiDhang  gebracht  wurüeu.   (V^l.  lieitr.  Note  240,  4.)   Stolp,  den  31.  Januar 

■Mshreibt  Aiigili>t  an  Philipp   über  ,  AD»udiiingen,  welehe  s<'in  Vetter  Johann 

~WühcUn  l>ei  Kraukreiih  ^than  ^  (erw&hnt  im  nAcbstenJ.    Dresden  den  24.  Mürz 

lUs.j  scudi't  August  Philipp  eine  franzöaiacbe  Zeitung  über  einen  Plan  Frankreluhs 

und  LdÜirto^Qua  gegen  Dünemark  xu,   bei  dessen  Ausl'ühnuig   aueb  Johann 
Wflhelni  und  Orumbarb  ins  Feld  ziehen  »»Uten.    AuguNt  bemerkt  dazu:  die 
QgOD  lieeaeu   Hich   aus  oilorlei  Gründen  nicht  uuglnublieh  an,   und  da  Jo- 
lA'ilhelm  und  Giiunbach  »h  «leutKche  Befolilshabor  genannt  würden.  80 
'  mnaso  er,  Augu-stf  um  sn  mt;hr  gute  Ac-ht  gebf^ii.    Er  erlnuert  den  Ijaudgrufeii 
oa  sciocn  Brief  vom  Hl.  Januar.     Vgl.  über  dit^  franxüwache  Zeitung  OrtlotT  1 
p,  170;  Beiträge  VIU  Nute  212.    Kurz  daraur  hat  August  abcmnalR  ^von  ■jlanb- 
ii4ftem  Ort'  Nachricht»!«  über  dienen  Plan.    8,  elteodoH. 

5 


«!lbon  znrückfiihrUMi,  selbst  go^n  die  nusdrJicklH'lie  Erklünmtf 
tk'M  Kiiisoi-s,  (luss  er  Nichts  damit  zu  thun  habe,  wie  er  detm 
stet«  dem  Bruder  Karla  des  Fünften  ein  oben  so  grundsätzliches 
Misstranen  eut^jren brachte,  als  soincm  Sohne  Philipp.'**  Nach 
dem  l'ViedensÄchluss  zu  Cateau-Cambresis  begann  er  zu  fürchten, 
*his  Werbungen  seien  zu  einem  Krieg  gegen  England  bestimmt, 
und  ai'gtt'öhnte  ein  Ein  verstand  niss  des  Kaisers  mit  Philipp  von 
Spanien  zu  diesem  Krieg,  au  den  sich,  wie  er  vermuthete,  im 
Fall  dos  Siegs  die  Hückfiilirung  Englands  zur  katholischen  Kirche 
knüpfen  wiirde.i'    Frankreichs  Haltuj»g  tiösste  ihm,  wie  wii-  sahon, 


10)  Vgl.  Boil- VT  und  Philipp  m  August  des  22.  Octohor  !55S  unter  ü, 
Anm.  42.  Philipp  «n  August  den  16.  Januar  1559.  Hs.  tiitti-t  Au|^st  sioh  Ik-i 
Köttig  Maximilian  zu  ei-kandigoa  über  dio  Dinge,  welche  ibui  der  Kdigioo 
holbflti  widerfahren  und  über  Praktiken .  wotuhe  gegen  dio  walire  Religion  der 
augHburgiscU'u  (unffSüiün  im  Work  äelen,  «scliraibeus  nit  on  urHach*^.  Aiit* 
Wort  DreiidoD  dou  lö.  Janmir  1b).  (hnt  niigcnhltclflinh  kc-ino  VomnlAs-siing  za 
MA.xiniili.in  zu  srliieköii;  st^^dlt  Philipp  anheim.  ca  seUist  in  seinem  oder  lAud- 
gmf  Wilholnis  Namon  xu  tbuii).  Schickt  Bi>rii.ht  di-r  RJitho  Dorzof;  Eiiuhs  n 
Xeußustadt,  des  Itihalti*.  dass  Whsberg  in  der  Herrschaft  Hoya  Lt'ute  üu- 
sammcnbcschnido  und  auf  30  Fähnlein  vortriiste,  ura  :uit  Hilfe  üit  mi'ckleu- 
burgischen  Glfiubigor  des  v«:-rstoTl>cneD  Erzliischofs  Chriutoph  von  Bremen  sich 
sßiot-s  vor  Jahren  gtuommonen  Schadi'ns  im  Lande  der  Wurst.  -  Friesen  zu  or- 
hülon  (vgl.  Häberlin  Hl,  326ff.),  Doch  rühmt  er  sieh  kaiserlicher  BefitoUang. 
Augtist  nn  Philipp,  Dresden  den  29.  Januar  schickt  einen  Bri^f  dt«  Kuieenj  an 
August  d.  d.  Augsburg  dou  16.  Januar.  Itor  Kaintr  veriiirnnit  dass  in  Sieder- 
sachson  Werbungen  aeieu ,  bt-souticrB  daw>  Fraoz  von  Laueuhurg  nai-h  Hoitera 
tiTM-httr  uiitl  Wri.sburg  sich  hün-n  lasse  als  habe  or  kaisorlirbo  Bestallung.  Da 
dies  nicht  wahr  und  da  Baiehe  Werbungen  verboten,  bat  er  Boidcn  untersagt 
fortzufaliren;  thun  sie  es  dennoch,  so  soU  August  es  auf  allt''  Weise  ontor- 
bauen  und  wo  ra'iglich  Wri?;berg  zur  ilaft  bringen.  (Ils.)  S.  die  Antwort 
Philipi«  in  Anni.  7. 

11)  Philipp  an  Christoph,  Cassel  don  18.  April  Hs.:  fürchtet,  die  Wer- 
buugtn  um  Hainburg  möchtt^n  der  Königin  von  England  gelten;  AnfangH  möchten 
sie  wohl  durch  einige  goiingo  Personen  voip-nommen  werden;  wenn  sie  aber  ' 
gorathen,  würden  ^oh  vielleicht  OriisKere  darein  »ehlagun.  I)ei¥.  an  August 
i'a^sel  den  Ui.  Apnl  Ha.:  es  laufen  viel  Knechte  durrh  Hcseen,  dio  si»h  zu 
UaDiburg,  Dritta  [Trittau  xwisehen  Hamburg  und  MöllnV),  im  FünitentJjum 
l<aucaburg  und  andrer  Orten  venjammeln  sollen ;  der  Landgraf  glaubt  nicht 
dass  sie,  wie  man  sagt,  für  Hemng  Adolf  gegen  die  Ditrnnrsen  oder  für  dio 
IJovliuder  beirtinunt  siad;  dn  ouu  der  Friede  zwist-bcn  Fi'ankn-iL-h  und  DSno- 
niark  geschlossen  i.st,  macht  er  sich  Godanken,  dasN  sie  (Hir  eine  Annada  gc^ea' 
t^gland  bcätiirunt  seien.  (Ks  wiirdo  ihm  dies  leid  thun,  üa  die  Kimigin  vua 
Euglnud  der  Rtligioii  geneigt  sein  soll  und  für  den  Fall  eines  CduciIs  es  ctwaa- 


Tkrier  A1>schDitt. 

stets   welliger  Bosoi^niss  oin;    doch  vcrgass  er  nicht,   dnsa  auch 
Frankreich  eine  kaHiolisfhe  Macht  und  Knm'jr  Kfiiirich  ein  Eiferer 
für  die  Einheit  der  Kiit^he  in  seinem  Lande  war;   als  der  Inhalr 
des  französiBch-spanischen  Fiiedens  bekannt  wui-de,  und  ein  heB- 
rischer  Gesandter,  von  Krankreieli  ziirfickkehrend,  Zeitungen  von 
«ner  Verbindung  ilor  boidnn  MUclite  zu  allerlei  antiprotesUntisrlien 
rnternehmiingen  mitbraehtf,'-  konnte  er  doi;h  wieder,  wie  in  den 
letzten  Jahren  aiilässlieh  der  Prütestantenverfolping  in  Frankreich 
und  der  französiscli-spanisehen  Friedensverhand)un)j;en,  emute  Be- 
wi^isse   auch   über  Fi-ankreich  nicht   unterdriickt'n.     Er  meinte, 
'lie  vertragenen  Potentaten  möchten  wohl  ,.die  Teutschen  inein- 
ander  hetzen,  und  honiach,  so  sie  weil  gemattet,  den  uberlcngen 
tiieil  gar  umbstossen".     Kr  wies  die  (ierüchte,  weiche  vor   fMnei' 
f^enieinsanieu  Untemehniunp  Spaniens  und  Frankreichs  ^e^enSi^hwe- 
den  und  Dänemark  S])rachen,  nielit  mehr  unj^läuhig  zurück.     Dio 
Erörterungen,  welche  er  an  die  Nachrichten  jenes  hessis\-li<-n  Ge- 
i^andteu  knüpft,  sind  charaklerii^ tisch  für  dio  Art  «einer  Ziikimfts- 
betraohtung.     ^S<jUte",   scluribt  er,    „die  Praktik    angehen,   dass 
die  Königreiche  Schweden  und  Dänemark  in  andere  Hiinde  kämen, 
so  wäre  es  ein  richtiger  Wt>g  gegen  Die,  welche  der  angsbnrgi- 
sehon  Confessinn    sind,   denn   wenn    dio  beiden  Königreiclie  ver- 
ändert und  dann  ein  Coneil  vorgenommen  würde,  gingen  den  augs- 
burgisohen  Confwsiensverwmidten  zu  Beistand  und  Trost,  wäre  es 
nun  im  Uoucil  oder  wenn  mit  der  Tliat  gegen  sie  gehandelt  werden 
sollte,  diese   beiden  Köjugreiche  ab.     Wenn  dann  auf  der  andern 
Seite  in    den  Schweizerlanrlcn   die  evangolischon  Orte  unter  dem 
Vonrand,  einen  Theil    des   Herz'igthums  Savoyen  wieder  zu   or- 
obom,    den   die    Borner   inne   haben,    auch    gediimptt   wiinlcn,    so 
würde  da  abermals  den  Ri*!iginnsverwandton  nicht  geringer  Naeli- 
tUeil   erwacliöeu   und  der  pupirttischen  Partei   desto  mehr   Ui-sach 


Trefflicbcs  gewcÄ-n  wiüf ,  wcdu  Knylaüd,  SchwMßE  uud  Däiiomtrlt  diosoi*  Roli- 
gino  w&tv.)  An  8(?tno  Hütliß  iu  AugMlitirg  vnm  i^elhen  Tag  uud  llittuiu  Us.: 
fqniolit  dieselbe  Bcsorgoiss  aus.  VoiDvcrkt  nicht  iasü  die  Worbaugou  dein 
Kaiser  zawider  seieo  noob  dass  Heinrich  von  Brnuufivhn'pig  oJit  Andre  sich 
damit  belät<tigpn;  macht  «ich  danun  4'_i(.'dank<'n,  das.^  sie  otwas  auf  sich  Imb^ii. 
(Da  sich  die  Königin  m  fn-undhuh  urlioti-n  und  er  sich  alles  Guton  zu  ihr  ver- 
nebt, sollen  sie  dietivibe  durch  Dr.  Mootius  wamun  lassen.  Schickt  ihnen 
Zettttfigen  um  sie  M.  Icitoii  zu  In.'^sc.-it.  Vgl.  siato  tia|>ers  15öB,'9,  Nu.  587.) 
12)  a  Ik'iL  No.  XV. 

5« 


68 

groben  lind  Miitli  gemacht,  nn  dio  aii^bur^ischon  Confession?- 
verwandten  zu  sotzen.  denn  sie  dürften  nicht  besorgen,  dass  iluien 
der  Sund  gespen-t  würde,  am  die  Zufuhr  nach  den  Niederlanden 
zu  weliron,  urier  <lii.ss  die  beiden  Könige  die  Nie^lorlande  zu  Schifl' 
angriffen,  oder  dass  die  Eid^renossen  in  die  bonachharten  flebiete 
der  Gegner  einfielen/'*  Aehiilidi,  wie  sie  liier  ausgesproclien 
wird,  äussert  sich  des  Laiid^rat'en  Meinung  van  der  Politik  der 
ffT'is!>en  Mimari'hen  im  Ijuif  diesiM*  .Faliro  immer  wieder;'*  oinunt 
man  dann  hinzu,  dass  er  unter  den  katlmlisflien  Stünden  Deutsch- 
lands dio  hosondenm  Freunde  Spaniontj,  die  Herzoge  von  BrauD- 
schweig,  mit  dem  schwärzesten  Argwcdin  betntditcte,»^  die  grossi.' 
Mas^e  der  amiem  aber  sich  bei  ihm  im  Grund  keiner  liesseren 
Meinung;  erireute,"^  so  können  wir  lien  GemüthszusUnd  almen, 
in  welchem  Philipp  der  religiösen  iiersplittoruug  des  Protestantis- 
mus gegenüberstand. 

Manche  Krkiäi-ung  mag  mäu  für  die  oft  über  das  Ziel  hinaus- 
schiessende  Schwarzsich tigkeit  des  Landgrafen  finden.  A'or  Allen) 
sind  wohl  die  herben  Eiiahrungen  seiner  Mannesjahre  und  da^ 
bittoi*o  Ocfülil  der  erlitteneu  Mts^jhandlxmg  in  Kechnung  zu  ziehen 
Von  grossem  Eintluss  mochte  auch  sein,  dass  aus  denselben  Quellen 
wie  für  den  deutschen  Protestantismus  vurnehniüch  auch  für  seinen 
eigenen  Besitz  und  Stmid  grosse  Gefahr  zu  fUesseu  schien.  Dio 
erbitterUteu  Feinde  des  ileuLscheu  Pi-otestantismus,  König  Philipp 
und  dio  braunschweigischeu  Herzoge,  beti-achteto  er  auch  als  seine 
persönlichen  Gegner  von  früherer  Zeit  her;  er  neigte  zu  dem  trii- 
bcu  Gedanken,  die  katholische  Reactiun  möge  wohl  dio  Hraun- 
achwoigor  als  Werkzeuge  bonuty.en,  um  mit  ihm  selbst  den  Anfang 
zu  machen."  Man  hat  darum  seine  Bestrebungen  nicht  als  blosse 
Stfrge  für  dio  eigene  Sielierheit  aufzufassen,  denn  oft  genug  sehen 
wir  Um  dieser  Politik  zu  Liebe  Gefahi'en  auf  sich  nehmen,  vor 
denen  seine  Freunde  sich  scheuen;  doch  mögen  jene  Befürchtungen 
mitgewirkt  haben,  ihn  schwarzsichtiger  zu  stimmen,  als  die  Lago 


13)  BoU.XVn. 

U)  Beü.  I,  n,  VI,  Vra,  XXrV,  XLVU;   unten  Absoho.  IX.    Bcitr. 
Koto  127;  ibid.  Absuiiti.  V.  Calinich  p.  ^4. 

15)  Vgl.  Ueitr.  I    Aam.  11-14.  ibid.  Absoh.  UI.    Rommel  UI  p.  306. 
AltBch.  IX. 

16)  Vgl.  dos  Ijandgiafen  AnschAinugen  übor  don  landsborgischou  Bun),  j 
aator  V,  Anm.  14,  4!>  und  dos  dort  Cittrte. 


L 


Tierter  AbwhniH. 

pechtfortigto.  Es  kam  hierzu  das  drückondo  Bowitsstsein,  daaa, 
wiilirend  Nioraand  mit  grlekhor  Entscliiedenhcit  die  BodüräiiBse 
'\vs  lVüt<>stantismus  ins  Äxigo  fnssto  und  nach  Abhilfe  suchte,  er 
il<ich  durchaus  nicht  den  Kiiifluss  jsenoss,  d^n  die  Weite  soiner 
Gesdchtspunkto  und  die  Elu-liclikeit  seines  Strebons  boanspruchen 
(iorften:  sei  es,  dass  die  Veilchen  fnilierer  Zeit  den  Landgrafen 
in  der  Achtung  seiner  Zeit^enosRen  zu  sehr  herabgesetzt,  oder 
riass  der  ungUickJiche  Aus^inf^  des  st^hiimlkaldisohen  Krieg:cs  — 
mit  oder  ohne  Verdienst  —  dns  Vt'i-trmn-n  in  seine  Fähigkeiten 
«Dil  die  Rielitigkeit  seiner  Politik  zu  sehr  erwhüttert^  o<ler  dass 
mir  die  veränderte  Stimmung  jener  Jahre  schuld  war:  er  bekam 
iiitter  zu  empfinden,  d*uss  er  egoistischen  oder  nebensächlichen 
Kücksichten  mit  besserer  Einsielit  und  besserem  Wollen  t>ft  macht- 
It«  gegenüberstand,  Kndlich  zeiift  der  Tjinil^i-af  iioeli  immer  ein 
phantasicreiehc«,  snnj;uiniselies  Temporiimr'nt,  (Ihk  bei  ii(.'ni  nltem- 
den,  vielgeprüften  Mann  ntnli  lebhaft  an  dessen  Jugend  erinnert: 
wie  in  Besorgnissen,  so  seilen  wir  auch  in  Hoffnungen  und  Zu- 
kunftspliinen  ilm  oft  das  Maas«  küliler  Borccimnng  überschreiten. 
So  ist  e«  fast  rfithselhaft,  wie  er  in  Erinnerung-  an  vergangene 
Vingti^  so  lange  Heinri<h  der  Zweite  lebte  und  selbst  noeli  in 
den  ereten  Monaten  seines  Nachfolgers,  der  franzfisist^hen  Regie- 
rung —  trotz  mancher  Schwankungen  —  ein  wirkliches  Zittraucn 
ent^genbringen  konnte,  als  hätte  dieselbe  in  der  Tliat  ein  sym- 
patliisches  Interesse  an  dem  Fortbestehen  der  deutschen  Keichs- 
fiireten.  auch  der  evangelischen,  in  der  FtUle  ihrer  ^Ubertät",  die 
das  Palladium  des  Ppitestantismus  wnr.  Kino  älinlicho  Neigimg 
za  lUusionen  zeigt  sich  in  seinen  lletliinngen  auf  die  Aussohnimg 
des  confessionellen  Zwistes  unter  den  Prutt\^tanten.  Dieses  san- 
inische  oder  phnntastischc  Klemont  seines  Wesens  ist  nicht  nt 
rerge?vseji,  wenn  wir  ihn  auch  im  Schwarzsehen  oft  die  Ajidem 
übertreffen  sehen.  Wie  ihni  sei,  so  übertiicben  seine  Stimmung 
oft  erscheint,  die  ögisainnitanschauung,  welcJie  derselben  zu  Grunde 
liegt^  hat  Rei'ht  behalten:  nicht  so  schnoll  als  der  Landgraf  withnte, 
aber  endlich  doch  ist  die  katholische  Reaction  gekommen,  und 
ihre  letzten  Wur/i'ln  hat  der  Ijindgraf  schon  danuils  richtig  er- 
kannt Hierdurch  empfiingt  auch  jene  Politik  ihre  Rechtfertigimg, 
welche  darauf  gerichtet  war.  der  kommenden  Gofalir  vurzubcugcn, 
oder,  wenn  dies  nicht  gelang,  den  Pro te staut isnius  %velirhaft  zu 
machen,  um  sie  bestehen  zu  können. 


l    des 


70 


lep 


Bfiitt 


Wir  kommen  auf  die  Mittel  dorsjelbpn  zurflck.  Die  Prot 
stauten  in  Deutschlnnd  wio  im  Ausland  soilton  sich  solidarisc 
erkennen  nnd  den  ICnti^clilusss  fasKf.'n,  im  Fall  der  Noth  sich  gt^on- 
soitig  boizui«tohon.  Dazu  ubcr  war  zum  MiiitU^sten  allseitig  "^^^1 
orkonniing  der  abweit-hendün  religiösen  Standpunkte  notliwendig-. 
Dies  war  ilio  Rüoksii'ht,  welche,  wie  vor  dreissi;;  Juliren,  so  jetzt 
den  lÄiiidgralon  bestimmte,  in  den  religiösen  Kinun^verhandlun^^en 
über  die  Grenzen  Boutschlanils  hinausznblicken,  auf  die  /uziehun^ 
des  Auslands  zu  (iringen.  Von  einem  politischen  Einrerständniss 
mit  demselben,  ja  auch  nur  von  dorn  deutseh-evmigelischen  Schutx- 
bündniss  wagte  er  in  dieser  Zeit  nicltt  zu  roden:  dennoch  kann 
man  nnr  annelimen,  dass  ihm  wäJirond  der  religiöscü  Eluungs- 
verhajidliingL'n  <ies  Reichstag  als  letztes  Ziel  bereits  das  politische 
EinversriiiKÜiiss  auch  mit  dem  Ausland  vorschwebte.  Man  braucht 
dazu  nicht  auf  die  Analogie  der  Zeiten  vor  dem  schmal knldischen 
Krieg  zvirückzugieifen;  es  wiiro  ja  auch  kein  Wunder,  wenn  man 
Ijindgruf  Philip])«  Anschfiuimgen  über  Verbindungen  mit  dem 
Ausland  und  Vertheidigung  mit  Hülfe  desselben  seit  jener  Zeit 
sehr  verändert  fände;  aber  die  Jahre  von  denen  wir  reden,  liefern 
genügend  Beweise  fiir  das  Ucgentheil.  Schon  im  Jidire  58.  wie 
wir  sahen,  betrieb  der  Landgraf  ein  Srhutzbündniss  innerhalb 
Deutscidands;  hei  den  religiösen  Einungsvnrfiandlungen  des  Reichs- 
tags von  bd  leitet  ihn  die  Ritcksieht,  Niemand  von  der  geplanten 
Verständigtnig  auszuschlicsson,  ja  auch  zwisuht-n  den  evangelischen 
Kirchen  BeutsehhuKis  ua(t  denen  dee  Auslandes  nirgends  einen 
priucipicllon  Gegeüsatz,  eine  Unmöglichkeit  der  Verständigung 
statuiren  z\i  lassen;  er  betont  dabei  die  palitisclio  Solidarität  der 
l'rotestanten  in  der  ganzen  Welt  und  sucht  ein  freundliches  Ver- 
hiÜtniss  zu  der  neuen  Königin  von  England  zu  erhalten.'"    Blickt 


17j  lin  Begina  des  Jahres  l.^')9  udor  Endo  1558  gelangten  au  Kuifiirst 
Otto  Hoiiiru'h  vcm  Pfiilz  iiiul  Hfrzug  CliriKt(>|iIi  durch  du»  ünglistrhea  Gesandtt-Mi 
Ueoiy  Killign-w  vin  Vun>chla^  r.u  cinf-in  BüiiduiKS  zwiBuhcu  der  Königin  van 
England  und  den  deiitseb-|irolt'8tantiBrhen  ("ürston.  Nauhmals  wurdo  dor  Ge- 
sandt«? dpsavonirt,  «ei  es  dass  er  fteiuu  Instruction  überschriHoii ,  oder  dass 
die  Aoäicbtcn  d>,>s  engliäcken  HofcK  sich  gt^idert  hatten.  Otto  Heinrich  und 
Cbristaph  kauicu  darin  iiWreiii.  dasj«  e»  für  diu  EleutA<:he>n  Fürstfn  nicht  rath- 
sam  sd,  sich  auf  ein  Hidclies  Biindniss  oiozulafwnn,  sondern  man  sich  mit  all* 
gDiDoincn  Freundaohoftlielien  Beziehungen  zu  England  l)Cgnügän  müsso.  Bs 
findet  »ich  nieht,  dass  3io  einf'iti  andern  Fürsten,  insbesondere  dem  I.andgrRfenf 
SJittbeiluctg  üUt  den  enghni.h'eu  Antrag  geniatht  hätten.    S.  S":hweizcrisches 


1^ 


Viürtor  Aluichiutt 

inun  weiter  vonvärts,  so  sioht  initn  ilui  wicilor  iiiu]  wieder  seinen 
l'lan  eines  ileuLsoIien  SehiibsbUnrluisites  zui' Sprache  bringt-n,'"  anf 
weitero  Annäherung  an  England,'''  fonier,  sobald  das  Hiigt^notten- 
thum  IQ  Frankreich  eine  Macht  geworden  und  einen  loyalen  Ein- 
tliiss  auf  die  Regiitninp  i'rlan^'t,  auf  n'Iigiösi's  und  politischi-'s  Ein- 
veretändnLsä  mit  dt-'nist'llwn,  auf  spino  Unterstützung  durch  das 
(li'uteche  Luthcrthuiii  dringen:-"  oiullich  legt  er  zm*  Zeit  des  wiedcr- 
ofoffhoteu  Trideutinuju,  als  die  französische  Repierunp:  dem  Proto- 
Maiitisnitis  geneigt  scheint,  den  Plan  einer  förmlichen  deutsch- 
eBju'li&ch-französischen  Allianz,  vor:*'  es  liiast  sich  nach  alledem 
nur  denken  ^  dass  ihm  eine  solche  Verbindimg  in  möglichst  weitem 
umfang  schon  wahrend  der  letzten  Jalire  vui-schwebte,  besonders, 
Kena  mau  hinzujiimmt,  wie  ^leichmässig  er  sich  wälirend  diiÄcr 
;an/eD  Zeit  über  die  bedrohte  LHge  des  Protestantismus  ausspricht. 
Will  man  dennoch  im  Zweifel  lassen,  ob  der  Landgraf  sieh 
ni  der  fraglichen  Zeit  schon  mit  (K'danJvCQ  an  eine  solche  Allianz 
trug,  80  bleibt  doch  bestehen,  dass  er  erwarteto,  eine  «Stunde  der 
Noth    kommen    zu   sehen,    in   welcher   gegenseitiges   Zusammen- 


Mtweam  tüi  1788,  p.  -JH^fT.  SUt^*  pAyvrn  furuigii  I558;ll  No.  207,  304,  320. 
Eaoslor  tin<l  Schott,  Brierwechsol  zwihcbcD  Cbmtoph  uod  Vcrgorius,  No.  73, 
78,  80.  Auf  lißD  Keiihstag  M^urleto  EIiaal>eth  Dr.  Christoph  Munilt.  den  eho- 
niJÜigijD  AgeDtf^D  ihres  Vaters  I>«i  den  deutschoo  Fiirsti^n,  um  eine  TreuDd- 
schafUtoht'  i'orrc$[ioiideuz  mit  den  protostADliRcbon  Füivtcn  aiautiahiifn,  doch 
nfaDf^  Auftnkg  io  der  ßündnissiiacbe.  fi.  übor  Ihre  Vcrhniidlungr'U  mit  den 
dcatschrn  Füretcn  und  StiUiden  im  Jahr  1&59  Stihweixer.  Mus.  1.  o.  |i.  AOlidBO; 
KtatA  papors  1.  c.  No.  Ö7,  111 ,  112.  238,  272,  2ÖÜ,  30Ö,  357,  409,  J54,  Ö5ö, 
Ö«7.  308(4),  509(1,2,3,:)),  '»88.  589,  637,  039,  644,  730,  744,  794(51, 
1)12.  91«,  918.  Ü20.  939,  96ti.  077.  lOl'J.  10i;7,  1071,  1072,  ll'J.f,  1190; 
$taU>  i^jicrs  1559,ÜO  No.  1.  4,  13.  27,  60,  143,  27H,  .^2(2).  457,  458,  487, 
62B,  729,  780  utu.  No.  4Ü4  desAolbmi  Randes  ein  J»hr  rückwärts  xu  datiren. 
Für  di-D  TAnd^ritrou  im  Beaondcni  h.  uac-b  doii  lottcü  iÜITom;  desgl. 
Auni.  11.  riiilipp  giiif;  uiicli  mit  dem  Or<laiiki:ti  um,  für  Hoitioii  Siilin  Ludwi)! 
um  Elizabeths  Hoiid  zu  werben  und  \ksh  doAhalb  durch  sr-iccii  Kanzler  Solivfler, 
der  oAa  hcssücbcr  Ocft&nilter  auf  dt^im  Hi'iilibtag  war,  bei  Mucdt  Erkundigungen 
über  die  HeirathBf^anken  der  Königin  einziehen.  (IMiUipp  an  SchelTer,  Cassel 
d''n  12.  April;  äihcffer  an  l'hilipp.  Augsburg  den  25.  Ajiril  und  8.  Mai,  beide 
4ii^erih(indig,  H^.j  W«'itar  hurt  man  Niiht«  hiervon;  virllciclit  wunie  da» 
Pmjeut  der  Au»M(;htälQE<igkcit  halber  rutli'D  ^elastjon. 

18)  8.  voroelimhch  IJoü.  XXIV,  XXXV,  XLIX,  LU,  UV. 

19)  Absch.  Vlll  am  Faitlo.  vürnelmiUth  BciL  XXXV. 

20)  Absch.  Vin.  IJoil.  XXX VII. 

21)  BciL  UV. 


i  2  Vierter  Ahschnttt. 

stehen  iiUer  Proti^tanten  unhodingto  Notlivt^ndigkeit  sein  werd* 
und  auch  hierzu  war  Jcnos  relifpose  llebominkomnicn  uncrlnsslict 
h\  di'n  Wiri-eu  dos  douLsthüii  Protostimtisnius  ivnipfahl  es  sich  voi 
(liescm  Gesichtspunkt  aus,  die  religiöse  Einjniing  auf  dem  bishe 
betretenen  Wejfe  mit  allen  Kräften  zu  betreiben,  selbst  auf  di 
Gofnhr  hin,  dass  eine  Minderheit  sicli  von  der  Vei*ständigung  aus 
schliesso.  Es  hätte  sonst  nur  noch  zwei  MögHchkoiten  gegeben 
sich  in  den  WilJen  jeuer  Minderheit  zu  fugen  oder  von  allej 
EiniguDgsvorsuchen  abzustehen.  Auf  dem  ersteren  Weg  aber  hätt 
man  durch  jene  rücksichtsloRen  Verdammungen,  welche  die  Fla 
daner  verlangten,  eine  confessionelle  Scheidung  zwischen  Deutsch 
lanrl  und  dorn  Ausland  statuiren  müssen,  welche  das  poIiUsoh 
Zusanimengehn  so  g\it  wie  unmöglich  machte,  auf  dem  zweite; 
den  deutschen  Pridestantisnius  einer  Zersplittoning  anhcimgebei 
welche  nicht  nur  ihn  entkräften  und  der  Gegenpartei  Vorwan 
und  Muth  zum  Angriff  geben  musste,  sondern  auch  die  evar 
gelische  Partei  als  Ganzes  zur  Verständigung  und  Verbindung  m 
dem  Ausland  untauglich  gemacht,  und  den  einzelnen  Mitglieder! 
die  noch  etwa  Neigung  dazu  bosasscn,  die  grössten  Schwierig 
keilen  in  den  Weg  gelegt  hätte.  Es  hlieh  das  erstgenannte  Vei 
fahren.  Tn  der  That  langt  Tjindgraf  Philipp,  nachdem  er  lang 
fUr  die  allgemeine  Verständigung  in  Deutsehland  gewirkt,  enti 
lieh  bei  dem  Auswog  an,  auf  den  er  wohl  schon  Un^ire  als  letz 
tes  Mittel  hingeblickt:  die  Verständigung  der  Mehrheit  in  Deutsch 
land  auf  Kosten  der  Eintracht  mit  der  orthodoxen  Partei  r.\ 
bctix'ibcn." 

Wendet  man  sich  der  religiösen  Seiti'  dieser  Pulitik  zu,  s 
drängt  sich  vor  Allem  die  Frage  auf:  wie  erklart  sich  die  nie  ool 
muthigte  Beharrlichkeit,  mit  welcher  der  Landgiaf  inmitten  eine 
Gemeinschaft,  die  sich  in  schroffem  Glaubenspartikularismus,  voi 
bunden  mit  einer  dogmatisch  bcgrütideten  Unduldsamkeit,  z 
zersplittern  djolite,  trotz  aller  Misserfolge  den  Weg  der  VcrmitI 
lung  ging?  Auf  welche  Weise  dachte  er  sich  den  angestrebte 
Frierlen  müglich;  welche  dc)gmatisehen  Anschauungen,  welche  Aul 
fassung  des  religiösen  Zwistes,  welche  bestinmito  Vorstellung  vo 
der  Gestalt  des  erstj-eblen  Ausgleichs  berechtigton  ihn  zu  seine 
Hoflhung? 


22)  Absoh.  V,  Adoi.  52. 


I 


Viertor  Atisctioitt 


Seine  SchriftKtückc  aus  diesen  Jahron"  geben  »ehr  wenig 
Aufschliiss  ilarübor,  ob  und  welche  von  den  stit?itendon  Meinungon 
seinen  Beifall  hatten}  an  WteUo  dessen  bezeugen  seine  Äeussenmgcn 


2'A)  Für  dio  K4!nntni.<w  der  allgcmoineii  Anschanangrn  Ijindgmf  Pbilippf) 
utwr  HcUgioD  tmd  »oincr  «logmatisclion  Ansichten  tro^  ich  hici  dus  mir  zu 
Gebote  strhende  'verülFoatlichU'  und  bandscbriftliche  MatorJAl  zusaiiinu<n, 

1.  8('iiH'ihou  do»  LaudgrsifeiL  hii  Melaachthoii    vom  i.  Mai  lüüH.    Neu- 
•Itckw  I  p.  1(M  «Mju. 

2.  Ein  cleiches  vom  24.  Ot;tfil*r  ITiÄS.    Briegors  ZoiiNclirift  V,  \t.  :t;wfT. 

3.  IntJtnii-tion  für  Pistorius  imd  *>am  xur  WHinmilinig  aar  dem  ITüiz- 
fioimer  Onvctit  vom  25.  Soptonibcr  1558.    Ni-udocker  1  p.  173. 

i.    Instruction  für  St^hoffer  und  rram  zum  auptburgischen  Reichstag  vom 
3ft  I>©oora>«r  1558.  r.  Beil.  XI. 

5.  Antwort  an  Jolmiiii  Fri'.-'Iri";h  auf  dio  Zusoiiduug  dos  OsnftifntioiishiiehB 
Von  7.  Mira  1559.    C^n'-  r^f.  IX  p.  7.>3ff. 

6.  Srhrvibeo  »n  August  von  Saihsen  vom  U.  und  19.  April  155tt.  »ieho 
^eil.  XII,  XIV. 

7.  Ein  (iloichc»  vorn  U.  Uoi,  Beil.  XVII. 

8.  S«;lii'KÜ)«'n  An  dio  Gosandton  zu  Aupsb.  vom  22.  Mai  1559,  IJcil.  XIX. 

9.  EntM'urf  zur  iDstruetioii  fiir  eine  Gesandtsiliaft  au  Augu.*»t  vim  Saihsen, 
-Code  1559,  Beil.  XXIV. 

10.  l'nt('m'<lunR  des  Londgrafen  mit  dem  kursiehüiwrhcn  Gesandten  Dr.  Lindo- 
nuuin.  Eud(«  Fel.niar  15fiO,  Caliiiicli  p.  33.  36ff. 

11.  Erklümng  de»  Liiodgrafco  üIkt  dio  i^uppUcatioo  der  jem-Dsiscbou  Theo- 
Ifigfn  um  »?iiie  lulhcrisuho  Sjn'jdu,  vom  10.  Juni  15(K),  in  Pcxt'ts  deutöühoii 
ConsilioQ  McIuncbtligDH,  p.  706flf.  Auszug  bei  Saltg  111  p.  56^{T.  Zu  ver- 
^eiobeo  mit  Bnilai^e  XXXI. 

12.  BericUl  Wal7.griif  Wylfgaiigs  von  eiwr  Untem-dung  mit  dem  Laod- 
grafen  iil>cr  die  Rt^hweizeiii^dieD  Lehrmeinungen;  6.  Kugler  II  p.  1Ü5,  IWi  uud 
da»  dort  Citirte. 

13.  Bi'kcantuiss  det»  I^ndgrafen  über  ^iaen  Olaub^i  vom  Abendmabl, 
ahgcicgt  auf  dem  Naumburger  Congresf^,  Anfang  1581  (vgl.  Abschnitt  VII, 
Beil.  XXXII.l  und  noch  zn'oimal  im  selben  -lalir;  vgl.  die  Nunmiem  20  und  21. 

14)    Reden   des  Landgrafen   auf  dem   Coogress   zu   Naumbuig,    tüobe 
Itefl.  XXX  iL 

15.  Brief woi-hisel  mit  Johann  Friodrii-h  deju  Mitllc-rn  üIht  ilan  Lutliertlium 
■lad  die  iK'hwßizoriiieho  Ijchrc;  8.  Jobum  Friedrichs  Sehreibeu  vem  Donnerstag 
0.  Trinit  15(J1,  N'eudecker  11  p.  15(7. 

16.  ScIin'ÜH'Q  an  August  von  Sarbsen  vom  5.  Juli  1561.    Beil.  XL. 

17.  Hin  gloicheB  vom  3.  Aug.  1ü(JI  unten  Abttcb.  VIU. 

16.   Schreiben  an  Friedri<  b  den  Dritten  vem  21.  Aug.  15fi]  Kluckhohn  I  p.  1&4. 
10.   Schreiben  an  Anguat  vom  24.  Aug.  lötil.  Beil.  XLV. 
30.   Schreiben  an  Wolfgimg  und  Ctirisloph  vom  1.  September  1Ö61.    Kluek- 
hoLuI  p.  19711. 

21.   Scbreiben  an  Christoph  rom  24.  Sept.  1561.    Colioieh  p.  2M,  20G. 


74 


Vierter  Abttohuitt. 


^ 


hüiitig'  eine  Vnrsirht,  die  dwi  Eindrurk  dnrr  «irklichon  /urfick- 
ImUung  im  Urthoil  mncltt.  Kino  Abondmahlsfonu*^!,  ilio  ihm  sei 
brauohbiir  erscheint,  unterbreiti't  er  vorsichtig'  Melanchtiion  /j 
Prüfung,  denn  er  selbst  muss  sieb  für  einen  ^.schlechten  Theo- 
lof^us*'  benennen,  wie  er  es  denn  Oberhaupt  bedenklich  findet, 
wenn  Fürsten  dogmatische  Dinge  ohne  Kath  der  Theologen  ent- 
scheiden wollen.-*  Wenn  von  den  Strcitigkoiton  der  Theologen 
die  Rtdo  ist,  tritt  uns  immer  wieder  der  Hinweis  entgegen,  es 
möge  doch  viel  Missverstand  in  den  Redeweisen  unterhiufen,  wo 
man  in  der  materiellen  Lehre  einig  oder  wenig  voneinander  ent- 
fernt sei:  so  namentlich  hinsiehtlich  des  majoristischen  und  syii^| 
ergistischen  Streits.-'*  In  der  Frage  vom  Ädiaphorisnius  srhein^^ 
der  Landgraf  zu  schwanken:  wahrend  er  einmal,  besonders  dem 
Kurfürsten  von  Sachsen  gegenüber,  die  Haltung  der  kursiicbsischen 
Thetilngie  durchaus  billigt,  lässt  er  dann  wieder  offen,  ob  man 
nicht  {loch  der  strengen  lüchtung  Cont^essionen  maclien  solle.-" 
Vielleicht  ist  dies  so  zu  deuten,  dasa  nuin  etwa  in  der  Praxis  der 
Ceremonien  einen  Vergleich  treffen  mögOj  ohne  docii  in  der  r^ohre 


S2.  Schreiben  an  Woifgaug  und  Christoph  vom  8.  October  1561.  Ctlimch 
p.  29ti,  316,  317;  Hoppe  I  p.  438;  zu  vergleichen  mit  der  Rolation  der  hessi- 
schün  Synoilo  von  Mii^haclb;  l?jfn  ül>i*r  die  ihr  voi^nleptün  Autenslürko  in 
Knchcnbeckor,  onnlncta  nassiaca.  Coli.  IV  p.  434  ff.  und  dem  Outaclilon  dor- 
solbon   über  dio   AU-iidninhlsfonnel   Johann  Fm'drichs.     Neudoi-kor  II    \^.  A'JfT. . 

23.  TcslauR'nt  Lauügi-uf  riülippä  vom  7.  April  15Ö2  in  Schoiincke,  munu- 
motitA  Hasyaiawa  Thoü  IV  p.  5H7.  088.     (Artikel  lU.  IV,  V.) 

24.  Schrölliou  au  Herzog'  Christoph  übfr  drn  Ahendni&hlsstneit  vom  8.  Aji 
in62,  3.  Abhchnitt  IX  mn  Endo. 

25.  SchreihiiQ  an  Kurfih-st  Friodrich.  Cassel  den  Ö.  April  I5ö2  8.  Abauhnitt^ 
am  Anfange;  vgl.  Kliirkhohn  T  p.  2(i7,  Nutu. 

24)  Anm.  23.  No.  2,  8. 

25)  Ibid.  No.  5,  0. 
2Ü}  Anm.  23.  No.  T),  Q  not!  0.    IKo  Th«>orie   des  Adiaphonamus 

urie  ee  »'hoint.  «uch  in  d(?m  Iftrfcni  Srliriftstück  fcstfi^lmltoii,  al«r  dit;  Con- 
oeasion  gemnt^lit,  da^s  man  dicselk'  in  iler  Zeit  dos  hiteriniR  falsch  angcui.'Qdi't 
und  darum  zu  viel  uachgr^l^OQ  höbe.  Ich  vermuthe,  das»  wuno  dor  Land- 
graf wahrend  dos  R<>irhstag8  von  1559  geneiffl  scheint,  auf  AondonuiKPii  des 
frnnkfiirtischfn  RtH-thytiis  rinrugohcn  (unt(?n  Anm.  (52.)  amh  hier  an  Coiices- 
eioDon  in  der  Sache  des  AdinplKtrismns  zu  donkea  ist,  uni  so  niohr  da  der 
Tjuidgral  Hoin  eignes  Vt>rhaltcu  zur  Zeit  des  Interims  boreut«,  s.  l.  o-  No.  20; 
«dann  uir  UDeero  süode  woU  hekennen  können,  ias  wir  aua  menschliihur 
furcht  und  nnth,  soviel  das  interini  betrifft,  in  etlichen  dingr-n  zuviel  gcthan, 
daiunib  wir  auch  Gott  umb  Vergeltung  bitten". 


vierter  Absclioitt 


75 


etwas  proiszugebeii ;  übrigens  wäre  gerade  fiir  den  I^nHj^nifen 
auch  eine  wirklicho  Aeiulerung  des  Urtlieils  durch  furt^'esutzrt'a 
Nachdenken  nidits  Hefremdendea,  wenn  man  sich  in  seine  Art, 
n'ligiösi'  Fnigen  anzufassen,  weiter  vertieft.  So  meint  er  aneh, 
iiber  die  gt^nwärtige  Lehre  der  Schweizer  könne  man  nicht  ohne 
ffeiteres  ein  treffendes  l'rtheil  fallen:  erst  iiiiissto  ni»n  sie  »uf 
(liner  Synode  reden  lassen.  In  dieser  Frage  niaelit  sich  aher  neben 
der  Zurückhaltung  des  UrTieils  noch  ein  anderer  sehr  persönlicher 
7.ug  seiner  Denkart  geltend:  er  verlangt  nicht,  wie  es  sonst  ge- 
schah, eine  überall  bis  ins  Kinzelnste  bestimmte  und  cxcIuÄivc 
Ausgestaltung  der  Dogmen.  Die  lutlierisclie  nnd  die  schweizerische 
Kirche,  meint  Philipp,  diii-ften  sich  noch  immer  an  der  witten- 
bergisclien  Concordie  vom  Jahr  1536  genügen  lassen,  und  wenn 
die  synodale  Prüfung  ergiibe,  dnss  die  Schweizer  sieb  noch  zu 
dieser  Goncordie  hielten,  diii-fte  man  sie  von  deutscher  Seite  aus 
nicht  vcrdanunen.  Dabei  wird  nichr  gesagt,  dass  der  neue  Äbend- 
mahlsstreit  nur  auf  Missverstiindniss  beruhe,  wohl  aber,  dass  man 
bei  vorurtheilsfreior  Prüfung  vermutlilich  weit  grössere  Venvandt- 
MÜiaft  der  Lehre  entdeekej»  würde,  als  mau  jetzt  erwarte,  und 
häufig  auch  offen  ausges])rochen,  riass  man  über  die  Differenz  in 
ilera  einen  Artikel  vom  Abendmahl  bei  der  sunstigen  üeberein- 
stinmiung  der  Lehre  billig  aus  christlicher  Liebe  and  zur  Ehre 
Gott«!s  hinwegsehen  müsse.*'  Es  ergiebt  sich  die  (tcsamuitan- 
sohauung,  dass  die  beiden  AbendmahlBhliren  trotz  materieller 
Differenzen  doch  genug  ITeben'instimmuug  im  Wesentlichen  be- 
snissen,  tuu  einander  als  evangelisch  anerkennen  und  dulden  zu 
können,  und  «lass  man  sich  hei  einem  solchen  Verhiiltniss  mit 
gutem  Gewissen  solcher  Formen  bedienen  dürfe,  die,  wie  die 
witteil  bergische  Concordie,  dtw  Gemeinsame  der  beiden  Lehren  ent- 
hielten, ohne  duR'h  Aufiiahme  der-  Unterscheidungsbestimmungen 
einer  oder  der  andeni  eine  vim  heideii  auszuschliesson.-'*  Vollends 
unwerth  des  Streits  erscheint  ihm   die  Frage  nach  der  Kicssung 


27)  Anm.  23,  No.  2.  1.  5,  U.  13.  15  —  21,  23. 

28)  Einf.'  HoU'ho  Kormol  ist  dio  wittj-nbcrgischo  Conconlie  [s.  dpn  "Wort- 
laut demcUieu  iu  dem  Aiim.  1^3,  Ku.  22  citirteu  GutaihUm)  titrvng  ^D<Mnmeo 
nicht;  vJeluiL'hr  »cliliegst  dic-»olbo  sU-h  der  strcngHtcu  luthori^flion  Terininulogie 
UD<I  dea  lutherUch(*n  tlnterst-heiduiii^lohmn  m  an.  Aass  nid  äiiSRerlicii  lie- 
trachtet.  striMig  luthi'rUK:h  ersi^hnnt;  »if.  suclit  dalmi  dw  lutherischen  Aiir- 
drüvke  oud  Dogmen  vcrstoi-ktcr  Weise  uod  luitcr  WidL-rs|jrüelieD,  bei  donoo 


1 


Vierter  Abschnitt 

der  UnwünÜ^pn:  sio  ist  öin©  üborflüssipe  Disputation,  »n  der  die 
St^igkoit  niclit  hün^,  und  er  will  Niemand  vonirthcilen,  woil  Or 
darin  sii  oder  so  lohn-.''-'  Allein  in  snichen  Ausspriu'hon  äussert 
sich  nur  im  Bcsondem  ein  ganz  allgemeiner  Ziij^  »einer  Sinnes- 
woise:  in  alle-u  Schriftstücken  des  Landf^ntfen  ist  nxwh  nii;l>t  ein 
Hauch  zu  finden  von  jenem  dunij)fen  Sehander^  mit  dem  selbst 
die  Gebildetsten  jener  Zeit  von  jeglichem  irrig-en  (rJÄiiben  sprechen, 
von  jenem  eifernden  Riehtergeiet,  mit  dem  jede  Abweichung  vom 
utierkiinnten  Dü^mia  als  Buhlen  mit  dem  Teufel  und  Anti<!hrist  f*e- 
liründinarkt  wird.  Irrtbum  und  Glaubonsschwächo  werden  mit  ver- 
sölmliehen  Kmptinduuf^en  betrachtet,  als  allgemein  menschlich  auf- 
gefasst,  nicht  allein  den  ver>voifeüon  liichtungen  Schuld  gegeben. 
„Es  ist  nit  allenthalben  so  vollknmmner  Glaube  in  uns,  dass  wir 
müssen  spnx-hcn:  Herr,  ieh  glfiuhe,  hilf  meinem  Unglauben." '• 
Ein  ansehauliches  Zeuguiss  solchen  UrtheÜs  ist  die  Antwort^ 
welehe  Philipp  dem  Herzog  Johnnn  Friedrich  auf  die  Zusendtmp^ 
des  Confutationsbuchs  ertlieilte.^'  Kinzeln  wei-den  hier  die  dog- 
matischen Kichtungen  besprochen,  welche  das  Buch  öffentlich  als 
Ketzereien  nusrief,  um  im  Einzelnen  nachzuweisen,  dass  solche 
Art  der  Vtfrdammung  das  Werk  verblendeten  Eiters  sei,  der  allo 
<*hristli(!he    Liebe    und    alle    Besouneuiieit    vergessen    mache.      Im 

Jas  Luthorthum  noch  am  boett'D  fortkommt,    so  rii  oommontin'n,   dass  sieb 
ain-h  Jie  L^ftlNnriisi'h-bucprw/'hp  Lohi-ß  daraus  eonstroireu  lässt:  lAntlgraf  Phi- 
Up|)  fuäät  tfic  ileonot-h  als  oinp  Formol  nnf,  wok-bc  nur  üna  Gemciiutamo  eot- 
hnltB  and  dio  luthensclieu  UuterachotdungRlehroo  in  oiuGui  beiderseits  genchatoo 
Sinn   intprpretini,  wie  aus  den  Aoni.  2,H  citirton  Stüt-kt-n,  nanumtlith   No.  13. 
20,  21    hen'orgcht.    Eiiu-    gewisse   Berccliti^^ujig   empfängt   diese  Auffassiong 
durch  dio  Gescliichte   der  Contcrdic:   nbwulil  sie   von  Bucors  Seite  nicht  m 
redlicher  Absicht  geschlossen  wiirdc,  sündeni  die  LvlirjceKcnsätÄe  verechleiem 
and  boidoii  Parteien  in  ihren  bevondcm  AufTasisuiijE^ii  gfifEiUig  sein  soUte,  vor- 
tnot-hte  sie  doch  vöder  Luther  noch  die  Scbwoizrr  zu  tüufloben,  und  als  man 
nach  einer  ganz  otTonou  OTn-spunilcnK  über  das  Virliältnis-s  der  Kornit-l  lu 
don  Ix-idcrseitigen  Ij^bron  {■ndtn  li  dabei  vcihniTto  und  Frieden  scblo&K.  l«ruhte 
dorKoIhi'  .luf  einer  ehrlii'hcn  Toli-ranz  buj  vollkcuimnem  Bewu.sstseiu  dt«  fort- 
be^tohoudcn  GogenKatzes:  die  Concordio  wurde  also  in  der  Thnt  nur  als  Aus- 
druck deti  Gomcinsaint<n  in  der  Lehre  verwandt.     (Vgl.  Ebrard,  dns  Liogmai 
vom  heiligen  Abendzuahl  nud  seine  Geschichte,  U.  Capitel  5.)    Eine  äholichcz 
Nutzanwendung  mncben  von  der  Con<  ordie  auch  die  TheoLogOD  des  Landgrafen 
ia  dem  Anm.  23.  No.  22  citirten  Gutachten. 

29)  Anm.  23,  No.  20. 

30)  ib.  No.  25. 

31)  ib.  No.  5. 


Vierter  Abschnitt. 


77 


Crtheil  über  Glaubcnssaolion  soll   man  Bescheidenheit  und  Vor- 
i^t  walten  lassen.     Nicht  der  Einzelne,  auch  nicht  die  einzelne 
Kircbo  soll   sich  anniassen,  eine  öffentliche  Verdammung  zu  pro- 
clamiren,  sei  auch  gleich  die  allporacine  Meinung,  die  Schrift,  die 
Maro  Glaubenswahrhoit  widiT  dif  bestrittene  U'hre.    Nicht  andere 
»Is  auf  allp-Mucint^n  Synoilen   soll  man  richten,   imd  auch  da  nur, 
imchdem   dio  beHugte   Partei   mit  Gerechtigkeit  aufhört   worden. 
Aai-h  den  Bekenner   der  verworfenen   l^hre   soll    man   nur   mit 
'^«nftniutli  und  christlicher  Belehrung  in  die  rechte  Bahn  zu  leiten 
''Ui'hfn.     Mit   den    privat^-n   Vcixlanimunpen   wini   ein    uniThörler 
^lissbrauch  getrieben:  da  sclileudert  man  ohne   Ueberle^ung  Ur- 
'boüe  in   die  Welt  hinaus,  welche,   mögen  sie  auch  an  sich  ge- 
'^btfertigt   sein,   duih    keine  üffcnlJiche  Autorität  besitzen,    weil 
^  nur  von  Einzelnen  oder  einzelnen  Gemeinschaften  ausgegangen: 
dieselben  geben    den  ßetniffeuen  Aulass   sich  zu  beklagen,   dass 
»Han   sie   ungehört  verdammt,   sod[L<;s  mehr  Verwinung  als  Ord- 
nung in  derKindie  dunh  solche  Urlheile  gestiftet  wird.    Ab*T  man 
Tä\\t  auch    ungerechtfertigte  Sprüche.     Da  werden   die  Miyoristen 
^nd  Synergisten    ohne  Weiteres   verworfen ,    wiihrend   mau    doch, 
^[äbe   man    ihnen    auf  einer  SSynode  Gelegenheit  sich   zu  verant- 
worten, auf  eine  Verständigung  mit  ihnen  hoffen  könnte;  da  ver- 
dammt man  die  Adiaphoristen ,  während  docli  Paulus  und  Petrus 
selbst  lehren,   dass  man   um   der  uusserlichen   Ceremonien   willen 
nicht   nnversöhuüch  stnnten  solle;   ebenso  die  Sacramentirer,  wie 
mui  sie  nennt,   wätirend    doch  Luther   und  Bucer  derein.st  eine 
Concordie  zwischen    den  ober-  und  unterländisch eii   KircJieu  ge- 
troffen  haben,   an  welche  beide  Parteien  sich  noch  heute  halten 
tonnten:  man  sollte  sie  wenigstens  auf  einer  Synode  horeu,  damit 
man   erführe,  oli  sie  sich  noch  zur  Concordie  hielten;   vielleicht 
aber  würde  mau  sie   dann   Überhaupt   andei-s   beurtheilen   lernen, 
dsnn  we  wissen   für  Uire   Lehre  auch  manches  tivfl'liche  schrilt- 
pmäaae  Argument  anzufiiliren.     Es  würde  sich  vielleicht  finden, 
dass  ihre  Meinung  der  lutherischen  viel  näher  stehe  als  mau  zuvor 
geglaubt,  und  dann  würde  es  doch  PHicht  der  christiichen  Liebe 
sein,  über  den  lii'st  von  Bifleitnu  hinwi^gzusehen;  hat  doch  selbst 
die  apostolische  Kirche  geringfügige  Abweichungen  geduldet  und 
ilt'ren  Bekenner  nicht  ansgestossen.    So  aber  verwirt^  man  sie  i*hne 
billige  Rücksicht  und  giebt  da<]urcli   den   Papisten  Vorwand   zur 
gTBusamsten  ChriBt.'n Verfolgung;   man  sollte  doch  bedenken,  das.^ 


MJU, 


78  Viortor  AlisctmifC 

der  grösate  Theil  der  Protestanton  in  Frankreich,  den  Niederlanden, 
Spanieu,  die  sonst  dos  deutschen  Glaubens  seien^  dieser  Lehre  vom 
Abendmahl  huldigen  und  Rücksicht  dariinf  nehmen,  diws  man  sich 
mitschuldig  an  dem  Klend  ihrer  Verfnlgung  raat-he,  wenn  man 
sie  nicht  als  Ohiubensgenossen  anerkonncsn  wolle.  Die  Summe  ist: 
man  soll  sich  g^useitig  dulden  und  tragen,  Synoden  halten  und 
sich  untorredoa,  statt  sich  gegenseitig  hochmütliig  den  Leumund 
abzuschneiden.  „0  Gott,  wie  ist  die  Liebe  noch  so  kalt  bei  Denen, 
die  wir  uns  Christen  nennen,  und  werden,  die  solch  ein  Aerger- 
niss  unrichtou,  vor  Gott  Rede  und  Autwort  durum  müssen  gebao. 
und  ein  schwer  Urtheil  tragen." 

Die  Humanität  und  Mässigunu,  welche  in  diesen  Ausföl 
rungon  voi-fochton  wird,  kann  sich  naturgemäss  nicht  entfalten,  wo 
die  Vorstellung  herrseht,  dass  jegliche  Abweichung  vom  rechten 
Glflubeu  zur  Yerdanimnis.s  führe,  wie  bei  Johann  Friedrich  dem 
Mittleren,  ilev  einst  zu  seinem  tn'friichcn  Schwiegervater  sagto:  „So 
ihr  cnch  nicht  bekehrt,  so  seid  Utr  des  Teufels/''*  Diese  Vor- 
stellung aber  wiederum  ist  eng  verbunden  mit  jener  Geiatesrich- 
tuDg,  welche  alle  Glaubenssiitze  als  fertig  und  bis  ins  Einzelne 
unabänderiich  festgcsteHt,  ihre  schriftgemässe  Begründung  als  noto- 
risch und  unanfechtbar  betrachtet,  denn  bei  dieser  Meinung  er- 
scheint die  Anfechtung  jedes  Thciles  des  dogmatischen  Lehrbcstandes 
als  Eandi'ln  wider  h(^ssen'S  Gewissen  oder  totaler  Glaubcnsmangcl. 
Umgi>ke)ii-t  setzt  jene  Nachsicht  und  Milde,  wo  sie  acht  ist,  ein 
Gefühl  von  der  Subjectivitiit  der  streitenden  Meinungen,  von  der 
geheinmissvoUen  Dunkelheit  der  schriftlichen  01aubensf|uellpn  vor- 
aus: ich  meine  nicht,  dass  der  Landgraf  den  letzteren  bereits 
skeptisch  oder  kritisch  gegenübergestanden  hiitte:  hierfür  war  die 
Zeit  noch  nicht  gekommen;  allein  die  Uebung  selbstständigen 
TheoiogiBii*ens,  die  er  v<m  früh  an,  als  TiUther  noch  nicht  zur 
h'aditioDcll  sanctiunirtcn  Auturitüt  des  deutschte  Prott'stantismus 
geworden,  getrieben  hatte,  muss  ihn  wohl  bescheiden  von  der 
menschlichen  Iiiterpretationskunst  denken  gelelirt  haben,  denn  es 
ist  ihm  klar  gcwonlen:  ,.Es  kann  su  genau  nicht  abgehen,  es  hat:, 
zu  Zeiten  der  ein  ein  ander  Meinung  dann  der  ander";  man  kann 
nun  einmal  „nicht  weliren,  dass  eint-r  ander  Gedanken  hat  dann 
der  ander  beim  Sacrament  und  juidcrn  Artikctn''.    V.s  kann  dannn 


32)  Klnckh.  1  i».  i:*0. 


Vierter  AHsohnitt 


RQch  unter   den  Rechtgläubigen   keine   vfiUigc  üeboroinstininmng 
I  gehen;  aber  die  Unterschiede  bestehen  in  „Monschua-Gedanken-und- 
ViirteD*;   wer  dürfte  luis  diesen  dns  Kocht  schöpfen,  die  Andern 
za  verdammen  oder  ^den  Ändern  allen  einen  Weg  zu  weisen  in 
Sachen   der  Religion,   dem   sie  ghuibcn   uml   fulgon   müsstun"?'"' 
lii  ist  Lundgmf  Philipp  zu  der  üeborzeuguug  gelangt,  dass  nur  an 
vmm  Kern  dt«  (ilaubens,  der  Jedermann   verständlich  und   der 
Disputation  nicht  unterworfen  sei,  Hie  Sehgkeit  hänge,  dass  Gort 
iiiclit  eine  bis  ins  L+'t/.te  hcstimmti-  Krkeuntmss  der  Walirheit  vom 
Menschen  verlange.    Kr  selbst  raasstr  sici»  wohl  eine  Bolche  nicht 
■o;  daher    seine   Duldsamkeit;    daher   jene   Unbestimmtheit    der 
positiven   Aeusserungen   über  das   Dogma,   daher  sein  stetes  Bü- 
ßtreben,    Erörterungen     fiber    die    subtilen    Ausgestaltungen    der 
Cnioilh.hn'n  aus  den   religiösen  Kinungsverhandlungen  möglichst 
rtiiszuschliessen,  Formeln  zu  brauchen  und  zu  begünstigen,  unter 
'J'nen    die    differirenden    F/hrineinungen    gemeinschaftlich    Rjium 
finden    konnten,    besimrlers   aucli   sein   Wunsch,   zur   Darstellung 
**^f  Üinigkeit   auf  die   augsburgische  Confession  Kurückzugreifen. 
Bei  solchen  Anschauungen  lilsst  sich  aus  Kinigungsvei-suchen, 
**t?  liiuidgraf  Piiilipp  sie  betrieb,  nicht  auf  die  Absicht  schliessen, 
'■Oe  vollständige  positive  Verständigung  zu  erzielen:  der  Glaube  an 
^xxf}  solche  würe  auch  in  damaliger  Zeit  gar  zu  chimärisch  gewesen, 
"i*  Olli  aber  bnnnie  der  Liindgraf  Iioffi-n,  iliiss,  bringe  man  jene  Leute, 
'^*'  sich  oft  verilanmiten,  uhne  d*'s  (Jegners  Bücher  zu  lesen,  einmal 
Persönlich  zusammen,  und  sorge  man  dafür,  daas  nicht  von  vorn- 
^^Tfin  Alles  durch  AllebiredenwoUen   und   leidenschaftliches  Auf- 
'irausen  rerdorben  würde,  die  Besseren  endlich  gegenseitig  anein- 
Ätitlcr  das  Streben   nach  Wahrheit  anerkennen,   die  gegenseitigen 
Insinuationen  fallen  lassen,  den  ungeheuerlichen  moralischen  Al>- 
sclicu  voreinander  überwinden  würden,  und  dass  man  so  zu  einem 
CompromisH  kommen  werde,  dem,  stillstlivvcigend  oder  oflen  aus- 
gesprochen, eine   bewusste  Toleranz  zu   Grunde  läge.     Für  diese 
Hoffnung   sprach    die   histonsche   Erfahrung:    hatte   der  Landgnif 
doch  seihst  gesehen,   dass   der  eisen köptige   Luther  einen    Unter- 
?ucliied    zwischen    zwinglis<;her   und    bucerisch-calviniacher   Lehre 
machen  lernte  und  sich   entsehloss,  die  letztere,   obwohl  sie  ihm 
nicht  Genüge  that,  zu   toleriren.     Auch   hatte  Philipp  im  eignen 


33J  Anm.  23,  So.  8.  1*. 


80 


Vierter  AHaohnitt 


Tjande  seit  langen  Jnhron  unter  Duldung  der  lutlierischon  wie  der 
scbweizerischen  Richhmfr  den  rontV-ssiitn eilen  Frieden  erhalten. 

Dieses  Bild  der  Anscliauungen  Tjind^raf  Piiiüpps  ei-giebt  sidi     , 
HU»  der  Sclbst'DarstcUung  in  seinen  Convspondcn^.en.   Es  ersdieiq^^ 
völlig?  coneinu,  ohne  vei-dächtö^en  "Widorspiuoh.     Einzelne  Fragen 
dürfte  man  alleniings  dazueteUen.    Von  vornbereiu  abweisen  mödit^^ 
loh  die  AiifTassung,  als  sei   die  Forderung  der  Duldsamkeit  bdH 
dem  Landgrafen  nur  ein  Princip  pulitischer  Zweckmässigkeit  ge- 
wesen: dureh  sein  ganzes  I>eben,  auch  wo  sie  ihm  politisch  niclit 
dienlii^h  sein,  ja  sogar  den  Ruf  seiner  Rechtgläiibigkeit  geiahrden 
konnte,  hat  der  Landgraf  eine  vonirtJieilslose  Humanität  bewiesen, 
die  dem  Zeitalter  weit  vorauseilt:  mun  denke  an  seini>  Milde  gegen- 
über  den   Bauern,    den  Wie<k'i-täufern,    dt-n  Jnileti,    dem    übt-ra 
Tcrfolgten  Schwenkfeld  und  soinen  Genossen;  an  den  Grundsat 
den  er  testamentarisch  seinen  Söhnen  hinterliess:   Niemanden 
des  Glaubens  willen  am  Leben  zu  stiafcn.     In   anderer  WenduE 
lüsst  sicli  die  Frage  vielleicht  stellen:  wai'  es  nicht  vielmehr  diplfl 
niatisehe  und  politische  Specolation,  dass  der  Landgraf  sicJi  je 
kirchliche  Vereiul)arung  mriglich  daclite.  als  ein  Zug  seines  reli-" 
giöseu  Urtheils?     Machte  er  nicht  soiuo  Haupti-cchnung  auf  den 
Zwang  der  pulitischen  Lage;  etwa  dass  er  boßtc,  die  Gefährdung 
des  Prütestautismus  werde  am  Ende  die  orthodoxen  Füi-sten  uw 
Obrigkeiten  bestimmen,  joner  polemischen  Theologie  ihren  Sehn 
zu   entziehen,    um    einheitliches   Auftreten    der   Protestanten    nae 
aussen  liiu  und  politisches  Zusamnietisreheu  zu  omiuglicheE? 
vorwiegende  Clmmcter  seiner  kii*clilicheu  PoUtik  spricht  vielnieh:^ 
dafür,  dass  der  T^udgi-jif  elu-Iich  auf  eine  wirkliche  Versöhnung 
der   streitenden  Richtungen    ausging;    characteriBtiseh  ist  hierfür, 
wie  mir  scheint,   dass,  wälu-end  er  sich  den  VoranstaUungen  v. 
Conveuteu   und   persönhchcu  Berathungen  der  Füreten  anschl 
sein  nie  aufgegebener  Lieblingsgeiiankc    iluch   blieb,   die  Verein- 
barung auf  einer  Synode  durch   Vertreter  der  streitenden  Thw)- 
Iflgenparleien  selbst  treffen  zu  lassen.     Wer  mit  den   Geistlichen 
Riith  halten   wollte,  der  musste  mit  theologlsclien  Anschauungen 
und  religiösen  Motiven  rechnen.    Nach  seiner  Redeweise  zu  scJilio- 
ssen,  zäJüte  der  l^ndgraf  bei  seinen  Synodal voi-sch lägen  sehr  auf 
den   übei*wäJtigenden  Eindruck  welchen  die  .Stimmenmehrheit  auf 
einer    allgomeinon     evangelischen    Kirehenvcirsummlimg    machen 
müsse;    mit    einer    gewissen    Peierlirhkeit    wiiil     iinnier    wieder 


os^ 


"Viertor  Abschnitt. 


81 


dinuf  liingewiespii,  dass  auch  in  der  apostolischen  Eirciio 
«Ugemeine  Synoden  das  Mirtt'l  gt.'wesfn  um  Frieden  zu  etiften.^* 
Dwt  auf  eini^r  soU-hen  Kriedfertigkfüt  und  Tidornuz  mindestens 
di*?  Mt'Urheit  gewinnen  würden,  «cheint  er  von  vornherpin  anzu- 
nehmen. Hier  i»t  das  sanguinische  Element  seines  Oiaracters  mit 
in  ÄuschlHf;  zu  bringen;  der  Ijundgrar  beurtheilt  die  Andern  zu 
aefcr  nach  der  eigenen  Stimmung;  ausserdem  aber  unterschätzte 
w  rcnnutiiücJi  die  Macht  und  8t.immenzahl,  über  welche  die  fla- 
tuuischcn  Intraiisigenten  p;ebuten,  sehr  stark.  Den  Widerstand 
dipser  Partei,  wenigstens  bei  den  Führern,  hielt  er  für  wenig 
k'ht  luid  aiifrichtig;  ^dio  Leute  suchen  nicht  Cbristum,  sondern 
I^airam,  nämlich  das  Weltliche,  und  niclit  das  Üeiatliche. ^^^  Dem- 
nwili  hätte  er  hoffen  können,  dass  Viele  von  dieser  Partei,  wenn 
Jii"  Mehrheit  für  Friede  und  Duldung  gewonnen  wurde,  aus  Khig- 
lieit  tutcbgebcn,  die  Unversöhnlichen  aber  sich  hei  allen  Andern 
selbst  das  Spiel  verdorben  würden.  Endlich  aber  zei^t  sich  deut- 
lich —  und  es  ist  dies  wohl  zu  beachten,  duss  der  Umdgriif 
'Wauf  gefasst  war,  eine  Minderheit  sich  von  der  Vereinlmnuig 
lusächliessen  zw  sehen  iind  einen  Campromiss  der  Mehriieit  auf 
Öniiiil  der  Tolenmz  einem  allgemeinen  Ei nv erstand niss  der  cieut- 
soht-ti  Pn)testantt'n,  bei  wolehcmi  man  allgemein  die  flacjanisc:he 
^clusivität  liätt«  adoptiivn  müssen,  vorzog.** 

34)  Amn.  23.  No.  5,  6.  8,  9,  11,  20.    Ich  liabe  früher  (s.  meino  Dis- 

'^'^Mioa  ,die  Uciaiiii{iolitik  Lg.  Pb-  d.  Gr.  ii.  tl.  Unterstützung  der  HiigenottoQ 

"■  Wltea  RcUgioDskrifg'^,  Breslau  1886.  p.  15.)  sogar  aogeDominüD,  des  Ijand- 

K'ifta  letzte  ibuicLt  sei  fioe  interna  tiunnle  Synode  snrii  in  Mi  uhor  Protestanten 

S**MnL   Die4*e  Uoinung  stützte  sich  anf  die  tinliestreithaift  Tendenz,  die  liirrh- 

l''^*  Teistikndiguiig  zwiacfaeu  den  Protostantco  allor  N'ntioncn  hcrxiistellen  und 

^  Anaepruch   des  Landgrafofl   iu   dem  Anm.  ?3  No.  G  g(>narmten  Scbreiben 

•""ft  19.  April   IMit  {Büil.  XIV):   es   müBsc   uininal    „ein  Sync«Jn.s  von  nllf^n 

"ligioiisvurwaDdteo,  die  dem  Evongelio  anhingcD",  berufen  werdeo.     Da  die 

^o*tiinjat  rormalirten  Vorsdaiige  des  LacdgraTon  aber  nie  über  eine  Synode 

^^itestsuhen  udü  Schwüzer  oder  ein  deuisi-b-fraDziisiKc^bes  RoUgiooRgeBpräch 

'''^tisgeben ,    da  auch  innoni  iiorli  umtiiJ^uniU'rBD  h'lan   Rieh  nuKserordentliohe 

^'■'liwierigkeiten  hntgitjjp'ngeKtpIU  1ih)<ou  würden,  will  ich  nnr-hiiiala  <l;iliingpstellt 

*"*>  lasaea,  ob  den  i-itiiii'n  WortRii  wirkürh  eiu  so  wi'itgeheiidi;r  Simi  aater- 

**^*g«D  ist.    Vgl.  noch  Abuch.  V  am  Schluss. 

35)  Anm.  23,  No.  I,  2. 

36)  Unten  Abs<h.  V  bei  Aam.  52.  Dieselbe  Politik  liegt  dos  Ijindgrafnn 
'OfhahsD  auch  d«'m  i'oavout  zu  Nnumburg  un)  .seiner  anriiti glichen  Haltung 
^  4eu  Niübvärhandluiigea  zu  tiruiido;  s,  Abnc-b.  VII,  V[II. 

G 


82 


Vierter  Abschnitt. 


Bötracbtct  iuad  ntm  dio  Haltung,  welche  aus  diesen  all- 
geraeinen  Auscbauuu^ron  und  Tendenzen  hervorging,  im  Ein- 
/.clneii  von  den  {jpsichtspuiikton  praktischer  Moral  aus,  so  wird 
mau  allcniings  auf  ^rus:^4>  b(än^*l  stossou.  Einorseifcs  kann  kaum 
zweifollialt  seiu,  das»  sich  hiutor  dor  grossen  Zurückhaltung,  welche 
der  Laud^ral'  in  dog:matischen  Aeussenmgen  beobachtete,  docii 
Aiischamingeu  verbargen,  die  mindestens  in  einzelnen  Piuikteu 
welche  damals  auf  lutliurischer  Seite  als  entscheidend  betrachtet 
wunien,  vom  Luthcrtlium  ab  wichen,  mit  iler  schweizerischen  liphn; 
übereinstimmten.  Ks  kann  als  sicher  bt-tmciilet  werden,  dass  ei 
die  lücale  Gegenwart  des  verkläi'ten  Ijeibes  Christi  im  Abendmali 
und  den   mündlichen  (Jenuss  desselben   leugnete.*^     Er  brauche 


37)  Iti  der  folgenden  l'ntcrsuckuug   über  den  von   mir  im  Eincohieti 

durcbai'beitetcti  ZDitraum  hinauszugreir-D  wage  ic)i  nichl,  Ja  dognuttücbe  Aa- 
si:bauungL>u  lu  einem  thüti^eu  (jeiute,  wiu  lAudgmf  Fbilipps,  dür  Aeudcnui(| 
iinterworfun  siaJ.     In  der  Tbat  bat   der  Landgraf  vielleicht,   im  Vorgleich  mit 
seiner  Jugendzeit,  sieh  im  Altfr  dt?r  KiniiHi^hf^i-pn  An^^rhaiiung  vom  Abendmahl 
geoilhert,  ohne  doi-li  s'vh  'U-r  lutborischen  aiizuHt'bIiess':'n.    Dio  AouaseraDgüii 
und  Andeutungen  des  Ijudgrafen  über  seinen  G1iiuI>pq  vom  Abendmahl  laufen 
stüte  auf  xwöi  I^hntiitzo  binans    I)  Christus  ist  iin  Abendmahl  gegoDwftrtig 
2)  er  giebt  nun  mit  dem  Brat  und  Wein  seinen  wahren  I^b  und  »ein  wahres 
Blut  j:u  essen  and   zu  trinken,   resp.  tboilt  sie  uns  mit.     I^etztürer  Sntz  winl 
aü  mehreren  Stellen  noch  erweitert  durch  den  Zusatz:  m^-ht  allein  zum  Beeten 
unserer  Seeloo  sondern  auch  «nsern   Ixjibem.     Dagegen  wird  (hirt-bweg  ver- 
mieden  von   dor   (loi-alun)  r>G>gi!nwart   des  Leiboti  Christi  (von  welcher  das 
Dogma  von  der  miiadlicben  NicsHung  nbbiiugt)  oder  der  UittheUang  desselbec 
unter   oder   in    dem   Biot   und  Wem   zu   reden;   die  Frage  vom  Genuas  ävt 
üuwürdigi:u    wird    nicht    berührL     (Amn.  23,    No.  2,    \2,    Ifl.   20,   21.    Di* 
Erklärung  in  dt^m  I.  c.  No.  22  eitirten  Schroiben  ist  dor  bosondem  L'mständ.« 
halber,  unter  dooen  «ie  ontsbmd,  hier  nicht  zu  berüeksiehtigun.)    Ferner  boaa- 
ätitndet  der  Landgraf  die  BedeweiHQ  von  einer  ,  weaentlieben"  GL^'uwart  Christi 
im  Abendmahl  (1,  c.  Nu.  2).     E»  liegt,  da  er  doch  die  Gegenwart  Christi  b»> 
kannte,  nahe,  dies  8i>  zu  erklüron,  dass  er  rüruhtete,   mit  der  ^vretteutliehea* 
Oogenwai-t  Cbriäti   scheinbar  dio   leibliche    Oegcnw:)rt    (als   localc   Gcgonwiit 
gedacht)  zuzugeben.     Uebrigena   hatten  Theologen  des  Landgrafen  diesen  Ab- 
druck SL-boQ  im  fnuikrurtisirbon  Recess  hcdenklit^h  gefunden,   und  es  könnte 
daher  die  Üli'inncrung   des  I^udgrafcn  aus  der  Hück^eht  auf  diese  Theolo^a 
erklfert  werden  ^S.  He))].«  I  [>.  2801.    Auch  at'gpsohpu  \un  solclien  Rüik&ichtno 
würden  die  Fonntlu.  weK-he  der  Ijandgmf  braucht,  selbst  hm  lutberiachoa  An- 
siehteii  sclmn  dunh  seine  uniunistiKi-hc  Tendenz  begreifUch  wottlon:  es  lagika 
joduuhills  daran,  dass  Kedeweisen  gK'btaucht  würden,  welche  den  auswärti^'O 
Kireheu   kcinou  Anstoas   gäben;    doch  wären  soK^e  stri'iig   lutlieiischi'u  Aa* 
schbuuugcD  jcdeufnUa   zu  Tage   gvtrüteu,   alt»   iiu  Jahr  15til    Wülfgaug  und 


Vierter  AKschnitt. 


83 


Mh  darum  mcJit  (jeradezu  auf  die  Seite  der  Schweizer  zu  stellen, 
denn  auch  mit  diesen  fülilte  er  siofa  doch  wohl  in  einem  dogma- 


Qihit»|tli  dMi  LaiiditraTeo  ditfngtea,  di«  AbondmahlBformol  Johann  Friedrichs 

«unerkcuoen    und  er   hervibt   die  Otsfahr  di*r  iBoUninj;  ootor  den  (.llnulions- 

finuMscn   hcrinuahitri   iaix;   aurh   Woirgarig  und   Ohriätoph    t-rklüitoa  ja,   als 

f»  rieh  nr>'h   dfr   DocIarntiViii  jin  (i)<ii  Herzog  von  Sjutison  witlt-rsct^EUm,  dodh 

westptpns  (trivaliiii    ihm   iiiaterifll«   UchenMiKslimnuing    mit    Jer  l>ehrr  diesei* 

Rwm,  um   nicht   in   den  Verdacht   der  z^nnglischen  Ketzoi-et  zu  ftorathon; 

(ikcchnitt  VUl.)  dnr  iMulgmt  dogegipn   behurt«  lango  Zelt  auf  spiatm  For- 

■kId,  ulme   sich   den  LuthTODora   einen   Schritt   zu    nähern,   wie   er  doch. 

wäre  er  auch  nur  iu  dem  Dogma  von   dir   hwialcn  iJi'gciiwnrt  und  DmoiUicheo 

Kicsauig  des  Lc-ihea  ChrisU  ihrer  Ueiiiiint:  gewutien,  unb^üebadel  neines  Wider* 

spnifiks  gogeo  di«  Poclamtion  und  somit  auch  soinor  imloDisri^iOion  Tcndons 

Utts  tbon  können  (Aom.  23,  No.  20,  21).    Aus  dem  Dognift  von  dor  Niessuog 

do'  Unrütdigeu  kann  twin  Beharron  bei  don  «ininnl  aufgo^teUtcu  Fornißn  am 

■IWnrvoigsten  erklärt  worden,  denL  bitte  er  diesoK  Lingma  (sofern  unter  den 

l-'airtmligcn  nur  nicht  die  Vnghiubigüii  mitrerstoiidun  wurden)  nicht  bekannt 

"'  Kiiiti'  er  gerade  der  (irlldcstinntiamacbi'u  Theorie  Calvins  anhiingon  müssen, 

*»  sin  im  consonsus  Tigurinus  auftritt,  nach  welcher  au  Stelle  des  Genüsse» 

^  Gliobigen  der  Genuas  der  Erwählten  tritt.     Diew  aber  schwut  «r  nicht 

♦«Wial  gekannt  tu  haben  il  e.  No.  8,  Ifi,  15»,  20).    Wir  werden  also  feethalten 

"iittm,    dase   er  die   lorale   t^e^renwart  des   Ijeibos   Christi   und    nnindUche 

^*u*8uag  desjMlbun   letigu<;te.     Aitdrersoita  gieht  der  lAnd(^rar  m,   dann  dio 

Uhrc  der  ftanzÖtUJichen  Kirchen  vom  Abendnuüd  „unsertT"  Konfession  nicht 

''Tihaus  gemäss  sei  (1.  c.  No.  16,  17,  Ift);  da  er  nun  in  don  oMioriihrtüU  zwei 

^Mlten   mit    ihnen   übereioBtimmte  und  die   Anwond\mg   der  Prtidestinations- 

^^Mtie  auf  das  Abendmahl   nioht   kannti>  (wie  es  »olieint),  so  miuhs  man  ver- 

''iittb«!,  da68  er  DiflerenKen  in  den  l>eiderse)tigeD  Vorstellungen  vom  verkUirten 

J.^be  (Jiuisti  und  der  Art  der  Mittht>ilung  detsHiLhea  fand;  in  dor  That  Bchiuiit 

(*s,  dafta  er  in  diesen  l'unktou  sinnhchem  Vorstelluugen  batle  als  die  Calvi- 

tiisten,   daKA  er  an    dii?    wirklii^he  Hingabo   eines   materit-llen  Tjcibo»   an   den 

Xäh  des  Oeoiessondcu   glaubte   (daher  di-r  Zusatz:    ,  nicht  allein   zum  Itesten 

«nsenr  Seelen.   Bondcm  auch  unsorm  Leilw*;   daher  vermuthlich    auch   sein 

ProftMt  gegen   den  beidelbergtsohen  Katechismus);  nur  dass  er  dieselbe  nioht 

durch  ein  Herabeteigon   des  I^ibes  Christi  vom  Hinmiel  oder   die  l'hiquitttt 

(deoD  diese  I>ehren  hfitton  doch  wieder  auf  die  loealn  Oagnnwart  zuruckgef&lirt}, 

soodem    in    mystischer  Weise,    unter  Aufhebung   der    I^umvorstellung,    wie 

auch  die  Colviniatcu  tbaten,  zu  t^tnndo  kommcu  lioss.    [Es  ist  nicht  von  Xiithon, 

daM  Chtiatn»  auf-  und  abfahrt.*,  —  dorsoüie  ist  waJirer  Gatt  und  Mensch,  eine 

anxertrennJiihe  Person,  iHe  Alle«  erfülit,  abor  nicht  weltlicher  und  räumlißher, 

sondern  himmlischer  Weise.    ChristuH  ist  im  Abendjtialil  weseotlieh  (d.  h.  leib- 

Uiiti  gegenwärtig  auf  eine  Woiso,  die  wir  nioht  wissen,  tiott  ilein  Herrn  »"isseod 

uitd  bekaiiuL    S.  I.  e.  No.  2,  21.]      Ist   diuse    Intirrpretation    der    Ausfiihrungcu 

iha  l^ndgraTon  ri<;htig,  so  wurde  daraus  folgen  I)  da.s5  er  don  Ausdru'-k  .  Ksaen 

nai  Tnnken"   vom  Empfang   dfs  Loibes  ChriKti    nur   bildliuh    brauchte,    und 


tischen  degens^:  «tich  wftre  wnhl  möf^Üch.  dass.  falls  er  wirbncn 
im  Wesentlichen  völlig  schweizerische  Anschauungen  he^.  diese ^J 
Tlmtsache  ihm  doch  aus  ünkenntniss  der  schweizerischen  Tlteolo^ie^| 
seiner  Tage  nicht  zum  Uewusstsein  kam,  wie   Kurfürst  Friedrich       ! 
sich  lelensiän^Iich  nie  für  einen  Calrinisten  hielt:  doch  hätte  er  mit 
seinen  Abweirhungou  vom  Lutlierthum  öffentlich   rückhEltslos  her- 
vortreten müssen,  schon  weil  er  nur  von  einem  öffentlicheu  Bi 
kpniitniss  aus  dem  Ansjtnu'Ii   düs  Lufherthnms  anf  AUeinherrsch 
mit  Naclidriick  ontfi[egentreten,  kouule.     Sein  Scliwcigcn   Uess  si 
woh)   gerade   im  Interesse  der  Union  diplomatisch   vertJieidigen,^ 
denn  ein  offnes  Hervortreten  mit  uulutherischen  Meinun^^en  hiitti^| 
wohl  zum  schnellen  Bruch  mit  dem  gvsammtcn  Kreis  der  strenpe^P 
Lutlicraricr  in  Deutöcliland  führen  und  den  angesti-ebten  Coniuro— 
miss  anf  gegenseitige  Dui<luug  völlig  vereiteln  können;  auch  staiu^| 
der  r^mdgraf  nicht  allpin  mit  seiner  Handlungsweise;  hefolgtt*  doc*^^ 
MelanrhMion  mit   einem  über  g«nz  Deutschland  verbreiteten  Kn>jss 
von  Scliüh'iri  und  Freunden   dasselbe  Prlncip  des  Verschweigt»ns  - 
dass  diese  Haltung  dennuch  zu  tadehi  ist,  bedarf  keiner  Krörtenins". 
Aus  diesem  Verscliw eigen  tliessen  auch  speciellere  Züge  d«*-:»' 
landgräflichen   Diplninatie,    welche   der   Filicht   der  AutViehtigbei^^ 
Kuwid erlaufen.     Das  Ziel   Philipps  ist,   wie  wir  festgestellt,  nie!»-  "t 
die  allseitige  Vereinbarung  auf  ein  identisches  Ijehi-systeru  sonderaKS 
ein  Uebereiukommen,  nach  welchem  alle  versuliiedeuen  Standpunkte  ^ 
innerhalb  gewisser  Grenzen  als  evangelisch  anerkannt  wei^den  soUtec^- 
Auch  dies  hatte  klar  ausgospnichpn  werden  müssen:  das  Verfahre*^^ 
des  liandgraten  aber  ei-scheint  trotz  der  liiiufigen  Hinweise  auf  di-  * 
Pflicht   der   Duldung    bei   geringen    Diüeifn/en    im  (irossej»    un.  ^ 


xwar  BOj   dASB   et  wolil   eine  körperliche  HingTilie  dos  IA\*^  diristi  an  deo 
Lmb   des  Olffubigon,   nicht  alwr   da«  ZerbeisHon  und  Vei-schluckeu   des   Tor-^ 
klfirtoQ  Leibes  zu|;ab;    2)  dass,  wenn  er  den  CalviniMen  zugwtebt,   auch 
bckonnton^   das»«  ChriKtug   uhr   seinon  liOib   nnd   %pm  Rhtt    xn   essen  und  ftfl 
trinken  gäbe,  er  damit  üicbt  behaupten  kann,  die  cnU'inistJschcn  VorstellnngHt  1 
vom  Empfang  dos  lA'ibcs  Christi  seien  mit  den  scinigen  oder  deutschen  idea* 
tiach,  Bondem  ibnen  mit  diesem  Zu^ataiuluiss  nur  fitm  Kecht  vindieiit,  auoli 
ihre   Vtii-stelluDgen    vom    Emprang   d(;r    Heilsgalw    büdlieh    durch    die   Worte: 
pEsfien  nnd  Trinken  des  IjoiI»e8  und   Blutes  Christi"  auszudrücken;  es  li(^ 
dai-in  zugleich,  dass  er  diese  Vorstellungen  nicht  als  widörchrisUich  vemirit. 
iJtxjh  möeblo  ich  aUe  diese  Ergebuisse,   ausgcnommoo^   dass   der  Liunl- 
graf  die  Iik-iüu  Gegenwart  iiud  müuüUcbu  Niettttung  des  Leibe«  Christi  leugnete, 
nicht  als  goHiulieile  bctraobteu. 


/ 


VicrUir  Abw^hnttt. 


85 


Hinzt-n  nicht  als  aufrichti^ror  Ausdruck  dii-ser  B»istn;bungen.  Mir 
«F-Digstfiis  st^heint  es,  als  wiirdo  «lie  Grösse  der  vorhandonen  Oo^en- 
sitze  viel  zu  »ehr  verschleiert,  um  den  Parteiou  Muth  ieu  Eiiü- 
iPiingsvereuohen  und  namentlich  zu  der  craehnten  protCfstÄntiachen 
'»ent-traJsjTiode  zu  niaohcn.  Auch  dies  lasst  sicli  wiederum  diplo- 
fliatiftch  vertlieidi^n:  muthetc  man  den  Parteien  von  vomhoreiu 
ßOKf^Dseitipe  Anerkennung  der  fortbestehenden  Differenzen  zu,  so 
•*ar  alienüngö  wenif?  Aussicht,  sie  auch  nur  zur  persönlichen 
Crnterbandlung  zusammenzubringen,  wählend  man,  war  einmal 
■iio  Synode  <:Kier  ein  ffrösseree  Colloquium  ins  Werk  gesetzt  und 
"^aren  die  Parteien  mit  gutem  Willen  zu  der  Verständigung  in  die 
^^r»>rti*rungen  eingetreten,  wuhl  hoffen  konnte,  als  Ersatz  der  voll- 
^tändi^n  Concordie  den  Beschluss  pegenseiliger  Anerkennung  aus 
^en  Unterredungen  hervurgehu  zu  setien.  Immerhin  war  ein  Ver- 
CabreD  nicht  zu  billi^'cn,  welches  den  Anschein  einer  unächten 
^nionsmacherei  enveckt*n  konnte,  wie  sie  z.  IJ.  Buc^r  (iereirst 
betrieben.  Dbs»  ein  solches  Ver&hi'on  den  uninnisTiechen  Ten- 
eazen  stets  schädlich  ist,  hat  die  (Jeschichte  f^'ezeigt  Zugleich 
uiochte  ich  den  Landgrafen  von  dem  aiideiti  Verdacht  freisprechen, 
abt  sei  er  darauf  ausgegangen,  wirklich  einen  Scheinfrieden 
zu  stiften,  bei  welchem  dio  Parteien  sich  Über  ihre  Gegensätze 
h&tton  täuschen  uder  diu  bestehenden  Differenzen  hinwegleugnen 
äoUen.  Mir  scheint,  djiss  er  sich  völlig  klar  darüber  war,  es  lasse 
ücb  der  Friede  nur  auf  ürund  einer  bewussten  Duldung  erreichen. 
Noch  Eins  wt  zu  erwähnen.  Obgleich  dieser  Gedanke  erst 
H  «päter  nnd  scheinbar  fast  beiläufig  zu  Tage  tritt,  "^  läsat  der  ganze 
^H  UnioDspIan  des  Landgrafen  sieb  doch  von  vonihcrein  nicht  ohne 
^H  den  Hintergedanken  vorstellen^  dass,  wer  sich  zur  Toleranz  nicht 
^H  verstehen  woll«,  von  der  allgcimeinen  Vereinbarung  ausgeschlossen 
^w  werden  müs^e.  Auch  diese  lVrs|MH'tive  wurde  aus  diplomatischen 
Rücksichten  verschwiegen.  Ein  offnes  Hervortreten  damit  hätte 
nicht  nur  die  Orthodoxen,  sondern  auch  vermuthlich  einen  grossen 
Theil  der  Gemässigtercu  von  dem  Ein igungs versuch  zurückgo- 
achi'eckt;  während  der  I^andgraf  um  der  internationalen  Beziehungen 
des  Protestantismus  willen  einen  theil  weisen  Bntch  in  Deutschland 
riskircn  wollte,  hpgtf  iium  sonst  vor  dem  let/.)*^rn  die  höchste 
Sclieu.    Wenn  Philipp  trotzdem  meinte,  die  Deutschen  unvermerkt 


l)f: 


38]  Unfam  Absch.  V  bei  Anm.  52. 


86 


Viwrtw  Alwclmilt 


zu  flom  KntsHiIiiss   hinfHlimn  zu  Icönnon,  Her  ihm  nöthig  wtriCTi, 
so  tauscJite  nr  sich:   nur  dnmiil,  auf  dem  Naun)hurji,'X'r  C'onpre 
im  Juhr  1561    Bcbien    t^a   eiiu-n   kurzen  Aug;f>iiblick,   als  könnt 
seiiic  Voretellunf^en  sich  verwirklichen,  alloin  in  der  unmitt>elba 
Folge  trat  ein  liUekschla;;  ein,   <ier  seine  Hoffnungen  völüp  vck" 
nichteto  uud  fast  ihn  selbst  unter  den  Glaubensgenossen  isolirt  batte. 

Es  bleibt  endlich   noeh  übrig,  auf  die  Vergang;enhßit  Rürk- 
bliek  zu  nehmen.    Die  eben  dargestellte  Politik  erweist  sieh  äusseaM 
lieh  uud  in  den  Hauptmotiven  völli)^  als  consequento  Fortsetzung^ 
joner  Unions-  und  Bündnisspolitik,  wefche  der  Landj!^  nach  dem 
Itcicbsta^  zu  Speier  im  Jalire  1529  zu  Marburicr  mit  Hilfe  Zwingli's 
und  Buceis  inaugurirt  und   seitdem   hin  auf  die  Veruiehtung  de& 
schmaikaldischen  Bundes  forlgetühit  hatte.     Wie  weit  in  den  ein- 
zelnen Zügen  noch  Analogieen  oder,  gemäss  der  Vorilnderung  der 
Zeitlugi'    und    der    iiincni    Entwicklung    dre    Jjindgrufcn,    charaC" 
teristische  Verändenmgen  zu  finden  sind,  wapj  ich  nicht  zu  untec^J 
suchen.  ^| 

Kehren  wir   nun   zur  Daretelhmg   der  Kreignisse  zurück.^* 
Der  Landgraf  hegtü    nach    den   Vorgängt^n   des  Jahres   1658 


39)  Von  mL'iiiua  hruKlKchhftlii-hon  MatohaJicn  für  dictiCD  Ktiii^Atag  ibt 
Folgendos  im  Voraus  zu  Ijcmerkeu :  dieselben  befiteheo  im  "W'e&ouÜitbeii 
l)  einer  tagelmchartigen  AufzeichDuag:  «Protkoool  desjenigen,  so  die  bcssisc)) 
l^sandteu  ulTm  reichstag  zu  Aug»s}mrt;k  aouo  15S0  (aus) gerichtet  halien  an 
HOiibteii  ilflsülböt  vorlinndkit  wijrden  ist*-,  und  2)  den  brieflichen  Berichten  der 
l>eideD  OeBandten  (Kanzler  Hemhart  i^l;heiTer  und  Amtniftnn  Itiirkhardt  von 
CramJ  an  den  lAadgrafcu.  Lieüo  bcidou  Quollen  urgeben.  wunn  niaa  Zeil|^_ 
angaben  der  Briefo  wie  .hout*^,  ^goatera",  ^iDtzton  Freitag**  mid  libnlic)i(^| 
nack  'hm  Datum  des  liotreffendcD  Rrii^fs  bestimmt,  vielfach  vciTHihiodcne  Tagö 
Tür  dns  gleiche  EreiKniss,  Bei  Vergleichung  mit  publieirten  Quellen  findet 
sich.  d«ss  in  dii'sen  Füllen  stets  dnp  „ Protliot-ol *  dio  aui-Ji  andcrwfiUg  be- 
glaubigten L)ata  bringt.  wüJjn  ud  diejenigon,  wflt;lio  aich  ous  dvn  brietuu  er- 
geben würdoD,  zu  spitt  fallen.  iJeuinai'h  wurden  diu  Bricfo  häutig  erst  eiium 
oder  mehrere  Tage  nach  der  .4)>fnssung  unterzeichnet  und  mit  di'm  Datum 
des  betreffenden  Tages  vorsehen.  Eü  wftre  die  Frage,  ob  Bio  uirbt  auch  maticb— 
mal  sHickwvise  nn  verschii-dentn  Tagen  v.rrfa.st«t  wurden,  ohne  da.ss  man  jene 
indireeteu  Zeitangaben  auf  >ian  eudliebe  Datum  des  Briefes  ivdueirte.  Jeden- 
{«Üb  wild  man  di«  Bttröcbnutg  Holeber  Data  au»  cHesen  Briefen,  aueh  wenn 
oiii  einzelnes  in  dem  betrefTendeu  Schreiben  dJrect  augageben  i>der  uiit  Hilf« 
andeiur  Quellen  verißtirl  worden  ist.  nieht  für  zuverlässig  halten  Itöiuien. 
ist  nun  ausser  den  Originalton  noch  eine  später  angefcitiglc,  chronolngiticli 
geordnete  Reiusebrirt  derselben  vorbanden,  in  weither  ein  Tlteil  der  Sehreibcc^ 
räokwKrts  datirt  ist;  da  diese  Küekdatirung  jedenfalls  in  ErkemitniBa  der 


Viorler  AKschnitl. 


87 


So^,   (lio  Kfttliolikon   niöclitfn  wohl   auf  dem   Rcichstaj?,    iinter- 

slölzt  von  den  Klucinnorn,  wie  Hilf  (k*m  Wormser  ("olloquiuin  die 

ttbrigon  Protestanten  drängen,  die  Socten,  welche  der  augsbui^i- 

Ecfaeo  Confessiou  widorspruclit-n,  zu  verdammen   und    im  Fall  sie 

fflri)  weigerton,  ihnen  das  Keclit  auf  den  Rcligiunstricden  absprechen. 

Er  bat  daher  SIelanchthon  um  ein  Outnohten,  wie  man  sich  der 

/umothungen    mit   gutem   Grund   erweliren    und   doch  dabei  das 

ifecht  auf  Frieden s?schutz   vertheidi^jen   könne;*"*   seine  <k'sandton 

instruirte  er,  in  rlio  VerHammunffen  nicht  zu  willigen  und  nament- 

ficfa  die  Venirtheilung  dor  schweizerischen  Lehre  nicht  zuzulassen; 

■iie  fu^lHon  sieh  dabei  auf  die  wittenbergisclie  Concorriie  honifen.*' 

iüd««  scheiterten  die  letzten  Verhandlungen  über  eine  evangelische 

*^«nferenz   vor   dem  Keielstag,    und   als*  kaum   die  Abgeordneten 

l*liilipps  in  Augsburg  angelangt,  traf  bei  den  evangelischen  Fürsten 

^as  Confutatitiimbudi  Jnhann  Friedrichs  ein,*-  welches  alle  Hoffnung 

^uf  eiumütliiges   ZuMauinieusitheu   dt-r  Protestant« ai   zu   vumichten 

^ohien.    I^andgraf  Philipp  antwortete  Johann  Friedrich,  wie  wir 

C)ben  ausgefiilirt,  auf  seine  Zuyeudtuig  im  Tone  tiefeter  Indignation; 

Zugleich   brachte  er  zur  Hellung  des  Zwiespalts  die  evangelische 

^Jfinenüaynode  in  Vorschlag.  *=> 

üeber  sein  Voi^ehen   auf  dem  Reichstag   wagte  der  Land- 
graf »irh    noch   nicht   sofort  xu  entscheiden;   (?r   theilte  vorläufig 
Btnen   Agonton    mit,    dass   er   eine   Synode   der   Doutsdien    und 


gingenen  Fehler  nat-hträglich  voUzogoo  wurde,  wird  man  »ich  auch  auf  tÜGao 
uicht  vorUsseti  können ;  xn  dem  ist  die  Rcinschiift  nur  bis  zu  einem  Solirüilieii 
vom  4.  Juli  rortgoMhrt.  Ich  habt»,  wo  Jas  Datum  von  dem  der  Kciiiscbrift 
«iTwich ,  dos  letztere  mit  dem  Zusatz  U».  iu  Klatnnier  beigefügt ,  to  «ie  öbet^ 
cinstimmteo.  das  Iinhim  ohitf«  Zusatz  nngeg^'Vien,  für  die  Schreiben,  woloho 
IQ  (li*r  HeiDscbrift  fehlen,  dies  in  Klammor  angemerkt.  Im  Uebrigen  ergaben 
sich  für  die  vorhe^ceudo  Uitteräui-tiung  alle  wictitjgereu  Data  »uk  dorn  Frotouull 
nder  dpn  gcdnifkten  Quellro.  soilajw  veitere  IJnteniuehuDg  sich  erübrigte. 
Doch  dürfte  dio  Notiz  für  die  Verworthung  von  Coiiioo  der  hessistrhon  Berichte, 
^  gich  *»twn  oiif  andern  Archiven  vorfiindcn.  von  Nutzen  sein.  —  Im  Fnl- 
gRodou  wurde  für  diese  beiden  Quellen  der  Zu^at£  Hs.  als  eatbehrlich  fort* 
gelaaa«D. 

40)  Anm.  23,  No.  2. 

41)  ib.  No.  4. 

43)  Sebreiben  der  Goaandten  an  Phil.  Augsb.  d.  24.  Fftbr.    Neudocker  1 
^  100  ff. 

43)  Aom.  33,  No.  ß. 


Schweixor  für  das  beste  Mittel  halte,  die  Spiiltun^n 
und  unterbreitete  seinen  Plan  Melanchthon  zur  Bef^uüK'htun^.    Der 
beleidif^t«  und   entmntlii^te  Mann  ^ab  ihm   weni^  Hoffnunf;   auf 
Eifalg  von  solchen  Mnssrep^cln:  er  meinte,  trotz  aller  Mühe  würde 
jegliche  protestantische  Synode  von  den  Schreiern   und  Condem- 
nauten  gesprengt  werden,  weil  bei  denselben  Nichts  vorfange  imd 
kein  Fürst  die  nöthige  Autorität  zur  ljeitiin|tf  der  Vorsamralimg 
besitze.     Doch   versprach   er   das  Seinipe   zu   thnn,   falls  Hessen, 
Pfalz  und  Württemberg  eine  solche  Synode  zu  Stande  brÄchten.*^ 
Dies  genO^^e   dem  Lundprafon.     Die   mangelnde  Autorität   hoffte 
or  durch  persönlicho  Verständigling:  der  Fürsten  zu  erzielen.     Er 
legte  Johann  I^Viedrich  auf  oiner  Zusammenkunft  den  .Synodalplan 
mündlich  vor.    Juliann  Friedrich  seinerseite,  der  bei  aller  dogma- 
tischen  Schroöheit  doch  stets   den  Anschein   der  Versöhnlichkeif 
wahrte,  erkliirtc  sich  henMt  zur  Th^ilnahme  an  einer  persönlicheu 
Fürstenzusammonkunft,   auf  der   man   sich   vorläutig  j-o  weit   ver- 
ständigen  sotltf,   dass  man   gegenseitig   Vertrauen    fuss;e  und   deu 
güUm  Willen  zur  Vereinbarung  einander  darthue.    Auf  dieser  Zu- 
sammenkunft sollte  darm  eine  protestantische  Synode,   dorh   wie 
es  scheint,   nur  innerhalb  der  deutschen   Protestanten   verabredet 
worden. 

Da  Kurfürst  Augusts  Widerstreben  gegen  neue  Convente 
hauptsächlich  ja  In  seinem  Misstrauen  ge^en  die  Emestiner  wur- 
zelte, ii^dete  der  l^mdgraf  mit  dem  Horzug  auch  hien'ou  und  fragte 
iJm,  wie  im  VoijaJir  seinen  Bruder,  aus,  ob  er  nicht  etiAa  unbe- 
dachte Aeusserungeu  getliiui,  die  dem  Kurfürsten  Venlacht  ein- 
geflüsst  Jolianii  Friodricli  vt'ruahrte  sich  hticlilichst  dagegen  und 
versicherte,  nie  nach  des  Kurfürsten  Würden  oder  Land  und 
fjiMiten  gestrebt  zu  habi^n.  Jjandgraf  Philipp  berichtete  dem  Ijetz- 
teren,  dass  Johann  Friedrich  ihm  hei  der  Unterredimg  einen  sehe 
günstigen,  hofliiungerweckenden  Eindruck  gemacht,  theilto  ihm  mit 
welche  Versicherungen  loyaler  fieainnungen  gegen  don  Kurfürstoi 


44)  Phi).  na  d.  Riithc  d.  1>.  März,  Netidccker  ]  p.  193.    (Er  will,  fmroi 
or  aicli    »ntschliesst,   die  Absiuhtea   von  Kiu^ifalz,   WurttemlMTg  and  Zw»'| 
br&chen  kennen  U.>nieii;  doch  scheint  ihm  das  lieate  Mittc^I  eine  Synode  aU<7r[ 
evangfllifichen  Stünde  iinttr  Zuziehung  dr'r  Scliwrizfr.) 

45)  Das  Solircibeii  PhiUpiK*  liegt  nicht  vor;  der  Inhalt  ii»t  prsiohtliet 
aus  der  Aatwf>rt  Melonchthrma  vom  20.  MSrz  in  Tezelius'  ebristUchen  Con- 
sUieu  Mokuchthoiis  p.  619ff.  oder  corp.  ref.  IX  p.  77Bfll 


Vierter  Al«chiiitt 


89 


I 


er  ppjrebon,  um]  suclito  )l<^n  Iz-Utcron  für  dio  Ziisnniinpnkunft, 
welche  Jiihunn  Kruidrirli  vor^fwt'hlapf^n,  zti  gewinnen,  vermutlilich 
um  «uf  diesem  Weg  eudlit-h  duuh  zu  der  Oeueralsynodo  au  ge- 
hngpn.  *" 

Der  Kurfiirst  seinerseits  hnttp  nnterdeesea  schon  einen  völlig; 
andern  W<'jr  eing<;sc*hla^^'n ;  er  hiiOt  ^nau  an  dem  Prur^mmra  fest, 
welches  er  mit  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  entworfen,  al« 
Herzog   Oiristoph    zur   Vereammlun^    in    Pfor/lieim    f-inhid    und 
dum  weiter  befolgt,  td»  es  si<'h  um  die  Coufereiiz  in  Fulda  han- 
delte, nfimlich,   den  frankfurtischon   Keces»  um  jeden   Frei»  feKtr 
zuhalten,   und   auf  keine   Versammlung  t-inzugohen,   auf  welcher 
die  GejS7»er  desselben  zusamnieukommiMi  und   das  Wort  er^^reifen 
könnten.    Er  Hess  daher  kurz  narli  Anfang;  ilfs  Keiclistages  bereits 
bei  den  Gesandten  der  Recessfttfsten  faeautra^en,  man  möge  zu- 
nicbst  Diejenigen,  welche  den   frankfiirtisclien  Recess  noch  nicht 
angenoramen,  zum  Beitiitt  auffordern.*^    Nachmals  wurde  dieser 
Antrag  durch  die  Erklänmpcn  seiner  Gesandten  und  seine  Briefe 
»eJt<Fr  ausgeführt:   eine  Erläutenmg  dunkler  Stellen   des  ReoesseB 
wollte  der  Kurfürst  zulassen,  doch  sollte  man  sich  wenigstens  mit 
der  Suhatanz  desselben  einverstanden  erklären  imd  von  den  Con- 
dcmnationen  abstehen,  bevor  man  zu  einer  Versammlung  sehreite. 
Auf  dieser  sollte  dann   die  Verständigung  im  Einzelnen  getroffen 
Und    darauf   einhellig    zur   Publication    des   Kecesscs    geschritten 
Vrcrdon;    wären    aber    die  (iegner    nicht  zu   gewinnen,    so  sollten 
«Jie    Unterzeichner  des  Receases  die  Veröffentlichinig  (dme  Rück- 
sicht auf  die  Dissentirenden  dennoch  vollziehen." 

46)  Phihpt'  IUI  August,  d.  2.  Apr.  Beil.  XJI,  vgl.  Beitr.  Note  246,"1. 

47t  Kiltliä  tut  P)iili|>i^  Aiig»b.  dnn  -I.  April.  fte»tcni  hnlnm  dto  knr- 
cAohsischeii  fiesandten  «11»'  Ständo,  welidie  dpii  frn!ikfurfi>*<;hpn  Kflr<>88  an- 
geDomfnen  zu  sich  orforticrt  und  tbncn  orklArt.  ihr  Itirrr  sehe  für  gut  au,  dosit 
auf  dem  lieiRbstag  verhandelt  wßnio:  wolr-hiTinossrn  luit  dem  OsandtAn  df>rr-n 
ITtrrn  dto  ßecoRS  noch  nicht  aogDDommen  zu  handeln  sei,  doniit  sie  os  gloicli- 
fall;*  thiin,  und  wan  dt-tthalb  weiter  für  gut.  anzusehen  soi.  Sh>  bitten  um 
Instruction.  Wie  das  Prulokull  iztim  3.  April)  meldut,  bcst'blos.H  mjui  mit  der 
,  JBerathung  nnch  zu  vortiohrn.  hin  der  Artiki'^l  wh  dor  Helipoo  im  Rpichsratb 
BinigermnAsi^n  crlfKligt  i%i,  dnmit  man  erst  sehe,  worauf  dieiw  Dingo  lunAusIipfeD. 

48)  Di*>  pfii]?.i.si;hon  Rüthc  an  KiirfurÄt  Friedrich,  don  P.  April  bei  Khu-k- 

hotm  1  p.  r>4.     AUjfiist  an  l'hiUpp,   den  2.  Mai   BfU.  XVI.     Die  kiinUit-bsischon 

^Oenodten  zu  Augsburg  nn  "SVülfgang,  dt-n  18.  Mai  KuglorTl  p,  144.  Ufi.    Di»; 

rächen  Itjithe  »cbeinen  über  die  in   dicsea  Stücken  ontfanltnen  ntUieren  ßc- 

[stönmongon  deit  kurHiicbHis<-hcD  Programms  an  Philipp  nicht  berichtet  zu  halmn. 


m 


Vierter  Alischmtl. 


Der  T^n(lf*raf  hatti?  von  seinen  RätJien  nur  cifahron,  «ins* 
Kiirsacbscu  beantrage  die  ausserhalb  des  Uet^esses  Steh(.'ndfn  zur 
Annahme  zu  drangen;*^  dann  tlieilte  Ausist  ihm  als  Antwort  aiif 
seinen  Vorscldag^  einer  pereönliohcn  Zusammenkunft  mit,  dass  er 
die  Anerkeunun^  des  Recesses  zur  Vorbedingung  jejj^licher  Ver- 
handlung auf  Versiimmlungen  mache.  Er  wies  darauf  bin,  dass 
Johann  Friedriehs  Gebahren  vom  frank fnrtischen  Abschied  an  big 
auf  das  Confutationslmih  nichts  Anderes  bozweeken  könne,  als 
die  kursiichsisohc  Kin^he,  und  zwar  gerade  diese  vor  allen  andern. 
ohne  ersichtlichen  Grund  und  ohne  Consoquonz,  vor  aller  Well 
als  abtrünnig  anzuschwärzen,  und  meinte  darum  das  VortraiieaH 
zu  seinem  Vetter,  welches  der  LAndgraf  ihm  einzuÜössen  suchte,^ 
nicht  fassen  zu  können,  ^'un  sprach  der  Viirsehlag  Joimnn  Fried- 
richs und  Philipps  jy^ar  nicht  von  du^raatischen  Vereinbaningen 
auf  dem  proponirten  Füi-stenconveut,  doch  sollte  daselbst  eine  Ver- 
sammlung zum  Zweck  i-eligiöscr  Verhandlung  vorbereitet  werden; 
im  Hinblick  auf  dies  letzte  Ziel  erklärte  der  Kiufürst:  bevor  vott 
der  Gegenpartei  die  Condemnationon  eingestellt  und  der  frankfur- 
tiRche  Abschied  mindestens  der  Substanz  nach  gebilligt  worden, 
würde  jegliche  Zusammenkunft  vergeblicli.  ja  gefährlich  seiiL*** 

Unterdessen  warb  auf  dem  Reichstag  auch  Herzog  Christoph 
durcii  seinn  Kätlie  wieder  für  einen  persönlichen  Cenvent,  wuül 
in  <ler  gerechten  Besorgniss,  das  von  den  Kursachsen  proponirte 
Verfahren  werde  die  Gegner  nur  abschrecken;  er  hatte  bereits  die 
Zustinmiung  des  Pfalzgnifcn  Wolfgang  erhalten  und  wandte  sich 
um  (lieselhe  Zeit  als  Kurfürst  August  brieflich  mit  seinem  Plan 
an  den  Landgrafen.^' 

Dieser  seinereeits  behante  dem  KurfUreten  gegenüber  aul' 
der  Nuth wendigkeit  einer  baliligen  personüchon  Zusjunmenkunfi 
der  Fürsten:  mit  Hin-  und  "Wiedei-schnilMJn  sei  Niehts  auszurichten: 
würden  die  Fürsten  selbst  zusammenkümmen,  so  würden  die  G«- 
mütlier  viel  besser  zusammenstimmen.  Auf  der  Zusammenkunft 
sollte  eine  allgemeine  pwtestantische  Syuddu  beratiien  werden,  aul 
der  man  mit  Besonnenheit  versuchen  müsse,  Alle  wieder  zu  vei^ 
einigen:  sonst  würden   bei   einem  dereinstigen  ConcU   der  Katho — 

49)  ßfithe  an  Philipp  den  4.  ApriL  ^1 

50)  August  an  Phdipp,  den  13.  April  Beil.  XJII. 

51)  KugWr  II  p.  143.     Christoph  aa  rhUipp,  deu  14.  Apnl  bei  Hoppe   X 
p.  332,  3.H3. 


ViprtiT  AbacaiDitt.  ^^^™^  Ol 

ÜkiMi  lue  Pmtfstaiiteii  ilirc  Zi'rfnhrenlieit  vit'll^'icht  schwor  biissen 
/nüssoii.^*  Df'in  JU-rcop  von  WürtUmber^  gab  er  domgpiiiiiss  seine 
Kinstimmiing  zu  erkennen,  re^te  aber  zugleich  an,  ditss  man  xxi 
dorn  Convont  avieh  Theo!op:en  railbi-ingt'n,  sowie  die  Grafen,  Städte 
«nd  protestnn tischen  Eidgonosson  einladen  sulle.  •''='  Die  Antwort 
auf  diesen  Voreehla^  blieb  hinge  ans;  inzwiselien  erfand  der  I^and- 
fj^raf  den  Kurfürsten  von  Sachsen  uunaoJigichig.  Er  ging  nun, 
'%vahrscheinUoh  aus  Furcht,  dass  die  Verband lunj^i-n  sonst  stecken 
bleiben  möchten,  auf  Äufjusts  Project  ein,  bedang  aber  aus,  dass 
man  die  Einwendungi'n  der  ticgcnpartci  gcgon  den  fi-ankfiirtiaciion 
k'cesH  nnhiire  und  denselben  den  nöthigen  Besserungen  imd  Er- 
läuterungen unterwerfe.''* 

Der  Gang,    deii    wäJirenddeni    die   Verhandlungen    auf   dem 

Reichstag  nahmen,  zeigt,  dass  es  ganz  richtig  gewesen,  Atignstjt 

I  Vorschlügo  niclit  völlig  vun  der  Hand  zu  weisen.    Üie  Ausgichten 

für  eine  Synode,  wie  sie  l^ndgral  Pliilipp  wünschte,  und  für  eine 

peraönliche  Ztwonimenkunft  der  Fürsten   waren   bereits  völlig  go- 

8i'h\vuudeQ.     Ü<«  I^ndgrafen  Vorschlag,   die   Grafen   und  Städte 

Deutfichlands.   sowie   die    protestantischen   Eidgenossen   zu   einem 

P-Ctinvent  der  l'Hlrftten   hinzuziehen  und   ailerseits  Tboolugen   niitzu- 

hrinpen,  war  dem  Herzug  Christoph  theils  zu  kühn,  theils  lief  or 

gegen   seine   r<;ligiösen    Anschauungen.      Er  schlug   ihn    aus,    weil 

viele  Kürsten  und  Stünde  den  fnuiklurtischcn  Absciiied  noch  nicht 

Zugenommen   hätten,   weil  auf  die  Städte  nicht   zu  bauen   sei^" 


i 


52)  Philipp  au  Augiutt,  den  10.  April,  ».  B<>iL  XIV. 

53)  HeppA  1  p.  333.    Am  Hollinn  Tag  (23.  April)  instruirt  rbilipp  seioe 

^ftth«:  «e  snllrn  narh  allen  Kräften  einen  Conveot  der  KurfiirsN^o,  Küreten, 

&9tftnde  und  StJtdte   der  augslnirpi«ehen  Confessioii   b'^rordem  helfon;   nls  Ort 

«H^liDB  aw  Frnntifurt.  Schiitalknldon.  Gelnhausen.  MnhUiauBeD  o^ler  Xaunilmrg 

'VOCKchlageti .   Uh   iliin   iiiidi-r«!   Ort«'   iiictit  gfleKi'H   simj.     Bei  Ucrzug  Cfamtcph 

Stollen  öi«  siuh  t'rliuudiK"n,  ob  nur  die  Kur-  und  Fürsten  odf^T  auch  die  Grafen 

und  Städte  hinkommen  Bollen,   ob   di<>  ZuKtunnu^nknmtiienden   iliro  Theologen 

mitbririgeD   und  üb  AUüh   Zürich.    Hasel ^   licm   und  andere   >«vaDgoli8ehe   Orte 

«ngeUden  werden  sfiUen.    Christoph  an  Philipp.  Augsl».  d.  3.  Mai  (Hs.)  vcr- 

stdüebt  M'Ino  Antwort,  weil  clio  Berathungen  der  A.  C  V.  auf  dem  Keit^hnttf; 

noch  kein  Besultat  ergelten  haben. 

54)  August  an  PltUipp,  den  2.  Uai;  Pbili|)[i  an  August,  den  13.  Mai, 
«.  Beil.  XVI— XVIL 

55)  Rn  liozitiht  sieh  6ie^  daraur.  dans  die  Mehrzaltl  der  Stadto  sivh  von 
den  übrigen  CV)DfeAsion.qver\vandtrn  nbsi~>nd>>rto,  aU  diene  den  Beschluas  Fasfiten. 
-viedenuQ   g<?nioiiuichaftlich   auf  die   Freistellung   zu   dringen.   —    Kluckhohn 


92 


Vierter  Abschaitt. 


mdlicli,  weil  man  mit  don  Schwci/orn  im  vii>lon  Dingen  imwmg 
sei,  namoutUch  Culvinus  giuiz  iint'rbürto  Ix'liron  vim  der  PräHesli- 
nation  und  im  Artikel  tod  der  Dreifaltigkeit  liabc,  deren  Ein^^ 
dringen  im  württembergischen  Land  dem  Heraog  genug  zn  sohaff«n 
mache. '^•^  Auch  bei  Andern,  vielleicht  mit  wenigen  Ausnalimeo, 
hätte  der  Vorschlag  des  T<andgrafim  schwerlich  Anklang  gefunden; 
hätte  man  sich  selbst  über  die  andern  Reden klichkeiten  hiuwe^^f 
gesetzt,  so  war  die  Furcht  vor  dem  Verdacht  des  Kaisers  und 
der  katholisclien  Stände  noch  zu  gross,  als  dass  man  eine  Ver- 
sammlung gewagt  hätte,  welche  den  Schein  politischer  Verhand- 
limgen mit  dem  Ausland  hätte  enveckcn  können. '•"  —  Aber  auch 
auf  directe  pi'rsrmlidie  Verständigung  ilfr  Fürsten  war  keine  Hoff- 
nung mehr,  denn  die  Kui-sachsen  waren  durclt  conwquentes  Fest- 
halten allmählich  bei  Hei-zog  Christoph  und  Pfalzgraf  Wolfgang 
mit  den  Furderimgi^n  ihrfs  Herrn  dun-hgedningen;  aiicli  Hrnnden- 
burg  stimmte  bei;  »b,  wie  iiiun  nach  den  früheren  Vi-iiiun<iliingeu 
vermuthen  könnte,  gleich  im  Anfang  oder  erst  im  T^nf  der  Bq^| 
rathungon,  ist  nicht  bekannt,^''  Mau  hatte  auch  begonnen,  in 
dio  Gesandten  der  dis^entirenden  evangelischen  Stände  zu  dringen, 
damit  sie  in  eine  Zusammenkunft  willigten,  auf  welcher  man  vom 
fi-ankfurtischcn  Recesa  und  dessen  Anerkennung  im  Allgemeinen 
ausgehen  «ml  dnrch  eine  zweckgemnssc  Erklärung  und  Kmen- 
dinmg  desselben  zur  vollständigen  Vereinbarung  gelaiigfjn  solle; 
man  hatte  damit  theilwelse  Kifolg;  sogar  die  herzoglich  siicti 
sehen  Gesandten  scheinen  eine  Zeitlang  dem  Gedanken  nie 
abgeneigt  gewesen  zu  sein ;  ob  aber  die  Meinungen  mehr  als* 
äusserlich  übereinstimmten,  muss  doch  sehi*  zweifelhaft  sein;   es 


olle: 

eh«« 

licll^l 


(I  I».  67,  iM)  nennt  unter  denen,  dio  sich  bpthcüigtfti  Eisenneh.    I>io  hossisoha 
Borichtf*  geben  zu  denselben  Namen  noch  Ulm,  an  Stello  Kisenachs  aber  Isiiy  i 
rin  EiHr-nat'h  Landstadt,  Istiy   KMit-lisstadt  wnr,  int  letzter«*  ly^iart  richtig, 
llätho  au  rhili[i[i,  dfMi   16.  Mal  (1{k.  II.  Mai);  Pmloknll  zum   tO.  M». 

56)  Käthe  .in  Pbtlit.ji.  d.  IM.  MaiiKs.  ll.Mni),  a.  Bdl.XVlll.  DieAofr 
der  Kütlie  bei  Herzog  Cliristo]*h  fand  dem  J'rofoJjoU  nnnh  den  lO.  Mai  stÄtt 

57)  hl  oineoi  Gittacliti-n  des  inomjneraolK'u  fltiSAndtcn  Jakob  von  Zitwitz^^. 
da»4   August  an  Philipp    sandte  (h.  Anm.  TtO),   heisst  es:    er,    Z.,    habe   vorj^ü— 

schlagen,    dass  Schweden  und  DiinomarV   zur  Besi->iickung  der  Conferpnz  ein ■ 

geladen  wurden;  miin  habe  ihm  ahcr  Ohinde  ent^ei,'ei]geba]ton,   aus  donon 
eioh  überzeugt,  daBS  o»  besaer  untarlilBtb«,  um  beim  Kaiser  und  Andern  nicb." 
Bedeukt-n  xu  erraten. 

58)  KUickh.l  p.  ÜB,  72.    Kiiglprll  p-  l-l.'i.    Bcü.  XVIIl. 


Vierter  AbMlinitt.  ^KK         ^3 

steht  zu  vermutben,  dass  bei  der  Optanten  Revision  des  frank- 
fiirtisohon  AbfX'liieds  Kursadisen  und  die  mit  ihm  EinTerstandonen 
fiel  zu  hart  auf  die  U-liren  des  Kecesses  (die  ^Substanz"  des- 
selben) g-phalten,  die  Aiulera  aber  raelir  als  blosse  Erläuteniiigen 
verkn^  liaben  würden;  von  der  Seite  Sachsen-Weimars  wäre  es 
Am  Kudi'  wohl  nicht  ohne  die  beliebt©  Forderung  der  Conderana- 
tieneu  abgcgoDgt'D.  ^^ 


59)  nZu  Aogspnrg  in  causa  tbeologioa  gepflogene  nndcrbandlung  durch 
Jscoh  von  Zitwitz  im  April  anno  50."    Uuil.  zu  August  nn  Philipp,  Dresden 
^deo  ti.  Jim!  r>lt.   Hb.     ,Jo    religion  sachoa   iist   e»    mit  Pfiiltz.    dcu   Cliur   und 
eben  s<Hibfiii4L'hen  gesandten  vcrK)freti'*:    dosut  die  Fürsti-n  und  der  Ab- 
en  OeRandtpn  üi  einem  Neben  abschied  sieb  einer  neuen  ZuiuimmenkuTift 
IjiQer  (?)  Btänd«-  üw  A.  C.  im  ITerlwt  vcrgUoben  hütten,  and  iasa  man  daselbst 
[dea  fniakfiutiiioben  Absclüod  hiftto  vor  die  tLond  genommen,  deas(>l>>cD  weiter 
«rUirt,  augirt  und  g^obessert.  und  du»  derselbo  also  revidirt,  stib»oribirt  und 
[Beben  uder  mit  der  auKsbufRisuben  ConfeBsion  und  Apologie  u.  s.  w. 
'in  oller  Sfändv  Xamen,    tvelibe   siidi   zur  aug^burgischen  ConrettsJoa   bel'enaeQ 
«ad  dieselbe  unterschreiben  woUti'D,  bi-rau»gegeben  würde,  wie  die  augsbur- 
SbKthe  Courcj^isien  rrn  Jahr  HO.     Um  Streit    zwischen   den  Tbeologea   zu  ver- 
meiden, müsse  man  in  dem  Abschied  etwas  Oewissca  de  modo  et  forma  setzen; 
dalirr  wilrc  gat  zu  besclüicssen:   dass   auf  dem  Tag   die   evangelische 
Lehre  in  den  Artikeln  den  fraDkrartischen  Kocesses,  wo  dies  noch 
Hiebt   geschehen,   klar  gestellt  werden   Holle  und  dazu  gefügt:   was 
geschrieben,   gelehrt   und   vorgegeben   würde,   geschehe  es  von  wem 
wolle,  das  wenle  verworfen  als  der  wahren  apostohüobpn ,  catboliscben  und 
^ihristüchen  I^hre  der  aug8burgi3t;hen  Confessioa  widerlich.    Dies  hat  Der  von 
Uer  Tliann  Z.  gegenülier  sich  gerallen  lassen,  and  die  württembergischen  und 
Varaichsischen  Kktho  billigen  es  auch.     ()«>nn   sobald   man  Namen  nennte  und 
I'eTSOUDn   verdammte  uürdpu   Parteien    entstehen    und    dor  Eine    den   Klliger, 
<jer  Andre  den  Angeklagten  vortrcttm;  darum  mu.s?<,  soweit  es  ohne  Vorletz ong 
•J«r  göttlichen  I^ehre  gesohebon  kaon,  eine  Amnestie  gebnaoht  werden.    Ferner 
kHt  in  d*<n  Nebenabscbiod  zu  «etzen,  dass  man  auf  dem  Tag  beacliliesBen  solle, 
•yrie  di'*  Zanksindit  dt-r  Theologen  gebiindj(rt  wci-de.  —  ^Preussen  halber,  weil 
iüofa  der  erklAii  bat,  hat  mein  bedenken  um  »o  melir  Statt.  ^ 

Eb  s«'heint  also  nach  diesem  Bedenken,  das»  die  herzoglich  sächsiscben 
^<>t<Ba)idten  einen  Auepoblick  bereit  gewesen  sind,  auf  den  proi^nirten  Modus 
nnzugi-ht^n;  dozii  stimmt  der  Bericht  dt^r  pfitlziftohen  Oesnmlten  vom  'I.  Mai 
(Klu'jJibebn  I  p.  Öti);  hierfür  aber  war  jedenfalls  da-  Voraussctiiiing,  dn^s  man 
eine  materielle  Umarbeitung  des  fhinkfurtisohen  rCee(>s.>;es  Tomebme,  denn  als 
man  den  SncbBen  späterhin  die  Hillignng  des  Bc^esses  zumuthoto,  lehnten  sie 
diese  ab  (s.  unten),  obwohl  man  auob  hierbfi  niiht  versäumt  haben  wird,  ihnen 
'  die  ErUuterung  der  unk1an<D  Stellen  zu  prupcoir-n.  Völlig  unwahrscb<.-inli'-h 
iat,  dass  sie  wirklich  auf  di«  Bf'e<-ieUo  rfliidemnation  der  Set-ten  Vorzieht  ge- 
Vii&tat  haben  selltfu.     L'olirigens  scheint  es  nach  Pregerll  p.  H4fr.,  doas  diu 


Als  Landgraf  PliUipp   erfuhr,    dass   auch  Herzog  Christop 
der  Meiuuiig  sei,  mau  soliü  auf  allgemeine  AnerkenuuDj;  des  Re-j 
ceascs  dringen,"^  zeigte  er  sich   mit  liccht  sehr  bedenklich, 
fürchtete,  man  werde  auf  diese  Weise  den  Dissentirt'nden  Anla 
liehen    üher  irnnacligiebiglifit   und    theologischo  Heni«li«iic!it   zn 
klu^n;    e»    ivt:rde   Kcheiiieu,    „ala   wolltHn    wir  den  Aiulerii    allen 
einen  Weg  weisen  in  Saclien  der  Keligi^ln,  dem  sie  glwiben  und 
folgen  raüssten**."'    Dann  «Iht  tTlüelt  er  von  August  <'in  Schreiben, 
welclios    in    seine    eigen**   Kiinlorung,    da.s8    man   der   tifgenparti^i 
Erläuterungen  und  Besserungen  des  fnuikfurtisrhen  Recesses  nicht 
versagen  dürfe,  vollkommen  einzustimmen  schien.   Wie  mir  scheint, 
wareu  ilie  Fürsten  doch  nicht  einer  Meinung;  August  drückte  sich 
ülifr   den   Punkt   sehr   voi-sii'htig  aus   und  vorlangte   austlrücklidi, 
dass  der  fninkfurtische  Recess  „bei  Kräften**  bleiben  solle;   wijc 
mau   die  Wnite  vergleicht,   deren  sieh   Beide  bedienen   und   Uire' 
allgemeine  Haltung  in  Betracht  sticht,  kaim  mau  nur  auuehmou, 
dasfi  der  Kurfürst  sich  im  nichts  Weiterem  als  zur  Commeutirunj,' 
und  Apologie  des  üecesses  herbeilassen,  der  Landgral'  aber  aucbfl 
materiellen  Einwänden  gerecht  werrlen  wollte;  jeticnfulls  aber  war 
eine  äussere  IJebereinstimmung  vorhanden  ;'^^  auch  ttrhellte  si<:h  aus 


idi^i 


bflno^ofa  BJicbsisulien  Gosandtcn  übor  diese  ErwSgimgen  naob  11nu£c  Honch- 
tAten  uod  auf  tnn  f^iitAcht^n  dc^  FlnciuR  hin  itiRtruirt  wurden,  in  Kii'hts  naoh- 
zugi'bcii;  doch  ist  dios  nicht  fest  zu  be-stitiimon,  da  Uei  Proger  die  nfi])er«ii 
Zmtang&beii  fehlen;  auch  wird  dort  Nirhta  von  dorn  Vorschlag  enrahnt,  auf 
Grundlagf  dos  fninkfartischcn  Abi^cbicds  zu  vorhaudtdn.  —  Ob  das  oben  aas- 
züglich  mitgothciUc  Gutachten  dcü  pommeTsohon  Ocsaiidton  eine  virUiiihc 
lüobproi[istimmung  mit  der  Alisichi  Kursacbseiis,  WürttemW'rgH  n.  s.  w.  aus- 
drückt, ist  wohl  S(^hr  zweifolbaft:  die  Worte  welche  sich  auf  die  EmirndiniDg 
dßR  rrankfiirtiKchen  AhHn.liieiU  l>e;ii»bßn,  sind  doch  wohl  andprs  zu  int^rfireti 
als  es  im  Siiui  Jener  lag.    Vpi.  Aliscli.  V,  Atim.  30. 

GO)  RKthc  an  Philini,  deo  16.  Mai  iBs.  U.  Uaij;  h.  Boil.XVIII.  Vo 
den  näberun  Ik'ätiiDinungeu  iibcr  dcu  modus  der  Veihuudlung  erhielt  l'bilip 
durch  seine  liüthe,   wie;  rs  scheint,  keine  N'achricht;  vgl.  Aiim.  48. 

61)  fhiUpp  nn  die  iidthc.  den  22.  Mai,  B«ü.  XIX. 

62)  Vergleiche    FbiUiJp  an  AuRU.'^t,  tim   II.  Mai  (Beil.  X\1I)   mit 
Antwort  vom  22.  Mai  (Beil.  XX)  und  nächste  ATinutrkung;  ferner  Pbih^p 
die  RStho  roa  CnüJie],  <l>eu  11.  A^ihl  (H:;.)  „bedtiucht  uns,  da  vielUrht  (-twa 
in    sollirhcm  FmnrkfurtiKclieu    aliM:bii-'dt   bt'^ntYeu,    diLs   besidiwi-rlich   und   Hra 
mittel  dar  in  getroffen  kont  worden,   das   die   steiide   dioRser  religioti   zu  ha 
bmeht,  und  nicht  <lic  sjAltung  in  den  kirchou  were,  aurh  die  »iteodo,  so 
aolliuhun  abbobiedt  niobt  fae^viUigt,  fut^ichea  dahin  gebandiet  werden  koat 


w 


Ticttv  Absohoift.  09 

lern  Sclireiben  klürlich,  dass  fiir  des  Lnndgrafen  ei^ne  Plane  auf 
dem  R<ä(distji^  knino  Stimimin;,'^  war;  er  ergab  sich  also  und  suchte 
den  neuen  W(;g  mit  allen  Mitteln  zu  vurfolgen;  er  gub  seinen 
Geauidtmi  die  entsprechenden  Instnictionen,**  und  l)enutzte  eine 
pewÖnJiche  Zusammenkunft  mit  Johann  FriedricJi  zu  einem  Ver- 
such der  UeberrtMJun^.  Er  las  ihm  den  frankfurtischcn  Roceäs 
vor  und  fragte  ihn  nach  seinen  AusBtelhmgcn:  aus  den  Antworten 
des  Herzogs  meinte  er  entnehmen  zu  können,  diuis  derselbe  an 
den  positivi^n  r-ehrfn  des  Rezesses  Nifht.s  zu  tjiih'ln  fimit*  und 
mir  die  Coudemnationon  vermisse;  er  liofite  daher.  Jener  werde 
endlich  nachgeben,  wenn  sein  Schwiegervater,  Kurfürst  Friedrich, 
gleichfalls  in  ihn  dringe.  £lr  schrieb  daher  an  diesen  und  bat 
August,  unterdossen  mit  seinem  Vetter  (iiMuld  zu  haben.'''*  Mit 
Johann  Krio<lrichs  Zustimmung  waro  nun  freilieji  die  lluiiptfüurlit 
dt>r  Opposition  gebioclien  gewesen^  aber  Philipp  hatte  sirh  in  dem 


I 


4as  sie  itien  niinom«>n,  floltn  nohr  ^tt  unil  nutzlichen  fwin".  Bei  den  An^i^^u- 
tDnguu  Toti  (''ntKNWsiorif^i].  dio  virlliMtdit  di>r  Oti{{i>n[iflrti!i  zu  iiiaclieii  Hetun,  mag 
*ler  Laudgraf  an  dio  Adiaiihurn  gadncht  Unljen;  v^^I.  oben  fi.  74.  Aoin.  2B. 

*xi)  Philipp  an  August,  Aldendorf  an  der  Wcrra  den  28.  Uai,  Hs.:  «das 
4ber  E.  L.  nicht  zaoDtgfgon ,  so  jcmandts  ein  erkU-rung  si.iUii;lt£  ai«cbieds  bogert«, 
das  man  den  böro,  und  mit  gutiem  giiiDde  hinwiddor  beriuhtc  a.  6.  w. ,  gefeit 
ran-*  E.  L  Wdenken  ganz  woU.'*  —  An  die  R^ttio  vom  B''Uw!n  Tng  und  Datum: 
Schickt  JhnfTi  oin  Kohreiben  <1ps  Kurfiirsti^n  von  Saohaen  ^daa  vom  22.  Mm> 
land  seine  Antwort.  Aus  diesen  beiden  Stücken  und  dnr  Icstruction  sollon  sie 
iluv  Vertialtuugiiinassrcgelij  scbopfim.  (Id  dun  b(>ideu  Briefitii  wurde  au^or 
t^o  protcstantiscbcn  ElinuDgsverbiuiiiluiigeD  aueb  dies  Verbalteo  der  Evange- 
lisabr'n  nur  Filnloniiig  finea  Couuils  oriirtprt.) 

64)  Philipp  an  August,  don  17.  Juni,  Beil.  XXII.  An  Friedrich,  Cas.se1 
den  13,  Juni;  Hs.:  beriohtet  vo[i  «einer  Zu»anim*'nkunfl  mit  Johann  Fried- 
rich. 8&iau»  gt-wi&sen  Vcrsohons  bat  derselbe  im  Tninkr.  Koc.  Nicbtü  gefunden, 
vnui  Oütt  oder  der  augsb.  Conf.  xuwidor  wäre;  denimuh  hat  er  aus  otlicheu 
Vrwwhcu  Beschwerung  getragen  den  Rocüsa  zu  IjornUigeu.  Da  an  »einer  Eiu- 
"willigUDg  so  viel  gelegen,  bittet  der  lAadgraf  den  Kurfiirsteo  gelcgontlirb  auf 
einer  Zusammenkunrt  mit  Johnnu  Kriedrit.h  davija  zu  r+Kleo.  August  an  Philipp, 
DTvsdou.  deu  24.  Juai  Hs.  Auf  Juhaim  Frifdrirhs  Versicherung,  das«  derselbe 
guni  in  gutem  Vertrauen  mit  ihm,  August,  »ein  würde,  gieht  er  niilit  \-ioI. 
fiodtit  vielmehr  !«ohr  b>>deul[hch,  daaa  der  Herzog  durt:hauR  nicht  in  den  Koness 
wilUgL'n  nuig.  Philipp  au  Auguft,  Zapf<ui)mrg  den  27.  Jutii,  lis.:  wünio  Johimu 
FniMlrieh  gern  nachmals  zur  Annahme  des  Kecci^si^s  bewegen;  bitret  Augii»t, 
WPDD  Jener  zu  Zeiten  etwa.*}  vornehmen  fwUte,  was  K'Sjer  unterlassen  würde, 
Geduld  mit  ihm  zu  bnben  und  s^h  nicht  ilaliin  ti{>wegon  zu  lassen,  duaa 
xwiscken   ihuuu  ein  Unfriede  entAtüude,   in  den  tüeh  Atidru  miauben  köuuteii. 


Vierter  Abfiphnitt 

Herzojf  verrechnet;   derselbe  verwahrte  sich  gleich  nacli   der  Z 
samiiH-nkunft   eifrig   dagcgeo,   dass   er   irgcadwie   Gruud   zu    der 
liuffnung    gfgfbeu   haben   sollte,   er    könne    den   Recoss  nachmals 
annehmen/''   Aussoi-dem  aber  verweigerte  Kurfüret  Friedrich  ganz 
t^nlsciüeden  seine  Mitwirkung  zu  dem  kursächsi^hen  Plan.   Di 
Kürst  stand,  als  ihm  im  Februar  155«  durch  den  Tod  Otto  Hein^ 
richö  die  Kur  zufiel,  den  tlieologiscben  Streitfragen  der  Zeit  noch 
fem;  er  bekannte  sich  zur  augsburgischon  Confeasion  und  hatte  uiiB 
des  Friedens  willen  im  Vorjahr  den  frankfurtischen  Kfx-css  untere 
zeichnet,    oluie   zwischen    diesem    ItekenntJiiss    und    den    neueren 
RodactJunun    der   augsburgischen   Confession    einerseits,   und    den 
s{>ezifisch   lutlierischen   Bekenntnissen,   wie   den   scbmalkaldisclie^fl 
Artikeln   und  den   älteren  Formen   der  augsburgisclien  Confession^ 
andrei*sieits  einen   Untei-sehied  zu   mnohen.     Unter  d(.'U  Theologen 
des  knrpfiil zischen  Hofe  und   der  Landeskirche  waren  sowohl   die 
stri'ng  lutlierische  ;ils  die  calvinisclic  Richtung  vi^rtreten;  die  Lagt 
der  Pfalz  /.wisclien  lündeni  vei-schiedenen  liekcimtuisseä,  der  vu 
wirrte  Zustand  der  pRilzisohen  Kirche   unter  der  Regieiiing  Ott 
heinriehs,   der   an   Stelle  eines  tJemischs  vun   Kathobdsnius  und 
unvollendeter  Refnmuition  erst  definitiv   den   Pi'utestantismus  ein- 
führte,  die   Duldsamkeit   dieses  Herrschi're  endlicli,    der   bei    der 
Berufung   seiner  The<j]ogen    vornehmlich   auf  Gelehrsamkeit    und 
Cliarakter  sah ,  hatte  ihnen  ennöglicht,  sich  }iier  zusammenzufinden. 
Schon   in    der    letzten  Zeit  Ottheiurichs  hatte  nun   au(.'h   hier  der 
Eifer  des  Lutlierischen  üenemlsuperintendenten  Tilemaun  Heshusius 
den  Streit  um  das  Abendmahl  zum  Ausbruch  gebracht     Johann 
h>ie<Irich   von   Sachsen   wandte,   als  sein   Schwiegervater  die  Kur 
überkam,  von  vondiereiu  Alles  auf,  ihu  zur  Farteinahmc  für  das 
strenge  Lutherthuni   zu   bestimmen;   er  fand    dabei  Eraiunteriing 
und  Unterstützung  bei  Friedrichs  fmmuier  und  klujjer  fJattin  Maria, 
die  dereinst  un    der  Bekehrung  ihres  üemablä  vum  Kutliulicisnii] 
zum  ItUtbertluuu   mitgewirkt   imd  jetzt  denselben  mit  Besor 
in  einer  zum  Theil  eifrig  ciil\inischen,  oder,  wie  sie  sagte,  „zwii 
lischon^   Umgehung  sah.     Der  Kurfürst  aber  war  zu  tief  und  ge-* 
wissoiihaft  ungelegt,   auch   zu   niihien   tiemüths,    um   sich   in   den 
scJiwierigen   Olaubensfragtm   bei  seiner  theologischen   Unfcenntniss 
eine  schnelle  Entsctieidung  anzumasson  und  ohne  eingehende  Pr 


rera 

3tt9 


a'f)  NvuOeckorl  |i.  ]»8,  Iflfi. 


ViRiter  Abschjütt 


97 


kuR  uiid  eijifenc  Ueberzouiaruu^  eine  Paitüi  zu  verworfen.  Obwohl 
ein  Mann  von  sUirkcm  positiven  Gloubonsbodürfiiiss^  tk'r  oino  iin- 
bestimmti;  Slellun;.''  —  andere,  sclieint  mir,  als  Landgraf  Pbilipp, 
-auf  liio  Dftuer  uiolit  hatte  erti-agen  können,  suchte  er  vorläuiifr 
>lurcli  Ermahnungen  und  Gebote  Friede  /u  iialton  und  die  Ent- 
Kboiilimg  d**r  Streitigkeiten  zu  veitjigen.  In  der  prüfenden  und 
iWurtendcu  Stelluug^,  die  er  iiuiiinelir  einnidini,  hatte  er  genug 
m  tliun,  um  sich  der  ZudringUchkeit  Juhann  Friedrichs  zu  er- 
wvhipn;  um  so  weniger  konnte  er  demselben  in  seine  eigenen  Ent- 
Khcidungen  eingreifen  wollen.  Kr  hatte  ja  auch  das  begi-eiflichu 
IntprcBse.  sich  in  den  Augen  des  Schwicgoi-solmes  nicht  fortgesetzt 
ontschicdener  Häresie  scliuldig  zu  machen,  endlich  aber  mochte 
er  di'Oüiclben  bert^ts  genügend  kennen,  um  z«  wissen,  duss  man 
ifan  vergeblich  zur  Annahme  des  fratdtfiirtischen  ßecessos  drängen 
würde."«  Er  hatte  sich  darum  von  vornlierein  dagegen  erklärt, 
•lass  raan  die  Annahme  des  Kecesses  zur  Vorbedingung  der  weitem 
V'-rharidlung  mit  Johann  Friedrich  mache;  er  prophezeite,  dass 
'iiniüs  nur  Stönmg  der  äusseren  Kintracht  erfolgen  würde,  mit 
^cJeher  die  Protestanten  auf  dem  Reichstag  dem  Kaiser  und  dca 
''*tlif>lischen  Standen  gegenübertniten.  Als  nun  Christf'pli,  Wolf- 
?wg,  der  I.<inulgntf  in  ihn  drangi-u,  seinen  Kinfluss  bei  Johuna 
f^riwlrieh  zu  versuchen,  schlug  er  dies  rmidweg  ab;  er  verwahrte 
sici  gegen  die  auftauchende  Vermutliung,  als  sei  er  selbst  mit 
'l^m  frauk furtischen  Recess  nicht  melir  einverstanden,  erklärte  aber 
^^Kleicli :  derselbe  sei  kein  Kvnngclium ,  dos  Jedermann  un ter- 
scluviben  müsse,  und  da  ilm  viele  angt^ehenc  Stände  noch  nicht 
"llervhrieben ,  und  ein  weiteres  Dringen  in  diea^lbeu  oder  die 
^ciisiditülose  Publication  des  Recesses  nur  grössere  Zwietrat-ht 
2Qr  Folgv  haben  würde,  so  könne  und  mö^e  er  weder  in  das 
^ine  noch  in  das  Andre  willigen/''  Nunmehr  wies  Kursachsen 
■"O  Berufung  einer  Confcivnz  zur  Schlichtung  der  Streitigkeiten 


66)  Klui^Jchohn,  yi'i&  ist  Kurfürst  FriodHrh  111  von  der  Pfolz  Calvniist 
^**ortcn?  MGiH;hM»'r  histori.M-lii's  JalirluH-li  IH(i*i.  Di-rsfllio.  Friinlrich  dur 
*^^«ttmo  tftc  i».  :«IT.     Ders.  UmT.*!,  No.  4,  T,  10,  21. 

«7)  Klockhohnl,  No.  33,  53,  55,  57,  63.  Heppel  p.  33Ö,  337,  Friod- 
'"*  An  i'bihpp.  Augülj.  d.  2ö.  Jtiui  si;linnlit  xwnr:  er  wolle,  vtvnu  i-r  wiwler 
*"'  Johauu  Frk'dricli  zusaiunicukommo,  weiter  mit  deuiBcllicii  Übet  dio  Aii- 
"•"fn«   do^  fmnkfurtiKflit'ii   li('i;(*^fi**s  vcrhaudehi;   damit  alwr  wird  die  .Angf- 

7 


98 


Vioi-tcr  Abschnitt. 


zurück  und  dor  Reichstag  oudoto,  nicht  nur  ohne  dass  man  sich 
nÜher  genickt,  sondoni  scllist  dliiii'  dass  man  sich  i3ber  die  gpg^en- 
seitigo  StellimjLr  der  piott^tautisdu-n  Parteien  ri?clit  klar  hätte 
werden  könnon,  Herzog  Christoph  und  die  Deputirten  der  andern 
Recessfüi-sten,  ausgenoriinien  Kurtiii-st  Friedriclis,  liatten  die  wei- 
marischeu  Gesandten  um  Annahme  des  Recesses  ersucht  und 
wai-en  mit  Entschiedcnlieit  zurückgewiesen  wonkm;*^"  aber  blieb 
auch  über  die  Stellung  Johann  Friedriclis  und  seiner  Lande»- 
thwilogie  ki'iii  ZwcitV-l  ülirip,  s(i  konnte  nui»  duch  ü!)er  <iie  Hal- 
tung der  niedrrdeutsrheii  Stünde,  die  noch  ausserhalb  des  Recesses 
waren,  nicht  cnd^üliti^  urilieilen.  da  die  Conferenz  und  der  Ver^ 
such  den  fraukfurtischon  Äbscliied  für  Jene  durch  Erläiiterunp 
und  Präcisirung'  aunehmbjir  zu  machen  unterblieben  war. 


CiS)  Hopi»  I  p.  337. 


Ffmfter  Abschnitt. 


Die  gegenseitige  Stellung  der  deutsdien  Rpligionspaileien 
nnd  die  VerJiüItiiisse  des  Auslumlds  ImtU^i  sicJi  waliivnd  des  Reichs- 
tages in  den  Au^-n  der  dcutMiitn  Protestjinteii,  soweit  wir  es 
ilborcehen  können,  nicht  eben  za  Gunsten  ihrer  Sicherheit  ver- 
■ioilprt,  und  der  l''ortscliritt  der  Kreignisae  bis  in  df'n  Anfang  des 
Jsiiri'ü  1560  war  gleichfalls  nicht  angelhan.  ihre  Gtmiither  zu 
'«ndiigen. 

Nur  eine  getHlirlidie  Kltp[M'  Imtten  die  Citnfessioiisverwaiidton 

rfftcklicb  venniedon:  der  iiinorliolio  Zwiesiialt  des  PnitestJintismus 

''*tte  sich   auf  dem  Reiclistag  nicht   wieder  öflenllloli   nmnifejitirt. 

*cijun  im  Beginn  der  Verhandlungen  verständigte  sich  unter  Füh- 

■^^g  Ton  Kurpfnlz  der  grüsste  Theii  der  evangelischen  Stände  den 

*'*thoUso)ien   g<:^cnüber  aus  einem  Mumie  zu  reden  und  wie  ein 

•»ann  zu  handeln:  auch  die  Gesandten   der  jungen  Herzoge  von 

**ciisen  nahmen  an  diesem  Beschluss  theil  und  erklärten  im  Auf- 

Ifag  ihi-er  Herrn   deren  Zustiniinung;   die  AVenigen,  welche  nicht 

"*nin  Iheilgenonmicn  hatten,  whlDssen  sich  dotli  thatȊ<ddich  den 

^»idera   an   und   das   Eiuveruehinou    blieb    last    völlig   ungestürt. 

'^■©mc'inßam  nnd  eintrüchtig  fassten   die  Protestanten   in  separaten 

'  ereammlungen  ihre  Beschlüsse  und  entwarfen  sie  ihre  Eingaben. 

Wie  Publication  der  Acten  des  W'ovms*^  Colloqviiums  verlief  ohne 

Milien  neuen  Ausbruch   des  protestantischen  Zwistes;  nur  als  man 

beschloss,  wied(!runi  gegt'ii   das  Korthcsteheii   des  geistlichen  Vur- 

bebaltK  zu  protestiren,  scldossen  sich  manche  Stiidte  aus;  dwh  war 

flies  von  wenig  Bedeutung.     In  den  Verhandlungen,   wt'lcbe  man 

mit  der  katliolisciien  Partei  über  die  Hebung  der-  Kirchensfinltung 

pflogt  stand  wiederuiu  die  gav;se  Partei  fest  zusammen. 

Dagegen  wnrde  liurr-li  eben  diese  Verhandlungen  die  Kluft 
zwischen  der  evangelischen  imd  der  altgläubigen  Rcligionspartei 
nbern)a1s  weitei*  aufgerissen,  die  gegc^nKeitige  Vorhittcrung  erhdht. 
Der  Kaiser  und  die  kathidisi-he  Partei  drangen  auf  ein  kutholiseli- 
kin-'hliches  Coneil   tiach  Art  des  vorigen  Ti-id<'iitinuni;  die  Prote- 

7* 


stanto»  dagegon  fonlerti'n  cinu  Rt'ihi.'  wm  Gamiitioii  für  div  TTa 
piirli'-Uirlikcit,  urlpi-  violrai'lir  für  difi  refonnn 
Concils,  welche  scliou  Gewissens  halber  kein  Katliulik  he^\illigfn 
konnte,  abgesehen  davon ,  duas  ihi'e  Erfüllung  den  Umständen 
nach  unmuglicli  war.  Das  Ende  des  langwii-rigen  Schriften wodisels 
und  der  Er<>rteningeu  war,  daiw  der  Keichsabschied  ganz  vom 
Concil  schwieg:  Nun  wurde  zwar  in  doniselben  AbscliietJ  der 
Keligionsfriede  feierlich  aufs  Neue  bostätigl,  aber  dio  Mängel  dieses 
Friedens  waren  im  Lauf  der  Jalnv  ntclit  gebessert  worden;  eben 
auf  diesem  Keichstag  traten  i^ie  zum  ersten  Mal  recht  eigentUi 
grell  in  die  Oeffentlichkeit    Nicht  mir  dass  der  Bestand  des  geii 


'^ 


lerntest  angegriffen,  vom  Kaiser  mit  höchster  Entsehlnsseaheit  ver- 
treten WLii-de:  imf  diesem  Iteiehstag  zum  ersten  Mid  traten  die 
Parteien  siol»  mit  langten  Listen  von  Klagen  über  Bruch  und  Um- 
gehung des  Relif^icuisfriedens  entgegen.  Auf  dem  K<.'icli3tag  des 
Jahres  1555  liatte  die  katholische  Partei  zu  den  Bestimmungen 
der  PrJedonsurkunde  über  dos  Kcformatiunsrecht  der  protestan- 
tischen und  iihortivlenden  Stünck'  siiwie  über  die  Siispensitin  der 
geistlichen  duriädiction  in  protestantischen TeiTitorien  einschraukende 
Clausi'ln  diJifhges<'tzl,  wt-lelie,  nach  ihrem  Sinne  ausgelegt,  die 
(imstliciikeit  dt^r  römischen  Kirche,  ihre  Anstalten  und  Güter, 
ja  auch  einen  grossen  Tlieil  ihn.»r  Jurisdiction  soweit  lÜe  pro' 
slantischen  Territorien  noch  von  diesen  Kesten  des  Kuthtdicism 
dun-lisetzt  waren,  im  damaligen  Be&tand  geschützt  hätten.  Die 
protestantischen  Stände  behielten  sich  schon  damals  im  Stillea 
Interpretationen  vor,  welrhc  die  Wirkung  dieser  Claiiscln  zu  nichts 
maehten  und  intierhuih  ihi\!r  Ti-rritorieii  Ihnen  völlig  freie  Hand 
Hessen;  sie  hatten  dann  bald  Ix^gonnen,  dioso  Ansprüche  rück- 
sichtslos in  dit;  That  unizusetzem  Die  katholischen  Stünde  riefen 
gttgen  solches  Vorgelieii  vielfach  das  Kammergericht  an  und  im 
Jahr  1559  schwebte  ben'its  eine  Keifio  von  l*rocGssen  zwischen 
altgläubigen  und  evangelischen  Ständen,  in  denen  diis  Kammer- 
gericht  vielfach  den  Standpunkt  der  erstcren  vertrat  In  den  Be- 
schwerden, weh'-he  die  l'arteien  auf  dem  neuerlichen  lieichstag 
dem  Kaiser  überreichten,  wurde,  abgesehen  von  vielen  onrlem 
Klagen,  aufs  heftigste  mit  einander  gerade  zuwiderlaufenden  Deduc- 
tioneu  für  und  wider  die  Rechtmässigkeit  dieser  Prtnesse  phiidirt. 
Dio  Protest4inton  besciuildigten  das  Kannuergtuicht  der  Parteiliili- 


m 


Funftiii*  AltHunnin 


101 


koit  und   vfrl)mf;;tpn,  dats  die  Simiti^koiton   über  die  zVuslepung 

des  Roligionsfriedens  und   die  schwebenden  ReebtsfäUo   nacii  dem 

Wortlaur  dos  Friedens    dm*cU   den  Kaiser   oder   eine  jwritätisdie 

Deptttation  der  .Stände  entschieden  w (irden:  inzwischen  sollten  die 

»chwebcnden    Pn>cess<'   suspondirt   wenlen.      Sie   vcnnochten   mit 

t^csen   Korderungon   elx-nsowi-niir  durehzndringen,   als   mit  ihrem 

I'wtest  gegen  den  geistlichen  Vurbehait.'    Die  Missstimmung,  die 

■ÜB  äII'  diesi'ii  Differenzen  envuehs,  wani  gesteigert  durcli  persiin- 

udie  Reibungen,    die    aus   dfiii    gegenseitigen   Missirauen   hervor- 

^ingen.     So  hatte  der  Herzog  von  Württemberg  einen  Streit  mit 

''pin  Cardinal  von  Augsburg,  der  auf  dem  ganzen  Reichstag  peiii- 

,^'<'bcs  Aufsehen  erregte,   und   der  herz(igli»'h  sächsische  (icsandte 

■^*>erhart  von   der  Thann   erregte   einen   waliren   Sturm   von  Ent- 

''*i«tung  Huter  den  katholischen   Ständen,    indem   er   dieselben  in 

*^>iier  Bestrhwerdeschrift  über  die  Person   des  Kanmierrichters  die 


1)  Dio  gro^'amiDO  btitdüf  Pai'teieu  b.  bei  Luhenmtiiin  \i.  IT'iß'.;  io  aus- 

'^'tirlicht-ra  Auszug  boi  Hfiljcrlio  IV  p.  2«  ff.    Vg].  Kitt^r  J}.  (J.  p.  22öfB,    Au» 

'^^^M  Sühriftuculisol  des  Kaisors  mit  den  l'ftrtmon  6ber  die  Erlodigung  der  Ora- 

^'»%-tninii,  dor  mir  fnst  volUtfiodig  vorlag,  uod  dorn  Protokoll  der  liossiÄidion  Gesaitd- 

^•^o  niöchto  ich  ow-h  erwßhnon,  daas  ich  dort  vod  den  Procwson,  iiiter  n-dc!io 

*^i«  IV>le*tft(iteD  steh  beschwprten,   nur  einen  im  BoRfmdom  angeführt  fand: 

^lirisloph  VOD  Württeuik'rg  boklngtc  sich  über  oiiien  F'roccss  iiiii  datt  Kloster 

AlJKr^^ba^h,  Wflclu-'o  ^cin  Cortisnu,  Iloiarich  .losteHeu  zu  Holim'*  ge^wi  ihn 

^»)8g»4'riirht;   hirr  hondcltt-  os   sich  altT  nicht  um  den  Rcrhtsfall  selbst,   son- 

*l«'ni   um  d(w  Vcr&ihreu  des  Gerichts:   Jostt-tt^n  hatio   den   l'roceas   io  Rom 

niigeetrengt  uod  das  Kammorgerieht  ihn  vod  dorther  übeniotniueo.    Der  Kor- 

tünttonnitli   und   Fürstenratli   be^iitachteteu    leide ,    dns8  da«    Ktiiimier^richt 

n>mifrcho  Proc^sse  iiiidit  annehineii  dfirfi^,  und,  wio  wir  holten,   erbot  sii^h  d^r 

Kaiser,    dio  Niedcnjchlagunp  di>r  Sache  r.u  voran  lassen.     Im  IVbrigi-n  orllUrti' 

aarh  ivin  ht'wischon  rrolokoll  d^r  Kaiser  deu  [iroteslnnli-schen  StiiDden  noch 

bü  d«r  letzten  Bosi>rcchung  in  Sacb<'u  der  gmvaminn  (am  IB.  August),  daas 

••r  fiü-b  Üb^T  die  Sachen,  in  donon  dna  Kninniergericht  a!s  jarti'üsfh  anfirozogen 

würde,    noch   nicht   üu.s«ern   Unno,    weil  ihm  darüber  noch  Nichts  in   s[nt'i*' 

ftUffezeigt  lu»!.    iErstt>  Kosohition  d«'8  Kais4Ts  bolr.  dif  gravnniinn,  Ix'honiuann 

p.  iDtt.    Kingatio  d<T  prot    8lliiide  vum  0.  Juli,  verlesen  den  T.Juli;  kaiborl. 

ReBolutioD,  verlc«i>n  den  II}.  Juli.     Hingabe  der  Kntholikoti,  deu  ProtetttAuteu 

dnn'h  den  Kaiser  l>ßhJindi^  am  i:^.  August  und  Kiwidpranir  der  Kvan^lisehen. 

Ib.  —  Protokoll  dor  tieenndtiMi  ztim  \U.  Mal.  1.  u.  12.  Juli.  VA.  u.  18.  August.) 

—  ffiuo  eingohondo  IJntoniuchung  der  Streitigkeiten   Ub>'r  die  Ausfuhruiif;  ttün, 

ItoU^ODsfricdons  und   den  SachvcrfiiUt   der   r-inzelnen  Itechf-stJÜlc  Dxi<tirt  für 

diese  Zeit  nicht;  Vf.  muss  um  Nnohäicht  bitten,  dnss  eres  nicht  untomommon 

hat   dio  Lücke   nuszufuHcn ,   obwohl   dies    zur   »h^erundetcn  Daistelhun;   des 

Thomas  gehüivu  wördo. 


Ä 


102 


Küoftr-r  Abtwliuitt 


„inimici  fapitak*«  et  Ktrocissimi "   der   PrutcsUintcm    nannte.     Di" 
Katholibou   fordtTtcti   (n-uugtlmun^^  und    maflittm  Miene   die  Qo^ 
rutliun^tm   abzubn^L-lioii ,   bis   sie   dieselbe  erhalten;    die  Oesrbäf|^| 
des  Rniclistflgfs  stoi-ktc-a  und   drohten  still   zu  strheu.     Die  augs- 
burjrischen    Ciinfossionsvenvamltcn    >varen    !>osonnen    g«nug,    die 
Aeussorungoii  di's  säclisisL-bcn  Rjitin's  zu  dt'savouiren;  eine  sehrift- 
liobe  Erklärung  darüber  stellte  endlioli  dou  Frieden  auf  dem  Roiclis- 
ta^  äussorliih   wioder  Iier;  bei  alledem  konnte  der  Handel   de 
nur  büses  Blut  machen.* 

Während  des  Reiclistafjes  nun  wurde  der  französisch -span 
soho  Friede  geschlossen.    Schon   die  Thatsachc  allein,  dass   ni 


S)  üelwr  dUi  KoibuDgoii  zwi»^cbcn  dtm  Herzog  uiul  ilrm  ('AHinal 
Bdtr.  Note  204.  TTebcr  den  Stixit  der  sSchsischen  IVpaMilen  mit  dou  katho- 
lischen Stiindtm  Buuhülti  ^1I  p.  455— 4u7.  KluekU.  I,  Xo.  03,  li-l.  Uierzn 
Doch  Folgoüd-'s:  am  15.  uml  17.  Juni  waren  (BuchoHz  l.  c.'l  dio  incrimiuirttJu 
Schriften  üiugercirht  wordoc;  in  cineiti  Schr^-UMxi  d.  d.  24.  .luiit  inc>ldt>a  (li^| 
hosHisühüu  Gefiniidtön:  soit  acht  Tayon  wi  im  Kiiniteiiralh  Nii-bts  tm-hr  vei^^ 
lioiidclt  worden;  dio  Papisten  woUou  in  Reicb.sRAchcii  ninbt  weiter  forlächreiteii, 
bü*  sio  den  Handel  durctigeführt.  In  der  That  verOTiL-Imet  dfls  hessische  l'ni- 
tokoll  zwischen  dem  lü.  und  30.  Juni  keine  cintigo  &itxun(;  im  Furetewatli 
Am  1^2.  Juüi  üborreiuhteu  dii*  katholi sehen  StiinUe  dorn  Kiü.wr  eine  heftigo 
BesühwerdeBübrirt  über  die  liorzwglieh  skcbsischen  Oos«ndtcti,  nameotlieb  Eber- 
hart TOQ  der  ThaoD.  Am  26.  Juni  fand  beim  ICurrürstcn  von  Pfalz,  der  am 
32.  in  AugtittDfi;  ciugetrfifTen  war,  cioo  Hemthimg  dor  Coufes-iioiis verwandten 
stAtt;  in  dorsRlbm  verlangten  dio  hor^oglii^b  sikhRitt<.-hon  (ieaamiten,  da.ss  dio 
Evaugoliituhcti  für  sio  i?itisti''hcn  sollten.  Komiiss  dein  im  Beginn  des  Keichs- 
tages  gofofistoD  Bcschluss,  <lass  man  in  allen  Roltgiocßsiiclien  für  eioeu  Manu 
»tehcD  wolle;  denn  dio  Angelegenheit  sei  Ketigionssocho.  Den  Ausdruck,  wel- 
oher  di-n  Unwillen  der  Gegnor  erregt,  könnten  äß  gewissonshalbor  nicht  tu- 
ricknehmeii .  weil  er  auf  der  Walirlieit  berulie;  ftosserdcm  stamme  er  niubt 
von  ihnen  her,  ^ondtTn  aus  der  ehemaligen  Ketusationaschrift  der  nugshurgi- 
aohen  l'onfessiuus verwandten  gegen  das  Tndontiner  Coneil.  Man  resolvirte  sich 
aber;  die  Angelegenheit  sei  ohne  Vorwiesen  der  Keligtensverwaodtou  alleia 
von  den  Sachsen  hergekommen  und  keine  Reügionssache.  Aucb  »et  jene  lioeu- 
sationsst' hilft  vor  dem  Keliginnsfriodon  verfasst  worden;  jetxt  al>er  w»i  dia 
damals  angezogene  yeind>clintr  lH<igr1cgt;  darum  sei  es  uiebt  ratbhum,  ^ich  dtr 
Saoho,  ata  eines  rrivathnndcU,  nnzunebmen.  Han  fassto  eine  £i'klürung  ob, 
in  welcher  die  protestantinclien  Staude  dio  Verantwortung  für  daa  Vorgohen 
dor  Sachsen  ablehnten,  und  übcn-eichte  dieselbe  am  27.  Juni  dem  Kaiser,  der 
daraufhin  wt^iter  mit  don  kathnlischen  ^tiinrjen  verliandoUe.  Da  diese  flieh 
zufriedL'i  Igest  eilt  erklürten,  wiuxle  am  2H.  Juni  der  Streit  oftidell  beigelegt  (a. 
Bucholtz  1.  e.).  Handsehriftliirb:  Srhrei(>en  der  Hütltö  an  Philip]),  Aiigsbi 
den  20.,  24.,  29.  <R».  27.),  30.  Juni;  Protokoll  zum  22.,  24.,  28.  JunL 


Fünfter  Altscfaaitt. 


103 


iie  Icatholirtclien  iMiidite  freip  Hand   bekamt-n,  f,'enüj,'to,   um   wio 
früher   in   entspi-echenden  Situutioaoti    die  ProtesUtnten  bange  zu 
stiimnen,  namentlich  da  dor  Fiicdensschluss  nodi  in  die  Zeit  fiel, 
in  der  man  wiedor  von  nln*?m  katholischen  Unternohmen  zu  Gunsten 
«ier  Krben  Christionis   von  Diinoniark  spraoli.     Mehr  noch  beun- 
nihigte  die  GeniütluH*  jcnor  Artikid  drs  Fri<'don8,  in  woKhem  dio 
heiden  Königo  sieh  verpflichteten,  mit  iilleii  Kräften  auf  ein  oku- 
nieDisches  Concil  zu  dringen:  man  fragte  sic-h,  ob  man  nicht  etwa 
üneli  dem  Concil  vei«uchen  werde,  dasselbe  mit  Wnffeng;«»walt  zu 
Meqiiireü,  und  zerbrach  sich  den  Kopf  darüber,  i»b  neben  dem 
t'ÖPntlichen  Friedensvertrag  nicht   noch  geheime  Artikel  zn  Un- 
kosten dos  Pnjtestuntismiis  vereinbart  worden  sein  möchten;  Ge- 
riiobte  von  sulchou  l'"boniiikün!^n,  dio  ans  Krankrtjicli  herüber- 
•'«mi'ii,  uiUirten  diesen  Argwohn  oder  gaben  violleicht  8t»gar  die 
"ÄUpt veranlassung  dazu.^     Kun   meinte  man  zu  bemerken,  dass 

3)  Wie  schon  ilio  yrietii-'nsverhatnÜungen  gleich  ilcn  frühi'rea  (vrI.  p.  24 
^'»ni.  ,*)  un*I  p.  52/3),  norli  mehr  aber  der  AlwohliiBs  des  Friedens  um!  dor 
'■^*ncils|««rai4rBjih  dt-ssellKjn  rjie  llesorgniss  der  IVuleatautr»  orregteu.   spricht 
"ch  IiüoSk  '^^•'^-   ^u  lifniork»n  iM^  äan^  tt<-hmi  damtiXn  di-r  Argwolin  nuFtninht. 
****   Könige  müchtco  uoWn  dem  iJffi.'nÜielit*D  Vortrag  gehoiino  Verein  Im  rangen 
ötH.r  die  Vrranstaltung  des  ('onoila,  8i>irG  Kxecntion  und  die  Kotzervorfolgunif 
"^    ihn>ti  lADdfD.  ja  aueh  Untemehmiiugcn  gegen  doo  fluawHfh^en  Hn>tostan- 
^ijius  gctnjffi'n  linben.  gleichwie  die  sj»Ütei>»  Gnschielibwi'hn'ihnnf^  vun  einem 
S^hciinen  Nebenvortrog   der  Köni^o   geredet   hat   (vgl.  Soldan  1  p.  *272;'«{).  — 
"^»ilipp  schn.>ibt  an  Aufruft,  i'oHS'.>\  den   W.  Fi'lir.  155Ö  i\la.}:  be'm  Oberamt- 
^Rxm  Krinhart  Schenk  hat  von  Koi{Tf_mbt>r[;  i'i'fithn>o,  doäs  zwischen  dun  krieg- 
^^reoden  Monarchen  ein  Anätnnd  vun  uinern  Jahr  gomMdit  werden  eolMo.   Ob 
dios  wahr  Ist.  weiss  Ph.  nicht.     .Sd  smIUmi  auch  dio  Sjonittr  nnd  WeUchon 
Rljt  raüi  de>  ConiiestabtrlB.  tier  ilzo  im  gefeniiTiUf^  in-  lis(  erniren  "Inrniitt  und»- 
gelkHi,  denn   tcuUi:hon  i'hurfurolnn  nnd  fui-steii   ein  jxiuket   zu  .schenken.     Oh 
WapolUeh»  war,  und   wem  es  gölten,  wirdet:  die  erfnning  gnben.-  —  Ab- 
■dnrftt  TV  Anm.  9.  —  Augntit  an  Philipi",  Tsnhopnn  den  l^.  April,  Zettel  vom 
J4.  April,  8.  B«ü.  Xm.   Üiv  Interpretation  hiei-zu  giobt  August  nn  Phihpp  den 
2.  Hai;  s.  ßtil.  XVI.     Vgl.  ausserdem    BeÜ.  XIV,  XV,  XVII.  XX.    Die  Be- 
srirgni&s,   mit  der  August  sieh  in  dem  letztgenannten  linef  sus.spn<:ht,   iüt  um 
«o  aurfiilleoder,  als  sinh  eben  danuiU  dio  verdiiclitigen  Wer)iun>:4>n,  hinter  denen 
mtm  ein  rnteniehoien  Frankreich»  nnd  Spaniens  gegen  Diuicniark  oder  Däne- 
mark und  Schweden  vemiuthote,  ganz  anders  erklArtea;  vgl  donsolbon  Btiof 
■m  SchlnsR.  —  Philipp  an  die  Kiithe  in  Atif^shurg,  Caswl  ditn  18.  Jedi  (Hs.) 
schreibt:  die  Stünde   der  A.  C.  sollen  eine   niotivirte  Vei-wahmng  gegen  jedes 
Concil  einlegen,  welches  ilm-n  berechligtco  Bedingungen  nicht  ontspritht  und 
dioHcItio  heim  Kaiser  aniiiingeu;  sie  nwiAS  aber  glimpflich  gemacht  und  dahin 
gcricbttit  wenion,  da»fe  der  Kaiser  imd  andn.>  Iiolie  Potentatt-n  nicht  auf  dio 


fünfter  AI«choiit. 


dir  Kaiüor  uud  diu  kHÜiulischcD  Stände  die  verändorte  WelÜagt.' 
iu  Hccbuung  zögoa  und  neuen  Mutli  daraus  seböp^n;  die  Hal- 
tung clor  Icatholischei)  Ständo  oi-sclüen  seit  dem  tVifdon  seliroffer 
und  entschiedener;'  man  glaubte  zu  sehen,  duss  der  Kaiser  neuer- 
dings seiner  Erbitterung  gegen  die  Protestanten  freien  Lauf  lasse.  ^ 

Mciouog  gemiben,  dU;  aitgsb.  ronrossiocsvern-aotltfii  suliontän  lUs  lichl  uml 
wollten  überhaupt  keio  ConcU:  sonst  mücbteri  die  boheii  rotentatua  daraus 
Ursach  zu  etwas  Andrem  ncbmeQ.  ~~  Da&s  viel  Kaohrichton  über  rofonnatjoofi- 
feiudücho  I'lfiaQ  der  katliolisohfß  Monarchen  ans  Krankn-ith  kameo^  bestitigt 
ausser  dem  oben  aas  Abscb.  IV  Citirten  und  Beil.  XV  auch  ein  Uriof  Thilitipa 
an  August,  in  dem  es  von  ilem  virslorb<.'nen  Georg  von  Keckeroile  bei.««*:  er 
habe  „befb'g^  zum  I^indgraTeu  und  dessen  Sohn  Wilbelm  gesagt,  dasü  grrisBo 
PraktikoD  gegen  die  Kur>  und  Fnr>ten  dor  A.  C.  vorhandcu  sein  soUton;  auch 
sonderticb,  was  ripr  Kaispr  deshalb  \m  Frankndcrh  suehe»  solle,  und  fernirr- 
dor  König  I'hih|i|i  und  der  von  Fiankruk-b  würden  Deni  von  T/dbi-ingen  Ihlfe 
tbnn  gegun  Ditncniark  iicd  äebwedcn.  (I'hiL  an  Aug.,  \>'olker&dorr  d(m  17.  Jan. 
1S(!0.  tis.)    Hcckcrodo  war  QAeh  Beendigung  des  Eriegcrt  aus  Frankreich  zu- 

rÜckgekebrt  und  am  Ä>.  Not.  gestorben  (s.  Baitbold  p.  323);  in  die  ZwL^dicD-        

seit  falloD  nl!><)  din  gedachten  MilllutiliuigBn. 

4)  Auguät    an    rUiU|>|>,    >\>8h<-u    den  22.  Mai.    ü.  Reü»mv  XX.     Die&c^    ; — —  s 
Schitouren  sandte  Phili|iit  .seiiifm  Hatbi^u  in  Aug)«l>urg  xu;  sie  aiitwnrten  darauf^  .^f 
Augäh.  don  17.  Juni  (Rs.  U.  Juni):  was  dor  KurfürHt  von  Sachsen  iiieldu.  dit*'^^ 
Paiiisten  seien  nach   ge.sehlo&Keuom  Frieden  zwiscüien  RfmiiieD   und  Frankn.'ict^^T^ 
etwa.«^  muthiger  geworden,   i&t   niclit   ohne  etse.    Vgl.  das  Überoinstinimend^  _^te 
Urthi'ü  des  cngliseheü  Gesandten  Muudt  statt*  ]>rt[)er»  1.  u.  Xo.  587  jtho  paac—er-— ^ 
haa  nmdo  tbe  Hisliops  stuhbonter  tlmn  beforo,  for  thcy  tbiuk  to  bave  tboa^^SR 
two  KiDgs  on  her  sido);  äbulieh  No.  ti43,  824,  864.   Grund  zu  dietwn  Acuss^ci^^ 
ruugtiu  gab  bauptjificlilich  wolil   die  Energie,  mit  der  dio  Katholiken  auf  t'^^Sa 
Gonoil  drangen  und  die  Bedingungen  dor  TrotesUiutoa  vmwarfen,  doch  wo^Ki/ 
aueb  gelegen Üii.'h  lleht^nimth  und  drohentie  K<'di'n.     Kiti  l'n)h'sl.*int  horte  fi!»a 
mal  auf  ditn  Ifiiehütag  einen  Kiitbulikt-n  iK'itn  Wein  au^sfiihrlich  eröiiem,  iv^r 
man  ea  imfangen  müsse,  die  FrotestanttMi  wi'.'iiL'r  äu  unterwerfen.    S.  Kiui.=i- 
bohn  I  p.  120. 

5)  In  dem  Anm.  4  citirten  Schreiben  vom  17.  (i>)  Jnni  theilou  dio  hes- 
siücben  Gesandten  weiter  mit:  nm  Coi*pU8  -  Cluisti  -  Fest  hat  ein  jungi-r  Uerarig 
von  Liegnitz,  der  in  kaiserlichem  Hofdienst  srand,  sicli  geweigert,  bei  Jpt 
rrocossion  einen  Tlironhimmel  zu  trngen.  Der  Kiiiscr  bat  darauf  don  £r- 
horzi:ig  Kart  ilnniit  beauftragt,  und  dem  jungen  Herzog,  als  dieser  iluu  bei 
der  Toilette  die  gow<)hulicben  Dienbte  tbuu  wollte,  mit  harten  Worten  gesagt: 
wenn  er  niebt  beim  katholischen  Gottesdi«'LSt  aufwiirler]  wolle,  &o  brnuelie  er. 
dor  Kai£or.  -sL-ino  Djeuhte  überbaupt  niebt.  Auch  bat  der  Kniia>r  seiucm  Gf- 
ainde  siivug  verliiotun  lassen,  in  lulbü]i.s<-bD  Kirelien  zu  geben  und  einen  seinor 
Trabanten,  der  sich  in  einer  solclien  trauen  la-ssen,  sofrtrt  beiulaubt,  wotaas 
ein  Joder  zu  orkenneo  hat,  was  Oemüth.s  <ler  Kai.scr  in  dor  iJeLigion  sei.  — 
Ks  liegt  dem  SuUrciben  ein  Au.szug  eines  soloben  des  Herzoge  von  Wärtteni- 


AbHohmtt. 


105 


Daüii  kam,  (lass  ilor  l^ipst  don  Kaiser  imnior  noch  nicht  aner- 
kannU>;  dieser  seinerseits  biitte  am  Aniunf;  des  Reic^hshi^es,  um 
ein  fi'iiher  ge^obents  Vereprochen  cnn2nUison,  den  Kiirtiii-sh-n  Mit- 
tbeilungen  über  die  Uige  des  Streites  gemacht  imd  sie  um  ihr 
CnrnohtiL^a  für  den  Fall,  das3  der  Papst  weitere  Schritte  thue,  pe- 
' beton;  neuerdings  aber  zog  er,  um  den  Handel  zum  Einschlafen 
zu  bringen,  vor,  ganz  von  demselben  zu  schweigen;  es  schien 
dtbor^  als  wolle  er  ihn  hinter  dem  Rücken  der  Kurfürsten  und 
^Stände  beil«i;en.'*  Auch  dies  errepte  bei  den  Protestanten  zum 
beil    besoi-glirbc   (^redanken.     Der   oben   genannln   Klierhart    von 


y 


^rg   «D    H»ine  Riithc   bfi:   Chri!<tt>i>h,    UtMirg  Krieürich   zu  Hrandonliurg  und 

der  Hcrxog  von  Tthokli'filinrg  (Job.  AUtreoht)  Imlioo  sich  Heini  Kaiser  für  dcu 

iUDgcu  Herzog  von  lifguifz  vf-rwandt;  er  ist  ihtion  üh^r  mit  fnislüfhen  "Woilflti 

bei^guet  uod   hat  ihnoo   nann'Dtlich  vorgoworfen ,   sie   vorführten   nicht  aüoiu 

yßich  und  die  Ihrigen,  «ondcm  aauh  doü  Kaiftunt  und  dor  Katbolischcu  Uutcr- 

^anen,  was  doch  nnlcidlicli  sei.    Die  Itüthc  hollüD  dies  den  icursäcbsiscbcD 

Qud  bettäischon  Kiilhcu,  i^owio  Eljorhart  von  der  Tliaun  mittboUon,  donn  der 

lliffzog  cmcbtot.   d.iKS   bei   »fjU'btm   coninilnatjonituih  utid   vorfalK-ndon  Hand- 

Itmgr^n   pit  Acht  /,u  gobcn  sei;   <•%  kriniio  auch  iiirht  8<-lmd4'u,   daits  dio  Ge- 

Msndtea  dios  biiiter  sich  golat)Ki>u  lirssr-n.    (^Vnldfn  den  7.  Joni.     Vgl.  stato 

papera  I.  c.  No.  643,  794  (5);  rorp.  ref.  XLV  No.  3090.) 

6)  Ufilior  den  Vorlauf  lies  Streits  ewiai-hen  iCaisßr  und  Papst,  s.  Hoi- 

niAnn,    t^treit  ptc.   in   don    dcutw^hrn   Forsfhiiiigcii  V    i».  3K|l(l.   —    Thihpp 

»jchrciltt  an  fwino  Kfithc,  Cassol  den  21.  April:  von  ra'Oir  als  einom  Ort  Itomnit 

ihm  ghiultUcb  z;i,  dnss  dor  Papst  in  PraktikoD  .sei,  tias  Koich  dorn  Franz^^son 

auixuwondoo,   den  KaLsi-r  mrUt   zu  liriiDi'a.    Dies  Gurücht  kommo  wühl  nur 

vt>xi  don  „rhib'ppüti-hon^  bor,  „dio  w  ab»o  praktlnren.'^    Es  diiut'ht  ibiu  gut, 

d«s¥    jHe  einmal   nn't  Hr.  Zasius   redeten,    und   Sprüchen:    dev  Landgraf  glaube 

Dicht.  da.w  Frankreich  Sub'hc-s  fJiun  würdo,  obwohl  der  Papst  es  waoBC-lien 

wfrdo,    zwpill"  auch   niclit    ilass   dio  dnutMcht-n   Kur-   und  Fürston,    fjdls  dür 

Papst    dergleichen    vomr-hmc".   wedßv   ihm   noch  Frankreich   darin  willfahren 

würden;  siv  wünlen  bei  ihren  IHichten  und  ^iden  bleiben,  auch  dca  Kaiser 

und  naeh  dessen  Tod  einen  seiner  Söhno  woit  buber  bei  dor  Krone  sebon.  ola 

Fp.u iLreicU  oder  Spanien:  wolle  der  Papst  den  Kaiser  nicht  krunen,  so  boUo 

dipser  sich  nicht  irren  Inssen ;  es  seien  zuvor  st'bon  ethcho  Kaiser  und  Könige 

flicht  gi^knint  worden  und  bätton  doch  wobl  rof^iort  —  Die  Rätho  sollen  den 

'Landgrafen  der  Antwort  dea  Br.  Znsius  oder  dos  Kaisers  sofort  verst&Ddiseo; 

üT  giebt  den  Befühl   niiiht  ohne  Ursach.   —   (Einn   dän  erwühntfn  Zeitungen 

äholiobn  NachricJit  s.   bei  Dn»ys<in,    im  Arehiv   f.  d.  sAi-\\n.  Ooschirlito,    1H(}4 

p.  3tiH.}    Dor  obige  Fliiof  entspraug  offenbar  der  Bcs^)rgniss,  dor  Kaisi^r  miig»? 

sich  durch  deriei  Nachrichten  bewogen  lassen,  die  Aoerbonuung  des  Papstes 

durch  CoDcessionoa  gegen  den  Keligionsfriedou  zu  erkaufen,  und  war  bestimmt, 

dorn  Kaiser  Yorlrauon  zu  den  protcstontischcD  Stünden  cinzuUösscu,  damit  er 

nicht  nac^gel>e. 


i06 


F&nrter  AlAtübuitt. 


1 


der  Thann  bphaupteto  sogar  im  Bositz  oiithcntisr-her  Mitthoilungcn 
über  die  Vcrhandlniigon  zwisclien  Kaiser  und  Papst  zu  sein; 
setzte  eine  Aufzcnfhnung  dnrspllMm  in  UmUuf,  dio  aus  einer  Kei 
vom  Papst  aufjEfestoUter  Klugi'punkto  und  FoixlcrungL'n  und  d 
Aütwoti  Frnliuands  darjuif  boetand.  Nach  tücsou  Aoj^Tiben  hätte' 
der  Kaiser  alle  Ansprüche  des  Papst(*s  rückiialtslus  anerkannt, 
seinen  lÜag^n  gegenüber  sidi  im  demiithigstca  Tone  zu.  recht- 
fertigen gesucht^  namentlich  aber  allo  Conccssionon,  die  er  dem 
Pmtestantismus  gemacht,  mit  rioni  Zwaiiü:  d»?r  Notii  und  dem  Inter- 
esse der  rüniischeu  Kircho  ciitschulrligt  und  erklärt,  dass  er  den 
Lutherischen  seine  Zusagen  kciiiesweiirs  zu  halten,  vielmehr  ifl 
Allem  und  Jedem  sich  ilora  Pupst  gohoi-sam  zu  imtei-werten 
denke;  das  hcisst,  um  nur  dio  vornehmsteu  jener  Fordcrungo 
des  Papstes  herauszugreifen:  er  wolle  König  Maximilian  seine 
protestantischen  Gesinnung  halber  enterben  oder  nach  Korn  zur 
Kirchenbussc  sehickL-n;  er  wolle  die  Iiifpiisition  in  seinen  Krb-i 
liuiden  und  im  ganzen  Roich  einrichten,  allen  Anordnungen,  welchfl 
die  Tiiscliöfc  im  Namen  des  Papstes  trafen,  seinen  Ann  leihe 
endlich  :ille  lutherisclion  Füi"sten  mit  Güte  oder  Schärfe  zum  Gc 
hoi-sam  gegen  den  römischen  Stuhl  zurückführen.  —  Nach  den 
Stand  unserer  Forschung  kann  es  kaum  zweifelhaft  sein,  da 
dieses  Schriftstück  tendenziöser  Weise  erfunden  oder  doch  ent^ 
stellt  ist;  in  der  Aufrejii^nng  jener  Zeit  aber  verfehlte  es  doch 
nicht  gänzlich  Kindnick  zu  machen.  Kurfürst  August  schenkt 
ihm  keinen  Glauben,  der  Ijuulgraf  aber,  ohnehin  stets  geneigt, 
den  ICrtiser  zu  fürchten,  meinte,  man  dürfe  die  Nnchrieht  nicht 
in  doD  "Wind  schlagen.  Der  Agent  Englands  auf  dorn  Reichstag 
erhielt  gleichfalls  von  dieser  oder  einer  ganz  Ühnlichen  Zeitung- 
Kmidc  und  scheint  an  ihrer  Walirheit  nicht  gezweifelt  zu  haben. 
Dieser  war  freilich  auch  ein  deutscher  Protestant.  Man  mag  daraus 
auf  die  allgemeine  Stimmung  der  Eviuigclischen  zu  Augsbut;g 
zurücks(!hHessen. '  ^| 

Fast  immittelbar  nach  dem  Reichstag  begannen  neue  Eini- 
gimgsverhandlungen  unter  den  Protestanton,  die  sich  vom  Sep- 
tember des  Jahres  1559  bis  in  den  März  des  Jahres  15ö0  hin- 
ziehen. Sie  sind,  entsprechend  der  Spanmmg  der  Gcmüthcr,  unter 
welcher  sie  begannen  und  sich  ent\viekelten.  dadurch  ausgezoichoet, 


7)  B.  den  Änhnng  über  gofiilscbto  Naclirichton, 


[tin  ihnen  dan  sonst  vi>r(leckte  politi»ebe  Klemcnt^  dio  Sorgo 

TOI"  ohiem   Ix.Avaf&ieten  Angriff  dt.*!*   Kutliolicisnius.   der  "W'unwh 

Qndi  Sit'iirnmg  vor  (icnisolben,  neboii  den  tlieuli'pschen  Kimings- 

bwtrebungtMi  zum  Ausdruclc  kam.    Dio  Fi)rte»twicklniig  der  poH- 

tii>c!K'n  Verhiiltiiisso  während   diT  Diuipr  der  Verhandlun^i^en  trug 

nur  diiÄU  hei.  dun  pulitisrht»  Wüiischt'ii  das  AVort  zu  vorsi'baffen. 

Im  Aushind  soliien  sich  Alles  drohender  zn  ^sUdton.     Das  neu« 

R^'ffiiiicnt  in  Frankroit-h,  von  dem  man  ursprünglich  eine  'Wm- 

«iun^  der  fninzösisfhcn   I'olitik    zu   Onnstt'n    des  Pn'h'stnntismus 

erhoffte,    hatte   die   strengste   kuthuhselic*   liielitung   c^ngi^ehlHgeii 

iiwl  nahm    keinerlei  Kücksiclit   melir   auf  die   deutneh-protestan- 

ti«chRn  Stünde.*     Von   dorn    neuen  l*iipst   setzte    man  voraus,   er 

i^Bttle,  wie  er  unter  dem  Kintluss  der  kittholischen  (irortsmät-hte 

gewäldl  worden,   den    beiden    kothoUsehen  Kimigen   so  behilflieh 

als  möglich   .^teiu,    ein   römisch- kirchliches   Concil    zu    AVego   zu 

''rinci.ni,  in  dessen  Dekreten  sie  eine  neue  kireiienrechtliehe  Basis 

fiir  ihr  Vorgehen  gegen   den  Protostatitismus  gewinnen  könnten. =* 

^^^io  immer  bezeichueud  für  dio  ängstliche  Aufmerksamkeil  der 

''»•■itestaDten    sind    die  AlhinuDnclirirhteu  der  Zeit;   \vm  Octubor 

'5.")9  bis  in  den  Jaiumr  15i*iü  lief  wieder  in  versehiedeu artigster 

^'^ftriation    die   Erzählung   von    einem    Uut/^rnehnieu    katholischer 

^-•»^»ssnirichtB  zu  Gunsten  T^>thringens  gegen  Schweden  und  Düne- 

^'urk.  oder  auch  eins  der  beiden  Könign/iche  allein  um."'' 

Die  Politik  des  Knisers  und  der  krtlhoUsohon  Stünde  betrach- 
*^en  Viele  unter  der  Nachwirkung  der  Reichstagsverbandlungen 
^hi  sohwarzseherisch.  Man  meinte  zu  sehen,  dass  kutholischo 
Stünde  Anlehnung  bei  den  kathoUschen  Monarchen  des  Auslandes 


S)  ßeitrü]^  Absch.  VlII;  onton  Abscb.  VI. 

Ü)  (.'alinich  p.  34  uoten,  43  outco.  Vgl  Droyaon  1.  c.  p.  3S4/Ü.  Christoph 
meint^  indem  «r  ticm  IjtndgntrL'n  Zeitungen  ülior  dii;  Pupstwohl  ztiM'hit-kt,  dor- 
wlbo  werde  für  einea  frommea,  gelclutcn,  boldsoligcu,  sittsamoa  Mann  go- 
htbmt:  die  Zeit  wtrde  ps  orgobon,  „wir  glfluhon  es  abor  nit"  |d.  1&.  Jon. 
a.  1.  Ha.).  Dio  betrofTeude  Zc^ituu^^  d«ni  lutialt  oach  m  suliUeföt^u  eiu  Kri«f 
eines  kaiserlich  getänDlt?»  Katholiken  &□  einon  pral/>stantisch<.'[i  Füniten  (Zatüus 
an  CfarthtnpbVt  liisst  erk<>nnen,  dasR  ^li^^  Watt]  dos  iion^n  i'apstt^s  vonichmlicU 
durt'k  den  äpauiiichoti  (Je&audtcu  Vargiu  dun;bgG!>ctzt  wurdou  ivoin  10.  Jon. 
a-  I.  Hs,). 

lOJ  OrtloffI  p.  l(14ff.,   im,f9,  210.    Droyson  l.  c.  p.  351/4.  Boil.  XXV 
bis  XXVIII.    Die  Zeitimg  Cliriatoplis  in  Aam.  lt>. 


108  Fimftor  AliwImitL 

suchten  oder  erhofften."  Amh  fmnl  man  nach  wie  vor  viol  za 
klÄ^on  ühor  schlcohlo  lunehalfung  uii'l  illovale  Ausbcutiiof;  des 
Keligionsfriedpns  durch  dio  (ipfrner.  Wio  viel  oder  wie  wenig 
Bodoutung  diesen  Kliy^n  Iwizult'gen  ist,  liisst  sich  schwer  er- 
messen, da  sie  nur  in  alifremeiner  Fnnsung  übermittelt  Bind  and 


Hl  CaÜDich  ['.  -1-1.     Uober   liio   UasulU^t  crwälititti  linudlung  zu  Trier, 
vgl.  Ki'i>i»o  I  p.  SlTilT.;  SuiJhitff,  C  Olpviaiius  uml  Z,  rrtitnus.  Elberfdd   1857; 
(Leben  und  auBgtfw.  Schriften  diT  Vntnr  und  Ue^fTTiaJor  der  reforrairten  Kirche. 
Th.  Vm»  |).  l'i— 5[t.     Kitter  D.  0.  p.  220,1.   rnten  Anm.  Iß.   Es  s^ei  «ugloich 
der  verwandt«  Fnll  Aarbrus  nrwiibnt:  vom  Reiclistag  an»  cntsnndton  die  prote- 
stantlhclir^ii  Stäiido  auf  Uitlmi  dw  Evangoliächcn  in  Aachnn  den  kui']iräl7.is<:))cn 
Hatli  Zulog<»r,  uni  den  dortigen  Katli  zu  t-i^uchen.  ilnsä  er  den  l'miofitanten 
(iinu  Kirche  ciiirnumo,  sotrin  dun  Herzog  von  Jülich,  das»  or  dies  nicht  hindoir, 
resp.  der  panzon  i?tadt  xn  einer  fbristlieht-n  Kofontintion  vorhelfo,  s.  Ileppe  I 
p.  321/4;    Uaagi'D.  Gfschi'-hte  Aiurbens  von  stüiuen  AnfuDKcn  bis  zur  npostea 
Zeit,  Aat-Uen  \S7^:4.    Md.  U  [k  147  ff.    Kitter  1).  0.    p.  '-"21/^.    Vom  Ablauf 
Sfincr  Mission  ertstattel  Z.   Ik-rirlit  in  oinom  Scbreiben  an  Fri*'drich  III  d.d. 
Aagtihnrg  dcu  3.  .Tuli  und  i'inor  nusfäbrlidion  Kclatina  an  eeine  Auflrnggcber 
iltid.  den  (>.  .luü.,   welL'bc  Hangen  a.  a.  0.  benutzt  hat    Z.  meint.,   wenn  der 
Kath  nach  Kfififcn  statt  nai^h  „tribus'-  abstimmte,  wÄm  die  Kireho  bewilligt 
vordoa:  so  erbioU  er  di"'  .Antwort:  dio  Rtadt  \<inno  nicht  unter  allen  Stündt-n 
jener  Gegend    den  Anfang  mit   cim-r  kircliliebcn  Neuerung  machen.    Er  be — 
merkt:  da  König  l'hilipp  und  andere  Xechbarn  der  Stadt  sohen,  welches  Fcneai 
durtli  die  Kefnmiation  zu  Aachen  in  den  gesammten  Niederlanden  augczünde^^ 
vverdr-n  wiirde,  und  dnss  der  Ort,  wenn  er  prtttestantiscb  würde,  zum  rcfugiut^ 
niiäcrorinu  für  dio  kai»i':<rliL'beu  Nicderlnade.    Frankreich,   Kidn,    Lüttich  un  « 
andre   wt^rden   tnüsste,    so   kann    di-r  Teufel  nicht   feiern,    somleni   dio  ann^  v 
Iveute  erhiiltrn  füglich  vom  Kaitier,  König  Iliilipp,  Herzog  von  .lülteh  und  d(3a 
anwohueodeu  Pfaffen  soviel  Schreiben,   dass  fiio  ganz  furehtiam  werden  ur>d 
Nichts  wagen.     Einige  Bolohc  Scbreiben  (vom  Kaiser.  König  l'hilipp  und  -iain 
TTurzog  vnn  Jiilinh)  sind  der  Kclatirin  inwrirt;  s.  Haagcn  a.  a.  0.  p.  \-i~,  l.'MA 
Der  Herzog  versicherte  dem  (Jesauiitcn  in  persönlicher  Audienz,  er  hange  der 
A.  C.  an,  sitze  aber  m  sehr  anter  den  Wölfen,  dos»  er  keine  christliche  Refor- 
mation wagen  könne.    Vcbrigeus  be&cbied  er  Z.,  dass  er  so  wichtige  Saohni 
niebt  ohne    seine  Ijündschiift  zu  entscheiden   pllege,    und    daher  bis  zur  l^- 
spreehuiig  mit  derfieHien  Alles  nufsrhiebeo  mtisse.  —  Er  konnte  dio  dentsetm 
Protestanten  in  dtr  Tbnt  nitbt  unbesorgt  la.ssen.  dnss  dio  katbolistdien  Kaeh- 
barn  im  Westen   des  Keichs,  die   geistliehen   I'üreton   dieser   ISogend   and  der 
Kaiser  dem  Aufstreben  der  Keforniation  in  jenen  Gebieten  so  entschieden  feind- 
selig gegonübertratcn,   wie  es  sich  in   der  Trierer  und  Aachener  Angelegenheit 
zeigt;  es  war  daraus  mindestens  zu  entnehmen,  dass  wpnn  einmal  ein  Heno(t 
von  Jülich  und  Clevo  wagte,  sein   liand  ku  refomiiren,  oder  wenn  in  diesen 
(iebioten    die  t>age   vom   goistUchen   Vorbehalt   einmal    praktisch   würde,   die 
Entscheidung    höchst   wahrscheinlich   den  Waffen   anheimfallen    würde.     VgJ. 
Kf.  Augufts  Aeusserungen  über  ilio  Intercession  in  Trier.  Ih-il.  XXA'^II,  XXVIU. 


TÜDftor  AhschnHt 


lod 


es,  so  wonig  iik  auf  dem  Kvidü^tagf  auch  iiachmnis  7.11  olnor  »- 

Örtemn^  im  Kinzelnou  kam;''^  dass  aber  die  EiTOfcuiifc  boi  vielen 

Pre(est«ntt?a  sehr  pross  war,  kann  nicht  bezweit'ult  wei-den.  Rüsteton 

f'inmal  StündL*.  dio  dorn  mit  Argwnhn  botriichtPtca  Kreis  acgohürteDf 

i^ielieicht  weil  sie  selbst  wich  hedn^ht  fühlton,  so  gab   es  aifoi-t 

Aengstliche.   die   einen   An^nff  vor   <h'r  Thür  siilicn;    wir  hoix»D, 

dase  proteslantisohü   Kittmeisler  sich    l)itti:'r  bekhigti-n,    man    habt: 

sk'  mit   Hüsseii  AVoi*ten   beschwatzt,   noch  für   ein  Ja}ir  bei  den 

öfiakiscben  Bischöfen  Bestnllunp  zn  nehmen  und  für  sie  zu  werben: 

M  werde  dabei   kein   filück  sein;   der  Berichterstatter  meint,  es 

s*i  gewiss,  dass  die  l)ö^?n  rfnfTcn  etwas  Scldimmes  im  Sinn  haben. 

f'ies  war  freilich   ein  Soldat  von  Beruf  und  vielleicht  sehr  nach 

'frieg  begierig;  aber  aiicli  Fürsten  nahint'n  die  Zeitung  mit  Sor^^e 

'"iF."  Besondci*s  verdächtig  ei>tchien  die  Srhut/tmiipung  des  Kutsei-s 

"lit  den  Büddeut:schen  katholischen  Stätiden,  der  J^andsberger  Bund. 

^Jan  f^irchtetn  dt-nsolbeii  um  so  mcitr,  als  damals  Gnirabach  und 

'^*^ine  Genossen  wit-der  (.'ine  divhcndü  Stellung  »^iimahmen;  tührten 

''iose  ihr   UnterDchmen   aus,   so    musstu    der  Bund   in  Thiitigfceit 

'•"feteii;  wir  hören  die  Krage  (»rürtom,  ob  er  wohl  nach  Herstellung 

'***8  Tjandfricdens  einhalten   oder  nicht  vielmehr  die  gesammelten 

^tlx'itüiächtü  benutzeil  wtrde,  um   den  Boligi(Hu*friedcu   in  Dispii- 

^tion  zu  ziehen   iiml   umzustossen,   woraus  doch  nichts  Anderes 

"^^^h   Gewisseres  zu  verhoffen  wäre,   als   ein    allgemeiner  Haupt- 

^*ieg  und  unerhörtes  ßlutvcrgiessen  im  Uvich.  **   Dur  Kaiser  ii^airdo 

12)  Vgl.  Auiii.  I.     faliuicli  p.  44,  :>iK 

13)  Allin-cht  von  Huscuborg  ou  CUriatoph  vom  16.  I)ec.  ].">5Ü  hcÄ  Ort- 
Viir  I  p.  196  (aui-'h  lls.).    Cbristoiih  sandte  dies  Sohi-cit>cn  dem  lAQdgrafcn  xa 

(Btuttgart  den  22.  Dec.  Hs.)  mit  der  Ucmorkuag:  Philipp  wr-rdo  zu  sorgou 
vissen,  dass  soine  Lohen kI.'uIu  iind  Zugt-wutidtuu  sioli  niijht  nnwerbca  li<'Ssou. 
Iter  Landgraf  bonibit.'T  Ueu  Horzug  (Marburg  dm  IL*.  Ulh;.  Hb,):  wegyii  ian 
*lobiii;ger  Taf^va  (s.  OrÜoff  I  p.  UU  ff.)  mid  weil  ^^^unb«eh  sich  durt  allerlei 
bodenldiolier  Worti*  vomehm^ti  liis8(>tt,  auch  die  KiltineiRter  mphi-enth(!il5  um 
i-incn  R'^ilerdieost  aogei^prorbeu ,  mwliti-n  wohl  dii;  ßistihöro  vuu  liainbiTg  und 
Würzhurg  sich  dofoD&ive  ^efa.sflt  Diiu-hon;  dam  sio  .selbst  otwos  vorhnheii,  kann 
or  iik-lit  glnubcD.  Dagogon  hielt  Kurfiirst  Fhcdrii-h,  d''in  obt'u  auch  aus 
WeimAT  NAclihirhton  von  ,  hoiniliclieo  IVaktikcn-  zugiiigou,  ebeudioselltou  W'cr- 
bungeii  Für  oia  Jfioicbon,  ^dnss  der  GogccthcU  nicht  fciom  wordc.^  Klu^^k- 
bnbn  I  p.  100. 

14)  Der  Bond  wni-do  voo  Philipp  und  Christoph  sebun  wäliruud  des 
R«iobstagi!S  Ängstlich  luv  il  muh  tut.  Ks  cumili^ii  Naniincbli'ii  voti  KüKtutigt«» 
dos    KsiscTB   und    diT    Itnnd    bii-U    IV>nitlHiiigrn    wi'i^u    iuittcbliul)    droheiidLT 


I 


uo 


Fünfter  Abscltniü. 


mit   stotom  Misstrauen    beobachtet     Setino  Aussöhnung   mit    dem 
neuen  P^ist   wurde   vielloinht   eber   mit  Begoi^tü^   als   mit  Bft^H 

FriedooRstöruiipon.    Illr-riclit  der  Kiitho  an  l'hUipp,  d,  d.  Augsliurg  d.  17.  .luni 
(Rs.  0.  Juni);    Philii)|»  an  die  Hiltlie,   llombrcssen  den  20.  und  23.  Juni^  Hs. 
Es  orfriebt  skh  daraus^  doss  der  naf  den  14.  Juni  nach  Augsbui^  angesetzte 
KundesUg  (s.  MAui-unhmcher  H.  Z.  50.  p.  78,  Notfi  2)  na<*h,  Hiiuch(?a  verlegt 
and  nuf  dea   IH.  Jtmi  vonii-bdbeu  wurdo.)    Dir»eü  Zu.-<iiiiuu;iiln^fruii  war  wohl 
geciguet,  ßenorgDtss  xu  onv«;ckcn.  b(«ondci-s  da  maa  daninls  dou  Kaiser  (vgl. 
oben  p.  104,  Aniii.  'n   auch    aus   nndora  Gründen   mit  Argwohn   Iwtrachtetc. 
nieichwnfal  orfüliit  man  niclt,  dasB  der  UoiHtand  die  Protesfantoo  in  emsto 
Ilcsorgniss   versetzt   oder  Alaruizeilungcn   her\(irgerufeii   hätte.    Dagegen  W- 
ganncu  die  Evangelischen  sich  zu  fürchten,  fwbald  Orumbach  und  die  Seinigrai 
%vieder  von  sieh  reden  machten,  weil  ein  Angriff  ilei-sflbi-n  auf  ihre  Feinde 
den  liund  in  drr  That  in  AVftfTeu  bringen  mussto.    Auf  dem  KeichHtag  hatinn 
der  Kaiser  und  die  rheinisebcii  Kurfiirstpu  vergeblich  zwischen  GmDibaoh  und 
sciurn  Oegaora  zu  vomiittoln  gesucht  fOrtloflF  I  p.  182 — ]S8|.    Auf  dem  Tajr 
zu  Coburg  (Ihid.  p.  101  ff.)   fordorto  Orumbarh   diP   vonuunrocltcn  Rittmeister 
anf,  ihm  zur  "Wiedererlangung  dos  Seinigen  behilflich  äu  sein;  ein  Theil  dor- 
üelbi'ti,  (dio  Hessen  unter  Vorbehalt  der  EiuwilligxiTig  des  Landgrafen)  sagte 
ihm  einen  Keitenlienst  zu.    Der  Landgraf  unterbagte  den  Rittmeistern,  vreld^^H 
ihm  darüber  Wrichtcton,    auf  dos  Energischste,   liniinbaeh  Hilfe  zu  leistt^n^^ 
aus  seinen  "WamuDgen  klingt  eine  grosse  Bcsorgnisg  vor  der  Möglichkeit  heran«; 
dft.<w   der   landshergischo  Bund  in  Tliatigkoit  kommen  könne;    man  hat  wohl    J 
iilmliühe  UedjmkeJi  zu  vormulhen,  wie  sie  J  [erzog  Christoph  hegte  (s.  im  Texte;  j 
Orthiff  I  p.  I!)l  — IM).    Wühnnid   dieser  Zeit   liefen   viel  fierüclite   über  oia^ 
kriogcriscbes  Uutcrnebmeu  zu  Gunsten  der  Krbc>n  t^ristiems  von  Blincmarl^»^! 

um,  (8.  Anm.  10);   als   aber  Anfang  1560  wieder  Nachrichten  von  Truppon^ 

vrerl-iungen  auftraten,   deren  Zweck  und  Kriegsherr  uubekauut  war,    und  di'~  t 
Coburger  Tug    in   weiteren   Kreisfn   bekannt   wurde,    traten    difse   Hcsorgniss-^ 
wieder  xurlii-k   und   man  sprach  voraehnilieh  wieder  von  einem  Krieg  der  ur^ — 
raUigeu  Kdellouto  oder  einem  gemeinsamen  Vnternchmen  dei-selhcn  und  di.'^'r 
Herzogin  von  Sachsen  (i>tl(»If  I  p.  196  — ÄiS,  2U— 2i:-i.    Zwei  S<rhreibcn  der 
Kurfürstin    Maiin    von   Pfnlz   nn   Johann   Friedrich,   Kluckh.  I   p.  llti — 118. 
Sehmidt  n  p.  7:^.     Buchultz,   Urkundenband  p.  5(J7;    vgl.  UeitiiVge  Anm.  243. 
Unten  Iteil.  XXVI,  XXVllI.),     Diese  ZeiluBgi'n   gaben   Christoph  Anlass  sioli 
nuszuitprechcn,   wie   im  Texte   angegeben   tS.  UrtlofT  I  p.  206,7).     fobür  des 
Idodgrafen    Ansicht  vom   lan>kb>jrgt?chen    I^uud    vgl.   noch   unten   Anm.  49. 
Solehe  AnsiM Innungen  gi-iindeten  sieb  nur  auf  Vernuithung;  Pliilipp  kannte  die 
Statuten   dtȊ    laods bergischen   Unntles   gar  nicht;    Christoph   wnKstr,    dass  sie 
auf  Krhaltung  dfs  Ijiu'I-  und  Ifc-tigioosfrit-dons»  lautoten;  sie  hielten  es  abiT 
für  sGlh3tT'erstÄ.iidlir:he  und  dringende  Wahrscheinlichkeit,  dass  ein  Hund,  in 
dorn  fast   lauter    kntlioliache  StSndo,   nnd  dabei  viel  Oelstlicho  waren,   st«ita 
kathoUs'^ho  Tendcnzpohtik  treiben  würde.     S.  PhiÜpp  an  August  den  28.  Juli 
ir.GO;    OhrisToi'h  an  Phili|ip  den    In.  August  l.''^W  bei  Neudeck  er  1  p.  22rj/3.^. 
Ebenso  für  Kurfürst  Friedrich  dessen  Brief  an  Chrlst'iph  vom  3.  August  IGfiO, 
Kluckhohii  I  p.  M4. 


Fünftel'  Alwchnttt 


111 


ruhignn^  vi>mommen;  dass  er  an  denselben  nach  der  Wnlil  einen 
Boten  sciückto.  ontUvkte  einem  bmven  Protrstanton  den  Ausruf 
^was  da  gt-küolit  \\ut\.  weiss  der  liebe  Gott:  der  wolle  des  l'apsts 
und  seines  Haufens  listigen  Anschlägen  wehren!"'^  Anfang  des 
•Jahres  1560,  als  wieder  Werbungen,  deren  Zweck  und  Kriega- 
\nrr  unbfk.mnt  war,  dns  Reich  in  EiTegung  versetzten,  lief  unter 
uiidtTii  mich  wieder  das  ttprüflit  von  r-iiK-r  Allianz  des  Kaisers 
mit  den  katliolisrhen  Monarehen  zur  UntenlrUekung  der  deufo^chon 
fVtestanten  um.'*    Alle  diese  Grübeleien  der  Evangelischen   er- 

rl3)  Hans  Ungnad  au  Philipp,  rrai^h  d.  13.  Miirz  1560,  Us.  vgl  Anm.  9. 
16)  Ortlnff  I  1^  21)7,  *Jiy.     KIiKtkhr.hn  I  p.  1*^8,  Anm.  2.    Stuttgart  don 
16.  Jan.  1500  schickt  Cliristüph  ciiit'  Zt-ituag  »n  l'hüijtp,  ia  der  vurechiedone 
0»«rüchte  tilwr  b*%'orRteheiiili'ti  Kricfi  n;ferirt  wcnion.    TuttT  Andorni;  ^80  solle 
ll        uucli    noser  Lorr  der  kaiser  sambt  den  hischofTon  bcimlich^a  in  grossen  ge- 
Winrben  Min,  und  ist  die  sng,  uuscr  hon  der  liaiM'r  maiiie  durch  soUlio  ge- 
^crbc  auch  dns  kanigrcich  Sübwi?doa  villoicht  seiner  Mt.  Boao  dem  FerdiDaiidun 
-Zum  bt!steii.  etüicli  aber  vcrmaiBen,  er  worde  di-n  ungehorsam  cttUchor  furstcQ 

»%ii  die  buid  Deinen  und  dcDüelbea  dt  unuicb  ficin  Iaeim-d,  aber  damit  di  i^U- 
Sioo   inuneo ;  so  ist  auch  sonst  an  aodcm  orten  vit  gewerhs.  dnnimb  E.  F.  G. 
,      lud    andern  C%ur  und  farsUin  des  reiubB  sonderlichen  so  ttur  sacb^o  gcBosseo 
L    Qod    mit  dem  tm^ezifcr   oder  unkraut  dor  pfiiJTeu  und  muiichcu  umbstiinkot 
W    Weiiid   ein  gut  und   flt^tRKig   ufr»(>]ion   hoch  vonTiiitc^n;   dann   der  faniligon  achrift 
Tianh  wcrdfr  das  iingnzifor  odrr  unkraut  hIciljüD  bis  ati  den  juugMt«u  tag;  dor- 
'W^en  BO  wurdet  es  uocb  vil  ungluck  stiften:  darumh  mag  ciu  jc-gUohor  zu 

a«in(?m  aoker  dettt  tleissjger  »ohcn dniin  den  bisohoffen  und  prafTen  sicttt 

KiMii  i^tzt  an  irem  gnug  an.  dns  sif<  obca  hinau»  wellou:  darumb  hutmans  haus 

I        «tfwt  lang'  {/nitnian:  ilcr  auf  der  TEut  ist,  der  AVut'lisauic ;  vgl.  Grimm,  AVur- 

t^rbuch  Md.  IV).     PhiUpp  au  August,   Woikt'j-sdorf  deu  17.  Januar  theill  mit: 

I        von    cin«r   fiiiirtliclicn  l'crsoii  ist  ihm  angezeigt  worden,    dnss  der  Kaiser  in 

k'  grosSAT  Rewcrhung  st«>h«,  Rcilßr  und  Knecht«  anznnahmen  und  gegen  die 
aagftliurgisohen  CvinroasionsTerwandtoii  au  haiidehi.  Ei«  andrer  Fürst  hat  durch 
It^inen  JCnth  bei  ihm  vrerbon  Uwieu:  der  Kaiser  solle  bei  Phüipgi  von  Spauieu 
Und  dem  Kutitg  von  Franknich  dno  Hotschaft  gehabt  hnbon  um  ihnen  unr.»- 
xt'igen,  dass  er  in  »einem  Land  der  Ketzeret  nicht  wcliren  könne,  er  nohme 
denn  oinon  Zng  im  Goich  vor,  und  dazu  habe  er  ihre  Dilfd  bogehrt.  Frnnk- 
rdch  soll  darauf  geantwortet  halten :  mit  lauten  könne  er  nicht  Hilfe  thnn, 
er  woUe  abor  Gyld  geben.  D'-r  Ijuid^nif  kann  diesen  Anzeichen,  noweit  sie 
ilen  KaisT  un«)  Kraukreicii  ItoMi'n'oii ,  zur  Zeit  nndi  tiirht  vollkommen  plaulton; 
,OB  ist  aber  nil  ganz  zn  vi-raeht' u.''  Kluckhulio  a.  a.  0.  tindet  io  «ien  Unefon 
Friodriohs  dea  Uhtten  aus  dieser  Zeit  keine  Andeutung,  daas  derselbe  den  vor« 
gpblirhen  Plan  der  katholischen  Miichte  schon  pekannt  oder  ihm  Glauben  ge- 
M-henkt  hjUte;  es  iKt  glrii-hw<i}il  nicht  anzunehmen,  da-ss  jene  Gerüchte  ihm 
unlN^kitnnt  geblieheu  sein  .sollten,  dn  die  ]>rüte?tau tischen  Fürsten  im  Süden 
uuü  Wt«tcn  hich  dei^cii:hcu  Zi-itungoü  sonst  nie  vcrsilumtcu  gcgvDstntig  mit- 


Fünfter  Alsührntt. 


scheinen»  suwoit  wir  die  Verhftlhiisse  überrieilou,   freilich 
vage;   alle  ern.sten   Gründe  zur  Bcsiirgniss  wi(*scn  weit  mehr  iii 
die  Zukunft  als   auf  iinmittdbjire  Gefahren   hin.     Wirkiirhrn   An-. 
1u8S  zum  Koj)fe(;rI)n*i;lien  konnte  von  allen  vcrhür}j;h'u  Tlnitsieh* 
damals  violleicht  nur  eine  ^eben,  von  der  bisher  nur  unvullkornJ 
mene  und  entsteUu^  NaohricUteu  unter  die  Protestanten  gekommen' 
waren:  nämlich   dass  der  Kaiser  und   katholische  Stünde  uiit  der 
Gründung  einer  Liga  zwischen  den  spanischen  Niedorlandon  uno 
den    bennclibarien   rheinischen   Gebieten    umgingen;    möglich   da 
diese  Tliatsache  mit  jenen   Zeitungen   von  einer  Conripiration   de 
Kaisem   mit  S|)anieu    und   Frankreich    gegen    die  Pmtestanten   in 
ui-sächlichem  Zusammenhnng  steht;  im  Uebiigen  ist  nur  zu  wahr- 
scheinlich, daÄS,  wie  es  sich  für  fiiihere  und  spätere  Alarmnach- 
richten  nachweisen  hisst,  au  der  Entstehung  solcher  Gerüchte  die 
Krfindungskunst   unbeschäftigter   Soldaten,   ptilitischer  Abenteurer 
und    tendenziiiser  Üipltimateu    grossen   Äntheil    hatte;"   wie   dem^l 
aber  sei,  der  Krnst.  mit  dem  sie  aufgei loi nmeu  und  erwogen  wurden, " 
ist  darum   nicht   weniger   chai-acteristisch    als  Zeichen    eines  weit 
verbreiteten  <iefühls  von   Unsicherheit  unter  den  Protestanten,  ja 
auch  für  die  Feindseligkeit  der  ?itimmung  zwischen  den  Parteien, 
als  etwa  seineraeit  der  Eifer,  mit  dem  sicli  die  evangelischen  Für- 
sten von  dem  Fälscher  Pack  dupiren  liessen,  für  die  grosse  Er- 
regung Ausgangs    der   zwanziger  Jidiix\     Unter   der  Einwirkung  -^ 
dieser  Stimmung  nuu  entwiekelten  sich  die  oben  gedaditeu  Eini— ^ 
gungsverlmndUmgen. 


J 


Auf  lUe  Misserfolge  der  Einigungspolitik  während  dos  Reichs 
tage«  folgte  eine  kurze  Pause  der  Erwägung.    Herzog  GhristopE^ 
war,   wie   es  scheint,   der   schroffen  Haltung   der  beiden  Häuse^^ 

Sa(;hsen    gegenlil>or,    und    weil    rriedricli   von    Pfalz    sich    so   en" 1 

schieden  geweigert,  mit  ihm  <ler  kursäehsist'hen  Politik  zu  folger^ai, 
endlich  rathlos  und  in  seinen  Bestrebungen  schwunkend  gewardc?3i, 


KUtheilon.    Sollton    nicht  ouch  dio  Gorüt-hto   von   ,  Ui^imlichoo  Piaktikcti  cj«r 
I^ajiisteu  *■.  welclip  Friedneb  im  Aufaug  des  .TalireB  l.ino  aus  AVciniar  eroptiiif^ 
(vgl.  KImrkb. I  [t.  100,  lUI/20)  uti<l  wi'klic  ihn  tlot-li  gi^-htlich  iiii:ht  ganz  'un- 
boKAr^^t  liessen,  mit  den  gedaclitf^n  Zcituiigtm  in  ZuM)iniii{<nliari|^  »U'btfnV 
17)  Vj"!.  uiitirn  Anni.  -lü  und  iIm-  Zcitmitjcn  FikrJiii'h  SjUidts  votti 
in  dem  Anhang  iibor  gcfiiUi-lito  Nnubriehtcn. 


Pönftor  AbAolinitt. 


HS 


zumol   da  sein  vomehniater  geistlicher  Berathor,  Johannes  Breivz, 

Villi    woitorcn    Schrittiu    zur   Herstellung    der   Concoitlie   ahiicth. 

Ohne   einen  Cünstantinus   unter  den  Fürsten   und   einen  Luthenis 

nnter  den  Theologen,  liesw  dieser  sich  vernehmen,  sei  «uti^r  den 

'iokJsebeD  juiifreTi   Theologen   kein    Friede   zu   stiften,   und    weil 

solche  zwei  Männer  nicht  vorhanden,  so   würde  jegliche  Synode, 

sei  sie  nun  j^Mieral  oder  üiwH'iuI.  dii'  Zwictraelit  nur  vergriissem.'" 

l-aniipmf  Philij)])   bekliipte  seine  gesclieiterten   (*]iine,  wandte  sieh 

»fit^er  an  MelHnrhthim.  ho i -ich (et«'  ihm  iihrr  ili*'  viTlaiifiMHui  Hnnd- 

/ungen,  machte  ihn  aufui'TksHni,  wii-  gefaJirilrohcnd  dir  Ijiigt'  der 

Zeil  far  den  Pi-otoatantismus  erscheine,  und   fi-agte  abermals  an, 

ob  er  nicht   einen  Wfg   zur  Kiniglceit  wisse,   wohl   in    der  Hoff- 

Q*^ng,  endlieli  ein   Uutachti'u   zu  <'rhnJten,   das  günstiger  für  die 

t*rjlitik   des   energischeu    Handelns   lautete."*     Melauchthons   Ant- 

,  18)  i1iri»(o|ili  an  rbili|»|),  AugHburg  dm  Äl.  Juli  5!)  (H«.)  tiiigt  Zweifel. 

^HF***-^  aicbl  das  fiiclicr^te  und  Friodlicihxto  hoi,  wndLT  d&A  KiLühbiHche  HiKl(>iikei> 
r  ^'Vai  il(»n  fnuil;furtia»;ln!n  HorrÄ.  noi'h  (ins  iViiirutütinnsluioli  zw  Ixianlworteo 
I^^-Äcli  einen  roinent  desbtjit  zu  henifcn.  Kugler  (II  j».  N2)  nii.-int,  dioses 
^^^^hn'iU«ü  s»'i  die  wor^iifttHc  Antwort  auf  den  he6?iiHC'lit>a  Synwlalvorgeljlag 
^^  ^kI  Ktütze  »iuli  auf  ilivi  Ixii  Sattler  IV  lleil.  p.  157  uiit{;L>lli«Utt)  Gutautitoo 
^*^6  Bruitz  ülKir  tiyni)duD  vom  18.  Mai.  Chrwldpli  hatte  aber  borcits,  clii' 
^^  ilu's  Guta''bti>ii  erhiflt.  dou  h(!Msiächi.>u  äyiiixlalplai)  auf  oigno  üand  ab- 
^*>l«>hrjt  loboQ  ]).  V*1,Ü)  wülinrtui  t^r  damals  dtni  tl"daiit«.'n  iiincti  uvaagplisclirn 
^^^  ünttein'onvönts  ohne  Zuzit-bimg  der  (irafen,  dn-  Städto  ud<J  der  Srhwdixei' 
*^^k:1i  fcKtbiott.  Nur  auf  snin  Vr.*rhalten  in  diT  letztem  Angelegchbeit  liat  da* 
-*^reiiz'sclie  Gutachten  noch  EmtlaEs.  Auch  don  FüivtunooDvout  moint  t-r  nun 
*«i  ubigem  SohnMboD  widcrratbi-a  zn  inüswn;  doüb  ist  or  nicht  ganz  mit  sieh 
^iziig  oder  kehrt  bald  zu  seini-o  fnihorn  (iodacketi  zuriiuk.  denn  or  i^b  dem 
^CM^lbOheii  Kanzler  Si:heni^r  am  Kutl).-  di-s  Hmob^tAgv  eine  fiir  dm  l^ndgraftn 
^•stimmte  Krlkrung  {Ih.)  ab,  welehe  angiebt  da.s.s  der  Convrnt  giseheiti'rt 
%ef,  weil  Kurfürst  Friedrich  auf  die  Fordenicg  Augusts,  daiw  der  ftunkfurtiüichb 
■XCeoees  im  Nanien  der  Theilnehmer  verüfff'nt]L<.'ht  n*ürdc.  niubt  hab«  >.*iugehen 
"XwwUvn,  ir&bread  er,  Christoph,  dio  Zusammeultuiin  für  hoehnoüiwpndig  halte. 
»  li<«3  zugleich  den  J^tiiigmf^n  aiifT-irdern,  dioselbi'  noclunaln  bei  Kiinw-bson 
au  iKffiirworten  uud  veivpraeh,  dass  er  und  Pfalzgraf  Wülfgajig  bei  Kuriifalz 
^aaselbe  thoo  wollten.  Den  Hriuf  vom  31.  Juli  und  dieso  letiEt'.fn?  Erkliirung 
^mb  Philipii  »^tneDi  Vogt  Krafft  Spiei»  zu  einer  Cuunultation  Melaiubthun^  (s. 
«liUdiät«-  Anin.)  mit  untt-r  dnr  Ronierlcuiig,  di*-  lioidi-u  i>chriflRtiii'kv  witm  i'Ui- 
andor  ^widt-rwiirlig*  und  er  wisse  niclit  wie  er  .sich  in  dio  Saeho  Ächickon 
solle.     Uiornncb  it>i  nL>ch  Kugler  II  [>.  141,2,  148  zu  corngiren. 

Ifll  lustmotion  für  Landgraf  I'bilipjw  Vogt  zu  Ilasungen  Krafft  Siiieas 
»OT  Werbung  im  Melanchthun ,  vom  IS.  ^•\>t.  I'mR  Uommel  UI  p.'AV2.  Auch 
saamt  den  in  fflEiger  Anm.  erutihnteu  Ikülogen  in  Us. 

8 


114 


Päafter  Ab»c]inttt 


Wort  kiiinen  wir  mchl,  ducl   wissen  wir,  flnss  er  weit 
war,   sich   liou   Wünschni    des   Lrfindgruit'ii   zu   nöJiorn.-"     lU^rzvg 
Clmstopli^  (Ion  iUm  geapannti*  Ijuge  doch  nicht  hingcr  rasten  U«ss, 
butto  tiicb  inzwischen  längst  seiner  zeitwoiligeu  UnentsddoicHi^ubeit 
oder  Ver/weitlunp  am  Werk  cnlrissi'n  und  Hbormals  die  Initintive 
zur  Vorstandigiing.    nicht    nur  der  religiotnon,   sondern   auch   der 
politischen,  ergTin*en.    Syhon  gegen  Ende  des  Reiclistages  erkläii^| 
ur  sich  wieder  bereit,  für  eitn-n  pi'ot*\st  an  tischen  Convont  zu  wir- 
ken;-'   ulsdann    sandte   er   Anfang   October   den   Freiberrn    Hans 
Unguad  von  Sonnegg  an  don  Landgrafen  von  Hessen   luid  Kur- 
fürsten von  iYaiz,  um   ihre  Mitwirkung  für  eine  persönliche  Zu- 
sammenkunft  der  Fürsten    zu    erliitlen.     Kine  Theologi.'nvei"saram- 
lung  seliiiMi  ihm  iieuerrlings  nicht  mehr  räthlieh;  die  Füi-ston  sollten 
nur  ein  Jeder  vor  dem  Besuch  der  Confereuz  mit  ihren  (>oliUscb4^| 
Räthon   und  Theologen   Rücksprache  nelimen.     Auf  dem   Conven^^ 
mlisstc  man,  —  da  man  ja  in  drm   positiven  Ivcbron  einig  sei  — 
di&so  Einigkeit  bekräftigen   »md   beschlii'ssen,   bei   der   bekannten 
und   erkannten  "Wahrlieit  zu  bleiben  snwie   auf  Reichstagen, 
Concilien    und   andern   GelegiMilu-iten    für   einen  Mann   zu   stelieit' 
Dies  Einiguugswerk   sullte  im  Kinzetnen   befestigt   und  ausgebaut 
werden  dui-ch  eine  Anzahl  specieller  Vereinbarungen:  man  sollt(S3 
eine  norma  doctriiiae  aufstellen  und  darauf  halten,  dass  derselbec 
nicht  ?uwi(ier  gelehil  werde,  sich  verständigen  ob  noch  Roste  vor 
Ccremonien  beizubehalt*m   seien   oder  ob   man   diese  abzuscbaffc 
habe,  andererseits,  wie  schon  im  ftankfurtischen  Uecess  bescIilossei^H 
worden,  die  Lästerungen,  Schmiihungen  und  coudemnationes  pe^r^ 
sonarum   abstellen;    ausserdem    aber    suilt*^*  erwogen    wenleu,    wS.  « 
man  die  französischen,  englischen,  polnischen,  schweizerischen  ui«.<| 
andei-e  Kirchen  gewirmen  und  sich  mit  ihnen  gottselig  vergleichen 
möge,  wie  <lon   armen  Christen,  die  noch   liiu  und  wieiier  unt:4^j* 
dem  Papstthum  sUssen,  zu  hellen  sei;*^  wie,  wenn  der  Payist  nnd 
seine  Anhänger  eüi  parteiisches  Concil  hielten,   dagegen   excipirt:, 
protestirt   und   gehandelt   werden   müsse,   und   endlich  —  bierb 


rba^ 


2Ü)  UntDu  bi^i  Aum.  41/2;  BeÜ.  XXDL 

21)  S.  Adoi.  IS. 

22)  Es  IcHDu  nach  allBin  Vorhergübundon  und  Folgenden  nur  die  riHiht — ■ 
Hohe  Verfolgting  dt-r  protestantischen  j^ravaniina  uud  dio  fürbittliche  Inttf  — ' 
oession  für  die  proti^tantiKeben  riili^rthiuien  katholinutior  Fiiratcu  dos  In-  ma^^ 
AiiMlandus  gom*:*nit  hcim. 


Fanftcr  AbsettnJIt 


115 


wird  nnzweidotitig  auf  die  Vereinbaruiij;:  bcwafTiioton  Ztisanimon- 
8td)cu.>;  hingowiuseii  —  wie  man  dagOf;on  zu  haudelu  habe,  wenn 
dit'  kaüiolisclion  Pdteritnton  sich  der  Execution  des  Concils  an- 
o^men  sollten.  Zur  Motiviniiig  aller  dieser  Vorschläge  wurde 
"lie  bedrühti'  Loge  des  Protestantismus,  die  Spaltung  der  augs- 
burgischen Codft'ssionsverwandten  vor  Augro  geführt  und  die  Oe- 
Wir  recht  Pindringlieh  gennieht,  dasa  im  Fall  der  Papst,  Kaiser 
orfer  Andre  Jene  der  Religiim  halber  anfechten  sollten,  ihres  gegen- 
^iägen  Mis&traucns  halber  Abfall  inid  furchtbare  Trennung  ent- 
stolipu  möge.** 

Landgraf  Philipp*   dessen   eigenen   Gedankrjn    —  wir  sahen, 
"^tts  er  an  Melanchthon  schrieb  —  diese  Anträge  entgegen  kanion, 
'^A«l   Eurfüt^t  Friedrich  versprachen   die  Zusanimenkunft   in  jeder 
^V"<«ise  zu  b«fürdeni.      Nuiinithr   braclite   Christoph    eine   gemein- 
^o^Viaftliche    Gesandtschaft   des    Ijindgnifen,    Kurfürsten   von   Pfalz, 
'*'f»*lzgrafen  Wnjfgjing   und    seiner   selbst  an    den  Kurflirsten  von 
'*'>»*.4;lisen    in   Vorwlilug,   um   d<  n    vor-aussichtjichen   Widerstand   des 
t-«*:*tztcrn  nachdrütJtlich  zu  bekämpfen.    Die  Fürsten  gingen  sofort 
'■**-niuf  ein.  ausgenommet»  Kurfürst  Friedrich.    Doi-selbe  fürchtete, 
^^»irftirst  August  habe  ilui  wegen  seiner  Haltung  auf  dem  RHiclis- 
•^^•^  in  Verdachtj   das   Verfahren  Johann   Friedriclis   zu   billigen; 
^Ä*  Bchloss  sich  daher  aus,  iim  August  nicht  abzuschrecken,  wäh- 
r'^^nd   er   die  Gesandtscliat't    im   Namen    der  andern    drei   Fürsten 
S'Xitiiiess. -*    Die  Instruetiun  wurde  niui  entwürfen  indem  Wolfgang 
**-Äi(l  Philipp  auf  Christophs  Aiiftorderung  hin  Entwürfe  anfertigten, 
^-ÄTid  tThristoph,  der  zuvor  auch   bei  Kiirfüi-st  Friedrich  Rath  ein- 
S^ii'lt  hatte,  dann  mit  Wclfgang  die  ©ndgUttige  Fassung  in  per- 
sönlicher Zusammenkunft  festitoilte.     Von   den   ersten  Kntwiirfen 
«-«unen   wir   mir   den   hessischen,*^    Sowohl    dieser   als  die  end- 


23»  Momorial  für  Hans  Ucgnad;  Stuttg.  den  2.  Oet.  Hs.  Vgl.  Hcppo  I 
P-  338ff.    Koglor  II  p.  148,  H9.    Tlnton  Anm.  31,  U. 

2-4)  Ueber  diese  Verhanilhingeu  s.  Hoppo  I  p.  34()fT.  Kuglerü  p.  iriOfT. 
''*-*'»  kurzen  ZwiHcUenfall,  der  \m  Hep]>a  (t.  342,  Kugler  p.  152  orwtthnt  wird, 
""ergebe  ich  aln  nnwesf-ntlißh. 

25)  Iter  Kurfürst  von  Pfals  kam,  kur»  beror  die  lüBtruction  endgültig 

"^'f^b  Wolffiaiig  uu(t  i'hristoph  ausepirlxitot  wunle,   mit  Li-Iütoreüi  persönlich 

^^**ainjn<'n  und  wurde  dabei  vun  ihm  fturg(>fordort,  den  hesnischen  Entwurf  zu 

yntei-seicboon,    Uappo  I  p.  343.     In  cinoni  Gfiaammtsch reiben  (Nördliogon  den 

7*-  Jan.  Hs.),  in  Wfli.!iem  Wolfgaug  und  Cliri«toph  dem  landprafwi  die  fertig)' 

'^struction  rur  Prüfunt;  and  Da«-Ii  Bt.*Iiiidi.'n  VerbeMSornug  /.ii  wthiiki-n,  tlieilou 

8* 


p 


flpültifTO  Instruction  scliriinki'n  t\as  ui'spriinf,'lichp  Programm  ffpreog 
Christophs  sehr  t^in.  I»er  hesMischt«  Knt^vurt'  rodut  nur  von  der 
ßt'ilegUD^  düR  ]jOhrstreits,  Abstellung  der  hoftigen  Polomik  und 
einer  Verständigung  zum  Schutz  des  deub^chen  Prot«t«t«ntisniu8: 
ilio  TiistniLtion  tJint  drtzu  nooh  die  Beratlmn^  über  das  gemoin- 
sanif  VfrlialU-n  der  augsburjri sehen  Coafessionsverwandton  gegtm- 
liber  dem  xukdtiftifron  päpstlichen  Coiicil;  dii^gen  Liess  man  die 
Berjitinmp,  wie  den  amieii  Cliristrn  unter  dem  Pa|)sttlum»  zu 
lielffu  sui  und  wie  man  die  auswärtij^on  Kirchen  pewimiou  l((')aue, 
ijüuzlicli  fort,  vermuthlieii  um  den  Kurfürsten  vou  Sachseu  nicht 
scheu  zu  machen  durch  Vorechläge,  welche  bei  seiner  Äbneig^ung 
ge^^n  Verwickluiifi;  in  die  Verhältnisse  dt's  Auslandes  und  seiner 
V'drsirht  lien  katholischen  Stauden  gegenüber  ihm  grosse  BrKk*iiken 
einflössen  niussten. 

Der  lastructionseutwurf  Land'rraf  Philipps   ist  sehr  diarae- 
teristiscli. -"    Wiüderum   wird   hier  vorgeschlagen,   dass  niclit  die 

Füi-sten  allein,  «(»ndem  die  Fui-sten  mit  den  Theologen  sich  ver 

sammeln  »ollen:   unter  den  Theologen  selbst,  mit  deren  Hlinwilli 

gimg,  muss  der  Friede  geschUissen  werden,  den  man  nicht  einfact  _^zi 
von  obt'u  lu'riib  dictii-en  kami.-'  Nur  die  Voreiligkeit  iler  Geist^-^ — 
liehen  soll  dui-ch  die  Leitung  der  Fürston  in  Schranken  gehalte^Ki 
werden.  Zu  diesem  Zweck  soll  mau  die  Disputation  über  di^  <? 
spit:sesten  Untersehie<lo  der  I^^lirabstiifiiiigi'n  ra«iglich«t  fem,  da.  o 
ganze  Krörtening  miigliolist  aut'dniu  genioinsajnen  Lehrboden  lialte 
Man  soll   die  uugsburgisciie  Oonfesston  auf  den  Tisch  te^^n,  dt^i 


sie  mit,  dass  diest'Ilio  «au»  K.  L.,  dabei  «ueb  ties  Cliui-fiirHtoii  pralzgnivoc  luic 
unpiirm  bwlf^ukHii"  KUÄsrntneiii^etmi^eu  sei.  Per  Laiitlgrar  1j>**s  diö  lustmction  ' 
BOwio  die  goinfiiisam«?  lioglauligiuif,'  für  die  Oesnmlten  in  der  iilwrscIiickt'.'O 
Form  muiidiroD,  und  Bchiokto  boido  Shicko  unterschnoben  Wolfgaiig  udcJ 
t'hristoph  7.U  (Philipp  an  Wolfg.  u.  Cluist.  Komrt)th  dcu  5.  Kt;br.  lh.\.  Vea 
hesbisühca  Entwarf  8.  Beil.  XXIV.  Die  <»idlicho  Instnidion  Caiiaieh  p.  43?*- 
Dio  Xobeniiii^truction  Floppi)  I  p.  345. 

26)  U-ider  ist  daä  Scbhftstück  Dicht  im  Einzelooii  genau  ausgearbeitet-« 
sond«ni  Dur  llüulitiK   skizzirt   und  sogar  sülistisib   unfortig;    2.  B.  ealhilt  i 
Aeust^onmg  ülier  die  A-liapliora  einoo  nur  »ur  Flüt-btigti-it  orkl&riiofaen  Widi 
spruub,  uacb  dem  c»  unklar  bleibt,  ob  der  Landgraf  wirklich  mointe,  es  t 
vielleicht  zm-  Zfit  dos  Interims  zuviel  in  den  Mittoldingon  nnchgogobea  wordo». 
oder  ob  er  nur  wüoacbte,  da.ss  man  mitbigonlalls  uid  des  ii'Viadens  n-Üleu  ii 
der  Fraxis  der  Corumonien  eine  OoncL'üwion  macbe.    Dd^gK'ichen  vormisst  niafl 
eine  AeusseniDg  ükn-  dun  Abundmablftstivit    S.  BfU.  XXIV. 

27)  Vgl  oben  p.  80. 


t 


Fünfter  Ansohnitt. 

Tbenliigen  von  Artikol  zu  Artikel  vorlost'n  und  sio  bei  jedHn  oin- 
tclnen    fra^on:    Sfiil    ihr   dmiiit   zufrieden?     Diese  Krage   würde 
dann  bei  den  meisten  Ailikeln  allerseits  bejaht  woi-den.    Bei  ein- 
wlnen   Artikeln   würden  Kleb  differentti  Interpretatiimen  ergeben; 
»ber  w(mn  man  durch  besonnene  Leitung  der  Diseussion  die  Tlieo- 
'"ppn   V4!rmögen  könne,   sieb   gegenseitig   gerecht  zu  werden,   so 
*iirden  ae  vielleicht  auch  m  diesen  verschiednen  Interpretationen 
nur  vorsrbiedne  Formulirun^en  niatrnell   ilbereinstimmender  Mei- 
"üDgon   erkennen.     Ks   ist   na<'h    (Ut   bigo   <lor  Stnitigkciten    in 
j''atir  Zeit  erstdittich^  diLss  eine  s<i)oho  Atisfiihning  nur  im  Alt- 
gemeinen,    nicht    für  jeden    einzelnen   Ijehrartikel.    Oeltung  bean- 
'•^rurheu   konnte,   denn  es  waren    materielle  Lelirdifferenzen   vor- 
^^nden,  die  sich  nicht  einfach  für  Miss vt-rs tun diüsso  erklären  und 
^i   Seite  werfen    lie«80n:   man    muss  zwischen  den  Zeilen  jener 
'^Orsehlägo   den  Oedunken  lesen,  doBs  über  den  Rest  von  untilg- 
baren  Meinungsuntemhiedeu    die  Thoologm    sieh  —  ftci  es  still- 
*^iiweigend    durch   einfache  Anerkennung   der  allgemeiuen  Lohr- 
"^*Tnen    der  augi<burgischen   ConfesÄinn,   sei   e«  auruirtieklich  — 
*^derÜch    din  Hand   reieheii   und   gi'gensi'itig'o  Duldun^r  würden 
*^*  *3rilun»en   müssen.-**     Andrerseits    mus«   man  jene   Ausführungen 
*'*^oh  dahin  verstehen,   dass   der  Landgraf  wohl    nieht  auf  einy 
S"^««   all^meine  Verständigung   reclmete:    eine   solche  wäre   nur 
*^*ain    zu   erzielen   ^wesen,    wenn    man   jegliche   Duldung   prcis- 
^"'^^bend  sich  ganz   und  gur   der   ortiiodoxen   Partei   angeschlosflen 
^^tte:  aber  der  Landgrnif  wollte  lieber  auf  die  Eintracht  mit  einer 
'■^^^clnsiv   Intherisrhen    Minderhfit   vor/ieliten   als   den    letzton    Rest 
^^-ner  tulenuiton»  Stimmung  in  Deutsciilund   schwinden   sehen:   er 
^■»itte  sich  in  seinen  Gedanken  bereits  durnuf  eingerichtet,  Herzoa: 
*^  T>bann  Friedrich  und  die  Gleicligesinnten  fahren  zu  iHssen,  wenn 
*^^^"*i*  nur  gelänge,  einen  möglichst  grossen  Kreis  der  deutschen  Kir- 
^-^4ioji    in   Frieden   um   vermittelnde  Lebrt'urmen  zu  versanimcln ; '" 
"^^^^ie   dieeer  Gedanke  mit  seinen  Anschauungen  und  Bestrebungen 
*■  *-ii   weiten  Fnld  der  euri>|>äisfht!n  Politik  zuKaninienlnng,  ist  oben 
^^''-«ijhon  erörtert  worden. 

Als  vermittelnde  Form,  hei  welcher  alle  verschiedenen  Rich- 
*^vingen   beham-n  könnten,   hatte  er   nun   dii*  augsburgische  Con- 


28)  Ob«!  p.  79.    Boü.  XXXiL 

I^J)  Vgl  obofi  |}.  72,  81.    Änm.  36;  unten  bei  Anm.  &2. 


Uö 


PüufUtr  Al)s<ilii)itL 


fession  vorgfwchla^'pn.  Dor  nediuike,  djiss  man  einen  allpi'iiK'iiien 
Ouinpniiniss  aiif  die  aug»bürj^s<*he  Oinffsmiun  soliliessen  niüssi*, 
war,  wie  wir  hören,  vonlpm  schon  von  anderer  Seite  ausgesprochen 
worden,  aber,  scheint  »'s,  doeh  nie  in  diesem  Sinne,  nnd  auf 
jeden  Fall,  oiiue  nähere  Beachtung  zu  finden.^  Noch  jetzt  gingen 
\Vi>l%ang  lind  Christoph  auf  den  Vi>rschla^  des  Londgmfen  nicht 
oigentUdi  ein;  sie  adoptirtcn  zwar  in  der  endgültigen  Instruction 
die  allgemeine  Subscription  der  A.  C.  aber  sie  begingen  dabei 
immer  ndcli  den  Fehler,  dwh  auch  wieder  den  frankfurtisehen 
Keeess,  anf  dessen  Bekämpfung  die  Gegenpartei  ihren  Trumpf 
gesetzt,  zur  allgempinen  Anerkennung   bringen  zu  wollen.     Die 


< 


30)  Ilio  bei  Koglor  II  p,  27,  M,  \X}  orwtUiotea  Vorechlüge  ChriKtophs,  ^" 
welche  ebcodosolbst  p.  156/6,  Note  144  wie  rs  scbciat,  nls  Vorläufer  d««  Ge— 
tlinkoDä,  der  tlann.  aiif  dem  □atunburgisobco  Fürstentag  zur  Ausrühmuf;  knm  ^ 
citirt  wprd<'D,  zii'lcii  docli  nur  darauf  ab,  daHs  mau  sich  den  Kathnlikt'n  gvpia  ^ 
über  unter  Ufbergclmog  des  Zw-i'.'^palt.s   der  Evangvhsc-lica  auf   dio  aujrslfur-j 
gisüho  Confiwcioü   I»eruffn   hollt',    nicht  darauf,  dtss  6ie  allgfineino   Anorlfo--«^^  ,jj_ 
nung  der  Confes&iou  das  Mittel  zur  Geüegung  de^  Stroitti  innerhalb  der  Pmt    m   u 
abgeba    Progor  11  p.  84,  Hf)  berichtet  zwar,  dass  man  sdion  nur  tiotn  Unkh^ 
tag  dio  Bebscription   dor  A.  C.  herathon;  (\a   man   nhfT,   KnUmgo  dio  Kiuun 
verbandluDg>?D  auf  dorn  Rc-i(-li>itag  iihorbaupt  währt<'U,  hri  dem  iVdAiiken  stob 
blieb,  dit>  Conoordie  durch  allgi-irifint'  ADcrkonnusg  dus  Ci'iuikfurtischeu  KM-o^^^aieg 
hr>rbcizur\ihiYiQ,   so  wird  dicsor  Bericht  nach  dein   Gutachten  doü  .Tacob  i,_ 

Zitwitx  (s,  Ab»ch.  IV  Anm.  50)  zu  deuten  sein:  oätnücb,  ilass  mau  dio  jtn-.j^ti^. 
stnntisc-ho  Concordio  auf  den  Recoss  la  bcgriindci»  um]  djion  onft  die  at^  ^, 
burgisclie  Cuufr.'Kbiuu  zu  8ubBcriliin:>u  ^edauLle,  abi-rmals  uur,  um  üie  als  «r^/n. 
beitUches  Ulauben8dcj<;ttm«'nt  den  Kalliolikcu  (;pgeiiül*tT  zu  viTwomien.  Oh  al(if 
bei  Kluekhohu  I  p.  54;!3  erwähnte  Voniehlag  der  jiomnierischen  Oettandten  m**hr 
als  dies  heab^i<:htigte,  ob  er  nicht  viclmc^lir  ciu  blosser  Oegeo Vorschlag  gc^Bo 
die  kurfsirrhaisehe  Fordeniog,  den  Keeess  als  protostantisc^cs  Glaalicnsdoeumcol 
den  Katholiken  gngonüber  zu  pul)liL'in'n  war,  int  auti  der  kurzen  Notiz  niiihr 
orkonntlic'h ;  war  es  der  Fall,  so  würc  dies  unseres  Wissens  das  eiiudgo  jfal, 
dass  der  Oedanke,  den  Ijktidgraf  PhiLip]«  EotwuK  zur  Inettruction  für  die  Oe> 
pandtäL-haft  au  August  (Küil.  XXIV)  ausführt,  vor  iliesor  Zeit  geÄuseert  wunlr 
L>ers(dbo  bfsti'ht  darin,  dass  dio  innen-  Siialtung  der  Protestanten  selbst  duft-ti 
abermaJigH  allgemeine  Aiierkenrmug  der  A.C..  und  jiwar  diese  allein,  Iwigeilegi 
WL-rden  müsse.  Im  Sinn  Ijuidgraf  rhili[i|iß  bedeutet  dies  aber  jedenfalls  oott 
etwas  Anderes  als  in  dem  der  pommerischeu  Oesandtcu;  die  Absicht  der  lA'ti- 1 
ten*n  war  vermuthlich,  die  Confcssian  als  Documeut  des  exelu.sjven  Lutber-i 
thums  zu  intcrpretireB  (vgl.  Heppcl  p.  284).  während  sie  nach  Philipps  "Wtinsci 
den  gomcinssmen  JViden  gebildet  hätte,  auf  dorn  die  gogenwiirtig  streit •■ri.lJ 
ß)i;htungen  Ihre  Zusannnetigebi'irigkeit  >>rkeuu«ii  und  fortan  friedUeh  Qi-K<'n> 
ander  fortleben  sollten. 


Fünfter  Absohnitt. 


119 


Verhan«! hingen  zu  diosrn  Zwockcn  hfittpo  notliwpndip  hIIp  Stn>Uig- 
knti^u    wieder  lienuinxsehwörcn   niiisspn,   die   man  auf  dem   vom 
Undgrnfen  vurpejichlagLnien  We^o  vielleiclit  hoffon   konnte  zu  uin- 
REhen.     Erst   in  zweiter  Reiiift,  und  zu  ariderm   Zwec^k,  nänilioh 
fitn   einem   krtnfHfren  Concil   mit  einem   Bokonntiiiss  von   Iiistori- 
sohpr  Autoritär   ent*^egentreten ,  die  Einigkeit  des  PrntestäntisniUK 
auch  naeh  missen  hin  dDOumentiren  zu  können,  wurde  neben  der 
inneren  Versöhnung:  der  streitenden   lüflitiingon  auch  eine  abor- 
nialijre   allfremeine  Siibhi'riptlen  der  aup^hurgi sollen   Cenfessinn  in 
Aussicht  ffeuomnien.     Ziuu  Absoliliiss   alt'    dieser  Verhandlungen 
hofften  sie  dann   unter  Benutzung  beider  Bekenntnisse,  der  Om- 
fession  und  des  Recresses,  eine  ausführliche  nllpemein^iltige  nomia 
clt»ctrituw*  redigin-n  lassen  zu  können,  die  künftigen  Zweitein  nnd 
Stroiiigkeiteu  vorbeugen   und  so  den  Segen  der  neuen  Kintrueht 
auf  die  Naclikommen  vererben  würde.'*     Der   ganze   Plan   bliob 
■Vfieder  unausgeführt;   im   Sommer  1500   dann,   ala  sicli  auch  an 
dem  (iebiihren  der  Flacianer  aufs  Neue  erwiesen,  dass  dieser  Plan 
und   jeder   ähnhehe  in    der  That   heffoungslos  sei,   fiEtöste  Herzog 
C'hristupli  endlieh  den  Gedanken,  auf  die  Anerkennung  des  frank- 
furtischen Keeesses  nicht  weiter  zu  dringen  und  auch  die  innere 
Vereinbarung  des  Protestantismus  allein   dunrh    eine    neue  allgc- 
meizie  Subseription  der  augsburgischen  Cunfessiyn  herhetzutühren. 
Dies  ist  nur  nuch  eine  unbedeutende  Abänderung  Jenes  landgräf- 
licbcn  Vorschlags.-"' 

Zur  Sicherung  gegen  die  dem  Protestantismus  drohende  Ge- 
fahr proponirte  l^uidgruf  Philipp  in  seinem  Entwurf  einen  „Freund- 

31)  Vgl.  dftn  auHf»ihrlii'!n?u  AiLKzag  clor  Hiiuiitinstruction  bei  Calinicli 
p.  iü — 48,  iiameDtlich  die  vom  froukruriiwjlißii  Klm^ss  haiidülDdeo  Sk'llc^ii 
I».  46/7,  and  die  Aii|;ftlio  über  dio  ^fr■be^iutit^U(rti()n  l>ei  Heppe  1  p.  .145.  Bei  Kog- 
lor  U  p.  IVl,  155  wird  d^r  lolialt  d'T  VorscIilüKe  Chriattiplis  und  Wolfgaogs 
dofli  tiii'lit  ganz  klar  dargestolU;  1n  dem  Mnninnii!  üngTinds  vom  2.  Ortobtr  (s. 
p.  11-1,5.  Anjii.  23)  spielt  allenlinps  der  fnuikfurlisi-ho  Rpi-cm  eine  untergeord- 
net«^ K'iUo,  akor  dtx-h  nur.  weil  id  dont  Scluiftstüi^k  üWrtinupt  nicht  angegobcn 
wird,  Attf  welcher  Grundlage  Chnutoiih  die  VerBtöntUgmig  der  Protcstatitm 
liorztiätellcn  ^<?dachte;  in  der  Instruttinn  dagegen  wird  {auch  nach  Hs.i  nuf 
tlio  Aocrkciiimug  de«  frank furtiM du -n  Ut'ce.HHcfs  fat-t  clioiihovipl  Gewicht  gologt 
als  auf  dif  der  ronfession;  da  K.  für  dif  Hftupliri.-+trur;lion  nur  dio  iingunügi'ndL' 
Inhaltsangabe  bei  Uoppol  p.  343^.  beoutztc,  kommt  dica  in  äeioer  Darstelliuig 
njobt  cur  Qeltusg. 

32)  Der  ninzige  wpfi4'ntlicho  Untei-fichied  im  Prcjoct  di-s  Naumburger 
Tages  b(>stand  darin,  das»  man  wieder  die  Theologen,  fottliess.    VgL  Ahsch.  TIL 


120 


khsch 


liehen  Verstand'*  der  iiup;bmgistrhi'n  (.'onftssioiisvorwundten,  doi 
!;(!stalt,  dass  Jcdor  unter  donselbon,  wenn  vr  dor  KuU^iim  lud 
Uberzo^ftn  würde,  wisse,  wessen  er  sich  zu  den  Ändern  zu  ge- 
trüBten  habe;  (Jas  heisst  mit  andern  Worten,  ein  Vertheidij^ungs- 
bundniss.-^'  Christoph  und  Wolfpnnp  kleidHon  den  Voret^hlap  ii 
August  nifht  abzuschru'cken^  in  die  vonüciitij^cre  Fomi;  mun  mö\ 
auf  dem  Cunvent  berathen,  wie  man,  wenn  der  CJegentheil  d 
Relif^iuMsfriedtMi  brerhu,  di«  Beti'otVenen  ^rüilich  nnd  rechiliül)  und 
durch  ulk'  onieutlichen  Mittel  vortheidigen  könne,  unter  die 
ordentlichen  Mittel  wird  abur  auch  hier  stillschweigend  die  Ver- 
theidigiing  mit  den  WafTen  gerechnet,  und  eine  Abrede  zu  diesem 
Zweck   war  somit   Bestaiidthcil   des   I^ogramms."*    Ob  Kurfürst 


1 


33)  Vf(l.  Beil.  VI,  Vlll  uud  die  ErÖrteniiiguo,  welcbn  zwiscbeu  Philiiip, 
.seinem  Bobn  WÜhelnt    uml   <lutn  Dr.  Liinlcmaim   uhcr  <)it'»c-n   Piuikt  gopflo); 
wurden,    \m   Caliiiich  \\  'Ai  uiid  40.     Domnnch  war  Landgraf  ['hilipp    Ixiroit 
falls  nodere  Stände  otDO  sehnftUrho  Aufxcichuuag  der  Ahmai-hiiugon  änbeuQ 
sollten,  sich  mit  ciiior  iinuidlK'lK'ii  Tenibreilung  ru  bepnügcn  (wie  Viel*?!!  wo 
Ulli  d«T  gniüStiru  UtiiiiiliL-likuil  willtin  t<r\^'ÜDat■bt  gow(.>tioti  wftru);  ui  dt'r  Sacl 
wird  ilndiiivb  Nichts  gi-iindi-rt. 

341  8.  dii^  b<>tn>IT(.Micli>ii  8ti.'Uoii  dnr  Iiistruirtion  CAÜnicb  p.  4Tj  oben 
p.  40.    Vgl.  Absrh.  VII  Änm.  2f>  das  erete  Citnt.    In  doin  Mcmuiial  L'ngua 
(p.  114/51  liotRst  die  cutAjirci-hondo  Stcllo:  {os  »oU  lioratlifn  w<:rdc-n}  «wa  uuclk:^ 
diwM'lhigon    M'olüiclip   T*ntt^nhit<'n   jjich  der  cxecution   und  vnlnzinhunge,    wat^» 
uf  dem  roncilio  fliigenommon  und  hpschlojwcn ,  understehcn  '*^^^dPD,  wiis  urttM. 
wie   ditrp-gi'n    zu   baiidlini.    nie   iuk-1i  dargi-goii  t'in    otohelbge  glciublaatondc? 
L'orrc8poDd(!uz  pemacbt,   auch  dnrob   mit  ^taudbaflfm   einheUiK<^tu  imfiwhtcn 
christlichen  bor?.i-n  und   gcniuiti,  mit   dnimitzung  Icib,   lebou,  gutb  und  blut] 
trenlieh,  christlifh  «nd  stnndbaftig  yohalfou  wvirdo*.    Itas  Wort  „correspon 
■leuK"  ist  ofTbnhar  oiubt  nur  in  tieiiiem  ursphitiglL'-bcn  Sinn  zn  oehineu, 
Euch  deuüifher  aus  Bcü.  IX  hervurgeht,  wo  als  der  Inhalt  dor  „Corrcsp 
deuÄ'*  augegfbcü  wird,  diisa  Alle  mit  Ltib,  Lobon,   Out  und  Blut  fiir  om 
»nder  eiustelien  HoUoa.    XaL-h  cicor  i-nglisL-heu  Mittheiluog  über  dicHcn  Spracli 
gebrauch  konotö  ea  schoinon,  nU  soi  iinior  djosor  BexeiL-liaiuig  nur  oinn  voll 
foroiloiMj  Art  dm  Kinv^-mtäudnihses   gfiiioiiit  (Tljia  allianv«  ia  but  a  comutoB 
consoril  of  cortain  porsona,  by  word,  or  lethT,  to  dofcud  om-  auothcr  in  caiuHi 
"f  rcligion.     Knollts   uud  Mount  an   Konigin    Klisnbnth  don    H.  I)€«r.  'I56J. 
The  Princes   .  .  .   an?  porsuadcd  that  this  genoral  agnKjniüut   by  word  ao(| 
promisi',  to  düFend  ont>  anothtr  in  causes  of  ixdigiou  without  Jiiuitation^ 
in  writiiig  ia  nture  availnble  tlinu  lengues  desi  ribed  intu  a  wrtain  ordor  i 
jutiolos  ....  this  manni>r  ot  Kllinnri>,  whicb  Uiey  call  a  cnn'espODdency  ob 
Dicsnlben  cod.  die  an  ilcn  Itath  drr  Koni^n.     State  papers  !5t>2,  No.  1258(2) 
]25ft(2).    "^'io  diu  hier  orwühnto  8ühutzi>itiigung  vntsUindcn,  üb  völlig  for 
oder  ttuter  bindendiin  Tonnen,  nur  obny  schrifUicho  Aufzoithnung,  wtsson 


Fünfter  Absolmitt,  121 

Friodridi.  der  an  der  endf^tiltipon  Kassung  der  Instruction  An- 
üieil  hattp.*^  mit  diesen  Absichten  überoinstimratc,  ist  nicht  zu 
fintsoheidon;  nach  seinem  späteren  Verhalten  dürfte  es  zu  bezwei- 
feln 8t'iii.''*° 

Die   Insti-uction    datirt  vom   15.  Febniar   1560.     Bald   nach 
'li*«oin  Termin   brachen   die  Gesandten  auf.     Schon   ini  December 
IÖ59    hatte  Au^nist   auf  Landji:raf  Philipps   Veranlassung   hin   er- 
fahren,   daaa   die  Küreten   sich  wieder  mit   dem  Plan  einer  Con- 
f(!renz   trugen;''"  diinh   Hrr/o^^  Christuph   war  er  voi^   di*n>   I'iti- 
;TBmra  derselben,  aucJi  der  Absiirlit  einer  pulitischen  Verständif^^unp, 
in  Keuntniss  ^rf«*^tzt  wonlen.^**    Kr  &88te  leiztt^re  richtig  so  auf, 
dass  man  ein  Bfmdniss  beabsichtige.    Er  selb^  ober  war  hinsieht^ 
/ich  der  relipösen  ^'c^gleiobunfr  durch  dns  Benehmen  sfini-s  Vetters 
buÖTiungslos  geworden   und  scheute  Biindnissf>.     Der  Kurfürst  von 
Brandenburg  kam   mit  ihm   übcreiii,    dai%  man   weder  eine  Vcr- 
samntliing  zur  Beilegung  der  religiiisen  Streitigkeiten  vemiisUlten, 
Doch  ein  Veitlieidigungsbüuduiss  i^chiicsscn  dürfe.    Auf  einer  Zu- 
sammenkunft zu   Lochau   auf  der  Saujagd   tauschten   die   beiden 
Ptirston   hioiiiber  ihre   Ansicht  au».     Wie   August  an   den   Ijind- 
^[rafeu   bericJitei.  führte  Joachim   aus:    es  liege  allerdings  in   der 
p^BtliolinoIien   GoKinnung  diT  gros.sen   IVjtentalen   und   d(*s  Kaisers. 
"Wie   dieser  sie  auf  dem   letzten   Keichstas  oflTenburt.   eine  grfjsso 
^icfahr  für    den   Vmtestantisraus;    man   müsse    aber  dennoch   von 
-Hünduissen  abäohen,   und   sich    des  Kcligiousfriedcns  getrosten.-*" 


nicht  (vgl.  Absch.  IX  am  Endo);  für  dto  EiDigungsbostrcbaogon  vom  Wutor 
1551)jW  crgiclit  sich  abpr  Bchon  daraus,  üass  die  Sache  auf  das  rrogranim 
uiner  aUgemeiDeü  evangpÜsuheu  KürBtoovcrsmnmluug  gesetzt  wurdi»,  Jiy  Al*- 
^cbt,  eine  formelle ,  wenn  auch  vkilleicht  uur  müudUfhe  Vereinbarung  zu 
traflen;  «1.  h.  der  6acbo  um-h  wiir  doch  nidits  Awlen»  alu  ein  Hündniss 
projectirt 

'S^t)  Anm.  2r). 

36)  Al.w-'hoitt  Vni  am  Endo,  Abach.  IX  uoi  X. 

37)  IIoj)|K>  1  [I.  'M7.  l)&a  Schreibeu  Ucgcads  datirte  uach  der  Antvrurt 
AngustB  (Beil.  XXlllj  vom  3.  Nov. 

SU)  Chrietopli  batte  iliin  otii  SeKrirtKKick  über  den  Ran  zu  geschickt, 
das  Homorinl  l.'ngniulii  oder  nin  si'hr  iUialic-1i^K;  vgl.  doti  Pa.sBu.s  di>r  Instnu'tinn 
LindemouDH  ülwr  die  flWiirtN^mlvprgis^'In'ti  Artikpl*-  Cnhmrh  \>.  22  und  (!«.•< 
(Jutuchton  MclaDchtboas  (Aom.  42),  welche  sich  auf  daa  üborsaudte  Schhft- 
^lücJt  bcziefaen. 

30)  Auffust  an  rhiliiip.  DrosdoQ  dea  M.  Dcc.  1559  IIs.  J^iiQ  nadcro 
Xacbricht  uiucht   wahrBcheiulidi ,   dass   Kurfüi-st  Jüauhim    urviirirnghch   dem 


122 


Absohoitt 


Mit   Kurfürst  Auf^nsf   stimmte   auch   Molanchtlion    d 
tibcrcin.      Ifli    *'niini;n.?   daran,   dnss   Ijindgraf   l'hilipp   denselben 
bereite  im   Odober   de»  Ictsittm  .Jahres  abermals  für   seine  Eiui- 
ßungSf^edimken  zu  i^winiien  suchte;  ***  seine  Antwort  kann   man 
Ulis  dem  Foljrenden  enwhliessen.     Un^^nad  sollte  ihn,  als  rüe  neuen 
Vcriiandliingon  begonnen  hatten,  zur  Befürwortung  der  ConfereuK       i 
gewinnen,  wurde  aber  mit  Heftigkeit  abgewiesen.^'    Kurfürst  August^H 
ging  ihn.  nis  er  die  vorläutigeii  Mittheihingen  <lurch  Ungnad  und  ^ 
Herzog  Cliristoph  erhiUti>n,  um  sein  Gutachten  an;  er  sprach  sieh 
ganz  aus  wie  der  Kuifiirst  selbst  es  wünschte.    Würde  ein  Biind- 
nisa  gestiftet,  führt©  er  aus,  so  würde  stets  zu  fitrchten  sein,  das» 
raan   in  einen  Angriffskrieg  vcnvickclt  werde,   geschehe  es  auch 
unter  dem  Vonvand,  dass  man  sH^lbst  einen  Angiift"  7.u  gewärtigen       i 
halle   und    den  Sehlag   nicht   abwarten    dürfe.     Zudem  aeien   dic^| 
deutschen  Fürsten  für  eine  Bündnisspolitik  viel  zu  uneinig:  kaum  ^^ 
dass    sie    sieh    über    die    Hauptmannschaft   würden    verstÄndigea 
können;  bei  einem  Kriege  gar  würden  sie  sich  gegenseitig  in  d'n^ 
Haare   genithen    und   sieh    in    verderblicher  Weise   ans   Auslact^fci 
hängen.     Der  achmalkaldisclie  Krieg  wüi-de   seiner  Ansicht   nact^^ 
noch  viel  schlimmer  geendet  hüben,  wenn  der  Bund  gesiegt  hättt^-*-. 
Krago  man,  was  denn  gethan  worden  solle,  wenn  Einer  nach  derr^-ai 
Andern  verjagt  weixie,   so  sei   zu   antwoiten:   man   solle  sich   dt^^ss; 
Religioiisfrietlens   getrusten    und    dabei    auf   Gott   vertrauen    nac=r::li 
dem  Spruch:  was  aus  Gott  ist,   wird  nicht  vertilgt     Endlieh  sssi^ 
zur  Abwehr  (welcher  AVidersiiruch!)  die  Krbeinigung  der  HäusK^er 
Sachsen,  Hessen  und  Brandenburg  genügend,  wenn  man  sie  i^^-vi 
treulich  halte.     Ebenso  rieth  er  von  einer  Synode  —  wie  er  c3;V 
projectirte  Zusammenkunft  bezeichnete  —  ab;  weil  sio  nicht  voo 
Allen  beschickt  werden   wünlo,    weil  Etliche   einen   antisyuoduinJ 


Vnrsueli  einer  roligioscn  Vcroinbarung  geneigt  war  und  Aagust  ihn  auf  der 
Zusainiiicnkunft  r.n  t^i-invr  Mi'iüuiig  Itekohrt«'.  M.'liriHtopIi  an  Philipp,  Rtuttpirt 
den  H.  Jan.  l'fliO  IIp.:  .lulimiii  Albroi^hl  von  Mwlilonburj,'  hat  ihm  ppsehrielwD. 
diisfi  Kvirfiii-st  JuiX'Iiiiji  ilim  Hn|i;"'zoigt,  er  wollte  auf  don  vi>rganpcineu  2S.  Nih 
vcinlier  zum  Kurfürst  Augiist  reison  ,atid  von  ainor  allgcmnincn  zusaminco- 
kuiift  der  Chur  und  furstcn  iinsi'rer  waren  n>Iipion  hainlleu*.)  Hieraus  dürflp 
CS  zu  (^rkl^rea  sein,  dass  Ptiihpp  sich  s\)äte.T  ili-m  Kurfürsten  von  Ba<!1)8pii 
gf^nüber  darAuf  iKricf:  niae  wisso.  da^H  Kurfünst  Jtttuiliim  ein^r  ZusaninieQ- j 
kunft  uirbt  üutg<?gt>n  sei;  a.  Calinich  p.  60,  ti2. 

40)  S.  ]>.  llii,  .\nm.  19. 

4\)  lipil.  XXIX. 


Fünftor  AlÄchüilt. 


123 


muchcn  würden,  weil  nus  Furcht  vor  dem  Kaiser  Niemand  Am 
Ausschreiben  werde  übernehmen  wollen  (ein  rimkt  der,  als  es  ztini 
Naumbnrger  Tilg  kam,  niiiht  die  mindeste  t*>L-liwierif;ljoit  machte); 
weil  man  keine  Art  finden  könne  die  Pntposition  za  machen  und 
die  Verhandlung  zu  leiten,  weiche  den  Ertbl^'  verbürj,'e,  und  ein 
Miaserfolitf  die  Ivige  nur  verselilimmern  wflrde.'-  Wir  hören,  dass 
des  Kurfürsten  liathe  ronickau  und  Mordeineu  ganz  entHpn'clKtndo 
Ansichten  hegten-^^^  Demnaeh  ist  nicht  zu  verwundem,  riass  der 
KurtÜrst  von  seinem  Widei-spnicli  pegen  Tersammlunpfen  und  Riind- 
nisse  nicht  rtb;,'ing.  Kr  Üieilte  Ungoad,  der  an  ihn  geschrieben 
und  ihn  günstiger  zu  stimmen  gesucht,  in  einem  ziemlich  heftig 
gehaltenen  Brief  mit,  dass  er  keineswegs  gesonnen  sei,  sieh  auf 
Bündnisse  oder  religiöse  Convenle  einzulassen;*'  aJs  er  darauf 
dennoch  durch  einen  zweiten  Brief  UngiuiJs  eifahien  musste,  daKs 
man  im  Begriff  sei,  ihn  durch  eine  Gesandtschat^  zur  Theilnalimc 
am  Werk  aufzufordern,  ersuclite  or  eiligst  brieflich  den  Ijuidgrafen 
Ton  Ilesfw'n,  iJiese  (Jesandtschaft,  der  er  docti  keine  Folge  geben 
könne,  rückgängig  zu  machen;*^  alsdann  entsandte  er  an  Philipp 
einen  l)r.  Lorenz  Liudemnnn,  dem  or  in  einer  aiLsführlichen  In- 
struction seine  (ii*ündo  gegen  die  Projeete  der  Fürsten  geltend  zu 
machen  aufgab/*'"'  Allein  die  Ge.sandtschaflt  war  hennts  vor  An- 
kunft jenes  Schreibens  auf  dem  Wege,  und  Tjflndgnif  Philipp  be- 
stanil  auch  Ijndt-nmnn  gogi^nüher  auf  seinen  Anaiditt-ti.  di-nen  or 
Nichts  durch  ein  Aufgeben  der  eingeleiteten  Verhandlungen  ve> 
geben  mochte.*'  Die  Gesandtschaft  erfüllte  also  ihre  Mission.  Sie 
wurde  Anfang  März  vom  Kurfürsten  empfangen  luid  nach  aus- 
fUhrlichea  Discussionen  entsehieden  ahsehlügig  beschiedeii.** 


42)  Bodoakon  —  auf  der  FureioD  Polibt'ralion  vom  Synodo  und    von 
IIündniiM-en.  IS.  D-ä.  11)50.    P«»eliu8  i*.  G27£f.  oder  Corp.  rof.  tX,  Ö87. 
131  Beil.  XXIX. 

44)  S.  Beil.  XXIII. 

45)  H«pi.o  I  p.  348/0. 

4A)  I)ii>  InstnictJDn  war  vom  Vi.  Febr.    Hcppc  I  p.  34!).    CiJinich  p.  9. 

47)  Ilrinio  I  p.  349.  aV).  OaÜDich  p.  20—42.  Auch  in  Marhurg  finde» 
noh  eine  Aufzeifboung  dicBcr  Verhamllnng  die  mit  der  Iwi  Caünich  aus  dorn 
Draadnor  Archiv  puhlicirten  gut  öbereiDSÜiiunt:  doch  hat  letztere  den  Vorzog 
grilssercr  VollMändigkeit. 

48)  Cnliniffh  p.  42/ßl.  HRppo  I  Boil  No.  32.  Nach  dor  bei  H.  pabli- 
cirtt^n  Kflattuo  der  Qcsaudtcn  was  die  .\udienü  nin  ß.  Marx,  nitch  Cnlinich 
p.  42  am  7.  Mirz. 


Pänftcr  Abeobnitt, 

In  (lou  ErörkTungon,  welche  zwischen  dem  Landf^rafon,  seinem 
Sohn  WUhi'lm  und  Dr.  Lindomann  zii  Cnssol,  zwischon  dt-m  Knr- 
fiirsten  imd  den  Abgeordnoteu  lirr  drei  Fürsten  zu  Dresden  ge- 
pflogen wurden,*"  ward  nun  beiderseits  die  befolgte  Poiitilc  an 
fikhrlißh  Iw^ilndet 


'Im 


4fl)  CoUniub  p.  20— ül.  Zu  Ui'u  Afusserungi-u  dt«  Lainlf^ruri-'Q  über 
lies  Kaisers  on^ehlti^hc  ßfnufihung«'!),  Trier  uud  Küln  in  dim  laadshergischen 
Bund  XU  ziflien  (iliid.  [>.  34)  ist  Kolf^ndfß  zti  bomork'oii:  sciinn  in  d.  J.  irüT/B 


Niedt^rlaudcn  nud  dou  bcnaclt borten  rtieinisuh^.-n  Oc-hictou  gogcDlihor  frauziisi' 
whea  Umtriebon  aogi^rrgt  (Maiu^enbri'chc-r  11.  Z.  50  p.  j3/3).  Si-bou  damals 
kamen,  scheint  es,  codFuso  Nacbricbtcn  ül>er  di«  Yorhandloogen  zu  deo  [>ro- 
tesfaotiöehori  Fürstfn  (Noudecker  I  [i.  138,  unter  dorn  Titel  B^n'lage  2.).  Auf 
dt-m  Knie  bat  aft'.'  I5ri!>  ferlilug  tl'T  Kurfürst  von  Trior  dem  Kai»<r  vor,  die 
Nied(?rtaiid'>  in  den  landsU'rgiKrdion  ßiuid  xu  zir>bon.  urwl  Hteltte  fitr  dit^en  Fall 
seinen  eigenen  t^ntrift  sowin  drn  Tiol(>r  am  Khoin  gelegenen  T<^rritoi'irh  in 
Aossiuht  Ftirdiiiand  luüun  statt  dosao»  Jonen  Plan  oiiwr  rhoiniscbeji  Tiga 
wiodor  auf  und  Vuü)dtQ  darübor  mit  PLilipii  von  Spaulen  und  der  Stutthaltoiin 
Miu-gari-'tha  Verbau<Uuugou  an.,  die  uoi^h  im  Jahr  1560  lange  furtg^setzt  M'urdon 
(Maiu"enbn't'h«r  1.  <•.  \t.  7HfT.).  Hiervon  gflnnf^e  «ine  vorwirrto  Nacbricht  an 
August  von  Kai'lisftn:  dorsolbp  thrjlte  am  14.  Piif^'mhPr  IS.*)!*  dein  T^ndgrafon 
mit,  K'inig  Phil)|i|i  suUtc  sich  trliieten,  die  Stifte  Kiila.  Mainz  und  Triei- 
(wali;he  voruohmlicli  für  die  gedachto  Liga  in  Ausaichl  genommeu  waron)  in 
Keinnn  Schutz  zu  nehmon.  (Kn!i'jhth<!h  nus  Buil.  XXV.  XXVI  und  di-m  Fol— 
goiiden.}  Dlt  Ijindgraf  entsandte  den  Ilauptinnnn  zu  Zi<^gonbain,  Reinhai-* 
Schenk,  zur  Erkiuidtgung  lui  Joluinn  von  Trier  {Begtnubigung  Marburg  dcD 
U.  Febr.  IStiO;  Instruction  ebenda»,  dou  12.  Febr.  Uu-l  Dersf^tni  suUto  im 
WoeentlichoD  ausriobten:  dnr  Landgraf  hört  von  inelir  als  einem  {?)  Ort  glaub- 
lich, dasa  König  Pbilipp  sich  erbiete,  die  genannten  .Stifter  in  seinen  8i;hutz 
8«  nehmen.  Er  erinriprt  den  KurfUnittii  an  das  8chii:If»al  von  Utn-'L-ht,  J^ttich 
und  Camhray  und  räth  ihm  sich  vorsnist-ben;  wüsst«  auch  nieht,  woxn  den 
goistUchcn  Kurfürsten  ein  solcher  Sehnte  nütze  sein  suUte,  du,  gottlob,  ein 
regierender  römischer  Kaiser  vorhanden  und  durch  die  ficichsabsehtode  die 
Krcifto  und  deiwi  Oberste  zur  Hflndhaisung  de«  I.aDdfrioden8  ges^-hatfen  wor- 
den; sollte  aber  dem  Ktirftirsten  die  Werbung  Si.nipi'1  machen,  wekhe  etliclit- 
aog«bur|rip<^ho  (.'onnsflsions verwandle  dor  Kvangolinehea  von  TritT  balben  gethan 
(ohnn  Anm.  11),  sn  aol]  er  wissen:  was  die  Fürsten  mit  l-'iirbitte  und  L'nter- 
handluiig  gcthao,  i^t  au8  Liebe  zu  ihren  Religionsvorwaudton  gi^uhtihonf  und 
es  hat  darum  weder  der  Kurfürst  noch  son^t  ein  Geistlicher  Uebcraug  oder 
Vergowaltigimg  zu  fimbten.  Darum  mag  Jener  wohl  überlegen,  ob  er  stoh 
mit  so  grossen  Potentaten  Hinla-s^son  miII,  wuIchL-  die  Vertrüge  von  Oeringoreo 
geholten  haben  wollen  und  i^xAUai  dnliei  thnn  war  ihnen  beliebt,  —  Nach  dem 
Bericht  SchcnJta  (Marbui-g  den  22.  Fohr.  Us.)  antwi'rtete  dor  Kurfürst:  dass 
König  Philipp  dt>n  Stiftern  seini-n  Schutz  migeboteu,  aei  nicht  wahr,  und  be- 
theuerte unter  wortreiclieu  Ausfiihrungrn,    daas  einen    aokhcn  Schutz  anzu< 


k 


FTitifter  Abachultt 


125 


Wir  können  schon  die  Gcflichtspiinkte,  von  wolchcn  der 
lAndgraff  Wolfgang  um!  Uhrist'^ph  bei  ihren  Vorschlügen  aus- 
sagen; es  g^lt  nun  die  Ife^rechtigiing  deraelben  an  den  Einwundon 
zu  prüfen,  welche  dagegen  erhohen  ivunien. 

Die  Summe  der  letxtem  wii*d  in  einen  ccmsorvtitiven  Grund- 
sat/ ziiHnmmengefasxt:  »»wo))]  in  ivligiöson  als  in  poUdsohen 
Dingen  nȟs,se  miin  bei  dem  Bestehenden  und  einmal  Besehlosse- 
non  möglichst  behturen;  das  Ot^^nttieil  würde  immer  nuehthoiüge 
Kolgen  haben.'"  Bei  dem  VerBiieh  der  ri*ligittsen  Kinigiing  miisste 
man  diesem  fJnmdsiUz  zuwider  handeln,  denn  man  könnte  nicht 
anders  als  den  frankfurtischen  Heccss  der  Gegenpartei  preisgeben;'** 
dies  würde  den  üboln  Eindruck  niiichen,  als  getraue  man  f^ieh 
tüeht  mehr,  das  gmiinnte  Bekenntniss  zu  v('nmtwort''n  und  durum 
tinzienUieh  und  seliinipflicli  für  die  tursrlicheu  Tlieilnehmer  des 
KeooiÄes  sein.  Ausserdem  aber  wäre  ?.u  erwarten,  dasa  dennoch 
ein  Theil  der  deutschen  Protestanten  sieh  von  der  Vereinbarung 


nehmen  ihm  völlig  nntiiiutlinh  sein  würdo  und  er  niomnls  solcher  Absicht  ge- 
xvmeu.  «Sagt  gut  iiml  nin<l^  ahn  er  wiHu  iitider  konigk  Philii>8eD  schütz  sioli 
«ergehen,  vr  willt*  ehur  uitüur  dvm  iiiuxk  wuUuud,  udü  eher  ur  Uuu  »uhuU 
väle  annorocD,  wiÜcr  hbor  mit  uinom  stnbo  uns  dem  stifl  ghou  and  zu  E.  f. 
g.  weir-Iien."  Kr  wünste  Kelhnl  keinen  Oriinil,  fremden  Rchulx  zü  sucht'U.  Der 
OniDil  «finos  Vcrhiilu^ns  in  der  trii^nschftti  Aogplctrenheit,  (wi^klies  doch  nicht 
ua'-h  seineoi  Gcmuth  gowcsoo)  war*:',  rtass  Botachaften  des  Bisrbors  von  Mets 
und  aus  dorn  Ljind  Lnxt'mhurg  nach  Tnpr  gr-kommf^n  und  «nd^ltig  begehrt 
bSttan,  djiss  die  augsburgische  Confeesion  in  Trier  abgoechafft  würdo:  ihro 
Hcrreti  aU  Nachbarn  rk-r  Stadt  könnten  sio  dort  nicht  dulden  ntc.  Im  weitem 
Verlauf  erziihU  der  Kurfürsit.  glfitfi  als  ob  jeno  Vorhaniilung*!n  nllBin  vom 
Kttit^er  aniHRi'gftnuen  wärfu:  di-rscllM«  hahf  iiuf  ili-ni  Reirhsbig  von  ibm  bogehrt, 
mit  andem  Kiirstfin  und  Herrn,  j^liMehvinI  f)h  katholLneh  odor  iirotcatuntistjh, 
XU  hfuidoli)  damit  ai»  in  den  landsborgistihen  Bund  (dor  einzig  zur  Ab- 
wehr vuD  £m|><.trutig<'U  im  Keiufa  bestlmrat  »eil  einträtet].  Er  bat  davon  mit 
Kohl  geratet,  der  es  iu  Bedenken  genommen,  er  selbst  sei  noeU  nicht  Willet» 
diuii  und  woUn  darin  nur  mit  dem  Kflth  des  Ijindgni^n  hamb-hi.  —  h^r  Kur- 
fürst hat  nach  die.'u-ni  llerieht  ülTenbar  geriddt,  dn&s  diL^  Mittbeihnit;  des  wahren 
Sachverhalts  die  iirDtcstautiAchen  Fürsten  si'hr  l>ei[ngfttigoD  würde  und  leugnete 
darum  ab«  was  Jonen  am  meisten  Grund  Jiur  Besenmiss  geben  musste.  Wie 
aoK  den  cttirteQ  Aeussarnngeii  des  landfinifen  (CaUniuh  p,  'M)  ber^oi^eht, 
wordft  derselbe  dadurch  ieineswep*  beruhigt,  denn  er  traute  nun  Binnial  Jgiii 
Uodsbergidohen  Bund  niehts  Betwereä  zu,  als  dem  König  von  S|>anien.  Vgl. 
Anm.  14  am  Endo. 

50)  1.  c.  p.  26. 

öl)  l.  c  p.  25/«.  3G,  54.    Vgl.  Beil.  XXIII. 


12ß 


FünRor 


BÜf 


ausschlösse  und  somit  das  fJpfcr  Qrfuljiflos  bliebe.  Der  Beweis 
hieifiir  wird  allordings  mit  höohfttcr  Wabrscheinliclikeit  geführt. 
Ob  Wolf^ang  und  l-'lirLstnj>h  Einsicht  in  di(?sp  Sar-hlage  hesasscn, 
ist  violleicht  uicht  festzustellen;  doch  spricht  der  verfehlte  Gudoiiko, 
trotz  allem  Vomnj^f,':in^enen  noch  den  frankfurtisL-hcu  Recess  zur 
allgemeinen  Geltung  zu  bringen,  eher  für  das  Gegentheil;  wir 
wissen  ausserdem,  wie  sehr  Herzog  Christoph  geneigt  war  zu 
glauhen,  was  er  wünschte.  Dagegen  hutte  der  Landgraf  sich  be- 
reits völlig  auf  einen  theilweisen  Misseifolg  gefasst  gemacht  Er 
gub  dies  dem  Dr.  Lindemunn  ziemlich  offen  zu,  vertlieidigt«  aber 
den  8atz^  dass  man  die  Einigung  herstellen  müsse,  soweit  sie 
oben  erreichbar  sei-  Sollte  sielt,  fülirti'  er  aus.  ein  hartnäckiger 
Fürst  finden,  der  sieh  nicht  wolle  weisen  lassen,  den  würde  man 
gar  ftusfichliessen,  und  dessen  würden  sieh  die  Andern  nioJit  mehr 
annehmen:  aucli  würde  man  seinetwegen  solches  christliche  und 
«olhwendige  Work  nicl»t  imterlassen.  Aus  diesen  und  andern 
Aousseningen  entnahm  Dr.  Linderaann,  „dass  diese  Zuhaufkunft 
den  Herzogen  von  Saelison  nidit  zu  Out  gemeint  sei'^.'"'  KurfÜi-st 
August  hatte  über  diese  Eröi1eruugt*n  sclioa  Beridit,  als  er  dif 
Gesundtschnft  euipting;  doch  ging  er  mit  keinem  Gedanken  auf 
die  Ansichten  des  I^audgrafon  ein,  sondern  blieb  bei  dciiselben 
Argumenten  stehen,  welche  der  Dctotor  Jenem  hatte  entgegenhalten 
müssen.  Er  scficute  also  den  iibcln  Kindruck,  welchen  das  l^eis- 
geben  des  frank furtisehen  Recesses  als  eine  scheinbar  grosse  Id- 
oonsequenz  machen  niusste,  und  die  Folgen  eine«  theilweisen  Mis«- 
lingons  beim  Einigungswerk  mehr  als  die  augenblickliche  totale 
Zeriahrenheit  des  Protestantismus,  aus  dem  sich  doch  wenigstens 
noch  eine  stattliehe  Partei  einiger  Kirchen  hätte  herausheben  lassen.] 
Man  raüsste  ihm  darin  Welieirht  Recht  g(.'beD,  wenn  die  religiöse 
Einigung  rein  Frage  des  ri'ligiösen  Bedürtnisses  gewesen  würo.^ 
Es  wäre  alsdann  alleitÜngs,  wie  der  Kurfürst  ausführt,  mehr  aul 
Bekennen  und  HaHeii  rler  Wulirheit  als  auf  das  aberuialige  Unter 
schreiben  gemeinsamer  Bekenntnisse  nnp;i'koninien.''-'  Die  unsicht 
bare  Kirche  konnte  durch  solche  ICinifjungsvcrhandlungen, 
denen  sich  im  Allgemeinen  iW-\\  nur  Diejenigen  mit  einander 
einverstanden  erklären  würden,  die  sich  ohnehin  nicht  bekümpften. 


52)  1.0,  p.  33,  51. 
53J  I.  c.  y.  57. 


PBnftCT  Abschnitt. 


127 


wenig  gewinnen;   dagegen    konnte   das  Ansehen   dtr   öffentlichen 
OlÄubenS]2i?meinschaft  diiivh  üusserlioh  incunscquente  Haltiniff  und 
die  Kluth  von  An^rilVm,  wuUiliii  ^\'w  man;  PartiMbildung  »litT  sieh 
/leit^inrafun  musst»,  von  Neneni  Hchaden  leiden.   Aber  jene  Fürsten 
'^blickten    den  Protestantismus  nuch   in   pulitisch  bodroliter  Lüge 
Und   wiesen   darauf  liin.  da«*  seine  (Joiahrdung   durch   th'n  Zwie- 
S|jalt  unter  den  aiip>;burj!;isehen  Confessionsvnrwiuidten  erhüht  werde, 
*'*'eÜ   sie  im  entsolieidenden  Auju^-nbliek   das  //usaiumenstehen  der 
I^rotefitantfin  erschworen  und  weil   dies  die  Gejjenpartfi  zum  Au- 
^rrilT  enniithigen  müsse.     War  es  so,  dann  bedurfte  es  aüerdings 
v-^jr  Allem  einer  neuen  religiösen  Vereinbarung  selbst  UerjenifiGD, 
^^'elohe  nicht   ira   offnen  Streit  latren,  als  Vorstufe  des  politischen 
JiZinvorständnisses.     Demnach  wurde  auch  die  Eri>rterung  über  die 
^^othwt'iidi(j^eit  und  Zweck niilssigkeit  des  Einigungsversuchs  vor- 
v^ehmiicb  in  die  Discussion  der  politischen  Verhältnis^^e  lünUber- 
J^^Bpielt     Auch  liier  stellt  der  Kurfürst  das  conservative  Princip 
'Vvie  ein  festbegriindetes  auf.    Man  soll  nicht  unnnthige  Dingo  vor- 
Ä^ehmen,  die  laut  der  IJew^hichte  gRwöhnlich  viel  Gefahr  auf  sieb 
Kraben,   sondeni   das  Iteich  in   dem  Zustanil  auf  die  Xachkonimen 
Viringen,  wie  ts  die  Vurfaiircn  gehisson,  weil  doch  die  Besserung 
5*chwcrlicli  zu  vennulhen  sei.^*     Die  Voraussetzung  einer  solchen 
Siegel   aber,   nämlich,   dass  man  haltbaren  Zustanden  gegenüber- 
stehe, nicht  stdclien,  welche,  sich  selbst  überlassen,  von  riclbst  der 
Auflösung  entgegentreiben,  wird  ganz  ohne  überzeugende  Gründe 
xertheidigt 

"Wenn  von  den  innem  Verhältnissen  des  Reichs  geredet 
wird,  Iwnift  der  Kurfürst  sich  auf  den  Keligionsfncdeii  und  bt,'- 
haupt^t,  dass  man  sich  auf  denselben  verlassen  dürfe.'''  Auf 
das  Hauptar^ument  der  Andern,  dass  nftmlicb  der  Ketigiüiisfriede 
von  den  kiitliulischen  Ständen  vielfadi  umgangen  und  gebrochen 
werde, ^''  lässt  der  Kuifürst  sich  nicht  '-in.  Dit^cs  Argument  aber 
war  nicht  so  einfach  zu  ignorinin.  Die  Beschwerden  der  Vrote- 
stanten  bezogen  sich  ja  "flenbar  vielfach  darauf,  dass  sie  ihre  be- 
sondre Interpretation  des  Heligionsfriedens,  die  rechtlich  zum  Theil 
sehr  einseitig   und  gezwungen   war,    nicht   ohne  Weiteres  in  die 


54)  L  c.  p.  28. 

65)  l  c.  p.  27,  30,  4(:»,  r>0.  r>ti.    Itt-ppo  I,  BeiUgcn  p.  109.    Ik-il.  XXIII. 
öÖJ  1.  c.  p.  -11.     lU'piK'I,  lleilaKCii  j..  10(i  7. 


128 


Ffioftor  AbsohnittT 


That  umsetzen  konnten,  oboe  auf  den  hefti^ten  "Wideistand  zu 
treffen;  aus  dieser  Quelle  flössen  off'onbar  tlic  meisten  jener  Pro- 
cesse  lun  KcieiiskammergeriL'ht,  über  deren  Kntaclieidiing  zu  ihren 
Un^imslen  die  PiotestanttMi  B(?Hchwerde  eriioben.'*  Wai*  aber 
durum,  weil  die  Prulestuiiten  bei  ffrüsserer  8elbstbesfhriinkunfr 
viele  diuaer  Zerwüi'fmssc  hüttt-ii  vcnueiden  küunen,  die  Erbitterung 
welciie  sie  nut"  Seiten  der  Katholiken  erregten,  minder  bedenklich 
llir  den  Bestand  de«  Rifligioiisfrindens?  Nun  ist  fenier  nicht  zu 
übersehen,  wenn  von  der  Ausfüiirunp^  tUn^  Iteli^nonsfricden«  die 
Rede  war,  stand  auch  unausj^esprücheu  im  Hinturprund  der  »- 
örterung  das  Bewiisstsein,  dass  es  iu  diesem  Frio<leii  offne  Fra^n 
gab,  für  (leiTn  Entseheiduu;^  eine  rechtliche  Instanz  nicht  existirte, 
und  un  ein  gütliches  L'ebereinkommen  der  Parteien  gar  nicht  zu 
denken  war.  Von  der  ferdinnndischen  Declaration  war,  scheint 
es,  seit  dem  ReichsUg  des  Jahi*es  1555  in  iler  Ocfft^iitlichkeil  iii 
mehr  die  Rede  ^wesen;  vergessen  aber  konnte  es  bei  den  Prol 
stauten  noch  nicht  sein,  dass  die  katholischen  Stände  diese 
Interesse  der  Protestanten  geschaffene  Satzung  nie  anerkannt  hat 
und  war  es  zu  crwailen,  dass  sie  bei  dtnu  tbeorctisehen  I'rotesi 
stellen  bleiben,  dass  sie  denselben  nicht  auch  in  die  That  um- 
setzen würden?  Gewiss  nicht:  setzten  sie  nidi  doch  auch  —  iiierin 
dürfen  wir  den  Klagen  der  Protewtanten  wohl  glauben  —  über 
den  der  Declaratiou  nahe  verwandten  Artikel  des  Relij^onsfriedens 
hinweg,  welcher  erklärtu',  dass  liiiitur  <lie  katholischen  Kcichsstünde 
ihre  übertretenden  Unterthanen  nicht  mehr  gewaltsam  in  den 
Schooss  der  Kirche  zurückführen,  sondern  nur  —  und  zwar  un- 
beschadet ihrer  Ehren  und  <iüter  —  zur  Auswanderung  zwinpii 
dürften."  Auch  dies  Verhüllniss  koiuite  dereinst  einen  Stoff  be- 
denklicher Zerwtirtni&se  abgeben.  In  weit  höhcrem  Mass  gilt  dies 
von  dem  Streit  um  den  geistlichen  Vorbehalt;  dass  man  in  diesiT 
Frage  n«u-li  zwuiizig  .lahre  lang  nur  mit  juristischen  üeiluctionen 
zu   kämpt'etii   brauchte,  lag  an   Uuiständeu,  die  niensohlichunveisc 


67)  Kitter  FrieOrich  111.  und  Äugiist,  p.  3I0ff.    Dere.  D.  (.•.  \t.  lUI/i 
225/8.    Vgl.  Anm.  !. 

58)  Arn  Tag  vor  f1t*r  Vorlesung  «los  lipirhwilisohipdfs  thrd]tfl  df>r  KaL^'T 
selbst  doü  I'rotcstftiiliMi  auf  ihre  eriieutfn  Ifesch worden  hin  mit,  er  baln'  lio* 
reits  don  Bischof  von  J-dttich  wegen  seines  Vcrfnlirens  i;ogen  die  prntentan- 
tischun  Unlrrthoncn  halht-r  ortiütUch  ermahnen  liisseu  sich  dem  IteliKionsfri 
gemäss  xu  haltou  (PiDtokolI  der  hoss.  Ot-sandten  zum  IS.  August). 


Fünfter  AhMhnitL 

nicht  berechenbar  waren,  und  man  tliirfto  (hunals  ebpnsowGnig 
darauf  speculircn,  dass  der  Kiiitritt  oinor  Wnt]"'ii<*iifs<'lH'i(hiu^'  sich 
noch  s(f  lan^^  vorziVj^'ni  würde  tds  darauf,  diiss  liiT  Kainpf,  ein- 
mal eingetroten,  sich  auf  ein  einzelnes  Territoriiini  beschränken 
würde.  Mochte  rior  Kurfürst  immerhin  in  die  Friedou^liebe  des 
Kaisers  und  der  kittlmlistthun  Stande;  mehr  Vcrtraui^i)  setzen  als 
Reine  Conftssioiis^enussen:  um  darauf  die  Hoflnung  auf  Dauer  des 
FVi&deDä  zu  bauen,  musste  er  nicht  nui*  sich  selbst  ^asst  niaehoQ, 
den  protestantischen  Hechtsstandpunkt  in  all'  jenen  Cuntroversen 
gTOösentheils  preiszugeben,  sondern  auch  voraussetzen,  dass  die 
OTungelischcn  MibJtändo  eben  so  nachgiebig  sein  wünlen.  Das 
Letzt(.*ri'  war  es,  worauf  er  durchaus  nicht  rechnen  durfte.  Kr 
selbst  iiat  ja  etwa  zwanzig  Jalir  spater  aius  seiner  Politik  tjie  Con- 
se<|iieiiz  gezogen,  die  fordinaudische  Uoirlunition  preiszugeben  und 
den  Protest  gegen  den  geistlichen  Vorbeiiult  fallen  zu  lassen;  auf 
den  letzt*Tn  Si-hiitt  hatte  er  sich  vieUeieht  schon  in  den  .lalin-n 
uiisorTT  KröiteiTJUg  gefasst  gemacht;*''*  alH>r  er  konnte  sich  nicht 
verhelilon,  dasf*  trotz  seiner  gi-Obson  Autorität  über  einen  dießer 
I*unkte  der  Krieg  dennoch  ausbrechen  könne,  weil  die  Coufeasions- 
vcm'andtcn    nicht   gleich   nachgiebig   sein   würden.     Kben   darum 


B9l  Ritter,  Friedrich  TU  und  August  |i.  imn.  Vgl.  UeÜ.  XXü.  Auf 
(Im  in  dioiwm  ävhroibim  tutlinltfno  JUitthcilung  ülicr  iliä  AngeUiuho  Abttic^ht 
ilcr  goiKtliclion  Kurfiirsleo,  zur  nugsburgi-wlicc  Conressifui  ülurzutr^tcn,  ant- 
wortet Aoguat  (an  i*bili])p,  Dirsden  den  24.  Juni  1550,  IIa.):  (ins  vÜk  frei- 
lich otwu  Gut«K,  wenn  es  wahr  wAre;  mon  dürfe  nbor  darauf  oiübt  hofTeo; 
LT  eriauert  darao,  da»»  Et>«rbart  vou  der  Tbaua,  als  er  UrosälLorint/istbr  Otto 
H«inrii:h«  und  als  solcbt-r  auf  dem  KMtcbstage  zu  Hi'Kensburg  gewesen,  giuiÄ 
ijasaclbe  vurgfignhnn,  die  Kurfurstfln  abnr  di«-  ^ititniitbutifj  spijttifiob  ftbgi'wic-seii 
hätten.  Sio  wurdi^ii  si^-h  wohl  un  Uf-niionri  von  Wiod  cio  Uc)S]iicl  iif^biiien; 
aossordem  sei  Üinca  der  Schritt  ihrer  Domk.ipitcl  haibor  anmöglich.  ^Soltc 
man  daa  etwan  die  itzigo  gefante  urdeomigc  dos  ri')UÜscbL>a  roichs,  die  sovil 
hundt^rt  jar  in  uussorlichcn  sacht-'D  lublii-h  Ui  doutac)i<.'r  aatjun  guHtaudtJU,  uador 
dem  8t-hein  uud  decke]  des  güttUcbeii  wm-tn  sturutteii  wullea,  so  tragen  wir 
fursorge  es  möchte  aicht  alleiu  t-irie  graste  wt.-itßruug  durau»  erfolgen  tKindera 
«uob  der  Almecbtige  atraffen,  imd  otwan  fremMc  tmtiimeD  mit  hi  tian  8|iiel 
knminen  laasan,  Konderlinh  itziger  znit,  dn  nhne  dns  Imd  er  wenig  recht};!  diaffna 
verliauens  uader  doa  ntcndca  dco  reichi^  ist.  dan  nohdie  vomndiTungxu.  wie 
K  L.  wiBscn,  baben  gowoolich  grosso  gi.-fahr  auf  sii-h."  Übgleich  dt^r  Kur- 
fürst  sagt,  ea  wflre  etwa»  Gutes,  wenn  die  geisUiLdifn  Kurfiirstim  übcrlrkten, 
achoizit  mir  in  dem  wurtltcb  Ajugcführten  cino  MitjtsbiUigung  des  OtHJnukeuB  zu 
liegen,  ditsa  man  für  die  Uobertretondeii  das  S'bwtirt  ziehen  8«jlle.  —  J/ihann 
Friedrioha  At-uMenuig  über  di«»-»  ßrief  s.  Xeudeekcr  I  p.  Ili8. 

9 


130 


Fiiiiflov  Absolinitt 


kiinnt<^  mich  sein  VerTrimeii  niif  iliö  Friodt^imliebe  des  Kaisers 
der  kaUjolisrheu  Stände  nii-ht  so  fest  sein,  dass  er  aufrielitig  je^liohi 
Vertlicidigungsiuassre^l  fvlr  überflüssig  hotte  haltou  köuiien;  seit 
8tot«8  Argument  gegen  das  Bündiiiss:  raaii  dürfe  jener  Partei 
keinen  Onind  zum  Argwohn  gehen,  weil  eben  dadun^h  Unfriede 
hervorgerufen  wei-den  kiJnnte/"'  verrälh  vielmeiir  eine  grosse  Be- 
sot^niss:  man  fürchtet  doch  nicht  aus  so  geringfügigem  Anla&« 
I'*riedeu3briK'h  von  einer  rartei,  wenn  man  derselben  sonst  fried- 
liclie  und  cunser^•ative  Uesinnungen  zutraut.  Ein  geringfügige] 
Änlasä  aber  wäre  die  Stiftung  eines  protostantisolien  Hündnis»ei 
JedentallK  gt^wesen,  aiieli  wenn  sie  sicli  gän/.iii-h  öfTentUeh  vollzog 
Der  Knrtiirst  behauptet  freiiieli,  die  blosse  Bundei^ündung  könn« 
als  Uebej-sehreitung  dos  Roligionsfriedeus  orsclioinon,  weil  in  diesen 
Belbst  sühon  die  Bestinmiungen  zur  Abwehr  von  Frieiiensbruc.' 
gutroRt-n  seien  und  tnnn  sifli  dal)ei  zu  beruhigten  liabe;"*  nbe 
bestand  denn  nicht  die  iaudsbergiseJic  Einigung,  die  doch  aac! 
nach  dem  ReUgionsfriedeu  gegründet  war^  trotz  allen  Verdacht« 
auf  der  evangeiischen  Seite  olme  Anfechtung,  und  iiätte  man  diei%« 
(Jcsotzwidrigkeit  vorwerfen  dürfen,  so  lange  sie  nicht  den  ItVied.* 
brach?  Ein  evangelischer  Bund,  der  mit  ders^ilben  l'i-ätensloi 
cino  friedenerlialtendo  Macht  zu  sein,  ins  Leben  trat,  hiitte  geasi 
dieselbe  Berechtigung  gehabt. 

Mochte«  schliesslich  aucli  die  deutschen  Verhältuisso  eiiit 
entfernte  Hof&iimg  auf  daueru<lou  Frieden  bieten,  &o  miteriag 
Deutschland  doch  auch  der  Rückwirkung  der  auswärtigen  Ver- 
hültnisse.  Kichtcteu  doch  die  katholischen  Mitchte  ihr  Augenmerk 
auf  das  deutsche  Iteieh  als  die  llauptquelle  der  reformatorischeii 
Bewegung  und  Hauptstütze  des  Pr-otestantisraus  in  der  ganzen 
Weit  Bie  Füi-ston,  welclio  das  Büudniss  betrieben,  wiesen  hier- 
auf mit  gi-oßsem  Hechte  hin  uutl  wii'  wissen,  dass  August  selbst 
der  Furcht  vor  den  Tendenzen  der  katholischen  Herrscher  uuJ 
des  Papstes  sehr  z\igänglich  war;  gerieth  er  doch  im  Jalu-  1558 
als  Frankreicli  und  Spanien  unterhandelten,  dann  im  folgenden, 
nach  dem  Frieden  von  Cateau-Cnnibresis,  als  die  beiden  Mächt« 
einen  Augenblick  die  Hände  für  auswärtige  Unteniehmungen  fte 
zu  haben  schienen,  ebensowolil  als  Andere  in  grosse  Besorgniss.* 

ÖO)  Cdiiii.:h  iJ.  27/0,  40,  56.    Vgl.  BeiL  X. 

Ol)  1.  V.  p.  56. 

62)  DoU.  V.    OWu  Anni.  3. 


Bnfter  Afi 


SmtT 


131 


Aoch  seine  Corrospoudenz  aus  dem  Anfang  des  Jahres  1560,  als 
die  viele»  «nbcstiuimteü  Naclmchten  über  Küstun»en  im  Reicb 
umlii^fcn,  zeugt  keiiie^weg;»  von  einer  sorglosen  Äufl'asäung  der 
Buswärtigon  Verhülrnisso.  Wenn  der  Kurfiitwt  min,  sobald  es  sich 
cUrnm  handelt,  dem  Hilndnissgf 'danken  ent^i'ffcnzntrftini ,  daiini 
firiiinrrt,  dass  Frankreich  und  Spanii^n  jfi-^enwärtig  mit  ihren  rvan- 
golischen  Tlnterlhanfn  tuid  iiuswürli^ou  Ünteniehnnnigen  /.u  viel 
lü  thun  hätten,  um  an  DentKihlaiid  denken  zu  können,  so  war 
liaK  doch  nur  eine  anf!:enl)hcklii*he  Conjnnetiir,  welche  obeiiso- 
W(»lil,  wie  die  Zeitlage  des  fruiiziisiseh-spanisehen  Krieg*-*!,  naeli 
kurter  Sauer  einer  andern  weidien  konnte;"^  die  Aussieht  ouf 
eine  dauerml  unfre«tiJrte  Entwicklung  der  deutÄchen  Verhältnisse 
liew  sich  damit  nicht  begründen. 

ünsa  die  l'roteätanten  sich  noch  f(lr  geraume  Zeit  völlig 
sicher  fühlen  dürften,  kann  naeli  Alknleiu  schwerlich  auch  nur 
ili«  Kurfürsten  besondre  Meinung  gewosen  sein.  Damit  fallen 
«l«T  auch  seine  Kinwände  gegen  den  Versiuh  der  kirrhlii-hen 
tinion:  war  einmal  zugegeben,  dass  man  des  Angriffs  gewärtig 
**'n  müsse,  so  liess  sich  nicht  mehr  behaupten,  dass  auf  jenem 
"t^biet  ein  unvollständiger  Kif()lg  schlimmer  sei  als  das  Kurtbo- 
^ben  der  gegenwärtigen  zerfahrenen  Verhältnisse. 

Ebensowenig  lieas  sieh  mit  dieser  Beweisführung  des  Kur- 
fiirKten  Einsjinieh  gegen  die  Bimdnisspolitik  stützen.  (Jegen  diese 
^**bt  er  treilieh  auch  dann  noch  viel  Bedenken,  wenn  er  »nnmal 
*"^  Toraussetzung  der  Kiiegsgefalir  aduptirt.  Ein  Theil  flei-selben 
**«^<i  oben  im  Vorbeigehen  schon  besproehen.  Aiif  den  ei-steu 
"*iok  Tinhaltbar  erscheint  auch  der  Kinwand,  filr  den  Schüfe  dei- 
'^*Jtf«tanten  sei  schon  genügenil  Sorgo  getragen  durch  flie  Ver- 
pflichtungen,   welche  dieselben   im  Religionstrieden   übernonunen. 

03)  VgL  Calinkh  ]).  27,  .'■>(^  iiiif  iJ+'fi  Aiisrührungun  des  Kurfürbteii 
"^•I,  XXV — XXVIII.  Der  Kuifürst  ivdor.  von  den  kfltlioUscheii  Mutlitoii  d«; 
^**»il»iids  guiiz  iiliiilii^li  wie  von  dou  deutsvlion  katholisclieii  Slüudeii  und  dem 
**»twr:  er  bohtuptet  moistons,  sie  nicht  zu  fürrhtoa,  warut  aber  stets  davor, 
*^  durch  nlUngroasen  Eifer  in  der  Vertretung  der  ovangeÜachen  ]utei%ssen 
**  »HjiroD  und  ecigt  dabei  ciue  ganz  cnrtaunlicho  .\oupstJiohkeit  IJ6(ft  hierin 
"■•^^t  ein  unDatürlif-ber  M'identprueh?  leb  hnbe  diese  weitliiufigea ,  sich  oft 
"■^deriiuleodeu  Correspuudouzeu  in  exteuHu  aufgeiiuuimeii,  um  ilou  I^hrer  iiifig- 
"*^st  eclbstatdudig  urtheilviL  zu  lawieu,  ob  man  wirklich  gUiubeu  kann,  das^ 
^on\  Kurfürsten  übei1lü.ssig  schien,  an  die  Vertlieldigung  des  d«*ut&rben  PrytJi- 
Btttütisyiuö  zu  di-nken. 

9* 


132 


Fünfter  Absohiur 


Aiirh  (lies  ist  gchwprlich  f>mat  zu  nehmen.  Ües  Kurftii-sten  ölgi 
licht'  ML'iiiunj^  wijd,  wio  oiir  seheint,  nur  ninskirt  und  nnspioUir 
weise  aüsgoöpnHihen.  Sio  mag  sieh  in  folf^;nd4>n  Hetraelitun, 
finden.  KrstunH  konnte  eine  Sdiuty-oini^nuig,  weil  sie  Verde 
und  I^piuuuin^  t'rhnhun  luiissto,  nicht  zwtir,  wie  Aiif^ust  auf 
tülireii  liebt,  eine  nicht  vorhandene  Gefahr  erst  hervorrufen,  w 
aber  die  bereits  drohende,  welche  man  sonst  vielleicht  ho 
mochte  abzuwenden^  zui-  Katastrupht;  treiben.  Aohnlichos  kuB 
man  von  der  .Steigerung  des  Mnchtbewnsstäcins  fürchten,  wel 
ein  BiiiulniKS  untßr  den  V  rotes  Um  ten  mit  sich  bringi*n  muf 
Jodentallä  würden  sie  nat^^h  der  Gründung:  desselben  ihre  a 
Forderungen  auf  den  Keiclistnj^eu  um  so  energischer  vorfiwl 
haben;  doch  duiite  man  viidlt-icht  auch  hesDi-gen,  ein  Thfil 
protoötantis<'hcn  Stände  würtle  bt^innon  den  katltolischen  Stäni 
namentlich  wo  die  c^mt^iversen  Tunkte,  die  Lücken  und  ui 
ledigteu  Fragen  des  Külig^iouHfnodenis  Spielraum  Hessen,  ho  soll 
cigenmäclitig  und  unbillig  gegenüber/utroten,  dass  endlich 
iCrieg  darilber  zum  Ausbrui-Ii  kommen  mhsste.  Ks  ist  deut 
zu  sehen,  da^s  den  Kurfüi-sten  eben  der  Zfirn  der  ICatliuli 
über  die  rücksichtälose  Ausbeutung  des  R*;ligi(>nslrieden8  du 
dio  Protestiuiten  —  lui  der  or  selbst  koineswt^  unbetheiligt  ' 
—  sehr  beunruhigte;"*  wie,  wenn  durch  die  Gründung  eines  j 
testantischen  Bündnissos  diese  Gegensätze  auf  die  Mpitze  getrie 
wurden?  August,  nach  der  ihm  eigenthümlichen  Art  zu  nrthei 
nahm  vielleicht  sogar  an,  dass  oinzelno  Filrsicn  das  Bilndi 
imr  wünschten,  um  jede  Rücksicht  auf  die  katlndischen  Reel 
auschauun;^eu  um  so  ungescheuter  bei  Seite  setzen  zu  köiin 
solche  Gedanken  sind  wenigstens  zu  Termuthen,  wenn  der  K 
fürst  Dr.  Lindemanu  sagen  lässt:  dmvh  Bündnisse  werde  r 
leicht  in  UiuTihe  mid  Krieg  gestürzt,  selbst  wenn  sie  „unter  c 
lieblichen  Schein  der  Bu-liensiun^  angestellt  würden;  aus  n 
Umständen  sei  ja  zu  eniolien,  dass  ein  solches  Bündniss  u 
von  allen  Seiten  her  aus  gleichen  Ursachen  gesucht  werde,  soi 
daraus  im  heiligen  Keich  leicht  mehr  Unfriede  als  Friede,  ja  J 
hebung  des  bewilligten  Religionsfriedens  erfolgen  könnte.  I 
Wortlaut  nach  liosse  sich  diese  Aeussenmg  sogar  auf  dio  Bcs< 
lÜHS  vor  einem  protestantischen  Offensivkriege,  wie  iim  i^Ielm 


64)  S.  dio  AoutmonLugoti  Augiists  in  Beil  XXVI. 


Fiiuflor  AbflchnrtL 


133 


^ 


liicm  ftlr   dc»n    Kall    ßinor   Bunil{»sgriindniif^   pmplH'üoitp,    ziiriick- 
fiilii^n.*^     Ks    ist   freilich   kaum    zu    crsohon ,   wom    der  KurHirst 
•-'twa  die  Absicht  zu  oiuem  sokUoii  bcimosson  koiinto.     Die  kur- 
fiftlziüche  Politik  jener  Zeit   hätte   er   mindestens  gründlich  ver- 
kannt, hätte  or  aus  der  energisch  prote«tflnti sehen  Haltung  Fricd- 
rirlis  des  Dritten,  aus  seinen  rücksirhtslosen  Säoularisarionen  iind 
Rcfiprniatiimen,  aus  don  nxti-emon  Ansprürhen,  die  er  im  Nmnon 
m  ProtCHtontisniii^  auf  den  Roicltsta^n  erhob,  j^esohlossen,  daAS 
iltT  Kurfürst  zu  einem  Anpiffskriep  genei^  wäre.    Bass  ein  dcut- 
scij*¥  Schutzbündnis^  sich   von   den  Ernestinom   zur  Äusfechtung 
ikrer  alten  Händel  mit  dem  albertinischen  Hnus,  unter  dem  Vor- 
hand, dasselbe   habe   sicli    durch   Häresiecn   aus   dem   Religinns- 
friedön  p'sctzt,   würde   nüssbrHuchen  hissen,  konnte  er  nioht  »n- 
iwiunen.    Nur  dis  Ansprü<:hH  der  Kmestjju^r  gegen  die  fränkischen 
Kini^'uugsverumidten    liätten   etwa    in   Betracht    kommr^n  können ; 
(iHch  Führt  keine  Spur  darauf  znrtirk,  dass  genido  von  den  Kme- 
stinuni  je  die  Anregiuig  zu  Hündnissvurliandlungen  hergekommen 
*äre;  diese  Annahme  würde  sifh  nm-  aus  dorn  grossen  Arg^vohn 
'^f«  KurTüreten    i'rklim?n    lassen.'^''    Immerhin    hätte   wohl,   wenn 
^f'   protestantisclie   Partei    fünnial    zum  Bewusstsein    ihn-r  Macht 
^'''aiigt  war,  ein  Angrifl'skrieg  niclit  ganz  zu  den  Unmijglicbkeiten 
ffthört,  namentlich  in  einem  der  häufig  wiederkehrenden  Mumente 
^sser  Beeoi^iss  vor  den  Katholiken.    Wenn  nun  diest^  (iefahren 
*Js   At^ument   g<?gpn    die  Bilndiiisspiilitik   vorwimdet   wurden,   so 
'^Ar  dagegen  gewiss  noch  Manches  einzuwi'ndon.     Sich  vva  jener 
P'^'testantischen  Interpretation   des  Rt'ligionsfri(-*don8,  aufi  der  ein 
f^vil  ijcr  BcHorgnissp  üoss,  einfach  loszusagen,  konnte  keinem  Für- 
"'•^»i  der  augsburgis<Jien  Cunfossion  einfallen,  und  Kurfürst  August 
'"*  Besondern  hatte  dadurch  Prüjndicien  gegen  seine  cigwic  Politik 
l^mluficn;  er  hattn  nicht  nur  auf  dem  Angsburger  Friedensnnehs- 
"Ä"    ganz   planmüssig    zur    Begrüiidiuig   jenes    einseitigen    Paitei- 
^***>idpunktes   beigetragen,   soudcm    maclito   auch    fortdiiuemd  die 
P'^^tische   Anwendung    davon    in    schiein    Vorgehen    g(^en    die 
"tiringischen    Bisthümer.     Unbe<lachten   Ueberstürzungen    dieser 


ii5)  O&Unich  p.  28  zu  verglichen  mit  dem  Outachtcn  MDl&nclithous 
ol-oo  |,.  122. 

6(t)  Mit  dor  EioRchräcikung,  dasa  os  aUordiogs  afhoint  ala  sei  der  eniQ- 
^*>*>isil:L'  Bof  stwlt  in  der  VerbroituiiK  Hlaniiinmiliir  NafUrichten  peweaon.  Vgl. 
'*^'*^    Ajihang  nber  gefiUtrahte  ZeituugeD. 


Ige  — 


PartripoTiHir  «nör  don^n  iimthinassliclu'n  Fnlj^'en  vorjnihetijnm  aber 
hot  vinv  Hundcsvorfassun^  im-lir  IlHitilliiiben  als  die  ^egonwärtig© 
Zcrsplitteninfj  der   Parfoi,  ii)   wolchor  oin  Jeder  auf  ei^e  Kau 
handelte:   es  wäre  eben  dio  Äuf)*abe  mächtiger  Bundesglieder  gi 
Winsen,    ihre   Autorität   dafür   eiBzusetzt'ii,    dass    dor   Bund    eine 
friedenorhaltendo  Mnclit  hü(_-b,  und  wirklich  ileni  Zwtvk  diente,  den, 
F^andgraf  Philipp  ihm  vindidrt<':   das  Sehwert  der  Gegner  in  dec^M 
Sehoiiio  zu   hidton.     An    politisi'li-conservativen   Elementen  fehlt^^ 
t\s  iln/ii  im  proteötainiichon  Beiitsclihmd  nicht,  und  dio  Tlicologi^ 
hätte    dieselben    kräftig    unterstützen   können.     Andererseits    la^ 
wenn  man  von  jeder  Kehutzmassregel  absah,  die  Beeorgniss  nah^a^ 
uiaii  werde  damit  den  Krieg  dueh   nur  hinanssehieben,   nielit.  afc»_ 
wenden,  inzwisi'hpn  aber  mik'lit(^  cU-r  Proti^tantisrnus  immer  haL^t— 
loser    zerfahri'n    und    von    der    TJegenpartei    durch    allmHhlich^?»^ 
Abbhiekeln    unter   Bruch    und    Unifrehuug    des   Religionsfriede  »->a 
geschwiieht  werden;  auch  würde  die  Letztere  beim  Ausbruch  d^xs 
Voraprang   in   den    diplomatisehen    und    militürischon   Riistung-c»D 
haben,  sodass  der  Protestaiitismus  naehnial»  unter  weit  ungüiitsti- 
geren  Bedingungen  in  den  Krieg  eintreten  müsste,  als  sie  augen- 
bhcklich  vorhigpn.    Aber  darf  num  aus  sulrlien  Griindcn  überhawf>* 
riskiren,   einen   Krieg   zu   beschleunigen,   und    war  dies  im  Be^— 
sondi-m    für    die    protcshm tische    Pivrtei   jener   Tage   angebracht 
War  denn    duiv-haus   keine  Hoffnung   meiir,   dem  Kriege   aufzu- 
weichen, wenn  man  nicht  die  Gegner  durch  eine  starke  Defensiv-*] 
steUimg   einschüchterte?     Dieser  Meinung  war  Landgraf  Philipp; 
aber   muasti.'   sicli  Jeder   ihm    itnscbli essen?     Scheu   wh*  von  der 
religiösen  VeriirtlieiUitig  stdi  her  Bünclnisse,  wie  sie  in  Rede  standen, 
ab  —  denn  eine  solche  kommt,  scheint  mir,  für  die  kursÄclisiscbc 
Politik   80  wenig   in   Betracht   wir  für  die  hessische  —  so  wird 
man  immer  uocli  anerkennen  müssen,  dass  hier  den  Protestanten 
jener  Tage  eine  Rciiwierig<»  und  vcrimtwnrtliche  Jüntseheidimg  ob-l 
log.     Der  Nachlebende  mag  wolil  urtheilen,  dass  sich  dio  beson-J 
di'reii  Verhältnisse  der  Zeit  nicht   nach  so  allgemeinen  Maximen 
behandeln  liessen  wie  sie  Kurfüi-st  August  aufstellt,    inid    dtiJis 
eine  beschränkte,    kurzsiclitige   Furchtsamkeit   war,   die   Oefaliren 
der  Bündaisspolitik  höher  anzuschlagen,  als  tue  des  Stillhaltens 
üeheulassens,  welches  nichts  Anderes   bedeutete,   als 
unheilhure  Verrotten  der  sittlichen  Parteikraft,  des  Ge^ 
moing(sistes  im  deutschon   Protestantismus?   doch  wird 


Fünfter  Abscliuitf. 


llö 


nidit  beliauptcn  können,  dass  jedor  nütlfbendo  Pröteshuit,  iler  die 
/Zukunft  seiner  Relifritm  aufrichtig  über  alles  Andre  setzte,  sicli  Ge- 
wissens halber  für  das  Bündnis»  habe  entseliliefisen  müssen,  nnd 
d«s  namentlich,  wenn  derselbe  sieh  nächst  der  ovangeliselien  SaLthe 
auch  dem  Reich,  dem  gemeinsamen  Vaterland  beider  Confessionen 
verpflichtet  fühlte.  Nur  wiH  man  sich  schwer  überzeugten,  dass 
ATorado  Knrfflrst  Augusts  Widerstand  gegen  die  Bündnissidee  wirk- 
lich «US  uninteressiiten  Kinvägungen  über  das  Wulil  df»s  Protcstan- 
tisiniis  nnd  des  Reichs,  oder  eij;enthünilirh<'n  Anschniiniip^n  über 
die  lU-Monnenheit  in  der  Politik,  über  Ijuyalität  und  reiciisfüi-st- 
Uche  PUicht  entsprang,  dass  nicht  vornehmlich  ganz  andere  Mo- 
"  tive  hinter  jenem  consen'ativen  System  sich  vcrsteokeD. 
I  Kehren    wir    von    der    Bündnissfrage    zum    Ausgangspunkt 

1  ^Janserer  Erörterung  zurück.  W'i-nn  der  Kiirfürwl  sieh  cinis<Mjuent 
pH^^l^en  dun  Gedanken  sträubte,  die  religiöso  Vereinbarung  der  Pro- 
r  ■^L'stanteu  anzubahnen,  soweit  sie  eben  damals  möglich  war,  so 
konnten  wir  uns  nicht  überzeugen,  dass  er  es  aufrichtig  im  luter- 
^>8se  des  deutschen  Protestantismus  that:  wir  werden  zur  Erklä- 
»ning  auf  seine  particulann  Interessen  zurückgreifen  müssen.  In 
<ter  That  liefen  den  lelzteren  die  muthniasi;Iichen  Consetjuenzon 
jener  Einigungsbestrebungen  zunächst  sehr  entgegen,  obwohl  sie 
doch  in  letzter  Instanz  mit  den  ullgomeinou  protestantischen  Inter- 
essen solidarisch  waren.  Seuie  Ijamlcskirchc  war  es,  welche,  wenn 
iman  der  Einigung  zu  Liebe  auf  die  allgemeine  Anerkennung  des 
frankfurtischen  Recesses  verzichtete,  ohne  einen  vollkommenen  Er- 
tVilg  zu  enrielen,  in  die  exi>onirteste  Stellung  gerietii.  Ueher  sie 
vor  allen  andern  Kirchen  hätte  sich  abennals  der  Hauptstrum  aller 
Äugriffo  auf  die  neue  Vereinbarung  ei%'ossen;  wiederum  wäre  sie 
vor  aller  Welt  der  Häresie  angeklagt  worden,  und  die  Preisgabe 
diS  frankfurtiRchen  Recesses  als  eine  scheinbar  grosse  Iiicnnsequenz 
hätte  dem  namentlitdi  in  den  Augen  der  Katholiken  Uegrümlung 
verliehen,  da  diese  so  wie  so  der  flacianisclien  Partei  vor  den 
Angegritfenen  ein  relatives  Recht  einräumten. 

Es  liegt  von  vornherein  nnhe,  diese  Art  der  Betrachtung 
auf  dos  Kurfüivten  politische  Haltimg  auszudehnen.  Die  tiefalir 
für  den  Ruf  der  Rechtgläubigkeit  Kursaehsens  war  ja  nicht  die 
grössie,  welche  dem  Kutfiir-stcn  das  liCben  schwer  machte,  obwohl 
auf  diesem  Ruf  der  Schutz!  des  Keligionsfriedens  dem  Rechte  nacti 
beruhte.    Ihre  schwerwiegende  Bedeutung  erhielt  diese  Gefahr  erst 


Füuflnr  Al)schmtt 


diiifli  die  AiLssidit,  in  einen   Kri^  verwickelt  xu   wrrdra.     Ein 
sulcber  kuunte  entspringen   aus   der  Spannung   der  Ketigionspar- 
teien  —  wir  suchten  schon  Aug:iijsts  Gedanken  über  diesen  Punkt 
zu  orpchliesspn  —  oder  aus  den  politischen  Tendonzen  der  Knif- 
«tinor  iiiiil  ihn^s  Anhangs  von  vordorbt^nou  Kriüpslcuten;  in  bei4lon 
Fiilk'n  »bor  war  nicht  unwjüirscheinlioh,  dass  es  zur  Abi-echniin^ 
Äwischea  den  Eniostiaern  und  August  von  Sachsen  kommen  wtlrda 
In  Anj^nu^Ls  Com-spondenzen  und  in  st-inen  politischen  Handlungen 
lieri-si'ht  die  blasso  FurclU  vor  dioscr  Möglichkoit,  aber  nicht  ui^^^ 
der   UcFKoge   und    der   Kdelleute   allein    willen,    denen   er    na4|^| 
menschlicher  Berechnung  vielmals  überlegen  war.    Es  fiel  schwe^^ 
ins  Gewicht,  dass  diese  Gegner  scheinbar  Anlulinunp  bei  den  lotli— 
ringifichen  Erben  Christi  erns  von  Dänemark  und  deren  angeblichen 
Gönnern,  vornehmlich  I'^iunkreich,  fanden;  so  ungläubig  der  Kiir- 
füirst  sich  oft  dm  Z^-itungen  pegeiiiiber  »teilt,  die  hit-rvori  berichten, 
sa  wenig  gelingt  es  ihm  zu  verbergen,  dass  sie  oft  tiefen  Eindruck^ 
aul'  iliu  ninchten."^     Wenn  er  nun  seine  Sichermig  nicht  in   ddH 
angebiiteuen  soüdarisclien  Verbindung  mit  seinen  njitiirliohen  KreuD- 
den,   den   [)nitesbmtisfinjn   b'üi-sten,  suchen   mochte,  hingegen  mit 
AengNtlichkt'it   niicli   der  Gunst  des  Kaisers  imd   der  kutbulisclion 
Stände  strebte,   so  muss   man   eben   annehmen,   dass  er  j?lauht«'. 
den    kommenden  Krieg   wolil    ohne  jene,   nicht   aber   ohne  diese 
glttcklii;h  austragen  zu  köiuien,  und  dass  ihm  Beides  unvereinb 
öchiou.    Sein  Verhältniss  zu  Kaiser  und  katholischen  Ständen  w| 
trotz  ausserlich    vortrelTlicIier   Beziehungen   nidit    uiigotrübt,    we 
er   die  Politik    der  Annexiou   gegenüber   den   thüringischen   IJi« 
thümem  t:icht  aufgeben  wollte;   die  Tbeüualime  an  einem   prote- 
stantiriclieu  Bün<lniss  konnte  ilm  volleuds  missliebig  machen^  sdion 
weil  demselben  die  energischere  Verfechtung   der  protestantischen 
K*x;btsansprüchc   auf   dem    Fuss   folgen    niusstc.     Begannen   dan^^ 
dio  Knie»tincr  den   Krieg  —  vielleicht  mit  auswärtiger   Uuta^f 
Stützung  —    oder  wurde   ein   solcher  durch   die  Verhältnisse   der 
lieligionsparteien  henorgerufen,   ehe  August  in  dem  jungen  Kt 


(S7)  Vgl.  <iw  IVeiti'iige,  wk'  in  Änm.  Tiß  cirirt,  liopondani  Note  24G  und 
die  daselbst  nogefühiieu  Äfiti^cslüi-lit'.  Auch  Ai'6  Kurfürstoo  VcrhaUea  in  der 
Frago  dor  ßüofcfor^ienmg  von  Motz.  Toul  und  Verdun  wnr  zum  giiteu  Theil 
Wülil  vdu  der  Furi.lit  vor  riniir  TtM-binducg  der  Eraostiner  mit  Fnuikreicli 
dictirt ;  B.  ibid.  vorlotzton  Abrtchnitt.  Ausserdem  vornehnvlioh  oben  [ 
Anni.  !);  Boilageu  Na  VB.  X,  Xm,  XXIII,  XXVI,  XXMB. 


FQntlor  Ah«chnUL 


137 


cntluim  völlig  fest  geworden,  elie  die  Ansprüche  der  Emi*- 
stinvr  i'ndpültig  aus  der  "Welt  ^'oscliaffl  waren,  öo  war  nllenirnp* 
soiiiG  Lage  sehr  raissUch.  Er  hiitte  mit  einem  Sdiein  Kccbtens 
aiis  dem  KeligioDstrieden  awsgeschlosspn  weitien  können:  den  Vor- 
wand  hätte  die  kirililiclie  I'oleraik  der  Emestinor  den  Gegnern 
in  die  Hand  gespielt;  der  Kaiser  hätte  ihn  im  Stich  lassen  oder 
sogar  die  Ernt-stjaer  gegen  ihn  iiuBspielen  können,  wie  dereinst 
Xari  der  Fünfte  den  Herzog  Moritz  gegen  Johann  tViedrich  den 
^\elteren;  es  hätte  daliin  gentthen  können,  dass  die  Kurwürdo 
\md  die  Knriandc  »nwiderhringlich  an  die  emeßtinische  Linie  zu- 
Tückkainen. 

Solche  Vonnuihungen  über  die  waliren  Gründe  der  kitr- 
sächsischon  Politik  werden  bekräftigt  durch  die  Thatsache,  dass 
dem  Kurfür-sten  aucb  anderweit  überall  nicht  allein  die  allgemein 
prot^-stantisi^hen  intereasen,  sondern  auch  die  Durchführung  seiner 
conservativen  Theoriei'n  zurückstehen',  wenn  es  gilt,  sich  g«^n 
die  kirchliche  und  poUtis*'he  Feindschaft  der  Eniestiner  zu  aichem, 
und  zwar  sn,  d»ss  zunächst  immer  dan  Streben  nach  äusserlicher 
Correctheit  im  Bekenntuiss  der  augsbui^chen  Confession,  sowie 
in  setner  reich fifürstÜchen  Haltimg,  und  nach  gutem  Einvernehmen 
mit  Kaiiior  und  katholischen  Stünden,  selbst  im  Widersprach  mit 
dem  Interesse  der  Glaubensgemeinschat^,  massgebend  ist;  doss 
aber  namentlich  die  correcte  reichsfürstliche  Haltung  und  die 
Tendenz,  sich  mit  Kaiser  und  katlioliscben  Stünden  friedlich  zu 
stellen^  ira  einzelnen  Fall,  wenn  es  das  Hausinteresse  zu  fordern 
scheint,  durchbrochen  wird. 

Die  andern  protestantischen  Fürsten,  ausgenommen  Joachim 
von  Brandenburg,  der  eine  almlich  intcres^irte  PuÜtik  trieb  wie 
Äuglist  von  Sachsen,  hielten  es  für  ihre  Pflicht,  den  geistlichen 
Vurix'halt  zu  Iwkämpfen,  Sie  bedient(*n  sich  dabei  als  Prtrssions- 
niittel«  fler  Steuerverweigerung  uuf  den  Reichstagen,  wenn  der 
Kawer  Tfu-kenhilfe  verlangte.  Es  war  ihnen  dieser  Kampf  so  sehr 
Gewii>iieD85Rche,  da.ss  seihst  der  friedliche  Km-fürst  von  der  I*falz, 
der  sonst  vor  dem  Gedanken  eines  Krieges  die  höchste  Scheu 
trug,  um  dieses  Zweckes  willen  Alles  wagte.  Kurfürst  August 
gehörte  zu  d<'n  liegnindem  dieser  protestantischen  Kechtsstellung, 
aber  nicht  zu  ihi-en  energischen  Yertheidigem;  er  schloss  sich, 
ac^n  damals  vielleicht  sehr  widerwillig,  dem  allgemeinen  Protest 

den  geistlicheu  Vorbehalt  an,  aber  er,  und  mit  ihm  Joachim 


Abecknitt. 

von  B randori Wr^ lälmi ton  das  Yorp?lion  der  Roligionavenvan*! 
indem  sie  sich  jenes  Prossionsmittels  wie  eines  illoyalen  bomben.*' 
Von  dem  Gedanken,  die  Waffen  zur  Vertheidigung  eines  über- 
getretenen Kin' hon  fürst  en  zu  ergreifen,  spricht  August  im  Tone 
des  Abscheus/'^  Dahingegen  scheute  er  sich  nicht,  in  den  sächsi- 
schen Landen  Bisthünn-r  unter  protestantisdie  Ailminlstration  zu 
brin^n  und  seiner  Ijandeslioheit  zu  untünrerfen.  Es  trögt  nichts 
aus,  dass  er  hierbei  juristisch^'  Unterscheidungen  geltend  machte, 
nach  denen  diese  Bisthümcr  ni<'lit  unter  dem  Schutz  des  geist- 
lichen Vurbehnlts  gestanden  liätti'n.  Henn  in  den  Augen  der  Katho- 
liken, welche  jene  bestrittene  Satzung  errichtet,  waren  sie  in  die- 
selbe eingeschlossen.'^ 

Eine  Analogie  und  Ergänzung  zu  der  Bekfimpfung  der  Bund— 
nisspolitik  bildet  des  Kurfürsten  bekannter  Grundsatz,  dass  man 
sich  möglichst  vor  Verwicklung  in  die  auswärtigen  Verhäitnisso 
hüten  solle.  Wie  jene  innere  Politik  ihn  von  den  politischen  Eini- 
gungsbestrebuugtm  der  deutschen  Protestanten  femlut'lt,  so  diese 
äussere  von  der  Pflege  internationaler  Beziehungen  zu  Onnston 
der  Weltstellung  des  Protestantismus.  Der  Satz,  dass  man  sich 
vor  unnöthigen  Verwicklungen  mit  dem  Ausland  liüten  müsse, 
ist,  im  rechten  Sinn  angewandt,  ja  völlig  zu  billigem;  wenn  z.  B. 
Kurfürst  August  auf  jene  Politik  der  Anlehnung  an  Frankreich, 
welche  der  I^ndgraf  zu  Heinrichs  des  Zweiten  Zeiten  allgemein 
emptahl,  nicht  einging, ''  so  ist  dit^s  darauf  ziiriukzufuhr*'n,  dass 
er  klarer  erkannte,  wie  wenig  von  ilieser  Politik  zu  hoffen  war:  ge- 
lang es  ihm  vielleicht  durch  seine  reservirtere  Haltung  zu  Frank- 
reich sich  verhältnissmässig  besser  zum  Kaiser  und  den  katholi- 
schen Ständen  zu  stellen,  so  war  dies  ein  ganz  wohl  crworbner 
Vorthoil.  Aber  auch  das  Missfallen  des  Kaisers  und  der  katholi* 
sehen  Stände  wird  einmal  riskirt,  wimn  die  Feindschaft  dos  König 


Ü8|  Kitter,  Friedrich  IH.  und  August,  p.  298/1). 

«9)  Vgl.  Anm.  59. 

70)  Kitttr  1.  f.  |i.  308  ff.  Dcrs.  D.  0.  p.  lft]/l.  Nalim  man  ao, 
der  geistliche  Vorbehalt  anf  diese  Bisthümer  nicht  anirendbar  war,  so  galti 
für  sie  in  den  Augen  dor  KathoÜlt'u  nocti  immer  dif  Satze  übor  den  Schu 
der  geistlirhtn  Fersouen.  Rechte  und  Güter,  und  stand  Aui^.st»  Vorgchi 
gogpn  sie  noch  inimor  in  gleicher  Heihe  mit  dem  Friedrichs  von  der  Pfa 
gegen  die  Klüster  iu  Hüinem  Land. 

71}  Vgl.  die  .Beitrüge^. 


Fünfter  Abschoitt 

Ton   Kninlcroich    dnihemier   erscheint     So    lätsst   der  Kurfürst  im 
Jnbr  ITjöfi  trotz  di-r  dringondstPii   Abmahnungen  des  Kaisers  uml 
Herzog  Heinrii-'lis  von  Hraunsi'bweig  ilen  fninztisisehon  Werhungcn 
in  seinen  Tjrtnden  freien  Lauf,  fjrostattet  den  andorwiirts  geworbenen 
Tnippen  fn'ien  DurehKUf^  und  erlaubt  selbst  seinen  Adeligen,  im 
franzü3isoheu  Dienst  zu  Felde  zu  ziehen.     Strenß  ^noranien  lief 
dieses  Verfahren  aopir  gegen   die  gesetzlichen  Bostimraxuigcn  des 
Reichstags  von  1555,   nach  denen  auf  des  Knisers  blosses  Vorbot 
hin  die  Werbungen  hütton  iinterdrüikt  wfrden  müssen.    Da»  Motiv 
aber  war  dlt*  Furi'ht,  der  König  von  FrntiVn*i<li   mflgi'  sonst  die 
Kraestiner  gegen  ilin,  den  Kurfürsten,  unterstützen.'*     Ganz  ent- 
sprechend  sträubt  dfr  Kurfürst   sieh   lange,   in  (iemeinschaft  mit 
Andern  beim  fhinzüsisdi- spanischen  Friedonsschluss  zu  inton-enl- 
run,  erklärt  sieh  aber  plötzlich   bereit  dazu,  als  er  in   der  Intor- 
ventioii  das  Mittet  zu  crknnnen  glaubt,  Umtrieben  und  feindlichen 
rntprnehrnungen  seines  Vetters  Johann  Wilhelm  zuvorzukommen." 
Androrst^its  wird  das  Prineip  der  Nicbt-lntenentiün  nicksichtslos 
fluch   da  festgehalter,   wo  es   dem  prot»^tantisehen   Oewissen  zu- 
^iderlauff-n   niusji.     Anfiinglich   bethciligt   der  Kurfürst  sieh   wohl 
i^clefrentlich  an   einer  Fürbitte  deutscher  Fürsten   für  den  franzö- 
sischen Pnttestantismus;'*  im  Jahr  ISHl  aber  drängt  ihn  da-s  Bc^ 
Uürfhiss,   äusserlich   als  correcter   Anhänger  der  augsbnrgischcn 
Konfession  zu  erscheinen,  mehr  auf  die  Seite  des  exelusiven  Luther- 
tbiinis    liinüber;   zugleich   bfginnen   di*-   französischen   Verhältnisse 
«ich  bodenklich  auf  die  Waffenentecheidung  hin  zuzuspitzen  und 
*lii?    AiifmfTksamkcit  gnnz  Eunipas  auf  sich   zu   lenken.     Seitdem 
^i€;ht    August    sich    von    allen    geniein.sajncn    Schritten    deutscher 
iVürston   zu   Gunsten    der   französischen  Pndestanton   zurück,   um 
iTiicht  aU  Vertheidiger  des  Calviinsmus  zu   erscheinen,   um  sich 
lic-lit  auf  kathr)lischor  Seite  missliobig  zu  machen,   um  sich  nicht 
«oralisch  zur  krifgcrischon  Fntei-stütyung  dor  Hugenotten  zu  ver- 
jtlichtPU,  fall«  der  Krieg  ausbräche.     Im  Jahr  1562,  aJs  der  Ver- 
dfningstrieg  über  die  Hugenotten  hereingebrochen,  entschlicssen 
Lieh  sechs  deutsche  Fürsten,  an  ihrer  Spitze  der  I^ndgraf,  die  Bo- 
lning:ten    durch  Erlaubuiss   freier  Werbung   und   OcM   zu   unter- 


^ 


72)  Beitr.  U  von  Note  G6  ali. 

73)  ibid.  unter  V. 

74)  Unttm  Abüch.  VI,  VHI  am  .\nf«ng. 


Fünfter  Absciuutt. 

stützen:  Kurfürst  Äii^st  läset  sich  durch  kcino  Btttoii  einen  Bei- 
trag zu  dieser  Hilfe  abgewinnen.'"* 

Oenup  hioi-von!  War  die  obijgc  Erörterung  in  ihrer  Au»-] 
führliohkcit  ermüdend,  so  möge  das  Interesse  der  Saohe  zur  En 
sehuUligiin^  ilicnen.  Es  luinileHo  sich  nicht  dimim,  diese  folgeU'^ 
lose  Episudü  in  dtr  Jangcii  Kette  protestimtiseher  Unionsbestrebungeo 
ins  Einzelne  zu  zergliedern,  sondern  eiaraal  sorgsam  abxuwü^'cnj 
was  jener  Conservatismus,  der  später  zur  Tradition  der  säcbeischen 
Hauspolitik  wurde,  und  mit  dem  die  Nachfolger  der  hessischen 
Politik  —  gewiss  ni(;ht  die  l)escliriinktesten  oder  eigen  nutzigsten  3 
Protestanten  —  allezeit  vergelwns  geningen  haben,  gerade  in  don 
Jahren  seiner  Entstehung  gewesen  ist.  Der  Darsteller  kann  nur 
bedauern,  dass  üim  liierzu  niclit  ausführlichere  Materialien  aus  der 
Kanzlei  des  Kurfürsten  Angust  zu  Gebote  standen,  die  vermuth- 
lich  ein  präciseres  Bild  ergeben  haben  würden,  als  aus  dem  Yotd 
liegenden  zu  i'ntut'hmcn  war.  Doch  holft  er  im  Obigen  der  ric^-^ 
tigen  Würdigung  mindosten-s  naiie  gekommen  z«  sein. 


Kurfürst  August  wies  alsn    den   fiodanken   eines  Religion&-^ 
gesprjk'hos  gleichwie  den  eines  Abkumraens  zu  gemeinsamer  Vor- 
tlieidignng  unter  den  evangelischen  Ständen  im  Anfang  des  JalirQS^| 
ir>(iO  weit  von   sich  wog;   für   die   niicliste   Folgezeit  schien   nun 
die  HuR'iiung  auf  Herstellung  einer  mächtigen  einheitUchen  prott^^^ 
stantisL'hen  Partei  im  Reich  völlig  erloschen.   Will  man  noch  fragcn^^H 
wio  weit  hx  jenem  Zeitpunkt  der  Versuch   hätte  glücken  können, 
so  läsat  sich  das  Eine  sicher  sagen:  nicht  weiter,  als  er  im  näch- 
sten Jahr   auf  dem  Convent   zu   Naumburg   gelang.     Die  ultima 
ratio    des   Jjandgrufen,    die   schroffsten    Anhänger  des   exclusivoQ^I 
Lutherthunis  fuhren  zu  lassen,  um  dio  Kiiitraclit  hei  der  Mehr/^l" 
der  doutsohon  Protestanten  heniustellen,  hätte  uum  schon  damah^ 
nicht  umgehen  können:  dies   beweist  die  Haltung  Johann  FVied- 
richs  und  der  Jenenser  Theologen  mit  ihrem  Auhiuig.    Die  Span- 
nung zwischen  Johann  Fiietlrich  und  seinem  Scliwiegervatt*r,  dem 
Kurfürsten   von   Pfalz,    welche   zu   Naumburg  den  Bnich   herbei- 
führte, war  schon  damals  auf  einen  hohen  Grad  gewachsen.     Der 
Streit  zwischen  Lulherthum  und  Calvinismus  iu  der  Kurpfalz  warJ 


7Ö)  Alisulmitt  Vni— X. 


Fünfter  Abscliiiitt. 

Jmra  mich  Kuriun;t  Friodricliß  Rückkehr  vom  Reichstag  derartig 
in  titfeotüi'Iioii  .Skandal  mijyreai-tet ,  dass  der  Fürst  sich  voraulafist 
>»ali,  die  lieftigsteu  IStreiter  auf  beidcu  Seiten  zu  entlassen;  er 
suchte  vorläuüg  nun  Frieden  xu  erhalten  und  hoffte,  eine  Synode 
gelehrter  Miinner  solle  ilen-inst  für  pm/  DeuUchland  und  so  auch 
fUr  die  IM'al/  die  stiitrigeu  Fragen  zur  Entscheidung  bringHjn- 
Unterdessen  holte  er  neben  Johann  Fiiedrichs  auch  Melancbtlioos 
(Jutacblon  ein  und  begab  sich  selbi^t  eifrig  ans  Studium  der  Bibel 
und  tbculii^isclu'i*  Si;hriftcu,  um  selbst  nnch  bestem  Wi&scu  imd 
Gewissen  urthcilen  zu  leniori.  Aber  sclion  die  Tlintsache,  dass 
er  nicht  rückhaltslos  mit  dem  Ijutherthnm  ging,  noch  melu*  viel- 
leicht seine  Unif^obimg,  welcfie  zum  Theil  eifrig  catvinisch  war 
und  die  Entlassung  einiger  lutherischen  lleissspunie,  welche  nicht 
Frieden  halten  wollten,  mflchten  ihn  dem  zeletis^^hen  Schwieger- 
sohn verdik^htig.  Dieser  ant-hte  ihn  wieder  und  wieder  brieflich 
/.ii  bekehren,  erreichte  abor  nir  nielir  als  ilie  Vt^rsichcning,  der 
Ktirturst  werde  mit  si.'iiiüm  \Viss<'n  nie  fulscdie  Lt^Un*  inv  Lande 
fluhieii,  stets  begleitet  von  der  Erklärung,  er  wenJe  Niemanden 
v*MilajHineu,  er  hübe  ihn  denn  zuvur  gehurt  und  seine  Lehre  ge- 
prüft'^ Als  nun  Anftuig  des  Winters  das  l*rojcct  jener  Gesandt- 
schaft t\n  August  von  Sachsen  nuftjmchte,  wollte  Kurfürst  Fried- 
ijlSll  —  wir  sahen  aus  welelien  Griinden  —  zwar  nn  dieser  nicht 
tlM'iInehmeu,  er  wandte  sirh  aber  seinersüits  Anfang  des  Jahres  60 
im  Johann  Friedrich,  um  ihn  zur  Theiluidime  an  dem  erhoflteu 
Convent  zn  bew^en.  Der  Herzog  Bogte  zwar  bei-eitwlllig  zn, 
bemerkte  aber:  er  werde  sich  per  ammstiam  das  Maul  nicht  bin- 
den lassen.'^  Das  heisst,  er  wollte  wiederum  die  Condemnattonen 
fordern,  und  hienin  liiitteii  hII(>  V'erlianilLungen  scheitern  nidsseiL 
Inzwischen  dueumentirUm  auch  die  jenensischcn  und  niedersüchsi- 
schen  Zeloten  wiederum,  dass  eine  Verstiiiidigung  mit  ihnen  nicht 
XII  hoffen  »ei.  VeruuithUch  wai*  douselbeu  das  Oonvouts-Prtijoct 
Cluistophs  und  seiner  Freunde  frühzeitig  bekannt  geworden,  denn 
schon  Ende  des  Jahrc-s  59  bemtüiten  sie  sich  ilirerseits  eine  Synode 
zu  Stande  zu  bringen;  sie  setzten  zu  diesem  Zweck  eine  Bitt- 
schrit^   an   die  Stitudü   der  augsburgischeu  Confessiou   gednickt  in 


70)  Kluckh.  Ft.  d.  Fr.  \h  51—67.    Ders.  Wie  ist  Korfilrst  Friedrich.. 
Cüvinist  gcwurdc'D,  Absch.  I— T.    Döfß.  Uriofol  No.  77,  78,  80,  83,  85,  86. 
77j  noj)ijo  I  p.  345,  34Ö.    Kugler  U  p.  157. 


142 


FUnftor  AliscluuKT 


n.       I 


Umlauf,  für  welche  sie  bei  streng  lutherischen  Geistlichen  schnell 
oüie  grosse  Anzahl  Untei-scliriften  sammelten.  Dns  Fni^rauiui 
der  Synode  entspricht  der  Tendenz  des  Confutatiotisbuches:  es 
aoUto  die  EriJi-terung  und  Verdammung  aller  Iirlehren  sein;  dia 
Vertreter  suloinr  L-lu-on,  welche  ßchim  vonlem  verdammt  worden, 
Ä.  B.  die  ^Sucraincntirer*,  BoUten  von  vornherein  vun  der  Thei!-^i 
nähme  aus^^scliloäseo  sein;  nur  über  den  Ädlapliürismus,  Miüoris-^| 
luiis  und  iSyner^snms  sollte  noch  Vcrhnniiluu^  zugeln&scn  weixleu.  ^( 
Doss  man  diese  U'hrcn  gloichwohl  nur  ttbunnals  zu  venirthoüen 
f^idacbto,  ist  darum  ihn-fi  nirlit  zu  bezweifeln.  Kiu  Kxi*niphir  , 
dieser  Schrift  liess  man  durch  üngnad  in  Herzog  Christophs  Hända^^ 
gelang«;  vielleicht  versprach  mau  sich  von  demselben  ünter-^^ 
stiitzimg,  weil  die  wiirttembergische  Tlieologie  schun  damals  schär-^j 
fer  und  schiirfer  gegen  die  calvinischen  und  molanohthonischei^H 
Anschauungen  l^teUung  nahm;  <ler  Her/.ng  aber  spracrh  in  den 
HchärTuttiri  Worten  sein  Missfallen  über  das  Vorhaben  der  JeJienser 
aus.  Günstiger  urtheiUe  Anfangs  Kuifürst  Friedrich;  nach  einer] 
Unterreilung  mit  Christoph  und  l'hilipp  aber  kam  er  von  dei 
(!e4hiiik('n  xurück,  da.ss  durcli  ciiiu  Synode  in  der  vorgesehtagenen 
Alt  Eiwjts  zu  eiTL'ichen  sei.  Die  Jenenser  versucJiten  njiclimals 
Herzog  Christuph  durch  eine  besonders  au  ihn  gerichtete  Bitt- 
strhrift  zu  gewinnen;  der  Herzog  aber  kam  nach  kurzem  Bedenk^ 
darauf  zurück T  dass  mau  sieh  auf  Synoden,  iu  denen  die  Flaciuntir 
mit  ihrer  (ilaiibenstyrannei  das  grosse  Wort  führten,  nicht  eiu- 
Usscu  dürfe.  Landgraf  Philipp,  welchem  er  das  jenensische  Schrei 
ben  zugeschickt,  sandte  dasselbe  gar  zur  Begiiüielitung  an  «las 
Ministerium  zu  Zürieli.  Die  wonig  schmeichelhufte  Kritik,  weiche 
lüorauf  die  Professuren  und  Geistlichen  der  Züricher  Kirche  ih: 
ausstellten,  schickte  er  J«_ihann  Friedrich  selbst  zu."** 

Es  liegt  über  die  Fetitiim  der  Jenenser  an  Herzog  Uhi-istoph 
auch  ein  Outacbten  vor,  wt^h^hes  nur  aus  der  liessist:hen  Geistlich- 
keit stammen  kann  imd  vermutblich  nicht  von  einem  Einzelnen 
veifasst  ist^*     In  dieser  Schrift  waltet  ein  lebhaftes  (iefülil    von 


?n^^ 


78)  Klackb.  I   p.  128,    130,    133fT.     H^ppe  I  p.  356— 359.    Tregor 
t».  86  ff.    Calinicli  p.  (14  —  80.    Kuglor  M  \t.  73—70.    Diws  die  ziieret  pcnannti 
Totition  j^t^druckt  und  mit  untergpclruuktcn  Namen  eÜichcr  TheoloKi-n  nus  Jon 
lind  d<'ii  8i^nstJidtnn   iimlior.   tinzougt  dn  Brint  Augusts  on  Christoph  (auf 
llAarwiose  d.  t(j.  Juoi  IßCÜ,  Ils.). 

79)  Boil.  XXXI. 


Fiinftnr  Abm^nitl; 


143 


dor  fit^fahr,  wphilie  lias  Stivben  nai-li  staiTPr  Fixining  cJer  1)»^- 
matik  für  die  Kiix'be  mit  sidi  bnichte,  uameutliL-h  üüTun,  dtiüs 
es  den  Protestanäsmiis  dem  Geist  eiitfromdt?,  dem  er  seine  Knt- 
stebung,  seine  Befreiung  von  Rom  verdankte,  und  die  Eintraebt 
priisseror  Kreise  in  der  Kirebc  unniät;Ueb  iimelip.  Dem  gegenüber 
verleUit  sie  alleren,  scIkipferisehoD  Uediinken  der  Kefurrautiun  einen 
beachtenswert! len  Aiindruek.  8ie  wendet  sich  mit  aller  Energie 
xegeu  die  Bindung  der  Kircbo  durcb  traditionelle  Autoritäten 
neben  <ler  Schrift.  Diesf  allein  iimss  die  Quölle  sein  luirt  l>leiben, 
aus  der  die  Kirt;benlebre  iiiinivr  \vii.*der  sehöpfen  suU:  alle  Autti- 
ritaten,  welehe  mau  neben  sie  stellen  könnte,  möcbtcn  dies  nun 
Hokenutnisssoliriften  sein,  wie  die  Aupistana,  die  Apologie  der- 
selben und  die  eclimiükaldiscben  Artikel ,  oder  Persüulichkeiteu, 
wie  üartin  Luther,  gehen  Bolhst  nur  auf  die  Schrift  zurück,  sind 
nieht  unfehlbar,  weil  menschlicher  Natur,  und  dilrfen  danini  nun 
und  nimnu-r  netwii  die  Schrift  gestellt  werden;  mögen  sie  dieselbe 
iiiK-h  nifuschlichtir  Weis«  gut  t'rklärt  haben,  so  muss  doch  djts 
•Studium  and  die  Interpretation  der  Schrift  immerdar  bei  den  leben- 
«len  Vertretern  der  Kirche  bleiben;  die*«  sollen  sich,  wie  Luther 
selbst  gefordert,  durch  die  Werke  der  Ältvurdem  anleiten,  nicht 
aber  binden  lassen,  als  ob  sie  zu  eignem  Urtheilc  nicht  befugt 
wären;  denn  Christus  hat  verheissen,  er  wolle  bei  ihnen  bleiben 
bis  an  der  Welt  Kndc;  das  letzt*;  Urtlicil  über  den  Werth  nicnseh- 
lichen  Ghiubii-ns  aber  Weiht  deni  jüngsten  Tag  vorbehalten.  Durum 
ist  es  auch  unbillig,  solche  Auturitiiteu  allen  Kirchen  als  Richt- 
schnur entgegenzuhalten  und  Denen,  welche  sie  nicht  annehmeu 
wollen,  den  Geist  des  Evangelitmis  abzusprechen:  es  giebt  unter 
diesen  viele  Kirchen,  welche,  unabhängig  von  den  deutech-luthe- 
hen,  zu  gleicher  Zeit  oder  später  auf  Grund  der  schriftgo- 
mässen  Wahrheit  sich  von  Rom  Uisgenagt  liaben  und  da-s  reine, 
Liutere  EvHngeüum  bekennen:  diese  stehen  mit  gleichem  Rt'cbt 
neben  Denen,  welche  sich  nach  Luther  nemien.  Sie  gar  als  Be- 
klagte zu  citireii  und  einseitig  über  sie  zu  erkennen,  statt  auch 
ihnen  Sitz  und  Stimme  in  der  Entscheidung  der  evangelischen 
Angeli^nheiten  zu  geben,  wäre  drt^ifach  falsch  und  unbillig, 
weil  auch  sie  treu  und  wacker  gegen  das  Papstthuni  und  andre 
Ketzereien  gestritten  liaben,  weil  Niemand  Kläger,  Zeuge  und 
Riciitor  in  einer  Person  sein  darf,  und  weil  die  allgemeingültige 
Kntscheidung  über  Glt-tulienssacheii  überhaupt  nicht  bei  Particular- 


diee 

Kiäcl 


Yoreammliingen  aondoni  nur  bei  nllgempimm 
lieh  ist  dieser  IMan  verfehU,  weil  voraaszuseheu^  dass  nur  Wenige 
sich  darauf  einlassen  werden,  üit^e  Vereuche,  die  Kirche  zu 
fesseln:  die  Aufsteliung  historiseber  Autoritäton  ni>ben  der  Sc'hrifl,^ri 
der  Aiisprucli  ji!lgemüiiigulti)u;e  UitheUe  zu  fallen,  sind  nur  Rück-^1 
falle  in  die  Fehler  der  römischen  Kirche:  die  richtende  Partei 
würde  die  Itolle  dus  Papstes  spielen;  sie  würde  die  Bekenntniss- 
stihriften  hiimlhaberi  wie  jener  die  Beeretale  und  aus  Luther  würde 
man  einen  römischen  Heiligen  machen.  Um  übei-  die  GUubcns- 
streitijL^kelten  der  evangelischen  Kirche  zu  entscheiden,  muss  man 
eine  Synode  von  Allen  berufen,  die  dem  untiehnstischen  Papst 
thum  abgesagt  haben  uhne  einen  Huszuschliessen ;  gehören  ihrei 
Viele  awt^li  nicht  in  das  wcItUc^he  deutsche  Reich,  so  gehönm  st6 
(loch  in  daH  Heich  Christi;  dass  sie  nicht  in  Allem  mit  den  deut 
sehen  KinlitMi  übereinstininii:ni  oder  dasa  sie  von  einzelnen  der-] 
selben  des  Irrglaubens  bezichtigt  werden,  kann  vor  rechtJichemi 
Krkenntniss  keinen  Unterschied  bog:i-ünden;  denn  wenn  keiuaj 
Spaltungen  und  Uissverstitiuk^  wären,  wozu  bedürfte  man  der] 
Synoden? 

Alt'  dies  wird  in  trefflich  klai-er  und  kräftiger  Sprache  vor-'? 
getragen:  so  bildet  das  Schriftstück  ein  ehrenvolles  Zeugnisa  für 
tue  üeistesfreiheit,   welche  Landgraf  l'hihpp   durch  richtige  Wald 
der  Persunen    in   seiner   Unidesgeistlichkcit   erhalten   oder   grt»ss- 
güZügen  hatte.    Um  so  entsclne<lencr  mHcht  sich  der  grosso  Mangel 
fühlbar,   dass  solche  Sinni^sart  damals  im   deutschen   KiMch   niciit 
die  Knift  \ind  Zuversicht  erschwang,  um  unverhüllt  üftcntlich  auf- 
zutreten und  der  wachsenden  Orthodoxie  gegenüber  sich  mit  demJ 
Bewnsstsein  ihres  Rechtes  in  die  Schranken  zu  ateUen,  dass  sie  imi 
tirüssüu    und    üiinzeu    nur   wio   eine  yi-einiaiirerei    unter  Üloich-| 
denkenden  gepfle^^  wurde. 

In  dem  Rathschlag,  den  Ijaiidgraf  Philipp  auf  Heraig  Cluä^ 
Stophs  Bitte  über  die  Petition   der  .Jenenser  ausstellte,*'"  lehnt  et 
sich  der  Hauptsaciie  nach  auf  ubigt-s  Uutuchten  seiner  Theologeai 
doch   ist    auch    hier   seine  Originalitiit   nicht  zu  vorkennen.     Di^^j 
Theologen  stimmen  bei  aller  Mässigimg  in   den   Grundsatz,   dasi^H 
man  Irrlehren   vei'dammen   müsse,  doch  völlig  ein,  nur  dass  dL^ 
Verdummung  niciit  von  einer  uder  wenigen  Kirclien,  sondern  \'i>J 


SO)  rozclius  p.  TOßfl'.    AuitfiüirliuliD  luhjiltsniigak'  Hiüi^  UI  p.  504  01 


Ffinfter  AWchnitt 

^iaer  nll^meinen   Synodo  ausfcospmohen   wortlo.     Dor   I^ndgrof 

Iialt  aucb   rfit-snial   vor  Allem   für  luitJuvemlig  zu   (Tinncin.  lUtss 

E3  k'ht   um  jpglicher  Al]wdchi]n^  willen   (-in  Verriammungsurüioi] 

a«.U8j(es|>r(H'hen  wonJfn   diiHV',    und   iw-^ilnclot   di(?s   mit  di'in   ihm 

«^igenthüiulichen  Hinweis  auf  tlio  ToKiun/.  dos  apostoUsflien  Züit- 

jfclters.     An   St4^lle   der  Fordoninjij   i-inor   jT'Uiz   iilltcomeinon   iutor- 

»utiuDalen   .SyDrj<if  dar  ProU'tjtaülou   selÄt  er  wiederum  don  Vor- 

*^iiliig  einer  solchen  für  die  Deutschen  luid  Schweizer.     "Was  die 

'Vhwdfiircn    »Is    Idi-al    liinstellbm,    ('i-sohieii    dem    StHntsniann    docli 

>*olil  iinausfjihrb.-ir;   ^leiclnvulil  schlii-sst  der  (iedaiikn,  die  beiden 

ffruHsen  llutterkiri-heu  zu  versöhnen,  in  sich  den  der  allgeraeineii 

f^uion.     Auf  die   MögUebkeit   deiselben    bat    der    Landgraf  nwch 

öic'ht  verziehtpf:   er   irkiMint   mit   steinen   llioolugen   an ,   dass   es 

^•gtnwiiitig  aussiTurduntlieli   sehwierig  sein   wünle,    eine  Synnde. 

"■'«?  sie  sein  soll,  zu  wcge  zu  bringen:  habo  man  aber  dies  er- 

ft*i«*bt,    stiindoii    endürli    »■inmal    die    Rehueizer,    OI«'rlünder    und 

ä'*<len.'  I^eklagte  de«  Lutbeninern  gegenüber,  so  dürfte  man,  meint 

^*»i]ip|>,  noeh  immer  auf  Einigung  hülfen. 

Wenn  mit  den  letztem  Ausführungen  gesiigt  tsein  sollte. 
•'^»J*«  man  noeh  rieht  ganz  daran  verzweifeln  brauehe,  die.  Ortlm- 
'"*^en  die  Wafien  niederlegen  zu  sehen,  so  mnss  der  Xaehlehemle 
^^  tlieser  Hoffnung  der<  liandgmfen  wohl  eine  Tausebung  crblieken. 
'''^Äigf.  Zeit  hindurch  liattfu  Mehuichthun  und  lüe  Seinen  sirh  uii- 
"**K(ig  gehalten,  ilie  Füi-slen  des  Siidrus  uud  Westona  ihn*  Kmfl 
**^  Pliiiien  ei-schiipft,  dio  nieht  zur  Ausführung  kamen,  der  Land- 
S"*"»*/  im  Besondem  für  die  iillgemeine  Synnde  agitirt,  ohne  doeJi 
''*-*»n  KeUlgesehroi  jener  Partei:  Alleiubereehtigung  ^♦treng  hitlu-ri- 
^^lier  Meinungen,  rdlV-ntlieli  etwas  Anderes  gegen ii her/ ustelltMi  und 
^^^•^'ör  energisch  einzutnten.  Inzwiseben  hatte,  wie  sich  in  den  Er- 
*-'**.5;-iiissrn  der  Jahiv  l"i()0  und  15GI  kiindgiiibt,  die  luthmsche  Or- 
**^*Klu.\ie  durch  ibiv  liübrigkeit  an  Kntfl  uiml  SuelenailU  schon  soviel 
S'^5-vonaen,  dass  sie  sich  sohwerüeh  mehr  durch  Uoberstimniung 
'^^^l  einer  Synode  zum  Nachgeben  odor  auch  nur  zum  Schweigen 
'*-*4tte  bringen  la^en.  Selbst  wenn  die  t'ni(»n  zwischen  dt'n  ge- 
^"^ ^sjigterei)  Kli-nunti'n  der  dciiti;i-lien  Kirchen  und  iU'U  iiefor- 
**irton  zur  Wirklichkeit  wui-de,  durfte  man  nur  noch  hoffen,  im 
'-•»».uf  der  Jahre,  nach  neuen  Kiim(>fen.  dit-se  erstarkte  Partcibil- 
'^*»rig  wieder  ziirückzudrUngeii.  Aber  freilich,  man  hiitte  ihr  eine 
*''**<Iere  gegenübergeslellt,   vur  deren   moralischer  Auturitat  sie  mit 

10 


146  FünftoT  Abschnitt. 

air  ihrem  Eifer  vcrnmtliHch  tief  in  den  Schatten  getreten   ^ 
inid   die  Bildung  dieser  viel  erwünschten  Macht  der  Einheit 
des   Friedens   war   allerdings,   soviel   wir   sehen   können,    di 
noch  nicht  völlig  durch  die  Entwicklung  der  Dinge  ausgeschl« 
Erst  im  Jahr  15G1    trat  eine  Pai*teiverschiebung  unter  den 
sehen  Protestanten  ein,  welche  die  Hoffnungen  Landgraf  Ph 
völlig  vereitelte.    In  den  Ereignissen  gegen  Ende  des  Jahres 
und  im  Anfang   des   folgenden  findet  sich   diese  Wendung 
schon  vorbereitet;  doch  erecheint  sie  noch  nicht  als  vollzogen 
unwiderruflich  nothwendig.     Die  Darstellung   dieser  VerhiUi 
verflechten  wir  am  besten  in  einen  Ücberblick  der  Bezieliu 
unserer  Kin^hen  zu  denen  des  i-efonnirten  Auslandes. 


Sechster  Abschtiitt. 


An  die  spitze  <\fr  folf^nden  Bi'tnu'lihmfroii  fiMI«'n  wir  nocli 

«inmal  den  leitenden  (Tciliuikon  tler  luinl^rüflichon  Kijvljwipnlitik: 

'lie  nationiiloit  und   partikiiliiristisohon  Vor/.weijarungen  des  IVoto- 

'^ntisiiuis    wünlt'ii   sidi   nocii    eininiU   in    dein   BewnKstsiüu   der 

''oberen  Einlieit  über  ihnen  aufraffen  und  ilire  Uobo»t>inytininuing 

'ü  tit-n  entst'licidendeii   Ivehrpunkti-ii  öltentlieli   proclaniiren.     Was 

'lieso  Gedanken   über   den  Wertli   haltloser  "Wünsflie  ei-hob,   war 

'"*-'  Thftbyiehe,  thuss  die  Tendenzen   der  soliwmeriselu'n   Kirehen- 

'•«upttT  ihnen  vüllig  die  Hand   nichten,  und  da&s  diese  Kireiicn 

'**ftinit  denen,   weldie   ihix*n  Glauben   tlieilten,  bei   eineuJ  grossen 

-'ueil    der  deutscheu    diunala    nücJi    tliatHÜehlieh,    wenu   aui:|]   stitl- 

^^■Uweigend,    als   evanfreliseh    anerkannt   wurden.     Dass    die    Zu- 

^'Jimeu^eJuirig'keit  der  Kircht^n  uu^bui"giseher  und  seliweizeilscher 

*^>öfefiaion  als  peschwi  stör  lieh  verwandter  Zweige  einer  im  Wesent- 

licli^.n  gleiehlehn-nden  und    der   alten  Kirche   gegenüber  einheit- 

'^*^Ueu  (ibiubeiusgemeinsihaft   keine  ilffentliehe  Geltung  hesass,   lag 

"**'■    daran,    dass    die    IjitlitT.iner    des    nordüstlichen    Di-'iitsehland 

"uoDtlich  Tiieorien  veilniten,   nach  denen   die  refonnirten  Kirchen 

*****  Iiäretiscli  und  ausserhalli  cley  Bodens  evanpelischer  Lelire  stehend 

hätten   betrachtet  weiden   nüisseu.  und  zwar  dies,  ohne   büi   den 

"*i»ider  exchisiven  Üestandtheiten  der  Kirchen  angsburgischer  Con- 

^*sion  ötTentliehen  Widerspi'uch  z«  finden.     Diese  hjtztern  besassim 

**i   die  Zeit  des  Wurniser  Iteligionsguspräclies  und  in  der  nächsten 

''ol|^    wohl    nooh    ila.s    Uebergewicht    im    deutsehen    Prot-rtitantis- 

'^Us;    und    ndlten   sie  sieli    dazu  auf,   die  Anathenie  der  nieder- 

^^^Clnischen  Lutlieraner  über  die  Sehwei/er  Kirchen   ötTentlich   zn 

'^■fttouiren,   so  war   ihnen   bei    diesen    (Ins   fj-eudigstu  Kntgegen- 

*Oininen  sicher:  die  gtjgcnseitige  Anerkennung  hütte  ohne  Schwie- 

'^Skeit  ötfentlich  erklärte  Saehf!  wenh'n  können,  und  siohor  nuisste 

^i«^  dem  Wachsthuni  <ler  lutherisrhen  Ortlmdoxie  grussen  Kintrag 

''*Ub,  ja  auch    endlieh   Schranken   setxen,    niochto  sie   auch   niclit 

^**^liK  zu  licsifajen  aMn. 


or  Absclmitt. 

'  Bei  rluii  Loitorn  iUt  sohwoiwrisclicn  Kiiflu^n,  dprfn  Ijpbr- 
eigeuthümliehkeiten  viui  de»  dfutsclien  /jeloU-n  auFs  Hiirtniukigsto^J 
K'kiimpft  wurden  und  anf  der  AechtiiD^Uste  des  MoiinarisolH'u  Ciii)-^| 
futationsbui-'hes  cinon  gor  vornehmen  Platz  oinnalinieu,  liprrschte, 
während  sie  ntitli^'odninjLiien  ihn?  litemrisrhe  Krott  für  die  Vcrtliei- 
dignng  einsetzen   mussten,  eine  juisseriirdentliche  Sehnsucht  naoh  ^j 
Kriwien  mit  dun  Kirclien  aiigsburgischt*r  Cunfessiitn.   Mit  gespannter^H 
Anfnierksamlteit  wvmlen   im   Krtise  Calvins  wie  in  dem  Heinrich^' 
liulIingei-H    die    Vorgiinge    innerhalb  jener    Kirelien    verfol{*l,    die 
Aussichten    auf  einen   Zusamnu-nsehlnss   zwischen    den   deutscheul 
und  Kt'hweizorisehen   Proti'stanten   duroli    einen   Act  geg<'nseitiger| 
Anorketuuin«;.  ja  uuch   eine  Coneoniie  ülier  den  vielumstritteneai 
Aitikd    vom   Alit-ndniahl,    den    mun   als  den   wcist-nl liehen    Gi'gen-j 
sUmd   der  Uneinigkeit  ansah,  ei-tlrtert     Von  der  Mögliehkoit  der! 
letztem  liielten  Bullingrr  uu<l  a^Anv  Umgebung,  die  Epigonen  der 
oxtrenie]i    lüehlung   scliweizeriseher   Heftirniation,   freihcli  Nicb(8;^J 
sio  fürtditeten  —  wuhl   mit  Reeht  —  dass  sie  nie  mit  den  deuW^B 
sehen  Kiivhen  ein  imd  dai^selho  ßekeuntniss  wüitlen  unterschreiben 
ki>nnen,  oline  die  Notorictät  der  eigenen  L'lire  zu  venlunkelii:  al)er  — 
hier  so  wenig  als  iu  Genf  war  der  eunfeöaiünolle  fieist  so  besf'hriinkt:^::^ 
gewurdeo,  dass  er  das  Gelühl  der  engen  Verwand Lscliult  mit  deo 
deiitsclien  Kirchen  überwiiclinrt  und  zu  Anathemen  (Ihor  die  andeit 
Kiciitung   deti  JVotestantisnuis   gcruliit    hjitte;    Heinricdi  Hullingei=y 
die  ?r<:ifes*i>ivn  der  Ziiri4di(.*r  thi'i)|ogisi-hen  Kneultät,  die  Geistliehe^^f 
der  dortigen  Kirche  haben  es  unumwunden  Ix^zeugt:  sie  iM'tracl»— 
teten    sflbst    dif   Vi^rtrotor  des  exolusiven   IjUtberthuius   niebt  a1« 
hii[r1i;si.'Ii.  ^undi'rn  als  evangelisch,   und  böti'ci  denselben  gt-rii  *li.<^ 
Hand,  nur  dass  man  ihnen  freistelle,  aueli   fürderbin  ihre 
thUnilii'ben  Ijehniieinnngen  zu  lii-kcniu'n,  nicht  sie  zwinge,  die  au^ 
burgiseheCimfessiiin  ikUt  ein  andt-res  Jh'kenntniss  zu  unt<?rw;broil: 
welch)»  den  Besundorbciten  der  nfnnnirteii  Kin-hcn  widcrsprüebff  J 
oder  sie  verschleierte.-    Auch  auf  eint'  solche  Wendung  der  Oiiigp 
wagten   die  Züricher  nicht  zu   hoffen:   sie   enthielten   sich    dator 
jeder  Actiou   tiii-  die  Vercinbcirung;  die  A'ei-sucln;,  welche  amlm- 


1)  Kur  da»  Fol^^do   setii    rtiiclibaltif;e  Matonalido  iu  don  Cnrrc.s|ian- 
tloiiacn   xwisohon  Calvin,   Ituza,    Farc-1,   irullei-,    Itidüugi-i ,    Mrlaiic:Ii(lion  alc. , 
von  IU')7  Itis  15<jn   m   Bund  41  — -!(!   dos   corpus  i-Dforatatoriim  [oy\>.  {.'iMHA 
Ratid   in— IN). 

2)  lloaa.  Balliogor  11,  p.  3S4,r>.    Corp.  ref.  ■(•(,  p,  7(3. 


Soclister  Abschnitt. 


TR» 


Schweizer  «ntcrniilimtjn.  wiJion  sie  rait  BekJommu%'  »u,  ja  sotzU^n 
ilintn  die  fiiiilrini^lichslcn  Wiirmine''n  rnt^f-'f^L-n;  sie  fiia'hti'ton  auf 
'iit^m  We^  nur  zu  <1it  iioüclitfii  EintracliUpotitik  liiinors  zurück- 
zukommen.   Ucbereinstimineiid  hiolt  sich  dit?  Bonicr  Kiiviio.    Sejnt» 
tliitigen  Äpostt'l  Imtti'  der  U«innsp:i'dnnk»'  in  dein  Knüso  Calvins, 
dt;r  si'lbst   dt'r  ^nisste  iinttr  ihtitMi  war.     Calvin   vcrti-at  den  C<*- 
flanken,  diiss  lnUierisrhr  und   ix'fonniitL'  Kiivlit'D   sich  pegcnsoitiif 
«nwltiffliien   müssten   als  eine   Kordcruuff  christlichen   (.SciHtcs  in 
"»"iüen   Corrfsptindenzi't)    und    Schrituni,    s»'lbst    den    juilcniischon 
n^gpQ  die  deutschen  Lutherancj-,   üh    uuublässi^  und   t-ilri^,   dass 
'"^rin   Lfludgraf   Philip[)   von   Hessen   völlif?    wie    ein   Secundant 
'^'dvins  auf  dciitsclieni  Buden  crsi-hcint.     Dir»  Toleranz   der  hpiden 
"änm-r  Iru^  vvuhl  eine  verschiedene  Färburijü;:  Calvin  verband   mit 
"t^J"    UndTÄcIieiiluug  zwischen   dem  Wesentlichen    imi  cliristlichen 
'''iiuben,   das   allen  Evai:geliachen   gonieinswim   sein    niiisste,    \ind 
w'Ui  Uuwei^entlichon,  das  sie  nicht   tivnn*-ii   dürfte,  die  voUkum- 
'"t^iistt"  tlogniarisclic  Bestimmtheit;  dem  Ijandg^rufeu  erwuchs  die- 
**l>c  Unterscheidung  wohl   aus  einer  gewissen  Unsicherheit  im 
•■»^lipiJ,   ja   zeitweiligem   Schwanken   iler  AnscliauunKen.    das   ihn 
*'H>bt  trotss  seiner  Belesenheit  iu  Bibel   und  Kircheuschriftstellcrn 
*•*    einer  vtüli^'  aiisgeprä^'ten  dof^niatisebun  Individualität  nielit  kum- 
•"•^ti  Üoss  und  ihn   dauernd  zu  grrosscr  Zurückhaltiin;ir  und  Vur- 
'^^iit  Iwstimmte.     Aaidi    hatte   bei    dieser   Urtbeilsweisc  das   Kecht 
'"-'^  (icmiiths,  die  reinmcnschliclie  Werthschätzung  der  Verbiiltnisse 
*i<5l    woUorcn   Kaum   erobern    können,    als   bei    Calvin:    Landgraf 
'  ^^ilipp    hiittn    selbst  Servct    nicht    am    Ijeben    f,'estrall     In    ihnm 
*^  Unsclien  mid  Fnrderuu^'U  aber  kommen  Beide  so  sehr  auf  Eins 
'''tiaus,  iu  der  Wahl  der  Mittel  zeigen  sie  soviel  Aehnlichkeit,  dass 
^fka  verencbt  wird,  aji  einen  Gedankenanstausch  zwischen  ihnen 
^  denken.    Bii'ect  hat  ein  .solcher  damals  nicht  statt^efunih'n;  simst 
^*»nnten   die  Üncumontc  dafür  jetzt  nicht  mehr  viillif;  unb(.'kannt 
?»-*blieben  8ein:=*  dixli  kam   der  Ijnidpraf  im  Jahr  1557  zwei  Mal 
ülit  Abgesandten    uns  dem   Kreise   Calvins   in    jH*rs(hiliche   Horüh- 


3)  Auch  die  C'iiTrM]KjiuIf>oz  lif^-i^isi-hrr  ijuiMtliohca  mit  l^lviu  iüt  wfnif; 
vtjii  Bolaiig  und  {^obt  kciiio  litiiiiitltit!!-'  fiir  die  Vt>iii)Utliun,i:  iili,  du.s^^  Culvin 
IN  Ilos^tcn  einwn  «JirK-tPii  Einlluss  pculit  hat».  Nur  lÜe  i'LTSim  Johann  Unntii-i-s 
Dod  dc«st'U  VfihiUtniaK  zu  Cnlvtii  »ür\-  liiur  viollcicht  in  ItoU'iidit   zu  xiohcn. 

S.  die  iJInrrcÄpDiulMiJt  zwis»*)u'n  Ik'idi'n  nach  iii*in  Jrnli'x  In  t.'orir.  n."r.  M.VIII 

uutor  Calviuuü  und  ttllnl<.■nu^. 


Abschnitt. 


nitif;^  (las  lobsto  Mut  zur  Zeit  des  Witrniscr  Col)oi|iüu)us,  ats 
Fincianor  diis.solbo  bcroits  vorlassen  hattoii   iiu<l  die  zurückf^b! 
benrn  TIici'Io^t.'u  uiK'U  in  Worms  sassen,  uiigowiss  ob  das  Co, 
qiiiuni  fortgesetzt  oder  aufjGfelöst  werden  solle,    Yielloieht  dass  m; 
bei   diesen   Zutminmonkünt^en   auih  die  Union  onirtertr  und    dfe 
Wendung   der   laiui|u:riiflii'hi'n    Kirelienpolitik,    weli;ho    kurz    ilnnkuf 
eintrat,  aneh   hierdun-h   initbestimuit   wurde;   die»  sind  aber  Vlt- 
mutbiiugcu  ohne  urkundlichen  Belejr.^    Wie  dem  sei»  Calvin  und 
aeino  Vertrauten,  die  sieb  dem  iHihrj^tandpnnkt  Melancbthons  und 
der   Seinen   eng  verwandt   fühlten,   f;-lauliten    an    die*   M'iglii'hkeit 
oiner  gcmeinsanien  Alwndnialdpfarmt'l  für  dio  scbweiÄ«ris(.^hen  und 
einen  grossen  Thuil  der  deutschen  Kirehen;  sollte  aber  auch  die^j^l 
Hoffnung  täuKchen,  so  würde  man  dtieh.  meinte  Calvin,  bei  eineflP^ 
grossrn  Theil  der  deutschen   Kii'chcn   i>fiV'ntlicho  Anerkennung  er- 
ringen können,  ohne  dasi<   man  darum   den  eigenen  Glauben  ver- 
longnen  bniuchto.*    Kr  und   sein(^  {'"n-undu  erblickten   darum  daä 
ifeil    vornehmlich    in  einem    Cüllui[iiiuni    icwisi-lun   deiitwhen    und 
sciiweizerisohen   Theologen,    ähnlicili    wie    der   Ijuid/^raf   in    einer   ■ 
deutsch- schweizerischen    ^^ieneralsynode;    sie   sucht^'U    für   diesen  ^ 
Plan  auch   dio  Ziiriclier  Kirche  zu  gewinnen  und  versäumten  die-g 
scliii-klichen   Gelegenheiten   nicht,   ihn   auch   den   deutscliea  Tlie 
logen  gomässigterer  Sinnesart  ans  Herz  zu  legen." 

Wie  weit  war  nun  die  Stimmung  im  Keidi  günstig  für  i' 
Wünsche  ilcr  Sfjiweizer;  wie  weit  nrlittcrtigte  sie  die  lIoHnungf^  -w 
limi<lgraf  Thilipps  und  Calvins?     Die  niedorsiiehsi. sehen   und  we/- 
mni'isciien    riUtlieraner    müs.sen,    nacli    (]f;m    oben    Erzählten,   von    i 
vonilierein    ausser   Bereclmung    gelassen    worden.     Dies    wusstcu 
auch  die  Schweizer  sehr  wohl   aus  der  Polemik,  die  seit  Jahno 
zwischen   Jenen    und    ihnen   erging;    sie   hofften   nur   noch,   den 
Kifcr    der   Zeloten    dun-li    ibiv   Vi-istäiidiguiig    mit-    (Ion    tibrip^n 
deutschen  Kirchen  zum  Verstummen  zu  bring(Mi.     Die  bcfreientie 
und  erlösende  Tliat  erwarteten  sie  von  Melanclithon,  als  dem  lio- 
nifensten  unter  den   deutsehen  Tlieologen:   wie  schon  zu  T^uthers 
liCbzciten,  00  uiferte  auch  jetzt  Calvin  den  Muthluscn  wiedor  und 
wieder  an,  freimütliig  mit  seinem  Hekenntntsü  hervorzutreteu  and 


4)  Vgl.  (los  unter  Anm.  8  nnd  1 1  Citiite. 
51  Corp.  i-of.  XLV  No.  1!8;3. 

ij)  Eiüii  oiDgL^itMicto  IinrstcUung  licr  TlmtL^krit  Talvtiis  für  dio 
unserer  Tcriode  s.  bei  Stalieliu  11,  [1.  llTri.,  I'JOIT. 


Sechster  Abschnitt. 


9eine  weitreichende  Autorität  für  die  AiiorkeniuirjK  iKt  sehwoi/^ 
,,^ri&*hcn  Ijehio  gclt-end  zu  niacheu.'  Die«  war  und  blit^li  vnr^^fliüfh. 
^Andrertieils  ist  unzwcifolhuft,  da&s  bei  deiiieiii^n'n  l^iulpskirthen, 
(leren  Herren  unter  sich  den  frankfurtischen  Iteeosö  abgeschlossen 
hatten,  zur  Zeit  des  Wonntser  Conoquiums  und  in  der  niiehst- 
folf^enden  uoeh  all;^emein  df-r  ridvinischeii  Lehn*  Htillsiliweigeud 
die  Anorkennunf»  eviuigolischon  Wesen«  ge/.ullt  wurde.  Utis  jjilt 
auch  für  die  gut  lutLierischen  Glieder  dieses  Krci^ee,  insoudi'rhrit 
Tür  einen  Lnndusb'Trii  und  eine  Liindeskiivhe.  dereu  Wendung' 
vom  t<»Ierunten  zum  exelusivon  Lutherthuui  spiitorbiu  huch- 
bedeutend,  vielleicht  entscheidend  ward  für  dio  Vollendung  des 
grouaon  Schisnui  in  der  poitcstan tische»  Welt;  für  die  württein- 
beigische  Kirche  und  ihren  Herrn,  Honstig  ChriBtoph. 

Im  Jahre  1557  oi-dneten  die  evan^lischen  Städte  der  Schweiz 
zweimal  Deputationen  an  dio  nUtrhHtwohnenden  Füreten  der  augs- 
liiiiT^i.s*Jien  CvMifessiun  ab,  um  tlcn^n  Intcrcctision  bei  der  tranKü- 
sischen  Kegioning  z»  {Jun.stt'n  di'r  beilriin;;ten  Glaubensgenossen 
in  Frankreich  nachzusuchen.  Das  erste  Jlal  gesL-hah  dies  im  Früli- 
«Jahr,  id.s  den  j)ieniO!itt*aischeri  Walcit-nst-ni,  deren  Gebiet  d»nmls 
^Vankreich  einverleibt  war,  gewaltsame  Unterdrtu'kung  drohte.** 
Zu  Heidelberg  am  Hof  Otto  Heinrichs  fonierto  man  von  den  Qe- 
SNndten  ein  Bekeuntuiss  über  die  Lehre  vom  Abendnmhl  im  Namen 
Derjenigen,  für  welche  die  Verwendimg  erbitt^-n  wanl.  Dn.sseibc 
Schi-iftstiick,  welches  sie  hier  überreichten,  stellten  sie,  nur  wenig 
abgcÄndert,  nachmals  auch  dem  Herzog  Christoph  zu.  Die  heidel- 
bergischen Horthcülügcn,  unter  ihnen  Heslnisius.  der  spiiter  in 
der  Pfidz  den  Abend maldsstreit  entfachte,  und  Herzog  Christoph 
erklärten  sich  mit  diesem  Dokenntniäs  einverstanden ^  nach  einigen 
Andeutungen  scheint  es,  als  habe  damals  Christoph  selbst  die 
Schweizer  Gesandten  aufgi-turdert,  für  ein  Cülhuiuium  zwisrben 
Theologen  von  beiden  Weiten  zu  wirken.'-'     Die  luterL*ession   ward 


7)  Corp.  ref.  XL  No.  G57;  XUU  No.  2000,  213«,  2278;  XUV  No.  2531. 

kjMn,  2701;  XLV  N.  2985. 
^        8»  <."orp.  ror.  XLIV  N.  2(121,  2622,  282Ö,  2828,  2629,  2t!:W,  2ö37,  2030. 
2tM0.  2047;  XLV  p,  iHii-i.    llo|>|>o  I  p.  2:ilff.     Hauni,  Hctji  I  p.  240(r. 

U|  (b.  (>.  XLIV  l'Ü-l^J.  '2G4'd  und  |>.  7(K  Ist  dio  Tbtttäa<-lio  hcbtig,  so 
biition  Herzog  Climtophs  InlciiÜoiioa  in  dicflom  Punkt  sich  doub  svfatm  sdt 
dem  WoniiHcr  Colli» juiuro  eivias  jjeüiidort :  zwai'  doukt  or  nach  wiu  vitf  viol 
ao  dio  CoDCOixlic  mit   den  rofuruiirtuu  Kirchen ;   dwL  6(A\vu  dieselbca   aicht 


152 


chnitt. 


von  allen  Fürsten,  woI»^h*>  man  dttruni  ersuclit  liatto,  howilligrt. 
Die  Kirdicii,  für  welche  (Ho  Horix-n  sich  vt?rwaiidtt'n,  waren  c 
vinisrh.  DtirübiT  kiniiitt*  in  diotiom  Kali  vielloioht  mx^h  eine  U] 
klarheit  bestanden  haben,  denn  das  Bcikenntniss,  welches  dami 
Th4.T)f]nr  Ueza  und  Wilhelm  Fun*!  im  Namen  der  ,, snvnyiseh' 
und  helvctisehen"  Kiiehrn  üliiTreiehten,  hol)  wnhl  die  Uebereii 
sünimnngcn  der  calvinisehen  und  lutlierischen  Ijchre  stark  horv 
ging  aber  über  die  Differenzen  mit  Stillsthweigen  hinweg, 
ee  kam  bei  dieser  ersten  Ge^andtsehaft  nioht  zu  einer  ausfühi* 
liehen  Discus&ion  über  df-n  Inhalt  di««  rlargebotenen  !*k'hnttetüek^^ 
fis  ist  gloivhwohl  unwnhi'sfheinlidi  goou^^,  dtiss  über  denselben  ^^| 
>lissverständniss  obgewalU't  haben  sollte,'"  Vrtlli<r  unmöglich  aber 
ist,  ein  solches  für  den  Fall  i]er  zweitftn  Cesandt^^chal't  anzunehmen, 
die  im  Herbst  staflfünd,  als  die  VerrLilfcun;»  über  die  Pariser  Hn^;:**- 
notten  hereinbrach."  Hie  Ab^^'eordneten,  deren  KUhrer  wiederum 
"HieiKlor  Bi^za  war.  liesmliten  die  Vergamminiig  der  evanju'eliscb 


] 


eher  zur  Vei-lmixilutig;  licrlMiigczogou  iA*Gr(Icn,  als  bis  dio  doutsrhca  Klrc! 
sioh  untorcinand^r  vonitiliiüit't  häln»n.  )S<i  iu  tlt'ii  Kugfcr  i  [i.  T*i  Xoti»  13, 
oboD  i>.  'il  citirtcD  Schrdlieu  an  Melum/litbun  vniu  1.  und  2U.  noucunbcr  l.*]57. 
|jbon»D  in  dem  Memorial  Cngnnds  vom  2.  Octotwr  1559,  obon  ji.  HAß.  Vgl  ^ 
atiüli  iJi-il.  XVItJ.i  Zu  beoclUtin  l.st  imuh,  ila^ä  diT  lU'rzij^  sif.'b  »i'liuti  diuiials^ 
iliij  Verst:linli(;iuig  mit  «ton  Kiirlirn  lU'S  AnsltituSi-s  nur  als  «iuo  rmk^hniu^- 
dcrsolhon  vüh  iliiHO  Iritluiinent  denkt:  e.  das  erstp  dor  lienamiti-u  Stbrplhur-^ 
an  MoljUichthoii  U'i  Hoppe  I  p.  "iöfj,  2fJ7.  Uanz  mtspivclit-iid  da»  zweitt*  vu^« 
Stuttjpirt  liun  20.  Decemlior:  ^dae  auch  äff  solcbßm  ooovcutu  bedacht  wii»lg=^^ 
wit>  uin  chnstcDlichi)  comüliittion  luit  den  Sl-U weitem  und  oxtoris  occicsiis 
tivflun  seil)  niüi'litc.  sie  vdh  ihren  irthunibcn  abzuwoispn",  dnnu,  soIi 
da«  iiiL-ht  j^'s<-ln;hi'« .  HO  wurden  dio  inirulii(»eii  Gewter  ihr  Citt  und  v^•^^Üll^c^- 
riaelio  Soitt'ii  gewiss  je  länger  je  mehr  nusgicsscn  »wie  alboii'il  Johaun«! 
Lasco  in  P^ihi  aurh  cit  Toiret". 

lOi  Eifrige  lAitlipriuHT  Torlm^itetpii  das  von  Rt^aa  und  Fnr^-l  üIktjt»»! 
B<!licnntttt.^s  ak  üJucn  Triumph  dos  I.utlu-rlluinis,  und  iiaiii>jiitlii.'U  in  F« 
dwiw^ti  fiuid  das  VorgcLen  Hcxas  und  Farels  in  Züm-Ii  uud  IVm  sehr  &chle>clit« 
Aurniitirni-  iCorp.  rof.  XI.V  No.  2fi>l,  206.t,  2(>(i:i,  2667,  2GüS,  3H7«.  268fl, 
2(JH2.  2C8I).  'iÖOO,  2Ö0I,  2ÜU3,  2(507,  2705,  270G,).  Aus  Dom,  was  T,Htlif- 
rnnnr  thMriri.  dio  in  dem  poloinis'heri  Gt-ist  der  osdusivcn  Orthodoxie  bofaiipcn 
waiVM,  und  nua  der  l.'nzufriodt'ulieit  der  Exlrunitin  untor  ili'u  Hchwetzcrn  dAif 
uinu  aber  nicht  outnolum-n,  widrlu!  ÄunVu^nutig  dii'  p'iniwsii^li'u  douts<.-heu  Fur- 
»toa  und  Tburdogon  drr  i '(iiifossiou  (•nt4;i^{fi*nbrftelit(^!i.  Masa  di*  ,h(>lv(»(jHchi-u 
Kirch™ '^  aieht  luthoriAcli  warön.  kfmntr  do*.'li  Nieineriiir>n)  unt>r^wus.st  sein. 

It)  Ibid.  XLIV  27IX»,  27UÖ,  27W.  2710,  2718,  272U,  2723.  2736.  27^7, 
2701,  2702,  27(Jl>.    ll»'ppc  I  p.  245fr.     Kaum  I  p.  318IT. 


Seohstor  Abaohnitt 


Tlipologt'n  zu  Worms,  wo  sio  eintrafen,  aU  die  Klaoianer  bereits 

vom  Cwll(j<|tüiim  itns;,t'sihlosst*n  wurden  uml  «bJE^'!reist  wartjn.    Als 

raan    sie   wiedtTiim   auffordort*?,    Zcupjiss   von    dem   Liiaiibtm   der 

Verfol^t'^n  abzulegen,  schlug  Bezn  aiisdrik'klii'h  vor,  uls  Bekeniit- 

nisssobrift  im  Njtmen   der  franzüsiscben  KirL*ben  den  Katedüsmus 

i'alvins  anziinelimen.     Die  Theologen  wiinarhton    jrleidiwohJ   eine 

iKwondt'iT  S4.'lirit1lifb©  Confession  zu  hiibtsn;   wie  es  sc^hoint,  liess 

KezB  diesen«  von  Molani'hthon  selbst  abfassen  uder  bediente  sieh 

'iinili    wines  Kiifhsrhhigi.'s;*-   dm-h    fli]i^<_'ii    die  Schweizer  die  Kr- 

klünmg  ein,    dsL-^s   dif   truiizösisrben    Kirrben   p'gxjn   don   zehnten 

irtikel   der  Aufcustami  Bttlenkcii   Imben   niüsstt^n;  an  die  Ueber- 

H'icliuiii,'  knüpften   sie  Besprechunj^eu   über   die   gewünschte   nnd 

erfaoftte   Union,   in  denen  man   unter   bdderseitif^m  Ziithnn    die 

iffun-'nzpnnkte    dor   iutJierisLrht'n    und    calviiiisflien    Abendmabls- 

^»?hre   klarstellte.     Hie  deutsehen   Theidopen   guhtm,  wie  Beza   be- 

-*ielitft.   TInirnuti;;,    dass   die  d^iitsriii'n    Fürsten   dir  Sthweizfr  zu 

^inc^ui    CuUoifUium    L'rlurdrrn    würden;    sie  tralun,    indem    sie   das 

libtTR'ichte  Bekenntnb»  dem  I^md^Tafen,  dem  Knrtursteu  vun  der 

t*fftlx,  Her/.itf;  Cljrishtpb  und  i*falz*rrj»f  W'olfgang  libersimdten .  für 

<3ie  (iewährunp  der  erbetenen  Fürspracho  ein,  und  keinnr  der  »n- 

^i'^ngt'iien   Kün*ten   wai-f  die   Kn»^e  auf,   ob  denn  Jene   Kirchen 

<lcr   Verwendung  nicht  unwilrdig  seien,     Wenn   die  bi-Hchlosseue 

Inlercession  diesmal   unterblieb,  so  lug  dies  an   andern  Gründen, 

alK    d»ss   man    die   franziisischen    Kiii'hon    für   )ian>t[sch    eraditft 

hätti», '"  -■   Zum  driUrn  Mai  siillidtirten  Beza  und  andun?  Sehwei- 

1        zer  dio  protestantischen  Küi-ston  für  die  französischen  Glaubens- 

^K  briidfT  auf  jt-mr  Vei-sammUinp  zu  Frankfurt,  wo  der  zweite  Recess 

^V  ab^eselilossi'u    wurde.      Diuse  Ot-sandtsfliaft    begleiteti?  Calvin   mil 

Briefen,  welelie  die  Lelirditterenz  zwis<;hen  den  Kin^hen  augsbur- 

Kiw'ber  und  schwel zeriscbi-r  oder  französisclu-r  ('onfessifin  als  etwas 

Bekanntes  bithandpln.    Diu  Füreti-n  aber,  weldio  bei  den  VL-rband- 

iangrn  um  cicn  Reoess  persönlteh   anwesend  waren,  richteten  ein 

Ä'hreiben  mit  drinfron<lef  Fürbitte  an  den  Könifjj  von  Frarkn:ich, 

wel«*ln's    dio   Verfult;ti?n    freimülhi^'   als   Glieder    derselben    Kirrhe 

anerkannttr.'^    Im  folgeiulen  Jahr,  aJs  dit!ser  Ivonig  ^jcsturlun  war, 


12)  Cun».  wf.  XI.V  ji.  (iu). 

13j  Corp.  rof.  XLV  J'MJ.  'JHVS,  2HI4,  2827,  2ft50. 
14)  ib.  XLV   Nu.  2S01,  -jaM,  'ä^y.i.  28IO,   asil.  281j,  USI",  2824, 
2S25,  2835,  2HH,  *Ä;>i,  :iK72.    Ilt'p]iü  1  |..  207  IT.    Biuni  1  p.  'SUG. 


154 


stor  Afnuhiiitt 


iri-^^ 


gegen  Eiule  des  Aii^biirger  RoidistJigi^,  wandton  Rieh  die  dort 
auwosendou  Untwraoichnor  dos  Itet'essos  mit  innen  Vorstelinngcn 
an  die  neue  Rof^ioning.  »'^ 

Unter  dou  Theologen,  welcha  zu  Worms  den  8chweixer  Gt 
Fondten  i»o  froundiicli  cntÄei^nküUifn,   wiirea  »ncli  Jotmnn  Bii'n« 
der  liPiler  der  württomberj^risclien   KiiT-ln?.   und   der  württernlier^H 
sehe  Supftrintcniient  Andn'iie,  spiitc'rhin  dor  vornehmste  Hogrllnder 
der  oxfliisiv  lufherisdien  Concnniienfnrmi'I.    An  all'  den  gedachten 
Bcsohlüsi^en    und    Handluniren    zu    Gunpten    der    Wahlcnsi-r    und 
Hugenottf-n   bethf-iligte  sich   auch   Herzog  Christupfi.     Ks   ist   nn-_ 
denkbar,   dass   ihm  <lie  Tragweite  dir-ser  tSoliritte  nieht  klar 
wesoii  sein  sollte.     Für  Itrenz  (Ucs  anziniehnien  ist  ganz  unninf; 
üch;    wie    könnte    man    es    für    tlr-n   HtTZog  thun,    der    mit    den 
Rofurmattir  in   stetern  DedankenaiistHUsiih  stand  ufid   ihn   in  alle 
wiclitigen  Dingen  eousultirte?     Brenz  hStto  ihn  gerade  geflissont 
lieh  hintergi^hen  mtlssen.    Es  hätten  ihn  zudem  die  Verhandlnrigi'n* 
mit  den  Sehweizeru,  die  Sohriftstiieke,  die  dabei  durch  seine  Hündf! 
gingen,  belehren  müssen,  ja  er  raüssto  politisch  ignnrant  gewesen 
sein,  nm  nicht  zu  sehen,  aus  welehcr  Quelle  die  Reformation 
Fraiilirt'icfi  einstninito. 

Violleic'ht  darf  man  noch  wpit*'r  gehn.  Sollto  es  wirkliefa 
ilfni  Her/.og  unbekannt  gt^wesen  sein,  was  im  Grunde  alle  Welt 
wusste,  dass  Mi'Ianchthon  und  sr-in  Anhang  die  augsburgisolie 
Coufossinn  nicht  im  eigi-ntlii-li  iulherisclien  Sinn  bekannten?  Kiir^^ 
seinen  GewiRscnsmth  Brenz  ist  eine  solche  Annalimc  wiederiua^^ 
xinnKiglicIi;  was  soll  man  vom  Herzog  denken?  Wir  finden,  dnss 
ihm  schon  vor  Absdiluss  des  frankfnrtisrheu  Rei;esses  die  V'er- 
theidigungsschrilltii  Mehinchthous  und  d*!r  tlieoiogischeu  KatnUlät 
zu  Wittenlierg  nicht  mehr  völlig  orthodox  ei-schienen,  dass  er 
Sorge  stand,  es  srhh^iehe  sieh  oin  „subtiler  Galvinismus"  in  de 
kursaohsiseheti  Kirche  und  bei  Molanclithon  selbst  ein."-  Wec 
or  nun  gleichwohl  die  lyehrartikcl  des  Rccesscs  unterschrieb,  did 
doch  ganz  odor  fast  ganz  Mcdiini-Jithuns  Feder  entstammten,  thaT 
er  dies  in  der  Mcirnmg,  einen  rein  liitlierisciHMi  Hund  zu  be- 
sit^'luV  Viclk'icht,  dass  er  zwischen  ileni  ßekenntniss  ilelnnoh- 
thons  und   der  Seinen   nnd   der  Abondmahlslehre  der  re 


IA|  Klucrktiolviil  |i.  t»0,  Ol. 
10)  Kui^h^rJt  p.  H>]. 


reformirte^l 


Scchüter  Absuluütt. 


ISl 


Kirchpii    noch   oinon   wescntliolien   Untersi^faiod  unniihQi  (der  sich 
hiw  später  vorwiÄchte);   dass  er  Jone   für  LiiÜieraimr  im  strengen 
gc*lialtpn<liüttp,  ist  mindestens  sehr  iin\vfthi*soheiniioli. 
AJicdcni   widt'rsprirht  es  nirht^  da»»  HiTZOg  CliriKtuph   wio 
Brenz  sich  &:lion  im  Anfang  der  Periode,  von  der  wir  hanileln, 
als  oinseiti^r  iihi'rzr-ugto  Lutheraner  zi'if^on,  nnd  in  Ueboroinstim- 
miinji^   die    wiirttenibergisolie  Kircho    von    c^ilvinisebr'n   Elernenk-n 
frf<i'/.ii halten  suchen."    Da  diese  Ablehnung  alles  Niehthuherischen 
«ich  über  die  Ijandosgrenze  nieht  hinaviserstreckt,   ist  daratiä  nur 
zu    ersehen,    dass   der  lIiT/iig  und    sein   p'istlii'hor   Itnth   es  für 
1        Pflicht  der  Obrigkeit  hielten,   im  Bereich   ihns  Kircimni-egiinentÄ 
<lii»   Ht»inheil  der  l^ehi-c  «treng  zu  überwachen.     Es   beweist  diiK 
^Ib'S   nur,   dass   es  selbst   in    jenen   Zeiten   raüglich   war,    luthe- 
risch zu  sein,  die  Unterscheidungsifhren  des  Calvinismus  uml  ver- 
I      ^vaiidter  Richtungen  für  iirig  /u  halten,  ohne  sie  daiiim  sofort 
f'iir    hiireti^ch   xu   erklürcn.    in    ÄiuUhenie    ül^er   sie    auszubrerhfn 
«ind  zu  der  Folgening  der  Klacianer  überzugehen:  wer  jene  Ix'hren 
»Hurh   nl»  evangelisch  gelten   bi«!W»,  sei  selbst  kein   Anhänger  der 
'      singsburgischon  Confession  mehr. 

Dies  ist  freilich   keine  so  v erinnerlichte,  weitherzige  Duld- 

I       »iiamkeit   ah   diu  Uuidgiiif  I'hilipjjs,    der   auch    im   ('igf^ion   IüHhI 

allnn   Richtungen,   die  er  nicht  meinte   für  nnevangeliseh   halten 

zu   müssen,   Kreihi-it    liess.    unter   der  Ji^dingung,   dnss  sie   ihre 

rj3c.SündeHieiten  nicht  auf  dii'  Kunze)  )iriiolit<>n  oder  pok*mJsch 
g(*gen  andere  in  die  Oen'eritlichkeit  träten:  diese  Duldung  hean- 
s)>nicht  vielmetir  ütets  —  und  dies  mit  oinigor  Schärfe  —  inner- 
halb der  tnlcHrti^n  Kiehtiingen  eine  bevorzugte  Ausnahmestellung 
für  das  sIrenge  Lutherfhum;  sie  setzt  eine  gcbundcnciv  Denk- 
weise voraus,  und  die  Haltung  Herzog  Christophs,  wie  seines 
gi?istlichcn  liatlis,  liLsst  in  der  Tliat  häufig  vcrrauüien»  dnss  dio- 
soiben  jcnu   Duldung   nur   mit  getlieiltem   Herz4'n    übten   —  viel- 


17)  Vgl.  Anm.  0;  Kugbr  n  p.  161  if.  tiiid  diu  dort  citirtcn  Materinlinn. 

[  E»  iirt  vomchnilich  au''h  die  .sfhriftstellf'ne«;he  Tliätifikpit  dt^a  IJi-enz  und  Atidfcne 

'  fiir  {Iah  Lutliorthuin  luid  );ci)j;cti  don  (.'iiKmisinuH  zu  Wm-'titmi ,  bowk-  dii»s  Brenz 

IQ  shIdcd  Vorföliryu   ;;e;.nju  Lasco   lnin'ilb  vuUstaudig  auf  dt'in  ubiriuitisÜBclicii 

8taad|mnkt  intAil,   dor  durili   dm  StiiUf^artiü'  Syiioilu  vom  llocember  ir>5!l   sur 

«fliciollL-n   Lcbro    dor   württL>mlH'igifif;hon   Kiruhn   erhoben   wurrio;   andeix^rsoits 

ab*.>r  auch,    dann    diu  Hi^lirirtcn    iU:a    llivnz   und  Aadreor?   in    dieser  7aM   dof;h 

LdwäiK-^woBs  iu  dcQ  voriiou*!riideu  Tod  der  uorddeutsuhen  Lutberaoer  eiastiminoa, 


156 


SeolisfcIsmKIMtt 


leii'ht  nur  in  der  Huflininf^,  «i  worde  in  absphbaiXT  Zf?it  pelinpen,! 
liio   sohwc'izerisi'lio  liffürniatidn  in   dio  Itiiliii   ii(,*s  Lutlii:*rHiunis  zu 
loih-Mi-     Dem    rntspriioh    lÜc    Kiituickliin^    der  wiiilf<'nil"'r^is('hi'n 
Kinlienptjütik.    Hor/oj;  ClirtNtnpIi  und  Brenz  zop-n  aus  dem  Fehl-| 
schlugen   doi    Uniontiversuohe   in  den  Juhfu   irt57  bis  1561    und 
dorn   Wachstlumi    der    eiUvinisehen    Uichtuii^    nielit   den    Scliluss, 
dass  der  Kirrlir  einn  freie,  weite  Fassung  der  evangelisehen  (irund* 
bejSrille  und   iruierliulb  des  dadui-eh  gesell aifenen  Kpielntunis   Ge- ! 
wiss<'Usfrei|]eit  Xotli  thuo;   wie  os  scheint,  waren   es  gonule  jene 
Ertaiiiun^en,  wi-l»  he  sie  bewo^fn,  mehr  nnd  melir  das  HoiJ  allein 
in  der  bcrDrzu^tou  Orthodoxie  zu  suchen.     Vielleicht  sahen  sie  1 
in  der  Fniehtlnsi|::keit  der  toleranten  Verraittlunpspiditik,   bt^i  der 
eifrig   lutherischen   Stimmnng   ihn-r  Gemiitlier,   ein   Z^-iehen,    dass 
diese  Tideranz  veifehlt  sei  iider  Oottt?«  Bi^fidl  nii"ht  IjalM*;  nament- 
lieh  aber  mögen  sie  durnu  verzweifelt  haben,  die  Kirche  des  Her-j 
zoptluims    von    wnluthenscheu  MeiDunp;en   freizuhalten    ttder    vouJ 
vorhandenen    Abweichunji^'n    zu    reinigen,   —   wie   sie   als    über- 
neuffto  Lutheraner  und  gewisseubnftc  Ldter  der  Kireho  für  iliro 
Pflicht    liidten    —    ohne    dii'selben   kiinttiphin    auch  jenseit«    dc»rJ 
[iiuidehkinlie,  im  Keii^h  i)n<i  im  Ausland,  zu  hekäniiifen.  Dieser  (it*-| 
danke  musstx'  ihnen  ;):<^m'n  Knde  tles  .laiires  1Ö59  w'hr  nahe  treten,] 
weil  neuerdings  di«'  Dnldunjir  di-s  Calvinismus  in  der  benachbarten] 
Kurpfalz    das  Tjand    mit    ralvinischen    Meiniin^ron    /,u    übertlutlien  | 
drohte.     Kndhch    aber    inaf;    änsserer  Druck    nicht    weni^'    eiuf^-J 
wirkt  haben.    Ein  stilchea  Moment  1»^  in  Jeuer  Satzung  des  Heli-J 
gionsfricdens,    weh  he    den    JSchutz    des    protestantisifien    Bekennt- 
nisses auf  die  UekiMMier  der  jnigsbiir|j;isehen  Confesstoti  elnsi:hmnkto. 
Dieselbe  funhTte  niclit  unlndinjift   den  Ausschluss  aller  unlutheri- 
scben  AuR'assungen,  d(?nn  die  augsbur^isehe  Confession  war,   ala 
jene  Satzung  orriclitet   wurde,    keineswegs   mehr   unbestritten    ein 
aussch liessend  lutherisches  Kekenutniss.     Es  mt  bekannt,  djvss  die 
Nearcdacticin,  welcher  Melanchthon  sie  im  Jalir  1540  unterworfon] 
hatte,  lun  sie  zur  ubermaligen  l'riUcntatien  an  Kaiser  lunl  kntho-  ] 
lisehe  Htände  zweekeiitsprechentl   zu  einendin-n,    vniter  dem    Eiii-J 
fluss    der    refurmirti'ti    Anschauungen    stattland;    nicht    nur,    dass] 
Melanclithon  selbst  diesen  bei-oits  nalio  getreten  war:   Calvin,   der] 
sich    damals   als   Doputii-ter  Strassburgs   unter   den    thenlitgischen 
Vertretern  der  Evangelischen  befand,   hatte  pei-sonücb  die   Neu- 
rüdaotiun  betintlusst  und  die  Confession  in   der  ucuon  KassunjJ 


Seclister  AbRclinitt. 


157 


untpntohricben.  Zu  dieser  ^variata*'  bekannten  sich  seither  nielit 
nur  alle  reformirtiMi  BfstaiuUheile  der  *iiMiNoln'ii  Kirchon;  auch 
bei  lien  LutiHTanerii,  wcli-hv  rh'  in  Wncm  atHlcrn  Sinn  auffasst*tii'*'^ 
war  sie  zur  Zeit  «los  Hcligionsfriwlcns  in  Dnu^kaiispiheu  und  Ix'hr- 
büchoni  woit  verbreitet,  und  aU  bei  den  Krieilensvcrbandliiiigeii 
tU'T  Antni:^  (^''stt'Ilt  wurd**,  di»^  Oiiltij^ki^it  des  Fmslensscliub'-es  imi' 
tlic  Brkfunor  der  Cont'cssion  vom  dabre  1530  oinKiisdirimken. 
hatten  die  evangelischen  Stünde  widereprcchen  und  die  Clausel 
zum  Kall  gebraelit.  Es  ward  (bd)i'i  der  ftatz  aiifgi'st<;IIt,  dass  die 
älteren  und  jiing^*ren  Auspdien  der  Contessiwii  dem  Sinne  nach 
üben'instimniUMi.*''  Wollte  man  fi-eilich  als  den  übereinstiininen- 
lien  Sinn  der  vers^'liiedenen  Formen  nur  die  gemeinsajue  Lohr- 
prundlftfce  der  lutherischen  und  roforniirten  Kirchen  hotrachteu, 
so  kam  man  in  ('i>nMiet  mit  St-hrit^cn,  dii*  zn  ihrer  Zeit  als  Inter- 
protatinnen  der  Confcssioii  vim  I5;i0  mit  «fficieller  Oeltung  heraiis- 
ge^ben  werden  waren:  mit.  der  Apoln^fie  und  den  Kehtnidkaldi- 
Kcheu  Artikeln,  und  ritt*  Behauptung,  „tlass  die  verschiedenen 
Ausüben  rtbereinstininiten  "  ward  dann  zur  Fiction.  Lasse  man 
demnach  dahingestellt  sein,  ob  nach  formalem  Hecht  eine  gleiche 
Berechtigung  des  luthrriwlun  und  referniirteii  IJekonntnisses  im 
Heich  behauptet  werden  kunnn-;  der  ISai'ho  niirJi  lug  die  Fi-age 
SO,  dam  weder  trütier  noch  im  Roligionsfriedon  eine  Kntscheidung 
flarfÜNT  getniffen  war,  ob  nur  liUlhei-aner  eder  aui'h  Kei'onnirle 
als  Anhänger  der  Augsburgischen  Konfession  botraehtet  werden 
durften,  und  dass  sich  aneli  aus  der  geschichtlichen  Kntwiikluug 
ein  Präjudiz  gegen  die  Berwbtigung  der  Keformirten  nicht  oluie 
Weiteres  scliöpfen  Hess;  denn  so  sicher  die  Augustana  vom  Jahr 
1530  naeli  ihrem  -iftieiellrn  Commcntar,  der  Apologie,  ein  rein 
lutherisches  Bekenntniss  war,  so  war  doch  die  Variatji  im  Jahr 
1540  ebenstt  officiell  iler  ftegt*npartei  priisentiit  und  ven  dieser 
angenommen  worden;  als  das  geschah,  stand  hinter  diesem  Ik*- 
kenntniss  nicht  eine  rein  lutherifwlio,  sondern  eine  gemischte 
Partei,   und   e«   war  seit   dieser   Zeit   eine   zaldreiclie   (feraeinde 


18)  I^tlienuicr,  gleichwie  <lio  „  Pbüi}i[>iBtoa "  uud  (JWriniittou  auch, 
niiwsteu,  am  ihre  Ixhrc  viiUttUlndig  in  der  V'ahata  xu  lliiür-u,  1.  dii'  AtiH- 
ilrückfl  ^roi-pos  et  sangois  Cliriati"  in  llirem  Icsonileren  Sinn  veniU'h'>Q  und 
2.  SU  doo  aUgonicioea  no«tiininnn^i>n  dor  Vftriatn  noch  einige  nülier  eiiigt'hi>n<Io 
t*ntc*nw.'hi'iduDgKl<>hrQn  hiiixuilfiiken. 

19j   KitlcT,  der  aii|^burgifictu>  l-CeligiütiHriiedo  jj.  SStJ/äT. 


158 


Saalutor  AYisdinttt. 


rofonuirter    Bi^kfnner    iinausp'Si'hifdonfr    BoslandUieil    eben    d 
protostantisfliou  i'mloi  frt'wos^'ii,  Tuit  der  dti^  Kniscrthuni  vorhii 
(leite,  intorimistisclie   Verpleiche   traf",   alsdann   Kri^  ftitirtc  und 
zuletzt  endgültigen  frieden  si'hioss.    Sollte  gloichwolil  noch  ein-] 
mal  in  Zwoifel  gozogi-n  werden,  ub  Rrforniirte  als  Rekennor  der  ^ 
ÄugNburjLrischeu   Coufussiuu   j^elton    düiflun,  so   war  die   Euteehei- 1 
düng  seUwerlich   nacli   den  Geslclitsimnkten   dos  fomuden   Rechts- 
ader  der  Imditionellen  Beroclitigung  zu  finden;  es  konnte  sieb  nur 
mich   mn   eine  Rdigiöse   Kntschliessung,   einen   Act  der  Selbslb«.^ 
Stimmung  auf  Seiten  der  protestantiselien  Kirelieii  handeln.    Wenn 
nun  diese  sich  so  cntsdiieden,  -wio  es  im  Sinn  Melanchtlions,  der] 
bessiseheu,    der    pfälzisehen    Kirche   lag,    hiitteu    die   Altgliiubigen  I 
dagegen  Verwahrung  einlegen   dürfen?     leb   glaube   nieht.     Aberj 
freilich,  sollte  tüuftig  die  Genieinsehaft  der  augsburgisehen  Con-' 
fession  in  diesem  weiteren  Sinne  verst^mden  werden,  tind   dabei 
die  Rerbtsgrundlago  dt.'s  Keligionsft-iedens  nielit  ins  Wanken  knni- 
men,  so  miis.sten  die  doutsehen  Trotestanten   wenigstens  der  gc- 
wiclitigen    MehrzaJd    nacli    einmüthig   für    den    beliebten   Reeiits-j 
staudpnjikt    einstehen;    nun   aber  stellte   eine   nicht   unbedeutende j 
l'artei  unter  ihnen  in  öffentlichen  Sti-eitsehriften  jede  Abweichung; 
vom  lutherischen  Stiindpunkt,  ja  auch  jogliuhe  Toleranz  gegenüber! 
iinluüierischen  Meijiungen  als  Abliül  vom  echten  imd  einzig  be-j 
reelitigten    Sinn    der   Angustana   dar,    und    die    Andersdenkemlen 
hatten  not-h  nicht  den  Muth  gefunden,  ntTeu  gegen  diese  Behaup- 
tungen autzutivten.    Die  Fortdauer  dieses  unerträglichen  Zustimdes ' 
musste  die  Aengstliclicn  unter  ilen  Lutliornnern  mit  der  Zeit  melir  1 
und   mehr   auf  die   «Seite    dos    exclusiven    Lutherthums   hinüber-' 
treiben,  und,  bewiis*;t  oder  unbowusst,  mag  dies  zu   der  Aonde- 
rung  der  wtirttembergLschen  Kirchenpolitik  beigetragen  haben;  denn] 
es  findet  sieh,  dnss  dieselbe  geiade  unter  dem  Kintbiiek  der  ersten 
gi*össercn  Erfolge  des  Flaciauismus  zm'  Vollendung  kommt,  wüh-j 
rend  sie  vordem  noch  nicht  ontsehiodon  auftritt    Nur  ihre  ersten] 
AnzoicJjen  fallen  in  den  Winter  von  l'iäö  auf  15ß0. 

Als  Wendepunkt  in  der  württoniborgischon  Kirchcngeschichtc^ 
betrachtet  man  gewöhnlich  die  StuttgaJier  Synode  vom  Beceiubcr 
1559.2«    ^uf  derselben  wurde    eiu   württembei^scher  Prodiger 


20)  Für  (Ins  Folycndr  Kiifili^rTT.  |..  107— 173  uod  das  *lo]+.  CStirtä, 
uehinUoh  K<'tMiunvr. 


Sechster  Absohtiitt 

den   tK'hon   seit   dem   Sommer  oino  üiitfreuoliiiii^  weg:en 

rcalvinisrlier  Ijt'Im^  im  Artikel  de  coena  domini  -wliwclitt»,  zum 
"Widerruf  gezwiin^rtn:  «UfSiierdem  verfaa.su;  sie  auf  Hffehl  des  Her- 
xogs  eine  ausführliche  Barütollung  der  lutherischen  Abendnialik- 
leihre  in    der  iihit)iiitislis('ht'n   Vci-sion,   welche   Urenz   srhun    seit 

I  iun^'D  Jalireii    vrrftM'hten    hiitte,   und    orhob   dit'si^Ihe   diircli    all- 

f  gemeine  Unteisclu'ift  zu  einem  Symbol  der  Liindcskin-he.  Da 
ilit^t.'K  Bekenntiiiss  keinen  polomisclten  Ton  anäcUlügtf-^  8o  hruiichte 

.laaa  in  den  Acten  der  Synode  Nichts  schon,  als  eine  consoquente 
Fortsetzung  des  wiirtteiubergischeu  Kirchouregimeuts.  wie  es  «eit 
Jahren  durch  Christoph  und  Brenz  geleitet  worden  war,  hfiten 
nicht  um  dieselbe  Zeit  im v erkennbar»}  Anzeichen  henor,  duHs 
der  Herzog  auf  deju  Wege   war.  sich   dem  extilusiveu  Geist  de» 

fLutlierthums  hinzugeben.  Kr  beginnt  —  dies  iiatle  er  früher 
nicht  gethan,  und  ist  choracteristisch  für  die  Btrengste  Richtung 

tder  Orthodoxie  —  die  calviiüsehe  und  calvinisii-cnde  Außas^ung 

rrte»  Abendmahls  zu  identüiciren  mit  jenem  rationaliätisciien  Kx- 
trem  der  schweizerischen  Ijehrmeinung,  welche  von  allen  deut- 
schen Kirchen  unter  dem  Namen  (i4?s  ^Zwinglianismus''  ver\vi)rfen 
wai-d:   ein  Dogma,   das  in  Deutschland  so  gut  wie  keinen  Boden 

I  hatte  und  selbst  von  den  schweizerischen  Kirchen  längst  verlausen 
war.     Er  macht  sich  Scrupel  darüber,  ob   die  evangeliwlien  Go- 

I  zueiuden  zu  Trier  und  Aarhen.  welche  von  den  protestantischen 
Küreten  in  ihjvr  Bedhingniss  mit  i*Mirbittü  unterstützt  worden 
waren,  niclit  mit  dem  „zwingUschcn"  Irrthuni  befleckt,  und  darum 
der  Verwendung  unwürdig,  des  Rcligionsfriwlt'ns  unfütiig  seien; 
ein    S**hreibtMi    über    iliese   Angelegenheit    an    seinen   pfälzisclien 

'Nachbar  benutzt  er.  um  eine  oratliche  Warnung  vor  dem  Calvi- 
iiisinus,  ali$  ciuer  subtilen  Bemantclting  des  alten  zwinglischeu 
InthuniM,  an  di-s  Kurfüi-steii  eigene  Adresse  eiJitliessen  zu  lassen. 
Kr  fand  »ich  bewogen,  Melancbthon  zu  interpelliien,  ob  er  es 
nicht  mit  den  „Sacramnntireni''  halte:  ja  er  dachte  daran,  August 
vonSaehweü  auf  diu  Irrthümer  Melanclithons  aufmerksam  zu  machen. 
Nach  der  Stuttgarter  JSynyile  trcfTeu  wir  ihn  bei  eiuem  schüchternen 
VersucJi.  für  da»  neu  entwoii'ene  Abeudmaiilsbekenutniss  bei  Kur- 


21)  AoRaben  über  die  Uniüko  bei  Scliimrror  p.  2(iÖ;7.  Kf*  ist  nusfler- 
(loin  pablicift  in  OinHtn|ili  UatlliaeuR  PrafTs  nctA  et  scriptA  |iuli]ii:a  Ecclnsjae 
WirtomlHT^cflo.  TüliiuKon   ITliO. 


160 


Beohstor  Alwchnitt 


ileu 


saf^hson  F'ropapanfin  zu  machen.    Bpi  alledom  ist  der  Seliritt  zum 
oxo.lusivon   liUthcrltuini    luwh   ni**ht  Mulfyiilti;^  vollzo^'cn;   auf  dem 
Cimvt'nt  zu  Nauniburg  im  Jiihv  I.'jHI  rüuiiUc  nrbon  andcni  Küi-ston 
auch  HerKof^  ChnVtoph  nixth  einmal   ihm  falvinisireiuien  Bosttiud- 
thnloii  der  dcuts(hi*n  Kiirlien  ThcHiialimo  an  dor  G('iii>ss(!ns<'h:if> 
der    aiigsljui^ischi'ii   Cunfcspiun    riri    und    /.ollte    dem    auswiirtigi'n 
Protf'sUuit.isnius   die  Anerkeniinn;;,  diiss  aui-h   fr  auf  dem  Bodeu 
der  evangeiischeu  Wahiheit  stehe.     Kura   darauf  sehen  wir  d 
Umschwiinc  vollendet:  fortan  treibt  der  IUt/ms;  im  In-  und  A» 
(und    nur    m)eh    l'ropagmiüa    fiu-   das    Lutiiertlnim;    er   sucht    di 
deutschen   Kiix^hen   vor  jeder  Gemoinst-'hait  mit  dem  CalviniMUUs 
lies   Auslands   zu   bewahren:    er  bekämprt    mit   allen   Mitteln 
kirrlilichen    Aendennigen    in    der    Kurpfalz    nml    frelanj;!    binnei 
wenig  Jahit>n    ihizu,   auf  dem  RiMehstajr  den  Ausst^bluss   Kurfürsi 
Friedrieh   des  Dritten  vom  Religiiinsfriedm    zti    henntragen.     Di 
würltfniher^'-isehe    Kirehe    aber    trit-li    die    Aendennif;    der    (»esi 
iLun;;('n   mit   der  Zeit   zur  Coalition   mit  «k-r  niederdoutsehiMi  O; 
thodüxiß. 

Auf  dem  eben  cnvilhnton  C<in,Errcss  zu  Naumburg  wurden 
narh  so  viel  Jahren  des  lllngviis  die  (irundlag"en  einer  Einheits-  — 
partci,  wie  Ijuulgraf  Philipp  und  die  Seliweizer  sie  wlinschten,^ 
wirklich  gelegt;  unmittelbar  darauf  aber  erfuhren  aio  sebon  eiup? 
so  tiefgehende  Krsehiitteruuf,',  dass  die  kaum  j^ebildeti»  Vci-pinigim, 
in  den  fiinnalen  Anfünf,'en  sttn-keu  llirb  und  nie  zu  that^ärhlicheK^^ 
Geltung  Rclan^te,  ja  doss  selbst  die  lang  bestandene  Jüinbeit  de- — i 
Reeessfürston  merklieh  gelockert  ward.  In  dem  Ablauf  dieser  Kr^- 
ej^isse  bildet  dna  wiehtigste  Moment,  widil  der  hesproebene  llni — 
sehwung  in  Württemberg;  niieliHtdem  die  Haltung  di-s  KurlnrsteT/ 
von  Saehsen.  Kingi>S(rhiichter(  durch  einen  ersten  grossen  Erfolg 
d(fr  Flucianer  bei|uei)ite  ditwer  sich,  eben  als  es  rliu-auf  ankani, 
die  RfSidtate  des  Naumburger  C'onventy  jener  Partei  gogeuübw 
zu  vertreten  und  auszubauen,  der  Orthodoxie  einen  gi-ossen  Schritt 
entgegen  zu  thuu.  Es  ist  selir  fraglieh,  ob  er  sich  hierzu  end* 
gültig  würde  entKelil(Ws;en  Imbi'u,  iiätti'  er  nicht  bei  Herzog  Chri- 
«topb  in  Folge  der  Waiub'lung  seiner  kirchlichen  Politik  Zustim- 
mung gefunden;  von  unzweifelhafter  Jiedentimg  aber  ist  für  sein 
Verhalten,  dass  zu  der  (mtscheidenden  Zeit  Melanelithon  nicht 
mehr  unter  den  I-cbenden  weilte.  Es  hätte  sonst  wolil  un<ler& 
kommen  können. 


Scdutoi-  Abschnitt. 


161 


Su  liiu^^  Muhmciitliim  sich  aller  üffentlichon  Polemik  gegt^n 

soitit»  AnpT^ifer  ontlialton,  so  lauge  er  aus  «IJon  Kräflt-n  ;;esuoht 

liatt«,   ei«    t'ut.sclii.'i(hnides  Aiifi'inanderstossL'n    (h.T   bt-iilt*»   Haupt- 

rioJitungi>n  des  deutscben  IVoteshmtismus  zu  liindi'ni,  gegon  KiiiU? 

sointtt  Ijobens  druiigU?n   ihn  iloch    dio  Verhiiltaisso  unaufbaltsani, 

sein   Scbweij^i'U   zu   brechen.'-'    Alle  A».*ussoruiij,i'U   i\\in  Mdiuich- I 

thon»  leuttu  Lebcusjabrcn  sind  dmvhtmukt   von   dem  (iedauken, 

dtts  solbüt  dio  Veilheidigung  der  AVaJirbcit,  sofern  sie  polemisch 

in  Hii-  Oi-ircnllielikrit  tnit,  diis  Hebel   des  Sbtäts,  der  die  Kijt*he 

dun-hwühlte,    nur    arger    madien   könne;    die  A'enuitwortung    für 

soIcUo   Ftd^en    wollte   er   weder   auf  sein    Huupt    nehmen,   noeli 

muchte   er  irgend  Jemand  dazu  rathen;   daher   mahnte   er  /um 

Scliweio;cn  und  Dulden,  su  lange  die  Aiiseinandoi-sotzuns;  zwischen 

'  dou  pri»testautis(.*hen  l'arUMen  irgend  zu  vomieidtn  war;  sieh  selbst 

Hjiri  Andere  sncbte  er  zu  trösten  mit  dem  Oedimken  an   dio  un- 

Hichtlwiri'  Kirche,  die  trutz  Verfulgung  und  äusserer  Verdunkelung 

■Xocli    stets  vorbiuidcu  sein    und   ewig  dauuiD   müsse.     Gleiehwuhl 

^^■ar  ibui  <ler  Gedimke  nicht  fiemd,  dass  die  Bekeuner  der  Walir- 

l»eit  auch  ulme  Uir  Zutimn  und  Vcrantw Ortung  gezwungen  werden 

Ä^rmnteu  in  die  Schranken  /.ii  tn'ten  und  Zeugniss  ubzuleg(.'n.   Kinen 

^^«ik'Jien  Zwang  erblickte  er  in   den   literarischen  Aiigrülen   seiner 

Cie^cr  nicht,  wehl  weil  or  sie  als  die  unmassgeblichon  Aeussc- 

s*un(5i'n  vun  Priviitpersnneu  iHrinichtete;  d;tgegen  erkannte  er  stet« 

Tttit    Nachdruck   iui,   da*B   der  Kirche    in   ihrer   allgeuieiuen  A^er- 

b^juiimlung  in  der  That  das  Recht  des  ürtheils  zustehe,  und  jeder 

Cbrist  pÜichtig  sei  R»h1ö  zu  stehen.    Seine  Currespondeazen  diuvdi- 

•«ebt    ein    scheinbarer    Widerspruch;    während    er    die   geplanten 

Kürstencunventc  und  SymidL-n,  so  oft  nnui  s^mu  (.iutachten  nacli- 

suclitc,  eifrig  widerrieth,  vcrhieas  er  dncli  stets,  im  Fall  dne  all- 

^meine  Kirchenvci-saminlung  zu  Stande  kiime,  zu  ersehcinon,  der 

Walirlieit  seinen  Dienst  zu  leisten  und  sich  dem  ürtheil  der  Kirche 

zu   unterwerfen,  ja  er  spricht  manchmal  den  Wimsi'h  aus,    dass 

oifiü  walirhaft   allgemeine  Synode   der  Evangelischen   zusammeu- 

tR'lf'ii   möge.     Der  <i('d;inl."i'n';;ang  ist  jedenfalls,  dass  eine  solche 

tiynodc  eben  ohne  sein  Zutbun   »ml  UuHieisseu,  ja  gegen  seine 


22)  Für  (las  Fulgoiiilc»  vgl.  Alelanchthoas  l'orrespoudenz  atu  den  Jfdiren 
h.V>7/00  in  Ctit[i.  rc f.  IX  iiossim,  sowif  dk*  uulsj^n-ohwiduu  Alisdiuitto  in  (Jalln'K 
Iflmnilcti'ntiliL  lli-liuii-büiuii-  uuii  SülmiiJi's  lJiu{;rajiliio  di-K-snllHti. 

li 


m 


dochster  Abschnitt 


Wanningon  xu  ?*tiiiulo  konimou  müsste,  und  joner  Wunscl 
rütli  die  Sohnsucht,  sich  einmal  die  Lasten  vom  Herzen  reden 
zu  dürfen ,  ohne  filr  die  Cons.equenzen  verantwortlich  zu  sein. 
Eine  \virklich  allgemeine  Sj-nnde  war  freilich  auf  lanjE^c  Zeit  hinaus 
nicht  wahrecheinlich;  vruh\  ahor  konnte  es,  trotz  Melanrhthims 
Warnungen,  zu  einer  kirchlittlien  Vei-sanimhing  von  geringeren» 
Umfang  kt)mmen,  in  der  Vertreter  beider  Kiehtinij^n  einamiw 
jEfegonübei*stehii  und  bLMrloi"soifs  Kudion  wünlen,  eine  Entseheidun/^ 
der  8ciiwebend<;n  Streitigkeiten  in  ihrem  Sinn  herbeizufuhren, 
Ihri'a  lange  verfochtenen  AuBprüehen  gemäss  würden  sich  dann, 
wie  zu  vümuithen  war,  die  strenjreu  Lutlieranor  als  die  alleinigen 
Vertreter  der  wahren  Kirche  hinstellen  und  für  ihre  Aussprüche 
ilie  Geltung  fordern,  welche  den  Urtlioilcn  der  allgemeinen  Synode 
zustand.  Sie  hätten  wohl  einigen  Anschein  rcchtniäsüiger  Autoritfit 
dabei  fiir  sich  gehabt  Sollte  nun  eine  solche  Auseinundersetzung 
einmal  unvermeidlich  worden,  so  glaubte  MelanehÜion  als<lann, 
aller  Vermuthuug  nach,  keineswegs  untliätig  zuschauen  und  dulden 
zu  düi-fon,  dass  all'  dies  den  Rechten  der  allgemeinen  Kirelie  und 
der  Wahrheit  seiner  eigenen  Lehre  zum  Pi-iijudiz  aussclilüge.  Er 
that  dicö  dar,  als,  gegen  Ende  seines  Lebens,  in  Niederbaohsen 
sich  eine  Kirchcnversammlung  solcher  Alt  vorbereitete. 

Wir  gedachten  der  AnstrengimgcD,  welche  die  Flaciimer 
machten,  eine  lutliorischo  l'arteisynodo  ins  Leben  zn  nifen,  und 
wie  dieselben  scheiterten.  Zur  selben  Zeit  arbeitete  die  lutherische 
Stadtgüistliehkeit  zu  Bremen  mit  besserem  Erfolge  auf  ein  parti- 
culai-es  Koligionsgespräch  liin ,  ih'ssen  Zweck  kein  anderer  sein 
sollte,  als,  die  calvinisirende  Richtung  der  Abendmalil sichre  in 
der  Peraon  eines  ihrer  Vertreter  öffentlich  zu  proscribiren.  fii 
wiir  dies  der  schon  früher  genannte  Doctor  AJbert  Hardenberg, 
der  Prediger  des  gKisstentheils  protestantischen  Domcapitels  zu 
Bremen.  Seit  dem  Jahr  läöö  führte  gegen  densulbc'n  die  Stadt- 
geistliciikeit  eine  erbitterte  Agitation, -^  um  ihn  und  mit  ihm  die 
vorj  ihm  vertretene  Lehre  —  Har<lenberg  war  ein  Schüler,  Pix-und 


I 


23)  Uol)or  dio  Geschichte  deraelbon  s.  Salig  III.  p.  719  ff.  Phuick  V, 
Th.  2,  p.  138  ff.  Schweckeiidipck,  U.  Albyrt  UurlenU'rg,  Emdoner  G)imiaaiAl- 
Jftliroslionclit,  1859.  Spiog«!,  I).  Alhsif  Kizäus  Hardenborg,  Kremcn  1869. 
(Soparat- Alnlrm;k  aus  Bd.  IV  cU-s  Brcnii-^i-ht;ii  Jalirlmdu'S.)  Dt-r  Artikel  toii 
Bc'rtüt'au  iD  UcrzDg  und  l'litt,  Itoal-Eucycloiiadio  für  proteataiitifithe  Thtwlugic, 
2.  Aufl.  V.  p.  501  ff.  eiithiUt  eiQ)i;QlinndQtY}  IJtet-atui-aiignlM*ii. 


1 


Seclutor  Absoluitt  ^^^p        163 

und   Of^nniingsgfüiossf,'  Melanclitlions,  ohedeni  auch  mit  Jnhanii 
a  Losco  oDg  bt'fi'üuiidet  gewesen  —  aus  der  Stadt  zu  verdräagen. 
Sio   brachte  bald   Hie  gröHsere  Hülfto  dos  Rathes  auf  ihre  Seite; 
da  nbor  Haiilcribei^  nirht  ihir  stadtisi'hiu  Hehördo  SMudeni   dem 
ÜomcHpitel  uiitc^rstund,  tuid  diest's  nicht  g<  sonnen  war,  seinen  Pre- 
diger fallen  zu  lassen,  sti  suchte  und  fand  man  naihmals,  um  des 
mehn^m  Kachdrucks  willen.  Verbündtet«  im  pauziii  niedersächKi- 
f^'licn  Kreis:  die  lutherischen  liei^tlit-hkeiten  der  StädU^  Hamburg, 
Lübeck^   l4lneb»rg,  Mtigdebur^,   I-traiirwcliweip,  die  Hei"zo^  von 
Sachsen   und  der  König  von  Dünomuik   wurden  gegen  Hardenberg 
«uf  die  Beine  ^'bracht  und  drangen  in  Bn-mon  auf  Hardenbergs 
Entfernung;   unter  Andorn   nahm   auch  Mattliias  Flacius  selbst  an 
''öp  Agitation  Theil.     Hai-denberg,  von  Mehinchthon  eifrig  zur  Zu- 
''öekhaltung  emuibut,  wich  diiccten  Erklärungen  über  fioine  I^elu-- 
Woiiinng  möglichst  aus  und  surlifo  den  Sli-eit  auf  ilas  Oogina  von 
•'tsr    lJbif|uität,    von    dem    es   aus^egjmgcn    war,    zu    besrhriinkon, 
"■iihrend  er  in  Wahrlieit  die  ganze  sinulicho  Auffassung  dor  Gog- 
n*^t*  verwarf;  diese  wit^dcrum  suchten  ihm  eine  möglichst  unum- 
''Undene  Auslassung  abzudringen,   um  eine  taugliche  Handhabe 
S^#?en   iUtt  zu   gewinnen.     Dazu   wünsclite   man    nun   Ende   de« 
''**hre8  1559   einen   erpi-obteu  Htreitcr  für  das  Liithei'th\mi  in  die 
^^iult    zu    bringen;    Tilemann    Hcsshusius,    den    der    Kurfürst  von 
l-*falz  um  des  .Skandals  willen,  lien  er  in  der  Pfalz  entfacht,  seines 
Amts  entsetzt  hatte,  sollte  zur  Adjunelur  <les  Siiperintenilenten  in 
Bremou  berulen  werden.    Er  orklürto,  die  Stellung  nicht  anuoJimen 
zu  können,  wenn  Hardenberg  gestattet  werde  ^  seiner  Art  weiter 
/!u  lehren  und  erbot  sich  zu  einem  CoUoquium  mit  demselben, 
m  dem  jedem  der  beiden  Disputanteu  gestiittct  sein  sollte,  einige 
Of^innungsgi-nifssen    herbeizuziehen.     Rnth    und    Sbid  tgristliehkeit 
eipriffen   diesen  Vorftchlag  mit  Eifer   und   traten    mit   dem   Doni- 
capitel  in  Verliandhmg,  damit  es  seinen  Prediger  ziu*  Disputation 
stelle.   Melanchthon  sali  dem  mit  groBSom  Bangen  zu  und  wünsciite, 
wie  immer,  das  CoUoqiiiiun   wenn   möglieh   vermieden   zu  sehen. 
Sollte  08  abor  nicht  zu  umgehen  sein,  so  erbot  or  sich  persönlich 
Himlenberg  zu  assistiren  und   forderte  denselben  auf,  auch  Peter 
Martyr   und  andere  Freunrh-   herbeizuziehen.     Mit  solcher  Uuter- 
»;tüt/ung   hätte  wohl  Hardenberg  don   Kampf  aufgeuommon;   nun 
abfT   ereignete  sich   diw  Tragische,   dass  Mehinclithon,   der  allzu- 
Jaiige  geschwiegen,  eben  da  er  sich  bereit  mtichte  zu  reden,  durch 

11* 


Itstor  Älischnitt. 


den  T<kI  (Ins  letzte  VTurt  abgtssi'lmitteii  wurd<?  (lÖr'ApriT 
Hanlonborj;  verwei^^rto  darauf  tlas  Collotiiiiuni  untor  Horuf  inif 
das  Verbot  des  DoniCApilels  und  dos  Erabiscbofs,  welches  er  jeden- 
falls solbiüt  veranlasst  hatte.  Seit  dieser  Zeit  wurde  er  vom  Batb, 
der  Stadtj^eistliciikeit  und  seinen  Uegnem  in  gnnz  Niedersachsen 
als  (iberfulirtor  SncraraontinT  behandelt;  der  Ratli  verklajE^tc  ihn 
beim  Erzliisehof  und  fordert«  die  gaiizo  Bür^rsohaft  vor  sich,  tun 
sie  für  die  Lehre  der  SladtgeistlicUeu  und  gegen  Hardenbor^r  in 
Pilicht  zu  nehmen. 

Der   seit    1558   regierende  Erzbisehof  Georg,    Horzog  von 
Braunsohweig-Liineburg,   der  später  selbst   den  M''cg   der  Refor- 
matiun    betrat,    war    noeli ,    vielloiclit    nu r    ÜTissorl irh ,    Kathidik 
Als   solcher    hatte  er    auf   das  kirt-hliflie   Ix'ben    iu    Brennen   unc 
dem  protostontisirten  Domstift  nur  nodt  den  Kinflnss,  den  sein« 

landesherrlichen  Befugnisse  ihm  verschafflen.    Diesen  hatte  er  lanp -^ 

autgewandt,  um  Fiieden  zu  stiften,  ohne  Hardenberg  fallen  z-  -i/ 
lassen:  nunmehr,  da  die  Wogim  des  Streites  immer  hoher  ginge^m, 
bnu'Jite  er  die  Sache  des  Dorapredigers  an  den  niedersiielisiscIiL:^/? 
Kreistag.  Es  war  dies  im  Juni,  zur  selben  Zeit  als  die  Ägitatior/ 
der  Fluciauer  für  eine  allgemeine  lutht-risL-he  Parteisyuode  aw 
Willerstand  der  Reeossfiirsten  scheiterte  imd  die  Terhaudlungeii 
der  letztt'm  über  die  Herstellung  der  Kircheneiulicit  einen  neuen 
Anfang  nahmen.'*  Dadurch,  dass  der  niedei-säelisische  Kreistag.' 
Hardenbergs  tSacho  in  die  Hand  nahm,  ern-ichto  nun  der  Flam* 
nismus  in  besirhriinktüi'eni  Umfang  doch  steinen  Zweck;  denn  oidi 
mancherlei  Vonerhandliingi'ii  kam  es  dazu,  dass  ein  neuer  Kreis- 
tag angesetzt  ward,  auf  dem  Hardenbergs  Bekenntniss  sowie  (laä 
seiner  Gegner  von  den  Tlieologen  der  Kreisständo  geprüft  ufld 
bcurtiieiit  werden  sollte.  Diese  VeisiininiUing  tagtt?  zu  Braun- 
sciiweig  Jm  Februar  des  Jahi*es  löBl,  gloiohzeitig  mit  dem  twi 
den  Reccssfiirsten  zur  Herstellung  der  deutschen  Kireheneinbcit 
berufenen  Congress  zu  Naumburg,  Der  Ablauf  dieser  Ereignisse 
ist  schon  angedeutet:  der  Aufschwung  des  Flaeianismus  zerstörte 
die  Erfolge  der  ünionspulitik,  uuil  so  trat  denn  im  Jalir  1561 
das  grosse  Schisma  zwist-iien  der  luthorisehcD  und  rcformirtwi 
Richtung  endgültig  in  die  Erscheinuu»;.  Xii^ht  nur  inneibalb  1 
Deutschlands:   es   wanl  zugleich   über   das   Vcrhiiltniss  <te8  deut-l 


P 


34)  Vgl,  (Ion  ScUla.<i.s  dcK  vorif^'eii  unil  Aufang  Ues  Därliston  Abst^ltnitta.! 


8fii.-lihtor  AbHL-hnitt. 


165 


llitTtlitiins  zu  ilcn  n<fornürt»'n  Kirrlion  ilfs  Aiiplandes 
t'n.ts*-lii''<l*'i»-  Dt'nk^vünlig  ist,  daüs  difs^-r  \V<.*ndopiinkt  chrono- 
Biscb  dicht  neben  oini^n  weltbi$itorisehon  Scliritton  des  Culri- 
aisnins  auf  seiner  Siegeslauf balin ,  andererseits  unmittelbar  vor 
dem  Beginn  der  grossen  Koorgnnisfltion  in  der  rümischen  Kirehe 
«ttebt  1559  ist  das  ,Tahr  der  srhottiseiien  itelormation;  in  ebeu- 
deniselben  Jahr  eonstitiiirle  sich  in  Paris  die  rtffonmrte  franzö- 
sLiCho  Nati'iualkirche  und  be^jann  das  gcdriUkte  Hugmoltciitlmra 
zur  flacht  zu  erstarken:  in  obendemseiben  ti*at  die  Kirche  der 
KurpfaLx  in  jenes  Ueber^aJi^stadiuni,  das  endlieh  zu  der  fUr  viclo 
lünder  VürliilHlichcn  Uefummtioti  dos  Jahres  15()3  Kihrte.  Im 
Juhr  lötiO  aber  ward  nadi  endlosen  Verzög:i'rungt!n  ch*s  allge- 
meine Concil  der  röniisilien  Kirche  angesag:t  und  der  Beginn  des 
Jfthres  1562  braclito  seine  Kniffnn^^^ 

|k  Die  Vorwirküi'hung  des  se  lan^  ernrterten  ConcilgedankenR 
mtd  bt'karinllich  veranlasst  dureh  den  Beginn  der  Koligiouswiii-en 
in  Frankreich,  und  kura  nach  der  Kniffnung  des  Concila  führten 
dieee  schon  zum  Bürgerkriege.  In  dem  Verhalten  Her  deutschen 
I'rüte>ianten  zu  d()ni  glaubLiisverwandten  HngenuttenÜiuni  wiUirend 
dieser  erslen  Krisis  kümmt  daa  Uel)enviegen  des  exelusiv  luthe- 
rischen (leistes  bereits  praktinch  zur  (reltung.  Bevor  vnr  nun  die 
Wandelung  der  deutwheu  Kirelienverhiiltni^se  und  deren  Einftüss 
auf  die  deut^ch-tniDziisischen  Bezieiiungun  im  Einzelnen  betrachten, 
nehmen  wir  ttbor  die  letztem  einen  Kiickblick,  der  uns  in  den 
i*tand  der  Dinge  um  die  Wende  dus  Jahres  1560  versetzt- 


^^i^^r 


m  ner  Periode  der  grossen  Kriege  zwischen  Frankreich  und 
Spanien  bildete,  wie  mau  weiss,  der  Kampf  gegen  die  f^panischeu 
Jlerrsehuftsbestrebungcn  ein  gemeinsames  Interesse  der  fianzösi- 
selien  Knme  und  der  protestantischen  Partei  in  Beutsehland,  wel- 
ches diese  beiden  Märlite  auf  jioütische  Frenndscbaft  und  zcit- 
'weiligo  Allinnzverhiiltnisse  anwies.  Frankreich  machte  sich  mehr 
als  einmal,  zuletzt  im  Beginn  der  fünfzigt^r  Jain*,  als  der  l'mte- 
plantittmus  in  der  htichstiii  (Jcfalir  schwebte,  in  der  That  verdient 
um  denselben;  aber  es  niissbrauchte  seine  llUfsbedürftigkeit,  um 
das  lieich  zu  beniuben.  Alsdium,  na<h  dem  Piissauer  Vertrag, 
Sc'hlutumerten    <iie    Uezieliungcu    zwischen    Krankroicli    untl    den 


lue 


SM.<faster  Abachnitt. 


Fürsten    der    luig^burj^sclieii    Coiifession    auf   einige   Jalii-e    et 
uboi-*   der   Passauer   Vertrag   iind   selbst   der   lleligionsfriede 
wir  suchten  dies  schon   im  Beginn   unserer  Untersuchungen  ai 
zuführen  —  schufen  doch  dip  Liigo  nicht  s^i  völlig  um,  djiss  joni 
alte   Interessengomoinsclmft  ganz   i-rlosclion   würe:  im  Beginn   dos 
letzten   Waffenganges  zwischen   Frankreich  und  Spanien,   in    den 
Jahren  1557  und  1558,   lebte   das   alte  VerhiUtiiiss  noch   einmal 
für  kur/i^  Zeit  auf.    iis  zeigte  sich,  dass  bei  den   deutschen  Vvo- 
testanten  die  Tradition  noch  nicht  erstorben  war,  nach  der  man 
Fraukmcli  als  den   natürlichen  Fn^und   dns  deutschen  Protesta^H 
tisraus  und    der   „deutsclu-n   Libertüt",   dii-  das  Palladium   seiner 
Kxistenz   bildoto,   antwh.     Zudem  aber  begann  damals   der  Geist 
der  Reformation  in  Frankreich  sichtlich  voraudriiigen  und  manche 
deutschen  Protestanten  bcs>^häftigtcn  sich  deshalb  mit  vagen  U<]d^| 
nungon  auf  einen  Umschwung  der  kirchliclien  rolirifc  in  diesen^ 
[jando.     König   ITeinrirh    vtrstand   aus    diesnr  Stimmung   Vurthoil 
zu  ziehen;  wiUirend  vr  in  soiiii'm  Reich,  sovyeit  die  furtdauernden 
Kriegsanstrengiui^'on  ihm  freie  Hand  Hessen,  den  kirchlichen  Neue- 
rungen mit  blutiger  Strenge  entgegentrat,  suchte  er  doch   d 
seine  Agenten  die  Küreten  der  augsburgischen  Confession  bei  1 
HüHhungen  zu  erlialtcn.    Vuruehmlioh  wui-de  dits  Interesse 
deutschen  Protestanten  un  l'^rankreichs  Stellung  zu  dem  zukün 
öcumeniischen  Cimcil  aiisgcnulzt  zu  Vt-rlk-issungen  von  höchst  zwei- 
felhaftem Werthe.     Mehrt-re  deutsche   Fürsten   setzten  daher  eine 
Zeit  lang  gute  Hoffnungen  auf  Frankreich,  und  dasselbe  venhuilcte 
ihrem  "Wohlwollen  in  dem  gefidirlichen  Kriege  nicht  unwe^ent liehe 
Dienste.    Sie  suchten  auch  ihren  vcrraeintÜcheu  Credit  beim  fran- 
zösischen Thron  auf  dem   einzigen  Weg,   der  iluien  offen  stand, 
zu  Gunsten   der  Rf^fi)nniition    in   Frank  rfich    zu    verwerthen:   äe 
logtL'n  oft  Hiid  eifrig   ihr  Wort  für  die  Diihliuig   ihw  Profct-sbmtis- 
mus   ein.     Mit   der  Zeit  wurden   sie   enttüuticht:   auf  ihre  Inter- 
cessionen   für   die   verfolgten   Glaubensgenossen    wurde   höehstens 
vorübergellend   Kücksicht  genommen;   auf  die  Dauer  blieben  äe 
ohne  Erfolg.     Dazu  kam,  dass  Frankreich   die  tnnilos  annectirten 
Hist-hünier  Metz,  Toul  und  Verdun  mit  KntschUissenheit  festliiclt; 
das  Verhältniss  des  allorchristlicbstcn  Königs  zu  den  Türken  mag 
ein  Uebriges  gethan  haben:   mau  begann  zu  füliliMi,  djiss  auf 


25)  Vgl.  für  das  Folgende  oben  gt.  24  ff.,  54/5,  Ü6,  sowie  d»  , 


bstor  Alisobnttt 


167 


CM 


französischo  Politik  niulit  zu  bauen  sei.  Schon  im  Vorlauf  des 
KriogL«  verlor  Frankrt^icli  vk'l  an  Sympathien  boi  tlon  ovaiigoH- 
schen  Fürsten;  der  Friede  von  Cateau-Cambresis  en*e^te  bei  ihnon 
dio  Erwaitung,  Frankreich  bald  in  den  Reihen  der  K&nipfer  für 
die  katlioliwhc  Restaunition  zu  Kohen. 

Vielleicht  der  Einzi«re  unter  den  Fürsten  der  augsburpisehen 
Confrasion,  <ler  norh  in  drr  letzten  Zeit  Heinrichs  des  Zweiten 
an  der  Ht^fTiimif;;  auf  ei»  freundliches  ZuKamniengehcn  zwischen 
Frankreich  und  <h'ni  deutschen  rmtc^tantisniiis  festliielt,  war  Land- 
grof  Philipp  Ton  Hessen.  Es  ist  olx'n  berührt  worden^  wie  dor- 
srlb«  als  Gegner  Spaniens,  als  Freund  Frankreichs  in   dem  spa- 

irtoh-fninzr«isiiicn  Kriege  Fiirtei  nahm,  wie  er  Frankreich  Spnnitm 
gcgt^nüber  im  Krie^  zu  bofjünsÜgcn  und  dudurcii  zugleich  an  diu 
Froundsi'haft  des  deutsolion  Protestantismus  zu  fesseln  suchte,  und 
wie  er  für  diese  Politik  bei  seinen  fürstlichen  I'Veuddoii  Propa- 
^nda  machte.  Keim-r  niilirte  so  bestund  ig  wie  er  den  Oi'dmiken, 
Hass  Fnmkroicli  dereinst  sich  (tinur  prottstan tischen  Politik  zu- 
wenden möge.  Keiner  intercedirte  so  häufig  und  mit  so  hart- 
näckijEri'r  Hoffnung  für  die  verfolgten  Protestanten  in  Frankreich; 
die  stete  Erfülglosigkcit  dieser  Schritte  machte  ihn  zwar  oft  be- 
sorigt  und  schwiinkend  in  seiner  Stimmung,  am  Ende  aber  blieb 
sein  letxtes  Wort:  wenn  der  König  von  Frankreich  auch  die 

eformation  in  eigenen  Ijuide  veifolgn,  so  werde  er  doch  die 
Deiilsehen  giauben  Iilssimi,  was  sie  wollton,  und  um  ihrer  Religion 
willen  nie  ilir  Feind  werden;  vielmehr  dürfe  man  von  ümi  Fi*eund- 
sebaO  und  UnterKtützung  hoffen,  Sdlnnge  man  ihn  nicht  diirch 
politische  Feindseligkeit  abstosse.  Seine  grossto  Sorge  war,  es 
hierzu  nie  kommen  zu  lassen.  Als  auf  dem  Reichstag  zu  Augs- 
burg im  Jalir  1559  unter  den  Reichsständen  die  Rückforderung 
der  geniuhien  Lnndschaften  von  Frankreich  bonithen  wurde,  war 
fii'in  Hauptaugenmerk,  zu  verliüteu,  dass  in  diesen  VerhauiUnngen 
dio  Prolestanten  Frankreich  vor  den  Kopf  stiessen;  es  scheint^  als 
habe  diese  Rücksicht  ilun  mehr  gegolten  als  selbst  die  Integrität  des 
Reichsgebietes.  Als  Heinrich  der  Zweite  starb,  meinte  er  bedauernd, 
es  sei  ein  gi-osser  Freund  der  deutschen  Nation  gt.'St'hieden.*''' 

An  den  Regienmgs wtvliscl  in  Franltreicli  knüpften  nun  die 
deutschen  Protestanten,  wie  es  scheint,  allgemein  Hoffnungen  auf 


20)  Beiträgo,  letzte  lk«iIogo. 


168 


SoiJister  Abschnitt. 


<^ino  Aondonm;;  der  kin-hlichen  Pfditik  dasolbsf.     Am  Hof  Hoiu- 
ricIiK  dos  Zweiten  hatten  die  UiUipter  de»  Hnuse,s  Guise  eine  Ki-ilio 
gleich  vfiniehraer  Grossen,  ja  selbst  die  Verwandten  des  Königs- 
haus^, wflrhi'   dfm   jtresammtcn    Adi'l    in    Allem   hitttcn   vorgehen 
müssen,  znriickju'cdrünit,'!  und  in  Sdiutti'U  gi?stellL     Ich  nenne  nur 
die  "Wiehtigsten  vim  Allen:  den  Cunnetable  von  Frankreich,  Anuits 
von  Muntmureney;  dessen  Verwandt«  aus  dem  Hauso  CliätiUoD: 
(raspard  von  Coiigny.    den   Admiml  von   Frsinkreich   und    seinen 
Bruder  Kranz,  genannt  d'Audelot  oder  Andelot,  der  (»nemleolonel 
der  französischen  Infanterie  war.    Ferner  die  Prin»en  ron  Geblüt, 
in   erster  Linie   Aiiltiu   von   Ronrbon-Vpniirinu!,    der   diireh    s*"int> 
Ehe  mit  Jennno.    der   einzigen    Erbin   des   Hauses  Albret,    Fürst 
von   Bearn  geworden  war  und  den  Titel    eines  Königs  von  Na.- — 
varra    ^ammt   den  Ansprlichen    der  Albret  auf  das  von  Spaniev^ 
usurpirte   KonijEri*ei>h   Xavana    (tberkimimen    hatte.     Dann    desse^»-^ 
jüngerer  Hrudor  Ludwig,  Prinz  von  rond*"-;   endlich  die  KönigiK~m^  , 
Katharina  von  Medici,    die  am  Hufe  Heinriclis  Khri'U  nnd   Kin — 
fluss.  die  sie  hätte  beanspnichen  können,  Diana  von  Pnitiere,  do^r 
Maitresse  des  Königs  und  engen  Verbündeten   der  Ouise's,  hatf«:> 
überlassen    müssen.     Die   einÜussreichsten    Berather    des   Köui/?s, 
Herzog  Franz  von  Gnise  und  dessen  Bruder,  der  Hr/bLschof  vo» 
Tlheims  und  Cardinal  Ciirl  von  Guise,  bekannt  unter  dem  Naraon 
„der  Cardinal  von  LuthringtM»'"',  waren  zugleieii  die  hervurrngeinl- 
stcn  Vertreter  der  streng  katholischen  Politik;  der  Cardinal  war 
die  Seele  dar  französischen  KetzeiTeifolgung.    Dagt^gen  stund  von 
den  Verdrängten  ein  Theit  ben.-its  im  Lager  des  Protestimtismus: 
entschieden  unil  ohne  VL'i-stellung  der  Adrairal,  And(»lot  und  Condö; 
verdeckter  Weise  und  zeitweilig  schwankend   nui;h   Xavarra,  der. 
im    Felde    entschlossen   nnd    tapfer,    zu    wenig   Klarheit    und   sitt- 
lieUen  Mutb  besass,   um    in  politischen  Dingen    unzweideutig   und 
consequent   zu   Bein.     Der   Königin   Mutter   schrieb    nmii   vielfach 
protestantische  Neigungen  zu;    man   fand  es  natürlich,    dass  ihn* 
leidende  Stellung  sin  den  Anhängern  der  veifolgten  Ueligion  nühem 
mü.ssü,  und  ihre  äusserliche  Haltung  gab  einigen  Anlinlt  zu  dieser 
Vormuthung.     Die  französischen   ProtesTunten   wagten   im    Beginn 
der  neuen  Regierung  gute  Hdflhungen  auf  sie  zu  setzen.")    Aehn- 


27)  Ln  Fcrhöre,  Icttros  ilo  CaÜii<nao  de  Mediuis  1,  tnlrntluction  p,  57, 
67—69. 


A)«i.'linitt. 


109 


Uch  urtheilte  man,  wie  es  scheint,  über  den  Gonnetiible,  weil  auch 
er  zu  den  Verdrän^tHn  fjohiirte  und  weil  in  a-inor  Verwandtschaft 
die  pmtestan tischen  Nci^^rnngen  viel  ve^t^t^tf•n  waren.  Dies**  M<;i- 
nangtm  kamen  von  Frankreich  auch  nach  Deutsohliuid.  In  Ijoiid- 
p^ftf  rhilipps  Vnrsti'lIiin;j<'M  liildt-teii  die  Kunii,Mn-MuttiT,  der  Con- 
nebihto  und  Navarra  eint»  Purtei  von  protestantisciicn  Neigungen 
P'gcnübHr  den  Ouise'«;  er  wünschte  und  lioltti;,  diese  Pailei  nuu- 
Toehr  in  Frankreich  ans  Ruder  kommen  zu  sehen.***  Aolinliche 
fle<ha»ken  hejrU^ri  wohl  die  protestantischen  .Fti!>;ten  die  auf  dem 
Iteii'hstag  zu  Augsburg  anwesend  waren;  dii-sulbcn  entschlossen 
sich  nach  dem  Tode  Heinrichs  des  Zweiten  zw  einer  neuen  Intor- 
«essiun  für  die  Evnngolisoheu  in  Fnuikn*icli.  Sie  richtetm  7a\ 
diesem  Zweck  Schreiben  an  den  König  von  Frankreich.  Navarra 
and  die  Küuigiü- Muttor.  Sie  appellirten  dabei  an  die,  wio  sie 
meinten,  protcstanlisclic  Oi-sinnung  der  Königin  Mutter  «nd  er- 
mahnten  N'uvorra  zur  Bfstiindigkeit  im  Glauben. 

Inzwischen  hatten  (li<*  fniuziisisihen  Vrrhaltnisse  sich  bereits 
ganz  anders  entsdiieden,  als  die  doutscfiou  Füi-sten  hoftlen.  Der 
Tlinint'nlger,  Franz  der  Zweite,  war  drm  iieset«  nach  mündig, 
ttiatsachtich  aber  zu  jung,  um  zu  regieren,  und  zudem  an  geistiger 
Entwicklung  hinter  seinen  .lahreu  zurück.  Die  französischen 
Kechtsgewohnheitcn,  die  dem  nätdistcn  Agnaton  des  Königs  auch 
d^^n  nüchsten  Platz  bei  deinsi'lbi'n  in  d^-r  Regirrung  anwiesen, 
h&ttf'n  Navarra  zum  thatsächlichen  Leiter  Krankii'ichs  berufen; 
derselbe  war  aber  zur  Zeit  des  Thronwechsels  vom  H(if  abwesend 
und  ehe  er  cinti-af  war  Alle?*  eiitscliiedcn.  Die  Guise's  übten  diuvh 
üiru  Nichte,  die  jtingc  Konigin  Maria  Stuart  eine  grosse  Gewalt 
über  den  jungen  Künig;  die  Königin  Mutter  glaubte  ihrer  Schwie- 
gt'rtociitcr  gi'grMiiiber  keine  massgeljondo  Stimme  zu  b<«ilzcn  oder 
f(lK-htotP  als  Ausländerin  und  Frau,  namentlich  da  der  König  go- 
spt^lich  mündig  war,  in  der  Nali»tn  nicht  gf'ung  Enlgegenkommen 
zu  finden;  sie  machte  keinen  Versuch,  die  höchste  Macht  an  sich 
zu  bringen,  sondern  duldete  oder  begünstigte  sogar,  dass  die  Guisc's 
sich  vom  König  die  gcsaramte  Staatsverwaltung  übertragen  liessen; 
fortan  besass  neU-n  Diesen  nur  sie  nfx^h  einen  beschränkten  Kin- 
fliiss;  sie  nalnn  denseUKni  aus  der  Hand  der  Guisfs's  entgegen  und 
suchte   ihn   im  Ein  Verständnis»  mit    ilmen  zu   üben.     Statt  einer 


28)  Beitr,  a,  lu  ').  Für  das  Folgondo  ib.  <lca  letstvu  Alisohiiitt 


172 


5!ci:hstor  Al'Kuliintt. 


1 


daher  Niclits  unliaben,  wülinnid  dii'  mit  den  Wuffeu  m  dor 
Ei^griffenen  in  Meiip^n  geköpft,  goliängt,  ertränkt  wurden.     Xacit 
dem   Ort   seine»   Ausgaugos   erhielt   cltis   tragische   Kreigniss   de 
Namen  der  „Verschwörung  von  Amboiso". 

Dio  dcubJoh-proN'stiintischon  Füi-sten  hütten,  abgesehen  davc 
doss  eine    l'ntrrstütziing  der  Aiifriiiin>r  in    Kraiikreieh   die  ganz^ 
katholi^.h<>  Welt  gegen  sie  hätte  uuntringen  müssen,  schon  nac|^| 
iliren   Änscliaiaingen    von   der  PHitht   des  Oeln^i-sams  gegen    die 
weltliche  Obrigkr-it  sich  sehwi'i-lirh  zur  Unterstützung  eines  Unter- 
nehmens wie   die   Verschwörung  vun  Amboisc   hinreissen  lassen, 
selbst  wenn  dasselbe  nicht  sofort  geseheitert  wäre.    Auch  orliioltaBJj 
sie  von   den  Vorbereitungen   des  Attentuts  keine  Xaehrieht;   erst 
umni(teÜJ!ir    vnr    dem    Tt^nnin    der    AiislVdjnnig    wui-den    sie    von 
ITieilnehmem,  moehten  dies4*lben  ntin  in  höhonu  Auftrag  oder  auf 
eigne  Faust  handeln,   itm  Hilfe   angegangen.     Bei   Fricflrich   von 
der  l^nlz   erechien  Anfang    März    in  Uegloitung   Johann   Sturms, 
des  Rectürs  der  Acadcmio  zu  Strassburg,  ein  dortiger  Professor 
der    Jurisprudenz,    der    berühmte    Franz    Hotoman,    der    soin^^H 
evangelischen  Glaubens  halber  schon   seit  dem  .lahr  154Ä  FVank- 
reich  hatte  meiden  müssen,  und  drängte,  wie  es  SL-Iieint,  den  Kur-^ 
ftirsten,   sich    mit   den  Versehwornen    in   Verbindung   zu    setzen 
FricHrieh    entsandte   ihn    mit    einem    Beglaubigungsbrief  an    da 
König  von  Navarra;  sein  Auftrag  ist  unbekannt,''"  doch  ist  nichf 
zu  glauben,  dnss  der  Kurfürst  Xavarra  zur  Fünlening  d(«  Planes 
ermuntert  oder  gar  TTnterstiity.ung  angeboten  haben  sollte;  er  meini 
zwar,  Gittt  könne  wohl  beRehlossen  iiaben  durch  dies  Kmgniss  da 
gottlose  lleginient  in  Krankreich   zu  strafen  oder  zu  stürzen;  da 
Unternehmen  selbst  aber  misebilligte  er,-^'   nnd,  wie  wir  glaufc 
müssen,  mit  vollster  Aufrichtigkeit-''^     Ij»ndgraf  [*Iülipp  war  ebtn 
von    Hessen   abwi'send,   auf  eiuij^ra  Tag   pnitestantisi-tier   Fnrste 
zu    Worms,    wo    Territorialstn-itigkeiten    zwischen    Woifgang   vo 
Zweibrückeu  und  Friedrich  von  Pfalz  geschlichtet  werilen  sollten," 


:elM 

im 

ichl^ 


30)  Pnrrste  a.  a,  0.  Die  hior  nicht  gcnnnntr  Quflli'  isl:  ein  von  I). 
veröffeatUthfc-s  St-hroiW-ii  Sturms  no  Ilotoniaun  vniit  17.  Juni  1562;  8.  bibUo- 
theqao  de  l'öc.  dos  cliartcs  III""  aerii-  V,  p.  365,  36ö. 

31)  KiucUiohuI  p.  12({,  133. 

32)  Vgl.  Al.scli,VIU  am  Eodo. 

33)  üeber  den  Zweck  der  VBi-»animIung  s.  KIuc;kh.  \k  133/4. 


8ouljstor  Abschnitt 


173 


K' 


I  m 


als  zu  Cftssel  bei  seinem  Solin  AViliiclm  ein  Franzose  orscbion, 
der  dwnsi'lben  Mitthr'ilunpcn  üWv  die  Yei-srliwörung  iimcItU'  und 
sieh  i'Hxtt,  den  Liuidf^rat'eu  Philipp  auf  V.rlang-eii  ti<'f»''r  oinzii- 
weüien.  Er  gab  au,  das  LTütoruelmicn  sei  so  gut  vt>rboi*oitet,  dnsH 
gelingen  müsse,  mochte  al*>o  wohl  Untersttltzung  für  die  Kort- 
fiihning  unci  Vollrndong  tk-r  Ki-volutiun  hoffen.  Landgnif  Wil- 
lielm  war  n'nht  eiuniai  geneigt  der  Botschaft  Olaubcn  zu  SL'honkon; 
im  UobrigiMi  lirgte  er  ganz  dieselbe  Gesinnung  als  Kurfürst  l'ncd- 
rich.  Landgraf  Philipp  wurde  dun-h  die  Kachrieht  augi-nsrhuin- 
lich  vrdlig  Überrascht;*"  wir  besit/on  leider  vim  ihm  keine  Aeusse- 
rung  üIkt  die  Vereehwürung,  über  dasri  ein  Füllst,  in  dem  das 
Bewusstsein  von  seiner  Würde  und  von  den  (inindlagen  seiner 
Autorität  so  rege  war,  wie  landgnif  l'hilijtp  das  dereinst  im  Krieg 
:egen  die  Hauern  uutl  Wif^d**rfäiifer  gezi'igt,  und  diT,  wie  er,  au 
Iridei-Sütziiclu'n  Vasallt-n  i*rlahren.  was  revolultoiiänj  Gtaiinnungeu 
im  Staat  bedeuten,  die  Versehwnruug  hatte  billigen  können,  ist 
Icauni  denkbar.  Im  llt'brigen  war  das  Complott  gescheitert,  bevor 
der  Landgraf  Kunde  davon  erhielt 

In  Krankreich  tüust^hte  mau  sich  über  Oesinnnng,  Lage  und 
l^oütik    der  deuti*(hen   Küi-stcn.     Man   glaubte,   der  t'ouvent  zu 
JWorms  s<'i   aubonuimt  w()r<l('ii,   um   eine  Unterstützung  der  Ver- 
liwörtT    Y.u    b(?wt?rkstciligi;n;    man    beiiauptf^tn    zu    wissen,    dii' 
Verschworenen  hätten   in  Beutscbtaiid  grosse  TruppennKi.s.scii  bei- 
sammen gflhabt,  um   ihr  UntiTUchnirn  zu  vulh^ndeii;  man  begann 
^iiion  Angriff  dvr  i)roU.stantischen  Fürsten  Oentsehlands  zu  (jun- 
sten  des  fnmzüfiischen  IVutestantismus  und  Gewaltthiitigk fiten  der 
Ueutsehen,  welche  in  l'aris  Ittbten,  zu  fürchten.    Man  bcaigwöhnto 
tien   F-mdgrafen,    Kurfüitit  Friedrich,  Herzog  Christoph,  sogar  Jn- 
biuin  Wilhilni.^'     Kt*  schien   angebracht,    soidien   Gefahren   einen 
Riegel  Torzusdiieben;  man  suchte  dalier  die  Fürsten  einzuschüch- 
tern und  den  Kaiser  zu  ihrer  TJt^herwachnng  z\i  veranlassen. 

Schon  Heinrich  der  Zweite   hatt»^  gewiuischt,  zur  Krleicbti- 
rang  seiner  vielen   Beziehungen  in   Deutschland   einen  ständigen 


34)  lAnilRrai'  Wilhelm  m  riiilipp  Kassel  don  IC,.  Miiri  a.  Beilrtj^i^n.  Äin 
2*J.  MSrz  U'auftni^  Philipp  vou  Wurms  aus  scinoii  Stluitzninisti-r  (Htn  Oleitn, 
er  aoUe  sich  bot  dcti  rnmziisisiJiüu  uud  seh wcizori sehen  Hauptleiiten  nitf  dieser 
FruteameBiw  (zu  FranlifurtV)  «rkun"lig<'n,  ob  va  wahr  Kci,  das«  die  Kranzoscti 
dcui  i'ardiual  von  I/>t-ln'tngi<ii  zu  limn  und  Vaati  nuf  oiuum  Hc^lilotw  Imlngeni.  ilft. 

;r>|  I)i-  Tliou  lilv.  -Jj  rnii.  I.     Anaiia  U   S<i.  -*ri  und  27. 


174 


Beeliator  AbscIiniU. 


Qesandtea  am  Hof  des  Knisors  zu  babcn.    Es  war  damals  nicli 
goluiigini,    des   Kiiisers  (Jeneliiiiifjung   dafür   zu  tTbaltün.^*^    Jet 
ebeu    bot   der  Stand   der  Vfrlmüdluu^'cn    über   das   üfumeiiischir 
Concil  dtr  tranzosisclieu  Regierung  Veranlassung,  einen  Oesandti.'a^ 
zu  längerem  Aufeulhalt  an  den  östeiTeichischen  Hof  zu  cutsciudeiijf 
Man   ersah    dazu    McssiRi  Bernardin  Bochctel,   den    Bisi'huf  von 
Rennes.    Sein  Hauptauftrng  betraf  die  Herbeiführung  des  Concila, 
welches   die  Guises    um   so   luelir   ersehnten,   ids  sie  seiner  zur_ 
Niederwerfung  des  PruteüUintisiuus  in  Fnuikröich  bedurften.     Z^ 
seiner  kirehenpolitischen  Mission   erhielt  Bochetel  mehrere  Neben-' 
auftrage^    Kr  solite  unter  Anderm  den  Kaiser  auffordern,  die  pro-j 
testaiitist^hon  Fürsten  in  ihr(>n  angeblichen  (Konspirationen  mit  de 
Hugenotten  zu  boaufsichtigen  tmd  nicht  zu  dulden,  dass  sie  sie 
in    Fnmkreiehs   Angelegen lieiten   einmischten    oder   in    Untenieh-^ 
mungen    gfgen    die  frunzösisehe  llegiening  einliesHen.     Auf   dem 
"Wege  nach  Wien  süUte  er  den  Landgrafen,  Herzug  Cliristoph  und 
Kiufllrst  l'Viedrich  von  der  I*fäilz  persönlich  oder  dureh  Vertreter 
ansprechen  uder  anspreehen  lassen,  um  in  der  Funn  einer  freund-^^ 
Hüben  Warnung  vor  gewitraon  verlogenen  rebellischen  ljnterthanoii| 
des  Königs,  die   unter  dem  Deckmantel   religiöser  Besh-cbungeii 
aufrühren  sehe  Absichten  versteckt^'n  und  einer  freundlichen  BittR. 
denselben    keinen   Glauben    zu   seheiiken,    sie    merken    zu    lassen^ 
man  soi  von  ihrem  Einverstündniss  mit  den  Verstliwörem  uute^H 
richtet,  um  sie  einzuschüchtern. ■'"    Bochetel  besiu'hte,  wie  es  scheint, 
keinen   der  Höfe  selbst,   sondern    Hess   sich    überall   durch   einen 
Dr.  Martin  Beior  vertreten.     Die  Antworten  fielen  ziemlich  über- 
einstimmend  aus.     Herzog  Christoph    verwarf   die   Vorscbwöning 
vom    religiösen    Standpunkt   aus    und    wies    den    Verdacht   einer 
Theilnabme   zurück,    diwli    tdiiie    sein    Missfallen    an    der   Unter- 
drückung der  Evangelischen  in  Frankreich  zu  verhehlen.^^    lAnd- 
graf  Philipp  antwortete  dem  Gesandten,  er  wisso  Nichts  von  einem 
Einverständniss  deutscher  Fürsten  mit  den  VnrschwoR*nen;  er  för 
seine  Person  sei  von  ihnen  nicht  befragt  worden  um!  habe  ihnen 
nicht  gerathen.    £r  erinnerte  dabei  den  König  an  seine  häufigefl^| 
KrnialmuDgen  zur  Anerkennung  der  evangelischen  Wahrheit,  zuT^ 
Schonung  und   Bescliirmiing  ihrer  Bekenner  in  Frankreich,  und 

36)  Vgl.  (lio  »Beiträgo*,  vorletzten  AbHclinitt. 

37)  Mt>m.  du  Ciuit«lnaii.  wtdiUoii»  I  p.  -tfiÖ  fT. 

38)  Kuglerll  |i.  i:il». 


Sechster  Absclinitt  175 

emp&ihl  Ulm  nochnmls  douselhea  zu  folp^n."^    Aolmlicb  wie  dioeo 
I^Giden  Fürsten  wird  Friedlich  von  der  Pfalz  gcantwtutet  haben.*" 


Via  Bczifhiingcn  der  deutschen  Füreton  zu  Frankreich  waren 

und  bliehon  vorlautix  brach.    Die  Ref<iorung  daselbst  verfolgte  den 

"Weg  der  UDlerdrütkiinjjspuJitik,  der  rroti-stantitsmus  aber  den  der 

ItevolutioD,  auf  welchem  die  deutschen   Füi-stcm  ihm  keine  thät- 

liche  Thcilnahim.'   erweisen   konnten.     Erst   am   Endo   des  Jahres 

erfolgte  in   Frankrcith   ein   Umscliwung  rier  Anfangs  ein   fnicht- 

^ftres  VerhältnisH  zwischen  dem  Hugenottenthiini  und  dun  Fürsten 

der  augsburgischen  Confession  anbahnen  zu  sollen  schien. 

Die  Verschwörung  von  Amboise  hatte,  wenn  wir  uns  nicht 
^ausohen,  in  einem  Punkt  doeh  tümn  vorübergt^hondon  Erfolg: 
^^  EioHuss  der  Guise's  wani  für  einig«  Zeit  abgeschwücht,  weil 
"**»■  junge  Konig  sali,  tlass  ihr  Reg^iniont  uiiciidürhen  fla.ss  gross- 
'"S" ;  die  Königin  Mutter  gewiuin  neben  ibiu'u  an  üeltung.  Sie 
wrmtzte  die  Lage  nach  der  Katastrophe^  um  sich  eine  Stütze  zu 
'^ctiaiffpn^  in<Iem  sie  in  die  erledigte  Ktelle  des  Kanzlers  einen  er- 
g^V>%nen  Diener  des  KimigtliumH  brachte:  den  berühmten  Michel 
''**  IHospital.  Damals  suchte  sie  in  diesem  Manne  ^vohl  nur  ein 
g^^ftipge»  Werkzeug;  er  gewann  aber  nachmals  durch  Character 
^"*<i  Einsicht  eine  nusserordentliche  Autorität  über  sie  s^rlbst  Die 
**'t,  in  der  er  diesili»*  verwendete,  hat  sein  Andenken  zu  einem 
^*"«nvollen  geinachL  L'KoRpital  verband  mit  unbeirrt  mouan-hi- 
*'^*ien  Anschauungen  eine  vomrtlieilsfi-eie  Öetracitung  der  reli- 
Pti^en  Irrungen;  er  bot  Alles  auf,  um  die  Gewalt  der  Krone  in 
"^nkreich  wieder  selbstslundig  zu  maidien;  die  Ijösun^  dii^ser  Auf- 
&*-lifl  aber  glaubte  er  zu  finden,  iiulem  er  das  Königthum  durch 
^•i^  Politik  der  VerraitÜunf;  oder  V{^rsö]uiung  über  die  kirch- 
^^'^Oen  Partt'ien  zu  erheben  suchte.  Hein  (ietst  macJito  sich  bald 
Kältend:  er  suchte  zunächst  die  Strenge  der  Ketzei-gesetzgebung 
'^  ihrer  Anwendung  zu  mildern;  auch  war  er  es,  wie  wir  hören, 
^**  den  König,  obwii)il  die  Guise's  den  Schritt  widerrietheii ,  bo- 
^limte,  Notabtdn  zur  Berathung  der  religiösen  und  Hnanziellen 
"bilden  des  Reichs  zu  berufen. 


30)  Autwurt  Londtn-af  Pliilippa  auf  Doiors  Werbung,   Zicgt'nhaiu   dea 
**  inffost.    Hs. 

AO)  Vgl.  Absch.VU.  Aum.  17. 


176 


«r  AbsühuUt 


Aber  auch  die  knthoUscIicn  Uäuptt-r  selbst  runden  tdch  bu»l 
wogt'D,  iiussiM'lii'h  (^twas  i'inziilc-iikpii.    Dm  politist^hc  und  relipii*ööj 
Ei'bittLTiiug  wuchs  und  machte  sicli  in  4*iniT  Sturmfluth  oppositii.»-] 
nellor  Fiug^-hriflen,  in  proviuzialon  Aufständen  Luft;   dt.T  Kriej*jj 
den  sie  zur  Rostaumtion  des  kathnlischen  Küni^Üiuius  in  Schütt-| 
land  untcmoninKTi  hnttf^n,  nnhm  einen  unglückJiebon  Vprlaul*  uiirl 
ihr  Ansehen  war  um  so  mehr  gvfiUinJet;  sie  mnssten  suchen  ilie 
Erregung  weiter  Volksschichten  vorläufig  zu  beschwichtigen.     ZuJ 
all<*(h"ni  befunden  a\v  sich  in  schwerer  Finanznulh,   liir  ihnen  Huf 
die  Dauer  deu  jL|;uteu  Willen   der  fninzüsischcn  Stünde  unentbehr- 
lich machte.     Den  Antaufr  xum  äusserlichen  Nachgeben   niaohttui 
sie  mit  einem  Kdiot  vom  31.  März,  weloheiS  eine  Versau)nilun^^| 
des   giülikani sehen    Clorus    zur   Hebung    di'r   kirclilicbcn    "Winf-t^^ 
binnen   sechs  Mnnnteu   unkundige  —   eine  Versprechung',   die  «i« 
schwerlich  gesonnen  waren  zu  halten.     Dein  (iedanken  der  Not 
belnvei-Kaninilini','  srdlen  nie,  win  bi-rülirt,  sich  Anfan;?*  widci-set: 
haheu;   nadiniHls  suchten  sie   diu  Verwunnduuf;  zu  ihren  Gunstc 
zu   verwerthon:    da  die  Zusamnienst^tÄung  dei-selben  im  Üelieb« 
der   Re^ienin^'  lag,   hidlten   aio   ihrer   völlig   Meister   zu   bleiberA  - 
Die    iL,'r(vsstentheils   von    den   Ouise's    selbst    designii-tiMi   Mitgliede 
tnitrn  itii  Aug^iist  zu  Kontaini'ljieau  znsjunnien;  ilie  (iuise's  wurdcr: 
völlig  enttäuscht:   die  kirchliche   und   politistJie  Opposition  erho 
ihre   Stimme  .so   lebliaft,   diuts   sie   sich  pezwiin(i;en   sahen,   in 
Boruf'uii)LC   von   6tats-sen6raux    zu   wilJiffen    und    die   verbeis 
.Synode    des   galllkuniscben    Cllerus   wirklich    atizuboraumon: 
wurden  a\if  den  Deeenibi'r  il^-s  Juhixs,  dies«  auf  den   folgendrc 
Januar  festgesetzt. 

Inzwischen  arbeitet«»  die  i-ovolutionäre  Bewegung'  in  dec 
Tiefe  fart;  wie  es  sclieint,  war  NavaiTa,  wenn  er  dor  Ver^hii 
run^  von  Aniboise  noch  fern  j.'cstimdi'n ,  diesmid  doch  thiUig 
den  ]*läneü  dor  Iluf^euotten  zum  Stuiz  des  guisischen  I^-gimei 
betheiligt;  zum  mindesten  aber  war  er  in  dieselben  eingewe 
und  ernmthi^^i  seine  Anhänger^  indem  er  das  erste  Mal  ofl 
und  enerj^isch  als  Prutestunt  auflnd. 

Die   Stellung   Navitmi's    zu    den    religiösen   "Wiri-en    seinw 
Vaterlandes  ist  für  uns  von   Interesse,   weil  sie  fttr  die  fnuuiö- 
sisühe  I'olitik  der  deutschen  I-'^rsten  in  der  letzten  IVriode  xot 
den    lluj^enittterikriegen    btnleutenil    wurde.     Dii-seibo    biTuhte  auf' 
der  Voraussetzung,  «liiss  Kavarra  innerlieh  wirklich  tVst  prutcbtun-j 


8Mlwtei>  Abschnitt 


177 


'IJCeinnt  und  den  Sieg  der  Roformation  zu  fürdem  bedacht 
E«  war  dies  auch  die  Meinung  seiner  französischen  Zeit- 
n  und  die  GescliiohtKSchnübung  hat  an  denielbeu  bis  auf 
Zeit  festgehalten.  Drtgegt:*n  hat  der  neueste  und  sorgtUI- 
'Ugste  Darsteller  der  französischen  ücsc^hichte  jener  Jahre**  darzu- 
'thun  vereucht,  dass  Navarra's  Theilnahme  für  die  protestantische 
iSache  von  Anfang  an  rein  durch  dynastische  Interessen  dietirt 
^rurde.  Anton  von  Bourbon  lebte  in  dem  Gedanken,  die  An- 
sprüche des  Hauses  Albret  auf  den  grösseren  Theii  des  König- 
eichs  Navarrn.  den  Spanion  ini  Ucginn  des  Jalirhiinderts  erobert 
fttte,  zu  verwirklichen;  seit  er  seinem  Schwiegervater  Henri  d'Al- 
pr^  in  der  Regierung  gefolgt,  hatte  er  keine  Mühe  gcfspart,  dies 
S.«l  zu  erreichen,  sei  es  durch  gütliche  Unterhandlungen,  sei  es 
tit  bewaffneter  Hand,  oder  durch  Intriguen  irgend  welcher  Art. 
EUes  scheiterte  —  abgesehen  davon,  dass  Anton  der  spanischen 
b^utsktuist  nicht  gewachsen  war  —  daran,  dass  er  weder  Macht- 
tättel  noch  ptjlitistthen  Einfluss  genug  besass,  um  auf  Spaniens 
txntgchliessungt-u  eini-n  Üruck  üben  oder  im  Krif^  etwas  aus- 
lt«::bten  zu  können.  Kr  wäre  seinem  Ziel  naher  gerückt,  hätte 
^  in  die  Stelle  treten  können,  welche  sonst  dem  ersten  rrinzcn 
C>o  Geblüt  in  Frankreich  gebührte;  aber  unter  Heinrich  dem 
K^eiten  wie  unter  dessen  Nachfolger  sah  er  sich  in  Schatten 
■|MiBUt  und  zur  Machtlosigkeit  verdammt  durch  den  Stern  des 
Kanses  Ouise.  Die  Huffnimg,  niit  Hülfe  der  reformatorischen  Be- 
^^^ung  den  Einfluss  zu  erkämpfen,  der  ihm  als  katholischem 
Hitsten  von  Beam  versagt  blieb,  soll  von  Anfang  an  bestimmend 
K»Tf«8en  sein,  als  er  dem  I*rotestantismus  seine  Gunst  zuwandte, 
'«n  wird  fragen  dürfen,  ob  denn  zu  der  Zeit,  in  welcher  Na- 
j**Jni  zuerst  der  Reformation  näher  trat,  —  es  war  dies  dar  Herbst 
np  Jahres  1557  —  es  wirklicli  schon  möglich  war,  politische 
wlflhungen  auf  den  Fortschritt  der  pn^t-sdmtisrhcn  Sache  zu 
!*^iien,  wenn  man  nicht,  wie  die  deuthch-pn^i' .slanlischen  Fürsten, 
^Us  religiösen  Gründen  in  der  evangelischen  Lehre  eine  über^ 
*<'Ugende  und  siegende  Kraft  erbliekto;  die  Part^'i  lag  ja  damals 
^  den  Anfängen  ihrer  Entstehung.  Welche  Rolle  nun  aber  auch 
t0  protestantische  Bekenntniss  in  Navarra's  Gewissen  spielon 
Dochte,  sicher  ist,    dass,    wenn    in    seiner  Politik   ein    religiöses 


41}  Do  Rtüilo,  Aotoino  de  BuurUiu  et  Ji'onao  d'Albrüt. 


12 


178 


Sechstor  Abschnitt. 


Element  thätig  war,  dasselbe  sicli  doch  den  dynandsoiien  Inter- 
essen gegenüber  nie  zur  Selbständigkeit  dorchkampfte;  wenn  ee 
mit  denselben  in  Einklang  war,  muohto  es  zu  seinem  Rechte 
kommen,  nirht  aber  im  Widerspruch  mit  ihnen.  Immerhin  wird 
man,  wenn  man  mit  dieser  Einschränkung  den  König  von  Navarra 
als  Prutestauten  betrachtet,  spine  Politik  vielfadi  leiciiter  erklär- 
lich fittdeu. 

In  der  letzten  Zeit  Franz  des  Zweiten  schwoll  nun  die  ptdH 
teetantische  Bewegung  trotz  des  Blutbades  von  Amboise  immer 
weiter  an;  die  politischen  A^tatoren  der  Partei  entwickelten  eine 
BUss**r()nlenÜiche  Thätigkoit,  die  Pläne  zum  Sturz  der  Regrienmg 
wurden  mit  Energie  weiter  verfolgt.  Damals  stand  auch  für  Na- 
varra kein  anderer  We^r  offen,  Wichtigkeit  im  französischen  Staat 
ZU  erringen,  als  die  Verhindung  mit  der  poUtischen  und  kirch- 
lichen Oppositinn.  Es  hatte  bisher  den  Fortschritt  der  Refonna- 
tioii  in  Bearn  und  seinem  Gouvernement  Guyenne  nur  durch 
Connivonz  begünstigt;  im  Sonuucr  des  Jahres  15G0  aber  begann 
er  selbst  mit  Hilfe  Theodor  Beza's,  des  berühmten  Gehilfen  und 
späteren  Nachfolgers  Calvins,  seine  Erblandc  zu  reformiren,  führte  1 
den  Protestantismus  in  seine  Fmnilie  ein  und  trat  selbst  völlig 
als  Protestant  auf.  Wahrend  zu  FoutainebJL-au  dio  Notabein  zu- 
sammentraten, blieben  die  Brüder  Navarra  und  Condß  trota  aller  | 
Einladungen  zur  Theilnahme  an  den  Beratlmugen  im  Süden.  Von  | 
dort  aus  suchten  sie  Ein  verstund  niss  mit  dem  Connetable,  welcJjer  ; 
der  gxiisipclieD  Regierung  grollte,  weil  sie  ihn  aus  Äemtem  uud 
Würden  vertrieben  hatte;  sie  Üesson  zu,  doss  sich  eine  neue  Ver- 
schwiinmg  gegen  die  Macht  iler  Guiso's  bildete,  deren  ResuItAto 
ihnen  zu  Gute  kommen  konnten;  Navaira  Hess  dieselbe  zwar 
nicht  zur  Ausfühnmg  komnieu,  aber  neuere  Forschungon  haben 
glauhJieh  gemacht,  dass  er  inzivisohen  selbst  emen  ausgedehnten 
Aufstand  im  Südun  Frankretehs  organisirte,  der  ihm  helfen  sollte» 
die  Ouiw/s  zu  entfernen  und  selbst  die  nächste  Stelle  beim  König 
einzunehmen.  Ist  dies  richtig,  so  wurde  docli  das  Untemohmeu 
im  Keiiu  ei-stickt;  noch  vor  Schluss  der  Notnbeln  fingen  die 
Guise's  einen  Agenten  Kavarra's  ab;  die  Gürrespundüiizfu,  welche 
derselbe  trug,  und  seine  Aussagen  schienen  das  Bestehen  einer 
grossen  Conspiration  gegen  die  Regierung  unter  Führung  Na- 
varra's  und  Condö's  zu  vcrrathen.  An  der  Entilookung  selioiterto 
das  Unternehmen. 


Beohster  Alscluili. 


17fl 


Seit  dem  Edict  vom  31.  März,  welches  zum  ersten  Mal  cino 
gultikuuische  Syuode  ankündi^o,  hatten  din  Giiise's  vou  Knra 
imd  Spanien  viele  Voretelluuj^en  gegen  diese  Maseregel  erhalten, 
welche,  schien  es,  ganz  Frankreich  auf  den  'Weg  der  Häresie  führen 
konnte;  mwh  den  BosdiUissen  von  Fontainebleau  wurden  dieselben 
natürlich  dringend  erneuert;  der  Piipst  versprach,  damit  der  ver- 
hiLsste  Uedanke  der  nutinmtlen  Kirdienvei-samniliing  nicht  aus- 
geführt wünle,  die  schleunig  Einberufung  des  öi'umenisclien  Con- 
cils.  Die  Ouise's  hatten  ohnedies  keinen  voniehnieivn  Gedanken, 
als  den  Folgen  jener  Beschlüsse,  die  sie  uieht  hatten  verhindern 
können,  muiimals  Auszuweichen,  die  Hoffnungen,  welche  die  huge- 
nottische Partei  auf  dieselben  baute,  zu  vereiteln.  £s  kam  ihnen 
nun  dafür  sehr  zu  .Statten,  doss  der  Zufall  ihnen  Anklogcmaterial 
gegen  die  Bourbons  lieferte.  Sie  meinten  julenfalls,  wenn  diese 
Häupttf^r  gefallen  wären ,  mit  der  verwaisten  Partei  leichteres  Spiel 
zu  habeiL  Der  Sehrecken  über  die  gt^niachteu  Entdeckungen  hatte 
den  jungen  Kenig  wieder  völlig  in  ihre  Hand  gegeben;  sie  duiften 
mit  vollständigster  Rüeksichtslosigkeit  zu  Werke  gehen.  Sie  schüch- 
terten zunächst  Navana  durch  Verriither  in  seiner  Umgebung  imd 
Botschaften,  in  denen  sie  ihm  zu  verstehen  gaben,  ditss  sein  Bru- 
der compromittirt  sei,  derartig  ein,  dass  er,  obwohl  seine  Paitei- 
ßänger  nur  ein  Signal  zun»  Lonsr-hlageu  erwarteten,  die  Zeit  mit 
Zaudern  verstreichen  liess,  ja  endlich  äusserUch  iille  j)rote8tanti- 
schen  Pliine  aufgab  und  sich  wieder  als  Kathulik  betinig;  alsdann 
verstanden  sie  es,  die  Bourbons  unter  der  Vorspiegelung  völliger 
Sicherheit  an  den  Hof,  nach  Orleans,  zu  locken,  wohin  auch  die 
(':tjiti»-g6u6nmx  beschieden  waren.  Dort  wurde  C'ondt  sofort  ver- 
ludtet,  während  mau  Navarra  so  streng  beaufsichtigen  liess,  dass 
ein  Entrinnen  uumügUch  war.  Inzwischen  hatten  die  Guise's 
auch  Verhandlungen  mit  Spanien  angeknüpft,  um  für  den  Fall 
eines  Bürgerkrieges  dessen  Untei"stützung  zu  haben;  König  Phi- 
lipp versprach  bereitwillig,  im  lutt'^resse  der  katholisch L^n  Religion 
ihnen  seinen  Arm  zu  leihen  und  traf  an  den  Grenzen  Anstalten 
Äu  I)ewafflieter  Inten*ention.  Die  Üuiae's  rüsteten  und  concen- 
trirten  namentlich  iu  und  um  Orleans  viel  Truppen.  Cond6  ward 
nach  einem  raschen,  formlosen  HochveiTathsproccss  zum  Tode  ver^ 
urtheilt  und  seine  Execution  auf  den  Beginn  der  Standeversamm- 
long  festgesetzt;  den  Deputirten,  wische  in  Orleans  eintrafen,  ward 
im  Hinblick  a\if  das  demnüchstige  Cuncil  —  der  Papst  hatte  iu- 

12* 


ISO  Sechster  Abschnitt 

SEwLschcn  wirklich  die  Convocatioiisbulle  erlasson  —  verboten,  die 
kirclüichou  Zustände  des  Reichs  zu  erörtern;  von  der  Versamm- 
lung des  gaUikani scheu  Clerus  war  keine  Rede  mehr.  Wie  die 
Pläne  der  Guise's  damals  im  KinzeLuen  gestaltet  waren,  lässt  sich 
urkundlich  nicJit  feststellen;  ihre  kriegerischen  Yorbereitungen  aber 
bestätigiM] .  was  viele  Zcit^mussL'H ,  auch  von  ihrer  eig-eait*n  Paiiei, 
übercinslimiuend  versichern,  dass  es  ilmen  Ernst  war,  das  Haupt 
Cond6's  fallen  zu  lassen,  eine  grosse  Reaction  gegen  den  Ih'ote- 
stantismus  zu  beginnen  und  jeden  Widerstand  mit  den  Waffen 
niederzuschlagen. 

JJire  Absiclitt^n  wurden  vereitelt  durch  den  Tod  des  jungen 
Königs,  auf  dessen  Willen  ihre  ganze  Machtstellung  lieruhte.  Mit 
einem  Schlag  schuf  dies  Ereigniss  die  ganze  Lage  um:  das  Ver- 
fahren gegen  Cond6  wui-de  sofort  eiugesteUt,  die  Zügel  der  Regie- 
rung nahm  die  Königin  Mutter  in  die  Hand,  das  politisclie  System 
L'Hospitals  erschien  auf  der  Tagesordnung.  ^| 

Der  neue  König,  Karl  der  Neunte,  war  ein  Kind,  auch  den^ 
Jahren  nach,  nicht  nur  faktisch,  wie  Franz  der  Zweite,  unmündig. 
Wie  früher  die  Stelle  des  ersten  Rerathers,  so  hatte  jetzt  die  Re- 
gentschaft dem  König  von  Navarra  gebührt,  und  es  eröffocte  sich 
damit  demaelben   die  beste  Gelegenheit,  energisch  für  die  Sache 
des  Protestantismus  einzutreten.     Die  versammelten  Generalstände     | 
waren   trotz  des  Wahldnicks,  den  die  Gui^'s  ausgeübt,  grossen- 
theils  protestantisch  gesinnt;  die  finanznoth  und  die  errc'gte  Volks- 
Htimmung  hätten  ausreichend  Aulass  gebuteu,  iluien  ^'achgiebigkcit 
zu  erweisen;    L'Hospital  hätte   unter   solcher  Leitung  um   so  er*     , 
folgreicher   seine  Gesinnimg   und    sein  Talent   bethätigen  können. 
Da  war  es  nun  von  entscheidender  Bedeutung,  dass  die  Königin 
Mutter,   die  sich  unter  dem   bestimmenden  Einfluss    der  Guise's 
mit  einem  beschränkten  Einfluss  neben  diesen  Letzteren  hatte  be-     I 
gnügen   müssen ,    nunmehr    die    Zeit    gekommen   sah ,    selbst    zu     i 
regiereu.     Xuch   am   Sterbebett  ihres  Sohnes  bewog  sie  Navarra 
durch  Drohungen   und  Versprechungen,   auf  die  Regentschaft  zu 
verzichten;  nachmals  ward  die  Regierungsgewalt  zwischen  beiden      ' 
so   getheilt,    dass    Cathariua   die    oberste  Leitung   der   Regierung 
saramt   deren   Zeichen,   dem   königlichen   Siegel,   an   sich   nahm,     I 
während  Navarra  den  Titel   eines  königlichen  General-Statthalters 
in  ganz  Frankreich  mit  sehr  untergeordnt*ti>n  Befugnissen  empting. 
Die  Kuuigln  setzte  durch,   ilass   dietie  Theiluug  in    der  Eiusi 


Sechster  Alscbaitt 


181 


mung  des  Consoils  und   der  OencralstÜnde  {die  sich   erst  nach 
einigor  Opposition  fü^en)  eino  Art  von  Loj^timation  erhielt. 

Navarra  liielt  an  dem  ^^etrolTenen  Uebereinkummen  fest, 
ijidem  er  sich  im  Stillen  getröstete,  mit  der  Zeit  zu  höherem 
finflusfl  aufzusteigen.  Hatte  ihm  bisher,  um  Bedeutung  zu  er- 
i  langen  und  Kifolge  in  Reiner  Üauspolitik  zu  gewinnen,  nur  ein 
FWeg  oflfon  peslanden:  die  Führerschaft  der  politisehcu  und  rt^li- 
[giöwm  Opposition,  so  that  sieh  nun  ein  zweiter  vor  ihm  auf. 
Ihm  kam  von  Rechtswegen  dio  Regentschaft  zu;  durch  energi- 
sche» Gestehen  auf  seinem  Recht  konnte  er  die  Regierung  jeder- 
zeit mindestens  in  die  schwerste  Bedriingniss  versetzen.  Eben 
dieser  Rechtsanspruch  und  seine  Tergimgenbeit  beriefen  ihn  vor 
'Allen  zum  Haupt  der  protestantischen  Pai-tei,  die  durch  seinen 
rücklialtslosen  Beitritt  eine  müchtige  materielle  und  moralisclic 
Kräftigung  erlialh-n  hatte;  diese  StcIUmg  mochte  seine  Person  un- 
endlich wichtig  für  die  Regentin,  für  Alle  die  es  mit  dem  Katho- 
iicismus  in  Fnuilcrei<'h  ehrlich  mtMuten,  ja  für  den  König  von 
Spanien  selbst,  der,  wenn  in  Frankreich  der  Protestantismus  das 
Cebergcwicht  erhielt,  seine  I^ndc  vor  der  Ueberfluthung  durch 
die  Beformation  schwerlich  mehr  schützen  konnte.  Auf  alle  Biese 
konnte  Navan-a  hoffen,  gerade  durch  eine  Üoppelstellung  zwischen 
Protestantismus  und  Rathoticismus  einen  Diiick  auszuüben,  der 
ihn  mit  der  Zeit  zu  hülierem  Einfluss  emporfördern  und  vielleicht 
'an  das  Ziel  seiner  "Wünsche  bringen  würde.  Er  begann  jetzt  ein 
doppeltes  Spiel,  hei  dem  er  sich  seine  Entscheidung  für  die  eine 
oder  andere  Partei  vorbehielt  Den  Anfang  dazu  hatte  er  schon 
vor  dem  Tode  Franz  det;  Zweiten  gemacht  Als  er  in  der  letzten 
Zeit  desselben  seinen  Verwandten  Don  Pedro  d'Albret  nach  Rom 
schickte,  um  mit  dem  Papst  Verbindung  anzuknüpfen,  mochte 
freilich  die  Xoth,  iu  welcher  damals  er  selbst  und  sein  Bnider 
schwehten,  mit  besiinuuend  sein:  vielleicht,  dass  Navarra  hoffte, 
durcli  die  Füri>pi-ache  des  Papstes  sein  Haus  aus  der  bedrätigten 
^Xtfge  zu  erretten;  doch  war  dies  nicht  allein  der  Zweck  seiner 
rSendong:  er  wollte  auinen  Anspruch  auf  das  Königreich  Navarra, 
den  Spanien  consequent  bestritt,  durch  den  römischen  Stuhl  an- 
erkannt und  vortreten  sehen.  Jenen  Zweck  konnte  er  wohl  duirh 
ein  momentanes  Einlenken  erreichen,  dienten  nur,  wenn  er  Rom 
ge^enülK'r  dauernd  den  Katholiken  spielte.  Der  Regierungswechsel 
in   Frankreich   trat   ein,   bevor  Don  Pedro    seine  Mission    erfüllt 


182 


hatte;  und  nunraelir  hätte  Navarra  um  seiner  Sicherheit  willen 
nicht  mehr  ah  Katholik  aufzutroton  brauchen.  In  derTljat  ander 
er  sein  Bonchmon  in  Krankmch:  auf  der  Stündeversanimlun 
im  Deccmber  und  Januar  tagte,  forderte  er  öffentlich  die  Prcih 
der  Pri'digt  für  die  Hugenotten;  dem  Gesandten  der  Königin  v 
Kn^'land  gegenüber  zeigte  ersieh  als  oifrif^'cr  Protestant;  inzwiscb 
aber  leistete  Pedro  d'ÄIbret  in  seinem  Namen  dem  Papel  in  eim 
feierlichen  Rede  förmlich  Obedienz;  Navari-a  bezeugte  dem 
sanflten  Spaniens  seine  Orthodoxie,  suchte  mit  demselben  Ve 
handlungen  über  rüe  Küekgabo  Naviirra's  oder  eine  uiigenu'ssene 
Enbiohädigung:  anzuknüpfen,  und  machte  die  Rogentin  und  katho- 
lisiMie  Grossen  zu  Dolmetschern  und  Fürsprechern  seiner  Wünsche 
bei  Spanien,  wälirend  er  noch  nicht  wagte,  einen  Gesandten  an 
Philipp  den  Zweiten  au  schicken.  "Wollte  er  auf  diesem  "Weg« 
sein  Ziel  erreichen,  so  musstc  er  gefasst  sein,  den  Beweis  seiner 
OrtJiodoxie  durch  einen  endgiiltigerj  und  unzwoiTelhafVen  Rück- 
tritt zur  römischen  Kirche  zu  erbringen,  und  es  scheint  in  der 
That,  dass  er  dies  Endziel  Tun  Anfang  an  ins  Ange  fasste;  d(i<^| 
begünstigte  er  im  Uebrigen  nach  wie  vor  den  ProtestantismuB^ 
der  seiner  Person  eine  solche  Widrigkeit  verUch  und  hielt  sich 
den  Weg  zur  Führerschaft  dor  hugenottischen  Partei  offen;  noch 
ein  ganzes  Jahr  lang  rechneten  die  franzii tischen  Protestanten  ihn 
zu  den  Hiren  und  ebenso  urtheilte  fast  das  gestmimte  Ausland, 
varnehnilich  auch  Spanien,  so  eifrig  Navarra  hier  seine  Ortho- 
doxie glaublich  zu  machen  suchte,  und  die  protestantischen  Stünde 
in  Deutschland.  In  der  That  scheint  es,  dass  er  in  der  e: 
Zeit  der  Regentschaft  Katharina's  sich  mehr  und  mehr  dem  G 
danken  zuwundte,  seine  Karte  auf  den  Eifolg  der  protestantisch! 
Partei  zu  sc^tzt-n,  denn  die  Politik  der  Regentin  Hess  damals 
Sieg  der  Refornialion  in  Frankreich  als  miiglieh  erseheinen. 

Die  Köni^'in  Katharina  war  ohne  religiöse  TTeberzeugung, 
das  höchste  Ziel  ihrer  Staatskunst  war,  die  Herrschaft  in  Händen 
zu  behalten.  Sie  suchte  daher  um  jeden  Preis  (Jen  Bürgerkrieg 
zu  vermeiden,  der  den  gebietenden  Eintluss  in  P'rankreich  noth- 
wendig  der  einen  oder  andern  Partei  in  die  Hände  spielen  miLsste. 
Durch  diese  Friedenspolitik  geht  nur  ein  gi-osser  und  stetiger  Zug: 
das  Streben,  die  Religionsparteien  zu  versöhnen.  Sie  sollten  sich 
verstiindigen  oder  duch  dulden  lernen.  Diesei'  Gedanke  entsprang 
dem  Geiste  des  Kanzlers  L'Hospital;  die  Königin  übcrliess  sich 


Sctchster  Abschnitt. 


183 


in  dicst'in  Punkt  soiner  Liitung,  und  eino  kloine  Anznlil  Trälntcn 
von  niformatorisohcn  Neigungen ,  besonilers  Jean  Müiiluc ,  der 
Bischof  von  Valence,  unterstützte  ihre  Besti-cbungen.  Dicwelbon 
kaineu  zuuäobst.  bei  dem  mäcbtigon  Zug  zur  Reformation,  der 
die  Gomüther  ergriffen  hatte,  nur  dem  Protestantismus  zu  Oute. 
Mehr  aus  der  Wiedeiliolung  für  ilen  ÄugenbUck  getroffener  Ma.ss- 
regeln  erklärt  sich  ein  undertT  Zug  in  Knth»rina8  Politik.  Um 
aurh  im  Frieden  keinen  übennftchtige»  Einfiu.*j{  aufkonmitn  zu 
lassen,  dem  sie  sieh  hatte  beugen  müssen,  suehte  sie  Denjenigen 
gegenüber,  die  einen  aolchen  tmatrobton,  stets  Anlehnung  bei  den 
tiognem;  die  Gefahr,  den  Uochten  der  Krone  zum  IVotz  tyranni- 
sirt  zu  werden,  drohte  aber  noch  immer  vtirnebnilich  von  den 
Guise's  und  ihrer  Faction.  Dieselben  hatten  die  grosso  Menge 
der  strengen  Katli<diken  hinter  sich  und  der  cnts<:!tiiedene  Sieg 
dos  exclusäven  Kntholieisnins  niussto  aueh  sie  wieder  auf  den 
Si-'biUl  heben.  Die  Folge  war,  dass  die  Krmigin  ihren  Halt  immer 
und  immer  wieder  bei  den  Protestanten  und  dem  gefügigen  König 
on  Navarra  suchte,  obgleich  sie  auch  Diesem,  um  ihn  zufrieden 
ÄU  Stelion.  mit  der  l^it  mehr  und  mehr  Kinfluss  einräumen  musste. 
Air  dies  nun  hätte  eine  Pctlitik  von  äusserlich  entschieden  prote- 
stantenfreund liebem  Gepräge  erzeugt,  hätte  nicht  die  Regentin 
stets,  wenn  die  Haltung  der  katholischen  Partei  und  Spaniens 
den  Frieden  zu  bedrohen  schien,  durch  eine  Concession  zu  Gun- 
sten des  Katholicismus  dem  Ausbruch  von  Unruhen  vorzubeugen 
licht.  Diese  Concessionen  nahm  sie  dann  allerdings  baldmög- 
lichst zurückt  Hess  sie  nicht  in  Wirksamkeit  treten  oder  suchte 
sie  sonst  auszugleichen,  um  wiedenim  den  F'rotestantismus  weder 
vernichten  zu  lassen,  noch  in  den  Aufstand  zu  jagen.  Am  Ende 
befand  sie  sich  stets  wieder  auf  dem  WegG  der  von  L'HospitaJ 
inspirirten  Toleranz-  oder  VürmittliiugspoUtik.  Den  Muth,  im  ent- 
scheidenden Augenblick  noch] an  dei*selben  festzuhalten,  besass  sie 
nicht:  nur  im  Frieden  lehnte  sie  sich  auf  die  schwächere  Partei; 
als  das  Oleichgewicht  zusammenbrach,  schmiegte  sie  sich  unithlos 
auf  die  Seite  der  stärkeren. 

Im  Anfang  ihri's  Ri-gimenteSt  als  ihr  Cliaractcr  sich  noch 
nicht  sattsam  offenbart  hatte,  schien  ilir  Torgehen  eino  entschie- 
dene Hinneigung  zur  protestantischen  Partei,  sei  es  religiöser, 
soi  es  poUtiücher  Natur,  zu  verrathcu,  mir  ohne  den  Mutli,  dieser 
XeiguDg  entschlossen  zu  folgen:   man   urtheilte  übor  sie  ähnlich 


184 


Siwhster  Absohnitt. 


wie  über  Nnvami.    För  die  Protestanten  schienen  somit  die  Aas 
sichten  zweifi'lhnft.    Es  frtigte  sidi,  ob   niiin   tiic  Ri?j|jentin  jn   mit 
Entschiedenheit  werde  herüberziehen  und  ob  man  Navarra  werdo 
vermögen    können,    sein    legitimes   Regentschaftsrecht   wieder   zu 
fordern    und   im   Besitz    desselben  als  Proteclor  der  Reformation 
aufzutreten.     Beides   schien   nicht   unmöglich   und   eifrige   Prote- 
stanten thaton  Alles,  um  diese  Ziele  zu  erreichen.    Sie  bestürmten 
Navarra  auch  iii  der  Abwesonhoit  Cnndf^'s,  die  Regenbchaft  wieder 
zu  fordern  und  waadttin  sich  ^leich/x-itip  an  die  deutschen  Fürste^^ 
der  augsburgischen  Confession  mit  dem  Ersuchen,  Navarra  zu  o^| 
muthigen,  und  hei   der  Konigin  Mutter  ihr  Ansehen  zu  Gunsten 
des  Protestantismus  in  die  Wagscliale  zu  werfen.    Aber  sie  brach^_ 
ten  Navarra  nicht   zum  Kut^'hlu^s  und   auch   ihre  Bitte  an  d|^| 
deutschen  Fürsten  blieb  erfolglos.     D(!r  Grund  waren  thcils  poli- 
tische  Bedenken,   —   namentlich    die  Abaeigung   des   Kurfürsten 
August   gegen   die  Ihjtheiligung   an  auswärtigen  Angelegenheiten 
—  tlioils  die  neuere  Entwicklung  der  Kämpfe  in  der  deutsche 
Kirche:    die  eiiiflussreiclisten  evangelisclien  Fürsten  standen  eb 
im  Begriff,  sich  ausdrücklicher  als  je  von  aller  religiüson  Gemein-^ 
Schaft  mit  den  Bekennen!  der  schweizeiischen  Lelire  loszusagen.  ^ 


?iteö 


Siebenter  Abschnitt. 


Die  Einipinf;;sverhanfllunf^n  der  Reccssftireten  hatten  i 
Misscrfoljr  im  Marx  des  Jiihivs  1560  schon  den  folgenden 
Juni  neu  begonnen.  Im  ersleii  Anlauf  verlieh  ihnen  diesmal  ein 
Helteo  günätiges  iSusammeuwIrken  von  Furcht  und  H<ff!uiin^  einen 
vielversprechend  eil  Aufsrhwiing,  Neue  poUtisohe  Besorgnisse  sporn- 
ten die  Fürsten  zum  Hanflt'ln  an;  zugleieh  aber  hegann  Johann 
Friedricii  der  MitthTe  unerwarteti^r  Weise  sioh  milder  zu  bezeigen, 
und  66  crOf&ietc  sich  die  Ansi^icht  auf  eine  endgültige  Versöbnimg 
der  beiden  Hüuser  Sachsen. 

Die  schriftlieheu  Bekehriingsversuohe  Herzog  Johann  Fried- 
richs bei  seinem  Schwiegcn'ater  waren  dauernd  fnichtlos  gt-blie- 
ben;  da  nun  die  fromme  Kurfürstin  Mariu,  in  der  Angst,  ihren 
Gemalil  der  „zwinglisclu-n"  Ketzerei  vcrfalJon  zu  sehen,  ihn  bat, 
persönlich  bei  dein  Kurfurstfn  sein  Bestrs  zu  thun,  so  entschloss 
er  sich,  auf  einer  Heise  nach  Süddeut^chlanrl  auch  in  der  Pfalz 
vorzuspreclien  und  die  religiösen  Fragen  von  Mund  zu  Mund  mit 
Friedrich  dem  Dritten  zu  erörtern.  Im  Mai  stellte  er  sici»  mit 
seinem  Bruder  Johaim  Wilhelm  zu  Heidelberg  ein;  er  brachte 
lutherische  Theologen  der  strengen  Kjchtung  mit;  der  Kurfürst 
stellte  denselben  Calvinisten  entgegen,  um  die  beiden  Systeme  sirji 
aneiJiandi'r  i-rproben  zu  s(;hcii,  und  <'S  fand  Anfang  Juni  eine  fünf- 
tägige Disputatiun  zwischen  den  Tbeulugen  statt;  das  Krgcbn^ 
war.  dass  beide  Parteien  sich  den  Sieg  zuscliriRbcn.  Da.s  Auf- 
treten der  LutiierantT  in  der  l'fatz  war  hufüg  und  luuuasseud, 
wohl  geeignet,  den  Kurfürston  abzustossen;  auch  mag  es  sein, 
dnss  die  Extreme  der  lutherischen  Ijehrnieinung,  welche  in  jener 
Disputation  von  den  Theologen  Johann  Friedrichs  veifocliten  wur- 
den, ihm  gerade  von  dieser  Zeit  an  unhaltbar  erschienen;  keines- 
wegs aber  war  er  —  wie  man  manchmal  noch  bis  jetzt  geglaubt 
bat  —  danim  schon  für  die  refnmiirte  AbcndniHhlslchre  gewonnen; 
noch   auf  dem  Convent  zu   Naumburg  im  Bcginu  des  folgenden 


186 


Siebosfor  Abschnitt 


Jahres  hat  er  in  diosoin  T/;hrpimkt  ein  schU'chtwei!:  lutherifl 
Ik'kenntuiss  abgelegt.' 

Neben  den  kirehlichon  Fragen  besehäftigte  die  Fürsten  eine 
politische  Angclegi^nheit,    welche   sie   nicht   wenig    beiinrulii^ 
Der  Kaiser  iuhI  cIit  lHntisUei"pisc*lu.'  Bimd  vf'rsiiohti'n  nftnilich  eben 
ilarnals,  den  Kiirtui-sten  von  Sachsen  in  den  landsbei^isi-Iieu  Bund 
7.U  zifhen,  den  I^andgrafeu  für  dio  geplante  Defensivliga  ura  Rliei* 
zu   gpwinnpn,   welcher   neben    vielen    k«tholischen   Ständen  auc 
der   König  von   Spnnien   mit   dem   burgiindischen   Kreis  beitreten 
stillte.-    Zur  Zeit,  jus  dii»  Einladungssclm-iben  nmh  nicht  bei  dieseii 
Fiireten  angelangt  sein  konnten,  hatten  KurfUrst  Friedrich  und  de 
Herzog  von  Sachsen  schun  irrthümliclicn  Bericht,  dass  Kursachsen,' 
Kurbrandcnbuig  und  Hessen  Mitglieder  des  landsbergischen  Bun- 
des geworden  seien.    Sie  fossten  die  Bestreb Lingen  der  katholischen 
Bundesstündo   und    des  Kaisers   nicht  anders  nuf,   als  dass   man 
rlarniif  iiusgcho,  einigen  mJichtigen  pn:)tesr  an  tischen  Fürsten  durch 
Vcrti-ag  die  Hunde  zu  binckn,  damit  sie  lhi*en  Glaubensgenossen 
im  Fall  eines  Religionskrieges  nicht  helfen  könnten,  und  befanden 
daher   für   gut,   Christoph   von  Württemberg  und   Wolfgang  to^ 
Zweibrückeu  zur  Besprechung  dieser  Sache  einzuladen.' 

Es  war  noch  nicht  lange  her,  dass  Herzog  Christoph  dio 
Bittschrift  der  Ortliodoxen  zu  Jena  empfangen  hatte,  welche  ihn 
aufforderte,  mit  deiiselln-n  für  eine  lutherische  Parteisynode  zu 
wirken.  Yennuihlich  bei  der  Correspundenz  Über  das  Begehren 
der  Jenenser  waren  "Wulfgaug  und  Christoph  neucnlings  darauf 
geratlien,  einen  Convent  der  Ftirston  iuigsburgischer  Confession  zu 
veranla.^sen,  vielleiclit,  um  dio  Anstalten  zu  einer  lutherischen  Ver- 
damm migssynodo  rechtzeitig  zu  durclikrouzen.  Die  erste  Anregung 
gab  diesnud,  wie  es  scheint,  der  Pfab-graf.  Mit  Christophs  Zu^f 
stijumung  bt?schlo8s  derselbe,  den   Vorschlag  zunächst  persönlich 


1)  Klm;k1io!iii  im  ■Miiitülirr  Hi.st.  .Inhrbuch  ISGO  p.  4.5G  — 467.  Briofe  I 
No.  04,  i)C,  ÖS.  100.  IViedr.  d.  Kronimö  p.  (34  —  74.  Wigandus  de  sacnmen- 
Uiiiamo  p.  437  ff.    L'orp.  rof.  XLVI  |i.  ]fl2;4.  —  Vgl  unteu  bei  Aum.  93,  04. 

2)  Oben  p.  124,  Aum.  49;  untcD  Aom.  8. 

3)  Die  Einladung  an  dou  Laudgrafoo,  mithin  vormuthlich  auch  die  u 
Asguüt  ist  vuin  IH.  Mni;  si.Mnc  Autnoit  vom  25.  Juiii-,  am  2D.  Mai  war  Christ/iph 
bereits  im  Besitz  der  Auffoiditrung,  naoli  d<:r  l^alz  ku  koinmon;  s.  Kotnmel  U 
p.  57ü;  Kugler  U  p.  188,  IIK)  Note  19. 


Siebenter  Alischüitt. 


187 


an  den  Landgrafen  vun  Hessen  zu  briii^n.*  Dieser  Keise  halber 
musstp  er  die  Einladung:  nach  dor  l*felz  aiissrhlagen;^  aber  aucli 
Christoph  war  ajiräiif^lirh  niclit  fjoneigt,  dersullon  Folge  zu  leisten. 
Der  Kui-fiiröt  und  Johann  Friedrich  liatten  den  Zweck  ihrer  Kin- 
ladung  nicht  angegeben,  weil  sie  sich  scheuten,  die  Dinare  dem 
Papier  anzuvertrauen,  und  C'üri»toi>h  vermutliete,  dass  es  auch 
dort  die  roIi^ö»e  Einigung  gelten  solle;  er  ftlhlte  sich  aber  nicht 
aufgelegt,  mit  Johann  Friedrich  den  obgedaehten  Phin  der  Jeuonser 
GlaulK-nsricIiter  zu  diseutin'n,  /.innul  die  letzteren  sfino  eignen 
Theologen  noch  kCu-zlich  in  ärgerlicher  Weise  angegrifTeu  hatten: 
er  fürchtete,  mit  dem  Heraog  sdiarf  aneinander  y.n  geratlien.''  Auch 
^K-BT  lehnte  darum  die  Kintadung  nach  der  l*!"«!/,  anfiinglich  ab  und 
^Hsagte  erst  zu,  nachdem  ilmi  versichert  worden,  es  solle  nur  von 
^^poIitiiK:hen  Dingen  gerodet  -werden. 

t  Am  29.  Juni   tiaf  Christoph   mit  dem  Kurfürsten   von  l*fulz 

'  und  dessen  Schwiegorsohn  in  Hilsbaeb  zusammen.  Ton  den  beuii- 
nifaigeDden  politischen  Zeitungen,  welche  die  Herren  erhalten,  konnte 
er  die  eine  l>epeits  widerlegen:  er  hatte  vom  Landgrafen  Xachricht, 
dft&s  derselbe  vom  Kaiser  zum  Kintritt  in  die  rheinische  Oga  auf- 
gefordert worden,  aber  durdiaus  abp'neigt  sei,  Folge  zu  leisten; 
was  man  über  die  Kurfürsten  von  Sachsen  und  Drandenburg  ge- 
hint,  meinte  er  ebensowenig  glauben  zu  dürfen.'  Seine  Ver- 
muthung  bestätigte  sieh  nachmals.  Der  Kui-fürst  von  Sachsen, 
welcher  den  Kintritt  in  einen  evangelischen  Friedeusbuud  noch 
Tor  wenigen  Monaten  auf  das  Kntsehiedensto  abgelehnt  hatte,  fühlte 
sich  jetzt  zwar  sehr  versucht,  dem  katholischen  ßiindniss  beizu- 
treten, vermuthlich  weil  ihm  die  Verbindung  mit  dem  Kaiser  die 
sichexsle  Deckimg  gegen  seine  Vett«rn  von  Weimar  schien;  doch 
fürchtete  er  den  Verdacht  bei  seinen  protestantischen  Mitliirsten 
und  wagte  daher  nicht  den  Schritt  ohne  deren  Zustimmung  zu 
thun.  Als  nun  auf  seine  Anfrage  bei  Christoph  und  PhtUpp  Beide 
ihm  den  Kintritt  mit  religiösen  und  politischen  Gründen  auf  das 
Kifrigste  widerriethen,  lehnte  auch  er  die  kaiserliche  Einladung 
ab.     Kui'fünil  Friedrich    und   Juhann   Frie<lrich    der  Älittlero   be- 


i}  Kagler  11  p.  195;  vgl.  oben  p.  142;  dasolbst  Adju.  78  lies  aber  Kug- 
l&rn  p.  173— 170. 

5)  8.  unten  \t.  1S9  IT. 

6)  Kugler  U  p.  188,  Noto  12,  vgl.  ibid.  p.  177  ff. 

7)  Kugler  n  p.  189,  lOO. 


188 


Siebenter  Abedmitt 


trachtoten  ihn  p^leicliwohl  ihkIi  lanj^e  nacli  der  HUsbacher  Zus 
mcukunft  mit  grotisoni  Misätraueu.*' 

"Wie  dem  sei,  die  politischpn  Diofre,  und  damit  das  Pro- 
gramm der  Besprechung  vraron  in  Hllsbach  schnell  abgothan. 
Wie  hätten  aber  flmiiHls  divi  protostaiitisclio  Füreten  beieiiiandeij 
sein  künnoii,  ohne  tndlieh  auf  den  NuÜistjind  ihix»r  Kirche  zu 
raüien!  Bald  kamen  die  Herren  darauf  /.u  st)rcchen^  doss  mn 
über  kurz  und  hns:  ein  Conci!  der  römisclion  KiroUo  zu  erwar 
habe,  und  mit  der  i^ragc,  wie  die  Protestanton  demselben  eir 
hellig  gcgenüberti-eten  sollten,  standen  ^e  schon  an  der  Grenze 
des  Themas,  welchen  sie  nicht  hatten  berüfiren  wüUon.  Nun  liatte 
der  Herzog  von  Sachsen  damals  im  liüchsten  Masse  Ursa<h,  Kich 
entgegenkommend  und  vei*söhnHch  zu  zeiuon.  Slochte  auch  sein 
Schwiegervater  noch  nicht  unUitherischen  Meinungen  huldigen, 
für  Johann  Friedrieb  war  es  (irund  zur  ßesorgniss  genug,  da 
er  sieh  dem  Kigorismus  der  Ortliodoxie  abhold  erzeigte  und  dem" 
Walirlieitsstrebiin  auf  d<'r  refomiirten  Seite  Theilnalime  imd  Aner- 
kennung erwies;  er  hatte  das  dringendste  Interesse,  zu  hindeni, 
dass  der  Kurflirst  sich  noch  weiter  von  dem  lutherischen  Extrem 
entferne.  Andrerseits  trug  er  sich  mit  der  Besorgniss,  dass  der 
Xurfürst  von  Kachsen  einem  protestautenfeindiiclien  Bunde 
treten  möge,  mit  dem  er,  Johann  Friedrich,  samnit  seiner  poli- 
tischen Dienerschaft  auf  scharf  gespanntem  l'usse  stand,  imd  mocht« 
sich  —  mit  Recht  —  sagen,  dass  sein  feindseliges  Atiflreten  ge^oa-  . 
über  dem  alberüniseJien  Vetter  Ursache  gewesen  sei,  diesen  ai^H 
solche  Gedanken  zu  bringen.  Endlich  scheint'  es  nach  gewissen 
Anzeichen  —  obwoid  uns  Näheres  darüber  nicht  bekannt  ist  — _ 
als  habe  gich  schon  damals  der  Conflict  zwischen  dem  Herzog  ui 
seinen  Jenenser  Glaubensrit-Iitern  vorbereitet,  der  kurz  darauf  aus 
braeii  und  mit  der  Zeit  zur  Vertreibung  de^  Flacius  und  seine 
Gesiniiuugsfi-ounde  führte;"  denn  als  man  nun  trutz  der  Yerab-  , 
redung  auf  den  kirchUchen  Unfrieden  zu  sprechen  kam,  war  dq^| 
Herzog  eifrig  dabei  zu  mthen,  man  solle  diesmal  zu  dem  Ver-^i 
söhnungswerk  keine  Theologen  zuziehen,  zu  versprechen,  er  woUe^ 


8)  Uobcr  dem  Verlauf  der  Saobo  Mam-ocbrechcr  IT.  Z.  50,  p.  SO  oeqd 
und  dio  dort  ciUrtnu  Mati^rialitin;  übtT  dw  fondaui'nuion  Bc8üi¥:m88e  do«  Ka 
fiiiiKt»ri  von  Pfalz  und  Jahaiiti  Khwdnulis  Klurkh.  I  ji.  14.1  — 146. 

0)  Unten  Anm.  28. 


Siebenter  Abschnitt 


189 


^ 

^r^) 


de 

F 

F       Ei 


sich  von  don  seinigon  nicht  irro  maciien  lüsson,  er  wolle  ihrer 
„wohl  mächtig  sein.** 

Das  mildere  Auftrclcn  Johana  Friedrichs  mag  den  Würt- 
tcraberger  ermutliigt  haben,  aiit'  die  h'n\^e  der  kii-ehlichen  Ver- 
söhnung einzugehen:  er  schlug  nnn  abermals  vor,  die  angs- 
burgische  Cunft-'ssiün  auf  tünuni  Kürstcnconvent  vnn  N*Miem  nllgtv 
mein  zu  unterecli reiben  und  mit  Einleitung  uud  Sehlusswort  vor- 
seben  za  publiciren.  Von  weitergehenden  dogmatischen  Erörte- 
ingen  oder  vom  frankfurti sehen  Recess  sollte  diesmal  gar  nicht 
nehr  die  Rede  sein,  ebensowenig  aber  von  Speeificining  und  Ver- 
urtbL'üung  der  Häresieon;  die  Fürsten  sollton  sicli  mu*  allgemein 
verpflichten,  keinerlei  Seelen  und  C^»miptelen  in  ihren  Ijanden  zu 
dulden,  den  Zank  unter  den  Theologen  aber  untei-driiiken:  so 
würde  man  zugleich  den  Streit  beilegen,  und  ein  unanfechtbares 
Docuraont  der  protesfam tischen  (ilaubenseinheit  gegenüber  dem 
Katholieisnuis  gi-winnen. 

Der  Kurfürst  und  der  Htir/ng  von  Sachsen  crklartr-n  sieh 
einverstanden;  der  Lt-Lztore  vermied  sogar,  von  der  Verdammung 
der  Secten  zu  reden;  er  verapraeh,  seinen  Theologen  das  Schmühen 

Iund  Lastern  zu  legen  und  verschwor  sich,  Gott  solle  ihn  plagen, 
[wenn  er  gegen  seinen  Vetter  noch  irgend  welchen  ünwillL'U  hegen 
Ute,  Bofcni  nur  die  Confoasion  von  Neuem  unterschrieben  würde. 
Er  gab  Chriätaph  wieilerholt  die  Hand  darauf;  „e«  ist  Zeit",  sagte 
er,  „dass  man  sich  zu  Häuf  thue;"  ein  Ausspruch,  der  deutlich 
die  politische  Soi^e  wiederklhigen  liLsst,  die  zu  dieser  fjust  befremd- 
lichen Verträglichkeit  mitwirkte." 

Johann  Friedrich  wurde  nun  beauftragt,  nach  Hessen  zu 
reisen  und  zusimimen  mit  l'falzgraf  Wulfgang,  der  sieh  dort  noch 
aufhielt,  den  entworfenen  Plan  fjandgrai  Pliilipp  vorzulegen.'*     Kr 


10)  Kuglor  n  p.  lÜO  ff. 

11)  Für  »las  Folgeodo  s.  Sftttlor  IV  p.  148;  Kuglur  II  p.  105—197. 
C3iristo])h  thcilte  dem  I^ndgrafea  uotor  <]«m  3.  Juli  tiirz  niit,  dass  df  mit 
Pripdricb  III.  und  Jdhauii  FriüUrich  dio  religiöse  Kliiigting  boBprovhen,  v*.'rwicB 
Um  ftlK-r  iM'trfffs  dfs  Nuhe-ron  auf  dflii  Pfalzgrflfen  Wulfgan^;,  dt-m  pr  eingfheo- 
den  Bericht  en*tattet  Iiattc  (.Ncuihrkt-i- 1  ]>.  mit  ff.  Kugk-r  U  p.  190  ff.J.  Nun 
haben  Wolfgan]!;  und  Johann  >Yi&dh(-h  zu  Marburg  jcKlecfails  mit  Philiiip  darüber 
ge(tprochi*D,  doss  dio  Etuungsvorhandluogea  wicdiT  Aufgenommen  vordfm  müss- 
ten;  in  eioom  öeaammtachifibeu  vom  2S,  August  (vgl.  Kugicr  U  p.  108  Note  32) 
erinnern  Christoph  und  Wolfgnng  den  Ijiudgrafcn:  „was  «wischori  dcrsclhL-n 
{K.  L.)  und  uns  vijrgan^uur  zeit  ildlt  persouulicbcu  zuäuumoiikunft . . .  liallwr 


ido 


Biebciitor  AU&cliuitt. 


traf  die  Herron  in  Marburg.  Mt-rkwurdiper  Wt>iso  gericlh  hier  die 
Verhandlung  ins  Stookeii.  Ijuidi^riif  rhili|ip  war  nümlicli  genide 
diunals  über  die  Theologen  Johann  Friedrichs  hikiblichsl  erbittert, 
wegen  ihres  Benidhens,  eine  hitlipriscbe  PnrteUynnde  zur  Vi>r- 
damnninj^  alier  unhitheriscben  Mtinun^'en  ins  Work  zu  rufen,  und 
weil  sie  in  den  lüttschriften,  welche  diesem  Plan  das  Wort  rwiü- 
ton,  seine  Londes^nstliebkcit  des  Schwenkfetdianisnius  und  der 
Sacramentii-erd  bozicbtif,'t  liatten.  Er  lieas  in  Jobann  Friedrici 
Gegenwart  seinem  Zorn  die  Zügel  seliiessen,  und  erklärte  die  wei-1 
manschen  Theologen  „mit  Reverenz  zu  melden",  siimmtlich  fUr 
„Schelmen  und  Böswicht ^,  worüber  »ich  Jobann  Friedrich  nicht 


fiir  tnctÄtion  rürgfiloffeii,  ....  n-ns  aucli  wir  herzog  WtJfgang  (als  wir  jnog 
bei  di'ro  XU  Marpimr^;  geMei^t^  für  weitere  anrcgung  . . .  getltan  '*.  Kbenso 
zJthlt  Pr.  Uordeittt^tt  in  miaem  Ikiricbt  an  die  zu  Nanrnburg  Versammelten  vom 
3.  Kclininr  l'^til  (s.  untr-n  Auni.  fO|.  nnvh  di>r  lliltttMicher  Zaüammenkuiift  liint-n 
Wdlfgnug  uuJ  Johann  Fritrdriob  sich  ru  Marburg  uutenvU't,  ^uod  soUhi-s  an 
den  Lnndt^afTeii  am^li  bracht*^.  Eiiiigi>  At^ussünitigim  de«  lAndgnifca  auf  dem 
Coureot  zu  Natimburf^  («dafür  htitte  man  miuh  wohl  zu  lluuse  lossoa  köunrai 
Hollt  miuh  auch  ob  (iolt  will  xu  keiueui  Ooiivt>nt  int'lir  bringen;  —  i<.^U  habti 
wohl  gedadit,  c»  würde  so  zugehen  elu.'';  ».  Ileil.  XXXU  C.)  könntcu  auch 
wohl  dahin  Rfdoutet  werdou,  als  hiitto  dor  Ijondgraf  dorn  Prftject  ui-»|>niaglich 
widersti'el'l  uud  nur  mit  Bi-dcuki-ii  L'in-j'.'wtllijrt;  yh'iohwohl  liisst  l'hiUpp  am 
10.  Octoiier  dem  Kurfürsten  tou  Snchson  duroh  Dr.  Craoow  melden:  er  sei 
wedor  vom  Ifalzgrafca- Kurfürston,  noch  vom  Herzog  von  Wärttombcrg,  DOck 
vom  ITaly-grafMU  Wolfgaug.  noch  vom  Horzug  Johann  Friedrich  beriufatet  «-or- 
den,  dass  der  letztere^  und  wartini  er  zu  ihm,  (it.'m  KurfürstoL  August,  hab« 
kommoii  wollen.  Erst  jetzt  eben,  den  8,  Ot-tolwr,  habe  er  vou  Christoph  Nach— 
rioht  erhalten  über  die  staltgefundenen  Verhandluugtu  und  die  ÄSsichton 
jirojw:tirt*;n  Zubaufkunft.  (llalinich  p.  iK).)  Dies  kmni  niiihts  Ände,n>s  bedeute«^ 
als:  er  habe  weder  Nac^brirbt  erholton,  Aana  man  mit:  Augnst  Vorltaudlnngm 
onknüpfeu  wolle,  noch,  das»  man  beabsicbtigo,  auf  der  Zufiauiuieukuaft  diuA.C 
von  Neuem  zu  untcrsuhix-ibeu.  Dos  obeugedachtc  OeBammtächnübcu  von^ 
'iS.  August  erwähnt  zwar  die  Uiläbucher  ZuäHitmiunkunft,  theitt  aber  uiebt  nül, 
was  i-igentlieli  auf  dcrtwlbeii  botichlo8t>>:'u  worden;  der  Grund  war,  thiKä  mau 
füri'bteto,  der  Landgraf  werde  den  Cunvoot  ausschlagen,  wenn  man  ihm  den 
Zweck  di^sselben,  di*>  l.'nterzeiehiiuug  der  A.C.  vi-rraUio  (Kuglor  II.  lüS  Nnf"  ^J 
Aut-h  liiomacb  ist  wniirsr-heiuliuh,  dass  man  ihm  die  Hil^bavher  lk>8clili>" 
überhaupt  no<  h  nicht  mitg'tbeilt  hatte.  Demuaeh  enüiiolc  vermutiüiuh  ila*- 
Schreiben  Christojjha  an  rUiüjip  vom  14.  August,  welches  Kuglor  H  p.  lUi/b 
erwiüint,  den  Oädankon  der  äubguripüou  nur  ah  iirivaten  Vorschlag,  vielleicht 
unter  lUnweiH  auf  diu  Vrrhaiidluugeu  des  letztun  Winters. 

Die  UiirstcUuug  Wi  UepiM;  I  p.  ;Wö^3ü7  ouUiiilt,  wie  »r;hoo  Kuglor  11 
p.  180,  193  b4!merkt,  nichrfache  Unriblitigkoitea     Iliorzu  würde  naoh  Obigem 


Siehenfor  Abschnitt 


191 


Wenig  cntsctet  haben  boII.     Aber  auch  der  Pfalzgraf  fand,   „dass 

Einenv  die  Haai-e  gen  Bor^  stöhn  sollton  **,  als  der  Landgraf  sich 

RKir  zum  Vprthoidi(;er  dos  „Zwinf^lianiämus'*  aufwarf.    Wir  werdeu 

nicht  berichtet,  welciies  die   „venvegenen  Roden"   gewesen,   die 

den  Herren  solchen  Schrecken  ciDJiigten;  nach  des  Landgrafen  Art 

zu    schlieswn,   mag   er   seine  beliebten  Thesen   gebraucht  hoben: 

die   8cbw ei/er isclie  Lebrnifinuug  sei  von  der  deutst^hen  lan^^i'  nidit 

so  entfernt  als  man  glaube;  sie  habe  aucli  viel  seh riftgo müsse  Ar^u- 

znento  für  sich   anzuführen;  vielleicht  auch,  dass  er,  wie  öfters, 

die  Weise  der  strengen   Lutlieraner,    von   der  sehwierigen   Frage 

des  Abeudnialil»  zu  roden,  grob  fand;^^  jedenfalls  sank  über  diesen 

Oesprächen   den  orüioduxen  Herren  der  Mutli   ko  sehr,  doss  sie 

jQieht  weiter  mit  ihm  zu  verbandeln  wagten.    Sie  hattt^n  wohl  mit 

ihm  davon  gespmcheu,  dass  man  die  Kinuugsverhuiidlujigen  wieder 

z^uibehmcn  müsse;  in  das  Hilsbacher  Project  aber  haben  sie  ihn 

■vielleicht  nicht  einmal  eingeweiht;  wie  dem  sei,  sie  reisten  unver- 

X'icJituter  Dinge  ab,  und  tni  ist  nach  des  I.jaudgrafen  Charaeler  und 

xiiUgiflser  Richtung  kaum   glaublich,    dass  die  eigentliche  Schuld 

dAVon  auf  seiner  Seite  sein,  dass  er  das  Hilsbaehor  Froject  aus 

Feigling  zur  schweizerischen  Lehre  zurückgewiesen   haben  sollte. 

AVenu  Wolfgang   und  Jubaun  Friedrich   dies  von  ihm  fUrchteteu, 

Bo  kannten  sie  ihn  nicht  genug;  seine  Meinung  ist  immer  gewesen, 

dass  die  augsbiii^isc^he  Confession   Allen,  die  in  der  Hauptsache 

vom  Abondmnhl   imverwerflich    lehrten,   tiouüge  tliun  miL';se  und 

durum  die  streitenden  rarteieii  sich  vüilig  bei  diesem  Üukonutuiss 


Qooh  di«  Aagabo  zu  rochnim  »ma^  dass  'Vt^oltgßn^  i\va  LaiidgraTeu  zu  Marburg 

mit  tleu  HUsbachcr  BoKclitübScri  boknunt  {(«mnuht  hütte.    Das»  der  Lmiltmir 

sofort  «due  ZiiHtiminung   xu  dem   Yorf^i^ctiUgenen   erklärt,  Jnhaiin   Friedrich 

(voo  do9S^D  AnWüM'rilicil  in  Martiurg  II.  Nklit^  wci»»)  schriftlich  i£ur  Vorliiuid- 

luog  mit  Aut(u»t  i;L>rJr.iii(it  und  in  niobrcroii  äclireibüD  einen  CoüVout  als  sc-br 

[lathsum  bczcichm-t  bnttf,  würe  oir-ht  unmöglich;  Dur  dürfte  man  dicso  Angalteii 

I  allein  auf  das  Projert  oioos  ronvonb« ,  von  dorn  ja  dio  nerron  (s.  obeu)  zu  Mar- 

Lturg    mit    dem   Lnndgraffn    gosprot-hcn,    nicht  aber  auf  die  Subscriiition  der 

nagsb.  Cnnf.  belieben.   n'K-h  wilrdo  dann  di>*  lang«  ätocliung  di?r  Verbandlunt^ea 

^»wiscbfn  I^bilipp,  L'hriatf>[ih  und   WoKgang  our  acliwer  erlltirlich  i^mt.     I»a 

nun  Hepii«  für  di«»  betrufTnKdcn  Ang:ilK'n  ki-ine  (H'-stimniten  Quellen  und  Data 

jfit   wohl  flnzuotjLmuit ,  djuj8  diuMclliün  sich  auf  Bpntorc  Schreiben  des 

od^ofun  beziubt'n. 

12)  I'ozelius'  CoDsilicn  McloncbthDiiR  p.  70S  (io  t'bilipps  Qutaclitun  über 
Synodftlpruject  der  JcnfiuBi;r;  \^\.  p.  14-iJ. 


192 


Siobonter  Abscbiiiti 


beruhigen  könnten.  Möglich  wün-  mir,  ilass  der  Landgraft  weil  er 
HS  mit  Johann  Fri^'drich  zu  tliuii  Imtt«,  der  Moinuog  war,  es  han- 
dele sich  wieder  tmi  den  Synodalplan  der  Niodersaclisen  und  .Ittien- 
BOr,  um  die  Consolidirung  des  i*xcUisiven  LutlitTtliums  und  Vej> 
dammung  aller  andern  Richtungen;  in  diesem  Glauben  konnte  etfl 
not'h  bevor  die  Hcrron  ihrp  Voi-sc-liliifj^»  nngebrai-ht,  so  schroff^ 
lierausgefahron   win,  diws  sio  für  gut  bctandeu  ubzubrcfhon.         ^_ 

Wollgang  und  Christoph,  dem  Jener  über  die  Vorgänge  zdB 
Marburg  Bericht  erstattet  hatte,  fürchteten  nun  ganz  ungegrün- 
deter Weise,  der  Lanrlgraf  wüi-de  die  Unterschrift  der  au^sbur- 
gischen  Confcssion  verweigern  un<i  wiigton  innge  nicht  mehr,  mit 
diesem  Vorschlage  an  ilm  zu  kommen,  ja  sie  corrospondirten  allem 
AuKchein  nach  eine  Zrit  lang  überhaupt  nicht  mit  ilwii  über  die 
religiöse  Einigung.  Uuterdusseu  kam  auch  die  Vorhaudluug  mit 
August  von  Sachsen,  welche  gleichfalls  Johann  Friedrich  über 
nommen  hatte,  niolit  in  Kluss.  Noch  Endo  August  war  sie  flt 
eine  Zusanitnenkimft  imd  vorläutigo  Hespn^cluing  der  beiden  Flii 
steil  oliiie  weitere  ßescldüsse  niclit  hinausgedielien.'^* 

Ks  musste  erst  wieder  ein  Schrecken  kommen,  um  die 
sigkeit  der  Unterhandelnden  xu  besiegen.     Einen  solchen  braclite" 
die  GesaudtÄohaft  des  Üischofs  von  Keanes,  deren  oben  schon  ge- 
dacht worden  isf    Wie  erwähnt,  war  der  Hauptauftrag  desselben 
kirchen  politisch  er  Natur.     Kr  sollte  <len  Kaiser  veranlassen,  mit 
•Spanien   in  Verhandlung  über  das  öcunienischo  Conci!   zu  treten, 
und   so   lange  an»  kaiserlichen  Hof  residireu,  bis  Frankreich,  der 
Kaiser  und  Spanien  die  näheren  Bestimmungen  über  die  Berufung 
desselben  vollständig  vereiubm*t  iiütteu.'^    Auch  über  diesen  Theil 
seiner  Verrichtung  machte  Dr.  Beier,  der  in  seinem  Xanien  Hessen, 
Württemberg  und   Kurpfalz  besuchte,  denselben  Mitthoilung.     Er 
eröffnete  Uuicn:  der  König  werde  mit  Eifer  für  ein  freies,  unj 
teiLschea  christliches  Concü  eintreten,  in  ein  anderes  dagegen  nie 
iviiligen;  dieselben  Flirasen  hatte  die  ft*anzösische  Regierung 
deutschen  Fürsten  schon  im  vei^angeuen  Jahr  vorti-agcn  lassen.  ^^ 
Diese    waren    unterdessin    in    ihren   ehemaligen   Hottnungeu   au 


13)  S.  Aum.  21. 

14)  Oben  p.  173/4. 

15)  Hie  lustniction  mi'-m.  de  Castclnati,  addiüoDS,  I  p.  46G  ff. 
U'})  Boitrilge,  Abschnitt  vm.   Beiors  Werbung  ist  oniichtüch  aus  Phüiiip 

Antwort,  Zivguuliain  d.  4.  Au^.  Hs. 


Siebenter  Abschnitt 

Frankreich  allerseits  geoügeml  abgekühlt:  sie  antworteten  auf  die 
hötri'ffendcn  Satze  des  gesundtschaftlicben  Vortrages  sehr  rcser- 
Tirt^'  In  andrer  Beziehung  aber  wui-de  Bochotels  kircheupoli- 
tisclie  Mission  fijx  sie  bedeutend:  Beiers  Ki*öffnungen  bracliten 
fttdüch  m  ihre  Eiuungsverhandlungen  einen  neuen  Fluss,  und 
ijiiccessive  eintreifende  Nachrichten  vom  Fortschritt  der  Von'er- 
fiandlungen  zum  Concil  sorgten  dafür,  dass  er  nieht  wieder  ius 
Stocken  kam.  Das  Krgebniss  war  der  Fürstentag  zu  Naum- 
burg. 

Philipp  vun  Hessen  sandte  den  Yoitrag  Beiers  und  seine 
Antwort  sofort  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen  sowie  Ffalzgraf 
^c»lfgaiig  und  sprach  sich  djihiu  aus:  es  sei  Zeitj  dass  die  evan- 
gelischen Ständf!  ihre  Zwi(?tiacht  vergässen,  zu  Uauf  scliickten 
<xi^r  zuKununenkänien  und  iJischlusis  fassten,  was  zu  thun  sei, 
*^«3n  dos  Concil  wirklich  beginne."  —  Selbstverständlich  hätte 
tti«3  Versöhnung  der  proUstantifichon  Parteien  das  Erste  sein  müs- 
**^  ,  wenn  man  irgendwie  Verwahrung  gegen  die  Actionen  des 
^i^ÄcUs  einlegen  wollte. 

Kurz  nach  dem  Ijand^rafen  empfing  Christoph  von  "Württem- 
bftx-g  den  französischen  Agenten.  Auch  er  gericth  in  Aufregung: 
°^^>-ximQhi-  lasste  er  sich  ein  Uerz  und  sclirieb  an  den  Ijaudgi-afeUj 


Ma 


17)  Ueber  dio  Ausrichtung'  Boilth   io  Württemberg  Kugler  IT  p.  138 
J40.     Der  Landgraf  antwortete  auf  den  Passus  der  Werbung,  welcher  das 

^**cil  betraf:  Itäine  oiii  i'onril  zu  Stande,  wie  Bio  zu  Zeiten  der  Apcwtel  und 

""     ^afang  dor  christlichen  Kircho  gchaltyn  worden,  wio  daa  nicfinjache,  chal- 

"^^cwiache,  constantinopolitaniseho  u.  a.  w.,  so  würden  die  augsbui^cheu  C«>c- 

"^^ionBVerwandtfiti  zwcifcUos  dassrlljo  ohne  Weigerung  besi^hirkm,  wie  denn 

•***hattpt  ein  solches  CoocU  der  Kirche  Noth  thue.  —  Dio  Antwort  Kurfürst 

'^^iedriehs  musa  nach  einem  Schreiben  Bulliagers,  dem  Boier  selbst  das  Krgeb- 

■*^  seintT  Wertung  berichtete  (Corp.  ref.  XLVl  Nö.  3239);  desgleiolieu  nach 

^  Thou  (Üb.  25,  Cap.  ll,  der  j^IeichfaUs  alle  drei  Antworten  zn  kennen  scheint, 

^"^  in  diemr  Sachi>,  gleichwie  i»  der  andena  (Verschwörung  von  Amboise) 

^btkUoh  dicken  beiden  gelautet  habeu. 

18)  Philipp  an  August,  Zirgenhain  den  4.  August.    US.  Sendet  eine  Wer- 

Voag  des  Königs  vm  Frankreich  soinnit  s-^iner  Antwort    Auf  das  Concil,  von 

«elchem  dor  KSnig  redet,  ist  wahrlich  gut  zu  achton,  und  es  wäre  gut,  wenn 

dio  Stände  der  augsb.  Conf.  nicht  in  so  viel  Haufen  trabten,  sondern  zu  Haui 

schickten  und  Hch  unterredcten,,  was  zu  thun  Hei,   wenn  solehos  Concil  bc- 

gtnne.     An  Wolfgaug  vom  selben  Tag  und  Datum  unter  Uebentcudung  fran- 

£t«ischer  Actvnstücke  (offenbar  dorsolbon  als  ao  Augiist)  gaiix  ähidich,  8.  K.ug- 

JflT  11  !*•  -t^^- 


194 


äiebratcr  Abschnitt. 


Indern  er  ihm  die  Acten  der  französischen  Botschaft  zusandte: 
die  Einigung:  dor  Protestanten  sei  notliwendig  und  die  abermalige 
Unterzeichnung  der  Ä.  C.  ein  treffliches  Mittel  dazu.  Der  Land- 
graf gilb  dem  Herzog  unvenveilt  seine  Einstimmung  zu  erkenneu 
und  beförderte  die  wurttembei^scho  Sendung  sammt  seiner  Ant- 
wort wiedenim  sofort  an  August  von  Sadisen;  an  Beide  schrieb 
er:  er  habe  ja  die  augsburgische  Confession  schon  anno  30  unter- 
schrieben und  vor  dem  gosammten  Reicli  anerkannt,  er  werde 
das  auch  wiederum  thun.  ^" 

Der  Empfang  dieser  Sendungen  muss  wohl  auch  bei  Augusts 
Entscliliessungen    mitbestimmend   gewirkt   )iaben.     Auf  die  erete- 

antwortHte  er  noch:   über  ilir  Verhalten  zum  Concil  könnten  diou ^ 

Protestanten  nur  auf  einem  allgemeinen  Reichstag  beschliessen.  ""^  ^  • 
AlsdaDD  erst  fand  (zu  Scliwarzenberg)  die  Zusammenkunft  statt-^zzir, 
auf  welcher  Johann  Friedrich  den  Kurfürsten  über  das  Hilsbachecrr 
IViijoct  unterrichtete,  und  ihn  zum  Anschhiss  aufforderte.  D© — : 
unormtiiilicho  Warner  Mclanchthon  war  todt,  der  Herzog  von  Sach^fc:. 
sen  schien  friedlicher  Stimmung  und  ^versicherte  mündlich,  die^^ 
mal  die  Condcmnationeu  nicht  fordern  zu  wollen;  gleichwohl  bifr7f 
der  Kurfürst  mit  seiner  Erklärung  vorsichtig  zurück.  Er  fordorte 
zunächst  eine  schriftliche  Aufzeichnung  des  Antrages  von  Joliaon 
Friedrich  und  erhieJt  dieselbe;  aber  sie  war  keineswegs  geei^ 
net,  sein  Misstrauen  zu  hoben,  denn  die  Zusichenmg,  dass  mtn 
diasmal  von  den  Condemnntionen  schweigen  wolle,  fehlte  daria." 
ungefähr  gleichzeitig  muss  —  den  Zeitverhältnisseu  nach  zu  redi- 


1d)  Ohmtojili  an  Philipp,  Zwiefalten  den  14.  Angnst  s.  Kuglor  n  p.  107. 
1D8.  Diti  mit  dorn  8clLreib&Q  übersatidtcn  Acten  sind  diß  VTcrbung  Bcion  vA 
Christophs  Autwort,  wie  auH  dorn  yolgondcs  hervorgeht:  Philipp  ao  Aogut 
Zapfüobarg  den  25.  Augast  (Hs.).  Ueberwodet  rän  Schreiben  Christophs  suutf 
Beilagen,  d.  l  wdo  Werbimg  des  Dr.  Martin  Beier  an  CSiristoph  von  ««■ 
des  Königs  TOD  Fnuikrcii:U  luid  Christophs  Anhiort,  dosgleichen  oönon  Rn(^ 
des  Rhein grafeu  an  Christoph,  «und  wenn  das  uar  mit  dem  cum-ilio,  ist  boch 
von  Düthen  i>iu  gut  uffsoheos  su  haben. *^  —  Kr  trügt  gar  keine  Ik-sehwrnu^ 
die  angab.  Conf.  von  Neuem  zu  untiirschreiben,  wie  or  sie  ja  schon  ciiunal 
uiiterficlincbcQ  und  l^fTcntlicb  bekannt.  Philipp»  Antwort  an  Christoph  vM 
selben  Tage  und  Datoiii,  a.  Kugkr  U  p.  198. 

20)  August  an  Philipp,  Amäfeld  den  12.  August  150O  Hs. 

21)  Ȇogeferlich  verzeichnua  meiner  Werbung  an  Churfurston  Toa 
SUhss  zu  KchwBrtz1)t3rg  don  29.  August  ITiGO'*  bei  Caliuich  p.  S2;3.  Ntii 
tiuivui  kurieu  Bericht  Dr.  Mordeiacus  (DrcsUtai  den  28.  Hocembyr,  Roilin, 


nter  Abscliultt.  lyS 

'IPlP —  Au^usi  die  zweite  Setidimg  Philipps  orbalton  haben^  in 
weTdier  die  Acteu  über  Beiers  Werbung  in  Württemberg  und 
Christophs  Begloitscl» reiben  dazu  lagen.  Am  11.  fiopteniber  nun 
gab  der  Kurfüret  Johann  Friedrich  seine  Einwilligung  zum  Con- 
rent  dor  Fürsten  und  der  abomialigen  Unterzeichnung  der  augs- 
burg-ischen  Confe&sion  zu  eikennen.  Sie  wei*de.  schrieb  er  dem 
Herzog,  zugleich  dienlich  sein,  um  ein  gewisses,  eiuhelligoe  Be- 
kenntniss  zu  gewinnen,  mit  dem  man  einem  künftigen  Concil 
entjgegen treten  könne.  Nur  wünschte  der  Kurfürst  noch,  wie 
froher  bei  ähnlichen  Veranlassungen,  den  Convent  auf  einen  engen 
Kreis  zti  beschiänken,  und  erst  nach  vüllzugenem  Act  die  Andern 
zum  Beitritt  aufzufordern. *3  Im  weiteren  Verlauf  der  Vorbe- 
rathungen  liess  er  sich  hiervon  abbringen  und  willigt«  ein,  dass 
alle  protestantischen  Füi-sten  geladen  würden.  Doch  verstand  man 
unter  diesen  nur  die  regierenden  weltlichen  Fürston.*' 

Die  vorbert^itende  Correspondenz  der  Fürsten  schritt  von  der 
ersten  zustimmenden  Aeusserung  Augnst's  vuu  Sachsen  ab  un- 
unterbrochen fort  bis  zur  Eröffnung  der  Tagfalirt  zu  Naumburg 
und  bietet,  im  Ganzen  genommen,  das  Bild  einer  bei  den  prote- 
stantis<^hen  Fürsten  ungewülmlichen  E  ulsc  blossen  hei  t  und  Jtührig- 
keit  Man  wird  nicht  fehlgehen,  wenn  man  hieran  dem  allmäh- 
licben  Eintreffen  weiterer  Nachrichten  von  der  Einleitung  des 
ecumenischen  Concils  den  grüssten  Tbeil  giebt.-*  Vomelimlich 
wird  dite  auch  auf  August  von  Sachsen  seine  Anwendung  finden 
müssen,  dem  —  wir  werden  es  unten  sehen  —  niclit  wenig  An- 
lass  gegeben  wurde,  seine  Einwilligung  zurückzunehmen. 


Rep.  13,  1,  b.)  an  Graf  Ludwig  vod  Ebcrstctn  fder  sp&tcr  als  Gesandter  Herzog 
Barnim  des  Aoltcren  toü  rommem  in  Nnumbiirg  war)  über  die  Vorverhand- 
lougoc  do8  Congrt'SBe»  fand  dio  Zusammenkunft  am  27.  August  statt.  —  "Wie 
n  scheint  oacb  ki'iner  andero  als  der  oWn  ritirtiTU  Aufzeii^honng  ueunt 
npppo  I  I».  367  als  Ort  dor  Zu«amm Ankunft  Siiiwaiiburg;  dagr^'cn  verzcichnot 
die  AVorbung  des  Icursächsiscbcn  Rathcs  Cmcow  bei  PIiiU|)|)  bei  Ileppo  I  Boü. 
p.  120  »SchwnrtzenUirg":  also  Tennothlich  SchwarzoobQrg  in  Kur&achson. 

22)  Caliuicb  p.  83 — 85.  Im  Uobrigon  8.  für  dio  Vorbcrathungcn  Heppol 
367  —  379;  Colräifih  p.  83— 133.  Im  Folgenden  vcrwoise  i>h  im  AllgDmeinoo 
«uf  diese  ausfübriioheu  Danttellungao  und  citire  nur  £inzoInc»  besonders. 

23)  ll>äicbtlich  aus  den  Einladungen;  s.  CaUnich  p.  110,  113.  Vgl. 
Aiun-  40  tuid  den  Anhang  über  die  üntorscbriftcn  der  orueuorton  Augostana. 

24)  S. ».  E  Neodocker,  Urkunden  p.  813  Bequ.   Ders.  Boitrtfge  1  p.  234/6. 
t    Cnlinu^h  II.  BByQ. 


196 


Absobiiitt. 


Christoph  und  Wolfgang,  Friedrieh  uiid  Vliilij)p  freilicli  ver- 
mieden, nachdem  der  Kurfürst  von  Sachsen  das  lange  vergeblich 
ereehnte  "Wort  gesprochen,  mit  Sorgfalt  Alles,  was  ihm  dasselbe 
wieder  hatte  leid  machon  können.  Christoph  imd  Wolfgang  hätten 
Wühl  gern  wiednr,  wie  in  dem  /u  Anfang  des  Jahres  ge«ehei- 
terten  Project,  eine  Abrede  zu  gegenseitiger  Verüieidigung  gegen 
Bruch  des  Religionsfiiedens  mit  auf  die  Tagesordnung  gebracht'*; 
August  aber  stellte  für  seine  Zusage  die  Bedingung,  dass  welt- 
liche Sachen  und  BUndnissverhandlungon  glinzHch  ausgeschlosseji 
würden  ^^;  demnach  wagte  mau  nicht,  Dergleichen  boi  ihm  zu 
beanti-agt^n ;  auoli  der  Landgraf,  dem  doch  wohl,  wie  immer,  so 
auch  ilamali'  die  pulitische  Union  der  Frotestauten  im  Kojvf  lug, 
schwieg  still.  Kurfüi-st  Friedrich  hatte  den  Wunsch,  Däuemark. 
Schweden,  Volen  und  Enghuid  mit  heranzuziehen;  er  thcille  dies 
dem  Landgrafen  mit  Wir  wissen,  wie  sehr  der  üe<lanko  Philipps 
Neigunguu  ontspruch;  doch  wiir  er  zu  vorsichtig,  dem  scheuou 
Kurfürsten  von  Sachsen  die  Zuziehung  des  Auslandes  anzuem- 
pfehlen; er  stellte  den  Vorschlag  zu  August's  Erwägung  und 
dieser,  wie  zu  erwarten,  rietli  ab.     Ebenso  Pfidzgral  Wolfgaug.^' 


25)  In  dem  Oosammtscbroiben  vom  28.  August  (vgl.  Äom.  11  p.  ISÖytIO) 
sclireiWa  Christoph  ond  "Wolfgang  an  Philiiij":  sio  zweifeln  nicht,  dass  der 
gütige  Gott  »ifl  bei  seiciem  Wort  gegen  alle  Feinde  erüatten  werde  ,yedocb. 
damit  dnnnocht  ordenlic-he  und  gt'bürliche  mittel  nicht  versaumbt,  auch  sein 
ahncchtigkeit  nicht  varSessig  versucht  werde*,  so  halten  sie  für  gut,  nobeo 
der  Abstellung  des  Zwistes  unter  den  Protestnnten  und  dem  Verbalten  dcr- 
gclbeo  gegenüber  dem  CoucU  auch  £u  berathen,  „im  fall  das  irgends  in  im 
in  den  religiou  rriden  ein  einbruck  gceobeken,  oder  sonst  von  wegen  diT 
religinu  Bitdi  otwas  bescbwcrlichs  zutragen  wöUt.  was  doch  in  solliehen  {(•Um 
ein  jeder  chri.sUieher  stand  sich  zu  dem  audem  verscLca  solt  und  moclitc" 
Ueraog  Cliristoph  brachte  auf  den  oaumborgischon  Conveut  einen  Memorial* 
Zettel  mit  Fragen  mit,  die  zur  Di.scu.'^sion  zu  stellen  würen,  darunter  aurh 
„ob  man  Uündnisä  (mit  Gott)  maeben  möge,  und  üb  man  sich  wehren  dürft', 
und  uie  weit  diu  l>efen8ion  erlaubt  sei."  (Caliniiih  [j.  136.)  Xach  deinem  Stca 
wiUn  die  Frage  zu  Gunsten  des  liüudnisseü  und  der  Defensiou  cntächiedec 
worden. 

26)  8.  die  Werbung  CVöoows  an  riiilipp.  Heppa  I,  Beil.  p.  129.  TH*'- 
ftelbe  'Werbung  erging  auch  au  ChnAlopli  und  Wolfgang;  s.  Hepiie  I  p.  371  fi. 
CaÜnich  p.  87,  88,  Itl. 

27)  Calioich  p.  100,  107,  108.  Heppo  I  p.  374,  Note  2.  Doss  PhiÜpp, 
wie  Hoppe  angiobt,  dircct  von  der  Zuziehung  der  auswilrtigcn  K&nignäcfae 
abgorathen,  ist  unrichtig  und  nach  Calinich  p.  107  zu  corn'girou.   (}]auh  Hs.). 


c«*« 


Siebenter  Abschoitt 


197 


Domnach  fixirtf  sit'h  wälircnd  der  Vorverhandlungon  das 
Prograium  dt?r  Versammlung;  auf  zwei  Punkte:  die  Subscription 
(1er  Ä.  C.  und  di<>  Boralliung  dor  Frage,  ob  und  wit»  im  gegpbcv 
nen  Fall  das  päpstliche  Concil  zu  beschicken  sei.  Ausserdem  kv 
schloss  man,  wenn  die  Subscriptiim  voa  Fürsten  und  Kurfth-sten 
einhellig  vollzogen  sei,  dio  Grafen  und  Stiidto  zum  Beitritt  auf- 
zufordern. 

Die  Behutsamkeit  der  Fürsten  war  umsomehr  angebracht, 
als  das  Verlialten  Herzo«;  Johann  Friedrichs  während  der  Vorver- 
handlungen ganz  geeignet  war,  seinen  Vetter,  den  Kurfürsten, 
wieder  völlig  in  das  alte  Misstraucn  hineinzujagen. 

Es  fallt  srhwer,  eint!  Vorstellung  zu  gewinnen,  mit  welchen 
Gedanken  und  Absichten  der  Hei-zog  von  Sachsen  die  langwierigen 
Correspondenzen  bis  zur  Eröffnung  des  Couventes  durcligofulirt 
liaben  mag.  Ob  er  wieder  unschlüssig  wurde,  oder  seine  Vor- 
sätze zu  wechseln  begann,  und  seine  jeweilige  Verlegenheit  durcli 
Stillschweigen  verdeckte?  Ob  er  bereits  in  seineu  Starrsinn  zu- 
rückverfallen  war  und  mit  dem  Plan  umging,  den  Naumburger 
Ting  trotz  der  Tenibredung  zti  einer  Demonstration  für  die  „reine 
Lehre**  zu  gestalten,  vielleicht  den  andern  Fürsten  durch  Uebor- 
raschungon  ConcCvSsionen  abzugewinnen?  Ob  (^r  sich  nur  im 
Stillen  vorbehielt,  wiederum  den  Schinnvogt  des  rwhten  Glaubens 
hervorzukehren,  falls  der  Gonvcnt  darauf  lunaushiufen  sollte,  ihn 
zum  Widerruf  seiner  eigenen  kirchlichen  Vergangenheit  zu  drän- 
gen?    Keinesfalls  war  sein  Vorfahren  ein  ehrliches! 

Bio  Ijagn  des  Herzogs  in  dieser  Zeit  war  fn>ilich  keine  leichte; 
die  widersprechendsten  Motive  mussten  ihn  bestümien.*"*  Die  kirch- 
lichen Verhältnisse  im  eigenen  Land  raussten  ihm  damals  wenig- 
stens eine  Ahnung  aufgehen  lassen,  welche  Oefahreo  für  die 
Kirche  in  dem  IMncip  der  Verdammungen  lagen.  Er  war  mit 
seinen  Theologen  nicht  mclir  in  Allem  einig  über  die  Anwendung 
derselben.  Der  Streit  im  eigenen  Land  über  die  Ijehre,  welche 
■räno  Flacius,  Amsdorf,  Mtisäus,  Wigand ,  Judex  und  wie  sie 
hicssen,  unter  dem  Xamen  des  Synergismus  verketzerten,  hatte 
in  diesem  Punkt  ticin  Urtheil  gemildert;  indem  er  die  eingeleiteten 
Zwnngsmassregoln  gegen  den  gelehrten  Verfechter  dieser  Richtung 


28)  Für  das  Folgendo  Snlig  m  p.  577—615;  t>26  ff.    Proger  n,  133  ff. 
Beck  1,  TOraohmlich  p.  33C  ff. 


198  6i»1)eut«r 

lind  l'Veund  der  "Wittonbergcr  Thyologtin,  Professor  Strige!,  wieder 
einschlafen   Hess,  legte  er  —  wolil  ohne  sioh   dessen  bowusst  zu 
sein  —   selbst   eine  Bresche  in   das   vSystem  seines  Confntations-^ 
buches.    Indessen  begannen  die  Urheber  und  Anhänger  der  Coa^| 
futationen  im  Xomcn  des  violbcnifenon  Buches,  als  des  Taüsnians" 
der  Xirchenroinheit,  ein  hierarchisches  öchreckensregimeut  aufzu- 
richten, welches   selbst  den)  orthodoxen  Herzog  und  seinen  poli- 
tischen Käthen  bald  Furcht  und  Bangen  einÜösste.     Sie  begnügten 
sich  nicht  mehr,  darüber  zu  wachen,  dass  das  Buch  der  Verord- 
nung  gemäss   bei   der  Prül'ung    der  Ordinandcu  als  Richtschnur 
gebraucht    und    von   allen    Geistlichen   bei   der   Predigt   verlesen 
würde;  sie  schlugen  vielmehr  auch  dem  I^aienstand  gegenüber  ein 
inquisitorisches   Verfahren   ein    und   schritten   gegen   Die,   welche 
sich  weigerten,  dem  Buche  iu  Bausch  und  Bogen  beizupflichten* 
mit  den  strengsten  Kirchenstrafen  vor.     So  schlössen  sie  mehrere 
hervon*agende  Lehrer  der  Jcnenser  Universität  aus  andern  Facul- 
täten  vom  Abendmahl  ans;  der  Herzog  und  seine  Käthe  verfielen 
in  die  gerechte*  Besorgniss,  dass,  durften  sie  ungehindert  weiter 
schalten,  die  junge  Acadeniio  schweren  Schaden   erleiden   werde, 
Als  nun  aber  der  Herzog  Einlialt  zu  thuu  versuchte,  setzten  sie 
ihm  im  Namen  der  Schlüsselgewalt  den  heftigsten  "Widerstand  ent- 
gegen,  und   es  entspann  sich  ein  Streit  um  die   Befugnisse  des 
obersten   Kircheni'ogimpnts,   in    welchem   gegen   Knde   des  Jahres 
1560  die  Aussicht  auf  Vi'[-siUinuug  so  gut  wie  geschwunden  war.      I 
Man  sollte  meinen,  der  Herzog  hätte  nun  in   dem   Naunibui^r 
Coüvent  eine  willkommene  Gelegenheit  erblicken  müssen,  um  der      i 
Hierarchie    gegeuübcr,    die    seine    Sclbstiindigkoit   bedrohte,   eirn)     ' 
moralische  Stütze  zu  gewinnen;  aber  wenn  er  mit  seinen  Tbw« 
logen   nicht   mehr   in   allen  Punkten    und    über  alle  prakUsoheo 
Consequenzen  dos  orthodoxen  Systems  übereinstimmte,  so  berührte 
all'   dies    doch    nicht    das    innere  Wesen    seiner    Kechtgläubigkeit    , 
selbst,   die  aun  einmal   iu  der  Verwerfung  nllsr  abweichende^^ 
Lehre  gipfelte;   und  wenn  er  sich  mit  ihuou  über  die  Zuständig- 
keit des  Kirch enrcgimcnts  überwarf,   so  wui-de  er  dadurch^  wetin 
überhaupt,  höchstens  vorübergehend  versucht,  ihnen  ein  anderes 
Princip  gegenüberzustellen;   wahrscheinlicher  noch  ist  es,  dass  er 
vielmehr   von   Eift'i-sufht   erfasst   wurde  und   um  so  hartnäckiger 
sich   au   den   Gedanken    klammerte,   selljst    wmi    trotz    der  Theo- 
logen, die  ihn  meistern  wollten,  der  rechte  Schirmvogt  der  „reinen 


Siobontor  Abeobnitt 


199 


Tjchre'*  zu  sein  und  zw  bloibpn.  Daliei  kam  ihm  zu  Statten,  dass 
sich  miter  Jeaeu  üiae  Hufptirtei  ausschied,  doren  Hilfo  ^Heich  sehr 
zur  Unterdrückung  der  hierarclüschon  Ausschroituugen  wie  zur 
PortBetzoog  des  Kampfs  gtigen  Adiaphoristen,  ISacrameutircr  und 
andere  nach  wie  vor  verworfene  Ketzer  zu  verwenden  war. 

Mochte  nun  auch  sein  gegcheneä  Wort  und  die  Nähe  doa 
Öcumenischen  ConcilS}  die  doch  allenthalben  die  Gemüthor  der 
Pruteiitanteu  aufrüttelte,  ihre  Sehnsucht  mich  Frieden  unterein- 
uiider  verstärkte,  den  Herzog  nicht  uuberulirt  lassen,  so  forderten 
doch  die  Verliältnisse  in  den  lündem  der  vornehmsten  Kecess- 
fiirsten  ihn  noch  wie  vor  zur  Opposition  auf.  Seine  Versprechun- 
gen zu  Hitsbach  und  Schwarzen  borg  mussten  ilim  als  übereilt 
erscheinen,  da  nunmehr  die  kir<^hliche  Entwicklung  in  der  Kur- 
pfalz —  mit  den  Äugen  eines  Ultraiutheranere  betnichtot  —  ganz 
entachieden  nach  tler  calvinisclien  Refonu  hinzulenken  schien.** 
Der  Kurfürst  hatte,  um  den  öffentlichen  Zank  über  die  Abend- 
mftblslehre,  namentlich  auf  der  Kanzel,  schweigen  zu  machen, 
wiederholt  angeordnet,  das»  die  Geistlichen  im  Lehramt  bei  dem 
Glaubensartikel  vom  Ahendinnh!  nur  gewisse  Formeln  bniuchen 
sollten,  die  weder  der  lutherischen  noch  der  reformirten  Auffas- 
sung priijudicirteu;  als  solche  schrieb  er  anfänglich  die  Wendung 
der  Variata  vor,  später  auch  die  paulinische  Umschreibung:  das 
Brod  ist  die  Gemeinschaft  mit  dorn  Leibe  Christi,  Melanchthons 
bevorzugte  Redeweise,  deren  Gebrauch  der  Verstorbene,  als  Fried- 
rich sein  Gutachten  erbat,  angerathon  hatte  als  dienlich  zur  Erhal- 
tung des  Friedens;  zuletzt  vielleicht  auch  die  Form  des  Frank- 
furter Kecesses.  Ganz  allgemein  wurde  die  öffentliche  Dtscussion 
der  Streitfrage  sowie  das  öffentliche  Polemisiren  und  Verketxem 
untersagt  In  der  Auffassung  der  Extremen  waren  aber  nun  ein- 
mal jene  Formeln  keine  neutralen,  eben  weil  sie  neben  der  luthe- 
rischen Vorstellung  auch  der  jibilippistischen  und  calrinisti sehen 
Spielraum  liesscn,  wahrend  zur  Rechtglänbigkoit  in  ihrem  Sinn 
ein  für  alle  Mal  vullige  Pixel usivität  gehörte.  Wider  dieses  Postulat 
lief  auch  da-s  Gebot,  über  die  herrschenden  Differenzen  zu  schwei- 
gen, und  OS  wju*  daher  bei  den  Extremen  für  des  Kurfürsten 
Befehle  in  keiner  Weise  Gehorsam  zu   erhalten;    zudem  wurden 


29)  Kluclchoho   im  Mürif-heiior  Hut  Johrliiuch   ISÜG,  p.  WG  ff.    Ders. 
fricdr.  d.  Kr.  p.  73—77. 


200 


Sioliontor  Ahachiütt. 


unter  ihnen  PHsqjnlk'  vcrbroitct,  welt-lio  dk»  calvTnTscnfm  Personen 
am  Hof  iinil  den  Kurturston  selbst  in  unleidlielier  Weise  juipriffen: 
die  Kolge  war,  daas  auch  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahros  1560, 
wio  im  vorigen,  eine  Reihe  der  Eifrigsten  unter  den  luthenschen 
Geistlichen  ilires  Dienstes  entlassen  wurden.     Obgleich  die  Mass- 
regel  ebensowohl  einen  Kcforniirten  traf,  der  nicht  Frieden  halten 
wollte,   und    krineswegs   geg'^n    die  Lutheraner   im  Allgemeinen, 
sondern  nur  gegen  die  Ruliestörer  angewandt  wurde,  erscholl  doch 
in   der  Oeffentlichkeit  allenllinlben   die  Kunde,  dass  der  Kurfürs^ 
von   Pfalz   die  treuen  Lutheraner  um  ihres  Glaubens  willen  ta^ 
8etzo;'*  nicht  anders  nahm  auch  Johann  Friedrich  die  Acte  seinem 
Schwiegervaters  auf;    begreiflich,    dass  er  neuerdings  in   ScrupoÄ* 
verfiel,  ob   er  noch  mit  Jenem  zusammen  ein  neutrales  Bekennt — - 
niss,  wio  die  augsburgische  Confcssion,  unterschreiben  dürfe,  olin^ 
seinen  besonderen  Standpunkt  zu  verwahren.     Bass  diese  allein 
ihn  bfötimmt  haben  würden,  sich  mit  dem  Vorwurf  des  Wor^> 
bruchs  zu  beladen,  ist  nicht  wahrscheinlich;  jene  Toleranz  gcg^xi 
die  schweizerische  Richtung  des  Protestantisraus^  um  deren  willoK 
sein  Sciiwiogervater  ihm  ein  „Sacramentirer"  war,  übte  der  Land- 


30)  Knch    des   EurFiirsten   oigeii(>r   Darstelluiig   (tmtcü  bei  Amn.  lOI; 
hütte  bc'L  dur  Eutlasaiiug  der  Prediger  demu  Ungehorsam  iXiKU  da»  Gebot. 
sich  dor  streng  lutlienscbea  Abondmablsformcln  zu  cotholteD,  gar  tcine  Holle 
gesiiielt,  sondfrn  wäre  alloiD  dio  Verlti-eituni;  dor  aiifbotzeDclon  Schriften  be* 
gtünmond  ge^vo»eD.    Indess  sind  dio  hierher  {^ehüri^t^u  AVorte  (und  hab  mit 
ih)i£<ii  alleu  kdin  vort  vom  sacrament  geredet  etfxi)  wohl  nicht  so  zu  dtmteo- 
als  sollte  dojiüt  geleugnet  verdon,  dass  iiborbaupt  Verhandlungen  über  dkeea 
Ptmkt  mit  dem  Predigern  stattgcfucidcu  (vgl.  Klnokbohn,  Friedrich  d.  Fr.  p,  T4;ä), 
sondern  nur  tio^   das»  zui'  Entlassung  st-tbst  nicht  dicso  Frage,  sondtro  (Üa 
gedachten  Schmähschriften  den  directcn  Anlass  gaben;  der  scheinbare 'Wider- 
sprach jcnor  Stelle  mit  den  Tbutsachcn  miu;  sieb  dnrnos  erldäron,  dass  in  ilon 
Anm.  104  titirten  Reft-rat  nur  eine  sehr  kurze  InhaUsanpabe  des  Tormnthlidi 
mcliretündigen    Vortraga   geliefert   wird.   —    Dio   Daratellunj;,   nach  ■weh*« 
mehroro  Prediger   direct  auf  ihr«  Weigerung   hin,   dio   voruuttelndun  FonBoln 
zu  hrauolien,  den   Absdiicd   orlialhm   hkLUn,   stützt  sich  Auf  i>ine  ganz  wi- 
einzolte  Nachricht ,  deren  Qualkn  nicht  vorUcgen  (Sloidanus  cootinuatws  I  f.  200) 
und   dio   dem   Zeuguiss   des  Kurfürsten    gegenüber  wenig   ins  Gewicht  fUlt 
Allerdings  fnasten  auch  die  Calvtnititen  in  Heidelberg  des  Kurfürsten  VarpAm 
so  »uf,  als  habe  er  sieh  ibu-n  dugmatisch  gi'Dühei't  und  wolle  mit  der  Re((ff- 
tion  beginnen;  doch  fügt  Peter  ÜatJienu»,   wo  er  berichtet,  dass  dor  KnrfülK 
aUmüMich    die  Bedeuteodftten   der  Lutbei-aner   eiitferao,    biuKu:    . turhulcnttt 
lumirum  (luosque;"  also  die  Kuhostörer.  —  Corp.  ref.  XL\1,  No.  3175, 
3250. 


ESebeoter  Abscbnitt. 

grnf  soit  vielen  Juhren  in  ebenso  weitoni  tfiuisso,  und  doch  Hess 
t^r  dies(!n  unang&füt-htt'n ;  das  nalip  porsnnliclm  Virlmltniss  und 
seine  missliint^non  BokRhrung^versuclie  niiissfn  ihn  wold  gerade 
dem  Kurfürsten  gegenüber  in  eine  Leidonschaftlichkett  getrie- 
ben haben,  die  er  um  der  blossen  MeinungsverKehiedenhoit  willen 
nicht  gefasst  hüben  würde.  Aber  es  war  aucli  nicht  die  Hal- 
tung Kriedriclis  des  Dritten  allein,  die  ihm  seine  Versprechungen 
—  wir  nehmen  an,  dass  sie  ursprünglich  aufrichtig  wai-en  — 
leid  werden  liess;  auch  die  interinnstischon  Streitigkeiten  mit  Kur- 
sachsen vermochte  er  endgültig  nicht  zu  begraben,  seine  religiöse 
Antipathie  gegen  Kurfürst  August  nicht  zu  überwinden.  Einmal, 
nach  dem  Tode  Mclanehthons,  den  seine  Theologen  ihm  immer 
als  den  wahren  Häj-i?siarehen  von  Deutsehland  dargestellt,  und  im 
vertraulichen  Umgang  mit  massiger  denkenden  Fürsten,  mag  or 
wohl  den  Entschluss  dazu  gefasst  haben;  aber  die  Nachgiebigkeit, 
die  er  damals,  zu  Hilebach  und  Schwarzenbei^,  Kursachsen  gegen- 
über bewies,  hat  er  zu  Naumburg  reichlich  wctt  gemacht  l)ass 
auch  hier  der  persönliche  Gegensatz  den  kirchlichen  verschärfte, 
dag»  der  Herzog  seine  Animositäten  mit  den  !*oligiöseii  Motiven 
verwirrte,  und  in  den  Abweichungen  des  Kirohenwesens  eben 
hier  das  hassenswürdige  Verbrechen  der  Huroeio  und  üleissneroi 
sah,  weil  eben  hier  Impulse,  die  mit  jenen  nicht  einmal  verwandt 
waren,  ihn  ohnedies  Verbittenmg  hallen  Hchöpfen  lassen,  ist  nur 
zu  wahrscheinlich;  bewegte  sich  doch  seine  ganze  Politik  in  lllu- 
sioneu,  die  nur  durch  das  Gefühl  des  erlitteuen  Unrechts  gouahrt 
wurden;  die  ganze  Geschichte  dieser  Politik,  namentlich  zur  Zeit 
seines  tragischen  Sturzes,  liLsst  ihn  als  einen  unklar  Überspnnntou, 
bei  aller  Hartnäckigkeit  wenig  folgerecliteu,  wenig  zui*eehuungs- 
lUhigon  Geist  erscheinen. 

Seine  Haltung  war,  äusserlich  betrachtet,  eine  Kette  von 
Widersprüchen.  Da  die  Aufzeichnung  über  die  Hilsbacher  Vor- 
abreiiungen,  welche  August  von  Johann  Friedrich  erhalten  hatte, 
keine  .Sicherheit  gab,  dass  der  VerfassoF  wirklich  gewillt  sei,  von 
den  beliebten  Condemnationen  abziLstehen,  so  suchte  August  ihm 
nwhmals  persönlich  und  durch  die  niitunterhundelndou  Fürsten 
eine  bindende  schriftlichü  Erklärung  abzudrängen:  Jobann  Fried- 
rich aber  vermied  hartnäckig,  sich  über  diesen  Punkt  nochmals 
zu  äussern;  eines  seiner  öclu-eiben  schien  sogar  anzudeuten,  dass 
er  ti'otz  seiner  Versprcchangeu  die  Scctcn  und  Corruptclen  zur 


202  Sielionter  Abschnitt 

Spi-acho  bringen  wolle.  Die  Einladun^n  zu  dem  Consent  warei 
^össtentheils  don  beiden  sNchsiiscbon  Vctteru  übortrag<?n  worden 
dieselben  sollton  auch  das  erfurderliche  Oirculfir  rntwerfon.  Aiigu 
fertigte  seinem  Vetter  ein  Concopt  zu,  welches  den  Siitz  enthielt, 
dasß  auf  dem  Füretentaf^  »lalle  Ctmdemnationpu,  darin  ein  Thei 
dem  andern  eingerissene  Corruptelea  und  Soeton  auHogen  wollte 
unterbleiben  sollten;  Johann  Friedrich  lunging:  lan^  Zeit,  sich 
zu  erklären,  ob  er  mit  diesem  Entwurf  eiuvci-standen  sei.  End- 
lich, Anfang  Decombcr,  erhielt  Äugiist  ein  Schreiben,  in  welchem 
der  Herzog  meldete',  dass  er  bereit  mti,  die  ilim  übertragnen  Ein- 
ladungen dem  übersandten  Etit^vurf  gemäss  ausfertigen  zu  lassen.'' 
Nun  fühlte  der  Knrftiist  sich  beruhigt  und  liess  auch  seinerseits 
die  Schreiben  abgelien.  Bald  musste  er  erfaliren,  dass  er  zu  früh 
vertraut  hatte:  Johann  Friedrich  hatte  in  seinen  Eüüadungsscbroi 
ben  eben  jenen  wesentlichen  Satz  ausgelassen.  Dies  wurde  ihm 
noch  fast  einen  Muimt  vor  Zusammentritt  des  Convents'-  bekannt; 
gleich%volil  trat  er  diesmal  nicht  mehr  zurück. 

Zu  wiederholten  Malen,  noch  während  der  langen  Correspon 
denzen,  welche  der  Besprechung  zu  Schwarzenberg  folgten,  hatte 
Johann  Fricdri<;h  den  Wunsch  geiiusscrt,  dass  man,  wie  dies  schon 
ZQ  Hilsbach  verabredet  war,  ohne  Theologen  zum  Werk  schreiten 
möge.  Die  andern  Fürsten  brachton  demgemSss  nicht  mehr  Geist- 
liche mit,  als  sin  zur  Abhaltung  der  gewohnten  Gottesdienste  be- 
durften; au<:h  die  Gesandtschaften  der  Abwesenden  bestanden  iast 
durchweg  aus  weltlichen  Personen;  Johann  Finedrich  hingegen 
erschien  aller  Envartung  zuwider  in  Begleitung  mehrerer  Gelehr- 
ten von  der  Hofpartei  seiner  Orthodoxen.    Gleichwohl  schien  es 


h 
i- 

I 

ts~ 

] 
I 


31)  Salig  in,  p.  GfiS.  Der  ontst-hcidendp  Satz  lautot:  (lassen  uns  ge- 
fallen) pdas  di^  andern  Chui--  und  -fürstcn  .  .  .  der  nulcl  des  Auschrribeos 
nach  Toa  E.  L  und  uns  im  nabm(>n  Gottes  also  besctiriebeii  verdea."^  So 
nach  clnor  Copifi  aus  dor  korsfiühsisvhon  Kaazloj  in  Berlin  (R(>p.  14. 7)  and 
njich  i'lnor  Angabe  Mordeisoos  (an  Graf  Ludwig  von  Ef>er«ti,'iü  Drpsdea  dcu 
2ö.  Dc'ceniU'r,  Berlin,  Rep.  13,  1.  b.).  romMßi;h  ist  dos  „und"^  swisohfu 
„K.  L.*^  und  9 uns**  bot  Saug  wohl  aiiH  Värs(!bi-ii  fortgölasscn.  Audeimfialls 
würde  der  Satz  eine  W^rliitidliohkdt  für  dun  Herzog  nur  subuinbar,  bei  flüuh- 
tigern  I^son,  Dutbaltcn,  streng  gcnonuncn  aber  völlig  unverbindlich  lautuiu 
Dass  er  mit  Absicht  no  rommlirt  mirdu,  ist  wohl  niuht  onzonelimcQ,  da  Johann 
rriodrich  am  selben  Tag  aa  Pfalzgraf  Wolfgang  »cbriob,  ra&n  sei  nun  ,dor 
XotuI  des  aitsBohroiboDs  aUeuthalbon  einig. '^     tCalinich  |>.  112). 

32)  Calioich  p.  115  (Stephauatag :  der  20.  Dticumbcr). 


linbenter  Abmihaiti 


20?l 


im  Boginn  der  Verhandlungen,  als  werde  er  sich  zum  Frieden 
beroit  finden  lassen.  Als  Kurfürst  Auj^ust  ihn  auf  der  ersten 
zwanglosen  Zusammenkunft  der  Filrsten  wegen  der  Abänderung 
de»  Aussclireibens  zur  Rede  stellte,  gab  es,  wie  wir  hören,  zwar 
einen  kleinen  Unwilleu  zwischen  den  Herren,  doch  kam  es  zu 
keinem  emstereo  Zorwürfiiiss:  sie  schieden  ft-oundlich  vonein- 
ander.*' Zur  Erklärung  werd<'n  wir  eine  anderweit  überliefertci 
Nachnebt  heranzuziehen  haben:  niunÜrh  doss  Johann  Friedrich 
sich  herboUiess,  den  ursprUngUchon  Entwurf  nachträglich  zu  rati- 

rD." 
Die  Berathungen  des  Convcnts"^  begannen  am  22.  Januar 
md  währten  volle  drei  Wochen.  Noch  vor  ihrer  Endung,  am 
Dienstag  den  4.  Februar,  wurde  zu  Braunsehweig  der  niederstich- 
sische  Kreistag"'  eröffnet,  dem  unter  Anderra  der  Richterspraoh 
ober  den  Abendmahlsstrelt  zu  Bremen  oblag.  Am  7.  Februar"' 
kam  der  Convent  zu  Naumburg,  am  8,  der  Braunschweiger  Kreis- 
tag zum  Abschluss. 


33)  Hand.schrifÜioher  Boricht  dos  Roatoeker  Professors  der  Theologio 
David  Cbyträus  (der  sich  in  Begleitung  des  Herzogs  Ulrich  von  McckleDburg 
za  Naumburg  befand)  von  den  Vorgnngoii  auf  dem  Fürstoutng  b**i  Sftlig  IM 
p.  668. 

34)  Vortrag  des  Dr.  Morddaeo  vom  3.  Febniar  in  der  pommerechen  Auf- 
Michnosg  (8.  unUm  Anm.  93). 

35)  Wo  üicht  beeonders  citirt  wird,  verwoiso  ich  für  dipsollxHi  niif 
Salig  ni  p.fWiSff.;  Hoppe  I  p.381  IT.;  Kluükhohii  im  Mündiener  Hist.  Jjilir- 
buob  ]86()  p.  472  fT.;  Josgloichca  Biiofo  I  p.  155  tf.\  dcsglßii^^hcn  Priodriclt  do^ 
i'roairae  p.  87  ff.;  endlich  Calinicb  p.  138  ff.  Wa.4  die  VorgliDge  und  dorcn 
Aofliassoog  betrifft,  wird  dem  I/^or  nicht  entgehen,  dass  dio  im  Folgcndün 
uis  dem  Bvrlinur  giihclmDD  Stafttt>arL-hiT  beigebniL-ht'-n  Mntmiaücn  fast  dun.-h- 
wog  die  benjitH  früher  von  KlucLhobn  duR'hgpführl"  Darst^dlung  bestütignn 
oder  unterstiitzeB.  Per  überrasuhundo  Aufscblua«,  den  wir  über  die  religiöso 
Stellung  de«  Kuifüi-ab'n  Friedrich  erhalten,  geht  im  Grunde  nur  in  derselben 
Züchtung,   die  Kluckhohu  betreits  etugoschlngcu  halte,  uoch  weit  übtir  die  von 

t selben  Gxirtti  VorstriHiuig  hiuau.s. 
36)  Vgl.  am  Rodä  des  Abschxiitti. 
37)  Die  in  ISerüa  Rep.  13.  1.  b.  und  Itep.  14.  7.  voi-wahrton  Exemplare 
Abechieds  datireo  th(?ils  vom  7.,  tht-ils  vom  8.  Febniar.  Dem  entspricht 
SJvergeaz  der  Daten  bei  Salig  IIl  p.  702,  Gflbke  p.  139,  Ilcppo  I  j).  403 
und  Colimch  p.  224.  Ea  ist  übrigens  ersichtlich,  dass  die  Verhandlungen  am 
BiBbooton  auhlosttea,  und  nur  dio  Atigfertiguug  der  Schriftstücke  noch  bis  in 
nflchsten  Tag  währte;  vgl.  Anh.  üb.  d.  l'uttinichiiften  der  Coufesäon. 


20i        ^^^^^^^^^Hobenter  Ahachnitt. 

Zu  Nanmburg   war   von  den   regierenden   weltliehen  protc- 
Htantiscben   Fürsten   Doutschliinds  etwa   ein  Drittel   persönlich   er- 
scliieneii.     Unter   diesen    fehltp-   in    den   ersten  Tagen   der  Tjand-^ 
graf.     Derselbe   hatte   um    die  Wende  des  Jahres  schwer  kraillH 
gelegen,   so  dass  es  zu   verwundern    ist,   wie  er   gleichwohl    den 
Rchwebcnden  A'^erhandlungon  übor  den  Convent  mit  Aiiftnerksam- 
keit  folgen  und  sein  Th(?il   dazu  thun  konntp.     Er  schickte  Ver- 
treter voratis;**  sobald  seine  Kräfte  es  erlaubten,   raffte  er 
auf  und  eilte  denselben  nach,  „denn  er  wusste  wohl,  dass  or 
Verein   der  glaubens verwandten  Fürsten  ein  wohlthääges  Ge 
gewicht  gegen  die  Kngherzigkeit  Änderer  bilden  werde.""    Past 
alle  Abwesenden   unter  den   Eingeladenen  wan'n   durch  Gesandte 
mit  Vollmacht  und  Tnstructitpn   vertreten;   nur  Herzog  Erici»  von 
Braunschweig-Calenberg,  die  Herzoge  Heinrich  und  Wilhelm  vun 
Braunschweig- Lüneburg,  Herzog  Hans  von  Holstein  und  Herzog 


*  Ver- 
r  fufi^l 
orifl 
}eged^ 


4 

aun-      I 


38)  Dor  T^Aiidgraf  erknuikte  am  11.  Decembcr  ICCO  an  einem  Fie\ 
und  verfiel  einigo  Tage  id  gross«  Scbwächc,  nucb  zcitwoÜige  Apathie 
Itewusstlosigkeit ;  er  schien  nicht  za  lt?merken,  wer  im  Zimmor  oio-  und  aua- 
giog.  Aus  dum  Fieber  t'ntwickoUü  sich,  wie  er  sollst  bericbtwt,  uin  ,Rötli- 
Iftof^  in  einem  Scheakel.  dur  üim  grosso  Sohmerzen  vorui'saohte.  (lüDdgnf 
Luilwig  an  Landgraf  Wilhelm  liüdeaberg  den  13.  Dec,  eigenhändig.  Philipp 
an  Friedrich  111.  ekmdas.  den  16.  Döc.  Hs.)  Rudt-nbtTg  den  14.  Deo.  8<-hrpibt 
Lacdgrar  Ludwig  an  wiinon  Bruder  Wilhehn:  ,wil  e.  1.  weiter  nicht  bergen, 
das  es  6i<:h  gesteni  omb  den  noehmittA^  etwas  mit  nnscnn  herzUoben  faern 
vatter,  gottlub,  gebessert,  daa  sein  genad  hat  uns  beiden  unib  2  aur  {».)  einuD 
bottoo  güsi.'hiott,  luid  angezeigt,  wie  mir  heut  auf  die  jaeht  ziehen  solten,  aber 
gleiohwol  \Lns  niüht  lang  bei  ihm  gcüden,  .sondeni  ■wider  uns  gesagt,  ihr  lieben 
söhn,  ei  ich  bin  gor  krank,  gehet  liin  und  seit  guter  ding;  daromh  dunk 
michg  C8  sei  nlt  vonnot«n,  das  E.  L.  hidier  lum,  daii  sein  geondt  mochtr' 
crgüuts  auf  ui'^hta  guts  verstehen. "  (eigeuhäudig,  Ha.).  Am  21.Dpc.  war  dar 
liandgrnf  noeh  &ü  schwach,  dass  er  keiueu  Brief  unterst-hrcibon  konnto  f 
Augiist,  llnmborg  i.  H.  den  21.  Dec.  Hb.)-  Nachdem  dor  ,  Rothlauf*'  ihn  n 
lassen,  stulltoü  sich  grosso  Schmerzen  in  beiden  KniooD  «in;  am  5.  Jaoitar 
konnte  er  zum  ersten  Mal  ein  wenig  gehen  (an  August,  Casscl  den  5.  Ju. 
15C1.  Hs.).  Vgl  Calinich  p.  118.  119,  132,  wo  ersiclitüch  ist,  da«  or  noch 
am  17.  Jan.  sehr  elend  war.  —  Von  Naumburg  schreibt  Dr.  Albinus  an  lUrl- 
graf  Hans  den  21.  Jan.  „der  Ijamlgraff  k()m]>t  nuf  nechstoo  Bonnabcnt  atich; 
rouss  sich  schwac-hliuit  holhen  in  eiuer  »euften  ouliur  trugen  tn88e>u,  imd  wül 
donnoch  nicht  an.s5en  bleiben.'  (Hs.  Berlin  Heji.  14.  7.)  YuUmacht  ood 
Tustniction  der  vorausgoschickton  fiosandten  iioi  Gelbks  p.  CS,  ßornmel  11 
p.  GOß,  607. 

39J  KJniJihohn,  Fr.  d.  Ft.  p.  86. 


m 


tiebeoter  Ahschirftt. 


205 


Albreclit  von  Prcusseu  betheiligton  sich  gar  nicht/**  Wie  nun  in 
dieser  stattlichen  Versammlung  die  Stimnuingtn  und  Absichten 
Aafiu3g8  bestellt  waren,  lässt  sieb  im  Einzoln^'u  noch  nidii  über- 
aeben;  noch  fehlt  e»  an  genügend  vollständigen  Aufzeiclinungen 
Über  die  Debatten  des  Convents;  auch  kennen  wir  nur  wenig 
Ton  den  Instructionen  der  Gesandten;**  doch  ist  oreichtUch,  dai« 
schon  im  Anfang  Diejenigen  in  der  Mindei-zahl  blieben,  welche 
etwa  niclit  gewillt  waren,  dem  Frieden  zu  Liebe  auf  die  aus- 
drückliche Verwahiung  des  eicluaiv  lutherischon  StandpunktOB 
zu  verzichten.  Kijüge  xinter  den  anwesenden  und  vertretenen 
Fürsten  waren  zugleich  an  dem  Kreistage  zu  Braunseliweig  be- 
theiligt: diese  hatten  x\nn  Theil  oder  alle  ihro  Deputirten  dort- 
selbst  instniirt,  für  dio  Abscitzung  Albert  Hardenbergs  und  seine 
Verbannung  aus  dem  niodeniächBiBcheu   Kreise  zu  votiien.**    So 

40)  S.  Oalmich  y.  110,  113,  120—134.  Dio  Urafcn  und  Horm,  wuluho 
Salig  111  p.  f]6ü/7  nach  oinem  haa(lH<-hrifÜiclicn  VorzoichaiKS  als  anwesend 
oeoDt,  waren  nicht  eingelndon  und  oohmou  an  dco  VerliniidluDgcn  nkht  Thoil; 
SU  mögen  sieh  auf  das  G«.>rücht  vod  der  Fürstfjuver&itnuiluDg  hin  freiwillig 

kfnnden,  zmn  Theil  auch  (wie  der  Oraf  vod  Erbarb  al»  RaÜi  des  Kur- 
TOQ  l'CalK)  ab  Kütbe  und  Oerolgsloute  der  lui-stcu  gokummen  uein. 

41)  Die  voUstäDdige  AuHrüütung  der  Oosandteu  bostand,  soweit  ich  noch 
ucktem  und  handsL-hriftUL'liem  Material  (Abdrucke  bui  Oelbke;  Copien  und 

riginole  iu  bi-rlin  Rep.  13-  I.  b.  und  K<>p.  14.  7.}  erseheo  kann,  der  Kogol 
nach  in  je  dn?i  Stücken:  1)  der  Beglaubigung  (^Opdenz'  oder  ,Creditiv*), 
2)  der  Voltmocbt  (auch  „Mandat"  oder  ^ Conätitutioa "^ ).  8tüuko  dur  ersterou 
Art  Bind  die  bei  Golbke  unter  Nr.  VJ,  X,  XY,  XVUl,  Stücko  doi  zwoitau 
die  ebenda  unter  V,  Vm,  IX,  XI,  XHJ,  XTI,  XVJl,  XIX,  XX  abgodruL-kten. 
Von  der  Kogol  abweichend  ist  Nr.  XIV  formulirt.  Es  ist  besonders  X 
mit  XI,  XV  mit  X\T  als  gleichzeitig  auf  dieselbeu  Gesandten  ausgestellto 
BeglttubigUJigeu  uud  Vollmaobteo  zu  vergleiclion.  Der  allgemoine  Gebrauch 
dee  Wortes  VoUmacbt  ist  von  OoJbke  willkürhch  eingeführt.  3)  Her  für 
den  Gesandten  bf>stimmtfn  Instnictinn.  Nur  diese  ist  im  Allgemeinen  dem 
Inhalt  nach  von  Wichtigkeit  VcrufTentÜdit  »iud  vou  den  Instructionen:  1)  dio 
dea  Banogi  Johaun  Albrocht  von  Mocklenburg  bei  Gclbke  p.  4t);  2)  die  des 
Landgrafen  Philijip  bei  Kümmel  n  p.  006.  Mir  lagen  ausserdem  vor:  3)  dis 
lustructioo  des  Kurfürsten  von  Üraudenbuig  (Berlin  ßep.  14.  70-  Soweit  sie 
die  Frage  der  UntersdiruibuDg  betrifft,  eiithült  dieselbe  uiclits  Bemorkenswerthea; 
4)  und  5)  <Ue  Instruction  der  Herzoge  liauü  und  Georg  Friedrii.h  von  Bran- 
denburg und  die  Herzog  üaminig  des  Aiilterim  vou  Fouimfim-,  vgl.  Anm. 
86  und  89. 

42)  Flandachriftliulie  Relation  Über  den  Verlauf  des  Brauaschweiger 
Kreistags  bei  Loscher  U  p.  23(J  ff.;  vomchmiich  p.  246;7.  Naeh  derselben 
lautoten   die  [ostructiuncti  der  Kix;isd{![iutirtcii,   ausgeüoninieu  diejenigen  dreier 


206 


SieVn»er  Abschnitt. 


jfdonfalls  auch  Herzog  Ulrich  von  Mecklenburg,  der  in  Kanmbarg-^ 

pi^rsönlich  anwesend  war:  ein  strenger  Vertreter  der  einseitig  lutlie 

rischen  Abendnialdslehre.*'  Von  den  andern  hatten  die  Markprafrn  ^ 
Hans  von  Cüstrin  und  Georg  Fnedrich  von  Culmbach,  sowie  Hensog-^^ 
Barnim  der  Aeltere  zu  romniem  ihren  Oesandten  Anfträpe  ertlieiltg^  ~ 
deren  eneipBeho  DurcJifiÜiruiig  die  Verhandlungen  miudi.^tens  sehrraa 

erschweren  musste;"  bei  der  Melirzflhl  aber  erwies  sich  die  Stina 

mnng  so,  dass  den  niarkgrüflich  brandenburgisehen  Gesandten  niiV' 
ihrem  Auftrage  in  der  Tasche  nicht  wohl  zu  Mutlie  war  Einet^BC 
von  ihnen  fand  sich  schon  am  ersten  Tage  bestimmt,  seinen  Herrn  .^ 
Slarkgraf  Hnns,  zu  warnen:  „Sie  blasen  alle  in  ein  Hom,  auclr^iÄ 
die  bnuidcnburgisrhen  Chnrfurstiiehen,  dass  man  Niclits  orn?gei~^ 
oder  oiieni  solle,  dann  dass  man  zu  Unteischreibung  der  Augs- .^ 
bnrgischen  Confession  erfordert,  und  dass  man  sich  dess  erbietei 
solle;  was  nun  darüber  erregt  wird,  das  wird  eine  Distraction  uu« 
Zerrüttung  machen,  und  wird  zugolien,  wie  zu  "Worms  auf  dec 
CoUoquio,  da  die  Säclisischen  die  Condemnationes  gesucht,  w£k__6 
0.  f.  0.  wissentlich;   was  auch  damit  erjagt  und  ausgerichtet, 


wissen  und  verateheu  e.  f.  G.  am  Besten;  itzo  wollte  man,  e«  vtAm — e 
ui'-ht  geschehen;  aber  das  Gegenthcil  hat  das  zu  seinem  Voilht^ü 
hinweg,  das  man,  wie  zu  besorgen,  nicht  bald  herwider  bring^x 
wird;  unser  Herr  Gott  helf,  dass  es  allliie  gnädiger  und  mit  weai- 
germ  NachÜieil  zugehe.'**^ 

Das  Bedürfniss  nach  Frieden  wnr  also  auf  dem  Congress 
Übermächtig  vertreten;  im  I^auf  der  Berathungen  fand  dann  die 
Duldung  energisclie  und  gewichtige  Fürsprecher;  endlich  kam  deui 
Zweck  des  Cunvents  zu  Statten,  diiss  abermals  die  äussere  Luge 
einen  mächtigen  Druck  auf  die  besorgten  Gemüther  ausübt«.  Es 
erscliienen  zu  Naumburg  päpstliche  Legaten  in  Begleitung  kaiser- 


Füntten,  sämuitlich  auf  Entsetzimg  uod  Auswi^isang  HftrdcnVicrgs.  Die  Xanira 
(Jcr  droi  Fürsten  wt-rden  nicht  genannt;  einer  dcTBolbon  war  abor,  nach 
Vorgpscliicht*'  des  liivinischpn  SacraiiientÄtrcits  zu  urliieilen,  jedecfalls 
Krzbiuchof  von  Krcinen;  dpinnftili  ßutfalJen  auf  die  proteatantiBchen  Fun 
liöclistens  zwoi.  An  di-m  lirauüHcliwfif^er  Kreistag  waren  ab«r  auch  kathd 
tische  Fürsten  und  protoNtiuiUiH;hc  Adniinit^trntorun  betheiiigt,  die  zu  Nimuihua 
nicht  vertroten  waren. 

43)  Vgl.  Boil.  XXXn  B. 

44)  5.  Anm.  86  und  60. 

45)  l)r.  jur.  Adnan  Albmus  an  Markgraf  Hans,  Naumburg  don  "21 
Hb.  BerUn  Rep.  14.  7. 


Giclienter  Atscboitt 

lieber  CorrnnissArf*.  iini  di^n  Fürsten  die  Indiction  des  Concils 
zu  verkünden  «nd  sie  zur  Iktheiligimg  aufzufordern.  Damit  ward 
den  Versammelten  nicht  nur  vor  Augen  gotührt,  dass  es  höchste 
Zeit  war,  sich  der  alten  Kirche  gf^genüber  zu  rüsten;  es  war  auch 
dos  Schlimmste,  was  sie  thun  konnten,  den  anwesenden  Vertretern 
derselben  Einblick  in  ihre  gegenwärti»^  Zerrissenheit  zu  gebeü. 
Gleichwohl  wurden  die  Besorgnisse  des  Clistriner  Abgeordneten 
wahr:  der  Friodonscongress  schlug,  nach  einem  scheinbar  fast  voU- 

ItfindigeD  Gelingen,  nachmals  in  ein  neues  W'ormser  Schisma  um. 

HKb  Congrosse  zu  Naumburg  und  Brnunschwcig  und  ihre  Folgen 
stellen  endgültig  klar,  dass  die  Genifinschaft  der  augsburgischen 
Confessions verwandten  aulgelöst  war;  aber  freilich  wohl  nicht,  weil 
die  dogmatischen  Grundlagen  zur  kirchlichen  Einheit  bei  den 
Befcennern  der  Confessiou  nicht  mehr  vorhanden  oder  in  der  Con- 
feseion  nicht  genügend  ausgedrückt  gewesen  wären,  sondern  weil 
die  g(^ensä(zliclie  Fixining  auf  gf-meinsamer  Ba.sis  erwachsener 
Lehreigenthümiichkeiten  bei  einem  Theil  der  deutschen  Proto- 
stanten das  Bewusstsein  des  Gemeinsamen  erstickt  hatte. 


r 


Um  auf  die  Berathungen  des  Convents  zu  kommen,  müssen 
wir  noch  einmal  auf  die  Vorverhandlungen  zurückgreifen.  Wir 
erwälmteu  schon  oben  die  veränderte  Ausgabe  der  Confession  vom 
Jahre  1040,  welche,  ohne  die  Besonderheiten  dos  reformirtcn 
Bekenntnisses  vom  Abomljuahl  aufzunehmen,  doch  <üe  Ausdrücke 
feilen  liees,  mit  welchen  die  Unterscheiduugs lehren  des  lutheri- 
schen Abondmahlsglaubens  verknüpft  waren.*"  Wie  gedachtj 
wurde  diese  Ausgabe  bei  dem  grössten  Theil  der  deutschen 
Protestanten,  auch  lutherischer  Richtung,  gebraucht,  ohne  dass 
man  daran  gedacht  hätte,  in  ihr  etwas  Neues  zu  suchen,  etwas 
Ajideres  als  in  den  älteren  Ausgaben.  Nur  die  Führer  der  luthe- 
rischen Polemik  hatten  längst  ilm;  Aufmerksamkeit  darauf  ge- 
richtet, dass  zur  Aiigustana  in  dieser  Form  die  Keforrairten  und 
die  verwandten  Richtungen  sich  zwangloser,  als  zu  der  älteren 
Fassung  bekennen  konnten,  und  darum  dieser  Contessiun,  als  einer 


46)  Oben  p.  106,  157.  "WelKr,  kritische  OcBchichto  der  AugspurgiiiiohGD 
ConfoMcion  II  p.  103 — 112.  £brnrd,  Dogma  vom  hau.  Abendniabt  U  §  37 
(p.  4'M  ft).     Sübnüd,  Kamitf  um  diu  Leliri'  vom  Abuiiiiiiia];],  )i.  83 — UÜ. 


208 

vorfiilsoliton,  den  Krieg  erklart*'  So  böroa  wir  auch,  dass  auf  der 
Heidelberger  Disputation  die  süchsischen  Theologen  diesen  Geitren- 
satz  der  beiden  Bearbeitungen  angezogen  und  dass  Johann  Friedrieh 
auf  dies  Argument  viel  Werth  gelegt  habe."»  Bei  den  Hilsbacher 
Verabredungen  wiu\  soviel  wir  sehen  können,  gleichwohl  nur  von 
der  augsburg:isebi*n  Cunfession  geaproclicn  worden,  ohne  dass  man 
die  Frage  aufwarf,  welches  Exemplar  derselben  zu  wählen  sei. 
Nur  die  Auf/eichiuing  der  Hilsbacher  Ährede,  welche  Johann 
l^riedrich  nachmals  für  den  Kurfürsten  von  Saelisea  anfertigte, 
behauptet,  dass  er,  der  Herzog,  von  vornherein  den  Zusatz  ge- 
macht: „wie  sie  dui-ch  Dr.  Brück  dereinst  dem  Kaiser  überreicht 
worden  sei'*  so  solle  die  Confession  im torscli rieben  worden.  Dessen 
wussteu  sich  uaehmaltä  die  Andern,  scheint  es,  nicht  zu  entsinnen.*" 
Dem  Kurtut-sten  fiel  auch  diese  Bestimmung  auf,  doch  meldete 
er,  dass  er  gar  keine  andere  Confession  kenne,  als  die  im  Jahr 
1530  überreiehtt',  und  seines  Erachtens  rmr  diese  für  die  Unter- 
schrift in  Betracht  kommen  könni!.''"  Herzog  Christoph  machte 
ihn  aufmerksam,  dass  die  Coutession   aut-]i   nach  1530  mehrmalE 


47)  8.  unten  Anm.  53,  82.    Weber  I  p.  80,  U  p.  47,  4S,  342  IT.        ^ 

48)  Hoppe  I  p.  37G.  Es  ist  «rsichtlich  1)  d&ss  der  Inhalt  des  Bricfci 
Friedrichs  tn  Plülipp,  dpm  vir  dies  oiilophmen,  nicht  exact  ang^obon  wird; 
der  Uotorscliicd  der  Coiife»siou«n  cna^;  zu  Eloidulborg  zur  Sprache  gekommen 
Bein;  voo  dor  Untoiscbroibung  wnr  dort  noch  nicht  die  li«dä,  soiidcra  ci^t  h>i 
den  Hilrtbftclier  Bos|irechungc[i.  Oder  sollto  dvr  Inlialt  des  nriofe  sich  ftwf  die 
letztert'n,  nicht  auf  die  Heidelberger  Disputation  beziehen?  Vgl.  hierzo  nücbst« 
Anm.;  2)  dnss,  nie  Kugicr  und  Kluuliliolui  suLon  bctnorkt  haben,  das 
Schreiben  aas  dem  Ot-tobor  in  den  Decembet  datirt  worden  mu8s,  glcichvia 
anoh  da£  bei  Heppo  nüch  st  folgend  eitirta  Kuglor  II  p.  207;  Kluckhohn, 
Fr.  d.  Fl-,  p.  -im  NntD  7;  Caliniüh  p.  121,  I2(;. 

40)  Ilr.  Mordeisens  Voiirag  vom  3.  Februar  über  die  Vorbomthongw 
des  CoDgresses  (Anm.  93)  erwähnt  bei  den  HÜsbaehor  Bcspivcbuugun  di« 
Frage  dor  Edition  nieht,  sondern  begnügt  sich  mit  der  Verlesung  <le«  au»- 
fiihilir-hi*ri  I3*.'riehtes,  wolchon  Herrog  Christoph  an  Wolfgang  über  die  HiU- 
bauhcr  Abmachungen  erstattet  hatte:  in  dioäom  Lst  von  solchoa  Kriirti'nmgou 
nicht  dio  Kede  iKugler  II  jk  lÖO  ff.).  Hingegen  bwmerlit  der  Vortrag  zu  der 
Aufzeichnung  Johann  Friednclis  über  diesellcD  Abmauhungeo  ,et  negat,  se  con- 
sensisse  in  ipsorum  sentontiam  simplicitcr,  sed  ita,  si  eonfessio  a  D.  Pontano  g»- 
steÜL't  subscribieret  wurde"  [Vgl.  die  Aufzeichnung  lei  CaJiniüh  p.  03),  wodurch 
doch  wohl  diese  Version  mit  dem  Bericht  Chrlfitopbs  in  O^ensats  gebracht 
werden  soll. 

50)  C^aiuk  p.  84. 


'Blobeoter  AliaohnKt 


209 


heransgegebon   sei,  stimmte   ihm  aber  bei,  weil   man  eben  die 
älteste,  ab  die  eigeutlich  authentische  Fassung,  von   Ncaoni  be- 
stätigen müsse;  ^'  seitdom  war  immer  nur  von  der  Confession  des 
•Wahres  1530  die  Hede,  und  diese  Wendung  ging  auch  in  das  Ein- 
^ditogssclireiben    liber.^*     Nur  Kurfürst  Friedrich   erinnerte  sich 
noch  vor  Hf-ra  Cunvent  —  seine  Erlebnisse  seit  dem  R^ierungfv- 
«ntritt  gaben  ihm   froilicli   bcsondern   Aulass  dazu"^   —   dast;  die 
Orthodoxie  die  jüngere  Ausgabe  mit  der  ültei^n  in  Gegensats!  zu 
bringen    pflegte,   und    begann  in   der  von  seinen»   Schwiegersohn 
eingeführten  Clausel  etwas  Verfängliches  zu  ahnen.    Als  der  immer 
GiündÜche  begab  er  sich  an  das  Studium  der  Texte,  welche  ibm 
zu   Gebote  standen  —    es  waren   die«   lauter  Drucke,   denn  trotz 
öifrigen  Suchens   Hess    sicli    keii»e   Originalausfertigung   der  Con- 
fession  von  l'i.SO   oder  authontisL'he  Abschrift  einer  solclien  auf- 
treiben —  und  fand  zwar  Nichts  von  „  Sacramentirerei  **  in  der 
Variata,  wohl  aber  einen  Anklang  an  die  katholische  Abeudmahls- 
l^iliro  in  gewissen  älteren  Drucken,  der  ihn  stutzig  niachte.     Die 
fleutso))e  Ausgabe  nämlich  lehrte,  dass  Leib  und  BJut  Christi  im 
Ab(mdmnhl   gegenwärtig   seien    unter  Gestalt   des  Brots  und 
"eins.     Dem   Kui-füreten    wollte  es  scheinen,    als  ob   in   diosen 
"orten  die  Transsubstuntiatiou  zugestanden  würde;  er  gab  seinen 
'Kunden  —  es  war  ein  Monat  vor  dem  angesetzten  Termin  — 
^^  bedenken,  ob  man  dies  Exemplar  mit  gutem  Gewissen  untor- 
^ttroiben  könne,  und   empfahl,    von   vurahcrein   den   lateinischen 
^^•'Xt,  der  auch  in  der  iUtesten  Fai>sving  hierin  unvoiiUnglich  lau- 
tete^  für  die  Unterschrift  zu  bestimnien.     Nun  stand  aber  hienon 
■^icbts  in  den  ausgegangenen  und  zum  Theil  schon  bemitwüi-teteu 
■"^'Dladungssclireiben;  man  hätte  sich  erst  mit   den  Eingeladenen 
**b«r  (lie  Veränderung  des  Programms  veretandigen  müssen,  und 
^iQe   Verschiebung   des  Cunvents   erschien    unthunlich,   weil    das 


51>  Cjümich  p.  91,  110. 

52)  Bei  Ofllbko,  p.  30. 

53)  Vgl.  oben  bei  Anin.  48  Kluckholin  iin  MüDoliDei-  bist.  Jahrbucli  1866 
'*'  ^2,  4B3.  Es  hatte  auch  üesshuseu  im  heiÜL-Jlx^rgiffcben  Sacrameatsstreit 
'^^JS  Jaliren  15ü9  Iwrcits  auf  dit*  VoränJuruDp  iler  Confussion  biDgr.uvioson.  Nach 
^'•tn  Bericht  gfinyn  üegiiore  Klt-bitz  nauiile  er  auf  dor  Xanz^l  di*  VariatÄ  eineu 

[PoIiÜKheo  Stiefel   nod    weit«»  Maiiti't,   nolor   dtiii  Oi>tt  und  der  Satan  sich 
'  ^^riorgen  könnton.    (Sahg  HI  p.  4riri.)     Vgl.  don  Bericht  des  Kurfiirston  bei 
^^m.  105,  106. 

U 


210 


&eb(Hiter  Ab 


M 


arten,    ^ 


Gerücht  von  dem  Plane  schon  allentlmtbon  in  der  Ooffontlichkoil 
erschollen  war;  endlich  erachteten  Ausist,  Christoph  und  Wolf — - 
gang  jene  Forraulining  dor  AheudnuUilslehrc  nicht  für  so  bedcok — ■ 
lieh  als  Friedrich  der  Dritte;  man  überliess  daher  die  Entschoi — 
dang  der  Sache  dem  Convcnt  selbst 

Als  nun  am  22.  Januar^'  die  Fürsten   nach  einem   Gotte 
dienste   unter   sieh   zur   ersten   Berathung  zusaramentraton,   ward 
die  Wahl    der  Ausgabe   sofort  zum    Gegenstand   der   ErÖrtenui||B 
gcmaclit,  und  damit  stand  man  vor  der  ersten  grofisen  Schwierig   ^ 
keit     Das   Ausschreiben    lautete   auf  die   Confession   von    1530, 
welche  dem  Kaiser  tibergeben  worden,  und  man  musste  erwarten, 
dass  demgemäss  auch  die  Vollmacliten  und  Instructionen  der 
sandten  abgefasst  wien.    Zudem  galt  es,  dem  Kiitliolicisnius  gt^ 
über  die  Identität  der  gegenwärtigen  protestantischen  Dogmatik  mi^ 
der  älteren   zu   behaupten  —  wie  man  das  wold  durfte,   wc 
man  den  Begriff  der  evangelischen  Lehre  nicht  engherzig  fasste 
und  die  äussere  Zweckmässigkeit  cmpfalil  darum,   nbennals 
Originaltext  zu  unterschreiben;  dieser  aber  war  noch  immer  nicht 
—  so  wenig  wie  bis  auf  den  heutigen  Tag  —  gefunden,  luid  die 
gnnzo  Frage  stellte  sich  auch  völlig  andere,  sobald  man  die  inneren 
Bedürfnisse  der  evangelischen  Kirche,  ihrer  Gesararaüieit  und  ihrer 
teiTitorialen  Ausgestaltungen  ins  Auge  fasste:   sie  stellte  sich  an- 
ders, aber  keineswegs  einfacher,  denn  alsdann  gcriethen  die  Inter- 
essen verschiedener  Kichtungen  der  deutschen  Kirchenentwicklunj^' 
in  "Widerstreit     Die  von  Melanchthon,   dem  Verfasser  der  Con- 
fession, seinor  Z*'it  im  Einklang   mit   lindern  Führern   des  Prole» 
stantismus  und  Luther  selbst,  oder  doch  mit  deren  Wissen,  voll- 
zogeneu Äenderungon  der  Confession  imd  ihi"er  Apologie  (welche 
als  Commentar  der  ereteren  in  den  Naumburger  Beratlmngen  auch 
noch  eine  Rolle  spielen  sollte)  waren  unter  doppeltem  Eintluss  ent- 
standen: eine  Iteilie  derselben  wurde  dictirt  durch  die  fortschrei- 
tende  Abwendung   vom  Katholicismus,   während   die   veränderte 
Fassung  der  Abend mahlslehi-e  im  Üesondem  aus  der  Entwicklimg 
der  nahe  venvandten   melanchthonisclien   \ind  calviniscben   Lehr- 
richtung und  einer  zeitweiligen  Milderung  des  polemischen  Gegen- 


54)  So  nach  Chytraous  bei  Satig  ID  p.  638.  Dnssolbc  Datum  erpaU 
sich  BUS  zwei  BoriubteD  an  cI'L'u  Kurfiir.ston  von  Brauduaburg  vom  24.  nsA 
28.  Jauuar  (untoraekiiyU'üc  Conccjity,  Berlin  Itop.  14.  7.). 


ßiebontor  Absohnlit 

^tz€e  zwischen  lutherischer  und  schweizorischcr  Lehr©  entsprang. 
Einzelne  liostimmun^fn  d«r  älteren  Füssunircn  waren  dem  gef^^D- 
würtigtin  Zustand  der  meisten  deutschen  Kiri-lieu  nicJit  niflir  ange- 
messen, veil  sie  noch  Kinflüsse  dm  römischen  Dogma  und  Ritus 
anfwiesen,  von  welchen  jene  sieh  inzwischen  freigemacht  Wir 
(erwähnten  schon  die  Bedenken  des  Kurfürsten  Friedrich  gegen  den 
zehnten  Artikel  in  dem  iilteron  deutschen  Text  der  ConfesKion: 
inzwischen  hatte  er  äbnlicho  ^egcn  Sätze  iu  den  Artikeln  von  der 
Jlesee  und  von  beiderlei  Gestalt  des  Sacntments  gefasst,  welche 
erhensowohl  auch  in  dem  älteren  lateinischen  Text  stmiden,  den  er 
ureprünglich  sich  erboten  hatte  zu  unterschi'ciben.  Sollten  diese 
Bedenken  mass^bend  sein,  so  musste  man  die  älteren  Texte 
siimmtlich  verwerfen  und  sich  an  die  Variata  vom  Jahr  1540  hal- 
len, die  wenigstens  einen  Theil  jener  Sätze  nicht  mehr  entlüeiL 
Zudem  empfahl  diese  sich  für  alle  Kirchen,  in  denen  die  reformirto 
Lehre  geduldet  wuixie,  oder  in  denen  der  Oeist  der  Union 
herrschte,  wie  die  kurpfiilzische  und  hessische,  um  der  Aende- 
mng  in  der  Abend niuhlslehre  willen;  für  die  kursächsischo  aber, 
weil  Melanclithon,  in  Avekhem  die  Lehre  der  kursaehsiscben  Kirche 
sich  personificirte,  alle  Aenderungen  in  der  Variata  vollzogen 
hatte;  weil  sie  durch  das  von  ihm  redigirte  corpus  doctiinae  Saxo- 
niciun  seit  dem  Voijahr  otScielles  Bekenntoiss  der  Landeskircho 
ordcn  war;  endlich,  weil  die  Ängrtäfer  der  letzteren  eben  diese 
beitung  als  eine  Verfälschung  der  whten  Confession  behan- 
delten und  e«  im  Interesse  der  kursächsischen  Kirche  lag,  dieser 
Meinung  den  Boden  zu  entziehen.  Hingegen  konriten  die  exclusiven 
Lutheraner  vom  Schlage  Johann  Friedrichs,  seiner  Theologen  und 
der  Niederdeutschen,  welche  Hardenberg  befelideten,  ihren  Stand- 
punkt nur  dann  unverrückt  wahren,  wenn  entweder  der  ältere 
Text  zur  Unterschrift  gewäJilt  oder  andernfalls  ausdrücklich  sta- 
tuirt  wurde,  dass  die  Variata  —  die  einen  positiven  Wi<lerspruch 
gc^en  das  lutherische  Dogma  Ja  nicht  enthielt  —  eben  im  Sinn 
der  strengsten  lutherischen  Auffassung  zu  interpretiren  sei. 

Wie  viel  oder  wie  wenig  von  Alledem  schon  in  der  ersten 
Sitzung  der  Ktlrsten  am  22.  Januar  zur  Sprache  kam,  wio  viel 
davon  überhaupt  den  Anwesenden  oder  den  Einzelnen  unter  ihnen 
bewusst  war,  lässt  sich  des  Genaueren  nicht  erselien;  immerhin 
mUssen  die  Kurfürsten  von  Pfalz  und  Sachsen  sicli  gut  vorbereitet 
D,  denn  beide  proponirteu  jetzt,  die  Variata  vom  Jahr  -iO  zu 

14* 


212 


enter  Abschnitt 


vinterschreibeu.     Da  die  audern  Füisten  sich  säiumtlich  für  de: 
üUosten  Text  erklärton,  f^uh  August  nach,  doch  wnter  der  Bedin- 
gung, du«s  in  t'int?r  Vorrede  die  jüngeren  AusgHbeD  der  Confession 
als   iiboreinatimmend    mit    der   ersten,    auch    anerkannt   würden 
Kurfürst  Friedrich   hingegen  erbat  Bedenkzeit.     Bei  dem  Monge" 
eines    einhelligen   Beschlüsse«   hielt   man  fiir  gut,   die  Oesandtei 
der  Abwesenden   vurläufig   noch   aus   der   Borathiing   zu   lassen 
man  Hess  sie  nur  gegen  Ende  der  Sitzung  zu  einem  feierlichei 
ErufEnungsact  eintreten,  und  verabscliiedete  sie  dann  bis  auf  We 
teres,^'    Am  folgenden  Tag  (den  23.  Januar)  proponirte   Kurfür 
Friedrich,  abermals  im  besondcm  Rath  der  Herron,  vor  der  A 
Stimmung  über  die  si-hwebenden  Fragen   alle  vorliegenden  Tex 
der  A.  C.  zu    vergleiditn.     Obwdiil   Herzog  Johann  Friedrich  G>:r- 
kläi-te,   im  Besitz  einer  autJientischen  Copie  des  Urtextes  zu  sein 
und  diesen  zur  Unterschrift  empfahl,  ward  der  Vorschlag  augx»- 
nommen:  man  muss  wohl  von  der  Authouticität  dieses  Exemplari 
nicht  über/engt  gewesen   sein,  od^T  bereits  Bedenken  gegen  dio 
Fassung  der  älteren  Texte  gehabt  haben,    Am  Ende  der  Sitzung 
wurden   abennals   die  Gesandten   hertunbeschiedcn;    der  Kurfiirst 
von  Pfalz   liess  als   „Prnpositiun"   das  AusschiHiben   vorlesen,  io 
weluhL-m   die  bekannte  Verwalii'ung  gegt^n  dio  Untersuchung  ucd 
Yerurtheilung  der  Secten  stand;  alsdann  wurde  ümen  mitgetheÜt 
welche  Fragen  bisher  aufgeworfen,  und  dass  man  die  CoUationining 
aller  Texte  der  Confession  beschlossen.'"'    Daraufhin  eröftnete  dio 
Molirzahl  der  Gesandten  am  folgenden  Tag  (den  24.  Januar),  da&i 


55)  Chytraeiis  ht-i  .Sulig  p,  669.  Bericht  an  den  KuH^rHtK«D  von  Bnui- 
dcütjurf'  vom  24.  Jaiiuar  (v^;!.  vonge  Aom.):  oacli  der  Pix-digt  sind  die  Kor- 
und -ITirsti'U  eine  gute  Weile  IteipiiiamJiT  tjewusen,  bevor  sie  die  Gesandtm 
baliL'ii  y.u  sich  foi-tiom  lafuseu^  e'>Qd  dniauf  hat  ITaltzs  don  sacboD  aineti  kurxcu 
eiaganyk  marlifn  Ias-scd.  ünrin  karElieh  mtMutig  benolieheD,  «'asor  gostalt  sich 
die  cb.  uuU  f.  dii^oi'  pcitioiüicbon  zusainincukunft  vor^lichen,  und  but  sieb  der 
chiuf.  |)faltzsgrßf*  .  .  hei  don  Anwesenden  für  ihr  Krscbcincu  Ix-dankt,  du» 
AiLsbleiben  der  almeüL-uduu  Fiireteu  lieUamrt,  nndlii.'h  din  Knvartung  tktisff^ 
sprocbon,  die  Für»teu  und  iJcjMmdten  würden  „deo  vorstebondüu  sacheB,  drr 
seien  boU  und  seükeit  buhuigeiidc  juit  getreuen  be-stiiii  fleiss  OÄcbzudooken 
uijU  vennügc  des  an^Mluvibens  ftbzidielfL>u  wUsud,  uud  atunden  die  sachoo 
auf  fornenim  aiisagcn." 

50)  Bericht  an  doc  Kui-Mrätcn  von  Brandcuburg  vom  28.  Jon.  (imoD- 

tcrscbricbonos  Con'^epl  Hs.  Berlin  Rep.  14.  7.    GmsscDtlirlls  von  dtT  Uand  Am 
Kauzlei-s  Dr.  Lambert  Diatelmcyer.)    Douiiei-stag  naidi  faliiini  na'-li  Tisch  um 


Siebenter  AT«choItt 

nicht  ormät'htigt  aoion,  irgend  ein  anderes  Exemplar  zu  unter- 
treiben, als  tlio  Originalfnrm  von  15:^0.  Dies«  fehltH  nun  ein- 
mal, aiso  wurde  die  Verj^Ieichun^  der  HarulsrhrifitMi  fentj^littlUm 
und  nahm  noch  am  selben  Tag  ihren  Anfang.  Man  lic^  ein 
Bxemphir  vorieeon  nnd  mr-rkto  die  Ahwoicliuugen  der  andern  an. 
Erst  hi('rmit  begannen,  bpüäiifig  bemerkt,  dio  eigentlichen  l'lenar- 
Bitzung^'n  des  Convouts.^''  Uebrigens  nuliinen  vim  allen  anwesen- 
den Forsten  nur  Herzog  Christoph  und  Kurfürst  Friedrich  Rieh 
llie   Mühe,   der   langwierigen  Arbeit  —  Jeder  hatte  dabei  selbst 


5  TThr  Rind  die  Ofsandtpn  T>iGdrT  orfordnrt  worden  nml  hni  der  Kurfürst  von 
Vtalz  anwigcn  Usse-ii:  ^das  die  fthnwesi'odn  Clmr  und  furstoD  weli  zu  ein- 
^iif^t  dor  l'oratschlairmiy  t-tzlich  artickd  balbco  iiiitoiLandor  undorrodet.  n*im- 
Üf'lioD,  daß  V*  gurt  scia  MjlJr,  dns  die  oxemplar  der  Augspar^srhon  Conffs- 
lioD,  diewcQ  dioscIUm  «.itwas  onglc>ii.>ti  boftmdcD,  coUatiouirt,  uiid  dnrauf  bc>- 
ntschlngt  wttrdo,  und  ap  (so  in  di(>>u>n  BtTichten  fttots  fiir  ob]  ztiglfich  ein 
|«Acmüicb  ttod  deut>cb4^H  zu  uudcnK-lin^Üteii;  dji»  auch  davon  zu  tiiidi?rrudeD. 
|nis  der  Cvnfi'^Httkm  so  uitdcrediriubflii  wi>rdfu  Holde  vor  eync  vorn>de  zu  pnio- 
inittiff-n  und  wir  nnrh  dio  k*-y.  Mt.  dor  nrsacli  diwor  zusanirnttnliunft,  und 
irajB  alliier  geliniidlet  zu  berichten,  nud  wie  das  was  dutv:b  dio  liprTeti  und 
gesandton  itxo  geschlossen,  ferner  an  die  gnüTon  uud  t^todto  der  Auj^urgischen 
Coatncskm  zu  golan^n."  Darauriät  vuu  deu  Gesandtt-n  b'^i^hrt  worden,  dtoMn 
Ajükelo  oachKudcnlicn  und  am  DÜcbstcn  Tag  ibr  Eedcnkon  zu  eröffnen.  Vgl 
Heppe  p.  381,  382.    Salig  L  c. 

57)  Forteetzung  dos  obiKcn  Bencbts :  Freitag  (den  24.  Jan.)  vor  "n.soh 
bit  man  wif.>d<.'r  xui^ainmcnßoliioniiiK'u,  und  simi  diu  kiirfürstlioh  brandonbiirgi- 
lc-b"n  Cjpsandtitn  xuorst  um  itir  Uedonken  geH-agt  wonli^n.  Wi>il  aber  diese 
Form  der  R'rathschbuning:  dtss  die  nnwesendt-n  Fl'-rni  unter  sieb  vcrliandeln, 
dann  ihre  BcscbLüss>D  den  Gesandten  ajizeigon,  deren  BedenlLO<n  börcn,  und 
wiiMlürum  unter  sich  weiter  verhandeln,  uuf^ewöhnlicb ,  und  bisher  in  Bt^rath- 
•chlagUDgen  über  Heüponssacbea  auf  Iii.'itrbstugf.'U  und  audt-rweit  nicht  gebraucht 
worden  tat,  weil  aurb  daraus  bittte  folgen  niüssi«n,  dass  dos  Votum  ibros 
tlemi  nach  dem  aller  anwciM^ndcn  Fürsten,  oder,  falls  diu  Gesandten  den  Aa- 
fang  maeben  Bollteu.  vor  Kurpfidz  und  Kursarhsen  g**hÖrt  werdeu  würde, 
während  sio  do*b  Tti.'felil  halxMi,  Ix-i'm  Votireii  Aiif  die  Kurfru-bten  %'on  Pfalz 
ond  Sa<:b8en  aui-b  zu  boren:  flo  halten  sie  sich  l-est-hwcrt  und  gok-ton.  dass 
di&  gebnluehlicbe  Form  eingebalten  werde  und  die  beiden  Kurfürsten  ihr  Be- 
denken Eucrvt  anzeigen  möchten.  Etliche  Gesandten  sind  ihnen  beigefallon; 
die  andern  haben  zum  Theil  ilir  Bedenkeu  der  CuUation  und  der  Excmplnrien 
bnlhon  angewigt  Als  dann  die  Herren  sieh  auch  wieder  untorrodi.t,  und 
Üarauf  den  Gesandten  vomieldeu  lassen,  dass  vr>r  allen  Dingen  <Ho  Collativa 
ier  gedruckten  Exemplare  stattfinden  koUc,  haben  ftie  es  für  diesmal  auch 
iabä  gälaaseo;  doch  mit  Vorbehalt,  dass  ihrem  Herrn  au  der  gewöhnlichen 
Form  Nichte  vergeben  sein  ond  dieselbe  bei  den  folgenden  Berat h.^ehlagungen 
rar  Anveodang  kommen  solle.  —   Vgl.  hierzu  Ch>-traeuä  bei  >Salig  lil  p.  672. 


2U 


Gfebentor  iJtschmtt. 


einen  Text  vor  sich  —  voa  Anfang  bis  zu  Ende  boizuwohnoc 
Die  Vergleichung  dauerte  nun  vom  Nacliraittag  des  2-4.  Jaiiua 
bis  zum  Abend  des  26.''''^  Jedenfalls  erst  während  dieser  Sitzun- 
gen wurde  die  Älehrzabl  der  Versammelten  sich  darüber  kJar. 
wie  man  mit  dem  Text  des  historischen  Bekenntnisses  daran  war: 
nach  den  Berichten  der  fürstlichen  Vertreter  zu  schliessen,  rief 
das  Resultat  der  Vergleichung  wenigstens  im  Allgemeinen  grosse 
üeberrasehnng  hervor."^  Am  27.  und  28.  Januar  stimmte  man 
dann  über  die  Wahl  ilnr  Exomplaro  ab.  Die  hauptsÄch liehen  Er- 
gebnisse dieser  fünf  Bürnthungstage  kann  Niemand  bos.^r  dar- 
stellen als  der  Berichterstatter  des  Kurfürsten  von  Brandenburg, 
Kanzler  Distelmeyer,  dem  wir  hier  das  Wort  lassen;*'  ^M 

„Ist  darauf  die  gedachte  CoUntion  Torgcnommon  und  damlV 
bis  auf  den  Montag  umgegangen  woi-dcn;  in  welcher  sieh  befun- 
den, das»  erstlich  keine  genugsam  beglaubte  Copie  der  Augsbur- 
gischen Coüfession,  die  Anno  30  zu  Augsburg  Kaiser  Karl  über- 
geben worden,  vorhanden;  denn  obwohl  die  jungen  Herrn  von 
Sachsen  eine  lateinische  und  deutsche  Abschrift  vorgelegt,  welche 
sie  in  ihren  Archiven  gefunden,  die  auch  Spalatini  Hand,  und 
von  Doctor  Christianus  Beyer,  als  dennals  sächsischem  Kanzler, 
miterschriebon  sein  soll;  desgleichen  auch  der  Herzog  zu  Würt- 


DuB  die  Qe»aadtoii  aller  abwesendeo  Fürsten  sioh  gn^aignrt,   ein 
Exomiilar  als  Ja«  auiiu  30  tieui  KauH^r  üWn-Kiohte  zu  mitLTschryibon, 
Obigem  nicht  richtig,  uoct  war  für  die  GesandteD  des  KI.  v.  BmnileQbar 
nöglicb,   denn   weder  ihre   Tullmacht   [Oelbltc  p.  40)  noch   ihre  lostmcboo 
fAnm.  41)  onthielt  dio  gedacbto  Bosphi-rtokung;  sie  waren  einfach  bevollmi 
tigt  und  iiistruirt,  dio  A.  0.  2U  uuttTsuhreibtni. 

&e)  Solig  a.  B.  0.  Noudcokcr  H  p.  2.   Heppo  I  p.  383. 

59)  Cliytimnis  boi  Sah'g  III  p.  673.  Dor  aoßbauhi'ipljD  Ocsandfe  toi" 
EÖtcrits  bc'i  Ktuckh.  1  p.  155.  „Bis  auf  dun  Montag'  (d.  i.  d.  27.)  in  dta 
braadt5oburgi£olieD  Behebt  iveiter  unten  ist  demnach  wohl  nach  diosea  boädea 
ZM  iotPTiiretiren. 

60}  ,Dag  rechte  origioalt  .  .  .  ist  nJt  vorhanden,  des  sich  vüe  vorwan* 
deni.*  Zvmcbfu  dun  vorplioheneo  Texten  ^ft-jt  grosse  ungeliclu'it  vor,  daw 
lob  mich  uit  vorsehen.'^  —  £s  hat  dno  gtosse  Weigerung  gcgubon  und  gc^ 
ocfaicncn,  als  üb  die  ganxe  Sache  ^  stutzen '^  RoUto,  denn  das  Original  fehlt 
und  die  Abücfariften  und  Druckauspiben  haben  ^ubor  olle  zuvorsiclit*  nidd 
übereingestimmt.  tClirifitian  Kussow  an  die  jungi-n  Il9rz*^ge  von  Pommcre,  den 
27.  Januar  uiul  2.  Fcbrujii.  Giaf  Luduiti  vju  Kt>trat*»iD  und  Matzke  Rorckn 
an  H.  Barnim  d.  AL-ltoron,  don  HO.  Jaii.    BorHu  fiep.  13.  1.  h.). 

61)  In  der  Forttsotzung  dis  Anm.  56  und  ö7  citurtou  Berichtes. 


Siobifntor  Absofanitt. 


215 


temberg  eia  lateiniEch  geschiieben  Exempl&r  gehabt,  welches 
Pliüippus  seliger  hold  noch  dem  augsburpiscben  Reichstage  Brontio 
soU  zugeschickt  haben,  tind  der  Italzgraf  Kurfürst  auch  ein  deutsch 
geschrieben  Exemplar  vorgebracht,  welchos  noch  in  Pfalzgraf  Lud- 
wigs KanzbM  snll  gefunden  sein,  so  haben  doch  aolclie  geflchriebnen 
Exemplare  nicht  alieuthalben  übereingestimmt. 

Der  gedruckten  Exemplare  sind  auch  mancherlei  gewesen, 
denn  es  hat  sich  gefunden,  dass  die  Aug¥;burgische  Confession, 
soviel  das  lateinische  K\f*niplar  anlangt,  im  31.  Jahr  zu  Witten- 
berg zweimal  nachgedi'ut-kt,  und  das  letzte  Mal  an  etlichen  weni- 
gen Orten^  sonderlich  im  Artikel  von  den  Klostergeltibden  und 
der  Bischöfe  Gewalt  etwas  besser  erklärt  sei."  Danach,  im  40. 
Jahr,  als  das  CoUoqnium  zu  Woitos  gehalten  werden  sollen,  hat 
FhUippns  vorgedachto  Augsburgischo  Confession  wieder  vorhanden 
genommen,  und  dieselbe  fast  in  allen  Artikeln  erweitert^  vermelirt 
lind  gebessert,  wie  sie  dann  auch  in  Druck  gegeben  imd  etliche 
Male  nachgedmckt  wordr-n  ist;  Hies  sind  jetzt,  hin  und  wieder  die 
gebräuchlichsten  Exemplaro*"",  denn  der  alten  DrucJto  des  31.  Jahres 
sind  wenig  meiir  vorhanden. 


62)  Von  der  ConH-ssidu  waroii  iiodh  wülin-nd  di>»j  Roichstoge  im  Jahr 
1530  «och»  deutfit-^ht?  und  i-iii  latninisrher  Hrnck  oIum*  EnnÄchtigiing  des  Autors 
and  der  protwt  Iren  dop  .Stünde  öffentlich  ersehionon  (Weber,  kritisclio  öe- 
ächichtc  I  i>.  355 — 408).  Da  diese?  AuNgabco  Bi-hr  fehl'Tliaft  waren,  gab  oun- 
mcthr  Molonchthon  di<'  Confossi'jn ,  obwohl  der  Kaiser  vurboteu  Irntto,  dir-solbe 
xii  pubUctreo,  in  Iwiden  Spnu.-bfD  glcichrall»  huratiy.  IHeso  seine  erste  Aus- 
gabe wurdu,  lateiiÜHch  tM^iwold  wie  deutsth,  der  Wahrsoheinlichkeit  nach  noch 
int  Jabr  1530  zu  Wittenberg  in  Quai'tromiat  gedruckt  tiod  dann  im  Jalir  1531 
mit  beig'-'fü(i(t/?r  Aimlogif?  (gleichfalLs  in  beiden  Sprachen,  am  Ende  oint-a  j(?den 
der  beiden  TrxU')  alH-nmils  hi-rauBgugoben  (Wc;biT  EI  p.  3  ff.).  Die  heidnn  Texte 
kamen  Wfwohl  in  cinom  Band  als  gesondert  in  den  Handel  (ibid.  p.  10).  Von 
dem  lateinischen  eret-liien  n<»i.li  im  eidben  .Tabr  eine  xweit«*,  Ix-rdts  b  Einzel- 
heiten vtTündorte  Aus^lt?.  t;lt>idifalLs  zu  Witt-fuliHi-g,  in  Octav  (ibid.  p.  82  ff.). 
In  dem  ubig;en  Borirbt  sind  der  lateiiiisolie  Text  dvr  Mi'lanrhlhonscben  Qoart- 
ausgabi.*  und  die  Oc-tavausgabe  gemeint,  witi  sich  —  aligesr^hen  von  vielen  an- 
dern zutreffenden  Uorknialen  —  bonnts  aus  der  Erw&linung  der  Apologie  &1b 
Anhangs  beider  Exemplare  (im  selben  Bericht  weiter  unten)  ergiebt.  Vgl. 
uatnB  Anm.  (Hl. 

63)  Die  vielgenannte  Variuta;  vgl.  Anm.  46.  Ibro  Neubearbeitung  vom 
Jahr  1542  fWebor  H  p.  108)  betrachtete  man  zu  Naumburg  entsprechend  der 
weaesthcben  Ueboroinstimmung  nur  alH  eine  neue  Auflagu  der  eisten  Vuriata 
(ä.  die  NaumbttTgar  Vorrede  bei  Gelbke  p.  235,  237). 


216 


Siebenter  AbfKhmtL 


In  den  {Inutechen  ExenipUren  wird  fast  dcreelbe  Unterschi 
gefunden ,  denn  dio  iP^esch nebenan  sind  (»rst  ans  dem  I^atein  trän: 
ferirt  und  dofh  demselbün  auch  niiht  ailentJmlben  gleich.    Dana 
sind  Anno  31   etliche  zu  Wittenbei^  gedruckt,  welche  nicht  ^^3( 

piT  nach  dt;m  Buchstaben  aus  dera  Lateinischen  transferirt,  auL ^|| 

etwas  vorht'sseit  sind"*,  und  letztlich  ist  ein  Druck  dos  41.  Jahrf ^ 

in  wülchcra  etliche  ArtUcol,  und  «onderlich  die  vorgoraeldeten  t< — ^a 
den  IGostergelübden  und  der  Bischöfe  Gewalt  sehr  viel  vrcit<^^Er 
als  iü  den  vorigen  ausgearbeitet  sind/'' 

Es  sind  auch  zu  der  Collaiion  der  lateinischen  Exenipli^^j^ 
etliche  Theologi,  welche  die  Herren   und  Gesandten  mit  sich  it^^y. 
habt,  adhibirt,  aber  gloichwuhl   um   ihr  Bedenki^n   darüber  nic^lit 
gefragt  worden.""     So  ist  der  Ivind^ruf  zu  Hessen  ani  Sonnabe*^j(/ 
zu  Mittag:  ftuch  ac/rekommen,  welcher  sich  gleicher  Gestalt  out- 
schuldigt,  dass   er  nach  fleissigcr  Nacli^^ucliung  in  seiner  Kanzie/ 
kein   Original  oder   beglaubto  Abschritt  iiättc  finden  können;    ofj 
hielte  aber  dafür,  sie  würden  zur  Zeit  seiner  Custodio  der  kai8<»f-r 
liehen  Majestät  neben  andern  ßündnisifen  und  Bri<?fen  ausgeliefert 
sein.*^'     Xach  geschehener  Collation  ist  gestern  Montags  weiter  in 
Rath  gestellt  worden*'^,  ob  beide,  ein  lateinisches  und  ein  deutschis 
Exemplar,  und  welche  unter  denselben  . . .  sollten  untcrschritVo 
werden.     Nun  ist  der  Pfalzgraf  Kurfürst  wohl   der  Meinung  ge- 
wesen, dass  das  (lateinische)  Exemplar,  welches  im  41.  Jahr  zu 
Wittenberg  gcidrnckt,  untui-schricbcr   werden  solle,  weil  dasselK' 


64)  Vun  der  doutacheu  ML>laiiclithüQti:.'ht!u  Quartausgaho  Rind  nftek^ 
Jahr  1531  m(?hn'rc,  jedoch  im  Tf.xt  übLTeiastirn inende  Auflagoo  t*r 
(Wel*rn  p.  10  ff.J;  desgleicheu  wurde  ai»  schon  im  sollwn  Jnhr  uinmAl  zn  WH- 
tcnbofß  nac-hficdnickt  (ibid.  p.  34J.  Diesen  DruckoD  musst-udi«.'  ^eüirhen*,  wi-klvf 
im  Dlugen  Bericht  erwühnt  werdeo,  »JünrntUch  an^tdiört  haUeii,  falls  das  Druclgtht 
fiir  allo  iÜtiTon  deutschen  Pmckc,  widcho  dnnials  vorlap:'«,  richtig  ang6geln-o  ist; 
es  ist  nlsdnna  nusg<>schlofis<'n,  dass  fine  di-r  uiiautoriwrtr'ii  AuHgal><jn  (vgl 
Äuni.  62)  oder  hondts  eine  variirfe  doutscho  l'nnfession  (die  t-rste  variirtp 
deutecho  Ausgabe  ei-schien  im  Jahr  l'i:i3;  vgl.  WoIht  II  p.  55  ff.)  darunter  war. 

05)  Dio  B4?Btimmuiig  dieses  Dnickos  so  wie  dor  von  Dr.  Adrian  Alhiniis 
{Anm.  70)  erwülinteii  CoufeiMiim  vom  Jalir  1536  lasat:  ich  dahiDgestüIIt  seiti. 

GU)  Vgl.  NV-udvckor  U  p.  2. 

t>7)  Trifft  dies  zu,  so  wäre  damals  ein  dem  Ürigioal  minduHtuns  seh 
nahe  Btcheador  Text  vermuthUeh  ojich  Brüssel  gekommen.     Dort  iat  fn 
auch  das  Ongiaal  unaunuidbiir  versehwundeu- 

68)  Tgl.  SaUg  m  p.  673. 


Siebeater  Abi^ihnitt 


217 


riel  vollkommonerj  und  die  Artikel  iinsers  Glaubens  dariu  besHcr 
und  woitlnuftiger  erklärt.  hIs  in  den  alten:  weil  auch  dasselbe 
anzweifelhaft  aus  wichtigen  Ursachen  und  llodenken  Anno  40, 
da  viel  mehr  Stände  der  augsbui-gischeu  Confessiuu  (beisammoii) 
gewesen  als  im  Jahr  30,  von  den  Unsern  im  CoUüquio  zu  Worms 
Über^ben,  und,  ob  es  wubl  durch  die  päpniisehen  Colloiiaenten 
angefochten  worden,  gleichwohl  durch  den  kaiserlichen  Präsidenten 
für  die  rechte  augsburgischo  Confcssion  approbirt  und  darüber 
colJoqnirt  worden  wäre;  zudem  dass  die  alten  Drucke  fast  abhan- 
den gekommen,  hingegen  diean  Exemplare  in  allen  Kirchen, 
Schulen  und  sonst  gebräuchlich,  auch  den  alten  in  der  Meinung 
und  Sentenz  nicht  ungleich^  wohl  aber  ungewiss,  ob  auch  die- 
selben alten  Kxemplare  dem  rechten  Original  ganz  gleichPirmig: 
darüber  dann  erfolgen  könnte,  da*«  den  Herreu  Schuld  gi'geben 
würde,  als  wänm  sie  von  der  alten  Confession  abgefallen.  Es 
hat  aber  der  Kurfürst  zu  Sathsen,  wir  und  Andere  dagegen  er- 
wogen, ob  wohl  die  Confession  des  41.  Jahres  also  gestellt,  dass, 
wenn  die  Uorren  alle  persönlich  beieinander  wären,  ihnen  nicht 
widt'rratheu  werden  könnte,  iliese  statt  der  alten  zu  emeuera,  so 
lautete  doch  ilas  AusKchreiben  dieses  Tages  auf  die  Confession, 
welche  Kaiser  Karl  Anno  ^0  zu  Augsburg  übergeben  worden, 
und  wären  auch  die  Gesandten  anderer  Gestalt  mit  Befehl  nicht 
abgefertigt:  auch  sei  dieser  Conventus  darum  angestellt,  weil  die 
Herren  sich  allerseits  erklüreu  wollten,  dass  sie  von  der  ersten 
Augsburgischen  Confession  nicht  abgefallen  seien  noch  darüber 
Neuerung  in  drr  Hrligion  vorgenommen  hätten  ....  und  haben 
derwegen  wider  T'fulz  geschlossen,  dass  das  Exemplar,  wi-U-hes 
Anuü  31  zum  andern  Mal  zu  Wittenberg  gedrut;kt,  soll  unter- 
schrieben werden;  denn  auf  das  ei-sto  hat  man  uiu  deswillen  nicht 
votireu  wollen,  dass  in  der  Apologia,  welche  mit  ileniselben  ge- 
druckt und  ausgegangen,  im  Aitikel  vom  Sacrament  des  Altare 
etliche  Worte  do  mntato  pane  stehen,  welche  das  Ansehen  habon^ 
als  wäre  die  trunssubstantlatio  damit  eingeräumt,  darum  dieselben 
auch  in  der  andern  Edition  desselben  Jahres  ausgelassen. *=*    Diinüt 


(J9l  Nach  dieser  il'_*srlin.ibuiip  war  da«  veiwurfeiie  Rxcmplar  die  «rate 
Melaachthouciche  Autigubu  (in  i^hmrt).  das  zur  Untüntuhril't  gt-wnliltu  diu  üwdte 
Melaochthcinsobo  Ausgabu  (in  Octav).  Dit-st-s  K«i»uUat,  welt-li><s  »icli  aus  dem 
Bericht  dw  Brondenliui-gors  direct  urgifbt,  liat  seinerzeit  0.  ö.  Web<T  (tCrit 
0«schichto  n  p.  33G  ff.j  iiaoh  dem  Vorgang  Bertranitt  durch  CoUatiomnmg  dos 


218 


Beduter  Abschnitt 


auch,  sofern  dieselbe  andere  Edition  (wie  es  doch  an  gar  wenig 
Orten  sein  win]),  vnn  dem  Orig:inal,  das  der  kaiserlichen  Majcsität 
übergeben  worden,  etwas  varürte,  dasselbe  den  Herren  zu  keine: 
Nachrede  gereichen  möchte,  ist  für  gut  angesehen,  in  der  Tor- 
rede zu  melden,  dnss  die  Herren  und  Gesandten  die  Confessiu 
von  Neuem  unterschrieben  und  besieg]  t,  welche  der  kaiserliche! 


Majestät   Anno  30    zu  Augsbnrg   Übergeben    und   baldo   hemachcrÄ^ 


TM 


KU  Naniiiliurg  untf>rR<^liri<>l>oneii  Teictee  fBBtg<>Mcnt,  wHbrcnd  er  OWr  dit»  GrÜD^a 
der  Wahl  oocb  nicht  Kc^^hensehaft  zu  geben  wusstD.    Uebor  letztere  ist  nockC: 
eine  auCTallundc  Nachricht  zu  envilhueu,  die  ich  jedüch  miub  dem  Torgaai 
Kluckhohus  unter  Beifügung  weiteror  Gründe  verworfen  inusa.    Im  Jnü  15tC4^«6 
(B.  KJuckh.  Mmicheu^r  bist  Jahrb.  ISöü  p.  505  ff.  und  Briefe  I  p.  155  ff.)  wiVf -wj 
Eurfürst  Fri^-iirieb  seiuco  Sobwiegrrsohn  Johann  Friedrich  eriöDem:  dio  Collums  SU^ 
ttoD   der  Texte   zq  Naumborg   habe   ergeben,   doss   die  Ultesto  Fassung  de^^^M^q^ 
CoDfession  im  Artikel  vom  Nachtmahl  iiapistiseh  Ichru;  denn  im  Text  derselbe  tf^-^igd 
habe  man  dio  Worte:  suo  specie  panis  et  viui,  in  der  angeblingtou  Apology  Sajgj^ 
die  Worte:  mutato  paiir  geruQd<Mi,  uod  die»  i»oi  der  Grund  gevesen,  wanuc^^«^ 
man  nicht  den  ültesti.m  Text,  sondeiii  dio  2wi.'ito  Dnickaufigabe  zur  Uuterschri^E-]^ 
gewählt.     Der  Kurfürst   citirt    für  di^se  Angal«    eine  Handsclirift   aus   de-   ^/j, 
NachlflHS  des  ?ralzgrafen  Lndwig  in  der  lloidelbergcr  Kanxloi  und  oino  ande  ^s> 
im  Besitz  des  Markgrafen  Ocorg  Fiicdrieh   zu  Anstach;   os   xnrd  dabei  >.  ^*t 
Uebrigen  der  Text  dieser  Handschriftca  völlig  in  oino  Reihe  gestellt  nicht  n.uf 
mit  dem  miithniasstidien  Urtext  der  i'oufostiiun,  sondern  auch  mit  dorn  der 
Hltestea  Druekauügabo.    UrthoiJt  man  nun  nach  dem  letzteren,  so  muaa  mu 
auf  dio  Unndsehriftou,  wie  Kluckhohn  n.  a.  0,  tJiut,  rurüekscbheRsen,  dass  ein 
Text  mit  den  Wurteu  „tntb  »ptcic''^  etc.  zu  Naumburg  Üjatsächlich  nicht  vor- 
gelegen hat;  denn  in  der  ersten  Dm(!kauit|;iil)e  lautet  der  zehnte  Artikel  be> 
reitst  de  roerai  Dntnini  dorptif,   quod  rorfuvt  et  snnguüi  CJirütti  rrre  adsint 
et  disirihuautur  eesernl ihim  in  rtCrtÄ  Dontiui,  et  irnprohfint  ffcus  docrrdrs; 
nur  auf  dio  Ajvologie,  welche  dieser  Atisgabo  beigegeben  ist.  trifft  die  Beschrei- 
bimg  des  Kurfürsten  zn.    Eh  kommt  hierzu  1)  dass  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  der  Korfüi'st  za  Naumburg  keine  lateiaiscbc  Handschrift  mit  hatte  (s.  den 
im  Ti'xt  attgedruckton  Bericht  weiter  oben);    2)  dass  eine  Ansbachor  Haatl- 
schrift  nachwoislirh  zn  Naumburg  nicht  zur  Oollation  gelangte  (Kluckh.  Bri^<fe  1 
]i,  157/8);  ii)  diuts  für  dio  angöHwh  SpaLitiiischö  HandschriftJohann  Friedrichs 
sich  aus  dorn  Brief  des  Kurfürston  sollist  scbliessen  Usst,  dass  sie  dio  Worte 
,6ufa  specie"  etc.  nicht  onthieU  (Derselbe  Uuochoner  Jahrb.  p.  506/9);  4)  dass 
der  CustriDor  sowie  der  kurfürstlich  brnndeabi^irgiäche  Berichterstatter,  die  aus 
frischer  Krinuening  erzählen,  den  Kurfürsten  sflbat  sogen  lassen:  die  Wort« 
dos  doutöchön  IVxtes  „unter  (Icstalf  ■nto.  wünlen  im  latoinisoben  Tl-s:!  nicht 
(i-esp.:  in  keinem  latpinisnhen  Text)  gefunden  (s.  dun  oben  abgedruckten  Bericht 
weiter  unten  luid  Anm.  71);  5}  dass  in  dem  ganzen  Si^hreiben  des  Kurfürsten 
die  Erinnerung  an  die  Naumburger  Discussiouen  stark  getrübt  eraohoint:  denn 
eine  Verkehruiig  der  Vorgänge  ist  es  auch,  wenn  der  Kurfürst  berichtet^  dio 


GlelMtifeer  Alisohiiitt. 


19 


im  31.  Jahre  in  Wittenberg  öffontlich  ist  gedruckt  nud  publicirt 
norden.  Und  dieweil  wie  ob^'oinelt  diu  anno  -JO  gedruckte  Con- 
Qnsion  itzo  die  gemeinste,  aucJi  seit  diesem  Jahr  oft  ist  nach- 
gedruckt, 80  soll  in  der  Vorrede  ihrL'thalUen  auch  solche  Melducg 
gvecbehn,  duss  die  Herrn  dieselbe  als  eine  nützliche  und  weitere 
Erklüning  der  ej-sten  auch  appmbiit  und  nngcnomnien,  damit  die 
Leuto  desto  weniger  iri-o  gemacht  werden.''^ 


fladt;rD  Fürsten  IiBtten  gleich  äiin  ftclh^t  od  dm  Wortmi  „»üb  nj>rrw  patn» 
H  rini"  Anstoss  gcinonimcn;  dids  wird  auRgns<'hlos>;(>n  duruh  dio  Tliatsache, 
dAHS  Wi  der  Erörtfrang  lilior  dna  lieutache  Exoniflar  di"-  nndoru  Fürslt-n  dio 
Bodonkcn  Kurfürst  Friedrifjfas  gogon  ilie  Worte  „mttcr  üejstalt  rfc«  Bruds  und 
n'eina"  Iceiiieswcgs  gölten  lieaseu,  vieUndUr  ihn  mit  videa  Oründeo  zu  über- 
EBUgca  sucbtea,  das»  Lud  warum  iiiilq  au  deiuiiutbca  kciiißn  Aiistoss  nehmen 
dfirfe.  (Abiti.  71.J  —  Zur  Erkläninj,'  des  hiihunis  üIkt  die  Texte  der  zu  Naum- 
burg collatiotiirt'u  latoiniscliou  Exemplai-o  mag  ninn  die  vuu  Kluokhohii  ntif- 
geetellten  VcriDuUiuaguD  bcraoziobea;  Für  unser  Tboma  ergiobt  sieh  jcdoufolls 
mit  wiiiihemdor  SiuUerheit  aus  Obig(?m  das  Kesullat,  das»  dor  ältero  latei- 
aiache  Text  der  CoafeBsioa  zu  Naumlurg  nur  darum  verworfen 
waide,  weil  die  io  der  Dructauegabo  ruit  domm^lbon  vL'rbundon'p 
Apologie  unzweideutig  dio  Trauasubütantiation  lobrto. 

70)  Kan  hat  oft  bnhaaptot  {s.  nntfin),  bei  den  birr  reforirt«n  ßeschltisseD 
sei  den  Vereainmeltou ,  au.'^gODomDioQ  otwa  dou  KurTünitou  Friedrich,  gar  nicht 
mm  Bcwusstsoin  gokomoion,  dass  dio  iütero  und  jüngere  Confesaion  als  Sym- 
bole Temchtedcoer  LebrauffoHsungi-u  in  (logouüiitz  gebracht  werden  könnten. 
Man  wird  vielmehr  auncbmea  müssen,  dass  iilo  sich,  indem  !<io  beide  Coa- 
rAMsiuneu  anerkaunteii,  dagngi<D  verwabn>n  wollten,  in  dem  Uuterscbiod  der 
Iflpldeo  ConfesBionon  eines  iminancuteu  Widerspruch  zu  .statnüen;  für  Einzelne, 
wie  FritHlrirh  und  I'iiilj|ij»,  auch  wubl,  diuHs  sie  dio  (JegouBÜtzo,  welche  sich 
IhatMicblieh  an  die  vi<rKi.'liie<]enen  Formen  deti  zelintou  Artikels  knüpfteD,  nicht 
als  wescotliiih  gr>Hen  lassen  wollten,  denn  dass  äv}  Ortbodox^'u  die  Variata  als 
oiao  Vorffilschuug  de»  Üchtea  Textes  befebdoten,  wiisston  sie  sehr  wohl.  Man 
vergleicho  z.  B.  folgende  Stolle,  dio  doch  jodfufalls  aus  den  Erörterungen  in 
dar  Versammlung  geflosBon  ist:  ^weü  die  exomplar  so  henmclier  als  anno  BO 
und  40  pedrui-kt  worden  mit  Bchiiiion,  herliohcu  additiouibua  Torbessort  und 
vormebret,  ete.  etc.,  iHt  ein  groeHer  streit  gewesen  .  .  .  und  Lst  srjkhem  streit 
damit  ntlb  gefuudün,  das  man  dei-selbigtui  editioo  in  der  vorredt?  gedenken  und 
mit  approbiren  solle,  mit  vormetduiig  der  aräacb,  warumb  man  daa  andere,  als 
daa  eltist  exemplar  undersebrloben,  do  dorh  daa  tu'uerc  in  ecbulen  und  kirchen 
brfuHen  verde,  auch  bey  leben  I).  Lutb<<n  und  des  nlteu  L'hurfursti<n  zu 
Saohaen  anagaugcu  scy,  do  dio  unsinnigen  pfnffen  nach  nicht  so 
reisig  gewcat  sein,  alle  Verbesserung  und  vormebrung  zu  tadeln, 
mit  ihrer  vermeinten  roinigkoyt^  (Dt.  Adrian  Albums  an  Markgraf 
TTons,  Dienstag  n.  Pauli  Bekehrung,  d.  L  d.  28.  Jan.  Hb.  Berlia  Rcp.  14.  7.). 
Üiontu  Heppe  I  p.  37ö;  Wob^sr  U  p.  U,  12.    Kluckhobn  Fr.  d.  Fr.  p.  91,2. 


mva 

'1 


220  'mmm^tatAinm. 

^'Des  deutschen  Exemplars  hBlben  hat's  noch  mehr  Streif 
gegeben,  (Jonn  der  Pfnlzgraf  Knrfütst  hat  haben  wollen,  dass  ein 
solch  dt.'utsch  Exemjilar  sollt  untt'rsc)iri(»ben  werden,  das  dem 
Latein] sctien  allentlialben  gleichf^irmig  wäre,  and  wo  kein  solches 
gefunden  wtirde,  sollte  allein  eins  transfmrt  werden.  Insonderheit 
aber  haben  Seine  Kurfürstlichen  Gnaden  das  hoch  anj;ezo{fen,  dasts 
im  zehnten  Artikel  vom  Saenmient  des  Altars  im  Deutschen  die 
"Worte  stünden:  „^ unter  Gestalt  des  Brots  und  Weins '^'^,  welche 
"Worte  in  keinem  liitoiiiiftchon  Exemplar  g-ofunden,  und  bcn  Seiner 
Kurfürstlichen  Gnade  dafür  erachtet  würden,  als  würde  damit  d«^^ 
Papisten  Irrthum  von  der  Triin^isiibstantiation  bestätigt;  so  hab€^| 

71}  Zur  Ei^^zQog  dAj)  Folgenden  Saug  lU  \>.Q7H  und  edoe  Stelle  na 

dem  in  voriger  Anmerkung  düitcn  Briefe:  ^ist  gestern  obcnd  spart  uinb  6 
auf  das  gedruckte  ext^niplar  yoscUosacu  worden,  deutsch  uiid  Iftteinisoh.  wirl 
Anco  n.  b.  w.  31  zum  aod>L>m  muU  zu  Wittooborg  godrockt,  vrcil  dasselbjj 
etlichen  geBchricbenoa  und  des  Si>alatiui  und  auderer  hnud  um  gleiclirirmigstün  .  * 
{rol^t  das  bereits  C-itirtff.  Ala  nuhe  diss  gt'schlweon  worden,  hat  der  P&üx- 
graf  l^hurfurst  drcy  mengnl  ia  dem  doutachon  exeniplar  anguxeigt,  al^  das  dio 
ivorL  im  zdiiiten  artik.:  Ixty  dem  imehtninU  slrlien  (uiidur  der  gi%talt  d<%  i 
bredts,  vclolio  wort  im  Inteinisehon  oxcmplar  nicht  Rtehcu;  sondern  cum  pail^H 
et  Tino,  und  ururdon  solche  wort  zu  erntreituiig  der  trunssuhstwitiatioa  voa*  " 
den  papisten  angezogen,  dan  was  die  gestalt  eines  hmist  ist,  das  ii^t  niclit  die 
Substanz  Kf.>lbet;  so  but  auch  I).  Luther  m  scioem  kleinen  Catochismo  disclli«» 
wort  niehl  gel'raucht);  itL'iu  vom  nmbtmgen  des  sacraments  sey  dio  oreach 
gesetzt,  weil  das  Hocrameut  nicht  ganz,  Bondera  nur  eine  ge^talt  gebraucht 
werde,  wMlah  unuu^h  solnhn  abthuens  seinR  pnu^htens  nicht  genung;  dan  voÜ 
wir  beide  gostalt  brauchen,  so  wolte  fylgßn  das  maus  aui.:h  umbtrugüu  ma-fte; 
item  fürs  dritt,  so  slundü  im  deutschen  exein|ilar,  das  die  mess  boy  uns  (nicht j 
abgethan;  das  konto  er  nicht  underst-hreiben.  dann  er  hettt-  dio  moas  abgethan, 
das  bekente  er.  llirauf  ist  ihmo  nuhe  bescheideoliche  ahlehnung  goscheheo, 
das  die  unsero  die  tiaossubstanüntion  keineswegs  eimoumetcD ,  aondom  für  und 
für  zum  höchsten  widerfochten  hetteu,  und  noch.  Es  wer  aber  solcha  ein 
modus  lcn)uendi  in  der  deutschen  s|trach.  Und  ob  gleich  mit  wenig'T  gefalir 
solche  wort  (uodi^r  gsatnlt)  vemiieden,  und  wie  im  lateinischen  anilore  wort 
gcbmueht  wordcu  morhteu,  so  hcttou  wir  doch  nicht  inm.-ht  oder  hevelicb 
etwas  daran  zu  ondeni.  Dt>s  unibtragens  halbc'Q  seind  in  der  apologie  uod 
andern  sohrifteu  die  haujttursachcD  vormoldet,  nemlich  das  es  dazu  Dicht  ein- 
gesetzt; so  kOntP  man  der  mesa  halben  in  der  vorrede  die  erkleruug  thaeo, 
das  einer  mehr  dan  der  ander  oei^tmonien  mit  der  mess  oder  v^rreichung  des 
sacrameuts  hielte;  ob  er  nuhe  an  selchein  wird  friedlich  sein,  wio  man  sieh 
gleiohwoll  vorsieliet,  des  »rdl  er  sich  heut  erkleren."  —  Wio  sich  aua  eini 
Beilage  des  im  Text  abgedrurkton  Beriehtos  (,,  Ursachen,  warumb  der  pft 
graf  Churfurat  dio  wordt  utider  der  gi'stalt  des  hrodts  und  wein»  in  dein 
Xartickßl  dordßutschou  confcssion  ongofochton'')  orgicbt,  sah  der  Kurftu-st  toU- 


Siebentor  Alnaluntt. 

Soiiic  KurTürstticheu  Gnaden  auch  der  Corcmonion  halben  bei  der 
He»s,  welche,  wie  iin  Arlikcl  von  der  Mettse  gemeldrt,  nicht 
sollen  abgcthan  Bein,  und  dann  auch  darob  Bedenken  ^habt,  dixsn 
an  ednem  oder  zweea  Orten  der  römischen  Kirche  darinnen  ge- 
dacht winJ.  Diewiäl  alwr  Seiiif?  Kurfürstlichen  Gnaden  von  den 
Andern  allen  keinen  Beifall  gehabt,  sondern  gemeiniglich  vor  gut 
angesehen,  dass  das  douLsclio  Exeinpbu*,  wolclios  auch  im  31.  Julir 
zu  Wittenberg  gedruckt,  sollte  unterschrieben  werden,  haben  Seine 
Kurfürstlichen  Gnaden  sich  letztlich  mit  den  Andern  auch  ver- 
glichen, jedoch  dass  der  vorgemeldetcn  Artikel  halben,  deren  Seine 


kommen  ricbtig,  dass  im  zebnten  Artikel  der  doutschon  Confessioa  und  dem 
eDtt!prcclieod(.'n  der  Ai>otogto  in  dor  ültcrun  lateiDiscbco  AusgAbe  die  Tnuissub- 
■tanliatioD  oi''Ut  nur  ».'buiubar,  suiiüt.'ni  wirkUib  ■;eIuLi't  wurde:  ^Ki^ttUeb  snl 
der  pii|>i9toD  irthunib  von  litT  transHubstantiation  darin  gi'gmodwt  sein,  diowfU 
die8elt>eu  diesor  U>Tn\  zu  rcdou  gebraucbtm,  wan  sio  von  der  transsubstaiitiation 
redoo  wollen;  und  dos  (lerxeibu  urtickcl  die  uioinutig  habe,  das  ersiThoinat  aus 
di*in  Xartikol  der  apologia,  in  welchem  vormcldot,  das  die  vidorsachcr  den- 
sclbuu  artickcl  d<'r  cunrcMilon  angcnumen.  Es  wirt  auc!b  dasnlbst  snlcbor 
irthumb  mit  zwcyc-n  argumuntcn  bostottigt,  und  ist  die  apologia  cino  bcgrun- 
dang  imd  dcufonsiim  der  cutiff^üisiou.  84  «i-Ki-bcinet  aucb  nirgondt  aus  di.'r  con- 
foaaioa,  das  fiolclier  iithuinb  vorworfüu;  darumb  volget  das  er  dorn  n-iüerthuil 
eiiigvrcumei'^  Oingu  aus  dem  Allem  noch  niuht  hervor,  dass  die  Trtcssub- 
staotiatioD  in  jenm  Worten  anerkannt  w-erd<3,  so  würden  dieselben  dochjodeo- 
falls  viele  Leute  irre  leiten,  und  wiire  darum  l)csser,  daaa  vom  Saerainent 
d«s  Altars  geredet  würdo,  wie  in  der  lateimscbGu  Confcssioti  oder  dor  deut- 
fiohon  Apologie.  Kk  werden  auch  im  ft-nnkfurtiMhen  Abschied  andere 
Worte  gebraucht,  und  dio»e  Kedowcise  ist  durcli  Pfalzgraf  Otthoiorioh  vor 
seinem  TmI  in  seinem  Lande  cingf^fubrt  worden.  —  Gegen  die  Argumente  des 
Kurfürsten  haben  die  Andern  geltend  gemacht  ^dos  vorgomelte  wordt  kr-incn 
aodom  ror&tandt  dan  wie  im  latuini5cbeD  exeu)|ilar  vom  Kacramont  geredt,  und 
^^^as  das  wordt  gestalt  allein  uath  der  nrtb  dor  deuts(.-ben  s|iraub  als^j  gebraucht; 
^^^  irret  aaoh  die  aitologia  nichts,  dieweil  die  wordt  de  mutato  paue  faeruach 
^flinsgolaflSf'a;  und  das  die  wordt  (under  der  geHtJilt)  keinen  andern  vorAtjindt 
I  eraoli^inut  auch  dni'auH  das  sie  in  alleu  deutschen  i-onreNsiouibus  gefunden,  und 
ni«?  geändert  eeini  so  hetton  »ich  nutb  die  untern  in  den  follociuiis  und  ftousten 
^  gcDoguam  erklert,  das  sio  die  transsubstantintion  und  andere  missbteuch  die 
mit  dem  sacrankcut  getriobcn  niuht  ap^ittbirten,  und  darwider  die  regcl  gcsatzt, 
dass  ausserhalbon  g'>dtliehBr  cinRctzungo  nichts  die  wirkunge  und  kraft  eines 
sacraments  hotte  (Corrcctcr  wohl:  weil  umn  zum  Schutz  gcgea  olle  fal^'hen 
An/faesuogen  die  nützÜL-he  Kegel  habe:  res  ipsas  extra  uaum  nun  habere  raüo- 
nein  eacrameoti.  Johannes  Uaicr,  Tfarrer  zu  Cottbus,  an  M.  llans,  Cottbus 
PuriQcationis  Mariae.  Im  üolbou  Fascikei.  Der  Bericbterstniter  war  soeben 
von  Naumburg  zurHckgekebi'tl,  wie  dan  in  der  confesaion  selbst  von  der  umb- 
tragung  und  oiui.'Hoi  gt-stalt  und  der  nmssu  trautirt" 


222 


Siebenter  Abschoiti ' 


Kurfürstlirlien  Gnaden  ihros  Gewissens  halber  Bedeuten  fragm, 
in  der  Yonede  solcbe  Vorsehung  geschehn  soll'*,  dass  derlialbcn 
bei  dem  Widertheil  kein  Missverstand  erweckt,  und  zur  Xothdurft 
erklärt  werden  möge,  was  mit  der  römischen  Kirt-he  gemeint;  die 
nlto  lateinische  oder  die  jetzifjo  impstiKclie.  Und  ist  nun  daraiif 
geschh>ssen»  dass  unter  den  latoinisehcn  wie  deutschen  die  Kxem- 
plare,  so  Anno  31  zu  'Wittenberg  zum  andern  Mal  gedruckt'^, 
unterschrieben  und  gesiegelt  weixlen  sollen,  welche  mit  dem  des 
Herrn  Eisleben,  das  wir  jctxnnder  auch  hier  haben,  ausgenommen 
wenige  Erklärungen,  die  cloeh  auch  nichts  Bedenkliches  in  sicli 
babon,  allentlialben  übereinstimmen.'*  Es  ist  auch  vor  gut  ango> 
sehen  worden,  tliiss  man  derselben  Exemplare  in  Eile  etzliche  zu 
Leipzig  drucken  lasse,  welche  die  Herrn  noch  aühier  erwarten, 
und  dieselben  mit  der  Unterschreibung  und  Siegelung  ausfertigcE 
wollen.'^  Wie  aber  solchem  Dnick  eine  Praefation  an  die  kaiser- 
liche Majestät  zu  praemittiren,  dessen  wird  man  sich  folgunds  aucli 
vergleichen,"  Bis  hierher  der  Brandenburger.  Soweit  es  sich  um 
die  Wahl  des  Textes  zur  Unterschrift  handelt,  bedarf  sein  soig- 
fältiger  Jk-richt  nur  geringer  Ergänzungen.  Fragen  wir  noch  ein- 
mal, welches  die  Motive  der  wesentlicb?iten  Beschlüsse  waren,  und 
wer  an  denselben  den  Hauptantheil  hatte,  üebcr  Einzelnes  müs- 
sen hier  Mutlimassungen  liinweghelfen,  die  aber  mit  gröt^ster  Wahr- 

72)  Tgl.  die  Bespreflmiigun  Friedrielis  mit  sciuen  Katlion  zwiöchcn  "len 
ShxuugeD.  ia  den«n  ülier  Uia  Wahl  der  ^xuinplare  beruthou  wurde,  bei 
iUuckh.  Briefe  I  p.  100  — lö2. 

73)  Ueher  die  Zjihluuf,'  d->r  Exemplare  KJuckholin  Briere  1  p.  159  Note  1. 
Unter  den  dcutschtsu  Kxoniiilan'n  uutci-Hchicdeii  dio  Fürston  vielleicht  einen 
correctcron  Drack  dos  Jnhres  ir>31  von  einem  incorreoteren  als  den  „anderen". 
Vgl.  Weber  O  p.  Ifi  ff.;  Anra.  «4. 

74)  Einen  Grund  für  die  Wahl  der  Exemplare,  der  hier  nicht  genannt 
«rird,  giebt  Dr.  Adnan  Altiinus  au;  k.  Anm.  71  am  Aufitng.  Aehnheb  Sebastiaa 
Olaaer  an  den  Qmfen  Ciü'ori?  Ernst  von  Ut^not^lKTg.  bei  Oclbbe  p.  73  und 
Chvtraeus,  Saehson- Chronik  II  |j.  143;  vgl.  das  württ«*mbergische  Votum  Kluck-f 
höhn  1  p.  KiO. 

76)  Bossolbc  berichtet  (irai  Lndw-ig  von  Eberstein  und  Hstxhe  Bore 
an  Ilcrzog  ßoniim   den  Aelteren,   den  30.  Jon.  (Berlin  lief.  13.  1.  b.}: 
darauf  den  herm  theologen  befolhoo,  etliohe  exomplar  des  31.jars  ausgaog«a|i 
lateinisch   und   teutjjeh   zu  collaoioniren,    und  wann  otlieho  oxcinplar   uorroct 
alsbaldt  nach  Leiptzig  in  quÄrto  etwan  2CJÜ  exemplar  zu  drucken  werden  abge- 
fertigot,  dereji  etliche  di«.  »huwuscnde  Chiir  und  fürsten  und  der  abwesend 
bottsrhafton    iinderüchriebon    und    bosiogolten ;    int    deitmiioh  geHtrigs  tags  die' 
voUauLuu  goiulich  geficheen.^     Vgl.  SoUg  III  p.  082. 


SolMnter  All 


223 


scheinlichkeit  zii  stellen  sind.  Alle  Berichte  scliweigen  davon, 
warum,  <la  man  doch  cinon  dem  Original  möglichst  nahestehenden 
Text  der  Confcssiun  zu  untcrwhrciht'u  wünsohto,  dio  alt^'n  Hand- 
schriften sÄmnitlich  übergan^Hi  wurden:  vielloicht  nur,  weil  es 
selbstverständlich  war,  dass,  da  fin  völlig  bejjiaubif^ter  Original- 
text nicht  vorlag  uud  die  alten  Himdschriften  von  einauder  ab- 
wicbon,  ohne  dass  man  einer  oder  der  andern  einen  Vorzug  zu 
geben  wusste,  als  das  Sicherste  erschien,  sich  an  die  Bnickaus- 
gaben  zu  halten,  welche  Mt-Ianchthon,  der  Verfasser  der  Coufession, 
selbst  veraiistaltc't  hatte:  andere  als  ^tfelanchthonsclie  Ausgaben 
kamen  bei  der  Bcrathuog  nicht  in  Frage.  Klar  ist  der  Qrund, 
ans  welchem  die  Variata  abgelehnt  wurde:  man  wollte  »ich  von 
dem  mulhniasslichon  Original  nicht  so  weit  entfernen,  dass  dio 
Gegner  den  neuerdings  unterschriebenen  Text  für  eine  andere  Con- 
feseion  als  die  dem  Kaiser  Karl  iiberreichtc  hätten  erkliireu  können. 
Dass  mau  gieichwohl  unter  den  lateinischen  Drucken  gerade  den 
ältesten  verwarf,  ist  auf  die  Einwirkung  des  Kurfürsten  Friedrich 
zurückzuführen:  wir  sahen,  mit  welcher  Beflissenheit  derselbe 
darauf  drang,  aus  dem  beabsichtigten  Manifest  der  Evangelischen 
jeden  Anklang  an  den  Kathulicisraus  tenizuhaiten ;  er  war  es  auch, 
der  auf  jene  Stolle  der  Apologie  in  der  älteren  Atisgabe  hinwies, 
um  deren  willen  man  diesen  Druck  ausmerzte."  Von  Kurfilrst 
August  hingegen  ging  der  vermittelnde  Vorschlag  aus,  welcher 
die  Forderung  des  Kurfürsten  von  Pfalz  und  das  Interesse  der 
kursächeisehen  Kirche  mit  dem  Wunsc^h  der  Majorität  ausgleichen 
sollte,  und  nachmals  einhellig  zum  Beschluss  erhoben  ward:  näm- 
lich, den  älteren  Text  der  Contession  in  beiilen  Siiraclien  z«  untere 
schreiben,  daneben  aber  die  Anerkennung  der  Variata  in  der  Vor- 
rede auszusprechen.  Zu  den  Befürwortern  desselben  gehörtti  untt^r 
AndeiD  der  Landgraf.  Das  Votum  war  seiner  uuionistischen  Ten- 
denz völlig  angemessen." 


76)  Vgl,  dio  Aüm.  71  an  zweiter  B(;oUe  citirte  Aufzeichnung,  naoh 
wdcbßT  der  Knrfiirst  dio  iieuts<_'be  Apülogio  als  untaddhaft  der  latvinistthen 
g^enübentelltc  Dioso  Üntensüheidung  i»t  vüllig  vutruETeud ,  dena  die  üoutuuhu 
A|>ologic  der  erBten  Aoagabe  vrar  Hpäter  rodigirt  als  die  latuiniHcho  und  in 
ihf^-^r  Entütuhung  bereits  von  der  umgoiüiderlun  Apologie  dw  zweiten  luteiDi- 
scium  (Octav-)  Aasj^bo  abhängig;  Wol-or  II  p.  91  — fW. 

77)  Kluükbolin  1  p.  IM),  ItiÜ.  Für  doa  lAndgrafen  vgl.  nimli  Calimch 
L).  IK),  HB,  132,     Lieber  seiuu  KcnutnisB  and  Bcurthoilung  der  Toxtfrogo  vor 


224 


SiobüQter  Abschnitt 


Wie  erinnerlich,  liatto  August  ureprüngüch,  j^ttich  Friedrich 
dem  Dritten,  gewünscht,  dass  die  Variata  iiuterzeichnet  würde. 
Wenn  er  hiervon  nn«;hniaEs  abging,  s«  mag  ihn  neben  den  Grün- 
den, die  der  bmndenburgiscbo  Bericlit  augicbt,  dabei  auch  die 
Besorgniss  geleitet  haben,  dass  man  auf  der  Variata  nicht  werde 
bestehen  Icuiinen,  ohne  den  Herai>g  von  Sachsen  zu  stürenden 
Oe^onforderungen  zu  veranlasflcn.  Trüß  dies  xu,  so  war  seine 
Besorgniss  noch  mehr  als  gerechtfertigt,  (\vi\r\  auch  so  wie  si 
getruffen  wurde,  tbat  die  Entücheidiing  dem  Herzog  niciit  Genü 
Wir  kommen  hiermit  auf  Dinge,  welche  der  Brandenburger 
seinem  Bericht  übergeht,  und  zwar  zuniicbst  die  Erörterun 
über  die  A'"oiTede  zur  C'onfeJi»i^)n,  welche  bereits  neben  den  andi 
über  die  Wahl  der  Exemplare  iu'rgingon. 

Nachdem  niinilich,  wie  erwähnt,  der  Kurfürst  von  Sach: 
den  Antrag  gestellt,  die  Variata  in  der  Vorrede  mit  zu  appro- 
bireii,  wurden  von  Ändern  noch  eine  ganze  Iteihe  von  Bekennt- 
ni.ssschriften  namhaft  gemacht,  die  sammtlich  in  gleicher  Weis© 
erwähnt  werden  sollten,  und  zwar  wünschte  ein  Jeder  die  bevor- 
zugte Bekenntnisssrhrift  seiner  Kirche  mit  unter  den  Schutz  der 
allgemeinen  Anerkunnung  zu  stellen."'*  In  dem  Gewirr  von  Vor- 
scbliigon  fand  aber  keiner  einhelligo  Zustimmung,  ausgenonimen 
vielleicJil  die  Erwähnung  der  Apologie,  denn  man  bfSL-hloss  end- 
lich, neben  der  Variata  nur  diese  noch  nanientllcb  anzuziehen, 
die  späteren  Wiederholungen  der  Coufession,  sowie  in  summa  alle 
„christlichen  Bücher"  der  Partei  nur  mit  allgemeinen  Worten  zu 
erwähnen.^'*  Von  den  abgelehnten  Antrügen  sind  drtd  besonders 
bemerkenswcrth :  sie  bezogen  sich  auf  die  sobmalkaldisehen  Artikel, 


dem  CuDvent  Be^fiuimUs  zu  tfcliliessea,  siad  die  drei  Stt>Iieii,  wie  mir  »cheint, 
Dicht  ausCüiirlicli  und  klar  griiug. 

7S)  Saug  lU  p.  07H  ff.    Klu:;khohn  Briefe  I  p.  159  ff.    Graf  Ludwig  v« 
Eberstcia  und  Matzko  IJonjk«  neuiuMi  voo  Rwkenutiiisseii ,  die  zur  KrwnhuaDg 
in  der  Praefation   vorgeschlagen  wiirJoa  neben  der  Apologie  und  der  Variata 
von  1540  nuch  dio  twi  commuiies  Mplancbtlnins ,  di«  silimaltaldischen  .\rtikrl 
die    TH'ürttoiutorgische    Coufession,    welche    dem    Concil    zu    Tiiont    iiUTreii 
worden,  die  stichsiscbe  He|N?tition  dor  Augiistnoa  vom  Jalir  1&52,  welche  ge\ 
da»  CuncU  ergnugeu,  lUm  Iraukruiliücheu  Abs<:liJed,  <:'n(ll{u]i  die  Wittenbe; 
Conconiio  vom  Jahr  15l{(i  (an  H.  U«miio  den  Acltcn^u,  dtm  30.  Jan. 
Bep.  13.  t.  b.). 

79)  Or&f  Ludwig  von  Kl^'-n^tüin  und  Matzko  iJorcke  an  lIiTzog  Barnim' 
düu  AüUcron  mn  HO.  Januar,  Uc'rUu  Kep.  IB.  1.  b. 


m 


Siolwntor  Äbsclmitt. 


225 


den  Franlifiirter  R^cess  und  die  Wittouberger  Concordie  vom  Jahr 
1536.  Der  erstgcnannto  giu;^  von  Jterzngf  Johann  Friedrich  aus. 
Wio  erinnerlich,  huttf  derselbe  urspriinglicli  ^^ewiinseht,  da«?  man 
zur  Unterselirift  auf  dem  Convent  sein  handschriftliches,  das  an- 
geblich Spalaünscho  Exemplar  der  Confession  wühle.  Es  gehörte 
jetzt  bereits  zu  den  äusserlichen  Zeichen  der  IntheriBchen  Ortho- 
doxie» zu  betonen,  dass  die  BpUteren  Ausgaben  der  A.  C.  vtTiindert 
soien  und,  selbst  wo  materielle  Verschiedenheiten  nicht  vorlagen, 
sich  miVgliehst  an  di'ii  ältesten  Text  derselben  zu  halten.  Als  man 
nun  nach  der  Coliatiou  das  erste  Mal  über  die  Wahl  des  Exom- 
plars  Umfrage  hielt,  verlangte  Johann  Friedrich  in  der  Voraus- 
sieht, dass  mau  seinem  Wunsch  nicht  Folge  leisten  werde,  man 
solle  mit  der  Druckausgabe  der  Ä.  C.  zugleich  die  Apologie  und 
die  schraalkaldischen  Artikel  unterschi-eiben.  In  dieser  Form  über- 
schritt der  Antrag  völlig  das  Prop-amm  des  Convents:  er  fand 
keinen  Beifall;  wohl  aber  uiihm  ein«  Keibe  von  Ständen  ihn  in 
der  andern  Form  auf,  dass  man  beide  Sciuiften  in  der  Von'ede 
ierwähnen  solle.  Nun  waren  unter  den  hei-vorragenden  evangeli- 
schen Bcfkenntnifisohriften  die  eobmalkaldischen  Artikel  die  einzige, 
welche  den  vichimstrittenen  Ai'tikel  vimi  Abendmahl  völlig  aus- 
schUetisend  im  lutherischen  Sinn  formulirtifn,  und  ilu-o  Autorität 
war  daher  eine  beliebte  Waffe  der  Orthodoxen  im  Kampf  gegen 
allgemeinnre  Formulirungeu  geworden;  aus  ihnen  strebten  sie  den 
Satz  „das  Brod  ist  der  wahre  Leib  Christi"  und  das  Dogma  vom 
Oenuss  der  Unwürdigen  in  den  allgemeinen  täglichen  Gebrauch 
überenrühren ;  allen  Lehrweisen,  hinter  denen  sich  die  Anschauung 
von  eint-r  leiblichen  Abwpsenlieit  ChrLsti,  einer  unküi-perüchcn 
MittlKHlung  der  sacramf'nt]i<hen  Gabe,  einer  Beschrankung  des 
Empfanges  auf  die  Gläubigen  oder  die  Erwählten  verbergen  konnte, 
wollten  sie  diese  kritisclien  Sätze  als  Interpretation  an  die  Seite  oder 
als  Correctiv  gegenüberstellen.  Dio  Absieht  war,  späterhin  dio 
schmalkaldi^hen  Artikel  zur  einzigen  KiL'htschnur  fUr  die  Deutung 
der  Confe«sion  und  vornelimlich  der  Erneuerung,  mit  welcher  man 
soeben  umging,  zu  erlubcn  und  damit  allen  Auffassungen,  welche 
der  schweizcri.'*chen  Lchiv  zuneig^teu,  den  Ansciiluss  au  das  Eini- 
guDgswerk  unmöglich  zu  machen.  Sehr  wohl  wurde  diese  Absicht 
von  I.flndgi-af  Philipp  vorstanden;  dies  bezeugt  seui  weiterer  An- 
trag: die  Wittenberger  Eiiügungsfarmi-l  vom  Jahr  1536  zwischen 
den  lutherischen  und  oberhimUsi-hou  Kirchen  gleiclifalls  in  der  Vor>- 

15 


226 


rede  zu  nennen.^*  Ob  mau  im  Kreis  der  andern  Recfessfiirsten 
ebenso  klar  sah,  als  man  auch  den  fronkfuilisclicn  Abächiod  unf 
lue  Liste  brachte?  Kuifüröt  Friedrith,  von  dem  dieser  Vürsohiug 
ausging**',  dachte  dabei  jcdenfalU  daran,  dass  er  um  der  reforrairtea 
ßcstandtheilo  seiner  Laudeskiivhe  willen  dem  Naumburger  Eini- 
gungswerk einen  ntiutrabm  Charactcr  wahren  müsse;  bei  den  Uebn- 
gen  vr&r  viellüicht  nur  der  allgemeint'  Gedanke  massgebend,  dass 
man  sich  der  Gelegenheit  bedienen  müsse,  jenes  vielangefocliteiie 
Bekenntniss  vor  künftigen  Anfeindungen  zu  schützen;  denn  sie 
waren  wohl  durchweg  gut  lutherisch,  und  mochten  sie  auch  die 
Unduldsamkeit  Juhann  Friedrichs  nicht  theileu,  so  Tcrrfilh  doch 
kein  äu.sserlichos  Anzeichen,  da^s  man  in  jenen  Tagen  bei  dem 
Letzteren  bereits  etwas  von  bösem  AVillen  oder  versteckter  Pole- 
mik gegen  die  Absichten  des  Convents  vorausgesetzt,  dass  man 
für  den  Ablauf  des  Einigungswerkes  Besorgniss  geschöpft  hätte. 
Hierfür  ist  charactoristisoh,  dass  man  über  alle  sturenden  Zwisohon- 
fiUle,  alle  Anzeichen  von  tiefer  liegen  den  Gegensätzen  anscbeineDd 
sorglos  hinwegsall.  So  wunlo  die  Einmischung  der  Jcnenscr 
Theologe»  in  die  Geschäfte  des  Conveubs*"  mit  blosser  Gering- 
schätzung abgetliaii.  Die  heimgelasseuen  Flaciaiier  Johann  Fried- 
richs schwebten,  bei  dem  gespannten  VerhÜltniss,  das  neuer- 
dings zwischen  ihrem  Herrn  und  ihnen  obwaltete,  erkJiirUoher 
Weise  in  der  Besorgniss,  der  Herzog  möge  zu  Naumburg  gänz- 
lich von  den  Gegnern  ihrer  Thenlogie  gewünnon  werden;  auch 
ohnedies  konnten  die  Männer,  welche  sich  zu  Herolden  und 
Wächtern  des  reinen  Glaubens  vor  Allen  berufen  meinten,  den 
Convent  ihrer  Gegner  nicht  thatlus  vorübergehen  lassen.  Sie 
sandten  nach  Naumburg  Einen  aus  ihrer  Mitte,  den  Jenenscr 
Professor  Matthäus  Judex,  um  mit  Gleichgesinnten  Verbindung 
anzuknüpfen  und  für  ihre  Sache  zu  Jigitiren.    TJerselbe  durfte  aber 


80)  Obwohl   nicht   aosdrilcklich   bezeugt   wird,   diss   der  Antrag 
riiilipp  ausging,  düKuu  wir  es  als  t>icht>r  aDDohmcn,  da  die  Fomiol 
uirgeuds  iiiebr   im  Ot-brautli   war  auss'T  in  llfsstr,   wo  sio  offitiellcfi 
dur  Landttakircbo  war  t^IIasgeDkamp  11  51B  ff.)  und  L.  Philipp  auf  sie  stots  bc- 
BOnderen  Werth  legte   ibid.;  oben  p.  75  Anni.  1^8.    p.  'J34.   - 

81J  Kluckhohn  Briijfo  I  p.  101;  vgl.  Salig  111  p.  G80. 

82)  Salig  m  p.  fJ73  ff.;   Progor  11  p.  Ö5  soqa.;   Cftlinich  p.  141  —  144, 
147  —  159.    Zu  boaiihteu  ist  auch  hier  die  Opposition  der  Flaciauer  gegen 
Vai'inta. 


SiclicntiT  Alisclmitt.  227  . 

schon  um  Johann  Friedrichs  willen  nqr  im  Geheimen  handeln 
und  gewann  wohl  einzig  aiif  den  Herzog  Ulrich  von  Meckk^nbiii^ 
durch  dessen  theologischou  Begleiter,  den  Hostocker  IVüfcssor 
David  Cbytraens,  einigen  Einfluss.  Die  FUcianer  schickten  auch 
auf  den  Convent   ihre  vorjährige  Bittschrift   an  die  evangelischen 

ride  um  eine  lutherische  %node.  sammt  einem  Begleitschreiben 
die  zu  Naumburg  versammelten  Fürsten;  woitläuftig  führten 
I  sie  in  demselben  aus,  dass  die  Existenz  rerdammlicber  Irrlehren 
unter  den  Evangelischen  unleugbar,  und  ein  Friedcnsschluss  an- 
gesichts derselben  faul  sein  würde;  aus  Zeichen  imd  Wundom 
prophezeiten  sie,  dass  Oottes  Zorn,  wenn  man  diesmal  versiiume, 
die  Kirclie  zu  säubern,  zur  Strafe  den  Moskowiter  und  die  Türken- 
plage über  tlio  Christenheit  hoivinfüliren  werde.  Diese  ZuRchrift 
seheint  einzig  Herzog  Ulrich  von  Mecklenburg,  unter  dem  Kin- 
fluss  des  Chytraeus  und  durch  ihn  der  Jenonser,  einer  ernstlichen 
Erwägung  gewürdigt  zu  haben;  die  Meist*>n  nahmen  sie,  wie  wir 
hören,  mit  Spott  auf  nnd  schickten  sie  den  Absondeni  mit  Ein- 
willigung Herzog  Johann  Friedrich«  unerüfinet  zurück.  Höchst  fatal 
war  sie  gerade  dem  Hei-zoge  selbst,  weil  ert  ihm  darauf  ankam, 
in  dieser  Versammlung  als  unabhftngig  von  ilacius  und  seinen  Ge- 
nossen aufzutreten:  er  eiv.ümtc  sich  und  stiess  einen  gröblichen 
Fluch  über  seine  „heillosen  Pfaffen"  aus.  „Es  geschieht  euch 
EecJit",  antwortete  ihm  der  Landgraf;  ,hnt  doch  früher  Kiemand 
etwa«  reclit  vorstellen  oder  gut  meinen  können,  aus-sor  ihnen; 
schickt  sie  aufs  Concil  in  die  Schule:  da  werden  sie  erst  lernen, 
was  sie  sind  und  was  sie  können,** "'  Er  mag  wohl  daran  gedacht 
haben,  wie  dereinst  Calvin  und  Butzer  mit  den  Lutherischen  geraein- 
sam den  Katholiken  gegenüber  gcstandi'u,  bevor  man  von  der  flncia- 
nischen  Orthodoxie  etwas  gewusst  Herzog  Johann  Friedrich  seiner- 
seits vereäumte  nicht,  seinem  Schwiegervater  zu  versichern,  er 
■  werde  die  ziinkistihcn  Theolügeu  schon  in  Schranken  weisen.***  lu 
iwHkirathung  auf  den  Zwischenfall  einzugehen,  liielt  man,  scheint 
I  es,  für  überflüssig.  Unbeachtet  Hess  man  es  auch,  dass  Heraog 
Ulrich  von  Mecklenburg  noch  während  der  dargestellten  Berathun- 
gen  erklärte,  er  könne  die  Confession  nicht  mit  Solchen  zugleich 
I  ontcrsohreiben^  welche  sie  anders  verstanden  als  er,  und  die  For- 


83)  BeU.  XXXn  A.  Gdbke  p.  I5Ö. 

84)  Vortrag  des  Dr.  Monleisen   vom  3.  Fobniar   in  der  pommonchoo 
AulJEeiuhimug  (s.  Auiii,  1>3). 

15* 


Mbaiiter  Abschnitt 


doriin^  aufeteUte,  es  ßollß  ein  jeder  Fürst  sieb  über  dio  scbwo- 
bendcn  Controversen  erklären:-"  ebenso,  floas  die  Vertreter  der 
braudeubiirgi sehen  Herzoge  Hans  und  Geo:^  Friedrich  sich  laut 
ihrer  Instruction  vernehmen  liesscn:  ihre  Herrn  unterschrieben 
die  Confessiuii  nur  luitcr  der  Voraussetzung,  da^s  bIIo  theilneli- 
nienden  Fürsten,  gleichwie  sie  selbst,  alle  Lehren,  welche  der 
Coofession  widerspi-ächen,  möchten  sie  nun  zwingfUsch,  calviniscb 
oder  wie  sonst  immer  heissen,  günzlich  verdammten.  Nach  ihrom 
eignen  Bericht  erhielten  sie  nicht  einmal  eine  Antwort  auf 
Ausführungen.*'*' 


85)  Nach  einem  Schreiben  dos  Judox ,  Salig  III  p.  679.  Der  Schritt  ist 
vermutlilich  auf  den  Jtnih  dos  vm  <lou  .Tcnensem  hpciulltissten  Chytrneus  su- 
r&cliEufüljren;  a.  dessen  Gut.icbt»u  über  dio  Subäuriiition,  t>alig  HI  660  E; 
rianck  VI,  230. 

6C)  Pr.  Albinus  an  Markgraf  ilaai«,  Dicni^tag  ii.  l'auU  Uekclirung  (di 
26.  JuL.-,  vgl.  Aum.  70,  71):  sio  haben  mit  ^utcn  deutscheu  Wortes  gan>det, 
wio  in  der  Inatruetion  befohlen;  ,rs  hats  mich  iiiomnD'i  widerf(K:hten  norh 
sicli  angegolimmoD,  dun  ich  vonucrk  soviel,  das  auch  ITolz  und  Wirtti'U- 
bcrg  (!)  ni'.'bt  aller  dteog  caluinixdi  sein  wollen,  -toDdorD  in  seinen  lelmm  eines 
grossen  undersuliied  maebon.'^  —  Das  Dntuui  ist  ersichtUch  aus  Cbytraeus  brj 
Salig  III  p.  678;  die  Angabe  über  die  Kt^de  der  markgriiTUoben  Oosaadtca 
daMlbst  kann  nicht  wobl  gcuiiu  gein,  denn  mit  der  Forderung  der  C<>ud<Mn- 
natioLeu  hutten  dio  Gesandten  ihre  Instruction  übcrschtitton.  Das  geujtuii- 
samo  Instructionsscb reiben  der  Maikginftu  Hans  und  Georg  Friedrich  an  VoK 
von  Kütcritz,  Dr.  jur.  Adrian  Albinus  und  Iterthold  von  Mandelslohe,  Pete 
den  15.  Jan.  (Original  Berlin  Kcp.  14.  7)  boanitragt  dio  Gesandten  cu  orUfiRa: 
ihre  Herren  hatten  die  A.  C,  A|HiIogie  und  Sühniatkaldi^i-beu  Artikel  den  pro- 
phetischen und  apo»tuliscben  Sthriften  gemiisa  berunden  luid  bUher  ÖffcoUich 
bekiiiiut,  w^ivn  darum  geucigt,  sie  immer  wic^der  zu  bekennen  and  hÄttea 
uuisowcniger  TliHlcnken,  sio  jetzt  wiederum  neben  den  juidem  Fürsten  jtu  wUir- 
schreiben  und  zu  bcsicgehL  „'W'ii-  verstunden  aber  Irer  allerseitz  lAen  gemoth 
dohin  gorichtot,  weil  sie  dio  Augspurgische  ConfosHion  vou  ncuom  xu  vdln* 
ziehen  ...  «Dtschloöeeii,  das  auch,  allerseitz  Ir  l^eu  allon  corniptiilBO  nd 
seot«n,  die  der  Angapurgischen  ConftiSKion  zueutwidLM-  worcu,  so  in  aofiichttiag 
der  Augspur glichen  <'onres.<fion  dazumals  genesen,  oder  sich  ioduss  en.>igtict 
hctten,  sowoU  itzo  kogenwertiglich,  als  daziunaJls  geschehen,  sie  wercn  zwiDi"- 
lisch,  caluinisj'h  oder  wit»  dii-selben  mouhtea  benant  wei-deu,  genzUchcn  vjt- 
dnmmeten  und  wiedoraprecbeu;  mit  «otehem  verstnuiie  wir  uns  dan  Doohnudt 
zu  soluher  Aiigspui'giBehcü  Confessiou.  Ajuilugia  und  Scbmalkoldischea  artikcb 
Ton  noutni  bekant,  und  dicsolbige  durgostalt  ÄDgeuhomt.-n  und  voraouert  haben. 
Und  ob  dokogen  von  otlichcn  gonpraUa  irfiutra  mochten  vorgobracht  werdra, 
als  das  der  Caluinus  noch  nicht  ul«r\vuüden,  darauf  mit  kurzen  vou  unsetot- 
wi:gcu  zureplicireu,  were  des  Caluini  oder  aatlcii-i-  kihere  der  AugspuigiwhcQ 


1 

1^ 


BieboQter  Äbfiohnttt. 


229 


Gleichwie  man  slle  diesen  Störungen  nur  vornchnio  Miss- 
aicbtUDfr  oder  doch  die  Miene  derselben  ontf^egon setzte,  so  war  aucll 
iiie  Vorrede,  welche  die  Kurfürsten  lYalz  und  Saclisen  im  Auftrag; 
der  Versammlung  entworfen  Hessen,  anscheinend  oder  wirklich, 
Ton  völliger  Siegeszuversicht  dictirt.  Es  galt  in  derselben,  gleich- 
■vfie  man  durch  die  Anerkennung  aller  Ausgaben  der  Oonfession 
den  Vonvurf  widerlegen  wollte,  als  seien  die  Pmtestanten  mit 
der  Zeit  za  andern  Bekenntnissen  übergegangen,  so  nach  Möglich- 
keit auch  den  Schlüssen  zu  begegnen,  welche  die  AUglüubigen 
aus  den  langyftJirigen  StrcitigkiHten  unter  den  Protestanten  ziehen 
konnten  und  in  der  That  längst  gezogen  hatten.  Xuii  hatte  man 
zur  Viiraussetzung  des  ganzen  Werkes  gemacht,  dass  alte  ver- 
handelnden Fürsten  sich  iuL  Glauben  iu  allen  notbwendigeu  Dingen 
als  einig  betrachteten,  auch  der  Zuversicht  lebten,  dasa  Keiner 
von  ihnen  in  seiner  Landeskirche  wirklich  unevangelische,  unduld- 
bare Lehren  hal)o,  dass  nur  die  rttchthahorischen  Doctrinäre  im 
eignen  Lager  und  die  (iegtier  des  ganzen  Protestantismus  din 
bt-stehenden,  sei  ea  formellen,  sei  es  stofflichen  Variationen  der 
Lehre  (deren  Vorhandensein  gänzlich  zu  bestreiten  wohl  Kieraan- 
dem  einfallen  kumite)  zu  AvesentUcheu  Gegensätzen  aufbauschten. 
Dieser  Vuraussetxung  hatte  man  duich  die  bekauntt.'  Clause!  im 
Einladungsschreiben  einen  wenigstens  verständlichen  Ausdruck 
gegeben;  ihr  hatte  sich  auch  der  Herzog  von  Sachsen  dereinst 
zu  Hilsbach  und  neuerdings  durch  die  nuchträglicho  Itatiticntion 
des  Ausschreibens  zum  zweiten  Mal  wenigstens  äusserlich  anbe- 
quemt. Bisher  hatte  Uu-  auch  noch  Niemand  eigcntliih  wider- 
sprochen; man  hatte  nur  in  mehr  oder  minder  deutlichen  Anträgen 
versucht  ihr  den  Sinn  unter/uschieben,  als  sei  die  prätendirte 
Einigkeit  im  Glauben  keine  andere  als  die  exciusiv-luthcrische 
im  flacianis<;h-nied(rrdeut8ch4'n  Vorstand.  An  ilon  Votjs  d**r  Mehr- 
heit waren  diese  Versuche  gosdieitert,  soweit  wir  unterrichtet  sind, 
ohne  dass  man  ihre  Tendenz  zu  untersucht  oder  derselben  eine 
ausdrückliche  Erklärung  entgegengesetzt  hatte,  einfach  indem  die 
Äntiiige  abgelehnt  wurden,  welche  darauf  abzielten,  um  das  Eini- 
^ufigswerk  eine  für  alle  „Sectti*cr",  vornehmlich  die  „Sacranien- 

ooafeemon  zawiedor,  so  hiclti^n  vir  dio  nicht  uzibillioh  als  vonrcrflich.  und 
h«ttOD  allein  diss  zu  erclomng  uuscrs  gowiescns  nicht  umb^ehcn  mugcn,  da^ 
wir  die  Aag^pargiäclio  Conf>'Ssion  aadcrer  gcstalt  imU  mit  andenu  vorstando 
nicht  vomooren  mochtca,  dum  nie  gemelt.** 


230 


tirer"  unübersteigliche  Mauer  zu  ziehen.  Solchor^restalt  mussten  die 
OrtliodöXPD  ilire  FordoruDj^rn  an  die  wahre  Ktohoit  im  Glauben, 
wenigstens  indircct,  fiir  zurückgewiesen  erachten,  und  als  mau 
nun  gleichwohl  dazu  schritt,  dem  Satz  von  der  Glaubenseiiih- 
der  deutsch-protestantischen  Kirchen  einen  feierlichen  öffentlichen 
Ausdruck  zu  geben,  kannte  ea  nicht  anders  gehen,  als  dass  d^^ 
verdeckte  Xwiespalt  in  offenes  Sclüsma  ausbrach.  ^| 

Die  Vorrede  erhielt,  noch  dem  Muster  derjenigen,  mit  wel- 
cher die  Confession  das  erste  Mal,  im  Jahr  1530,  überreicht  woi 
den  war,  und  entsprechend  dem  di;inunstrutiven  Zweck  des  Unt 
nehmens,  die  Form  einer  Adresse  an  den  Kaiser.    Wie  man  in 
den  vorgängigen  Berathungen   beschlosaen   liatto,   ward  darin   er- 
kUrtf  dass  die  Fürsten  zur  Unterschrift  den  ureprünglichen  Tej^_ 
der  ConfcssioD,  vdc  er  nach  dem  Augsbmger  Reichstag  veröffei^l 
licht  worden,  gewählt  hätten,  um  desto  ausdrücklicher  zu  bekun- 
den,  dass  sie  nicht  gesonnen  seien,  eine  andere  als  die  damals 
bekannte    I^ehre    einzuführen.      Es    wui-den   darauf  die   Apologie 
und  die  Vaiiata  (diese  als  eine  ausführlichere  Darstellung  derselben 
Lehre)  ausdrücklich   anerkannt  und  mit  allgemeinen  Worten  auch 
die  späteren  Wiederholungen    der  Ci>nte5sion    so^vio   alle   andern 
„christlichen  Schi'iften"   der  Partei  angezogen;   endlich  legte  man 
gegen  die  katholische  Interpretation  gewisser  Artikel  der  ConfessrciH 
feierlich  Verwahrung  ein.     In  der  Einleitung  zu  diesen  Ausfüli^^ 
rungon  aber,  die  den  Zweck  des  ganzen  Unternehmens  erläuttfni 
aoUte,   ward  gesagt:   mit  der  Erneuerung   der  Confession  vroUo    ! 
mau   den  Vorwurf  widerlegen,  als  seien  die  Evangelischen  nicht 
mehr  einig  bei  ihier  christlichen   Lehre,  sondern   in   viele  Rich- 
tungen zerspalten,  zum  Theil  auch  von  der  A.  C.  abtrünnig  go-, 
worden;  dieser  Vorwurf  ward  als  böswillige  Verleumdung  bezcicI^H 
iiet  imd  dagegen   mit  Entschiedenheit  erklärt;    die  Evangolisehe^^ 
seien  von  ihrem  Glauben  nie  gewankt  noch  gewichen,  noch  hatten^ 
sie  Verfälschungen  desselben  unter  sich  einreissen  lassen.*' 


1 


87)  Dio  ureprängliohc  Form  ilrr  Vorrede  wt  nidit  bekannt;  die 
gültige  {Gelbko  p.  232  ff.)  ist  in  der  Einicitung  gegen  die  orstorc  aus  Ooutiivoiis 
gegen  Johoon  FrieJrii.-li  aligeändurt  worden,  wie  sieh  aus  dos  ITcnEoga  Bomac- 
kuug  über  die  spätere  Fassuii;;  ergieU:  »obwol  befiuiden,  datf  iiu  eingang  der 
prnvfation  etliche  rhumrettlgn  wort  iu  der  vorendeiieu  iiottf^l  aiisgelassim  . .  > 
(Gelbko  p.  1Ü4).  Auf  den  Wortlaut  dcR  ersten  Entwurrs  Ulsst  sich  aus  der 
Protostsuhrid  des  Herzogs  gegen  dieselbo  schliosseci:  ,zuui  ersten,  so  wii\l  ia 


Sebenter  Abschnitt 


231 


knüpften  die  Orthodoxen  an.  Wären  au«  dem  Schooss  der  deut- 
s<?lu'n  Roformntioii  nie  andro  Sondcrichron  lu^iTorgogftugen  aU  die 
wiedertiiuferiscln'ii,  Sehwonkfeldschen,  iiborhuupt  solche,  dio  von 
den  föreüichen  Ijandeski rohen  stets  und  einhellig  verworfen  wur- 
den, so  hätten  für  dicsniftl  vielleicht  selbst  die  Oithodoxcn  die 
Erklärung  unbeaiistflndct  passircn  lassen;  donn  dass  diese  in  das 
Zengnlss  un verwerflicher  Tjohre,  welches  man  dem  deutschen  Kir- 
chen ausstellen  wollte,  mit  hätten  eingeschlossen  sein  sollen, 
konnte  Niemandem  in  den  Sinn  kommen,  imd  es  war  darum  über- 
flüssig, gegen  solche  Meinung  Venvahrung  einzulegen-,  wohl  aber 
tmischloss  jenes  Zengniss  die  „  Adiaphoristen " ,  „Mnjoristen  '*, 
„Sraergisten"  und  „Sacramentirer**  (sofern  man  dit«  Wort  auf  die 
Bolienner  der  calvinischen  und  melnnchthunischen  Abeudmablslehro 
in  Deutschland  bezng);  anerkennen  ihirfte  ps  mit  g[Uem  Gewissen, 
wer  in  diesen  vielbeschrienen  Ketzereien  theils  nur  formolle,  theils 
unwesentliche  oder  doch  nicht  unerangelische  Abweichungen  er- 
blickte; unertriiglich  aber  musste  jenp  Yersiehenmg  Dpnen  sein, 
welche  im  flÄdiaphorismus",  „Majerismus"  und  „Synergismus'' 
ein  bemänteltes  Papsttluim,  in  der  pi^ncramentirerei"  eine  reÜgion- 
zeretörende  Schwannorei  oder  Lil>t)rtinage  sahen,  und  vor  Allen 
dorn  Herzog  von  Sachsen,  der  seit  Jahren  Alles  daran  gesetzt 
hatte,  die  öffentliche  Äechtung  dieser  Lehren  durchzusetzen.  Dass 
nun  die  Veranstalter  des  Convents  gleichwohl  dem  Herzog  von 
Sachsen,  dem  Mecklenburger  uad  Andorn  jene  Sätze  zur  Unter- 
schrift Tortegten,  erklart  sich  dies  aus  allzu  grosser  Harmlosig- 
keit? Hatten  sie  bei  den  Sonderanträgen  Joliaim  Friedrichs  und 
Herzog  Ulrichs,  bei  den  Erkliinuigen  der  niarkgräf liehen  Ver- 
treter die  Absicht  noch  nicht  herausgefühlt,  vielleicht  nicht  ernst 
genomiuen?  Oder  wähnten  sie  sich  im  IBesitz  der  Mehrheit,  die 
auf  ihrer  Seite  stand,  so  stark,  dass  sie  glaubten  durch  Majori- 
tätsbeschlüsso    den   Orthodoxen    den   Mund   stopfen   zu   könnea? 


dor  gestclteo  prtcrntion  alzuhoch  goruomt,  das  der  Augsimri^scbcn  Coofession 
v^rwtüto  stc-nde  im  wcniiS'ti'U  nicht  gewiochen  soyn,  noch  jederzeit  gewankt 
}uLbfia  oder  von  der  reineD  lalir  abgeschrietten ,  noch  aucli  unter  Ihnen  corru^i- 
telea  entstanden  sein  sollen  . . ."  (G«Ibke  ii.  102).  Mit  IJfxiif,'  auf  dio  Vcr- 
ganfooheit  der  der  deutschnn  Kirchen  wird  dieso  Behauptung  in  der  sijjiteren 
FossQitg  nicht  mehr  diroct  ausges]) rochen.  —  Verfasaor  der  Vurred«  waren  dor 
pOLsisoho  Riith  Dr.  £hem  und  der  korsSchsigcho  Dr.  Cracow;  Chytmeus,  Sach- 
sen>Chn>nik  11  p.  144. 


232 


Siobontor  Aliachnitt. 


Wio  auch  der  Schritt  gemoiut  spin  mochte,  sie  befanden  sich  int 
Irrthum. 

Als  am  dreisaigsten  Januar'*^  der  Entwurf  dem  Plenum  unler- 
brdti.'t  wnrde,  empfing  ihn  kfineswegs  emo  i-asohe  und  aU^meino 
Zustimmung,  sondern  eine  Menge  von  Einwendungen  wurden 
laut.  Noch  einmal  wurde  enirtort,  ob  und  welche  Bekenntniss- 
schriflen  neben  der  Apohigic  imd  Variata  in  dtT  Von-ede  zu  nennen 
Strien;  altenniils  wurde  jjclordort,  dass  man  die  schmal kaldi sehen 
Artikel  besonders  anziehe;  die  Mehrheit  verharrte  endlich  bei  den 
p;fassten  Besclilüssen.  Aber  ti*otz  des  Einladungsschreibens  und 
der  IVoposition  verlangten  Viele  nun  auch,  dass  man  der  Lehr- 
verftilschun^'n  in  der  Vorrede  mit  NainiMi  gedenke.  Im  Namen 
der  jungen  Herzoge  von  Pammem  wurde  votirt,  man  müsse  sie 
wenigstens  namentlich  anfühi-en,  wenn  auch  ohne  eine  Terdani- 
mung  auszusprechen;  im  Namen  Herzog  Barnims:  man  solle  sich 
eines  chiistlichen  Bodenkcns  über  die  Secten  und  CoiTupieU-n 
vergleichen  und  dtisselbe  der  Confession  anhängen,  damit  die  in 
der  Torrede  boeh  gerülimtf;  Einigkeit  nii'ht  blosser  Schein  bleibe."' 


88)  Für  dieticii  Ta»  Satig  HI  p.  &a.  Kluckluitio  I  p.  102.  Fragmoat 
eines  ProtakolU  der  lloraÜiuiig  IIs.  Berliu  l<ß\).  14.  7.  nnssoll)e  ist  andatiTt. 
musa  aber  zu  diesom  Tag  gchi:»r©n  1)  weil  in  der  Bcratliung  schon  von  dar 
fortig  gestollton  Vorrede  gesprochen  ynrd,  2)  weil  die  GesÄndtoo  H.  Biunintt, 
Orar  Ludwig  von  Eberetoin  und  Mat^ke  Borcke,  von  ihrem  ia  dem  PratnktfU 
imthaltenen  Votum  schon  in  tiiuem  IJriof  vom  ;30.  Jan.  berichtcm.  Vgl.  ujiclisö' 
Aom.  I.eider  ist  das  Protokoll  zur  lliUfto  unleserlich;  die  chaiacteriatisi.  Lsten 
Vota,  soweit  die&olbcn  oinigennnssen  im  Zusammenbang  zu  ontzifforn  waren, 
8.  BeiUgo  XXXII.  B. 

80)  lUTZOg  Barnim  ilor  Aoltera  liatte  mührcre  Tliwilogen  und  Käthe 
coosultirt,  tutd  war  mit  dt^nsollion  der  Meinung,  das»  es  nicht  gonäge,  di« 
Confession  zu  unterst-hreiben,  sondern  auch  verhütet  werdeu  müsfl«,  d;i  '''- 
lelirer  sich  uuf  dicbolbü  bt-riofcii;  zu  dio^cm  Zweck  vorlaiigtL>D  diu  Tii 
dio  namentlicho  Verdammung  einer  ganzen  Itoilio  von  Lehren,  u.  A.  dos  Survoi, 
StancMirus,  Oslander,  Schwenk Md,  Cnrlstjwlt,  Zwingli,  Owolnmpadius  uoil 
Cnlvin.  Dio  Riütlie  und  der  Herzog  besohrftnkten  sich  darauf,  nähere  ErkU- 
nuig  übrr  die  ^ner  I^hri>unl;1e  zu  fordern,  über  wolch»  sich  seinor  Zest  im 
fluni riirtiscke  R^cess  n&ber  auKgesiirochon  hatte,  wßil  doi-selbe  iu  Pommen 
uicht  aogcuommtm  war,  und  weil  dies  zugleich  die  moist  umstrittenen  Lelu- 
imuktP  waren.  Ls  war  urs]*rünglich  sciuo  Absicht,  üiuo  Instruction  di«wa 
lubaltä  mit  dou  jungen  Ucraogen  von  rummom,  den  Söhnen  dos  löOO  va^ 
storbcnen  Herzogs  Philipp  zu  vaix'inbaran;  i^  wurde  ihm  ontgognct,  dicmibcfl 
küuntvn  so  weitgchcndi;  Ht^i^chlü-^so  ohno  Zuslimniuiig  des  ilirer  Hiudcijtthfil* 
keit  halber  ihnen  zugeordneten  Ausschusses  der  Landschaft  uicht  Ths^  wÜ- 


iwönnin 


233 


Herzog  Johann  Friedrich   von  Sachsen   aber  verlangte,  (lasa  man 
die   Secten   in   der   Vorrede   Bpet-ificire    und    verdamme:   Heraog 

Tpod  äe  die  blosse  Subskription  dor  Ä.  C,  wöü  sie  dem  Tostamont  ihnw 
Vati>r&  eutä)iräoho,  wohl  Kolbsrstjiudig  vollziehen  därftcn;  sie  gedächten  ihre 
Gt>sandtoii  nur  i\i  dieser  zu  eniUichtigeu,  im  IJübrigoD  ihnen  zu  Ijcfohlon, 
sk-li  in  keinerlei  weitere  Erorteroiig  eiüzulassoo.  Ifenmnch  instniirte  H.  Bamim 
der  Acltcrc  seino  Gesandton  hesoaders.  Im  Eingang  des  vorliegenden  Ent- 
wurfs wird  erklärt  „zu  bestjiudiger  erfaaltong  der  warhoit  und  eiuigkcii  ganz 
oiitig  »ein  das  nicht  alleino  gonoeh,  die  Artikel,  der  man  einig  oder  vergleicbon, 
mit  eigeotli^eu  üdlen  wort«n  2U  IjekenoijD  ....  souderu  das  ....  mich  di« 
luititliettis  oder  adversativa«  der  gcwesöueu  oder  noch  wereudeu  irthumm^n 
klcrlich  geeatzt  nnd  verworfen  wurdon,  und  oh  wol  in  sulehon  üachim  die 
lh«re  vomomlich  und  nicht  di<^  peiiion  7.11  vordAmmen  Ist,  damit  soviel  mugliirb 
einigbeit  erhniton  und  fiido  gesucht  werde,  swllcn  auch  uosoro  gcsantcn  darzu 
thaen  ratheu  und  hellen,  wlneh  dauehen  gudt  aeht  hnhen.  das  ohu  ahbruch  der 
(.'odtlicbep  warheit  und  der  ivinen  Ihero  ohn  schaden  der  luule  gclimjjf  gesueht 
und  bedacht  werde."  Im  Verlauf  werden  vier  Puutto  herrorgohobeD,  über 
w<jlt'ho  eine  Erklilnuig  besouder»  ni>thig  sei;  e»  sind  dies  dieftolbeo,  welche 
der  fnukfurtiM'lia  Roceas  vom  Jalir  18.58  behandelt,  den  äeiDGi7.eit  die  pom- 
merwthen  Theologen  nicht  hatten  annehmen  wollen  (Oramer.  iiomnieriRche  Kir- 
chen-Chronik,  fiiich  in  €ai>.  30)-  Es  worden  Erklärungen  übtir  dieselben  vor- 
geiichlageo,  weicht.«  zwar  keineswegs  den  Fla<.-ianem  und  den  niedordeutschen 
Zeloten  genug  tliun  konnten  {so  wird  die  PiitputaUon  de  ubiquitate  cei'puriu  Christi 
fiir  iDÜsaig  erklärt  utid  liotreflK  der  Adiaphora  —  in  Uoboroinstimtaiuig  mit  dem 
obengedBcbtcD  Gutachten  d-'rTluelMgen  —  ausgesprouh'JD.  dass  in  diesem  Punkte 
Niemand  zum  Ketzer  wenlen  könne),  in  der  Lelire  vom  Abendmahl  aber  für  die 
Vertreter  der  mehmehlhonisehen  uiid  refunnirten  Kichtang  vÖlHg  unannehmbar 
wuren.  Mit  Namen  veru'orfen  wird  ditbei  nur  der  Qsiaudrigmua.  Sollte  man  übri- 
geuh  wider  Erwarten  zur  Sulsciiption  sdireitou  olme  dieser  Funkte  zu  gedonkeo, 
so  muAK  der  Herzog,  was  Andre  meinen  vor  Gott  vorantwortoo  zu  können, 
ge8f;heheii  lasRoo,  und  die  Cfesandlen  sollen  mchfsdoKto weniger  die  ITutorsehrift 
in  Gotte»  Kamen  vollziehen.  Zum  SeUluss  worden  die  VoroiDbarniigt'a  dos 
(^ankf.  Eecesses  über  die  Kirchenaufsicht,  Censur  thoologiseher  Prucksuhriften  otc. 
gutgidimssen  und  empfohlen,  dieselben  der  A.  C.  anznbtingcn.  —  Dass  die  Aof- 
til^  dos  Herzogs  aus  dem  Concopt  auch  in  die  eudgülÜge  iustruction  über- 
giogcn,  beweist  ihre  AuHführnng  durih  die  flesandton;  vgl.  uuten.  —  üutach- 
teo,  au^^cUt  von  Magister  PiiuIuk  von  Roda,  HuperintendonteD;  Christophomi^ 
Shunm^iuA  und  Johaunes  Kogclor,  der  h.  Sebrifl  DD.  (Copie  8.  d.).  Herzog 
Bamim  d.  Aelt.  an  die  jiin)£en  lierm,  Älb^n-Stetlin  den  2.  und  12.  Januar. 
Die  juugco  Herrn  an  II.  Hamim  d.  Aelt.  ^Volgast  den  .'>.  und  Stolp  den  7.  Januar. 
—  Concept  der  Instruction  Herzog  Barnims  s.  d.  äämmtlieh  Berlin  Kep.  13. 
1,  b.  —  E»  tat  zu  bemerken,  dasa  die  Herzoge  von  Pommern  dundi  Johann 
Friedrich  von  Sachsen  eingeladon  waren.  (Xeudeckcr  1  p.  23S;  Kiuladungs- 
Krhreibon  in  demselben  Fn.sriket)  —  Graf  Ludwig  von  Eberstetu  und  Sdatzke 
Boroke  b«ricfateo  nn  H.  Uamira  am  30.  Januar  {Berlin  Rep.  13.  1.  b.):  sio 
lutben  aiuh  boroits  im  K;tiU  veruehraon  lassen,  dasa  ihr  Herr  cdno  wahro  Frucht 


Sipboatgr  Abscbm'tt. 


234 


Ulrirh  von  Mecb]f»nb«rg  pflichtete  ihm  bei  nnd  fülirte  aus, 
maji  vornehm! ioh  dio  iSacramt-Mitirer  verwerfen  müsse,  weil  sie 
sich,  zur  Verwirrung  der  annen  Gewissen,  der  Augsbui^scUea 
Confession  als  Det^kmantel  ihrer  Ketzerei  bedienton;  als  Beispiel 
—  schon  wirft  hier  der  Aufschwung  der  niederdeutschen  Ortho 
doxie,  dosaen  Erfolge  die  Resultate  des  Naumbur-jer  Tags  zer- 
stören sollten,  seinen  Schatten  in  die  Verhandlungen  —  citirte 
er  ileii  UrenitMiser  Hardenberg;  er  wie-s  daranf  hin,  dass  über 
diesen  sammt  anderen  Saemnientirern  binnen  wenigen  Tagen  auf 
der  Kreis versaram hing  zu  Braunschweig  das  Verdamm ungsurtb eil 
fallen  werde:  die  Theilnehnior  dieses  Beschlusses  würden  die 
Natimburger  Acten  nicht  unterschreiben,  falls  nicht  auch  in  diesen 
die  öacranientircrei  vei*worfen  werde. 

Es  wäre  interessant,  die  Vota  dieses  Tages  Tollstüudig  zu 
kennen:   leider   haben    wir   nur  wenige,   und  diese  vt'rstüramelt 
Doch    lässt   Bich   ersehen,   dass  unter  Andern  Kurfürst  Friedrich 
lang  und   eifrig  gegen  die  Forderung  Jübaan  Friedrichs  und  des 
Herzogs    von   Mecklenburg    sprach.     Der  Laudgi-af  von   Hessen 
erinnerte  an  die  Toleranz  der  Apostel  und  an  die  wittenbergische 
Concordic,  in  der  sich  einst  Lutheraner  und  <>berländer  über  die 
Abendniahlslehre  verstiindigt.     Beide   appelliilea  an  die  Mensch- 
lifhkL'it  der  Yersanmilung;  sollte  man  den  katholisehen  Herr^hem 
fremder    Nationen    durch    leiditfertige    Verdauuuungeu    Vorwanil 
und   Grund  zur  Verfolgung  ihrer  evangelischen  Unterüianen  lie- 
fißm?    Solche   Reden   können   nicht   ohne  Eiufluss  auf  die  Mit- 
glieder der  Versammlung  geblieben  sein,  denn  am  Ende  nahmen 
AU©  die  VoiTcdc  an  wie  sie  war;  nur  die  Herzoge  von  Siicbsen 
und  Mecklenburg  erbaten  Bedenkzeit  und  Hessen  sich  das  Con- 
cept  der  Vorn>do  zu  weiterer  Prüfung  mitgeben.     Am   nächsten 
Tag"**  Erneuerung  des  Protestes,  begleitet  von  einer  ganzen  ßeih« 


i 

I 


TOD  dorn  'Werlce  Dur  absoboD  Iföouc,  wenn  ibro  kur-  uad  fürstUchon  Guadeii 
siuU  in  etlichen  stritti^n  Punkttm  gottselig  zum  Kurzestcu  uoU  Kiufiilti^stM 
erUärti^D,  luid  dien  BektinritniäB  dtir  A.  C  iin(^i-li:injL;t  wiirtlo.  Der  Enrfnist 
und  Herzog  von  Sachsr-n,  der  Karfürsl  zu  Bniucienburg,  Pfalzgraf  WolljflWI 
und  Württemberg  sind  darin  mit  dem  Honsog  einig;  wie  es  sie  nbor  anaebt 
wird  es  schwerlich  gosK'ht'hi.'ii ,  sondern  im  gegenwärtigen  ZC'itpankt  für  un- 
möglich erachtet,  und  vielleicht  auf  eine  ZusammeuMcliiclniog  der  Theologen 
voniclLoboa  nordon. 

80)  Saligin  p.  (J85.    Sebasliau  «lascr  boi  Gelbke  p.  94.    Beil.  XXXI1,C 
(In  einer  liste  xu  Kautnburg  vorloseaer  Schriftätücke,  BerÜD  ßop.  14^  7.  «iid  i 


Llnchnftt  235 

Erinnoniögen  wider  deu  Entwurf  rler  Vorrede;  vomeliralicli  nber 
zogen  dio  Herreu  an,  dass  diiriii  bebimptet  werde,  es  seien  keine 
Corruplelen  unter  den  Evang^elisclien,  was  doch  klare  und  offen- 
bare Unwahrheit  sei;  der  Herzog  von  Sachsen  spielte  dabei  auf 
seinen  Schwiegervater  von  der  Pfalz  und  den  Kurfürsten  August 
an.  In  dieser  iSitzung  vermutJdich  war  es,  dass  der  Landgraf  im 
hellen  Zorn  über  Johann  Friedrichs  Wortbruch  ihm  und  der  ge- 
rammten Orthodoxie  eine  flanmiende  Stxafrede  hielt  Noch  einmal 
rückte  er  ihm  mit  bitteren  Woi-ton  vor,  wie  unehrlich  er  mit  dem 
Einladungsschreiben  veifahi-on.  „Ihr  habt  euch  dadurch  ein  I/ijch 
offen  behalten,  damit  wir's  machen  mdssten,  wie  ihr  wollt;  aber 
das  wird  nicht  geschehen;  unser  Zwölf  werden  wohl  so  fest  sitzen 
als  ihr  mit  euren  thörichten  Pfaffen.  Ihr  wollt  huhen,  dass  man 
die  Leute  verdamme,  die  man  nie  gehört  hat;  das  thuo  der  Teufel 
an  meiner  Stelle!     Habt  Ihr  ja  so  grossn  Lust  zum  Condeniniren, 


auch  «Dr.  Airiau»  Vurzeii-hnias"  erwühut;  da8  |,uijgoroi'lioko  vorzoichouas  etc.^ 
welches  in  IJiülagc  XXXII  C.  thcilwciso  roprixlmirt  wird,  ist  voo  rief  Kimzloi- 
hand,  io  wolohor  die  Bpriobte  dos  Dr.  Adrian  Albinns  geschrieboD  sind;  rtt^m- 
tauih  bot  M  vcniiuth]i<:!i  dii-son  xuin  VorfasMM).  T)aMt  diu  bior  rofohrteii 
Beden  dos  Ijuidgrafen  nicht  aul  den  vuthcrgDUäodou  Tag  fallt-n,  scbU(^sse  iuh 
aus  dem  Scbrcibon  der  Abgcordnßtrn  Barnims  vom  30.  Januar  (vorigo  Anm. 
am  £üd<');  diE>iHilbeu  baiton  noch  nicht  der  Mühe  werth  zu  erwibnen,  dass 
gegen  die  Vorrede  Eiu-ipruob  ertiobon  worden  sei.  soodorn  bL»riuht4'D,  dtisri 
dieselbe  ^heute**  einbflU^  un^numinen  worden  sei;  nach  so  h(*fti(^n  En3r- 
teruDgea,  als  in  Beil.  XXXil  *_'  b^richlet  werden,  wäre  dies  wobi  niohi  mebr 
möglicb  gowasea.  Dasä  die  Kedeu  deg  Landgrafen  niuht  in  die  |invat«  Unter- 
bandlBog  der  Fürston  mit  Johann  Friedrich  EoUea,  crgiobt  ein  Scbrcibon 
Cbristiiin  KuasewV  an  die  juncea  Ilei-zo^a  von  l'otnmorn  (Berlin  Kep.  13.  1.  b.) 
vom  2.  Febmar:  ,dfr  tandtgmff  hat  im  intb  selbst  votiret,  den  Ilirirum  mit 
rilen  bonÜchcn  und  spitzigen  worton  sngrifFuii  .  .  .  sich  auch  zimUcbe  anmuhe 
gemacht,  das  m.  g.  b.  herzog  berzog  Jobans  fhdcriuh  das  ausschreiben  der 
abrede  genioMs  nicht  gesteUft  .  .  .*  eto.  —  Die  Angnlie,  dass  der  Herzog  von 
llüfiscn  und  Kursacbsen  ,:m  Fürstenrath''  heftig  ongt^foohtcu  worden  (nacbsto 
Anm.)  ist  wühl  nicht  dahiu  zu  deuten.  diLss  dii>s  in  besonderer  Sitzung  der 
Fanten  gesobehen  würe;  wir  wiisHeu  weuigsteiiä  nicht,  dass  soloba  nach  der 
CoUntioDining  der  Texte  noch  statt  gefunden  hütten;  der  Berichteratatt«r  konnte 
die  Worte  ,im  Fiirstenrath*  gleiehwoliJ  brauchen,  weil  or  nicht  zu  den  TbeU- 
nehmem  geböilc;  ein  theilnebm^'iidor  Gesaudto  hütto  schreiben  müseen  ,iin 
Rath*.  —  Nach  alledem  könnten  nur  noch  etwa  die  an  zweiter  Stolle  citirten 
Auslassungen  l,ich  wulte  hoher  todt  Kein'^  etc.)  au  eineu  uudern  Ztiitpunbt: 
die  AuAeinandersotzung  der  Färston  mit  doo  Bcputirtcn  Johann  Friedrichs, 
welche  am  Mergon  des  zweiten  Februar  detwn  Protest  anbriogen  sollton,  zu 
verlegen  Bein  (vgl.  den  Bericht  Mordeisena  vom  3.  Febr.  p.  :*3&,  240;  Anm.  95). 


236 


eecbnr 


iranim  fangt  ihr  nicht  bei  euprra  IllyricuH  an,  der  mit  seinfl 
Handschrift  zii  üborfilhren  ist,  dass  or  ein  Arianer  ist  und  diÄ 
Gottheit  in  Christo  verlen^ict:  das  väiv  Condomnirons  wer 
tausondfaoh  mehr  als  dasjenige,  was  dieser  Pfaffe  über  die  fipon 
men  Wittonborgor  und  Leipziger  ei-dichtet  hat  Es  kann  so" 
genau  nioht  abgeben;  es  hat  einmal  zu  Zeitou  cintir  eine 
andere  Meinung  als  der  Andre  über  den  und  jenen  Arti- 
kel; sie  können  darum  doch  in  der  Lehre  sich  vertragen. 
Ich  kann  auch  meinen  Pfaffen  nicht  wehreu,  dass  beim 
Sacramout  und  anderen  Artikeln  der  Eine  andre  Gedan- 
hen  hat,  als  der  Andre;  ich  gestatte  ihnen  aber  darum 
nicht,  dass  sie  von  Stund  an  mit  ihren  Menschengedan- 
ken- und  -Worton  auf  die  Kanzel  treten  um  Andre  z^^ 
verlästern  und  zu  verdammen,  wie  die  Tlieologeu  zu  Jei^| 
thnn,  sondern  sie  müssen  mir  im  Ijehranit  übe  rein  stimmen  de  Form 
und  Redeweise  brauchen."  Und  wieder:  „ich  wollte  lieber  tausend- 
mal tödt  sein,  als  mich  mit  der  Sünde  bela<lpn,  eine  solclio  Zerrüt- 
tung anzuriciiten,  dadurch  viel  frommer  Christen  abzuscli recken  und 
Denen  ilirw  Beschwerung  und  Gefahr  zu  mehren,  die  um  unserer 
Religion  willen  Veifalgung  leiden.  Wer  das  zu  Worms  ange-  , 
richtet  hat,  bedaif  wohl,  dass  es  ihm  Gott  vergebe;  ist  Kicbts  | 
als  lauter  Ehrgeiz  gewesen,  dass  wir  allein  den  Ruhm  haben  und 
die  sein  wollen,  die  unsei-s  Herrn  Gottes  Wort  recJitsohaffen  ve> 
theidigcn.  Und  dazu  niacht  ihr  oiuen  Papst  aus  dem  Dlyricus, 
als  üb  er  nicht  irren  könnte,  auch  wenn  er  die  Gottheit  in  Cluiiito 
verleugnet,  und  als  ob  das  nicht  so  grosse  Sünde  wäre,  wie  wenn 
Einer  einen  Chorrock  anzieht!  Ich  hab'a  wolil  gedacht,  es  würde 
so  zugehen;  ich  kenne  die  Köpfe  wohl;  aber  wir  wissen  auch,  ^ 
yvas  dahinter  steckt!*^  ^M 

Das  war  nicht  das  einzige  Bittere,  was  der  Herzog  vül™ 
Sachsen  zu  hören  bekam.  Auch  vum  Kurfürsten  August  wirf 
berichtet,  dass  er,  im  "Verein  mit  dem  Landgrafen,  seineu  Vetter 
„gar  übel  angeschnaubt  und  angefahren  mit  allerlei  verdneesUchea 
Drohungen'';-''  es  kimn  auch  nicht  gefehlt  haben,  dass  die  Meb^ 
zahl  der  Versammelten  insgemein  die  Herzoge  von  Sachsen  und 
Mecklenburg  mit  energischen  Vorstellungen  zum  NHchgi-beo 
drängte,    denn   die  Versammlung   musste   in    der  That   über  den 


91)  Calioich  1^5. 


Siebenter  Abschnitt. 


237 


unenvarteten  Zwiespalt  in  die  äussoi-ste  Bestürzung  umi  Besorg- 
nißs  verfallen  sein.  Seit  mehreren  Ta^cn  schon  weilten  die  Nun- 
tien Pia«  des  Vierten,  Bischof  Coraniendone  von  Zacynthus  und 
Biseliof  Delfino  von  Faro,  am  Ort  niid  warteten  auf  Audienz,  um 
die  Fürsten  zur  Beschickung  dos  angesagten  Concils  einzuladen; 
die  kaiserlichen  Commissare^  welche  ihnen  zur  Unterstützung  bei- 
geordnet waren,  hatten  bereits  in  der  Versammlung  Vortrag  ge- 
halten. Bei  dem  weiten  Gewissen,  mit  dem  in  jenen  Zeiten  die 
Diener  der  Fürsten  das  (jeheimni.ss  in  den  ticschüften  ihrer  Herrn 
behandelten,  war  gar  niclit  dai-auf  zu  rechnen,  dass  die  Parteiung 
im  CüDgretof  diesen  unbe(]uemen  Zeugen  verboigeu  bleiben  künne, 
und  es  war  darum  <lie  günstigste  Wendung,  welclie  man  dorn 
Handel  nooli  zu  geben  vemioehte,  wenn  es  gelang,  den  Riss  so- 
bald als  möglich  wittdur  zu  stopfen.  Am  Ende  der  Sitzung  war 
man  denn  auch,  wenn  wir  unsere  Berichte  recht  verstehen,  so 
weit,  dass  der  Herzog  von  Mecklenburg  imr  norfi  verlangte,  man 
solle  in  die  Vorrede  an  der  Stelle,  wo  vom  Abeudmahl  die  Hedo 
war,  eine  rechtgläubige  Erklärung  über  diesen  Lehrpunkt  ein- 
schieben, tmd  dass  Johanti  Friedrich  zum  zweiten  Mal  Bedenk- 
zeit nahm.*^  Die  Bemtliungen  über  L'ntcrischreibung  der  Con- 
fesaion  imd  Vorrede  macht^'u  nun  auf  einige  Tagt»  der  Verhand- 
lung mit  den  Nuntien  und  Erörterungen  über  die  Concilsfragc 
Platz;  inzwischen  b^annen  die  Fürsten  ohne  Tiieilnahmo  der 
Gesandten  mit  Jobann  Friedrich  zu  verhandeln.  Gewann  man 
diesen,  so  war  freilich  die  Kraft  der  Opposition  gebrociien;  aber 
die  Hoffnung  wiir  trügerisch.  Die  Herren  schlössen  aus  Johann 
Friedrichs  persönlichen  Anspielungen,  dass  der  wesentliclie  Grund 
i8einf?s  Widrrspruclis  in  seinem  n.^ligiösen  Zenvüifniss  mit  Kur- 
fürst Friedrich  liege  und  meinteu  noch  Alles  in  das  riehtigu 
Gdleis  bringen  zu  künneu,  wtmn  sie  hier  ins  Mittel  trüten.  Die 
Rolle  der  Unterhändler  übernahmen  Wolfgang  und  Christoph,  die 
in  ihren  lutherischen  (iewissen  wohl  selbst  Über  die  Stellung  Kur- 
fürst Friedrichs  beunruhigt  waren  und  sich  gern  seiner  Ortho- 
doxie versichern  wullten.  Würe  es  nun  dem  Herzog  nur  um  die 
pereönliche  Gluubensanschauung   seines   Schwiegervatere   zu   tliun 

92)  Vgl.  doo  Anrang  de«  Citat«  bei  nachi*ter  Anm.  Da  liie  Kürtivriiiigoa 
des  Horxof^  von  Mecklenburg  vorher  viel  weiter  gingua,  kiinn  man  die  Krinne- 
nug  Dr.  Uordeiaens  nur  auf  dun  Bcblu»s  der  Sitxuag  vom  31.  boziehcn.  — 
tsalig  a.  a.  U. 


^ 


238 


Biebcintcr  Abschnitt 


ms- 


gewesen,  so  hütto  pr  iiach^ben  müssen,  doiin  der  Ablauf  erg 
übHrzeugend,  daSvS  Kurfürst  Friedlich   noch  ijjimer  den  Calvinis-" 
mus  iii  seiner  I.Andoskirtho  nur  duldete,   weil   er  ihn   nicht 
häretisch  zu  vordanuuen  wosste  und  das  Verhalten  der  calrioiscbe 
Geistlichen    ihm    keinen    Änlass    zu    Strafen    gab,    während 
doeb  selbst  noeb   völlig  lutherisch  dachte.    Johann  Frieda 
rieh  wollte  dai*über  hinaus  seinen  Scliw leger vater  zwingen,  jedem 
nicht  lutberi&cheD  Bekenntuiss  in  der  Pfalz  Schutz  und  RK^ht  z| 
Teraagen;    aber  er  hatte  es  auch   noch  ebensosehr  mit  der   kur-' 
aftohaischen  Landeskirche  zw  ihun,  und  wollte  nach  wie  vor  aucli 
die  Verdammung  des  Adiapüarismus,  wo  sieht  sein  Confutatior 
buch   in  Bausch   und   Bogen   den   doutsi^hon    Kirchen   aufdi-iuigen 
Die  Mübwaltuiig  der  vermittelnden  Fürsten,  die  Geduld  Friedricli 
des  Dritten,  der  seinem  Schwiegei*sohn  vorsohnlich  entgegen  kam, 
80  sehr  er  irgend  konnte,  miisste  darum  vergebens  bleiben.     El^| 
ist   bekannt,    dass  Juhann   Friedricli    endlich,   um   sich   weiterem 
Drängen   zu   entziehen,   wit>   ein   Süchtiger  hoinüich   nach  seiner^ 
B<^idenz    zurückreiste.     Was   inzwischen    sich    zugetragen    hatu|H 
berichtete  der  knrsäclisische  Minister  Dr.  Mordeisen  vor  der  Voi^ 
Sammlung  aller  Gesandten  und  ncrrn  nach  dem  Referat  des  br 
denburgischen  Kanzlers  Dr.  Distelmeyer  folgendermassen : '" 

Es  sei  den  Gesandten  erinnerlich,  wie  man  beschlossen,  eii 
Vorrede  zu  verfas-sen,  und  deren  allerseits  einig  gewesen 
„alleine  dass  Mecklenburg  bei  dem  Artikel,  da  von  dem  Sa 
ment  des  Altars   geredet,   eine  Erklärung,   wie  erstlich  di 
Sachsen   en-egk,  gebeten.     Herzug  Johann  Friedrich   hätte   seü 
Bedenken  aufgezogen  und  darnach  den  Kurfürsten  von  Sachse 
gebeten,   er   wolle   den   Kurfürsten   Ffalzgrafeu  ersuchen,    da 


yS)  „Relation  was  Jie  Herreo  mit  H,  Johnns  Friedricb  zu  Saolissen  gp- 
liaiidült,  Moutags  nach  rurilicotiouis  Manao  Anun  Lx."  (IVfilin,  Itt»|).  14.  7. 
Von  der  llaad  Distelmt'yers).  Dio  Vorglcichung  mit  einem  midero  8tück: 
„Den  3.  Feliruarii  in  gomeiaom  radt  von  wegen  d<?s  Omrfursteu  zu  Sach&iaii 
durch  D.  Mordeinen  oacli  der  leng  iiiundlich  vorgebracht**  (Berlin  Hcp.  13. 
von  der  Kanzleihaiiü,  in  welclior  die  Bpriuhte  der  Vertreter  H.  Barnims 
A«lterit  goKcbrioU'ii  sind)  i^r^icbt,  dasK  mirh  das  erstgenuinte  eine  Aufti 
iiung  des  Mordeis lusclien  Vortra^R  ist;  beido  BÜmuien  fast  voUstftidiK  ül>eroiii; 
wo  sie  abweichen,  Tordient  mehrfach  an  bclongreicberän  Stellen  die  braudcutj 
hurgisoho  grösserer  Klarheit  halW  den  Voncug;  doch  bricht  diese  in 
Mitto  ab:  dio  Mitthuilungen  Mordeisens  übor  die  Vorguachichte  des  Coiivfnta 
CDUnüt  nur  \ik-  piiiimiei-schü.  —  Vgl  BoU.  XXXH  C    Klackhohn  I  162  ff. 


tück: 


I^benter  Absohoitt. 


239 


. 


derselbe  sich  des  Herrn  Xachhnahls  halben  vertraulich  erklären 
möge,  und  Ursach  daher  genommen,  dass  derselbe  des  zehnten 
Artikels  im  doutsoJit*n  Kxemplar  Itodonken  geli»bt  Weil  aber 
der  Pfnlzgrid"  sirh  zur  Subscription  erboten,  item  die  Worte 
leiden  können,  die  in  der  Apologie  Htehen,  hat  der  Kurfürst 
zu  Sachsen  weitere  £rkläruug  zu  bitten  nicht  vun  Nüthen  ge- 
achtet; darüber  sich  zugetragen,  dass  l'falzgraf  Wolf  und  der 
Herzog  zu  Württemberg  in  eigener  Person  eine  Erklärung 
erlangt,  welche  sie  Herzog  Hans  Friedrichen  eniffnet,  der  darauf 
zur  Antwort  gegeben,  wenn  sieh  der  Tfalzgraf  Kurfürst  also 
auch  gegen  ihn  oder  seine  Räthe  erklären  würde^  dasa  er  damit 
\roUte  zufrieden  sein.  Es  hat  aber  solche  Erklärung  aisu 
gelautet,  das»  er  des  Sacramentä  halben  keiner  ver- 
fübreriächen  Lehre  wäre,  sondürn  glaubte:  dass  mit 
Brot  und  Wein  denen,  welchen  das  Nachtmahl  des 
Herrn  geben  würde,  wefientlich,  wahrhaftig  und  gegen- 
wärtig geben  und  von  ilmcn  mit  dem  Munde  empfan- 
gen wQrde  der  Leib  und  Blut  des  Herrn,  wann  sie  es 
nach  der  Einsetzung  Christi  nehmen.^'  Nun  hätten  die 
Herren  gemeint,  Herzog  Hans  Friodiich  würde  damit  ersättigt 
sein,  s<inderlich  weil  der  l'falzgrnf  Kurfiii-st  unbeschwert  ge<- 
wesen,  solche  Erklärung  gegen  iliD  peivijnlich  auch  zu  tbun; 
wie  er  sie  dann  auch  gegen  seine  Rathe  also  geilmn .  da»s 
Eberhart  von  der  Thnnu  selbst  gesagt,  der  Pfalzgnif  liätte 
des  Sacrameuts  halben  so  ein  stattliches  Bekenutniss  gethan, 
dass  er  darob  erireuet  wäre.  Herzog  Haus  Eiicdrich  hat  aber 
damit  nicht  wollen  erslittigt  Rein,  sondern  gefugt,  es  wäre  seine 
Nothdurft.,  sein  Gcmüth  von  dem  ganzen  Werke  alleine  an- 
zuzeigen, mündlich  und  schriftlicli.  Dies  hätten  die  Herren 
gern  abgewandt,  sicli  auch  erboteii  ihn  zu  besuchen  imd  Ursachen 
anzuzeigen,  warum  solche  Absonderung  nicht  gut;  er  hätte  sich 
aber  mit  seines  Leibes  Ucgelcgenbeit  entschuldigt  und  elf  Käthe 
auf  das  llatlihaus  geschickt,  welche  gedachte  seine  Erkhiruug 
allen  Herrn  und  Gesandten  gegenüber  thim  sollten.  Bei  denen 
hätten  die  Herrn  mit  Notli  erhalten,  dass  sie  nbengemetdeto 
UroacliOD  angehört    Wiewohl  ihnen  dann  dieselben  in  Schriflcn 

IM)  Fabt  wörtlich  ebeoso  in  Btiü.  XXXII  C.  In  der  pommersclion  Auf- 
Mi«:hDun(^  lies  Vortruge:  „ilws  im  .ibentmjü  der  warhe  loib  und  das  Mut  JIhjku 
Cliriüti   guroicht  und  mit  dem  mundo  giTuitntinii  wurde.'' 


SiobenttT  Absolinitt 

nicht   übevgebon   wonlen  (weil   mnii  sich  vor  Schriften  gel 
so  sind  sie  docli  protooollirt^^  und  ist  mit  niigehangen  woi'de 
wo  er  solche  stattliche  UrRachen  nicht  bedenken,  sondern  sichl 
von  den   Ändern   absondom   wünle,    dase   wohl   xu   enneGsen 
wäre,    wem   aller  Naclitheil,   so   aus  Verhindoruup   dieses  ge-J 
meinen  christüchen  Werkes  entstehen   würde,  zuzumessen  sei;  j 
das   ihm   denn    die  Uerru   nicht  gerne  gönnen  wollten.     UndJ 
hätten    die   Herni    gemoint,    er  würde   zufrieden   gewes*en   oder 
dodi  zu   ilinen  gekommen  sein   uud  .sich  mit  ihnen  fi-eundlich 
untenvdet  haben;  haben  auch  in  der  Hoffnung  zu  dorn  Pfidz- 
gnifen   Kui-fiirsten   geschickt   und   ilm    bitten    lassen ,   er   wolle 
Geduld   haben,   denn    man    handele   ihm   Nichts  zu  Nachtheil, 
sondern  wns  geschehe,  (ias  tiiäten  die  H(Tru  zu  Erhaltung  guter 
Freundschaft.    Er  ist  etwas  ungeduldig  gewesen  und  hat  gesagt^ 
weil   Herzog  Hans   Frieilridi    eine   Schrift    übergeben    wollte,*' 
sü  wäre  seines  CJewisseiis  uud  seiner  Eliren  Notlidui-ft,  sich  vor 
allen  Herrn  und  Oesamlten  auch  zu  erklären  und  rlor  veijagten 
Prediger   halben   also  zu  entschuldigen,   dass  sie  einsehen,  er 
habe  sie  nicht  der  ('onfession   halben  abgeschafit,  sondern  um 
uiigobiihrlietier  Huiidlungen   willen,  die  kein  Herr,  er  wäre  so 
geduldig  als  er  immer  wollte,   von  ihnen  hätte  leiden  könnes. 
Es  haben   ihn  aber  gleichwohl   die  Herren  gebeten,  er  wollte 
Geduld  liaben  bis  auf  heute  (3.  Februar);  darauf  er  heute  wieder 
bei  ihnen  anhalten  lassen.    Wie  nun  die  Herren  in  guter  Hoff- 
nung  gestanden,   so    liätte  gestern   (2.  Februar)   kurz   vor  dem 


9S)  Ponuncrsoho  AuFzoichnnng:  „und  sind  dftrin  Sui-sachcii  aDgozogdL" 
Das  Datum  «les  Vorgniigs  iet  nrsiulitlich  aiis  der  Erwülinung  Un  O^Ibkep.  157: 
„vorgaugena  Stintags;"  d.  i.  d(^u  2.  Feliriiar.  Beido  Bestitnmungi?n  trcfFen  M 
auf  die  l»'i  Gidbku  p.  K)8  IT.  nl>g<! druckte  Bchrift,  dio  niicti  der  TiteUogabo 
bei  raliiÜL'h  y.  182  Noto  1  ein  „niiiudlklif-s  Vorbringen'"  aii  Ht-raog  Johun 
Friodricb  wiedergebt:  iti  ihr  ist  dcmriacb  das  rrutokoll  der  -Inliaiin  Friedricha 
Käthen  gemachtori  VorUalhingcn  zu  sohon.  Irrthümlichor  "Weise  wiixie  sie 
bisher  als  eine  Antwort  auT  .Inhauu  Friodricbs  schriftliclien  Protost  betrachti«; 
deraelbü  wui-do  orat  na<jhmals  am  Abend  deaselben  Tagea  oingiüTctoht;  a.  di" 
Aam.  D7,  OS. 

Üti)  PonimorBcho  Aufseicbziung :  es  ist  ibnec  dabei  gesagt  'woiden  etc.: 
dahor  acch  dii^ser  ^ititiaug  iu  d(?r  ttührifUicboii  Wirdorgtibe  fehlt. 

97}  Pomraerscho  Aufzoicbuuug:  „weil  der  herzog  zu  Saehswn  t-i» 
schriyft  zu  übergeben  sich  voroebinerj  laaseii."  .Uso  war  sie  noch  nicbl  uber- 
gvbcu. 


341 


k 


* 


rndessen'*  HorzO;^  iliins  Kricdrirh  drd  Riithe  zum  Kuifiirston 
vim  Sftolisen  uiul  I^ndgrafim  von  Tlosscn  goschiclft  und  ihnen 
vermelden  lassen,  dass  er  von  seinen  Kiitheii  geniiji|:siiin  Herloht 
bekommen,  was  sio  ilim  filr  Ursachen  zu  Gemüth  fülircu  Itu^son: 
weil  er  aber  dieselben  zuvor  niu'h  bei  sieh  betraclitet,  so  hiitto 
er  bald  duraul  selihessen  können,  ,;nd  könnte  (iLmiijsens  halben 
nicht  mngelien,  seine  Krkläninp:  zu  tliiin.  Weil  nun  die  andern 
Hf'rn>n  und  Hotschafton  nieht  zup'gen,  so  wuWUi  er  es  ilineii 
/»stellen.  Kr  hätte  aiieli  vei-atandon,  das.s  die  Herren  vielleicht 
meinten,  er  wäre  mit  dem  Pt'alzgrafen  Kiufüi-sten  nicht  einig; 
an  dem  würo  üb  nicht,  >wjndern  er  Imtte  sein  Bedenken  auf  dio 
ganze  Prüfation  ^^(stelU,  weil  er  darauf  nicht  niieh  Nothdurfl 
angehört  worden,  uml  zwar  so  fi;limpllich,  duss  Nteniiind  darin 
angegriffen  wUrde,  nnd  wäre  ein  fein  Bedenken  mit  an^'-ehan^n, 
wie  zu  der  Einigkeit  zu  kuniracn.^' 

Soweit  der  Bericht  des  Brandenburgers.  Wie  wir  des  Wei- 
teren crfahix'n,  war  es  schon  zu  spiit  am  Tag,  um  die  überreichte 
Schrift  noch  im  Rath  zu  verlesen;  man  duehte  am  nädisten  Mor- 
gen mit  .Icihann  Friedrich  weiter  zu  verhandeln;  der  Hor/og  ab*'r 
fuhr  vor  Tuf-esiUibruch  ..iiemine  salutato".  „un/ijesögnut",  auf  und 
davon;  nur  einig«  Riithe  blieben  zurück,  die  bei  den  Kurl'iirsten 
von  Pfalz  nnd  Suclisen  höfliche  Kntschuldigun.cen  ausrichteten  und 
die  gestern  schon  nieliivren  l'üi-steu  ilberreichte  rrulesLschrifl  an 
alle  anwi'senden  (Hisnndten  vortlieilten.  Im  Ijiuf  des  Tages  reifte 
auch  sein  tiefolge  ab.^-' 

Mit  nicht  gi-ringem  Zorn  mögen  dii-  Herren  iliesns  Docu- 
mont  studirt  haben,  in  dem  „Niemand  luigegrilVen'"  .lein  sollte.'*** 
i>a  iBtond  zu  lesen:  man  wilrde  sich  gegen  das  klare  Verbot  OuttOB 


S)8)  I>i(*ttt'llpt.'  ZoitboAtimmiiD);  cr^iL-tit  sit-h  auch  uns  der  {umiiiioischcti 
Auffteieltiituig  und  dem  Bririrht  Ä-ltastian  Oltsprs  bui  Oi*lbkt'  p.  Uli.  —  Boi 
JCluckbohn  I  y.  \C>.i  Noti*  ^1  Vw/X  <ii'iiuiii(Ii  ein  MiRsvcrsÜUiJiiiss  vor;  Brürk 
Qtiil  vou  di-r  Thaiiu  liiiiiTicn  in  ilir^-r  Au(li<>nx  hA  Fni-th-icli  nur  au^nkurujigt 
hfll»*».  dfiBs  üt-r  [h'ntoj;  eiai-  Sc:lirift  UbiTtt-tf-lu-u  wtTiK'. 

99)  l'uninu-i-vch*.'  AufxciL-linuns  tli\s  ilfinliMSi.'nscbi.-n  Vurtmgs  —  Aiü-ijui 
Allnntui  nit  Mnrkgmr  Haim  MotitAg  uavi\  Manni<  Ticlitint^sfi,  Bi-rliu  K<'|i,  14.  7. 
—  Seliastiaii  Ubt'M'r  nii  Umf  lii-ui^  Enit^t  von  Hi'hhi-Ixt^  d.  4.  Fi'Imjiir.  '»■•IMir 
(».  IM.  —  niristüui  Kiisauw  au  iI»'u  fiiiNtliili  |nimmt'rsf:ln'ii  Kaiixli-r  nuf  Wolf^st, 
Val'*ntiti  vitii  Kiotsteili'n ,  <1.  A.  tVlim.ir  uiut  "Imf  I.iuiwiy  von  Ktjprstt'iii  nn 
Herz*)*!  HAniun  <l"'n  Ai'lteroii,  d.  7.  Ft-liroar.  Ilorliu  \if\i.  IX  1.  b. 

1(10)  AtKlnick  bwi  l'uAhk*?  p.  W)  tt. 


242 


Siobi'iitor  Abfichnitt 


vpisüiidigon.   dtis   (itito   hina?    iiiid    diis   Böse   gut  noimon. 
man  div  LchrvcrfülKchuDgxm  so  unUT  <ItMi  Kvnngelischen  iu 
veiTtjangenen    Jaltren,    wie   zum    Beispiel    zur   Zoit    des   Interims 
(uämlich  in  der  kursüWisiK'hen  I^iindeMkirche)  ein^Tissen  seion  a|^| 
leugnen,  oder  «Imo  ein  Wort   drr  iMlcliining   die  Bescbützer  irn^^ 
Vertret4?r  oifenbaivr  .Se*'t(»n  mit  zur  nntci-scliritr  zulassen,  w'w  zu. 
Beispiel  gewisse  Leute  von  dviww  riiiinni^Iirh  tund  und  wks«i 
dass  sie  in  der  Abcndinidilslfslire  uiehr  dun  Zwinglianora  als  d 
retditglitnbi^^on  Bekonutnisseu  anljinji,^'n,   wie   sie   denn    noch   n 
wenig  Wochen  treue  Diener   abgesetzt,   nur  weil   dieäf'lben   si 
im  I*redigeu  an  die  augsburgisrbe  Oonfetaion  gi^halteii   (also  trotz 
seines  f,mt   hUherischen   IJekcTintnissus    musate   der    Kuiflirst   von 
l*falz  ein  Zningliiiner  sein  und  bb^iben,  nur  weil  er  nicht  duJdete, 
dass  die  Calvinisten   auf  der   Kanzel    verketzert  wurden   und  sie 
niolit  unterdrückte).     AJs  ob  er   nie  zu  Hiläbach  f,iMvescn,  citirt 
der  HerKug  sein  Confutalionsbucli  und  fuhrt,  aus,  nuui  würde  d 
recliten  Sinn  der  Confession  in  Zweifel  stellen  und  »ie  zum  Unt 
Bchhipf  für  alle   Irrlelu-or  machen,  wenn   man  nicht  in  der  Vi 
redn  die  Irrli'hn^n  mit  Namen  anziehe  und  verwerfe.     Dann  folg? 
die  verMtetkle   Insinuatiun,  dass  Solches  ein  Werk  der  OleissnePO^j 
und  wer  sich  dazu  verstehe,  selbst  kein  Anliängor  der  au^^^sbui^;!^! 
■  sehen  ('anfession  mehr  sei:  der  Satz  welcher  den  Selilus.sstein  di« 
orümdexen  Ijchr^^ebäuiles,  den  rechten  Hort  der  stn'itbaren  Flacia- 
ner  bildete.     EndUch  wurde  den  Ji'üi-sten   zum  V»irwuif  gemacht, 
dass*  sie  gerade   diejenige  Bokenntnissschrift,    welche  wie   keine 
andre  ge<»igiiet  sei,   die   Aujiirnstana  ^'e^en    liiii-etischo  Ausbeutung 
zu  verwtduen,   weUrhe  als  recht  eigentlicher  christlicher  Commen- 
tftr  und  Canon  für  das  Verstandniss  derselben  von  den  bert 
testen   Thcrolo^^'en  abgefasst  worden:   die  schmalkiddischen   Artikel. 
nicht  mit  einem  Wort  hätten  erwiihnen  wollen.     Zuletzt  verwahrte 
sich  der  Verfasser  feierlich  dagegen,  in  die  Beschlüsse  der  Mehr- 
heit gewilligt  zu  haben  noch  jemals  willigen  zu  wollen. 

Mehr  nttch  als  durch  den  gndjfn  Witrlbriuh  des  Ilerzogs,^ 
die  versteckten  Anschuldigungen  und  deu  bek-idigi-nden  Ton  geist- 
lichen Hochmuths,  der  seine  Protestschrift  durchwehte,  wurdi 
die  Voriuistulter  de«  Cnngresses  in  Kiregung  versetzt  durch  die 
Süpposition  von  der  das  ganze  Schriftstück  ausging,  als  sei  es 
Absicht  des  Gonvents  gewesen,  zuerst  die  eingestandener  Massen 
vorlLandeueu    Zwiespiilte    in    der   Lehre    beizult^n,    alsdann   die 


imen^i 
llhflM 


Sie^wiitpr  Alist'liait:. 


243 


ii(i  zu  besiegeln,  nach 


.onfcÄsiüii  zu  nnterscii reibe 

;        non    musstc,  als  hJitten    di<^    Kiii-sten  das  IVofcnimn  ilos  Conveuts 

[       nicht  inneffeliaUt'n. 

^K  Kiirftirst  Aujfust,  Herzog  Christoph  und  Pfttlzjirrat'  Wulfgimg'*"» 

^^bc^ohlogÄon  die  Sat-hUgo  vor  allen  Änwosendeu  f^Ttindlich  klar 
st^illun  zu  las«?».  Nui-fi  an  dem  Morj^n  der  Abn-ise  Johann 
Kriedrichs  wni*den  sänuntliclic  Fürsten  und  (Josaudten  zur  Ver- 
samnihm^^  berufen;  der  kurturstliih  siiehsisclie  Rnth  Dr.  Mordci»en 
trat  auf  und  erinnerte'"^  zunächst  die  Versammlung,  wie  das  Au8- 
scihreiben  zum  Tonvent  gelautet,  wie  man  nueli  diesem  Aussehixn- 
beu  flueh  die  Propositiim  gethan,  und  was  sie  olJe  hierauf  mit- 
erlebt und  angehiirt  bin  man  die  Berathungen  über  Subscriiitiun 
und  Viirreile  vertagte.  Dann  erzählte  er,  wie  die  Kürstoxi  mit  d*-'m 
Herzog  von  Saehsen  verhandelt,  wie  derselbe  Anfangs  Hufliiung 
gegeben  untl  man  endlieh  durch  seine  Abreise  und  seine  Pi-otest- 
sehrifl  überra-scht  werden  swi.  Die  (iesandten  wurden  gelieten*"" 
darauf  zu  achten,  daää  in  dieser  Schrift  ein  Unterschied  gemacht 
woi*de,  als  hätte  duui  in  Kraft  des  Ausschreibens  erst  eine  Ver- 
gleicbung  in  der  Heliginn  ti*eft'en  und  dann  die  Confession  nnl^^r- 
schreibcn  sollen:  um  dieser  Deutung  willen  fühlten  Ihre  kur-  uml 
-fürBtlichen  (inaden  sich  veranlasst,  den  (iesandten  «usfiUirlich 
nnzu/.eigon,  wie  es  mit  dieser  Tagsaty-ung  von  Anfang  an  ergangen. 
Ihiniuf  hob  der  Redner  bei  den  gesclieitierten  Verhandlungen  lies 
vorigen  Winters  an  zu  bericliten,  stellte  ibir,  wie  ntan  iliesulben 
in  Hibbach  wieder  aufgenommen  und  wie  die  Füreten  bis  zur 
Kröffnnng  des  Cunvents  fluriiher  mit  einander  cinTes|ii>ndirt;  der 
gesammto  weiLs«*hiclidge  lirietwechsel,  der  über  ilas  Prajoi^t  ergan- 
gen, wurde  Stück  für  Stück  vorgelesen;  daraus  uusste  denn  frei- 
.  lieh  klar  werden,  wer  die  Verabredungen  gehalten  und  wer  sie 
gfhrochen  habe.  Auf  all'  Dies  hin  wurden  endlich  die  Gesandten 
rtufgefoi*d«rt,  vorerst  des  Km-fürstcn  Friedrich  Hechtfcrtigiing  an- 
zuhören, nlsflann  aber  [im  Namen  des  Knifürsf^n  von  Sachsen) 
weil  doch  alle  Zunickgebli-Oienen  mit  Ausnahme  des  einen  Her- 
zogs  von  Mecklenburg   über  das  Exemplar  der  Conlession  sowie 


tot)  Bo  Tuwli  dorn  Oi-affii  vuii   EliHntt^'in  aa  H.  Hamim  den  AelL  den 
7.  Ktfbruar,  Ruriin  Ho|i.  13.  1.  h. 

102)  Iduixl*'iK*<ii!4  Vc'i-trag,  s.  Anm.  03. 

103)  VoD  tit<>r  all  nur  dip  |K>TnmBnic)ie  Aufzi'irliQiing. 

16* 


244 


Siebenter  AbAclui^ 


die  VinTodf  vfillip;  oinif?  seien,  »Ins  rhristHi'hc  Werk  iiiibpirrt  zti 


-ImH 


vollzio[]('n.     Knciljoli   wurd  cÜo  IlotVinuig  ausprsprwhon,  dass  n 
Anwes<;ndeii  auch  don  Fiankl'urtL'r  Rw'ess  iinnt^liiTKm  würden. 

Am  Nachmittag  nadi  dieser  Berichterstattunfr  liielt  der  Kiir- 
fnrst  Ton  Pt'al/.  vor  der  j^anzen  Vorsarumlun;,^  |K'!>«jnlieIi  A'nrfraj; 
Über  Bein  tilanbensbpkenntniss  snwit»  den  Ktrchenstroit  zu  Hfi*lel- 
herg.  Um  sieb  die  Eindrücke  ku  verp)grnwärtigen ,  unter  donen 
die  Versammlung  ihre  weitern  Beschlüsse  fasstc,  voretatte  der 
Leser  auch  hierüber  noeh  einem  der  Ohrenzeiipen  das  Wurt.'*** 

„Tst  nun  darauf  ci-tol^t  d(*s  Ptal/^rafen  Vprantwurtiing 
„verja^n  Priester  hallter;  hat  his  in  die  achte  .Stunde  ^wä 
„und  bei  Jedennann  das  Ansehen  fjeumnien,  dass  die  H< 
^gesH^t,  es  wäre  ihrer  Keiner  der  ein  soleln-s  Mjuks  würde  p^hal 
„ten  haben,  wenn  ihm  Dergleichen  von  seinen  l'fatten  begt^irnet 
„wäre;  danim  hüttt;  er  nicht  zu  viel,  sontletn  zu  wenig  getban. 
„Die  TJrsaeh,  darum  er  seine  Theologen  beurlaubt,  sei  diiw,  dass 
,d«r  Ifarrherr  zu  Heidelberg  Hesshusuis  Tihmmniis  mit  S4>ineni 
„Kir<'hendiener,  Kiebitz  genannt,  ein  iJpziliik  angefangen  über  d 
„Osiander  Ijehri',*"^""'  tia  keiner  den  andern  und  beide  des  Osiandn 
„Mi'innng  dazu  nicht  verstanden.  Da  hat  sich  ilii»  Universität  zu 
^Heidelberg  drein  gelegt,  und  sie  niiteinaniler  vortragen  wollen, 
„haben  aber  nichts  niisriehten  kennen,  und  liaben  beide  Theil  vom 
^gemeinen  Mann  darin  keinen  Ih-ifall  gi-bulil;  derhalben  ein  ander 
„Gezänk  angefangen  vom  Nachtnuilil  des  Herrn,  einander  atif  der 
„Kanzel  Titlentlich  excnnininniclrt  und  dem  Teufel  übergeben.  Als 
,,lbre  Kurfürst!,  (inaden  dess  berichtet,  haben  sii*  befohlen,  sieh 
„von  beiden  Tlieilen  sojehf-'s  Sehmahous  und  KxeommnnicireDS  zu 
„enthalten,  nn(i  sieh  erboten  sie  gegeneinander  vm  hören,  doch 
„weil  er  dazumal  auf  den  Reichstag  ziehen  müssen,  Stillstand  bis 
^zu  seiner  Wiederkunft  geboten;  dasselbe  sie  von  beiden  Tln>ilen 
„angenommen,  aber  nicht  gehalten,  sondern  sieb  auch  so  weit 
„gegeneinander  eingelossen,  dass  sie  einander  den  Keloh  über  dem 
„Albir  aus  der  Faust  genommen.  Darüber  hat  man  ihnen  eine 
„Form  voi;geschriebeu  von  dorn  Nat*htniiihl  des  HeiTu  zu  n'den 


104)  Forts»'t7,unm'   ilt-w    ,mi(tt^frrlk'Iii*ii    vt'rmi;ImunM " ,    Keil.   XXXII 
\er^\.  Anm.  90.  —    8.  aiioli  iltn  l3<_Ti(ht  RelmHlian  fila-sci-s  M  Urllili-  |>. 

lO.''!)  Antlf'iihingi'ii.  diiss   H*5sslius('ii    uiirl   Klelij«  nui-h   üImt  «lic    I^t^iii 
de»  OKiaiidtT  im  Streit  warea,  hat  Altiiig  in  Ililieg's  inäounnMit/i  jHutatis  p. 
und  179. 


Si*>lieator  Atx^ibiiitl. 


246 


^welches  sie  beide  an;;piiomi 
n^febulU;!!^  unjjfachUit  dass  es  ilimMi  bei  Viirlurti  ihres  Amh*  also 
^bel'ohton  und  slu  es  bcwilli^H  buhen.  Haben  eiuaiider  naob  wie 
„vor  dem  Teufel  (Uierp-bon,  mit  ganz  HufrCihrerischen  Anliüngun; 
«darauf  hab*'n  Ilirv  Kiiifürsti.  nnaden  sii'  beirhi  ihrer  Aemter  ent- 
_,s«»izt,  und  sind  zu  S<iK-lii!ni  iinifidrjin;;Iidi  vfruj-saolit  witrdeu, 
^sie  hätten  denn  einen  Aufnilir  haben  und  selbst  todt^eseldu^on 
„werden  woJk-n.  Nm:}}  Holrheni  Venirbinbi^n  hat  Tihnaiuiu»  wider 
„den  fraukfurtischen  Abscliied  ^i-sch rieben,  ilm  orno  gnttiose  for- 
^niulam  genennot.  und  die  aufrsbiu-f^isclie  Coufossion  einen  Cothur- 
«num,  welcher  Jedermann  gei"eebt  wäre:  dabrr  nun  getlojwwjD, 
^dass  man  iliu  ^'Jir  iiat  beissen  binwegzieUen.  Alsn  bat  er  einen 
„andern  Theulof^um,  K^viliuni ""'  ;,fnunnt  au^j^tiftet;  .der  hat  an 
pden  KurfüisteD  öupplicirt  des  Tilnwnni  Vei'urlaubung  halben,  und 
«darin  den  Knifiirsti-n  anj;i'zu^'en .  dass  or  mit  solcher  Eiitlassunf,' 
^ein  Sehelmstiick  am  heili^fn  (feist  begangen.  Man  hat  aueb  boi 
«seinem  IltifpreiÜj^er  ein  Fatuoslibell  j;efundeii,  welehes  von  Kestuok 
^ber^konmien  sein  soll,  aber  unzweifentlieb  der  Heidelberger  Theo- 
Elogen  iM>lbst  (iediebt  gewesen.  Was  darin  für  lästerliche  ScbmÜh 
„und  Scbeltwuil*.t,  KxsctM'HtiHn*'«  und  Verbaimiin^^eu  sl-ehen,  die  bat 
^man  öffentlich  (d.  i.  xu  Naumburg  in  der  Versammlung)  voi^o- 
.b.tfen:  und  bat  Ufr^'leifb<n  kein  lebemliger  Menaeb  niclit  geholt; 
«der  Hesoliius.s  aber  ist  gewesen,  rla-ss  die  Untorthanen  sollen  dem 
..Herrn  und  den  liätlien  tbun,  wie  ihivm  \'ater,  dem  Zwinglio, 
^geücheben:  das  iat,  sie  gidlea  ihn  todtscblagen.  Dies  sei  die  ür- 
„sacbe,  darum  er  seiner  J'raedieanleii  siebene  beurlaubt;  uud  hab 
„mit  ihnen  albm  ktiii  \\\>n  vitm  Sncraiiieni  dUputirt  oder  geredet, 
«viel  wonigor  etwas  BegebliesHiiehuK  darin  statuirt;  niKh 
„hat  es  allw  den  Selu-in  lialjen  miissrn,  ilar^s  t>s  albrs  um  d)?s  Ar- 
„likels  wilh'n  vom  Wa^-mmeiite  goj<chehen.  Als  aueh  seinen  eige- 
„nen  Käthen  und  Dienern  solche  sehüjuiliche  Sofirift  zukommen, 
„bätton  sie  ee  eine  Üusspredigt  genennet;  noch  hfttt  er  sich  übcr- 
^wunden  und  ihnen  Allen  uieht  inriir  angetban,  denn  dtiss  i>r  sie 
^ihres  Üiensti's  vi*nuiaiibt.  Win  bfsriiwi'rlii'li  ihm  nun  von  sei- 
^nem  eigenen  Sohn  ein  Andei-es  in  dei-  iiberg(>benen  Rubrift  zu- 
.,g(.'raeHs«»n  uud  autgelogt  würde,  diui  wullteu  dii*  anwesenden  Kur- 
land -iXirston  bedenken,  und  der  Abwesenden  Butschafleu  mochten 


106)  Puter  Egi^mle««  oder  l'4^('Ui"rt;  vci^l.  Bctil  I  png.  'd'Mi. 


246 


Siebenter  Absclinifct. 


„ihre  llerra  »lies  dt^sscn  btriehttn  und  Ihre  Kurfilrst!.  (in«di 
„schuidigoii.     Dva^  hat  niau  sich  dann  also  zu  thun  erbuton,  uui 
„sind   dio  Andern   mit  Ihren  Kiirtürstlichon  (inadeii   wohl   ssufi 
^deu  gewesen.'* 

In   allon   Berichten   über   das   uoue  Sehisma   kehrt   <lie  V 
sicliLTung  wieder,   dass  Niemand   /kfewusst   habe   vnm   Kurfürst 
Friotlriüh  noch  weitere  Beweise  für  rechten  Glauben  und  untodol- 
haftos   Kirehonn^jjinient  zu  tVirdfrn.  "'^     (ilcichwuhl   hatte  Johann 
Friodriehs  Absondcrmi^    iilinzelne    bedenklich    pmiacht:    als   man 
nach  angehörten  Vürträ^'en,  nttclt   um  Abetid  diAselben  Tage»,  zu 
weiterer   üorathung   s^biitt^   zeigte   sich    nur   eino  Mehrheit  ont«^ 
Schlüssen,  die  Confessifm  sammt  der  Voirede  ohne  Kücknieht  auf^ 
den  Herzog  viin  Sachsen  zu  unteiiiehri-'iben. '"*     Ks  lässt  sieh  den- 
ken, dass  ungesiohts  dessen  die  Stimmung  der  Versammelten  vronig 
troötrcieh  und  die  KrhilttM-nn;,'  über  den  Ur)»  her  der  ganzen  Ver- 
wirning  sowie  dessen  liatiip^ber  bei  Vielen  ^niss  war;  der  ('üstri- 
ner  Abf^'esandte,  Markf^raf  Johanns  Kauzler  Dr.  Albinus  wird  uiclit 
nur  seine  eignen  (iedanken  nieder^sehricben  haben,  uls  er  untfl^f 
dem  frisehon  Rindnn'k  rlt^w  Ta^es  folg<mde  Schildming  entwarf:  ^^ 

^Die  Suolifn  stulien  alUüer  iltTraa.<sen  ^esrliaflen ,  diL^s  davun  l 
auch  nicht  zu  schiTihea,  und  stehet  auf  diese  Stunde  darauf,  dofl^f 
alle  Diuf^  bis  auf  einen  anriorn  Tag  verseliohen  wenlen,  hIIcjh" 
zum  •Schein ,  damit  die  kaiserlivhen  und  iiapstlictien  < resandten, 
welche  ungeiUhr  Di»nner8laj!;>»  vor  Dato  allhie  anf,^'kommen,  unserer, 
Herren  Kiutracht.  Willen  und  Freundschaft  f,^eneinander  (durüboH 
sich  wnhl  zu  erbarmen  ist)  nicht  merken  m>ch  erfidiren  sollenr 
unser  Il(;rr  (lott  wollte  es  ilenn  heute  Nacht  wenden:  das  machoji^i 
die  elenden  jenischen  rtatTen.  und  wer  mit  ihnen  zu  lütorlci  VVei^| 
teruug  und  Uneinij^keit  unter  der  Decke  stockt.  Dass  man  ducb^ 
Allem  vorkommen   wollen,    tmd   einander   mit   Hand    und   Mund 


_  ta 

luüiln      ' 


107)  AuHH^'V   dem  Obif^it:   BelHUtTiuu  (ilflsnr  an    Ornf  Georg   Knutt  tu 

Hcuin.'lK.'r^  (i.  4.  Fi'liruar  l)'-i  Oi^Ibfcu  ]t.  94  IT.    lliristuui  Kusww  lui  ilrii  fiir 

tivti  puiLiituM^uhitu  Kfttult'i'  ;uir  Wolgiist  ValiMiÜi)  vou  ICiukstcttt^n ,  d.  4.  Kflfnu 

Uraf  Ludwig  von  KbL-ratuio  an  Huraog  Buntim  d.  Aulteraii  Ueu  7.  Februar,  btädn 

Rtfrlin  R.>n.  13.  1.  h. 

*  • 

106)  DoAs  am  Alicnd  dott  dritten  Fehruar  aooh  keine  Etitstioiuiigki'it 
hi'iTScüty,  ist  iiUK  dt'iii  Bonclit  <k*«  Dr.  AU»iaiLS  (weiter  unten)  zu  w.'lii.'n,  YenJ. 
Sehahtiun  {ilasur  d.  4.  Ft-biiiar  {\w  deu  Büi-alliuiigDii  diehf.s  T»gcs  geschcubtii) 
Oelbka  p.  iHJ/7. 


Siebenb>r  Ah»'Jmitt. 


247 


rtuoli  seil  dum  .luuin  iliirübiT  ^^biiuileli  wonlen,  welohf« 
Alles  Dioht  iil>or  Lutnl  /m  scIin'ilH'u  stt-hiH!  Man  liiit  eisttic))  den 
Pfelz^rafen  Kurfürsten  seiner  Opinion  Imiben  bei'ra  Sacrament  zum 
Uehelf  ^<?nomiuen,  und  da  sich  soine  kiirfüretlichon  (Jnaden  aiso 
crblart,  tiass  uUl?  Kiirsti-n  mit  ilim  zufriedeo  g:<jw(.'St'U,  nuoh  diu 
Thwdn^n  mehr  von  ihm  mit  ^'ut^m  liowisst'n  nicht  fordern  oder 
beehren  können,  har  es  deniKich  nitht  geliutten,  hat  sich  auch 
io  dfr-r  Vorrede  selbst  cinidemnircn  sollfii,  suwohl  al8  alle  andern 
Thofjlügi,  die  bis  dulier  wnier  diu  Jenischeu  Kurien  geschrieben; 
und  gehet  Alles  auf  der  Jenischen  Theologen  übernoiiickte  Suppli- 
cation  und  Warnung,  die  ich  vor  wi-nig  Ta^cii  Kucr  fünstlichcn 
(inaden  zuge.s4.-h ick t:  sin  wollen  in  Summa  nicht,  dass  den  Kur- 
und  -Fürsten  gi.'bühre  Kinigktit  untrer  sich  zu  halten  oder  zu 
machen^  oder  sich  zu  der  augsburgischen  Confession  zu  bekonnen 
ohne  ilm'n  der  Theolitgt-n  vurgt-miiltcn  und  vorgiduMiden  Svnoduni: 
was  alk"*;  dir  H<Trii  und  iniWL-srndi'n  Tliculogi  für  eine  unvor- 
ächänito  und  ungutLselige  Annmtlning  vc'i-f4t'?hen;  sind  darüber  alle  mit 

Honsog '"'■'  Johanu  Kri<Hlrich  zu  Snchsoii  gar  übel  ziifnudH». ** 

Ueber  Nadit  wandte  sich  das  Blatt:  am  Tag  nach  der  Ab- 
reise Herzog  Johann  Kriodrichs,  dorn  vierten  Fobruaj",  wurde  dio 
Unterzeichnung  doch  beschlossen;  leider  aber  gebyn  die  Quellen 
keine  voUstündi^e  Aurkliining  über  ilie  Knigr,  «clcho  Stimmen  an 
diesem  Bes<:liinss  tlciigcnunniifn  liabon,  welche  nicht. "°  Zwanzig 
Fürsten  und  füi-stlif^he  üesiindtachaften  waren  ursprünglich  zur 
Berathung  zusfunnieng«'tret0n;  von  diesen  wnr  Herzog  Johann  Krird- 
rich  mit  Protoüt  ausgeschiedeu ;  von  den  übrigen  neunzehn  haben 
ttin&elni  Purtfion  die  Beäclilüsse  gutgelioisscn,  denn  ihre  Unter- 
scfarißcn  ersclieincn  unter  den  Acten.  Zu  diesen  gehörte  auch 
Herzog  Ulrich  vnu  Mecklenburg,  der  aiilanglich  st»  heftig  oppuniit 
hatte;  derticlbt.'  vitUcss  Naumburg  ebr-n  lun  Tage  der  Besdilu.ss- 
fasaung,  ermiichtigte  aber  Vertreter,  im  seiner  Stelle  dio  Confes- 
sion sauimt  der  Vorrode  sowie  den  Abachied  zu  zeichnen  und  zu 
siegeln,  wie  aus  vnriiandenen  Kxoniplarctn  zu  entnL'hmen  ist.  Ks 
handelt  bich  notli  um  vier  TheÜnehim'r:  HiTzog  Kmst  von  Braun- 
scliweig,  und  dio  (iesandtsclinfton  ilor  Herzoge  Adolf  von  Holstein, 


100)  Dr.  Adrian  Albiuus  an  Murkgrnf  lliuis,  Hotitags  x\&t:h  Mario*.«  IJoht- 
mtwa  (d.  i.  d.  3.  FL'l>r.),  8  ITlu-  Nachts,     IV-ilin  Kfj..  14,  7. 

110)  Mftturialit>n  und  niihere  AuBfübniDgeii  zxun  t'olgeadHD  in  dorn  An- 
tumg  über  diu  Uiitiirs^-hriftun  der  ynieuf-'rten  Oonfüssion. 


248 

Fninz    v(in  T^ninnbiirEj.  Jofmnii  AIhrccht   vtui  M(^rlil(>nbnr|f, 
Ufilfi'si'lirilk'ii    in    ki'iiiüm    von    den    bekiUiTiti'ii    Kxf.'mplaren    dvr 
erneuerten  Confossian  zu  finden  sind.     Aus  dorn  Umstand  allein, 
dass  sie  hier  fohlen,  ist  nun  nielit  zu  schlicsKen,  diiss  die  Genann- 
ten   nicht    unlerzwchnnt    liiittcn,    doim    niiohweisüch    hielt    num 
koineswegfs  gt^na«  auf  Vnllstämligkt'it  der  l7ntor*t'hriften  in  jedem 
oirzelnon   Kxeniplar;   luu'h   der  Vertreter  Herxdg  Ulricl»  hat  von 
den  bekannten  K-xernplitrcn  der  Ciinfes^iou  nur  eins  untei-wlirieben: 
in   einem  andern  fehlen  Brandenburg;  und  Saoliyen.     Doeli  ist  von 
Herxüff  Ernst  und  der  Lauenbur^or  Oesandtwliaft:  anderweit  übe> 
liefert,  dnss  nie  den  Congress  vorzeitig,  wir  wissen  nicht,  ob  snhotij 
vor  tleni  Ueschluss  des  viort<'u  Februar,  sieher  über  vor  dem  Actj 
der  üntnrzini'hnunfr,   verliessen;    es  ix*det  ferner  der  Absohied  deaJ 
Convents  von  Gesandten  abwesender  Herren,  welche  vor  Sohluasj 
der  Bora(hunj2;en  abj^i-reist  >*eit'n   oder  die  Suchen  auf  HintersiHi-l 
brinj^en  günümnu-ti  liaben,  ein  Hinweis,  der  aller  Wahi-selieiuIieh-J 
teit   nach  sich   doe.h   mindestens  auf  zwei  (}esandtsehnften,   m«| 
lieher  Weise  aber  auch   auf  alle   drei   bezieht     Im   letzteren  Fall 
hätte  alKi)  von  den  vier  fi-aglieheti  I'arteien  überhaupt  keine  unter- ^ 
sebrieben.      Für  jede   aber,   wcK-lio   abivisto,    oline   zu    zeiehaea, 
würde,  sofern   un«ei-e  Jkriebte  zuvoritisaig  sind,   polten,  dasa  sie' 
Naumburg  noeli  vor   den]   Aet  der  IJnterzeiehnun*^  verlifss;  denn 
es  wird  uns  ereählT,  dass  alle  zur  Zeit  nnoh  Anwesenden  die  Un- 
terzeichnung  einhellig  vollzogen,      llebrig   blioho  für  jede  dieww 
Parteien  die  Fnigo:  reiste  sie  ab  atis  Pmtest  gegen  den  Gang  Her 
Entselioidungen,  oder  stanti  sie  denselben  wohlwollend  g<*genfll)er 
und  koruite  mir  aus  andern  (iründen  (der  C^jngress  hatte  ja  sieher 
über  Vemnithen  lange  gewährt)  das  Endo  der  GeschiUte  ni<'ht  al)- 
wartrn?   sowie   die  andere;    luitte   sie   Naumburg   auch    vur   den 
Herathungen   des  vierten    Kebruar  bereits  verlassen,   oder  macMe 
sie  diese  noch  mit?    Im  letztern  Kall  niUssto  dio  botreflendo  Stimm«, 
abermals  nach  Aus.sngo  der  sehriftliohen  Herielite.  den  Bi^ehlüssen 
der  Meiirheit  noch  heigefalh'n  sein,  denn  es  wird  versi<'hert,  diws 
am    Vierten    aJle   uodi    Anweseadon   einhellig   die    Unlei-zeiehnuiig 
besehloason.     Eino  solche  Möglichkeit  ist  nun  wenigstens  für  die^ 
drei  Gi^andtachaften,   welche    in   Krage  kommen ,   nicht   vnn   der] 
Uand  zu  weisen.     Mobreni  Ada  diw  Cimvenls  niimlich,   die  nach  i 
dem  Viorten  vcri'ajist  sind:    zwei  Gi'sainmtselianben   vom  sechsten 
und  der  Abschied  vom  siebenten  Februar  ziihlon   bei  den  Ünter-I 


RSRenBHtfiSO^^^^^^  249 

Zeichnern  der  Conftssion  noben  den  Kiin&;ebn,  welche  notoiisch 
liiiterst^hricbpn  hub(>n,  zwiir  nit'Iit  don  Honco^^  von  Hratinschwpiff, 
wohl  aber  iVm  fnigliciu'ii  da-i  (ii-siindfecliafton  mit  «iif:  iilltn'dings 
ein  jedes  Stück  nur  zwei  2u^lf*irli,  und  zwar  sü,  das»  in  d«n 
Schn-ibcn  vom  S(M*h>*ten  dJo  mfcklenburLjisrhi:;,  im  Abscbicd  die 
liolst«^iiji«t'ho  GcÄindtot'lmft  über^^an^^L-n  wird,  während  dio  laiiea- 
burjjrische,  dii.'  dt>ch  erwiesener  Müssen  vor  der  Unterzeichnung 
abreiste,  nirgends  fehlt  Ks  ist  ersiilitlieh,  dass  diene  Auf/.äh]nn^en, 
ob  8W?  auch  nicht  rein  wiljkiirlii'h  sein  kflnnfin,  doch  f^im  oder 
theilweise  aiiticipirt  wurdoii:  die  SfliriftstÜL-kc  fühn-ri  neben  Denen, 
welch«  bereits  iintorzoielinot  hatten,  auch  Diojenigoii  mit  an,  deren 
Ünters<'hrift  nnch  nielit  sL'Ic'ii^tet  war,  sondern  nur  mit  Si<'[ieHieit 
erwartet  wurde;  oder  sie  wurden  überhaupt  vor  dem  Act  der 
ünterzek'hnung  abp:;fusst,  und  ziihlteu  vorgreifend  die  lleihe  Der- 
jenigen auf*  dertMi  Untersehrift  man  versicheit  zu  sein  meinte,  Es 
handelt  sich  nun  darum  ^  ob  mit  dieser  Einsehränkung  die  An- 
^'aU-n  der  drei  Stücke,  desgleichen,  ui)  di()  Voj-sielu^-ungen  dor 
oben  angeführten  ßerichto  correct  sind.  In  liiescMn  Kall  würde 
als  nngefährt«  Hild  der  Vorgängen  sich  ergeben,  drtss  die  drei  frag- 
lichen Uesandtsehnften  diu  vierten  Februar  nuch  uiiwesend  waren 
und  den  3lehrhcitjsbeschlus.s  annahmen;  dass  ferner  die  Ijinietiburger 
vor  der  Abreise  für  di«  Hatitieation  ilins  Herrn  gutsagten,  dasw 
die  (if'sandtKchaft  Jehurin  Albretslits  von  Mickli-nhurg  vorübergehend 
ondcnMi  Sinnes  wurde  und  endiicli  dnch  wicdi-r  /.ustimmte,  die 
holsteinische  aber  gerade  im  letzten  Augenblick  ihre  Einwilligung 
zurüekzog  und  die  Snelip  auf  Hintorsiohbringen  nahm.  Zur  Siiihiv 
rung  dieser  Annahnun  genügt  fnnlich  iiiefit,  dass  mit  ihrer  Ililfn 
die  Widersprüthe  df-r  Quollen  sieh  ohne  grossen  Zwang  ausglei- 
chen lassen;  und  da  man  für  die  letzten  Tage  sieher  eine  gnjsse 
Uoboistürzung  der  OiNchüfte  wie  dor  Kaiizleiarbeiteu  annehmen 
niuss,  sind  Verwirrungen  und  Missverstiindaisse  keineswegs  ausge- 
schlossen: es  wäre,  auch  ohne  dass  man  an  Unehrlich  k  ei  ton  zu 
(lenken  braucht,  wuiil  nujf,dich,  dass  wenigstens  ein  Theil  jener 
Widersprüche  nuf  (tinf^iclmn  Unrichtigkeiten  beruhte,  und  die  oben 
itufgcstollt.en  Verniuthiingr-u  künncn  daher  zur  (iewissheit  nur  wer- 
den, soweit  sie  sich  durch  neue  Qucllonbefundi»  erhiirten;  vorläufig 
können  wir  nur  fiinfzelm  Stimmen  mit  Sicherheit  für  die  Xiium- 
burger  Üeschlüsse  in  Änspru<'l]  nehmen,  von  denen  einige  zwei 
bis    fünf   regierende    protestantische    Herren    zugleich    vertraten. 


250 


KiplM>nt*'r  Ahsctuitt. 


Wären  aber  die  Träger  dor  vit^-  un^ü\Vijwon  Slimnien  sämmtUo 
mit  ofFenem  Protest  vou  Niiiimbur^'  j^Lschiedea,  so  bliebe  une 
klärlich.  das»  unsere  immoiiiin  zuhlreicben  Quellen  hiervon  nie 
das  Mindeste  berichten,  und  die  Annahme,  dass  sich  zu  Naun 
bürg  (.'ine  irj^endwie  bedeutf-nriL'  oder  geschlossene  MindiThe 
geradezu  gegen  diu  BescidusöO  erklärt  habe,  ist  darum  kaum  nix 
wall  rscheinl  ich. 


Während  der  letzten  Knirterungeii  über  die  Unterzeichnu 
hatte  man  den  vorhängnissvollen   Kntwiuf  zur  Vorrede  noch  z 
AhHiidi'Mingcn    iintcrvvnrfV'n.      Die    einleitende    Erkianiiig,    welcl 
am    meisten    Slutib    autgt'wirbuU    hatte:    dufs    nüitilicb    unter    d' 
deutschen    Protestanten    uiomats    lA'hrverfnItichuugon    eingeri 
seien,  schwächto  man  äufsorlich  soweit  ab,  dass  diese  Behauptuii 
nicht  mehr  unmittelbar  im  Wurtlaut  ku  linden   war,   verniuthiici 
woh!,   um   die  Voriedo  für  Johfinu   Friedrich   und   (Gleichgesinnte 
nachträglich  annehmbarer  zu  machen  '"    Das  wani  nicht  erreicht, 
denn   bei   genantem    l/'sen    blieb  der  Sinn    der   vt-rändei-ten   Stelle 
ganz   dei"selbe,   und  für  die   Gegenwart   wurde   nach    wie    vor  mit 
klaren  Worten  die  Einheit  der  Unterzeichner  im  rechten  Glauben 
proclamirt.     Diese  wichtige  Resolution ,  die  den  Kern  des  ganzeD 
Manifestes  bildete,   ward   in  der  kritisi^lien  Abendmidilsfrago  noobHJ 
mit  einer  besondern  Verwahrung  umgeben,  indem  ntan  über  dio^^ 
sen  Lehrpunkt  ein  kurzes  (flaubensbekeuntniss  aufnahm.     Im  liiiif 
des  Struites  iihv.r  die  Vorn^de  hatte  einiiüd  Herzog  Johann  Fri*«l- 
rich,    unterstützt  dtiruli    Uirieh    vuu   Älwkleuburg,    das  Verlangen      j 
geäussert,  man  solle  an  der  Stelle,  wo  die  Vorrede  den  zehnten     | 
Artikel  der  Auguslana  gegen  katholische  Interpretation  in  Schuti 
nahm,  auch  di»i  Kiicranientirerische  ftnrch  eine  «.»rthodoxc  Glaubens- 
erklärung aiihriA-hliossun;  er  st'lbyt  hatte  dazu  eine  Formel  in  Vll^ 
schlag  gebnu'ht,   und,  scheint  es,  verheissen   sich  zu  fügen,  falls 
man  sie  annehme.'^'     Wir  wissen  nicht,  ob  man  damals  geneigt 

Uli  S.  Amn.  87.  p.  230. 

tri)  Ok'  Kpisod«  rU!t  vifimudiiich  in  diu  Sitzung  vom  Hl.  Januar  odtf 
iti  dif  imt-hToli^i-rtiii-ii  jirivnlcn  Vcrliaiiilluu(^eii  diT  FursU'ii  iiiit  Johann  FriodlidL 
.Inf  siü  ist  e:^  wohl  zu  bozii?bou,  weiui  uuch  dum  Kürstentog  mebrm&ls  dnoncit 
wird,  Johann  Fncdm-li  habt-  vorln'issun  si»;k  zu  fiig«ü,  falls  mau  im  Arükd 
vom  AWndmitlil  i'ini'  g<-uügL-cd(>  Erklärung  thuc;  doon  lici  der  Verhftndliuig 
naeh  dem  Con^niss  forderte  «r  viel  tiit-hr  als  Dies.  Vgl.  oben  p.  237/8; 
Oelbko  p.  155;  Calinich  p.  232,  303,  304,  3*J9/30,  335. 


i 


SioVnt'T  Ahwhn 


261 


Trar,  darauf  einzugehen;  jedenfalls  aber  wurde  i)achinnls  nicht 
lUe&e  Formel,  sondern  ein  Ahszu^^  aus  dem  x\bendmahlsartikL'l  des 
KrankfurtiT  Hecesses  an  der  bozoiehnotou  Stt'lle  uLifffenoiiimen. 
Kingefuhrt  ward  diesfs  Hekenntiiiss  mit  der  Bo^riiudunf,':  man 
wolle  niclit  in  den  V'erdaelit  l(i)nin]mi,  als  leugne  man  mit  der 
TraiissubstantiaKon  zugleich  die  wahre  Ge^>uw artig keit  des  Leibes 
und  ßlutes  Chrisli  im  Abendmahl:  das  ist.  man  wollte  sich  bei 
den  Flaoianem  und  ihren  Genossen  gegen  den  Vorwurf  df»r  Sarra- 
mentireni  vtrwahren. "^  ICs  konnte  der  Versammlung  altcrseitü 
Dieht  unbukannt  sein,  wie  wonig  gerade  dem  Frankfurter  Kofe-ss 
In  don  Augt»n  der  llltrulutherancr  Bowoiskndt  für  die  Roehtgläu- 
bigkWt  seiuL-r  Anliüngor  innewohnte;  in  di-m  Satz,  mit  welchem 
die  Formol  eingeführt  wurde,  bat  man  darum  wohl  zugieieh  oiuen 
Commentar  für  ihre  Auslegung  zu  erblicken:  da.ss  man  aber  eben 
dieser  Formel,  trotz  des  violen  VVidorspruelis,  den  sie  seioerzoit 
erregt,  don  Vor/Mg  gab,  vcrriith  dio  Nt'hcnabsiebt,  gerade  den 
Frankfurter  Kc^ocss  dureh  <lie  Autorität  der  oinln'lligen  Anorken- 
uiing  gegen  fernere  Angriffe  zu  Bühütz<>n.  In  dem  einige  Tago 
SjMter  verfasston  ^Abschied'',  th^r,  ntich  der  (lewohidieit  damaliger 
lagfahrten.  alle  Acta  iler  Versammlung  rcgistrirtc,  und  ihre  Be- 
üohlüssc  fiir  die  niieliste  /ukuntt  feststellte,  tliat  man  ein  Uebrigcs, 
hidem  man  den  I{iM'«ss  mit  Namon  anzog  und  als  ein  untadelhaf- 
tet)  Bokenntniss  allgemein  anerkannte.'" 

Welches  war  nun  nach  Alledem  diejenige  Kerhtgläubigkeit, 
SU  der  die  Mitglieder  der  Naumburgür  Versaninihing  sieh  buktuint 
batteo;  welche  Stellung  hatten  sie  zu  flen  Hchwebenden  Strc^itf ragen 
enouimen?  Uebrr  difsi>lben  hilIi  ausz(is{)re(-bini ,  hatto  man 
fe(;;litlieh  vennioden.  Für  die  Mehrzahl  dieser  Dinge  ist  nun  die 
Antwort  wohl  niebt  schwer  zu  tindoii.  Die  adiaphoristisi^'he  Con- 
trovorac,  die  Streitigkeiten  über  die  Tiohr©  von  der  Itecbtfertigung 
snd  der  Willensfredieit  hielt  man  wiilil  nicht  für  su  tiefgehend 
)der  wesentlich,  dnss  man  um  ihretwillen  hätte  Anstand  nehmon 
)raucbeD,  die  deutschen  Kirchon  als  im  Wes<;ntliilion  einig  zu 
)etraebtGn:    über   alle   diese  Dinge   ist  auf  dem   Kürstentago  fast 


I13(  H.  dh  Htelle  der  Vomidr  i»'\  Üolbk^'  latemiscli  p.  186  (verslüm- 
jj  (loutHtfa  p.  23JI.     Vgl.  ihid.  \\  lOÜ;  Anm.  123. 

114)  L  0.  p.  151.  152.    Vgl.  p.  244  uboii. 


252 


äk'k-iitar  Alfüchiiitt 


kein   Wort  vorinron  worden."^     Ks  hatten   auch  dieso  StrPitigk« 
teil,  nliwuJiI  liii^  Urtliüfiuxi'ii  di'ii  Usknilrisiniis^  Adiaphuhsini 
nergiümiiä  und  Majürismiis  auf  ihren  VerdainmungsUstOH  fortführ- 
ten, sciion  sehr  an  Bedoiitiin^  vorluri'U,  zu  oinem  Tbeil  woW  durch 
den  Tod  Mohiuchtbuns,  zu  uineiu  audom,  wwl  das  öffentliche  lutei^ 
ßssc  dafür  abgestumpft  war  oder  zurückgedrängt  wurde  durch  die 
yrage,  die  neiierdiug«  duniinirend   in  den  Vordorgrnnd  nller  Er- 
örteruno^fn    trat:    dio   Alx'iuhuahlstVaj^c.      Diest?    iiatte    denn    auch, 
übwtdil   der  Iler/itg  von  Süehsen  den   Versueh  machte,  das  fpuize 
Ketzerregistor  aufzufrischen,  und  namentlich  aucli   den  Intoriins- 
ütreit  der  Vergessenheit  »'ntreisspu  wollte,  den  einzigen  wesentUeheu 
(iegonstand  der  Nauuibui^ier  Erörterungen  gebildet    Aber  auch  ü^ 
dieser  Frugü  lassen  die  unterschriebenen  Üuouniento   nicht   oh^^| 
Weiteres  eine  ausgesprochen«  Tendenz  erkennen,  ausgeuomniejj  die 
Verwerfunj,^  der  katholischen  Ijehre.     Ks  Ijat  in  Folge  dessen  der 
Nanrnbiirger   I'üi-stentag   eine  hervnrragende  liollo  gespielt  in  der_ 
grossen    historisctien    C(nitrnvonio  über   den   Cunfessinnsstand    df 
dents)']i-ovang(.'liselK'ii  Kirt'hrn  in  der  Zeit  vor  ilem  Entstehen  de^ 
Cünuerdieuwcrks  von  ITj^SO,  die  sieli  seit  dum  Erscheinen  des  Cou 
oordienbuchs  erhoben   und  dieiluindert  .lahre  lang  fortgespoun^ 
hat    Wie  Lutheraner  iinrl  Kefornjirte  im  Allgemeinen  darüber 
stritten  habrn,  <»b  in  dt-r  rerintic  vor  IH.sO  die  augsburgiBche  Coä^ 
fessidii  ein    aiisschliessend   lullier'isches  Üekenntniss  gewesen,   oder_ 
nicht,  vielmehr  im  Sinn  der  calvini8chen  oder  ^  melanciitfaunisclk« 
Ijelire  iutei'in'eltrt  wurden  sei,  die  man  in  der  Wittenberger  Con- 
cordie,  der  Variuta,  dem  KrunkfurterRecess  positiv  verkörpert  finden 
wollte,  so   haben   beide    Parteien   die  BeschUisse  des  Naumburgor. 
Tages  als   ein  Üocument  ihrer  eigenen  Anschauungen  für  sich  |^| 
Anspruch  gen<imnten.     Um  die  ganze  Kragr  und  damit  auci»  d^fl 
Nanmburgcr  Tag  im  BosiauhTn  hat  sich  «-ino  unendliche  Literatur 
aufgehäuft,  die,  im  Einzelnen  duirbforsdit,  ein  lehrreiches  Capite! 


'1 

ode^ 
dt«M 


115)  Dill  AiigJilM'ti  niif  |i.  2Ü7/8,  2.^2,4  und  242  .^iiÜialr.'ii  aUcs  liii-r^ 
über  Bekannte.  Es  nunlo  ilctiiniich,  wt'tin  initii  vim  iliT  „Siu-ninicritirvn?!' 
at>t>i>>ht,  fast  ki'Jint  ..Scrtc'  naiiiliaft  goiiiiirlit;  di4>  i'inüi^on  AiifülLruJijp>n  ti^ßu- 
deii  sidi  in  dvv  l'mtestsihrift  .lolmim  Kricdiu-Iis,  wo  itcr  Interüiisstnjit  aii^p^ 
zogen  wird;  feruer  in  dor  Instructifui  Herzog  Barahus  und  dem  Yotam,  wt-btc* 
die  VortTbtt^r  dor  jimgen  Herrn  zu  romuii>rn  am  30.  Januar  ablogten;  dMK 
lieiduu  üiüinuQ  den  Osiandrisnbus,  lotzt*.'rL's  auoh  aocli  viüu  oduT 
Sectoa  (die  Stoilf  wur  nk-hi  Kit  üntzüToru). 


d 


Ddur  eJnigB  iigjgj 


Siebenter 


nni« 


253 


vom  Kinfliiss  (Jps  Vonirthoils  in  dor  (jf^schichteachrpibung  und  V(m 
tendeiizkisCT  Ausboutung  oinm*  unklari'ii  Matoiin  f-rjrfhpii  wiinlf. 
Beiderseits  hat  man  dim;h  diese  Litcnitiir  der  VaÜioIischrn  IVtU'- 
niik  n.'ichcn  Stoff  zur  Kritik  des  Protiwtantisnnis  g<?lipf("rt.  \vh 
will  auf  dit-sc  Cuntrovoiso  und  die  bfidoisi-iti^'on  Ari^umoiit«- 
tionen  niciit  iiüIilt  oingeJieii.  ai«  nötliij;;  ist,  um  die  Thiitsnohen 
hervorzuheben,  welche  nieioeH  Ernchtens  das  Mass  für  di&  Kiit- 
aclimdiin;;  g^ebcn  müssen.'^"  Refumiirte  liaben  die  Naumburger 
Beschlüsse  in  früherer  Zeit  als  ein  Alanifcst  ealviniselier  An- 
8ehntiuiif;eii,  neuerdings  »Is  ein™  Triiiiii|>lt  der  eigenlbiimlii'hen 
Ijehrwei^e  Moliniehthnns  Ul)er  dius  Lutherthuni  fifefi'iei't.  Die  Oriind- 
nnsehsiiinn;;  war  dabei  wühl  stets,  dasa  der  Streit  zu  Nuumburj; 
vurnohnilich  in  einer  dMjj:matist^'hen  Ansei njin<IerR*.^tzung  zwicitlieii 
dem  Knrfiirsten  ve?i  l'fiilz  und  seinem  Seh  wiegers  ohne  bestanden« 
und  dass  die  Vcrsammhin;:  Inr  Friedrich  den  Dritten,  f^'gen  den 
Herzog  von  SarhsHn,  eiilscliieden  habe.  Den  Kurfürsten  Friedrich 
abiT  hat  man  für  die  Zeit  div  Naunibur^er  Cun^resses  früher  Kt^'ls 
schon  ttls  Calvinisten  und  in  neuerer  Zoit  als  einen  Anhänger  der 
melandithoniwhen  LehrwciHc  betraelitet,  welche,  mag  aueh  ihre  Ge- 
stalt im  Einzelnen  rieht  j>nieis  festzustellen  sein,  doch  sieher  der  eal- 
vinischen  nfther  stand  als  dem  strengen  Lutliei-thum.  Man  musste 
dfM^ni  auch  annehmen,  das  Rtkenntruss,  welches  Friedrich  auf  dem 
Kürstentag  al»legte,  s<'i  der  Ausdruck  calvinis*;her  oder  dncli  mindi^ 
stens  nicht  eig<'ntlich  lutheriscbor  Anschauungen  gewesen,  und  die 
V(»rftammlung  habe*  eben  dies*»n  Anschauungen  zugestimmt.  Nacii 
Alledein  war  es  natürlich,  in  rb-n  zu  Naumburg  unterzeichneten 
Acten  wiederum  ein  Manifest  eben  di*rselben  Ix-hrmeinuugen  zu 
finden;  denn  obwohl  mit  dem  unterzeichneten  iütoren  Text  der 
Confessiou  sich  tniditiotiell  die  stn'ii^'  lutlierisclicn  T/dirbegriffe 
verbanden,  und  derselbn  sich*  am-h  thatsäcldich  nur  mit  einigem 
Zwang  anders  als  lutherisch  interpretiren  liess,  so  konnte  man 
doch  aus  der  VurrMJe  ohne  (Jewaltsamkeit  herauslesen,  tiass  die 
Variata,  als  die   emondirte  Confessiou,    zum   Commentar   für  daß 


110)  Der  Miiss«>Dlinftigkf.>it  des  8toß'os  hfUbnr  mns«  if^h  auf  diA  Zumui- 
ntenHtclIung  eitn^  ht<>raihLstijiisrbi'u  Kucklilicks  \orai;ht(m;  aiifli  lipsitzt  iimf 
Literatur  cün*  kirt-luMihistArisi-be  »ind  puMidstische  Bedeutung,  dii*  ülmr  tlJL* 
ia  Kode  st>'heiido  Frap>  der  Kiifik  weit  )iiiiau8grnift.  —  EiiiJt^'liit'H  voq  deu 
JiUaren  ScJtrifleu  i^t  citiit  in  d^n  Anm.  ]l!i.  123,  l^ü/G,  13G.  Kiue  Zusam- 
menstellung nns  dur  neußfitHii  Iit«ruhir  Imi  t'uliiitdi  p.  171  ff. 


254 


SU-'bmitur  Altsulmitt 


III II- 


Vorständniss  dor  Sltcren  Fassung  erUärt  worden  sei;  und 
einmal  stntuirt,  dass  z«  Naumburg  die  e^iivinUche  oder  eine 
verwainUf»  fjülire  über  das  iAithortlium  ^'(«ie^H,  was  lag  näher 
zu  ^Imibeii.  diiss  die  Vprsiiirimlun^  olioii  djt.vi;  l^.'iir('  in  dor  Vnii 
vorkürpi-rt  rüsuIilii  habü?  Dm  iieutnUtj  Form  lU^  Uekc'nMtiü> 
sülilosm  eiiio  solehc  VerwerÜnmj?  ja  nicht  aus.  Wenn  naoh  d 
Füi-stentag  die  wichti^:sten  Tlieilnohnier  dosseibon  aidi  eifrigst 
mühtt'u.  (lern  licr/A^^  Johann  Friedrich  zu  bnweis^jn,  dass  nuch  rfi 
über  iUiA  Narhtmiüil  gut  huhmscli  dik^iitiMi,  so  musste  man  dies 
coiiHt'qiU'nter  Weitte  als  einen  naciiilrägliclie»  Wechsel  der  <logina- 
tischenKichtuuf,'.  rinon  Uebergfiuig  vom  Calvinismus  oder  „Mclaiicli- 
thonismus"  zum  LutljtTÜinm  auftassciL  Mail  brauclit  nicht 
der  Unnatürlicbkt'it  dieser  Annahme  aus  zu  arj!:umentüvn,  um 
zuthun,  dass  von  einem  Kampf  zweier  Abcndmahislohrcu  und  ei 
NiederlajjTt!  dns  Lnthfithums  zu  Naumburj^  nicht  dio  Rwle 
kann :  alk;  notJnvfudif^uii  Vt>rausset;iu»giu  für  diese  DaisteUung 
fehlen.  Vor  allen  Dingen  hat,  soweit  unsere  Qiiellen  reichen,  einü 
eigentliche  dogmatische  Spaltung  im  Schooss  der  Versammlung  gar 
nicht  bestauden,  und  ilie  letztiTL'  brauclitc  darum  auoh  nicht  zwi- 
schen zwei  Al)c?iidniahlsl(_'hreü  entscheiden.  Kein  einziges  ilu^i 
Mitglieder  hat  nnchweislii.'h  andere  als  lutherische  Lehmieiuungen 
verlbdili-n,  aurh  Kiiri'iii-sl  Friedrich  nicht:  davon  kann  jetzt,  da 
wir  die  bislier  unb<'kuiinte  Naumburger  Aben(hnahlserkUirung  d« 
K'urfüi-sten  besitzen,  keine  Rede  mehr  sein,  und  alle  Combin»- 
tioaen,  die  man  auf  neiuo  angebliche  Sondei-ytullung  begründet  hat. 
müssen  lunfallcu.  Einige  Schwierigkeit  bereitet  einzig  das  Vor- 
hültniss  des  Liandgraten  zum  Lutherthiun;  doch  ist  auch  diese  niolU 
unlösbar.  Die  Vorsammelt^in  mussten  ja  wohl  wissen,  wie  Wi 
geluMide  Duldung  der  Ijnidgnif  in  seinen  Hcri-schafh'n  der  n"'fo^ 
miilcii  Ix'hre  einräumte;  sie  musaleii  sich  auch  erinnern,  wie  niihf 
er  dereinst  der  schweizerischen  Keformation  gestanden,  und  Vieko 
mussto  er  als  der  eifrigste  Fürsprecher  der  Union  mit  den  ,,Saci 
mentirern"*  auf  deutschem  Boden  bekannt  sein.  Namentlich  Lutbi 
raner,  die  er  noch  vor  Kurzem  durch  Vertheidigung  des  ^Zwinp- 
limiismus^'  vor  den  Kopf  gestosst^n  hatfai,  wie  ilic  Her/ogo  Wolfgaap 
und  Christopli.""  konnten  ihn   nicht  ohnn  Weiteres  zu   ihren  tit^ 


Sinnungsgenossen  rechnciT.     ^n  der  Tliat  tehlt  dor  Anschauung  di 


117)  Oleu  p.  IS9  ff. 


8iehBnt»r  Alwchnitl. 


255 


T^idgrafen  vom  Abendmahl,  sofern  wir  seino  Acusscrun«:«!!  rich- 
tig verstehen,  nin  ^ItcstaTidthdl  ilns  littlierischoii  Uogmirs,  welcher 
sonst  als  wt*sentlii*ii  l»(traciiti!t  wurdo:  die  Ijehre  von  der  localen 
Geg<mwart  und  dorn  mündlichen  Oeauss  des  Leibes  Christi.  Ao- 
dn^rwMts  aber  fUthiilt  tiio  luioh  ein  Element  der  BJnnliehen  Vür- 
Ktellung,  in  welchem  ein  ebenso  wownÜifher  (iegousatz  zur  schwei- 
zerischen Lehre  liegt:  fler  Landgraf  bekennt  doch  eine  physische 
Verecbmelzung  zwist:hen  ileni  Leibe  Christi  und  dem  des  Commu- 
nieanten.  nnr  dass  er  den  miiadUehen  (ienuss  leugnet  und  der 
Meinung:  ist,  der  Mmhis  der  Vereinigung  la.sse  sit^h  mit  den 
mensuhlicihen  Ausobauun^en  von  räumlicher  Anwesenheit  oder 
AII^t>penwart  nicht  beschreiben  oder  bef,'reifen,  sondern  nur  ver- 
sinnbildlichen."" Es  ist  nun  nicht  wuhi-seheinlieh,  da.ss  bei  dem 
wochenlangen  täglichen  Verkehr  der  Fürsten  untereinander,  zumal  der 
Landgraf  V4»n  vornherein  verdächtig  war,  man  nie  gesucht  liaben 
eollte,  sicli  über  seinen  (ilaiiben  vorn  Nachtmahl  zu  luiterrichten;  aber 
Clben  ura  jenes  (tunteinsamcn  willen,  das  zwLscheü  seiner  und  der 
lutherischen  Denkweise  gegenüber  der  refoiiuirten  bestand,  wagte 
wohl  Niemand,  sofern  es  zur  Ausspnicbo  kam,  ihn  unter  die  „Sacra- 
mentiror"  zu  werfen.  Nach  einem  Docunient,  dem  freilich  genü- 
gende Beglaubigung  fehlt,  hätte  auch  der  I^andgraf  in  der  That 
zu  Naumburg, ■  sei  es,  dass  er  dazu  aufgefordert  wurde,  sei  es 
aus  freien  Stücken:,  sein  HekiMintniss  abgelegt."'*    Dieses  Bekenot- 

[  1181  S.  |).  B2,  Aiini.  37. 

fc  119)  Ich   ülKirzeuKi'   inirli    uaclitruglich   (tlii;   At;t»'n    wunlrri   im    Vorau» 

H^edruckt),  (lasn  das  aii^oblicttf^  ^hfdpnkRi  I^  Phili|isvii  zn  llHWb^n  auf  dem 
fiir^tt'iitag  zur  Nauinlmr^k '  iii  di'ti  IJ'-ilagon  (XXXU  I).)  di'-  Aufiialuin'  an 
djcsi'r  Stellt'  imhl  vertli'-nt,  weil  eH  riirht  fnchyr  ist.  ol»  Landgraf  l'hüipp  dl'fa 
Belumotnias  wirklieh  auf  dein  Fiirsttfiitag  »fÜMt  aligeh'gt  hat.  Dicselho  Forme! 
ni&ilich  wird  bereite  \oa  der  « gründlichen  waiirhaftig«'u  Flifitoria  ^an  der 
Ao^^burgiscbeii  Ccnri'^sinii"  {lüS4)  referirt;  ans  mnem  8|iaU>nMi  AlMlruük  iler- 
sdljen,  dfr  „Histonu  dtw  Sauramfiit.sstn.'ltÄ'  (1591)  haben  kIm  Holwig  (rarüi 
(grüudtlicbor  .  .  .  K<;rii*ht  von  dt'in  K'*ligi<)riswi'S('n  iin  Kih"stt'nthuni  Hcs-st-n, 
löOti,  l>.  -ir»',)  und  I^uchttT  (antii|iia  fi<I(w  Ucssonini,  HK)7,  p.  ITil;  ibid.) 
üliemonuDfli) i  fts  lii-gt  nahe  ajizaoohinoii,  dass  am:h  <iii'  handschrifUiuho  Notiz 
du«  H.  Kalironios  Moüomanu .  dii>  in  dao  BcitiigoD  ruprodncirt  wurdi),  aaf  keine 
^dd^ro  Quellf^  zurüf!kK»^ht.  I)iu  ,gnindliirhn  wolirhaftif;«' Tlistdria"  rt'fcrirt  alior 
Sit»  B«.^k(:*iuitiusä  DiL-ht  bi'i  dt-n  Verhandluugi'D  dvs  i/oii»>nts  solhtit,  soDdern 
swiacben  den  Com-siioudeiizen,  wek-ho  dem  Fiirxtentag  folgton  \uA  luizt'ichnut 
ee  als  i<iu«i  KchriFtlicho  Erkläruug  de»  Laadgraffu.  Alletdiiig»  ist  dabei  iiiuht 
juit  Bobtinuutht.'it  ersiohtlir-h,  livi  welc-ki*r  (ielegenhi'it  dlo  Erklärung  abgegeben 


256 


SiebflDter  Abschnitt. 


niss,   wie   rs  uns  iibnrlipfprt   wird,    umgeht    die    Ausdrücke,    rafi 
Wülcliüii    tiuditiuiK'II    dif   Ia'Iiiv   von   der   räiiinlir-liHi    Amvtwenliuit 


..bcdimken    I..   l'hilipMn    unr 

ätm   fni>lontjiK   mr  N^mn- 

)iunrk ' ' 

Wir  Miodt  ilc»  gUuibon»  do-t 
in  nftchtnuii  nn>  aad  uvdoni 
dt«  du  «fit(Hiig«n  djiisOTDK-ht 
and  m  gniü— m  gaggbon  vinlt 
mit  iKidt  und  kolch  od«  bi-di  in-, 
wie  miiu  noiuiQD  will.  4w 
wvtuiftlifo  lolb  iind  hlul  un- 
Koni  homi  Josn  rhrlm.  tiichi 
Allein  mn  liostün  ont^r  wnlpn, 
Mndoni  uidi  tuHnt  Icibcrn 
in  aller  niMnoo ,  wie  dus  (lii> 
coficonh  oj&Mt .  dar  i-or  lun- 
KorZeit  Latbofiu,  Bo<.-vni>.  und 
da  oboriandisulum  kyrehr-n  «irli 
nntonfiundor  tbiiIicIkw. 


riilHp|i  Ml  W'tirniuig  imJfhri- 

\r*:\. 
....  scinil  wir  An  RinnW», 
iaa  im  nai-litrn.il  nii<-  nml 
■tiilon)  i\w  Am  rtitplAtirn  diu'- 
gvxfiulit  wiHol  mit  d«in  Iitv«1. 
kilch ,  nilor  bvcbrr,  wie  niiuu 
nohoiiMi  will,  i3pr  wahrtiaftig 
leih  und  hiat  unoen  noim 
Jem  CSviiti ,  tiieht  allein  mxn 
bestan  babbt  it^vl«ti ,  iondttm 
mich  anwmn  leib*,  uini  »ind 
mit  rnÜiRchlauv  inui/  niiiiie. 
wiHrli"ii  di:"  iiuivonili-lonliVit- 
IpoIhttv  aii'l  Li.'tiBii.-  ;.-v»t<»llt 
Ulli  ili'in  rliiiifiir»ti'ri  tu  Siieli- 


wiinUs  niu'li  iKt  nicht  urirnöglii'li.  dass  (It>r  I.Aiiilgnir  niif  ilcm  Cocvuut  s»lb 
••iiK-  schriftlii'h)'  Krkliinui;!  4*itin>irhte;  endli'ih  )><-sit/.cii    wir  von  iliui   aii^ 
Com-.'ifirinUrnzon,   wfUJii'  dem   Kiii^ti'iilÄ^'  f!)l(^fii,   zwei  Erkliinirigpu   über  da:* 
AU>iidmaJil,   woli-ho  lit^r  ^t^iUu^htvn  mir  iiliiilicli,   niiOit  nltrr  gli'idi  lantt-rt, 
für  pine  diitto  ist  im  IauF  difsc-r  rom^itpondenwii  (s.  Abwthnitt  Vltl)  sioh« 
Kbwu  zu  ßiHlL'ti.     Es  koiinl<>  alx>r  dio&>  Fonnol  sehr  wolil  durch  Coin^taHofT 
aus  den  Ividen  andern  bfi^L-Htnllt  sfin,  wiv  dif  Syiioiisis  eriKit'bt 

I'hilipp    an    l*hmtii|ih   M«i1 
buh  d,  '^.  (^f^*!.  IWl. 

SoTH>l  »iwirni  vtlnill'^mttii 
.  .  ,  hobort  vir  R.  I. 
un(i>n)i  da  tu  Zftpfwibunrk  dr» 
41v(i  Ri-]ito>mbm  itT«c)ai«bon. 
sk  iHMulich ,  di>  wir  gbabni 
Qud  bi'komKHi,  das  Ut  4m9 
imchtBi«]  des  Ilomn  wiriici 
dttr  borr  Christus  gtfgmmjafOg 
w\.  nach  fpia  toib  nnd  Mut 
mit  bmdt  nnd  vRin  au  dor- 
mcht  und  gvbo  wa/fttiiMaM, 
tmht  ulli.>iii  lim-  Boeln  w»- 
divTi  aorh  dem  Imb»  in  ti\'V- 
inH<9ciii,  wio  dos  die  nxuxjnli 
viiilndt  dio  vur  Uugsr  mt  drr 
Lvltianu,  Bnorst  «ad  die 
ölnrliuidiMhM  kytAiea  nncw 
^Liuuidor  Bldl  TMBlichoti,  uul 
wie  div  ntlwhl^f  4«  VH- 
bMibar^tiicliAn  und  htipiSmitm 
tbonloK*"!  andt  mit  hrtn^ 
'  Tuid  vi«  Lathttr  KMbn  ilwiiA 

iri<T«dt,  wpnn  i^r  ^ito  nok 
und  Dit  an«  tin«<^(t«in  {«nnl 
umctncben. 

[doM  SvhreilHtii  vom  4.  R(>i>toT{iI>or  bi>i  Kluokhohn  p.  197  (f.;  das  \'Oni  24.  äep- 
titnil'tT  fliisxiiffüch  hol  (.'alinii.^h  p.  ifiM/ri;  di-ii  WortUut  hattt*  Herr  HM.lioUn'l:» 
Dt'.  Ijiiliini\vrr  dii-  (iütc,  mir  aus  dirm  MAiiusi.-ript  iV-a  II.  Fnlottuius  Mosi-iiiium 
aaf  der  stÄndiachen  IjtiiJ^sliil'linthi'k  in  Käs&'I  mitzutht-ilen),  —  Den  BftWfg- 
gnuid,  k«.'iut!  der  luidon  ViriufUcUfU  Erkläniiigfii  wörtlich  miteuthuil^m,  sondeni 
auB  bi'ideu  iintor  FortlassuiiK  eiuig^r  Wc-ndungeu  >Hae  dritte  m  eoinpiliiv«. 
küiiTit<^  rnnu  h'icbt  in  dt<r  Aufgalx'  iiiidt'd.  wk'bi'  dvn  Autoii'U  der  ^grümHiohi^ 
wabrh;d^i(;i*ti  HiKtoriji'^  ^st<'lli  wiir.  DitiKi'llittri  }iatl.i>t)  g(>(;(Mi  dit>  ^llisioriü  di't 
Angsiiutyiwbcn  ConfpA^ion"  iltw  Ainbrtwius  Wi^lf  dm  Na*-liwcis  zu  fnhm> 
dasH  dit'  A.  i\  aiu^h  vor  dfi»  hlnuln'liieu  lUtn  CononrdionhuchR  in  den  dcutedi- 
protestiuitifiuhi'n  Kirulii>n  »tt'ts  fitrcug  luthrHäch  inti!r|»r>'t.irt  wurdL<n.  utid  faiout 
dtcai*  Auffa-saun^  die  historisch  siuintionJrtf  srt.  In  dit'ti'.'n  Zweck  ])a.4sUi  wMiif 
ilor  Hinweis,  dit-is  F.nthiT  biswcilon  gezankt  und  aus  U'wc^gtcin  G>'müth  ^fwtchri^ 
Usn,  noch  die  Erwähnung  der  Thnologen   von  Witti^ubot^  und   Lxijjug  (ilvr>ii 


257 


und  dorn  miindliolien  (icnusfi  vt-rbnüpft  war,  obwohl  eben  diese 
aJs  die  voniuiimlicliston  KritiTien  eines  luthorischnn  Hokcnntnisses 
^tcn:  abor  dor  (ilaube  &i\  eine  wirkliche  Hin^^ubi'  des  l>'ibes 
Christi  au  den  dos  CoiDiituiiikanton  wird  doch  klar  (Jariji  ausgo- 
sprochon.  und  so  dtii-fteti  auch,  Hofcm  jene  zweifelhafte  Nachricht 
Recht  hat,  Philipps  Mitfürsten  von  seiner  Erkliirung  zufrieden- 
gestellt  worden  sein.  —  Dass  irgend  ein  anderes  Mitglied  der  Ver- 
sammlung mit  calviiiisi'hen  «der  verwandten  Ansnhaiinngen  anfgotro 
tun  wäre,  ist  nicht  bekannt,  luid  wäre  es  guMchelien.  so  hütto  sicher 
keine  Mehrheit  zu  Gunsten  dieser  Lehre  gegen  Lnther  eutscliiedwi. 
Die  Herzoge  Wolfgang  und  Christoph  hatten  schon  vor  dieser  Zeit 
^jnr  Geniige  Beweise  von  ^^ut  lutherischer  (Icsituiung  gegeben: '-'' 
Äeraog  Ulrich  von  Mecklenburg  hatte  zu  Naumbui*g  selbst  hettig 
gegen  die  „Sacramontirer"  dcclamirt;  die  Uesandten  der  Mark- 
grafen Hans  und  fkntrg  Fiiedricli  waren  instruirt,  ihre  Herren 
feierlichst  gegen  jede  HuUIting  der  calvinischen  I^ehre  zu  vonvuh- 
ren;  neben  Diesen  sassen  im  Conveut  die  Vertreter  einer  Reüio 
niedersächsischer  Fürsten,  welche  zu  Brnunßch\veig  gegen  Harden- 
berg Partei  nahmen;  hätten  nun  alle  Diese  eine  entschieden  iinlti- 
thcrischf,  der  tyihinischen  eng  verwandte  Ijchrwcise  füi*  die  Üyigo 
erklären  sollen?  Liest  man  die  Berichte  imbefangen,  so  kann  man 
keinen  audt^rn  Eindruck  empfangen,  als  dass  jenes  Bekenntniss 
des  Kurfürsten  Kriedrich  eben  darum  so  grossen  Meifull  fand. 
weil  es  gut  lutherisch  war.  Darüber  hinaus  ist  unverkennbar, 
doss  manche  Theilnehmor  des  Congi*osses  nicht  nur  solbbt  tutho- 
risch  sein  wollten,  sondern  gleiche  Gesinnung  tilr  jedes  einzelne 
Mitglied  als  erforderlich   zur  Theilnahme  am  gemeinsamen  Werk 


Andenken  Sßit  der  ko'j't'^calviDistisi.-lK-it  Kntiutrophi.'  Uii  <len  strcragou  Lutlic- 
ranetm  grtfchti?t  war)  hiii"in;  wnlil  nkr  diT  Hinweis  auf  dif  Wittj>fiHprgor  Om- 
coitUe;  il»ain  die  Ei-wähimug  dt^rsfUx-n  im  Aoschliiss  aa.  t'iii  Boheinlxu-  lutlii-ri- 
aabos  Bekeiuitjit&s  scbioii  darzutliun.  doss  Luiulj^ruf  I'hilipp  sii.-  als  gut  lutlu-risch 
aoJjgelksst  haW,  wuhnüid  da»  Buc'h  deü  X.  Wulf  daM>ii  ausgL'ht,  du-ss  iiuui 
ebea  seit  dur  WitK'nlwrgor  Coiiuoixliu  iii  dun  di?ut*;h«ri  KirohL'U  diu  leibüdu* 
jjnweaenheit  und  in&iidliclii'  Xicflsuiig  nicht  mehr  liekaunt  hatii.>,  viehiii^hr 
diese  Altschnuung  eiitt  ditrcli  dos  Coni;ot-dk'tiwi.'rk  wieder  eingeftihrt  wonI<-ii 
aeL  —  Ich  Ia88i>  naidi  AliiHteiii  Ualiiiigi.'Hti'llt ,  nh  il.  Ffthntriius  )loK'>innnii  i>int> 
dinxrto  Qadtlß  iwuutziv,  und.  wie  auch  IlasÄi-neani].  (I,  [>.  745),  auf  Falinmius 
luid  Leuchter  gestützt  annftluii,  da»  Bekerttitiiit^s  wirklich  vom  Landgrafen  Aof 
dem  Füretüiitagc  abgelegt  oder  eingercioht  wunli?. 
120)  Vgl.  Anm.  127. 

17 


258 


Siebenter  Abschnitt. 


^nsatz 
Rg9^ 


betrachtpten;'-*  und  im  Orund  ist  für  Alle,  wpnn  w'v 
Friedriclii  iin<i  den  Tjandgraien  alnerJini*ii,  waln-sclieiiilich,  diLss  sie 
ebenso  dachten.  Eine  bestimmte  Grenze  lässt  iucb  hier  freilich 
nicht  ziehen,  frjeichwohl  liessen  sich  nach  Alledem,  wenn  zu 
Naumburg  caJvinische  oder  caivinUirende  Ix^hmieinvingen  über- 
haupt einon  Vertreter  gefunden  hätten,  die  Beschliissri  der  Ver- 
sammlung taum  anders  erklären,  als  dass  dieselbe  den  Gegensatz 
der  Viir^trag:Piien  Aiisrhuimngen  zum  Lutlifilhura  verkannt 
eine  Annahme,  die  aller  WahrscheiuHohkeit  «idersprichL^" 

Somit  dürfen  wir  unser  Urtlieil  über  die  Nauraburger 
Intiont^n  dahin  tallon.  dass  die  ganze  Versammlung  in  der  augs^ 
bui^schen  Uoiifw«ion  keine  nndrc  als  di(»  lutlierisi-ho  A  bendnmblslehrc 
unterschrieb  und  bekannte.  Wir  dürfen  hinzusetzen:  sie  vollzog 
die  Unterschrift  auch  in  dem  Bewusstsein,  dass  alle  Theilnehmer 
einig  seien  im  lutlieriftcheii  Vorständniss  des  zehnten  Artikels. 
Kinzig  für  die  Stellung  des  l^andgrafen  wird  man  in  beiden  Sätzen 
gewisse  Vorbehalte  machen  müssen,  die  dtjcli  nicht  genügen,  das 
allgemeine  ürtlieil  aufzuheben. 

Demnach  müssen  nun  auch  die  Naumburgor  Dooumente 
interpretirt  werden.  Wenn  man  neben  dem  unterzeichneten  Text 
der  Confpssion  in  der  Vorrede  die  Variata,  im  Abschied  den  Fi-ank- 
furttT  Receas  anerkannte,  wenn  man  in  jener  auch  die  AlH>iid. 
mahlslehre  des  Recesscs  wiederholte,  so  gesrhah  das  nicht,  weil 
die  Versammelten  sich  selbst  die  Freiheit  dts  refonnirten  Bekennt- 
nisses hätten  vorbehalten  wollen:  sie  durften  es  thun,  weil  man 
bei  jenen  Bekenntnissen  ebenso  guier  Lutheraner  sein  konnte,  als 
bei  <lcr  unveränderten  Augnstana;  sie  thaten  es,  weil  jene  Bekennt- 
nisse bereits  in  weit  verbreitetem  Gebrauch  standen,  und  man 
darum  dem  Vonirtheil  entgegentreten  musste,  als  läge  in  ihnen 
ein  Widerspruch  gegen  das  Liitherthum,  als  sei  Derjenige  schon 
kein  treuer  Luthonuier,  kein  Bekenner  der  Confession  im  unver- 
fälschten Sinne  mehr,  der  sich  jener  allgemeinen  Formen  bediene 
Die  Abondmuhlsformel  des  Frankfurter  Eecesses  wollte  man  sogar 


121)  Das  iniisfi  ?.,  H.  für  UIp  Hi^rzo^-ti  Woirpang  miil  Christoph  galten; 
dieselben  hättPii  siiih  sonst  schwc-rlich  h^rlw^igplafwim,  den  KnifiiraU»!»  Frii'drii'h 
im  Aufbiigo  des  Hnrzogs  von  Saoh.'Vfn  iibor  fteinnn  AVx>ndnialtLsgliiaboD  m 
exumiaiK^n  (vgl.  p.  2'iS,  2H9|.  Ebenso  für  die  V(>rtreter  der  Morlcgnifeii  von 
Brondonbui^  nach  deren  Instniction  (p.  S2S,  Anm.  86). 

122)  unten  Anm.  126. 


SifWnter  Abschnitt. 


259 


tintpr  die  speoifisch  Intherisohi'n  Bekenntnisse  aufgenommen  sehen: 
man  führte  sie  in  der  Vonede  mit  einem  kurzen  Coiiimeiitar  ein, 
nach  dem  sie  niolit  ander»  als  lutheriscli  verstanden  werden  <Iui-fte, 
obwohl  die  Formel  an  sieh  niclit  mehr  aussagt»  als  was  auch  io 
der  ^ailvinisehen  I>ehre  enthalten  war. ""  Ueberhaupt  ist,  wenn 
man  weiss,  dass  die  Fürsten  that^iichlich  lutherisch  dachten,  auch 
crsiobtlich,  dass  sie  beanspriK^hton,  in  der  erneuerten  Confession 
mit  der  Vorrede  ein  objeetiv  luthcrrisohes  Beteiintniss  aus^steüt 
zu  haben.  Es  liegt  das  einerseits  in  der  wiederholten  Versiche- 
rung, dass  sie  niclit  gewillt  seien,  irgend  eine  andere  Confession 
als  die  vom  Jahre  1530  zu  erneuem:  es  ist  sei bst\'crständ lieh, 
flass  Lutheraner  unter  dem  Bekenntniss  vam  Jahr  1:130  eben  nur 
die  lutberiüche  Lehre  verstanden  wissen  wollten;  imilrerseits  aber 
le^en  sie  grossen  Wcrt}i  auf  die  Anführung  der  Apologie  als 
eines  nnzweideutig  lutherischen  Comraentars  zum  zehnten  Artikel 
der  Confession.  Eben  die  Apologie  hielt  man  dem  Herzog  von 
Sachsen  entgegen  auf  seinen  Einwand:  man  habu  nicht  genug  ge- 
tJian,  um  die  sacraraontirerische  Ijehr©  anszuschliessen. '-*     Es  war 


123)  «Damit  wir  auch  nivht  rordacht  werdou,  dua  wir  mit  obgcMuolter 

vorwerfuDue  der  TranssubKtautiatinn  di»;  wahre  «ottenwertij^WDit  dos  leibes 
und  >>luts  Chrt8ti  im  hcili^rn  alKjtiiiitiiilil  leugnen,  f^o  Kctnt  vir  keiner  andern 
mriDUDi;».  denn  du»«  im  al)«uiJrniLlil  iiet>  hurrii  Christi  ausgeth eilet  uad 
enipraiigen  werde  dtT  watitv  leib  und  blut  des  hemi  Climti,  uach  iahalt  dor 
w-ort  im  Evaugf^lio:  iLehitiet  hin  und  (\HAt*i,  <tas  IkI  mein  lL>ib  u.  n.  vv.  I'nd 
das  .  .  •  (folgt  (if-r  Au^üug  aus  d^ni  (Vankrurtor  Ru<:r8S).  In  d^m  hiMLichi^n 
Spncfagnbniuch  d"T  KofoniiirtiMi  wni  zwar  allgflniein  von  der  liegen wfirtigkoit 
ChriRti  im  Ahnndmahl  und  vom  Ciünus-s  sninns  leihen  itnd  Blutr*s  gi^radot; 
lothnriHch  hingegen  ist  es,  von  der  Tiogi-nwail:  dos  f/Mbi-s  and  Blut»'s  und  deren 
AoätheÜung  an  die  Communicftöf>'ri  tai  n\>iv^\i>'n.  Wiu  wt-nif;;  liingojten  die 
AbendmahkleLrr  de»  {''rankrHrter  Ke<:M»seä  »Mlbät  an  eticli  tutburisüh  geonniit 
-werden  kann,  bt-weist  rler  <ii'brüU(:li,  den  vun  ihr  die  I-^'f^)^^lirten  goinneht 
haben:  Tgl.  Wolf,  Historie  thn-  A.  C.  |).  151,  152;  llospinian,  historia  ^acra- 
nif^taria,  13  p.  254/.').  Von  Neueren  vorm-hndieh  Tleppe  (T  p.  271  ff.).  Eine 
tn-ffende  Beurtheilong  von  lutherischer  Sc'ite  bietet  das  Gutachten  des  Chy- 
triin.s  und  der  pemmentehen  Tlnfolugen  Venediger,  Rungf  und  Kittel  ül>er  die 
Formel,  weicht'  der  Naumburgor  Vorrede  einverieibt  MTtrde  l»i  Sdiütjc,  de 
vita  Pavidis  Chytraei.  I.  Appendix  p.  348  ff . 

124)  H^um  dritten  hette  »ich  .  .  .  soviel  befunden,  da»  der  Cbf.  pfalz- 
graf  nch  in  dem  artickel  d«*^  nachtuialu  des  lierni  nii;ht  allein  zu  der  Augs- 
porpechen  CoDfe«sion  aoudem  auc)i  zu  der  Apologia  ttekennet  und  hrwitligt, 
dieselben  auzannußn  .  .  .  nuhn  ist  aber  sonderlich  in  iler  Apologia  diser 
artickel  clerlich  ond  anstmeklich  also  gesetzt,  das  ihre  Chur  und  f.  g.  darübor 

17* 


260 


Siebenter  AbHuhnitt. 


allerdings  neben  der  Apologie  auch  die  Vaiiata  als  ein?  „Krlän- 
terung"  der  Cünfey.sion  genannt;  aber  diese  stand  ja  mit  dem 
Luthcrtluim  nicht  im  \Viderspru<.;h,  und  wunn  zu  ein  und  dem- 
selben Text  zwei  Commentaru  nL>bon  einander  in  Betrapht  kom- 
men, Lst  im  Ornnd  doch  selbstverständlich,  dass,  wo  von  beiden 
dor  eine  eiu^^obendere  Bestimmungen  ^'iebt,  der  imdea*  «ich  all- 
gemeiner ausdrückt,  nur  der  erstere  massgebend  sein  kann.  (Jegen 
die  Apologie,  Ja  hei  strengem  Verfahnju  auch  gegen  die  C^nf*»«- 
«ion  von  1530,  konnte  darum  die  Abendmalilslehiie  der  Variiita 
auf  (ri-und  der  Vorrede  keineswegs  ausgespielt  werden,  wenn  man 
ihr  nicht  —  und  dazu  niusstu  man  er-st  in  den  Wortlaut  Unter- 
scheidungtibostimmungen,  die  er  objectiv  nicht  enthielt,  hineiii- 
ergiinzen,  —  einen  immanenten  Widerspruch  gegen  die  luLlieriselta 
Lehre,  einen  positiv  calviniscben  oder  „melanchthoDischea^'  SinllB 
unterechob:  nur  so  konnte  man  für  sie  als  für  die  jüngere,  die 
„emendiitc"  Coniession,  einen   Vorrang  beanspruchen. 

Bei  Alledcni  muss  es  wahr  bleiben:  das  Naumburger  Glan- 
bensnianifest  war  auch  für  Reforinirte  nicht  völlig  unannelimbar. 
Der  Grund  ist  nicht,  dass  seine  Lehi-formon,  wenn  man  es  aU 
ein  Ganzes  betrachtet  und  sicli,  wie  das  die  lutherischo  Üenk-weise 
fünlert«,  an  den  einfachen  Sinn  der  Woi-te  hielt,  eigentlich  all^ 
mein  gehalten  oder  zweideutig  gewesen  wären;  nur  dass  der  bild- 
liche Sprachgebrauch  der  Reftirniirten  ihnen  erlaubte,  ihr  eigenC(! 
Bekcuntniss  auch  in  solche  Sät/e  hiiitiinziilegen,  die,  wörtlich  ge- 
nommen, unzweideutig  lutlierisch  lauteten,  sofern  sie  nicht  mil 
besondern  Cautelen  ausgesljitti't  waxvn,  wie  solche  sich  in  eintr 
zweL^kniu&sigen  Zuspitzung  der  Terminologie,  einer  eingehenderen 
Zergliederung  des  Lehrbegriffii,  in  der  au&lriicVIichen  Abwehr 
unzutreffender  Deutungen  finden  liessen.  Stdche  Cautelen 
der  Herzog  von  Sachsen  vorgeschlagen,  dii^  Versammlung 
nicht  ungentmtmen,  sodass  c»  nicht  eben  unmöglich  gemachl 


forner  erkliTung  \m  hfichgL'dachtt'u  ciiurfüretiTi  pfaitiyi'afL'ii  zu  uuchon  iiidM 
ursach  habwi''  etsc.  (Cielbko  p.  HO.  Vgl.  yljcn  p.  230).  Dcjr  Uiuwbis  trifl* 
völlig  zu,  doQD  (lio  A}i<iIogiv  lehrt  ^dasfl  uns  Cliristus  Imbliuh  gehoben  and 
Kerek'Iit  winl  im  Naohtnialil  *  unii  in  lit'Ui  Uteiiiisclion  Text,  welcher  sa  der 
voD  i!en  Füretvn  uiitorsrbriclieiiüii  Ausgal«  der  ronfessioii  (ji^hort:  ^^'^rbtiUB 
corporAlitjir  nnliis  oxhilpori  in  coonn."  Auf  diesn  l'itinmg  der  Apologie  hrt 
aijioa  Planck  (VI,  250j,  der  überhaupt  sehr  corroct  urtlioUt,  trolTettd  hia^ 
wiesen. 


Sieboiibn'  AbüAnitt.  ^^^  261 

nas  ganze  Bocument  im  refornnrten  Sinne  «mziiilouteii.  Damit 
war  denn  fn^Uicli  aueli  die  andere  MöglicJikoit  gegeben,  mit  der 
Vorrede  eklektisch  zu  verfahrcu:  wer  eiuma!  als  Reformirter  sie 
doch  bekannte,  konnte  f(lr  seinen  Gobrauch  dio  Variata  und  die 
Abendnmhlslebru  des  Fninkfiii'ter  Recesaes  herausgreifen,  bei  denen 
©8  sii'h  zwanglos  calviiiisi^h  li'hrt'n  Hess,  den  älU^nm  Tnxt  der  Con- 
fession  und  die  Apolo^^ic  ohne  Xiitzunwendung  auf  dorn  Papier 
stehen  lassen,  ah*  BokenntniKse  vuii  veralteter,  unpraktiBcher  Form. 
Endlich  lässt  eich  nicht  leiijjneu,  dass  in  der  Aufnahme  jener 
jüngeren,  allgemeiner  geiiEdteuen  Bekenntnisse,  selbst  wenn  mau 
annahm,  diiss  die  ältere  Confeasion  und  dio  Apologie  völlig  aus- 
iiÄhliessend  lutherisch  seien,  oino  (ielegenheit  xu  iinsaclilieher  Aus- 
roeatun^  des  DocumeiiL^  gegeben  war,  diu  uirht  unboniit/t  bleiben 
konnte.  In  der  Tliat  haben  Kofurmirte  nachmals  dio  Yariata  äannnt 
dem  Abendmahlsartikel  des  Fraiikfiirter  Receasoa  als  spezifisch  cal- 
vinischo,  neuerdings  ,.nieIanchthonische'*  Uekenntnisso  reelamirt 
und  gegen  die  iilteix'  Confession  als  Richtschnur  für  diu  Auslegung 
des  ganzen  Werkes  ausgespielt.'"  Es  würe  auch  dios  wohl  durt^h 
schürfen' ViTwahrungon  zu  hindern  g<.'wosen,  aber  dio  Naumburger 
Verxamndung  liat  es  niclit  versucht.  Lag  hierin  eine  Neben- 
absicht? 

Es  ist  oft  behauptet  wurden,  es  sei  den  Fürsten  und  Oe- 
äandten  in  Naumburg  f^ar  nicht  bewusst  gewesen,  dasa  ihre  GUu- 
ben^icrklärung  am-h  i^pielraum  lasse  für  eine  andere  als  lutherische 
Atislt^ung.  Das  ist  eine  Darstellung«  die  an  allen  Kcken  und 
Enden  zu  ünnatürlichkeiten  führt,  wenn  man  versuelit,  sich  die 
Naumburger  Ereignisse  einigermassun  anschiiulicli  und  vullstandig 
zu  vergogenw artigen.  Eä  sind  auf  diese  Annahme  auch  nur  si»lchü 
Kirchen historiker  verfallen,  die  keinen  andern  Ausweg  sahen,  dio 
Vorgänge  von  Naumburg  zu  erklarou,  weil  ihnen  unfassbar  war, 
daas  die  dort  VcrsjinjmoUen  lutherisch  gesinnt  gewesen  sein  soll- 
ten, ohne  zugleich  die  calvini.sdien  und  calvinisirenden  An- 
schauung<:'n  aus  Herzcnsgruml  zu  verdiuimien.  Aber  eben  hierin 
liegt  der  Fehler.^" 


125)  Wolf,  p.  JÖ7  — na.     UüS|Höiau,  bist.  säur.  II  p.  281  ff.    Höpi«  I 
p.  40ß.     iliilet  I  p.  Sm. 

I  12G)  Mail  maus  Kltirkhohn  (Kriodrii^h  d.  Fromnio.  p.  '11/^).    unl«diugt 

jJtocbt   gebco,   iiasa  dicHo  AulTassuug,  miui  inögo  sich  das  thi'olugist^ho  Vor* 
Ulhidaim  der  Fürsten  und  ücsatidbju  noch  so  genug  deukim,  ciao  gauz  unmög* 


262 


Siebenter  Abschnitt 


sie 


Für  den  I^ndgrafen  und  den  Kurfürsten  vnn  Pfalz,  wie  wii 
kennen,   ist    bei  ihren  Votis  (nicht  uUein,    doch    neben   alii 


lidiL»  ist.  Mochten  sie  auch  i.  B.  \wi  tW'V  Ankunft  in  Naiiuihurg  über 
YerhäItoie>8  iler  Vaiiata  zur  unvoraadorten  <.\)uffi«iou  noch  völlif!  unUar 
so  ist  <i(H-h  undonkbar,  ilaSH  ihnon  Ihm  den  ISi'oitenui|;ea  ölit'r  die  Wahl  dos 
]!lxen4»lar8  und  über  die  ici  der  Vorrede  zu  dtirt'inli-n  Srhrini'ii  ■•ntj^angeu  m;iu 
eoDte,  dass  die  Variata  bei  dt'n  stnmg^n  liiithoi'anfni  nirbt  aJs  völlig  recht* 
ijlüubig  galt  (v(t1.  p.  210,  Anm.  70);  iiW  die  fininde  dieser  Thatsarhf  aber 
»ich  rn  uiitemelit^'n,  hatten  sie  ausreichend  Oelogonheit,  da  eine  grosse  Aiizah^— 
gelehrter  Theologen  anwenend  war.  Unter  den  (gesandten  befand  sich  ab  boj^H 
stinnischer  Vertn'ter  der  Su]«rintendent  von  Hambui{|^,  Paul  von  Eitzeu;  als 
llofiirotliner  der  ariwesend<'ii  Hemi,  thecilnpsolio  Kesleiter,  Hi'ri<:htor»tatter  oder 
aus  vigi.'nom  Antrieb  w.in»ii  nnwest^nd  ib'r  Rostucfci^r  Professor  Pnvid  Chytnu'U!», 
die  DrcAlem-r  Theoloptn  Daniel  tin-sor  und  diristian  Sagittarius  [Schiiti),  der 
Weimarer  HoriinHiijj:(fr  Aurifalwr,  die  herzoglich  sänhaisohen  Sn|)enntendenteu 
.MÖrliti  und  Stötwel.  der  Jenonsfr  !*iofes,sor  Judex,  der  PfaiTer  zu  Oaolzbacb 
M.  Oeotg  Karg,  der  Pfanfr  zu  <.'ottbu.s,  .lohaDm-i  Maier ^  dor  Pommer  Dr.  Chri- 
stO|>h  Stumme],  den  Ilerzog  Barnim  seinen  Gesandten  bei^'egcbcn  hatte;  ein 
württeniborgischer  Prediger;  ein  JIof|irediger,  Trelchor  üagiater  Caspar  genanm 
winl.  (Sallg  m  p.  673/5,  67«  Note.  680  und  087/8  Not«;  Calinich  p.  185 
Note.  Herzog  Barnim  von  Pommeni  an  die  jungim  Herzoge  von  Pommern, 
Alten -Stettin  il.  2.  dmi.  \:m.  B-tHh  Ftc-p.  13. 1  b.  ,Inh.  Mait-r  an  UarkgraT  llans, 
Cottbus  d.  2,  Kebr.  Herün  Uo|i.  14,  7.  —  In  den  hei  Salig  citirtpn  Bntjfen 
p.  678,  ti7t),  680  werden  u<n.h  verKohiedene  Personwn  genannt ,  hinter  denen 
Thmlogciu  zu  venntithen  :4ind;  DurfoldiVia  ist  vemiuthlich  ein  Joneinier  Pro- 
fessor; s.  Saug  ni  p.  6*28).  Kin  guter  TlioU  dieser  Personen  ist  als  stnM^ 
luthonseh  bekannt;  dans  dii^s  Cilierlinnpt  die  Stimmung  der  ühenHegeoden  lMi[^| 
aahl  war.  da-ss  femer  die  The'jl'igi.-n  nicht  unterliewson.  untereinander  und  mit 
den  VortTPitem  derFürsti?u,  auf  deren  Umgang  sie  iiaeh  ihR-m  Haag  und  Stand 
angewiesen  waren,  den  BekeimtnitJHtand  in  Deutschland  zu  erörtern.  Ulsst  sic^ 
(es  wire  obuedieK  KelbtttverKtändlieh)  aiw  versJeliit'denen  Beriebten  8ehlie*WHJL 
Joliaiiiit'W  Maiar  b^riebtt-t  in  dem  ölten  i-iÜrten  Scbreibtm  von  einer  ITuterredon^, 
die  er  ku  Naumburg  mit  Gi'org  Karg  über  du.«  Alieiiilmabl  gidiaM,  und  fij(!t 
an,  das8  die  Prßdieanten  in  Württemberg  vor'm  Jahr  ein  „uützUeh  und  gruwl- 
lieh"  Bekoimtni&s  vom  Abendmahl  gestellt  (vgl.  oben  p.  l!>8/9),  welefacts  später 
in  fremde  llÄnde  gekommen  und  zu  Magdeburg  pedniekt  worden  ist  Dr.  Stum- 
mel bat  ihm  ein  Kxein|ilar  liavuii  geliehen;  der  Markgraf  winl  es  durch  Dr.  Adräo 
{Alhinus.  den  Kanzlei)  erhalten.  Letzterer  iiericbtet  unter  dem  28.  Jaouv 
(Berlin  Rep.  14,  7),  iUlss  dii'ses  Bekenntiu.sft  vmi  ^alb'ii"  anwe#i«ndt.'n  TT««»-  i 
logen  iqjprobirt  wenle,  E»  ujt  ferner  so  gut  als  aelbstvoi-stündlich,  das»,  rä 
Herzog  ITliieh  den  t"Tij'tTn<?u-'»  (s.  p.  226/8  Anm.  82,85)  auch  andere  Fün-iea  ihn  I 
Theologen,  obwohl  dieselben  laut  des  Aussehreibens  zu  deu  aflieiellen  Ben* 
thungeii  nicht  zugezogen  woixien  durfton.  doch  privatim  um  Ratb  fragten. 
Kurz,  die  Memitng,  dat»  die  Fürsten  und  Gc«andteii  gar  nieht  geahnt  bütten, 
wolohe  Bedenken  sieh  vom  stitmg  lutbeiisoheu  ätuudpunkt  auü  gegen  die  Variata. 


Siebenter  Ahscluiitt 


263 


^oeS  Grilndcn)  von  vornhein  bestimmend  gowesen,  dass  In  ihren 
eigenen  wie  andern  prott'stantischcii  Torritdrien  unter  den  (Jeist- 
lichcn  wie  in  den  Gemeinden  vielfaoii  Vertreter  der  schweizerischen 
und  Ten>'andter  Richtungen  lebten,  denen  der  Anschluss  un  die 
(icmeinschaft  der  Co nfessions verwandten  erleichtert  wurde,  wenn 
mau  neben  der  unveränderten  Augustana  die  Variata,  den  Frank- 
furter Recess,  die  Wittenberiirer  Concordie  anerkannte;  ja  der 
Landgraf  hielt  auol^  sicherlich,  wi(T  immer,  sein  Auge  zugleich 
auf  den  Protestantismus  des  Auslandes  gerichtet  und  wünschte  dem 
neuen  Olaubensdocument  eine  Fassung  zu  geben,  welche  der  er- 
krimten  Annäherung  zwischen  den  deutschen  und  refürmirteu  Kir- 
chen nicht  präjudizirte.  Dass  die  Andern,  welche  mit  jenen 
Beiden  votirten,  gleich  im  Anfang  diw  Convents  von  ähnlichen 
Erwägungen  ausgingen^  ist  darum  freilich  noch  nicitt  anzunehmen. 
Wenn  sie  die  Variata  anerkannt  wi.ssen  wollten,  wenn  Viele,  noch 
iObo  die  Vorrwle  entworfen  war,  auf  die  namentliche  Anziehung 
^fos  Frankfurter  Rtjci^ses  volirttm,  so  hatten  sie  dazu  iji  den  A'^er- 
hältnissen  ihrer  eigenen  Kirchen  (iriind  genug,  auch  ohne  KUck- 
sicht  auf  die  Keformirten.  Ks  lag  ferner  den  lutlieiischen  lläup- 
tem  und  Vertretern  officiell  lutlieriHt;lier  Landeskirchen,  auch  sofern 
sie  der  milderen  Richtung  angehörten,  nicht  so  nahe  als  dem 
Landgrafen  um!  Kurfürst  Friedrich,  von  vornherein  danuif  bedacht 
zu  sein,  wie  iniui  den  Itefunnirtcn  Duldung  wahre,  zumal  im  Hü- 
ginn  des  Convents  kein  besond«rer  Aiilaiw  dazu  gegeben  war:  die 
Aufstellung  eines  lutherischen  Bekenntnisses  schloß  ja  keineswegs 
die  Verurtheilung  jener  Glaiibensrichtung  ein;  die  Fragestellung: 
ob  man  die  reformirto  f^hre  duhien  finrfe  odei*  nichts  war  vom  Pro- 
gramm des  Convents  ausgeschUwson  und  tauchte  in  der  That  erst 
nach  geraumer  Zeit  in  den  Verliundlungen  auf.  Andrt^i-seits  würde 
man  aber  aut-li  auf  grosse  llnwahrschcirdichkeiten  stnssen,  wollte 
man  annehmen,  die  bcsrhluMsfusM-iide  Mehrheit  hätte  im  Beginn  der 
Torhandlungen  auf  die  Venirtheilung  der  reformirten  Ijchre  eben 
nur  verzichtet,  ohne  doch  über  ilie  Kragn  anders  zu  denken,  als  dass 
diese  Ix^hre  gleichwohl  srliluchti-rdiriigs  vLTwi;rfhch  sei,  dass  man 
sie  thatsachlich   nicht  dulden    dürfe,   oder   dass    man  in   Zukunft 


den  Fraokfort£>r  R>?oi<6h  ot^c.  erholwn  li)>»t!<:'n ,  oder  dass  me  sieb,  vrie  Löscher 
(II ,  p.  20*1  ff.)  wülll»',  aiiH  rt'ÜKT  linklariieit  von  deu  krj'ptocalWniHÜBchea 
fifttbeD  £beiD  und  L'tacow  und  t'itiJgt.'D  phUiiipi^Hnc^lifu  TliL><)loge<Q  btrtrügeD  liesseo^ 
UlBt  aa  der  b<)clistdeii]cbareii  iniieron  Unwalu^iolieiuliohiielL 


264 


Siebeuter  Äbscbiiitt. 


noch  ihro  Vordainmun^  würde  anssprechon  nüisBcn.  Der  Convo 
unisihlus«  wühl  stivk'l  streng  hiÜierisoJiie  Eloniente;  insoudtTheit 
liatton  luitor  seineii  Ijeitoni  die  Horzogo  Wolfgang  und  Chrisloj)h 
schon  so  entschiedene  Beweise  von  Abneigung  gegen  das  refor- 
niirto  Wesen  gegeben,^-'  dass  eine  solche  Annahme  nicht  von 
vornherein  auszuschliesson  wäre;  träte  sie  aber  wirklich  za,  so 
hätte  man  angesichts  der  notorischen  Zustande  in  der  kurpfäl- 
zischen, ja  aucli  der  hessist-heii  Kirche  diese  Dinge  schwerlich  so 
stilladiweigend  umgehen  künnen.  Mau  ging  mit  dem  OiHhinkea 
um,  nach  dem  Fürstentag  auch  die  Stellung  der  deutschen  E!^H 
eben  gegenüber  abweichenden  Richtungen  gemeinsam  zu  orörtora 
und  zu  bestimmen.  Üeujcnigon,  welche  diese  Aufgabe  sofort  gelöst 
sehen  wollten,  ward  entgegnet:  man  sei  dazu  nicht  zusammen- 
gekommen und  halte  die  Forderung  angenblicklich  nicht  für  aus- 
fülirbar.  aber  nach  dem  Cunveut  könne  mau  darüber,  etwa  auf 
einer  Theulügeiivei-sajinulung,  bL'ratheu  lassen.  Die  Berufung  einer 
nachmaligen  Synode  ist  sogar  iuisdiücktich  beantragt  und  ernstUch 
erwogen  worden.''^    "War  man  nun  allgemein  mit  den  Markgrafen 


127)  p.  154  ff.  i>.  lOO/U  Ilerxog  Wolfgang  hatte,  wio  CbristAph,  audi 
iü  ioT  Kiirjifalz  bi-rcits  svineii  Einiluss  f^fgen  dio  Lclirfroihoit  der  talviaischen 
OoisÜii^hnci  gtütniid  xu  iniLchitn  ^i'SucliL     H.  Ktuirkli.  1  p.  140/1. 

128)  Bericht  des  Grafen  von  Elioi-stoin  und  3latzk«  Borcke'a  xm. 
30.  Jaonai'.  a.  i*.  2^33.  Aiim.  80.  Krsterar  scfaroilit  am  7.  Fohniai*:  ^Tha  awlftn 
pUiiL't  der  piTtpusitiuri  bolanf^ondt* ,  und  vurnelindiL'h^  wio  in  etUchoti  punotn 
weitliLT  i.*Iin(?«tli'^)it*  uiiil  st'hiL'dtlichc  erklcnuigcu  goscUooa  muchto,  dadorch 
daiin  zwibpalt  und  miäsrui-stondt  der  thoolngeu  auuh  aufzubebea,  u.  s.  w.,  ist 
hin  unc]  uiddcr  om'og^n,  und  iüli  twn  nftoru  in  gcMneim'm  radt  K.  F.  G.  bet^ioli 
und  moiiiungi'  (Aiitn.  SP)  ilui  unt^ithpuigkmt  augoKi?igt,  und  viel  onhir  itn 
stvttiU'M  E.  f.  0.  7.uja>timniet,  .  .  .  abor  es  ist  Idzlich  durchs  mehn?r  d»M)r 
enk-liM,  da»  lülliin  jt'tz  nach  orhoLschooder  notturfl  nicht  gt<3cii«eu  kuutJ]^;  fiu 
dem  mit  hüi-zog  Jtilianii  Fiiodrich  zu  f!aohs.>iC-u  das  lüiigcfallüu,  darulier  ee  fU 
vorbliohnn,  und  wir  es  dahey  aucJi  lassen  lausäen  bewenden.  KÜicho,  sonder- 
lich Wirtcmborg,  halH.'n  auf  einoji  sjTi*)dum  oder  nouen  KusarnnK-uachickunpi 
etlicher  gottfüi-chtit^er  friedlÜ^^'I'ondpr  thoologan.  denen  politiesche  retht'  luio- 
onhieit,  godntngcn;  dif  andcm  odor  mtk-htw  widürmthon;  doiisoUwn  wir  aiK^ 
huyg(.'faU(*ti ,  mtl.  tiirhtPii  dar  in  willigitn  wolh>n,  »ml  vor  utidi'iii  es  daliio  g^ 
Itrat-ht,  lia»  solthfs  ningi-al-elU  w\inlo»,  und  im  alisühiedt^  ihn  gemoin  ojivnr- 
liindtJk-l].  da  jomandtz  ordentlicher  woise  ferner  L-timtlich<i  erklfiiuig«  Ix^eal«. 
mau  sich  ül-s  orlfUt,  nur  wirdl.  gedacht,  widche«  wir  gi-suht^en  lassen  .  .  .' 
Die  Frage:  wie  eine  i-inhclligi'  iionna  doetrinae  in  doti  Kauplarlikoln  des  rhrisl- 
liohou  Glaubous  zu  Mtollon  sciu  mucbteV  ijtauü  huix^its  axii  dem  Vorzeictuiiai 
voD  Fragen,    «olciics  Uorzcig  Lluistoph    zu   evoutuuUcr  üerathung    mit  niob 


SiolKnritor  Absclinitt. 


265 


von  Brandig hiir^',  (U^n  norz«^T»ii  von  Mo(_'klonbiir^  und  Sacliscn 
dor  Meinung,  d;iss  auf  einor  solchen  Synudu  man  ä'io  „J^rtcnimen- 
tirer"*  in  flnind  und  Buden  verdammen,  ihre  Duldung  inucrlmlb 
der  deutet'lien  Kirchen  ^"luzlich  verbieten  niüsste,  wie  hätto  man 
zuvor  Kurptulz  und  Hessen  unbeanstandet  an  der  Cntersohrift 
theilnehmen  lassen  können?  Wenn  man  liest,  dass  die  mark^riif- 
liehen  Vertn^ter  vortragen  dui-ftcii ,  ihre  Herren  setzten  voraus, 
dnss  samnitliflie  Theiln<;tuner  4ii's  Convt-rits  die  sehweizerisehe  liChro 
gänzlich  venlaraniton,  und  Niemand  antwurtoto,'"''  so  könnte  das 
Wühl  wie  stitlst^hweigendes  Ki nv erstand niss  erscheinen;  man  wird 
e«  nach  Obigi^m  gleichwohl  aJs  schweigt-ndes  Umgoiien  der  erwar- 
teten Zufitimnmnii^  auffasst-n  müssen.  Sollte  aber  wirklich"  ein 
bedeutenderer  Tlu'il  der  Aiiwtisenden  der  Meinung  ^wesen  sein, 
man  bohiütc  die  Hände  frei,  man  dürfe  und  müsse  nachmals  die 
deutschen  Kiivhcn  rücksitrhtslos  gegnn  alle«  Niehthitherist^Iio  sper- 
n*n,  auch  wenn  man  x.uvor  Kuqifalz  und  HosHen  unbeanst^iudet 
zuliesse,  so  hat  doch  weuipitens  zuletzt  allgemein  eine  tolerantere 
Stimmung  Platz  gcgritTen.  Man  betrachte  nur  in  Kürze  die  Vei> 
handlungen  vnni  einunddrelssigstcn  Januar  bis  zum  vierten  Februar. 
Der  Herziig  von  Sai'hscn  hatte  kiiteguriscli  diit  Frage  gestellt:  ob 
die  Versammlung  die  reformirte  Ixthre  verdamme?  ob  sie  die  Dul- 
dung derselben  für  venv(!rt'lich  halte?  aber  Niemand  oder  fost 
Kiemand  konnte  sich  eutschlieHsen.  mit  Ja  zu  antworten  oder  sieb 
für  die  allgemL-ine  Untei-drückung  der  reformirten  Ijchre  zu  er- 
klären; ja  es  wurden  auch  nach  wie  vor  die  Massregeln  abgelehnt, 
welche  dienlich  gewesen  wären,  die  lU'forniirten  Deutschlands  vom 
Anschluss  an  das  Naumburger  Einigungswerk  abzuhalten.  Was 
tbat  denn  die  Versamndung  auf  jene  Krngi'stellung  hin?  Sie  Uess 
sich  in  derselben  Sitzung  vom  Landgrafen  vurtragcn,  man  kiJnne 
doch  nicht  jedes  Mitglied  dur  Kirche,  ja  auch  nielit  jeden  Ueist- 
Jichen  auf  eine  ganz  iM-stinuntit  Meinung  „vom  Sacrament"  ver- 
pflichten, sondern  niüssD  einen  gewissen  Spielmum  lassen  und 
innerhalb  desselben  mit  Allen  Friedo  halte«.  Wir  hören  nicht, 
du^ti   man  dea  Keduer   erwidert   hatte:    uuhitherisehe    Meinungen 


Naumliiiri;  hni<--hte  (Calinioh  p.  13G).  Pass  alter,  wi"  naoh  doni  litirton  Schrei- 
beo  8«rlioineu  köunU;,  der  l'tifikt  mit  :iuf  lUe  rmposition  gfsützt  wiu-do,  trifft 
nach  dfn  aniit-m  Em'llhnungun  nicht  zu.  S.  obt-a  p.  212.  Äiun.  50;  |>.  243. 
BuUoguii  p.  (>5. 

120)  Oben  p.  228,  Aum.  80. 


266 


Siobuntor  Ahsutmttt 


dürften  auf  keinen  Fall  geduldet  werden.  ^^^  Der  Herzog 
Sachsen  di'üliie  mit  dem  lirudi  der  Verhandlunj^en ;  man  vertröstete 
ihn:  die  Condemnationen  würden  nicht  grondsäbslich  abgelehnt, 
sondern  nur  aufgest-hohcn;  das«  man  aber  gerade  Diejenigen, 
welche  im  Sinn  der  ürthoiloxen  „yuframentirer*'  waren,  seinereeit 
gonorcll  verurtheUen  werde,  darauf  machte  man  ihm  keine  Hiiff- 
nung;  vielmehr  deutete  man  ihm  an,  dass  es  ungerecht  sein  würde, 
den  Protestanti-smu!*  des  Auslands  ohne  Unterschied  mit  dem 
Schraachnamen  der  ,,8acramentircrei"  zu  brandmarken,  der  Con- 
fessions Verwandtschaft  und  des  Keliglonsfriedcn»  ftir  unfähig  t^M 
erklären.'^'  lU*r  Herzog  machte  Krnst,  reiste  ab,  und  hinterliosR 
in  seiner  l'rotestsclirift  den  genügenden  Beweis,  dass  die  Versamm- 
lung bei  den  exrlusiven  Lutlieranern  allgemein  in  den  Kuf  der 
„Sacramentirerei"  kommen  werde,  wenn  sie  die  angofochtciio  Voc^ 
rt^do  nicht  gewissen  Aendorungen  unterwarf.  Was  that  die  V*»r- 
Kummlung  darauf?  Sie  liess  sieh  vom  Kurnirstou  Friedrich  vor- 
tragen, er  habe  in  seinem  I^nd  noch  keine  endgültigen  Vorschriften 
über  die  Abendmahlslehre  erlassen;  und  Niemand,  soviel  wir  sehen, 
machte  ihm  l>emerklich,  dass  eine  solche  Entscheidung  doch  ge- 
troffen  werden  müsse,  und  zwar  im  ausschliesscnd  lutherischen 
Sinn.  ^^^  Vielmehr,  angesichts  des  gut  luthciischen  Bekenntnisses, 
wolcliL'S  der  Kurfürst  für  scinn  IVi-son  ablegte,  ontsL-hluss  sich  die 
ganze  Versammhing,  mit  ihm  zusammen  die  Confession  sammt 
der  Vorrede  zu  unterschreiben.  Nicht  einmal  die  Approbatiun 
der  schmal bddischen  Artikel  in  der  Vorrode  ward  concedirt,  ol>- 
ivohl  der  Herzog  neben  den  Condemnationen  diese  Massrege!  aU 
die  einzige  Schutzwehr  gegen  häretische  Ausbeutung  des  Recesscs 
angepriesen  hatte  und  die  Artikel  der  ÜlaubcnsstelJung  der  Fürsten 
und  VertmtfT,  ausgenommen  efvva  dtji  T>andgrafen,  keineswefr^  zu- 
wider waren;  ebensowenig  nalim  man  die  völlig  exclusive  Abend- 
mahlsformel  auf,  welche  der  Eeraog  vorgeschlagen  hatte.  >"  Man 
lioss  es  nach  wie  vor  bewenden  bei  der  Berufung  auf  die  Apologie 
und  der  Versicherung,  dasa  man  kein  andres  üekeuntniss  als  d^ 
von  1530  ciTicuert  hüben  wolle;  ja  man  nahm  iu  die  Vorrede  dio 
AbendmahLslohre  des  Frankfurter  Kecesses   auf  mit   der  Practen- 


130)  P.  235,  236.    Beil.  XXXHC. 

131)  Gelbke,  p.  111,  112.    B'^-Ü.  p.  6rj. 

132)  P.  244  ff. 

133)  V^.  Ämn,  H2. 


SiHbeotar 


267 


sion,  dass  dieselbe  künftig  hin  unanj^fochten  bleiben  solle,  und 
meinte  sich  zu  dorn  Standpnnkl  der  üegnor  weit  genug  h»>ibpi- 
gelassen  zu  haben,  wonn  man  der  Konnel  einen  kurzen  ('omnu'ti- 
tar  voraussehickU;,  weleher  dem  einfachen  Wortlaut  nach  lutheriseli 
war^  aber  uuoh  diesen  uhnü  Verwabrun«:  gegen  abweichende  Deu- 
timgon.     Wie  ist  nun  das  Alles  zu  orklürenV 

Nur  zwei  Motive  können  im  Spiel  gewesen  sein.  Ka  war 
bedenklich,  dem  Herzog  von  Sachsen  nachzugeben,  weil  man  als- 
dann aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auf  Kurfürst  I'Viedrich  und  den 
Ijtndgrafen  verzichten  nuisste:  denn  dien  damit  liütte  man  die 
Spaltung  in  der  deutsch -evangelischen  Kirche,  die  man  bisher  der 
fluoianiscben  Polemik  gegenüber  unentwegt  bestritten  hatte,  öffent- 
lich eingestamlen.  Das  andere  Motiv  aber  wäre  zu  suchen  in  einer 
freieren  Denkweise,  welche  sich  gfogon  die  Forderungen  Herzog* 
Johann  Friedrichs  auflehnte.  Nun  haben  die  ehemaligen  Theil- 
nehmer  des  Krirnkfurti^T  R*Hrp8sps,  .welche  zu  Naumburg  anwesend 
waren,  eben  ilort  noch  einmal  wie  in  frübiM-en  JuJiren  —  in  einer 
Fürbitte  für  die  französischen  Hugenotten '='*  —  Zeugniss  abge- 
legt, dass  sie  die  Reformiiten  des  Auslandes  noch  als  Mitglieder 
der  allgemeinen  evangelischen  Kirche  betrachteten.  Man  miisstc 
mit  einem  sittlich  sehr  ungünsiigon  Vorurtheil  an  diese  Personen 
herantreten,  um  liiei*in  ein  falsches  Zougniss,  eine  Bemäntelung 
rein  politischer  Motivö  zu  finden.  Der  Kinzige  unter  di<*son  Für- 
sten, dessen  kirchliche  Haltung  steLs,  und  so  auch  in  seiner  Stel- 
lung gegenüber  der  refonnirten  Tx»hre  den  Eindruck  einer  vor- 
nehmlich durch  die  diplomatische  Nützlichkeit  bestimmton  Politik 
macht,  ist  Kurfürst  August  von  Sachsen:  im  Ucbrigcn  bestand 
dieser  Fürstfinkreis  keineswegs  aus  Heroen,  aber  eine  Zunft  reli- 
giös indifferenter  Diplomaten  war  er  ebensowenig.  Was  nun  den 
Rest  der  Versammlung  betritTt,  insonderheit  die  zahlreichen  (io- 
sandten,  so  fehlt  uns,  weil  wir  die  Persönlichkeiten  nicht  kennen, 
.schlechterdings  jeder  Anhalt  zur  Untersuchung  im  Besonderen: 
doch  niuss  wohl  von  vornherein  gesagt  werden,  dass  man  eine 
groHse  Veraamnilung  von  Personen  verschiedenen  Standes  und  ver- 
•chiedoner  Landesangehörigkeit  nicht  nach  einem  vereinzelten  Ge- 
stchtepunkt  bcurtheilen,  dass  man  nicht  voraussetzen  darf,  sie  habe 
durchweg  aus  übereinstinmiendon  Motiven  gehandelt,    llmsoweniger 


134)  S.  Anfouf;  des  näubeton  Abscimitt«. 


268  Siobfiatur  AhBchmtit. 

diirf  luau  dio  Anmümic  von  dt-'rHftncl  weisoii,  dusg  an  doii  Naiun- 
biirger  Beschlüssen  die  Furclit  vor  den  scblinimon  Folgen  einer 
völligen  Sijaltung,  veratärkt  diu*ch  die  Anwcsonheit  der  päpstlichen 
Gesandten  und  dir  drohende  AnniUieruiig:  des  öciimenischen  Gon- 
fils,  einen  guten  Tlieil  liatte,  bei  SfanoUem  vielleirht  auch  allein 
hestinniH'iid  war;  ilass  aber  die  Nauniburger  Beschlüsse  zu  Stunde 
gekommen  sein  sollten  ^uz  ohne  einen  Aiif^^hwun^  freieren  Q^| 
thells,  rein  ans  einer  widei-willigon  Connivenz  heraus,  unter  all^ 
meiner  VorJeiigDung  der  wahren  Gesinnungen,  wäre.  vornehniUch 
weil  erfahruD^sgemäss  goradt.^  die  Unduldstuukeit  am  Wenigsten  nach 
äusseren  Rücksichten  fragt,  eine  nach  allgemein  menschlicher 
Schätzung  ininatrirlirho  Annahme,  Man  darf  nicht  ver^?ssen,  dass 
die  Tersanirnlung  ihre  Beschlüsse  unter  dem  Eindruck  selir  e 
tor  Debatten  fasste;  und  in  diesen  erachien,  Bank  dem  ßenel 
Joh:uin  Friedrichs,  die  starr  exchisivo  Richtung  im  allergehäsa^ 
sten  ijcht;  selbst  der  Mutli.  welchen  Johann  Friedrich  bewies, 
konnte  diesen  Kindrnck  sdnvorlii'h  wett  machen;  dahingegen  stellte 
die  duldsamere  Richtung  sich  zugleich  als  männlicli  und  IovbI 
dar,  und  iip])ellirte  an  die  Empfindungen  der  Gerechtigkeit  und 
Menschenliebe.  Es  kann  dies  nicht  ohne  Einfluss  goweeen  sein. 
Endlich  aber,  wenn  wirklicli,  wie  mir  meinen,  bei  der  Entschei- 
dung des  Congresses  reinere  Beweggründe,  als  die  Rücksichtön 
diplunifitischer  Zweckmassigkeit  den  Ausschlag  gaben,  so  würde 
dies  noch  nicht  vyraussotxen,  dass  die  Mehrheit  der  Versiinmiluag 
für  die  reforniirte  Lehre  eben  lebhafte  Syrapitthien  gehegt^  oder 
dieselbe  dem  Lntherthnni  als  gleichberechtigt  erachtet  hätte;  nur 
eins  wiirdu  die  Tliat.siit.he  sicher  bezeugen:  jene  Lutheraner  waren 
noch  nicht  so  weit  gekommen,  die  enge  Verwandtschaft  ihrer  eige- 
nen Kirchnnlehro  mit  der  si^hweizeriischcn  ^hne  Jiedenkon  zu  Tü^ 
neinen,  die  V(Tantwortimg  für  Fluch  und  Bann  über  jene  gn 
Glaubensgemein  st  ■halt  ohne  Scheu  auf  sich  zu  nehmca. 

AUea  in  Allem:  den  beiden  grossen  Grundsätzen  des  ex< 
fiiven  Luthertlnnns:  dass  die  Gemeinde  der  Kechtgläubigen  unbo^ 
dingt  jegUcho  Abweichung  verworfen  mlisse,  und  dass  wer  eino 
unlutlierische  Meinung  dulde  selbst  nicht  mehr  für  einen  Luthen»- 
ner^  einen  Ückunuor  der  Augsburgor  Konfession  zu  erachten  süL 
hat  diu  Nauniburger   Versammlung  ihre  Anerkennung  versagt"* 

135)  Wiu  I<aii(]gruf  riiUipp  an  llulliDg^T  schnob;  ^kount'D  . . .  ouch  tiicbi 
verbuItt^D,  d&Bö  vou  ikm  JuutsuUuD  sultzamu  practicium  fiugcwuHua,  uumbücii 


SUmter 


269 


Besondern  aber  hat  sie  dem  Offwisson  dor  Einzelnen  anheim- 
jestellt,  ob  sie,  als  lulhorisclie  Bi'ki;'nn'.'r  der  Augiistajia,  in  iliivti 
Landen  auch  die  reformii-to  \Ayhrv  dulrloii  wuUU>n;  und  dies  solnvor- 
ich  nur  ans  Gründin  profan(*r  Pnlitik,  obwohl  sii'  selbst  nur  luthe- 
risch sein  wollte. '"■ 

Kin  ganz  amieror  Vorwnrt"  trüft  die  Naumburgor  Vorsamm- 
ung,  als  dass  sie  Duldung  gefibt  hätte  wider  ihre  Ueber/oiiiyrung: 
ae  hat  mit  der  freiei"eti  (Jesiiinung,  uns  welcher  ihre  Bes<^hliis.se 
lervt-ir^^Hj^en,  nidit  den  MnHi  verbunden,  iliit^n  Absichten  offent- 
ich  einen  unzweideiittgLMi  Aus<lni(;k  zn  geben.  Selbst  in  den 
iTeriiamUim/i^'n  sind,  soweit  unsere  <i»ellen  reiehen,  dicsf^lben 
n'cht  völlif^  unniittclbtir  inisKesppulion  wui-don.  Si-Jbst  die  leiden- 
bchaitlielien  Angrifie  des  l^udgrafeu  uuf  die  grundsätzlirlte  Un- 
luldsamkeit  Jnlionn  Friedrichs  und  der  Seinigen,  obwohl  sich  in 
linen  ein  achtenswerther  Mutli  der  (fesinnnng  aiisspridit,  (denn 
lin  solcher  gehörte  thizu,  auch  nur  das  Print^ip  der  Vüllkiunme- 
ien  Exclusivttilt  oflVm  zn  venverfen)  eifiill*^  nicht  die  Kordening, 
welche  an  eine  vollkommene  On'onheit  zu  stellen  würe:  sie  spro- 
'hen  nieht  aus,  für  wen  denn  eigentlich  die  Duldung  gefordert 
vurde.  Die  Fürsten ,  vonielinilich  der  Ijandgraf  und  Friedrich 
^on  Pfalz  wiesen  wold  damuf  hin,  flass  es  ungerecJit  und  un- 
nenschlich  sei,  sich  von  den  Kvangelischen  auswärtiger  Länder 
cblechthin  loszusagen;  es  wäre  aber  darauf  angekommen,  keinen 
Sweifel  zu  lassen,  dass  oben  Diese  in  der  Hauptfrage  nicht  luthc- 
isch  lehrten.  Man  kann  den  Fürsten  nicht  Uni*echt  geben,  wenn 
ie  das  S<^heltw(trt  «SniTanieutinT'^  jiuf  die  auswärtigen  Trotostan- 
ea  nicht  angewendet  wissen  wulltmi;  dass  sie  nacii  dem  öprach- 


iass  sie  guwolt,  dasa  üio  lliur  und  Füi-sti'n,  mvIoIw  zur  Nunmburgk  vt«mi«lit>r 
rofl  Ih'.v  rin  versambU<t  j,'''*'-**'^ .  (lii-jimip-ii,  so  ZwiDgliaiitT  tt'n«H'it  wwnli-ii, 
prdiiiiibt  luiUtu  m>1Iud;  d^'r  ('Inirrüi-Nt  pfaltaf^nive,  wir  itml  dti*  antloruit  ubi>r 
nbün  dürio  keioswegs  bowiUigou  wollen.''  <d.  27.  Apiil  iri61;  s.  Neudecker 
I  p.  10.) 

136)  Völlig  oorrwrt,  oLwold  auf  den  ersten  Blick  widcj^pn-chcnd,  ur- 
teilt vom  Nmimburger  Convent  ein  ZeitgoIlOHS^^:  „d*!cn;tum  est,  ijuod  utionimi 
bnamsa  in  sna  doctrina,  soilicot  Aogustana  confcssiono,  ]>orsovoitH'e  velint, 
oam  impuratüri  olitulerint,  la-c  alioin  'loctn'iiam,  ijuocitinquo  illntr  s{>i4rguiiUir 
tnio,  ap]irubaiv.  Iii  huc  coiiveiitu  uconiiiK'  act\LUi  ent,  uti  feiltu'  de  Zuin^'- 
(Uiis  Bolcnniter  et  ^[uiuii  a|H>rtiHxii]ie  <limiitmKlis:  Red  «itinnindiun  |iriti{:i|mm 
iitDte  00  Ixjiiitat»  tvr  ftiit  im|>editji.''  ([.ikLüvicub  ].'Lvat«>r,  Hifitoi-i»  tlti  orlgiDu 
progresKu  tüiilruvtTRiati  RaLinudMiitariiw,  Ziiriuh  15i'»3). 


270 


Sipbentor  Abschnitt. 


gebraiit^Ii  <Ipr  TTItriilutimraiior  ^SiitTanKMitirtT^  wairn,  liiitte 
nicht  vorst^lilciorn  (iüif<;u. '■'''  Ks  kam  (brut-T  «luriutl'  an,  mit  fii.'r- 
selben  OHenlieit  hucU  die  Anwendung  auf  die  doutschon  Verhält- 
nisse zu  niaohe«,  und  dass  dies  pescheheu  wäre,  davon  meldtn 
die  Quellen  Nichts;  selbst  Johann  Friedrich  in  seinen  polemischen 
Schriften  weiss  nicht  zu  erzählen,  dass  Jemand  oft'en  gefordert 
hätte,  man  solle  die  „Sacmmentirer"  als  evangelisch  anerkennen 
und  dulden:  im  Grunde  Beweis  genii^,  dass  es  Xiomaud  ertnva^ 
hat-  Innerhalb  der  Versammlung  selbst  konnte  wohl  kein  ZweifeE 
sein,  um  was  es  sich  handelte,  wen  man  in  Schutz  nahm;  offen- 
bar aber  empfand  man  Sorge  bei  dem  Gedanken,  dass  die  Hal- 
tung des  Corivents  vor  aller  Welt  notorisch  werden  sollte.  Man 
fürchtete  die  Polemik  der  Gegner,  weil  man  sich  nidit  zutrauti.' 
die  Welt  zu  überzeugen,  dass  dieselben  Unrecht  hätten  und  mied 
dariini  Erklärungen,  die  unzweideutig  genug  wären,  um  von  den 
Uebelgesimiten  als  Zeitung  von  der  Ketzerei  der  protestantiBchen 
Piü-sten  in  der  Welt  hinausgetragen  zu  werden.  Es  ist  nicht 
anders:  über  der  mildcri'n  Richtung  des  doutachon  Protestantis- 
mus lastete  in  diesen  Jahren  der  Entscheidung  ganz  allgemein 
jene  Zaghaftigkeit,  die  Melaiichtlian  nie  hatte  zum  Handeln  kom- 
men la.'isi^n:  die  Furcht  vor  der  Uobermacht  des  Vorur- 
theils,  das  bedrückende  Gi^fühl,  als  würden  Mässigung  und  freie- 
res ürtlieil,  trotz  aller  inneren  Berechtigung,  in  den  Augen  der 
grossen  Menge  doch  stets  Unrecht  behalten,  wenn  sie  mit  ihrer 
reiferen,  aber  schwerer  fasslicheu  Denkweise,  den  offnen  Kampf 
aufnahmen  gegen  den  Fanatismus  der  (Jrthodoxie  und  seine  ein- 
fa<'.heit,  kliuvn  Grundsätze,  seine  machtigen  Schlagwörter  „Rein- 
heit der  Lehre**,  „Lutliei-s  Autorität",  ^Augsburger  Confessitm*. 
„ReligioiLsfriede." 

Wurde  in  deu  Erörterungen  der  Naumburger  Versammlung 
die  Absicht  der  I>uldung  nur  unvollkommen  ausgesprochen,  »o 
ist  sie  in  den  unterschriebenen  Documenten  völlig  verschwiegen: 
dieselben  enthalten  eineu  Doppelsinn,  der  nur  aus  den  vorgängi- 
gen Verhandlungen  und  der  LagH  dtsr  Umstände  zu  erschlienaea 
ist  Man  hatte  die  Confession  unterzeichnet,  keineswegs  als  äti 
Document,  auf  weicht«*  die  beiden  Hauptrichtimgen  des  Protestan- 
tismus gleichen  Anspruch  besässen;  man  wollte  in  ihr  nicht  de 


137)  Gi^llpko,  p.  in/2.    Ohim  y.  234,  26Q;  BeiUgön  ji.  63 


Siebentor  Abschnitt 


271 


Ausdruck  dos  Gomeinsnmen  in  boidim  Lotir^n  suhen,  son- 
dern machte,  uuter  Benifung  auf  din  Apuln^^ic,  als  den  Coninu'u- 
tar  der  Confcssion,  den  Anspruch,  in  dieser  letztem  ein  objectiv 
luthcrisebes  Symbol  zu  bpsitznn.  Zudem  versprach  man  in  tler 
Vorrede,  kenne  anilei*e  fjehre  als  die  der  Confesaion  zu  dulden. 
Gleichwohl  hatte  man  es  abgelelmt,  völlig  entscheidende  üüp,;- 
scbaften  gegen  eine  refonnirte  Deutung  des  Actenstüokes  aufzu- 
nehmen, und  widlti-  Xit'mandfn  vorpfliehtcii,  die  rf^fonnirte  T^'hrf 
zu  unterdrücken.  Ks  geht  nicht  wohl  an,  hierin  einen  t-'igent- 
lichen  Vorbehalt,  eine  Ausnahme  zu  Gunsten  der  Eeformirten 
sehen  zu  woUp«.  denn  es  war  damals  zu  erwarten,  dass  die 
öffentliche  Kritik  bald  weitere  Erklärungen  verlangen  würde;  man 
mus8te  sich  fragen,  wie  man  denn  von  einem  solchen  Vorbehalte 
bfttte  Reclienschaft  geben  sollen;  dazu  aber  Imttt?  man  es  nicht 
nur  mit  «lern  religiösen  Vonirtlieil  aufpehnien  müssen.  aU  sei  die 
Duldung  Bissen tii-ender  gleichbedeutend  mit  dem  Abfall  von  der 
Confes&iou;  es  Isätte  auch  ßelbst  noch  nicht  genügt,  die  verbrei- 
tete Kechtsmeinung  zu  bekiimpten,  als  mache  Derjenige  sich  des 
Religionsfricdcns  selbst  verlustig,  welcher  der  Absicht  dieses  Frie- 
dens zuwidorhiuidelte:  sUmmtliche  akatholischen  Bekonntnissp, 
ausgenommen  das  der  Confeasionsverwandten,  vom  Reichsbnden 
auszuschliesseu:  man  hatte  auch  dem  Wortlaut  und  Sinn  dt^s 
Keligionsfripdens  geradezu  Trotz  bioten  müssen,  denn  die  Satzung 
desselben  kannte  einmal  keine  Ausnahme,  und  der  gute  Wille 
der  protestantischen  Stände  konnte  ihr  nicht  derogiren.  Ein  sol- 
'€he&  Verfahren  wnr  doch  wohl  eine  pfditische  Unmi.iglichkeil,  Es 
'titast  :dch  dariun  die  niiausgcspronhenc  Absicht  der  N'aumburgor 
D(x;umente  nicJit  anders  deuten,  als  dass  man  über  die  Lehr- 
differenz im  Abendmaldsartikel  als  einen  vereinzelten  Punkt  hin- 
wegsehen und,  angesichts  der  Uebereinstinimung  in  der  grossen 
Mehrzahl  aller  Fragen  den  Reformirten  stillschweigend  noch  ein- 
mal das  Recht  geben  wollte,  sich  unter  die  Confessionsverwandten 
selbst  zu  zählen.  Das  war  mit  dem  dogmatischen  Inhalt  der 
Schriflfitüeke  wühl  schwer  vereinbar,  vornehmlich  weil  man  ge- 
rade in  der  Abendnjahlsfrage  eine  besondere  Erläutt*ruiig  der  Con- 
[Jlnrfi-n  aufgestellt  liatte,  uml  diese  nicht  anders  als  lutherisch 
f^lNffstanden  wissen  wuUte;  auch  musste  es,  wollte  man  an  dem 
einmal  eingenonuneneu  Standpunkt  festhalten,  auf  die  Dauer  un- 
möglich  werden,  ihn  so  zu  verschleiern,  wie  man  es  zu  Naum- 


272  Biebonter  AbsohnKt 

bui^  gethan  hatte;  <loo1i  ist  niclit  undenkbar,  dass  man  auch  den 
Mnth  geftuirteu   haben   würde,  üfiiencr  aufzuti'etcn,  halte  nur  daSj 
Naumbui^cr  Einigungswerk  nachmals  bei  den   deutschen  Kirchen 
so   viol  Auhüugt^r  gttfiindt'n,  als  nsaii  diunals  noch  hoffite.     Ab« 
man  hatte  sich  über  die  Stimmung  iu  grostson  Oebioteu  get&usdit 


Jener  vierte  Kebrunr.  an  welchem  der  Congreas  in  Ober- 
rast^liender  KiimiiUliigkeit  seim-  He.^'.hUisse  fasste,  braehte  bereits 
Zeilim^^cn  nach  Naumburg,  die  in  manch  Kinem  das  Vorgefühl 
der  kumnioiulou  Coutlicte  wecken  mochten.  Schon  im  Voraus, 
ward  berichtet,  grifl'en  die  Geistlichen  Herzog  Johann  Friedrichs 
das  Werk  des  Convents  auf  der  Kanzel  an,  «dmltcu  es  ein  saina- 
ritanisches  Interim  und  prophezeiten  als  Folge  allerlei  Unheil,  ja 
lihitijj;«  Köpfe. '-"^  Noch  Hess  man  sich  von  solchen  Dingen  nicht 
Itoirri'ii:  solange  diis  Beisanimeiiseiu-  der  Fürsten  dauerto,  be- 
hauptete der  vorü borgchen do  Aufschwung  freierer  Gesijiniingeii 
sein  Recht.  Wie  ein  Mann,  der  aciiwere  Zweitel  und  Kampfe 
durch  einen  tapferen  Eutschluss  abgeschüttelt  hat,  sich  daim  er- 
leichtert fühlt  und  weitere  Bedenklich keiton  rascher  überwindet, 
SO  führte  die  Versammlung  ihre  fernem  Aufgaben  in  raKchem 
Zuge  zu  Knde  und  rieiitete  ihren  Hlick  auf  dfi'  neue  Zukunft, 
welche  <i(»r  deutschen  Kii'clic  auf  dem  Boden  der  neu  gewonnenefi 
I  Einheit  erspriesson  konnte.     Zunächst  schloss  sie  die  Berathungcn 

über  das  Concil'^-'  ab.    Die  Nuntien  hatten  die  Concilsbulle  samml 
1  Breven   des  Pabates  an   die   Fürsten   überr-eicht,  und  in  Geuiein- 

I  Schaft  mit  den    kaiscrlichon  Conmii&saron   die   Voriwmmlung  zur 

Beschickung   des   Concils   aufgcforderi.      Man    machte   Rieh    bald 
I  Mchlüssi<r,  dass  man  das  Ooncil  nicht  anerkennen  dürfe,  fand  aber, 

I  dass  ilie  oniüicile  Erklitrung  rlt-ni  Kaiser  und  der  lürclienvcrsamni- 

ilung  selbst  gegenüber  sorgfältig  vorbereitet  werden  müsse.     Dem 
Papst  gegenüber  erachtete  man  solche  Rücksicht   für  überflüssig 
oder  pi-äjudizirlich;  seine  Brevon  wurden  den  Nuntien,  weil  man 
j  aus  Uirer  Aufschiiil  den  Anspruch  dos  Papstes  auf  die  allgemeine     , 

4 

I  138)  Golbke,  p.  158.     Dr.  Albinus  an  Markgraf  Hans   d.  4.  Fobruar:  H 

BuHin  K»-p.  H.  7. 
I  139)  R<Mmjuui,  die  Srmdunj.'  des  N'iintiiLs  CüminpiKioiir  iinch  DeutsditiUKl 

i.  J.  1561,  deutacho  Foi-»chm)geii  Vll  p.  235  ff.    Coliiiich  p.  188—208.    Actai- 

»tücl'o  Wi  Oi'lbbo. 


273 


■chenhoheil"  liprauszalpspn   moint*?,   uneibrochon  ziiriickgogeben; 

Uebrigeo  lehiitt'  luim  ab.  die  Einladuug  des  l^apstes  za  beant- 
rten,  weil  man  ihm  das  Recht,  Goncilien  zu  berufi'n,  nicht  zu- 
tehen  könne.  Den  kaiäerliclicn  Commissaricn  dagogun  ward 
e  varlaufipo  Antwort  von  au f>i'h lebender  Form  eing^^liän<Iigt; 
die  weiteren  SchritU*  Kaiser  und  CuncU  gegenüber  vorzu- 
athen,  ward  beschh>s.sen    und   dem  Abächied  einverleibt,  dass 

weltliclien  K'urfurst»'n,  die  Herzuge  von  ['omrnern,  Württem- 
■g  und  Zwoibrüoken,  endlich  der  J^andgraf  ini  April  einen  (!i>n- 
it  bcvoUraikrhtigter  Käthe  und  Tbeelngen  in  Krfurt  zusiitninen- 
»n  lassen  sollten.  Zugleich  sollten  dieselben  ber&then,  wie  man 
i  dem  prole^stantischen  Mächten  des  Auslandes  in  Verbindung 
ten  könne,  um  ein  gomeinsamos  Vorgelm  der  ganzen  evange- 
rhen  Christenheit  gegenüber  dem  Concü  auzubalmen.'***  Noch 
1  Naumburg  aus  theiltc  man  der  Königin  von  England  und 
n  König  von  Dänenmrk,  weleiie  der  Vf^rsaniiiilung'  durcli  Bot- 
aft  und  Sehreiben  untgegenkemmend  die  Hand  geboten,  mit, 
s  mau  in  der  Cüucilssache  beschlossen,  und  erbot  sich  zu  ge- 
insamer  Actiou  mit  ihnen.  Dem  König  von  Dänemark  ward 
tserdem  die  Vorrede,  welche  man  zu  Naumburg  unterechriebon, 


140)  Hi:ppt>  I  p.  404  ei-vihnt  in  dor  InhaltsaiiKal«  *it;>t  akunihargischi*!! 
lukiiKlfM.  <ln>ta  he8olilusM«?D  uoi-iioii  st>i,  dio  uaumliiirgisoliim  H'tsolutlonen  mit 
la(lung>-ii  KUiii  Aii.S(.Jiluss  aii  Eii^'IatuI.  Kchdltliui'],  DiiiK^niuik  und  Suhwüclüa 
M'Odi'D.  Eitii'  tiulohü  B^stiiiimuDg  fitidi>t  hW\x  nlior  io  dem  lutuutburgischen 
iuhie<l  ((H.'llike,  p.  I3f*  ff.  (.'alitiicb,  p.  224  ff.)  nioht.  Diu  einzig».'  Bt'stimmung 
sdbeo,  welche  oiuou  AiiUaiig  ao  doH  bi*]  Ueppe  Angegebene  eutiUlt^  bezieht 
i  auf  den  KAtbeta^  zu  Krfun:  hi«  soll  auf  iIemsi>U>ori  tx^ratlicn  wt)nlt>n  „nicht 
in,  was  iiuädrs  tliejls  des  Cucicilli  tuUlivu  lÜT7.iLm'hiiu'ii,  Homlt'ni  auch  wlo 
^os  au  (lii^  frciiihdon  ]K)t(>titat<tu  uud  hi^n-Bi-ti/LfU^n  »o  iti  iru-ti  lioiii^p^iuliou 
t  ol^>rigk<>it^n  clii>  abgottrrey  ahgeschoft  ....  gelangt  und  aDgebracht  ctsc.  h. 
.  p.  150,  151.  Wohl  aber  flnd>^t  sieb  oin  ontMpreeheDder  Boschluss  im  Ab- 
ied  doä  Erfurter  Ta^.ig,  a.  Ucppo  I  Hi'il.  p.  145,  HO.  (Die  KÖciige  von 
lemark,  8chw<Mlan,  Kurland  iiail  Srhmrland  willfn  vun  aUtm  Besfhlüs-M.'ri, 
ch»»  übtT  das  ViTlialfi-ii  iIit  aiiKsb.  tJuiifetwiionsvenvandteii  gegenüber  dem 
if-'i!  gc/asst  wordoD,  Narhricht  tM-halti»ii ,  ilmnit  sio  mit  dr^n  augsh.  <,'<iufiwiunÄ- 
wundtnn  dem  Concil  g)'{^nül>or  für  einen  Mann  stehen  und  «gute  cbmtliche 
respDudcnz  halten.")  Auf  einer  Verwechselung  der  beiden  B«8timniungen 
j  die  HepjjtjtHibi)  Angnl-i-  Iwriihen.  —  üeber  die  Beiieiiuiigeii  des  Naum- 
Oringre»»*?«   zu  Knglaml   und  Dilut-mark,   s.  tJelbko,  ]>.  113  ff.,  Tleppe  I 

■36  —  38;   Calinidi,  p.  218,  214;   «täte  |.apera  1000—1561  No.  787  (2^ 

V827,  843  (1,  2)  070.  IHJO.  997. 

18 


274 


zur  Konntnissnalimo  flborsandt.  Eiidlicli  vorKindwi  sifh  dio 
sönlich  noch  anwirsonden  Fürsten  —  sanimtliüb  dert-mötigt*  Thoif 
nchnior  dos  Frankfurti^r  Reoesses  —  z«  einer  ueuen  Ffirbitte  für 
die  Hugenotten,  als  Mitglieder  iliror  eigenen  Kirche  und  Bekon- 
ner  ihres  eigenen  GlftuUons.'"  Alle  diese  Schritte  zeugen  von 
gehobenem  Selbstgefühl:  man  beb'achtete  offenbar  das  Krgebniss 
des  Naumburger  Tages  trotz  seiner  Mängel  als  einen  grossen  E^ 
folg  und  liotTle  denselben  naehma]s  zu  verrollkoniranon.  Dazu 
sollte  nun,  laut  des  Abschieds,  ein  Mittel  sein,  allgemein  in  tleo 
eigenen  Landen  an  Geistliche  und  Schulmänner  Befehl  ergehen  za 
la88ett,  dass  Niemand  im  Predigen,  Lehren  und  Schreiben  einen 
andern  als  den  zu  Naumburg  neuerdings  bestätigten  (ilauben  ver- 
trete: wir  sahen  schon,  zu  welchem  Doppelsinn  das  fiihreu  musste. 
Ferner  sollt©  man  durch  eine  allgemeine  Consur  der  Dnickschriftpn 
der  unnöÜiigeu  tlieologischen  Polemik  entgegenti-eten  und  nameot- 
Uch  das  Erscheinen  von  Schmähscliriflen  verhindern:  eine  Be- 
stimmung, die  bei  den  Orthodoxen  einen  Sturm  von  Widerspruch 
hervorrief  Endlich  wollte  man  den  Fürsten,  welche  am  Naom- 
burgor  Tag  nicht  theilgt.mümmcn,  deren  Gesandte  vor  Ende  dor 
Berathungeu  abgereist  oder  die  Bi-schlüsse  auf  Hinti-reichbrin^ri 
genommen,  sowie  allen  protestantischen  Grafen,  Ilerm  und  Stiidt<?ii 
Berii^ht  erstatten  und  ihntm  die  erneuerte  Confession  sammt  der 
Vorrede  zur  üntei-schrift  vorlegen  lassen,  um  nachmals  das  P(»eo- 
meut  im  Namen  aller  protestantischen  Stünde  im  Druck  zu  ver- 
öffentlichen. **=  Das  Misslingen  dies&s  Vorijabens  hat  alle  Erfolg« 
des  Naumburger  Tages  wieder  zerstört. 

Um  die  fehlenden  Unterschriften  einzuholon,  sollten  die  Hfl^ 
zöge  Wülfgang  und  Christoph  bei  den  oberdeutschen  Ständen, 
die  Kurfürsten  August  und  Joachim,  sowie  Herzog  Ulrich  von 
Mecklenburg,  der  sich  freiwillig  dazu  erboten,"'  im  ober-  und 
uiedersiicbsischon  Kreis  die  uöthigen  Schritte  thun.  Nur  an  U«r- 
zog  Johann  Friedrich  ordnete  man  noch  vor  Auflösung  des  Gon- 
vents  eine  allgemeine  Gesandtschaft  ab,'^*  die  ihn  unter  dfl» 
dringendsten  Vorstelhmgcn  ersuchen  sollte,  sich  jetzt  noch  aoz 


141)  Vgl  Anfang  des  nSchsten  Alisdmittes. 

U2)  OvlUle,  p.  1-13  ff. 

143)  riiUnich,  p.  231. 

144)  Instruction  bei  (ielbke,  p.  IM  ff.    Vgl.  manck  VI,  256,  Not»  1 


Siebentor  Atfirfinitt 


275 


nrliliesscn.  TVoIfgang  und  Clmstupli  thoilten  sieh  in  die  Arbeit 
\m  den  üherdputschcn  Standen,  scliicktcn  iliro  Comniissare  Uei 
Wrafisn,  Hen*on  und  Stiidtcn  auf  Kundmao  und  sammelten  in  kur- 
zer Zeit  eine  gross«  Reihe  von  Unterschriften  ein;  nur  eine  ver- 
s4djwindond(!  Mitviinrlieit  uat*^r  den  Stitdt^'n  verweigerte  den  BeihiU 
luid  diese  meisteutlioilri  nur  mit  der  Begründung,  dass  hei  ihnen 
noeh  das  Interim  liensclie  und  diis  Versprechen,  keine  andere 
Religion  als  die  der  A-  C.  zu  dulden,  sie  wörtlich  jL,'enommon 
zur  Untoi*driiekung  des  Katholicismus  verpflichten  würde,  ^*"  In- 
zwischen versdiob  August  vonSaehscn  die  nfüiercu  Verabredungen 
mit  Kurfiirst  Jonehim  und  Herzog  Ulrich,  um  erst  den  Erfolg  der 
iSendung  an  Johann  Friwlrich  nl)zawnrtcn,  dessen  Beitritt  dem 
Ansinnen  der  Fürsten  au  diu  mirddeutschen  Stände  ein  sehr  er- 
hrdites  Gewicht  hiitte  gehen  müssen.  Dem  Bescheid  Johann  Frie<l- 
richs  kamen  Nachrichten  zuvor,  welche  die  Aussichten  auf  Ge- 
lingen für  den  ganzen  niedursiichsischen  Kreis  von  vornherein  in 
r  stellten. 
Einen  Tag  nach  der  Unterzeichnung  des  Xanrnbiu-ger  Ab- 
schiLMles  hatte  der  Hnninschweigor  Kreistag  seine  Kiitseheiihing 
über  den  Sacramentsstreit  zu  Bremen  getroffen:"^  es  ergab  sieh 
aus  derselben,  dass  der  ganze  niedersiichsisehe  Kreis  vim  derjoni-^en 
Uiclitung  des  Lutherthums  beherrsclit  wurde,  welche  zu  Naumburg 
unterlegen  war.  Oanz  anders  als  dort  war  es  in  Braunscbweig 
zugegangen:  die  Frage,  ob  man  neben  Luthers  Ahendmahlslehro 
eine  andre  dulden  dürfe,  war  für  den  Kreis  entschieden,  ehe  man 
zur  Bemthung  sehritt,  und  ebenso  einig  war  man  dari'iber,  dass 
Hardenberg  nieht  lutherisch  sei.  Nach  dem  Abschied  des  letzt- 
verflossenen  Kreistiiges  (zu  Halberstadt),  wolcheiu  der  Streit  zwi- 
schen den  Bremer  Stadtgeisüichen  imd  Dr.  Albert  Hardenberg  vor- 
gelegen, hätten  zu  Brauusehweig  die  kreisstündischon  Theologen 
einen  Ausgleich  zwischen  den  Tarteien  versuchen  müssen;  miss- 
lang derselbe,  so  war  man  gehalten,  die  Entseheidung  dem  Ur- 
theil  von  vier  m-angeli sehen  Universitiiten  anheimzugeben.  Zur 
Vorbereitung  hatt*'n,  nach  der  Bestimmung  oben  desselben  Ab- 
schieds,  schon   gegen   Knde   des   verÜossenen  Jalii-s   die  Parteien 


^       146)  CaUnich,  p.  243  ff. 

^K  14Q)  Actuji  bfi  Wie^td,  de  saei-aineiitariitimo,  p.  378  ff.;  IMitmoycr, 
BSiiii»schwtrigü*clici  Knriit'ii-Oeschklite  III,  Beilogon  \t.  82  ff.  —  Lüsdier,  II 
p.  221  ff.    S|)iu«gi'l,  i>.  286  ff. 

18' 


276  Siebebti 

ihre  Bekenntnisse  vom  Aben<iinalil  schriftlirh  niederlegen  mösson; 
dieselben  waren  allen  Kreisständmi  mitgetheilt  worden.  Das  Har- 
denborgscbe  hatte  die  Wirkun^s  dass  uiau  die  Bestimmungeu  des 
Halberstädter  Absehieda  fällten  lit'ss,  ehe  der  Tag  zu  BraunscUweig 
sich  versammelte.  Es  erklärten  niciit  nur  melirere  particularc 
Theologenc*)nvent(^  ini  Krt'is  Keim*  Lehre  im  Vnrhinoin  ftir  sacra- 
montireriscb;  die  Bnaiuschweip?r  Kroiädopiitirtüu  waren  auch  mit 
Ausnahme  der  Vertreter  dreier  Fürsteu  sämmtlich  instruirt  zu 
votircn.  dass  Hardenberg  seines  Amts  entsetzt  und  aus  Bremen 
Torwieaen  worden  solle.  Auf  dem  Kreistag  selbst  wurde  der  Hal- 
berstädtor  Abschied  offidoU  umgestüSBen  und  eine  A.it  von  Pro- 
zessvoifahren  geigen  Har<touberg  instruirt.  Nur  zur  formalen  Voll- 
stiindigkeit  dcsst'lben  gehörte  es,  dikss  man  den  I'arteien  m>oh 
einmal  aufgab ,  f^ich  über  die  gegeuscitigeu  Bükonntnisse  zu 
äussern,  ihi-e  Krkläningen  von  der  Gesammtheit  der  kreisständi- 
schen Tlieolügen  begutachten,  endlich  Hardenberg  durch  die  letz- 
tern nocJi  eine  lieihe  kategorischer  Fragen  auf  Ja  und  Nein  stellen 
Liess;  der  Ablauf  von  AJledem  war  vorauszusphon.  Die  Theologen 
erklärten,  dass  die  Ijolire  der  Firemer  Preiligor  mit  »ler  uugshurgi- 
achou  Confession,  dLM*  Apolugie,  den  Kfite<.-hiamen  Luthers  und 
deu  schinalkuldischon  Artikeln  übereinstimme,  Hardenbergs  Bo- 
kemitniss  dagegen  diesen  Schriften  widerspre<?he,  er  selbst  eia 
Sacramentirer  sei  und  empfahlen  seine  Absetzung;  die  Kreisdepii- 
tirten  bcschlosson  nacl»  einer  sehr  sohiicliternen  Opposition  jener 
drei  Vertreter^  welche  abweichend  instniirt  waren  ^  einRtimnii.e 
dinsem  Ratli  zu  folgen.  Der  Abschied  h'stimmte:  es  solle  dem 
Düuikupitol  in  Bremen  im  Namen  der  Kreisständo  befohlen  sein, 
Dr  Hardenberg  binnen  14  Tagen  seines  Amts  zu  entsetzen  und 
aus  der  Stadt  zu  schaffen;  es  solle  ebenderselbe  hiermit  aus  dem 
ganzen  iü-eis  verwiesen  und  keinen^  Stand  desselben  mehr  erlaubt 
sein,  ihn  auf  seinem  (iebictc  zu  dulden.  Ks  bcdeutoto  Nichti, 
dass  dabei  vei'sichert  wurde,  es  geschehe  all'  dies  citra  condem- 
nationem  und  unboschadet  seiner  Ehre,  allein  zur  Verhütung  wei- 
teren Zwiespalts  sammt  den  Unruhen  und  Gefalu^eu,  die  dattns 
entstehen  könnten,  als  ob  das  Ganze  nur  ein9  polizeiliche  Mass- 
regel gewesen  wäre:  der  eigentliche  (jmnd  der  Beschlüsse  wuMi' 
klar  genug  ausgesprochen  in  der  Erklärung,  dass  die  Ivrcistheo* 
logen  und  die  bromisrhen  Prediger  in  ihrem  (Jlauben  unterein- 
ander und    mit  der  A.  C,   der  Apologie    und   dem    Katecliismu^ 


Sin>«piitor  AhafhfiJlt. 


277 


IjUtJifrs  pinig  sfion,  hiugi'fjt'n  Hiirdpinborgs  T/'hro  in  etlicJion  Punk- 
t(.'n  dunkel^  zweifeihuft  und  der  A.  C.  widorsprt'fliL'nd  ort'iindi'u 
worden.  Dass  in  dem  KreUbesohlusso  nicht  nur  Hardenbergs  per- 
sönlicher Handel  entschieden  wuitie,  dass  vielmehr  das  Urtlieil 
welches  ihn  traf  eine  grundsätaÜL-he  Bedeutung  hatte,  kann  nicht 
zwoifeihrtft  sein."' 

Zu  Braunschweig  waren  neben  den  andern  Kroisstünden  auch 
Herzog  Ernst  von  Braunsdiwcig,  Adolf  von  Holstein,  Franz  von 
I^iuenbuifi;.  Johann  Albrecht  von  Mecklenburg  veiireten,  weleho 
auch  am  Naumburger  Tag  durch  Tiesandtscbaften  theUnalimcn: 
es  sind  diejenigen  Fürsten,  deren  Stimmen  in  den  Unterschriften 
der  Nnumburger  Acten  fehlen.  Wir  kennen  ihre  bcsoiidoro  Stel- 
lung fiir  die  Verliandhingcn  weder  der  einen  noch  der  andern 
Versammlung.  Mag  nun  auch  Herzog  Enist  durc;h  irgend  einen 
Zwisclienfall  vom  Naumburger  Tag  abberufen  worden  sein,  i>hne 
daes  er  sich  mit  den  Beschlüssen  desselben  in  M^iderspruch  ge- 
setzt hätte;  mögen  auch  die  Gesandten  der  drei  Letztgenannten 
bei  ihrer  vorzeitigen  Abreise  Hofftiung  gemacht  oder  vorheissen 
haben,  dass  ihn-  Herren  sicii  dem  J^aumbuiger  Einigungswerk 
anschlies-son  würden,  su  waren  doch  nunmehr  alle  diesu  Fürsten 
durch  ihre  Vertreter  zu  Braimst;hwoig  in  eine  Manifestation  vor- 
wickult  worden,  die  dem  Geist  der  NaurahurgiT  Beschlüsse  direct 
zuwiderlief:  es  musste  durchaus  zweifelhaft  sein,  ob  sie  nachmals 
diese  Beschlüsse  gutfieissen  wurden.  Um  wieviel  mehr  musste 
das  von  den  Fürsten  imd  Stünden  des  niedersiichsischen  Kreises 
gelten,  welche  am  Naumburger  Tag  unbethciligt  gewesen  waren. 
Und  über  all'  dies  blieb  die  Autorität  dos  Nauniburger  Eiuigungs- 
werkee  eine  halbe,  denn  Herzog  Juhann  Friedrich  licss  »ich  durch 
die  Botschaft  der  Fürsten  keineswegs  erweichen.  Er  antwortete 
mit  fast  denselben  Bediriguiigt.^n,  die  man  zu  Naumburg  verworfen 
hatte.  Die  Nauraburger  Vorrede  sollte  durch  eine  andere  ersetzt 
werden,  deren  Entwurf  er  den  Gesandten  mit  der  schriftlichen  ßeant- 


li7)  Schütz  im  Ijnhon  dos  ChytnuniK  1  p.  3&4  moRht  mit  Riecht  auf  niou 
QiMHnDg  des  Iluheii  LaiifTud  (anana  Jl  i^p.  105)  aufinerlfsoiu :  auf  dem. 
iPflMHfcwi'i^i'r  Kivi^fug  lialH*  FUciitn  mit  Ilülfo  dü^  Chj-tnifMiK  dim^hgesetzt, 
'wQS  LT  dun-h  wiiii'ii  FürHli.'u  in  NaiujiburK  tiicht  liaW  erruicht-n  kürmeü.  Niflit 
d>*r  llerKanx  tm  KiuzL'liii*»,  ubvr  ilif  im(;emeino  iJedeutunj;  dt^  Kreigiusst>»  ist 
damit  richtig  getroffen.  ' 


278 


f^i.>lM>titt*r  AliKclinitt. 


1 


I 


wortaug  ihres  Vortrags  ciohäadigen  lioss.'**  Auch  diese  Von 
citirte  neben  dorn  älteren  Text  der  Confession  und  Apologie 
Variata  und  die  zugchörigo  Ausgabe  der  Apologie,  sowie 
andern  „christlichen  Scliriften"  der  Partei;  aber  mit  dem  Fingei 
xclg,  dass  alie  diei>e  nur  im  Sinne  der  älteren  Coiifossion  und 
Apolugie  vEsrstanden  wenlen  dürften;  für  die  Beutung  der  letz 
ren  ward  die  Richtschnur  gegeben  durdi  den  Verweis  auf  dip 
sehnialkakUschon  Artikel  und  ein  ausschlies&end  lutberischcä  Bi 
kenntiüss  vum  Abendmahl,  welches  an  Stelle  jener  Formel 
dem  Fritnkftirter  Reeess  cingegchobon  war.  Es  bestand  aus  d 
Wuitcii  der  sc]»niaIkuIdi.si'iK'ii  Artikel;  doch  waren  dieselben  dun 
einige  Zusätze  ntich  vollständiger  gegen  jede  unlutherische  Den 
tung  verwahrt.  Vernnithlich  ist  es  dasselbe,  welches  xu  N«u: 
bürg  abgelehnt  wi»rden  war. '^"^  Die  Versicherung,  dues  unter  di 
Protestanten  niemals  Ijehrverfälsohuiigen  eingeiissen  seien,  war 
strichen.  Nur  auf  <lie  namentlieho  Verdanmumg  der  Irrlehren  in 
der  Von*ede  seihst  hatte  der  Herzog  verzichtet;  au  Stelle  dersel- 
ben wünschte  er  noch  vor  der  allgemoineu  Ausfertigung  dos  ver- 
Ündürten  Ducuuicnls  eine  Synode,  imi  die  Secten  ^beizulegen  und 
abzustellen";  sollten  die  Verhältnisse  es  unmöglich  machen,  so 
rasch  vor/ugehen,  su  müssto  inzwischen  wenlgstL-ns  jeder  Kinzi.'lne 
in  seinem  Lande  mit  aller  Energie  auf  die  Keinheit  der  Lehn- 
halten,  die  Abirrungi.-n  unterdrücken:  imter  solcher  Voraussetzung 
wollte  er  zugeben,  dass  man  die  Confession  mit  der  Vorrede  nach 
seinem  Entwurf  unt^"  rech  reibe  umi  sich  dem  Kaiser  gegenüber 
orbiot(i,  keine  andere  Lehre  als  die  der  A.  C.  zu  dulden.  Es  ißt 
ersichtlich,  dass  dem  Herzog  die  UiiretJitmässigkeit  seiner  ursprüng- 
lichen Fi>rdorung  wieder  zum  Bewusstsein  gekommen  wiu*;  freili 
war  auch  der  Kest  seiner  Be<lirigungen  wenigstens  den  KürstcD," 
die  zu  Naumburg  persönlich  unterzeichnet  liatten,  iuunt)glicli  xu 
erfüllen. 

'^"Als  Kuifürst  AugUftit  die  Nachrichten  aus  Braunsohweip 
und  AVeimar  empfimgcn   halte,  sah  er  wulil,  dass  man  vnrläi 


HS)  Oollikc,  p.  161  — IBO.    n*'i»|n'  1  |i.  137  ff.     V^l.  »ii.-  SyDO|>sis 
Nöuiiilui^ir  VorrL-Ji*   uiid  d^-»  Kntwiirfs,   deu  JoUanii  FriL-dridi  Uagi*g 
stellte  iK'i   Weber  H  p.  'SU  ff. 

I4H)  V^d.  (_'fllinii'Ii,  p.  232. 

150)  Für  die  fol^emlcti  VortiiunUuiigo«  Coliuich  p,  230— 2-13,  257  —  250, 
273—287,  297—308.    KinüfJuea  liDsooders. 


Sebenter  At*si-hnitt. 


279 


bei  deu  niedersÄt^hsischen  Ständen,  etwa  mit  oinzelucn  Ausimh- 
men,  vergebens  um  die  Untcrzcichnim;;,'  der  Naumburger  Acten 
ansuchen  würde.  Kr  wandte  sich  an  Kurfürst  Joachim  mit  der 
Pntge,  WHS  zu  (liun  sei.  Filii_!  dii_i  Antwort  eintraf,  mussto  lt  er- 
fohren,  liass  dio  Nnumbur^ür  l^L'sihlüssu  selbst  im  Kreis  der  llnter- 
Äcichner  nicht  völlig  gesicliert  waren. 

In  dem  AußscUroibon  zum  Fürstenta^,  und  darum  auch  in 
den  lüstructioncn  der  lUtho,  welche  Abwesende  vertraten,  war 
auf  eine  Vorrede  zur  Confession  kein  Bedacht  genommen  wordim; 
erst  im  Beginn  der  Verhandlung  liatte  man  beschlossen,  eine  solche 
zu  verfassen,  und  zwar,  weil  die  Kurfürston  von  dor  Pfalz  und 
Sachsen  neben  dem  uuterzeicbueteu  T«\t  der  Confessien  auch  dio 
Yariata  ausdrücklich  anerkannt  wissen  wollten.  Dass  nun  dio 
tiesandten  der  Abwesenden,  obwohl  ohne  Ermächtigung,  die  Vor- 
rode unterschrieben,  war  wohl  nnverfUnglieh,  sofern  der  Inhalt  den 
Sinn  ihrer  Herrn  traf.  Das  wiu-  ganz  offenbar  nicht  der  Fjdl  bei 
den  Markgrafen  Hans  und  fieorg  Friedrich  von  Brandenburg;  die 
Absicht,  in  WRhrher  jtMie  Vorred«  nntpi-srlirieben  wurde,  widerspnioh 
ganz  unmittelbar  der  Erklärung,  welche  sie  ilireu  Oesimdten  auf- 
jft»tragen:  sie  unterschrieben  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass 
man  allerseits  die  I^jhro  des  Calvin  und  Zwingli  gründlich  ver- 
werfe. Indessen  fanden  die  Theologen  des  Maikgrafen  Hans  an 
der  Abendmali!sf">nuet  der  Vorrede  Nichts  auszusetzen,'*'^  und 
Markgraf  Georg  Friedrich  —  ob  er  seine  geistlichen  Riitho  dämm 
l>efnigt  hat,  wissen  wir  niclit  —  war,  ubwohl  *'in  unentwegter 
I^utheranci-,  der  Meinung:  aus  dieser  Formel  könne  eine  kotzerische 
Ijehro  ja  wohl  erzwungen  wei-den,  aber  kein  Mensch  habe  das 
Knallt  dazu,  und  geschehe  es,  so  bliebe  die  Fonnel  darum  an  sieh 
doch  eine  reine  christliche  lichre,  es  ärgere  sich  gleich  daran  wer 
woUa'^*     um  dieses  l*unktos  willen  hiitto  also  keiner  der  beiden 


151)  Gutachten  s.  d.  in  Berlin,  ßop.  14,  7,  untei-schriclH'n  von  Wcnzul 
Kilmou,  PfArrer  zu  Cüstriu;  Dr.  IVti-un  PrÖtorios,  Plamir  zu  Küiugsborg; 
JL  Joachim  Knemooder,  rfanvT  utui  Ofticial  zu  LüliWn;  Uoorg  von  Waltt-re- 
dorf,  Pfarrer  zu  Lunilsberg  an  dar  "W.irthe;  M.  Joliunnes  MaüT.  PfarnT  ru 
Kottbus;  lic.  Johatinea  Terkler,  ITarpjr  zu  Krufyiuo;  llalüxasiir  Bteplianus, 
Prarrcr  zu  Soldin-,  M.  Mattliias  Miittbia«,  ProrrtM-  zu  Zulcb  (Ztiltit-ImuVJ; 
If-  Valoutin  iJriiimT,  Pfarrer  ku  Ik-i-hkow;  M.  AugUBtiu  Syi-amlior,  PfoiTer  xu 
Aniswalde. 

152)  lo  eioem  ausführlicbeD  Schreiben  an  }lark'|j;Tar  Hana  aus  Jägem- 
dorf,  Donnerstag  uach  Kctnini^'erD  (lIHjl  (d.  9.  Unn:)  billigt  Mailtgrof  Oeorg 


280 


Sit'hentor  Abschnitt 


Ilorrtm  Einspruch  erhoben,  obwohl  die  xmausgcsprochone  Tetidü 
der  Vorredo  ihren  eigentlichen  Absiebten  dircct  zuwiderlief:  an 
einom  andern  aber  nahmen  beide  grossen  Anstoss:  die  Versichp- 
rung,  dass  unter  den  Confessionsven\'andten  nio  Lehrverfiilscluingen 
eingerissen,  fanden  sie  unverantwortlich.  Die  Gesandten  der  Mark- 
grafen eutschuldigten  sich:  sie  hätten  jene  Sätze  der  Vorrede  so 
verstanden,  als  ob  sie  sich  nur  auf  Gegenwart  und  Zukunft  be- 
zogen, nicht  aber  auf  das  Yoi-Rangone.  Miirk^mf  Hans  lioss  das 
nicht  gelten,  sondera  theiltu  Kurfui-st  August  mit,  dass  er  jene 
Versicherung  nicht  ratificiren  könne  und  verlangte,  dass  sie  vor 
der  Piiblication  gestrii^hon  würde. 

Inzwischon  hatte  der  Kurfürst  von  Brandenburg  zu  Berlin 
den  Nuntius  Coiumendone  empfangen,  der  Ton  Naumbui^  aus  eine 
Reihe  derjenigen  Fürsten,  die  dort  nicht  zugegen  gewesen,  per- 
sönlieh  aufzusuchen  kam.  Er  meinte  wahrzunehmen,  dass  der 
Nuntius  nicht  nur  von  dem  Zwiespalt  zu  Naumburg  im  Allgemei- 
nen, sondern  auch  von  den  gepflogenen  Erörterungen  bis  ins  Eia- 
zelne  unterrichtet  sei,  und  wai-d  dadurch  begreiflicher  Weise  ein- 

Frieilrich  im  Piineip  daa  Vorlanpen  Markgraf  Haasons,  dass  dieso  Bulmuptutip-Ji 
gestrichen  wcrduu  st>U«-'n,  ücüd  es  würde  ,(las  widorspiel  nit  alloin  ...  am 
tag  liegen,  damuhi  dann  kimfli;;  .  .  .  nit  allain  unsor  n'idcrthail,  sonder  etlich« 
undcr  un^ero  rcligions  venratidfec  iillerißi  cinfiiercD  und  orregca  mochten.  M^a- 
dor  CS  wurde  auch  dor  herzog  zu  SaL-hssun,  seine  tunilogi  und  andere  .  .  .  womni 
m»  sioh  KU  [solcher  vorrodtj  Ifckenni'n  wurden  .  .  .  rou  meniglichon  al.5  uborwuQ- 
den  geachtet  ■wenlen."  Andt.*ivivtöts  macht  der  Markgnif  t^oltijud.  dass  eine  Ab- 
&nderuDg  der  niemals  iiut<ir>*<liriclK^nen  Vorred«:  grosso  nedcnkcii  auf  sich  hal 
«od  stellt  schlii-Äshuh  der  ülHrrlcgenon  Eifahrunj;  Markgraf  Hansens,  weil  fi 
selbst  zu  jung  sei,  um  sich  r.u  rmlHnhpidnD,  auch  din  tatigllc-faeu  KstLg«l«aT 
nicht  besitze,  aiiheini  was  er  für  recht  halt«.  —  In  finom  zweitt-n  Sehn-ilwa 
Jägenidorf  d.  8.  April.  Äussert  er  sieh  iibor  dio  Abendmahltifra^ :  or  hiitte  lei- 
den mögen,  dass  der  L<*trL*ffL'ndi!  Artikel  in  der  Vurrede  nach  dem  Vorschlij 
Johann  Friedrichs  fonnulirt  worden  wäre,  unangesehen ,  dass  dio  Schrift  siebt 
so  davon  redet,  „funiemlieh  darumb,  do  irgrtndt  wie  zuW'Sorgen,  etlichen  Iph* 
ten  ain  falsche  und  uncbrisUiche  iiiaiDtmg  im  btirsen  stecke,  das  ineo  diududurdi 
beaomeii,  und  was  daraus  hoacliwerlichs  volgon  möchte,  vorliui^tet  wurde.*  NVeuL 
man  aber  die  Worte,  wie  sio  in  dor  angonommonen  Vorriide  stehen  ,bo  da" 
sclirirt  ehnlich''  recht  aiisii'lit,  so  hat  koin  Mensch  Ursache  dücIj  Orund,  d«^ 
aus  eine  widerwärtige  Meinung,  der  Lohiv  TaidJ  zuwider,  zu  erzwingen;  gfr- 
flchioht  R»,  so  i.sts  für  Ki>tzoroi  zu  ai-hti-n,  und  bleiben  gUncliwiihl  die  Worti«, 
wie  sie  da  stehen,  an  sich  eine  roine  christliche  Lehre,  „es  ergero  sich  irlciLk 
daran,  wer  da  wöllo."  iBerliu,  Rt-p.  14,  7).  —  An  den  Verhandlungen,  die 
sich  weiterhin  über  diese  Frage  entspannen,  M-heiut  Oix^rg  Friedrich  wesig^ti-n^ 
direct  nicht  theÜgenommi3n  zu  haben. 


Siebontor  ÄbsehnHt.  ^^^^  281 

geschüchtert.*"  Nun  kam  im  Auftrag  Kurfürst  Aiipusts  dessen 
Rath  Dr.  Craoow  zii  ilim,  brachte  Nachricht  von  dem  Ketzerpro- 
zess  Hnrdenborgs  und  dem  Bescheid  dee  Herzogs  von  Sachsen 
tiiid  fragte  an,  ob  nicht,  da  man  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
bei  den  meisten  niedersäcbsischen  Stünden  doch  nur  abschlägige 
Antworten  ernten  würde,  besser  sei,  dieselben  zur  UnteTzeichniing 
der  Naumbnrger  Acten  gar  nicht  aufzufordern.  Nun  hatte  offen- 
bar der  Kurfürst  für  soine  l'erson  an  der  Restaltung  des  Naum- 
burger  Kiiiigungswcrkca  giir  Nicht«  auszusetzen;  der  Frankfurter 
Professor  Abdias  Pmtnrius,  den  er  in  dieser  Frage  als  geistliclien 
Ratli  brauchte,  spendete  den  Naumbnrger  Beschlüssen  sogar  das 
höchste  Iy)b  and  gab  in  einem  längerou  Gutachten,  wenn  wir  es 
recht  verstehen,  keinen  andern  Kath,  als  dass  man  an  dem  Be- 
schlossenen festhalten,  die  Weimarer  znm  Nachgeben  ermahnen, 
dio  niedersüchsisclieii  Städte  auffordern,  und  die  Widerstreben^Ien 
in  Gottes  Nunaen  fahren  lassen  solle:  man  würde  am  Endo  doch 
das  Bewusstsein  behalten,  recht  gehandelt  zu  haben. '^^     Der  Kur- 

153)  CaliiiicJi,  p.  233.  Nuti  doti  elgt^ueD  BtTicbtea  des  NuatJua  vom 
Fürstcotag  fllii«*lIa.Tn'a  di  »tniio  lt;iliaim  Vi  p.  6'J,  TD^N))  wm-  vr  doc-h  mir  sehr 
ung*?nau  übor  dt^n  Inhalt  dur  VdfluuKllungcii  uiitcrrii-lih't.  Nai'h  dciisollK'n  B«- 
hchteD  KU  sohLi«aBOD,  diirfto  ab^-r  d^'r  Kurfiir^t  aufi  den  ftodpn  dos  Nuntius 
auch  entnommen  Jmhcn,  doss  dio8«r  diu  Vci-sanimluiij;  zu  Naiuiiliunj  für  pxim- 
teathoils.  zwinglts'-li  Qud  L-otTiiiiRi^h  hielt,  und  dies  durfbi  itini  grosj4>it  Kindnuik 
gemacbt  tiabon. 

154)  .  .  .  ^si  L'xhibotur  et  mx-ipitur  veruzn  corpus  diriBti,  si  nun  pane 
oxhibr+ar  ci>rpnH  Christi  ad  maGdut-andum.  «i  cxliÜM'tur  vero,  «ulwtaiitialiter 
•c  pmoaentor.  sicut  t'xprtiwe  dicitur  in  praefatiom:,  »e<|uitur  indo.  qnod  corpus 
Cbnsti  roolitür  adtüt  in  (tM'iia,  <iu(k1  paiiis  sit  t-orpUB  Cliristi,  rjitod  iu-ripiatur 
ab  onuübus,  sive  aint  lioni,  mw  m«U,  *\\io<l  pcixipiatur  uro,  utputi}  rv*  prsM.-- 
SODK.  Ita  contiiiotiir  in  illa  »entontia  summa  docti'itia  iiostnio,  et  laLoHuat  vcl 
cormunt  oiniies  saiTatnonfarinnini  pmiiositionos  .  .  .  .  }to  Yinarionsi  ijrirrrYrtiono 
aanli»,  quod  lUa  (}uo<)tii^  [T<-ti&.sinie  loquatur  ■  .  ■  Utrinsquo  voro  soriptl  tnlis 

^Mftf^Mt,  ut  Kolis  vurbifi  difforant,  scd  consentlant  sonti-ntia,  ro  et  offmtu  .  .  . 
Sc  vpro  Agcndom  oxistlmo.  1 )  Maii  köiintu  die  beiden  Korraelii  tu  eJn*T  vor- 
arbvit<>ii;  die  Von-ede  geDÜ{;rt  zvtox^  über  doDanduin  aliquid  publitaie  tramtuiUi* 
Uü.  2)  Im  Fall  es  UDni'jgUrh  8<'heiiit,  die  Vuriedi'  abnuaiidiTo,  soll  mao  dio 
Weimanif  (wie  weitläuTti^;:  nuf<g«fulu-t  vinl)  tiOi-b  t-iamal  eim&liaeu.  3)  Tortio, 
si  nihil  a  ViDarieiisibuB  ini|«:'liatiir,  non  duttitti  phncip«-«  in  Po,  ijuod  «emel  pie 
et  in  spiritu  aatu-to  constitutum  cRt,  fideni  pt  ponshinl  iiun  rrapstitiirt».  Nun- 
qnam  iu  bis  &llquu(  aunnnini  (xinfufdotiilms  mdinr  fuit  itiJta  ironcordiac  ratio;  nun* 
quam  pmpius  est  ad  Chnstianaiu  et  aalutnrcm  coDcordiam  pi-ogrcssom;  nunqiwm 
in  h'\B  ttitestiiiiR  di.s»idiiH  ubUoni  sunt  {'iin.stituta,  quam  factum  est  in  buo  ips» 
«x»nvcnta.    Idpwjue  oro  Douin,  ut  dot  incromentnm ,  et  prinL'ipilms  snlutaro  put«, 


282 


Siflwuh-'r  ÄbBühaitt 


fürst  eiitscliloss  sieb  clonnoch  andere;   er  uieiuUf,   man  iltirfo  dem' 
Herzog  von  .Sachsen  auch  nicht  einmal  Vonvand  geben,  die  Fürsten 
des  Convcnts  als  Zwinglinnor  ausschreien  zu  lassen,  und  da  «lii^l 
Cniicession   iloch   nur  die  Fdrtu,  nirht  diM»  Inhalt  der  I_A'hre  be- 
treffe,   —    denn  er  selbst    inid   seines   Wissens    auch    die    andern 
Fürsten  des  Convonts  stimmten  doch  ohnedies  völlig  mit  Juhann 
Friedrichs  AbendTTiahlsglauben  übei'ein  —  so  sollte  man  dem  Hcc^| 
zog  die  (jenugtbuung   einer  Erkliirung   über  diesen   Gegenstand;" 
wio  er  sie  fonlerte»  nioht  abschlagen;   nur  dass  man   darum   die 
unterseliriebene  Vorrode  nicht  abändere;  man  sollte  die  Erkläruii 
in  eitlem  (lesammbiulinriboii    lliun;   so   hülste  er  den   Herzog   von 
Sachsen  noch  zu  gewinueu  und  alsdiuin  würde  man  auoli  bei  dea, 
Städten    in    Niedersaehsen   Erfolg   haben.     Sollten   dann  etwa 
wider   Erwartung   —    Ifalx    und   Hessen    sich    ausschliesaen, 
miisste  man  zur  Ehre  Gottes  auf  Diese  veraichten.  —  Bei  diesott"' 
ErÖrteningen   blieb   der   Kurfiii-st  niclit  stehen;    nachumls  eignete 
or  sich  auci)  die  Forderung  seines  Bruders,  de»  Markgrafen  Hans 
jui,  dass  man  di^  angefuehtttne  Behauptung;   in  der  Vorrede  strei- 
chen solle,   während  jeuer  wiedenmi   mit  Ihm  dafür  eintrat,   dass 
man  Johann  Friedrich  eine  Erklänmg  über  die  Abendmahlslehre 
gebe,    Inzwist'hun  hatte  August  übiT  die  Vurschliige  der  Branden 
burger  an   die  Herzoge  Wolfgang    und   Christoph    berichtet     Zu^ 
der  Äcndening  der  Vorrede  hatte   er  wohl  wenig  Neigung,  doiin      i 
aller  Vemuithuug  nach  war  dieselbe   bereits   in  weiten   Krclsei^^| 
aueli  bei  dem  Kaiser  und  den    katholischen  Ständen,  abschriftlich" 
bekauut  gewoitien  imd  <.lie  Abtiiideruug  mussto  autgefasst  werden,. 
als  getrauten  die  Fürsten  sich  ihre  vordem  mit  so  grosser  Siehe 
heit  ausgespruchenon  Behauptungen  nachmals  nicht  mehr  zu  ver 
antworten.     (.iU-ichwoId  wagte  er  den  Vor-scldag  iiieht  auf  eig 
Faust  abzidehuen,    sondeni    borichtoto   ihn  an   die  oberdeutsche 
Fürsten,  um  deren  Stimmung  zu  erfahren,  und  um  auf  sie  cino 
Druck  zu  üben   zu  Gunsten   des  andern  Plans:   dem   Herzog  vü 
Sachsen  eine  zustimmende  Erklänmg  in  der  Abendmahlsfrage 
geben. 

Es   ist  nun  überflüssig,   die  Correspondenzen,  die  sich 
diese  Fragen  knüpften,  im  Einzelnen  zu  betrachten.     Betont  muffig 


ut,    qund   in    Spiritu  Kant-to  ijuJioatmn  oal.    nou    rea-indont    propler    Miiiüb 
ijiuutüam  iuterprutatioiies.     CoIliHjuia  [lun  viciiiis  eivitatibus  nun  oxistimo  i 
gendaotsc.  GutAchtoc  des  .A-bdias  rraetorius  v.  6.  3Iärz8.1.  Berlin,  ltc'i).H,i 


Binhrator  Ah«dinitt. 


werden,  dass  Wolfgan^  und  Christoph  auf  düii  Bericht  vom  Bmuu- 

schwoigiT  KrC'isHbsrhitMi  und  Joluuni  Krieih'iclis  iiouestom  Besclieid 

sich^  obwohl  widenvUlig,  doch  sofort  zum  Kai-ligelen  bereit  mach- 

!  tOD-*"    Im  Lauf  der  Borathungen  liessea  nun  die  Kurfürston  von 

155|  Auf  ili'n  ersten  lleiirbt  AiiimsLi  von  Sai-lisoo  (vom  IS.  Uüi-z. 
Calim«-h.  p.  S^fJ  fT.I  *ba>ibt  W'ulfftuiig  mi  riiristniih,  Neul^ii-g  a.  d.  l>i>nau 
d-  2.  Afril:  TrUii^er  gemuüt  stncitde  aWr  in  aUweg  dahüi,  ob  gleich  riit  wenig 
!«denkÜ<;h  . .  (diu  NuuuiburgcrBot'hliisso  ttltzuandom) . .,  das  dwh  vi)  mehr  auf 
di«  ftlgfmeiii  (^iimrdi  und  oini^keit  der  kirrhen,  auch  der  Churfurst^D,  furdon 
und  rt(»'nd  91'Ibsl  uü<lcn'inandt>r  ünwhpn,  und  doi-wajJti.Mi  »llo«  das,  w  mit  j,'oU 
iinl  eutti'm  gL*wii)»eu  KtwhiH'u  kauii.  zubewitli^^'n  und  t.>itiziiRMiin<:>n,'*  Ei-  fiwhl 
ea  btHiinikcn,  dasa  man  nirlit  nur  auf  .lülimm  Knddri'h,  Mnidoni  auch  niif  vwW 
aodit.'  Stuud*<  in  der  ,  aüctisisi^lu^n  l'rovinx*^  UtiokäicJit  /.u  nehin<>ii  Iml.  die  laut 
Anzoigt*  d«s  Kiirfüiisten  von  Sachfien  oimo  weitere  Krkläruiig  nicht  sutisi-ribircn 
würdrn.  Er  orklSrt  sirh  «ladftun  hcnnt.  unwohl  die  Qngefr.i:htono  Sti-llo  in  der 
VoitinIit  aitfi2iilas.s<'n  (oliwnlil  dfn«'IHi>n  von  dm  Opjnipni  ein  falwbor  fitnn  i:n- 
parirt  wird),  »L*  au'-h  eine  fi'iuero  Erkliinuig  übt-i-  das  Aboodni&bl  au  thui».  ob- 
wohl dieselbe  K'i  £iiii'in  txior  üweiL-ii  si-bH-Tlii-b  lu  erlangen  «Hn  wird .  dt-nn 
man  hat  airh  im  Fraiikfurtur  Huces»  mul  der  Naumbun;er  ri-äfatiou  zu  ferueiur 
ErfcUruiig  orbotrn.  und  da  nun  H'Tzog  Jnhanu  Friedririi  uüd  Andre  dir-sy  ver- 
langen, kajiii  man  »w  ni«-lit  absi-hlagcn,  flikiittiTÜrh  wi-il  dw  ItiDuiiKi'ltn'i^igigcbe 
Abwchic^l  drrnnis>ni  t;rj;unf,'i*(i  ....  Um  Z'^it  zh  nühniT  )i"rellniii};  7,11  (;i-win- 
nou,  »oll  man  rinstwcib'ti  .lolmnn  Krii-diiub  bittt^n,  diu  fi^nuTi*  Krkliinuig  mit 
Uodukl  zu  urwarti-'n.  Kitdorweile  mDto  CbriKtoph  diu  Uandlmif?  ht)i  PüXz  und 
üctiMii  liefönb'rn;  Markgmf  Carl  wird,  si'dnt'r  tn'isllitbin  Ziivoi^icbl  luuh,  si^^^h 
vun  ihiirn  Ix-idnn  oicbt  alisondorii.  —  llürzog  Cliii>b)pU  iin  AVoIfgaiip,  Stutt- 
gart d.  14.  April,  ist  gimz  tmtsibii'ilr'.n  ^'"'gi-n  jt-d»-  Ahjlndprunt:  diT  Vitifafinn, 
frJWTiibl  botrcffa  der  aiigpfnrhteni^n  Stelle  in  der  Einloitmig  td^  in  di'ijrnigi*n,  die 
vom  Abembnatd  kandolt  (dtjoti  flio  Jonenser  tittohen  auch  üiermit  Nicbt»  ala  die 
Nanmburgtir  SulKi^'riptiuii  umzublo«*eu,  und  daw  der  Unwürdigu  im  Abeudniahl 
dasselbe*  empfange,  wie  der  Würdig»',  stybl  in  der  untcfschriobenijn  Oonfe-s-Kion 
zur  rr^-ruigo.)  Was  biogegen  diu  geforderre  Si^punitiTkliiniug  ül>i*r  das  Alu'ud- 
mahl  I)ftri(ft,  so  erbiet^-t  er  sii^h,  darüber  mit  I'falx  und  Ih-fwen,  Kwar  nicbt 
allein  (,daiiu  was  wir  mis  mit  dorn  ('bnrfdr«t<>n  I'faUgrafeti  in  dineer  religioua- 
Liprfr —  mdiriniiehen  uingi'lassej) ,  das  ist  K.  L.  woLI  hrwnst^)  aber  nebnn  den 
HIMlrni  Fdrsti'u  ui  verband<>ln.  In  i^iuem  Ziittel  veiMeii  dann  ncx:b  £wei  Vur- 
echlä^  gemauht  1)  es  soUeu  'Jie  Kurfürsten  von  Saobsen  imd  Ürondeuburg  mit 
dun  Btäüdon,  welrJie  uoc-b  nielil  unt"rsclmel)i*n  Laben.  utit<>rband('ln,  damit  sie 
^  oa  Aueh  tbun,  und  hinwii.^erum  kuU  allgemein  eine  K>soniJn<  Concordie  über 
M|M  Abendmahl,  tvio  ft4>lebo  Hei-zog  Jnbann  Friedrich  tiiid  die  Bremonses  theo- 
H|p  gestellt  haben,  unteTHchrieben  wer<k-n  oder  nloT  2)  man  könnte,  um  nicht 
in  Veniaeht  Sm  g<'i:atlien,  in  drr  uidfrK'briebtmeQ  I'rlifatiiin  im  Artikel  rb^  i^uetia 
dumiiii  bei  den  Worten:  nusgetheilt  und  empfaDgen  zuHetien:  von  beiden, 
\^'tinli£en  und  l'nwürdigea.  Hier  wird  abio  der  Protect  gegen  jede  Aendoruug 
der  Vomnle  wieder  nuückgcuomm':'u  (Hs.)  Vgl.  Heppo  I  p.  412/;^;  Kuglur  U 
|..  238,-9. 


284  Sio>)onlpr  AhncliDitt, 

Brandenburg  und  Sachsen,  "Wolf^anf^  und  Christoph  «len  Gedanlon 
einer  Abiiinloruiig:  der  Vorrode  bald  wieder  fallen,  und  der  heftig^^ 
^[ark^rraf  Huns  wurde,  scheint  es,  zu  den  nächi^tfolgendeD  Erürtd^| 
ningea  nicht  mehr  zugezofren,  sodass  es  sich  vorläufig  nur  Doch 
uiu  die  Erklärung   über  das  Abendmahl   handelte.     liier  bezeug- 
ten  Wülfgäing   und    Christoph    —   es   entsprach   das   völlig    ihrer 
Haltung  auf  dem  Congress  —  sich  dogmatisch  ganz  und  gar  mit 
Juliann    Friedricli    und    den    Hrandt?nburgeni    einverstanden;    sie 
meinten   über,   wie  die  Ändern  ira  Grunde   auch,   dass,  um  die 
von  ihnen  Allen  bekannte  Ijehre  zum  Ausdruck  zu  bringen,  gar 
nicht  nöthig  sei,  eine  neue  Formel  aufzustellen.     Da  nun  Kurfürsi 
Friedrich,  dem  man  MittJieilung  von  Allem  gemacht,  sich   ener- 
gisch gegen  jedes  Nachgeben   erklai-te,  so   zögeiien   auch  sie  an- 
fänglich, ihre  Einwilligung  auszusprechen;  und  dennoch  kam  maqH 
schon  im  Ijuif  des  Juli  soweit,  dass  die  Kurfürsten  von  Branden- 
burg und  Sachsen,  Wolfgang  und  Christoph  einig  waren,  die  Er-^ 
klärung  zu  thun,  auf  die  Oefabr  hin,  dass  Kurfürst  Friedrich  unj^ 
der  Landgraf  —   Markgraf  Karl  wtlrdo,  wie  man  hofl\e,  zustira-     ' 
mcn   —   sich  ausschlössen,  ^h 

Wollin    war  man    nun   mit   der    versclileiorten   Duldung   d<R^^ 
Nauraburgor  Beschlüsse  gekommen?    Sclion   zu  Naumburg   hatte 
man    Uitheriseh   sein   wollen;    ileu    Einwand,    dnss    in   dem   aufgo     | 
stellten  Rcccss  doch  auch  die  Refurniirten  ihiv  Lehre  finden  könn-     ' 
ten,  wusste  man  wohl  zu  würdigen,  aber  man  wollte,  trotz  allor 
Abneigung  gfgen  das  refomiirte  Kirchenwesen,  über  dasselbe  nocb     j 
nicht  den   Stab  brechen,   und   weigerte  sich  darum,   den   Rewss 
antithetisch  gegen   die  reformiite  l-cliro  zu  kehren.     Nun    hattfn 
aber  wenige  Monate  genügt,  die  lutlierisehen  Herrn  zu  überzeugen,     | 
dass  es  in  Dt^utscliland   w(^it  mehr  Unversöhnliche  gab,  als  mau     ' 
zuvor  herochnut,  und  dass,  wollte  mau  nicht  mit  Diesen  brechei, 
man  von  ihnen  die  völlig  ausschli essend  lutherischen  Ijehribrmen 
annehmen  müsse.   War  das  einmal  geschehen,  so  musste  man  über 
kura  und  lang  sich  weiter  driingen   lassen,  und  dem  reformirlen 
Kirchonthum  die  (Jlaubensgnmeinschaft  wirklich  aufkündigen,   die 
Duldung  stüner  Lehre  verbieten,  die  Beziehungen  zum  Protestan- 
tismus des  Auslandes  abbrechen,  oder  es  abermals  auf  den  end- 
gültigen Bruch  mit  den  Unversöhnlichen  ankommen  lassen.    Bis 
zu  diesem  Oodanken   aber  schwang  sich   damals  von   den   eigent- 
lichen Lutheranern  kein  Einziger  mehr  auf.     Kurfürst  Friedrich, 


Siebontür  AhRcboitt  285 

Naumburg  eben  als  Luthoraner  dor  Duldung  das 
Wort  gerodet  hatte,  liegann  seit  den»  (Konvent  sich  wirklich  der 
reforniirten  Lehre  zu  iinlnini;^^*  der  Landgraf  staud  dein  Luthor- 
tlium  Qur  nahe,  ebne  eigentlich  liitberisch  zu  sein,  und  bei  allen 
Audem  ^wann  die  alte  Abiioi^nng  gegen  das  refermirte  Wesen 
das  Uebergewicht  ubur  alle  Erwägungen  der  Billigkeit,  dt«  fix-ioren 
Urtbeils,  der  weiteren  politischen  Gesiclitb-}}unktü,  sobald  unzweifel- 
haft wurde,  dass  die  Dtihhnig  der  refoniiirten  Ixi-lire  eine  endgül- 
tige .Spaltung  iniierliuilb  ilwr  deutscb-evangeliycbea  Kircho  bedeute 
und  siimit  den  formalen  Rechtabealand  de«  Religinnsfriwlens  in 
Frage  stellen  müsse.  Niemand  unt^r  ihnen,  scheint  es,  stieg  der 
Gedanke  auf,  dass  man  dem  strengen  Luthertlium  das  Recht, 
zwischen  sich  selbst  und  der  duldsameren  Richtung  eincrsoita,  der 
rcformirten  Olauhonsgeraeinscbafl  andererseits  einen  fundamentalen 
Gegensat/,  zu  statuireii,  auch  femer  noch  bestreiten,  dass  man  also 
auch  den  Bestand  des  lleligionsfriedcns  selbst  nach  einer  üusser- 
licl^en  Spaltimg  der  deutschen  Kirche  theologisch  und  juristisch 
vertheidigen  könne  und  müsse;  ebensowonig,  wie  es  scheint,  stellte 
sich  einer  von  ilinen  dio  Frage,  oh  deim  die  Tirmclto  Krscliütte- 
rang  dee  gegeuwürtigen  Zuütaudos  in  dt-r  That  eine  so  dringende 
Gefahr  Tür  den  Frieden  der  Coufessionon  bedeute;  ob  nicht  der 
Verzicht  auf  jeden  intomatiunaltn  Zusammenhang  der  evangelischen 
Kirchen  gefälirlicher  sei  als  die  juristischou  Oeductionon  der  katlio- 
lischen  Polemik.  Sic  wollten,  und  zwar  dies  vor  allem  Andern, 
dass  die  deutsche  Kin;he  geschlossen  dastehe,  und  zogen  hieraus 
die  Consequenz,  noch  elie  sie  dazu  gezwungen  wurden.  Dass  die 
lutherischen  Herren  sich  unlschlossou ,  dem  >lerzog  von  Sachsen 
im  Punkt  der  Äbondmahlslehre  unbedingte  Oenugthuuiig  zu  geben» 
war  nur  der  symbolische  Ausdruck  einer  Wandelung  in  ihrer 
KirchenpolitUc,  welche  viel  tiefer  greift,  als  das  blosse  öffentliche 
Bekenntniss  zu  aussch  Hessen  den  Ijchrformen;  sie  zogen  sich  gleich- 
zeitig zurück  In  die  strengste  Reserve  geg«?Düber  den  Bekcnnem 
der  refunuirteu  Lehre,  und  machten  davon  die  Nutzimwondung 
in  iliren  politischen  Beziehungen  zum  protestantiscliou  Ausland,  in 
erster  Reilie  zum  Hugenottenthuni  in  PrankreiclL 

Landgraf   Philipp,    von   dem    man    wohl    den   energischsten 
Widerstand  erwartete,  ward  zu  den  Erörterungen  über  die  „Decla- 

I5Ü)  Kluckhohn:     Wiy    ist    Kf.    Friedrii-h    Oalviiiiirt    gewordeuV     Al)- 
«liuitt  XL    Ik'fs.  Kriflrich  d.  Fromme.  Tai».  0  u.  7. 


286  Siebenter  AKschnitt 

ration"  bis  in  den  September  des  Jahres  nicht  zugezogen.  Er 
führte  inzwischen,  im  Vertrauen  auf  die  Ergebnisse  des  Naum- 
burger Tages,  einen  langen,  fruchtlosen  Kampf  für  die  Anerken- 
nung der  französischen  Kirchen  in  Deutschland.  Der  Einzige,  der 
ihm  hierbei  zur  Seite  stand,  war  Kurfürst  Friedrich.  Die  eben 
dargestellten  Verhandlungen  werden  uns  als  Grundlage  für  das 
Verständnis  dieser  Ereignisse  dienen. 


Achtel"  AI  »schnitt. 


s,. 


hon  in  fruhoron  Julin 


n   linttcn  rntt^-stanton   dor  fmnzösi- 
(Inni    unmitMburen   Wirkimg^Hkreise 


schon  ScUwoiz,  MiiiintT  aus 
Calvins,  die  Fürbitto  (Io»it-sclier  Fürsten  für  die  veriülgte»  Huge- 
notten naehgtvufht  und  waroa  erhört  worden.  Schon  damiil:^  hatten 
sie  sich  in  iliren  Bemühungen  zuvorkommender  Uuterstütenng  vom 
Rath  zu  Strai>sburj;  uml  Mit^liixleni  der  dortigt-n  Kircli»  zu  or- 
freuen.  Unter  den  letzteren  thnn  sich  dabei  frühzeitig  vurnehm- 
Jich  zwei  Männer  her\*or:  der  (^xilirende  Hugenott  Franz  Hotomiin 
und  der  Rector  der  Strassburger  Auidemie,  Johauues  .Sturm.  Zur 
Zeit  der  Verschwörung  von  Amboiso  versuchten  auch ,  wie  es 
acheint,  diese  Beiden,  oder  doch  wenigstens  Hotoniaa,  die  Unter- 
stützung deutscher  Fünsten  filr  die  Verschwoivueu  zu  gewinnen, 
aber  sichtlich  ohne  irgeniiwelehtw  Katgegenkommen  zu  finden. ' 
Nach  dem  J^Iutb«d  von  Amboiso  sodann  wandte  Calvin  sich  an 
Kbendit'selben,  um  eine  neue  friedliche  Interccssion  der  deutschen 
Fürsten  zu  veranlassen.  Sie  solllt^ii  die  Letzteren  bestimmen,  eine 
feierliche  Gesandtschüft  nach  Krankreich  abziierdnen;  diese  hätte 
dem  Könige  vor/ustellen,  daas,  um  künftige  Erschütterungen  des 
Staatswesens  zu  vermei<len,  da»  einzige  Mittel  sei^  die  private 
Glaubensfreiheit  zu  voi-statton  und  das  augekündigte  Nationalcuncü 
durchzuführen.  =  Der  Zeitpunkt  war  zu  diesem  Entwutf  nicht  gün- 
stig gewjihlL  In  Frankrcnch  zwar  koiuitc  man  vielieicht  gerade 
jetzt  auf  einigen  Erfolg  liotren,  wahrend  der  SrhrtH;ken  des  Auf- 
stnndes  noch  nachwirkte  und  die  zeitweiligen  Verlegenheiten  fort- 
dauerten, in  welche  das  guisische  Ilegiinent  durch  Finanznüthe 
und  Mifiserfolgo  in  t)er  iiuKsoren  Politik  gL^rathen  war.  Eine  Mil- 
derung dos  Verfahrens  gegen  die  Protestanten  geliörte  vielleicht 
nicht  zu  den  Unmöglichkeiten.     Unwidirschoinlich  hingegen  ist  es, 


1)  Obon    p.  172/3.     Anssor  dum   dort   Cltirtca  noch   Corp.  n«f.  XLVI 
No.  3310  (p.  305), 

2)  <'.  R.  XJ.V1  No.  3207. 


286 


Ao-httir  AluHihnitt 


dass  gerade  daniaU  dio  deutscho»  FrtrstoQ  ^oneigt   gewesen  sein 
sollten,  die  Wünsche  Calvins  zu  erfüllen;   die  Verscbworung,  die 
auf  sie  sicher  nur  eiucu  abstosscndun  Eindnick  gemacht,  war  da- 
mals ncK'h  zti  kurz  TcHlosscn.     Wir  hören  auch  nicht,  dass  Hoto^f 
nuin  und  Kturni  dun  Fürsten  Catviiis  Vurschlüge  unterhreitet  hätton^^ 
aus  der  Hidtung  der  Heri-en   gpguniibur  der  Veschwörung  uiügeu 
aie  geschlossen  haben,   da8s   es  eben  jetzt  niciit  angebracht  s€^^| 
Anders  lagt-n  die  Dinge    nach   dem  Thronwoclisel  in   Frankreict. 
Durch   die  Stellung,  wekdie  der  König  von  Navarra  bei  der  K^^ 
gentin  einnahm  und  die  Rücksichten,  welche  Katliarina  dem  Pro^f 
teetfintismus  erzeigte,  gewann  dei-selbe  zum  ereten  Mal  einen  loyalen 
Einfluss  auf  die  Regierung  und  Aussicht,  seine  Berechtigung  auf 
dem    Weg   des   Gesetzes   zu    erkämpfen;    don   deutschen    Fürütcn 
eröffnete   sich  damit   die    Mfigliehkeit,   dem    Hugenottenthum    die 
Hand   zu   hietun   und   ihivn  Einfluss  bei  dor  französischt^n  Regie 
rung  für  die  Refurniation  geltend  zu  machen,  ohne  revoluliontir 
Bestrebungen   zu    unterstützen,    oder   bedenkliche   Verwicklmigen 
heraufeu beschwören.      Nun   durfte    mau   ihnen  wieder   zumutlven, 
jenseits  des  Rheins  zu  interveuii-en. 

Ktwa  um  dieselbe  /cit,  als  der  Tod  Künig  Franz  des  Zwei| 
ten  bekannt  wurde,  VL^rhrtütete  steh  auch  das  Gerücht  von  den 
bevorstclieuden  Tagi;  zu  Naunduirg.     Juliann  Sturm  erkannte, 
die  Verhaiidluugcü  desselben  nicht  ohne  IJedcutimg  für  das  Ve 
hältniss  der  deutschen  zu   den  aiiswäitigeu  Kirelu-n  sein  würdel 
zumal  ihm   referirt   waiil,  dass  dem   Fdrsteutiig  eine  Synode  der 
deutschon  Theolugcn  fidgen  solle,     Ks  war  selbst\"L'rständlicli,  liass 
die  Abcndmahlsfruge   bfrühit  werden  nuisste,   und   suferu   iu  der- 
selben eine  Entscheidung  getrotten  wurde,  konnte  von  dieser  Eln- 
verstiinclniss    udcr   giinzlidii'    Kntfi-enidiing   zwischen    den    lutheri- 
schen  un<i   rcformiilen  Klrclien    abhängig   wirnien.     Zugleich  aber 
gab  eine  su  zulilreiclie  Versammlung  evangt^lisclier  Fufsten,  std'eni 
eine  Annäherung  zwischen  deutschem  und  französistdiem  Protest«n- 
tismus  iibei-!iau[>t  zu   erzielen   war,  eine  selten  günstige  Gelegen- 
heit    Sturm  wamlto  sich  sclmu  gegen  lOnde  dt-s  Jahres  1500  theils 
unmittelbar,    tlioils  durch  seine   FrcHuule   an  den  Kuifürsten   von 
Pfalz,    Herzug  Christnph,    ih.-n    Lamigrjifen    und    ilie    vornehmsten 
Kiithe    Kurfürst    Augusts;    alsdanu   iMitsundte   er  auf  den    Convent 
einen  besonrlern   lioten.     Zweierlei   wollte  er  erreicluui:   die  Für- 
sten soilton  nicht  dulden,  dass  zu  Naumburg  oder  auf  der  erwar- 


Achter  Altsohnltt  289 

Beschlüsse  gefasst  wür^ien,  wolrho  die  rtldubens- 
gemeinschttft  der  deutschen  Kirclien  mit  den  Bokennoni  der  rofor- 
nürten  Abendmahlslohre  in  Abrode  etellton,  viclmclir  niif  die 
Synttde  auch  Vcrti^tor  der  schweizerischen,  fraiizßsiscUen  und 
eNKhs(:hen  Kirclien  l>erufen;  8it>  sollten  zu<lein  eine  Gesandt» -iiafl 
an  dim  Ki'm'if;  von  Navarrn  und  Karl  den  Neunten  abfeiligon, 
and  bei  Beiden  das  Ihrig«  für  den  Fortschritt  der  evangelischen 
Sa«'he  tliun.  lii-tztori-n  Wunsch  vr-rsprach,  wie  wir  liöri'n,  Kur- 
fürst Krit?drich  in  Nuinnburg  zu  befürwurten.  Auf  der  nmlcrn 
Seite  drängte  Sturm  den  König  von  Navarra,  der  PürstenvorBaram- 
luDg  durch  eine  Butsrhiift  die  Hund  zu  bieten.'  Hotonian,  der 
sich  inzwischen  niit  Öturra  iiberwortcn  hätte,  handelte  nicht  mehr 
mit  Diesem  gemeinsam,  suchte  aber  seinerseits  durch  Schreiben 
an  Navarra  und  vißUeicht  auch  durcli  Aguntcn  in  Naumburg  eine 
Annäherung  lierbeizuführeu. '  Nun  lies«  sich  Navarra  damals  noch 
nicht  zum  Kntschluss  I>riiigen,  wühl  aW  beschloss  eine  Reihe  der 
Fürsten  in  Naumburg,  sämmtlich  eiiemalige  Theilnehmer  des  Frank- 
furter Receesee,  ein  nbermaliges  Einschreiten  zu  *iunsten  der  Hu- 
goDOtten.     Fünf  Herren,   die  wir  auch    nachmals  in  Sachen   der 


3)  Corp.  it'f.  XJ,V1  No.  ;J3Ü5.  :J310.  3313,  3318^21.  Dio  Brit-fe  3318 
oud  3321  f;fh>}r(in  vi-nimtltliili  Ku.^aiiinifii  und  .sind  vom  m'IIk'D  Datum;  s.  die 
AeufiHemng  in  ü»m  ersterun:  HL>|iiLrori  has  litcras  ah  alttTi»,  ut  cae  Kegi  (Na- 
varra'-O  ostpriiIt*rp  poöiis.  si>wte  lÜn  in  lioidoii  iiherpinstimmenilf»  Angnln»:  cras 
Bartiiüliini  nüttaui  Nculnirpim.  —  Hahn  der  binr  (.Twälititii  Bote  in  (li'i-  That 
ab^fMandl  wunl^.  sdieiiit  aus  <l'>rn  tN.'hluxxMiitz  von  Xu  33.^0  (Uiid.)  xu  rdrliliesi^n 
(MrripKi  Kegi  Navarrm*  mtr  [»mpriiini  muiuiiini  ntisxisst!  ut  jndicarcm  ili-  con- 
rmtii  prittL-ipiun:  uat;li  dem  Datum  dos  Bno5i,  31.  Jiutunr,  kamt  os  sich  uicht 
wnhl  am  citirti  Boten  hju)delii,  der  mit  B*irichtnn  ülior  den  Convont  diroct  von 
Sturm  zu  Naviirrn  (fin^.  denn  der  l^onvoiit  i&gte  dnmal*'  nocli);  dass  der  Bote 
rtH.'hfw.*itJg  iuit,'r'kntnnion  w'i  und  Stunns  Sf.'^hn.'ibeti  an  Kurfürst  Kriodrich  (3319) 
itbcrlit^crt  lialie.  wtnl  nii-|;><tidK  lituHtäti^t ,  iüt  al>er  duuli  wutil  aiizuiii>li]iif!ti. 

4)  Corj».  ref.  XLVI  Nn.  330Ö,  3406,  vornfhnilich  p.  48!»;  Auf  das  Zcr- 
w^rfiiisji  znis<-liwi  Hotoiimt)  uitd  Kturin  ist  hier  nicht  weiter  üinzugehen;  nur 
ist  £11  bcnierlceti:  wrii7i  llofoiimti  in  d'T  Tltat  Stitrm,  wlo  dJßsci'  su'ii  in  No.  3406 
lioklagl.  durch  snine  A^-^tutai  iii  Naumhurj;  vord&chtipcn  Wvttn  (dii^i  ist  nicht 
itnwtthr*clK'iiilich.  dfiui  aiw  spiitea'r  Zoit  licgfm  in  eiuom  uigfiiUändi^n  Schrei- 
Im'q  Hot/iiiuui»  ^uiz  Ülndiche  V«rdiU:hti^n(;en  ^e^en  Sturra  vor:  Uotomau  an 
den  hecaisohon  Socretar  Oliristoph  Ilui-sack,  StiUÄfbui^  d.  7.  Juni  1562,  Hs.),  8o 
arl»>it»te  ^r  ÜM'h  ilanim  ^ticIiiT  rlcr  Ann^hcnui;;  jtwiKuhi'ti  d)'ii  di'ubiiidLPn  Füreten 
and  Xavarra  nicht  «n!j^'ri.'(>n,  nondfin  JiV-'^s  dcix-UuMi  viflmohr  aller  WaJirsidiinn- 
iirhtfit  tifw'h  duii'h  »'lit'ndii'SHllKin  A^HiitiMi  das  Wort  iwi«»;  nur  da**  t-r  an  Stelle 
SturniH  sirii  M-Ibst  al»  Vertraurii»uiium  iiinzufühn^n  suchte. 

19 


i 


290  Aobtor  Abeobnitt 

firanzJisisthon  Politik  mioh  am  meiston  Hand  in  Hand  g:phon  sohon^J 
Kurfuret  Frii'drith,  WifÜgaiig  von  Zwoibrüeken,  Rore«ig  Cliristoi^^l 
Karl  vüu  Bttden-Durladi  und  Landj^ruf  Philipp  unterzeicbiieU^n 
Briefe  an  Karl  den  Ts'ovintcn  und  Navarra.^  Sie  wiesen  den  Künif^ 
a\if  die  Nutzlosigkeit  der  Protestanten  Verfolgung  hin  und  rietlicu 
ilim,  seinen  evangelischen  Unterthanon  Freiheit  des  ßokonntnisscs 
zu  gewahren  bis  oin  rechtmässiges  Conüil  die  Streitigkoifpn  ent- 
schieden habe;  cäadiircli  wertlö  er  die  IJobe  «oines  V'nlkos  t-nver- 
ben  und  st-ine  Herrscliaft  beftwtigen.  Uebor  den  König^  von  Nn* 
varra  hatten  die  J^'üj-sten  noch  zu  Naumbui-g  die  bedenkliche 
Nachricht  empfan^n,  dass  er  durcli  Don  Pedro  d'Albrel  dem 
Papst  Übedicnz  leisten  lassen;  sie  legten  aber  derselben,  scheint 
US,  nicht  all;!Uviol  Gewicht  bei;  kein  Wunder;  glaubten  damals 
doch  selbst  Katholiken,  mit  der  Huldigungsrede  des  Don  Pedro 
sei  nur  König  Philipj)o  „ein  Kuehsst-hwanz  verkauft  wordt-'n.*^ '^ 
In  ihrem  Brief  legteü  die  Herren  Navariu  erubtiiail  ans  Her/^ 
hingebend  und  standhaft  bei  seiner  (wie  sie  meintan,  sattsam  be- 
kannten) ovangeh'schon  Gesinnung  zu  behan'en.  —  Es  war  bereits 
der  Tag  des  Abschieds;  unter  Andem  hatte  der  Kurfürst  vua  | 
Boclisen  Naumburg  !*chüu  verlassen.  Mafi  sandte  demselben  die  I 
Briefe  durch  seinen  Bath  Dr.  Mordeisen  nach;  er  sollte  sie  gleicli- 


5)  Abgwlniokt  boi  Gelbke  y.  121—126.  Die  von  Hop]Mj  (I  p.  403)  be- 
uatxte  Copie  des  Briefes  an  Navarra  in  Miu'liui>'  wi-lebe  aucli  mir  voriog,  «igt 
ilio  l'ntoi-hfjhrift.  Aii^usts,  wäliivnd  tUct  dva  MarkjiTaron  Karl  ft'hlt.  Aua  Dvif 
XXXIV  aud  Klurlihulm  I  p,  IG9/"fl  i*v;;iHbt  sir-li  aber,  ilass  Aufjust  nicht'  oicbr 
in  Nmiiiiliur^  si-U«!  iirilt.'n»''K-briole,  «cÜ  ^t  [»iTtiits  ab^;i.<iT'i»t  wnr,  liiiifiegvo  hat 
uaeh  KJiickhohii  o.  a.  O.  iui';li  Kni'l  vuii  Hiuluri  no>-lx  xu  Kaiiiubtirf;  uiiterscbricbcQ. 

tij  Jotmnn  lllrii^  Zasius  aa  I^ndgraf  Plülipp^  Yaihingon  d.  7.  .laiiiur 
1561,  sendet  römischo  ZL'itnajL^oa  aüt  Kochriobten  über  dua  Aot^  in  dem  I>it 
von  Voudonw  dem  riipst  i.iJ>L'diL'n2  gL'luistet ,  ^mit  etlichyu  vütbub:Uk<D ,  imi 
wclichuin  koüig  Philipiio  uiii  fucbsscbwmiz  verkauft  woi'deii.'^  Dem.  au  •imr-. 
Uünsbarg  d.  'il.  Jan.  sohickt.  eioon  Äb'lruok  der  Kc-dt!«  weU-hij  bei  der  iretegi^ 
heit  gettultoa  wordu»;  es  kommt  ihm  flohlRr  liichßrlich  vor,  das»  dvs  Papstv» 
und  dc-s  villi  Veiiduuü  AVappon  so  «viwVrb'cb'^  auf  dorn  Druck  aebeDüinoodcr 
st'^hoQ,  ohne  Zweifel  qih  nhzutleub'n,  wi<^  f'iriig  sie  tniUiiQUiider  seien.  —  Der 
liindgraf  ompfiog  die  Sendung  m  Naumburg  und  häüUigto  di'n  Uruck  Kurfünd 
Füedrich  ein.  dtr  am  8.  Febr.  von  "Wt-iinar  aus  daniitf  sihrieb:  fr  baU-  die 
Rede  gelesen,  vermuthc  aber,  duaa  sie  X'on  dem  jiäp&tliehon  Baufon  in  Kom 
Bu  enkcbt  und  publiinrt  worden,  um  den  guten  Ilßim  )>ei  den  fVanzosen,  di» 
dem  Kvarigchum  nuliauKou,  in  Vyi-ducht  zu  bringen  und  Vürhasat  an  nuiohoL 
—  Sämnitlicli  Ha. 


291 


falls  nnt**r/pichncn,  nnd  dann  dem  Kuifürston  von  Pfalz  zur  Bo- 
fordening  zusenden.  Kr  unterschrieb;  doch  lU^sa  die  Rücksendung 
sehr  lange  auf  sirh  warten;  tds  sie  endlich  erfolgte,  waren  die  Ver- 
hältnisse bereits  gunz  uudro  als  zur  Zeit  ihrer  Abfassung;  j^loich- 
wohl  ficheinen  sie  rhiN?  BcÄtimmun^'  erfüllt  zu  haben/  aber  es  blieb 
(lies  die  letzt«?  Verwendung  lutherischer  Fürsten  für  den  französi- 
schen Calvinisnius. 

Man  betraohtt'  di(^  Stellung  zum  Bekcnntniss  der  jenseiti- 
gen Kin-hen,  welche  sich  in  dem  Vorgehen  der  Fürston  aus- 
Hpricht  Noch  ist  sie  dieselbe  wie  in  den  Jüugstvergangeiien 
Jahren.  Obwohl  ilinen  bcwu&st  sein  musste,  dass  Unterschiede, 
nnd  im  Allj^meiiien  auch ,  wolclie  Unterschiede  zwisclien  dem 
Lutlierfhum  und  dorn  frauzösiseheu  Protostautismus  obwalteten, 
erkennen  sie  den  lotzterou  doch  als  evangelisch  an,  wie  bei  ihren 
Fürbitten  in  fKihei-cr  Zeit*  Die  Hugenotten  sind  ihnen,  wie  das 
Schn^iben  an  Karl  t!en  Nouiiteii  sagt.  „Diejtjiiigen,  welche  die 
römische  Kirche  verlass<;n  haben  und  unsere  Religion  theilen." 
Wenn  sie  also  ihren  Zuschriften  die  Augsburger  Confession,  wie 
sie  zu  Naumburg  unterzeichnet  worden,  beilegten,  so  hatte  diee 
damabi  noch  niiht  den  Sinn,  diiss  sie  die  Confcßsion  zu  dem 
französischen  Bekcnntniss  hätten  in  Oc^usatz  stellen  wollen. 

Auf  den  Naumburger  Oonvent  folgten  nun  aber  die  Nach- 
richten vom  Rrannschwpi*ror  Kreistag,  das  Schoitoni  der  (iesandt- 
Ncbiift  an  .luhnnn  Krii-drich  von  Suchscn,  und  darauf  jene  Vor- 
handlungen, in  denen  sich  bis  Mitte  Juli  die  Kurfürsten  August 
und  Joachim ,  Hei-zoj,'  Christoph  iinrl  Pfidzgraf  Wolfgang  ent- 
schlossen, Juhann  Friedrich  einen  grossen  Sclu-itt  cntgegonzuthun. 
Es  geschah  dies  unter  dem  Kinflnss  der  Besorgniss,  daas  der 
Zwiespalt  der  Kvangelischen  in  DoutschUud  den  Religionsfrieden 
erschüttern  und  die  deutschen  Frutt^tauten  dorn  zukünftigen  Cuncil 
gegenüber  blosstellcn  werde. 

Wälu'ond  so  die  Anfange  einer  dcuts<!hou  Kircheneinhoit, 
kaum  eiitstaudeu,  sich  schon  wieder  uiifzulöson  begannen,  glaubte 
Landgraf  Fhiti[)p,  dem  jene  Verhandlungen  unbekannt  blieben, 
auf  der  gewonnenen  Grundlage  fortbauen  und  seinen  Traum  von 
der  internationalen  Verbrüderung  der  protestantisch t^n  Ivirchen  der 


7)  Wwter  tmtou,  iua  BesouilGra  Aam.  17. 

8)  Vgl  olxm  |).  151  —  154. 


19* 


Achter  Al»chnltt, 


292 


ErftUhinfr  entgoponflihron  zu  ktlnnen.  Emiutliipt  rlurch  rlon  seh 
bar  ijntet'lioicloiuicii  KriV)!g  dos  NaumhurpiT  Tiigi«  unfl  «lie  N 
i'irhtim  von  der  neueren  Wendung  der  Dinge  in  Kranknüch^ 
gann  or  sich  mit  der  Hoü'nunf;  zu  tragen,  dnss  ein  orwpritisslichw 
Terhültntis  zwiscbon  don  I'üi'sti'n  der  A.  C.  und  Donen,  dio  in 
Fraiikrcirh  dem  ProtesLintiamua  vorkiiinpften,  spütoriiiu,  wenn  sie 
erst  endgültig  gewonnen  sein  werde,  auch  mit  der  dortigen  K^e- 
rung  seihst  sich  werde  luikuiipfun  his.wn.  Dn/u  mag  in  Jeni'm 
Augenblifk  vornehmlich  ilic  irrig4^  Nitcliricht  mitgewirkt  hübe! 
dass  Frankreich  die  Concilsbulte  des  Papstes  abgelehnt  hal 
Seit  das  Concil  in  näherer  Aussicht  stand,  war  es  für  den 


4 

A^^ 


il)  Xjichrirhfcd  ;uirt  I-'niuka'jcli  eiiiiifiiii:  der  T*nii'Jjinir  uiitiT  Amit-nn  ilui 
dpo  rUiPin^fniffii  .lohniin  Pliiliiip  {iTWitliiit  Phil,  an  Aug.  Cjitwi'I  iL  H.  Jan. 
D^i«.  an  ilons.  iSpan^'rinlK^iig  d.  13.  Fehr.  i^endf^t  eiomi  Brir>f  des  RheingTBfeii 
im  Original,  damit  Ui^r  Kurfürst  »ehf*,  dass  das  Hoyimr'iit  dor  Gui-sianar 
dwi  t  !flifliiudji  von  LciÜiriug>-'n  in  Fninkj'<*Kli  iiUuüihli.-li  i(l>niinnit  und  lüo  Sa 
ziemlich  wolil  Hteheu.  IIb.)  Ft*nu'r  durrh  s(!iin?u  Suhn  Philipp  vuu  Diutz,  der 
«ich  im  franxiisijai-hcn  Hofdiciist  ln-faud  (Vgl.  ilit-  ,B«'i»riige"  p.  19,  27,  49.  95) 
und  difl  Hnti*n,  mit  dPiiRn  di-rscllio  winp  Bri«>fr>  üWrsaiidtP  (frwiihnt  Phil,  an 
Aug.  ras8t>l  d.  l(i.  F«hr.  Hr.);  endlich  mirli  dun^h  si'iiiai  stäodigru  Corn^iwu- 
denrou,  dnn  Vii>^kanzli.>r  iu  VoixiHröütreich ,  Dr.  .lohaun  Ulrich  Zasius.  km. 
oiuiun  seinLir  SchriMben  theil«  kih  dii-  fol^-iidi-n  .Vuüfiilirun^'i'Q  mit,  dn'  vnr- 
nobmlich  daram  intcn-saant.  aimi,  weil  es  eiu  KaÜiolik  und  kaiHi^rlichfr  &'iunt.-f 
ist,  der  si(?h  in  solcher  VVeiso  üUcr  die  Verliftltnissf  nat-li  dem  Tlironwetliw^ 
in  Knmkri'ich  aus-spricht:  zwifwhcii  dnn  Hauspm  Vpndnmo  und  Ouwe  ist  To-l- 
reindtk^liaft ;  die  Gttisinner  sind  Aus]ändi:r  ;tiid  MüimiKlicIi  in  di'ii  Tod  vTlias-i, 
Vendomn  {Nnvarra)  alxT  deis  kimifilii-hfu  Oohlübt  und  von  .lodpnnaiin  g»lM"bt 
Ilanui-s  ißt  nun  rii  eutiiL'hmeii,  «as  für  fafti<>iu*H  und  vorwiirt*«  Wi-ai'u  io  ^Wm 
Kfinigrcioh  oinret.*«tHn  WKivIcn,  denn  untor  dieson  Zweien  wird  pin  .loder  aicti 
um  (ÜLS  RvgimpRt  rf^tssrn:  Spanien,  al.s  fit^hwngcr  dis  Rrmigs.  winl  nuHi  sodi 
cindrini^n  wollen,  dfiagleir^hrn  dor  HTzog  %'Qn  Savoypn.  w«?lchon  B^id^'n  lii^ 
OuiJÜancr  vennuthlich  aidijLogen;  Fiirstvii  und  Adel  aber  tttTdi-n  sich  vor  .«1- 
cb«m  spaniachen  Kegimt-at  hüten  und  das  wivoyi&iJio  nicht  mind'-T  lli«*bfU.  Wu' 
er,  Z,  bei  »ich  disfurirl,  ro  inftcht''  wolil  fiuiK^  in  KnrÄttin  uu«  Frankpek^  f"'- 
jagt  und  daa  GulioniÄmont  d«r  Vommmlsohflrt  Tnm  von  Voudomt»  hefotilHB 
werden,  „^''a.s  nun  <h'i<  von  Ouisu  nim  difiom  allem  für  fnirht  r.n  gowiitn, 
dess  dörfen  sie  mit  mir  nicht  taÜon,  und  also  gopt  ph  va,  wo  man  diut  nwW* 
iibcrgurtnt  (^ir-);  dit>  iMiisioiiifr  solTcn  ahvi-  8ich  hillirli  in  dem  auägaag  im 
GmodvLtlÜKiJitMi  luid  Äi'rasi&<_-ht*Li  rcgiments  besser  gespiegißt  habcoi.''  (. 
an  Phil.  Si^it^r  d.  Ifi.  !>.■<■.  Iö60.    IIb.) 

10)  Tii-so  Nncimclit  gelangt  durch  König  Maximilian  ao  Aogust  (^irti 
d.  5.  Fobr.  lls,,  sli(;lisisohR  fopii»),  durrh  di<»spn  an  Pliilipp.  Änoli  ZasiiiS  nw-l- 
d^  zwßimal.  da.ss  die  FrauKo>H'n  sich  mit  all^rn  Kriist  gf<g>>n  ilio  i'iMitinitiiti«ii 
des  Coocils  titi-ÜubeD  (an  den  Loudgnifen  Güusbui-g  d.  4.  u.  11.  Marx.  Ma.)  uml 


203 

'tiMitanttsmufl  ijeRenifeigt  gasorden.  wie  zur  Zeit  der  Kntschcidiing, 
welciit)  Hie  lioli^ionspmteien  voraussichtliL'h  für  immer  trennea 
niusste.  das  MaclitviM-liiiltniits  derselben  sieh  gestalten  würde.  Fiel 
ein  grtisses  Ueberp^wiclit  auf  Seiten  der  alten  Kireho,  so  hatte 
da-s  nach  der  Anschauung;  des  liandprafen  wie  der  meisten  Zoit^ 
genossen  die  aussei-ate  (rrtalirtlung  des  Protestantismus  zu  bttrleu- 
ten.  Begi-eiflictu  dass  der  Landgraf  der  Entwicklung  tVankreichs^ 
wrt  die  Kntseheiihmg  für  udiT  wider  tleii  IVuttwtftntismus  nahe 
schien^  grosse  Aufmerksamkeit  zuwandte,  und  dass  er.  uatemeb- 
mend  von  Natur,  frei  von  dem  Uenimscluih  der  religiöKen  Be- 
scdu^inktheit,  bei  der  ersten  Aussicht  auf  Erfolg  Alles  that,  um 
die  Wagscbale  zu  Gunsten  des  Protestaiiüsnuis  neigen  zu  mac}ien. 
Sch"n  Mitte  März  schrieb  nr  an  den  KurtüJ'sten  von  tSaiIxsen 
uutcr  Zuseiidmig  franzüsisclier  Neuigkeiten:  dti  die  Franzosen  so 
^iti'  Nri;;nng  zur  cliristliehen  Religion  hczrugti-n,  sei  wohl  nicht 
imriitlilirh,  „dass  sich  etwas  naher  zu  iimen  gethan  würde.'""  Als- 
dann empting  er  neue  Zuschril'ten  von  Sturm  und  Hotonum." 
LotJElorer  theilte  mit,  dass  Navarra  sich  beginne  aufzuraffen;  jenor 
HuidigungSHOt  in  Rtmi  war  nach  seiner  Vei-sirherung  durch  eine 
pÄpstliche  Intiigue  verunstaltet  worden,  ohne  NavaiTa's  Wisstm 
und  Willen.  Die  unentschlossene  Ualtuiig  dt«selben  stollle  er  in 
mihh'reni  Tä'-htp  dar:  er  sei  täglich  und  stiuidlich  vcm  (lefahnm 
umstellt;  mich  dürfe  iiiau  an  ihm  ui(-ht  ver/wi'ifi^ln:  Uiitrrstiitzung 
»►der  wenigstens  Erniuthigung  von  den  cJeuLschen  Füivton  würde 
ihn  entschltrssener  machen;  darum  möge  der  l^ndgraf  doch  be- 
denken, wie  er  ihm  diese  veivchaffen  könne,  i'hilipp  hatte  eine 
richtige   Vorst^'Uung  davon,   wie  viel   auf  der  Stellung  Nnvarra's 


w<<L<«i  vrHt  tli'ii  JO.  }ii\T7.  tnm  ADKvhui;^:,  IIk.)  zu  honuht^'n,  dsss  ,(lKti  ß«^- 
menf  in  da»  i'üncil  pjsvÜligt  habe. 

11)  lliilipp  all  AtigiiHt,  Ca»K*l  d.  18.  Miirz  (Us.).  Antwort  ana  I>rt'Kden 
vom  20.  Milrz  iHs):  dem  Korrhrsten  ii^l  l.Hli'nli:lif;h,  daw*  auf  dorn  MzU^n 
StAiidftA^  III  Knuikn?K;h  ;iar  nir-lit  von  der  Kvligion  vrrhandi^lt  worden,  und  das« 
Nsvurra  die  Kf<lf  aii  fii>n  Papst  Imltt-n  Inj***t'ii:  fi^rupr,  da  das  köni/rln-hf  Kdilrt. 
ergangen,  ilass  man  der  R'di^nn  hnlbcr  nirht  dispiitin^n  noch  sirh  zusaniTUf^n- 
(hoo  !<oUe,  ist  nicht  al)K\iHfihca,  wie  dit>  Leute  zur  Iilrki-QDtiiis.s  dnr  wobrca 
Kolipon  liijmmon  können,  da  nio  ja  dos  Wort  HotU-s  nicht  hören  düifi-n.  Erst 
tüp  Ä'it  mnas  orgebL-n,  vraß  in  Fr*nkm<-h  dnr  Itdigion  halber  i-rfoIfieD  yr'u% 
und  wit.'  sit'  !>ieh  zum  Cundl  viTbalton  wt-rdoa. 

12)  Beilsf^'  N').  XXXni;  dio  von  Kotonmo  enrähnt«?  Zeitung,  sowie 
das  Schrcihen  Stiirm»  loichste  Anm.)  fehlcu. 


294  Achter  Al)schnitt 

beruhe;   er  ging  nun  auf  den  Gedanken  zurück,  welchen  Shi 
den  Fürsten  anempfohlen  hatte  und  fnnloite  er  seine  Freunde  auf. 
durch  eine  gemeinsame  (Josandtschuft  den  König  von  Navarra  zu 
ermuthigen  und  zu  tmsten,  damit  er  bei  dem  Eviuigolinm  bleibe. 

Kurfürst   Augtists  Stellung   zu    diesem  Antrag   Jässt    ne 
Beiner  alten  Abneigung  gegen  Beiiihningen  mit  dem  Aushind 
reits  den  Einfluss  der  Nachvorhandlungon  zum  Naumhurger 
stentag  erkennen.     Srhon   der  erste»   An<leutung  des  I^ndgrafed? 
dass  man  vcrsutihen  solle,  dum  Hugcnnttciithuni   naher  zu  treten, 
begegnet©  er  mit  entschiedenem  Widerspruch;  er  wie»  Jenen  anf 
die  Nachrichten  hin,  welche  Navarra  als  unzuverlässig  darstellten.^^ 
Die  Aufforderung  zur  Gesandtschaft  begleitete  der  I^ndgrid*  tta^ 
dem  Bericht  Hotomnns  und  demjenigen  Sturms,  der  wold  auth 
zu  Gtinsten  Navarra's  sprach;  nun  aber  machte  der  Kurfürst,  was 
bisher  noch  nie  goscheheu  war.  die  Lohnmtor>ichicde  dt«  dciitscheit 
um!   französischen  Protestantismus  als  einen  Grund   zur  Zurück- 
haltung geltend;  er  meinte,  man  müsse  erst  die  religiöse  Entwick- 
lung Frankreichs  abAvarten,   ehe   man   sich   mit  ihm  einhcsse:  ^M 
üess  niclit  undeutlich  merken,  dass  auch  eine  GesandUchafl  H«^ 
scns  und  seiner  Nachbarn  ihm  nicht  lieb  sein  würde  und  ermahnte 
den  Landgrafen,   im   Fall  sie  dennoch  vor  sich  gehe^   nnr  dfll 
augsburgiseiien  Cntifpssion  das  "Wort   zu  n^dfii.     Philipp  liess  sico^ 
nicht  so  schnell  abweisen,  sundcni    hielt   >vii,'tlMr   iiiul  wieder  ao:     I 
August  antwortete  consequent  abschlagig,   nach   und   nach  mehr 
Oegengi'ünde  in's  Feld  führend,    die   man   der  Haupteaohe   nacb 
wohl  als  Vorwände  betrachten  muss:  die  innere  Zerrissenheit  des 
deutschen  Frotostautismus,  die  Unbei*ecbenbarkeit  des  tranzösisclien 
Kegiments,  die  angebliche  Mass-  und  Ziellosigkeit  der  französischen 
Reform,  welciie  eine  Zerrüttung  Frankreichs  befüi-nhton   lasse.** 

13)  A«  Anglist  L'ftss.>l  ci.  30.  Miirz  (Tis.)  in  muoni  Z<-iUA:  boliiokt 
tungen  von  Sturm  unil  Ilotomnu;  rs  dütikt  ihm  |,iit  an  Nax^ami  zu  sohipkwt  i-t«, 
Er  für  Kt^ijit!  Person  würilo  tlieiliK-hirieu.  deun  wcnu  Frankreich  verhin«lort 
werdeil  könnte,  lins  [)art*?iiHclio  t'oncil  zu  best-hickea.  wäre  es  nichta  G'Tinti's. 
In  pinf'in  zw*>iU-n  Z.'tt.-l  wini  da-*  S«;lir('ilicii  vom  20.  März  (Anin.  II)  qalltiit 
und  Äwf  eiJi»'  iidii'ji'iiiin  Zoituiig  verwii»HCD,  aiw  drr  Auf^iwt  civeln'ii  soll,  «9 
den  K5itig  vod  Navarra  xu  jf>iior  KedH  aii  iwi  Papst  f^tirai^ht;  Huf  («nind  de^ 
si'lhpn  sphoint  dem  Timdgraron  rjillilii'h.  das»  Navarra  frmuiitert  wenlo. 
riiUipp  an  Christopli  Cassel  d.  31,  Mfln,  s.  Kii(tIor  I]  [>.  2Ü0. 

U)  Anin.  11. 

35)  August  an  PIiilip|)  Iln-sdüii  d.  T.  April,  IIs.:  wie  l'h  sicli  in  Knuilr- 
reiuh  mit  der  Kvligion  gestalten  werde,  wird  vcrmiithlich  die  .SUindovürs*nim- 


J 


Achtor  Äbsfhnitt.  295 

Oanz   nndr*^    Anfnalimo   fanden    rtio   hessii^chon    Aiitriü,^)    in 
WürttorabiT^.     II*  rzng  Christoph  m^'iiito,  jp  eher  die  (iesandtschnft 
in's  Werk  gesetzt  werde,  je  besser  sei  es;  er  bat  soinerseits  den 
Tjandjrrafen.  bi'i  KiirsaohsPn  und  Kiirpfal?;  Alles  richtig  zu  miichen, 
Kowie  auch  Jobann  Frietlriih  von  Weimar /uzuziolicn. "'■    Inzwiisoben 
bntto  Kurfürst  Friodrich    siob   io  einem   cifif^nhiindigi'n   Hohwiben 
an  HerKOf^  Tbristitph  und  «It^n  IjandgtJifen  bittor  beklagt,  dass  ihm 
dio    zu   Naumburg    entwiirl"en''n    IntcTcessiimssflin'ilM'ii    vom    K«r- 
färsl»?n  von  Sachsen  noch  iiimior  uiolit  wieder  zup ■kommen  seien. 
,      ^Es  ist  zu  erbarmen^,  schrieb  er  an  den  I^andgrafen,  ,,dasK  man 
'      so  lass  ist,  den  Knnif;  von  Navarni  und  die  all«  Königin  in  Reli- 
I     ^ionssachen  zu  eoiifortiren  uml  zu  trusten;   sieht  mich   schier  an, 
f    als  sei  dio  Liebe   unter  ui^s   Cliristen   erkaltet."     Er  sehlug  nun- 
mehr   Vf»r,    dass    Sehnnben    von    gleiehimi    WnrÜant    in    seinem, 
Philipps  und  ('hristophs  Namen  an  den  französisehen  Hof  gesandt 

lang  im  Mai  lt'hn*fi.  „Pn."*  wir  iiIkt  zu  clem  konig  vftn  Nntinrnt  si'ht«kcn  odür 
uns  mit  diosi'D  ^-AchoD  tii-biden  Holten,  de»  halten  wir  h^Mleiiken,  äanu  wir  wis- 
aeo  nioht.  wastT  roliKiou  ilio  j«<ni^'n,  »q  itzundt  in  Knuii-kroich  neiienuiKt*  u- 
rit'liti'ti  WiilIrtD.  will,  nml  nh  xjV  nmli  die  Aiißsluirgisrho  ('.  amifmcii  iirKl  hsilten; 
trupTi  uurli  rörxorpr"'.  «'"  <■«  Tiiclil  mit  guttutn  mtln'  uncl  tiedaiilit  fiirK^imhinPii, 
uud  "in  powisH-  rr»ini  dt'r  n-li^oii.  dobi-i  nimi  Iienififii  wültn,  gefafst  winH,  es 
inünbU'n  Ut-i  don  -siiiijtfuiiilif^i'n  Iruteo  \ir\  zaruttmigfri  in  dfir  cliristliriieii  n'ü- 
I  gioa  oribli^;  80  liAh)>n  wir  auoh  vor  uosi^r  person  mit  dfm  kaa'i^  von  Naimrm 
lc(>in  lrants<'hiift ;  wiis  nl'er  der  pfaixgraff  Churfurst,  auch  pfalz^niir  AVolf^aiig 
uud  K.  L  als  die  Fnuickr<'i<-h  nehn-  ;rosi'ss.'n  dan  wir,  di*»  luioh  des  ort«  mit 
Oi»*Iin^m  Iftitnii  Wkant  [«»iti.  fnr  Hi*th  htr  Inrion  ziithun  lM''iji<'ht,  dor  Utnfn  wis- 
sen wir  I'l  i-  k«'in  nia.-«  ^n  ptltcn,  zwmfi-ln  aucli  nicht,  dn  R  l,.  vor  gutt 
oder  gele(»en  aoiwhfm  wnrdon,  d^rbalbfo  an  den  fconig  von  Nauarra  etwa«  ge- 
Imi^'v^n  zulaits^it,  t^  w^nleiiN  K.  I^.  doIiii*n  Hellten,  d&n  tinsor  ctihstlich'^  ndit^ion 
der  AuK^liurgisL-hen  (.'oornssioD  dpn  orts  moplite  itofunit'rt  und  ajif;:enohm*ni 
wcnliii.  —  PIvil.  All  Aug.  ('as54f>l  d.  7.  April  (Hs.);  scliickt  ein  l(ut:li  BuUitigort 
iil«or  dit>  ('nociUpn,  in  d^ui  vi^l  (üitos  stf'ht,  und  Znitiingpr.  Hasa,  wie  lotz- 
t«rp  angehoRf  die  K<)nigin  vtm  Englaiul  das  Concil  angonotumf^ii ,  kann  nr  nicht 
glaulKm;  eben*>ift»»nijr.  djis«  das  Ifcgiinvrvl  in  Knnkriiih  das  Comil  VnswUligt 
habp.  Seines  KnH'dtcn«  tniissti^  nnidi  Kniiikri'ii'h  und  Kngliind  fn*sfliirkt  und 
mehr  uIh  bisher  mit  ihtn'n  t-itmniuiiirirt  wrdfn.  —  Auf  die,"  KchreÜM-n  antwor- 
U'l  AuifOHt  ain  23.  April,  wio  aus  ttfjTifni  Suhrorhen  vom  I.  <1niii  (Anni.  .^6) 
zu  (•reellen.  Aug.  an  VliiL  Torgau  d.  13.  Mni(|{8.):  die  (icsandM-liaft  dp»  Herrn 
von  Vipillfvillo  (T^nt^n  Anm.  68.)  giobt  alb^rlri  zu  denkten:  dass  das  Rogi- 
m^^iit  in  Frankreich  nicht  all'T'Jing  l>e8t:lndig  sei.  und  diK«,  wt^mi  dor  , Tumult* 
dtT  R(di(Hoii  kollM-T  nicht  oin  gute«  Mass  finde,  eino  Zorrültnng  des  Königi-nichs 
darauH  rrfolgi'n  könne. 

16)  Christ,  an  Phü.  Stuttg.  d.  13.  April,  h.  KuglL-r  U,  p.  2Ö0. 


296  Achler  Atwjlinitt. 

würden;  einen  seiner  Edelleute,  der  daselbst  bekannt  sei,  vrolll 
er  als  Boten  hergeben.  Herzug  Cliristoph  wiire  lieber  bei  der  l'a 
mollen  Gesandtschaft  geblieben;  der  T^ndgrat  hingegen  nahm,  we 
doch  Kiin^aohsen  für  dif;  Oesiindtstihuft  ninht  z»  gewinnnn  war  nl 
die  religiöse  Stellung  Juliaiin  Friedrichs  ubeasnwenig  Eotgege 
kommen  hoffen  Hess,  den  Vorschlag  Kurfürst  Friedrichs  auf. 
Letztere  hatte  inzwüwiien,  wenn  wir  uns  nicht  tauschen,  die  Briefe 
bereits  ilirer  Bostinimung  x.ugehen  lassen.  Dr.  Tromcllio,  ein  Hei- 
delberger Prüfes,sor,  der  mit  einer  Motzor  prutostan tischen  Familie 
verw-hwagert  war,  hatte  im  Winter  eine  Bittschrift  der  Kvangoli- 
schen  vou  Metz  an  den  franzüsiachen  Ilof  iiberlntclit  und  war 
von  dort  mit  einem  politisrtion  Auitrag  dos  cnglischon  Ilesideutun 
Throf'kmortun  und  dos  Earl  of  ßedford,  eine«  ausserordentlichen 
Botschafters  dur  Königin  Kiisab(-th,  zurückgekehrt:  die  Herren 
liesson  ilio  deutscheu  Fürsten  ersuchen,  Kuglaads  Vorstellungen 
gegen  das  ccuraenische  Cuutril  bei  der  l'ranz<>biti<!hen  Ü^^gierung 
zu  unterstützen.  Kurfürst  Frie<lritdi  und  Herzog  Christoph  lebi^| 
ten,  bcheint  es,  aus  guten  tJründen  ab.  die  Sat-he  ihren  Mitffirjiten 
vorzulegen,  liessen  aber  die  vielgenannten  luterces.sions!s«.-lircibeii 
und  vielleicht  auch  die  Acten  ihrer  Verhandlung  mit  den  Nuntien 
zu  Naumburg  durch  Tremellio  den  Kimigen  von  Fnuikroich  und 

..™  .w..„...  ^  ..  „„.  ....  ,„,  ,^  ™,^ 


»ort    u 

4 


17)  Friedlich  ao   Otirihtopb   d.  20.  Uäre:    s.  Kiiickh.  J,  p.  Iß9,  170. 
Dei-s.  an  Pliili[i|)  d.  2(1.  llÄrz,  Bi-ila^e  No.  XXXJV.    (N'ai;li  urtttortjiu  Schrei- 

ban  |l.  r.  p.  170)  müaaton  MHo  Uiiof«  vnm  tib^ichcn  Datum  >n>iii.)  .AatHort 
Philiiifis  (in  FrifHtricli  viim  ll.Aitril,  s.  Boil.  Xo.  XXXV.  Dir^jic  Anlwnrt  n 
aend(;t  I*hiJi|i|»  am  sölboii  Tag  (Hs.j  auch  aii  ChnBtoj>h:  er  vt-i-siolit  sich, 
selbü  worÜL'  sie  sich  gofalU'»  lasscu.  Am  14.  April  liat  Pliilipp  von  Frird- 
rich  XII.  Na<Llinclit  erhaltHn,  diu«  deinsctben  diti  NHUinbur^er  Hric^ro  vou  Angint 
untcrschripliüii  wiwIiT  ziigi.'kinniiu'ii  sind;  in  der  .AiiTuort  (flifssi-n,  Ils.)  bMlwiart 
Philipp,  dass  irs  so  Kjüt  [jesfheliL'u.  riith  al«r  ^Icicliwulil,  dio  Si-'hri.'ilK!n  aucb 
jetzt  iKK'li  iil)7.urt'i-tjf^t.>ii,  und  xwiir  durcli  lhirmi  lCd<j|]naiiii  Im  Naiiien  von  Kur- 
pfalz,  AVürttiMiibßrg  timl  Hcvtacn,  dar  zugleich,  \rio  in  dt>in  liHzttm  Schreibai 
(Büil.  XXXVl  ausgeführt  wnidcn,  zn  inöiidlichor  Vmliaiidlung  Iniaiiftrai^  *'«"- 
don  soll.  —  Christophs  voti  Wüittcmborg  Antwort,  auf  dat;  Ö'Jii>:'ili*u  vom 
11.  April  s.  Beil.  XXXVL  il«.plik  r!ii!i|.|.s  i'ass'A  d.  20.  April  [TJs.j;  Ui  ■l-to 
KuifüratfU  von  Saohsoti  ülx-r  die  Gi_-tMindts<-haft  Rt-MdinLdH'ri;  da  al»er  densellw 
(wie  aus  iidii^mdyr  t'opi«  zu  enichen)  allürlfi  H«deiikiiii  vunii't>ndet;  da  fvrtua 
2U  rünihton,  diuui  Johann  Friedriuli  eKt.>nsuw»uiK  aJa  der  Kurfürst  zu  gpwinnna 
soin  werde;  <iA  auch  er,  dir  LiuHlf^nif,  nicht  wvis.s,  was  nr  aii  Juneu  <hinil<pt 
StihrciboQ  soUto,  vomehmUch,  woil  or  sich  zu  Naumburg  von  dtn  Aadcra  ali* 


Achter  Aliftihnitt 


297 


k 


Bwm  ersten  Mal  mit  doinj*'nif;on  Gcdaiikeu  hervor,  ilw  vdii  all* 
seinen  Plauen  in  dicson  Jaliren  ein/ig  und  allein  Erfolg  gehabt 
hat:  er  sprach  Kurfürst  Kriodrich  gegenüber  den  Wnnsch  aus,  dass 
man  im  Fall  des  ReligitiDskrieges  den  Uuj^cnotten  au  Truppen  ver- 
holfii,  und  erklarto  sich  bereit,  gemeinsam  mit  den  Andern  anch 
Uold  für  diesen  Zwin^k  zu  opfera."' 


Der  Antrag  l^ndgraf  l'hilipps  lenkt  nnsem  Hliek  naeh  Frank- 
reich znriick.  Dort  war  diiri'li  den  Umsdiwimg  der  lÜnge  naeh 
dem  Thronwcehsol  der  Ausbruch  des  Uiirgt^rkrieges  vertagt,  die 
Gefahr  einer  grossen  protestantischen  Tiovohition  in  die  Ferne  go- 
schtdjcn,  aber  Vergehens  mühte  steh  die  Regierung,  den  l'Vicflen 
auf  eine  sichere  Gnindlagu  /.n  stellen.  Die  (Jegcnsätze  verschärf- 
ten sieh,  die  Scheidung  der  Nation  in  zwei  feindliche  I^ager  schritt 
üUsehenfU  fort. 

Am  }{o{  und  im  Stnatsrath  kümpftfm  zwei  Gnippr-n  von 
Grossen  um  den  nrnssgehcndt-n  Einfluss.  An  (l«'r  Spitze  der  Katho- 
liken die  Guise's,  bei  denen  dip  Anwaltschaft  der  katlicdischen  Inter- 
essen  mit  dem  Kauipf  imi  dir  Herstellung  ihrer  verlorenen  üeber- 
macht  in  Kins  zusHmnicnfloss.  Auf  der  andern  Seite  stand  im  Vor- 
dei^rund  der  König  von  Navarra,  der  mit  der  Zeit  sieh  wirklich 
aufzuraffen  begann  und  sein  Angenmerk  darauf  richtete,  die  Gniso's 
völlig  vom  Hof  zu  vt-rdningcn.  llirikT  ihm  die  eigentlichen  Küh- 
ror  der  protestantischen  Bewegung,  vor  Allem  der  Admiral  Coligny; 
ans  der  Feme  mac'hten  bei  ihm  die  hugenottischen  Exulanten, 
der  gi-osse  Reformator  von  (fenf,  die  KiKiigin  vim  Kngland  ihren 
Elntlnss  geltend.  Antanglich  stand  auch  der  Connetable  Montmo- 
renc)*.  der  mit  dorn  Haus  Onise  noch  immer  zerfallen  war,  zn 
Navarra  und  seinen  pnttestantischcn  Neften,  den  (Miatillons.  In  den 
steten  K<Mbungen,  die  aus  dit^sem  lioisson  Hoden  cnvuchscn.  übto 
die  Königin -Mutter  unermüdlich   das  Amt  des  Vermittlers:  eine 


gi'trennt,  so  meint  »t,  man  solle  sich  dit'sm.il  mit  dor  Ausfiihnin;;  df^  pfiil/.i- 
Hcheu  VurgiililiigH  lit»j?mi^pn,  odnr  muh  ^tjiW  df«  otu«'n  unkUiwhfn  Edflmaiins 
im  Namen  j«<les  von  dun  drei  Füraloa  t*iiiej  M-aduu.  —  Für  diu  Verri<;lttuiiM 
TrtrinclIinV  vgl.  Iiist.  ecolösiostifuu^  II  [i.  r>Hi  ff;  R<'hwi'iiti!r.  Mu^wuin  von  17S8 
p.  82»  ff.  KlucUi.  I  p.  KiUyTO;  ISliit.:  \^iwK  ir>liO/l  No.  870  [i)  872  (1)  874, 
883  (2).  897/8,  923,  9r>8,  984,  988,  994,  1020,  1022,  1030  <25);  ibid.  I5Ü1/2 
No.  löt»  (I).  197  (I,  2),  208  (5>. 

18)  Pliilipp  au  Kcitnlricb  d.  22.  AprU;  Beilage  XXXVH 


298 


Achter  Aliscfanitt. 


Rysiphnsarbpit,  wf^il    alln  Krfolgp  ftnssorüoh    tind    darum   v 
gL'li(Mui  ltti'iln'n  imisi;ti-'n.     D«s  lukihstn  Ziol  dor  tii^Iiclien  Anstrcn-^ 
gungen  war,  erntitore  Conflii-te  von  Kult  zu  Fiill  liinmisxuscliioli 

Air  diftse  Mühon  bcfjkMtntP  djis  iintiufhaJtsiinto  Wnchstluim  M 
religiösen  Partciuivf?.     Seit  dorn  Stuiy  dor  guisiscUfn  Schrerkr-i 
herrsohaft  war  der  Protcsbvntismus  nicht  cur  in  nisoberes  Zune 
mon  gerathen;  er  trat  offener  auf,  begann  un verhüllt  soino  Fa 
deningi»n    zu   .stHIon.      Auf  der  StändeviT-sHniniiun^   zu  OrifnnS 
wcidu!  *]ii'  (Jiiisf's  nitch  berufen  hatten.  diiTii  U'itiing  ibiiin  ihr^^^ 
Händen  entglitten  war,  mischte  in  den  Chor  der  politischen  Opp^f 
sition  auch  dio  Reformation  bereits  ihre  Stimme:  ail^meim'  Am- 
nestie   für    dio    wegen    Ueligioiisvergehen  Angeklagten,    Duldung 
des  protestanti sehen  fJottesdicnstes  hei  veraehlossoncn  Thüren,  ja 
freie  Pn'digt  des  Evangeiiums  wurden  gf^fordert    Die  Stände  wi 
den   Ende  Jiinimr    vertagt,    weil    sie    sich    weigt'rten,    ohne   no 
instruetionen   von   ihren   Widdern    über  die   D»M'kung  der   Staai 
schulden  zu  berathen;  auf  den  Provinzialstiinden,  welche  zur  Vi 
bereitimg  der  neuen  Versammlung  im  Mär/,  tagt<'n,  tauehten  wie- 
derum ähnlielie  Fnrderungeii  auf.     Politi^s^ihe  und  kirclilichi?  Op 
Hition  veivinigton  sich  hier  zu  Fordeningen ,  deren  Erfüllung, 
schien  es,  alle  Schranken,  die  dem  Waehstbuni  des  Pn'tefitan 
mus   nueb   ^'.set/.t   waren,   «iederwi-rfi-u  imisste:   die  HogenLMrbii 
sollte,  dem  (iewifhnheitrireehte  gemäss,  dem  Könige  von   Niivarra. 
die  Erziehung  des  jungen  Königs  aber  Coligny  übei^bcn  worden; 
die  Guise's  sollten  aus  dem  St^uitsrath  aussohoiden   und   den  Hot 
verlassen !    Etwa   ku    gleicher   Zeit   feierten   die   Protestnut<'n   zu 
Poitiers   ihre   ZAvoito  Nationalsynode.     Je    lauter   nun   das  wach- 
sende  Machtbewusstsein   des   Prutestnntisraus  sich  tiussci'tef 
dringender  ward  auf  der  andern  Seite  der  Kuf  nach   enrrgJRchpr 
Untr'rdrüekung  der  Ketzerei,  iniub  iinniiehsii-htiger  Auj^fübrung  der 
Strafbestinimungen.     Bald  mit  Vorstellungen,  bald  mit  Drolmugen 
sehloss  Spanien   durch   den   Mund  seines  (.Josanrlten  sieh  dief*eiü 
Drängi'n  an.     Hie  Königin   hiitte   kein(,'r  von  beiden  Piirteieu  Ge- 
nüge tbun  kennen,   ohne  die  andrf*   zum   Bürgerkrieg  zu  treiben; 
was  sie  der  allgemeinen  Aufregung  entgegenzusetzen   hatte,  war 
ein   Gewirr   ven    kleinr'n   Mns.sregeln,    bei-<^ebiiet.    bald   hier,    bald 
dort  beschwichtigend  zu  wirken:  eine  Amnestie  für  die  verklagteo 
und  gefangenen  Ketzer,  Vertrüstiingen  auf  die  Entscheidung  dts 
zukünftigen  ConcilR,  stillschweigeudes  Duhlen  des  proteetantisel 


I 


Achter  Abschnitt 


299 


VT, 


"PriTfttg'orteKHipnstPS  am  H<if,  vorbimdeii  niif  äusserlirhen  Dfmon- 
strationcn  kutholischor  nrtliiKli)xi*>  ;;c^oiiühei'  doa  t^ihrern  der 
Ältgläiibi^n  und  dem  Biianiächen  (jesandteu.  Der  höhero  End- 
zweck, der  allein  difwor  Politik  ein  lutercsso  verleiht:  der  Oo- 
danke  des  Kanzlers  I/IIospitAl.  die  i'arlnicn  diirrh  Vt^rmittliing 
zwischen  den  religiösen  Oegt'iisiUzon  «iiler  auf  lioni  Buden  der  Dul- 
dung zu  verftnlinen,  ist  in  den  ersten  Monuton  dor  neuen  K(t- 
gicnin^  noch  kimin  zu  erkoniien.  Gerade  die  ersten  Manifesta- 
tionen dieses  Lredunkeiis  iülu-ten  mit  einem  Schlage  zu  einer 
bedrohlichen  Vorschäifunj!:  der  Gegensiitzo  am  Hof.  Am  2b.  März 
wurde  durch  könifiliehen  Krlass  die  Neiieröffnnn;;  der  General- 
Rtiinde  auf  rli-ri  ersten  August  des  -hüires  anlMiniMnit  und  zu^Hcirli 
vorkiintit't,  dass  nt^beii  dcns^'lbiMi  i'int'  Vrrsaiunilung  gilflirtir  und 
sillenreiner  Miinner  ziisainnirn treten  solle,  um  über  die  Relipions- 
spaltun^en  zu  beralhen  und  <iie  kirchliche  Benihi;;un^  herbeiza- 
führen.  Mit  andern  Worten ,  rlor  Gedanke  dc-s  Nationalconcils 
ward,  nur  tihne  diesen  Namen,  wieder  aufgenommen.  Um  dieselbe 
Zeit  pn;dipte  in  den  TTofgottesdiensten  Uisehof  MmhIuc  von  Valenoe, 
ilnr  Führer  dt-r  syncretistisiihcii  Partri  unter  den  Wiilutru.  Snint' 
I*redif:ten  schienen  den  Ait^läubi^Mi  unzu/.cijfim,  dass  der  Hof  im 
Bogrifl*  sei,  von  der  ororbtou  Roliginn  abzufallen;  sie  gaben  den 
AJistoss  zu  einem  festeren  Zusainmenschluiis  der  kutbuliKchen  Ele- 
mente am  Hof.  Der  Connot-ablo  söhnte  «ich  mit  cien  Ouise's  aus; 
am  Ostertag,  den  6.  April,  schlosa  er  mit  dem  Herzug  Franz  von 
Ouise  und  dem  Marsc^hall  St  ÄndrC'  jene  Vorbindmig  zur  Erhal- 
tung dts  Katholizismus,  dir  in  der  franzöyiwlien  (ifwhii'htssehrc^i- 
bung  den  Najnt'n  des  Triumvirats  4>rluilten  hat,  Dieso  \  rrbiuclung 
ward  sijfort  zum  Saninirlpunkt  für  eine  lU^ihe  andrer  katholischer 
rossen  und  nahm  eine  hemusfardrrndo  Haltung  ein,  wek'he  der 
önigin  für  ihre  .Selhstüliindigkeit  bnngn  machte.  Die  Fulgn  war, 
dass  sie  zum  ersten  Mai  aus  ihrer  i-e^ervirten  Stellung  zwischen 
den  Parteien  einen  Schritt  näher  auf  die  Seite  Navarra's  und  der 
Hugenottrn  trat.  Navarra  ward  durch  knnifrlirJics  T*«tent  zum 
Ot^neralstalthaltt']'  prochunirt  uiul  mit  Voiliuaflitrii  ansyt-stuttct, 
welche  ihn  in  allen  Re^^TungsbcfiigniKWMi,  luif  dem  Gebiet  der 
Civilvenvaltung  wie  dfs  Militänvcsms.  mit  Ausirinhnif  einzig  der 
auswärtigen  Politik,  völlig  ^'leioh berechtigt  urhcn  dio  Rfgentin 
stoHton;  dazu  erhielt  er  von  der  Letzteren  eint;  schriltlicbe  Er- 
klärung, Inhalts,   dass  sie  künftig  ^^Kichtti''   olme  sein  Vorwissen 


300 


Aühtr^r  Altsoknltt. 


thun  werde.  Kiira  darauf  or^in^  ein  Ediot,  welches  dein  Wnchs- 
tiiuni  des  rrotostantisrau«  inarhlig  Vursclmb  letzen  musste.  Eins 
der  grössten  Hiti(]uniisso  fOr  den  pn  tti^tan tischen  <  lottesdieust 
bildete  die  dntrulc^,  \v(»lt.'lH'  dio  fitnatisirten  kiitholischen  Kasson 
über  das  Vorhaltoii  d(!r  IVotustjuitt-'H  tiusübte,  und  die  stete  G« 
fahr  vor  Acten  der  Volksjustiz.  Das  Kdict  nun  erneuerte 
kurz  nncli  dem  Hejfienmpi Wechsel  er^ansene  AmneHtie  und 
liiubte  allen  wo^tn  Koli;;i(inKV(n'gi'hcn  Kxiüi-onden,  sufern  sie  küi 
^katholist^h'*  leben  wollten.  heimzuJithren;  ziidt^-m  aber  unter 
es  ilederniaiui  bei  strenger  Straft»,  einem  Anderen  den  Zutritt 
seinem  Htiui^  i**U'.r  ricni  seiner  y,N*achbiuTi  und  Fn'unde*^  ?.n  weh-" 
ren.  in  fL-euuIo  Uüiiuer  einzudringen  oder  duselböl  Naetifonichunijen 
anzuKt-ellen.  I>ie  bestehenden  Kdiete  gegen  ^unerlaubte  Vorsjuiun- 
lungfen^  sollten  zu  solchem  Veifaluvn  keiucu  Keobtegntnd  ab^ebeiu^| 
die  Controle  dessen,  was  in  den  Häusern  pescbälie.  wurde  mi^^ 
allem  Xnehdriuk  den  (Jazu  befu^ttm  weltlichen  Beauiten  vorbr- 
halten.  *"  Im  Grunde  selbstvei-stänriliche  H(>stininiungen,  und  doch 
in  diesem  Au^^nblick  von  f^rösster  Trajpweite.  Kach  der  gollon- 
deu  Regelung  der  C'nmpetenzoii  hatte  über  die  einfache  Ketzer 
die  l'nilatur  Jtu  erkennen,  die  für  diesen  Zweck  vom  Papet 
den  Befugnissen  der  Inquisition  ausfrcstattct  war;  übci-  die  Ve 
^hen  der  «unerhiubten  Versammlungen*',  des  Aufruhrs  tmd  dfl 
(iowalt  die  weltlichen  Gerichte.  Es  war  bisher  IW'htens  gewe 
dass  das  protestantisch e  Bekenntniss  hIh  Ketzerei,  der  prot(*!it) 
tische  0<ittesdiensf  als  uiierliiubte  Veisiimmhinfr,  die  Ausübur 
dos  pmtestan tischen  Ministeriiuns  als  Autruhr  behandelt  wurdq 
Wo  mm  Prälatur  und  Ueriehtsbehörden  noch  streng  nrtliodu 
waren,  musstc  die  Justiz  nach  wie  vor  dem  Edict  ihren  Wa 
ß:ehen:  aber  beide  wandelten  viellVioh  scbim  auf  dem  We^e  der' 
R«'turma(:ii>n.  Am  iinsi;hanli(^hsteii  wiirdi-  die  Hrdontiing  di's  Kdiets 
In  den  VorstelUnii^en ,  wi^lcbe  der  KpanisiTlif'  ( iesjuidto,  Tbonins 
Porenot  de  Cbautonnay.  ein  Bruder  Grnnvellu's.  de*  Biscbt.i5; 
Arras,  der  Kiinigin  darüber  machte.  •"  Die  Edicte  gegen  Ketzer 
auf  die  man  sich  beruft,  führte  Cliantonnay  aus,  befeldeu  Jede 
mann,  katlmlisch,  christlich,   nach  dem  Geheis»  und  Wort  Gc 


10)  Mem.  (In  Cotid.'  II,  p.  334  soiia.  P.  335  Zeile  7/8  ist  olTcnW 

leseu;  libert'j  .  .  .  .  do  »i.-  rt-tircr,  statt  *  sc  rotii'or;  atidera  M'ürdo  dio  St 
sinnlos  Aein. 

20)  Uem.  do  Conde  ü,  p.  6ff. 


SOI 

lebten.  Diese  AuHilriH-kt;  sind  unUnnicIihar  ^wonloi»,  denn  ilii; 
Nt»ufr<^r  bohaupt^n  stUbst  dio  reciite  tliristlirhc  katliolisfhe  Kiralu* 
zu  besitzen,  nach  dorn  Wort  und  (Mieitw  Gntte«  zu  leben,  wäh- 
rend Hie  die  Hiniiacbc  Kii*obß  als  abtrl'ii^ni^  botmcbtcn.  Sind  nun 
PnUatur  und  Omohto  inrinloiit  f^invnrd(?n,  orior  fw^lbst  v<»m  pro- 
t(*stjintis(!hcn  Geist  pr^^TifTeii,  wie  sulI  (binn  dem  Vonirin^i'H  dur 
Neuerung  iiboHinupt  noch  i^-steuort;  nordfn,  wenn  man  dem  kutho- 
ÜHt-ben  Volk  dio  Handi»  bindet?  Chiiiitnnnay  hatte  Redit :  dan 
£dict  führte  einen  rf-isscmlen  Aiifs<bwiui^'  der  pmti'^tuntisrrbeii 
Partei  herbei.  Auch  das  Hab  er  richtig  vuraus,  da*«  die  J'ro- 
tcKtanten  behaupten  wUHen,  os  sei  ihnen  nnnmebr  j^fjset/lieb  die 
Freiheit  der  HnMlit,^  in  ihren  Widmungen  pcj;eben:  in  der  That 
bcbandeltj,'  die  Pnrttisephistik  das  Ediil  V4)n  KonlJLiiiebJcun,  als 
sei  darin  .(edermauii,  auch  den  Behörden,  verboten  zu  tn<(iiin- 
ren  was  in  den  Wohnun^^en  ;;osebelie;  auch  die  deutschen  Pur- 
sten empfinj^en  die  Nnchricbt  duvim  vielleicht  nur  iu  dieser  ver- 
lalschten  Fassnng.-' 

Soweit  Avaren  die  franziisi sehen  Din^  im  Ijauf  des  April 
gwlieben,  während  die  Karsten  der  Augyburi^r  Conri^ssinn  im 
Süden  und  Westen  des  Reichs  darüber  beriethen,  den  Kunifj  von 
Navarra  zur  Stancihatti^'keit  anzuspornen  und  der  l^nd^raf  bennts 
darauf  dachte,  wie  man  itn  Fall  diw  Bür^erkricf^es  den  Hu^e- 
uutten  behilfheh  sein  solle,  sich  ihrer  f'Vind"  zu  enveliien. 

Nun  war  Navarra  gewiss  nicht  iL  i  Mauii,  aus  dem  die 
Mahnungen  der  Reli^^ion  einen  Helden  des  Kvan^a^liums  hülten 
machen  icönnen.  Itattf  er  sieh  vielleicht  vor  Jahren,  als  er  das 
erste  Mal  dem  l'rutestantisnais  s<nne  Gunst  zuwandte,  von  einem 
Aufschwung  religiöser  Kmptindim>;en  leiten  lassen,  so  waren  diose 
Motive  jebst  verblasst  ninJ  zuriick^^etr^ten  vor  d}'nastischen  Inter- 
essen, ja  vielleicht  auch  vor  dem  Gefallen  an  den  Genüssen  eines 
Hoflebeus,  wie  es  unter  der  Hermcbaft  des  sitteiistreuf^'eu  Calvi- 
nismos  nicht  wohl  denkbar  war.  Dennoch  war  seine  Fersen  und 
deren  Kinfluss  (bnitals  wohl  noc^h  nicht  für  die  Sache  des  Pn.»- 
testantisnuis  verloren.  Ks  will  Nichts  sagen,  dass  er  vor  dorn 
Vertreter  Englands  am  Hof  den  devoten  ProtentiUiten  spielte,  dass 
er  bei  einem  dünischen  Gesandten,  der  soeben  anwesend  war,  sich 


21)  Tgl.   die   Inbalt>iaii^'iiliio  li' »  EUit-Cs  in  lU-r  histuire  ecclestiistique  I, 
p.  250  unü  Br-ilngp  No.  XtA'l. 


302 


Achter  Abschnitt 


rühmte:  binnen  einem  Jahr  wolle  er  in  ganz  Frankreich  das  Evan- 
gelium predigen  lassen;  lit!ss  er  sich  düch  zu  gleicher  Zeit  immer 
noch  (iurcii  Dnn  Pedr^i  d'Alhrot  am  Vatikan  als  den  ij^orsamen  Sohn 
der  röniiKehen  Kirche  repräsentiren .  imd  wuchte  so  eifrig  a\»  je 
Spanien  titireh  Demonstrationen  katholischer  Kechtgiäubigkeit  güo- 
slig  für  seine  Ansprüche  auf  Navami  zu  stimmen.  Aber  hier  lag 
der  Knoten:  Spanien  machte  bisher  nicht  im  Geringsten  Miene, 
die  Hechte  ilw  Albret  anzuerkennen,  und  mussti?  Xavarra  danm 
verzweifeln,  als  Katlmlik  rnfs  Zirl  zu  kommen,  so  war  diLs  für 
ihn  sicher  Beweggnind  genug,  sieh  in  die  protestantische  Bewe- 
gung zu  werfen,  sofi-rn  nur  hi*M'  bessere  Aussichten  winkten.  Kbeu 
damals  aber  br^ann  dor  Protestantismus  zur  imponirenden  Macht 
zu  erstarken;  schon  durfte  man  sich  fragen,  ob  er  nicht  binnen 
Kui-zem  die  altgläubige  Piutei  iibcrllügela  werde.  TTnd  dazu  schie^f 
seit  iler  Constiluiniii^'  dos  IViunivir.ds  die  Königin -Mutter  geneigt,^ 
das  Geschick  der  Kninf  den  ICvangolisolien  anzuvertrauen,  wenn 
es  anders  nicht  niügltch  war,  sie  davor  zu  bewahren,  dass  sie 
noch  einuüd  zur  Di<'nmn  des  Hauses  (iuise  erniedrigt  würde. 

Wenn  luiii  obuu  iu  diesem  Zeitpunkt  Navarra  sich  dazu  ent^^ 
schloss,  Verbindungen  mit  den  Fürsten  der  augsburgisclien  Con^l 
fession  anzuknüpfen  —  Verbiiulungen,  die  geeignet  waren,  seine 
Politik  bei  Spanien  gründlich  zu  tiumjjrumittiren  —  so  war  os 
ihm  doch  wühl  Ernst,  sich  zu  versiehern,  ob  und  welche  Unter- 
stützung er  im  Fall  der  Noth  von  Ueutsohland  her  erwarten  dürfe. 
Als  erste  Mittelsperson  wählte  er  (Jen  Or,  Hotdman.  der  sich  iüm 
schon  zur  Zeit  der  Ver-sehwOrung  vuii  And)oisi',  und  abermals  vtir 
Kurzem,  als  die  Fürsten  in  Naumburg  tagten,  zu  solchem  Dienst 
angeboten  liatte.^'  Kr  entsandte  denselben  nach  Deutschland  mit 
Auftrügen,  die  den  Gedanken  Ijandgraf  Philipps  selu'  entgegen- 
kamen. 

Etwa  den  zehnten  Mai  war  Hotoman  bei  KurfUrat  Friedrich 
iu  (jermersheitn.    Er  entschuldigte  im  Auftrag  Navarra's  denselben 
weil  er  zur  Zeit  des  Naumburger  Tages  nioht  an  die  Fürsten 
schrieben,  vertheidigte  ihn  gegen  den  Verdaclit  der  Untreue 
Kvangelium,  theilte  endlich  mit,  wie  der  König  von  Spanien  sie 
bemühe,  ilem  sietig  wachsenden  Protestantismus  bei  der  Königin^ 
Mutter  duTüb  Druhungen  zu  schaden,  und  bat,  die  Fürateu  mücM 


22)  Vgl.  Aiun.  4.  Anin.  58  {am  Sohliiss  den  Abschoitto). 


Achter  Abschnitt, 


303 


ten  diesem  Druck  diux-h  eiiio  Gosaii(Usch»ft  an  Eatburiua  ein  Ge- 
gengewicht f^ben.  Dies  Hef^ehren  truR  üotuman  bald  danrnf 
auuh  bei  Pfalzf^raf  Wulfgang,  Herzog  Christopli,  und,  Aufaiig 
Juni,  boira  Lundf^ral'on  vor;  nU<lunn  findon  wir  ihn  boi  Kur- 
füiNt  August;  E!n<lli(;h  wandto  or  sii;li  auch,  persönlich  oder 
diirth  Schreiben,  aii  die  Herzoge  von  Weimar,  möslither  Weise 
auch  au  Kurfilrst  Joachim  und  Markgraf"  Uans;  andernfalls  wur- 
den die  letzteren  Heiflon  durch  ihro  Mitfürst-en  unterrichtet.  Auf 
der  Rückreise  berührte  er  abeimals  den  hetwisclnn  und  kurplUlzi- 
ßchen   Hof," 

Noch  wichtiger  als  die  Bitte  um  eiuf*  moralische  Unter- 
stützung des  Protestantismus  war  wohl  ein  Spezialauttrag,  den 
Hotoman  an  Herzog  Christoph  brachte:  Navana  l>at  für  den  Kall, 
dass  er  mit  den  Seinen  angogrittbn  würde,  um  Unterstützung  mit 
Gold  und  Ijniitrn.-^  Wie  wir  sahen,  hatte  l^andgraf  Philipp  diesen 
OHanken  st^liun  vurweggenomiucn.  Auf  Hotnuian  aber  folgte  bin- 
nen Kurzem  Dr.  Tremellio,  der  zur  Antwort  auf  die  Zuschriften  der 
deutschen  Fürsten,  diwh  abermals  nur  boi  Herzog  Christoph,  auf  ein 
Bündnisä  zwischen  den  Hugonott4>n  und  den  doutaohen  Protestan- 
ton antrug.  Kr  berichtete:  der  König  von  Navurra  sei  entschlos- 
sen, beim  Evangelium  zu  bleiben  und  wünsche  mit  den  deutschen 
Füllten  eine  bvsondoit»  CdiitiHh-ratinu  aufzurichten,  durch  welche 
das  Papstthum  unterdrückt  und  das  Ki^icli  ('hristi  aufgerichtet  wer- 


231  Friwlrir.'Ji  an  Cliiistoph,  Oi'mifrslirr'im  d.  lö.  Moi  (Kbickh.  I,  p.  177),' 
bcrichtnt  über  Ilüt/iman's  \Verl)iui;(.  Di'n.-llK^  au  Walfgang,  (ionnerKboim 
d,  U.  Mni,  onipliolilt  itotxtiitaik  il»m  Pfal/.gmrt.'n.  (Diesi-r  Brief  ist  )kü  Kluok- 
holin  Irrthü III lieh  in'H  .laiii-  lü(i'J  vi<i>;i'tzt;  m  Jahr  i^it'I  aui  dlt-so  Zi>it  Itffand 
Uofconiaii  »ii'li  nwhi  in  D^utsi-hlniid,  Bondfni  im  I<n^i>r  d<>r  Hugenotten  xu 
Orleuw;  vgL  Attaetm.  X)  —  Kugler  II.  j).  'J\)l ,  Notn  8.  Ifi  einem  j,Ke|«r- 
torium'  von  iülei']>.>i  l}ht>feii,  tlin  im  .lolir  1561  Itet  I^aiulgnii'  AVilhi'lni  voii 
Hessen  oingi^laufep  (Us.),  i<t  unter  No.  9  VL'nnerkt  dtis  Coiw-ejit  oiues  Schreibens 
dos  IjudgrofuD  Phüippon  Kf.  Augiisl,  was  T'.  Ottomanims  «allhie*  auagerich- 
ti.-t  tiabo,  8.  L  d.  fi.  Joni  —  l^.'i]age  Xo.  XLI.  Es  ist  aus  dieäc^m  Bri<^f  emiobt- 
lieb,  das*»  HotdHJaii  dyii  Kurfiiretcn  Aiifriiat  pi-i-atiulic-h  oiiging;  yli  aiuh  die 
Hi'^rzogH  voll  S:uili>u*ti.  Ui^ilit  unUiAticmiit.  l>asH  niirli  KT.  -Inai^hitn  und  Mark- 
graf Uaiis  aiif^i-ironlert  wunloii,  sich  nii  der  Oi^snndtMcliaf^.  ku  )^Üu^iIig<Mi,  «rgioht 
üvi\  aus  Iti'il.  XLVUI;  ob  mündlich  oder  Bcbriftlich,  darr-b  llotonuui  solhst 
oder  dui'cb  ihre  lUitnirsten,  wird  nirgends  angegelM-n;  dafl  WahrsoLi'inliche  ist 
das  Ijct2tere,  da  Uotuniiui  weder  in  dem  KoiseLeriebt  vom  12.  Juli  iÜeil.  XLI) 
uüch  sonst  jene  beiden  Herren  enAiÜmt. —  Daii>6tc>,  revuo  tiiätonijoe  1676 ,  p.31. 
I  24)  Knglern,  p.  291,  Note. 


Achter  AbBohnltt. 


304 


deo  könne.  Dazu  würden  ancli  die  Künigin-Miitter,  der  alle 
cbrisüiuhsüj  Köiüg,  En^lmul  und  S<*liutt]aud  herjinsiui^iehea  soin. 
Auch  dieser  Yors^^lilag  war,  soweit  mau  tirtlieilen  kann,  durch- 
aus nach  ilem  Uorxon  dos  Uuul j; raten ;  dtrselbf  liat  nicht  nur  im 
IVilf^ndeii  Jaljr  fast  donsolben  Antrag  au  dio  doul^^hen  Fiirstwi 
getollt;  2*  aus  allerlei  Andeutungen  in  seiner  Corixspondenz  lässt 
sich  aiit;h  ontnohmcn.  ilass  schuti  in  dt*n  Tii^rcn,  bei  denen  wir 
stehen,  clor  Plan  einer  ileutsch-fnmziisihch-engiischen  Allianz  in 
soiiiom  Kopfe  fertig  war.'-'  Anders  dachte^  seuic  Freunde.  Von 
Allem,  was  Hotomau  und  Tremellio  beÄUtragt,  kam  bncbstnblirh 
Nichts  zur  Durchfühnuig. 

Der  Phin  einer  (Ji^sandtschatt  au  die  Köni^-Mutter  schien 
ursprünglich  nicht  aussichtslos;  tlass  er  gleichwohl  scheitorte,  lag 
an  keinem  anderen  Grund,  als  dass  die  froisinuige  Bewegung  des 
Naumburger  Tages  bereits  rüokJiiutig  gewonlen  war.  Kurfürst 
Kriedrich  freilich ,  der  schon  im  April  sich  energisch  dage*^'n 
verwahrt  hatte,  uro  die  Uunst  der  Orthodoxen  tlurch  Nachgeben 
zu  werben,-"*  und  der  fjand^^raf,  der  au  den  VorLandlnugen  über 
eine  (»enugthuung  für  Her/og  fJolumn  Friedrich  niciit  tlieilgenoni' 
men,  atinimten  dem  Begehren  llutomaus  ohne  liückhalt  bei.  Der 
Landgraf  bemüht**  sich  ttucli,  sobiüd  er  durch  Friedrich  und  Chri- 
stopli  über  Hotonians  Werbung  Nachricht  erhallen,  den  Kurfiüvtcu 
von  Sachsen  für  die  Bewilligung  derselben  zu  gewinnen.*'-'  Hier 
aber  erhielt  er  beharrlich  nbsehlügige  Anbvurten.  August  hatte 
inzwischen  bei  dem  waehsendcn  Inteiffüie,  wi*Iehes  ilie  fi-anzosj- 
schon  Verhiiltuissf  beansprurbten,  seinen  diploinatisebeij  Agenten 
unrt  Berichterstatter  Dr.  juris  Languet,  einen  Protestanten  fnuizö- 
sischer  Geburt,  der  seiner  Religionsänderiing  halber  KiTinkreich  ve^ 
lassen, =*''  natrh  I*ari«  entsandt,  um  liriefe  an  den  Konig  von  Navarra^ 
den  Connetable,  vielteii;ht  ancli  den  Cardinal  von  Ixithriugen  so 
überbringen  und  ihm  zuverlässige  Nachrichten  aus  Franicrcich  im 


25)  SattJor  IV  j».  164.  105.     Klmikhobii  I  ji.  190  Note.    Kugler  L  c  | 

20)  niit«ii  Absüh.  IX. 

27)  K.  Krrtlt-  dii^aes  Ahsclinitte. 

2«)  Kluckhüho  I  p.  175/7. 

29)  ]..  t.  p.  177/8  Anm.  36. 

30)  Uebor  Um^cts  Person  s.  Oillet  I,  Cap.  12  and  U;  Chevrool,  Ilu- 
1>ort  Langiiof,  P.ii-is  18^2;  Scholz.  Hubert  Langaot  als  ktmäobsli'>lH>r  II«- 
ni'ht(*i-:$tatter  id  Fniolureiub  etc.,  Uallu  1870,  woselbst  nuclt  weiten^  Uiemtur> 
»n  gaben. 


Achter  Abschnitt 


SOS 


bnlfen."^  Kür  sifh  alloiti  trug  er  kein  Bedenken,  sich  b  eine 
WttVBrbiodJiohe  Corrcspondeuz  mit  Navarra  eiuüulassen,  wüliroiul 
er  sich  zu  gemeinschaftlichen  Schritten  mit  den  anderen  Füisten 
nicht  mehr  herbeiliess,  thoils  uni  der  politischen  Verbindlichkeiten 
und  Verwicklungen  willen,  die  daraus  envachsen  kunnten,  theüs 
um  sich  niclit  durch  Oemeinsclrnft  mit  religiös  Disseutirenden  in 
DeutKchland  zu  compromittiren.  Auf  die  Werbunj^  Hotomans  ant- 
wortete er  ausweichend;  dabei  stellte  er  zunächst  die  Forderung, 
Xavarni  solle  die  aujijsburgische  Confessiou  annehmen;  das  heisst 
wohl,  er  gab  zu  verstehen,  es  fehle  ein©  unerlässlichu  BeiHngung 
für  ein  näheres  VerhiiUniss  zwischen  den  Hugenotten  und  den 
deutsi'hen  l'roteütanten. '*  Die  Berichte  aber,  welche  Languet 
nunmehr  in  häufigen  Briefen  aus  Parii»  an  den  Kurfürsten  sandte. 
waren  geeignet,  denselben  immer  inehr  gegen  eine  Verwicklung 
in  IUP  französisch  Uli  VerhÜltuisse  einziint'hnifjn.  Kr  überzeugte 
sich,  dass  keine  iloifuung  s<_'i,  in  Frankreich  der  augsburgischen 
Confeäsion  zur  Annahme  zu  verhelfen,  die  doch  neuerdings  im 
allerstrengsten  Sinne  zum  Wahrspnioh  des  deutschen  Protestantis- 
mus gema^^ht  werden  sollte;  er  vernahm,  dass  <lie  Hugenotten  sich 
keineswegs  friedlich  verhielten,  sondern  zum  Krieg  drängton;'* 
mit  einer  revulutionaron  l'artei  hätte  der  Kurfürst  ebensowenig  je 
Genieinschaft  lialu^n  mögen,  ids  mit  einer  fohlgläubigen :  und  wäre 
sie  auch  in  rlen  Stand  der  beroclitigUten  Nnthwehr  gtjdrängt  worden, 
so  hätte  er  sie  doch  nie  zur  bewaffneten  Vcrtheidigung  unterstützen 
mögen:  er,  der  fortwährend  mit  seinen  Vettern  im  Kampf  um  die 
wahre  lutherische  Orthodoxie  stand,  der  soeben  Alles  aufbot  um 
Jene  zu  beschwichtigen  und  sich  den  Ansprucii  auf  den  Namen 
eines  gtaubenstreucn  Lutheranere  zu  wahren,  konnte  unmöglich  die 
Sachoder  ^Sacraraentirer"  zu  der  seinen  machen;  und  er  sah  wohl, 


t 


31)  Arrana  Hb.  II,  No.  -18,  49.  August  m  l*ltUi|i|t  d.  I.  Juiii  1561,  s. 
Anm.  36.  In  ilitwi'm  SchiviU/n  hounto  aUtiiifnlls  aits  Verselion  der  Cardinal  von 
liOtbringi-'D  für  deu  i'oiitiotnM-'  gt^iitzt  »uin;  wrihrsrhiMulictt  wird  dn^  dAdtircb, 
diiss  dor  CAidinal  vou  LaiigUL-t  aell«t  t;ar  nicht:  urwähul  wird,  und  durch  seiui- 
rT:ligir>m)  Stellung. 

32)  8.  BcilagQ  No.  XU.  Es  ist,  Wftun  mna  die  gleiclizcitigo  Corrcupon- 
deaz  AopUffts  mit  rhili|t|t  (Anni.  It.  13,  15  uud  36)  benotitot,  ersichtUcb,  doss 
AapiKt  eQtSL*hli)SSf.-u  war,  an  dff  (iosandtHclinfl  nicht  theilzimi'hinuu,  und  iiiu' 
sJcli  Ht'hfiite,  dtiin  tiKsaridt«'ii  <ilTi-ii  Him»  ahsuhlügigt'  Aiitwurt  xti  gfbeii. 

33)  Arcana.  I.  II,  |jaii»iin. 

20 


306 


Aohtnr  Ahfichnitt. 


daas  die  CoiiKPfjin'iiz  ilor  Verwendung  ^iiv  dio  Hug^onott<»i 
welche  Landgraf  Philipp  ilrung,  lüclits  Aadrw  sc-iu  konnti».  Kr 
hielt  daher  dem  I^ud^rafen  wieder  und  wieder  ont^fOffon:  den  Zei- 
tungen nach  sei  die  französischo  KofHening  eutschlosson ,  im  Gehor- 
sam ^^en  den  römischen  Stuhl  zu  verharren;  die  Königin  und  il 
Umgebung  hielten  sich  zur  alten  Religion,  der  König-  von 
varra  sei  unz/uverlässig^  geniile  als  hätte  es  sich  nicht  darum 
handelt,  den  König  von  Navjura  auf  der  pmtestantiscJien  Seite 
erhalten,  auf  dio  Königin  und  die  Kegiernng  im  protestanlisclietf"' 
Sinne  einzuwirken.  Allerdin;^  hatte  sich  damals  der  Liand^^ 
per&>alich  an  den  König  und  die  Konigin -Mutter  gewandt,  wie 
es  scheint  mit  einer  Fürbitte  oder  auch  nur  mit  einer  Erk 
digimg,  und  zur  Antwort  erhalten:  der  König  und  die  Köj 
Mutter  gedä(!hten  es  mit  der  Religion  su  halten,  wie  sie  es 
den  Vomltern  ererbt;"*  dies  kam  dem  Kurfüivten  sehr  zu  Statt« 
um  auf  seinen  Satz  zurück  zu  kommen;  dass  man  keinen  Grund 
habe  auf  Frankreich  Hoffnungen  zu  setzen.  Ausserdem  aber  drehti* 
sich  die  Corroupondenz  um  das  hugenottische  Bekenntniss:  der  Kur- 
fürst wies  wieder  und  wieder  darauf  hin,  das.s  in  den  Artikeln 
vom  Abendmahl,  der  Taufe,  dem  freien  Willen  und  iler  VursehunL'^ 
grosse  Üiffei-enzen  zwischen  der  französischen  oder  schweizerisoheü 
und  der  deutschen  Ltfhre  seieu.  Der  Landgraf  folgte  seiner  alleo 
Art:  die  Differenzen  als  geringfügig  oder  nichtig  darzustellen,  di« 
Uebereinstimmung  in  den  Hauptpunkten  zu  betonen;  in  allen  Arti- 
keln, ausgenommen  den  vom  Abendmahl,  meinte  er,  stimmten  di»* 
deutschen  und  franzö-sischen  Kiix-ihen  überoin;  er  stützte  sich  dah»*! 
auf  eine  Cunf'i's.siHn,  welche  Ki>2  evangelische  Gemeinden  in  Frank- 
reich dem  König  übergeben  hatten;"*^  über  diesen  einen  Artikel, 
gab  er  dem  Kiu-fürsten  zu  bedenken,  müsse  man,  da  ja  in  allem 
Andern  Uebereinstimmung  herrsche,  billig  zur  Khre  Gottes  binw( 


34)  Vgl.  Anm.  'SG,    Näliores  übfir  diosen  Boten  imd  sräae   Vemcbtong 
ist  niabt  bekannt. 

35)  V^.  oächstc  Anm.  Dio  dort  cnrähnto  Sii))plication  Wkm.  di*  Cotii» 
U,  y.  370.  Die  ConfettaioD  ist  das  anf  der  c>niteu  pi'otir<staiitii!icheQ  NationalsjrDDd^ 
vom  Jahr  1559  nufgwsU'Ute  Bokt-Dotui&s,  welches  Bewi  Kptitcrhiit  auch  auf  dem 
CoUoquiuin  zu  Hdisoy  ü)i«nt>irtite,  ((fdiiinkt  tiitti.  ecül.  l,  p.  97  ff.  PhÜipp  Uns 
h^ide  Stücko  durch  Andreas  Hyperius  iiis  TjtttMQischi'  und  durch  Hagiater  Nko* 
laus  (Hhoding?)  io'«  Peutsche  ül)(»r»etZHn.  {Hjiierius  ati  I.andgrar  "Witte 
Uarburg  d.  8.  August,  outer  Zu8endui4g  der  Ueborsetzuageu.  Ha.) 


Achter  All 


307 


sehen.  "Din  TJltraliith(*risoh(»n  (rr-ilicli,  deren  Freundsohafl  Anbist 
soeben  suchte,  hatten  scliwerlich  eingestimmt,  dass  eiii  solches 
Hiuwe^ehen  über  einen  Artikel  zur  Ehre  Gottes  gereiche,  und 
eben  in  diesem  Artikel,  in  dem  der  Kurftit^t  Jene  durch  eine 
orthtMlox*'  KrkliirunK  ziifriedonstcllen  zu  müssen  iE;laubtu,  konnte 
er  darum  dorn  Limdj,miten  am  wenigsten  nachgraben.  Er  blieb 
dabei  stehen,  dass  es  sich  eben  nicht  um  den  einen  Artikel,  son- 
dern um  eine  ganze  lieihe  handle;  endlich  wie»  er  darauf  hin, 
dass  sowohl  seine  Vettern  als  Herzoj;  Christoph  der  Meinung  seien, 
man  müsse  bei  der  Gesandtschaft  dif*  Königin -Mutter  und  den 
König  von  Navurra  vor  dem  ('alvini^mus  warnen:  daran»  könne 
der  LandgriiF  abnehmen,  was  für  Kruiht  die  Oosamltschaft  haben 
könne  und  ob  mau  Denen  in  Frankreich  überhaupt  einen  Gefallen 
damit  erweisen  wci-do.  Somit  lehnte  er  (den  9.  August)  die  Be- 
theißgung  endgültig  ab.** 

36)  An({.  All  Fliil.  Torg&u  (I.  1.  Juni:  Quittirt  HchrrMlreu  vom  21.,  23. 
tind  2Ö.  Mai  <daa  ©retgeuannte  liegt  vor,  enthäH  aber  Niohts  übpr  Hotnmaits 
Butudi&fl  uuii  «las  OeiflUidtHclmflspnycM-t),  Hat  vcnttiinlcn,  ytan  Friodridi  und 
Oiriütoph  iiht'T  ikm  iiesaniUen  Navarnta  an  den  Ijondgrafen  geechriebenf  und 
w&s  dieser  aliamiiüx  rüi-  sitin  (>utl«d«nkon  erklAil  Turwt.>i»it  auf  saioo  Sohrei- 
bea  vom  7.  iuhI  23.  April  (Amii.  lö.).  aus  ivum  gonagoud  nu  ersebeo,  dass 
er,  Auinufti  die  H^rliickinig  nicht  für  gut  achte,  vorndimlicJi  weil  die  Ver- 
gleicbang  nur  dt^  anutnltnririgrliH  flnndlung  vnn  den  anderen  Stilnden  nm'h  nicht 
erfolgt,  und  also  d'T  Zwiespalt  zwischen  ^nnspnm"*  HoligioiiRverwflndl'en  gimz 
offenbar  (lei.  Er  ist  zudem  weder  von  Nnvarra  nwh  von  andern  fnuizosischeu 
Herr'D  ilurunt  i'r*uehl  wimleM,  und  hat  bi'roits  ciiiwn  Piouor  (Ijtnjrui't)  nach 
Franlireich  I4clin?il>en  an  den  König  von  Navarra  und  den  CardinaJ  von  Loth- 
ringen 0*)  imtgi^lum.  in  den^'n  er  nie  ormabnt,  dio  «-tiriiDtUdii?  Heügion  zu  fdr- 
dem.  —  Tterstdt«!  im  DenMilbwn,  Torgnii  d.  10.  Juni:  schickt  Z»'itungea.  aus 
d*'n<*ii  zu  en^eheu,  *las.s  Navarrn  n<K:h  uiigescheul  j«nno  üesandtsehafl  l>eini  PajiSt 
m  Hftm  hat,  und  cias»  der  ,Prfl.sidnnt  vnn  Pans**,  d«r  in  des  Königs  Namen  bfiim 
I'a|ist  uro  Anfbeliung  der  Annaten  angosuolit,  crkliirt  hat:  dio  Krone  Frank- 
reich gedenke  im  Gefaor^iani  gegen  den  r^misi'hon  Stuhl  zu  verharren.  (ETtt.)  — 
Beilagen  No.  XXXVIII  —  XL.  XULl.  —  August  au  rbilipp  Suhwarzeuberg 
d.  2ö.  Juli:  fpiittirt  Schreiten  von  Immenhauöen  d.  18.  Juli.  ]>ankt  füj-  vertrau- 
liche Mittbeilun^  der  >Vp-rbung,  welche  der  t^ndgraf  dureh  «'inen  Kath  beim 
König,  der  Koni^n-Mutter  und  den  vornoh nisten  Herron  ui  Frankreich  thnii 
buaen,  sowie  der  Antwort  und  der  anderen  Zeituagen,  wolcho  dereollw  mitge- 
bracht Rk  orweiRt  siHi  damiis,  dass  es  mit  dor  Reli^on  in  FnutkrtÜLh  fast 
die  Oftipgenheit  hat,  wi«  die  Zeitungen  melden,  welche  er,  August,  deiu  Land- 
grafen früher  zugeschii-kt.  En  ist  nieht  gering  zu  achttm.  doss  der  König  sieh 
dfim  Gesondttfu  gugeuüber  vernehmt?!!  lassen,  er  wulle  iu  der  Kf^liginn  bi.'i  Dem 
Ueiboo,  was  er  von  Kltem  and  Voreltern  ererbt  hal>e.     Weil  nun  di«  KOnigin 

20* 


308 


Achter  AUsohnftt 


Unterbrechen  wir  den  Ablaut  dieser  Correspondenz  um  uns 
nach  (ion  anderen  Fürsten  umzusehen,  an  welche  Navarms  Bitte 
um  eine  Gesaudtscbalt  au  die  Kömg:iii- Mutter  gelaugt   war.     Die 


4 


nod  dor  CoiiaetAhlu  derscIboD  Mflnnng  iti  der  Hcligion  »ind,  und  den  jougeD 
KiJuig  KU  dor  Mfi^e:  und  anderer  PaE)täti?nn  anhalten,  und  also  ihm  den  Wdf; 
zur  Erltenntniss  der  Wahrheit  vorscbh»'SM'D ,  ist  zu  liesoi^gyii,  wymi  auch  d« 
König  von  N'avarra  für  die  Reüfnon  {p*m  viel  th,un  inöehtu,  er  köuue  doct 
wenig  auRrirhteu;  Bondi^Kk-h  weil  «•!'  Hi'll>st  noch  d^'m  papisüschen  (iiüuel 
Idessa  und  Hrodumtm^^uDg  bat  beiwnbnon  muatiRn  und  weil  dar  genieinti  H|j 
in  Ki-iuikrrich  noch  mit  iwlchcni  Ernst  nii  der  Paptalcn^i  lulngt.  —  Bittet  i 
Ijandgrafeu  Kin\  Zusendung  der  Su|i))ti<mtit>ii  und  Confossinn  der  fnuizöd 
Kirchen:  m'jrhte  sie  mit  der  A.  C.  vt-rgloichcn.  I>anit  für  Zuseoduug  iter 
kiuBerlivhon  Werbung  an  die  rboinisclicu  Kiufürstori;  di<>s«Iho  ist  Klyicher 
stalt  auch  an  Hraiidäcburg  und  ihn  gekninmMi;  da  aus  ihr  zu  erwhen, 
auf  dem  I-teichstog  auch  vom  C'oncil  und  den  abscheidiclien  Serien  und 
genxlet  werden  soll,  ^niit  Vermeidung,  da'^s  derluülH3u  alli*  !k-biedli€h«i> 
Wendung  mit  boi<iortlieil  gt.-meinem  mth  und  zuthun  (drzun<>liinen  Toonöche^^ 
bittet  Ol'  den  Ijmdgiufcn  um  sein  Bedenken,  üb  dauiit  nicht  die  zwin^ 
und  «dvinische  Lehre  vom  Nachtuiahl  gemeint  soi,  und  was  er  von  der 
hohen  S^rrüttuDg  halte ,  die  damuä  erfolgen  kömie ,  wenn  mau  Solches  auf  detä  ' 
ReioliBtag  vomdime.  —  Phil,  an  Aug.  Friedewidd  d,  3.  Aug.:  Hat  <üo  .Suppli- 
cation  der  B(i2  Uemeinden  in  KmiikTt^ieh  sachvei'8ländig>(^n  Th^rJog^n  nir  l'ebiT- 
seizung  gegebea  und  wird  sie  ik'in  Kurfürstim  zusenden;  will  ihm  alsdaun  nnt- 
thflilen  was  seiner  lUcinung  luu^li  ku  thun,  wenn  die  cälviiuscbe  T^ehre,  be«audi*n 
im  Artikel  vom  Abimdmahl,  auf  dem  Reichstage  zur  äprtuiht'  kommt  t)a  vuo 
zwei  Künsten  des  Itcichs  der  Schickung  imeh  Frankreich  hall>or  mehnnaLs  bei 
ihm  Arsiicbung  gi'schehe-n ,  gieht  er  ihm  abermals  zu  bedenken,  doss  man  zur 
Ehre  Gottes  und  Weitening  seines  Namens  über  den  einen  Artikel,  in  d«Ji 
die  Christen  in  Knmkreioh  mit  dun  DeutKcheu  dicht  übereinstimmen,  billig  hin- 
wegsehen müKse.  —  Aug.  an  PhU.  Torgau  d.  9.  Aug.  Hat  diri  Supiilic^atifin  ntitl 
Oonfeaaiiin  der  fmujiiisisfhen  Kirchen  jetzt  sidlist  ülnu'sotzeii  La5a<on  und  fc-hi'il 
sie  dem  Landgrafen.  Findet,  da.ss  sie  nicht  allein  im  Artikel  vom  Naohtmatil 
sondern  auch  in  dem  von  dt-r  Vonselmug  Oottos  imd  andern  nicht  mit  der  di'ui- 
sohon  Lehrü  übereinHtimmt  Zu  dor  Schickung  nach  Franktvich  kann  «ir  öoli 
jetzt  um  8<i  weniger  vRrstehi(»n,  da  er  aus  den  Schi-eiUen  eiiu-s  fraiizÖSttscht^ 
Gelehrten  (llotomau?)  und  eines  »einer  Diener  (Langiwt)  abniaimt,  dass  l>io. 
welch»)  in  hVankreii-h  Neu«»i-uiig  in  di^r  lieügion  viiniohmtiu,  tUL^ht  leiden  küu- 
nen,  daas  die  Schirkung  auf  die  A.  C.  gt-nchtet  werde;  fonior  halt  d«r  Henw^ 
von  "Württemberg  für  nothwondig,  <ins8  der  König,  seine  Mutttr  und  Kavnn* 
durch  die  Oosandtschoft  vor  des  Calvini  Lehr  verwarnt  worden;  in  gleichtun 
Sinn  haben  sich  die  Herzoge  von  Sachsen  August  gogonübor  vernehmen  hti»ra- 
Darau»  wird  der  Umdgraf  aKiiebuiHir,  was  für  Xuta  und  Knu-ht  vim  ditisor  trt«- 
sandlHtdiaft  zu  (^rlioffnii,  und  ub  »sie  ülicrli9iu|it  Denen  in  Knink reich  zu  Oell2ien 
gcfli-hohrn  würde.   (Sfimmtlich  Hs.)    Vgl.  Kugler  U.  p.  207/Ö  Note  24 


P 


Achter  Altäcluiitt. 


309 


Her/<»ge  von  Suchsen  erklärten,  dass  sie  an  einer  solchen  nur 
dann  Theil  nohmon  wtirdün,  wenn  «io  vor  deü  Öecten  imd  Cor- 
niptolon  wumc;  dt^oi  entsprechend  warnten  sie  selbst  den  König 
von  Navarra  in  ihrer  Antwort  vor  der  verdammten  xwinglischen 
Ketzerei.  "  Des^'leichen  erkläili^n  der  Kurfürst  von  Brandenburg!:, 
Markjp^  Hans  und  Ptalzgraf  Wolfj^'ang  —  wir  wisöeu  nicht,  ob 
gleich  auf  die  Werbung  Hotomanu  hin  oder  erst  im  Lauf  der 
Verhandlung:  sii?  würdfm  sich  nur  unter  dor  Bedingung  beüioili- 
gCD,  daäs  man  die  Häupter  in  FrankreiL'ii  auf  diu  augäbtirgisehe 
ConfesBion  verweise  und  sie  ermahne,  sieh  der  Lehre  de^i  ZwingU 
und  Calvin  zu  enthalten.** 

Ohne  alle  diese  tlirsten  wäre  die  Gesandtschaft  noch  zu 
Stande  gekommen,  hätte  nur  wenigstens  der  Herzog  van  Würt- 
temberg mit  Kurfürst  Friedrich  und  dem  Landgrafon  zusammen- 
gehalten. Aber  auch  Christoph  hatte,  gleichwie  der  Freund,  mit 
dem  er  Alle«  zuerst  berieth,  Pfalzgraf  Wolfgaug,  sich  schon  bereit 
gemacht,  Jobann  Friedrich  von  Sachsen  und  den  niederdeutschen 
Abendmahlszcloten  neuerdings  den  Beweis  seiner  Rechtgläubigkeit 
zu  erbringen,'*^  und  eben  vun  dit-sem  Zeitpunkt  an  beginnt  seine 
Kirchenpolitik  jede  tiemeiniit'haft  mit  dem  Protestantismus  der 
schweizerisch-französischen  Richtung  zu  vorleugnen.  Er  hatte 
schon  Vor  dem  Eintrefl'on  Hntoniuns,  als  Limdgrui'  Philipp  die 
(.■esandtschaft  an  Navarra  voi-schlug,  mit  Eifer  zugestimmt,  selbst 
für  den  Fall,  dass  Kurfürst  August  sich  ausschliossa;  auch  auf 
Navarras  Bitte  um  eine  Botschaft  an  die  Königin-Muttor  ging  or 
sofort  ein.*"  aber  von  vomlien.'in  gedachte  er  «iurch  solches  Vor- 
gellen  nicht  den  fnin/osisclmn  Calvinisuiiis  /.ii  tmterMtützen ,  wie 
ej*  war,  sondern  vielmehr  die  Reformation  jenseit  des  Rheins  in 
die  Bahnen  des  Luthcrthums  herüberziilcukcii.  Kurz  nach  Uoto- 
mans  Anwesenheit  fertigte  er  seinen  Kiith  Melchior  von  Salhau- 
sen  an  Navarra  ab,  um  Dit^sem  eine  baldige  Gesainllstthaft  der 
deutschen  Fürston  anzumelden,  aber  auch,  ihn  vor  der  schwei- 
zerischen Tx*hre  zu  warnen  luid  ihm  die  augsburgische  Con- 
feesiun    und   lutherische   Bücher   zu    ernstem    Studium   zu   über- 


37)  BeiL  No.  XLL 

38)  Beil.  No.  XIATÜ. 

3i»)  Abst;hnitt  Vll,  Aoin.  155. 

40)  Kufjlor  ü,  II.  290  Note  ü\  291  Kote  8. 


310 


Actiter  Abschnitt. 


bringen.**      Auch   he^^mn   er  bald,   die  zögernden   Füraton 
zur  Ausführung  der  Gesandtschaft   zu   driingon,    abor  in   keinem 
andern  Sinn  als  um    die  augsbut^si.*he  Ctmfession    in   Krankrtiii^H 
ompfolilrm    zu    las.s(*n,    umsomt'hr    als    nun    dast^lbst   die   goistlidw 
VcrHuiiiiidung  zur  Beratliun^  der  natiuiialoii   kircliliclioii  Zustiuido 
zusammentrat.**    Es  war  oi'siohtticU,   dass   hier  mit  dem   Katho-    , 
licismus  einzij?  die  sciiweiÄerisclie  Lehre  zn  kämpfen  haben  trertUH 
eine  Einmischung  lutherischer  Stimmen  konnte  der  evaugelisehCT™ 
Sache  nur  si-haden.  weil  sie  die  Scharfe  der  (Jegensätze  im  evan- 
gelischen   Ijager    auch    hier,    wie  es    in    Deutschland    zu    Worms 
geschehen  war,  öffentlich  kliirstelten  und  den  frauzösischen  Katho- 
liken zeigen  musste,  wie  wenig  das  Hugenottenthum  von  Deutsch- 
land Unterstützung  zu  hoffen  habe.    Die  französischen  Pn)lestuiiteu 
durften  daher  diese  Kinmls<dnuig  nicht  dulden:  am  iillerweni^8ta^| 
aber  war  zu  hnfffen.  djuss  bei  ifinen  da.s  Lutht^rthutn  Kingang  tind^^ 
würde.     Hierin   sahen   der   Kurfürst   vun   Sachsen    und   auf  Hoto- 
mans Rericht  hin  auch  Ijandgraf  Philipp  und  Friedrich  vun  Pfalz 
völlig  klar.     Hotoman   niimlii'h  sclirieb,  als  er  den    Bescheid   der 
Herzoge  von  Sachsen   erhalten  hutto,  in  höchster  Verlegenheit  an 
jene  Beiden:  es  wünle  besser  sein,  das  ganze  Project  fallen  zu 
lassen,  als  die  lutherische  Tendenz  iii  der  Gesandtschaft  zu  <lv^| 
den.*^    In  fleniselbcn  Sinn  wurden  die  Fürsten  von  weiteren  hug^^ 
nottischen  Agenten  sollicitirt     Demnach  widersetzten  der  Ijandgraf 
und  Kurfürst  Friedrich   sich  der  Foixlerung  Christophs;    die  Fo 
war,  dass  der  Kitbr  desselben  schnell  erkaltete  und  die  Corresr 
denz  über  die  (-iesandfcschnft  sich  fruchtlns  hinschleppte.** 

Kbenso   wiciitig   als    die    fortschreitende    Ahschliessung 
erstarrenden    Luthertluims    wurde    für   die    deutsch  -  fntnzösisciid 
Beziehungen,   dass   ausser  dem   Landgrafen   alle  Fürsten  sich  do 
ErkennlnihS   verschlossen,  es  sei,   um  auf  die   fraiiztisi schon  V<>r- 
h&ltnisse  erfblgreich  einzuwirken,  mehr  nöthig  als  guter  Rath.    Rs 
handelte  sich   in  Frankn-ich  ebensosehr  ntii  den  Kampf  der  Mäohtf 
als  um  den  der  Meinimgen,  und  dit:  Gestallung  der  Machtverhält- 
nisse war  für  die  nächste  Zukunft  vornehmlich   darum   entschei- 


41)  hwtnictiüu  büi  ÖatÜer  IV  Beil.  p.  172.    Dtr  Niimo  de«  tiorl 
gßDftiintan  (iesandtau  bt'i  Kugler  n  ]>.  293. 

42)  K\i^\m-  II,  p.  29GJ7;  vfjl.  c,\iou  [i.  299. 

43)  Beilage  No.  XLI.   lüuckliulm  1,  p.  IÜ3. 

44)  ä.  weiter  unten. 


Achtt?r  Abschnitt. 


311 


dend,  weil  weder  die  üegeiitin  noch  Navurra  sich  ead^iilUg  zu  einer 
pTOtesUiDtiselk'n  i'olitik  ciiiticlilieäsoii  konnten,  ohne  slctier  zu  sein, 
dass  ihnen  im  Fall  des  Krieges  vom  protestontitichon  Ausland  her 
Hilfe  zu  Theil  würde.  War  :»uc*li  die  hugenottisohe  Partei  mächtig 
gewachsen,  so  hatte  dodi  der  KaUiolicisinuß  auf  die  Unterstützung 
Spanions  zu  lioffen,  und  die  Kvangelitiicheu  »taudt^n  im  Nachtheü, 
wenn  sie  auf  ihre  eigenen  Machtmittid  angewiesen  blieben.  Dem 
Bürgerkrieg  aljer  koiinti!  Frankreich  ?;chon  damals  nit.'ht  mehr  ent- 
rinnen. I^andgraf  Philipp,  dem  für  diu  Beurtheilung  dieser  Ver- 
hältnisse reiehuiH'  Erfüll  mögen  7U  Gebot  standen,  als  irgend  einem 
*ler  mitlobonik'ü  Fürsten,  Iwttc  davon  *nn  richtiges  Vorgefühl,  und 
er,  der  Schwertheld  (k't  deutä^'lien  Iteformation,  hielt  es  für  ein 
gutes  Werk,  ilie  Unterdrückung  de«  Evangeliimis  mit  dem  Schwert 
abzuwehren. "  Es  ist  oben  erwiUmt,  dass  er  sclion  im  April  den 
Wiinwii  aiJKspmch,  man  nifigti  den  Hiigoiiotten  im  Kall  des  Kriegs 
V'ortheidigungsniittul  zukommen  lassen.*''  Kiirlürst  Kriedridi  war 
ganz  andei-er  Meinung.  Wir  kennen  die  Antwort  nicht,  welche 
er  auf  den  Vonsrhlag  des  Landgrafen  gab;  doch  läest  sich  auf  die- 
selbe aus  den  Anschauungen  scliliessou,  die  er  um  diese  Zeit  in 
einem  Brief  au  den  Admiral  Coügny  niederlegte.  Derselbe  hatte 
sich  mit  andern  Häuptern  der  Evangelischen  durch  Ludwig  von 
Bar,  einen  Hugenotten,  der  schon  langen^  /^eit  in  Heidelberg  lebte, 
sobriftlicii  an  den  Kurfüi-sten  gewandt,  sei  es  in  .Sachen  der  be- 
gehrten üesandtschatt,  sei  es  mit  der  Bitte  um  Hilfe  im  Fall  des 
Krieges.  FriedrichK  Antwiti-t'^  führt  lülon  Kmciles  aus:  mau  dürfe 
den  Schutz  der  Religion  nicht  in  den  Wafl'en  suchen,  sondern 
miisäe  ihn  allein  von  Uott  erwarten;  rückblickend  auf  die  deutsche 
Geschichte  tadelt  sie  die  Stiftung  dos  seh malkal diseben  Bundes 
als  unzeitig,  weil  sie  die  (tründung  eines  (Jt^enbündnisses  pro- 
vocirt  habe;  sie  stellt  dar.  wie  di-r  Keligiuuskrieg  in  Deutschland 
dem  Evangelium  nur  Schaden  gebmcht,  gerade  als  hätte  ohne  die 
bewaffnete  Abwehr  der  Protestanten  das  Evangelium  in  Deutsch- 
land zu  jener  Zeit  nicht  längst  ausgerottet  sein  müssen.  Kndlicb 
werden  die  Hugenotten  eraiahnt,  nicht  wie  die  Israeliten  und 
Aegypter  auf  die  Rosse  und  Pfeile  der  Assyrer  zu  bauen,  und 
somit  angedeutet,  dann  sie  keine  Hilfe  beim  Ausland  suchen  sollen. 


45)  8.  Beil.  LVUl 

46)  Oben  i>.  296/7. 

47)  Friedrich  IQ.  an  Coligoy,  Heidelberg  d.  23.  Mai.  K!uckli.  I,  p.  178. 


312 


Achter  Absdiuitt 


I 


Ebensowenig  lag  eine  UntciNtüfzuiij^  der  Hngenütten  mit  nSm 
Schwort  im  Sinn  Hor/og  Christr)phs.  Ks  ist  or/ahlt  worden,  we); 
eben  boKondern  Auftrug  Hotonian  an  Christoph  braobto,  und 
bald  darauf  Küiamiol  Tremcllio  ihm  die  Coiifikleration  zwisc 
den  Hugenotten  und  dcut,scliün  Protestanten  im  Namen  Navan 
antrug.***  Wir  könnüii  nicht  abnehmen,  was  Navarra  und  die 
SeinigTLui  bewtjg,  »ich  mit  diesem  Begehren  (j:erade  an  Herzog 
Christoph  /u  wenden,  wenn  es  nicht  etwa  die  alto  liekanntsr-haft 
Naiarras  mit  dem  Herzog  und  der  ehemalige  Aufenthalt  des  Letz- 
teren am  französigchen  Hof  war.  Jedenfalls  kamen  sie  nicht  an 
den  Rechten.  Die  Instruction  i^alhauscns,  den  Christoph  gleich 
nach  der  Anwesenlieit  Hotomans  an  Navarra  sandte,  tiberKeht  die 
Bitte  um  Unterstützung,^^  der  Äntrajf  Tremellios  wurde  abgelehnt 
und  keinem  der  andern  Füreten  niitgetheilL*'^  Der  Herzog  be- 
fragte Brenz  über  die  Antwort,  welehe  er  zu  iroben  habe.  Bas 
Outachten  desselben  deducirt  aus  der  religiönen  Haltunpr  dee  Kai- 
sers, dass  ein  Bluidniss  zu  Gimsten  der  ovangelischoo  Religion 
Empörung  gegen  den  Kaiser  sei,  und  weLst  darauf  hin,  daa? 
üottes  Wort  solche  Eniptirungen  verbiete  und  daiw  sie  erfabrungs- 
gemäss  unglücklich  abliefen  —  also  auch  hier  die  Anschauung, 
dass  der  Widerstand  der  Protestanten  gegen  Karl  den  Fnnften 
unrecht  und  verfehlt  gewesen  —  ;  ausserdem  aber  erinnert  os,  dass 
Navarras  Glaubensstellung  noch  nicht  genügend  bekannt  sei,  und 
dass  er  sich  darum,  namentlich  im  Artikel  vom  Nachtmahl,  ersi 
erklären  müsse,  bevor  man  mit  ihm  über  nundesangelf^nhoiten 
verhandeln  könne.  Die  Käthe  Christophs  in  ihrem  (lUtachtt-n 
widerriethen  die  Confoderatton  vornehmlich  danim,  weil  von  iiir 
die  Ungnade  des  Kaisers  zu  erwarten  sei.  Cbristuph  antwortete 
dem  König  von  Navtirr«,  wenn  F^inguot.  der  in  Paris  lebte,  reolit 
berichtet  war;  ein  Binndniss  könne  nur  bei  vollkommener  Uebcr- 
einstimmung  in  (Slaubenssachen  geschlossen  werden.*^ 


48)  Oben  i>.303. 
49j  SaHlpr  IV  BpU..  |k  172  ff. 
.'iO)  Klu.'kh.  I.  |L  im.    KiiglLT  U,  II.  2ttl,  292. 
.^Ij  SnttJcr  IV  Beil.,  i>.  I7y.  —  Kugler  11,  |i.  2'JI.  Note. 
No.  51:  giüter  plaue  («nsentiöntes.** 


I 


Aditer  Ab^hnitL 


313 


Die  Xation,  welcher  dieses  Durcheinander  von  piten  Wün- 
schen, Thatlösigkoit  uud  zweckwidrigem  Handeln  palt,  rüstete  sich 
inzwischen  zum  Hauptkanipf  um  die  Gesetzgebung  vor  dem  Kampf 
der  Waffen.  Man  stand  am  Vorabend  der  Prälaten  Versammlung, 
welche  versuchen  .sollte,  die  Wunden  di^r  iVanzösiselien  Kirt^he  zu 
boiten;  mit  ihr  zugleich  sollten  ilie  vertagten  Geueralstünde  neu 
eröffnet  werden.  Xun  war  dui-ch  die  zweideutige  Haltung  der 
Begierung  und  die  Ungleichheit  der  Justiz  der  rechtliche  Stand- 
punkt dos  Staats  zur  reU^ösen  Neuerung  unklar  geworden;  boido 
Parteien  drängten,  jede  in  ihrem  Sinn,  auf  Reform  der  Gesetz- 
gebung; die  Protestanten  kamen  Anfang  Juni  unter  IJeberreichung 
ihrer  Confession  um  die  Erlaubnis«  öflfentliehen  Gottesdienstes  etn. 
Man  durfte,  schien  es,  die  beiden  Vei-sanimlungen  nicht  eröffnen, 
ohne  zuvor  dem  Anschwellen  der  allgemeinen  Oähning  wenigstens 
durch  eine  pntvisorische  Massregel  Kchnmkon  zu  setzen.  Es  wurde 
einer  grt^ssen  Versammlung,  gebildet  aus  dum  Parlament  von  Paris, 
dem  gcBammten  Staatsratii.  den  Gross  würden  trägem  der  Krone  und 
den  Prinzen  von  Geblüt,  die  Krage,  vorgelegt:  ob  die  bestehende 
Gesetzgebung  beizubehalten?  zu  mildem  oder  zu  verschärfen?  oder 
endlich  dun^h  eine  ganz  neue*  zu  crsetzpu  sei.  Man  herieth  vom 
23.  Juni  bis  ztun  H.  Juli.  Fast  die  Hälfte  aller  Anwesenden  ver- 
langte Religionsfreiheit  bis  auf  den  Spruch  eines  allgemeinen  Con- 
cils;  die  katholische  Seite  der  Versammlung,  welche  den  alten 
Rigorismus  durch  unzweiileutigo  Bestimmungen  erneuern  oder 
doch  nur  eine  Mihlnrung  der  Strafe  für  einfache  Ketzerei  zulasisen 
wollte,  hatte  endlich  bei  einer  Zahl  von  140  oder  mehr  bernthen- 
den  Mitgliedern  eine  Mehrheit  von  nur  wenigen  Stimmen.  Die 
Meinungen  stit^sen  heftig  aufeinander:  der  spanisdie  (Gesandte  lieh, 
wie  immer,  dtn  Kathschlägen  4ler  Orthodoxie  seine  Unterstützung. 
Die  Regierung  hielt  an  sich:  nach  dem  Srhluss  der  Ve^s^ftmralung 
vergingen  noch  einige  Wochen  ohne  Kntscheidung.  ^- 


52)  Das  ,.[oli-E'lict*  wurde  zwar  vom  II.  Juli,  dem  Schlussta^-  der  Be- 
ratfaiUf^D,  tiatirt,  wunio  oliyr  nrat  am  30.  .lull  dyiii  Parlami'ut  zur  Hoj,Tstrirang 
phtsontirt;  düt  Iwgl^itionden  Hriefe  des  Königs  und  dor  Köai^- Mutter  waren  vom 
29.  -Tuli.  (liuunbort,  rocueil  des  ancionn««  loir*  ft-anvaisL-s  tom.  XIV  (Paris  1829) 
p.  109  ff.  Moni,  dy  CoDd6  I,  p.  42;  ü,  p.  -10«^«.)  Die  DtirstoUmig  der  Huge- 
Düttuu  von  dur  Entiitekuui;  des  Edicts  in  Heil.  XI-VT  ist  also  cIirnnol(igi.sRh 
nicht  uumii^ich.  Vgl.  Soldao  1,  p.  427  fT.  Martin  IX,  p.  S4/5.  de  tiuble  Hl, 
p.  100—103. 


314 


Achter  AtschnitL 


Im  Zeitraum  dieser  Bcrathnnp»n  nnd  dpm  darauf  fnln;ende? 
der  Erwägung  tnilV'ii  bi'irii  Ki'mijj  von  Navarni  tlio  N«t'hrir'ht*»D 
seiner  Agenten  in  Bcutscliland,  die  Antworten  der  deutsclicn  KüiS 
8ten  ein.  Knde  Juni  und  Anfang  Jidi  erhielt  er  die  tuüioriäcliea 
Ermahnungen,  welflie  Mtdchiur  von  Sathausen  iin  Namen  Herweg 
Christophs  üborhi-aclit^^  '^  flio  ttböchliigigo  Antwort  auf  seinen 
Bündiiissantrai,'-;^'  MiiUn  d**8  Juli  oder  wenig  spiitor  miissea  auch 
die  Ennalifiunf^u  der  HiMy,ogi>  und  dos  Kurfürst(Mi  von  Sach 
eingelaufen  sein;''"'  seiir  möglieh  endlich,  da-ss  l*la!/,^'raf"  "VVolfgang 
der  Xurflirst  von  Hramli^nhurg  und  Andere  auf  üutomans  We 
bung  hin  sich  ühnlirti  vornehmen  Uesseii,  wie  Herzog  Christoph' 
und  die  sächsischen  Fürfiten,  oder  Zuschriften  ähnlichen  Inhalt 
an  Navarra  richteten.*'* 

Das  Zusanuuen treffen  des  Beginns  der  Kntfichei^iuiigszeit  14 
Frankreich  mit  den  Misserfolfjen,  welche  Navarra  in  Deut 
land  erntoto  ist  nit-ht  zu  übersehen,  denn  eine  liejho  von  Tfaafe 
suchen  erwecken  den  Anschein,  als  dntire  aus  eben  die^a  Wodien 
die  Wendung,  welche  Navarra  allmählich  in  das  l>ager  des  Ka- 
tholizismus ftlhi-te.  Allerdings  wirkten,  sofern  'dies  zutrifft,  dazu 
auch  andere  Motive  mit,  als  die  Zurückhaltimg  der  deutscheu 
Lutheraner  gegenüber  der  calvinischen  Refornibewegung.  Als 
Navarra  sich  mit  den  evangelischen  Nachbarn  in  Verbindung 
setzte,  war  wohl  sein  Wunsch,  sich  einen  Weg  zu  bahnen,  um 
auch  ohne  gutwilliges  Nachgeben  Spaniens  die  Ziele  seiner  Hau9- 


53)  Die  Inntnic-tion  Salhaii*ens  (&itil.T  IV  Beil.  p.  172  ff.)  dfttir 
12.  Jujii.  tjuipiiMl,  sr/hreiM  am  13.  .Iiili  (An-ntia  II  Xit.  4i)]:  ,T»»ix  Vir 
gensis  DU[iur  mi^it  ail  rnnvm  Navarrau  lon^am  dispiLtatiüiitiin  de  (Jovoa  Domim 
Videtur  mihi  valdo  intmipmliviim  u^e  nutvero  tales  contnivcrHiaiA,  v\xm  n^ 
siiit  hie  aiUnt  peilurliatit?,  et  vix  luihiic  hit;  ngi?nt  primas  radici-s  Kvattp^iuin. 
Qiianivt.s  fnutra  liibcm-t  VirteniV-figeiihi!'  in  asst^rmwla  Drentii  nlmiuitate,  (\\tm 
noD  solum  oostri,  sl'J  ptiniii  SorimuLstiiL'  improhnnt." 

54)  OipHciIhe  datirt  vom  17.  Juni;  a.  Kiunkhnhn  I,  p.  190,  Note;  Koglor 
E,  p.  291  Note. 

55)  V^.  die  Cbmtiologie  ddr  Rei»e  Uotoinaiis  obtm  Äum.  23  nnd  bei 
Daraste  p.  31  (liu-scllist  ist  im  Tuxt  Zeile  5  vuii  iint*?ii  die  NoIünzifftT  2  in  3  la 
verbessern)  nowie  HMtinnaos  Suhruibüii  vom  12.  Juli  (Beil.  XU).  Au^imt  roa 
SachsDn  hatto  auch  schon  LnngiiBt  *ini?n  Brief  an  Navarra  tnitget^eben  (8.  Ang. 
an  Fhih  Torgau  d.  1.  Jiuit  in  Anni.  3C),  der  nach  Arcann  lib.  11.  p.  119  berails 
am  30.  Jmü  üburreicht  wurde. 

5ti)  Tgl.  BeiL  No.  XLVm,  p.  303,  Anm.  23. 


Achter  AlMichiiitt 


315 


poühic  orreichon  zu  könncD;  er  hatte  nbor  diinitn  n'wht  untcrlHsson, 
fort  und  fort  zu  vorsuchen,  was  bui  Spjmion  etwa  noch  iiuf  diplo- 
matischem Weg:©  /u  errbinhen  sei.  Dabei  orfreute  ei  «ioh  eifriger 
UnteretüUun^  von  Seiten  der  Ke^utln.  üin  Xavana  in  seiner 
&«i willigen  Unterordnung;  zu  erhalten^  um  ihn  we^ier  an  die  pui- 
siHcbo  Partei  noch  an  das  Huponuttenthum  zu  verlien'n,  machte 
Katharina  sich  KPit  dem  Beginn  der  neuen  Regierung,  vornehm- 
lich aber,  seit  sie  Nnvarni  zum  (jenenilstatthult(;r  Imttf  erheben 
müssen,  zur  Fürs prec herin  dur  AlbreLsclic;n  KrbnH'hte  bei  Spanien; 
sie  erreichte  dadurch,  dass  er  auf  die  selbststündige  Ausübung 
seiner  neuerworbonen  Kegierungsrechte  bis  auf  Weiteres  verzich- 
tete »md  ihrer  rolitib  nirgends  öffcntlidi  in  den  Weg  trat.  Die 
Curie,  günstig  göstimmt  thnrh  dl«  (resandLsrhaft  dos  Ikm  l'eriro 
d'Älbret,  hielt  ftlr  gut,  die  katliolisclio  Hiilfle  Navarras  durch  Er- 
rauthigungen  zu  bestärken;  nur  Spanien  hielt  bis  in  den  Anfang 
des  Sommers  eine  schroff  ablehnende  Haltung  ein.  Dm  dieselbe 
Zeit  Dim,  als  Navarra  Hotoman  imd  Tremellio  in's  Reich  ab- 
fertigte, entsandte  er  auch  nach  Spanien  einen  Agenten,  der,  zwar 
ohne  officiotk'n  Auftrag,  densulbfn  Zweck  verfolgte,  als  .Teno  in 
Deutschland:  den  Boden  zu  untersufhen. *" 

INun  hatten  sich  am  Pariser  Hof  Gerüchte  von  Verbindungen 
arras  mit  den  Fürsten  der  A.C.  verbreitet,  noch  ehe  solche 
nüich  angeknüpft  waren,  und  die  Berichte  der  auswärtigen 
Agenten  in  Paris  zeigen,  dass  man  sich  darüber  Dinge  erzählte, 
welche  weit  Aber  Alles  hinausgingen,  was  Navarra  und  die  deutr 
sehen  Fürefen  nachmals  wirklich  miteinander  verhandelten.^**  Es  ist 
nicht  unmüglicii,  dass  diese  Erziililuiigen,  durch  die  Feder  Chanton- 
nay's  übermittelt,  in  Spanien  Cdanben  fanden  und  das  dortige  Ka- 
binet bestimmten,  den  Forderungen  Xavarras  wenigstens  änsser- 
lich  etwas  entgegen  zu  kommen.  Der  spanische  Gesandte  in  Paris 
erhielt  Bttfehl,  Navarra  anz^ideuten,  dass.  wenn  er  sich  einer 
überzeugend  katholLschen  Haltung  befleissige,  König  Pliilipp  wohl 
geneigt  sein  würde  ihn  zu  befriedigen;  d^T  vorgenannte  Agent 
eriüelt  in  Spanien  vun  Personen,  die  dem  König  nalie  standen, 
allerlei   gute  Worte, *'  sodass  Navarra   versucht  werden   konnte, 


57)  De  Ruhle  III,  p.  279. 

58)  Aom.  58  s.  am  SrrhliLss  dßs  Abschnitts. 
39)  Du  RuWu  m,  p,  27(3/7. 


I 


316 


Aiiiter  Abscbnitt 


nouo  Hüflnungcn   auf  dio 


ho  VorhandhuijG:  mit  Philipp 


Zweiten  zu  soty,t'n.  AiK'ii  diese  Wendung  fallt,  wie  das  Kintreffen^ 
der  Enttäuschungen  ans  Deutschland,  etwa  in  den  Zeitraum  delH 
Erwäg:ungon  über  eine  provisorische  Refonn  der  Gesetzgebung  Tor 
der  gallikanischon  Synode.  NHch  protestantischen  MitÜieiluugen, 
welche  für  dio  deutschen  I'^rstcn  boätimmt  waren,  b&tte  nun  Na- 
varra  in  dieser  und  der  niü^hstfolgtmden  Zeit  bei  der  Rt^ntin 
noch  viul  zu  Gunsten  des  Prutcstaulismus  gotlian.^''  und  jedenfallü 
ist  walir,  dass  er  sich  unter  persönlicher  Mühwaltung  befliss,  oal- 
riniscbe  Oeisüiche  in  die  Berathungen  der  Protestantenvorsamra- 
lung  KU  ziehen;  aber  hierin  hnndelto  er  im  Ein  vorstund  niss  und 
auf  VerabredunjE:  mit  der  Königin -Mutter,  als  deren  ergebener 
Diener  er  alleiitlialben  gelten  wtdlt*3,  KodaHs  er  gegen  eigene  Ve-r- 
antwortung  gedeckt  war;*'  und  manches  Andere,  was  wir  voi^l 
ihm  wissen,  berechtigt  eher  zu  verniuthen.  dass  die  Neigung, 
seine  Sache  auf  den  Erfolg  des  Protestantisnuiö  zu  stellen,  ihm 
eben  damals  wieder  zu  schwinden  begann.  In  den  Borathungen 
vom  Ende  Juni  und  Anfang  Juli,  als  f^  sich  um  Froigebung  and 
strenges  Verbt)t  des  protei>tjtnti.*H*hen  (Jultiis  handelte,  soll  er  sich 
zweideutig,  eher  katholisch  als  protestantisch ,  gehalten  haben.  ^^ 
Es  ist  das  wohl  glauhlicli,  denn  es  empfingen  nicht  nur  der  katho- 
lische Vertreter  Spaniens  gleichwie  der  protestantische  der  Königin 
Elisabeth  den  Eindruck,  dass  er  im  Juni  so  energisch  als  Protestant 
auffrat,  wie  nie  zuvor,  im  Juli  hingegen  sich  wieder  vom  Prote- 
stantismus zurückzog;*'^  er  ging  auch  in  letzterem  Monat  emstlicb 
mit  dem  Gedanken  um,  wnen  (resandten  mit  otliciellem  Äoftraj? 
au  den  spanischtsn  Hof  zu  entsenden,  wnlclier,  wollte  er  etwiis 
erreichen,  doch  wohl  bündige  Zusicherungen  über  Navurras  reli- 
giöse Haltimg  hätte  geben  mtisscni;  die  Abfnitigung  unt(*rblieb  onrf* 
lieh  nur,  weil  *ler  günstige  Augunhlick  noch  nicht  gt^-komrain 
schien.  ^^  Audi  hnrtß  Navarra  auf,  die  deutsche  lotercGs^don  bei 
der  Königin -Mutter,  welche  er  selbst  angeregt,  weiter  zu  betrei- 


60)  Beil.  Nf>.  XUU,  XIJV,  XI VI. 

61)  Baum,    Anhang  zu   Th.  U,    p.  35,  36/37,  30.    Corp.  rof.   XLVI, 
No.  3451,  3477,  3483. 

62)  r>e  Kuble  in  p.  102. 

63)  Iliid.  p.  131/2.    Zn  be&cbteu  sind  die  Citale  aus  den  state 
(1561/2  No.  265  (13)  imd  307). 

64)  I>ü  RuWo  m  p.  278  ff. 


Achter  Abschnitt 


317 


id  Hess  die  Correspoiidonz  mit  dfii  doutsflien  Filrstmi  fast 
etusclilafen ;  ao  seine  Stelle  ti'at  in  den  Vorhandliingen  mit  Jenen 
jetzt  der  Prinz  Cundö.""  Immerhin  bleibt  nun  diese  Xeil,  wie  in 
den  folgenden  ]Vfonat<*n  Navarras  pLilitik  noch  immer  unentecLie- 
den,  seine  äusserliche  Haltung  und  seine  Massrepeln  vieldeutig; 
map  er  sich  in  den  Bahnen  der  Vemiittlungspurtei  bewegen,  sich 
katlioUsch  oder  protestantisch  geben,  nacli  dieser  oder  jener  Seite 
hin  Entgegenkommen  zoi^on.  immer  bleibt  zweifelhaft,  wieweit  bei 
Alledem  iiuHserlidu!  Deferenz  pegen  die  Dipliimatio  der  Königin - 
Mutter  oder  eigene  I^olitik,  die  HoiVnung,  die  Bewilligung  seiner 
Forderungen  von  Spauien  zu  orkuufon,  oder  der  blosse  Wunsch, 
nicht  voreilig  mit  dem  KatJuilizismus  zu  brechen,  die  Neigung, 
sich  dem  Protestantismus  in  ilie  Anne  zu  werfen^  oder  die  Ab- 
sicht, auf  Spanien  einen  Druek  auszuüben,  betbeiligt  sind.*'^  Es 
läset  sich  danuu  auch  wolil  nicht  mit  Sicherheit  sagen,  Navarra 
habe  sich  schun  ün  Juli  auf  dem  Rückweg  ins  katholische  Lagor 
befunden,  und  der  Misserfolg  seiner  Sendung  an  die  deutschen 
Fürsten  habe  zu  dieser  Wendung  mitgewirkt;  nur  dass  im  Lauf 
<ier  Zeit  die  fortdauernd  abstossende  Haltung  des  dt-utsehen  Pro- 
iestantismus  nicht  olme  Eiutluss  blieb;  dass  sie  einen  Theil  der 
Schuld  trug,  wenn  es  um  die?  Wende  des  Jalires  den  Verlückuugeu 
der  spanischen  und  päpstlichen  Politik  gelang,  NavaiTa  endgültig 
hinüberziehen,  bleibt  doch  waliracheinlich. 

Es  ist  hier  endlich  noch  einer  alten  Ucborliefcrung  zu  ge- 
denken, nach  welcher  Navarra  in  jenen  Sommermonaten  wirklich 
auf  den  Gedanken  verfallen  wäre,  das  Hoil  Frankreichs  und  seiner 
Hauspülitik  sei  in  der  Einfiilirung  der  augsburgischen  Coufessiou 
zu  finden.  Es  fehlt  dif^ser  Erzälilung  nicht  an  äusseren  Anhalts- 
punkten, und  dürfte  man  es  als  sicher  betrachten,  dass  Navarra 
im  Ernst  solche  Gedanken  gehegt,  so  wäre  die  Thatsache  wenig- 
stens zum  Theil  auf  die  Politik  der  deutschen  Fürsten  zurückzu- 
führen.    Aber  die   innere  Glaubwürdigkeit   der  Tradition   unter- 


85)  DiitcD  Anm.  82,  83.  Coiide  hnttt?  Dach  seioer  EDtlassung  aus  dor 
Haft  (oben  p.  179/80)  eiiii^  Zeit  utiSHeduilb  des  Hofeü  xu^brauht  uud  al&daaD 
beim  consml  darchges^t,  tlsas  sein  I'rozess  vum  E'ariser  Pju'liunejtt  aurKCiium- 
mvn  wiii-ii«.  Diu  VtirliaiidUiiiigeii  (üid^teii  tui  .)mü  mit  ).'()iiüe's  FnoHpriiokuiig. 
Erst  seit  dieser  Zelt  tritt  ur  in  Verkehr  mit  den  deutsclioQ  FMirätoii;  v^l. 
XLVI. 

UG)  Vgl  Abfloltnitt  IX,  Anni.  4. 


318 


Achli^r  Abschnitt. 


1 

cht" 


liegt  zn  grusssD  Bedcnkon,  iils  tiitss  si«'  mIiih'  Ansbmd  übernommff 
werdon  dürfte.    Es  wird  hieraul'  noch  j^itrückzukoiiimt^n  sein.''" 

Weit  festeren  Schrittes  als  der  König  von  Nuvarm  ging  da 
mala  die  Kegentin  üiren  Weg.    Der  Protestantismns  Imttc  schon 
breiton  Boden  gewonnen,  dass  sie  überzeugt  war,  man  düife  nich 
mehr  wagen,  ihm  die  Kxistenzbßrcphtigiiug  ohne  Weiteres  abzuer- 
kenneii;  sie  bedurfte  seiner  zudem  als  Rückhalt  gigen  die  Faction 
des  Triumvirats;  sie  musste  endUch  zur  Tilgung  der  krmigüchen 
Schulden  die  Hilfe  des  Olenis   wie  der  weltlichen  iStände  in  An- 
spruch nehmen   und  konnw  Geldbewilligungen  von  Jenem  nicht 
erhoffen   ohne  den   Üruck,  welchen  die  Furcht  vor  einem  kirclt^l 
liehen  Abfall  der  Kegierung  ausübte,  von  Diesen  nicht  ohne  C-on-^ 
cessionon   r.n  Gunsten   iles  Protestantismus.     Sie  eigab  sich  unter 
diesen  ITmständeu  mehr  und  mehr  der  Politik  L'Huspitals  und  der 
"Vermittlungspartei   unter  den   Prälaten.     Bei  der  di-ohenden  Hal- 
tung HpanienB  und  dem   Ausfall   der  Abstimmung   vom   11.  Juh 
wagte  sie  zwar  nicht,  dem  Prorestantismus  die  begehrte  gesetzliche 
Duldung  auch  nur  provisorisch  zu  gewähren ;  aber  auch  das  neue 
Slratgesetz  g*^geu   Ketzf*!*«!,   weicht's  sie  nunmehr  nai.^h   den   For- 
derungen der  Mehrheil  ausarbeiten  Hess,  erhielt  nur  interimistiscbe 
üfiltnng;   noch   ehe   es  erschien,    sicherte  ©in  königliches  Pateid 
(vom  25.  Juli)  jedem  Unterthan  des  Königs,   der  auf  der  Synode 
gehört    werden    wolle,    freies   Geleit   zu,    und  Katharina   traf  in 
Gemeinschaft  mit  Navarra  Vorsorge,  «m   Koryphäen   des  refor- 
mirten    Protestantismus    auch    aus   dem    Auslond    herbeizuziehen. 
Ü;»s   Kdict,    welches   alsdnnn,    fast  gleichzeitig  mit  der   Erijf&jung  ij 
der  beiden  Versanindungen,  ei-schien,  bedrohte  zwar  bis  auf  Wei- t| 
teres  die  Theiluahme  am   protestantischen  (Gottesdienst  mit   ^^^^ 
fiscation   von  Leib   i\nd   Gut'^,    die  einfache   Ketzerei   mit  Landes- 
verweisung; almr  die   Königin  selbst   sorgte  im   Geheimen   dafür, 
daB8  die  Ausführung,    welche    deu   Protestantismus   in   den   Auf- 
stimd   hiittt3  trcibeu  müssen,  unterblieb.     So  vorbereitet,  ging  sidM 
mit  allem  Ernsit  daran,  die  Beriithuugen  des  gallicanischen  Concils^ 
auf  einen  Frieden sscbluss  zwischen  den  Ketigiousparteieu  hinaus- 
zufuhreu. 


Achtrer  AWtohnitf. 


319 


Das  frjinzösisclie  R<?li^M(»nKgt.!Spriich  ki>nnte,  wie  die  FoIp;ezeit 
iMHKescn  hat,  <lio  Nation  nicht  vor  dem  Uürgerkriege  retten,  aber 
CS  hätte  sich  zu  einem  glünzondcn  morali.s(;hen  8icg  des  Protestan- 
tismus gestalten  und  DiesPin  vielleicht  tMUPO  entsflieidenden  Zu- 
wachs an  Seelenwdil  und  Macht  eiiibrlngpn  können,  waren  die 
deutschen  Ftirst»?n  alle  auf  den  We^fvn  den  Kurfürsten  Friedrich 
und  des  Landgrafen  von  Hessen  gewandelt  .Statt  dessen  wieder- 
h()lte  si(^h  hier,  was  zu  Worms  in  Dt'utsrhlftntl  g(?s<:;lit>hon  war; 
der  Zwios))u[t  zwischen  Liithfrtlmui  unrl  ivfunuirtiT  Lelire  ward 
ans  Lipht  gezerrt  und  bereitete  dem  KatJiülizisrauB,  zum  Schaden 
der  evaugelisohen  Sache,  einen  leichten  Triumph.  Dies  Meister- 
stück vüllbrachte  die  Politik  des  Hauses  Uuiso,  unterstützt  von 
dem  lutherischen  Eifer,  welcher  aeucrdings  die  doutschon  Fürsten 
ergriffen. 

Die  Guises  und  ihm  Anhänger  sahen  die  Regierungspolitik 
mehr  und  nieUr  dem  Zi"l  der  ToU-ranz,  ja  vielleicht  der  Partei- 
ualime  für  die  Reformation  entgegengehen:  sie  waren  entschlossen, 
den  Kampf  gegen  die  neue  Religion  fortzuführen,  im  Nothfall 
selbst  mit  den  Waffen;  vor  der  Hand  aber  suchten  sie  noch  im 
letzten  KamptV>  nm  din  Oesftzgobung  obzusipgen,  odf>r  was  dasselbe 
ist,  den  J*r«testantisnuis  seihst  zum  Angriff  zu  driingen.  Zudem 
musaten  sie  die  Verbindung  zwisdien  deutschem  und  französischom 
Protebtantismus,  welclie  sich  anzubahnen  schion,  durchkreuzen; 
säe  rauasten  das  Hugenottenthum  isoUren,  damit  es  im  eutscbei- 
dendeu  Augenblick  hilflus  dastehe.  Beide  Absichten  verstanden 
sie  untereinander  und  mit  iiusserlieheni  Nachgeben  die  augenblick- 
licbo  Richtung  der  licgierungspolitik  klug  zu  verbinden:  indem 
sie  scheinbar  die  Zwecke  des  anberaumten  Nationalcancils  begün- 
stigten, gelang  es  Urnen,  die  KntlVeniduug  zwischen  dem  deutschen 
und  französchen  Protestantismus  zu  vergriissera,  die  protestantische 
Sache  auf  dem  Religionsgespräche  zu  compromittiren. 

Der  Cardinal  von  Lotliringen  selbst  vertrat  im  Conseil  des 
Königs  den  Kriass  vom  25.  Juli,  welcher  den  Protestanten  freies 
Geleit  auf  das  t'oUoquium  zusicherte^  gegen  die  Stimmen  oilhodox 
Altgbiubigwr,  fingirte  eine  versöhnliche  Stimmung,  ja  ein  g:ute8 
Vorurtheil  für  das  Luthertbum  und  die  Augsburger  Confeasian," 


67)  Die  dentschoii  f  ürsten  orhioltcii  evkon  im  Joli  fi^anzösisuhe  Zt'itiingeu, 
nach  deuen  der  Cardiual  Hiuh  vfruehineu  Ueas,  er  sei  geneifct,  sieb  zur  A.  C. 


320 


Achler  Alischrntt 


nnd  SHchto  mit  seinom  Brnder,  dem  Herzog  Franz  von  Giiise: 
/usunuiien  Annälieniiig^  an  dif*  deulsolu^n  Fia-sU^n.'^**  Ein  gi'waitditir 
Agent,  Christoph  Rascalon,  Bruder  de»  kurfürstlich  pfälzisohon 
Leibiiretes,  ging  mit  Briefen  Guises  nach  Deutschland  und  be- 
reiste Knde  Juli  die  üüfe  von  Heidelberg  un<i  Stuttgart;  derselbe 
oder  ein  anderer  Uote  Luises  kam  im  Ijuiif  des  August  auch  zum 
Lamlgrafen.'''    Es  ging  ihm  das  Gerücht  voraus,  der  Oarrlinal  v 


XU  bt-lHiimni.    Pafis  er  in  dor  Tliat  AebnliolißS  verLiuten  lieSft,  ist  i^elir 
Hchäiiihcli,  fleiiii  ofTuubai'  lii<ss  uiicli  dor  Ht*nH>g  von  üuise,  soin  Hnidur,  dem  Hi 

20g  (.^in8to|ih  dui-rh  soincii  Ot'satidti^n  liasi'atoii  vi>rrrKl*-n,  dio  Köni^ti-Hui 
Navnrra  und  i^iiiig»-  vonn-hiiii'  Rütlu;  srnr^ii  gc-ncigt,  Fnuikivkh  mu;b  den  I. 
der  A.  C.  zu  refüraiiren;  damit  stirninl  vfilLkommPii  üWrein,  diws,  als  Beza 
Peter  Maityr  «um  ron('M|iiiuin  mu-li  KnmVicieh  kaiueri.  dio  aupjtnu'gische 
fesaiuu  2U1U  Ilufgiusprd'^h   gHUurdi^a  war;  cudUcb  das«  dtir  Cardiual  auf  deu 
CulIo4|uJum  solbüt  die  Mient-  anuAlim,  al»  habe  er  vun  der  A.  C.  nnd  deren 
kniiijHm  pitii>  gute  Moiitutig,  imt  so  die  äelitdd  am  Soh^iitern  des  IVi11<m|(üdi 
auf  die  rAlviiiisteti  Jibzuwrüxeii.     Vgl.  die  Aiim.  70  und  78;  die  Ht^riulite  Itoza* 
und   l'et/M-  llattyrs   vom   l'üllü'iiumn  Cc.r[)..   lof.  XLVI   No.  349Ü,  34117,  351 
3ßl7,  3535. 

68)  Die  Materuilien  für  die  DezititumgeQ  der  Guises  zu  den  deutscbea' 
FüratOD  sind  nwli  ii'u-ht  ganz  vollstiindig  tiekarmt;  auch  die  Oim>«>{K>Qdenz  duAi 
Herzogs  Kranx  von  (iuise  mit  rin-istoidi  vuii  Württemberg,  welche  besondenr. 
Wichtigkeit  licnospruebt,  wurde  bisher  noi.'h  tiie  velUtäiidig  benutzt.  Der  gm^t« 
Tlieil  ist  imnmeUr  puidiciit  in  dem  bullctin  rle  ta  soniete  de  rhis.toiiT  du  pm- 
teHfantisme  rntiivais,  Hand  24  (I87r)).  Nueh  vüllKtämliger  ist  oinü  SanunJuog, 
die  Herzog  CliriKt(i]>ti  selbst  zum  Zweck  Heiner  Kbrcurettting  unfertigen  hosn 
lYu^snlhci  enthält  in  einem  .starken  Ttaud,  wie  es  scheint,  dio  ganze  Corre- 
Mpondeoz  Christophs  mit  fJuise  und  dessen  üntorhiiadler  Ohristo|>h  Rascaloa. 
nebst  einigen  Briefen  vou  und  an  N'avarra,  sowie  eine  dio  einzelnen  Sehnft- 
Btücke  verbiudeude  Ktdalioa  über  alle  Beziehuugen  Chriatuphs  zu  den  Ooisa 
vom  Juli  1061  bis  in  den  Septonibor  15f>2.  Besoudei-s  au»nihrlicb  ist  der 
rieht  über  die  Confenüiz  zu  Zabeni.  Herzog  l'hristniili  sandtö  diesen  Band 
April  1563  au  den  Ijiiidgrafen  mit  d<-i'  Bitte  um  Ratb,  was  er  in  der 
tJinn,  soiiderüeh  ob  er  den  Bericht  dnieken  lassen  noile  (Stattgartd.  7.  April  Hs.). 
Die  Antwort  ist  nicht  erbalti-u.  Der  Bund  fmdet  siiii  zu  Marburg.  Dio  Ilrii4<d^_ 
oaa  Frankreich  sind  in  deutscher  Uebersetzung  mitgetlieilt.  die  Schreil»cn  Ciiiif^H 
stophs,  wie  es  scheint,  in  den  deuts<;hen  Originaloiit^viirfoii,  von  ilcnon  dieim^n 
buBetin  publioirten  französischen  Texte  nicht  immer  ganz  genaue  UcberwtinB- 
gen  bi.'ton.  leh  halte  mich  daher  in  der  Wiedergab«  dos  Textes  für  di«  ' 
ttiiubergixc-hen  Scbt-eilien  an  die  deutsche  Fassung. 

00)  Dio  Briefe  datireii  si'unmtlich  von  Pari»  den  2.  Juli.    Don  an  F^iediid 
s.  im  Auszuge  bei  Kluckh.  I .  p.  1H7.     I>r*h  benutzte  au-ssordem  eine 
Marburg.     Aa  dou  lAnd^^rafen  sandte  fJuise  eine  Alischrifl  dieses  Sehr 
mit  einem  Bcgh^ithrief  entspreeh enden  Inhalts;  wie  es  scheint,  solleu  in 


.^loiso^g 
!rBiS 

nd  iüH 

SacktfV 


Aohtor  AlMohnltt. 


821 


irtirinppn  habe  sich  veniolimen  lasse»,  als  sei  er  der  Miigsbnrgi- 
, Sehen  Omfoissiaii  lüclit  abj^cnoi^'t  Chamotciistiscli  ist  die  Äiif- 
iQuhme,  welcbo  diissalbo  bei  den  vei-st;!ne<lenen  Fürsten  fand.  „Wo 
'es  dieser  Pfaff  t.hiit"',  schrieb  Friedrieli  an  Christoph,  „so  ist  es  ge- 
iwlsat  luif  einen  Selmlk  getneinf  Herzuj?  CbristopJi  nber  Uatto 
I  einen  so  stiirkon  Glauben  an  die  Uoberzeugungskraft  des  wiüirou 
|Bekennmisses  als  kaiini  ein  anderer  Zeitgenosse;  er  meinte:  der 
IHcrr  könne  nnd  miy^e  wohl  noch  aus  einem  Haulo  einen  Hauluiu 
I  machen.  ***  Nun  langte  der  Bote  mit  Uuisos  Briefen  an.  Der 
I Schreiber  verthcidigte  sich  darin  g^on  die  Ausstreuungen  seiner 
I Feinde;  er  verwalirto  sifh  dagegen,  auf  Krieg  und  Unfrieden  in 
Fnmki*eicli  oder  >ujiist  irgendwo  zu  sinnen  und  erklarte:  wie  Jeder- 
mann, so  halte  anoh  er  den  ilim  vererbten  und  anerzogenen  (ilau- 
!boii  filr  wahr:  zu  einer  Reform  der  Mis«bi*äuehe  in  der  Kirche 
aber  sei  er  wohl  geneigt:  zu  einer  solchen  Kcform  und  zur  Er- 
haltung des  Friedens  in  Krankreich  erbat  er  KaMisi-hliige;  <lun.'h 
si^ini'n  odiT  seine  Bott,'n  Uiäs  er  aussenlera  um  lutherische  ße- 
kflnntnissschriften  und  theologische  Bücher  anhalten;"  ja,  sein  Bra- 
'der,  der  Cardinal  von  Lothringen,  hatte   einen  Entwurf  zur  Con- 


s^1Im>u  ilie  liugt'UuttiHcliim  A^^'oiitcn  vei'üdchti^'t  wenjüu,  ohiif  Äuftnij;  Ilorea  zn 

baoduln,  in  di^roii  Nani«in  fie  iliro  Wm-hungcn  anltriiiKoa  f.RiR  vt-natlimi  Dii'- 
gpuigvii,  deren  Njimm  uml  AutfjritiU  ah-  inisHliTaiicIu!u'  wi^  tue  Ut'bersytziinjj, 
'welohf  mir  vdrtaj*;  ilii-s  knimtii  jfuliuli  nnt;h  umtcTs  vorsinnilon  wnnlcii;  vgl, 
|dt'»   Uvwt  an  nirist/i|>li  im  luilkTi»:   oiilir«^  co  -inih  ijsi>nt  .ilpiiKPr  do  votre 

noin  i*t  onctoritt!  >'t.H«!.  Vgl.  tiuirh  Anin.  78.).  Uns  Scliroilieri  an  lÜiiistoi-li  a.  im 
ihnlißtin  1.  c.  p.  71  IT.     AussfrJom  wii-»J  viflloiiiht  wo  (TitaprccliL-nUfr  Jtricr  an 

rfaixgraf  Wnlfgaiig  niuuachmen  arin,  dn  wir  Ouise  nimlimids  in  rnrrpspondnux 
mit  domscllien  flndi^n;  vj;l.  Imlli-tin  1.  c.  p.  Sj  i2.  Rascalnns  Vomaino  riinstoph 
rrgiolit  Hich  ftit«  «l'T  Anm.  f>S  urwilbof+'n  Swnmliint,'.  —  Sattlor  IV.  p.  10r),nnd 
\mu(  Onind  dototcn  ßuldnii.  1,  \i.  448,  ii"hinon  au,  (.'hrütopk  hab^  di'.'  rorr^Hpou- 
;donz  mit  <lon  (»uiiMs  diiix-l;  oin  iSelitvLlKiii  'xlur  etm*  Itutecliaft  an  Fnuiz  von 
iGuise  ltt*gonnon.  Hionon  w<>iss  wi^jer  die  Publication  d«»  Imlletin  nouh  dip 
^^nannte  Samnibiny.  inM-ii  iljo  Instnu-tion  df-H  OcHaiidten  Solhausen,  liun-h  ^<•n 
dir*  ' 'orit.-sjiondfMi/.  arinfk!iü|ift  wor'lt'n  Süin  soll  (Sattler  IV  IJcil.  |».  17'J  ff.). 
etwa<^;  aach  Ix 'antwortet  d.is  Sclirniln^n  <!oispM  vom  2.  Juli  15(11,  woldics  aii 
der  SpiUi;  jenor  tieidmi  ZusQininoQBtcllungrtii  »toht,  kaiio  frülion^  Zusnhnft.  mlor 
^tfiohaft  Otristophs ;  ländlich  pnsst  <)ic  InholtitangabL'  bei  SatÜpr  und  folgt^ndfi 
»ucli  Siildnti  auf  da«  Scliroilwu  CliriHtiiphs  viiin  25.  .Ttüi  (s.  lmUi?tia  I.  c.  p.  73), 
Vt>I<''li'>-s  m'lii.-noits  oiiio  Antwoit  auf  iinIst'H  St-hmlmn  vom  'J.  Juli  war.  Eb 
■Kdieint  domtiai-ti  oiiio  Vonvoiliseluti};  Hiaftgufunil'cm  xu  halten. 

70)  Klaokb.  I.  p.  1.S8A 

71)  Ibid.  p.  li>l.  Antwurt  Fhilipp»*  an  Onisp  vom  20.  Aniciisl;  a.  Anm.  75. 

21 


322 


Achtor  Abflohnitt 


^ 


cordinmg   der  Relipionssuohoi»    anforti^n    lassen    und    lies«   den- 
selben  (km    Kiirturstuu  Friudrieh  uud  Hürzog  Clihstoph  au 
digen.  "* 

Der  Eratore  nun  dupchschaute  dos  Trugspiel  und  aussörte  den 
lebhafteeten  Unwillen  dimibcr;  er  hatte  den  drinpr^-ndon  Verdacht, 
dass  Kascalou  im  UelLeiiuen  niit  Worbun^eu  für  die  Guises  beauf- 
h-agt  sei;  er  verweigerte  dem  Oesandten  sein  GlaubcDsbekenntni^ 
zu  ilherantwnrten  und  vertraute  ihm  nit^ht  einrual  die  Antwort 
au,  die  er  Guise  ertlieilte. **  Aehiilifh  der  Landgraf.  Derselbe 
verrauthete,  dass  Guise  die  lutherischen  Schriften,  um  die  er  l»ai, 
nur  benutzen  wolle,  um  durch  ein  heuchleiischee  Kokettiren  mit 
dem  deutschon  ProteatAntismus  und  Aufdeckung  der  Differenzen 
zwischen  den  protestantischen  Bekenntnissen  dem  Ciüvinismus  in 
l'Vankreich  zu  schaden;"  er  gab  dem  Boten  nur  solche  Büchw 
mitj  die  zu  diesem  Zweck  nicht  verwerlhet  werden  konnten.  Seiiie 
Antwort  tasste  er  su,  dass  die  Guiscs  es  aufgaben,  ihn  fUr  ih» 
Plane  benutzen  zu  widlen.  Indem  er  bestritt,  dass  das  Haas 
Guise  bei  ihm  verleumdet  worden,  und  in  würdigem  Ton  die 
Zumuthung  zurückwies,  irgend  Jemandem  Gehör  zu  versagen, 
gab  er  auch  zu,"  dass  er  durch  Franzosen  von  den  französischec 
Zuständen  Bericht  erhalten,  auch  die  gedruckte  Vertlioidigung  g(>- 
wisser  Herren  (Condfi's)  gelesen,  so,  dass  man  zwischen  den  Zeilen 
lesen  musste;  ihm  sei  Nichts  als  die  Wahrheit  über  das  Hans 
Guise  berichtet  worden.  Ferner  wies  er  auf  die  grossp  Zalil  der 
Neuglaubigon  hin,  denen  er  unumwunden  den  Besitz  der  obrist- 
licheu  Religion  zuMpracU:  er  ompfald  in  Hiusiiht  auf  dieselbe 
gegenseitige  Duldung  der  beiden  Bekenntnisse  nach  dem  Muster 
des  deutschen  Religio usfri od ens  bis  zu  einem  gemeinen  freiea 
christlichen    Concil.     Er   erklÄrfce   sich    bereit,   unter   Theilnahme 


j 


72)  Kogler  n,  p.  295. 

73)  Friedrich  aii  Clirist.  d.  28.  Juli  s.  Kluokli.  I,  p.  190  ff.  Der 
füist  hflttü  schon  voixlein  vcriiommen,  die  Guist.>s  hutten  iV^üiitun  in  dca  'if- 
gonden,  wo  mnn  Rittitit^ist^r  zu  Ir-^M1imi  [ifW'gto,  iiml  dni'aus  duu  Venifli^bl 
goBohöpft,  dass  sie  ,,mit  dem  bebalL-kabusseu  wollen  ambyehu,  under  dem  sclifjn 
der  AagS|)urgisolien  conres.siou  die  leuUi  an  fäc-h  zu  bunckec  und  also  di«  reli- 
girni  in  Frankreich  zu  dompftm."  Fr.  an  Christ.  Hcidülli.  d.  12.  Jiüi  s.  KJorUi.  t. 
p.  188.   K.S  ]ämt  sich  souät  uicht  hclogou,  dass  Rjuiadun  sdldic.  Auftrii^u  gelabt 

74)  rhu.  au  Christ,  Zapfenburg  d.  30.  August  Hs. 


Achtor  Absolmitt. 


329 


anner?r  dcutsclipr  Fürsten   durcji   eine  Ocaandlsohaft  die  ftiedens- 
gefiUirliche  Spannung  boilegfii  zu  helfen."'' 

Anders  Herzog  CliristoplL  Der  Brief  Giiisos  an  denselben 
war  iiusHcrst  gcsdiiekt  nbgeftisst:  or  übersandto  ihm  das  nn  Kur- 
fürst FriedriL'h  erlassene  Schreiben:  er  sollte  es  beti-acliten,  als 
sei  GS  an  Um  selbst  gerichtet  In  demselben  wnrden  die  hugenot- 
tischen Agenten  Menschen  ohne  Gott  und  Glauben  genannt;'*  dora 
zog  versicherte  Guise  noch  besonders,  sie  seien  der  mirttem- 
isohon  Confossitm  und  Kirclionordnung  ebensosehr  zuwider  als 
dem  PapsttJmm,  und  ttilirten  über  sie  spöttische  und  verächtliche 
taj|den.^^  Ausserdem  redete  Rascaliui,  wie  es  scheint,  dem  Herzog 
Tioch  vor,  die  alte  Kömc;in.  Navarra  und  einige  vornehme  Riithe  in 
Frankreich  seien  gesonnen,  die  Keforraation  daselbst  nach  dem 
Muster  der  augsburgischen  Confession  einzurichten,  und  verdächägte 
dio  hiigtinottisclieii  Agenten,  ohne  Auftrag  Deren  zu  handeln,  unter 
den^n  Namen  sie  ihre  Werbungen  anbrächten. '"  Diese  l4i.sten 
verfingen  bei  dorn  eifrigen  Lutheraner,  der  den  „Zwinglianismus'' 
verabsclieute;  er  fasste  Verdadit  gegen  Hutoman  und  seine  Ge- 
nossen'" und  l>efestigte  sich  in  der  Meinung,  dass  Gott  die  Guises 
zu  seinem  Werkzeug  in  Kiankreicli  erkoren.  Er  sandte  Guise 
deutsche  Bekenntnisse;  er  vei'sichcrte  überzeugt  zu  sein,  dass  Guise 
so  wohl  als  die  andem  Herrn  in  Frankreich  sich  der  Verantwor- 
tung, welche  ihnen  die  Unmiindigkoit  des  Königs  auferlege,  wohl 
bownsst  seien,  und  darum  suchen  würden,  Frie<Ien  und  Ruhe  zu 
erhalten:  er  falle  nicht  jeder  GiLssenniiihre  b«i,  und  leihe  nicht 
AJlibekannten  gläubig  sein  Ohr.  Kr  bat  tiott  um  seinen  Segen  zu 
Ber  Concordie  in  Heligionssachen ,  die  Guise  in  Frankreich  au- 
babnen  wolle  und  empfahl  demselben  treuherzig,  die  prophetischen 
und  apostolischen  Sirhriften  des  alten  und  neuen  Testaments  tleissig 


75)  PliiL  an  Qmse  Caasol,  dfyi  20.  Auß.  IT«.  Er  s(ui<lte  ihm  zu;  Jas 
ixoup  Tästanient  uriit  ilio  loci  tomDHUic^  Muliim^litlionti  in  ri-aozusisuhor  mid  ktci- 
Disili**r  Spniche,  das  Fsiilteriiim  inil  Jen  ( 'miiuiuntartui  Bucore  und  die  ErkU- 
rung  LutLers  uKt  cjun  Gulatfibrief  io  fninzoaisiJier. 

76)  UuiBe  an  Friedrich,  Paris  d.  2.  JulL   Hfl. 

^K     77)  GoisQ  an  Christ.,  Parts  U,  2.  .Tüll  im  hiilletin  1.  c.  p.  72. 
^IP     78)  Die  IwtrefTeti'lt^n  AvuH.sorun^oti  in  <l<^tn  Schn'ibi^ii  l'liristniihH  tm  Frii«d- 
Rch  vom  19.  Ang.   (Kluckh.  I,  p,  194j   wordftii  wohl  anf  die  EiiitliistiMangen 
IZotfcaluDS  KuriU-kKufülireii  sein. 

I  79)  S,  letxtes  Citat    Christ,  an  Ouiso  U.  25.  Juli  (nächnto  Abiö.). 

21* 


324 


Achtor  Abeohnitt 


sehe    , 
hrnW 

1  warötff 


zu   losen,    und   Hftinit:  die  pSiiBtlirhe  I/^hro  zn  verploichen: 
werde  er    Baden,    wie   sie   sirh   verhielU-n.*"     Es   ist    bof^roiflicli. 
dass  er  bei   den  venu  ein  tlichen  Aussicliton    uuf  eine   lutherische 
Reformatirm   in   Frankrfioh    um   80  weniger   an   einem    Voirpel 
doutslipr  Krirst«^n  thcilnr-hmon  morlite.  w)'!(dins  nur  den  Fortsrhr 
des  Calvtnisriius  in   Kmtikrok'li  nirdiM'ii  ki>nufj>. 

Wir  gelangen  hiermit  zurflrk  auf  den  Plan  einer  deutsch 
Intercession  bei  der  Regentin  von  Frankreich,  über  den 
noch  eifrig  coiTesjiondirt  wurde.  Raäcalou  auf  dem  Fuss 
weitere  hugenottische  Agt-nten  eingetniftnn.  Hottmian  hatte  auf  tlera 
Rückweg  nach  Frankreich  sich  eatschliessen  müssen,  in  Strassbarg 
zu  bleiben,  und  wiuidto  sich  von  dort  aus  scltriftlicb  an  Navan», 
um  neue  Instructionen  oinzuliolcn  und  neun  Zusi^hriften  an  die 
deutschen  Fürsten  zu  veranlassen.*'  Dieselben  hliebon  alwr  ansie- 
dle Erklärung  ist  vielleicht  darin  zu  finden,  dass  Xavarras  Politik 
bereits  nach  der  katholischen  Seite  hin  eingelenkt  hatte  oder  doHi 
unsicherer  geworden  war,  mng  nun  die  Zuriickiialtung  der  deut- 
schen Pursten  oder  das  scheinbare  Entgegenkommen  Spaniens  diesp 
Wendung  herbeigeführt  haben.  An  ihrer  Stelle  kamen  gleichzeitig 
zwei  franwAsisohe  Erlelleute:  Herr  von  Vezines  und  Jean  Des- 
chelles,  auch  d'Ocques  genannt,  welche  nur  auch  von  Ci>nd(^  and 
dem  Ädmiral,  nicht  mehr  von  Navarra,  Auih*ag  hatten.^'    B<'ide 


F 


80)  (^hri»tn|)h  an  ßuiaa,  Stuttf;.  il.  '2r>.  Juli.  Hs.,  Saniinclhan«!;  |v^  boO»* 
Hn  1.  0.  [..  73  ff. 

81)  BeU.  XLIiuid  XLm.  Hotoimm  an  Christoph,  Dareste  p.  31,  Nutp  3; 
p.  32.     Es  seht^iiit  nach    Jifson   Briffi'n,    ilnss  di*-  Ouisos  1)i>t<im.in  a^&npn 
«roUti-n ,  Mfi  iw  um  sich   üb>T  di'n  Verkehr  der  Ilngi-mittt'n  mil  lU-n  deuttekn 
Püret»?n  zn  untorrichtmi,  odpr  um  IVivatmch«-  zu  ühc«n.    (V^,  parert»  I.'| 
p.  24,  2ö;  nn-anii  H,  M7.1 

82)  ih'^fu  MiHv  Jidi  hat  Nnvtirm  FrlfHJrich  von  Pfalz  um  t^ntgn 
natn  Urlaul»  für  di'n  TIpidi'llii'rpcr  ProFi^ssor  Rnudouiji,  dfr  ihm  rthi-h*-  Mitt'-T 
zu  cirH^r  chri.stli<;hi>n  K<^f<iriiiafi'iii  iiiii,Tzi'i}^  hah<i  (^Kluckh.  ] ,  p,  Iftl).  Am  25.  Jul» 
richteto  er  an  ChriHtj'tfih  fin  llaniehlc-itsKchreibon  oIk  Antwort  auf  die  Werttu^; 
Salhausrns.  Von  An  an  liis  Kndi«  Ati^ii«t  ist  üborhanpt  kfiiw  Zuschrift  S»- 
varniH  an  dif  dtiub^cht-ii  Fürsti-n  h+'kannt;  lifrzoß  Cliristo|ih  r-i-withnt  nix:b  un 
30.  Si'pteinljei-,  dass  Navm-ni  nitiht  niphr  auf  die  Gosandfjjoliaft  drLitge  (Kludck. 
I,  p.  208). 

83)  Klarlh.  I,  1).  193.   Brinf  Hiitoninns  an  Christoph  vom  8.  August  tci 
Dtreste  p.  32.  Beil.  No.  XLH  und  XLVJI. 


Aubtur  AtRwhiutt 


325 


paääirten  Straasburg;"*  von  dort  jjing  Vozinos  nach  Stutt^:Hrt,  tim 
bei  Har/.ogi  C'lirLstwpli  iiul"  lk*soh!üun  ig iiny  der  (»(i-SHinit.soliaft  zu 
ilringon,  Ocques  zu  donisolbon  Zwwk  nach  Heiddbei^  und  zum 
LandgmtVin.  *''  Hutdnmn  voroini^'  von  Strnssbiirg  uns  steint:  Hitten 
mit  don  ihrigen:**"  sio  wilnfschten  abur,  das*f  man  in  Krankreioh 
von  der  au^btir^ischen  (Joufes-sioii  nk'ht  rede,  suudern  nur  allge- 
mein gohalteno  Krmahnungün  au  diß  Küiiigin  und  die  Regierung 
richU';"^  damit  wanm  «im  der  Landg:raf  und  Kuifürst  Kriedrith 
einvorstandeu;**'*    Herzog   Christoph  »Ihm-  kuniit*>   sich   nicht  dazu 


H4)  lliitiititoii  galt  VuziucH  in  RtmHsljiirg  cinßu  ßricf  an  H.  Climtoi^h 
mit;  6.  I>arosl«*  o.  a.  '>.;  obanau  (>c«jucii  oiacii  Brief  nii  den  Ijindgraf'-n;  «. 
BeU.  XUV. 

K5)  Itw  ijLiBandte,  uvlcheu  die  Werbuui;  HöbturtiaD  Ileutings  mi  Chri- 
stnpfa  im  Auftrag  Uuh  Kiirtürah^n  Fritninuli  (^Kluckh.  I,  p.  19^)  olinu  Niuiiüos- 
ni>nDUD;;  c-rwiibiit,  ist  Ocqiii«,  ciena  m  htnwt,  er  »d  vun  Uuidtlbi'rg  nach 
Ht'»-'H-"  ;r>Hia'i»;''U ;  «liisoUist  aUnr  fmdct  sich  um  diosc  Zeit,  ki-in  antk'ivr  A^^vtit 
d».T  Miig«'nritbMi.  Kfir  Vi'xinos  vgl.  Daivste  a.  a.  (»,  unil  KlurkU.  I,  [i.  ISJÜ 
N"»b.',  Als  Auftnu;  winl  für  <Krqur»  iu  der  Wnlmiig  Heiiriiigs,  für  Vuzinus 
in  dein  IJhcf  llotniimos  lici  Uaivstf  u.  o.  O.  (lk>  Hutri'ihuog  der  UoüaiidtiHiluift 
MigogtrbL'ii;  wa£  Kluukli.  p.  11>1  Noto  üImt  Vuzinr-s'  AiiüriobhiniL:  hei  Christoph 
iiiittbrdt,  »clu-'int  sich  nur  auf  oun.'  private  Angelegenheit  dos  GesaJidt«ü  zu 
\H>zivhoD.  her  Boriebt  Ouijuus'  an  don  Lantli^fon  (IJoil.  XLVI)  orwiihiit  diu 
('KAandtM^haR:  nidit;  aiti»  webrlion  (^irÖJidun  ist  nicht  L'n*it.'htli<:h.  FiUls  dnr  Hü- 
richc  ndvh  JD  Frankreicb  niedei-gfüt-hriübcu  wtLn),  konnte  in.iit  an  Motive  der 
Voreicbt  dt'ukeu;  dio  UotM»n«;hrift  Hobuint  abur  zu  vemitbun,  dass  er  erst  in 
Ütteesi'U  aurgxei<.'brit>t  wunle.  Man  kann  doch  Judenfalls  nur  aiiUL>hni(<Q,  dass  dtir 
Eftgeiit  beim  [.äindgrufi.'n  dtittHi-lhiNi  Zwi^ik  vcrfolglu,  als  Wim  Knrfünitoti. 

H(i)  llari'Bto  ft.  a.  <>.    Ilati  8<:b:vibnn,   wob'hes   IlDtnnian   «Kinm-s  an   den 
lAud(;rafrn  mitf^b  (».  Anm.  84)  sclu^int  uirbt  tUs  vom  G.  Aiignst  (Ibtil.  XLLU) 
f^wo»i*>n  £u  win,  dt^nn  wedi>r  iu  diesem,  nocii  iu  iHnem  Scbroibon  au  Ijunlgraf 
Wilhelm  Viiin  HL-Uf-n  Tag  (Ha.)  wiitl  dur  riws-UHlii.'  Mrwähiit    Ms  wün- also  noch 
fui  öebruilirn  an   dfii   I-andpiifcn   von  spütt'a'ni  I^atum  anzuuebinL'u ;  dnasL-HKj 
wurde  wit.'  das  t-nbfprt'ihcncjL'  an  i/brist'^jib   (vorn  8.  August;  h.  ^Vum.  83,  84) 
auch   von  der  U(>i»an!tts4jbafl  bandehi.  —  S.  furm^r  haÜ.  XLiV   und  llotoinaii 
'an  Christ,  Stnuwb.  d.  27.  S«!pt.   Daresto  K  c.  p.  33.    Audi  uiii  Hvliroibeu  Uuto- 
jtutn»  aii  Augujit  winl  noch  BrwiUmt  (Aug.  an  PhiL  IjÜHohurg  d.  15.  Uirf.  (Hs.). 
I)a.ss<*UH^   war  au   August   mit  finom    Rrirf  iles  I..i»idgrafr,'n    (dor   es  xur   Wei- 
fe* flu*  nifd-^rang  Giiialten)  vom  2(5.  Wept  goUingt.,    wird   aiso   in  dio  Mitte  des 
'ß(^ptcmb4;r  KU  VL'Hegi'n  suitj,  umt  vurmutlilicb  uut:h  diu  Ocsandtäohaft  behan- 
delt hubcll. 

S7)  Wurimng  Ueurings,  Klm-kb.  1,  p.  193. 

88)  Kluckh.  a.  a.  O.   Phil,  an  ['*ri«.'dr.,  Bivitenau  d.  21.  Aag:u.st  elwoda«. 
p.  1I>-1-     £iQ  eutspri-cbondoH  Svhri'ibou  inuK»  rom  Landgrafun  aa  Christoph  er- 


326 


Achter  Abficfamlii. 


entschliessen.^^  Brenz,  dosson  Oittnohttm  pt  in  dirson  Dingpn  eil 
holt«,  war  seil  ilom  Frühjahr  üiit  Ht'inrioli  Biillirigcr  in  ZUrioh 
in  eine  literarische  Fehde  über  den  Abendmahlsbegriff  gerathc'q|^| 
und  ivirkto  gewiss  nicht  mildernd  auf  den  Herzog  ein.  Die  CuitP- 
spondenz  über  diese  Angelegenheit  verschlingt  und  verbindet  sich 
znletxt  völlig  mit  don  schwebenden  Nachvorhandlungcn  zum  Naimi- 
burger  Furstentag,  sf>  dass  wir  nun  diese  wieder  aulnohmori  müssen. 


Um  die  Zeit,  bis  auf  welche  wir  die  Verhandlungen  über 
ein©  Gesandtschaft  nach  FninknMch  fortgeführt  haben,  hatten  sich, 
wie  oben  erxülilt.  UramU-nburg,  Kuröitchscn,  "Württeraberg  niid 
Pfalz-Zwüibrüekon  bereits  vorständigt.  t>ino  streng  lutherische  Er- 
klärung über  die  Ijehre  vom  Abendmahl  an  Herzog  Johann  Frii*d- 
rich  zu  veranlassen ,  um  seinen  Widerstjuid  gegen  die  Naiirii- 
burger  Einigungshandlung  zu  besiegen.  Kurfürst  Friedrich  hnttf 
die  Botheiligung  abgelehnt,  der  Ijandgi-af  war  zu  den  Verliandlim- 
gen  nicht  zugezogen  worden.'"  Nun  tiat  im  Jnli  ein  Convent  von 
acht  iiicdorsächöischeii  Städten  in  Lüneburg  zusammen  um.  imtcr 
Andorm,  zu  oKlrteru,  was  man  antwctrton  solle,  falls  die  Städte 
eingeladen  würden,  die  erneuerte  Cnufession  mit  der  Naumburg 
Vorrede  zu  unterschreiben.  Man  gab  die  Sache  den  Theolo^ 
zur  IJogutachtung,  und  diese  erklärte«  in  ^umma:  mau  dürfe  die 
Unterschrift  nicht  leisten,  denn  die  Vorrede  mache  die  A.  C.  zun 
Deckmnntcl  für  allerlei  irrige  U'hren  und  Corruptelen;  einmil, 
weil  sie  ableugne,  dfiss  in  Deutschland  IiTthilmer  wider  GottK 
Wort  uml  die  A.  C.  eingeführt  worden;  androi-seits,  weil  sie  die 
falsclien  Lehren,  die  sich  mit  der  A.  C.  bemäntelten,  nicht  in 
specie  verdiirnmc  Durch  die  Hnterschrifl  würde  man  sieh  eiiiw 
sträflichen  Bulilung  schuldig  maolicn,  der  Nachkomniensehsft  dii^ 
reine  Tjchre  verdunkeln,  und  sicli  aus  dem  Frieden  in  den 
frieden  setzen,  derui  der  lieligionsfriede  schlics.sc  die  Schwarmd 
und  SacramuDt^Mj:häniler,   und  Die,   welche  deren   Lehre  duldet<! 


gBDgoD  BoiD,  dorui  Dieser  Icgto  horoitK  am  26.  Auguat  ein  solchos  Breu  tad 
seinoD  Kütlion  zur  Bouilhoilun^;  vor:  ».  Kiigler  !!,  [i,  300. 
80)  Kiif;I..r  a.  a.  O. 

90)  Hai-tinanii  und  Jäg«}r,  Joh.  Bwaz  11,  ji.  380  ff. 

91)  S.  oben  i).  282  If. 


327 


aus.  ~  Dieser  Blrkläruiij?  der  Tlieoloj^eii  sollen  die  politisdien  Ver- 
treter der  Stiidte  üiiimüüiig  beigepflichtet  haben.  "^ 

Es  war  klar,  dass  die  Zustimmung  dieser  niedersächsischen 
Städte  zum  nuumhurgisi  lien  Kiiiij^'un^^reoe«»  nicht  ohne  Conceiision, 
und  numcntlicti  nicht  ohne  vollständig  Kiiiigkeii  der  Fürsten,  also 
nicht,  bevor  man  Horaug  Johann  Friedrich  p:ewonnen,  zu  erhalten 
kHBn  würde.  Blieb  aber  dos  Naumburger  Einigungäwerk  unvoll- 
"endet,  wie  wellte  miui  dazu  gelangen,  daas  die  Einheit  der  evan- 
gelischen Stände  im  Bekenntniss  der  A.  C.  vom  Kaiser  und  den 
katholischen  ätiinden  anerkannt  würde?  Und  war  nicht  in  der 
That,  wie  die  !iitheriso!n'n  Eiferer  selbst  hervorhoben,  diese  An- 
erkennung die  Grundlage  deä  Roligioutifriodenti?  Dieselben  Erwä- 
gungen aber  musstcn  für  da«  Verhalten  der  fr'ürsten  zum  tVanzö- 
bncbcn  Protestantismus  massgebend  sein:  musste  es  nicht  scboinen, 
als  machten  sie  gemeinsame  Sache  mit  den  Vertretera  irriger  Lehre, 
wpnii  sie  ein(?ni  B(*kenntni.ss  das  Wort  nsdeten,  das  von  den  Ortho- 
doxen als  der  A.  C.  zuwider  verworfen  wurde?  Um  so  woniger 
nun  nidimeu  <Üe  oben  genannten  Fürsten  Abstand  von  dem  Ver- 
suche, Johann  Friedrich  durch  eine  entgegenkuminende  Erklärung 
zu  gemnnen;  um  ko  weniger  auch  konnten  sie  äich  entschlieäsen, 
für  den  l'rotestimtrsmus  in  Frankreich  einzutreten  ohne  einen 
Hinweis  auf  die  Lehre  der  Ä.  C,  als  tlie  einzig  unanfochtbare. 
Iniiuerhin  dürfen  hierin  dit;  Fürsten  nicht  gieich  bourtheiU  werden. 
August  von  Sachsen  zwar  fassto  ganz  nüchtern  die  politische  Seite 
der  I^ge  in's  Auge,  iitul  war  religiös  indifferent  genug,  im  äusseren 
Bekenntniss  den  Weg  zu  gehen,  welcher  politisch  am  si4;horsten 
schien;**  Herzog  Christoph,  obwohl,  wenn  vnr  uns  nicht  täuschen, 


92)  I>>sch«r  IJ,  p.  til-i  IT.   Kthtmyyer  i>.  'UTj  flf.   Bortrara  p.  181  ff.;  ibid. 
"BeflagPfi  p.  56—71.   Sohat7.o  T,  j».  237  ff.;  ihid.  Appeiiflix  p.  850  ff.    Haiul  VT, 

p.  283  ff.  KmbKi  p.  l.M  ff.  Calinuh  [).  Mfl  ff.  T)or  Krei-tteg  zu  Lünt-lmi-g,  auf 
MvJcfacm  dAS  MoiidAt  gt.>gon  *ias  SchniUbou  auf  clor  Kanzel  und  den  Dnick  vnn 
iSiraitscIirifb'n  verlasst  wunlo.  ist  vi*nDutlilii;li  ilicIi  Schütz,  Harick  and  Knibhe 
in'8  Jahr  1üG2  zu  sotzoi.  oliwubl  U^i  Ijöii<:hL'r  das  (Juta*hton  MürUn.s  übi-r  dios 
^Undat  aus  dt'm  .laJir  1561  dutin.  (B*'i.liimri^  nfti.-h  dt.'m  Osti.-rfL'st?]  Vi»n  oiuum 
Conveut  niedei'sächHibclit'r  Stüuiio  in  Lüuubun;  am  27.  August,  auf  wük-hmu  das 
Gataclittm  du  KtodttitaKUs  v^rlt-sen  und  approinrt  wonlen  witru,  ist  autsser  boi 
Bohtmeyor  (p.  24G)  nirgeniLs  Ktwas  7,11  fuiden.  Dii^  Angilben  über  diose  beiden 
Ereignisse  .sind  w»  inangulliaft,  da^s  si'i  fiir  dit-'  Diii^tuUuiig  nicht  in  Botriicbt 
Jcotumea  könoc-n. 

93)  Sehr  chararturistijii'h  spricht  sich  diese  Oi'sinnang  in  Augusts  Schreiben 
ßjt  deo  Landgrafen  vom  25.  Juü  imd  G.  Suptcjubc-r  d.  J.  1561  aus:  e.  Am».  36, 102. 


328 


Auhttii-  Aliitvhnitt. 


von  furchtsamer  Natur,*-**  wurdo  liurcl]  solche  Rücksichten  w< 
mir  in  Krwä^ungori  iKjstärkt,  ilit-  dueh  mich  eine  rein  relii^nösc 
Wiiritol  htittüu.  Aufrichtig,  wohlwullond,  von  unendlichem  Eli|^| 
für  dio  evangelische  Sache  erfüHt.  war  ihm  ilie  ^^])aUunj^  tWr 
I\irL-lie  ein  Ge^eiistmul  «ieter  lletrübniss,  nicht  nur  weil  sie  deiu 
Protestantismus  (icfahren  weltlicher  Natur  bereitete,  sondern  auch. 
weil  sie  don  (ilanz  seines  sittlichen  Ansehens  vordunkelte  und 
seine  Bekehrunp;kraft  scJiwüchte.  Wer  so  vorurtheilsfrui  dastand 
wie  dur  riindf^ruf.  der  konnte  wühl  nicht  darauf  vorfallen,  für  dif 
Misserful^  dor  Kiiiigun^'sbctitrehunfifen  die  Duldung  verÄntwort- 
lieh  zu  machen;  Herzog  Chnstojih  u!l)er  war  eiuseitigur  und  Imtlf 
nie  vermocht,  in  gloichcm  Mjws  auf  liio  Gcdankengüogti  der  ivf^r- 
rairtou  Lehre  einzup'hcn;  er  hatte  derselben  stets  nur  eine  be- 
soiu-ankte  und  bedinjtj'-te  Anerkennung  gezutlt,  während  das  IjUÜht- 
thuHi  ihm  über  jede  Kritik  erhaben  war.*'^  Ks  ist  darum  ^iaiili- 
lich,  dass  er  aufrichtiger  Weise  im  der  Richtigkeit  der  Toleraux-  | 
Politik  irre  wurde,  als  dieselbe  immer  neue  Kattäuschungen  uni- 
tete  und  inzwischen  die  Streitigkeiten  iauuer  nur  wuchsen,  Jit" 
Gegensjit/c  sich  verseil  jiriten. 

Er  mag  aus  dieser  Tliatsache  die  Fnlgt^nmg  gi'zogen  habi-n. 
dass  auf  dieser  Politik  (intttjs  Segen  nicht  ruhe.  Hierin  durft<'ii 
dann  die  Eifahruuguu  des  Krülijahrs  lätil  die  ei]tschei{lende  Wi-ii- 
duug  herbeigeführt  hüben,  denn  seit  dieser  Zeit  sehen  wir  ihn 
im  Namen  der  Lehro,  welche  ihm  die  einzig  iinUidelhafte  war, 
geradeaus  gehen  ohne  allü  Seitcnblieke.  Das  iJedcnken.  (hu«  eita' 
üokohruQg  der  reformirtcn  Welt  zun»  Luthertluim  oiu  unwahr- 
scheirdichcs  Ding  »ei,  ist  bei  Seite  geworfen,  wio  ein  sträflicbiT 
menschlicher  Vürwitz;  der  iieht  lutlieriwihe  Zug,  für  ilen  Fortgang 
von  „Gottes  Sache'*  tretz  aller  Unwahrscheinlichkeiten  uut"  lit>ttee 
sichtburliclie  Hilfe  /u  bauen,  kommt  iuunor  stärker  /Air  KntTalUmg 
und  führt  den  Herzog  zu  einem  Vorgehen,  das  aller  staatsmänm- 
schen  Eitisicht  stracks  zuwiderlituft,  dessen  Aufrichtigkeit  id"T 
eben  dai'ura  nicht  bcwcifelt  werden  kann.  KurtÜnit  August  W- 
ginnt  seit  dem  .luhr  t5<il  mit  Aengstlichkeit  Jeden  Scliein  xu 
meiden,  als  ob  ihm  am  Wohl  und  AVelio  dtjr  rofonnirtcn  Pn»- 
t^tunten  irgtind  etwas  golegon  sei;  Herzog  Christoph  will  nur  niit 


94)  Vgl  Abttolioitt  X. 
Ö5)  Vgl  obeu  p.  151  ff. 


Autitur  Altüuluutt. 


329 


eformirtua  lA^bie  Nichts  inulir  ^oiiwriti  habfii  und  bat  dui'h 
LtbtTfti  ( iudanken ,  als  iliri!  Anliäni^cr  herüber  zu 
ziehen  auf  dio  Soite  des  Luthorthums.  Die  refonnatorische  Be- 
wof^un;^  in  J'Vankreich  ist  U»u  ein  verheissuiigs volles  Zeichen  vom 
Erwiichon  der  Ouister;  or  bediiiiort  üiir,  das»  sie  von  dou  Aptrstoln 
der  Schweizer  Kirchen  in  fidsclie  Bahnen  verlockt  werde  und  jKrr*Mft 
mit  hliudom  Eiter  antib  jedem  Schein  von  Aussicht,  die  Hiigshur- 
gischo  Cunft^ssion  in  Frankri-ich  einziiriibnm.  Freilich  f^'laugt  or 
sodiiy.ii,  dem  Hiij^ennttentliuni  in  si'jneni  Kin^'en  um  dno  gesicherte 
Existeuz  jede  Untorstütüung  zu  voi-soRün;  es  muss  erst  die  Gefahr 
der  Voruichtuu^  uumittelbar  über  den  frnnzösischon  Kirchen  schwe- 
ben, ehe  da-s  (k'fühl  der  (lhiubenöverwi(ndts*;hiift  n<K;h  einmal  zu 
seinem  Itochttt  kommt. 

Itizwischen  hält  der  i^uid^raf  uo  seinem  alten  Gedanken  fest: 
duÄS  dio  prutestantist-beu  Kinz(?lkirchen  in  lUler  Welt  eine  höhere 
(iomeinseliaft  bilden,  dass  sie  dem  Katliülizisnui?;  f,'egeniiber  öoli- 
diirisch  sind  und  diese  Snlitlaritiit  erkennen  müssen,  die  g;egen- 
seitige  religiiise  Anerkennung  sich  nicht  versagen  düifcn.  Seinem 
Sinn  enljipraoh  t's  nicht,  die  Vollendung  des  Naumburger  Kin- 
trachtswerkes  für  Cümreasionen  zu  crkiiuien,  welche  uniibersteig- 
liche  Schranken  zwischen  den)  ileutüfhon  und  uusliindisi-hen  Pro- 
tustantiämuä  ürrii-litcn  nnisston.  Wahivnd  seine  Kivunde  über  Zu- 
gcätiindnisse  an  Johann  Friedrich  beiietlien,  benjiihte  er  sich  den 
Herzog  selbst  zu  bekehren.  Kr  suchte  ihn  durch  lliiiweiso  auf 
Luthers  Scbriften  zu  überzeugen, , dass  Luther  selbst  sich  mit  den 
oberländis<::heu  Thwlogen  leicht  über  den  Artikel  vom  Abendmahl 
veretändigt  biibeii  würde.  Man  rückte  sich  aber  dabei  nicht  näiier, 
denn  der  T^mdgraf  berief  sich  auf  die  St^hrÜUsn  Lnthere,  in  weichen 
der  Reforniatur  der  schweizerischen  Jji^hre  lun  wenigsten  acitroff 
gegeniibergcrätandcn;  der  Herzog  dagegeu  auf  die  Erzeugnisse  aus 
Luthers  Lebensabend,  in  denen  die  alte  UDversÖhtillchkoit  sich 
wieder  geltend  gemacht  und  tue  älteren  von  ähnlicher  Art;  diese 
wiedenim  hatte  der  Landgnd"  nicht  gelesen  oder  mochte  sio  nicht 
ritiren.  ='"  BiUlinger  sandte  I'liitipp  im  Mai  mehrere  K.\em|ilare 
tünes  Büchleins  zu,  welches  aus  seiner  Fehde  mit  Brenz  hen'orgiv 
gangen  war,  und  die  Abondmahlstchre  vom  schw('izori>«;hen  Stand- 
punkt aus  abhandelte.    Dies  BUchieiji  übersandte  Philipp  im  Juni 

96)  NuudBckur  II,  p.  IJ  ff.    Vgl.  }).  Äiö,  dritte  S|ialle  der  äyaorÄÜs. 


330  T^^^  Acht«-  AWimitt 

dem  Horeof^  Johaun  Friedrich.  Kurfürst  Ä 

stitph  mit  der  Bitte  ea  /u  Itsen;  es  Htüuden  indem  Buch,  st-lirieb 
er  an  August,  vjul  gute  Swohen:  er  möge  vs>  uucli  seinen  Theologea 
vorlepon  „sich  darin  zu  vprst*'h(*ii.'*^^  Kr  hoftte  dadun^h  vermuth- 
lich  zur  Vollendung  des  Nauinbnrger  FriudtMiswerks  in  sc'inem 
Sinn  beizutragen  und  zugleich  die  Fürsten  günstiger  für  den 
franKösiiäche»  PmtefttautismuK  zu  stimmen;  aber  Niemand  wollte 
das  Büchlein  ohne  Vorurtlioil  prüfen.  Johann  Friedrich  antwor- 
tete ilmj  sofort:  er  gedenke  sich  nicht  durch  die  Leetüre  dur  Bü- 
cher eines  öffentlichen  Sacramentirers  zu  besudnln;*^  KurRlr« 
August,  immer  mehr  auf  Hin  palitisohe  Tnigweiti>  als  die  religiöse 
und  menBchliche  Seite  der  Dinge  bedacht,  vennied,  scheint  es, 
gajiz,  sich  über  den  Inhalt  des  Buchs  zu  äusRora;  er  betonte  nur 
immer  wieder  die  Abweichungea  des  schweizerischen  und  franzö- 
sischen Bekenntnisses  vom  deutschen**"  und  warf  gescfückt  in  den 
BriofwecJisel  die  Frage  hinein:  was  wohl  geantwortet  werden  eoUe, 
wenn  auf"  dorn  Reichstag,  den  der  Kaiser  soeben  vorbereitet«,  das 
Concil  und  die  Abstellung  der  Secten  und  Rotten  zur  Sprache 
kämen.  ^<'*  Damit  hatte  er  den  wunden  Punkt  der  Nauraburger 
i  Beschlüsse  getrofl'eu.     Des  Landgrafen  Meinung  war  es  nicht,  dass 

^  man  die  Absicht  dieser  Beschlüsse  in  der  Oeffentlichkeit  und  vor 

f  den  Katholiken  verleugnen  dürfe:  er  gab  dem  Kurfürsten  zunächst 

zu  bedenken,  dass,  sofern  im  Nachtmahlsaitikol  zwischen  den  aus- 
wärtigen   und   deutschen    Kirchen    eine   Differenz  sei,  man   aog^ 
sichts  fh,'r   rebereinstinunmig  iu   ullen   audere«  Lehren   zur  Ehre 
■j  Gütte«   über  diesen  einen  Artikel   hinwegsehen  müsse;    in  einem 

weitern  Schreiben  trat  er  alsdann  nochmals  für  die  Kechtglaubig- 
keit  des  franzöaiBChen  Bekenntnisses  aamrat   seinem  Abendmahls- 


97)  Phil,  an  Aug.,  rtiK.%>l  il.  12.  Juiti,  Hs.  Ati  rhhst4>[ih  und  Joltuui 
Frii^drich  am  11.  Juni,  s.  Ilttppc  I,  jt.  433;  Ni'udeükor  li,  p.  22.  fc  war  alwr 
nicht,  wiu  C-aliiücli  {i.  20(}  angiül)t,  (Ins  Buuli  ,voni  Hiiuiiiol  und  der  K^^chii» 
Gottes*  tntTiigenbc'rioht  Ufinrvi.'hi.'ii  BuHingt-re  iifF  dwi  B*.'ri»;ht  herri.'n  Jobuiii- 
aen  Brcutaen  vom  dt-m  nimirR'l  und  di-r  fif.'riirhti'ii  (ioUt'S;*  Zürich,  ohno  An- 
gab© des  rruekjiiliTPs);  dasswlbe  erschien  onrt  als  [i»?()lik  auf  Bn-nit'  Wider- 
legung lies  hier  t>rw(ibnton  Buf^hos  (dit-  Vorn^ii«  datiil  vom  DecotntM)r  IWlfi 
es  war  viehnfthr  die  ,traitatJo  wrbomm  Uoiiüoi  Joh.  14,  S."*  (,ln  uwifts 
Tatijre  Haiü*  sind  vi*'lo  Wohnungon.")     Vgl.  Kartniann  und  Jägor  11,  p.  380  6 

98)  Job.  Fr.  an  Chil.,    \\"..'iinar  d.  19.  Juni,  Koudockor  U,  p.  22. 
ÖD)  S.  oben  Anm.  .'W. 

100)  Aug.  an  PbiL  d.  25.  Juli,  ibid. 


Achter  Abt«cbnitt. 


331 


pprifT  ein  «nd  orinnorte  daran,  dass  diesom,  dem  fichwoizoriüchon 
Lehrbi'griff,  dirj  Moiir/.»hI  der  uu^llindischen  l'rotestantfm  /.iigcthun 
seien:  es  würde  unbillig  soin,  alle  Dioäo  iingohört  xa  verdammen: 
darum  dürfttMi  di«>  deutschen  Pi-otestanteu  in  sulcho  Vei*dammvuig 
mit  Nichten  wiUif^tm.  Ks  war  aber  nicht  iSache  des  iu  kleinlicher 
Furcht  vor  dem  Vorwurf  der  Ketzerei  und  vor  Kriedonsstöningen 
büfuiigttnon  Kurfüreten,  diesen  Hücksichton  Rct^ht  widerfiihn'n  zu 
lassen.  Er  sandte  dem  Ltindgralon  zur  Antwort  dir  Verhandlun- 
gen des  Städtetages  zu  Lüneburg  und  schrieb:  duss  im  Ausland 
viele  Leute  der  calviuischen  Äbendmidilslohre  anhingen,  wisse  er 
gar  wohl;  er  würde  selbst  nicht  wünschen,  dass  dieselben  imgo- 
hört  verdammt  wurden;  käme  diose  ix*hre  aber  auf  einem  Reichs- 
tag 7MT  Verhandlung,  ho  würde  man  nicht  von  den  Ausländem, 
sondern  vom  deutschen  ReligiüusfriL'den  i-eden,  und  vielleicht  ver- 
suchen, Diejenigen,  welche  in  Deutschland  die  calvintsche  und  Zü- 
richer Lehre  duldeten,  des  Friedstaudus  verlustig  zu  erklaren.  Kr 
erinnerte,  das»  ja  auch  die  niedersächsisoben  Theologen  in  ihren 
Kathschlägon  den  Keligionsfrieden  angeführt:  der  Landgral'  möge 
wohl  nachdenken,  was  difse  Verhältnisse  zu  bedeuten  hattt^n.*"'  Das 
heisst  mit  anderen  Worten:  wohl  sei  es  ungertx:ht  und  voreilig,  die 
ausländische  I-ehre  ohne  Prüfung  zu  verwerfen,  aber  um  des  Reli- 
gionsfriedens willen  werde  man  sich  doch  da:!u  verstehen  müssen! 
Ebensowenig  als  August  vermochte  der  Landgraf  die  Her- 
zoge Christoph  imd  Woltgang  in  seinem  Sinn  zu  beeinflussea 
Kbcn  als  er  den  erwähnten  Brief  an  August  abgesandt,  empfing 
er  von  diesen  Beiden  in  einem  (Tcsammtschreiben  Mitthoilung  von 
den  gepflogenen  Verhandlungen  über  eine  Declaration  i\n  Johann 
Friedrich  und  die  Aufforderung,  sieh  derselben  auKUschli essen. 
Sie  führten  dann  aus,  dass  sie  sich  zu  der  Erklärung  entschlossen, 
einmal  um  den  Verdacht  zu  meiden,  dass  gie  des  ZwinglU  und 
Calvini  vermeinter  Opinion  einen  Beifall  thun  wollten:  derm  sie 
befänden,  dass  damus  absurditates  und  unchristlichc  Irrthümer 
erfolgten;  femer.  weil,  wenn  in  diesem  Ai-tikcl  keine  Verstiindigung 
getroffen  werde,  daraus  Zerrüttung  und  Zwietraelit  in  den  Kirchen 
und  Schulen,   Aergerniss  und   Anstoss  bei  den  schwaclien   Chri- 


101)  Phil,  an  Ang.,  Friödewald  d.  3.  Auptst,  iHd.  Ders.  an  den».,  Casscl 
d.  24.  Aug.,  lleU.  XLV. 

102)  Aog.  IU)  Pbil.,  TBcho|wiu  d.  ü.  Sept,  Koudwkor  11,  p.  Sa 


332 


Ai;titi;r  Absdmjtt. 


stou  und  aiiswilrtipen  Xationen  crfolgon  müsse:  endlich  woil  die  IV 
pisl«n  übt!r  ihiti  Zwietrarlit  triiuii|»liiri.'ii  iiiiil  «iis  dni>n'll».*u  l'rsach« 
nehmen  würden,  den  Helif^ionsfrieden  in  Bisputatiou  zu  ziehen.'" 
Diese  Eröffiinngen  müssen  den  I^nd^riaJen  tief  bfkümnu'rt 
haben.  Ks  Jiuntiyltv  sich  in  jener  Deolarulion  haupteüc'hUoh  luil 
um  die  Knig«,  ob  aiuli  4iiu  Unwiirdipon  im  Abendmahl  den  Leih 
Oimsti  emptingtm.  Wurde  nun  diese  bejahend  im  Sinn  der  strenj;- 
sten  Lutheniiipr  iMitsc^tiiedon,  su  war  diunit  i-in  kaum  übLTwimllifhcr 
Gegtiiisatz  zur  rriiti/Äisisclj-st-liweizerist-hen  I/ilir«  gt+suhiilTcn.  Tliese 
onnöthige  Disputation,  schrieb  der  Landf^-af  an  die  beiden  Für- 
sten, kümmere  ihn  nirht:  (Ue  Ftr^^  sei  kein  Glaubensortikot ;  oi 
wolle  Niumand  verdammen,  wenn  er  darin  so  oder  so  lehre.  Er 
sei  unbillig,  Catvin,  UiiUinger  und  Andere  zu  verdammen,  weil 
sie  in  der  Nachtmalilslohre  nicht  völlig;  mit  der  Partei  der  Jcncd|^| 
ser  übereinstimmten:  Calvins  Werke  freilich  luilm  er,  da  sie  meis^^ 
latL-inisfli  gesulirieben,  nicht  f^t-lesL-n,  ubei  dio  Abendmahlslehn^  der 
französischen  Kiivlien,  wie  sie  in  der  jüngst  au8f,^:^''anpenen  Coü- 
fos-sltin'"*  stehe,  kdnne  man  seines  Kra^^htcns  nicht  verdammen,  uuil 
im  jVrtikol  von  der  Vorsehung  habe  seines  Wissens  Lut-her  selbst 
nicht  anders  gelehrt  als  Calvin.  Ks  bleibe  gleich,  ob  man  nun 
dem  Herzug©  von  Saclisen  zu  Gefallen  die  Nauinbui^'er  PratatinD 
ündero  nder  nnr  eine  Dedaratinn  an  ihn  Ünur.  man  müsse  docii 
befiireliten,  diws  auch  die,so  utVeutlirli  wt-rde.  Was  für  ein  An- 
sehen solle  08  nun  bei  allen  gottseligen  und  christgläubigen  Men- 
schen in  Dentsi'hland,  Italien,  Kn;,HiinH  nnri  anderweit  ha)>en,  wenn 
nm  Eines  willen  das,  was  mit  gutem  llatli  bcschkissen,  wieder 
veriindert  würde?  Kr  wünle  wünschen,  ^lass  Christoph,  Wolfgang, 
die  K'urtüi-sten  von  Pfalz  und  Sachsen  und  er,  der  Tjin<lgnif'  seihst, 
Bidlin^er,  l^luscidus,  Peter  Martyr,  Calvin  und  vim  der  andern 
Seil>'  (lin  Jenonsor,  liivnz,  IJidhis,  Westphal  iitul  Andi*o  un  eiüfu 
nnpiirtciischen  Ort  beriefen  und  dort  v)*rsuchten,  eiß  zur  Kintnwht 
zu  bringer].  Das  wäre  oin  chnstliches  und  ewigen  Ruhmes  wiir- 
digüö  Werk.i" 


4 


103)  Wolfp.  u.  Christ,  IUI  Pili!,  d.  'U.  Äug.  NcMidwkw  II,  [t.  24.  Ä«!hn- 
lioh  sdimÜH-n  lU'iJo  ani  sKlheo  Tag  und  In  dersullwi  An^oli^itjaiiltüit  aunh  u 
Kurfui"st  Krit'driuh;  s.  Kluckli.  J,  p.  IDü. 

KW)  VgL  oben  p.  :W9,  Anm.  35. 

105)  Phil.  auCiiriht.  u.Wolf(;.,Ifluni)aliau8en  d.  4.Se|it  Kluckli.  !,  p-lS?.' 


Aohtor  Abschnitt 


333 


JiesenTtripf  lie«*  der  Uindj^raf  ifulirort  auch  nn  c!fn  Kur- 
fürsten von  Saihson  ^langen;""'  dorn  Kurt'iirstPn  Kriedrirh  sandte 
er  selbst  ihn  zu.  '*•  Also  noch  imiiu-r  «glaubte  er  an  du;  Möf^lich- 
keit  dor  Conrorriio;  nocli  immer  hatte  er  den  Muth  oine  allge- 
meino  prottwlantische  Synodo  berufen  zu  wollen.  Immerliin  silioiiit 
er  roelit  wohl  gefühlt  zu  haheii,  tliiss  wnnif;st(?ns  in  ditN^mi  Mo- 
ment Niemand  tür  seinen  G(?danken  zu  gewinnen  sein  wonJo,  und 
das8  er  die  Verliaiidluncfen  übi'r  die  Berlaration  an  .Toliann  Frie- 
drich auch  durch  seine  Ablebnunf^  nicht  werde  lieinnieu  können. 
Mochte  er  nun  hoffen,  durch  einen  ausserliehen  Ansclduss  an  den 
Plan  dor  lutherischen  Ktirsten  jener  Krklärung  eine  andere  fUÄtalt 
7M  f^ben  und  ihr  dadiirrh  diis  (M'tjilirliclte  zu  nehmen;  mochte  er 
wüns<^hen  zur  Absundeniiif^  vun  ilrni  gemeinsamen  Schritt  seiner 
Freunde  durch  einen  Spruch  seiner  Theologen  autorisirt  zu  wer- 
den oder  auch  wirklich  zweitelhaft  geworden  sein,  was  die  Glau- 
benswahrhoit  gebiete,  oder  erUiube  —  wir  wissen,  dasa  er  das 
Urthcil  der  Theologen  in  wichtigen  Schritten  nie  meinte  umgeben 
za  dürfen"*  —  raochto  er  crwilgen,  dnss  seine  Absonderung 
gemde  den  unionistischen  Tendenzen,  die  er  verfolgte,  sehr  schiid- 
lich  werden  könne  oder  end]ii;li  diesmal  —  90  wenig  man  ihm 
sonst  Mangel  an  Muth  vorwerfen  kann  —  doch  von  der  Besoi^- 
niss  für  seine  eigne  I^age  beei»flus.st  werden;  er  erklärte  in  dem 
eben  erwälinten  Brief  zuglei<*h:  su  bedenklich  ihm  die  Krkliirung 
an  Johann  Friedrich  sei,  so  wnllo  er  doch  in  diesen  Dingen  nicht 
seinem  Kopf  alli'in  vertrauen,  sondern  seine  besten  Tlieologen  und 
(ielehrien  befnig(^ii  und  dann  erst  sich  entscheiden. 


lOff)  Caliuicb  p.  314.  rhilipi»  b«<4lit>iitn  sich  dor  Vonnittdung  seines  Soofp- 
tSrs  Bing  und  >Ioa  Iir.  MunleiM'ii.  Uiitorstützuug  für  seiwii  Plati  konntn  or  von 
dem  Ij»lzt''nMi  riirlit  IwifTi-n  (vgl.  j».  125.  BciI.  XXIX),  Es  »t^hoint  also,  düss 
er  rürclitcto,  dmi  Kiirfürsk-n  duncli  nbünriallges  Vnrli'gfln  d^r  sn  oft  nligolebn- 
teu  FtTuio  niifxtiltringtfi  aiid  nio  ilarain  ihm  KukominHit  lies«,  als  wilm  e8  obue 
saiieii  Auftrag  ^^ra^hehoii. 

107)  Kluckh.  K  p.  202. 

IÜ8)  H.  oKoii  p.  80.  Ich  habß  aus  den  Eiftrtenin^o  daselbst  den  SatZt 
ünt»  dt>r  lAiiilto^f  sich  Hti'tK  srlinnto.  i^^Hi'btign  T)iiifi:n  oimo  Zutluin  der  Th(>rilogRn 
KU  bt'rathiiD  und  ku  liost^UHo^seti ,  iti^strurlif'»,  Wfil  dir^  Ut'legi-  ui<  lii  xiihhvich  gfnng 
ptsclii'-'iioii ;  dif  inzwischen  vriHTcntlif-hto  Arl»elt  von  Wolf  hat  norh  mehrere 
BL'weis«!  ffir  die  HichHgkrit  der  Bt*mi'rkung  orhracht:  s.  dosplhst  p.  8,  70;  vgl 
untoD  BeU.  XIX,  XXIV:  p.  126. 


Acbtor  AbRuhnitt 


Ks  »dicint,  der  Liindf^raf  war  iludi  solion  ^ffnsst  daniuf, 
W  wenigstens  üussorlii-h  wordo  niiciigeben  müssen.  JJJerin 
ihn  der  weitere  Ablauf  der  Ereignisse  nur  bestärken.  Seinen  Syno- 
dal|)lan  fand  selbst  Kurfürst  Kricdricrh,  der  in  seiupn  Wünsc^lieufl 
docli  stiiir  mit  dein  Landjijral'eu  symiwthisirte,  aussicliUlos;'***  sein»^ 
Ausfi'ÜQiiiii^'en  zu  Gunsten  des  reforniii*t»'n  Bekenntnisses  kuunten 
bei  den  strengen  Lutheranern  keinen  Krfolg  haben.  Dies  mnsste 
ihm  schon  ein  Sc^hmbeu  Herzof^  Cliristuphs  klar  miiclien,  welclie 
den  eben  besprochenen  Brief  kreuzte.  Herzog  Gliristoph  li*j«s  nünl^ 
lieh  der  Mittheilung  von  den  Naehverliandhingen  zum  Fürateut 
nocli  eiuM  Antwort  auf  die  Zus(>nd«ng  des  Hullingerei'hen  Buehes 
folgen,  vermutliÜeh  uin  den  Landgrafen  zur  Einwilligung  in  die 
Declaratiou  au  Johann  Friedrich  zu  bestimmen.  Er  wanite  ihn 
reclit  eindringlich,  sieb  dureh  den  Wind  soleher  ileisehlichen  sophS^^ 
stäfichen  Gedanken,  wie  sie  in  der  Schrift  Builingt'rs  enthalten,  voii 
der  schriftgeinä.sseri  Wiilirhdt  nicht  aht'ilhivn  zu  lassen,  sandte  ihm 
d«s  Outacht4!n  dos  Brenz  über  jenes  Buch  und  bat  ihn  dazu  Lutliei^ 
Suhrift:  „dass  diese  Worte:  das  ist  mein  Leib  u.  g.  w.  noch  fest- 
stellen'' wiederum  zu  lesen:  darin  werde  er  die  riclitigen  Aut- 
wortßn  auf  alle  Einwürfe  der  Zwiüjrlianpr  finden.'*''  (Meieh  darauf 
erklärte  der  Herzog  dem  Limdgrufeii  betrells  der  viel  he8pR)cheneii 
G{*sandtseliaFt  nach  Franknrii^h:  (Jewissens  lialber  könne  er  die  Ab- 
fertigung in  ein  so  luiiolitigos  Kiinigrci<'li  nicht  auf  eine  ko  zweifolif^e 
GenenUitÄt  stellen  hissen,  allen  bislier  gepflogenen  Handlungen  imd 
Abschieden  zuwider,  als  trüge  er  Abscheu,  die  Confessiou,  auf 
die  maii  sich  doch  so  lange  einhellig  berufen,  in  specie  zu  be- 
nennen. Hierbei  berief  er  sich  daranf,  dass  er  sich  aus  ehrist- 
liclicu  tapferen  Ursachen  bei  Saehsen  und  Brandenburg  erboteo, 
mit  ihnen  zusammen  die  weitere  Erklärung  im  Artikel  de  eeeua 
domiui  zu  tliun:  es  ist  recht  anschaulich  zu  sehen,  wie  in  beiiien 
Prägen  der  Kernpunkt  ganz  derselbe  ißt^"  Ntm  gab  zwar  der 
Her/ug  in  der  Gesandtschaftsfnige  sehliesslieh  einen  Schritt  nach, 
zuletzt  aber  scheiterte  das  Pruject  dueh  nur  an  seinem  lutheri- 
schen Widerwillen  gegen  den  Calvinismus.     Er  ließs  nän^lich  still- 


4 


109)  KJuckh.  I,  1..  203. 

110)  CiiriHt  all  Iliit.,  Kii-chheim  d.  25.  Aug.  Kpudnckör  IT,  p.  27.  " 

111)  Dors.  a»  dt-os.,  Kiiiihliüim  unter  Tcck  d.  2S.  An^.   Hb.    Vgl.  Kiig- 
hr  II,  p.  300. 


Achter  Alaobnlti 


335 


sehweij^iul  die  FordermiK  tiincn,  dass  die  Königin  und  Navarra 
vor  dem  Zwinpliaiiismaa  luid  Calvinisnius  verwarnt  wui-don;  niu* 
rr-riangtc  or,  dass  man  dio  augsbur^^ischc  Oonl'cssion  und  naum- 
burgischo  Prüt'ation  in  der  UeMan(lb4rliaf>»inRtruction  nicht  viillig 
fil>er^ing(.\  Er  wollte  sic!i  ^'i'fnllt'n  iassoii,  da^a  die  CicsandttMi 
insti'uirt  würden,  die  Wl»i'1juu^^  aullin^difh  gaiiz  in  alljLfOnieiiien 
Wendunffon  siu  thiin,  doch  mit  dem  Krbioton,  uäh(»re  Auskunft 
über  Bekeiiiitniss  iind  Ijohre  der  deutschen  Kirchen  und  Schulen 
zu  ^'bcn.  Würde  dann  diese  bep'ohrt,  st>  sollten  sie  ohne  weitere 
Disputation  die  augshurgische  Cuntossinn  ilhcrreichen  und  es  dabei 
laflsen.  Kalls  F'nddeh  ^Itond  gemacht  würde,  die  deutselum  Kir- 
chen ständen  in  dem  Rute,  über  die  Lobro  vom  Abendniulil  un- 
einig zu  sein,  so  müssten  sie  in  aller  Bescheidenheit  auslübren: 
der  vornehmste  Zweck  der  (Jesaiidt^cliatt  sei,  nach  Mitteln  zu 
tmrhten,  wie  die  Büi^dlieit  des  ub^jüttisclicu  Papstthunis  in  den 
ti-anz(M»isclien  Kiirben  rt^torniirt  werch^n  könne,  und  dicw^ni  Zweck 
thäteu  die  uugsburgische  Cunfessiun  und  die  theolu^iscben  Schriften 
der  Deutschen  auch  im  Artikel  von  Abendnialil  genug,  wie  die 
Lehren  de  <Mmmunione  snh  utraque  spRcie,  de  transsubstantione, 
(drcumgestadiine  et  a^luratione  auswii^sen:  wäre  abitr  in  Krankreich 
erst  der  richtige  (inind  durch  Abschaffung  der  papistischen  Ab- 
götterei gelegt,  so  würdu  ihren  Herren  gewiss  nicht  zuwider  sein, 
ihre  Theologen  mit  den  französischen  /usaiuinen  auf  (irund  gött- 
licher Schiift  die  Missvorstäudnissu  zwis(^;heu  den  Evangelischen 
eri>rtem  zu  lassi^n,  damit  mau  wo  möglich  zur  Vergleicbuug  känip. 
Auf  weitere  Particidari tüten  sollten  die  Gesandten  sich  niciit  ein- 
lassen."^ Mit  diesem  Instruf^iunsentwuif  war  nun  Kurtiirst  i^MwJ- 
rieh  bis  auf  geringe  Abweichungen  zufrieden,  denn  es  kam  ihm 
vomchmlic!»  darauf  an,  dass  die  Lehre  der  französischen  Pro- 
testanten durch  die  tiesandtschaft  nicht  verdürhtigt  würde,  damit 
ihre  Gegner  keinen  Stoff  zu  Angriffen  erliielten;  ^'-^  auch  dem 
T^ndgrafen  genügte  es,  dass  man  nicht  polemisch  gegen  den  fran- 
zösisohen  Protestantismus  aufträte,  und  er  erklärte  sich  daher  mit 
Christophs  Voi-schlägeu  oinverstauden,  obwulil  er  lieber  gesehen 
hatte,  das8  man  die  besondere  Lehre  der  deutschen  Kirchen  ganx 
unerwähnt  liesse.*"    iiomit  hätten  wenigstens  diese  drei  Fürsten 

M'i)  Christ-  (iin  Krit?{lrii;h ,  Kirclilioim  unter  TctJi  d,  30.  Aug.  Hs. 
11^)  Friedr.  ao  Uirist,  SiliwvCziugeii  d.  IG.  ÜoyX.   KJuokh.  I,  \).  201. 
114)  Phil,  ao  Friedr.,  Ueckkach  ±  22.  Sept.  Es. 


3se 


Achter  Abschnitt, 


»uiifM&iAiiui^    IUI    UM.'    iiiiiiriiMTur    n.t'1111  iiuiiiiiii     r  raiiKrt<H;iin 

eten,  so  zögerte  er  nicht  länger,  die  Tbeilnahme  an  jeneifl 
tsclijift.  die  «lern  tVaiizösifirliPii   lY>testj»ntismus   wie  er  war 


eiidlicli  oinhellig  Kuni  Werk  si^hreitcii  können;  aber  Herzop  Chri- 
Btopli  hatttj  dwh  mir  mit  getheUteui  Hemen  soweit  nachf^re^bon; 
63  machte  ihm  narhmals  neue  Bedenken,  dass,  wie  er  vernahi 
Bo7,a,  Peter  Martyr  und  Calvin   nm:h   Frankreich  (a"^  das  Collo- 
quiun»   zu    Poissy)   biruf^n    waren    und   es  ihm   sebien.   als  sollt», 
deren  lifthre  dort  anj^criommen  wprdiMi.    Imnicrliin  si'tmint  er  n 
eine  "Weile  j^esch wankt  zu  haben,  dooh  nicht  mehr  lan^e:  schm 
vordem  hattp  er   ja   aus  dem  Sr-hreiben   Gnises    die  Hoffnung  gi 
schöpft,  da-ss  i^^rankreich  zum  Lntherthiim  herüber^'ezo^eii  weisJei 
könne:  nun  wuwie  er  Knde  September  durch  Navarm  aiifgcfonJc 
einen  würteraborpist;lien  ThtMilojjen  zur  Mitwirkung  auf  das  Coli 
rjuium  zu  entstdiden.     Da  si<h  ihm  jfl:zt  die  ßi 
scliien.  soU)ststiiiidi^  für  ilie   lutheriw:Iu'    KefnmuiHnu    Frankreiclis 
einzutreten 
Gesandt! 

das  Wort   red<'n   sollte,   L'n<l^ülti;;   ubziüehuen.  "'•    Dieser  Ablauf 
wird    beitra^iu,    den    überrast-hemien    Schritt    zu   orkläreo^    doi 
UniilRraf  Philipp   emilieh   in  der  Sache  jener  RrklÜrung  an  1 
lianu   Friedrich  UiaL 

Im   Voiülier^i'hen   sei   inzwischen    noch   einer  Episode 
Gesandtschaftsverliandlungen  iredacht,  welche  klaistellt,   wie  d 
aueh  der  Ijindj!;raf  und   ICuHun^t  Friedrich.  iVw  wir  sonst  in  dii»- 
sen  Verhiindluiiß;''!!  St-hulter  an  Scdmltcr  kiimpfen  sehen,  von  theil- 
weie  veiscbiedcnen  Anschauunfi:cn  ausgehen. 

Als  nämlich  Jean  Desohclles,  dessen  wir  oben  gedachten,"' 
seinen  Anflraj!;  beim  Landi^rafen  ausriihlete  (etwa  den  24.  Aupist), 
war  das  (.J(^unrltsehaft,spr<ije('t  dtircli  die  Absage  Auj^'usts  von  Sacli- 
sen  und  die  Bedin^unoren  Christuphs,  der  weimarischen  Hera 
und  Andrer  bereits  \\\nt  hnffnunpiloft  f^eworden.  Der  Uuidgraf 
staltete  es  deshalb,  si^stiitzt  auf  den  Bericht  des  hugenottiwbtv 
Ag^mten,  noch  einmal  um,  in  der  Hoffnunjj,  es  wente  in  der  vei 
linderten  Form  weniger  Widerstand  finden.  Er  entnahm  den  An- 
halten des  (fesandteu,  dass  es  sich  in  Fraiikrnidi  nicht  nur  nra 
relif^ii'ise  Meiiuirif^svei-schieiieidieiten,  sondern  auch  um  den  Kampf 
der  Guises  ge^n  das  Haus  Bnurbon  handle  und  da&s  aus  beii 
Ursachen  der  Bürgerkrieff  nahe  vor  derThÜr.  sei;  femer  dass  di 


n 


115)  Kogler  LI,  \t.  301,  H02,  30b. 
118)  Oboo  p.  324. 


Achter  Absohnitt  ^^^^^  337 

katholische  Fartion  Anlohnun/;  bei  Spanien  suchte  und  Philipp  von 
Spanien  Lust  zur  Intervontiün  bezeigte;  endlich  dass  die  hugonot- 
tisoJie  Partei  in  üefahr  stehe,  ihren  gebornen  Führer,  den  König  von 
Navarra  zu  verlieren,  da  er  sich  von  der  spanischen  Partei  durch 
trügerisclie   Vorspiegelungen  fangen   lasse.     Was  würde  nun   der 
Ausgang  eines  Kiimpfes  zwischen  den   französisclien  Religionspiu-- 
teien  sein?   Philipp  von  Spanien  würde  vielleicht,  von  den  Guisea 
angenifen.   seine  Dn^hungen   wahr  machen    und  interveniren:   er 
würde  deu  Kampf  in  Frankreich  für  sich  ausbeuten,  möglicherweise 
einen  geflUirlichen  Machtzuwachs  und  einen  bestimmenden  Einfluss 
daselbfit  erlangon,  besonders  da  eine  Unterstützung  der  Hugenotten 
durch  die  augsbiii^ischnn  Confessionavenvandten  bei  deren  augen- 
blicklirh(.'r  Stimmung  verniuthlich   nicht  durchzusetzen  war:    was 
aber  würde  davon  wiederum  die  Folge  sein,  wenn  das  allgemeine 
Coneil  berufen  wurde,  auf  dem  vielleictit  Frankreichs  Stellung  den 
Ausschlag  gab,  oder  wenn  die   befürchtete  Reaktion  der  katholi- 
Bcben  Mächte  eintrat,  die  durch  eine  solche  Veränderung  ja  nur 
beschleunigt  werden  konnte?    ließs   sich   dagegen    in   PraDkreich 
Friede   und   Duldung   des   Protestantismus    unter   irgend  welcher 
Form  erwirken,  so  müchte  derselbe  wohl  noch  dem  Katholizismus 
über  den  Kopf  wachsen  und  die  Macht  in  tVankreich  gewinnen. 
Der  Landgraf  schlug  den  geeigneten  Ausweg  vor:  er  foitlnrte  Kur- 
saohsen,  Pfalz  und  Württemberg  auf,  in  Frankreich  vorläufig  nicht 
auf  Einführung  irgend  eines  Hekenntnisses,  sondern  nur  auf  Frio- 
deo  and  gegenseitige  Duldung  der  Bekenntnisse  als  rvin  politische 
Massregel,  und  auf  Aussöhnung  der  Hüuser  Guiae  und  Bourhon 
zu  unterhandeln:   zu  diesem  Zweck  sollte  mau  eine  Oesandtschaft 
unter  mögliebst  zahlreicher  Thoüiiahme  abordnen."'     Wir  kennen 
die  Antworten  vim  Kursachsen  und  Wuittemberp^  nicht;  aber  Kur- 
fürst Augu.st  wird  bei   seiner  Abneigung,  sich  mit  dem  Ausland 
in  ü^end  welche  Beziehungen  einzulassen,  schwerlich  zugestimmt 
haben,  und   Herzog  Christoph    behandelte   den   Plan  vermuthlich 
ganz  ebenso  wie  den  ui*>*prünglichen;  uiusste  denn  der  angestrebte 
Religiousfriede  uicht  eben  dem  französischen  Calvinismus  zu  Gute 
kommen?   Aber  auch  bei  Kurfürst  Friedrich  fand  der  Landgraf 


117)  S.  deu  Bcri<rht  i»cf)ib's'  Tloil.  XI.Vl.  rhi!i[i|i  an  Aupiist  <1„  30.  Ang. 
ßeii-  XLViL  Ad  Friedrich  tuid  Cbiistoph  am  gleichen  Ort  und  Tag,  s.  RlucUi. 
I,  p.  107.   Kugler  II,  p.  200. 

22 


338 


Achter  Abschnitt 


beiL 

"Hl 


diesmal  keinen  AnklaiijE^.  Der  Tjandgraf  meinte  wie  es  scheinf* 
stelle  man  nur  die  religiöse  Verfulgiin^  in  FronkreicU  ab,  so  kunno 
man  den  frauzösischen  Protestantismus  niiiig  sich  selbst  Überlassen. 
Kurfürst  Friedrich  dagegen  lehnte  den  Gedanken  vornehmlich  wohl 
aus  Gewissensgriinden  ab.  Kr  führte  ans;  die  vorgeschlagene  Korra 
des  Friedens  würde  den  Piiiiistr'ii  in  Frankreich  Vorwiinde  gebwi 
den  freien  Uebertritt  zum  Prutistantismus  zu  hindern;  er  e: 
nerte  daran,  wie  auch  die  Katholiken  in  Deutschland,  gestützt 
die  Bestimmungen  des  Religiousfriedens,  die  Fortschritte  der  Re- 
fonnatiuD  hemmten.  Vornehmlich  aber  meinte  er:  der  Unterschied 
der  Verfassung  erlaube  nicht,  den  deutschen  Religionsfrieden  in 
Frankreich  nachzuahmen:  wenn  auf  ein  und  demselben  Territu- 
rium,  unttT  t^n  und  dcr-solben  Regierung,  ausdrücklich  die  Dul- 
dung zweier  Religionen  proklamirt  werde,  so  müsse  das  den  Schein 
erwecken,  als  dürfe  mau  beide  als  seligmachend  betrachten,  und 
viel  einfältige  und  unerfahrene  Personen  müssten  dadurch  ii 
geleitet  wei-den.  "* 

Namentlich  dies  letztere  Argument  ist  für  den  Kurfürsten 
höchst  characteristisch.  Ganz  äluiliche  Anschauungen  leitHttm  iha 
auch  in  der  deutschen  Religionspolitik.  Er  drängte  auf  den  Reichs- 
tagen die  Confessionsverwandten  die  ^.FreistoUung*  in  jenem  wei- 
teren Sinn  zu  beanspruchen,  nach  welchem  keinem  Untortlian 
katholischer  Stände  hätte  verwehrt  werden  dürfen,  zur  evangeli- 
scben  Religion  überzutreten ,  die  evangelischen  Stände  dag^eo 
keinesweges  verpflichtet  werden  sollten,  ebenso  auch  ihren  ÜDtB^ 
thanen  den  Utdiertiritt  zum  Kuthnlizismus  zu  gestalten.  Er  be- 
gründete dies  damit,  dnsa  diu  falsche  Religion  das  Recht  nicht 
beanspruchen  dürfe,  welches  der  wahren  zukomme. ^i»  Es  soUteo 
also  die  Protestanten  die  Alleinberechtigung  ihrer  Religtun  öffent- 
lich aussprechen  und  rechtlich  durchzusetzen  suchen.  Es  war  di« 
eine  friedensgetahrliche  Politik,  denn  sie  niusste  die  Katholikt'n 
aufs  Äeusserste  reizen.  Gleichwohl  verband  der  Kurfürst  damit 
keine  offensiven  Tendenzen,  noch  wünsL'hto  er  den  Krieg  zu  pn>- 
vociren;  es  offenbart  sich  in  tlieseu  extremen  Ansprüchen  nur 
jene  strenge  Treue  in  der  Pflicht  des  Bekenntnisses,  welche  der 
Kurfürst  auch  später  bei  der  calvinischeu  Reformation  seines  La&* 


ttein 
und     I 

sten^ 


118)  Friedrich  an  Philipp,  Schwetzingen  d.  10.  8opt  Kiuckh.  I,  p.  1 
llö)  ßittor.  Frioilrich  TIL  nnd  AngQst,  im  Anfang. 


339 


d^  bewährt  hat  Ganz  dieser  dcutsolicn  Politik  entsprach  os, 
Mjrenn  der  Kurfürst  verIime:to,  auch  der  französische  Protestant 
ptae  selbst  uni  des  Friedens  willen  der  Aileinberr^elitigung  seiner 
Keli^ion  nicht  präjudiciren  lassen.  Es  liegt  ein  prosser  rolijL!;iöscr 
Schwung  in  dieser  Gesinnung:;  gleichwohl  war  jene  Betrachtungs- 
weise, aiif  die  französisclicn  Verhältnisse  angewandt,  unpolitisch 
nnd  unpsychologisch;  die  gesetz massige  Duldung  des  Protestantis- 
mus, unter  welclior  Fomi  i's  immer  sein  mochte,  konnte  bei  dem 
refonuatoriscbeu  Zug,  der  die  OomCitluT  in  Frimki-eich  ergrilfen, 
immer  nur  zu  neuem  Anwachsen  des  evimgolisehen  Bekonutnisses 
führen.  Man  wird  darum  dem  stiiatsmiinni scher  denkenden  Land* 
grafen  wenigstens  kein  Unrecht  zumessen  können,  wena  er  in 
Fnuik reich  vorläufig  einen  Frieden  unter  Gleichberechtigung  der 
Confessionen  hergestellt  zu  sehen  wünschte. 

Während  er    in    diesem   Punkt   das  practisch  Richtige  traf, 
muss  man   zugestehen,  dass  er  in  einem   andern  von  seiner  Art 
der    diplomatischen    und    psychologischen    Berechnung    getauscht 
wurde.    Ich  habe  den  Landgrafen  oben  in  Schutz  genommen  gegen 
den  Vordacht,  als  sei  es  ihm  bei  den  religiösen  Ein ungs vorsuchen 
.lediglich  um  den  Frieden  zu  thun  gewesen,  gleichviel  ob  derselbe 
|lllllf  einer   wli'klichen  Verständigung    beinihto    oder  ob   diese  nur 
Üngirt  wurde.     Wohl  aber  suchte,   wie   ausgeführt,   der  Tjatulgraf 
dem  schnellen  Bruch  zwischen  dem  Lutherthum  und  der  schwei- 
zerischen sowie  den  dieser  näher  stehenden  Ansilmuuugen  durch 
Verschleierung  der  obwaltenden  Üifferenzen  voraubeugen  und  trat 
namentlich  mit  seineu  eigenen  Meinungen  nicht  offen  genug  her- 
vi>r;  er  hoffte,  dass  man  so  die  Gefahr  der  unheilbaren  Trennung 
würde  vermeiden  kfinnen,    bis  es  goliinge,    ein   Uoberrnnkomraen 
auf  Gnnid  gegenseitiger  ßuhlung  zu  treffen.    Auch  das  verschwieg 
er,  dass  man  frTidlich  allem  Vermuthen   nach  die  unnachgiebigen 
Flacianer  von    dieser  Vereinbarung   werde   aussehliessen   müssen; 
1  dennoch  holfte  er,   man  werde  sich   dazu   aufschwingen.***     Er 
I  hatte   sich    getauscht:    auf  dem   Naumburger  Cougress  schien   es, 
als  ob  er  seinem  Ziele  nahe  sei,  in  den  ^achverhandlungen  aber 
Igab  man   eben   den  Flacianern   zu   Liebe  jenen  toloiimten  8tand- 
'pankt  auf,  und  nun  verlangte  man  vom  Ijandgrafen,  er  solle  sich 
idiefiem  Verfaliren  anscbliessen.     Mau  setzte  ihm   mit  den  Fragen 


120)  Oben  p.  82  ff. 


22* 


340 


Aobter  Abschnitt 


zu,  welche  die  Prüfsteine  der  orthodox  lutherischen  Lehre  waren: 
mit  der  Frage  nach  der  localen  Gegenwart  des  Leibes  Christi,  nach 
deni  mündlichen  Gonuss  d«wolben  und  dem  Empfang  der  Unwürdi- 
gen.    Diese  drei  Unterscheidungslehren  sollte  er  in  der  Form,  wie 
Johann  Friedrich  von  Sachsen  selbi^t  sie  redigirt,  oder  einer  ähn- 
lichen, vermöge  der  vielhesprophuen  Üeclarution  bekennen.    Es  kann 
kaum  zweifelhaft  sein,  dass  er  weder  der  Ijehre  von  der  localeo  Ge- 
genwart noch  der  vtm  der  iniiiidlichou  Xiessnng  beipflichtete,  und 
dass  beide  Dogmen  SAninit   dem  dritten,  vom  Empfange  der  Un- 
würdigen, ihm  widerwärtig  sein  mussten,  weil  sie  seinen  unioni- 
stischen  Tendenzen  stracks  zuwiderliefen.*^*     Aber  sein  Verschwei- 
gen liatte  ihn  in  einen  Widerspruch  verwickelt,  welchen  aufzulösen 
gerade  jetzt  weit  gefährlicher  war  als  früher,   bevor  die  württem- 
bergische Kirche  polemisch  gt^en  dün  Calvinismus  und  die  calri- 
nisirenden  Anschauungen  Stellung  geuommen,  und  bevor  die  Erfolge 
der  flaciaiUacbeu  Partei   den   lutherischen  Freunden  Philipps  ftlien 
Muth  znr  Toleranz  gebrochen.     Gerade  jetzt  mit  einem  offen  un- 
lutherischen Bekennlnies  hervorzutreten,  wäre  der  Weg  zum  Bruch 
mit  den  lutherischen  Freunden,  zur  Isuliruug,  gewesen.    Nun  hatte 
der  Landgraf  zur  Entscheidung  der  Frage,  üb  er  sich  der  DecU- 
ration  an  Jobann  Friedrich  mit  gutem  Gewissen  anschliessen  diirfe, 
eine  Synode   hervorragender  Theologen   nach  Casso]   berufen.    Er 
übergab  derselben  alle  eingelaufenen  Acten  über  die  Frage,  auch 
das  Buch  Bullingers  über  die  Abendmahlslehre  und  das  Gutachten 
des  Brenz  darüber,  zur  Bcurthoilung.    In  einem  Referat  über  diese 
Acten"-  stellt  die  Synode  sich  dogmatisch  in  einen  Gegensatz  so- 
wohl zur  schweizerischen  und  namentlich  auch  calvinischen  [jehro 
als  zu   dem  Abendmalilsbekenntniss  Johann  Friedrichs,    wie  das- 
selbe bei   wörtlichem  Veretand  der  von  ihm  au%estellten  Foraiel 
aufgefasst  werden  musste.     Sie  versichert,  dass  man  die  Schweizer, 
trotz  der  Lehrdifferenz  nicht  verdammen  dürfe,  sondern,  weil 
„nicht  übel,  nur  nicht  genugsam*^   vom  Abendmahl   lehrten,  dul- 
den und  üott  bitten  müsse,  sie  noch  völlig  zu  erleuchten;  and^e^ 
seits  findet  sie  an   der  Formel  Johann  Friedrichs  nicht  nur  dfii 
schroffen,  im  wörtlichen  Sinn  genommen  unbrauchbaren  Ausdnict 
sondern  auch  die  polemische  Tendenz  sehr  zu  tadeln.     Sie  stellt 


121)  Oben  p.  82,  Aom.  37. 

122)  Kuchenbecker,  Coli.  IV,  p.  434—449. 


Achter  Abechnitt 


341 


aun  die  doppelte  Frage  auf:  ob  man  die  Formel  .Jobann  Friedrichs 
unter  einer  Erläuterung,  die  den  Sinn  schriftgemSss  richtig  stelle, 
annelimen  dürfe?  ob  man  andrerseits  um  des  schroffen  und  fal- 
schen Ausdnicks  willen  sie  abschlagen  und  somit  sich  von  den 
augsburgiäcben  Cunfessionsverwandteu  absondern,  sich  selbst,  die 
Seinen  und  die  ganze  Kirrbe  in  Gefatir  und  Aergemiss  stürzen 
dürfe.  8ie  beantwortet  diese  Fragen  daliin,  dass  man  um  de« 
Friedens  willen  verpflichtet  sei  anzunehmen,  was  sich  irgend  mit 
giitem  Gewissen  annehmen  lasse,  und  folgert  weiter,  dass  man 
danun  auch  Johann  Friwlriclis  Abemlmahisformel,  da  sie  bei  rich- 
tiger Krläiiterung  einon  scfiriftg*>rniisspn  Sinn  ergebe,  nicht  aus- 
schlagen dürfe.  Auf  die  Fragen:  ob  denn  nicht  in  der  That  der 
ursprüngliche  Sinn  dieser  Forme]  ein  falscher  sei,  und  ob  eine 
Foi-mel,  die  in  felschem  Sinne  aufgestellt  worden,  mit  gutem  Ge- 
wissen angenrtmmen  werden  dürfe,  nur  weil  sie  aucli  oiner  schrift- 
gemässen  lnt<?rprelati"ii  Täliig  si^'i,  wird  niclit  eingegangen. 

In  einem  bosoudem  Gutachten**^  wird  nun  die  Formel  Jo- 
bann Frii*driohs  noch  einmal  einer  eingehenden  Erörterung  unter- 
worfen, mit  Erläuterungen  versehen  und  im  Sinn  dieser  Erläu- 
terungen approbirt.  für  gut  und  schriftgcmäss  erkläi*t,  während 
man  doch  der  Formel  der  nnumburgischen  Vorrede,  weil  siö  völlig 
schriftgemäss  und  ohne  wintere  Intcrpretatlun  klar  sei,  den  Vorzug 
vor  jener  giebt.  Welches  nun  ihn-  Sinn  ist,  der  auf  diese  Wt-ise 
dem  Bekenntnisö  Johann  Friedrichs  unteigoschnhou  werden  soll, 
ist  aus  dem  Schriftstück  keineswegs  allentlialben  deutlich  zu  er- 
sehen, denn  dasselbe  bewegt  sich  in  den  zurückhaltendsten  Wen- 
dungen und  giebt  gerade  die  kritischen  Erliiutorungen  nicht  un- 
mittelbar, sondern  durch  llinweis  auf  andere  Lchrformeln,  weiche 
wiederum  vielfach  zweidi*ntig  und  verschiedener  Auslegung  f3thig 
sind,  oder,  wo  sie  klar  redi'n,  zur  Commontirung  der  Formel  Jo- 
hann Friedrichs  sich  nur  durch  die  verwickoltsten  Künsteleien  her- 
anziehen lassen.  So  kommt  es,  dass  in  der  Frage  vom  Empfang 
der  Unwürdigen  durchweg  nur  gut  lutherischer  Sprachgebrauch 
angewandt  und  nirgends  deutlich  ein  unlutherischer  (Jedanke  aiLS- 
gcsprochen  wird,  wiihrcnd  die  Meinung  der  Verfasser  docli  wohl 
auf  eine  der  rofonnirten  verwamlti'  I>'hre  binaubilicf;  der  münd- 
liche Genuss  des  Leibes  und  Blutes  Christi  wird  mit  Hilfe  eines 


123)  NeudcL-luT  II,  i>.  3-JfT. 


342 


Achter  Abschnitt 


Gutachtens  der  Thoologen  von  Leipzig  und  "Wittenberg  zwar  glüc 
lieh  aiiK  der  Formol  Johann  »iedrichs  hinausintei-pi-ctirt:  aber  es 
bleibt  dabei  völlig  klar,  dasä  die  ursprüDglichc  Absicht  dieser 
Formel  dncli  war,  don  mUiullii'hi'ii  fieimss  im  wOilÜHicn  Simi  z^^ 
]ehr<>n,  dfim  ihr  Wortlaut  strht  mit  dum  Sinu  dos  CnmiiK'Titai^^ 
oigcntlich  in  rni vermittelbarem  Widerspruch,  und  es  gelingt  mir 
durch  eine  ganz  erzwungene  Vertauschiuif;  der  BegriflFe,  den  letz- 
tern in  den  erstom  liineinzutragen :  das  Bckonntniss  Johann 
Friedrich«  ist  durch  den  Commentar  nicht  todtznmachen;  rann 
gewinnt  den  Eindruck,  dass  die  hessischen  Theologen,  um  ihre 
eigene  Meinung  nicht  xu  vci-duuktdn,  dun  IVaglirhtm  Satz  wedfl 
mit  noch  ohuc  Commentar  hätten  gutheisseu  dürfen.^** 


1 

CfO- 


124)  Das  hessisclie  (lutacbtfn  ho^it^ht  sk-h  vornebnilicb  nuf  die  witttro- 
borgiBcln»  Coneoirdie  (vgl.  über  (iieuplbo  p.  75,  Aiini.  28,  Dor  Wt>rUaut  wie 
in  dem  üiitachti'n  ritirt)  und  oiut-  Erltülnuig  der  kursjiclislschtni  T^eulogrn  ; 
lioipzig  lind  Wittotiberg  über  ibro  AbendmaldsU-hrü,  wolclie  bislwr  noc-b  nid 
bekannt  war:  vgl  Cnliüitrh  p.  27r>/X>  in  dt'r  Note.  Eine  Copi«  flotkt  sich  in 
Ilorliji,  Itep.  13,  20,  c.  (j<.  d.  UDtt.'n<<;hrifton;  JohftüDL'S  Pfeffinger,  Paul  Eber, 
Daniel  Greywr  (s.),  Georg  Major,  Ak'xaiidor  Aleeiu«,  Aiidreaii  Froyhubf.  Panl 
Krdl.  Ciiriütiau  SagittariuB,  Nicolau»  Hulnewer.)  Dies  Autunätüoi,  weicht-»  für 
tue  Oeschichlif  der  kryptoiaUvinischi'n  Bitwegiiog  ''ine  fwwisse  Wir.-htigkeit  b«a- 
spracht,  und  wobi  einmal  in  extenso  pnblinirt  ««nlf.Mi  «olltu,  iat  weder  so  tbII- 
Icomait-'ü  xweideulig,  nocb  passt  e^  sich  mL^erlich  so  voIlkoinm''U  der  IiitL^ri- 
schen  I/thrweise  an,  wiw  inou  aus  dt-n  bei  (.'alinitih  p.  281  IT.  excininrteü 
KritilEcn  achliessen  könnte;  vor  der  WittcabetgCT  Concordio  bat  ob  xweifeD« 
deo  Vorzug  gniSACtvr  Klarheit  voraus;  als  Rii'bt.solinur  Für  dii;  TiiU-ritratatira 
einw  lÄdom  Formel  zu  dienen,  ist  os  doph  wiedtTiim  nicht  ziüäiiglicb.  l'i-' 
Lehre,  welrhe  n^  (auf  Iteiliiudg  47  Rcltfn)  in  fiinf  Abt*chnitten  vorträgt,  ist  iu 
den  Hauptpunkten:  das»  in  Jl'HI  clufiesetzteo  Acte  der  Communion  Christa* 
loibbaftipr,  vis  im  orRteu  .Aboudniahl  zugegen  sei  und  den  ComnionicAD- 
ton  deiu>i>lbun  Leib,  welebur  gi.>kn:<uzi[rt  wurden,  und  dasselbe  Blut,  wolcboi 
or  zui*  Vergebung  d>>r  Biimlen  vergossen  fwek-betü  den  Bpeor,  mit  dem  MiM 
Seite  durch.'itoirhon  wordon,  genetzt  hat!)  mit  dem  siebthntwi  Bnit  und  Wefa 
zuglnicb  uiiAtDhIbai'or  Wlhso  ^ausTiietlo,  übenvicbc,  si:hunku*,  und  dass  dien 
uiisicbtbaron  Gabun  von  don  Conimumeanton  ,empthngea*  werden;  hingdg» 
nennt  ChriBtu»  Brot  und  Wein  nur  darum  seinen  T^oib  und  sein  Blut,  nin 
keinen  Zweifi-l  zu  lifw-n,  iUj^k  i-r  mit  dem  sifbtl.>iiren  Br<'t  und  Wein  pnrw- 
lidi  auch  ilio  ansielitluirnn  (iaben,  seinen  I^-ib  und  sein  Blut,  dem  fonuan- 
nicwiti^m  rueigim;  demfnt.sjm-cbciiii  darf  man  auch  nur  um  der  güwisseii  nsd 
unzweifelhaften  Verbindung  zwischen  dem  müudliiihßp  U^nuss  des  Brots  aal 
Weins  und  dem  Koipfang  der  unsichtbaren  (taben  willwi  dii^  Auwlrueko  ,Es»« 
und  Trinken'"  von  dum  Brot  und  "NVoin  auch  auf  \^^i\>  mid  Blut  Christi  v\>t- 
tragen,   wklirund  man  ünvh  äw  Art  und  "Weise,  wie  Wi 


luii«     Ulm     \^ui  lOM    ui^m~      ■ 

ei  dem  mändlivfac'D  Q^H 


Aclitar  AUchoitt  343 

Ich  möchte  zweifelhaft  lassen,  ob  die  Eotschliessungen   der 
Synode  so  ausgefallen  waren,   wie  Philipp   sie  gewünscht;    viel- 


nuss  der  wahra  Leib  dorn  CommonirantoD  mit^*?thoüt  wird,  nioht  verstöhMi 
uot-h  mit  df-r  Vernunft  <^rfoi-si;him  kau».  I^-ili  und  Ulut  ("bristi  aV»er  wcixlai 
von  Würdigon  sowohl  als  Unwürdigon  pmpfaDgcn,  von  jonco  ritm  Loben,  von 
Diesen  zum  Oericht.  In  der  ^iztm  Bohaudluiig  finden  sioh  nur  zwei  UoIOar* 
horten.  I)  An  einer  SUdle  vem-ahron  die  Verfaaser  sich  dageger,  zu  dispu- 
tiivn  ,do  modo  pranfit>ütiae ,  wii>  odttr  waH«<r](-i  Whiho,  fxler  wim  n&ho  der  }j&h 
Christi  im  Brfit  iidor  beim  Bn4  sei  («ler  Htmi  küniit»."*  Aiigösiehts  der  völlig 
unzweideutigen  Ausführungen  über  die  ^leibliaftigo"  Oegenwtrt  flhristi  im  Ab^id- 
mahl  ist  dio6c  Stvlle  aber  wohl  nur  al»  eine  Verwolirung  gegen  Eroi-terungen  wie 
die  Theorie  von  der  Ubiquität  und  ührdiolie  aufzuTasden.  2)  Im  vierten  Ab- 
schnitt, wo  vom  EmjifaiiKfl  der  rnwürdigen  die  Rede  ist,  wird  dieser  zwar 
bejaht,  aber  untor  der  itedini;unf;;  ,,da  dt«  Herrn  Christi  Wort  und  Ein- 
setzung behalten  winl.**  Im  Zusamnifühaiig  mit  eiiii^>n  andern  Stetleo  der 
Schrift  betrachtet  (welche  die  Nothwendigkeit  des  (ilaubcm»  zum  erapriess- 
Uchen  GuQusa  des  Abendmahls  erörtern)  soheint  dio»<>or  Zusatz  mehr  zu  oot- 
holton,  als  die  blossti  Forderung  di's  iius&orlich  stiftungsgemüsscn  Gebrauchs, 
nämlich  auch  die  Forderong  des  Glaubens  an  die  Eiusetzangsworte  (fiir 
euch  gegeben  —  für  euch  vergossen  zur  Vergebung  der  Sünden).  Es  dürften 
demnajjh  unter  dp>u  Unwürdigen  doch  uieht^  wie  ob  x.  B.  im  Sinn  der  For- 
mel Johimn  Fri(Klri<;hft  log,  die  UngUuhigon  mitverstandeu  wenlen.  Es  ist 
dios  gt-oaa  diosrilw;  Zweidoutigkeit,  welche  aueh  die  witteobei^ische  Coocordie 
in  diesem  Artikf^l  onthült,  —  über  den  sic^h  übrigens  äuaserlinh  betrachtot  beide 
Fonnuln  völlig  lutlifn-isrh  nu-sdriicken.  I>ie  liei  Cnlinieh  I.  <:.  exwrpirti'n  Kri- 
tikoo  sprechen  sich  über  dos  süchsisobo  Gutachten  sämmtlieh  in  cuphcmisti- 
tohen  Weudungon  aus:  oa  ist  ganz  zweifellos,  das»  dasselbe  den  mündlichen 
Genuas  im  eigentlichen  Sinn  leugnet,  —  Ich  überioäse  nun  dem  Leser  selbst 
zwischen  den  drei  fn^rlit^hfin  Formeln  und  l>*hren  den  Vergleich  zu  zif^hen  und 
abzimiessen,  wie  weit  diibfi  eine  klare  Deutung  der  Furniel  .loharm  Krii'driehB 
zu  gewiiiDcn  ist.  Nur  möchte  ich  noch  bemerken:  wenn  auch  <las  knrsSch- 
sischo  Gutachten  in  der  Frage  vom  mündlichen  Oenuss  ganz  klar  lehrt,  ao 
ist  damit  für  die  [ntcrpretation  der  säuhsischcn  Formel  doch  nicht  allzuviel 
gewonnen  1)  weil  auch  hier  die  Erklärung  der  Witten Wrgur  und  Leipziger  aul 
gleichem  Foss  mit  der  völlig  zweideutigen  Wittenborger  Cürnfflidie  betuuidolt 
wird,  J)  weil  die  Formol  Johann  Friedrichs  giir  zu  klar  und  deutlich  einen 
andern  8inn  lehrt,  als  den,  welchen  der  l^ommentar  versteckter  W^iso  ihr 
uutt'rschieben  will.  Nach  der  Formel  .Johann  Friedrichs  wird  iler  Leib  Cliräti 
,  nicht  lülein  geistlich  mid  duruh  ik>n  GlauUtMi,  sondern  uueh  iiuäiverlich ,  leib- 
lich and  mit  dem  Munde"  genossen;  die  bessi.schen  Theologen  legen  mit  Hülfe 
der  karsäcbsi»chen  Schrift  diesen  Worten  den  ßinn  unter,  dasa  der  Commuai- 
cent  sich  den  Loib  Christi  niubt  allein  geistlicher  Weise  durch  den  Glauben, 
Bondem  EUgleidi  auch  vermittelst  des  äusserlichen,  leiblichen,  mündlichon 
Oenoäsoe  (fi&mlich  von  Wein  und  Brod)  zuoigiio:  eine  Künstolei,  die  bei  dorn 
klaren  Ausdruok  der  Formel  Jobann  Friedrichs  ziemlich  wirkungslos  verloren  geht, 


344  Aohtcr  Abaohrntt 

leicht  hätte  er  es  lieber  gesehen,  wenn  seine  Tlieologcn  sich  g 
die  Annahme  der  sÄchsischen  Formel  erklärt  hätten.  Wie  dem 
sei,  er  schloss  sich  nunmehr  dem  Outaditen  seiner  Theologen  so 
wie  es  aus^L'falk'n  wur  an  und  hraolite  bei  Wolfgaii^  und  Christoph 
für  die  Boclaratinn  au  .Jfphiinn  Krittdrich  eine  Formel  in  Vorschlag. 
welche  bis  auf  eine  eingesehaltote  Verwalirung  gegen  die  Dogmra 
von  der  Tranösubstantiation  und  röumlirhon  Einschliessung  mit 
der  vom  Herzoge  selbst  aufgestellten  wörtlich  übereinstimmte, 
fügte  allerdings  hinzu,  dass  er  dieselbe  nach  ifassgabe  des  G 
achtens  seiner  Theologen  verstanden  wissen  wolle,  "^  eignete  sii 
also  sämmtUuhö  Klaiisoln  und  Vorl>ehalte  an,  welche  Jene  in  ihren 
Erläuterungen  aufgestellt;  damit  hatte  er  sich  einen  Ausweg  g^ 
wahrt,  mit  Hilfe  dessen  er  sich  aller  Zumuthungen,  für  die  Decla- 
ration  im  streng  lutherischen  Sinn  unter  Ausschluss  anderer  Deu- 
tongon  einzutreten,  allenfalls  erwehren  konnte;  doch  hätte  dies 
nur  so  geschehen  können,  dnss  der  Sinn,  welchen  er  selbst  in 
die  Doclaration  zu  verlegen  wünschte,  nachmals  durch  eine  offiie 
unzweideutige  Interprptation  klargestellt  wurde,  denn  die  Krklänmg 
selbst  und  das  Gutachten  seiner  Theologen  genügten  dazu  nicht 

Nun  hätte  der  Landgraf,  selbt  wenn  er  sich  in  seinen  alten 
Tagen  wirklich  zum  Luthertfmm  bekehrt  hätte,  doch  darum  nicht 
seine  nnionistische  Tcnrlonz,  sein  Eintrotr-n  für  die  Duldung  der 
abweichenden  Richtimgen  aufzugobcu  brtiuchcu;  und  wie  die  Folge 
zeigte  hielt  er  au  diesem  leitenden  Gedanken  seines  Leb^s  bis 
ans  Ende  fest;  auch  nius,s  zugegeben  werden,  dass  ein  erid&rter 
Bruch  zwischen  dem  strengen  Luttierthum  und  den  calvinisiren- 
den  Bestaiidthoilen  der  deutschen  tihuibensgemeinscliaft  für  alle 
Hotfnuugon,   die  man  noch  auf  eine  zukünftige  Annäherung 


1 


zamal  3)  die  kiLrsächsIt^ho  Krklänuig  weder  wijrtiich  noch  inhaltlich  insei 
sondenj  nur  ^'enannt  wird.  —  Hassenkamji  (I  p.  T.W  ff.)  hat  das  he«sisch^  (»ut- 
achteii  luit  BestJuiiiiiÜlfit  im  Sinti  der  ^  mclauehthonisdion  **  Lehn.'  inlertiretirco 
wollon.  £6  soll  nicht  geleugnet  wertleu,  dass  in  der  That  die  Muhrzabl  der 
AaasteUor  (dieselben  waren  nicht  völlig  einig  mid  gehörton  selbst  verschiedeaiai 
Richtungen  an;  vgl.  die  rntersthriftcn  dc-s  Gutachtens  und  Hass'jnkamp  Ip. '(?i8; 
n  p.  453  ft.)  in  da»  Schriftstück  «inen  Sinn  l^i^feß  Wk>lJlo,  der  in  mehreren  rank- 
ten der  refonnirten  Lehre  verwandt  war;  um  aber  mit  Sicherheit  zu  diesem  Et- 
gebniss  zu  kommen,  muss  man  Kic;h  eben  un  die  PersöDliubkeiteii  der  VerfiuBer 
halten;  aus  dem  vonii-.ht-ig-rHSen'irtt>n  CIutJLchten  selltst  ist  (\or  Niuihweiä,  EUinil 
ohn«  Keuctniijs  der  kur»üchsis<.:hen  Bclirift,  nicht  mit  Sicburhuit  zu  fühns- 
125)  Calinich  p.  296,  316/7.    Vgl.  ibid.  p.  222. 


1 


Aohtsr  Abschnitt. 


345 


Bekenntnisse  hegen  dm-fte,  verhfingnissvoU  werden  konnte:  mit 
dem  I^ndgrafen  und  Kurfflrst  Friedrich  wäi'en,  wenn  sie  inner- 
halb des  dentschen  Prntestantismus  isolirt  \nirden,  aus  dem  Kreis 
der  evangelischen  Fürsten  vielleicht  die  Tvetzten  ausgeschieden, 
die  noch  für  die  roligiöse  Union  hätten  wirken  mögen.  Aber 
rousBto  nicht  auch  jeder  wirkliche  oder  scheinbare  Erfolg  des 
strengen  LiiTherthuras,  ja  auch  das  blosse  Stillsi-^hweigen  der  ab- 
weichenden Richtungen  die  Schwierigkeiten  vermehren,  den  Zug 
der  Geister  begtinstigen ,  der  in  letatcr  Zeit  mehi'  und  melu*  nach 
der  exclusiv  latheriKchen  Anschauung  hindrängt^?,  und  die  aus- 
wärtigen Kirt^hcn  vom  Zusnmmengohen  mit  den  dcnitschen  ab- 
schrecken? Kben  darin,  dass  die  lan^ährigen  Mühen  des  Land- 
f^fen  endlieh  nur  den  Erfolg  hatten,  ihn  vor  eine  so  schwere 
Wahl  zu  stellen,  offenbart  sich  am  deutlichsten,  dass  der  Ver- 
stoss gegen  die  Pflicht  offenen  Hokonntnissos,  der  in  seiriier  Pdlitik 
lag,  zugleich  —  und  dies  dürftti  für  alle  iüinli(;hen  Verhältnisse 
ebenso  gültig  sein  —  ein  schwerer  politischer  Fehler  gewesen  war. 
Dies  hat  imt-h  der  Ausgang  der  krypt"calvinischen  Richtung  im 
nächstfulgeuden  Jahrzolmt  bestätigt:  ein  Ereigiiiss,  rec^ht  geschaffen 
um  zu  zeigen,  diuss  (Jemeinschaften  des  Glaubens  oder  der  Gesin- 
nung, difi  mit  ihr(»m  Wahlspruch  nicht  offen  auftreten,  sich  discre- 
ditiitm  müssen,  und  snlchf.  die  nicht  streitbur  —  wie  es  sich  Ja 
selbst  mit  der  Duldsamkeit  gegen  andere  Richtungen  vereinen  läset 
—  für  ihre Meinimgen  eintreten,  andere  GeistesstPomungen  sich  über 
den  Kopf  wachsen  lassen.  An  der  Ent^vicklung  luid  Katastrophe 
des  Kryptocalvinismns  hat  Landgraf  Philipp  sich  in  hnhem  Masse 
mitschuldig  gemacht,  denn  wie  Melanehthon  unter  de»  Theologen, 
so  hatte  er  unter  den  Fürsten  den  Beruf,  für  (Jius  R(;eht  freien 
Bekenntnisse«  auch  zu  im  lutherischen  Meinungen  offen  einzutreten. 
Er  hätte  eben  sch<m  Jahre  vor  dem  Herbst  1561  sich  rückhalts- 
los erklären,  die  Gleichdenkenden  um  sich  zu  sammeln  und  die 
Kraft  solcher  Gesinnung  an  der  Macht  der  Orthodoxie  sich  messen 
lassen  müssen. 

Warum  hat  der  Landgraf  nie  vermocht^  sich  zu  solchem 
Vorgehen  aufzuschwingen?^**  Der  Sehlü.tsel  zu  seinem  Verhalten 
liegt  vielleicht  darin,  dass  es  immer  nur  die  pereönliche  müud- 


126)  V0.  XU  den  nachfolHeoden  Erörterungen  oben  p.  82/6;  142/6;  2Ö9/70. 
Beilagen  No.  XU,  XIV,  XXJV. 


Aditer  Abschnitt. 

liehe  VerhandJung  gewesen  war,  welcher  er  die  Kraft  zutraute? 
den  Strßit  zu  linderu  oder  beizulegen;  auf  die  theologische  Pole- 
mik über  die  Ferne  hin,  da  ^der  Eine  hier,  der  Andre  dort  ein 
Üuch  mtichf  und  man  „hin  nnd  wiedfr  schroibt**  hattt*  er  uin 
seine  Hufl'nung  gewetzL  Diese  Ansi-biitiung  führt  giiuz  uatürlici) 
auf  den  Grundgedanken  seiner  Eirchenpolitik:  dasa,  um  eine  mö^^l 
liehst  allgemoino  Verständigung  nicht  nur  unter  den  Obrigkeiten, 
&üDdci*n  auch  unter  den  (Tcistlichen  herbeizuführen,  man  eben 
Geistliche  alier  Riclitungen  persönlich  ziisararaen bringen,  das  beisst, 
eine  allgemeine  Synode  veranstalten  müsse.  Wir  sahen,  wio  oft 
der  Landgraf  diesem  Gedanken  das  Wort  redete,  und  das«  ihm 
nie  Fuigp  geleistet  wurde.  Liegt  nun  aber  hier  nicht  ein  iunerer 
Widerspruch?  Die  Voraussetzung  der  Unionsbestrebungen  Philipps 
ist  nach  seinem  eigenen  Zeugnis^  das  gute  Vortraueu,  das«  diflfl 
grosse  Mehi-zahl  der  Protestanten  sich  dafür  gewinnen  lassen  werden" 
mit  ihm  für  die  Union  einzutreten.  Hiess  es  nicht»  dies  Vertrauen 
im  Handeln  verleugnen,  wenn  der  Landgraf  sich  nie  cntscbliessen 
konnte,  sein  Progiamm  rücksichtslos  der  Oeffentlichkeit  preiszu- 
geben? Wenn  er  z.  B.  selbst  auf  dem  Naumburger  Congress  nur 
für  den  soeben  versammelten  Krei.s  offtm  redete,  und  doch,  gleich- 
wie die  Andern.  Bedaciit  darauf  nahm,  dass  die  volle  Tragweite 
seiner  Ahsichien  nicht  in  aller  Welt  uoturisch  würde?  Wenn  er 
das  erlösende  Wort  etwa  stets  auf  die  allgemeine  Synode  ver- 
schob, worin  lag  denn  der  fundamentale  Untei-schied  zwischen 
der  synodalen  Verhandlung  und  jeder  andern  Art  von  Eintreten 
für  das  erstr^bti^  Ziel;  was  berechtigte  ihn,  derselben  einen  so 
ungleich  höheren  Werth  beizumessen  als  etwa  der  Agitation  durch 
SchriftstollenM  und  Predigt,  in  welclusr  doch  die  Flacianer  so  QroasK 
leisteton?  Ich  habt'  schon  früher  Einzelnes  angedeutet,  was  hiff 
auf  den  muthra asslichen  Godaukenzusanmienhang  führen  könnte; 
es  sei  erlaubt,  noch  einmal  darauf  zurückzukommen  und  (ohne 
damit  den  Gedankengang  lies  Landgrafen  sicher  errathen  zu  wollen) 
daraulegen,  wie  jene  Politik  doch  iun;h  objectiv  eine  borechtigie 
Seite  hatte.  Wenn^  was  schon  Früher  gesagt  ist:  dass  über  der 
freieren  Richtung  dos  Protestantismus  in  jener  Zeit  allgemein  ein 
lähmendes  Gefülil  der  Ohnmacht  imd  Hoffnungslosigkeit  lastete,  in 
ganz  derselben  Weise  vom  Umdgrufen  raitgelton  sollte,  so  wäre 
freilich  seine  ganze  Kirchenpolitik  Nichts  als  ein  endloser  Selhst- 
betiug.     Aber  blind  hätte   er  sein  müssen,   hätte  er  Ton  dieser 


Achter  Abschnitt. 


347 


Zeitstimmurgf  keine  Kenntniss  gehabt  und  auf  sie  freinerloi  Rück- 
sicht genommen.  Es  bedurfte  sicher,  sollten  die  Freunde  des 
kirchlichen  Friedens  der  Orthodoxie  einmal  pescblosseii  gegentlber- 
treton,  eines  grossen  AufiM'hwungs,  und  zu  diesem  einer  grossen 
KmiutlügiiDg.  Der  gewolinto  Gang  des  kirdiliciu'n  Leb^ms,  das 
stete  Wiederholen  der  ausgedroschenen  theologischen  Argumen- 
tation von  einer  und  der  andern  Seite  konnte  eine  solclie  nicht 
wiihl  mit  sich  bringen.  In  rier  schriftstellerischen  Agitation  und 
auf  der  Kanzel  war  die  e.xclusive  Richtung  gegenüber  der  ver- 
söhnlichen, ft-eieren  im  Vortlieil  vermöge  ihrer  radikalen  (iruud- 
HÜtze  und  jener  ni<;ksieht>iiosen  Ungebuudonheit  di's  Tons,  welche 
in  ihrer  dogmatischen  Eigenart  eine  subjeetive  Berechtigung  besass. 
Diesen  Kampfmitteln  konnten  die  Vertreter  einer  relativen  Dul- 
dung, ohne  sich  selbst  untjeu  zu  werden,  nichts  Achnliches  gegen- 
überstellen: hier  liegt  der  Grund  jener  Schüchternheit,  wolcho  die 
Ireniker  unter  den  Protf^tanton  jener  Zeit  gefesselt  hielt.  Wohl 
aber  konnte  diese,  in  der  protestantischen  Kirche  vorsteckte  Qe- 
meinschaft  zum  Bewusstsein  einer  grossen  sittlichen  Macht  er- 
wachen und  den  Muth  zum  fi-eieren  Auftreten  fassen,  wenn  bei 
einer  vollständigeu  Musterung  der  Streitkräfte  sich  ergab»  das« 
sie  die  Mehrheit  iler  Stimmen  vereinigte.  Daau  wäre  denn  frei- 
lich, sofern,  wie  Landgraf  Philipp  voraussetzte,  die  überwiegende 
Mehrheit  der  Prolestanteii  der  Union  noch  immer  innerlich  g^ 
oeigt  war,  die  allgenioino  Synode  das  rechte  Mittot  gowosen. 
Hierbei  muss  man  denn  femer  benicksi<'htigen,  dass  der  Glaube  an 
den  göttlichen  Beruf  ullgemeiner  Synoden,  in  der  Kircthe  Frieden 
zu  stiften,  doch  auch  im  Protestantismus  tief  eingewurzidt  war. 
Durch  all  Die«  wird  freilich  der  grosse  Fehler  nicht  kleiner,  den, 
wie  alle  Gloicligesinnten,  auch  der  Ijindgraf  beging:  bis  zu  der 
ersehnten  Synode  das  ganze  Pt-ld  fast  SL-Iiwoigond  der  schranken- 
losen Agitation  des  exclusiven  Lutherthums  zu  überlassen;  doch  ist 
das  bis  auf  einen  gewissen  Grad  verständlich,  denn  offenbar  unter- 
schätzt«^ er  das  gtjfiihrliche  Wachsthum  der  Orthodoxie  un<i  traute 
seinen  Zeitgenossen  im  Allgemeinen  mohr  Freiheit  des  IJrtlieils 
zu,  als  sie  besassen.  Wenn  er  dann  freilich  selbst  nach  den  Er- 
fahrungen des  Jahn^s  1501  nicht  auf  den  alten  reforniatorisohen 
(if.'daukeii  zurückkam,  dass,  um  der  Wahrheit  zum  Sieg  zu  ver- 
helfen, die  Geister  offen  aufeinanderpl atzen  müssen;  wenn  er  sich 
nach  wie  vor  der  Einsicht  verschloss,  dass  sein  stetes  Schweigen 


348 


AchUT  Abäubiiitt 


1 

I 


der  Sache  zum  Pr^udiz  ausschlagen  müsse,  und,  um  der  ofTeneti^ 
Erklärung  auszuweichen,   sogar   den  Schein   auf  sich  nahm,   als 
habe  er  ausdrücklich  sein  Placet  zur  Aussei) lieRsung  aller  mcfat 
lutliorisclien  b^lire  g:Cf;cben,   so  eriniiei-l  dies    in   ci^entliiiralichctf 
"WeiSQ   an    diu   kritischste    Periode   soiuer  Kia-henpoliük,    in  der^ 
sich  zweifellos  offenbart  hat,  dass^  wie  die  Festigkeit  seines  Cha- 
racters,  auch  die  Folgerichtigkeit  seiner  Erwägungen  nicht  jedem 
"Drnnjj:  der   Verhältnisse  Stjind   hielt.     Ich   meine    sein   Verlialtenj 
zum  Interim  in   iler  Zeit,  der  Gefangenschnft.     Er  selbst  hat  spÜ-j 
ter  kein  Hehl  daraus  gemacht,  und  in  der  Zeit,  die  uns  beschäftigt,! 
aufrichtig  gestanden,   dass  er   damals    „aus  menschlicher  Furcht 
und  Noth  zuviel  getban.'^ '"     Nun  wird   man  immerhin  die  Vei^ 
legenheit  dieser  Tage  mit  dem   harten  Druck   der  Gefangenschaft 
nicht  vergleichen  können;  und  blickt  man  daraufhin,  wie  gewagt 
eben  in  unseni  Jahren  inanehinRl  des  Tjandgrafeu  Pülitik  zu  Gun- 
sten des  Protestautismus  war;  wie  er  sich  comproniiltirte  um  den 
Gonfessionsv  er  wandten  an  Frankreich   einen  Freund  zu  erhalten,] 
und  wie  er  sich  dann  im  Jahr  1562  exponirte  um  den  bedräng- 
ten Hugenotten  Hilfe  zu  schatFen,  so  wird  man  wiederum  schwer-^ 
lieh  glauben  können,  dass  die  gemeine  Furcht  bei  jenem  Schritt 
eine  grosse  Rollo  spielte.    Es  ist  aber  aus  der  Interimspolitik  des 
Tjimigrafen    anrli    xii    ontiiehnieii,    ilnss    c-r,    mof'htc    gleieli    seiiie^H 
innerliche  Ueber/eugung  auf  die  Dimer  stets  ihr  Reeht  behaupten,^H 
doch  nicht  gefeit  war  gegen  jene  Sophistik,  vermöge  deren  selbst 
die  aufrichtigeren  "Xatureu  zu  Zeiten  sich  andere  Anschauungen  vöh 
Wahren,  Rechten  und  Zweckmässigen  vortäuschen  können,  als  di»^ 
sind,  die  im  Grund   ihres  Herzens  stoeker.'-'*    Bicsos  Character 
zugs  mag  man  sieh  erinnern,  wenn  es  sieli  diinim  handelt,  in  dorl 
Politik  dos  Landgrafen  solchen  Schritten,   wie  die  Annahme  derl 


1 

i 


127)  Kluckh.  I  p.  196. 

128)  Ich  stütze  mich  bei  dieseni  UrtheÜ  aussor  auf  dio  publiciiten  Ä- 
teriaUon  («in  vollftiiiidigstf'ii  vei-werüiet  boi  v.  Hi'ist^r)  auch  auf  dio  oui«oriR-4)« 
l>*clüiv  der  Acten  aus  Ijind<;rjir  Philipps  (ipfangi'nschaft  in  Marburg.  Die- 
selbtMi  nuthaltoii  noch  imiimr  .soiiol  Tnliütnit/.tns,  dass  sie  oine  neue  Abbaod- 
long  in  kurzer  Form  Lohnen  würden.  Leider  lag  mü-  nicht  Alles,  was  vor- 
handen 8oin  inDss,  vor;  die  von  Hassonkamp  1  p.  663  tirwähnteu  schriftlichen 
Hollexionün  Philipps  über  das  Interim  im  t-'homaligeD  Casseler  Begiöningsatviiiv 
habe  loh  nicht  gesehun. 


k 


Achter  Abschnitt 

sächsischen  Abpiulmahlsfurinol,  oiiio  Art  von  Vcrstiindniss  abzu- 
güwüiüL'U.  InmH'ihm  wird  miui  solcho  Erklüi-un^'  stets  nur  auf 
die  Inconsequenzen  und  Äbirrun/ijen  der  l au dgriif liehen  Politik 
anwenden  düifen,  nicht  aber  auf  deren  fUlgemeine  Kichtuojär;  dasä 
die  stolzen  Plane,  die  er  im  Namen  seiner  Kirche  hegte,  aus 
einem  Selbstbetrug  lierausgowachsen  wären,  nicht  aus  fester,  inner- 
licher Ueberzeuguufc,  ist  unmöglich  »rzunehmen.  Der  bleibende 
Grundzug  der  land gräflichen  Folitik  ist,  ti-otz  mancher  Anwand- 
lungen von  Schwäche,  doch  nur  der:  nicht  jederzeit  die  politische 
Bequemlichkeit  und  Sicherheit  des  nächsteo  Augenblicks  oder  der 
nächsten  Jahre  zu  suchen  (hiitte  der  fjanclgraf  nur  Dies  gewollt,  so 
hätte  er,  wie  die  Andern,  in  erster  Linie  der  Bildung  einer  ge- 
schlossenen National kircho  zusti-eben  miLssen!),  sDndern  diese  nahe- 
liegenden Vortlieile  zu  opfern  um  durchgreifende  nnd  dauernde 
BüiTgschaften  für  die  Zukunft  des  allgemeinen  und  in  ihm  des 
deutschen  Protestantismus  zu  t-'rkämpfen.  Wer  jenes  Opfer  brin- 
gen wollte,  der  musste  in  den  endlichen  Erfolg  der  Uniunsbestre- 
bungen  ein  achtes,  unverfälschtes  Vertrauen  besitzen;  hier  konnte 
Wühl  die  naive,  gutgläubige  Illusiun,  wie  deren  ein  sanguinisches 
Temperament  fähig  ist,  eine  grosse  Rolle  spielen,  nicht  ab«r  eine 
innerliche  Unaufrichtigkeit  Wenn  man  so  den  I^nilgrafen  nach 
Dem  beurtheilt,  was  in  seinem  Streben  das  stets  Wiederkehrende 
und  Bleibende  ist,  wird  man  immer  daraid"  zurückkommen  müssen, 
dass  er  im  Grunde  doch  ehrlichen  Gemütlis  war;  und  wenn  man 
mit  dieser  Voraussetzung  seinen  (Jedunkenkreis,  wie  wir  das  frülior 
s<.'bon  gethan  haben,  im  Einzelnen  durclimisst,  so  wird  man  auch 
immer  wieder  zugestehen  müssen,  dass  sich  ihm,  im  AUgf^mpineu 
gesprochen,  und  im  Vergleich  mit  seineu  Zeitgenossen,  auch  Furcht' 
losigkeit  imd  KlnrJieit  des  Denkens  nicht  'aberkennen  lasst  Für 
seine  Zeit,  und  namentlich  das  Deutschland  seiner  Zeit  ging  seine 
Berechnung,  mehr  auf  das  innere  Recht  seiner  Sache,  als  auf  eine 
objective  ßcurtlieilung  der  Menschen  gestützt,  wie  der  Ausgang 
bewiesen  hat,  fehl:  sub  specie  aetemi  behält  seine  Auffassung  der 
relipiösen  Tagesatreitigkeiten  Recht. 

Wolfgang  und  Christoph  fassten  die  Erklärung  des  Land- 
grafen und  das  Gutachten  seiner  Theologen  als  lutherisch  ohne 
Hintergedanken  aui'  und  nalmien  sie  mit  grossen  Fix'uden  ent- 
gegen. Inzwischen  hatte  Kurfürst  Friedrich  sich  zum  zweiten 
Mal  entschieden  ausgesprochen,  dass  er  mit  keiner  weiteren  Becla- 


360 


Acliter  AbMilmitt. 


I 


ntion  als  der  zu  Naumburpr  verfasstcn  etwas  zu  Ihun  hal 
wolle."*  Die  Heraoge  setzten  nun  die  Verhandlungen  auch  ohne^ 
den  Kurfüi-sten  fort  Im  Herzogthum  Sachsen -Weimar  vollzog  sich 
damals  scheinbar  ein  hoflhungsToller  Umschwung  der  Dinge:  im 
lauf  des  Jnhros  hatti'  sich  der  Streit  zwischen  Johann  Friedrich 
und  steinen  uiibütmiissigtm  Theologen  bis  zur  Dnerträglichkeit  ver- 
schäift:  dies  führte  dazu,  dass  in  den  letzten  Monaten  des  Jahrs 
ihre  hervorragendsten  Führer:  die  Professoren  Flacius-,  Musäus,^H 
"Wigand,  Judex,  neböt  einigen  Ändern  entlassen  und  Landes  Te'>^^ 
wiesen  wurden.'^**  Als  nun  aber  Woifgang  und  Ciiristoph  das 
Resultat  der  langen  Bcratlmngen  seit  dem  Naumburger  Tag  aa 
Jubunri  Friudrich  boricbtften,  zeigte  siüh  wiederum,  dass  der  H(*p" 
zog  eben  nur  um  der  Selbstständigkeit  seines  Kirchenrogimeni»' 
willen  mit  den  Flacianem  zerfallen  war,  ohne  die  strengen  Grund- 
sätze der  Orthodoxie  pi-oiszngebcn.  Kr  erklärte,  dass  er  mit  der 
blossen  Billigung  seiner  Abendmalil sichre  nicbt  zufrieden  sein 
könne;  er  verlangte  nach  wie  vor  Annahme  der  ganzen  Vor- 
rede, welche  er  an  Stelle  der  naumburgischen  entworfen;  ja  er 
fiel,  worüber  Woifgang  und  Cliristoph  nirht  wonig  entriistet  waren, 
zum  zwuiten  Mal  in  die  altt^  Forderm%^  der  namentlichen  Vi': 
dammungen  zurück.  Auf  die  weiteren  Vorstellungen  der  Fr 
anlwiirtete  or  nicht  mehr.  So  scheitelten  denn  die  Verliandlungotf 
im  Februar  des  Jahres  li)62  voilstäudig. '^'  Es  kam  nicht  zur 
Vollziehung  der  Declaration ;  dem  Landgrafen  blieb  damit  die 
bitterste  Consequenz  jenes  Naciigebcns.  zu  dem  er  sich  gewis»- 
licli  nur  mit  gespulteiieni  llorzon  entschlossen,  und  das  ilim  inner- 
lich vielleicht  langst  wieder  leid  geworden  war,  glüi'küch  erspart 
An  dem  Andenken  des  f^ndgrafeu  bat  sich  seine  Incunsequc: 
gleichwohl  tragisch  gorüclit;  seine  kirchltrho  Haltung,  und  vor- 
näralich  die  Erklärung  vom  Herbst  1501  hat  lutiierischen  Ten- 
denzschriftstellcrn  bis  in  die  neueste  Zeit  herhalten  müsson  um  zu 
deduciren,  dass  Philipp  von  Hessen  und  seine  Theologen  Luthera- 
ner vum   reinsten   Wassi-r,  wii   nicht  gar  vom  Schlage  der  Con- 


129)  KhR-kh.  I  p.  201. 

130)  Salip  III  p.  34.T  ff.    BwA  1  p.  367  ff.  (fnst  voUständig  nach  SriigV' 
Pregpr  n  p.  14Ö  ff. 

131)  GUinich  p.  315,  324/40. 


Achter  AbschmH. 


351 


demnanten,  ^wesen  seien:  eino  bittere  Imnie  auf  Das.  was  der 
Landgraf  zeitlebens  geglaubt  und  erstrebt  bat  ^'^ 


k 


Wie  wenig  entsprach  im  Herbst  des  Jahres  1561  die  Lago 
der  Kvangelischcn  den  Hoffnungen,  mit  welchen  Landgraf  PliÜipp 
nach  dem  Wormscr  Roligionsg*?spräoh  die  neue  Aera  seiner  alten 
Politik  eröffnet  hatte.  Nach  vier  Jahren  des  RingonK  sali  er  aicii 
nicht  nur  an  den  Ausgangspunkt  seiner  Mühen  zurückversetzt; 
die  Gegensätze,  welche  auszugleichen  er  damals;  unternommen, 
hatten  sich  jetzt  verschärft;  ja  es  war  selbst  der  Boden,  auf  wel- 
chen er  damals  seine  Envartungen  gründen  durfte,  nicht  mehr 
fest  Auch  in  den  Kreis  von  Fürsten  und  fürstlichen  Landes- 
kirchen, welcher  damals  vom  religiösen  Parteigeist  noch  nicht 
zersetzt  war,  welcher  noch  im  Frankfurter  Recess  sich  darstelltü 
wie  der  hoffnungsvolle  Anfang  einer  neuen  deutschen  Einheits- 
kircho  und  auf  dem  Naumburger  Tag  sich  anszuwachsen  schien 
zu  einem  öcuraenischen  Protestantismus,  waren  Elemente  gegen- 


132)  Oarth,  Berieht  vom  HelipionBWpgoo,  p,39— 47;  Tjeuchtor  p.  151  ff. 
(dfts  dnselbAt  p.  lf)2  (litirti-  S«'lin^itii>ii  den  t^ndgrafE>n  daliil  von  Meit).4iAch  il. 
24.  Sept;  vgl.  oIwü  p.  2bfi  iu  der  Anmerkung;  der  Verfasser  tiat  aus  Vorst'bpii 
das  Datoin  mit  ü»mjetiigi'ii  mnm  wuiltMinliorgischun  KuliroiliouB,  wol^-buti  Uim 
gleichzeitig  vorlag,  vomocbHoU:  a.  p.  334,  Aoiii.  HO).  —  Hpeulal-Wiilerlegiiug 
p.  I8ff.  Tlifir  M'inl  die  Aupcliaiiuutj  der  i-efomiirton  Kirchcnhistonkcr  von  dem 
»•hi-tnalij^n  t'onfesflionsstaiid  in  llnssen  und  der  ndiffiöseo  Stellung  Ijuidgraf 
Phüipp«  Kohr  obara(;tor{^tlsi-li  tx'kümpft:  h'AtUr  tlicso  AnscliAuung  Iferrht.  ragr-u 
die  Verfasser,  so  liütto  der  Ijindgnif  sich  folgL'ndcmuujSon  Üussoni  rnüasun: 
„was  will  man  doch  viu!  Wesens  hukiIil'u  mit  don  Zwinglianom  und  l.utlm- 
Tischen;  hjq  sind  alle  beide  der  au gsbui^i scheu  Confesüou  zugctliao;  man  losso 
61"  nur  MeiU'tj,  und  iKfidurU-i  Moioung  üfFeutiii;h  lehren  und  tn-iben,  und 
Düthige  fii).'  dahiu.  daaa  sie  einander  für  Bnidcr  in  t'bristo  ehn-n  und  erkemit'n 
müssen,  und  altto  friedlirb  und  cintiürlitig  hei-  und  ncl>ecejn ander  Icbfo,  wlo 
in  ucBerm  Füretenthum  und  Laiidon  auch  ^schieht*  Das»  Ptiilipp  sich  so 
(nielnCD  die  Darmstiidfer)  nicht  üu»siirtt\  kommt  eben  dalier,  dass  er  und  «sinn 
tiandeskircbc  schlotUtliin  luthorisrh  und  Gcgnor  der  Schweizer  Ixhrn  wai-oiL 
—  Von  dem  Outai-ihton  dsr  h*!s>i>«-hfii  Theologen  vom  Herbst  1501  hnisRt  os 
ebendaselbst  sehr  bez(.'irhnend :  ..Halxin  sie  aber  ein  Andon^s  (als  dio  lutho- 
risobe  Lehre)  heimlich  im  fl^^r^en  bohaltnii,  so  wird»  ihnen  vor  Gott  desto 
schwerer  zu  verautworteu  seiii.^  —  Viluuu  [i.  %  ff.  —  Wio  wiMiig  der  Luid- 
graf  und  die  hesbisuhu  Theologie  von  der  Sch\)ld  an  solchen  Entj^tJ'llungeu  frei- 
zusprechen wind,  zeigt  sich  re'.-ht  deiitlieh  darin,  daas  sellist  ein  so  objectiver 
Beurthciler  wie  Kluckhohn  noch  in  einen  ühuUcheD  Intbum  verfallen  konnte: 
Tgl.  Müochetier  Jahrbuch  16Bf>  p.  430.  482. 


353 


Achter  Abschnitt. 


M 


soitip^er  Eutfreindung  eingcdiutigüti:  achon  statu!  der  Kurfürst 
Pfalz  mit  seiner  Kirche  fa^t  aiisseHialb  dieser  Gomemschaft,   und^j 
ob   der  Landgraf  seine  Stellung   in   ihr   würde   wahren   könnenf^^ 
oline  TOD  seiner  Vermittlungspolitik  mit  der  Zeit  melir  und  mehr^ 
preiszugeben ,   war   mindestens   z wcÜ'elliaft   geworden.     Dem   aus- 
wärtigen Protestantismus  war  der  deutsche  weder  weiter  entpegt?n- 
geknmmen,   nocli   hatte  er  ihn  nälier  zu  sich  herangezof^n ;   die 
GtefÜhle  der  Sympathie  für  die  Weliwesterkirche  waren   auf  deut-j 
scher  Seite  fast  vülli^^  geschwunden;  dit*  früher  schon   schwache' 
ActioD  des  deutschen  Protestautismus  nach  dem  Ausland  hin  war 
theils  lahmgelegt,  theils  in   ein  ganz   verkehrtes  Geleis  gcrathcn.^1 
Auf  die  Be^ründun;:  einer  einheitlichen  Glaubensgemeinscliaft™ 
der  Protestanten  in  Deutschland   und  Kuropa  hatte  der  Landgraf 
ein  ebensoweit  reichendes  politisches  KiuverHtandniss  bauen  wollen: 
auch   diese  llnfTmingeii   wan'n   mit  den   nMigiosen   Kinheitsbestre- 
bungen  gescheitert     Hier   liaben   wir  das  Bild  der  Vorg&nge  im^ 
Jahr  1561  nocli  mit  einigen  Zügen  zu  verroll kommnen. 

Für   den    naumburj^^ischen    Fiirstentaj;   hatten    der  Lan<i 
und  Herzog  Christoph,   der   ihm   bisher  stets  in  seinen   üni« 
vi>rsclilägen    beigestimmt,   auf   die  Erörterung   der  Bünduiasfrage 
verzichtet,^"**  um  den  Kurfilrateu  von  Sachsen  nicht  von  der  Thei!- 
nähme   an   den   kirchlirhen  Friedensverhanrjlnngen   abzuschrecken. 
Der  Landgraf  ergriff  aber,  im  Vertrauen   auf  die  Sicherheit  der , 
Resultate  von  Naumburg,  die   nächste  Gelegenheit,  welche  sieb 
bot,  um  die  Sache  wieder  zur  Sprache  zu  bringen.     Ein  schwci-^ 
zerischer  Hauptmann   hatte   im   März   des  Jahres  1561,    wohl  in' 
der  Hoffnung   sich    einen   Angebelohn   zu    verdienen    oder   einea      i 
Werbeauftrag   zu   erhalten,   die  Nachricht  verbreitet,    dass  ante|^| 
Fühnuig    des   Grafen    Älbrecht   von    Lodnm    sich    Landsknechte," 
Spanier  und  Italiener  unter  dum  Vorwaud  einea  Zugs  ge^n  die 
Schweizer,  in  Wahrheit  zu   einem  Üeberfall  Württembergs,  nahe 
der  witrttonibergischen  Ostgrenzo  versammelten;   vermuthlich  be- 
nutzte   er   bereits    umlaufende   Erzählungen,    um    sie   zu    diesemj 
Berichte  auszuschmücken,   denn   Herzog  Chrisitoph   uud   Kv 
Fiicdrich  hatten  zu  seinen  Angaben  noch  andere  Zeitungen  vo 
Werbungen  hinzuzufügen;  nannMitlieh  schöpfte  der  Letztere 
ßesorguiss   aus  angeblichen   Truppenbestellungeu    des  Papstes 


»0  im  j 

fidgn^^ 
nionft-^^ 

ü- 

m. 

er^ 

cbfl 

?i-H 

in" 


133)  Oben  p.  196. 


Achter  Ab.s(;bDitt 


353 


Deutschland;  er  war  nicht  ohne  Furcht,  es  niö^  auf  einen  Üeber- 
fiill  lier  ilfMitsohen  Priitestantmi  abgesehen  «oin,  zuinal  er  soeben 
auch  die  fraozosi^clien  Katholiken  in  Werbung  zu  sollen  glaubte, 
um  mit  deatschem  Kriepsmlk  dio  Hn^'<>nott<^n  zn  untt^rdrückon. 
Die  Erfindung  des  Öchweizurs  unii  die  andern  Nachrichten  nun 
gelangten  sofort  duivh  Horssog  Christoph  selbst  und  durch  Ver- 
mittlung Kurfürst  tViedririip!  an  den  I^andgrafen.  "*  Der  Letztere 
nun  fand  es  für  dicsnwd  uiiwahrschfiulich.  da*w  der  Kaiser  oder 
der  Papst  etwas  gegen  proteatantische  Stände  vorhaben  sollten; 
doch  sprach  er  sich  gniiidsÜt/tiiOi  dafUr  aUH,  auf  ^Icho  Vorgang 
ein  s(;harf('s  Aiigennirrk  zu  Imbon,  und  bratihtf  abcrniaU  bei  Pfalz 
und  Württemberg  da«  Bündniss  in  Voi-schlu^:  nicht  weil  die 
au^t.'nblickliche  Ui^e  so  beilnjhlich  &oi,  sondern  weil  man  sich  auf 
dit'  Zukunft  i;efiLsst  machen  raiisse,  ehe  es  zu  spftt  wordo.  Der 
Kurfürst,  Hor/og  Christoph,  der  lAndgi-af  scibht  und  Wolfgang 
von  l^fiilz,  oder,  wenn  dieser  sich  wcigore,  nur  jf^no  drei,  sollten 
eine  Kinigung  ku  gemeinstimor  Abwehr  jedes  Angriffs  auf  eins 
der  Mitglieder  eingehen;  gleich  auf  dfr  StölIe  sollte  durch  fdne 
JRiitheconferenz  die  Höhe  der  Beithige  zum  gomeiueu  Work  be- 
stimmt werden;  je  nach  Gelegenheit  sollteu  auch  weitei«  Mit- 
glieder eintreten  dürfen.**^ 

Bis  daliin  hutto  der  Landgraf,  mochte  er  auch  diesen  Ge- 
danken schon  lang!'  mit  sich  horumtragen,  von  politischer  An- 
itaherung  an  das  Ausland  noch  nicht  zu  reden  gewagt  Der 
firund  war  wohl,  daKs  bisher  seine  Bemülmngen,  ein  religiöses 
Einverständniss  mit  der  schweixerischon  Richtimg  anzubalmen^ 
die  im  Ausiaud  dominirte,  erfolglos  geblieben  waren.  Nun  war 
aber  damals  auch  die  schroffe  Kxclusiritat  des  deutschen  Lutlier- 
thums  noch  nicht  so  allgemein  zum  Wahlspruch  geworden,  wie 
drt-s  bald  darauf  durch  die  Nachvcrhnndhingi'n  zum  naumbuq^i- 
schon  Tag  ge^tchali.  Nnch  zu  Naumburg  hatto  man  sich  ja  eines 
Glaubens  mit  den  Hugonotton  bekannt  uud  sogar  einen  Anlaut 
genommen,  den  andern  protestantischen  Nationen  zu  kirdilicher 
Verständigung  die  Hand  zu  reichen.     Die  Annähenmg  des  Con- 


134)  (^ristopb  aji  l'bilipp  StuUg.  il.  M.  März,  Hs.  Friedrioh  mi  FhÜipii 
Heklelb.  d.  29.  Mn;  s.  Rfil.  XXXIV.  Dont.  aii  deiis.  Hcitl«-!^.  d.  4.  April, 
H«.  VgL  den  Anbaut;  ^^^  gpfiÜÄchto  Naclirif;hton. 

i:i5.1  Pliil.  lUi  Friedr.  Ziogoiibaiii  d.  11.  April,  s.  Beil.  XXXV.  An  Chri- 
stoph vom  selben  Tag  aad  Ort,  gleichlautend  bia  auf  einige  AuslassuDgeo.  (Hs.) 

23 


354 


Aoliter  Abschnitt 


cils  und  die  unhoimlithen  Aiizeichon  <ies  kommenden  Rolipion 
krieges  in  Frankreich,  andorcreeib*  diu  Hofluuug,  welche 
Regiment  Catharinos  der  Kcfonnotion  zu  bieten  schien,  trieben 
jetzt  den  Liuid^iat'en,  d<*r  reli^'iüsm  Voreiuhaning  vorgreifend  be- 
reit» auf  pulitist'he  Annäiieiiing  an  die  wichtigsten  Mächte  d«e 
Protestantismus  im  Ausland  zu  dringen,  zu  denen  jetzt,  wo  in 
Krankreiüli  die  Entscheidung  lieranrücktts  unbedingt  auch  das 
Hugcnottenthum  gehörte. 

Soeben  hatt4'  d«r  I^iindgrof  bei  Sachsen,  Pfalz  und  Württem- 
berg den  Ycir»t-hlag  gemacht,  eine  Gesandtscliatt  an  den  König 
von  Xavarra  zu  schicken,  ihn  zu  emuitliigen  und  so  Frankreich 
in  Sachen  des  Cüuuils  auf  die  protestantische  Seite  zu  ziehen."* 
Wenige  Tage  darauf  schreibt  er  dem  Kurfürsten  von  Sachsen,  es 
sei  seines  Erachtons  nothwendig,  nach  Frankreich  und  England 
zu  sciückcn  und  mit  ihnen  mehr  uU  bisher  geschehen  zu  com- 
municiren.^"^  Wieder  nach  wenigen  Tagen  trägt  er  bei  Pfalz 
und  Württemberg,  wie  eben  erzählt,  auf  eine  deutsche  Schuts- 
einigung  an. '^^  In  demselbt^n  Schnüben  proponirt  er  dem  Kur- 
fürsten und  drni  KiTZOg,  nach  England  zu  schicken  und  sich  za 
erkundigen,  welche  Stellung  die  Königin  dem  Concil  gf^nüber 
einiiehnion  woixie  und  was  Trusts  man  sich  zu  ihr  vergehen  düif^, 
wenn  ein  Ki^ligionskricg  gegen  die  Kvangelischen  in  Deutschland 
untcrnummen  werden  sollte.  Bald  darauf  aber  schlügt  er  vor, 
im  Fall  die  katholische  Partei  in  Frankreich  den  Krieg  be- 
ginne, den  Pi-otestanten   unter  Navarra  deutsches  Volk  zu 


136)  Am  30.  März;  s.  |,.  293/4. 

137)  An  Augiist,  Cawcl  d.  7.  April;  lls.  In  diesem  Brief  verdeu 
tungon  erwähnt,  welche  moldon,  dass  Frankreich  und  England  zugesagt  1 
du  ConoiJ  zu  be.schtckoD;  PhUipTi  bez^'eüelt  deren  Kichttgkeit.  Giasaea  dH* 
14.  April  (Hs.)  schreibt  der  lamtgruf  an  den  Kurfürsten,  nntur  Ueboncmtanr 
von  Zeituumm :  w<'yl  nuti  euer  lielj  aus  diessfn.  aucb  den  vori^n  xeitun.^- 
welche  wir  E.  h.  Rugescliiclif,  sefK-u,  d;w  ni(-Ii  dor  Ba[iät  mit  dem  L'oii'Uil^ 
embsig  hAmiiliet,  und  sir-li  d&pfer  xui-  flaolien  schickt;  so  dann  sollich  Coo 
liuin,  wie  nndei'st  nicht  znvermuttun,  vor  sich  gehen  (wird),  und  das 
das  der  konig  zu  Franckreich  und  die  Königin  zu  KngellaudI  soUichs  liiiniiifih». 
sorgen  wir,  es  werde  des  viel  i?in  ursAcii  sein,  das  wir.  die  diesser  religin 
so  uns  frerabt  jegrm  inen  geholteu,  und  ni^-ht  mit  inen  mehr  all  besduei 
communiüirt,  da  diich  die  leute  mit  glitten  werten  wol  hettyn  an  der  hamjt 
luidt  uff  untrer  Seiten  erhalten  wctUeu  kuiineii;  und  ist  kicIi  also  solliobs  ' 
cUii  halben  viel  und  nit-ht  geringBr  gefiibr  xu  besorgen." 

138)  Am  11.  April;  a.  Anm.  135. 


Achtor  Alis4ihiut(. 


355 


Kjacbidcen.''^  Fasst  man  alle  diese  Vorschläge  zueammen,  so 
IKg^  der  Gedanke  einer  deutsch- englisch -französischen  Allianz 
zu  Gunsten  des  Protestantismus  schon  fertig  vor  "NVir  sahen 
aber  schon,  auf  welche  .Stimmung  des  Landgrafen  grossgesinnte 
Wünsche  trafen."*  Nicht  (;ffo!greicher  als  sein  Bestreben,  dem 
Ausland  die  Hand  zu  reiclieii,  war  auch  der  Plan  p-iner  dinit- 
scben  Schutzverbindung.  Herzog  Christoph  zwar,  der  wonig  später 
die  Confiifieratiou  mit  dem  Ausland  kurzer  Hand  abschlug,  war 
dem  Defensivbüadnisö  der  deutscliou  Protestanten  noch  ebenso 
geneigt  wie  früher;  er  orklärte  sich  bereit  zum  AbschUiss;'** 
Knrfilrst  BViedrich  hingegen  antwortete  dem  Ijandgrafen:  da  dio 
kriegerischen  Zeitungen  Hemog  Christophs  sich  als  unwahr  er- 
wiesen ,  &i  halte  er  zur  Zeit  noch  nicht  für  nötliig,  mit  Be- 
ratliungen  tiber  die  Vertheidigung  zu  eilen.'"  Die  Motive  dieser 
Ablehnung  sind  freilich  tiefere:  man  muss  sich  erinnern,  wie  der 
Kurfürst  den  hilfesuchenden  Hugenotten  statt  des  Schwertes  das 
duldende  Uottvortrauon  empfahl  und  wie  er  es  liebte,  das  schmai- 
kaldische  Bündniss  als  das  XTnliei)  des  deutschen  Protestantismus 
dai-zustellen. '"  Der  Ijandgraf  schrieb  traurig,  indem  er  Christ(iph 
die  pfälzischo  Antwort  (ihorsandte:  er  habe  es  treulich  und  gut 
gemeint;  hielte  er  die  Verständigung  nicht  für  nothwendig,  so 
würde  er  sich  nicht  in  die  Küsten  stüi-zen.  Auch  nachmals  müsse 
er  bei  seiner  Meinung  bleiben:  werde  das  Bündniss  nicht  bei 
Zeiten  gestiftet,  so  möchte  es  zu  spät  werden."* 

Die  Verhältnisse  entwickelten  sich  weiter;  das  Hugenotten- 
thum  kam  den  Wünschen  T^andgraf  PJiilipps  entgegen;  es  wünschte 
eine  Intervention  der  deutschen  pnitestantischeu  Fürsten  bei  der 
französischen  Regierung:   sein   Führer,   der  König   von   Navarra, 


139)  Am  22.  April;  s.  p.  206/7;  B0Ü.XXXVII. 

140)  Oben  p.  311,  312. 

Hl)  Stuttgart  d.  20.  April;  s.  Beil. XXVI. 

142)  Priectrioli  an  Ptiilipji  in  eianm  S(«ttal,  vennutlilirh  zu  flnnm  8ohrel- 
ben  aus  Heidelberg  vom  20.  April  gehöriR.  —  Mit  der  KitirichtiinK  oinw  Post- 
Üniö  xwisoheo  Wurttembeiy,  I'falx  und  Bossen  «rklart  der  KuxTiiivt  sich  gleich- 
fiiUs  einveretaaden. 

143)  Obijn  p.  311.    Vgl.  Al.sdimtt  HC. 

144)  Phil,  an  Christ.  Ctssel  d.  29.  April.   An  Friediiuh  vom  aelljon  Tag; 
^••Bndet  Ihm  wus  Oiri.stdph  aiif  seinen  Vorsclüa^'  geantwortet  uod  fiiobt  ihm  z\i 

'  bedonkoD,   dii.ss  wenn   man  warten  woUe^    l>is   die  Xoth    vurÜmndeti   sei    and 
fincr  unter  thaen  UberxogeD  werde,  es  alsdunu  zu  iipSt  »eiu  würde.    Ua. 

23* 


356 


Achter  JLbsclmht 


that  so^ar  zur  Conföderation  den  ersten  Schritt    Inzwisclien 
/.(^Gu  sirli  (lii'jeni^n  Filrstou  in  Deutschland,  iu  deren  Hand  di^^ 
Kntseheidung  log,  mehr  und  mehr  auf  den  Standpunkt  der  stren|^| 
sten  lutbei'isohen  Roserve  zurück.     Darüber  blieben  Hie   Verhand- 
lungen mit  den  Hugenotten  ohne  Erfolg;  t^tatt  dum  französisobo^^ 
Protestantismus  dtenlich  zu  werden^  haben  sie  sicher^  mag  aa^| 
diese  Wirkung  nicht  sichtbarlich  aufzudecken  sein^  nur  läliniend 
auf  den   Gang  der  Reformation  in  Frankreii'h  gewirkt:   von  der 
zahlreichen  Katholiken  Frankreichs,   vornthmlich  in   den  einfluts^ 
reichen  Kreisen  dor  OesoIIsehaft,  welche  schon  an  der  Grenze 
protestantischen  Lagers  standen,  düiften  viele  Tausende  vor  de 
entscheidenden  Schritt  umgekehrt  sein,   weil  der  ProtestanÜÄiDti 
sich  unfilhig  erwies,  zu  erringen,  was  die  nimische  Kirche  besä 
eine  äuSvSerliche  ,,katliolische"  Oluubeusgemeinschaft  und  die  Aab 
ritfit.  welche  eine  solche  über  das  fieiniith  fler  grossen  Massen  öt 

Hiermit  aber  greifen  wir  der  Diirstelliing  sebon  vor.     Vgri_ 
erst  entwickeJt  sich  das  Verhältniss  der  deutschen   Kirchen  zu 
Hiigenottenthuni  noch  einige  Monate  unter  dem  Eintluss  der  lutii<»- 
risdieu  Reaction  fori;  zu  der  Zeit,  als  dann  die  letzteu  Versucbt? 
einer  Annälierung  zwischen  Beiden  sich  in  Nichts  auflöäeu,  treten 
neue  Kiemente  in  den  Ablauf  der  Ereignisse  ein.    Alle  Länder 
romanischer  und  germanischer  Nationalität  treten  unter  die  Rücli- 
wirkung  einer  weltgeschichtlichen  Epocl»':  das  Concil  wird  eri^tlnet 
In  Frankreich   hält  der  Rcligiuuskrieg  seinen   EinKUg.     Den 
testanten   erscheint  er  wie  ein   Vorspiel   dessen,   was  im  liefolge 
des  Omcils  kommen  nniss.     Noch  eine  kurze  Episode  treont 
von  dem  Eintritt  in  diese  lebhaft  bewogte  Zeit 


tiK^-H 
irlit>       I 


ö8)  Do  Ruble  (IXL  p.  201  if.)  hat  diese  Erzäblungen  völlig;  kritiklos 
naehgeeehnHbßu.  Vieles  davon  bi-daff  k-^iucr  Widerlegiuig;  idi  erwähn*]  hier 
nur  da»  Folgende: 

I)  Do  Rublo  berichtet  auf  die  Autorität  dor  .Mcmoiros  de  la  vie 
VieiUe^illo "  hin,  dass  Navaira  seiae  ersten  Beziehimyen  za  deu  dcntscL« 
Füretön  diiTüli  Vleilleville,  dun  tlo\ivenioiir  von  Metx,  angeknüpn  habe,  fna- 
901»  de  Swpeaux,  sire  du  Vieillovine,  wurd«  im  Jiihr  1561  mit  di|iIoni«tiwbaii 
Aufträgen  zuni  Kaiser  unch  "WiAn  gesohickt;  vr  trtt  dio  Reiso  fpigm  Ende  Sttn 
u)  (Ktibles  Angabt^:  ^aii  inilion  df>  ]'hiver  Ifrfil'^,  ontbehrt  jeder  Oruadli 
ond  kehrte  etwa  Anfuug  .luU  nach  Metz  zurüLk.  Atif  dvm  Wege  besm-htp  ( 
eine  Reihe  deuLächrr  FürstiMi  und  üborbrat-hte  ihnen  die  C-oini>hmcnti'  -ir^ 
neuen  König»  von  Frankieieb:.  Carloix,  dor  Biugraph  ViuilleviUes  erwähnt  a\ 
den  Memoiren  an  zwei  Stellen  auch,  daga  V.  an  deutsche  Fürsten  B«glaDti- 


Aditer  Abschnitt 


357 


gongen  oder  Auflrtige  Navamts  {Iberttncht  it&he.  C.  spricht  n\m  zwar  boi  der 
ETEÖhlnng  dieser  Reise  (mem.  de  Vieilleville,  llvre  VlFl,  Chap.  XVIJ  ff.)  immer 
Id  der  ersten  Peraon  der  Mehrheit,  als  oh  er  im  Gefolge  Vicillevilles  mitgereist 
wÄre  lind  Alltw  wissfin  inüüistL>;  dass  gb-irbwobj  Vieles  in  seinem  Bericht  er- 
funden ist.  hat  Bcbon  ltarthi.>ld  (p.  341  ff.)  hervorgehoben;  Barthold  war  nur 
nocli  kinfi^  ni'-ht  streng  genag.  Uir  sdieiiit  aus  dem  ungeheuerliofasn  Ittnenu*, 
welobe»  Carloix  sttsammeiigeflteUt,  ohne  liVeitcres  hervorxugohen,  dasa  dfflrVer- 
baser  DcutscUand  nie  gesehen  hat,  oder  doch,  wenn  äWrhaupt  etwas.  h5nfa- 
stuu  die  beiden  orateD  Etappen  der  Beiso  (Iloidolberg  und  Stuttf^art)  nütmacbte; 
dasa  ihm  nbnr  auch  für  seinen  Bericht  Hateiialien  von  Belang  fast  gar  nicht 
Torlageo,  und  das  er.  um  InlerveMiDtc«  l^Michten  zu  künneo,  sogar  ÄL'tenstücko 
einfach  erfand,  örgieU  sich,  wenn  man  Heiuen  Bericht  mit  den  folgenden 
autbentisehen  Matfriolien  T<^rgloicht.  (Soweit  nicht  gedruckte  Quellen  dtirt 
werden,  aänuntlich  LIfi.). 

Die  Königin -Mutter  an  den  I^andgraren,  Fontainebleau  d.  23.  März  lAOl : 
Der  König,  wt'Ichf?r  gleich  »'inoa  Vorfahren  de»  Landgrafen  2U  seinen  llienor- 
sten  Freunden  rechnet,  hat  Herrn  vou  VioiJle\*Ulo  beauftragt,  Jensrlltoii  gele- 
gentlich seiner  R^iso  zum  Knisi-r  i'iKl!i<h  Ton  soinetwt»gen  xu  besuchen  und  ihn 
für  einige  Be«tf;lluugeii  ffcglatibigt,  wie  sie  ilirerseitM  auch  thui  —  Christoph 
an  Kriedricb,  Stuttgart  rl.  20.  .^pril:  dankt  für  den  Bericht,  wa«  der  üubor- 
nator  von  Metx  bei  dem  Kurfiirstf^n  vorgebracht.  IterseM)*  ist  auch  bei  ihm 
gewesen,  hat  seinen  jetzigeu  KiJDig,  wie  gebräiieblii^,  gleichergcstalt  inniiiuirt, 
und  ist  von  ihm  zum  Kaiser  gereist.  —  necselbu  an  den  Landgrafen,  Stiitt- 
gart  d.  21.  April:  schickt  ihm  Bericht,  wie  er  mit  dem  Gubcmator  von  Motz 
oonve<rsirt  hat  Tnlicgond  der  Brief  Christophs  an  Künig  Maximilian,  wolchox 
bei"  Lebret,  LX.  p.  197  godniokt  ist.  —  MaiimiLan  an  Christepü,  Wien  d, 
26.  April,  ibid.  p.  198.  —  August  an  Philipp,  Torgau  d.  13.  Hai:  Als  er  von 
einer  ZusammenkoDfl  mit  Kurfürst  Joachim  von  Brandenburg  und  den  Hor- 
logen  lu  Mecklenburg  in  .lüterbogk  heut  hierher  xurücrkgekokrt,  hat  er  erfah- 
ren, dass  Uerr  von  VieÜlevilh'  gewtem  hier  angekommen  und  bt^ut  wifider  abge- 
reist sei;  derselbe  hat  ii.\ior  eiofu  Edelmann  mit  Beglaul)igui]g<!ri  vom  Kfinig 
von  Frankreich  und  dcssfu  MiittiT  hiiitiTlrwurn;  dieser  hat  Vir-illi-villH  unt- 
8t;htddigt,  das»  er  den  Kurfürsten  nicht  abgewartet,  und  ausgorichtot:  der 
König  von  Frankreich  und  dessen  Muttc-r  gedenki'u  mit  dem  KurfÜretcn  in  der 
FreandRchaft.  welche  er  mit  den  verstorbenen  Königen  Heinrich  und  Franz 
gehabt,  zu  verharren  und  erwarten  von  ihm  die  gleichen  Gesinuungen.  Er  hat 
den  Edelmann  mit  freundlichem  Oegeinerbioten  wieder  atigefertigt.  Hiitto  Den 
von  Vieilleville  gern  seUfSt  kcuncn  gidemt,  da  ihm  bcrichl"!  wird,  daas  eroin 
vortrefflicher  angesehener  Maim  in  Frankreich  sei,  und  weil  diese  Keist»  den 
deutschen  Fürsten  allerlei  zu  denken  giobt  etc.  —  Ijonguot  an  Mordeifien, 
Prankfnrt  d.  2.  Juni:  audivinms  Dominum  do  ViolIeviUc  a  Bucibns  Soxoniae 
ambitiöse  exceptum  esse,  onm  eum  uten^uc  Ootham  aequo  deduxit,  Expec- 
tahatur  Cassellia  a  Ijindgravio.  sod  per  Fuldam  huc  venit.  (arcana  11,  p.  116). 
—  Bor  I^ndgraf  an  König  Karl  IX. :  hat  vom  llorm  von  Villo  Ville  verstim- 
deo,  dass  dor  König  in  dem  gnädigen  Willeo,  den  Heinrich  O.  gegen  den 
Schreibej-  getragen,  verharren  wolle;  der  König  soll  überzeugt  sein,  doas  er 


338 


Achter  Abtvohnitt 


OD  i. 


deo  guten  Willen  und  die  GutUiat,  welche  Heinrich  II.  and  der  Kö: 
ihm  «neigt,  nie  vei^eBsen  werde  und  awh  gohuldig  erachte,  eie  fttoUTerdiaoen. 
(Unter  dem  (^ncopt  steht  auch  die  Adresse  der  Königin -Mutter.  Vgl.  Rmn- 
mcl  III,  [i.  f)2<>).  —  rirtloff  I,  p.  237.  Dio  hi<?r  erwfihnto  Zusammoukann  der 
dentschcD  Bcfchlsbabor  in  Fmazwischom  Diunst  bei  ViciUcvillo  in  Hetz  fand 
an  dem  anberaumten  Termin,  d.  31,  Mai,  ukht  statt,  sondern  wurde  ii»er*l 
auf  den  15.  Juni,  und  daim  nnt^h  wttitei-  voi'suhoheii .  nfftitihar.  weil  VicJUcviUe 
noch  nicht  von  der  Reiso  zuriirkpetphrt  war.  HiGr\'on  bandeln  drei  Schreibon 
8.  d.  et  I.,  welche  Wolfgang  vcm  Pfalr.  am  7.  Juni  di;m  lAiidgrafen  übersandta. 
Dieselben  siod  an  einen  Fürsten,  vormuthlicb  Wolfi^ang  selbst,  ^ericbtt-t.  Eiu*r 
der  drei  Schreiber  gehört  selbst  zu  den  Obri.titen  Frankreichs.  Oie&elban  haben 
bereits  remommen,  dass  allen  Obersten  ihre  Ha-uptieute  und  Kittaieistor  i-aswi-t, 
und  ilire  eigpiien  {'tMisiimf^n  n-dacirt  werden  Kutivn,  »rttvif,  dass  mau  ihoeu 
nur  ein  halbes  Jahr  zahlen  will,  weil  mit  dem  Tode  Kmnz  II.  die  Bestallungfn 
erloschen  seien.  Aus  Ortlod  1,  p.  237/9;  aruannll,  N».  ^  und  Kluctbohn  I. 
p.  204,  213  ei^obt  sieh,  da.-^»  tu  der  Tbat  viele  Bestallungen  cassirt  undPi 
sionen  reducirt  wurden. 

Aus  dem  Mitgotheilten  ergicbt  sich  IJ  Carloix'  ErzÄlilung  von  einer  Vi 
Sammlung  aller  Befehlshaber  und  Pensionäre  der  Krone  Frankrtticbt  in  A 
bürg,  im  Koginti  dor  it»'!««  (MOm.  de  V.  ton».  IV,  p.  270)  ist  aller  "Wahrrw.'hwn- 
liiihkeit  njioli  ruin  Verfasser  erfmiUen,  weit  derselbe  GenHiien*s  über  iiv 
Versammlung,  welche  wirklluli  staü^i-fundea  hatte,  nicht  wussto  (der  otea 
citirto  iJem-ht  eines  Obristen  spricht  ausdrüi^kJich  von  einer  Versammlung  allrr 
deutschen  Obnsten  der  Krone  FraiikrL'ich  in  Metz).  2)  Ganz  tdnber  aber  in. 
der  flegelhafte  Ilrief,  den  Au^UNt  von  Sarihsen  in  ,si'int'r  Roaideoistadt  Inpil- 
atadt  au  der  Donau  ^  für  Vieilleville  zuru^  kgelai^t^on  babeo  soll,  Inhalts,  tk» 
er,  der  Kurfürst,  mit  Oesandteo  des  Küiiig.s  von  FniukaMuh,  der  sciue  Feiodi 
untorstiitze,  Nichts  zu  thun  haben  wolle  (ibid.  p.  27S  IT.)  eiufacii  aus  da 
Fingern  gesogen.  glt'ichwii<  die  ttiliäoo  Erzählung,  dass  Vieilleville  seioe  Be- 
glnubigungen  an  Aiigu.st  ontrüb'tet  in  ätüeke  gerissen,  und  die  Oesprüche,  die 
er  in  Wien  mit  d^-m  Kaiser  übi<r  den  Vurfall  gehabt  hnltun  soll  (ibid.  p.  2if7S,\ 
wie  denn  überhaupt  (.'orloix'  ErzühUngun  aus  Wien  oi^'entliuh  nur  als  poU 
TVliuniereien  eines  lokalen  imzcichnct  werden  können. 

Sehr  verdüithtig  ist  audi  dio  IriKtruction  für  VieilleviUe  snnt  ToiUlg 
beim  KaisiM',  au-s  wt'tcheT  der  Verfu-KSiT  dt-r  nu'Uiuitx^s  angeblich  einea  lau^ 
Tassus  wortlich  citirt  VieilleviUe  und  der  französische  Kvsident  in  Wie». 
Bischof  von  ßennes,  suchten  zwar  durch  Vermittlung  des  Köui^  von  BÖhnKa 
vom  Kai!>cr  zu  urreichen,  dass  ein  ständiger  Gusandtor  an  den  hwixösiM'lieD 
Ilof  geBc-hickl  wiirdt«;  (Ia  Fernere  I,  p.  203)  unniöglii-h  aber  konnb'  du- 
CnuizoBisch«'  Kegierung  dem  Kaiser  voiMcUen  lassen,  das»  sie,  seit  Karl  V.  dw 
Krauü  niedorgel^gt ,  immer  stebcnde  Gesandte  am  Kaiaerhof  gehabt,  die  toti 
von  drei  zu  drei  Jalircn  abgelöst  hätten;  ebensowenig  ihm  Torwerfeo  la&irk 
dass  er  seit  Heinrichs  11.  Tod»  keinen  Oosanüten  mehr  in  Frankroii^  getubc, 
denn  Beidos  ist  vullkummen  unrichtig:  vgl.  oben  p.  17-1;  stato  papers  l^S^'S^ 
No.  1242(4),  1244;  1560;  1  Nu.  1030(23). 

Nach  Alledem  sind  bei  Carloix  Angaben,  wie  dass  VieilleviUe  an  lllB 
Londgi-afen  und  den  Kurfüirsten  von  Trier  AuAiüge  vom  König  von  Navun 


x»T  Atisobtiiti. 


350 


gehabt,  nnd  dau  er  dem  lAodgrafen  , seine  FenKion*'  üWrbracht  babn,  von 
TornheTfliD  sehr  «wAifelhaflRn  'Wfirthes.  T>f«8  im  Bwondfiren  dpr  lÄndgraf  von 
Fmnkreich  oin  Jahrgeld  1)f>zogf>D,  hat  er  selbst  noch  im  Jahr  l^^H  in  Abrede 
gcctollt  (Beitrüge  p.  160):  anwahreLli^inlich  int  es  atta  dem  GniDde,  weil  solohe 
Fbnnons-  und  DiuiiatverliJÜtni»8e  der  dL>utechen  Filrsteu  stets  aot«iia<.'U  waiva 
und  von  cinfm  liiiMiittvurhftttoiss  des  LandgrAffn  zu  Fnutlcrr'irb  auf  duuta<tber 
Seit4>  nieiit  das  Mindeste  bekannt  ist  oder  war;  weit  es  der  t'olittlc  des  Ijind- 
grafen  wid')n;prach.  äich  Dhim  Koth  beim  Kaiser  und  Spanien  missliebig  xu 
machen  (Ueitrögo  p.  25  ff.:  Note  38);  L-ndlich,  weil  Frankreich  im  Jahr  1Ö58 
oud,  oachdem  vs  mit  diesem  uraton  Versach  abgewiesen  werden,  nK'rmalM  im 
Jahr  l'iW  dem  Landgmf«a  Wilhelm  Dienstgeld  anbot  (Instruction  Landgraf 
Wilbtjlxns  für  BaatiiLn  vun  WtJ^itt^rshatMeii  zur  Ib>aiitwortunK  des  französischen 
(^uterbKndleTB  ReiBenbi-rg.  CriHgel  den  24.  Jan,  15tI4.  Ils.):  mau  würde,  wenn 
der  Vater  in  franaösitiobom  Dienet  gestanden  hätte,  acbworliob  sich  noch  tun 
den  Sohn  bümiüit  halioo.  Dio  Bi'murkung.,  mit  drr  Caiioix  suine  Angaben 
motirirt  (Karl  V.  habe  nach  dem  scbmalkaldiscben  Krieg  den  I.Andj^affln 
ebtmso  ann  gemacht  als  den  alti^n  KuKüryten  von  Sachsen)  zeugt  siidem,  dass 
C.  die  heBsiachea  Verh^tuL8t»e  nicht  kauut»,  f^leichwie  ihm  auch  offenbar  die 
geographische  I>age  dos  HeaacuIandt'S  voUkommeii  unklar  war. 

Nimmt  man  zu  all'  Diesem  hinzu,  was  suhon  Barthold  in  Carloix*  Er- 
Uhlung  an  Er^ndungcn  namhaft  gemacht  hat,  und  berücksichtigt  man.  dtss 
keinor  der  ?.ahlrr*irhr'D  Borirhto  über  VieiUovillps  Aufonthalt  in  Dcubtnhland 
(s,  oben)  auch  nur  autieutet,  V.  habe  Auftrftge  von  Navarra  ao  dk:  deutschen 
Fürstten  gehabt:  dass  auch  p'b'^ntÜch  der  Gesandtschaft  Hotomans  nie  erwühnt 
wird,  Navarra  habe  vor  U.  schon  «inen  Gesandten  bei  dnn  Fürsten  gehabt  ao 
kann  man  wehl  nicht  anstehen,  .-tuoh  diese  Angaben  unter  die  Erfinduiigon  xu 
verweisen. 

U)  De  Rubin  entnimmt  einer  venezianisi^iion  Depeitnhe  die  Nachricht, 
dass  Navarra,  sobald  er  zum  Generalstatthalter  umannt  worden,  an  die  pro- 
testantischen Fürsten  4C.i,Ü<X)  eciis  habe  austheilen  lassen.  Abgesehen  davon, 
dass  Berichte  politisch^T  Agt^-nton  vom  fremden  Hof.  wenn  ihr  ircwähTsmann 
nicht  bekannt  ist,  nio  ohne  ^yeit(>ret^  als  zuverhjbsig  t^^^Iten  können,  stammt 
nach  Obigem  diotw  Angabe  aus  uiner  Zeit  (31.  Mfii'z)  zu  der  Navarra  überhaupt 
noch  keine  Verbindung  mit  den  deutschen  Fürsten  angeknüpft  hatte.  —  Ebenso 
UDgeoügond  begiüiidet,  wenn  auch  nicht  direct  zu  widerlegi^D,  und  für  den  Ken- 
ner der  deutschen  Verhältnisse  unglaublich,  siiid  die  Bi'haufituiigen,  da««  die 
Gesandten  der  Kurfürsten  von  Pfalz  und  Hachsen  (TremeUiü  uitd  Lati^uet;  vgl. 
p.  296,  304)  sowie  andrer  doutaeher  Fürsten  (wir  wissen  ausser  jeuon  Beiden 
nur  noch  von  einem  Boten  d<-s  Landgrafi^n  und  dem  württi-mb-Tgischen  Gc- 
»mdten  SaUiau^en:  s.  oben  Anm.  36;  p.  300)  in  Frankreich  um  Geschi-tikr-  für 
ihr«  Herrn  gebettelt  hättou;  dsis»  endlich  Uer  Herzog  von  fiuise  liU-  Kinwir- 
kung  Navarras  auf  die  deuthcheu  Fürsteu  ^mit  Gescheuken*  bekämpft  habe, 
scheint  eine  blosse  HuthmH>.><u[ig  de  Rubles  zu  s>üa. 

III)  ,  IjB  eour  lU-  Fninn;  ctait  alors  le  modele  de  toutes  lös  ooura  de 
I  *E<uv|H*.  I^e  duc  de  Baviert*  y  .faisoit  uourrir"  un  de  ses  lila.  Lo  dac  de 
Wuftemliergf  le  laodgmve  dellesse  demaiiderunt  it  j  faire  elevex  leors  jiriuoes; 


360 


Achter  Abschnitt 


Antoine  et  Cond^  repondlrent  qu'Üs  les  traJteroicDt  comme  leun  propm 
Guts."  —  Unter  dem  ^duc  de  Baviere'-  ist,  me  die  citirte  Quelle  (mdmoins 
de  U  Hugußr>'ö.  p.  ficut-  U  aocietp  de  Fnmce  par  du  RublL>,  HI.  p.  5)  ergiebt, 
der  Kutfürst  tdu  lYalz  VL>rstaadäo^  die  Angabe  ühi>r  dun  Suhu  desselben  trilft 
f&r  die  damalige  Zeit  nicht  mehr  ku;  d<^r  Plalxf^raf  Joliann  Casimir,  nelcber 
hier  gomoint  ist,  vorweilte  nur  lur  Zeit  lloinrichs  des  Zweiten  am  fkvtzjjascheo 
Hof;  im  Jahr  1559  kehrte  er  nach  der  Pfalz  zuHirk;  1561  sandte  der  Vater 
ihn  an  den  Hof  von  LodiringoD  (Bexolil.  Briefo  Johann  Casimir's  f.  I^  Einlei- 
tuug  p.  Vi.  Häuaaw,  Oeechirhte  di>r  rhe'misL-hpn  Pfal»,  II,  p.  132.  Bespomio 
ad  Colv^innm  et  Bonani  pro  Fraiioi^ico  Baldnino  Juriscons.  p.  91.)  —  Die  An- 
gabe bezüglich  des  jungen  Landgrafen  und  des  jungen  Hentogs  von  Wuitteu- 
Wjg  lieruht  auf  rinoni  HiKsvrrNtiüiduiss  des  englist^hcn  AgonUm  Uundt  in 
Stnissburg  (state  papera  15G1/2  No.  585^2),  vom  7.  Öct.:  the  Duke  of  Wiir- 
ti;iml>erg  is  mindi.'d  to  »ecd  his  sun  into  Fraocc,  &s  tho  Landgrave  thinks  o( 
doing  with  his  yuange»t  son.  Munüt  has  seeu  lettera  ^m  thn  King  of  ^tr 
varra  and  Conde,  in  wlüoh  they  promise  to  take  as  mtioh  <'are  o(  their  ednca- 
tioD  as  if  tliey  w«re  their  ovru  childa'n.")  Auf  hugouuttiscbor  Seite  wönsofaM 
man,  dasa  an  die  Kpitxo  der  vielhogohrtt^n  OesandtMchaft  aii  die  Künigto- 
Mutter  eine  furatlicbe  Por>iÖiüichkcit  gestellt  würde  (s.  l-k-il.  XLiVj.  Wie*« 
scheint,  hatte  Hotomaii.  um  dies  zu  erreichou,  hinter  dem  Kücken  Lander^ 
Philipps  mit  dessen  Sohn  Wilhelm  verhandelt,  denn  der  l.Andj;raf  sab  6icfc 
veranlasst,  sich  aolohes  ,  Practiciren "  mit  meinen  Söhnen  zn  vcrbittim  (BciL 
XLYZll).  Die  von  Mundt  emühnteii  Schreiben  getiürea  offenbar  in  diMoo 
Ztmunmeiih&ug.  Eins  denselben  lit'gt  vor:  CoikIi*  »ohroibt  ou  Philipp,  St.  Get- 
inain  d.  20.  oder  30.  Augutl  (das  Datum  wai'  uutieutÜch)  uiueo  Hrief  mit  Diuit- 
sagutigcn  für  die  wuhLwoUeudo  (it8iuiiung,  yidirJK'  der  Ijuidgraf  ihm  und  mu- 
nem  Bnider  durch  Hotoniaii  onUiioten  loKsen  und  theilt  ihm  mit,  dosa,  waim 
der  Landgraf  si'inen  Solirt  Wilholni  oaeh  Frankreich  schicken  wolle,  er  d-^- 
selben  empfangen  und  tractiren  wtirdo  wie  seinen  eigenen  Sohn.  Am  Schlo» 
wird  der  liandgraf  auf  ein  {offenbar  glcichreitigtw)  Schreiben  Navarraa  vw- 
wicsen  (Hb.).  Es  handelte  sich  aUo  nicht  um  einen  jungen  Demi,  doT  oock 
der  Erziehung  bedurft  hitto,  sondern  um  einen  Fünjten,  der  sehon  vor  »All 
Jahren  seinen  Vater  iu  der  Laudusreginrung  VL'rtivteu  liattu.  Etwa  gK-ichrcttg 
müssen,  nai-b  der  Antwort  zu  si.lilii-;4S»'u,  Nnvorra  und  Coode  ähnliche  Brwfe 
an  Herzog  Christoph  von  Württernlvr^  gerirhti't  haben;  s.  Kugler  n,  p-  301 
Note  34.  Vgl-  hierzu  noch  nik^hsteu  Absehnitt  Anm.  2.  Die  Sendung  itf 
jungen  Fürsten  war  also  von  Fnuikn<ich  aus  erbeten  worduo;  da  die  OaaoA- 
schaft  nicht  zur  Ausführung  kam,  uutL»rbIieb  aueh  die  Reiso  der  jungmi  For- 
sten; der  Landgraf  hatt*!  ohnedies  von  vornherein  Bedenken  daficgop,  aotnia 
Sohn  Wilhelm  nach  Frankreich  zu  solücken. 


Neunter  Abschnitt. 


Die  fi-anzösischen  Prälaten  hatten  sich  Ende  Juli  zu  Poissy 
aelt,  (licht  bei  St  Gormain  en  TAyo,  wo  der  Hof  retiidirlc; 
in  nSchster  Näli(\  zu  tViitoise,  traten  Anfangs  August  uuch  die 
Generalstände  zusanimoii.  I)ie  Deputirten  des  geistlichen  Stan- 
des in  dieser  letzteren  Versammlung  vereinigten  sich  beim  Be- 
(finn  der  Sitzungen  mit  den  Prälaten  zu  Poissy.  Um  diese  Zeit, 
wird  berichtet,  stellte  die  Rogentin  selbst  der  Curie  vor,  dass 
man  eine  su  gewaltige  Macht  wie  die  des  fianzösischen  Protestan- 
tismus nicht  rücksichtslos  bekämpfen  dürfe,  weil  es  doch  unmög- 
lich sei,  sie  zu  untonlrünken:  sie  gab  zu  bedenken,  dass  doch 
auch  die  Protestanten  auf  dem  Beden  des  Ctiristenthumg  ständen, 
und  schlug  eine  Reibe  von  Concessionen  vor,  um  sie  zufrieden- 
zustellen ohne  den  Bau  der  Kirche  zu  zerstören.  Zum  Eingang 
ihrer  Arbeiten  wurden  die  l*rälaten  zu  Poissy  officiell,  durch  den 
Mund  des  Kanzlers,  aufgefordert  sich  als  Nationalconcil  zu  be- 
trachten, bestimmt,  die  öcnmpnische  Kirchenversammlung,  die  vor- 
läufig unmOglicli  sei,  zu  vertreten;  sie  sollte  die  Protestanten  als 
Christen  anerkennt-n  und  ihnen  in  christlicher  Liebe  die  kirch- 
liche Oemeins<'haft  offen  halten.  Die  Veraammlung  war  dazu  wenig 
gewillt;  sie  beschäftigte  sich,  entgegen  den  Absichten  der  Regie- 
rung, mit  V orberei timgen  für  die  Besendung  des  allgemeinen  Con- 
cils  und  Demjenigen,  was  im  Sinn  des  Clenis  „Reform  der  Miss- 
brancho  in  der  Kirche'^  war;  inzwischen  aber  trafen  luiter  dem 
Schutz  des  königlichen  Patents  vom  25.  Juli  cinr  Anzahl  der 
henorragpndsten  protestantischen  GoistliL-hen  Krankreichs  und  eine 
Reihe  Deputirte  der  calvinischen  Gemeinden  ein;  als  ihre  Wort- 
führer erschienen  Koryphäen  der  reforrairten  Kirche  im  Ausland, 
vornehmlich  Beza  und  der  Florentiner  Piotro  Yermigli,  genannt 
Petrus  Martyr,  damals  Geistlicher  in  Zürich.  Diesen  Protestan- 
ten Stimme  bei  den  Beruthungen  und  Beschlüssen  des  National- 
concils   zu   geben,   wagte   die   Regierung   nicht;    aber   auch   den 


hraH 

i 


362  NeimtCT  Abadmitt 

strengen  KatholÜLcn,  welche  gegen  jede  Discussion  Über  die  Lehre 
und  Autorität  drr  Kirche  aufs  Heftigste  protestirten ,  wurde  nicht 
gewillfahrt  Dio  Protestanten  niussten  vor  der  Prälaten  Versamm- 
lung auftreten,  als  seien  sie  zur  Verantwortung  vor  Gericht  citirt, 
aber  »io  erhielten  aui-h  dit»  ausgedehnteste  Freiheit,  ihre  I^ehr 
darzulügen  imd  zu  vertheidigen,  und  die  Regierung  war  keines-1 
wegs  gesonnen,  die  Beschlüsse  der  Prälaten  zu  ratificiren,  im  Füll 
die  erliofFte  Vereinbarung  untcrblicrb.  Die  Absicht  der  geistlichen 
Würdenträger  aber  war  von  vornherein  nur,  wie  dereinst  der  deut 
sehen  Katholiken  zu  "Worms,  das  flospräch  möglichst  bald  abzu-J 
brechen.  Diese  Politik  durchzuführen,  übernahm  als  Hauptredner 
der  Cardinal  von  Lothringen;  dabei  nahm  er  I3e<iacht,  die  Schuld 
am  Scheitern  der  V'ei-stimdigung  möglichst  auf  die  (Jegenpartei  ab- 
zuwälzen und  setzte  zuglei(*h  geschickt  das  Spiel  fort,  welchei^| 
sein  Bruder,  der  Herzog  Franz,  durch  seine  Correspondenz  mit 
den  deutschen  Kürsteu  begonnen  hatte:  die  Reformatiou  mit 
Hilfe  des  Zwiespalts  im  protestantischen  Lager  zu  bekämpfen.  Am 
n.  Septembor  legte  Boza  der  Ven>amn]luug  das  Ixjhrsystem  der 
.schwoizerisch-französiüchen  Ghuihcnsgeineinsi'hafl  dar;  schon  ia 
seiner  ersten  Entgegnungsrede,  am  16.  September,  wies  der  Car- 
dioftl  auf  die  Differenz  in  der  Abi-ndmahlslohre  zwischen  Calvinis- 
mus  und  Lutherthum  hin,  mit  Wurten,  welche  andeuteten,  daas 
dieses  der  katbidischen  Lehre  näher  stehe  als  jener;  in  den  folgen- 
den Sitzungen,  am  24.  und  26.  des  Monats,  sjiielte  er  die  ganze 
Erörterung  auf  das  Dogma  vom  Sarramont  des  Altars  hinaus, 
gerade  als  ob  in  diesem  Punkt  die  erste  Grundlage,  die  Quelle 
für  alle  GegenHiitzt'  der  reforniirton  und  kathuliscbou  Lehre  lag«; 
er  legte  den  Calvinisten  eine  Abendmalsformel,  welche  er,  scheint 
es,  nach  Analogie  iler  deutschen  Bekenntnisse  selbst  zusammew- 
gestellt  hatte,  zur  Unterschrift  vor:  unter  keiner  andern  Bedingung, 
erklärte  er,  werde  man  sich  von  Seiten  der  Kirche  in  weitere 
Unterliandlungon  einlassen.  Er  fügte  hierzu  die  —  allem  Ansrheio 
nach  falsche  —  Angab*?,  da««  er  dies  Bekenntniss  von  deutsches 
Fürsten  erhalteu  habe,  ja  er  £>aüü  den  Gegnern  an,  als  Vorstnfc 
zu  einer  näheren  Verständigung  die  Augsburgor  Confes^iion  lu 
unterschreiben.'      Wie  natürlich   und   vurauszuseheu   lehnten  sie 


1)  Utst.  ewi  T,  p.  319  f.  C«n'-  «f.  XLVI  (opp.  Oilvini  18)  \k  742«., 
p.  767.    Uamu  11,  Appeudix  p.  Bü.     Diu  vom  Cardinal  vorgelegte  Ahiandliuifal»- 


ITeanlier  A))fldmiti 


363 


äies  ab  und  verlangten,  dass  ihre  eigenen  Lehren  zur  Oiacussion 
gestellt,  die  Gründe  dafür  und  dawider  erörtert  würden.  Als 
man  auf  diosem  Weg:  nicht  weiter  fort  konnte,  Hess  die  Königin 
einen  engeren  Aus-schuss  bildtm,  in  welchem  fünf  Katholiken  ge- 
mässigter und  vennitti'lnder  Richtung,  zum  Theil  sogar  stille 
Gönner  der  Reformatio» ,  mit  fünf  Protestanten  zunächst  eine 
Concordienforrael  über  die  Abendmahlalehre  entwerfen  sollten. 
Dioso  verliehen  nun  wirklirh  den  wid erstreb nn den  Dogmen  eine 
äusserlicli  beiden  I'arteien  geretihte  Form;  das  Flenum  der  Crü- 
laton  aber  verwarf  dieselbe  als  ungenügend  und  verfiinglich. 
Darauf  beächloKS  die  Versammlung,  die  Evangelisehen,  falls  sie 
sich  weigerten,  die  kanonische  Abendmahlslehre  der  romischen 
Kirche  zu  untersclin'iben,  als  hartnackige  Ketzer  nicht  mehr  an- 
znhoron  und  beantragte  beim  König  die  Verbannung  der  Unge- 
liorsamen  aus  dem  Ri'icli.    (il.  October.) 

Die  Hegentiu  enttüuschto  die  Guises  und  die  Prälaten.  In 
den  „cahiers"^  der  weltlichen  Stände  zu  Pontoise  war  abemials 
die  Kinsotzung  einer  legitimen  Regentiwhaft  verlangt  worden:  über 
diesen  misslichen  Punkt  kam  man  mit  Hilfe  der  berechneten  Ge- 
fügigkeit Navarras  hinweg;  den  kin-lilit^lien  Kordeningen  der  Stunde 
gegenüber  gleich  unnachgiebig  zu  sein,   war  unmöglich,  weil  die 


forroel  war  niclit.  wo  Roza  und  dio  hist.  ••ccl.  T(?nsicheni,  aas  dor  württem- 
bfjfgui-'heD  Confeijüiuii  vom  Jahr  t&5Q  l^oben  \\  tÖ9],  aucb  niobt  aus  rliT  witrt- 
tembergischen  ConfeaaioD  vom  Jahr  35.^2,  wehihe  nach  Trient  gL'schickt  wunle 
(m&rt  köonto  viinucbt  tmn,  an  t>üm  VvrwoohseluD^'  dieser  ßoktumLnüwo  xu 
denken]  geaominL'D;  in  l>eidL'u  lautHt  der  eut^tpir^chäudu  Satz  vüUi{;  aadöre 
(Pfaff,  wrta  v*:c\.  Wirtt-aib.  |>.  '_'07.  p,  335,  'MO).  KKctigtiweiiig  ixt  sie  dun;b 
VnrBtiininipIuiig  d&s  üolmton  Artikols  der  A.  ('.  (wit>  l^igiiet,  ari-anji  II,  {>.  144, 
meint),  {fi'wonnon;  endlich  (Darb  dt^-s  l^ardinale  Angabe  hätte  er  daA  IJckonnt- 
lÜHB,  aus  dem  sie  stammte,  u.  A.  auch  von  den  l^'btzgrafen  bei  Kbein  znge- 
aohiükt  c*rhalteD)  sucht  man  nie  auch  in  don  lutheri.srhen  Kin^henordnuiigon  für 
KarjiEalz,  Veldenz  und  Neuburg  vergebens.  Produeirte  der  Cardinal  wirklich, 
wie  die  hittt.  eccl.  a.  h-  O.  undi-utet,  «»ine  Cnpio  dr«  württembyrgischen  IV'ki'iml^ 
niiaes  V'jni  Jahre  ir^Öl*,  in  u t.-l(_<her  der  fTa^liche  Satz  »^laiid,  so  hiitte  dit<t«e  grade 
rerflUscht  siün  miissen.  Das  Wahrscheinliche  ist,  dass  der  Tardinal  den  Sat» 
ODler  IlenutzuDg  der  deutAchen  liekemituifwe  selbst  »laammenstellte  oder  zu- 
samuienstcUen  lie&s,  a\s  t'ini«  Furmel,  nidohe  das  Oemein^amo  der  katholi- 
schen und  lutherisihcn  L<'hre ,  vrelrhrs  der  calvinischen  widerepriv.h ;  die 
rÄnmliehe  Oegtmwart  und  den  mündlichen  (ienusH,  nusdrückti!;  die  deutaehen 
BekcnntoisHC  selbst  zu  benutzen,  mochte  ihm  ungelegen  Hein,  weil  die  For- 
ixiel  entm  pam  «/  vino  der  TrauKsiilMtantiationslehre  unmittelbitr  zuwiderlief. 


364  ^^^1^  Neunter  Abfiohnitt. 

Erre^ng  in  den  hugtmottischon  Volksschicliton  oine  gefahrdr 
hwido  Höhe  eireichto  hatte  uud  dio  Staude  ursprünglich  nicht  di^ 
mindeste  Neijfung  zei^teii^  zur  Tilgung  der  königlichen  Schulde 
beizutragen.  Es  waren  vomehmlioh  Aufhebung  des  strengen  Kdieb 
vom  Juli,  Kirchen  für  die  Protostanten  und  ein  freies  National-^ 
concil  gefordert  worden.  Das  Edict  vom  Juli  war  ohnedies  nicht 
ausgeführt  worden;  die  Bitte  um  Eiroben  wurde  der  Form  nach 
abgeschlagen,  aber  die  Regierung  diüdete,  ja  gab  \ielleioht  hoim-j 
lieh  ihre  Zustimmung  dazu,  dass  die  Hugenotten  sich  selbst  KiM 
chen  vorschafften;  während  der  Bauer  des  ReUginnsgesprächs 
konnten  sie,  ohne  vt«i  oben  her  Widerstand  zu  erfahren,  eil 
grosse  Anzahl  derselben,  theils  vertragsmäKsig,  theils  eigenmüchtii 
in  GebrauL-li  nehmen.  Nachdem  die  Prälaten  zu  Poissy  jeglichdi| 
Concession  an  die  Protestanten  ab^jeschlagen,  bildete  die  KönigiOij 
ihren  Beschlüssen  /um  Tmi-z,  einen  zweiten  Ansschiiss  vnn  Katho 
iiki'D  und  J^rotestftntcn  nni  weiter  un  einer  Vereinbarung  zu  arb»*i*1 
ten.  Um  eine  grosse  Geldbewilligung  vom  Clerus  zu  erkaufen, 
verstand  sie  sieh  endlich,  der  Versammlung  zu  Poissy  RestitutiottJ 
der  entfremdeten  Kirchen  uud  Erlialtuiig  der  kalhoUachen  Religion  " 
im  ganzen  Reich  zu  vorsprechen;  es  kam  hierzu,  dass  Mitte  Octo- 
ber  ein  Gesandter,  dor  vom  spanischen  Hof  zurückkehrte,  emst- 
licho  Urohnngcn  König  Philippw  mitbrachte:  er  werde  donjecigcn 
katholischen  Herrn,  Bürgern  und  Ständen,  welclie  ihn  um  Hilfe 
zur  Erhaltung  der  katholischen  Religion  angingen,  mit  Out  und 
Blut  beistehen.  Daraufhin  wunle  zwar  auch  der  zweite  Theolo- 
genaiisschusa  entlassen  und  ein  Edict  vom  18.  October  befahl  Hie 
Räumung  aller  von  den  Protestauion  besetzten  Kii-chen  bei  Lebena- 
strafe  au ;  aber  während  die  Königin  ihren  Subventious vertrag  mit 
dem  Clerus  endgültig  vollzog,  liess  sie  zugleich  den  weltlichen 
Ständen  zu  Pontoise  für  eine  Steuerbewilligung  die  Aufhebung 
des  Juliedicts  versprechen  und  in  ihrem  Staatsrath  den  Bescblnss 
fassen,  dass  ein  Toleranzgesetz  an  dessen  Stelle  treten  solle.  O^eo 
diese  EntaclmifUing  wehrten  die  (iuises  sich  nach  Kräften;  als  sie 
dennoch  durchging,  verliessen  sie  den  Hof,  an  dem  sie  oinflussloä 
geworden;  ihnen  folgten  die  übrigen  Häupter  des  Katbolicismn 
nach,  sodass  dor  Hof  nunmehr  ein  völlig  hugenottisches  Aussehe 
erhiült.  Der  reformirtc  fuittesdienst  war  an  der  Tag^ordaung. 
Leiter  der  kaüiolischen  Partei  schienen  aus  dem  Öffentlichen  Leb 
verechwundon:  „de  GuisUs  hlc  est  altum  silentium",  meldet  Laogue 


Neuuter  Al«chiiitt  ^^^^"  365 

Das  Wachsthum  des  Protestantismus  muss  wohl  dninals  doii  Ein- 
druck gemacht  haben,  als  wei-de  derselbe  iinauflialt-saui  zur 
Uebermacht  in  Frankreich  emporRteigen;  Kudoni,  »olioint  es,  hatte 
Katharina  in  dem  orsten  Jahr  ihres  Regiments,  trotz  der  Unbot- 
mäfi&igkeit  d^r  protestantischen  Ma^-sen  docli  die  Leiter  der  B&> 
vfegOD^  gegenüber  den  kathüliftcben  Grossen  als  die  wahrei^en 
Royalisten,  die  zuverlässigeren  Diener  der  Krone  schätzen  ge- 
lernt Endlich  aber  war  sie  damals  fast  nur  von  Männern  der 
vermittelnden  Kiclitiin^,  stillen  tiönnerii  dor  Rofurm  und  odenon 
Protestanten  umgeben  und  beiutlien:  indem  aio  der  Vermittlungs- 
poliük  L'Hi^pitalö  folgte,  die  nur  dem  weiteren  Anwachsen  der 
evangelischen  Paitei  dienen  konnte,  nachte  sie  sich  —  dio  mi- 
zweideutigsten  Anzeichen  sprechen  dafür  —  mit  dem  Gedanken 
vertraut,  im  Kall  di-s  Bürgerkrieges  ihr  Heil  bei  den  Hugenotten 
zu  suchen.  Dem  Krieg  aber  trieb  Frankreich  jetzt  unaul'haltsHiii 
entgegen;  selbst  die  Zeit  der  AtiÜschüba  war  mit  dem  CoUoquium 
von  Poiaey  vomber. 

Seit  dem  Juli  des  Jahres,  während  der  Vorbereitung  und 
Bauer  des  lUfliginnsgesprachs.  und  noch  in  der  nächsten  Folge, 
hatte  <ior  Konig  von  Xuvarra  nacii  allen  Seiten  hin  untrrhandoit; 
alsdann,  im  "Winter,  wähi-end  die  Königin  sich  dem  Kathidizis- 
mus  entfremdute,  (sie  wechselte  damals  selbst  tias  Erziehungs- 
personal itirer  Kinder  und  traf  alle  Vurbert^tungen,  ilioselben  der 
reformiilen  Kirche  zuzufiihrenl  durchmuss  er  aUmähUch  den  um- 
gekelutcn  Weg;  doL-h  ohne  irgendwann,  bis  der  Ausbrucli  des 
Bürgerkrieges  ihn  dazu  zwanj^,  den  KUckzug  ins  protestantische 
Idger  völlig  preiszugeben. 

Als  die  Mehrzahl  der  protestantischen  Fürsten  in  Deutsch- 
land auf  seine  Bitten  um  Unterstützung  mit  luUnTischen  Ser- 
monen antwortete,  hatte  Navarra,  wie  wir  sahen,  aufgehört,  die 
deutsche  Intervention  bei  der  Königin-Mutter  zu  betreiben.  Da- 
mals begann  er  durch  einen  in  allen  Farben  schillernden  Aben- 
teurer auf  dem  Gebiet  der  Kirchcnpolitik,  den  Professor  juris 
Haudouin,  eine  Unteuhandluug,  doron  /weck  vormuthlich  war, 
mit  der  Partei  dfr  katliulischen  Ii-cniker  vnm  Schlag  Moiducs, 
die  damiUs  an  Eintliiss  gewann,  nähere  Beziehungen  aiiziiknüpfpn, 
gleichzeitig  aber  auch  seinen  alten  Feinden,  den  Ouises,  einen 
Schritt  näher  zu  ti-eten.  Mit  dem  Könige  von  Spanien  uundttol- 
bar  zu  unterhandeln,  wagte  er  vorläufig  noch  nicht;   doch  liess  er 


a 


366  Ni'untor  Abtiohnitt 

seine  Sache  bei  demselben  durch  die  Könipin-Mutter  vermitU?UP 
eines  eigenen  GuRandten  vertreteü.  Bald  darauf  entsandte  er  an 
Stelle  Pedro  d'Albrets  einen  neuen  Oiisclüiftsträf^er  an  die  Curie. 
Aul'  dem  Collnquiuin  muchto  or  als  gotrouer  St^hildknappe  der 
Köni^n  den  Protector  der  Protestanten.  Nach  eint-r  kurzen  Pause 
begann  er  sich  auch  wietler  änsserlich  an  der  Correspondenz  der 
hugenottischen  Partei  mit  den  deutsclien  Fürsten  zu  betheili^en^P 
und  vor  Ablauf  dts  Keligionsgesprächs  bepann  er  selbst  mit  ihnen 
eine  neue  Untortiandhing  überra*ciienden  Itthalts:  kurz  Tor  oder 
Dach  der  oben  crwuhntcn  Sitzung  vom  16.  September  ersuchte 
er  durch  einen  neuen  Unten  den  Kuifürsten  von  I*fal2  und  den 
Hereog  von  Württemberg  um  tüctitifre  Theologien  zur  Mitwirkung 
auf  dem  CoUo(iuium.=*  Es  ist  nicht  klai*,  ob  er  hierbei  auf  eigene 
Hiiad  verfuhr,  oder  ob  er  nicht  vielleicht  durcli  die  Üuises  dazu 
veranlasst  wurde;  es  scheint  nämlich,  dass  diese  seihst  die  Ab- 
sicht hegten,  deutsche  Tln?ologun  lirrbeizuzi<'hen,  um  das  CoUo- 
quiuni  desto  sichcror  zu  sprengen.  Dürfle  man  Navarras  An»- 
saj^en  vertnuien,  ao  hätte  auch  der  Cardina!  von  Lothringen  ihn 
durch  Rascalun,  denselben,  der  diese  Komödie  bei  den  deutschen 
Fürston  spielen  musste,  glauben  gemacht,  dass  man  im  Hause 
Guis©  zur  augsbur^sdien  Confession  neige;  auch  hören  wir,  dsfs 
Ebenderselbi?  ihn  zu  überzeugen  suchte,  er  würde  durch  die  An- 
nahme des  deutschen  Uokenutnisses  den  Beistand  der  düut»cheD 
Fürsten  für  seine  Hauspulitik  gewinnen.  Wie  dem  scä,  06  ist 
kaum  zu  ghiubon,  duss  Navarra  aufrichtig  verfuhr,  als  er  die 
Sendung  der  deutschen  Theologen  veranlasste.     Hätte  er  wohl  je 


2)  Nachdem  er  eine  Zeit  lang  die  Utiterhaiidltingoii  mit  don  deutsdicB 
FÜTstoo  fallet)  gelftflsen,  schrieb  er  etwa  am  20.  od(?r  30.  August  guneiiisui 
mit  seinfin  Bruder  OoutU'!  windur  oii  dßii  Tjuidgnien;  gluicliKeitig  oder  ütns 
später  nuch  an  Christoiih.  IHo  beidou  Fimiten  wurden  itt  don  Briefen  «nactitt 
einun  Uirur  Söhne  nach  Frankreich  zu  stmden.  Auf  Stuten  Coudc's  and  ikt 
hugenottischen  Parteileitung  lag  dieser  Bitte  wohl  der  'Wunsch  zu  Orund^v 
(tasa  der  Mroffendo  junge  Fürst  an  clin  Spitzt?  der  H-betenen  Gesandtschaft  u 
die  Krjuipiu-Mut1«r  goatoUt  wüide;  Navami  luenutxte  die  (Jelegenheit  vieUMchi 
nur,  um  mit  den  deutsehen  Fiirst^'u  wieder  einzuknöpfen  und  ihnen  eine  Hdf- 
liclüieit  zu  ei'weisen;  das»  er  in  dieser  Zeit  no<:h  auf  die  iriihor  von  ihm  salldt 
angeregte  Oosondtscbaft  gediomgen  hiltto,  liiidet  si(.'b  nirgends.  Siehe  olxii 
p.  324;  p.  360. 

3)  Kluckh.  J,  p.  20H.    Kugler  11,  p.  305,  Note  41.    Kausler  and  SdM^ 
Briefs  Vergerioa,  p.  304. 


Neaater  Ahschulti 


367 


SO  vertrauensselig  sein  solJpn,  zu  glnuben.  die  GuiBcs,  doron  ^anzo 
Zukunft  auf  der  prfulgrpichen  Vertht^idigung  der  katholischen 
Interessen  beruhte,  würden  im  Enist  der  Reformation  Voi-Hehub 
leisten,  oder  gar.  diese  seine  alten  Rivalen  würden  Ümi  bei  dem 
Reformationswerk  aus  ^utem  Willen  die  Kauptrolle  zuscbiebea? 
Ueberdies  musste  er  wissen,  dass  es  nicht  von  ihm  abbinp,  die 
augsburgische  Confessjon  in  fnuikroich  zur  Annahme  zu  bringen, 
oder  eine  Concordic  zwischen  Luthcrthum  und  französischem  Pro- 
tC8tHntisniuä  lier/usteilen ;  diu  Denkungsait  der  deutsclieii  Luthe- 
raner hatte  er  ja  geniigend  in  den  Verliandlungen  des  letzten 
Sommers  kennen  gelernt,  und  den  Sinn  der  Führer  des  fran- 
zösischen Protestantismus  konnte  er  täglich  an  Ort  und  Stelle 
erkunden. .  Wnhl  möglich,  dass  zur  Zeit,  als  die  deutsclien  Für- 
sten ihn  mit  ihivn  lutherischen  Mahnschreiben  bedachten,  der 
protestantische  Abendraahlssti'eit  ihm  noch  etwas  Neues  war;  dass 
im  ersten  Augenblick  ihm  das  Urtheil  darüber  abging;  doch 
konnte  der  Mann,  der  beständig  von  den  Reformirten  des  Tn- 
und  Auslandes  mit  Briefen  und  Emmhniingen  beiJtünnt  wurde. 
mit  dessen  Hilfe  die  Hugenotten  alle  ihre  Wünsche  bei  der  Re- 
gierung anzubringen  und  durchzusetzen  suchten ,  wohl  nii'ht  lange 
darüber  im  Unklaren  bleiben,  da.ss  der  Bekehrungsdrang  und  geist- 
liche Hochniutli  des  Lutherthunis  auf  jener  Seite  bereits  eine 
leidenschaftliihe  Krregung  hervorgenifen  hatte,  und  wie  verlia,sst 
Uaäelbtvt  der  Name  der  augsburgisehen  Confession  jetzt  schon  ge- 
wor<lon  war.  Er  konnte  nicht  einmal  darauf  rechnen,  dass  die 
Calvinisten  und  Lutheraner  im  Colloquium  den  Katlioliken  Schul- 
ter an  Schulter  gegenüber  stehen  würden.  Die  Einladung  der 
deutschen  Theologen  würde  völlig  planlos  erscheinen,  müsste  man 
nicht  annehmen,  dass  es  Navarra  darum  zu  thun  war,  die  Be- 
ziehungen zu  den  deutschen  Fürsten  in  irgend  welcher  Weise 
fortzuspinnen;  dabei  mag  es  Uim  ei-wünscht  gewesen  sein,  da-ss 
er  zugleich  den  TJuises  in  ihrer  vorgegebenen  Politik  ein  äusser- 
licfacs  Entgegenkommen  beweisen  konnte,^ 


•1)  SoldftD  (1  |).  531/4)  ist  der  l>ostimiiit«u  ADsicht,  dass  die  OiUses  nn 
iltn  Zuziehung  deutscher  Tbttoldguti  ^ai'  uidit  hctliiriligt  f^f^wcseD  Si'ion;  Kuglur 
m.  a.  0.  sobheBBt  sich  ihm  iin.  E-s  ist  uuo  m  der  That  liewieseo,  dass  die- 
jeoigon  Thi'oloHeu,  wolchi.'  uwb  yrankreidi  kami'ii,  limvh  Nftvgrra,  nicht,  wie 
nmi  friibi-T  auf  Ui-uud  der  hii«t.  wd.  aimubui,  durch  die  Ooises  bestellt  waren; 
d$^geü   gebt  SiddaD   wohl   xu  weit,   auituuehmen ,    dass  die  Naohricht:   die 


Neuster  AlnehnHL 

Der   Gang    der   Ereignisse    ersparte    ihm    die   Verlegcnheiv 
deutsch»  Theologen  berufen   au  haben   und  tjie  dann   unter  Vor- 


bnngfl^H 
,  in  wdSH 


Ollisex  hättf'Ti  sii-h  Iwmiilit.  «ioiihwhf  Th«>!og<*n  aur  das  Co)Io«|atum  eu  1 
völlig  uDbegniDfiijt  sei.  In  dtr  liist.  ix-t^l.  wird  eia  Urief  mitj^tbeilt, 
chem  tler  Cantinal  vou  Lothringuo  Vieilleville,  den  Oouvcnitiur  von  Meti^ 
ersucht,  ihm  ein)ge>  tüchtigo  ThoologOD  der  A.  C.  zu  vor8chaff«>D.  Soldjui  a.  ■.  ( 
Hudit  wahrscihfiiüich  zu  machen,  daas  diespr  Brief  unecJit  sei,  1)  weil 
drm  IJorieht  dor  bist.  ccol.  der  Cnriinal  diu'  Tht-ologon  auffallend  spÄt  bcRti 
habt'n  würdt»;  2>  weil  er  die  AiikuiiR  doraclb-.'ii  nicht  alwiirtetu,  um  dt«  pn 
teütaiiti'K.'hen  AbundmahlsAtreit  in  die  VerhumUntigen  zu  üiiihen.  Mir  ücbein 
diese  TbatMaoliiw  wenig  zu  Itowäisea;  denn  1)  gestalteten  siuh  pK'U  am 
Zeit,  welche  diu  hint  ecci-  aiigiobt,  d.  i.  kurz  nach  doin  Beginn  des  CoU 
»luiunis,  diit  Pinge  insofern  ungünstig  für  dit>  Wüusrhe  diw  Cardinals,  als 
Vermittlungstfndcnz  d'T  Konijfiti  und  d*>s  Kanük-re  imnior  klar<;r  hmron 
der  Cardinal  erliielt  also  Aiilaas,  sieb  nach  neuen  Mitteln  umzxisebon,  wdc 
diencD  konntun,  der  KüiiJgin  und  dum  Knnsler  in  ihnjn  l'lanun  SL'hwipiiglceiti 
zu  beroiteu,  oder  sie  iu  di>tujelben  zu  irritiron.  2)  komite  or  auch  rar  dfl 
Ankunft  der  dentachou  TUtMilfgou  di**  B-wälmiing  des  |>rotestaiitiscbtia  Aben 
mahlseti-eites  nicht  wnhl  ningt'hen,  wfil  sin  das  eiu?-lni>  Mittal  war,  den 
lnhrt«>n  und  biM-odtcn  fipgnorn  einigermaftson  finilniuksvcill  entgi'gt'nxutn'lcB. 
Wenn  nun  ab^r  dio  Guises  wirklich  die  Absicht  hi^gt'm,  dout»'hi-  Tbeologvo 
auf  das  Collcximuiu  zu  bringen;  wnnu  sie  ferui*r  (vgl.  Kluckh.  I,  p.  217;  Ueu, 
reHpüHüLo  ad  Balduinum  in  den  trautotiune«  tbeologicaell,  p.  201  ff.)  auch  NV 
vaiTR  zu  vertmlassen  suchten ,  diu  A.  C.  in  dt'u  französischen  KirL-bouslrt-it  ein- 
zumiBcben,  so  liegt  auL-b  diu  Aiiuahimi  nicht  fern,  welcla-  BaumTI,  p.  371  tuul 
de  Rublein.  )>.  191  cn^ichon,  d»ää  bii'  gli'icbf.Tgestolt  auch  Xavarra  (vioUt^cIit. 
woil  ihr  Veraitch,  wob  anf  and(>rom  Wog  Thoologpn  tu  vnrsi^hnffen,  misslaoy. 
oditr  sif?  llc^  Ki'folgi;;;  nicht  sii-litT  wnron)  voranbi&sten ,  din  dcuUch^^n  ilYiretni 
um  Theologen  auzugeliftn.  Wenn  daim  Xavarra  hiprauf  einging,  so  i&t  ei« 
nabüliegonde  Erklärung  dafür,  dnä.s  er  wiluachto,  sowohl  mit  ilen  Üoisc«  uad 
ihrer  Partei,  ah  mit  d^n  deutschen  Fürsten  Beziehungen  zu  outorbolteo; 
wenig  wahisohoinlich  aber  i»t,  trotz  seiner  berühmten  Lelirhtgliiubigkeit,  dite 
er  sich  nirküch  tqu  den  Ouisen  über  ihm  Absichten  hiitte  tauschen  Lubol 
oder  dniis  it  ira  Kniet  daran  geda<^ht  hfitte,  die  A.C.  in  Frankreich  oiaf&knio 
zu  wollen.  Es  rudctftn  zwar  zur  Zi-it  di',s  Colloquiums  nicht  nur  Navarra. 
sondern  auch  dio  Rijuigin  und  der  Ranzici'  davon,  dn;!s  violloicbt  Aussicht  ai 
Fniakrtdcb  mit  Zustimmung  des  Clorus  zu  reforniiren,  oder  doch  den  letxtens 
zur  Toleranz  zu  bestiinmon,  wenn  dio  Protestanten  die  A.  C.  annahmen. 
ist  aber  auf  solche  Gesprüche  von  vornherein  w<>Qig  zu  geben.  Die  ParoU- 
A.  C  war  damab<  vim  d^n  (luises  ftURgßg»>b(in,  und  fs  ■'rilspi-ai-'h  den  Gen 
heit«u  jenes  ilufes,  Ciiurtoisie  mit  Hintergodaiikiin  /,u  verbinden  und 
(regner  Vortheil  zu  suchen,  indem  man  ilmi  nach  dem  Mund  redete  und  ; 
lieh  ihm  in  Alk-T7i  Gntgeguokommon  bezeigte.  Man  wuHste  doch  wohl, 
man  den  Cardinal  von  Lothringen  und  soino  I><ute,  wenn  sie  vou  der  A.  C< 
redeton,  in  Verk^genheit  setzen  würde,  sobald  man  sieh  den  Anschein  gab,  M 


Neunter  Alischnitt. 


869 


iränden  vom  Eingreifen  in  die  Veriiaadlun^n  fernhalten  zu  rnii»- 
en.     AU  die  douttichen  Theolügen   —   üwei  pralziächä   und   drei 


tum  Wort  zu  nehmen;  anüercrsoits  war  dieft  auch  ein  Mittel,  mif  die  evnn> 
lelisehcn  miniatn  xa  drünküD;  dif^solboD  musste  es  XngstifOD,  wenn  man  cla- 
üit  drohte,  in  Ibre  Erorterungou  mit  den  KathoUiten  den  [trotostautischoa 
Lbendmahlsstreit  hineinzQziobttn  und  ÖSoatlicb  hreitzutroti^Ei.  ^'as  nim  die 
tegenÜn  und  der  Kaa/Wr  vennögo  diese»  DiiickmitteLs  duichsctzen  wollten, 
rsr  aUerdiogs  vielleit-ht  etwas  AehoUclieä  diu  «Uo  Bekehrung  der  Cnlviaistea 
nr  A.C.;  der  Zwer/k  der  ßemischten  TlieoIogeDcommi&sioumi,  welche  die  Ee- 
entiii  eioMtzte,  war  s<;heiiibar,  div  Protestanten  zur  Anerkennung  der  leib- 
ichen  üegcnwart  Christi  im  Abcndmah]  za  bestimmou,  damit  man  alsdann 
nit  mehr  Nachdruck  vom  Clenu  eini^-  liusäDrÜche  Conoessionen  an  die  Rt-for- 
lation  odor  eine  beachiflnkte  Toleranz  forcjora  könne.  War  es  damit  Ernst, 
o  musä  man  sagen,  dass  die  Königin  uiiil  iIlt  Kanzler  üa-s  Wesen  der  prute- 
timtisckea  Bewegung  2U  wenig  kanottia,  und  darum  da»  UmnögliLhe  für 
lurchrührbar  hielten.  Es  ii*t  die  Frage,  ob  man  Navarra,  der  citiht  von 
[^eodor  Hiwi  »elhst  kat<>chiBirt  worden  war,  und  jabrHaug  ganz  innKTlialb  der 
troteblantiscben  Parttti  gestandr)ii  hatti^,  mit  domKcHKit  Ma.ssKlali  win!  mevi^oa 
lürfen.  Die  Krage  ist  für  uns  nicht  völlig  ohne  Inten-sBo:  voo  dem  Urtbeil, 
reiches  man  hier  gewinnt,  inuss  ein  Kotlex  auf  die  PoUtik  deqeuigon  Luthe- 
aner  ÜaUen,  welche,  wie  Herzüg  Christoph,  in  Frankreich  rütksicbtaloa  für 
lie  A.C.  Propaganda  machten,  ohne  sich  zu  fragen,  ob  die  Ooiiiter,  welche 
ie  auf  solche  Weise  dem  franziJäibcbBii  Calviniümu»  entTi-emdeteu,  nicht  dem 
CatlioUziämus  ziigctriebcu  wurJen  wtirdon.  Es  wird  Bidi  in  erster  Reihe  darum 
tändeln,  ob  der  Gedanke,  'Iiw  A.  *.'.  in  Frankreich  einzuführen  fiir  einen  Mann, 
ier  dem  franzüaisL-hen  Fnjtestantismus  nahe  stand,  nluht  wlrkliiTh  eine  Unge- 
teueriiehkeit  war;  In  zweit«.>r  danini,  oh  man  NavaiTa  wirklich  tda  das  Mon- 
trum  von  rnrnrechnungsföhigkoit  bt-traehU-n  darf,  als  wek'hos  or  in  manchen 
IteivQ  Darstellungen,  vomoluiilich  abi^r  bei  dr*  Kublü  oracheint  Wenn  aui-li 
aotMtaD tische  ZeitgenoHsen,  wio  Bozu  in  der  responsio  ad  Balduinum  ihn  als 
\en  Mann  darstellen,  der  im  Staude  war,  b4!hlec:htordingB  Alle»  zu  glau)>eri,  so  ist 
u  boaditen,  das»  ea  ftlr  solche  SohrtftfitL>Uer  ein  Toodenzbedtirftiiss  war,  ihn  als 
len  Ucborlist*_'ten  und  VerfiihrtMii  dar/irstelU-n.  Zum  Schluss  einiges  Material 
,ur  Beurthüilung  von  Navarraa  Gebabren  in  Sachwi  der  A.  C.  Tgl.  oben 
I.  314/7.  —  Corp.  Kt.  XLVI  No.  349(),  3497,  ^502,  3513,  3516/7,  3524, 
;ö26,  3&30,  35HÖ,  35.^.  Baum  11  appemhx  p.  (i2/3,  80—91 ,  93ff.  —  Von  der 
haatellang  der  bist,  ecclasiaatiquc  vornfbmlich  die  Verhaiidlungen  ül>cr  eine 
Lbendmahlsconoordie  in  engerem  Ausschnsü  und  Ihre  Auflitsimg.  (I,  p.  32U/3Ü.) 
—  Bericht  der  pfiUzisohen  Theologen  von  ihrer  Vcarichtung  in  Frankreich 
Kluckh.  I,  p.  2ir>  if.)5  liierzu  noch  Kugterll,  p.  310/11.  —  Beza,  njsponsio  od 
talduinum,  in  den  tractati^jnes  Hieciln^ficae,  fl,  p,  201  f.  —  Zum  Vergleich 
rorden  auch  die  andern  Verlinndlungen  heranzuziehen  sein,  welche  Navarra 
3  jener  Zeit  (»ogchitfügten ;  ihr  Ui-sprung  greift  zum  Thoil  in  deu  Juli  zurück, 
tfva  uuf  den  Zeitpunkt,  in  wub;h4°n  Nnvorra»  Verauch,  von  Beutschlaud  aus 
in    Hilf»v«isprech«n   zu  erhalten,    auf  so   unorwartoto  Schwierigkeiten  stiess 

21 


370  Neunter  Abschnitt. 

württembprgische  —  in  Paris  eintrafen,  war  auch  die  zweite  Coh 
mis8ion  zur  FJerathung  einor  ('oncorHin  bereits  entlassen;  es 
um  die  Zeit,  als  man  das  Totcrnnzodict  im  Sbiatsratlie  beschlo 
Erst  als  die  Häupter  des  Katholizismus  den  Huf  zu  6i  Germain 
verlassen  hatten,  wurden  sie  daselbst  empfan^n.^    Nararra  ve 


31 


(oben  p.  314/7);  und   xvnur    i)   dia    Cnterhatidlungen    mit  Spanion    untl 
Papst:  de  Rublc  III.  p.  278  ff.    2)   Die  Negotiatiou,  welche  Navftira  durch 
abenleuemdoD  Profeasor  Baudr-uiu  anknüpfte.    AeussorlJch  bctrachtc-t  lief 
selbe  darauf  hinaii3,  Mittel  und  Wege  zu  suchen,  wie  man  durch  eine  Reform 
der  llrgBten  Missstände  in  d(?r  rümiBchen  Kirche  und  einige  Suaserücbo  Cm- 
oessionea    nn    den  Pi-otostanüsmuB   die  Einheit   der  Kircbi'   n*Hen    könne;  in 
Wahriipit  hezwppkt«  sie  vielleiuht  Niohta  als  oint-  porsiinürho  AniinliMning  einer- 
Beits  ao  die  1iuise.s,  atidcrcmoits  an  die  Pnrtoi  der  kathoUachon   Irentkt^r  oder 
^BOraiiltRi  von  der  Art  Honlucs.    S.  Klackh.  I..  p.  101;  Kaaülu  and  Sfhcti 
p.  277  ff.  Opp.Cassandri  p.  1123,  1129  fr.  I137,S,  MÜl/2.     Beza,  reapomiio  »1 
Balduinum  l.  c.    —    Ich    glaub«,    der  Oesamniteindniok   aas   der  allgeiueiMO 
Lago  in  jener  Zfit  und  Niivarrns   Berichinon    wird   immer  fiein,   dass  Nanm 
mit  allen  Piugnuumen  Itebtiugelto  um  persönlk-her  Heziehungen  willen,  vai 
am  Zoit  so  gewinnen,  weil  er  sich  nicht  entflchliesfiun  konnte,  xwiscbeo  der 
Führerschaft  df>r  Hugonotton  und  dpin  Anscbln.«s  an  dif  Faction  dos  Tiiui 
virat»  zu  wählen;  daas  altiy  nirgends  sich  ein  orheblichor  Wahrach' snlichkwl 
grund  für  die  Annahme  iTgoben  wird,  es  halic  ihm  im  Ernst  «.»in  dritttir  Wcf 
neben  die.ser  in  der  Sachlagt;  begrüiid^tmi  Alri-mative  vorgeschwebt    üifT  köuB- 
ten  wolil  einzig  gewiss*;  Acussorungon  in  Betracht  kommen ,  welche  Navorra  laf 
dem  Ti>dteiibetl  gfthari  habun  soll  id.-  Riible  TV  |i.  371—37-1).    loh  lasse  der« 
Aüthenticität,  und.  diese  vurausgesetxt,  ihro  Boweifikraft.  dahingestellt  sein. 

5)  Die   PfälüiT  kanihü   am    18.,  die   AVürttemberger  am    10.  Ootobvr  in 
Paria  an;  am  27.  Octobor  sollten  beide  Tloputatitmcn  Kimi  erstou  Mal  in  SL  ftör-^^ 
main    empfangen    wm'dcn;    die   Erkrankung    und    dnr   Tod   dcfl    wiirttotnbd|^H 
gischän  TheologPM  Jakob  Reurlin  verzögerte  dis  Audienz  noch  bis  zum  7.  N^^ 
vember.    S.  Kliiokh.  I,  jt.  210;  Hniun  II.  p.  420  ff.     Tgl.  die  ^^itangabm  hi 
&ildaa  I,  p.  528,  Note  25,  2Ö.  —  L>q  Rublo.  der  die  deutschen  Quellen  imarr 
nur  indirect  benutzt,   hat  (Hl,  p.  191  ff.)  in  die  Nncliriohten   von  der  Sendnu? 
der  deutächen  Theologen  eine  rausterhnne  VerwirniuK  gebracht.     An  derseP"'» 
Stelle  aurh  nix^h  nnderweitigr*  Irrthümer;  ad  die  Behanptung,  dass  der  lutn- 
goüt   Haudouin    ein   Agent   Herzog   Christophs    gewesen    sei;    Haudonin  surbt* 
ganz    auf   eii^ene   Faust   Atontoner   in   Frankreich   (vgl  die   Anin.  4   tun  Kad» 
citirten  Materialien  und  Kluekh.  l,  p.  181t;  101 ;  ßalduinus  rospoDsio  ad  Calräun 
et  Bezam,  p.  91).     Auch  die  Naohricht,    da-ss  Christoph  durch  oineo 
de«  Vorgotii)  mit  Navarra  vorltandelt  habe  {Quelle:  die  Briefe  Cal\-ins.  s.  i 
ref.  Xl.Vl,  p.  4fM>,  fUlO)  ist  irrig.     Im  P'riihliiig  d*^8  Jalires   war  xwar  Ladinf 
Vßrgerio,  oin  Neffe  dos  Piotm  Paolo,  hei  Nsivarrn  gewesen,  aber  nur  ini  Auf' 
trag  seine«  vielgoschaftigen  Oheima,  nii-ht  des  Herzogs  (Kausler  und  8cli<«t 
p.  255/6,  270/1,  273.)  NB.:  auch  die  Angabe,  dass  zur  Zeit  des  Religion?- 


Keimt«*  ÄlnobniU.  371 

SncfiSrte  iliDon,  beständig  in  i;einer  evanjjelischen  Gesinnung  7.n 
Bojn,  klagte  viol  über  die  Käuko  der  Guiacs,  die  Um  in  seiuor 
FuHtik  hemiut-eu  und  zur  Heuchelei  zwängen,  sprach  von  der 
Bolidarität  der  protestantischen  Kirchen  und  der  Noth wendigkeit 
einer  Concordio  zwischen  deiiselhon,  gab  vor,  selbst  zur  augsbur- 
gischen  ('ontV.'ssion  zu  neigen  oder  sogar  sich  ganz  zu  <U?rseIbon 
xa  bekennen,  und  an  eine  leichte  Versöhnbarkeit  des  frauzösischon 
und  dout!«!hen  Bekenntnisses  zu  glauben;  endlich  schlug  er  ein 
Kelitjiunsgi.'sprHch  zur  Herstellung  einer  Concordie  zwischen  der 
franzüsischen  und  deutschen  Theologie  vor.®  Es  wird  um  so 
»ichweror,  an  seine  Aufrichtigkeit  zu  glauben,  als  das  Auftreten 
der  <lcuLscliGn  The<dogeu  ihn  koineswi^gs  in  den  vorgohliehen  Hoff- 
nungcu  bestärken  konnte.  In  der  Instruction  Herzog  Christijplw 
für  seine  Deputirteii  war  das  dritte  Wort  die  augnburgische  Con- 
ftneion  und  die  Verwerflichkeit  der  schweizerischen  Lchrc  snwie 
iäSer  zweideutigen  Formulirungen  der  strittigen  Begriffe.  Navarra 
hatte  mit  der  Äufiorderung,  Thralogen  nach  Frankreich  zu  sen- 
den,  dem  Herzog  auch  eine  Confessiou  in  seinem  Namen  zuge- 
schickt: jene  Instruction  unterwarl"  dieselbe  einer  eingehenden 
Kritik  im  lutherischen  8inn.'  Günstiger  für  die  fmnzöaische 
Kirche  lauteten  jedenfalls  alle  Erklärungen  der  pfälzischen  Theo- 
logen;" dafür  trat  der  Zwiespalt  im  Innern  der  deutschen  Kirche 
selbst  hervor:  Die  Pfälzer  und  Württembcrger  Übergaben  beson- 
dere Beurthei hingen  jener  Concnriiioiiftnmel,  welche  die  erst«  Com- 
mission  za  l'oissy  entworfen  hattp,  und  besondere  Erklärungen 
Über  die  Lehre  vom  Abendmah!,  denn  Herzog  Christoph  hiitto 
seine  Theologen  instniirt,  mit  dun  Pfälzern  nur  dann  gemeiasaiu 
zu  handeln,  wenn  diese  sich  ihnen  in  ihren  Erklämngen  anschlös- 
sen. Navarru  hielt  an  .seiner  K)»lio  fost:  durch  mündlichen  Auf- 
trag der  rückkehrenden  Theologen  forderte  er  Christoph  und  den 
Kurfürsten  auf,  ein  Religionsgespräch  zwischen  französischen  und 


IfCsprÄches  Vorgcrius  odor  Joniimd  seinos  Namens  in  Frankreich  gowoson 
Bei  (Laoguet.  arciLua  II,  p.  143)  ist  falsch  und  beruht  auf  einer  NamoDSver' 
i«raciislunK;  s.  stato  pnpan  löGli^J  Ho.  CIL 

6)  Bericht  der  pfUsinchon   Thnnlognn  DUIor  und  Bocquin,   KlucUi.  I, 

p.  215  n. 

i  7)  Sattler  IV.  BeÜ.,  p.  191  IT. 

ft)  ,  Pulntini  ptili'hru  cum  uwUia  cuustiotiiuit  et  liabeut  hbera  lUAudata 
t  süo  prinaii»*  (Langiwt,  aruana  11.  p.  153). 

24* 


372  ^^^^r  Neunter  Abscbaitt 

deutschen  Protpstanten  befördern  zu  hplfen.  In  einem  verbindlichi 
Schreibeu  an  Christoph  sprach  vr  die  Hüffniing  aus,  daiss  es  g»- 
lingon  werde,  eine  Concordie  herzu 8 teilen.^  Bei  alT  Dem  inochj|H 
ihn  der  Gedanke  leiten,  dass.  käme  os  zur  Waffen ontsvlieidung  in 
Franki-eich,  die  deutschen  Fürsten  tnitz  ihrer  einseitigen  Keligi 
sität  sich  so  oder  so  für  den  Sieg  des  Hugenotteathums  wü 
interessiren  müssen,  wie  das  spatei-  wirtlich  geschah.  Zwar 
wiihrend  der  eben  geschildert uii  Verhandiuiigen  seine  Xegotiatioi 
am  spanifitihen  Hof  fürt,  und  unmittelbar  nach  der  Abr^r-ise  der 
deubtchon  Tlieologen  begann  er  den  spanischen  Gesandten  in  Paz^| 
mit  erneuter  Energie  zu  bearbeiten,  kräftig  unterstützt  von  den 
katholischen  Grossen,  denen  Alles  dai-an  lag,  Xavarra  endgültig 
auf  ihre  Seite  zu  ziehen  und  von  der  Königin-Mutter^  welcfee 
ihn  um  jeden  Preis  in  ihrem  politischen  Stab  behalten  wollte  und 
damals  wühl  auch  sicli  mit  der  Sorge  trug,  es  mögt',  wenn 
es  nicht  hinderte,  zwischen  Navarra  und  Spanien  ein  Pact  iii 
Kosten  Frankreichs  zu  Stande  kommen.  Obgleich  nun  Kavam 
damals  sich  Spanien  völlig  xum  Kauf  anbot,  hatte  er  doch  wohl 
den  Gedanken  nicht  aufgegeben,  zur  Gegenpartei  zu  treten,  wenn 
Spanien  endgültig  verweigerte,  dtm  Kaufpreis  zu  zahlen;  denn  er 
beschäftigte  sich  fort  und  fort  auch  mit  Intriguen,  die  daratif 
hinausliefen,  Spanien  mit  Feindseligkpiten  und  Gewalt  zum  Kach- 
geben zu  zwingL'U.  Um  so  wahrscheinlicht^r  ist,  dass  er  auch  ao 
der  Verbindimg,  welche  die  Königin  Jetzt  mit  den  deutschen  Fm^ 
sten  anknüpfte,  durch  Mit^vissen  und  Rath  betheUigt  war.^"        ^M 

Katharina  war,  wie  wir  sahen,  entschlossen,  die  DurchRih^ 
niDg  des  Dualismus  im  Reich  zu  versuchen.  Damit  war  eine 
selbststündige,  zum  Theit  oppositionelle  Haltung  gegenüber  dan 
Concil  von  Tricnt,  welches  im  Januar  wieder  erüfiiiet  wurde,  ge- 
geben; sie  mussta  sich  also  nach  Bundesgenossen  in  der  Oppo- 
sition umsehen,  zum  Mindesten,  um  auf  die  Curie  einen  Druck 
auszuüben  und  so  die  Bewilligung  der  Neuerungen  in  Frankreich 
zu  erzwingen.  Andererseits  wurde  es  immer  unwalirscheinlicher, 
dass  sie  ihre  Vermittlungspolitik  unangefochten  würde  durchfÜhrea 

9)  Eericlit  DiUers  luid  Bocqriins  1.  c.  p.  219,  220.  —  Sattler  IV,  BeiL 
|k  20O  ff.,  p.  lÖÖ.  —  Kugler  U,  p.  310,  311.  —  Ein  dem  b«i  Kiigler  citirtM 
Schreiben  Navarraa  an  Chiütupli  entsprechender  Brief  an  friedtiuh  ist  nitht 
bckEumt 

10)  D«  Bublc  m,  p.  290  ff.;  p.  307.    Tgl.  Anm.  72.  AniaBall  p.  193. 


Neunter  Abschnitt. 


373 


können.  Philipp  von  Spanien  trug  sich  neuerdings  wirklich  mit 
Angri^plänen;  sei  es.  daas  diese  nicht  g'eheim  blieben  oder  dass 
seine  Drohungen  xind  die  Nfthe  des  ConcUs  allein  solche  Auf- 
regung; hervorriefeu:  der  Winter  war  in  Frankreich  voll  schreck- 
haftor  Gerüchte;  bald  rwiete  man  von  einem  Angriff  Piäilipps  von 
Spanien,  bald  von  einer  grossen  katholischen  Liga  zur  Ausrottung 
des  Protestantismus."  Die  Königin  dachte  nun  eine  Zeit  lang 
offenbar  wirklich  daran,  sich  der  hugennttischen  Partei  gans;  in 
die  Arme  zu  werten  und  es  auf  dfn  Kampf  ankommen  zu  lassen; 
im  December  suchte  sie  sich  zu  unterrichten,  wieviel  Streitkräfte 
die  Hugenotten  zu  stellen  vermöchten;'*  zur  gleichen  Zeit  wurden, 
während  im  Sommer  1561  N-ielo  deutsche  Befehlshaber  der  Krone 
Frankreich  abgedankt  worden  waren,  die  Bestallungen  und  Pen- 
sionen derselben  theilweiso  oder  ganz  wiederhergesteHt"  Um  nun 
dem  ConcU  und  den  Wafl'on  gegenüber  weiten-n  Halt  zu  finden, 
wünschte  sie  sich  an  die  deutschen  Fürsten  zu  lehnen.  Sie  erliielt 
daher  dieselben  in  der  Meinung,  dass  sie  dem  Evangelium  zu- 
neige; auch  sie  gab  den  deutschen  Theologen  zu  St.  Oermain 
Audienz  und  bnzt'ugtn  vctllknmraeno  U*'berpinstimmung  mit  den 
Ansichten,  welche  Navarra  vorgab;"  dünn  schickte  sie,  um  Ein- 
verständniss  anzubahnen,  einen  französischen  Edelmann,  Herrn 
von  Rambouillet  und  den  Dr.  Rotoman,  der  den  deutschen  Für- 
sten schon  von  den  Verhandlungen  dus  vorigen  Summei-s  hiT  als 
eifriger  Protestant  und  Agent  der  liugenottLscIien  Partei  bekannt 
war,  nach  Deutschland.'^  Dieselben  bereisten  von  Ende  December 
bis  Mitte  Februar  die  Höfe  von  Kurpfalz,  Württemberg,  Branden- 


11)  Soldan  I,  p.  553.    Kuglur  JI,  p.  205,  Not«  135. 

12)  Soldwi  I,  p,  .»554.     Do  Rublo  IV,  p.  3/4. 

13)  Ortloff  L  p.  237  —  239;  Klucfcb.  I.  p.  2(M,  213.    An-ana  L.  II,  p.  186. 

14)  Dillor  und  ßoiMiiUo  1.  o.  p.  224,  225.  —  Hotumua  uutl  Rambouilliit, 
die  UDinittolbar  darauf  als  Gesandte  ües  Königs  nach  l>eutechland  ^ngeo,  er- 
hielten Auftrag,  di']  Fürston  in  dorn  Glnulxjo  im  CaÜiärinas  evan^lifiobe  Qe- 
BiDnusg  zu  UcsUtrki'ni  8.  Ilaiirn  11,  p.  5(35;  Kluokli.  I,  p.  1^30.  Note;  )i.  243. 

1.^)  Uio  Aunulinii;  KJuckhohns  (I,  p.  233),  dass  ItambouiUct  und  lloto- 
mau  gemeinschaftlichsTi  AnftTBg  hatten,  bestätigt  Hieb  durah  ein  Scbreibon 
PbilippB,  Cossel  d.  19.  Febr.  1562,  an  den  Kurfürst  von  Sdchsen,  mot.  mut 
Kurfürsten  von  Pfalz  u.  Herzog  von  Württemberg  (Hs.):  übersendet  seine  Ant- 
wort auf  dio  Werbung  Rambouillets  und  Dr.  Hotumans;  obeuso  durch  die  sJIcb- 
sJschc  Antwort  (Copie  b.  d.  et  I.  lit>.),  wtdcho  gleicbfallii  von  mehrerea  Oesindtea 
Bphoht 


37-4  Neunter  Abschnitt 

burg-Aöspach,  Kureacbsen,  Sachsen -Weimar.  KnrbramlGubiu^. 
Hessen  und  andere,  und  kehrten  dann,  nach  einem  zweiten  Be- 
such am  würtlember^schen  Hof,  mich  Frankreich  zurück.'*  Sie 
hatten  Befehl,  an  die  Antwort  zu  erinimm,  welche  die  Füreten 
zu  Naumburg  den  Nuntien  ertheilt.  und  vorzutragen:  auch  der 
allerchristlicbsto  König  habe  vim  jeher  darauf  i^drungen,  das 
Concil  80  einzurichten,  dass  keine  Confesstion  Grund  erhalte,  ach 
auszuschliessen;  du  der  Papst  aber  vorläufig  liou  entg(^enge8^»tzten 
Weg  beschrittun  uud  dii'  Krurtorung  der  Kinwändi*  gt-iaron  stin 
Verfahren  auf  den  Beginn  des  Coneils  verwiesen  habe,  so  gtidenko 
der  König  nunmchi-  seine  Antrüge  durch  eine  geeignete  Prop<v 
sition  auf  dorn  Concil  weiter  zu  verfolgen  und  erbitte  hierzu  den 
Roth  der  deutschen  Fürsten.^'  Die  Botschaft  wurde  im  Allgemoi- 
nen  wnhl  mit  vollkommenom  Vertrauen  aufgt>nummen.  Die  pfiil- 
zisi'h(f  und  württomhergische  Antwort  sind  vollkommon  von  der 
Aunahmo  dictirt,  die  Kimigin  s^ei  wahrhaft  evangelisch  gewinnt  uu'I 
verfolge  den  Zweck  einer  echt  evangelischen  Reformation  in  Frank- 
reich. Dass  Landgi-al'  Philipp  nicht  anders  dachte,  beweist  —  seine 
Antwort  auf  die  Ge«audöchaft  können  wir  nicht  —  die  Thntsachi?, 
dnss  or  immittolbar  naoh  der  Anwi>sL'nh)nt  der  Agenten  den  Ver- 
fluch machte,  eine  Confödemtion  mit  Frankreich  zu  begründen.  Von 
den  uns  bekannten  lässt  nur  Kurfürst  Augusts  Antwort,  ubwoh! 
auch  diese  sehr  verbindlich  lautet,  verstecktes  llisstTuuen  vot- 
muthen.'^     Diese  Verhandlungen   nun  blieben  bei  der  bald 


lö)  Fbilipp  ao  Hiäarkiti  von  BrautiRctiweig,  (!!!a8st)l  d.  7.  Man  1 
theilt  auf  Anfrage  mit:  es  aoi  wahr,  das»  nino  fi-anröaiarh«  Botschaft  bei  vW« 
Kor-  und  -tMrsteu,  nilmlieh  dem  Kurfursf^a  ITaUgrafen,  natem  {?  nit^rt 
etwa  ßadooV),  Herzog  i'hnstoiih.  Markgraf  (A-org  Fht>drii:h  zu  Anspacb,  Ofo 
Kurfürsten  und  den  Herzogen  zu  Sacbseo,  Kurfiirat  Jüachim  und  Andeni,  «t- 
lotzt  auoli  bei  ihm,  dem  Landgrafen,  gewogen.  —  Vgl.  die  pubUcirtcn  Ant- 
worten bei  Kludth.  1,  p.  235  S.  und  Sattler,  Uoi].,  p.  206  ff.,  femor  mictoa  U. 
p.  103  uiid  das  in  voriger  Anin.  ciCirli^  btiSSiBobu  SoJireibou;  ti^dlicb  Anm. 

17)  Klutikli,  I,  p.  232 ff. 

18)  ft.  die  pfiilxiÄf;hi>  und  würlteinUorgLsoho  Autwort  bei  Kluckboho 
236  ff.  und  Sattler  IV,  Boil.  p.  2(>0  ff.  Die  Antwort  des  KnrRirsteu  vtw  8acl»B 
(Uti,  a.  d.  et  1.)  siimmt  dem  Inhalt  uaok  Üusserlich  vollkümmen  übereiii  mit  der 
im  Kurfürston  Friedrich,  stellt  aber  die  Forderungen  der  rrotestnntea  ia  « 
achruffeni  Ton  auf,  al»  äollttj  dem  König  trotz  der  ZiuflL-tieniog,  dass  man  gnwv 
Uofbung  auf  ihn  setae,  duruh  die  Blume  btimorltUoh  gemacht  werden,  iltfs 
zwischen  der  fraozösificheo  und  der  duutHuh  •  protestanttsobou  Pohl 
Oemeinsvtiaft  denkbar  twi. 


h 


". 

^ 


Neuofer  Ahsohnitt 


375 


»ndeo  Schwenttmg  der  frnnzösischen  Reglern r^politik  f(lr  das 
orbältoiss  Frankreichs  zu  den  deutsehen  Protestanten  ohne  Ke- 
Jtat,  soweit  es  die  beiderseitige  Stellung  zum  dmcil  betraf;  nur 
18  ist  wichtig,  dass  sie  im  Kreis  der  l^Vankreich  näher  geiseü^senen 
Ürston  das  Vertrauen  auf  die  fiesinnung  Kathnrinas  bestärkten, 
usser  dieser  aber  hatten  die  Agenten  auch  eine  politisclie  Mission. 
Bider  sind  wir  darüber  nur  durch  Andeutungen  unterrichtet 
[eher  ist  wohl  nur,  dtuss  Katliurinu  an  einem  oder  mohn^ren  jener 
üfe  —  an  welchem  i»dor  woleliou  wiä^en  wir  nicht  -  Anfrage 
tun  üess,  was  für  Unterstützung  der  allercliristlichstc  König  von 
?ii  deutschen  Fürsten  zu  erwarten  habe,  falls  er  sich  in  einca 
rieg  rUr  den  Protestantismus  in  Kruiikreich  einlasse;  wir  wissen 
mer,  dass  Rambouillet  dem  Herzog  Christoph  wiederum  eine 
)utscb-Crattzösische  Conföderation  vorsclüug;  ob  aber  aus  eige- 
üiju  Autrieb,  ob  im  Auftnif;  Navarras  oder  der  Köni^^'Ln- Mutter 
ler  vielleicht  nach  Verabredung  zwischen  diesen  Beiden,  ob  cnd- 
;h  bei  seiner  ersten  Anwesenheit  zu  Stuttgart  im  December,  oder 
ji  der  zweiten  gegen  Ende  Februar,  ist  nii*gends  zu  ersehen, 
^denfalls  trat  im  Verlauf  diestir  Mimate  —  ausser  durch  Rnra- 
tuillet,  wiv  wir  sehen  werden,  auch  uuch  direct  durch  den  Konig 
HA  Navarra  —  zum  zweiten  Mfd  an  Herzog  Christoph  der  Antrag 
if  ein  Bündniss  mit  den  Hugenotten  heran.*'* 

Kben  diese  Zeit  wurde  in  Deutschland  ausgefüllt  durch  Ver- 
indluDgen,  die  in  solchem  Zusammenhang  von  grossem  Interesse 
ttd.  Wieder,  wie  im  vorigen  Sommer,  kamen  die  (.tedanken 
id  Pläne  Tjandgraf  Philipps  den  französischen  Vorschlügen  ent- 
•gen.  Ihren  Ursprung  nahmen  diese  Verhandlungen  von  der 
orohe,  welche  die  Nähe  des  Concils  und  die  unheilverktiudende 
)aunung  in  Frankreich  hervon*ief.  Während  das  ConcU  heiau- 
kcktc  und  jenseits  des  Rheins,  wie  ein  Vorspiel  dessen,  was  in 
inem  (iefolge  kommen  musste,  der  Vorfoignngskricg  gegen  den 
rotestantismiLs  heraufzog,  wuchs  die  Besorgnis«  der  Protesfanten 
den  Ländern,  welche  zu  Spanien  und  Italien  die  nächsten  Be- 
ebiuigen  hatten,  mehr  luid  mehr;  eiu  Sehwarui  atarmireuder  Ge- 
[chte  erhob  sich  aus  den  südwestlichen  Naehbargebieten  des  deut- 
hon Reichs,  ei^oss  sieh  über  die  angrenzenden  Theüe  Deutschlands 
id  re^  die  ohnehin  eniptanglicho  Stimmung  der  dort  gesessenen 


19)  Vgl.  uutcn  p.  38t ;  Aum.  72. 


376  Neunter  Ah 

Evangelischen  zu  einem  wahren  Fieber  auf,  während  man  im 
den  und  Osten,  wie  es  scheint,  noch  immer  gelassen  drein  sah. 

Zuerst  erhielt  Herzog  Christi)ph  Boricht,  dass  mit  den  Grau- 
bündnern,  deren  ehemaliger  Vertrag  mit  der  Krone  Frankreich 
seit  Heinrich  des  Zweiten  Tode  nicht  erneuert  worden,  um  Ot^ff- 
nung  ihrer  Pässe  verhandelt  werde,  weil  der  Papst  einen  Krieg 
in  Deutwhiand  beginnen  wolle.  Als  er  aus  jener  Gegend  selbst 
Erkundigungen  einzog,  erhielt  er  ausführlichere  Angaben.*^  Nach 
denselbfu  hatten  der  Kaiser,  der  Papst  und  der  König  von  Spa- 
nien schon  seit  dem  Jahr  1560  hei  dem  verstorbenen  Riscliof  von 
Constanz  angehalten,  dass  derselbe  den  Cardinal  von  Hohenems, 
Bischof  von  liausanno,  des  Papstes  Schwestersohn,  zujn  Coadjntor 
annehme;  da  der  alte  Bischof  dies  venveigert,  hatten  sie  schon 
bei  seineu  Ijcbzeit^m  \iele  Capitelherren  in  Constanz  bestochen, 
sodass  bei  der  Vacanz  des  Bistliums  dir  Wahl  auf  ihren  CantÜ- 
daten  gefallen,  und  zwar,  weil  der  Cardinal  als  oin  junger  krit^ 
erfahrener  Mann  die  deutschen  und  wüJschen  Kriegsleute  ,,2u 


20)  Karz  nnch  dem  8.  Oktober  ertheilt  Herzog  tliristoph  dem  Pii 
Paolo  Vorgerio  Aufti-a|^,  Erkundiguu^u  über  die  Vorhältiiissc  iii  Oraubüod«n 
eiozuzichon,  weil  derselbo  dort  bckanut  sei.  (Kausler  u.  Schott  p.  2^7;  Ko^lef 
n,  p.  25H/4.J  Kin  Äukrag  nacb  ümubünduu  zu  reiseu  wird  dabei  noch  oicbt 
crthoiit  Tom  13.  and  23.  Octobcr  ftodeu  sich  dann  Schrcibeo ,  in  dcneo  Ver- 
gorio  dorn  Herzog  Nübcres  über  die  YerbiÜtnisse  in  Graubündefl  nitüwilt 
(Kausler  u.  Schott  p.  300  ff.)  Erst  im  November  begab  V,  sich  petaSolicfe 
nach  Gmubündud  (Meyer,  II  \>.  321/2  Note  101;  i>.  23tj  Note  1-23.  Dieee  Sä» 
hat  Sjjct,  [1.  45()/7,  gi^lützt  auf  De  Pnrin,  eitieii  JUnntt  ku  trüb  datirt).  Qt 
Zoseoidang  ausführlicher  Nachrichten  über  die  Vorgfinj.'e  in  der  Schweiz.  Owi' 
böudeti  und  Oberitalien  durch  Herzog  Christoph  an  seine  Freunde  fiUIt  naek 
den  mir  VL>rIi)*i;eudL'a  CtirrespondenzeD  zwischeu  dou  24.  Ctetober  und  30.  K(** 
vombcr  [Hierher  gohiirt-c  folgondc  Schreiben;  Christoph  au  I'hilipp.  Stntt- 
gart  d.  31.  OeL  Fiiodr.  an  l'hil.  Heidelb.  d.  8.  Nov.  Cbnst.  an  PhiL  Walteo- 
boch  d.  5.  Deo.  mit  einer  Beilage:  August  an  Christ.  Torgau  d.  13.  Vor.; 
sämmtlich  Es.  ßeil.  XLLX.  Aus  deiiRelbeo  ^ht  bffvor,  dasa  Christoph  m 
31.  October  au  PhiÜpp  (b.  das  citirtf"  Srlireibcu);  auRsyrdein  in  nicht  mehr  V'if- 
Ituftouden  Briefen  1)  am  24.  Ort.  »«  August,  2)  zweimal  vor  dem  8,  Nov.  M 
Friodiieh,  3)  am  30.  Nov.  au  I'hilipp  uiut  ÄuguHt  Nuchrichten  über  die  drobeo- 
den  Üefahron  saudtc;  iu  weloben  Schnnheu  oder  zu  welcKor  Zeit  die  eiaz^h»» 
Zeitimgon  übereandt  wurden,  welche  in  den  nachfolgenden  Anmerkungan  «tirt 
werden,  int  nicht  zu  ersehen,]  Es  ist  demnach  zu  vermuthen,  dass  weaJgilM» 
für  eineo  grosacn  Theil  aller  Jieaer  Nachriohtoa  der  Gewährsmann  Vors?« 
war.  Nur  für  Einzeines  ist  Dien  aus  den  Briefen  Vergerios  tuunittelbnr 
/.aweisen ;  s.  Kaualer  u.  Schott  p.  300  3. 


üei-    J 

ieti^ 


QeuStSnk'bBchiiill 


377 


ner  Devotion"  habe,  so  dass  mit  seiner  Hilfe  der  Papst  und  der 
König  von  Spanien  nach  dem  Spruch  des  Concils  die  angsburgi- 
Rohen  Confossinnsverwandton  der  römischen  Kirche  wiednr  unter- 
werfen könnten.  Fei-ner  standen  Si>aiiien  und  der  Papst  in  ünter- 
hundiiing  mit  den  Graubüiidneru,  um  den  Pays  zu  erhalten;  den 
letzten  Gallustag  {16.  Üctober)  hätten  dieselben  sich  t-ndgultig  er- 
klären sollen.  Dem  Vermuthen  nach  beabsichtigte  der  Kaiser 
einem  Aelteren  aus  dem  Geschlecht  Derer  von  Ems"  die  Land- 
vog^ei  in  Schwaben  und  den  Sitz  im  Schloss  ob  Ravensburg  zu 
geben;  Spanien  und  der  Papst  drängen  den  Abt  von  Weingarten, 
dass  er  sich  verstehe,  den  Paul  t*lintzing,  einen  SecretÄr  des  Kö- 
nigs von  Spanien,  zum  Coadjutur  in  Weingarten  und  Ochsen- 
hRUs<»n  anzuiit'hmnu,  Alh's,  um  eine  oft'ene  HeerstraHse  vom  Her- 
zogthum  Hailand  bis  ins  Stift  Constanz  herzustellen,  und  damit 
der  Papst  mehr  Stimmen  im  Kürstenrath  dvs  deutschen  Reichs 
erhielte.  Der  König  von  Spanien,  hiess  es,  habe  schon  zur  Aus- 
führung des  Unteniehmens  Geld  in  Mailaiui  liegen.**  Der  neue 
Bischof  von  Constanz  sollte  schon  mit  allen  namhaften  Kriegs- 
leuten im  Hegau  Huterlmndehi,  damit  sie  sich  vom  Papst  be- 
stellen Hessen,  und  von  den  meisten  Zusage  erhalten  haben;** 
bekannte  Männer;  Nictas  von  PoUweiler,  Franz  Bemer,  ein  Ma- 
ch'uzzo  sollten  in  den  Dienst  des  Papstes  getreten  sein,  um  ein 
Blutbad  unter  deu  deutscheu  Protestanten  aiiLZurichten. '* 

Diese   Zeitungen    wiu-deu    vom   Landgraten    und    Kurfüi-steu 
von  Pfalz  nicht  ungläubig  aufgenommen;  Kurfürst  August  dagegen 


21)  »Dem  alten  marclien  von  Ems.*  Das  Wort  «marckoo'^  wird  auf 
eiiieti  der  bei  di-m  Geschlecht  von  IIohen<.'ms  gobrüiichlichfo  Vonminea  Marcus 
(Marx)  und  Manjuard  za  deaton  s«in:  die  Titel  Horchcso,  Hari|uis,  Markgraf 
kommen  I»ci  demaclhen  nicht  vor.  Dc^mnach  nUlt  lUe  "Wstiraoheinliclikeit  auf 
M&rcus  Sittich  LU;  vgl.  Bcr^ano  io  den  Denlischr.  der  Roiscrl  Ac«demio, 
X  p.  171,172. 

22)  .  Suiiiinarischtjg  verzeicbnu^,  wa^  müin  ^tMlipen  formten  und  ht^rn 
glaublich  angelan^  vim  wegen  rojnisthör  proctickhen.*  Hs.  Uober  die  that- 
sächlichen  Gnindlagen  der  An^IiL-n  v^^l.  Eiiänt^n.  Alwch.  Bd.  IV  2a  p.  138  (o), 
100  (dj,  172  (c),  173  (m),  183  (inmj.  —  Meyer  U  p.  222  ff.  Unten  Aom.  45 
am  Endo. 

23)  Zoitung  B.  d.  Hs. 

24)  Battlor  lY  p.  182.  Basolbst  noch  die  Augaheu:  aoch  der  König  von 
Spanien  werd«-  ttxia  den  Niedeiinnden  Volk  zu  dem  Krieg  geben  und  der  Papst 
mit  M'iueu  uigiien  und  spaniäehea  Volkum  dun'h  GraubUnden  in  Deatßchland 
eisfallen  und  oamontlirrh  dio  württtunbi<rgi&>L'hon  Lando  hoimsucbou. 


378  ^^^^^  Neunter  Abecbniti 

fand  es  nur  natürlich,  dass  der  Papst  seinen  Nepoten  Stifter  zu 
verschaffen  suche,  und  mehate,  man  könne  das  auf  sich  beruhen 
Ueson.  Stürbe  (U.t  Pap^^t  einmal,  so  würde  die  Herrlichkeit  dieser 
Günstlinge  vielleicht  nicht  besser  enden,  iils  die  der  Verwandtem 
des  letzten  Papäte».  Er  be^^weifelte  die  Richtigkeit  der  gemachten 
Angaben  und  verdächtigte  den  Berichteratatter  Christophs,  den 
ehemaligen  Oardinallegaten  Vergerio,  der  sein  Bisthum  Capo  d'Istriafl 
mit  dorn  frciwilli^i'n  K\'\\  in  Doiitsolilaml  vertauscht,  um  ilom  Pro- 
t(-'stautismus  lobou  zu  köniu'u,  dass  (h^rselbo  solche  Dingo  auf-, 
bringe,  um  sich  wichtig  zu  machen.'^  Damit  nun  geschah  Yer-^ 
gerio.  obwold  derselbe  ein  eitler  Mann  war  und  sich  gern  in  den^ 
Vordergrund  drängle,  gewiss  unrecht;  der  Kurfürst  hätte  der-' 
gleichen  um  so  weniger  auSvSprcchen  dürfen,  a!s  er  durch  seineji 
Correspondenten  in  Frankreich,  den  Doctor  Languet,  berichtigt  warJ 
dass  in  Frankreich  seit  Langem  ähnliche  (ierüehte  umliefen. •*! 
Sonst  treiüoh  erhielt  er,  wio  os  soheiut,  schon  der  Lage  seinea.1 
Landes  halber  weniger  Alarmnachrichten,  während  die  südwest-l 
liehen  Freunde  Christophs  zu  jenen  Zeitungen  ©ine  Menge  anderer 
besorgiicher  Dinge  hinzuzutugen  hatten.  Geldsendungen  des  Kö- 
nigs v(m  Spaineu  nach  (i(;n  Niederlanden *•  und  Deutschland;'* 
Werbungen   um   Bremen,  hinter  denen   der  I^andgiTif,  i^heint 


I 
1 


25)  Aug.  na  Christ.  Tor^ÄU  li.  13.  Dec.  Hs.    Ders.  an  Phil.  Torgau 
28.Doc..   B4^U.  L. 

36)  Arcaiia  [I  y.  Ml. 

27)  Pliil-  aii  Kr.  IJU.  iinit.  mut  Christ.  Zapfeiihg.  d.  21.  Nov.  B(!hi(:kt  Zoi-1 
taugen,  die  eine  Penwo  aus  den  NiederlAndon  ^{tiltracht  hat  Es  int  gut  dwiiDf 
XU  a<fhteu,  ilanfi  dor  Käiiig  voa  Spauieu  eine  so  grosse  SmiunQ  (.iotdos  iiaob  Aot- 
wi^rpen  gesiuuJt.  haheu  und  da.ss  geio  Suhti  o&ch  deu  Nu'tt&rUiidcn  koiimicu  soll, 
zmicm  da-ss  dio  armen  Christen  dort  so  jänuBerlich  verfolgt  werdea.  Kaun 
nicht  glöutK^n,  dass  die  Summe  so  gross  sd,  ist  es  abcir  auch  uiir  die  HSlfta. 
SO  würdo  ohne  Zweifel  Deutedüoiid  nder  Frankreich  der  Kuligion  halben  aicbt 
unaDgefriclit^n  bleiben.  L'firist  an  t'hil.  Waltenbucli  d.  5.  Dex.  Hat  diese  Z«- 
tiingHn  AucU  ciniifaiigi'iii   kanu  autJi   iiiv-ht  glaubni,  daAs  dii->  Smnmo   so  gros 

2d>  Kiuelihohn  1,  [>.  212  Note  1.  Die  von  Kl.  erwähnte  Zeitung  habe  ich 
nicht  gesehen;  die  Angabe  wird  aber  auch  in  d<^m  begleitenden  Bricvf  üe&  Kur- 
fürstm  vom  30.  Xov.  gemocht;  Joselbst  ist  nicht  tou  50000  fiondem  von  500000^^ 
Kronen  die  Rodu.   Vgl.  FhU.  an  Christ,  d.  16.  Dez.    BeiL  XUX.   AehnlicJi  Hchrieh^ 
Phil.  d.  15.  Dez.  von  Tor(;au  aus  an  August   Hb.;  derwlbe  meinte  aber,  die 
UeLd&eadung  gebe  keinen  AuLu«  zu  Fiesor(;tüsK.  ^Beil,  Lj.    Ueber  die  Funfat, , 
weldie  diuae  Zahlungen  in  FraukretL'ii  erregten  ».  aruana  U,  p.  186. 


Xennter  AbBcfasitt 


379 


wieder  einmal  Anschläge  gegen  den  ilänischen  Thron  vermuthete," 
erschienen  als  Zeichen,  dass  etwas  Geheim nissvoUes  im  Werke 
»ei;  eine  Heise  Herzog  Erichs  nach  den  Niederlanden  war  dem 
Landgrafen  sehr  verdächtig,  denn  or  hatte  ans  München  erfahren: 
König  Philipp  und  der  Papst  hätten  vor,  die  evangelische  Reli- 
gion zu  unterdrucken;  sobald  der  Kaiser  seinen  Consens  dazu 
gegebODf  würde  man  zum  Werke  schreiten,  und  zu  dem  Ende 
T^zanis  von  Sehwcndi  den  Herzug  Erich  von  Braiinschweig  und 
die  auden»  beurlaubton  Kriegsleute  des  Königs  von  Spanien  wie- 
der anwerben.''"  Cliarakteristisch  für  die  Erregung  der  protestanti- 
schen Phantasie  ist  eine  Nachricht  Markgraf  Carls  von  Baden: 
vor  einigen  Jahren  hatte  man  mit  Staunen  gesehen,  wie  ein 
Kaiser  lieber  auf  die  deutsche  Krone  als  auf  den  Kampf  gegen 
den  Protestantismus  vencichtete :  nunmehr  sollt©  Kaiser  Ferdinand 
gleichfalls  beabsichligcn,  seine  Würd«  niederzulegen."  Die  Kun:ht 
war  damals  so  gross,  dass  bei  den  sonst  unverdächtigsten  Erschei- 
nungen sich  der  tiefste  Argwohn  regte  und  katholische  Ängriffs- 
pläno  vormuthet  wurden;  als  I*falzgraf  Wolfgang  veraahm,  die 
Bischftfo  von  Banihiirg  und  Wtlrzburg  hätten  einen  Streit  mitein- 
ander, verfit.'l  er  auf  <lL'ti  Gedanken,  es  soi  dies  ein  Vorwand, 
damit  sio  ohne  Vt^rdncht  rüsten,  den  landsbergischen  Bund  in 
Waffen  bringen,  und  dann  dir  Evangelischen  überfallen  könnten.^' 
In  diesem  südwestlichen  Kiirstcnkreis  fand  dalier  Herzog  Christophs 
Antrag  Beifall,  die  Graubündnt-r  zu  ormuthigen  und  zu  ermalinen, 
dass  sie  den  Pass  niclit  hergäben.  Hingegen  leimte  der  Kurfürst 
von  Sachsen  die  Betheiligung  ab;  er  fand  nicht  nur  wenig  Grund 
zur  Besorgniss,  sondeni  tadelte  das  Vorgehen  auch  vom  Staud- 
punkt seiner  conserrativen  Politik  aus.  Zu  Zeiten  des  schmal- 
kaldischen  Bundes,  erinnerte  er,  sei  es  den   Kurfürsten  und  iTir- 


29)  Zipreulurg  d.  21.  Nov.  berichtet  Phil,  an  Clirist.  u.  Friedr.  von  ver- 
dächti^n  WerbuDf^n  um  Brcmea.  Zoöiiu  an  Thil.  s.  d.  d.  11.  Hoc.  hat  toq 
vi'rtrautcDi  Ort  vcrnomnu'U,  d»s3  hin  iind  wioder  in  doE  mltternnchtigen  Lan- 
den ganz  im  Oeheinion  ethcb*  (.iewerbe  ,©m|jorechwL'bt'ii*  soUeu,  dit"  wohl 
iilch»t<.-a  Friitijahr  zu  oinum  fnn.-htbiu'tici  Au»bruch  gt>r&Üi(.>u  uiovliteii.  Pliili|>|i 
an  August  Melsiiugvo  d.  21.  l>cc.  kaiin  dies  nur  Aut  Schwodon  und  Dänemark 
deutoo.  Hs. 

30)  S.  Boil.  XUX. 

31)  Kiigler  U,  p.  253,  Nute  128. 

32)  Wolfg.  BU  Christ.  Ncubg.  a.  d.  Conau,  d.  24.  Bez.   Hs. 


4 


380 


Neunter  Abschnitt 


sten,  die  daran  thoilgenommen,  übel  ausgreschlag^en,  dass  sie  ohnd 
Rath   und   Vorwissen   der  Andern   den   Nachtheil   der  deutschen" 
Nation  abwenden  wollen;  neuerdings  würdt»  es  Denen,  die  Solches 
versucliten,  kaimi  besser  ^rathen.     Zudem  BoUten   die  Deutsrhen^f 
bei  ihrer  Unoinigtoit  füglich  erst  im  Innern  Frieden  stiReu,  bevor^^ 

sie  daran   dachten.  Andere  zu  trösten   und   beherzt  zu  machen." 

Kurfürst  Friedrich,  Älarkgraf  Karl,  Pfalzgraf  Wolfgang  und  He 
Christoph    unterzeichneten   ein   Sohrriben    des   erwähnten   Inhali 
an  dio  Oraubuuduer;   ob  Lanil>rraf  Piiilipp  theilnalim,  wissen 
nicht;  doch  billigte  er  den  Schritt.''* 

Während  der  Correspondenz,  die  denselben  einleitete,  brach 
der  Landg^raf  mit  alter  Unermildlichkoit  auch  seinen  Bündniss- 
plan  wieder  zur  Sprache.  An  Kurfürst  August  sich  zu  wenden, 
leistete  er  erklärlicher  Weise  Verzicht;  aber  er  erinnerte  Herzog 
Christoph  abermals,  dass  ein  Schutzbund  zwischen  Pfalz,  Hessen, 
Württemberg  und  Alien ,  die  dazu  Neigung  trügen ,  hoch  vott 
Nöthen  sei."*  I 

Christoph  empfing  eben  um  diese  Zeit  Rambouillet  und  Hoto- 
man. Einer  der  (le^andten  theilte  ihm  mit,  was  man  sich  in 
Fraukreich   vun  einem  Bündniss  des  Papstes  mit  dem  Künig  von 


icht  voi^H 


33)  Beil.  h. 

34)  Dass  der  Vorschlnf;  von  Uarzug  Cliriatoph  herstamnit,  eicht 
Landgrafen,  wio  oi«  nAch  dössea  Scliruiben  vum  16.  Pos.  (s.  Beilagen) 
böDote,  ergiebt  aich  wolü  1)  aus  Augusts  Hriof  vom  28.  Doe.  (Beil..  L);  deoii 
in  domsclbcu  wird  bcroits  des  Kurfürsten  Vilboil  ühor  das  Projtwt  aoago- 
sproehen,  oliwohl  in  dem  Si'hrcibün  dos  Laadgrafen,  d<*s9en  Hoimhi-ortDiig 
Au^sts  Rrief  daretollt  (d.  d.  Rodocbtirg,  d.  15.  Doz.  Hb.)  nicht  dAvon  g«>rodet 
wird;  2)  avts  L'lmBtopliä  BrJff  vom  31.  Dez.  (s.  Beilagen),  «uns  hat  hiovor  ^t 
aDgufiebuo"  uti!.  ,doiiD  l's  ergiebt  sieb  dtiniuH^daBS  Christoph  den  Kurfürsten  too 
Pfalz  bereite  vor  Empfnn^  des  landgräflicbea  Scbreibeas  rom  lü.  Dez.  zur  HimI- 
iiahinfi  an  di-ni  Sthritte  nufgi>Fi<nlert.  sowit«  mit  WiihrscheiiUicblieit,  dass  rt 
bereits  eine  ablahuende  Antwort  von  Sot^bsen  empfangen  hatte  {gUnd  daas  wia, 
dis  ChurfiirsttD  zu  Sachsen  L  .  .  -  vorsrhunt  wurde  etc.*).  Haa  Weitere«  »- 
weit  feststellbar,  ergiebt  sit-h  aus  den  titirten  KL■bmb^■n  vom  IG.  und  31.  I>« 
und  Kugler  U,  p.  253,  254.  I)at>s  der  I.acdgraf  oicbt  mit  uiit^TzeiL-hnoti?.  i&t 
an»  Sattler  IV,  p.  182,  obwoW  dort  nur  Obriatoph,  Frifdrioli.  Karl  und  WoIT^d^ 
erwähnt  werden,  Di^'ht  zu  cntnehinoa,  da  nicht  ersicbüit-b  ist,  ob  dio  Mitthei- 
iiutg  bicb  auf  die  Einsicht  des  ISdiroiben»  seibat  gnmdet  oder  anderweitig  er- 
BofalossoD  isL  Möglich ,  *\a^s  auf  Hessen  seiner  eutfeniten  Lage  und  dar  gneseo 
Eile  wegen  verzii^btet  wurde. 

35)  Beil.  XUX. 


Neanter  Abscbmtt 


381 


Spanien  und  einijE:en  italienischen  Fürston  zur  Ausrottung  das 
Protestantismus  erxühUe;  der  Bfrif^hterstitttor  fügte  hinzu:  schon 
ün  Jahr  1551  habe  man  beabsichtigt,  die  weltlichen  Kurfürsten 
ihrer  Würde  zu  entsetzen  und  wälsche  Herren  an  ihre  Stelle  zu 
bringen;  dies  sei  jetzt  wieder  vor,  und  der  König  von  Spanien 
solle  zum  Kaiser  gemacht  werden/"  Ob  und  welche  politischen 
Erwägungen  sich  hieran  knüpften,  ist^  wie  gedacht,  nicht  zu  cntr 
scheiden;  hätte  Christoph  schon  damals  einen  Antrag  auf  eine 
deutsch-franzCisische  Coüföderation  erhalten,  so  wäre  zu  schliessea, 
dass  er  ihn  ebenso  behandelte,  wie  den  ersten  im  vorigen  Som- 
mer, das  hcisst  abk'hnte  und  nicht  einmal  den  Mitfürsten  an- 
zeigte. Wie  dem  sei,  zu  dem  Plan  eines  deutschen  Schutzbundes, 
den  ihm  der  Jjandgnif  vorlegte,  gab  er  abermals  seine  Zustim- 
mung, freilich,  wie  er  in  bitterem  Ton  ausführte,  uhnu  viel  Hoff- 
nung auf  Erfolg.  Er  stellte  dem  Landgrafen  anheim,  bei  den 
weltlichen  Kurfürsten  Schritte  zur  Verwii'klichung  zu  thun.*'  Ben 
Kurfürsten  von  Sachsen  suchte  er  selbst  durch  wettere  Mittheiiung 
seiner  Nachrichten  aufzurütteln  und  für  eine  Gesandtschaft  der 
evangelischen  Stande  zu  gewinnen,  welche  beim  Kaiser  ouf  Ab- 
schaiTimg  der  gerährlichen  Praktiken  dringen  seilte;  freilich  ver- 
gebens.** Seinen  süddeutschen  Freunden  rieth  er,  auf  Kreistage 
im  ganzen  Reich  hinzuwirken,  damit  man  erfalirc*,  ob  die  ver- 
meintlichen Geistlichen  den  Religio nsfrieden  zu  halten  gedächten.** 
In  anderen  Kreisen  kam  dies,  wie  es  scheint,  nicht  zur  Ausfüll- 
rung;  Herzog  Christoph  aber  hielt  Mitte  Januar  einen  schwä- 
bischen Kreistag  in  Ulm  und  machte  den  Kreisständen  eine  Propo- 
sition  über  die  angeblichen  päpstlichen  Praktiken.  Dort  nun 
erhielt  er  in  öffentlicher  Sitzung  Mittlieiluugen,  welche  die  Wahr- 
heit der  päpstlichen  Truppeuwerbungen  zu  bestätigen  schienen; 
zwar  verschworen  die  constanzischen  Abgeordneten  sich  hoch  und 
theuer,  von  den  Praktiken  im  Stift  Constanz  weder  viel  noch 
wenig  zu  wissen,  „aber'*,  schrieb  Christoph  an  Philipp,  indem 
er  ihm  Bericht  erstattete,  „dieses  Gesind  schämt  sich  keiner  Lügen 


36)  Kuglerll,  p.  255  Not«  135;  vg!.  ibid.  p.  253. 

37)  Christ,  an  l'hil.    Stuttg.,  d.  31.  Dez.     8.  Beilagen. 

38)  KuglorU,  11.  255^257. 

39)  ibid.  p.  255. 


S82 


Neunter  Ähuchnitt 


nicht"'"  Die  Kreisstände  forderten  in  einem  Schi-eiben  den  Kaisi 
auf,  in  seinen  benachbarten  Besitzungen  keine  VersammlungeuJ 
Musterpliitze,  Durchzüge  oder  andre  Veranstaltungen  zu  dulden, 
vermittelst  deren  ihr  Kreis  und  dessen  Stünde  wider  den  Land- 
und  Heligiunsfrieden  beschwert  werden  könnten;  sie  ermächtigteu 
Obersten  und  Zuge»i)rdneti%  im  Kothfkll  die  Kreishilfe  doppelt  und 
dreifach  einzumahnen.** 

Dem  Landgrafen  seinerseits  wurden  inzwischen  die  Ensä 
lungen  von  den  Verhandlungen  um  die  grau  bündischen  Päese  d 
Haupt8iic}ie  nach  durch  einen  Brief  Heinrich  Bullingers  aus  Zü- 
rich bestätigt.  Der  Schreiber  berichtete  dazu  von  grossen  ßüstu 
gen  in  OberitAlien,  namentlich  im  Mailündisclien  und  Ventwia* 
nischen.  und  dass  der  HiTzog  von  Savuyen  Truppen,  angeblicl] 
zum  Schutz  des  Concils,  zu  versammeln  scheine.  Schwendi  und 
Erich  Ton  Braunsdiwcig  schienen  neuerdings  bereits  zu  werben, 
wie  des  Landgraten  Nachrichten  aus  München  vorhergesagt  hatten.*' 


40)  Christ,  an  Phil.  Ulm,  d.  31.  Januar  1562.  Ha.  Hout  hat  0. 
Bcsstjror  im  AuhacIiuss  (irTontlicIt  gesagt^  ilasfl  diese  Tage  xwoi  Knechto 
ihm  gewesen,  dw  Uim  angezeigt,  dtSH  sio  Ton  einem  pfipAtlidien  üaupl 
nur  U  Tage  Wart^ld  eiujirangf^u.  Chiiflto()ii  bat  solch«  Practikeo  jetrt  sn 
üfMi  Kurrürstei)  vau  Hachson  uuil  aii  audvru  Orte  gelaiigeti  la&sau,  vermerkt 
Rl>er  nus  den  Antworten,  dass  man  m  in,  den  Wind  soblitgL  Bittot  diruni 
l*lLUip(i,  pfi  au  (Ifiti  KarrUTStdn  von  ßmndßnfcarg  gelaugon  zu  lassen,  ob  oidil 
vielloiolit  ilurcli  «liftsoii  August  .«'twfts  munterBr"  gcnmcht  werden  köane. 
Zettel:  Schickt  ihm.  was  er  heut  don  gemeinen  Stünden  des  scbwibiaebfn 
Kreises  dur  romiscliyn  und  and^nT  l'rnctrkt.'n  hallwr  prop^mirfu  losson;  ^«h& 
darauf  sind  die  «costeozlschen  carlinaliäcbttn'^  Gt-sandton  „fürgoätanden*  ood 
hatrao  es  auf  ihrer  S^'fhiik  Soligkeit  genommen,  daas  »io  von  den  Pnutik« 
im  Stifl  rnnÄtaiiz  wwlwr  wf^riig  noch  v'wl  Wisamis  trügen,  „welches  dann  W 
un8  iiit  voll  muglich  »ein  kann;  aher  diocM  gesind  schemmet  sich  keii 
lugiri  nif" 

41)  Die  Kreisst&ude  an  den  Kaiser,  Ulm  den  24.  Januar.    Christ 
Phil.  Stuttg.  d.  1.  Fobr.   Hs. 

42)  Bullingvi  an  Philipp  d.  28.  Dez.  1561 ,  ZOiich.  H».  Pha  an  Wolf- 
gaiig  d.  22.  Febr.  b.  l.  (lIs.)  schreibt:  Herzog  Eriuh  hatto  cioou  grossen  Bau 
zu  Uslar,  ^>inen  EicmUchon  zu  Mundoo  l}«gonD<>n,  auuh  Vürbereituogea  ge- 
troffen, für  80000  Gulden  Hftuser  und  Aemter  in  seinem  Land  cinzulöfieii. 
und  hierzu  sich  durch  Anleihe  und  andoi-wyitig  Geld  versohafft;  onn  aber  IiJrt 
er  die  Bau«  aufgegeben,  dio  Arbeifor  vembschiedet  und  die  SSiüöBungeo  oin- 
gCHtcllt:  <«  ist  dalitT  zu  vormuthttn,  tl&ss  (>r  Krit^g  vurhnt  und  dos  Oeldes  If- 
darf.  Er  itit,  wie  die  Einen  sagen,  zum  CunciL,  wie  diu  andern  beliauptefi, 
nach  Bom,  wie  noch  Andre,  nach  den  Niederlanden  goroist,  ^abor  endlicdi  ist 


bei     , 

1 


Neunter  Abschnitt 


383 


wog  gegenüber  einem  solchen  Sturm  alannirendcr  Nachrichten 
wenig,  dass  August,  um  den  Landgrafen  zu  henihigen,  sich  bei 
Heinrich  von  Braunschweig  crkiuidigte,  und  dieser  erklärte,  von 
all'  den  angeblichen  Conspirationen  Nichts  zu  wissen, '^^  oder  dass 
der  Kurfiirst  Philipp  ein  Sclii-eiben  des  Kaisere  an  einen  kaiser- 
liciien  Katb  zusandte,  in  dem  Ferdinand  sicli  beklagte,  mau  thue 
ihm  Unrecht  mit  solchen  Zeitungen,  wie  dass  er  mit  dorn  Papst, 
dem  König  von  Spanien  «nci  italienischen  Potentaten  in  Werbung 
stünde;**  auch  der  kaiserlicho  Vicckanzler  in  Vordcriisterreich, 
Dr.  Joliann  Ulrich  Zasiuä,  Piiilipps  ständiger  Cürrespon<lent,  be- 
mühte sich  vergebens  den  Landgrafen  zu  überzeugen,  dass  alle 
umlaufenden  Zeitungen  von  einem  katholischen  Restaurationskrieg 
bcswilhgü   Erfindungen   .seien; '^  avif  solche  ÖtimmeD   meinte  man 


soine  oioinong.  krieg  zu  ftihren'*.  AoBBerdom  ist  Graf  Oünther  von  Schwarz- 
bürg  vorKurxem  nach  Köln  beschioden  wonlon;  unch  b4>.stt>lUm  die  Kieüvrliüider 
allcnthalbeii  Itoitcr  und  Knorlito  für  König  Thilipp.  —  Uober  Schwcndi  ß.  die 
in  dem  Anbaus  über  guRil8<.'hto  Nachriclitpn  t-rwähnte  Zeitung  vom  8.  Januar 
15ö2.  Philipp  hatt«  dieselbe  nicht  für  unglauWicIi  gehalten,  da  or  in  dieser 
Zeit  auch  von  Württemberg  Z-'iiungen  übor  Werbung«n  erhielt,  welche  dureh 
„die  von  Bmbs,  Madruzzi  und  Ijizonu  von  Schwendi"  getrieboii  würden;  in- 
dem er  diese  August  3:nsnnrfte,  sprach  v-x  sich  voll  Hcsorgiiiss  iiber  die  PUlne 
Schwendis  und  dos  Kaist^rs  aiLs.  (CarthauR,  d.  30.  Jan.  Hf>.)  August  hielt  für 
Uftthig.  ihn  riamuf  nufmorkKam  zq  machen,  dtvis  hucIi  der  Kurfürst  von  Pfalx 
die  Zcttangon  nicht  für  ocbt  halte.    fTorgau.  den  l(j.  Febr.  Beil.  LIU.) 

43)  Aug.  an  Hcinr.  r.  BniunKubw. ,  Torgau,  il.  S.  Febr.  Antwort  Hcin- 
richfi,  WolfenbGttel,  d.  lü.  Febr.  Beide  Schreiben  sendet  August  Torgau,  d. 
24.  Febr.  a»  den  Landgrafen  (Hh.);  derselbo  niitwortot:  Herzog  Hoiuriuh»  Brief 
habe  wohl  ein  Ansehen,  dorh  richte  der8«11>e  gemeiniglich  aeine  Schreiben 
zweidoatig  ein;  m  in  ditsfim  die  Worte:  ,do  oa  aber  je  nngßhen  sollte,  werden 
wir  uns  zum  balligen  reich  guthauor  plüeht  und  aide  der  ganz  unvorwaislichen 
gebur  zu  vorhalten  wissen.'     (Fhü.  an  Aug.    Catisel,  d.  6.  März  ldG2,  IIa.) 

44)  Enrlümt  \m  Aug.  an  Phil.    Torgau,  d.  16.  Febr.   s.  BeiL  LUL 

45)  ZasiUH  an  Philipp,  Neujalirü^ag  1562,  ».  1.  Ha.:  der  T^ndgraf  hat 
ncfa  durch  einen  Boten  bei  Z.  erkmidigt;  daraufhin  klajfjt  dei-selbe  bitter,  das» 
daa  verdf^rtUifrbH  Uisstrauen  zwiwbon  den  Kt'ligionßpartcit'n  i>oiderBeits  nicht 
abuehmt^n  wiU.  Auch  der  KaiK'r  erhält  vtul  ^'acb^il^lltt'n  von  eben  (i'.'rgleicbeu 
^zerrüttlichon  ADBchl&gon"  bei  den  Ständen  der  A.  C.  da^ts  «ie  mit  aasläncli- 
scben  Königen  nnd  Potentaten,  namentlich  Dom  von  Navarra  und  Andersn 
seines  Anhangs  stattiicho  und  ganz  busergliche  r'onrrkieratioueQ  vorhtttten  and 
uH^ts  Oevissores  sei,  aU  dass  man  noch  Beginn  des  Ccmcils  zu  den  Waffen 
greifen  und  eine  grosse  Verfulgung  gegen  die  Papisten  und  Pfaffen  mit  Feuer 
und  Schwert  beginnen  wolle.  (Vgl.  htencu  Kiuckh.  1,  p.  2(J4  Note  2.)  Wenn 
beide  Theile  solchen   „Impressionen,   Eiusteckungen   und   Färgeben**    völligeu 


384  ^^^^  Neunter  Ab 

in  der  grossen  Aufregung  nicht  mehr  sich  verlasseo  zu  dürfen? 
Endlich  aber  erkiinnte  der  Landgraf  sehr  wolU,  zu  welchem  Ziel 
die  Verhältnisse  in  Frankreich  hindrängten:  die  frietlfertigo  Miene, 
welche  die  Guises  damals  annahmen,  täuschte  ihn  keinesw^s*' 
und  wie  immer  betrachtetö  er  die  Oefahr  einer  Protestant ischea 
Macht  als  allgemeine  Gefahr  des  Protestantismus.  H 

Demnach  that  er  weitei-e  Schritte  zur  Verwirklichung  des 
Bündnissgedaukens.  An  Kurfürst  August  wagte  er  sich  auch  jetzt 
noch  nicht;  doch  suchte  ur  Um  durch  Mittheilung  seiner  Nach- 
richten und  warnende  Worte  seiner  eigenen  Stimmung  zugänglich 

Olaabea  sehsoktän,  kücmte  es  bald  ohne  rechten  und  walirea  Onind  zu  einem 
geschwinden  unsäu borlichen  Gorauf  za  allgom(>ini?m  Verdorhon  genitlien.  Zufl|^| 
Qläck  stellen  dio  Stjinde  der  alten  BeUgioD(?),  namentlich  aber  dar  Kaiser,  d«(^B 
Dingen  keinen  Glauben  zu;  der  £ais«r  ist  fest  entschlossen,  bei  dem  anfge- 
richteten  KeligiünafriBden  (Cgnoüium  hin  imd  her)  bis  naf  den  letzten  Athaa- 
xug  m  verharren  und  misst  <Ue  desiimiing  dt.T  protestantist.'hen  Kur-  und 
Fürstf^n  v*?rtrftu  uns  voll  ganz  naßli  der  soinit^'v'ii:  woütt;  er  den  widurwirtigCD 
Nachriditt'U  frlauben  aehcukon,  so  müsste  er  iii  (twigen  Sorgen  sitzen.  Hoho 
und  niedere  Stände  sollten  gegen  die  Verbreiter  der  AUarmnaohrichten  mit 
strengen  Strafen  vorgehen,  donn,  es  rühre  von  wem  es  wolle,  so  ist  es  Nichts 
als  böswiüJiic  Erdichtung,  daati  der  Eaii>er  zu  wichen  Bündnissen  mit  dan 
Papste,  Spanien  und  Andern  geneigt  sei;  ebensowenig  darf  man  dergleicbeo 
König  Philipp,  als  einem  fried-  und  ruheliebondeii  Herrn,  zutrauen;  Z.  hat 
dies  dem  Boten  des  Landgrafen  auttführlieh  begründet  Wenn  dann  schon  der 
I^pst  gern  viF>I  unlBrnlihmR,  so  würe  es  ihm  doch  unmügllofa  etso.  NaohdMK 
der  Landgraf  dii'sen  Hrief  am  15.  Jan.  Iieantwoilet,  giobt  Zosias  in  einen 
andern  Schreiben  (AValdniünohen  d.  2.  Febr.  lis.)  flüordings  zu,  der  König  Ton 
Spanien  hat«  einige  wilileohte  RÄthe  um  sich;  er  meint  nur,  wenn  von  dieser 
Sei^o  etwas  gegen  den  Frieden  geschehen  eollte,  (was  er  übrigens  nicht  glaubt) 
sc  käme  es  nicht  von  dein  guten  ruhigen  König,  sondern  von  jenen  Penooea. 
in  seiner  Umgebung  her.  —  VormuthJich  mit  diesem  Schreiben  übereeodet  £ 
dem  Lancigrafon  zwei  SchreiWn  der  oberösturreichischen  Regierung  bu  Güdx- 
burg  (an  Kiiiiig  Maximilian  d.  ]0.  Jan.;  an  Zasius  d.  15.  Jan.  Hk.>  welche  cur 
Rrklärung  df>r  scheinbaren  Kri^^gsiiläno  bei  den  Katholtkvn  iliejien  sollen.  Gl 
wird  mitgcthcilt.  dass  lüe  Regierung  .„von  wegen  Abstetlung  etliches  venra^ 
neu  aufrürori sehen  gesinds'^  Vorköhrungsn  hat  treffen  müssen:  ein  gfnrimr 
Balthasar  Dosser  aus  Lüsten  im  Stift  Brixen  hatte  die  Bauern  in  der  Oraf- 
»cbaft  Tiri)]  uufgewiegtlt ,  indem  er  ihnL^ii  versprach,  sie  alli-'r  Insten,  Zinsen 
und  Zehenden  zu  erledigen  und  m  troi  zu  machen  wie  die  Kidgenosseo  (nuj 
Bünile;  sinne  Absiebt  koU  gewesen  Miu,  in  den  Weihnachtsreii'rtagea  loeiQ- 
brechen  und  »ich  zum  Fürsten  aufzuschwingen;  vonielimlit-h  aus  den  V$ah 
i-egohi  zut  Verhütung  d\in  Aufatmids  (nelxin  Anderem)  wird  der  Verdacht  tlor 
Evangelischen  erklärt 

46)  8.  BeU.LIV,  LV. 


I 


AbAchnitt 


3S5 


zu  marhMi.*'  Wenn  er  hoffte,  denselben  so  allmälilich  dem  Bunde 
gt'neipter  zu  iimcbet),  so  luisslau;;  tUs:  Kurfüi'st  Aujfiist,  der  eben 
damals  Heraog  Christopha  Antrag  auf  eine  Gesandtschaft  der  evan- 

mHaohen  Stände  an  den  Kaiser  ablehnte/«  antwortete  dem  Land- 
grafen mit  Äiisführuiijgen.  wie  un^mv-filüssip  docli  jene  Nachrich- 
ten ,  u iid  w ie  übertlüssig  dos  stete  Misßtrauen  und  d ie  vielen 
Grübeleien  wären:  noch  sei  keinerlei  Onrnd  zur  Besorgniss,  laswe 

'  man  aber  die  Gej^upartei  den  Hteten  Argwohn  merken  oder  hänge 
sich  f;ar  an  fremde  Püteutati?n,  so  niöi^e  man  damit  wohl  die  Ge- 
faiir  provoeiren,  die  jetzt  mu*  ertniunit  werde.'*  Auf  diesen  wich- 
tigsten Füreten  also  musste  der  Landgraf  verzicliten;  dagegen  ver- 
Bichert*'  er  sieh  noch  oiimuü  der  Zustimmung  Herzog  Christophs 
—  Kurfürst  Friedrich,  an  dt^n  tir  zu  gleiclmr  Zeit  schrieb,  kann 
allem  Verraulhen  nach  nur  abschlügig  geantwortet  liaben**  —  und 
schritt  dann,  gegen  Endo  Februar,  zu  dem  Versuch  fort,  nicht 
nur  einen  deutschon  Schutzbund,  sondern  auch  eine  Allianz  dessel- 
ben mit  dem  Ausland,  namonllirh  Frankreich^  ins  Ijüben  zu  rufen. 
Inzwisclien  verliiolt  Herzog  Chri^U^ph,  der  den  deutsoiien 
Bund  ebenso  sehr  wünschte,  wie  Limdgraf  Philipp,  dem  fninzö- 
siscbeu  Protestantismus  gegenüber  sich  raüglidist  iiblehnend  und 
-wirkte  auf  diesem  Gebiet  dem  Landgrafen  völlig  •iitgegen.  Es 
war  inzwisclien  den  Guises  gelungen,  ihn  mit  Hoffnungen  auf 
eine  lutherische  KeforniBtion  in  Frankreich  so  vollstiindig  gefangen 
zu  nehmen,  dasü  er  allen  Blick  für  das  Möglicliü  und  Wirkliche 
verlor.  "Wie  wir  wissen,  hatten  die  Guises,  als  nach  dem  Ge- 
spräch von  Poissy  trotz  der  Er1'i»lge,  «ck^lit'  sie  dort  errungen, 
ihr  ganzer  Eintluss  am  Kote  hinfällig  wurde,  sich  zurückgezogen; 
In  der  Oeffentlichkeit  schien  es.  »Is  hätten  sie  sich  der  Politik 
begeben;  aber  sie  ruhten  indessen  keineswegs;  während  Spanien, 
der  Nuntius  und  ilu-u  Mitarbeiter  ara  Hof  den  König  von  Navarra 
allmählich  ganz  auf  die  katholische  Seite  zogen,  setzten  sie  ihr 
Meisterwerk  fort,  zwischen  dem  deutschen  und  französischen  Pro- 


47)  rUiL  an  Auj;.  Zapftiiibur^,  d.  15.  Jan.  Ciu-Uiau»,  il.  iiO.  .Inc.  (vgL 
Anm.  42.)    Cusecl,  d.  2.  Fobr.    Ün. 

48)  Kuglerll,  p.  2öC. 

40)  Aug.  all  ridl.   Torgau,  d.  16.  u.  24.  Febr.  Hs.    Drsteros  Beil.  LIB. 

50)  Phil,  au  Cluist.  u.  Friwlr.  Cass^l,  d.  2.  Fehr.  Hk.  Eratpre*  Beil.  UI. 
Vgl.  KtucL'ii.  I,  |i.  2ii4.  Not(>  2.  lieber  Christophs  Antwort  unten  p.  ^95.  lieber 
Fiietlrich»)  VerbnlU'h  in  Küii(Ini.*ts3tchon  oho»  p.  311;  Endo  des  Absohnitts. 

25 


386 


Yettst 


testaDtismus  Entfremdung  zu  stiften  luid  trafen  so  dio  beste  Y^ 
bereitung  zum  ReligionBla-iog. 

Gleicli    nach   ihrer  Abreise  von   Hof  entwndte   Franz 
Guiso  abermals  KÄseaI"ii  mit  Briefen  an  mehrere  deutsche  Fl 
sten,   vornehmlich    Herzog  Christoph.*^     Sein   Schreiben    an  d^ 
TjCtzteren  zeigt,  dass  er  bereits  wiisstt^,  mit  wi^m   er  es  zu  thun 
hatte.      In    herzlicliem  Tone    dankte    er  dai'in   für  das  Vertniuwi 
Christophs  und  erklärte,   die  Kathuliken   in  Frankreich   seien  mit 
der  wüi-ttem herrschen   Cnnfession,    welche  Jener  ilim   fibersandt, 
reeht  wühl  zufrieden.     In  Fdissy  hätten   ,, einigte  Genfer*    ihr  B^j 
kenntniss  angebracht;  dies  freiJich  sei  Christophs  Confession  v5t]^| 
zuwider,  wie  es  denn  auch  von  den   friinzosischon  Prälaten  vfT- 
Würfen   worden;    zum    Zouj^^nis»    de*it»n    übersandte    er   die    Rede 
seines  Bruders,  des  Cardinais,  vom  16.  September,  „wie  sie  nach 
allgemeinem  Consons  der  Prälaten  gehalten  worden,"   und  ein 
ferat  über  die  Vurgango  zu  Poissy.     In  dem  letztom   wunie 
fider  Weise  der  Abeudniahlsartikel.  welchen  die  frauzüsisoheu  iV'>- 
testanteu  nicht  hatten  unterschreiben  wollen,  —   ein  Bekenntniss« 
welches  wohl  der  leiblichen  Gpgenwart  und   des  luüudlicheu  Ge- 
nusfiofi,  mit  keinem   Wort  aber  der  Transsubstantiatiun   gedaclitf 
—  hIh  eine  „katliolificbe  Confessiun  vom  Abendmahl"   bezeichnet; 
der   ganze   Ton    des  Schriftstücks   liegt   auf  der  Weigerung  der 
ministri,  diese  Formel  anzunehmen.-'^'     Weiter  rühmte  (iuise,  die 
treffliche  Gesinnung  der  Kcinig-in- Mutter  und  des  Königs  von  NV 
varra  gebe  Hoffnung  auf  einen   baldi^ou  guten  Ausgang,  und  pr 
selbst  wolle  auf  Dem,   waa  ihm  von  Jugend   auf  gelehrt  und  m- 
eraogen  worden,  doch  nicht  weiter  bestehen,  als  er  nach  oigenfia 
Ermessen  und  mit  gutem  Gewissen  könne.     Zur  Erbauung  dieefls 
seines  Gewissens  erbat  er  sich  abermals  unter  Betheurungen  höcb- 
sten  Vertrauens  Rathschlfigo  vom  Heraog. 


nach   I 


51)  S.  die  Briefe  an  dris{u|ih  iiiicl  Friedrich,  im  Balletin  1.  o.  p,  77  » 
79.  Aus  dem  Schreiben  Ra&tial'inB  an  Wulfyauf^  von  Zweibnitken,  U.  8.  Not. 
I.  c.  )).  81  geht  hervor,  do^fi  Ouise  aach  an  diesRu  t^eschrielien  halte.  Vif 
ßriefo  datircn  nnnh  vnn  Rt.  GcraiEin,  dpn  19.  Oot;  Raflcalon  wnrde  mit  deo- 
selHen  von  Schloss  Nantouil  aus.  wohin  die  Guisoa  sich  lonliehst  na^  ih« 
Abreise  hegobon  (9.  Soldan  I.  \h  528)  al-^fertigt.  {"Bullt-tia  l.  <■.  p.  82.) 

52)  Sattler  IV  Beil.  p.  180  JT.    Das  Stack  ist  sifiiier  ^auzou  Tendem  i»l> 
nur  für  das   von  Guist;  übersiuidto  xu  tialti>M.     Ueber  die  vnn   den  Hu^nOtt» 
zurückgewiesene  A  bcndmahUformel ,  welche  nls  ^  katho 
(ib.  p.  184)  s.  oben  Anm.  1. 


oli&cb"  beteichofit  n^^fl 


Neunter 


lidmitt. 


387 


Rascalon,  der  die  Briefe  überbrachte,  war  beauftragt,  dem 
Pfalzgrafon  Wolfgang  und  Herzog  Cliristoph  eine  freundliche  Ein- 
ladung Guises  KU  überbringen:  derselbe  würde  bald  nach  Nancy 
kummen  iind  wönst-ht;  sehr,  um  diese  Zeit  die  Horreu  zu  sehen 
and  mit  ihnen  zur  Bekräftigung  ihrer  guten  Freundschaft  einen 
Hirsch  zu  jagftn.^^  PtaUpraf  Wolfgarig  sr^lilug  dirst;  Einladung 
wie  68  scheint,  sogleich  aus,  Herzog  Christoph  aber  ging  mit  Eifer 
in  die  Falle.  In  seiner  Antwort  erklärte  er  sich  sehr  erfreut, 
das8  fluise  nicht  allein  am  alten  ßraurh  hänge:  auch  Christas 
habe  ja  nicht  gelehrt,  ich  bin  der  alte  Brauch,  t^ndern:  ich  bin 
die  Wahrheit  Abormals  sandte  er  Guiso  eine  lutherische  Schrift 
zu  und  bat  Um,  mit  Hilfe  derselben  xu  ])riifen  und  zu  erwiigen: 
bald  werde  er  finden, <  dass  die  Evangelischen  sich  nur  um  ihres 
ewigen  Heiles  wülen  von  dem  alten  Brauch  abgewandt  Ausser- 
dem bewilligte  or  die  Zusammenkunft  und  bat  Guise,  einen  Platz 
im  Gebiet  des  Grafen  von  üitsch,  etwa  Ingweilor,  oder  Klsa>ts- 
Zabem  im  (Jt-bict  dos  Bischoty  von  Strassburg,  zu  bestimmon.^* 
Xoch  mehrmals  reiste  nun  Eascalon  Briefe  tragend  zwischen  den 
Herzogen  hin  und  her;  Üiiise  bestimmte  tun  St*>lldiehoin  Elsass- 
Zaborui  der  Termin  wurde  auf  Bitten  Christophs,  der  inzwischen 
persönlich  den  Kreistag  zu  Ulm  leiten  wollte,"  auf  den  15.  Februar 
verschoben;  Guise  wiederum  kündete  ihm  an,  dass  auch  seine 
Brüder,  die  Cardinäle  von  L()Ihringen  und  Gtiiso  und  der  grand- 
prieur,  sowie  einer  seiner  Hühan  dor  Ziisammcukimft  beiwolmen 
würden,  und  bat  ihn  seinerseits  den  Markgrafen  Georg  Friedrich 
von  Brandonhurg,  der  im  Fübruai-  deu  Hereug  besuchen  sollte, 
sowie  Johannes  Bi-cnz  mitzubringen.''*  Der  Letztere  begleitete 
dann  in  der  That  den  Herzog  nach  Zabem. 

Inzwischen  kehrten  Christophs  Theologen  aus  Frankreich  zu- 
rück und  bra<htt*n  Xavitrras  Aiiffordenrng  zu  einem  deuttich-fnm- 
züsischen  Keligiunsge^präch  mit    Die  Aufnahme,  welche  die  Ueut- 


53)  Bulletin  I.  c.  ]i.  81 ,  82. 

M)  Christ  an  <inij*e  Stuttg,,  d.  22.  Nov.  Tis.  in  clor  p.  .T^iO  Anm.  (»8  er- 
wiilmttMi  Samiidmig;  vgl.  Biülntiii  1.  c.  p.  113. 

65)  Oben  p.  38t. 

56)  Oui<M5  ui  L'hiiatuph  Joiavilio ,  d.  30.  Dec.  01 ;  Saarburg ,  d.  14.  Febr.  62; 
ChriBt  HO  üuise  Stuttg.,  d.  lU.  Ja«.  fiÜ,  m.  KuUi-Uu  1.  c.  p.  Ilf»  IT.,  UÖ  ff.;  G\äm 
an  Chrigt.  a.  1.  d.  28.  Jaii.  C2;  Christ,  an  iluisi^  b.  1.  d.  1.  Fabr.,  Nilrtingon,  d. 
6.  Febr..  StraHsbnrg,  d.  14.  F<(br.  Hs.  in  don»  Satiunclband. 

2b* 


588 


Neunter  AbschuJtt 


sehen  bei  Navarra  und  der  Königin -Mutter  pffifunden  nnd  dip 
sandtscliaft  Uarabnuillfts  und  Hotomans,  die  Jenen  auf  dem  F 
folgten,  maohton  viel  Hiifthun<ron  repre:  man  begann  in  der  Tbat 
Über  Navarras  Vorschlag  zu  vuHiandeln.  Christoph  zeigte  am 
woni^ten  Eifer  für  denselben.  Navarra  schien  ihm,  obwohl  er 
seine  persiinliche  Zuneigung  zur  augs bardischen  Confossion  be- 
thouert  hatte,  doch  lange  nicht  eifrig  genug  für  die  lutherisclie 
Reformation  in  Krankreich,  denn  er  liess  hören,  ein  rücksichts- 
loses Hervnrtreton  mit  tlinser  Gesinnung  würde  die  Hugenotten 
gegen  die  beabsichtigt*!  "Verstund igung  eiinißlimen.  Dieser  Erldä- 
rung  gt^ntiber  wog  es  wenig,  dass  Navarra  dennoch  Hof&iung 
auf  eine  Conoordie  ausspi-ach;*»*  der  Her/.og  sah,  dnss  man  die- 
selbe vermuthlich  nur  durch  einen  Compromiss  werdo  erkaufe^.g 
können,  und  wieder  regte  sich  die  Abneigung  gegen  die  Gomdfl^ 
Bchaft  mit  den  Fehlgläubigen,  die  Furcht  vor  Blosstellung  de? 
deutschen  Pratestimtistiuis  durch  Verbindung  mit  einer  Partei, 
deren  Bekeimer  des  deutsclien  Religionsfriedens  nicht  ialiig  waren. '^ 
Nun  wnsste  er,  wie  wenig  die  strengen  Lutheraner  in  Deutsch- 
land geneist  sein  würden,  sich  überhaupt  nur  auf  Discussioueii 
mit  den  Fnuizosen  einzulnssen ,  und  wie  bereit  andrerseits  l'hihpp  i 
und  Friedrich  sein  würden,  sich  mit  Jenen  zül  vertragen:  er  abpr 
wünschte  nicht,  auf  einem  Religion sgtwpräcb  zwischen  RefonniitfE 
und  Fixiiinden  derselben  als  einziger  uniuichgitibigcr  Vertreter  d« 
Lutherthiuus  ins  Gedränge  zu  geraüien.  Demgemäss  autwurtete 
er  Navarra  zweifelhaft:  er  versprach  das  Zustaudelcomuion  da 
Gesprächs  möglichst  zu  befordern,  zählte  aber  eine  Reihe  Sfehwi»^ 
rigkejten  auf  und  erinnerte  naracntlich;  die  Anschauungen,  wek-k 
die  ministri  ec^leslarum  in  Poissy  vertreten,  seien  recht  geeignet, 
die  deutschen    Fürsten    vur   den    Kopf  zu   stosaen;    darum   wfti« 


57)  Sattler  IV,  p.  170;  Kugler  U,  p.  310,  311. 

58)  Christ,  an  I'hiL  Friedr.  u.  Wolfg.  Stuttg.,  d.  2.  Dec.  b.  Kd^  E 
p.  312.  Ders.  an  Phil.  Ulm,  doii  31.  Jan.  s.  Kluckh.  I,  p.  251  Xota.  Dpa  tf 
dens.  Bruchsal,  d.  13.  MiUz:  blLgt  Bodeiikou  sich  iu  oio  ReUgioosgespräoh  mit 
den  [rz.  Theülogeo  emxulo^scn,  weil  dnssolbe  vor  dtir  Haiul  int  Nameo  tOß 
HHgsb.  OuDr(»i8ioti»verwaudt.^ii  niclit  Htaltfiudcti  katiu,  im  Kuli  aber  Fhiltpp. 'Ix^ 
l>cid«'ii  PnUzor  und  or  solbut  allein  ithmt  Kursaclisun  und  die  Aiid).>ni  <'t«'V 
vornfthmen  sollten,  din  Tht'oliigen  zu  Jena  und  in  den  Elaiiiwütäiltei)  nach  itrft 
Art  sie  vordammen  wurdeu,  weil  maii  übur  die  äubs<mption  der  zn  Naumbi 
eiDeuerten  Coofessioa  noch  nicht  einig  ist. 


Neunter  Altechiiitt 


389 


,  das?  zur  Vorbereitung  die  Regenten  in  Frankreich  sich 
einee  christlichen  corpus  doctrinae,  wie  die  A.  G.^  oder  eines 
gleichworthi^n,  verglichen.  Und  &o  fort,  mit  den  gcwöhntichcn 
Ausfühnm^pii  über  die  Wahrheit  der  A.C.  und  die  Verwerflichkeit 
der  „zwinglischon"  Lehi-c;  nur  versuchte  er  den  König  ciiiigcr- 
ma£sc>o  zu  emiuthigen  durch  den  Hinweis,  dass  manche  Schweizer 
Theologen,  wie  Calvin  und  Peter  Martyr,  recht  wohl  dem  deut- 
s<:heii  Bekenntniss  zustimmen  könnten.*'*  Eine  solche  Antwort 
konnte,  sofera  damals  am  König  von  Navarra  noch  Etwas  zu 
retten  war,  nar  das  Gegontheil  bewirken.  —  Auf  der  andern 
Seite,  in  Deutschland,  suchte  Herzog  Christoph  den  Kurfürsten 
von  Sachsen,  als  zuverlässigen  Lutheraner,  dringend  für  das  Keli- 
gionsgespräcii  zu  gewinnen,  und  inzivi.schen  Kurpfiilz  und  Hessen 
mit  Bedenklichkeiten  bis  zum  Eintreten  der  kui-sächsisclien  Ant- 
wort hinzuhalten.''" 

Landgraf  Philipp  hatte,  als  er  in  die  orthodoxe  Erklärung 
an  Johann  FViodrich  willigte,  weder  tteino  Hoffnung  auf  ein  Ab- 
kommen zwischen  lien  lutherischen  und  refomiirtPn  Kirchen  aufge- 
geben, noch  Verzicht  geleistet,  auch  weiterhin  für  ein  solches  zu 
wirken.  VennuthlJch  hatte  eine  Relation  Bozas  über  den  Ver- 
lauf des  Gesprächs  zu  Poissy  ihm  Hoffnunfr  auf  eine  entgegen- 
kommende Stimmung  von  Seiten  Denfs  und  der  Hugenotten  ge- 
macht;"' andrerst'it<  schöpfte  it  aus  einem  Bucht'  des  Brenz, 
obgleich  daseelbe  gt'gen  BuUinger  puloniisirte,  dennoch  die  Mei- 
nung, dass  eine  Verstjiiuiigiiug  der  beiden  Gegner  möglich 
sei.  Er  theilte  dies  Buliinger  mit"'  und  drang  in  August  von 
Sachsen^  das  von  Navarra  vorgeschlagene  CoUnquium  zu  bewiUi- 
geo-  Bullinger  gab  dem  Lamlgraffn  eine  wenig  trostreiche  Ant- 
wort und  Augu.st  U'hntc  die  Br'theiligun^  an  dem  Religionsgospriieh 
ab.  Alles  dies  hieli  Philipp  nicht  ab,  weiter  in  den  Kurfürsten 
KU  dringen,  aber  dieser  blieb  fest"*     Nun   hätte  Philipp  auch 


59)  Sattler  lY  Beil.  p.  203  IT. 

ÖO)  Kugler  11,  p.  312  —  317.  Anm.  58. 

61)  B.  Bo7A  an  Kurfui-st  Friedrich  8t.  Gormoiii.  d.  i\.  Üi-t  1561  bei  Baum 
H  Anh.  p.  88  ff-,  namfintlieh  di«:'  inserirto  Erklärung  lipr  mbiatri  über  ihr  Ver- 
hältaisä  zur  augsb.  Conf.  \<.  S9.  KJncn  fast  gleichlaote'udeo  Brief  vom  selben 
Datum  erhielt  auch  Landgraf  Wilhohu.  Us. 

62J  rhu.  an  BulÜngLT  Spangimberg,  d.  9.  Dec.  Hs. 

CAug.  S^pfenburg,  d.  15.  Jan.  15ti*J,   unter  Zusenduag  der 
>  dio  württPmK'rjiitwhim  Tliüologoii   aus  FVankreioh  mitge- 


390 


Neunter  AbsofaniCt 


ohne  Sachsens  Thmlnahmo  gern  den  Versnch  einer  Tereinb 
geraucht;  ebenso  war  KuHurst  Friedrich  für  densulbon,  wt^nn  auch 
unter  ninigon  Abänderungen,   oingonoaunon;   beide  befiirwortet^l 
ihn    boi   Hereog  Christoph.     Diester   führte   Anfangs    viel    Üegcn- 
grüiidö  auf,   versprach  aber   vorkommenden   Falls   nioh    von 
andern  Fürsten  nicht  abzusondern.®'    Nachmals  erfolgte  ein 
entsprechendes  Schauspiel  wie  im  Vorjahr,  bei  den  Verhandlung 
über  eine   OfRnndt'ichaft  an   die  Königin -Mutter  zu  Gunsti'n  d 
Reforraatiüti;    der   Herzu^^    lehnte   den    Gedanken    des    Roligions- 
gespFÄchs  völlig  ab,   weil  ihm  abermals  die  Verbindung  mit  den 
Guises   lockender   erschien,    al»^    liit*   Verhandlung   mit    dem  C«!- 
vinismus. 

Inzwischen  nämlich  hatte   die  verabredete  Conferenz  za 
bern  stattgefunden.     Mit  der  hüctisten  Beaorgniss  sahen  Christo 
fiU"stliche    Kceunde    denselben    zu   dem    .Stelldichein    reisen, 
trägt  sich    eine   Onnjunotion    etlicher    widerwiirtiger   Planeten    bis 
nächsten  Konnüig  zu  Elsass-Zabem  zu",  schrieb  Kurfiiret  Friedrich 
an  Johann  Wilhelm.  ^^     Der  von  Guise  und  der  Cardina!  meinten 
es  nicht  autViehtig,  schrieb  der  Landgraf  an  August;  sie  möchten 
erst  die  französischen   Protestanten  und   Den    von  Navarra  däm- 
pfen, und  dann  die  augsburgischen  ConfessionsverwandteiL    Der 
Kurfürst   gab    ilim    darin    Kecht.'"^      Der   Landgraf,    vermnthUch 


L-ai- 

I 


bracht:  trotz  der  GcgfiDgründo  HonBOg  Christophs  spj  das  Colloquium  nk^t  »tu- 
smschlagon  «dATtn  m  mn  trolTlirli  dinfr,  wann  miui  xii  vi^rgleichang  ki^mp  nnd 
Gallia  auph  unserer  n^ÜKion  wen.'.*  BuUiiijiür  an  «Icd  Lan'lgrafen ,  Ziinch,  iL 
28.  Deo.  hat  wonigor  Hüffmint;  als  ji^:  hatity  iiiclit  geglaubt,  daj»  «in  ilM 
Thoolog  wie  Breoz  so  schlHuIit  gvp-üiidtitfl  Diiige  wJiruilwn  und  Artikel  ein&h- 
nm  würdp,  diw  je  und  je  verworfen  seion  etst.  —  riiilipi»  aii  Aug.  Caawl.  i 
2(>.  .Jan.  Srhickt  ihm  da-s  Schrf^iben  BuDtn^nrs  zu.  Antwort  Jiu.«  Toryan,  t 
7.  Fi*hr.:  dor  Kuxfürst  meint  nut  flinweiß  auf  das  Sohrciliifii  Biüliupüi*,  d« 
HeUgionsges-|)riich  wunlu  L-i-folglos  hleihon.  Trotz  die.sor  Äntwurt  liilt  dfl 
Landgraf  woit^r  bwi  dimi  Kurfüiniun  an,  wii.-  uns  dem  Folgenden  firsiubtholi: 
Äug.  an  Phil.  Torgou,  d.  34.  Febr.  schreibt:  er  Icauii  iin«  d^^n  fnibcr  nngcbii^ 
Ciründt'ti  iiiohl  |:;laubän,  daxs  da»  Collüijuiitm  friii'E)tl>ar  seiii  n'iirdo  etso.;  wnlln 
ilie  l'r.uiknii<-Ji  itüher  i;i>.st>8!tenen  Füniten  t_>s  denuucU  iuitoniobint.'n .  so  wünacM 
«r  ihueu  ailou  guten  1-Mi>l^.    tt>ilmmUich  lli^.) 

ö4)  Ann.  58.    Kugler,  11    p.  312  —  317.    Friodr.  lui  L'lirist    d. 
Kluckh.  n,  p.  250. 

55)  Kluckh.  I,  p.  2uÖ. 

66)  Phil,  an  Aug.  CarUiaus,  d.  30.  Jon.  (Ha.).  Antwort  Torgau,  d.  16. 1 
(BeU.  Uli), 


Neunter  Abschnitt. 


391 


auch  Kurfüret  Friedrich,  baten  den  Herzog,  den  Leuten  nicht  zu 
trauoD;*^'  ja  auch  ein  Franzoso  und  Katholik,  Vieillcville,  der 
Gouverneur  von  Motz,  Hess  ihm  eine  Warnung  zukommen."* 
Der  Herzog  aber  ging  nach  Zabem  und  liesa  sich  ganz  unglaub- 
lich täuschen. 

Am  15.  Februar  trafen  Herzog  Franz  von  (iuise,  der  Car^ 
dinal  von  U>thringen  und  zwei  jüngere  Brüder  derselben  einer- 
seitis,  Herznp;  Christoph  und  einige  seiner  Tiieologen  andrerseit»  in 
EUtass-Zabern  ein.  Am  16.  und  17.  Februar  fanden  religiösB  und 
politische  Discussioneii  statt,  in  welchen  der  Cardinal  und  sein  Bru- 
der Franz  dem  Herzi^g  stufenweise  alles  Unglaubliche  glaublich  zu 
machen  vcnttauden.  Nuch  ehe  die  Beüprecliungt'n  bi^annen,  gab 
der  Cardinal  zur  Vorbereitung  auf  der  Kanzel  die  wichtigsten 
Grundlagen  der  römischen  Hierarchie  und  üirer  Lehre  preis;  als- 
dann disputirto  er  im  Beisein  des  Herzogs  mit  Brenz,  opferte  Zug 
um  Zug  die  Lehren  und  Uebriiuche  seiner  Kirche  auf,  welche  der 
Protestant  anfocht  und  kam  endlich  soweit,  zu  betheuem,  dass 
Brenz*  Schriften,  gleichwie  die  Lutliei-s,  Melanchthons  imd  die 
augsburgische  Confession  selbst  ihm  völlig  aus  der  Seele  geschrie- 
ben seien;  nur  ans  Zweck mässigkeitsr Ucksichten  rersicherte  er  seine 
üeberzeugungen  nuch  verheimlichen  zu  müssen.  Dazwischen  gab 
CS  Unt*>rrüdungcn  über  die  caKinische  Lehre  und  den  Prote- 
stantismus in  Frankreich.  Hier  zeigen  sich  Brenz  und  der  Her- 
zog weit  gerechter  und  duldsamer  als  in  ihrer  Wirksamkeit  auf 
dem  Gebiet  der  deutschen  Kirchenpolitik:  ilen  Kathulilcen  gegen- 
übor  kann  sich  das  alte  Oefiihl  der  Olaubensgemeiuschuft  nicht  ver- 
leugnen, gleichwie  es  auch  später  wieder  durchbrechen  musste,  als 
das  llugenottenthum  vor  der  Gefahr  des  Untergangs  stand.  Gleich- 
wohl verstanden  die  (Juises,  wie  die  Folgen  der  unglücklichen  Zu- 
sammenkunft zeigen,  dem  Herzog  von  den  französischen  Protestan- 
ten, oder  doch  den  Führern  derselben^  die  ^hlimmsten  Meinungen 
beizubringen,  als  von  einer  Partei  irreligiöser  Kevolutionäre^  die 


67)  Phil,  an  Friedr.  Cassel,  d  27.  .Tan.  Hs.  Bittet  den  Kurfürsten, 
Chri^oph^  wio  er  selbst  auch  thun  will,  zu  warnen,  cinmit  er  den  Leuteu  nicht 
tiaue.  deiiQ  ihr  Vorliabi'n  ist,  wie  er  sicher  glaubt,  eitel  List  und  Trug.  Die 
Bitte  wiutlo  durch  den  Kxufiirston  jedenfalls  erfüllt  —  Hat  Kluekh-,  1,  p.  256, 
Kote  2  Schreiber  und  Adrestsaten  verwechselt? 

68)  Ang.  an  Phil.   Toi^an,  d.  !ti.  Febr.;  g.  Beil.  Uli. 


302 


Neuntur  ALbohoitt. 


-ime 


nur  ihre  politischen  Zwecke  mit  dem  Mantel  einer  Reformation  u 
kleideten.     An  dt?r  blutigen   l*rütestanten Verfolgung  in  Frankreich 
aber,  welche  Christoph   ihnen  freimüthig  vorhielt,  schworen 
Herzog  Kranz  wie  der  *'ardinnl  bei   Vr-rluHt  ihrer  Selipkoit  völ 
iinKt-huJdig  zu  soin,  und  alle  vier  tuiwosondt'n   lirüder  fJuise  v 
sprachen  dem  Herzog  Christoph  in  die  Hand,  auch  fernerhin  die  N 
gläubigen  in  »ankreich  nicht  feindlich  verfolgen  zu  wollen, 
sit  ultor  doli  et  porjuriJ,  douie  ieiis  hefelch  und  ergib,  cujus  nam- 
fjue  res  agitur'',  ruft  der  Horzog  nai;hmals  bei  dieser  Kriniienmj 
anfi;  in  dem  schmerzlichen  Ton  dieses  Kpilog^  giebt  sich  am  ti 
biirsten  kund,  wie  gut  der  Glaube   war.  der  hier  kaltblütig  mii 
braucht  wmde.      Die  Herren  von  Guisc  nahmen  den  Herzog  m* 
als  einen  Weltmann  ihrer  Art,  der  sein  Ja,  wenn  es  nütxlich  ist, 
mit  Hintergedanken  ausspricht;  das  Vertrauen,  mit  dem  er  AI 
aufnahm,    yrmuthigte    sie    zu    Vorspiegelungen,    welche    sie    d 
geringsten  vei-steckteu  Argwohn  gegenüber  nie  hätten  wagen  dürft 
Am  Morgen  des  16.  Febmar  als   beide  Theile   schon  reisefe 
waren,  legten  sie  ihm  noch  zwei  Gegenstände  vor,  von  denen  sie 
bisher  mit  ihm  zu  reden  „vergessen"  hätten.    Das  Eine  war  die 
Bitte,  Navarra  über  die   Ciuifercnx  und  was   auf  derselben  ver- 
handelt worden,  zu  berichten,  das  Andere  der  Vorschlag  zu  einom 
unter  den  dainali^'eii   VerhiilUiissen  f^wny.  abcnteuiTlichcn.   tinniiti:- 
Jichen   Weg,    uiclit   nur  alle   Protüstanten    untereinander,   sondeni 
aach  die  Protestanten  und  die  römische  Kirche  wiederum  zu  ver- 
söhnen,  trotz  des  Concils  von  Trient,  das  damals  bereits  wieder 
eröffnet  wai-!    Der  Cardinal    behauptete,   er   habe  Hofi&iung  vom 
Papst.   König  von  Spanien,   Kaiser  und    andern   Potentaten,  die 
Bewilligung  zu  erhalten,  dass  er  eine  kleine  Anzahl  katbuhschtir 
Bischöfe  vom  Concil  an  einen  gele^^nen  Ort  in  Deutschland  brin^'O, 
und  zwischen  diesen    und   den  Theulogen   deutsah-pi-otestanüscli«"^! 
Flirsteu  ein  Religionsgespräch  veranstalte:  hätten  sich  dann  ^'^^ 
die  Vertreter  des  Concils  mit  den  deutschen  Theologen  verglichen. 
so   würde  man  von  Frankreich,  England,  Schottland  und  andeni 
Nationen,  woil  sie  voniehmlich  auf  die  Deutschen  sähen,  um  &) 
leichter  Zustimmung   erhalten      Herzog  Christoph    Hess  sich  das 
Alles  gefallen;  den  Entwuif  cineB  Schreibens  an  Navarra,  welch» 
diesem   den    neuen    Stand    der   Prnjecte   raittheilen    sollte,    sowie 
die  Form,  in  welcher  der  Vorschlag  seinen  pn>testantischen  Mü- 
fürsten   zu   unterbreiten   wäre,  bat   er  die  (Miiscs  selbst  ihm 


Neunter  Äb«chuitt 


393 


geben.**  Von  Zaborn  heimgekehrt,  versandte  er  triumphirend 
an  seine  Freucide  vorläufige*  Berichte  über  seinen  Erfolj^;  zu  Za- 
bern,'^  liess  die  Verhandlungen  über  ein  Reliponsgespräch  mit 
den  Calviniöten,  zumal  er  min  auch  Gewissheit  hatte,  dass  Kur^ 
Sachsen  nicht  dafiu*  zu  gewinnen  sei,  ganz  tallen"  und  bereitete 
sirJi,  statt  dessen  das  guisische  Tnigproject  an  die  deutschen  Für- 
sten und  Navarra  zu  bringen.  Um  diese  Zeit  empfing  er  zum 
zweiten  Mal  die  französischen  Gesandten,  Rambomllet  und  Hoto- 
man,  die  nunmehr  auf  dem  Rückweg  begriffen  waren.  Bei  dieser 
Gelegenheit,  wenn  es  nicht  schon  im  December  geschehen  war, 
wurde  2^vischon  Katnhnuillot  und  Christoph  die  Fragn  einer  poli- 
tischen Verbindung  zwischen  Frankreich  und  den  deutschen  Pro- 
testanten erörtert  Eben  damals  —  nicht  unniügllcb  ist  es,  dass 
dies  den  Anlass  zu  den  gedachten  Besprecimngen  gab  —  traf 
auch  ein  Schreiben  Navarras  ein,  wel<^hes  abermals  die  Confo- 
deradcm  anbot.  Her  König  betfieuerte  darin,  treu  bei  seiner  evan- 
gelischen (icsinnung  zu  beharren:  gern  würde  er  auch  die  Ko- 
formation  in  Frankreicii  ganz  im  Sinn  Christophs  befördern,  aber 
bei  dem  grossen  Widerstanii,  den  er  finde,  könne  er  zu  diesem 
Zweck  nur  abermals  ein  Religionsgespräch  oder  ein  ßUndniss  zwi- 
schen Hugenotten  und  deutschen  Protestanten  vorschlagen,  r^and- 
graf  Philipp  ging  eben  in  jenen  Tagen  damit  um,  seinei*seit8  auf 
eine  deutsch-französische  AJlinnz  anzutragen;  Christoph  lehnte  den 
Vorschlag  Navarraa  ab:^'  dagegen  theilte  er  ihm  nach  dem  Wunsche 


R9)  S.  ChrUtopliB  ReUtion  fllior  iliu  ZalMüinT  Coiift-ronz  UA  Sattit^-  IV  Bnil. 
|t.  215  ff.  Dieselbe  ist,  da  sie  die  Aufklaruug  dos  Herzogs  ul>or  lii'n  ihm  gc- 
üpiülteu  Betrug  voraussetzt,  wi«'  S«>Man  I,  i».  ÜSK)  boinorlit.  iiiclit  sufort  asu-h 
der  Uünft'rt'iiz  aiigcferti^,  alier  auch  nicht,  wie  8i.>l(i8.»  aiuojieliiueu  scboliil, 
bald  DM-Ii  dum  Btutliad  von  Yassy,  sondiyni  viel  später,  denn  der  Herxog  be- 
harrtü  nocb  lange  aur  seinem  Irrthum.    $.  Absrhoitt  X,  Ann).  ß2. 

701  Sattler  IV.  p.  178.  Stuttg.,  doa25.Febr.  (Hs.l;  Christoph  sendet  PhiL 
oinen  «sununanscheo  Bericht  "^  über  <lio  Vorhandltmgcu  zu  ZaU-ni.  (Vgl  vorige 
Anmcrk.). 

71)  Kaglw  U,  p.  316,  317.  Chribi.  an  Phil.  lirachsal,  d.  13.  März  in 
Anmert.  58. 

72J  Maudt  beriohtvt  von  oiruT  Audienz  bei  Herzog  rhristoph  im  April 
lü62  nach  dem  Auszug  der  statc  |)«i«>ra  (l.T«l,fl2,  No.  i»89,  p.  .')91):  ,The 
Dakf  Said,  that  a  Krenc)i  «tivoy,  (naoiixl  Hamhouilb-t)  hml  latt;Iy  i>roi>(»sc<l  a 
l(«igut'  Mween  Ibw  J^ititf-s-tani  Prin«-M8  aiid  tite  Krewh;  Imt  tlio  timc  liad  not 
>'et  arrived,  ner  coald  thea*  l>i>  any  firm  aUianoe  unless  unanimity  of  faith 


394  Neunter  Ahschnitt 

der  Ouisee  mit,  was  zu  Zabern  verhandelt  worden,  und  unter 
breitet«  ihm  den  Vorschlag  derselben  zu  einem  lutherisch- katho- 
lischen RoiigionsgesprJich,  beide3  in  der  Form,  welche  äo  ihm 
nat'h  der  Tn-nnung  durch  ihron  Unterhändler,  Cliristoph  Kascaluo, 
angeben  liesseu.'^    Dies  war  vei^gobeue  Mühe,  denn  wenige  Tag^^ 

and  doctriue  prei'Mieü  it*  ßaas  Kambnuillet  einen  Auftrag  zu  dem  Confödcra- 
tiooMntng,  sei  i«  von  NAvarra,  sei  es  ron  der  Köriißin-Mutter.  f^abt.  wirrt 
nirf^enda  bericlilet;  nur  moltk't  der  Nuntius  ßta.  iroco  Ain  13.  31ärz  l.'V62  ou» 
Paris:  GaniboniU><t  bahr  äii  h  in  I^ontschland  iTkiindigt,  wclcbo  llUro  der  silcr- 
diristhcbste  König  im  Fall  spines  UcVn-rtiitts  zum  IVotetitantiömuä  zu  erwarten 
habe,  Oßd  die  Nachricht  zurückgobroclit,  dass  man  Seine  Mtyestüt  soviel  Trai>- 
pen  Verben  lassen  wurde,  als  sie  bezahlen  wolle  (archives  cnrieoses  VI.  p.  90.) 
"Btae  sulcho  Anfrage  lii.s»t  wohl  nicht  mit  Bestimintbeit,  aber  doch  mit  Wabr- 
acheiiiliL'hkBit  eini^n  Auftrag  vermuthi-'n,  um  so  mehr  als  die  Konigin'Hutter 
eben  um  die  Zeit,  als  liambouilb-t  und  llotoman  abgefertigt  wurden,  auch 
«ndorwoit  sieb  mit  Vurben-'itungcn  für  dt>n  Fall  eines*  KticgeM  trug  (s.  p,  !t73i; 
der  Auftraji  kiinnte  von  der  Königin -Mmtler  mier  von  Navarra,  im  Enver- 
Ktändnisw  mit  der  Regentin  oder  in  der  Hoffnung  auf  derou  nachmalige  Zu- 
stimmung, im  Fall  man  günstige  Antwort  bekäme,  eilhmlt  worden  sein.  Wurde 
aber  ein  solcher  Aultmg  überhaupt  gftgelieu.  no  liegt  unlie  anzunehmen,  das 
man  auch  GogcDloistungen  vorsprach  und  hierüber  ciuen  Vertrag  wünücbt«?. 
da^s  dt-r  Nuntius  ilavon  Nichts  bericbtt>t,  wUtc  kein  GfgtmbL'Wois.  Audn'rwib. 
ist  aunallig,  da^s  man  von  diesen  DingeD  bis  Ende  Februar  Nicht»  vernimmt: 
um  liiere  Zeit  trifft  d;mn  ein  Kricf  Navaniw  an  L'hristi'ph  (d.  d.  St  Ot-rmäin, 
d.  (J.  Fobr.;  s.  KuglerTI.  p.  316)  eiu,  welcher  dem  Hprr,oK  eine  Oonrod^ratina 
Iiropöiurt:  ilihsUiph  li^fluftragt  idiem  Anschein  nsL'h  den  ll.?mi  von  Rambotullst 
mit  der  Antwort  auf  das  Aucrbioton,  demi  weder  in  der  Antwort  auf  Navanwi 
Schreiben  vom  0.  Febr.  noch  in  dem  andern,  welches  Christoph  am  selben  Tsf 
an  Navarra  erüess  (über  dieses  niichsto  Anra.),  ist  x-on  dem  CMifiMlerationsanlrag 
die  Reiie;  hingegen  beglnubigt  in  dem  fTslgoTinniiten  ChriHtoph  den  Herrn  von 
,R.imbnli^t'*  für  mundliobc  Mittheüungcn  an  Navarra.  (Stuttg.,  d.  27.  Febr.  Bs.1 
Die  bei  Saltler  (IV.  p.  177)  mitgetboUten  Argumente  der  Ablßtinnng  würden  dann 
otwA  einem  Memorial  für  lljunbouiUet  oder  einer  Auf/xichnung  «her  die  Na- 
varra crthoUto  Antwort  ontstamjncu.  Die  Erörterungen  zwischen  Lliristoph  mA 
Raiiihouillet,  vnn  dcnon  Mumll  (s.  Anfang  dt^r  Anm.)  berichtet,  kannten  ja  allen- 
fall»  auch  nur  thirch  Navarras  Si'lireilen  vom  (i.  Fobr,  veniulusst  worden  aoia. 
sodass  Kambouillet  nur  hei  der  BogprochuJig  dieses  Schreit*onK  und  der  Aal- 
wort die  Gouföderation  befürwortet  h&ttc;  immt^rhin  halte  icli  (Auen  Aoftraf;.  i 
und  zwar  mindestens  mit  Wissen  der  Königin -Mutter,  für  wohrscbeiulii^'ber.         ' 

73|  Vgl.  p.  4'_'.  Am  2».  luwli  Sattier  IV  Beil.  p.  22Ö)  oder  26.  in»di 
der  Kolation  des  p.  J20  Anm.  68  citirten  Samniyl bandest  Februar  kam  "Rasr»- 
Ion,  GuiMc^  Unterhändler,  vkieder  nach  Stuttgart,  und  theilti-  Thristoph  im  Auf- 
trag Guises  «od  dwi  Canünals  mit,  wie  er  den  zu  Zabam  giimai^bteD  VorechUg 
zu  einem  lieligiensgospriU^h   an  Navarra   und   die  deutschen    Füraten  btingw 


NeoDttiF  AbschDitt. 


395 


Nachdem  or  obigen  Brief  erlosson ,  war  Navarra  schon  wieder 
öffeiitlifli  zum  KathoUdsmus  übergegangen.  Christoph  inzwischen 
ersah  sich  eine  Zusammentunft  xu  Bruchsal  mit  Friodridi  von 
Pfalz,  Wolfgang  von  Zwcibrückon  und  Karl  von  Baden,  an  der 
auch  der  Landgraf  dureh  Vertretung  thcilzunehmcn  hatte/*  um 
seinen  Freunden  den  guisiscben  Vorschlag  zu  einem  Religions- 
gespriich  vorzulegen. 

Auf  eben  dieser  Zusammenkunft  trat  auch  Landgraf  Philipp 
mit  jenem  Bundes-  und  Allianzentwurf  hervor,  welcher  zum  ersten 
Mal  den  Umfang  seiner  Uuionspolitik  in  einor  Conception  zusam- 
monfasst  (Jeradn  vor  seiner  Abreise  nnoh  Zabeni  hatte  Christoph 
ihm  zum  letzten  Mal  seine  Zustimmung  zu  einem  Schutzbund niss 
deutsch-protestantischer  Stände  zu  erkennen  gegeben,  und  zwar 
erkläite  er  damals,  er  sei  bereit,  einem  Bund  zwischen  dem  Land- 
grafen, Kurfürst  Kriedrioli,  Pfalzgraf  Wolfgang,  Markgraf  Karl  und 
etlichen  gutlierzlgen  (irulVri,  Herrn  iiiid  Städten  bi.'izutrrten,  su- 
fern  derselbe  rein  defensive,  zum  Schutz  des  Religions-  und  I^and- 
friedens,  geschlossen  werde."  Dieser  Bedingung  pflichtete  auch 
der  Landgraf  bei,  aber  er  drang  nun  des  Weitem  darauf,  dass 
der  Bund  Vertrüge  zu  gegenseitiger  Unterstützung  mit  Frankreich 
und  England  abschliossen  soUo. 

Die  Verbindung  mit  Frankreich  zu  befürworten,  erhielt  er 
vielleicht  Anlass  dureh  Kambouiliet  und  ilotoman,  die  eben  Mitte 
Februar  bei  ihm  eintrafen."  Hatte  die  Gesandtschaft  iiberiiaupt 
einen  solchen  Auftrag,  so  ist  wahrscheinlich,  dass  sie  auch  Land- 
graf Philipp  den  Vorschlag  zu  einem  defensiven  EinverstÄndniss 
zwischen  Frankrcieh  unil  den  deutscheu  l'rotestaDten  machte; 
auderutalts  ist  zu  vtnmntlicn,  dass  sie  wenigstens  anfi-agtc,  welche 
Hilfe  der  König  von  Frankreich  im  Fall  eines  Religiimskriegs  vom 
Landgrafen  zu  erwarten  habe."'    Freilich  hätte  der  Landgraf  seinen 


solle.  Das  Srhrotben  an  Navarra  )d.  d.  Stuttg.,  il.  'J7.  FeliT.)  wurde  darauf 
abge£u«i  und  »ammt  t-iner  offen«n  Topiö  uud  einem  BegleitscUreib^jn  an  Ciuise 
^Ntirting*Mi,  d.  2t>.  Fitbr.)  duit-li  Kawalon  (Juise  uachf^eecliictt:  flu  wiirttem- 
berguM'her  Dipuer,  der  It.  ln-gloitotc ,  üoUf«?  es,  im  Fall  Gujsu  und  dor  Car- 
dinal rs  liilli^tiüi.  M^rort  an  Navnrra  Lil>erbriiiff(>ii.  Bit>B  g(%c-liah  dann.  AlJt^s  Hb. 
in  dem  Sammelbaiid ;  das  Schreilicu  an  Navarra  auch  buUctiQ  1.  e.  p.  121,  122. 

74)  Uober  dii?  VeraiüuHuug  dorgi4b<'ii  s.  KlucVh.  I,  p.  264  Note  1. 

75)  S.  die  Intitmoüan  Bings  in  den  UeÜag&ii  Nm.  JJV. 
7ti)  S.  Aiim.  15. 
77)  Vgl.  Aiim.  72. 


396 


Neunter  AWhnitt 


hen 

idul 


Kntwnrf  auch  wlbststÄndig"  aus  dor  augenblicklichen  Lage  ^flef" 
Dinge  schöpfen  können.  T>ie  t'ranzösiche  Regierung  schien  ja 
damalH  aufrichtig  in  die  Bahn  doa  Protestantismus  einzulenken. 
Wir  sahen,  wie  Katharina  die  dputi5chen  Proterftanlen  im  Glau- 
ben an  ihre  protestantische  tiesinnung  zu  erhalten  suchte;*"*  die 
Oesandtsclmft  Rambouillets  uud  Uot^imans,  auch  wenn  dieselben 
keine  politischen  Aufträge  der  erwähnten  Art  überbrachten,  nament- 
lich aber  die  Nachricht  von  dem  im  Januar  «rrlaRsenen  Tolenm^J 
edict.  mussten  diesen  Eindruck  sehr  verstärken.  Trotz  des  Krit^gs^ 
lärnis  hatten  Katharina  und  L'Ho^pitiLl  ihren  Plan  durchgeführt. 
Zur  Berathung  desselben  wurde  eine  Anzahl  von  Parlauients- 
räthen-  und  -Präsidenten  aus  allen  Provinzen  berufen,  die  vom 
3.  Januar  ab  mit  den  höchsten  Kronbeamten  uud  dem  königlichen 
Rathe  zusammen  in  St  Gcrnmin  tagten.  Durch  sorgfältige  Aiu 
wähl  geeigneter  Persönliclikeiten  unter  jenen  PnrIamentsbeamtG 
war  gesorgt,  dass  das  Resultat  der  Abt>timmuug  wenigßteus  nicli 
im  Sinn  der  völligen  Intoloninz  ausfallen  konnte.  80  enstand  das 
Edict  vom  17.  Januar,  welches  den  Protestanten  die  Auslieferung 
aller  eingezogenen  Kirchen  und  Kirchengüter  anbefahl,  und  den 
Bau  evaugeliwher  Gotteshäu.-^er  verbot,  den  evangelischön  Ootti!s- 
dienst  ausserhalb  der  Städte  aber  freiUess.  Auch  hatte  danwlis 
Navtu*i-a  seine  Sinnesänderung  eben  erst  öffentlich  kundgegebt'U, 
und  die  deutschen  Fürsten  hegten  noch  grosses  Vertrauen  zu  ihm. 
Als  aus  Franti-eich  Nachrichten  von  seinem  Abfall  einzutreffen 
begannen,  meinten  sie  dieselben  auf  Verleumdung  zurückführen  zu 
müssen,  bis  sie  endlich  unzweifelhaft  wurden.  So  auch  der  Land- 
graf. •"  Andrei-seits  war  nunmehr  zu  erwarten,  da-ss  die  bathin 
lischc  Rpac.tion  auch  über  Fnuikreich,  und  vielleicht  über  dies« 
zuerst,  hereiubrechou  werde.  Die  Envaitting  eines  spaniscbeo 
AngiiÖs  auf  Frankreich  war,  scheint  es,  in  allen  westeuropäiecheiLj 
Staaten  allgemein;  so  auch  in  Deutschland;  die  Zeitungen,  welchl^| 
hier  umJicfea,  stellten  auch  Frankreichs  Lage  als  bodroht  dar** 


78)  a  p.  373. 

79)  S.  Atmi.  101. 


4 


80)  S.  dio  Zoitiing  des  Cj-priaiiu*  von  Leovis  toih  1 1.  liest,  bei  Klackb.  l 
p.  211.  Am  0.  Jan,  sandte  Kripdrich  von  Ifalz  iknn  lisindyraftfE  oine  ZQÜanf 
XU,  in  (Ut  PS  lioiö.'il:  I'cr  Ktjiii^  von  S|>;iuii.'n  hat  «It'ii  flralon  vim  Honi  xait 
König  von  Frankreiob  uljgcferti^'t,  um  iliii  xu  ennaliüen,  dasa  er  bei  der  aUen 


Neunter  Abflcbaltt 


397 


nnd  namentlich  der  Landgraf  hegte  für  Franlrrcich  grosse  Soige.*^ 
Dazu  wirti  jene  (JesanriLsohnft  nicht  verfehlt  haben,  ihm  dieselben 
Mittlieilungen  über  die  Alarninachri(^hten  jeiisfiLs  des  Rheins  ku 
machen,  wie  dem  Herzoge  Cliristoph.  Erfoljtfte  endlieh  aucli  kein 
Angriff  von  Seiten  SpiUiiuns  ndor  einer  kathulischen  Uira,  wie 
die  Gerlichte  ihn  prophezeiten,  &o  ^rar  doch  zu  vermuthen,  dass 
die  guittiBchc  Partei  den  Dualismus  der  Culte  im  Reich  nicht  gut- 
willig dulden  werde/*  und  wenn  diese  den  Rcli^ionskrieg  bo- 
g-ann,  musste  die  Intervention  Spanien«  voraussie.htlich  narhtbigen. 
"Wollte  nun  die  Königin -Mutter  in  di(.«or  kritischen  l^age  nicht 
das  Januarodiet  opfern  und  in  die  Ausrottung  der  Evangeliseben 
willigen,  —  womit  sie  den  Protestantismus  in  den  Aufsland  ge- 
jagt, die  Regieruugsgcwalt  den  Ouises  ausgeliefert  und  dem  spa- 
nisciicn  £influ9s  preis<jegeben  haben  würde  —  so  durfte  man 
darauf  rechnen,  dass  sie  die  dargebotene  Hand  der  deutschen 
PmtestanhMi  annehmen  würde.  Auf  diese  Ijage  mag  lAndgraf 
PhiUpp,  falls  ihm  kciiue  ausdrückliche  Anregung  von  Frankreich 
her  g^eben  wurde,  seinen  Plan  begründet  haben.  Ob  er  viel- 
leicht aus  besondem  Anzeichen  zu  entnehmen  glaubte,  dass  man 


Beligion  bleibe,  tind  ihm  anküDilIgf'n  lassen:  iteioe  Freundschaft,  moty  Uück- 
rioht  auf  das  umnüiidign  Altnr  dfw  Königs  und  auf  (winR  Verwand lÄi^halt  mit 
deiQ>willx*o  werde  mit  ülmu  Augi^nhlit-k  zu  Ende  »ein,  wo  der  König  sich  voit 
der  Zahl  der  gläubigen  Künige  in  der  Chnstcoboit  absoudere;  en  sei  Heiuc 
Pflicht,  sich  in  Wairenru>tung  zu  begolK>n,  um  den  Protestantismus  zu  stur- 
seo  etc.  flls.)  Von  einer  wrilrhen  Hot»frhafl  Iluma  ist  houst  Nichts  bekannt; 
doch  hat  der  oiigt^blii-Ju-  Inhidr  >fniH9i'  AehnhchVeit  mit  den  ltrohiuig«n,  welche 
dür  Oes&adtti  D'Auzariati  Mitte  OftoW  löUl  vum  spaiiischiin  Hof  überbrachte. 
S.  ob«o  p.  364;  La  K-irricn?  I,  p.  :;40,  Nüta.  Vgl.  die  HriefH  Cnthaiiuatj  von 
Media  ihid.  p.  247,  253,  255,  270/1,  275,  278. 

81)  Die  Sorge  xov  eiaem  AngritT  .SpanicDs  auf  fVankrcieh  wird  öfters 
auBgesjirochen.  Philipp  an  Fri(>drich,  mut  mat  Christoph,  Zapfenburg,  den 
31.  Nov.  61.  (Hs.)  Dera.  an  Friedrich.  Cassel.  d.  2.  Febr.  (Hs.)  und  Cassel, 
d.  10.  Febr.  (Hb.)  Beil.  LH.  Pbil.  nn  W.jlff:.  .1.  23.  Febr.  s.  I.  (Hs.):  man  soll 
sich  mit  Frankreich  verbiaden,  ,w[.>il  der  sieb  eben  t»  wcbl  zu  heaoiigon,  das 
er  des  glaubeu»  hallier  augegiifFeu  würde,  als  wir."  —  Die  Zeitung  über  die 
ongebliehu  BotHcbaft  des  Grafeo  von  Boro  (vorige  Aum.)  sandte  Philipp,  wie 
au8  der  Autwort  (d.  2ö.  Mäm  ».  1.  Hs.)  zu  entnehmen  int,  achoii  Auffing  Mära 
AU  Hertog  Kmst  von  Braunscbweig,  der  in  spaniseheni  Dienst  Bland,  mit  der 
AuffiiidtTung,  sii-h  nicht  vom  König  von  Sijaiiien  xu  einem  lU'hgifpuskrii'g  g»'gcn 

akreieh  bniucbLn  zu  lassen.    £s  erfolgen  darauf  beruhigende  Zuhieb ernngen. 

82)  Vgl.  BoU-  LV. 


398 


TeSnwr  Al«cbniti 


sc« 


in  England  einer  ConfÖderation  geneigt  Rei,**  wissen  wir  nicht; 
doch  hoffte  er,  auch  Königin  Kligabeth  werde  sidi  gewinnen  lasstio. 
Pfnizgrnf  Woifgang  lag  damals  in  Händeln  mit  Nassau-Saai^ 
brücken  und  Trier,  welche  in  eine  Fehde  auszubrechen  drohten, 
und  halle  sich  an  den  Landgrafen  um  UeberlnÄsung  vtm  Offi- 
cieren  und  Kriogsmatehal  ^nvandt:  da  unter  solclien  Unistiiiiden 
m  Vertheidigungsbündnisö  für  den  Pfalzgrafen  sehr  wünßcliens- 
werth  werden  konnte,  hoffte  Philipp  bei  ilim  Geneigtheit  zu  finden. 
Am  22.  Februar  richtete  er  an  ihn  oin  langes  und  beredtes  Sei 
ben  Über  die  Nützlichkeit  und  Nuthwcndigkeit  einer  deutscl 
protestantischen  Sohutzeinigung  und  deren  Allianz  in  Frankreic 
von  einem  Vertrag  mit  England  ist  hier  noch  nicht  die  Rode.**' 
VoUständiger  und  ausfühi-licher  gestaltete  er  seinen  Entwurf  in 
der  Instmetion  seines  Vertreters  auf  der  Fürstenconforenz  zu 
Brachsal,  die  etwa  vom  vierzehnten  bis  neunzehnten  iMärz  tagte." 
Er  wäldte  zu  dieser  Missiim  seinen  alten  vertrauten  Secretär 
Simon  Bing  und  beauftragte  denselben,  Herzog  Christi)ph  mitzu- 
theilen:  der  Landgraf  sei  sehr  einverstanden  mit  de^  Herzogs 
Vorschlag,  ein  rein  defensives  Hündniss  zwischen  Württemberg, 
Kurpfalz,  Badt-n- Durlach,  Zweibrucken,  Hessen  und  etlichen  gut- 
hersögen  Grafen,  Heim  und  Städten  zu  stiften;  falls  aber  sonst 
Niemand  dazu  geneigt  sei,  so  wolle  er  auch  mit  Wüi-ttembejg 
und  Kurpfalz  allein  sich  verbinden.  Es  ist  dies  ein  stet«  wiedpj- 
kehrender  Zug  in  des  Landgrafen  religiösen  und  politischen  Einnngs- 
bOBtrebungea :  kann  er  seine  grossen  Pläne  nicht  verwiiklichen,  &• 
iBt  er  stets  bereit,  auch  an  beschränkten  Veranstaltungen  iui  enge- 
ren uud  engsten  Kreise  theilzunehmen,  wofern  sie  ihm  nur  aU 
Anfang  imd  Gnmdlagc  zu  späteren  umfassenden  Vorein barungen 


83)  Vioi  war  in  der  That  der  Fall;   a.  Anni.  108.    Longuet  berichK 
(L  1.  Febr.  (lutwm  II,  p.  199):  Knglouil  driingQ  Frankreicli  zu  einem  Bündsiäft^ 
Ob  Phili])})  oiae  älmlicbt}  Nacbriehl  hatte,  wlksod  wir  nicht. 

84)  Phil,  an  Wolfg.  ».  I.  il.  22.  Febr.    {Hs.) 
65)  Dift  Zeit  orgiebt  sich  aus  Folyenrlfoi:  Friedrich  schreibt  am  12.  Min  ' 

noch  aus  Heidelberg  (Kluckh.  I,  p.  2G4);  Christoph  &m  13.  flchoD  tatu  Rni<^hsal 
(IIs.).  Am  19.  Mttrz  erwiihnt  Friwirii'h  noch  in  iniwm  Sdhrcilx'n  ans  Dmobsal 
an  l'b!li|(p,  «Jass  Cbmtopli,  Wolfgang  und  Karl  von  Baden  miwi^fcnd  sei« 
(Hu.):  am  si-lbeii  Tag  schn-iht  i'hristopli  stlion  ans  Bnifhsal  Briofo  au  Fnttl-| 
ritth,  Wolfgaufc'  luid  Karl  (KukIw  II,  p.  337,  Note  104);  diesü  Dn?i  mü 
also  eben  am  19.  März  abgei-cist  sein. 


399 


tauglich  eracheinen.  Geläuge  liingegen  die  Orlindung  eines  wei- 
teren Biuidt'H,  80  wünschte  der  tßndgmf  auch  die  Kerzo^e  von 
Sat'hsea  hineinzuziehen,  diese  aber  unter  der  Bedingung,  dasä  sie 
die  Hilfe  des  Bundes  nicht  für  ihre  alten  Händel  in  Anspruch 
Dähmeo.  Wären  sie  auf  diese  Bedingung  hin  eingetreten,  so 
hoffte  der  Landgraf  endlich  auch  den  Kurfürsten  vun  Sachsen  zn 
gewinnen.  Ferner  aber  sollte»  nian  vur  allen  Dingtm  einen  Xeben- 
vertrag  mit  Fraukreioli  schlieesen,  das  gleich  den  Confessi^msver- 
wandten  in  Deutschland  einem  Krieg  um  der  protestantischen 
Religion  willen  ausgesetzt  si'i,  dergestalt,  das«  Franfereich,  falls 
zuerst  ein  deutsches  Bnndesglied  überzogtm  wtirde,  monatlich 
eine  namhafte  Sumnn*  zu  den  KrieRskosten  beitragen,  der  deutsche 
Bund  wiederum,  wüi-dc  Frankreich  zuerst  angogriffon,  domsolhnn 
eine  bestimmte  Anzahl  Truppen  auf  bfstimmtj?  Zeit  uiiterhnltt^n 
solle.  DieBclben  sollten  nur  für  deutsches  Geld  unter  Frank- 
reichs, nicht  der  deutschen  Vorhitndoten,  Namen  aufgebracht  wer- 
den; es  ist  aber  den  Zeitvcrhaltnissen  nach  selbstverständlich  — 
denn  der  evangelischen  Schweizer  konnte  Frankreich  nie  sicher 
sein  —  dass  sie  ev^ntupll  auch  in  den  Gebieten  und  unter  stiller 
Hilfe  und  Vui-sehub  dt-r  verbündeten  Deutschen  hätten  angeworben 
WGfdon  niüsaeu.  —  Kin  enbipreclicniler  Vertrag  sollte  aurh  mit 
England  geschlossen  werden;  doch  meinte  der  Landgraf,  dass  hier 
^wingere  Verpflichtungen  von  beiden  Seiten  genügen  würden. 

Um  den  Andorn  mit  gutem  Beispiel  voranzugehen,  erbot 
der  Landgraf  sich  selbst  za  einem  fUr  jene  Zeit  ganz  ausser- 
ordentlichen Bfiitrag  in  die  Bundeskasse.  Namentlich  aber  ist 
aus  dem  Entwiirl'  zu  ersehen,  <lass  ilur  Landgraf  Viel  aus  der 
Geschichte  des  früheren  Bundes  und  des  schmalkaldischen  Krieges 
gelernt  bat.  Die  neue  Einigung  soll  sich  auf  keinerlei  Offensiv- 
imtemehmungen  einlassen ,  überhanpt  in  keinem  Fall  losschlagen, 
ausser  wenn  ein  Bundesglied  mit  Heeresmacht  überzogen  wird. 
Vornehmlich  aber  sind  die  Kinzelbestimmungen  darauf  berechnet, 
die  Einwirkung  der  SondennN'ressen  auf  die  Bnndesleitung  ab- 
zuschneiden und  der  particularistischen  Zersplitterung  zu  wehren, 
welche  dem  si-hmHlkaldischen  Bund  su  schädliuli  gewesen.  Das 
Bundesconunando  soll  nicht  vielköpfig  sein,  sondern  in  der  Hand 
eines  Hauptnmnns  liegen;  Niemand  snll  das  Recht  haben,  sein 
Contingent  zur  Vertlieidigung  seint-s  Landes  zurückzuhalten  oder 
abzuberufen,  sondern  die  ganze  Macht  des  Bandes  soll  concen- 


400 


Heuater  Abeo 


trirt  werden,   um  den  Krieg  vor  allen  Dingen  auf  dem  ] 
schatiplAU  nuszufwhtcn.  "*'* 

Ijoiidgraf  Philipps  Pläne  trafen  nun  auf  der  Conferenz 
Bruchsal  /usummen  mit  Herzog  Christopiis  Propaganda  fiir  d« 
goisißchoD  Voi-schla^  zu  einem  ReU^rious^'Ospräoli  zwischen  Cou 
cilsvätera  und  lutherischen  Theologen.  Es  oßenbarte  sich  ab 
sofort,  wie  thöricht  Christi^phs  Hoffnungen  waren,  denn  eben 
Brudisal"'  ereilte  die  Für-ston  eine  Nae-hricht,  die  so  gut  war. 
wie  ein  Kriogsraanifest  der  Guises  gegen  das  Hugenottenthum: 
Her/.og  Frau/  von  Giiise  hatte  zu  Vassy  bei  Joinviile  —  m 
es,  dasä  er  selbst  den  Streich  angeordnet,  oder  dass  er  ihn  nur 
nicht  verhindert  —  dui"ch  sein  Gefolge  eine  protestantische  lie- 
meinde  beim  Gottesdienst  überfallen  und  eine  Anzahl  MitgUedt^^ 
derselben  niedermetzeln  lassen.  Ouisc  hat  später  versucht,  At^M 
Vorgang  so  darzustellen,  als  wäre  er  gänzlich  unschuldig  danin 
gewesen;  es  ist  ihm  nicht  gelungen,  sicli  zu  reinigen.  Audi  Her- 
zog ChriHbjpliK  Freunde  zu  ßnichsal  fiiiüteu  wohl,  wm  das  Er- 
eigniss  zu  bedeuten  habe.  Zugleich  trafen  immer  dringendere 
Nachrichten  vom  Abfall  <ies  Königs  mn  Navarra  ein.**  >'un 
wollten  die  erschrockenen  Fürsten  sich  auf  keinerlei  Uoterfaand* 
langen  mit  den  Guises  mehr  einlassen.  Nur  Christoph  vermochto 
an  die  Schuld  seiner  neuen  Freunde  nicht  zu  glauben.  Er  bat 
Guise  und  den  Cardinal  von  Lothringen  um  eine  zufriodenstpllende 
Erklärung  iiber  den  Vorfall  zu  Vassy,  damit  er  die  Verhand- 
lungen über  die  Concordie  mit  besserem  Erfolg  wieder  aufiaehmen 
könne.  ***  An  demselben  Tag  übersandte  er  den  Trugvorschlag 
der  Guises  auch  an  den  Ijandgrafon  und  schrieb  an  denselben: 
es  kämen  Nachrichten,  dass  (iulse  wieder  anlknge,  gutherzige 
Leute  zu  verfolgen  und  zu  tyrannisii-en;  aber  er,  Christoph,  meine, 
dass  das  Gesjdirei  grosser  st^in  werde,  als  die  Sache,  denn,  soviel 
er  vermerkt,  ti^'e  der  Cardinal  zu  dem  Religionsgespräch  einen 
rechten  christlichen  Eifer;  darum  sei  Ei-folg  zu  hoffen. "°     Philipp 


86)  Die  Instruction  Bin^  s.  Boil.  No.  UV.    Eine  tm^naoo  Notii 
diesem  Stack  mit  der  irrüiumlichciü  Angabe,  das  Prcyect:  »d  von  H. 
■Dgeivgt  wonlon,  hat  »chon  Rommul  II,  p.  596. 

87)  Nach  ü«r  Delation  d<>»  p.  320  kam.  GS  dtirten  Sainmolbaudes. 

88)  S.  Aom.  101. 

ä9)  Christ  an  Uuiüä,  Brudi^al,  it.  19.  Mjirz  buUetio  1.  l:  p.  211. 
00)  Christ,  an  Pliil.     Bnioti-sal,  tl.  lö.  Mfirz.     Ha. 


ITmmtCT  Abschnitt    ^^^^^^^^        401 

ar  freilich  liarin  so  wenig  seiner  Ansicht  als  die  Fürsten  zu 
ruchsal.  yohi>n  vordem,  als  Christoph  ilim  den  ei-ston  Bericht 
her  die  Zaberner  Verhandlungen  zusandte,  hatte  er  sehr  skep- 
Bcli  geantwortet:  wie  snllte  mau  Bekehrung  vom  Cardinal  von 
othringon  envarten.  der  soviel  Christeubliit  verK'Ossen?  Paulus 
eiÜch  habe  die  Christen  auch  verfolgt,  aber  unwissend,  im  Eifer 
tr  das  väterliche  Gesetz,  nicht  wider  besseres  Wissen,  wie  Jener. 
Es  könnte  wulü  der  Cardinal,  als  ein  geschickter  listiger  Mensch, 
Hein  darum  für  gut  ansehen,  mit  seinen  Brüdern  zu  Kuer  Liob 
n  kommen,  auf  dnss  ei-  Euer  Lieb  gegen  den  König  vnn  Na- 
ura  und  dessen  Aniiang  verdächtig  machte  und  gloriiren  möchte, 
:  und  seine  Brüder  wären  in  grossem  Veitraiien  und  trefflicher 
iandloug  mit  Kuer  Lieb ,  desto  melu-  damit  seine  Pailhei  in 
rankreich  an  sich  zu  behalten,  und  also  einen  Unwillen  erregte, 
M  er  als  ein  Weltweiser  selbst  lachen  würde."  Ebensowenig 
MkUHilite  den  Tituidgnifen  der  guisische  Vorschlag  zu  einem  Reli- 
IfflttflpBBpräch  zu  überzeugen,  zumal  da  mit  itmi  die  Nachriclit 
)n  dem  Gemetzel  zu  Vassy  kam.  Herzog  Christoph,  schrieb  er 
irück,  meine  es  wolil  christlich  und  gut,  vom  t.'ai-dinal  aber, 
»in  Verfolger  der  Cliristen  und  lasterhufti_n  Menschen,  könne 
an  nicht  erwarten,  dass  er  aufrichtig  handle.  £r  und  andre 
fdgo  Papisten  möchten  es  wohl  dahin  practiciren,  dass  sie  mit 
enen  von  der  aiigsburgi sehen  Confession  einen  Scheinfrieden 
achten,  um  desto  ungestörter  die  frauzosi scheu  und  schweizeri- 
hen  Protestanten  aasrotten  zu  können  und  dann  aucli  die  augs- 
irgischen  Confessionsverwaudten  zu  nbiTfalleu.  Zu  solchen  Aus- 
hrungen  fügte  der  Landgi-nf  dann  t-twa  liinzu:  er  wolle  ja  Gottes 
llniacht  nicht  verkürzen  oder  ihr  Maitöt$  vorst^hreibon;  sie  möge 
ich  wofd  Wunder  thun;  dennoch  könne  er  sich  solcher  Gedanken 
cbt  erwehirn."'  Herzog  Christuph  aber,  der  fromme  Luthenmer, 
.tte  es  wubl  als  freveliiaftes  Mlsstrtiueu  in  Gottes  Vorsehung  be- 
ichtet, in  diesem  Fall  nicht  an  ein  Wunder  zu  glauben.  Kr 
[ir  fort,  den  Cardinal  und  seinen  Bruder  zu  vertheidigen;  noch 
3ge  dauerte  es,  bis  er  den  beispiellosen  Betrug,  den  man  ihm 
spielt,  klar  erknnntci,  und  wenig  fehlte,  so  hätten  die  Guises 
rch   ihn   ihr  Ziel  erreicht:   eine  Unterstützung  der  Hugenotten 


91)  Beil.  LV.    Phil,  ao  Cbrißt,   t'asRei,  d.  2.  Ainfl.    (Hs.) 

2a 


402 


NeuDtor  Abschnitt 


von  Deutscbland  aus  in   dem  Waffengang,   der  nun  anhobt 
möglicb  zu  machen. 

"Werfen  wir  in  diesem  Moment  noch  einen  Blick  auf 
Ausgang  dor  religiösen  Einungsver8uchi\  denen  auch  Herzog  Chri- 
stoplis  gutgomeiute  Verbandluu^en  mit  den  Giiises  noch  ange- 
hören. Der  Gedanke  eines  Religionsgesprächs  zwischen  deutschen 
Protestanten  und  Hugenotten  war,  wie  wir  sahen,  tiber  diesen 
verfehlten  Bestrebung cn  gescheitort;  gleichwohl  gab  Landgraf  Phi- 
lipp, der  Unermüdliche,  den  (icdanken  einer  Versöhnung  der 
deutsclien  und  roforrairtt^n  Kirchen  noch  immer  nicht  auf-  In 
den  ersfen  Tagen  des  April  verfasste  er  sein  letztes  Testame 
welches  Zeugniss  giebt,  dass  er  den  Geist  seiner  A'crsiilinung 
politik  auf  seine  Naclifolger  zu  vererben  wünschte;  zugleich  sot 
er  darin  seiner  menschlichen  Autfassung  der  Religion  ein  scböa 
Denkmal,  indem  er  die  Uebvrzeuguiig  aussprach,  es  sei  wide^ 
Gott,  einen  Meust^heu  um  unrechten  Glaubens  willen  am  Ijobon 
zu  strafen."*  Kurz  darauf  sandte  er  Herzog  Christoph  eine 
Schrift  Heinrich  ßuUingers  zu,  der  noch  immer  mit  Brenz  iii 
Fehde  Über  die  Abendmalilslehre  lag,  imd  theüte  ihm  seiot* 
Ansicht  über  diesen  Streit  mit  Auf  beiden  Seiten,  meinte  er. 
würden  die  Dogmen  übertrieben;  Christoph  möge  nur  die  Bücher 
der  beiden  Theologen  vergleichen ,  so  werde  er  dasselbe  auch 
6nden:  „und  wüsten  Nichts  uf  (dem)  Erdreich,  das  uns  itzo  ge- 
fölliger  wäre,  denn  dass  der  Streit  unsers  Herrn  Jesu  Clmsli 
Nachtmahls  halben  möchte  zu  einhelliger  christliciier  Vergleichuog 
kommen,  dann  die  Papisten  it7,o  Nichts  haben,  das  sie  hSttEo 
gegen  uns  anziehen  können,  denn  sullichnn  Zwcispalt;  \Atim 
dämm  freundlich,  E.  I*.  wollen  den  Sachen  nachtlcnken,  ob  dod) 
mocht  ein  Vergieichung  getnfffen  werden,  die  mit  Oott  und  gutem 
Gewissen  gescheeu  muge."'"^  Aber  diese  frommen  Wünsche  waren 
bereit»  ebenso  aussichtslos ,  als  Herzog  Christophs  fortdauemdo 
Propaganda  für  den  guisisclien  Trugvoi-schlag.  Die  letzten  Ver- 
iiandlunf^en  mit  Jnhnnn  Friedrich  waren  bereits  gescheitert:*'  in 
Kurj)f'alz  beruitcte  sich  die  Kcfomiation  zmn  Calvinismus  vor,  mit 
welcher  die  letzte  Aussicht  auf  Concordirung  in 


92)  SchmiiirkH,  nionuiiieuta.  lA",  p.  587  fr. 

93)  FhU.  an  Cliriat    Kiihw-I,  d.  8.  April.    (Hs.) 
D4)  Ohm  p.  STiO. 


in  Deutschland  vnr-  J 


S^uter  AliRiTluiitt.  408 

loren  ging.  Bas  dentsclio  LiUhorthum  aber  verhielt  sich,  wie  wir 
sahen,  um  so  schroffer  iiblfhnend  nai'h  dem  Austand  hin,  je  woni- 
gor  in  Deutschland  selbst  eiue  Vtircinbarung  erzielt  werdtsu  kunnte^ 
und  die  Vertreter  einer  mildereu  RichtuDf;  blieben  bei  der  neue- 
sten EntAvicklung  in  verschwindender  Minderzahl.  Das  war  um 
BO  w'hliinnuT,  «Ig  boi  der  jetzigi'n  Lago  Franki-oichs  die  engher- 
zxga  tlieolügnscho  Abschlicssung  kiirzwoj;  hätte  unttTdrückt  werden 
müssen:  denn  schon  standt^n  die  Sachen  dort  so,  dass  eine  ent- 
schiosäene  Intenontion  mit  Waffetdiilfe  Nütli  tbat 

Eine  solche  ftir  die  Stunde  der  Noth  vurzubereiten.  waren 
die  Anträge  berechnet  gewesen,  die  Landgraf  Philipp  in  BruchsRl 
einfiebracht:  aber  auch  dit^se  haitfi  man  sämtntlicii  ahfrelehnt. 
I>*idcr  fehlen  uns  unmittelbare  Aiifzciclmunnen  über  die  Be- 
spre(!hun^^en,  die  dabei  stattfanden,  und  wir  können  nur  aus 
weni^n  Andeutuiigeu,  die  uns  au<lerweit  begegnen,  sowie  aus 
dem  oUgemoinen  Verhalten  der  mitJiandeluden  Personen  Rück- 
schlüsse auf  jene  Erörterungen  versuchen. 

Kiirfiirst  Friedrich  war  bei  der  finanziellen  NotlilagR,  die  er 
von  soineni  Vorgänger  überkommen,  wenig  in  der  Lage,  so  gros&e 
GebiopfL-r  zu  bringen,  wie  sie  die  voi^schlagene  Conföderation 
erforderte.  Bazu  kam  eine  nicht  geringe  Furcht,  dureh  Bünd- 
nisse unter  den  deutschen  Pititestanten  und  gar  Untei*stüt/mig 
der  Ausländer  die  katholischen  Stiindf  Deutschlands  zum  Bruch 
des  Religionsfriedens  zu  provociren.'*^  Friedrich  l>esasR  nicht, 
wie  der  f^mdgraf.  den  Mutli,  einen  habligen  Ausbnich  des  Krieges 
in  Doutsohinnd  zu  riskiren,  um  dem  I'rotestantismus  die  int^^r- 
nationalc  ilarlitsti.lliing  zu  wahreti,  deren  er  doch  bedurfte,  wenn 
jene  Besorgnisse  vor  einer  gniKson  bathoUschon  Reaction,  denen 
auch  er  sM'hr  zugänglich  wai*.  sich  nicht  als  Einbildungen  erwiesen. 
Endlich  aber  eifüiltc  ihn  damals  noch  ganz  jeuo  Stimmung  dul- 
denden und  abwartenden  fiottvortrauens,  die  in  der  Geschichte 
des  deutschen  Protestantismus  eine  so  verbängnissvollo  Rolle 
spielt^  jene  iStinimuiig,  welehe  jede  .Sorge  für  Selbsterhaltung,  die 
niKdi  riskanten  und  veniutwortliehen  Mitteln  greift,  flls  einen 
Frevel  gegen  die  gStÜiche  Vorsehung  ereoheinen  lüsst;  er  billigte 
wohl  treues  Zusammenbalten  und  bewaffneten  Widei-stand  in  der 


96)  6.  die  Verhandlungea  iilmr  die  Uotci-statning  üi-r  Ilugonotten  im 
söhnt«*!!  A'iSi'hnitt. 

26* 


I 


404 


Neunter  Abschnitt 


äussereton  Noth,  nicht  abor  <^ie  Voi-sorgrc^  durch  Btiiidnisst 
in  seiner  eigenen  Sache  ineinto  er  solclie  nieiit  sehJiessen  zu 
dürfen,  obwohl  er  fürt;hU^te,  die  KaÜioiikeu  rnöchtea  vielleicht 
ihr  Spiel  mit  ihm  beginnen."^  Als  uebeasäch liebes  Motiv  mag 
man  hinzuiiehniDn,  duäs  er  neuerdings  doch  wohl  in  Hini^icbt  auf 
eine  oder  niehreie  offenbar  tendenziös  erfundene  Kiiegsuaebrich- 
ten  den  umgehenden  Zeitungen  kritiscber  gegeuübertrat  und  die 
Lage  augt-nblicklieli  nicht  mehr  für  so  dringlich  hielt'-''  ^M 

Herzog  ('hristoph  nndrei-seits,  der  Vertbeidigungsbündiii9PI| 
auch  in  Sachen,  welche  man  dem  Walten  der  Torsobung  meinte 
anvertrauen  -/.u  müssen,  für  erhtiibt  und  menscblicherwoi«o  ge- 
boten hielt»  stimmte  mit  Lnndj^nd'  Thilijjp.  soweit  der  Plan  des- 
selben die  innere,  deutsche  Tiditik  betraf,  gewiss  wie  imuior 
überein;  den  Ausländem  dlo  Hand  zn  bieten,  tnig  er  stets  Be-  | 
denken.     Wio  es  scheint,   scheute  er  sich  in  einer  Verbindung, 


96)  Oben  p.  311,  355.  Klut-th.  I,  p.  232.  V«!.  oWn  p.  51.  Zw 
dascitjst  gugebeoen  Ctianteti'riätik  KnrTurst  Frindriobs  hat  Kluc-kholin  in  Piavt 
Beeprwliuug  meiner  Diusertatioti  (lieutBchü  litfraturawtuDg  18S8,  p.  lOTÖ/BOl 
uriiiiiert,  dass  zu  der  Z*'it,  wo  vou  rüokf>iditftIuKoii  tSiUnilanä.iliunen  ujid  Retoi' 
rnotiontjii  die  Kedn  si^iii  kann,  es  der  plalzisrlit'ti  Politik  auch  nicht  uidir  «i 
cu(sclilo.s«fiier  Styllunpiahmo  in  deu  aiifiwailigL''ii  HoziehimgeQ  fehlt*- ;  das&  in 
demselben  Maitj^,  wi*^  bfi  Fn<Klnch  di^r  CAivitii»miiä  zum  Durchbrach  Lun. 
or  aw:b  diß  Ifaltung  aufgab,  wp!t:he  obon  im  Text  chorat-torisirt  ist.  —  Xi» 
diosü  KesproiJiunf;  orschien,  war  die  In^aüstandpto  Stolb  sobon  wirdt-r  (uil 
p.  Sl)  abgydrut'kt;  ich  koim  daher  mir  nar-htrüglich  dio  begangene  l'ng'itflnig- 
koit  anttrkcnnen;  auih  darf  ich  wohl  namhaft  niadheo,  das»  damit  dio  [l  51 
gegebene  Gegentiberutollung  nur  zum  Thoil  hirifiiUig  wird  (vgl.  p.  338),  6««w 
dHSs  die  AnfitDge  jener  Bläcrilariflations-  und  RefomiaÜoitsiiDlitik  doch  anfib 
Hchoo  vor  d<jm  Jabr  1562  zu  mustatin^n  sind,  obwohl  Bio  damals  aocb  niät 
mit  der  Scbürfo  gehandhni't  wurd>4,  welche  Apäfor  dein  kurrüixtt-n  dit}  alb:?- 
meino  Erbittpruüg  der  Kalholiken  zuzog.  Sri  ist  t;s  umniUnlIiar  riacb  dem 
Regio rongsonüitt  dos  Kurfürsten,  nbwoTü  man  dojuols  nocJx  voraichtig  verfnlir, 
oficnbor  im  StiUcm  bereits  eiogestaadenes  Princip  der  pßdzisehen  l'ohük,  tlHf 
io  olleu  ,  Uemeinschaft<?n  ^  die  ovaiigeÜBche  Keligion  zur  Aüeiohen'schaft  «- 
hoben  werden  sollt*  (KIuL'kb.  I,  p.  76);  nucli  sind  in  den  Joliren  1500  — 1.W 
bernits  i^in«  Koihi-  vdti  Klifstern  i'iugfxogen  wiirdmi,  wkliratid  na<.-h  dem  B^ 
giunsfrie^lun,  wie  ihn  dio  KaÜiolikcn  meinten,  alle  goistlich<>-n  Anstalten,  du 
nach  dem  Pa.<sSAU»^r  Vertiiig  noeh  beAtaoden  hatteo,  in  ihrem  Hestoud  hittea 
garoiitirt  sein  müHscn.  (Wiuidt,  Magazin  I,  p.  6,  II,  13,  19,  22,  26,  33, 
40,  53.) 

97)  S.  dio  Zeitung  vom  8,  Januar  1532  in  dem  Anhang  über 
Nachrichten. 


4 


Neuntor  Aläffl^^^^^^^  405 

welche  nio  die  Gunst  des  Kaisers  L-rlmUen  würde,  ja  seinen  Ten- 
denzen znmderlicf  und  zu  kriegerischen  Verwiekliingpii  mit  ihm 
ftilm'ii  könnt«,  wpitfT  zu  gehen,  als  der  Drang  des  Aiifn-nblirks 
unmittelbar  zu  erfordern  iM^hicn.  Wenn  er  den  Bündnis>ynitra}f 
de«  Königs  von  Naviirra  im  Februar  unter  Anderem  auch  mit  dt^ni 
Argument  abwies,  die  deutschen  Ftu-sten  würden  ohne  Krlaubniss 
des  Kaisers  ein  solches  Bündwiss  nicht  eingehen,'^  so  spricht  er 
liierin  hauptshchlich  wohl  nur  seine  eigne  Stellung  zu  der  Prngo 
aus.  Es  mag  daboi  die  Rücksicht  auf  dir  besondoni  Verpflich- 
tungen tnaa-ssgebend  gewesen  sein,  wekdn'  Cliristopli  bei  dem  Aus- 
gleich in  seinem  Process  um  das  Horaogthum  Wtlrtteniborg  Fer- 
dinand und  dem  Haus  Oesterreich  gegenüber  eingegangen  war;^" 
doch  auch  die  i'urcht  wird  ihre  Rolle  gespielt  haben.  "^''  Femer 
ftisstc  Christoph  die  französischen  Verhältnisse  ganz  anders  auf 
als  der  Tjandgraf.  Wahrend  Dieser  in  den  Ouisos  und  ihrem  An- 
hang die  Kriegsparlei,  die  Rpvnliitionürp  Fmnkivichs  erblickte, 
stand  der  Herzog  unter  dem  Eindruck  jener  Zabenier  Verhand- 
lungen, in  denen  es  den  Intriganten  gelungen  war,  ihm  evange- 
lische Gesinnungen  und  loyalste  Friedfeitigkeit  vorzuspiegeln:  er 
konnte,  da  fr  den  Onises  traute,  den  Au3bnu_'h  des  Krieges  in 
Frankreich  von  der  katholischen  Seite  her  wenigstens  für  die 
nächste  Zeit  nicht  erwmton.  Ferner,  wfihrend  Philipp  das  ßo- 
konntniss  der  Hugenotten  billigte  und  die  reformaturisclie  Be- 
wegung in  Frankreich  in  einem  idealen  Tjcht  erblickte,  empfand 
Christoph  nicht  nur  nach  wie  vor  die  heftigste  Antipathie  gegen 
jene  Lehre:  er  ti-aute  auch  einer  Partei,  welche  der  verhatisteu 
Sacramentirerei  huldigte,  revolutionär^!  Absichten  zu,  welche  mit 
Religion  und  Kefomiation  Nichts  zu  tluin  hätten;"^  auch  Dies 
w*r  znni  Theil  Fnnht  jener  unglückseligen  Zabemer  Conferenz. 
Einer  snlcheu  Rii-htung  zum  Siege  zu  verhelfen,  war  er  nicht 
gesonueu;  eine  Partei  für  lutherisoliL*  Reformation  aber,  wie  er 
äe  von  den  Guises  erwartete,  war  noch  nicht  geschaffen;  wem 
also  hätte  er  sich  verbunden  sollen?  Die  für  Tjandgraf  Philipp 
»ehr   massgcbendii  Rücksicht,   dass   nur   durch   materielle   Unter- 


SS)  Sattler  TV,  p.  177.  Vgl.  damit  <üt»  Gutai-hton  diT  württpmTM>rgi.s<:bPD 
BUfae  ood  des  Brooz  üt)or  den  cntton  BüDiIniKsantni^  Navarraä  iin  Sotnmor 
dM  Jahn»  1561  bei  Ku^br  0,  p.  291.  Sattler  IV,  ßoil.  p.  178. 

•09)  Kagler  I,  p.  231.    SatUer  IV,  Beil.  p.  40  ff. 

lUO)  Bolege  im  2ohnt«Q  Abäuhuitt 


406  Küuntor  AbschiiU 

Stützung  Navarra  und  Aiider<\  die  der  Reforniation  ji^e neigt  «cl 
nen,  bei  der  Sache  7,11  halu'ii  sein  wüideii,  Hxistirte  für  ihn  ni 
er  gab  sich  der  Illusion  biii,  dass  atioh  ohne  Hilfe  Nnviirra  don 
Prutestantisnms  nicht  pr*)isf^>ben  werde.  ****    So  führte  jenes  blinde 
ptliditnuissigo  CJotUcrtniiu'n,  das  in  der  Bündnissfra^e  seinen  Bis 
niclit  trübte,  in  andorn   Din^t;n   ihn  völlig  inu. 

I^alz^raf  Wolfgaiig  stimmte  botn?fr»  dos  deutschen  Bäiid- 
niäses  mit  Christoph  und  Philipp  übörein:  da  seine  fjändor  zum 
Üheil  nach  Westen  hin  sehr  exponirt  waren  und  er  überdies 


% 


101)  Ür^rün^ilK-h  setzten  die  Kiipäton,  wie  es  scheint,  &ll^>mom 
beste  Tertrtuen  iu  XavaiT»;  doilj  L-rkimrite  Plülipi»  wohl  schau  im  Jahr 
^il^hHg,  dass  es  einer  positiven  Unterstübtung  hediirfc.  weno  mau  Uin  halh-ii 
woUo,  and  es  war  dios  massgebt-nd  bei  seinen  Yorsdüfigen  zu  einer  jinlittscb^n 
Ann&beruiig  an  Frankreich  um  dii->86  Zeit  (oben  p.  293/7,  354,  Aiim.  13T, 
Beil.  XXXVril.i.  Im  Aiifnug  dpa  Jahres  1562  l)etrit.'ben  Philj[-i>  und  Friedridi 
von  Platz  lieiilf  im  {,'uli'ii  Vt-rtrauan  auf  Xavarra  Ua»  vini  I)ii'in?ni  vorgescJik- 
gene  Ittilipuusgespriicli;  übor  Nachriditoo .  wrlufao  meldeten,  do-ss  Navarra  tät^ 
der  katholischen  Fartf>i  JEUweiidD,  sclirleb  Iliihpp,  sie  wünlon  wohl  nur  vm 
8f>inen  "Widorsat'heni  vcrbrpitet,  oder:  er  halte  si^  für  ein  Oi^dicbl  (Pliiliiip  aa 
August,  Zapfenburg,  d.  15.  Jan.  Carthaus,  d.  30.  Jan.  02.  H.s.).  Kndlich  «iir« 
d*?n  aber  diu  NaL'hrichtfii  doch  zu  dringend.  Gegen  Ende  Fobruai-  oder  Anfang 
Mftrz  (tinrh  dem  Dntnm  aeioer  Abroiso,  dorn  IG.  Febr.,  zn  si::hlics>ieD),  k^hi^o 
PhÜipp  Bibor,  der  üotoioister  dc^  ilrafen  FkÜipp  von  Dietz,  eines  dor  Sühne 
de»  Landgrafen  aus  der  N<*bem>be,  der  sich  t-iuige  Jalire  im  fhusSstsdiCD 
Hofdicnst  befiuiden  hatte  und  datnahi,  angesichts  des  drohL-nden  Religioas- 
ltri(*geis,  heimkehrte  oder  t*reit»  heimgi^kohrt  war  (IJeiträge  p.  V'*5  Note  345) 
aus  Frankreich  zurück  und  erstattete  ausfüLrlicht'n  Bericht  über  Kavams  V«r* 
halten,  (h.  d.  Hit.)  Darauf  wurde  tln-  Loudgrof  doch  xweirelhAft;  or  meinte  jetDL 
difl  dontschfin  Fürsten  möchten  wohl  duitih  ihro  Zuriiokhaltnng  Kavirra  » 
fintmathigt  haben,  dass  er  von  der  |irot«stmiti»ch«>Q  Sacho  abgofalh'n  (an  Oin* 
stoph  d.  H,  Marx,  a.  Kugler  11.  p.  347).  Dann  sandte  auch  der  Kurfürst  tob 
Pfalz  dem  I^ndgrafen  Berichte  über  die  Verhandliiugeu  Navarras  mit  drm 
Papst  zu  (s.  Kiuckh.  I,  p.  234.  In  d6msf.4l>en  Schreiben  v,  12.  Marx  lag  nocfa 
eine  Zoitung  vom  18.  Jan.  qua  Kuni,  welche  üb«r  dasselbe  Thema  bandelt.  Eb.i 
Darauf  erkuudi^^  m-U  aiii  22.  Uärz  ein  hessischer  Secivtnr  im  Auftrag  iks 
limdgrafen  bei  Hotomoii,  wius  t-s  mit  don  Zeitungen  vom  A)>fall  Xavamis  tmd 
dor  Könipin-MuttiT  für  oine  Bewandtni-ss  habe  (aus  Cassol,  f'nterschrift  fshlL 
Hs.)  lazwiaolien  ist  auch  Friedrich  zWAifelhaft  geworden;  Bmclisal,  d.  19.3Ucx 
rktb  or  dem  Landgrafen  vou  dem  deutsch  -  französiäehen  Rcligionsgespifdi  ik, 
uoter  Anderem,  weil  auf  Navarra  nicht  viel  zu  hauen  sei  (Hs.);  nur  ChräL 
Boliroitit  noch  Bruchsal,  i).  IH.  Munt  (Hs.)  an  chm  Landgrafpo,  er  könne  i>iclft_ 
jui  Navarras  Abtrünni^'kflit  j^lauhen,  und  scrhiokt  ihm  zum  Zougniss  der 
Binnimgen  N.'s,  dessen  Brief  vom  6.  Februar  (S.  Kugler n»  p.  315,  316).  Tjj 
Kluckh.  I,  p.  254  Note  2. 


Xcuatcr  Abttebuitt 


•107 


Trier  und  Nassau  si^hlt'c'Iite  Xarlibaitiobaft  hutto,'"-  liisst  sich  an- 
nehmeu,  dasa  er  auch  diesmal  nicht  abgeneigt  war.  Wie  ei  über 
Bündnisse  mit  dem  Ausland  dachte,  wiasen  wir  nicht;  doch  ist 
daitiof  hinzuweisen,  dass  er  mit  Herzog  Christoph  dessen  Wider^ 
willen  gegen  das  calvinischo  Bfikonntniss  theilto  und  fast  immer, 
wie  es  scheint,  auf  die  Auturitül  des  Herzogs  hin,  üboreinstim- 
mend  mit  demsflbeu  handelte.  —  Völlig  un unterrichtet  sind  wir 
über  Karl  von  Baden. 

Nach  Alledem  kann  man  sich  den  Inhalt  der  Bruchsaler  Er- 
örterungen etwa  so  denken,  dass  Hcraog  Christoph  und  Pfalzgraf 
WoI%aDg  zu  dem  deutschen  Bündniss  wohl  geneigt  waren,  da- 
gegen wenigstens  der  Herzog.  vioUeicIit  auf  dessen  Auturitiit  hin 
auch  der  Pfalzgraf,  dii;  Allianz  mit  dem  Ausland  verwarf,  Kur* 
füret  Friedrich  ondlich  sich  gegen  jeile  Schutzverbindung  erklärte. 
Gegen  die  Verständigung  mit  Kiigland  im  Besonderen  wurde  — 
wenn  wir  eine  Andeutung  aus  späterer  Zeit  richtig  vei-stehen  — 
von  einem  der  versammelten  Fürsten,  vermuthlich  Kurfürst  Fried- 
rich, auf  Gniiid  irriger  Nachrichten  geltend  gemacht,  dass  die 
Konigin  von  England  in  religiüsen  Dingen  indcileiit  sei,  und  in 
ihrem  Reich  noch  mehr  Katholicismus  und  kircbUehe  Anarchie 
als  Reformation  und  Evangelium  herrsche."*  Das  Ende  war,  das« 
man  Landgraf  Philipp  anzeigte,  der  vorgeschlagene  freundliche  und 
hilfUoho  Verstand  sei  auf  gelegenere  Zeit  verschoben  worden;'"* 
der  Landgraf  bedauerte  das  höchlichst;  er  meinte,  die  Zeit  werde 
noch  kommen,  wo  man  das  Vorsäumntss  bereuen  würde."* 

Trotz  dieses  Äusgimgs  u\m  finden  wir  ein  halbes  Jahr  später 
den  uns  bekaimten  südwestliehen  Fürstenkreis:  Philipp,  Friedrieh, 
Christoph,  Wolfgang  und  Karl,  mit  Johann  Friedrich  von  Sachsen- 
Weimoi'  verbunden  zu  einer  Art  von  Schutzeinigung,  hergestellt 
durch  allgemeine  gegenseitige,  wie  es  scheint,  durchwog  nur  münd- 
lich eingegangene  Verpflichtung  zur  Hilfe  gegen  jeglichen  Angrifl' 


102)  Obnn  p.  Hfl,  120,  196;  —  p.  398. 

103)  State  [ifiiiors  1563,  No.  125S  (2).  Die  Angabe,  dasa  es  eine  reison 
Ton  grotiser  Aatoiität  geM-'_-<>.-ii .  welcho  die»  Bedeokea  vorgebmolit,  sohemt  auf 
KarfiirBt  Friwlrioh  liiDüiiwt'iÄuu. 

1(M)  Phil,  an  CUmt  <.la£S«l,  d.  2.  April.  Hs.  lüaat^es  dabo!  beweudoc, 
dass  die  Fürston  den  fretuidliclifin  Vorstand  bis  zu  beeserer  Gelegenheit  ver- 
schieben. 

lOß)  rhil.  an  W'uMg.    Casscl,  d.  13.  Apnl.   Hs. 


408  NeuntuT  Altsolmitt  ■ 

aus  Onuiil  dor  R<*li;^ü)n,  ubm.'  schriftlioho  ürkundo,  ßiindesvef^ 
fassiing,  Statuten,  Kasse  oder  bestimmte  Voi-ansohlagung  der  Ixi- 
stongea,  rein  auf  gegenseitiges  Vertrauen  begründet  Kurfürst 
Frieiirich,  der  Gegner  formoller  BündDLstJc,  rüJimt  dioso  Verbin- 
dung, ihn*  Zuverlässigkeit  und  Macht,  ihre  Vorzüge  vor  verfas- 
sungsmJissig  aus^^estalreten  Bündnissen,  sebr  hdch:  dor  Köui^n 
von  England,  welctie  ein  urkundUches  Bündniss  mit  den  deutsohwi 
Fürsten  zu  R-ldifssen  verlangt,  biott't  er  statt  dessen  Eintritt  in 
dies©  ungest'hri ebene  Liga  und  die  Fülirerschaft  derselben  an.*** 
Nun  ist  in  der  Correspondenü  unserer  Fürsten,  soviel  davon  be- 
kannt, die  ]3egründung  und  das  B(^tehen  einer  solchen  Einigung 
nirgends  auth  nur  mit  einem  Wort  envälnit  oder  angtideutL-t;  die 
Furcht  VL»r  der  OeffcntÜolikeit  hat  offenbar  die  Füi-sten  hertiinrot, 
AJles  persönlich  oder  durch  Botschaft  ohne  schriftlichen  Auftwf* 
abzumadion,  udor,  was  etwa  in  dieser  Angelegenheit  geschrieben 
worden,  nachmals  zu  vernichten.  Wir  verlieren  damit  fast  allen 
Anhalt,  fest/uKtellen,  wann  die  Begründung  sich  vollzogen  hflt 
Jener  süd westdeutsche  Füi-stenkreis  stand,  wie  wir  wis.sen,  seit 
Langem  durch  Nachbarschaft,  gemeinsame  Interessen,  die  uns  dor 
tiage  der  Liindcr  hervdigingen,  und  Aohnlichkeit  der  kirddicheu  Be- 
strebungen in  besonders  engem  Verhältniss;  seit  dem  frankfurti- 
6ch(?n  Ri'cess  wird  namontlich  zwischen  Philipp,  den  beidcu  Pfil- 
zeiTi  und  Christoph  über  alle  wichtigen  Dinge  eifrig  correspondirt, 
unil  diese  Fürsten  suchen  tivtz  vieler  Abweichungen  in  ihrer  Po- 
litik nach  Müglichkoit  doch  stets  Hand  in  Hand  vorzugehen.  Itt 
diesem  Kreis  könnte  ein  solcher  Verband  seit  Langem  bestanden 
haben  oder  doch  vor  dem  Jahr  1562  allmählich  herangewachsen 
sein;  auch  Landgraf  Philipps  Antrage  auf  ein  Bflndniss  lassra 
sich  mit  seinem  Bcst(?heu  allenfalls  vt^rcinigen.  da  sie  über  den 
Inhalt  eines  solchen  Einverständnisses  hinausgeiieu  und  eine  gaox 

106)  State  jwfiers  1502  No.  576  [3].  1258  [2],  1250,  1200.  No.  5G1  [31 
(Antwort  Kiuriirat  Fi-iodriclis  an  die  OrtsainltHH  Kiialli'S  und  Mundt  v.  1.  Sept 
1502}  n_'(i"t  gleichfaUs  vou  ».'iiier  Voruinlarunp  der  (loutschcn  Fürsten  nan 
Zweck  gogoQwitigor  Vortheidihtuig;  der  hetreffonde  Pa.>^us  erweist  sich 
als  uDgDQautis  E?cc«rpt  aus  dem  Origiaal  (s.  E)uckh.  I,  p.  336  sequ.).  yfd 
Bchoinlicli  vcritäteto  der  Inhalt  der  zuerst  oitirten  Nummern  den 
li.'Slimmtciu  Ausdrückt'  zu  brauchen,  wSha-ud  (lt.»r  Kurfuist  soUist  in  der) 
liehen  Antwort  aus  Vursicht  den  Katl)v».'rhalt  mit  Worten  andeutMe,  ^e 
weui^r  k'^agun,  und  nur  mündhcli  dorn  Gesandten  den  ganzen 
miUhi'ilte. 


(JnmHIrtge  lor(li?rn.  Jonann  Fririlricti  stand  mit  Plülipp 
irch  (lio  Vergan^pnlipit  der  liessischon  luul  emustinischon  Far 
Uio  in  einem  tniditi<nieUen,  durch  seine  erste  Khe  in  einem 
;hwäfrersfhaftsverhä]tniss,  mit  Kurfüret  Friedrich  in  dauernder 
miilienverbindiinfr  iin<l  einor  trnte  roligiöser  Ge^ensÄtee  und  Rei- 
nigen noch  engen  Fn^iindsihiift:  selmn  hieraus  wiü-de  «ich,  olino 
iss  man  eine  einzelne  Veranlassung  autkncht,  sein  Anscbluss  an 
aen  Kreis  erklären.  Tinmorhin  winl  man,  wenn  es  sich  danim 
jidelt.  den  Ürsprunf^  des  Verbandes  aufzudecken,  das  Augen- 
erk  zunächst  auf  grössere  Vei-sammlungen  der  Fiireteu,  kd  den 
iumborgischen  Fürstenta^,  vomelimlieh  aber  die  Cooferenz  zu 
ruchsal  und  etwa  nool»  die  ZusÄninicultünfte,  weicht!  Kndc  Juni 
id  Anfanj^.)u)i  iles  JahrcH  1562  sJatrtanden,'**^  zu  richti-n  liaben: 
•i  dor  ängstlichen  Heimlichkeit,  mit  welcher  die  Sache  betrieben 
iirde,  lind  der  Freradartigkeit,  welche  diese  Form  von  Verhiii- 
ing  mindestens  Anfangs  Iiaben  muaste.  liisst  sich  die  Grünthmg 
loe  ausgiebige  mündliclie  Erörtemugen  nicht  wohl  denken.  Die 
ihero  Wahrscheinlichkeit  würde  dann  immer  noch  fflr  eine  der 
mfpH'nzcn  im  Jnhr  1562  sprtrhon;  der  ungewöhnliche  Oedanke 
ner  Vcivinigung,  welclic  als  festgcschlosseni^s  liündiiiss  gelten 
id  dennoch  in  keiner  Weise  schriftlich  beurkundet  werden  sollte, 
jst  vemiuthen,  dass  bei  seiner  Entstehung  gleichmässig  höchstes 
KÜufnisH  nacli  Schutz  und  Sichening  und  hijcbstc  Scheu  vor 
ovokatorischem  Auftreten  gegenüber  den  kathidischcn  Ständen 
ätig  waren;  im  Verein  mit  jener  schon  erwähnten  Voraussetzung 
?fFen  diese  letztem  namentlich  auf  das  Jahr  1562  zu. 

Den  Wünschen  I^andgraf  l'hilipps  konnte  eine  solche  Ver- 
nbnrung  nicht  genügen:  ihr  fehlte  namentlich  jene  Anziehungs- 
aft, welche  ein  Bund  nach  Art  des  'schnialkaldischen  auf  Alle, 
e  sich  bedroht  fühlten,  hätte  ausüben  niii.ssen;  zudem  war  es 
ne  paradoxe  Behauptung,  dasä  sie  veHässlicIier  sei  als  eine  ur- 
Ufldlich  geschlossene  Liga.  Viel  Kraft  und  einheitliches  Han- 
•In  hat  sie  jedenfalls  nicht  entwickelt  -So  steht  sie  in  bedaiier- 
iher  Schwäche  und  Unthätigkeit  den  französischen  Ereignissen 
gen  über. 

Anders  hätte  es  kommen  können,  wären  LiUidgraf  Philipps 
anschlage  zu  Bruchsal  angenommen  wonien.     Ucberhaupt  hätte 


107)  S.  den  zulintun  Ab«chtiitL 


410 


NouDtoi-  Attücliuitt. 


ihre  Anualinio  gerade  in  jeuein  Mument  sehr  Folgooruich 
mflfisen.    Die  Kömgin  von  England  und  ihr  Rathgeher  Coril  or^i 
wogen  schon  damals  ernstlich  die  Tortheile  einer  ConfödcnitiodlH 
mit  den  Deutschen  und  tiugen  sich  mit  der  Absicht,  eine  solche^ 
anzuregen.     Dieselbe    kam   diesmal   noch    nicht  zur  Ausführung, 
doch  hätte  ein  Entgegenkommen  der  rloutschen  Fürsten  jcdenfaUs 
günstige  Aufnahme  gefunden.'*"*   In  demVerhfiltniss  des  doutscheu 
Protestantismus  zu  Franki-eioh  war  scbon  Viel  verÄäiimt,  doch  war 
damals  noch  Zeit,  mit  günstigen  Aussichten  und,  wie  es  scheint, 
ohne  ernste  Gefahr  für  den  deutschen  Protestantismus  dort  einzu- 
grcifen.    Aber  dazu  entschlossen  die  deutschou  Fürsten,  trotz  der 
unermüdlichen  Mahnungen  des  Landgrafen,  sich  nicht  eher,  aJs  bL» 
die  Wahrheit  des  Spruchs,  mit  dem   die  hugenottischen  Agenten 
ihre   Hilfe   aullehten,   sich   gewaltsiim    aufdrang:    ^Tunc   taa 
agitur,  paries  cum  proximus  ardef 


106)  State  papent  t5ül/ü2  Xo.  »46,  948,  069,  91M),  1074,  10^. 


Zehnter  Abschnitt. 


I  wie  französischcD  Diugc  hatten  sich  etwa  folgen derinasson 

entwickelt  Während  geigen  Endo  dra  Jalirrs  1561  in  der  pro- 
tcstaiitist'hou  Partei,  deren  Solbstvertraiion  und  Ansprüche  mit  der 
SecloDzalU  sehr  gewachsen  waren,  eine  bedrohliche  Neigmi;?  zur 
bewaffneten  Selbsthilfe  sich  geltend  mftcbto,  gelang  es  nach  dem 
Tuicraiizedict  den  Leitern  der  reforaiirten  (Jeistlichkeit,  indem  eiie 
all'  ihren  Einftuss  aufboten,  die  Hugenotten  zur  Hiihe  und  zum 
Gehontam  geigen  das  Edict  zu  bestimmen,  obwohl  die  Beschriin- 
kungen,  die  dasselbe  ihnen  auferlegte,  noeli  sehr  beschwerlich 
waren.  Nunmehr  war  es  die  t^pauische  und  f^uisiäche  Politik, 
weiche  den  Krieg  deunuch  zum  Ausbruch  brachte;  jene,  indem  sie 
den  Katholiken  Muth  zum  Handeln  gab,  diese,  indem  sie  ent- 
schlossen zum  Angrifi'  vorging.  Spanien  opponirto  heftig  gegen  das 
Janiiaredict  und  verlangte  energisch  die  Entfenning  der  HiTider 
Chatillou  (Coligny),  welche  nach  wie  vor  neben  Monluc,  dem  Für- 
sprecher der  IVansaction  zwischen  den  Religions|)arteien,  in  höch- 
ster Giuist  am  Ho!"  standen.  Kathaiina  wies  diese  AnmuÜiungeu 
entschieden  ziuück;  sie  wollte  sich  der  Stütze  der  protestantischen 
Führer  nicht  ontblösscn,  zumal  da  die  Vorberathimgon  zum  Januar- 
edict  auch  den  Connetable  Moiitmorency  und  den  Marschall  St.  An- 
dr6,  uebeiL  den  (iuiwes  rüe  Haupt-Führer  des  Katholicismus,  au 
den  Hof  ziulick  geführt  hatten.  Sic  drängte  das  widoixpenstigt» 
Pariser  Parlament  mit  aller  Energie  zur  Registrirung  des  Jimuur- 
edicfci;  andrei-seits  gerieth  sie  allmählig  in  gespanntes  Verhtütnies 
mit  Xavana,  der  Alles  that,  um  Spanien  zu  gefallen,  die  Registri- 
rung des  Edicts  schwüchlich,  wohl  nur  zum  Schein,  betrieb,  seine 
protestantische  Umgebung  in  eine  katholische  austauscht*?,  und 
mit  dem  spanischen  Gesandten  zusammen  auf  die  Verbannung 
der  ChatiUons  vom  Hof  drang,  obwohl  man  ihn  mit  leeren  Vor- 
sprechungen hiuhielt.  Der  Admiral  Kind  sein  Bruder  Fraiiz,  der 
General -Colonel  der  frauzüBischen  Infanterie,  reisten    endlich  ab, 


412 


Eonntor 


wnlil  (lumit  Kiitbariiia  pmcn  Vorwarid  crluelfcc,  sich  ai 
Häupter  des  KathoUdsmus  zu  entledigen.  Die  Königin  bofiUij 
darauf  St  Amirö,  Moiittnorency  und  dem  Herzog  von  Guisf,%  d 
Tlieil nehmen!  des  ^Triumvirats", ^  sich  in  ihre  Gouvernements 
begeben;  aber  Jene  blieben  imd  Guise  —  wir  sahen,  wie  er  tli4? 
Zeit  seiner  Abwesenheit  vom  Uef  benutzt  hatte  —  setzte  trotz 
des  Befehls  den  schon  begonnenen  Zug  von  ElsAss-Zabom  nnch 
Paris  fuit;  diiselbst.  hatten  die  Häupter  des  Katholizismus  von» 
redet  Mitte  Mürz  zusammenzutreffen.  Auf  dieser  Fahrt  geschah  Jeni 
Bluttbat  zu  Vassy,  die  man  als  das  Manifest  zum  Religioriskri 
betrachten  dart  Hierauf  vereinigte  Guiso  sich  auf  seinem  Schlosä 
Nanteiiil  mit  Mnntmorency,  St  Andi-^  und  andern  katholisch 
irrossen,  die  ihm  entgegengeeilt  waren,  und  zog  zweitausend  Ros 
an  sich:  in  solcher  Begleitung  hielt  das  Triumvirat  am  sechzebn- 
ten  März  einen  triiimphirenden  Einzug  in  Paris,  enthusiastisch 
empfangen  von  der  katholischen  Bevölkerung.  Anton  von  Navami. 
der  schon  wieder  täglich  zur  Messe  ging,  Überbrachte  ihm  noch 
von  der  Königin  den  Befehl,  die  Waffen  niederzulegen;  mit  offe- 
nen) Spntt  wurdf  derselbe  zuriickgowieson.  Von  da  an  blieb  Xa- 
varra  bei  den  Häuptern  der  katholischen  Partei  und  sctdoss  sicli 
in  Allem  ihnen  an.  Ob  er  den  Verheissungen,  zu  denen  Spanicu 
sich  herbeigelassen  hatte  um  ihn  zu  gewinnen,  wirklidi  dos  Ve 
trauen  entgegenbrachte .  das  er  Äusserlich  bezeugte,  rauss  m; 
füglich  dahin  stellen;  klar  aber  ist  von  den  Gründen  seiner  Felonii 
wohl  der  eine:  am  Glück  und  Stom  der  protestantischen  Sach« 
hatte  er  vorzweifelt  Die  Sehuh!  trägt,  wie  bei  seinem  Zeitge- 
nossen, dem  Köin'ge  Maximilian  von  Böhmen,  zu  einem  guten 
Theile  wohl  die  innere  Zerklüftung  der  protestantischen  Welt  und 
die  Hoffnungslosigkeit  aller  Versuche  sie  zu  einigen. 

Die  Königin  han-to  mit  Angst  und  Bangen  auf  ihrem  Land- 
sitz zu  Monceaux  des  Ausgangs  dieser  Kreigiiisae.  Hätte  Ram- 
bouillet, der  Anfang  Marc  von  den  deutschen  Fürsten  amrück- 
kehrte,  günstige  Nuehricbten  mitgebracht,  so  wäre  sie  vielleicht 
zu  einem  schnellen  Kntsohluss  gelangt;  sie  erhielt  aber  durch 
Jenen  nur  das  Versprechen  von  wir  wissen  nicht  welchem  od 
welchen  deutschen  tHirston,  im  Fall  eines  Kriegs  für  den  Pi 
tostantismus  sie  in   Doutschlaiul   ungehindert  Truppen   werbai 

1)  S.  obon  p.  299. 


ler 

lie 

otz 
nch 

abg 
en^H 

os$ 
liei^H 


fii^^ 


k 


Zehiitor  Ahsclinitt. 


413 


(m»en,  soviel  sie  bezahlen  kiiniH','  unti  sie  war  Hnanziell  völlig 
leißtunKsuufühi;^.  Dennoch  tru^;  sie  sich  oiao  Zeit  lang  mit  doui  Oe- 
(laiiken,  Bich  luid  den  Koui^  dem  Triumvirat  durch  Flucht  nach 
Orleans  zu  entziehen;  0ond6,  der  in  der  Niihe  Truppen  sammelte, 
hätto  ilirr-n  Küokzii^  decken  können:  abnr  endlich  sieg^te  die  Kni-cht: 
sie  kam  nicht  weiter  als  bis  mich  FunbiinehleHU,  wo  sie  unschlüssig 
und  zandwnd  blieb.  Sie  correspomlirto  zwar  mit  Cond6,  empfahl 
in  Briefen  ihm  sich  und  iiiren  Sühn,  luid  ennächlij^te  ihn,  da  er 
rüstete,  zu  verschiedenen  Malen,  unter  Wafien  zu  bleiben:  sich 
der  Partei  in  die  Arme  zu  werfen,  wagte  sie  nicht. 

Inzwischen  versäumten  die  Hugenotten  die  Zeit  zum  Uandeln 
aus  Scheu  vor  Schritten,  welche  ein  i-evolutinnäres  Aussehen  tra- 
gen und  ihre  Sachu  vur  der  "Welt  ius  Cnwcht  sctjcen  kuuntun. 
Zur  Zeit,  als  die  Triumvim  sich  Paris  näherten,  sandten  sie  einen 
Edelmann,  Ludwig  von  Bar.  zu  den  deutschen  t^irsten,  mit  deren 
Hilfe  sie  die  Königin  für  ihre  Partei  zu  bestimmen  hofften;  kurz 
nachdem  die  Külirei-schnft  der  Katholiketi  in  Paris  eingezogen  war, 
wicii  Cond6,  der  bis  dahin  mit  einigen  Hundert  Bewaffneten  den 
Gottesdienst  der  Pariser  Prott>stanteii  beseliirmt  hatte,  um  einen 
Zusammenstuss  xu  vermeiden,  mit  seiuen  Leutfii  aus  der  Stadt 
nach  Meaux;  dort  strömte  der  protestantische  Adel  der  benach- 
barten Pr'iviiizt-n  zusammen;  auch  der  Adniii-al  Coligny  brach 
nach  schwi'ien  Kiimpfen  endlich  mit  seinem  Bruder  bVanz  von 
Schluss  Uhatilloii  auf  und  stiess  zu  Cond6;  rann  hätte  die  Königen 
und  den  Kiinig  dun-h  einen  Handstivich  nach  Orleans  enttuhnni 
krmnen,  aber  man  btischninkte  sich  darauf,  ihr  die  Abn;ise  drin- 
gend anzurathen.  ohne  ihre  freie  EntÄchliessung  boeiiiträclitigeu 
zu  wollen,  wahrend  (de  in  ihrer  Furcht  entschlussunffihig  war. 
So  kamen  denn  die  Triunivirn  und  NavaiTii  den  Hugen(»tten  zu- 
vor; sie  ontfiilirten  den  König  mit  Zwang  nach  Vinw-'ünes;  Kntlia- 
rina,  dercm  Widerstandskraft  gebrochen  war,  fidgto  ihrem  Sohn 
rmch.  Nun  war  sie  aus  der  Leitung  L'HospitAla  in  die  der  Trium- 
virn  übergegangen,  obwohl  sie  Jonen  nicht  entliess  und  seinem 
liath  folgte,  soweit  dies  in  ihrer  jetzigen  Tjage  nucli  möglich  war. 

Als  die  Hugenotten  erfuhren,  dass  König  und  Kduigiu  in  dt-r 
Gewalt  der  Triumvirn  seien,  zogen  sie  sich  nach  Orleans  zui'iick, 
welches  sie  mit  Hüte  der  protestantisclien  Einwohner  leicht  ein- 


2)  Oben  p.  3»4  Aiim.  72. 


414  Zehnter  AhBchnitt. 

nahmen,  und  nun  waron  in  Kmnkrpich  zwei  Ht>f!rlrtger,  ein  kat 
lisclies  zu  Puris,  ein  protestantisches  zu  Orleans,  und  zwischen 
beiden  herrschte  erklärter  Kriegszustand.  Die  Königin  bot  den 
Rest  von  Einflu&s,  der  ihr  blieb,  auf,  um  Unterhandlunj^en  zu 
veranlassen;  die  Triumvirn  gin^n  darauf  ein,  namentlich  um  Zeit 
zu  gewinnen  und  Conde,  dessen  Auttiritiit  auf  der  andern  Si^-ite 
ihrer  Sache  grossen  Abbruch  that,  zu  sirh  herübc^rzuziehen;  er 
wiinJo  auf^fordert.  die  Waffen  niedeniulepen  und  zur  Terstön- 
diguu«;  an  den  Hüf  zu  kommen;  als  or  aber  die  Gegenfor- 
dorung  stellte,  zuerst  mögro  das  Triumvirat,  welches  den  König 
und  dessen  Mutter  widerrechtlich  ftefangen  halte,  sich  vom  Hof 
zurückziehen,  ents;indte  man  von  dort  aus  ilen  Obersten  Frilhlicli 
in  die  Schweiz,  Wilhelm  von  Rogendorf  nach  Deutsdiland,  um 
Truppen  anzuwerben. 

Inzwischen  hatte  in  Deutscblnnd  die  Conferenz  von  Brucl>- 
sal  getagt  und  sich  aufgelöst;  darauf  war  Ludwig  von  Bar  mit  der 
Botschaft  der  Hugenotten  nngekommen.  Sein  Auftrag  lautete:  die 
Ktlrsten  möchten  die  Köuigiu-Mutter  durch  eine  tiesandtschaft 
ilrängen,  sich  der  hugenottischen  Partei  anzuvertrauen,  und  si« 
hierzu  diu-ch  ein  Hilfsvei-sprecheu  ermuthigen.''  Wären  die  Freiuide 
Landgraf  Philipps  zu  Bruchsal  auf  soiue  Gedanken  eingegongeu, 
80  hiitte  die  nächste  Folge  sein  müssen,  dass  auch  das  Oesucli 
Bars  bewilligt  wurde.  Nun  gestalteten  freilich  die  Dinge  in  Frank- 
reich sich  in  rcisscnder  Kilo  so,  dass  kaum  ein  dircctor  Bote  von 
der  Conferenz  noch  rechtsseitig  gekommen  wäre,  ura  der  französi- 
schen Rt^gienmg  die  Allianz  anzubiet/Mi;  viel  weniger  hiitte  Bar 
noch  mit  dem  Hilfsvei-sprüchen  der  Fürsten  bei  der  Königin  iStatt 
finden  können;  nach  allem  Ermessen  aber  hätte  eine  schnelle  Con- 
föderation  mit  der  Partei  des  Prinzen  Cond6  oder  doch  eine  aehleu- 
nige  Unterstützung  derselben  erfolgen  mtlsscn;  denn  wie  sich  bald 
ergab,  gewann  die  hugenottist'ho  Waffenerhebung  schnell  nicht 
nur  die  allgemeinen  Sympathien,  sondern  auch  das  RcchtsgefiiW 
jenes  Fiii-stenkreises  fflr  sich,  ausgenommen  den  einzigen  Christoph 
von  Wüittomberg,  der  dem  einstimmigen  Gutachten  seiner  Freunde 
gegenüber  doch  nicht  selbstständig  genug  war,  sich  abzusondern; 
nur  Scheu  vor  Ausgaben  und  Furcht  anzustossen,  überhaupt  die 
Zaghaftigkeit  und  unverbesserliche  'Saumseligkeit  ihrer  von  nebea- 


a)  Friodr.  IUI  Christ  d.  27.  MÄrx.   Klnckli.  T,  p.  265. 


Zohnti^r  Alsohnitt  415 

Rücksichten  f^'eieitpiten  Politik  war  es  dann  noch,  welche 
die  Fürsten  nicht  zu  schDellem  Eingreifen  kommen  liess;  einmal  zu 
Bruchsal  überwunden,  hätten  diese  Schwächen  auch  fernerhin  ihre 
Action  nicht  so  lange  aufhalten  kuanen.  Zudem  hätte  die  An- 
nahme der  Kntwürfe  f^tidgruf  Philipps  v*irrauthlidi  ein  gemoin- 
sanies  Vorgehen  mit  England  herbeig<'führt;  dii^s  hatte  dun  Für- 
sten ihren  Entächluss  erleichtert  und  eine  deeto  wirksamere  Intcr- 
■ventiou  ijn  Beginn  des  Krieges,  wo  Alles  noch  günstig  für  die 
Hugenotten  lag.  ermöglicht,  statt  dass  nun  die  französischen  Pro- 
testanten mit  Engländern  und  Deutsehen  getrennt  unterhandeln 
mussten,  um  nach  uneutilicher  Verzügerung,  als  der  Krieg  sie  schon 
2u  vernichten  drohte,  llntorstUt^uugeu  zu  erhalten,  die  jetzt  eine 
rasche  gluckliche  Entscheidung  nicht  mehr  herbei t'ühi-en  konnten. 
Landgraf  Philipps  Pläne  waren  verworfen  worden  und  über 
Bars  Anbringen  begann  man  eine  schleppende  fruchtlose  Correspon- 
denz.  l)cr  Uesaiidte  richtete  seinen  Auftiag  etwa  am  25.  März 
bei  Kurfürst  Friedrich  aus.  Sein  Bericht  vom  Abfall  des  Königs 
von  Navorm  und  den  Absichten,  dio  der  Abtrünnig«?  nunmehr 
jgemoinsiim  mit  den  Guises  verfolge,  stellte  die  I^age  iIcs  Pn>to- 
stantismuK  in  Fninkreich  hilfsbedürftig  genug  dar;  auch  meinte 
der  Kurfürst,  es  sei  ohne  Zweifel:  was  heute  an  den  armen 
Christen  in  Fraiikmch,  das  werde  morgen  an  den  deutschen  Pro- 
testanten sein;  dennoch  führte  er  aus:  mit  der  Intercossionsge- 
saudtschaft  an  die  alte  Königin  und  ilom  Hiltsancrhicton  sei  dort 
wenig  zu  helfen;  die  Königin  wolle  ja  Chrisimn  nicht  bekennen, 
sie  sei  denn  zuvor  menschlieher  Hilfe  versichert;  das  sei  ein 
schlechtes  Bekenntnis^  um!  darauf  könne  man  nicht  bauen.  Unter 
solchen  Auseinandersetzungen  empfahl  er  den  Boten  dem  Herzog 
Christoph.'  Dieser  stimmte  ihm  bei.  Immerliin  waren  Beide  be- 
reit, an  einer  Gesandtschaft  zur  Kmiahnung  der  Königin  theü- 
zunehracn;  doch  wohl  mehr,  um  nicht  den  Vorwurf  dvr  Cileich- 
gültigkcit  auf  sich  zu  laden,  als  aus  rechter  Lust  zum  Werke; 
denn  sie  beschlossen,  sich  vorerst  durch  Schreiben  an  Navarra 
und  die  Königin  über  die  Gesinnung  derselben  zu  untemcbteu 
und  genauere  Kachrichten  über  die  Lage  in  Frankreich  einzu- 
ziehen.* Das  Alles  war  dem  Sinn  des  Landgrafen,  den  der  Bote 
nach    Christoph   aufeuchte,    wenig   gemäss.     Er   richtete,    da   die 


4)  Frictir.  an  Pliil.    Klackh.  I,  p.  2(Mi. 


4  Hl  Zehnter  ÄbscliniH. 

AUian/  mit  Fmnlvroioli  ;,'Osohtüit«!rl ,  nunmehr  fioineii  Blick  au^M 
Ziel,  seine  Freunde  wenigstens  zur  Unterstützung  der  Evangeli- 
schen in  Frankreich  zu  bewegen.  Allein  durfte  er  dieselbe  frei- 
lich nicht  wagen.  Kr  antwortete  daher  Bar  nicht  nur,  er  sei  mit 
clei'  verlangten  Gesandtschaft  zufrieden,  snndem  versprach  auch, 
im  Fall  die  Küni^in  vom  Pa{>st  und  dessen  Anhang  überzogen 
würde,  sie  mit  ziemliclier  Hilfe  nicht  zu  verlassen,  vorausgesi'tirt, 
dsoss  Pfalz  und  Württemberg  tbeilnähraen.  Mit  Diesen  wuUte  er 
noch,  da  der  Gesandtschaftsauftrag  an  all©  Drei  lautete,  eine  ge- 
meinsame Antwort  verabi-oden.^  Sogleich  forderte  er  auch  Frie*l- 
rich  und  Christoph  auf,  sich  zur  Sendung  nach  Frankreich  zii 
vpr:>täni3igen  und  einen  Ort  für  die  Zusammenkunft  der  Abgo- 
iirtliieti  n  zu  bestimmen.  Seiner  Meintuig  nat-h,  schrieb  er,  sei 
es  Pflicht,  die  Oesandtschatt  zu  schicken,  denn  sonst  dürften  die 
Säumigen  vor  (Jott  für  den  Abtall  Fi-ankreichs  von  der  wahreD 
Keligiou  verantwortlich  werden.  Ja,  es  wiirc  auch  gut,  die  Köni- 
gin und  die  Herren  in  Frankreich  zu  vertrösten,  man  Avcrde  sie 
dem  Pa]ist  und  dessen  Anhang  gegenüber  nicht  ohne  Hilfe  lassen: 
Wühl  .sei  Der  im  Glauben  schlecht  gegründet,  der  allein  auf  Meii- 
schenlüilfe  baue;  aber  von  dem  Vurwiuf  mangelhaften  Oottver- 
tranens  sei  wohl  Niemand  frei;  dai'um  sei  der  Starke  vorptlichtet 
den  Schwachen  nicht  fallen  zu  lassen,  sondern  ihn  zu  tragen. 
ihm  beizustehen,  ihn  zu  fördeni  auf  jede  Art:  „es  ist  uit  alleni- 
halben  so  volliiomnmor  Glaube  in  uns,  dass  wir  müssen  sprechen: 
Herr,  ich  glaube;  lülf  meinem  Unglauben.'*^  Das  war  der  Wep. 
auf  dem  man  vielleicht  vonnals  den  König  von  Xavarra  häUß 
halten  küunen;  jetzt  galt  es  —  nach  der  Keuntniss,  die  man  ia 
Deutschland  vom  Stand  der  Dinge  hatte  —  das  Grössere:  man 
musste  die  Regentin  selbst  bestimmen,  sich  gjtnz  tler  protestan- 
tisi'hen  l^artci  zuzuwenden  und  von  dieser  die  Erhaltung  des 
Friedens  und  der  bönigliehon  Maclit  zu  erwarten.  Statt  dessw 
verdarben  Jene  die  Zeit  mit  Erkundigungen,  bevor  sie  sich  nucb 
nur  zu  einer  Ihatlosen  (resandtschatt  eutsehliessen  mochten.' 


5)  Antwort  auf  IJa»  AVt?rlimi(i,    Cassol,  d.  9.  Ap.   Hs. 

r.)  Phil,  an  Frit-dr.   Vassur],  li.  !).  Ap.  (vgl.  Klurlh.  I,  p.  2ß7  Note) 
Ziisendmi;'  dor  Werbnrig  Bars  und  seiner  Aotwort.    Its.     Vöin  soll)0ö  t>attiro 
an   Chii!>t.:   schickt   ihm   das   Schruiben   Friedrichs   vom   1.  AprÜ  (KIucUl 
p.  266),  die  Vorhang  Bars  land  seine  Antworten  auf  Beides.    Bs. 

7)  Dio  Briefe  wurden  zoin  Uoborflos»  tH-tir  &jßt  (am  11.  rusp.  15.  ApriO 
au%i»rt'rtigt;  s.  dio  Tuxty  bw  Kluckli.  1,  p.  277  — 381  u.  tnUletiu  1.  u.  p.  504— 511. 


ZBhnter  Abschnitt.  ^^^^  417 

en  Vorschlag  tics  rjHiHlp-nft'ii,  HiltV-  anzubieten,  antwortete  der 
Kurfürst  auswfi<:hend.  Herzog'  Chriatopli  brac^hte  Ge/^nbodeuken 
vor.*  Mitten  in  dißse  Correspondenz  hei  die  Nachiicht  bineiu, 
dass  es  zu  spät  ftlr  Knnahnutigt^n  und  Trostworte  sei.  Am 
19.  Apri!  cmpfinp  Kurfürst  Frii'dri<'h  Buritrlit,  rlass  Coiid6  mit 
Ht-in«*ni  Anhang'  Orleiuis  cingi-noaunen,  und  dass  er  ^;G\valtig  rüste. 
Er  solirieh  darauf  an  Landj^raf  Pliilipp:  nunmehr  möchte  es  wohl 
nicht  mehr  Zeit  sein  für  die  (iesandtschaft,  welche  Bar  vorge- 
schlafen: jetÄt  wiuv  ober  nöthig,  zwischen  den  Parteien  zu  vor- 
mltteln.  um  l'Vieden  zu  stiften."  Am  seihen  Tag  langte  zu  Giessen 
bei  L^andgriU*  l'hiEipp  ein  lieKsischer  HHUptrnaiin  an,  der  am  Kl  April 
zu  Paris  aufgesessen  un<l  in  der  kurzen  Zeit  heimgeritten  wju". 
er  brachte  austubrliclie  Mittheilungen:  wie  Guise  mit  bewaffnetem 
Vulk  in  Paris  eingezügeu  und  Condö  die  Stadt  verlassen,  wie 
dieäSf  sich  mit  Coligny  vereinigt  und  die  Hngtinottcn  die  Stüdto 
Orleans  und  Uuurges  eingennmmen,  wie  die,  erston  Verhandlungen 
gescheitert  imd  darauf  vum  Hof  aus  Rogendwrf  und  Frühlich  zum 
Werben  aUHgcsaudt  Wditleu.  "^ 

N'oeh  am  selben  Tage  lie>,s  Philipp  diesen  Btrii'ht  an  Kur- 
-«ftchseu.  Kurptalz  und  Württemberg  abgehen;  er  thoilte  mit,  dass 

H}  Friodr.  an  Pliil.  J.  19.  April,  8.  Kluckh.  T,  \>.  207,  Note.  Clirist.  twi 
Phil.  Stuttj^rt.  d.  2t.  A|i.  tpci  Kiigicr  U.  p.  848  (auch  inctm*  Notizen  iiauh 
Hs.  g«h*;n  ilfni  21.  .April  im,  liiilicr  wohl  irrthünilicli  l)oi  Kliickli.  I,  p.  267  Not« 
der  2(>.).  ^  I>er  pagli«^ctie  ■•csandt«  in  Tans.  Thrnokmurtoit,  erzüblt  .im  8.  Mai: 
zu  iluu  xA  eiu  E>l<-liiiaiiti,  M.  d«  Luc.  j^tkmninen,  •I'T  ilnn  i^rKablt:  er  hahi' 
vom  Knrfürsteii  von  Vtulz  und  vom  Laudgrafon  Auftrag,  der  KöniRUi -  Muttßr, 
Coad<>  und  dem  Admiral  zu  LTklürvu,  dflsa  ji-iic  Fürsten  dieselben  tu  ihnrr  Noth 
»u  u.ut*"rrtütxrD  pesomien  seien.  (State  paper«  Ifiß'i,  Xo.  28(3(.  Dieaer  Edelmann 
konnte  fpüteRTcijg  F-tadr-  April  nbgi^fertigt  sein;  •>«  findet  »ich  «önst  ilhor  seioM 
MtSHion  keine  Na<;lin<ht-.  nm  li  ist  für  iliesellie  in  den  Verliandliui^Mi  der 
i^*iir8ten  wiihttnid  do»  Kanx^'n  Apnl  imd  n^K'li  iSnger  kein  Kanni;  nann^nÜiL-h 
wünl»»  sie  der  llntlniiK  Knrfurst  Friedrichs  voükommni  widi-rHpnK'lien;  ist  oin 
nolrlies  Vorsp)'och''n  wirklich  {;emactit  worden,  »o  knnn  *.•»  nur  vom  Ijandginfeii 
aU.q'ii  uusgnguigen  sein. 

Ö)  lu  i'iiiflr  i'iptmhrin'Jigen  NurlLsthrift  zu  dem  in  voriger  .4nni.  crtirton 
SchreilMiu.  Jn  dereelbt-n  erinnert  Friedrich  an  ,  crechrookliche ■*  Zeitougoii,  die 
nr  HcboT)  vor  sechs  Tagen  an  d*^n  l^andKrafon  goschickt:;  nicht  aber  mit  Bezug 
Auf  diesn.  wie  Kluckii.  1,  p.  207  in  der  Note  angiebt,  MmdetB  in  Hiiisiuht  nuf 
Jieufi  NachriciiU'n,  des  Inlmlt*  win  im  Text  nugi-gebiin,  spricht  er  die  Mcininig 
Ans.  dasH  **»  nun  Zeit  sei.  ku  verniiUnln  gtatt  /m  ermAlinun.     Hs. 

W)  Ut-richt  EU'rhuid  Kliugelber^^-i's,  der  den  lU.  April  zu  (iieüäuu  on- 
Bekominen.    Ha. 

27 


418 


Zehnter  Abschnitt 


er  soinen  Untei-thanen  verböten,  sich  für  die  PapUtou  anw^ 
zu  la^^sen:  überhaupt  halte  er  für  gut,  dem  papiätiscbeu  Tbei! 
den  Zuzog  möglichst  zu  wehren;  Pfalz  ußii  Württemberg  fordoru> 
er  dabt'i  auf,  eiaige  ihrer  geschicktesten  Riitho  nach  Frankroicli 
XU  enteenden.  tun  durt  einen  Frieden  zu  vermitteln.  <ler  Condf, 
dem  Admiral  und  seinen  GeiiosM^n  wietler  zu  Gnaden  beim  Köiiif^ 
verhelfe  und  den  Vernichtimgskrieg  vom  EvangeLium  abwende, 
ilenn,  schrieb  er.  dieser  Tunnilt  kömite  Frankreichs  Verderben 
werden,  und  siegten  die  Papisten,  so  möcliten  fiie  naclimals  wt>iil 
versuchen,  es  in  Deut^rliland  ebenso  zu  machen.  Er  i?rbot  sicJi 
auch  seinerseits  an  der  Gesandtschaft  thmlzunehnum. "  Üantöf 
Uid  Kurfürst  Friedrich  den  Ijjuid^'nifen ,  Herziig  (liristnph  iiDii 
Mai'k^af  Karl  ein,  Kiitbe  zur  Besprechung  der  nüthigeii  8<-hrittf 
auf  den  30.  April  nach  Gelnhausen  zu  schicken.  Pfalzgraf  Wolf- 
gang, welcher  der  Kürae  des  Teiiuins  halber  keine  Aufforderutif: 
mehr  erhalten  konnte,  wurde  von  dem  Vurgehou  der  Fiii:^^ 
lienae  brich  tigt. "  ^H 

Karl  von  Ballen  unterliess,  wir  wissen  nicht  aus  weleluan 
(*runil,  den  Tag  zu  bewhicken.  Heraug  Christuph  meinte,  du- 
WalTenorheburig  Condte  sehe  sehr  nach  einem  puUtistJio«  Auf- 
ruhr ans  und  der  König  von  Frankreich  möchte  wohl  den  Ver 
sueh,  Frieden  zu  vonnittelu,  als  unbefugte  Einmischung  iu  wii» 
Keginient,  als  Unterstützung  einer  straflichen  Kebellion  ansehen: 
nur  widerwillig  fügte  er  si<'li  den»  Gutachton  Frie<lrichs  mid  unl- 
nete  stiino  Hiitbe  ab.  Dieselben  wunlen  instruiert,  seine  BedenkeJi 
geltend  zu  niarhen;  doch  war  ihnen  erlaubt,  sicli  lier  Meimm? 
der  AiiilMrii  Hiizuschliesseii,  wenn  die  Gesandtschaft  dennocb  I»- 
lieht  würde.  >=>    Zu  Gelnhausen  nun  beantragte  der  hessische  Kanz- 


11)  Philipp  Oll  Christ.,   muL   maL  Pfah,    OiesscD,   d.  11).  ApL    V«^ 

»i>ll)on  Ta^  au  Auj^i^t    IIa. 

12)  Kriwlr.  an  l'hiL  d.  22.  Apr.  s.  L  IIb.  Um  das  l*rDjoot  rauf  i 
OeKaiHitwIiaft,  wif  ('ninit'  >*it*  im  Vürjalir  und  \m  dt-r  noitUnhen  SoDdOQg  BiP 
KMVÜnwht,  d.  h.  einer  InttTüussJou  hei  der  Kijnijnn- Mutter  zu  Ounsr"!! 
pmtHKtanliHcliBii  Politik,  liniidtdt  »*  sieb  \m  dicsL-r  0>tjIer»'iiz  nicht  mi'hj, 
Kiiglt^vll,  p.  350  int^iiit;  der  Zweck  ist  vod  vonihcToin  wctj^atlich  rvn 
imuh  Frit^nrh.s  Rinladuii^sdtreihoii  ttoll  lioraÜieo  winden,  m-'w  der 
KnirikrcicJi  xki  viiUt>n  sei,  wie  man  (seil,  zu  diesom  BeliuO  eino  Jjoffijiaa  v^ 
Fmiikieicli  Hrhic-keu  süUcs  wie  für  diusollw  Geleit  xu  i>rlnngfn  und  wu  t 
noth  sui. 

13)  Kugler  !I.  p.  350,  Sril. 


Zehnter  Abschnitt 


419 


fler  Reinhardt  Soheffer  eine  staltJiche  Gesandtschiift  an  den  König 
'von  Franki-cich  und  die.  welclu.-  durt  im  Hfgimont  s«ion,  sowie 
,mi  Coud^'^  den  Adniiral  und  ihivu  Anliaiig,  um  boiderseits  güt- 
^che  VermitttduDg  luizubioton ;  bevor  sie  abgehe,  sollte  man  brief- 
licii  um  freies  Oeleit  eiiikummen. '*  Da  nun  die  pfUlKiachen  Räthe 
mit  den  hessiscbfu  übt'i-eiustimmtcn.  wunle  <lie  Sendung  be- 
,:8chlussen;  man  entwarf  Si'hroib»>n  an  di'n  Konifj  von  Frankreich, 
Idie  Königin-Mutter,  Navan'a  und  Cund6;  ein  pfälzischer  Unter- 
thati,  Hiuis  Kii^t-Ihurd  vuii  Scbönborg^  sollte  mit  dtmtielhon  an 
den  fninzösisrlicri  Hut  i-ilfii  und  da«  freie  (ieleit  iM'bitten.'^  Nuidi- 
ijnals  traten  WoLfgang  van  Zweibrüi-keu  und  Karl  von  Baden  dem 
unternehmen  bei.  •*■' 

Neben  der  (ie^aiidtscbaft  liwts  Philipp  durch  8ehefler  bean- 
n,  dass  den  Katholiken  jtnler  Zuzug  aub  di*n  Ijindfrn  der 
.za  Uelnhaiiäen  vertretenen  Küi'sten  versagt  würde.  Damit  boab- 
tigte  er  «rhwtTÜuh,  dass  aueh  den  Huf^^mutti  ii  Wiibun^'en  ab- 
blagen  werdfu  solltou;  beauttragte  er  duih  SihttTer  zugleich. 
im  Kall  die  Andern  Neigung  zeigten,  die  Hugenotten  mit  Üeld 
udor  Kriogsvolk  zu  im  torstützen,  des  Landgrafou  Bereitwilligkeit 
zur  Tboilnalime  zu  erklären. ''  Cbristupli  und  Kriediicb  hatten 
aber  in  ihn>n  lianden  bereits  Mandate  ausgehen  lassen,  welche 
den  Unterthanen  allen  nnd  jeden  fremden  Kriegsdienst  verboten/" 
zu  (jf'lidiiiusen  cntwHrf  inuii  diinn  der  liessisdie  Itath  wurde 
venuutblicli  übei-stiiumt  uder  nahm  überhaupt  nicht  Theil  —  ein 


M)  InHtnictiiin  vom  27.  A|irtt  h.  I.  Hk. 

15)  KugU'r  11.  [».351  i;jtir1  hierfür  nur  Kluckli.  I,  |>.  30.?  ivn\\i.,  wflh- 
reiid  «Uselbhl  nur  Hni'l'i?  an  üi'u  Küni^  uuU  tJii'  Künigin-Muttirr  L>rwiiliul  \v<t- 
(Ipii;  Hehüiili^rg  iialiin  ali^-r  in  tlfr  Ttiat  nucli  Brit-rc  au  Navarru  und  Canü» 
niH.     (rtiil.  AD  Aug.    i-'asst?!  s.  d.     lim,} 

16)  Sutö  papcrs  15Ö2  No.  74(2j,  244 (.1). 

17)  Sehoffors  lustrnc-tion  (s.  Anm.  M):  „Da  aach  fiirlior,  dass  der  Kiir- 
[iurjt  PTalzgrafT  \uid  dit*  atidi^ir»  t!'-'UMigt  wjireii  . . .  was  da  bi,*«i]ligt,  »olle  zu 
ttauferuai  tbeil  aadi  tiit  iiiaiigidri."  E.>h  sf.-li^iat  also,  daäs  8c^hufTi*r  die  luitiative 
,der  Audt^m   ^rwart^u    sollte.     I3li   die  Sac-Kc  xur  Spt'Aolie  gi>kutn.niet] ,  tiude  ich 

'  nirgondK  i'nvühiit. 

'  18)  Erlass    l'hri.stophs    ,iuj   all  olit^r  und    uudtT  aiiiptlput    dfs   fdrslon- 

rthumbü   Wiirteml-org",  Stuttgart,  d.  28.  Ap.    Us.,   iJelL  zu  oinom  St-lireiU^n 

Friodricha.  —  Friinh'.  an  VhÜ.  Heidelberg,  d.  30.  Ap.  erinnert  den  Ijaudgrafen, 

BB  er  denufeltien  U'reits  Mittbeiluug  wn   oiaero  eutsprocheudeu  Mandat  lu 

lafaien  Landen  genuu.-bt.    Bs. 

27* 


dJH 


zehnter  Ateohnitt 

entsprochen  des  Manrlat  für  aUe  rfrei  verhandelnden  Fürsten;  die 
präi7.is<lM»n  lind  wüi-tteniliorg^iscbcii  Uütho  i'rsnclitt'n  L»ndt:raf  Ptii- 
lipp  brieflich,  den  Kurfürsten  von  Sachsen  Kum  AnschliLss  uufzu* 
fordern  und  /.n  vei-anlaN»en,  tlass  er  60  weiter  an  BätifmarV. 
Hrandenbui^.  Mecklenburg,  Lüneburg,  Pommern  und  Holstein 
iintxT  gU>ichür  Kinladiing  beRirdere.  Der  Landjsfraf  konnte  nJcbts 
AndoreK  tliun,  als  es  anztinclimen  und  weiter  zu  senden.***  D^ 
Unterstützung  der  Hugenotten  kam  unter  solchen  Umständen 
Gelnhausen  vermuthüch  gar  nicht  zur  .Sprache. 

Nttfh  bevtu-  die  Küi-sten  die  Berichte  ihrer  Käthe  von 
Uolnhäuser  VeihaDdlungen  eniptingon,  begannen  Botschafter  hihI 
Manifeste  vrm   bniden   K i iegspartoion  ans  Krnnkroich   oinzutrc-S^H 

Der  französische  Hof  hatte,  nachdem  man  Condö  zum  ersWJfl 
Mal  vergeblicli  zur  Xiedeilegung  der  Waffen  aufgefordert,  einen  ' 
ki'migliohen  Erlass  publicirt,  der  die  Gefangenschaft  dos  Künip^ 
und  seiner  Mutter  in  Abrede  stc>nte.  das  Januaredict  bestätigte, 
als  habe  Niemand  daran  godaciit,  ihm  seine  Geltung  zu  nehmen, 
zugleich  tibcT  für  Paris  und  seine  Bannmeile  dasselbe  aufhob. 
Uiitenlessen  scliloss  Condf^  mit  dem  gesiuiimten  protestjuiiis<;ben 
Adel,  der  zu  Orleans  versammelt  war,  eine  Association  zur  Kr- 
Imltung  der  Ruhe  des  Reichs,  der  Würde  und  Freiheit  des  Köiiip- 
unter  der  Rogentschaft  seiner  Mutter,  der  Königin;  die  Bundee- 
urkunde  ernannte  Cond6  als  gebonien  Rath  des  Königs  und  ßfr- 
scliützer  der  Krune  zum  Haupt  des  ganzen  Untcmohmenft.  Auf 
die  oiTicutcn  Friedonscrbietungen  des  Hofes  hin  verlangte  Coud" 
na<ih  wie  vor  die  Entfernung  des  Triumvirats,  zudem  uneinge- 
schriiiikte  Geltung  dos  Januaredict«.  Zur  Begi-ümlung  wurde  dar 
auf  hingewiesen,  dass  den  Friedeuserbietungen  der  Triumvini  nifht 
zu  trauen  seL  Dass  mau  sich  hierin  nicbt  täuschte,  bewies  mt 
Bittschrift,  welche  Jene  am  4.  Mai  dorn  König  und  seiner  Mutter 
ptiiseutirten;  sie  verlangten  vollkomnicncn  Widerruf  des  Januar- 
cdicts  und  Verbot  jedes  nicht  katliolischen  Kultus  im  Reich;  um 
diesen  Preis  erklärten  sie  sich  bereit,  sich  bis  ans  Kndo  der  WHl 


19)  Phil,  nn  Aug.  Anf.  Mai  (unvollendetes  und  undarirtes  Couoqit : 
Dw  Vaudat,  »owie  das  tsohrcibeD  der  Itättic  la;;  mir  niclit  vor:  lelzteti-ä  >ti- 
tirb*  vom  2.  Mai.  (ifgou  Krieilnvli  äusserte  p]iihji|i,  das  Mundat  gi^fidlc  ilin 
Wühl;  inaii  wird  dic^  nicht  t^Boau  tirbtiifti  dürfen.  Doch  \iw8  er  vs  nui^fnhn«; 
alli'iii  uriljff  u\\>'t\  FiiiMi'n  dt>n  Hugciit>tt'ii  Werbung  m  gfstftttoD.  war  «<** 
ühüc  Oeralir.     if'hil.  fiu  Fiicdr.   Ciusfl,  d.  -1.  Mai.    Ils.) 


Z(?hiiti.'r  Alisrhuitt. 


421 


turückziu&iohen.  Die  Köui^in  siiclitc  diese  Blttscbrift  ^lieiui  zu 
|i)alteii;  sie  kam  dennuch  iu  die  Hiiiide  Cond^<s.  Um  so  wem^T 
jj^unnte  er  nun  auf  die  Forderung  der  Entwafftninp;  eingehen : 
[dennoch,  und  obwohl  manchp  Stimmen,  so  mimvntlich  der  Ad- 
imiral,  zum  L/jsschlöj^cn  tiriin^en.  liess  er  sich  noch  ^rimnie  Zeit 
iinit  ünterhaudiungen  biii}ialten.  Uiiterdewsen  zo^f^n  die  (Jegner 
Truppen  aus  dem  Ausland  herbei;  aus  beiden  Lagern  aber  er^ 
iginj^en  öffentliche  Krklürunjjen.  Schreiben  an  ilio  Behörden  in 
Frankreich  und  dit>  auswärtigen  Mjiitht<>.  in  donen  beide  Parteien 
iJir  Kecht  dar/utliun  sucliten.  Von  hugenottischer  Seite  führte 
man  aus^  diLss  die  <iuisi's  beubsicliti^'ten.  die  Autln'bunjj  «Ic«  Januar' 
lediots  von  Paris  über  ^'anz  Frauki*eich  auszudfhuen,  duri^h  Ver- 
iftdgiinf;  aller  Widei-streheudeu  die  protestantische  Adolspai*t*>i  und 
Diujenigen  vom  dritten  Stand,  welche  Üirer  MachtÄtoUung  im 
Wege  >wien,  zu  beseitigen  und  so,  g<>stützt  auf  den  ('lerns  und 
die  kathulischeii  Massen,  die  herrsch  ende  Stellung  wieder/iige- 
;winnen,  welche  sie  zui*  Zeit  König  Franz  des  Zweiten  besessen, 
die  Gewalt  der  Krone  illusorisch  zu  machen.  Man  wies  dabei 
mit  Geschick  und  gutem  Grund  auf  ilie  Voi^eschichte  des  Biirger- 
ifcricgefi  hin  und  betonte  vor  Allem,  da»;  König  und  Königin  sich 
iröllig  unter  dem  Zwang  des  Triiumirat^  bcfändon,  mithin  die 
lottiziolhm  Actciistücke  des  Huts  itline  jede  Beweiskralt  würiMi.  In 
;die:icn  letzleron  wiederum  wurdü  die  Gefangen sehal't  der  Miye- 
iBtaten  in  Abrede  gestellt,  die  Waffenerhobung  der  Hugenotten  als 
Kohelliou  dargestellt;  nur  tlass  man  die  Pei-son  Cond6s,  den  man 
JEU  gowinuen  wtinR-litc.  möglichst  schonte.  Mit  Schriftstücken  sol- 
)choT  Art  kamen  die  Agonten  beider  Parteien,  um»  UnterstiitKung 
fiir  ihre  Suche  zu  gewinnen,  nun  auch  zu  den  protestantischen 
[Fürsten  Deutsehlands. 

Im  hugenottischen  Lager  waren,  da  die  Gegner  im  Ausland 
mu  werben  begannen,  vnn  Anfang  an  viele  Stimmen  dafür  go- 
wosen,  eine  schleunige  Truppcnunterstiitzimg  von  den  deutlichen 
Fürsten  zu  erbitten.  Coligny,  der  erklärte,  lieber  sterben  zu 
«rollen,  als  zuerst  fremde  'lVup]>en  ins  Kelch  zu  bringen,  setzte 
einen  andern  Beschluss  durch:  man  begnügte  sich  vorerst  mit 
äora  Versuch,  die  feintllichcn  "Werbungen  in  Üeutsi^hland  und  der 
ßchwei!S  durch  Appell  an  die  evangelischen  Füreten  und  Kidge- 
{küsson  zu  vereiteln.  Kach  Deutschland  fertigte  Cond6  innerhalb 
preniger  Tage   zwei   Botschafter   ab:    vor   dem   20.  April,   wie  es 


422 


Zehnter  Abschnitt. 


scheint,  Jean  Descholles  oder  Ocquus,  kurz  nach  diesem  Terrara 
Herrn  von  Veztnes,  iUes<'lbi.Mi  Agouten,  woloho  schon  im  voi^ 
Herbat  gloicbzeitig  und  mit  ^enieinsaDicm  Auftrag  die  dcutsc! 
Fürsten  btsuoht  hatten.  Ihr  Auftrag;  war  auch  diesmal  der  gleicl 
sie  sollten  den  protestantischen  Fürstou  CV»ud^  erstes  Maui 
(vom  8.  April)  iiberbringen  und  bitten:  die  t>irst»n  möt'hit'n  die 
Worbüügen  ihrer  Oe^ner  im  Reich  vorhindern  und,  im  Kall  die 
Hugenotten  dessen  benöthigt  würden,  ihnen  mit  einoin  DarbOin 
behilflich  sein.  Zugleich  oder  kurz  naclieinander  pjissirten  lieid'' 
den  pfälzischen  Hof;  von  dort  reiste  Ocques  nach  Hessen,  Voziues 
nach  Wiirttomberg. "" 


20)  S.  zuerst  Fr.  an  Christ,  d.  3.  Hai,  Eluckb.  |i.  290.  291.  Kiu 
Condcs  Biui  Oileantt  vom  20.  April,  der,  wio  c«  schoiat,  als  Circular  nn 
Atuahl  (Iimtächer  Fureten  erging  (s.  Mem.  de  C.  11.1,  |>.  109;  vgl.  State  iiap 
1Ö62  Xo.  11  [I||,  urwältnr  nur  Ocquee  hIs  a)i^<.«chivkt;  Vezint-s  moits^  iloo 
spätfir  aliKHf'Tlij^'t.  wrirdmi  sein.  Ocriußs'  Aiinftneiiln-il  in  Hfiilflliert  ^ht  diinHu 
horvor.  ihis»  itr  il'L'tii  liAiidgrafüii  ßriofscIuifUii]  vüiii  Kurriu'vicn  Friedrich  mit- 
brachte (Fhil.  aa  Aug.  dcti  7.  Mai;  k.  untoa^  (X-ques  ist  am  7.  31iu  äthoa  in 
Crsso],  Vczitias  reist  .sp&tcstomt  den  3.  Mai  vim  Moiilollierg  oh,  *i.h*  müicaaa 
alao  den  prälziarbon  Hof  zaßleinb  oder  kurz  miohi^ioandftr  pnssjit.  balifn  (.Klwib. 
&.a.  0.;  I'kü.  au  Aug.  Cassul,  d.  7.  Mai,  Hb.),  Du»»  der  Auftrag  der  boMaa 
Gesandten  ühorciiistimmto,  wird  mehmialä  gusagt:  I'hiL  an  Ohriüt.  Caxsel.  d«n 
18.  Hai  und  Chriät.  an  Thil.  Tübiogen,  d.  25.  Mai  (beide  Us.)  ihtulea  tkh 
üegenseitig  mit:  sie  haben  sioh  die  WyrbuDgon  ilcr  Gewandten,  welche  W-i 
ihnen  gewoseo,  nicht  zujiewbifkt,  weil  Jeder  veniuminfo,  dass  zu  dt-m  AikImd 
ein  Bola  mit  gk-jch-^ni  Aiiftrsig  Ri?f,'aiim't).  —  her  ^:lm^^•  Inliait  de«  Auftrur- 
ist  ersichtlich  au»  Khickh.  I ,  p.  'J91  (auch  tX-ques  bincUtc  das  Ansst-hreibcu 
OoodcH  vom  8.  April  mit)  vgl.  noch  arcona  11,  p.  216.  Pio  Instructioo  in  die 
mem.  de  C.  UI.  p.  271  xvird  ftu*  einen  dieser  Gosandton  oder  )>Gid^  ausgeslttlb 
gewesen  sein;  Kluekhohn  a.  o.  0.  meint,  sio  [ifts.se  nivrbt  liLTber.  weil  in  är 
diu  Hltto  um  t'in  Uarli'hii  fehlt;  di»;  Worte,  in  denen  Kurfüi-hl  Friiilriob  die 
Werbung  nilttlieilt,  koimi^n  jil»er  »ehr  wnlit  eWn  dithiii  frwlentet  werden,  «las 
(lieber  Thui]  drs  Auftrugt  hi  der  Iiiätructjtm  Ti'blti':  (VezineK  bat)  „nach  iakib 
Be>'ner  instmctjou  g(ib<>tteD  ....  und  buth  dflnL>beii  (lüimlieh  nt-ben  seiner  li* 
struütiau)  um  ayn  luibhen.'  Dusi«  us  m  g(;nieii]t  ist,  lü&st  »ich  weiter  seUieasta 
i]  daraus,  ilaäd  diu  fraglirbo  InHtructiou  in  omo  andun;  Zoit  uieht  passet  oatf 
ändert'  hugenottisch i*  tii.'s^imdt^.'n  als  Vezines  imd  Ot-ipu«  um  di-'y^  Zeit  n 
Dout^'ichlnnd  nicht  nachweiHhar  Hind.  KJuckhohn  (I,  p.  21(8)  Idsst  zwar  m 
11.  Mii  lti(i2  Friedrieh  einen  EniprehKiiigst*hef  an  Wolfgang  für  den  AgeiHS 
llittuniiin  KrlmMbi-i);  es  tat  jibiT  kaiiui  niit^Üch.  dass  I)itfSi>r  am  11.  Jlii  i> 
Döutsrhland  war,  denn  er  befand  ^irli  am  17.  Mai  in  Orleant»,  wie  sidi  aok 
eioem  Urief  von  diesem  Ort  und  Datum  an  I>andgitif  l*hilipp  ergiebt.  Dorsdto 
ist  in   den  cpistolae  Hotomanorum  |i.  33  zwar  unter  dem  17.  Mai  1561  «fl* 


Zohntor  Abschnitt         ^^^^^^        423 

Kurfürst  Frii'(iritl)  srhenkto  den  Burstallungon  Vozines*  voU- 
fitändig  (Mnubfn,  t;üh  aber  iiiif  soino  Werbung  koino  Antwort, 
-weil  das  Hcäultat  der  Käthoconferenz  KU  tielnhaunen  noch  nicht 
bekannt  sei.*'  Herzoj^  Chribtoph  deutete  in  seiner  Antwort  und 
einem  Schreiben  an  Condö  unter  der  Fomi  einer  Mahnung?  zum 
reinen  Eifer  für  dits  Wort  Guttes  an,  wio  sehr  ihm  die  Erhobung 
tder  Hugeniitten  politischer  Motive  verdächtijf  war:  im  Uebrigen 
iTorw  ies  er  den  Mesandton  durutif ,  dass  miui  ein  vemiittß]  ndes 
Üliaächreitfn  tlc8  Kaisets  vermuthon  dürfe  —  er  hatte  äoebeu  vor- 


ignreiht.  aber  1)  er  passt  seinem  Inhalt  nnoh  aar  ma  Jahr  1562  (<^r  aotzt  doc 
Krif-p  v«nm«;  d*!i"  in  ihm  orwiUinti'  Inim  ist  Bohiin,  (Ifr  am  t'.>.  Mai  l.Vi2  von 
OrlMiiis  iiault  I loutMchtoiid  giu^');  2)  lun  17.  Mai  löOI  Wratid  Hutotuau  xich 
nicht  in  OrleanK,  tM)it(k'i-n  auf  0c*8andtscbartsreiH0  iu  lieutächlaiid,  wii>  sich 
AUS  Klackh.  I,  p.  177  orf^ebt.  ISartlioM  (p.  37.'))  hat  deu  Irrthum  der  vp.  Hot 
gauz  richtig  com'girt;  Kluukhühn  (1,  p.  298)  führt  diy  BartluiIdHoliP  Datirung 
^mit  ÜDri'fht  aur  fal^^chi'ii  AWruck  des  Uutuins  aus  dun  <?p|).  Hot.  aurürli.  Kh 
mttxK  vitihiiohr  der  Kci  Kl.  initoi-  di-m  11.  Mai  \Tyti2  jmltlieirts  Briof  Fnodrichs 
«in  Jahr  ziinirlrreriogt  wordi?n;  er  gclirirt  in  dio  <M>aaudt8cliaftsrci.so  IIotomanM 
Yoin  Jahr  15G1  aud  Jlndnt  xwLst^hcii  Nr.  119  und  120  der  Kluckliohuscbon 
;Knoff  Knndri<Jis  soinc  richtige  Stolle;  b)  aus  dem  l'raataad,  dass  u«  für  dio 
jBngBDottan  ^anz  ratbsoni  war.  die  vcrßli]glJcbsU.>n  Thcilo  der  GosandtRchafb«- 
Isuftrii^  nur  niüudlich  bestellen  zu  la-ssen;  ihre  Boten  waren  »tohi  in  Gefahr, 
\Üt*a  ■legQpm  in  dio  iliindo  tu  fuUnn.  Mit  Rüuksidit  hierauf  l{chl^inti^  die 
Hu^ijotbm  dii?  Fraxia  der  oiüiidlirben  AuftriLg«  und  aliuliche  Voit>ii:hbiuatiii- 
;re)!elu  in  diet^ii  Jahren  ofturs  avWhi  zu  halH'ü;  ho  hattu  Holomau  im  .fahr  (Jl 
aU  -Agent  XnvarrnH  keini;  iint'>rsohn<i)i4'no  und  besii'^dh«  IiiHlriu.-tion  mit  (Kur- 
ier II,  JK  Ätl  Nute  8)-  Ks  jtrigt  sich,  das«  solche  Miissn'g'.-lii  iiolhiy  wai^ou, 
Idenn  als  HotAttiuii  danuds  /.iirüetkehrto,  trafon  die  (juibuk  Anstalten,  ihn  ab- 
fangen 2U  lassen  (oben  p.  321,  Anai.  81.|.  Ebondi<>.suIbti  Oofalir  voranbisyte  die 
H.  auch  zu  litichBtor  Vornicht  in  der  Uebei>>endunß  der  (.iosardtsehalhilieglau- 
bif^uogeii.  S.»  wiinlu  im  Jabr  lj*.J  T)o1imji  iiili'  mit  einem  einzelnen  Credeiizbrief 
'(*lor  ja  im  Notlifall  luiübter  zu  vuniiebten  war)  iiat^b  DeutsL-liland  gwicbit-kt; 
!eiD  U-MindertT  Bote  sidlt*'  «he  anderen  ü!)ertirin(i"n,  wui-de  aber  von  den  iJeg- 
ineni  niedi-rgeworfon;  darauf  wunlu  auidi  Si^homberg  mit  einm-  ninzelnen  t're- 
tlcDZ  abgitfortigt;  Au:  andeni  sandte  mau  mit  vorsohiedenen  Botun  auf  wi-itvn 
iÜrawenon  nach  Deut^-Iilaml  (Hot.  an  I'htl.  Strassb-,  den  7.  Juni  1562  s.  Bei- 
Is^TMi).  Au8  F>püteror  Zeit  oriunen.!  ieb  miiJi  nixb  einen  Brief  des  Admitals 
geeiofaen  £u  haben,  d^^r  uiit  ganz  kleiner  Sehiift  auf  einem  t>chinaleu  I'apier- 
gtreiien  zuaaauDcngudraJigt.  uar;  jedenralltt  aueh  eine  Massrogid,  um  die  Ver- 
JifiidltooK  des  Bchriflstüeks  im  Fall  der  Bete  augchaltan  würde  eu  orleicbteni. 
Aus  dtei^'in  HtKlüiTnis»  der  Vorstellt  möchte  auch  diu  Auslaseung  der  Bitto 
mn  uiii  iMrhfhn  in  dm'  oben  gonaoututi  Instruction  zu  arklären  s^in. 
I  21}  Klockli.  1,  p.  291. 


424 


2clinUir  AhHchoitt. 


sucht,  denselben  ziir  Uebei-uahme  der  VermitteUmR  zu  bewegen 
—  und    dass   er   selbst  mit    den    benaehbarton   Fürsten  sicli  dw 
UDterliai\dlung  anzunehmen  (jedunke.** 

Die  günstijjsto  Antwort  —  wahrschoinlieh  eine  Vortinissi 
die  über  das  Erbetene  hinausging  —  erhielt  jedenfatU  Oc«^ 
beim  I^nd^rafen;  sie  ist  nicht  erhalten,  dorh  i>(>hreibt  Uotoi 
dass  sie  bei  Ocques'  Rückkehr  im  Lager  zu  Orleans  allgemein»^ 
Freude  emit'te.^*  Wie  der  Landgraf  die  französischen  Vorgingt* 
Huffasste,  ei-sielit  man  aus  einem  Si^hrt^iben,  das  er  naeh  Ocquw' 
AnweHcnheit  an  Kurfürst  August  riclitete^  um  auch  Diesen,  d«!r 
nach  seiner  Art  den  Ereignissen  jenseits  des  Rheins  sehr  indolent 
gi^en überstand, ■-■■■  für  die  Sache  der  Hugenotten  zu  erwämieit. 
„Nun  wollen  wir,"  schreibt  er,  „E.  L.  zu  Gemüth  geführt  haWu, 
weil  der  Prinz  von  Cond6,  der  Admiral  nnd  Etliche  ihrer  Parto 
von  königlidiem  (iehlüte  ebensowohl  als  der  Oegenthoil,  nnd  vmi 
Re<'lits,  BiUigki'Jt  utid  der  Kroiu;  Frankreich  Oi-bniuch  und  HtT- 
kommen  nach  im  Regiment,  und  da  es  an  dem,  dans  der  Kiini;' 
imd  die  Königin-Multer  bestrickt  sein  soUt^m;  zudem  die  Man- 
date, deren  man  aich  in  Religio nssachen  verglichen,  hinlerhalten, 


i^ 


22)  Hilix-rlin  IV,  5l>y  m(\». 

23)  Moni,  lifi  C.  III,  p.  443,  444. 

24)  Hot.  an  rlen  lies».  SniwtJir  i'hnet.  Harsark.  StrasaK,  d.  7.  Juni  62-  Hs 
—  t'oiKi«s  Manifest  vom  8.  April,  wolchi-s  V«'ziii»'s  und  Oriiues  uach  DenlM'h- 
land  brachten,  Mqss  iKt  Landgruf  ia  fant  300  Exemplaren  til>ersetzt  und  gtilntckl 
uu  37  Fiirstcii,  Grafen,  heMs'wcliH  Bt«inU'  un<l  i'v.ingoliM;hM  Kriegsleoto  »w- 
sohicken,     (Vt^rzekJinlss  d'-r  betn-ffenden  i'ei-suneo,  Hs.    Vßl.  Beil.  LIX.I 

25)  Auf  fhilijöiw  ychreibeu  vom  19.  Äp.  (p.  417/0  Amn.  11)  aotworti'tp 
August:  Die  Hallmig  (.'-niideH  and  dtw  Adniiiids  sohc,  wn  nirht  einom  Anfrnlw. 
doi'h  einem  Bürgerkrieg  gleich.  Wäiv»  es  ümon  alleiu  um  da»  Wort  linttrf. 
niulit  utn  das  K<?f^anioDt  zu  Uian.  so  wurden  »io  sich  mit  den  C'oae4>s<ftauvii  M 
Kogierun^',  näiiilicti  das-s  Niemand  in  die  Hhusüt  der  EN-aii|;olisfhon  gehen  nwli 
sie  beleidigen  solle  (vgl.  f>.  300,  301),  zufritnlen  gegeben  bähen.  Zndem  babi-n  *n' 
die  Mebnialil  der  Hegenfen  des  jungen  Königs  gegen  Bich.  Teln-r  die  Bt^oiyn» 
des  Landgrafen,  dass,  wenn  die  I'apisten  in  Frankn-ich  Itecbl  behielten,  cefi«i 
die  deutwbe  Nation  ähnlieh  goliandelt  wenJeii  mw-lit«,  hat  er  ßicd  »ehon  in'*iii''iii 
Brief  von  IS.  .4|!ril  (liegt  nieht  vor)  anKfiihrli"'b  goau^4!»orl;  er  beharrt  auf  müihi 
Meinung,  dass  zwischen  l)eut.s(hKnd  und  Frankn-it-h  ein  grosanr  rrit*Twii*0 
sei.  Kioig  ist  er  mit  dem  I.andgral'eu ,  diiss  man  keinem  \'on  beiden  Thcclrti 
(Philipp  hatte  nur  von  deu  .Papisten*^  ge^pi-oi-hon)  Kriogsvolk  xulASBeti  dfitf'*; 
bat  ia  seinem  Land  Bohoii  verboten.  iias>>  Jemand  frtHnden  Herren  zuzi^b<- 
Dovli  meint  er,  du  uiuht  viel  Oeld  in  Frankreich  sei,  wiinleii  die  Werbniij|«£i 
aioh  von  selbst  verbietun  etc.    Aug.  au  l'kiL   Torgau,  d.  28.  Ap.    Hs. 


F 


2ebu(er  Abachoiu. 


425 


die  nit  Äusptinsen.  noc'-h  j^stattet  werden  wollen.  das8  es  nach- 
mals beschehe:  so  haben  K,  L.  als  ein  christlicher  verständiger 
Churfürst  zu  gedenken,  dass  Dom  von  Condö  und  seiner  Partei 
zu  dem  Vomehnien  nicht  geringe  Ursach  ^peben:  ist  auch  fast 
der  Historien  pleicli,  da  rjciniits  und  Constantinns  vor  leiten  in 
eben  massigem  Regiment  wait^n.  und  Licinius  die  Christen  und  die 
Religion  zu  verfolgen  iintei-stand,  dass  Constantinus  dadurch  ver- 
uniaeht.  wider  ihn  zu  ziehen:  wie  dann  auch  ermelter  Constan- 
liiius  den  Licinius  endlich  darüber  zu  todt  schlug,**  *^  Auf  August 
von  Sachen  machten  freilich  solche  Ausfiihrungen  keinen  Kin- 
dnick. " 

Oleich  auf  die  ei-sten  Baten  tler  Hugenntten  folgten  Agenten 
des  Hofes.  Courtelary,  ein  DulnieLscher  des  Königs  von  Krank- 
reich,  kam  in  Heidelberg  und  Tübingen  mit  Beglaubigungen  vom 
König,  der  Königin-Mutler,  *ruise  und  dem  Oonnetable  um  Phps 
fttr  die  Werbungen  der  Kutfiolikcu  ein.  Kr  sollte  die  Krziiblung 
von  der  (tefangonwhaft.  des  Königs  und  der  Königin-Mutter  Lügen 
strafen,  die  Waffenerhebung  CondOs  als  KeboUion  ilan^tellen  und 
brachte  Briefe  enUprechenden  Inhalts  vom  König  und  der  Königin- 
Mutter  mit;  aber  man  gab  ilmi  an  beiden  Höfen  zu  verstehen, 
dass  man  die  hugenottische  UareteUung  Klaub\vurdif^er  tinde,  und 
verweigerte  den  begehrten  PaKs.  •"  Etwa  um  dieselbe  Zeit  brachte 
der  Kheiugraf  Johann  Philipp  bcijn  Landgrafen  ein  Gesuch  um 
Kriaubniss  von  Werbungen  für  die  Katholiken  an  und  wurde  ab- 
schlägig besrhieden;-"  aber  während  Diese  nnvenichteter  Sache 
abziehen  niussten,  erlangt»»  der  Oberst  Kugendorr  im  Stift  Trier 
die  Erliuibuissi,    l;iÜO  Hakeut^chützeu  anzuwerben:   der  Erabischof 


^ 


26)  Phil,  an  Äti):.  ge»;6ii  Hitti)  Hai.  Beil.  LVIII. 

27)  S.  Kode  <1hh  Äbsithiutiri.  AIh  das  Oeliiifpui  <i>'r  katholisi^lien  Wor- 
liungi'ii  ürm  Vum)ittliu]^»it]aii  dttr  Fürslvu  ben^itft  in  FVagu  stolUti  (b.  p.  426/7), 
siirhtn  Pliiliiiti  aiicli  Aii^-it  imvh  xur  Thciloolimo  an  (Icniaelbcn  zu  ticBtinimeu, 
um  ihm  niolir  Naphdruok  zu  {loboD  und  durch  Aupiist  autb  Kr.  Joai-hitn  hnran- 
£\y/.ivii'-n  (Phil,  ao  Auj;.  Alh^udoi*r  a.  t\.  Wurra.  ü.  '^Ü.  Miü.  Ile.).  Die  Ant- 
wort iM  iijcht  bekannt,  doch  ist  vuniUHzw<t>tzen ,  diis'«  Augiuit  bioh  a).Oohx>t>Dd 
vi'xhielL 

28)  Khickh.  I.  1».  2i)3--JHrj.    M<^tii.  do  <*.  UI.  p.  28!— 287. 

'2i))  Stddaii  II,  1».  G7  Note.  I'hilipii  war  liöi'lilicltst  erbittert  übet  dim 
Klieiiigraft'u;  drjniclbo  hatte  ihn  hiicflii^h  um  cm  I'ft-i-d  ut-bt-li-n;  l'hilipi»  aber 
viU  ihm,  uui  sieh  ^'■■^cii  dio  rhristou  IjmucboQ  zu  la^sou,  ^c'm  gooiaitcs  Pford 
und  kein  luidoiv.^"  sihirkiui.     Plul.  an  Aug.,  d.  7.  Mai.    IIa. 


426 


Zehnter  Ahecbititt. 


von  Trier  selbst  zeigt©  dies  Kurrüi'sf  Frie(3rich  au""  und  M« 
den  Werbungen,  obwohl  Friedrich  ihn  dringend  wiirnte,  freicnl 
Laul"  Bald  dnrauf  begannen  dieselben  auch  im  l^and  Jülich,"' 
in  den  Stiften  Paderborn  und  Köln,  im  Eichsfeld  und  in  der 
Wetterau.  "^ 

Das  Gelingen  der  Werbungen  nun  drohte  den  nocii  schwo- 
benden  VemüttlungspIaD  der  Fürsten  zu  vereiteln:  es  war  voti^f 
auszusehen,  dass  die  Triumvim.  einmal  im  Beeitz  reichlicher 
Truppen,  die  Verhandlangen  abbrechen  wilrdeu,  während  es  nach 
Courtelarys  Andeutungen  acliion,  als  niögo  man  dio  Vcrmittelung 
Wühl  annehmen,  falls  der  Zuzug  ausbleibe.^*  Um  dies  sni  be- 
wirken, si-hlng  nur  der  Tijinilgraf  ein  energisches  Mittel  vor:  Chri- 
sUiph,  Friedrich  und  er  selbst  sollten  Je  hundert  Reiter  am  Klicin 
streifen  lassen^  um  die  Zuziehenden  anzuhalten  und  zurückzu- 
schicken.'"' Sein''m  Wunsche  wurde  nicht  entsprochen,  wohl  wei 
der  Kurfürst,  an  den  er  seinen  Vorschlag  richtete,  zu  angstlicl 
war  imd  dio  Kosten  Bcheute.^'^^  Friedrich  seincrKcits  suchte  dii 
Werbungen  zu  hintertreiben,  indem  er  einen  kurrheinischen  Krei 
tjig  auf  <len  25.  Mai  nach  Bingen  berief  utui  dort  ein  Mandat  n; 
Art  des  zu  Gelnhausen  verabredet4?n  liejuitragen  Hess;  aber  dii 
Gesandten  der  geistlichen  Kurfürsten  gaben  an,  nicht  gonügem 
instniirt  zu  sein,  und  verlangten  für  eine  Willenserklärung  ihrer 
Herrn  einen  Aufschub  von  viei-zchn  Tagen."  Wie  es  8c4ieint, 
gaben  die  geistlichen  Kurfürsten  aueh  nach  Ablauf  dieser  F 
keinen  Bescheid,  oder  sie  weigerten  sich,  auf  den  pfälzisch 
Vorschlag  eiiizugelion;  jedenfalls  nahmen  die  Werbungen  der  fmn- 
zäsis<.*iieu  Kathnlikun  ihren  Furtgtuig. 

Ijindgraf  Philipp,   scheint   es,   hatte   richtig  vorausgesehen» 
dass  der  Zuzug  aus  Deutschtand  für  jene  Partei  nicht  völlig  kq 


eint,^ 
[•>i8lfl 

•heifl 


30)  Jnlionn  von  Tri«r  itn  Friddr.     ('«hk-iix,  d.  5.  Hai.    Hs. 

31)  Kluekh.  1,  p.  209.     State  pnpors  löÖ'i  No.  74  (2). 

32)  Phil,  ao  Pri»(dr.    Cawin!.  d.  17.  Mai.    Hb. 

33)  Thil.  HO  Pri^^lr.    t'aifHel,  d.  25.  Mai.    II«. 
341  KluL'kli.  1,  p.  2IM. 

35)  riiÜ.  au  Frimir.    foRsel.  d.  13.  Mai.    R.«:. 

36)  Ks  liriilet  sich  koine  Kpur  oim^s  flo1ehi>ii  llutemebmenit.  UeteigsBr 
snhfiiit  OS,  ilass  der  Kuifürst  und  tjiridjrrnr  um  dieselbe  Zeit  die  Werbung 
Kogendorfs  nooli  auf  aadero  Weise  zu  vereiteln  sucliton.     Vgl.  Aiiiu.  81. 

37)  Kluckli.  I,  |j.  200,  p.  304.    AWhied  zu  Biugüo  vom  26.  Mal    lU. 


Zehnter  Abschrntt 


427 


ädern  sein  würde,  denn  von  Aiifiin^'  an,  waiirt>n<i  man  noch 
rlie  vermittelnde  Interveutioii  verboreitete  und  Massregeln  gegen 
die  katholischen  Werbungen  erwog,  hatte  er  zugleich  auf  eine 
positiTc  Unterstützung  der  Ilugenotton  gedrungen,  damit  die  andere 
Partei  niclit  die  llMbormarlit  erhii'Ite.  Wir  sahen,  welchon  Auf- 
trag er  bemts  dem  Kanzler  Schnttisr  auf  fU-n  Tag  zu  Bplnhiiusen 
mitgab;  ^  als  nachmals  Kurfürst  Friedrich  ihm  mitrheilte,  die 
Pfaffen  gestatteten  den  Papisten  "Werbungen,  und  mit  der  Zeit  mehr 
und  mehr  Nachrichten  von  der  Ausdehnung  dereelben  in  den 
Landen  am  Rhein  eintrafen,  beantragte  er  in  einer  ganzen  Keiho 
von  Schreiben  an  Frii-drit-h  und  f'hristfiph,  riaes  man  auch  Cond6 
veranlasse,  in  Deutschland  zu  werben;  aUdann  erbot  er  sich, 
selbst  Kittnieister  zur  Werbung  zu  stellen  und  Sold  vorzusdii essen. 
Erhielten  die  (regiier  deutiwhes  Krieg«volk,  a^hrieb  er,  s(»  wünlen 
die  Cundischcn  sicli  vor  gn>ssein  Solmden  nur  walirrn  kiiniien, 
wenn  sie  auch  lii'utsi'he  Truppen  hätten;  sollten  nie  aber  unter- 
liegen, so  möchte  wohl  „die  Kugel  woiter  laufen.*^  Endlich  (am 
'28.  Mai)  richtete  er  an  Kriodrieh  und  Christoph  die  Anfl'onlorung, 
mit  ihm  zusammen  2L0Ü  Heiter  für  die  Hugenotten  werben  zu 
lassen,  dieselben  zu  hestfldcn,  bis  Kio  in  Kraiikn-ieh  waren,  und 
die  Evangelischen  daselbst  zu  benai-lirichtigen,  damit  sie  die  Hilfs- 
trnppen  zu  rechti-r  Zt'it  mit  (UAd  iiml  HrKtnllung  in  Empfang 
nehmen  Hessen.  Kr  wies  hierbei  duraiiT  bin.  dass  das  t'unril  zu 
Trient  die  Entwickelung  des  Krieges  in  Krankreicfi  aufmerksam 
beobachte,  und  sprach  die  Hefiiixihtnng  ans.  es  miige  sich  durcli 
Eifolge  der  französischen  Katlmliken  ernnithigt  fühlen,  desto  hüi- 
tere  Beschlüsse  gegen  die  Protestiinten  zu  lassen  und  ilio  welt- 
lichen Mäc^hte  zur  Execution  derselben  aufKiirtifen.  Am  selben 
Tage  Hess  er  dem  Herrn  von  Vnziurs,  iltT  sich  jetzt  zu  Stniss- 
bui^  aufhielt  (nur  Ortjues  war  nach  Eranki-oich  zurückgekehrt), 
den  Erfolg  der  gutsisclien  Werbungen  melden  und  dazu  unzeigen: 
er,  der  Landgraf,  wünsche,  daas  C(tud<^  deutsche  Reitor  erhalte; 
es  würde  sich  empfehlen,  Jemand  mit  Bestallung  wud  Oeld  heraus- 
zuschicken, um  dieselben  anzunehmen.^'' 


38)  S.  p.  416. 

'Ad)  I'bil.  nii  Friotlrich ,  Cossol,  d.  Vi..  IT.,  24.  Mni;  an  Christoph,  umt 
inut.  Frioilricli.  Allundorf  a.  tl  Werra,  tl.  28.  Mai;  ilor  hess.  Ri-L-rytür  Christ 
Hamck  an  Vmüuot^,  AlU-mlorf  «.  d.  Worrs,  d.  'JÜ.  Kai.   Us.  umi  Uoil.  LIX,  LX. 


428 


Zolmtor  Alisohoitt. 


Wio  man  sieht,  bauto  dor  Tjuinli^Taf  daruiir,  Hass  der  Lauf 
der  Ereignis&e  seine  zögeraden  Froundo  zwingen  wenie,  die  vor- 
handene Nothwendigkeit,  der  sie  jetzt  noch  auf  alle  Weise  zi 
entrinnen  suchten,  anzuerkennen  und  die  Unterstützung  zu  bo- 
schliessen,  trotz  ihrer  Aen^tliohkeit  und  Scheu  vor  Ausgaben. 
Friedrich  trotz  »einer  Abneigung  gi'K'^n  bewaffnet-en  Widt-rstiind 
In  Relif^ionssaehen.  Cliristoph  trotz  seines  Widerwillens  gojren  d 
Calvinismus  und  seines  Misstrauens  in  die  Absichten  der  Huj^i 
notton.  Der  Ertbig  j^ab  ihm  Recht,  doch  erst  nach  geraumi 
2dit;  vor  der  Hand  erhielte  er  nur  Ablehnungen.*" 

Ktwii  mit  d*?r  letzterwähnten  Aufforderung  Philipps  odern 
vorlier  trat'  bei  Fnodrirh  schon  der  ei-ste  hugennttiwrhe  Agenl  ei 
der,  was  der  Ijandi^raf  doti  Hugenotten  anbieten  wollte,  bittwob-i 
im  Namen  der  Partei  begehrte.  Bei  dem  Fortschritt  der  fcatholi 
schon  Werhtingcn  hatten  lü*'  anfiinglichon  Bi.'denken  gegen  An- 
nnhnio  fremder  Truppi-n  weichen  niüssen;  man  hoffte  zwar  noch 
den  Zuzug  des  feindlichen  Volks  zu  vereiteln,  mochte  such  aber 
mit  dfm  Gedanken  vertraut,  im  Notbfall  selbst  Truppen  von  auf- 
wärts XU  holen.  Man  wandte  sich  wiederum  an  die  deutsclicn 
Fiirstou.  Als  Boto  wiu"dc  zu  denselben  der  Burggmf  Barun  Chri- 
stoph von  Dohna,  ein  Deutschor,  geschickt;  am  19.  Mai  empting 
er  zu  Ork^ans  seine  Instruction.  Er  sollte  die  t^irsten  unter  üebe^ 
reichung  von  actenmässigen  Belegen  überzeugen,  das»  CondO  um 
die  Seinigen  unmöglich  diu  Waffen  niederlegen  köuntcn,  bevi 
da*!  Trinnivirat  die  Majestäten  aus  seinem  Zwang  entlasson  habe; 
die  Bitte  der  Hugenotten  aber  ging  dahin,  der  Verstärkung  ihror 
Oegner  den  Weg  zu  verlegen  oder  die  geistliclien  Protoctoren  der 
guisischen  Werbungen  von  der  Beglmsligung  derselben  abzubria- 
gen,  im  Kuli  aber  Hoides  unmöglich  sei,  auch  den  Hugenotten  z« 
deutschen  Truppen  zu  verhelfen;  den  S^tld  für  dieäolben  ereucbte 
man  die  Fürsten  auf  einige  Monate  vorzustrooken ;  Cond6  und  die 
Übrigen  Parteüiiiuptor  verpflichteten  sich  persönlich  für  die  Kück- 
erstattung.** 


ndfl 

0« 

I 


40)  S.  Anui.  4ti. 

41)  InstrQftiou  Duhims.    Meui.  du  C,  p.  407  fT.     Dns  SifUriftiti 

daselb-st  uritr>r  rimii  14.  Jimi  [iii))liciit;  KLtu'kbobn  iU  p-  ^05)  hat  sclioii  twmrrttil 
dass  dieses  Dotuni  zu  ?-|yiit  fiillt;  viint  Atisdirift  zu  Marburj*  dutirt'  von  OritAnA,] 
d.  iÜ.  Mu;  (ÜLv^e»  Dutiuu  lut  für  rit-hti^  zu  baltuii,  du  Uutuuuui  io  etDein  Bn«£| 


finiti 


429 


Jnhiia  aiiknm^  wiir  der  Vei-surh,  den  Zii/ti^  für  tue 
Katholiken  zu  hindern,  soeben  auf  dem  KreistUfr  zu  Bingen  ge- 
scheitert;** es  war  daher  der  Vermitüungsplan  fler  deutschen  l'Mr- 
sten  bereits  eio  hDffnnngsioses  Unternehmen,  namentlich,  da  die 
Vorbereitung;  durch  di<>  Saiimsdigkeit  Chiistophs  und  Friedrichs 
ai'hi*  verechleppt  worden;  Hans  Kngtilhard  von  tSc.honbt«i-y;  langtt' 
mit  dorn  Vorraitthin^an(srbieten  und  dem  Oesuch  um  Geleit  luii 
franzöBi sehen  Hof  noch  ftwas  später  an^  ab  Dohna  in  Deutiich- 
land,'^  und  in  den  nächsüb tuenden  Wochen  erst  versaiimielte  das 
für  die  Uetiftndtschat^  heatimmte  IVröonal  sich  in  Strasabui:^,  um 
dort  den  Bosclieid  des  französischen  Hofes  zu  envartoi»."  (Jntor 
dieeen  UmstäiKh'n  kamen  Friedrich  und  Christopli  übr>mn:  künno 
man  auch  Cuiidc  nicht  untcistützen,  so  dürf<-  man  di>i4i,  wenn 
er  selbst  für  sicJi  in  ihrem  Lande  werben  wolle,  ihm  stillschwei- 
gend den  Pass  für  diis  Volk  (gestatten;  denn,  meinte  Chrififoph, 
was  den  geistlichen  Kuifür^ttn  recht,  dass  müsse  üinen  billiit; 
sein.*''  Dagegen  lehnten  Beide  die  erwähnten  Anträp?  des  Land- 
;^:ralen  ab**  und  verweigerten  die  Hilfe,  um  welche  TJithnfi  hat. 
Ihr  HHUptftixiiüi*'"*  w'i>r.  djiss  man  sich  mit  den  dontschcn  und 
iiuswärti),'eii  Kiithulikon  durch  eine  solche  Hilfsleistung;  vert'fiiideii 
würde;  Friedrich  machte  ans^^enlem  geltend,  d»»s  man  ja  nncfi 
in  einem  Vemüttlun^versuch   be^Titren  sei.*'     Immerhin   waren 


von  (trleam.  d.  17.  Mai  DuIuihs  Abrciw  als  uiiniittollKir  hnvorateliHiid  t?rwähut 
(ft.  Atnti.  2()). 

42}  S.  p.  4241,  AiuB.37. 

43)  Schünliorff  reiste  ontt  in  d^-ii  ZwiU7.i^i>n  des  Mai  nb;  iitzwisrli«!,  wi»» 
Ott  flobcint,  i.-ürn'sporidirt»'!!  Fn\Mlri*'ti  ua«!  V'hristupli  iib^-r  AiTnlemiigcn  in  der 
FusHUtiK  d<>r  Brirfo.  wdrbi*  Jener  niitiii.'liMii'i]  sollt'*  (Kltickli.  1.  |i.  30H).  T*lii- 
lipi»  äiissfrt  hii'Kilwr  (an  Aug.,  AJJpndorf  ii.  d.  Worra,  d.  29.  Mni,  IIb.)'  dns 
Ooleit  fwi  mm  Frankreich  noch  nielit  nngekointnon,  »wulcbe»  dann  die  arsArh 
ist,  da»s  vü  laiigxani  in  dor  iifAl/giftfisr-lit'ii  knuiclHJ  vi>n  ntxtUin  ^hot.«  Mög- 
lich, dftss  die  Kinanxnotli  und  S|irtrsamlieit  ynt-dricj^s  aui;h  don  F<'ilKÄn«  dor 
h'anzU>ig)*sel)ilfti>  solir  tiRcintriicIitifrto,  di'nn  diosfUio  Vcrs<dd(']i|mn^  findet  sicli 
auch  in  andom  Diuifoit.  —  SchÖDboi'j;  traf  doii  Fi-aiiuisL<elu>n  lliif  am  2.  Juoi 
im  Ms  do  Vincxmni»-.    (äuUönb.  an  Fiiedr.  s.  \.  d.  G.  Jnoi.  lU.) 

44)  State  |»aiH?w  irm  7-1  (2),  344  (1). 

4.5)  Kuj^lnr  II.  p.  354.     KUickli.  I,  p.  30S,  Note. 
4(it  Kiii!.\eT  II.  [..  .^^3— .^'i.''.  Not*  14."h,  MO,   149. 
47)  Priedridut  Antwrirt  nn  J^ohaa  vnni  1.  Juni,  Klnckb.  I,  p.  'M)'^.   Chrt- 
«topba  Antni'ort  ist  ans  Kriodrich»    Brlof  mi  ticuselbi^n  vom  2.  Juui,  Kluekb. 


430 


Zehntnr  Ab 


sie  nun  ditrli  schon  von  den  Mandaten  abgegÄnjEfön ,  welche  ihr 
Uoterttiiineu  auoli  den  pro  tfst  an  tischen   Kriegsdienst  verboten. 

Von  Kurfüisr  Kricdrirli  rfistt*  Dnhna  zum  Ijindgnifon.     Dil 
ser    erbot    sieh   sufurt,    wenn    Württemberjjr    und   KiirpfutK   sici 
bßWCfjen    li<*ss4!n,   das  Oleiohe  zu  thiin,   Cond^  und    den  Seini 
20000  Thalor  zur  Tru|»i)enwerbuD,i;  vtirzustrecken.  und  theilU- die 
un,i,'esiiunit  Kuiffii-st  Friedrich  mit;^*  doch  Üess  er  es  dabei  nicht 
bewenden;   er  g)tb  Dulimi   Uclegeiüieit,  sich   mit  einigen  Leatfl^H 
vom  Kriegshandwerk   zu  bereden,   und   erlaubte,  oder  was  wahp^ 
Kclieinlieher   ist.   voniiihissk',    dass   man   eine   Bestuilung:  entwarf; 
Dolinit  sollte  mit  derselben  niidi  Frankreich   reisen  und  sie  vi 
den  Füliivrn  ratiticiren  lassen;   alsdann  seilten  Diese  Jemand  mii 
untefsscbriebeiRT    und   besiegelter   itestaUimg   und    dem    uölhig 
Oelde,  oder,  für  den  FaU.  dnss  bei  den  Fürsten  ein  Darlehn 
Stande  käme,  tleti   nöthigen  Cautionen   für  Wiedererstattung  d 
seU)en.    ins   Reieh    sehiekeii,    um    dii^  Tru|)|ien    anzunehmen    uil' 
na<'li  FrankrL'ich   zu   ftihiiMi.      Mit    diesem    Beedieid    reistt*    Dohnu 
ab  und  die  Bestellungen,  oder  doch  die  Vorbereitungen  dazu  n 
men,  damit  mrui.  wenn  Hest«llung  und  (ield  dawäre,  nicht  uunüf 
Zeit   mit  der  Werbung   verbringen   niüsste,   unter  der  Connivo 
oder  tliiitigen  Mit^virk^ng  des  Landgrafen  alsbald  ihren  Anfang 
Sie  wuixien  von  zwei  hessischen  Hauptleutt^n :  Johann  von  Rai 
bei^,   der   vom   Uuidgi'aferi  oft  in   wichtigen   Gesi-haften  gebraud 
wurde,  und  Heinrich  \on  Svhiiclileu,  geleitet.**" 


II  ri; 
mil^ 

4 

bnu 


1.  c.   za   «ubif^tutmii.     l>oliua   war   zuerst  bei  Cliiistiiph,   dauu  bei  Friedrid 
fibid.).     Uebt."^r  lÜc  Motive  ) 'UrisUjjjliH  v^l.  ow-ti  Kuj^Im-  tl,  p.  SÄT). 

4H)  F:rwähiit  l)<>i  Frii-.lr.  an  Thil.   !loiik>!l>.,  d.  20.  .Inni.  Hfl.     I^ran 
tiattc  Pl)ili]i|i  .IttiK'iii  atn  12.  -luiii  ditt  Dnliiin  crthi'ilti'  Antwort  zuf^'ituUHlt- 

49(  Rinn  diri't-tP  AnfzeicIiimiiK  iibf^r  dinse  V<»rgünj(p  ist  nicht  voriianfUn 
und  smu  ilcn   UezüßVwhoü  Aiuloutangfii   uidiTWi-itigi^r  Sc)mftslfirk4<  ist  nur  : 
viel  kUr  zu  erkmmuu^  Aas»  inan  !)ieh  sofort  (.•iiicr  Anzahl  von  AdL*lig>.ti  iil 
unterKt-'unlntitfi]   l.'fficitfren   zur  Werbung  und    Anrüliruiig   dar  Tni|iprai  wr-' 
sicJKut«.     I)it!9    erhobt   nivh  aus  einem    Hew-heid   von   «cht  Uffirien»«   nuf  th- 
ZuniiUhnn^,   nuch   eiui|,t>  Wo4'h(>'ii    nur  H>Hta1limg   und  Bi>ld   eu  waiIi.-ii  von 
20.  Juti    (.s.  Antu.  92),   da<  bdialts:   am  halben  Ta^  haben  ihre  »KittuieisteCj 
Rottiiieiüter  uud  Junker*  orUärl:  da  sie  nun  »chon  volle  »eohs  Wochcu  p^w« 
tet   (dii%  führt  auT  Dnlma't  AuwfKciihßit  iu  Hcssim  zurück),  auoli  awtsxnla 
noch  aUetlei  WorI>uii};on  im  Scdiwaiigo  seirn,  so  sei  duicii  UsrliwerlirU. 
Hi'iter  nofli  lan^o  aufzutialttMi.     Ob  di^regf'»  dl*»  hier  t.Twithnti'n  k»'it<»r  U 
»beusoliuiK  wurteleu,  al»  die  Oflirit're.  ist  nidit  üiL'lier  feKtzustcUiui.     Von  ne 
teretj  Stückt-o   kunimtfu   in  Butra":bt:   1)  Eini-  Auzcigo  dos  kurfürstUchun 


Zehnter  Absohnitt  431 

Unterdessen   sahen   tlie  Hugeuott»n   sieh  langst  j2;ezwuugen, 
den  Voraogegaiigeuen  weiter'e  Boten  uacbzuticndon.    Als  Anfang 


sebalis  an  dio  hugenottiwlii'ü  Agonteu  Vozinos  und  St-homU^ry  im  Avifhiig  <l«t 
lAu<%Tafon  und  K(.  FritMlrichs.  vom  Anfang  .Inli  ».  Aniii.  74:  (tue  Fürsten) 
■  haben  auch  mit  i'Uir.liun  Itmlon  genxJt,  ivi)ti>r  ufFzu{>nnp-u.  Wann  nun  dt<> 
lH?staUuog,  <lJi'  lifiT  vrm  TIkhi  mit  m-l\  ti.it,  hi-ranssrr  liiirnjit,  hiA\m\  lüo  n^ntnr 
beworbt^'ii  und  iirgnpnw'1i>  wt-rtU>ti,  fl<;mi  t-liir  kann  tlaiii  nicht  gelltnn  wi>r<]en.< 
2)  Da«  GoncPiit  ttine»  •>  Atisr-hiöiiB  ■  «wiaohon  den  Ohcnitf^ß  Itetzv>nt)erg  nrid  Schach- 
ten und  den  Agenti^n  Vi'xiries  aiiti  S<-homLi<r>;  {Ks,).  l>A.SRolb>>  tiügt  dii*  DuntaU 
Dotiz:  «dcu  3.  JuUi  zu  Marpurg«^,  nnd  busJrt  auf  dem  Aid'ang  Juli  entnorfonen 
Plan  der  Füret4'ii ,  ilw  Bürgwhaft  fiir  t'ini*  Anleihe  d'-r  hugunottiscbon  AnfüJutir 
zn  ühemohme«  (S.  bei  Aom.  74),  llag<'geii  Iw-ginni  der  Text  mit  den  Worten: 
»Üff  h*}xxt  dato  dl«*]  viorzeihiiton  .lunü  anno  dntniiii  IfifiS  hnliL-n  von  wügwn  (Ips 
Prinx«n  von  i,«iu<le  Vi>yJneH  und  (Caspar  von  Strhimulicrg  mit  .lolmtiii  von  Ratxcn- 
bti^  und  Hinirichon  von  Sf;hftcht*'n  g«>handli»t  wie  volgt».  Tjr  Verinufo  wini 
bäetinirat,  dasü  Katxonberg  uod  Bohuchten  binnen  Km-xoni  t^X3()  itfiU't  zu  a'uAi 
b«ichcid<>n,  ilitien  du-  »Notto]'  dr^r  Bestallung  Iwnlt-hi'  Dolnia  niitgfnnmni'eD, 
s.  voriges  Citat)  vorlesen  und  sie  für  Concl?  fctitniachf-n  sollen.  Folgt  darauf 
ein  Kostruansübliig  für  diti  Werbung  v(.d  2000  R^itera  mid  2000  Hakcnsohützun 
und  winl  erklärt:  wolle  der  l*rinx  die  Beitpr  und  Hakenschatzt*n  haben,  so 
raüstic  »T  zunächst  die  luitonwhnebeny  und  benii-gflto  Bi'htalbnig,  Anritt-  und 
I^Jinfgeld,  l'aution  für  den  weit«>ru  t^old,  und,  du  die  KiirNtim  für  ihn  Kürgu 
werden  sollen,  eine  Obligation  für  dio  V ersieht' rung  derselben  »heraui4(k;hickeo«. 
3>  IMtilip|>  schreibt  an  VHziti«!S,  Caüstd,  d.  12.  Juui  (IK):  hei  Dolina  si«ien  niaJi- 
rwiT»  trefniohe  Papitänc  gewefleii,  die  Reiter  aufbringen  küntiten:  T'ohna  werde 
ihm  darübev  ht'richten;  es  sei  nur  nnniilglieh,  Reiter  ohne  Reslallung  und  <!eld 
aufKubnngoQ.  4)  XlonelU'  an  llotinnnii,  ßcssa  (y  das  Wort  ist  nndf^utlieh), 
ü.  !6.  Juni  (U.S.):  von  Dfjinia  werde  H.  hören,  in  quo  statu  sint  res  do  ropiw 
e«iuesthbuB.  5)  IlotonLun  antwortet  Straä^burg,  d.  22.  Juni:  ^vutu  U  V.  gratias 
iuunuri;üeH  agore,  <iued  prlnius  incipiaM  iniiiteiu  noKtm  exuHa  «mscribere".  £r 
stützt  t>ieh  hierbei  auf  ein  Sü1ireilK.ui  |lobnu.s  Clli-ilagen  N».  liXiJ).  liot-h  iHt  ein 
UiHeverNtändniAS  nicht  an.<<ges(-blo!iS4tii;  l'bilipp  antuüi'tet  wiederum  i>)  »es  gebet 
nicht  w"  8uhli'i.rbt  /.n,  wit-  Ir  meyiiet, . . .  iias  iu  einer  soinben  eylo  reuter  ufge- 
bra^-ht  werden  können...  daii  ir  wisset  wol,  wan  reuter  nfgebraeiit  werden  MoUen, 
das  alda  gelt  und  liestaUang  seyn  mtia.''  (CnKsel,  d.  26.  Juni,  Beil.  Nn.  LXIII). 
Au.«»  mehreren  der  citirtt-n  RtoIU-n  (unt*r  No.  1,  3,  G,|  geht  hervor,  das.t 
di)^  Heiter  nic-lit  eher  > aufgebracht«  werden  sollten,  abi  bi^  tiold  und  Hestnl- 
lung  vorbandi'U  wäre;  auüh  wird  noeh  Anfang  Juli  bi'stimjnt,  dnüs  ßat»*n- 
btMg  und  Schachten  lieiter  für  den  lUaust  t'-ondea  gewinnen  i^oUtin;  dies 
schlieKSt  aber  nicht  aua,  dafts  man  sofort  nach  Dohnas  Anwxsenheit  s(*hon 
BückHpRiche  mit  Keilern  nehmen  und  »ie  (wnnugb>irb  ohne  t^'untnictliclie  Bhi- 
dang)  zum  Warten  venuilassi-ti  liess.  nni,  sobahl  lie>itallijing  und  (leid  vur- 
bauden  waren,  mv  ohne  Verzug  ntireiton  lauten  r.u  können,  Unfiir,  dai% 
MS  »ich  «o  verhielt,  »prielit  a)  die  Aeu.sserujig  TlotouiaiLS  unter  Nu.  5;  b)  die 
Kuokdatimog  des  Vertrags  zwischen  den  hesisiaebeD  Ub&rstou  und  den  Agenten 


i3 


432 


Zehnter  ATisolin 


iler 

icll 


April  Hieb  dio  beiden  fcindliclieu  Laf^jer  gebildet,  standen, 
read  man  zwischen  Paris  um)  UrK-ans  nntorliaiidolte,  in  dci 
vinzeit    allentlialbnn    l'nitestaiitrn    nnd    Kathoükm    gegcncMnaiider 
auf.     hl   einer  ^ottson  Anzahl  von  Städten  über  ganz  Fraukrui 
liiii  btnvaffnt'ltu  die  Pi-«>Uslaiit^n  sich  für  ihn^n  Ghiubf^ii  niid  p 
claniirten    «lio  Fnnlieit   iliros  Ciiltus;   es  entspann  sieh   ein   loo 
zersplitterter  Krieg,  namentlich  im  Süden,  der  sich  vornehmlich 
luu  die  Einnahme  und  Behauptung  der  riätze  drehte.    Dabei  uii 
hatten   die  JVotestanten    ini  Lauf  des  Mai    schon   oine  Reihe   voi 
Verlusten  zu  verzeiclinen;  sie  miissten  ferufT  sehen,  wie  die  0 
ner  sich  stärkten:   Kchon  Anfang  Mai  hatte  die  Königin -Mutter 
eine  von  König  Philipp  ihr  angebotene  Truppen untei-stützung  aii-d 
genummeu ;    dns    Eintreffen    dieser   Maclit ,   sowie   der   St;hwcizer,i 
welche  Fröhlich,  und  der  Deutschen,  welche  Kugendorf  geworben, 
wurd«!    in   Kür/-e  iTwartot;    auch   erfuhren   die  Hugenotten,   dass 
der  Papst  den  fiegriern  eine  namhafte  (ielduiiterstiitzung  zugesag 
und  mit  der  Zahlung  .slIioii  begonnen  liabe.^"    Dugt^n  erhielteoj 
»ie  selbst  aus  Deutjselilaud  noch  keine  günstigen  NachrielUeu.    Sil 
Messen    nun    Boten    auf"   IJutt'n    abgehen.     Innerhalb   zehn   Tage 
natüi  th  r  Alm'ise  Oohruis  entsandten  sie  zuerMt  wiedenitti  Ludwij 
von  Bar,  dann  ©inen  Deutschen,  Konrad  von  Sehomberg, 
Dr.  Hotonian.^i     Hars  Mission  ist  nicht  ganz  klar,  und  sciuc  Ver 


Condoe  (s.  Ko.  2).  Die  letxt'>ro  lässt  Bicb  mit  Wahrs<;h>nnlM?hkeit  nor 
erklKreo,  JasM  iiuu  »-linu  im  Juni  Ki-itor  ziuii  Wurtuii  veniDliii«t  luiTtM  nnd' 
danun  dem  Vertrag  liiiltij;k<Mt  vom  14.  Juni  tui  voriieh,  Wfil  Kcitinr  uiul 
Oflitiiore  von  clii'ser  Z»iT  uli  Ausprürhft  auf  Wartufl*!  und  Ersat«  för  «ifp*- 
waudto  KositMi  inni'liti'n. 

TiO)  Koloiimii  Oll  i'hil.  StnLssb.,  d.  7.  Juui,  Ha.  lu  Wahrheit  .stand 
Anliiiiift  joncr  llilfstrii[ipiM)  mx;h  zioniLitih  woit  in  ilcr  Faran;  s.  Soldsn 
p.  50;  do  Kuhle  IV,  (i.  2iSS  ff. 

f)!)  Dbh8  Scliombi'rg  vor  Hotomon  abgcfortigt  wonli'ii.  tltoilt  Letiterer 
itijt:  Hot.  Uli  Pliil.  ätmsHb..  d.  7.  Juni  (fi.  Bi'il.  N'o.  LXi).  i>a8»  Bui-  wmüenin 
vor  Sclionilierj;  »lip.-rtwt,  itrjfit»bt  sidi  «Inntii.^,  dasn  er  ctwii  i'hh-  Wttclie  frühi 
t^iiitrar:  in  üor  Antwort  inif  St<hoinlH>r);s  Wt>rlii)n|:,  üi»  vom  14.  oder  15. 
(iatirt  (v^;!.  Aiim.  04j  s&^.  ('hriatopli,  UhmIp  Iittiiii  .  bey  aoht  Tat^'-o«, 
vom  Adel,  Ixtuia  Jo  Bar,  bei  ihm  guhnltt.  {Es  orgiülrt  sich  lii^raus, 
Friodrifhs  Emiifchlun^schrtnh'n  für  IJjir  an  rhriytui>li  Iit*i  Kluckli.  [.  p. 
angel)lich  vom  9.  Juni,  in  frührnt  Zeil  zu  at;tz*?n  ist,  tJenu  iim-U  itbi^^i'in  mi 
Bars  AufftiUialt  bei  Chnstopb  etwa  auf  den  7.  Juni,  iler  in  Llciilellwrg  noclt' 
friilier  falli'u.)  llotomaji  n?islt'  (iiaL-h  dem  obeu  citirti-u  Schruibeu)  tun  2S.  M« 
voü  OHeiuiH  all  und  traf  aiu  tS.  Jimi  in  Strassburg  oiii;  tob  dort  waudt»  *t- 


Z^hntor  AI>9c!imtt.  ^^^^"  43S 

riclihmg  bei  don  Puisten  liisst  sich  f;;ri>.s8tentheils  nicht  verfol^n." 
Sohumberg  und  Hotouian  warun  beauftragt,  imi  baldige  Unter- 
stützung mit  Fussvolk  und  Reitern  und  Soldvor^cluiss  für  diesel- 
ben aul'  drei  Monat  zu  bitten,  du  drüben  buai'eä  Geld  nicht  ver- 
fügbar und  da»  etwa  vorhandene  nicht  wohl  über  die  Grenze  zu 
bringen  &ei;  die  Fiüirer  der  l*aitei  erboten  sieb  zu  jeglicher  Cau- 
tion  für  die  Küekerstattung.  Davon,  dass  man  dem  Zuzug  für 
;  die  Katliolikeu  den  Wc^  verlegen  solle,  war  nicht  mehr  die  Rede.^ 


steh  am  folgeuden  Tag  briofllcli  an  PhiLipp,  Fnudridi  und  Christoph.  Am 
28.  Mai  war  Oi'fiufrs  wieder  in  '  h-leans  i_'inf?'(rofift_'n  (Hot.  an  den  hess.  SocrotiLr 
Christ,  linrsack,  Strassb.,  d.  7.  .lutii.  lls.)i  w'ino  Ajikuüft  wird  also  nrischea 
dio  Abfertifiiiing  Sohomborgs  und  dio  Hotomaos  fallen. 

fi2)  Nach  dorn  iii  vorij^r  Anm.  erwfilintou  Enipfeliliiiifpwhwibyu  Kur- 
fär&t  Friodhchä  für  Bar  hott«  dorsulbo  Auftrim  vou  der  Küaigiii-Mutter,  den 
Uoutüc'hen  Fürwtoa  mitzuüiciloii,  dass  sie  don-n  Vormittt?IuBj{  j^fm  Kt^lien  wiird»; 
l)cniht<-  dii^s  nuf  der  M'nlu-hint,  so  wiin^  7,\i  schÜrsseii ,  da.sä  die  Küoi^n,  ola 
ftie  nacbmalti  dio  [»1^x0010111?  Vermittuhmg  auaschlug,  imter  dorn  Zwang  de« 
TriaraviratÄ  stand.  Cliribt'jph  iii  »einer  Autwort  auf  Schomborgs  "Worbung 
(siebe  Ann).  Ü4)  erwähnt;  vor  Schomber^  habe  auch  Bar  berdts  im  Namen 
C'-ODdAg  um  rntHi-stntzung  mit  FuüsvMk  und  Ht^iturt-i  &owio  drei  Mooate  Sold 
für  dii>»elbt>o  uugi-hallen,  und  darauf  £iir  Antwort  i^inpr»it(;en:  ubwohl  liodili»- 
denUich  Moi,  Krit>){Kvulk  aus  dem  Reich  frcmdöu  Natiouou  zuziehen  zu  lassen, 
in  Betra(;ht  diAS  S«iii)*  fü)-!>tl.  Gnad^'^n  S(?lli(4t  tiieht  wüBSten,  wnini  niaii  d(>»iel- 
ben  !wdürfli(i  sein  mö<?hte,  so  wollton  DiesoHion  doch,  faU»  luideru  Clmr-  und 
-Fürsleu  durch  die  Fiiigor  aülien,  gh-lchralls  Pass  und  Durt'hziiK  gestatten. 
I>ass  sie  aber  dem  Prinzen  helfen  und  Boistaud  thun  sollten,  wäre  seioer  f. 
Gn.  hfH^hbodeiiklich,  dn  L^Üicbo  Chur-  uml  -Fürstjon  rnU;rhand]uDg  angeboten 
hiitten,  auch  ihre  Cii^sandten  allbi>rvitä  abgereist  wäi>jn,  somit  die  Untentätznng 
ihn.*n  kur-  und  furetliehen  (ioaüfn  zu  niobt  geringem  Torwnis  und  zu  mchnr 
Zcrmttnng  dt>r  ßndien  gereichen  möcbte.  Wenn  der  Prinx  seine  'Werbwffi- 
zieri.'  namimfl  inacbe,  »o  wolle  er  deuKoll-en  in  siün^.-m  Land  heimliche  ßi'Wor- 
bunK  und  Pass  gestatten.  —  Ob  bar  noch  \m  uiidtTtiu  Furstuu  gewesen,  was 
or  bei  deosf^lbea  geworben  oud  was  für  An.tMui't  erholten,  erfahren  wir  nicht. 
'Wia  erklärt  e»  stcii,  dnss  Bar  von  dem  Auftrag  Condt«  (der  übrigens  wohl 
uirht  niizuzweifeln  iüt)  bei  Friedrieh.  wio  nach  dem  oben  erwfihott.<u  Be^Ieil- 
wJireibeu  seliem'.'n  inu.ss.  Nichts  verlmitcn  hvttAV  Auffiillig  ist  auch,  da.is  «uiie 
von  Friedrich  und  dorn  I^md^Tafen  im  .luli  dem  Agenten  Cond^  ertbeilte  Ant^ 
wott  (s.  Anm.  74)  in  -.liiier  AufziUduiig  der  hugenotti^.hen  Boteu,  die  bishor 
um  Hilfe  gnbeten.  Bar  nicht  nennt:  >mit  der  zeit  der  undevhandlung  sei  durch 
den  von  Tbnn,  Unttomann  und  Sebombergk  gesucht  wnrdnn  uinh  hilf  dem 
Prinzt^ii  vou  l'oude  zu  leisten.* 

63)  Oemeinschaftliche  Vullmaelit  für  Suhumbcrg  und  UotomaUf  Orleans, 
)  iJ.  2ft.  Mai,  Ua.  Vaan  der  Hchomberg  bei  selaer  Abmise  erthcÜto  Auftrag 
'  mit  dem  in  dieser  VoUmaeht  enthaltenen  überoinstimmto,  ist  sehr  waht^ohein- 
i  28 


piaiz.  ' 


434  Zehnter  Abschnitt. 

ScIiiiiubtTg  reistft   mit  diesem  Auftrag  an 
Württemberg  und  HcHsen;  Hotuinaa,  der  ihm  auf  dorn  Fnss  fo 
blieb  in  Strass})iir^  uud  wandte  sich  mündlich  an  die  Oesandi 
der  Fürsten,  wolohe  sieh  jetzt  dort  versammelten,  um  das  G 
zu  erwarten,  und  briotlich  an  deren  Herren. ^^ 

Seine  BeriL'hto  nun  stellten  die  Lage  in  Frankreich  endlich 
bedcnk]i<*h  genug  dar,  um  die  Kögcmden  Fürsten  atif^urütto^l 
Hutomtui  f>r/ühUe  nieht  mir  von  den  Verstärkungen  <Ier  Ot^eff, 
sonder«  aurh:  Pailumont  uud  Sorbonne  hätten  sicli  versttöndigt 
diiss  Niemand  König  sein  dürfe,  der  von  der  i*üniischen  Kirche 
abfalle,  und:  di©  Pariser  fingen  schon  Öffentlich  an  zu  sagen,  ihr 
rechter  König  sei  der  Herzog  von  Ouise.  ^^ 

Jetzt  erst  begannen  die  Bcilnnklichkeiten  der  deutschen 
sten  von  den  Erwägungen  der  praktischen  NotJiwcndigkeit 
drängt  zu  werden. 

Nm*  Einer,  Pfalzgraf  'VVoUgang,  verdient  vielleicht  noch 
Lob  einer  grösseren  Entschlossenheit,  Von  seinem  Verlialt**u  biü 
zu  dieser  Zeit  wissen  wir  Nichts;  jetzt  aber  erklärte  er  sich 
bereit,  un  einer  Werbung  für  die  Hugenotten  tJieilznnehmen.  diu! 
vielleicht  wnnle  dieser  Kntscliluss  nurh  vor  dem  Eintrolfen  dw 
lierichte  Schonibergs  und  Hotomaiis  gefassf  ^^ 

[hm    zunächst    stand    an    Neigung   zum    Handi'ln    Kurffi 
Friedricti;  doch  kämpfte  deitielbe  noch  mit  s<*iner  Furcht  vor  Yw 
Wickelungen.     Auf  Sohombergs  Werbung  hin  wünschte  er  immer 
noch  —  der  richtige  W^eg,  um  die  Sache  fruchtlos  ins  Unendlicbe 
zu  verschleppen  —  die  Angelegenheit  vor  alle  Küreten  der  angs- 


dt^j 


lieh,  denn  schon  toi-  ihm  batto  Bar  ganz  denselben  Auftrag  ausgerichtrt,  vd- 
oben  difl  Vollmacht  vom  29.  Mni  migiebt.  (B.  Aniii.  52.)  Nur  das  Versprech« 
der  Kückcrstattung  de»  drcimouBÜichcn  äoldeu  wird  hier  nicht  onriUurt;  AoA 
wird  daüfitilbe,  nachdem  boreitB  durah  Duhuu  Cauüon  für  dio  Rückentattan^ 
do8  Soldee  angeboteu  worden,  auch  in  Bam  Auftrag  nicht  gefehlt  habou 

54)  8.  Ajud.  51.  Hr.  Heidm-irh  Krug,  don  Philipp  zu  der  Vcnnittelun^ 
gcsandtn-liAft  nligoordnot.  schreibt  oin  21.  Juni  nug  Sti-assbuTK:  VexinM  owl 
Hotomiui  hiibcQ  viel  \m  den  anwesondcn  Gosatuiton  uin  Hilfü  und  Voiwlinv 
von  Geld  angahnitfin;  ein  Thoil  dQrAclbcn  bat  darüber  an  die  Herren  beridi- 
tet  etc.    Hb. 

55)  Hot  an  Phil.  Strasab.,  d.  7.  Juni.  BeU.  No.  LXL    ßio  Bride  i 
die  anderen  Fürsten  (s.  am  Ende  des  Schrfibtinsj  waren  glnichlaatrnd. 

5Ö)  Wolfg.  an  Christ,  den  12.  Juni.  s.  Kugier  U,  p.  3.'>5.     Die 
2100  scheint  auf  Landgraf  Pbilipps  Vorscblftge  (s.  p.  427)  zurüokinwiMBM). 


Zehnter  Absdinitt.         ^^^^^         435 

^  hen  Confession  zn  bringen;  mit  seinen  nächsten  politisclion 
"  "den  allein  den  Schritt  zu  thun.  schien  ihm  zu  getuhrüch  " 
Bald  tlurauf  —  vermuthlich  iuitte  er  inzwischen  Hotoinans  Be- 
richt empfangen  —  meinte  i?r  doch  sclion:  die  hohe  Nütlidurft 
erfordere  nunmehr,  zu  bedenken,  wie  den  armen  Christen  in 
Frankreich  zu  helfi^n  und  dein  Wetter,  das  künftig  Alle  mitein- 
ander treffen  könnte,  zu  stcneni  soj.'»^  Sein  Schwiegersohn,  Jo- 
Iiann  Friwlrich  von  Sachsetn,  liatte  ihn  zu  einer  Bespi-echung  in 
lieiuhauiien  eingeladen;'"*  er  sagte  dieselbe  zu  und  sclirieb  «lern 
Landgrafen,  dass  vr  von  Oelnhauseu  zu  Jenem  nach  Hessen  kom- 
men wolle,  um  die  nothwendigeu  Seliritte  zu  beratlien.  "*'  Dann 
trafen  von  llotornan  und  Vezines  aus  Strassburg  weitere  Nach-' 
richtt'ii  (jin.  Dicsulhen  drängten  zur  Eile  und  nuichten  Hoffnung, 
dass  die  Fürsten  nieht  in  die  eigene  Tasche  würden  greifen  brau- 
chen: sie  wollten  eine  Anleihe  bei  Städten  aufbringen;  die  Für- 
sten soUtoii  dafür  nur  llürgsehaft  leisten.  Die  Vermittluugsgo- 
sandtschaft  baten  sie  als  vollkommen  aussichtslos  zu  unterhissen. 
Nanmehr  erbot  Friedrich  sich  endlich  hei  Wolfgang,  Christoph 
xind  Philipp,  dif  Bürgschaft  für  einen  Theil  der  gefordertf^i 
Suinnic  zu  überm-hmi'u,  falls  Jene  sich  hetheiligten.  Zugleich 
tJieilto  er  d<»ni  Landgrafen  mit,  dnss  haores  QeM  ihm  ni<'li(  zur 
Verfügung  stelle."' 

Arn  schwersten  enlschloBs  ^ich  Pierzog  Christoph.  Nih-Ii 
nach  dein  Ausbruch  des  Krieges  in  tVanki*oich  hatte  dei"8clbe  au 
die  Schuld  der  Ouises  nicht  glauben  können.  Kr  hoffte  immer 
noch,  sie  würden  sich  zu  rechtfertigon  vermögen,  hielt  seinen 
Tmum   von   der  lutheriRcheu   Kefonuation  Krankreichs  fesf*'   und 


57)  Gebt  horvor  aus  Cbnst  ao  Friedi-.  Neustadt  am  Kocher,  d.  14.  Jani; 
H,  Anm.  64. 

58)  Kluckh.  I.  p.  313  Note. 

59)  üeWr  lii";  VoraulosaiinK  h.  OrtlnfT  I,  [p.  250—259.  Der  Zwtv_'k  wnr 
mich   voll  Jutiaiin   FniHlricli-s  Sfitr   unter  Ainlerom   Bi-siirocJmng  dor  fnuizüsi- 

in  Angelegeaheiti>n. 

ttOj  FViedr.  au  Phil.  Hei<ii?Ibt>rg,  d.  10.  Jaiii,  Hs.  Demoacli  hatte  er 
Philipp  schon  am  ib.  Jiuii  diese  Mitthoilung  gomachL 

Gl)  Friedrich  an  PhiL  Uoidnlb, ,  d.  20.  .luni.  ITs.  Ppmnarh  tuitti«  der 
Raul  in  Strtssburg  aicb  orboten.  fi^f^no  Bürgschaft  den  Hugcnotton  30,000  Tlm- 
l(»r  Vürzu.«treokeu. 

62)  VgL  PbibppH  luiii  Christopiia  Con-ospondeuz  über  dio  Ouisns  vor  di'oi 
Anabmoh  dm  Kriege  p.  390 f.^  401  f.   Christ  bd  Thil.  den  10.  April,  KuglerTT. 

28» 


c 


43fi 


Tjp'hntrv  Abu 


hegte  den  Argwohn  gogen  dio  Calvinisten  weiter,  den  Jeoeil 
za   Zabom  einf^flOsst  *'     Die  VertheirligHn^   der  Hugoriotton 


p.  338.  —  Am  lü.  Uärz  hatte  CSiriRtnph  in  Folge  ilor  Nnohridit  vüu  4t*ta 
Sucre  zu  Vwsy  Guim  ^baten,  cinn  zufriodi^iistHUtJcuk  Erktäniii^;  filM>r  den  T< 
fall  abzogeben,  tlnmit  er  di«  deutscb<?ri  Fürstitn  beniliigtiii  könug  (p,  400). 
deflseu  hat  Guiiw  d:M  H^^dürftiiss  om|>fiin<l(>n,  di>in  Herzoi;  das  üeDi<^2<^l  jm 
Vaaay  und  ^seinen  bcwaffnoton  Zug  au  dou  ih)f  iu  aiivcrfniigÜrhom  fjcbt  'hi- 
zu9t»Uen;  er  richff^te  daher  sofort,  nach  seinem  Einzug  in  Paris  ein  Iang>"5 
Schwibon  an  Christoph  (dd.  17.  Mürz  Bulltmo  Bd.  24,  p.  212  ff.);  cbomto  unt- 
wortctj  or  ausfiiliriich  auf  das  Schroik-n  vom  19.  Misz  uud  Vf^isprach  dabei, 
bald  wieder  KascalcQ  zum  Herzog  zu  i^^ndou,  lun  sioli  und  emjon  BrudT,  d?ii 
|Oardiiial,  Ktir  Zufri^'dtmhf'U  rhristxiphK  zu  ri-chtfertigeti.  (Paris  il.  10.  Api 
Bulletin  I.  c  p.  501  ff.).  Dif-se  Ä/itwort  schickt«  Christoph  aa  Philipp  (1 
d.  28.  Apr.,  Hs.)  mit  der  Itemerkunfi:  ßuise  wolle  sich  wegen  de«  Toi 
XU  Vassy  schun  maulien-  dennoch  bemerke  man,  dass  er  ^hr  mbittert  m; 
tlott  bekehre  ihn  vou  solcht'n  Tbaton  obzustehcu.  tnimorhiu  hat  Qiristoph 
HufTnuDg,  wie  sich  aus  dorn  Weitea-u  t-rgiclit,  noch  ciebt  au^iTgebon.  ** 
Scliroibcu  vom  17.  März  war,  soweit  os  das  Ereigniss  zu  Vassy  Wtnf, 
in  einen  Beruht  über  dasselbe  iaserin  worden,  di'U  Guisc  zu  seiner  Vi 
digung  druiTken  lt«ss.  fS.  Mem.  de  Coudü  Bd.  111  p.  119  S.)  Dieser  kam  dorcb 
deu  licsutdtyu  lifs  Hofes  Cnurtolarj'  auch  in  Christophs  Hände  (siohc  thi 
Scbreil)*!iL  Christophs  an  (niise,  Mein,  di^  C<iiidt'>  p.  872;  üIht  iUk  [tnium 
unt4>uj.  Christoph  mus&io  erfalimu,  dang  i'inige  \Vorti<  diesee  Berichts  (il  vom 
pottlt  sonvenir,  moüsieur  luou  cousin,  de  co  i|Uo  nous  ou  disiona  dfnuVreninil 
enscmblo;  s.  bulleün  I.  r.  p.  216)  ibn  in  Dt^ütwihland  in  d*>n  Verdnrht  br**« 
ten,  er  habe  Ouiso  zu  Zabent  seine  Beistimniung  zu  iler  That  vou  Vas.>iy  p-- 
gebea;  Christoph  schreibt  darauf  zwar  an  Philipp,  Stuttgart-  don  25.  Uai:  "^ 
wcrd»  tüch  des  Betrugs  lialber,  den  ihm  die  Guües  geapiolt,  vor  Knr-  twA 
-Fürsten  woiil  zu  rechtfertigen  wissen:  Ouise  habe  versprochen,  IU.<tcal4n  mh 
Berichten  und  Erkliirungtm  ZU  ihm  zu  sehiekon;  gcscliehe  es,  so  sei  \t,  fit; 
andernfalls  sollmi  Nie  erfahrt^'U,  das*-  Hie  nicht  mit  einem  Kinde  gehandelt  lu-il'-n 
tHw.);  niclit«  deslowtmi^er  driin^,'t  or  Ouiso  in  einem  langen  Schreiben.  Ka>ta- 
Ion  bald  zu  Hohicken,  damit  er  etwas  erfahre«,  waa  er  deu  Auschiüdigani!«!, 
die  in  Deutschland  gegen  Guise  erhoben  wüiüeu,  eat^^enstclleu  küune;  zni 
Itfast  er  Warouugcn  vor  gewalttbätigem  Vorgehen  gegen  die  rafonniite  Beligios 
emUiessou  und  gicbt  zu  erkennen,  dass  alle  rrnntände  sehr  fär  di«Sdntldder 
Guiaes  sprechen:  donnocfa  lautet  dor  Brief  noch  £ast  wie  ein  yertnuieusvutui> 
fOhne  I>atum  publicirt  Mem.  de  Conde  Hl  p.  372;  nach  fls.  in  dem  p.  3Ä 
Aiim.  68  citirten  Sauuuelhand  daiirt  er  aus  Stuttgart  vom  28.  Uai :  Kogler  ü, 
p.  'Ml  Note  115  setzt  ihn  rälseblich  auf  deu  13.  Juni,  hängt  ihm  aber  sv 
Nachschrift  au,  die  in  der  That  zu  einem  Brief  an  Ouiso  vom  13.  Juui  (8.BnM) 
gehört  Der  Brief  voiii  28.  Mai  hat  eine  andere  Nachfaclirifl,  welche  in  &< 
Mem.  de  Coudö  fehlt,  de«  liUialts:  Ouise  möge  dein  Horzug  sedD  8olLr>il*A> 
nicht  veiüboln;  er  hahe  gesobrieben  gomüss  dem  allgemeinen  Gerücht  iu  Deutidc 
Uuid;  seine  Worte  seien  dictiri  von  seinom  Interesse  für  üuise:  er  wünsci*) 


Zehnter  Absohnitt 


437 


fiiefen  und  Manifesten  schien  ihm  Anfangs  wohJ  schon  aus  dem 
Grande  verdachtig:,  dass  er  die  Guises  auf  der  andern  Seite  sah. 


dcrsolbo  sich  nicht  doii  Zoni  Gottos  zuzieho).  Hierauf  empfingt  Chrißtoph 
*äfe  3.  Janj  durch  Upd  Boten,  niit  dorn  or  sein  Sclireiben  vom  27.  Febr.  an 
Navuni  ^^chiokt  (r.  (»be>n  p.  394,  Amn.  73.),  ÜrioFe  Oiuäes  und  des  Cai'dinals 
von  Ijithv'ai^iin  vom  2Ü.  Mai  nn«  Paris  Olem.  de  Coml^  111.  p.  -JöS),  welcho 
die  6achl%'f  winiiTum  \om  Stamtpnnkt  dor  ofBciellea  Manifeste  darstellen,  eiu 
SchreiU-ii  Navarras  von  Paris  d.  2i).  Mal  iHf*.  Sanimt*lb.  >'av&rrB  L>rklflrt  Bich 
al«  lelwiidiingiichtT  St-huldner  dos  Herzogs  für  den  froinniotj  Rifer.  wclc!h(»ii 
d«Mlbe  iu  den  VerlumdlungoD  zu  Zabecn  bewinaen;  liolTt,  dos»  dersetlin  aller- 
lei Geschrei,  welches  vielleicht  vorbreitet  worden,  nicht  glaubo,  und  bittet  ihn, 
hierin  fortüufahrtii ,  wenn  seine,  N.'s  Neider,  die  gegenwärtigen  Unruhen  l*- 
nutsou  wollen,  ihn  zu  vorl'>umdeii:  er  niüge  sieh  darauf  verlassoa,  daäi^  Xa- 
varm  keinen  Kteias  »paiijii  wenln,  diu  K^Hi^ion  mit  Orjttes  Gnade  zu  erhalten) 
und  ein  solches  von  RaAcnlon  aus  Piiris  d.  23.  Mai  Es.  (Itascalon  voniichert, 
dass  des  Uerzo^^a  VorsohlAf;  zu  einem  Keligiooggoapiüch  {d.  li.  der  guisigche 
TrugTorsolilagJ  dem  Künig,  der  Königin -Mutter,  Navarra  und  andern  Fürsten 
nud  Herren  vorgolcgt  worden  sei  und  dass  die^lben  befunden  haben  ^  durdi 
dieses  äUttul  kouno  Ruhe  in  dor  gannin  Christenheit  heiigestollt  werden.  Theilt 
mit,  die  Herren  von  Uuise  wünschten  sehr,  daps  ChriMoph  einen  xaverlüssigOQ 
Mann  noch  Frankreich  Bchirke,  uni  den  Stand  der  Dinge  auf  beiden  Seiten 
wahrheitsgumiuict  zu  erkunden.  Kr  H^DiBt  hofft,  bald  bei  xleui  llerKOg  zu  sein  ete.) 
Diese  vier  Schreiben  sendet  Chri-stoph  Stuttg.  d.  4.  Juni  (Hs.)  an  Ilülipp  mit 
dor  Bemerkung:  es  sei  ein  listiges  Getündet;  dennoch  müsKe  man  den  Vorsohhig 
doB  (.'ordiualü  zu  einem  Keligi^iut^gesprilcli  immer  uuch  in  Erwägung  ziehen, 
doon  üott  kenne  wohl  Unadu  geben,  rlass  dio  Tbeclogen  sich  verglichen.  Man 
kann  dies  OeUahrea  doch  wohl  nicht  andets  aufTussea,  als  dass  <I<di-  Herzog, 
nbwolU  sehr  schwankend  geworden,  doch  noch  im  HtiUeo  UofTnung  auf  die 
GuiiHts  setzte.  Etst  dio  Nachiicht  von  der  Bittschrift  des  Triumvirats  vom 
4.  Mai  (9.  p.  420.  Chriatoph  empfing  dieselbe  später  als  jen^^  Briefe,  wie  er 
am  13.  Juni,  in  dem  unten  erwähnten  Öchrei)>eD,  Guise  mittheÜt)  niaohta  ihn, 
,wie  OB  suheint,  völlig  an  Guis^^t  vorzwelfctn.  Ludwig  ven  Bar,  der  etwa  um 
den  7.  Juni  bei  ilun  war.  theüt  er  mit:  ubgleicli  Anfangs  die  Sachen  des  Prin- 
ai?D  von  Condö  halber  bei  Vielen  ein  Ansehen  geliabt,  als  üb  Piivatbachon  und 
AfffX'tione«  dor  von  Guise  halber  mit  untargelanfen,  und  nicht  Alles  so  eiofadi 
dur  Religion  wi^'en  gescbüiie,  »o  s(?i  man  duch  auf  andere  Gedanken  gokommeii, 
seitdem  dei«  IJonnetuble ,  Marsc-halhi  von  SL  .\ndre  nnd  Guiscs  Bodonkeu, 
S*jiptom  und  Erotestation,  wie  man  <«  nennen  wolle,  veröff entlieht  worden 
(vgl.  Anm.  52.  f>4).  Hierauf  wartet  (."hristoph  noch  eine  Zeit  lang  {wie  ei 
i'liihpp  Stuttgart  d.  20.  Juni  mittheilt;  üs.)  vei^btich  auf  fiascalon;  den 
13.  Juni  owUirh  kündigt  er  Guise  iu  eiitem  ziemlich  scharfen  Schreihpu  den 
Olflubtm  auf,  wührend  ein  gleichzeitiger  Biief  im  den  (^ordinal  von  Lothiiugen, 
vonnuthhch  weil  derselbe  an  dem  Gemetzel  zu  Vassy  und  dor  Bittschrift  vom 
.4.  Hai  nicht  betheiligt  gewesen,  immer  noch  verbiütnissmässig  milde  lautet 
I  Äff  Guise:  stellt  ihm  vor,    welche  Folgen  die  VorwirklJeluing  soleher  Plane. 


438 


ZefaDter  Abeobnitt 


Zivai-  machte  die  Art  und  Weise  ihn  stutzig,  wie  Guise  ia 
Briefen  den  Hugenotten  die  Scboid  an  dem  Blutbad  zu  Va 


wie  sie  die  BHtsohrift  vom  '1.  Hni  piiUiäU.  tiach  sirh  ziehen  wünlt*.  S0I4 
Bdictu  wünlcn  mit  kiiini'r)<>i  Uimid  noch  Sctieiii  dr^m  Küiiig  (deüscn  Uerxi 
der  Uand  Gottes  steht,  imd  der  mit  dem  hoiligoo  (reist  zu  r^tireti  hflt) 
gemefwcn  werden  ki'mncn.  such  Vöiintt«  mit  k(Mncrloi  Sciiota  noch  Ansuhü 
Wort  Gottes  »oldio  Schua^^tb  tiod  Suliaiide  aitgt'tiian  werden.  Pie  poUtt« 
Go8ichb*jimikti'  dnr  Rittaehrift,  falhm  iiiohi  in»  Gewicht;  ilenn  wo  Gott  und  sda 
Wort  ausgetri(>b«u  werden  sollen,  ist  vom  politiHchen  Kefnment  so  wifi 
nichts  Gutes  %n  oTwartou,  «wie  don  K.  L.  hi-uder,  d«r  Cu'dinal  von  l^ttriag 
in  dfir&n  an  uns  auagangfin  sclm'ihon  mich  ganz  vemnnftif;  und  pittW'li^lii^ 
aurcguD^  gtitJian."  Fol^n  Ki'mahiiuogt>n  und  uiu  Zott^),  d>'s80u  InUuU  Kug 
II,  p.  341  Noto  115  im  Auszug  irrthiunlich  als  Nachschrift  »ne»  früh« 
Sohioiboiis  (s.  oben)  mitthoilt.  —  An  dru  l'ai-dinnl:  Christoph  giebt  8i>tii 
Böhmen:  übor  dio  Uittsohrift  des  TriuDiviratd  Ausdruck  und  beschwört  den 
CardiDal,  Gottes  Zt'rni,  diij  Uiimilndi^leit  dt>s  Kbni>^,  liie  rnrchtl>&n.'n  Folgv«. 
wetcbf  dio  i-'hriBteflvt'rfolpiins  haW»  niüsste,  ctc,  zu  licdtmktfD.  und  AUc*  auf- 
aufzubieteii ,  um  oiutm  Fneden  xn  bewirken,  bei  dem  Gottt's  Wort  seineD  Ijiuf 
behalte.  Emt  wumi  oin  soIuIllt  Friede  hergoHtelU  worütui.  kann  duN  ReUgiiH»- 
gesiirücb  (di:sKon  titir  l'ardiiuU  iu  seinem  Hobroibea  vom  22.  Mai  wieder  Er- 
wähouDg  gothnii)  mit  Erfotg  angostollt  wordtm,  wio  denn  auch  t^lirisloph  «1 
alsdaoD  an  Eifor  für  das  Wf-rk  ni<-lit  Milon  lassou  will.  —  D«ido  Guise«  wtf' 
den  gehotcD,  die  Vermittlungsgosandtsebaft  der  Fürsten  nach  Kiiftcn  mi  UDts^ 
stiltjcen.  (Beide  Schreiben  lls..  in  dem  Sammclbaud.)  Guiao  war  droist  ffWi^ 
selljst  doraufhlD  codi  eiu  Schreiben  zu  i<«iuer  lioohtfertigimg  an  ChTis(o(ib  in 
richtoo.  in  wrlchi^m  er  üliHgim»  imvi>rblüntt  bcttanute.  das^  or  geeonuen  kk 
Iwi  der  katliciIiKcheii  liuli^poii  xh  bleiten.  {Mi'm.  de  Cnudiini,  p.  562.)  Chri- 
stoph war  jetKt  freüith  von  seinem  Vertrauen  zu  den  Guises  geheilt:  s.  Kur- 
ier 11,  p.  212—244.  Im  August  kam  Kaiiealoa  noeh  einmal  mit  Bhefeo  u 
inehrerv  Fürsten  nach  l)eut»cbland-,  s.  Kluckhohn  I,  p.  328,  329;  Müm.  de  C 
iU,  5'J6,  S'28.  Christoph  lies»  ihn  durr-b  ßiNioftra^  nbrertigon;  dieadbcn 
hielten  ihm  der  Keiht^  asu^h  ausführlich  vor.  was  z^^lschon  Christoph  und  ^ 
Qnises  seit  dem  ßei^nii  ibrer  Correspoiideuz  im  vori^j^  .lalir  vodiandvlt  vw- 
den,  nnd  doss  GuiHe  iu  Allem  und  Jedem  suiuo  VersprechuDgeii  gebroc^HO. 
MiDon  Worten  zuwidurgehaudott  habe  und  dadurch  Herzog  Lliristoph  uomr- 
(iieuter  Weise  in  Ueutäcbland  zu  schlec^btem  KuT  gekommen  sei;  sie  beaaftnf!- 
ten  Rjisi.alon,  Quise  int  Ntunon  des  Herzogs  zu  beriiiiten:  da  dio  Saobei « 
Ulgeu,  möge  OväsB  Chhstojih  uiclit  verargen,  dnss  er  jetzt  und  so  UugQ  midi 
seinem  Vorhaben  beharre,  sicli  mit  Joncm  weder  brieflich  noch  durch  Gocrrirlt- 
soluiTt  einlasse,  noch  Oeschenko  von  ihm  onnohmo  (R.  batto  zwei  en^ti$cb^ 
Hunde  als  Ge«cbonk  Guises  für  ChrL<«toph  mit),  des^oheo,  falls  er  ehrm- 
halltor  dazu  verursacht  würde,  die  ganze  Verhandlung^  «elcbo  zwiacbea  Aa 
Giiise  und  dem  ("ardinni  von  I/^ithriugcn  iTgangeD,  mündlich,  achrifUich  npi 
im  Iiniok  bekannt  mache,  denn  dio  Ehre  »ei  ihm  Heber,  als  aller  Weh  äat 
Kascalon  gesteht  bei  dieser  Yorhaltimg  Punkt  für  Punkt  deren  Richtigk«!  n 


Zehnter  Abflohoitt 


439 


nicht  allein,  sondpm  an  dem  ganzen  Krieg«  zuschob,  und  doch 
noi^tt  er  dazu,  ihm  /u  glaviheu!  Nocli  Anfang  Juni  meinto  er 
den  Plan  zu  einem  Beligionsgesprftch,  wie  ihn  die  Giiises  ihm 
zu  Zabcrn  vorg^elegt,  nicht  aufgeben  zu  sollen.  Als  dann  im 
Fortschritt  der  Eroignisse  namentlich  die  Bittschrift  der  Triumvirn 
vom  4.  Mai  ihn  iiborzeugto.  dass  man  auf  dieser  Seite  wirklicii 
die  ünterdrürkung  des  Oalvinismus  beabsichtige/-  wa«  er  bisher 
den  Guises  ihrer  Zaberner  V^entpi-ecluinj^en  halber  nicht  zugetraut^ 
plagte  er  gleichwohl  sich  uml  swne  lui-Htlichen  Freunde  weiter 
mit  dem  Bedenken,  dass  es  Coud/i  und  den  Seinigen  nicht  auf- 
richtig allein  um  die  Vertheidigung  der  Kelipion  zu  thun  sei."'' 
Die  vornehmsten  (iründe  seines  Zogerns  wai-en  freilich  wtild  andt>- 
rer  Art  War  es  denn  damals  noch  zwcifolliaft,  daas  es  kein 
Mittel  mehr  gab,  die  protPstanti.s4;he  Kirche  in  Frankreich  vor 
c!iner  dauernden  gewaltsamen  Verfolgung  zu  sichern,  als  die  be- 
waffnete Vertheidigung?  Oder  liir-lt  es  der  Hc=irzog  für  möglich, 
auch  selbst  nur  die  menschlich  berechtigteste  Nothwchr  einer  Par- 
tei völlig  freizuhalten  von  tler  Mitwirkung  pei-sünlicher  Inten^ssen? 
Musstc  er  nicht  auch  anerkennen,  diuss  die  Führer  des  Huge- 
nottentbuniK  den  Bestand  ihrtT  Religionsgemeinschaft  nicht  sichern 
konnten,  ohne  für  sich  politischen  Einfluss  zu  gewinnen  und  den 
Todfeinden  iluvr  Sache  die  Macht  zu  entreiasen?  Fi-eilich,  es 
wäre  eine  Forderung,  i*echt  im  freist  des  unpolitischen  Luther 
thuius  gewesen,  selbst  der  Gewalt  gegenüber  nach  dem  Satz  zu 
loben:  mein  Reich  ist  nicht  von  dieser  Welt;  aber  machte  der 
Herzog  denn  hiervon  die  Anwendung,  wenn  es  sich  um  die  Exi- 
stenz des  deutschen  Protcstantisnnis  handelte,  und  konnte  er  an 
das  Recht  der  Hugenotten  zur  Vertheidigung  einen  andern  Mass- 
stab legen  als  an  das  der  diufessionsvciwandten?  Doch  w<ihJ 
nur,  wenn  er  Jenen  von  vurnhei-ein  ein  minderes  Recht  auf  ihre 
Religion  zumass  als  Diesen.  In  der  That  konnte  er  den  Wider- 
willen gegen  die  kircldiche  Richtung  der  Hugenotten  selbst  jetzt 
noch  nicht  überwinden.  Doch  wie  dem  sei,  im  Grunde  waren 
ihm  selbst  aucli  diese  Bedenken,  gleichwie  die  vorgcnamitcn,  so 


tmd  Bpricht  am  £odc  die  Uoffsaug  aas,  diT  Herzog  werd(.>  ihm  Dicht  vorar^ß, 
dABS  er  Ha  gelionuuner  Dinuer  (ioiacs  deäsen  Befehl  atisgorwlit^^t  (zu  tlraoti, 
den  8.  Sept.  1562,  Et).,  Hulutiuii  des  Sainmolliiuidcs.  Vgl.  l.ullotiti  XXIX, 
|>.  IlOff.  DicM'  ruiiianüsL'be  ErxiiliIutig))oi-uhl  iiacli  Obigutiiaufbluuätir  Phantasiu.). 
63)  Kugicr  11.  y.  355.     Kluckh.  1,  p.  320,  Note  1. 


440 


Zehnter  Absohnitt 


lan^  sie  als  Ar^umeute  ^^m\  die  Unterstützung  der  Hu^D 
hatten  dienen    müssen,    nicht   mehr  massg^ebend  gegenüber  des 
Frage,    ob    man    die   Hagenotten    retten    oder   preisgeben    sol] 
Schon  indem  er  Jenen  freie  Werbung  und  Pass  in  seinem  lAnd 
bewilligte,   waren  ja  solche  Motive  ausser  Ueltung  gesetzt, 
gegen   blieb  die  Scheu   vor  Geldopfem   und  namentlich  vor  V0 
fßindnng  mit  den  deutKchen  und  sxiswiirtigen  Katholiken  b«>stt'lu 
und  lag  ihm  auch  nach  wie  vor  die  Abweichung  der  Hugenoti 
vom  deutschen  Bekenntniss  im  Kopf,  niclit   mehr  als  Gewissei 
grund  gtigon  ihre  Unterstützung,  wohl  aber  weil  sie  diesen  Schritt 
verantwortlicher  gegenüber  den   katholischen  Roichßstandeu,  de^H 
Kaiser,  den  katholischen  Mächten  des  Auslandis,  und  bcilonklich^^ 
für  den  deutsdien  Religionsfrieden   machte. ''*     Selbstständig  hätto 


die 


64)  Als  Sckombcrg  boi  l'ho«li'icti  gewesen,  euhiicb  derselbe  an 
fitoph;  dieser  uitirortot  aus  NousUdt  am  Konbi^r  (über  das  UAtnm  s. 
wenn  Ilesseu,  die  beiden  PFaIk,  BadL'D  und  Württemberf;  allein  »ioh  in  die 
Unterstütz nng  Tüiideft  einlfutsnii  sollten,  so  inifolit'^  ilinen  das  ßehr  zam  Ycnob 
gerathoD,  zudem  Zt.Tnlttung  in  (Jon  KelipionsrnetlHD  Icingyn.  Da  nun  Frii 
rioh  fdr  rathsani  acht«,  dass  «s  vor  allo  Fürsten  der  augeburgischen  0«n: 
aion  gebracht  word«,  so  mögo  or  sorott  an  Kursachsen  und  Braadßiili 
sduxübmi,  um  dorün  Moinuug  zu  erfahnon,  ob  nicht  ein  l'onvi-til  aller  Ke^ 
gionsvüm'andteii  zu  Stando  kommoti  kiinue,  deou  bu  privatun  in  di<?  SAt*!»' 
hineinzugehen  soi  bodonkli<'b.  Mit  diesem  Schreiben  schickt  er  die-  ßeautwor- 
toDg  Subonibcrgs:  er  bobarrt  'Jai*iu  auf  dorn  Böscbeid,  den  er  schon  Bar 
erthdilL  (s.  Anm.  52.)  Schomborg  bat  ihm  neben  soinor  Bitte  uni  Cotei- 
Stützung  noch  mitguthtnlt:  woim  diu  FiirRtou  und  Kurfürsten  der  angsbaip- 
»ch«n  C'OnfRssion  die  Evaugeliscbou  in  Frankreich  tinteretützten,  ao  wUrdni  ae 
sich  alle  zur  augsburgischen  tl'oafessiou  bokennen.  lUerauf  bat  Christoph  g<;- 
autwortet:  w^eu  der  Venicbiedenhuit  der  Cunrettsiou  hütt«D  bisher  dto  Kur- 
f&isten  von  Sachsen  und  Brandonbui^  und  Andere  tiich  rnit  den  £raQzo5is<4i«i 
Rsligionsangeb'gmi hotten  niebt  befassen  mögpn;  wenn  aber  <-'ond^  und  Alle,  ^ 
in  Prankroicb  daä  PapBtÜium  von  »ich  getJtiin,  .sieb  Öffentlich  tind  mit  dem  Her- 
seit  zur  aug8bui||;ischen  t'oufessiou  bekennten,  im  Artikel  vom  Abendmahl  eiii« 
aufrichtige  Erklärung  thüten  n.  s.  vr.,  so  würden  die  Kur-  und  Fürsten  Mtmi 
Meinung  nach  bedenken,  wie  dem  Pnazcn  und  seiner  Partei  mit  \titih  uml 
Beistand  zu  helfen  sei,  auch  der  Gogeiithoü  aufboren,  die  zu  vorb-iundon,  ili 
ob  sie  mit  den  Boutsohon  in  GUubcnsBaohen  nicht  tibereinstinimton,  und  la 
möchte  dem  ganKi3n  Work  etattlicli  geholfen  werdoii,  (Pa  wir  niobt  hÖran,  dasi 
Schomborg  von  diestiin  Pankt  auch  bei  andern  I<^irftteu  geredet  bitte,  KbätX 
es,  doäs  Llmstoph  acbon  vordem  die  hugenottische  l'arteileitnng  zur  AbbiIbk 
der  augsburgiscben  ConfoisHion  gtnlriLngt,  und  der  Hesaadte  demgenii»  benf- 
tragt  war,  ihm  Hoffnung  zu  macliuu.  Vgl.  Stata  papers  1562  No.  246  [2,1}. 
Da£s  lüngegen  Coudo,  um  von  den  deutacheo  Füratrn  TJntorstütxiing  an  arbil- 


Zehntsr  AbBohnitt 


441 


er  sich  daher  wohl  nie  zur  Hilfe  entschlossen:  die  Politik  seiner 
Freunde  aber  zog  ihn  scliliesslich  mit  fort:  als  Wolfgang  und 
Friedrich  ihm  niittheilten.  dass  sie  es  nun  doch  an  der  Zeit  hielten, 
etwas  für  die  Hugenotten  zu  thun,  hatte  er  wieder  viele  Be- 
denken, moehto  sich  aber  von  denje»iti;on  Freunden,  mit  denen 
er  son>it  Hand  in  Hand  zu  gehen  pflegte,  nicht  absondeni.  Er 
hatte  mit  Wolfgang  eine  Zusammenkunft  in  Privataiigelegenbeiten 
zn  Strassbvirg  verabrf.Hlet/*'  die  etwa  zur  selben  Zeit  stattfindon 
sollte,  als  Friedrich  mit  tioni  Landgi-afen  in  Hessen  zusammen- 
treffen wollte.  Noch  vor  dieser  Conferenz  stellte  er  dem  Pfalz- 
f^rafen  dringend  «eine  Oriiiuh'  gegen  die  ünterstütiinng  vor, 
verspracli  aber,  sich  von  den  andern  Fürsten  nicht  zu  tren- 
nen, wenn  diese  dennuch  dazu  i-nt^^chiossen  wären."*  Zugleich 
drängte  er  nocli  den  Kurfürsten  Friedrich,  gelegentlich  seiner 
Reise  nach  Hessen  für  eine  Zusammenkunft  evangelischer  Für- 
sten zu  \>irken,  auf  der  man  die  französischen  Dinge  beratlien 
könne.  ^^ 

Zu  der  Sti-assburger  Conferenz  wnirdc  vennuthlich  nachträg- 
lich Maikgraf  Karl  von  Baden  eingeladen:  am  25.  Juni  traf  der- 
selbe mit  Wülfganj:  und  Christoph  in  Sti-assbur^  zusammen:  ausser- 
dem war,  wie  es  stdieint,  vuu  wegen  flow  Kurfürsten  vuii  Pfalz 
Graf  Valentin  von  Erbach  anwesend.  Die  drei  Fürsten  beschlossen, 
„sammtlich  und  neben  Karpfalz  und  Hessen**  die  Bürgschaft  fUr 
100000    GiiMen   Anleihe    zu    übernehmen,    dergestalt,    dass    die 


ten,  «D  GbiubeDBbok(?oiitnisB  caeh  Art  der  deutschen  unterzoicbaot  büttu  [de 
Kable  lY,  p,  32-1]  t^  diesseits  nickt  bek&aut,  uud  darum  sehr  miwaliiticiioin- 
lioh,  dünn  dio  Thatsaclie  huttu  grosse«  AufsoliL-n  machcD  müssen).  —  Nach 
Copien,  diu  Kurfürst  Friedrich  von  HeidpUierg,  d.  10.  .Juni  (Hs.j  nii  Pliilipp 
ttaiidti-,  datirt  dos  ul>if(o  Sehrf^ilK^ii  Ckri.'^toplis  voii  Ni-tutailt  am  Kucliur^  d.  M.  Juni. 
diu  RcÄutwortuiiy  Schomber^s  vom  selben  Urf,  d.  i5.  Juni;  eüia  diuöt'r  Diit« 
mus»  wnichriebtu  ami,  vermutblich  tltin  lutxtexe,  da  dt-T  Zvviuchuaraum  voti 
uiitem  Tilg  wolil  nicht  geniigto,  die  Rni-fschtUtim  nacli  Heidolbert;  äu  liriiij'DU. 
Oö)  Dt,  Ki-ug  an  Philipp,  StrnFst.  d.  21.  Jimi  Hs.;  am  24.  Juni  wordou 
Christ,  u.  VTolfg.  dunb  Strassburg  nach  BoicUweiur  ziehen,  Oosehüfte  halber, 
welcUo  die  OrüAu  von  Mömpulgard  butn^ffi^n. 

66)  Kuglorn,  p.  3ÖÖ.  356. 

67)  Kuglerll,  p.  3.tR  Not«  157.  Aus  dorn  Aum.  64  fitirtcri  8cliroibon 
oipebt  sich,  dass  die  vorgoscblagene  ZusammL-iikuiill  die  fnuiziisiscliua  Auge- 
legtinheitcii  b«rutheii  sollte. 


412 


Zehoter  Abeohnitt 


Hugenotten   das  Geld  bei   der  Stadt  Base!  aufbrächten  und  die 
Fürsten  eich  dafür  verschrieben.^* 

rntonipsseii  war  Schomlnärg  niit  seiner  Werbung  aoch  nach 
Hessen  gekommen."^  Umd^priif  Philipp  hätte  den  Hugenotten 
lieber  früher  als  Bpater  zu  den  bof^ohrtou  Truppen  verholfen.  Der 
alte  Herr  schwebte  in  ieidenscbaftlicher  En-egung  und  Besorgnis». 
Niebt  nur  dass  die  Oetkhr  des  französischen  Protestantismus  und 
die  Muthlosigkoit  seiner  MitfCirsten,  den  Glaubensgenossen  zu  helfen, 
ihn  tief  bekümmerte:  aut^h  die  Haltung  der  Hugi^notten  erregte 
seinen  Unwillen.  Ihre  Untliätigkeit  gegenül>er  den  Rüstungen 
der  katholischen  Partei  trweckte  in  ihm  die  Erinnerung  an  die 
schweren  Fehler  der  Protestanten  im  deutschen  Religionskrieg:  sie 
kamen  ihm  vor  wie  die  Schmalkaldener  vor  Ingolstadt,  und  er 
sali  voraus,  doss  sie,  ^ne  Diese  gctbau  hatten,  dio  günstige  Zeit 
zum  ersten  Schlag  rei-säumoii,  bis  der  Feind  durch  seine  Rüstungen 
die  Uebermaohl  errungen,  iiurl  sn  den  anfänglichen  V'orspning  i^^ 
Truppenzahl  und  Kriegsbereitschaft  verscherzen  würden.  Das  alt^f 
kriegerische  Blut  wallte  in  ihm.  Er  machte  den  Agenten  V^or- 
wüH'c,  dass  ilire  Vai-tei  so  spät  danm  gedacht,  in  Deutäcbtand 
um  Truppen  anzuhalten,  und  schrieb  ihnen  ein-  über  das  andere 
Mal,  oder  liess  Urnen  schreiben,  ihre  Führer  lägen  zu  lange  „im 
Armbrust;'^  sie  s<illten  im  Vertrauon  auf  (•idti's  Hilfe  fria-'h  zii- 
schlagL-n;  die  Hilfstruppen  würdt'U  dann  immer  noch  zur  Zeit 
kommen.  Bei  seiner  ßereitwiltigkeit  zu  helfen  drängten  Um  nun 
die  französischen  Agenten,  für  sie  IVuppen  werben  zu  lassen, 
ohne  auf  die  Zustimmung  und  Mitwirkung  der  andern  Füivten 
zu  warten.  Aber  so  lange  er  schon,  noch  ehe  die  Hngenotteu 
selbst  um  Hiltb  cinkamen,  darauf  gedrungen  hatte,  ihnen  Truppen 
zu  verschaffen,  ganz  allein  die  Verantwortlichkeit  gegenüber  dem 


68)  Kuglerll,  p.  356.  Ctnat  tu  ^hedr.  Mümöiigcii  tl.  23.  Jnli  {Hk) 
ortilart  betreffs  der  von  Aiidelot  begehrti.*n  Kriegshilfo:  er  wbiss  sich  in  nicbti 
Jüi(I<.'n.>s  einzulaiisafl.  als  was  er  selbst,  'Wolfganf;  und  Kart  tou  Badea  dtu 
Oralen  Valentin  von  Krhat-h  erklüil  imd  sthi-iftUch  zugestoUt  haben. 

69)  Solionibcrgs  Werbung,  (^wt-l,  d.  2-1-  Juni,  Hs.  Philipp  emp&tj 
don  Agenten,  jtleiohwie  spätor  .Arid<^lot,  aus  Voreicht  nicht  peraöulich,  sondere 
lio»s  ihn,  während  or  /.u  Vdi'nliauäen  verweilte,  durch  I^ndgraf  Wilhidui,  dcfl 
Marsohall  von  Itolshausou.  den  Kauzler  Scheffer  unü  den  SecrctÄr  PÜiikw  «b»* 
pfangeti  und  bosuliüideii.  Diese  überBendeu  ihm  die  Aufzeichnung  der  Vtf- 
bnng  in  einem  Ue8anunt8obrcib(!'U,  Cassel,  d.  24.  Joni.    lis. 


Zehnter  Absofanitt.  ^^^^  443 

Catholüasmus  im  Roioli  und  ausscrbalb  für  einen  solchen  Schritt 
auf  sich  zu  nehmen,  konnte  er  nicht  wagen.  Die  Agenten  wur- 
den aiif  seine  bevorstehende  Zusammenkunlit  mit  Kurfürst  Fried- 
rich verwiesen."* 

Letzterer  kam,  wie  erwähnt,  auf  dem  Wege  narh  Hessen 
erat  zu  Uelnliausen  mit  Johann  Friedrich  zusammen;  er  conferirte 
mit  demselben  jedonfallH  über  die  französischen  Angelegenheiten; 
doch  wurde  Johann  Friedrich  tlort  noeh  nicht  bestimmt,  et^vas 
für  die  Hugenotten  zu  thun. ''  Darauf,  am  28.  Juni,  trafen  der 
Kurfürst  und  der  Tjandgraf  sich  zu  Majhurg.  Sthnmberg  war 
noch  anwesend;  Veziuea  kam  gleiclifalls  herbei  und  brachte  viel- 
leicht bereits  Nachricht  von  t\^n  Verabredungen  zu  Stmssburg 
mit"  Ihr  Landgraf  beabsichtigte  ursprtiuglich  wohl,  auf  dieser 
BerathuDg  eine  öffentliche  ITuter^ützung  der  Hugenotten  durch- 
zusetzen;'^ da  aber  die  Fürsten  zu  StnLssbui^  eine  solche  nicht 
beliebt,  imd  Kurfürst  ^riedricii  jedenfalls  ebensowenig  dazu  ge- 
neigt war,  blieb  man  bei  der  Bürgschaft  stehen.  Das  Ende  der 
Berathungen  war,  dass  die  Fürsten  Vezine«  und  Schomberg  durch 
den  kurfürstlichen  Marschall  anzeigen  Hessen,  ütTentliche  Hilfe  zu 
telBtei)  sei  ihnen  btjdenklirli,  weil  die  Verniitttung  noch  im  "Werk 
und  die  gütliche  Unterhandlung  noch  nicht  abgeschlagen  sei;  doch 
billigten  sie  es,  dass  Coud6  in  Deutschland  lieiter  und  Knechte 
werben  liesse,  und  wollten  daher  bei  JhiSi'l  oder  Strassburg  sieb 
für  100  000  (fulden,  welche  die  Hugenotten  aufnehmen  sollten, 
verbürgen.  Condfi  sollte  die  Bestallung,  welche  Dohna  initg«»- 
nommen,  ausfertigen   und   herausschicken,   Dohna  das   Geld  bei 


70)  Dw  hessische  Secretiir  Christnith  Hatsack  an  Vezines,  AIloDdorf 
a.  d.  Werni,  d.  25.  Mai.  —  riiilipp  an  Vozines,  Cassel,  d.  12.  Juai  (Antwort 
auf  eiu  St-hrciboo  aiut  Hcidcllnarg  vom  b.  Juni).  Derselbe  an  Hotomui^  Bossa  [Vj 
iL  12.  Juni  {Antwort  auf  Beil.  No.  LXI).   Sftnuntlich  H.H.  —  BuD.  Ko.  IJCH,  I  Jtni. 

71)  S.  Anin.  7Ü. 

72)  Da»  Datum  des  Zit.sainmt>iitrcffon»  in  Hiirborg  ergiübt  eich  aus  einer 
31ittheUunt;  I^uidt^if  Philippä  an  Zatfiui^  {&.  d.  et  I.,  Hi».)  —  Ea  würt*  auch  mbg- 
lieh,  daas  Vcjciocs  »och  vor  dtir  ätriuHburg^tr  Oonftiroiu,  um  die  Untunitützuu^ 
zu  beschloimlgen ,  nach  KiirpfaU  imd  von  da  fTielleieht  in  Begleitung  desKor- 
füisten)  nach  Hcefiea  ix^iste,  denn  er  bnttc  damals  diese  AbsiiUit  (Dr.  tCnig 
an  Phil.    Stnsah.,  d.  21.  Juni,  11s.) 

73)  Phil,  an  Hot  d.  2t)..luni.  Cilss*!!,  (Boil.  LXIH ) :  will  «ich  mit  Kriod- 
riofa  übüi'  die  frauzohi.'KrhoD  An^'olegouhöitcn  bereden;  fürcbtctf  es  wurde  au 
einer  öffentlichen  Unterstittzunfj;  nicht  kommun. 


■kU 


Zehnter  Abscbnitt 


Basel  oder  Strassbur^  aufbringen."  Diesen  Vvivinbnruogen 
mSfiS  wurde  am  3.  Juli  ein  ueiios  Abkommen  zwischen  Schom- 
berg,  Vezines  und  den  hessischen  Obristen  aufgesetzt,  welche  seit 
Dohaas  Anwesenheit  in  Hessen  die  Triipponwerbung:  vorbereiteten.'^ 

In  denselben  Ta^n  kam  Johann  Friedrich  mit  Philipps  Sü 
Landgraf  Wilhelm    in    Kisenach    zusammen ;    dort   wurden    ne 
andern    Geschäften    auch    die    französischen    AnRelegenbeilen    bi 
sprechen  uml  der  Herzog  verpflichtete  sich,  falls  andei-e  Kit 
Bten  und  Fürsten  auch  etwas  thiiten,  den  Hugenotten  20  000  <iulJ 
den  vorzufitrecken. '"  Man  sielit,  wie  die  confeesionellen  Engheniig- 
koiten  im  Augenblick  Hör  Noth  vor  flem  (iedankcn  der  SoÜdari 
aller   Frotesta-nten    zurürktreten    müssen :    Johann    Friedrich .   d 
strengste  Tortreter-   des  hnrntichsüclitigen   Lutliertimms.   der  sei 
alle  Qemeinschaft  mit  den  Calvinisteu  weit  von  sich  weist^  mag 
Ebendieselben    doch  nicht   dem  i^chweit   des  Kathidizismus   vi 
faUen  lassen.'^ 


74)  Nach  einem  Couoept:  «volget  n-as  der  pfalzgrft^isohe  churflirsnic 
nuu-sclialck  dem  Vesinc  und  dem  von  Scliomborg  angoKojgt''    (Bä.) 

75>  S.  r-  430,  Anin.  49. 

7ß)  Vom  AttEang  das  .Tuh  ßndt^t  t^ieh  in  Marburg  ein  Fascikel.  U'tntflfijnd 
rioclibiirlicbu  Irrungen  /.wisclien  Pliilipp  und  JolLäiiii  FHüdhcti  ^tibcr  üülzllos* 
ticrei  auf  der  Wurrs,  Jagd  u.  a.  m.)  oad  eine  Zusammenkimft  L.  AVÜhelms  mit 
Joh.  Friedrich  zu  Eisenaeh.  behufs  Ausgleichs  dtirstdlien.  In  den  beüvff^ndi-n 
Ai-teii  findet  sack  Nichts  über  Büsprvelimigen  der  französisehen  Anpelot-eulicir, 
lAndgrar  Philipp  sobn^ibt  aber  FriL><len-ald  il.  D.  Juli  Au  Friedrieh:  Juh.  Fri^'ilr 
sei,  wie  er  sich  K^geu  !<.  WUh.  vHniohnieu  lassfu,  niebt  abgeooigt,  dum  i'nu* 
Ken  von  Cond6  Hilfe  ym  thuu  (Hs.  V);L  Kluolih.  1^  {>.  317  Kote  1.);  doii^f^cheo 
L.  Willi,  io  einem  Empfehlunt^sschroiben  an  Johann  Friedrioli  für  den  hojp- 
Dottisoben  Agenten  Haleville  (vgl.  untf^n):  er  hnbe  zu  Kisoamh  von  dem  Wa- 
zog  verslnnden,  'len?elbo  wolle,  vrenu  andere  Kur-  und  Füi^leu  auch  etw« 
thüten,  den  Christen  in  Fninkrweli  'JO  000  Fltinm  „gelten"  |d.  li.  •nruhl  vur- 
streok&u).  Eh  kann  nur  die  oben  ern-nlintu  ZuHammenkanft  zu  Kiseunch  ^ 
meint  sein,  denn  in  den  ei'ston  .lulitAgt^n,  cUs  PUili]<|f  mit  Friedrit-b  zusonum^ 
traf,  ,wa]'  dem  Ijtudgnifeii  da«  VerHj>i-»(;h6n  des  Hereoga  noch  nicht  U'Uiuii. 
stintit  hiitte  er  tta  dem  Kurffiniteti  nicht  um  !>.  Juli  ^'hrifllich  mitzulboilru  braneba. 
Auf  dieselbe  Weise  ci^pebt  sieh,  diLS^  Johann  Friedrich  sich  zw  l.*eLDbaiis«o 
tß.  p.  435.  44H)  noch  m  Nichts  veridlichtet  hotte. 

77)  Kitter  (Dentscbe  nosehiehtel,  p.  250)  macht  mit  Iteebt  bter)>ci  dariof 
nufmerkaam,  dass  Johann  Friedrieh  g<.'gen  Jshryeld  im  Dienst  dos  Königs  viin 
Frankreiuh  stand.    Pass   er   f!leirhwohl   die  Hugenotten   tuitt^nitiitzte,   ^>Dchl 
dafür,    cbiHg  die  doutscliea  Fiirston  völlig  vou  der  hugennttiacben 
der  Loge  in  Frankreich  überzeugt  waren. 


Zebptor  Abschnirt. 


445 


Gleich  nach  dem  AbschUiss  der  Verhandluugeu  zu  Strass- 
bürg,  Marimrj5  und  Ei«enach  kehrlo  Hans  Eagelhaid  von  Schön- 
berg  aiis  Frankroich  ;curück  und  brachte  den  Bescheid,  da^  Condfe 
mit  den  Seinigen  die  Vermittlung  angenonimon,  der  fi*anziisi8ehe  Hof 
dage^-^n  sie  ab^'clehnt  habe.  ■''  Damit  war  eine  Jtüeksicht  gefallen, 
die  bisher  die  Fürsten  im  Handeln  gelähmt  oder  doeh  als  Ver- 
wand Hir  ihre  Untliiitip;kt'it  hatte  dicneu  müssäen.  Ebenso  war 
auch  Herzog  Christophs  HMfVuunj^,  den  Kaiser  die  Vermittlung 
übernehmen  zu  sehen,  enttäuscht  werden. "'■  Nichtsdestoweniger 
erhoben  sich,  als  man  vor  die  Ausführung  des  Beschlosseneu  ge- 
stellt wurde,  neue  Schwierigkeiten. 

Kmfürst  Friedrich  grifl'  sofort  nach  dem  ersten  Mittel,  wel- 
ches sich  bot,  der  eingegangenen  Verpilichtung  wieder  ledig  zu 
werden.  Der  Abmarsch  der  Truppen  Rogendorfs  war  dureh  eine 
Meuterei  verxiigert  worden;  Friedrich  meinte,  man  künne  dieselbe 
mit  verhältuissmiisjiig  geringem  Aufwand  (den  er  seiner  erschüpfteii 
Kassen  halber  den  Landgrafen  zu  tragen  bat)  schüren  und  so  d»i 
Haufen  zur  Deaeilion  bringen;  ohne  Rücksicht  zu  nehmen  auf  die 
nndorwcirigen  HilÜ5trupp<;n  und  die  Oeldunterstützungcn,  welclic 
die  franzüsischen  Katholiken  empfingen,  meinte  er,  in  diesem 
Kall  werde  CondA  des  deutschen  Zuzugs  entrathen  können  und 
man  werde  der  Bürgschaft  überhoben  sein.  Der  Ijimdgiuf  war 
ganz  ei II verstanden  mit  dem  Plan,  jene  Truppen  zu  zersprengen, 
wünschte  aber  darum  die  Unterstützung  Condfs  nicht  aufzu^'eb<Mi, 
insonderheit,  da  die  Vermittelung  der  deutscheu  Fürsten  vom  fran- 
züsischen Hof  abf^^elehnt  worden;  auch  wollte  er  die  Kosten  nielit 
allein  ti-agon.""  Ob  nun  der  <iedankc  weiter  verfolgt  wurde, 
wisjien  wir  rücht;  doch  scheint  es  mit  diesem  Plan  der  Für- 
sten zusammeuzuhiingcn,  doss  Endo  Juli,  als  die  Rogen dorfnchen 
Trup[H?u  zur  katholischen  Armee  süesseo,  f5«tat  ein  Vierüieil  der 
1200  Mann  zu  Cond6  nach  Oi-lenns  überging,  um  nicht  gegen 
den  Protestantismus  zu  kämpfen.^' 


781  Fr.  an  l'hU.  il.  r..  Juli,  KlucWi.  1,  p.  310.  (Dieseft  Schroibyti,  wel- 
cfaea  K.  aus  einer  C<^>pie  reproducirt.  lit^gt  nach  ui  clgeDhäuiliger  (.>riginal8clirift 
vor;  t*8  datii-t  nicht  aus  Oonahoim.  sondern  aus  Brnaheim.j    Iliid.  Nole  1. 

79)  lläberliu  IV,  p.  C15  seqa. 

80)  Prio'irii'hs  Brief  vom  ft.  .luli;  s.  Anm.  17-1.   Khu,kh,  T.  j».  317  Note  I. 

81)  lHo  ÄltJiii.  de  C  (Hl,  |>.  500)  golcii  ein  uiniatirtcö  Sr^hriftstück,  wtti- 
vihes  dort  als  ^bau  üc  l'Einiiire^  iHjzeioluiüt  wird,  dum  Inhalt  naufa  ein  Mimi- 


446 


Ztjlintar  Abßi^lmitt 


Im  Juli  kamen  aurli  nach  Deutschland  Nachrichten 
die  Parteion  in  I*"rankr«ic'h  Friodc  gemacht;  wio  es  scbeint,  wurden 
dieselben  von  der  kathuliscben  Partei  in  Umlauf  gesetzt,  um  die 
Hilfeleistung  der  deutschten    Pursten    ins  Stocken   zu  bringen. 


fest  der  prolpstautwchpii  Knifürsti^u,  Fürsten  tuiii  Hemi  DflutschlnniLi  ac 
deutschen  Tnippeii  Rogemloifs.  Dir  sUile  jwpon*,  weldie  (1562  No.  26fl>  t-inen 
Auflzuf;  glitten,  sotx^^n  r<jj  iii  i\ot\  .Itili.  Ein  )H>stimnitor  Anhalt  tmt  Datirms; 
tiuüot  läcih  nicbt.  AndeatiingcD,  djis<  die  Ktirsteii  die  Tmiiiieu  liogendorfs  lur 
T>D6Qi-tioa  r.a  lirinik^n  suchti^D,  kommen  schon  frulicr  vor.  tloidelb.,  d.  12.  Maj, 
fis.  Bi^hn^ibt  Fiiodiiuh  an  deu  Laiidgrafoii :  HiUia  \S^eraor  Kiüb  losso  sich  vcr- 
neluneo,  or  traute  sich  wohl,  Den  von  Rotrendorf  ,auf  die  Haut  zu  werfen;* 
darauf  Iwanftrafff  Ptiilipp  «pirifln  liohoa  fiotn'in'ti  Hans  Werner  Kalb,  den  Be- 
fehten,  di<'  ihm  di^r  Kurfürst  ülier  Roj^pndfirf  ^lit>n  werde,  fleiftsif?  nachzu- 
kommeu.  (('ai^d,  d.  15.  Mai,  Hs.)  Itii-rmit  ist  das  obige  IUnif*JSt  nicht  in 
Verhiiidiing  zu  l>riiif^«n,  denn  aus  doiu  Inhalt  desselben  iat  eraichüicli,  da&^cft 
don  Trnpijen  Riifrendorfs,  aU  «liose  bcivits  abgezogen  waren,  nach  Knuücrncli 
uacbgescibiflrt  wurde.  Immerhin  mag  man  damal»  schon  vereuchl  ItalxMi,  die 
TnipiM^n  abspenstig  zu  machen.  Jedenfalls  eriioben  dieselben  bei  der  Musterung 
8ohwi<)rigkeitcn,  die  BestAÜung  iin/miehmen.  weil  in  derselben  ibro  RtJigion 
nicht  au^rückÜch  aui^genommcn  war;  sie  meuterten  zuletzt  und  es  musste  ein 
Bote  vom  Htif  f^eurhickt  »eitlen,  um  ihnen  ^enugzuthnn,  ehe  sie  sich  auf  den 
Weg  liegabt^ii.  Hei  dieser  (ii-logeiihint  ei-wom-ti  FriiHlrich  und  l'liilipp,  ob  mxu 
iiielit  t\\xrvh  Zahlung;  des  Ab7.ugSf;Bldes  die  Truppen  7.uin  Au."%eiimnderlaafeB 
bringen  solle  (stafo  papors  l.W^  No.  2ii',{VJ)  imd  das  Anra.  7S  tltirte).  Endf 
•luH  nun,  kurx  vor  der  Yei-eiuigung  mit  dem  guisiAchen  tfe«>r  gehen  250  von 
dtin  Kogendorfsi-hen  Hokenschützon  ru  Conde  nneh.  Orleans  über,  (state  papets 
X^i'}2  N'ü.  37O1IIJ.  Ii83.)  Cflstelnau  bringt  die*u  Desertion  offenbar  in  Beiof! 
zu  dem  Manifest  (t.  1,  p.  Ilti);  di">e  Angal-.-  ist  zwar  niclit  zuvcrlää-sig,  da  in 
dem  ganzen  TaKimiä  anseinandurliegondi'  Kmignisse  vermengt  werden:  or  rer- 
logt  den  Vorrall  in  die  Zeit  der  Werbung  ,\udeJüt8,  welcjio  weit  spater  statt- 
fand; doch  Süheint  auuh  der  englisobe  Gesandte  in  Vm-'i»  das  Maiiifeist  scboo 
nm  8.  August  vom  HoronBagon  zu  komien  (stato  papers  1562  No.  -425(14)1 
Demnach  iät  es  mit  Wnhrsc^hoinlicbkt'it  kurz  vor  dii>»cn  Ti^imin  zu  »etzeo  lutd 
samuit  jeucr  Desertion  auf  die  Veranstaltung  Kurfürst  Friedrichs  und  doe  liuid- 
grafen  ziiriickzuführon. 

82j  Friedrich  enififing  die  Nachricht  duitsh  einen  Brief  des  Khoingrafen; 
dit^er  von  einem  Courier,  der  von  der  Mutter  der  Ouisos  kam.  (Der  Fthdii 
graf  nn  Friedrieh,  Tlioul  f?  diu*  "Wort  ist  undeutlich]  d.  29.  Juni.)  Fricdndli 
nandto  den  Brief  an  Fhilipp,  Heidelb.,  d.  8.  Juli  mit  der  Bemerkung: 
Ffkffen  breiteten  aus,  Conde  habe  sieh  deni  Königi-  auf  Onad(?  and  Ui 
ergeben.  Er  bittet  zugleich  deti  Landgrafen,  die  werlteuden  Kittmeiator  xu  t*» 
nachriditeu.  damit  man  womöglich  daa  Wailegeld  crspan*.  (Hs.)  CSuistoph 
ompliug  die  Friedeosnacbricbt  von  einem  .'ieiuor  Diener,  der  am  bmuSsiaclMD 
Hof  gewesen;  diesem  hatte  TieElevillo,  der  Gouverneur  von  Moti,  die  Anaug* 


] 


Zelmter  AbHchnitL  447 

5um  Kindesten  werden  sie  den  Erfolg  gehabt  haben,  dass  die 
I>jtzteren,  da  sie  sich  bereits  gefreut,  der  lästigen  Verbindlichkeit 
los  zu  werden,  »ich  nachmals  nni  so  schwerer  wiederum  zur  Hilfe 
entschlossen,  zumal  du  nunmehr  doch  die  Fonlerung  an  sie  heran- 
trat, die  eig-enen  Mittel  au2u;^eifeu. 

Die  fiTichtlosen  Verhandlungen  der  franzöKischen  Parteien 
hatten  sich  mit  einer  persönlichen  Zusammenkunft  zwischen  Ka- 
tharina und  den  Hiiuptern  der  Ru^'enotten  zu  Beaugenci,  in  den 
letzten  Tagfn  des  .luai.  endlich  völlig  zerschlagen.  An  eine  Kiirt- 
setzung  war,  besonders  da  nunmehr  die  Hilfetnippen  der  Kathu- 
liken  wirklieb  —  nach  langen  Verzügerungon  —  in  Anniai'sch 
kamen,  nicht  mehr  zu  denken.  Zugleich  nahm  der  Krieg  eiise 
ftii*  die  Hugenotten  ungünstige  Wendung.  Gleich  nach  dem  Ab- 
bruch der  Verhandlungen  erfolgten  die  ersten  Waffenthaten  der 
Armeen.  Condi!;  ei-stiirmt«'  das  Städtchen  Beaugenci,  welches  Na- 
varra  für  die  Tage  jener  Zusammenkunft  in  Depot  erhalten  hatte 
und  nunmehr  sich  weigerte  herauszugeben.  Der  Erfolg  aber  war 
unheilvell.  Bis  datiiii  hatten  die  Geistlichen  im  protestautischen 
Lager  eine  musterhafte  Ordnung  V(»n  religiös-andächtigem  Ge- 
präge erhalten;  mit  der  Krstiirmung  von  Beaugenci  ging  dieselbe 
verloren  und  das  protestantische  Heer  verfiel  zur  grossen  Knt- 
muthignng  der  l''ührer  in  rüe  gewöhnliche  Zügellosigkcit  damaliger 
Truppen.  Auch  war  jetzt  die  Ijago  der  Hugenotten  sehi-  ver- 
schlimmert, weil  die  Rogcntin,  abgesehen  von  ihrem  lebhaften 
Wunsch,  den  Krieg  beizulegen,  sich  mit  der  Zeit  in  die  Politik 
des  Triumvirats  ergeben  halte:  es  wni-de  ihnen  dadunh  wenigstens 
der  formiUe  liechtügrund  ilires  Wideratands  unter  den  Küissen  fort- 
gezogen. Es  begann  nun,  da  man  sab,  wie  die  Königin  fortfuhr, 
die  Protestanten  zu  desavouiren,  ein  gi-osser  Theil  der  protestan- 
tischen Adehgcn  zu  Orleans  seine  Parteinahme  auf  dieser  Seite 
zu  bereuen;  Andere  wollten  heim  zu  ihren  Pamilien,  SchlÖsseni 
und  Herrschaften  in  den  Provinzen,  welche  viel&ch  gefähi'det 
waren;  wieder  Andere  flohen  vor  einer  in  Orleans  wüthenden  Epi- 
demie, sodass  die  Anzahl  sehr  zusammenschmohs.  Indessen  waren 
aus  Deutschland  für  die  Hugenotten  ausser  den  Tersprechmigen 
des  Landgrafen  noch  keine  günstigen  Nachrichten  gekommen;  die 

gemacht   (Christ,  nii  Phil.,   Basel,  il.  14.  Job  Hs.).    Ankss  uud  Gelügeiilicit 
zur  Vorbreitiuig  des  Oenicbts  gab  die  Confereux  zw  Decugoaei  (s.  Anm.  89). 


448 


Zohntor  Abschnitt 


dfOH 


üebereinlmnft  mit  Schomberg^  und  Vezines  wurde  erst  in  die 
Tagen  getri»Jl'ei).  Mun  konnte  naiticntiich  aiif^eHiotits  der  her 
ziehenden  Veistiirkun^en  der  Feinde  nicht  hoffen,  das  Feld  der 
Hauptmaclit  gegenüber  zu  halten,  und  beschloss  daher,  mit  dem 
gröf;,sten  Theil  der  Truppen  zu  Orleans  in  der  Defensive  zu  ver- 
han'cn,  und  den  oH'encn  Krie^  nur  im  Kleinen,  auf  den  provin- 
zialen  Schauplätzen,  aufrecht  zu  erhalteji,  bis  Verstärkung  ange- 
kommen wäre.  Man  scliickte  daher  eine  Reihe  hervomigende 
hühiff  in  die  Provinzen,  und  iH'ue  Ag«?nteu  mit  dem  Eraucbe 
imi  Hilfe  ins  Ausland.  Nach  England  wurde  damals  Herr  xc 
Briquemault,  nach  Deutschhind  der  Bruder  des  Admirals,  Franz" 
von  Coligny,  geuanut  And^dot  oder  d'Andelot,'''  entsandt  Der 
Auftrag  desselben  zeigt  recht  deutlich  die  Bedrängniss  der  Par- 
tei. Er  hatte  allgemeine  Vollmacht,  mit  den  Kurfut-sten,  Fürsten^ 
Städteu,  überhaupt  Personen  jeglii'lieu  Standes  im  Roii'h,  bis  za 
jeder  Höhe  und  auf  jede  Bedingung  und  Oarantielorderung  hiu, 
AnleihevertTäge  abzuschließen,  welche  die  Aussteller  der  Voll- 
macht binden  und  sie  Rammt  ihren  Erben  mit  ihren  Gütern  und 
Pcj-sonon  für  die  dereinstige  Rückzahlung  haftbar  machen  soUion,'^ 
Im  Besimiieren  bat  er,  da  sich  bis  zu  seiner  Ankunft  in  Üeutsch- 
land  ergeboD  hatte,  dass  die  AnloiliO)  für  welche  die  FUistut 
hatten  Bürge  werden  wollen.  sohw(Tlii*it  aufzubringen  sei.  «ra 
eine  TruppeuhiJfe  vuu  seclis  Fähnlein  Knechten  und  zwei-  bis 
dreitausend  Reitern.**^  Er  fand  die  Füi-sten,  ausgenommen  Land- 
graf Philipp,  wenig  geneigt,  seine  Bitte  zu  erfüllen.  ^ 
Bei  Kurfürst  Friodriith  traf  im  Lauf  weniger  Tage  zuewt^ 
die  Nachricht  ein,  dasa  die  Fricdonsverhandhingen  in  Frankreich 
endgültig  gescheitert  seien;  dann  ein  Brief  Hotomans,  welc 
meldete,  dasa  man  nicht  hoffen  könne,  die  Anleihe  aufxubrii 


welcli^H 
bringo^B 


88)  Seino  UnterscIiriW  ist  F.  de  CoiiJliffiiy  oder  Andelot,  niobt  d'ÄndHol 
oder  DnDdelot,  wie  or  häußg  (cenannt  wird.    Die  Doutsohen  nennen  ilui  ,.d 

von  Andelot.* 

Si)  Andolot  hatte  eine  gemeinsame  BeglHuhigung  an  alle  RagsborgiscAflo 
Cönfpisaioiisverwaudteii   und  einen   ,  offnen  Gewalt"     i^ljiiidgraT  "Wilh.  ;in  FhiU 
Cusel,  d.  28.  Jiüi.  Buil.LXlV;  rgl.  Kluukli.  1,  ii.  318}.     A.w  i-inm  Uuiilirat, 
de«  „Odwalts"  (Beila|{e  des  ontdtirtea  Br^-hreiheiiB)  ist  die  Inbaltsoiigalw 
Text  cntnommeu.     Ys  datirt  von  (iilwtns,  d.  7.  JuU  und  ist  aiu^testellt 
C'oudü,  dem  Admiral,  de  lu  Koubefoucault,  Gcolis  und  SuuLiso. 

8ö)  Kluokhohn  I,  p.  318. 


Zchiit«>r  AliflchniU.  449 

^'ürst-pii  möchtet!  da«  Gold  st^lbst  Torstrpckcn;  dann 
Andel<it  mit  soinor  Bith?  «iii  Uatfrstiit/.uii^.  FritHlricb  erbot  sich 
ftuf  Hotonians  Sclirt'iben  hin  nur,  beim  Ijand^rafen  und  Herzog 
Christoph,  falls  Diese  dus  ^aü/.e  Darlehn  vorstrecken  wollten,  für 
seinen  Tlieil  Bür'jsohHft  zn  leisten;'"'  da'rf?fcen  schlug  er,  wiy  es 
scheint,  Andelnts  Bitte  um  offene  Untr-rstützung  sofin-t  üb,  und 
beauftragte  den  Oesundten,  die  Regelung  dur  Sache  auf  dem  Weg, 
zu  welchem  er  sicli  soeben  erijuti-n,  beim  Lnndj^afeu  zu  betreiben, 
welchen  Andelot  demnächst  aiifKuchte.*' 

Noch  viel  weniger  als  Frledricli  wnv  Herzog  Christoph  ge- 
neigt, Oeld  oder  offene  Unterstützung;  zu  gewähren;  ein  furcht- 
barer Hagelschlftg  hatte  soeben  sein  Land  heimgesucht  und  schwer 
ges<.'hädi^'t;'^''  ausserdem  meint*!  er  zu  wissen,  dass  eine  offene 
Unterstützung  der  Hugenotten  den  Krieg  über  die  Helfer  herauf- 
beschwüren werde;  er  griff  darum  nach  allen  Mitteln,  um  der 
Nothwendigkeit  der  Hilfsleistung  auszuweichen.  Kr  wollte,  und 
meinte,  dass  man  diesmal  Krfolg  haben  werde,  abermals  die  Ver- 
mittelung  der  deutschen  Fürsten  in  Frankreich  anbieten;  merk- 
würdigerweise erklärten  diesmal  Sachsen  und  Brandenburg  sich 
damit  einverstanden:  es  ist  (►ffeiibar,  auch  hier  begann  die  Furcht 
allmählich  einzuwirken.  Kurfürst  Friedrich  dagegen  verwarf  den 
völlig  aussichtslosen  Plan  mit  vnllem  Recht.  Zu  einer  Unter- 
stützung der  Hugenotten,  welche  die  vordem  bewilligte  liürgschaft 
überschritt,  wollte  Christopli  sich  imr  veretehen,  falls  alle  Fürsten 
der  augsburgißchen  Coufcasion  oder  doch  Diejenigen,  welche  an 
dem  Naumburger  Einigungswerk  theilgenommen.  ein  Mehrere« 
bewilligten.  Kr  war  dafür,  dass  diese  Fürsten  sich  persönlich 
beriethen  oder  doch  Riithe  zur  Besprechung  zusammenscliickten. 
Was  konnte  ein  solcher  Vorschlag  nützen,  da  doch  die  grösst/* 
Eile  neth  timt,  und  da  ferner  eine  so  allgemeine  Hilfsbewilligung 
schon  am  Widerstand  des  Kurfüi-sten  August  hätte  scheitern  müssen? 
Zudem  war  es.  da  der  Frankfurter  Wahltag  vor  der  Thür  stand, 
unthunlich,  vor  demselben  noeh  eine  solche  Versammlung  zu  ver- 
ungtait*.'n;  ans  diesen  Grümlen  lehnt*;  Kurfürst  Friedrich  auch  den 


86)  Triedriob  ad  Philipp  <I.  19.  Juli..  Kluckh.  I,  p.  317.  MH.  ITotomui 
m  Friedrich.  Strassb..  d.  11.  Juli,  bei  Dnivfit?  L":.  p.STse^u.  Friedr.  an  Phfl. 
(I.  20.  JuU,  Kluckh.  I.  p.  3ia 

87}  S.  Beü.  LXIV. 

88)  Kuglor  n,  i>.  .^44.  :ur,. 

.^^-^         29 


450 


Zohntcr  Abschnitt. 


anHom  Vorschlag  ab.^^  Dor  lAnflgTai  wnr  flarin  mit  ihm  einer 
Meinung.-"*  Im  Htsbrigf»!»  vorstandif;:to  Friodrioh  trotz  dw  j\n(T- 
bietens,  weU'hes  er  Andelot  f^pniacht.  wäliivnd  Dieser  nach  Ho-sscn 
reiste,  sich  wiedonnn  mit  Christoph,  dass  es  am  Besten  sein  wDrd*\ 
nur  eino  Bürgschaft  ffir  iVw  Franzosen  einzugehen!"* 

"Landgraf  l'hilipp  lifss  Andelot  zu  Cnssel   durch   Landgraf 
Wilhelm ,  den  Secretär  Simon  Bing  und  den  HnfmarsrhalL  Fried- 


8ö)  Christ,  an  Fricdr.  MünstDi;en,  d.  23.  Jidi.  lls-,  ^Vntwort  naf  Fri««)* 
richs  Schreiben  vom  20.  liei  Klimkh.  I,  p.  318).  Kugler  11,  p.  357—359  urnl 
KJuckh.  I  wie  ln'i  Kuglar  citirt.  Ain;H  dt»n  Kai^^er  uud  Maximilian  von  BÖhnitiii 
hoffte  rimatoiili  D<Hh  zur  VerriiHtluiig  zu  l^wegen,  g.  Kugler  1.  c.  ii.  ;iv>9  Ms 
-STil.  r)*?r  bei  Koglor  p.  3.']7  erwÄhntc  Brief  di^  Hboingi-aren  (d.  d.  Spnnoirt», 
d.  7.  .TuliJ  licrichlot  den  Verlauf  der  C'onferciu!  zu  lleaugeupi  [s.  p.  447,  Anra.  Htl; 
Tgl.  Koldan  U,  p.  53—57;  do  Ruble  IV,  p.  256  ff.)  8o,  dnss  die  Schuld  am  Sehn- 
ten] der  Frii^dcnsvt'rhandlaiigeQ  ganz,  cod  gar  auf  die  Hugenotten  fällt,  indem  er 
die  ConcesBionen ,  welche  Katharina  denselben  in  den  Yoriuuidlangon  gcjnachi, 
viyl  unifjiiifireii'hHr  darstellt,  als  sin  in  der  Tliat  waren,  so  dnss  c*  schoint, 
alä  hätten  die  l'rutestanten  sich  voUig  ziifriedeii  jn'bcii  können,  und  b<>hanptvt, 
das  Trium^inl  hnMo  in  dieselben  gewilligt;  dennoch  läfint  der  Schreiber  dur^ 
blinken,  ilass  die  Köni^nn  in  iluv'n  Friedenshestrebungen  sehr  durch  dii-  HaMtuig 
dor  katholischen  Vartf-i  brhiiidF*rt  w^irde.  Seinen  eigenen  Kiicgsditinst  8b?lU  n 
»0  dar,  als  habe  er  seinen  Haufen  nur  für  den  König  geworben  and  wolle  üia, 
sobald  er  gemustert,  der  Königin  zur  Disirtit-itiM»  stelloo,  oin  dert<n 
bongen  zu  unterstützen.  In  einer  Nachsobrift  vom  10.  Jnli  Intmoritt  är, 
würde  gut  sein,  wenn  man  in  l>eutsclüaud  ein  Geschrei  machte,  als  wol 
man  Conde  zu  llUfe  kommen,  oder  wenn  man  in  seinem  Namen  einen  lünf 
vei*aiiKtaltcto:  dies  würde  tteiue,  des  Rheingrafen,  Bemühungen  wesootjich 
dyni;  er  f'laiibt,  „die  lieute"  wünleii  «ieh  leidit  st'hrecfcen  lassoo.     Bsl 

00)  Phil,  an  Fr.,  Cartbmise  Eppenberg,  den  9.  Aug.  ns.;  der  Ludi^ 
betont  namentlich,  dat^s  man  mit  der  ililfe  eilen  inüf^se. 

91)  Kiuckli.  I,  p.  3->Ü. 

[)2)  Heber  die  folgendeji  Unterhandlungen  htit  sehen  Rommel  (II.  p.; 
eino  kurze  Notiz.  R.'s  Angabe,  die  jmnzosischon  (jesondten  liütlen  vor 
Unterhandlung  mit  Ijindgraf  Philipp  die  Zeit  zu  Frankfurt  1>eim  Kai»!t 
andern  Reichsfüivton  mit  Beden  vergeudet,  fällt  völlig  aus  der  CliPonoU 
dt>r  Fninkfiirter  ■\Viibltag  wiirdy  erst  viel  später  erölTnet.  —  Eine  Antwort  L 
Phili[»pfi  aus  Rntenbui^;,  d.  2*i,  Juli  auf  L.  Wilhelms  Berieht  von  der  Verland- 
lang  ttuui  nicht  wohl  vorliauilf^n  gewesen  (iein,  da  die  Verliandlung  entt  w 
28.  Juli  Iwgann.  Aus  Rotenburg  (im  M.s<:j-.  ^  Rodeutwrg ''1  vom  26.  Juli  stanuiit 
erst  die  Instruction  fiir  Landgraf  "Wilhrlm,  Bing  und  RolRbansen  zur  Vau 
haudliui^;  mit  Ocquos,  Rar  und  Andelot,  sowie  mit  Ratzenl>erg  und  SoliacliU 
und  zur  Vermittlung  zwischen  Piesen  und  .\ndelnt,  nebst  nineai  besond««« 
Memorial  für  Lnndgi-af  Wilht'lm.  ÄUKseniem  wurden  benutzt:  xwei  Bern** 
Ijftndgraf  Willielms  an  seinen  Vater,  beide  0.  d.  (.'assel.  d.  28.  Juli  (Beil.  LXIVJ 


Zehn^pr  Abschnitt  451 

rieh  von  Rolshaiisen  ompfanj^'n  und  abfertigen,  wiihrend  er  selbst, 
um  ung-ehiiutert  in  dio  Vorliaudlun^^  i-in^roifoo  /.u  küanon,  sich 
ganz  in  der  Nähe  aufhielt.  Die  Besprechungen  fanden  in  der 
Zeit  vom  28.  bis  .11.  Juli  statt.  In  Ändeints  Begleitung  oder  vor 
ihm  oiri^retrofTeii  wjticri  lJnr,  Ocques  und  ein  Horr  von  Malcvillo. 
Aiidelut  kam  in  der  HofTmin^;,  I'hilipp  werde  nach  Kurfünst  Fried- 
richs Vorsehlag  die  Hälfte  des  kurfüi-stlichon  Drittels  an  dem  Dai^ 
lehn  gegen  Bürgschaft  mit  Libornehmeu:  in  diesem  Fall  wollte  er 
sofort  nach  Kursachsen  weitereilen;  Landgraf  Wilhelm  und  dio 
iütbeauftragten  hingegen  waren  instrnirt.  ihm  zn  erüffiien,  dass 
Thilipp  zu  Bürgschaft,  Dariehn  oder  öffentlicher  Hilfe  beix^it  sei, 
aber  nur  unter  der  Bedingung,  dass  Kurpfalz  und  Württemlvoi'g 
das  (ileitrhe  beitrügen  und  nicht  eher,  als  bis  von  diesen  Beiden 
Husdrüeklicho  Zusage  nngckomnien  sei.  Auch  wollte  er  sich  nicht 
darauf  einlassen,  eiaeni  andern  Theilnohmer  das  Seinige  vorzu- 
strecken. Andelot  machte  dagegen  geltend,  dass,  sollte  er  erst 
wieder  nach  Pfalz  und  Wüiltemberg  reisen,  um  mit  dem  Kur- 
fUrstcin  und  dem  Herzog  Alhis  richtig  zu  machen,  die  Verzögening 
i\as  gnjsste  Hnheil  über  die  Hugenotten  bringen  könne;  er  bat, 
Philipp  möge  doch  wenigstens  die  Hälftr  scfines  Drittels  an  dem 
Darlohn  gleich  erlogen  lassen,  damit,  während  er  die  Zxistimmung 
jener  Fürsten  einhole,  doch  ungesäumt  Reiter  und  Knechte  auf 
ilen  Musterplatz  gebracht  werden  bönnlx^n.  Ijuidgraf  Wilhelm 
konnte,  .so  leid  ilun  die  Franzosen  thaten  —  denn,  schrieb  en*, 
me  stellten  «ich  »o  kläglich  an,  das»  es  einen  Stein  erbarmen 
konnte,  —  doch  nicht  mehr  thun,  als  ihi-e  Bitten  dem  Vater  be- 
richten: indessen  hatte  er  Andelot  nech  weitere  unerfreuliche  Mit- 
theilungon  zu  machen,  liatzenberg  und  Schachten,  welche  soit 
Dohnas  Anwesenheit  die  Reiterwerbung  vorhereiteton,  hatten  ge- 
meldet: da  die  Reiter  nun  schon  so  huigt;  gewarti*t,  da  sie  für 
das  Warten  Nichts  erhielten  und  mich  immer  kein  endlicher  Ab- 
schied erfolgt,  da  sie  auch  nicht  gern  einen  Winterfeldzug  machen 
würden,  so  könne  man  sie  nun  nicht  mehr  halten,  und  es  sei 


IJCV).  Hosf^hoid  von  acht  OHioioron.  welche  moldon,  doRS  sie  ilire  Reitov 
nu'lit  niphi*  hnlti-n  kiinuipii,  d.  d.  20.  Juli  s.  1.  ScJiK'ilmn  Rntwnliftrgs  und 
ßchacbtens  tan  Ijaiid'„'Taf  Wilholm?)  wolclip  dit^eo  Besohoid  übonsendeii,  Orebmi- 
st?in,  d.  22.  Juli.  Aufzoi'hnung  über  eine  resultaüosc  Vorliandlang  liindgraf 
WUIielms  mit  Katzeiiberi^  iind  Scbwhtcn  vnm  27.  Juli  (_Rt*utt'rlies4ohwonuig*). 
Süinnitli'^h  ifo. 

L  29* 


452 


Zolinti^r 


ungowiss,  ob  sir  mm  noch  zu  haben  sein  wtirdr-n.    Traf  Mps 
zu,    so    wurde    eine    iiPiie    wfitliiufti^?  Vorbereitung    noüiweud 
Andelot  erschrak  übor  diese  Eniffnurifr  so,  daHs  ihm  die  Thränf^ 
in   die  Augen   traten.     Fünl'tnalhnnderttausend   Seelen,  sagte 
hätten  in  KranltnMt'h  ihi^  H'ift'mmp  auf  diese  Rititei*  gesetzt;  so 
ten  sie  nun  nusbieibon,  so  würden  Taiwende  in  Zapen,  Verzw 
lung  und  Abfall  getrieben  werden.    Da  trotz  Alledem   Lad 
Wilhehu    ilim    nit-ht    H(ifTnung   machen   konnte,    dass   sein   Yj^ 
naehg^^hen  würde,  sn  bat  or  schliesslich  flehentlich  um  eine  Um 
redung  mit  demselben. 

Lan<l:;raf  I^hilipp  empfiof;  sofort  brieflich  Bericht  über  diese 
Verhandluii^'cii.  Er  tiliob  «n^'rbittlicth.  Ohne  bestimmte  Ztisagt< 
von  Pfalz  und  Württemberg  wollte  er  keinen  Pfennig  her^e 
Wie  hätte  er  dies  auch  wagen  können?  Sollte  er  riykiren, 
die  katholischen  Stünde  ihn  wirklich  für  die  Unterstützung  der 
Hugeni)tten  zur  liechensehatt  zögen  imd  er  dann  ganz  allein  di? 
Verantwortung  trüge,  zumal  da  man  ilun  vermuthlich  Bruch  dp* 
Religionsfriedens  Schidd  geben  wüi*do?  AueJi  hielt  er  an  der 
Bedinpun;;:  fest,  dass  alle  helfenden  Fürsten  ihren  Theil  selbst 
vorstrecken  miist^ten;  er  stand  so  ;;ut  wie  Ändere  in  der  Besoi^- 
niaa,  dass  man  ihn  um  der  Hilfe  willen  mit  den  Wafifen  heim-  ^ 
suclieri  könne,  und  musste  daher  sehen,  wälirend  er  die  Hug^H 
rotten  unteretützte.  doch  sich  selbst  möglichst  wenig  seiner  Vei^ 
theidigungsmittel  zu  entblössen;*"  endlich  war  es  ihm  jeilenfalU 
nicht  nur  um  das  Geld  zu  thun,  sondern  auch  darum,  daea  allt» 
Tlieilnehmer  sich  gieiehmassig  für  das  Beginnen  verantwortlich 
machten:  aus  den  SchrifUtücken  jener  Tage  geht  hervor,  das— 
man  die  Bürgschaft  den  katholischen  Ständen  gegenüber  weit  leicS^^ 
ter  vertreten  zu  können  glaubte,  als  das  Üarlehn.**  Tnde-s*eu 
willigte  er,  um  die  Truppenwerbung  nicht  nocli  länger  aufenbaJ- 


9^)  Pbil.  An  RoIshaaBen,  i^pongeaberg,  d.  30.  Juli,  Hb.;  R  soll  M 
der  Worbiing  das  I^and  T[r><iscn  nicht  von  Pussvolk  und  Tl«itom  aitidöMMii 
auch  nicht  mehr  als  zetm  hossiaoho  Adlige  mitnehmen,  und  deroa  Namra  wf- 
her  dorn  TAndgrafon  ortKRtirn :  ^dann  wir  ans  bosorgtai  mÜMon,  das  nnu  tu» 
tnsctzen  werde.* 

Ö4)  Christ,  und  Fr.  au  den  Landgrafen,  d.  9.  Aui;.  (Xluukh.  I.  p.saffe 
„und  nachdem  oin  anlehen  schier  oinor  Iiilf  zn  verglciclinn  Mm  wil,  so  isl  • 
besser  und  auch  gogon  inoniglJoh  viel  v^raurwortliclier,  das  mna  sich  mn  di» 
ICK) 000  il.  allein  vorlürgeu  ...  thae." 


Zehnter  Ahwhnitt. 


453 


ein,  die  Hiilftc  yoines  Drittels  an  «ler  Summe,  10  666%  Gul- 
den, softtrt  vorzustrecken,  falls  Audulot  sicli  um  diesen  Preis  mit 
den  Obristeo  einigen  könne;  doch  wünschte  er  dies  Geld  wieder 
zu  erhalten,  wenn  Pfalz  und  WUitteuiberg  nicht  zu  gowinnen 
sein  sollten.  Kudlich  gestattete  er  auf  den  Kall,  dass  Rat^cnberg 
lind  Schachten  ihre  weiteren  Dienste  versagten,  seinem  üufmar- 
schail  Roishausen,  der  sich  als  Mitbeuuftnigter  in  Cassel  bofund, 
Mjlbst  die  Werbunj^  zu  iUierncbmeu,  und  ein  halbes  Jalir  mit  ins 
Feld  zu  ziehen.  Wählend  Andelnt  nach  Pfalz  und  Wurtteiuberg 
reiste,  sullten  zwei  seiner  Begleiter  zum  Kurfürsten  von  Sachsen 
und  Johann  Friedrich  entsandt  wei-den."'' 

Auf  4lic8en  Descheid  hin  verhandeltca  Land^'raf  Wilhelm, 
Bing  und  Kolshauseu  abermals  mit  Schachten  und  Hutzenberg; 
da  Dit-se  versicherten,  Nichts  mehr  thuii  zu  können,  verabschie- 
deten Jone  mit  Andelul:  Roishausen  sollte  sich  mit  Kriegsiouten 
besprechen,  Andelot  inzwischen  nach  Pfalz  und  WQi-ltembei^, 
seine  Degleiter  Bar  und  MaleviUe  ziuu  Kurfürsten  vtm  Sachsen 
und  Johann  Friedrich  eilen;  jene  Beiden  sollten  lun  Bewilligung 
des  Darlehns  von  lüOOOO  Gulden,  diese  tim  einen  weitem  Bei- 
trag; oder  Hür^jsiliaft  für  eine  andre  Anleihe  der  Hugenotten  er- 
Kueht  worden.  Am  15.  August  sollton  Kolshansen  nnd  die  Fithrer, 
welche  bcsrt'it  wiireii.  mit  nucli  Kranfcreirh  zu  ziehen,  sich  zu  Wil- 
dungen einfinden;  falls  Ijujd^^ruf  I'liilipp  bis  dahin  bestimmte  Zu- 
sage von  Pfalz  unil  Württemberg'  erhalt4;n,  sollte  noch  denselben 
TafT  ein  Drittel  des  Darlehns  er)egt  werden,  um  damit  die  Reiter 
aufzubringen.  Andelut  sollte  sich  zum  selben  Termin  gleichfalls 
zu  Wildungen  einslolU'u,  um  den  Anleiheverti"ag  detinitiv  abzu- 
schliessen."'^ 

Du  Umdgraf  Philipp  das  llebereinkommen  guthiess,*'  schritt 
QUUi    sofort    zur    Ausrüliruii^'.      I^mdgraf   Wilheliu    gab   Audclot 


05)  Philtpi»  an  l^iilgrat  WtUiehn,  Mecld>aoli,  il.  29.  Joli,  8.  BoUageu. 

U6}  AbHL-hicU  L.  Wilbelniä,  Biogä  und  Uolshausens  mit  Andelot.  Cossol, 
d.  30.  Juli.    Bericiit  L.  Wilhi-liim  an  ii<;ii  Vator  vom  wllvu  Diituoi.     IIa. 

D7)  Landgraf  PliiU|tp  oii  WUlielm,  Spaaf^euWrg,  d.  30.  Juli.  Buraolbo 
all  RoLshÄUftOH ,  vutn  sollifin  Ibtvuii:  solürki  ihm  oiti»)  Zusendung  des  Hencogs 
Oiristoph  und  ITalzgrofen  Wolfgant;,  dai-aua  zu  entiiähiiion.  dass  d)>r  K.t>nig 
und  dio  Königin  in  Fratikrciuli  vt'irkli4:li  in  (jawahrsam  aoien,  damit  er  vor  Oott 
und  der  Welt  ob  um  so  t'r'jJiUotii'ioä  (iowisaon  habo:  or  mögo  awh  andern 
ohriichuu  Loifteu  davon  Keuntniä»  giiWn.  (Hs.)   Die  orwttfanti'  Zusendung  schciut 


454 


Zohulor  Abschnitt. 


Scliioibi.'n    nti   Friedricii    »lui    Christoph    mit,   iu    di*in'n    zioml: 
ktttegorisfli  und  in  etwas  bowchüinendcm  Tim  dii>  Envartuu^ 
gesprochen  ward,  die  Fürston  würden  sicli  nun  endlich  mit  ibrci 
Unterschrift    bereit   erlläreu,  je   ein  Dritte!    der  Anleihe   vor 
strecken.     Desgleichen    entwarf   man    Instiuctionou   iiü*  Biir 
Malevillo    zur   Worbutifj    bei    dem    Kuifiirsten    und    Herzog 
Sachsen  und  Landgraf  WiDielm  gab  ilinon  dringende  Empfehlung 
sehreihtMi  mit."-"*     Alsdiuin  h'cnnte  ninn  «ii.*h. 

Wir  sahen  schun.  dass  Kurfürst  Friedrich  sich  mit  H<*i 
Christoph,  während  Andelat  in  Hessen  war.  wiederum  veretänd 
hatte:  am  Besten  sei  es,  nur  Bürgaeliaft  zu  leisten.  Als  Andc 
zu  ihm  wiederkehrte,  wurde  er  doch  wieder  andern  Simn-s,  xut 
da  für  ihn  die  Oeldnoth  selu*  hr-stimmend  war  und  Ande 
fälschlich  heriehtotc,  der  Landgraf  habe  sich  erboten,  allein 
HnlfVo  des  Darlidins  zu  tragen:  es  war  dies  ein  Irrthum,  der 
der  SprachunkenntnisK  der  Hugenotten  beim  Dolnietschoo  enl 
standen. ^-''^  Demnach  hotl^o  er  wohl.  Christoph  werde  die  andeit 
Hälfte  übernehmen;  im  üobrigou  wird  die  energisdie  Auffonli*- 
ruuff  Landgraf  Willtelms  und  die  Siham  über  ilio  Knllr-,  die  man 
bislier  in  diesem  Handel  gespielt,  das  Ihrige  dazu  gethau  habea 
Friedrieh  entsandte  also  Andelot  in  Begleitung  seines  Maräclmli« 
nach  Wilrttembei^,  liess  Christoph  seinen  Ueldmangel  khLgt.*n  uii'! 
ihn  bitten,  die  andere  Hiüfto  des  Dartohns  zu  tiagen.  ^'^"'  Nan 
endlieh  entschloss  auüh  Dieser  sich  über  die  Bürgschaft  hijiatts- 
zugelin.  Zu  Heidonheim,  wo  Andelot  ihn  traf,  wiiiile  mit  dem- 
selben im  Beisein  des  kurflUstlichou  Marschalls  ein  Abschied  pnt- 
woifen;  derselbe  ging  zwar  von  der  irrigen  Aunahmo  aus,  du» 
der  Landgraf  allein  50000  Gulden  vorstrecken  werdoi,  vorapncii 


ein  Brief  des  Bliuiugralbn  (ilor  Anui.  H9  vltirb'V)  guvruden  zu  sein,  denn  in  «i* 
nou  SvhrciliOQ  an  Kf.  Aui;.  und  Johtmti  Knctlriih  (s.  niieliäie  Aum.)  orwihal 
IdDclgraf  Willicliii:  der  Khciugraf  hnbi*  auf  oinstlicho»  Hofrap'L  dem  Ilerof 
Christoph  nicht  li-ugncn  kcinocH,  dass  dov  Könif;  und  diu  Künigin-Uuttin*  nithi 
freiBti  Willens  sondern  .  ciistoilirf  *  seien.    \^\.  Uoil.  I.XVI,  im  et^toii  Zp«(i 

98)  ScIireiU'o  Landgmf  Williehns  an  l''ri«!drich.  Christi)ph,  Johann  . 
rieh  and  August,  Cassel,  d.  3t.  Joii.    Mcmoiinlo  fiii-  Bar  zur  Werbung  U 
Kf.  V.  Sachsen,  für  Mnlüvillr;  zw:  Worlmjg  bei  Johann  Friedrich,  s.  d..  Ji^ 
Ullis  auch  vom  31.  Juli.    Hk. 

99)  S.  Anm.  107, 

100>  Kr.  IUI  rUü-,  JR-idt-Ib.,  d.  j.  Aug.;  0.  8..  13.,  1-i.  Aug.  Us.    V« 
hör  Audolots  durch  Land^f  Wilhelm  (s.  Auni.  ItM). 


ZohQtor  Abschnitt  455 

Hbei-  doi'h,  (luss  dio^olbi?  Siimmn  im  Xamen  von  Kurpfalz  und 
Württemberff  hinucn  cini^ri  Wochen  zu  Zwcibriioken  erlegt  wor- 
den aolle.'*"  üieeea  Sohriftstiick  wtirde  nun  mit  einem  Gesammt- 
schreiben  des  Kuifüi-sten  und  lierzoj^  aus  Heidelberg?,  wo  Andelot 
die  Oenehmiprunff  Friedricljs  eingeholt,  mit  der  Pott  an  den  fjaiid' 
graten  gesandt'*'*  Andolot  traf  gegen  den  18.  August  in  Wil- 
dungen ein,  wo  Bing  und  RoUhausen,  der  eiligst  eine  Anzahl 
licssiselier  Adligen  /.um  Kriegszug  nach  Frnnitreioh  aufgefordert 
hatte,'"''*  seiner  wartt?teu.  Er  wies  eini-  fniazüsiüclie  Uebei-setzuug 
des  heidenheimsehen  Abschieds  vor;  man  nahm  an,  das^  Philipp 
die  pfÄIzisch-wUrtiembergischo  Sendung  bereit«  empfangen  habe, 
und  als  dennot-'h  da«  Gehl  ausblieb,  bat  RoUbauseu  den  Land- 
grafen in  meluvn'n  Üriofen  dringend  um  Äuiizalilung  dessolbeii. 
Die  zu  WiUlungen  Vcrsanimolten  mögen  nieht  wenig  bestürzt 
gewesen  sein,  als  zur  Antwort  der  Landgraf  ilmen  mittbeilte,  dass 
er  noch  keinerlei  Zusage  vr>n  l^falz  und  Württemberg  erhalten, 
imd   dem   MarsthalJ   sowie   dem    SecretÄr  derb  den  Kopf  wusch, 


101)  Copio  s.  (1.  Hs.  Jedi^nfallä  vom  9.  Aug.  wio  das  iu  uSohstdr  Anm. 
nitirto  üc^taminUvhrLMbeu. 

102)  Friod.  uiirl  Cbrist.  nii  Fhil.,  d.  9.  Auk-,  s.  Klnckh.  I,  p.  324  ff.  Das 
Schreiben  ttatirt  voa  Hcidulb.,  muss  aber  iu  Heidönliäiia  eatworfou  suiu.  döon 
aus  dt-D  Aüiii.  100  citirtcn  Stiiokeu  geht  hcnor,  doss  Andelot  erst  am  13.  Aug. 
wieder  in  Heiddljerg  war;  Bfino  Reis^  hatto  sich  dadurch  vorsögert,  dass  er 
Herzog  Christoph  muht  iu  Stuttpiu-t  traf. 

103)  L'oncopt  7.U  füiiein  gloicIiIaut-Mideu  S^--lirei))eu  Rolshnuseiis  an  eiuo 
Anzahl  Aduligo;  («r  llioilt  ileubolboti  uiil,  <Jai^  ihm  in  Eile  ein  ^uhrlichei' Uftn- 
del*^  bevoretebt*,  tiud  ladet  Diejeiiigeii,  welche  sich  dazu  hrauobcu  Iohsou  tmd 
eine  Anzahl  RoiU>r  iiufbrinp.'ii  wollen,  zu  einor  freuni]|iuh>>n  IWspruchuiif;  ein. 
IHe  Adrossatpn  sind:  (Hto  von  Mulslnirg,  (M,1o  von  Viennmidori.  Arndt  von 
Uffelu.  Ilelwig  OiUa,  Olsiibt,  Eberhard  iiuJ  iiciniirli  von  M<;lsi-hpdp.  Hans 
ätOmotl,  Milhart  Güntonodo,  Haus  von  Stocthiison,  Johann  von  Wolmeriog- 
huru*n.  Adam  WoIk,  Moinolf  von  nouora.  —  «Vci-ZF^iuhnu-s  der  rittmoiater 
und  haui)tli>utho  so  mit  dem  hoiffmarBohalk  Robliaxisson  ziehen  wurden  — 
Ami   von    UlTeln    rittnioister  und   Icnk-uampt   —    Aiiiolttnxon   —   Melschiedt 

—  *>tlo  vcm   dyr  Sfalsliui-ji  —  Bemhurdt  von  Vicrniuudeu  —  lielwig  Ooise 

—  Joist  Meubebach  —  der  {des?)  xnarschalks  Cano  —  fussknecht  haupUeuüie 

—  Hanfis  Keüiiaim  —  Wolf  von  Nortlmussen  —  Caspar  von  Melsclüedt  — 
Heinrich  von  l'ffchi  —  Wolf  Taroiidt  —  dt«  niarecholks  reulnin  —  Tho- 
mas I^)ui:htcmtui(-liot'  vom  Hain>  Uoberflchriften  und  Namrn  »toben  nntor- 
einandcr,  wie  sin  durch  STriLtho  Bb^?tTennt  sinil.  I>a  das  Wnrt  loutonamiit 
unmittelbar  am  Rand  <\*^  Paprors  stobt,  ist  unkhu'  ob  es  rückwäila  bezogen 
oder  mit  dem  Namim  Amolunxon  verbuodon  werden  muss.  —  Hs. 


45H  ^^^^P  Zuliutur  Absubiütt 

weil  Mie  Gold  von  ihm  v<:'rlaiif,'teiu  ahno  sich  vordchoi-t  »u  H 
das«   jene   beiden   Künsten    auf  da-s  Uarlühn   cinpepmgen.     N 
mehr:  der  Hugenott  MalcviUc,  der  bereits  von  Johann  Frid 
zurückgekehrt,   liaHx;,  vormtithliih  auf  unsichere  Nothrii'htcn  hin 
und    in   unbeflonuener  Hit/e,    behauptet,   der  Pofitboto,    wplcho^^ 
die  Briefe   zu   Heidelbetx  überp^ben   worden,   sei   ein  Spion  f^^t 
wesen   und   habe  die  Sendung  unterschlagen.     Diese  Aeusserun*: 
brachte  den  Landy;nifen  auf  die  Vermnthnnnr,   man  wnlle  ihn  be- 
trügen:    Andelot    habu    vielleicht    )iei     Pfalz     und    Württeraberi: 
ungiuistigon  Bescheid   erhalten   und   Hngiro  nun  dati  Gegeothell, 
um    ( lold   zu    erhalten .    Heiter   anziinchmon    und    sich    nus    d 
Staub  zu  machen.  **be  der  Betrug  entdeckt  sei.    Kr  liess  Ämle! 
einer  Art   von  peinlichem  Vcrh<ir  unterweifon  und  ihm  eröffnen: 
er  werde  kein  Geld  auszahlen,  bevor  die  pfälzisch- württemberji- 
sehe  Einwilligiiüg  an^^okomnien,   es  sei   denn,  d«ss  Andelut, 
ihm  (xarantic  zu  geben,  sich  miltlcrvvuile  zur  Haft  bequeme.    Di 
nun   in  seiner  Bedrängniss  willigte  ein,  und  so  wurde  denn  der 
ritterliche   Franzose   auf  einem   Zimmer   des  Schlosses   zu  Ciisscl 
inteniirt  und  streng  bmufsicldigt;   darauf  wurden   11)000  Gulden 
ausgezahlt,  mit  denen  Rolsiiansen  seine  Werbung  sofort   begann; 
nach  Heidelberg  wurde  ein  eilender  Courir  gesandt,  um  den  Tliat- 
bestand  zu  erfiagen  und.  falls  Andelt.'ts  Aussagen  sich  bewahrhei- 
teten, auf  dem  Rückweg   nach   liem  Verbleib   der  Briete  zu  fo^ 
sehen.  '**    Nun  trafen  aus  Heidelberg  sofort  Copicen  der  Tcrloroi^l 
Scliriftstücke  ein'^^  und  Andelot  wurde  auf  freien  Fuss  gesetzt; 


lel^ 
K'n: 
>ergi- 


104)  RolabausoD  aii  PtiiL.  Wilduiigou,  d.  IS.  Aug.  Phil  an  Rolsbia- 
son  und  Bing,  Icninonhaiiten,  li  19.  AuB-  Pbil.  an  Friwiricb,  zw«  Schrd- 
bcu  vom  IS.  Ana.  am  lmm<.'nliauscn  und  CMetiltauäen.  Oen>.  an  Chrifitfiph, 
Ajncl^'iJti! ,  <l,  ][).  Aug.  Instruction  für  Alexander  PHügi^r  und  Ctirist,  TUreicL 
wie  .nie  Andelot  liefia^cu  und  hin  üiirn  Eintreffca  di^r  pfälzisch -württembeip- 
sclicn  Autwort  m  ilaft  haltwi  sfdio».  Information  für  ?hUi|ii(3  Keutschnsbct 
zu  Zierflulxirg,  Hans  Starot,  wie  dorsclbe  uacb  Hoidclborg  roitott,  dm  Tbat- 
bestand  oriuittclii  uuil  nach  deu  verloruim  Schriftstück on  suchoa  sriU,  CisscL 
d.  20.  Aog.  —  Protokoll  des  Verhöre  Aadelot»  duroh  Laiid^'i-af  Wilholcn.  C»&- 
B«I,  d.  20.  Aug.  —  Dfriuht,  wie  ^ich*  (Bing  oder  Ixindgnif  WiUiubnV)  Aodf- 
lot»  Auaaagen,  orstattot  doD  Ifi.  Aug.  zu  Wildungen  in  ijegenwart  des  JUr- 
suhallfi,  dann  dun  20.  .\ug.  zu  C-assel  in  DegODwart  Pllügers  uuil  llatncis 
,  nngijvurlioh  vcrvtauiiun.^     SümnitlirU  Us. 

105>  Mit  einojn  ScUrt-ihüii  Ti-irtdrichs,  Heidolk,  d.  21.  Aog.  Hl,  81« 
kameu  mn  2D.  Aug.  zu  Zai'fottburg  au.  Indossou  hatto  Gotshausen  die  V«" 
buug,  wie  aus  Acten  über  dieholbo  ersichtlich  ist,  bercita  begonnea. 


Zobutur  AljS4;bfiitt 


457 


ffäffögpn  golang  es  ilorn  Kiirfiirstrn  iiiul  fiiind^nifon  tmt/  uifri^rtir 
Jjeiiuihuiigon  nicht  fostziistellon,  wuhin  jom;  Kriofc  gomthon  und 
ob  sie  nur  verlorca  gcganpon  oder  veruntroiit  worden;  es  liogt 
nbri^ns  kt^in  besonderer  Orund  vor,  das  Ijetztere  anzunehmen, 
dt-nn  es  stellte  sich  heraiiu,  dass  der  Dienst  anf  jeuer  Po«tir'crbtn- 
diing-  sehr  unordoutÜch  betrieben  wurde,  und  die  Verschleuderung 
Ton  Briefeendungen  nichts  Seitones  war.**" 

Xarh  der  Fiissiing  des  Fteidonheimer  Ab>«:hied(w  und  dos 
plubisch-württoinhurf^isclion  tresaramtsihreiW'us  liiittc  mm  fjand- 
graf  Philipp  auch,  nachdem  die  ActeuHtüeke  eingob'uflbn.  noch 
Bedenken  trai^en  müssen,  seine  Zahluug  zu  vervollkommnen; 
erstens,  weil  ihn»  mehr  zußömuthet  w\irde  als  er  iibernuiumcn, 
zweitens,  weil  die  Zusage  noih  immer  nieht  ganz  klar  schien; 
denn  die  Fürstt'n  erklürtnn  in  beiden  Stiioken,  sie  wollten  das 
Gold  /.iini  Darlehn  »ufhrinp'n,  indem  sie  in  ihrem  eigenen  Namen 
eine  Anleihe  bei  Hasel.  Sti-assburg  oder  einer  andern  ^Uidt  mach- 
ton, wie  rordom  die  Hugenotten  liatten  thun  sollen;  nachmals 
wollten  rtie,  uni  der  Verantwurtliclikeit  eines  unmittelbai-en  Dar- 
lehns  an  die  Hugenotten  zu  entgehen,  wiederum  die  Form  einer 
Bürgschaft  einsetzen;  auch  Ijtkiidgraf  l'hilipp  sollte  für  Das,  was 
er  vorgeschnssen .  aus  dieser  Anleihe  entschädigt  werden,  so  dass 
wiederum  die  Städte  eine  unniith'lbnre  Forderung  an  die  Kranzoseu 
erhalten  und  für  Diese  die  Fiirstcn  sit;h  verbürgt  hätten.  Dabei 
blieb,  obwohl  man  versprach,  das  Geld  ganz  gewiss  bis  /.um  be- 
istimmten Termin   auszahlen   zn    lassen,   doch    unsicher,   ob  man 


100)  Der  Bericht  des  RentaiJiroiliers  Hans  Starub  {».  Auiu.  104)  über 
scint?  ReclionThen  («.  il.  fit  1.).  di«'  .AohMagen  von  U  Postbernntun  iiuf  dor  Strecke 
Bwiflchcn  n»^idi!lb<^rg  und  f^s»;!,  woIcUo  i;i'  initlifAc-hti*,  und  die  dos  ,KnU- 
aers**  zu  Dai'mstadt,  wolchcr  m'-hniials  in  llpssfm  uud  llcidelborg  vorhört 
wurde  (pMsiin  in  der  CorrespoDdcns  Friedrichs  und  Philipptt),  ergeben  nichts 
BL«timmteä.  Die  Fürsten  stellten  achliosältch.  wie  es  eoheint,  die  Hecht-rclion 
ihrer  Il<_'.snltiiUosigkt?it  lialber  ein.  Im  Bweinber  des  Jahres  findet  Bi<.'li  dann 
einmal  ein  arxlres  J'ack  verlorener  Briefe  in  einem  Fa^s  hintemi  Stall  eim?» 
Postbeainttm.  Philipp  sendet  darauf  mn  Pfaljs  und  Vi'ürtt»jml)eiv  Tarzeiehnifise 
der  seit  einiger  Zeit  an  sie  abges<.-hickten  Briefe  und  erbittet  solche  von  den 
angekommenen;  die  württeiiiborgisehe  Antwort  cdiistatirt  in  dor  That  Dodi  meh- 
rere Veilu.>;to.  (i0lej(«:'ntiit:h  dioses  Kalls  wirii  dann  dii-  Hoffnung  anagespro- 
cheu,  dass  ntiuh  jene  Sendung  im  August  nur  verschloudfürt,  tüoht  veruntreut 
worden,  ^l'liil.  an  L'hriat  Marburg,  d.  10.  l>ez.  Antwort  Stuttg.,  d.  24.  Dez.) 
SAmmtlkb  Ua. 


458 


Zähiil(.*r  Ahscbnitt. 


dios  auch  thiin  ivoltto.  im  Fiill  diu  Anloilio  dor  Fürsten,  wie 
dem  di<.'  der  Hiig:onottt?u,  schciterU*.  Docli  hntte  lU'rzog  Chriab 
Anddot  mündlich  versprochen,  iiu  Fall  der  I^ndgraf  aiif  dicso 
Bestinimimfrcn  liin  sirli  weij^ere,  sein  Drittel  sojErleich  nuszuyjihlcQ, 
wöUü  er  auf  briefliche  ßenachricbtiguii^  hin  da^  (Jeld  auch  bevor 
difj  Anleüio  au%ebracl]t  sei^  in  soincm  uiid  l'falz'  Namon  zu  Zwei- 
brücken  erlogen  lassen; '*'  aussoi-dom  theilte  Frietlrich  bei  der 
üoborsondiing  der  Cojiieen  dnr  vorlorenrn  Schriflütücke  mit,  dass 
bereits  üOOOO  Guldcu  boi  Strassbiiriij  aufgebraebt  seien,  und  ver- 
sprach den  Best  auch  flüssig  zu  machen.  ^^^  Der  Landgraf  kumito 
demnach  woni^tons  annehmen,  das^s  man  ihn  nicht  mehr  im  Stich 
Iftäsen  werde;  er  vervollstandijrte  seinen  Vorschuss  bis  auf  ein 
Drittel  der  100000  Gulden  und  die  Werbungen  gingen  fürt.'" 
Nun  gelang;  es  zwar  nicht,  mehr  als  jene  80000  Oulden  leihweie 
zu  erhulten;  tHc  Stadt  Bnsol,  bei  welcher  man  um  Geld  einkam. 
fand,  wie  wir  hüren,  den  Handel  bedenklich,  weil  sieli  die  Guiso< 
mit  gleichem  Anliegen  an  sie  gewandt  hatten; i*^  doch  liessen  sich 


107)  Vorhör  Andr>lots  durch  Landgraf  Willielra.  s.  Anm.  104.  I>«B- 
nach  tlieilt«?  lAudgmf  Wilhelm  Andriot  luit,  or  zweiflo  sehr,  das»  sein  Yatw 
auf  dio  Zusagten  des  hcidonhol misch eu  .\bschiods  hin  Oold  geben  worde.  AuT 
dio  Fragt',  warum  Amlt^lot  dem  Kurlürston  borichtct,  ihiss  ^vr  Landgraf  allein 
60000  Guldi?D  übornuhnioii  wolle  Cdiß.sc  Boatinunung  stand  nicht  in  dem  Al* 
whied  zu  L'assel  vom  30.  Juli,  s.  p.  453.  Anm.  06),  notwortet  A..  dasB  erDis 
aus  IjiDdgraf  rhiHj)ps  Schreiben  vom  29.  Juli  (s.  Bt'ilapm)  entuonmwn,  wel- 
cbüs  ihm  nach  dus  IjimljnTirt'ii  Wuns*;h  dnr^-h  Ludwig  von  Bar  iibetwtxt  irar- 
den.  Hif-nilier  kam  i-m  zu  yitiyr  hnfiigeti  Aiiseiimndersetzuiig;  dei-  Pi-otukoUi: 
Dotirt  da«  Wort:  «Zank*^.  Gleichwohl  findet  »Jt-h  im  Anfang  jenes  SchretI 
eine  UJiklaro  Stolh«,  ans  welclier  i-M-  Inthtim  ofreiiiwu'  hervorgegangen 
[Ueil  XLVl,  zwyitt^r  AhaaU,  dritth-tzto  ZüIImI 

ICß)  Frirdr.  aii  Phil.    Heidolh.,  d.  21.  Aug.    Us. 

109)  Christ,  an  l'hii.    Urach,  d.  9.  Aug.  Jls.:  seine  uad  des  Ki 
Abgeordnete  habeo  zu  H&hqX  um  ein  Anlehen  von  100000  Gulden  aogveorl 
alver  Kicht8  erhalten,  weil  die  Condi&ohen,  sonderlii'h  dor  von  Tliun  (Di 
mit  ihrem  „ung4>n'uiiibtfn*  Aubringon  (jedenfalls  twl  di*in  en»tt*n  Anlciheixi 
im  Juli.  8.    |i.  443/4.  4-18/U)   die  Sauho  so   nchhar  ^tmiacht.   dass  die  Goiar- 
scheu  sofort  audi  utn  eiu  Darlehn  eingt^kommeu,  und  ihnen  dadurch  dor 
ganz  verdorlieii  werdeD  sei. 

110)  Phihpp  hatte  schon  im  Antust  ein  volles  Drittel  dor  pUMB 
leihe  erlügt,   (rhil.  an  Christ..  CasBol,  d.  30.  Aug.  Hs.)    Christoph  hati» 
nach  Absohloss  der  Voriinndlon^^vu  mit  Andelot  zu  Ileidonhoim  Wolfgaog  und 
Karl  vou  Bwlea  beuachrichtigt  und  gob<jti.'D,  diu  Last  tragen  zu  heUi»L 
Fürsten  zügerteu  anßUigüch,  Karl,  wit>  er  mittheilt,  aus  Ouldvorlc^ealiMt {< 


fl 


Zolmtor  Ahschoitt  459 

nacli    C'iiiii^ni    Zögurn   Pfali'-gral'  Wultgaiit;    und    Karl    von   Baden 
bewegen,  je  iOOOU  UuMea  zu  übcrnehmeu;  da  nuu  dem  Kur- 


wohl er  vor  0<itt  und  suinöm  Oevitsaen  hcxßugt,  ilaaa  er  es  gorii  selicn  würde!, 
wenn  ilio  Hugunottr-ti»  es  wiire  gli^icfa  beimlick  oder  öffoiiÜir-h,  uuteratütxt 
urürtleü),  WoLfg&iig  aiis  unlxikaanToD  (Fründon.  (Karl  an  Ciirist.  rforzhciin, 
(L  Ifi.  Aug.,  II-*.  —  Fricilr.  od  Christ-,  ITirsolibühl,  U.  24.  Aug.,  Iiirh't  ilou 
Hcnii*jt.  DtKlmiols  Wolfgaug  nud  Karl,  iroix  liar  AblöhHung  des  l/stzieni^  zur 
tmaron  Erlegung  des  Guides  zu  mahnen,  ils.)  IniEwiscbiMi  erboten  (.'hristnplt 
nnd  yripdriüh  sich  boi  Philipp,  zusammi>n  500«X)  Oulden  zu  orlegon.  und  baten 
ihn,  im  Fall  diu  Äiüoilie  nicht  auflkOuinio^  IrVoUgan^  iind  Karl  abi^r  nicht  eo- 
furt  xalili'd  kountHii,  diis  DritthL'il  doc  Sumiin;,  wi'lulics  er  schon  erlftgt,  bis 
auf  eirio  llülfti'  xu  >!r^nzei\.  Da  er  sich  consequent  wcigerti'  (er  fiihrto  an, 
Aas6  er  wieh  boi  den  «({o^'hwindeu  UiuRcii"  soijief*  Goldes  nicht  so  g&nz  wnt- 
Mössrtu  köniiö,  und  dass  er  aoolieu  noch  aiiderw)!<it  löOOO  Oiüdon  vorzHatri-rkeu 
halio)»  so  liessoQ  sie  ^s  omllii-h  ihibei  (rawondon.  ÜDtcrrlwtäoii  (am  0.  SopL) 
tliGÜto  aach  i-bristoph  dem  Landgi-afen  mit,  da-ts  die  Anleihe  nicht  anfxubrin- 
fton  !>c\;  da  uuu  Andolots  Heiter  (wie  l'hili[(p  Christ-  am  1).  Sept.  mit  der  Bitte, 
die  Zahlung  zu  beHchlL-unigcn,  mittheilt)  sohoa  Anfang  September  luizuzieheu 
boganueu.  mutwte  mau,  tun  Musterung  und  Ahmai*8ch  nicht  zu  verzÖgHm,  weh 
entMuhliitsH^'o,  mit  Ausnakme  der  30000  (Julden,  welche  der  Itath  von  Stnisa- 
Imrg  hergelieben .  wenigstens  vorlüulig  AJIns  aus  eißonijr  Ta*'he  hersugelM.'u. 
Mitte  September  erlegten  Pfat/  und  Wvirttf^mberg  50000,  Karl  vnn  liaden,  dor 
sich  inzwiseben  eutschlossou ,  lOOOü  Unlden.  Zur  endgiltigen  Hegelung  der 
Saüho  tn^rauuite  Friedrich  (an  den  Land{|;rafeti,  d,  12.  8ept)  eine  KiithecuufO' 
rcnx  zu  Heidelberg  mi.  (Kriedr.  an  PbiL,  ein  Schreiben  Ueidellierg,  d.  20.  Aug., 
zwei  ebrndas.,  d.  12.  8.;pl.  Christ,  »ji  Phil.,  UmcH,  d.  2a.  Aug.  und'  0.  Sejit, 
Grafenock,  d.  ll.Sept  Phil,  an  Christ.,  c'as.sol,  'i.  30.  Aug.,  an  Friedr.  Ziegon- 
hain,  d.  2.  B^ipl.  Srtmiutliih  IIa.  Kliukhohn  I.  p.  333,  im  Text  uuf^n  und 
Kote  2.)  Man  hoffte,  Wolfgang  werde  16000  Ouldon  tragen  {den  I->andgraf(.'U 
Antheil  iwUtfl  auf  25000  GiJden  herabgesetzt  werden,  damit  er  nicht  mehr 
zu  h?i8len  hätte,  als  l'falz  und  Württemberg,  sodass  dann  zu  lOüOOO  noch 
löOOC)  Gulden  g-tfehlt  hätten);  da  er  aber  brioflieh  erklärte,  1000(t  üulden 
und  uichr.  mehr  erlegen  zu  wollen,  vertht;ilto  man  auf  dor  Cunfereuz  zu 
HeideltfCig  die  Hunime  endgillig  tto,  das«  Wulf^ung  und  Karl  ja  lOUOO,  Pfalz, 
UrÄ-*«'n  tmd  Württomherg  die  ührigoo  80000  GuIiIod  zu  gleidion  Theiira  übor- 
nahmeo.  (Kliielh.  I,  p.  3't7".']39.)  IIiörl«ei  kannm  den  letzten  Dreien  je 
10000  Ouldcii  von  der  strassburgiäeiicn  Anleihe  zu  Gut,  sodnää  sehliesslieh 
Joder  von  ihnen  nur  ltl6(jC',3  Gulilen  selbst  zu  erlegen  hatte.  Da  der  Ltmdgraf 
beruits  das  Doppelte  gezahlt  und  Kurfürst  Fiicdrich  zahlungsunnihig  war  (diu 
obige  Zahlung  vun  .'iOOOO  GuIdOD  im  Namen  von  Pfalz  und  Wiirttemlwrg 
wui'de  demuae.b  vennutJdicii  ganz  auä  der  strasüburglschen  Anleihe  und  Herzog 
Christophs  Kai^se  gideiistfl),  hUeb  l-otÄtor-ir  rleni  Landgrafen  riie  Summt;  bis 
Ctetem  l.'H}3  sohuldig.  (Qiiittmig  des  landgrüflieheti  ^iehatznu.tist<»rs  Ottn  (ilctm 
über  IfJÖtiti  Giüdün  10  Datzen,  welche  er  vnm  Pfalz  laut  des  hüidelljergiscbon 
Abschieds  cmpfangon,  FraiüJ.  am  Main,  d.  4.  April  15(j3.    Us.) 


460 


Zobntor  AUsdmitt 


fürston,  llerzo;^  uthJ  Uimt^caff^n  missei'dom  uoeh  jc'U( 
giscJic  AnU'ilio  zu  Irute  kuiii,  hutto  uiich  von  Diesen  endlich 
Keiner  molir  als  I6666-/t  Gulden  aus  eij^iier  Taache  vorzustrecken. 
Uer  Kuriiii-st  blieb  diese  Summe  dem  Landgrafen^  der  bereits  das 
Doppelte  battö  auszahlen  bussen,  ein  halbes  Jahr  lan^  schuldig."* 
Johann  Fricdricli  liielt  das  zu  Eisenaeh  gegebene  Verspre- 
chen. Er  wiwlerholte  zunächst  dem  Franzosen  Maleville,  aJs  die- 
ser von  Casscl  zu  ihm  knni.  diiss  er  den  Hugenotten,  im  Kall  die 
andern  Karsten  dunselbeu  etwa»  Uehcu  (was  ja  damtdä  noch  nicht 
ausgemacht  war)  seinereeits  20000  Dulden  vorsti-cckon  werde:'" 
«Ih  dann  das  Uarlchn  wirklich  zu  Stande  kam,  zaldto  aurh  er 
das  Vorsprochene  aus.  1'=  Diigogtiu  blieb  ßars  Sendung  im  Anglist 
von  Sachsen  erfolglos.  l*hilipp  schickte  na<^bmals  den  Ijandgrafon 
Wilhelm  zu  dem  Kurfiii-sten,  um  den  Entscbluss  desselben 
äniloni,"'*  es  wurde  aber  auch  damit  Kicht»  erreicht"'  Mau  kann 
nur  annehmen,  dass  August  das  Schicksal  der  Evangelisclien  in 
Krunkreich.  wenn  auch  vielleicht  mit  mehr  Sorge,  do<;h  noch 
cbonsoschr  ohne  inneren  Antheil  betrachtete,  als  er  das  Wetter 
über  <loni  französischen  Proti'stanti.'snius  im  vorigen  Jalir  sicJi 
hatte  zusainmcuzieheu  uud  im  letzten  Frühjahr  ausbrechen  seheu. 


in»  rhu.  an  Friwlr..  Carthause  EpiK^iberg,  d.  "'J.  Aug.  15ü2.   Us. 

1I2J  PhU.  aii  Joh.  Fr.,  Trcysa,  d.  4.  Nov.  l-W^.  Hs.  Daukt  ihm, 
er  sidi  gegen  Cnnde  und  die  Seinigen  so  freundlich  uud  gnädig  mit  Voi^ 
Streckung  vou  OiOd  erzeigt:  Gott  wmt  es  lobntiu.  —  Dio  UugeDotten  erhidten 
alflo  von  den  dfutschf^ii  Kürzten  insgesammt  120000  Guldoo  voi-gestivckt:  eine 
kciiirsM'Cgb  in>ritigi*  Summ«'.  Sie  l>ctiiigt,  Uvi  olltiniü.-drigütor  UerechuUDg  d» 
Uuldtms,  etwa  (32800(1  Mark  houtigt-r  Itt-k-bswohrung  oder  750000  Frinkua 
ohne»  dass  die  EütT^crthung  des  Guides  seit  jotier  Zeit  in  Anschlag  gobraeht  wird. 

113}  rhu.  an  Fr.    «ouiroth,  d.  6.  Sopt   Us. 

114)  Uiidgrnf  Willi,  au  PLU.,  Torgau.  d.  13.  Sept   Es.     „I»ie  Anilt- 
lotiM^hü  Hamliuug  botretTuude ,   darin   Lab  ich   ulwr  allen   augewandten  Act 
nichts  mögen  erhalten.'' 


Anhänge. 


XTo.  I.    Ueber  gefälschte  Nachrichten. 

Dio  allgomeine  La^  des  Pn)testanti»nms  in  Wen  Jahren  unserer 
Darstellung  wnr  KWfireUos  geeig'net,  «He  iteutschen  Pmtestanton  mit 
Sorge  ITir  die  Zukunft  —  und  vielleicht  eine  uidil  aUzufeiTie  Zw- 
Vnnft  —  7.TI  erfflllen;  (Ingegon  blielien  die  nciilen  BcSiigntiKunsen, 
welfhe  ilio  (IeutM(^h-j>rfite«tantis(-he  \V>»lt  ßtet-s  in  kurzen  Zwisclien- 
rviumen  HlierHelen.  die  immer  -wiederkehrenden  Besorgnisse  vor  einer 
schweren  Krisis  iu  uUernäuhHter  Nälie  nicht  nur  ntots  olinc  UeetSti- 
giing;  sie  emeisen  sicJi  auch,  wenn  man  der  Begründiuig  nachforseht, 
nach  unserer  Kt^rmtnisa  der  Verl^altnisse  fast  durchweg  als  vi'JJig 
wesenlos,  Dipse  BesnrtrniKKe  haben  Itf»!  den  Fürsten  und  Staatsmännern 
zumeist  eine  dopyielte  Win7,el:  eJnc  Versehicbung  der  politischen  Cou- 
junetur,  woleho  die  Gefahr  nfthor  zu  rfickon  aclieint,  wird  unmitteU 
bar  gefolgt  von  einem  Schwärm  von  „Zeitungen",  welehe,  sei  es  in 
der  Form  des  unveibftr^rteu  Ue-rftchtes  oder  in  der  gewisser  Naeh- 
riohten,  einen  Ikowaffneteii  Angriff  zur  Untordriirkiing  dos  Prolcstan- 
tiRmu!*  .il8  nahe  iM'vurKtehend  ajikünden.  Audi  wo  dieser  PanillelismuH 
noch  nicht  genügend  belegl  ist.  dürfte  er  sieh  bei  weiterer  Ausbeute 
aus  den  Ani-hiven  vielfach  noeh  hestfltigen.  Wahrend  nun  die  Be- 
fürchtujinen ,  welche  sich  aus  der  allKcnicinen  Anseluiuung  der  poli- 
tischen Lage  ergahen,  zweifellos  eine  innpro  Here-chtigimg  liesassen  — 
du«s  sie  sich  in  jener  Generation  not^h  nicht  crfflllten,  lag  doch  wohl 
nur  an  einem  Gang  der  Ki-eigiiisse.  den  die  Zeitgenossen  nicht  er- 
warten und  in  Reehniiug  ziehen  konntea  —  fin'let  für  jene  Zeitungen, 
in  denen  vornehnilirh  wohl  ilie  vagi'U  Vermutluiugen  des  gnwseu 
Publikums  und  der  ob^cureu  Politiker  sich  zu  iK^stiuimtcr  Form  ver- 
dichtet haben,  sieh  sehr  selten  ein  melir  als  äuKsorlioher  Anknßpfimgs- 
punkt  in  den  feststellbaren  Thatsnchen.  Als  solcher  kiSnnon  fftr  manche 
Nachrichten  die  Orumbaeit sehen  Händel  gelten;  ferner  die  Bemühungen 
des  Kaisers  und  knüiolisotier  Stünde.  Buigimd  in  einen  Schutzver- 
iiand  mit  katholisdion  Stünden  des  Koichs  zu  ziehen  (s.  p.  112;  p.  124» 
Anm.  49)  —  iiiclit  als  nl)  ilabei  eine  offensive  Tendenz  leitend  ge- 
wesen wän?:  ein  soli-her  Bund  hatte  nur,  auch  wenn  er  in  fried- 
licher Absicht  iHjgriindi't  wurdej  nachmals  leicht  einer  aggressiven 
Politik  verfallen  können.  Auch  die  Zeitungen,  welche  die  dÄnisehe 
Successions frage  beti-afon,  siml  wenigstens  nicht  vfillig  gegenstands- 
los; die  Anfftnge  einer  Intrigiie  zur  Hnckeniberung  Däuemiu'ks  nn  die 


4fi2 


Anitüago.    'So.  I.  üehpr  fref^lsr^lil«  Naobriclit^^D. 


Ki^ 


Erben  K«%mK  Cliristicme  hnbon  offenbar  oxistirt  iiml  Oor  cniwtin' 
Hof  sowie  (inimbnch  waren  ilarein  vei-flocht-^n;*)  nur  gclias.«M^n  niK-h 
hier  die  Geiilchte  miemUicli  weit  ülier  tJas  Ziftl  litnauB:  jeno  Anfilnf^ 
schoincn  sich  nie  auch  mir  zu  einem  fe&ten  Flau  ausgestaltet 
haboii,  lind  dass  sich  Franki'eich  und  Spanien  da/iU-  iiitei-esRirt 
verbindlich  gemacht  hatten,  wird  sich  wohl  nie  bestätipon.  — 
als  äusserlicho  Anläßsr»  zu  allerlei  vagen  pi)litiscl»en  CoiiiMmitioneu 
kOruicn  din  moiston  der  hEiillgt»n  Nnchrli-hton  von  Werbungen  im  Rcicbo 
gelten.  Das  Itounnüiigeudc  aji  denselben  war  im  Allgemeinen  wohl  nor, 
dOBs,  sofem  Oberhaupt  Werbungen  ätattfanden  (hllufi^  scheinen  die  ZfJ- 
tun|i;en  davon  h-vi-e  OerÜchle  gewesen  zu  sein),  aio  fast  immer  unter 
Verwdiweitfiuiii:  des  Zweckes  und  Kriegsherrn  in  mßgUehstei-  Heimlich- 
keit vurt^^uommen  wnnlen.  Dies  versteckte  Wesen  fonlerl«  die  Phiuitasie 
der  AengBtlichPn  hei-nns,  obwohl  os  in  den  Verhältnissen  begründet 
war:  da  die  Oesctzgebung-  der  Augshurgor  Reichstage  Y<m  ir»55  und 
1559  dem  Kaiser  das  Recht  ffab,  jede  miesliebigc  Werbung  zu  verbieten. 
mufisten  albi  Werbungen,  welche  iitif  die  kaiserliche  Genehmigung  nielit 
i-eehnen  konnten  (d.h.  meines  Wissens  iu  den  dargestellten  Jaltren  alle, 
ausgenommen  die  doe  Königs  von  Spanien  im  Krieg  gegen  Frankreii 
mCglicfaRt  im  Ocheimon  angestellt  und  durchgefülirt  weiden  (Vgl 
träge  p.  20  IT.  HnUrlinlV,  p.  58tT.).  Dna  erste  Krci^iss,  welches 
schweren  Resnipiisse  der  Protcsfimten  in  der  That  rechtfertigte,  war 
der  Ausbnieh  d'^  französischen  Hcligjonskrieges. 

Wenn    nun,    obwuhl    die   lliegcndon  Kricprprophezeiungen   » 
immer  und  immer  wieder  nicht  hestiltigten,  die  prtitestan tischen 
sten  und  StaatsmÜnner  sich  von  ihnen  stets  in  Athem  halten  1! 
so  tliäte  man  dnch  wohl  Unrecht,  den  Grund  dazu  in  einer  [icrvt 
Richtung  der  politischen  Ans<-haunngen  zu  suchen.    Ein  hea-v<>n*agendi 
Grund   der  ipialvollen  Äufmerkfyimkeit,    mit  welcher  sie  diei*  Di 
verfolgten,  lag  eben  in  demselben  Umstand,  welcher  das  immer  nei 
Entstehen  dei*  falschen  Naohrichtcn  begflnstigte:  der  Uangelbaftigk 
des  politischen  Nachrichtenwesens  in  jener  Zeit.     Die  Thateac-ho. 
von   den  Unmengen    w^hnftlichirr  Ik'richte,   wcldio   in    den    fflrslIicIieB 
Kanzleien   zuBanmten.strttmten,   ein   sehr  grosser  Theil   nicht   die  min- 
deste Gewähr  <ler  Hichügkeit  in  sich  trug,  war  nicht  gonOgond,  ii 
beruhigend   zu   wirken;    denn  aus  eben    demselben  Gruudi'    fehlte 
fast  immer  auch    an  Mitteln   der  Kritik,    um    tlie  Unrichtigkeit 
laufender  Nachrichten  zu  erweisen  wier  mit  einiger  Sicherheit  zu  ti 
mnthon.     Es    liiess    immer   und    immer   wieder   abwaiten,    was   m> 
bestätigen  wCirde  und  was  nicht     Keineewe^  nur  dem  grossen  Fu- 


*)  Uionibor  OrtloffI,  §  39,  41,  fi9.  Loider  finden  sich  in  den  rm  0. 
benutzten  Con-ospondonzen  nicht  %ioI  inobr  als  Anioutunfitoo  über  di»n  0«4^ 
stand.  Augvürtige  IJterahir,  namentlich  dio  danittobo  über  dos  Leben  d» 
dänischen  Reitrhsraths  Peter  Üxo,  d*.T  wahrend  seiner  langjiihrigeu  Verbanotutf 
ani  iothringischi'n  Hof  lebte  und  scheinbar  die  Sode  dor  Kedaenten   Atuiii'Jilfi^o 


war,  miisate  ich  mir  versagen  zu  b<*iintzen.   — 
das  aiif  p.  112  Gesagte  zu  ergilrizeu. 


Naeb  Obi^om  ist  nae.hträglidb 


AnhilDgc.    No.  T,  üelx*!-  gofölsr-litfl  Nachrichtr-n.  403 

falikiim,  auch  Fftraton  und  Staat8ni5iineni  war  es  mir  in  sdir  bfischrönk- 
tfiin  Mass  miJf|,'lk;h,  aitÜieiilisüho  Ninihtiuhtfn  ans  sielierer  Qiii'llc,  iiiiil 
dieat'  rechtzeitig,  zu  erhalten;  uaineiiHich  auf  gröKsere  Entfernungen 
hin  sind  si«  vielfach  angewiesen  auf  anonyme  ,. Zeitungen"  iingowissei* 
Provenienz,  abgose-hcn  etwa  davon,  dass  die  meislon  den  Ort  ihrei' 
Hrrknnft  —  oft  vielleicht  nur  cinr-n  der  Oi-to,  an  welchen  sie  auf 
einer  langen  Oimdation  einnial  iilitrcsf^hriehen  woiilon  —  angel.wn. 
Darunter,  wie  ans  der  Form  ei-sichtlicli  ist,  eine  Menge  brieflicher 
l^litthoüungcn,  oft  wüJlI  von  privaten  l'orfifiiüiehkeiten  herrülirend,  die 
schon  vom  ersten  Empfänger  nur  unier  Verschweigung  des  (iewülire- 
mannes  weiter  verbreitet  und  von  den  Vielen,  <lurch  deren  Hände 
sie  gingen,  mit  eigenen  Nachrichten  aus  anderer  Quelle,  Vermnthungen 
und  Glossen  durolisetzt  wurden.  Selbst  Da«,  was  pr>liti:5cho  FrtHinde 
der  Fürsten  an  andern  lU'tfo.n  und  liezahlte  Corresiwndenton  an  den 
Knoten iiutikten  de«  Verkehrs  einsenden,  besteht  zum  grossen  Thoil 
ans  demselben  Material.  Jolumn  l.'lrich  Zasiutt,  der  vonlerristerrei- 
chischo  Vicekanzler,  der  in  GQnzburg  luiho  bei  Augsburg  lebio,  war 
dui-eh  die  Nfihe  dieses  Handelf^centi-ums,  wo  vermfige  der  kaufmän- 
nischen Verbindungen  Vieles  zuaammenstrümto,  durch  seine  eigene 
vermnthlicb  sehr  woitreieliende  Correspondenz  und  seine  Verbindung 
mit  dem  kaiserlichen  Ilof  in  der  Tjige,  eine  Unmenge  der  cni-sirenden 
«jhriftlichen  Zeitungen  zu  saramelu;  or  hatte  eine  Art  von  iwlitischera 
Naehriclitenburf?nu  aufgctluin  und  sandle  uucJi  pi-otestJintiseheii  Fürsten, 
wie  dem  Ijaudgrafen,  für  gute  \Vorte,  Geld  mid  Gnadenbeweise  — 
ausserdem  jedenfalls  im  Interesse  der  kaiserlichen  Politik  —  mit  joder 
regelmässigen  Post  dicke  Convolute  eingelaufener  Zeitungen  zu;  aber 
auch  unter  diesem  Jlaterial  ist  jedenfidls  ein  guter,  violleicht  doj' 
grossere  Theil  solchee,  dessen  Ilerkiinft  der  fleifisige  Colporteur  selbst 
nicht  kannte.  Ein  Berichterstatter  wie  Hubert  Langnet  ist  m^nee 
Wissen«  in  jener  Zeit  noch  eine  einzige  Ersp-heinung;  in  ähnlicher 
Weise  wie  KurfTirst  August  durch  Ijtuiguet  thnt,  sich  mit  zuverläs- 
sigen llerichten  zu  versorgen,  erlaubte  den  anriem  pirttcKtantinehen 
Fürsten  zumcisl  wuhl  schon  die  Dürftigkeit  ilu-or  Mittel  nicht;  wenn 
einmal  Drei  von  ihnen  auf  gemeinsame  Kosten  einen  Berichterstatter 
an  den  Ort  wichtiger  Voi^änge  (Concil  von  Trient:  8.  Beilagen  p.  73) 
entsenden,  so  ist  das  eine  ganz  ausnahmsweise  Veranstaltung.  Kurz, 
nicht  nur  weil  ilmcn  läie  Kenntniss  der  Urkunden  fehlte,  welche  den 
Nachlebenden  die  Geheimnisse  der  Vergangenheit  aufdec:ken,  ihre  Lügen 
demcntiron;  auch  weil  sie  Das,  was  bei  ontwickelteren  Vcrkehrsver- 
hältnissen  und  rejclüichcren  Mitteln  zu  erfahren  gewesen  wütg,  oft 
gar  nicht,  Ofler  nur  zu  spät,  ungenau  oder  ohne  Gewähr  erfalii-en 
konnten,  mussten  die  Genossen  jener  Zeit  oft  über  die  wi<-htigsten 
Fragen  im  Dunkeln  tappen.  Wenn  man  ihnen  beeclu*3jikten  Gesichts- 
kreis, mangelhaft  ausgebildetes  diplomatisches  Crtheil,  ja  eine  gewisse 
politische  Abergläubigkeit  vorwerfen  darf,  so  liegt  die  Schuld  zum 
guten  Theil  an  diesen  nnülx^rwind Hohen  IGndemissen  besserer  Auf- 
klärung;   wenn   Kurfßrst  August,   nach   Allem    was    wir    sahen,    ein 


404 


Anhlüige.    Xo,  1.  Üetw>r  KefHlschtc  Naohricfaten, 


keiiwMwc^  wcilsiulitippT  Geist,  t\on  Worth  fwlitischor  NHchricht*^n 
populärer  Meiininp-n    oft    riclitigor  beiirthf-ilt   als    wino  FrrMiniJo, 
li^  das  nicht  nll':*in   an   rin^^m   nihigeivn  Urthoil  (wclchos  man  iJi 
Kopaetohon  darf)  oder  j^'i-össomm  Scharfsinn ,  srindem  auch  (iai-an.  )la 
er  liurnh  seino  Vei'hhnhinp  mit  dem  kaiw^rüchen  Huf  und  katlioliscti 
Ständen   sowie    seinfii   ffröasemn   Roichthnui    nielir  in    der  Lage 
Hicli  KU  unterrichten. 

Dieser  Znstiuid   der  Cngewissheit  nun,  der  «ich   in  sti:Teot\-pen 
Redewendungen  atisdrückt,  vic  «vas  daran  ist  muss  dio  Zeit  g«>böaj 
oder  „gut   Aufseilen    snlmdet   nicht"  en^ffnetR   aber    auch    ran   weiib 
Feld  filr  die  Kj-findungskunst  einer  Keihe  dunkler  Politiker,  denen 
boi   klareren  VerhSltnissen  nicht  so  leicht  gi-wurden  wäre,  ihre  twllM 
gefertigte  WaaiT*  in  Uiulüul'  zu  sotjM'n:  unheschäftiplf^r  Soldaten,  welc 
nach    Krieg    licgiorig    waren;    politischer    Alicnteuivr    von    liodenio 
Existenz ,   welche  sieh   wichtig  7.n  mnclinn  wUnschten,  um   fflrstllc 
DienstI>esfci]Inngen  oiler  Oeldhelohnungen  zu  erhalten;  tCTtdenziuttpr 
plomaten,   denen    es  um    irgoridwelehe  Wirkung  in   der  Oefft-ntliehltfl 
zu  thuti  war.     Uavoii  ueheti    nicht  nur  einzelne   klare  Fällo^   »ond 
auch    die   BedabntTenheit    mancher  Zeitiuigen   In    dem  Jahren,    vdi 
wir  duif'hlaufen  hahen,   deutlich  Zeugniss,   und  vielleicht   trug  die 
Umstand    nicht    niiwesentJieli    Um,    die    liostehende  Unruhe    stets 
einer  gewiss*^iL  ITöho  zu  halten.     Ich  will  zur  Erläuterung  hier  eiaij 
Ztiitungen  anfilhrt^n,  welchi'  nicht  nur  nntnriseh  FulwdiCfi  oder  ITnglnulj 
würdiges  berichten,  sondern  auch  nicht  in  den  Hereich  der  politisch 
Mythe  verwiesen  werden   kfinnen,   welche  aus  dem  Zusammen wirka 
Vieler  entsteht,  ohne  dass  Einer  von  iluieu  gegen  den  gut'm  (tIruIi 
handelte,  vielmehr  naehwoialich  erfunden  sind,  imIct  den  Stompel 
Erfindung  an  der  Stirn  tragen.     Dazwischen  seien  auch  einige  Nach- 
richten erwähnt,  welche  der  hDswilligeu  Erfindung  wenigstens 
verdächtig  sind. 

Unter  die  schlechtweg  erdachten  Zeitungen  bin  icli  genedgt 
Nachrichten  zu  setzen,  welcho  im  ilorhst  rJcs  Jahres  1558  tlber 
Rolle  dos  Papstes  als  Vermittler  zwiscliou  Spimien  und  Frankreifl 
umliefen  (oben  p.  r>3/4 ;  vgl.  Herzog  Christophs  Aeusserung  darflb 
Beilage  No.  IS  am  Ende.  Kurfürst  August  wai*  in  diesem  Fall  ge- 
neigt an  die  Wahrheit  der  Nachrieht  zu  glauben;  vgL  p.  54,  Beil  Y.). 
—  Ein  sehr  beachtenswert  lies  Beispiel  dafür,  wie  in  Zeiten  der  Er- 
rogimg  (vgl.  oben  p.  f*!)fF.)  wölbst  die  augenaehein liebsten  Ei-flnduuga 
in  Umlauf  gebracht  werden  und  Olnuben  finden  konnten,  liefert  eil 
Zeitung,  welche  auf  dem  Reichstag  zu  Augsburg  im  Jahr  1559 
lief,  obwohl  wir  deren  Entstehung  so  wenig  verfolgen  können  als 
der  obigen.  Am  9.  Juni  scbreil»»  der  hessische  Vertreter  Kanzler  Bein 
hart  Scheffer  eigenhändig  an  den  l^ndgrafen  aus  Augsburg  (HsJ 
Ebcrt  von  der  Thann  (ein  Rath  und  Reichstagsgesandter  Johann  Fri6 
richs  von  Sachsen -Weimar)  hat  etliche  Conditionen.  welche  zwischen 
dem  Papst  und  dem  Kaiser  der  Krnnnng  hallten  ergnngen  sein  solle 
hi«  ia  grossem   Oehoiumiss  erhalten   uml   ihm,  Schcffor,    vn-tmulil 


Aiilifiugo.    Ko.  I.  Ufher  gefSlschfo  Nachrichten. 


4«5 


znm  AbeohrNben  flbei^ben.  Es  ist  ungewiss,  wns  weiter  erfolgt, 
und  ob  <lor  Papst  und  Kiüser  der  Kifiiiung  liidboii  vi^rglichen  sind; 
gleichwohl  sind  di*i  Händel  lUL^ht  in  ilon  Wind  zu  Rclilaj?eu»  ßonder- 
lich  weil  der  Kai::*er  wold  im  Äiüang;  dcH  Keichstags  sich  den  Kiir- 
fOrsten  g^;*?nflbi*i*  «twas  heftig  über  ctas  Vnrnehmen  dofi  PajiBte«  go- 
äuaserl,  jetzt  aber  die  Sache  „fatit  erßitzen  hiHsen."  Philipp  schreibt 
on  Augnst,  indem  or  ihm  dns  Sohriftsttlck  flbeitiendet:  seiner  Meinung 
naeh  dOrfe  man  dio  Sachen  ideht  In  den  Wind  sehlagen  (Kauffungen 
d.  17.  Juni,  Us.K  A.  aiit\iartH:  nr  glaube  nü^ht  an  die  Eehtbeit  der 
eonditinnes,  „dan  es  wehre  gar  m  merklich.*'  luimcrhin  müsse  man 
auf  die  Handlung  zwischen  Papst  und  Knisfjr  gut  Arht  gcljeu  (Dresden 
cL  24.  Juni,  Hs.).  Auch  der  englische  Agent  in  Augsburg  weiss  von 
dieser  oder  einer  ähnlichen  Zeitung  zu  l)eriehti:'n  und  scheint  sin  fflr 
authentisch  zu  halten;  s.  stati^  pnjiei-s  1558/9  No.  (i43.  Die  in  Kede 
stehenden  eonditionc»  sind  l>ereita  grösstentheÜR  \on  Ooldast  (poli- 
tische Keiclu«hAudel  p.  Iß6)  veröffentlicht  worden;  Sicke!  (Zur  (ie- 
schichto  des  ConcÜB  von  Trient  p.  28)  und  M;iurenbrecher  (U.  Z.  XXXU 
p.  274,  Note  1)  haben  ein  Exemplar  iu  lateinischer  Fassung  uu  Wien 
benutzt.  Von  demseUM^ii  ist  mir  auf  Ersuchen  vom  k.  k.  Haus-,  Hof- 
und  Staatsarchiv  in  zuvorkommendstor  Weise  Mittheilung  gemacht 
worden;  es  ergiebt  weh  (iarans,  das«  die  Afarhurger  Cnpie  noch  einige 
Sfitj-e  raelir  besitzt  als  das  Wiener  Exemplar;  ich  habe  daher  Erslere 
als  vollstiiudigste  Fassung  ganz  mitgetheilt;  die  im  Wiener  Exemplar 
fehlenden  Sätze  sind  durch  Cui-sivschrift  gekennzeichnet.  (S.  Beil.  XXI.) 
Es  erweist  sich  im  IJehrigon  das  Wiener  Exemplar  nicht  als  ein 
Originalconcept  oder  Muudum,  sondern  al«  ('opie  (der  Sc)ireiber  des 
16.  Jahrhimderts  hat  häuKge  sinnst^rende  Wortverwechselungen  be- 
gungen;  einzelne  Wörter  sind  Übersprungen  und  nachmals  flljer  der 
Zeile  nachgetragen  oder  ganz  vergessen,  für  einzelne  auch  in  der 
Zeile  Raum  offen  gelassen  worden);  Notizen  ober  die  Herkunft  fehlen. 
Ans  dem  Umstand  nun,  dass  das  Stück  sich  auch  in  Wien  findet, 
Iftsst  sich  nicht  abnehmen,  dass  es  in  der  kaiserlichen  Kanzlei  ent- 
standen sei,  da  die  Authentieitüt  anderweit  nicht  beglaubigt  ist;  es 
konnte  el)eusowold  von  aiidetwarts  dem  Hof  mitgetheilt  worden  seiji. 
Nach  den  cnneni  Merkinulen  zu  urthellen  ist  es  vollstSlndig  unmöglich, 
darts  es  in  dieser  Fassung  in  der  kaiserlichen  Kanzlei  aufge&Hzt  sein 
sollte.  Dem  Papst  das  Versprechfln  zu  geben,  dass  Ki5nig  Maximilian 
nicht  im  Reich  succcdirvn,  sondern  ein  katholischer  Ftti-st  —  der 
Einzige,  auf  den  Dies  gedeutet  worden  kann,  ist  Philipp  vnn  Siianif^n 
—  zum  Thron  belTinlert  werden  solle,  kann  dem  Kaiser  Ferdinand 
nie  eingefallen  sein  und  w-fmie  keiner  s»'iner  Käthe  ihm  vorgeschlagen 
]ml>en.  AeUnlich  verluüt  es  sich  mit  der  Versichenuig:  er,  Fei-diuaud, 
sdlein  halie  den  sc h mal kaldi sehen  Krieg  angestiftet,  mit  dem  Ver- 
spi-ochen  die  deutschen  Fürsten,  sei  ee  mit  Gütß,  sei  es  mit  Gewalt, 
7ur  rTtmischen  Kin;hf!  zurückzubringen,  eU?.  —  Ausser  einer  liewussten 
Fälschung  wäre  die  einzig  m<>glicho  Entstehung  des  Stückes,  dass  es 
von  cnrialisti scher  Seite  dem  Kaiser  als  ein  Plan  zum  Ausgleich  mit 

30 


466 


AnhAugc.    Ko.  T.  TTnIwr  g«flUschtä 


dorn  Papst  unterbreitet  wurde;  bei  dieser  Annahmp  bedürfte  froilii 
die  Aufs(!lirift,  nach  welcher  die  in  dem  Stück  anpogcbencn  jVjitwoi 
v<m  kaiserlicher  Seit*^  Btanimmi  müsHteii,  (s.  Sickel  und  Maurenbi 
11.  ec.)  einer  besoudem  Krkläruug.  Es  ist  datier  wuhi-st-heiulicher, 
das»  die  Zeitung  in  der  Werkstatt  irgend  eines  Tendenzpolitikers 
fiindon  oder  doch  durch  Intor|>olirung  lütoror  Nachrichtoa  hcrgesi 
wurde;  m<'*>glich  sogar,  dass  der  Fälscher  mit  der  Zeit  sein  Werk  n 
verbesserte,  oder  dass  ausser  dem  ersten  FSb^cher  uoch  Einer 
der  Andere  etwas  tÜgenee  hinzutliat.  Duixili  befi-eiindete  Protestanten 
odei-  Kiindsehafter  kOnute  es  daiui  an  den  iüiiserhol'  gelangt  seÜL 
Eiuigö  Änluillspuiikte  filr  äulche  Yeimuthiuigen  lasäen  tüch  finden 
l)  darin,  dass  schon  im  Herbst  58  Nachrichten  in  UnUauf  gekommen 
■waren,  aus  deren  Vnnlrehiing  und  EntsbMlung  die  „conditiones"  ent- 
standnn  soin  kannten;  ilicselben  gingen,  wenn  wir  recht  l:>orichtct 
wei-den,  vuiii  böhmisehen  Hof  aius;  sie  melden  von  der  Verhan<lhiDg 
des  Kaisers  mit  deiiL  Pap.st  in  ähnliulier  Weise  nnd  mit  unmittelbaren 
Anklängen  an  imser  Sclu-iflstilck,  wissen  aber  Nichts  von  eigentlichoi 
Concessionen  des  Kaisers  zu  Ungunsten  des  Keligions&iedeiis  noeli 
flbei'haupt  von  Veraprechuugeii,  die  im^Siuu  der  kaiserlichen  Politik 
v-rdlig  unmöglich  waren  {s.  Saltler  IV,  p.  V2U);  2)  in  der  Thataache^ 
dass  der  weimariseho  Hof  und  im  Ilosondern  dei-  Gesandte  Eberhart 
vün  der  Tliann,  von  welchem  SohefTer  tue  „fwnditioneH"  erhielt,  sicli 
dui"ch  Verbreitung  höcliyt  vordäohtiger  Naclirichten  mehr  als  einmal 
hervorüittten ,  Ehfjrhart  von  der  Thaun  sogar  direet  als  ein  Hetzer 
erseheiul  (s.  weiter  unten);  3)  darin,  dass  die  Vei^leichung  dos  Utei-^ 
nisehen  Wiener  und  de«  deutschen  Marbnrger  Exemplars  eine  f< 
schreitende  Bearbcitang  vermulheu  lässt:  gerade  diejeiugem  Sälae, 
welche  «las  Marbui^iQi*  Exemplar  reicher  ist,  enthalten  weeoitlidM 
Verschärfungen  deijenigen  Angaben,  welch»-'  liei  den  Protestanten  die 
Besorgniss  voi*  einem  Friodensbnich  des  Kaisera  erregen  iitusstOL 
(Weniger  Gewicht  ißt  wohl  darauf  zu  legen,  dass  der  Text  l>ei  Golü- 
ast  den  andern  beirlen  gegeiiiil»er  sehr  unvullstiüidig  ist:  tlieser  dürftt> 
beim  Druck  geklirrt  worden  sein.  —  Vgl.  hicr/u  Qbrigenfi  audi  Bei- 
lage XXI  Anra.  h.) 

Der  ubengemumte  Ebcrltmt  von  der  Thanu,  derselbe  trehdier 
auf  dem  ßeichstag  dun:;]i  eine  unbest:innene  Provocation  der  KatlioUkeD 
fast  eine  nrimthafto  Entzweiung  der  ConfcBsionon  hervorrief  (obfifl 
p.  101/2),  der  Voi*l)reit6r  der  ,^oonditioneia"  behauptete  zu  Augsburg 
auch  von  den  geistlichen  Kiu'rilrsteu  selbst  erfahren  zu  liaben,  dass 
ilieselheu  Willen«  seien,  zur  A.  C.  überzutreten,  wenn  die  evange- 
liaefien  Stände  sich  vorpilichteten,  sie  bei  ihrer  Dignität  und  der  Kur 
zu  schUtJEen.  Hatte  er  Dei^leichen  gehdrt,  so  ist  doch  nicht  zu  glaul 
dass  seine  Nachrichten  wirklich  aus  erster  Hand  stammten-,  im 
hören  wir.  da.-«  er  eben  diese  Erzäldung  schon  vor  Jahren  einmal 
Umlauf  gebracht,  die  Kurfrtrsten  aber  sie  mit  Spott  dementirt 
ein  ß<!hlGchtes  Zeichen  für  die  Glaubwürdigkeit  des  Mannes  (BeiL 
p.  129,  Aum.  59.).     Uebrigeus  Mcheint  au   dem   unruhigen   emesti 


AnhilngB.    No.  t  ÜebOT  gdShdite  Nftclmcbt«n. 


46^ 


»clion  Hof  schon  fUimals  Kborhart  von  dor  Thann  nicht  der  Kinzige 
gewesen  zu  sein,  der  den  Gaag  dor  Ereignisso  durch  Eründtingeu  zu 
loukcn  suchtp.  Um  die  \Ve]iile  des  Jahres  öl)  machte  einmal  Herzog 
Johann  Friedrich  deoi  Lftudgi-afeii  bei  einer  Zusauuueiikunft  Mitthei- 
huigeu,  die  auf  ein  Haar  einem  ilüruheu  gleiuliselien.  In  deti  lefzteu 
Monaten  de»  Jalu-eä  lief  wieder,  wie  schon  oftmals,  die  Erzählung 
von  einem  rnternehmen  der  katholischen  GroHsniäclite  zu  Gunsten  der 
lolliriugi schon  Krlxjn  Kflniii,'  Christioma  von  Dünemark  um;  inzwischen 
liatte  Grumbm^h  von  Nf?uem  versiidit,  eine  l)owaffnoto  Macht  zur  Oiirch- 
fßhning  seiuer  Ansprüche  zusammonzubringcu;  als  Dies  bekannt  wurde, 
lio68en  allmählich  Jeue  Zeitungen  nach  uml  die  allgemeuie  Aufmerksftm- 
kejt  leakte  sich  wieder  vorwiegend  aiü"  die  Erben  Markgi-af  Äibreohts 
und  die  Ernestiner  |Abi»chmtt  T,  Aunu  10  und  14;  Beitrage  Kote  243.). 
Um  Neujahr  nun  war  Herzog  Johann  Friedrich  \mm  l^andgrafen  und 
theilti?  demseUien  mit:  os  snllteii  im  Sommer  grosüc  Praktiken  pegen 
den  Kurfiirston  vim  Sachsen  imd  amlre  Stande  drr  evangelischen  Heli- 
gion  ins  Werk  gehen:  die  Hittmcistoi*  dazu  wüi'dcu  bestellt  unter  dem 
Vorwand,  sie  in  Dänemark  und  Suliwu^len  zu  gebraiuheu  etc.  Zwei 
Tage  darauf,  als  der  LanJgi-af  ihn  iWyav  sein  Yerhältiiiss  zu  Qnimbacb 
und  dessen  Absichten  zur  Reijp  stellte,  machte  er  Angaben,  die  den 
obigen  widerspitichen:  er  habe  jüngst  einen  französischen  Gesandten 
empfangen  und  von  demsellx^n  erfahren,  das«  der  König  von  Frank- 
reich einen  Krieg  gejjen  Schwellen  zu  Gunsten  des  Herzogs  von  Loth- 
ringen beginnen,  und  zu  diesem  Zwecke  ein  Kriegsvulk  am  Khein 
aiü'RtQllen  wolle;  dv.r  Gesandt*;  habe  ihm,  dem  Herzog,  Cn^enz  und 
Instruction  au  den  Iiiiudgrafen  einhändigen  tiollen,  um  Diesen  von  den 
Dingen  zu  uiitemübteu  und  zu  erauchen,  dass  er  der  Werbung  am 
Rhein  keine  Hindernisse  b^-mite.  Er  habe  den  Auftrag  abgelehnt;  die 
Sachen  wftrtlen  aber  gevi'iss  notdi  au  den  Limdgrwleu  gelangen  (Ort- 
loffl,  ]•.  197/H;  Bedflgen  No.  XXVl.j.  Trotz  c^er  pei'SÖidichen  Ver- 
sicherungen des  Herzfi^  nahmen  PhiUpp  sowohl  als  der  Kurfürst  von 
Sachsen  diese  Erzählung,  wenn  aut^h  nidit  vüUig  ungläubig,  doi'h 
mit  grosser  Vorsicht  auf.  Da8  Unwalirsclioinliube  dman  war,  dass 
die  fi-anzösische  Regierung*  soleni  Hie  solche  Absichten  hegte,  dout- 
scheit  Filrsten  vor  Beginn  de»  Unternehioeuä  davon  hätte  Mittlioilung 
machen  wollen.  Andrerseit«  ist  auch  gar  zn  auffällig,  dass  noch 
keine  Zeile  zum  Voi-schein  gokommcn  ist,  welche  die  vorgeblichen 
Absichten  des  Kunigs  von  Frankreich,  die  französische  Werbung  am 
Rhein  oder  die  Anwesenheit  eines  französischen  Gesandten  in  Deutsch- 
land um  jene  Zeit  bestätigt*?.  -  Hatte  i*twa  der  Herzog  sellist  mnen 
Kriegsplan  und  winity-hte  denselben  zu  verschleiem;  tnler  war  es  ihm 
nur  dannn  zu  thuu,  den  A''erdac:lil,  welcher  sich  in  der  Oeffejntiich- 
keit  regte,  voa  Bich  ab  in  amlere  Richtung  zu  lenken? 

Eine  Zeitung  ans  dem  Ende  des  Jahres  1539  oder  Anfang  1560, 
welche  allt'u  Umständen  mich  für  erfunden  zu  halten  ist,  siehe  bei 
Droysen  im  Archiv  ftU'  die  .sächHis<*lie  Ge»;hichte  ly*i4,  p.  375/l>. 
Die^e  Z**itung,   v't'lt-'li'^i"  ÜJlluff  I,  p.  180   eine  gewisse  Autorit&t  boi- 

30' 


468 


AnliÄrigc.     Ko.  T.  üßW  g^lUscht«  ywliritthlcn. 


legt,  behauptet,  dass  ein  Bandniss  zwischen  Sachsen -Wdmai*  itnd 
ringen,  um  xuglojoh  Kursachson  und  Schweden  anzugreafen,  bcral 
fortig  und  viele  Vorbrreitungt'n  gctroflen  seien;  eine  Vepeinbanmg 
»wischen  Slach-^en- Weimar  und  Ivithringen  ist  aber,  wie  aus  Chtlofiii 
Zusanunenätellungcn  in  den  §§  39,  41,  5Ü  henoi^gcht,  nie  zu  Stande 
gekommen.  Der  Umstand,  dass  der  Berichterstatter  seine  Mittliei- 
lungen  von  eint^ni  Rath  der  Herzoge  ^^jn  Sachsen -Welmai*  haben  will, 
macht  dio  wissontlii^hr  Unwahrheit  sehr  wahrscheinlich. 

Kino  politisclic  Persfmlirhkeit  von  e'mnr  langen  bunten  V«* 
gangoiiheit  und  s<?hr  tichlcchtom  Kul  war  damals  der  hessische  Baneni- 
sohn  Friedrich  Spedt  (Spet,  Späth,  Spede  eta),  bekannter  unter  deoi 
Titel  des  „Kitters"  Spedt,  den  er  führte,  seit  er  einmal  mit  eiiler 
säcularisirten  Deulschordenscomthnrei  in  Mecklenburg  l)elohut  (gewesen. 
Ei-  hatte  schon  vielen  Hei-r"?n,  Katholiken  und  IVileslanten.  vriröbf-r- 
gehend  gedient,  nnil  galt  als  ein  geschickter,  wohl  auch  unterricb- 
teter,  alxir  unzuverlässiger  Oesellc.  (RoUinmaisbei'  I,  p.  404  ff.  In  den 
Acten  jener  Zeit,  welche  von  iK>litisehe.u  Neuigkeiten  liandeJn,  beg^goei 
sein  Name  sehr  hUulig.)  Seine  Haupthf-'schüftigiiug  in  jenen  Jahren 
scheint  gewewu  zu  sein,  mit  einem  Genossen,  Herbert  von  Longen, 
im  Reich  umherzuziehen,  sieh  aIlonthaU>en  als  Mitwisser  wichtigec, 
politischer  Geheimnisse,  Vertrauten  hoehstohonilor  Personen  und 
von  groÄsem  Einfluss  aufzuspielen,  und  Fürsten  des  In-  und 
lands  seine  Dienste  zu  empfehlon.  Auf  ihn  ging  schon  seit  dem 
Jahr  1558  ein  grosser  Thoil  der  Erzilhlungon  von  dem  lothringisclten 
Unternehmen  gegen  DÄneniJwk  zurück  (vgl.  Fleiträgn  Note  246,  i; 
OrllüfTI,  p.  2lii.).  Dieser  nun  kam  tm  April  151*0  zu  I.Andgra/  Wil- 
helm viin  Hessen,  der  sich  in  Marbui^  aufliiolt  imd  stntif^te  ihm  einen 
Herieht  ab,  den  ich  hioi'  verkünst  mitthcilen  will,  als  lehrreich  filr 
die  Art,  wie  man  sich  die  Entstehung  mancher  Krit^nnohrichten  tn 
joner  iicit  zu  denken  liaL 

„Was  der  pfatVen  vomemen  gewesen  und  nfwh  ist,  als  bapstf 
beysers,  Franckrcich,  Spaiiiger,  samrot  den  teutschen  pfiffen  tw- 
wauten,  beweint  der  brinf  an  N.  vergangen  jar  geschrieben,  »trai 
andern  der  konigin  aus  Engellandt  iKirichl  und  ii-os  verordneten  1»- 
velch,  80  sie  aiis  irer  Schwester  zugeschickten  brieven  vernommen;  zum 
dritten  des  Keingraven  luuidficUrirt,  gezoichnot  ..  (Lücke)  zum  vierteil, 
Hilfflors  von  Munchhaussen ,  ein  bischofT,  h-o-schenn  venueltung,  zum 
fünften  Herzog  Heinrichfl  uff  fastelobent  bebtollung  imd  die  neuhe,  so 
or  jctzundt  die  wochen  Judica  vor^noramen,  mit  Aesenberg,  Kf 
bnich  und  IJffetn,  auni  sechsten  die  eilende  vordernng  des  G. 
Schwiirtzenborg.  IIolss  (I1o11gh|  und  Munchlutussoa,  die  in  die  Niddi 
landt  mit  60  pfcrden  vergaugou  nülwot;hen  nach  Jtidira  vorrückt 
den  tag  zu  Osnabrück  gelegen,  wiewol  der  kindtauf  zu  Dilnberg  VD^ 
geben,  zum  7  des  keysers  eilende  bewerbung  im  etift  Munster 
da  urnhher  und  Dinckloes  erfordern,  zum  achten  der  pfaffou  off« 
iichs  rnmen,  daibei  ich  und  viel  guter  lente  geseasoa,  zum  9  ai 
die  bestelhmg  um!  veroi-denter  zuck  Loti-ings."    (Von.  den  Briofen 


'uhe,  80 

NidddH 
kt,  ur^^ 


Anhaage.    No.  1.  Ueber  tcafiUftehto  Naduicliten. 


Bericlilon,  auf  welche  Spodt  sich  zu  bozieben  HcUetnt,  lie^  Niditu  liei.) 
Der  endliclie  Knsohliiss  iet  jLjf^vesen,  da-ss  unter  Bestellung  und  Namen 
I^)t)iriii^ns,  alier  mit  der  ÜhgeninMelcn  Gi-ld,  Rath  und  VoriA-issön 
die  K'lnige  von  Diluemurk  und  Sehwedon  (Uiorzogon  wtlrden;  der  „Car- 
ilimiffel"  von  Lothrin^i  woUto  unter  dem  Voi-waud  eines  Angriffs 
auf  England  Keiler  und  Kjietlite  werben,  sie  aber  an  der  deutwhen 
Uren^c  festlutiten;  der  „Prinz  .lUor  Pfaffen,*'  Herzog  Heinrioti  von 
Braunschwoig,  wollte  ein  Kriegsvolk  unter  dem  Sc^hein  vprsammeln, 
ali?  wolle  er  dem  Bischof  von  (!)3nabrnek  ins  Stift  Paderborn  fallen, 
der  Kaiser  dessleiflion ,  als  wollte  er  dasselbe  in  Ungarn  verwenden; 
wären  diese  Truppen  veraammelt  und  Schweden  und  Dänemark  ge- 
dämpft, 80  wollte  man  dann  alle  evangeliachen  Verwandten  angreifen. 
„Der  Cardinnffel  von  Augsburg  saimipt  sich  auch  iiit  in  Italien.' 
Die  Königin  von  England  bietet  den  Deutschen  Hilfe  an;  es  lyt  auch 
Aussicht,  dasR  der  Kfinig  von  Dänemark  Hilfe  tJnit,  Es  ist  jetzt  Zeit, 
das  Reich  dci'  Sjiaiiier  und  PfafTen  öff^^ntlit;!]  „und  dxirch  ander  muhe, 
namen  und  uncosten,"  zu  stürzen,  den  Bischnfen  ihre  Festungen  zu 
nehmen,  die  KlrrtJtor  für  den  Gebraueli  des  Keichu  einzuzielLon  u.  s.  w. 
„ Da.-»  ich  schn-il«,  liab  ich  mit  meinen  ungen  gesehen,  etzlicho  schriff 
iiffzidpgen,  weis  die  luiilern  zul^ekomnien,  in  EngeUandt  scn>ort  ge- 
wesen, und  diesae  und  andeie  dingn  mit  der  konnigln  verhaudiel, 
die  leutc,  cngcli&che  coinmissoliou .  noch  bey  mir,  die  liereiii  abge- 
fertigt, und  weis  »lie  leute,  die  dah  werk  thun  8ollGn  zum  kriege/' 
Di^r  Landgraf  könne  auch  wohl  dabei  einem  jungen  Herni  „zu  einem 
guten  fnrstenthnmb  und  ehrlicher  ln?statlung"  in  England  verhelfeu, 
und  einem  andoni  zu  einem  ehrlichen  Unterhalt,  Reichthum  und 
grossen  JJanien.  Die  Dinge  sind  alle  mit  einer  Credenz  zu  erlangen 
und  mit  dorn  englischen  Commissar  der  „bei  uns"  (d.  h.  jedenfalls 
Sjietlt  und  Herbeit  von  Langen)  ist,  zu  verhandeln.  Ebenso  ist  die 
Sache  l»ei  Dünenmrk  durch  eine  Civdenz  uul'  Langen  und  Spedt  oder 
Spedl  allein  zu  erlangen.  —  Spedt  hat  Auftrag  von  gri:>eseu  Leuten 
sich  zu  erkundigen,  ob  l^mlgmf  Pliilipp  bei-eit  sein  wörde,  seine 
ToohtfT  oder  Kurfflrst  Jloritz  Ttichter  zu  geben,  wenn  Dönemnrk  um 
sie  anhielte,  ferner  uh  er  zustimmen  wiink-,  wenn  das  Stift  Oesel  (?) 
in  Lievland  einen  seinnr  Sohne  zum  Defenw>r  'Hier  Administrator 
wähle.  —  Man  sucht  iTsache,  wo  man  sie  linden  kann,  deii  lanil- 
grafen  in  die  Ädil  zu  bringen  .,dai'zu  herzog  Erichs  rethe  und  die 
■wedderauichen  gravon  angcötift." 

Es  w\u\  hit^rauf  der  Entwurf  eines  Vertrags  mit  Dänemark, 
Schwellen  nnd  Eji^litnd  verpelegt,  in  welchem  diesp  Mili-hle  und  eine 
Anzahl  deutscher  Fflrsten  (Kin*])falz,  Zweibrflcken,  "Wtlrttenibcrg,  Hessen, 
dio  Htirxogo  vun  Saclisen,  Kursachsen,  Johann  Albrecht  von  Mwklon- 
burg,)  veranschlngt  wei-den.  I^uidgraf  Wilhelm  a<dl  über  die  Reiter, 
Jobann  Wilhelm  von  Sachsen  üRm*  die  Knechte  FeldheiT  sein.  Das 
Heer,  welches  aufgebracht  werden  soll,  wird  slai-k  genug  gegen  alle 
Ft'affcn,  Spanier,  Italiener  und  ihroii  Anhang  sein;  es  soll  damit  das 
klare  Wort  und  die  denlsche  Nation  erhalten,  der  Pfaffen  Gewalt  tev- 


^ 


470 


Anhfittgo.    No.  l.   VcWr  guHllschio  Nacbriuliteiu 


stört  worden.  Dio  ontwnndton  Roiohslande  sollen  eingobracht  wonionr 
Golflorn  für  Pfalz,  Frieskiid  filr  Sachsen,  Utrecht  oder  Bmbant  fOr 
Hnsson.  Es  UMlarf  ilazu  Niohtü  uls  eiuo  Crod**«!  au  Encrlimd  iiiyl 
eine  an  Dänemark;  aJ^daiui  -will  Sjwxit  zuwege  brinpeu,  dai»s  die  Itridcn 
Künige  selbst  diu  Ässinneu  ou  don  Laadgrafon  stellen  oolletL  ,iSaxeiii 
Pfal?;,  Wurtenljerg  wissen  E.  f.  fp\.  zu  erlangen,  auch  Wock^lnbur^ 
luid  dio  konige,  oddor  ein  missivo  an  mich,  diesscr  gestnlt,  IJel^r 
getreuer,  wann  >Vio  ilini;*'  von  Engolandf  und  Dennomarck  lui  tuis  pv 
langt,  dio  du  uns  vermeidest,  wollen  wir  uns  darauf  aller  geliure 
veniemeu  lassen,  und  mit  den  andeni  darauf  haudlen,  und  giittwillig 
sie  darzu  bewegen."  ^hI 

Diesen  Bericht  sandte  Landgraf  Wilhelm  seinem  Vater  zu  {Maf^f 
bnrg.  (t  fl.  April  IfiCO,  pi-aos.  Kheinfels,  d.  14.  April  Hb,)  In  dem 
Bfigleitafihreilren  wini  angegelten:  S[iefU  sagt,  die  Knnigiii  von  Eng- 
land habe  ihm  allerlei  Prac-tiken  gegen  die  Religion  und  deren  Ver- 
wandle angezeigt,  wolehe  die  AVidersa^^her  vorhalten;  dieselbe  hiilw 
bereits  einen  CoramiHsar  ahgefnrtigt  mit  Creden?,  und  Instruction  an 
die  Kurfürsten  von  Sachaou  und  PfiUz,  die  Hensoge  von  Sachsen,  den 
l^andgrafen  und  Andere  etc.  L.  \V.  liat  ihm  P*fwile  gelieben  um  «u 
Philipp  zu  reiten  und  ihm  sellisl  Alles  zu  vomudden,  weil  er,  Wil- 
helm, sich  mit  Spedts  Händeln  niohl  gern  l>efasst.  WSre  Da»,  was 
er  anzeigt,  nur  halb  wahr,  &o  wäre  es  otwa-s  Orossee.  —  Wie  es  ! 
mit  der  Walu-heit  stand,  sieht  man  aus  State  pnpors  1559  — 1560 
No.  723,  872,  911,  951(3.4),  1038(4),  1057:  desgL  1560  —  1561 
Na  21(2),  53,  8:^(9),  93(2),  173(2),  2*33(1).  DanMis  eiKiebl  sidi, 
dass  Spedt  gar  nicht  in  England  wai*,  sondern  niir  brieflich  und 
diux;h  die  englischen  Agenten  in  den  Nieilerhuiden  und  Di'iiLschland 
mit  der  englischen  Regieniug  verkehrte,  sewie  daBS  er  ntir  in  Wer- 
bungf>ang«"'legpnheiten  gebraucht  wurde.  Er  versuchte  eich  zwar  auch 
—  und  7.war  erst  spliter  als  bei  den  deutschen  Filrstcn  —  als  poli- 
tischen Vei-trauten  zu  insinuiren ;  man  zog  aber  vorsichtig  Erkund 
giingen  Aber  ihn  ein  und  gab  ihm  keine  Auflrj^e,  dn  man  allseit 
erfuhr,  Sjxxlt  sei  gÄnzlich  unzuvorlfissig.  Spedt  erinnert  hier  fast  m" 
Otto  von  Pack;  aber  er  fand  nicht  soviel  Qlauben  als  Dieser;  er  hatiA 
sicli  allenthalben  schon  zu  sehr  den  Orwlil  vi^nlorben.  Landgmf  Ph 
lipp  antwoi-teto  seinem  &:jlm  auf  jene  Zusendung  (Rlieinfels,  dl  lö.Ap,? 
Hb.):  es  seien  in  der  That  grosse  Dinge  von  denen  Spedt  berichie. 
aber  er  kr)nne  sie  nicht  in  den  Kopf  bringen.  KiirfOrst  August,  mit 
dem  der  Landgraf  darüber  cormst»ondirte,  lohnte  es  ab  sich  mit  Sp"?»ltft 
Nachrichten  zu  befassen,  weil  er  doch  nur  ein  Schwindloir  sei  (C 
luffl,  p.  21ü.).  — 

Au»  dem  Jahre  1561  folgendes  Beispiel  einer  dreisten  Edüidiu 
Am  29.  März  schreibt   N.  N.   an   Herzog  Cliristoph:  Huuplinanii 
mann,  der  Schweizer,  welcher  jetzt  seine  Wohnung  „hier  zu  N." 
i.st    gestern   von   Ulm    hierher    gekommen  und   hat  erzählt,    da8S 
grosser  Lauf  unter  den  Knechten  siii  und  dfiss  binnen  wenigen  T« 
zu   Ulm   viele  durchgezogen   seien;    den   Musterplatz    wetsB    er   ni* 


Änhiutg«.    No.  I.  Uobtir  gefSlsvhte  KncbriolilOQ. 


471 


Uix'Ii  werüeii  dio  Knw'ht*?  nach  Aiift^bui'g  beschieden;  auüh  hat  er  z»i 
Ulm  oinon  alten  Fivuml  und  Spieeag^spllen ,  Andree  von  Khaltem  hei 
Förth,  frcsehen;  derselbe  hSlt  sich  jj;iin7.  geheim  und  lÄsst  sidi  ver- 
nehmen: Onif  Albrocht  vrm  Lodron  werde  Oherstor  fll'Gr  zwei  Regi- 
montcr  Ijandsknct'htc;  tJazii  win)  auch  eine  grosso  Anznld  Spanier 
und  ItaliAnor  kommen,  imd  man  wird  mit  dou  Landskueclitea  warten, 
bis  Diese  angelangt  sind;  die  Sage  ist,  dass  «ier  Zug  gogen  die 
Stdiwi^izer  lioslimmf  sei;  in  Wahrheit  geht  es  gegeu  den  Herzog  von 
Wnrtteml«erg.  Man  frage  aii'^h  bUr  Knechte,  wn  sie  heimisch  seien, 
und  nehme  die  wartteuilK?rfri»^Rii  nirht  nn  fite.  (fi.  1.  Tis.)  —  Ent^ 
wixler  liefen  um  jene  Zoit  ohnedies  schon  allerlei  Zeitungen  von  spa- 
nis4:hen  und  päpstlichen  Werbungen  um,  und  der  gtinantite  Schweizer 
AUjnniin  hatte  dio  Gunst  diese«  ZuötuncU^  benutzt,  um  weine  KrzMi- 
lung  in  Kurs  zu  brinp-n,  oder  es  hatte  El>endersell>o  schon  metu* 
Dergleichen  in  Umlauf  gesetzt,  denn  am  sellion  Tag,  von  ilem  obiger 
Brief  stammt,  hatte  nnch  KurHlret  Friedricli  dem  Landgrafen  schon 
allerlei  ähnliche  Mittheilimgen  zn  machen  {Beilage  Nn.  XXXTV.  Da- 
Itei  eine  ZeitinigT  welche  besagt,  dass  die  Grafen  BaptislA  von  Aroo 
und  Alhrecht  von  Lttdron,  woldie  in  Si>anien  beim  König  gewesen, 
„azjher'-  gekommen  »"ind,  jeder  ein  Keglmont  Landsluir-ohte  annehmen 
und  nach  Italien  f(Uii*en;  sie  Imben  atich  ihre  ßefehlsleute  in  Deutsch- 
land anegeschickt  um  Knechte  aufzuwi€^ln  imd  nach  Italien  zu  be- 
scheiden); ftueh  hatte  Herzog  rhristnjdi,  indem  er  obiges  Schreiben 
(lern  Ijandgnifen  nber8an<ltc,  bereits  n^tch  andere  Nachrichten  von  Wer- 
bungen inity.utheilen.  Dei-sclhe  schreibt,  Stuttgart,  d.  31.  Miüv.:  Bei- 
liegendes luibe  einer  seiner  Amtsloute  an  ihn  geschrieben.  Er  hat 
darauf  einen  Gesandten  zu  den  sechs  Geheimen  de»  Älteren  Rathes 
von  Ulm  gesandt  mit  vertraulicher  Nachricht  und  dem  Uegohi-en,  dass 
sie  sich  bei  dem  genannten  Uauptmanu  erkundigen  und  ihn,  sonder- 
lich falls  er  angiebt,  dass  die  Werbung  wirklieh  gegen  ilm,  den  Her- 
zog gehe,  bis  auf  WoitRivs  nicht  von  Händen  lassen  Kollen.  Falls 
sie  iiun  hierin  willfahren,  und  sich  herausstellt,  doss  dio  Werbung 
wirklich  ihm,  dem  Horzdg  gelte,  ist  er  hrtlacht,  „im  fahl,  da  er  sich 
von  l'lnk  hi)iW(>gthun.  unser  kundschart  dermassen  auf  ime  anzustellen, 
dass  ime  ulf  den  dienst  f^ewailet,  und  er  zu  orfai-ung  eines  retrhten 
grundts  dieses  gt^werbs  verhulTentlich  vei-distillieil  wenlen  solle."  Weil 
ihn  nun  aussenlHm  gljiubli<-h  anlaugt,  dass  Herr  Leunluml  von  Fels 
und  Aibrccht  von  Lodron  bei-eit«  zu  Augsbui-g  liegen,  und  sich  um 
zwei  Regimenter  Knei^hte  liowerlien,  st>  sind  die  Sadien  nicht  in  den 
"Wind  zu  schlagen,  etc.  (Hs.).  —  Die  in  diesen  Briefen  und  Zeitungen 
erwähnten  Nachrichten  galten  dem  Landgralcn  Anlass,  wieder  einmal 
das  SchutÄbOiidniss  deutscher  Fdrstcn  auf  ilio  Tagesordnung  zu  bringen; 
dftbei  flbt  er  an  den  Zeilungi^n  selbst  eine  eingehende  besonneno  Kritik 
(oben  p.  3j2/3).  Die  ErÄÜhlung  des  Schweizer  Hauptmanns  aber  er- 
wies sieh  lald  als  blus»e  Erlindung;  Stuttgart  d.  14.  April  übei-aenilet 
Uerzc^  Christoph  dam  t.andgnifen  l^reits  den  Bericlii  des  Boten,  wel- 
chen er  nach  Ulm   guscliickt,  mit  dem   Bemcjken:  es  ist  daraus  zu 


472 


Auliftiigti.    No.  1.  Uobor  (jolKlKchte  l^iK-liriuhtea. 


entuebmou,  dass  an  den  Äiimmgen  des  Hauptmann))  Alhaanit  „ 
niohtxit)  tiondem  sein  eitel  brillen  werk  mit  ima**  Da  er  »eh 
wüittembergi&ohen  Land  aurbtUt,  hat  der  Heraog  Befehl  gegeU?n.  da»* 
er  bestraft  winl.  Doch  ist  nwb  die  (^«nnwne  Sage,  dass  din  Grafen 
von  L<>drou  unil  Are*»  in  tnnoni  Gewerbe  dorn  König  von  Sjuirdon  zu 
Out  stehen;  was  nr  davon  irfährt,  will  or  dem  Landgrafon  mittlu'ih^n 
(Hs.  —  Ist  der  Schweizer  ITans  AJlcmaun,  welcher  iiu  April  1562 
erwähnt  wird,  nnih  iloi-solbp?     S.  Beil.  LVl).  ^d 

Endliclt  noch  ein  Beisjüol  aus  der  erregten  Zeit  im  Regui»  d^| 
■tiihres  \'t*)2.  Am  8.  Jajuiai-  02  Mclii-eiht  eine  Person  an  Pfalzyraf 
WaKgang;  Vorigen  Soimtag  irnt  den  Schreiber  ein  Hot  besucht,  «ler, 
aU  er  geliOit,  er  esse  zu  Mittag,  iintunleäiien  gestiefelt  und  gespornt 
auf  der  Stadtmauer  »paziereu  genügen,  alsdann  wtodorgekomnicn  umi 
gelVagt:  Domine,  pgn  siim  missus  ad  tr-  .  . .  t|nac80  inspic-ius  haut 
nativitatem  et  revchitionnm,  et  dir-  inialom  fortiinam  nalus  iste  ho 
et  fntnro  anno  in  relms  Itellieip  Itabttiirus  Kit.  Rogo  ne  fpiicqu 
dissimules.  Nam  ofTeruntur  oi  ciptimac  cxjnditiones.  Auf  sein  V41 
langen,  einigi'  Tage  zu  warten,  da  das  mcht  ho  sohupll  gehe, 
der  Herr  geantwoitet,  das«  die  Saulie  keinen  Yci-zug  rluble,  denn 
miiss*'  eilendö  zum  IjaxarUB  von  Schweudi,  der  um  Basel  und  im 
Hi-eiögau  sei;  wenn  er  ihn  tla  nirht  finde,  mfiKse  er  zu  ihm  na 
Nic<Ierlan*!.  Er  hat  eine  hallie  Stunde  mit  ilom  Rchreilier  gospi>jclu 
und  pesagt:  lier  Krieg,  der  jetzt  en-cgt  wini,  winl  sicher  hliiger 
ein  Jahr  wäliren.  Nostra  pars  (puta  ijai)istarura)  hat  Geld  und  v« 
Tnippen.  Vestri  principow  inter  se  fiiualam  aiiiicitiam  1uil>enL  N08 
jam  duos  ex  eis  in  iiosti-am  Honteniiaui  protraximus.  Diese  wünli 
ihn  kräflig  untoi-stützen.  —  Die  Nalivität  war  vom  29.  October  152 
Scliroiljer  Itat  nicht  erfalu*en  kOnnun,  üb  »-s  des  üeirn  eigoue  ode 
fline  andere  war.  Es  war  eiue  «tattliehe  Person,  trug  eine  goldene 
Kette.  —  Eine  Copie  dieses  S<::hlvillf'n.^  ohne  Tlnterschrifl  sendet  Kur- 
fürst Friedrich  dorn  Landgrafen  (Ileidelb,,  d.  20.  Jan.  Hy.)  mit  dem 
BenicTken:  der  Schi-oib^r  sei  vermuthÜch  Cj'prianus  von  Ijeowitz,  ein 
burtUunter  Mathematiker,  der  sicli  zu  Lauingen  aufhalte  (eine  Xeitun 
desselben  n.  hoi  Kluckbobni,  p.  211).  Kr  hat,  da  doch  gar  zu  lu 
walu*sclieiuliuh ,  du.ss  die  Gegner  ihre  Pläne  sogleich  au  solchen  Or 
lautliar  machen  wüiilen,  Ge<laidien,  dass  es  ein  angericlitot  und  Kub 
omirt  Spiel  sein  müdite,  uin  die  Protetitantcn  in  Kibituug  zu  brinp 

Unter   ilem   liier   ZiiHammengnstellten    finden    sieb    mehrere   Bei«^ 
Bpielö  tlafür,  riass,  wenn  ^lie  Quelle  einer  Nachiicht  bekannt  und  der 
Kritik   zugänglich   war,    auch   die  Schwnrzsichtigen  unter   den    {»n)ü 
Ktantischen  Fürsten    nicht    urthoilsloe    vorfulin^n.     Aber   selbst  Nä'J 
richten,   die   vielleicht   puiz   ähnlich  entstanden    wan^ri   als  die 
fflhrten    nachweislichen  Fälschungen,   forderten  die  Beachtung  hexuis;' 
wenn   sie  ohne  Augaljo    der   Uerkunft   imd   scheint^ar  aus    der  Hand 
unterrichteter  Leute  einliefen:  es  blieb  dann  immer  möglich.  dai>s 
aus  guter  Quelle  8tamnitj?ii.     Ich  hnfT«?,  dass   diese  Bemt^rkungen 
Beurlheilung  der  Zeitötimmung  nicht  unnütz  sein  werden. 


N08^ 


Anhftogd.    Ko.lf.  Uobor  d.  Dstcn«:!] nfton  d.  GrnLMHjrtDn  CoaTcaisioo.  473 


No.  n.    Ueber  die  Untenchrilte&  der  erneuerten  Confession. 

Um  fi^tzustrllen,  wer  die  Naumbiii^i-  Beschlflssc  augeiinmmcii, 
■war  sio  verwürfen  hat,  ist  in  erstoi-  Liuio  die  Liste  der  Tlieiliiohmcr 
au  (\<n\  Verbund  hm  iro  II  /m  verifiriren.  Von  Denjenigen,  welche  die 
Verzeiclmisöc  bei  Sdiglll,  p.  GGÜlT.,  Golbke  p.  TIT..  CiUiiHch  p.  133/4 
als  XU  Xauinburg  anweHcnd  neiinon,  wai-en  Thoiltiobiner  dor  Vrrhand- 
liingen  ausschliessli<;l'i  dip  i-ogiorvndcii  Fflrstcn,  nicht  idicr  dorpn  niil- 
anwoscndo  Sfihno,  jüngeren  Brüder  etc.,  welche  keine  Rogioniiig  hatten; 
viel  weniger  lutch  «Hl'  Gmft'a  und  freien  Hüitü,  derui  es  erweist  sich 
aiiß  den  Zusainmen.steUiinjjen  der  Einiw;IitdenL-ii  bei  Calinicli  p.  110, 
113,  dass  tuiiii  nur  n>git!n.>iide  welfüeho  Ffu-sfen  zur  Hr'theiliginij?  auf- 
gefordert liattj'.  Man  darf  also  ikb  Ergebnjss  des  Füi-stenlags  keines- 
wegs eo  constntiren,  dass  man  einfnc-b  die  Liste  der  Anweson<lcn  mit 
den  Unterschriften  unter  <U>n  bekannten  Exemplaren  der  Cnnfessiun 
vergleicht;  frtst  eine  Umkehning  des  thütsäclilirhen  Stinimenverhällr 
nissoti  erzielton  nuf  diese  Woisn  I 'reger  II,  p.  lÜU,  und  nach  dcm- 
Hclbeu  ächinid,  (Kampf  um  Luthers  Lehre  vom  ÄbemiinahL  p.  830,] 
sowie  Zöckler  |die  Äugsbnrgische  Confession  als  ßyinljolisclie  Lohi*- 
gntndlage  der  rleutscheti  Roformalionskircho,  Fmnkfl.«/M.  LSTO  p.  51), 
indem  sio  die  aämuitUchen  zu  Naumburg  anwesenden  Grafen  gegen 
lUe  Naumburger  Beschlüsse  protestiren  lassen.  Calinich  (]*.  180)  gnht 
insofern  fehl,  als  or  den  Herzog  Philipp  von  Braunschwoig-üruben- 
hagen,  der  keine  Hegicnmg  liatle  nnil  nicht  eingeladen  war,  unter 
die  Theilnehnicr  luul  folglioh  auch,  unter  Diejenigen  rechnet,  welche 
sich  alwondeilcn.  Aber  iiuvh  nwh  nach  Corroctur  dieser  IrrtliOmei* 
Ifusst  die  einfache  Ycrgleichung  der  TUeil nehmerliste  mit  der  Untci^ 
st^briftenreihe  unter  den  bisher  bekaimten  Exomplnreu  iler  erneuerten 
Confession  keinen  sicheren  Schlut^s  zu,  denn  die  Berliner  Ebtemploro 
«lerselben  weisen  aus,  dass  sie  nicht  alle  gleichmässig  unterzeichnet 
wurden.     Ich  bßnutzte  in  AmhivRn  folgende  Exemplare: 

Ä.  Dop(H!lexoniplar  (deutsch  und  lateinisch)  Herzog  Bajnims  von 
Pommern  (Berlin,  Re]i.  13,  1.  6.),  erkonntlicli  ihran,  daas  Herzog 
Baniim,  der  zu  Kaimiburg  nicht  persönlich  anwesend  war,  seiiio 
Untersclu-ift  eigenbündig  nachgetragen  hat 

B.  Doppelexomplar  deä  Markgrafen  Hans,  ebendaselbst  Rep  14,7. 
Dio  Hertninft  wird  ei-wie^cn  dut«h  eine  deutsche  imd  hiteinischc 
Copie,  deren  amtliche  Mei;ljinbigimg  (Cilstrin  103(1)  nngiebt,  dastt 
i\a»  Original  im  nouniflrkisflion  Arcluv  liegt'.  Zusammen gohnrigkeit 
von  Copie  und  Originul  or^iobt  sich  fius  der  I  leberoiiistimmung  dei' 
Uutoreclu'iflen  sowio  aus  ZaliJ  imd  rüuuiüchor  Anonbiiiiig  der  Siegel, 
die  in  der  Copie  durch  da»  bekannte  Zeichen  angedeutet  sind.  In 
den  andern  Berliner  Excmplai'cn  weicht  Beides  ab.  Es  ist  dieses 
das  Elxempiar,  aus  dessen  deut.scliem  Text  G.  G.  Weber  (SchlusH  dwt 
aweiten  Bandes)  einen  AUlnick  der  Vorroiio  swwie  Kaf^imile  ficr 
cigenlüUiiligen  filratlichen  üntei-schrilt<?n  und  dor  äiegol  geliefert  hat 


474    Aiituiiigo.   Nu.  II.  U<?lM.'r  \l.  Voki-sdihFlun  d.  orm-uurten  I 


V:    Ü<>ppelexom|)liu-  dou   Laudgraren  von  Uessou,   butd^chrifUicii 
zu  Marburg. 

D.  Ein  ileutsdies  Exemplai*  {des  Kurförsteu  von  Drawlouliiu]^ 
oder  der  jimgen  Herzoge  von  Pommeni?)  in  Berlin,  Kep.  14,  7. 
Vci^lü^icht  man  nun  dio  Unterschriften  unter  diesen  und  den 
bishor  in  dnr  Litonitiir  bcniutzt43n  Exomphiren  mit  dor  Reihe  dor  Tbej]* 
nehmor,  m  ist  dan  Ergebniss  folgeii'les:  (Die  Namon  der  FQrEteo. 
welche  durch  Vortrctuii^'  anwesend  waren,  sind  cwslv  gednickL  Zu 
diesen  gehört  i;e'^'n  Ende  d«^  Convents,  wie  die  Unterschrift  imter  A 
ausweist,  anchUlridi  von  Mecklenbnrg.  Als  Vertreter  unterschreibt  Rlr 
ihn  Dr,  Michael  Toiiber.    Die  Kamen  der  nndoni  Vertreter  liei  Qelbkei) 


Th<'iliieliinrr  tiui  Convent,        Untersohrlfttou  dt-r  ConrriwtonAexeinpIai« 
ab^rccliuot  •IoIiiiiid  Frfedrlr-li 
lon  Sachsen 


A 


It  r  sowie  aller 
b'Uhi'r  iH-nÜlzten 


fehlt. 


r-siit 
r.-hir 

fcblr. 

n-hit 

fehlt 


fehlen 


Friedriuh  vuii  ITaJz 

Aiif^ist  von  SiidiMfiii 

Jntirhiw  ron  firaiutctthiirif .     .     . 
"WolfgauK  von  Zwtiilirütjkoii 
Christoph  von  WüTttt!Uil(Oi*g 
Philipp  von  Hosst-n 
Tori  von  Rad'-ii 
Georg  ran  Si'mtneni 
Johantt  ron  Draudenhmf 
Georrf  Frif'ir.  r.  Bratulcuhurtf 
Hftrnim  ron  I^ommern 
Jtmije,  H.  Pill!   J\imittp.nt 
Jiihfinn  Alhrprht  r.  Meckknfmnj 

Ulrich  riiti   Mrrklfinlriirg 

Adolf  eoH   Huifttin foblt 

Rmst  von  Hrauti^cbwoig     ....    fehlt 

Franx-  roa  Lau^tihurtj fiihlt 

Fürsten  rtiri  Anhalt 
Fürsten  ron  Itnitiebcrf/ 

Es  ist  demiuieh  uieht  ausgeschlossen,  das»  in  den  Archivis 
noch  Rxemplare  lie^gen,  welche  mehr  ünterscliriften  führen,  als  A.  das 
unter  den  vorliegenden  vollständigste.  Von  weiteren  Quellen  Icommoi 
in  Beti-acbt 

a)  ein  Schreiben  der  Versiimmhing  an  clen  König  von  DäoiV 
mark  (Cnpin  mit  rntcrwhriften  Berlin  Rep.  1.3,  l.b),  aus  Anlass  der 
Jinschrift,  welche  derselbe  an  August  von  Sachsen  gerichtet  hatte  (bri 
Öelbke  p.  113  ff.)     Dasselbe  datii-t  vom  ö.  Februar  und  bericJitet: 

„wollen  auch  Euer  Ko^  Wirden  Ireuntlich  und  undcrtbeniglich 
nicht  verlialten,  das  wir  die  unno  30  der  Key"  Mt.  ku  Aiigspiiri: 
ubergebene  und  folgents  jliarea  ?m  Wittenberg  in  lateiniächer  unii 
deutscher  spräche  gedruckte  confcssion  ufTs  neue  underachriebeit, 
«na  auch  einer  bewnda-n  neuen  praefatioii  an  die  Kaye  ML  ver- 
glielion  haben,  wie  E.  Ko*^  Wden  wir  von  obgemeltor  praefatno 
hirmit  glaubwürdige  abst:hrift  zu  ßchicken:" 

b)  ein  Sehroibon  der  Vcrsämnihuig  gleichen  Datums  an  deo 
Kaiser  Ferdinand  (abgedruckt  bei  Gelbke  p.  12Ö  ff.;  Copio  mit  Unler- 
sclirifteu  Berlin  Rep.  13,  l.b.).     Dasselbe  Qbei^eht  die  Vorrede  (die 


Aflldage.  No.  LI.  t'oWr  d.  l'iJtortMhriJku  d.  äitHJumtou  CoufiMsioii.    475 


rja  dem  Kaiser  später  selbst  ttborroicht  wonlon  sollte)  mit  StillKcbweig«^», 
maoht  fibrig'^is  betreffs  der  ConfcsRirjii  (]icgcll>on  Angaben  als  dun  unter 
a)  genannte; 

c)  der  Naumburgor  Abschiwl  (abgctlnickt  Iwi  Gotbko  p.  139  ff. 
Eine  Copie  zu  Berlin,  Kep.  14^  7  ti^igt  die  Dorsalnottz:  verlesen  xu 
Nauniburt;  den  7.  Fcbniar.  Ein  gesiegelte»  Origiiialexemplai*  d.  d. 
7.  Kobruar  plx»nUas.  Rop.  13,  l.  b.  Vergl.  p.  203.  Anm.  37.).  Das 
Schriftstfiftk  iniu-ht  dieselben  Ani^nbon,  welche  ans  iJem  Schreiber  unter 
a)  citirt  wenlon.     Am  Eingang  wonlen  die  Theilnehmer  aufgezählt. 

Vergleicht  man  ilie  Liste  der  Theilnehmer  am  CongrotJs  mit  den 
Unter8chi*iften  der  Schreiben  imtpr  a  und  b*)  imd  der  Roibn  dnr  Aus- 
steller von  c,  m  ist  das  tj'gobniss  folgendes:  (Die  Vcrtrctungea 
werden  dtii-ch  Cuniivschrift  angedeutet.) 

»hirercehnet  ,l«haiih  Frlr.iilrl,  l  "««-»'I-rirten  AuRStdIfr 

Yon  SadiRon.  *"»  »  »»**  *»'  ^*"  '' 

Friedrich  vou  Viaiz 

Altgast  von  Sachsen 

Joaei*iin  rmt  Branrff/ifii/n/ 

WolfKatin  von  Zw*?ibnk-kt.»n 

Christoph  von  Würit^-nihorg 

Philipp  vriD  Hrhsmiii 

Carl  vou  ßaileii 

Gfory  roM  Simtrirrn 

Johann  com  Brandeithurtj 

(ieory  FrieHr.  r.  Brandettbury 

Barnim  eon  Pommern 

Jtmga  II.  ton  Pommern 

Jvkauti  Albrecht  c.  MeckUnbunj  .     ,    .     fehlt 

f'lrich  rou  Mccktenht*rff 

Adolf  ruu  liohkin .     .    Fehlt 

Knist  vijti  Itrauiischweig fehlt /ehlt 

Fratfi   ntn  Lauettburtj 
Fürxfrn  zu  ÄuhaU 
Omfrii  tu  Ufiinehrry 

Nach  diesen  Stücken  erscheint  also  von  den  neunzehn  Fürsten 
und  Vcrfretungon,  die  nach  Abrechnung  .lohanii  Friedrichs  von  Sachsen 
noch  Cbrig  hliebon,  auch  Herzog  Kmst  von  UraunBf;h'tt-pig  nirgends 
als  Theilnehmer  der  gefassteu  Beschlüsse,  und  scheidet  aomit  für  die 
weib're  Untrrsuchung  aus.  Dieser  FilrBl  ist  übrigen»,  wie  sich  aus 
einem  Bericht  des  in  Naunibui-g  anwesenden  Nuntius  Commondono 
(Uisceltanea  Yl,  p.  55/6)  ergiebt,  spätestens  am  4.  Februar,  dem  Tag 


•)  E«  wfirt»  nic-lit  iininöfjlicli ,  (Iars  die  Stiicko  &  nntl  li  <'o))ioii  nicht  der 
(Jriginallu^ting,  sondr?ni  itoH  Concept»  würea,  und  die  wirkhrh  auNgf-fartjgtAa 
Act')n-<tütlt_'  weniger  UutürhchrifteD  i  nthiulton.  KIdlt  Bolchen  Vermuthuiig  könnte 
die  Fornmllning  der  Unterschritten  in  n  und  b  (sio  int  in  Wtden  8tüc-k'-'n  völlig 
pi>n<.-ldautond)  uinigcn  Anhalt  g).-1jeQ.  Es  ci-schoinen  Dömllcb  Dur  dii«  poi-Bonlieh 
anwesendoQ  Fürstt-n  mit  Nameo;  alsdann  fahren  beide  ätüi.kü  fort:  „und  fol- 
gender Chor  und  funten  aligfN«Qdl<>D  retlte:  Oburfarsten  eu  Brandenbun^,  Ge<>rgen 
pfidxgratTeu,  JohaiiM^u  inarg^'unfeii ~  qU;  etc.,  eine  Fassuug,  diu  io  der  Oiigioal- 
aosfertigung  nidit  wohl  uiig^wamlt  wrrdi.'n  koutite.  liiimerliiii  würden  auuh  diu 
Concept«  dor  Wahrwhciididikcit  nach  doii  Stand  dei-  VorhfuidIiing<»n  iin  Zoit- 
panki  ihrer  Entatebong  wie«h'rspiegGln. 


47(i    Aiil]ün{,'c.   Nu.  IL  üol>er  d.  ITutarsuliriftäa  d.  criwuertna  CüDltasiaD. 


dor  Bcschhis»ri)S8iing,  abgereist,  im^  die  WabrHüliQiiüichkdt  ist. 
er  dio  Bcntthungou  dioiseB  Tages  Oberhaupt  nidil  mehr  mitmuelitc^ 
sowie  ditss  or  Naumlpurg  vorlioss,  ohne  sich  g^f^ea  die  Dnter- 
Keichnung  zn  erklflren;  hätte  er  sich  von  don  Andorn  offen  ab- 
gesondert, »J  wäre  unorklärlich,  Oass  dies  nirgends  mit  einem  Wort 
enA'filuit  vird;  auch  erscheint  er  in  den  Berathunp^n  des  ConveDt.' 
vor  dem  i.  Februar  uir^nds  als  Oo^er  der  UntorÄeidinung;  endlich 
widersprechen  der  Anuahnii>  eine  Reilie  weiterer  Quellen  (s.  unttir 
1  —  VI).  —  Anilrorseitß  frßclicint  in  lillen  drei  Stücken  die  laufn- 
t)iir];päche  OesandUchaft  als  Theilnehmeiin  der  Bes<-hlQ&Be.  Diese  ist 
nun  thalHiiclilich  abgereist,  bevor  die  Confession  unterschrielien  «nirde; 
sie  hititrrtioss  eine  s(!briftJiche  Krkläninf;.  in  welcher  sie  die  Znrilck* 
biciljonden  ersuchte,  ihr  dio  Actcuslücke  iiüehzuseiid'»n,  woranf  ne 
sich  „der  Oebfthr  verlialten"  wftnle  (CalinivU  p.  187).  Nach  dem 
ubif^n  Befund  zu  urtheilen,  namentlich  da  die  Oedandtseliaft  aucli  in 
dem  lieslegelten  Original  des  Abwhiedw  orsohoinf,  bedeutet  dies  V<t- 
spreeheu,  das«  sie  filr  die  Rntification  ihres  Homi  gutsagte  und  die 
KrmSchtigtmg  gab,  Ijtiienbing  als  Thcilnehmer  der  Bßschl(\B9e  zu  t»- 
liiir:liten.  Ob  sie  noch  zugegen  war,  als  dio  unter  a  und  b  gensnntco 
Schmben  aufgehetzt  \m<\  ausgeFertigt  wimlen,  kummt  »laKu  nicht  in 
Betracht:  sie  wflixle,  wenn  dies  nicht  der  Fall  war,  doch  die  ErmÄt-li- 
tigung  gegeben  haben,  in  ihrem  Namen  mitzusclu'eiben;  jedf>nfaUs 
aber  müssto  mo,  wenn  unsere  Schlflsse  nicht  täiisi^hen,  die  Beschlüsse 
vnm  i.  Febniar  nfK;Ji  mitg«>macht  oder  im  Voraus  guigeheiäseu  haben. 
Dio  Wahrscheinlichkeit  ist  flbrigens.  das»  sie  erst  unmittelbar  vor  der 
Unterzeichnung  der  Confession  abreiste  (s.  p.  477  nnten  und  unter  4). 

Was  nun  die  OosandUchaften  Johann  Albi-eohts  von  Mockleu- 
burg  und  Adolfs  von  Holstein  l^trifft,  so  ist  (wir  sehen  hierbei  imnirr 
von  der  Aruiuhme  eines  Iri-thuriis  oder  einer  Willkörlielikcit  ab)  »n-^ 
zmiehmen ,  ihiss  sowohl  die  Schrirtstficke  vum  H.  (a  und  b)  nl» 
vom  7.  Februar  (c)  gerade  den  Stand  der  Verhandlungen  ausdrflck 
der  im  Augenblick  ihrer  Ablassung  vorlag.  Zur  eingehenderen 
thoilung  können  dann  noch  eine  Reihe  von  QnelJenstellcn  (I  — 
und  eine  Ri'ihe  von  Neben  um  standen  {1^4)  dienen. 

I.  Bericht  des  Dr.  Adrian  Alhinus  vom  3.  Februar  (üben  p,24i}''l\ 
ouB  welchem  ei-sichtlich  ist,  dasä  au  diesem  Tag  uoch  keine  £in9tim- 
migküit  erreicht  war. 

U.  Bericht  Sebastian  Qlasors  vom  4.  Fcbiomr  (bei  Qelhke  \i.  ÖC'T). 
Derselbe  ist  vor  den  Berathungeu  des  Vierten  gcechrieben.  Es  er- 
giebt  sich  auch  hier,  dass  sich  ajn  Dritten  nur  cino  Mehrheit 
Unterschrift  bereit  erklärt  hatte. 

HI.  Bericht  Christian  Kukhows  »n  Valentin  von  Eicksi 
ftürstUclL  i>ommerechen  Kanzler  auf  Wnlgast.  vom  4.  Februar 
Rop.  13,  l.b).  Erzählt,  dass  Herzog  Johiuut  P'rio<lrich  sich  a 
dert  liat,  die  Andern  aber  alle  einhellig  uül  der  SubHcriptinn  fort- 
fahren wollen;  er  selbst  hat  auch  eingewilligt;  beruft  sich  dannf. 
dasH  or  dies  schon  vordem  gelhan  hatte,  und  (hifls  es  8einem  Befehl 
entspricht. 


I 


Anlilinge.   No.  ü.  TJeljer  d.  üntiirsehnfton  d.  orm'Qoi-ten  Confossion.    477 

IV.  Beriülit  des  Dr.  Adrian  AJhinus  an  M.  Hans  DienHt.  n. 
Mariae  Lichtmess,  d.  i.  J.  •!.  Felnmi-:  ,,Suiirit  hfltien  nich  dio  Sachen 
di&o  nacht  also  geschickt,  dsB  das  uiiiicrst-hreibeii  der  Aii^^purgisdien 
Confoä&ionn  für  sieli  ^ehet,  mit  erklt-ning  des  fiacramonte  hallmn  in 
der  vorretle.  wie  von  wort  zu  wort  im  Franckfinli sehen  Ab.whiocU 
stRhtot  (s.).  A^er  Herzog  Hansfriedm'ich  Moil»rt  daraiiRsen,  und  pre- 
digen   seine    pn^diger    uff    der    canzp)    damul' "     Dasa    jemand 

Andient  sieh  iiu.sgeHchloRseii  hJilt«.  winl  nicht  ei-wflhnt. 

V.  Bet-iuht  des  Orafon  Luilwi^;  von  Eberatein  an  Heraoj:  Barnim 
den  Aelteren  vom  7.  Febniai-  (lierlin,  Rej).  13,  1.1>.).  Derselbe  giebt 
beroit»  den  Inhalt  des  AbschieiJs  als  vollzogen  an;  dra  Weitf'ren  et^ 
«ft!iU  ei*:  nachdem  hpiiohlossen  wonlen,  die  Suhscription  ohne  Rück- 
sicht an!"  .lohann  Krindrich  dennoch  zu  vollzifjhen,  liabeii  Christian 
Kufi<sow.  Matzke  Konke  und  nr  seihst  fdr  giinz  beschwerlich  angc- 
zo^jL,  dasa  ihrou  Harieii  eine  EinheUigkeit  angemeldet,  und  Hie 
dadurch  zur  Theilnaluuo  bewogen  worden,  und  haben  in  Zweifel  ge- 
standen, wie  sie  si<'li  zu  der  t^ubscriplion  verhalten  sollten;  da  sie 
aber  bedacht,  das«  der  Flei-zog  von  Sachsen  ohne  einige  erhebliche 
Ursache  und  Fm^  seinen  Abschied  p;noiumen,  etc.  etc..  haben  sie 
zulet2t  auch  darein  gcwillij;;!  „und  ist  also  die  Augsptirgische  Con- 
fession  mit  der  neuen  praofation  .  .  .  durch  alle  ahnwosendc 
Chur  und  fursten  und  «lerselben  abwesende  bottschaften 
einhellig  unterschrieben  und  besiegelt  worden  (jedoch  nicht 
getlruckt,  des  ingefKlleneii  sine".Its  ludben  solches  zu  lange  sich  wollen 
ver/johen;  habe  auch  ein  deutsch  und  lateinisch  excmplar  vor  E.  F.  G. 
von  den  andern  nnterechreiben  und  siegeln  hissen)." 

VI.  Kf^nunt  in  Betracht  eine  Acusscning  des  Altechieds  (c);  s. 
Gelbke  p.  144.  Derselbe  spricht  von  Gesandten  abweiinndor  Firsten, 
welche  vor  Bc<.M\digiing  der  (icschättc  aä^ereist  sind  (»der  auf  Hiuter- 
sicbbringen  gehandelt  fmlion. 

^aoh  diesen  Stellen  waivn  am  Abend  dos  dritten  Februar  (viol- 
leioht  neben  Andern)  die  jjüiianersclien  üewandtcn  noch  nicht  für  die 
Unterschrift  entschieden.  Am  Vierion  gaben  alle  noch  UnscIilOssigeu 
oder  Widerstrebenden  nach  und  versprachen  iHe  l'ntei-schrift  zu  leisten; 
desgleichen  haben  endlich  alle  niK^h  Anwosenden  unlfTschrielien.  Wer 
also  am  Vierten  den  allgemeinen  Best-hltlssen  nicht  beiftel;  desgleichen, 
wer  nicht  mit  iintnr.s<^'Iiri*'b,  d^r  war  in  rlem  liotreffenden  Zeitpunkt 
nicht  mehr  anwesend.  Ninimt  man  mm  die  Aussagen  der  Boricht- 
orstatler  luiter  I  — V  zusamuieu  mit  Dem,  was  sich  nach  den  Schriften 
unter  a  —  c  uu<t  dan  unterschriebenen  Exeniplai'eu  der  Confession  ver- 
muthcn  lösst,  so  ergiebt  sich  ah  Wahi-sf^heiiilichkeit:  Herzog  Ki-nst 
von  Brannschweig  war  schon  vor  der  Befehl ussfassung  am  Vierten 
abgereist-.  Dagegen  wan^n  unter  den  am  Vierten  Anwesenden,  welche 
flie  Beschlüsse  guttüesson,  auch  n-^M^h  die  drei  fraglichen  Gesandt- 
schaften: dieselben  wßnien  sonst  di»c.h  wohl  nicht  Ihm  den  AnssttHIern 
von  a — ^c  erschoinen.  Zur  Zeit  als  man  ilio  Briefe  an  Dänemark  und 
den  Kaiser  (a  und  b)  aufsetzte,  war  die  Gesandtschaft  .lohanii  Albrecht« 
von  Mecklenburg  wieder  schwankend  geworden;  schliesslich  stimmte  sie 


Anhänge.  No.  1 


J*»r  I 


JntenHrhrift^n  d.  eneoerten  i 


•wieder  zu,  doch  wartoto  sie,  gleich  der  lauoubiirgischen,  die  BoendigUQg 
der  Kai)zlei}^ächäl'te  ntrht  ab,  sondern  verUess  Naiimbiu^,  che  die  Exem- 
pluro  der  Confession  mit  der  Vurrenle  I'erlig  ^stellt  ■waren,  sei  et, 
dass  sie  eins  oder  das  andere,  welches  bereits  fertig  gewonlen,  vor- 
her iintei7.eichriete,  sei  es,  dass  sie  verepraoh,  das  Vcrsäuiuie  nach- 
xuh()lmi.  Dil'  Vertretung  llolstüin«  zug  irti  let'/tou  Augenblick  ihr» 
Einwilligung  /.nrück  und  re.isto  noch  vor  dtT  allg^tmcinen  llnU-izeich^ 
nung  ab.  YcmiutMiuh  nahm  sie  die  Sache  auf  HiiitcrKichbringeo:  im 
Hinblick  auf  die  Laueuburger,  utocklenburgisoiie  und  Holsteiner  Vo^ 
tretuug  wäre  dann  Huch  dir*  Aeuasening  des  Absclüods  untctr  VI  TOit_ 
kommen  verständlich. 

>(it  diesen  Aunalimen  stimmt  eine  Reibe  von  Kebenumetfnd 
gut  flberein. 

1.  Die  Verhandlungen  hatten  ächer  über  ErwtLTten  lange 
Wochen)  gi^währt.  Nach  dem  Uericht  dcü  üiufen  von  Eberstän 
V  zu  BcldioMi^uu ,  hatte  mun  auch  mit  der  AuTortigmig  der  Confessions- 
exemplaro  spät  begonnen;  Cunicssiun  und  Yun^e  aber  bilden  »ti- 
sammeu  ein  umfangToichcs  Heft,  und  die  Ausfertigung  musste  dahei 
lange  Zeit  boan^pmchon.  Es  ist  also  Kehr  glaublich,  ilass  Manche 
die  Beendigung  der  Schrei barijcitcu  nicht  abwaiten  konnten. 

2.  Dass  die  Versamrainng  thatsüchlich  .slcli  nufzub^son  beguin, 
bevor  alle  Actenstttcke  fertig  wunion,  beweisen  mehrere  der  unter* 
sdiriebenen  C^'onfeäsionRexeniplare  (B,  C,  D)  und  daa  Originalexemplar 
des  Äbscliiedö  (c).  Lotztt'res  »älüt  zwar,  wie  das  bei  Oeihke  (p.  13Ü| 
abgedruckte  17  Filivton  und  Vertivtnngen  als  Theiluehmer  nnf,  ist 
aber  gar  uidtt  unterschrieben  um!  aui  Sclüuss  mit  Alles  in  Allem 
6  Siegell)  unterfertigt  (es  haben  gesiegelt:  Kurpfalz,  Kursachsen,  Pfal^ 
ZweibrQcken,  Württemberg,  Biiiudenburg- Ansbach  und  Joackini 
Weppersnau  fflr  Herzog  Ulrich  von  Mecklcnbui-g). 

3.  Dass  niim  es  mit  dtir  slreugen  Erfüllung  aller  Formalit 
nicht  genau  nahm,  ergiebt  sich  aus  dem  Ynrbergeltenden  und  Na 
folgenden. 

4.  Rwlmet  maji  Jnliann  Friedrich  von  Sachsen  und    Krnst 
Braunschweig  ob,  so  bleiben  nach  der  Liste  der  Theilnelmier  18  Stt^ 
men   Übrig,    welche   nach    den   oben    aufgestellten   Vermuthungeu 
4.  Februar  sämmtlich  den  Mchrlieitsbcsch lassen  Iteigcfallon  wären.    Pf" 
Beschaflenhoit  der  Coni'ession-sexempkre  A  und  B  ma^Jit  nun  fast 
greiflich,  dass,  als  die  Unterzeii'hnung  derjenigen  Exemplare, 
zuei-st  fertig  geworden  waren  begann,   man  noi^h  auf  volle  18  Ünl 
Schriften   reclmute.     Es  ist   uänilich   zwisi.hcii   den   t'nterschriftt»n 
wu  der  ßangontnung  nai:h  die  Fehlenden  liüttttn  luiterzeichnen  mOMfriti 
stets  ein   freier  Kaum   von  ciiüg<.'n   Zeilen    Bixütc  gelassen,    dem 
gleicher    zwischen    den   Siegeln    entaprinht      Alle  Parteien, 
unterschrieben,   haben  auch  gesiegelt     Sic^  imd  Unterschrüteu 
reepondiren  zwar  nicht  genau,   weil  bei   den  ersteren  die  Reihenfol 
nicht  cjonsefiuent  eingehalten  ist,   weil   auch  geleigeutlich  (joilnch  niF~ 
in  A)   eine  Partei   Llop{>elt:  dun-li  diis  Kanzleiidf^l   de«  Fünsti*n  mvA 
das  l*rivutsiegel    des    U'ti-eflendeii   Beamten,    veitmteu   ist  oder  so^ 


Anhfinge.   Nd.  U.  üefaffl-  d.  üntersohriftea  d.  em^nertoo  CoafißssloD. 

ein  und  dassolbe  Sicf^l  sich  mchimnU  abgedrückt  Hnfiot,  sodass  der 
Siogcl  mehr  sind  als  der  Untcracbriftou ;  gleichwohl  läsät  sich  aus 
den  Exemplaren  A  und  ß  mit  grösster  Wahi-scheinlichkeit  abnehmen, 
dass  der  freigoUsäene  Raum  stets  ^  sowohl  in  den  deutschen  als  den 
latciuibuhea  £xeiu|dai'tüt,  füi*  gerade  soviel  SiegtJ  berechnet  war,  aly 
in  der  l>elrefrenden  Ausfertigung  rnlei-schriften  an  der  Zalil  18  fehlen. 
Mit  diesem  Befund  stimmt  auch  das  Dopix4cxemplar  C  völlig  fibemn, 
nur  dass  hier  nicht  «icher  zu  ersehen  Lst,  wieviel  Siegel  <lcr  frei- 
geliisstme  l{aum  hcsti((imt  war  aulzuaehmi-n.*)  Nur  in  der  doutsuliün 
Ausfertigung  D,  welche  otTeiibar  erat  bt;i  voller  Auflßbung  d(^  Con- 
vents  fertig  gestellt  wurde  (s.  die  UnterscluiftGii)  »lad  alle  Siegel, 
ohne  Ranm  zn  lassen,  dicht  aneinander  gerOckt. 

Die  Vermutlmng,  welche  sich  aus  AUedem  mit  grosseor  Wahi- 
Bnheinliohkeit  ergieht,  ist,  dass,  als  man  mit  liem  I 'nteraeichnen  der 
fertig  gestellten  Exemplare  begann,  vom  Aufbrui-h  der  lauen biu-gischon 
und  mecklenburgischen  (Icsandtsdiaft  sowie  von  den  neiierlioheti  Be- 
deukÜchkeiten  der  Holetoiner  noch  Nichts  bekjuml  wai-,  und  mau, 
obwohl  sie  sicli  zum  Act  der  Unterzeichnung  nicht  eingestellt  hatten, 
darauf  rechnete,  sie  nuch  am  Ort  —  vielleicht  i«  iha'n  Herbergen  bei 
den  Reisevorberpitiuigon  — ■  zu  ftnrien  und  das  Vei"säumte  von  ihnen 
nachholen  zu  lassen.  Nachdem  man  den  Sachverhalt  erfahren,  trug 
man  den  Bnlonkßu  der  Holsteincr  Rechnung,  indem  man  sie  in  dem 
letzten  der  unterzeichneten  Sehriftstficke,  dem  Abschied,   nicht   mehi' 


*)  I)i«  Siegel  wurden,  wie  der  AiigoiLsctiein  lohrt,  hergG<stellt  todem  man 
ailf  jedes  Blatt  I^fjler  soviel  runde  Massen  Sie^^lwachs  tniufuJtv,  als  diu  Blatt 
Abdrücke  auf&ohinen  sollte;  alsdunn  wuhIh  ch  mit  olneni  zweiten  Blähe  be- 
deckt, und  die  Ünturzoichnur  drückten  iler  Hciho  na<:h  ihnt  Petschafte  oder 
Siegelringe  auf  die  vorbeit>itt>tmi  IMätJfc.  In  dem  Kx.(;inplar  A  sind  dtvi,  in  B 
vier  der  vorlicreiteton  Siegelpliilze  r^Unc  deu  zugolii'-rigcu  Al>dnj<ik  gehlieben 
(sowohl  in  der  doutsidien  ttln  in  der  lati'iniäeheti  Ausrertifi;iing).  (i.  G.  TV'ofaer 
hat  in  seinum  Facstniile  ik-r  Sit^gcl  aui^  Aw  dcutschi'ii  Ausfertigung  vun  ß  (Bd.  U 
am  Schluss)  audi  dio  i-äuinliclu'r  Anoninuiig,  und  .somit  auch  den  freien  Raum, 
in  welehcu)  iäch  die  KH.'r  gebliotjonen  Kasücn  Sicgelwarbs  bi?(lnden,  ricbtiff  wii>der- 

fegeben.  Mit  crwilnutoiii  Petschaflea  httteu  hier  dio  Abdrucke  nft('litJiiglich 
an£e.stelU  werden  können.  Etwas  aadorft  iftt  d&A  Exeiiijdar  C  bcschafTeu  — 
TieUeidit  wurden  die  Siegel  tieRselben  von  einer  anderen  Person  vorbereitet. 
Hior  ist  —  das  Exemplar  enthält  in  Miden  Ausfertigiuigea  dieselben  vierzehn 
Siegel  als  B^  das  l>ui  Web>>r  Ta'rHiinihrte  —  /war  zwischen  den  ersten  zwölf 
und  den  letzten  zwei  Sie^'cln  auch  Platz, •'ifTea  gelassen,  doch  ohne  die  leeren 
Massea  Siegelwacbs.  welche  in  A  und  B  <i\c>  Stelloa  der  fohlondcn  Siegel  bo- 
zeichneo.  hi  dem  freien  Rniuu  lassen  sitb  mit  Ho'iucrnlichkeit  Wer  Siegel  unter- 
bringen; öS  würde  dadurch  eine  regelmüBsige  ^ur  tintsteben:  in  der  obersten 
Reihe  die  Siegel  der  dn'i  Kurfürsten,  hierauf  drei  Reihen  mit  regelmässig  vier 
Siegeln;  in  der  letzten  wieder  drei.  Die  Absiriit  würde  sogar  ganz  augenfällig 
sein,  wfirnn  nieht  in  der  deutschen  Auafertigung  die  beiden  vorhandenen  Siege) 
d«r  untei-Hten  Reihe  etwas  weit  na^-b  links  gerückt,  sodaBS  der  Raum  für  dai 
fallende  Siegel  dle^r  Keih«;,  das  riochxehnte  der  ganzen  Folge^  etwas  schmal 
ersclieint;  in  der  lateinischen  Ausfertigung  st-ehen  die  letzten  zwei  Siegel  so 
weit  nitch  recbU^  dass  links  ein  hrviter  Raum  übrig  bleibt  und  bei  Aus^Uiiug 
desselben  dio  drei  Siegel  der  untei-sten  Reihe  voUig  mit  den  drei  kurrürstlichnn 
in  der  oboniten  oorreBpondir^n  wurden.  —  Bei  der  Feststellung  der  Siegel, 
wetuhe  für  ditjse  üntorsuohung  orrorderlieh  war.  kam  Herr  ArcbixTatb  Dr.  Fried- 
läiider  in  Berhu  tnciuer  heraldisolien  I/uk'-mitniss  lieLeiisttTirdig  xu  Hilfe. 


480    AnhAn^.   No.  U.  ITeber  d.  ÜntorectriRai  d.  omuuerteo  Cq 


mit  auffnhrte,  vfthreml  die  Ijaumilxirger  iiiitl  Mecklenhtirgpr  «itf  Gniml 
ihrer  g^etteuoii  Krlaubiiis»  als  Tbciluehiiict-  mit^enannt  wurden. 

So,  wif!  PS  hior  oonstTiiirt  wunic,  stollt  sich  das  Ergebnisa  fr«- 
lieh  nur,  wenn  n);in  nnnimmt,  dass  die  rnn  uns  lienuttton  Vi 
liurchwog  buchstäblich  rit;htigo  Angaben  bringen.  Ks  ist  aber  .-  i:.: 
verfitfliidlich ,  dass  Kltlchtigkett  der  Berichterstattung  sowie  die  noth- 
gedningene  Besclileimit^im^  der  Schi-eilwrlieiten  und  der  Tnmidt  di» 
Aufbruelis,  dessen  Spui*en  in  den  ÄclenstÜcken  allentbalben  äiditlv 
Biud,  wolü  anoli  einzelne  Fehler  veranlft«st  babfB  kOiuien.  AiicJi  ist 
auf^lig,  und  kOnnte  wohl  auf  eine  Gemein samkeit  der  Ursachen 
deutet  werden,  dass  die  Fdi-sten,  die  oder  deren  Gesandte  zn  Naii 
bnrg  nii^ht  unter»  hrioljcn  liab^n,  sSnmitlirh  solcJie  warr-n,  die  aui-h 
Braunsuhweif^T  Ki-oiMtag  thrilnalimnn ,  wo  das  l'i-tJieii  über  die  Aboi 
niulilsU'hre  ries  Dr.  Hanlenbori;:  ^:espnx*hen  wiinie.*)  Don  Eiiiwänrlon 
gegen  unsere  (.:ntors«chung,  welche  sieJi  von  diesen  L'uistäuden  fat?^ 
nehmen  laftsen,  steht  aber  wioiisnim  die  ThatBaehe  gegenQber,  dass 
nirgends,  auch  nicht  in  den  nmfancTeichcn  Correepondonaen  der  Für- 
sten, welche  dem  Conpress  folgton  und  fortwähroiMl  auf  die  Ei^bnisw 
desselben  Rflckbezug  nehmen,  cn^ühnt  winl,  es  habe  sich  ausser 
Jnhann  Friedrich  von  Saclisen  noch  irgend  Jemand  von  den  Tl 
nehtuem  des  Congresses  gegen  die  Beschlüsse  desselben  erklärt 


ist 

I 

.1«!  I 


heily 


*)  Ke  wäi-e  nalioli^gend  anxunehmt^n,  daa.s  die  ticsandtso-haften  vod  Hnt- 

stoin,  l^ueoliurg  oud  MtK^kläobiirg  auf  dorn  Convoot  za  Naumburg  i^b»<D(lK>- 
8etbctu  witi'eu,  welche  j^ue  Horni  auch  iu  Urauasrliwei^  vertralea  und  «'fan 
aus  diesem  Grund  Nanniliurg  vorzfitig  v*?rlicssiru,  ja  Wolloirbt  auidi  di-'  Nattm- 
burger  BeschlÜÄ&f  tiUfbuton.  Tni  diirs  zu  omoiscn,  müsstpu  wir  die  Nnmöi 
der  au(  dem  Kreistag  .\nweaeudpD  keunoii  und  die  Identitfit  der  godochti-u  Wr- 
tretuagi?ii  coDstatiren;  wir  wissen  aber  in  dieser  Ilinsirht  Nichts,  als  dass  der 
liambtu-^nschti  Supürinteudeut  Dr.  Pnul  von  Eitzea.  weluher  Mitglied  der  h<il- 
ättiiuiächeu  Oesaodtsohaft  lu  NiiuinbufK  war,  auch  dem  Kreistag  zu  ßraun- 
Hdhweig,  uDl>ekaDnt  ob  iüm  V^rtret^T  Kiunburgii  oder  des  Herxugs  Adolf  tdo 
Holstein,  beiwohnte  und  diuiell>st,  wenn  wir  rw-Jit  berichtet  sind,  zu  d»m  '»•- 
niässjgten>ii  gehörte  (areauall,  p.  lOn).  Andrereeita  tHt  luuih  don  unter  a|— u1 
aiigofiilirteu  Bt-brirtätüoken  und  dem  Defuud  unter  4)  uuwolirsuheinlich ,  dasi 
diese  li'_'saudLs(;Iiiifleii  vor  dcui  Abend  des  G.  Februar  (fnihatJ^us)  Nuuml«i^ 
vorliessoll,  wahrend  der  BrauiLSchwei^fr  Kreistag  schon  am  4.  Februar  bopiUL 
Demnach  verlioss  aurh  wohl  von  der  Ilolsteiuor  Gesandt^olutft  nur  l'au!  voo 
Bitzen  Naumburg  muh  früher,  während  die  übrigen  MitgUeder  erat  uomittdbar 
vor  der  UuterzeiduiuDg  abreisten.  Üb  daa  Fehlen  der  drei  UntersciirifhüJi  uottr 
der  enieuertea  C-oufess-iou  und  die  Haltung  der  eulsprecheadea  Vertretangw» 
zu  Braunsehweig  auf  fiiie  gi^nioiiiaann»  l'rwieb«:  übHivinslimniondi'  Tendenz  dt* 
Instruettonan  oder  diiß  birehenpolitiarhe  Riehtung  der  betrefTendpu  Fürsten  tiinl 
I.nndeskin:hen  zurückgeht,  ist  nnch  Alledem  auch  sehr  zweifelhart,  und  in 
Obigen  sind  siehorlich  eine  ganze  Koüie  von  AWibi-scheinüchki-itsp-Ünden 
diese  Annabiiin  enthaiteu.  Uiest-  letzten^n  würden  dann  ebenso  au»  b  für  Hfr 
EniKt  von  Braunschwoig  gelten. 


Archivalische  Beilagen. 


NB.  Da  von  dem  nacbfoIgeDden  Actenmaterial  das  Allermeiste  us 
Marburg,  nur  einiges  Wenige  aus  dorn  Berliner  Oeheimea  Staatsarchiv  stammt, 
so  wurde  nur  für  die  Stücke  der  letzteren  Art  der  Jundort  besonders  an- 
gegobon. 


Beilagen,  1557. 

I, 

Philipp  an  Auguat. 

Freund tliclior  lieber  vetter,   Schwager,  brader  und  go-      'gä-'ii'iK'*^^ 
"▼atter,  wir  haben  euer  heb  schreiben  underm  dato  CoUingon       i.  d.  Fai<u. 
den  17.  Octobris  sampt  den  darinhegenden  Zeitungen  empfangen,  ge- 
lesen,   und  tJiun    uns  soLlicbcr  anzeige  und   zugeschickten  Zeitungen 
jegon  e.  L  freundtiicUen  lK>daEj£eu. 

Wir  haben  mit  ganz  erfreutem  gemuth  vernobmmen,  das  o.  I. 
mit  dersolbigen  lieben  gcniahl,  klndcm  und  hoffgesindt  über  den  ßeldt 
so  glücklichen  mid  woU  kommen.  Boy  einem  unserm  rettenden  hotten 
haben  wir  e.  I.  verrückter  tage  aus  Fridtwaldt  geschrieben  und  sie 
gebetten,  das  e.  1.  uns  in  unsenn  landt  besuchen  wolte,  inmassen 
uns  dann  e.  L  hievor  freunüiche  Vertröstung  gethan,  seint  auch  der  hoff- 
nang,  £.  L.  werden  nicht  underlassen^  zu  uns  zukommen. 

Fenior  anlaugendo  den  zwispaidt,  welchen  der  gebruder  her- 
zogen zu  Sachssen  u.  s.  w.  theoiogen  aufm  CoUo'inio  zu  Wonnbsa  ver- 
ursacht, weis  gott,  das  wir  solchs  ganz  ungern  vemohmmen,  haltens 
auch  für  ein  ganz  unzeitig  und  schetltlich  vornehmen  unserer  wahren 
ohrisUichen  rehgion,  und  ist  tms  bis  dahero  bekommerlicb  gnug  ge- 
wessen, und  noch;  dann  wie  E.  L.  aus  einem  schreiben  so  unser 
rath  Friederich  von  der  Timnn  vor  wonig  tagen  von  Wormbs  an  uns 
gethan,  und  darvon  wir  E.  L.  iiirbey  oopien  mit  B  signirt  zuschicken, 
befinden,  so  haben  der  gcgenthoil,  die  papisten,  soUicher  halben  ur- 
sach  nehmen  wollen,  das  gesprech  ufTziUieben;  kont  auch  baldt  daraus 
volgcn,  wenn  E.  L  ,  Pfaltz,  Wirtenherg  und  andere  die  iiit  wollen 
verdammen,  die  da  die  eigenkoppische  theologen  eondemniren,  das 
sie  die  papisten  zu  ihrer  gelcgcnhett  sagen  mochten,  der  friede  binde 
sie  auch  nichts,  u.  s.  vr.  Wie  bcscheidenlich  aber  E.  L.  und  der 
andern  augspnrgischon  oonfession  verwanten  coUoquenten  sich  dar- 
gegen  haben  vernehmen  lassen,  und  sich  erpotten,  das  werden  e.  1. 
aus  der  oopey  gedachts  iinsers  raths  Friederichs  von  der  Thans  schrei- 
ben auch  sehen,  wolchs  uns  warlich  waigofclt. 

Das  e.  1.  anzeigen,  wie  die  sächsischen  woymarischen  thoologen 
e.  1.  thcologcn  angrieffen  Itaben  solten,  ist  wahr,  haben  aber  nit  allein 
E.  h.  theologen,  sondern  olien  so  woll  die  pfaltzgreviHchen ,  wirton- 
bei^schen,  unsere,  und  sonstet  alle  aitdere  thonlogen,  so  der  augs- 
purgischen  oonfession  sein,   die  nit  ir  liedt  in  allem  singen  wollen, 


BoÜJigon.  I.    1557. 

augrielTon.  Oleichwol  aber  so  wercü  wir,  E.  L.  begeren  nach,  niiÜ 
iingeiieigt  gewesseu,  unsem  reüien  und  theologcn,  so  wir  zu  Wonnb« 
uff  dem  ooUo'iuio  haben,  zuschreiben,  soviel!  mugUcbcn,  mit  dem 
suchsischon  woy manschen  tlieologen  zu  handien,  das  sie  voa  soUichoa 
beschwerlich ßu  furuehmcn  abstunden,  u.  b.  w.;  es  seindt  aber  die 
eachsisclien  wejTiiari schon  theologen,  wie  vir  nit  änderst  wissen, 
nicht  ZTi  Wormbs,  sondern  vorlangst  alda  abgezogen,  und  ist  alao 
In  dicsser  beschwcrliclien  Sachen,  wie  wir  dero  in  eyl  nachgedacht, 
unser  giitraeynung,  das  etwan  zu  erster  gelegener  zeit  sich  E  I* 
mit  dem  pfiütr.graven  Churfursten  u.  s.  w.,  dem  herzogen  zu  Wutten- 
berg  und  andern  mehr  unserer  angspurgi sehen  confessions  imd  tdi- 
gions  verwanten  fiirsten,  sovioll  E.  L.  vonnotheu  sein  erachtete,  ve^ 
glieohen,  das  E.  L.  und  sie  ire  theologen  an  gelegen  mahlstedt 
zusammcngeschiokt,  und  soUicho  tlicologen  ein  eousistorium  oder  Idr 
chen  gesproeh,  wie  raana  nennet,  halten,  sich  uhrisüiehen  und  freont- 
iichen  mit  ein  vereynigeu  liessen,  uff  das  der  zwispaJdt,  so  untfr 
etlichen  unsem  theologen  ist,  hinweg'  genommen  wTirde;  wo  aber  da.^ 
nit  helfen  wolt,  das  sie  dann  in  sollichem  consistorio  erkcnten,  be- 
schlossen oder  deoeruiren,  was  christlich,  luid  wilcher  theii  in  solU- 
ohem  zank  der  evangeUschen  warheit  am  nechsten  were;  damit 
musten  diese  one  not  inige  köpf  sich  dannost  messigen  und  ixes 
boches  Schemen. 

Wir  haben  gedauken,  weil  der  Habst  mit  konig  Philipssen  zo 
Englandt  und  lEspunion  veilragen,  imd  dann  mit  dem  Tiuvkeu,  wi^ 
etzliche  Zeitungen,  so  uns  zukommen  sein,  lauthen,  auch  ein  vertmi: 
oder  anstandt  gemacht  mocht  worden,  zu  demc  zwniNchon  den  konigen. 
Philipsaen  zu  Hispanion  und  Knglandt,  auch  Franekroicli  ein  5'ieiit 
aufgerioht  werden  solt,  mochten  sich  in  kurzen  jaren  und  nachisici 
beldem  zeiton  schwinde  Sachen  zutragen ,  sonderlichen  weil  duc 
de  Alba,  der  dann  ein  sonderlicher  veint  unsers  glaubcns  und  vatter 
landtA  ist,  noch  vor  ausging  disa  monats  ins  Kidder  I^andt  kommen 
soll;  auch  der  konig  zu  Franckreich  etaUche  Sophoier  und  des  .immi- 
rals  weib  mit  zweien  herren  des  glaubens  halben  verbrennen  unii 
hinrichten  hab  lassen  sollen.  AViewoll  aber,  soviel  die  Si^phoier  be- 
langt, ein  andere  fui-gegeben  wirdt,  nemblieh  das  es  vorretterejr  und 
anderer  Ursachen  halben  bescheen  sein  solle.  Wir  forclilen  aber  es 
sey  mohr  des  glaubens  halhen  ervolgt,  weil  uns  anzeige  besobeen, 
da.s  (]io  papisten  und  pfafTen  den  konig  persuadirt  und  ulierredt, 
durumb  das  er  die  heretieos,  wie  sie  die  nennen,  unter  sich  dnldc 
lind  leide,  hab  er  so  ein  gross  ungluck  gehapt.  Das  haben  -wir  EL 
uff  ir  schreiben  und  begeren  für  unser  gut  bedunken  anzuzeigen  m 
eil  verü'eulich  nit  verhalten,  zweivoln  auch  nit,  £.  L.  werde  deiMn 
dingen  nachdenken,  und  in  Zeiten  das  ungluck,  das  kommen  kao, 
soviel  got  gnade  gibt,  vorkommen  und  milteru;  wollen  aber  der  sscbeo 
Hiitler  zeit  weiter  nachdenken,  wie  E.  L.  ohne  zweivel  auch  Ihun 
wirdot,  und  was  uns  einfeit,  und  vor  gutt  ansiehet,  o.  1.  TiameldeiL 
nicht  das  E.  L.  dorne  volgon  solle,   sondern  zu  weiterra  nachdukei; 


BoiIat;eD.  I.  II.    1557.  & 

dann  varlich,  wio  allo  dicsso  Torstoende  Ißiifte  anseigung  golien,  8o 
ist  Bondcrlichon  dor  teutschou  Chur  imd  furstoD,  dio  diesser  religion 
sein,  ulTsehens  hoch  voimothen. 

Zettel:  Auch  freundlicher  lieber  vetter,  Schwager ,  bruder 
und  gevatter,  wir  haben  hievor  bey  den  reinisohen  Churfurston  an- 
regung  gethan,  das  Ire  Libten  etzliche  fumehme  fursten  zu  sich 
ziehen  ^  wnd  sich  gütlicher  Unterhandlung  zwischen  den  beiden  poton- 
taton,  den  konigen  zu  Ilispanion  und  Englandt,  und  Franckreich 
iintemolimon.  Es  hat  aber  unser«  bodunkons  bis  daher  an  deme  ge- 
inaiiglet,  das  E.  Ij.  ni(.:bt  innerhalb  lande»  gewesKeu,  und  vielleicht 
sie  die  reinischen  Chuifursten  bedenkens  gehapt,  sich  ohne  e.  I.  und 
den  Mai^graven  Churfurston  in  sollieha  gütliche  nnderhandlung  in- 
zidassen.  "Weil  aber  nunmehr  (gotlob.)  E.  L.  widder  gluckliclien  an- 
kommen, deucht  uns  gut  sein,  das  E.  L.  mit  dem  Marggraren  Chur- 
furston, auch  den  andern  Churfursten  bcy  Rhein  sich  sollicher  gutlichen 
nnderhanülung  zwuschcn  den  beiden  potentatcn ,  Hispanien  und  Franck- 
reich tmdomehmeik  und  sich  einer  samptiichen  Schickung  zu  Iren 
beiden  ko**"  wirden,  u.  b.w.,  vergleicheteni  dann  ob  woll  (wie  wir 
bericht  werden)  der  Babst  zween  Oardinfiil^  CarafiFa  und  Trifulci, 
7,vni6chon  den  beiden  potentaten  gutliche  handlung  zupfiegen,  ncmb- 
lich  den  Caraffa  ins  Nidder  Landt  zu  konig  Philipssen,  und  den  Car- 
dinall  Trifulci  In  Fmnckreich  geschickt,  so  bednnkt  uns  doch,  es 
were  den  beiden  potentaten,  sonderlich  aber  Franckreich,  angenehmer, 
dos  sich  die  Churfursten  in  sollicho  gutliche  underhandlung  zwuschon 
den  beiden  königlichen  wirden  eiidiessen  und  scldugen,  als  dicBso 
beide  obgemelte  Cardinal;  kouten  sie  imd  die  Churfursten,  so  sie 
es  mit  vor  gut  ansehen,  etliche  furnohme  toutschen  fursten  in  solli- 
eher  gütlichen  handlung  zu  sich  ziehen.     Das  haben  wir  etc. 

Copie. 


Philipp  an  August. 

Unser  frcundtlich  dienst  etc.  "Wir  geben  euer  lieb  si.jroTcnber 
freundtlichen  zuerkennen,  das  wir  jungstiichen  an  unsem  z»pfl«*«r». 
freundtUchen  lieben  vettern  und  Schwager  herzog  Christolfen  zu  Wirt- 
tenbe:^  u.  a.  w.  geschrieben  haben,  naclidem,  wio  unsere  Zeitungen 
lauteten,  duc  de  Alba  selbst  ins  Niddcrlandt  ziehen  wurde,  so  ge- 
schehe 08  gewiss  (darfur  wirs  achteten)  teutscher  nation  mehr  zu 
naclitoil  als  zum  besten,  sonderlich  weil  man  wüste,  das  der  duc 
de  Alba  unserer  religion  und  der  teutsohen  nation  höchster  velndt; 
danimb  were  gutt  uffsehons  woll  vonnöthen ;  darauf  uns  nun  ermoltor 
herzog  ChristofT  geantwortet,  wio  E.  h,  abo  inliegendem  extract  sol- 
licbs  seiner  Liebten  sclireibens  zusehen  finden. 

Dieweil  dann  dio  loufto  geschwinde,  und   ein  friede   mit  dem 
baj;ßt  aufgerichtet,  auch  es  kommen  konte,  das  die  beide  konige  zu 


Beilafieo.  II  UI.    1557.    1558. 

Englandt  und  Franckroich,  (wlo  unser  zoitting  lauton)  durch  die  beide 
cardinäl  CurafTa  und  Trifulci  vertragen  werden  moohton,  und  dtn 
sioh  die  weymariache  absondcruug  auch  zugetragen,  so  ist  soviel 
mehr  auf  die  lenl't«  zusehpn  nnil  achtung  angeben  vonnothen.  Stnte- 
Lual  E.  h.  hicTor  in  einem  schreiben  so  sio  undcrm  dato  Sohemngei 
den  siebondcn  Nuvombris  uu  uns  gothan,  unser  ferner  bedenken  be- 
gert,  so  licasen  wir  uns  herac^  Ciu-istofTe  zu  Wirttenberg  u.  s-  w.  gutp 
mej'nung  und  bedenken  nit  übel  gefallea.  Dan,  wan  die  aug8spQ^ 
gischen  religions  verwauten  Churfursten,  fuistou  und  stende  zu  hiuf 
kommen,  wiu^et  es  one  zweivel  Bonder  frucht  nicht  ubgehen,  und 
zu  vielen  dingen  nutz  sein.  So  aucli  der  wlddertheil  soUichs  selie» 
wirdat,  das  sie  boy  ein  stehen,  werden  sie  so  liederlich  nichts 
fahen,  als  wann  sie  ein  godronnot  ding  gehen. 

Copie, 


Beilagen,  1558. 


HL 

August  an  Christoph. 

Januar  Unser  freumltlich   dienst  etc.     £.  L.  schreiben  am  daU) 

r»dpn.  (igjj  2way  Und  zwainzigstcn  des  ncchstverschienen  monats  de- 
cembris  haben  wir  zu  unsorn  banden  empfangen,  und  ist  an  dem 
das  wir  von  uusern  gegen  Wormbs  verordneten  rätheu  genugsam  be- 
richtet, öus  was  lu-siichon  das  nechstangc stelle  coUoi]uiiuu  koinea 
vortgang  gehabt,  wie  auch  die  ding  allenthalben  darauf  verkufen, 
und  haben  daruss  nit  gerne  vemohmen,  das  under  den  gesandton 
der  augspurgischen  confession  ein  misverstand  vorg;evalIcn.  Wella 
auch  helfen,  es  worden  unsern  gesandton  desbalben  nichts  mügen 
zugemessen  werden ,  dann  wir  innen  bevelch  geben ,  alles  vas  zu 
christlicher  vergleichung  dienen  mflge,  mit  vleiss  zu  befürdem,  und 
dem  coUoquio  nicht  ollaine  beizuwonon,  sondern  desselbig«n  aneb 
genxlichen  abzuwarten;  weil  aber  solch  coUoquium  aus  des  beprti* 
sehen  thnils  venirsachunge  entliehen  alsso  zergangen,  müssen  w 
es  daliin  etollen,  und  haben  gleichwol  gerne  orfaron,  das  sich  c.  1. 
under  der  andern  Chur  und  fursten  der  augspm-gi sehen  confesskm 
gesandte  rüthcn  und  theologcn  mit  den  unscm  eines  eiubelligoa  id^- 
schides  verglichen;  so  wflsscn  wir  auch  das  unsere  und  der  udei* 
unserer  reLigion  verwauten  thcologen  dissmal  die  gesuchte  condi 
nationes  zuthun,  eben  aus  den  Ursachen  bedenken  gehabt,  wie  dii  _ 
E.  L.  uns  uborschickton  Schriften  zusamen  gezogen;  wir  hotten  abpr 
zum  liebsten  gesehen,  da-s  gleichwol  in  denen  artikeln  unserer  christ- 
lichen religion,  so  ductrinaliu  anlrofTeu  und  aine  zeit  hero  under  deo 


lei* 

iibfT    1 


Beilogoo.  m.  TV.    15A6. 


streitig  gemacht  worden,  aine  aintrochtigo  vcrgloichung  undor 
ien  so  jetzund  beisamen  bleiben  >  ervulget  were,  wie  wir  dann 
berichtet,  das  dorbalbcn  ain  ungeverliche  schrlft  eoU  gesielt  gein 
wonlon,  dann  wir  betten  verUofTt,  das  dadurch  ril  Unrichtigkeit  Hol- 
ten vorkommen,  und  alierlay  gezeok  abgeholfen  worden  sein;  aus 
was  UTBaohen  aber  daBselbige,  da  man  es  doch  dee  mehrem  theüs 
einig  gewesen,  verpUben,  das  werden  E.  L.  durch  derselbigen  räthe 
oae  sweivel  berichtet  sein;  es  ist  uns  aber  warlich  bekommerlicb, 
das  sich  unscra  allertieitz  thcologen  soloher  ding  nicht  vereimgen 
sollen,  da  sie  doch  suiist  zum  ofternmal,  und  sonderlich  in  dem  be- 
nierten  abschide  sich  nlJerseitz  ordert,  bey  der  augspurgi sehen  con- 
fcssion  und  apologia  zu  behnrron  und  halten  dei;pwegen  auch  nott- 
wondig  zu  sein,  das  nachmals  ufT  solche  vergleicliung  getrachtet,  und 
von  dissen  und  andern  zu  abwendung  furstehenden  beschweiungcn 
8ü  aus  solchem  zwispalt  entsten  mochten,  durch  die  Chur  und  furston 
(lor  augspurgischen  confos»ion  geredt  und  beratschlagt  werde. 

Und  nachdem  E.  L.  in  deren  sohreiben  vor  gut  ansehen,  das 
wir  uns  derhalben  mit  den  Churfursten  Plaltz  und  Brandenburg  u.  8.  w., 
unsem  freundtUchen  lieben  vettern,  bnider,  oheimen  und  schwager 
auf  jetzt  fursteendera  tage  zu  Krankfurt  am  Üeyen  umlorreden  sollen, 
seind  wir  darzu  ganz  wolgenaigl;  weil  wir  aber  E.  L.  bey  solcher 
iinderrede  auch  gerne  wüsaea  wollen,  so  bitten  wii- freundtlich,  wann 
es  E.  L.  in  einigem  wege  gelegen,  sie  wolten  sieh  auch  dahin  oder 
Bunst  an  einen  gelegnen  ort  in  unsers  vettern  dos  kndgravcn  zu 
Hessen  u.  s.  w.  land  aigoner  persson  zubegeben  unbeschweret  Bein ; 
so  wellen  wir  uns  alsdaun  neben  den  andern  beeden  Churfursten, 
auch  unsserm  vettern  dem  landgraven ,  der  ding  halben  ferner  uuder- 
reden,  und,  sovil  uns  zuthun  muglich,  an  alle  dorne  kainen  mangel 
sein  lassen,  darüurch  üottcs  ehro  gofimlert  und  undcr  der  augspur- 
gischen confcssion  vcrwantcn  christliche  vorainigung  gestiftet  und 
erhalten  werde,  welches  wir  E.  L.  zu  freundtlicher  antwurt  nicht  vor- 
halten soUon,  otc. 


Copie. 


IV. 
Philipp  an  Christoph. 


Iit.  Fifa  mar 


Freundtlicher  lieber  vcttor  und  schwager,  nachdem  wir 
von  dorn  Churfursten  zu  Saxou  u.  s.  w.  vonnirkon,  das  S.  L. 
zu  vergleichucg  in  rcligion  Sachen  untor  uns  stendon  der  augspur- 
gischen confesston,  selbst  zu  einer  zusamonkunft ,  auoh  zu  machung 
eines  freundtUchen  verstaiidts  nicht  ungeneigt,  und  das  S.  L.  wol 
leiden  mugen ,  das  E.  L.  zu  S.  L.  und  dem  Pfalzgraven  Churfiirsten- 
tag  ein  ende  gewinnet  (sie)  gein  Krunckfurtli  begebe,  so  i.st  unser 
bedenken,  E.  L.  hotten  sich  wann  ermeltar  tag  zu  Franckfurtli  bey- 
nahe  »ein  endschaft  erreicht,  doselbst  hin  gein  Franckfitrth  zu  den 
beiden  Churfursten  Saxen  und  VhHz  verfaegt  und  sich  mit  Iren  boiden 


8 


BoUagon.  IV.  V.    1558. 


Ij*""  imdorroddet  und  eiuos  tags  zu  vorgleichung  unserer  tUeolog» 
vereinig,  auch  von  oinoni  frcundtUcbeu  verBtandt,  wes  sicli  die  beide 
ChurfnrKten  zu  äaxGn  uncl  Pfaltz,  auch  E.  L.  und  wir  raner  zniii 
andern,  da  ioeu  noth  angienge,  zu  versehen  gcrcdt,  und  der  Chur- 
fürst  zu  Brandenburgfc,  sn  er  dazu  willig,  aurh  eingenommen.  Ol» 
dann  gleich  -wir  in  der  person  nicht  gein  Franckfiirlh  komen,  eu 
wollen  wir  uns  doch  dasjenige,  was  Euer  aller  L"'"  sich  in  solchen 
beiden  puncteu  vergleichen  werden,  gefallen  lassen,  wie  vir  dai 
auch  des  den  Churfui-sten  zu  Soxen  u.  s.  w.  unaem  TolUtommenec 
gewaldt  gehen.  Bedeiichte  aber  E.  \j,  dos  unserer  personlichen  be;- 
kuaft  (als  wii-  doch  nicht  achten)  voiinoteu  sein  solle ,  so  woll^  wir 
zn  Butzbach  erscheinen,  doch  das  uns  auch  der  tag  der  persoididieii 
zueamcnkunft  zeitlich  zuTor  zuerkennen  gegeben  werde.  Das  haben 
wir  otc. 

Ingolegter  Zettel.  Auch  fi-oundtlichor  lieber  vetter  lud 
Bchwagor,  ist  unser  bedenken,  das  E.  Ti.  mit  dem  Churfursten  m 
Saxen  u.  s.  w.  alleyne  und  auch  sonstet  froy  rede,  dann  wir  soTiel  ver- 
mirkcn ,  das  S.  L.  zu  einem  defensive  verstandt  nicht  ungcneigt  Weile», 
so  geben  wir  E.  L.  vertraulichen  zuerkennen,  daß  dem  Chiirfurstcn  n 
Saxen  u.  s,  w,  vorgeraalet,  als  das  der  Churfurst  Pfaltzgrave  und 
E.  L.  die  bischofthumb  zuzerreissen  und  in  weltliche  hende  zupringen 
Vorhabens  sein  selten  (das  wir  doch  nicht  von  E.  L.  gebort),  dann 
dan  S.  L.  kein  gefallen  tregt  uss  der  ursach  das  S.  L.  bodenk't,  da 
solchs  vorgenomen,  das  die  bischoftliumb  in  andere  hende  komea. 
auch  solchs  ein  grosse  Zerrüttung  im  ganzen  reich  geporen  wurd«. 
Des  werden  sich  nun  E.  L.  jegen  ime  dem  Churfursten  zu  Sachssea, 
wan  E.  L.  sich  mit  8.  L.  in  rede  begeben,  wol  zu  entschuldigen  wis 

Copie. 

V. 
August  axi  Ftillipp. 

Unser  freuntlich  dienst  u.  s.  w.  Wir  geben  E.  L. 
ich  tmd  vertraulich  zuerkennen,  das  uns  von  einer  vettrautai 
person  boiverwarto  zeiüingen  zukomen ,  daraus  werden  E.  L.  des  Bahsts 
geschwinde  und  argHstige  practiken,  so  er  wider  uns  Deulzschon  fö^ 
hat,,  befinden,  und  daneben  sovil  vermerken,  das  es  nochmals  in 
fndeshandlung  zwischen  den  baiden  konigen  Engellandt  und  Franc!* 
reich  stehet.  Weyl  dann  zuvermuten,  das  sonderlich  numehr,  weil 
^dem  konig  von  Franckreich  sovU  seines  volks  erlegt,  der  fridc  wokl 
einen  fortgarig  haben  mochte,  und  das  auch  vielleicht  dorselben  u^ 
sach  halben  nach  der  eroberung  Didenliofena  durch  den  herren  vöd 
Gwiso  mit  dorn  deutzschcn  krigsvolk  nichs  weiters  fnrgenomen,  so 
wil  gleichwol  allen  dcutzschen  Chur  und  fürsten,  sonderlich  detwo 
so  unser  religion  sein,  auf  solche  und  dergleichen  pmctiken  achtua^ 
zugeben,  wohl  vonnöten  sein,  dann  weyl  die  grossen  potentaten  au- 


17.  ioiniKt 
Kunt'nwiliirr. 


Bdlacta.  y.  TL    1558. 


9 


mehr  innen  worden,  das  sie  von  baidon  thellcn  auch  durch  schlechte 
Icut  ein  trcffontliche  anzalil  deutzsch  krigsvolks  zu  roes  und  fus  in 
iren  dienst  uud  aydt  bringen  konneu,  wie  jetzunl  zumtheyl  uitf  Frauck- 
roiclis  soite  geschehen,  so  mochten  sie  wol  entlich  einen  solchen 
l'ridt  miteinander  machen,  der  iiber  DeutzschLind  hinaiisgionge.  Es 
macht  uns  daneben  nicht  wenig  bedenken,  das  der  ßabst  dio  jetsigo 
Key.  Mt.  iioclimals  nicht  wil  conHrmlren,  oder  für  einen  romischen 
kej»er  erkennen,  und  das  auch  der  konig  von  FranckroJch  auf  der 
Chur  und  furaten  BambtHoho  actückung  in  FranckroJch,  bolangondc 
Rtzliohe  arme  [^fatitjene  Christen,  die  unser  roligion  halben  in  Ver- 
haftung genommen,  so  gar  ein  absdi legliehe  antwort,  wie  E.  I«.  ohne 

I  zweyfel  wissen,  geben,  und  darzu  eben  zu  der  zeit,  do  er  der  Deutz* 
sehen,  die  unser  religion  zugethan,  dienst  am  meysten  braucht,  so 
heftig  wider  unser  religion  tiraonisii-t.  Bitten  derhalbeu  freuntlich, 
E.  L.  wollen  den  Sachen  nachdenken,  auch  wo  eie  oa  für  nottweudig 
achten,  an  ander  mehr  orth  vertreulioh  (dach  unser  unvermark)  ge- 
langen lassen,  den  dingen  ferner  nachzuforschen,  und  alle  sachcn  in 

I  besserer  achtiing  zuhaben;  was  auch  E,  L.  derhalben  oder  sonst  er- 
fOreu,  und  sonderlicli,  wo  des  konigs  von  Franckreich  doutxsch  krigs- 
volk  jetzund  ligc,  und  was  es  frirhabo,  uns  idcrzoit  unscumblieh  bc- 

i      richten;  dos  seindt  wir  umb  K.  L.  frcuutlioh  zuverdiouon  ganz  willig. 


VT.*) 
Philipp  an  August, 


S4.  .Inmmt 
luinrohkiuci. 


Freundtlicher  lieber  vettcr,  Schwager,  bnuler  vnd  ge- 
vftttor,  wir  liaben  euer  Lieb  schreiben  uiiderm  dato  Kunerss- 
dorff  den  17.  Äugusti  neben  den  inliegenden  Zeitungen,  so  E.  L.  von 
einer  vertraneten  person  zukommen  sein,  empfangen,  gelesen,  und 
ist  uns  auch  angezeigt,  wio  K.  L-  nehreiljen,  das  es  zwischen  don 
beiden  konigen  Engknndt  und  Franckreich  in  fridtshandlung  stehen 
solle,  dann  einer  unserer  undorsasson  von  udel,  Hanns  von  Walden- 
Btein  genannt,  so  herzog  Ernsten  von  Braunscliweigs  marschalk  ist, 
des  vergangenen  sonnaljonts  vierzehen  tage  gewessen,  aus  konig  Piii- 
lipssen  zu  lliapanien  und  Englandt  n,  s.  w.  lagor  geritten,  ulhio  bey 
uns  an  kommen  und  gesagt,  das  imo  er  (seil,  her)  Chunmdt  von 
Boyneburg  angezeigt,  das  es  zwischen  don  erniclten  beiden  poten- 
taten  in  troctat  eines  friedens  sein  solle,  und  woU  ein  houratli  zwu- 
ßchon  beider  konigon  gefreuntoa  troffen  mochte  werden,  und  sollen 
beide  hauten  nit  weit  vou  einander  Hegen,  wir  aber  glauben  nit,  das 
der  friede  so  baldt  uffgencht  kann  werden. 

Er  Waldcnstoin  l)nrichtct  auch,  das  an   deme   nichts  sey,  das 
dio  Franizoscn   konig  Thilipson    zu  Ilispanien   und  Englandt  u.  a.  w. 


*}  Verstümmelt  schon  bei  Rommol  Bd.  Itl. 


BoUttgcij.  VI.    1558. 

über  Speisung  Sant   QiiioUns  eUUch  volk  zu  ross   und    fusa  uider- 
^legt  haben  golton. 

Wir  haben  E.  Ij,  zcitun^  vciruoWter  weil  zugeschickt,  das  der 
Babst  in  ilie  wähle  der  koy.  Mät.  Cüusentirt  solle  habon :  dnher  dann 
wüll  ziigedeukea  ist,  Ja«  dio  key.  Mut.  darg^en  grosse  Kusagung  ge- 
than  konte  haben;  ist  auch  Kuvcrmutheni  so  dio  grossen  potentaten 
vertragen,  das  iu  kurzen  jarf»n  sonderlich  ro  der  itzig  koiser  Ferdi- 
nandus  den  reÜgion  frieden  nicht  halten  wolte,  etwas  ge^n  die  steode 
unserer  roligion  furgenommen  werden  moohto;  ist  also  gutt  aufsehens 
vonuothcn. 

Glauben  ganz  woll,  das  dio  jcnigcnf  so  der  teutsohcn  nation 
rheindt  seiiit,  es  gerne  dahin  richten  werden,  das  das  toutsoh  krigg- 
folk  gegen  einander  in  kamp  (s.)  kerne,  todt  geschlagen,  ausgemergelt, 
und  also  tf>utsche  nation  geschwedit,  auf  das  sie  desto  besser  iren 
willen  erlangen  kontcn.  "Wir  hetten,  wio  E.  L.  sich  woll  zuerinnem 
wissen,  ganz  gerne  gehabt,  das  sich  uff  dem  wähle  tag  zu  Franclc- 
fürt,  und  auch  hemaclier  dio  Churfursten  in  gütliche  undorhandlung 
zwuschen  den  beiden  konigon,  zu  Englandt  u.8.  w.,  und  Fraockreich 
11.  s.  w.,  eingelassen,  damit  die  tcutschon  nicht  alsu  gegen  einander 
umbkemen;  wo  es  aber  au  gemanglet,  das  es  nachpUeben,  wissen 
sieh  E.  L.  woll  zuberichten. 

Ob  nun  woll  die  beide  konige  vertragen  werden,  kennen  wir 
doch  nit  achten,  das  sie  in  kurzer  zeit  etwas  statUchs  mit  der  that 
gegen  die  Augspurgischen  Confessions  vorwanton  fumebmeu  kontcn. 
So  vertrauen  wir  Franckreich  gar  nicht,  das  seine  Miit  darzu  helfen 
noch  forderung  thun  werde,  die  teutschen  zu  unterdrücken,  sovem 
das  man  inen  in  guteru  officio  heltet;  iitul  ob  woll  wahr,  das  ermeUer 
konig  zti  Franckreich  (wie  dann  konig  i'hilips  zu  Hispania  und  Eng- 
landt  auch  tliut)  in  seinoni  landt  dio  rcliglon  uloht  leiden  wil  (nnJ 
daran  gar  ubol  und  uncliristlich  handlot),  so  wirdet  Sein  Mut.  unsen 
Versehens  nicht  sich  anfechten  lassen,  was  in  Teutschlandi  g^laufat 
und  vor  ein  religion  gehalten;  wirdet  auch  schwerlich  leiden  koimeii, 
das  dio  teutsclio  nation  gescliwecht  und  godompft  werden  eolte.  Da 
nun  schoim  die  Spanier  widderumb  lust  betten,  ein  refonnation  in 
Deutscblandt,  und  wie  sie  es  hievor  furgenommen,  ein  blutbadt  über 
dio  Teutschen  anzurichten,  so  achten  wir  doch,  sovorn  etzliche  Chur- 
fursten, forsten,  und  andere  stende  der  Augspurgischen  Confension(s,) 
sich  zu  häuf  (hun,  ein  veretandt  mit  ein  machen,  was  sich  einer  zxm 
andern  zuversehcn  haben  solle,  sie  werden  es  so  leichtüch  nit  an- 
fahen  können  noch  auch  vermugen,  dann  sie  mit  geldt  und  anderer 
notturft  zum  krig  so  baldt  nicht  gefast  seint,  auch  dem  konig  su 
Fnmckreich  nit  vertrauen.  Auf  diosaos  unser  vermiitiicha  bcdenkoD 
ist  aber  sich  nicht  genzHeh  znlfiBsen,  sondern  will  die  höchste  not- 
turft sein,  80  E.  h.  und  die  andern  ('htirfurstcn  und  füllen  diesser 
religjon  bei  iren  landen,  louthou,  hochcitcn,  dignitct  und  guttem,  und 
zuvoran  bei  irem  aHerheiligsten  glauben  bleiben  wollen,  das  sie  sich 
zuhauf  thuu   und  ciu   solUchen   verstand!  machen,  das   man  wissC} 


Boüageo.  Vr,  vn.    1558. 

was  fiich  einer  zum  andom  /.uvcrtroiston:  so  das  gracdriclit,  mochte 
ein  fichwert  das  ander  in  der  »chijtiden  behalten;  ohne  das  alier  wirdct 
man  einen  heudt,  und  den  andern  darnach  hinweg  reissen.  Zu  deme 
ist  noth»  wie  oben^raoU,  der  konig  zn  Francfcreich  nicht  vor  den 
köpf  znstosscn ,  Boiidorn  in  gnttem  willen  zubehalten;  auch  sonderlichT 
wo  muglich,  das  die  Bpaltungen,  welche  unter  den  Augspurgl&ciLen 
Cünfesaiona  verwanten  selbst  sein,  konten  vergleichen  wei-den. 

Diesses  ist  also  dissmals  vnser  gutbedunken  vnd  bedenken. 

Oas  da  holten  zwoithaiisont  franzoscn  vom  adcl  gefangen  vnd 
toidt  sein,  das  halten  wir  nicht  vor  gewiss. 

Wie  wir  aus  allen  kundtschaften  verrairken,  so  ist  des  konigs 
zu  Franckreichs  krigavolk  alle  zu  häuf  gezogen,  auch  herzog  Johanas 
Wilhelm  zu  Sachssen  u.  s.  w.  und  diesolbigcn  router^  und  liegen  ge- 
wiäfdich  beide  die  Engellischen  und  Franzosischen  auf  zwo  tage  reis 
beyeinander;  vormutben  uns,  wo  die  sache  uit  vertragen ,  das  sie  in 
kurzen  wochon  an  einander  kommen  wenlen. 

Wir  wollen,  da  ein  friedt  gemacht,  vnd  das  krigsfolk  den 
köpf  nach  loutschlandt  wenden  wirdet,  ein  ufTtiehens  haben,  wo  hjn- 
naus  es  zeucht,  und  e.  l  iderzeii,  was  wir  des  erfahren,  zuerkennen 
geben;  wollen  auch  den  Pfalzgraven  Churfursten  und  den  herzogen 
zu  Wurtenberg  dero  dinge,  die  uns  e.  1.  angezeigt,  vertreulic;h  be- 
richten. 

Das  haben  wir  etsc. 

Zettel:  Als  auch  E.  L.  schi'cibcn,  dicsse  dinge  an  andere  orte 
gelangen  zulassen,  so  haben  wir  Wuritenberg  allein  alspaldt  hirvon 
in  vtjrtnuicit  meidung  gcthan,  und  S. Ij.  darboy  geschrieben,  da  es 
S.  L.  vor  gutt  ansehen ,  das  alsdann  S.  L.  dem  Pfaltzgraveu  Churfursten 
darvon  auch  vertreulichen  berichten  wolle,     datum  vt  in  Iris. 

Copie. 


vn. 

Augnat  an  Philipp. 

Unser  freuntlich  dienst  u.  s.  w.  AVir  hüben  E.  h.  hrief  ai.  satmsi 
den  24""  disa  monuts  Augusti  datirt,  beut  dato  zu  uusern  '»'htr^ritairs. 
Imnden  empfangen,  un«!  weil  uns  eider  E.  L.  nehenn  schreiben,  welche 
den  18*""  ditz  monat^i  geben,  (darinnen  von  der  englischen  niderlago 
nbcr  Speisung  Sannt  Quintins  allerley  Zeitungen  mit  uborschickl  wor- 
den) nichts  von  E.  L.  oder  auch  andern  gewissen  orten  der  übgeraelter 
niderlag  halb  zukomen,  und  gloichwol  unter  gemeinen  louteu  davon 
hin  und  wider  viel  rodens  gewest,  so  haben  wir  jetzig»  E.  L.  schreiben 
mit  vorlangen  erwartet,  und  verhofTt  dadurch  etwas  gewisses  zuer- 
faren;  wir  vormerken  aber  daraus,  da.s  au  solchen  Zeitungen  nichs 
ist,  sondern  dos  es  zwischen  den  baiden  potentaten  in  fridshandlung 
sein  solle,  wie  wir  dann  solche  kuntschafft  hiebovor  nucli  gehabt  und 
£.  L.  zugeschriben;   müssen  derlmlbon  dafür  holten,  das  solche  und 


12 


BlOBflSD.  Vn.    1568. 


dergleichen  zoitiingon  ciitzwedor  durch  dir  jungen  obersten  und  Imga- 
leut  dio  inen  gern  «elbst  einen  nahmen  und  reputation  modien  woltco. 
ftder  aber  von  den  orten  die  uns  noher  dann  dem  krigBvolk  g^ 
legen,')  der  meinung  nusgebraitet  wenion,  damit  sie  den  gemeinen 
mann  in  gncter  hofnnng  erhalten  und  vielleicht  dadurch  in  dem  at>- 
Tnig  desto  melir  anhangs  tiabon  mochten,  welohs  wir  dann  an  sein 
orth  stellen. 

Das  E.  L.  uns  auf  die  uborschicktc  Zeitungen,  des  Bapsts  Uaen 
vornehmen  und  practica  gegen  der  tGUlzsehcn  natton  belangendt, 
frciintliclie  wolmeiuung  entdecken,  vorstehen  wir  von  E.  I*.  gan?,  freui 
lieh,  befinden  auch,  das  E.  L.  dieen  dingen  als  der  veretendige 
farne  fürst  weisslieh  nachdenken;  «nd  wjewol  gut  anfsehons  wol  vi 
nOiten,  so  scint  wir  doch  auch  E.  h.  meinnng,  das  wir  nicht  glauben, 
das  die  buido  potentaten,  Engelland  imd  Fmnckreich,  in  kurzer  zeit 
etwas  stattlichs  mit  der  that  .CGgeu  di  Augypurgische  Confessionsver- 
wanle  fflrnrmcn  ■^•oriJon,  und  haltpn  daneben  auch  fnr  rathsamh  di 
konig  zu  Krannckreich  nicht  vor  den  köpf  stossen,  sonder  in  gueti 
willen,  (sovil  ohne  Verletzung  unser  eliristlichen  religion  und  des 
reichs  deutzscher  nation  gemeiner  wolfart  und  Ordnung  gescliehen 
kan),  zuliehalten;  wir  haben  aber  hiebevor  alzeit  die  besorgnus  ge- 
habt, wie  wir  nns  auch  nochmals  bolaren,  die  «nruigen  leut,  sft 
noch  hin  und  wider  in.  Deutrs<:hlandt  und  sonderlich  zum  guctenlheü 
jctzundt  in  des  konigs  zu  Kranckreichs  dienst  sein,  werden  ehr  und 
mehr  znnittung  und  unfrido  im  reich  anrichten,  dann  von  &embdfin 
potcntaten  geschehen  mochte. 

Es  melden  E.  L.  die  höchste  notturft  zusein,  das  sidi  die  Chur 
\md  furston  unser  christlichen  religion,  so  in  der  Augspurgischt'ü 
Confession  verfaßt,  zu  bauf  thun,  und  ein  solchen  verstandt  machen 
solten,  das  man  wisse  was  sich  einer  zu  dem  anilcm  zuvorsehen, 
und  ein  schwort  das  ander  in  der  schaido  behalten  mSchto,  u.  8.  t,, 
und  ist  solchs  von  E.  L.  wol  bedacht.  Es  wissen  aber  E.  L.  und  gftt 
dio  erfarung,  was  aus  solcher  zusamensetzung  hiebevor  ervolgt.  Und 
weil  08  zu  der  zeit  furgefallcn,  do  die  herrcn  und  theologi  alleneitt 
ainig  gewest.  so  ist  wol  zudenken,  was  jetzuut  geschehen  solte,  dOj 
ein  solche  Spaltung  und  missvcrsüindt  unter  uusem  thcologen  i: 
das  nicht  wunder  were  wo  es  der  Almechtige  gnediglichen  nicht  vw^ 
hutot,  das  ein  genzlicho  verleschung  unser  waren  relij^on  daius 
ervolgon  möchte,  u.  s.  w. 

Es  ist  auch  leicht  abzunemen,  zu  was  furdcnmg  solohs  g&- 
raichcn  kan,  das  etzhche  uns  baidersoits  nahe  verwante  furstcn  die 
leut,  so  den  Franckfurtischen  gcmaclitcn  ab^chidt  in  religionsacliei 
anfechten,  nicht  allein  diJden,  sonder  auch  hochhalten  und  h^ftr 
ziehen,  do  man  doch  Gott  lob  in  den  haubt  artigkln  der  ohristlichen 
religion  nicht  zwispaltig,  und  vil  nötiger  were,  das  wider  den  bepeti* 
sehen    gegontcil   für   einen   man  gostandeu,   desselben  irrthumb  in* 


0.  h.  vom  woimarisohcß  Hof. 


er-, 


^ 

»^T 


BeOftgen.  VIL  Yin.    1958.  t8 

griffen  T  anch  dadnveh  andere  destomelir  eu  vnsor  rdigion  zuti'otten 
geraizt  wurden;  wir  trösten  uns  aber,  das  diss  saclien  sein,  die  dcss 
Almechtigen  OoUes  ehr  und  Bohgmachent  wort  belangen,  dem  es 
biUich  heimzustellen,  und  in  kein  zweifi  xiisetzen,  do  Kr  i^t  an- 
dcchtigen  herzen  und  gemut  nngernlTcn,  Er  werde  eine  cUristlidio 
kipchc  bey  uns  und  unsorn  naclikommen  gncdiglichen  erholten;  so 
wollen  wir  auch  daneben  für  «ns  selbst  und  neben  E.  L.  und  andern 
gern  alle  chnstlicho  mittel,  so  zu  ausbraitung  unser  waren  christ- 
lichen religion  dionstlid»,  bofurdem  und  fortsetzen  helfen. 

Ob  uns  wol  E.  h.  verrückter  weil  etzliche  Zeitungen  von  Rohm 
zugcsctiiekt,  darinnen  gemelt  wirdt,  das  der  Babst  in  di  wähl  der 
Key.  Mt.  sol  consentirt  haben,  so  soint  uns  doch  von  einem  glaub- 
vjrdigon  mann  andere  Zeitungen  dcrhalben  zukommen,  nemblich  das 
der  Key.  Mt.  polschaft,  der  her  üussmann,  ulein  für  seine  person 
und  nicht  von  wegen  der  Key".  Mt.  gehört  und  algefertigt  sey  worden, 
wie  E.  L.  au8  beiligendor  absclirift  znbcfinden;  waa  mm  darvon  wahr 
sey  oder  nißht,  das  wirdt  die  zeit  geben. 

Daa  die  Englischen  und  Fnuitzosischen  auf  zwo  tagreisen  sollen 
beyeinander  ligen,  das  seindt  wir  hiebevor  auch  berichtet,  und  lial 
nns  sonderlich  herzog  Heinrich  zu  IJraunscbweig  gescliriben,  das  die 
obgemelte  baide  häufen  nicht  über  drey  meil  wegs  voneinander  logen, 
und  das  sich  die  Frauntzuseu  gor  ver&ohanzt  und  vorgraben  haben 
Holten.  Weyl  dann  zuvermuthen  das  nunmehr  enlzwoder  ein  vertrag 
odeur  anstandt  bald  ervolgen,  oder  zu  einer  Schlacht  kommen  mochte, 
so  bitten  wir  frcuntUcli,  was  E.  L.  davon  erfahren,  das  wollen  sio 
uns  idorzoit  forderlicli  berichten,  auch  anzeigen  an  welchen  tiilen 
jetzuut  baiderseits  krigavolk  Key,  mid  über  welche  rittmcister  unser 
vetter  herzog  Hanns  Wülielm  zn  Sachssen  bevelch  habe;  dann  wii- 
stellen  in  keinen  zweifl,  das  E.  Ij.  derer  ding  wol  berichtet;  und 
seindt  E.  L.  freuntlich  zu  dienen  iivillig. 

Original. 


vni. 

Philipp  an  August. 

Freundtlichcr  lieber  u.  s.  w.  Wir  haben  euer  Liebten  j.  Krpicmber 
beide  schreiben  under  den  datis  Arnsfeldt  den  21t.  und  ÄÄiir^nhur». 
Schwarzburg  den  letzten  Augusti  empfangen,  gelesen,  und  schit-ken 
E.  L.  hü'bey  copien,  was  der  Embischoff  und  Churfurst  zu  Trier  \'on 
wegen  der  gutlichen  friedts  underhandlung  zwuschen  konig  Philipssen 
zii  nis[ianien  und  Knglanndt  n.  s.  w. ,  und  dem  konige  zu  Fi-anckreich 
an  uns  gcsuhriotion,  uff  das  e.  1.  daraus  vornehmen  mugen,  wie  es 
danimb  ein  gostaldt  und  gelegonhoit  itzo  habe;  wir  besorgen  aber 
es  sey  zu  lange  geleitet;  dann  so  es  ehir  geschccn,  als  die  Tcutsohea 
mit  ein  geschlagen,  als  "vnv  Ixfsorgen,  numehr  ervolgt  seie,  wore  es 
besser  gewes.son. 


14 


Boilagou.  Till.     1S&8. 


Ferner  so  fertiffon  wir  E.  L.  derselbigen  begeren  nach  birb^ 
eine  abschrift  dos  tituls,  wie  wir  dorn  herzogen  von  Gniso  ziJschrei1«B 
pflegen,  zu. 

,Was  das  uberige  in  euer  übten  schreiben  belangt,  dos  haben 
wir  E.  L.  hieror  zugesobriebenT  und  freuntliehen  berichtet;  eo  vir 
auch  weiter  was  gruiidtlichB  von  den  Zeitungen  erfiihren,  so  uns 
vnäor  uberomptmau  unserer  KiddorgraTeacliaft  Catsenelnpogen  Rein- 
hai-t  8chenck  uberschickt,  und  wir  £.L.  den  ersten  Septeuib.  aus  der 
ZapfTenburg  zugofortigt,  seiiit  wir  geneigt,  das  £.  L.  furderlich  n- 
berichtcn;  also  woUon  £.  L.  auch  thun,  so  sie  ehir  als  wir  etzwas 
gewisses  darvon  erfahren. 

Euer  Lieb  worden  auch  hirbey  zusehen  fladon,  was  der  henog 
von  Baiem  an  seiner  Libten  hoiffmeister  und  retheu  zu  Alunichea 
der  jeiiigcn  halben,  so  uneer  religion  sein,  vor  ein  scltarfes  äcltreiben 
gethäu  und  mandat  hat  ausgehen  lassen,  auch  uns  sunstot  darbof 
vor  Zeitungen  einkomon  seindt;  wero  diirumb  niclts  besser,  dann  die 
die  Chiu*  vud  furstcn,  so  der  Äugspiu-gi&chen  Confcssion  seindt,  ra 
gelegener  zeit  in  eigener  peraonn  zu  bauf  kbemen,  und  ire  theologea 
milnehmen,  ob  got  gnade  verleihen  und  geben  weite,  das  der  Spal- 
tung, so  unter  den  theologen  die  diesser  religion  sein,  sovill  mug- 
Uchen  konto  gewelirt  werden.     Da«  haben  wir  etc. 

Zettel.  Poet  scripta  hat  uns  unser  fireuudtlicher  lieber  vettcr 
und  Schwager  herzog  Clu-istoff  zu  Wirtenberg  gescbheben  und  zu* 
gefertigt,  was  sein  Lieb  an  euer  Lieb  untenn  dato  Stiidtgarten  den 
'J8  Augusti  geschrieben.  So  nun  E.  L.  und  raarggravo  JoaoJieim  ru 
Brandenburg  Churfurst  iro  geMlen  lassen  imd  ire  vortrauete  rethe 
und  Ihoolügen  uff  den  2.  Oclobris  gein  Pforaheim  fertigen  wollen, 
aeint  wir  willig  die  nnscrn  auch  auf  bomelte  zeit  dahien  zuschicken. 
und  denen  aufzulegen,  neben  E.  L.  und  der  andern  Chur  und  fursten 
reihe,  so  unserer  religion  sein,  alles  das  zuhandlen  und  zuthun,  w»s 
di  uotturft  erfordern  wirdet.  Wann  auch  E.  L.  die  peräouliche  zu- 
summen  kunft  aller  Chur  und  furston,  so  der  Augspiu-gischen  Con- 
fession  sein,  vor  gut  nnschcn,  und  das  die  otwan  in  dena  Februari'' 
oder  Fasten  schirstkunftig  furgenommen  ^iirde,  lassen  wirs  uns  auckj 
gefallen. 

WiowoU  wir  glauben,  das  herzog  Christoff  zu  Wirtenberg 
gereits  das  verzeich nus  zugeschickt,  was  der  Babst  der  jiingsten  ^ 
wähl  halben  vor  bedenkens  habe,  so  übersenden  wir  doch  E.  L.  i 
umb  mehrer  gewissheit  willen  auch  zu;    und  seint  unser»  ermesMUl' 
off  die  wort,  die  unter  anderm  in  solUchem  verzeiclinus  stehen «  nemV 
lieh,  das  dann  durch  konnig  Philips  ir  Hay.  woll  (seil.  wilL)| 
auBgefurt  ist  worden,*)  woll  zumerken  und  denen  nachzudenken^ 
dann  wie   uns   alle  dinge  ansehen,   so  dräuet  es   den   evangeüsdifl 
atenden  in  gntss  unghick,;   wo  es  gt»tt  nicht  wendet,  und  auch  di»1 
stende  sich  nicht   mehr   zu   liauf  thun,  mochte  warlich   einer  luot 


•)  Die  g<^8perrton  Wort«  sind  antcrbtrichen. 


Beilageo.  Vin.  IX.    1558: 


16 


und  der  ander  morgen  hingozugkt  wonlen;  jileiben  also  nocb  auf 
unscrm  argumont,  es  sage  gleich  K.  L.  ein  anücrs  für,  wer  da  wolle; 
nemblich  das  sich  die  Chur  und  fursten,  so  zn  Franckfurt  den 
abscbiedt  gemacht,  sich  vereinigen,  was  trosts  eich  einer  zum 
andern  in  zulalleuden  nothen  zuversehen;  dann  es  warlich  dahin  ge- 
ratten  honte,  djirauf  itzo  niemants  denket;  mochte  auch  wull  kommen, 
das  den  so  itzo  meinet  am  sichersten  zusein  das  feur  am  ersten 
trelTen  konte;  dosshalbon  wollen  E.  h.  und  ire  weisen  und  treue 
reihe,  der  aio  got  lob  gnung  haben,  diesser  so  grossen  Sachen  botü 
mehr  nachdenken.     Datum  vt  in  liis. 

2.  Zettel.  Kachdem  auch,  wie  her  Hanns  üngnadt  schreibt, 
die  Roe.  Kays.  Mät.  in  ircm  lande  die  praedicantcu  so  disser  religion 
anbongig  sein  Terjagen  solle;  als  bitten  wir  kenntlichen,  R  L.  wollen 
uns  zuerkennen  gel)en,  do  es  änderst  E.  L.  beweist  ist,  ob  auchkonig 
Uaximilian  seinen  predicanten  nocb  habe.     Datum  vt  In  Iiis. 

3.  Zettel.  Auch  f.  lieber  vetter  schwagor  brudcr  und  go- 
Tatter,  so  E.  L.  Ire  reibe  und  tbeologen  uff  den  2.  Octobris  gein 
Pforzheim  abfertigen  wollen,   bitten  wir  freuntlicb    ims  uffs  furder- 

liehst  ziiberif-hten,   uff  dos  wir  unsere  rethe  und  tbeologen  daruacb 

tibfertigon  können.     Datum  vt  in  Iris. 
[Hierbei  noob  ein  Zettel) 
Copie. 


S.  Ni']i|pintw>r 


Christoph  an  Philipp. 

Unser  freundtlich  dienst  u.  s.  w.  Wir  haben  E.  L. 
schreiben  de  dato  den  24.  tag  dos  vergangnen  monatz  augnsti 
sambt  dem  einschluss,  was  der  Clmrfurst  zu  Sachsson  und  R  L,  der 
Bäbstischen  werbung  bey  dem  kOnig  von  Engelland  haibor  geschrieben, 
auf  gestern  alhJe  empfangon  und  alles  Inhaltz  verlesen;  und  sagen 
erstlich  E.  I<,  von  wegen  diser  vertreulichen  anzaig  und  borichtz 
freunJtUchen  und  vctcrÜchon  dank.  Was  aber  di  sach  an  ir  solbst 
belangt,  da  haljen  wir  E.  L.  hievor  zugeschickt,  was  der  jetzigen 
Höm.  Kay.  Mt.  u.  e.  w.  unsers  allergnedigisten  hem  wähl  halber  für 
consultation  bey  dem  Pabst  furgeloffen,  und  halten  nachmalen  bey 
iinB  für  gewiss,  das  Ir  Kay.  Mt  sich  mit  dem  Pabst  derwegen  noch 
iiicht  eingelassen  hab;  at»er  es  ist  aus  allerhand  Ursachen  zuvermu- 
tben,  mochte  etwau  bald  beschohen. 

Wir  sein  auch  zu  gleich  E.  L.  der  mainung,  wo  die  beeden 
potentaten,  Enngelland  und  Franckreich,  vertragen,  auch  hochgedachte 
Kay.  Mt.  den  religion  fridon  (des  wir  doch  nicht  hoffen  wellen)  nit 
halten  wolte,  das  unser  aller  hiüber  ain  gut  aufsehens  von  nöthen 
sein  werde;  dann  uns  zweifelt  nit,  das  unsers  allgemaincn  geliebten 
vatterlandtz  der  teiitschon  natiou  widorwertigen  feind  die  sachen  gern 
werden  helfen  dahin  richten,  auf  das  solche  löbliche  nation  an  kri^^ 


16 


BoUagCD.  IX.     l&f>8. 


ToUc  gescliwecht  und  dieselben  darUurcb  iren  willen  desto  bfus 
langon  möchtoii.  Wir  hellen  anch  hievor  gern  gesellen,  und  w 
das  ßich  die  Churfursten  awisclien  bcodon  obgemeltea  kOnigen ,  Engel- 
lund  und  FrauükrcicU,  in  guellicbe  uiiderbandlung  eingelassen  hellen; 
dann  e»  were  gar  ain  gut  cbristenlich  werk  gewessen;  und  wen 
tmsers  emcbtens  damn  nooJt  niclits  Tcrsaumbt,  wo  die  sachcn  dahia 
gebracht  werden  nnVht,  das  die  Churfursten  Bulclies  naduiialen  nnJ 
rui-derlioh  underhanden  genommen  betten;  dann  solte  der  Pabst  und 
dio  Kay.  Mt.  Jiae  beedo  potentatou  vertragen,  ist  zubesorgen,  «ä 
werde  tractiert  worden ,  wie  man  uns  Evangelischen  möchte  demra^, 
und  allso  in  ainem  husch  uns  Über  die  c..illen*)  xwugeu. 

Es  wiU  auch  dem  Franzosen  nicht  zuvertrauweu  sein,  dann 
wie  schimpflich  und  spottlieh  er  der  Cbur  und  furstea  Augsporgieoher 
Confession  verwandten  gesandten  jetzo  zu  dem  zwaiten  mahl  von 
wegen  der  armen  betrangt«u  und  gefangnen  Christen  geantwort,  das 
weisen  die  Schriften  vnd  acta  klerlich  und  nach  der  leng  genugsam 
aus;  aus  welchem  dann  abzcnomcn,  das  er  der  franzos  je  lenger  je 
mehr  nit  allein  über  uns  Augspurgischcn  Confcssions  verwandteii, 
sonder  auch  die  seinen,  (dieweil  er  tsicht,  wie  das  hailsam  wort  gtrttes 
•in  seinem  künigreich  ziuiimbt),  zum  höchsten  verbittert  ist;  dann 
wio  wir  glaublich  bericht,  so  sollen  alberait  ob  den  dreymohl  hundert 
tausondt  gutherziger  Christen  dar  innen  sein;  und  desto  eher  (wie 
man  pflegt  zusagen)  das  gliend  feur  zu  dempfen  sich  bcileissigeii 
werde,  eho  es  weither  bey  imo  und  andern  nationen  einbrechen  thue. 

Danimb,  und  dieweil  dem  also,  so  achten  wir  christenlicL> 
löblich,  nutzlich,  ja  auch  die  notturft  sein ,  das  nicht  allein  ain  ainig- 
keyt  undcr  uns  religlons  verwandten  gemacht,  sonder  auch  ain  gute 
aufrechte  oorrespoudenz  ongericht  und  gehalten  wurde,  im  £ahl  uns 
der  religiou  &iden  nicht  wolle  gehalten ,  und  wir  von  frembden  oder 
inlcndischon  potentatcn  in  glaubens  sacben  wolten  angefochten  werden, 
dass  wir  alsdann  alle  fQr  aincn  mann  gestanden,  leib,  lehen,  gatnnd 
blut  zusamcn  gesetzt,  und  bei  der  erkandten  wai^ait  bis  auf  du 
letst  seufzen  beliben  weren,  und  also  uns  der  wegen  zusamen  vi 
bundcn  imd  versprochen  hcttcn;  darzu  wii-  dann  neben  E.  L.,  aoi 
andern  Chur  und  furston  der  Augspurgischen  Confession  gern  mit 
allem  unscrm  eussersten  vermögen  verhelfen,  und  hier  innen  an  ima^ 
was  zu  gottos  lob  und  eer,  auch  erluoltung  und  päanzuug  seintf 
seligmachenden  worts  immer  furdorlich  und  dienstlich  sein  kan,  m 
ima  niohtz  erwinden  lassen  wcUen.  Wo  nun  sollich  christenliche 
ainigkayt  und  verstendtnus  in  das  werk  gebracht,  so  ist  zuhoffeai 
werde  (wie  £.  L.  selbst  auch  melden),  ain  schwerdt  das  ander 
der  Bchaiden  behalten;  aber  ausserhalb  dessen  wurdt  man  aioh  aooA 


HAB 


*)  Ich  hat«  die  RedenHart  ausser  diesem  aoch  in  einem  andom  Soluift-^ 
stück  aas  der  wurttämborgiäcbou  Kniizlei  gelosea;  es  gelang  mir  nicht 
zuBtoUeo,  ob  das  Wort  „camillcu'-  odor  „cournllcn"  gelesen   werden 
oder  die  Bodeatung  der  Phntso  zu  ermittolo.    Zwagon  bodontot  waschen. 


Beil«gen,  IX,  X.    1558. 


allertiand  gefnr   und  verderlmng    unsers  geliebten  valtoriandtz    zube- 
farön  hab«n. 

Daneben  so  lassen  wir  E.  h.  etlich  zeitung,  bo  uns  oller  eist 
auf  gestern  zugesc^liiekt  wonlcn  sein,  fronndtlich  ztütnnuneu;  defl- 
gleiuheii  ancb  ein  boricbt  und  vcrzeichnus,  ■was  neueüch  in  iinscrm 
land  am  himel  gesellen  worden  ist;  uas  nun  dasselbig  mitbringen, 
das  waist  der  lieb  gott;  der  welle  solches  alles  zu  seiner  glori  und 
eer  und  unser  scelon  hall  gnedigltch  und  vetterlich  wenden.  Und 
nachdem  £.  L.  uub  Creundtlich  luiimstellen,  solche  des  Pahsts  Wer- 
bung iinserm  vettern  ujid  brudern  liom  pralzgraven  Churfurston  auch 
freundtlich  zuberichten,  so  haben  wir  es  an  S.  L.  vertreulich  ge- 
langen lassen,  disen  dingen  auch  haben  nachzudenken;  wir  halten 
aber  daneben  soIJiche  zeitung,  des  Tabsts  Werbung,  allain  Tttr  ain 
vermuttung,  aber  genzlich  nicht  darfur,  das  Caraffa  Bolchea  alles  ge- 
handelt hab;  dann  wir  copias  der  Instruction,  was  er  Carafla  bey 
Kngellandt  furnenibliuh  trnctieron  und  handlon  sollen,  gesehen;  wel- 
ches dann  angeregtem  ganz  luid  gar  nicht  gemess;  aber  wie  dem, 
80  will  daniiocht  von  nOUien  sein,  ilic  äugen  wuU  aufzethun,  und 
solclies  nicht  zuvcracbten  noch  in  wind  zeächlagen;  das  alles  wollen 
wir  etc. 

Original.     Zu  eignen  Händen. 


August  an  Philipp. 

Unser  freuntllch  dienst  u,  s.  w.  Wir  haben  E.  L.  is.  scpi^mirfr 
schreil>en  am  datum  Zapreubui-gk  den  4"  dias  mouate  So])-  MoHi^iiiir«. 
tembriH  sambt  den  darbelgelegteu  schriften  für  etzlichen  tagen  em- 
pfangen und  verlesen;  so  seindt  uns  auch  gestrigs  tags  zwey  E.  L. 
schreiben,  den  9**^"  datirt,  zultommon;  und  thun  uns  der  uberschick- 
ten  coix^y,  was  der  Erzbischof  und  ChurfUrst  zu  Trier  der  gütlichen 
fridcsunterliandlung  halben  zwirjübcn  den  baiden  konigeu  Eungcllanndt 
und  Franckreich  an  E.  L.  geschriben,  frcuntlich  bedanken;  und  wun- 
dert uns  gleichwol  selbst,  weil  die  Chtu-fursten  ani  Rhein  zu  subiher 
ttaderhandlnng  genaigt,  das  Ire  IjietHlen  nicht  ehe  dnrzu  gethan; 
bitten  auch  was  E.  L.  derhalben  weiter  erfaren  werden,  und  sonder- 
lich, ob  solcha  der  Churfureten  fUrnemen  einen  furgaug  haben  werde 
das  weiten  sie  uns  zuberichten  unbeschwert  sein. 

Es  hat  uns  auch  gestrigs  tags  E.  L.  Bohn  unser  freuntlichor 
lieber.vetter  I^antlgnif  Wilhelm  zu  lesen  geben  den  weitei-n  bericht, 
90  E.  Ij.  oberambtnuin  Reinbu-t  Schenck  den  vorigen  uberschickton 
Zeitungen  der  sclilacbt  zwischen  oligemelten  baiden  konigen  hallKm 
gethan;  es  ist  aber  bisher  an  »ins  davon  nichs  weitcrs  gelangt,  ilann 
was  wir  E.  L.  jungst  von  Freiberg  aus  den  6'""  tUtz  uiuuata  geschri- 
ben;   und   haiton   gleicbwol   ihifiu',   wann  am   tag  Bartholomei   eine 


18  3äM°,  X.    1!j58. 

haubtäcUlacht  geselichen  wen?,  es  soUe  niinmcr,  vr?yl  ganzer  drer 
Wochen  Terllossen ,  nicht  heimblich  bleiben  können;  weil  es  aber  eine 
guote  zeither  so  süU  gewest,  so  ist  auvermuthen,  es  mochte  in  einer 
fridshandiung'  stehen. 

Weil  es  auch  nunmehr  fast  an  d^  zeit  ist«  das  &b  imtorbalb 
einem  monat  zu  einem  abzug  mit  baidertheyl  kriESvnlk  kommen 
müchte,  Bo  stellen  wir  in  keinen  zweifei,  E.  L.  werde  irem  vorigen 
freuntlichen  erbieten  und  der  notturft  nach  darauf  guete  kuntscbsft 
machen;  dergleichen  wollen  wir  auch  thiin,  und  was  wir  iderzeiter- 
faren,  E.  L.  nicht  verhalten. 

Das  herzog  Albrecht  von  Bayern  unser  christlichen  rcltgion  der 
Augspurgischen  Confcseion  noch  so  heftig  zuwider,  haben  wir  nicht 
gern  erfaren;  wir  hoffen  aber  hinwidor,  die  durch  E.  L.  uns  hiebevor 
zugeschickte  zeitnngen  des  herzogen  von  Onlchs  halben,  das  derselbe 
unsere  religion  angenommen,  sollen  also  en'olgen;  wan  auch  solchs 
mit  vorwissen  und  bcwilligung  der  jetzigen  Key.  Mt  geschehen,  wie 
dann  dieselbe  Zeitungen  melden,  so  were  es  umb  sovil  desto  besser. 

Wir  befinden  das  die  zwißpalt,  so  cttlicho  theologi  die  unserer 
roUgion  sein  wollen  mutwülich  machen ,  und  daran  sich  etzUcho  honen 
heiigen,  nicht  die  wenigste  ursach  sey  dadurch  ir  viel  von  unser 
religion  abgehalten  werden,  sonderlich  weil  man  auch  den  Frannck- 
furtisohen  ahschidt  nlso  beschwerlich  anficht:  derwegcn  were  es  sehr 
gutt,  dos  man  die  mittel  finden  konnte,  dardun^h  soldie  Bpaltongen 
aufgehoben  wurden ;  ob-aber  solchs  durch  eine  persönliche  Zusammen- 
kunft der  stende  der  Augspiugi sehen  Confession  geschehen  moclite, 
das  ist  wo]  zubedenfcen. 

Uf  unscrs  freuntlichen  lieben  ohcimcn  und  Schwagers  des  her- 
zogen von  Wirttcnnbcrgs  schreiben  an  uns,  wclchs  uns  nach  KU 
schreiben  zukommen,  haben  wir  S.L.  beantwortet,  wie  E.  Tj.  aus  hei- 
ligender copey  vernehmen  werden;  haben  auch  an  den  Churfurstrai 
zu  Bnindennburgk  geschriben  und  bey  R.  L.  angehalten,  ire  gesandten 
auf  den  aiigesatztcn  tag  gegen  Pfortzhcira  auch  zuschicken;  und  tiogcn 
allein  Vorsorge,  weil  der  wog  gegen  Pfortzheim  ganz  weit  und  die 
zeit  kurz,  S.  L.  und  unsere  rethc  mochten  dieselb  schwerlich  er- 
raichcn  können;  weyl  aber  E.  L.  neher  dabin  haben,  so  werden  E-L. 
die  Iren  dahin  abzufertigen  nicht  unterlassen. 

Wir  wollen  auch  E.  L.  vertraulichen  nicht  verhalten ,  das  um 
die  Rom.  Key.  Mt.  in  Schriften  zuerkennen  geben,  was  Irer  Mt  Gfr 
santer  der  licrr  Mnrlin  Gussmnnn  zu  Rohm  vor  antwort  criaogt; 
davon  ul>erschicken  wir  E.  L.  hirbey  auch  vertreulich  abechrift;  und 
ist  uns  solcher  key.  brief  neben  einem  getnickten  schreiben,  darinnen 
wir  auf  den  angeatelten  roichstag,  so  den  ersten  Januar  nechstkunfbj 
zu  Aug8piu*gk  sol  gehalten  werden,  zuorschGinen  erfordert  wn:  ].'' 
erst  gcstrigs  tags  zukommen;  daraus  weMen  E.  L.  ersehen ,  das  gl'';'-i- 
wol  die  Key.  Mt.  in  diser  handlung  mit  dem  ßabst  ohne  der  Ch'ir- 
fiii'Sten  vcirwissen  nichs  handeln  wollen,  so  derselben  hoheit  und 
reputation   zuwider   sein  mochte;    es   atimbt  auch   diser   liericht  der 


Beilagon,  X.  XI.    1558. 


19 


,Mt.  mit  dem.  so  der  lierzng  von  "Wirttonnberg  des  Bapsts  be- 
eng an  ilor  Key.  nrliGlmng  halben  uberschiokt,  niclit  fast  ungleich; 
das  aber  in  Bolchcn  wiittenb^i schon  zeitungen  konig  Philipsscn  or- 
■went  verde,  kan  eben  so  wol  auf  einen  andern  auch  verstanden 
werden,  dann  gleichwnl  nicht  vermutlich,  daa  tonig  Philips  der 
Jetzigen  Key.  Mt.  keiscrthumb  sehr  solle  anfechten. 

Sovil  beti-ifft ,  das  sich  die  stpndo  der  Augabui-gischen  Coniession 
neher  zuhauf  thun ,  und  sonderlich  die  Chur  und  fürsten,  so  zu  Frannck- 
furt  den  abschidt  gemacht,  sich  verainigon  selten,  vas  trosts  sich 
einer  zum  andern  in  zufallenden  nötlien  zuvorsohen  haben  ßolto, 
zweifln  wir  nicht,  da«  die  ding  von  E.  L.  wol  uml  treulich  gemaint 
werden;  wir  haben  aber  hiebevor  E.  L.  gemut  schriftlich  und  raunt- 
licb  dahin  verstanden,  das  sie  neue  Ituntnus  aufzurichten  nicht  go- 
naigt  weren;  und  weil  jetzunt  der  religions  fride  aufgcricht,  und  die 
jetzige  Key.  ML  ein  fridlieher  herr  sein,  so  wurde  es  bey  den  andern 
stcttden  im  reich  ein  soltzam  ansehen  haben,  do  sich  etzliche  in 
Sonderheit  zusammen  tliun  sollen;  so  bnlien  wir  auch  unser  Innd- 
soliaft  gnetligsto  vertrßstung  gcthan,  das  wir  uns  ohne  derselben  vor- 
wissen in  kein  buntnuB  begeben  wollen;  und  ist  wol  au  dem  wie 
£.1«.  sciireiben  das  es  dahin  gerathen  konnte,  darauf  jetzunt  niemant 
denket,  und  das  den  so  Rieh  jetzunt  am  sichersten  zusein  maint,  das 
feuer  am  ersten  treffen  m(K:hte;  t'S  konnte  aber  auch  wol  solchs 
eiuem  begegnen,  der  in  grossen  biindnussen  were;  und  denken  an 
unsers  elter  vettern  herzog  Fridricha  ChurfOrsten  seligen  rede;  der 
sol  gesagt  haben,  das  der  gowonlich  am  übelsten  dran  were;  der  di 
buntnus  am  txeulichBten  heldet;  wir  wollen  aber  gleichwol  diser  E,  L. 
freuntliclien  erinnening  ferner  nachdenken,  und  do  es  widor  vorfiele, 
und  an  uns  etwas  gelangte,  so  wurde  unser  notturft  erfordern,  nicht 
allein  unsere  rethe  so  wir  haben,  sonder  auch  unser  iand-ichaft  ratJi 
darinnen  zubraurhon;  dann  wir  denselben  gncdigste  Vertröstung  ge- 
than,  uns  ohne  deren  vorwissen  in  kein  buntnus  einziüasson;  aber 
sonst  pflegen  wir  in  solchen  und  dergleichen  schreiben,  so  wir  an 
E.  Ti.  vertmulichon  thun,  nicht  viel  rctho  zubronchon,  haben  auch 
deren  nitiht  fast  überflüssig ;  das  wollen  wir  u.  s.  w. 

Original. 


XT. 

Aus  der  Instruction  Iiaudgraf  Philipp»  für  den  Iiandvogt  an 

der  Worra  Burkhart  von  Cram  und  den  Vicekanzler  Beinhart 

Schefifer  als  soino  Vortreter  auf  dem  Reichstag  zu  Augsburg. 

Religion. 

AVir  lassen  uns  gefallen,  das  nachmals  in  der  rcligion 
eachen  ein  ttollo-iuium  gehalten  wurde,  unangeschen  ob  schonn 
zwisiJien  den  Augspurgischen  Confessions  verwanthen   ein  dissension 
vorgefallen  wehre;  dan    da  man   einen   iden   articnl   in   der  reÜgion 

2« 


Sil.  Ilcfvinbvr 
l'«wicL 


äO 


Beflftgen,  XI.  XIL    ir>&S.    l&r>0. 


inannderheit  vor  die  handt  nehmen,  und  sich  darvon  underreddi 
HO  wurde  daraus  wo!  vermerkt  werden,  wer  der  Aagspnrgt8chen  Co; 
fession  anhengig  oder  nicht  Wolle  aber  das  colloqiiinm  nicht  be- 
willigt wenien,  so  mugen  wir  ein  nationalversamblung  leiden, 
nicmants  ausgosehlosäcn  werde,  oder  auch  ain  frey  christlich  gemi 
general  concllium  in  teutscher  nntion  gehalten  werde,  als  zu 
burgk,  Regenssburgk,  Augssburgk,  TTlm,  Monz,  Collnn  und  dergl 
chen  ort  Item,  das  auch  die  bischove  und  geistliclien  uff  solchem 
concdlio  nicht  allein  vocea  decisivas  haben,  sondern  auch  die  welt- 
lichen, wie  zuvor  mehrmals  auf  concilüs  bescheen;  doch  in  allewege 
den  zu  Äugspui^k  anno  n.  s.  w.  55  bewilligten  friden  unbegeben,  e* 
werde  die  religion  durch  du  collo^iuiiim  uatioiml  versamblung  oder 
ein  frey  christlich  genei-al  concUium  verglichen  oder  nichL 

Wann  furlaufen  wui-de,  ob  die  Osiandrislon  solteu  ruvor  vi 
dampt  werden,  u.  8.w.,  darauf  zuanthworten»  w^iin  sie  nach  nf  der 
meynung  bestunden,  wie  sie  Osiandcr  anlenglich  golehret  hat,  ncm- 
lieh  das  man  durch  die  gotheit  allcLne  und  nicht  auch  durch  die 
menschheit  Christi,  id  est  durch  den  ganzen  Christum  gerechtfertigt 
werde,  u.  s.  w.,  alsdan  mochten  sie  ausgeschlossen  werden;  da 
aber  von  der  meynung  abgelassen  hetten,  wie  man  dan  hßrct 
sie  auf  der  ersten  Osiandri  me>'nung  so  hart  nicht  mehr 
sollen,  so  wolle  sich  geburen  das  man  sie  zuvor  hoere  und  lugehi 
nicht  verdamme. 

Die  eidtgenüBsischen  kirchen,  als  Zürich,  Bern,  Basell,  Geneff 
und  andfiro  betreffende,  da  ist  wnll  hievor  des  nachtmaU  halben  Bpal- 
tung  gewesen,  aber  Lutherua  und  Buocems  und  andere  mehr  haben 
nachmals  ein  Coneordiam  gemacht,  dergestaldt  das  der  wahre  leih 
und  hludt  Jesu  Christi  im  sacrament  genossen  werde.  Welche 
der  raR\-niing  weren,  und  also  darvon  redden,  die  können  nicht  v< 
dampt  werden;  darumb  müsse  man  sie  zufurderst  hoemn;  da 
ire  meynung  der  heiigen  schrift  und  den  patribus  nicht  gemess 
als  dann  konte  man  mit  guten  fngcn  da-s  jenige  thun,  so  sich 
baren  wolto,  und  sie  darvon  wräscn. 

OriginaL 


"M 


Beilagen,  1559. 


('•inM>l. 


xn. 

Philipp  an  Aug:ast  von  Sachsen. 

Auf  zweimsiligo    ÄTifforderung   Johann   Friedrichs  ist« 
mit   demselben   zu  Cnppcl  am  31.  März   zusammen  gekommco. 
Der  Herzog  hat  im  Auftrag  Kurfürst   Friedrichs  von  der  Pfalz  ihn, 
initgetheilt    dass   der  Kurfürst    seinen    Sohn    fjidwig    gern    mit  dü 


BeaBgen,  XH.    1559.  91 

hintorliiäsoneii  Tochter  des  KurfflrBteji  Moritz ,  Landgraf  Philipps 
Enkelin,  Anna;  verniäWen  würde,  mid  ihn  gebeten,  selbst  in  diese  Hei- 
rath  zu  willigen,  den  Plan  bei  Kurfürst  August  anzulirinpeii  und  zu 
beförworten.  Er,  Landgraf  Philipp,  gönnt  dem  jungen  Pfiüzgrafen 
seine  Enkelin  sehr  wolil  und  redet  dem  Kurfürsten  aus  verschiodonen 
Orflnden  zu,  die  Vorbindung  anzunehmen.  Besonders:  „dann  also 
wei-o  der  pfaltzgrave  Cliurfnrst  und  sein  nachltomraonder  E.  L.  mit 
ßchwagerschnft  und  freimdschaft,  gleich  wie  dem  andern  theil,  dem 
Uaua  Sachi58en,  vorwant.  und  da  ßieli  etwas  zwischen  euer  aller  Iten 
zutragen  woU,  wurde  ohne  zweivcl  die  Pfaltz  nehen  andern  E.  Lten 
freunden  in  allewege  riegel  undcrschanbon,  und'sverkommen,  also 
lins  Euer  aller  Lton  nicht  in  einander  wuchsen,  iinil  guter  friede 
erhalten." 

Zottel:  Auch  freundtlicher  lieber  vetter,  schwager  hrador 
«nd  gcvattor,  haben  wii-  darnach  mit  herzog  Johansfriederichcn  gc- 
redt,  da«  wir  gaiiz  imgerne  sehen  die  Spaltung,  die  da  eingefallen 
der  roligion  halben  uf  dem  colloquio  zu  Wormbs,  auch  das  ilÄig 
buch,  welches  S.  L.  haben  ussgehon  lassen,  und  hetten  woll  leiden 
mugen,  das  S.  L.  thoologen  das  buch  noch  ©in  weü  eingöstolt,  uad 
weiter  zu  S.  L.  gesagt,  das  denen  Sachen  nicht  also  zuhelfen  seie, 
das  einer  Mo,  der  andere  dort  ein  buch  machet;  scndom  es  woro 
gutt,  wie  auch  in  der  ersten  cristlichcu  kircheu  boschcen,  das  man 
zu  häuf  kerne,  cristliche  sinodus  hilte,  da  eines  iglicben,  den  man 
beschuldigt,  anthwort  gehört,  und  darnach  dar  in  schlösse,  was  crist- 
lich  und  dem  glaulwjn  gemess  were.  Daruf  S.  L,  geanthwoi-tet,  man 
bedurfte  S.  L.  theologon  die  schuldt  nicht  geben,  dann  S.  Lten.  solUchs 
U8S  iro  selbst  gemacht,  und  hets  seines  gewissens  lialbcn  nicht  under- 
lassen  können,  dann  in  seinem  lande  die  secten  dermas.sen  einge« 
riessen  das  ors  hett  thun  müssen;  so  were  auch  das  buch  nicht  uf 
die  personen,  sondern  uf  die  lehre  gerichtet;  dar  zwischen  sich  nun 
viel  redt  undt  widderredt  zugetragen,  uad  lassen  uns  wai-lich  bo- 
diinken,  das  herzog  Johansfriederich  ein  guter  frommer  herr  seie; 
glauben  wan  er  das  ander  theil,  darzu  wir  inen  mit  vloiss  vermanet, 
auch  höret,  S.  L.  wurde  sich  zu  allem  cristlichon  w^esen  weisen  lassen* 

Wir  haben  darnach  weiter  zu  ime  gesagt,  wie  das  uns  vor- 
kerne,  das  S.  L.,  auch  herzog  Johanss  "Wilhelm  etlicher  böser  wort 
E.  L.  halben  sich  sollen  TPnienien  lassen,  wclchs  warlich  nicht  gut, 
das  auch  vielerlei  Uneinigkeit  erregen  raoclite.  Daruf  S.  L.  getmt- 
wortet,  das  ime  nie  in  seine  gedanken  kommen  seie,  E.  L.  dorn 
CbuifurstcD  uliel  zu  redden,  noch  E.  L.  wurde,  lande  oder  leuthe  zu- 
beschweren  nocli  anzugreifen,  imd  uns  gcbetten  E.  L,  anzuzeigen  und 
frcundüichon  zuhitten,  wann  E.  L.  vorkeme  das  S.  I*.  etwas  vomomo, 
das  E.  L.  zuwidder  sein  snlt,  das  e.  1.  den  antragem  nicht  so  lieder- 
lich glauben  geben  wolte,  sondern  E.  L.  Seiner  Lt.  danimb  beschrei- 
bon;  80  solte  E.  L.  allewoge  Iroundtlichc,  gute  und  richtige  anthwort 
bekommen. 


8» 


Beiligeo,  XU  Xm    1550. 


Sein  ht  hat  uns  auch  mit  vleiss  gobctten,  ans  wir  v 
fiirdern,  das  E.  L.  und  S.  h  ,  auch  ?faltz,  Wurttonborgk , 
andere  relipons  rerwanten  fursten,  aovilE.  L.  tedechten  dar  zu  nubt- 
lich,  KU  bniif  kemmen  und  sich  froundtlJchen  miteinander  under- 
reddeten:  also  wurde  ohno  zwcivel  das  misstrauon,  wt^lchs  sich  dunrii 
boaer  leutho  angeben  orwacihson,  UBgoleecht,  abgewendet  und  dar- 
gegon  ein  freundtlicli  gut  vertrauen  erhalten.  Es  ki>nt  auch  uf  die- 
selbe  zeit  dorvon  geredt  worden,  das  ein  sinodus  oder  zusanea 
kommen  der  tlieologon  und  auch  etlicher  weltlicher  rethe  vor] 
nien  und  ein  gelegner  tag  darzu  angesetzt ,  das  alda  die  »; 
die  unter  inen  were,  zu  guter  cristlicher  aynigkeit  und  vergloi 
prdcht;  wolchs  wir  von  S.  L.  also  gehört,  und  S.  L.  angezeigt, 
woltens  an  E.  L.  gelangen  lassen,  solt  auch  au  unser  person  znaam 
zekomnicu  nit  mangeln;  und  deucht  unswarlioh,  es  solte  ganz 
lieh  luid  gut  seiu,  das  die  Chiir  und  fursten  dieser  religion, 
lieh  die  Chur  und  fursten  SnchssRn,  Ffaltz.  AVurttonberg ,  und  wen 
E.  li.  bedcchte  mehr  dnrbei  zescin,  zu  häuf  kernen,  sich  frciiudtli 
mitoinaudor  undorroddotcn,  diis  einer  wüst,  wie  er  mit  dorn  and 
in  freundlichem  willen  stunde,  und  also  alle  mistranen  usgol 
und  an  desselben  Stadt  ein  freundtlichs  vertrauen  erhalten ,  auch  d 
von  sich  freundüichen  underreddeton,  wie  die  zweisj>alt,  und  zen 
die  unter  den  Äugsbiu-gi sehen  Confessions  verwanteu  theologen  ni 
sein,  mochten  zu  einigkeit  und  vergleichung  prncht  werden.  Das 
wolton  wir  E.  L.  auch  also  froundtlichcn  anzeigen,  deme  nachzudenkeD, 
und  uns  ires  gemuts  freundtlichen  zubcrichten,  dann  vir  sehen,  was 
seltzamer  kundschafteu  und  Verwarnungen  da  E.  L.  und  dann  ancli 
den  andeni  gebrudern  herzogen  von  Sachsaen  vorkommeji,  und  w 
es  &lao  stehen  pleibt,  kont  warlich  kommen,  das  sollich  mistniucn 
zu  schaden  reichen  mouhtc;  wolchs  so  die  zusamenkunft  vortgengi/?, 
und  sich  freundtlichen  underrcddct,  und  ein  vertrauen  untereinander 
gemacht,  alles  verkommen  were,  auch  viel  uncostens  sparen. 

Bitten  hienif  E,  L.  freimdtlioho  anthwort  und  wollen  diase  mu-wre 
anzeige  von  uns  nicht  änderst  vorstehen,  (das  wir  mit  gott  bozou| 
das  wirs  treulich  und  gilt  ineiiieu,  iiuch  was  zu  ruhe  und  frie^let 
der  heusser  Sachssen  und  Hessen,  darzu  der  andern  Churfursten  nnd 
fursten  dienen  mag,  und  das  unsere  wäre  cristliche  reUgion  orhiüton, 
und  dersolbigen  verwanten  in  einigkeit  kommen  und  pleibcn,  und  in 
gemein  in  ganzer  toutsehQr  naüon  ruho  und  friede  erhalten,  wir 
furderu  konneu,  das  an  uns  nichts  erwiudeu  soll.     Datum  ut  in  Iris, 

Copie. 


xm. 

August  von  Sachsen  au  Philipp. 

13,  Aprlt  (Quittirt  Schroil>en  d.  d,  Cassel  d.  2.  Mai.     Kann 

T»rii-.>i»ii.     ^|^;J^   pRUzischon   Heiraths verschlag   noch  nicht  erklären, 


1,  XIII.    1559. 


andcrm  muili  wnil  er  weilor  <len  Kiirfilrston  noch  den  jungen  Pfalz- 
^rafcn  koimt,  woil  t)oido  Thoüc  nouL  sohr  jung  sind,  und  weil  ihm 
auch  von  andern  hohen  Orten  und  regierenden  Herrn  Anerbictungen 
gemacht  worden  sind,  die  er  sonderlich  der  Jugend  des  Fräuleins 
halber  in  weiteres  Beilenkcii  genommen  lint  AVili  dasselbe  mit  dem 
pßilziBchen  Vorsclilag  thuii  und  sich  zu  erater  flelegonlieÜ  Croundlich 
erklären;  bittet  den  J^andgraföu,  falls  Johann  Friedrich  Antwort  vcr^ 
lange,  dieselbe  so  einzurichten,  dass  sie  beim  Kurfürsten  von  Pfalz 
keinen  Unwillen  errege.) 

Zettel:  Auch  fireundlicUer  lieber  vetter,  acliwager,  bruder 
und  gevatter,  haben  wir  aus  der  nebonschrift,  so  E.  L.  in  ireu  brief 
gelegt,  noch  nottiirft  vernommen,  was  E.  L.  der  Spaltung  halben  in 
religion  Bachen  auf  dem  oclloquio  xu  Wurmb»  und  des  neulich  aus- 
gegangnen  condemnation  buohs  mit  uuserm  vettern  herzog  Hanne 
Fridrichen  geredt,  und  unsere  bedenliens  haben  E.  L.  gegen  uusem 
vettern  gutte  crinnerung  gethan.  Das  aber  S.  L.  derselben  thoologen 
entütühuldigt,  und  ausdrücklich  vormeldot,  diis  S.  L.  Holcbs  ans  ir  gelbst 
gemacht,  und  hell  es  seines  gowiäsena  halben  nicht  imderluä.scn  kön- 
nen^ haben  wir  nicht  gerne  vomohmmon,  dan  wir  daraus  zu  freund- 
licher vorgleichung  in  roligirjnsaachen  wonig  hofming  nehmen  ki^nnen; 
und  ist  uns  sonderlicli  bedenklich,  das  under  die  hochl)C8chwerlichen 
scctcn,  davon  das  buch  meldet,  die  adiaphoriBterci  auch  gesetzt  wirdt, 
do  doch  solchs  nicht  die  lehr,  sondern  allein  eusserliche  cemmnnien 
belaugt,  und  überdies  niemandts  darzu  gedrungen  oder  genöttiget 
wirt;  ob  auch  wo!  das  buch  In  demsolbon  stuok  kein  person  nennet, 
werden  doch  etzliche  furnehme  lout  in  «nsem  kirohen  und  univarsi- 
totcn,  sonderlich  aber  der  wolvordiente  treflicho  man  Pliilippus  Mo- 
lanchthon  also  beschrieben,  das  jcdcrman  leicht  vormerken  kan,  das 
derselb  artikel  auf  «ie  gomaclit,  und  wei]  on  zweifol  in  S.  L.  land 
niemanda  sein  wirt,  der  die  adiaphora  vortedicht  oder  aufriebt,  so 
hetto  dieselb  oondemnation,  wo  man  zur  einigkeit  lust  trüge,  der 
gewissen  halben  unsers  erachtens  wol  künnen  nacJibleiben;  es  ist 
aber  eben  derselb  artikel  dermassen  hitzig  und  heftig  gemacht,  das 
es  ir  viel  dafür  ansehen,  als  hette  man  das  ganze  buch  fumemblich 
dorhalben  ausgehen  lassen,  das  man  unsere  kirchen  und  schulen  vor- 
dechtig  machen,  sie  des  abfals  von  dem  gotlichen  wort  beschuldigen, 
und  derhalben  vor  der  ganzen  weit  ausruffen  wollen.  Das  sich  dan 
gedachter  unser  vetter  gegen  E.  U.  weiter  ftimehmen  lassen,  das 
imo  nie  in  sein  gedankon  kommen,  uns  übel  zureden  noclt  unser 
land  und  leut  zuheschweren  oder  anzugreifen,  solchs  vormerken  wir 
freundlich;  Ire  Lieb  haben  auch  unscrnthalben  nicht  ursach,  das  sie 
der  ding  eins  thuen  solton;  was  aber  gleichwijll  zum  oftonnal  nicht 
allein  an  uns,  sonder  auch  an  E.  L.  derhalben  gelingt,  das  wissen 
E.  1j.  selbst,  und  do  wir  zum  gezenk  lust  hetten,  und  allerlei  reden 
glauben  geben  wollen,  ao  hetten  wir  uns  vorlcngst  anders  hirinnen 
orzaigeu  müssen;  was  es  aber  glcichwol  für  ein  ansehen  hat,  das 
{^achter  unser  vetter  den  andern  Ohm*  und  fursteu  hst  allen,  dos- 


en,  Xin.    155 


gleichen  auoh  (Ion  obovlemlischen  und  nider  sechsischen  stetton,  die 
auch  gleich  don  franckfurd Ischen  ahschid  bewilliget,  zuschreibt  und 
das  zeuknus  giebt,  das  sie  bei  der  waren  religion  der  AugBpurgischcn 
Confcssinn  hiwtemli glichen  blieben,  und  noch  sein,  und  gegen  uns 
dorgloiohon  nieht  allein  nichts  vormeklet  wirdt,  sonder  auch  nnsere 
kirchen  nnd  schulen  zum  beschwerlichsten  angrilTen  werden,  das 
haben  £.  L.,  als  der  vorstcndigo  ftirst,  leicht  ^.uermesscn.  £&  ist 
uns  aber  (Qot  lob)  an  eolchem  zeuknus  wenig  gelegen,  vormerkon 
auch  zimblicher  mass,  was  mit  solchen  Schriften  an  andcrlcut  gesucht 
mag  werden,  und  wissen  uns  dessen  wol  sieher,  das  wir  in  unspr 
vorigen  und  il/.igcn  regierung  nicht  die  geringste  vorendcrung  in 
religion  Sachen  gemacht  oder  vorstattet;  vielweuigor  haben  wir  durch 
gottes  gnaden  einige  verfelschuug  der  lehr,  oder  etwas  so  der  Angs- 

purgischen  Confession  zuwider,  einreissen  lassen so  haben  sich 

unsere  theologen  der  ding  halben ,  so  sich  bei  nnsers  brudem  soUgen 
regienuig  sollen  zugetragen  haben,  dermasseu  vorandwort,  und  spin 
08  noch  zu  thun  lu-bottig,  das  wir  nicht  ursach  haben,  sie  unubor- 
weist  zuconderanircn ,  finden  auch  gotloh  im  werk  das  sie  von  andern 
Chur  und  fursten,  desgleichen  auch  andern  landen  und  nationen  fiir 
die  nicht  gehalten  werden,  als  man  sie  gerne  in  dem  buch  machen 
wolte 

Sovil  dan  die  susamenkunft  ctzlicher  Chur  und  fursten  unser 
religion  vorwandt  antrifl,  ist  K.  L.  freundliclien  bewust,  das  T0^ 
schienor  zeit  beido  unsere  vettern,  desgleichen  auch  E.  L.  und  die 
andern  erbeinung  Chur  und  fursten  der  heuser  Sachssen,  Branden- 
burg und  Hessen  zur  Naumburg  beisamen  gewest,  und  neben  ™r- 
neuung  der  erbeinung  auch  die  erklenuig  gegeneinander  gothan,  fk«; 
man  bei  unser  cristlichen  religion  der  Aiigspurgischen  Confcsskm 
l>06tcndiglichon  wolto  vorharrcn,  wie  es  dan  auch  in  unser  oliar 
nahmen  der  Key.  Mayt.  also  zugeschrieben  worden;  ob  dan  nun  woll 
unsemthalbcn  gar  kein  neue  ursach  furgcfallen,  dercnhalb  man  sieb 
KUbOBchwcron  oder  dieselb  anzuziehen,  so  liabcn  doch  E.  L.  guttea 
bericht  ....  (ausfRlirliche  Erinnerung  an  die  Voi^änge  zu  Wurms, 
die  Zurück  Weisung  des  frankfurtisnbcn  Reoesses,  den  Vorsuch,  einen 
Gogenrecess  zu  bew^ei-kstelligen,  und  das  Oondcinnationsbuch). 

Do  wir  nuji  in  religion  Sachen  darüber  ferner  zusamen  kom^ 
men,  xinA  kein  andern  vorstandt  haben  selten,  können  wir  nicht 
messen,  zu  was  frucht  dasselb  dienstlich  sein  mochte;  dann  do 
zu  oinigkoit  geneigt,  so  hett  man  je  unser  gemutt  aus  den  itzt 
melton  erklerungen,  daran  andöi-e  Churfujsten  und  stondo  des  iwchs 
besetiget  sein,  genugsam  zu  bcündcn;  soll  man  dan  weitleuftig  abtf-j 
mals  <iiHputiren,  und  auf  den  ausgogangnen  condemnationibus  to 
harren  wollen,  so  wero  woU  zuerachten,  das  daraus  wenig  freundUc 
gemuts  oder  guttcs  willons  erfolgen  koiite;  wan  aber  die  condemn 
tiones  oingestall  wurden,  und  ein  crklenmg  auf  den  franckfurdispheB 
abschiet,  also  das  man  der  Bubstants  desselben  einig  were,  furhe> 
ginge,   wie   dun   uns  ollen,  so  denselben  angcnolimmen,   nicht  «ol 


XIV.    1550 


25 


ohne  vorweiBH  davon  abznstehGn  goburen  will,  ps  wni-do  dan  aus 
grtind  goüicher  schrift  erwiesen,  das  darinnen  etwas  unrechtes  ge- 
sotzt  worden»  bo  konte  akdan  nicht  allein  ein  zusamon  kunft  der 
borren  mit  vorhofTeiitlichen  nutz  geschehen,  eonder  es  were  sieh  auoh 
zuvormutlien,  das  die  liieologen  imdoreinander  desto  eher  eich  vor- 
gleichen mOrliton,  do  doch  ohne  das,  und  wan  die  horren  nicht  selbst 
mitoinandci-  einig,  worauf  sie  beruhen  wollen,  zu  einem  sinodo  wenig 
bofnung  zuhaben.     Das  haben  wir  u.  8.  w. 

I  Original. 


10.  tprll 


XIV. 

Philipp  an  August  von  Sachsen. 

CWill  Johann  Friedlich  luillhcilcn,  dass  der  KurrCirtd  den 
pRllzischen  TTeirathavorschlng  in  weiteres  Bedenken  genommen.) 
^wir  haben  auch  gelesen  den  zetcl,  dar  in  E.  L.  uns  ufT  unser  neben 
scbrift  geantwort,  Lctroffende  die  spaltimg  der  rcliglon,  mit  wciterm, 
11.B.W.  Nuji  sollen  euer  Lieb  gewisslicli  glauben,  das  wir  gar  keinen 
nangol  oder  feil  haben  an  Philippo  Melanihone  oder  andern  E.  L. 
thcologen,  wissen  auch  ilas  sie  recht  lehren,  halten  sie  auch  in 
Sachen  die  adiaphoras  l>ctrofrondo  gar  unschuldig,  dergestalt  das ,  was 
sie  in  cc'remonien  und  andern  dingten  zu  der  zeit  tullerirt,  sie  das 
aiun  guten,  bewegenden,  cbristltohcu  Ursachen  gethun;  haben  auch 
itzo  neulich  aus  des  Philippi  antwort  die  er  E.  L.  geben  hat,  sovit 
befunden,  das  Philippuy  nur  bcstcndiglichen  und  ganz  woll  uff  das 
wcymarlsch  buch  geantwort. 

Sovil  die  Zusammenkunft  der  fui-sten  betrifft,  haben  wir  E.  L. 
antwort  auch  vernommen,  und  haben  warlich  sorge,  das  mit  hien 
und  Widder  Btthriften  die  Sachen  nicht  auszurichten  sein,  sondern 
wir  hilton  darfnr,  so  die  fiirsten  persönlich  zu  häuf  konieu  und  sich 
vertreulich  mit  einander  undorredoten.  wurde«  die  gemuthcr  viel  bass 
zu  häuf  stimmen ;  weleha  dann  gescheen  konte  nach  endung  des  reichs- 
tags  zu  gelegener  zeit. 

Alda  were  auch  zuberathschlagen,  das  ein  gemeiner  eynodus 
von  allen  reUgioua  verwanteu,  die  dem  evangeliü  anlangen,  beruHen, 
und  die  zeit  dareu  genommen,  auch  alle  iheil  geniigsauL  gehört,  ein 
articel  nach  dem  ander  furgenommon,  und  inen  furgehalten  wurde. 
Da  sie  dann  sprechen;  in  dem  articel  seint  wir  eins,  so  hots  seinen 
weg;  wo  nicht,  musto  man  hören  in  was  artioulu  die  spaltuiig  were, 
und  die  vermittelst  gotlicher  verleilmng  zu  einigkeit  pringen,  und 
also  vort,  von  einem  articul  zum  andern. 

Wir  besorgen  aber  warlieh,  wo  der  Chur  unil  funkten  gemuter 
80  weitleuftig  stehen  pleiben,  das  nit  einer  weis,  w;w  er  sich  zum 
andern  zuversehen  und  vertrauen  solte,  es  werde  durch  geschwinde 
practiken  der  widerwertigen  diossen  stenden  was  begegnen,  das  man 
gwolt  das  sie    sich   bass   zuhauf  gehalten;    und  da  nicht   die  wege 


"^eilitgou,  Xl^ 


ftirgenommcn ,  wie  bey  der  ersten  cliristlichcn  kirclion  und  den 
goechccn,  das  man  synodum  halte  uud  sich  mit  ein  vergleiche,  ( 
lins  der  einig  weg  alweg  gewesen  unter  den  chriatea^  die  kirchefl 
in  eiuigkeit  zuorhalten,  wiewol  ea  undor  Zeiten  miflsr^ttoN  mit  elz 
liehen;  der  häuf  aber,  der  des  wahren  christlichen  gtaubens  gewessen, 
ist  nber  dannoHt  liey  der  wnrheit  plini>on),  so  sorgen  wir.  wunn 
moU  eins  ein  generali  concilium,  wie  in  euer  Lieb  zeitting  ste! 
durch  die  beide  konnige  Hiepanien  und  Franckreioh  mit  hilf 
Babstfi  und  anderer  angeridit,  und  dicsse  confessiona  Terwantou  nnl 
inen  selbst  so  uncins,  ißt  zubeeorgen,  sHelorley  Schadens,  trenmwg 
und  ungedieiis  diesser  unsftr  waren  christlichen  ruÜgion,  da  doch 
unser»  verstiitidts,  wann  ein  syuodus,  wie  voi-gomolt  gehalten,  dar 
vleis  darauf  gelegt,  nuch  mit  treuen  gehnndlet  und  des  ausgewiftet 
wurde,  das  man  in  niehrem  artlculn  zu  vergleichnng  unter  uns  sei 
kommen  konte. 

(Folgen  andere  Sachen.) 

Copie. 

XV. 
Den  1"  May  aimo  1650  hat  N.  bericht  gethainn  wie  volgt 

I.  Mai  ■>.  I.  Die  Christen  in  dem  konnigreich  Franokreich  seyen  ander 

dem  kriege  woli  gehalten,  weil  aber  solclior  krieg  uuemehr  rertrageo, 
befurehten  sie  sich  es  werde  über  inen  ausgehen.  Das  dritte  theil 
in  Paris  scy  gut  evangelisch.  Ein  bot  von  Qenefe,  welcher  etliche 
evangelische  buecher  gein  Porys  bracht,  sey  verdampt  worden,  aber 
nicht  getöttet.  Monsuer  de  Viconte  aber  sey  nocti  Parys  geritten 
und  verhoff  ileu  hotten  widdor  loszumachen.  In  Franckreich  werde 
gesagt,  der  Connestabel  soll  dem  Erangelio  nicbt  u1)el  geneigt  seia: 
darzu  der  herr  von  Andeloth,  wie  dann  auch  er  der  von  Andelotfa 
in  seinem  lande  das  Evangelium  predigen  Hesse. 

Des  konnigs  von  Franckreich  ettcste  dochter,  so  fnnfzches  jsr 
alt,  soll  konnig  Philipssen  zu  Ilispanieu  haben.  So  soll,  vcie  das 
geschrey  ginge,  ermelts  konnigs  zu  FnmDkroichs  jüngste  dochter  dem 
prinsen  zu  Hispanien^   konnigk  Philipssen  söhn,   verhourath  werden. 

IKe  konnigin  von  Engelandt  seye  in  den  friedden  mit  de» 
zweien  konnigen  auch  begriffen,  welchs  dann  etliche  wunder  nehne. 
weil  ermelte  konnigin  nicht  ircr  religion,  sondern  djsser  rellg^oniroll 
zngethAD.  Von  ormeltor  konnigin  verheurathung  hoer  man  noch  g«r 
niclits,  doch  wenlo  gesagt,  sie  wolle  keinen  auslendischen,  sondern 
einen  henen  in  irem  kotinigreich  nehmen.  Etliche  sagen,  der  kcmnig 
von  ITispanien  werde  durch  Franckreich  in  Hispanien  zilien.  Dann 
wurde  in  Franckreich  gesagt,  dos  der  Kaysor  mit  dem  Turcken  einen 
austandt    gemacht     Zu  Thull   haben  kaufleut  gesagt,  das  der  Rein- 

graff  soll  leddig  werden Der  marschalk  von  Sanct  Androe 

werde  bey  konnig  Philipssen  sehr  ehrlich  gehalten,  dann  wann  konaig 


Boüogen,  XV.  XVL    1»9. 

Philips  %\\r  moBS  gefeA  miiRsc  allowogo  crmolt-cr  morRclmlk  neben  ime 
dem  konnigo  soin.  Die  capitul.ition  und  articul  des  fndens  werden 
in  kurzem  gcdrnekt  und  meinen  g.  f.  und  Uorn  isugescliiokt  worden. 

Des  canJinala  von  Lottringen  secretarius  und  viel  andere  mehr 
haben  imo  angezeigt,  die  uffnihr  in  der  beider  konnige  landen  der 
rcligion  hailjen  liab  verursacht,  das  sie  sich  haben  müssen  vortragen. 
Faloknnber^  liab  ime  angezeigt,  die  beide  kounige  wollen  den  her- 
zogen von  Sophoien  einsetzen  und  ime  zu  den  guetern  und  den 
achlos.wm,  ■wpicbo  die  von  Ilom  inne  t(i\hen,  widder  verhelfen;  so 
80y  er  auch  sol^hs  mehr  berichtet  worden.  Und  weiter  hab  sich  der 
Babßt  zu  den  beiden  potontatcn  ^'eschlagen,  iiiid  weil  <tie  von  Genefe 
alLe  verjagten  diristen  aus  Franckrcich  (die  sie  uffrurisch  nennen) 
uffgenohmmen,  wolto  jogcn  sie  der  Ursachen  halben,  wie  die  sage 
ginge,  inich  was  furgeiiobmmen  werden,  und  so  das  geacheo,  m^kihts 
woU  weiter  lauten;  dcslialb  vonu('Stlicn,  das  sich  die  fursten  zu  häuf 
hUteo.  Es  werde  auch  in  Francki-eieh  gesagt,  das  die  Schweitzer 
ein  ursach  gewesen  sein  sollen,  das  dem  konnig  zu  Franckrcich  durch 
den  BolwoUer  etlif^ho  flecken  geuohmmcn,  das  sie  die  Schweitzer  woll 
hctten  wehren  konneu ,  derohalb  auch  es  kohmmen  kont  das  sie  nicht 
unangegrilTen  ploibon  wurden. 

Herzog  .lohansa  Wilhohn  zu  Sachssenn  werde  pein  Scheteleann 
ziehen,  und  alda  wohnen,  wclchs  dan  der  konnig  zu  Kninckreich  imo 
eingcllmn. 

'Eä  wDrde  aucli  in  Franckretch  gesagt,  das  der  herzog  von 
Loltringen  mit  hilf  der  beider  konnige  au  Franckrelch  und  üispanien 
understehen  wolle,  ilaa  konniproicli  Pennemarck  einzunehmen,  dann 
ernielter  herzog  zu  solchem  konnigroiuU  ein  nelicr  erbo  sein  wolle, 
als  disser  itziger  konnig  seye. 


XVL 
August  von  Saohson  an  Philipp. 

QuittirtSchreihen  vom  19.  April.*)   Vormerkt  freund-  sf^l.ü.'Jw."i.V'*«.l 
lieh,  dasB  der  liandgraf  der  Vorhoinithnng  des  FriiuIeJn     f>din«KcDiten(. 
Anna  weiter  nachdenken  will.    „Was  dann  ferner  den  liem  Philipiium 

Melanchthnuem   und   andere    unsere  thoologen anlangt,  horea 

wir   gemnn,  das  E.  L.  an   inen   kein  mangol  oder  feil  haben 

hoffen  auch,  es  solle  solche  iro  unschult  in  longer  in  mehr  (sie) 
durch  vorleihimg  des  Älmochtigcn  an  tag  kommen  ....  So  viel  dann 
die  persönliche  zusamenkunft  .  .  .  belangen  thut,  vorstehen  wir  E.  L. 
bedonkon  anders  nicht  dan  wolmeinlich.  Es  were  auch  von  dem 
Almeuhtigen  hoch  zu  bitten  und  zu  wuntzschen,  das  der  fursten  ge- 
muter  wol  zu  häuf  stimmetcn ,  und  einer  wuste,  was  er  sich  zu  dem 


')  Beü.  XIV. 


Belagen,  XVT. 

andom  voTsolion  und  vortrnuen  solte,  dan  ßs  sieh  ni^ch  aller  golegen- 
hait  dofur  ansehen  lest,  als  wolten  noch  inifgerichtem  vortrage  iwi- 
sclicn  den  beiden  potentateu  Hispanien  und  Franckreich  allerlei  pnio- 
ticken  furgenohmen  und  angestelt  werden,  domit  man  die  Doiitzschen 
selbst  ineinander  hetzen  mochte.  Wornn  es  aber  bisher  f^emangelti 
das  auch  noch  boBchenor  zusamenkimft,  die  gloidiwol  otzlich 
ervolget,  die  Spaltungen  und  mistrauen  zwischen  den  Herren  nv 
aufgehört,  das  werden  sich  E.  L.  ahn  sweifel  aus  verlaufenen  gc- 
Bchichtcn  wol  zuorinneni  wissen;  nnd  tmgon  noch  Fürsorge,  wia 
nicht  zuvor  ein  solcher  verstand  der  rcUgion  halben  gemacht,  dss 
man  wisse  worauf  man  ungevohrlich  beruhen  wolle,  sonder  das  einer 
hier,  der  ander  dort  condemniren  und  verdammen  imd  darauf  beruhen 
wil,  es  wenio  wedor  durch  der  herren  noch  durch  der  theolt^en 
zuRamcnkunft  t^twiu;  fnicbtbars  aiiHgoric^ht  werden;  wan  sbcr  ein  sol- 
cher vorstand  gemacht  wurde,  daraus  zu  vornicrlcon,  das  man  nicht 
ehr  urteln  wolte,  es  wehren  dan  ein  ordentlich  kirchen  erkendnui 
fnrhcrgangen,  und  das  oincr  den  andern  leiden  konto,  das  man  auch 
der  substants  in  den  streitigen  artikeln  einig  were,  so  zweifelten  wir 
auch  nicht,   es  solte   ein  persönliche  zusamcnkunft  vi)  guttos  wirken 

Nachdem   dan   zu  diesen  dingen  jtingst  zu  Franckfurdt  . . . 

durch  Stellung  eines  ganz  glimpflichen  abschide-s  ein  guttc  vorberai* 
tung  gemacht  T  viel  fursten  und  der  mohrenteil  der  oborlondischen 
gnifcn  und  stet  ir  auch  donsolbon  ubschiedt  gefallen  lassen,  so  hiclt'^n 
wir  nach  fur  den  bet^iuembsten  wegzusein,  das  (man)  bei  dem  (sinl 
uherigen,  so  eich  darauf  nicht  erclert,  nachmals  als  auf  itztworendcs 
rcichstnge  anhilte,  das  Rio  denselben  auch  annehmen,  oder  dfts  sie 
«ich  zum  wenigsten  erclertcn,  ob  sie  in  der  siibslants  mit  demaelben 
abschid  zufriden  wercn;  dan  sol  man  von  solcbem  abschiodt  so  gar 
fitilschwoigcn,  so  ist  es  nicht  allein  denen  Chur  und  fursten,  in  deren 
nahmen  er  aufgericht,  schimpflich  und  vorkleinlieh,  sonder  es  gebe 
ßovil  anzfiigung,  al»  het  mrn  ctwnn  in  den  haubtpuncten  etvas  nn- 
recUtcs  doriuncn  gesetzt,  welrlis  gloichwoil  nach  bisher  mit  gmiui 
des  gotliclien  worts  nicht  diirgethon  worden.  Wir  seiudt  auch  von 
un.sem  retheu,  so  wir  auf  dem  reiobstago  haben,  bericht  worden, 
das  durch  der  herzogen  von  Fommem  gesante  und  etzUche  andere 
aol(;h  mittpl,  das  mim  auf  den  vorstandt  des  Franckfurdi sehen  al 
schits  zusammen  kommen  solte ,  furgoschlagen  worden.  Do  nun  E. 
hofnung  hotton,  imsenl  vettern  herzog  Hanns  Kriderichen  zu  Sachs 
darzu  auch  zubewegen,  so  mochte  es  villeicht  der  andern  hall 
nicbt  viel  beilenkens  haben,  und  konto  alsdan  ....  vnn  ferner  m- 
samenkunft  der  hem  und  theologen  .  .  .  mit  mehrem  nutz  gehanildt 

werden 

,,Sovtl  die  fridi.'fhandliing  zwischen  den  konigcn  zu  Franckreidi 
und  Hispanien  anlangt,  halten  wir  nuhmer  für  gewiss,  das  der  fri^ 
aufgericht  nnd  beschloBsen  sei,  und  hat  uns  herzog  Hainrich  fiir 
wenig  tagen  ein  schreiben  zugeschigt,  so  konig  Philips  derhalbea  aß 
S.  L.  getlian,  davon  E.  L.  hicmcben  ein  copet  befinden  und  danus 


ZJI.  XVII.    1559. 


ufltor  .indem  sehen  werden,  wie  hoch  angezogen  wirt,  als  hett  man 
die  steniie  des  raichs  darinnen  wol  bedacht.  Wie  uns  aber  die  Bachen 
ansehen,  so  befaren  wir  es  mochte  etwas  ad  partem  des  concilü 
halben  und  siinst  geliandlct  sein,  ilas  den  8ton<hMi  des  miülis  nnd 
sonderlichen  denen  so  unser  cristliolien  religion  vorwuiith,  nicht  so 
■wol  gefallen  oder  bekommen  mc)chte.**  Es  ist  Noth,  das  man  gute 
Kundschaft  halte;  August  bittet  den  Landgrafen,  tlini  die  Nachrichten 
zukommen  zu  lassen,  die  er  durch  seinen  Rath  ans  Frankreich  er- 
halten wttnle.  Im  A'^erlauf  des  Schi-eibeuB  bespricht  der  KurfQrst  die 
veitJächtigeu  M''erbungen.  Dass  Adolf  von  Holstein  die  Truppen  zur 
Unterwerfung  der  Bitmareen  lirauchen  wolle,  glaubt  er  so  wenig  als 
der  Ijandgraf;  auch  dass  rann  so  bald  die  Kr.nigin  von  England  an- 
greifen würde,  ist  ihm  nicht  wahrscheinlich,  weil  sio  sich  zur  Zeit 
noch  nicht  verehelicht  und  noch  keine  sonderliche  Aenderung  in  der 
Religion  gemacht.  Dagegen  erinnert  er  den  Ivandgrafen  an  seine 
Zeitung  vom  24.  Mjlrz;*)  von  glaubwflnligom  (trt  sind  ihm  jetzt  die 
beigelegten  Zeitungen  (fohlen)  zugekommen  ^  daraus  E.  1^.  die  fiir- 
habende  practicen  auf  Dennomai-ck  auch  befinden  werden.  Üb  wir 
nun  wol  nicht  lolchtllch  glauben  können,  das  sich  gedachter  unser 
Schwager  herzog  Adolff  wissentlich  zu  solchen  hendoln  solle  brauchen 
lassen  .  .  .  »n  will  gleii-hwol  gutte  achtiing  daniuf  zugeben  wo!  von- 
notcn  sein,  zuforderst  wan  die  herzogin  von  Lottringeu  die  ding  ii^om 
söhn,  so  der  des  konige  zu  rranckreich  tfichter  hat,  zum  besten  (w^ie 
die  Zeitungen  melden)  fiimehnien  solle ;  dann  sie  wurde  sieh  ohn 
Zweifel  der  neuen  freundschaft  mit  konig  Philipsen  auch  vortroaten. 
Solto  dan  etwan  zum  anfnng  gioii^h  allein  lius  konigreich  Schweden 
wollen  überfallen  werden,  so  were  es  doch  unscrm  sohwagcr  dem 
konig  zu  Dennemork  zuzusehen  nicht  wenig  bedenklich,  sonder^lich) 
weil  der  alte  konig  zu  Schweden  nuhmcr  gestorben,  und  der  itzige 
regirende  konig  des  konigs  zu  Dennemarck  frau  muttor  Schwester 
söhn  isL"  Der  Kurffli-st  littet,  der  Landgiuf  mfigo  den  Dingen  flei- 
Ksig  naoliforschen  miA  namenÜieh  Krietb'ich  Spedt  ansprechen  zu 
lassen,  der  eicherlieh  von  den  Sachen  Wissenschaft  hat 

I  Original. 

^^H^p  Fhilipp  an  August  von  Saohaen. 

Unser  froundtlich  dienst  u.  s.  w.  Wir  haben  euer  Lieb 
schreiben,  des  datum  stehet  nff  der  Stainhaide  im  ampt  Schwar- 
tzenherg  den  2""  May  cntpfungcn,  gelesen  ....  Wie  wir  euer  Lieb 
zuvor  geschrieben,  wissen  wir  gar  keinen  mangel  an  ^ler  lehre  des 
Philippi  und  seiner  mitgesellen;  ca  hatt  uns  auch  enuoltor  Philippua 
zugeschickt,  was  er  Euer  Lieb  auf  das  weimarisch  buch  geantwortet, 


•)  Text  p,  G5  Änm.  0. 


■  I.Mfti 
Cum,'!. 


30 


Beilagen,  XVH.     1550. 


welch»  uns  sehr  voll  gefeit,  und  liaben  herzog  JoUansfrüleriön  m 
Sachssca  u.  s.  w.  sollich  zugefertigt;  darauf  uns  Sein  Lieb  gtschribeu, 
lind  Bich  entschuldigt,  das  S.  L.  durch  das  Ausgängen  buch  den  Phi- 
lippum,  oder  euer  Lieb  in  dem  wenigsten  nicht  angegriffen,  sood 
S.  L.  luibe  Bollichs  uiub  irer  underthauen  willen  gelhan,  ii.  s.  ik-. 

Sovil  die  personliche  Kusumoieukunft  anlangt,  der  forsten,  anc 
der  theologen  neben  den  fuisten,  oder  wann  die  fursten  zusammefl 
gewesen  woren,  darnach  der  theologen  Zusammenkunft,  a.s.v.,  wel- 
ches unter  demo  eins  ist,  lassen  wir  ims  woll  gefallen,  achtens  auch 
vor  gut;  dann  wie  Euer  lieb  schreiben,  so  ist  hocliüchen  zubesorgen, 
dos  die  vertragene  potentaten  mochten  dio  Teutschcn  in  einander 
hetzen  und  danmt-h,  so  Hie  woll  gciiuiUnt,  den  iiborU^ngen  theü  gar 
tunbstüsgea ;  dunimb  gefiele  unä  ganz  woll ,  das  zu  gelegener  icit, 
wann  Euer  f^ieb  gefellig,  die  Churfursten,  fursten  und  andere,  tL  s.v- 
die  dem  evangclio  anhangen,  zu  hanf  kernen;  wie  vir  uns  daonaudt 
der  Pommcrlschen  meynuug  nit  ubcl  gefallen  Hessen,  das  man  off 
den  verstandt  des  Franekfurüsuhen  absohiedta  zusammenkümo;  welche 
nnn  dcnaelbigcn  nbschiedt  luinemeu,  het*.  es  seiiien  weg;  da  aber 
etliche  dar  in  ciurcdde  haben  wolten,  das  die  gnungsam  geboret;  wo 
dann  etwas  dar  innen  bessoning  oder  weiter  erJeuterung  bedurfte, 
das  soUichs  nicht  abgeschlagen  wm-do. 

Da  nun  Ewer  Lieb  iro  soUiche  meynung  gefallen  liesse,  vohsD 
wirs  boy  herzog  Johansfriderich  uff  einen  soUichen  weg  auch  suchoii, 
und  soll  an  tinsor  pcrson  zukommen  kein  mangel  ersclieinen.  Wir 
wollen  auch  unaem  retheii  gein  Augspurg  schreiben,  das  wir  woll 
leiden  mugen,  das  sie  neben  Euer  Lieb  reihen  imd  andern  bcy  deo 
Htenden  unserer  religion  Tcr^ant  wollen  anhalten,  das  sie  denFnuick- 
furtiachcn  absehiedt  aucli  liewilügcn  wollen  und  welche  dar  in  mangel 
hetteo,  sollichs  zuhören,  und  uß'  wugo  zugedenkun,  wie  man  sich 
mit  ain  cliristlichen  und  freundlichen  vergleichen  niuge.** 

Der  Friede  zwischen  Frankreich  und  Spanien  sei  ganz  gewist. 
wie  hauptsüchlich  zu  ersehen  ans  den  Schreiben  Philipps  von  SponioD 
au  die  Herzoge  Ernst  und  Heinrich  von  Üraunschweig,  und  aus  dea- 
jonigen,  die  Heinrich  der  Zweite,  der  CunnelaUe,  Guiso  und  ilff 
Cardinal  von  Lothringen  an  ilin,  den  Landgrafen  gerichtet;  „und 
zweivcin  nicht,  (wie woll  wirs  nicht  vor  warheit  wissen)  das  soUicbe 
beide  potentaten  allerley  der  rdigion  halben  miteinander  gebandlet 
haben  werden,  souderlicli  was  ire  lande  betroffen  mochte,  anch  des 
c«nciliumH  halben,  welche  practicen  itzo  woll  so  baldt  nicht  angeh«i 
werden,  alwr  doch  in  kurzen  jarcn  nit  stecken  ploibon;  desstüdben 
auch  die  hooh.stc  notlurft  crvordorto,  das  die  so  sich  evangelisch 
nennen,  einig  weren,  und  so  es  bey  Gntt  mugtichcn,  vor  eiDCH 
mann  stunden,  und  wann  ein  concüium  furgenonunen ,  nit  an  vielefi 
heufen  daher  trolleten. 

Es  bewrigt  uns  auch  nicht  wenig,  das  der  obrist  Curt  tüb 
FaJckenbcrg,  welcher  aus  uuserin  lande  geboren,  und  ein  frommö' 
redtlicher  ehrlicher  mensch  vom  adel,  der  auch  einen   freien  sutntt 


Beilagen,  XVU,    1550. 

zum  konnig  zu  Franckreich  halt,  und  die  französische  sprach  woU 
veratehet,  uns  \tey  dem  doctor,  so  wir  in  Franckreich  gehabt,  ent- 
bottcn  und  anKogcn  lassen  undcr  andern  worteu,  das  vonnoüien,  das 
sich  die  furäteu  y.u  häuf  hilten,  wie  dann  euer  Lieb  aus  dem  berielil, 
den  uns  unser  doctor  zu  seiner  wülderkunft  getlian,  und  wir  euer 
Lieb  zugeschick,  ferner  vernoinmeii  halten,  und  zwpivoln  nicht,  er, 
Kalckenborg,  werde  um*  soUiche  wort  nicht  uinbsonst  zuontbotien 
haben.  Das  ende  aber  disaes  reichstags  wirdet  ussweisen,  was  in 
Sachen  dor  religion  sich  zuvcrrauten  scie." 

(Längere  Ausfilhning  über  die  Werbungen  Herzog  Adolfs  von 
Holstein,  die  Nachrichten  welche  darüber  umlaufen,  u.  s.  w,    Alsdiinn:) 

„Wir  zweivelö  aber  selbst,  und  macht  uns  allerley  gedancken, 
■was  herzog  Adolf  von  Holstein  mit  dem  krigsfolk  vomemen  wolle, 
dnnn  wir  schwerlich  glauben  können,  das  aUein  umb  der  Ditmarschen 
willen  sollich  krigsfolk  versamblet  seie;  ob  es  riellicht  ein  practiet 
were  von  der  witfrauen  von  Lotringen  und  den  beiden  grossen  hern, 
dem  konnige  zu  ITispanien,  auch  Franckreich,  das  rillicht  an  deme 
nichts  werc,  das  herzog^  AdollT  zu  Holstein  lie.rzog  HeinrichK  dochter 
haben  solt,  und  er,  lierzog  AdoliV,  das  treulein  von  Lottringeu,  weichs 
des  alten  verstorbenen  konig  Christiems  tochter  tochter,  nemen  wurde, 
und  also  den  krieg  crstlichen  jegen  Scliweden  vornemcn;  und  so  das 
gewonnen,  machte  sich  Deimomai-k  desto  mehr  zubosorgon  haben. 
Diss  scindt  allein  unser  geduuken,  wissens  aber  nicht  gewiss;  doch 
verursacht  uns  zu  denen  gednnkcn  soUichs,  das  der  doctor  welchen 
wir  in  Franckreich  gehabt,  in  seinem  bericht  uns  angezeigt,  das  in 
Franckreich  gesagt  werde,  dns  der  herzog  von  Lotringen  mit  hilf 
l»eider  konnigo  zu  Frauckreich  und  Hispanieu  understeheu  wolle,  das 
konuigrjch  iJennemurck  eiiizunemon,  u.  b.  w.,  wie  wir  E.  J-..  zuvor 
auch  zugeschickt.  Darumb  werc  nicht  «ngutt,  das  der  konnig  zu 
Denneraarck  dannost  seiner  sacho  wahr  nehme,  und  die  nicht  ver- 
achtete. Solt  auch  die  practiet  angehen  (da  got  vor  seie)  das  die 
konigrcich  Schweden  und  Dennomarck  in  andere  hende  kernen,  so 
were  es  ein  richtiger  weg  jegen  die,  welche  der  Augspurgi sehen 
Confession  sein ;  dann  da  die  l>Rido  konnigreich  Schweden  und  Denno- 
marck verändert,  und  ein  concilium  vorgenommen,  gingen  den  Aiigs- 
purgischen  Confesaions  verwanteu  zu  beJstandt  und  troät,  es  wero 
im  concilio,  oder  da  mit  der  thadt  gegen  die  Augspurgischen  Con- 
fesaions verwanten  gehandlet  woltc  werden,  soUiche  beide  konnigreich 
ab;  wann  dann  uff  der  andern  selten  nach  den  Schweitzer  landt  die- 
selblgen  ort  die  evangelisch  seind  im  schein  widder  zurecuperiren 
ein.  tbeil  des  herzogthumbs  von  Sophey ,  das  die  Bernner  inne  haben, 
auch  gedompft,  wurde  da  abennall  den  religions  verwanten  nicht  ge- 
ringer naohteil  entstehen,  und  der  pnppistischen  parthoy  (sovil  deren 
iinruig  sein)  desto  mehr  ursach  gegeben  und  muts  gemacht,  wann 
die  beide  konnigreich  abgezogen,  und  die  evangelische  ort  der  Eidt- 
genossen  gcdempft,  und  tmdcrdrugt,  desto  ehir  an  die  Augspurgi- 
ochen  Confessions  verwanten  zusetzen;  dann  sie  durften  sich  nit  be- 


32 


Beilageu,  XVIJ.  XVIH.     155 


KI.  Mal 


sorgen,  daa  inen  der  Sontlt  zugesuhlossen,  zu  wehren  die  prophiandt 
in  die  Nidderlandl ;  oder  das  die  beide  konnigo,  du  der  roligion  balbeo 
die  Aii^spurgi sehen  Confcssiong  verwnntcn  bokrigt  wurden,  jegea  die 
Niddcrlande  zu  ^hielTc  zu  widdcr  liundleton;  darzn  sich  nicht  be- 
fürchten, das  die  Kidtgenosscn  in  <ler  vidderwcrtlgcn  landtgreiueD 
einfielen. 

Disse  unsere  gedankon  haben  wir  E.  1^  deme  weiter  nochsu- 
trac'hteii  iiiizcij^m,  und  ufT  K.  L.  Kctireibeu  Ir  r.u  antwort  nicht  ver> 
halten  wolleu,  ii.  s.  w. 

Copie. 

xvm. 

Burckhart  von  Kram  und  Beinhart  Scheffer  im 
Landgraf  Philipp. 

Eum  Fürstlichen  Gnaden  gehen  wir  undertheuig- 
kennen,  das  wir  uns  bey  herzog  ChristoHen  zu  Wir 
Kuer  F.  0.  iMsvckih  nnch  befnigt  haben,  ob  nuch  die  graven  nni! 
atette,  desgleichen  die  Sdiweitzer,  wann  ein  zusiimenkxinft  der  Augs- 
purgisoben  ConfeBsioQ  vorwandten  stende  nach  endung  diosos  reich»- 
tags  angestelt  wttrde,  dtirzu  erfordert  werden,  auch  die  stende  ira 
tfaeologos  dahin  mit  sich  pringen  selten,  u.  s.  w.;  darauf  sein  F.  G. 
uns  diese  autwort  gegeben :  Kein  F.  G.  konten  noeh  zur  zeit  nichl 
vor  i-athsam  erachten,  daa  die  graven  und  atedte,  desgleichen  auch 
die  Schweitzer,  erstes  anfangs  zu  der  zusanieukunft  erfordert  werdea 
eolten,  dan  es  wehren  undcr  den  theulogiä  dieses  theila  in  ndeo 
articuln  der  religion  allcrley  Uneinigkeiten  und  widderwertige  mey- 
nungt^n,  wie  dritm  soriderlioli  ('aluinus  jetzo  von  der  praodestinatioa 
und  dem  articid  der  drey faltigkeit  seltzame  und  unerhört©  opinionu 
haben  eolte,  desshaUien  auch  sein  F.  0.  in  ihren  landen  genug  sn- 
wehren  liette,  damit  diese  unerhörte  lehre  des  Caluinl  nicht  weitor 
cinreisse. 

Zudem  betten  auch  herzog  Johansfridcrich  zu  Sac'hsson,  luarj- 
graff  lianss  zn  Bnindenbiu-gk ,  Meckelnbnrgk ,  Pomem  und  aadm' 
mehr  stende  den  Franckhfnrtischen  abschiedt  noch  nicht  angcnohmen. 
und  wcre  zubesorgen,  das  sich  dicselhigen  auch  von  den  anden 
Chur  und  fiu^ten,  die  solchen  abschiedt  underschriebon  hal>en,  etx- 
lieber  massen  absondern  und  trennen  mochteu.  Und  über  das  fflerelen 
der  stedte  viel  selti'-ame  regiment,  das  nff  sie  nicht  hoch  zubauen 
wcrOj  wie  dann  fast  das  mehrertlieil  der  stedt  im  articol  von  der 
begei-ten  freystelUmg  von  den  Chur  und  fiirsten  dieses  theils  ibio- 
Bondem  sich  underatüenden,  darvon  liierunden  weiter  meldung  be- 
schehen  ßoll.  Und  aus  diesen  und  andern  mehr  lu^ichnn  trucgen 
sein  F.  Qr.  die  Vorsorge,  das  aus  einer  solchen  algemeinen  zusamco- 
Ininft  allöriey  eonfusion  und  viel  mehr  zemittung  unil  zwispaldt  dann 
einigkcit  crvolgen  mOcht,  welchs  dannost  diesem  theil  in  viel 
schedlich  und  nachteilig  sein  würde. 


Beilngon,  XVUI.  XIX.    1650. 

Dnriimb  Jicdechten,  ßcin  V.G.,  das  znm  eingang  solches  werks 
in  jetz  wehrendem  reichstage  von  den  stenden  der  Angspurgisehon 
Confesaion  und  der  abwesE'nden  gesandten  berathschlagt  werden  solle, 
vrie  lind  weichennassen  die  forsten  und  stende  so  den  Franckhfur- 
tisc-hen  abschiedt  noch  nicht  liewüligt,  dahin  xupnngcn  weren ,  das 
sy  Bolchen  abschieilt  auch  annehmen  und  du8  daruach,  nach  cndung 
dises  reichstags  allein  die  Churfjirsten  und  fureten  in  der  perwjn 
Kusamen  kernen,  und  dio  jenigon,  so  gemelton  franckf urlischen  ab- 
bchiedt  angenohmoa  betten ,  mit  den  andern  fuegllch  handelten,  das 
sy  densolbigcn  auch  annehmen ,  damit  also  in  dem  erstlich  ein  etnig- 
keit  sein  möcht;  und  vors  ander,  weil  nnder  den  theolngen  von 
vielen  articuln  der  religion  underschiedliche  mexTiiingon  wcrcn,  und 
nicht  durchaus  ein  einhellige  meynung  gelehrt  und  gepredigt,  wie 
dann  sonderlich  der  haubt  articul  von  der  justification  schier  tiff  fünf 
oder  sechserlei  weis  gepredigt  würde,  das  die  Churfurston  und  fursten 
sich  zuvorderst  ufT  solcher  zusumenkunft  einer  einhelligen  clirisilicheu 
Ordnungen  von  allen  odor  ye  den  fümembsten  «rticiiin  der  religion 
miteiunnder  verglichen,  damit  also  die  predicanten  im  zaiun  gehalten, 
nnd  allontlialbon  oinlrecJiüglich  geli'hrt  und  gejjredigl  wenlcn  möcht: 
und  weil  die  thoologi  bisweilen  auch  einander  gebesBigk,  keiner  dem 
andern  weichen,  und  immer  einer  gelerter  sein  wolte  dan  der  ander, 
so  Bolti}  es  ratKsam  sein,  das  zu  vergleichung  einer  solchen  Ordnung 
oicltt  viel,  soLdem  wenig  ihcologi,  welche  die  besten  und  schied- 
lich»ten  weren,  gebraucht  würden. 

Wann  solchs  beschehen,  und  diese  vergleichung  erstlich  under 
den  Churfursten  und  ftirstcn  getroffen  were,  aledann  konte  man  femer 
mit  den  graven,   stedten,   auch   den  Schweitzern  und   aiideni  aiialcn- 
dischen    fflcgüch    und    nach    gclcgenheit   handlcn,    das    sie    auch    zu 
m     diesem  theil  gebracht  werden  niGchtcn. 
I  Und  diess  ist  herzog  ChristofTB   bedenken,  darauf  K.  F.  G.  uns 

F      wol  worden  zu  bevclhen   wlRSon,  was  wir  uns  gehalten  Kollen. 


ÜriginaL 


xrx. 

Philipp  an  Burkliart  v.  Kram  und  Reinhart  Schefler. 

Uetho    nnd   lieben   gclreuen ,    wir   halicn    euer  schreiben       22.  Mal 
underm  dato  Äugspurg  den  11.  May  cntpfangen.  r»-«'!. 

Was  nun  den  ersten  puncten  die  zusammen  kimft  der  reU-  ' 
gions  verwanten  belangt,  haben  wir  herzog  ChristxifTs  zu  Wurtton- 
I)erg3  Vfodcnkon  gelesen:  das  aber  wir  dasscibige  allontbnlbcn  appro- 
bircn  sollen,  wissen  wir  nicht,  obs  so  gar  gut:  dann  wann  die  dingR 
dermassen  vorgenommen,  wirdts  viel  muhe  und  arbeit  haben,  und 
ob  woll  wir  die  den  Franekfmlischen  abschiedt  bewilligt,  zu  huuf 
kommen,  uns  einer  meynung  voi^inigen,  und  den  andern  vorhalten 
wollen,  wirdts  darfur  angesehen,  als   wollen  wir  den  andern  allen 

3 


34 


BeilagcD,  XIX-  XX.    155D. 


einen  wegk   weisen  in  Sachen  der  rcligion,  dem   sie    glauben 
volgen   musteu,   daii   Avir  kennen    Ire   kupfe   wolJ;    haben   dcshall 
äui^e,  es  werde  hey  den  andern  nicht  angenommen,  dann  oliue  zwei 
vel  sie  auch  gebort  wollen  sein,  und  mochte  freunütiich©  vertranliühe 
reddc   und  widderredde    ehlr  ein   cinigkeit   niiioheii,    als   wann  i 
Torgeachribeu  diss  und  das  zuglauben  und  zethun. 

Das  auch  wir  die  fnrsten  ohne  beisein  trefllicher  Üieol 
RoUichc  dinge  stellen  sollen,  wissen  wir  warlich  nicht,  ob  es 
also  gozimen,  und  auch  in  primativa  eccleaia  aläo  herkommen  seie: 
doch  wollen  wir  nicht  darwider  sein,  wenn  dem  Churfm-sten  lue 
Sachssen  u.  a.  w,  und  den  andern  gefallen  wirdet ,  dos  die  zusammea 
kunft  dermasseu  wie    herzog  ChrislofTs  bedenken   mitpiingt,  beseliee. 

Das  der  Caluinua  von  der  predige  der  praedestiuation  und  dem 
articul  der  dreyfaltigkeit  seltzamo  und  unerhörte  opiniones  haben 
solte,  begeren  wir  zuwisseu,  was  doch  soUicho  opisions  eeiu. 


I 


l9 


3ovU  aber  die  legation  in  J^'rauckreicb  angebet,  ge&Lilen 
die  zwecn  Fürsten  nicht  übel;  es  ist  aber  vonnothen,  daa  ir 
Christoff  saget,  das  Franc;kroich  nicht  vom  köpf  gestosson,  und 
ursach  gegeben  werde,  das  er  mm  Ilabst  und  andern  schlage,  uml 
sieh  gegen  die  Tcutucho  Kation  der  religion  halben  und  sonst  be> 
wegen  lasse,  und  es  uns  nicht  gehe,  wie  vor  etlichen  jaren,  di 
Khinckreich  vor  ein  veindt  des  reichs  erclert  wardt,  auch  das  reich 
jegon  iranübroich  hillT  tliet,  und  darnach  im  Ingolstadischen  sage 
denen  der  dank  gegeben  warth,  die  solchs  triben. 

Original. 


Augikst  von  Sachsen  an  Philipp. 

22.  >iai  Quittirt  Schreiben  d.  d.  Cassel  d.  G.  Hai  und  zwei  andere 

TUwor-n.  Cassel  d.  15  Mai.  Aus  seinem  Schreiben  vom  2.  Mai  wird  der 
Landgraf  entnommen  haben,  das«  er  für  ganz  nothwendig  halte, 
die  protestantischen  Stände  „bei  diesen  geschwinden  leuften  und 
stehenden  practiken **  sich  freundlich  zusammenhielten  und  gegen" 
seitig  recht  verstünden.  „Solchs  wurde  auch  nicht  allein  uosnc 
selbst  kirchen  und  gemeinen  erbauen,  sondern  dem  bebstischen  kegos- 
teil  destomer  abbmchlich  und  nachteilig  sein,  do  eio  itzund  dopdi 
Unsere  zwispalt  eine  ursacli  nemen,  ire  geschwinde  practicken.  die 
sie  zuvor  underlassen  müssen,  wiedenimb  ins  wergk  zurichten.'* 
Woran  es  gemangelt,  dass  bisher  keiae  Verständigung  erzielt  worf«. 
wisse  der  Landgraf  selbst.  (Folgen  iilinliche  Ausffllirungen  wie  iai 
Schreiben  vom  13.  April,  s.  oben  Beil.  XIIT.)  „Do  es  nun  vieleicU 
die  meinnng  haben  solte,  das  man  nach  ausgesprengten  buche  ofrl 
erkeltem  gomuot  an  den  unsem  etwas  linder  und  zu  einer  frounl' 
lichsn  christlichen  vorgleichnus  geneigter  sein   soltCi  so  wisseu  wir 


Beüigea,  XX.    1550. 


den  Philippiim  und  anJoro  unsere  theologen  des  chriaüichen  gemiiets, 
das  sie  umb  gemeiner  wolfart  willen  aolchs  auch  Torgeasen  mochten, 
wann  sio  alioin  zu  unzeitigen  condemnationibus  und  rovocation  derer 
ding,  80  sie  nicht  gethan,  noch  räch  deren  schuldigk  wissen,  auch 
oben  uf  die  formb  des  gestelten  biichs  zureden  nicht  gcflningon 
wurden,  sondern  bei  der  reinen  unvorfelschton  lehre  bleiben  mögen, 
wie  die  (golt  lob;  eidder  dem  licht  des  angehenden  evaiigelii  in  der 
univeraitet  Wittembergk,  anch  in  andern  B.  L.,  unsem  und  anderer 
unE«?rGr  religion  vorwanten  Chnr  und  fursten  landen  und  fursten- 
tbumben  gebrauclit,  und  noch  durch  vorlcihung  des  allmechtigen  in 
schwang  gehet,  auch  kurzlich  im  FranckfordiBchcn  abschiedt  in  den 
artikeln  wiederholet  ist 

Wir  müssen  uns  aber  befaren,  daß  allein  kegen  diesem  weron- 
dcii  reichslag  etwas  gemacher  gethan  wirdt,  doniit  man  uns  in  dein 
artickel  der  freistellung  und  andern  Sachen  anhengig  behalte,  und 
die  Änsammenkunft  der  ChiirfiirBtcn  und  stondc  unserer  religion  allein 
derhalben  so  weitlouftigk  will  angostelt  werden,  das  man  ctwan  vor- 
hoft  durch  den  zufatl  etzlicher  sechsischcD  stcdte  predicauten  den 
Franckfordischen  abschiedt  umbzustossen,  oder  ie  sonsten  die  tuwem 
zu  condemniren;  derhall:K»n  wissen  wir  in  den  beiabschiedt,  domit 
man  itzo  auf  dein  roi(;hÄt;igri  umbgnhet,  und  die  stcnrie  der  Augs- 
purgischcn  Confession  zu  einer  zuliaufkunft  vorbinden  will ,  anderer 
ges^lt  nicht  dan  uf  den  vorstand  zubewilligen,  das  der  Franckfor- 
dische  abschiedt  bei  kreften,  und  andere  vordammung  oder  condem- 
nationes  nachbleiben  sollen;  wie  dann  E.  U  aus  beiliegender  abschrift 
des  vorzeic;hn«s.  so  der  iiomraerische  gesandte  gemacht,  sein  mci- 
nimg  dahin  gerichtet  auuh  betindeu  werden;  das  ist  aber  uns  nicht 
zugegen,  do  jemand  ein  erklerung  solchs  abschiedts  begeren  wurde, 
das  man  dieselbige  höre,  und  mit  giictom  gründe  hinwieder  berichte, 
wie  man  sich  dann  auch  in  solchem  abschiedt  darzu  erbotten;  und 
weil  wir  befinden,  das  E.  L.  ihr  diese  meinung  auch  gefallen  lassen, 
so  worden  sie  derselben  rethen  auf  dem  reichstag  wol  zubevelen 
viasen,  das  sie  sich  in  Stellung  des  beiabsehiedts  dieser  erklerung 
gemess  erzeigen.  Wir  haben  auch  albereit  unsem  rethen  befliel  ge- 
than, das  sie  neben  pfaltzgraff  Wnlfgang,  dem  herzogen  zu  Wirtem- 
berg,  und  E.  L.  rethen  bei  den  andern  unser  religion  vorwanten  sollen 
anhalten,  das  sie  den  Franckfordischen  abschiedt  auch  bewilligen, 
und  ist  unsers  erachteiis  viel  besser,  das  man  der  Jpute  gemuet  zeit- 
lich mochte  vomemen ,  dann  das  man  heniach  in  der  Zusammenkunft 
ein  unfreuntligkeit  vormerken,  und  der  gestalt  voneinander  «iehen 
solle;  weil  auch  hoczogk  CiiristofT  von  Wirtembergk  die  malstedt  kegen 
Naumburgk  an  der  Sala  zukimftiger  zuhaufkuufl  selbst  bestimbt,  so 
rweifoln  wir  niclit,  E.  L.  werde  üu-  dieselb  auch  gefallen  lassen. 

Das  die  frieileshandluug  zwischen  den  beiden  konigen  Hispanien 
und  Franckreich  geschlossen  und  pubUciret  sei,  hat  bei  uns  numcr 
auch  kein  Zweifel;  es  wirdt  auch  dieselb  durch  so  nahe  heiraten 
dermassen  bokrcftigct,   das  es  sich  ansehen  lest,  als  solle  der  friede 

3* 


I 


36 


BcÜAgea.  XX.    IS 


ehalten  1 
od  n^^ 

ich  ^1 

1    lilM 
ich  e^ 


swischen  ihnen  ein  guctc  zeit  bestcndigk  bl(<iit>en.   GleichtKol  behalten 
sie    nocli  von    beiden    teilen  viel   f^ictcr   Icut  vun   obersten   und 
meistern  in  ihrem  vorspruch,  welchü  gewisalieh  nicht  one  ursach 
sohicht     Das  sie   auch    der  rcligiou  halben,    so  in  ireu  konigreii 
und  landen  einreist,   allerlei    gross  bewegnns   müssen  gehabt 
das  gibt  der  dritte  artickel  ihrer  capitniaÜon,  dorinnen   sie  sich 
biet43u,    möglichen  fleiss  und  emst  anzuwenden,  domit  ein  eonciliuni 
gehalten  und  ausgeschrieben  werde,  melden  auch  von  einem  gleich- 
fornügen  eifer  zu    gemeiner   Christenheit  wolfart;  es  sollen  auch  die 
bebjitiHchen   auf  itzigeui   reichstagk   zu  Augspurg   darob    nicitt  wenJ^ 
muligk  sein^   und   im  Chur  und  fiu-sten  rath   uT   ein  concilium   aiiclt 
heftig  dringen,    wclchs    ihr   one   zweifei    ilie    kay.  Mayt,    sonderhcli 
(weil   der   friedtstanilt   mit  dem  Turcken  numcr   Uutbarj  auch    wirt 
gefallen  lasäen,   dann   ob  wul   ihre  kay.  Ma^yt   anfangs  dieses  rei' 
tags  sich  des   itügeu  Babsts  furucmen  gegen  ihre  kay.  Mayt.  et 
heltigk  beschwert,  so  lassen  es  doclt  ihre  Mayt.  itzuud  fast  erst 
und  mochte  vielleicht  zwischen  ilirer  Mayt  und  dem  Ba[>st  durch 
obgemolte  beide  kouige  allerlei  handlung  vorgeuonuuen  werden. 

Nun  were  wol   der  wegk  des  concilii    das   rechte   mittel^ 
zu  aufhebung    des  zwispalts   in   der   rcligion  dienstliclien    sein 
wo  man   einige  hoOfnung  darzu  haben  koudte,  das  es  gottscligk 
christlich   vmd    unparteiisch   mochte    vorgenommen  werden,    und  da& 
man    dorinnen    das  wort  Gottes  ....  richtcr   sein    Hesse.     Es   haben 
aber  die    vurigeu    vursamlungoii    ....  wol   an   tag   geben,   was   nun 
sich  zu   den   leiilen  für  eines   fnichtbaren  couoilii  zugcfroston;   der- 
halben  zu  erhaltung   unserer  christlichen  religion  wol  vonnoten,  du 
auf  der  grossen  hciren  praclicken  mit  dem  ßapst  guete  achtung  geben 
wurde,  und   solto  naeli   aller  itzigen  gel^enheit  wol   das  beste  sein, 
das   man   es   im  i-eich   teutäclier  uation    in  religions  saehcn   bei  deoi 
aufgcrichten  reiigions frieden  bleiben  liesse,  bis  der  allmeubtige  etwan 
seine   gnado   verleihe^  das  die   gemuetter  beiderseits  gegeneioander 
etwas  milter  wurden. 

Sotten   wir  aber  auch   unsere  teils  in  ein   concilium  wUligen 
.  . .  (folgen  Ausfiilirungen  filier  die  Bedingungen,  welche    die  Prote- 
stanten  in    diesem   Fall    stellen    müssen).     Ob  aber  sT'Ichs   alles  bei 
dem  bebslischeu  teil  werde  zuerhalteu  sein ,  imd  wie  die  unsern  deftj 
halben  mochten  versichei-t  werden,  das  iät  bei  uns  ein  grosser  xvei^H 
fcL     Tragen    auch  Vorsorge,   das  unter  dem  schein  des  concilü  eifl^ 
treffliche    vorfolgung    unser   religion   nicht  nachbleiben   wurde.    Der 
allmechtige  Qott  wolte  uns  und  unserc  nuehkommon  bei  seinem  allein 
ftoligmachenden  wnrto  gneiiigliclien  erhalten. 

Der  Kurfürst  Imt  einen  Bnncht  vom  König  von  Dänemark ,  dw 
Inhalt*:    Herzog  Adolf  von  Holstein  hat    das  Eriegsvolk  an    der  See* 
koste  zuerst   f(li-  König  Philipp  vun  Spanien   geworben;   da   nun  dff 
Friede  geschlossen  worden,    und   er  sieh    der  Werbung   halben  pch 
vorher  in  allerlei  Unkosten  gcstfirxt,  aiu-li  das  Volk   srj  sclmcü  an 
ohne  Schimpf  luid  Schaden  tronnen  konnte,  so  hat  er  sich  entschlosses. 


BoilagoD,  XX.  XXt.    t659. 


87 


mit  domselben  den  langwierigen  Un^horsam  der  Bitmarsen  gegen 
tlio  Herzoge  von  Holstein  zu  züchtigen,  und  dem  EQnig  Ton  Däne- 
mark, der  bis  dahin  nicht  in  dem  Plan  gewesen,  angezeigt:  er  habe 
dies  vor:  der  König  mi^go  sich  an  dem  Kriogszug  mit  ßeld  \i.  r.  w. 
betheiligon  oder  gewärtig  sein,  das  er,  Herzog  Adulf,  das  Land  der 
Ditmai-seu  nach  der  Eroberung  fOr  sich  allein  behalte;  vorauf  dann 
der  K'mig  sich  mit  den  Herzogen  Adolf  und  Hans  von  Holstein 
des  Zuges  gegen  Ihre  allerseits  Ungehorsamen,  die  Ditmarsen,  ver- 
glichen hat 

Original. 

XXT.') 

Artiokel  der  capitulation  zwischen  dem  Bapst  und  koys.  Mal. 

keyserlicher  croonung  halber,  hin  und  wieder  uborschickt 

anno  u.  a.  w.  1669.  ^) 

CenditioncB  a  papa  proposilae. 

Kerdinandiis  bab  das  erzbisthumb  zn  Prag  gdiiz  abgehn  kisscn 
und  In  seynem  nutzen  verwandt,  an  welchem  dem  stuel  zu  Kom 
eyn  grosser  abbmch  geschon,  restituat  ergo  episcoiiatum. 

Er  habe  die  besten  pfruendcu  und  boneficia  den  Piccarton  zu- 
gelassen, restituat  ergo. 

Er  habe  fast  alle  cloestcr  in  seinen  erblandea  versetzt,  ver- 
pfenddt,   darauf  entlehnet,  aiienirt:  darvimb  sol  er  sie  ledig  machen. 

Er  habe  die  ornamenta  und  kicinoth  der  kirohen  genommen 
und  ad  prophanos  usus  verwendt;  restituantur. 

Er  gflduldo  koenig  Maximilian  welcher  ganz  luterisch  sey,  und 
welcher  thoil  und  gemein  habe,  auch  coUudiro  mit  den  lutorisehen 
fursten. 

Er')  hab  eynen  luterischen  hoff  predicanten  der 
grofisen  schaden  thue  mit  seyner  lehr. 

Er")  hab  eyn  luterische  bibliothecam. 

Er*)  verthedige,  handthnbe,  schütze  und  schirme  die  lutUeri- 
Bc^hen;  derowegi?n  sol  Ferdinandua  koenig  Maximilian  exhaeredirn, 
oder  ihnen  zum  Bapst  jcgen  Rohm  schicken,  ubi  coram  cius  sancii- 
täte  fusis  lachryinis  publicam  faciat  pucnitentlam  iuxta  praescrip- 
tum  papae. 

Seynon  koenig  Maximilians  hotT  predicanten  Hausemm  soll  er 
dem  ordioario  uberanthworten,  und  des  Papst  detormination  gewarteu. 


■)  Die  beiden  gG8|n?rrt  j^eilruckten  Öätze  felilen  bei  Goldast,  dig  in 
Carsivsobrift  gesetzten  Passus  und  Worte  iu  der  i\x  AVien  Terwabrton  latoi- 
nieohen  Fossuog.    Vgl.  uiiteu  i;)  und  dcu  Aulianj^  über  geCälsohto  Nadiriditen. 

•*)  Aufschrift  auf  dem  liüulien  des  Schriftstücks. 

'^)  V.  h.  König  Moximilinu.  Im  AViocor  Exomplar:  Fovete  illum  con- 
cdonaiorem  Lntheraoum  ....  liabcro  illuin  bibliothecam,  Lutheranani,  dofen- 
dere,  taeri  attpie  patrocioari  Lnthoranis. 


88 


Beilacen,  XXL    15Gd. 


Kr  habe  eyu  universitet  zu  Wien,  uff  welcher  wstäBcTr>~ 
fessores  lutherisch  seyn,  als  ]UiisGhleniB,  Fabricios,  eiieiautur  ergo. 

Und  Bol  hinfüro  keyne  profesaorea  annehmen,  dau  welche 
die  jesuitae  approblren. 

Alles  vas  die  eplscopi  aus  befelch  ilu'er  heiligkeidt  ordinircn 
und  filrnohincn,  daran  sol  er  (sie)  nit  allein  nit  verhindern,  sende 
nuoh  mit  dem  brachio  eaeculari  behnlfltch  iiml  fimlerlich  seyn. 

Er  sol  die  imiulsltionem   die   ihre  heiligkeidt   selbst  vorordnen 
wollen,  im  ganzen  reich,  sonderlich   aber  in  scynen  orhlondon 
richten,  und  nach  dereelbigen  die  ccciesias  reformlreo. 

Er  nocli  keyu  weltliclie  fersten  sollen  kcyn  jus  conferen 
beueficia  oder  patronatus  haben,  sondern  allein  die  episcopi  solle 
dos  macht  haben. 

Er  Bol  alle  buchtruckorcyon  destruiren  und  abthuen  ohn  alleig 
die  welche  seyne  heiligkeidt  verordnen  werden. 

Er  sol  sich  understehn  alle  luterische  fursten  und  stendo  on 
weder  mit  guete  oder  mit  gcwaldt  und  scherpfe*')  zu  dem  gehör 
des  roemisohen  stuela  zupringen. 

Er  soll  allen  foederibus,  so  er  mit  den  lutheriselion  forsten 
gehabt,  resignieren  und  abkhunden. 

Ik'  Koil  »ich  imdfnUhfn  da*  J^flippw  mit  der  eran  f)nmekr*id 
vortragen  loerdc. 

Er  soll  vöi-thin  kein  reichstag  kein  conuentum  kein  eollo-initi 
ausschreiben  noch  verkundigen  ohno  sein  vorwissen  und  bewilligun 

Auch  soU  er  in  derselbiegen  nichts  proponieren  delinieren  noch 
ooncludiercn^ohue  sein  bewilligungo  und  upprobation. 

Alles  was  zu  Fnuickfurth  in  necbst  gehaltenem  reichstagk 
gehandelt  woi*den  ime  zuschreiben:  gleicher  gestaldt  soll  er  inen  be- 
richten, was  ufl*  dem  reichstagk  zu  Augsburgk  gehandelt  worden. 

Er  soll   auch   per  juramenium  verhoissfiu    ollos  das  jcnige  lu- 
halten,    was   ime   Babstliche   lieiligkeit   ulTerlegeu    werde,    »o  «r^ 
coronitren  wurde, 

Responsio  Imperatoris  ad  conditioncs  papales. 

Er  erkenne  das  es  recht  und  billich  sey  das  man  die 
lionem  efrctionrm  und  conörmfltioncm  Imperatoris  allein  bey  dem  Bab 
erlange,  und  begehre  derlialben  auch  solUchcs  von  iror  heiligkdt  n-* 
endtpfahen. 

Er  erkenn  auch  das  kein  ketzerischer  fürst  macht  halw  oiocn 
rmperotorem  zuorwelilcn. 

Er  erkenn   auch   das  kein  ketser   könne  oder  möge  Imperatd 
sein,    derwcg-en  er  alle    ketzereyen    geflohen,    dieselben   vordamiDCl 
wolle  derwogen  ein  gehoi-samer  sehn  der  mmiscieu  kircheu  a^ni 
bleiben. 


■*)  Bei  Goldast:  echei-pfe  des  Sehwonlts;  vormulhlicli  der  ursprüni^MH 
Toxt  der  UoboTBotüang.  l>a.s  latoinisobä  Exemplar  schreibt  nur:  maasuetadni 
aut  vi. 


BeiUgeD,  XXL    1559.  ^^^         89 

Das  er  aber  die  oloction  von  ilcn  lulherischon  Churfitrsten  aa- 
gonuhincii,  ImLc  er  nicJit  vor  sein  wölbst  eigne  pereon  gothnn,  auch 
nicht  uiub  seins  nutzen  willen ,  aonder  allein  von  wegen  dor  wolfarth 
der  romischen  kirchen. 

Dan  er  per  juramentum  afl^mürcn  könne  und  moge>  das  or 
aollichs  allein  dorumb  getbain,  ut  [»ossit  castigare  haereticos  principcs. 

Auch  habe  er  nicht  sullen  noch  wollen  diese  otxsaaionem  uegü- 
gicm,  diewoil  imo  seine  veindt  das  schwort  selber  in  die  hundt 
gegeben;  dan  wo  er  solche  election  nicht  angenohmen,  möchten  sie 
einen  lutherischen  pnncipem  darzu  orwelilet  haben,  dardurch  sie  lircch 
und  stolz  worden,  und  wehren  auch  dardurch  noch  mohr  gosterkt 
worden.") 

Item  so  ein  lutherischer  fürst  solt  elegirt  worden  sein,  weron 
viel  roichsstende')  wiederumb  von  der  römischen  kirchen  abge- 
fahlon,  und  betten  sich  an  dto  lutherischen  gchonkt. 

Babstliche  hey.  haben  sich  aus  den  historiis  zuerinnern  das 
kein  goschlecht  nihmmennehr  ob  den  300  jalircn  von  Rudolpho  an 
der  römischen  kirchen  mohr  genutzt,  dieselbige  mehr  erhalten  und 
beschirmbt  dan  das  haus  Osterich,  darumb  er  die  dignitatem  im- 
perialem nicht  habe  wollen  lassen  in  ein  ander  geschiccht  kommen, 
vollo  derwegen  dem  exewpel  seiner  vorfarn  nach  auch  nichts  suchen, 
dan  die  wolfarth  des  romischen  stuels. 

Ob  sichs  begeben  wurde,  das  er  uff  cinicbem  reiclistage  aus 
nothzwQDgk  oder  trank  etwas  concludiem  wurde,  oder  den  lutheri- 
schen fiu'sten  zugeben  und  vorheissen,  so  woilo  er  doch  solches 
nicht  thueii  in  praejudlcium  Ecclesiae^  sondern  allein  darumb,  das 
er  fanorem  principum  erhalte. 

Ob  er  schon  den  hitlierisohen  fursten  etwas  wurde  verheiascn 
und  nachgeben,  wolle  er  wohl  darfur  sein,  das  solchs  nicht  geschehe, 
und  nit  in  das  werk  kohme,  sondern  verhindert  werde.") 

Wiö  sich  dniin  sein  heiligkeit  dessen  zuerinnorn  haben,  das 
er  auf  keinem  rciuhatage  nie  nichts  furgenohmen,  das  der  romischen 
kirchen  zu  nachteil  reichen  mochte;  das  wolle  er  auch  vorthin  thuen. 

Alles  was  jeraalils  gehandelt  worden,  hab  er  ircr  hoy.  ange- 
zeigt, das  wolle  er  fnrthin  auch  fleissig  und  treulich  thuen. 

Jiahnilkhe  ht'y.  hahen  tick  icol  tuerinnem  was  grottm  ntdt  er  bftf 
der  rovuMchen  kirchen  gf»ch/tfft  anno  40.  dann  er  allein  der  «tiftt^  und 
rathgther  doA  Caralua  den  Irig  wiedfrr  die  ItUJieritchen  fnraten  furgenohtnoH}'^ 


")  Das  lateinische  Exemplar:  qua  el&ctioDo  aadacioree  et  [loteotiores 
oßtcereiitur. 

^}  Im  latoinischcn  Exemplar:  civitatcs  iniperii;  boiGoldast:  Hcichaatiitt. 

*)  Hier  codot  das  SulinftHtück  bei  Ouldast, 

*•)  Das  latetiiiRcho  F/xempIar  scIiroiU:  i{uoiiiadmodQin  sasctitas  sua 
meminit  ....  Omiüa  quao  ia  convontibus  imporii  acta  sunt,  bo  saao  sanoti- 
tati  indicaftso;  id  so  porro  ctiam  fideUter  factunim,  und  ffehrt  dann  gleich 
fort:  QucmI  intorim  instituerit  ipse.  Die  Aendenin^  der  Construction  scheint 
SU  vorrathea,  dant)  auch  clor  lateinische  Text  ursprünglich  einoD  dem  oben 
durch  Corsivscbrift  horvorgehoboncD  entspreobendeu  Batz  bosass. 


40  ^^^  BoiUgen,  XXI.    1559. 

Item  das  er  das  Interim  angericbt: 

Item  das  er  dos  conciliiim  zu  Tricnt  aussclirciben  li 

Die  bischoffe  habe   er  nit  allein   nicht  vorbindert    in    irem  for- 
nehmen,  sonder   inpii   in  allewege  funlerücU   bohulfUch  und  rad 
darzu  gewesen;  das  wollo  er  auch  fnrthin  floissig  thucn. 

BabKtliche  hcy.  haben  sioh  -wol  zuerinnern,  wie  er  aus  i 
rath  und  befeloh  Canisium  in  Puloniam  et  Bavariain  geschickt,  damit 
or  beide  fiirsLen  adhortirtj  das  sie  bey  der  römischen  ktrcfaen  hleibea 
und  verharren, 

BabetUcho  hey.  werde  oUn  zweivel  von  dem  bischoff  von  Salft- 
burg  tmd  andern  bischoffen  verstanden  haben  nut  was  grossem  emrt 
und  eifer  or  die  Inthoriscbeu  gestrafft,  vertrieben,  verjagt,  landts  re^ 
wiessen,  u.  s.  w.  und  so  er  von  dem  reichslaire  hoimkohme,  wolle 
or  noch  ernstlicher  mit   inen  handien,  damit  sie  ausgereutet  werden. 

Bepstliche  heiligkeidt  sei  nicht  zweifeln  an  der  erwaohsuag 
und  zunehmung  der  ronmischen  kirchen.  dan  Ganisius,  Staphiluä  uul 
andere  mehr  prossen  nutz  mit  ihren  Schriften  schalTen. 

So  sey  den  teutzschen  fursten  nit  sehr  hoch  oder  viel  an  d« 
religion  gelegen  >  gehe  ihnen  auch  nicht  sehr  zu  hcrzon,  seyn  de^ 
selbigen  rauede  imd  verdniessig  wonlen:  sie  seyn  iinfynig  in  der 
religion;  etzlichc  zweifeln  daran,  etzUehe  fallen  gar  davon  »b,  und 
wenden  sich  wieder  zu  der  roemischcn  kirchen. 

Ob  er  wol  eizliche  bona  eeclesiaBtica  angegrieffen  hab  er  docli 
dieselbe  nicht  ad  prophanos  usus,  se<l  ad  pioa  usus  cnnferirt,  nemb- 
lich  er  hab  etzUohe  neue  pfrnnto  und  hencficia  gestiefflct. 

Er  hab  etzUche  mess  und  andere  gottes  dinst  gestilTtct. 

£r  erhalte  etzlich  hundert  Jesuiter. 

Er  hab  eyn  bau   fuor  ihTre   zu  Tnsbmck,   den  ehr   nur  Ttal 
zu  guet  furgonommen,  der  werde  ihnsn  ab  zwo  thonuen  go)des  kosten. 

Auch  hab  er  vom  Bapst  Clemens  eyn  indultum  erlangt,  die 
bona  eccle&iastiai  anzuprcifeu. 

iMi  fr  Jfn  ieutzsehfn  Chitr  und  furrtm  eerheüsen  Jtab  dm  passtnh 
aclten  Vfrtray  iiüiaiUn,  item  das  er  den  /ulhtrüchen  fwftfft  die  Ukik  gh 
liehen,  non  praettito  jttram*nto  religion» ,  dtts  hab  er  aus  noth  thun  miiettr*, 
damit  aie  nit  gleich  im  anfang  s>>\/ner  regirttntf  die  praetichan  merlUm  wd 
toieder  ihnen  erbieiiert  icurdfn;  d<irumh  wolle  Itapttliche  heii.  üi  dito» 
fahl  mit  iJnnf  diiipen/iiren. 

Das  Maximilian  knnig  zn  Behem  so  ganz  lathenach,  hab  v 
m>  gar  e^Ti  gross  misfnllens  darab,  das  er  umb  deswillen  ihnen  (wie- 
irol  er  von  Behemen  zum  koenig  erwehlet)  nicht  lassen  zu  Behea 
r^eren,  woolle  auch  ihuie  zeit  seynes  lebens  keyno  regienmg  g*- 
siatten  noch  zulassen.  TTnd  nb  er  schon  mit  todt  solte  abgehn.  » 
woello  er  doch  fursohung  thuon,  damit  Jlaximilianus  ihmo  nicht  suc- 
cediro  im  Imperio,  sondern  eyn  ander  catholist-her  farst,  denen  ihi* 
heiligkeidt  wo!  kenne. 

Kr  hab  so  gar  koyn  gefallen  keyn  lust  noch  villen  tu  ifa 
lutherischen  fursten,  das  ob  er  wol  etzlichc  gewachsene  frealein 


mb-   , 
.liiP 


BeUaKeo,  XXI.  XXU.    1559.  41 

(löchterlein  hnbo.  wolle  er  sie  doch  ihr  lehon  U»ng  ehr  im  Iwliccn 
t^tandt  erhjütcu,  ilau  das  sie  lutherischen  Fürsten  vermelilet  werden 
aolten, 

IjcUh'oh  so  wU  er  alle  das  jenigo  das  ihmc  Bacpstlichc  hcyl. 
auferlegen  und  bojihelen  werden,  per  jiiramcntum  vesto  und  steif 
lialten  und  nachkommen,  auch  liis  an  seyn  endo,  und  in  den  iodt 
boy  der  roenuBcben  kiixjheu  bleiben  und  veihurren. 


Gopie. 


sxn. 

Philipp  an  August  von  Sachsen. 


Vergangenen  Sonnalwnd  ist  Johann  Friedrich  bei  ihm  zu  i:.  j«»! 
Cassel  in  B^leitung  des  iTalzgrafen  Ludwig,  seines  Schwagers,  <■«»■• 
erechienen  und  hat  ihm  berichtet:  wie  sein  Oesandtor  auf  dem 
Peiohslag,  Elorhürt  von  der  Thann,  durch  Erkundigung  bei  den  drei 
g'eist!i<rhen  Kurfürston  erfahren,  seien  dieselben  "tt'illons  zur  A.  C. 
fllKTzutreleii,  wenn  die  evangolijfrhen  Stünde  sii'Ji  verjjdichteten  sie 
bei  iluci-  Üiguität  und  der  Kur  zu  schützen;  der  Herzog  hat  Um 
gebeten,  dies  dem  KurfOrsten  von  Sachsen  mitzutheilen,  der  es  an 
Joachim  von  Brandenbnrg  «nd  Andere  gelangen  lassen  mflgo,  und 
sich  erboten,  uuf  Bogehren  der  Andoni  mit  den  geistlichen  Kur- 
fÖTBten  zu  unterhandeln.  „Wann  nun  das  also  gewis,  hüten  wir  es 
nicht  vor  ein  geringes."  Johann  l''ric<lrich  hat  forner  mitgelhoilt: 
die  BiBchöfe  hielten  auf  dem  Keichstag  nächtliche  Versammlungen, 
von  denen  die  drei  geistlichen  Kurfflrsten  ausgeschlossen  wOrtien. 
Ferner:  von  melir  als  einem  Ort,  besonders  aber  aus  Nürnberg,  höre 
er,  dass  K'"nig  Philipp  ihn  und  den  LanJgrafen  überziehen  wolle. 
Der  liandgrnf  glaubt  dies  nicht,  weil  Philipp  ohnedies  genug  zu 
schaffen  liabe.  FIndUch:  von  Nflrnherg  ans  seien  mehrere  Wagen 
Goldes  nach  den  Niederlanden  gesandt  worden.  Der  I^andgraf  meint, 
wenn  dem  (woran  er  zweifelt)  wirklich  so  sei,  werde  das  Geld  zur 
Bezahlung  rfickständlgen  Soldos  bestimmt  sein. 

„Ferner  hat  uns  S.  L.  berichtet,  das  viel  us  der  schule  «u 
Wurttenhergk  (seil.  Wittenberg)  den  IlUrioum  und  andere  schinelich 
nngrieCfon,  und  gebetten,  das  wir  (bei)  E.  L.  befimtern  und  daran 
sein  wolten,  das  eollichs  abgeschafft  wurde,  inmasson  dan  S.  L.  bei 
den  Iren  auch  verfliegen  wolle,  das  dasselbige  von  den  iren  nach* 
ploiben  solte. 

Wir  haben  bey  S.  L.  auch  sovil  befunden,  das  S.  L.  mit  E.  U 
gern  in  freundtlichem  vertrauen  wore,  wie  dann  S.  L.  auch  gesagt,' 
das  der  beste  wegk  were,  das  die  Cliurfursten  und  fursten  in  freundt- 
lichem vertrauen  mit  ein  sluuilen;  dann  das  ein  missTerstandt  ein- 
gefallen, were  nicht  gntt,  sondern  nachteilig. 

Uniler  dissem  ist  uns  E.  L.  sehreiben,  das  geben  ist  Dresden 
den  0'^'^  Junli,  zukommen;  also  haben  wir  mit  vleis  bei  hei'zog 
Johanfifrlederichen  angehalten,  das  8.  L.  in  den  Franckfurttischen  ab- 


43 


BöOageD,  XXI J.    1550. 


Rchiodt  auch  bewilligen  wolle,  und  deBhalt>en  viel  dispiiHrena 
S,  L.  geliajit,  und  gefragt,  was  boeses  S.  U  dar  in  berunde, 
3.  L.  äolHchon  Franckfiirttischen  abschiodt,  sonderlich  aber  die  dar 
in  verleibten  vier  artinnl  von  Worten  zu  Worten,  bu  deme  de«  zettel 
deren  Churfurstrn,  fursten,  graven  und  atcdte,  welche  sollichen  ab- 
schiedt  (dar  in  S.  L.  eichwief;erher  mitbesrrietTen)  angenoraen,  goleeeo; 
hat  S.  L.  nicht  widdersprechen  können,  dns  etwas  dar  innen  so  boesn 
seie,  allein  hat  S.  Ij.  darbei  angezeigt,  das  nicht  gnngsam,  und  us- 
truglich  die  secten,  als  die  Osiandristen,  und  sacramentirer^  dar  innen 
orclert  und  angezeigt  Darnf  wir  S.  L.  geantwortet,  weil  im  Franck- 
furttischen  absclüodt  gnngsam  gesetzt,  wie  in  der  Au^purgiacheo 
Confession  stehet,  so  were  es  nit  vonnothen,  darüber  weiter  m  d*- 
clariren,  und  aIsbo  hin  und  widder  sovil  und  lange  allerlei  mit  S  L. 
geredt;  aber  wir  haben  boy  S.  L.  nichts  woiters  erhalten  mugen, 
dann  das  3.  L.  gesagt,  das  sie  noch  zur  zeit  den  Fraukfurttia(;hen 
abschiedt  nicht  annemen  könne,  es  wercn  dann  soUicbe  dinge  ge- 
endert,  wie  S.  L.  die  in  iror  antwort,  als  S.  Tj.  ersiir-ht,  in  den  Frank- 
furttischen abscliiedt  zuliewilligen,  angezeigt  und  %-enneldet.  Uf  welclis 
wir  gesagt,  das  uns  die  trennung  gar  übel  gefalle,  dann  S.  L.  sehen 
wurde,  wann  die  pappisttsdien  soUiche  tronnnng  vennirken,  das  sie 
am  clcincaten  häufen  setzen  und  damaoh  des  andern  auch  nicht  ver- 
schonen wiinlün,  darzu  S.  I^.  vermeldet,  wie  doch  die  drei  geistlichen 
Churfiirsteu  zu  uns  tretteu  konneu,  wann  sie  die  uneynijrkeit,  und 
das  wir  uns  selbst  mit  ain  nicht  vergleichen  mugen,  sehen;  darmit 
wir  S.  L.  dann  hart  bewegt,  und  darnf  S.  L.  gesagt,  das  kein  besser 
wegk  zcfinden,  dann  das  die  Chiirfursten  und  fursten  der  Augspur- 
gischen  Confession  zu  }i:tnf  kernen;  die  konteu  sich  am  ersten  mit 
ain  vergleichen;  haben  also  wie  obengeraelt  mit  S.  L.  allerlei  geredt, 
und  persuasionibns  gebrauchet,  aber  S.  L.  haben  von  irem  vomem^n, 
wie  angezeigt,  nicht  abstehen  wollen;  hotton  aber  gemeint  E.  L.  ein 
bessers  als  disses  sei i schreiben.  Doch  hoflbn  wir,  wann  der  itii^ 
pfaltzgi-ave  Friederich  Chiirfurst  sollichen  franckfurtti sehen  abschiedi 
endtlichen  aiinimpt*"),  das  S.  h.  mit  lierzof*  .lohansfriedorichcn  alsdann 
redden,  und  S.  L.  darzu  bewegen  konto,  in  densolbigen  auch  zu« 
willigen,  wie  wir  dan  in  einem  zettel  an  pfalzgrafe  Friederichen 
Chiu-furston  geschnoben  wie  E.  L.  hirneben  zusehen;  glanben,  wann 
herzog  Johaiisfriederich  widder  gedachten  Frankfurttischen  absclüodt 
sich  80  weit  nicht  eingelassen,  das  eji  nunmehr  nicht  besohee. 

Es  hat  hontüg  Julians  Friederich  zu  uns  auch  gesagt,  wenn  er 
bei  PhiUppD  Melanthoni  were,  wolt  S.  h.  sich  woU  mit  ime  ver- 
gleichen; wann  aber  Philippus  widder  von  ime  kerne,  mechten  »nen 
andere  leutbo  irre. 

Das  haben  wir  E.  L.  anzeigen  wollen,  und  bitten  freundtticboi 
E.  L.  wollen  disses  alles  in  vertrauen  bei  sich  ploibon  lassen. 

Copie. 


i 


•)  ?  Vgl.  die  Paroiithese  weiter  oben. 


Beiliigeo,  Will.    1550. 


43 


xxm, 

August  an  Hans  Uni^ad. 

Quittirt  ein  Sclireibeu  aiiH  Urach,  von  tlirttea  „dia  mo-  ^,|.  otcinMuhr) 
nats  novembris".  Beklagt  sich darütier ,  daas,  wie  Ungnadrael-  i'iv-J«'n. 
det,  ihm  hin  und  wiodor  üiisemessen  wird  „dna  wir  dio  Zusammenkunft 
der  Churfursten  und  stendo,  der  Angspurgi schon  Confession  vorwandt, 
Torhindcm,  und  dardiirch  nicht  die  wenigste  ursach  sein  solten,  das 
die  ei^rlichea  vor^'irruugen  und  Bpaltungea  . . ,  bishero  nicht  vor- 
kommen wurden,  sampt  weiterem  anhang,  was  wir  und  unsere  retho 
uns  iinsor  vettern,  iJcr  hcraogen  zu  Sachsen  halben,  sollen  haben 
vornehmen  lassen.  Wir  betten  uns  nueh  zu  euch  gnciiiglioh  vor- 
sehen, ihr  wurdet  unsere  unscliuldt  luerinne  .  .  .  also  liaben  dar- 
getbau,  das  es  ferners  anlangen  kegen  uns  nicht  bedorft  bette,  in 
erwegung,  das  ilir  nicht  allein  unser  gemuth,  und  das  wir  .  .  .  nicht 
weniger  als  andere  .  .  .  die  sich  des  violleicht  hocli  annehmen,  bey 
der  einmal»  erkanten  wnilieü  der  christlichen  religiou,  wie  dio  in 
der  AugBpurgischeu  Coufession  vorfast  .  .  .  zuverharren  bedacht,  von 
uns  selbst  mehi-mals  vorstanden,  sondern  auch  imsoror  kirchen  und 
schulen  lehro  und  wesen,  auch  sonderlich  iles  gutto  Wissenschaft 
habt,  das  bey  unser  rcgirung  die  zwispalturige  zwischen  den  thoo- 
logen  nicht  entstanden ,  das  wir  auch  dieäelbe,  soviel  an  uns  gewest^ 
nicht  Tormehron,  sondern  vielmehr  stillen  haben  helfen:  das  sich 
auch  die  unsern  joder  zeit  orbultun,  dasjenige,  so  ihnen  auferleget 
wirdt,  auf  einer  unparteiischen  vorsamlung  zuvorantworten,  und  do- 
solbst  furzukommeu;  zu  deme,  das  ihr  aus  dem  uberschickten  buch, 
welches  ihr  selbst  vor  eine  schmee  schrifb  haltet,  leicht  zuersehen, 
wer  solche  unnihe  .  .  .  verursacht.  Wir  müssen  aber  der  ding  umb 
soviel  desto  weniger  achten,  weil  ihr  selbst  sulireibt,  das  ihr  die- 
selben aus  einem  geschrei  und  reden  des  gemeinen  liaufens  habet, 
dan  uns  wislich,  das  dieselben  leute  wol  im  anfang  zu  alle  dem, 
80  guttem  fridlichem  vesen  zuwider,  und  zu  entponmgo  dinstlichen, 
ganz  geneigt,  und  sonderlich  mit  einem  pfafTon  krig,  wie  man  zu 
sagen  pflegt,  schwanger  gehen,  und  doch  hemacher  wan  es  xu  dem 
rechten  trclTcn  kompt,  und  verfolgunge  angehet,  die  ersten  sein,  so 
davon  abweichen,  das  also  diejenigen  am  übelsten  angofurdt  werden, 
die  sich  durch  sie  verhetzen  lassen,  oder  auf  ihr  bedenken  und  gut- 
achten  etwas  rurnohmcn,  wie  dann  solches  die  erfarunge  zum  ofter- 
mal  auch  bei  unsern  zpiten  klerlich  genug  ausgewnist."  Tier  Kur- 
ffirst  erinnert  daran,  dass  auf  dem  letzten  Rrtchstag,  obwohl  man 
die  Freistellung  nicht  durchgesetzt,  der  HoÜgionsfriede  von  beiden 
Parteien  bekräftigt  worden,  und  sonderlich  der  Kaiser  sich  gnädigst 
zur  Handhabung  desselben  erboten,  „welches  dan  menschlicher  Ver- 
nunft nach  zu  rechnen  auch  nicht  eine  geringe  fordeninge  und  Sicherung 
unserer  religion  der  Äugspurgisohen  Confossion  ist,  welche  für  diaer 
zeit  auch  bey  grosser  kiiegeerustunge  und  bundtnussen  so  gutt  und 
ausfurlicb  nicht  hat  mögen  erhalten  werden,  wie  das  aus  den  vorigen 


44 


Bellagon,  XXXU.    1550. 


reichs  abäclüodcn  zucrseben.     Das  wir  aber  nicht  jedermaa  tu  u: 
christlichen  roligion  bewegon  können,  müssen  wir  dem  almeobti 
bevohlcn,    dan  uns  auch  aus  gnindt  gottlicher  schrift  unverbo: 
das  die  erhaltung  gottliches  worts  nicht  in  monschlidier  craft  eXe. 
sondern  das  es  eine  goade  des  atmechtigen  ist,  der  ihme  durch 
wordt  eine  ewige  kirche  samlct,  und  dieselbe  alhier  aus  sonderlic 
Ursachen  dem  crouz  unterwirft;  das  es  auch  in   der  chnst**nheil 
mals  in  religion  Sachen  besser  gestanden,  dun  wan  man  nicht  dtmik 
menschliche  Weisheit  und  bundtDus  und  andere  der  Vernunft  gemefis 
wischlege  dieselbe  zu  erweitern  forgehabt,  sonder  ein  jeder  bey  seinem 
Stande  itnd  bcruff  blieben,  und  mit  ernst  befördert,  das  Gottes  wordl 
l)Oy  Meinen  unterthaneii  min  nnd  mi vnrffdstjht  moditH  goU^ret  werden 
imd  das  ubritre  mit  einfeltigem  herzen  dem  lieben  golt  bevoblen  ,  .  - 
und  ihnen  angeniffen,  welches  wir  auch  ulso  mit  gottlicher  vorleihung 
zu  thun  entschlossen.     Domit  ihr  aber  glcichwol  zu  beSnden,  das  es 
an  uns  nicht  gemangelt  habe,  mit  den  andern  Churfursten  und  sten 
der  Augspurgiscbeii   Coufessiou   zusammenzukommen,    do   wir  all 
betten  gewiss  sein  mögen,  das   der  zu  Kranckfnrdt  am  Mcien  dui 
soviel    Chur   und    furston    aulgerichtcr   abschiodt   .  .  .   festigücb 
sein  gehiUten  worden**  .  .  so  Überschiukt   er  ihm  Acten«   aus  denoo 
zu  ersehen,   wie  er   zur  Zeit  des  vorigen  Reichstages   eelne  Häüw 
instruirt    hat,   und    dass  Prahgraf  "VS'olfgang  damals   ganz    einig  mit 
ihm  gewesen.     Seine  Käthe   haben  berichtet,  dass  der  l^nndgraf  und 
Hentog  Christoph  auch    gleicher  Meinung   «aren.     „So   ist   auch  die 
besuchuD<;  des  ta<;:es  zu  Fulda  keiner  andern  gestaldt  von  weilandi 
ptaltzgrafT  Ottheinrichen  .  .  .  wegen    bey   uns    gesucht   worden,  dan 
das  solcher  franckfordische  abschiedt  doselhst  veiter  solle  becreftigei 
werden.    Do  auch  solchem  nochmals  nicht  solte  nachgesetzt ,  sondern 
derselbe  von  deswegen,  das  einer  oder  mehr  fursten  (dariu 
man  vielleicht  eine  sonderliche  affoction  hat,)  darein  nicht 
willigen   wellen,  zuruttot   werden,   so   wüsten  wir   nicht, 
man  sich  auf  künftige  abschiede,  verstendtnus  oder  bundtnus  xuv 
lassen  haben  mochte,  dan  man  schworlichen  die  ding  also  rergli 
wurde,  das  es  jederman  gefiele.     Weil  sicli  dan  aucli   unser 
herzog  Johanfifrideriirdi  zu  Sachsson   auf  dem   nehren  reichstnp  kcf^ 
dem    pfalizgmven    und    Chuifureten   ausdrücklich   ercleret,    das  &L 
auf  ihren  angezogenen  condemnationen  verharren,  und  solchen  &anck- 
furtischen  abschieilt  nicht  bewilligen  noch  dorhR.lben  zusamraenkoDiD< 
weiten,  wie  ihr  ans  beygolcgtor  abschrift  xubefinden,   liabt  ihr  la< 
zuerachton,  was  sich  für  eintrechtigkoit  aus  einer  solchen  iiL«animeii- 
kunft  zuvermuhten.     Wir  wissen  uns  aber  gar  nicht  zueriunem,  (Ufi 
■wir  derhnlbcn  von  ihrer  Libdcn  die  ding  sollen  gcredt  haben, 
euer  scbreiben  meldet,  trauen  auch  unscrn  rotlicn  nicht  zu,  das  solcl 
von  ihnen  geschehen,  dan  wir  uns  auch  wol  andere  wamungou,  so 
uns  einkommon  nicht  bewegen  htsseu;  haben  auch  insonderheit  nicht 
gestatten  wellen,   das  ihemandoa  in  unserin  lande  wieder  wik-h  buch 
etwas  in  druck  geben  solte,  und  wissen  nicht  anders"  ....  als  dkss 


Boüagoi,  zxm.  XXIV.  1559. 


I 


er  mit  seinen  Votier  in  ganz  froundlichem  Yerbältniss  steht  etaa 
„Solches  alles  vermelden  wir  euch  derhalben  gnediger  meinunge, 
domit  ihr  iineer  gomuth  wissen,  und  euch  nicht  so  leicht  mochtet 
bewegen  lassen,  alle  ding,  so  uns  durch  unsere  missgnnstige  mochten 
auferlegt  werden,  zugloubcn,  auch  Ue&to  mehr  ursach  moelitct  halben, 
uns  do  ilir  es  von  nolen  acbtct  zuvorantworten,  '.lau  unser  gemuth 
ist,  wie  hieroben  gemeldet,  bcy  der  einsmals  erkanteu  warheit  durch 
gütteä  verleihnnge  bestendighehen  zuvorharren ,  und  gleichwol  uns 
auch  nicht  ein  jeden  windt  oder  ander  ieuto  ufTection  in  dem  be- 
wegen zu  lassen,  dardurch  eine  entliehe  zunittungo  im  heiligen  roic4i 
...  und  volgendts  auch,  wau  es  gleich  zum  besten  geriete,  eine 
zwispaldt  under  den  ptenden  der  Augspurgischen  Confession  selbst 
ervolgen  mochte;  das  sich  aber  die  theologen  untereinander  oin^mals 
frenndtlichen  unterredten  und  vorglichen,  das  konten  wir  gar  woi 
leiden;  so  wollen  wir  auch  in  zeitlichen  Rachen,  soviel  au  uns,  zu 
Unruhe  niemandes  iirsiich  gclicn;  dn  wir  nun  darlxiy  bleiben  können, 
80  nehmen  wir  ca  für  eine  souderUoho  galic  und  gnado  gottes  ahn; 
wolle  sich  aber  darüber  zu  uns  ihmandes  nottigen,  so  stellen  wir 
in  keinen  zweivel,  der  almechtige  werde  uns  dokogen  auch  die  gnade 
Torleihen,  das  wir  uns  desselben  mit  gutten  gewissen  mögen  auf- 
halten, und  «ie  bey  andern  der  aiifang,  also  auch  das  ende  licy 
uns  stehen.*' 

Copie. 

XX  rv,*) 

Ungevorliohe  artioul  dio  zuverbossorung  oder  gar  abthuung  des 

herzogen  von  Wurttenborgs  und  Pi^ltzgrave  WollTgaugs 

gefallen  gestellt  sein. 

Der  Churfnrst  zue  Sachssen  vnir^e  ohne  zweivel  woU  «.  *.  et  1. 
veroommen  halten,  was  für  z\visp»Mt  zwischen  den  theologen,  welche 
die  ÄugBpurgifiche  Confession  bekennen,  wcre,  wie  auch  so  unfreunt- 
licho  Schriften  von  beidcutheiln  aussgingcn;  welchs  sich  die  jenigen, 
au  unserer  religion  ztiwidder,  zum  höchsten  erfreucten,  und  wo  unser 
herre  gott  nicht  gnado  gebe,  das  dio  dinge  verkommen,  und  die 
theologen  zun  einigkeit  pracht,  das  zuhesorgcn  sein  wcnle,  das  viel 
guthentigcr  louLlie  von  diesser  religion  abfallen,  aucli  ein  occasion 
sein,  das  diessen  stenden  kunftiglich  viel  unmhe,  krieg  und  blut- 
vergiesson  ervolgon  mochte. 

Sein  Lieb  wurde  auch  ohne  zweivel  voniommen  liaben,  wie 
geschwinde  in  lUspanien,  Franckreich  und  Nidderluudt  mit  denen 
gehandlet,  die  der  Augspurgischen  Confession  und  imsers  glaubens 
weren,  auch  von  vjplpn  orten  geKchriclicn  und  gesagt  wurde,  wann 
nie  mit  ihren  undeiihanen  reide  (das  heisst  sie  xu  vollkommnon  ge- 
horsam gebracht,   und   diesse  lehr  in  iren  landen  aussgetilget,)  in 


'}  Hiorroii  ein  Frauincnt  schon  hei  Hepuo  T  p.  311. 


Baibigni,  XXIV.    1559. 


was  fiimcmca  sie  jegen  dicsscn  stcnden  der  tcutschen  natioiif 
selben,  zue  der  römischen  klrchcn  gehorsam  widdcr  ziipringeii, 
sotten;  welchs  iiuch  leiclitllchen  zuglaubeu,  weil  sie  jegca  Iren  ei^ 
nnderthanen  also  gebaren,  dos  sie  viel  mehr  jegon  diessen  stenden' 
denn  sie  doch  von  altera  hero  zuwidder,  hnnllen  wurden,  wie  ohne 
zwoivel  S.  L.  obgcmelta  von  trefflichen  leuthen  auch  verstanden  haben. 
Die  streitigen  puncten  der  religion  beduukt  uns  durch  keinen 
wegU  besser  zuo  einigkeit,  dann  da  ein  zusammen  kttuft  der  Chur 
und  furston  der  Augspurgiscbon  ConfeKsion  in  der  porson  were,  auch 
die  thoologcn,  uud  das  soUiclis  ein  luifang  und  wegk  sein  eolt,  di« 
Sachen  sue  ooncordiren,  das  die  ermelte  Chur  und  Tursten  eigener 
personn  die  streitigen  theologon  und  ire  anhenger  vor  sich  ne 
und  uff  den  tisch  legten  die  Äugspurgisclie  Confession,  und 
articuln  zu  articuln  suIUchau  theologeu  furgelesen,  und  einer 
dem  andern  gefragt  wurde,  Beid  ir  des  artiüuls  also  ziiiVioden 
einig,  ii.  s.  w.:  also  wurde  l>efunden  werden,  das  gar  wenig  articnf 
wArdcn  sein,  sie  win'den  deren  nlio  einig  sein.  Ob  dann  etliche 
articul  weren,  da  ir  einer,  oder  mehr  sagen  wurden,  den  articuU 
will  ich  haben  also  weiter  zuerclereu  und  zue  extendiron,  kondt 
denen  woll  gesagt  wenlen^  ir  streitet  da  urab  Sachen  die  doch  einerley 
nieinung,  wie  dann  der  articul  viel  sein. 

Exemplum. 

Uer  Maiur  wil  sagen,  gtite  werk  seien  nottig  zur  seligb^t, 
und  ist  doch  ohne  zweive!  sein  meyuung  nicht,  das  die  werk 
Seligkeit  erlangen,  sondern  der  glaube,  u.  s,  w.;  so  sagen  die  ander 
ein  gtitter  bäum  müsse  gutte  fnicht  tragen ;  welchs  im  grundt^ 
sie  siuh  soust  miteinander  woltcn  vorstehen,  eine  meyniing  ist;  und 
were  die  hoffnmig,  so  die  Chur  und  tiirsten  der  Augspurgischen  Con- 
fessiou  und  Üott  umb  gnade  betben,  auch  von  artiouln  2ue  articuln 
die  Äugspurgische  Confession  vornetuen,  es  solte  baldt  zue  einigkeit 
kommen. 

Mit  den  adiaphnris  und  mitteln  dingen  kondt  sich  auofa  Te^ 
gleichen  werden,  also  das  kein  theil  den  andern  schmehete  oder 
lesterte,  wie  ein  ider  seine  oerenionien  hllte;  solte  aber  den  andern, 
so  zenkisch,  darmit  zue  helfen  sein,  das  man  widder  zue  einigkeit 
kerne,  so  dann  zuvil  nachgegeben  in  den  adiaphorls,  das  mans  aU- 
dann  fallftu  liesse,  und  lUe  ceremonien  prauchta,  wie  die  zuvor  ge- 
halten, eliir  vom  Interim  imals  gorcdt  worden,  und  htnwidder,  w 
einer  über  ein,  zwey,  drey  odor\ierjare  die  (.■eromonien  wolt  halten 
wie  itf.o  beschicht,  dos  er  darumb  nicht  geschmehet,  dann  es  seiiuit 
freie  mittel  dinge,  da  die  gewissen  nicht  angebunden. 

Weiter  das  der  Churfurst  ermanet,   weil   vor  angen   gesehen 
^^'u^de,   wie  die  jegentheile  mit  ihi-cn  threfTlichon  lieben  underthsnen 
umbgingen,  das  ge^^i8slich  zubosorgen ,  (his  gegen  die  AiigsjuirgistAe 
Confessions  vorwanten  in  tempore  nportuno  zue  irer  gelegenheit 
gefeiert  wunle,  sonderlich  wann  der  jegentheil  sehen,  das  die  An 


4 

rk  did| 
nder^^l 


Beüaeen.  X:&IV.   1Q59. 


47 


^teMSJÜi'"^  Confessions  Ternanton  also  getrenndt ,  nicht  zne'  häuf 
Kmd^,  nnd  keinen  freuDtlichcu  vei-standt  mit  einander  betten;  welcher 
verstAndt  nicht  gemeint  sein  soll,  imants  Kiibeschweren,  sondoni  allein 
tiarumb  und  dcrgcstoldt,  so  ymaiits  von  den  Augspurgi&chen  Con- 
lossions  vorwanten  stonden  der  reügion  hallien  uber/ogcn,  das  ein 
ider  wüste,  was  uti  den  fahl  einer  znni  andern  sich  znvertroston 
hette.  Wann  nun  der  jegentlieil  sehen,  das  die  stende  diesser  reli- 
^ion  cinliellig,  und  das  mehi'er  theil  bey  einander  Italien  wülte,  auch 
Dennemarck  und  andere  die  diesser  religion  weren,  zum  besten 
hetten,  wiirde  soUichs  ohne  zweivel  verbleiben.  Darum  were  unser 
aller  frcuntlich  bitt  nnd  vermnnen,  der  (Jhurfurst,  als  der  ohno 
zweivel  die  geschwinde  praclieen  besser  wüste  und  verstünde,  als 
wir  S.  L.  erinnern  konten,  wolle,  weil  die  Chui-  mid  fursteii  der 
Augspurgischcn  Confcssion  zne  der  personlichen  zusammen  kunft  ge- 
neigt, ein  tagk  und  mahlstndt  nach  ircr  gelegenhcit  benennen;  wolEen 
wir  in  der  ]>Qr8onn  erscheinen  und  an  uns  keinen  mangel  sein  lassen. 

Nota. 

Wann  der  Churfuret  zue  Sachssen,  nnangesehen  oben  ange- 
zeigten trefflichen  uhrsachen  zue  der  personlichen  Kusammeu  kunft 
nicht  zubewegen,  ist  nicht  nngntt,  das  mit  werten  gesagt  wurde, 
man  weit  protestiren,  weil  umb  die  persönliche  zusammen  kunft  der 
Äugspurgischen  Confessioas  verw&nton  Churfui'sten  und  fursten  so 
vleissig  bey  S.  L.  solicitirt,  aber  nichts  zuerhalten  gewesen;  da  dann 
S.  L.  und  den  stcnden  diesser  religion  daraus  ervolgen  wiu-de  ver- 
derben und  schaden  ircr  lande  und  leuthe,  auch  undei^rnckiing  und 
abfall  der  religion,  so  weiten  wir  S.  L.  erinnert  luiben,  des  ein 
gedenk  zcseiii,  mit  weitern  und  mehreren  oinfubrungen ,  wie  solcUs 
durch  den  herzogen  zun  Wurttcnberg  und  pfaltzgraven  WolfFgangen 
weiter  bedacht  kan  werden. 

So  auch  der  Churfurst  zue  Sachssen  u.  s.  w.,  vorwendeu  wurde, 
das  soUiche  persönliche  zusanimenkunft  der  Chur  und  fursten  der 
Key.  Mut  zuwidiler  sein  mochte,  sollen  unsere  gesandten  sagen,  wir 
liUtens  nicht  darvor;  dann  es  kondt  im  anfangk  des  tags  der  zu- 
sammenkunft  der  Key.  Mfit  geschrieben  werden,  und  irer  Key.  Mät 
bericht  gescheen,  warumb  der  tag  vorgenommen  ;  nemblich  das  etliche 
?,cnke  linder  den  thoologon  wcren,  nnd  zubcsnrgon  stiindo,  so  sie 
nicht  vergliclicn,  das  innorlidie  uneynigkeiton  und  cntponing  daraus 
ervolgen  mochten;  da  nun  solliche  zenke  verglichen ^  so  konten  die 
Churfnrsten,  fnrstcn  und  stende  diesser  religion  ircr  Mät  wänn  der 
Turck  sie  angreifen  wolte,  da  doch  Gott  der  Almechtig  lange  vor 
seiß,  desto  cinhoiligor  hilf  tliun,  u.  a.  w.  mit  mehr  ursaclien  und 
nm  batenden. 


48 


BeaagoD,  XXV.    inflO. 


Beiiageu,  1560. 


XXV. 

August  an  Philipp. 

....  Üiun  uns  kegco  E.  L.  fretmdtlicheu  liedanken,  das 
sie  uns  die  antwort  so  der  kontg  von  Franckreich  und  herzog 
Ton  GuiBO  E.  Ij.  ufT  doreoUwn  noclislschrciben ,  dio  Verfolgung  der 
religion  belangendt,  geben,  freundtlichon  mit^theilt,  und  wiewol 
wir  den  armen  vortriiokten  Christen  am  liebsten  gönnen  wollen,  daa 
E.  Ij.  üff  solche  iro  volmcinlichc  ebristlictic  eiirmcrung  eine  bessefe 
antu'ort  vom  konig  aus  Franckreich.  erlangt  betten,  so  babon 
uns  doch  wohl  befabrt,  das  gchwerlidi  etwas  anders  bei  den  lew 
würde  ziiorhalten  sein,  dann  wHr  wissen  luis  zuerinnem,  das  es  ebea 
dio  nntwort  ist,  die  der  necbst^*orstorbGne  konig  Jleinprich  K  L.,  unser 
und  anderer  Chur  und  Fürsten  gesandten  auch  auf  die  vorbitb,  so 
wir  otxliohon  bedraiigton  Christen  halben  von  dem  uehern  Churfi 
Uigk  zu  Franckfurt  am  Sleien  aus  an  ibuen  den  konig  gethon,  gel 
liat.  Es  ist  sich  auch  bei  dieser  des  cardinal?  von  f^ltringen 
seines  ajihangs  i-egirutig  nicht  wol  einer  bessern  oder  lindern  antwort 
zuvormutteu.  Was  auch  solcher  gi-oser  verfolgiing  halben  der  reli- 
gion in  Franckreich  kurzverschinner  tag  ein  Frantzoss  an  den  hen*u 
fhilippnra  geschrieben,  davon  schicken  wir  E.  L.  hierbei  mit  A.  aig- 
niit  übsclirift,  und  findet  sich  aus  dem  allem,  da£  die  hoffnung,  eo 
inan  zu  dem  cardlual  von  Ixittringcn  gehabt,  (das  er  unser  religioa 
nicht  übel  solle  gewogen  sein)  weit  gefehlt.  So  wird  uns  auch  ge- 
sagt, das  in  Ilispanien  gleicher  gestalr  gi-osse  Verfolgung  sein  soll 
und  sonderlich  ein  vomemer  biachoff  in  Hispanion,  der  hiscbofl'  Toled"> 
genant,  der  bei  kei&er  Carlen  löblicher  gedcchtnus  kurz  vor  irer 
Mayt  ende  gewest  und  dieselb  getröstet,  ia  Hisponien  der  religinti 
halben  itzt  gefangen  sein  soll;  dergleichen  redet  man  auch  von  Don 
Rigo  Gome3,  der  von  konig  Thilipsen  zu  vom  ser  geliebt  und  in 
grossen  ansehn  gewest,  das  der  auch  soll  gefangen  sein.  Der  al- 
raechtigo  Gott  wolle  solcher  tirannei  steuern,  und  den  armen  ver 
folgten  Christen  bestendigkeit  in  rechter  erkentnue  des  gütlichen 
gnodiglich  vorleihen;  es  ist  aber  gleiohwol  dieses  das  beste  in 
koiiigs  von  Franckreich  schreiben,  das  er  sich  kegeu  E,  L.  crklei 
das  Ire  kon.  w.  sicli  nicht  lasse  angehen  die  rebgiou  die  E.  L. 
iren  landen  holt,  und  das  dieoelb  einem  iden  in  seinem  herzen 
conscienc  frei  soll  bleiben ;  es  ist  aber  an  dem«,  wie  E.  L.  schreiben, 
das  sich  darauf  nit  volkomblich  zu  vorlassen,  und  wir  tragen  sondei 
lieh  fursurgc,  wann  die  grossen  potent-^ten  vormerkon  wurden, 
sich  die  deutzschen  Chur  und  fnrsten  ihrer  der  pntcntaten 
thanen  der  religion  halben  etwas  heftig  imnohinou,  sie  mf>chten  d 
ehr  bewogen  werden,   sich  zusammenzuhalten,   und   etwan   ein  krii 


4 


vaa 


nndd 


BefllgBn.  XXr    XXVL    1560. 


49 


nnd  blutTergisBen  in  Dcutz&chland  anzurichten;  deihaibon  in  diesen 
dingen  gulto  boschoidenheit  zugebrauchen  wol  vonnßten  und  der  ol- 
niecblige  zubilt«n,  das  er  die  christliche  religion  bei  uns  und  andern 
gnediglichen  erhalten  und  ausbreiten  wolle. 

Anlangende  da-s  furnemon  der  hcrzogin  von  Lottringen  wider 
iinsem  Schwager  den  kouig  zu  Denncmarck  .  . .  können  ....  selbst 
nicht  wol  gleiiben,  das  der  kunlg  von  Fninckreich  itziger  zeit  der 
herzogin  von  Lottiingen  zu  gut  einen  krig  wider  gedachten  unsem 
Hdiwager  anfahen  solle ,  sonderlich  weU  ihmo  das  konigreitih  Schulten 
ilbgefalleu,  und  wie  mau  es  darfur  helt,  »ich  au  Engelaudt  hengen 
wirdt  .... 

Als  *uch  E.  L.  freundtiich  zuwiason  begoren ,  ob  der  graff  von 
Schwartzburg  bei  uns  gowceen,  und  uns  boricht  gothan,  wollen  wir 
E.  L.  nit  verhalten,  das  derselb  uf  unser  erfordern  jungst  kegen  der 
Loohaii,  do  der  Churfurst  zu  Brandenburgk  bei  uns  gewcst,  zu  uns 
kommen,  und  uns  fast  dergloichon  beiicht  gethan,  wie  kegen  E.  L. 
Kohn  unsem  vetlern  iundtgraff  Wilhelm  gescheen;  allein  das  er  uns 
femer  vortreulichen  vormeldet  von  dem  schütz,  der  den  geistlichen 
Chiirfurstcn  angeboten  worden,  davon  wir  E.  L.  in  unserm  schreiben 
am  dutum  den  vierzchcndon  decembris  In  einem  eingelegton  zeddel 
mddung  gethan;  darauf  wir  auch  E.  L.  antwort  nachmals  gewertig. 
Weil  er  uns  aber  solches  auf  vertrauen  gesagt,  so  werden  es  e.  1. 
dienor  wol  auch  un vormeldet  lassen,  damit  es  ime  als  des  konigos 
zu  HiRpaiiien  diener  nicht  etwau  zu  nuchteit  gereichen  nicH:hte,  und 
den  sa(.üiea  sunstcn  ferner  michforschen. 

Original. 

^1^  Das  nun  Euer  L.  uns  so  vortreuliclie  meldunge  tliun,  is.jmh 
W  -was  unser  fi-eundlicher  lieber  vetter  herzog  Ilansfridorich  zu  nrwie 
I  Saclissen  u.  s.  w.  mit  Euer  Liebden  geredt,  deHSf>n  thun  wir  uns 
1  gegen  E.  L.  vetterliuh  und  freuudtliclien  bedanken.  Soviel  dann  die 
I  vorgeschlagene  lieiraten  anlangt,  derhallien  gedachter  unser  vetter 
I  mit  E.  L.  rede  gehabt,  seindt  di.s8  machen,  die  furnemblich  bei  dem 
almechtigen  stehen,  und  von  demselben  vorsehen  werden;  und  weil 
Kjch  E.  L.  vormutten,  das  solche  heiraten  furtgengig  sein  mochten, 
80  wünschen  wir  E.  L.  und  derselben  geliebten  söhn  und  toohter 
hirzu   Gottos   scgen    und   alle    glückliche   wolfart.     Wir   wollen   auch 

solche  E.  Ij.  nnzoigung  bei  uns  wol  vortrcnlich  bleiben  lassen 

Was  die  grossen  pntclicken,  so  hin  und  wider  für  sein,  be- 
trifft, haben  wir  E.  L.  in  unsorm  nchem  schreiben  am  datum  den 
Kehen<len  iJitz  monata  froundtliche  und  vortrouliche  vormoldungo  ge- 
than, was  uns  derwegtm  angnlangt;  daraus  auch  E.  L.  zu  befinden 
^habt,  wie  die  dijig  durchoinunder  laufun,  und   das  sich  einer  für 


XXVI. 
August  an  Philipp. 


50  Beilagen,  XXVf.    tMft. 

dem  andom  befahret  Es  Icet  sich  auch  wol  darfur  ansehen,  das  die 
■eilte  80  mit  den  einungsrorwanten  in  Francken  noch  nicht  ror- 
glichcn,  deftgleichen  auch  diejenigen,  ko  ein  zeit  her  der  krig  vol 
gonosseii,  und  davon  reich  werden,  auch  noch  teglich  viel  pfeide 
und  knechte  bei  sich  haben,  und  auf  uuruhe  varten,  die  ding  bo 
beiden  theilen  nit  wonig  nnrcinen  und  befurdorn;  wir  können  aber 
gleichwol  noch  zur  zeit  nicht  erfarcn,  das  geldt  ausgeben  werde. 

Das  die  konige  Dennemarck  und  Schwedena  in  grosser  ruatua; 
gegeneinander  sein  selten,  davon  haben  wir  niclit  sonderlich  wis-cen. 
allein  das  wir  vomoramen,  das  der  konig  von  Schwedenu  den  .ilteii 
zank  der  drey  krönen  lialbcu,  so  beide  konige  in  irem  wapen  fureo. 
widetiimb  kegen  uusern  schwager  dem  konig  zu  Oonneinarck 
regen  soll 

Das  unser  vetter  herzog  Hansfridorich  anaer  kegen  Euer 
im  besten  gedacht,  orfaren  wir  gerne;  wir  haben  auch  S*".  L. 
andftrm  nit  ursach  geben.  Was  aber  die  vorgleichung  zwischeji 
theologon  aiüaiigt  ist  es  wol  an  deme,  das  sich  dieselben  durch- 
einander wol  genug  gebiessen,  und  lang  zeit  gewest,  das  sie  sich 
weder  vorglichen,  oder  zum  wenigsten  stUlgescbwigon,  und  die  ein- 
feltigen  leute  nicht  irre  gemacht  hotten.  Das  aber  uusers  x 
tlieologen  Jarzu  solfen  geneigt  sein,  das  beweist  des  Illirici  n 
vor  wenig  wnchen  abermals  ausgangen  heftig  buch,  darinnen 
den  licrru  PhÜippum  zum  höchsten  uml  vorbitterslen  angreift,  wi 
anders  aus. 


u 


Was  aber  der  geistlichen  bestellung  betrifft,  davon  Albrecbt 
von  Rosennbergk  an  herzogen  zu  "SVirtemberg  gesclmolien ,  und  S'.l* 
uns  auch  zugencliickt,  »eindt  wir  nocli  z,tir  zeit  gleicli  der  meinuc; 
wie  E.  L.  in  einem   sonderUchom   scluvibcn   under  dem  datum  des 

neunundzweinzigsten  decembris gegen   uns  meldet,   nemblidi 

das  die  einungsvorwanten  in  Franckenn  sich  vor  Grumbachen  und 
seinem  anhang  besorgen,  und  derhalben  leut  in  vorspruch  liringen 
.....  wir  mochten  aber  herzog  Heinerichs  schreiben,  so  sie  aa 
E.  L.  derhalben  gethan ,  wol  sehen ,  ob  daraus  etwas  melirers  m- 
nehmon.  Sonst  können  wir  nicht  denken,  dus  die  geistlichen  bei 
itzigon  Icuflen  tur  sich  selbst  Icichtlich  etwas  imfahen  selten.  Soviel 
vormerken  wir  aber,  das  sie  sich  hoch  beclagen,  als  begegneten  ioen 
allerlei  beschwernngen  wider  den  aufgerichten  religion  friden  wA 
Aas  sonderlichen  andere  und  inen  benacJibarto  herrcn  ire  undertltancD 
under  dem  schein  der  rcLigioii  an  sich  ziheu  und  die  in  scfantt 
neluuen  sollen.  Nun  ist  warliuh  beschwerlich  und  mitleidlich  %rxfot- 
ncmen,  das  nach  aufgericlitem  vielfeltig  vomeucrtem  religionsEnde 
ein  solch  misstrauen  zwischen  den  stonden  des  rcichs  nacdinuüs  9SM 
soll:  und  wero  am  besten,  das  man  es  allerseits  bei  obgemdien 
peligioiisfride  bleiben  Liesse:  dann  zubefaren,  wo  den  geistÜdiei)  m 
sehr  Bolt  Angesetzt  werden,  sie  mochten  etwan  von  den  hohen  poteo- 


Beilagon,  XX  VL    1500. 

taten  den  nngebotoncn  scliutz  (davnn  wir  E.  L.  zuvor  geschrieben,) 
annehmea,  und  darüurch  ein  wüst  spiel  und  blutbadt  im  reich  tent- 
acher  nation  angericht  werden,  wie  wir  uns  daun  zueiianeru  (wissen) 
das  sich  für  dieser  zeit  E.  L.  doshalben  auch  befahret,  und  zu  fried- 
lichen mittein  gerathen.  Weil  wir  auch  nicht  wissen,  wie  die  saoh 
mit  dem  erzbisehoIT  und  der  sladt  Trier  vorglicUeu,  so  bitten  wir, 
E,  L.,  als  deren  ohn  zweifei  nuhmer  bericht  wirdt  eiiikonimen  sein, 
weiten  uns  solchs  zuvormelden  unbeschwert  sein. 

AVas  letzUch  die  vortreuliche  anzeigiing  betrifft,  die  imser  vetter 
herzog  Hunsfriderich  E.  L.  einer  frantzosischen  botsehaft  halben  die 
bei  SM*,  gcwcst,  E.  L.  vonncldet,  belangendt  die  bewerbung  eines 
kricgesvolks  am  Kein,  welches  gegen  Schwcdenn  gelten,  imd  dem 
herzogen  von  Loltringen  zum  besten  geschehen  solte,  u,  s.  w.,  thun 
wir  uns  ganz  freiuidtlich  und  votterlich  bedanken,  das  sie  uns  sol- 
ches zuerkennen  geben;  und  ist  warlioh  solches  zuvomehmen  uns 
ganz  seltzam,  furnemblich  auch  derhalben,  das  wir  es  darfiir  halten, 
wann  der  hönig  zu  Franckreich  solche  oder  dergleichen  gesdn^indo 
pructicken  und  kriegsvorsamblung  am  Bein  furziineluneu  bedacht,  ire 
kon.  w.  würde  ihrem  tragenden  vertrauen  nach  zu  E.  L.  die  ding 
vielmehr  selbst  an  E.  L.  tiurch  geheimbte  personen  haben  gelangen 
lassen,  dan  das  sie  herzog  Hansfridcricben  damit  bemühen  solten, 
solches  an  E.  Ij.  zu  bringen.  Weil  aber  gedachter  unser  vetter  darauf 
also  gegen  E.  L.  beruhet,  und  nuhmer  ein  lange  zeit  her  von  der 
krigsnistnng  so  die  herzogen  {s.)  von  Lottringen  wider  Dennemarck 
und  Schwedonn  mit  hulf  dos  konigos  zu  Fninckroich  furhaben  soll, 
ein  bostendig  gerftolit  erschollen,  Georg  von  Reekroth  seliger  auch 
dessen  kegen  E.  L.,  wie  sie  jungst  uns  vonneidet,  gedacht,  eo  will 
es  glcichwol  unsers  bodcnkens  nicht  zuvorachten  sein,  und  stellen 
in  gar  kein  zwoil'el,  es  werde  E.  L.  eben  so  wenig  als  andern  ge- 
legen sein  zu  gestatten,  das  der  konig  von  Franckreich  oder  imaiidts 
anders  uader  einem  sfilchen  schein  ein  stadtlich  krigsvolk  am  Rein 
znsammen  solt  bringen;  dann  solchs  mochte  vielleicht  wol  so  baldt 
einem  Stande  im  reich,  und  sonderlich  unserer  christlichen  religion 
zuwider  furgenommen  werden,  als  kegen  Dennemarck  und  Schwcdenn, 
znforderöt  weil  Uispantenn  itznndt  nicht  allein  mit  Franckreich  wol 
einig,  sonder  einer  nicht  weniger  als  der  ander  wider  unser  religion 
tiiannisirt.  Weil  sich  aber  unser  vetter  gegen  E.  L.  vornehmen  lassen, 
das  die  ding  gewigslich  noch  an  E.  L.  gelangen  wurden,  so  bitten 
wir  freundtlich,  E.  L.  wollen  uns,  wann  es  gescliieht,  davon  vor- 
treulicho  Vermeidung  thun,  auch  für  sich  selbst  darauf  kundtschaft 
machen,  wer  der  gesandte  gowest,  und  was  daran  sein  mflge,  auch 
solch  fumehmen  mit  voreamblung  des  kriegsviilks  soviel  möglich  ab- 
wenden helfen,  dann  E.  L.  zubedcnkcn,  do  es  ins  werk  kommen 
solt«,  welcha  der  allmechtige  gnediglichen  vorhulte,  zu  was  wcitenmg 
solches  gereichen  mochte,  etsc-. 


Original. 


exuiB    I 

iliren     I 


Beila^n,   XXVTI.    r»flO. 

XX  vn. 

Au^^ust  au  Philipp. 

ii.  Hnt>»r  unter  MitÜicUung  allerlei  Nachrichten    Qber  die  an; 

un-drn.      liehen  Worhimgou  im  Reich  erimiert  der  Kurfürst  mit  Ri 
siülit    auf  eine    Ijeigetegle  Zeitung  (die   nicht   mehr  vorliegt)  dufttt, 
üass  Johann  Friedrich  dem  Landgrafen  gemehlet,  es  versamiDle  sii 
atn  Rhein   ein    groHses   Kriegsvolk   „welc-hs   dun   mit   den    xei 
nicht  "weit  voneinander,"     Der  Landgraf  soll   eich  erinnern ,    ■»•eli 
Aufregung  die  Werbung  Grumlachs   für  Frankreich  vor  zwei  Jaliren 
veranlasst  habe,  sodass  der  König  von  Frankreich  damalfi   offen 
erklären  müssen,  er  habe  Qnimbach  und  seinen  Bestellten  bei  hol 
Strafe  verboten,   otwuH  gegen  deutsche  Stände  voniuiehmeu. 
nue    der    itzige    kunig    von    Franckreich    durch    bomelten    Wilhi 
von  Gnimbach  oder  seinen  anhang  deutsche  reuter  bewerben  und  an 
rein  legen  wollen  (darvor  wir  es  noch  zur  zeit  nicht  halten  kCnneni 
so    hotten  K.  L.  zu  cnichion,   das    solchs  itzigei*  zeit   vilmehr  nach- 
deukena  wurde  vorursachen,   auch   vll   weniger    nachzuhengen   (seil.; 
nachzusehen)  dan  zu  domsclbigen  mal,  do  der  konig  ein  otfcntlichen 
kriog  mit  dem  konige  zu  Hispanien  fürte,  auch   grossen  schaden  an 
scynem  kriegsvolk  von  demselben  genohmen  hatte.     Weil  dan  E.  L 
Ijöi  dem   konige   von    Franckreich    in    grossem   vortrauen    stehen,   so 
können   E.  L.  am  besten  erfahren,   was  des  konigs  von  Franckrekfa 
furhabeu   in  deme  sey,   wie  wir   dan  bitten,  E.  L.  weiten  solohA  x** 
erforfichen  unUesehwert  sein,  domit  man  sich  umb  fiovil  desto  besser 
darnach  zurichten,  und  aus   einem  mistrauon,   so  aus  solctiem  heim- 
lichen gewerb    leichtiich   erfolgen   kan,   nicht   etwan    ein   neu   feuer   ^ 
aufgehen  m"jchte,"  otsc.  ^M 

Zettel:  Auch  freuudtlicher  lieber  vetter,  Schwager,  bmiHV 
nnd  gevatter,  beplanken  wir  uns  kegen  E.  L.  FreundtÜch,  das  sie  QU 
die  iTJatiini  der  rethe  in  der  TriiTisoheii  sacJien  zugeschickt:  wir 
haben  auch  diesclb  zum  Iheil  selbst  gelesen  und  dnroh  die  imsem 
lesen  lassen,  und  behnden  daraus,  das  der  erzbischoff  nnd  Churfuist 
zu  Trier  auf  seinem  ei-sten  erbieten,  so  er  gegen  dem  ptalttgrav« 
Churfiursten  der  eingezogenen  seiner  underthanen  halben  gethan,  tod 
anfang  bis  zum  ende  beruhet;  nemblich  das  dieselben  und  anden* 
seine  underthajieu,  so  der  Augsburgischen  Confession  öffentlich  an- 
iiongig  sein  wollen,  we-scntlich  in  S.  L.  lande  und  erzsiift  nicht 
bleiben,  auch  die  gefangnen  den  Unkosten  erlegen  gölten,  und  d»ä 
die  gesandten  rethe  solchs  also  entlieh  mit  den  gefongenen  gehandelt 
nnd  sie  darauf  entlediget  Ob  nun  wol  solchs  (wie  E.  L.  schreiben) 
etwas  milterer,  dan  es  gegen  unserer  religions  zugethane  in  Franck- 
reich, HisiKiiiien,  Ntderluiidt  und  atiderswo  gehalten  wlnlt,  su  deme 
auch  dem  religioasü-ide  nicht  ungemess  ist,  so  wissen  wir  doch  nidi^ 
nh  es  gutt,  das  eben  durch  die  gesandten  der  Chiir  und  fursten 
solche  mittel  gehandelt  worden;  dan  es  wol  von  den  bebstisf.bi 
darfur  mGcht  angezogen  werden,  als  weliron   sie  dardurch  von  licro 


Boikgon,  XXVIL  XXVJU.    löCO. 


53 


nrtickcl  der  freistclliing,  den  man  bisher  so  hoch  gestritten,  alige- 
stnmlcn;  do  man  auch  daran  begnii^g  sein  wellen,  hett  den  dingon, 
wie  wir  vormerken,  balt  im  anüing  uf  das  erbieten,  so  kegou  dem 
Churfnrston  pfaltzgraveu  goecliohen,  also  können  abgchulfou  tiud  die 
gofimgenen  auf  dis  mittel  entledigt  worden. 

Ek  wonlon  auah  E.  L.  aus  Torlosung  der  reiation  lioflndon,  das 
der  erzbischoff  des  konigs  zu  Franckroich ,  der  rogirung  in  Üurgnndi, 
des  von  Lottringen  und  von  andern  mehr  beistandt  gehabt,  und  das 
die  leute  übereinander  halten;  derhalben  es  unaers  Verstandes  wol 
so  gutt  sein  solte,  man  nehme  sich  anderer  her»  underthanen  nicht 
80VÜ  an,  sondern  liso  es  bey  dem  einmal  aufgeiichten  religio»  fride 
bleiben,  und  dechte  darauf,  wie  wir,  so  der  Augsburgischen  Cou- 
fbssion  sein,  christlich  und  eintrochtiglich  l»oi  solcher  unser  religion 
blieben;  so  wurde  der  almechtige  Gott  wol  selbst  mitte]  vnrlcihen, 
dardurch  sein  wort  mit  nutz  und  frucht  mOchte  ausgebreitet  worden; 
welchs  wir  allein  kegcn  E.  L.  rortreulichon  vormeMen,  frenndtlich 
bittondt,  sie  wolten  es  anders  nicht,  dan  woll  gemeinot  vornehmon 
und  bei  sich  bleiben  lassen,  auch  das  iilirige,  aa  uouh  zu  solcher 
relation  gehörig,  wan  os  K.  L.  einkombt,  uns  auch  zuachickeu;  das 
seint  wir  ßreundtlich  zuvordionen  willig. 

Original 


31.  •f«niur 
Or<«4ca. 


xxvin. 

August  an  Philipp. 

Quittirt  ein  Schreiben  vom  17.  Januar,  aus  dem  er 
entnommen,  duss  Philipp  „die  leuft  nf  beiden  selten,  sovil 
die  bäbstischo  parteMon  betriefft,  und  Grumbachs,  sampt  seiner  an- 
henger  halbeu  vor  geferlich  achten.*'  Es  wird  jetzt  von  viol^tigen 
Kriegabe Werbungen  geredet,  aber  die  Kachrichten  laufen  eine  wider 
die  andre  und  den  rechten  Grnnd  kann  man  nicht  erfahren.  „Was 
aber  die  bübstischo  partei  betritTt,  ob  uns  wol  wislich,  das  die  fur- 
nembsten  potentateu  iß  der  Christenheit  derselbigen  religion,  und 
unserer  christlichen  au gspurgi sehen  confessiou  zuwider  seiiidt,  auch 
die  armen  Christen  in  ihren  kunigrciclion  und  Inndcu  zum  höchsten 
vorfolgen,  so  können  wir  docU  nach  gelegenheit  aller  umbstendc,  wie 
e»  iUundt  mit  detiselben  {»olenlaten  gelegen,  nicht  leicht  gleuben, 
das  sie  itziger  zeit  wieder  die  deiitz&cben  Chorfursteu,  stendb  und 
stedte  der  augsfmrgi scheu  contession  einen  krig  anfahen  oder  einen 
«ug  ins  reich  furnehmen  sollen;  dan  sovil  anfongUch  die  Kay.  Mt. 
anlanget ,  haben  gleichwol  dieselben  den  reügionsfriedeu  nicht  alleinc 
anfenglich  noch  bei  leben  kaiscr  Carls  milder  gedechtuus  aufgericht, 
Bondem  auch  mitler  zeit  uf  etzlichen  reichstagen  wiederumb  vor- 
neucrt,  wie  sich  dann  auch  iro  Kay.  Mt,  jungst  zu  Augspurg  ofl'ent- 
lich  vomcmen  lassen,  d;ia  sie,  ob  sie  wol  für  iro  person  der  alten 
oder  bäbsUschen   religion   weren,   doch   den   aufgerichtten   religions- 


54 


Heilogos,  XXVni.    1&60. 


frieden  uuvürbnicliliiih  und  foat  zuhalten  bedacht  weron.  "Wir 
auch  gUiublioheu  berichtet,  das  ire  Kay,  Mt  vorschiene»  jares 
iren  beelelten  sechsischen  rlttmcistem  die  ihrer  Kay.  U.U  liielievnr 
in  Ungern  godicnot  ire  bcäoUlungen  aufgeKebrieben ,  und  nieniands 
im  Torspnich  hab,  dann  MarggrafT  Hansen  zu  Brandenburg,  Uerzoc 
Hans  Albrechten  von  Ueckelnburg,  Jaoob  von  der  Schulenburg  ua<i 
Brlswergcr  für  ein  obersten;  so  weis  man  auch  sonstcu  zu  gutler 
niasson,  ob  wol  ihre  Kay.  Mt.  viel  land  haben,  daa  doch  uf  dir 
tuLdexhaltung  der  uiiderachiedlichen  regterungen  uDd  anders  ein  tivff- 
liohs  aufgehet,  dos  es  also  ohne  zvroifol  ihrer  Kay.  ML  (Gelegenheit 
nix;ht  ist^  einen  kriog  in  Deutz&chland  anzufalieiu 

Das  dann  auch  die  beide  konige  Hispanien  und  Franckrcidi 
nicht  allein  diiroh  die  vorgangene  langvirige  krigo  orschofft,  son- 
dern auch  mit  iren  eigenen  undertlinnen  der  religio»  halben  uiitl 
sonsten  zu  thun  genug  haben ,  das  ist  E.  L.  unverborgen ;  das  kondt? 
sich  aber  wol  zutragen,  da  die  obgemelten  potentaten,  auch  die 
bischofTo  und  ander  ir  anhang  in  Deutzschland  bei  dem  itzigen  bähst, 
der  wie  wir  berichtet,  werden,  allen  thoilen  vol  leidlichen  sein  s<^. 
umb  ein  concilium  anhielten,  und  wan  ditsselb  g<'^)ialten.  sie  auch 
mitier  zeit  sich  mit  gelde  und  anderer  notturft  gerast  gemnoht,  du 
sie  alsdann  auf  die  exeeulion  und  Imndhabung  dcssellieu  trachten 
mochten,  sonderlich,  wan  wir,  bo  der  augspui^ischen  ironfcBsion  ver- 
wandt, nicht  allein  daran  begnugig  sein  wolten,  das  wir  und  Unehre 
underthanen  bei  solcher  unserer  religion  bleiben  mochten,  sondom 
auch  anderer  hcrron  underthanen  dazu  zubewegen  und  derselben  an- 
zunemon  uns  imderstundon*),  wie  wir  uns  dan  erinnern,  das  E- L 
hiebevorn  solches  conctUi  und  execution  halben  auch  atlerloi  sorg- 
feltigkeit  gehabt,  darauf  auch  mit  der  zeit  gutte  achtung  zu  gd»eo 
sein  will, 

Sovü  aber  die  ilzund  vorhabende  Wiüielmon  von  Urumbaelu 
und  seiüs  anhangs  bowerbimg  anlangt,  daniuf  wil  unsors  achtens 
dismals  am  meisten  zusehen  sein;  dan  ob  wir  wol  ime  Gmmbachea 
gennen  mochten,  das  er  mit  denn  bischoffen  und  iren  verwandten 
vertragen  wore,  und  das  hette,  was  ihme  von  rechtöwogon  goliurte, 
so  wil  sichs  doch  koinswoges  leiden,  das  ihme  als  einer  privatperaaa 
soito  nachgelassen  und  gestattet  weiilcn,  ein  kri,B:svolk  zusanunai 
zubringen,  und  ein  unnihe  und  emporuiif;  im  reich  anzurichten;  dtn 
das  solchs  ohne  nachteyl  der  stonde  im  reich  niclil  gcscbeen  koulta 
ist  auä  dem  wol  abzunemen,  das  Qrumbacha  oder  soina  uuhaflges 
vormugen  nicht  ist,  ein  geburlichcn  krieg  zufuron,  sondern  das  es 
alleine  auf  brandschatzung  und  bescbwcrungc  anderer  leulö  muste 
angefangen  imd  voi^euommon  werden. 

"Wir  können  auch  wo!  gleubcu,   wie  B.  L.  melden,  das  Onii 
bach   andere   vom   adel,    so   grosso   goltfordening   von   marggnf 
brechtton  herrureude  haben  wollen^  an  »ich  ziehen,  und  daraus  uns 


*J  Bezieht  sich  auf  dio  Intcrcossion  zu  Trior,  s.  vorige  Beil. 


BoUogen,   XSVni.    15(J0. 


65 


vettern  mai^praf  Oeorg  FriiJrichen  zu  Brandenbnrg  n.  ß.  w.  allerlei 
gcfjinms  entstellen  nitM'.lito;  es  ist  alier  auch  eben  derhalben  umb 
ßovü  weniger  die  uffwieglung  eines  krieggvolks  solchen  leuten  2«- 
gestatten,  dann  da  sie  auf  die  beine  kommen  selten,  wurde  es  bei 
einem  furaten  nidit  bleiben;  so  wolle  es  auch  eine  gar  beschverliclie 
einfuruug  im  reich,  und  sonderlich  den  Chiu*  und  fm-uten  machen, 
wan  denen  vom  adel  ihres  gefalieiis  ein  krigsvoik  zuworben  solte 
nachgelassen  werden,  dann  bei  disen  unruhigen  leuflou  und  rohem 
der  leutc  leben  letzlich  ein  solch  spiel  leicht  kondte  angefangen 
werden,  wie  Frantz  von  Sickingen  ita  sinne  getiabt,  und  wol  halb 
vollbracht  hette,  wo  E.  L.  dasselb  mal  nicht  in  zeiten  gowehret,  und 
wird  uns  angezeigt,  das  sich  ir  etzliche  solcher  roden  hören  lassen. 
es  muste  cinsmahla  ein  edclmunBkrieg  wonlen. 

Wir  halten  aber  allen  umbsteudeu  nach,  das  sich  die  ritmeistcr 
in  der  sechsischen  londart,  so  eins  furnchmen  namens  sein,  und  sich 
auch  durch  die  vergangene  kriegsletifte  also  gereiohert,  das  sie  etwas 
znverliren  haben,  durch  Qnimbachen  und  seinen  anhang  nicht  leicht- 
liehen  worden  aufbringen  lassen  ^  wan  sie  nicht  etwan  einen  gobornen 
fursten  im  reich  an  sich  haben,  der  ihnen  den  rficken  halten  mochte; 
denn  E.  L.  wissen,  was  inr  eine  grosse  anzal  der  sechssischen  junkcm 
waeren,  so  mit  herzog  Heinrichen  vgn  Braunschwoig  zuthun  holten; 
noch  kondten  sie  nichts  aufbringen ,  elu*  sich  marggraf  Albrecht  an 
sie  hinge;  wann  aber  Gnimbach  und  sein  anhang  einen  fursten  an 
sich  bringen  kondie,  so  hielten  wir  endlich  dafür,  das  sie  baldt  mehr 
leut  aufwiegeln  mochten.  Nun  lassen  sich  otzliciie  junge  fursten, 
die  grosse  kriegaleute  sein  wollen,  und  hin  und  wider  die  Ju'igsleute 
rertxoston,  wol  sovil  vornehmen,  das  es  an  ircm  guttcn  willen  nicht 
feile,  etwas  anzufallen;  und  ob  wol  disclbon  leuto  (%no  E.  L.  melden) 
allerlei  reden,  darauf  nicht  allwcgo  zuhauen,  so  können  sie  doch 
durch  die  unruhigen,  so  sich  an  &ie  hengeu,  baUlt  bewogen  worden, 
sich  in  etwas  zulassen,  sondorlich  wann  sie  den  schein  frantzosJscher 
bestellung  furzuwenden  haben." 

Da  der  Landgraf  so  oft  meldet,  dass  gut  acht  zu  geben  sei 
und  dass  seiner  Vermuthiing  nach  etwas  vorhanden  sei,  danun  gut 
Aufsehens  von  NDthen ,  kann  August  sich  des  Gedankens  nicht  er- 
wehren, als  ob  Jener  etwas  mehr  von  den  Dingen  wisse,  als  er  ihm 
schreiben  wolle.  Kr  begehrt  nicht  zu  erfahi-en,  was  dem  Landgrafen 
im  Vertrauen  mitgetheilt  worden,  spricht  übrigens  die  Zuversicht 
auSi  wenn  Philipp  etwas  erfahre,  das  ihm  und  seinen  Landen  und 
Leuten  oder  dem  KOnig  vun  Dänemark  Nauhtlicil  und  Schaden  drohe, 
eo  wertle  er  von  Jenem  bei  Zeiten  Warnung  erhalten,  dass  er  such 
aufkommen  könne,  „dann  do  wir  je  von  anilern  nicht  friede  haben 
Boltcn,  und  man  vorursachte  uns  m  einer  iiothwendigon  kegenwelir, 
8o  wollen  wir  auch  nicht  gerne  der  letzte  sein,  sondern  uns  mit  Ver- 
leihung göttlicher  hulfalso  erzeigen,  das  wir  eiosmals  nna  discn  dingen 
kommen,  und  nicht  stets  des  backcnstrcichs  gewnrten  dorflen,''  etsa 

I  Original. 


56 


Deilagou,  XXIX.  XXX.    l&GO. 


2».  Min 
Om-Ii. 


XXIX. 

Hans  Cngnad  an  Landgraf  Philipp. 

Ich  hab  nioht  vtU  dauks  beim  herm  PhiUipumi  «luh 
Bunilerlioh  souiem  toclitorman  magist«r  Teutzer  den  slernseher 
Grlöngt,  nur  danimb  das  ich  mein  Rnmen  Iiorm  Churfuretcn  tu 
Sflchssen  ottHcb  oxeraplar  von  <.ially,  IUyrii_-n,  W'igandy,  Krasirio,  Sar- 
corio  und  ander  teoUogen  von  seestetten  über  Witenberg  und  Phil- 
lipum  ausgooii  lassen  (s.)»  i>nd  S.  L.  F.  Ö.  und  im  herrn  FhiUlpum  ge- 
schribea  und  gcratton,  das  man  zn  der  zusamonkunft  der  Chur  imd 
furston  und  der  vorwandtou  Augspurgi&cher  Coufessiou,  damit  der 
zank  kuiuit  verg-Ieicht  werden,  wie  ich  E.  F.Q.  vorhin  liei-icht  ( s. );  daraul 
hütt  eich  der  guett  hciT  Phillipus  par  Rcgcn  mein  dicner  erzürnet, 
und  ich  soll  in  mit  den  scliriften  zufridon  lassen,  herzog  von  "Wierttem- 
berg  schrieb  im  auch  ron  den  Sachen,  herzog  und  ich  voUten  doch 
den  lUirico  wais  wohin  schlicITen,  und  wur  nichts  daraus  zusamen- 
kuuft  zuhalten,  dann  lUiricus  "wer  sein  fcindt  und  wur  sein  feimit 
bleiben,  mit  vill  mer  reden,  das  ioh  im  zweifl,  so  der  herr  PI  j' 
lüuht  zu  der  zusameukuiift  geneigt ,  daran  der  Pauichc  und 
eissen  luingon  und  seiner  maiuuiig  sein,  so  wird  mein  genediger 
herr  Churfurst  beschwerlich  darzu  gepracht;  diese  obgemelt  zancki*:!; 
BchrifTten,  und  das  niembtz  darzu  thuctt,  das  wird  nu  dem  Entekhrisl 
und  sein  Imufen  ein  liebes  werden  sein,  gesehweigen  das  die  fninN-Ti 
Christen  durch  ilie  tininnes  graussaoi  verfolgt,  und  diser  ang>-''uiiii'; 
zauk  handl  unzoUich  khristeu  menschen  aufhalten  und  gar  verderben 
wird,  verzeiha  gott  deuncn  dizu  frid  lieb  und  nie  nicht  fordorua^ 
zuthuen  aufziehen. 
Original 

XXX. 

Landgraf  Wilhelm  an  Landgraf  Philipp. 

10.  Jiiin;  Meinen  kindlichen  gehorsam  und  was  ich  mehr  liebs  nnJ 

caasH.  giits  vermag  alzeit  ^uvo^,  hochgeporuer  fursi,  freundthchtT 
und  gnediger  lieber  her  vatter.  Es  ist  des  fnmtzoischen  bubcn  mit 
dem  rotten  köpf  vatter  bei  mir  gewesen,  wilclier  mir  iidigondo  :oi- 
tung  hat  angezeigt,  und  mit  solchen  umbstenden,  das  ich  mich  dan^ 
luib  müssen  segocn  und  wundern;  ich  hab  ime  hart  jegen  pai-th 
halten,  und  allerlei  ungolegonheit  angezeigt,  als  nemblich  multtttit 
nem  capitum,  unhestendigkcit  iles  gemcinca  pnfcU,  und  dergleich 
viel  mehr,  darumb  mich  vor  beschwerlich  ansehe,  solch  ding  lo" 
rathen,  aber  ganz  vor  uumuglich,  die  zu  volnju-ingen,  und  hab  iilifl_ 
wollen  inen  exptscirea,  ob  er  mir  fabeln  oder  warlieit  vorpreohi,  ab 
er  redt  so  bestendig  von  Sachen,  das  ichs  imc  schir  gleuhen  mu 
und  sagt  darbeueben,  das  der  cardiaal  von  Lottriugcn  und  alle  stvoit 
bruder  dermassen  besteckt  sein,  das  inen  unmuglich  werdt  sein  dar» 
von  zukommen,  und  das  di  zu  denen  sich  der  cardinal  und  setoo 
brudor  am  mcinsten  guts  versehen,  und  uf  die  sie  sich  am  meistBO 


Bcilagöa,  XXX.  XXXI.    1500. 


67 


verlassen,  verdou  di  sein,  so  ani  liertesten  uf  sie  echnioisscn  werden^ 
und  68  sei  dcnnassen  ins  werk  gericht,  ehr  di  sonne  sechs  mal 
werdt.undergehen,  solle  man  ein  ganz  laudt  geschrei  darvon  hören; 
es  sei  auch  der  cardinal  also  besteckt,  das  or  kein  wort  reden,  keinen 
brief  schreiben,  oder  keinen  nttliscklag  halten  kon,  die  conjurati  oder 
die  furston  werdcna  weiss. 

Diowcil  mir  dann  o.  g.  bofolon,  was  mir  vor  neue  zeitung 
inkomcn,  dicsolbigo  e.  g.  zuzuschicken,  so  habe  ich  solchs  dersel- 
bigen  wie  es  au  mich  kucnmen  (docli  vor  keine  warheit)  nicht  sotten 
verhalten,  u.  s.  w. 

Nachschrift:  ("cigenhänJig)  es  bit  dnr  man  das  or  nit  möge 
boncJit  werden  dan  imo  viel  darim  gelegen  dit;  zait  du  der  aiigrif 
hat  öolten  {^esclieheit,  ial  10  Martii  verschinen  obs  geschieht  gibt  die 
:£ait,  got  schick  als  ziuntiesten.  Des  konigs  ki*anokhait  ist  so  seltzam 
das  ichs  nit  darff  schreiben,  die  cnra  üio  er  gepraiicht  liat  ist  so 
RTenhch  das  mir  die  hur  zuberg  etlien  wan  ich  drau  denck.*)  wer 
in  fninckiTiicli  nach  des  koiiiga  geamitheit  liagt  der  ist  umb  den 
kopfT  also  hart  ist  es  verbotton. 

Original. 

Loser  Zettel  s.  d.,  aus  einem  andern  Fascikel,  vermuthlich 
an  obigom  Schreiben  gehörig. 
De  ncgotio  Oal]i(»ino  peto  etiam  ut  cum  ipsius  Celsitudine 
commnnices  ea  tantnm  (piao  narraui  tibi  tim()uam  explomta.  Con- 
silium  coittiim  est  inter  rriucipea  eosquo  sanguino  Regio:  et  ad  quos 
Kegni  non  modo  adniinistralio,  scd  ctiam  succcssio  pertinct,  In- 
numeri  ex  nobilitnto  sesc  iis  a<]junxcnmt.  Eorum  neminem  prorsus 
nomino.  Tantum  hoc  aFfirmo,  Tyrannidem  Canlinalitiaiii  diutius  Terri 
jion  posse.  Libidincs,  peculatum,  pcrduollionatum ,  et  alia  crimina 
nota  esse  omnilms.  Papistas  nuper  forro  non  iiotiiisse  ipsius  Ty- 
rannidem in  jurisdictionc  P'arlaraontorum  omnitim  sustinenda  et  dif- 
foronda,  dum  Cürc<3ros  Chvistianis  ploni  a  Carnificibus  examinentur. 
Kotam  eswe  sex  fratriim  Conjurationem  ad  recuperaudum  ijuod  con- 
lendnnt  sibi  ademj»tum  jus  Regni  Gallici  propter  Tlugonem  Capettam 
Ot  Carolum  Ducem  Lotharingiae.     Cum  erit  opus,   plura  exponentur. 


XXXI. 

Bedenken  über  die  SecbBiaoheu  (sie)  aupplication  aines  neuen 

Hinodi  halbon  gestellt  im  monat  Junio  auno  u.s.w.  ISÖO.") 

Den  neuen  sinodum  belangen,  so  die  Sachsen  begeren: 

Folio  Ä  Ü.  facie  i.    Wie  der  Sachen  in  irlln»mben  gerathen         Juni, 
und  geholfen  wertlen  möge  durch  ain  ortlcnltchen  und  christenlichen 
sinodum,  u.  s.  w. ; 


*)  Man  ('iziihlto  bckatmUicIi  in  Frankreich,   dass  der  König  im  Dlate 
von  Killdom  bado. 

**)  Auf  dem  UraHchlag. 


&s 


BoUagon ,  XXXI.    ISOO. 


bedonkon: 

Darein  gehören  ntt  allain  die  cloger,  sonder  auoh  die  bcclagten; 
OB  wurde  inon  sunst  mit  unH  gohen,  wie  ea  uns  mit  dem  Babst 
gehet;  der  wiU  cleger,  andtwurter  und  richter  sein,  damit  er  albeit 
recht  behalt 

Folio  C    facio  i.     Das    man    die    hondel    so    zuvor    ron   ii 
kirchcn  geurtheilt  sein,  nit  herfur  Kichon  soll; 

bedenken: 

Wollen  sie  die  kirchon,  welcher  kirchcn  diener  sich  alhiin 
dieser  sup^illuation  unilorsehrioben,  für  unsere  kirchen  nemen, 
werden  alle  andere  kirchcn  nusgcschlossen  sein:  do  wurde  das  re 
Christi  zu  enge  elngespant,  (hin  es  sindt  noch  viel  kirchen,  die  das 
evangolium  Christi  min  und  lituter  haben  und  doch,  zu  solclien  ur> 
theilon  nnd  Verdammungen  nit  beruffeu  woi^len,  viel  weiniger  d&roin 
gewilligt  hab(Mi.  Das  darni  unHor  vorram  CTkantnus  onc  Zweifel  Tom 
heiligen  geiat  kommen,  u.  s.  w.,  und  auch  dieselbigcn  unser  roifaro 
uns  mit  chriRtenlichem  eiver,  verstandt,  erfarung  und  bostendigktiil 
weit  weit  ubertrofTen; 

bedenken: 

Das  haben  wir  ursuoh  g<jt  von  iretwegen  vleisig  zudanken, 
sie  umb  eo!ehor  hohen  gaben  willen  au  lieben;  wir  sollen  aber  darumi 
nit  verzagen  und  dafür  halten,  als  ob  gott  durcih  ir  absterben  uns 
gar  verbissen  hab;  dan  dicwcil  Cliristus  uns  versprochen,  bis  an  das 
ende  der  weit  bei  uns  zusein,  wurt  er  gewisslich  durch  eeinen  hei- 
ligen geist  die  kirchen  regieren  und  verwaren,  als  etwan  als  ain 
gutter  Werkmeister  mit  geringem  und  uf  der  weit  imansehenlichen 
werkgozeng  sein  arbeit  verrichten  k<lnnen. 

Folio  E  facie  i.  Das  die  hohe  nottiirft  erfordere,  das  die  ir- 
thumb,  nemblich  Sinergia,  die  Ädiaphoristen  und  Majorieton,  welche 
hievor  im  D  iiii  facie  i-  gemeldet,  wiowol  sie  zuvor  verdampt  sind, 
noch  einmal  ordenlioher  weise  in  ainer  christlichenliohcn  voraant)- 
lunge  erknnt  und  venlampt  wei'den; 

bedenken: 

Das  ist  recht,  und  sollen  aber  die  andern  irthnmb  auch  derge- 
stalt noch  ainmal  vorhürt  und  orkant  werden,  doch  das  wdche  rer- 
honing  und  erkantuus  nit  von  etlichen  kirclicn  allain  sondern  voi 
allen  beschehe. 

E  iii  facio  i.     Das  niemnndt  in   dorn  Sinodo  sein  solle,    er 
dann  der  Au gs]iurgt scheu  Cuiifession; 

bedenken: 

Das  wurde   bei   andern    kirchen    ein    seltzam   ansehens   hal 
dann  ob  wol  die  Confession,  so  von  sieben  fureten  und  zweien  stedti 
zu  Äugspurg  Anno  u.  s.  w.  30  bescheen,  gut  ist,  so  solt  man  daroi 
andere  liirdien,   so   deä*selbigen  zeit   auch    die    predigt  des  Ev 
gehabt,    gleich    wie   diese    fursten   und    stctt,    auch   andere,   so 
Evangelium  seither  angonomen,   nit   so   strack   an   dieser  Augspi 
echea  botuintnusa  gemessene  wort,  form  \md  mass  bioden,  als  ob  H 


vangolj 


Beilagen,  XXM.    IGtiO. 


59 


:as  Evangelion  selbs  oder  aüain  were,  dan  noch  viel  ainem  chriBten 
znglanbcti  und  zulielcciiacn  ist,  das  in  dioscr  Confessioii  nit  stehet, 
welche  derselben  zeit  uH'  die  piiukteii  uud  artioul  allain  gestellt,  ao 
damals  im  stritt  waren.  Dcrhälbcn  wcro  das  der  recht  wege  einen 
»inoduiii  zuhalten,  da.s  orKÜiuh  alle  fiirsten,  stende  uud  fttetto,  so  in 
imsenu  teutsohen  reich  das  cvungelium  angenommen,  sich  ziisamen 
beschrieben,  und  alda  von  ainer  niass  handleten,  wie,  wo,  und  mit 
-was  mass  der  sinodus  z\iha[ten,  und  dan  auch  die  andern 
kirchou,  so  nit  in  unser  woltliah  tcutsoh  reich,  aber 
doch  ia  daa  reich  Christi  mit  uns  gehCreten,  dieweil 
sie  das  evangelion  auch  predigen  lassen,  dar?, u  be- 
schrieben wurden:  das  wnnle  gcwisslich  nit  ori  nutz  abgehen, 
dan  dadurch  wurden  die  gezenk,  so  man  in  den  Idrchen  hat,  zum 
theil  gestillt,  oder  ufl  das  wenigst  gemiltert;  es  wurde  auch  die 
christlich  brüderlich  liob,  so  ainer  den  andern  freuiidtlicli  hOreu 
wurde,  bass  gepflimzt,  dan  so  man  durch  solche  abBondorung  einer 
den  andern  nit  alluin  verachl,  Rouder  aucb  verdarapt,  und  sovil  an 
im  ist,  dem  tenfcl  gibt.  (Die  Einfudung  innerhalb  dos  Reichs  wäre 
leicht  KU  bewerkstelligen :  die  ausschreibenden  Fürsten  jedes  Kreises 
kQnnton  die  evongoIiBchcn  Stände  desselben  einladen,  und  auch  wenn 
iß  einem  Kreis  liein  ausschreibender  Fflrst  evangelisch  ist,  winl  sich 
tinachwer  ein  Weg  Unden  lassen.) 

Folio  E  iii  fario  2.  Das  maiL  niemandt  zubissen  solle,  er  hab 
dan  aincn  nidt  getlmii,  das  er  neben  den  dreien  Simbolis  die  Augs- 
purgisch  Confession ,  Apologien  und  SclimaU^aldischc  Artikul  haiton 
und  fordern,  auch  was  dargegen  ist  vei-dummen  wolle; 

bedenken: 

Dieser  aidt  kan  wol  erspart  werden,  dan  wan  man  christliche 
sinodos  und  versamblungeu  haben  will,  so  weiss  man  woll  was  für 
fundarocuten  und  hauptgnmde  gepmucht  werden  sollen,  und  stehet 
gar  Dbel,  das  wir  unser  gutbedunken,  ob  es  schon  aus  gewisser  hei- 
liger Schrift  gestellt,  dahin  selbs  wirdigen  und  erheben,  als  ob  es 
derselbigen  heiligen  sohrift  gleich  gehalten  werden  solte,  so  doch 
alle  lebrer,  so  nach  dor  Apostel  zeit  geleret  und  geschrieben  haben, 
eich  mit  aller  dcmut  dem  urteil  der  urgezweifelton  waren  heiligen 
Schrift  ultC'B  und  neuen  tostaments  willig  undergeben  haben ;  und 
machten  die  Bäbstischeu  wol  unser  spoilen  und  sagen,  wir  wolten 
sie  vom  etuel  ires  vermainten  gewalls  stossen,  damit  wir  uns  an 
dieselbige  stat  setzen;  dann  das  were  neue  Rhom,  daa  etliche  Idrehen 
zusumen  setzen  und  ordneten  artikul  die  alle  andere  kircheu  bei  dem 
aide  xuhallen  schuldig  wereu;  clann  sein  die  ai-ticul  in  der  alten  ge- 
wisaen  heiligen  schrifl  iTegrifTen,  so  ist  sie  ein  jeder  cbrist  zuglnuben 
und  zuhalten  schuldig  und  bedarf  keines  neuen  aidfs  dai'ZMc;  ist  es 
dann  ctn*a8  neues,  neben  oder  ausserhalben  der  heiligen  sclnieft,  so 
kan  kein  Christ  ein  aidt  mit  guottom  gewissen  daruff  thon. 

F.  facie  2.     Zum  amlem  u.  s.  w.  schreibt  Plnlippus  das  otlUche 
I     gewaltige  mit  wenigen  theologcn  zusamen  kriechen ,  stellen  ain  form 


60 


BmlageD,  XXXl      1500. 


in  der  rellgion  nnch  ircm  pofallcn,  unil  nr»nion  die  andern  nit  dann 
u.  8.  w.,  für  poldien  Oonspirationen   soll  man  sii-Ji  huetten; 

bedenken: 

Dorhalbou  ist  nott  und  autz  einen  allgemeinen  eino- 
dum  zuhalten  mit  allen  denen  so  sich  ans  d^m  anti- 
ohristischon  ßabstiimb  gothan,  die  abgCttereien  abgestellt, 
uml  diis  reich  ChriBti  frei  predigen  lassen,  und  niemandt  aus- 
RchliesBen,  unangesehen,  ob  die  andern  kirchen  nit 
in  allen  puncten  mit  uns  stimmen;  dan  vr&n  kein 
Teretnndt  und  irrnngen  veren,  so  bedrprft  man  kein  sinodum. 

F  iü  facie  i  capitc  Zum  sechsten ,  «las  in  dem  Btnodo  die 
jiurgtsche  Oonfension,  Apolo^ta  und  Schmalkaklische  articul 
dem  wort  p^ittea  die  rogul  des  perichts  sein  solle,  und  das  doctor 
Luthers  bestendigo  and  oindrechtigo  meiuung  und  verstundt.  alt 
gottes  ausorwolten  werkgezeugs  darzu  von  gott  erweit,  das  Evan- 
gelion  zu  dieser  let^iton  zeit  wider  recht  anzurichten,  und  des  letzten 
Elle  mcr  gelten  soll,  dan  des  (sie)  andern  soritenten; 

bedenken: 

SovU  die  Augsjmrgtsche  Confession,  Apologi  und  die  Schmal- 
kaldisnheu  articul  belangt,  ist  hievor  angezaigt  das  es  nit  wol  stelio. 
dieeelbigen  der  angezweifelten  heiligen  schrift  gleichzusetzen.  Sonl 
dan  doctor  Tjuthers  person  antriüt,  wurt  geferlich  sein,  inen  über 
alle  andere  Bcribonten  zusetzen;  wollen  dassolbig  urteil  dem  grossea 
dag  furbeiialten,  u ff  welchem  alle  ding  ofTenbar  und  knndtliar  werden 
sollen:  welchen  alsdan  gott  lol)et,  der  wurt  redit  gelobet  sein;  wollen 
aber  hie  zwuschen  doctor  Luthem  halten  wie  andere  gottselige  lehrer. 
so  fnr  Zeiten  gewesen  und  noch  sein,  nemblich  als  ninen  treuen 
diener  Ohrwti  imd  seiner  kirchen;  doch  können  wir  ime  mit  bU- 
lic'heit  die  elir  nit  geben,  das  er  als  aiu  mensch  nit  auch  bette  irren 
künden,  das  er  der  dritt  Elias  gewesen  sei  ....  machen  uns  seit« 
keinen  dritten  Eliam  .  . .  dann  wiewol  doctor  Luther  der  erst  ge- 
wesen» der  zu  unsem  zeiten  offenlich  wider  das  antichristiscli  Babst- 
thumb  geschrieben,  ist  er  doch  nit  allain  gewesen;  wollen  den  andern 
als  auch  dienprn  ('.'hristi  und  mit  erbeitem  im  bans  gottes  ihr  ehr 
nnd  ihren  rhumb  nit  sohmelern,  vielwcniger  gar  nemen  tmd  doctor 
Lutherii  allein  zum  hfVchston  setzen,  das  uns  uit  mit  ime  geschehe, 
wie  deu  barfussera  munchen  mit  ihrem  Francisco. 

Doctor  Luther  hat  im  ersten  Ihail  seiner  buoher,  so  man  lu 
Wittenlterg  gedruckt,  ain  vorrede  gemaeht,  darinnen  er  schreibt,  er 
hette  gern  gesehen,  das  alle  seine  bueher  doliinden  pliebon  nad 
uudergangen  woren ,  dan  n  im  graue  für  dem  exempel ,  das  stmd 
buchcr  gcsamblet  werden,  dardurch  die  edle  zeit  in  der  gchrift  m 
studiren  verseumbt  werde;  bittet  baldt  hernach  frcundtUch,  wer  J4 
seine  bflcher  zu  dieser  letzten  zeit  halien  wolle,  der  soll  sie 
bellcib  kein  hiudernuss  sein  lassen,  die  seluiFt  seܫ  zu  studio 
sonder  soll  sie  If*spn,  wie  er  des  Babsta  deci'et  und  decretal  leee^' 
nit  das  er  etwas  darin  studiere,  oder  so  oben  darnach  tbun  müsse, 


Beilagen,  XXXI.    2500. 


ei 


was  ri(i?^||taicht  hab;  nit  viel  anders  tliue  er  mit  der  rätter  und 
conotHen  trtiechern  auch.  Solches  sollten  die  jenigen  so  sich  gern 
lutherisch  nennen  lassen,  woi  Itedenken,  und  irem  melster  davon  sie 
genent  sein  wolLlen  in  dem  folgen  und  in  allen  sachen,  die  christ- 
liche religiou  belangen,  kein  andern  neben  gnindl  legen,  weder  inen 
den  JjUtter,  oder  andere  scribenten,  dan  nllain  die  ungczweifcitc 
biblische  Schriften;  liumit  kundt  man  für  gott  und  allen  fruinen 
Christen  bestehen,  und  hctt  uiemaud  mit  billigkeit  kein  einrode  dai*- 
gegen  zuhaben. 

{Zu  F  iii  Oap.  vii :  vtiq  es  mit  der  Umfrage  gehalten  werden 
solle,  uäiuliüb  dass  ein  jeder  auf  eine  Frage  der  Reihe  nach  gefragt 
werde,  wird  bemerkt:  dies  wäre  wohl  der  beste  Weg,  denn  wenn 
man,  wie  die  Fetenten  sp&tor  sagen,  erst  wieder  Aber  alle  Streite 
punkte  tlisputiren  sollte,  würde  das  \iel  Oezäuk  und  Zeitverlust  ver- 
ursachen ;  mau  hat  aber  jetzt  Bchi'ifllich  und  müüdiich  genug  disputirt, 
um  allerseils  die  Meinungen  und  deren  Begründung  genOgend  zu 
kennen,  und  die  Synode  sollte  billig  nur  z\i  dem  /weck  gchidten 
werden,  um  die  verdricsslichen  Disputationen  endlich  nach  M5glich- 
keit  beizulegen  oder  einzuschränken,  indem  mau  sich  allenthalben 
dem  Urtheil  der  gcsammteu  Kirche  unterwürfe  und  mit  dem  Ziinken 
.lufhörto:  dazu  wäre  die  gemeine  l'mfragc  nach  der  Reihe  gut;  zur 
Vorbereitung  aber  solltö  man  einen  tauglichen  Äusschuss  niedersetzen, 
dem  ein  jeder  Staud  seine  Kirehenordnung  vorlegen  mOsste,  um  sie 
ÄU  begutacJiten  und  weiter  an  die  Gesaramtheit  zn  bringen ;  es  dürften 
dann  aber,  um  keine  Qoraeinde  zu  ärgern  und  den  Kirchen  ihre 
Freiheit  nicht  zu  nehmen,  nur  solche  Dingo  abgeändert  werden,  die 
notorisch  wider  den  Befehl  Christi  und  der  Apostel  liefen;  wenn 
solche  „Besichtigung  und  Verndilujig  der  Kirehenordnung"  geschälie, 
so  hatte  man  bereits  die  Einigkeit  der  Kirchen  im  Reich  und  könnte 
sich  dann  um  so  ftlglicher  mit  den  fremden  Kirchen  ihrer  Ord- 
nungen halber  vergleichen.) 

Filii  laciö  i  cap-  Zum  achten,  u.  s.  w.,  das  von  den  clegeni, 
und  die  die  irthumb  angefochten  haben,  nit  mehr  Han  drey  oder 
vier  mit  vota  und  stimmen  zuhaben  und  zu  judidrou,  u.  s.  w.,  aus- 
geschlossen werden  sollen,  dargcgcn  aber  sollen  die  bedagton  olle,  oder 
doch  £um  wenigsten  die  furnembsten  ausgescldossen  sein,  und  etlicli 
Ursachen  angezeigt  werden ,  wnrumb  das&elbig  beschehcu  soll ,  u.  s.  w. ; 

bedenken: 

Das  wer  gar  ain  unglaicheit,  dan  die  aine  ursach,  welche  sie 
setzen,  das  die  olcger  der  bocsen  alTecten  halben  unverdeehtlich  seien, 
auch  nichts  suchen  dan  den  gemeinen  nutz  u.  s.  w.,  daliegen  die 
beclagten  stritten  fumemblich  umVi  ihr  ehr  und  gut  gerucht,  das  ist 
;iin  urtheil  so  gott  als  dem  erkenuer  aller  herzen  allain  gepuret, 
und  sollen  wir  für  uns  anders  nit  lulheilen,  dan  aus  götiicher  hei- 
liger Schrift,  worin  ain  yeder  recht  lere  oder  sclireibe,  nit  aus  was 
gemuet  er  es  thue;  und  wer  warlich  zu  wünschen,  das  die  clilgcr 
und  lieclagten   nichts   aus   lii^sem  gewissen    handelten,   sonder  allain 


63 


BcilÄgoü,  XXXI.    1660. 


gottes  nnd  nit  ir  ehr  siicheten;  loan  oicht  aber  leider  an  vielen 
iridorspiel;  doruml)  khuaden  wir  nit  so  gewiss  urtlieilon,  welche  el 
■.lieselbigäu  seien^  die  es  nit  rocht  gomoinen;  waun  man  recht  handJen 
will,  60  sollen  weder  dio  cleger  oder  die  heclagten  in  irer  selti^H 
Sachen  zu  judicicron  haben,  sonder  dio  allgcmain  ktrchc-  Sultei^^ 
dnn  alle  Loclagton  in  ollen  votis  ausgoedüossen  werden,  in  anders 
soeben,  darin  sie  nit  beclagt  sein,  das  wer  noch  unbiUichor;  dan 
man  weise  das  viel  uiider  den  beclagten  mit  und  neben  uns  nit 
altein  ge^n  dem  Habstumb,  sonder  auch  ge^^on  andoro  ketxereien 
wol  und  vleissif^  gesiritlen  haben,  und  durch  das  ansschlißssen  gc- 
wisslich  folgen,  wie  sie  aelbs  am  ende  dieses  aühleu  capittels  sagen, 
das  die  crkantnns  über  dio  grosson  und  wichtigen  Sachen  der  kin^eu 
in  loser  lout  hende  kommen  wurde,  daraus  der  warheit  nndefgang 
zu  gewartet  were. 

Zum  hRsi^hlus,  im  K  facie  3  und  furter  K  2  cUgen  sie 
über  den  ahsiihie<it  7.n  Franckfurt,  «o  anno  u.  s.  w.  58  Ton  ctliclieu 
Uhiir  und  fursten  gemacht,  eben  darumb  das  es  ain  abgesonderter 
imd  jiarticular  siiiodus  und  versamblung  gewesen,  welchs  sich  mt 
gezirabt  habe,  mul  wollen  doch  in  irem  itzigen  furachlog  eben  der- 
gleichen ein  sinodum  haben,  do  alle  ansgesolitossen  sein  sollen,  dii> 
nit  zuvor  mit  ainem  aidl  betheuren,  das  sie  irer  mainung  sein  und 
bleiben  wollen:  Damit  behielten  sie  gewisslich  recht,  ir  sauh  wer 
guctoder  bocso;  es  werden  aber  freilich  weinig  Icnt  (sein),  die  in  einen 
solchen  gozwungonoa  sinodum  willigen  werden;  so  aber  ain  gemainer 
»inodua  gehalten  wurde  aHor  deren,  so  zu  unsern  Zeiten  das 
an tiuhrisCisch  Bobstumb  vorlassen,  und  zu  dem  Kvao- 
golio  Christi  getretten  sein,  darin  alle  irthumb  und  miasver- 
stende  dio  sich  mitler  zeit  zugetragen  bnben,  verharrt  (seil,  verhört),  und 
fiarufT  erkant  werden  solte,,  unangeschen,  ob  deren  etlich  zuvor  dnreh 
particular  kircliun  verdainbt  weren,  und  alädan  jemand  sich  solcher 
nlgemainer  crkantnuss  weigern  oder  entziehen  wolle,  der  m5cht  von 
allen  Christen  bilUch  erkannt  werden,  als  der  das  licht  flehe,  und 
im  selber  sein  sach  allein  wolgefallen  lassen  wolle;  für  solchem  arg- 
won  BoU  sich  ain  yeder  Christ  huetten,  und  in  allwege  keiu  ahaou- 
dening  von  andern  Christen  begercn,  damit  er  sich  nit  von  unserm 
haubt  Christo,  der  nur  aincn  loib  hatt,  muttwillig  abs(mdere;  du 
das  were  die  Weinreben  von  dem  weinstock  geschnitten;  die  wimle 
gewisslich  in  diLs  feuer  geworfen,  dafür  ainon  yeden  gott  behuetleo 
wolle.     Amon. 


Beilagen,  XXXU.    1561. 

Beilagen,  1561. 


68 


xxxn. 

Vom  Naumburger  Pürstentag. 
A.     Bericht  des  Dr.  Adrian  Albinus  an  Markgraf  Hans. 

£s  haben  die  beyligeii  väter  Mnsaetis  Jllyricus  ihpimiak  narh 
und  Wigandiis  au  e.  f.  g.  anher  geschrieben,  mit  über-  i""«!!  itekriirun«. 
schickiuig  abschriftcn  der  supplicaüon  welch  sie  an  die  steude  alhic 
gelungen  lassen;  die  uborscnd  icli  e.  f.  g.  bey  verwarth.  Herzog 
Hans  Prideriüh  hat  es  mit  grosser  iingcdult  erfahren,  und  mit  disen 
Worten  herausgefahren:  liat  mich  dan  der  teufel  mit  den  heylosen 
pfaffen  beschissen;  der  f^andgraff  darauf  geantwortet:  es  gesehidit 
K.  L.  reciit;  bot  doch  niemandts  nichts  können  (jder  gutt  meinen 
müssen  dun  sie;  E.  L.  solückeu  sie  zuvor  aufs  conciliiun  in  die  schule; 
da  wenlen  sie  erst  lernen  was  sie  sein  und  was  sie  können.  In 
summa  die  supplication  ist  mit  einem  gespott  hingelegt;  was  sie 
aber  fQr  ein  antwort  l>ekommen  werden,  ist  noch  nicht  beraüisehiaget, 
ao  wenig  als  den  andern  artikel  neben  der  propusitiun  furbracht. 

Originiü.     Üerlin,  Rep.  14.  7. 

B.     Fragment  des  Protokolls  einer  Berathung. 

Die  Vota  bohandeln  (neben  Anderm)  ginz  voroehmUch  die  Frage,  ob 
man  in  der  Vorrcüe  xur  aiigsburgisclion  Coareü.«iioD  die  Seelen  uud  Cürni|j- 
leleu  B|)eciliciri3u  und  vordainuicii  ttolle.  Ooneu  dien  Verrabreii  erklnreu  sieb 
KorpfaU,  Württomberß  und  der 

„  I^andgralT:  MCohte  loyden  das  (man)  es  also  hett  ausgehen 
lassen;  weyl  niclU  alle  hier,  so  will  nicht  (jondemniren.  Ao.  30  auf 
dem  reicbstag  betten  die  vornemsten  i  ?  das  Wort  ist  nicht  sicher 
erkenntlich)  thedlogi  Kcolampadius  und  /wingliua  nicht  wollen  con- 
demniren  sondern  gesagt  verdammen  die  darwider  lehren,  dan  sie 
haben  ...  die  ...  wollen  .  .  .;  (vielleicht:  nicht  die  bäbatischen 
wollen  uCfeudiren.)  werde  in  Frankreich  und  Spanien  grosso  Verfol- 
gung geben.  Illiricus  rausto  auch  damnirt  wonleu,  weil  er  die  got- 
heitli  in  Christo  verleugnet  hetto  wan  das  wolden  (?  letztarca  Wort 
uasicher),  so  muste  man  der  concordia  gedenken  der  sie  alle  einig 
gewesen  obne  (ehe?)  die  L . . . .  Aposteln  seindt  so  geschwinde  niclit 
gewesen,  sondern  einer  hett  den  andern  tollerirt.  Thomas  citirt  wieder 
...tionem. •*     (Die  punktirten  Wurto  unlesbar.) 

Der  Vertreter  der  jungen  Hi-rjoge  von  Ponimoni  eritinert  daran,  das» 
zu  Worms  den  Evangt'liachen  Schuld  g(«gi'lipn  worden,  sie  geborten  nicht  allo 
der  Confeasion  an:  ergo,  man  müsse  der  St'i;t«n  gedenken,  jedoch  citra  con- 
deinnatiönom.  Der  Vertreter  Herzog  Barnims  meint:  um  za  verhüten,  das» 
dio  Papisten  dio  Subscription  al»  eine  Scbeinconfasiiion  botmobten,  imd  damit 
die  in  der  T^orred«  (jcrülnnto  Kiiiigkeit  auch  iin  Werk  erfolge,  wJlre  gut,  sich 
<ä.D09  „chriutlicben  Bedenkens"  der  Socten  and  0.miptelen  liatber  zu  ver- 
g;loichßo.    Am  entj^uhiedonAti'D  itnesr^rt  oich  in  di<^fter  Kiehtnng 


eUagon,  XXXfT     13 


„H.  TTlrii^h  zu  Mockeliibiirgk:  Sp«nlif5ition  etlicher  irthnmb 
feBBionsw.ciso  zutbun,  pnicscrtim  der  Siicmmcutircr ;  dun  die  wolli 
Uiren  grundt  aus  lier  confcssion  nehmen,  dardureh  viel  armer 
wissen  betrübt;  das  wiirdt  auch  zu  verhulunR  vieles  zanks  die 
Zu  (lohme  hott  iu  der  fehrliclion  zeit  des  Interims  H.  Heinrich  _ 
H.  Hjius  Albrecht  eiue  <'onres8ion  gelhan,  in  welüher  und  in  ihnr 
kircUenoniming  die  sacraDieutin?r  verdamet;  ei^o  nunc  non  potot 
contra  {contrarium'/)  facere.  Item,  Im  niedersfichsischen  kreistsge  zn 
Braunschweigk  werden  Montags  nach  Puriticationis  Uarüc  sacnuaen- 
tirer  und  Harlbbeok  ßreroensis  oondemnirt  Verden,  der  doch  «nn 
gruudt  auch  aus  der  aug^piirgi sehen  eoufession  nimpt;  die  Niedfl 
sechf;isr:hou  werden  nicht  tindoi'scbreibon,  -wan  die  sacramentirer  ; 
verdammeL** 

Berlin,  Rep.  H.  7. 

C.     üngeferlich  verzeichnnss  was   im  ratb  fnrgelaufon~d 
Spaltung  und  sonderung  halben  mit  herzog  Haust'riederiol 

Das  Scbriftslücb  theilt   zucüchbt  mit,  dans  dii?  Fürsteo,  nAobdein  «e 
ohne  IleiKCtn  der  Gesandten  vei^ebllch  sieh  bemüht  deji  Missvorstaml  zwiso 
Herzog  Johann  Friodnch  aud   dorn    Kuifiirsion   von   I'fuU  Iwir-ulegen,  „ui 
den  abgesaadtcu"  vollbtändigeD   Bericht   über  allo   verlaufoiio  liaudluug 
geben  haben,  utkI  reea|iitHbrt  donsellwn.    Die  kurze,  etwas  vorworron« 
ftteltuu^  der  VorverliaiidLungeo  zum  Couvcnt  BohliMi8t  mit   der  Angabe,  d 
Johann  Friedrich   sich    mit  dem  Coucept  de»  Kiuladang^chivibcn»,   nrcld 
Kurfunit  August  ontworfen,   einvenitaudon  erklärt,   und    nachmals  gleichwol 
d&voii  und  dazu  gethan  habe,  und  Dameiitliob  die  Bestimmung,  dass  sU« 
CoutlemoatioDOD  unterbleiben  sollten,  fortgelaüBtta.    Diese  Veränderung,  fSkit 
dw  Kofereot  fort,  ist  von  Hessen  und  den  anderen  Hyrren  IjcscbwcHioh  i  " 
heftig  angezogen  worden,  günderlirb  weil  sie  über  für&tiiche  Zimage.  Trat 
mid  lilauben  geschehen. 

„Es  luit»  aber  herzug  üunslriderich  nicht  mit  einem  wort  Ti 
antbwort,  sondern  ao  sehr  als  die  andern  auf  das  ausschreibeo 
dnuigen,  so  sehr  hat  er  die  condcmnationes  in  der  praefation  habef 
wollen;  darüber  die  herren  mit  werten  haii,  aneinander  kommeOf  und 
vom  Landgrafen  gesagt:  „es  ist  der  alte  gebrauch  mit  euch  ; 
nicht  aus  euerni  koi>f  und  von  euren  leuteu  her  kompt,  das  tag  ( ?  Pi 
lorituni  von  taugen?)  nichts.  Was  damit  ausgepicht,  tmd  wie  es  geral 
das  hatt  ir  woU  erfahren.  Einniall  so  hett  sich  gebühret,  das  man  mitd 
ausschreiben  sich  dos  verhalten,  des  sich  verglichen  worden,  weil  os 
derlioh  also  beredt,  das  nichts  davon  noch  dazu  gethan  werden  sollen, 
habt  ir  euch  dadurch  ein  loc;h  behalten,  das  wirs  sollen  machen  wie  1 
wollet;  und  ilns  wurd  nicht  geschehen,  und  werden  unsei^er  zwei 
woU  so  fe.st  .sitzen  als  ir  allüin  mit  eurn  törichten  pfalTcn.  Ir  wi 
haben,  man  soll  <]ie  leut  condemniren,  die  man  nie  gehöret;  das 
der  toufel  an  meiner  Btell,  und  dafür  hett  man  mich  woil  mdg 
daheim  lassen;  solt  mich  auch  oh  gott  will  zu  keinem  tag 
brengcn.  Habt  ir  ja  sc  gutto  lust  zu  condemniren,  wanimb 
nicht  an  eui-em  liii-lcü  an,  der  mit  seiner  bandNchrtft  zu  uliorwei 
das  er  rän  Arrianer  lät,   und   dto  gothcit  iu  Christo  verleugnet; 


BelUcM,  XXXII.    1561. 


65 


r  coniiemnircuä  worüi,  tauseutfacli  hoher  und  mehr  den  das  jenigo 
derseJb  pfaff  nl»er  dio  frommen  Witobei-ger  uud  Loiptzigcr  und 
iere  thcologos  erdacht  und  inen  uufdringen  will,  die  sich  doch  in 
n  dingen  genugsam  orkloret.  Ks  kann  so  genau  nicht  abgelicn. 
Iiat  zu  Zeilen  einer  ein  aniler  meinung  dan  der  ander  über  einen 
I  den  andern  artikel;  sie  seiiL  aber  di-uuib  in  der  lehr  nicht  wider- 
•tig.  Also  kaa  ich  meinen  pfalTen  nicht  wehren,  das  einer  ander 
anken  liat  dan  der  ander  beym  fiacrament  und  andern  artikoLn; 
gestutt  in  aber  tlarOmb  (&ic)  nicht,  das  sie  mit  ihren  menschcn- 
auken  und  wurten  von  »tuiid  an  auf  die  c^nzel  kuiumeu  und 
ere  ausschreyn  und  prindemniren  wie  die  jhonisohen  theologen 
en,  sondern  sie  müssen  mir  im  lehren  eine  eintrechtige  form  und 
halten,  wie  ich  sie  in  meinen  kirchen  vnd  der  Luther  in  seinen 
:hen  fiir  vnd  für  gehabt."" 

„Man  hat  auch  orzchlet  was  der  Pfakgraff  Churfurst  bey  dem  zefaen- 
artiokel  von  dem  nachtmall  des  hem  ttich  orkloret,  uomlich  das  er 
ibe  d»s  mit  dem  brott  vnd  wein  allen  den  jheaigen  di  es  nach  der  ein- 
ung  gebrauchen  der  wahro  ]>eib  uod  Mut  Cbri&ti  M-eBeiithoh  kegeuwertig 
sbOD  und  mit  dem  mundo  der  Leib  und  blut  CliriKt^  outpfaugen  werd«." 
dieser  Krkliirung  ist  Jederniaan,  auoh  dlo  Theologen,  zufriodeu  gcwci>oii: 
B.  Johann  Kncclricb  aber  liat  cä  Nit'bt8  goholfen;  er  hat  violmuhr  an* 
indigt,  dasä  or  der  Priifation  halben  noch  wcitro  Bodcoken  mündlich  uud 
ifüioh  aubhogCQ  lassen  werde:  das  ist  goschehoo,  er  Holbst  alter  ist  vor- 
abgereiht  Nachdem  die  Fürsten  des  llerzogs  hjnterlassone  Sohrift  go- 
D,  haben  sie  beschlossen,  de»  l'falz^'rafen  Antwort  zu  hören,  uud  den 
lohaflorn  Beriebt  zu  thuu,  was  bei  dem  Aub&c bleiben  bedingt  und  wie 
Johaua  Friedrich  ferner  darüber  verhaudolt  wordeo.  Dies  ist  sehr  aus- 
lieh ge&cboben  und  maa  hat  dabei  alle  Schriften  verleneu,  wie  mc  die 
ren  goweohselt;  „und  sondcrUch,  was  man  herzog  fIfUisCrtdcrich  furge« 
en,  das  aussuhroibon  vorlesen  und  darauf  die  i>roposition  in  seinem  be(i)- 
9a  gethan  auf  das  bloss  underschreibon  und  consaltation  vom  conciUo-, 
man  sich  auch  des  eicemplar  vorglichen  und  die  profation  gostellt,  auf 
ITaltzgraven  «rklernug  bey  diäm  z&hcnden  artikcl  wio  herzog  ilacsfiide- 
selb&t  furgoschJagen,  gesetzt;  itom  er  hotte  ausdiiiekhch  gesagt,  dass 
idcr  Bolio  seiner  pfalTcn  mocbtigsein;  su  het  man  ihm  auch  ttosagt":  dio 
oel  reprobamus  vel  dumtiamua  secus  docentes  sei  genügend  als  Condera- 
oa;  ca  sei  gonUirlicb  Jomnudcn  zu  spcciGcirt-n ,  doii  uian  wodor  aus  »einen 
(ifton  kenne  noch  über  dieselben  gehört  habe;  es  würden  durch  eolche 
ülicAtioD  viele  Christen  auf  die  Fleischbank  geliefert  „d&n  alles  was  im 
itumb  tmd  sunderliuh  in  Frankruich  und  Niderland  vorbrennet  wurden, 
musten  alles  baerauientiror  utid  widerteuftr  heisson,  da  sie  doch  zum 
iston  von  ihrer  unschuldt  in  dem  bezeigten  und  offenbar  wehreu;**  item: 
vnrden  viel  treffhche  Leute,  ja  ganze  Künigruichu,  Fürstenthumer  uud 
munen  durch  Aolcho  CoudeiunatioDou  vom  Foberthtt  abgeschreckt;  item: 
&11>on  würden  nicht  „benohmen,  sondern  allein  eiDgeateUet*'  bis  xu  einer 
sren  Berathschlagung  der  Theologen :  alsdann  sollten  Piejenigen ,  die  im 
lör  der  ]^hr\-6rälschuug  überwieson  würden,  verdammt  werden. 

,fltem  duH  im  zu  geinut  gcfuret  was  für  naohteil  urmerii  stetiden 
lUf  stunde,  waii  dis  werk  der  underschreibnng  und  zuaammeu- 
ong  solto  verbindert  werden;  und  hat  der  l.andtgruff  dabey 
agt;  ,Mii<^h  wollt  Über  tausontmal  todi  sein,  dan  mich  mit  der 
len  beladen,  eiuo  solche  zurnittung  zu  machen  und  viel  fromer 
)ten  dadurch  ubzuschreckeu,  und  denen  ihre  beschwcrungen  und 


«6 


Beilagen.  XXXir.  SXKnt    15C1. 


gefahr  sra  mehren,  die  umb  tinsercr  religion  willen  Verfolgung  IcW 
Wer  auch  das  äu  Wonns  angerichtet 
gebe;  ist  nichts  den  lauter  ehrpeizigkeit  geweat,  das  wir  allein  dea 
nahmen  haben  und  die  sein'wnllQn,  die  unserm  herm  got  sein  wott 
rochtsehaffon  vcrthcidigcn.  Eben  so  mehr  so  macht  gar  (sie)  ein 
hopst  aus  doiu  Dlirico  und  das  wir  auch  sagen  müssen,  das  er  nicht 
irren  könne,  wan  er  gleich  die  gotheit  in  Christo  verleugnet,  und 
das  Bolchs  nicht  so  grosae  sundo  sey  aU  ^"an  einer  oiocn  koirocJc  an 
zugo.  Ich  habs  voll  gedacht  es  wurde  so  zu  gehn;  ich  kenne 
köpf  woU;  so  versteht  mau  auoH  woll  was  darunder  gesucht  wiirdt.' 

Nach  solchem  haben  die  stände  und  soodorlich  di  Chur  und  fo 
in  eigner  pemon  grutagt,  daR  dem  lYaltzgravcQ  unrecht  (leschebt?,  nnd  «i 
an  seiner  orklcnicji  woU  zufrieden,  und  ist  niiho  daraat  erfolget.  dt<8  Pfalz^ 
grafTen  Verantwortung  der  verjagten  pristpr  halben :  hat  biss  in  die  achte  stuode 
gewcttret;  und  bey  idermanii  dm  ansi^b^u  gewobnneD,  das  dio  herrcn  geaif^t 
es  wehr  ir  keiner  dor  ein  sotcho  mass  wurde  gehalten  faabea,  wann  im  der- 
gleichen von  seinen  pfaffen  begegnet,  danimb  hett  er  nicht  £ii  viU  sondern 
zu  wenig  gethan."'  (Folgt  nocu  ausführliclio  Inhnttsnogabo  des  Yortra^^  das 
der  Kurfürst  tür  Pfalz  gehalten;  vgl.  die  Darstellung)  _^^^ 

Berlin,  Kep.  M.  7. 


k  an 

[UDde 

der- 
iden 

^,-i  d"  , 

irste^^l 


„Bedenken  L.  Philipsen  zu  Hessen  auf  dom  furste 

tag  zur  Naumburgk  ao.  61. 

Wir  soindt  des  glaubon.s  das  im  nnnhlmal  uns  und  andern  dio 
das  eutfiingen  dargereicht  und  zu  genicsson  gegeben  winlt  mit  brodi 
und  kelch  oder  becher,  wie  mans  nennen  will,  dor  warhaftign  leih 
und  Hut  nnsers  hem  Jesu  Christi,  nicht  allein  zum  besten  unser 
sccien,  sondern  auch  unsi?m  leibom,  in  allor  niassen,  wie  das  di* 
concordi  oiiihclt,  dar  vor  langer  zeit  Lutlienis.  Buticrus  und  de  (s-) 
Oberland ischen  kyrchen  sich  untereinander  verglichen,  u.  s.  -w." 

(Auf  der  ständischen  Landesbibliothek  zu  Oassel:  Mscr.  Hass. 
^^  52.  Blatt  33.  Die  Handschrift  betitelt  sich:  Acta  religioni«  in 
Hassia  ....  coUigiret  von  Hermanno  Fabronio  Mosemunno  .  . .  ubI 
tragt  die  Jahreszahl  1G23.  Das  betreffende  Blatt  enthält  Nichts  oonct 
dem  oben  Angegebenen.) 


10.  MDrt 

NtratnItnrE. 


xxxm. 

Hotoman  an  Itandgraf  Philipp. 

I]luHtri.ssime  princeps,  clomentisKime  domino,  züai  i 
ones  negotiorum  Gallicomm  consilia  mea  impedissent, 
nliijuanto  CelsitudiuL    tune  esset  nomcn  nieum,   et  Studium  quo 
superiorc    flagmbani    inflerviendi    lUustrissimae  Clementiae  V< 
Academia  Marpurgnnsi,    ad   '[uam  tum    in   ractlüs   patriae  meae  jiro* 
cillis  euocabar.     £tsi  autcm  satisfacerc  iUa  in  re  Ulustrissimae  C. 
non  potui,  tarnen  cum  D.  Montius  hodiemo  die  mihi  dixisset,   C. 


')  Herr  Dr.  Lohmcyer,  erster  BibUothekar  der  st&ndischeo  Landesbik^ 
liothek  in  Cassel,  hatte  die  Oüto,  mir  diese  Stelle  genau  mitxatlioilen.   Frülier 
wordü  dieselbe  von  Ilasscncanni,  I  p.  745,  benutzt. 


Beibgea,  XXXIU.    1561. 


optore  coitiorem  fieri  de  rebus  Galliciß:  piitaui  mo  non  non  (r.)  in- 
grAt&m  0.  V.  factiinim,  si  hanc  chartam  quam  hifi  litfris  adjiinxi, 
C.  V,  mittorcm:  in  qua  fjnrtem  aliqiuim  Gallicarum  roriim  perscripsi. 
Illnd  addam  in  his  lileris,  qiiod  ad  me  ex  auk  heri  scriptum  est: 
orlam  csso  ofTensionem  maximam  inter  Nauarrac  Hpgem  ot  l^ginam 
matrcm:  propter  Ouisianorum  consilia  quaednm  nui)or  a  Conneslabüo 
patefacta.  repertae  sunt  cnini  galeaa  plua  minus  ({iiadrin^entae.  serico 
teotae,  tennissioaae:  una  cum  pereonie,  fjuas  vulgo  mascas  appellant: 
quae  forroao  i|iio<jiio  dicebantur  csso.  Itatpie  cum  Nauarnis  staina- 
cliosins  cum  illa  lociitus  esset,  rcpcnto  sc  iracundia  commotus  \ma 
cum  Connestablio,  Aminllio  ceterisqne  nnmiiiUis  ox  atila  disees- 
surum  dbcit.  At  ilia  bianflissime  tum  locnta,  pollicila  est,  sc  omnia 
ipsius  cauRsa  facturam,  simulqiie  sigillum  regiuni  quod  morienle  Fnin- 
cisist  II.  Oixmpanit,  Cardiiiali  Turnonio,  qui  neutiiirum  partium  esse 
videbatur,  tradidiU 

Oiiisiani  tarnen  agitant  conailin  dolnsa,  Tidontuniuo  de  Corona 
Qallicn  invadenda  cogitnre.  IMiilippum  sibi  adjimxcnint  jamque  do 
Bponaalibus  inter  ipsius  filiiim  et  Scotiae  reginara  contrahendis  non- 
nihil  lo'juntur.  Denique  vidctnr  res  ad  di&sidiunii  ne  dicam  belluiii, 
ciuUe,  aliquo  modo  eniptura.  Condeneis  urget  sunm  absohttlonem, 
(|iinud  |K)lcst:  et  deeretnin  olitiuuit  nl  Parlamenti  parisiensis  sententia 
lYincipibus  Regit  eaiigujnis,  simulque  diiodecim  Paribus  Franciae 
exhibeatiir;  et  adhibitis  antiquis  ceremoniis  ac  ritihus  absolnatiir. 

Celsitiido  Vestra  gratissimum  faceret  Naiiarrae  Re^.  si  de  eo 
jaTando ,  aut  saltcm  consolando  cogitarct.  Nonnihil  in  eo  dcsidoratnr. 
Se<I  Hl  C.  V.  intelligeret  iitianti  teiTOrea  armatoniin  liuminum  die„s  ac 
noctes  illi  objecti  sint»  non  miraretur  illura  alii|Uod  de  jure  suo  tem- 
poris  canssa  cessisse.  Brovi  tarnen  meliom  spernntur.  et  Jpse  fort- 
assc  Celsitudini  V.  renuntiabo,  quam  dolnse  l'nntifex  R.  cgerit  cum 
illo  Hispano,  quem  Naiiarrus  ad  iJlum  imporfiinilate  quoruudam  victus, 
ablegarat,  et  iiuats  inuito  atque  i^norante  ipso  oratio  illa  habita  ait, 
ijuae  jam  ab  ipsius  aduersariis  per  vniversum  orbom  digseminatnr. 
Seit  C  V.  liuum  fumans  extingnendnm  nou  esse:  et  taJem  princrpeni, 
lam  nobili  nntiira,  tarn  comi,  et  facili  ingenio,  fauore  potiua  aliquo 
prosequendum,  quam  omnino  abjiciendiim  esse.  Quave  peto  a  C.  V. 
vt  rationem  aliquam  iUius  adiuuandi  ineat,  et  cnnfirmandi  contni  tantos 
hostium  conatus,  iiuibus  sine  dubio  ae  Dinbohis  adjtmgit  (luamqiiam 
ci{>ero  Deum  aimplicitalia  amatorem  illiua  arfi?j.iai',  et  modeaLium  bene- 
Tolentia  sua  complexiinim.  Ulustrissimo  Princcp3,  et  ClemenÜasime 
dotnine  vale  et  saluo.  Deus  opt.  mnx.  IllnstriHsimam  Celsitudinem 
V.  Bpiritii  suo  8.  porpotuo  giibemet,     Argentorati  Xlli  Cal.  April. 

Illnstrissimao  celsitiidinis 

vestme 

Cliens  obscqnentissinms 

Hotomaniia,  Juris  iloet/ir  et' 

Professor  Argcntoruti. 

Original ,  eigenhändig. 

6* 


68 


BdUgen,  XXXW.    15ßl. 


■aUtUtrnt 


XXXIV. 
SurfQrst  Friodrioh  au  Iiandgraf  Philipp. 

Post  Script«,  Ilocligelwruer  fiirst,  fretiodtlicher 
Vetter  Schwager  und  schweher,  füg  Ich  E.  I<.  freundtlich, 
wissen,  daa  mich  glaublich  angelangt,  wie  der  Uibst  drey  deutsche 
obriste  soll  bestell  haben,  nomlich  N.  grafcn  zu  r^upfTcn,  seyner 
achweßtor  sono  den  von  Ems  und  uyncn  Zorn,  kon  nit  wissen  nb  e* 
Jörg  Zorn  von  Bulacb  seye;  ayninahl  sollen  sie  mit  wartJi  unil  lauf 
gel<l  abgefertigt  aeyn,  und  diese  Werbung  soll  in  '1er  röm.  kay.  Ut 
nahmen,  jedoch  in  aller  still  geschehen;  und  dess  zu  mclirer  bekrefl- 
tägung  seynd  mir  diese  zeytung  graf  Albrechten  von  Ladron  und 
graf  Baptista  von  Arch  belangeadt,  von  orten  und  endo  zukommcQ. 
da  man  diese  ding  ways,  iil»o  das  deuen  zc^'tungcn  wol  statt  UDil 
glauben  zugeben,  auch  aurschcns  wo!  von  nOtou  ist;  derhalben  werden 
£.  L.  doruf  Ir  gute  kundschaft  zu  machen  wissen,  und  das  gebflrcndt 
eynsehena  hubeu,  das  uns  im  teutschlandt  das  kricgs  volk  aus  don 
reycli  nit  entführt,  und  da  wir  dessen  bedürften,  in  mangel  steheo 
musten,  wo  mau  uns  nit  eben  so  bald  mit  unserm  aygncn  kriegs 
volk  uberrast;  es  ist  vor  wahr  von  nöten,  das  man  weyt  umb  sich 
sehe;  Ich  besorg  dlo  furstcn  undcr  <leu  pfjiffen  in  Franckreych,  werden 
sich  nit  seumen  mit  irom  abgott  dem  bubst  zu  prncticiren ,  damit  ae 
unsere  religiou,  (welche  gott  lob  in  Franckreych  in  zimlicher  blüi 
ist)  mSchten  uudeKl rucken ;  lass  mich  bedunken  sie  bewerbeu  siiii 
auch  umb  deutsch  kriegs  volk;  nit  wayss  ich,  ob  sich  die  obristea 
und  rittmayster  woUen  gebrauchen  lassen. 

Ea  ist  zuerbarmen,  daa  man  so  lass  ist,  den  kOnig  Ton  Nanam 
und  die  alt  kCInigin  in  reHgions  Sachen  zu  confnrtiren  und  ziitrüsten; 
R  li.  wissen,  das  die  Schriften  zur  nnumburg  ingrossirt,  von  ouaer 
etlichen  underajhrieben,  und  die  weyl  mein  fireundtlicher  lieber  retter 
schweger  und  bruder  der  Churfurst  zu  Sachssen  u.  s,  w.  venittfii 
wahr,  hott  doctor  Mordeysen  solche  Schriften  in  dem  nahmen  mit 
siph  gcnolimon,  das  sie  von  soynera  hern  fcinlerlrclist  uuderschriebea 
und  mir  däbuJd  uolteu  zugesclückt  werden,  welches  doch  blas  daber 
nicht  beschehen;  sieht  mich  schir  ane  als  aey  die  lieb  bef 
uns  Christen  erkaltet,  die  weyl*)  wir  uns  so  schlechtüch  je 
ayner  des  andern  sich  amiimbt  Da  es  K  L.  nit  bedenklich,  soll  a 
mir  lüt  zu  wider  seya,  meyner  edleuth  aynen,  der  am  hof  bekeat 
auch  unserer  wahren  christlichen  roligion  mit  ernst  zugethan  ist,  in 
E.  L-,  herzog  Christofs  zu  WurtcnliergH  auch  in  me3'nem  nahmen  al>* 
zufertigen,  und  die  Schriften  in  der  form  wie  zur  Naumburg  bedacU. 
verfertigen  zu  hissen;  was  E.  L.  hierin  vor  guth  ausieht,  bitt  Ich 
freundtlich  wolle  sie  naich  fürderlichst  versteudigen ;  E.  I..  bitt  lob 
auch  frcundtlichen,  was  sie  der  geworb  lialb  in  erfahruug  bringen, 
mich  jedes  mals  freundtlich    /ut>erichten.     Dergleychen    sollen  E-  L. 


•)  Die  gesperrten  Worte  sind  antorstriuhen. 


Beilagen,  XXXIV.  XXXV.    1561. 


69 


"von  mir  auch  gewertig  seyu.  Ich  schick  auch  E.  L.  zoytung  aufi 
Üispanicn;  daraus  vernehmen  E.  L.,  was  dasellüst  gelinDtlelt  wiiMet 
Ich  thiic  E.  !i.  damit  dem  Hebon  gntt  treulich  bofelhen,  und  ich  bin 
derselbigcu  zu  diensteu  woigenaygt;  es  bittet  mich  auch  die  hocl»- 
orne  furstin,  mein  freundtliche  herzgeliobto  geinahelin,  ich  wolt 
L.  Irer  Ln.  freundtliehen  grus,  auch  viel  ehren  liebs  und  gute, 
und  daneben  klagwcys  vermelden,  das  das  zipperlin  Ir  liebden  cim- 
lich draue,  aber  gott  lob  n<x;li  nit  nieder  geworfen;  welches  alles 
ich  E.  L.  frenndtlicher  ineynnng  nit  kondt  verlialten;  datum  Heidel- 
berg mittwochs  den  29.  MartU  Ao  u,  s.  w.  61. 
Original,  eigenhändig. 


11.  Aprtl 
Xlt^pfllialii. 


XXXV. 
Landgraf  Philipp  an  KtirfürAt  Priodriob. 

ünaer  freiuidtlich  dienst  u.  a  w.  Wir  haben  euer  Lieb 
zvrey  6chi-eil>en  undenn  dato  Heidelbergk  den  2U.  Martii  und 
4  Äprilis  sampt  den  darbet  verwarten  zeitungcn,  auch  was  licrzog 
ChristoIT  zu  Wirtenbergk  an  euer  Lieb  eines  krigsgewerbs  halben  so 
vorhanden  sein  soll  geschrieben,  entpfangen,  gelesen,  und  wollen 
euer  Lieb  fretin  dt  liehen  nicht  pergeii,  das  uns  herzog  Christoff  zu 
"Wirtenbcrg  von  soUichen  vorstehenden  bowerbungen  auch  boricht  go- 
than;  und  wiewoll  wir  auflserluUb  der  anzeige  darvon  nichts  grundt- 
lichs  gehört  oder  vernommen,  noch  auch  das  in  unsem  furstcnlhumben 
und  landen  und  daherumb  ilziger  zeit  von  i-eutf?m  »xler  knechten 
einichc  Vicwcrbung  getrieben,  so  wollen  wir  doch  glcichwoU  vast  ufF 
die  meynung  wie  herzog  Cliristoff  von  "Wirtenberg  gcthan  und  dan'on 
euer  und  sein  Lieb  uns  copteu  geschickt,  ein  auBScbreiben  in  unserm 
lande  ausgehen  hiesen,'  das  sich  keiner  unserer  undersassen,  beidt 
von  adel,  burger  oder  Itauren,  bei  straff  leibs  und  guts  aiis«irhfllb 
iinsers  laudts  in  frembter  herren  dieuste  oder  bestallung  begeben 
solle;  wir  haben  auch  alspaldt  dem  Churfursten  zu  Sachssen  von 
dicssen  bcwerbungen  bericht  gclhaii. 

Nicht  liederlich  können  wir  ghiubon,  das  mit  den  geworben 
jegen  euer  Lieb,  den  herzogen  zu  Wirtenberg,  oder  einen  in  teut^ 
scher  nation  diesser  zeit  etwas  furgenommen  werde,  doch  wissen 
wir«  nicht  geuHss,  und  ein  gut  uffsohcns  sclmdet  nicht;  dann  crst- 
lichen  were  es  widder  den  religion  und  landtfrieden;  wurdens  auch 
also  dieweil  sie  itzo  mit  dem  Turcken  sonst  zuschaflen,  nicht  woU 
ausrichten  können;  holtens  darfur  das  woll  ehir  die  zwey  repiment 
knechte  sollen  hienein  gf^gen  Ikrbaric  gebraucht  wci-den;  dann  landts 
knechte  ziehen  nicht  ^^omo  über  mehr,  darumb  glauben  wir,  das  sie 
den  landtfiknechten  alierley  prillen  verkeufcn,  uff  das  sie  die  utT- 
bringen.  Es  kondt  auch  kommen,  das  der  herzogk  von  Sophoy  das 
volk  mocht  prauchen  jegcn  scino  eigene  umlerthanen,  die  inen  drey- 
mahl  geschlagen,  und  volgents  jcgen  die  Studt  Gcnoue,  aucli  widder 
die  Schweizer,    und  darnach,   so  es  inen  woll  geritte,   das   sie   dem 


i 


70 


Beitogen,  XXXV.    1501. 


pappistischcn  thcil  in  Frnnckroich  zuzc^cii  jcgon  die,  welche  die 
religti^n  etwa»  mclir  nnliongig  sein;  mocbten  auuh  woU  ebir  in  Franct- 
roieli  mit  iloiii  krigsvulk  ziehen,  eliir  »io  jegen  Gcnene  etwas  für- 
notuueti;  koiidt  auch  sein  das  t>io  in  luüia  liegen  jtliobcu  zu  befh^ 
digiitig  des  coiieiliums.  Dicssefl  obgemelt  alles  scindt  al«r  bei  am 
nicht  änderst  dann  gcdanJcon.  Aber  gut  ist  es,  das  gute  kundscbaft 
diirauf  gemacht  weitle. 

Wir  haben  auch  euer  Lieb  ingolcgtcn  zettel,  mit  eigener  handl 
gesuliiieben,  gelosen,  und  boren  vast  ungorn,  das  die  brieve.  velcfae 
an  den  kunnig  von  Naiiaira  und  die?  alle  konnigin  zur  Naumburg  g^ 
Bteldt,  noch  vom  CUurfur&ten  zu  Saob&seQ  mcht  imderschrieben  vad 
B.  L.  zugeschickt  seindt,  und  gefeit  uns  gar  nicht;  wir  soindt  atrfr 
ganz  "Äoll  zufridden,  das  in  euer  Lieb,  des  herzogen  zu  Wirtenbergs 
und  unserin  uabmcn  einer  E.  L.  edelleuth  iu  Fnuickreich  nn  den  läs 
geschiukl,  und  die  scbriften  in  der  form,  wie  zur  Naumburg  be- 
dacht, verfeitigt,  und  bey  derselbigen  E.  L.  edelmanu  (tem  koüHig 
von  Nauarra  und  der  alten  konnigin  iiborschickt  ivenlen,  auch  er, 
der  kounig  von  Kauarra,  der  (Jonnestal>el,  und  die  andern  getröstet 
wimlen;  was  euer  lieb  inen  wii'det  unzeigen  lassen,  dai*in  vroUen 
vir  E-  L.  niclit  straffen.  Euer  Lieb  wollen  auch  sonderlich  sich  bey 
irem  diouer  erkundigen  lassen,  wie  die  suchen  in  Franckreioh  allöal- 
halben  stehen,  und  vornemblich,  ob  sie  das  concilium  beschicken 
voller  oder  nicht,  und  do  sio  soUich  Concilium  beschicken  -wurden, 
uft"  was  masso.  Bitten  freuadÜichen,  so  haldt  euer  L.  antwort  kriegrn, 
wie  die  Sachen  in  Franckreioh  allentlialbeu  gelegen,  und  üb  audi 
die  Franzosen  das  ConcUium  beschicken,  und  im  falU  sio  es  thon 
wollen,  uff  was  ct^nditiou  und  mass,  euer  Lieb  wollen  uns  das  tilTs 
eilcndcsto  anzeigen. 

Was  wir  der  bowerbung  halben  in  erfarung  pringen,  die  tragea 
sich  gleich  zu  wo  sie  wollen,  (wollen)  wira  euer  L.  zuerkenoen 
geben,  und  dergleichen  von  E.  L.  geweitig  sein.  Der  neuen  let- 
tung  so  uns  E.  L.  ulerschickt,  tJiun  wir  uns  jegen  euer  Lieb  fj^eoadt* 
liehen  bedanken.     Dn.s  liaben  wir  u.  s.  w. 

Zettel  I.  Kacbdem  die  leufte  so  geschwinde  sein,  wie  ewr 
Lieb  schreiben,  so  bedeucht  uns,  das  gut  solt  sein,  das  euer  Liefen 
der  herzog  zn  Wirtcnhcrg,  herzogk  Wolffgang  pfalzgrave  (so  euer  Ueb 
seine  L.  mitleiden  wolt)  imd  wir  unsere  geheime  reihe  an  ein  orth 
schickten,  und  uus  mit  ein  vcrglichoji,  welcher  erst  unter  uns  mit 
gewaldt  und  gewaltigem  krigsfolk  überzogen  wurde,  wievil  reisiger 
pfenle  und  wievil  krigs  leuthe  zu  fuss  einer  dem  andern  schickea 
solle,  uff  seinen  eigenen  costen,  und  wieviel  monath,  uff  das  man 
wusle,  was  für  troat  einer  am  andern  bette;  wolten  dann  mitler  läl 
mehr  leuthe  zu  uns  begeren,  es  weren  furstcn  oder  stedtc.  und  ein 
ziinliche  stadtlicho  hilf  thun,  stuudes  bey  uns  die  anzunehmen.  Cad 
bcdcucht  uns,  das  uff  den  fahl,  so  einer  unter  uns  dreien,  nembhdi 
E.  L.,  der  herzog  zu  Wirtenberg,  oder  wir,  überzogen  wurden,  d«D- 
selbigen   der  ander  schicken  solle    zu   hiüf  cintliauscnd  pferde  <aaA 


BcUogeo,  XXXV.  XXX  VI.    1561. 


71 


zweitbauscut  knechte  uff  seinen  costen,  oder  sovil  geltaerlegen ,  als 
nemblichen  vur  einthausent  pferde,  monatlich  l'unfzehen  thausent  gül- 
den, und  vor  zwcithausont  landtsknechte,  zeheii  thausent  f^den,  iint] 
hette  über  das  auch  ein  ider  sein  eigen  volk.  iliUor  zeit,  wie  sieh 
dann  der  handel  zutrüge,  konto  sich  bedacht  werden,  vas  weiter 
furznnchmen,  und  wer  mehr  darzu  hilf  thun;  man  wuitlc  auch  indes 
scheu,  wer  femer  in  unser  hilf  zubringen,  und  wer  unsere  widder- 
wurtige  sein  wurden;  wo  nun  herzog  WolfTgang  pfaltzgravo  auch  in 
diesäer  eynung;  ßein  weit,  wurde  es  ime  woU  zuviil  sein,  das  er  sovil 
als  unser  einer  thun  und  leisten  solle;  deuchte  uns  dorhalben,  das 
es  ime  bey  siebenhundert  pferdcn  und  funfzchenhundert  zua  fucss 
pliebe,  oder  sovil  gelts,  als  das  nach  rato  obgemeltcm  anschlagk  nach 
ertragen  wurde,  wie  sich  das  nun  unsere  geheime  rethe  der  und 
ander  punct  uffs  beste  und  unserut  halben  iiiTa  fi-eundtlichst  mit 
kurzen  articiün  vergleichen  koiitcn.  Im  fall  aucii,  da  gleich  herzog 
Wolffgang  pfulzgravo  sich  in  eine  solliche  Creundtüche  verstendtnus 
nicht  begeben  weite,  so  scindt  doch  wir  gneigt,  uns  mit  K.  L.  und 
dem  herzogen  von  Wurtenbergfc  nichts  desto  weniger  in  ein  sol- 
licho  vcrtrculicho  verstendtnus  zubegeben  und  einzulassen.  Datum 
ut  in  Iris. 

Was  E.  L.  gemutb  hir  in  ist,  wollen  E.  L.  sich  mit  dem  her- 
zogen zu  Wuricnberg  vergleichen  und  uns  widderschreiben,  und  die 
brievo  uff  Zwingenberg  schicken  j  dahin  wir  ein  post  geordent,  da- 
danneu  uns  die  brieve   uff  soUicher  post  furderlich  zupracht  wei-den. 

Zettel  II.  (Landgraf  PhiHpp  hült  der  geschwinden  Laufte 
halber  die  Herstellung  einer  Postverbindnng  zwischen  Württemberg, 
Kurjifalz  und  Hessen  för  notinvendig  und  bittet  den  Kurfürsten  sich 
üurObcr  rait  Uerzog  Christoph  zu  verständigen.) 

Zettel  lU.  Auch  fi-eundtUcher  lieber  vetter  u.  s.  w.  deucht 
ims  sehr  gut  sein,  das  auch  ein  Schickung  zu  der  kunnigiu  von 
Eiigellandt  besehen,  und  sieh  bey  Irer  Koen.  Wurden  erkundigt  wurde, 
wie  sie  sich  des  conciliums  bidben  halten  wolle,  und  do  wir  unser 
rcJigiou  halben  überzogen,  was  trosta  sich  zu  Irer  Kocu.  Wurden 
zuverstehen  sein  solle ;  deme  werden  E.  L.  woll  weiter  nachzudenken 
wissen;  Datum  ut  in  Iris. 

(Folgen  noch  andro  Dinge.) 

Copie.  ^ 


XXXVL 
Christoph  von  Württemberg  an  Philipp. 

Hat  des  I^audgrafen  Antwort  auf  die  Slittheilungen 
von  Kriegsgewerben,  die  er  ilim  unter  dem  Datum  des 
31.  5Iärz  gemacht,  erhalteu  und  gelesen.  Hat  dem  Landgrafen  schun 
untenu  Datum  dos  zehnten  April  mitgothcilt,  dass  Jone  Nachrichten 
sich  als  falsch  orwioaen  haben.  Auch  von  der  Werbung  der  Grafen 
Tou   Ludron   und  Aroo  hOrt  man   nicht   melir  viel;   sendet  Philipp 


iti.  Aprfl 


72 


Beilagen,  XXXVI.  XXX VIL    1561. 


was   ihm   zwei   seiner  Hanptlcuto  dfkrflbcr  gosohnobox     Doch 
viel  Knechte  nach  Welschiand  laufen. 

^Stjvil  Oann  E.  L.  eiii(^legten  zedel  belangt,  das  p 
Friderich  dnirfurst,  herzog  Woiflfganp,  E.  L.  und  wir  unsere  geheime 
rfithe  zusamen  schicken  und  uns  mitt  eimmdor  Tergleichcn  soUeo. 
welcher  undor  (uns)  zum  ersten  mit  gowaJdt  überzogen  wunle,  wie- 
vil  misiger  pferiU  und  wieril  kriegs  rolk  sni  Xuess  ainer  dem  amleni 
auf  seinen  aigncn  costen  und  wiovil  monat  u.  h.  w.  alles  fen^ere  In- 
halts ermolts  zedels  zuschicken  solle,  u.  s.  w.;  wiowoll  die  lenf  un^rs 
Terhoffens  noch  der  zeit  nit  so  gar  beschwerlich  und  sorglich,  du 
08  eines  solchen  vertreuelichen  verstandts  bedOrfen  solte,  zudem  aoch 
gedaclitcr  Chiirfurst  und  E.  L.  mit  uns  in  ainer  fteundtlicJien  erit- 
aiiiigung  seien,  wie  sie  wissen,  aber  jedoch  lassen  wir  uns  dessen 
alles  unangesehen  gefallen,  das  unser  allerseits  rüthe  obgelauter  mtsscc 
zusamen  geschickt,  und  von  aincm  froiUidtli'.hcD  vorstand  anf  den 
nottfuhl  vi-rtrcuHch  geredt  und  gehandelt;  darumb  werden  K  L-  al- 
der  älter  und  mohrvcrsteiidiger,  solches  boy  dem  chiirfursten,  auch 
herzog  WoIlTgangen  woll  wissen  fernere  auf  die  baan  und  in 
werk  zubringen.*^ 

Die  Einrichtung  einer  Pnst  zwischen  Hessen,  Churpfalz  uni 
Wiirttcmberg  hält  er  zwar  nicht  für  nothwendig,  lässt  sie  sich  a\m 
der  lebh.aflen  Corre6[)Oudenz  halber  die  zwischen  den  drei  Fflreten 
besteht  gefallen.  Sendet  dorn  lAndgrafen  Copie  eines  Schreibens  von 
Kurfili-sten  von  Pfalz,  in  welchem  derselbe  sich  gleichfalls  einva^ 
standen  erklärt, 

„  Das  dann  der  pfalzgraff  churfurst  R  L.  mit  aigner  band  ge- 
Bchribcn,  und  für  gut  angesehen,  das  in  seiner  und  R  Ij.  auch  unserm 
nnmcn  in  Franckrcich  zu  dem  künig  von  Xauarra  geschickt,  und  E  U 
IT  solche  Schickung  ires  theils  gelieben  lassen,  darauf  wellen  irir 
E.  L.  frcundtlich  nit  bergen,  das  wir  deren  unüenn  dato  den  18^""  lac 
diss  monatz  döslialbor  unser  meinung  ziigoschribon,  und  lassen  uns 
solche  Schickung  nachmalen  geliehen  und  gefallen;  darumb  wen?  put. 
das  E.  L.  solches  bey  dem  pfalzgraffon  Churfurston  getribon» 
sich  deswegen  mit  S.  L.  der  Instruction,  auch  zeit  und  platt, 
die  gesandten  zuhnuf  kommon  sollen,  furderlich  verglichen;  dann  j: 
eher  solche  Schickung  bcschicht,  jho  besser  und  nützlicher  es  ver- 
hoffentlich  abgcen  wurdet     Wollen  wir  E.  h.  ctsc. 

Original 


uco 

'p 

am 


xxxvn. 

Philipp  an  Priodrich.  von  Pfalz. 

u^'.'w'"'!  Hoehgebomcr  fürst,  freunrllieher  lieber  vetter,  schwapr 

n<-«.-n.         und  schwchor,  es  seindt  uns  itzo  zeitung  zukohmen,  wie  Ei 
inligendt  zusehen  finden,  botreffeudc  wie  es  itzo  in  Franckroidt 
soll,  und  ist  nun  wahrlich  iiH'sohens  hoch  vonnotten;  dan  wo  die 


Beilagen.  XXXVIi.  XSXVUI.    1561.  73 

Uioy,  die  dem  ovangclio  ann  momston  (s.)  nnhongt,  dio  oborhmul  be- 
hclt,  -wirdot  OB  nicht  allein  in  Fnuickrcicb  nützlich  sein,  soiidorn 
UQB  in  Teutzsühlaiidt,  die  diesscr  rellgion,  zum  besten  liommea;  diin 
■wo  die  parthey  iii  Franckreioh  recht  l^ehelt  ist  nicht  woU  mnglioh, 
das  das  concilium  kann  etwas  kroftig  handlon,  und  winlnt  in  viel 
wngo  nutz  sein:  und  achten  E.  L.  ttaben  ntimohr  den  edclman  in 
Fi-üTickreich  geachickt  und  zu  seiner  wiiJerkunft  die  dinge  alle  gnindt- 
lich  und  was  an  deme  wahr  ist,  erfahren;  da  dann  vcrinorkl  wurde, 
das  die  pappisti&che  parthoj  wolten  teutxscli  kiioggrolk  annehmen 
lassen  und  die  in  Franckroich  fuhren,  so  were  gutt  das  E.  U,  wir 
und  anfiere,  die  darzu  geneigt,  dem  konuig  von  Navarra  und  dem 
anhang  die  handt  hotten,  der  gestalt,  das  inen  zu  rosa  und  fues 
ettlicii  kriegfl  volk  utT  ire  besoldung  zu  wegen  gepracht;  ob  auch 
euer  Lieb  und  wir,  und  wer  darzu  helfen  wolt,  inca  ctzlich  kricgs- 
volk  versohlen  uu»  Tcut&chUndt  bis  in  Fnmokreiuli,  bult  ima  nicht 
zu  willer  sein,  den  kosten  zu  unserm  tlieil  mit  tragen  zuhelfen;  deme 
■wenlen  c.  1.  uff  solliehen  fahl  woll  naclizudenken  wissen,  auch  sich 
mit  Wurttombergk  deshalbeu  vei^dichen  (s.),  und,  was  sie  vor  gutt 
ansehen,  uns  zu  gelegener  zeit,  da  ee  ron  notten,  furderlich  be- 
richten.    Euer  lieb  frcnndtlichcn  zu  dienen  elec. 

Zettel:  Wir  versehen  uns,  E.  L.  haben  sich  schon  mit  Würt- 
temberg vergliechen  der  person  gein  Trient  zuschicken,  und  wo  e& 
nicht  bescheen  were,  als  dann  wellen  es  nachmals  thnn,  und  was 
ea  uns  z\i  unserni  dritton  theil  tragen  wirdot,  wollen  uns  o.  I.  be- 
richten, seindt  wii'  willig  zestundt  ilaa  gelt  wo  es  c.  1.  hin  haben 
■wollen,  furderlich  zuerlegen.     Datum  und  (s.)  in  literis. 

Copie. 

xxxvin. 

Philipp  au  August  von  Sachsen. 

Zettel:  Auch  freundlicher  lieber  vetter,  Schwager,  12.  Juni.  c-a«Bci. 
bnider  und  gevatter,  wiewoll  in  den  Iftteiniachen  zeitungen  under 
audcrm  stehet,  das  sich  der  Conncstiibcl  zu  den  Gwisiauern  gethan 
die  religion  zu  underxlnicken,  so  können  wir  doch  dasselbig  nicht 
f^latiben,  aus  Ursachen  weil  uns  des  kunnigs  vtm  Navarra  gesandter 
doctor  Hottomanua  gesagt,  das  sich  ermelter  Connestabel  habe  vor- 
nehmen lassen,  die  religion  nicht  zuverhindeni,  und  auch  derhalben 
weil  sein  des  Connestabels  drey  söhne  diesser  religion  sein;  das  aber 
mag  woll  sein,  das  er  (als  ein  idter)  ime  so  hart  nicht  angelegen 
sein  lesset,  die  religion  zubefurderu;  so  seiudt  die  i>rediger  eiferig 
und  wollen  alle  dinge  tlux  und  halt  haben,  das  woll  kommen  konte, 
weil  die  Franzosen  weisse  verstondige  leut  sein,  das  sie  zuckrn  und 
erstet  sehen  wollen,  was  sie  in  Teutschland  bey  denen  so  unsera 
glaubens  sein,  vor  einen  rucken  haben,  und  dariunb  nicht  so  sehre 
eilen,  als  die  predicanton  vielcicht  gerne  schon,  auch  sonst  uf  andere 


1 


74 


lleilagGD,  XXXVIIL  XXXIX,     15Ü1. 


dingo  mohi-  aoUtiuif;  geben ,  das  sie  <ler  weit  kuit  weiter  sehen 
erfaren,  dos  wir  in  Tcutschlandt  vieleicht  nicht  wissen. 

Post  scripta  hüben  wir  E.  L.  schreiben  undenn  dato  Toi 
den  10.  Jimii  ciilpfaiigen,  gelesen,  wnd  thun  uns  jegen  K.  L. 
mit^^etheilten  Zeitungen,  uuch  dos  uns  K.  L.  zugeschikt  was  her 
nennrioh  zu  Braunscliweig  E.  L.  zu  antwort  gegeben,  £rüuiidtlii 
bedanken,  und  wollen  £.  U  darauf  fireundtlichen  nicht  pergen,  du 
wir  nicht  woll  glauben  können,  da3  die  Crone  Franokroich  »olhchi 
gehorsam  jegen  den  romischen  ßtnel,  wie  hishero  bescheen,  lial 
wcrIc;  dns  aber  mag  woll  sein,  das  die  Franzosen  also  einen  bossen 
nmchcn,  und  dem  pabst,  weil  noch  grosse  Uneinigkeit  uader  iaea 
in  Franokreich  ist,  etzUuhermassen  luviren;  dann  £.  L.  von  des  koo- 
nigs  voQ  Nnvarra  gesandten  doctori  Hottomanno  der  unsere  veraeb 
numehr  bey  E.  L.  ankommen  sein  wirdet,  eins  liessern  berichtet 
werden.  So  haben  wir  auch  einen  unserer  retho  in  Frauekreich 
schickt,  der  noch  aussen  ist,  des  ankunft  wir  uns  umb  den  and 
monat  versehen;  was  der  pringcn  wirdet,  wollen  wir  E.  L. 
kennen  geben. 

Aus  den  Zeitungen,  welche  uns  E.  L.  itzo  uberscbickt.  Beben 
E.  L.,  was  für  ein  bosor  gast  der  konnig  von  Ilisponia  ist;  danunb 
were  gutt  das  die  jenigen  in  Kranckrcich  so  unseror  religion 
troist  iiottcn,  dann  zubesorgen,  wann  fiie  verlassen,  sie  mochten 
thun,  das  son^t  nicht  besdiee. 
Copie. 


uu 


iS.  Jqnl 


xxxrx. 

August  von  Sacbsoa  an  Philipp. 

...  Es  ist  auch  erst  vor  venig  tagen  des  konnigs  ron 
Navarra  gesantcr  zu  nns  kommen,  denen  wir  gehört  und  wid 
umh  dermasen  abgefeiliget,  das  wir  diirfur  halten,  gedachter  koi 
werde  mit  unserer  antwort  nach  gelegenheit  allerlei  umbstende  freuni 
lieh  zufriüeu  sein.  Wir  vormerken  aber  gleichwol  aus  seineni 
gesanten  bericht,  desgleichen  aus  dem  schreiben,  so  der  Bei»  Toa 
Genf  an  BuUinger  getlian,  davon  uns  E.  L.  abschrift  zugeschickt,  d« 
ea  der  religion  halben  in  Franckreiuh  noch  in  grossem  zwis])alt  steiie, 
und  wo  OS  der  Almechtige  nicht  vorhultet,  das  es  leicht  zu  eiaeni 
auffuhr  dar  innen  gereichen  möchte ;  dann  die  konigin  vor  sich  sdt»^ 
desgleichen  auch  viel  unter  denen,  so  des  innersten  raths  sein,  halten 
noch  über  der  alten  religion;  darzu  sie  dann  auch  von  dem  kosigo 
zu  nispanien,  auch  andern  poteataten,  mit  vleiss  angehalten  uBd 
vormalint  werden;  so  ist  aucli  derer  halben,  so  euderunge  in  dw 
religion  furgenommen,  und  sich  unsers  glaubens  rühmen,  disa  «» 
böschwerlichsten,  das  sie  in  vielen  luiuptartickeln ,  als  sonderlich  voo 
dem  freien  willen,  voräehunge,  dem  heihgen  uachtmal  und  anden 
mit  unserer  lehr,  wie  die  in  der  Augspuxgischon  Confesoion  urnl 
andern  der   unsem  nützlichen  buc-hem   vorlasset,   nicht  einig  seia, 


iteUagcu,  XXXIX.  XL.    15ÜI. 

auch  gar  keine  cerimonien  leiden  können;  darzu  mich  Jio  jungen 
kiudor  mit  der  licUigeu  tuuf  zum  üfteruml  muthwüllg  vorsaumen, 
und  die,  so  also  ungeUuft  sterben,  nichts  desto  weniger  selig  uchten; 
zudem  seindt  die  artickel,  darauf  die  Schickung  solle  gericlit  werden, 
wie  uns  dieselben  HottoraannuB  zugestolt,  ilermassen  geschaffen,  das 
fiie  eines  gutten  bedachts  bedürfen,  wio  K.  L.  als  der  verstendigo  zu- 
erachten; wann  aber  der  konig  von  Navarra  tmd  die  andere  herren 
in  Franckreich,  so  sioh  itziger  zeit  der  lehr  des  evangclii  rühmen, 
die  Augspurgisohe  Coufossion  annohmon  und  sich  zu  derselben  bc- 
kenten,   so  hett  man  destumehr  ursach  sich  ihrer  anzunohmcu. 

Original. 


XL. 

Philipp  an  August  von  Sachsen. 

Als  E.  Tj.  abor  anzeigen,  das  E.  Tj.  von  des  kon-  5,  jun 
nigs  von  Navarra  gesandten  doctor  Hottomanno  und  auch  aus  fl*'''*'''"'''''''. 
dem  schreiben,  welchs  der  Beza  von  OenetT  au  liiiUingor  gethan,  und 
wir  £.  L.  hievor  zugeschickt,  vcrmirkeu,  das  es  der  rohgion  halben 
in  Franckreieh  noch  in  grossem  zwispalt  stehet,  glauben  wir  E.  L., 
das  es  In  Franckreicli  der  religinn  liallen  noch  zur  /.eil  gevorlieh 
gnug  stehet;  das  die  henen  welche  diesaer  lehr  in  Franckreich  seiu, 
in  etzlichen  artikeln  mit  unser  lehr,  wie  die  in  der  Äugspurgischcn 
Confession  verfasset,  u.  s.  w.,  nicht  einig  sein  selten,  u.  s.  w.,  wollen 
wir  achten,  in  den  voraombstcn  artikeln  seien  sie  mchrcr  theil  der 
meinung  wie  wir,  die  diosser  religion  sein;  so  hiilteii  wir,  was  die 
artikol  von  dem  freien  willen  betrißt,  und  von  der  versehuiig  (s.)  golles, 
seien  sie  eben  der  meinung  wie  Lutherus  alleweg,  und  sonderlich 
am  ersten  gewesen;  was  aber  das  heilige  nachtmall  angehet,  rangen 
sie  woU  nicht  ganz  unserer  confession  sein,  glauben  aber  sie  solten 
deshulben  liederhch  mit  uns  zavorgleichung  pniulit  werden,  achten 
auch  das  sie  mit  dem  bedenken  welchs  E.  L.  theologen  zu  Wittcnn- 
herg  und  Leipsig  iibor  den  artikel,  das  sacrament  betreffendo  gcblull, 
in  deme  mehrer  einig  sein  werden. 

Das  die  herren  in  Franckreich  so  dicsser  lehr  sein,  keine  oere- 
municn  leiden  können,  woUen  wir  nicht  glauben,  das  es  die  meinung 
habe,  sondern  achten,  sie  konnten  deshalben  baldt  uf  den  rechten 
weg  pracht  werden. 

Autrelfoude  die  jungen  kinder  so  mit  der  heiligen  lauf  zum 
oflermal  mutwillig  verseumbt  u.  s.  w.,  darvon  luibon  wir  nicht  gehört, 
können  auch  deme  nicht  woll  glauben  geben,  sondern  achten,  K.  I;. 
seien  in  demo  zumüdo  berichtet. 

(Andere  Sachen.) 


4 


Beilagen.  XIX  XUI. 


XLl. 
Hotoman  an  Fkilipp. 

Tlliistriüwimo  princeps,  clemeutiH»iinu  domine: 

NuiKiuani  exisüma&sem,  cum  a  Celsitudine  vestra' 
cessL,  fore,  vt  Undiii  farauliim  vestnim  retmerera.    Sed  praeter 
itincris  lon^tudinnm  dluturna  tll'"'  Elcctoris  Augusti  absentia  tnorani 
reditioni  meae  non  parvam  attulit.     Itaque   pelo  ab  Ol*"  Celsitndia 
veetra  maiorem  in  luodum,  ut  bano  mihi  culpam  condonet:   et 
pcrKiiadoat,    mo    riiiamdiu  riuam    foro   mcmorcm    tantao  humanitülid 
olomontiao  ot  bcnignitatis  qua  Colsitiido  V.  mo  oomplcxa  est:  dilif 
tissime  praeterea  Bcriptunim  Kcclesiis  nostris,  vt  pro  Dl*"  C.  V.  ia 
columitate  preccntur.     Quandum  aiitem  ad  HI""^""'  principum  Ducun 
Saxoniae  rcsponsüro  attinct,  lubentlssimo  qnidcm  animo  in  Lcgatione 
eonsenBeruDt:    ita   tanieu,    vt   in  responso   suo  ad   Regem   Naiiar 
sci'ipto  Zuinglianismi  errorera  nominatim  damnarint,  eiimque  rogarin^ 
vt  sibi   nb  illo  caiiorct     Ät   cum  Rex  Nauarrao  et  alii   nihil   de  illa' 
controucrsia  audicrint,    iudicabum    forc   satius,   si   lllum    a   missa   et 
pompa  idolatria   cui   nuper  Lutetiae  inteifuit  reiiocarent:  ot  non  (vt 
08t  in  Tiatinonim  proiierbio)  cum  capiti  modcri  debeamua,  reduuiam^ 
nuraromua.  ^M 

III"""  autem  Eleotor  Augustns  benignisaime  in  Legationem  wm- 
sensjt:  non  quam  plane  promitleret  se  in  Qalliam  missunmi:  sed  ad 
cum  locuni,  quem  EI.  Palatiniis  desigunrct,  vbi  Legati  principum 
conncnircnt,  et  comnuiui  consilio  de  capitibus  Legationis  dolibcrarent 
Nominatim  autem  aecripsit,  se  a  Nauarrae  R.  petere,  ut  Augnstanae 
confessiouia    foruiulum   reciperet,    iiuod    propter   Missae   laudatioiieni. 

quae  nominatim  ampliseimis  verbis  in  extremo  ilJius  Confessionis  com- 

probatur,  nunqiiara  ab  Kcclesiis  nostris  impetrabitur.     ItJique  quid 
Legatiuiie  statin  dobeat>  vaido  inccrtus  sum.    Satius  enim  esset  nnl 
mitti,  quam  eam  mitti,  quae  dissensiones  et  controuersias  quao  in  : 
regrionibus  simt,  maximo  cum  scandato  patcfaciat.    Ego  in  QalUam 
cxciirrebam:  ni»i  litcras  a  nustris  liic  ofTendissem ,    quao   mo  alJquiD 
tisjHjr   hie  expectare  jubobaut.      Itaque    prufecüoiieni    meiim   ad  diM 
aliquol  distuli 

(Folgen  Nachrichten  aus  Frankreich.) 
Original,   eigenhändig. 


14.  Jol) 

inufrld. 


XTJL 
August  von  Sachsen  an  Fhllipp. 

....  Das  es  der  rcligion  halben  in  Franekreicli  seltzAiQ 
und  gefohrlich  stelle,  gelaugt  uns  noch  fast  teglicb  an,  doch 
ohne  souderliclio  umlatcude  und  particulariteten.  Wir  heran  aber 
gente,  das  E.  L.  irer  retho  einen  noch  in  Frauckreich  haben,  oad 
das  E.  L.  erbuttig  sein,  -was  deraelb  E.  L.  davon  anzeigen  wirdt»  ua» 
zuberichteu;  Tkülleu  es  auch  hinwidor,  de  uns  derUalben  etwaa  gkub- 
wirdigea  anlangt,  freuüdtliuh  zuthun  nicht  underlaasen. 


Boiiagen,  XLIL  XLIU.    1561. 

"Wir  wolton  den  lierren  und  andern  in  Franckreich,  ao  (sich)  unser 
religion  rühmen  wol  gi'inncn,  das  sio  sich  durchaus  der  Augspurgi- 
schen  Confossion  bckenten,  und  dcrselt>eu  gemoss  erzeigton,  dann  es 
ist  uns  gewissen  und  ander  gefahr  halben  schwer,  das  man  sich 
unter  dem  schein  der  religion  ihrer  soll  annehmen ;  soviel  auch  der 
jungen  Idndor  tauf  anlangt,  werden  wir  glaublich  berichlotj  das  sie 
in  der  gro^aen  atadt  Genff  die  ganze  woche  iiber  nicht  mehr  dann 
zwehne  tage  zu  gesetzter  zeit  taufen,  und  welche  kinder  ihres  leibs 
Schwachheit  hallum  dicsollrio  lag  und  zeit  mit  der  tauf  nit  erwarten 
können,  das  dio  auch  ohne  einige  nottauf  (wie  man  es  nennet,)  von 
djosser  weit  scheiden  müssen;  hiiren  auch  das  Thondorus  Jle?-a  am 
endo  seiner  nechst  ausgegangenen  antwort  auf  des  Thilmann  Hes- 
husii  bucli  vun  abentmnhl  dons  nicht  sonderlich  in  abrode  sein  solle; 
ob  nun  die  annen  kleinen  kinder  daran  aiclit  muLwUlJg  an  der  tauf 
vorsenmbet  mögen  geacht  werden,  haben  E.  L.  seltet  zuermessen; 
wir  melden  aber  die  iling  nicht  dnrumb,  dis  wir  uns  dorholbcn  in 
einigo  dispuliition  einlassen  wolten,  sondern  zeigen  es  allein  E.  L. 
ao,  wie  es  an  uns  gelangt,  und  das  wir  gerne  (wo  muglicb)  ©ine 
rechte  einhelligkeit  in  unser  religion  erforen  weiten. 

Original, 

XLin. 

Hotoman  an  Landgraf  Philipp. 
Illuslrissime  princeps,  clementiss.  domine: 

Si  tandiu  me  hie  haesurum  puUissem,  scripsissem  Cel-  «.Ayrnwi 
situdini  vestnie  multo  celerius,  sed  cum  me  itineri  et  profeo-  s(M«ih«rf. 
lioni  in  üalliam  nfxnnxisscm,  admonitns  ^um  Zauernis  prtmum,  dein 
apud  Santum  Nicolauin  collocatos  esse  exploratores  "HÜ  me  abeuntem 
oljservarent.  simul  ducem  Guisianum  Utei-as  ad  omnes  principes  quo- 
rum  Celsitudinem  superiorib.  dicbus  Regia  Nauarri  nomine  sahitaram, 
scripsisKc:  fiuibus  me  sediliosum  et  tumultuarium  apjjcllat,  ot  de  mn 
ita  queritur,  quasi  mdla  alia  de  caiissa  illnm  profectionem  suacepissem, 
nisi  vt  ipsum  at-iue  ipsius  fruti-es  accusarem.  Hae  literae  iam  Pa- 
latino et  Yirteinborgensi  redditae  sunt:  qui  timcn  pro  sua  prudentia 
satis  intelligunt  quid  Uli  sit  respondcndum.  Nunc  autem  Ubingrauius 
in  Saxoniam  proticiscitur:  quem  ex  co  suspicor  negotium  habere  vt 
a  Principibus  diligonter  quaorat,  miid  egerira;  quia  mecum  ea  de  re 
accuratissimc  cgit,  ita.  tarnen  vt  so  non  omnino  patefacereL  Ego  ei 
aliud  roäpnndi  nihil,  nisi  me  propterea  pi-nfectionem  itlnm  suscopisse, 
ut  Gormaniae  princlpes,  et  vrbes  iimiserem,  antequam  in  patriam 
redirem.  Itaque  oro  C.  V.  vt  sua  sapientia  ea  in  re  vtatur:  si  forte 
curiosius  ille  velit  pcrcontari. 

(juod  ad  neguüum  meum  attlnct,  nihil  adkuc  habeo  quod  soribam. 
nam  cum  Rex.  N.  et  alii  me  stutliosisaime  expectarent,  nihil  ad  me 
■vs'^jue  adlkuc  scripserunt  Itaque  misi  ad  illos  tÄbellarium,  a  quo 
responsum  ad  noatra  omnia  expecto.     De   rebus  voro  QalUcia  haec 


1B 


Beilagen,  'XUU.  XT.IV.    1561. 


habeo.    Convontiis  pamieDeifi  ita  dimissnB  est,  xt  72  Bufrmgia  pnsi 
Ifttioni  nostrae  de  tcmplis  euangelicis  fauercnt,  SO  oduorsarontiir.    Cm 
Seiiatiis  consulttim  ex  phirium  nnmem  fiictiim  essot,  «t  Cnncionatoi 
omnes  intm  tres  hebdomadas  e  regno  dccederent,  dumestici  coniient 
prohiberentur,   Tiiithernni    intra  meniM*8  tros  oxiilaront;   Reipna  mal 
ot  l{ox  nannrrae   tum   Senntris  consiiltuiu    ipsnm   tum  etiam  ntnniui 
Senatonim   seiitentias    in    ignojn    proieceiiint     Quid    tarnen    futnrn 
Bit,    liicerliim.  est.    nnm  Cardiuales   et  Epiecopi   oinnes   ultenim   co 
iicntiim    hfibent    in   oppidnlo   quod    vocntur  Poyssi.    vbi    dicnntur 
aere   lüieno.     Kogio   dissoluendo  coasiliuni   caporo:    et   religioiie 
primenda. 

Interea  pionim  nunienis  mlrabiliter  augetur:  nei^ue  videtiir  fii 
possc,  Tt  vlÜR  nduersarionim  viribus  opprimantiir.  Cum  diix  Moi 
pcnfiierius  «piatiior  lioininum  millia  proxinie  Turones  coogissct,  et 
cirriter  treceritos  CUristianna  captiiios  iu  aliijuol  pagis,  abdiiccret,  nostK 
ex  illa  vicinitate  connenerunl  circiter  Septem  millia:  Ex  bis  delecti 
sunt  ter  miUia  pcdttes,  e<|uites  cx^ngentt.  Kt  cum  illnm  siraiina., 
contentione  pei-8ef|uerentur,  alter  fuga  sil»i  salutom  r^iiaesinit.  Proii 
Tholosara  cum  Senatus  Tholosamis  quin>pie  ex  nostris  capto»  d 
nässet,  et  continuo  de  iis  supplicium  sumptunis  esset,  nostri  mani 
facta  praüsidem  ciusdem  Senatus,  qui  cum  alitjiiot  Senntoribue  et 
Hcribis  vrbi?  exienit,  prelionderunt,  eisque  patibulum  orexenint.  gimnl 
I/ögatum  Tholowim  miscrunt,  fore  vt  quo  supplicio  Eostri  afncerentur, 
oodcm  etiam  illi  omne»  continuo  mact-irontur.  Ita  captlui  commutati 
sunt.  Aureliis  autom  et  compluribuB  alii.s  in  oppidia,  binae  quoUdii 
oontiones  in  aedibus  priuatis  iiatK}ntur,  tantn  conuontu  et  tanta 
quentia  vt  etiam  viae  publicae  exundent.  Regina  Scottiae  in  pa 
proficiacitur:  et  Caleto  iter  facit,  ne']ue  An^liam  attingot  Eam  de- 
ducunt  duo  0uisiani,  Lc  grand  j^rieur  et  Marehio  d  albouf.  Dtix 
Guisius  eam  prosequitur  Caletum  vsque,  CarJinalis  vero  non  ita  prorul. 
Ilaec  habui  quae  in  pnmsentia  Oelfiitudini  vestrae  de  Gallicis  rcbo^H 
scribercm.  Cum  illo  quem  ad  Aiilam  misi  rodierit,  plura  vt  spemH 
et  pluribus  de  rebus  aeribam:  et  simul  literas  quae  ad  C.  V,  dabuntar, 
diligenter  curabo.  Interea  Denm  oro,  vt  Illustrissimam  Cclsitud.  Y. 
conseniet.    Argcntcrati  VI  Angusti  1561. 

Original,  eigenMndig. 


Qina_ 
lantl^ 


XLIV. 

Hotoman  an  Philipp. 

Illuatrissime  princeps,  clemontissime  domine: 

Spero  celßitudinom  vestram  Buperiores  mcaa  litoias 
accepisse,  quas  Prineipis  Condensis  Ijegato  ad  vos  proflds- 
centi  doderam.  Kx  eo  tempore  missa  sunt  ad  me  noua  quaedam 
Oallica  quao  nullis  mutatis  syUabis  ad  C.  V,  miltenda  putaui:  vt  in- 
telligas,  quanto  conatu  quantas  nugas  Cardiaalis  lotbaringtis  noliia 
cum  omni  aua  pbapfonim  oatcrua  ediderit,    sed  haec  antiqua  ecclesiw 


23.  .Iniml 
Mramhune. 


9 


Bpilngon,  Xljy.  XLV.   1561. 


T9 


ratio  et  coDsttetndo  fiiit:  tum  deinum  victf>riam  adipisci,  ciim  dcspci-ata 
omni»  videntiir:  juxta  Christi  scntontiam:  In  intirmitate  virtuB  mca 
perficitur.  itai]iie  per  vniversam  Galliam  eccletiiae  florent  vi  cum 
xaaxinie:  el  (|uamihs  ali'jnantisper  curaua  evangelü  in  vrite  Lutetia 
et  üle  tota  vicinia  rotaniotnr,  non  sislitnr  tarnen:  ot  in  aliia  prouinciis 
tonta  ijuotidio  fit  ad  ccclepiam  Chi-isti  accessio,  ut  nihil  nliud  quam 
phapforiim  <iuerelae  amloantiir  clamltantiura  sibi  aliundo  'juam  ex  inifü- 
cationibiis*)  victiim  (iimerciiJum  esse.  Ma^na  est  antom  pi-occnim  no- 
fitronim  oxpectatio  de  Logationo  vestra;  (juac  nisi  -(uid  habcat  Ocr- 
nianini  roboris,  non  miiltiim  profifiiet.  necease  e.  n.  tanqiiam  clauum 
clauo,  sie  Hispanicas  niinas  Gormanico  terrore  pelli.  ita'pie  peto  a 
C.  V.  vt  eam  rem  ciirao  lialieat  et  magno  alicui  principi  eam  lega- 
tionem  mandandam  cnrct.  Ithifttrisairoo  princcps  volo  ot  saltie.  Dcus 
C.  V.  i|uam  diutissimo  nobis  incolumera  consemet.  A.  H.  Nauarro 
breni  literaa  multas  c.xpecto.  Argentorati  XXIII.  Aug.  1561. 
Origina!,  eigenhändig. 

Die  beiliegende  Zeitung  (fpanzüsieoh ,  datirt  Pariß  den  ll.Äng.) 
meldet  vornchmlioh:  der  Ki")nig  hat  dem  Pailament  von  Paris  da« 
Edict,  in  ivelchem  die  „assomblrcs"  verboten  werden  zugeschickt 
mit  der  Weisung,  es  nirgends  anders  als  im  Palais  (de  justice)  ver- 
künden zu  lassen;  gleichwolil  hat  der  Gerichtshof  aus  Anlas3  einer 
grossen  „assembU*e'*,  welche  die  Prinzessin  Cnnd*'  voninstalteto,  an- 
geordnetj  dass  es  nntcr  TrompetenschaJl  öffentlich  ausgerufen  würde. 
Der  Künig  von  Navarra,  der  sieh  eben  zxi  St.  Oorraain  aufhielt,  ist 
darauf  nach  Paris  gegangen  nnd  hat  den  Presidenten  und  Itillhen  in 
vol]/.äbliger  Versammlung  vorgestellt,  dasa  sie  Unrecht  gclhan  hatten, 
dem  ßefehl  des  Königs  nicht  zu  geh(»rchon  „los  appcUans  cemcaux 
mutina  et  scditieux  et  «(u'ilz  ne  pentwjient  pas  i^u'il  y  engt  un  Roy 
pour  les  chastier.  maia  «[uo  bien  tost  ilz  lo  cognostrnyent;  puis  s'at- 
taclm  au  procnrour  general  Bourdin,  hiy  disant  ipi'il  estoit  sans  reli- 
gion,  et  (^nil  chcrchoit  d'auoir  la  teste  tranchuo'*  etsc 


■it.  taeuftt 
CwMrl. 


XLV. 
Philipp  an  August  von  Sachsen. 

Unser  freundtlich  dienst  n.  8.  vr.  ^Vir  halien  euer  Lieb 
'flOferaOmi  underm  dato  Tnrgaw  den  9.  Angusti  neben  ubor- 
sohfolning  der  oonfession  welche  achthundert  und  zwo  und  sechzig 
Tersamblung  in  Franckrich  dem  )(onnLg  übergeben  und  E.  L.  haben 
verdolmetzschen  lassen,  empfangen,  gelesen,  und  fertigen  E.  L.  hirbei 
irom  bogeron,  nnrh  iinserm  hiovorigen  vertrösten  nafh  widdemmb  zn, 
vasgestaldt  unsoro  theologen  BolUche  confession  aus  der  französischen 
in  dio  latinische  und  teutsche  sprach  transferirt,  und  liedunlct  uns, 


•)  seil.:  „miwiificationibas."    So  auch  „missificatonw"  in  einem  Briof 
DcsBoIben,  Corp.  rof.  HJ.  15  p.  (j)'J. 


80 


Bolivien.  XLT.  XLVI.    1561. 


solLiübe  ti-auBlaliüu  soy  Euer  L.  uberschickten  verdciluic>tseliung  uiclit 
uugemess.  Was  nun  den  articul  von  der  verwlning  Ooltcs  anlaugt, 
versehen  vir  anders  nicht,  dann  das  sie  darvon  lehren,  wie  die  so 
unser  religiou  seiii,  und  sonderlich  wie  Luthonis  am  ersten  darvon 
getiL'hriel»en-  Antreffeuüe  aber  den  Articul  des  sucmments  duulit  uns 
seien  sie  nicht  weit  von  der  bokentnus  deren,  die  unserer  religion 
sein»  sonderlich  aber  von  K  L.  theolügen  und  gclertcn  xu  Wittcn- 
bergk  und  Lcipzigk  bedenken,  so  sie  über  sollichen  articul  jungst- 
liehen  gestelt. 

Was  dann  ferner  die  Schickung  in  Franckreich  angehet,  seiodt 
wir  mit  euer  Lieb  einig,  wnnn  die  Werbung  ufT  die  niass  wie  des 
herzogen  zu  Wiu*tenbergs  meynung  ist,  nemblich  das  die  komugin 
au  ITranckreich  und  der  konnig  zu  Navarra  vor  des  Calvmi  lehr  ver- 
warnt werden  selten,  Ijescheen,  das  besser  seie,  das  sollicho  Schickung 
underlassen  werde. 

Als  aber  euer  Lieb  auch  unser  bedenken  begeren,  wan  der 
articiü  des  nachtmals  utf  einem  gemoinou  reichstagc  err^,  was  dann 
zuantworten  seie,  darauf  wollen  wir  E.  L.  fremidllich  nicht  pcrgea, 
wann  gü  die  meynung  erreicht,  das  ein  reichstag  wurde,  und  voll 
ulT  demsolbigen  Calvinus,  die  SchwoLzor  und  andere,  die  der  mey- 
nung in  dem  articul  des  sacraments  sein,  condemniret  werden,  »las 
alsdann  dar  in  koinswegs  bewilligt  oder  solchs  zugelassen,  sondern 
angezeigt,  das  pillich  das  sie  bcseimcben  und  gehört  wurden,  diOB 
sie  nicht  leugneten,  das  im  aachtmal  der  her  jegcnwertig  seie;  so 
gleubten  sie  auch,  das  warhaftig  der  leib  des  hem  im  nachtmal  ge- 
nossen und  sein  bliiiJt  gedninken  wurde;  es  knndt  auch  darbey  vor- 
gcwcndt  werden,  das  ein  grosser  häuf  solcher  lolire  onhengig  were: 
nemblich  ganz  Kngellandt,  der  mehrer  Iheil  in  Franckreich;  de^ 
gleichen  in  Italia  und  viel  in  Polen;  sollen  nun  die  alle  verdampt 
und  nicht  gehört  werden,  sonderlich  weil  Bie  vorgeben  sie  IchKi 
wie  Augustinus  vor  zeiteu  vorn  nachtniall  geschrieben  hat,  were  ud- 
l>illich;  zweivelu  auch  nicht,  wann  E.  L.  irer  gelerten  rath  dar  in 
luiben,  und  sie  desshalben  uff  ir  eidt  und  gewissen  fragen,  sie  werden 
als  Christen  in  deme  woU  die  warhcit  sagen,  und  ist  uff  die  her- 
zogen zu  Weimar  in  dem  fahi  nicht  zusehen,  dann  ob  sie  woU  gut? 
fromme  herren  seiiidt,  so  tlmn  sie  doch  iu  diessem  mticul,  wie  «<? 
aucii  in  andern  ai-ticuln  die  leute  verdampt  ha>ien,  zuvilL  Dm  w 
E.  L.  u.  8.  w. 

Conoapt 

XL  VI. 

^.  .1.  „C'est  qiie  le  sr  D'ocquos  a  ea  Charge  de  moaseig- 

in.  Um  Ä*.  Au«,  ne^j.  1q  prjiice  de  Conde  de  proposor  dcvant  roxcellenoe 
de  tresillustre  et  trespuissant  prince  monseigueur  {.«hilippcs  lamlgnU 
de  Hessen  j  cointe  de  cjitzuelbo  et  cet.  el  premiereuienl  .  .  ." 
Orund,  warum  Coudö  noch  Niemand  zu  dorn  Laadgrufen  uml  and 
deutschen  Fürsten  geschickt,  um  ihnen  zu  danken  für  ^t'bonneur  e( 


Boilagon,  XLVI.    15(JI.  Öl 

R  courloi&ie  qu'ilx  Im  ont  faicte  apres  sa  dGliurnnco",  ist  gevcseiif 
lass  er  tägÜuh  seino  Freisprechung  durcb  k\üs  ParlHmont  erwartete; 
IT  woUto  ilon  FQi'ston  dcu  nunmoUr  crfulgten  FariamentsbcächhiBü 
nit  (ein  Dniclc  dessnUmn  lag  heij  übprsentlon  nntl  sij  sie  von  seiner 
Jnschiild  und  von  den  verleumderischen  Intrigiieii  seiner  Gegner 
kbcrzcugeu.  (Folgt  eine  kirne  Darstellung  des  Procosses  Coadrs  vom 
Sude  vurigen  Jnhrcs  an  bis  zu  seJuer  Freisprechung  iiu  Juni  l5til.) 
Ifach  der  Publication  des  freisprechenden  P.^^Iamontsbeschlusse8  ist 
^iidi!s  Botsüiiaft  nwh  dadurch  vcraügert  woi-dcn,  daus  er  den  Äus- 
faug  der  I'ariüor  Verbanimlung  dee  gcuammteü  Conseil  und  der  l'ar- 
»mentsrlthe,  in  welcher  beralhschlagt  -worden,  mit  welchen  Mitteln 
ler  Meuterei  in  Frankreich  gesteuert  werden  könne,  abwarten  wollte. 
Vor  dieser  Versammlung,  im  April,  hatten  Navaira,  Cundö  und 
aidro  evangelisch  Oesiiiuteu  ein  Edict  ausgebracht,  demzufolge  Jeder 
n  seinem  Hause  Freiheit  haben  sollte,  und  verboten  war  zu  iivi«i- 
ii-en,  was  in  den  Häusern  geschehe,  zugleich  Freilassung  der  wegen 
ler  ßeligiou  Gefangenen  angeordnet  wm-de  und  die  Verjagten  und 
Terhannten  Erlauhniss  ?.nr  Rückkehr  erhielten;  es  erfolgte  hieraxif 
linncn  sechs  Wochen  ein  auasorordentlicber  Aufschwung  aller  cvan- 
plisohen  Kii^hen  im  ganzen  Königreich,  und  viele  Ausgewanderten 
cUrlen  mit  ibren  Familien  vom  Ausland  zurück;  der  völlige  Unter- 
lang  des  Papstthums  in  Frankreich,  und  nachmals  in  allen  audcra 
andern,  stand  in  Aussicht.  Der  Teufel  und  seine  „suppostz"^  a^jer 
nben  sich  der  obengedachten  Versaiunüung  bedient,  um  dies  zu  hin- 
em.  Navarra,  CondO  mid  andre  Freunde  des  Evangeliums  haben 
esuclit,  wenn  sie  nicht  mehr  eiTeicIien  könnten,  doch  weiiigstens 
fts  Edict  von  Fontainebleau  durch  diese  Versammlung  bestätigen  zu 
tssen;  sie  rochneten  hierbei  darauf,  dass  alsdann  Andere  sich  ge- 
vruDgen  sehen  wQrtlen  nachzugeben,  weil  aio  in  der  berathenden 
'ersammlung  manche  Sympathien  auf  ihrer  Seite  hatten,  und  die 
ahl  der  Evangelischen  im  Keich  so  sehr  gewachKon  war,  da&s  mau 
io  nicht  melir  verfulgon  konnte,  ohne  das  Keich  in  grosso  Verwir- 
unf  zu  sttlrzen;  sie  hätten  auch  gesiegt  ohne  die  iDtriguen,  durch 
reiche  die  Katholiken  Stimmen  gewannen,  uml  ohne  die  grosse  An- 
ihl  von  Geistlichen  und  andeni  Mitgliedern,  die  dem  Papst  eiJlich 
prpllichtet  waren;  denn  sie  wurden  trotz  einer  Anzahl  von  5  Cardi- 
SJen  und  etwa  20  Bischöfen  und  Aebten  im  Conseil  sowie  etwa 
B  Bcneficiaren  unter  142  Parlaments -Präsidenten  und  -Käthen  doch 
ur  um  7  oder  8  Stimmen  geschlagen;  ausserdem  hat  der  Greffier 
ßs  Pai-laments  du  Txllot  bei  der  Sammlung  der  Stimmen  das  Ver- 
Ütniss  derselben  gefälscht;  er  hat  sich  deswegen  nachmals  l>ei  der 
!Cnigin  mit  soiner  AltersschwÜche  entschuldigt.  Die  „getreuen  Fur- 
ien** liaben  Alles  Dies  der  KOnigin  vorgestellt  und  damit  durchge- 
»tzt,  dass  der  König  von  Navarra  im  Beisein  der  Königin  sämmt- 
[she  Vota  verbrennen  durfte.  Daniuf  wurde  beschlossen,  dasa, 
s  ein  Colloipiium  gelehrter  Männer,  welches  binnen  Kurzem  vor- 
meit  wenien  sollte,  eine  andore  Kegelung  treffe,  die  Eviuiirnlimihen 

Ö 


I 


I,  XLVI.  XLVII.    1561. 


la  ifai-en  näuscrn  in  kleiner  Versammlung  thtin  dürften  was  ihaen 
gut  scheine.  Alsdann  ist  Coadr  in  Geschäften  nach  Uausc  gogaogeo, 
al>er  Bchuell  zurückgorufon  worden,  weil  die  Dinge  eich  duivh  ea 
Edict  (dessen  Copio  er  mitschickt)  wieder  zum  Schlimmeni  gewandt 
Dor  Grund  kann  kein  andrer  sein,  als  dASS  die  Gegner  die  KSnigia- 
Muttör  durah  den  spanischen  Gesandten  babon  oiuscbQchtcm  Iaeuh 
(„conune  üi  fönt  ordiiuiirement''),  wie  sie  auch  dorn  EGnig  voa  >'«- 
varra  vorgeredet  haben,  man  werde  ihm  sein  Königreich  wiedergeben; 
er  hat  in  Folge  dessen  Gesandte  (ambaswideiu«)  imtüi  Spanicu  ge- 
schickt, während  alle  Leute  von  gesundem  Monschen verstand  glautwu. 
dass  er  betrogen  wird.  Es  kann  auch  wohl  sein  (oa  plustost),  das 
die  Aendening  daher  kommt,  dass  manche  Leute  unter  dem  Vorwutd, 
ReboUeu  strafen  zu  wollen,  zu  den  Waffen  greifen  mOchteo,  um  durch 
Plfludcning  und  Confiscatiouen  reich  zu  werden;  denn  das  Edtct  be- 
schuldigt auch  die  Protestanten  der  Hebcilion,  um  sie  den  deutsclieo 
Knrstt?n  und  den  andern  E^'angelischen  vcrhasst  zu  machen:  dereelbc 
KunstgriR",  welchen  Kaiser  Karl  den  Evari^olischon  gegenüber  ange- 
wandt hat  Nt>ch  schlimmer  ist,  dass  seit  dorn  ersten  August  oder 
schon  länger  zu  Poissy  bei  St.  Oormain  en  Layo  katholischü  Bl 
und  Doctoren  der  Sorbonne  versammelt  sind,  obwohl  man  den  E 
gehschen  versichert  hatte,  sie  dOrflen  Geiätliche  und  Doctoren 
ihrer  AVahl  kommen  lassen.  Daraus  lässt  sich  ermessen,  was 
eine  Reformation  nun  zu  erwarten  ist  „car  c'oät  tout  ainsi  qua  si 
bailloit  aux  putaiiis  la  charge  de  reformer  leur  bordeau." 

Der  Prinz  liat  sich  nun,  sobald  er  von  dem  Edict  Temommen. 
an  den  Hof  begeben ,  um  mittelst  der  Autorität,  zu  welcher  Gott  ihn 
benifen,  Tlilfo  zu  sr^lmfFnn  wenn  mijglich,  vmd  inzwiathcn  lücht  läugw 
srunnou  köiinon,  die  deutschen  Filrstcn  walirlioitsgemüss  zu  bennch- 
ricbtigen «  wie  der  Stand  der  Kt;hgiou  in  Frankreich  sei.  Kr  bat  m 
diesem  Zweck  einen  Edelmann  zu  ihnen  gesandt.  Binnen  Kurzen;, 
wenn  er  sich  eine  Zeit  lang  am  Hof  aufgehalten,  und  jo  nach  des 
Erfolgen,  die  or  erreicht,  wird  er  ihnen  seine  Abiyichten  durch  Hoto- 
mau  ausführlicher  mitthcileii.  Er  versichert  die  Fürsten,  dass  er 
bis  jetzt  Alles,  was  ibm  möglich  war,  zum  Uubm  Gottes  gethon  hat, 
und  dass  er  in  dieser  Haltung  utierschfältcrlioli  verharren  wird,  rat! 
bittet  dieselben,  falls  sie  meinen,  dass  er  etwas  für  den  Fortsehnte 
des  Evangeliums  Nothwendiges  vei^'essen  oder  unterlassen,  um  Halb, 
den  er  auszufülircn  verspricht. 

(Von  der  Hand  Oc'iues'.) 


XLVTT. 
Philipp  an  Au^^uat  von  Sachsen. 

Unser  freundilich  dienst  u.  s.  w.    Was   der  prinz  wo 
Conde  an   ujis  geschrieben  und  darbey  werben  lassen,  'fl* 
wir  iiiLü  daruf  geantwortet,  fertigen  wir  euer  lieb  birbey  zxl    Weifl 
bo  ist  uns  auch  zukommen  ein  schreiben  von  dem  von  Gwisso, 


3RM|irr-DhDnC. 


SeUftgra,  XLVn.  XLVm.    1581, 


83 


in  er  uns  mitgeschickt  hat,  was  er  an  den  pfakgraven  Churfurston 
^fichrieben,  wie  euer  Lieb  solchs  beiüegendt  zusehen;  das  alles  wir 
dann  mit  vleis  geleseUi  und  wie  es  uns  ansteht,  so  mochten  viol- 
licht  sie  von  nllcn  thcilcn  underhnndlung  leiden;  bedeuchte  uns  dar- 
«Dib  gut  sein,  so  es  euer  l^icb  gefiele,  das  der  pfaIzgnn*o  Chiirfnrst, 
E.  L.,  Wurtcnberg  und  wir,  auch  wer  mehr  darzu  willig  were,  und 
in  der  eil  neben  uns  darzu  i^uvcnnugen,  ein  stadtliche  botscliaft  in 
Franckreich  schickten,  und  liossen  zwischen  inen  handien,  das  sie 
mit  ain  vorgleichen  werden  moi'hten: 

Erstlichen ,  der  religion  halben ,  uff  ein  solUoheu  wog ,  weil  der 
hern  und  des  addö  und  der  häuf  dos  gemeinen  mans  so  gross  in 
B'ranckreich,  das  sie  bey  iror  roligion  ]iliebcn,  und  die  pappiaten  auch 
bey  irer  religion  gelassen  wurden,  uff  solliche  und  dergleichen  mittel, 
wie  der  pfalzgrave  Churfurst,  E.  L.  und  Wurtonberg  dem  weiter  nach- 
icadenken  haben.  , 

Weiter,  das  msn  auch  die  heuser  kondt  mit  ein  vergleichen, 
nomblich  das  haus  Borbon,  als  den  konuig  vou  Nuvarra,  und  nein 
bruder,  den  von  Condo  und  das  haus  Gwisse,  und  die  zu  freundl^ 
lichor  cittigkcit  pringen;  dann  wir  besorgen  waiUchj  wo  nicht  furdor- 
lioh  darzu  gethan,  das  da  ein  grosses  cix'ilo  bellum  angehen  werde, 
und  sollen  die  papplsten  oben  liegen,  was  nachteil  kcunftiglichen  (s.) 
den  toutschen  fursten  und  sollicher  toutschon  nation  daraus  ervolgen 
wurde,  haben  euer  Liob  zubwienken.  Solt  dann  der  dritt  mann  darzu 
kommen  und  sich  dar  in  mengen,  und  in  dem  zank  ganz  l^Yanckrcich 
oder  ein  gross  stuck  darvon  einbekommen,  was  Schadens  und  nach- 
teil  der  teutschon  nation  daraus  ervolgen,  auch  der  religion  halben 
keunftiglichen  zu  niddcrtnickung  der  freien  christlichnn  lohr  ervolgen 
wurde,  haben  euer  Lieb  aus  hohem  verstand  /.ubedeiikt^n. 

Deshalbeu  so  were  unser  bedenken,  das  mau  solUche  botschaft 
in  Franckreich  schickte,  nit  sie  zuermanen,  was  confession,  als  der 
Aagspurgischen  Confession  oder  calvinischen  sie  sein  solten  oder  ab- 
stehen, sondern  des  nichts  gedacht  und  allein  dahin  gehandlei  wurde, 
das  der  theil  bey  seiner  religion  pliebo  und  der  ander  theil  so  pap- 
pistisch  auch  bey  seiner  roligion  gelassen  wurde,  und  kein  theil  den 
andern  beschwerte,  und  die  obg(;aiellon  heuser  verglichen,  wuchs 
tins  gar  christlich  und  gut  vorzauehmeu  ansieht  Was  nun  £.  L. 
hirin,  sovil  die  Schickung  betrifft,  gefellig,  das  wollen  euer  Lieh  uns 
Kuerkonnen  geben. 

Copie- 


xLvin. 

Landgraf  Philipp  an  Hotoman. 

Unsorn   gnodigcn   grus  zuvor,  erbar  und  bochgelarter    m.  g^iptmibcr 
lieber  besonder;    wir  haben   euer  schreiben,   das  geben   ist    »Ht"»«*«!«. 
gtrasäbiu-g  den  23.  Augusti  zu  sampt  den  darbe  i  vor  warton  franzusiacheu 
kcütuugen  entpfangen. 


Boilfigen,  XLVm.  XUlCH 


Das  ir  nnn  viel  anhaltet,  das  von  don  dentschen  Chnr  iiwl 
fursten  ein  liotecliaft  in  Franckreich  geschee,  wie  dan  der  pfakgnf 
Churfurst  tind  wir  gern  wollen,  so  -wirdet  doch  soldie  schickuiig  dö- 
masaen  nicht,  wie  ir  sie  viellicht  begert.  zuerhalteii  und  zuerlangoii 
sein;  dann  der  pfalzgt-aff  Wolffgang  und  der  herzog  zu  M''urtenl)ergt 
nurh  der  Churfurst  mnrggrafF  Joncheim  und  marggrafT  Hann^^s  wtl 
andere,  aueh,  wie  wir  nicht  änderst  verstehen,  der  Churfurst  n 
Sachssen  u.  8.  w.  solche  legation  in  FrancJcreich  anderer  gestaldt  niehi 
thun  helfen  wollen,  os  sey  dann  das  der  deutschen  Chur  nnd  funtcn 
gesanten  die  fursten  in  Franckreich  zu  der  Aiigspurgisdien  Coiifi*- 
sion,  derselben  gemeas  ziUeben,  und  sich  des  Calvini  und  /■ 
lehr  zuenthalten,  ermanen.  Da  nun  sie  die  fursten  in  Fran  ; 
leiden  mögen  und  inen  nicht  beschworlieli  ist,  das  die  schiclrangul 
RoUiche  masä  gescfaee,  so  ist  leichtlidi  zuerlangen,  das  die  lepitic« 
in  Franckreich  fortgengig  sey,  dann  die8eI1:4Jge  anderer  gcstaldt  nicht 
bey  den  obgemelten  Chnr  und  fursten  zuerheben;  des  pfalzgravea 
Clmrfurstoii  über,  und  uiiserthalber  hette  es  keinen  maugel,  data 
wir  die  Schickung  ohne  Holche  oondition  tliuTi  wolten. 

Zum  andern,  das  ir  vor  gutt  ansehet,  das  zu  sollicher  schickuss 
ein  hoho  fürstliche  person  mochte  gebraucht  werden,  das  lassen  wir 
uns  woil  gefallen,  und  ist  uns  nicht  zuwidder:  wo  es  aber  dahin 
gemeint,  das  unser  söhn  landtgrave  'Wühelm  darzu  solte  gebraucht 
werden,  das  wollen  wir  kcinswegs  zulassen ,  und  haben  dessen  gn«» 
Ursachen  und  viclerley  bedenkens;  und  da  ir  halion  wollet  das  wn 
mier  gnediger  her  »ein  sollen,  so  wollet  solchs  practicirens  niiissif 
gehen,  und  lünder  uns  hin  mit  unsern  sehnen  kein  practiken  treilx^ 

Coneept,  inohrfacli  eurrigirt. 


P 


K-iili-iilx-nc.  'I 


XLIS. 

Philipp  an  Christoph  von  Württemberg. 

bochgoboriier  fui-st,  freundtlieher  lieber  veittö 
flchwagor;  wir  haben  E.  L.  schreiben  underm  datu  Tutungn 
den  letzten  lug  Novembris  entpfangen,  gelesen,  bedanken  iijis  jegM 
E,  L.  freuniltlicben,  das  sie  uns  die  zeitmigen  mitgcthcilt,  und  lasse« 
uns  gefallen,  wie  es  uns  dann  gestalten  Sachen  nach  vor  eine  holtf 
notnrft  anstehet,  das  Vergerius  in  Franckreich  geschickt,  und  ime  nf« 
erlegt  und  bevohlen  werde,  dem  konnig  zu  Franckreich  anzuietg^fl 
was  die  ßapstliotien  und  konnig  Philipssen  Icgaten  des  passes  IibIM 
bey  den  Oraubuntem  gesucht,  und  angolialten  hette,  das  von  onn«'l- 
tom  konnig  zu  FranckreifJi  der  bundt  mit  gnmrtcn  Orabuntem  e^ 
nenert,  uf  das  der  piiss  erhalten,  und  nicht  dem  Babst  und  fconfiig 
Philipssen  zu  vortheil  kommen  inuge,  mit  mehrerm,  n.  a.  w.,  wie 
das  E.  L.  femer  bedenken  werden ;    was   dann   darauf  vor  nnco^W 


*)  Rotonburg  a.  d.  Fnkla. 


IfeiUecn,  XIAX.    IQG1. 


85 


'gölicn  wiriiet,  wollen  wir  zu  unterm  tlicÜ  willig  und  gerno  erlegen 
und  tragen  liclfon. 

So  auch  E-  Heb  bodechten,  das  gutt  sein  solle,  iind  es  die  Chur- 
fiirsten  Pfaltz  und  Sachssen  u.  s.  w.  mit  einig  woren ,  das  die  Grabunter 
durch  oioe  bottschaft,  oder  in  »ctiricften  getröstet,  nnd  vermanet  wur- 
den, den  poäs  dem  Babst  und  künnig  Plülipssen  der  Teutschen  Xation 
zu  liachteü  nit  zu  geben,    woren  wir  vor  unser  person  darzu  willig. 

Da  auch  ein  milairft  sein  erachtet  wurde,  weil  zu  Venedig  «o 
Bührcckliuho  bucher  getlnic-kt,  diirin  unser  wäre  chrietliqhG  religion 
dtirch  Italiam  felschllch  ausgebreitet  wur<le,  das  derohalben  an  die 
Venediger  zu  schreiben  sein  gölte,  solchs  hinfurter  tey  inen  nicbt 
inehr  zugestatten,  wollen  wir  das  neben  den  beiden  Churfursten 
Pfaltz,  Sacrtissen  und  £.  L.  gerne  thun  helfen,  oder  neben  gedachten 
4,-*faUzgraven  und  E.  L. 

llimcben  mugcn  wir  E.  L.  auch  freundtüch  nieUt  bergen,  das 
uns  der  Pfaltzgravo  Churfurst  itzo  geschrieben,  darvüu  wir  E.  L  hirbey 
vertroulicli  oopiou  numero  1  zuschicken;  und  so  das  gewiss,  das  konnig 
l'hUips  zu  nispanien  so  ein  groBs  geldt,  nemblich  funfiuahl  hundert 
tausent  cronen,  so  hoch  hienauf  in  Teutsühlandt  gcin  Numberg  eilegt, 
die  rittmeißtCT  und  obi-isteu  üirer  alten  Hi-:hiUden  zu  l>ezahlen,  sorgen 
■wir  es  werde  etwas  grosses  bedeuten  und  uff  ime  haben. 

So  hat  uns  ein  trefTlicher  vom  adel  angezeigt,  als  er  ku  Mün- 
chen gewesen,  da  hab  er  von  einem  vornehmen  mann  verstanden, 
was  vor  grosse  prackticken  vor  sein  sollen  von  konnig  Philipsen  und 
vom  Babst,  diesse  religion  zu  dempfen,  und  wie  er  der  vom  adel  so 
uns  diesse  anzeige  gethan,  gesagt,  wo  Key.  ilait  ij'en  consens  mit 
ziif^-ebe,  eo  wui-dc  es  gcwisslichen  ins  werk  pnictit,  und  solle  er 
daratif  achtung  geben,  wann  mit  den  obriston  und  rittmcistern,  auch 
herzog  Erichen,  welche  kunnig  Philips  beurlaubt,  durch  Tjazai-um 
von  Schwendi  von  neuem  uf  bestellung  gehandlet,  so  wurde  dia  sacho 
recht  sein. 

Wann  nun  die  dinge  gewiss,  ao  soUo  nicht  böse,  sondern  hoch 
ronnOten  sein,  das  der  Pfhltzgrave  Churfurst,  E.  K.  und  wir,  und  wer 
mehr  dazu  lustcn  und  gefallen  trüge,  ein  bessern  veretandt  mit  ein- 
ander hatten,  also  wann  einem  undor  uns  nn  ilas  ledder  gesetzt  werden 
wolte,  das  einer  alsdann  wüste,  was  er  sich  uff  den  fahl  zum  andorn 
der  huclf  halben  zugetrösten  und  zuverseheu  hal>en  solte;  denn  darauf 
ist  anch  zumerken,  das  herzog  Ericli  zu  Rrannschweig,  wiewoU  er 
aus  Hisjmnien  mit  grossem  Unwillen  gezogen,  verrückter  weil  widder 
ins  Nidderlandt  geritten ,  welches  dann  unscrs  achtens  gewisslich  auch 
was  grosses  uf  sich  liaben  wiidot. 

Diessem  obgemeltem  wenlen  E.  L.  nachzuiienken  nnd  zube- 
trachten wissen,  was  nach  gestaJt  diesser  so  sorglichen  und  ge- 
Bohwinden  Icufte  die  uoturll  sein  wirdot,  und  wir  habens  K.  L.  uf 
T  sclireiben  anzeigen  wollen,  u.  s.  w. 


wlagen , 


August  an  Philipp. 

SS.  OoceMk«  Quittirt  ein  Sdircibon  uus  ^ßodcuburg**  d.  1&. 

TtF»«".        i,er  mit  Zeitungen  von  Kurpfalz  und  Wörttemberg. 

^Sovil  dan  belanget,  das  der  konig  von  Hispanien  gegen  Ki 
bcrg  fünfmal  hundert  tausent  cronon  boI  haben  erlegen  laefien,  gkv* 
ben  wir^  das  das  goBclirei,  wie  gowCnlich  zu  gescheeu  pflegt,  grOsscr 
dan  das  werk  an  Bick  selbst;  und  do  es  gleidi  also  were,  so  haltea 
wir  darfur,  wan  der  konig  von  Hispanien  seine  schulden,  domit  ire 
kon.  w.  nnd  sein  her  vater  kaiser  Carl  müder  gedcchtnus  allein  den 
kaufloutcn  zu  Augepurg,  Nurmbcrg  und  anderer  orte  in  Ober  Deatscb- 
land  vorhafTt,  desgleichen  auch  den  ritmaistom  und  obersten  ire  aus- 
stehende pension  vi^r  voll  zalen  sulte,  das  an  solohor  sunuiia  niici 
gclcgonheit  des  hiebevom  aufgewandten  kricgscoBtens  nicht  viel  ul-crij: 
bleiben  wurde;  so  wuidon  auch  marggnif  Albreuhts  gloubigcr  lüiht 
ersclu-ecken ,  wan  sie  die  vier  und  virtzig  tausent  gülden,  domit  kiiser 
Carl  inen  söU  vorhaftt  sein,  bekommen  konten;  gleuben  aber,  dis 
man  sich  diser  ding  gelegeuheit  vil  besser  bei  den  knufleuten  lu 
Nurmberg,  dan  bei  unserm  vettor  maiggnif  Oeorgfridrichen  luer- 
kundcn.  Donoben  seint  wir  auch  der  meinimg,  w-ie  wir  E.  L,  juogst 
geachribcn,  wan  der  konig  von  Francltrcich  eine  solche,  und  aocJi 
gleich  grossere  gcitsumma  zu  bczalung  der  Bchiddcn,  domit  irer  kco. 
wirden  her  vater  müder  gedechtnus  in  den  nehern  kriogen  den  deut- 
schen kaufleuten  vorhafft  blieben,  desgleichen  auch  der  bestellen  rit- 
meister  und  obersten,  heraus  machte,  das  ire  kon.  w.  ir  domit  nickt 
weniger  als  der  konig  von  Ilispanicn  bei  den  bendlcm  und  buf- 
leuton  in  Deutschlandt  guten  willen  und  faxat  machon  vurde. 


I 


Die  ßchrieftenj  die  römischen  piacticken  mit  den  Oraubund^ 
belangende,  so  der  herzog  von  Wirtenberg  E.  L.  zngescUiukt,  liat 
S.  L.  bei  dei-selben  bottcn  gleichergestalt  auch  zugesandt;  und  sdiea 
uns  dafür  an,  das  dieselben  von  dem  Vergerio  herkommen,  der  vn 
welschen  und  sonderlich  römischen  auschlegen  vil  wissen  wil,  uai 
gerne  in  grossen  Sachen  wolt  gebraucht  sein;  ist  auch  mildiglicli  n- 
gleuben ,  das  der  Babst  hergebrachtem  brauch  nach  daruf  trac^hte  wie 
er  seine  freunde  gross  machon  möchte;  es  konte  aber  wol  kommM, 
das  denselben  mit  der  zeit  also  bekeme.  wie  des  vorigen  babs» 
freunden  durch  den  itzigcn  geschehen.  Das  al«r  die  Qraubußdter 
durch  eine  bottsehaft  oder  in  schricfton  von  den  deutschen  chur  umi 
fursten  sollen  voruiauet  werden,  dem  babst  oder  konig  7,u  tlisptnies 
den  pass  deutscher  nation  zum  naohteil  nicht  zugeben,  dos  wil  bey 
uns  bedetiklich  sein,  dan  E. L.  wissen,  das  es  hiebevor  dem  achml- 
kaldischen  bunde,  dar  innen  sovtl  Chur,  fiirsten,  stende  und  stddte 
des  reichs  gewest,  nicht  wol  liinausgangen,  das  sich  dcrselb  U2lde^ 
stehen  wollen,  der  deutscheu  nation  angegebenen  naohteil  one  <br 
andern  fursten  im  reich  furwissen  zuvorkommen;  derbalben  Tol  n* 


Boilagou,  L.  U.    i&Gl. 


H7 


ernchtou,  (Ins  es  nio)it  wonlgor  otzIJcbou  soinlorbarn  Chur  uml  furstoii 
übel  wurde  nachfrcrcilt  wcrxien,  wan  sicli  ir  etalicho,  soinlerlicli  über 
dio  wcitgoscascnen ,  dessen  undorstohen  soltcii;  drrlmlben  wol  zubc- 
dcnlcen,  das  mau  durch  unnCtigo  tmd  zu\iel  sorgfoltige  fi-embde  Uon- 
deJ  nicht  mDlir  uf  aich  lade,  dan  man  ertrageu  kan;  don,  wie  uns 
allo  golegenheit,  auch  geschiclilichkeit  und  vermögen  der  itzigen  grossen 
potentatcn  nnsibet,  m  lassen  wir  uns  bedunken,  sie  haben  mit  ircn 
eigenen  konigreichon  und  uuderthanen  ßoviol  zuschaffen,  das  aio  sich 
kegeu  die  stendo  des  reiobs  in  Deutsc-hlandt  der  roligion  halben  oder 
sonst  nicht  leicht  etwas  understchen  worden,  sie  vermci'ken  dan,  das 
man  sich  zu  inen  nüttigcn  woltc;  danimb  es  wul  am  besten  sein 
eolte,  das  wir  daruf  dechten,  wie  wir  in  Deutschlandt  undereinander 
selbst  friedlich  und  einig  sein  buchten;  wan  soidis  geschehe,  wurde 
es  unserer  roligion  bei  auswertigcii  pntentaten  viel  mehr  anseliens 
xnachon,  dan  das  wir  in  diesem  der  unscrn  zwispalt  andere  trGstcn 
oder  beherzt  machen  solten;  doch  werden  K.  L.  als  der  varsteiidige 
und  erfanie,  denen  dingen  wol  weiter  naeb/.udeukeu  wissen. 
!  "Weil  wir  auch  die  buclier,  so  zu  nachteil  unserer  chrisUichen 

I  rdigion  in  Venedig  sollen  ausgebreitet  werden,  nicht  gesehen,  können 
I  wir  uns  darauf  nichts  vornehmen  lassen. 

I  Soviel  die  le^ng   der  post  zwischen  E.  L.   und  unsem  landen 

anlangt,  haben  K.  L.  aus  unsorm  uekem  schreiben  unser  bedenken, 
welcher   halben   wii'   dasselb   noch    zm*   zeit    nicht   vuaunten   acliten, 

isambt  angehf7n'ten  erbieten,  freuniUichon  vormarkt,  dobei  wir  es  auch 

'nochmals  bleiben  lassen.     Das  haben  wir  ctsc 

OriginaL 


LI. 
Christoph  von  Württemberg  an  Philipp. 


Unser   freundlich   dienst    u.  s.  w.      Wir  haben  Eur  Ij.     31.  Dm>iiitH>f 
j  schriftliche  widorantwort  de  dato  den   18  tag  dis  noch  liiu-       siati«n. 
I  f enden  monatz,  von  wegen  allerhandt  Zeitungen,  so  wir  E.  L.  luiderm 
dato  den  lotsten  Xovembris  von  Tubingen  aus  zugesandt,  an  gestern 
empfangen,  und  alles  inhaltz  gelesen. 

I  Soril  nun  crstüchs  belangt,    das  £.  L.  ir  gefallen  lassen,   das 

I  der  künig  in  Franckhreich  durch  den  Vergerium  bericht  wei-deu  solto, 
was  des  pass  halber  bei  den  OniubClndleu  gesucht  worden  were  u.  s.  w., 
tla  wellen  wir  E.  L.  freundlich  nit  bergen,  das  wir  solclies  albereit  an 
den  ktlnig  von  Navarra  gelangen  lassen,  der  hoffnung  die  bundtnus 
werde  der  enden  widerumb  erstreckt,  und  der  hegert  paas  dadurcli 
i  abgestrickt  und  nit  erhalten. 

Am  andern,  so  hat  uns  hiovor  fiir  gut  angesehen,  wie  auch 
noch,  das  die  Oruubundton  in  Schriften  oder  durch  bott.schaft  gelrostet, 
und  ermanot  wurden,  den  angezogen  und  begerten  pas  in  allweg  nit 


88         ^^^^^f  Ueilagon,  1501. 

xiiKiigobcn  II.  8.  w.,  wio  wir  dann  ßoldics  dem  pfalugraren  Cliurfursi 
zngpscliribeii ,  iiiiJ  E.  L.  aus  der  co|>ei  ileaselbeu  Schreibens  vomnmmni 
haben  werden.  Aber  wns  iet  damuf  von  ermoltein  pfaltz(jrnveii  kein 
antwoil  oinkomen;  dariimb  hotten  wir  darför  wie  auch  »n&er  Treunfl- 
lieli  bit  ist,  K.  L.  hette  solches  hei  Ffaltz  ^triben,  und  wann  in  des 
pfaltzgraven  Churfui-sten ,  E.  L.,  herzog  AVolfTgunga,  maj^gnff  Ciriios 
zu  Baden,  und  iinserm  namen  solches  l»esthehe,  erachten  wir,  « 
solte  jetzmaln  gnug  sein,  und  das  sein,  des  ChurfurRtcn  zu  Sachsseo, 
L.  discr  zeit  \'erschont  wurde,  dieweÜ  S.  L.  mit  frembdon  sadien 
sich  iiit  gern  bekden  thutt. 

So  dann  und  zum  dritten  hotten  wir  darfnr,  das  in  aller  Chur 
und  fm"sten  namcn  unser  waren  religion  den  Venedigern  der  ge* 
truckten  schand  bueoher  halber,  darinnen  unser  wäre  i-eligion  so  felscli- 
licii  angezogen,  etwas  dapfers  geschrieben  wurde;  dieweil  und  aber 
E.  L.  Sachsscn  am  nechstcn  gesessen,  Bft  werden  E.  L.  nit  allein  der 
ondcn,  Honder  auch  bei  der  C  hur  fürstlichen  Pfaltz  (darumb  wir  freund- 
lich und  vetterlidi  bitten),  deswegen  glitte  befui-derung  zuthnn  wiMon. 

Am  viei-dten  belangenJt  was  der  Churfurst  pfaltzgi-aff  E.  L,  von 
wegen  einer  grossen  soma  goltz,  so  dio  ktin.  wurde  in  Hispaiiieii 
gelm  Nurmborg  erlegt  haben  soll,  u.  e.  w. ,  geschriben,  ist  uns  die 
oopei  desselben  Schreibens  mit  zukommen ;  aber  wie  dem  ist  nit  one, 
dos  uns  hievor  merveltig  angelangt,  wie  sein  Fun.  Wun.lo  ain  grosse 
Bomma  geltz  in  Teuls<!liland  venirdiiet,  doch  der  meinung  derselbeo 
pi-nvisouer  und  gleubiger,  denen  dann  Ir  kiui.  wfmle  für  sich  sdbst 
und  von  wegen  deren  bern  vatters  kaiscr  Carls  hoehloblicher  g^j 
deehtuuS)  ein  merkliche  somma  schuldig  sein  soll,  auiest  auch  abtflH 
zalon  und  ires  ausatands  zufridon  zumachen.  ^^ 

Zum  fimften ,  das  E.  L.  von  einem  von  adel  bericht  worden, 
was  er  zu  Miuichcu  von  einem  furncmen  man  der  babstischon  und 
hispanischen  pratickcn  lialber  verstanden,  u.  s.  w.,  du  haben  E.  L 
nunmcr  nit  ain,  sondern  mermaln  von  uns  vornoraen,  was  uns  der- 
wegen  glaubwuixliglich  angelangt  hatt,  und  noeb  anhingen  thul, 
dann  E.  L.  abermals  inligend  vernemen  werden. 

Und  wiewol  wir  solches  alles  hiovor  beeden  Churfursten  Ffalfx 
und  Sachsscn,  auch  sonsten  gleichergestalt  bericht,  so  wlU  dfx'h  nmtn 
erachtens  solchem  an  etlichen  orten  wenig  glauben  geben,  sonder  in 
ain  zweifei  gezogen  werden,  welches  dann  vermuetlich  dnrumb  ge- 
schieht, dieweil  andere  dem  ginenden  feur  noch  weit  cntsesscn,  so 
vermainen  sie  vielleicht,  seitcnmal  wir  an  der  anrichten  sitzen,  wir 
thun  solches  allein  von  imsert wogen ,  aber  Gott  waisst,  wio  wir« 
gemainen,  und  in  somraa,  wie  uns  die  saohcn  je  lengor  je  mer  «n- 
sohon,  so  wurdt  sich  diesclbig  mit  dem  schreiben  nit  ausrichten 
lassen,  sonder  wurdt  die  luivermeidenlich  notturft  erfordern,  das  w 
die  Augspnrgischen  Confessions  verwandten  Chur  und  fursten  ihe 
inicken  zusammen  thun,  und  uns  furdcrlich  oinhoUigHch  mit  einanilpr 
vergleichen ,  was  ainer  zu  dem  andern  in  diesem  fall  sich  zugelr.'Stcn 
liabj  dann  soust  ausserhalb  dessen  seien  wir  sambtllch  zerrissen  vie 


1i 

•fiid^ 


Beilayou,  LI.  I.ll.     ir)Ul.     1502. 


89 


ain  Uascn  I>alk;  waiiii  es  aber  suU  tcuipurisiurcn  gelten,  und  uiricr 
dem  amleriL  zuisoheu,  wie  oa  Inie  zuvur  ergeeu  will,  wcllon  wir  mit 
Gottes  IiiU"  woll  80  Innp  un3  in  uiisoru  Iiovestigungen  uITliuHen,  (wie- 
wnl  imsern  iinderthüncii  inlÜerweilon  tibel  geeii  wurdet)  als  ain  ander; 
ob  aber  dadurch  dem  gemajuen.  werk  geholj'ea  sein  wurdet,  das  wissen 
E.  L.  als  der  solches  erfuren  selbst  woll.  Dariimb  werden  E,  L.  i  wie 
wir  auch  froimdltch  bitten,)  bei  den  Churfursten  Ffaltz,  Saclissen 
lind  Brandenburg  die  ding  woll  wissen  furdcrlich  dahin  znarbniton, 
damit  wir  allerseitz  zu  aiitem  uinhelligcu,  staudhaftigeu  venitand  iiom- 
mo2i  mögen,  wolton  wir  £.  L.  u.  &.  w. 


Origin&L 


ßoilai^^en,  1562 


Philipp  an  Christoph. 

Unser  frcuudllicli  dienst  etsc.  Wir  liabea  euer  Lieh  2.  |i\.i,nwr 
schreiben  iinderni  dato  Ulm  den  18.  Janiiarii,  sampt  den  dar-  i«*''!. 
beivcrwurten  Zeitungen  cntpfangcn,  gelesen,  und  thun  uns  gegen 
Siiet  Lieb  freuntliehen  bedanken,  das  uns  E.  L.  solUolie  zeltungen 
mit  getheilt.  Was  nun  einer  unserer  amptloute  neuer  hewerbung 
lialben,  die  hcjrzog  Erich  von  Btuuiisehweigk  treiben  isuli,  im  uns 
itzo  ges<.-hrieben,  darvon  schicken  wir  euer  Lieb  hirbei  copien  numerol. 
Und  dweil  die  bowerbung  hin  und  widder  iu  der  geheim  so  soi-g- 
lichen  und  geverlicheu  angefangen  und  getrieben  werden,  wie  e.  l. 
uns  zugeschickt,  das  allenthalben  droben  kneeht  dem  Babst  bestelt, 
auch  viel  hin  und  widder  rcitcns  ist,  so  sorgen  wir  es  werde  was 
tretriichs  entwodnr  jngon  uns,  die  dicKsor  rcligion  sein ,  odder  Franck- 
reieh,  auch  woll  jegon  uns  zugleich  iurgenommeu  wollen  werdeiL 
So  macht  uns  auch  solhchs  allerley  scltKame  gedanken,  das  hertiog 
Erich  vorgegeben,  etliche  hetiser,  welche  er  in  seinem  landt  ver- 
pfcndt,  mit  dem  gelde,  so  er  in  Nidder  I^anda  bekommen,  zulosen, 
da  man  nun  baldt  sehen  wird,  ob  er  das  geldt  dahin  zur  losung 
brauchen,  oder  sonst  etwas  anderat  mit  furnemen  wirdet.  Es  hat 
una  auch  itzo  der  burgermcister  zu  Collen  Arndt  von  Siegen  geschrie- 
ben, wie  wir  euer  Lieb  solchs  hirbei  numero  2  zufortigou;  und  wie- 
woU  wir  darauf  nicht  sovil  achten,  weil  aber  soUiche  anzeige  mit 
den  andern  zeitimgon  uhereinstimraeni  so  haben  wir  nicht  undor- 
laesen  wollen,  E.  L.  darvon  auch  zuberiohtcn,  d.inn  sollichs  nnser 
gedankcn,  so  wir  wie  obgemelt  haben,  sovil  molir  sterken  (sie). 

Danimb,  so  ist  unsers  bedunkens  hoch  vonnothen,  das  der 
pfaltÄgraf  Churfarat,  E.  L.  und  wir,  auch  wer  mehr  darzu  ein  ge- 
fallen   trüge,    einen   bessern   vcrstandt    mit    ein  ander  machton  und 


\ 


90 

hctt«n,  also,  -wann  einem  unter  uns  mit  der  tliadt  zu  gosotrf 
wolto^  was  er  eich  uff  den  fahl  zum  andern  der  hilf  halbuji 
trösten  und  xuvcrschcn  haben  solto.  Es  kont  auch  nicht  schaden, 
das  E.  L.  den  konnig  von  Navarra  in  vertrauen  verwarnet  hetten,  in 
ansehung  und  erwegung  dieser  leuft  gelogeuhoit  dahin  zutrachten, 
das  im  nothfal  sie  auch  zu  leatcn  kontsn  komcn.  Diks  haben 
euer  Lieb  anzeigen  wollen  ctsc. 

Concept,  vielfach  oorrigirt 


Ifi.  I'rbniar 
Tnrnii. 


Asiguat  an  Philipp. 

Unser  freundlich  dienst  Ql&o.  AVir  luiben  ETuer  L. 
schreiben,  samlt  vil  dubei  gelegten  copoieu  mid  sonderhch 
den  schncfton,  so  die  büchgebome  furslen  .  .  .  PfulzgralT  Wolfgang 
und  der  herzog  zu  Wirtembergk  an  den  herzogen  zu  Quisa  geUugen 
lassen,  und  was  demsülben  anhengig  von  brieveszaigern  K,  L.  botteu 
zu  unsera  banden  entpfangen  und  vcrloBöu,  uud  sagen  E.  L.  freunJ- 
lichon  danli^  das  sie  uns  die  dinge  allenthaUicn  so  vertrenlichen  niit- 
gcthoilt,  befinden  aber  aus  des  herzogen  von  Guiso  schreiben  un<l 
sonderlich  aus  dem  pruthocoU  und  eitract  der  bandluug,  ßo  mit  den 
theologen  zu  Posiac  in  Franckreich  in  dem  artickl  des  haüigen  nacht- 
mds  sol  furgenohmen  sein,  das  ged<achter  herzog  und  sein  bruder 
der  cardinal  inen  die  zwispaldt  in  siOchem  aitictl  des  nachtinaJs  sehr 
nutze  machen,  nnd  es  also  gleich  an  demo  orte  anhoben,  do  auch 
die  steado  der  Augspurgischen  Coufession  mit  den  gonüschon  theo- 
logen zum  heftigsten  streiten,  derhalben  wir  auch  euer  L.  vomunf- 
tigem  und  sfcidtlichem  bedenken,  so  sie  uns  in  vorigem  schreiben,  des 
datum  woifisot  den  dix'issigsten  Januarii,  des  von  Guise  und  cardi- 
nals  meynungo  halben  in  der  gesuchten  zuhaufkunft  angezeigt,  desto 
mehr  Stadt  geben;  wir  vormerken  auch,  das  der  gubernalor  zu  Metz 
in  seinem  schreiben  an  dem  herzogen  zu  Wirtcmborg  S-  L-  etwa* 
vorwarnet,  und  zwoivoln  nicht,  gedachter  herzog  zu  Wirtembergl 
als  ein  vorstendiger  herr ,  werde  ufT  dieses  und  anders,  was  die  not- 
turfl  orfordert,  wol  guthe  achtung  zugelen  wissen,  bitten  anch  freuad- 
lieh,  wan  E.  L.  boricht  empfahen,  was  in  solcher  underrede  zu  Zabern 
zwischen  den  beiden  herzogen  furgelaufen,  Euer  L.  wolten  uns  solchs 

forderlich  zuberichten  nubcächwort  soiu 

Süvil  die   andern  zeitungeu   aulangt,   so   uns  E.  L,  zugeferf^ 
befinden  wir,  das  es  noch  durch  einander  leuft  und  nichts  gow; 
uf  einen    oder   den    andern   fall   daraus   zu    schliesson    (der  Kuri 
kann    trotz   Erkundigung   bei   Herzog   Ernst  von   Braanschwcig  r 
vielen  Adeligen,    die   darnra  wissen   müssten,   keine  Bestätigung 
Nachlicht  erhalten,  dass  Herzog  Erich,  wie  in  einer  der  Qbeisandi 
Zuschriften  steht,  werbe).     Do  auch  gleich  S.  L.  in  bewerbung  stuii 


BoüagOD,  LIIl.    15Ü2. 


91 


den,  Bo  were  doch  (Gott  lob)  der  friodo  oder  uufricdc  derer  so  tinser 
rcliijtiHi  Kein,  d;inui  uicbt  g-ologon. 

Euer  L.  mrigen  es  auch  dafür  wol  halten ,  dos  wir  den  dingen 
auch  hion  und  wider  nachdeiikea;  weil  wir  aber  noch  zur  zeit  die  kund- 
schaften so  gar  widerwerlig  (scU.^  widersprechend)  befinden,  auch  do- 
nebeu  mit  keinen  bestände  vormerken,  das  durcli  die  kay.  MÜL  oder 
Chur  und  fursten  des  reiotui  deutscher  nutiun,  so  gleich  des  bebsiisolien 
thcils  sein,  einige  kriegsbeweibutig  furgenolimeu  wirdt,  sondern  ims  vil- 
mohr  der  kay.  Mat.  friedtliebcndt  gcmuet  aus  allen  furgohenden  hund- 
lungeUf  auch  gelegenhciicn  ircr  Uat  selbst  anliegen  Tormuthcn,  uns 
auch  gleich  dise  tage  von  einem  ii*cr  kay.  Mat.  ratbo,  der  dieser 
angegebener  sorglichen  ge werbe  halben  an  iro  Mat.  gcsclirieben,  ein 
solch  antwort  zukommen,  dor  irnen  Jro  kay,  Mt,  ausdrucklich  an- 
zaigen,  das  iror  Mayt.  an  suluhor  aufläge,  als  worcn  sie  mit  dem 
Babst,  konig  von  Hispanien  und  etzlichen  italianischen  potentaten  m 
kriegsbewerb,  gewalt  und  unrecht  geschehe,  wie  E- L.  aus  invor- 
■warter  copei  weiter  zuvomehmen;  so  wolton  wir  auch  nicht  gerne, 
wie  wir  dan  E.  L.  jungst  unterm  dato  den  ach tund zwanzigsten  Ja- 
nuarii  gloichorwoisse  geschrieben,  das  durch  xu  vil  eilen  und  auf 
blose  vormutungen  ader  Ungewisse  Zeitungen  ainigo  unniho  ira  roicho 
deutscher  nution  solt  eri'egt,  oder  auch  den  Chur  und  furstou  im 
reich,  so  noch  der  bäbstischen  religion  sein,  ursach  geben  werden, 
sich  auch  an  frembde  potentaten  zuhengen,  do  sie  vermerkten,  das 
wir,  so  der  Äugsburgißchen  Confcssion  zngeth.an,  uns  andern  fremln 
dcn  potentaten  anhängig  machen  weiten;  dan  was  aus  solchem  mis- 
traucn  zwischeu  den  stcndcn  des  rciclisentlichen  erfolget,  das  wissen 
E.  L.  als  der  vorstendige.  Und  haben  es  leider  die  vnrgangonon 
kriege  in  Dentschlandt,  so  fast  aus  gleich m essigem  Ursprung  ent- 
standen, mit  hrrfihstem  vorderbeu  der  herren,  lande  und  undortlianon 
ausgeweiset;  so  befinden  auch  E.  L.  das  der  pfaltzgrave  Churfurst 
in  seinem  schreil^eu  an  E.  L.  bedechtigUch  meldet,  das  die  zeitungeji 
riUeicbt  ein  angehebt  und  subornirt  ding  sein  möchten,  uns  aller- 
seits domit  in  nisturg  zu  bringen,  u.  s.  w.,  und  hoffen  zu  dem  al- 
mechtigen,  wan  gleich  das  kcgentheil  in  mstungo  wcro,  als  man 
doch  noch  zur  zeit  nichts  bestondiglichs  vornimbt,  es  solle  dieses 
Iheils  auch  nicht  an  gulton  letiten  fehlen,  wenn  man  nur  gelt  genug 
bette,  dieselben  zu  undcrhaltcn;  das  aber  dorncbon  uf  alle  gelcgen- 
licit  gute  achtiuig  gegeben,  und  nichts  vorai'htet  werde,  das  haben 
wir  jederzeit  gutt  und  nett  wendig  zu  sein  bedacht,  halten  es  auch 
uodimals  darfur,  und  wollen  unsere  theils  dai-an  keinen  mangel  sein 
lassen,  wie  wir  dan  nicht  zweiveln,  das  E.  L.  gleiehergestalt  auch 
thucn,  und  nicht  weniger,  dan  bishera  geschehen,  und  von  dem, 
so  nottwendig,  freundlichen  bericht  zukommen  hissen  weiden. 

OriginaL 


93 


BoiÄgi'u,  UV.     lr.62' 


UV. 

'sTa.cil.         Instruction  was    unser  PtiUi(n8cn   von   Gots  ^mlcn 

graveii  zu  Hessen ,  firaveii  zu  Oatzendn[>ogen  u.  b.  w.  rath  und  lieber 

getreuer  Simoun  Bing«  zu  Prussel  bey  herzogk  Christoff  zu  Wurten- 

berg  ausrichten  soll. 

Er  soll  aich  zn  ermeltem  herzogen  verfugen,  und  Seiner  Liob' 
anzeigen,  Seiu  Lieb  wusle  sich  noch  woU  zncrinnemt  was  Sein  Lieb 
undorm  dato  Stndtgarten  den  12.  tng  Febninrii  eines  freundüichen 
vcrstandts  lialbcn .  so  allein  dcfonsiffwcisso,  und  tifT  den  rcligion  und 
laudtfriddon ,  zwischen  dem  pfaltzgraveu  Ciiurfurstoa,  pfaltzgruve  Wolf- 
gangen^  Seiner  Libton,  marggraff  Cai'IIn  zu  Baden,  uns,  und  etlichen 
gutherzigen  graven,  hem  und  .stcdtcn  uffzuricliten  sein  solt,  uns  ge- 
schrieben. 

WiewüU  nun  wir  zu  sullichem  pnisselischen  tage  andere  unsei 
retho   zuschicken  vorgehabt,    so  haben   wir  doch   dar   in   Kum   theili 
enderungen   vorgenommen,    weil   wir  hetlenkens   getragen,    sollichea 
'dicsse  dinge  zuvertrauen,  hetten  also  inea  hirzu  verordoneL 

Und  soll  demnach  Seiner  Lieb  vormelden,  wann  von  der  eynnng 
geredt  wirdet,  das  wir  darzu  eine  sondere  ueygung  und  gefoUens 
trugen,  tmd  da  gleich  in  solliche  ej'nigung  am  ersten  niemandts 
weiters  walte,  so  seien  wir  doch  gneigt,  uns  mit  dem  pEalsgrarea, 
CKurfursten  und  herzog  ChristofTern  zu  Wurteulicrg  allein  in  eini 
freuiuhlichen  hilflicheu  veratandt  einzulassen  und  zubegeben.  Koi 
aber  herzog  Woirfgang  jifalzgrave  mit  darzu  vermocht  werden,  m 
wen*  sovil  desto  besser;  es  raocht  auch  Seiner  Libten  pfaltzgrareaj 
Wolffgangen  soUiche  einigung  am  hüchsten  vonnothen  thim,  sonder- 
lichen weil  dos  furstenthumb  Neuburg  also  golegeu,  das  wo  sich  ein 
uberziigk  zuingen  wurde,  und  Sein  Lieb  keinen  rucken  hette,  in 
keinem  wegk  dasselbig  behalten  konte.  So  dann  inarggratT  Oarli  zu 
Baden,  und  etliche  stodt,  gravon  und  hern,  auch  unter  andcrm  Nurm- 
bcrgk  und  Stnissburg,  in  soUiche  verslendtnus  bracht  und  vermocht 
wenleu  konten,  were  sovÜ  desto  besser,  doch  muste  Stras&burg  uff 
ein  ertregliche  hilf  gesetzt,  und  so  hoch  niclit,  wie  zuvor,  auge- 
schlagen werden. 

So  seien  wirs  auch  zufridden,  das  die  ainigung  defensiffweisi 
und  ufl'  den  i-eligion  und  landtfridden  gericht,  wie  dann  S.  L.  dar\ott| 
in  Seiner  Libten   schreiben  meldet,   und   in    keinem  wegk  oQeusi 
dann  darmlt  wir  nichts  zuschaffcn  haben  wollen. 

Wann  es  dann  zur  trnctation  dicsser  handlang  kerne:  hette  e^** 
Simonn  weitem  bovelch,  was  or  sich  in  den  articuln,  so  derwegea 
mochten  fiirfnllnn,  von  unsemt  wogen  solt  erolfnen,  u.  s.  w. 

Und  \\S  den  fidl  deucht  uns  gut,  ander  anderm  diesse  ayuigung 
dahin  zurichten: 

Welcher  undor  denen,  die  in  sollicher  einigung  weren,  ul 
ersten  überzogen  wurde,  das  die  andern  dorne  die  hilf  schickten,  und 
sich  daheimen  in  iren  vesteuungeu  behclfou  und  weren,  so  hing  lös 


1 


4 


91000,  LTV.    156S. 


Ott  gnadt  verleihet,  das  man  an  pinom  ort  fertig  ist,  so  kann  man 
'darnach  <]em  andern  beschwerten  auch  zu  hill"  kommen,  inmu»aen 
dann  solliühs  dergestaldt  auch  im  schwobieehen  bnndt  (da  die  bauren 
nffrnhr  war),  gehalten  worden;  dann  nngeratten  sein  weit  die  hilf 
zutheilcn,  und  darvon  ein  stnck  hier,  dos  ander  dortliin  anschicken. 
Wann  von  hauptleuten  geredt  wirdet,  soll  er  sagen,  das  wir 
herxog  Christoffern  zn  Wurtenberg  sehr  woll  für  einen  hauptinan 
leiden  wollen ;  wann  aber  hienidden  in  diessen  landen  etwas  sich  zu- 
Inigo,  und  herzog  CliriBtolT  unsern  söhn  landtgrave  Wilhelmen  fiuh- 
stitiiiren  wolte,  so  mögen  wir  solelis  auch  woll  leiden;  dann  das  wir 
tins  vor  nnser  personn  daran  verpflichten  selten,  ist  uns  weil  wir 
ohne  undcriass  das  podngro,  den  stein,  und  andere  krankheitcn  fnolen, 
iinmiighcbcn;  so  aber  wir  mit  unser  personn  etwas  darzu  tkun  Iconton, 
sonderlich  wann  die  Spanier  kernen,  und  ein  grosse  gewaldt  vorhanden 
were.   woUon  wir  an  alle  unser  raiiglichkejt  nichts  lassen  erwinden. 

»Die  anläge  betrefTendo,  soll  er  von  unserntwegeu  niaclit  haben, 
Wann  es  dantu  kompt  das  darvon  geredt  wirdet,  uns  anschlagen  zu- 
lassen «ff  acht  nionnt,  und  iden  mnnat  besnndem  zwanzigk  thausent 
giilden;  wo  es  aber  uff  fünf  und  zwanzigk  tausent  gülden  kommen, 
die  wir  monatlichen  erlegen  solten,  soll  er  soUichs  nicht  mehr  als 
uff  sechs  monat  bewilligen,  also  das  uff  das  erstemahl  ein  ider  eini- 
gungsverwanter  zwenn,  oder  snini  hf>chsten  drey  monat  uff  einmahl 
erlegte,  aber  die  uborigen  monut  soltnn  zu  uiidorschicOtlichen  Zeiten, 
^_^und  danach  es  die  nottiirft  en'ordert,  erlegt  werden. 
^p  Also  konten  allewege  mit  funfxebon  thausent  gnlden  ein  thau- 

^^sent  pferde  woll  erlialten  weiden,  wagengoldt,  furteilgeldt,  und  anders 
mit  eingerechnet;  solt  aber  der  kriog  longcr  iils  die  sechs  oder  acht 
monut  wehren,  muslo  man  noch  verlliessung  der  erelen  vier  ()dor 
fünf  inouat  zusammenkommon ,  und  also  in  Zeiten  bemthsclüagen,  wie 
sich  weiter  in  die  sache  zuschicken. 

In  «Ucwoge  aber  deucht  uns  gutt  sein,  das  man  mit  rcutera 
stark  und  gefast  gnung  im  feldo  woiv,  dann  die  reutor  das  herz  im 
felde  ist. 

Es  soll  auch  dio  ganze  macht  des  anschlags  nicht  umb  geringer 
plackerei  willen  gcbniucbt  und  iiffgevordert  werden,  sondern  uP"  den 
fall,  da  ein  turst,  gntve  oder  Stadt  mit  hercs  craft  überzogen  wurde; 
doch  wann  sich  gemeine  liendel  zutragen,  möge  dem  beschwerten 
mit  Torschriften,  und  durch  andere  zimhche  wege  zu  hilf  kommen 
II      werden. 

^^  Was  auch  an  landen,  leuten,  gckle,   munition,  geschutz,  und 

^"  anderm  gewonnen,  so  mon  zu  fehle  ziehen  wirdet,  soll  pro  rato  nach 
dem  ein  ider,  so  in  der  oinigiing  ist,  hilfo  leistet,   gethcilt  werden. 
'  Es  ist  auch  bevor  allen  dingen  vonnothen,  das  man  mit  Franck- 

reieli  einen  neben  verstindt  liabe;  dergestaldt  das  der  im  notfail  mo- 
natlich fünfzig  thausent  gnlden  oder  cronen  erlege  und  djis  wir,  die 
^in  südlicher  eynigung  wercn ,  Franckreicli  hinwidder,  so  er  überzogen 
rurde,   drei   monat  dreythausont  pferde  underhilten,   den   anritt  mit 


I 


94 


Bdtagen,  UV.  LT.    1502. 


cingeroc^ot,  doch  das  da^  gcldt  erlegt  und  in  Fnmckrcichs  und  nicht 
UDäerm.  der  verebügten  uumeii  t>olUche  Pferde  boworbca  vurdcn. 

Also  koudt  auch  mit  Engellandt  noch  gelogenheit  gehandlet 
werden,  doch  das  es  modcrirt  wurde,  dcrmassen  das  Kngellandt  im 
fall  der  noth  diesscn  vereinigten  blenden  die  heLfte,  oder  zwei  drit- 
theil sovil  SU  hilf  thette,  als  l:'ranckreich,  und  vir  dargcgeu  Engeln 
laudt  pro  mto  auch  sovil  hilf  leisteten. 

Es  bedcucht  uns  auch  glitt  sein,  dos  die  gebnider  herzogT:n  ni 
Sachssen  m  Weimar  in  diesse  värst«odtim8  bracht  wurden;  doch 
di  alten  saclicn  nicht  gemeint,  oder   in   dies&c  verstendtsos 
werden,  wie  dann  auch  darauf  di  bumltnus  nicht  gcscheen  soll. 

Darnach  wann  die  cinigung  uffgerioht  wer,  kondt  dem  Chor-' 
fiirsten  zu  Sachssen  angezeigt  werden,  das  er  sich  in  keinem  wegk 
für  solcher  vorain  beseiten  dorfe,  und  ime  darbey  angemuttet  werden, 
sich  in  söllichen  frcuntlichon  vcrstandt  auch  zubegeben,  dann  wir 
inen  gern  dar  in  betten,  weil  wir  uns  lu  ime  alles  gutten  ver- 
sehen thetten. 

Das   dietiiio    zusammenthuung   nicht    ein   ainlgung    soll   gen< 
worden,  wußten  wir  nicht,  wüs  ursadien  halben  soluhu  nicht  geschi 
8olt;  dann  es  hctte  je   die  landlsbcrgische  ayuigung   noch  einen  sol- 
chen namen,  und  wer  dos  wortlein  a^-nung  nit  ein  verhaster  Dato. 

Copie. 


LV. 
Philipp  an  Christoph  von  Württemberg. 


len« 
een" 


8.  »Snt 


Unser  freundtlich  dienst  u.  s.  w.  Wir  haben  euer 
schreiben  undcrm  dato  Nürtingen  den  25  Fcbniarii  sampt 
inligenden  zettel,  auch  den  da rbei verwarten  neuen  zejtiuigen  em- 
pfangen, gelesen,  und  daraus  vemommen,  das  euer  Lieb  l}ey  des 
von  Gwisse  gewesen,  und  das  euer  Lieb  gute  hoffnung  haben,  das 
sie  sich  bekeren  werden,  u,  s.  w.,  bedanken  uns  freundtlich,  das  uns 
E.  L.  die  dinge  sc  froundtltcheu  vermeldet. 

Das  nun  euer  Lieb  gute  hoffnung  haben,  das  sich  die  von 
Guisse  bckercn,  werden,  wimsdion  wir  von  got  das  CS  goschce;  wir 
thnn  aber  als  der  sorgfeltige,  und  besorgen,  das  es  des  cardinaU 
ernst  nit  sey,  sondern  darumb  angefangen,  sich  mit  euer  Lieb  zu 
underredden,  die  ander  parthey  in  Franckreich  jegen  die  Teiitscbea 
vorhast  zumachen,  und  da  sie  mit  sollicher  [jarthey  hindurch,  wuidea 
sie  leiclit  den  tiberigen  Üioil ,  der  da  mocht  der  Äugspui:giachen  Coa- 
fession  sein,  auch  ans  Franckreich  ausreuten.  Zu  dem  bewegt  ans 
gar  sehr,  das  der  cardinal  viel  christlichs  blnts  hat  vcrgicsscn  lasseo, 
da  er  woll  gewusl  hat,  das  inen  unrecht  geschcon;  darumb  desto 
weniger  zu  gleuben  ist,  das  er  sich  bekeren  solte,  dan  wir  gar  seltea 
gelesen,  dus  einer  der  da  wissentlich  Christum  vervolgt,  und  sovil 
bluta   der  Christen  vcrgissen  lassen,   widdcrumb   zu   der  worfaeit  gö*. 


j 


BeiUgcn,  I.V.  LVI.    15C2. 


96 


were.     Ob  woU   Paulus  auch   ein   verfolget,  so  schreilt   or 
s,    er    habs    unwUsent  gcthan,    und   umb    das   vatterlich  gesctz 
eifert. 

Wir  zweiveln  aber  nit,  euer  Lieb,  als  eia  weisser  verslendiger 
christlicher  fürst,  werde  sich  in  derae  voll  furgesehen  haben,  irue 
dem  cardinall  nit  zu  viel  zuvortrauen,  auch  sonderlichen  den  konnig 
von  Navarra  und  denselben  anhang,  die  dannost  sich  orzeigen,  das 
sie  leiden  mugeu,  das  das  evangelium  gepredigt  wirdt,  in  guttem 
officio  erhalten,  und  nit  vor  den  köpf  gcstossen;  denn  es  kondt  woll 
der  Cardinal  als  ein  geschickter  listiger  mensch  allein  darumb  fiir 
gutt  angeselien,  er  mit  seineu  brudem  zu  Euer  Lieb  zu  kommen, 
uff  das  er  euer  Lieb  jegen  dem  konnig  von  Navarra  und  des  anhaug 
verdechtig  machte,  und  gloniren  mocht,  er  und  seine  Iruder  weren 
grossem  vertrauen  und  in  treflflicher  handlung  mit  E.  L.  und  den 
eutscheu  fursten,  desto  mehr  dai'mit  seine  portbey  in  Frauckreich 
steh  zubehalten,  und  also  einen  uu willen  cn-egte,  des  er  als  ein 
weldt  veiser  selbst  lachen  wurde;  aber  wir  zweifeln  nit,  euer  Lieb 
werde,  wie  obgemelt,  sich  in  deme  woll  furgesehen  haben. 

Oottes  macht  wollen  wir  nit  verkürzt  haben,  das  es  kommen 
mocht,  das  sich  der  cardinall  bckcrete;  so  es  aber  aus  rechtem  eifcr 
und    christenliüliem   herzen    und    enist    geschieht    (wolchs    wir   doch 
schwerlich  gLxubi.'n,)  ist  es  woU  vor  ein  mirackel  anzuschreiben. 
^^         Cople. 


^iö 


Hl.  April 
Kiri-Iihkin. 


C 


LVL 

Philipp  an  Christoph. 

FreundtUcher  lieber  vettor  etsc.    Es  hat  uns  der  pfaltz- 
grave  Churfurbt  gesehrieljeu ,    und   darbey    zugescliickt,   was 
ein    schweizer   von  Glariss,  Hannss  Allcmann,    für  ein    scltzam   be- 
cgung  vorgehapt;  ist  gut,  dos  er  gefangen,  und  üciu  belohnung'  krigt. 

Sein  Lieb  liut  auch  post  scnpta  mit  eigner  handt  in  denn  bricf 
'geschrieben  und  uns  zeitung  zugeschickt,  wie  K  L.  hirneben  zusehen. 
Soindt  warlich  hose  zeitung,  und  ist  zubesorgen,  das  ein  greussliche 
Verfolgung,  t3Tannei  und  blutvergiessen  über  die  so  in  Franckreinh 
das  EvuugL'lium  bükunnen,  gehen  werde;  und  do  die  zoitungea  also 
gewiss,  haben  wir  wenig  hufTuimg,  das  K.  L.  wolmeiidiche  handlung 
bei  dem  Cardinall  und  dem  von  G^iss  etwas  fruchten  werde. 

Üas  Coneilium  schleicht  immer  fort  und  gehet  in  seine  craft, 
lind  haben  ohne  zwoivel  uichtd  guts  im  symio,  die  AugspurgiKchen 
Confessionsverwanteu  aber  schweigen  still,  llnm  nichts  durzu.  Haben 
warlich  sorge,  wo  nit  darzu  gethann,  es  sey  mit  rccusation  oder 
andorm,  was  vor  gutt  bedacht,  es  koimdt  den  Augspurgischen  Con- 
feasionavorwanten  zu  unwidderpringlichem  uachteil  gereichen,  wero 
darumb  gut  das  die  Äugspurgi sehen  Confessionsverwanten  ire  bot- 
schaft  zu  häuf  scliickton,  und  ilio  recusütion,  oder  was  gut  gethann 
eolt  sein  zu  wicddertrcibung  <)es  concUii,  in  steiton  vomemcn. 


« 


96 


Boilagen.  LVI.  LVTI.    15C2. 


Wie  wir  heudt  zu  mittago  liior  gein  Kirchhain  Voramcn,  und 
noch  unser  vestennng  Giosscn,  dio  voUcnt  auszubauen,  ztchon  wolloi 
ist  dnctor  Mumlt  zu  wn»  koramen,   hat    uns  credenz  von  koo.  W. 
Kngpllandt  wegen   zuj^estolt,  auch    geworljent  "i'l  *'«**  ^'■'i^  ime  zue 
antwort  geben,  finden  E.  L.   hinielten  alles  zusehen.    Diinkt  uns  war- 
Uch,  weil  sich  die  konnigin  also  christlich  und  freuutlich  erbeut, 
sie  nit  auKzusuh lagen  seie   sondern    sie   ehrisilich  und    freuntUch 
anlwurt,    und    sie    in    gnttcm  officio  erhalten,   nnd   sonderlich  m 
zu!?amnieiikimft  der  recusation  vortgengig  sein  winlet,  sie  zuve 
das  man  wolle    ir  solliche  recusatiun  sclihft.   oddtT  waa   bpschl 
wurdet,  zusf^-liicken ,  und  goUichs  nit  allein  in  Schriften,   sondern  ein 
personn  ofler  zwo,  di  woU  geschickt,  mit  den  Schriften  hienoin  sende; 
ilas  sie  die  konnigin  nach  notturft  informiren  können. 

Wu3    nnn  E,  I^.  bedenken    in    diessem   obgemeltem   allem 
wirdet,  wollen  sie  uns  frountlich  und  fnrderlich  hericlUcn. 

Copie. 


DO 


Iff.  April 


Lvn. 

Philipp  an  Chrifitopli  mutatis  mutandia  Friodrioh. 

Frenniitlicher  Iiel)er  vctter  otsc.    Es  ist  itzo  unser  die 

Clingelbergor  der  auH  Püriss  am    negstvorgnngon  Montag  den 
13'"'*Aprilia  geritten,  heut  Sonnabents  alhie  zu  Oiesseu  bey  uns  an-j 
kommen,  und  uns  aiigezctgti  wie  o.  1.  inUgcndt  zusehen,  auch  sein 
bestelinng  gewiesen,  darvon  wir  E- L.  belliegendt  copien  zuschicken 

Hören  ganz  ungenie,  das  sich  der  tumoldt  in  Frnnckreich  als 
zutregt,  denn  wir  snrgen,  das  es  Frandu-cicha  verterbeii  sein  werdlj 
So  auch  die  iMi£>isten  recht  behalten,  es  ein  aiUass  geben,  das  geg 
die  ieutsche  nation  auch  also  gehandlet  werden  mochte. 

Dnrumb  doncht  nns  vnps  erste  nutz  nnd  gut  sein,  das  e.  1.  nn 
der  pfaltzgrnvc  Chnrfurst  lurderlich  Irer  verstendigcn  rcthe  etzlio 
uffs  eilendeste  in  Franckreich  schicken,  sich  in  underhandlung 
zulassen  zwischen  dem  konnige  zu  Frankreich  und  derselben  pu^ 
thei,  und  dem  prinzen  von  Conde,  Admiral,  und  den  andern,  oli 
gott  gnade  wolt  geben  das  dim^h  soUicIie  underhandlung  mocJit  d« 
b)ut  vergieasen  verkommen  und  die  sachon  vertragen  und  gestill 
werden,  ilas  der  prInz  von  Ccnde,  der  Admirall  und  anders  wiode 
zu  gnaden  uffgeuommen,  und  ilas  Evangelium  nicht  ausgereutet ; 
thetten  e.  1.  ein  gross  gut  werk  an,  wciclis  ohne  zweivel  gott  hundeii 
foltig  belolinen  wirdet.  Wollen  e.  1.  nun,  dass  wir  auch  ©inen  niilt 
schicken  selten,  welchen  platz  nns  dann  e.  I.  anzeigen,  da  wolle 
wir  denselbigen  hin  vernnlnen. 

Darbcnebcn  bedunkt  uns  gut  sein  das  das  kriegsvolk  aus  tenfr 
scher  nation  dem  piippistischon  theil  nicht  zugelassen,  sondern  rta»- 
hindert  wenlc,  sovil  mngUohen;  anch  an  den  Rein  fahren  und  andern, 
orten   sovil   mnglichen   verkninmen  werde,  das   das  tentscho   krieg 


LVU-  Lvai. 


97 


tk  da  niclit  Iiienein  in  Franckreich  kommen  muge.  Bitten  liierauf 
Ij.  furderliche  antwort  und  fipountliches  bedenken,  dann  wir  iiit 
meint  sein,  den  unsom  imvergonnnen  wider  die  lehr  des  K^iiii- 
lii,  die  atiszurouten ,  zudienen.    Euer  L.  freuntlichen  zudionen  otso. 

Co|»ie. 

^^^P  LVHL 

^^^^^  Philipp  an  August. 

Freundlielter  lieber  vetler  etsc.  Als  wir  e.  L.  underm  ,.  j,  ei  i. 
to  Cassel  den  7.  MaÜ  gescliribeu  iind  darbey  allerlei  saclieii,  '^'"''  *•">•* 
LS  der  Pfaltzgraf  Chtirfurst  mit  eigen  liandcn  uns  gcschrii»en,  mid 
n  convolut  darbeneben  ubersohiokt,  so  uns  der  von  0.jue8  an  e.  L. 
gestelt,  mit  fernerer  Vertröstung,  das  wir  o.  1.  henmciier  di  übrigen 
idem  und  anders  mehr  bey  einem  unser  reitenden  botten  zufer- 
;en  wollen;  demnach  schicken  wir  o.  1.  hirbei  di  übrigen  credeni 
td  in  laleinißchor  und  doutsoher  Rpnioh  zu,  und  auch  was  der  von 
juea  an  uns  geworben  und  wir  daruf  geantwortet  Haben  aucli 
nstcD  allerlei  mit  ime  gored  daraf  er  ans  berichtet  wie  e.  L  hirbei 
sehen. 

Nun  wollen  wir  daruf  e.  1.  zu  gemut  gefuret  haben,  weil  der 
inz  von  Conde,  der  Admiral,  und  ezUclie  irer  j-arthei  von  konig- 
ihem  geUut  el)en  si^  wo]  als  der  gegenthoil,  und  von  rechts,  pü- 
heit  und  der  krön  Franckreich  geliraiich  und  lierkonimcn  nach  im 
^ment;  und  du  es  au  dem  das  dor  kuuig  und  die  konigin  mutter 
strlokt  sein  sollen ;  zu  dem  di  mandaten,  deren  sich  in  religiona 
eben  verglichen,  hinderhalten,  di  nit  ausgangen,  noch  gestatct 
5rden  wollen,  das  es  nachmals  bescheo:  so  haben  e.  1.  veinunflig- 
ihen  nach  erwogung  dieser  Sachen  gelegen  heit  als  ein  christlicher 
iTstendiger  Churfurst  zugedenken  das  dem  von  Conde  und  seiner 
llihei  durch  den  jcgcnthcil  zu  dem  vorncmcn  nicht  geringe  ui-sach 
igebon;  isst  auch  vast  der  hislorien  gleich  da  Liciniua  und  Constan- 
tus  vor  Zeiten  in  el)enmessigem  regimenl  wahren,  und  Licinius 
Q  Christen  und  die  religion  zuverfolgen  understand,  das  ConeUntinns 
,rdurch  verursaclit  widder  inen  zuzihen;  wie  dan  auch  emielter  Con- 
mtinus  den  hicinium  cndtlichen  darüber  zu  totlt  schlug. 

{Fertigt  ihm  ein  Briefconvolut  vom  Herzog  Christof  zu,  enl- 
iltend  Zeitungen;  welche  er,  der  Landgraf  gleichfalls  empfangen.) 

Als  aber  e.  1.   in   soUichom   packet    ein  tninslation 

lies  franzosischen  mandats,  so  im  namen  de»  kouigs  von  Fmnck- 
ichs  zu  Parisa  denn  B'*"^  Aprilis  ausgangen  sein  soll,  finden  wei-den, 
T  in  under  andenn  gemeldet  wirdet  das  an  dem  niclits,  das  die 
rstcn  und  herrcn  die  bei  dem  konnig  und  konigin  mutter  sein, 
on  den  konnig  und  die  konjiigin  mntter  widder  ireu  u-illen  in 
sn  henden  gefangen  halten,  werden  e.  1.  uss  dos  von  Onuess  an- 
ige  gorath  das  gegen&piel   befinden,  und  das  es  mit  snilichcn  ein 

7 


rtlÄgea, 


P 


....  (unleserliclies  Wort)  und  der  jegenthoU  zu  .seinem  vortheil 
fflondat  hat  uasgehen  lassen,  und  ist  der  Ursachen  halben  woll 
glauben,  weil  >ler  grcmse  canzler  in  Franckroicli ,  dem  von  Coa 
und  scinf^r  paiDici  vcrtrcuÜchcn  vermelden  lassen,  wie  wirs 
dcrgu^ialt  c.  I.  zucrkuunen  gebcu,  das  der  küunig,  und  die  kounigui 
mntter  dermassen  eiiigebalten^  das  sie  zu  allem  deme,  wa»  inen  xn- 
gezeigt  und  fiixgepracht  urirdet,  Amen  sagen  müssen,  wie  dan  auch 
der  jegcntheil  das  konnigliche  sigü  hctte,  und  sich  des  zn  seinem 
besten  und  vortheil  gebrauchete. 


Conoept,  ununtersclmeben  (unvollendet?),  molirfadi  porrigirt 


LDC. 

Philipp  an  Friodrioh. 

(Sdiickt  ihm   zwanzig  Exemplare  des  Cond'-schen 
festes  in  deutscher  Sprache  gedruckt  zu;  ist  crbüiig,  au/  W 
dem  Kurfftrston  mehr  xu  senden-l 

Zottel:  (Tns  hett  gut  gedaucht  das  der  prinx  von  Condo  tmd 
seine  partliey  auch  teutsche  reuter  angenommen  holten,  dann  eaa 
lieb  werden  sehen,  kommen  zwei  thauscnt  teutscher  pfewlt,  so  recbt- 
schnfTon  sein  in  Franckreich,  das  sie  den  Condischen,  wann  sie  nit 
auch  mit  teutschen  rcutem  gcfost  sein,  grossen  schaden  thun  werden; 
und  gltinbon,  wann  es  domo  von  Conde  und  seiner  parthei  übel  gehn 
aolte,  da  doch  got  vor  sey,  es  werde  an  uns  gedacht  werden,  uwl 
das  man  gewoldt,  das  sie  die  Condischen  mit  teutschen  reutew 
woren  gcfast  gcwesson;  ist  auch  zubeaorgen,  wann  die  religion  in 
Franckreich  gedempft,  und  die  papisten  ubcrhandt  bchilton,  die  kagel 
mochte  weiter  laufen. 


Copio. 


LX. 


Philipp  an  Christoph,  mutatis  mutandis  an  Friodrioh. 

\\u'Jd*lt  Unser  freundlich   dionst    etsc.     Nachdem    vir   sehen, 

a.  j.  »ITT«,  das  dio  geistlichen  grosse  funlerung  thun  denn  Papisten  in 
Franckreich  das  inon  leuto  zuziehen;  zum  andern,  das  wir  sehen, 
(las  das  Conoilinra  ein  gross  ufsehens  uf  dorn  handel  in  Frauolr?!  ti 
Imt  und  ohne  zwoifel  da  die  Cliristen  in  Francki-eich  8oltcn  iiivIl-:- 
ilnickt  werden,  das  das  Conciliura  desto  härter  schlicsscn,  BracJiii 
Seculai'e  anruffen  und  gegen  uns  Teutschen  mit  der  tliiit  ufs 
liebste  auch  furnehmeu  werden, 

So  betten  wir  nicht  vor  ungut  angesehen  das  den  Cliristen 
Fra:ickreich  a\ich  huelf  gcschce,  das  der  Pfidtzgrave  Churfurst  «wenn. 
E.  L.  zwenn,  desgleichen  wir  zwenn  ridtmeister  verordoeten,  <) 
jeder  vierthalb  humlort  tcutsclier  reuter  annehmen  und  inen  zni 
und  das  man  soUiohcn  ridtmcistom  otzlicho  tausent  gülden  vorv  ''' 


o 


Beilagen,  LX.  LXI.    15ü2.  99 

uf  das  sie  in  Franckreich  mochten  kommen,  und  darnach  in  derer 
foesoldung  und  bestallung  angenohmen  wurden;  und  das  dicselbigen, 
wer  sein  vorgestreckt  gelt  under  uns  dreien  wieder  wolt  haben,  uns 
das  bezahlet©;  dann  wir  warlich  besorgen,  selten  jene  teutschon  reuter 
liaben  und  die  evangelischen  nit,  mochte  es  inen  schwer  fallen. 

Was  nun  E.  L.  bedenken  darin  ist,  wollen  sie  uns  anzeigen, 
soll  an  uns  etzliche  zuverordnen  kein  mangel  sein,  auch  an  vor- 
setzuDg  etzlichs  gelts;  und  da  es  E.  L.  gefallen  wurde,  so  mochte 
man  es  eilendts  die  evangelischen  in  Franckreich  wissen  lassen,  das 
sie  jemandts  heraus  schickten  rait  bestallung  und  gelt,  ein  und  zwanzig 
hundert  pferdo  anzunehmen. 

E.  L.  frenndtlich  zu  dienen  ctsc. 

Copie. 

LXI. 
Hotoman  an  Philipp, 

Durchleuchtiger  hochgeborner  fürst,  gnedigater  her,  es         ;.  joni 
liaben  mich  der  Prinz  von  Conde,  der  admiral  und   andere       «»«»«1™«, 
fursten   des  orlienssischen   kriegsfolks  abgefertigt,    und    bin    gestern 
abent  anhero  gein    Straspurgk   kommen.     Als   Ich   zu   Orlienz   abge- 
zogen, welchs  der  29  Mali  war,  seindt  die  sachen  in  dissem  stände 
gewesen. 

Es  wolte  der  Prinz  von  Conde  den  7.  Juni  nach  mittage  von 
Orlienz  abziehen  und  seinen  lager  verrücken,  niclit  derhalben,  das  er 
albereits  zum  kriege  gnugsam  gefast  sey,  sondern  das  er  mennig- 
lichen zu  gefallen  wcro,  dan  jederman  rufft  und  begert,  das  er  sein 
kriegsfolk  nur  eine  meile  wegs  hinaus  fore,  alsdan  werde  jeder- 
mcnniglich  zulaufen. 

Er  hat  uff  disse  zeit  bey  sich  zum  wenigsten  funfzehen  thaus- 
scnt  zu  fuGSs  und  fünf  thaussent  pferde;  mit  geschuz  und  anderm 
darzu  gehörig  ist  er  nichts  gefast  Es  seindt  aber  die  evangelischen 
(soviel  man  aus  menschlicher  vemunft  abrechnen  kan,  und  mit  Ver- 
leihung Gottes)  den  Gwisianischen  an  der  zaal  des  kriegsfolks,  an 
dapferkeit,  an  gelt,  auch  an  begirde  zuschlagen  weit  überlegen,  dan 
es  haben  die  Gwisianischen  beynahe  nichts  von  kriegsfolk  als  pari- 
sische sacktreger,  trösser,  koche,  hudcler  und  ander  lose  gesinde, 
welche  zu  ehister  irer  gelegenheit  nichts  anders  im  sinne  haben  oder 
begcrcn,  dan  die  stadt  Pareis  zuplündem;  darnach  werden  viel  von 
hoff  sich  zu  uns  begeben,  deren  namen  icli  in  dissem  meinem  schrei- 
ben nicht  nambhaftig  machen  wil;  were  ich  aber  bei  cucrn  fn.  gn., 
■weite  ich  iro  alle  geheime  dinge  sagen. 

Weiter  hat  die  konigin  heimblich  zu  unsem  furston  ein  bot- 
schaft  geschickt,  imd  durch  die  barmherzigkeit  Gottes  gobottnn,  das 
ir  halt  hilf  geschcc,  dan  unsere  feindo  hetton  sie  straiiguliron  wollen, 
sie  geheissen  eine  fiorenlinor  und  gedrauet  sie  zucrwurgen. 

7* 


100 


Bei  tagen  f  LSX    1562. 


Es  hohen  der  herzog  von  Gwiec,  der  Conncstabte  and  dor  mar* 
Bohalk  von  Sanct  Anndre  uff  bogoren  des  ßapsts  und  des  konigs  «i 
Hispauieu^  auch  zudcrKelbigeo  gefalleu  ein  ofTeutüche  dodaration  dss 
catholischcn  glaubons  zuthun,  dem  konig  und  der  konigin  den  vierten 
tag  Thlaii  ein  suppllcation  übergeben,  das  alle  furstj^n,  stende,  und 
andere  des  konigs  underthanen  sich  der  conTession  von  den  Scirt»- 
niBten  aus  den  artickeln  der  catholiftchen  apoetolischen  und  romisckea 
kirchen  gemacht  und  gezogen  underschrioben,  und  iK'elche  Bolchfi 
woigcrton  aolten  des  konigrcichs  vorwiossen  worden.  Sollicher  sup- 
pliuatiun,  aucli  des  Prinzen  von  Coude  darauf  gethanor  antwort.  im 
druck  verfertigt,  bin  ich  teglich  gewertigk,  und  hat  mir  der  Prini 
Ton  Conde  bevolilon,  eucm  f.  gn.  soUicbs  zuzeschickon ,  damit  euer 
f.  g.  sehen  muge,  vafi  gestalt  mit  denen  fridde  gemacht  wertleo 
könne,  'welche  in  ganz  Franckreich  nicht  einen  einigen  orth  le«)tg 
gelassen,  da  dio  wahro  rcligion  frcy  gepredigt  worden  moclitc 

Es  hat  der  BapKt  den  Owisianischcn  allen  monat  fünfzig  tbaiis- 
seut  cltronnen  zu  bezalen  zugesagt,  hat  auch  albereits  die  erste  l>e- 
zaluDg  erlegt  Die  Schweizer,  so  papistiech  seindt,  haben  den  22.  Maii 
uff  dem  gehaltenen  tage  zu  äolenüiurn  dem  feinde  sechs  tliausseni 
zu  fuess  zuacliicken  l«ewiUigt,  und  ist  Kroliub  desselbigen  kriegsvc'IkB 
obrister.  Aus  Hiapania  werden  auch  sechs  thaussent  ?m  fiiess  nnd 
ctzlicho  rcutcr  geschickt,  welchs  dorn  admiral  von  hoff  zwen  läge 
zuvor,  chir  ich  zu  Orlienz  abgezogen  bin,  kunthar  gemacht  wanlt, 
haben  auch  des  andern  tags,  das  sollichs  also  war  sey,  aus  einem 
aufgefangenen  schreiben  verstnudeu,  darin  dem  herrn  von  Burien,*' 
giibeitnm  in  Aijuitania,  hovolen  wal^U,  demselbigon  kriegsvolk  ent- 
gegen zuziehen.  Als  snllichs  Monhiocius,  der  fumembsl  kriegsnunn 
under  den  Papisten,  ürfiwen,  ist  er  mit  etzlichem  kriegsfolk  nahe  an 
Tholosam  geruckt  Da  seindt  die  evangelischen  burger  znm  rathans 
gelaufen,  und  das  gcschutz  zu  sich  genommen;  so  haben  die  papisti- 
sehen  die  pforte  und  thore  eingenommen.  Es  ist  aber  durch  eti- 
licher  leute  undorliandluiig  widdemmb  fridde  gemacht  worden,  nml 
als  der  fridde  gemacht,  und  die  waffeu  hingelegt,  haben  die  Pa- 
pisten der  alten  regel  nach,  da»  den  ketzern  kein  glaube  gehalten 
worden  solle,  dio  uiiseru  imverwamt  und  urgenistet  überfallen-  & 
ist  Monluccius  widdemnib  ab  und  ziu-uck  gefordert  worden,  weJciw 
in  einem  tage  ein  thaussent  sechs  hundert  imd  fünfzig  porsonen  e^ 
wiu^  und  auch  wol  soviel  gefenglieh  eingezogen  hat  Als  soUiefcfl 
die  unsern  erfaien,  seindt  sie  ganz  betfuebt  worden,  und  ist  der* 
Andelot  in  das  drittagige  feber  gefallen. 

Es  hnhon  die  SorboniKten   mit  dem  Parlament  zu  Pareis  ein 
friddcn  gemacht  und  eich  miteinander  vcrgliechen  des  artibels  halb 
das   der   nicht  vor  ein  konig  zuhalten  soy,   welcher  von   der 
scheu  kirchen  abfolt,    sonderlich  weil   der  konig  zu  Fi-ajudcreit^  ge- 
nant werde   der  ailorcliristUehsto   konig,    und  ein   orstgoliomer  solio 

•)  Horie. 


UeiUgen.  LXI.    15G2. 


101 


"iier  roiniBclien  kirelieu;  ob  welcher  der  Sorbüiiisten  vergleichwn(j  und 
Schliessung  die  iiupislen  durch  j^anz  Frnnckrcich  ein  grosso  Zuversicht 
geeebopft  haben,  also  das  i\i  Aiigiers  die  iiuscrn^  uls  sio  Ire  \\'ohrc 
hiof^logt,  und  friddc  gemacht^  von  den  Papisten  unrersehcnlich  ubcr- 
fuUon  und  erwürgt  woi-deu  sdnJt.  Die  vomembsten  unter  don  Pa- 
pisten riefen,  es  lebe  unser  konig  der  von  Owise.  Sie  schemcton 
BLch  auch  nicht,  ufT  iren  bolmlein  seidene  foltzeichen  von  geler  und 
roter  färbe  zufuhren ,  welche  zwo  färben  deren  von  Gwise  und  L<tt- 
ringen  l'arbe  seindt,  Die  von  Pareis  sagen  olTentÜch,  uian  solle  die 
koiügin  in  ItJÜam  suhicken,  und  das  sie  keinen  kn&ig  haben  wollen, 
er  sey  denn  cathoHsch;  es  sey  inen  aber  zu  einem  kouige  gegeben 
von  Gott  der  grosse  konig  von  Gwisse. 

Icti  kann  nicht  umbgohen  euer  f.  gn.  zuberichten,  das  euere 
fürstliche  gnaden  die  dinge  von  der  konigin,  dan-ou  ich  hirobon 
moldimg  gethan,  welche  in  grosser  gefar  gewesen,  das  sie  nicht  von 
den  G  wisionischen  strangulirt  wurde,  in  des  Prinzen  von  Condo  ant- 
worte wilche  er  neulich  zu  drucken  bevolen  hat,  lesen  werden,  uff 
daa  euere  f.  g.  hu-an  keinen  zweifei  tragen;  es  wirdet  auch  mir  in 
d^i  crcdenzbrievon ,  so  ich  in  kurzem  euer  T.  g".  zuschickon  wil, 
von  soUichem  under  underni  euer  f.  g.  zuberichten  bcvolon;  ich  be- 
zeuge mich  vor  Got  welcher  mich  alspalt  wan  ich  liege  undei^eben 
laSBe,  das  ich  selbst  vom  bischuß'  von  Valenz,  als  er  gein  OrüeoK 
geschickt  war,  gebort  habe,  das  er  disso  worto  sagte:  ob  hat  mir 
die  konigin  gesagt,  sie  haben  miuh  stranguliren  wollen,  und  drauen 
mir  zum  ersten  die  gorgel  abzustechen;  also  bringt  die  konigin  tag 
und  nacht  hin  in  schreien  und  weinen  und  liat  nochst  Qot  olle  irc 
hoQnuug  uf  den  Prinzen  von  Conde  und  den  admiral  gesetzt. 

Vom  konig  zu  Navarra  darf  ich  nichts  schreiben,  dan  man  hdfft, 
©r  solle  laUt  dio  tyrannen  verlassen;  miüer  zeit  wollen  wir  inon 
nicht  ungroifcn  oder  verzuruen;  so  hat  man  auch  ein  hoünung  zum 
Conncätable. 

Die  konigin  von  Navaira,  die  bctrtiebsto  undcr  allen  weibern, 
ligt  zu  Vendome  verborgen,  kommet  zu  niemants,  ist  tag  und  nacht 
in  bckuuunernus  uud  bringt  die  zeit  hin  mit  klagen  und  weinen. 
Sio  fragte  mich  vielmals,  was  ich  vor  ein  hoffnung  zu  den  deutschen 
forsten  hotte,  ob  sio  nicht  versuchen  wurden,  diss  konigrcicli  Franck- 
reioh  von  einer  solchen  tyrannei  zucriosen. 

Nachdem  sich  uuu  dio  dinge  :ilso  erhalten  wie  obgemelt,  als 
haben  die  stende  zu  Orlienz  vor  gut  angesehen,  von  euer  f.  g.  hilf 
zu  twgeren;  dan  wiowol  sie  ein  raehrers,  besser  und  getreuer  kriegs- 
folk  haben,  als  unsere  feinde,  jedoch  weil  sie  bedenkon,  das  der  capi- 
tain  Frolich  sechs  thaussent  Schweizer,  der  von  Thiren  sechs  thaus- 
sent  Spanier,  der  von  RogendoilT  drey  thaussent  deutscher  pferde, 
und  der  Reingrave  zwölf  fenlein  kneclit  dem  feinde  zufuren,  und  das 
der  Dabst  und  dio  bischoffc  mit  gelt  hilf  thun,  so  liaben  sie  be- 
schlossen, auch  frembtor  fursten  hilf  zu  begereu;  derwegen  sio  auch  den 
freyhern  von  Ühon  zu  euer  f.  gen.  abgefertigt,  welcher  aber  umb  dor 


102 


Ikilagon.  IJCI.    15 


imsichorheit  ivillon  niolit  mehr  als  ein  schreiben  an  don  Pfalxg 
GImrfurstcn  mit  sieh  gehabt;   die   ander©  fichrcibcn,    welcher  au 
zaal  sechs   tind  zwanzig  waren,   srlndt   uff  dor   pfpRt    gcin  hr-tm   ^~ 
schickt  woi*dcn,   uff  das  sie  dadannen  durch  dio  schweizoriöLhe  pysj 
weiter  geschickt  wurden;  es  ist  aber  der  bot  nach  dem  willen  Gott 
weJcher   alles   regiert,    niddei^elcgen,    welchs    uns   nicht    wenig 
bummert  gemaclit;  dnn  es  hielten  viel  brievo  an  die  SdiwoUer, 
g:Ieicheu  an  die  deutschen  furston;  derwogen  ist  bedacht  worden,  die" 
bricfo  in  andere  wego  zurecht  zuschicken.    Also  ist  ein  junger  Deul^ 
scher  vom  Adel,  Chunradt  von  Schombergk,    nff  der  post  abgefer 
worden  mit  einem  credenzbriof  an  Pfnlzgraven  Chnrfursten ;  die  ; 
brioro   haben  sollen  kommen   durch  Burgundt  und  cinsthells    du 
Scluimpanieu  und  Lotrlugen.    Der  Bot  so  durch  Burgundt  reiten  solli 
ist  noch  nicht  ankommen;   so   hah   ich   auch   allhic  von  dem  Sehe 
borgk  nichts  geliert,  ich  hoffe  aber,   er  sey  zu  Heidolbcrgk  gewe 
Dom  aber  sey  wie  ime  wolle,  so  hab  ich  diosses  in  bovehlich: 

Es   begeren   die   stende  zu  Orlienz,  das  euer   f.  g.   durch 
barm  herz  igkoil  Gottes    inen    zu   ehi^ter  zeit  wolle   etzliche   reuter 
hilf  schicken,  und  dioselbigon  ctzlieho  monaUi  besolden,   der 
das  euern  f.  g.  alles  gelt,    so    hirzu  ausgewendet,   getreulich  widd 
gegeben  werde,  darfur  sie  die  stende  euern  f.  g.  alle  iro  gutter. 
weglich  und  unbeweglich,  verpfenden;  dio  stende  bogeren  suUichs  i 
heftig  und  crapsig,    das  sie  auch  mehr  nicht  thun  konnten;    sie  to 
stehen   sich    auch,   es  werde   der  allerohristlichste    kouig    und    sei] 
frau  niuttcr   die  konigin  euern  f.  g.  darfur  sich  dankburlicli  erzeig 
wTipdon  aber  sie  dio  stende  von  dessen  von  Rogendorffs  und  des 
graven  deutschen  kriogsvolk  undordruckt,  und  inen  von  den  evuge- 
lischen  fursten  kein  hilf  gesoheen,  so  wollen  sie  protestiren,  das 
in  irer  gerechten  und  pillichen  Sachen  zu  erhaliung  der  religion,  ' 
konigs  und  des  vatterlandts  hilflos  gelassen  worden  seien;  soviel 
belangt  habe  ich  sie  olwege  getn^slet  nnd  gesagt,  sie  sotten  in  g 
iioffnung  sein,  es  wurde  e.  f.  g.  inen  hilf  schicken;  dergleichen  ha 
ich  auch  dem  Pfulzgraven   und  dem   herzogen  von  Wirteubergk 
schrieben. 

Ich  bitte  den  almechtigen  Got,  das  er  euere  f.  g.  zur  erretln 
und  beschirmuiig  der  ktrchen  in  Franckreich,  des  konigs  und 
frommen  konigin  erwecken  wolle,  und  so  euer  f.  g.  hüfe  thun  wollen. 
musB  sollichs  furderlich  goschecn,  es  sey  dann  das  ir  wollet,  djis  eud 
balt  zuerkeunen  gegeben  werde,  das  dio  stende  schaden  erlitten; 
des  ungincks  einsteils  in  Deutschlandt  (da  es  Qot  nicht  verfafiti 
kommen  werde. 

Damit   Got  bevolen,   zu  Strasspnrgk  den    7.  JunÜ   Anno 

Ich  bin  vom  scUroiben  müde,  dann  ich  habe  auch  gleicher  i 
stalt  dem  Pfalzgraveu  und  dem  herzogen  von  "Wirtenbergk  gesclmcteti, 
bitte  dorwcgen  undorthcniglich,   e.  f.  g.  wolle  von   dissen  dingen 
fursten  zu  Sachssen  berichten,  das  sie  mich  entschuldigt  nemen; 
haben  Fotrum  Ciarum   abgefei-tjgt ,  sie  wissen   aber   nicht,    das 


BoüagoD,  LXI.  LXII.    15G2.  103 

Rclbigo  von  ganzem  herzen  gut  Gwsianisch  ist;  so  wirdet  iiiio  auch 
der  Prinz  von  Conde  nicht  glauben;  begere  das  ßollichs  Ire  f.  g.  er- 
faren  mugen. 

E.  F.  G. 

gehorsamer  diener 
üebersetzung.  Hotomannus  D. 

Lxn. 

Hotoman  an  Landgraf  Philipp. 

Illustrissime  princeps,  clemeutissime  dömine:  Intellexi  22.  juni, 
ox  literis  D.  Burgrauii  Baronia  a  Dhon,  (qui  nuper  Legatus  MtmsHbnrK. 
procerum  Äurelianensium  apud  C.  V.  fuit,)  quam  sancte  et  quam  pie 
C.  V.  parata  sit  nobis  subsidium  mittere.  Qua  de  re  statim  illis  pro- 
ceribuB  rescripsi:  vt  eorum  animos  externis  Hispanorum  Helvetiorum 
et  Germanonim  copiia  nonnihil  fortasse  territos  ad  mehorom  spem 
excitarem.  Volo  etiam  C.  V.  gratias  immortales  agere,  quod  primus 
incipias  lAilitem  nostra  caussa  conscribere.  nam  alii  principes  vici- 
niores  semper  nobis  respondent,  se  idem  faoturos  ({uod  alii:  sed  prae- 
terea  nihil  Ita  quinque  septimanae  in  ista  tergiversatione  abierunt, 
cum  nemo  ülorum  tenincium  adhuc  erogarü:  tametsi  proceres  nostri 
quamvis  hypotbecam  et  cautionem  illis  offerant.  Ego  certe  dolore 
animi  commotus,  coactus  sum  nonnuUis  6cribere,  illos  idem  facere  ac 
si  quiB  domum  vicini  sui  conflagrantem  abpiceret,  neque  subsidium 
vUum  afferet:  sed  rogatus  de  ope  afferenda,  responderet,  se  idem 
facturum ,  quod  alii  vicini ,  atque  interea  domum  incendio  ardere 
sineret  Demonstraui  etiam  pudendum  esse,  Heluetios  ((jui  pro  rusti- 
canis  et  agrestibus  hominibus  numerantur)  paratos  esse  tantum  sub- 
sidii  nostris  mittere,  quantum  Papisfae  Guisianis  mitfant:  atque  hac 
ratione  deterruisse  Papistas  ab  ifinere  capessendo :  lUustrissimos  autem 
Germaniae  principes,  qui  toties  Reginae  et  principibus  Christianis 
omnia  amicitiae  officia  promiserunt  nulla  misericordia  tantarum  cala- 
mitatum  commoveri.  nam  quotidie  ex  vrbibus  eiiciuntur  Christiani, 
i|ui  vbi  in  militum  insidiatonim  manus  inciderunt,  spoliantur,  vexantur, 
et  aut  male  multati  ac  vulnerati  mendicare  coguntur,  aut  in  ipso 
veatigio  trucidantur.  Praeterea  Tyranni  Gallici  quotidie  contumelio- 
sissime  derident  principem  Condensem  quod  aliquid  spei  in  princi- 
pibus Germanis  posuerit:  a  quibus  jam  se  frustratum  videat,  et  possum 
sancte  hie  aqud  C.  Y.  confirmare,  principis  Condensis  animum  nulla 
re  aeque  tentatum  fuisse.  Seiet  enim  optimus  princeps  dictitare,  se 
non  petere  a  principibus  Germains  vt  illi  dono  dent  aliquid  pecuniae, 
aut  ad  Stipendium  de  suo  conferant  et  mUitibus  persoluant:  sed  vt 
«juauis  cautione  et  hypotheca  accepta,  non  graucntur  Stipendium  vnius 
aut  alterius  mensis  praenumerare:  quod  postea  ipsis  fidelissimc  reddotur. 
Quare  suppliciter  a  C.  V.  peto  quaesoque,  princeps  Illustrissime,  vt 
aliorum  principum  cunctatione  ueglecta  primus  hunc  lionoris  Üorem 
decerpas:  et  ante  omnes  Equitum  ac  peditiim  aliijuot  copias  celon-ime 
in  fines  regni  mittas:  neque  aliorum  principum  responsionem  spoctes, 


104 


IteilaKOn,  LXIJ    LXIII.    1M!2. 


qiii  seinpor  aiunt  so  oxpeetare  i|ui(l  alii  facturi  sint.  E  So 
nihil  pxiKHilurö  possiim:  vtpote  (|iii  ninüiim  procul  absiut  Quaiitiini 
ad  (liices  itinorifl,  nos  jam  prospcximus.  Habomus  20  nobÜea  Lothi- 
nngos,  <}ui  nobis  viam  ccrtissimam  dcmonstrabunt:  et  do  oommeatn 
providehiint.  praoterea  Trecenses  (id  est  incolae  vrbia  'quae  Tooatur 
Troies  cn  diampagno)  tantiim  moas  literas  expectant:  vt  Trbem  susm 
occupent:  vt  Germania  praosto  esse  possint .  tbi  est  magna  copia  tor- 
meiitonim,  H  pulveris.  deindc  miilta  sunt  alia  mysteria,  rjnae  nun 
audoo  duirlaQ  et  atraraento  cüuimittere:  poterit  C.  V.  ali<|uid  iliiunarr, 
do  üalüna  et  |iuUis.  Hoc  cum  fpiingentis  eituitlbus  tarn  facile  est, 
»jam  cum  centnm  millibus.  Si  C.  V.  dignetur  hoc  subeidium  stnlioi 
mittcre,  volo  ciuciatus  omncs  subire,  nisi  Regina  et  nostri  procere* 
do  liberia  Cc!.  Vcstrae  -luamoptime  et  -iiiam  liberalissime  morenntiir. 
Memini  enim,  cum  Oci^niiis  dir-eret  Aniinillio,  Kulliiin  babetis  melK>- 
rem  amicum  Ilhiatriss.  liand^raiiio:  rcspr^ndissc  illum,  Si  viuam  conh 
poriot  mo  gratum  et  memorera:  saltcm  in  suis  liberis:  ä  ipdos  Col- 
situdini  inseniire  iion  possim.  Ita-jue,  no  multis  C.  V.äm  morer, 
itcruin  at-juG  iterum  suppliciter  a  VoT'is  peto  «juaeso'iue,  vt  omni  mora 
praetemiissa,  omniiira  ctiam  alionim  principum  emisaa  et  inexpectaa 
rcsptinsione,  C.  V.  atatim  subeidium  Dobis  mittat  Interca  Deum  opt 
max.  orabo,  vt  lUustrissimam  fainilium  veatram  spiritu  suQcto 
g:ubernet 

niuBtrissimc  princeps,  ctcmcntissimc  domine  vale  et  salne. 
gcntorati  XXII  Junü   1562. 

ninetriBsimae  C.  V. 

obsei^iuentissimns  diena 
Hotomanus  D. 

Original,  eigenhändig. 


Sn.  4h»I 

I  uvvpI. 


Lxni. 

Landgraf  Philipp  an  Hotonuin. 

TTnsera  giiedigcn  grus  u.  s.  w.  Wir  liaben  euer  abennalfi 
schreiben,  das  geben  ist  Strasburg  den  IG.  Junii  entpbnffeD* 
gelesen;  nun  gehet  es  nicht  so  schlecht  zu,  wie  ir  meynet  ui"' 
eucli  Bpoculiret,  das  in  einer  solchen  eyle  reuter  ufgcbracht  v. : 
können,  als  wan  os  gemalto  und  geschnitzte  reuter  weren,  wüti»f 
uf  oinmahl  aus  einem  sack  geschüttet  worden  konten,  dan  ir  wisset 
wohl,  wan  reuter  ufgebracht  werden  sollen,  das  alda  gelt  und  !*• 
Stellung  seya  mtis. 

Ea  nimpt  uns  wunder  das  euer  parthey  so  langsam  »iir  sacken 
getlian ,  und  sich  nit  eher  nach  doutschom  krigsfolk  beworben  )uit 
weyl  sie  so  zeytlich  im  April  den  haiidel  angefangen  und  gleichwoW 
bis  dahero  ganz  und  gar  nichts  ausgerichtet  und  zugesehen  hahea. 
das  Rieh  die  veinde  von  tag  zu  tage  gestorkt,  nnd  nimpt  idemuion 
wunder,  das  eure  parthey  so  lange  zeit  im  iirmbnist  gel^ien  xaA 
ganz  und  gar  nichts  ausrichtet  haben,  da  sie  doch  im  ersten  stuta 


Üuilftgeu,  LXJIl.  LXIV.    IS 


105 


ads  der  voinJ  gewesen;  mcyiion  oa  muBse  ein  äimuliron  darbey  ge- 
weet  seyn. 

Tr  wittsot,  was  wir  euch  ;üwcg  gcsiigt  und  auch  ^sc^hritjen 
halion,  daß  PCilx  und  Wurleiiberi;:  tliun  und  leyateu  wurden,  das  wir 
auch  öovil  als  ir  einer  thun  wolton;  dessen  erbiotons  seint  wir  auch 
noch,  und  sol  desfals  an  nns  koin  mangol  soin;  das  wir  uns  iibor 
allein  in  dou  handol  stocken  solton,  ist  uns  ganz  bodcnklioti.  Dirumli 
ist  von  notheu*),  inmassen  wir  ouoh  hiebevor  auch  geschribon  haben, 
das  ir  dcshalbcn  wcyter  bc^'  uns,  sonder  boy  Pfalz  und  W'urtonijorgk 
ansuchot  und  anlmltot;  was  dieäelbigen  bewilligen  und  leyBion  werden, 
wollen  wir,  wie  obgerurt,  auch  suvil  thun,  als  irer  eyner. 

"Wir  werden  aber  itzo  balt  zum  pfalzgraven  Churfarsten  kommen; 
wollen  wir  «ns  mit  S.  L.  von  dissen  dingen  underrodon,  und  werdet 
ir  alsdann  bericht  onlpfangen,  worauf  die  sache  beruhe.  "Wir  besorgen 
aber,  es  werde  kein  offeiitliclio  hulf  gcscheen ,  sondern  dahin  gehundlet 
werden,  das  euer  parthey  zu  rcutor  und  knochto  guto  bofmxiorung  ge- 
fichee,  und  etwj  dcuselbigen  pt/.litOi  gelt  vorgsstrockt  werden  mochte, 
welchs  wir,  suvil  das  weit  belangt,  doch  nicht  gewis  wissen. 

Das  wir  euch  u.  6.  f. 

Zettel:  Wir  verstehen  aus  eurem  schreiben,  das  ir  euch  ganz 
und  gar  uf  menschliche  hulf  und  macht  verlasset;  nun  mus  gnt 
vertrauet  sein;  der  ist  der  rechte  helfer;  der  kau  mit 
wonigem  volk  vil  schlagen;  so  seit  ir  auch  uf  euer  seyten  so 
stark,  das  ir  uf  einen  tag  mit  euren  feynden  gnungaam  schlagen 
könnet;  so  müsset  ir  auch  andere  vortheil  suchen  und  euch  deren 
gebrauchen;  wann  man  sich  allein  uf  menschliche  macht  wil  vor- 
lassen,  und  nicht  uf  gott,    so  hat  maiichor  darüber  s^:haden  gelitten. 

Zettel:  Ir  wisset  wohl  was  für  ein  diaseution  in  dem  arlicu] 
de«  nachtraals  ist,  da  dau  Wurtonboi^,  pfalzgraf  Wolfgang,  Sachssen 
lind  Sachssen  und  beynahe  alle  fursten  in  Teutschlant ,  auch  der 
mchrer  theil  der  stet,  der  parthey  seindt,  die  man  lutherisch  nennet; 
dicweil  aber  nun  ilie  franzosischen  kirchen  einer  andern  opinion  soind, 
ist  die  ursach,  das  sich  gnr  schwerlich  dieselbigen  obgcmelton  fursten 
und  stende  in  hulf  oynhisson  worden. 

Es  nimbt  uns  wunder,  das  Engellant  und  die  cliristliche  orte 
im  Schweizerlaut,  als  nemlich  Bern,  Ziirich,  Basel  und  die  andern, 
wilche  doch  in  dorn  articnl  das  nachtmal  bclangent  mit  euch  einig 
seint,  dem  prinzcn  von  Condo  seiner  parthey  nicht  liulf  thun:  datum 
vt  in  Iris. 

Copie. 

LXIV. 
Iiandgrni*  Wilhelm  an  Landgraf  Philipp. 

_         Kindlliche  treu  und  was  ich  liebs  und  gnts  vermag  ider- 
zeit  zuvor,  hochgepomer  fürst,  gnedigor  und  freundtlicher  lieber 


^.JhII 


*)  Im  CoDoopt:  von  unnothcn;  dies  i»t   liom  Sinn  nach  das  Riohtifce. 


lOG 


BfilaBfii,  LXiV,    1562. 


lier  vuUer.  Euer  giinden  l»efelch  n«ch  hub  ich  noben  dem 
und  Simou  tli  Frjuzosen  gehört.  Der  von  0<|U03  und  Bar  l»al 
dieser  saeh  keinen  Lefelch,  warten  allein  uf  den  von  Ändclot  Der 
Ton  Andelot  hat  vorgelegt  ein  crcdeuz  in  gcnere  an  alle  augspiu^ 
gischo  ocjiifossiun  verwanle  rnrsten  haltende,  und  einen  oilTuen  ge- 
■wult,  inlialta:  das  er  maiclit  hab  in  allen  dingen,  die  goltsvorsacberuiij 
und  anders  betreffend,  zwschlisöen-  Die  Substanz  Beines  suL-höie  i^ 
das  der  von  Condi  und  seine  mit^'erwanten  Dioiehtcn  in  eil  das  teutäch 
ki'igsvolk  bekouunen;  derwegcn  ieh  imo  binwidder  gesagt  und  W: 
eingebildet  alles  ^\as  e.  gen.  inHtructioUf  bo  sie  mir  behaudigt,  w 
we.yset,  und  was  crpietcns  o.  g«>.  sein,  auch  scaiderlich  erindext, 
c.  gon.  allein  und  ohne  die  andern  nichts)  thun  werden.  Das  al 
die  Sachen  uITer  eil  stehen  und  an  hoichste  gefor  uit  leyden  miifr 
diss  adder  jenes  erstet  und  zuvor  bei  diesem  adder  jenem  fursi 
mit  verwcilung  xusuchen,  u.  s.  w.,  davon  hat  er  lange  ausforung  ge- 
than.  Und  dootit  ich  e.  g«ii<  mit  allem  so  derwcgen  vorgelaufen  ait 
lang  ufiialt,  so  hat  er  endlicfi  e.  gjn.  eipieten,  heUngende  voreeUuiif; 
der  XXXIU'"  III' XXXUI  gülden  halben,  wclchs  e- gp»-  gethnn,  s«ivpni 
von  riolz,  aber  IMalz,  Wiirtenberg  und  Baden  di  andern  xwen  dnUen- 
teil  der  ein  hundert  tausent  gidden  gleicher  gestait  (gegen  notturf- 
tiger  caution)  dargelihen  werden,  vor  christlich,  fnrEtlioh  und  eu 
hohem  dank  verstanden.  Er  gleubt  auch  es  werd  desfaU  an  den- 
selben andern  Chur  und  fursten  nit  erwindeu,  wiewul  pfalz  der  *'"  - 
liinst  dieser  zeit  mit  gehle  nit  80  wol  stafiirt  seie;  hat  ibintmb  'i. . 
vorgcschhigen,  das  o.  g^a.  dem  pfalzgravon  Churfmston  ein  fursezung 
seines  antcils  disü  geldts  zum  teil  thun  wolteu,  wurde  Pfalz  e.  g«n- 
dorwegcn  guugsam  versichern.  Als  aber  vir  ime  soUiobcr  vorsozung 
halber  kein  hoifniung  ziimaeheu  geu-ist,  hut  er  gesagt,  woe  so  iai 
mit  dem  anrith  der  rcutcr  imd  lauf  des  fiissvolks  stil  gestanden  wenl< 
solt,  biBS  eullichs  gar  riclitig  bei  diesen  fursten  gemaicht,  so 
siehe  vielen  armen  Christen  in  i'ranckreich ,  deren  tegUchs  viel 
gelcipt  werden  (und  in  wenigen  inonatcn  wol  bia  in  etliche  tausej 
umbs  loben  kommen  sein),  zu  lang  verweylen,  auch  der  winter  de; 
mehr  herziilnufen;  danimb  bit  er  ufs  hoichst,  dioweil  soviel  an  der 
eil  gelegen,  e.  g««  wollen  under  des,  biss  es  k>ei  den  andern  Chur 
und  Fursten  abgehandlot  werden  muge,  nnverzugUcli  ircn  halben  teil 
sollicher  XXXiU'"  Ul'  XXXllI  gülden  imo  alliie  itzundcr  crlegeu. 
davon  die  reutnr  und  fnssvolk,  wie  er  verhoiffl,  tu  anrit  und  Uuf 
noch  ticm  muster  jdatz  baldt  zum  guten  anfaug  zubofordem,  dan  er 
meinet,  wan  die  reiiter  den  halben  teil  des  anrit  geldts  itzo  and- 
pfingen,  und  inen  das  übrig  uffim  musterplatz  neben  dem  ersten 
monat  soldts  gegolten,  wurden  sie  damit  ufztipiingen  aoin,  Kur  solch 
geldt  wil  er  oraim  meines  habenden  gewaldts  e.  gen.  alhie  nit  allei 
fichrifftlich  vei-siehern,  sondern  auch  do  di  andern  Chur  tiiid 
di  andera  zwon  dritten  teil  soUicher  ein  hundert  tauscut  guldeji 
bewilligen  adder  erlegen  wuiilen,  sich  widder  alhie  mit  seinem 
einstellen  imd  so  hing  hie  pleiben,  bis  das  e.  gen.  sollichs  darlei 


Beilagoü,  LXIV.    1502.  107 

vergevissigt  soien.  Berichtet  hirbei  in  ]iohem  vertrauen,  also  das  es 
auch  in  hoichstem  vertrauen  pleibe,  damits  nit  verhindert  odors  gcld 
nidder  geworfen  werde,  das  inen  aus  Engellandt  hundert  tausent 
£iigellotten  zugesagt  seien,  die  sie  ob  got  wil  verhoiffen  furderlich 
in  Iren  banden  zuhaben  bynneu  teutschland  an  gelegenem  ort.  Er 
vermeint  dieses  krigsvolk  ganz  sicher  zupringen  in  eigner  person  zu- 
furen  bis  gein  Orliens.  Der  rutter  bestaUung  halber  hat  er  licfcllich 
sich  mit  den  obristen  einzulassen  und  zu  vergleichen,  und  sagt  ufi' 
dem  muster  platz  solt  den  reutem  gnugsam  caution,  damit  sie  zu- 
fridden  weren,  -widderferen,  also  das  sie  nicht  ursach  lietten  sich 
furtziehcns  zuweigem,  dan  sie  konten  wol  erachten,  wo  desfals  den 
reutem  nit  caution  beschee,  so  "wurden  sie  widder  zu  ruck  ziehen, 
adder  uf  andere  wege  denken  di  imc  den  von  Condi  und  seinen  mlt- 
verwanten  zum  schwerlichsten  fallen  -wurden. 

Unter  dem  kam  Schachten  und  Razenberg,  mit  denen  ich  der 
reuter  halben  geredt,  die  mir  derwogen  bericht  gethan,  wi  e.  g.  hibei 
mit  A  signirt  finden.  Als  ich  dise  weitleuftigkeit  und  ungewishcit 
der  reuter  halben  dem  von  Andelot  angezeigt,  ist  er  und  di  seinen 
zum  höchsten  darüber  bestürzt  und  bedretten,  das  im  auch  das  wasser 
in  di  äugen  gieng;  meynet  wo  da  kein  ander  rath  sei,  so  werds  ein 
unmenschlich  schrecken  und  zagen,  ja  wol  verzweifelung  und  abfall 
bei  gar  viel  tausent  menschen  in  Franckrcich  pringen,  dann  nach 
menschlicher  art  zureden  hetten  sie  iren  zeitlichen  trost  uff  di  tcutscho 
reuter  gesezt,  und  wüste  vorwar  das  fimfmalhunderttausent  seelen 
in  Franckreich  daruff  gehofft,  lietten  auch  iren  anschlag  daruff  ge- 
macht: also  wo  dise  reuter  ankörnen  weren,  das  sy  darbei  weiten 
bis  in  noch  XXV "  des  besten  krigsvolks  in  Franckrcich  pracht,  und 
es  vermittelst  gütlicher  Verleihung  in  weniger  zeit  mit  iren  feinden 
zum  end  gericht  haben:  wie  er  denn  solchen  anschlag  nach  longst 
ausgefuret. 

Dweil  nun  ich  disen  handel  so  gar  beschwerlich  und  sonder- 
lich uff  disen  dreien  extremis  fiende:  das  von  notten 

1.  in  eil  zuhelfen 

2.  das  paar  geld  da  sey 

3.  das  di  Versicherung  vor  den  sold  der  reuter  gemacht, 

80  hat  mir  anders  nit  geburen  wollen,  dan  e.  g.  das  zuberichten; 
und  wi  mich  der  handel  ansieht,  so  werden  dise  reuter  nit  reiten, 
sie  haben  dann  zuvor  zwelf  gülden  uff  ides  pferd  zu  anritt  geld; 
weiter  das  sie  auch  zuvor  dem  ausreiten  des  zukünftigen  ires  soldes 
versichert  seien.  Solche  Versicherung  aber,  wie  sys  begeren  nemllch 
mit  teutschen  stetten  oder  derselben  kaufleuten  diser  zeit  zubescheen, 
achte  ich  bei  mir  vor  unmuglich,  dan  nach  itziger  golegenhoit  Franck- 
reiehs  werden  di  teutschen  stett  nit  bürg,  ob  gleich  die  hendler  zu 
Leon  oder  sonst  in  Franckreich  ruck  bürg  wurden,  und  sich  uffs 
höhst  obligirten.  "Wie  nun  diser  sach  und  armen  Christen  zuraten 
sei,  das  ist  warlich  mir  und  den  beiden,  so  o.g.  mir  zugeordnet,  zu 
viel  hoch  und  schwer;   wo  aber  di  zeit  es  hett  erleiden  mugen,  solt 


lu« 


BdÜAgeo,   UNiV.  I.XV.     I5(K. 


villoic'lit  so  iingiii  nit  soin^  dü8  derwo^ou  Pfallx,  E.  g..  wider 
Wiirttmlierg  mul  Baden,  auch  licntog  JoliaiisfridricU  zu  Saxeii  (dlttöl 
s.  L  leUlich  discr  sachon  halben  so  wol  sich  üas  vci-lanloul  ei^« 
person  an  gclo^om  ort  ein  zitsamcnkunft  gehabt,  und  von  di»«i! 
dingon  geschlossen  hett«n,  dann  «tiso  ding  sicli  schwerlich  in  Schriften 
aber  Feld  wollen  trautiron  und  soliiissen  lassen.  Doob  achte  ich  mich 
sanipt  denen  so  e.  g.  mir  zugeordnet  zu  gering  in  discr  so  schweren 
Bach  zuraten,  hab  aber  disos  alles  uff  ir  der  Fi-anzoson  bitt,  dwwl 
sy  sich  so  cleglieh  »teilen,  das  es  auch  c>-nen  stein  erbarmen  m<V.-lit. 
nit  wissen  zuborgon,  und  thu  mich  ir  xu  gnaden  kindüicheu  bevelben. 
ilatum  Casscll  am  diustag  den  2H  .Tnlii  anno  1562 

0.  g.  gohorsamer  Shon 
Wilhelm  L.  z.  Hessen. 

Do»  diso  liandliing  also  soy  vcrla\ifcn  dos  zctigon  wir  beid  auch 
mit  diaer  unser  »iibscriplion- 

Frederich  vonn  RolsHhaussenn.  S.  Bing  s&. 

Original. 

Beilage  unter  andern  ein  Stttuk  siguirt  ^A.  Kouterbcchwenin 
tjclierachrift;  „Am  montflgc  den  21.  Julii  ao  \i.  8.  w.  02  hat 
grave  Wilhelm  mit  Iloinriohon  von  Schachten  und  Johan  von  Ratzea- 
bergen  weiter  bandlung'  gcpHogen,  und  diese  naclifdgende  menget  TC^ 
nomen.** 


2M.  Jitll 


XLV. 
Landgraf  Wilholm  an  Xiandgraf  Philipp. 

Kindtlichc   treu  u.  s.  w.     Wie   ich    hcudet  di    schrill  aiT 
0.  gpii    abgefertigt,    hat   der  von    Andcloth  an   mich  ge&chictt. 


di  unl>egei't  mit  ime  Teiiier  /.urcden;  als  nun  ich  zu  inie  komtnen. 
hab  icli  inen  berichtet,  das  ich  o.  g"»-  alles  zugeschrieben,  was  sidi 
gestern  verlaufen,  was  auch  ich  von  o.  g'j«.  in  befelch  g«hapt.  das 
het  er  gestern  von  mir  noch  Icngst  verstanden ;  weiter  kont  ich  nicht, 
erwartete  dorwogen  fernors  befeluhs  von  o.  go«  ,  aber  darfur  ich3 
hilt,  8't  wurden  e.  g"».  dissmals  weitai-s  nicht  thun,  daa  wie  e.  ^ 
Instruction  ausweysct,  darvon  ich  inen  gestern  berichtet,  sondertii 
aber  gleubt  ich  nicht,  daa  an  Pfalz  und  di  andern  fursten  e- 
sich  umh  etwas  allein  wurden  einlassen.  Als  der  von  Andelot  di> 
gehert,  ist  es  ime  zu  herzen  gegangen  und  begert,  wo  es  dan  u' 
nicht  anders  sein  kont,  so  hab  er  hiebevor  e.  g^-iL  gedienet,  imd  ije- 
gere,  das  er  diofio!bigc  moicht  selbst-  schon,  ansprechen,  ir  revereni 
thun,  und  von  e.  go».  selbst  seinen  abschidt  nemen  u.  s.  w.,  and 
bittet  heftig,  das  er  zu  e.  gon.  selbst  möge  kommen.  Bit  derhalb«) 
e.  gon-  wollen  ime  fiirderüch  widder  schreiben,  was  er  sich  gehalten 
sol,  dan  er  heut  imd  morgen  alhie  darauf  wirt  warten;   welchs 


3 


Bei  tagen, 


15®: 


«"- g«-"-  nnch  nit  wolt  pcrgen,  und  thu  durmit  di  dem  Almeolitigcn 
in  seinen  gnedigen  schlitz  befelen,  datum  Casscl  am  2d^"*  Julii  ao 
n. s.w.  62. 

Wilhelm  von  Gols  gnaden  lamigrave 
zu  Hessen,  grave  zu  Catneuelnpogeu  u.  s.  w. 
Original. 

Eigoiiliänilig:  itzo  wio  er  von  mir  in  die  herbergn  ging, 
sagt  er  wider  mich,  er  hetle  surgc,  dass  woe  mun  den  Cundisuhen 
diesen  herbst  die  reuter  uit  wiinle  zufertigon  dass  man  wurd  bald 
gar  böse  zeltungen  vernemen,  di  mir  nit  wurden  gerne  hornn. 

Wilhelm  h.  z.  Hessen 
6.  g.  gehorsamer  ähon. 


I 


LXVI. 

Landgraf  Philipp  an  Landgraf  Wilholm. 


£».  4Kli 
Hpricbarh* 


Freundlicher  lieber  söhn,  wir  huhon  dein  und  deiner 
mitverordcnten  schreiben  entpfangen,  gelesen,  liaben  auch  ver- 
standen,  was  der  von  Audeloth  mit  dir,  und  du  Widder  mit  imo  ge- 
retlt,  und  wer  voll  gut,  das  der  von  Condi  und  seine  mitvcrwanten 
hetten  ehtr  zur  Sachen  gotlian,  reuter  zuhestellen;  dann  die  glitten 
leiite  wissen  nieht,  wie  mit  den  Teutschen  zu  linndlon,  ebir  man  sie 
uffpringt  von  der  theuten.') 

Wir  haben  hiebevop  bewilligt,  so  Pfalz  und  Wurtenberg  ir  yder 
will  dreissig  dreythausent  u.  s.  w.  gülden  erlegen,  inen  den  Franao- 
sischen  vorzuactJien ,  das  wir  dergleichen  auch  Ihun  wollen:  des  or- 
pietens  seindt  wir  noch;  das  wir  uns  aber  soltou  in  soUiche  fiand- 
lung  allein  einlassen,  unser  geldt  also  hinwog  thun,  und  nicht  erat 
wissen,  was  Wurtenberg  tliun  wolle,  (dann  wir  noch  keinen  brief 
gesehen,  das  Wurtenberg  gewiss  bewilligt  gcldt  zuerlegen)  das  ist 
uns  beschwerlich;  sopaldt  aber  von  Wurtenbergk  ?,u Schreibung  komj>t, 
doH  er  will  fünfzig  tlmusent  gülden  anlehnen,  oder  den  drittcntlieil 
der  einhundert  thauaent  gülden  darleihen,  so  wollen  wir  uns  mit 
unscrm  antheil  zuerlegen  baldt  schliesaen. 

Sovil  von  Eiigellandt  boricht  ist,  hören  wir  gar  gern;  das  der 
von  Andeloth  sich  erbeut  das  den  reutora  genugsam  caution  auf  dem 
miisterplatz  widderfahren  solte,  wanns  erfolgte,  so  ists  ein  gar  gut 
©hrlich  eriiioten. 

Wie  du  schreibest,  das  Schachtes  und  R&tzenbergs  bericht,  der 
von  Ändclot  gar  heaturzt  und  bedretten  worden  sey^  glcnbon  wir 
wjirlich  woU,  und  haben»  auch  mit  ime,  luid  allen  denen  in  Franclt- 
reich  ein  treues  mitleiden;  wie  ist  aber  denen  dingea  zurathen,  die 
iinniuglich  seindt  in  sollicher  eil  zuverrichten;  dann  der  von  Ändelotli 
-will  die  reuter  baldt  haben,  und  ist  noch  nicht  verglichen,  wo  die 


)  Tfaoutfi:  ein  Knif^,  vDrn«hmlich  Dierlcrag. 


BcilngM),  LXVI.    15©. 

orsle  orlogiing  des   gelts  goiwhoon  sol,   die  "Wirtenbcrg,   Pfa 
imd  andere  Ihun   sollen;    es  ist  auch  unmugUcli,   das  di& 
baldt  ufTzupringen  seien. 

Sovil  angehet  Schnrlitmis  und  I?fltzonberg9  bericht,  dnnkt 
gor  ein  nnbestendigo  anzeige  sein:   dann  erstlich   dns  sie  sagen, 
R)6  mit  muhe  und  arbeit  es  dahin  gebracht,   das  'iie  rcutor  bit 
den  26.  Julü  gewartet;   wann  du   nun  hottest  gelesen  den  abschi« 
lind  copoy  der  bcstallung.  die  inen  zu  Marpurg  geben   ist,  dar 
Btehet,  unsers  behalts,  da  sie  vor  Uichaelis  nicht  wurden  uffgefa 
solte   inon   uffs   pferdt   12  giih^en    gegeben  werden;   das   reimet  si<j 
nicht  ufT  den  26ten  dicKscs  nionata.    U(T  das  ander,  das  du  Bcbreibe?t 
»las  du  an   sie   begort  hast,  das  mit  den  reuleni  ulT  ein    neues  t^ 
handien  were,   daratil'  sie  geantwort,   diewoil  aus   voriger   mit  in4 
gepflogener  handlung  nichts  geworden ,  und  den  reiitem  ulT  ir  wa 
nichts  gegeben;  darzu  weit  ins  jar  aoy  (Randnote:  Nota:  es  sein  oiti 
gfill   finanzen.);   deslialben   wüsten   sie   niuhts    gewissnt*  zuvertrosfei 
der  arlikol  ist  oben  abgelent,  was  inen  solle   zu  vartgoldl  gcgeix 
werden;   wann  sie  nicht  vor  Michaelis  gefordert  wurden.     Das  d< 
herbst  vor   der  thur  u.  s.  w.,  so   hören   wir  woll,   die   geizigen  riö 
raoister  wollen  allein  sommerkrieger  sein,  so  doch  im  herbst,  nnd  in 
Winter  bis  uff  weiiiauhtcn   alle   dinge   gelegener  zum   kriege  seindt; 
tiann  da  Undt  man  alle  ding,  körn,  hafTer,  wein  und  anders  in  hoiw 
sem,  und  man  ilarfs  nicht  abmehen  oder  abf>nidten  lassen.    Wie  die 
rittmeister  sagen,   das  die   artikel   der  bestellung   halber   xu  Marpnrg: 
begrifTen,  mochten  pleiben,  ausgenommen,  das  die  reuter  entlich  uff 
dem  bestehen  u.  s.  w.,  das  uff  ein  ides  tausont  pferdt  monatüch  ein- 
laiLsent  gülden   zu   vorlheilgoldt  gegeben  wonlen  sollen,   imd  woUea 
dücli  die  bevehllmber  unverbundon  sein,  reuhensiJiaft  oder  bes 
zugeben,  wie  das  voithcilgeldt  ausgothcilt  worden  sey  u.  s.  w.:  o, 
ist  ein  feiner  pnss.  danius  du  erlernest,  deine  dierbgenossen,  die 
mit  dir  trinken,  wie  sie  so  gar  uffs  gelt  vcr)>eicbt  seindt;  in  snmtDt 
das  wei-don  die  reuter  nicht  «ffnemen,   sondern  wirt  sonst  über  bort 
gehen,  und  werden    es   die  grossen  obristen   in   ireu  seckel  Ktccke 
\)a  streiten    nie  ein   sach,    sovil    das    unrithgcldt   anlangt,    i.lie   ka 
Streitens  werth    ist,  dann  docli   zuvor  in  der  bratalliing   stehet, 
inen  sollen  12  gnlden  ulTs  pferdt  gegeben  worden   zu  anrittgeldt 
uff  den  musterplatz;   uiul  denken  wir,  du  wirdest  die  bostalhuig, 
Marpurg  ufTgericht,  nicht  gelesen  haben,  soosteu  hettestu  inen 
darauf  können  antworten. 

Sovil  angehet  die  Versicherung  des  solts,  so  stehet  doch  in  da 
bestallnng  auch,  wann  sie  uff  den  mutstcrplatz  kommen,  das  infl 
auch  ein  moiuit  solts  gegeben  wei-den  sötte,  ohne  tlas  aniitbgeld 
Das  gleuben  wir  woU,  wann  inen  schon  das  anrithgeldt  gegeben, 
sie  vor  dem  21.Soptcmbris  nicht  können  uff  den  rausterplata  komii 
OS  were  aber  ohne  not  gewesen,  das  ibi  nns  solliche  dinge  bettest 
zugeschickt,  was  den  routem  im  kopl"  ligt;  sonst  woren  wir  selb 
gein  Cassel  geritten;   so   seindt   wir  auch   nicht  ein   her   des  kri 


Beilagen,  IJCVI.    1562.  111 

sonder  allein  ein  zuseher  und  guter  furderer;  meinten  du,  der  mar- 
schalk  und  Simonn,  so  in  den  krigssachen  erfaren  seindt,  solton  den 
von  Andeloth  und  die  rittmeister  in  denen  Sachen  haben  handien 
lassen  und  ir  mitler  gewesen  sein,  und  sie  mit  einander  verglichen 
haben,  wie  euere  instruction  ausweiset. 

Beschliesslich  ist  das  unser  meynung,  wie  wir  dir  zuvor  be- 
vohlen:  wo  "Wurtenbergk  sovil  thun  wirdet  als  wir,  das  ist  ein  drit- 
theil der  hundert  thausent  gülden,  dergleichen  Pfalz  allein,  oder  mit 
hilf  herzog  Wolffgang  PfalzgrafF  und  des  Marggraven  von  Baden,  so 
soll  an  uns  ain  drittheil  darzuzulegen,  nichts  mangeln.  Weiter,  wo 
der  von  Andeloth  sich  mit  den  reutern  der  bestellung,  des  anrits, 
anzugs,  auch  anders  notwendigs  dinges  vergleichen  bann,  so  soll  es 
an  deme  auch  nicht  erwinden,  das  wir  den  halben  thoil  der  drey 
und  dreissigtbausent  und  dreihundert  gülden  u.  s.  w. ,  wann  er  wil 
erlegen  wollen,  doch  das  die  reuter  sollich  geldt  entpfaen,  und  wir 
versichert,  wo  Wurtenberg  und  Pfalz  nicht  erlegen  wurden,  das  wir 
auch  wieder  bezahlt  wurden. 

Du  und  ir  seit  auch  dem  von  Andeloth  sagen,  hette  es  nach 
unserm  köpf  gangen,  so  sollen  sie  lauge  die  reuter  gehapt  haben, 
dann  wir  im  Aprill  und  Maio  gern  gesehen  hetten,  das  inen  weren 
reuter  zugeschickt  worden,  unser  rath  gilt  aber  nicht  alwege.  Du 
und  ir  müsset  also  nicht  von  der  handlung  lassen,  sonder  weiter 
dem  von  Andeloth  sagen  (dann  wir  merken,  dass  er  ein  colcricus 
ist),  die  leut  in  eil  ufifzupringen,  sei  unmuglich;  wann  die  Teutschen 
so  baldt  nicht  kommen,  so  können  sie  dannost  gewiss  kommen,  und 
w^erden  doch  ankommen  müssen,  noch  vor  ende  des  Octobris,  und 
können  sie  die  Franzosen  ire  sach  danach  richten,  als  nemblich,  das 
sie  sich  in  vortlieil  legen,  wie  keiser  Carll  auch  gethan  hat,  und 
kennen  der  entsetzung  erwarten.  Du  und  ir  must  auch  die  obristen 
Schachten  und  Ratzenberger  herter  angreifen  und  sagen,  es  sey  niclit 
so  weitleuftig,  wie  sie  sagen,  es  sey  im  herbst  eben  so  gut  kriegen, 
als  im  Sommer.  Sie  müssen  auch  den  handel  nicht  so  schlecht  an- 
sehen; hilft  inen  Gott  hienein  so  werden  sie  nicht  allein  bezalt  wer- 
den, sondern  auch  an  den  geistlichen  und  andern  grosse  ubermessige 
l)eut  erlangen,  und  so  reich  krigsleut  werden,  als  in  hundert  jaren 
krigsleut  gewest  seindt. 

Du  seit  auch  dem  von  Andeloth  sagen,  und  den  andern  Fran- 
zosen, das  sie  in  uns  so  hart  dringen,  das  beschwere  uns  nicht  wenig, 
so  wir  doch  woll  zwanzig  mahl  Hottomann  und  andern  geschrieben 
liaben,  das  sie  es  bei  Pfalz  und  Wurtenberg  richtig  machten,  so  solte 
an  uns  nnsers  theils  nichts  erwinden,  und  das  wir  gleuben,  das  wie 
das  Sprichwort  lauth,  das  man  ein  willig  pferdt  und  einen  willigen 
esel  am  hertesten  treibt,  also  geschieht  uns  auch.  Sie  soJton  es  hoy 
den  andern  vorhin  richtig  machen,  so  hetten  sie  es  bcy  uns  gewiss; 
so  ligcn  sie  allein  uff  uns  zu  fretten.  (sie.) 

Das  du  und  ir  schreibet,  das  wir,  der  pfalzgrave  Cliurfurst, 
pfalzgraff  Wolffgang,   Wurtenbergk    und    Uaden,   auch  herzog  .Tohans 


112 


BeÜAgeii,  LXVL 


Kridcrich  solton  zu  häuf  kommnn,  ila  wurde  lange  zeit  hinlaofen, 
und  wurde  noch  viel  lenger  werden,  eliir  man  die  rcutcr  konte  ufl- 
bringen. 

Diss  alles  haben  wir   dir  und    euch   iiiT  euer  langes  schreil 
XU  antwort  nieJit  verhalten  wollen.    Wollet  solljclis  alles  und  di 
f^anzen  brief  deine  von  Andelotli  lesen  und  transferiren  lassen.    Dilti 
Meekbach  am  2'.).  Julii  1602. 

Philips  tbe. 

1.  zetteL  Post  scriiita  liaben  wir  dein  »clireiben,  bo  geben 
ist  Cassei  den  2S.  Julii  empfangen,  gelesen,  und  wissen  nicht  wo 
SU  08  nutz  das  der  von  Andoloth  dioB&er  7.eit  zu  uns  komme,  trad 
aondorlich,  so  du  inen  diesaer  dinge  berichtest,  so  wj?r  dir  und  den 
anrlern  in  dieascm  langen  brief  achreiben,  daraus  wirdet  er  unser  g*- 
muth  überflüssig  verstehen;  will  er  aber  was  nutzlichs  zu  der  cbrist- 
liehen  Sachen  thun,  so  reite  er  zu  Pfalr.  ujid  Wurtonberg,  und  mache 
bey  deuaelbigen  die  saeh  richtig,  das  sie  ir  geldt  uff  zeit  und  plitx 
erlegen,  desgleichen  wollen  wir  auch  thun.  Er  schicke  hienein  mm 
Churfureten  der  andern  Franzosen  einen,  dergleichen  herzog  Johans 
Fridcrichen  zu  Suciissen  u.  s.  w.  und  bitte  sie  auch  uub  geldt  oilcr 
aber,  wo  os  irac  znthun  muglich,  und  ohir  die  reuter  anrittöu,  selltst 
zum  Churfursten  von  Sachsscn  reite,  gleuben  wir,  uff  nnser  sühreibea 
und  bericht,  so  der  ReingralT  gegen  herzog  Cluistoffel  zu  Wurte-nl-erg 
sich  hat  veruemeu  lassen,  sieh  der  Cliurfursl  zu  Sachssen  nicht  wei- 
gern wurde,  und  komme  dfimnch  zu  uns,  wann  er  den  reutem  das 
anrithgcldt  will  geben  lassen,  so  soll  im  uns  knin  niangel  sein;  s) 
kanns  was  nutzen,  ilzo  über  ists  uirgents  vor  nutz,  sonder  verleng?rt 
die  zeit.  Diesses  wollest  iuen  auch  gar  lesen  lassen.  Signatum 
in  literis. 


2.  zettol.  Man  ist  oben  nicht  an  Schachten  und  Batxentcn^ 
gebunden;  es  seindt  noch  ^-iol  ehrliche  und  treffliche  leuto  in  Teut* 
Landt,  <lie  auch  reutor  bewerben  können;  ob  hat  Wurteuberg  rii 
meister,  Älbrecht  von  Koscnberg  und  nndere.  Desgleichen  hat  Ffi 
auch  trelTliche  leuto ;  man  handle  mit  denen,  ob  die  ohir  künnen  uff- 
kommen;  wir  wollen  sie  eben  so  treulich  fordern  als  die,  ho  uns 
vci-want  seindt.  Item.  wicwoU  wirs  ganz  nngeme  tlum,  su  wollen 
wir  doch  unserm  holVmarschalt  in  diesser  christlichen  Sachen  ein 
halb  jar  erleuben,  die  zweithausent  pfenle  und  zwcithatisent  hacken- 
achutzon  uffzubringcn,  so  er  das  vermeint  zuwegen  zupringen.  SSg- 
natum  ut  in  literis. 

Diessen  zettel  sollet  ir  den  von  Andcloth  auch  lesen  lassen,  und 
wir  stellen«  ime  heim,  oh  er  mit  andern  Toutachen  handien  woUc 
ob  lue  chir  reuter  ufTliringen  können. 

Copie. 


n 


Beilagen,  LXVH.  LXVm.    1563. 

Beila^^en,  1563. 


113 


WolkrrMinrr. 


liXVII. 
Landgraf  Philipp  aa  Simon  Bing. 

Schickt  ihm  Copien  zweier  Schrpüten  Hmzop  Chri- 
stophs an  don  Knrfflrten  von  Pfalz,  die  Ivetxterer  ihm  211- 
gcfnndt;  in  donsellten  wird  unter  andcrm  gemeldet,  dans  ßasculon  . 
bei  Herzog  Hetnrioli  sei  und  dort  Reittir  für  Ouiae  werbe;  Bing  soll 
in  Erfalmmg  bringen,  ob  sich  die«  bestätigt,  und  falls  dies  ^^esehieht 
„alsdan  wollest  soviel  dir  miiglich  solche  V<ewerbung  verbinden!  und 
den  reuttii-n,  so  sich  bestellen  lassen  mücliten  cinbiUlcn  lassen,  rias 
solclis  zu  nndcrtrnckuDg  des  Eviuigclii  nnd  unBors  waren  christlichen 
glaubens  fargonommen  i\nii*dc,  mit  mehrerm,  u.  s.  w.,  wie  du  das 
femer  bedenken  virdest 

Du  sollt  uns  auch  ider  zeit  so  tagk  ao  nacht  berichten,  was 
du  solcher  bewerbung  halben  in  erfarung  bekompst 

Darboi  aber  wuUen  wir  dir,  was  unser  gedanken  in  dieser 
Sachen  izo  sein,  unangezeigt  nicht  lassen;  nembUch  das  wir  wenig 
hoffnung  hal>cu,  das  die  condischen  den  handel  ausfuren  können, 
weil  der  prinz  von  Condc  gefangen,  dan  sich  numher  d(*s  abfalls  uff 
der  condischen  selten  mher  zubesorgen  als  zuvor.  Darzu  besorgen 
wir,  der  Amirall,  der  von  Andeloth  imd  ir  anhang  werden  den  handel 
mit  dem  gelde  schwerUchen  ersehwiuden  können,  wo  die  konlgin  von 
Kngfllajidt  nicht  das  l)este  dorbei  thut  und  die  teuttkOjen  reuter  er- 
hcJteL  So  ist  auch  uadorst  nicht  zuvermutheu,  dau  das  dio  Guial- 
schen  teutsche  r*"-uter  sonderlich  an  denen  orten,  da  es  n<x;h  papistisch 
ist,  ufbringen,  und  in  Francki-cich  widor  die  kondischen  furon,  und 
aJso  sie  underm  schein  der  fnedtshondlnng  ubcrdoplon  werden. 

Wo  nun  un.ser  her  gnt  nicht  wuidero  mittel  schicket,  das  die 
soch  vortragen  wirdt,  tlamn  wir  dan  noch  zweifeln,  sn  stehen  dio 
Condischen  in  grosser  gefar;  doch  ist  zu  hoffen,  weil  gott  den  henvin 
die  sach  furaemhlich  betriefft,  und  die  sein  selbst  ist.  Sein  almech- 
tikeit  werde  es  zu  erbreitci-ung  seiner  glori  imd  eriuütang  seines 
allein  selig  machenden  woits  tif  gntte  wege  schicken. 

Solliciis  halfen  wir  dir  u.  s,  w. 

Es  ist  auch  nicht  zu  zweiftiln,  wo  die  suche  nicht  vertragen, 
ea  wenlen  knnnig  Pliilips,  lior  Babst  und  andere  wolwhoji  |x>teritateu 
den  Owisiscben  dapH^re  hülfe  thun. 

Copic. 

Lxvrn. 

Philipp  an  Friedrich  von  FfaU. 

Freundlicher  liol>er  veltcr  u.  p.  vr.     Wir  lial«n  euer  ta.  -iMiimr 

Ijieb  Bclirotl»oii  uiiderm  dato  Heidelberg  den  21  Januarii  zu- 


114  BeÜAgen,  LXVm.    1563. 

sampt  den  darbei  verwarten  zeitimgen  empfangen,  gelesen^  thun  tiiib 
sollicher  uberschickung  gegen  £.  L.  freuntlich  bedanken;  so  R  L 
auch  weitere  zdtung  bekommen,  wollen  uns  R  L.  die  auch  freunt- 
liehen  mittheilen. 

Hirbei  wollen  wir  R  L.  freuntlich  und  vertrenlich  nicht  pei^n, 
wann  E.  L.  und  herzog  Christoff  tn  Wurtenberg  bedacht  weren,  der 
condischen  parthei  noch  ein  zimliche  hilfe  zuthun,  das  es  an  uns 
auch  nicht  mangle  (s.)  solte.  üff  den  fall  aber,  so  inen  weitere  hilf 
gescheen  solte,  musten  E.  L.  und  Wurtenberg  irer  rittmeister  etiicbe 
darzu  thim,  dann  wir  wissen  der  unsem  über  einen  nicht  mehr  zu- 
entberen.  Darzu  können  wir  nicht  zulassen,  das  mehr  reuter  in 
unserm  lande  angenommen  werden,  weil  deren  gereits  zuvill  aas 
unserm  lande  hinweg  sein.  Was  nun  E.  L.  und  Wurtenberg  in  deme 
vor  nutz  und  gut  ansehen,  das  wollen  uns  E.  L.  &eimtlichen  beriditeo. 

Copie. 


Register. 


NB.:  Personen  sind  in  dem  nachfolgenden  Register  in  der  Regel  nicht  an^fOhrt,  wenn  oder 
wo  sie'noT  als  Schreiber  oder  Empffinger  eines  als  Qnelle  benutzten  Briefes  in  den  Noten 
genannt  iniiden ,  ohne  daaa  die  Persönlichkeit  des  Briefbtellets  oder  Adressaten  an  der  be- 
treffenden Stelle  fllr  die  Dantellong  in  Betracht  kommt. 


Aachen:  108. 

Aachen,  Protestantismas  daselbst:  106, 
159. 

Adiaphorismus,  adiaphoristische  Lehr- 
streitigkeiten: 17,  36,  58,  77,  95, 
114,  116,  142,  199,  201,  231,  233, 
236,  238,  251  f.  B.  23,  25,  46,  58. 

Adolf,  Herzog  von  Holstein:  64—66, 
247—250,  257,  277,  474—480. 
B.  29,  31,  36  f. 

Agncola,  Dr.  Johannes  A.  von  Eis- 
leben ,  kurbrandenburgischer  Hof- 
prediger: 222. 

Alba,  Herzog  von:  B.  4  f. 

Albertiner,  albertiniscbes  Haas:  11  f., 
49,  52,  133,  140,  185.  Vgl.  August 

Albinus,  Dr.jur.  Adrian,  brandenburg- 
küstrinischer  Kanzler:  206,  218  ff., 
228,  234  f.,  246,  262.  B.  63. 

Albrecht,  Herzog  von  Baiem:  B.  14, 18. 

Albrccht  (Alcibiades),  Markgraf  von 
Brandenburg-Culmbach:  4 — 7,  11 — 
13,  467.  B.  54  f.,  86. 

Albrecht,  Herzog  von  Preussen :  5,  93, 
204  f. 

d'Albret,  Hans:  168,  177,  302,  315. 

d'Älbret,  Henri,  König  von  Navarra: 
177. 

d'Albret,  Jeanne,  Fürstin  von  Beam, 
Königin  von  Navarra  otc.:  108,  177. 
B.  101. 

d'Albret,  Don  Pedro:  181  f.,  290,  302, 
315,  366.  B.  07. 


Alesios,  Alexander,  kursächsiscber 
Theolog:  342. 

Allemann,  Haas:  B.  95.  Vgl.  Altraann 

Alpersbach,  Kloster  in  'Württemberg: 
101. 

Altinann  (Hans?),  schweizerischer 
Hauptmann:  352 f., 470 ff.  Vgl.  Alle- 
mann, 

Amboise,  Verschwörung  von:  171  — 
170,  178,  287  f.,  302,  B.  56  f. 

Amelunxen,  ein  Ungenannter  der  Fa- 
milie, Eittmeistor:  455. 

Amsdorf,  Nicolaus  von:  197. 

St  Andre,  Marschall  von:  299,  411  f, 
B.  26  f.,  100. 

Ändreae ,  Jacob ,  württembergischer 
Generalsuperintendent,  154  f. 

Angers:  B.  101. 

Anhalt,  Fürsten  zu:  474  f. 

Anna,  Herzogin  von  Sachsen,  Tochter 
des Kurf. Moritz:  469.  B.  21,  23,27. 

Anna,  Kurfürstin  von  Sachsen:  B.  1. 

Ansbach,  markgräflichos  Archiv  zu: 
218. 

Antwerpen:  378. 

Apologie  der  Augsburger  Confession:  16, 
93,  143,  157,  210,  21.5,  217  —  221, 
223—225,  228,  230,  232,  239,  259— 
261,  266,  271,  276,  278.  B.  7,  .59  f. 

Apostel ,  apostolisches  Zeitalter  und 
Kirche  desselben:  77,  81,  145,  193, 
234.  B.  21,  26,  33,  59,  63. 

Arco,  Graf  Baptista  von:  471  f.  B.68,71. 
8* 


116 


Register. 


Arianismus:  236.  B.  64. 

^Ässenberg*^  (V),  ein  £hegsmaiin :  468. 

Augsburg,  Stadt:  64,  110,  358,  463, 
471.  B.  20,  86. 

Augsburg,  Cardinalbischof  von,  s.  Trnch- 
sess. 

Augsburg,  Reichstag  zu  im  J.  1555: 
1,  100,  128,  133,  139,  im,  462, 
466.  B.  53,  63. 

Augsburg,  Reichstag  zu  im  J.  lÖäfl : 
6,  39—41,  44  f.,  46,  ö2,  57  f.,  64, 
70  f.,  86  —  108,  110,  113  f.,  118, 
124  f.,  128,  154,  167,  169,  244  f., 
462,  404—466.   B.  18-42,  44,  53. 

Augsburg,  Religionsfriedo  zu;  s.  Reli- 
gionsfriedo. 

August,  Kurfürst  von  Sachsen:  5,  9—14, 
21  f.,  2.5,  29-45,  48,  51,  53,  56  f., 
59,  61,  6ö  f.,  88—05,  97,  104,  106, 
108,  112,  113,  115  f.,  120—141, 
160,  184  —  197,  201  —  203,  208, 
210—213,  217,  223  f.,  229,  234— 
2.30,  238  f.,  241,  24.3,  248,  267, 
273  —  275,  278  —  284,  288,  290— 
296,  303  —  310,  314,  325  —  328, 
330— 338,  352.  354,  356,  3.58  f.,  374, 
370—385,  3SS— 390,  3Ui»,  417,  420, 
424  F.,  44!)  f.,  453  f.,  400,  403—465, 
407  —  470,  474  f.,  478.  B.  3— 1.">, 
17—32,  34  f.,  41-50,  64,  68  ff., 
73—77,  79  f.,  82—94,  97  f.,  104. 

Auf^nistiu,  i\v.v  heilige:  B.  80. 

Aiu-ifabcr .  Johannes ,  llofprediger  zu 
"Weimar:  202. 

d'Auzahces,  Mniiboroii,  französischer 
üe.sandter  nauh  Spaincu:  304,  397. 

15ad(!ii:  .s,  Karl,  Markgraf  von  Badcn- 

Duilach. 
Baicni:  s.  Allirccbt,  Inquisition, 
Balduinus:  s.  Baudouin. 
■  Bamberg.  BisclK.f  von:   109,  379. 
Bar,  Lmlwig  V(in,  liugoiiuttischfr  Agi'ut 

inDuiitscliland:  311.  413—117,  4.50, 

452  ff.,  458,  460.    B,   l(«i. 
Barfüs.'^prmÖnclio:   B.  00. 


Barnim  d.  Ae.,  Herzog  v.  Pommem- 

Stettin ,  und  seine  Vertretung  auf  4 
Convent  zu  Naumburg:  195,  205  L 
232  f.,  238,  252.  262,  273,  473- 
475.  B.  32,  63. 

Basel;  91.  442 f.,  457 f.,  472.  B.  105. 
—  Kirche  zu  Basel:  B.  20. 

Bandouin,  Franz,  Prof.  jor.  zu  Heidel- 
berg: .324,  305,  370.    Vgl.  Berichtig. 

Bauernkrieg:  80.  B.  93. 

Boam,  Reformation  in:  178. 

Beaugenci,  Friedensverhandlungen  zu: 
447,  450.    Erstürmung  von:  447. 

Bedford,  Earl  of,  englischer  Gesandtrr 
an  dem  franz.  Hof:  296. 

Beier,  Br.  Martin,  Agent  der  fma. 
Regierung:  174,  192  ff. 

Berberoi:  B.  69. 

Berlin:  280. 

Bern:  67,  91.  B.  27,  31,  105.  - 
Kirche  zu  B.:  149,  152.  B.  20. 

Bemer,  Franz,  Obrist:  377. 

Besserer,  Georg:  382. 

Beuem,  Meinolfvoo,  Rittmeister:  45.5. 

Beurlin,  Jacob,  wüittomboi^scherTlieo- 
log:  370. 

Beyer,  Dr.  Christian,  kursachsist-hfr 
Kanzler:  214. 

Beza,  Theodor  von:  148,  152  f.,  1«. 
300,  320,  336,  361,  363,  369,  m. 
B.  74  f.,  77. 

Biber,  Phihpp,  hessischer  HauslKsam- 
tor:  400. 

Bing,  Simon,  hessischer  Secretär:  3;*ä 
398,  450,  452  f.,  455  f.  B.  92-W, 
105—113. 

Bingen,  kuiTheiuischer  Kreistag  zu: 
426,  429. 

Bitsch,  Grafschaft:  387. 

Bocheti'l ,  Bomardin ,  Bischof  von  Ren- 
ne», französ.  Resident  am  Kaiwr- 
hof:  174,  192  ff.,  358. 

Böhmen,  Königreich,  s.  unter  Maxi- 
milian, Kijuig  V.  B. 

Bürckf\  Matzke,  Vertreter  für  Pom- 
mern  -  Stettin  auf  d.  Convent  zu 
Naumburg:  214,  477. 


Begister. 


117 


Botlar:  64. 

Bourbon,  Haus:  292,  336  f.  B.  83. 

Bourbon,  Anton  von,  Herzog  von  Ven- 
dome, König  von  Navarra:  168  f., 
171  f.,  176—184,  288—290,  292— 
299,  301—309,  311  f.,  314—318, 
320,  323  f.,  335  —  337,  353  —  360, 
363,  365—368,  370-373,  375,  383, 
385—390,  392-396,  400  f.,  405  f., 
411  —  413,  415  f.,  419,  423,  437, 
447.  B.  67  f.,  70,  73—83,  87,  90, 
95,  101. 

Bourbon ,  Franz  von ,  Herzog  von 
MontpoDBier:  B.  78. 

Bourljon,  Louis  von,  Prinz  von  Conde: 
168,  171  f.,  178  —  181,  184,  317, 
322,  324,  360,  306,  413  f.,  417— 
425,  427-432,  437,  439-441, 
443  —  448,  450,  460.  B.  67,  78, 
80—82,  96—101,  103,  105  —  107, 
109,  113. 

Bourdin ,  Generalprocurator  am  Par- 
lament von  Paris:  B.  79. 

Bourges:  417. 

Bojrnoburg,  Konrad  von:  B.  9. 

Brabaut,  Horzogthum:  470. 

Brandenburg -Ansbach  und  Cüstrin,  ge- 
meinsame Vertretung  auf  d.  Convent 
zu  Naumburg:  206,  218,  228  f.,  231, 
257  f.,  2(i5,  279  f.  Vgl.  Älbinus, 
Köteritz. 

Brandenburg  -  Cüstrin ,  Theologen  des 
Landes:  279. 

Braudenburg,  Markgrafen  von,  Go- 
sammthaus:  12,  122.   B.  24. 

Braunschweig,  Herzoge  von:  68;  vgl. 
Erich,  £nist,  Heinrich,  Philipp, 
Wühelm. 

Braunschweig,  Stadt,  Kirche  zu:  163. 
Kreistag  zu:  164,  203,  2U5  ff.,  234, 
257,  275—279,  283,291,480.  B.  64. 

Broisgau:  472. 

Bremen :  378.  Domkapitel  zu :  65, 162 — 
164,  276.  Kirche  zu:  18,  162—164, 
203,  275—277,  283. 

Bremen ,  Erzbischöfe  von :  s.  Christoph, 
Georg. 


Brenz,  Johann,  der  Reformator:  50, 
113,  154—156,  159,  215,  312,  314, 
326,  329  f.,  332,  340.  387,  389  ff., 
402. 

Briquemault,  Herr  von,  hugenottischer 
Agent:  448. 

Brisen,  Stift:  384. 

Brück  (Poutanus),  Dr.  Gregor,  der 
Aeltero:  208. 

Brück,  Dr.  Christian,  der  Jüngere:  241. 

Briissel:  21G. 

Bruchsal,  Conferenz  evangelischer  Für- 
sten zu:  395,  398-401,  403—407, 
409  f.,  414.  B.  92—94. 

Bucer  s.  Butzer. 

Buchdruckeroien :  B.  38. 

BuUioger,  Heinrich:  148  f.,  193,  268, 
295,  326,  329  f.,  332,  340,  382, 
389  f,  402.  B.  74  f. 

Burie,  Herr  von:  B.  100  f. 

Burgund,  als  Eeichsstand;  burgundi- 
scher  Vertrag:  27,  52  f.,  111,  124, 
186,  461.  Burgundischo  Regierung: 
B.  53.    Vgl.  Niedoriande. 

Butzbach  in  Hessen:  B.  8. 

Butzer  (Bucer),  Martin:  76  f.,  78,  85  f., 
149,  227,  256,  323.  B.  20,  (JÜ. 

Calais:  B.  78. 

Cambray,  Bisthum:  124. 

Calvin,  Johannes:  93,  149  f..  153,156, 

168,  227  f.,  232,  287  f.,  297,  389. 

B.  32,  34,  80. 
Canisiu.*?,  Peter,  der  Jesuit:  B.  40. 
Capct,  Hugo,   König  von  Fi-aukroich: 

B.  57. 
Caraffa,  Cardinal:  53  f.   B.  5  f.,  17. 
Carloix,   Vincent,    Secretar  uud   Bio- 

gi-aph   des   Mai-schalls   von  Vieille- 

villo:  356—359. 
Carlos,     Infant     von    Spanien :      378. 

B.  26,  67. 
Carlstadt  (Andreas  Rudolf  Bodeiistoin), 

und  seine  Ixhre:  2.-t2. 
Caspai',  Magister,  ein  Hofprediger  (Fa- 
milienname?): 262. 
Ca.ssanü,  Bischof  von,  s.  Hohenems. 


118 


Register. 


CoteAn-Cambresis,  Frio<lc  eu:  8^  66  f., 
102  f.,  130,  107;  H.  4,  H;  13,  18, 
26  — .tO,  3r.  f.,  38. 

Cecil,  Wilhelm,  oaglLschorStaatssoore- 

tSr:  410. 
Ceremonit-'Q,   kircUiclie :  B.  75.     Vgl. 

Adinphommus. 

ChBmiMigne:  B.  102. 

Cbaatonnay ,  Thomas  Perrenot,  Herr 
voD  Ch.,  spanischer  Resident  am 
fnin«.  Hof:  182,  208  f.,  300  f..  313, 
315  f.,  372.  B.  82. 

Cbatillou,  Schloss  dos  AdniiiiUs  Co- 
ligiii:  413.  —  Familiü,  s.  Coligni. 

CSiristiiui  C,  König  von  Dünfinarlt :  13, 
103,  110.  136,  462,  467. 

Christian  HI.,  Köug  toq  Däitemirk: 
B.  29. 

Christoph,  Eralnschof  vouBi-omoD:  66- 

Christoph,  Gi-af  von  Üldettbur^:  65. 

Christoph,  Heraog  von  Württemberg: 
5,  9,  20-23,  28,  31—41.  4G,  50  f., 
53,  55,  70.  63,  88-14,  07  f.,  101 1, 
104f.,  107,  109  f.,  112-116,  118- 
122,  125—127,  142,  144,  151-156, 
169 1,  173  t,  186 1,  189—104,  196, 
306,  210,  213  f.,  228,  234,  237— 
239,  243,  25-t,  257  f.,  264,  273— 
275,  282—284,  288,  290  f.,  295  f., 
303  f.,  307—310,  312,  314,  320— 
337,  344,  349,  352—355,  357,  359  f., 
366,  369  f.,  371-381,  383,  385- 
305, 397  t,  400-402, 4W,  406—410, 
414-420,  422  f.,  426—430,  433— 
442,  445—447,  449-460,  464, 
469—472,  474  f.,  478;  B.  3-8,  11, 
14—19,  22.  32  f..  34  f.,  44  f.,  47, 
50,  56,  63,  68—72,  73,  77,  80, 
83-00,  «2—102,  105  f.,   108—114. 

Chytnu!U8.  David,  I^rufossor  dor  Theo- 
logie zu  Koatock:  203,  227  f.,  259, 
262,  277. 

dar,  Peter:  B.  102  f. 

Clemens  VD.,  Pa|»st:  B.  40. 

Coburg,  VtirsaitimluQg  der  Iraiucöai- 
schen  Befehlshaber  zu:  1(J9  F. 


Coligni,  Fniaz  vod,  sr.  d'Andclot:  IQ 
297,    411.    413,    442,    446,    448  (., 
451-459.   B.  26,  100,  105—113. 

Coligni,  Oaspaid  von,  Adminü  too 
Frankrach:  168,  297  t,  311,  324. 
411.  413.  417-419,  421,  423  j 
448.  B.  r>7,  90  f.,  99  t,  104,  llS 

Ooligoi,  Odet  von,  Cardioai*! 
von  Beauvais:  207. 

Commendone,    Hieronyinus,    Nan 
in  Dentschland:  206,  346,  268.  21 
280  f.,  296,  374. 

Coiicordie:  s.  Wittenhergor  Cooo 

Concürdienbuch,  Concordicofonnel  c 
154,  252,  257. 

Conde,  Frinx  von:  8.  Bourboo. 
zessin  von:  s.  lioye. 

Conicfision,  augsburgisclte:  7,  13 — Iß, 
23,  29,  34  f.,  41,  79,  83,  87,  93, 
95  f.,  116—119,  129,  137,  139,143, 
147,  153—158,  160,  18Ö-195,  197. 
200,  206-225,  227— 23C\  232-231, 
237,  240,  242  f..  245  —  250.  2521., 
256,  258-263,  266,  268—271, 
274  —  281,  283,  291,  2ft4  t,  305. 
308—310, 317, 319— 32a  332, 326 1, 
329,  334  f.,  351,  362  t,  366-3(3y. 
371,  388  f.,  391,  440  f.,  4Ö6,  4Ti-;_ 
480.  B.  7,  20,  24,  41  —43,  45 1 
58  ff.,  74—77,  83  f.,  90. 

Confession  der  fhinzöstschen 
153,  306,  308,  313,  332,  302.  B. ' 

OonfessiuD  dor  Herzoge  von  SIei-Ü«i- 
burg:  B.  64. 

Confosadüu  „der  savojisdiein  und 
vetischi'u  Kircheu*^:  152. 

Confessioo,  sächsisf;be  (Repetitioa  dnF 
A.  C.)  v.  J.  1552:  224. 

Confessionen  der  württembeii^liai 
Kirche:  159  f.,  224,  323,  303,  396, 

Confutatiouabuch ,  weimarisches;  Sk 
76,  87,  90,  113,  142,  148,  107.  238, 
242,  252.  B.  21,  23  ff.,  29 1,  34, 4i^ 

ConsoQSUS  ligurinus:  16,  83. 

CoDstantiodurOrosae:  113,425.  Rf 

Coustauz,  Bisthum:  376  f.,  381 1 


Rugistar. 


119 


ConstflDZ,    Bisobof   voit:    37ß.      Vgl. 

noheDema. 
Cor]>as  doctrinao  Sucoiuc-tun :  2U. 
Couitelao*.  Ageot  der  fnmzös.  R«gie- 

nug  in  Deuteehland:  420  f. 
Onujow,  Dr  jiir.  Oi'Org,  Irarsfichsischer 

Kath:  l'JO,  231.  'JG:{,  281. 
Crun,  Uurkhardt  vou,  tieRsiAcber  Ltod- 

Togt:  33,  40  f.,  8ßf.;  B,  I!lf.,  32  ff. 
Stil  Croce,  Prospor,  Nuntius  in  Fnink- 

roicli:  385,  3W. 

Diinomark,Koiiirrreich:  dänische  Huccos- 

Bionsfrage:  «7,  92,  103  f.,  107,  110, 

176,  37'»,  4<il  f.,  467—470;  B.  27, 

29,  31,  47,  40—51,  55. 
DSncmArk,   Könige  tod,  8.   CbiisHan, 

Fricdrith. 
Dnrmstiuit:  457. 
DatheDus,  Peter,  llofprodigerzuHeidel- 

Iwrg:  200. 
Di'lfiüO,  Zacliarias,  Nuntius  in  DeQtscb- 

Uuid:  206,  237,  24U,  268,  272,  296, 

374. 
Oeschollef!,  Jean,  gen.  d'(i(;qut?s,  Iiuge- 

nottistiher    Agent    in    Deuttichland : 

324  f.,  336,  422  ff.,  427,  450,  452; 

B.  78,  80  ff.,  y7,  104,  106. 
Biätelmi'yer,  Dr.  Lambert,  kurbrandon- 

hurgißÖhor  Kanzler:  214.  222,  238. 
Ditmarsen,  Land  u-  Volk:  651.;  B.  29, 

31,  37. 
Diedeiihoftfn,  Belagerung  von;  B.  8. 
Dintx.  Gi-af  Too,  s.  PhiÜpj). 
Dohnn.  ßnrggraf  Baron  Chritrtuph  von, 

hugenottischer  Agent:  423,  428—431, 

433  f.,  443  f.,  451,  458;  B.  101  fT. 
Donauwürth;  44. 
DoBHer,    Haltliasar.    Bauonifuhrer    in 

Tirol:  384. 
Dreifaltigkeit,    I/rhn;    von    der:    92. 

B.  32,  34. 
Dresden:  42. 
Duifeldius  (Pi-ofeesor  in  Jona?):  262. 

Eher,   Paul,    Profoüsor  dt-r  Theologio 
in  Wittonborg:  3-12. 


Eliorstein,  Graf  Lnclwig  von,  VHrtreter 

n.  Bornims  v.  P<»mmcni  o.  d.  Coii- 

vent  zu  Naumburg:  105,  246,  477. 
Eggordes,  Poter,  Tht-olog:  245. 
Khom ,   Dr.  Christoph ,    kurpralzischcr 

Rath:  231,  263. 
Ejchsfuld,  das:  426. 
Eickistettoii ,    Valentin    von ,    fürstlich 

poinnieracher  Kanzler  auf  Wolgast: 

241. 
Eidgenossen:  384;  B.  27  —  protestan- 
tische:   67  f..   Dl,    113,   399,   421. 

B.  31  ff.,  69,  102  f.,  105.  —  kotho- 

lisohe:  B.  100,  103- 
Eisftiiach:   ii2.   —   Besprechung  prot 

Fürsten  za,  i.J.  1562:  4-14,  460. 
EisÜDgor.  Baltliasar:  22. 
Eitzen.  Paul  vDn,   Superintendent  zu 

Haniliiirg:  262,  480. 
d'Elbeuf:  Rene  ds  Lorraino,   mariois 

d'E.,  Brxidor  des  Herzogs  von  Guiso: 

B.  78. 
Elias,  der  Pmphet:  B.  60. 
Elisabeth ,    Königin    von    Kugland :    s. 

Englniul. 
Elisalioth,  Prinzessin  von  Fraukreit-h, 

spÄtiM*  Königin  von  Hpanien:  B.  26. 
Ems,  Familie  von:  s.  Ilobononis. 
England,    Königin    von  E.,    buglisoho 

Foütik:   52,  66  f.,    70  f.,  120,  273. 

28U,   2Ö5— 297,   304,  354  f.,    392, 

395,  3Ö8f.,  407  f.,  410,  415,  468  ff. 

B.  26, 29, 49, 71,  78, 94, 96,  105. 107, 

10».  —  Protestantismus  in  E:  114, 

106,  332,  354  f.,  407.   B.  80. 
Erhach,  Graf  Valentin  von:  441  f. 
Erbach,  Graf  von:  205. 
Erbeinigiing  der  Hüuaer  Braiidenbuig, 

Hessen,  Sachsen:  122.   B.  24. 
Eriieinigung  der  ÜJiiiRer  Hessen,  Pfalz 

und  WürttomlHirg:  B.  72. 
Erfurt:  Conferonz  von  Deputirton  evan- 

golischcr  Fürsten  daaolbst  i.  J.  1562: 

273. 
Erich,  Hencog  v.  Braun.scliweig-Calen- 

berg:  5,  6-1,  66,  204,  379,  382,  469. 
B.  85,  89  f. 


120 


Bogister. 


Ericb  XIV.,    KöDig    TOD   Schweden: 

B.  20.    Vgl.  Syhwodon. 
Ercestinor,  emestimscheaFürstf^nliAus: 

12,  -;TfT.,  52,  i:^7,  1S5,  -iCW.  B.  21. 
Ernst,  Herxoff  v.  Braauschweig-Onibcn- 

Iiagoo:  247—250,  277,  397,474—477 

480.  B.  3a  00. 

Fabrioias,  Professor  in  Wien:  B.  38. 

Falkenborg,  Konrad  von,  heesiaober 
Oberst  in  hiuizö<uRchon  Diousten: 
B.  27,  HO  f. 

Fard,  Wilhelm,  dor  Reformator :  148, 
152. 

Ffila,  Leoohttrd  von,  Landlai(.'ohtäobtirst: 
471. 

FerdiruiDd,  Erzherzog  von  Oastorreioh: 
111. 

Kerdinändi>«c]io   DccIar&tinD :    2^   128  f. 

FoxilJtiaiul  I,  rümlsrJior  König,  gpUer 
doutsc-h^r  K&iser:  2  — 4, 6 f.,  II,  13 f., 
24,  27,  :n  f.,  41,  44  f..  47,  52—57, 
C1-C7,  92,  97,  «1-112,  115, 
121  f.,  123  ff.,  128  ff.,  136— 13(*, 
173  f.,  18Öf.,  lt»2.  200  f.,  2U,  222, 
23a,  237,  2-1«,  272  f.,  278,  282, 
3<18,  312,  327,  330,  353,  350  ff"., 
351»,  370  f.,  37U,  381—385,  3'J2, 
405,  423  f..  445.  45ü  f.,  4lH  f., 
4ü4  — 4m(,  4r>Sf.  B.  9f.,  13— lü, 
18  f.,  21,  2(i,  313  —  41,  43,  47,  53  f., 
68.  85,  in. 

Flacios:  Motthiaa  Flaciua,  geu.  lUyiv 
cuk:  15,  18,  20,  22,  94,  Hj3,  laS, 
1Ü7,  227,  235  f.,  277,  350.  B.  41, 
50,  5Ü,  (13  f.,  ÜO. 

FontAinebloan:  413.—  Gdlctisa:  300 f., 
424.  B.  81.  —  NotabolnToreammlung 
zu:  176,  178  f. 

FräukisuhL-Bisuliöfe:  109.379.  B.  50,  54. 

Fränkische  EJuigung:  12,  53,  133; 
B.  50,  54. 

ynukfQit  am  Main:  91,  357.  ~~  Con- 
vrate  proteBtantischor  Fünsteo  da- 
8Blbst(1557,  1558):  22—24,  31—35, 
46,  49,  51,  153.  —  Kdigionaabschiod 
proi  Fürsten  xn  F.  vom  Jahr  1558 


(Frankfurtor  Beooe)  34—43,  44, 
50,  74,  R2,  89  —  98.  113  f^  IWt. 
125  f,,  135,  154,  1S9.  V.tU.  T>i  f. 
232  f.,  245,  251  f.,  25S  f..  2Üi,  ISA 
2ß6  r.,  278,  2B3,  351,  408,  477. 
B.  l>-8,  12,  15,  18  L,  24  f^  a^  30. 
32  f.,  35,  41  f.,  62.  —  Wahltag  di- 
selbst  i.  J.  1558:  Äl.  32,  34.  R  7  t. 
10,  33,  48.  —  DesgL  i.  J.  1502: 
8.  AnniGirkang  dos  Vonrorts;  440, 
451. 

Frankreich  Im  AUgotneinun.  vgl.  In- 
haltsToneichniss  sowie  Heinrich  H. 
Fruitz  U.,  Kftri  IX.,  Katharina,  Uour« 
bon  etu. 

Frankruiefa :     f  rimzüsisdio    PoosioDiR 
und  Befehläbabcr    in    I>cutschlaDii: 
04,  358  f.,  373.    B.  SÜ.    Vgl    > 
(Pfalzgraf),  Oruinbach,  Johann  i 
Hob,  Johann  Philijip.   Johann  Wil- 
helm, Rookorodo,  Kt-iffonberg,  Siein. 

Fmnz  II.,  König  von  FnuiirtMch:  GS, 
1G9  f.,  174  f.,  177—181,  287  f.,  357  U 
421.  B.  48f.,  51  — 5-1.  57,  67. 

Franz,  tlurzog  Toa  I^ueaboig:  65 L, 
248  ff.,  257,  277,  474— 48(X 

Frunzinku»,  der  heiligo:  B.  ÜO. 

Freistellung:  &  Vorbehalt, 

Freyfaub,  Andreas,  Profoeeur  der 
logie  XU  Leii>Kig:  342. 

Friedridi  U.,  Kurftinit  vuo  Pfali: 

Frii>dri{jh,  Pfutzgraf  v.  Simmeni, 
Fr.  m.,  Kurfüi-at  von  Vüls: 
37  f.,  51,  78,  84,  88,  93,  9ä-0U. 
102,  I09f.,in— llß,  121. 13;l,  l3iL 
14Ü— 142,  159  f.,  ig:},  172-175. 
185—190,  192,  196,  199-201,  »Ä 
20.5,  209—213,  210—224.  226—220. 
234  t.  237  —  247,  253  f.,  257-aJU 
2ü2f.,  2fi,'>— 2(i7,  269,  273,  279, 
286,288—291,  205-297,  302 
307,  300-311,  310—320,  332—339. 
345.  340,  352—355.  3.57, 
363,  366,  371,  373  f.,  376  l  .  - 
aS3,  385,  388—391,  395,  *.* 
403  f.,  406—409,  415—430,  422t| 
•125  —  435,    440—460,    409— 47-i, 


Register. 


121 


474  f.,  478.  B.  20—23,  42,  44,  52  f., 
Ü3— GÖ,  ta— 73,  7ü  f.,  83—86,  88  f., 
91  f.,  95—99,  102. 

Friedrich  11.,  König  von  Dänemark :  65, 

67,  163,273,  420, 469  f.,  474;  B.  27, 

29,  31,  36  f.,  49  ff.,  55. 
Friedrieh   (der  Weise),   Kurfiirst  von 

Saclisen :  s.  BerichtigungCD  zu  p.  57. 

B.  19. 

Friesland,  Horzogthum:  470. 
Fröhlich ,  Oberst  in  französischen  Dien- 
sten: 414,  417.  B.  100  f. 

Fulda,  Stadt:  44,  357.—  beabsichtigter 
Convent  protestantischer  Fürsten  zu : 
40—45,  89.    B.  44. 

Fürstenrath  a.  d.  Reichstag:  101,  102, 
377.   B.  36. 

Gallus,  Nicolaus,  Superindentent  zu 
Rogensbuig:  22,  332.    B.  56. 

Garnier  (Gamehus)  Johann:  149. 

Geistlicher  Vorbelialt  und  Freistellung: 
6,  11,  14,  91,  99—101,  108,  128  f., 
137  f.,  338.    B.  32,  35,  43,  53. 

Geldom,  Uerzogthum:  470. 

Gelnhausen:  91.  —  Conferenz  fürst- 
licher Rätho  das.  i.J.  15C2:  418—420, 
423,  426  f.  —  Füretenbosprochung 
zu  G.  i.J.  1562:  409,  435,  443  ff. 

Genf,  Kirche  u.  Theologie  zu:  148 — 153, 
386,  389.   B.  20,  26  f.,  69  f.,  77,  90. 

Gonlis,  Franpois  d'Angest,  sr.  de  G., 
Hugenottenführer:  448. 

Georg,  Erzbischof  von  Bremen:  65, 
164,  206. 

Georg,  Pfalzgraf  von  Simmom:  65, 
474  f. 

Gooi^Emst,  Graf  von  Honneberg;  222. 

Georg  Friedrich,  Markgraf  von  Branden- 
burg-Änsbach:  105,  205 f.,  218,  228f., 
264  f.,  279  f.,  373  f.,  387,  474  f.,  478. 
B.  55.  86. 

St.  Gcrmain  en  Laye ,  Iloflagerzu:  361, 
370,  373,  386,  396.    B.  79. 

Germersheim:  302. 

Giessen;  417.    B.  96. 


Gilsa,  Helwig,  Rittmeister:  455. 

Glaser,  Sebastian,  Vertreter  d.  Grafen 
zu  Henneberg  a.  d.  Convent  zu  Naum- 
burg: 222,  246. 

Gleim,  Otto,  hessischer  Schatzmeister: 
173,  459. 

Gluck,  Georg,  dänischer  Gesandter 
nach  Prankreich:  301. 

Gomez,  Don  Rigo:  B.  48. 

Gotha:  357. 

Grafen,  protestantische:   22,  91,  113, 

197,  205,  213,  274  f.,  395,  398,  473. 

B.  32  f.,  42.  —  oberländischo:  B.  28. 

—  wetterauische :  469. 

Granvella,  Anton  Porrenot,  Herr  von 
G.,  Cardinal-Bischof  von  Arras:  292, 
300. 

Granvella,  Nicolaus  Pen-enot,  Herr  von 
G.,  Minister  Karls  V.:  292. 

Oraubünden,  Graubündner:  376  —  380, 
382,  384;  B.  84— 88. 
I  Gravamina  der  Confessionspartoien  a.  d. 
Reichstagen:  6,  100,  101,  114.  — 
Der  Protestanten  im  Besondorn:  s. 
ausser  Vorigem  p.  108,  127  f.,  132, 
136. 

Grovülingen,  Schlacht  bei:  B.  17  f. 

Greyser,  Daniel,  Superintendent  zu 
Dresden:  202,  342. 

Grinner ,  M.  Valentin ,  Pfarrer  zu 
Boeskow:  279. 

Grumbach,  Ritter  Wilhelm  von,  und 
seine  Händel:  6,  11—13,  47  f.,  53, 
65,  109  f.,  136,  188,  461  f.,  467. 
B.  50,  52—55. 

Günttier,  Graf  von  Schwarzburg:  383. 

Günzburg,  oberöstorreichischo  Regie- 
rung zu:  384,  463. 

GüntoiTode,  Milhart  von,  Rittmeister: 
455. 

Guiso,  die  Familie  von  G.:  168 — 171, 
174  —  180,  183,  287,  292,  297^299, 
302,  315,  319  f..  322  ff,  336  f.,  363  — 
368,  370f.,  384ff.,  30i)ff.,  3!)4f.,397, 
4ÜOf.,  405,  411,415,421,423,435— 
439,  458.    B.  48,  56  f.,  07,  73,  83. 


132 


04f.,  101,  103.  (V^  d'EIbouf,  Lo- 
thrineeu.) 

Ooise,  Carl  von,  Rrzhig<-bor  v<jn  Rlioiniä 
aiid  ÜmlüutL  («von  Ixtttiriu^B" ) : 
168,  173,  202,  3Wf.,  307,  319 IT., 
3ö2f.,  SOG,  3*38/-,  38«  f.,  390  ff.  3fl4f., 
40Ü  f.,  436  ff-,  46Ö.  B.  27,  30,  48. 
56  f.,  TS  f.,  9(1,  94  f. 

Outse,  Herzug  Fnwz  tod:  168,  292, 
2Ü9,  320—323, 336,  359, 362, 386  f., 
3110  ff.,  3tM  r.  400  f.,  412,417,425, 
4M,  436  —  439.  K  8,  14,  30,  48, 
77  f.,  82  f.,  00,  m\  113. 

Guiso:  Antoinotte  vun  Bourbon,  Her- 
zogin vou  G.,  Mutter  des  Herzogs 
Franz:  446. 

Guis«:  Louis  do  Lorraino,  Cardinal 
von  G. :  307,  3^1  f. 

Guisc:  Henri  do  I^orraiiiu,  I*ritjz  von 
Joinvillo,  Sohn  des  HerzogH  Franz 
von  Goifio:  387. 

Gustav  (Waga)  König  vou  Schweden: 
B.  20.  Vgl  Sohwodeu. 

(ruyenne:  178. 

Ouxman,  Martin,  Kämmoror  dos  Kiüsoi-s 
Fenlioand:  B.  13,  18. 

Halberstadt,  oiwlersächsischer  Kreistag 

zu:  275  f. 
Hallor,  JohaniiQs,  Gcistlinhor  zu  Bern: 

148. 
Hamburg:  66.  —  Kircbe  zu  H.:  163, 

480. 
Hana,  Heraog  von  Holstoin:  20-1.  B,  37, 
Hans,    Markgraf    von    Briuideuburf;- 

Cö.stnn:   5,  44,  205  f.,   228  f.,  247, 

2<J4  f.,   270  f.,  282,  284,    303.  3()9, 

474  r.    B.  32.  -U  <>3.  84. 
Hans  'ieorg,  Markgmf  von  Biiuiden- 

bürg:  44. 
Uai-burg,  Herzog  von:  65. 
Hardenberg,  Dr.  Älhert,  Domprodiger 

zu  Bromon:    18,  162—164,  205  f., 

211,    234,    257,    275  ff.,    281,    480. 

B.  64. 
Harsaclc,  Christoph,  hessischer  Secre- 

tär:  427,  443,  456. 


Hegan:  377. 

Heididlwrg:  151,  200.  218,  320. 

3.^}7,  422.  425.  455  f.,  459.  —  O 

quium  zu:  1S5.  208. 
Hoidelborg.  ITni\'ersitit:  244. 
HoideU>ergor  Katechismiia:  83. 
Hoidonhmm,  htigoDuttisi'bi'r  AtiUnlicvi 

trag  zu:  454— 45B. 
Hednrtch  Tl.,    König   von   FnuikrMcbr 

24  —  27,  47,  54  t,  &4,  07  C,  104  t., 

111.  138f.,  153,:60— 170.  173,177, 

mit.,   360,  376.    B.  4  ff.,  8—13. 

l.jff.,  26  f.,  29  ff^  36,  48,  ."12. 
Hmnrich    dt-r    Jdngore,    Herzog 

Braunsehweig  -Volfünbüttel:    .3,   ti, 

12,  27,64,  67,  139,  374,  383.  468  f. 

B.  13,  30  f.,  60,  55,  74,  113. 
Heinrich.  Herzog  von  Braonachweig* 

Lüneburg:  204,  430. 
Heinrich,    Hersog  von    Mecklontnnig: 

B.  64. 
Henneberg,  Grafen  von:  474 f. 
Honnomi   (von  Wipd),   Eurfänst  von 

Köln:  129. 
Horrcn,  reielisun  mittelbare   protpstao- 

tiscbe:   20ö,  274  f.,  395,  398,  473. 

B.  92. 
Hessen,  Fiirstenthum :  59. 
Hessen,  fdrsüiclies  Uanft;    122, 

B.  22,  24. 
Hessen,  Tjindciikircbo  und  ^oologii 

18,  80,  82.  142-145.  149.  l.'»5. 

190,  226,236,  254,  263 ff.,  333,  S40ff, 

350 f.   B.  1,  57—62. 
Heeson,   Lamlgrafeu  vuo:   s.  Lndwi):. 

Philipp,  Wilhelm. 
Hessen,  junge  LaodgfiLßn  von:  409; 

a  49. 

Hesson :  faeasiBohnTUthp  aardoniHeJcto- 

tag  1559:  86-92,  94  f.,  96,  104  t; 

B.  28.   30,   35.   —   Vertretnng  fQ 

Worms  1557:  B.  1  f. 
Hesdün :  bes-^tisuhi^  Kittmetoter  der  Knw 

Prankriiich:  110. 
Hesshusius,  Dr.Tilemmin.kurpOlziüclicr 

üenumUupcrintendont :  Ö6,  151,1^ 

209,  24-1  f.     B.  77. 


-a   1 

v«^ 


5: 

1 


123 


Hilsbach,  Zusammenkunft  evangelischer 
Fürsten  zu,  i.  J.  1560:  187—191, 
199,  201  f.,  208,  229,  242  f. 

Hohenems,  Marx  Sittich  (II.),  Öraf  von 
H.,  Cardinalbischof  von  Cassano,  spä- 
ter Constanz:  376  f.,  383. 

Hohenems.  Marx  Sittich  in.  von:  377. 

HoUe  (Georg  von?):  468. 

Holstein,Herzoge  von;  420.  Vgl.  Adolf, 
Hans. 

Hom,  Graf  von:  396  f. 

Hospinian,  Rudolf,  reformii'ter  Kirchen- 
historiker:  259. 

L' Hospital ,  Michel  de ,  Grosskanzler 
von  Frankreich:  175,  180,  182  f., 
298,  318,  361,  365,  368  f.,  396,  413. 
B.  98. 

Hotoman,  Dr.  jor.  Franz,  hugenottischer 
Agent  in  Deutschland:  172,  287  ff., 
293  f.,  302—305,  307  —  310,  312, 
314  f.,  323  ff.,  359  f.,  373  ff-,  380  f., 
388,  393  ff.,  396  f.,  406,  422  ff., 
432—435,  443,  448  f.;  B.  66  f., 
73  —  79,  82—84,  99,  103  f. 

H^^wrius,  Andreas,  Professor  der  Theo- 
logie zu  Marburg:  306. 

Januar,  Edict  vom:  364,  370,  396 f., 
411,  420  f., 

Joanne:  s.  d* Albret. 

Jena,  Universität  zu:  11,  15,  22,  198. 

Jesuiten,  die:  B.  38,  40. 

Ingweiler  (1.  d.  Grafschaft  Bitsch):  387. 

Ingolstadt:  358.  —  I^ger  d.  Protostan- 
ten vor  I.  im  schmalkaldischen Krieg: 
442.    B.  34. 

Innsbruck:  B.  40. 

Inquisition :  106, 300;  B.  38.  —  bairische : 
B.  14,  18. 

Interim,  Augsburger:  15,  17,  19 f.,  28, 
74,  116,  275,  348.  B.  40,  46. 

Interim,  Leipziger:  15,  17,  19 f.,  28, 
242.  B.  24  f.,  40. 

Joachim,  Eurfüist  von  Brandenburg: 
n,  9,  33  f.,  38  ff.,  43  ff.,  51,  ."33,  57, 
89,  92,  121  f.,  137,  186f.,  205,^14, 
273  ff.,  279  —  284.  291,  303,  308  f., 


314,  326,  357,  374,  382,  420,  425, 
44Ü,  474  f.  B.  5,  7  f.,  14,  18,  41, 
49,  84,  89.  Seine  Vertretung  auf 
dem  Convent  zu  Naumburg:  206, 
213  f.,  217  f.,  248. 

Johann  s.  Hans. 

Johann  Alhrecht,  Herzog  von  Mecklen- 
burg: 5,  105,  122,  205,  248  ff.,  257, 
277,  357, 469  f.,  474—480.  B.  54,  64. " 

Johann  Casimir,  Pfalzgraf  bei  Rhein: 
360. 

Johann  Friedrich  der  Aeltere,  Kurfürst 
von  Sachsen:  12.  137,  219,  359. 

Johann  Friedrich  der  Mittlere,  Herzog 
von  Sachsen -Weimar:  22,  35 — 44, 
64,  76,  78,  83,  87  —  90,  93-98, 
109,  115,  117,  121,  129,  140  ff., 
185—192,  194  f.,  197  —  203,  208  f., 
211  f.,  218,224—227,  229 ff.,  233— 
243,  245  ff,  250,  252  ff.,  258  ff., 
264—270,  272, 274f.,  277,  280-285, 
291,  295f.,  304,  309, 326 f.,  329—333, 
330,  340—344,  350,  374.  389,  402, 
407  ff.,  435,  443  f.,  453  f.,  456,  460, 
464, 467  f.,  474, 476  f.,  480.  B.20— 25, 
28,  30,  32,  41  f.,  44  f.,  49—52,  63— 
66,  108,  Ulf. 

Johann  (V.)  von  der  Leyen,  Kurfürst 
von  Trier:  124  f.,  358,  398,  407, 
425  f.    B.  13,  17,  51  —  53. 

Johann  Philipp,  Rheingraf:  194,  292, 
446,  454,  468.  B.  26,  77,  lOlf.,  112. 

Johann  Wilhelm,  Herzog  von  Sachsen: 
47,  65,  88,  139,  173,  185,  390,  469; 
B.  11,  13,  21,  27. 

JoinviUe  400.  Prinz  von,  s.  Guise. 

Isny,  Reichstadt:  92. 

Italien;  9,  375 ff.,  381  f.  409;  B.  40. 
70,  85.  —  Protestantismus  daselbst 
332;  B.  80. 

Italienische  Fürsten :  381,  383;  B.  91. 

Juden:  80 

Judex,  ilatthaous,  Professor  der  Theo- 
logie zu  Jena:  197,  226  f.,  262,  350. 

Jülich,  Hcrzogthum:  426,  IjOudschaft 
desselben:  108.  Protestantismus  da- 
selbst: ibid. 


124 


JüUcl,  Ilorzog  vüii:  k.  WUhflm. 
Jüturbugk,  ZasjimmeiiktiDFt  iirütcataa- 

tischer  Fürsten  tu:  357. 
Juli, EdrctTom:  313,318,364.  Ü.78f., 

82. 
Jui-isdicüon,  geistliche  der  gvistUchen 

Staude:  2,  100. 

Kalb,    Ilxuis  Worccr,   be&sisclior  Ba- 

nmtor:  iiü. 
Katmiicrgmcht:  Ö,  12,  100.  101,  128. 
KammurricUter:  101. 
Kar^,  31.  <)e()r(i,  l'fan-er  nu  Anshnoh: 

Kmrl  V-,  doutsclier  Kaiser:  17.  25.  46, 
54,  CC,  137,  15Ö,  1Ö8,  208,  210. 
214  —  218,  223,  312,  3&8  f.,  379, 
471.  B.  39,  48,  53,  82,  86,  88,  111. 

Karl  IX.,  König  von  Frankreich:  ISO, 
192  ff.,  288-291,  296.  304,  30«, 
306,  323,  .S56  ff.,  363,  3(w.  374, 
394  —  397,  413  f.,  418-421,  424  f., 
428,  434,  437  f.,  444,  446.  4.'j0, 
453  f.,  4Ü7.    B.  79,  84.  96  ff.,  102. 

Karl,  ErzborzDg  von  Oesterrcich:  104. 

Karl,  Markgraf  von  Badfii-Durlach: 
G,  34,  37  f.,  Öl,  283,  290,  379  f., 
y9n,  398,  407  ff.,  418,  441  f.,  158  ff.. 
474  f.;  B.  88,  92,  106,   108,  III. 

Ka-ssnl,  Festung:  (iO.  (Vgl.  die  Kmicli- 
tigungen).  Stjidt  und  Scliloss;  357, 
422,  456  f.  —  Synode  «u  i.  J.  15<Jl: 
310—342.  —  VL'rhaadlungon  zu,  mit 
ilun  Ltigt-'uuttiäcUtin  Aguutoa  i.  J. 
15B2:  442  ff.,  450—454. 

Katechi-sineu  Luthers;  220.  276. 

Katharina  von  Modici,  Köuigin  von 
Frankrüirh;  Kirtt".,  175,lHn-lH4,288, 
295,  2it7  ff..  302  ff.,  3fMi— ;«J9,  311, 
315—318,  320,  323  ff.,  335,  3^7  f., 
360  f.,  363-366,  368  f..  372—375, 
386,  388,  390,  39-1,  3i)ß  f.,  406, 
411—421,  425,  42«,  432  f.,  437, 
447,  450,  453  f.  B.  (j7  f.,  70,  74, 
78,  80  ff,  97  ff.,  JOl— 104. 

Kaoflcute,  dentacho:  B.  86,  107. 


hesa-~ 


Koi^s«nbrolok,   tnn   Di 

d"T  Familie:  468. 
Killrgrow,  Sir  Ilcnn.*,  cngbsdicr 

sandter  im  Keich:  70. 
Küinann,  Wuozel.  Plarrer  in  Custiiii: 

279. 
EiniheDliistorikor:  252—254, 261, 350f. 
Kirchenvater:  B.  59,  61. 
Kittel,  Geoi'g,  pommerecher  thi 

259. 
Kiohitz,   Dr.  theoL   Wilhülm,   Di 

KU  Ueidelbeq;:  209,  244=  f. 
Kliugell>orger,   £t>erharil    von , 

scher  Hauptniaun;  417;  H.  96. 
KoomADdor.   M.  Joachim  ^  Pftfrur 

Lubben:  279. 
KnoUos,   Bir  Henry,    englifioher 

sandtx'r  in  Doatschlaad:  120,  408. 
Köhi:  383.  a  20. 
Köln,  Fj^liistJium:  108.  124,  426. 
Köteritz,     W<i!r  von.    Vcitrötor 

Haricgmfen  Uans  und  Goor;g  Fiinl- 

rieh  zu  Xauniburg:  228. 
Kfjgelt'r.    I>r.    theoL    Jultatues,    p(in-, 

raoi-scher  Tlioolog:  233. 
Xreifio,  KiviüordiiuQgdoeRoiohae:  l 

381  f. 
Krell,  Paul,   kuraäcfasiBoher  Thccdoff:' 

342. 
Ki-ug,    Dl-.  Ueidoricb.    ht^üscher  Se> 

crotär:  67,  441.    B.  29,  31. 
KryptopJilvinigmuR:  154,  257,  263, 3 

345.     Vgl.    MoUni^htlioiiiaui'r    oaif 

Leipzig,  Witt^<nl>ürg.  Thi-ulo^u  xo. 
Kurfürsten:  53,  55,  la'»,  4Ö5.   R 

lÜ,  18.  —  gwistliche:  4,  124,  1: 

426,  428  f.,  46«.    B.  36,  41  t. 

—  rheiniÄüho;  110,  306.  426.  E 

17,  —  MTltliche:  381.   B.  30. 
KurfurstL'uniUi  auf  d»]m  BcitJutag:  1 
Kubsow.  Cliristian,  Vortroter  dur 

zöge  von  Pomniera-Wolgost  auf 

Tag  zu   Xauuiburg:  314,  246. 


I 

fie- 

-4 

and"      I 


Landfriede:   110.    Vpl.  Rt^Iigiou 
Lau^friodeus-  Executiüusordiiaag«D: 
462. 


Begiflter. 


125 


Landsborgischer  Bund:  5  f,  57,  68, 
109  f.,    124,   125,    130,    180,    188, 

,     379.  B.  94. 

Landschad,  Christoph  L.  von  Neckar- 
steinach, korpfälzischer  Rath:  40  ff. 

Landschad ,  Hans  Bleikard  L.  von 
NeckarstüiDach,  kurpfälzischer  Mar- 
schall: 443  f.,  454. 

Ijingen,  Herbert  von:  468  f. 

Languet,  Dr.  jur.  Hubert,  kursÄchsi- 
scher  Rath:  304  f..  307  f.,  312,  314, 
359,  ,3(14,  378,  463. 

a  Lasco,  Johannes:  152,  155,  1G3. 

Lauenburg,  Fürstenthum:  66. 

I^auenbuTg,  Herzog  von:  s.  Franz. 

lAuingen:  472. 

Leipzig:  222. 

Leipzig,  Theologen  zu:  236,  256  f., 
342—344.  B.  65,  75,  80. 

Lereener,  Heinrich,  hessischer  Secro- 
tär:  4. 

Loovritz ,  Cyprianus  von,  Mathematiker 
und  Ästrolog:  472. 

Jjeachtenmacber,  Thomas  L  vom  Hain, 
Fussknechthauptmann :  455. 

Licinius,  Imperator:  425.   B.  97. 

Liegnitz,  junger  Herzog  von:  104  f. 

Lievlaud:  66. 

Lindemann,  Dr.  Lorenz,  kursächsi- 
scher Rath:  123  f.,  126,  132. 

Ix)dron,  Graf  Albrecht  von :  352,  471  f. 
B.  68,  71. 

Lochau:  121.   B.  49. 

l/oci  communes  Melanchthons :  224, 
323. 

Lothringen,  Cardinal  von:  s.  Guise, 
Carl  von. 

Lothringen,  Franz  von,  Grossprior  von 
Frankreich,  Bruder  des  Herzogs  von 
Guise:  387,  391  f.  B.  78. 

I^thringen,  das  Land:  B.  102,  104. 

LotJiringen,  regierendes  Haus  mid  des- 
sen Mitglieder;  lothringischer  Hof: 
65,  103,  104,  107,  HO,  13G,  360, 
461  f.,  467  ff.,  ß.  27,  29,  31,  49, 
51,  .')3. 

de  Lucc,  französischer  Edelmann ;  417. 


Ludwig,  Landgraf  von  Hessen :  71,204. 

Ludwig,  Kurfürst  von  Pfalz:  215,  218. 

Ludwig,  Pfalzgraf  bei  Rhein,  Erbprinz 
der  Kurpfalz:  B.  20  f.,  23,  41. 

Lübeck:  5,  65,  —  Kirche  zu:  163. 

Lüneburg ,  Herzoge  von :  420 ;  vgl. 
Heinrich,  'Wilhelm. 

Lüneburg,  Convent  niedersächsischer 
Städte  zu:  326  f.  —  Kirche  zu:  163 
—  niedersächsischer  Kreistag  da- 
selbst: 327,  331. 

Lüsten,  Ort  im  Stift  Brixen:  384. 

Lüttich,  Bisthum:  108,  124;  —  Pro- 
testantismus daselbst:  128.  —  Bi- 
schof von:  128. 

Lupfen,  Graf  von:  B.  68. 

Luther,  Martin:  16,  76  —  79,  113, 
143  f.,  210,  219  f,  25G  f.,  270, 
323,  329,  332,  391.  B.  20,  60  f., 
65  f.,  80. 

Luxembui^:  125. 

Madruzzo,  ein  Uogoniuinter  aus  der 
Familie:  377,  3S3. 

Magdeburg,  Kircho  zu:  163.  Versuch 
eines  orthodoxen  Parteiconvents  zu: 
36,  41.  B.  24. 

Maier,  M.  Johannes,  Pfarrer  zu  Cott- 
bus: 221,  262,  279. 

Mailand,  Horzogthum:  377,  .382. 

Mainz,  Erzbisthum:  124,  —  Stadt: 
B.  20. 

Miyor,  Dr.  Georg,  kursächsischer  Thoo- 
log:  342.   B.  46. 

Majorismus,  raajoristischer  Streit:  17, 
,58,  74,  77, 142,  231,  251  f.  B.  40, 58. 

Maleville ,  Herr  von ,  hugenottischer 
Agent  in  Deutschland:  444, 450. 453  f., 
456,  460. 

Malsburg,  Otto  von  der,  Rittmeister: 
455. 

Mandelslohe,  BertJiold  von,  Vertreter 
d.  Markgrafen  Hans  und  (ieorg  Fried- 
rich auf  dem  Tag  zu  Naumburg:  228. 

Marburg,  Fürsten bosprerhung  zu,  i.J. 
1500:  189—192;  i.  J.  1562:  40fl, 
443  f.   B.  105,  HO.  —  Synode  zu. 


126 


Register. 


t.  J.    1660:    R.   BerichtifnngeD.    — 

Koligkmqge^aftch    kii,    i.   .1.   ir)2!): 

86.  —  UnivfirsitÄt:  R  66. 
Margnrctlia,  Hoixogin  vou  Famiii,  Statt- 

hnltoriii  dor  Niederlamk' :  121. 
Maria^  KurfürsÖD  von  d«r  Pfulx:  06, 

185.   B.  69. 
Maria  (Stuart)  KöoJgia  von  Frankreich 

und  Schottland:  160,  468.  B.  «7,  78. 
Mark^fTänichor  Krieg:  11—13. 
Mnrtyr;  s.  Vennigli. 
Mattliüiü ,  IL  Matthiatf ,  prorrcr  za  üuloh 

(ZiiUidiau?):  279. 
HaxiiiiiUan,  Erzherzog  von  Oösterreioh, 

Köoig    Ton  Bvbmcn:   55,   66,   U)6, 

202,    3r)7  f.,   4M),   Mih  f.     B.   15, 

37,  40. 
Moaux , hugcnottisohos  I^agor  bei;  413. 
Mocklonbnrg,  Horzogc  von :  420.  B.  32. 

Vgl.    .lühann    Albn-cht,    UciniiuL, 

ülrieh. 
Meisscu,  Bistbuui:  II,  133,  136,  138. 
Mobuiclithou.  PbilipEi:  17-19.  21,  23. 

28  f.,  31—38,  43-4.1,  5fi,  73  f.,  84. 

87  f.,  113  f.,  !1.\  122,  132  f.,  141, 

145,   150  f.,    154,    ir)fi,  U^~  164, 

104,  um,  201,  210f.,  2ir>,  223,  252, 

270,  34fi,  m\.  B.  23,  25,  27,  20  f., 

3.%  48,  ßO,  5Ö,  50. 
Melanchthonianer  (Philippisten).    mo- 

lanchthomsche  Theologie:  17  f.,  36, 

84,  142,  145,  150,  IÖ3f.,  157,  199, 

210,  231,  233,  252  ff.,  ii57f.,  2G0r, 

263i  344. 
Melschode,  Caspar,  Eberhard  imd  Umn- 

rii-h    von  M.,  sowie  oia  iriigfiuaim- 

ter  doB  GoBclilcchts,  lüttincisttr  und 

IlanpÜLHit«:  455. 
Merseburg,   Biatlinm:    II,    133,    136, 

138. 
Mosso,  die:  211,  220.   B.  7a  79. 
Meusobacfa,    Joet,     Fufisknccbthanpt- 

mauii:  455. 
Mete:  356.  —  Evaiigolisohe  zu:  296. 

—  Blstlmm:  I3G,  165  JT. 
Motz,  Bischof  von:  125. 


Mrimpolpard,  Oräfin  von:  441. 
Mnrlin.  Maximilian,  Siiiionutirndnm  zu 
Cobuiig:  262. 

Mwlue,  J(»an.   Bischor  von  Valeoi 
183.  299.  365,  370,  411.  B. 

Monlac,  ßl&iae  de  LuBerm- 

comp,  BT.  dl«:  B.  100. 
Monceotuc,  Schloss  der  Kümgin  von 

Fnuiknicb:  412. 
Ifontmorcncy,  Anoas  von,  Conn< 

von  Fnuikroith:    103,    1(8  f., 

297,  200,  3<VI  f.,  30S,  411  f. 

R  26.  30,  67,  70,  73,  100  f. 
Hoittpmsier,  Herxog  von:  s.  BourboiL 
Herdeisen,  Pr.  IHricIi,  kurafiolUBadiar 

Rath:  22,  123,  100,  194,  238.343 

290,  333.    B.  m.  68. 
Moritz,  Kurfürst  vos  Sachsen:   1 

B.  24. 
Moskowiter,  dor;  227. 
MühUuosen  in  Thüringen:  Ol. 
Mtirichtn:  HO,  .379,  382;  B.  85,  88- 
Müuchhauseii,  Hilmar  von:  468. 
Müru'hhauson ,    ein    Ungienanutcr 

Kainilio:  468. 
Münster,  Stift:  468. 
Mundon  (Brauaschweig-Calenbo^ 
Mundt,  Dr.  Chri.stoph,  ongltsohAr  A{ 

in  DoutscIUond:   67,  71,  104,  106, 

120,  408,  485.  B.  68,  90- 
MusaeuB,  Simon,  Professor  der  Th«- 

logie  XU  Juua:  197,  35*1.  B.  53. 
Mosohlor,  Profeiäsor  in  Wien:  B.  39. 
MoscoluB,    Wolfgang,    Professor  dm 

Theologie  zu  Bern:  332. 

Nancy:  387. 

Kaiiteui),    Schloss    des  Uerzogs 
Guise:  386,  412. 

Nassau,  s.  Wilhelm  von  Oranioo. 

Nassau -Saarbrücken,  Johann  IV.,  i 
von:  306,  407. 

Naumburg,    Bisthum:    11,    133, 
laa  —  Stadt:  91;  R  35.  — 
vcnt    protoj^tantischer    Fürsten 
selbst  i.  J.  1555:  B.  24.  — 


Register. 


127 


i.  J.  15G1:  50,  81,  86,  118,  119, 
123,  140,  160,  164,  185  f.,  190,  193, 
195—286,  288—292,  294,  296,  302, 
304,  307,  326  f.,  329  f.,  331  —  334, 
339  f.,  343  f.,  346,  349—351,  374, 
388,  409,  449,  473  —  480.  B.  63  — 
66,  68. 

Navan-a,  König  von:  s.  Bourbon. 

Navarra,  Königreich:  168,  177,  181  f., 
302,  315.   B.  82. 

Nonburg,  Üerzogtham:  B.  92. 

NeucDstadt  (Braunschweig-Calenborg) 
66. 

Noumark,  neumärkisches  Archiv:  473. 

St  Nicolaas  im  Elsass:  B.  77. 

Niederlande:  8,  27,  68,  108,  377  ff., 
382,  468,  472.  B.  4  ff.,  32,  41,  85, 
89, 102.  —  Frotostantismtis  daselbst: 
78,  378.   B.  45,  65. 

Niedersächsiscber  Kreis  und  dessen 
Stände:  15,  66,  162,  163  f.,  203, 
205,  274—277,  279,  281,  283.  Vgl. 
Braunschwoig,  Halberstadt. 

NiederaächsiBche  Städte:  30, 142,  281f.: 
326  f.,  331.  B.  24,  35,  46,  56. 

Norddeutsche  Stände  274  f. 

Northausen,  "Wolf  von,  Fussknocht- 
bauptmann:  455. 

Nümbei^:  44.  B.  41,  85  f.,  88,  92. 

Nuntien:  s.  Commendone,  Delfino,  Sta 
Croco. 

Oberdeutsche  Stände:  274  f. 
Oberländische  Städte:  B.  24,  28. 
Ochsenhansen,  A.btei  in  Schwaben:  377. 
OecoIampadiuSf  Johannes,  der  Kefor- 

mator,  und  seine  Lehre:  232.  B.  63. 
Oesel,  Stift:  469. 
Oesterreich,  Erzherzoge  von,  s.  Karl, 

Ferdinand,  Maximilian. 
Oesterreich,  Haus:  405.   B.  39. 
Oesterreichische    Erblande:    41,    106. 

B.  W,  37  f. 
Oldenburg,  Graf  von,  s.  Christoph. 
Orleans:  B.  78.  —  Hoflager  zu:  179. 

—  etats-gencraux  zu :  170,179-182, 


293,  298.  —  Hauptquaraer  der  Hu- 
genotten zu:  303,  413,  417,  420, 
422  f.,  424,  428,  432  f.,  445—448. 
B.  99—102,  107. 

Osiander  (Andreas)  und  seine  Lehre; 
osiandristischer  Streit:  19,  23,  36, 
232  f.,  244,  252.    B.  20,  42. 

Osnabrück:  468. 

Osnabrück,  Bischof  von:  469. 

Otto  Heinrich,  Kurfürst  von  Pfalz: 
20  f.,  28,  31.  33  f.,  36  —  38,  40, 
42—45,  50  f.,  53,  70,  96,  129,  151. 
153,  221, 403.  B.  3  f.,  7  f.,  U,  17, 44. 

Ose,  Peter,  dänischer  Roichsrnth:  462. 

Pack,  Otto  von:  112,  470. 
Paderborn,  Stift:  426,  469. 
Pairs  von  Frankreich:  B.  67. 
Pantaleon,  Hofprodiger  zu  Heidelberg: 
245. 

Paris:  26,  152,  165,  304  f.,  370,  412 f., 
417,  420  f.  B.  26,  79,  96,  99,  101 
—  Nationalsynode  der  französischen 
Protestanten  zu:  306. 

Parlament  von  Paris:  313,  317,  411. 
B.  67,  79,  81,  100. 

Passau,  Vortrag  zu:  Berichtigimgen  zu 
p.  60;  p.  50,  165.  404.  B.  40. 

Paul  IV.,  Papst:  4,  24  —  26,  52  —  55, 
105  f.,  130,  378.  B.  4  f.,  8—10, 
12—19,  26  f.,  34,  36—41,  86. 

Paulus,  der  Apostel;  77,  280,  401. 
B.  95. 

Petrus,  der  Apostel:  77. 

Peucer,  Caspar,  Professor  in  Witten- 
berg: ß.  56. 

Pfalz  (Kurlande) ,  Jjandeskircbe  und 
Theologie:  18,  96,  140  f.,  151,  156, 
158,  160,  163,  165,  185,  199  f., 
220  f.,  225,  238,  240,  242,  244  ff.. 
203  ff-,  266,  338  f,  363,  403  f. 
B.  1,  66. 

Pfalz,  kurijrälzische  Vertretung  auf  dem 
Reichstag  1599:  80,  99. 

Pfalzgrafen:  s.  Frirnlrich,  Georg.  Lud- 
wig, Otto  Heinrich,  Wolfgang. 


128 


Raster. 


Ffttnser,  Maximilian,  Hofpredigor  dos 
Königs  von  Bübmcn:  B.  15,  37. 

Pfeffingur,  Johaones,  SuporiDteDdent 
und  Professor  zu  I^ipzig:  342. 

Pfintzing,  Paul,  Secretär  Philipps  IL: 
377. 

Pflüger,  Alexander,  hessischor  Secre- 
tär: 442,  456. 

Pforzheim,  beabsichtigter  Tag  prote- 
stantischer Fürsten  zu:  37—40,  44  f., 
89.  B.  14  f.,  18. 

Philipp,  Graf  von  Dietz:  292,  406. 

Philipp,  Herzog  von  Braunschweig- 
Gnibenhagen:  473. 

Philipp  I.,  Herzog  von  Pommern -Wol- 
gast  232.  B.  32. 

Philipp  IL,  König  von  Spanien:  4, 
24—27,  52,  64—68,  104,  108,  111, 
124,  125,  179,  181  f.,  290,  292,  298, 
302,  311,  315  f.,  337,  359,  364  f., 
372f.,  376-381,  383-385,  392,  396f., 
462, 465,  471  f.  B.  4—6, 8—11, 13— 
17,  19,  26—31,  36,  38,  40  f.,  48  f., 
51  f.,  54,  67  f.,  74, 83—86,  88,  91, 100. 

Philipp  L,  Landgraf  von  Hessen:  ß. 
A  mnerk  un  g  des  Vorwoiis ;  9,  18, 
21  f.,  25—36,  38—45,  46— .'i?,  59— 
Of),  07,  104  if.,  109  f.,  113  f,  115— 
127,  130,  134,  138—140,  142,  144— 
147,  149  f.,  15.3, 155, 160, 167, 169  f., 
172  IT.,  180  f.,  186  f.,  189-194,  196. 
200  f.,  204  f.,  216,  219,  223-227, 
234-236,  241,  254  —  258,  262  f., 
265  f,  2G8  f,  273,  282  —  286,  288, 
290-297.  301  —  311,  319  f..  322, 
325  f.,  328  —  355,  357  —  360,  366, 
374  —  38,5,  .388  —  393,  395—401, 
403  —  409,  414  —  420,  422,  424— 
435,  440—460,  4IJ3  — 4Ü5,  467, 
409—472,  474  f  IJ.  3—35,  41  f., 
44—57,  63—66,  69—114. 

Pieniont:  s.  'WaldeDser. 

l'icanlcii:  IJ.  37. 

Pistorius,  Johannes,  Superintendent  zu 
Nidda:  39  f.,  73. 

Pius  IV.,  Papst;  107,  110  f.,  114  f., 
179,  181  f.,  237,  272  f.,  2W,  292  f., 


300,   315,   352  ff.,   361,   366,   370, 

372,  376—382,  384,  392,  406,  416, 

432,  464—466,  468  f.    B.  64,  67  f,. 

74,  81,  84^89,  91,  100  f.,  113. 
Poissy,    ReligioDsgosprüch    zu:    176, 

179  f.,  287,  299,  306,  310,  313,  316, 

318  f.,  320,  336,  361  —  371,  .385  f., 

388  f.  B.  78,  81  f. 
Poitiers,  Diana  von:  168. 
Poitiers,  Nationalsynode  der  französi- 
schen Protestanten  zu:  298. 
Polen,  Protestantismus  daselbst:   114, 

152,  196;  B.  40,  80. 
Pollweilor,  Baron  Nicolaus  von:  377. 

B.  27. 
Pommern,  Herzoge  von:  420.  B.  32; 

vgL    Barnim,    Philipp,    Pommem- 

"Wolgast. 
Pommern,  Theologen  und  Kirche  in: 

232  f. 
Pommern,   Vertreter  a.    d.  Reichstag 

1559:  92 f.,  118.   B.  28,  30,  35. 
Pommern- Wolgast,  junge  Herzoge  von 

und  deren  Vertretimg  zu  Naumburg: 

232  f.,  252,  273,  474  f.,  477.  B.  63. 
Pommem-Wolgast,  Landschaft:  231 
Ponickau,    Hans    von,    kursäohsiseher 

Rath:  123.  B.  60. 
Pontinns:  s.  Brück. 
Potitoise,  i'tats-göneraux  zu:  290. 31.S. 

318,  .361,  363  f. 
Post,   Postverbinduugon :    355,    45G  f.. 

463.   B.  71  f.,  87  f.,  102. 
Praedcstiiiatiouslehre:  83,  92.  B.  32.34. 
Praotorius,  Abdias,  Professor  d.  Thw- 

logiß  zu  Frankfuit:  281. 
Praetorius,    Dr.    Petnis,    Pfarrer   zn 

Königsberg  in  der  Neumark:  27i*. 
Prag,  Erzbisthum:  B.  37. 

St.  Qucntin,  Schlacht  bei:  25  f,  3*). 
47.  B.  4,  52.  —  Kämpfe  um  i.  J. 
1558:  B.  10  f. 

Rambouillet,  Jacques  d'Ängonues,  sr. 
do  K.,  Gesandter  der  Kunigio  von 
Frankreich  in  Deutschland:   373— 


Begiator. 


12d 


375,  380  f.,  388,  393  ff.,  396  f., 
412. 

Ra&calon,  Christoph,  Agent  des  Her- 
zogs von  Guise:  320—324,  366, 
386  f.,  394  f.   B.  113. 

Bascalon,  Wflhelm,  kurpfälzischer  Leib- 
arzt: 320. 

Ratzenberg,  Johann  von ,  hessischer 
Oberst:  430  f.,  444,  451—453, 
B.  107—112. 

Ravensburg,  kaiserl.  Schloss  ob:  377. 

Rechtfertigung,  Lehre  von  der:  17. 
B.  20,  32.  Vgl.  Mt^orismoa,  Osian- 
drismns,  Synergismus. 

Beclcerode,  Georg  von,  Oberst  in  fran- 
zösischen Diensten:  104.  B   51. 

Recusation  der  Concilien;  Recnsations- 
schriften  der  A.  C.  V.:  102,  114. 

Regensburg,  Reichstag  zui.  J.  1556/7: 
4—6,  21,  129.  —  Stadt:  B.  20. 

Reichstage:  s.  Aagsboi^,  Regensboi^, 
Speier. 

Reiffenberg,  Friedrich  von,  Oberst  in 
französischem  Dienst:  103,  359. 

Rcimano,  Hans,  Fossknechthanptmann: 
455. 

Religions-  und  -Landfriede,  geschlos- 
sen zu  Augsburg  i.  J.  1555:  1 — 8, 
13,  27,  50,  52—56,  63—69,  87, 
100  ff.,  105,  108  ff.,  120,  122,  127— 
137,  156—159,  166,  196,  266, 270  f., 
285,  291,  322,  326  f.,  331  f.,  338, 
381  f.,  384,  388,  395,  403,  452, 
465  f.  B.  10,  15  f.,  19  f.,  36,  43, 
50,  52—54,  69,  92. 

Repetition  der  A.  €.:  s.  Confession, 
sächsische. 

Rhein:  426,  467.  B,  51  f.,  96. 

Rfaeingraf:  s.  Johann  Philipp. 

Rlioding  (M.  Nicolaus  V):  306. 

Rochefoucauld,  Fnm^ois  comte  de  ia 
R-,  Hugenottenfiihrer:  448. 

Boda,  M.  Paulus  von,  pommerscher 
Supeiintendent:  233. 

Rogendorf,  Wilhelm  von,  Oberst  in 
französischem  Dienst:  414,  417, 
425  f.,  445  f.  B.  101  f. 


Rolshausen,  Friedrich  von,  hessischer 
HofmaischaU:  60,  410,  442,  450, 
452  f.,  455  f.;  B.  105—112. 

Rosonbeig ,  Albrecht  von ,  württem- 
bergiscber  Rittmeister:  109.  B.  50, 
112. 

Rostocli:  5,  245. 

Roye,  Eleonore  do,  Prinzessin  von 
Condö:  B.  79. 

Rudolf  von  Habsbnrg,  deutscher  Kai- 
ser: B.  39. 

Runge,  Jacob,  pommersohor  Super- 
intendent, Professor  zu  Oreifewald: 
259. 

Sachsen,  Gesammthaus:  122.  B.  22,  24. 

Sachsen,  Herzoge  von,  und  ihr  Hof: 
11  —  13,  21,  30  f.,  41,  47,  56  —  59, 
65,  88,  99,  110,  112,  126,  133, 
136  f.,  139,  163,  185,  187,  214,  226, 
303,  305,  307—310,  314, 336, 357  f., 
399,  462,  466—470.  B.  1,  12,  18, 
21  f.,  24,  43  ff.,  55,  76,  80,  94, 
102—105. 

Sadisen,  Herzogthum:  11;  —  Landes- 
kirche und  Theologe  desselben:  11, 
13,  15,  21,  41,  58,  98,  150,  188, 
190,  197  ff.,  208,  211,  238,  272,  278, 
281,  350.  B.  1,  12,  18,  21,  23,  30, 
41,  50,  57—62,  64. 

Sachsen ,  herzoglich  sächsische  Ge- 
sandte a.  d.  Reichstag  1559:  92  ff., 
98  f.,  102;  —  Vertretung  zu  Worms 
1557:  22  f.  B.  3  f.,  G. 

Sachsen,  £atfürsten  von:  s.  August, 
Friedrich,  Moritz. 

Sachsen,  Kurfürstenthum,  lianttechaft 
desselben:  57.  B.  19.  —  Landeskirche 
und  Theologie  desselben:  11, 13, 17— 
19,  21,  28  f.,  36  f.,  58,  63,  74,  90^ 
135,  201,  211,  223,  242,  342—344. 
B.  3,  6,  23  ff.,  35,  41,  43,  65,  75, 80. 

Sachsen,  kursächsische  Gesandte  a.  d. 
Reichstag  1559:  89  f.,  92  f.,  97  f.,  105. 
B.  30,  44;   Vertretung   zu  Worms 
1557:  23,  28.   B.  3,  6. 
9 


130 


Register. 


Sachsen,  kursächsische  Rätbe:  45.  B.  15, 
19,  43  f. 

Sachsen,  kui'S&chsischo  Adlige  in  fran- 
zösischem Dienst:  139. 

Sagittarius:  s.  Schütz. 

Salhauson,  Melchior  von,  württember- 
gischer Rath:  309  f.,  312,  314,  321, 
324,  359. 

Salzburg,  Erzbischof  von:  B.  40. 

Sarcerius,  Erasmus,  Prediger  in  Mag- 
debui-g:  B.  5Ü. 

Savoyen,  Herzogthum:  9,  67;  B.  31. 

Savoyen,  Herzog  von:  292,  382.  B.  27, 
69. 

Savoyer,  protostautischo  CWaldensor?): 
B.  4. 

Scopeaux:  vgl.  VioillevÜle. 

Schachten ,  Heinrich  von ,  hessischer 
Oberst:  60,  430  f.,  444,  451—453; 
B.  107—112. 

Schauraburg,  Graf  Jost  von:  64. 

Scheffev,  Keinhart,  hessischer  Vico- 
kanzlor:  71,  73,  113,  419,427,442, 
464,  466.  B.  19  f.,  32  S.  Vgl.  Hes- 
sen, Verti-otuDg  auf  dem  Reichs- 
tag 1559. 

Schenk,  Reinhart,  hessischer  Ober- 
amtmaim:  103,  124.    H.  14,  17. 

Schinalkaliiische  Artikel:  16,  06,  143, 
157,  324  f.,  228,  232,  242,  2GG, 
276,  278.  B.  59  f. 

Schmalkaldischer  Bund:  50,  56,  SO, 
122.  311  f.,  355,  379  f.,  399,  409, 
442.    B.  43  f.,  86  f, 

Schnialkaiaisclier  Krieg:  24,  49  f.,  68, 
70,  122,  158,  311  f.,  359,  379  f., 
399,  442,  465.  B.  12,  34,  39,  43  f., 
86  f.,  111. 

Scliöuberg,  Hans  Jjigelhard  von,  kur- 
pliilziscliLT  Dieiiui-:  419,  429,  445. 

Sclioniljcrg,  Kcmrad  von,  hugcuotti- 
sc'lior  AgL'iit  iti  Iloutschlaiid:  423, 
432--434,  410—444.  448.   B.  102. 

Schottland.  liotunuatioii  daselbst:  165, 
176,  273,  304,  392;   B.  49. 

Schütz,  Christian,  Dn-sdi-ncr  Thoülog: 
262,  3-12. 


Schulenburg,  Jacob  von  der,  Rittmei- 
ster in  kaiserl.  Diensten:  B.  54. 

Schwaben,  kaiserliche  Landvogtei  in: 
377. 

Schwäbischer  Bund:  B.  93. 

Schwäbischer  Kreis:  381  f. 

Schwarzburg,  Graf  (Günthert-')  von: 
468.   B.  49.    Vgl.  Günther. 

Schwarzenbei^,  Fürstenbesprechnngza: 
192,  194  f.,  199,  201  f. 

Schweden  67,  92,  103  f.,  107,  111, 
196,  273,  379,  467  —  469.  B.  29^ 
31,  50  f. 

Schweiz ,  evangelische  Schweizerortc : 
67,  91,  151.  B.  31  f.,  105.  Vgl  Ba- 
sel, Bern,  Genf,  Zürich,  Eidgenossen. 

Schwendi,  Lazarus  vou:  379,  382  f., 
472.  B.  85. 

Schwenkfeld ,    Schwenkfeldianer, 
Schwenkfeldianismus:  80, 190,  231  f. 

Selneccer,  Nicolaus,  Hofpredigcr  zu 
Dresden:  342. 

Sen-et,  Michael:  149,  232. 

Seyler,  Dr.  Gereon,  ehemaliger  Leib- 
arzt Jjandgraf  Philipps:  4,  6. 

Sickingen,  Franz  von:   12.    B.  5ö. 

Siegen,  Arndt  von,  Bürgermeister  zu 
Kühl:  B.  89. 

Solothum,  Tag  der  katholischen  Schwei- 
zerorto  zu:  B.  100. 

Sorbonne,  Sorbonisten:  314;  B.  82, 
100  f. 

Soubise,  Jean  Larclieveque,  sr.  de  S., 
Hugonottenfuhrur:  448. 

Spalatin,  Friedrich,  Hofprediger  Frit-J- 
richs  des  Weisen:  214,  218,  ^JC. 
225. 

Spanien,  König  von:  s.  Philipp  II. 

Spanien,  Protestantismus  dasell>st:  TS. 
131,  181. 

Spodt,  Rittt-r Friedrich  von:  65,  46Ö- 
I       470.    B.  79. 
I  Öpcicf,  Reichstag  zu,  i.  J.  1529:  S*!. 

Spies,  Klafft,   hessischer  Vogt:  113. 
,  Spifann,',  Jai;([ues,  Biachof  von  Nevcft. 
i       hugenottischer    Agent    in    Deutsi'li- 
I       land;  s.  Anmerkung  des  Vorworts. 


131 


Städte,  protestantische:  2,  37,  49,  91, 
113,  197,  213,  274  f.,  395,  398,  448, 
457.  B.  32  f.,  42,  70,  92,  105,  107. 

Stancarus,  Frans,  ThecJog:  232. 

Staphylo»,  Friedrich,  der  Jesuit:  B.  40. 

Starck,  Hans,  hessischer  Reatsch  reiber: 
456  f. 

Stein,  Ritter  "Wilhelm  von:  11  ff.,  47. 

Stephanus,  Balthasar,  Pfaitir  zu  Sol- 
din: 279. 

Stockhausen,  Hans  von,  Rittmeister:  455. 

Stömell,  Hans,  Rittmeister:  455. 

StÖssel ,  Johann ,  Superindentent  zu 
Heldbarg  im  Herzogthum  Sachsen: 
262. 

Sb-assborg,  Bisthom:  387. 

StrassbuT^,  Stadt:  324  f.,  429,  443  f., 
457.  B.  92.  — Rath  und  Kirche  zu: 
156,  287,  458  f.  —  Fürstenbe- 
sprechung zu  i.  J.  1562:  409,  441— 
444. 

Strigel,  Victorinus,  Professor  d.  Theo- 
logie zu  Jena:  198. 

Stummel,  Dr.  thool.  Christoph:  233, 
262. 

Sturm,  Johann,  Rector  der  Academie 
zu  Strassburg:  172,  287—289,  293  f. 

Stuttgart,  Synode  zu,  i.J.  1559:  1.55, 
158  f. 

Sund,  der:  68.    B.  32. 

Sycambcr,  M.  Augostin,  Pfarrer  zu 
Ämswalde:  279. 

SjTiergismus,  synergistische  Lohrstrei- 
tigteiten:  17,  58,  74,  77,  142,  197, 
231.  251  f.    B.  58. 

Tarandt,  Wolf,  Fusstnechthauptmann : 

455. 
Taofo  und  Lehre  von  der  Taufe:  306. 

B.  75,  77. 
Terkler,    Lic.   Johannes,    Pfarrer    zu 

Crossen:  279. 
Thann,  Eberhard  von  der,  herzoglich 

sächsischer  Rath:  93, 101, 102,  lO.'Jf., 

129,  239,  241,  464,  466  f.    B.  41. 
Thann,  Friedrich  von  der,  hessischer 

Rath:  B.  1. 


Thomas  (der  Heilige?):  B.  63. 
Throckmorton,  Sir  Nicolas,  englischer 

Resident  in  Paris:    182,  296,  316, 

417,  446. 
du  Tillot,  greffier  des  Parlements  zu 

Paris:  B.  81. 

Tirol,  Bauernaufstand  in  der  Grafschaft: 
384. 

Toledo,  Bischof  von:  B.  48. 

Torgau:  357. 

Toul,  Bisthum:  136,  165  ff. 

Toulouse:  B.  78,  100. 

Toumon ,    Cai'dinal ,    Erzbischof    von 

Lyon:  B.  67. 
Tours:  B.  78. 
Transsubstantiation ,    Lohro    von   der : 

209,  217  —  223,  251,  259,  335,  344, 

363,  386. 
Treraellio,  Dr.  Emanuel,  Professor  in 

Heidelberg:  296,  303f.,312,315,  359. 
Trier,  Stadt;  Reformation  daselbst:  108, 

124,  125,  159.    B.  51—54. 
Trier,  Erzbisthum:  124,  425. 
Trier,  Kurfürst  von,  s.  Johann. 
Triumvirat,  das  französische:  299,  302, 

314,  318,  337,  370.  397,  411-414, 

420  f.,  426—428,  447,  450.  B.  100. 
Trivulzio,  Cardinal:  B.  5  f. 
Troios:  B.  104. 
Truchsess ,    Otto    von ,    Bischof    von 

Augsburg,  Cardinal:  4,  101  f.,  469. 
Tübingen:  425. 
Türken,  Türkenkrieg,  TürkunhÜfe  otc: 

7,  125,  137  f.,  166,  227.    B.  2,  20, 

36,  47,  54,  69. 

Ubiquität,    Lehre  von  der:   83,    159, 

163,  233,  255,  314,  343. 
Uffoln,  Arndt  von,  Rittmoistor:  455. 
TJffeln,  Heinrich  von,  Fusskneclithaupt- 

mann:  455. 
Uffoln,   ein  Ungenannter  der  Faniiüe: 

408. 
Ulm,  Stadt,  und  Ratli  derselben:  470— 

472.    B.  20.  —  Kreistag  zu:  381  f., 

387. 

9* 


132 


B«^6tef. 


ULrich,  Uenog  von  Mcckloiiliurg:  303, 
20Ö,  227  f.,  231,  '^'S^{.,  236  —  238, 
243,  347,  250,  257  f^  2«2,  275,  357, 
474  f.,  478.    B.  64. 

üngiiAd,  Ilaiui,  FrcUitirr  vuu  Soimeck: 
32,  111,  114.  120—123,  142;  B.  15, 
43  f.,  56. 

CiiU'rländisdie  Kirohen;  77. 

[Jalar  (Braunsrhwoig-Calonborg):  382. 

Utrecht,  BiBÜinin:  124,  470. 

Vargas,  Franz,  spanischor  Reindoat  in 

Korn:  107. 
Variata,  neuere  Ittidactiou  iler  A.C.: 

96.  !5CMSK),2(X»— 212,  215,  2l7(f., 

223  IT.,  230,  232, 252  if.,  258,  261  ff., 

279. 
VasBy,  fiomotznl  au:  393,  iOCiU  412. 
Yendomo,  Hoixog  von:  s.  Bourbon. 
Vendome,  Stadt:  B.  101. 
Vunedig,  dio  Reimblik:  20,  382;  B.85. 

87  r. 

Venodiger,  Gooi:g,  pommorscher  Theo- 
log: 259. 

Veixitm,  Bisthum:  136,  lÖ5ff., 

V0i:gorio,  Ladwig:  370. 

Vorgerio,  Piotro  Paolo:  370  f.,  376, 
378.    B.  84,  86  f. 

Vonnif^i,  Pietru,  gwn.  Peter  Uartyr: 
163,  320,  332,  336,  301,  3H9. 

Toxines,  Herr  von.  hugenottischer  Ägont 
in  DeutKchlaud:  324  f.,  422  ff.,  427, 
443  f.,  448. 

Vieilleviilo :  Fnui^^ois  Scoi>eanx,  sr.  do 
V.,  Marschall,  Gouvcraour  von  Motz: 
295,356-359,368,361,446;  B.  90. 

Vtcnnanden ,  Bernhard  \ini  Otto  von, 
Rittmeistor:  455. 

Vincennes;  413. 

Yorredd,  naumburgischc,  zur  erneuer- 
ten Ä.  C:  213,  219,  222-225, 22S— 
23.'-.,  237  f.,  241  —  24-1,  24C  f.,  250— 
253, 258-263,  206. 270f.,  273-275, 
277  —  284,  326,  332,  335,  341,  350, 
474,  478;  R  63ff; 

Vorsehung,  Lehre  von  dei':  30Ö,  332. 
B.  74  f.,  80. 


Wiüdooser  151,  154;  B. 
WaldraKtflin,  ITaiui  von,  MAn>rtuül  He 

sog  Kmats  von  ßraaasohwoig:  B.  I 
YTaltetsdorf,   Geur^   vuo.    rhnvr 

Laudabttig  u.d.  Wortbu:  279. 

Wt4m«r:  5. 

Weingarten,  Abt  von:  377. 
Weis.  Adam,  Rittinoiiftvr:  456. 
WeitLTRbausuii,  Bastian  von(h 

Beamter  V):  359. 
'Wo[ipor8naa,   Joochim  von,  Veitratcr 

Ulrich»   von  Hecklenhur;;  aitf  dem 

Convont  zu  Naumburg;  478. 
Worra,  llolzflössortTi  auf  der:  444, 
Worsa^a,   Anton  von:   s.  Anmork 

des  Vom-orts. 
Westphal,  Juucbini,  Prediger  m  Ban.^ 

bürg:  332. 
■Wüitomii,  dio:  426. 
Wiedertäufer;  80,  173,  231.    B.  65. 
Wien,    Stadt  u.   kuiserliuhor  Uof 

seihst:  174,  356,  358,  463—466,- 

Universität  zu  W.:  I».  38. 
Wigand,  Johannes,  Profossc^r  der! 

bgie  zn  Jann:  197,  350;  II.  56,  63.' 
Wildungen:  453,  455. 
Wilhelm,  Graf  von  Nassau,  Prinz  rg& 

Oninien:  22,  60. 
Wilholm,  Herzog  von  Bnrantdiiraig- 

I.üuöliurg;  204,  420. 
Wilhflm,  HeiTog  von  Jülich  und  C3avft 

lOB,  426.    B.  18. 
Wilholm,  Tjindgraf  Ton  Hossen:  8.  > 

raerkung  dos  Vorworts;  42,  66, 12 

173,  204,  325,  359  f.,  389,  442,  444.1 

450—154,   456,   458,    460,  46S&J 

B.  17,  49,  56 f.,  84,  93,  105- Ulf 
Willen,  Lehre   vom   ft^eioo:   17, 

B.  74  f.;  vgl.  Synergiamua. 
Wittenberg:  215  ff.  —  Universitit  i 

Kirxlif  zu:    11,    13,    17,    154,  Ifl 

236,   256 f.,  342—344;   R  35,  41, 

56,  65,  75,  80. 
Wittenborger  Concordio:  10,  75—77, 

87,  224  ff.,  234,  252,  257,  263.  342t 

B.  20,  63. 


Begister. 


133 


"Wolf,  Ämbrosius,  Kirchenhistorikor: 
256  f.,  259. 

"Wolfgang,  Pfabsgraf  bei  Rhoin  etc.:  9, 
34,  37  f.,  51,  82  f.,  88.  90,  92,  113, 
115  f.,  118  ff.,  125  Jr.,  153,  172,  186, 
189—193,  196,  208, 210,  234,  237- 
239,  243,  254,  257,  264  f.,  273  ff., 
282  ff.,  290  t,  303,  309,  314,  321, 
326,  331  ff-,  344,  349,  353,  356,  358, 
379  f.,  386  ff.,  395,  398,  406  —  409, 
418  f.,  422, 434  f.,  440  ff.,  453, 458 1, 
469,  472,  474  f.,  478.  B.  35,  44,  47, 
70ff.,  84,  88, 90,  92,  105  f.,  108, 111. 

'Wolmerioghausea,  Johann  von,  Ritt- 
meister:  455. 

Worms,  Convont  protestantisch.  Fürsten 
zu,  i.  J.  1560:  172  f.  —  Religions- 
gospräch  zu  IJ.  1540:  156 f.,  215, 
217,  227.  —  Desgl.  i.J.  1557:  5, 
21  ff..  27—31,  33,  36, 41,  46, 59—62, 
87,  99,  147,  149  ff.,  153  f.,  206  f., 
236,  310,  319,  351,  362  f.  B.  3  f., 
Gf-,  21,  23  f.,  63,  66. 

"Wrisberg,  Christoph  von,  Beiterobetst: 
64-66.    B.  54. 

Württemberg,  Herzog  von:  s.  Christoph. 

Württemberg,  Herzogthum:  352f.,  405. 
449,  471  f.  Landeskirche  und  Theo- 
logie desselben:  19,  23,  92, 142, 151, 
154  ff.,  158  ff.,  187,  262,  323,  336. 
340.  B.  1. 

Württembei^ache  Räthe  auf  d.  Reichs- 
tag 1559:  89  f.,  93,  105;  Vertretung 
zu  Worms  1557:  23.   B.  7. 


Würzburg,  Stift:  12. 

Würzburg,  Bischof  von:  109,  379. 

Wurst- Friesen:  66. 

Zabem  im  Msass :  B.  77 ;  —  Zusammen- 
kunft zu:  320,  387,  390—395,  401, 
405,  412.    B.  90. 

Zasius,  Dr.  Johann  Ulrich,  vorder- 
üsterreichiscl^er  Vicekanzler:  5,  105, 
107,  290,  292,  379,  383f.,  443,  463. 

Ziegenhain,  hessische  Synode  zu:  35. 

Zitwitz,  Jacob  von,  pouunerscher  Ge- 
sandter auf  dem  Reichstag  1559: 
92  f.,  118.    B.  35. 

Zorn  (Georg  Zorn  von  BulachV):  B.  86. 

Zürich:  91.  B.  105.  —  Kirche,  Pro- 
fessoren und  Geistliche  zu:  142, 148  f., 
150,  152,  331.  B.  20. 

Zul^er,  Wenzel,  kurpfälzischor  Rath: 
108. 

Zweibrücken:  455,  458. 

Zweibrücken,  Ffalzgraf  von:  s.  Wolf- 
gang. 

Zwiogonberg  in  Hesson:  B.  71. 

Zwiogli,  Ulrich:  86,  232,  245.   B.  63. 

Zwlnglinimus,  zwinglischcAbendmahls- 
lehro:  16  —  18,  58,  78,  83,  96,  L^iO, 
185,  191,  228,  232,  242,  254,  279, 
282,  308  f.,  323,  331,  335,  351,  389. 
B.  63,  76,  84. 


Verzeichniss  benutzter  Werke.*) 


Alting,  s.  Uieg. 

Arcaaa,  s.  Languet 

Cimbor  otDaojou,  archives  curieu- 
30S  de  l'hist  de  France,  2me  serio. 
Paris  1840  ff.   Bd.  VI. 

D'Aumalo  (duc  Henri)  Histoire  des 
princes  de  Condö  pendant  les  XVI" 
üt  XYIV  siöcles.  Paris  1863  ff-,  tom.  I. 

Responsio  ad  Calviaum  et  Bczam  pro 
Francisco  Balduino  JuriscoDsulto. 
Cum  refutatione  calumniamm  de 
Scriptore  et  traditioDO  (Ausg.  von 
Cöln,  1564,  gemeinsam  mit  der  altera 
responsio  ad  Jo.  Calvinum). 

Barthold,  Deutschland  und  die  Huge- 
notten. Geschichte  des  Einflusses 
der  Deutschen  auf  Franltreiclis  .... 
VerhältnisKO  etc.  Bd.  I.  Bremen  1848. 

Baum,  Theodur  Beza  nach  handschrift- 
lichen Quellen  tiargestellt;  2  Bde. 
Leipzig  1843  — .f)l. 

Beck,  Johann  Friedlich  der  Slittlero, 
Herzog  zu  Sachsen;  2  Bde.  Weimar 
1858. 

Heidenhain,  Beiträge  zur  Politik 
PhilippdesOrossmüthigimvonHL'Ssen 
15^0 — lüUO.  In  der  Zeitschrift  des 
Vereins  für  hessische  Creschichte'und 
Landeskunde.  Neue  Folge  Bd.  XYV 
(1889). 

Bergmann,  Die  Edlen  von  Emhs  zur 
Jlohenemlis  in  Yonirlberg.  Denk- 
schriften der  Wiener  Academie,  philo- 


sophisch-historische Klasso,  Bd.  X. 
Wien  1860. 

Bertram,  Das  evangeliche  Lüneburg, 
oder  Kirchen-  und  Reformationsge- 
schichte deraltberühmten  Stadt  Lüne- 
burg.   BrauDSchweig  1719. 

Theodori  Bezae  Vczelii  tractationom 
theologicarum  voll.  11.  Genf  15S2. 
(Hieraus  die  responsio  ad  Baldainiun 
im  n.  Bd.) 

Von  Bezold,  Briefe  des  Pfalzgrafen 
Johann  Casimir,  (i.  A.  d.  bist  Comm. 
zu  München)  Bd  I.  Hünchen  1883. 

Zeitschrift  für  Eircheogeschiehte,  hersg. 
von  D.  Theodor  Brieger.  Bd.  V, 
1882.  (Hieraus  J.  Benihani,  Znr 
Geschichte  des  beabsichtigten  Pforz- 
heimer Tages,  zugleich  ein  Beitnt; 
zum  Briefwechsel  Mehinehthon.'^  und 
des  Landgrafen  Philipp  von  Hessen.) 

A'^on  Bucholtz,  Geschichte  der  Ee- 
gienmg  Ferdinands  des  Ersten.  AVien, 
1831  ff.  Bd.  VII  und  Urkund^-n- 
band. 

Bulletin  de  la  societe  de  l'histoire  du 
protestantisme  franvais,  Bd.  16(1867); 
24  (1875)  und  29  (1880). 

Caliuich,  Der  Naumburger  Fürsten- 
tag.   Gotlm  1870. 

Geo.  Cassandri,  Belgao  theologi.  opera 
omuia.     Paris  1616. 

Les  Menioires  de  Messiro  Michel  do 
Castelnau  ....    avec    les    elop« 


•)  Dio  Worke  wenlon   nach  der  alphaliothischE>n  Ordnung  deijonigen  'V^'orto  anfgrfütrt. 
«clcbo  citirt  wurden.    Die^olbou  .sind  gc-sperrt  gedruckt. 


Verzeichniss  benutzter  Werke. 


136 


desRois . . . ,  etautrespersonnoa illustres 
par  J.  Lo  LaboorouT.  Nouv.  ed. 
Bruxellos  1731. 

Chevreul,  Hubert  Languot,  Paris 
1852. 

Davidis  Chytraei  Newe  Sachssen- 
Chronik.  Vom  Jahr  Christi  1500 
bis  auffs  XCVH.  Aus  dem  ver- 
mehrton lateinischen  Exemplar  trew- 
lich  verdeutscht  und  vom  Authore 
selbst . . .  übersehen.  Leipzig  1597, 
1598.   {Bd.  n.) 

Corpus  reformatorum.  Ph.  Melan- 
thonis  Opera,  ed.  C.  G.  Bretschneider, 
H.  E.  Bindsoil  28.  voll.,  Hai.  Brunsv. 
1834  —  1860.  (Bd.  IX.)  J.  Calvini 
Opera,  od.  (j.Baum,  E.  Cunitz,  E.  ßeuss. 
25  voll.,  Brunsv.  1863  ff.  (Bd.  16-18; 
der  ganzen  Keihe  44 — 46.) 

Cramor,  Grosses  Pommersches  Kir- 
chen-Chronicon.   Stettin  1628. 

Darosto,  Fran^ois  Hotman,  sa  vie  ot 
sa  corrcspoudance,  in  der  revue  histo- 
rique,  1876.  . 

Droysen,  Aus  den  dänischen  Büchern. 
Archiv  f.  d.  sächs.  Geschichte,  1864. 

Dumont,  corps  universel  diplo- 
matique du  Droit  dos  Gens,  conte- 

nant  un  recuoil  desTraitoz Amst. 

ot  la  Haye,  1726—1731  vol.  V. 

Ebrard,  Das  Dogma  v.  heiligen  Abend- 
mahl und  seine  Geschichte.  2  Bde. 
Fi-anldt.  a.  M.  1845,  1846. 

Amtliche  Sammlung  der  eidgenössi- 
schen Abschiede,  Bd.  lY  2a,  ent- 
haltenddie  Abschiede  vonl556 — 1586, 
von  J.  K.  Krütli.    1861. 

De  la  Ferriere,  lettres  de  Catherine 
de  Müdicis,  t  I.  Paris  1880.  (Aus 
der  collection  de  documeots  inedits 
sur  l'hist.  de  France.) 

Galle,  Versuch  einer  Characteristik 
Melauchthons  als  Theologim  und  einer 
Entwicklungseiuosljehrbegriffs.  Halle 
1840  und  1845. 

Gründlicher  ausführlicher  historischer 
Bericht  von  dem  Religionswcseu  im 


Fürstenthum  Hessen gestellet 

und  entgegen  gesetzet  dem  histori- 
schen Bericht  der  neulichen  Marpur- 
gischen  Kirchenhondel  durch  Hclvi- 
cum  Oarthium  der  H.  Schrifft 
Doctom  etc.    Wittenberg  1606. 

Gelbke,  Der  Naumburger  Fürstentag. 
Leipzig  1793. 

Gillet,  Crato  von  Crafftheim  mid seine 
Freunde,  ein  Beitrag  zur  Kirchen- 
geschichte.   Frankfui-t  a.  M.  1860/1. 

Politische  Reichshändel,  Das  ist  Aller- 
hand gemeine  Acten  .  .  .  insonder- 
heit .  .  das  geliebte  Yatterlandt 
Teutscher  Kation  betreffondt.  Aus 
der  Bibliothek  des  . . .  Herrn  Melchior 
Goldasts  von  Halminsfeld  F.  S.  R 
Frankfurt  a.  M.  1614. 

Gründliche  warhaftige  Historia 
von  der  Augspurgischen  C-onfessiou 
wie  die . . .  Keyser  Carole  vborgeben 
und  ...  je  und  allwege  verstanden  . . . 
Jetinnd  deducirt  bis  zxmi  Ende  des 
1561  Jhars :  wider  des  godichton 
unaufrichtigen  Ambrosii  Wolffii  ge- 
felschte  Hiatoriam  . . .  gestellet  durch 
etliche  hierzu  veroidnete  Theologoo. 
Leipzig  1584. 

Haagen,  Geschichte  Aachens  von  sei- 
nen Anfängen  bis  zur  neusten  Zeit. 
Aachen  1873/4.    (Bd.  U.) 

Häberlin,  Neueste  tcutsche  Roichs- 
geschichte.  HaUe  1774— 1786.  Bd. 
in  und  IV. 

Hartmann  und  Jäger,  Johannes 
Brenz.  Nach  gedruckten  und  unge- 
druckten Quellen.  Hamburg  1840, 
1842.   Bd.  H. 

Hassenkamp,  hessische  Kircheuge- 
schichte  im  Zeitalter  der  Reformation. 
Bd.I.undn,  1.  Marburg  1852, 1855. 

V.  Heister,  Die  Gefangeunohmimg  und 
Gefangenschaft  Piiilipits  des  Gross- 
müthigen,  1547—  1 552.  Marburgl868. 

Hoppe,  Geschichte  des  deutschen  Pro- 
stintismus  in  den.Iahron  1555 — 1580. 
Marburg  1852  ff.    Bd.  I. 


13« 


Vensichotas  benatxtsT 


Hess,  LetaBÜMäUchte  Hemridi  Bul- 
UBgsn,    2  Bd«.   Zünuh  1829. 

Hiatötre  coolcsisstique  des  %liso8 
röformöee  au  roywune  Je  Fimace 
par  Tlieodoro  do  B^zo,  puMiee  dV 
pre»  rüdition  dt)  I58<>  |>ar  P.  Vessou. 
2  Bde.   Toulouse  1882. 

Bistorta  eaci-ammitaria,  bor  est  libri 
qoicique  de  coenaa  dontiiiicaä  (irima 
institutiono  . . .  tum  de  origioo,  pru- 
gressu  at  ritilius  Hissac . . .  Kodol- 
pho    Hospiniano   aucton.*.    Tiguri 

HiAtori  des  Sacramentsstreits, 
dariunen  klSrlir'h  aosgcAlhrt  wird, 
wio  dit-se  Zwyti-acht  ttutstandon . . . 
und  aonderlidi  was  hwrinnon ...  zu 
Widerlegung  des  ZwiogÜKclion  und 
Calvinitichen  Irrtboms  . . .  gehaiMieit 
wordun,  aus  dun  . . .  offeDÜiclien  Ac- 
tis und  ei-gu^Qun  Schriften  .  .  . 
üurcli  etliche  funiobme  Theologen 
lusammE'Dgcordnct  etc.  1591,  ohno 
Druckort.   4*. 

Horticder.  Der  römiBobeiL  kBjaer> 
und  -käniglii-hea  IfajeBtetaa,  anch 
. . .  geiatÜfiheT  und  weltlicher  Stende 
.  .  .  Haodlungfin  uiid  Ausschreiben 
r. .  wn . . .  Anfang,  Furt-  und  -Aus- 
gang des  Tentschett  Kriegs  .  . .  wi- 
der die  Sciunalkaldisohon  Bondos- 
obristf.   FranVrurt  a.  M.    1718. 

i!>&iicisoi  et  Jobacius  Hotomouoram 
epistotae.    Amsterdam  1700. 

Boonol  des  ancionoes  loiä  fnui^aiaes, 
depiiis  l'aii  420  jusqu'ä  la  rpvtdu- 
tion  ....  par  MM.  Jourdau,  Deenwy, 
l8aml>ort.    Paris  1822  ff. 

Kausler  und  Schott.  Briefwechsel 
zwischen  Christoph ,  Herzog  von 
Württemherg  und  Pötnis  Taidus 
Tergetius  (Biblintliek  d.  litorar.  Ver- 
eins EU  Stuttgart,  Bd.  124).  Tü- 
bingen 1875. 

Kluckhohn.  Briefe  Friedrichs  des 
ITnimnioti,  Kurfürateu  von  der  ITaJz. 
Bi-aaiischweig  1868  ff   Bd.  L 


is8i; 


KlackhohD,  Wie  ist  Kurfutst 
rieh  IIL  Calvioist  geworden?    Mdi 
chouff  1u5toTi8ch*.>s  Jahrboeh  18QG, 

Derselbe,  Friedrich  der  Fromne, 
Beschützer  der  reforiiUrteu  Kirrhi 
Nordhanseu  1Ö7Ö. 

Knoh,    Qaelh«    zur   Geschidita    (1 
Kaisers  Maximiliao  II.  in  Archi 
geaammelt.     Leipng    1857 , 
Bd.  I. 

Krabbe.  David  Cbytraens. 
1872. 

Knchenbecker,  onaleria  Unmün. 
Marpai^  1728—42  (a»a  XJL), 

Kagler.  Cbiistoph.  Herzog  zu  Wir- 
temburK-  2  Bde.,  Stuttgart  130H. 
1972. 

Huberti  Laugnett  epistolae  secretae 
sivo  arcana  aaeculi  decimi  sexti, 
od.  Ludewig.  Halle  1009. 

I^AidoTJcus  Lavater,  Historia  de  ori- 
gine  et  progrossu  oontroversiae  sa- 
oramentarias.     Züricli  15153. 

Lehret  (1^  Bret)  Magazin  xum  Oe- 
brut^  der  Staats-  und  Klrchen- 
gescfaiehtß,  vomehnihch  dM  Staats- 
racltls  kattiohsohcr  Begoiitec  in 
sdiaog  ihrer  Uei»tliolikoit.  U 
I77i. 

De  Pave  reÜgioiiis  icta  problica 
gitialin,    Das   ist  Bei< 
Schriften   und  Proto<v»ltcn  über  die 
CüDStitution    des    Religion  -  F: 
. . .  poblicirt  durch  Herrn 
phonim    Lehonmano. 
1631,  4*'. 

Autiriua  Heasonim  fldes  Chrisdaoa 
Vera,    dos  ist,    hiätoriRoher   Ben 
vom  alten  und  wahren  ohriHtlirl 
Olaubm   o(Ut  Religion    der  Heera: 
etc.  von  Henrioo  Lenchtero.  Hnf< 
|irodiger    zu    Dannstwlt      BarmsL 
1607. 

Löscher,  Ausführlifjhe  Histnna  Vo*j 
tuuin  KwisL-tien  den  Evangelisch - 
tliorisehen  und  Ht*ronnirton. 
fürt  nnd  I^pzig  1708.   (Bd.  U.) 


(TeiT^ichnii«  benntster  Tl^'erke. 


137 


Lünig,  Deutsches  RoicbftarohiT.  Leip- 
zig 1713  ff.  toin.  I  — m. 

Martin,  iit&toli'o  de  Fniucc.  A«^  cdi- 
üon,  tom.  Vm.  n.  IX.  Paris  1S57. 

Maurenbrecher,  Beiträge  zur  Ge- 
schichte Maximilians  U.  1548— 
1562.    U.  Z.   Bd.  32. 

DeiSGlbc,  Boitrfigo  znr  cinutschrn  (lo- 
schicbt©  1555-1559.  U.Z.  Bd.  50. 

Ucmoires  de  C&stolnau,  s.  Cikstol- 
oau. 

Mumoires  inedifs  de  Miuhel  de  la 
Uaguerye,  pnblü'js  d'aprps  tes 
niauuscrits  autographea  i>our  la  so- 
oietö  de  l'liJstoire  de  Kranoe  par  le 
baron  Ä.  de  Eublo.  Paris  1877  — 
1880. 

Uemoires  de  la  vie  de  Fran^ois  de 
Soepeaox,  Sire  de  Vieilleville 
. . .  Maröchal  de  Knuice . . .  compo- 
scs  par  ViDoeut  Carloix.  Paris  1757. 
Tom,  IV. 

Moyer,  Die  evangelische  (iemeinde 
inl-iocamo,  ihre  Auswandening  nach 
Zürich  tind  ihre  weiteren  ärhicksalo. 
Ein  Beitrag  zur  0.  il.  S(diweiz  im 
_  113.  Jh.  Nach  bisher  nnbenutzteo 
haudschriftlichen  Quellen.  Zürich 
1836. 

|Miag)  Monoincnta  piotatis  et  litera- 
ria  viroruui ....  iUosbium  selccia. 
P.  I,  2.  Francof.  a.  M.  1702.  (Hier- 
tiua :  Alting ,  historia  de  ecclcsüs 
PalatiDis.  Das  Werk  erschien  auch 
selbetstündig ,  heratugeg.  von  Uhbv 
Eutmins.   Groningen  1728.) 

Misoallanca  di  storia  Italiano. 
Edita  per  Cora  Bolla  Regia  Bopu- 
tazione  di  storia  patria,  Tomo  VI. 
Torino  1865.  (Hiemus:  Letten*  doUa 
nunuatnrs  dt  Germania  del  cardi' 
Dale  Commcndeuu.) 

Xcadeoker,  Neue  Beiträgt?  zur  Ge- 
schichte der  Kefonnation.  2  Bde., 
Leipzig  1841. 

Derselbe,  Urkunden  aus  der  Roronna- 
bonsz(<iL   Cassol  183U. 


Ortloff,  OeachichtA  der  Grumhachi- 
sehen  Hlndcl.  Jena  1863  —  1870. 
Bd.  L 

Pezelios,  Chriatlicbo  Beratlischla- 
giiiigeii  und  Bedeuiion  . . .  Philippi 
Melanrbthniüs.  Neustadt  an  der 
Hardt,  160(3.  (NK.  Die  hieraus  oi- 
tiiten  Stücke  thellweiso  nach  im 
corp,  ref,  IX.) 

Acta  et  scripta  pubhca  eeclesioo  Wir- 
tembergicae,  tum  qua»  cusa  dudum 
faorc,  tum  quao  . .  nuriu  domum  . . . 
prodennt  Reet'nsuit  etc.  Christoph. 
Hatthaeus  Pfaffius,  thoologus  Tu- 
bingensis,  Tubingae . . .  MBCKTXX 

Planck,  Geschichtn  der  Entstehung, 
der  Vorändenuigcn  und  Bildung 
nnseres  protestantischen  I^hrbegrifls 
von  Anfang  der  Reformatiou  bis  zur 
Kinfühmng  der  Concordienformel. 
6  Bde.,  Uipaig  1781-1800  (von 
Bd.  IV  ab). 

De  Porta,  Historia  reformationis  ec- 
cloßianiin  Raeticamm  T.  1,  2.  Co- 
riae  Rae*.  et  Lindaviae  1772,  77. 

Preger,  M.  FIaciur  Ulyricus  und  seine 
Ä'it    2  Bde.,  Krlangeti  1859,  1861. 

Rehtmeyer,Antii)uitate8ecc1esiasticAo 
indytae  urbis  Brunsrigae,  Oder  der 
berühmten  Stadt  Braunschweig  Eir- 
chonhiHtorio.  Braunsuhwcig  1707  ff. 

Reimann,  Der  Streit  zwischöu  Kai- 
serthum  und  Papstthum  im  J.  1558. 
Forschungen  rar  deutsch.  Oesohichtef 
Bd.  V. 

Derselbe.  Die  Sendung  des  Nuntius 
Oummondone  nach  Deutschaml  i.  .1. 
1561.    IV.id.  Bd.  VU. 

Rittor,  Geschichte  dordeutschen Union 
von  den  Vorbereitungen  . . .  bis  zum 
Tod  Kaiser  Rudolfs  IL  Schaffliansen 
1873.   Bd.  I. 

Derselbe,  Friedrich  III.  von  Pfalz  und 
August  von  Sachsen  im  Archiv  f.  d. 
sftcbsische  G.   Nene  Folge  V. 

Derselbe,  Der  A  ugsburg.  Religionsfriede. 
Ilistürischoti  Toächcobuch,  1882. 


Yomiiclimss  benatrfcT  Werte 


Bitter,  Peutsdie  Oeeohichte  ün  Zeit- 
alter der  OegeoTefonimtiuo  utid  dt.*» 
droisaigjäbrigoQ  Knogcs.  (TboU  der 
„Bibliothek  deutscher  0."  henosg. 
voD  Zwiodinock- Südenhorst,  Stutt- 
fSirt,  Cutta.)   Grscliuiiit  seit  1887. 

Von  Rommel,  Philiiiii  der  (irossmü- 
tliigo^  TjiiKtgmr  Yuu  Hessen.  Olesstui 
1830.    Bd.  11.  u.  m. 

de  Hu  hie,  Antoiae  de  DourhoD  et 
Joftono  d'Albret  Siuto  de  Le  ma- 
nage de  Jeaane  d' Albret  4  Bde.^ 
Paris  1S81  — 18,S6. 

Salig,  Volhiliindigo  Htstono  der  Aiigs- 
bargiselion   Confossioa.    Hjdle  1730. 

Bd.  ni. 

Sattler,  beschichte  'W^iirttemberg» 
unter  den  HerxogeiL  Ulm  17Ü9  — 
1783.   Bd.  IV. 

Sohirrmac-her,  Johauii  Albrecht  I. 
von  Mi'cklonbing.  Wisiimr  1S85, 
Bd.  1. 

Sohinid,  IkT  Kampf  der  lutherischea 
Kirche  um  Luthers  Ix>hiv  voiii 
Abendmahl,  im  Zusaaimeiihaiig  mit 
der  gcisaminteii  Ijührwitwirklung  die- 
ser Zeit  dargestellt    Leipzig  1868. 

Schmidt,  Xeuero  GeBchicbte  der 
ni!ut*icli9ii.  ITlm,  Wien  1785—1703. 
Bd.  n. 

Schmidt,  Philip{t  Mehmohthou.  £1- 
berfeld  1861.  (Tb.  -1  tod  Loben 
und  ausgt'w.  Sebm  d.  V'üter  und  Bc- 
griiader  d.  luth.  Kirche.  Eingelei- 
tet von  K.  H.  Nitxscb.) 

Seh  m  i  D  c  k  e ,  Uommeata  Hasslaca. 
Oossol  17-17. 

Sohnurrer,  Erlttatorungen  der  Wör- 
tembergischeuRefürmatJaiis- u.  -Ge- 
lebrtengeschiehte.  Tubingen  1789,8". 

Scholz,  Hubert  I^ngaet  als  kursKch- 
sLsuhrtr  Bt'nirtit»)rbtat1er  in  Frankreich 
ote.   Halle  1875. 

Sohweckendieok,  D.  Albert  Har- 
deuburg.  ICmdener  Gymuoai^benobtf 
1850. 


Scbwoitsprsches  Museum.  Z&r 
1783/4  fr.  (Jahrgang  I7ä8.) 

Otto  Fhd.  Sehätai   de   vita  Dandtt 
Chytrnei  theologi  lustorici  et  polTi[| 
Ktoris  RostDohieoni  oommontarior 
libri  <)UBtuor.    Hamburg  1730,  17 

Sivkol,   Zur  ü««chiuhte    dea  IVnk 
von  Trient   Actenstneke  aus  I 
reieliischon  Archiven.     Wien  IS 
71.   Bd.  L 

Sixt,  Petrus I^aulus  Vergohas. 
schweig  1655. 

JühanneaSleidanus  vorus ot od oostn 
t8m[tor«  uaqae  continuatai  ,  .  . 
durch  M.OaoamSohadaenmPinounaa 
der  KirchfO  xum  nlton  Samrt 
iu  Stm-ssburg.  Argcntioa,  Iti2Ü,  Itl 
(ThcU  ILj 

Soldau,  Geaoliichte  des 

mus  in  Fraukreich  vun  demen 
fiiiigen  bia  auf  daa  Kdict  von  Nantea 
2  Bde.   Leipzig  1855. 

Kohtwcndige   AusfiUuÜche   Specii 
Widerlegung    deren   in   He 
Cesseliachcn  publioitteu  also| 
ton  Wochsel-Schriffteu  . . .  Alles  zv 
steur  der  Wahrheit  etc.  GiessenlGiT. 

Spiegel,  D.  Albert  lUzaeus  Haidec- 
berg.  Bremen  18C9-(Separat-Atidnick 
aus  Bd.  IV  d.  Bremiächea  Jahrtuuhf«.  1 

Spicker,  Oesohiohto  des  Aogsboiger 
Keligionafiriodens  Tom  26.  September 
1555.    Sclileiz  1854. 

Sttthclin,  Johann  Calvin.  EUterMd 
1SG3.  (Loben  u.  anagew.  SohiiSv 
der  Vtit^r  und  Begründer  d.  ttlm- 
mirteu  Kirche.) 

Calendar    o(    State  papera,    foaip 
series,    1558— 15B9,    1559—15 
1560-1561,  1561  —  1562,  136'i 

Sudhoff,  C.  Olerianus  und  Z.  Unii»tr 
Elberfeld  1857.  (Loben  und  aasfis^'^ 
Stthriften    d.   Väter    und 
d.  referniirten  Kirche  Th.  VllLi 

Vilmar,  Oeachichta  des  ConfessioBS- 
standcs  der  evangeliscbfn  KiiriwiD 
Hessen,    besoadors  im   Kuifuatai- 


Yerzeicfanias  beautzter  Werke. 


139 


thum,  übersichtlich  dargestellt.  Mar- 
burg 1860. 

Voigt,  'Wilhelm  tod  Ommbach  und 
seine  Händel.  In  Räumers  histor. 
Taschenbuch  1846,  1847. 

Derselbe,  Markgraf  Albrecht  Älcibiades 
von  Brandenbuig-Culmbach.  Berlin 
1852.    Bd.  n. 

Weber,  Kritische  Geschichte  derAogs- 
puigischen  Coofession.  Frankft.  a.  M. 
1783,  1784. 

De  Sacramentariismo.  Dogmata  et  ai^- 
menta  ex  quatuor  patriarchis  Sacra- 

mentariorum Item:  De  Schismate 

Sacramentario,  quasi  in  unum  corpus 
rcdacta  por  D.  Johannem  Wigan- 
d  u  m ,  Episcopum  Pomezaniensem, 
Lipsiao  1584. 

Hiätoria  der  Augspurgischen  ConfessioQ, 
wie  und  in  welchem  Verstandt  sie 


.  .  .  Anno  36  ist  angenommen ,  auch 
wie  sie  seidhero  ...  ist  gemehrt 
und  erklärt  worden  etc.  Wider  die 
Patres  Bergenses  und  anderer  ubi- 
quitistischen  BetnigdurchM.  A  m  b  r  0- 
sium  Wolfium  .  .  .  Neustadt  an 
der  Hardt  1580. 

0.  Wolf,  Zur  Geschichte  fler  deutschen 
Protestanten  1555  —  1559.  Nebst 
einem  Anhange  von  archivalischeo 
Beilagen.   Berlin  1888. 

Wundt  (und  Rhoinwaldt),  Maga- 
zin für  die  £irchen-  und  Gelohrteu- 
geschichte  in  der  Pfalz.  Heidelbei^ 
1793.   Bd.  n. 

Zöckler,  Die  Augsburgische  Confession 
als  symbolische  Lehrgnmdlage  der 
deutschon  Reformatiouskircho,  Frank- 
furt a.  M.  1870. 


Halle  a.  S.,  BBchdnickorai  dos  Waisonhanaeg. 


Aus  dem  Verlage  von  ICAZ  NIEMEYER  in  Halle. 

iC'odeK  Juris  luuntcipAlIs  SlciEiae.  Die  uiittelalterlicbea  Stadt- 
'  rechte  äicilions  mit  Instorischeii  Einleitungen  herausgegeben 
i  von  Otto  Hartwig.  Heft  1.  Das  Stadtrecht  von  Messina. 
I        1867.     8.  Jt  1,00 

I  (Pnilier  VeriAf;  vtm  Oeorg  H.  WigaDü,  Üassel.) 

t)4^nl4*ke,   H.,   Die   llnnscstÄdt©.   Däncniart   und   Norwegen   von 
l:t«9  — 1376.     1880.     8.  .A  7,00 

X>ry«nd<T,    Kuri,   Erinnerungen   auö   der   Ivriegszeit     Aufzeich- 
nungen, aus  dessen  Nachlass  herausgegeben.    1888.  8.  .^1,60 

Illoldzlhpr,  J.,  Muhaiuedanische  Studien.  Th.  I.  1889.  8.  Ji  8,00 
(riUdcupcnnlniEC.  A.,  0e6(;hichte  des  Ostrümischen  Reiches  unter 
I  den  Kaisern  Arradius  u.  ThendoHins  11.  ISSf).  gr.  8.  ^Ä  10,00 
1 —  Die  Kirchongi.'schiehte  de**  Theodorct  von  Kyrrfios.  Kine 
Untersuchung  ihrer  Quellen.     1880.     gr.  9.      "  .Ä  2,00 

OHldiMipennlnt;,  A.,  u.  J.  Iflaiid,  Der  Kaiser  Theo<losins  d.  Or. 
Ein  Beitrag  z.  römischen  Kaisergeschichte.   1878.  gr.  8.  Jil^OO 

llartwl^,  0.,  Quellen  und  Forschungen  zur  ältesten  Gca-hichte 
4lür  Stadt  Florenz.     1880.     4.     2  Bda.  JL  23,20 

r[ciiko,  K.  L  Th.,  Neuoru  Kirclieng*^Ächichto.  Nachgelassene  Vor- 
lesungen für  den  Druck  Ijearheitet  und  herausgeg€;bcn  von 
Dr.  W.  Gass.     3  Bde.     1874  —  1880.     gr.  8.  Ji  12,00 

acobi,  R.,  Die  Quellen  der  Langobardeugeschiclite  des  Paulus 
DiacoDus.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  deutscher  Historio- 
graphie.    1877.     gr.  8.  Jk  2,80 

|liawi*i'au.   W.,   Culturbilder  aus  dem  Zeitalter  der  Aufklärung. 

Bd.  I.  U.     1886-88.  Jk  12,00 

n.    AuH  Uag<)übur(^  Vürgaugeufioit     1866.  .M  0,00 

L    AiLS  IhUlus  Litteraturlcbtm.    1888.  J$  G,00 

Kurth»  0.,   Landulf  der  Aeltere  von  Mailand.     Ein  Beitrag  zur 
Kritik  italienischer  Geschiehtsschreiber.     1885.     8.      .^  1,20 

LSiiino;,  E,,  Die  Gemoindoverfassung  des  ürcliistenthums.    Eine 
kirclienreclitlicho  Untersuchung.     1889.     8.  Ji  4,00 

laterialien    zur    iioncrcn    Cresohteht«.     Herausgegeben   von 

0.  Droysen.     Heft  1  —  6.     1880—85.     kL  8. 

tl.  Godruckto  Rclativiunu  über  die  Schlacht  bei  Lütoen  1632.  1880.  Jl  1,20 

eft  2.      Zuitgi'uösaischo  Boricbt«    über    die   Eroborong    von  Born   1527. 

1881.  Ji  1/2U 

Hüft  B.      Peter  Haarers   Beschraibaog  des    Baoemkrieges    1535.      Nebst 

einem  Anhange :  ZcitgenöRsiiiches  über  die  Sohlacht  bei  Frank cnlmuMin, 

1881.  Jt  1,20 

Heft  4.     Oodruckte  BcUtioueu    über   dio  Sckkclit    bei  Nördiingen   lOiU. 
1885.  .Ä  1,20 

Heft  5/'6.     Thomas  Corve's  Itioeniriiun.    ICino  QaeUeascbrift  dea  SOjtthrigen 
Kxieges.    188fi.  ^2,40 


Am  dem  Verlage  von  ItAX  HIEIIEYEK  in  Halle. 

Perlbaoli,  F.,  I'reussiKch -polnische  Studien  zur  Geschichte  des 
Mittelalters.   2Hette.  ilitöSohrifttafeln.   1886.  gr.S.    .>?  10,üO 

Ilfft  1.  Zur  Kritik  der  Mt"stoii  preussischon  Urkunden.  Mit  4  Si  lirift- 
taf'-ln.  oiuzi'ln  .Ä  T.i*.' 

Ui-rt  2.  Das  rrl;uiiiii.'iiw(Si'ii  Hi-r-zuirs  Mostwin  II.  vdii  ronmifrclK-n.  — 
I>if  (irussiiulii.  Aniialcii.  —  IHi?  iiltcstoii  pif^uss.  Amialcti.  —  'An  I'.t-r 
von  IUisbur{j.     Jlit  li  Sdirifttafeln.  cinzflii  .Ä  7.'** 

lUiidflctscIi,  (iour^',  FcUlbrii'ft'.  Heran sgi^gebcn  von  K<! naifl 
Ornuld.     Mit  1  Karte.     Is89.     2.  Autl    gr.  8.  .M.  tJ,00 

Schloinkn,  Ernst,  Kuifürst  Moritz  und  Heinrich  11.  von  Frank- 
reich v.m   liiü{)-\f)ö2.     1884.     8.  .#   l.L'O 

S(*hll<»i<U»r,  Job.,  Die  klrebliehe  und  politische  Wirksamkeit  des 
Le^'att'u  Rtiimund  IVraudi  (148ti  — 1505).  i'nter  Bonutzun«; 
un^'edruckter  Quellen  bearbeitet     1882.     8.  ^  3.00 

Sclincldor,  Paulus,  Die  Sieilelungen  aii  Meerbusen  in  ihrer  Ab- 
hängigkeit von  den  geograph.  Bedingungen.    1883.    8.    .#  I,ü0 

Tila;lIchsbM*lf,  <).,  Die  Falwieu  des  Infanterie-Regiments  xmi 
Treskiiw  (Xr.  17)  im  Oi'feelit  bei  Halle  a.  S.  am  17.  (>ktul)er 
IHOü.  PMn  krii'^'sgesehielitliclier  Deitrag  zur  üescliichte  dts 
Jalires  ISOÜ  und  zur  Jj^ikalgeschiihte  von  Hallo  a.  S.  Unter 
Benutzung  der  Akten  des  Königl.  Kriegsarehivs  in  lierlin. 
Mit  2  üniformsbildem,  1  Plane u.  2  Anlagen.   1880.   8.     .#  ;t,tiO 

Tolliiu  ^r.,  ("lesehiclitn  iler  französischen  Colnnie  von  Magdeburi'. 
.lubiliiunissHirirt.     Dd.  J.  11.  lU-J.     1887/89.     8.         ,/f  2>i.0t' 

1!:iii<l  III    lieft   1   t-i-S('lii.'iiit  si>äti.-r. 

Voss,    M.  von,   Zur  (iescliichto  der  Autonomie  der  Stiidt   Halle. 

is7;-i.    8.  ./r.  i.:>tj 

IVoiso,  .1.,  Italien  un<l  die  Liingobardenherrschcr  von  5(58  bis  Ü2s. 
ls,s7.     8.  ./f  ti.nu 

Weiick,  Dr.  Carl.  Die  Kiitstelnnig  der  Ri-inhardsbrunner  Geschiehts- 
l)in-her.  Im  Anhiuig:  Kine  Keinhardsbrunner  Chronik  d<'S 
Xlii.  Jahrhunderts  und  Scheders  Exeerpte  der  MünelK'n*  r 
Handschrift.      1S7S.     gi".  8.  ,^  njl'J 

—  (.'Icnn'ns  V.  und  Heinrich  VIl.  Du-  Anfänge  d.-s  fran>:iij.lsei.'-i; 
Fiipsttliinns.  Kin  IJeitr;ig  zur  (Jesehiehte  des  XIV.  Jalirlnui- 
dcrts.      1n,s2.     8.  ./t    .\|.'it 

M'ineker.  R..  Fünfzig  Feldpustbi'ii-fe  eines  Frankfurters  au>  li.-ii 
Jahren   1870  und   1^71.     2.  Aufl.  I87(i.     8.  ,/l  2,(ii). 


U&lli)  a.  S.,  lliiclnlniclioroi  J«i  Waiseiilmu«». 


r 


</. 


^^^F         J     BR   854   H4 

'^^^          ^.      Dl«  unlonspolH»  landgrif  Phl 
^  Startofd  UntWfBlty  LJt>r 


t>rarie5 


J? 


.^^' 


S" 


'">.. 


J" 


\s 


'Sff  iii 


STANFORD   UNIVERSITY   t 

CECIL  H.   GREEN  im 

STANFORD,  CALIFORNIA  9 

(415)  723.149;; 

All  books  may  be  recalied  o 

DATE  DUE 


I