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Aas dem 7erlage von ICAX KIEHEYEIl in Halle.
Uallcsc'ho Al)]Jall4IUlll^:en zur iiem»reii Ü4'schk*lite, heraus-
gogoben von G. Droysen. 1878—88. 8. Heft 7—24.
Hüft 7. KIsel, A., I>er Hcilbronoer Convcnt Em Beitrag zur Geschichte
des dreissigjährigoQ Kri<^s. 1878. Ji 2,20
Uefl 8. Breucker. O., Dif> Abtfx>tung Vor[Kmiiiit'ms aii Subwwlen und die
KritS' hnüi^uDg KnrliroDileiitmrgs. Ein Beitrag zur Gesohiohto dee
AV.stfaiischen Friedens. 1879. JL 2,40
Hon 9. HftzigraUi, H.. Die PuUicistik iIps Pra^pr FriedeuBi 1635). 18S0. .Ä 3,60
Uuft 10. Griinbaum, M., Ue^r dio IVtblicistik dus dnü!iai§^älmg(fn Krii^^
von 1020—1021». laso. j«3,eo
Heft 11. Schmidt, &, I>io Belagei-uog vdd Hameln und die Bcblacbt bei
H.'s.^is.-h-01deudorf 1633. 1880. M 2,00
Heft 12. Herrmann, B., Dcf Kampf um Erfurt 1636—1633. 1880. j« 3,fi0
Hoft 13. Pastenacl, H., Die Suhlaubt bei Euslieim den 4. October 1674.
ISSO. Mit PUii. Ji 2,80
Boft 14. Müller, lleinr., Dio Beslaaratioii des Katboliciäinus in Strassburg.
1882. Ji 2,40
Haft 15. BSItger, Uenu., Die Ereignisse am Leipzig im Herbst 1642.
1882. Ji 2,40
Hüft 16. Seehauaen, ßioh., Schweizer PülitÜL wlihivnd dca diuissigiilhrigen
Kri.-p.:s. Qtskröiito PrL'isscbrift. 1882. Ji 2,40
Heft 17. Brohm, Krn^t. Jubunn ron Aldrioffcn. 1832. .Ä 2,80
Heft 18. Lümkemann, ?.. Tiircnnea letzter Feldzug 1675. 1883. Ji 1,80
Heft 19. Dittmu-, )L, Beitrüge zur Oescbiubtc der Stadt Magdeburg in den
ersten Jahren nach ihrer Zerstörung 1G31. I. Tlieil: Magdebnrg
unter kaiserlicher Herrschaft, vom 10. Mai 1631 bis 8. Januar 1632.
1885. Ji 10,00
Heft 20. BQhring. Joh., Venedig, Gustav Adolf und Roban. Ein Beitrag
zur lulgcmoinen |X)litischcn Gos4:hichte im Zeitalter dL<8 30jlÜirigen
Kriogos BUä vciiezianischcu Quollen. 18S5. Ji lü,00
Heft 21. Kohl, IHctr., Die Politik KursachBeos wiibrend des Interregnums
wid der Kaiserwahl 1612. Nach aruhivaliscben Qaelleo dar-
gt*teUL 1887. Ji 2,00
Heft 22. ArnheJn, Fritz, Die Memoirea der Küoigin von Bcbweden, Ulrike
Luise, Scbwcator Frit^driobs dos Orosaeti. Ein quelb-'nk ritischer
Beitrag z. Geschichte Scbwodcns im 18. Jahrb. 1888. .fi 3,60
Hoft 23. Gradnauer, Georg, Mirabeau's Oodouken Über die Erneuerung des
fraii^usidcbou Staatswosons. 1889. Ji 1,60
Hüft 24. Troeger, Curt, Die Memoiren dos Marschalls von GmnioDt Ein
Hiitrag zur Quelloukiitik di.*r franz. Goscbichto im XVU. Jalir-
hinidort, 1888. Jk 2,40
Aibortz, H., Der Dom und die Domgemeinde zu Hallo a. S. 8.
1888. Jk 5,00
Ancmtlller, E., Geschichte der Verfassung Mailands in den Jali-
rüu 1075—1117. Nt'bst eiHcm Anhang: Ueber das Conaulat
zu Cremoua. 1881. gr. 8. Ji 1,60
Brnndos, H., Abhandlungen zur Geschichte des Orients im Alter-
thum. (Der Assyrische Eponyraenkanon. — Die Chronologie
der beiden Hebräischen Köni^reihen. — Dio Aegypt Apo-
katastasenjohr«). 1874. gr. 8. Ji 4,00
Die üniouspolitik
LandgTaf Philipps von Hessen
1557—1562
r
von
Arthur Heidenhain.
Halle a. S.,
YerlBg von Max Niemeyer.
1890.
PRgSH-
Vorwort
Zu der vorliegenden Schrift babe ich Folgendes zu bemerken.
Die Ihiioklegiing derselben begann schon vor zwei Jaliren. Ki-st
nachdem sie schon begonnen hatte, entschloss ich mich, eine empfind-
liche Lücke der Darstellung durch Studien am Berliner Geheimen
ÜtaatüorchiT auszufüllen (bis dahin hatte ich handachrittlicho Mate-
rialicoi nur dem königlichen StaatsarcJniv zu Marburg i. H. ent-
nonunen); es kam hierzu, dass ich inzwischen schon andere Arbei-
ten ßbemonimen hatte, welche nachmals meine Zeit über Erwarten
stark m Anspruch naiimcn; so wunle denn der Abschluss meiner
VfiTöffentlichung lange hinausgeschoben. Doch lagen schon unge-
fiilir die ersten zehn Bogen im Druck vor, als die Wolfsche Arbeit
^^chien, welche sich eben mit diesem ersten Theil der meinigen
cliMnologisch fast völlig deckt und gerade für mein Thema eine
M(? brauchbaren Materials enthält, jii auch Vieles auf Grund
vollständigerer Kenntniss bereits ausführlicher und currecter dai'-
stelli als GS mir möglich gewesen war. Ich kann nur bedauern,
^ ich die Resultate Wolfs nicht mehr für mich verworthen
konntej doch daif ich hoffen, dass auch jetzt noch die oreton Ab-
**^nitte meiner Arbeit einigen sclbststäudigen Wertli besitzen.
Was ich hiermit dem wissenschaftlichen Publt(;um übergebe,
^>tte ich als eine Studie zu betrachten , weJciie nicht den Ansprucli
^*t:lit, ein geschlossenes Bild zu bieten. Um den vorgezeichneten
^^*limon ausziifiülen, bedürfte die Darstellung mohr als einer Ergün-
*^g, die ich dem Fachkundigen nicht werde zu nennen brauchen.
Auch wäre es wohl angebracht gewesen, sie nicht mitten im Ver-
Episode abzubrechen. Es war aucli ursprilnglicli m
Alisicht, sie wenigstens in den Oruiidliiiien bis auf den Äbschluss
des franzüBisi-lien RoligioiiBkiieges fortzuführen. Diese Foi-tseteung
hätte aber sehr unbefriedigend aus&illen müssen, weil mir über
d&B in der Literatur Vorhaudeue kiuauä nur noch venig« und
zwar tragmcntarisebe Materialion zu Gebot standen. Namentlich.
al>t'r war es mir /u Marburg nicht gelungen, auch nur das min-
desto Neue zu finden über Vorgänge, dftren Behandlung sich dem
zehnten Abschnitt meiner Arbeit fast immittelbar hätte aiifichliessei
müssen: über das Erscheinen der Hugenotten auf dem Waldta^
zu Frankfurt im Herbst des Jahres 1562 und dio Verhandlungei
■welche dort mit ihnen gepflogen ^mrdcn.i Da nun durch dio obei
erwähnten ürastiinde das Erscheinen der Arbeit ohnedies wide
Erwarten verzögert war, entschloss ich mich, sie kurz abzubrechen
in der Hoffiiung, dass die Zukunft mir noch vej-gönnen irürde, ai
die letzen Ijobensjahre des Liandgrafeu Philipp zurückzukommon.
Bei den arclÜTalischon Stadien für meine Zwecke ist mir
von verschiedenen Seiten zuvorkommende Unterstützung zu Tboil
gew(trden; und zwar zunächst von den Beamten der königlich
preussischeu Staatsarchive zu Marburg und Berlin; sodann van
4
1) Eine aateom&SBigo Dutorsurluiug eboii di«»er Vor^Knge VfünlQ vielleiolit j
für niiBfrv Kenntnis?* der Wirlisamkyit Loudfiraf Pliüiji]« nicht unergiebig hloibeu,
Lo Idibuurcur (Muni, de Citsicloau, ndditioDS U, 5<J) H-hciut aus rranzüäscliea
Quollen oinigo Angaben darübor gescliäpft zu habun. Sie ßadon sieh In oiDor^
korsen Skizze dt>r Porsötüichkeit Landgraf riiili{>]>ä^ wekhü nol^on falsclion An-
gaben einige »ehr treEfcndu Bemerkungen cathiüt. Ich kann mir naditriiglich
iiiuht voTBagea, dieselbe der Ilauiitsache nach mitzutheilen: ,0« londgrave ent]
an coeor iiroportLounü ä Ui gnuidcor de sa nai&ianoe, qui Inj fit entreprend
des cfaoses au-dcssuä de an fori;c et de l'optniou qu'ou avoit do sa valeur;^
car tl se ründit le (ii'inci|ial cJiuf du partt das rrutetitans . . . II en Tut quib
pour cinq ans de prison, ostant pris et dcfait.; niais il ii*en sortit qne pln^^^
anhiiß poav lo pnrty de THoresie, qn'il tint toujours on AUomagne et qa'il^Ä
mamtiot eneore i'n France, tant par I'flssistanco qu'il procura aux HuguDDot:
nuproB doB l*rinc(.'3 rrutcstaus. nao par lo secours d'hommea qu'il leur envoyi
SOU& la conduitu de wu Marechol. Ce fut luy qui muyenna l'audicDO-
I
VoPffort y
dem ersten Bibliothekar der ständischen und Landesbibliothek zn
Kassel, Herrn Dr. Lohmeyer, und von der Leitung des kaiserlich-
königlichen Haus- Hof- und Staatsarchivs zu Wien, denen ich
die Mittheilung handschriftlicher Data verdanke, welche ich persön-
lich zu sammeln nicht in der Lage war. Ihnen allen spreche ich
hiennit meinen aufrichtigsten Dank aus.
Breslau, im Februar 1890.
Arthur Hcldcnlialn.
de Spifame (aaf dem oben erwähotOD Wahltage zu Frankfurt), qui Iny fit
actorder ce qu'il demanda de la pari du princo de Coude, et qui
par son credit fit mettro au Ban do l'Empire los Rei&tres, qui sonroycnt lu
loy Charies IX ot le party Catholique (vgl. p. 445, ÄJim, 81) etc. — Landgraf
Philipp war auf dem "Wahltag zu Frankfurt nicht persönlich auwesond; doch
Terweilto dort in seinem Namen Anton von "VV''ersab6, der oinst als Pago seine
Gefangenschaft mitgemacht hatte (seine Instruction findet sich zu Marburg)
DnJ Landgraf "Wilhelm. Corrospondenzen mit dem Erstcrcn fand ich gar nicht;
TOQ Letzterem sind eine Reihe Schreiben vorhanden, die al)er nicht das Mindeste
Ton politischer Wichtigkeit ontlialten. Sofern Stücke wichtigeren Inhalts vor-
handen waren, müssen sie wohl in früheren Zeiten der Verwahrlosung einmal
herauBgesucht, bei Seite gelegt und unter den Actenmasseu des Archivs ver-
schollen »ein. Doch fordern die Angaben Lo Laboureurs wohl zum Nachsuchen
auf, denn was er vom Landgrafen erzählt, passt zu gut in dessen Rollo, als dass
man nicht wenigstens einen wahren Kern darin vormuthon sollte.
Inhaltsverzeichniss.
Erster Abschnitt.
Einleitung.
Seite
^Unzulänglichkeit dos Religionsfriedong. Fortdauerndes Miss-
trauen der Confessionsparteion und Anwachsen der Spannung in den
folgenden Jahren; Gründe dieser Erscheinungen 1
l^'o unionspolitischon Bestrebungen. Ursprung der unionspoliti-
schen Tendenz; Stellung der confossionsverwandten Fürsten und
Stände zu derselben im Süden und Westen — Norden und Osten 8
Kurfürst August von Sachsen, der vornohmsto Gegner der
Vnionsbestrebungen; seine politische Lage und die Gesichts-
punkte seines Verhaltens 10
Zwelt«r Abschnitt.
Die religiöse Spaltung unter den Protestanten und die
kirchlichen Einigungsversuche bis auf den Reichstag
zu Augsburg im Jahre 1559.
^'o Orthodoxie in Niedersachsen und Mitteldeutschland, ihr Kampf für
die „reine Lehre"; ihre polemische Methode. Die vomehmlichsten
Angriffspunkte. Leidende Stellung der kursäöhsischen Landeskirche. 15
^itiative zu Einigungsversuchen aus dem Innern der Orthodoxie heraus;
die Forderung der Condemnationen. Ablohnende Haltung der Ge-
mässigten. — Friedenspartei unter den Landeskirchen; die Fürsten
in derselben; ihre Forderungen. Polemik der Orthodoxen gegen
dieselben 18
^*^i7og Christoph, der erste Urheber protestantischer Einigungsconvente.
AV''ider8tände gegen diese Teronstaltungen. Anfangliche Haltung des
Landgrafen 20
^^x erste Frankfurter Eecess und sein Misserfolg bei den Orthodoxen . 21
^^a Religionsgespräch zu Worms und das öftentliclie Schisma unter den
Coufessionsverwaudten 22
Stellung des deutschen Protestantismus gegenüber Spanien und Frank-
leich; Anschauungen des Landgrafen darüber 24
vm
Inhaltsreneioluiiss.
Auswärtige lAge im Herbst 1557. Aufstetgende Besoi^iss vor oiner
Ccialition der kathoUsdien Uächtu im Aualaud Umscbwaag in der
auswiirtigOD Politik des I^idgrafen
ZuHammon/allGn dioser Wondung mit dem "WorTO-ser SLliisnia. Bodcutung
dos letzteren für den deutschen Protestantisrnns. Verachiedcnartige
Wirkung aui die kirchliche Haltung dor Confcssionsvoi-wandtan.
Mclanchtbou and Kurfünit August. Dor Landgraf beginnt von
Neuem selbstätandig Ciiiuusi>oIitilL zu troiboa ........
Yürveriiandlongeu zum protestantischen Fürsteuconvont auf dem Wahl-
tag zu f^aukfuri 1558
Der zweite Fronkforter Reoess und seine Ausführung, ein Compromiss
EWTRchon den Absichten der Unionspolititer und dor oonsoiTaüven
Richtung Kursachfions. Miascrfolg boi den Orthodoxen; Sieg der
tircbUchcn CoosorvativitÄt in Kursachsen
Der Plan oiuos Couvcut."« dor Bocet^sfurstec zu Pforzhoim und sein Scheitern.
Die Ahsagösuhrift di^r KurfürstoD August und Joachim : ein Idrcbon-
pohtifiches Programm
Der Plan eines Convoota aller coufeasiongverwandten Fürsten vor dem
Reichstag und sein Scheitern
Drilt^^r AlHHihnltt.
Vorsnche des Landgrafen, ein SchutzbÜndniss dor
confesBionsvGTwandten Fürsten zu stiften, bis auf den
Reichstag zu Augsburg 1559.
I)io politisoho Seite in Ann ücionshestrebuut'en des Landgrafen; Gedanke
des Schutzbündnisses. Erster Versuch zur Zeit des rranifurtor Wahl-
tags und Schoiteni dessallieD. Krage nach den augenblicklichen Bo-
weggrilnden diesos Versuchs; einige characteristiacha Züge im Vor-
gehoij doB Ijmdgrafen
Sohwierigkeitcn einer Bundesgrnndung, im Bosondom dio consarvativs
Richtung der Zeit. Dio Vertreter dorsolben ....***,.
Abwandlongen der poUtisoben lüge biB zum Herbst. Verschfirf^g des
Zwi(?spa!ts unter den Prote«tanten^ Bu^orgiiissö aiilüHsliuli Jur Logo
im Aoaland, des Streite z-wiscben Pap^tt und Kaiser i^tc. etc. Zweiter
Antrag des Landgrafeti auf ein SchutzbÜndniss; Scheitern am Wider-
stand Koriürst Augusts; Kritik der Onindc des Letzteroii ....
Vierter Absohnitt.
Der Plan einer deutsch -sdivoizorischon Ooncmlsynodö '
und eines protestantischen FQrstcnconventä auf dem Reichstag
zu Augsburg 1559.
Vorspiel der Verhandlungen auf dem Reichstage: dio flacianiBche Ortho-
doxie orkltirt durch das weimamohe Confutationsbuth ihre Polemik
in Permanenz. Verstimmung unter den (Wfessionsverwaudten.
Dor Landgraf tritt mit dem Vorschlag einer deuttich-
scbweizeriscbcn GenoraUynodo horvor
n
InhaltsTorzelohniss. ix
Seite
Rückblick und Vorschau über die kirchlichen und politischen
Bestrebungen des Landgrafen.
Der Umschwung zur Zeit des "Wormser Religionsgesprächs. Wo siad die
objectiven Gründe deBselben zu suchen? Persönliche Anschauungen
des Landgrafen im Gegensatz zu den conservativon Theorien, vor-
oebmlich Kursachsens. Letzte Ziele der daraus resultirenden Politik 59
Pohtischer Gedankenkreis im Bosondern. Vorahnung einer
grossen Reaotion des Eatholicismus, erläutert an seinen Betrach-
toQgea üher die politische Lage im Beginn des Jahres 1559. Bein
Pessimismus; Eiitik desselben 63
Das Streben nach politischer Union des deutschen Protestantismus und
Allianz desselben mit dem protestantischen Ausland als Consequenz
sciuer Anschauungen. Nähere Begrenzung dieses Ziels .... 70
Religiöser und kirchenpolitischer Gedankenkreis im Bo-
sondern. Dogmatische Stellung des lAndgrafen ; freies Urtheil
über den Character der kirchlichen Streitigkeiten 72
Consequenzen dieser Urtheilsweiso. Vorstellungen von der Gestalt der
erstrebten Union. Kritik der Aufrichtigkeit Optimismus in Beur-
theQung der Aussichten 79
diplomatische Methode seiner religiösen Unionsbestrebungen und Mängel
derselben 82
BöckbUck auf die unionspolitischen Bestrebungen vor dem schmalkal-
dischen Krieg ' . , . 86
Die Verhandlungen auf dem Reichstag.
"6r I^andgraf sucht Anhänger für den Plan der Generalsynode. Kurfürst
August hält an dem Programm vom vorigen Herbst fest: Vorbedin-
gung jeder allgemeinen Berathung die allgemeine Anerkennung des
lYankfurter Recesses. Herzog Christoph für einen Gonvent der prote-
stantischen Fürsten. Der Landgraf sucht diesen Plan nach seineu
Gedanken zu erweitern, giebt alsdann dorn Kurfürsten von Sachsen
gegenüber in der Form nach um die Verhandlungen nicht zum Still-
stand zu bringen, sucht jedoch die Freiheit der Vorhandlung und
Beschluasfassung im "Wesenthchon zu retten 86
^^ ursprüngliche Plan des Landgrafen bei Herzog Christoph abgelehnt;
das kursäohsische Programm dringt auf dem Reichstag durch. Land-
graf Philipp ergiebt sich unter Bedingungen, welche die Freiheit
der Verhandlungen wahren sollen und sucht Johann Fiiedrich für
den FranUurter Recess zu gewinnen. Misserfolg 91
^'*^ Stellung Kurfürst Friedrichs des Dritten zu den theologischen Händeln
und der Abendmahlsstreit in der Kurpfalz. Verhältnis» zu seinem
Schwiegersohn von Sachsen -AVeimar. Er verweigert seine Mit-
wirkung zur Durchführung des kursächsischen Programms. Die
"Weimaraner weisen den Recess zuiück. Fruchtlose Auflösung der
Verhandlungen; unklarer Endzustand 96
InhaKeversäichniss.
FitnniT AlHM'Iiuitt.
Kirchliclie unil iwlitiuche Unionspläne von Ende 1559
bis Mitte 1500.
Die Gestaltung d^r Ijige wühreiid des Reiclistags und dor tTreprong der
Qoueii Einiguiij^sveHianillutigeo (Verschärruug der Pai-teigegoasflUe
auf dem Ueichstat; und (Jründe derselben. Abwatidhiugt^u der politi-
schoo T^B nnd ihre Eiinrirkxing auf die Stimmung der (iiiifossiotis-
voTwondton)
VerhiUtnissc und Stimmung Tührond der Entwicklung dor neuea Einiguugs-
TerhfludlungoD
Ürtheil über die argwöhnische Stimmung der Evacgoliscbcn ....
Die neuen kirchlich -politischen Einigung^verhandlungen.
Kntnuithigoiig der UiiionitliestJ'i^bungeii uat'b dem Roiulistag
Ilerzog Christoph trffgt hei Pfalx und UesRen auf den Versuob einor
lirchlicheiii und pnlitiÄcIien Kinigung no. Üeschlusjs einer gemoin-
Bamon OosandlHchaft zur Bekehrung Kurfürst Angustd. Entätehung
dor Instraotion
Godonken über die religiöse Veroinbanutg im Entwurf Ijindgraf Philipps.
Wer ist der erste Urheber des Gnmdgedankous zum Xaumburgor
]rün{teiit4ige? Qrundlagoa dor kircblichoo Union in dor ondgüItigeD
Instruction
Dor Oedanko des Schubsbündoissos im Entwurf Landgraf Philipps und
in der eudgülügon Instrui^tion
KurfiirHt Augnflt, Kurfiin^t .loat-him, MelandiUinn , dii* kursHchsischcn
liätbo gügeniibcr ica I'UUiqq der südweift<leut8chcn Fürsten. Öehei-
tem der Gesandtschaft
Erörterungen welche anläsHhob der Aldelinung des Unionsplans gepflogen
wurden. Vcrgloichentl!' Würdigung dor UniciuHpobtik , vornehmlich
im Sinn des Landgrafen, und de» sSchäÜKhen Systems. Zu.>!aniiucn-
hang dor conservativon Grundsiitxe Kurfürst Augusts mit sumer
HaiLS|K>Ütik
Zeitweises Erlöschen aller Aussichten auf Einigung des
deutschen Protestantismus. Innere Lage desselben um
diese Zeit.
Dio kirehlichcn Verhältnisse io Kurjifalz, die letztvcrgangonon Einigungs-
vorbandlungün und Juhanu Friedrich von Sachsen
Plan einer orthodoxen Partcit-ynodo l>ei den Zeloten in Thüringen and
Kieder»uchsen; Suhettern ded»elbeu. Hessisches Sjrnodalgutachtcn
(vgl. Berichtigungen zu p. 1-12) und Auslaseungon d<s Landgi-afen
dai-ül>er
Macht vürhäitniss der Orthodoxie und der gemässigten Richtungen um
das Jahr 15C0 .
InhaltaTerzeiohniss. XI
Seite
Seelister Absehnltt.
Die Beziehungen des deutschen Frotestantismus zu
den reformirten Kirchen des Auslands und zu Frankreich
bis ins Jahr 1560.
Die deutschen Kirchen und das reformirte Bekenntniss
bis ins Jahr 1560.
Lebendigkeit des Unionsgedankens in der Schweiz. Calvin, der I^md-
graf und Melanchthon 147
Stillschweigende Anerkennung der reformirten Kirchen bei den gomüssig-
tea Lutheranern. Intercessionen für die Waldenser and Hugenotten
1557 — 1559 151
Dnldaaine Haltong Württembergs in diesen Jahren and Beschränktheit
dieser Duldang 154
^^IiDälüiche Aeaderang der württembergischen Kirchenpolitik and Gründe
derselben. Die Mischung der Bekenntnisse in Deutschland (Aagustana
von 1530 und Variata) ; die Frage nach dem Verhältniss der Refor-
mirten zur A. C. und der Boligionsfhede . 156
^^iHto Anzeichen des kommenden Umschwtmgs in Württembei^ (das Be-
kenntnis V. J. 1559). Ausblick auf die fernere Entwicklung . . . 158
^ Umschwung in Württemberg und sein Zusammentreffen mit dem
Tode Helanchthons in ihrer Bedeutung für die Vollendung des prote-
stantischen Schisma (Die letzten Lebensjahre Melanchthons und der
Abendmahlsstreit in Bremen. Ausblick auf die Fortentwicklung
der bremischen Händel und ihren Einfluss auf den endUohon Aus-
gang der Unionsbestrebungen. Rückwirkung dieses Ergebnisses auf
das Yeiiiältniss der deutschen Protestanten zum reformirten Ausland) 160
Beziehungen des deutschen Protestantismxis zu Frankreich
bis Ende 1560.
^toressengemeinsohaft zwischen Frankreich imd dem deutschon Prote-
stantismus vor dem Passauer Vertrag und zur Zeit des letzten
spanisch -französischen Krieges. Protestantische Illusionen über die
fninzösische Politik und Enttäuschung derselben. Erkalten der
Freundschaft 165
^'ötidgraf Philipp und Frankreich bis auf den Frieden von Cateau-Cam-
brösis 167
"ie Parteien in Prankreich am die Zeit des Thronwechsels 1559. Neue
HofEnungen der deutschen Protestanten nach demselben ; Enttäuschung
durch das Regiment der Guises 167
'-^tzter Versuch des Landgrafen, eine Wendung zu Gunsten des Prote-
stantismus herbeizuführen; Schwinden der letzten HofiEnung. Er
wendet sich von Frankreich ab 170
\
SU InhaltSTBizeiolmiss.
!
'i
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Zeit der bogOQOttificbeii Veraohwöniiigen. Dio Versülnvbnmg von Am-
boise ttod dio duutsclicn Fürsten (vgl Borichtigurtgoo). Dio Ge-
sandtschaft des Difioho& von Beonee
FranVreich Iiis auf dfn nwoiton Thn.uwpclisel Endo lüÖO. L'nos{iiUil
uod soin poUtiäcbee S>'Btem. Der Köni^ vun Nararra, aeioo Stol-
lunf; im Protcetaotisinus und fteine Hauf^pnlitik l'i
Frankrpiph unter der Repootsiliaft der Köui^^in Muttor. Stellang und
iiouo Politik NavarroR uiitor dorscibon. Pulitik d<-r Rugentiu. Neue
AussiclitcD dos rrotostADtismas ; ^^trobeo nacb Annähenuig an die
dcutsohi^a Protcstauten. nieicbxeitiger Stand in Üeutsohland ... li
Siebenter Abschnitt.
Der Füretontag zu Naunibui*g uiul der Sieg der Orthodoxie
in Niotlersat-hHon. Anfadiwiing und Niedei*gnng der nnio-
nJstischen Ri<!htung im deutseben Protestantisniu&
Ursprung des Planes zum Naumburger FürstenUg: und
Vorverhandlungen.
Jobano Friedrich in der Pralz; ('ollo*iuium zu Ileidplbyrg. Oloichawitige
Vorhandluuj^n zwischen Württemlorg und Zweibrücken über einen
neiioti Füratyiiconvent U
C-onfcvenz in HiUbacb. Die Conoikfrs^e und die Spaltuiifr der Prote-
stanten. Vorschlag einer CoUecti^'unterscImft der A, C. Johann
Frietlriuh willigt ein auf dio Condom rintionon zu verziohteu ... It
.Johann Friedrieb nud Wolfgang beim Landgrafen. Warum stocken die
Verhandlnngen ? 1 (
Frauzösische Botschaft über die Vorbereitungen «am ConciL Sclireckcu
bei den confessioitsverwandten Fürsten; die Verband lun gen gomtbcn
in neuen i^ufe. Augimt von Hachsen willigt in das HiUbacbor
Programm 1
Fortachritt d*'r Verbaiidlnngon. Aiisschlu&R aller politischen J>agen;
Vorzieht auf die Thcilnahme dos Auslands. Uns oiidgültigo Pro-
gramm des i-'onvcnts 1!
Herzog Johann Friedrich wilhrend dor Vorverhandlungen 1'
Der Fürsienlag zu Naumburg.
ErÖffitungBtag und Dauer. Zosammenrallcn mit dem Kreistag zq Braun-
schweig. ZusammuDSetzung des Conveiits. Uebenriugen der fhod-
licben Tenrienz. Kegünfitigendo Unutände 2
Ente Berat hnnitcii aa<l ErM-hlDk««'.
Vorspiel. Das Etnladon^obroiben und dio Frogo nach dem autlien-
tis<:beu Text. Correspondena darüber vor dem Convont mid Ver-
tagung auf die Benithungua
Erörterung der Frage in den ot«ten Sitzungen. Wjderetreitende' lSym>
pathiea, Interesaen und Vorschlüge. Der Gedanke der Vorrede als
InhaltsTerzeichniss. tttt
Seite
eiacs Weges zar Yemiittlimg. Vertagung des Beschlufises; Collatio-
ninuig aller Texte 210
Beriebt des Kanzlers Distelmeyer über die Ergebnisse der Collationinuig
und die Wohl des ExeropUrs 214
SrgänzQDgen zu dem Bericht Dr. Bistebnoyors 222
Bemthoiigen über die Vorrede während der letzten Tage. Verhandlungen
über die Anerkennung weiterer Bekenntnisschriften. Die abgelehn-
ten Anträge und ihre Bedeutung 224
S}7nptomo verdeckten Zwiespalts und Regungen von Oppc^ition; Sorg-
losigkeit der Mehrheit Der Entwurf der Vorrede; die Pr&tension
der dogmatischen Einheit aller Confossionsverwandten und die Uebor-
gehung der „Secten und Corruptelen" 220
Die Tafe der Hpaltang (30. Jinsar bis 8. Febrnn).
ßjß Vorrede im Plenum; Einwendungen und Antrage auf Namhaft-
machung der Corruptelen. Johann Friedrich und Ulrich von Meck-
lenburg. Gegenvorstellungen, ßeden des Landgrafen gegen
die Unduldsamkeit Allmähliche Beschwichtigung der Opposi-
tion; Uunachgiebigkeit des Herzogs von Sachsen. Allgemeine Ver-
legenheit (^Nuntien und kaiserliche Commissarien in Naumburg).
Vertagung der Berathuugen; Versuch eines Au.sgleichs zwischen
Johann Friedrich und dorn Kurfürsten von Pfalz 232
ßeticht des Kanzlers Distelmeyer über die Unterhandlung zwischen Jo-
hann Friedrich und dem Kurfürsten von Pfalz, Kurfürst Fried-
richs Bekenntniss vom. Abendmahl, und die Einreichung der
sächsischen Frotestschrift 238
Iter dritte Februar. Abreise des Herzogs von Sachsen. Der Inhalt der
Protestschrift; Entstellung der Vorgeschichte durch dieselbe. Vor-
trag Dr. Mordeisens über die Vorverhandlungen zum
Fürstentag. Vortrag des Kurfürsten Friedrich über sein
Bekenntniss vom Abendmahl und die Entlassung seiner
lutherischen Geistlichen. Aufnahme in der Versammlung;
Stimmung am Tagesschluss 241
Einigung nnd weitere BewhlDiiKe den ConTentn.
I^or vierte Februar. Die Unterzeichnung wird beschlossen. "Wer hat
die Naumburger Beschlüsse angenommen und wer nicht? 247
^' Qtersuchung über die Tendenz der Naumburger Beschlüsse 250
Letzte Acte des Convents. Abfortigimg der Nuntien nnd Beschlüsse,
betreffend das Öcumenische Concil. Anlauf zu Vereinbanmgen mit
dem Ausland. Abermalige Anerkennung der französisehon Kirchen.
Beschlüsse über die Ausführung des Becesscs und seine allgemeine
Einführung in Deutschland 272
Die Naoh Verhandlungen. Umschlag und Rückgang der
freisinnigen Strömung.
trfolg des Eecesses in Süddeutschland. Gesandtschaft zur Bekehrung
Johann Friedrichs 274
UV
InholtsTerzelohmss.
Aenderung der I^ge durch don Kreistag zu Braunsohweig und die Eut-
Scheidung dys Bremer Abeuduiahlsstroits im Sinn der Orthodoxie . 2i
Antwort Johann FriodrichR auf die Botsßhafl der Naainhnrgor Fureten 21
Markgraf Uans dcsavouirt die Naumhiugcr Vonede. Bfsaoh des Nun-
tius in Berlin. Kurfürat Joaidum Uiast sich einschüchtern ... 2'
VerhaiidJangea swischeti Joachim, August, Wolfgaug und Ohii^Ofh. Es
wird boachlosseii, vor Einbdimg der niederdoutm^hen Sttode dem
HtTKOg von Sachsen eine orüioduxe CoUectiverklüriLiig über da»
Ahciidmalil auHzuntelton, nm ihn ku gewinnen 2f
iSt'lilu.ssbetrachtung. Di« ResiUtate des Naumburgor Tages beroits zorstort
iUcrkwirkung dieses Ergebnisses auf das Verhaltniss zum Ausland 2t
Der Landgraf wjihrcnd dur Kackverhandlungen 2f
Achter Abwhitltt.
Bis auf das ReligionsgesprSch eu Poissy und die fmcht-
loso AuHSeimg der Nnchverhandlungcn zam Nanmhnrgt^r
Fflrstentfig. Der Plan einer orthodoxen Erkläning Übnr
die Nachtmahl slelire und dio KntwQrfo zur Unterstützung
des Protestaiitismub in Fraukreiuh: zwei panülelo Yar-
handlungen Über Anerkennung oder Vensrerlung des refor-
mirten Bekenntnisses. Das Schicksal der politischen Unions-
gcdnnkcn in dieser Periode.
Beziehung'en zu den Hugenotten und Verhandlungen über
die Intercession in Frankreich bis in den Aug'ust des
Jahres 1561.
Eriimerung an frühoro BozlehungciL Bnyhlogung in der Zeit der huge-
uottieuhen Vurschwürungco und WioderauknüpFimg nach dcmThran-
weobwil (Sturm und Uotoman). Die Naumburgor Interoassionäächioi-
ben und deren religiöse AoEEossung 2t
Kü&klanf der freieren Sti-öniung in Doutechland. Der Laadgraf, von
den Nach verhandlungeil zum Fürateutag unuuterriciitBi, glaubt auf
den KeRidtatcn iteBsi^ÜKsn forthauoD su können und Rihlögt eine <ie-
sandtschaft an Navarra vor 21
Verhandlung über diesen Plan. Infolge der Ablehnung durch Kursach-
seii bleibt es bei dor Abseadung der Naumburgor luteroessions-
Hcbreilien. Der Landgraf fordert zum ersten Mal Untor-
stützuDg der Hugenotten mit Truppen 2!
Franferolch seit dorn Tbrunwoühsel . 21
Mavarra knüpftVerbinduagen mit den confeasions verwandten
Fürston an. S^iiic Ageot-.'n. Halornan und TiTcmelUo. Ihre Aufträge 3«
VrrhwulInnxtMi Ober die Anlrilir dm KShIkh Ton >'aruTa.
1) ühor di«> Oesai idtschaft an die Köuigin-Mutti^r, lioreitwilli^'ktil Fried-
richs und Philipps. VorgcbUcho Corrcspondenz Phüipps mit August
von Sachsen bis zur undgältigcn Ablehnung 3f
Inhal tsvffrzeichniss.
XV
S«Jt0
SteQung dor oxoliisiv luthoriscboii rüreton 308
Uetzog OUrisU'iib umi 'üe Oesaodtscbaft. TolleDduufi tlos Uiuscliwungs
ta ii>»r württfnil^or^nac-heii Kir-[it<njiuUttL- uri>l Hückwirkung doüs^U
ben. Dio Verlianiilungon Kcb!opi>nn sicli fruclitlos hin 309
|.2) iba die Bitte um riitorstützuii{j; und dcfi Antrag auf ContudiTation 310
KraBkrcicb bl» mat im» ColluqniBm zn PuIm^.
^tpm der CDtscht'idonden Pcriodo in Fnmkratch. Navnrra, Dt>utst-h-
IumI ucd S|aiiicn. Batirt dor kirchlich«' Abfal] Navarms otis dlesor
'Mt imd W"'h-.heu Anthril hat au ihm dio Haltung dur d'-utwhrii
LDtht-raner? Dio Kt>gii»riuig auf dem Wege dor VemüttJiing . . 313
UachiMtiomiti diT ßuii«»s gcgwn dio K*»gioiniiig8iJoUtik. Sio sui:h(*n Vm--
hJudung mit den deotAchL'D LnÜionuioni. Anfaug ihror Bczichuu-
gta tn Herzog Chrii-toiih 319
I^D^biefar zu doü dcntscben Verhandlaogen über luterces-
sioQ in Fraukreioh 334
Die VerhAndtungen über Inlercession in Frankreich ver-
schlingen sich mit den Nachverhandlungen zum fürslen-
tag. Fortführung beider bis zu ihrer AuTlösung.
^ Dlnlenittcli^dsQbe Stftdtotag zu Lünr-hiirg uiiii Koinrt lIo.solutioncD über
die Naumhorgor Yorrodo, ein iwuos Manifest der exclosivcn Ortho-
dnxio 330
"äekblick auf die Stellung der vomelunston Fürstt-n seit di^m L'onvt'üt
tu Naumharg. Vereuthe Landgraf Tbilipps, die Vollendung des
l^aunihia'ger Einiguii|,'NW''rli8 itii Sliino der Duldung b'rhoizurülm'ii 3*27
Mj^ riiilipp (»rhäll Ali tUi tili uug von di-n Nachvi-rhaudlungi-n zum
Füniti'utng. RuckJiiiHscruiig. Er wdiiscbt Eutscln-idung di^r gcliwc-
lu'odt'u Frngt'n durch eine lutherisch -rcfomiirte Sj-nodo, Ti^rsimrht
aWr dit.' Declaration an Johann Friedrii^h suineo Ocistlichen vorxu-
logcQ 331
ZiTl«rb<*iinil« bU utf die TmaRimliiiK drr hrtuUph'rn (l<>!i>tilrIi(*H.
GmUnlii' d*,T Synudi> find>.'t kuiuea Anklang. rbiUiip wird vor di'n
^KVfinghscheD Irrthüm-.-m'" vorwanit 334
^^ Gv-SÄhdtÄi'itafl ntu-h FrauJirvich soht-itort midgültig an der Haltung 334
tWürtteiultorgs (Eiiifiodf der Vorhaiidlungnn: Kriodrich, Philipp und
der Gfdaukc i-iuc!^ R^-ligionsfricdttis in FraiiLToieh : ein Beitrag xur
Charaktf^ristifc der beidoo FürstenJ 334
Utmg dw LiuidgiafoD am S<jhL'idfweg zwisohon Nachgeibon und lao-
lirnflg 339
Sie keiidM-br IjtndPiiMfiKidp. FlulfnkrH Atn l^nilKrnf^B und Hphcltem
■Her trrhantllDBiicn über KlnlkuiiK In Ileut*r]il*D(l.
Bpumluug diT hfM-is-Oifii {»«istlicbiMi in K:i-w>l. Ihr <Jutacht»'n; Kri-
■Ä di'KSidben (das tiuiaf-h(*'n dur Tbonluiiii'ii zu I^-i^xig und Wltlon-
terg ät)or dio Aheudinahlslehn-) 340
XVI
^ihiHsreneiolmtSB.
Der I.aii(lgrar bewilligt diß Declai-ation aii Joiuuin FriMiricb. Kritik die-
m>a ßcliritts im Zusammenhang mit ät>inc>r oIlgemeiDun kirühen|H)U-
tischuQ ÜAlhin^ lind K^ztes UrthcU ülH>r dii^solbc*
A]](» VerlmncUuiigen orwcisun sich endlich als fruchtlos
Kirchliche Lag"-' im Uerbst I5ÖI
Politische Un Ions vorschlage des Landgrafen im Jahr 1561
und Scheitern derselben
(Erste Ac>u8scruiigoD iIoh Gedankens der intornatioimloii Allianz) . . .
Neiintw Abschnitt,
Vom RelitHonsgespi-äch zu Poissy bis auf die Zeit de»
OonciU und den Ausbruch de« ersten Hugenottenliriegee.
Die Tranzüsische Regierung am Scheidewege. Die Zeit der
Hinneigung zur Reformation und zu den protestantischen
Fürsten Deutschlands.
Dofi R«<tigii)asgt:H{)iüch su Poissy und sein Sohtntem. Die Rc^arung
lit«chliL«st den Dualisrous dur Kolto uuuaTilhi'en. Dio Htiu()tor des
Katholioismas xiuhen sich zurück. Ueborgewicht dt»R Protestuitis-
niuB .111) Hofe
T)cr K<>ni^ von Navarra %'it dßm Jolt II^Ol. Uotorhandlungen nach ollen
Sdten. Einladung deutschet- Tlieotogen auf das Roltgionsgi-spräcb.
Dio deut8ch<:'n Theologen und der doutaohu Abeudmalilsstreit In
St Of>rniaia. Navarra regt ein dcutfioh-franitüsiRchus Ht^hgionsj^iv
gprfich zur Hrratf'llnng einer Ähi^ndmahlsconcordie an
SitnatioD der Rcgi^ntin. Das Gesp':>iLSt dos Kriogos. Sie denkt daran
Hilfo bei den Hugenotten und den deutschen Fürsten zu suchen.
Ramhouillet !uid Ilotomau in Duutschland. Hin» Botschaft, hotrof-
fond das Concü. Ihi'e politische Mishion
Verhandlungen der deutschen Fürsten über eine poliüsche
Union der deutsehen Protestanten und der Gedanke der
internationalen Allianz bis auf die Conferenz zu Bruchsal.
Das Üesp^cBt d(s Krieges im Reich. Aufregung im Süden und Westen,
gela&^ne Stimmung im Xorden und Osten. Schreiben an die Orau-
bündner
riiiUpp beantragt bei CTiiiatoph van Neuem ein Schutzbündnisa. (Traf
der Antrag zoßammeu mit einem firauzösischon auf Couröderation?)
Der Uerzog stimmt zu. Seino Versuche, allgcmoino Htlaossn^geln
eegen die Kriegsgebbr zu veranlassen. Schwähisoher KnuHtag zu
Ulm
Weitere Alarm nachrichten beim lAudgrafeii. Weitere Schritte zur
Verwirklich uag des Büuduisses. CoDi;eptJt>u der intern atiouiUea
Allianz
InhaltsTerzeicImiBS. xvil
Soito
Erörterungen über den Plan eines Religionsgesprächs
nach dem Vorschiff des Königs von Navarra, durch-
kreuzt von den Verhandlungen zwischen den Guises und
Herzog Christoph bis auf die Conferenz zu Bruchsal.
Thätigkeit der Guises in ihrer Solbstverljatmuiig. Einladung deutschor
Fürsten zu einer Conferenz. Herzog Christoph geht in die Falle . 385
Enckkehr der württombergischon Theologen aus Frankreich. Herzog
Christoph and der Gedanke eines deutsch -französischen Iteligions-
gesprächs. Seine Antwort an Navarra 387
Der Undgrof und Kurfürst Friedrich für das Religionagespräch . . . 389
Coafcrenz zu Zabem zwischen Christoph und den Guises und Erfolg der-
selben. Der Trugvorschlag eines Religionsgesprächs zwischen Luthe-
ranern und Coocilsvätem durch Herzog Christoph angenommen . . 390
Rambouillet und Hotoman abermals in "Württemberg (Inhalt der Bo-
rathungen?) Ein zweiter Conlöderatioasantrag Navan-as. Christoph
lehnt ab und unterbreitet Navarra die guisischen Vorschläge. In- -
zwischen ist Letzterer öffentlich übergetreten 303
Die Unionsgedanken des Landgrafen und der Antrag auf
ein lutherisch - katholisches Religionsgespräch auf der
Conferenz zu Bruohsal.
^ugenbUcklichor politischer Hintergrund der landgräflichen Pläne . . 395
^ Landgrafen Entwurf zu einer deutschen Union und internationalen
Allianz der Protestanten 398
Die TpTkuidlaiiffen der ConfereDi.
') t>er guisische Yoischlag zu einem lloligionsgespräch. Herzog Christoph
als Vertreter der Guises. Kritischo Nachrichten aus Frankreich;
Ablehnung des Antrags. Herzog Christoph bebarrt in der Verblon-
duDg. Der Landgraf über die Guises 400
(Beitenblick: derAusgang der religiösen Einigungsverbandlungen inBeutsch-
land um diese Zeit und Landgraf Philipps kirchliches Testament) . 402
3} Landgraf Philipps Anträge und ihre Ablehmmg 403
Die ungeschriebene Liga der protestantischen Fürsten.
Stand der Dinge ein halbes Jahr nach der Conferenz zu Bruchsal. Wann
nnd wie ist die ungeschriebene Liga entstanden? 407
Unzulänglichkeit dieser Vereinigung. Was durch die Ablehnung der
landgräflichen Anträge zu Bruchsal versäumt worden. 409
Zehnter Abscbnltt,
Die Unterstützimg der Hugenotten im ersten Religions-
krieg, eine Selbstkritik der Freunde Landgraf Phihpps
und Rechtfertigung seiner Pohtik.
Frankreich vom Januaredict bis auf die Besetzung von Paris durch die
katholische Partei 411
^ Hoffnung der Regentin auf deutsche Unterstützung enttäuscht. Un-
thätigkeit der Hugenotten (Sendung Bars nach Deutschland) Entfüh-
InhaltsveneiohnisR.
zvm
rung am Kuiiigo durch die katJiolisohe Fa<3tion; NactiücTion der Kö-
Digio. Kheg&zu»taiul; erste Unterliandlun^n. Di« Kalliotikeu treffen
Anstalt, iii D^utscWand zu -worlion
Bar Wi don deutschea Füreteu. Wie dio Zeit bis auf die Nachricht vom
Ausbruch des Krieges vonlorlwn wini
BSthetage zu Oeliihauseii, Man besflüiBsat Vi-nnittelung anzaliiotnii und
doa Uothacuii olloii fi^^mden KriogsdiDust eu untersagen. PliUipps
Inatraotioti, betrefFend U[it«rstützuiig der Hugenotten
Diu üiitprhandlunj^pn io Frankreich werden hofTimiigslos. Mauifestf der
Parteieu. Diu Hugt'iiottwi ersuchen dio deutschem IMtbUju, dio Wer-
bungeu der Gegner zu veppiteln und GeW voi-zuschlesscn. Philipp
der Einzige d^r Willen zeigt
Agenten and Werber der Katholiken in Boubchland. Dio geistlichen
Fiirsten bcgünstigLHi dio liathüliachen "WSerhungcn. Erfolglose Ver-
suche dieselben ru vereiteln
Philipp dringt unablftasig auf L'ntcntttltzuDg der Uii^nutten und fordert
endlich dieselben auf in Doulschland zu vrerbeu
Dia Hugenotten müafien fiüih entschUessett fremde Tmpitön anzuneliraeu.
ßeaandtaehaft Dohnas nach Deutschland. Haltung Christophn nnd
Friedrichs. Philipp trifft Anstalten ciu üarlehn für dio Hugenotton
durchzuBetzen and leitet im Voraus eine Worbong ein
Die Lage der Hugenotton vemchlochtort sich. Bar, Schombeig and Hoto*
man in DeuttichJand. Bericht doR Leztcreu
Wie I^andgraf Philipps Freunde zum ersten Entschlosa kommen. Pfalz-
giuf Wolfgaoig, Kurfürst Friedrich, Herzog Cliristoph. Fürstonbe-
aprechungsn zu Btrasßbiu^ und Harburg. Es wird boaohloaaen,
Bür^gBchaft für einp Anleihe der Hugenotten zu. leisten. Vor-
hwasuDgon HLTKog .lolianii Frioflrichs
Alle Versuche, Vermittlung ia Frankreich anzubahnen, scbeitenu Neao
Umstände welche lähmend auf die Action der Fürsten cinnirken .
Die FriedensTcrhondliuigi^n in Frankreich zenrahlagen aich. Militärischo
und diplöiuntischo Vorechlecliterungen in der Lage der Hugonotton.
Neue Hilferufe
Diu hagenottim.'he Anleihe bei den Städten scheitelt. Audulot in Deutsch-
land mit der Bitte um Truppen und Geld. Friodriuh und Christoph
beharren darauf, nur Bürgi»;haft zn leisten
Andetot und »eine Bi?g1eiter in Hessen. Verhandlung mit den Beauf-
tragten Philipps zu Casael. Dio begonnene Iteiterxrerbung droht aus
Geldmangel zu scheitern; Andelot bittet um noiurtigo Hilfi'. Bericht
an Philipp imd Rückantwort. Das Darlohn an die Einvüligong von
Pfalz und Württemberg geknüpft; die Werbung dem hessischen
Ho&narschall übertragen. Energische Sohreiben onPfiüz imd Würiteoi-
berg. Absüliicd zu Oa.ssel; zufolge desselben gehen 4
Bar und Maleville nach Kursatdisou und Weimar^ Andelot abermals
nach Pfalz und Württemberg. Dieselbon werden endlich einig . . 4
I
n
InhaltsTerzeichniss. ttx
Seite
Andelot wieder in Hessen. Die Zuschrift von Pfalz und Württemberg
geht verloren. Neue Schwierigkeiten, Lösung derselben. Die Wer-
bung beginnt 455
Endgültigo ßegehug des Anloihegeschäfts und Verthoilong der Summe
auf die fünf südwestdoutschon Fürsten 458
Johann Friedrich and der Kurfürst von Sachsen 460
Anhttnge.
I. Ueber gefälschte Nachrichten 461
n. Uebor die Unterschriften der erneuerten Confession 473
Itorivlitii^uiiffcn und ZnsÜtzc.
Zu Seite 2, Vorbemerkung: Als 'lies gesc*bri**bwi wunle, btrstandoi
lueiiie liandsohnfüicheii Quollc^n nur aus Aotmi des Archh'S xu Miu-bui;^; nadi
mals lienutztc uih. aacb Mat^^rialion des köDJglichen geheimen Staatearehivs zi
Ik-rliir, dieselben sind mit dum üusatK ßorliii luid Angnlio dos Fundorts citirt
— Seito 'J4 Äutn. 1 am Eudf lies Anm. 30 statt .\iim. 2)j. — Soito 25 Anm. 1
Buil. XIATI statt Bt-ü. XLYI. - Seity 57, Zfil- 11 ües Friediit-hs de« Wtnsui
statt JoUajiii Fiiedrichs des tjinjssmüthigen. — Zu Seito 60, Anm. 2 \'gl. nod
Hortloder p. 1038 (Stipulationen des Passaiier Vertrag über die Fegtong Cnasalj
— a^ite b4 Anm. 5 lies IJeil. XXXV statt Iteil. XXJCIV. — Swfe ÖÖ, Anm. 1!
Zeile 3 u. 1 von unten lies Spanien statt DJinoniork. — Beitu 83 in der An
mtrliung, Zeile 7 lies Absehnitt \"II am Ende statt Abschnitt VHI. — Söiti
142, Anm. 78 Zeüo 2 lies Kagler 11 p. 173—176 statt 73—76. Zu ders<;lb«
S., Absatz und Anm. 79 ist zu bemerken: der Landgraf hatte in der That an
jene Zelt £u Marburi: eine Syuode zusammen tratoii laswn, welche berietli ,d(
rationo cohsoilsus In nilij^iient*.* Pas in ilt^n Boilagori sah XXXJ grusatentheih
abgodmcicte Stuck i-st oiTenbar von dieser Synode vorfasst worden (vgl. corii
ref. XLVI No. 3227). — Zu p. 151, nach dem Absatz: statt: die ovaageü&chei
StiUlte doi Schweiz miiaa es heissen: schwoizerisoho und französische Pi-otc-
Htanlen aus dem Kimsu Calvins, unter Gutheissung und mit ünt<>rstiitzung dei
evansolischen Städte. — Zu p. 171 — 173: über die Verrichtung^ Stura« udc
Hotomang in der Pfalz b. uoeh cor]), ref, XLVJ, No. 3310 (zu vergleiehen nüt
No. 34(Hi, ib. p. 485/Ö). — p. 180 unten, letzte drei Zeilen Ues: wÜhföDd Na-
van-a das Vcrsprceiicn dor Würde eines kiiuigliebeiL <}eni!ml8tatcJialtere in gu»
Frankreieh erhielt, vor der Hand ab«r nur mit sehr untargrordneten Bofagui»
soa ausgestattet wardo. — Seite 323 Anm. 78: Vgl. Kausler und Srhott, Briofi
Vei^rios, N'u. 121. Es geht daraus hervor, dass die irrigen Meinungen Her
zog Christophs wuliL auih auf die Mit th Leitungen Franz Bauduuins, welulu
Vergorio üborniittoilt', zurückgeführt werden können. — Seite 324, Anm. 82
der Brief Na^arras vom 25. Juli ist bei Kugler U p. 204 angeführt. — Seit«
376, Zeile 12 lies Bischof von Oassano statt Lausanne.
31* Abschnitt.
ua ist bokiinnt und oft erörtert worden, dnss dur aiiffs-
l'urgiscbt' Religio usfrii-Hio von vornherein der wichtigslou B^diii-
j;imgin daaerndon BesU-huns vntbi*brlo, raaterioll und fomiclJ
iiarnliinglioh war. Seine Entstehung wurde zum grössten ThoU
ilun^li den Druck äusserftr Nolhwendig^keit, znrii ulhirptringstcMi
durch innerliche Friedensmotive Ijestiinnit. Die luiterh an de Indien
Parteien waren erschöpft und ruhebedürftig, vor Allem aber
ftlliltc wohl eine jede, das» sie in einen neuen Krie^ unter
^wfifflhaften Aussichten eintreten, da4ss sie in demselben das
AeuHserste riskinm wftrde. Sie bequemten sich daher zum Ver-
frae, waren aber weit entfernt ihre Feindschaft zu bt^iben, ein
Pnncip der Duldung an Stelle des gej^^enseitigen Anspruclis auf
Allwnlicivchti^Mmg zu setzen: indem derselbe juristisch verneint
wtrnie, blieb er doch für beide Parteien Glaubensartikel, Bestand-
'koü ihrtT Religion. Di(*e innerliche (hsinnung der Parteien
btstimmte den (iang der Frii-^en.sverli»ndlungün in der Weise,
^ nur ein vielfach contioverses, ja notüriscih lückenhaftes
KnMeiisdiicument 2u Stande kam, welches beiderseit.s der illoyalen
Aiisli.:utung weiten Spielraum gab. ja nocli einige Streitpunkte
Dövor^Iicben offen Hess und somit eine Reihe weitei-er Conflicte
^ sich barg. Die Contralienten begnügten sich nicht^ bei der
-^Vri'nzung ihrer beiderseitigen Rt.'cht.'v'ipharen sich jode Hand
hmi stn-itig zu machen; sie liesyeu sieh vielmehr in mauchun
wichtigen Fragen überhaupt nicht durch unzweideutige äätxe
"" ^Hjstimmt© Schranken binden. Für solche Rechte, die man
"31 joden Preis behaupten woIUl* und doch nicht öffontlich und
"finiickgiebig verfechten konnte, ohne den Bruch d(*r Yerhand-
Inngen ssu provoeiren , ei-schlich man mit beider>*eits gleicher
iQL'brIiobkeit zweifelhafte Deckungen durdi dop[>elsinnige Formu-
'^ög der Friedensartikel, still si-hweigen den Vorbehalt eigen-
föÄ'htijijf^r Interpretationen. klug*?s l'ebergehen bedenklicher Punkte.
^ wurde denn das Verhältnis.s der evangelischen Reichsstäudo
1
1
7
Erster Abscbnitf.
zu Hcn kaHioIischcn Gtistlidieu, dvn Stütcm, Klöstcm, Kirch*?ti,
t>cbult'u und sonstigem Anstnltcn dt« Kl^nis, den Kirdien^ütern,
die ihrer liandesholioit untorstniidtn, ganz iinvollkonHiicn klar-
gestellt: HU8 denselben Bestiiniiiuuj^n vermoclilen die Kiitliidlken
dpii vn|]koiimi»^iistpn Sciuitz jonor ]Vr>«>iicn, Aiistjdt<?n und Oüter,
die Protoshmtcn daf!;t'^'on für sich das Hecht der Refümmritui und
Süeularisation abzuloiten. Ganz ülH?r^anßen wurden die liefapiisse
von Roii'lisständi'n verseil iwlont'r Conffssiun in denJenijLren (»«'bieten,
dei-en weltUehe und f^t-istliolie (Jbri^keit ihnt-n ^Mueinsaiu uder iu
Theilung zustund. Hier war nun das Fortbestelien unavis^^lirheuer
Oei2;erisätxe wenigstenfi verdeckt; in zwei Materien der Vorliaud-
lung über, die sich nieht mit depptilsinnigen Sätzen alfthiiii Hessen,
trat PS tiffim zu Tn^o: über die n'L'htlirhe Behandlunjif di^r geist-
lichen Fürston, katholisolien Prälaten und Bonefieiare, die etwa
ziir anderen Coufefsion iiber;relion würden. Kowie über die Stellung
der bemts refürniirton Kitterschaftcn, iStädte und Gemeinden in
geistlichen Fürstentbümern konnte inan sich niobt verstiiadigen;
König Ferdinand unternahm es, die beiden Fragen durch ein-
seilige "WillenserklJirnngen, die eine zu Gunsten der ii!tglilubig*»n,
rUe anflre im Sinne der protestii-endeu Stünde, zu erledigen: aber
jede Partei versagte denjenigen Bestimmung, welche gegen ihre
Iiit-ert'Ä^en lii'f, ihre Einwilligung; man schied von einander ohne
Uebereinkunft in diestMi i'unkten.'
In der Friedi^nsurkunde, die so entstmul, gab es ausser dorn
Satz, dass Nienuuul erlaubt sein soUte, den andersgläubigen Reicbs-
Btand um des Bekenntnisses willen anzugrcifr-n, nnr luieh wenige
klare Bestimmungen. Nun mochten kaum KLnzehie, ja vielleicht
Vnrbemorkung: Tllo handsoliriftliohon Matorialion sind In den An-
merkaiiEcn durch don Zusati Hs. gekPtuizpk-lmft. I k'n Ort derselben im
Archiv anzuzclKjn war nicht thanlirh . da bei der fortsc}ti¥itcndcn Xou-
nrdniuig desscibca dio Archivaiitm mit dta Zeit itu^ pht>ni.iligfQ Hubriten
wechseln und z. Tli. beroibt nicht mohr luit^r dci^lhon KozL'ic-huuQje zo.
finden sind, als wr i>it ihrer Benutzung. — Die voMstitndigeH Titel der
bonntzten Uturatur siehf< in dem Verznirhniss «m Hcbluss dor ArlKdt —
Um VerwerhsolHngnn zu veniifiidcn. Iiabn ich diu Anmerkunpm der vor^
liegondon Arbeit stets unter „Auin.'', dii-jenigru amieror unter „Note" litirt
I) S. dio Constitution des Friedens bei I>henmann p. I.S'i IT. oder i^iiioki'r^
y. 303 ff. oder Lünig 1 p. 131 ff. — Spicker p. 2iK) — 317. Jinleitunit xci
Uittors iit^sch. d. Protestant. Union. Ders. „Der Augshurger Rc-ligionsfriode.' •*
Uers. Deuti^cbo UuäL-liichto p. 79 — 85.
KnttCT AlmdmitC.
Niemand an bowaflhoton Frif^ilfnsbnicli tionkcii; im Uobrigou
ibpr hpabsiehfij.'to man sich wohl vielfach solbfit don Ttlaren Sätzoii
üidit weiter zxi uiitorworfi'», als nüthig war um <ion direetfii
Ansliruch eines neuen Krii-ges zu vormoiden; voUends aber dacJite
tt'iiie (iiT hoifhii Partcifii diuiui, die zweideutip^'ti Bestimnaurim'n
im fiiitiicUKteii 'Siiuiu uiiüzulu^t^n imd ejuzuhalteii^ ü<K>r in d^<n
unerledigten Punkten Entgegenkommen zu zeipen; es hatte sonst
iinÖroBsen und (ianzen Consolidininp des gegenwärtigen ZuBtandea
eiutri'U'ti niüj*s<'n, und diese kunnteii die Parteien in ihn.T grossen
M«iiTaihl we<ler wünstihen noch billi^^Mi.
Ks war natürlich, ditsK dio Mängel des Kriedenswerkes sich
^hr bald fidilbur machten. Wiis Isotnite es helfen, duss man
ptticlihnässig Huch wieder die retipüsc Vpreinbaning der CbnfeHsionen
in Aussieht nahm und einen neuen Keichstng ansetzte um die
zum Ausgleich dienlichen Mittel unil Wege zu benithen? Man
»niBte dtic.h wühl gut genug, duüs die Vereinbarung im gegen-
seitiger Unnaehgii'bigkeit scheitern müsse.- Auf den Keligions-
i^^rächen früherer Jahre hatte man sich wohl. Dank gegenseitiger
-^"'Jigiebigkeit. bis auf einen gewissen Grad gf-nähert: jetzt, da
"*^ ProtJ^lanteu wenigstens dem K*.v.dtt nach unbeflingtt;n Schutz
^"Osson, die Katholiken durch die ersten Sitzungen des triden-
"^ischeii Concils gebunden waren, Ii(<ss sii-h ein Gleiches nicht
oiehr erwarten. Daher wurde bereits in dem kurzi'n Zeitraum,
"er Ijjjj y^^ diesem letzten Versuch einer Concordiruiig verstrich,
*"** Sogeoseitigem Ucbelwollen und Miastrauen, wenn de je erstorben
^^■, ^ die Spannung neu geboren, die von da an bis zum Äus-
2) Vgl. Ritter, D. 0. p. 127S. }m. 13ß JfotP 1. Herzog Hoiniich
''on "^^oI/Anlultte! schreibt on den Ijaadfrrafen AnioluDxbora den 7. Joli 1557
''"-' „wieftea schier änderst nit darztt zu sagm, dno m&it ti|wrroto die
^^^O^on xa beiden seäten so Innj; zusammen, and f^ßhe iucn w^der «ssen
^*''**' virinkcn. bis Bio ihn? kdiiiilischo opiiiniiitics hitiilansety/ttn. und «ii-h oio-
"^'"^lichen des rwhten hfilsaiiiMi uud puten M-ligmuL-heiitlL'H w-rglichnu. (Do
^^'^^^ <3ui auch dem sprach des prophct«u .fhercmie nach sicli snm hora knren,
** ^tude CT sich aach gewiafdioh widor zu uns leeren, und also trostücher
•^xing ein gutr chriMlicho vcrgloiuhuug volgon; oh wt-rr zu Iwidon st'itoo
'»'"*^>*0M hoch zeit.»)
3) Auf protestantiKoher Solto regte mfh bereits wllbrend dor Fricdoos-
^''^^^^lilungcD, als König Ferdinand angesichts der anlöabaren üiffereoseQ über
'*'*' 8«bitidlmig der abertretPiidcn (ifüstlichfin aitnr Iteligioii den Reiohstiig zu
^^^^l^oitireu wünschte, die dringende BeHorguL»s. e» tu'i djirauf abgoseben, den
Erster Al^Hclmltt
brach des drcissigjährigen Kriogos stetig wuchs. Kaum war der
Friede geschlossnn, als man sii^h am-Ii sdion pcg^mseitig mit dem
höchsten At;g\voliii bttrailitete mid auf beiden Seiteu Kriegs-
gerächte circulirton. Protestanten trüumteu von Couspirationen
der geistlichun Kurfürsten, von gefahrbringenden EinvcrstÜndainisen
des Kaisers mit dem Papst, clor den Religionsfrie<len nicht aner-
kannte; der Cardinal von Augsburg sollte in Rom mit dem Papst
gemeinsam daran arbeiten, den Religiousfrieden rückgängig zu
machen. Altgläubige wiederum erzäliUen, eine Anzalil protestan-
tischer Hlrsten \vr;lle die Sache des geächteten Markgrafen von
Brandenburg-Cuhnbach benutzen, um einen neuen Oflbnsivbund
gegen die alte Religion «u gründen.' Zum Schutz gegen Frie-
Absohlufts SU vürechlviipen, bis nuin oinea ocuen Krieg beginoea köuie.
HeiDHch I^reeni-r schrt^ibt sui Pliüipp, Aug&larg dim 14. Augwtt irKVi (Hs.):
etliche lÜitlie der Kur- utid -Füreten zu Sarhsyu und BraadenVmrg, Württem-
berg» uuJ den Ijmd^rafen sind jölKt beieinander geweson, um. bevor e» au
die auduru KcligiunsvenA*andt«t] käme, su trerathon, wie man Bioh auf dieser
Seite xn dem Vorliabeu des Königs verhalten soUo. ^ Da iat under andonu
vorgelaufen, d»s dtKto dinge voller Verdachts Noltcti sein, dos man Uiu oieht
scliücssen, die sauhon %'crBcluebeD , und goin Kcgeu}«iiuT{; ein andern reiohstag
ausetzou wcjlto; dab auch wurde ein neu liiti>nm. und disein theil koiiiBwegs
anxutiebinun sein; une zweivel wurd mau mit des kiuiigN von Kiigutlandt her-
auskümen in I*rabiuidt ono grosso ursach nit ao sehr 03'len. Der jetzig Papst
prSohle gftldt auf bey meni^llcht-n wo er lcont<> ... die t^paiticr wurden nicht
underUasen zu traL-hhin, das &\o niddor ins ivieli kouien moehtcn; mau weite
die atcudo nit vorgleichon, noch einigkcit im rcioh baUcn; man giongc darmtt
umb, Widder kriogk anzurichten und disse religiou gar auszureutcu; und haben
otzliche so sutchs verbracht, dminost ein wohn gehabt, es solte wol so gut
sein, man sehiede unv a)>Kuhidt, und so der aiidttr thoil ein abRohledt moebtc,
man [irotestiii*' darwiddor, oder siglotu nicht"
4) Kuller, airistoph, Heniog zu \Virteml*rg, Stnttg. iSßS, 1872. Bd.U.
p. 3 — 4. II. J. Schmidt, neuere Oiwchiubtt- der Deutschen, Ulm. Wien,
1785—1793. Bd. II. p.4ff. F. I>. Uaberlin, Neueste Toutsche KeichsgL«se Lichte,
Halle 1771—178«. Bd.IU. p. 101—110. Voigt, Markgraf Albmjht JÜcibiado«
von Ura-Dtipoburg-Culmbach, IJorliü 185L*. Bd. II. p. 251, 2J2. — Dr. Oereon
Seyler, Landgraf Philipps alt^T Aral. der in AugBbvug wolinto, st-hiekte dem-
solbeo im April Iy')U ein« Schrift „darin allerlei Waroungyn imd Praktikeu
begriffen;^ im Brifif selt«t wird mitgetbBilt: die Augabt^n der Kchrift werden
glauhUnh gemacht daduruh, daas dm' F'apst Tniitpu tir>j»unmen hat; man or-
zAhlt auch, der Papst habe den WalTcnstilUtand zuwogt' t^4>rai:1it, uin seine
Absichten dun'lizus^'txen; viele schupfen Verdacht daraus, da&s Konig Ferdi-
nand den Be{dnu üib Kelchstagü aufge8chobc<n, „al^ aolt ir M. habc^u wollen
auf ein praktikea ai^ht goben, ob dicsMdb iub werk zogen mooht worden* und
Ahscbnitt.
d*yissl<Tuii^'cn durch tli-n Murtf^-itfcn und si*inoü Anbung j^dndotß
König Ft'rdinaiiil mit ointT Anzahl moist katbüüsohor Stände wäh-
nend dc8 Keichstages zu Rfgonsbui^ im Jahre 1556 den landß-
bn^schon Bund; auf pwtpstaatis<dicr Seite wurde sofort die Mei-
miiig laxit» man habu es mit rim-m neuen , Papisten- und Pfaflfen-
bund* zur Herstellung der alten Religion zu thun.^
Die folgenden Jahre waren dem Entstehen einer ruliigeren
j^immung nicht gflnarig. denn es tarn weder zur Beschwichtigung
der unversöhnten OegenRiitzn. noch zur Vorbessening unti Krgän-
zuüg der mangelhaften Kri*'d('nsbi'stimnuingen. Die Vereinbanuig
der Gnnfessionen scheiterte hoffnungslos auf dem Colloquium zu
^T^orms gcgi'n Knde des Jahres 1557. Auf dem nächsten RMchs-
i^y zu Augsburg im Jahre 1559, sollten neue Wegt^ zur Hebung
des Schisnia's bi>stimmt werden; hier stellten aber die Parteien
sich von vornherein auf gänzlich unvergleichbare StÄndpunkte,
sodass lier Reichstag sich endlich b-ennte. ohne dass man neue
Mitli^l zur Versöhnutig auch nur in Aussicht hätte nehmen kön-
non; je klarer aber durch diese Miriserfolge die TJnmüglichkeit des
A.Uf^leich& wurde, desto freieres Spiel erhielten das unbegrabene
moht dnrglcirhmi. Zu den mcinfoD dinsi^r MUthoilungpn wird hinzugpffigt:
Aw^iwagi-o, w'l<rhf dif FACta li-ugiu-n, sind i'bnn die, welche »i'Ihst vr-rdftrhtitf
^^»nil (iVir Stjblnäs dos Briefs mit dem Dntum ist. verloren, doch fäUt dorsdbo
^^■«Tinchra den 16. und 21. April, denn or (juittirt Schrribcn des Landgrafen,
^^B'Wvlclio Si-ylcr am 16. April empfiuip"n, atiJ vom 2!. April ist bereits rin wei-
^^f ^s SfhiT-ilK'n St'j-liTS voHiÄiHli'ti ) .Inlmiui Ulrii-h Zuslus, d*"r vftrijproHter-
I '^^disolic Vii'L'knnzk'r. subickt (Dami.'itadt d. 15. Jan. 1556) dem Landgrafen
I *it» ZviUkiifi. an dcrfu Inhalt er («-raönlicli , wie pt si^hri'ibt, nicht gUnben
I ^*Oü^ dcH Inbalts: f» b«flti>ht oin Bündni»), wcichoa im nftchstcn Frühjahr,
*^* um Lichtmoss, dio rränkihcbi'n Ei nun gs verwandten und dio Stadt Nüm-
^S «htrfalJf'n will; dor AuKtifler ist Miirkgrof Uaiis von Brandonborg; mit
J"" Verbunden: der Kftnig von Polen, Tlorzog von Prcu.sseu. Kurfürst von
r''^'*4«nburg, Erich von Braunschweig, Joliann Albrecht von Mvcklonburg,
j*****><:k, LübiMrk und noch einige Seentüdte. Karfüret August hat den Ver-
^*4«>t*n Neutralität und offnen Pa«8 durch sein Land zugesagt Hs.
i _ 5> Mann-iibrcrbiT, Beiträge /.iir deutschen Geschichte l')ö5 — 1559 bd
^Hr^l^ 50 p. 33 — 34. Kughrr II. ii. 3, fj, p. 185. Die Argumente, niit denen
l^*^**tftpli Heine Weigerung, in den Bund zu treten, begründete, müisen al»
^""■^^lünle bi'traohti't werden; war d*wh der Herzog in der Folgo durchaus
^*^^*i^, in ein evangelisches Scliutzlninduis« zu fret^-n. s. unt^ri |wi8«ini. S<iin
la&Qrf^ Jtlotiv kann mir Misstraueii in die Zwwk« de« Buude» gi^wesen sein.
^e^. untCT V. Anm. 14.
6
Rnntfir Alischnitt.
Misstraiion dor Pnrtoipn nnfl flio andern Krilfto , wolcho die .Span-
nung nlliiiahlich wirdiT IiuIkt triobcn.
Hierhor gi'hürpn dio Stroitigkwton, wolche aus dor contro-
vorson Xatur drs Frif'dfns flössen. Schon in den Jahron 1556
bis 15&8 bogaunen die R(?ibunt,'t'u, wolcUo sich um dio AusfiUi-
ning dos Friedens im Eiuzoinon di-ohton;*' mit dorn Koich.staj,^ zu
Angsbuti^ im Jabro 1559 bt.^ginat dio endlose Hcibc dor beidei^fl
seitigen gravfimina wegen Rruehs und TJnigi'hung dor Friedens-^
aitiiif'l, welebe sieh von da an durch allü ReiclisveHyiniiulungeu^
bis zum dreissigjahngen Krieg hinziehen und von den prindfll
pif'llen Gegensätzen, die man im JahR* 1555 mit Mühe verdeckt"
hatte, allmäblicb den Schleier wieder hüben. Waren auch tiicse
nicht gewesen, so begann doch schon mit dem Reichstag zu
Regeusburg in den Jahren 155ß und 1557 der vergebliche Sturm-
lauf der Protestjmteu gt'geii den geistlichen Yorbehalt, iler beim
Abschluss des Friedens ohne ihrt? Zustimmmig errichtet wurden.
Derselbe musste dauernd das Bewusstsein wnchhalten, es gebe
einen unHusgcgliohenen Stn^itpiinkt. an dem sich, sobald er ein-
mal praktische Anwendung tanrl, mit U-ichtigkeit neuer Krit^
entzundern könne. Zur Venichärfung der Besorgnisse trugen auf
beiden Seitun nicht wenig die ürumbadischeii Händel bei: in
diesem Reehtssü-eit um Geld und {iut, iiiT jeden Augi'iiblick in
den Scliwertkampf überzugehen druhte, stand im Grussen und
Ganzen eine katholische Partei: der landsbergische Bund mit
dem Kais<'r und Herzog Hdnrieh von Braunschweig einer pro-
testantischen: den Erbi'u des Anfang 1557 verstorbenen Mark-
gralen Albreeht von Brandenburg- Culmhach, gegenüber. Bei ihm
Misstrauen, welehes die Protestanten dem Bimd von xnrnlierein
entgegongebraehl, bei dem wütheuden Hass, weleln'ti ilie pi*o-
te.'^tan tischen Eilelleute, die so zahlreieli auf der andern Seite
standen, gegen die gesammte (Jetstliehkeit hegten, lag die Besorg-
ti) ücbor nnp?foi'ht('Di> Rcformntiont'n der Protestanten s. Rittor Ü. G. p. 19i
—204. Vgl. ITüborlm III. ]». 1089, p. 115-116, i>. 408 — 470. Aus den gruva-
mina dor Prott-stauli'n vom fit>ieht>tiig zu Augsburg 1559 geht hi-n-or, dass aip
sieh schon au/ dorn Itt-ii-hstfl^ zu Kfgcnsliury löSö," b<«chwi'rt hatten, wfil diu
AltglUuliigim gegC'D tt\v beim KanimiTgi-ricIit Fiuci"»:») und Mandate Kuwider dem
ReUgionsfrindon ausbriichttm. »S. I»lit»Tiinanii |i. 17Co. Unreon 8ejlor suhricb
an don Ijindgnifon «chrju am 24. Mäiz 155ti (8. 1. lls.) „der rpichsabschid
mit seiner vertiuikli.>toD finstornus, gibt ful anstosi«, dispuüren und misvtiataudB.'^
1
Bnter Abscbtiitt.
niss üshf, der Kniupf iim Heu Besitz möge, oinmal ousgobrofhen,
Tt)ü den fciuiilicheii Tt-nrlenzen ergriffea wmlen und in den Kampf
tifr BrJtcnntnisse iilicrjj^tlien.'
üatf:?r solchen Terhältnissen schien die Erhaltunp^ des Prie-
(kos trotz des beiderseitigen Kuhebedürfnisses vor Allem auf dem
Gleichgewicht der Parteien zu beruhen, aber auch dieses erblickte
mM in steter (iefiihrdnng. Die Knthnlikun sahen sich der pro-
(OBtnntifichen Pnrtei an Maflitiintteln nicht gewiichsen. zumal der
Köaij^, sjtaiiT Kaiser Ferdinand, meiKt durch die Türkengefahr
gpftif^lt wurde und die kathtdiHchon Mächte des Auislandtrs meist
vifl zu beschäftigt waren, um den Altg!Uul)igen in Deutschland
ilift-q Ami leiben zu können: in dieser Lag** k(»unte der deutsche
Kitbiilidsmiis oft nur auf die Fftrtdauer der Zwietracht in jener
i'jirtei spcouliren. Die Pmtestanten vfiederum wurden gtHjuätt
(iurch das Bewusstsoin ilu^r Lsolirung und Zerrissenheit. Die
''fR^^siitze des deutschen Pi-ntestantisnius zu den protestantischen
L^brcn des Äusliindes raubten den Bekenuem der augsburgischen
'-•WiNsiiin die Hoffnung auf Kinvöi-stünilniss um! Zusammenstehen
"Ul ilen Hefiirniirten der andern Nationen in der Stunde der
^B&hr; die wachsende Feindschalt der doginatLscbeu Parteien in-
"'fJialb des deutschen Protestantismus drohten die an sich grosse
^'^iht der Partiei zur Ohnmacht herabzudräcken. Dieser Zustand
""»«te nicht nur die Gegner zum Angriff ermuthigen. sondern
wtht<j die Piidestanteij auch rechtlich zur schwächeren Partei zu
^acUpo: d(*r aug»I)urgisfhe lii^igifiiisfricdc mit seini'm Rcchts-
^'^Utao umfasfsti! netien den Kiitliolikeu nur die ßekeuner der
■"^sburgischen Cunfessiun und erklärte jedes dritte Bekenntniss
'*ifücklich für reclitlos; durcli jene Olaubensstreitigkeiten aber
ywscit-
e für einen grossen Theil der deutschen Protestanten zwcifel-
I *'*'t, ob sie diesem Bekenntniss n<x'h angehörten und somit auch,
**" Sie das Kocht auf den Friodensstand noch besilssen; es fragte
*^ri z wiirden die Katludiken nuinnchr, wenn sie sich einmal in
**®^ Lage fühlten, anzugreifen, den Keligiunsfrieden nuch fiir alle
"^^-■tj.'stanteu als gültig am-rkennen? Die Lage aber, welch© die
Katlj.ilikon zum Angriff hetahigte, schien oft nicht fern zu sein;
^^ aüoiählicho Pociticution der grossen katholiscluti Mächte, welche
™*- Attfiing dieser J'erindo nuch im Krieg lagen, und die l'uÜtik
7) S. unter V. Anra. 14.
8 ^^^^^V Erster AK^Imitt.
der römiBObo» Curiö drohteu mehi* als oinnial dio CoDJunctiir he^
U^ücuführeu, welche eioe Coalition dot* kathnliäcbea lntcR';s.scn im
Auslnnd uod im Keich cniio^lich'.'n würde. 80 ott cino solche
rnniunt_'tur zu i'ntsti'Iit'ti schiiMi, riolitoti'ii iWv PniUvtJinroii ihrr-n
Hliclc mit gleicher ßcstn^niss auf dif kaHi(tUsi:hpii Miü-hU' iiu
Ausland wio die ini luuom: oft meinten sie schon zu sehen, wie
letKtore jonon die Hand roichbr-n. Zu Alledem sahen sie, wah-
rend die poistigo unil krifgeri-sclic Macht der Kvanpitdi&chen ic
Deutschland dun-li .Stn-itigkcilen unturwühlt wurde, zwi.sehen diesen
aber und den Rofoniurten des Auslands mehr und mehr Ent-
fn'iiidurig Platz ^rilf. in der kaÜKiIisrhen Welt das Sin'bi-n nach
Zusiimmeuschluss und Cunsolidiiun;^ gegenüber lier nmien Ix-hn?
immer entschiedener werden : das Genei*alconcil, welches die katho-
lischen Mächte vurlM'n-ihteii, wünie, so erw«rteh> man, sich nicJit
begnügten, ein neues Fundament für die geistige Macht des Knthiv
licütmus zu schaffen: es würde zugleich als einseitiges Üericht
über Alle, die mit der römischen Kirche gebrochen halten, auf-
treteu, in der Verdammung dei-si'Ibcu den Rochtstitel fiir ilire
Vfrtilgung snhftfl'en und »lic küthnlischcn Mächte als Hust'ührende
Organe des Willens der Kirche zur Execution des ürtheils auf-
tVirdem. So fiihrt<! denn die allniäliliche Pucificatiim der katho-
liscliou Machte eine Kette v(ni Hciingtitigungen mit sich, und als
sie im .)uhn:i ITiSQ sich vittlondete und zugleich der Concilsgedanki;
wieder lebendig auftrat, griff dauernd eiuej)ange Spannung Platz:
mit oder nhne Coucil, vor oder nach demselben, ohne weitem
Anlass als die Gunst der poUtia'hen Situation und etwa noch einen
Streit recJitliuher oder politischer Natur, oder auch auf Grund
eines Concilssjjruchcs erwartete minmehr ein grosser Thoil der
deutschen Pnttestanten einen gewallsanicn Kiicksrlihig des Knthn-
licisnius.
Aus dem Gefühl der Unsicherheit auf prntestantisdier Seit«
entsprangen nun die politischen und kirchlichen Einiguiigsbestre-
bungen , weh-he ich unter dem Namen prutestantiseher Uniuna-
poliUk zusammenfassen möchte.
Diese politische Richtung ergriff keinesw^^gs das ganze pro«
testantische Deutschland . denn ihre Triohfcder, oben das stete
(Jefiihl der Unsicherheit, war doch nicht überall gleich stark. Am
hi*ftigsten waren die Bosnrgnisse im Westen und Süden, in den
Gegenden, welche zu den Xietierlanden, Frankreich, Spanien,
Krater AliscrbnitL
0
AU
SaTf.ypn. Italien dio nächsten Bcziflhungoii hatten; iu dnn nörtl-
tic6en uml östliciifii fingiMulHii, welriic wftnigHr auf di*' Bfolv
:iofatuug der Verhältnisse in den romanischen Ifcichen hingewiesen
wiren und weit genug vi»n den Grenzen dereelben lagfiii. um hei
«D«u Angriff vim dieser .Seite her nidit in erster Linie bedr<ibt
;;li sein, war die .Stimmung kühler und gelusyener; zwar möchte
ich glauben, dass* auch dort Nicni&nd <len deutschen Pp'testantis-
rniis ausser Gefahr erhlicken kimnte, diich war di*r Un(ers<*!iied
(m-ss genug, um eine grosse Vei-scliiwlt^niieit im politisi-hen Ver-
haliwi zu emtöglichon. Im Süden und Westen, bei Wüittembt>rg,
Knr])falz, Zwt'ihriicken, Baden-Üurlaeh, vnr Allem nhpr Hessen,
tiatsUnd aus der Bi.s>(irgniss vnr einer katiiolischen iieaotiou eine
lebliRfte Actio nspolttik. Allpnneiu ist hier dio Tendenz, der zer-
riseenen prutentan tische» Partei wenigstens dui'ch Beilegung der
dii^atisclien Stieitigkeiten ein tiVHteres Tfefüge zu geben: vuhilwjr-
^iiHid und hei Kin/ehien tauchte der Gedanke einer ptilitiscJicn
Aiilebiiung an das katli<dische Frankreich auf; Landgraf Philipp
1« Hessen und Herzog Christoph vnn WiirttemliH='rg verfolgen
nsi^iueut den Plan, dem deutschen Pr^t'^tuntisnuis dureli ein
BüiiflDiss eine fertige Defensivstellung gegi*n kaÜiolische Angriffe
zugeben; der Ivmdgraf endlich strebt, wo irgend er eine Aussicht
daftir zu erblicken meint, die kirchliche Vci-stäiidigung des deut^
^'kcn Pr'tt'.'stantismiis mit deu evangeiischeri Märhteii des Aus-
Iwidps und die politische Allianz mit denselben an.
Kinen gntssen Gegensalz zu diesen Tendenzen im Süden
»Dtl Wfsteti des Reichs zeigt der N<irden und Osten: dies ist das
«ii<l. wii man sich nicht scheut, dur<'h thetdogische Polemik die
ilfidit der Partei zu unterwühlen, über territorialen Feindschaften
'md Interessen lUe Si<hening der Parti i zu vernachliUsigen. Die
lK.-d«iitends-ttM) protestjintischen Füi>itcn rlie*ier Gegend: Kurfürst
^ii^ust von Sachsen und Kurfürst .Joachim vun Bran<]enlnirg
stelieo jenem sütiwcstdeiitsclicn Fürstenkreis gegenüber mit einer
f"Utik der vollkommenen Unthütigkeit Nun hatte es wonig zu
Meuten , da^s K uif ürst Ji tachim , getreu seiner Vergangenhi'it,
"i"^ mfigUcbBt von jeder energischen Parteiliandhing der Protestan-
'"" utisschlitss: dieser Fürst, der nnidi Allem, was num von ihm
^^'wh4■lI, nur für einen halben Protestanten und vielleicht über-
™'pl nicht als Bund(«genns;ii' in der Vertretung evangelischer
ifller^isen gelten konnte, zum Mindosten nirgends in Rechnung
10 ^^^r Erster Attschmtl;.
kam, wo dir ovangelisrhpn Intn*psspn in aiipgosprochonpn fJf
saU iTiit dem Willen di'.s Kflisfrhaiisis tniien, halt*' zu wt-tii^ An-
Beben bei den Kvangelischen, um durch sein Verhalten bestimmend
einzuwirken: dagp^n war die Theilnahme Augusts von Sachsen
seiner Macht und Autorität halber fast unerlässlich für jeden
bedeutenden Schritt evangelischer Stände. Wir müssen daher der
Kiiltung dieses Fürsten vorab einige Aufmerksamkeit schenken.
Au^st hielt den Ansichten stüiier süd- und wi'sldeulsc^beu
Freunde stets ent^'egen, jene Massn^geJn, durch die uian den Pnv
testantismus schützen wollte, seien einestheils übe ifl (issig, andem-
theils zw('<'kwidrig: sie würden eher Gefjdir als Sii-herimg bringen:
die kathohsclic Roaction sei nicht zu fürchten , die iJi*soi-giüss
Phtmtiistorei , vorausgesetzt, dass mau die Gc^'upartei nicht pro
vöcire; aber eben dies werde am sichersten durch Misstrauen und
ungercchtfciligto Massregeln erzielt werden. Nun ist es wahr:
man riskirtc bei joncr Sc-hutzpolitik den gefürc|]t*^tcn Ausbruch zu
besctdcimigen; durfte man aber danim, wenn Ülierhaupt Gmnd
zu BefUi-chtungen war, je<le Vorbereitimg der Abwelir »mierhisseu?
Und so ganz imberührt von der weit verbroiteleu Bangigkeit und
Kriegsfurcht — wir werden ee unten sehen — konnte doch auch
Kurfürst August nicht bleiben, dass er den Protestantismus bussct
(lefftlir erbhckt hätte Es mag wohl wahr sein, dass er weit
wenig<^r unter dem Druck jener Stimmung stand, die im Süden
und Westen herrsuhto; M'ine Lande lagen ja weit genug von den,
Grenzen der romanischen Nationi'n und waivn vor einem ersten
Angriff aus jeuer Gegend verhältnissmässig sicher genug, dass et
die dortigen Verhältnisse mit Ruhe betrachten konnte; bei kühle«
Ueborlcgimg mussto auch wohl die Gefahr, die von dorther dn.>ht&
in weiter Feme ersclieinen ; ferner erblickte er, der religiös wei*
inililTereuter war als die meisten Zeitgenossen, wohl auch «rk.
katlioliscber Seite weit weniger rehgiöae als politische Motivo ia
allen Bewegtmgon und ln'gte daher vor der Triehki'aft des reli.
gicJsen Fanatismus, die maiicliem Andern wie eine ihlmonisoU*
unlx'nvhenban' Gewalt vorschwebte, weit w<'uigi'r Furcht. Doa
noch ersclieint dies Alles woniger massgebend für sein Handel*
als das BcflUrfniss nach dem AVnhlwolIen des Hauses Oestcrreic;
und der katholischen Stünde, welches aus seiner Hauspolitik ttoaJ
Zwei vornehmliche Wurzeln hatte dies Bedürfiiisw. Kiirfiü"fi
August verfolgte gegenüber 4lcn Bisthümom, dio in der Sphür
M
Erster Absclmitt.
11
Moes direoten Eiiiiluäses lagen — Naumburg, MerAebur>; und
Ikissen — die Politik seiner Vor^änper: diese StifW seiner Lan-
desholielt zu unterstellen und ihre Administration an sein Haus
zu bringen. Dass seine prätendirten Inndesfüretliehen Gerechtsame
iikr die BiÄthümer keineswf^ unbestrittiMi waren, nnd ihr Ueber-
guVE in protestantÜHfhp Hiiiide vollends der Rei'htsaufia.s.sung, wt»lche
Katst*r nnd kathulische ätäude im geistlichen Yurbdi< hatten
«obiiiren wollen, stra»bs zuwiderlief, ließs er sich nicht hindern:
biiizsani aber mit stetigem l'>ifiilf( sdiritt er, stets in dire<^;tom
Widcrepruch mit dem Willen de« Kaisers, auf seiner Balm vor.^
Wollte er auf diesem AVe^»^> sich nicht die erklärte Feindschaft
des Kaisers und der kathulischun Stände zuziehen, so mnsste er
frEÜich suchen, was er ihnen dort zu Leide that, in andern Diu-
£vu durch eifriib^ Entge^'enkonnnen abzuverdienen, und diese
Rücksicht war ihm um sii mussgebenilt-'r, als — hier liep^t die
zwdte und vielleii'ht vornehmste Wurzel seiner eigenthiim liehen
Politik — sein kirchlicher und politischer Gegensatz zu den Er-
itt*tineni eine gefiilirliehe Blosse für Angriflspelüsto zu bieten
schien. Die Herzoge von Weimar standen all;;emein in dem Ver-
^*(iit, als lauerten sie nur auf die Gelej^enheitT ihrem Vetter die
Sttchsisehe Kur und die verlorenen Lande wieder abzujagen. Sie
g»bcn demsell>en i-eicblich Nahrunf;, indem sie ihr Beamteuthum
"oJ ihre Landeskirche zum ^Sammelplatz für Feinde des albertini-
schen Haus4.'.s und der kursiichsischen Landcstheologio machten.
In ihrer Universität tand eine Keilio jener luüierischeii HeLsssporne
Schutz nnri Aufnahme, welche mit der wittenbergischen Kirche
in Hader lagen und sie uHaullnirlich verketzerten. Ausserdem
*l»er übernaimien sie nach dem Tode des Markgrafen Albrechl
^on Brandt'nburg-<'ulmbnch eine Anzahl Diener desselben, welche
1*1 die Si'hicksale des Markgrafen tief vertluchten gewesen wari'[i
ttnd gewisse miassen seine Kriegserbsctiaft übernommen hatten, vor
Allen Wilhelm von Gmmbach und Wilhelm von Stein.^ Ich
bntüche nur kurz erinnern, wolclio BewancUniss es mit diesen
**uton hatte. "^ Ihr ehemaliger Herr hatte auf sie, als seine Gläu-
8) V«i^L unter V. l>oi Anm. 70.
9) Ortloffl. p. 110—112.
10) Fiir dii-' Gnjml)4<;hsclipn Ililndol im Alliiomcinct» vgL Voigt, >ViUi.
""^ Onanhacli etc.; Koch, t^udlen 8. G. Miiximilians I!., Bd. I (i. 8 — 85-
12 ^^^^ Erster Alischiüa
bi^or iinH Bür^nn. omviu Theil seiner Foi-denmgen an die
kisi^lipu Kiniin^vfM'waiulle.n vererhl; Oninilmi-Ii mifi Sumii Ix^aii*
Bpmcbten <iussei-deni dio Restitution ihrer Lehen und Güter in
Stift Wiiizbnrfr, die ihnen der Dienste hnlbcr, welche sie dem
Maikgrnfen geleistet, entzogen worden waron. Da der Weg Rech-
tens ihnen woni;; Aussicht hot^ so tragen EÜe sich mit dem Plan
das Ihi-o init Gewalt wiederzunelimen. Grumbach war unter ihnen
der Bodeuti-ndstp und Tliiitip^li'. Er hatte beim Katnnierge rieht
ein Restitutiniismandat ansgebi-acht, welches liie tVänkisohe Eini-
gung nicht resjwctii'en wollte; auch nach diesi?r Zeit eingriff er
jode Gelegi-nlieit. dureh Vermittlung ei« giilliehes Ueben?inkomnien
zu erlangen; tÜese Vei*suehe aber scheiterten sänimtlich an der
Unnachgiebigkeit der fränkischen Einmigsverwandten und Herzog
Heinrichs von Braunschweig, der einen Theil der Grunibachsdien
Güter vom ninrkgräfliehen Krieg her inne hatte. Daher nahm
Grumbacli zwischen den UnterhandluEigcn den Plaji der Selbst-
hilfe immer wieder auf. Dass er schon in den Jaliren, von denen
wir hantleln, daran gedacht hätte, durch eine grosse Adelsrevo-
lutiüu zugleich seine PrivatÄnsprücho dua'hzusetzen umi die ge-
drückte Stellung des deutschen Adels wieder zu heben, wie 08
einst Sickingen gewollt, wird sich schwerlich nachweisen lassen;
wohl aber fürchteten dies seine Gegner, und sicher war. dass,
wenn er losschUig, eine ganze RtMhe unznfriiwiener Kdelleute,
namentlich unter den Gläubigern Markgraf Albrecht», sich seinen]
Unternehmen anschliessen whrden; ausserdem salv Grumbach früh-
zeitig, dass er zur DurehlViiining seines Pliuies Anlehnung bei
Mächtigeren im Reich bmuclien würde, und suchte darum die
brandenburgis4'hen und aiulcre Fürsten, dio an dor Verwirklichung
(h*r Ansprüche Markgraf Albrechts intei-essirt waren, mit in seit
] Unternelnnen zu ziehen; vurnelimÜch aber richtete er sein Augen
merk auf dou Zwiespalt der Häuser Sachsen. Schon zu Lebzeitei
dc-s uitrii Kiirfni-stcn Johann Friedrich und seiin_^ Herrn hatte »
zu ileu Einestinerii Beziehungen gesucht; nach dem Tode de
1, Markgrafen nahm er jedenfalls mit gutem Vorbedacht bei döi
[ weimarischou Hei-zogen Dienste: er hoffte, dieselben würden sid
' von <lom Wunsche, die Kur und die Lande ihres Vaters wiedei
I Zugewinnen, zu einem Krii>ge verleiten lassen, in dem dann unt©
I Änderm auch seine Pliinc würden ausgeführt werden können. AJi
die Herzoge nun Grumbach und seine Anhänger in Dienst nahmen
i
DROhnitt
13
llte Soldaten, die vom markgrftfiichen Krieg her mit den frän-
kischen EiQunfjsvkTtt-andten, dem mniisrlieii Köni{^, Herzug IFoin*
ridi und dem alhertiiiisc-hen Haus, siininittii'li aueli idton Ck-gnorn
der Knustinor, verfeindet waren , gewann es natüi'üch sofoi*t das
AiBsetwn, als wollten sin ihre Sache mit d»'n Iiitei-essen der un-
nürigoi Edelleute verbinden." Lasse man nun dahin {gestellt öciii,
[ wie weit die Pläne der Emestiner damals in Wahrheit gin^'cn;
scher nahm unter Denen, die sich durch jene Omlition bedroht
fohlten, Kurfürst August eine hervorragende Stellung ein: er
fMste das LJel^uliren seiner Vettern nicht andere auf, als wollten
äe durch die Protection der streitbaren Theologen ihn, den Kur-
foreten, aus dem Religion sfiieden herausdrängen, in den ihm ver-
feindeten Adeligen aber dienstbereite Heller zum Krieg um die
Kur und die Kurlande gewinnen. Seine Besorgnis» musste stei-
geo, als diese gettirclitete Verbindung scheinbar an Frankreich
Anlehnung fand und mit den Ansprüchen der Erben König
Ohrisüaus des Zweiten von Dtincniark in Verknüpfung tint. Mehr
als alle Unterschiede der politischen Anschauung und OesinnuDg
lii*'!w.'ii diese Besorgnisse den Kurfüi-sten August fem von dpr
Actiuüspolitik der süd- und westdeutschen Fürsten, denn machte
W äcii dem "Wiener Hof mlssliebig, so hatte er zu befürchten,
^ derseltffi die ernestini sehen Vettern gegen ihn ausspielen
iforde, sei es, dass diese zum Angriff übergingen, sei es, dass
ÖD neuer Kriefr der Parteien in Deutsehland die Gelegenheit
lirfprte. Vorwand dazu hätte seine Stellung in der Kirche genug
Rögeben; bemühte dot^h die Tai3<lestlieulügie seiner Vettern sich
QBibläasig, aller Welt zu beweiricn. dass die wittenbergischo Kii-cho
^on der augsburgischon Confession abgefallen sei. Auf den Besitz
^ sächsischen Bistbümer nun mochte er nicht verzichten; um
M Mir musste er sich hüten, dnii'h i ine missliebige Partei-
pöKtik das Mass beim Kwisur und den katiiülischeu Ständen zum
Üdierlaufen zu bringen. Dazu aber schien ihm gerade die Theil-
Q*hme an den Ünionsbestrebunfien seiner süd- und westdeutschen
Preundc sehr anp.;thaii. Zudem brachte er dieser Politik des
Handelns ein grosses Misstraucn entgegen; auch hei der eigenen
Pan« erblickte er wohl unter dem Deckmantel religiöser Motive
11) Vgl. für Diva und dos Fol^'ndf auch Uuitr. II, Noto 42 lis 40 uud
»E«hürig«ti IV-xt
14
im Geheimen di** Thätigkpit des politischen Egoismus; vieUeii
fürchtot<» er, riio Kvaii^'olisohen wlii-dcn , worin sie einmal n
Bi'wiuwtsf'in ilirfr Miu-ht ^ckunimcn, zum Anp:rilT iiborp*hen o<
doch (Üe Kattiulikoii srbomin^los provocin>n; Hmten sie auch d
nicht, so koiintf'ii sio doch s<*hoii diii-cli fHHisecjnonte VVrft^chtu
ihi-er Rechtsprateusionou (etwa wenn die J-Va^t* vom geistlich
Vorbehalt einmal praktische Bedeutung erhielt) einen Krieg h(
vorrufen; in diesem Fall aber wünschte er nicht mit den Ven
liissorn desselliin auf gleich*jm Fuss behandelt zu werden, stunde
sichei- im St-hatteu der kuiüerlicliea (luado zu stehen. Eeidli
aber schienen gerade die kirchlichen Unionsversuche seinen S
als eijioa rechtgläubigen Bekciiners des augsbui'giachen Confcssi
zu gefährden; an diesem abt'r wai- ihm um dos Anspruchs z
den Schutz des Roligionsfriedens willen Alles gelegen, mochte
auch in religiöser Hinsicht weder sefir liestimrate Anscliauung
noch wai-me Empfindung besitzen. - Ks winl unsi^To AuQija
sein , v/BH hiei- mit allgemeinen Worten angedeutet wurde,
Vorlauf der Unlersucliung am Einzelnen nacli/u weisen.
Zweiter Abschnitt.
Die dogmatischen Kämpfe, welche in den Jahren unserer
Darstelhing die Glaubensgemeinschaft der augsburgischen Confes-
sioQ tiefer und tiefer innerlich zerklüfteten, ^ zwischen dieser aber
und den Bekennem der schweizerischen Anschauungen, die da-
mals im Ausland mehr und mehr Boden gewann, gänzlich unüber-
windliche Entfremdung herbeiführten, wurden bekanntlich durch
die Ausbildung einer extrem lutherischen, völlig exclusiven Partei
unter den deutschen Theologen veranlasst. Diese Partei hatte in
Süddeutschland, wo das Augsburger Interim geherrscht, nur wenige
Punkte innc; dagegen herrschte sie fast überall in Niedersachsen,
in den Gegenden, nach denen zur Zeit des Interims viele stand-
hafte Bekenner hatten flüchten müssen, ausserdem stellenweise
in Mitteldeutschland, namentlich in den Landen der streng luthe-
rischen Herzoge von Sachsen-Weimar, die eine Anzahl ihrer
ilitglieder als Professoren in Jena anstellten; in der theologischen
Facultät daselbst fand sie bald ihr literarisches Centrum; auch
ihr Führer, der Istrier Matthias Vlacich, genannt Flacius niyricus,
hatte seit dem Jahre 1557 einen Lehrstuhl in Jena inne. Im
Kampf gegen das Augsburger und Ix>ipziger Interim und Alle,
■üe daran Theil genommen, hatte sie sich begründet; dann aber
eröffiiete sie successive noch eine ganze Reihe literarischer Fehden;
sie prätendirte gewissermassen allen Abweichungen von der reinen
I*lire gegenüber ein Wächteramt auszuüben und deckte diesen
Spruch mit der Autorität des verstorbenen Luther. Unter der
Parole des reinen Lutherthums zog sie gegen Alles zu Felde, was
fl^r streng lutherischen Lehre oder ihren eignen Anschauungen
^OB derselben zuwiderlief. Sie spitzte die lutherischen Dogmen zu
starrer Einseitigkeit zu und vertheidigte diese unbeugsamen Auf-
fassungen, ohne irgendwo einen Punkt der Dogmatik als unent-
1) Für die allgemcino Charactcristik der tJicoIopischcn Stroitigkoitcn vgl.
Pwnck, Salig, Hoppe, Pregor, Gillot. Für die ])arstoUung der kirchlichen
^gungsTcrsuchc , soweit sio nicht besooders belegt ist, Hoi)po I u. Kuglerll.
Bcheidbar oder «neiitsehiwien anzuerkennen , obne ituch nur
eng bfschränktem Spielraum der Subjeeti\itüt Diddung eatgeg
zubringen; sie kämpfte uiLsscrdem , um nlle abweichenden Meinuii-_
gen vom Buden der Kirche aus zu schliessen, für die Einführu
eines /jleieli staiTen und unbenesanien Sprürh^bniuclis als eiiizid
wirksamen Sidmt/.iiiittels ^ej^^en ketzcrbiL-lie Meimuigen; abweitrhend
Formulirungen wurden nicht nur als praktisch unbrauchbar odfl
bedeuklieh verworfen, sondeni fiU sträfliche Toleranz ^'egen Här
sion vcrdiicliti^t , ja uls Deckmantel eigener Kotzerei ausgelej^i
Selbst die augsburgisoho Confcssinn betrachtete man nicht mehr
i\h unzweideutig: ^"uu^, besonders nicht in ihren späteren Redac-
tioiieii; man siififte, sie i^ei länpit zum Deckniantel von allerlei
^Seelen und Cori-upteleu* pewurden und forderte, dass sie ui
im Sinn der sti-engstt-n lutherischen Symbole, der Apolo^e un^
der schmaikaUlischen Artikel, interprotirt werde.
Dieses iSvstem nun wurde mit der üuKwrston UnbilUgkc
und Hi^ftigkeit durcfi^^eführt In jede, sei es stoffliche aei (« für
melle Abweichung von iliror L^hre, interpretirten die AnjcreilVr
die exti-erasteu Ge^^ensStze zu dou vun ihnen anerkannten Mei-
nimgen hinein, die sich nur irgend im Wortlaut jener Abweiobun-^^
gen finden Hessen; wenn ii^nd miif^hch, identificirte man di4^|
wirklich vnrimmleneu oder angcnummenen Hiiatiieen mit solchen '
Riclitungon, die aus der Kirchengeschichte als längst vordamnitöj
Ketzereien bekannt waren^ oder mit den Ductrinon dos Kathol
CLsmus. Man griff dabei nicht nur die Lehre ais aolclie, sonder
auch die VertrtHer dei-selben persönlich unter Beschimpfungen untf
Verdächtigungen an. Auf dit^e Weise erneuorte man kurz nach
dem consensus IHgurinus den Kiuupf gagitn dl« schweizerischem
Abendniahlslehi-e, der seit der witbmbi'rgischen Coneordie, abj
iien
md
äüheu vun dem letzten Ausfiül Luthers gc>jeiL die Schweizer, oh-^^
gleich er nie duixh eine wirklicho Verstiüidigung beigelegt worden^
doch völlig geschlummert hatte; man machte dabei keinerlei Üuter —
schied zwischen der ältcK-n zwinglischcn Anschauung uud det"
neueren c^aiviuisclien, obwohl letzlere doch dem Luthertimm weit
näher stuid als jene; beide wurden unter dem Namen des Zwing —
lianismus oder der Sacramentirerei auf ganz gleichem Fuss ver-
ketzert, als die Lehre, nach welcher Brod und "Weiu im Abend-
mahl blosse Symbole seien. In Deutschland wandte man sicU
gegen alle, sei es materieUe, sei es formelle Conct?ssionen, welche
Zweiter Abfichnitt.
17
dem KathuIiciKUiuR in den Zfiton des Intei'inis gemarlit wordou;
tm schlimmäten kanj hier wogen des Leipzif^er liitorimH die kur-
iidiBische LandeskiiTlie, namentlich die Wittenber/jer UitHtlogiscrhe
hcultöt und deren Jliiupt Atr-Jnnt htbon fürt; Über den Letzteren
ergossen sirh die ohrennilirigsten Angriffe strnmwoise. Vomi^liin-
lich blieb nitiii iiei dem iCaiiijtt' gegen dii' Aenrlerun^'U des pri»-
testuUsolien Ritus steben, welcbe die knrsüiiijiiüobe Kirclie swh
im Lt'ipzifjer Interim erlaubt, um dfn Kaiser äiisserlieli zufrieden
Hl siolk'D, obwohl von diesen Aenderungen fiist Niehts wirklich
lu Kiirsnebscn eingeführt wonlen; als ein Versuch, die Werkhei-
liglcit und den Aberglauben des Katbobcisnius wieder in die
evaujBielisrbeii Kin-hen eiiizubüra:eni, wurden sie in den «'bwjir-
zesbn Furben darj;eslellt. Du die (ie^enpiulid für sieb die lA'hrü
von )len Mitleldin^n anfühlte, die dem Christen seiner cbrist-
lithoo Fi-eiheit ^emii>«? naeh IMieben und Zwi'rkniiiKsiffkeit zu
n^ln überlaijscn sei, so bildete nmn «lafieKeii den Satz aus, dass
in Zoitcn der Verfolgung auch das sonst Gleiehgiiltige bedeutend
wfnlt^ und einer besonderen BeiL!-Ün.'ilung narb der Pflicht des
B^keimlnisses iinterlief^en müsse; jene Art der Vei*tJieidi^iug ward
als f'in Missbraueh der Lehn^ von den Adinpliutls, als tin Ver-
SQcii, de» Kückfall in den Papisnins zu bemänteln, unter 4leni
nwi cifundenen Namen des Adiaph'Tisnius oder der A<liapbiiriste-
"^^t 'iiT bald ?M den gehiiasigsten .S<*hli;gw<trtcn der VtivUA zählte,
^«■keisiert und rerdniunit Zu diesen HtreiHgkeiten gesellten sieh
•«no Tornelunlicl) noch die majori siiseben und syncrgistischen,
••"He sich um die Lehre von der Rechtfertigung um] dem fceien
"illen divhti'U. Aurh hier staml die liui-särlisisrhe Kin-lio in
e/ster Reihe unter den Angegriffenen. Kndlirb wurde ebendieselbe
""* am schwersten betruffen, als tlie Kifen-i' znh'txt am-h den
-^**''i(Imahliwtreit auf douLsehen Buden verpHaiizten. Die kur-
PPP^^iseliH Kirrhe unlei- Kiihrung ihri>s Hauptes Melanehtltun und
^ ünnh K^uiz Deuts"iiland verltreileter Kreis von Sdiülern iiiul
■^""«iii^'ern dieses Mannes liegten vom Abendmahl Ansi*liauuttj;t'n,
^'*-"lie dun ealvinisohen wühl in .\'ehenl>estimmittij;i'ii L'rilsii'lii<_"ili.'n
»uwi,|^|jpj-pp^ aber d*K'h mit denselben auf gleichem Grunde
'^**u und gonidu in den mfistiimstrittenen Piinkti'U identisch
"•" eng verwandt waren. Diesi' enp'' Verwatidtsehurt witnl nun
*^ viiu Melamhthnn und seinem ganzen Kreis nie üffentliih
**^*'Vannt; man hütete sii^h vielmehr die Anschauungen, welche
2
20
ZvoJtor AlKoltnitt
von »
woiohunfe^; ebendieselbe liielt lanpe Zeit im AbenJniahl^streit euii
nUii^ Dcutnile .Stellung ein. Mit denjeuif^n Kiicbeu zusainmea^|
welche iliror bcsondcrn Meinungen halber von den Orthodoxen
befehdet wurden, bilden diest! eine Art von Friedenspart(>i. Wie
auf der Seite der Orthodoxen von Flacius und seinen (fenossenj
so ging in diesem Kreis die Initiative zu Einigiin^'sversuelifn von^
Gioer Anzahl Füi-ston aus. Dieselben stellen, untorsttitüt va
ilntr T^HndestheoIope, don IVÜtensi<iiien iler Kniupfpnrt.'i gep.^u-"
über di<' FoniiMunp auf, dass man sich mit positiver Uel»i'rein-j
stimmunja; in der Tjehre bc^iuij^en, vergangene Irrungen nnd AI
weiohungen in der Lehi^ mit iStillschweigen übergehen, ja emi
ausdriu^klieiie Amnestie fiir sie verkündigen snlle. Der nament-'
liehen Venliiiiminng irgend weither Uii'htunp;eu widerst;'tÄen sio
sich; sie fordern eino Censnr tlieulugiseher Druekwhrifton, um
nnnilt;!es Gezänk zu venneiihn: endlieh verlangen sie nicht eine
so exclnsiv stifuge Ji'orinuliruMg einz<'lner strittigen Artikel, lui-
mentlich der Abcndmahlslehre, als die llacianiacdie Partei. Um
don wogenden Streit beizulegen, treffen sie zu wiederholten Maieti
auf piTsiinlirben /usammciikünttiMi in Hegleitnng von Thrologm
paitieulari' Vi*i>itiindigimgt'n und entwi-iffii iil)er itn*e YrrtMiihaning
Urkunden, in der Hoffnung, nnehmals siinuntliehe Cinifexsions-
verwandtm zum Ansehluss zu be\vegi?n. Aber nbwolil mau nii-
vergisst, sich zu verwaiireu, dass mau mit sohhi'fi Ejitst;h<'idmigen
den andoni Kii-ehen keineswegs präjudicirt haben wolle, lUlIt doeh
die Gegenpartei stets mit neuem Kanipfgeschrei Über solche Vcp^H
stitndigurigcn lirr, als seien sie nur bestimmt, die Vergebungen^^
der Interiniszeit abzuleugnen, das Bestehen verdi'rblieher Ketze-
reien zu beniäJit^d», die gcreehtfertigten Riigi^n zu initerdrüeken, i
„dem heiligen Geist das Maul zu verbinden.^
Die erste Anregung zu diesen Einigung« versuchen ging lange
Zeit fast ganz allein von Herzog Christoph von Württemberg aus,
der, selbst gut lutherisoh, die erbitterten theologischen Kämpfe
doch nur aJs Vellejitälcn ebrgeizigiT und liiindflsiichtlgcr Kiipfo
bi'tnielitete. Dii- eifrigste Uutoi-stützung fand er ei-st bei Kui-fürst
Friedrich dem /weiten von Pfalz, dann bei dessen Nacbfolgoi^B
Otto llöinrieh. In Gemeinschaft mit diesen Beiden suchte er seit^
dem Jaln*e 1554 jede der Zusammenkünfte zwischen evangolise.jioaj
und katholistrlii'n Ständen oder Theologen, welche die Verhältnis
derselben regeln sollton, durch eine Vereinbaiiing innerhalb do^
Zwvitor AljMhttItt
21
»
protestantisclK'ii Part»*! vor/ubi'tt'iton. Dn.s Mittel poütc Aiifnii'^s
eint* VorstüiKÜpuiff i1<t Küi-ston und Obri^kfitni sein. IJiitnr dtm
Schwiorijskeitoii , wtlrlie sich einer Coiiferoiiz *k*iw»lbeM entgo^'on-
stellteii, bt'pognet man cimTfW'its wiodor den un^nraässipton For-
«leran^n dor tlat'ianisrhon Tliwlo^jen, wpIcIki bei den Horzopt-n
von Sm'li.s<'ii-\Vi.'imÄi' tibtT dif- Vorhvdiiijiiun^^en der /usunimon-
kunft 7M rntsolu'idrn liatlrii, aiidri'i'weits einor sehr rvstTvirtm
Haltung Kursarbscns. Kurfürst August, wir crwähntftn es schon,
fasbio dio Protwlion, wok-lie Hfinr Vott^ni den llaoianiKchcn
Schreiern gewälirton, aU politische Feindsi'li^'koit aiif; er meinte,
dttHs 06 ihnen nicht um die reine Lehre, sondern eben um die
Polomik zu thun sei, unri hiith* daher keine Hoffnung, das öffent-
li<'|]»' Ocsi'lirei über di-ii AbfiUl s<'im;r Landoskirilie iturcli Etit-
pt^'nkommen und ünterliandlun;; zu stillen, musäte vielmehr
füix'htcn, durch solche den Oefjnern nur Stoff für neue An^rriffe
zu geben. Ö<hon aiLS diesem Eirunde zog er das Todtsohweigen
Yor; er sah aber auch die Ver>*mnilun|^'en pn>teHtantir(cher Fürsten
aiid Obrigki'it»'ii , welche man vorscldug, nicht gern: er fürchtete
tHets, sie niiirhtoii am Kawcrhof und hfl iIimi katliolisctien Ständen
den Veniaciil ixilittridier Conspiiiuionen erlogen; welclie Gründe
nb<»r «T hatte, jede MisHÜebigkeit am KaiKerliof zu meiden, ist
oben sch<.in ortirtert worden. Es kam ihm sehr zu Statten, dasa
Melanchtiion Um in diesen Bedenklichkeiten mit seiner Autorität
iiiiU-irstÜtztc; mit den Guta<-htcn «Ifssi^lhen trat er ^anz besoutler«
pjrn den Vorschlügen seiner fürstlichen FnMimh' cntgegtMi.
Abi»r auch die andern Ftirstcn. /.. B. selbst der Ijandgnif
von Hessen, den wirspütereifrif^er als alle Uebri^m sehen, wm^m
Anfang aeliwcr in Bewej;:ung zu setzen. Die Hwffnunirslosigkeit
der Verbuche, die Gefahr des Verdnclits beim Kaiserhof wur<leu
lianpbtächlich angeführt, um den Vüi"s("iili»gen Christophs und Otto
Heinrichs uusxuweichen. Die allf^Mueine deutsche Ödiwerfällipkeit
trug da» Iliri^ bei, um energisches Handeln /u hindern.
An solchen Widei-stäiiden wheiterte die ^pJHnte A'orbe-
reitiuig des Regensburger lieiclistages durch eine Vereinbarung
der Pnttpstanten.* Nim hätten Christoph und Otto Heinrich ge-
wCin-Sidit, wonig»teiiH d»^ Wormscr Culloquium, das auf dem Roichs-
1?) Kagler II ji. 0 — 13. ,lneivn On^mouion*^ (ib. p. 6) ist jedenfoUä
Terieaca fär ^locr und Curcmouion'*, vgl. 8.ittler IV Botla^ii p. 106.
22
Zweiter Abschnitt
tag bfÄCÜlossou worden, so vorzubereiten, dass der Zwiespalt des
Protest« ntismuö die Partei nicht auf dem Colluquium vor den
Katholiken blüsstöllen ktiiitie. Da diesmal ein zaliireielier Convent
ovaiigf'Uscher Fürstou zu Franlifuil aui Main, ursprUnpIit-li zur
SeliUohtuii^^ von Handeln zwischen Hessen und Nas?>au bej<tinimt,
bequeme Gelegoulieit zur ünten-edung pib, bü kam wenigstens
eine partioUo Terstandipong zu Wego; die Füraten braditen Theo-
logen mit; auch eine Anzahl prntestantif<cher Gmien fand sich mit
geistlidier Begleitung ein; man entwarf ein eiiinuirliiges Glaubenn-
bekßuntiüss und sprach sieli für einen allgemeinen WidTenstillHtand
zwischen den protestantischen Parteien aus; den Katholiken gegen-
über, auf dem CoUoquium, sollte man sieli nicht darauf einlassen,
über das Terhiiltniss der protestantischen Kiix-lien zu den „Setzten
und CoiTuptelen* Rede zu stellen, sundern erklären: man sei In
den wesentlichen Dingen durcliaiis einig; die unwesentlichen DifTe-
renzen aber seien ans dem Spiel zu lassen, wo es sich imi die Ver-
theidignng der gemeinsamen lielirft gegenüber der riimiachen Kirche
handle; auch stehe man den Katholiken nur im Nanipn der reinen
Lehre, in der man einig sei, gegonilbor, niiht zur Apologir der
Verfälschungen, an denen man keinen Thcil habe. Von dieser
Verständigung scheint Kureiichseu, obwohl es durch Gesandte an
der Schlichtung jener hessisch-nassauisrhen Stn»itigkeiten Tlieil
nahm, sich ausgeschlossi-n zu haben; dii* flacianische Partei aber
wai' nur in wenigen Mitgliedern veitreten; eins denselben, der
.Siiperintendent Kicolaus Gallus von Regensburg, erhob scliun auf
dem Cunveiit den heftigsten Protest gegen die getroffne Verein-
barung; als dieselbe bekannt wurde, fielen auch Flacius, der eben
Professor in Jena geworden, und Andere mit lautem Lärm über
sie her.^ Herzog Johann Friedrich von Sachsen -Weimar instruirte
3) S. Hr|i|K' 1 p. U2 ff. Kuglcr 11 p. 4ö ff. umi das i3r.i-t Citirt^. Üaf«
AugOBt g^ijie GesandU'ii aii d«m Convent uit-ht Thell uchraen liesa, wird s^hr
vahracheinlioh durch ein So-hrpilK-n dossoUien an Christoph (Hg. 8. d.; wie dw
Inhalt xfifjf, tnrz vor dorn Frankfur1i«r Convent fthfjcfes^t.) Per Kurfürst orkl&rt
uritiT Eriiiiifriiiig an )iic zwif*''lnii Ulrich Murdi-iwc» und RftlÜiiLsiir Ki.sÜngtT
geiiHogomüi ViThfliiiiltitigi>n (s. Kunlor W p. 40 Note 80): er iM nocli iinnior
dpf Ansicht, da.ss ^-iiiü Zusammenkunft der Kur- und -Fni*st4'n wtätliiufüg und
Viedonklich spj. Er würde sich gern auf dem Tajjc zu Frankfurt mit Christoph
porsonlioh untßrrodoo, wetm ihn uicht ciuf gewisse ohhafte Uiyai.'hc. dio or
bereite mitpethcUt, am Erscheinen verhinderte. Seiner Annicht Dach sollten
^zum oin^Kng dieser dingt«" (dfni übrigcti Inhalt doK Bnufs nach wohl nioht
Zweiter Ali.scltniit
23
Dq>utiitcu auf das CoUo(|uium, unttT kuiiicr Bcdinmin^ mit
ibrijc«'ii proli-sitüüiischou TliiH>lo>!;on ^i'mciüsum <k'n K»tlioliki.'n
■,'eßeuul>or zu treten, es sei denn, dass man zuvor die kotzcrisohnn
Mfnnuujren immf'ntlicli verdammt habe. Der Erfotj:;' ist Ix^kuiiut.
Nm'Ii wi.'uifr**n .Sitzung:i'n — in di-nin sieb iibrigeus die Uiiver-
s>)hnlii:hkoit drr katholischen und «evangelischen Meinungen schon
tat G*'uüj^ dar^eüian — verlangten die kathoIL^hen Collocutoren
von den protestantisclien die uamliafte ADgahe dorjenigoii Secte«,
Kolcbe sie von der Gemeiaschaft a« der augsbiugi sehen Coufession
Ku^^össon; diOB gab den Anlass für die heiv.oglich sächgischen
Ütpütirlen^ mit aUer liestimmtlieit auf die Condomnation der
Häffsioen zu diinpen; da die andern prutestautisehen Oollocuturen
sjcli dfssen weigertctn und die Flacianor vou der weitem Theil-
i^bmo an den Verliaudlungen ausschlosseu, so reisten diese unter
Protist ab, reieliteii aber vorher ein besondres Doeuniont ihrer
Mt_-iiiiiiigen bei fh*m kathelisehm iVäsidenten des Collyquiums ein;
so wir denn der Zn'i(>«palt der evangelLsehen Kirchen vor den
An^ der Gegner offieiell aufgeih^ekt, und es liess sich kaum
Doch otwas dagegen einwenden, dass diese nun das Calloquium
al»brachen unter der Begründung: sie seien beauftragt mit Beken-
nera der angsburgischen Confession zu disputiren, liier aber sei
lüi'ht zu ermitteln, wer derselbi-n angfliere. Melanehtbon legte
auf Wungch Herzug Christoplis und Kurfürst Ottheinrichs den pro-
ti!8tuutist.-hen Tlieologen, welche nach der Abreise der Klacian<?r in
^orras geblieben, eine kurze Schritt über einige Hauptpunkte der
U'liro zur Unterzeichnung vor, um wenigstens für eineu engeren
Krtis t'in Boeument der Einigkeit zu gewinnen. Dii-selbe wurde
^ Ucbrigen allgemein gebilligt, doch nahmen die württember-
jnsfhi'ii Theologen Anstoss an riner polemisi-hcn Ausführung gegen
''''H Osiandrismus. den sie nicht, wie Melanehthou, als eine ge-
^(■'iVhe Ketzerei betrachtoton. Es kam daher nicht zur Unter-
, *o Frankfurter Convent, sondern anf den B*>ginn der V^Tüanimlung in
1 oiTüM y_u |><iziehfn) die proti?staiiti&<-*hnn roUocuton'ii und Adjunoten, welche
■j^F '^'■olloniümn verordnet worden, sich zuvor verständigen, wie dif Streiüg-
P™^^ 'iiüzagk'ifhen rw'ü'ii, und thr GutAchton dtm Auftraggebcra niittheileo.
■"8 rl,»^ Tag au Fnuikfurt diesmal nicht zur AuMFübrung kummt und er tmcb
, '*^llo«|uiuni zu WoraiH Geli^frimhcit tiinlnt, Chri.st<ii(h zu sprechen, will or
^^^ "öjt ,iejn«elUMi uiündlioh naoh Nothdurft uiuorredou und ihm vertrauÜch
■*^feen, warum er gi>g»-'ii di»' ^weitlrtuftigo'" Zuiiammtmkiuift Bedenken begt.
24
Zwoitcr Al'whnirt.
zr-k-liiiunt; diosor iH'hfartiki'I, rkh-h wiirdtMi {nr'S('Mn''ii irn foli^ciulfri
Jahr, auf dorn Fürst oik'uii^'P'ss zu Frankfurt, wiiihT lu'rviJixfsiu'hlL
und zur OruadIa;,t" oiner partirulort'n Verstau cliffimfr t^t'niacIiL* l|
Werfen wir fiuon Ul'nk auf lüo |>»iiitisc]irMi L'mstÄndo zur
Zi'it <loh Wormsor ('ollnqniums. Norh in dir-scn Jaliron, wio vor
tloin sclinm]kal(lisi*li(*ri Krk»g, scliien du* Siclu'rlu'it dor Prntt'stun-
ten vornolimlicli auf der Entzwoiung der kttt]iolist!]i('n(!rotwniiir'hte
KU boruliPü: boi jeder Priodcnsaussidit tanrlito die Bosui-^'niss auf,
class nach dorn Frieden Spanien nic!i mit dorn Kaisor oder Papnt
oder beiden, ja nelleit:ht aucb mit Krankreieli zur Niederdrürkunfr
dos Protestantismus in ganz Europa vorbinden würde, und otl
niPfuten dit* di'Utsr}i('n Proti 'stauten, nach dun rnformirtcn Unter-
tliancn der katlioüsclir'n Hprrsfln'r wünlo Drutsililund, als (lio
Quelle der Rofcmnation, das näohste Ziel des Anfrrifls sein.* Die
einzige katholisclie Maobt, von der man zeitweise Besseres hoffte,
war Frankreich. Man konnte sieh schwer vorstellen, dass ein
Friede die Feindsiehaft dioser ilaeht mit Spanien vfiliig aufliebon
würde, und fmf,'tc sic;h daher, ob Frankreieh die Kivundsehaft der
deutwben l'rotestanti'n ji' als wt'rtiil<»s wftrwrrfun k<>niH', denn
dieselbe war im Fall des Kriej^es für Frankreiclj uiientbohrlieh
zur Gewinnung von Truppen, in Friedenszeiten aber blieb, wenn
die französisi'li-spaiusfht« Rivalität nicht end;;ü!ti^' begraben war,
Fraukreieh mit den doutist-tien Protostanten das Interesse t^emeiu-
sam^ der Kestauration des spanisohon Kintlusses im Reich zu weh-
ren. Endlieh br^nn jetzt die Reformation in Fi-ankreioh vorzu-
dringen; wer konnte wissen, ob die Re^'ieruntj; der populären
Strümung auf dirj Bauur würde widerstehen können? So blieb
denn aueh ffir den Fall des Friedens einige Hoffnung, dass Frank-
reicli zur Untenlriiokung des deutseben Protestantismus niehl mit-
helfen, ja vielleicht, chiss es snelien werde, denselben zu stützen
und zu hatten, wie in den Jahi-en lööl und 1552. Freilieh eine
zweifelhafte ITofTnung angesichts der Strenge, mit der König Hein-
rich der Zweite die Refurraatitm im eigenen Tjijnde verfolg^
.t&y
•1) ShHk IIJ BuL-li LX. Cap. I. Hopiw I p. 157—223. Pregwrll p. 6i^(i9.
KugliT 11 |>. 52 — 65. t'i'bcr dio zidctzt erwähnb-n Coiicordionnrtikel im Be-
sondern H«'|ipo J p. ■»IH/U Ktigler II ji. 7*i, *■ I^nten p. 3-1 IT., Anm, 26.
5") Heitnigr- I Noti? 3 uml 4 mit dorn zu^'r'hörigrMi Tt'xt Kt"'nflas. uiiUt
V, uainontl. Noto K-Il, i:W. l'nton Boil. 1, I[, V, V], IX. Einli-itving da
Ab8cb. T. bitt Aom. 16 und das dort Citinc.
Zwßitor AbNclmitl
S5
Drrjpnifrf! Purst, wolrlipr von Allon am mpistmi Zuvorsirht auf
Fraukreifh seüsto, war Ljui'lfrraf Philipp." .Sfiii ViTtmufii war
freilich kein »nlM^dinn^tcs: er behielt «loch ininipr dio Möplioh-
Itoit im Ange, dasB König Heinrich don Eifer, mit dem er
IUI* Rfformntinn im eipni'n Ijunie vrrfolg^te, cjinnal m»f Hie Prfi-
twtanU'ii in ninhTn Xatiuneii uusdefinen mm-lite: er schwankte
darum zwisehen Furelit untl Hoffnunp; während er sieh liartnäcki^
an die Aussicht klammerte, den Könif,' durch politische Gefällifj-
keitpn in freuniUicher Stimmunj: für den deutschen Protestantis-
mu» zu erhalten, wandelte ihn dt>eh stets llnnahe an. wenn die
fnnzftsisc-he Politik in nahe Berührung mit dor päpstliclten und
»•panis^'hen üiplaniatic kam, wie es In rh'n häufif^i'u Krit'<lens-
uiili.'rliandlunf,'en K''s*'htÜL' Was er aber von Frankreich nur in
Zeiten vorübergehender PlntmLUhigunjf fürchtete, war ilim ein fllr
»llemal siebor von Spanien. lÜr fasste den Künifr Philipp panx
rirliü^' »\s den Erben der Politik si-ines Vaters auf; diese hatte
wi ihm das schlimmsU^ Andenken hinterlassen; die ganze schlej-hte
^fimmg aber, welche er von Karl dem Kdnften und de.ssen Mi-
^vtern seit dem sdunalkaldischcu Krieg und seiner Gefan^cns<hafl
IT^fcsst. übertruj^' er iu vollem ilasa auf K«ni|!; Philipp und dessen
"o'itik, die zum Theil noch von donselbeu Käthen pleitet wurde:
ffTr^schsueht und KanatisnuLs, verbiirden mit Pertidie, waren ihm
**^*-' Bauptcharakter/.lij^e die-tcs Systems, das /ii*l <h"sselhen: die
^urflifiilining der (regcnn.-rurmatiun in der g-an/cn Welt mit Feuer
""<4 &iiw(?rt«
Es ist erklärlich, dass der lAud^Taf von f^^ntssem Banj^eti
*''"fiffen wurde, obs das Un^'liick der franzüsiiM-hen WulTcu bei
^ Quentio im Juli dos Jahres 1557 die Möp^lichkeit zeigte, dass
"^'ikreich zum Frieden nach Spaniens Willen ^ezwunjreu, ja
vieH^^,.|,( (,jg y,yjj, oiiiiinarht gedemiitliigt wi-rden könnti'. ,,Wann
nurv **^ selirieb er an Kurfürst August, als er die erste Nachricht
U| Dio [mlitisulioii JtL■^t^-)lU^getl üo^ Litulgrareo, wolchi.< vud der Spe-
'■''"^tioB auf Frankmchs Wohlwollfii für dpii dt'utttchcu rroteHtantisrauM ans-
K"**«^», Irtlden das Uanptthcnta der ^Boitriige".
7} Unten Anin. ft, 10. Abseh. IV In-i Anni. 12.
8) Beiü-. Note Ü, ÖO. Komim«! U DT«, all ;i!Jii,7. Unton Üoil, I, H, VI,
*^I ujmI Badort>. I>io in Alfecli. IX dargoslcllten Bostreliungr-n dos Lond-
^^'tan, BiDo |irotßHtaiitisr:ho Df^fcnsivalliani: zu gränclci], (jcruhcn gaiix vomt'lim-
^^ Inf der Besoi^iÜHs vor einem RcsUiuratioii.skriog Spouiciuj.
26
Zweiter AbBohnKt.
von dem Eroijjniss erhalten, „ dieselhipcn (Zeitungen) wahr, wie
wir soi^n, will walirlich der deutschen Nation wohl aufeuschen
gt'btihren, und von Nüthen sein, dass die deutschen Füreten alle
wohl den Rücken bei einander thun, und sich besser, als bisher
gescheliea, zusammenhalten, dann zu vermuthen und zu besor^n
ist, sollte dpr König von Frankreich durch König; Philipseu under-
gedruckt werden, dass alsdann nit lange Jahr dahin gehen, er
würde fjegen DfUtscliliin<I aucli otwns anfanj^en. Darum wollen
E. L. dem wohl nachdenken, dann sollte es die We^e erreichen,
wie wir doch nicht hoffen wollen, würde es E. L. sowohl als uns
lunl andere Fürsten und Stände der deutschen Nation betreffen."*
Die Besorgnisse, welche hier ausgesprochen sind, wurden durch
die näclistfolgeuden Nachrichten gesteigert und vermehrt. Der
Clenis in Paris hetzte nach der Niederlage das Volk gegen die
Hugenotten auf, als die Schuldigen, welche Gottes Xom über
Frankreich hereingezogen; die Rt'gierung scidoss sich dem Volk und
Olerus an; es begann eine harte Verfolgung, welche die Hoffnun-
gen der deutschen Pi-otestanteu auf Frankreichs Politik sehr er-
schüttern miissto. Spanien zwang den Papst zum Frieden und
bald darauf verbreitete sich die Nachricht, dass V^enedig und der
Papst mit allom Eifer zwischen Frankreich und Spanien zu ver-
milti'ln suchteu. Nun stieg drohend die Gefahr auf, dass Frank-
reich sich beim Fricdenssciduss für die ttUgenieiue Kcstaumtion
des Katholicismus gewinnen lassen mi^^t}. Auch der Lan<lgraf,
trotz seines Vertrauens zu Frankreich, konnte sich der Bcsorgniss
nicht envehren;'" doch mochte er seine Hoffnung noch nicht auf-
geben. Kr hatte bisher, obwohl ihm ids <ieutschcm RiMchsfiii"ston
die Gelegenheit nicht fehlte, in dem Kriege zwischen Frankreich
und Spanien die eine oder andere Mactit zu begünstigen, aus
Besoi>;iü.ss vor Spanimi und seinem AnJiang sicli ueutral verhalten
oder doch nicht gewagt, sich öffentlich der Freund(4chaft mit
Franki-eich zu verdächtigen; neuerdings scldug er eine andre Po-
litik ein. Es galt ihm Zweierlei: Frankreich durch politiHehe
Dienste an den dent.schen Protestantismus zu fesseln, damit es
sich nicht von den Gegnern deswelbiMi gewinnen lasse, und e« zu.
unteistlitzen , damit es seine Selbstständigkeit gegenüber Spanien
wahren könne. Er begüixstigte von nun an nach Möglichkeit dio
9) CdenbauKOD d. 21. Aog. 1557. ils.
lU) S. Befl. 1 und II. Beitrflgo Absch. V, Xoto 131, 132.
I
Zwoitor Aliscbnitt
27
atttösischen Werbungen im Rei(;h und bot seinen Einflitss auf,
andre Fürsteii zu pleü'her Haltung zu bistimni«*ti, unp^aoJit* t dass
Inliäuger Spauit'im uu<l der Kaisi-r ihn tiäufi^^ darum üiterpolJiiien
vtd er selbst fürohtotc, sich einen LIeborbll etwa rlureh die
?nunde Spaniens, die katlioltsdien Hor/o^e von Brnunschwoijj,
m/uzielien. Herzog Hfiuricli von Üraunsrlivvf'ig-Wolfinibüttel,
d(T heftig gegen die Duldung der franzoiüisolien Werbungen ogi-
Ürtc, uachniaU aucli der Kaiser Ferdinand, marhten geltend, das«
ilrr König von Spanien als Hen-Hoher der Niederlande ein Stand
'It-s Keicha sei, und dans Werbungen gegen aolehe ftuf Ürund der
Oesptze untertlrückt werden mUststen; Landgraf Pliilipp wagto es
flpTU Kaiiicr gi.'gonuber dio UeieliH-standscIiaft Hurgttnds in Abrede
KU Mi'llt'n. Wenn ew Heinrieli doni Zwoiti^n im Jalir löü8 gelang,
«US Deutwehland ein grosses Siildnerheor auf den KriegsBchau platz
zu bringen, m ist die» nicht zum kleinen Theil dem Landgrafen
z>i2H>clm;iben."
In der jicit der Besorgnisse,- welche durch die Schlacht von
^t- Quentin und die folgenden Erpignisse hervorgorufen wurden,
M nun dan Wormser Collrt(|uiuiu und dii- Spaltung der i)rote-
*'aiitiüchf-'n Tlieulogt-n auf druiselben. Dies Eiviguiss bereiteto nicht
"Ur (Ich Katlioliken eiuou Triunipli, iter fiir die Protestanten gajiz
fta^.-'rti-aglich war; es brai^hto auch die Lt^tzteren in <ien grösslen
^^'aclitheil, wo es sich danini liaudi'lte, iln-e Lehre öffentlich zu
'^ortlit'idigen; z. Ü. war nun dir* Partei ganz ratltlos gegenüber der
A-Usaicht^ *IasH bxid ein ucumenisehes Concil eniffiiet werden
köiuile: wie sollte man fuin noch fitn protestflnlit^ilun S!andpunkt
öftentlieh bezeugen; wio konnte man liofleu, einmütliig seine Ver-
wahrungen gegen das katholische Glaubensgericht einzuJegen: ei^
«cliicn doch, seitdem die RückHichtslosigkeit der flaeianiseheu
Th^logio sich auf so unerhörte Weise manifestiit, der protestan-
tJÄ'ht* Olaubonszwii^t hoffiuing-slosor als ju. Weit schlimmer aber
war, daKS durch dies« Lage? auch die politisclie Wehrkraft des
Protestant ism US ernstli<'h in Fi-agr* gestellt und die Onindlagr' des
Bfliginnsfriedens sehr ei-seliüttcrt wurde. Lu Kreis der orthodoxen
Kaißpf]mrtei scheint man die Bedeutung dieser Lage wenig empfiin-
'^ zo haben; hätte man doit iiberhau[>t Sinn für dieselbe gehabt,
tt hätte man die Hnrmäckigkcit nut' di-ni Oülloquium wohl nie
11) Beitrag Absch. I— U.
28
Zweiter Alischuitt
icbcn. Auf der nivleni
Uooh war die Wiikui
soweit
meine Bestüizuu^^ und Erschütterung. JJooh war die Wu'tuoj^
sehr verschieden. ^|
Bei den Füi-sten p^riff im Allgomeiiien ein erhöhter Eift'r
fiir ilie Eimui^fsverhaudlun^eu l*lHt7.. VnrneimiUeh widmete sirh
von dieser Zeit an auch Land^riaf Philipp von Hessen den Frie-
den sbestrebuup;en mit voller Theilnahme. An den Einiffunpiver-
sucluen Cliristoplis und Otto lleinrii'hs vor tk-m Worraser Collo-
quium hatte er tnir einen besi'lnänktcn und zuriiL'kliaIten<lei) An-
theil genommen. Seit dem Eintritt der grossen Spaltting auf dem
Reliponsgespräcli sehliesst er Hieli den Bcstrebnnp^i Christojdis
völlig an; bald versuclit er sojrar die Initiative zu cr^eifen, und
wir sehen ihn an Kiilinheit der Entwürfe und Behairlichkeit alle
Andern übertreffen. Sicher eine auffallende Wandlmip, weim man
betrachtet, wie Andero aus demselben Ereigniss Motive zu ganz
entgcgen^oset/tem Verhaiten srhrtpften.
Melanehthori war noch auf dem Colloquium bereit tpewesen,
den Flaciaiiern weit^iiendo Concessionen zu mnrhen, um Frieden
herzustellen; der Einspruch seiner theolo;]ri sehen Freunde hatte
dies veriiindert;^'' seitdem man nun aber den Klnciani^inius in sei-
ner f^&azm Sehrüfflu'it kemion ^lernt, g-laubte Melanchthon ^4|
und, wie es scheint, heri-schte diese Stiramun^f in der ^ranzen kui"-
sächsischen Kiiiho — ir^nd welches Ent^e^frenkomraen von jener
Seite nicht mehr hoffen zu können. Nun hätte mau nur nncJi
durch vollkommncs Naclifz^'hen versuchen können, zur Eintracht
'Ml konmu'n. Dann hüttcn die Kursachsen dunh die BilJiirung
mancher cxciusiven Lelirtbrincln und die Vi'rdainmun^' anderer
Riclitun^n einerseits solche Meinungen andrer Kiivhen verworfenv
die sie doch nicht geradezu verketzern nmclitcn, andrerseits eignem
An.schauungeii verleugnet und das Bckenntniss abjErelegt, dass sics»
zur Zeit df.s Interims und seither vielfach die reim* Lehiv vcr —
fiilscht; durch all' dies aber horttc man nicht einmal Frieden zl».
erkaufen; man setzte auf jener Seite unlautere Motive: ireistlich«?
Herrschsuclit und namentlich pei-sünliche Feindschaften, vorau**
und musste daher fürchten, diitch vollkommnes Nachgeben di«
Gegner nur zu neuen Insiniuitionen straflicher Ketzerei und hart-
näckiger FortHOtzung ihres Kampfs zu ermuthignn. Es kam zu
12) Hoppo I j>. lirj ff.
Zwaitur Absohnitt.
29
idlpdfTn, ilass tlon Kursaclist^n dio Vertbcidipunp: oblafr und dnss
■HB sifh iltiboi iiu^isf'rlich wenifjsU'ns ontsoluorlcii im NaciitJioil bo-
Bden, weil sio wonifjor don Woftlaut der Symbol«' von hist-n-
riÄ'licr Autorität für suh Iialtcn; bpsondors den Katholikr'n. ilie
(ihn*'di<^ g:('ii«'i^ waren, ilcn Flutitun'rn t'iii relatives Rtclit vor
Alli'n. dii- nklit so streng' lutiicnsi-'li wan-n, eiiizuräunn'n, niuss-
wn MC iii iliivr Vcrthcidi^'unfr loicht »U Abtrünnig von deT ar-
KprüQsrlii'lit^-n prf'tt'stan tischen Li'hr«', als tlcD'n Symbol fVw Aiiffu-
stüm vüm Jahr 1530 jjalt, fTsi-hoin^ri. Solltrn sio sit-h Kolbst und
ill«' li»*irntT d*'s KhK'iaiiisimis sofchi^r Abtritnni^k(*it zfilini. ohof
'lÄRir Kriodt'n t^rhoÖVm zu dürfon UBd so für alle, welche iiiolit
di*- ttAi'jnnisi'hi^i) Fnriiioln »arbbcton und auf din flacianisihcn
Gmtk'mnutioiu'ii «cliivöreu wolltt-'n. den Huf vuu rHclit^i^Iiiubifji'n
Bekenuom dor A. C. und damit den Schutz des Rcliponisfriodens
prelsgi-bfu? Melam-hthon wenigstens hielt di<^ partii-uliin-n Krfol^e»
(lif man durch weitere Anstren^nnif,' nnrh f^i-winiieii knniiti*, dic-
w$ Ct'hels nirlit für werili, oder er hatte nieht den Mutli, das-
selbe hin/unohmon; wurde doch peradM seine Kirehe stets am
''('hvi-ctstf'n vun derselben betrofien. Seit deiu Wormser' Colla-
<iuiuia blieb er bis an si'ia L«'bensende (tcfroer aller Unterhanil-
Ißngcn, welcher Art auch sie sein mochten. Nicht nur syno<lale
ß'-hfin-chunfcen mit deu pt'frn<'riselii'n Theulop^tm, auch Uouventc
^•T Fiirstf;n und (')bri^keiteti widerneth er: liiitfen an denselben
•liwJi auch die niiiiiMlox lutlieriselieu Obriffki-iteu tlieilnebnien
Tisw:'!»; endlicb waren Uim selbst die separateu Vereinbaninf^n
filpichpesinntcr zuwider, soweit sie narbtiiifjlieh auch die ^Uiders-
'"lin.'ndcn heranzichn oder überhaupt an die Ucifcntlichkeit tn-ten
wlHen: alle Schritte solclior Art widcrrieth er mit AcniE^stlichbeit,
*fil aus ilinen nur ärgerer Lärm, als vorher ^wi-son, hervor-
K*hon könne.
Audi KurTiirst August war, wie wir naciizuweison hoffen,
^Vk}\ du» Wormser Collnriuiura keineswegs UDigostiiunit worden,
nnd wenn er ja einen Au;renblirk halb und halb dem Di*üitf:on
•"•"ipr fürstlichen Freunde nachgab, su eigiifte er sich aUdanu
''TO »0 entKchiedener den Standpunkt seiner Theologen an. Ver-
^'ki'^W'n wir es noch, die liercH-htigung dieser Politik und die
•l^r L'uidusbestn^bungen anr-inaiider zu niessen: nur dies sei gleich
b^tTh: wenn Landgnif IMiitJpp seit ilem Worins^n- Cun<M|uiuni
Bii'h als Jen eifi-igsten Mitarbeiter an allen Einungs versuchen zeigt,
30
Zweiter Abschmti
80 wird dabei von vornliprein das rcUf^iÖse Motiv durch ein pöli-
ti«;hes mass^ohend crgiinzt: rs {^It ihm. dtMi deutsolien Proto- i
stantismus ^Hgonüber den WuflVii d)\s KatJuilicismus zu sirhPrtlH
Das CoIio(]iiiuni zu Worms hatte den doutsdipn Protestjintisnius
presihwäfht und seine Position innerhitlb dos Reii-hi^ ors^-hüttort,
gleichwie die Folf^u dfr Schlacht von St Quentin und die Unter-
handlungen der katholiaehen Mä<'hto ihn von tiusaenher m ^iShr-
den tlnihteii; in phMrhrr W»risi' eiifc^prii-ht ilio Wt-ndung de.s Liind-
jQ^afeu zur Politik dt'r Vemiittluiif^ zwisciicn tlen Richt«nfft*n des
deutschen Protchtautisinus jener \V(Mnlun^ zur ParU'inahiiie für
Frankreifh, die wir oben borllhrt<?n: wie diese Besti-ebunpen den
Gefahr^^n von au>;uiirt.'; vorbeugen sollen, «> soll die Herstellunp;
der n'ligiiisen Kiiitnicht im deutschen Protcstantinmu» denselben
in seiner reclitlichen Strllung pc^eiiüber dem deutschen Katho-
licismus rchabiiitiren, niunentlicli aber ]iülitisch kräftigen, damit
die Feinde die Lust zum Angriff verlüren oder, wenn sie doch
angreifen wollton, eine ebenbürtig Macht ßinden. Es ist im,
Gnmde die Politik des Jahi-es 1529. ^M
Kurz naclt Eintritt rlcr Spaltung zu WiirniK sehen wir den
Land;,'i-afen zum ej-sten Male nach hui;r''n Jahren aus eigner Be-
wej^nitw der Ginif^uu^ das Wort reden. Er wünscht ein „CoiMH
sistjiriuni ader Kirchengesprüch*' zwischen prtitestan tischen llieo-
iogen und hofft, dass. wenn die Kanipfiiartei sich weij^ern sollte,
mit den «niiern Frieden zu soliliessen, eine ener^'ische Erklärung
der üobereinstimnuuig (lureli Diejenigen, wehrhe sich verständigen
könnten, den Widerstand hreclieu wünle.^^ Kiii-fiirst August,
dem er diese Uedankon vortrug, meinte, mau dürfe von der Aus-
fülmmg wenig Erfolg hoffen; die Stimmung sei, namentlich in
den nicdersächsischcn Städten, allzusehr gegen die Vereinbarung-
Den eigentlichen (irund dieser Bedenken werden wir darin »uchem_
müssen, dass der Kuifüi*st verzwi^ifp]t<', dir Emcstiner gewinnet»-
zu können und nicht Lu.st hatte, den nnvei'siJhnlichen Oegnerr"»-
Stoff zu neuen Angiiffen zu liefern.'*
I
13) Bmlsgn I.
14) AuHrüLrIicher: Von vinlcii Leuten, naniontHrh von Jm säuhsiKC'h<«SE
Städt<'ri, int Ver^leidiuiij; iii<;Iit zu hyffun; die ThtMflüneu der Herrcu, wt*lot»o
ir^r IjAml^raf geimiint , sind ohn^dicR einig; Ki>llt'.Mi sie aWr auch »iiio solcb^
Resolution ta.*^}tcu, wie d(>r lAnd^nf wünschto, und hellten dcritolbon uucts-
noch Weitoro boitreten, no würd^^n dio üebrigeti darnm doch nie h. ^
^wehL']- Abschnitt.
31
Inzwischen hatte Her/.n^' (.'hristopli, wiedeniin in Üelwreiii-
stimmnng mit Otto H*iiiiricli, Ansraitfu gftroffen, um die V^erein-
bartuig auf einem andern Wc^v berbeizufüliixn. Schon der von(j:e
Conveut zu Frankfurt hatte eine allgemeine Synode der deutschen
Protestanten in Aui^sieht genununcn: Christoph und Ottit lleiurieli
nahoion diesen (iedunicen auf und urbeiteteii wiihriMid dt« Cullo-
(|iiiains /.u Wi>rnis lebhaft dafür; zugleich wurde aber weiter füi-
mi: persönliche Zusaiumenkuuft der Fürsten und Obrigkeiten
agitirt; wie es scheint, war von vornherein die Absiebt, doss
liieselhe zur Vorbereitung der »Synode dienen solle; nach dem
Ausgang des Religiunsgespräehs tritt dieser Gedanke liestinunt
liotvor, denn Heiv.n^ Cbristoph, der in Allem die Leitung hiilte,
«ntnahin aus der Spaltung der Evangelischon zu Worms, dass
(•ine Synode der Theologen keinen besseren AuifigaDg haben würde,
winn nicht Fürsten imd Obrigkeiten zuvor ins Eii»veivtiindniss
triton.'-
Er ersuchte nun zuerst, wie es scheiut, den Lim<igrafon
um seine KinstJnimung; dontelbe nahm den Vorsrhlag bereitwillig
«uf i;nd wandle «ich snfoil an Kuifüi-wt AugusI, um Cliristitplis
Ucdudien eifrig zu empft-hlen, indem er danmf hinwies, wie go-
iiiiterUR«(>ii, Bie stiscugreifoti. rKndlich ittt dw r<illor]uimn zu Worum
»Hl wt-ht ßjin« aufgelöst, sontlom dio rntlsctzung l>nnilit nur auf d.M' Kcjut-
Intton ititt KaiiM-MS. di>r ps nlflit so leicht Jtorfi'-hon lassen wird; es ist lianuii
^ <Jitiw KeMiIiitiuo zu orwailvn; will übrigeiis der Sache weitor nnchdenkuu.
SAnauigcn dou 7. Nov. IIs.) I)i*r fres|X'rrto Sabs Int am chamctiTististilisloii:
"ÜP Rrfolp^o, welflii' inao n'M:h »Tzit'Ii'n kanti, erkliirt «Icr Kurfürst dr.s Tlt'bL'U
*■' ''trt.^'«wtztOü r<tli'niik iiiL-lit für wt-rlh. In ili.'sor HiriBicIit alior fitn.'iili>(u
*'f MtiTall« si'iue VcUom weit mtdir nls die sAchsiK-Iioii Stü<ttt',
I5J Knglnr M \u 71—76 iimi <las dort critirte. Viitwi p. 33, Anm. 20. Dr&
"•knibcn all Melnnrbthon vom 1. I)f'('(,'inljt;r ist jorloufalls nlit^esohintt wonli'n
*'|l- Kuclvr II p. 7G Noti' i:i). deuii Christuyh schiiktc ilass»'!!«' (StutlgaH iIüij
•II' IWiiibor) ou lliilipp mit der Angabt« , kd hnbo or ad M. gcsebhi^lnMi. Hh.
~ h di-ii Ix'jdi'U Sclin?ib«.*n au MelaachÜiou vom 20. und Hl. IJecembpr wini
*" MfinaiiR ftus};iiiii»nn'ht'ii, da«s, wonti ilio Obri^l:c'it>*D nicht persöolicli zu-
'"■MornkättKni , sond^-rn nur Itathc um) Tli''*iIojj;eu «ii Häuf whicktoü. Diehts
'nnihthari« au8gi.'n<;ht*'t, stind'Tn da.*^ L'fU'l und die Vetwimiu;^ imr grösser
ifl^'wilil wt<rdfii würdo. (Ha). — AI» rrharaetcriKtiHeb fiir den Hflrzog ist zu
'•'"hlei). t\tts* di'iselbo die VonttlLDdiiL'ung mit don answililigßii Kiichori mAi
**o* um difse Ztui uur als i-ii«' B«'kehruuK diTsrlhi-n „von ibroii Irrthümmii"
" «Iwikij« Vfmtsg. Vgl. AI)Sl:^]lnitt VI. Anm. H
32
Zweiter Abschnitt.
fnhrvoil die Ljige der aiiswürtifrcn Ptilitik und dio Spaltung unter
den l^rotfstimk'n sei. .^Waiin di(? auprsbtirgischon oonfos&ioDS-
vorwandten Füi-stcn und Stände zusamnM^n kämen," schrieb er
dazu, ,,%vii-d es sonder Zweifel üluie Fniclil nicht iibgehen, und
zu vielen Dingen nutz soin; si» auch der Widerthoil solches sehen
wird, duss sie hei einander stehen, werden sie m» liederlich nichts
anfahen, als wenn sie ein getrennt Ding sehen.^^^^
Als Heraog Chnstoph )ler Ztistiniinimg: des Fjinilgrjifen ge-
sichert war, wandtp er sich weiter an August vun Sachsen und
bat Melanchthon und don I^and^raten. bei dem Kurti'uiiiten Für-
Kpracho cinzulogon.^' Melanchthon rieth darauf Herzog Christoph
ontscliieden davon ah, mit den ficgnem auf Synoden zu verhan-
deln oder anoli nur einen weitei-en Kreis von Fiirstcn und Obrig-
keiten zur Bcspi'eclmng beranzuziehiMi: alles, was er ilim glaubte
erapfehien zu können, war. er möge sich mit seinen Nachbarn,
ölwa <Ien p1ulzis**hen Fürsten und dem Landgrafen zu einer ,,zioni-
liehen (ileichlieit" vorein igen. *^ unter den Kirchen dieser Herm
lieri-sohte freilich ohnedies kein Streit.
Landgraf Pliilipp war auf Herzog Christ4)]>hs Äfnlmung so-
gleich Itcrcit, sich weiter hei Kiirfiirst August zu verwenden.
Dieser nun hatte inzwischen schon seine Betheiligung an einer
pei-sönlichen Beralhung, doch nur im engereu Ki-eise. zugesagt''*
Es war damals hei*oits der Kuiiüi-stentag zu Frankfurt anberaiunt.
welcher die Kaiserkrone uut das Jlaupt König Ferdinands ültor-
tragon sulUe. Da auf domselbon ohnedies die prote^tanrischtm
laSI
1(T) BeiIngo n. Scliou tun 22. Not. tlifUtt- Fliilip|i ChriKtopLi mit, da
er diu Zusaiiinirtikiiiift ilt'i' t'üntti'ii und Stund" für iiützli<!li und nothwcudi^
tialt4>. w'w Hiili nuH iltni in voiiger Anin. citirten Sclin-ibon vom CSI. ]ii>(><>mU
crgii'bt
17) llc|)|»p I p. 2ÜT, 2ft.S. Kugler II \>. 7.'>, 70. An dpn l^ndpraTe-Äd
sdiickto Cliiistoph tu ilcr Attgid'igenhoit don Finlii^rm ITaus X^ngn&d vun Sottr^ -^
eok; B. dessen Beg!nublniiO|L! vom 2S. riecomlter I.Vi7 bei Nfudocker T p. W^Ti
NücTi i'iucni St-hn-ibcn Pliinpiis an Cbristopb vom 1.'). .Innuar 1558 rnmch."*:*
IToguad d'-n fj-iudgrafon in Chnstophs Namfu. diu ZiisammcnkuDft dor nug^«.V>t.
i.lonfoJwiflDBVcrwniidttiu bei Kunrnnlisoü r.n bt'fr.jilern. (HioniaiOi Kugler p. *^0
Nott^ IH KU vorlKiJiscni.) I)res(<]1xj Hitln i>nthü]t nuclt ncH^Ii drut Srlm-iU-n vc»A^
31. Doc-oinbor ftuä Stiittgarl, in widcbcni üt-s Herxogs Srhi-oibcn an AlelnucbtlKOol
Liiiii Kf. Aug. üboi-sandt M'OTdon. Hs.
18) Kuglei 11 (». 70, 77.
10) Beilage IIL
Znrilitcr AWtchntti
Kiirfürttt«n ^usamineii treffen mussten, bntte Christoph geiHblBcht, dose
August sich /.u Krankfurt mit dem BraiKk'nhur^cr iinil Kii!*pralzor
üb^r die Benifun^ eiuer aligeiutMutn Couferutiz der Frtrsteu
und .Stände uugsbuixischer Confessioii vei-ständige.^"' August pro-
ponirte min^ dass ausser den weltlichen Kurfürsten auch Christoph
und der liandigraf sich zur Berathiing einfinden sollten; das Thema
derst^ltK'n al)ei* suilte kein anderes sein als: wie unttT denjenigen
pnMestantisrlieD Kirchen, deren Theologen nach dem Abzug der
KlfteiniHT zu Worms ciiimütliig hei einander gebliehen uan-n, eine
Vvillstjindige Vereinhariiiig über die stiitti^en Lehmrtikel getroffen
wt>nlen kiinnte.*' Es war demnach offenbar nicht des Kurfüi-steu
Absidit, auf die Pläne Cliiistoplis im vollen Umfang einzugehen:
Tjplmehr beschränkte er dieselben auf ein naheliegendes, leicht
wreiolibares Ziel: s«'li»n zu Worms war man ja dicht dtiran ge-
feeen, und der (Jrund des MissÜngens hatte mcht einmal in einer
winlifferenz ge!e;.Tn. Das Fortlassen einiger polemischen Aeusse-
foo^u auü jener Schrift, die Melanehtbon den gleichgesinnten
Theologen zu Worms vorgelegt, konnte genügen, um ilu* in diesem
engem Kreis von Kirchen allgemeine Billigung zu verschaffen**
und wie es scheint, war es von vornherein des Kuifüi-sten Absicht,
**o«*T) diese .Sclirit't zur Grundlage des üebereinkonimens zu niuchen.-'
^Uokt man in die spätere iCeit und beobachtet, wie krompffinft
•vurfrirst August nach dem Fninkfurter Tag sicli an rlie piirtlciilnre
* «l'n-'iubarung, die daselbst zu Stande gekommen, festklammeite, so
Wtuin kiuim zweif'ellnift sein, um was es sich für ihn bei diesem Vor-
m'lunen handelt»': er wollte für seine vielgeschmähte und angefein-
'^•^1' KiR'he einf'H Kückludt an einem bes<^lininkt<'n Kreis iindif*r
Kinhcn i;ewinnen, deren Einstimmung leicht zu erwerben war, um
nicht dereinst mit seiner Landostheologie gäüxlich isolirt und scbutz-
h>sil«iiÄn;rriffen des Klaeianisnius gegenüber zu stehen; nn eine allge-
nieia^ Ausdehnung dieser Vcreinbaning hat er danuils wohl nicht
K^Hclit, geschweiRe denn an eine Synode, wie sie Christophs letztes
Zid war; idlem Vermuthen nach hat ihn eret der Ablauf des Cou-
Teols einen Schritt über jenes beschränkte Progi-amm liinaus gefülirt
Xi) In den liei Kii;;li>r II p- TH Noif ]H i,itirteii Hi.'hreihcn an Melanch-
"*D ujiii An-nu** vom '-*(). iiml 22. Dorctulier 1557, Eratcnis doutvt an, liass
»na (C|üi..r zur synodalen Vtirbaudlutig ühi'rgtihen sollto. IIa.
21} Roilage II L Xeudockor ITikk. p. 809 f.
22) S. ,ibi'« i>. 23/4.
34
Zweitor kht
Difj Zusammenkunft sohloss sich eliroct an den Franlcfnrtr*r
Kurfüi'stontag aii.^-^ Man hattr ttussnr d'-n Fün>t'»ii, uiIcIk* Auj^itst
genannt, imi-h Mark^^raf KjiiI vom Ba<ien-I)urlai'h, l'falzj[jraf WoU-
gang von Zwc'ibrückeu und Pfalzß:raf FriHlridi von Siramfirn, dt-n
nacIimiUi^iMi Kurfüistcn, iiw Vci-stäiiilniss ^rzo^fii. l\Ti><iiilioli
wohnten nobon den drei weltliciu'M Kurtüivti'n nur Cliristopli,
Wol%aug und Karl bei. Friedricit und PInlipp, mit denen niiui
sfhriftlicli verkehrte, sotilosseu sich nachmals dem ^trotfenen
üi^bereinköuimeu nii. Der Landgraf wurde tlamtils, scheint es,
dureh sdni' auswiirtJp.' Politik, siine (iischaiU' mit französischen
(iesandten, im Ijmdc fi^tijflialten, oder wirrte dasselbe nirht zu
verlassen, woil it si**h vor den Freunden Spaniens ni<'lit sicher
füliltc;=* er irrklärte aber im Voraus, dass i-r dir lic^hlüsse der
Fürsten annehmen vcerde, allt*rd!np* iu der Meinung, wie Herzog
Christophs Absicht auch war, daas zu Frankfurt voifi-st nur eine
gWisBerr /.iisnmnn'nkunft zum Absihluss einer dngmntisohen Vei^J
ständiguug veruliredet werden solle.^" . ^|
Bas Resultat der HerntJumgen nun wurde in t^inem Actum
niedergt'h'gt, wek-he« die ubcngeminnten Füi-sten Kiimnitlicli un-
terzeichneten, dem /.weiten frank für tischen ßece^H, gewolmlich
schlechthin der „frankfurtiRohe Recess'*, oder „frankfurtische Ab-
schied" genannt.-*' Nach Herzog Christophs Wünst:hen hätte,
wie man weiss, jmf riieser engen Zu&jinimeukuuft ein grösserer
Convent der Filrsten und Stünrle, oder eine Syno*le beschlossen
werden müssen; der Kei-ess lilugegmi erklärte gleich zu Anfang,
dass niiUi auf eine umfassendere Vi^-samnilung verzielite: nn di**-
som Uesi'hluss wird die Stimme Kurfürst Augusts, dem ein neuo&
Ontacliten Melant-hthons vull der eindringlichsten Warnungen zut~
Seite stand,'-' grossen Antheil geliabt iiahpii. Im weitem Verlauf
fies Kecosses bezeugten die Füi-sten, um den Vorwürfen der Fln —
cianer und Katholiken xu b<'gcgnen, mit aller Feierlichkeit, das^s
flio trouo Anhänger der augsburgischen Confession seien und bleL—
ben wollten; sie legten, um diese ihre Bekenntnisstn^ue desto klaw^r*
23) S. für di« fJo8«'hiL-hte (ti^redtien Hepi« 1 ].. 268 — 277. Kuglor XX!
p. 78 — 84.
24) BoitrJg« Note 38 nm Endo ; ibid. Bei!, n ; ibid. AWh. III mo ÄJifmig-
25) S. BeiL IV.
2«) (Jp'lruokt Lünijflll !►. 44 fr.; Sattler IV Hoiliigon ji. 129ff. und Öftere
zuletzt unter Vt-rj-leicliung uK'hrortT Texte im ftoqi. rof, IX p. 489 fr. cf. Anm. 30—
27) Corp. ref. IX p. 4ti2 ff.
Ziroitor Aliscfanitt.
«lannittian, oinf Erklärung über vier vicliimötrittono Hiiuplpiniliti'
d'T belir»-' i*U. viTpflichtctt'n sich allcrsoik Sor^'c zu tr»j;ou. ilass
in ihrvn Ldiiflnri dir A. L\ und dit'i**'r iliror Erklärung ^Iciclifitr-
mig f^plf'hrt wünlo, und Inwcldosst^o zur Bi'tM'liw'u'htifjun^ des dof(-
mnti»it-lii_'u Kumpft'H für iliro Lamdo cino Cwwur dor tlu'oloji^isriH'M
Dnickstliriftcii nn<l Uutenirückuu^' allorScIiniälibürlMT; sio vriwidir-
U'ii sirli dago^nMi , ilusä sio durch ihn- tVliiubfn^fTklurnii^ uiirJiTU
Kirchon der fni#rsburgisrhen Confeßsion biittcn vur^nifcn wollon,
uimI i'rbüU'n rieh, dii^^t^-lbi* auf W'rlanjr'.'n /ii rwhtfirtigou und
wtiter zu erläuU-m. Am Kndc abrr wurdr bcstininit, da^a der
AljM'hiMl allen amb'rn Kürsteu und .Stünden der nugsbiir^sclirn
bjponfesHiuD mit der Aufforderung zum Bt>itritt zugeHaudt werden
■^ollc. Dem ward daiui unverzüpiich nacliiresetzr.^* Derjenige, au
•IfÄPH Kinwilliguitg am meisten gelegen war, Herzog Johann
Frirtlrich von Saehsen-Weimar, wiirde dureh eine feierliche Ge-
swulbiliaft um seine Utitii^chrift ersuebl. Dii-ses Vorp-hm über-
«•hriil, wenn wir uns uieht irren, die ursprüogliehen Alisiehten
J« Kurliinitten August; wir wei-den es abt einen ConipromisR zwi-
wiiL'n der voreicbdgen Zurückhaltung der kursächsischen Politik
uiitl (Jon weitergehenden Planen Christophs zu sehen haben. -—
I^iitlirraf Philipp iiatte jedenfalls ni<:!ht erwartet, datö man äohon
2« Krankfurt die dogmatischen Fragen entscheiden würde; doch
traf (!(.(- Frankfurter Recess, wie or ausgefallen war, vOUig seinen
•■^iiin: IT berifjf eine Syniide von Superintendenten und Predigern
nach Ziegenhiüi) und übei-sjunlte der-selben den Reoess mit gtimes-
WftBm Befehl, ihn anzunehmen und in alten hessischen Kirchen
äuö gemäss zu leben.'"
Der Erfolg des Recess«* war ganz der namlic-he, um dessen
'ilhj Melanchtlioii die Synode an ängstlich widerrathon liatt«: or
'TTögte einen Sturm von üppositiun Die Ulaubetuierklärung,
«1 8. für Oaa NÄ.-h«tf.>Ij;i.ii.U- Il-ppv 1 p. 277-289. Ru^Iit U (i. 88-1(1.
''*'gw U 7-1 0. Di« Erklilmu)? Juhanu KriydricbM aiif deu Fraiikfu.rt**r Kooew*
*•• Hi*|ijH' I in (i<'ii B«'il»fli'n |i. HH ff., Tfjl. I*n»g«T l. c. y. 77, ei-»lo Notu.
2^)) lostfiK'tioii flu- Hurkli.'it'ill von Tram, (irr lui dw 8u|>('nuti>udL*iiU*D
•""i I*rtilicautt«ii XU lüi.'jifuh.'iiti aI>R«'oninvt wiiil. rasm-l h. d. Hu. Drr Rut<!
™ 'Ifn Yt'r»ammi'U<'r) iiti Nami'D di-.s I-ajidgraft-a zit >Tkliinjn ,tlfw uns bcmcito
■.Tfl^iejimjg ggiijj ^„n [j„(ieit._^ wiiHttn aiiuh tlariu, wann wir g|i>icb Ktor«
^ M>h<«, kein vorrudcnuig xunmohon; darumb tttnndu au ate unsur ^trdi^
^P>nn ...» otc
36
z»«wr
nnit
wolche man der Schrift einverleibt, stammte ^nsstentheils wurt^
lieh aus jenen Artikeln, welche Melanchthon am Eiidn des Wnrm-
ser Colloquiiinis den glei<hp;esinnten Theologen y.wv IJnterzeichniinfi
vor^'le^. Zu Womis hatte es nur an einer polemischen Aus-
fühninp f^'^'U den Osianflrisniiis ^lei^en. ilass difwe Ailiknl nicht
allgemein unterzeichnet wurden: nunmehr hatte man aus di'iusel-
ben, i-echt um ein Manifest frieilfeilij^er (iesinnunfi;eii zu schaffen,
alle polemischen Aenssenuitren ^*pen andre Jlichtnngen des Pm-
testiintismus foitgnstriclien unrl nur die pusitivi- I^f-lire stellen f;o-
lassen: wa« man einschfib, wnr im j^elben IJcist j^elitüten.-^" In
dieser Gestalt imn waivn die Aitikel zwar sehr geei^Tiet zur
wdennen Bekraftisrnng der Eini;;keit zwischen di-n i^K-ichJehrenden
Kirchen, aber durchaus nicht an^than, die Schule des Flaciiis
und die Orthodoxen in Nif^erdeutacJdand zu gewinnen. Sie sahen
nicht nur von den Condemnationen ab, welche Jene forderten, sie
stellten sich auch auf den adiaphorisHschen Standpunkt der kur-
siichsiselien Kirehe, foriniilirtoii die Tji'lire vnm Abendmahl so,
dass die calvinischen Aiisclmuunfifeii nicht dii^ect ausj^tsehlossen
wurden, kui?., sif waren jjanz und gar ein Document der nielunch-
thonischen Thcolugie. fjC'^'en welche die Ortliodosen im Kampf
lagen. Dieser Vereinbamuf? mui versagten ein guter Tlieil der
niederdeutschen und einige obenleutsche Stände, zum Theil unter
heftiger Kritik, ihiv Einstimmung; Herzog Johann l'Viedrjch
suchte, noch hi-vor er die li(>tsiOmfir der Rec*?t«füi-sltn beantwor-
tete, die Hauptglieder der Opposititm in NiedersachRen in Mngd^fl
bürg zu versanmielu , xim eine Gegen ei-klürung auf den frankfur —
tischen Hecess ins Leben zu rufen; der Plan scheitei-tc. weil uichK:
alle Oesinnungsgenosson den Muth Johann {''rieilrichs besassen ^
die Antwort al)er, welche derselbe Einh' .luni des Jahn« 58 dovs
Reoesafürsten zugchen liess, zeigte die Luge der Dingo in liofiE--
nongsloserem Uelite, als sie je gewesen.'^
Herzog Chiistopb und Otto Heinrich verfolgten den Weg d&v
Vermittlung weiter; Landgraf Philipp schloss sich ilmen an; ja-,
bahl wnr er es, dessen Pläne und H*tft*nnngon die aller Ändert"»
au Umfiuig und Zuvei-sicht tibertraten; am kursächsischen Htfcj!
30) Vgl. den Frankfurter Bcctss mit Ctirp. rof. IX Nu. ß425 (ji. 403 fF-l
31) Salig ni p. 368 — 374, |.. 383 ff.. H91 ff. Hr-pp.^ I p. -J?? — 21
Pwger p. 74 — 77. Kuglor 11 p. 88- Hl.
2f^
Zweiter AbHrhnitt
37
itte ilio letzte Eriaiiniiix 'kr Klinimt' MoIhiioIiIIioiis den
Sieg vcisclmffi; so lan^'o dieser leltti-, verlifss August niclu mehr
den Onmdstttz vorfiel itif!;ster ZurücitliHllung; wies Molanclithon
wieder und wieder auf die iinl>euti;:saDie Schroffheit der ilaeimü-
Ächen Tlieolu^'e!! hin, so hattu August jegliches Vertj^uea äu deren
fürstlichem Beschützer verlon-n. Vielleieht hoflte er ihn noch
dureli Isoliriin^ nacli^iebj^ au stimmen; das hulbe Ent^n<gt'ii kom-
men, welches er nianehmul nuch den vonuittcludeu Fürsren he-
ajigte, erweckt hantig den Eindruck, hIs sei es nur bestimmt
gtwewa, den Vurwiuf der Sclmld am Furtbestohen der SpaltuJiff
?.y vermeirlen, damit er niniit stibst isolirt werde, die Zusammen-
kunft»! und Vorlnindiun;y:on mit den tie^nern td»T zu verliindern.
Jeiiinfidif bop er unbwlin^ solchen Verbund lunpen aus, bei denen
J^nu Friedrich und die ^leiebpjsinnteii Stande uder deren Theu-
litftn in p^SsöeriT Anzahl ersch*'inen und zu Worte kommen
koimlen. Denn da er einmal durcli den frankfurtischen Kecess
'•inen Rttckhalt an einer Anzahl evangeiiselier Fürston und Stande
gewonnen, scheute er Nichts mehr, als den fknlanken, dass man
*i«i ilet^ess den liegnern zu liebe wieder aufgellen und etwa Con-
Cösionen macheu miige, welche er seiner Ijandeskirche nicht zu-
tnutben könne, sodass er die kaum gewonnene Anlehnung' wieder
vtrliin.' und seine Kii*clte der Verketzerun;; ohne Vertheidigung
pivi^'egeben wünle; von diesen tiesichtspunkton aus ist sein t;au-
^ Verhalten in den nächsten Jahren zu erklüren.
Herzojj Christoph hatte seit dem Misserfolg des frankfur-
ti*li(si R»x*esses den (Jednnken einer pmtestantiscfien Synode talleu
Iwsen oder aulgescbaben : auch die Städte Hess er. wie es scheint,
i'wläiiüg aus seinen Flauen fort, vermutldicli, weil ihrer viele den
''wil-ftirtischen Rt.'cess zurückgewiesen und weil in ihnen die
^ititlichbät selir massgebend war; dageg<'U lU'beitete er fort fili"
*^|pn Fürstenoonvent in solcher Äusdehnuug, wie ihn Kurfürst
Ä";iii3t in seiner jetzigen Stimmung noch weniger als zuvor be-
willigen konnte. Doch meinte er denselben erst im Kreis der
»'•■''•ssfursten vorljereiteu zu müssen. Er benutzte dazu vonjrst
^ Hochzeit des Markgrafen Karl von Baden, welehe Ajifang
^"vcmber des Jalirts .^8 eine Anzahl <k'i-selbeu pei-sonllch zu
nurzlifjim zusammenfühi-ou sollte. Er verstiindigte sich mit Ktir-
itirst Üttheinritdi, dem Pfalzgrafen Friedrich von Simmern xind
"olfpang von Zweibrücken, dass man politische Käthe und Theo-
38
Zmtar Abscluiitl.
logen auf Hie ZnsÄmmonknnft niitbrin^n solle, um weitere Sehnt
xiir Aiibiihiuins tniiLT Vrrbtändifpin); zu berathen, und forderte
(i)iraiir Phili])p von Hessen und Augtist von Sachsen nuf, llüthc
nnd Thofiiuj;en zur Mitwirkung? zu entsenden. Philipp snlltr den
Plan bei August von Sinli.sitn bi^fürwDrten, dieser wiederum den
Kurfürston vua Bmudenbtii-g: nur Theilnaliine aufTnnU'rh.** Der
Landfj^raf erfüllte Obristephs lie^-ebren sofort:"« zur Antwurt ve^|j|
heliite Aii^aist ihm nicht, flasw er keim'Hi'i Krfnlp; linffe; im Uobri-
^^n firklärtc er sirh zwar - woli! nur zum S('liein — boreit, thejl-
zunebmen," seliickto aber dot-h neino RAtbc und Theologen nieht
ab. sondera verständigte sieb nur mit tlcm KurffirstiMi von Hrao^
deubui-g über ein gemeinsaniea Outacbteu, welche.s ulsdaun de» zS^
l*forzheini vei-sammelten ftlrsten zuj^eseinlet wai-d. Dasselbe zeigt
deutlich, was die beiden Fairsten von der Zusammenkunft lurch-
tetei) und verhindern wtditcn: der Kern der <rjinzen Schrift war.
:J2) Christ, iiri Phil. Stultfi. d. 28. Atig. iXtS. Us. — Am s.^lbou Titgo
schrieb Christoph an Aup. v. S.: Kurfürst Otto Ui-inrich, dir Ptalzgrafoii Frit?d^
ricli viiid AVoUgaiig, Markgraf Karl und ir, Ilerxofj Chiistoph, wilrdcu auch
künftig KU Prurzheim ln-isanimea sciu; er achtp für gat. daßt* die Kurfürst
vou BraiuK'ntiurf^ und Sa'-hs'E'n, sowie d(>r I^idgraf von Hi<KKfii [loütiHcbc
KüÜit» iitid Tlifolog"'!! djiliiu öHridr*toii , um tioljpri deueii der vfr&ainitii'Uou Für*
steo lu ln-ratheu, wa.s auf Jobanu Friod^ch^ Autwort auf den frajikfurtischrn
Hk^ss weiter vorsuaelim^a »ei. — So oach df r lnhaltMingulx> in dorn Antn. 35
citirteu hmndpiilmnrisch-särhsigr>hpn Gf-sanimtsühreififiii. Diu Kürstt-n, welclie
demiuif;li in l'foi/.hciiii i^rsiiiilich tuiWPM-nd odt-r vortretPu soin soUteo. wareii .
getiDU dieselben, welche untercinaiidf^r den zw*'it<'Q frank fürt i neben Kecvws ah —
jKCsuhlossoii biitten. Die Atigiibo \:<-\ Sidig IJI p. 411. Ht>|<pe I p. 2EX) uni^M
KugltT II p. 92, dass Fürsten luid fürstÜcUf Theologen aus vielen uder fw*-^
allfn Tbeücn Doutj*c!UandH in l*forzboiin zusauimongckommen seien, mag sie
auf d«n J5ri('r Melaiichthona au Hardenl)erg cori». rcf. TX p. 61."» stützen, de
dotih vi'rmtithli':li nur auf da& KiuIntluiigss'^hrtiiK'i] Jlerzng Cbrigtnplis surüc
goht. Anssuidem redet die InsTrurtJtm ljiriii|;paf Philippe fiir «eine (■(«sandti*"-»-.;
(Noudecker I p. 173) voq kurfüretlicrhen, fiirsthcbi'n und stiindisohnn fi^=^
sandten, nebea denE^o die h(.>sstächeD verhandeln sollen; doch scdicint dorLan«:^
gnif dtf! Anwi^senheit anderer StiüKUi- al^ dor Gvei-säfürsten nur als M«jglii:bk^»it
bi>rück sichtigt zu haben, ^reU er den I'ntfang der Kinliiduiigeci ujehf gea^mu
kannte; wiircn nceh anden^ Stünde als jene aufgefordert worden, so bättß dxis
württembergische C)inladang&.selireibeD ao Baehsvn (a. ob«zi} dies gen-iss an^e-
gebeo.
33) Phil. IUI Aug. Zjipfenburg d. 4. S*-pt 8. Beil. VIJJ.
34) Aug. nn I'hil. Moritzl.urg d. IH. Sopt s. Beil. X. Arn boHk'D Taife"
sohrieb Mc'lani'btboii bereits an Hardenberg: „uoätii neminem iiiittuiit.* Con>-
nt EX p. Ö15.
Zwfntnr Alieuhnitt.
39
iIäi* nicht il'io Reik' diivon w-in Hilrfi', ir^fond otwjia um fi'aiibfur-
tiacht'D Rfot^«8 zu audoro (xfor nachzui^'bon , sondom mir — ob-
wohl Morftt'i weni^ Aussicht auf (ielingi^'n sei — wie man Joliann
Vrio(irich und die Aniiftng;or dor flacianisnhcn Richtung zum Nach-
Kt'hi'D und zur Annnlimo dos Kix'OSiM's bringe. Alif \'t'rhttndiurip>D
mit (lor andern Partei wollton sie* am Liebsten auf den brvor-
t^chenden Keiclistaf^ verschoben Hohon, denn doit habe man Oele-
m>nhfit in Ällo, die den frankfurtij^L'heQ Abs«jhied nuih nicht
angonümnien, zu ilringen, dass «ie ihr<j Weigerung fahren Hessen.
^Hi-litOD die l'^ürsten ein Anderes, so woUtea sie auch an einer
"^•^■miali^'cn G*>inndtsrliaft theiinchmon, die Jidiann Kriedrirh auf-
••'nleru möge, sich anzuschhes.sen, dwih vensprächen tde sich kel-
'JM) Erfolg davon. Wollten Jene noch vor dem Keiclistaf? mit
•^'•bann Friwirirh in amierer Weise verhandeln, so schlössen sie
"'f'h uuch nicht aus; dodi bitten sie in diesem Fall um vurheri^e
'"»ttlipüimg des Dang, um sich nachher weiter mit Jenen zu ver-
^'«^icheu; d. fa. um im gt^benen Fall auch ablehnen zu können.
**e « dann auch wirklich j^f-schah,
Zu di4»ser Schrift fügten die Fürsten die KntKchuldi^img,
"**S8 nie der Weite des Wegs und der Nühe des Tennins halber
'^*i_' Rätho und Th(H)logen nicht mehr, wie «e pffwiinsoht, abfer-
^J^en können, und Hessen sie nach Pforzlieijn abgehen.*''
Der Weg, welchen die beiden Fürsten lievnrzugten , war
^'iiüitig gewählt, um diejenigen Mitglieder der Gegenpartei, welche
*«m keinen Preis eu gewinnen waivn, zu isoliren und den Uebei^
^an^ neuer Streiter in das jen8*itige Lnger möglichst zu hindern:
in iliesom Vnrsi.lilng ist benüts das Verfalm-n vnrgezeichnet, wel-
ches Kurfürst August späterhin, zur Zeit des Keichstages, befolgte.
Tjindgraf Philipp insiruirte seine Gesandten auf die l^orz-
twjimer Versammlung, ialls dort die Gegenpartei vertreten sei, die
Condeuiuationcn abzulehnen und den frankftirtiscben Recess gegen
ihre Angrifl'e zu vertiieidigen ; im Uebrigen sollten sie alle Mittel
»ufwcndcn. welche zur Herstellung der £inigki;it dienen konnten,
und ilmen christlich, gtittnelig nnd nützlich erschienen, besonders
*ber Sanftnuith und Mässigung beobachten.'" Obgleich es die
SS) Angast imd Joacbim an Otto Hniorich, die Pfalzifmren Fnmlrich
od WolfpiDt!. Hurxo^ OliriaU"|th uad MarVuraf Karl von Badt-n „aambt uud
•Wiicrv'*. T^rmncrttag nach L-imin-rti (d. 22. S-i»!.). H».
36) Neudwlier 1 p. 173. (vom 2». Se^.)
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Zweiter A>)8chiutt
Instruction nicht luisspritrht, ist doch anzunchmon, dass es Tjind-
^nif Philipps Ahsiihl iiiclit war, jrdi». auHi nur foriuclk* Aendc-
ruiijL,' dos frankfurtisfiion Rocessos zu liiudeni; die Botrachtung
soiner allgemeinen Anstliauungen über den religiösen Streit umi
die Haltung, welche er kurz Dach jener Zeit auf dem UoichsUig
beobachtete, machen dies unw»h]*scli ein lieh.-"
Die siichsisch-brnndenbnrgische Zuschrift kam nicht recht-
zeitig zu Prurzhelm uru doch erhielt Christtiph noch einen frü-
heren Brief Augusts, der die Betheihgung des Kurfürsten von
der Einwilligung Brandenburgs abliiingig machte und gleicfafaUs
anrieth, die Benithungen auf den Ueichstag zu verlegen.^** Die
Verhandlungen zu Flurzheim unterblieljen daher und Christoph
schrieb aueh dem Tjandgnd'en wünler ab. iJie hessischen Ciesimdten
waren aber bereits abgefertigt, bevor die Absage eiatmf: Heraog
Christnph empfing ßie allein und beauftragte sie, jiunmehr beim
Landgnifen atizuhalten, dass dci*aclbe einen „allgemeinen Ci>nven-
tua" noch vor dem Reichstag beim Kurt'Üi*steu August betreibe.
Er selbst wollte dies hei Andern thun. Die Kurfürsten und
Pursten srdlteu daselbst versuchen. Jnhaitji Friedrich von seiner
Hiiltung, die vielleicht nur auf den EintUiss einiger Riithe und
Tiieologen zurüekxuführen sei, abzubringen. Augusts Vorschlag,
erst auf dem Reichstag zu berathen, erschien ihm bedenklich,
weil das Aufti-eteu der Protestantin aul dem Riüchstag unbedingt
gemeinsame Vorvei-ständigung erfonlei-e. Es bestand damals die
Absiebt, noch vor dem Reichstag einen Kurfiü'stentag zu halten;
tler Herzng rieth, den evangelischen Ccmvent mit fliesem zu ver-
binden.-''^
Die Vorbereitungen für die neue Conferonz übernahm Kur-
fürst Otto Heinrifh. Bei-stdbe sandte fast unmittelbar nach denv
Pierxheimer Tag seinen \<n\]\ Christoph Ijaudschad von Xeckar —
steinaefi zum Lanrlgraten und Kurfi'u"st August, um ihnen da^
neue Project voi-zulegen. Philipp erklärte sich sofort bereit zns*
Theilnahme und befürwortete das Untcrnelimcn eifrigst beim Kur—
37) S. uottT IV.
3B) Aug. an Chr. Dresiloii A. 1% Sopt U». (Beilage tu Aug. an PliiU
d. 18. S«'pt-. 8. Beil. X.)
3Ü) Hi'ljitiuii dtT besüischdi AbgeoitlriPtüii Criini iiii«l Pi!>tt>niis, Pfpr»—
htiiin (i. (i. (M. Brii-Kent Zc-itsrhrift für Kirabt'iigotJuhiL-hte Bd. V p. 335 ff. ^M
Zweitor AtAchctrl.
n
fiir&tenf^^!^TK%sk'hN'ii iJ<'r Fürsten , w^'k-hc s« "Itiioigfstiilt die
EiaigrunjT lK'triflK*n. «urm ubor zu voj-scIiitiK-u luii «itMion Auguste;
diese Differenz uiai'bte AJIes wieder scheitern. Für Jent- liandolte
vs sütH xunat^hst dfirum, ein Einverstündniss der ProteBtanteu auf
dem heranualiendeu Reichstag zu erzitlcu, welclies die Spaltung
ini evun^Trlisctieu Lager nnschüdlich machten. Chriätopli hatte Niich-
riciit, dass dem Kaiser aus den siidisisrli-wfiiuarisclien Liindeu —
mal) wusste niilit, ob von Johaun Friedrich selbst, vom Hufitdor
Von den 'nioolop.^ii — der frankfurlischc' Recess sanimt Joiiaun
Friedrichs Äiitwurt auf deitselben zugesandt worden war; er hatte
iliftjc Acten in einigen hundert Copieo durch seine Erblande, be-
sonders die protestantisch gesinnten Theile, verbreitet , um die
Z^rwlirfinisse der Protestautoo zur Kcnntniss zu bringen und iiffent-
Vdi gettuäsert: ausser den jungen Herzogen von Sachsen hingen
nur iKM'h st*hr wenig prutt'stantijM.'lie Stiindc tU-r A. C. an." Nun
nmsit*.* man erwarten, dass auf dem nächstou Reichstag die Ver-
ölfi'iitlicbuug der Acten des WorniBor Colloquiums gefordert wurde,
wik'hf V'liufs der Fublication auf einem Reichstag unter Vei^
Sihln5& aul'bcwahit wui'deu, und dass man im Anschluss daran
^on ii*'U proli'^tautischen Standr-n Erkliuiingon über ihc Vci'liÜh-
iiiss zur augsburgischen ConfessioJi verlangen würde. Erneuerte
^iili (Imin der Streit, welcher auf dem Cnlluijuiuni nusgebiijchen,
"T dem Reichstage, so erlitt die lUditsgrundlt^c des Rcliginns-
Mäns dcu zweiten bedenklichen Sii*sa. Es war dringend mttli-
"^'Ddif;, diese Bli'sstellung r.\i verhüten und seinen ihdier rathlich.
^ Zeiten itir eine Verstiindiguiig, sei es rein diplnniatischer, stM
es n^llgii.iser KiUur, zu siiigi-n. rhunit man niclit vun den Ver-
l"*'!'!!! Ingen ilti Heichsversammlimg Übereilt werde. Dies war
jwlt-'nfails der lluup|y-weck der Sendung Ivindsclinds; int EinztOnen
"**** sich der Auftrug detisi'lbun nicht bestimmen. I^uidgnd Fhi-
''l'P- den Lunds4:hiid zuerst anfi^uehte, war seinerseits vnjlkommon
üwr/j.>iigt, dass die religiöse Spaltung eine ernste fiefahr für den
''■"ti'Stautismus bedeute; die Nachrichten, welche seine (Jesandteu
^'*n Hftrzug Christuph mitgebracht, bestärkten ihn luerin.'^ Er
M) IMatioa i.'rams und l'üitonuh'. s. Aum. 3'J.
<2) Vgl. oWu 1-. 2\ H. 31/2; lU-il I u. II. — Als I'hiüpi) iincli d.-m F-rt;chfla
'*^f '-luUdanijon zur Aniuiluno dos frniiii'ftirtiä(.>hco KctT-ii»-^ orfubr, dass .loh.
'"«Irich der Mittlen) auf uini-T Viu'saminluDg üu Magdolurg «inen Ot'gfjuruueüK
42
Zwuiler AbKchnitL
g'm^ mit ji,nyisstf>r ßiTcitftilligkoit auf den Antras- ein, j;ab lÄiid-
sdiad einen dringenden Empfeblungäbrii'f nn Aii^ist von Sach.sou,
mit lind boauftin^tf stinon Öuhn Wilbrlm, der sich eben ar
süolisb^i^hen Hufe aufhielt, das AnsuL^heu des Gesandten n«c*Ii Kriil
ten zu iintei-stittzen. *"
Auj^ists Standpunkt in dieser Frage ist bereits in jener ka
sächsisch- branden Inirgiseben Zuschrift nacb IMbrzheim ffegeben
Er wollte viir nlU-n Dingen den Küekhult nicht verlien-n, den
durc^h den fnuikftirtisehen i{et'(»ss ^ewuunen, dainni konnte ilit
eine VenyimmhiniG: nicht dienen, auf der ilie Ge>]jenpartei einif^^e
Oftwieht entfaltet hätte. Nun scheint Ottn Heinrich bei der Ein-
ladnnfr Aupists einen vorbänp-uiss vollen Miss|?riff in der Fassung
der Instruction gethan zu haben, oder er war so imvnrsiebti^, das
urepriin^liclie Project, nachdem Äuj^ust eingewilligt, wieder ab^^|
ztiündem oder hatte es für }:\ii gehalten, ihm Anfanjirs nichl den
ganzen Umfang des Planes nntzutheilen; vielleicht auch lief bei der
Verrichtung Laiidsclinds in Dnsdeu ein Missverstäudnies unter, oder
endlich, Kurfürst August schützte ein solclies vor, um der fiberj^|
nommeneu Verpflichtung wieder frei zu wenden. Kr willigte tiämlic^^
Antkn^f^ ein: später behauptete er, er habe Ijandsehads Werbung
so verstanden, dass nur die Reoessfürsten und Johann Friedrich
zusammentreffen sollten, und dass man eine dogmatische Vei-stäa-
digung treffen wolle. Es wurde näralich, nachdem August ztige-"
sagt, zunächst iiucfi Johann hViedrich durch f^inclsi-had eingeladen;
dies(*m aber wurde mitgetheilt, es siillten alle Fünften zugez
^
ogea^
ins. lachen rufen woUo, schrieb er an Augu-st: man tnüuy doch im Xainei
Aller, dio den RoceÄS nuterficlirichen , eine Cesandtachnri mich Maftdoburg
m-hicken, um d"ii Lout<.-n au2uzeig<.'n , ,-1»« wir mit snllirhom flli!4ch«'idp nio-
mandt» vcirgfgrifTeii UsUmi, syndi^ni alleäii dariiiit uo»ßr grmurii tinseis glau-
benti anspigeo gewollt ", und sie zu enniUnien, „das nie kein« tiemmng wollen
«irirhtcii, damit sie dem widerÜieil frolookon und allen rochtgleubigon, auch
dem giuiürn hnntli'l d»T ivligioii howh wer lieh narhteil en\>gten, der aueh io
zukunfrtfif'n »citoi) t.'Lurfurfiti-n, furstt^ii uird stouden disser rfligion .... x^
vorderb und blaivt-ri^ieMson gerpiehen moolite." Dies werdfi wenig-
stens bei Etlichen, welche die lleligion in Treuen meinen, ein Ansehen haben.
(Phil, an Aug. Oissel d. .10. AprÜ 1558. Us.) Vgl. Salig 111 p. 392, Indem
or Aug. die Relation seiner Abgi'onlneten über dii' Pforzhaimer Verhandlung
ruschickt, findet er die .\euHM'runK dtr. Kiüsers: da>ß a«w>er don jungon Hei
xogeti von Saebson nur norh s'^hr w«ni^' [>n>te8tan('ifieht' Stünde der A.
biogen, sehr iHMleuldicb. (CaüMel d. 22. Oct. Üs.)
Zwuiler AhM
43
W
werden, die man in drr Kilo zusnmmeDbringen könn«; «uch wolle
man rorläufig noch kfino flupmiüache VDrstäntlignnp tri>fFen, scm-
tU*ni nur <'in genioinsiiiucs Vijigt?hoii auf dem Rcichstiig: verab-
reden, und eine zukünftig Conforenz aller eviingolisehen Stand*'
zur Sfhlicht\inj? der thcologisohrm y^wisti^rkeiten ansetzen, üiew^
lV"|Hisitiunen waren wohl px'iguet, Johann Friedrich zw gewinnen,
denn er hatte nicht zu fiir<hten. dass man Um mit erdiiicLender
Stinimenzald /.u Conressiunen driinj^en werde: er pib «lalier auth
Heine Zustimmun/^; nun ahvv lieh^iuptete Ausist. dii>ä Abkommen
8fii deuijeui||Ct*n, ilas man mit ihm ^^'L-trofTen, niilit f^eruäss. Er fragte
n<»ch bei Melanehthon an, dieser aber gab — sein Herr hatt4'
vtTniuthüoh ilarauf genvhnot — ein dt-in Projreto se)ir unfrün-
stiges <_iut;ii*l)tou ab; det^leicheri mogi-n ihn seine weltlidien Hathe
gewarnt halben. Kr setzte sieh aueh noch mit dem Kurfürsten
von Brandinhurg in C'orrespondenz, aber srhnn bjvor die Ant-
wort Uessi'lbpn eintraf, tliat er Seliritte^ die durrüaus geeignet
iDfi wahi*scheinlieh duiuuf bereclinet wnifn, die Verwirklichung
der Conferenz zu ven-itelu. Er verweigerte die ihm übertragene
Einladung niehn-rer Kürsten zu vollziehen, wodnrtii wiederum
Johann Kriedrieiiy Ih'tlieiligun^ KweifeHuift wenten und jedenfulls
«ler ZwecJt der Zusammenkunft grösstentlieils vereitelt werden
'»losste; or maehte sein Eintreffen — wie es scheint erst jetzt —
Vou dem vollzähligen Ei-seheinen aller RecessfOrsten, insbesondere
Ilrandenbujgs, abhängig; aiissordeni liatte er noeh eine Anzatd
Icnuro erfiUlbarer Wilnsehe in Bezug auf Ort und Tennin der
55nsauinienkunft. Otto Heinrieh sah ein, dass bei der Nähe des
^Äteieiidtagö diese Bedingungen voraussii cht lieh iiieht zu erfüllen
seien, und schrieb nun Hcinerseits allen Eingeladenen wieder ab.
Augui^t hatte untenletwen von Brandenburg Ant^vtirt i'rhalten:
JvurfürsI Joaehim weigerte sieh der Betheiliginig und rieth August
«bringend id>; dies*'r entschloss sich nun, wenn er noeh niehl eut-
schlossen war, definitiv, die anberaumte Conferenz niL'ht zu be-
&uchen: dies theilte er aber, wie es scheint, nur dem Landgrafen,
nicht OttheiuricU mit; nachnialti benutzte er den Absagebrief
Otiheinrieha, «m die Schuld am Unterbleiben von sich auf
jenen abzuwälzen.**
43) Vgl. rinppi'l (I. :,'01 -207. Ku^krll p. HH — %. Vk-r Ik-nL-ann ist
"iclU guix klar, weil dor Auftrag, mit wt-U-heni Landscbad im Novombor
44
Kwoiler AlisctuiiU.
Aagiist- von SjichfHJQ bosuclitr, uiuht auUieatiäoh Ixikaiiiit ist. Uon>i'lb« Inud
Diich Au^»t9 Anf^bu duhiu, däRH ulleiu die Rocessfurstoii uml .(otiaiin Khedrit-h
zusnromon kommen soUteo. (Aug. au Ottbeinnuh nrcsJcQ d. 15. Dez. ^. llcpiio I
p. 2ffö. Auch Ha. Aug. au Phil. d. 28. Dez. Noutlockcr I y. IST). Dsgegcti
borichtot LADtlscbod. der Kiirf. IkiIjo iHjwiRigt, uebun Jen Uorzogen von Sftcl
uod A\''ürttemberg, dem Landgraft^u ,. iind AQdc*ra^' auf dw Versauunluag
orst^emen (HcpiK' I BtiU. fi- Ol')« Qud Ütüieioriub lieUaujitet, m «ei ^-bori
I^iidschads erster niündlicbor Werbung uicbt nnr von Jenen, sondeni von
AUuu, diu in (l(ir Kilo ziii^ainnumgübr&cht werden kimiitoii, diu Rodo gcn-fAco
(Otth. an Äug. Heidolberg d. 27. Dez. Hs. vgl. irntpn). lJis.<it man unonlwbiodon,
wer hkir Rticbt bitt, so ist doob zu bemerken, dass Aiigusls Corrcipüiidonz ia
dieser Angelogenheit, wie fiDin Verhalten ia Saohen der rforsheimfr Zusam-
menkunft |vgl. Aoni. 3-1) ni<.'bt unz-weidi'utig erseheint. Ijmds-'had war nach seiner
liiickkehr vom Kurf. .\ugust zu Joliano Friedrich geschickt worden, uni audi diesen
einzuladen; er sqUic, fall» seine MiiiHion gelinge, August ein inifgenoianieiie^H
Schreiben OUbeinricha (vom 34. Nov.) öhcrsooden, in welchem der Kuf^^
fürsl aufgefordert wurde, Markgraf Hans von Brandenburg und andre bminch-
liarte Fürsten zu der Zusammenkunft einzuhulea. Uicrdurt-h anU dureh den
Iterieht Landschnds von .st-ici-r Aasriohtung bei Job. Fr., welchen Aug. mit
jenem Schreiben zusaiamen erhielt, behauptet Jereolbe tiberro^obt M-urdon zu
8eiu. Er schreibt an den Ottlieinricb: die Werijiuig Ijuid.'jchail.'* laute anders.
alB er den Auftrag dessolbeu vorher vorstanden etc. (s. obenj. Nun habe der
Kurf. zu eracbten: (tollte er, Angufit, nnr fänzelne von rUm I-^rsten einladen.
SU woloho der frankrurtischo Recess verschickt wurden, se mncbten sith die
Andern dfiriiher Gedanken machen; für Alle aber sei die Stadt Fulda zu eng
und der Tentün zu kurz. Ottboinrich möge daher cnts^-huldigou, venu 8C^_
Dk<jenlgeu, welche nicht beim franJcfaiizgihcn Adscliied gewesen, uaoingehkddl^|
hwse. Dagegen welle er befördern, dats der Kurfürst von BrnndL-nluirg ent-^^
weder seihst komme, oder seinen Si>lui Haus lifdrg mit Yollmai-ht abordne.
Geschehe dies und wei-do er auasordom versichert, dass alle ßecBHäfurstoii und
Johann Fnedrich erscheiueu würden (eine in dieiter VoUsbindigkeit kaum orfüU-
lare Be(hugujig), so wolle auch er sich einätclleni doch müsse der Toimin um
einige "Wochen ersti-eekt werden (dadurch wui-do die olügo Eutschuldiguug mit
der Kürze des Termins hinnUlig!) Fenier sei die Stadt Fnldn entlegen, denn.
er könne ni^'ht umhin, d&a wiederholten Eiiiladungeu des Kaisers auf den
Reichstag Folge zu leitston [was er doch, wie tts scheint, nicht ernstlich bcab-
siuhtigtti; vgl. unten); er stellt daher m das Uedenlieu des Kurfhrsteu/ ob ot
nicht finon Ort. am Weg zum Rctchaliag, etwa Xüniberg oder Donauwörth,
wftlilen wollt- etc. (Ang. au <>tüi. Dresrian d. 1.1. Uez. Hs. Vgl. Ht»i*]h' I p. 295,
'J(*ß). i*tlheiiirich licmt-rkt in seinem AntwitrtsrhrciL'fn von Hnidelbcrgd. 27. Ifez.,
indem er August die Versammlung wieder ankündigt, wohl ganz richtig: aus
AugoHtä Schniibeu gehe herror, dasK dei-selbu den Tag zu Fulda zu besacheo
Dicht gesoanen sei. (Hs. vgl. Ueppel p. 29S, Note 4). lazwischeu orhnlt Aag.j
von MelanohthoD ein abratheudes Gutachten (He]<i>o I p. 2VH Note 3; es
Phil, iu einem Urief vum IV. Dvz. zugesaudi; tl.>id. p. '^J*S) erkläil aber noob
am 2l>. und 28. Dez, dem Ijxudgrafen: c-r wolle noch auf die Antwort
Kurfürsten von Hraudenbarg warten ^ bevor or sich ent^helde (Us. Xendeokeij
i
ZvoHm* Abscluritt.
46
Ji, tSTl: ilanij am 3t Doz. (Netidooker I |i. 184) üUrseinIet or Philipp dio Antwort
des Korfuräti-D voo ßraadenlurg, in welcher du* Ziisiuinn^-uliunft uobchiodeD
witlemthen wird (im Auszug Heppo I p. 21)7) und bittßt d<>n ljuid);rnf(>ti ihn
XU ratsrhii)di^-n und nuch Andr'ni i^pgi^niittor zu vnrthoidjgf^i^, wenn er den
Tuf; tu Fuldftni<1il h<*n<rhi>, li weil auch Andiv* ^^l.■^Sl■ B^'d'ißkfn hiitton, 2) wnil
die Walstatt sm aii(rtin>!tig iiugc, 3) weil or an» dem Ittzteo S<_-hrcibcn (Hl-
bciuhcbs vermerke, dois Bas, was verhandelt werden solle, eben w^ ffat auf
dem Boiobstog Torgeaummen worden küune. Er bittet dos Gataehteu Meloiicli-
tbduä giibeim KU hiUU<n. damit Oft dem guten frommen Blauue oloht zum Nnch-
Uiwil gi-nuhe. -- Tpttz dieser «nlschiodenen Ablehimiin xdirüiM er am
13. Jan. I-VVJ an Ottlieiurj'h: am 30. TJezemher halio er l>tth. mitgetheilt,
<laift Kurfürst Joachim Willeu» Rei den Tag zu Fulda zn liesuchen, und sieh
»Otät ffleichraUs daza orboton, für dea Kall, dnss alle Kecesttfüititen und Jo-
fuim Fri"'<irieli si«'li ein stell ti!ti. Weil ÜtÜi. diesen Brief uoch iiieht in lliindon
?'(inbt, habe er gemeint, Anpiöt w-dle zu viel Betünfrungun für dfu Hohuch
'tufbtetlen und darum, die Siu*lui ruek^iiiigig |:«niarbt-, Aug. bulititjet, litim
•■'Wi]erweg»'n der I'lan nirht iiiildi! aufgegeb-u werrleii bi-aiidven, \issi rs «her
^Ikhe« bewenden (d. d. Ilrosden; Boilnge zu Aug. au Phil. T^rosdoD d. 15. Jan.
•&K.). £« ist anffiUlig, das» August dtosi- widorsprechcmlou Briofe buido dem
^•^niigrafen zusandte; dennoch lä.sr't sieli sein Vertabreu wuUl nur als ein
^Ml redliches Ausbiegen vor der VurantwortliL-hkcit erklitreu; l^'^tirkt wird die^o
■^tifra£i»ung duroh llbniiehe i!weideiitigkeiten in Augusts Verhalten hi'i andoni
X>iD({en; it. ß. in dor Art, wie er dem vom Kiuaer gewünschten Besuch des
f^eictuta^ auswich. (8. Klnnkb. [ p. 24). Vgl. auch Uoitr. Note 140 am Ende.
■S-aoiilor ist voo d'T Corn'8|Kjndenz Augud» mit Junt-bun von Hraiidi.-uburg ui
S!^%ai-ht.'u der pfurxbeiiuidcheti und fuldnischeu Zui^mimcukunft iS^ieUts lickannt.,
'^'vk: Auf^oldiLSs donibor geben könnte, ob A. es überhaupt je ehrlich mit dictK-n
f'roJL'vtKU gemeint: die Zus<'lmrteD Augu-sts an Joairbim würden uns vertnutb-
Ufth dai-Ölw-r belehren. Ijuidgraf ["hilipp (asste die Angi'legynheit »o nuf.
mls tUitttm Augu.s't.s RJitbe den MitJü^'rrolf; verHuboldet; er schiieb au <vhristupb:
<~>tti> Heinrich habe den Tiip »u Fulda abgeschrieben «üb den t'rsacheuT welche
<Jer Kurfürst von Sarbsen vorgeweudet „wokhs uit dea Kurfürsten sondor
lies Jurtbtcn scbuldt bt" (eigeidiiindige Riuidt^ontjctur uu Concept). Ca-ssel d.
'Z. Jan. lU. EbeuHO glaubte der IjHidgrur, da«fi dos Km-fursten Abneigung
gwpo Bimdnisso nuf die I'olitik seiner liTithe zarückzurnhron sei; der Kurfürst
il^'^u Iwbaupteto vollkommeu nna)>häugig vou denuelbeu zu hatideUi, wähnuid
wir audorwürts das (ifgcntlioU bezeugt finden. Vgl. lieil. VIII, X, XXIX.
Dritter Abschnitt.
Das f^cheitern der protestan tischt,'!: Kinigungsvorhandlan^e
vor dem AugsWurgcr Hciohsta^' fallt in dio lotzto Woche dt« Jahre»
1558. Greifen wir von dieftem Zeitpunkt auf die I^e anmittel-
har vor dem Conveiit zu Frankfurt ziiritok. Wir berührteu schon
den poUtisoheu Gi-sichtspunkt iu doni kiiohiichon Vorhalten, wei-
che« der Laodgraf seit dem Colloquium zu Worms verfolgte; es
ist denselbe, weicher dio I\»litik seiner J»g*'nd chftracTmsirt : die
Sichoniiiff des Protestauti.smu^. Wir Iti^'o nutnnelir auch hinzu:
aucli jetzt, wie zur Zeit der ersten pr^ttt^lanüsfhon Religionsjß«-
spräche, galt es dem Ijöndgi-afen nicht allein den Zwist zu besei-
tigen, der dic-^ Wehrkraft des i'rotostantisfnus ^leeintrüchtigtc; auf
die Versöhnung der Kirchen sollte die politische Verbindung der
l'rotcstanten zu p;eraeinsamer Vt^rtheidigung folgen. In dem Augen-
blick, als die Vorbereitungen zum frankfvirtischen Convent einen
günstigen Kifolg zu verspri'clien begannen, Im Februar dte Jahres
1558, trat er auch niit diuiw^ni Gedanken wieder hervor; er wandte
sich an Herzog Christoph mit der Bitte, zu Frimkfurt ein Defen-
sivbündniss unter den verhandelnden Fürsten zu beanü'ageu.' Ob
der Herzog dieser Bitte entsprochen, wissen wir nicht; mr hören
die Angelt^enheit nicht weiter erwiihnen und der Bond blieb
nng^rünttet. Ks bleibt noch die auffällige Thatsache zu erklären,
dixss der Liindgnif seinen Plan so eilig zur Sprache brachte, dass er
nicht eiiuuid dun Abschluss der religiösen Vei-einlmning abwartete,
welche doch erst die Grundlage der politischen Verbindung liefern
niusste; lagen vielleicht iu diesem Moment besuudera dringt?nde
Gründe vor, auf Schutz bedacht zu sein? Wir können dies nicht,
mit Sicherheit bejahen. Die innert^ Situation der protestantische
Partei war s('it dem Womiser CoUoquiuni dieselbe gcblioben,
äussere hatte sich eher vorbeasert. Aus der Abdankung Kaia
Kalls muasten die Verwandten der augsburgiächen Conte-ssiun ehs
1) An lliristoph. Sägeuliain d. l(i. Febr. 1558; s. Boil. IV.
)ritt«r Abschnitt.
Berahigimg als Beeoi^^iBS schöpfet); Fraiiki
der Schlacht von St. Quentin wieder aiitgoraift: es harre militii-
lische EriVtlge eiritugea iind sOuid eben in vollster Werlnin«?, um
fftr den .Sommertcldzug dos Jahres 1558 ein dorn feindlichen eben-
biirTigC!* Heer flufzubritigen. Diese Werbungen waren allerdings
nidit tingi'fiihrlich für den iiinnxsn Kriedcn L)e»it,sclilarids: die
Fn-uudi' Spjuiieas und der Kaiser verlangten ihre IJnteiTii'Uekiing:
ein ernstlicher Versuch hierzu hfitte wohl zu grossen Unniheu
ffihren können, deren Tiagweito dünn unabseiibur wai-. In diet^tm
Fall filhlU* der Landgraf, weil er die französischfu W'^rbungeti
bei^HTistigte, »ich mit bedroht. Diese Motivo allgemeiner und per-
SirtnlidiiT Natur könnten wohl seinem Antrag auf einen Sclmty,-
vüfband mir y.n Grunde gelcgfMi hüben. Noch leiihter würde
ftich (ioraelbi' von ilieseni Oesiciitspunkt aus erklären, wenn man
aunehmeD dürfte, dass die Verfaältnii^sc damals schon ähnlich
Ifii^'U. wie sie zwei Monat später sich zeigen. Hoinrich der Zweite
haitr schon Endf* des letzten Jrthres "Wilhelm von (Jrumhach für
^'eri)img und Anführung deutscher Truppen in Dienst genommeo;
'iiitor demselben dienton innige Edelleiite seinos Anhangs, Erben
tifld »ihrmalige FMem-r Markgraf Alhrwlits. Mit Johann Wiliielin
^^ Siu'liseii wurde um frauziisiKchen Dii'nst vorliandclt Diese
^'latsachen waren im Janimr und Februar noch wenig bekannt;
^icliwolil begann man s<'hon zu ei'ziihlen, jene Ijcute würden vor
"^ Kt'ldzug mit dem geworbenen Volk ihre üognor hoimsiiolien.
''*nig Ferdirmnd empting schon im Januar ausführliche Zeitung
••»ri einpm grossen frindbrüchigen Unternehmen Urumbachs, Steins
(uifl einiger jungen Fürsten; wie es scheint. ftin(l darunter ilie
"ö>TH>ge von Sachsen nnt vei-statidon. Wenig spiiter, im April,
"0<ien wir bereits alle ehenialigen (ji.'gntT Markgral' Albrechts und
*'*''■ Kmestiner in höchster Hesorgniss vor einem Friedensbruche
^*-**" branzüsischcn Truppen. Ijuidgrai" Philipp hegtfj zwar zum
Kiitvig von Prankreich das Vertrauen, er würde solche üntemeh-
niUng(-n seiner Bpfehlshaber in Dtrutschland nicht dulden, doch
wfM-d durch die grosse Fn-egung, mit der andere Stünde die
Ei"n<«Üncr und die unruhigr:^n Kdi'lleute beobachteten, die <jofal]r
''^'^t dringender, dass man versuchen würde, die frunzostschan
^t'fbungeii mit Gewalt zu unterdrücken. Ijesse sich erweisen,
2} FOi das Folgende vgl. dio Ucitn'lgü. Absvliaitt U.
48
or AbMbuitt.
dass dio Vorhältnisso sicli schtm irii Felmmr auf oine snbhp Span-
nung liin zuspitztiMi , so würde I^iulgruf Piiilipps cilfei-ti^er ßünd^^
nisüuintirag uui so vei-stämilirhpr werden. Kin amlores Mutiv köuntvl
dann mit diosom zusamnionliän^eu: Philipp meinte niinrilioh damals,
Kni-furst August sei äugten blick lieh zum Abscliluss oint-s BiinH-
nlsöos gonc'igt: es ei'schi*>n ihm angezeigt, den günstigen Jlomoii
zu oi^grelfon.^ Hatte Anglist damals die Zeitungen des Kais
Kcliün onipfiuigeu, »j dürfte üy wohl dem Ij»ndgi'afen gegenüber
Besorgnisse geäussert haben, gieiclnvie wir üin wniig später in
gmsser l''urrht sehen, weil er selbst m den Feindon der Kniestiner
und der unniliigen Kdeileute gehörtes und weil jeglicher Angriff
dei-selhen auf eint*n ihrer alten (togner einen ausgebreiteten Krieg
enHhunmen knnnte. Ilienius wünle dünn der Luiidgriif seine Ver-
mutluingen geschöpft: halnii. Oies Alles ist über unsicher, denn
es findet sich nicht, dass die fraglichen Alarmnachrichten damals
schon unter den KUr8tt?n Verbreitung gefunden liätten orler die
*>etalirdimg des Friedens durch die Ernostiner und Unimbflclj
schon unter ihnen oivrtert worden wäre. Klar wird bei dem Vo|
gang nur ein Zug benierkltch, der durch des Landgrafen ganze"
Hündnisspolitik geht: du er die Schwierigkeiten st-ines Vorhabens
kannte, ergriff er auch ohne anderweitige Uelegenheitsursaehe jeden
Moment, in dem er glaubte, bei andern Fürsten eine seinem Plan
günstige Stimmung zu bonierkon; und einen andern allgemeinen
Zug seiner Bestrebungen wird num zum V(.'r5iändDiss beranzieheu.
müssen: der Landgraf meinte, mit seiner Bundesgi-iindung nicht
auf die Stunde der Gefahr uder die bequemste (^4egenheit warten
zu düHen, einmal, weil er fürchtete, es möchte UQveryeheus ein-
mal zu spät werden, sodann aber, weil er wnsste, der Bund
könne nicht sogleich als umfassende Veivinigung ins Leben treten,
sondern müsse, sollte die Gründung überliaupt gelingen, aus Ixh^
schränkten Anfängen im Laufe der Zeit heranwachsen.
Die schnelle Begründung eines Schutzbundes in grösseit
Massstabe war dnranls schon der religiösen Wirren halber nie
zu hoffen. Nacli den Anschauungen der Zeit vmr es uneriaah
mit den» Häretiker auch nur politisch Ifand in Hajul zu gehe
t« war darum nicht zu erwarten, dass dio orthodoxen Släiide aio
zum politischen Anschluss an die Andern entscliliessen würde
3) Buila«!) JV.
sie im rpligiösen Kampf mit ihnen begriffen waren. Es
also tlip Biiniiost^rdndiinp in weiterom Umtanß' ein«? (grosse
Vorarbeit auf kiivliliclit'ni (jobit't zu ford'-rn, dfren Bcendipimg
nm HO iingi'wisser war, alK zu dem äusiiterlicli reut ri'iipiisoD
Kampf in der Tiefe doch niioh |)ersönliche und politischf' Motive
mitirirkteii. welche die Beüieiligten nur zu wohl herausfüldten: so
neben den Privatfeindschaften der Tbei.logen vornehmlich der Ac-
tagnnismas der beiden HHu-ser .Sariisen. Da man nun nicht wissen
konnte, <»l) es g>.'lingeii würde, tUcso Gegensätze zu biÄch wichtigen
oder unst^hadlich zu macht-n, und, w^nn das ^lang, <>h nicht
Torhor schon die Protestanton zur bewalfnetctn Vurtheidigung ge-
zinmgtin werden würden, lenkte T^ndfiraf Philipf) steinen Bli(;k
«uf deu enjjeu Krt^is von KürRten. unter denen keine pülitisclie
udur kirchliche Zwietracht bestand: gleich wie er noch vor dem
Convent zu Krankfurt versudit hatte, an die Vereinbanmg in
kirchlichen Dingen sofort die politische anzukntkpfoii, so suchte
fr in der Fül^'i*z«'it nutor dr-iijuni^n-n Fürsten, wi'lche den Recess
tnitiTBchrieben hatten, oiuon Defensivbund als Grundlage einer
größeren Voreinignnj: zu Btiften: unttr ihnen sollte er anfänglich
Rtyriindet werden, alsdann mit der Zeit sich über mehr und mehr
i'iirsJta und Stände uiis<1ehiir'n, jeiiaclidcm der kirchliche Aus-
glesdi lortschritt und die Hesorgniss vor katholischen Angriffen
<l« Bedürfniss nach Sicherung verstärktn. Dn/u waren aber
*B89er jenen rcÜpösen und politischen Äntipathir'ii noch viele
Stbwjerigkeiten zu überwinden. Bei der allgemeinen 'IVägheit und
^Aghuftigkcit, den vielen territorialen Rü(^ksichtt'ri in der Politik
<lcr deutschen Stände, der häutigen Hnauzieüen Ijeistungsuiitaliig-
M, war das einzige treibende Moment die Furcht; diese war
"^ doch, wie wir envälint haben, nicht überall gleich stjirk. Es
*i»mi ferner die Nachwirkungen des si'hnialkaldisclien Krioges
♦■"«jr Bündnisspolitjk, wie sie der I^indgnd anstrebte, eher zuwider
^ Künstig. Auf die Städte, welche im «dimulkuldisrhen Kriege
^Wf-r mit Ausgaben belastet und zum Dank am Knde wehi-los
'i*""» kaiserliclicn Ueer preisgcgeboji worden, war vor der Hand
K*r Iiii4it zu rechnen; bei den Fürsten und ilin^u Hathgehern uIht
*w^ii unter dem Kindruek, den die sehlechtü Fiihrung und der
"Hjjliickliche Ausgang des Krieges gcnuudit, hei Kinzftnen vii'I-
iticht aiicii linier dem Einüuss d<*r verhältni-ssmässigcn Sitdierheit,
«e MO nunrntrhr eine Zeit lang genossen, vielfach wieder Anschau-
4
F
50 ^^^^ Dritter Abschftitt.
ungen aufg^ckommpn. welche dem AbsohhiRS solcher Bündnu
grnndsätzlii.*h zu widerlief fiu. Es liegp^ien uns in dieser Hinaif
ÄouHSt'rungen, welche die jungte Gew;bir.hte des Prolestautisra
ganz verschoben und in falschem Liebte darstellen. Man rfpi
nicht mehr daran, dass ohne den schnialkaldischen Bund i
deutsche Reformation schon in <ien dreissi^^^r Jahrvti hättt« unt
drückt wenlcu müssen, gcschwci^' daran, dass der Füi-stonbu
vom JaJir 1551 trob- seiner zwieträclitisroii I>?ituns: den Proteati
tismus gerottet, den PassautT Vertrag und den Relif^ionsfried
erkämpft hatte; vielmelir wiixi die Entstehung des schmalkaldisch
Krieges und somit auch alles Unglück, das derselbe mit si
gebracht, allein dsm s<'hmalkaIdisclion Bund schuld gegeben,
hätt«' erst diest' \Vn>iiijguiijf die (iofnlir über die Kvangeliscb
heraufhesthwnn'n, weil sie die Gegner zur Stiftung eines Gegi
hünduisses versuilasst; als hätte der deutsche (VoteKtant seine T«
in Kulie und Frieden hiuleben künuen. wäre nur der Bund nii
gewesen, ja als wären alle Uebel, die der ICrieg rait sich gobi-ac
anzusehen wie eine göttlich« ^traie datUr, dass man der göttiicl
Vorsehung durch Bündnisse und Ap|M^l] an ilie Waffen frevc'ntli
ins Amt gegriffen. Von den geistlichen Ratli^;(?bcrn der Kürsi
rodet Melunehthon, als müsse ein deutsches Fürstcnbündniss no
wendiger Weise zum Unheil führen, als wüi*de der schmalkaldis(
Krieg noch viel schlimmer geendet haben, wenn der evaugelist
Bund gesiegt hätte; er empfahl an Stelle der BUndnisse Gottv
tniucn nach der Ri-'gei: was aus Gott ist, wird nicht vertu
Brenz widenidh Bündnisse zur Vcrthoidigung der Keligion, w
sie gegen die Intentionen des Kaist^rs liefen, der dio gnttgeordni
Obrigkeit der Fürsten sei. Herzog Christoph war in diesem Pni
unabhängig von seinem geistlichen Beratlser. hielt aber doch, wc
in Rücksicht auf die Verbreitung solcher Anschauungen, auf d(
Fürstcnconvcnt zu Naumburg ijii -lalir 15G1 für nüthig. die Fra
zur Discnssion zu stellen, i>b man mit Gott Bündriiss mach
möge, ob man sich wliren dürft;, und wif weit die Defenei
erlaubt sei: gerade uis ob diese Fragen nicht sclioii di-eissig Jal
früher von Theologen untl Juristen zu Gunsten der Bündoi
und Vertheidigungspolitik entschieden worden wän^n.
Von den R«cssfiu-sten , dio fjandgraf Philipp in erster Rei
für seinen Bündnissplan ersehen hatte, zeigen sich die südwestlii
nach den Grenzen Frankreichs und dei" Schweiz hin Gesessen
Dritter Ab«Mthoitt.
51
Dmätch orfüllt von Ahnungen dos kommcndf^n RoIig:innakriof:f's;
dennoch steht auch von Diesen Ein<*r giinzlii'h auf dem Bo^h^n
jener conservativrn Theorien: Pfiilz^raf Frieilricli von Simmern,
ikr Nai-hfol^r Ott*) Heinriclis in der pnUzisfhcn Kur. Dinser
Fürst, iler sich nirht selieutt», den Katbolicisniii^ in sr-iner Ijun»]*«-
rppening durch rücksiclitslose Säcularisationeii und Kerüimationen^
tlfren Recht nach dorn Wortlaut d(« RoJipionsfrit^dons sehr anfecht-
bar war, auf den RtichslapMi <turcli die extremsten Forderung»
int Namen des I'roti'stantisnius zu prnvooiron, stand doch der
Anschauung noch gänzlich fem, da^. wer nicht nachjE^ben wolle,
aocb zur Vertlieidi^ing bei-eit sein müsse. Wie Markgraf Karl
Yon Baden über die Krag"e dachte, sind wir nicht unternohtt't;
Pfali^nif Wolf^ang von Zweibrücken foljjte, wie es scheint, in die-
tsa Punkt wie in vielen undeiii der Anturitüt seines Freundes
(3iri&toph von W"ürttembor;?. welcher gleich dem I.andf:rftfen völlit;
Twi der Notiiwcn<iigkeit eines deutsch-prou^tjtntischen .Schutzbünd-
aifiics überzeug war.
lu diesem südwestlichen Kreis der Hoceasfürsten hatte also
Undgraf Philipp wenigstens zwei Helfer: die nordilstlicheu Theil-
iH^roor dt* Recesses hingr<j^'ii, Juai-him von lirÄndcnburg und
Anpust von Sachsen, befürwr>rtet(>n beide difi Politik der voUkom-
miM\ üntliiiti^fkeit
An den Ersti-ivn nun scheinen Kicii l^nd^nif Philip]) und
Gleichf^esi unten mit ihren Voi-schlä^n nie gewandt zu haben;
t «rir ihnon zu wenig massgebend, vielleicht anoh in seini'm
V'jrhalten nicht sHlbsländig gtmug; den Kurfürsten Ausist iiin-
Ä*gOD, ohne dessen Beitritt wenig weiteiYT Erfolg für «len BunrI
w hoffen war, während seine BotheÜi^ning viele Andere nachge-
^haben würde, suchten sie eifrig zu ^winnen; dieser aber
enn von A'ertheidigungsmaasi-egeln die Rede war. seinen
^Wunden mit einem kränzen System conservaüver Sätze entge^n.
^ir werden darauf zurückkommen. Hier sei nur bemerkt: wenn
UjiJpiaf Phihpp vor dem ConventJ» zu Frankfurt meintf». der
^'trt'ürM verspürt- Ni-ijjun;; zu eiiit.-ni I><'ft'iisivhündniss, so irrte
w sich wohl: nach Allem, was wir in der Ftilgc scheu, kann
'^"'•1 Dian nur das Of^entheil annehmen: der fjaudgraf 4lürfti' wold
WS Acosseruiigen politischer Bi-sor^msse zu viel (jrischlosst'n haben.
hl der Zeit vom Frankfurter Convent bis Ende August des
Jalipes Kchien nun die Uige der deutschen Pndestariten sich sehr
4*
52
Drittor AlritdiDiH.
zu vonwhlechtern. Üiircli den frank hirtisrhcn Rt>cf«s nnd'swniWTi
Missi'rfolfi; war di^ kii-chlichi* Zwictraclit (Ut Prott-stantpu noch
voi-fitürkt, die Spaiiimn^^ /.wiscbpn di^n beiden Linien dt« Hauses
Sachsen eriiöht wordou* im Ävi^ntgr kamen nach Deutschland
Xiu'hric'hton v<>n rnNThandlunpon zwis('h*'n den krit'GfUhrt*nden
Miichlcn, Krankrcii-li und Sjianitin-Kngland. Schon die That-
sache, dass durch den Frieden Spani^'n und das von ihm abhän-
gig!^ KnjEjlaud die Hiiiide frei bckaimm, inusste Besor]trnip3 hen'or-
rufen; ps wan-n aber auch dif Hoffnungen der deutschen Protiv
stauten auf Kranki-eichs Freundschaft sehr gesunken: die deutsch-
protestantischen Fürstt'n hatten dort in den letzten beiden Jahren
mchmalK zu (Junsten dfr vfri'olgton evangelischen üntcrtlianen inter-
ccriiit: Jiie liatti*n absfldüf^ig"' oder zwiMdeutigt' Antwoili'n eiliBltf^n
und die Verfolgiuig war eher strenger als uiüdor geworden." Wenn*
Frankrtich die Freundschaft der deutschen Fi-otcstanten schon
wiihrend des Krieges so sehr vcrnachhissigto, was wUrdc es era<
nach dem Fricdeiisschluss thun, wenu es ihre Unterstützuug enta
hi'hren konnte? Zudem hatte schon im vorigen Jahr der Papai
an den ITnterhandlungen der Mächte theügi'uominen; man musst .t
erwaiien, dass * r aucli die«mal seinen Einfluss geltend niaclH^i
wüitle; um so näher lag die Miigliehkcit, dass Fraukreic-h duroj
den Frieden in die ßalincn der spanirftlien Pnlitik hinübergezog^
würde. Es wr)g umso schweitT, dass auch der Bestand des deut
sehen Religinnsf'riedens zu wanken sehten: Papst Paid der Viert*^
df-reelbe, der dem Religionsfrieden s4Mne Anerkennung versagte,
hatte Protest gegen das Kalserthurn Ferdinands erhoben," der den
Pmtistaiiten diesen Frieden vei-sf-haftl: nuui nuisste sicli tragen,
ob der Kaiser nicht die Anerkennung de« Papstes durch Conc«»—
sionen zu Ungunsten desselben erkaufen würde. Ancii des Kaiser^
treunclschaftiiches Verhältniss zu Spanii-n mochte die Protcstaiiier»
nicht ohne Sorge lassen. König Pfiilipp wai' auch na<'h detr*
KeligtonsfriiMlen, obwohl die Roichsstände ihm zu Augsbui^ neiiS^
Bedingungen gestellt, Mitglied des Reichs auf Orund des burgun—
dischen Vertrags vom .lalir 1048 geblieben; er steifte sich darauf
dass dieser Vertrag ihn vom ßohoi-sam gegen die Reichagi^sel«*
4) ä. vorigRn Abarrlmitt luid Ht*iträ^o Anm. 24().
r.) Beitriigo Absehtiitt iV.
ti) E. Itcimniiii, ilor Stroit zwiKclinti Kaiscrtliiun iiiid i'ii|>stUiiiii!
15r>8, Pi'ut.sc'he Fon*i|iutig'Mi V.
T>rittei- AltHohiiitt.
53
\md von der Juiis'Hctitn) th-s Roiohs i-ximirtc, imi dorn R**li),'ioiis-
ftieden soine Anorkfniuuiiij zu vt^i-sflfjjen ; <•« tTSfliicii imtitrtich,
(tnas nr dio Bofugnüts ztir Thcilnitlinic an der Landfriodooscxonu-
tiun, weldie ilitii dio K<*ichsstaudßC'liafr i^ih, {^(^n die Protestanten
verwenden würdt*. Kaiser Ft'rdinaad vornohmlicli war es, der
ilom Künigo dundi soine raileinulmie dio AValinmg: dieser wider-
^micbsvolten ReiohsstHndsdinft (.Tiiiüglichte; es orhob sieh eine
Opposition, in dor T..andgrat' i'hili|)p sidi besondors horvorthat;
iöo wurde nielit bcaohtft. Dies iniii^te nun den Eindruck machen,
ib wolle der Kaiser selbst dor kathül [sehen Reaction den Weg
insKoioh «ffen lialton. " Endlich rrregten auch dlo Gmnibachschen
Händel wieder .Surgen: wurde der Frieden geschlossen, so erhielten
die deutschen Tnippcn Frankreichs den Abschied; olniehin war
n iTK'art^.v] , dass fiir den Winter ein Thcil des HtH>ri« entlassen
»iinlp. im Abzug konnten dann Gnimbaeh und sein Anhimj;
•Igi l'eberfall auf die träakifichen Bischöfe ausfüliren, dt^ man
■Aon im Frühjahr von ihnen erwartet hatte. ^ Es ist erklärlich,
das Hikochcr mit Bangen in die nächste Zukunft za bUcken
In dieser Zeit aufetoigender Besorgniss nun kam der Land-
giaf, selbst der Besorgtivten einer, auf seine Bündnissgedanken
üarüok. Wir wisst^n nicht, ob er sich auch an Ottheinrich gc^
»andt und wie diraer die Frage bourthoilte; mit Kurfürst Joachim
*ird er schwerlich in Corrc-spHidenz getreten sein/ doch besitzen
^ seine Verhandlungen mit Kunuichsen und Württemberg. Kur-
ftwt August empfing mit den Nachrichten von den franztiaisirh-
*p«liichen Friedensverhandlungen auch Zeitungen von dem Streit
«»iajlien dem Kaiser und Papst und von der Politik des Letztem
i"! französl'flch-spanisi^hen Krieg. Der Papst, hiess es in der
"'«•■n, fechti.' dio Kaisorwjüil im und wolle neue Kiufüi-sten machen.
In einer andern wurde Itchauptot, dor Cardinal Carafla, der im
*«gHQgt'nen Jahr angt^hlich den Frieden habe vennitteln seilen,
•wi in Wahrheit beauftragt gewesen, beitlen kriegführenden Po-
7) BeitrXgDt Absebuitt II. Eiia« BeuiÜieiluiig der Sachlagu, wia ango-
K'"*. ist mindestens fiir lAotlgnif riiili|>|i vorsu»zu6etzi>D , der den Kaiser
"■*• grumijigtjlir'heü HisBtrnufin t«»() buchtet»'.
**> Beitragt«, Altsclinitt V.
O) Philipp corrcspitridiiir mit .IrMfibim mt< li iilr^rr die rRUsiiw« Eitügung
"*^J a- i-^linifii, p. 62/U.
54
Dritter Al«ohütt
tentaten Geld vom Papste anzubieten, damit sie deutsches ^leg»-
Volk anniilmieu imd dasselbe ini Feld aneinanderbräcUton : wenn
dann die Deutschon sieh wacker {^egeuseitig todtgescha^n , damit
er das Papstthiim wiederum desto bas in Deutsehland anrichten
ki^nne, habe er einen Frieden zwischen den bi-idcn Fürsten zu
gegenseitige]- Ziifriedenlieit auf Kosten des denbw'hen Reichs un^
seiner Gebiete vermitteln wollen.*'* ^U
So unglaublich dicüo Nat--hrichten klangen, so nahm sie Ku^
fürst August doch nicht völlig ungläubig auf; er äusseite gegen
Landgraf Philipp iebhafte Besorgnisse über die arglistigen Prao-
tiben des i'apstes gegen die deut^sche Nation und die NHhe des
Friedens zwischen Spanion nnrl Krankreich, besonders weil der
König von FrankriMcli nucli jüngst *'ine deutsche Fürbitte für die-
Hugenotten so abscbläglich besohicden. Die Potentaten möchtea^
wohl, meint ^r, einen Frieden machen, der „über Bentsehlant^
hinaus ginge''; ja, Fnmkruich mi'ge wohl gar nach dem Friedera
das vorhandene Kriegsvolk sofort zu einem Unternehmen
Deutschland benutzen.'^
I^andgraf Philip]> meinte wohl, man müsse das Eisen scT
den, so langp es warm sei, als er an Kurfürst Ängusts Besor
nusse sijfort don Vorechhig einns Schutzbundew deutscliLT protesta»:»;
tischer Fürsten knüpfte. Frsmkreich meinte er, wie immer, iz
Schutz nehmen zu müssen; wohl aber mochten, führte er atis,
die Spanier wieder, wie zu Karls des Fünfren Zeiten, Lust haboii,
eine Keformation in Deutschland voraunehmen und ein Blutbad
unter den Prou^tanten anzurichten; auch sei wohl glaublich, dass
din Feinde Dinitschlands darauf ausgingen, das deutsche Kriesis—
volk auf dem Sclüachtfeld aneiuauder zu bringen, um die MacJjt
der Kation zu brechen; ob endlich Kaiser Ferdinand den Reli —
gionsftieden halten wei'de. ei*schien ihm fraglich; er hatte Kach — "
rieht, dass der Papst der Kaiscrwabl neuerdings zugestimmt; se :*
dem so, so möge der Kaiser wohl grosso Bewilligungen dafÜ^
gemacht haben. Nun sei ireilich der Friede wohl noch nicht sC^
nahe, und werde er auch geschlossen, so wenle t^ iinmerhir::^
10) Die erste Zcituog ist uodatirt und an i-im>ii Kurfürsten ge
<üe sweite voui 27. Juli s. 1., bopiiuend: ..B'jsüiider betnmter lit-ber herr
ftvond." Beide wunh^n Phil, in dum Aom. II •itirteu Si-lireilieu zugesandt
11) KuiieTötlorf, iL 17. Ang. ». B*jü. V.
Dritter Alwichmtt
66
emige Zeit danern, bis dio vortragen Potimtaton vermöchten etwas
gcgpn diu proicsUuiüsc-lieti Stäiiilit vor/.uiK.-liiiieii; ik'uiiin'}i niQsse
es binnen wenigen Jahi-en sicher doblu küoiniou. Audi könnten
oUe Sicherheiton. auf die man rechnen müchto: daws eio nicht Geld
und Leute hätten, datss zwischen Fruukj-cich und Spanien kein
Vertrauen herrsche, duch am Ende trügen: danini, wenn die pro-
testantischen I*^ürMton bei iliren Wünten, Landen irnd Louten, und
bei ihrom Ghiuben Weihen wollt'Mi. so niiisstr'ti sie sich zustiiinnen-
ihnn. einen „AVrstand'* luaeheii und sich zu gegenseitiger Hilfs-
leistung vorpfli eilten. Geschehe das, so möge wohl ein Schwert
d88 andre in der Sciiei<]e halten, sonst aber werde man den Einen
iHfUt, den iVndcm morgen hinwegreisseu. Zudem sei rathsom,
*m König von Frankreich bei guter Stinmuing zu halten luid die
Spaltungen zwischen den EvangeÜschen auszugleichen.^*
Einen entsprechenden Hrief sclirit'b er an Her>u)g Cliristoph.
Auch <lieser war durch Zeitungtni über den Streit zwischen Papst
"Id Kaiser in erregte Stimmung versetzt*" Er halte zwar für
^f^wisi*. nntworti^te er dem Limdgiafen, dass der Kaiser dem Papst
'^'►ch Nichts zugesagt, doeli dürfte es wohl bald gesehehen; er
^oUo das üegcntheil hoffen, doch sei es nicht unmöglich, <iass der
*Caiser den Religionsfrieden breche. Femer, wenn die Kurfürsten
*-*'otz Jjanilgraf Pfiilipps eifrigem Driiugen, dem er vollkummnen
■«^eifiall spendet, versäumten beim Fried4'n zwischen Spimieu und
t?"raiikreich zu interveniren, so möchten Wühl Papst und Kaiser
^Js Mittler einti-eten, und dann möchte etwa tractirt werden, wie
^kniin die Evungeliseheu dämpfe; auch dem König von Frankreich
ssei nicht zu trauen, denn es zeige sich ja klärlich wie sehr er
üVm-T da» Wailislhum des Evangeliums in Frankreich erbittert sei;
danira möge er wnhl daran denken, es auch im Ausland, wo die
i^iuellen der franzosisclien Hitforuiatien lägen, zu unterdrücken.
Aus diesen Gründen — darin pflichtete er dein Lamigrafen bei —
eei dringend nothwendig, dass die Evangelisehen in Deutschland
äch nicht nur ver&öhuten, sondern auch verbänden und vewprÄehcn,
Alle für Einen l^eib, lieben, Gut imd Blut einzusetzen, und so
12) Phil, am Augiu^t d. *.'4. Aug. ü. Beil. VI.
13) König Masirnilian au Chmto]ili. WIl'u d. 29. Juli 1558. s. Sattler TV
ft'ü- 11. 144. Vor dorn 8. Sopi (vgl. Bi'il, IX) sandte Christoj.h dem Land-
gn(t.^u Zf'itungen ütwr „Coiisultationon die beim Paptit der Kuiaoi-vvatd lialbea
''"'gvloff.'ü"; vielleicht die bei Sattler IV p, 12» erwähnten NacUrichteo?
5(}
Dhiter Abschnitt-
'M
gompinsam ihren GUnhpn bis niif das letzte Seußwn zu
digcn: gi^st-lmlio das. so diirfe man iillerdinpi hnfl'en, dass ein
Schwort das andni in dor Sohoide halte; sonst aber wftre vitd-
leioht das Verdorbon dos doutsolien VatrrlundoB zu erwarten."
HättD nun Aujtfust zugestimmt, so wäre x*emiuthlioh
Higeu Kreis dor Anfang ku einem umfiissenden Vertheidigungs-
btlndnisß gomncht worden: eine V0reinif,'ung von vorläufig wenig
Personen, welche dann vennuthlich wie dereinst der schmatkaU
diwhc Kund oine steig(m<ie Anziehunf^skraft auf die bfsoi^n
Oeratlther ausgeübt hätte. Namentlich im Kreis der Recessfursten
hätten di« Begründer -wohl bald Niiehfolgo goftinden. Kurfürst
August aber antwortete dem Ijandgrafen abhlmend und behnrrte
hierbei auch auf eine zweite dringliche Äuffordorung hin.*^ Die
Gründe, welche er gegen die Stiftung des BündnifiRcs ins Feld
fflhrt, sind wenig ühiTZi'ugpn<J. Wenn it darnuf liinweist, dass
ja ein K»Migionsfrirde geschlosm>n und dasH der neue Kaiser ein
friedliebender Herr sei, so ÜlU das nicht ins Gewicht; mne» er™
doch s(^lbst dorn Lindgrafen ;cugoste!ien, die Dinge möcht(>n wohH
noch ein Ende uehmeu, auf das jfftzt Niemand denke, und Den a
der sich am sichersten dünke, möge vielleicht da« Feuer zuers— :
treffen. Um dai'AUthun, dass ein Bimd gegen die zugestandene
Gefahr nicht nützlich sein werde, erinnert er danm. dit^s de^=i
schmalkaldischo Bund schlecht zusammengehalten, und behauptc:3
dass derselbe schlimme Kolgen gehabt; damit werden aber nt^^
die Thfttsachen der Vergangenheit in ein faliwhes IJcht gcrücfc^,
um das Bedürfnis;* der Gegenwart ahKuIcugncn. Aus der Go-
schichte des M-hmalknldisclifn Bundes Hess sich iloch nur ab-
nehmen, <IasH man bei einem künftigen Vertheidigimgsbüudniss
energischer wordi.« zusammenhalten müssen, nicht aber, dass man
ohne Bund zu jener Zeit besser gefahren wäre oder jetzt fahren
würde. Dafür zu sorgen, dass man jetzt die Fehler der Ve^
gangenheit vermeide, war eben der Beruf so bedeutender Füi-sten,
wie August von Sachsen. Wenn er> um seine Aiisfiilirung weiter
zu begründen, von dem Zwiespalt der Evangelischen spricht und_-
audcutet: Denjeuigv^n. welche forhvälu'cud Kampf gegen den Reecs^
fiUirten. wüixlo iji einem Bündniss nicht zu trauen sein, so wanr:
14) BnÜfige IX.
15} Boiiafovn, vni, X.
Dritter Alwhiutir
67
nur zu erwidera: eben ilanim müssten Diojt'nigfMi , welche reli-
giös einiff seien, sich um sn fester uneinamler schliewscn. Man
bütte nicht einwenden küniien, d&s» der Kreis dei-st^then zu gRi'ing;
sei: die Tereinigte Macht der Recessflirsten z. B., selbst wenn
man auf Joachim von Brandenburp von vomliereiii voi-zichtote,
wän,' pohuu se)ir b<.*d«!Ut(.'iiii gewesen. Vielmehr leuchtet aus diesem
Argument nur des Kurfüreten Furcht vor den Plänen der Eraeeti-
nftr hcnor. sowie da.ss er sicli innerliidb der protestnnrischon Par-
tei nicht genügend gcf^en dieselben f^'schützt j^Iaubte. Ein gleiches
Hiftstraueu gegen seine eignen Parteigenossen Hingt durch, wenn
er einen Ausspruch Johann Friedrichs des GrnssmtUhigeu citirt:
in BiUidnissen gehe es sewöhnlirli Dem am schlcflitestcu, der sie
m\ treusten halt«'. Dcnientsprechcnd vernitli es vornehmlich seinen
persönlichen AVunsch, beim Kaiser in Gunst zn stehen, wenn er
meint, das „stiiKlerhait? Anstehen" welclies ein ovangeUscher Bund
lieim Kaiser und bei den katlutlischen Ständen liaben würde, sei
zu vermeiden. So wenigstens und nicht ander» mus8 man den
Inhalt dieser Briefe intorprotiren, wenn man des Kiuflirsten ge-
tiammtes Verhalti'ii in jenen Jahren in Betrnrlit zieht. Wir werden
«uf die Wlirdigung dieser Argimientation uiirl der Politik, die !*ich
darin kundgiebt, noch zurückkommen.'* Der einzige Einwand
Kurfürst August«, der auf den ersten Blick besser berechtigt
sflieint. ist. dattt* er seiner Laiidwhaft vei-sprochen habe, nhne
ihrr Einwilligung nicht wieder in einen Biin<l /u treten; audi
dieser verliert sein Gewicht, wenn man sieht, dass August zwei
Jahre später rollkonirnrn geni-igt war, si<:h der landsh ergischen
Eilligimg anzuschlicssen.'^ — Wie dem nmi sei, die Defensiv-
ciiiigung blieb ungeschloss<Mi; der deutsche Protostantismut* tmt
den Beicbstag vtjllkommen zerspaltcni und /^t-ifahren ein.
16) ÜQtj-n Aljscbnitt V.
IT) S. Maurenbivfher, H. Z. 50, |i. ÖO, Hl.
Vierter Abschnitt.
ioch vor Bc^itm des ßcicbstagci« zu Augsburg wurde die
SpalUmp des deutschon Protestantismus abonnuls weiti^r auf^Tisson.
Anfang des Jahi-eö 1559 frsohii'n im Nnm(*n der drei Herzoge von
Sachsen das „ weimainscho Conftitatiünsbuch", eine Scbrift, welche
bestimmt war fortiin die herzoglich äächsischen Lande zu binden;
auf eigftno Faust sprachtTi (birin die Herzoge Jene Verdumm luigen
aus, zu welchen sie diu Fried euspartei in der deutsehen Kin'he
nicht hatten mit foitreissen kömien; neim Ketzereien, darunter
die Tri-thümer der ,.alten und neuen" Zwingliimer und Calvins,
desgleichen die in der Lehi'e vom treien Wülen, der Majorismiis
und Adiaphorismus wui'don in dem Buche venirthcilt und ver-
worfen. Ks wurde verordnet, dass diese Verurtheilungen dem
Volke von der Kanzel herab vnrgelesen und gepredigt wüi-den.
Mit diesem Bueli war der Krieg gegen alle Abweichungen vom
strengen Luthertlium nach flaeianisclier Äiiffassimg iu Permanenz
erkläi't; sie alle halten Verfolgung bis aufs Aeusserste zu ge-
wärtigen: die Diffei-enzen in der Lehre vom Abendmahl imtei*
dom Titel des Zwinglianismus und Calvinismus, diejcnigcu in
der Reehtfertigungslelire als Veifälschung der Lehre vom freieii
Willen und unter dem Nnnien des Majorismus, die. welche die
theoretisdie Betrachtung und di«.' Praxis der Ceremonieu betrafen,
unter dem des Adiaphorismus. Die vomelimste Spitze des Mani-
fößtes aber rielitetc sich, obwohl kein Name genannt wurde,
wiederum gegen ilie kursäclisische Kirche, deren Theologie in don
Namen d^r veidammten Ketzereien und in den ßeschreibungea
derselben deutlich gekennzeichnet wurde.*
Ein solcher Selnitt knnntr natürlicli sehr schwer zurück*
gothau werden; vnii einer Vurstandigung der Art, dass mau die
vergangeneu Streitigkeiten der Vergessenheit anheimgegeben und
für die Gegenwart in den wesentlichen Lolu^u vorhandene ITeber-
einsämmmig bezeugt liätte, keimte kaum noch die Kode sein:
l) 8^ über das t.'*ufutAtiQnsbuüh voraelimlich l'regerll, 77 — 79, U9ff — ■
ll)6uhniH.
59
onnte sich ntir noch um Nachgeben von einer oder der andern
ite handeln. Es wur natürlich, dass in den Reiben Derer, welche
die religiöse Vereinbarung wünschten, eine grosse Verstimmung
«nd Entmuthigung Platz griff; namentlich aber wurde Kur-
fünit August durch dio neue Krii^gaerkläning seiner Vettern in
»Mnera Misstrauen und seiner Zurücklialtuug sehr bestärkt Land-
^n£ Philipp dagegen trat eben jetzt mit dem Vorschlag einer
Öeneralsyuwle für Deutschland und die Schweiz henor. Der
H Plan erscheint gerade in diesem Moment so überraschend kühn,
^filass man genöthigt wird dabei zu venveilen, um Verständniss zu
f suchen; es wini der Ort sein, über die politischen »ind religiösen
I Gedanken kreise des fjandgrafon einen TT^pherblirk zu nehmen.
I Ich erinnern daran, dass während Kurfürst August sich
I durch die grosse Simlttmg zu Wonns in seinem Widerstand gegeu
^ftdie kirchlichen Kinigungsbestrebungen wenig oder gar nicht be-
^"Ürren liess und Melanchthon, der Führer der kursflchsischen Kirche,
I sich gerade von diesem Moment an als consequenten G^ner der-
sdben zeigte, der Landgraf eben seit diesem Wendepunkte sich der
Agitation für die kircldiche Vereinbarung mit vollem Kifer hin-
gab. Diesem Umschwung in der kirchlichen Politik ging ein sul-
'cher iii der weltlichen zur Seite: vordem neutral den Weltereig-
lissen gegenüber, nur bedai;lit, sein T^nd und sich nicht zu
len, beginnt der I^andgraf um die Zeit des Religionsge-
irfiches wieder sich handelnd am Gang der auswärtigen Politik
zu betheiligen und die Forderung zu vortreten, dass die deutschen
Prote-stanten nicht mehr iinthiitig ihrp Schicksale erwai'ten sollen.
Zur Erklärung mag man darauf hiublickcn. dass der Landgraf
aus der langjiihrigen Oeftingenschaft dinh wohl an Kraft and Zuver-
sicht gelähmt hervorgegangen war, uml eist jnit der Zeit, wie die
trüben Erlebnisse seiner Mannesjaln*e hinter ihm versanken, einen
Theil der hofftitingsreicheu Stimmting tVülierer Zeiten wiederge-
wann, wie wir sie in den religiösen Hiindelu der fulgendea Jahre
tmd im Beginn der Hugenottenzeit noch einmal in alter Weise
du^chbre(^hen sehen. Audi maturiello Verhältnisse müssen mit-
gespielt haben; als Philipp aus der Gefange^nschaft zurückkehrte,
waren die Festungen seines Tjandes geschleift, die Finanzen des-
selben niinirt; wir wissen nun nicht, wie seitdem die Herstellung
der Befestigungen und Finanzen in Hessen foilgeschritten war;
doch muss das Ijand im Jahr 1557 schon in vertheidigungsfahigem
60
TlortOT Absohutt
Ziistand gewesen sein.* Eine posse Erleichteiiing: der landg^F
liehen Politik war es jedenfalls auch, daäs Philipp dui-ch die
Schtichtiiuj* seiuer alten Händel mit Wilhelm von Nassau -Oranico
eben in diesem Jahr eines unbequemen (fegners in nät'hstei
Naehbarscliiift ledig wuixle.'' Doeh ist jene Weiuliiri^' vom Still-
lialtt-n zum ilandelii nicht nur ein Aufsc^hwuug zu ej ImhtiT Energie,
der sieh aus dem Schwinden von allerlei Druck und Hemmnissen
von selbst ergeben miis^ste; die neuere Aeni der landgräflichen
Holitik hebt sich van der vorhci^ohcnden so geg:ensützUch ab, das»
ihre positiren üewe^jj^ründe in den Abwandelungen der kirchlichei
und politischen Liige um die Zeit dos Cmsehwungs und seithi
gesucht wertleii müssen. Wir haben die objectiven Momente dieser'
Abwandelungen bereits vou Schritt zu Schritt dai-zustellen gesucht;
das Folgende sei nun der eigen tbümlichen AufTii.si>ung des Land-
grafen gewidmet.
Vor dem Rcligionsgt^spräch zu Worais crkliirt der I^andgraf
gelegeutiich, die Lage erscheine ihm nicht dringlich genug, um
so grosse Anstrengungen zur Herntellimg des Kirchenfriedens beifl
den Protestanten zu rechtfertigen; auch er weist darauf hin, dasa
man die Gefahr des Verdaclit-s bei Kaiser uod katholischen Stünden
meiden müsse, dass wenig Hoffnung auf Verständigung sei,
der Einungsversuch eine Opposition auf der andern Seite hervop-
D
i
Q
D
IStt^
2) Ohno diese Voraussetzong ist die Büudnisspulitik des Ijindgmfen
sohwor di^itkliaa". "Wir rascli die fiiuuizit-'lle KnLfti(;ung des Ijandos fortsi-iiritt.
int (ltirBU:> zu (^■rsehoD. dat>i^ PbiIi|Jt> trotz ilor auhb<'t-i>rduiitliuhoii Ausgab
wolcliu ibui dt>r Atutrag den Ki't>äi-Iiaftäi>tn.'ite» mit Oraiiieu kostete, im Aiifj
iloa .lahros I5t)2 im Stande wiir, dio Zahlung von 150.000 liis KiO.OOO Uuld
itiDeriiali) ß liiR 8 Mutiati»ii jii <lii' Ka^so e'\n(>» ftvari^tditu-heii lltindnisses anau-
bietott. Vgl. Kf'nimcl I (i. 570, II p. iil2ff und IJcil. LUI. - Philipt) erhielt
erst iui Jalir 1Ö5U vom Koisor ausdi-ücklicho Erlaubmss scÄna Festungen wiodßT,
aurziil>aufli] und uono anznlRgeti iPhil. an Aug. ("missrn-Ritta d. 18. Juli 15.
Hs.); doch ifiobt or suhoii I.V)7 in oinom Auf;<*nb]ick der TJi>äorguiss Aultngjl
zu KaHsol „aiif di-'v Festung und sonst zum Rechti-ii zu sebon;" die Wcrka'
vrm KnsHcI müssen aLs') damals wenigstens uuthdurftig im Stand göweseo sein.
{Aa dun JUarschall vun ]IuUliau»en, desgl. an UeiDricb vou Subacbteu Zapfea-
bring d. 13. Aug. 1057, Hs. Vgl. Beitr. Note 32).
3) Eommel I. c. Der jüngere 'Willndrn von Öranioii war Tiir dou IjuA-
grafcn vor diooem Vortrag ein ge furcht« 'tfr (Jitgnor. namßiitlicli weil Philipp
von Späuiien hinter iiim zu st/^hnii schien; im .hihr lhf->i\ fünihtctc er einsB
T'ehfrrall Omniens mit spouiäeJier Ilidfc; s. ubondas. II {i, U13i vgl. BeitT.
Note 4.
iin<
Vierter Absctiuitt.
roftn wfird«*, die da.-^ Ucbel ärp«r machen mÜÄse: er zeigt Ab-
neigung gegen «Ion (redaukcn, in engoroni Krris hindoiidf Bo-
H'lilüss*» zu fassen, di«' nacliiimls Angriffen von S<>itt'n dfT nicht
ithciligt4'n nuK}rt«*>tzt st'in würden; endlich vorrÜÜi sich dtu* Bo-
b«'n. mfigliohKt iii Einklang mit der kiuvüchKisi^heti Volitik ym
ileiben. • Seit dorn Wendepiiakt, den die grosse SpiUtung drr
'Evangelischen zu Worms darstellt, tritt er jener selbststiindig
ige^uüber: wenn von »yichsischcr Seite immer wieder angeführt
Vird, dass mnn sii'h nirht genug hüti'n könno, den im protestan-
tischen Lftger gährnnrlcn StrtMt nwli tinfer anfzuriihrou, «o luit
dies Ärgumeüt für ihn seine Geltung verloren.
Inwiefern hatte nun das Worra^^er CoUo<niiuni die Lage um-
gestaltet? Der protestnn tische (ilaubt:*Dshad*3r hatt <lort eine Tiefe
und Dnvorstihnliohkoit offimbart, die man vordem nicht reiv
muthet: ihn als n^'bcnsäciiUrh odt'r iingefährUcli zu betrachten, war
seitdem unniöglicii; die Hoffnung aber, ihn durch Stillschweigen
und Zurückhaltung zum Kiiischlafen /u bringen, mus8te nunmehr
»nch mind^^tens sehr si^iwaeh geworden sein; andrerseits war die
Fentlifhe Hlosstellnng des iVotestantismuR, die man vordem durch
ursicht hätte suchen können /.u vcrnn*iden, jetzt vollständig ein-
getreten; man konnte fragen, ob an der gegenwärtigen Loge das
ängstliche Meiden weiterer Misserfolge in den Einungsbostrebungen
noch etwas besswe, ob andrerwits weitere verunglückte Anläufe
nü«*h viel verschlimmem könnten? Die Frage durfte wohl bejaht
werden, wenn man annahm, dass man der flaciunischen Partei mit
jedem neuen Anlass zu einem liffentÜchen Ketzergericht nur einen
Trinniph, einen Zu wachs nn Seelenzahl bc-n.Mte; Landgraf Philipp
Bber lebte des Glaubens, diüy? sicli der deutsche Protcstantisftius,
mindtjÄteus soweit er noch nicht für jene Partei gewonnen war,
ilas hoisRt, in seiner grossen Mehrheit, noch in Friciien und gegen-
^•itig>*r Aiierkeunung vereinigen lasse. Eine solche Mehrzahl pro-
iHstantiscber Kirchen aber hätte ein moralisches Uebergewicbt
haben m(is.Meii, und dem Katholicismus gegenüber noch immer
günstiger dng*f*tandcn. als ein Haufe iMnzciiier Gemeinschaften,
tleren Einheit im fflaulwn - das war die nugcnhiickliehc Ijage —
dpu Oegnem sehr zweifelhaft erschien. Schon in Rücksicht auf
4i Ht-i-i« I i». HM»-li:i, I4J~KVJ; iL. Iti-it. I- IV. Ku-ler 11
I
I
62 ^^^^Kr Vtortftr Absclinm.
*lie kommPTidf^n Roichstapi* miissh» t'iiic solch»' Einhoitspnrtoi
wünsc'lienswprth crschoiru'ii. Nacli tion Rcichsingeii alx'r drohte (Ui8
öciimcnischo CodcU^ dess(?n Spruch die ausländischen ProtcstanU>n
so gut wie (He deutschen troffen musste. Landgraf Pliilijjp K>"ff M
nun soweit zu hoffen, dass die Mehrheit des deutscheo Protestan- ™
tisnius auch mit der schwoizcrischcn Richtung, wohl nicht in ein
völliges dogmatist^hes Kinvcrstäiiduiss, aher d(irh in ein Verhült-
iiiss ^g^nseitig(T Anorkeiuuin^ treten könne, wie es in den
dreiftsiper Julireu für kiirzp Zeit durch die wltlenbei^itiche Con-
cordie begründet worden: damit eröffnete sich ihm die Aussicht,.
die Kvanjifeliscilon des pesanuuton Auslandes in den Kreis Der-
jeni^ren ym ziclien, die sich als^ (ilauhensgcnossen fühlten und be-
kannten : er trug sich niit dein kühnen (ieilankeu . <üiie inter-
nationale (iruppp des Protpstantismiis /.n bildt-n, welche llm> geistig>e
Macht vereint der römischen Kirclie, ihrem Concil und ihrem
fißfomiationseifer ent^'efjenslellen könnte.
Gehe man nun auf die Voraussetzung der Andersdenkenden
zurück: dass damals eine VerRtändig:nng untf^r den deutschen Pro-
testanten — vom Ausland ganz zu s<_'hweigen — nur in sehr
bescliriinktem Massi? nioglicli war, und jeilrs Misslingen eines all-
gemeinen Ei Diings Versuches da« Ansehen dos Protestantismus helH
den Altgliiubigen weiter onipfindlich i^cliädigen, die lulhensche
Kajupfpartci stürken, die zukünftige Hebung des Zwicfipaltä er-
schweren musste; flass hingegen bessere Tage zu hoffen waren,
wenn man vorläufig von den Kinungaversnchen ablieas und au f
die gellässigen Fragen nicht rührte. Aul' diese Anschauung liesji "
sich eine Politik des völligen Stillhalti'ns nur gründen, wenn man
die 'Einigung rein als Sache des religiösen Bedürfnisses, lediglich ■
wichtig für die Krhuuung der Olüubigon und die geistige Kraft
des Protestantismus betrachtete, das heisst, wenn man den Pro-
testantismus ausser politischer Gefahr erblickte. Landgraf Philipp
ftbor meinte in nicht gar weiter Kerne emen grossen Rückschlag H
des Kathoücismus gegen die Reformation in DeuUicIiland heran-
nahpn zu sehen. Auch in dieser Jiey.iehiing bildet die Zeit des
Wormser Religionsgf'spnii'hes wegt^^n «ler bi-gleitendi'n politischen
Umstände einen Wendepunkt, wie aus dem Früheren erimierlich
sein wird. In dieser Gefahr nun erschien die religiöse Spaltung
der Proteetanten als ein sehr wesentliches Moment, weil der Pro-
testantismus in solcher Zcrsplittenmg weder eine achtunggebietende,
Tierter Abmo
63
noch eine verthpidipungsf:ihige Macht darstellte. Schon wm des
moralischen Eindrucks bei der üegenpnrtci willen wjir voti diesem
(jesichtspnnlft aus anch eine sehr beschrankte Kinheitspartei unter
den Protestanten dem gegenwärtigen Zustand vorzuziehen, wofera
sie nur noch ii^eud über orhobliohe Maclitniittel verfügte. Sie
konnte vielleicht dienen, die Gefahr abzuwenden: war aber dies nicht
rai>^lidi, so scbioD sie um 80 nothwendif^r als Vorbedingung
der bewaffneten Vertheidigung. Sicherer und Tollkommeuer als
die hIoRsr F^intracht hätte diese politischen Zwecke mich des
Umdgriifcn Mfinun^r eine Befi^nsiveiiiigung unter de;n Protestanten
erfüllt: aber auch diese schien nicht möglich ohne religiöse Ver-
(^inbarung: wieder und wieder sah er sich vor di»' Aufgabe ge-
stellt, vor Allem die Beilegimg des Glanbenszwistos zii betreihen,
soweit sio ebon möglich war. Auch diese tietrachtniigen
delmt der T^ndgraf über den gt.*samnitcu Kreis des europäiadien
Protestantismus aus: sn reiclicn die pulitischeri Gesichtspunkte den
ndigiösen die Hand, und jcuer Plan eiucr evangelischen OeneraJ-
synode für Deutschland und die Schweiz birgt in sich, wie wir
vermuthen müssen, nicht nur ileii Gedanken eüier intenuitionalen
protcötun tischen Kirchengcniciiiscluiift, sondern auch den iler poli-
tist^heii Verständigung ihrer Glieder zu einem aolidarischen Ganzen.
Von säcbsisclior Seite stt4ltc man alledem gegenüber die Gefähr-
dung des Protestantismus mögHclist in Abrede, und Hess man
sich einmal iiiil" tliese Voraussetzung ein, so gi'schnh es um dar-
zuthun» dass politische Verbindimgon — und namentlich mit dem
Ausland — nicht der Wog seien ihn zu sichern, f^issc mim nun
die gegenseitige Würdigung dieser Systeme noch dahingestellt
soin; dagegen vordienen hier die beiden Hauptmomeute in I^nd-
graf Philipps kirchlicher Politik: seine Ueberzeugung von der
Oefahnlung und Solidarität alter Protestanten und sein Urtheil
über das "Wesen der protestantischen Iiohrstreitigkeiten, noch eine
nähere Betrachtung.
Wir beginnen mit dem ersten, dem piditischen Oedanken-
kTeis und sehen vornehmlich zu, welche Erwägungen den Ijond-
graton zu jener SCeit beschäftigten, als er füi- seinen Synodalplan
arbeitete.
Die zukünftige «llgcniein»' Reai-tion des Katholinisnius schwebte
j ihm vor wie eine Tendeuz, die in der Natur dir Dinge lag, wie
das natürliche Ziel der katholischen Politik, welchem sie bei der
64 ^^^^" Viertfir ÄhuchniH.
nächsten günstigen Conjunctur der Umstände Folge leisten wer
Für die Zeit, von welcher wü* reden, zeigt sich das recht deut
Uoh an den Vcrniutliungen, niit denen LdindgruT Philipp
Truppen Werbungen begleitete» welcJie in der ersten Ilälfle des
Jahi-es 1559 Deutschland bt'unruhigten, in den Befüix-htungeu,
welche die son.satiniiplleii Ta^sgiM'üclit*' in ihm liervnrriefen. Man
braucht darum seine politischen Meinungsäusfiernngen nicht auf
die Gerüchte des Tages als letzten Grund zuriiokfühn-u: lU-m ein-
zelnen Bericht sucht er stets mit Xritik gegenüberzutreten;^ nur
behält er stets gewisse Möglichkeiten besorgt im Auge, und sein
letztes Wort bleibt; gingen die Praktiken gegen das Evangelium
nicht balii an (was er seihst oft unwaln^choinlich fand), sd würden
sie doch im LiiuC dei- Jaliri- sicher noch komnu'n.''
Die Zeihutgsoonjectiiron jener Monate kTiüpften sich, wie
erwähjit , au allerlei Werbungen , dei-en Zweck und Kriegsherr
unbekannt war. Am meisten Unniho wurde dadurch erregt, dass
ili(!SHll>en audi nach dem Fri)*diMiKKt'.hluss zwistdien SpanieJi un<l
Frankreich noch fortdauortcn. Sie lassen sich, wie es scheint,
rliu'uuf zurückführen . dass der König von Spanien , vielleicht
auch der vun Frankreich, trotz der Friedensverhandlungen neue
Truppen bestellte, um in jedem Fall sc]dagfertig zu sein;^ ferner,
6} ÄbBcliuiU V Anin. Ki, Iß. Boil. XXU, XXXJV.
6) „06 wOrden niobt ]fliige.)Ahn> dahiiigebD, s. oben \i.2G. „In kurzeii
Jahren und nach baWem Zeiten'', s. Heil. I. An Äug. ZApfenbring d. 21, Nov.
l.irs?, Hs.: „solle ... ein vertrag zwisi*hon don grosaou hern genaaclit wcii-den,
konto warUch oUichen doutscheu i 'hnr und fürstcn in kiu'zon jaren und zeitea
vtwas verdriesBÜobs betrognon. Beü. VI, Boü. XMI.
7) Für Spanien warb Adolf von Holstein; s. nächste Anm. üober
WV^rbungpn Kricha von Brauaachweiji für Spanien bericbten lleinriub von
Ürauuscbwc'i^ au Aiigast Wulfenb. ü. 9. März und der [.anügraT an Deuselbea
Cassd d. IG. Mitrz; Lelxteror fügt, hinzu, dass auch Philipp von Orubeuhagec
and Graf .ToBt. von R(;haniiiburj{ Warti^geM auf P'Oitor für Sjianion bekonimrii
haben sollen. Wi^nigtr sirlmr sind dio NachriohUMi für PVankreidi. Die Mii-
tbflUnng der frAiixi'-sisohon Obürüt^n xn Augsburg nn dio bessiscben ßitbr .luf
dem Reictuitag: sio hüttcn noeli tfinoii Wcrboauftrog (Boiträge Alsehaitt VI
Not« 1D8) könnte zwar tmHtiinmt g(>w(vum aoin, vorhandeno Worbnngen xo
verheimlicbt'n , di>cb findet äi<^h auob kmn» sichere Bt^stiitigung dcrselboo.
I'ti'tli|i|i ^cliiv;)itü an August Cassel d. 7. Mürz '-inen Botioht *it*K S^-ndicns von
Nortboiü) au IHt:' vun Hütliir mit dem BfnnTkfn: wiir« es walir, so v/äre gut
AufaBhcDs von Nüthen, doiin wenn der Kaiser sich gegen Auguat vemehraea
lAflst, er habP mit Wrisberg XiubtH zu schaffen, dieser abnr Führt des Kaisers
I
Vierter Alfichni*^"^^^^^^^^^^^ 65
dass Horzog Adolf von Holsti>in, der eine starko Trappenmacbt
Tor dem KritKleiissfliluss für den König von Sparvien geworben
hatte, nach demselben, weil er aie uicht mit Anstand oliuo grosse
Tngeblicbe Ausgaben loswerden konnte, dieselbe füäthiolt, iim sio
»r Unterworfunf^ tl»,'r Ditmur&on zii verrvondoiL" Möglich auch,
dHK Johann Friedrich, der sich wie es scheint in diesem Früh-
jahr wirklich mit dem Gedanken tnig, die sächsische Kur zurück-
flierobem, die Versammhiug einer Truppenmacht vorbereitete und
das« Oerüchte davon in die Oeffentlichkeit draiij^^n.")
Land^af Philipp beobachtete während dieser Zeit nucli wie
^ür ängstlich den Kaiser; er war leicht geneigt Gerüchten zu
glauben, welche die Werbungen im Korden Deutschlands auf doiv-
'^QsUUuui; mit mcli, m hat es ein scltsanios Ansehen. Zettel: dor Vtaiifcmf,
*'*>n ÜMni ilif Zeituti"; meldet, kann nar Georg von Siinmcni s«*in , der früher finmal
ßocen d**n lAiidgrafen gcäiiiweri: hat, pr sei fnuiK'isisch; Pi^wr hat rit-Ufieht
"ijt Wrisbei^ Practih'ii zu sclmlTen. Philipp ist ßlaubIK'h Iwrichtet, itsa die
^'wnzosnn ftufs Pfr-nl 14 Kmiu-n Wartcgeld p-lx-n. — Oeorg, postulirter Ensh.
■*"c)n RTPinen an Aug. Verdmi rt. 11. März: das Krenüaf-Iip Capitol hat in Er-
CWiniAg ({oln-a'.'ht, dass M'^nsLorg im Nainvn Frankreiclis Geld ausgii*l>t; es
***ii/en »noh .,Ii'*'r" viel Keciit«.' dun.h, dw'h gebcu diesclbeo an (vgl. liiorzu
KU&chfite Anm.) vom Kn*isohri.sten rnid dem König von D&nemark liestellt ü«
^«•io. Diene Nachnohtes sind alsu unklar luid vridersprecliend. — SitnimÜich Hs.
8) S. Boil. XX.
9) S. OrtloffI p. ivH — 180. ijerüchte über eiueo Plan der Herzugo von
^^Buliwiii »vbeiucn bt'hon ueit dem ilanunr wieder umgHßnng^n zu »ein. .\ugust
^^n Philipp den 15. Januar fitthreibt iu einem Zettel: einer der jimgoii Horm
^roD Wt-iroar itcl Intxtn "Woche hei Christoph von Oldenburg gewesen; Herzog
^VanK von Sachsen (Laueaburg) und dor Herzog von Harburg sind auüh dahin
^^ooehjedcn goweaen; SpSt, der jctzJ in Lübeck liegt, »oll mit ina Anscihlag
^ein. Pios letztere deutet darauf hin, dass die angeblichen lläne der Herzoge
"^oa Sachseo bereite wieder mit einem TnUTnehmen gegen Dänemark in Zci-
«amnHiDhang gebracht wurüeu. (V^l. lieitr. Note 240, 4.) Stolp, den 31. Januar
■Mshreibt Aiigili>t an Philipp über , AD»udiiingen, welehe s<'in Vetter Johann
~WühcUn l>ei Kraukreiih ^than ^ (erw&hnt im nAcbstenJ. Dresden den 24. Mürz
lUs.j scudi't August Philipp eine franzöaiacbe Zeitung über einen Plan Frankreluhs
und LdÜirto^Qua gegen Dünemark xu, bei dessen Ausl'ühnuig aueb Johann
Wflhelni und Orumbarb ins Feld ziehen »»Uten. AuguNt bemerkt dazu: die
QgOD lieeaeu Hich aus oilorlei Gründen nicht uuglnublieh an, und da Jo-
lA'ilhelm und Giiunbach »h «leutKche Befolilshabor genannt würden. 80
' mnaso er, Augu-stf um sn mt;hr gute Ac-ht gebf^ii. Er erlnuert den Ijaudgrufeii
oa sciocn Brief vom Hl. Januar. Vgl. über dit^ franxüwache Zeitung OrtlotT 1
p, 170; Beiträge VIU Nute 212. Kurz daraur hat August abcmnalR ^von ■jlanb-
ii4ftem Ort' Nachricht»!« über dienen Plan. 8, elteodoH.
5
«!lbon znrückfiihrUMi, selbst go^n die nusdrJicklH'lie Erklünmtf
tk'M Kiiisoi-s, (luss er Nichts damit zu thun habe, wie er detm
stet« dem Bruder Karla des Fünften ein oben so grundsätzliches
Misstranen eut^jren brachte, als soincm Sohne Philipp.'** Nach
dem l'ViedensÄchluss zu Cateau-Cambresis begann er zu fürchten,
*his Werbungen seien zu einem Krieg gegen England bestimmt,
und ai'gtt'öhnte ein Ein verstand niss des Kaisers mit Philipp von
Spanien zu diesem Krieg, au den sich, wie er vermuthete, im
Fall dos Siegs die Hückfiilirung Englands zur katholischen Kirche
knüpfen wiirde.i' Frankreichs Haltuj»g tiösste ihm, wie wii- sahon,
10) Vgl. Boil- VT und Philipp m August des 22. Octohor !55S unter ü,
Anm. 42. Philipp «n August den 16. Januar 1559. Hs. tiitti-t Au|^st sioh Ik-i
Köttig Maximilian zu ei-kandigoa über dio Dinge, welche ibui der Kdigioo
holbflti widerfahren und über Praktiken . wotuhe gegen dio walire Religion der
augHburgiscU'u (unffSüiün im Work äelen, «scliraibeus nit on urHach*^. Aiit*
Wort DreiidoD dou lö. Janmir 1b). (hnt niigcnhltclflinh kc-ino VomnlAs-siing za
MA.xiniili.in zu srliieköii; st^^dlt Philipp anheim. ca seUist in seinem oder lAud-
gmf Wilholnis Namon xu tbuii). Schickt Bi>rii.ht di-r RJitho Dorzof; Eiiuhs n
Xeußustadt, des Itihalti*. dass Whsberg in der Herrschaft Hoya Lt'ute üu-
sammcnbcschnido und auf 30 Fähnlein vortriiste, ura :uit Hilfe üit mi'ckleu-
burgischen Glfiubigor des v«:-rstoTl>cneD Erzliischofs Chriutoph von Bremen sich
sßiot-s vor Jahren gtuommonen Schadi'ns im Lande der Wurst. - Friesen zu or-
hülon (vgl. Häberlin Hl, 326ff.), Doch rühmt er sieh kaiserlicher BefitoUang.
Augtist nn Philipp, Dresden den 29. Januar schickt einen Bri^f dt« Kuieenj an
August d. d. Augsburg dou 16. Januar. Itor Kaintr veriiirnnit dass in Sieder-
sachson Werbungen aeieu , bt-souticrB daw> Fraoz von Laueuhurg nai-h Hoitera
tiTM-httr uiitl Wri.sburg sich hün-n lasse als habe or kaisorlirbo Bestallung. Da
dies nicht wahr und da Baiehe Werbungen verboten, bat er Boidcn untersagt
fortzufaliren; thun sie es dennoch, so soU August es auf allt'' Weise ontor-
bauen und wo ra'iglich Wri?;berg zur ilaft bringen. (Ils.) S. die Antwort
Philipi« in Anni. 7.
11) Philipp an Christoph, Cassel don 18. April Hs.: fürchtet, die Wer-
buugtn um Hainburg möchtt^n der Königin von England gelten; AnfangH möchten
sie wohl durch einige goiingo Personen voip-nommen werden; wenn sie aber '
gorathen, würden ^oh vielleicht OriisKere darein »ehlagun. I)ei¥. an August
i'a^sel den Ui. Apnl Ha.: es laufen viel Knechte durrh Hcseen, dio si»h zu
UaDiburg, Dritta [Trittau xwisehen Hamburg und MöllnV), im FünitentJjum
l<aucaburg und andrer Orten venjammeln sollen ; der Landgraf glaubt nicht
dass sie, wie man sagt, für Hemng Adolf gegen die Ditrnnrsen oder für dio
IJovliuder beirtinunt siad; dn ouu der Friede zwist-bcn Fi'ankn-iL-h und DSno-
niark geschlossen i.st, macht er sich Godanken, dasN sie (Hir eine Annada gc^ea'
t^gland bcätiirunt seien. (Ks wiirdo ihm dies leid thun, üa die Kimigin vua
Euglnud der Rtligioii geneigt sein soll und für den Fall eines CduciIs es ctwaa-
Tkrier A1>schDitt.
stets welliger Bosoi^niss oin; doch vcrgass er nicht, dnsa auch
Frankreich eine kaHiolisfhe Macht und Knm'jr Kfiiirich ein Eiferer
für die Einheit der Kiit^he in seinem Lande war; als der Inhalr
des französiBch-spanischen Fiiedens bekannt wui-de, und ein heB-
rischer Gesandter, von Krankreieli ziirfickkehrend, Zeitungen von
«ner Verbindung ilor boidnn MUclite zu allerlei antiprotesUntisrlien
rnternehmiingen mitbraehtf,'- konnte er doi;h wieder, wie in den
letzten Jahren aiilässlieh der Prütestantenverfolping in Frankreich
und der französiscli-spanisehen Friedensverhand)un)j;en, emute Be-
wi^isse auch über Fi-ankreich nicht unterdriickt'n. Er meinte,
'lie vertragenen Potentaten möchten wohl ,.die Teutschen inein-
ander hetzen, und honiach, so sie weil gemattet, den uberlcngen
tiieil gar umbstossen". Kr wies die (ierüchte, weiche vor fMnei'
f^enieinsanieu Untemehniunp Spaniens und Frankreichs ^e^enSi^hwe-
den und Dänemark S])rachen, nielit mehr unj^läuhig zurück. Dio
Erörterungen, welche er an die Nachrichten jenes hessis\-li<-n Ge-
i^andteu knüpft, sind charaklerii^ tisch für dio Art «einer Ziikimfts-
betraohtung. ^S<jUte", scluribt er, „die Praktik angehen, dass
die Königreiche Schweden und Dänemark in andere Hiinde kämen,
so wäre es ein richtiger Wt>g gegen Die, welche der angsbnrgi-
sehon Confessinn sind, denn wenn dio beiden Königreiclie ver-
ändert und dann ein Coneil vorgenommen würde, gingen den augs-
burgisohen Confwsiensverwmidten zu Beistand und Trost, wäre es
nun im Uoucil oder wenn mit der Tliat gegen sie gehandelt werden
sollte, diese beiden Köjugreiche ab. Wenn dann auf der andern
Seite in den Schweizerlanrlcn die evangolischon Orte unter dem
Vonrand, einen Theil des Herz'igthums Savoyen wieder zu or-
obom, den die Borner inne haben, auch gediimptt wiinlcn, so
würde da abermals den Ri*!iginnsverwandton nicht geringer Naeli-
tUeil erwacliöeu und der pupirttischen Partei desto mehr Ui-sach
Trefflicbcs gewcÄ-n wiüf , wcdu Knylaüd, SchwMßE uud Däiiomtrlt diosoi* Roli-
gino w&tv.) An 8(?tno Hütliß iu AugMlitirg vnm i^elhen Tag uud llittuiu Us.:
fqniolit dieselbe Bcsorgoiss aus. VoiDvcrkt nicht iasü die Worbaugou dein
Kaiser zawider seieo noob dass Heinrich von Brnuufivhn'pig oJit Andre sich
damit belät<tigpn; macht «ich danun 4'_i(.'dank<'n, das.^ sie otwas auf sich Imb^ii.
(Da sich die Königin m fn-undhuh urlioti-n und er sich alles Guton zu ihr ver-
nebt, sollen sie dietivibe durch Dr. Mootius wamun lassen. Schickt ihnen
Zettttfigen um sie M. Icitoii zu In.'^sc.-it. Vgl. siato tia|>ers 15öB,'9, Nu. 587.)
12) a Ik'iL No. XV.
5«
68
groben lind Miitli gemacht, nn dio aii^bur^ischon Confession?-
verwandten zu sotzen. denn sie dürften nicht besorgen, dass iluien
der Sund gespen-t würde, am die Zufuhr nach den Niederlanden
zu weliron, urier <lii.ss die beiden Könige die Nie^lorlande zu Schifl'
angriffen, oder dass die Eid^renossen in die bonachharten flebiete
der Gegner einfielen/'* Aehiilidi, wie sie liier ausgesproclien
wird, äussert sich des Laiid^rat'en Meinung van der Politik der
ffT'is!>en Mimari'hen im Ijuif diesiM* .Faliro immer wieder;'* oinunt
man dann hinzu, dass er unter den katlmlisflien Stünden Deutsch-
lands dio hosondenm Freunde Spaniontj, die Herzoge von BrauD-
schweig, mit dem schwärzesten Argwcdin betntditcte,»^ die grossi.'
Mas^e der amiem aber sich bei ihm im Grund keiner liesseren
Meinung; erireute,"^ so können wir lien GemüthszusUnd almen,
in welchem Philipp der religiösen iiersplittoruug des Protestantis-
mus gegenüberstand.
Manche Krkiäi-ung mag mäu für die oft über das Ziel hinaus-
schiessende Schwarzsich tigkeit des Landgrafen finden. A'or Allen)
sind wohl die herben Eiiahrungen seiner Mannesjahre und da^
bittoi*o Ocfülil der erlitteneu Mts^jhandlxmg in Kechnung zu ziehen
Von grossem Eintluss mochte auch sein, dass aus denselben Quellen
wie für den deutschen Protestantismus vurnehniüch auch für seinen
eigenen Besitz und Stmid grosse Gefahr zu fUesseu schien. Dio
erbitterUteu Feinde des ileuLscheu Pi-otestantismus, König Philipp
und dio braunschweigischeu Herzoge, beti-achteto er auch als seine
persönlichen Gegner von früherer Zeit her; er neigte zu dem trii-
bcu Gedanken, die katholische Reactiun möge wohl dio Hraun-
achwoigor als Werkzeuge bonuty.en, um mit ihm selbst den Anfang
zu machen." Man hat darum seine Bestrebungen nicht als blosse
Stfrge für dio eigene Sielierheit aufzufassen, denn oft genug sehen
wir Um dieser Politik zu Liebe Gefahi'en auf sich nehmen, vor
denen seine Freunde sich scheuen; doch mögen jene Befürchtungen
mitgewirkt haben, ihn schwarzsichtiger zu stimmen, als die Lago
13) BoU.XVn.
U) Beü. I, n, VI, Vra, XXrV, XLVU; unten Absoho. IX. Bcitr.
Koto 127; ibid. Absuiiti. V. Calinich p. ^4.
15) Vgl. Ueitr. I Aam. 11-14. ibid. Absoh. UI. Rommel UI p. 306.
AltBch. IX.
16) Vgl. dos Ijandgiafen AnschAinugen übor don landsborgischou Bun), j
aator V, Anm. 14, 4!> und dos dort Cittrte.
L
Tierter AbwhniH.
pechtfortigto. Es kam hierzu das drückondo Bowitsstsein, daaa,
wiilirend Nioraand mit grlekhor Entscliiedenhcit die BodüräiiBse
'\vs lVüt<>stantismus ins Äxigo fnssto und nach Abhilfe suchte, er
il<ich durchaus nicht den Kiiifluss jsenoss, d^n die Weite soiner
Gesdchtspunkto und die Elu-liclikeit seines Strebons boanspruchen
(iorften: sei es, dass die Veilchen fnilierer Zeit den Landgrafen
in der Achtung seiner Zeit^enosRen zu sehr herabgesetzt, oder
riass der ungUickJiche Aus^inf^ des st^hiimlkaldisohen Krieg:cs —
mit oder ohne Verdienst — dns Vt'i-trmn-n in seine Fähigkeiten
«Dil die Rielitigkeit seiner Politik zu sehr erwhüttert^ o<ler dass
mir die veränderte Stimmung jener Jahre schuld war: er bekam
iiitter zu empfinden, d*uss er egoistischen oder nebensächlichen
Kücksichten mit besserer Einsielit und besserem Wollen t>ft macht-
It« gegenüberstand, Kndlich zeiift der Tjinil^i-af iioeli immer ein
phantasicreiehc«, snnj;uiniselies Temporiimr'nt, (Ihk bei ii(.'ni nltem-
den, vielgeprüften Mann ntnli lebhaft an dessen Jugend erinnert:
wie in Besorgnissen, so seilen wir auch in Hoffnungen und Zu-
kunftspliinen ilm oft das Maas« küliler Borccimnng überschreiten.
So ist e« fast rfithselhaft, wie er in Erinnerung- an vergangene
Vingti^ so lange Heinri<h der Zweite lebte und selbst noeli in
den ereten Monaten seines Nachfolgers, der franzfisist^hen Regie-
rung — trotz mancher Schwankungen — ein wirkliches Zittraucn
ent^genbringen konnte, als hätte dieselbe in der Tliat ein sym-
patliisches Interesse an dem Fortbestehen der deutschen Keichs-
fiireten. auch der evangelischen, in der FtUle ihrer ^Ubertät", die
das Palladium des Ppitestantismus wnr. Kino älinlicho Neigimg
za lUusionen zeigt sich in seinen lletliinngen auf die Aussohnimg
des confessionellen Zwistes unter den Prutt\^tanten. Dieses san-
inische oder phnntastischc Klemont seines Wesens ist nicht nt
rerge?vseji, wenn wir ihn auch im Schwarzsehen oft die Ajidem
übertreffen sehen. Wie ihni sei, so übertiicben seine Stimmung
oft erscheint, die ögisainnitanschauung, welcJie derselben zu Grunde
liegt^ hat Rei'ht behalten: nicht so schnoll als der Landgraf withnte,
aber endlich doch ist die katholische Reaction gekommen, und
ihre letzten Wur/i'ln hat der Ijindgraf schon danuils richtig er-
kannt Hierdurch empfiingt auch jene Politik ihre Rechtfertigimg,
welche darauf gerichtet war. der kommenden Gofalir vurzubcugcn,
oder, wenn dies nicht gelang, den Pro te staut isnius %velirhaft zu
machen, um sie bestehen zu können.
l des
70
lep
Bfiitt
Wir kommen auf die Mittel dorsjelbpn zurflck. Die Prot
stauten in Deutschlnnd wio im Ausland soilton sich solidarisc
erkennen nnd den ICnti^clilusss fasKf.'n, im Fall der Noth sich gt^on-
soitig boizui«tohon. Dazu ubcr war zum MiiitU^sten allseitig "^^^1
orkonniing der abweit-hendün religiösen Standpunkte notliwendig-.
Dies war ilio Rüoksii'ht, welche, wie vor dreissi;; Juliren, so jetzt
den lÄiiidgralon bestimmte, in den religiösen Kinun^verhandlun^^en
über die Grenzen Boutschlanils hinausznblicken, auf die /uziehun^
des Auslands zu (iringen. Von einem politischen Einrerständniss
mit demselben, ja auch nur von dorn deutseh-evmigelischen Schutx-
bündniss wagte er in dieser Zeit nicltt zu roden: dennoch kann
man nnr annelimen, dass ihm wäJirond der religiöscü Eluungs-
verhajidliingL'n <ies Reichstag als letztes Ziel bereits das politische
EinversriiiKÜiiss auch mit dem Ausland vorschwebte. Man braucht
dazu nicht auf die Analogie der Zeiten vor dem schmal knldischen
Krieg zvirückzugieifen; es wiiro ja auch kein Wunder, wenn man
Ijindgruf Philip])« Anschfiuimgen über Verbindungen mit dem
Ausland und Vertheidigung mit Hülfe desselben seit jener Zeit
sehr verändert fände; aber die Jahre von denen wir reden, liefern
genügend Beweise fiir das Ucgentheil. Schon im Jidire 58. wie
wir sahen, betrieb der Landgraf ein Srhutzbündniss innerhalb
Deutscidands; hei den religiösen Einungsvnrfiandlungen des Reichs-
tags von bd leitet ihn die Ritcksieht, Niemand von der geplanten
Verständigtnig auszuschlicsson, ja auch zwisuht-n den evangelischen
Kirchen BeutsehhuKis ua(t denen dee Auslandes nirgends einen
priucipicllon Gegeüsatz, eine Unmöglichkeit der Verständigung
statuiren z\i lassen; er betont dabei die palitisclio Solidarität der
l'rotestanten in der ganzen Welt und sucht ein freundliches Ver-
hiÜtniss zu der neuen Königin von England zu erhalten.'" Blickt
17j lin Begina des Jahres l.^')9 udor Endo 1558 gelangten au Kuifiirst
Otto Hoiiiru'h vcm Pfiilz iiiul Hfrzug CliriKt(>|iIi durch du» ünglistrhea Gesandtt-Mi
Ueoiy Killign-w vin Vun>chla^ r.u cinf-in BüiiduiKS zwiBuhcu der Königin van
England und den deiitseb-|irolt'8tantiBrhen ("ürston. Nauhmals wurdo dor Ge-
sandt«? dpsavonirt, «ei es dass er fteiuu Instruction überschriHoii , oder dass
die Aoäicbtcn d>,>s engliäcken HofcK sich gt^idert hatten. Otto Heinrich und
Cbristaph kauicu darin iiWreiii. dasj« e» für diu EleutA<:he>n Fürstfn nicht rath-
sam sd, sich auf ein Hidclies Biindniss oiozulafwnn, sondern man sich mit all*
gDiDoincn Freundaohoftlielien Beziehungen zu England l)Cgnügän müsso. Bs
findet »ich nieht, dass 3io einf'iti andern Fürsten, insbesondere dem I.andgrRfenf
SJittbeiluctg üUt den enghni.h'eu Antrag geniatht hätten. S. S":hweizcrisches
1^
Viürtor Aluichiutt
inun weiter vonvärts, so sioht initn ilui wicilor iiiu] wieder seinen
l'lan eines ileuLsoIien SehiibsbUnrluisites zui' Sprache bringt-n,'" anf
weitero Annäherung an England,''' fonier, sobald das Hiigt^notten-
thum IQ Frankreich eine Macht geworden und einen loyalen Ein-
tliiss auf die Regiitninp i'rlan^'t, auf n'Iigiösi's und politischi-'s Ein-
veretändnLsä mit dt-'nist'llwn, auf spino Unterstützung durch das
(li'uteche Luthcrthuiii dringen:-" oiullich legt er zm* Zeit des wiedcr-
ofoffhoteu Trideutinuju, als die französische Repierunp: dem Proto-
Maiitisnitis geneigt scheint, den Plan einer förmlichen deutsch-
eBju'li&ch-französischen Allianz, vor:*' es liiast sich nach alledem
nur denken ^ dass ihm eine solche Verbindimg in möglichst weitem
umfang schon wahrend der letzten Jalire vui-schwebte, besonders,
Kena mau hinzujiimmt, wie ^leichmässig er sich wälirend diiÄcr
;an/eD Zeit über die bedrohte LHge des Protestantismus ausspricht.
Will man dennoch im Zweifel lassen, ob der Landgraf sieh
ni der fraglichen Zeit schon mit (K'danJvCQ an eine solche Allianz
trug, 80 bleibt doch bestehen, dass er erwarteto, eine «Stunde der
Noth kommen zu sehen, in welcher gegenseitiges Zusammen-
Mtweam tüi 1788, p. -JH^fT. SUt^* pAyvrn furuigii I558;ll No. 207, 304, 320.
Eaoslor tin<l Schott, Brierwechsol zwihcbcD Cbmtoph uod Vcrgorius, No. 73,
78, 80. Auf lißD Keiihstag M^urleto EIiaal>eth Dr. Christoph Munilt. den eho-
niJÜigijD AgeDtf^D ihres Vaters I>«i den deutschoo Fiirsti^n, um eine TreuDd-
schafUtoht' i'orrc$[ioiideuz mit den protostADliRcbon Füivtcn aiautiahiifn, doch
nfaDf^ Auftnkg io der ßündnissiiacbe. fi. übor Ihre Vcrhniidlungr'U mit den
dcatschrn Füretcn und StiUiden im Jahr 1&59 Stihweixer. Mus. 1. o. |i. AOlidBO;
KtatA papors 1. c. No. Ö7, 111 , 112. 238, 272, 2ÖÜ, 30Ö, 357, 409, J54, Ö5ö,
Ö«7. 308(4), 509(1,2,3,:)), '»88. 589, 637, 039, 644, 730, 744, 794(51,
1)12. 91«, 918. Ü20. 939, 96ti. 077. lOl'J. 10i;7, 1071, 1072, ll'J.f, 1190;
$taU> i^jicrs 1559,ÜO No. 1. 4, 13. 27, 60, 143, 27H, .^2(2). 457, 458, 487,
62B, 729, 780 utu. No. 4Ü4 desAolbmi Randes ein J»hr rückwärts xu datiren.
Für di-D TAnd^ritrou im Beaondcni h. uac-b doii lottcü iÜITom; desgl.
Auni. 11. riiilipp giiif; uiicli mit dem Or<laiiki:ti um, für Hoitioii Siilin Ludwi)!
um Elizabeths Hoiid zu werben und \ksh doAhalb durch sr-iccii Kanzler Solivfler,
der oAa hcssücbcr Ocft&nilter auf dt^im Hi'iilibtag war, bei Mucdt Erkundigungen
über die HeirathBf^anken der Königin einziehen. (IMiUipp an SchelTer, Cassel
d''n 12. April; äihcffer an l'hilipp. Augsburg den 25. Ajiril und 8. Mai, beide
4ii^erih(indig, H^.j W«'itar hurt man Niiht« hiervon; virllciclit wunie da»
Pmjeut der Au»M(;htälQE<igkcit halber rutli'D ^elastjon.
18) 8. voroelimhch IJoü. XXIV, XXXV, XLIX, LU, UV.
19) Absch. Vlll am Faitlo. vürnelmiUth BciL XXXV.
20) Absch. Vin. IJoil. XXX VII.
21) BciL UV.
i 2 Vierter Ahschnttt.
stehen iiUer Proti^tanten unhodingto Notlivt^ndigkeit sein werd*
und auch hierzu war Jcnos relifpose llebominkomnicn uncrlnsslict
h\ di'n Wiri-eu dos douLsthüii Protostimtisnius ivnipfahl es sich voi
(liescm Gesichtspunkt aus, die religiöse Einjniing auf dem bishe
betretenen Wejfe mit allen Kräften zu betreiben, selbst auf di
Gofnhr hin, dass eine Minderheit sicli von der Vei*ständigung aus
schliesso. Es hätte sonst nur noch zwei MögHchkoiten gegeben
sich in den WilJen jeuer Minderheit zu fugen oder von allej
EiniguDgsvorsuchen abzustehen. Auf dem ersteren Weg aber hätt
man durch jene rücksichtsloRen Verdammungen, welche die Fla
daner verlangten, eine confessionelle Scheidung zwischen Deutsch
lanrl und dorn Ausland statuiren müssen, welche das poIiUsoh
Zusanimengehn so g\it wie unmöglich machte, auf dem zweite;
den deutschen Pridestantisnius einer Zersplittoning anhcimgebei
welche nicht nur ihn entkräften und der Gegenpartei Vorwan
und Muth zum Angriff geben musste, sondern auch die evar
gelische Partei als Ganzes zur Verständigung und Verbindung m
dem Ausland untauglich gemacht, und den einzelnen Mitglieder!
die noch etwa Neigung dazu bosasscn, die grössten Schwierig
keilen in den Weg gelegt hätte. Es hlieh das erstgenannte Vei
fahren. Tn der That langt Tjindgraf Philipp, nachdem er lang
fUr die allgemeine Verständigung in Deutsehland gewirkt, enti
lieh bei dem Auswog an, auf den er wohl schon Un^ire als letz
tes Mittel hingeblickt: die Verständigung der Mehrheit in Deutsch
land auf Kosten der Eintracht mit der orthodoxen Partei r.\
bctix'ibcn."
Wendet man sich der religiösen Seiti' dieser Pulitik zu, s
drängt sich vor Allem die Frage auf: wie erklart sich die nie ool
muthigte Beharrlichkeit, mit welcher der Landgiaf inmitten eine
Gemeinschaft, die sich in schroffem Glaubenspartikularismus, voi
bunden mit einer dogmatisch bcgrütideten Unduldsamkeit, z
zersplittern djolite, trotz aller Misserfolge den Weg der VcrmitI
lung ging? Auf welche Weise dachte er sich den angestrebte
Frierlen müglich; welche dc)gmatisehen Anschauungen, welche Aul
fassung des religiösen Zwistes, welche bestinmito Vorstellung vo
der Gestalt des erstj-eblen Ausgleichs berechtigton ihn zu seine
Hoflhung?
22) Absoh. V, Adoi. 52.
I
Viertor Atisctioitt
Seine SchriftKtückc aus diesen Jahron" geben »ehr wenig
Aufschliiss ilarübor, ob und welche von den stit?itendon Meinungon
seinen Beifall hatten} an WteUo dessen bezeugen seine Äeussenmgcn
2'A) Für dio K4!nntni.<w der allgcmoineii Anschanangrn Ijindgmf Pbilippf)
utwr HcUgioD tmd »oincr «logmatisclion Ansichten tro^ ich hici dus mir zu
Gebote strhende 'verülFoatlichU' und bandscbriftliche MatorJAl zusaiiinu<n,
1. 8('iiH'ihou do» LaudgrsifeiL hii Melaachthoii vom i. Mai lüüH. Neu-
•Itckw I p. 1(M «Mju.
2. Ein cleiches vom 24. Ot;tfil*r ITiÄS. Briegors ZoiiNclirift V, \t. :t;wfT.
3. IntJtnii-tion für Pistorius imd *>am xur WHinmilinig aar dem ITüiz-
fioimer Onvctit vom 25. Soptonibcr 1558. Ni-udocker 1 p. 173.
i. Instruction für St^hoffer und rram zum auptburgischen Reichstag vom
3ft I>©oora>«r 1558. r. Beil. XI.
5. Antwort an Jolmiiii Fri'.-'Iri";h auf dio Zusoiiduug dos OsnftifntioiishiiehB
Von 7. Mira 1559. C^n'- r^f. IX p. 7.>3ff.
6. Srhrvibeo »n August von Saihsen vom U. und 19. April 155tt. »ieho
^eil. XII, XIV.
7. Ein (iloichc» vorn U. Uoi, Beil. XVII.
8. S«;lii'KÜ)«'n An dio Gosandton zu Aupsb. vom 22. Mai 1559, IJcil. XIX.
9. EntM'urf zur iDstruetioii fiir eine Gesandtsiliaft au Augu.*»t vim Saihsen,
-Code 1559, Beil. XXIV.
10. l'nt('m'<lunR des Londgrafen mit dem kursiehüiwrhcn Gesandten Dr. Lindo-
nuuin. Eud(« Fel.niar 15fiO, Caliiiicli p. 33. 36ff.
11. Erklümng de» Liiodgrafco üIkt dio i^uppUcatioo der jem-Dsiscbou Theo-
Ifigfn um »?iiie lulhcrisuho Sjn'jdu, vom 10. Juni 15(K), in Pcxt'ts deutöühoii
ConsilioQ McIuncbtligDH, p. 706flf. Auszug bei Saltg 111 p. 56^{T. Zu ver-
^eiobeo mit Bnilai^e XXXI.
12. BericUl Wal7.griif Wylfgaiigs von eiwr Untem-dung mit dem Laod-
grafen iil>cr die Rt^hweizeiii^dieD Lehrmeinungen; 6. Kugler II p. 1Ü5, IWi uud
da» dort Citirte.
13. Bi'kcantuiss det» I^ndgrafen über ^iaen Olaub^i vom Abendmabl,
ahgcicgt auf dem Naumburger Congresf^, Anfang 1581 (vgl. Abschnitt VII,
Beil. XXXII.l und noch zn'oimal im selben -lalir; vgl. die Nunmiem 20 und 21.
14) Reden des Landgrafen auf dem Coogress zu Naumbuig, tüobe
Itefl. XXX iL
15. Brief woi-hisel mit Johann Friodrii-h deju Mitllc-rn üIht ilan Lutliertlium
■lad die iK'hwßizoriiieho Ijchrc; 8. Jobum Friedrichs Sehreibeu vem Donnerstag
0. Trinit 15(J1, N'eudecker 11 p. 15(7.
16. ScIin'ÜH'Q an August von Sarbsen vom 5. Juli 1561. Beil. XL.
17. Hin gloicheB vom 3. Aug. 1ü(JI unten Abttcb. VIU.
16. Schreiben an Friedri< b den Dritten vem 21. Aug. 15fi] Kluckhohn I p. 1&4.
10. Schreiben an Anguat vom 24. Aug. lötil. Beil. XLV.
30. Schreiben an Wolfgimg und Ctirisloph vom 1. September 1Ö61. Kluek-
hoLuI p. 19711.
21. Scbreiben an Christoph rom 24. Sept. 1561. Colioieh p. 2M, 20G.
74
Vierter Abttohuitt.
^
hüiitig' eine Vnrsirht, die dwi Eindrurk dnrr «irklichon /urfick-
ImUung im Urthoil mncltt. Kino Abondmahlsfonu*^!, ilio ihm sei
brauohbiir erscheint, unterbreiti't er vorsichtig' Melanchtiion /j
Prüfung, denn er selbst muss sieb für einen ^.schlechten Theo-
lof^us*' benennen, wie er es denn Oberhaupt bedenklich findet,
wenn Fürsten dogmatische Dinge ohne Kath der Theologen ent-
scheiden wollen.-* Wenn von den Strcitigkoiton der Theologen
die Rtdo ist, tritt uns immer wieder der Hinweis entgegen, es
möge doch viel Missverstand in den Redeweisen unterhiufen, wo
man in der materiellen Lehre einig oder wenig voneinander ent-
fernt sei: so namentlich hinsiehtlich des majoristischen und syii^|
ergistischen Streits.-'* In der Frage vom Ädiaphorisnius srhein^^
der Landgraf zu schwanken: wahrend er einmal, besonders dem
Kurfürsten von Sachsen gegenüber, die Haltung der kursiicbsischen
Thetilngie durchaus billigt, lässt er dann wieder offen, ob man
nicht {loch der strengen lüchtung Cont^essionen maclien solle.-"
Vielleicht ist dies so zu deuten, dasa nuin etwa in der Praxis der
Ceremonien einen Vergleich treffen mögOj ohne docii in der r^ohre
S2. Schreiben an Woifgaug und Christoph vom 8. October 1561. Ctlimch
p. 29ti, 316, 317; Hoppe I p. 438; zu vergleichen mit der Rolation der hessi-
schün Synoilo von Mii^haclb; l?jfn ül>i*r die ihr voi^nleptün Autenslürko in
Knchcnbeckor, onnlncta nassiaca. Coli. IV p. 434 ff. und dem Outaclilon dor-
solbon über dio AU-iidninhlsfonnel Johann Fm'drichs. Neudoi-kor II \^. A'JfT. .
23. TcslauR'nt Lauügi-uf riülippä vom 7. April 15Ö2 in Schoiincke, munu-
motitA Hasyaiawa Thoü IV p. 5H7. 088. (Artikel lU. IV, V.)
24. Schrölliou au Herzog' Christoph übfr drn Ahendni&hlsstneit vom 8. Aji
in62, 3. Abhchnitt IX mn Endo.
25. SchreihiiQ an Kurfih-st Friodrich. Cassel den Ö. April I5ö2 8. Abauhnitt^
am Anfange; vgl. Kliirkhohn T p. 2(i7, Nutu.
24) Anm. 23. No. 2, 8.
25) Ibid. No. 5, 0.
2Ü} Anm. 23. No. T), Q not! 0. IKo Th«>orie des Adiaphonamus
urie ee »'hoint. «uch in d(?m Iftrfcni Srliriftstück fcstfi^lmltoii, al«r dit; Con-
oeasion gemnt^lit, da^s man dicselk' in iler Zeit dos hiteriniR falsch angcui.'Qdi't
und darum zu viel uachgr^l^OQ höbe. Ich vermuthe, das» wuno dor Land-
graf wahrend dos R<>irhstag8 von 1559 geneiffl scheint, auf AondonuiKPii des
frnnkfiirtischfn RtH-thytiis rinrugohcn (unt(?n Anm. (52.) amh hier an Coiices-
eioDon in der Sache des AdinplKtrismns zu donkea ist, uni so niohr da der
Tjuidgral Hoin eignes Vt>rhaltcu zur Zeit des Interims boreut«, s. l. o- No. 20;
«dann uir UDeero süode woU hekennen können, ias wir aua menschliihur
furcht und nnth, soviel das interini betrifft, in etlichen dingr-n zuviel gcthan,
daiunib wir auch Gott umb Vergeltung bitten".
vierter Absclioitt
75
etwas proiszugebeii ; übrigens wäre gerade fiir den I^nHj^nifen
auch eine wirklicho Aeiulerung des Urtlieils durch furt^'esutzrt'a
Nachdenken nidits Hefremdendea, wenn man sich in seine Art,
n'ligiösi' Fnigen anzufassen, weiter vertieft. So meint er aneh,
iiber die gt^nwärtige Lehre der Schweizer könne man nicht ohne
ffeiteres ein treffendes l'rtheil fallen: erst iiiiissto ni»n sie »uf
(liner Synode reden lassen. In dieser Frage niaelit sich aher neben
der Zurückhaltung des UrTieils noch ein anderer sehr persönlicher
7.ug seiner Denkart geltend: er verlangt nicht, wie es sonst ge-
schah, eine überall bis ins Kinzelnste bestimmte und cxcIuÄivc
Ausgestaltung der Dogmen. Die lutlierisclie nnd die schweizerische
Kirche, meint Philipp, diii-ften sich noch immer an der witten-
bergisclien Concordie vom Jahr 1536 genügen lassen, und wenn
die synodale Prüfung ergiibe, dnss die Schweizer sieb noch zu
dieser Goncordie hielten, diii-fte man sie von deutscher Seite aus
nicht vcrdanunen. Dabei wird nichr gesagt, dass der neue Äbend-
mahlsstreit nur auf Missverstiindniss beruhe, wohl aber, dass man
bei vorurtheilsfreior Prüfung vermutlilich weit grössere Venvandt-
MÜiaft der Lehre entdeekej» würde, als mau jetzt erwarte, und
häufig auch offen ausges])rochen, riass man über die Differenz in
ilera einen Artikel vom Abendmahl bei der sunstigen üeberein-
stinmiung der Lehre billig aus christlicher Liebe and zur Ehre
Gott«!s hinwegsehen müsse.*' Es ergiebt sich die (tcsamuitan-
sohauung, dass die beiden AbendmahlBhliren trotz materieller
Differenzen doch genug ITeben'instimmuug im Wesentlichen be-
snissen, tuu einander als evangelisch anerkennen und dulden zu
können, und «lass man sich hei einem solchen Verhiiltniss mit
gutem Gewissen solcher Formen bedienen dürfe, die, wie die
witteil bergische Concordie, dtw Gemeinsame der beiden Lehren ent-
hielten, ohne duR'h Aufiiahme der- Unterscheidungsbestimmungen
einer oder der andeni eine vim heideii auszuschliesson.-'* Vollends
unwerth des Streits erscheint ihm die Frage nach der Kicssung
27) Anm. 23, No. 2. 1. 5, U. 13. 15 — 21, 23.
28) Einf.' HoU'ho Kormol ist dio wittj-nbcrgischo Conconlie [s. dpn "Wort-
laut demcUieu iu dem Aiim. 1^3, Ku. 22 citirteu GutaihUm) titrvng ^D<Mnmeo
nicht; vJeluiL'hr »cliliegst dic-»olbo sU-h der strcngHtcu luthori^flion Terininulogie
UD<I dea lutherUch(*n tlnterst-heiduiii^lohmn m an. Aass nid äiiSRerlicii lie-
trachtet. striMig luthi'rUK:h ersi^hnnt; »if. suclit dalmi dw lutherischen Aiir-
drüvke oud Dogmen vcrstoi-ktcr Weise uod luitcr WidL-rs|jrüelieD, bei donoo
1
Vierter Abschnitt
der UnwünÜ^pn: sio ist öin© üborflüssipe Disputation, »n der die
St^igkoit niclit hün^, und er will Niemand vonirthcilen, woil Or
darin sii oder so lohn-.''-' Allein in snichen Ausspriu'hon äussert
sich nur im Bcsondem ein ganz allgemeiner Ziij^ »einer Sinnes-
woise: in alle-u Schriftstücken des Landf^ntfen ist nxwh nii;l>t ein
Hauch zu finden von jenem dunij)fen Sehander^ mit dem selbst
die Gebildetsten jener Zeit von jeglichem irrig-en (rJÄiiben sprechen,
von jenem eifernden Riehtergeiet, mit dem jede Abweichung vom
utierkiinnten Dü^mia als Buhlen mit dem Teufel und Anti<!hrist f*e-
liründinarkt wird. Irrtbum und Glaubonsschwächo werden mit ver-
sölmliehen Kmptinduuf^en betrachtet, als allgemein menschlich auf-
gefasst, nicht allein den ver>voifeüon liichtungen Schuld gegeben.
„Es ist nit allenthalben so vollknmmner Glaube in uns, dass wir
müssen spnx-hcn: Herr, ieh glfiuhe, hilf meinem Unglauben." '•
Ein ansehauliches Zeuguiss solchen UrtheÜs ist die Antwort^
welehe Philipp dem Herzog Johnnn Friedrich auf die Zusendtmp^
des Confutationsbuchs ertlieilte.^' Kinzeln wei-den hier die dog-
matischen Kichtungen besprochen, welche das Buch öffentlich als
Ketzereien nusrief, um im Einzelnen nachzuweisen, dass solche
Art der Vtfrdammung das Werk verblendeten Eiters sei, der allo
<*hristli(!he Liebe und alle Besouneuiieit vergessen mache. Im
Jas Luthorthum noch am boett'D fortkommt, so rii oommontin'n, dass sieb
ain-h Jie L^ftlNnriisi'h-bucprw/'hp Lohi-ß daraus eonstroireu lässt: lAntlgraf Phi-
Up|) fuäät tfic ileonot-h als oinp Formol nnf, wok-bc nur üna Gemciiutamo eot-
hnltB and dio luthensclieu UuterachotdungRlehroo in oiuGui beiderseits genchatoo
Sinn intprpretini, wie aus den Aoni. 2,H citirton Stüt-kt-n, nanumtlith No. 13.
20, 21 hen'orgcht. Eiiu- gewisse Berccliti^^ujig empfängt diese Auffassiong
durch dio Gescliichte der Contcrdic: nbwulil sie von Bucors Seite nicht m
redlicher Absicht geschlossen wiirdc, sündeni die LvlirjceKcnsätÄe verechleiem
and boidoii Parteien in ihren bevondcm AufTasisuiijE^ii gfifEiUig sein soUte, vor-
tnot-hte sie doch vöder Luther noch die Scbwoizrr zu tüufloben, und als man
nach einer ganz otTonou OTn-spunilcnK über das Virliältnis-s der Kornit-l lu
don Ix-idcrseitigen Ij^bron {■ndtn li dabei vcihniTto und Frieden scblo&K. l«ruhte
dorKoIhi' .luf einer ehrlii'hcn Toli-ranz buj vollkcuimnem Bewu.sstseiu dt« fort-
be^tohoudcn GogenKatzes: die Concordio wurde also in der Thnt nur als Aus-
druck deti Gomcinsaint<n in der Lehre verwandt. (Vgl. Ebrard, dns Liogmai
vom heiligen Abendzuahl nud seine Geschichte, U. Capitel 5.) Eine äholichcz
Nutzanwendung mncben von der Con< ordie auch die TheoLogOD des Landgrafen
ia dem Anm. 23. No. 22 citirten Gutachten.
29) Anm. 23, No. 20.
30) ib. No. 25.
31) ib. No. 5.
Vierter Abschnitt.
77
Crtheil über Glaubcnssaolion soll man Bescheidenheit und Vor-
i^t walten lassen. Nicht der Einzelne, auch nicht die einzelne
Kircbo soll sich anniassen, eine öffentliche Verdammung zu pro-
clamiren, sei auch gleich die allporacine Meinung, die Schrift, die
Maro Glaubenswahrhoit widiT dif bestrittene U'hre. Nicht andere
»Is auf allp-Mucint^n Synoilen soll man richten, imd auch da nur,
imchdem dio beHugte Partei mit Gerechtigkeit aufhört worden.
Aai-h den Bekenner der verworfenen l^hre soll man nur mit
'^«nftniutli und christlicher Belehrung in die rechte Bahn zu leiten
''Ui'hfn. Mit den privat^-n Vcixlanimunpen wini ein uniThörler
^lissbrauch getrieben: da sclileudert man ohne Ueberle^ung Ur-
'boüe in die Welt hinaus, welche, mögen sie auch an sich ge-
'^btfertigt sein, duih keine üffcnlJiche Autorität besitzen, weil
^ nur von Einzelnen oder einzelnen Gemeinschaften ausgegangen:
dieselben geben den ßetniffeuen Aulass sich zu beklagen, dass
»Han sie ungehört verdammt, sod[L<;s mehr Verwinung als Ord-
nung in derKindie dunh solche Urlheile gestiftet wird. Ab*T man
Tä\\t auch ungerechtfertigte Sprüche. Da werden die Miyoristen
^nd Synergisten ohne Weiteres verworfen , wiihrend mau doch,
^[äbe man ihnen auf einer SSynode Gelegenheit sich zu verant-
worten, auf eine Verständigung mit ihnen hoffen könnte; da ver-
dammt man die Adiaphoristen , während docli Paulus und Petrus
selbst lehren, dass man um der uusserlichen Ceremonien willen
nicht nnversöhuüch stnnten solle; ebenso die Sacramentirer, wie
mui sie nennt, wätirend doch Luther und Bucer derein.st eine
Concordie zwischen den ober- und unterländisch eii KircJieu ge-
troffen haben, an welche beide Parteien sich noch heute halten
tonnten: man sollte sie wenigstens auf einer Synode horeu, damit
man erführe, oli sie sich noch zur Concordie hielten; vielleicht
aber würde mau sie dann Überhaupt andei-s beurtheilen lernen,
dsnn we wissen für Uire Lehre auch manches tivfl'liche schrilt-
pmäaae Argument anzufiiliren. Es würde sich vielleicht finden,
dass ihre Meinung der lutherischen viel näher stehe als mau zuvor
geglaubt, und dann würde es doch PHicht der christiichen Liebe
sein, über den lii'st von Bifleitnu hinwi^gzusehen; hat doch selbst
die apostolische Kirche geringfügige Abweichungen geduldet und
ilt'ren Bekenner nicht ansgestossen. So aber verwirt^ man sie i*hne
billige Rücksicht und giebt da<]urcli den Papisten Vorwand zur
gTBusamsten ChriBt.'n Verfolgung; man sollte doch bedenken, das.^
MJU,
78 Viortor AlisctmifC
der grösate Theil der Protestanton in Frankreich, den Niederlanden,
Spanieu, die sonst dos deutschen Glaubens seien^ dieser Lehre vom
Abendmahl huldigen und Rücksicht dariinf nehmen, diws man sich
mitschuldig an dem Klend ihrer Verfnlgung raat-he, wenn man
sie nicht als Ohiubensgenossen anerkonncsn wolle. Die Summe ist:
man soll sich g^useitig dulden und tragen, Synoden halten und
sich untorredoa, statt sich gegenseitig hochmütliig den Leumund
abzuschneiden. „0 Gott, wie ist die Liebe noch so kalt bei Denen,
die wir uns Christen nennen, und werden, die solch ein Aerger-
niss unrichtou, vor Gott Rede und Autwort durum müssen gebao.
und ein schwer Urtheil tragen."
Die Humanität und Mässigunu, welche in diesen Ausföl
rungon voi-fochton wird, kann sich naturgemäss nicht entfalten, wo
die Vorstellung herrseht, dass jegliche Abweichung vom rechten
Glflubeu zur Yerdanimnis.s führe, wie bei Johann Friedrich dem
Mittleren, ilev einst zu seinem tn'friichcn Schwiegervater sagto: „So
ihr cnch nicht bekehrt, so seid Utr des Teufels/''* Diese Vor-
stellung aber wiederum ist eng verbunden mit jener Geiatesrich-
tuDg, welche alle Glaubenssiitze als fertig und bis ins Einzelne
unabänderiich festgcsteHt, ihre schriftgemässe Begründung als noto-
risch und unanfechtbar betrachtet, denn bei dieser Meinung er-
scheint die Anfechtung jedes Thciles des dogmatischen Lehrbcstandes
als Eandi'ln wider h(^ssen'S Gewissen oder totaler Glaubcnsmangcl.
Umgi>ke)ii-t setzt jene Nachsicht und Milde, wo sie acht ist, ein
Gefühl von der Subjectivitiit der streitenden Meinungen, von der
geheinmissvoUen Dunkelheit der schriftlichen 01aubensf|uellpn vor-
aus: ich meine nicht, dass der Landgraf den letzteren bereits
skeptisch oder kritisch gegenübergestanden hiitte: hierfür war die
Zeit noch nicht gekommen; allein die Uebung selbstständigen
TheoiogiBii*ens, die er v<m früh an, als TiUther noch nicht zur
h'aditioDcll sanctiunirtcn Auturitüt des deutschte Prott'stantismus
geworden, getrieben hatte, muss ihn wohl bescheiden von der
menschlichen Iiiterpretationskunst denken gelelirt haben, denn es
ist ihm klar gcwonlen: ,.Es kann su genau nicht abgehen, es hat:,
zu Zeiten der ein ein ander Meinung dann der ander"; man kann
nun einmal „nicht weliren, dass eint-r ander Gedanken hat dann
der ander beim Sacrament und juidcrn Artikctn''. V.s kann dannn
32) Klnckh. 1 i». i:*0.
Vierter AHsohnitt
RQch unter den Rechtgläubigen keine vfiUigc üeboroinstininmng
I gehen; aber die Unterschiede bestehen in „Monschua-Gedanken-und-
ViirteD*; wer dürfte luis diesen dns Kocht schöpfen, die Andern
za verdammen oder ^den Ändern allen einen Weg zu weisen in
Sachen der Religion, dem sie ghuibcn uml fulgon müsstun"?'"'
lii ist Lundgmf Philipp zu der üeborzeuguug gelangt, dass nur an
vmm Kern dt« (ilaubens, der Jedermann verständlich und der
Disputation nicht unterworfen sei, Hie Sehgkeit hänge, dass Gort
iiiclit eine bis ins L+'t/.te hcstimmti- Krkeuntmss der Walirheit vom
Menschen verlange. Kr selbst raasstr sici» wohl eine Bolche nicht
■o; daher seine Duldsamkeit; daher jene Unbestimmtheit der
positiven Aeusserungen über das Dogma, daher sein stetes Bü-
ßtreben, Erörterungen fiber die subtilen Ausgestaltungen der
Cnioilh.hn'n aus den religiösen Kinungsverhandlungen möglichst
rtiiszuschliessen, Formeln zu brauchen und zu begünstigen, unter
'J'nen die differirenden F/hrineinungen gemeinschaftlich Rjium
finden konnten, besimrlers aucli sein Wunsch, zur Darstellung
**^f Üinigkeit auf die augsburgische Confession Kurückzugreifen.
Bei solchen Anschauungen lilsst sich aus Kinigungsvei-suchen,
**t? liiuidgraf Piiilipp sie betrieb, nicht auf die Absicht schliessen,
'■Oe vollständige positive Verständigung zu erzielen: der Glaube an
^xxf} solche würe auch in damaliger Zeit gar zu chimärisch gewesen,
"i* Olli aber bnnnie der Liindgraf Iioffi-n, iliiss, bringe man jene Leute,
'^*' sich oft verilanmiten, uhne d*'s (Jegners Bücher zu lesen, einmal
Persönlich zusammen, und sorge man dafür, daas nicht von vorn-
^^Tfin Alles durch AllebiredenwoUen und leidenschaftliches Auf-
'irausen rerdorben würde, die Besseren endlich gegenseitig anein-
Ätitlcr das Streben nach Wahrheit anerkennen, die gegenseitigen
Insinuationen fallen lassen, den ungeheuerlichen moralischen Al>-
sclicu voreinander überwinden würden, und dass man so zu einem
CompromisH kommen werde, dem, stillstlivvcigend oder oflen aus-
gesprochen, eine bewusste Toleranz zu Grunde läge. Für diese
Hoffnung sprach die histonsche Erfahrung: hatte der Landgnif
doch seihst gesehen, dass der eisen köptige Luther einen Unter-
?ucliied zwischen zwinglis<;her und bucerisch-calviniacher Lehre
machen lernte und sich entsehloss, die letztere, obwohl sie ihm
nicht Genüge that, zu toleriren. Auch hatte Philipp im eignen
33J Anm. 23, So. 8. 1*.
80
Vierter AHaohnitt
Tjande seit langen Jnhron unter Duldung der lutlierischon wie der
scbweizerischen Richhmfr den rontV-ssiitn eilen Frieden erhalten.
Dieses Bild der Anscliauungen Tjind^raf Piiiüpps ei-giebt sidi ,
HU» der Sclbst'DarstcUung in seinen Convspondcn^.en. Es ersdieiq^^
völlig? coneinu, ohne vei-dächtö^en "Widorspiuoh. Einzelne Fragen
dürfte man alleniings dazueteUen. Von vornbereiu abweisen mödit^^
loh die AiifTassung, als sei die Forderung der Duldsamkeit bdH
dem Landgrafen nur ein Princip pulitischer Zweckmässigkeit ge-
wesen: dureh sein ganzes I>eben, auch wo sie ihm politisch niclit
dienlii^h sein, ja sogar den Ruf seiner Rechtgläiibigkeit geiahrden
konnte, hat der Landgraf eine vonirtJieilslose Humanität bewiesen,
die dem Zeitalter weit vorauseilt: mun denke an seini> Milde gegen-
über den Bauern, den Wie<k'i-täufern, dt-n Jnileti, dem übt-ra
Tcrfolgten Schwenkfeld und soinen Genossen; an den Grundsat
den er testamentarisch seinen Söhnen hinterliess: Niemanden
des Glaubens willen am Leben zu stiafcn. In anderer WenduE
lüsst sicli die Frage vielleicht stellen: wai' es nicht vielmehr diplfl
niatisehe und politische Specolation, dass der Landgraf sicJi je
kirchliche Vereiul)arung mriglich daclite. als ein Zug seines reli-"
giöseu Urtheils? Machte er nicht soiuo Haupti-cchnung auf den
Zwang der pulitischen Lage; etwa dass er boßtc, die Gefährdung
des Prütestautismus werde am Ende die orthodoxen Füi-sten uw
Obrigkeiten bestimmen, joner polemischen Theologie ihren Sehn
zu entziehen, um einheitliches Auftreten der Protestanten nae
aussen liiu und politisches Zusamnietisreheu zu omiuglicheE?
vorwiegende Clmmcter seiner kii*clilicheu PoUtik spricht vielnieh:^
dafür, dass der T^udgi-jif elu-Iich auf eine wirkliche Versöhnung
der streitenden Richtungen ausging; characteriBtiseh ist hierfür,
wie mir scheint, dass, wälu-end er sich den VoranstaUungen v.
Conveuteu und persönhchcu Berathungen der Füreten anschl
sein nie aufgegebener Lieblingsgeiiankc iluch blieb, die Verein-
barung auf einer Synode durch Vertreter der streitenden Thw)-
Iflgenparleien selbst treffen zu lassen. Wer mit den Geistlichen
Riith halten wollte, der musste mit theologlsclien Anschauungen
und religiösen Motiven rechnen. Nach seiner Redeweise zu scJilio-
ssen, zäJüte der l^ndgraf bei seinen Synodal voi-sch lägen sehr auf
den übei*wäJtigenden Eindruck welchen die .Stimmenmehrheit auf
einer allgomeinon evangelischen Kirehenvcirsummlimg machen
müsse; mit einer gewissen Peierlirhkeit wiiil iinnier wieder
os^
"Viertor Abschnitt.
81
dinuf liingewiespii, dass auch in der apostolischen Eirciio
«Ugemeine Synoden das Mirtt'l gt.'wesfn um Frieden zu etiften.^*
Dwt auf eini^r soU-hen Kriedfertigkfüt und Tidornuz mindestens
di*? Mt'Urheit gewinnen würden, «cheint er von vornherpin anzu-
nehmen. Hier i»t das sanguinische Element seines Oiaracters mit
in ÄuschlHf; zu bringen; der Ijundgrar beurtheilt die Andern zu
aefcr nach der eigenen Stimmung; ausserdem aber unterschätzte
w rcnnutiiücJi die Macht und 8t.immenzahl, über welche die fla-
tuuischcn Intraiisigenten p;ebuten, sehr stark. Den Widerstand
dipser Partei, wenigstens bei den Führern, hielt er für wenig
k'ht luid aiifrichtig; ^dio Leute suchen nicht Cbristum, sondern
I^airam, nämlich das Weltliche, und niclit das Üeiatliche. ^^^ Dem-
nwili hätte er hoffen können, dass Viele von dieser Partei, wenn
Jii" Mehrheit für Friede und Duldung gewonnen wurde, aus Khig-
lieit tutcbgebcn, die Unversöhnlichen aber sich hei allen Andern
selbst das Spiel verdorben würden. Endlich aber zei^t sich deut-
lich — und es ist dies wohl zu beachten, duss der Umdgriif
'Wauf gefasst war, eine Minderheit sich von der Vereinlmnuig
lusächliessen zw sehen iind einen Campromiss der Mehriieit auf
Öniiiil der Tolenmz einem allgemeinen Ei nv erstand niss der cieut-
soht-ti Pn)testantt'n, bei wolehcmi man allgemein die flacjanisc:he
^clusivität liätt« adoptiivn müssen, vorzog.**
34) Amn. 23. No. 5, 6. 8, 9, 11, 20. Ich liabe früher (s. meino Dis-
'^'^Mioa ,die Uciaiiii{iolitik Lg. Pb- d. Gr. ii. tl. Unterstützung der HiigenottoQ
"■ Wltea RcUgioDskrifg'^, Breslau 1886. p. 15.) sogar aogeDominüD, des Ijand-
K'ifta letzte ibuicLt sei fioe interna tiunnle Synode snrii in Mi uhor Protestanten
S**MnL Die4*e Uoinung stützte sich anf die tinliestreithaift Tendenz, die liirrh-
l''^* Teistikndiguiig zwiacfaeu den Protostantco allor N'ntioncn hcrxiistellen und
^ Anaepruch des Landgrafofl iu dem Anm. ?3 No. G g(>narmten Scbreiben
•""ft 19. April IMit {Büil. XIV): es müBsc uininal „ein Sync«Jn.s von nllf^n
"ligioiisvurwaDdteo, die dem Evongelio anhingcD", berufen werdeo. Da die
^o*tiinjat rormalirten Vorsdaiige des LacdgraTon aber nie über eine Synode
^^itestsuhen udü Schwüzer oder ein deuisi-b-fraDziisiKc^bes RoUgiooRgeBpräch
'''^tisgeben , da auch innoni iiorli umtiiJ^uniU'rBD h'lan Rieh nuKserordentliohe
^'■'liwierigkeiten hntgitjjp'ngeKtpIU 1ih)<ou würden, will ich nnr-hiiiala <l;iliingpstellt
*"*> lasaea, ob den i-itiiii'n WortRii wirkürh eiu so wi'itgeheiidi;r Simi aater-
**^*g«D ist. Vgl. noch Abuch. V am Schluss.
35) Anm. 23, No. I, 2.
36) Unten Abs<h. V bei Aam. 52. Dieselbe Politik liegt dos Ijindgrafnn
'OfhahsD auch d«'m i'oavout zu Nnumburg un) .seiner anriiti glichen Haltung
^ 4eu Niübvärhandluiigea zu tiruiido; s, Abnc-b. VII, V[II.
G
82
Vierter Abschnitt.
Bötracbtct iuad ntm dio Haltung, welche aus diesen all-
geraeinen Auscbauuu^ron und Tendenzen hervorging, im Ein-
/.clneii von den {jpsichtspuiikton praktischer Moral aus, so wird
mau allcniings auf ^rus:^4> b(än^*l stossou. Einorseifcs kann kaum
zweifollialt seiu, das» sich hiutor dor grossen Zurückhaltung, welche
der Laud^ral' in dog:matischen Aeussenmgen beobachtete, docii
Aiischamingeu verbargen, die mindestens in einzelnen Piuikteu
welche damals auf lutliurischer Seite als entscheidend betrachtet
wunien, vom Luthcrtlium ab wichen, mit iler schweizerischen liphn;
übereinstimmten. Ks kann als sicher bt-tmciilet werden, dass ei
die lücale Gegenwart des verkläi'ten Ijeibes Christi im Abendmali
und den mündlichen (Jenuss desselben leugnete.*^ Er brauche
37) Iti der folgenden l'ntcrsuckuug über den von mir im Eincohieti
durcbai'beitetcti ZDitraum hinauszugreir-D wage ic)i nichl, Ja dognuttücbe Aa-
si:bauungL>u lu einem thüti^eu (jeiute, wiu lAudgmf Fbilipps, dür Aeudcnui(|
iinterworfun siaJ. In der Tbat bat der Landgraf vielleicht, im Vorgleich mit
seiner Jugendzeit, sieh im Altfr dt?r KiniiHi^hf^i-pn An^^rhaiiung vom Abendmahl
geoilhert, ohne doi-li s'vh 'U-r lutborischen aiizuHt'bIiess':'n. Dio AouaseraDgüii
und Andeutungen des Ijudgrafen über seinen G1iiuI>pq vom Abendmahl laufen
stüte auf xwöi I^hntiitzo binans I) Christus ist iin Abendmahl gegoDwftrtig
2) er giebt nun mit dem Brat und Wein seinen wahren I^b und »ein wahres
Blut j:u essen and zu trinken, resp. tboilt sie uns mit. I^etztürer Sntz winl
aü mehreren Stellen noch erweitert durch den Zusatz: m^-ht allein zum Beeten
unserer Seeloo sondern auch «nsern Ixjibem. Dagegen wird (hirt-bweg ver-
mieden von dor (loi-alun) r>G>gi!nwart des Leiboti Christi (von welcher das
Dogma von der miiadlicben NicsHung nbbiiugt) oder der UittheUang desselbec
unter oder in dem Biot und Wem zu reden; die Frage vom Genuas ävt
üuwürdigi:u wird nicht berührL (Amn. 23, No. 2, \2, Ifl. 20, 21. Di*
Erklärung in dt^m I. c. No. 22 eitirten Schroiben ist dor bosondem L'mständ.«
halber, unter dooen «ie ontsbmd, hier nicht zu berüeksiehtigun.) Ferner boaa-
ätitndet der Landgraf die BedeweiHQ von einer , weaentlieben" GL^'uwart Christi
im Abendmahl (1, c. Nu. 2). E» liegt, da er doch die Gegenwart Christi b»>
kannte, nahe, dies 8i> zu erklüron, dass er rüruhtete, mit der ^vretteutliehea*
Oogenwai-t Cbriäti scheinbar dio leibliche Oegcnw:)rt (als localc Gcgonwiit
gedacht) zuzugeben. Uebrigena hatten Theologen des Landgrafen diesen Ab-
druck SL-boQ im fnuikrurtisirbon Recess hcdenklit^h gefunden, und es könnte
daher die Üli'inncrung des I^udgrafcn aus der Hück^eht auf diese Theolo^a
erklfert werden ^S. He))].« I [>. 2801. Auch at'gpsohpu \un solclien Rüik&ichtno
würden die Fonntlu. weK-he der Ijandgmf braucht, selbst hm lutberiachoa An-
siehteii sclmn dunh seine uniunistiKi-hc Tendenz begreifUch wottlon: es lagika
joduuhills daran, dass Kedeweisen gK'btaucht würden, welche den auswärti^'O
Kireheu kcinou Anstoas gäben; doch wären soK^e stri'iig lutlieiischi'u Aa*
schbuuugcD jcdeufnUa zu Tage gvtrüteu, alt» iiu Jahr 15til Wülfgaug und
Vierter AKschnitt.
83
Mh darum mcJit (jeradezu auf die Seite der Schweizer zu stellen,
denn auch mit diesen fülilte er siofa doch wohl in einem dogma-
Qihit»|tli dMi LaiiditraTeo ditfngtea, di« AbondmahlBformol Johann Friedrichs
«unerkcuoen und er hervibt die Otsfahr di*r iBoUninj; ootor den (.llnulions-
finuMscn hcrinuahitri iaix; aurh Woirgarig und Ohriätoph t-rklüitoa ja, als
f» rieh nr>'h dfr DocIarntiViii jin (i)<ii Herzog von Sjutison witlt-rsct^EUm, dodh
westptpns (trivaliiii ihm iiiaterifll« UchenMiKslimnuing mit Jer l>ehrr diesei*
Rwm, um nicht in den Verdacht der z^nnglischen Ketzoi-et zu ftorathon;
(ikcchnitt VUl.) dnr iMulgmt dogegipn behurt« lango Zelt auf spiatm For-
■kId, ulme sich den LuthTODora einen Schritt zu nähern, wie er doch.
wäre er auch nur iu dem Dogma von dir hwialcn iJi'gciiwnrt und DmoiUicheo
Kicsauig des Lc-ihea ChrisU ihrer Ueiiiiint: gewutien, unb^üebadel neines Wider*
spnifiks gogeo di« Poclamtion und somit auch soinor imloDisri^iOion Tcndons
Utts tbon können (Aom. 23, No. 20, 21). Aus dem Dognift von dor Niessuog
do' Unrütdigeu kann twin Beharron bei don «ininnl aufgo^teUtcu Fornißn am
■IWnrvoigsten erklärt worden, denL bitte er diesoK Lingma (sofern unter den
l-'airtmligcn nur nicht die Vnghiubigüii mitrerstoiidun wurden) nicht bekannt
"' Kiiiti' er gerade der (irlldcstinntiamacbi'u Theorie Calvins anhiingon müssen,
*» sin im consonsus Tigurinus auftritt, nach welcher au Stelle des Genüsse»
^ Gliobigen der Genuas der Erwählten tritt. Diew aber schwut «r nicht
♦«Wial gekannt tu haben il e. No. 8, Ifi, 15», 20). Wir werden also feethalten
"iittm, dase er die lorale t^e^renwart des Ijeibos Christi und nnindUche
^*u*8uag desjMlbun letigu<;te. Aitdrersoita gieht der lAnd(^rar m, dann dio
Uhrc der ftanzÖtUJichen Kirchen vom Abendnuüd „unsertT" Konfession nicht
''Tihaus gemäss sei (1. c. No. 16, 17, Ift); da er nun in don oMioriihrtüU zwei
^Mlten mit ihnen übereioBtimmte und die Anwond\mg der Prtidestinations-
^^Mtie auf das Abendmahl nioht kannti> (wie es »olieint), so miuhs man ver-
''iittb«!, da68 er DiflerenKen in den l>eiderse)tigeD Vorstellungen vom verkUirten
J.^be (Jiuisti und der Art der Mittht>ilung detsHiLhea fand; in dor That Bchiuiit
(*s, dafta er in diesen l'unktou sinnhchem Vorstelluugen batle als die Calvi-
tiisten, daKA er an dii? wirklii^he Hingabo eines materit-llen Tjcibo» an den
Xäh des Oeoiessondcu glaubte (daher di-r Zusatz: , nicht allein zum Itesten
«nsenr Seelen. Bondcm auch unsorm Leilw*; daher vermuthlich auch sein
ProftMt gegen den beidelbergtsohen Katechismus); nur dass er dieselbe nioht
durch ein Herabeteigon des I^ibes Christi vom Hinmiel oder die l'hiquitttt
(deoD diese I>ehren hfitton doch wieder auf die loealn Oagnnwart zuruckgef&lirt},
soodem in mystischer Weise, unter Aufhebung der I^umvorstellung, wie
auch die Colviniatcu tbaten, zu t^tnndo kommcu lioss. [Es ist nicht von Xiithon,
daM Chtiatn» auf- und abfahrt.*, — dorsoüie ist waJirer Gatt und Mensch, eine
anxertrennJiihe Person, iHe Alle« erfülit, abor nicht weltlicher und räumlißher,
sondern himmlischer Weise. ChristuH ist im Abendjtialil weseotlieh (d. h. leib-
Uiiti gegenwärtig auf eine Woiso, die wir nioht wissen, tiott ilein Herrn »"isseod
uitd bekaiiuL S. I. e. No. 2, 21.] Ist diuse Intirrpretation der Ausfiihrungcu
iha l^ndgraTon ri<;htig, so wurde daraus folgen I) da.s5 er don Ausdru'-k . Ksaen
nai Tnnken" vom Empfang dfs Loibes ChriKti nur bildliuh brauchte, und
tischen degens^: «tich wftre wnhl möf^Üch. dass. falls er wirbncn
im Wesentlichen völlig schweizerische Anschauungen he^. diese ^J
Tlmtsache ihm doch aus ünkenntniss der schweizerischen Tlteolo^ie^|
seiner Tage nicht zum Uewusstsein kam, wie Kurfürst Friedrich !
sich lelensiän^Iich nie für einen Calrinisten hielt: doch hätte er mit
seinen Abweirhungou vom Lutlierthum öffentlich rückhEltslos her-
vortreten müssen, schon weil er nur von einem öffentlicheu Bi
kpniitniss aus dem Ansjtnu'Ii düs Lufherthnms anf AUeinherrsch
mit Naclidriick ontfi[egentreten, kouule. Sein Scliwcigcn Uess si
woh) gerade im Interesse der Union diplomatisch vertJieidigen,^
denn ein offnes Hervortreten mit uulutherischen Meinun^^en hiitti^|
wohl zum schnellen Bruch mit dem gvsammtcn Kreis der strenpe^P
Lutlicraricr in Deutöcliland führen und den angesti-ebten Coniuro—
miss anf gegenseitige Dui<luug völlig vereiteln können; auch staiu^|
der r^mdgraf nicht allpin mit seiner Handlungsweise; hefolgtt* doc*^^
MelanrhMion mit einem über g«nz Deutschland verbreiteten Kn>jss
von Scliüh'iri und Freunden dasselbe Prlncip des Verschweigt»ns -
dass diese Haltung dennuch zu tadehi ist, bedarf keiner Krörtenins".
Aus diesem Verscliw eigen tliessen auch speciellere Züge d«*-:»'
landgräflichen Diplninatie, welche der Filicht der AutViehtigbei^^
Kuwid erlaufen. Das Ziel Philipps ist, wie wir festgestellt, nie!»- "t
die allseitige Vereinbarung auf ein identisches Ijehi-systeru sonderaKS
ein Uebereiukommen, nach welchem alle versuliiedeuen Standpunkte ^
innerhalb gewisser Grenzen als evangelisch anerkannt wei^den soUtec^-
Auch dies hatte klar ausgospnichpn werden müssen: das Verfahre*^^
des liandgraten aber ei-scheint trotz der liiiufigen Hinweise auf di- *
Pflicht der Duldung bei geringen Diüeifn/en im (irossej» un. ^
xwar BOj dASB et wolil eine körperliche HingTilie dos IA\*^ diristi an deo
Lmb des Olffubigon, nicht alwr da« ZerbeisHon und Vei-schluckeu des Tor-^
klfirtoQ Leibes zu|;ab; 2) dass, wenn er den CalviniMen zugwtebt, auch
bckonnton^ das»« ChriKtug uhr seinon liOib nnd %pm Rhtt xn essen und ftfl
trinken gäbe, er damit üicbt behaupten kann, die cnU'inistJschcn VorstellnngHt 1
vom Empfang dos lA'ibcs Christi seien mit den scinigen oder deutschen idea*
tiach, Bondem ibnen mit diesem Zu^ataiuluiss nur fitm Kecht vindieiit, auoli
ihre Vtii-stelluDgen vom Emprang d(;r Heilsgalw büdlieh durch die Worte:
pEsfien nnd Trinken des IjoiI»e8 und Blutes Christi" auszudrücken; es li(^
dai-in zugleich, dass er diese Vorstellungen nicht als widörchrisUich vemirit.
iJtxjh möeblo ich aUe diese Ergebuisse, ausgcnommoo^ dass der Liunl-
graf die Iik-iüu Gegenwart iiud müuüUcbu Niettttung des Leibe« Christi leugnete,
nicht als goHiulieile bctraobteu.
/
VicrUir Abw^hnttt.
85
Hinzt-n nicht als aufrichti^ror Ausdruck dii-ser B»istn;bungen. Mir
«F-Digstfiis st^heint es, als wiirdo «lie Grösse der vorhandonen Oo^en-
sitze viel zu »ehr verschleiert, um den Parteiou Muth ieu Eiiü-
iPiingsvereuohen und namentlich zu der craehnten protCfstÄntiachen
'»ent-traJsjTiode zu niaohcn. Auch dies lasst sicli wiederum diplo-
fliatiftch vertlieidi^n: muthetc man den Parteien von vomhoreiu
ßOKf^Dseitipe Anerkennung der fortbestehenden Differenzen zu, so
•*ar alienüngö wenif? Aussicht, sie auch nur zur persönlichen
Crnterbandlung zusammenzubringen, wählend man, war einmal
■iio Synode <:Kier ein ffrösseree Colloquium ins Werk gesetzt und
"^aren die Parteien mit gutem Willen zu der Verständigung in die
^^r»>rti*rungen eingetreten, wuhl hoffen konnte, als Ersatz der voll-
^tändi^n Concordie den Beschluss pegenseiliger Anerkennung aus
^en Unterredungen hervurgehu zu setien. Immerhin war ein Ver-
CabreD nicht zu billi^'cn, welches den Anschein einer unächten
^nionsmacherei enveckt*n konnte, wie sie z. IJ. Buc^r (iereirst
betrieben. Dbs» ein solches Ver&hi'on den uninnisTiechen Ten-
eazen stets schädlich ist, hat die (Jeschichte f^'ezeigt Zugleich
uiochte ich den Landgrafen von dem aiideiti Verdacht freisprechen,
abt sei er darauf ausgegangen, wirklich einen Scheinfrieden
zu stiften, bei welchem dio Parteien sich Über ihre Gegensätze
h&tton täuschen uder diu bestehenden Differenzen hinwegleugnen
äoUen. Mir scheint, djiss er sich völlig klar darüber war, es lasse
ücb der Friede nur auf ürund einer bewussten Duldung erreichen.
Noch Eins wt zu erwähnen. Obgleich dieser Gedanke erst
H «päter nnd scheinbar fast beiläufig zu Tage tritt, "^ läsat der ganze
^H UnioDspIan des Landgrafen sieb doch von vonihcrein nicht ohne
^H den Hintergedanken vorstellen^ dass, wer sich zur Toleranz nicht
^H verstehen woll«, von der allgcimeinen Vereinbarung ausgeschlossen
^w werden müs^e. Auch diese lVrs|MH'tive wurde aus diplomatischen
Rücksichten verschwiegen. Ein offnes Hervortreten damit hätte
nicht nur die Orthodoxen, sondern auch vermuthlich einen grossen
Theil der Gemässigtercu von dem Ein igungs versuch zurückgo-
achi'eckt; während der I^andgraf um der internationalen Beziehungen
des Protestantismus willen einen theil weisen Bntch in Deutschland
riskircn wollte, hpgtf iium sonst vor dem let/.)*^rn die höchste
Sclieu. Wenn Philipp trotzdem meinte, die Deutschen unvermerkt
l)f:
38] Unfam Absch. V bei Anm. 52.
86
Viwrtw Alwclmilt
zu flom KntsHiIiiss hinfHlimn zu Icönnon, Her ihm nöthig wtriCTi,
so tauscJite nr sich: nur dnmiil, auf dem Naun)hurji,'X'r C'onpre
im Juhr 1561 Bcbien t^a eiiu-n kurzen Aug;f>iiblick, als könnt
seiiic Voretellunf^en sich verwirklichen, alloin in der unmitt>elba
Folge trat ein liUekschla;; ein, <ier seine Hoffnungen völüp vck"
nichteto uud fast ihn selbst unter den Glaubensgenossen isolirt batte.
Es bleibt endlich noeh übrig, auf die Vergang;enhßit Rürk-
bliek zu nehmen. Die eben dargestellte Politik erweist sieh äusseaM
lieh uud in den Hauptmotiven völli)^ als consequento Fortsetzung^
joner Unions- und Bündnisspolitik, wefche der Landj!^ nach dem
Itcicbsta^ zu Speier im Jalire 1529 zu Marburicr mit Hilfe Zwingli's
und Buceis inaugurirt und seitdem hin auf die Veruiehtung de&
schmaikaldischen Bundes forlgetühit hatte. Wie weit in den ein-
zelnen Zügen noch Analogieen oder, gemäss der Vorilnderung der
Zeitlugi' und der iiincni Entwicklung dre Jjindgrufcn, charaC"
teristische Verändenmgen zu finden sind, wapj ich nicht zu untec^J
suchen. ^|
Kehren wir nun zur Daretelhmg der Kreignisse zurück.^*
Der Landgraf hegtü nach den Vorgängt^n des Jahres 1658
39) Von mL'iiiua hruKlKchhftlii-hon MatohaJicn für dictiCD Ktiii^Atag ibt
Folgendos im Voraus zu Ijcmerkeu : dieselben befiteheo im "W'e&ouÜitbeii
l) einer tagelmchartigen AufzeichDuag: «Protkoool desjenigen, so die bcssisc))
l^sandteu ulTm reichstag zu Aug»s}mrt;k aouo 15S0 (aus) gerichtet halien an
HOiibteii ilflsülböt vorlinndkit wijrden ist*-, und 2) den brieflichen Berichten der
l>eideD OeBandten (Kanzler Hemhart i^l;heiTer und Amtniftnn Itiirkhardt von
CramJ an den lAadgrafcu. Lieüo bcidou Quollen urgeben. wunn niaa Zeil|^_
angaben der Briefo wie .hout*^, ^goatera", ^iDtzton Freitag** mid libnlic)i(^|
nack 'hm Datum des liotreffendcD Rrii^fs bestimmt, vielfach vciTHihiodcne Tagö
Tür dns gleiche EreiKniss, Bei Vergleichung mit publieirten Quellen findet
sich. d«ss in dii'sen Füllen stets dnp „ Protliot-ol * dio aui-Ji andcrwfiUg be-
glaubigten L)ata bringt. wüJjn ud diejenigon, wflt;lio aich ous dvn brietuu er-
geben würdoD, zu spitt fallen. iJeuinai'h wurden diu Bricfo häutig erst eiium
oder mehrere Tage nach der .4)>fnssung unterzeichnet und mit di'm Datum
des betreffenden Tages vorsehen. Eü wftre die Frage, ob Bio uirbt auch maticb—
mal sHickwvise nn verschii-dentn Tagen v.rrfa.st«t wurden, ohne da.ss man jene
indireeteu Zeitangaben auf >ian eudliebe Datum des Briefes ivdueirte. Jeden-
{«Üb wild man di« Bttröcbnutg Holeber Data au» cHesen Briefen, aueh wenn
oiii einzelnes in dem betrefTendeu Schreiben dJrect augageben i>der uiit Hilf«
andeiur Quellen verißtirl worden ist. nieht für zuverlässig halten Itöiuien.
ist nun ausser den Originalton noch eine später angefcitiglc, chronolngiticli
geordnete Reiusebrirt derselben vorbanden, in weither ein Tlteil der Sehreibcc^
räokwKrts datirt ist; da diese Küekdatirung jedenfalls in ErkemitniBa der
Viorler AKschnitl.
87
So^, (lio Kfttliolikon niöclitfn wohl auf dem Rcichstaj?, iinter-
slölzt von den Klucinnorn, wie Hilf (k*m Wormser ("olloquiuin die
ttbrigon Protestanten drängen, die Socten, welche der augsbui^i-
Ecfaeo Confessiou widorspruclit-n, zu verdammen und im Fall sie
fflri) weigerton, ihnen das Keclit auf den Rcligiunstricden absprechen.
Er bat daher SIelanchthon um ein Outnohten, wie man sich der
/umothungen mit gutem Grund erweliren und doch dabei das
ifecht auf Frieden s?schutz vertheidi^jen könne;*"* seine <k'sandton
instruirte er, in rlio VerHammunffen nicht zu willigen und nament-
ficfa die Venirtheilung dor schweizerischen Lehre nicht zuzulassen;
■iie fu^lHon sieh dabei auf die wittenbergisclie Concorriie honifen.*'
iüd«« scheiterten die letzten Verhandlungen über eine evangelische
*^«nferenz vor dem Keielstag, und als* kaum die Abgeordneten
l*liilipps in Augsburg angelangt, traf bei den evangelischen Fürsten
^as Confutatitiimbudi Jnhann Friedrichs ein,*- welches alle Hoffnung
^uf eiumütliiges ZuMauinieusitheu dt-r Protestant« ai zu vumichten
^ohien. I^andgraf Philipp antwortete Johann Friedrich, wie wir
C)ben ausgefiilirt, auf seine Zuyeudtuig im Tone tiefeter Indignation;
Zugleich brachte er zur Hellung des Zwiespalts die evangelische
^Jfinenüaynode in Vorschlag. *=>
üeber sein Voi^ehen auf dem Reichstag wagte der Land-
graf »irh noch nicht sofort xu entscheiden; (?r theilte vorläufig
Btnen Agonton mit, dass er eine Synode der Doutsdien und
gingenen Fehler nat-hträglich voUzogoo wurde, wird man »ich auch auf tÜGao
uicht vorUsseti können ; xn dem ist die Rcinschiift nur bis zu einem Solirüilieii
vom 4. Juli rortgoMhrt. Ich habt», wo Jas Datum von dem der Kciiiscbrift
«iTwich , dos letztere mit dem Zusatz U». iu Klatnnier beigefügt , to «ie öbet^
cinstimmteo. das Iinhim ohitf« Zusatz nngeg^'Vien, für die Schreiben, woloho
IQ (li*r HeiDscbrift fehlen, dies in Klammor angemerkt. Im Uebrigen ergaben
sich für die vorhe^ceudo Uitteräui-tiung alle wictitjgereu Data »uk dorn Frotouull
nder dpn gcdnifkten Quellro. soilajw veitere IJnteniuehuDg sich erübrigte.
Doch dürfte dio Notiz für die Verworthung von Coiiioo der hessistrhon Berichte,
^ gich *»twn oiif andern Archiven vorfiindcn. von Nutzen sein. — Im Fnl-
gRodou wurde für diese beiden Quellen der Zu^at£ Hs. als eatbehrlich fort*
gelaaa«D.
40) Anm. 23, No. 2.
41) ib. No. 4.
43) Sebreiben der Goaandten an Phil. Augsb. d. 24. Fftbr. Neudocker 1
^ 100 ff.
43) Aom. 33, No. ß.
Schweixor für das beste Mittel halte, die Spiiltun^n
und unterbreitete seinen Plan Melanchthon zur Bef^uüK'htun^. Der
beleidif^t« und entmntlii^te Mann ^ab ihm weni^ Hoffnunf; auf
Eifalg von solchen Mnssrep^cln: er meinte, trotz aller Mühe würde
jegliche protestantische Synode von den Schreiern und Condem-
nauten gesprengt werden, weil bei denselben Nichts vorfange imd
kein Fürst die nöthige Autorität zur ljeitiin|tf der Vorsamralimg
besitze. Doch versprach er das Seinipe zu thnn, falls Hessen,
Pfalz und Württemberg eine solche Synode zu Stande brÄchten.*^
Dies genO^^e dem Lundprafon. Die mangelnde Autorität hoffte
or durch persönlicho Verständigling: der Fürsten zu erzielen. Er
legte Johann I^Viedrich auf oiner Zusammenkunft den .Synodalplan
mündlich vor. Juliann Friedrich seinerseite, der bei aller dogma-
tischen Schroöheit doch stets den Anschein der Versöhnlichkeif
wahrte, erkliirtc sich henMt zur Th^ilnahme an einer persönlicheu
Fürstenzusammonkunft, auf der man sich vorläutig j-o weit ver-
ständigen sotltf, dass man gegenseitig Vertrauen fuss;e und deu
güUm Willen zur Vereinbarung einander darthue. Auf dieser Zu-
sammenkunft sollte darm eine protestantische Synode, dorh wie
es scheint, nur innerhalb der deutschen Protestanten verabredet
worden.
Da Kurfürst Augusts Widerstreben gegen neue Convente
hauptsächlich ja In seinem Misstrauen ge^en die Emestiner wur-
zelte, ii^dete der l^mdgraf mit dem Horzug auch hien'ou und fragte
iJm, wie im VoijaJir seinen Bruder, aus, ob er nicht etiAa unbe-
dachte Aeusserungeu getliiui, die dem Kurfürsten Venlacht ein-
geflüsst Jolianii Friodricli vt'ruahrte sich hticlilichst dagegen und
versicherte, nie nach des Kurfürsten Würden oder Land und
fjiMiten gestrebt zu habi^n. Jjandgraf Philipp berichtete dem Ijetz-
teren, dass Johann Friedrich ihm hei der Unterredimg einen sehe
günstigen, hofliiungerweckenden Eindruck gemacht, theilto ihm mit
welche Versicherungen loyaler fieainnungen gegen don Kurfürstoi
44) Phi). na d. Riithc d. 1>. März, Netidccker ] p. 193. (Er will, fmroi
or aicli »ntschliesst, die Absiuhtea von Kiu^ifalz, WurttemlMTg and Zw»'|
br&chen kennen U.>nieii; doch scheint ihm das lieate Mittc^I eine Synode aU<7r[
evangfllifichen Stünde iinttr Zuziehung dr'r Scliwrizfr.)
45) Das Solircibeii PhiUpiK* liegt nicht vor; der Inhalt ii»t prsiohtliet
aus der Aatwf>rt Melonchthrma vom 20. MSrz in Tezelius' ebristUchen Con-
sUieu Mokuchthoiis p. 619ff. oder corp. ref. IX p. 77Bfll
Vierter Al«chiiitt
89
I
er ppjrebon, um] suclito )l<^n Iz-Utcron für dio Ziisnniinpnkunft,
welche Jiihunn Kruidrirli vor^fwt'hlapf^n, zti gewinnen, vermutlilich
um «uf diesem Weg eudlit-h duuh zu der Oeueralsynodo au ge-
hngpn. *"
Der Kurfiirst seinerseits hnttp nnterdeesea schon einen völlig;
andern W<'jr eing<;sc*hla^^'n ; er hiiOt ^nau an dem Prur^mmra fest,
welches er mit dem Kurfürsten von Brandenburg entworfen, al«
Herzog Oiristoph zur Vereammlun^ in Pfor/lieim f-inhid und
dum weiter befolgt, td» es si<'h um die Coufereiiz in Fulda han-
delte, nfimlich, den frankfurtischon Keces» um jeden Frei» feKtr
zuhalten, und auf keine Versammlung t-inzugohen, auf welcher
die GejS7»er desselben zusamnieukommiMi und das Wort er^^reifen
könnten. Er Hess daher kurz narli Anfang; ilfs Keiclistages bereits
bei den Gesandten der Recessfttfsten faeautra^en, man möge zu-
nicbst Diejenigen, welche den frankfiirtisclien Recess noch nicht
angenoramen, zum Beitiitt auffordern.*^ Nachmals wurde dieser
Antrag durch die Erklänmpcn seiner Gesandten und seine Briefe
»eJt<Fr ausgeführt: eine Erläutenmg dunkler Stellen des ReoesseB
wollte der Kurfürst zulassen, doch sollte man sich wenigstens mit
der Suhatanz desselben einverstanden erklären imd von den Con-
dcmnationen abstehen, bevor man zu einer Versammlung sehreite.
Auf dieser sollte dann die Verständigung im Einzelnen getroffen
Und darauf einhellig zur Publication des Kecesscs geschritten
Vrcrdon; wären aber die (iegner nicht zu gewinnen, so sollten
«Jie Unterzeichner des Receases die Veröffentlichinig (dme Rück-
sicht auf die Dissentirenden dennoch vollziehen."
46) Phihpt' IUI August, d. 2. Apr. Beil. XJI, vgl. Beitr. Note 246,"1.
47t Kiltliä tut P)iili|>i^ Aiig»b. dnn -I. April. fte»tcni hnlnm dto knr-
cAohsischeii fiesandten «11»' Ständo, welidie dpii frn!ikfurfi>*<;hpn Kflr<>88 an-
geDomfnen zu sich orforticrt und tbncn orklArt. ihr Itirrr sehe für gut au, dosit
auf dem lieiRbstag verhandelt wßnio: wolr-hiTinossrn luit dem OsandtAn df>rr-n
ITtrrn dto ßecoRS noch nicht aogDDommen zu handeln sei, doniit sie os gloicli-
fall;* thiin, und wan dt-tthalb weiter für gut. anzusehen soi. Sh> bitten um
Instruction. Wie das Prulokull iztim 3. April) meldut, bcst'blos.H mjui mit der
, JBerathung nnch zu vortiohrn. hin der Artiki'^l wh dor Helipoo im Rpichsratb
BinigermnAsi^n crlfKligt i%i, dnmit man erst sehe, worauf dieiw Dingo lunAusIipfeD.
48) Di*> pfii]?.i.si;hon Rüthc an KiirfurÄt Friedrich, don P. April bei Khu-k-
hotm 1 p. r>4. AUjfiist an l'hiUpp, den 2. Mai BfU. XVI. Die kiinUit-bsischon
^Oenodten zu Augsburg nn "SVülfgang, dt-n 18. Mai KuglorTl p, 144. Ufi. Di»;
rächen Itjithe »cbeinen über die in dicsea Stücken ontfanltnen ntUieren ßc-
[stönmongon deit kurHiicbHis<-hcD Programms an Philipp nicht berichtet zu halmn.
m
Vierter Alischmtl.
Der T^n(lf*raf hatti? von seinen RätJien nur cifahron, «ins*
Kiirsacbscu beantrage die ausserhalb des Uet^esses Steh(.'ndfn zur
Annahme zu drangen;*^ dann tlieilte Ausist ihm als Antwort aiif
seinen Vorscldag^ einer pereönliohcn Zusammenkunft mit, dass er
die Anerkeunun^ des Recesses zur Vorbedingung jejj^licher Ver-
handlung auf Versiimmlungen mache. Er wies darauf bin, dass
Johann Friedriehs Gebahren vom frank fnrtischen Abschied an big
auf das Confutationslmih nichts Anderes bozweeken könne, als
die kursiichsisohc Kin^he, und zwar gerade diese vor allen andern.
ohne ersichtlichen Grund und ohne Consoquonz, vor aller Well
als abtrünnig anzuschwärzen, und meinte darum das VortraiieaH
zu seinem Vetter, welches der LAndgraf ihm einzuÜössen suchte,^
nicht fassen zu können, ^'un sprach der Viirsehlag Joimnn Fried-
richs und Philipps jy^ar nicht von du^raatischen Vereinbaningen
auf dem proponirten Füi-stenconveut, doch sollte daselbst eine Ver-
sammlung zum Zweck i-eligiöscr Verhandlung vorbereitet werden;
im Hinblick auf dies letzte Ziel erklärte der Kiufürst: bevor vott
der Gegenpartei die Condemnationon eingestellt und der frankfur-
tiRche Abschied mindestens der Substanz nach gebilligt worden,
würde jegliche Zusammenkunft vergeblicli. ja gefährlich seiiL***
Unterdessen warb auf dem Reichstag auch Herzog Christoph
durcii seinn Kätlie wieder für einen persönlichen Cenvent, wuül
in <ler gerechten Besorgniss, das von den Kursachsen proponirte
Verfahren werde die Gegner nur abschrecken; er hatte bereits die
Zustinmiung des Pfalzgnifcn Wolfgang erhalten und wandte sich
um (lieselhe Zeit als Kurfürst August brieflich mit seinem Plan
an den Landgrafen.^'
Dieser seinereeits behante dem KurfUreten gegenüber aul'
der Nuth wendigkeit einer baliligen personüchon Zusjunmenkunfi
der Fürsten: mit Hin- und "Wiedei-schnilMJn sei Niehts auszurichten:
würden die Fürsten selbst zusammenkümmen, so würden die G«-
mütlier viel besser zusammenstimmen. Auf der Zusammenkunft
sollte eine allgemeine pwtestantische Syuddu beratiien werden, aul
der man mit Besonnenheit versuchen müsse, Alle wieder zu vei^
einigen: sonst würden bei einem dereinstigen ConcU der Katho —
49) ßfithe an Philipp den 4. ApriL ^1
50) August an Phdipp, den 13. April Beil. XJII.
51) KugWr II p. 143. Christoph aa rhUipp, deu 14. Apnl bei Hoppe X
p. 332, 3.H3.
ViprtiT AbacaiDitt. ^^^™^ Ol
ÜkiMi lue Pmtfstaiiteii ilirc Zi'rfnhrenlieit vit'll^'icht schwor biissen
/nüssoii.^* Df'in JU-rcop von WürtUmber^ gab er domgpiiiiiss seine
Kinstimmiing zu erkennen, re^te aber zugleich an, ditss man xxi
dorn Convont avieh Theo!op:en railbi-ingt'n, sowie die Grafen, Städte
«nd protestnn tischen Eidgonosson einladen sulle. •''=' Die Antwort
auf diesen Voreehla^ blieb hinge ans; inzwiselien erfand der I^and-
fj^raf den Kurfürsten von Sachsen uunaoJigichig. Er ging nun,
'%vahrscheinUoh aus Furcht, dass die Verband lunj^i-n sonst stecken
bleiben möchten, auf Äufjusts Project ein, bedang aber aus, dass
man die Einwendungi'n der ticgcnpartci gcgon den fi-ankfiirtiaciion
k'cesH nnhiire und denselben den nöthigen Besserungen imd Er-
läuterungen unterwerfe.''*
Der Gang, deii wäJirenddeni die Verhandlungen auf dem
Reichstag nahmen, zeigt, dass es ganz richtig gewesen, Atignstjt
I Vorschlügo niclit völlig vun der Hand zu weisen. Üie Ausgichten
für eine Synode, wie sie l^ndgral Pliilipp wünschte, und für eine
peraönliche Ztwonimenkunft der Fürsten waren bereits völlig go-
8i'h\vuudeQ. Ü<« I^ndgrafen Vorschlag, die Grafen und Städte
Deutfichlands. sowie die protestantischen Eidgenossen zu einem
P-Ctinvent der l'Hlrftten hinzuziehen und ailerseits Tboolugen niitzu-
hrinpen, war dem Herzug Christoph theils zu kühn, theils lief or
gegen seine r<;ligiösen Anschauungen. Er schlug ihn aus, weil
viele Kürsten und Stünde den fnuiklurtischcn Absciiied noch nicht
Zugenommen hätten, weil auf die Städte nicht zu bauen sei^"
i
52) Philipp au Augiutt, den 10. April, ». B<>iL XIV.
53) HeppA 1 p. 333. Am Hollinn Tag (23. April) instruirt rbilipp seioe
^ftth«: «e snllrn narh allen Kräften einen Conveot der KurfiirsN^o, Küreten,
&9tftnde und StJtdte der augslnirpi«ehen Confessioii b'^rordem helfon; nls Ort
«H^liDB aw Frnntifurt. Schiitalknldon. Gelnhausen. MnhUiauBeD o^ler Xaunilmrg
'VOCKchlageti . Uh iliin iiiidi-r«! Ort«' iiictit gfleKi'H simj. Bei Ucrzug Cfamtcph
Stollen öi« siuh t'rliuudiK"n, ob nur die Kur- und Fürsten odf^T auch die Grafen
und Städte hinkommen Bollen, ob di<> ZuKtunnu^nknmtiienden iliro Theologen
mitbririgeD und üb AUüh Zürich. Hasel ^ licm und andere >«vaDgoli8ehe Orte
«ngeUden werden sfiUen. Christoph an Philipp. Augsl». d. 3. Mai (Hs.) vcr-
stdüebt M'Ino Antwort, weil clio Berathungen der A. C V. auf dem Keit^hnttf;
noch kein Besultat ergelten haben.
54) August an PltUipp, den 2. Uai; Pbili|)[i an August, den 13. Mai,
«. Beil. XVI— XVIL
55) Rn liozitiht sieh 6ie^ daraur. dans die Mehrzaltl der Stadto sivh von
den übrigen CV)DfeAsion.qver\vandtrn nbsi~>nd>>rto, aU diene den Beschluas Fasfiten.
-viedenuQ g<?nioiiuichaftlich auf die Freistellung zu dringen. — Kluckhohn
92
Vierter Abschaitt.
mdlicli, weil man mit don Schwci/orn im vii>lon Dingen imwmg
sei, namoutUch Culvinus giuiz iint'rbürto Ix'liron vim der PräHesli-
nation und im Artikel tod der Dreifaltigkeit liabc, deren Ein^^
dringen im württembergischen Land dem Heraog genug zn sohaff«n
mache. '^•^ Auch bei Andern, vielleicht mit wenigen Ausnalimeo,
hätte der Vorschlag des T<andgrafim schwerlich Anklang gefunden;
hätte man sich selbst über die andern Reden klichkeiten hiuwe^^f
gesetzt, so war die Furcht vor dem Verdacht des Kaisers und
der katholisclien Stände noch zu gross, als dass man eine Ver-
sammlung gewagt hätte, welche den Schein politischer Verhand-
limgen mit dem Ausland hätte enveckcn können. '•" — Aber auch
auf directe pi'rsrmlidie Verständigung ilfr Fürsten war keine Hoff-
nung mehr, denn die Kui-sachsen waren durclt conwquentes Fest-
halten allmählich bei Hei-zog Christoph und Pfalzgraf Wolfgang
mit den Furderimgi^n ihrfs Herrn dun-hgedningen; aiicli Hrnnden-
burg stimmte bei; »b, wie iiiun nach den früheren Vi-iiiun<iliingeu
vermuthen könnte, gleich im Anfang oder erst im T^nf der Bq^|
rathungon, ist nicht bekannt,^'' Mau hatte auch begonnen, in
dio Gesandten der dis^entirenden evangelischen Stände zu dringen,
damit sie in eine Zusammenkunft willigten, auf welcher man vom
fi-ankfurtischcn Recesa und dessen Anerkennung im Allgemeinen
ausgehen «ml dnrch eine zweckgemnssc Erklärung und Kmen-
dinmg desselben zur vollständigen Vereinbarung gelaiigfjn solle;
man hatte damit theilwelse Kifolg; sogar die herzoglich siicti
sehen Gesandten scheinen eine Zeitlang dem Gedanken nie
abgeneigt gewesen zu sein ; ob aber die Meinungen mehr als*
äusserlich übereinstimmten, muss doch sehi* zweifelhaft sein; es
olle:
eh««
licll^l
(I I». 67, iM) nennt unter denen, dio sich bpthcüigtfti Eisenneh. I>io hossisoha
Borichtf* geben zu denselben Namen noch Ulm, an Stello Kisenachs aber Isiiy i
rin EiHr-nat'h Landstadt, Istiy KMit-lisstadt wnr, int letzter«* ly^iart richtig,
llätho au rhili[i[i, dfMi 16. Mal (1{k. II. Mai); Pmloknll zum tO. M».
56) Käthe .in Pbtlit.ji. d. IM. MaiiKs. ll.Mni), a. Bdl.XVlll. DieAofr
der Kütlie bei Herzog Cliristo]*h fand dem J'rofoJjoU nnnh den lO. Mai stÄtt
57) hl oineoi Gittacliti-n des inomjneraolK'u fltiSAndtcn Jakob von Zitwitz^^.
da»4 August an Philipp sandte (h. Anm. TtO), heisst es: er, Z., habe vorj^ü—
schlagen, dass Schweden und DiinomarV zur Besi->iickung der Conferpnz ein ■
geladen wurden; miin habe ihm ahcr Ohinde ent^ei,'ei]geba]ton, aus donon
eioh überzeugt, daBS o» besaer untarlilBtb«, um beim Kaiser und Andern nicb."
Bedeukt-n xu erraten.
58) KUickh.l p. ÜB, 72. Kiiglprll p- l-l.'i. Bcü. XVIIl.
Vierter AbMlinitt. ^KK ^3
steht zu vermutben, dass bei der Optanten Revision des frank-
fiirtisohon AbfX'liieds Kursadisen und die mit ihm EinTerstandonen
fiel zu hart auf die U-liren des Kecesses (die ^Substanz" des-
selben) g-phalten, die Aiulera aber raelir als blosse Erläuteniiigen
verkn^ liaben würden; von der Seite Sachsen-Weimars wäre es
Am Kudi' wohl nicht ohne die beliebt© Forderung der Conderana-
tieneu abgcgoDgt'D. ^^
59) nZu Aogspnrg in causa tbeologioa gepflogene nndcrbandlung durch
Jscoh von Zitwitz im April anno 50." Uuil. zu August nn Philipp, Dresden
^deo ti. Jim! r>lt. Hb. ,Jo religion sachoa iist e» mit Pfiiltz. dcu Cliur und
eben s<Hibfiii4L'hen gesandten vcrK)freti'*: dosut die Fürsti-n und der Ab-
en OeRandtpn üi einem Neben abschied sieb einer neuen ZuiuimmenkuTift
IjiQer (?) Btänd«- üw A. C. im ITerlwt vcrgUoben hütten, and iasa man daselbst
[dea fniakfiutiiioben Absclüod hiftto vor die tLond genommen, deas(>l>>cD weiter
«rUirt, augirt und g^obessert. und du» derselbo also revidirt, stib»oribirt und
[Beben uder mit der auKsbufRisuben ConfeBsion und Apologie u. s. w.
'in oller Sfändv Xamen, tvelibe siidi zur aug^burgischen ConrettsJoa bel'enaeQ
«ad dieselbe unterschreiben woUti'D, bi-rau»gegeben würde, wie die augsbur-
SbKthe Courcj^isien rrn Jahr HO. Um Streit zwischen den Tbeologea zu ver-
meiden, müsse man in dem Abschied etwas Oewissca de modo et forma setzen;
dalirr wilrc gat zu besclüicssen: dass auf dem Tag die evangelische
Lehre in den Artikeln den fraDkrartischen Kocesses, wo dies noch
Hiebt geschehen, klar gestellt werden Holle und dazu gefügt: was
geschrieben, gelehrt und vorgegeben würde, geschehe es von wem
wolle, das wenle verworfen als der wahren apostohüobpn , catboliscben und
^ihristüchen I^hre der aug8burgi3t;hen Confessioa widerlich. Dies hat Der von
Uer Tliann Z. gegenülier sich gerallen lassen, and die württembergischen und
Varaichsischen Kktho billigen es auch. ()«>nn sobald man Namen nennte und
I'eTSOUDn verdammte uürdpu Parteien entstehen und dor Eine den Klliger,
<jer Andre den Angeklagten vortrcttm; darum mu.s?<, soweit es ohne Vorletz ong
•J«r göttlichen I^ehre gesohebon kaon, eine Amnestie gebnaoht werden. Ferner
kHt in d*<n Nebenabscbiod zu «etzen, dass man auf dem Tag beacliliesBen solle,
•yrie di'* Zanksindit dt-r Theologen gebiindj(rt wci-de. — ^Preussen halber, weil
iüofa der erklAii bat, hat mein bedenken um »o melir Statt. ^
Eb s«'heint also nach diesem Bedenken, das» die herzoglich sächsiscben
^<>t<Ba)idten einen Auepoblick bereit gewesen sind, auf den proi^nirten Modus
nnzugi-ht^n; dozii stimmt der Bericht dt^r pfitlziftohen Oesnmlten vom 'I. Mai
(Klu'jJibebn I p. Öti); hierfür aber war jedenfalls da- Voraussctiiiing, dn^s man
eine materielle Umarbeitung des fhinkfurtisohen rCee(>s.>;es Tomebme, denn als
man den SncbBen späterhin die Hillignng des Bc^esses zumuthoto, lehnten sie
diese ab (s. unten), obwohl man auob hierbfi niiht versäumt haben wird, ihnen
' die ErUuterung der unk1an<D Stellen zu prupcoir-n. Völlig unwahrscb<.-inli'-h
iat, dass sie wirklich auf di« Bf'e<-ieUo rfliidemnation der Set-ten Vorzieht ge-
Vii&tat haben selltfu. L'olirigens scheint es nach Pregerll p. H4fr., doas diu
Als Landgraf PliUipp erfuhr, dass auch Herzog Christop
der Meiuuiig sei, mau soliü auf allgemeine AnerkenuuDj; des Re-j
ceascs dringen,"^ zeigte er sich mit liccht sehr bedenklich,
fürchtete, man werde auf diese Weise den Dissentirt'nden Anla
liehen üher irnnacligiebiglifit und theologischo Heni«li«iic!it zn
klu^n; e» ivt:rde Kcheiiieu, „ala wolltHn wir den Aiulerii allen
einen Weg weisen in Saclien der Keligi^ln, dem sie glwiben und
folgen raüssten**."' Dann «Iht tTlüelt er von August <'in Schreiben,
welclios in seine eigen** Kiinlorung, da.s8 man der tifgenparti^i
Erläuterungen und Besserungen des fnuikfurtisrhen Recesses nicht
versagen dürfe, vollkommen einzustimmen schien. Wie mir scheint,
wareu ilie Fürsten doch nicht einer Meinung; August drückte sich
ülifr den Punkt sehr voi-sii'htig aus und vorlangte austlrücklidi,
dass der fninkfurtische Recess „bei Kräften** bleiben solle; wijc
mau die Wnite vergleicht, deren sieh Beide bedienen und Uire'
allgemeine Haltung in Betracht sticht, kaim mau nur auuehmou,
dasfi der Kurfürst sich im nichts Weiterem als zur Commeutirunj,'
und Apologie des üecesses herbeilassen, der Landgral' aber aucbfl
materiellen Einwänden gerecht werrlen wollte; jeticnfulls aber war
eine äussere IJebereinstimmung vorhanden ;'^^ auch ttrhellte si<:h aus
idi^i
bflno^ofa BJicbsisulien Gosandtcn übor diese ErwSgimgen naob 11nu£c Honch-
tAten uod auf tnn f^iitAcht^n dc^ FlnciuR hin itiRtruirt wurden, in Kii'hts naoh-
zugi'bcii; doch ist dios nicht fest zu be-stitiimon, da Uei Proger die nfi])er«ii
Zmtang&beii fehlen; auch wird dort Nirhta von dorn Vorschlag enrahnt, auf
Grundlagf dos fninkfartischcn Abi^cbicds zu vorhaudtdn. — Ob das oben aas-
züglich mitgothciUc Gutachten dcü pommeTsohon Ocsaiidton eine virUiiihc
lüobproi[istimmung mit der Alisichi Kursacbseiis, WürttemW'rgH n. s. w. aus-
drückt, ist wohl S(^hr zweifolbaft: die Worte welche sich auf die EmirndiniDg
dßR rrankfiirtiKchen AhHn.liieiU l>e;ii»bßn, sind doch wohl andprs zu int^rfireti
als es im Siiui Jener lag. Vpi. Aliscli. V, Atim. 30.
GO) RKthc an Philini, deo 16. Mai iBs. U. Uaij; h. Boil.XVIII. Vo
den näberun Ik'ätiiDinungeu iibcr dcu modus der Veihuudlung erhielt l'bilip
durch seine liüthe, wie; rs scheint, keine N'achricht; vgl. Aiim. 48.
61) fhiUpp nn die iidthc. den 22. Mai, B«ü. XIX.
62) Vergleiche FbiUiJp an AuRU.'^t, tim II. Mai (Beil. X\1I) mit
Antwort vom 22. Mai (Beil. XX) und nächste ATinutrkung; ferner Pbih^p
die RStho roa CnüJie], <l>eu 11. A^ihl (H:;.) „bedtiucht uns, da vielUrht (-twa
in sollirhcm FmnrkfurtiKclieu aliM:bii-'dt bt'^ntYeu, diLs besidiwi-rlich und Hra
mittel dar in getroffen kont worden, das die steiide dioRser religioti zu ha
bmeht, und nicht <lic sjAltung in den kirchou were, aurh die »iteodo, so
aolliuhun abbobiedt niobt fae^viUigt, fut^ichea dahin gebandiet werden koat
w
Ticttv Absohoift. 09
lern Sclireiben klürlich, dass fiir des Lnndgrafen ei^ne Plane auf
dem R<ä(distji^ knino Stimimin;,'^ war; er ergab sich also und suchte
den neuen W(;g mit allen Mitteln zu vurfolgen; er gub seinen
Geauidtmi die entsprechenden Instnictionen,** und l)enutzte eine
pewÖnJiche Zusammenkunft mit Johann FriedricJi zu einem Ver-
such der UeberrtMJun^. Er las ihm den frankfurtischcn Roceäs
vor und fragte ihn nach seinen AusBtelhmgcn: aus den Antworten
des Herzogs meinte er entnehmen zu können, diuis derselbe an
den positivi^n r-ehrfn des Rezesses Nifht.s zu tjiih'ln fimit* und
mir die Coudemnationon vermisse; er liofite daher. Jener werde
endlich nachgeben, wenn sein Schwiegervater, Kurfürst Friedrich,
gleichfalls in ihn dringe. £lr schrieb daher an diesen und bat
August, unterdossen mit seinem Vetter (iiMuld zu haben.'''* Mit
Johann Krio<lrichs Zustimmung waro nun freilieji die lluiiptfüurlit
dt>r Opposition gebioclien gewesen^ aber Philipp hatte sirh in dem
I
4as sie itien niinom«>n, floltn nohr ^tt unil nutzlichen fwin". Bei den An^i^^u-
tDnguu Toti (''ntKNWsiorif^i]. dio virlliMtdit di>r Oti{{i>n[iflrti!i zu iiiaclieii Hetun, mag
*ler Laudgraf an dio Adiaiihurn gadncht Unljen; v^^I. oben fi. 74. Aoin. 2B.
*xi) Philipp an August, Aldendorf an der Wcrra den 28. Uai, Hs.: «das
4ber E. L. nicht zaoDtgfgon , so jcmandts ein erkU-rung si.iUii;lt£ ai«cbieds bogert«,
das man den böro, und mit gutiem giiiDde hinwiddor beriuhtc a. 6. w. , gefeit
ran-* E. L Wdenken ganz woU.'* — An die R^ttio vom B''Uw!n Tng und Datum:
Schickt JhnfTi oin Kohreiben <1ps Kurfiirsti^n von Saohaen ^daa vom 22. Mm>
land seine Antwort. Aus diesen beiden Stücken und dnr Icstruction sollon sie
iluv Vertialtuugiiinassrcgelij scbopfim. (Id dun b(>ideu Briefitii wurde au^or
t^o protcstantiscbcn ElinuDgsverbiuiiiluiigeD aueb dies Verbalteo der Evange-
lisabr'n nur Filnloniiig finea Couuils oriirtprt.)
64) Philipp an August, don 17. Juni, Beil. XXII. An Friedrich, Cas.se1
den 13, Juni; Hs.: beriohtet vo[i «einer Zu»anim*'nkunfl mit Johann Fried-
rich. 8&iau» gt-wi&sen Vcrsohons bat derselbe im Tninkr. Koc. Nicbtü gefunden,
vnui Oütt oder der augsb. Conf. xuwidor wäre; denimuh hat er aus otlicheu
Vrwwhcu Beschwerung getragen den Rocüsa zu IjornUigeu. Da an »einer Eiu-
"willigUDg so viel gelegen, bittet der lAadgraf den Kurfiirsteo gelcgontlirb auf
einer Zusammenkunrt mit Johnnu Kriedrit.h davija zu r+Kleo. August an Philipp,
DTvsdou. deu 24. Juai Hs. Auf Juhaim Frifdrirhs Versicherung, das« derselbe
guni in gutem Vertrauen mit ihm, August, »ein würde, gieht er niilit \-ioI.
fiodtit vielmehr !«ohr b>>deul[hch, daaa der Herzog durt:hauR nicht in den Koness
wilUgL'n nuig. Philipp au Auguft, Zapf<ui)mrg den 27. Jutii, lis.: wünio Johimu
FniMlrieh gern nachmals zur Annahme des Kecci^si^s bewegen; bitret Augii»t,
WPDD Jener zu Zeiten etwa.*} vornehmen fwUte, was K'Sjer unterlassen würde,
Geduld mit ihm zu bnben und s^h nicht ilaliin ti{>wegon zu lassen, duaa
xwiscken ihuuu ein Unfriede entAtüude, in den tüeh Atidru miauben köuuteii.
Vierter Abfiphnitt
Herzojf verrechnet; derselbe verwahrte sich gleich nacli der Z
samiiH-nkunft eifrig dagcgeo, dass er irgcadwie Gruud zu der
liuffnung gfgfbeu haben sollte, er könne den Recoss nachmals
annehmen/'' Aussoi-dem aber verweigerte Kurfüret Friedrich ganz
t^nlsciüeden seine Mitwirkung zu dem kursächsi^hen Plan. Di
Kürst stand, als ihm im Februar 155« durch den Tod Otto Hein^
richö die Kur zufiel, den tlieologiscben Streitfragen der Zeit noch
fem; er bekannte sich zur augsburgischon Confeasion und hatte uiiB
des Friedens willen im Vorjahr den frankfurtischen Kfx-css untere
zeichnet, oluie zwischen diesem ItekenntJiiss und den neueren
RodactJunun der augsburgischen Confession einerseits, und den
s{>ezifisch lutlierischen Bekenntnissen, wie den scbmalkaldisclie^fl
Artikeln und den älteren Formen der augsburgisclien Confession^
andrei*sieits einen Untei-sehied zu mnohen. Unter d(.'U Theologen
des knrpfiil zischen Hofe und der Landeskirche waren sowohl die
stri'ng lutlierische ;ils die calvinisclic Richtung vi^rtreten; die Lagt
der Pfalz /.wisclien lündeni vei-schiedenen liekcimtuisseä, der vu
wirrte Zustand der pRilzisohen Kirche unter der Regieiiing Ott
heinriehs, der an Stelle eines tJemischs vun Kathobdsnius und
unvollendeter Refnmuition erst definitiv den Pi'utestantismus ein-
führte, die Duldsamkeit dieses Herrschi're endlicli, der bei der
Berufung seiner The<j]ogen vornehmlich auf Gelehrsamkeit und
Cliarakter sah , hatte ihnen ennöglicht, sich }iier zusammenzufinden.
Schon in der letzten Zeit Ottheiurichs hatte nun au(.'h hier der
Eifer des Lutlierischen üenemlsuperintendenten Tilemaun Heshusius
den Streit um das Abendmahl zum Ausbruch gebracht Johann
h>ie<Irich von Sachsen wandte, als sein Schwiegervater die Kur
überkam, von vondiereiu Alles auf, ihu zur Farteinahmc für das
strenge Lutherthuni zu bestimmen; er fand dabei Eraiunteriing
und Unterstützung bei Friedrichs fmmuier und klujjer fJattin Maria,
die dereinst un der Bekehrung ihres üemablä vum Kutliulicisnii]
zum ItUtbertluuu mitgewirkt imd jetzt denselben mit Besor
in einer zum Theil eifrig ciil\inischen, oder, wie sie sagte, „zwii
lischon^ Umgehung sah. Der Kurfürst aber war zu tief und ge-*
wissoiihaft ungelegt, auch zu niihien tiemüths, um sich in den
scJiwierigen Olaubensfragtm bei seiner theologischen Unfcenntniss
eine schnelle Entsctieidung anzumasson und ohne eingehende Pr
rera
3tt9
a'f) NvuOeckorl |i. ]»8, Iflfi.
ViRiter Abschjütt
97
kuR uiid eijifenc Ueberzouiaruu^ eine Paitüi zu verworfen. Obwohl
ein Mann von sUirkcm positiven Gloubonsbodürfiiiss^ tk'r oino iin-
bestimmti; Slellun;.'' — andere, sclieint mir, als Landgraf Pbilipp,
-auf liio Dftuer uiolit hatte erti-agen können, suchte er vorläuiifr
>lurcli Ermahnungen und Gebote Friede /u iialton und die Ent-
Kboiilimg d**r Streitigkeiten zu veitjigen. In der prüfenden und
iWurtendcu Stelluug^, die er iiuiiinelir einnidini, hatte er genug
m tliun, um sich der ZudringUchkeit Juhann Friedrichs zu er-
wvhipn; um so weniger konnte er demselben in seine eigenen Ent-
Khcidungen eingreifen wollen. Kr hatte ja auch das begi-eiflichu
IntprcBse. sich in den Augen des Schwicgoi-solmes nicht fortgesetzt
ontschicdener Häresie scliuldig zu machen, endlich aber mochte
er di'Oüiclben bert^ts genügend kennen, um z« wissen, duss man
ifan vergeblich zur Annahme des fratdtfiirtischen ßecessos drängen
würde."« Er hatte sich darum von vornlierein dagegen erklärt,
•lass raan die Annahme des Kecesses zur Vorbedingung der weitem
V'-rharidlung mit Johann Friedrich mache; er prophezeite, dass
'iiniüs nur Stönmg der äusseren Kintracht erfolgen würde, mit
^cJeher die Protestanten auf dem Reichstag dem Kaiser und dca
''*tlif>lischen Standen gegenübertniten. Als nun Christf'pli, Wolf-
?wg, der I.<inulgntf in ihn drangi-u, seinen Kinfluss bei Johuna
f^riwlrieh zu versuchen, schlug er dies rmidweg ab; er verwahrte
sici gegen die auftauchende Vermutliung, als sei er selbst mit
'l^m frauk furtischen Recess nicht melir einverstanden, erklärte aber
^^Kleicli : derselbe sei kein Kvnngclium , dos Jedermann un ter-
scluviben müsse, und da ilm viele angt^ehenc Stände noch nicht
"llervhrieben , und ein weiteres Dringen in diea^lbeu oder die
^ciisiditülose Publication des Recesses nur grössere Zwietrat-ht
2Qr Folgv haben würde, so könne und mö^e er weder in das
^ine noch in das Andre willigen/'' Nunmehr wies Kursachsen
■"O Berufung einer Confcivnz zur Schlichtung der Streitigkeiten
66) Klui^Jchohn, yi'i& ist Kurfürst FriodHrh 111 von der Pfolz Calvniist
^**ortcn? MGiH;hM»'r histori.M-lii's JalirluH-li IH(i*i. Di-rsfllio. Friinlrich dur
*^^«ttmo tftc i». :«IT. Ders. UmT.*!, No. 4, T, 10, 21.
«7) Klockhohnl, No. 33, 53, 55, 57, 63. Heppel p. 33Ö, 337, Friod-
'"* An i'bihpp. Augülj. d. 2ö. Jtiui si;linnlit xwnr: er wolle, vtvnu i-r wiwler
*"' Johauu Frk'dricli zusaiunicukommo, weiter mit deuiBcllicii Übet dio Aii-
"•"fn« do^ fmnkfurtiKflit'ii li('i;(*^fi**s vcrhaudehi; damit alwr wird die .Angf-
7
98
Vioi-tcr Abschnitt.
zurück und dor Reichstag oudoto, nicht nur ohne dass man sich
nÜher genickt, sondoni scllist dliiii' dass man sich i3ber die gpg^en-
seitigo StellimjLr der piott^tautisdu-n Parteien ri?clit klar hätte
werden könnon, Herzog Christoph und die Deputirten der andern
Recessfüi-sten, ausgenoriinien Kurtiii-st Friedriclis, liatten die wei-
marischeu Gesandten um Annahme des Recesses ersucht und
wai-en mit Entschiedcnlieit zurückgewiesen wonkm;*^" aber blieb
auch über die Stellung Johann Friedriclis und seiner Lande»-
thwilogie ki'iii ZwcitV-l ülirip, s(i konnte nui» duch ü!)er <iie Hal-
tung der niedrrdeutsrheii Stünde, die noch ausserhalb des Recesses
waren, nicht cnd^üliti^ urilieilen. da die Conferenz und der Ver^
such den fraukfurtischon Äbscliied für Jene durch Erläiiterunp
und Präcisirung' aunehmbjir zu machen unterblieben war.
CiS) Hopi» I p. 337.
Ffmfter Abschnitt.
Die gegenseitige Stellung der deutsdien Rpligionspaileien
nnd die VerJiüItiiisse des Auslumlds ImtU^i sicJi waliivnd des Reichs-
tages in den Au^-n der dcutMiitn Protestjinteii, soweit wir es
ilborcehen können, nicht eben za Gunsten ihrer Sicherheit ver-
■ioilprt, und der l''ortscliritt der Kreignisae bis in df'n Anfang des
Jsiiri'ü 1560 war gleichfalls nicht angelhan. ihre Gtmiither zu
'«ndiigen.
Nur eine getHlirlidie Kltp[M' Imtten die Citnfessioiisverwaiidton
rfftcklicb venniedon: der iiinorliolio Zwiesiialt des PnitestJintismus
''*tte sich auf dem Reiclistag nicht wieder öflenllloli nmnifejitirt.
*cijun im Beginn der Verhandlungen verständigte sich unter Füh-
■^^g Ton Kurpfnlz der grüsste Theii der evangelischen Stände den
*'*thoUso)ien g<:^cnüber aus einem Mumie zu reden und wie ein
•»ann zu handeln: auch die Gesandten der jungen Herzoge von
**ciisen nahmen an diesem Beschluss theil und erklärten im Auf-
Ifag ihi-er Herrn deren Zustiniinung; die AVenigen, welche nicht
"*nin Iheilgenonmicn hatten, whlDssen sich dotli thatȊ<ddich den
^»idera an und das Eiuveruehinou blieb last völlig ungestürt.
'^■©mc'inßam nnd eintrüchtig fassten die Protestanten in separaten
' ereammlungen ihre Beschlüsse und entwarfen sie ihre Eingaben.
Wie Publication der Acten des W'ovms*^ Colloqviiums verlief ohne
Milien neuen Ausbruch des protestantischen Zwistes; nur als man
beschloss, wied(!runi gegt'ii das Korthcsteheii des geistlichen Vur-
bebaltK zu protestiren, scldossen sich manche Stiidte aus; dwh war
flies von wenig Bedeutung. In den Verhandlungen, wt'lcbe man
mit der katliolisciien Partei über die Hebung der- Kirchensfinltung
pflogt stand wiederuiu die gav;se Partei fest zusammen.
Dagegen wnrde liurr-li eben diese Verhandlungen die Kluft
zwischen der evangelischen imd der altgläubigen Rcligionspartei
nbern)a1s weitei* aufgerissen, die gegc^nKeitige Vorhittcrung erhdht.
Der Kaiser und die kathidisi-he Partei drangen auf ein kutholiseli-
kin-'hliches Coneil tiach Art des vorigen Ti-id<'iitinuni; die Prote-
7*
stanto» dagegon fonlerti'n cinu Rt'ihi.' wm Gamiitioii für div TTa
piirli'-Uirlikcit, urlpi- violrai'lir für difi refonnn
Concils, welche scliou Gewissens halber kein Katliulik he^\illigfn
konnte, abgesehen davon , duas ihi'e Erfüllung den Umständen
nach unmuglicli war. Das Ende des langwii-rigen Schriften wodisels
und der Er<>rteningeu war, daiw der Keichsabschied ganz vom
Concil schwieg: Nun wurde zwar in doniselben AbscliietJ der
Keligionsfriede feierlich aufs Neue bostätigl, aber dio Mängel dieses
Friedens waren im Lauf der Jalnv ntclit gebessert worden; eben
auf diesem Keichstag traten i^ie zum ersten Mal recht eigentUi
grell in die Oeffentlichkeit Nicht mir dass der Bestand des geii
'^
lerntest angegriffen, vom Kaiser mit höchster Entsehlnsseaheit ver-
treten WLii-de: imf diesem Iteiehstag zum ersten Mid traten die
Parteien siol» mit langten Listen von Klagen über Bruch und Um-
gehung des Relif^icuisfriedens entgegen. Auf dem K<.'icli3tag des
Jahres 1555 liatte die katholische Partei zu den Bestimmungen
der PrJedonsurkunde über dos Kcformatiunsrecht der protestan-
tischen und iihortivlenden Stünck' siiwie über die Siispensitin der
geistlichen duriädiction in protestantischen TeiTitorien einschraukende
Clausi'ln diJifhges<'tzl, wt-lelie, nach ihrem Sinne ausgelegt, die
(imstliciikeit dt^r römischen Kirche, ihre Anstalten und Güter,
ja auch einen grossen Tlieil ihn.»r Jurisdiction soweit lÜe pro'
slantischen Territorien noch von diesen Kesten des Kuthtdicism
dun-lisetzt waren, im damaligen Be&tand geschützt hätten. Die
protestantischen Stände behielten sich schon damals im Stillea
Interpretationen vor, welrhc die Wirkung dieser Claiiscln zu nichts
maehten und intierhuih ihi\!r Ti-rritorieii Ihnen völlig freie Hand
Hessen; sie hatten dann bald Ix^gonnen, dioso Ansprüche rück-
sichtslos in dit; That unizusetzem Die katholischen Stünde riefen
gttgen solches Vorgelieii vielfach das Kammergericht an und im
Jahr 1559 schwebte ben'its eine Keifio von l*rocGssen zwischen
altgläubigen und evangelischen Ständen, in denen diis Kammer-
gericht vielfach den Standpunkt der erstcren vertrat In den Be-
schwerden, weh'-he die l'arteien auf dem neuerlichen lieichstag
dem Kaiser überreichten, wurde, abgesehen von vielen onrlem
Klagen, aufs heftigste mit einander gerade zuwiderlaufenden Deduc-
tioneu für und wider die Rechtmässigkeit dieser Prtnesse phiidirt.
Dio Protest4inton besciuildigten das Kannuergtuicht der Parteiliili-
m
Funftiii* AltHunnin
101
koit und vfrl)mf;;tpn, dats die Simiti^koiton über die zVuslepung
des Roligionsfriedens und die schwebenden ReebtsfäUo nacii dem
Wortlaur dos Friedens dm*cU den Kaiser oder eine jwritätisdie
Deptttation der .Stände entschieden w (irden: inzwischen sollten die
»chwebcnden Pn>cess<' suspondirt wenlen. Sie vcnnochten mit
t^csen Korderungon elx-nsowi-niir durehzndringen, als mit ihrem
I'wtest gegen den geistlichen Vurbehait.' Die Missstimmung, die
■ÜB äII' diesi'ii Differenzen envuehs, wani gesteigert durcli persiin-
udie Reibungen, die aus dfiii gegenseitigen Missirauen hervor-
^ingen. So hatte der Herzog von Württemberg einen Streit mit
''pin Cardinal von Augsburg, der auf dem ganzen Reichstag peiii-
,^'<'bcs Aufsehen erregte, und der herz(igli»'h sächsische (icsandte
■^*>erhart von der Thann erregte einen waliren Sturm von Ent-
''*i«tung Huter den katholischen Ständen, indem er dieselben in
*^>iier Bestrhwerdeschrift über die Person des Kanmierrichters die
1) Dio gro^'amiDO btitdüf Pai'teieu b. bei Luhenmtiiin \i. IT'iß'.; io aus-
'^'tirlicht-ra Auszug boi Hfiljcrlio IV p. 2« ff. Vg]. Kitt^r J}. (J. p. 22öfB, Au»
'^^^M Sühriftuculisol des Kaisors mit den l'ftrtmon 6ber die Erlodigung der Ora-
^'»%-tninii, dor mir fnst volUtfiodig vorlag, uod dorn Protokoll der liossiÄidion Gesaitd-
^•^o niöchto ich ow-h erwßhnon, daas ich dort vod den Procwson, iiiter n-dc!io
*^i« IV>le*tft(iteD steh beschwprten, nur einen im BoRfmdom angeführt fand:
^lirisloph VOD Württeuik'rg boklngtc sich über oiiien F'roccss iiiii datt Kloster
AlJKr^^ba^h, Wflclu-'o ^cin Cortisnu, Iloiarich .losteHeu zu Holim'* ge^wi ihn
^»)8g»4'riirht; hirr hondcltt- os sich altT nicht um den Rcrhtsfall selbst, son-
*l«'ni um d(w Vcr&ihreu des Gerichts: Jostt-tt^n hatio den l'roceas io Rom
niigeetrengt uod das Kammorgerieht ihn vod dorther übeniotniueo. Der Kor-
tünttonnitli und Fürstenratli be^iitachteteu leide , dns8 da« Ktiiimier^richt
n>mifrcho Proc^sse iiiidit annehineii dfirfi^, und, wio wir holten, erbot sii^h d^r
Kaiser, dio Niedcnjchlagunp di>r Sache r.u voran lassen. Im IVbrigi-n orllUrti'
aarh ivin ht'wischon rrolokoll d^r Kaiser deu [iroteslnnli-schen StiiDden noch
bü d«r letzten Bosi>rcchung in Sacb<'u der gmvaminn (am IB. August), daas
••r fiü-b Üb^T die Sachen, in donon dna Kninniergericht a!s jarti'üsfh anfirozogen
würde, noch nicht üu.s«ern Unno, weil ihm darüber noch Nichts in s[nt'i*'
ftUffezeigt lu»!. iErstt> Kosohition d«'8 Kais4Ts bolr. dif gravnniinn, Ix'honiuann
p. iDtt. Kingatio d<T prot 8lliiide vum 0. Juli, verlesen den T.Juli; kaiborl.
ReBolutioD, verlc«i>n den II}. Juli. Hingabe der Kntholikoti, deu ProtetttAuteu
dnn'h den Kaiser l>ßhJindi^ am i:^. August und Kiwidpranir der Kvan^lisehen.
Ib. — Protokoll dor tieenndtiMi ztim \U. Mal. 1. u. 12. Juli. VA. u. 18. August.)
— ffiuo eingohondo IJntoniuchung der Streitigkeiten Ub>'r die Ausfuhruiif; ttün,
ItoU^ODsfricdons und den SachvcrfiiUt der r-inzelnen Itechf-stJÜlc Dxi<tirt für
diese Zeit nicht; Vf. muss um Nnohäicht bitten, dnss eres nicht untomommon
hat dio Lücke nuszufuHcn , obwohl dies zur »h^erundetcn Daistelhun; des
Thomas gehüivu wördo.
Ä
102
Küoftr-r Abtwliuitt
„inimici fapitak*« et Ktrocissimi " der PrutcsUintcm nannte. Di"
Katholibou fordtTtcti (n-uugtlmun^^ und maflittm Miene die Qo^
rutliun^tm abzubn^L-lioii , bis sie dieselbe erhalten; die Oesrbäf|^|
des Rniclistflgfs stoi-ktc-a und drohten still zu strheu. Die augs-
burjrischen Ciinfossionsvenvamltcn >varen !>osonnen g«nug, die
Aeussorungoii di's säclisisL-bcn Rjitin's zu dt'savouiren; eine sehrift-
liobe Erklärung darüber stellte endlioli dou Frieden auf dem Roiclis-
ta^ äussorliih wioder Iier; bei alledem konnte der Handel de
nur büses Blut machen.*
Während des Reiclistafjes nun wurde der französisch -span
soho Friede geschlossen. Schon die Thatsachc allein, dass ni
S) üelwr dUi KoibuDgoii zwi»^cbcn dtm Herzog uiul ilrm ('AHinal
Bdtr. Note 204. TTebcr den Stixit der sSchsischen IVpaMilen mit dou katho-
lischen Stiindtm Buuhülti ^1I p. 455— 4u7. KluekU. I, Xo. 03, li-l. Uierzn
Doch Folgoüd-'s: am 15. uml 17. Juni waren (BuchoHz l. c.'l dio incrimiuirttJu
Schriften üiugercirht wordoc; in cineiti Schr^-UMxi d. d. 24. .luiit inc>ldt>a (li^|
hosHisühüu Gefiniidtön: soit acht Tayon wi im Kiiniteiiralh Nii-bts tm-hr vei^^
lioiidclt worden; dio Papisten woUou in Reicb.sRAchcii ninbt weiter forlächreiteii,
bü* sio den Handel durctigeführt. In der That verOTiL-Imet dfls hessische l'ni-
tokoll zwischen dem lü. und 30. Juni keine cintigo &itxun(; im Furetewatli
Am 1^2. Juüi üborreiuhteu dii* katholi sehen StiinUe dorn Kiü.wr eine heftigo
BesühwerdeBübrirt über die liorzwglieh skcbsischen Oos«ndtcti, nameotlieb Eber-
hart TOQ der ThaoD. Am 26. Juni fand beim ICurrürstcn von Pfalz, der am
32. in AugtittDfi; ciugetrfifTen war, cioo Hemthimg dor Coufes-iioiis verwandten
stAtt; in dorsRlbm verlangten dio hor^oglii^b sikhRitt<.-hon (ieaamiten, da.ss dio
Evaugoliituhcti für sio i?itisti''hcn sollten. Komiiss dein im Beginn des Keichs-
tages gofofistoD Bcschluss, <lass man in allen Roltgiocßsiiclien für eioeu Manu
»tehcD wolle; denn dio Angelegenheit sei Ketigionssocho. Den Ausdruck, wel-
oher di-n Unwillen der Gegnor erregt, könnten äß gewissonshalbor nicht tu-
ricknehmeii . weil er auf der Walirlieit berulie; ftosserdcm stamme er niubt
von ihnen her, ^ondtTn aus der ehemaligen Ketusationaschrift der nugshurgi-
aohen l'onfessiuus verwandten gegen das Tndontiner Coneil. Man resolvirte sich
aber; die Angelegenheit sei ohne Vorwiesen der Keligtensverwaodtou alleia
von den Sachsen hergekommen und keine Reügionssache. Aucb »et jene lioeu-
sationsst' hilft vor dem Keliginnsfriodon verfasst worden; jetxt al>er w»i dia
damals angezogene yeind>clintr lH<igr1cgt; darum sei es uiebt ratbhum, ^ich dtr
Saoho, ata eines rrivathnndcU, nnzunebmen. Han fassto eine £i'klürung ob,
in welcher die protestantinclien Staude dio Verantwortung für daa Vorgohen
dor Sachsen ablehnten, und übcn-eichte dieselbe am 27. Juni dem Kaiser, der
daraufhin wt^iter mit don kathnlischen ^tiinrjen verliandoUe. Da diese flieh
zufriedL'i Igest eilt erklürten, wiuxle am 2H. Juni der Streit oftidell beigelegt (a.
Bucholtz 1. e.). Handsehriftliirb: Srhrei(>en der Hütltö an Philip]), Aiigsbi
den 20., 24., 29. <R». 27.), 30. Juni; Protokoll zum 22., 24., 28. JunL
Fünfter Altscfaaitt.
103
iie Icatholirtclien iMiidite freip Hand bekamt-n, f,'enüj,'to, um wio
früher in entspi-echenden Situutioaoti die ProtesUtnten bange zu
stiimnen, namentlich da dor Fiicdensschluss nodi in die Zeit fiel,
in der man wiedor von nln*?m katholischen Unternohmen zu Gunsten
«ier Krben Christionis von Diinoniark spraoli. Mehr noch beun-
nihigte die GeniütluH* jcnor Artikid drs Fri<'don8, in woKhem dio
heiden Königo sieh verpflichteten, mit iilleii Kräften auf ein oku-
nieDisches Concil zu dringen: man fragte sic-h, ob man nicht etwa
üneli dem Concil vei«uchen werde, dasselbe mit Wnffeng;«»walt zu
Meqiiireü, und zerbrach sich den Kopf darüber, i»b neben dem
t'ÖPntlichen Friedensvertrag nicht noch geheime Artikel zn Un-
kosten dos Pnjtestuntismiis vereinbart worden sein möchten; Ge-
riiobte von sulchou l'"boniiikün!^n, dio ans Krankrtjicli herüber-
•'«mi'ii, uiUirten diesen Argwohn oder gaben violleicht 8t»gar die
"ÄUpt veranlassung dazu.^ Kun meinte man zu bemerken, dass
3) Wie schon ilio yrietii-'nsverhatnÜungen gleich ilcn frühi'rea (vrI. p. 24
^'»ni. ,*) un*I p. 52/3), norli mehr aber der AlwohliiBs des Friedens um! dor
'■^*ncils|««rai4rBjih dt-ssellKjn rjie llesorgniss der IVuleatautr» orregteu. spricht
"ch IiüoSk '^^•'^- ^u lifniork»n iM^ äan^ tt<-hmi damtiXn di-r Argwolin nuFtninht.
**** Könige müchtco uoWn dem iJffi.'nÜielit*D Vortrag gehoiino Verein Im rangen
ötH.r die Vrranstaltung des ('onoila, 8i>irG Kxecntion und die Kotzervorfolgunif
"^ ihn>ti lADdfD. ja aueh Untemehmiiugcn gegen doo fluawHfh^en Hn>tostan-
^ijius gctnjffi'n linben. gleichwie die sj»Ütei>» Gnschielibwi'hn'ihnnf^ vun einem
S^hciinen Nebenvortrog der Köni^o geredet hat (vgl. Soldan 1 p. *272;'«{). —
"^»ilipp schn.>ibt an Aufruft, i'oHS'.>\ den W. Fi'lir. 155Ö i\la.}: be'm Oberamt-
^Rxm Krinhart Schenk hat von Koi{Tf_mbt>r[; i'i'fithn>o, doäs zwischen dun krieg-
^^reoden Monarchen ein Anätnnd vun uinern Jahr gomMdit werden eolMo. Ob
dios wahr Ist. weiss Ph. nicht. .Sd smIUmi auch dio Sjonittr nnd WeUchon
Rljt raüi de> ConiiestabtrlB. tier ilzo im gefeniiTiUf^ in- lis( erniren "Inrniitt und»-
gelkHi, denn tcuUi:hon i'hurfurolnn nnd fui-steii ein jxiuket zu .schenken. Oh
WapolUeh» war, und wem es gölten, wirdet: die erfnning gnben.- — Ab-
■dnrftt TV Anm. 9. — Augntit an Philipi", Tsnhopnn den l^. April, Zettel vom
J4. April, 8. B«ü. Xm. Üiv Interpretation hiei-zu giobt August nn Phihpp den
2. Hai; s. ßtil. XVI. Vgl. ausserdem BeÜ. XIV, XV, XVII. XX. Die Be-
srirgni&s, mit der August sieh in dem letztgenannten linef sus.spn<:ht, iüt um
«o aurfiilleoder, als sinh eben danuiU dio verdiiclitigen Wer)iun>:4>n, hinter denen
mtm ein rnteniehoien Frankreich» nnd Spaniens gegen Diuicniark oder Däne-
mark und Schweden vemiuthote, ganz anders erklArtea; vgl donsolbon Btiof
■m SchlnsR. — Philipp an die Kiithe in Atif^shurg, Caswl ditn 18. Jedi (Hs.)
schreibt: die Stünde der A. C. sollen eine niotivirte Vei-wahmng gegen jedes
Concil einlegen, welches ilm-n berechligtco Bedingungen nicht ontspritht und
dioHcItio heim Kaiser aniiiingeu; sie nwiAS aber glimpflich gemacht und dahin
gcricbttit wenion, da»fe der Kaiser imd andn.> Iiolie Potentatt-n nicht auf dio
fünfter AI«choiit.
dir Kaiüor uud diu kHÜiulischcD Stände die verändorte WelÜagt.'
iu Hccbuung zögoa und neuen Mutli daraus seböp^n; die Hal-
tung clor Icatholischei) Ständo oi-sclüen seit dem tVifdon seliroffer
und entschiedener;' man glaubte zu sehen, duss der Kaiser neuer-
dings seiner Erbitterung gegen die Protestanten freien Lauf lasse. ^
Mciouog gemiben, dU; aitgsb. ronrossiocsvern-aotltfii suliontän lUs lichl uml
wollten überhaupt keio ConcU: sonst mücbteri die boheii rotentatua daraus
Ursach zu etwas Andrem ncbmeQ. ~~ Da&s viel Kaohrichton über rofonnatjoofi-
feiudücho I'lfiaQ der katliolisohfß Monarchen ans Krankn-ith kameo^ bestitigt
ausser dem oben aas Abscb. IV Citirten und Beil. XV auch ein Uriof Thilitipa
an August, in dem es von ilem virslorb<.'nen Georg von Keckeroile bei.««*: er
habe „befb'g^ zum I^indgraTeu und dessen Sohn Wilbelm gesagt, dasü grrisBo
PraktikoD gegen die Kur> und Fnr>ten dor A. C. vorhandcu sein soUton; auch
sonderticb, was ripr Kaispr deshalb \m Frankndcrh suehe» solle, und fernirr-
dor König I'hih|i|i und der von Fiankruk-b würden Deni von T/dbi-ingen Ihlfe
tbnn gegun Ditncniark iicd äebwedcn. (I'hiL an Aug., \>'olker&dorr d(m 17. Jan.
1S(!0. tis.) Hcckcrodo war QAeh Beendigung des Eriegcrt aus Frankreich zu-
rÜckgekebrt und am Ä>. Not. gestorben (s. Baitbold p. 323); in die ZwL^dicD-
seit falloD nl!><) din gedachten MilllutiliuigBn.
4) Auguät an rUiU|>|>, >\>8h<-u den 22. Mai. ü. Reü»mv XX. Die&c^ ; — — s
Schitouren sandte Phili|iit .seiiifm Hatbi^u in Aug)«l>urg xu; sie aiitwnrten darauf^ .^f
Augäh. don 17. Juni (Rs. U. Juni): was dor KurfürHt von Sachsen iiieldu. dit*'^^
Paiiisten seien nach ge.sehlo&Keuom Frieden zwiscüien RfmiiieD und Frankn.'ict^^T^
etwa.«^ muthiger geworden, i&t niclit ohne etse. Vgl. das Überoinstinimend^ _^te
Urthi'ü des cngliseheü Gesandten Muudt statt* ]>rt[)er» 1. u. Xo. 587 jtho paac—er-— ^
haa nmdo tbe Hisliops stuhbonter tlmn beforo, for thcy tbiuk to bave tboa^^SR
two KiDgs on her sido); äbulieh No. ti43, 824, 864. Grund zu dietwn Acuss^ci^^
ruugtiu gab bauptjificlilich wolil die Energie, mit der dio Katholiken auf t'^^Sa
Gonoil drangen und die Bedingungen dor TrotesUiutoa vmwarfen, doch wo^Ki/
aueb gelegen Üii.'h lleht^nimth und drohentie K<'di'n. Kiti l'n)h'sl.*int horte fi!»a
mal auf ditn Ifiiehütag einen Kiitbulikt-n iK'itn Wein au^sfiihrlich eröiiem, iv^r
man ea imfangen müsse, die FrotestanttMi wi'.'iiL'r äu unterwerfen. S. Kiui.=i-
bohn I p. 120.
5) In dem Anm. 4 citirten Schreiben vom 17. (i>) Jnni theilou dio hes-
siücben Gesandten weiter mit: nm Coi*pU8 - Cluisti - Fest hat ein jungi-r Uerarig
von Liegnitz, der in kaiserlichem Hofdienst srand, sicli geweigert, bei Jpt
rrocossion einen Tlironhimmel zu trngen. Der Kiiiscr bat darauf don £r-
horzi:ig Kart ilnniit beauftragt, und dem jungen Herzog, als dieser iluu bei
der Toilette die gow<)hulicben Dienbte tbuu wollte, mit harten Worten gesagt:
wenn er niebt beim katholischen Gottesdi«'LSt aufwiirler] wolle, &o brnuelie er.
dor Kai£or. -sL-ino Djeuhte überbaupt niebt. Auch bat der Kniia>r seiucm Gf-
ainde siivug verliiotun lassen, in lulbü]i.s<-bD Kirelien zu geben und einen seinor
Trabanten, der sich in einer solclien trauen la-ssen, sofrtrt beiulaubt, wotaas
ein Joder zu orkenneo hat, was Oemüth.s <ler Kai.scr in dor iJeLigion sei. —
Ks liegt dem SuUrciben ein Au.szug eines soloben des Herzoge von Wärtteni-
AbHohmtt.
105
Daüii kam, (lass ilor l^ipst don Kaiser imnior noch nicht aner-
kannU>; dieser seinerseits biitte am Aniunf; des Reic^hshi^es, um
ein fi'iiher ge^obents Vereprochen cnn2nUison, den Kiirtiii-sh-n Mit-
tbeilungen über die Uige des Streites gemacht imd sie um ihr
CnrnohtiL^a für den Fall, das3 der Papst weitere Schritte thue, pe-
' beton; neuerdings aber zog er, um den Handel zum Einschlafen
zu bringen, vor, ganz von demselben zu schweigen; es schien
dtbor^ als wolle er ihn hinter dem Rücken der Kurfürsten und
^Stände beil«i;en.'* Auch dies errepte bei den Protestanten zum
beil besoi-glirbc (^redanken. Der oben genannln Klierhart von
y
^rg «D H»ine Riithc bfi: Chri!<tt>i>h, UtMirg Krieürich zu Hrandonliurg und
der Hcrxog von Tthokli'filinrg (Job. AUtreoht) Imlioo sich Heini Kaiser für dcu
iUDgcu Herzog von lifguifz vf-rwandt; er ist ihtion üh^r mit fnislüfhen "Woilflti
bei^guet uod hat ihnoo nann'Dtlich vorgoworfen , sie vorführten nicht aüoiu
yßich und die Ihrigen, «ondcm aauh doü Kaiftunt und dor Katbolischcu Uutcr-
^anen, was doch nnlcidlicli sei. Die Itüthc hollüD dies den icursäcbsiscbcD
Qud bettäischon Kiilhcu, i^owio Eljorhart von der Tliaun mittboUon, donn der
lliffzog cmcbtot. d.iKS bei »fjU'btm coninilnatjonituih utid vorfalK-ndon Hand-
Itmgr^n pit Acht /,u gobcn sei; <•% kriniio auch iiirht 8<-lmd4'u, daits dio Ge-
Msndtea dios biiiter sich golat)Ki>u lirssr-n. (^Vnldfn den 7. Joni. Vgl. stato
papera I. c. No. 643, 794 (5); rorp. ref. XLV No. 3090.)
6) Ufilior den Vorlauf lies Streits ewiai-hen iCaisßr und Papst, s. Hoi-
niAnn, t^treit ptc. in don dcutw^hrn Forsfhiiiigcii V i». 3K|l(l. — Thihpp
»jchrciltt an fwino Kfithc, Cassol den 21. April: von ra'Oir als einom Ort Itomnit
ihm ghiultUcb z;i, dnss dor Papst in PraktikoD .sei, tias Koich dorn Franz^^son
auixuwondoo, den KaLsi-r mrUt zu liriiDi'a. Dies Gurücht kommo wühl nur
vt>xi don „rhib'ppüti-hon^ bor, „dio w ab»o praktlnren.'^ Es diiut'ht ibiu gut,
d«s¥ jHe einmal nn't Hr. Zasius redeten, und Sprüchen: dev Landgraf glaube
Dicht. da.w Frankreich Sub'hc-s fJiun würdo, obwohl der Papst es waoBC-lien
wfrdo, zwpill" auch niclit ilass dio dnutMcht-n Kur- und Fürston, fjdls dür
Papst dergleichen vomr-hmc". wedßv ihm noch Frankreich darin willfahren
würden; siv wünlen bei ihren IHichten und ^iden bleiben, auch dca Kaiser
und naeh dessen Tod einen seiner Söhno woit buber bei dor Krone sebon. ola
Fp.u iLreicU oder Spanien: wolle der Papst den Kaiser nicht krunen, so boUo
dipser sich nicht irren Inssen ; es seien zuvor st'bon ethcho Kaiser und Könige
flicht gi^knint worden und bätton doch wobl rof^iort — Die Rätho sollen den
'Landgrafen der Antwort dea Br. Znsius oder dos Kaisers sofort verst&Ddiseo;
üT giebt den Befühl niiiht ohne Ursach. — (Einn dän erwühntfn Zeitungen
äholiobn NachricJit s. bei Dn»ys<in, im Arehiv f. d. sAi-\\n. Ooschirlito, 1H(}4
p. 3tiH.} Dor obige Fliiof entspraug offenbar der Bcs^)rgniss, dor Kaisi^r miig»?
sich durch deriei Nachrichten bewogen lassen, die Aoerbonuung des Papstes
durch CoDcessionoa gegen den Keligionsfriedou zu erkaufen, und war bestimmt,
dorn Kaiser Yorlrauon zu den protcstontischcD Stünden cinzuUösscu, damit er
nicht nac^gel>e.
i06
F&nrter AlAtübuitt.
1
der Thann bphaupteto sogar im Bositz oiithcntisr-her Mitthoilungcn
über die Vcrhandlniigon zwisclien Kaiser und Papst zu sein;
setzte eine Aufzcnfhnung dnrspllMm in UmUuf, dio aus einer Kei
vom Papst aufjEfestoUter Klugi'punkto und FoixlcrungL'n und d
Aütwoti Frnliuands darjuif boetand. Nach tücsou Aoj^Tiben hätte'
der Kaiser alle Ansprüche des Papst(*s rückiialtslus anerkannt,
seinen lÜag^n gegenüber sidi im demiithigstca Tone zu. recht-
fertigen gesucht^ namentlich aber allo Conccssionon, die er dem
Pmtestantismus gemacht, mit rioni Zwaiiü: d»?r Notii und dem Inter-
esse der rüniischeu Kircho ciitschulrligt und erklärt, dass er den
Lutherischen seine Zusagen kciiiesweiirs zu halten, vielmehr ifl
Allem und Jedem sich ilora Pupst gohoi-sam zu imtei-werten
denke; das hcisst, um nur dio vornehmsteu jener Fordcrungo
des Papstes herauszugreifen: er wolle König Maximilian seine
protestantischen Gesinnung halber enterben oder nach Korn zur
Kirchenbussc sehickL-n; er wolle die Iiifpiisition in seinen Krb-i
liuiden und im ganzen Roich einrichten, allen Anordnungen, welchfl
die Tiiscliöfc im Namen des Papstes trafen, seinen Ann leihe
endlich :ille lutherisclion Füi"sten mit Güte oder Schärfe zum Gc
hoi-sam gegen den römischen Stuhl zurückführen. — Nach den
Stand unserer Forschung kann es kaum zweifelhaft sein, da
dieses Schriftstück tendenziöser Weise erfunden oder doch ent^
stellt ist; in der Aufrejii^nng jener Zeit aber verfehlte es doch
nicht gänzlich Kindnick zu machen. Kurfürst August schenkt
ihm keinen Glauben, der Ijuulgraf aber, ohnehin stets geneigt,
den ICrtiser zu fürchten, meinte, man dürfe die Nnchrieht nicht
in doD "Wind schlagen. Der Agent Englands auf dorn Reichstag
erhielt gleichfalls von dieser oder einer ganz Ühnlichen Zeitung-
Kmidc und scheint an ihrer Walirheit nicht gezweifelt zu haben.
Dieser war freilich auch ein deutscher Protestant. Man mag daraus
auf die allgemeine Stimmung der Eviuigclischen zu Augsbut;g
zurücks(!hHessen. ' ^|
Fast immittelbar nach dem Reichstag begannen neue Eini-
gimgsverhandlungen unter den Protestanton, die sich vom Sep-
tember des Jahres 1559 bis in den März des Jahres 15ö0 hin-
ziehen. Sie sind, entsprechend der Spanmmg der Gcmüthcr, unter
welcher sie begannen und sich ent\viekelten. dadurch ausgezoichoet,
7) B. den Änhnng über gofiilscbto Naclirichton,
[tin ihnen dan sonst vi>r(leckte politi»ebe Klemcnt^ dio Sorgo
TOI" ohiem Ix.Avaf&ieten Angriff dt.*!* Kutliolicisnius. der "W'unwh
Qndi Sit'iirnmg vor (icnisolben, neboii den tlieuli'pschen Kimings-
bwtrebungtMi zum Ausdruclc kam. Dio Fi)rte»twicklniig der poH-
tii>c!K'n Verhiiltiiisso während diT Diuipr der Verhandlun^i^en trug
nur diiÄU hei. dun pulitisrht» Wüiischt'ii das AVort zu vorsi'baffen.
Im Aushind soliien sich Alles drohender zn ^sUdton. Das neu«
R^'ffiiiicnt in Frankroit-h, von dem man ursprünglich eine 'Wm-
«iun^ der fninzösisfhcn I'olitik zu Onnstt'n des Pn'h'stnntismus
erhoffte, hatte die strengste kuthuhselic* liielitung c^ngi^ehlHgeii
iiwl nahm keinerlei Kücksiclit melir auf die deutneh-protestan-
ti«chRn Stünde.* Von dorn neuen l*iipst setzte man voraus, er
i^Bttle, wie er unter dem Kintluss der kittholischen (irortsmät-hte
gewäldl worden, den beiden kothoUsehen Kimigen so behilflieh
als möglich .^teiu, ein römisch- kirchliches Concil zu AVego zu
''rinci.ni, in dessen Dekreten sie eine neue kireiienrechtliehe Basis
fiir ihr Vorgehen gegen den Protostatitismus gewinnen könnten. =*
^^^io immer bezeichueud für dio ängstliche Aufmerksamkeil der
''»•■itestaDten sind die AlhinuDnclirirhteu der Zeit; \vm Octubor
'5.")9 bis in den Jaiumr 15i*iü lief wieder in versehiedeu artigster
^'^ftriation die Erzählung von einem Uut/^rnehnieu katholischer
^-•»^»ssnirichtB zu Gunsten T^>thringens gegen Schweden und Düne-
^'urk. oder auch eins der beiden Könign/iche allein um."''
Die Politik des Knisers und der krtlhoUsohon Stünde betrach-
*^en Viele unter der Nachwirkung der Reichstagsverbandlungen
^hi sohwarzseherisch. Man meinte zu sehen, dass kutholischo
Stünde Anlehnung bei den kathoUschen Monarchen des Auslandes
S) ßeitrü]^ Absch. VlII; onton Abscb. VI.
Ü) (.'alinich p. 34 uoten, 43 outco. Vgl Droyaon 1. c. p. 3S4/Ü. Christoph
meint^ indem «r ticm IjtndgntrL'n Zeitungen ülior dii; Pupstwohl ztiM'hit-kt, dor-
wlbo werde für einea frommea, gelclutcn, boldsoligcu, sittsamoa Mann go-
htbmt: die Zeit wtrde ps orgobon, „wir glfluhon es abor nit" |d. 1&. Jon.
a. 1. Ha.). Dio betrofTeude Zc^ituu^^ d«ni lutialt oach m suliUeföt^u eiu Kri«f
eines kaiserlich getänDlt?» Katholiken &□ einon pral/>stantisch<.'[i Füniten (Zatüus
an CfarthtnpbVt liisst erk<>nnen, dasR ^li^^ Watt] dos iion^n i'apstt^s vonichmlicU
durt'k den äpauiiichoti (Je&audtcu Vargiu dun;bgG!>ctzt wurdou ivoin 10. Jon.
a- I. Hs,).
lOJ OrtloffI p. l(14ff., im,f9, 210. Droyson l. c. p. 351/4. Boil. XXV
bis XXVIII. Die Zeitimg Cliriatoplis in Aam. lt>.
108 Fimftor AliwImitL
suchten oder erhofften." Amh fmnl man nach wie vor viol za
klÄ^on ühor schlcohlo lunehalfung uii'l illovale Ausbcutiiof; des
Keligionsfriedpns durch dio (ipfrner. Wio viel oder wie wenig
Bodoutung diesen Kliy^n Iwizult'gen ist, liisst sich schwer er-
messen, da sie nur in alifremeiner Fnnsung übermittelt Bind and
Hl CaÜDich ['. -1-1. Uober liio UasulU^t crwälititti linudlung zu Trier,
vgl. Ki'i>i»o I p. SlTilT.; SuiJhitff, C Olpviaiius uml Z, rrtitnus. Elberfdd 1857;
(Leben und auBgtfw. Schriften diT Vntnr und Ue^fTTiaJor der reforrairten Kirche.
Th. Vm» |). l'i— 5[t. Kitter D. 0. p. 220,1. rnten Anm. Iß. Es s^ei «ugloich
der verwandt« Fnll Aarbrus nrwiibnt: vom Reiclistag an» cntsnndton die prote-
stantlhclir^ii Stäiido auf Uitlmi dw Evangoliächcn in Aachnn den kui']iräl7.is<:))cn
Hatli Zulog<»r, uni den dortigen Katli zu t-i^uchen. ilnsä er den l'miofitanten
(iinu Kirche ciiirnumo, sotrin dun Herzog von Jülich, das» or dies nicht hindoir,
resp. der panzon i?tadt xn einer fbristlieht-n Kofontintion vorhelfo, s. Ileppe I
p. 321/4; Uaagi'D. Gfschi'-hte Aiurbens von stüiuen AnfuDKcn bis zur npostea
Zeit, Aat-Uen \S7^:4. Md. U [k 147 ff. Kitter 1). 0. p. '-"21/^. Vom Ablauf
Sfincr Mission ertstattel Z. Ik-rirlit in oinom Scbreiben an Fri*'drich III d.d.
Aagtihnrg dcu 3. .Tuli und i'inor nusfäbrlidion Kclatina an eeine Auflrnggcber
iltid. den (>. .luü., welL'bc Hangen a. a. 0. benutzt hat Z. meint., wenn der
Kath nach Kfififcn statt nai^h „tribus'- abstimmte, wÄm die Kireho bewilligt
vordoa: so erbioU er di"' .Antwort: dio Rtadt \<inno nicht unter allen Stündt-n
jener Gegend den Anfang mit cim-r kircliliebcn Neuerung machen. Er be —
merkt: da König l'hilipp und andere Xechbarn der Stadt sohen, welches Fcneai
durtli die Kefnmiation zu Aachen in den gesammten Niederlanden augczünde^^
vverdr-n wiirde, und dnss der Ort, wenn er prtttestantiscb würde, zum rcfugiut^
niiäcrorinu für dio kai»i':<rliL'beu Nicderlnade. Frankreich, Kidn, Lüttich un «
andre wt^rden tnüsste, so kann di-r Teufel nicht feiern, somleni dio ann^ v
Iveute erhiiltrn füglich vom Kaitier, König Iliilipp, Herzog von .lülteh und d(3a
anwohueodeu Pfaffen soviel Schreiben, dass fiio ganz furehtiam werden ur>d
Nichts wagen. Einige Bolohc Scbreiben (vom Kaiser. König l'hilipp und -iain
TTurzog vnn Jiilinh) sind der Kclatirin inwrirt; s. Haagcn a. a. 0. p. \-i~, l.'MA
Der Herzog versicherte dem (Jesauiitcn in persönlicher Audienz, er hange der
A. C. an, sitze aber m sehr anter den Wölfen, dos» er keine christliche Refor-
mation wagen könne. Vcbrigeus be&cbied er Z., dass er so wichtige Saohni
niebt ohne seine Ijündschiift zu entscheiden pllege, und daher bis zur l^-
spreehuiig mit derfieHien Alles nufsrhiebeo mtisse. — Er konnte dio dentsetm
Protestanten in dtr Tbnt nitbt unbesorgt la.ssen. dnss dio katbolistdien Kaeh-
barn im Westen des Keichs, die geistliehen I'üreton dieser ISogend and der
Kaiser dem Aufstreben der Keforniation in jenen Gebieten so entschieden feind-
selig gegonübertratcn, wie es sich in der Trierer und Aachener Angelegenheit
zeigt; es war daraus mindestens zu entnehmen, dass wpnn einmal ein Heno(t
von Jülich und Clevo wagte, sein liand ku refomiiren, oder wenn in diesen
(iebioten die t>age vom goistUchen Vorbehalt einmal praktisch würde, die
Entscheidung höchst wahrscheinlich den Waffen anheimfallen würde. VgJ.
Kf. Augufts Aeusserungen über ilio Intercession in Trier. Ih-il. XXA'^II, XXVIU.
TÜDftor AhschnHt
lod
es, so wonig iik auf dem Kvidü^tagf auch iiachmnis 7.11 olnor »-
Örtemn^ im Kinzelnou kam;''^ dass aber die EiTOfcuiifc boi vielen
Pre(est«ntt?a sehr pross war, kann nicht bezweit'ult wei-den. Rüsteton
f'inmal StündL*. dio dorn mit Argwnhn botriichtPtca Kreis acgohürteDf
i^ielieicht weil sie selbst wich hedn^ht fühlton, so gab es aifoi-t
Aengstliche. die einen An^nff vor <h'r Thür siilicn; wir hoix»D,
dase proteslantisohü Kittmeisler sich l)itti:'r bekhigti-n, man habt:
sk' mit Hüsseii AVoi*ten beschwatzt, noch für ein Ja}ir bei den
öfiakiscben Bischöfen Bestnllunp zn nehmen und für sie zu werben:
M werde dabei kein filück sein; der Berichterstatter meint, es
s*i gewiss, dass die l)ö^?n rfnfTcn etwas Scldimmes im Sinn haben.
f'ies war freilich ein Soldat von Beruf und vielleicht sehr nach
'frieg begierig; aber aiicli Fürsten nahint'n die Zeitung mit Sor^^e
'"iF." Besondci*s verdächtig ei>tchien die Srhut/tmiipung des Kutsei-s
"lit den Büddeut:schen katholischen Stätiden, der J^andsberger Bund.
^Jan f^irchtetn dt-nsolbeii um so mcitr, als damals Gnirabach und
'^*^ine Genossen wit-der (.'ine divhcndü Stellung »^iimahmen; tührten
''iose ihr UnterDchmen aus, so musstu der Bund in Thiitigfceit
'•"feteii; wir hören die Krage (»rürtom, ob er wohl nach Herstellung
'***8 Tjandfricdens einhalten oder nicht vielmehr die gesammelten
^tlx'itüiächtü benutzeil wtrde, um den Boligi(Hu*friedcu in Dispii-
^tion zu ziehen iiml umzustossen, woraus doch nichts Anderes
"^^^h Gewisseres zu verhoffen wäre, als ein allgemeiner Haupt-
^*ieg und unerhörtes ßlutvcrgiessen im Uvich. ** Dur Kaiser ii^airdo
12) Vgl. Auiii. I. faliuicli p. 44, :>iK
13) Allin-cht von Huscuborg ou CUriatoph vom 16. I)ec. ].">5Ü hcÄ Ort-
Viir I p. 196 (aui-'h lls.). Cbristoiih sandte dies Sohi-cit>cn dem lAQdgrafcn xa
(Btuttgart den 22. Dec. Hs.) mit der Ucmorkuag: Philipp wr-rdo zu sorgou
vissen, dass soine Lohen kI.'uIu iind Zugt-wutidtuu sioli niijht nnwerbca li<'Ssou.
Iter Landgraf bonibit.'T Ueu Horzug (Marburg dm IL*. Ulh;. Hb,): wegyii ian
*lobiii;ger Taf^va (s. OrÜoff I p. UU ff.) mid weil ^^^unb«eh sich durt allerlei
bodenldiolier Worti* vomehm^ti liis8(>tt, auch die KiltineiRter mphi-enth(!il5 um
i-incn R'^ilerdieost aogei^prorbeu , mwliti-n wohl dii; ßistihöro vuu liainbiTg und
Würzhurg sich dofoD&ive ^efa.sflt Diiu-hon; dam sio .selbst otwos vorhnheii, kann
or iik-lit glnubcD. Dagogon hielt Kurfiirst Fhcdrii-h, d''in obt'u auch aus
WeimAT NAclihirhton von , hoiniliclieo IVaktikcn- zugiiigou, ebeudioselltou W'cr-
bungeii Für oia Jfioicbon, ^dnss der GogccthcU nicht fciom wordc.^ Klu^^k-
bnbn I p. 100.
14) Der Bond wni-do voo Philipp und Christoph sebun wäliruud des
R«iobstagi!S Ängstlich luv il muh tut. Ks cumili^ii Naniincbli'ii voti KüKtutigt«»
dos KsiscTB und diT Itnnd bii-U IV>nitlHiiigrn wi'i^u iuittcbliul) droheiidLT
I
uo
Fünfter Abscltniü.
mit stotom Misstrauen beobachtet Setino Aussöhnung mit dem
neuen P^ist wurde vielloinht eber mit Begoi^tü^ als mit Bft^H
FriedooRstöruiipon. Illr-riclit der Kiitho an l'hUipp, d, d. Augsliurg d. 17. .luni
(Rs. 0. Juni); Philii)|» an die Hiltlie, llombrcssen den 20. und 23. Juni^ Hs.
Es orfriebt skh daraus^ doss der naf den 14. Juni nach Augsbui^ angesetzte
KundesUg (s. MAui-unhmcher H. Z. 50. p. 78, Notfi 2) na<*h, Hiiuch(?a verlegt
and nuf dea IH. Jtmi vonii-bdbeu wurdo.) Dir»eü Zu.-<iiiiuu;iiln^fruii war wohl
geciguet, ßenorgDtss xu onv«;ckcn. b(«ondci-s da maa daninls dou Kaiser (vgl.
oben p. 104, Aniii. 'n auch aus nndora Gründen mit Argwohn Iwtrachtetc.
nieichwnfal orfüliit man niclt, dasB der UoiHtand die Protesfantoo in emsto
Ilcsorgniss versetzt oder Alaruizeilungcn her\(irgerufeii hätte. Dagegen W-
ganncu die Evangelischen sich zu fürchten, fwbald Orumbach und die Seinigrai
%vieder von sieh reden machten, weil ein Angriff ilei-sflbi-n auf ihre Feinde
den liund in drr That in AVftfTeu bringen mussto. Auf dem KeichHtag hatinn
der Kaiser und die rheinisebcii Kurfiirstpu vergeblich zwischen GmDibaoh und
sciurn Oegaora zu vomiittoln gesucht fOrtloflF I p. 182 — ]S8|. Auf dem Tajr
zu Coburg (Ihid. p. 101 ff.) fordorto Orumbarh diP vonuunrocltcn Rittmeister
anf, ihm zur "Wiedererlangung dos Seinigen behilflich äu sein; ein Theil dor-
üelbi'ti, (dio Hessen unter Vorbehalt der EiuwilligxiTig des Landgrafen) sagte
ihm einen Keitenlienst zu. Der Landgraf unterbagte den Rittmeistern, vreld^^H
ihm darüber Wrichtcton, auf dos Energischste, liniinbaeh Hilfe zu leistt^n^^
aus seinen "WamuDgen klingt eine grosse Bcsorgnisg vor der Möglichkeit heran«;
dft.<w der landshergischo Bund in Tliatigkoit kommen könne; man hat wohl J
iilmliühe UedjmkeJi zu vormulhen, wie sie J [erzog Christoph hegte (s. im Texte; j
Orthiff I p. I!)l — IM). Wühnnid dieser Zeit liefen viel fierüclite über oia^
kriogcriscbes Uutcrnebmeu zu Gunsten der Krbc>n t^ristiems von Blincmarl^»^!
um, (8. Anm. 10); als aber Anfang 1560 wieder Nachrichten von Truppon^
vrerl-iungen auftraten, deren Zweck und Kriegsherr uubekauut war, und di'~ t
Coburger Tug in weiteren Kreisfn bekannt wurde, traten difse Hcsorgniss-^
wieder xurlii-k und man sprach voraehnilieh wieder von einem Krieg der ur^ —
raUigeu Kdellouto oder einem gemeinsamen Vnternchmen dei-selhcn und di.'^'r
Herzogin von Sachsen (i>tl(»If I p. 196 — ÄiS, 2U— 2i:-i. Zwei S<rhreibcn der
Kurfürstin Maiin von Pfnlz nn Johann Friedrich, Kluckh. I p. llti — 118.
Sehmidt n p. 7:^. Buchultz, Urkundenband p. 5(J7; vgl. UeitiiVge Anm. 243.
Unten Iteil. XXVI, XXVllI.), Diese ZeiluBgi'n gaben Christoph Anlass sioli
nuszuitprechcn, wie im Texte angegeben tS. UrtlofT I p. 206,7). fobür des
Idodgrafen Ansicht vom lan>kb>jrgt?chen I^uud vgl. noch unten Anm. 49.
Solehe AnsiM Innungen gi-iindeten sieb nur auf Vernuithung; Pliilipp kannte die
Statuten dtȊ laods bergischen Unntles gar nicht; Christoph wnKstr, dass sie
auf Krhaltung dfs Ijiu'I- und Ifc-tigioosfrit-dons» lautoten; sie hielten es abiT
für sGlh3tT'erstÄ.iidlir:he und dringende Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund, in
dorn fast lauter kntlioliache StSndo, nnd dabei viel Oelstlicho waren, st«ita
kathoUs'^ho Tendcnzpohtik treiben würde. S. PhiÜpp an August den 28. Juli
ir.GO; OhrisToi'h an Phili|ip den In. August l.''^W bei Neudeck er 1 p. 22rj/3.^.
Ebenso für Kurfürst Friedrich dessen Brief an Chrlst'iph vom 3. August IGfiO,
Kluckhohii I p. M4.
Fünftel' Alwchnttt
111
ruhignn^ vi>mommen; dass er an denselben nach der Wnlil einen
Boten sciückto. ontUvkte einem bmven Protrstanton den Ausruf
^was da gt-küolit \\ut\. weiss der liebe Gott: der wolle des l'apsts
und seines Haufens listigen Anschlägen wehren!"'^ Anfang des
•Jahres 1560, als wieder Werbungen, deren Zweck und Kriega-
\nrr unbfk.mnt war, dns Reich in EiTegung versetzten, lief unter
uiidtTii mich wieder das ttprüflit von r-iiK-r Allianz des Kaisers
mit den katliolisrhen Monarehen zur UntenlrUekung der deufo^chon
fVtestanten um.'* Alle diese Grübeleien der Evangelischen er-
rl3) Hans Ungnad au Philipp, rrai^h d. 13. Miirz 1560, Us. vgl Anm. 9.
16) Ortlnff I 1^ 21)7, *Jiy. KIiKtkhr.hn I p. 1*^8, Anm. 2. Stuttgart don
16. Jan. 1500 schickt Cliristüph ciiit' Zt-ituag »n l'hüijtp, ia der vurechiedone
0»«rüchte tilwr b*%'orRteheiiili'ti Kricfi n;ferirt wcnion. TuttT Andorni; ^80 solle
ll uucli noser Lorr der kaiser sambt den hischofTon bcimlich^a in grossen ge-
Winrben Min, und ist die sng, uuscr hon der liaiM'r maiiie durch soUlio ge-
^crbc auch dns kanigrcich Sübwi?doa villoicht seiner Mt. Boao dem FerdiDaiidun
-Zum bt!steii. etüicli aber vcrmaiBen, er worde di-n ungehorsam cttUchor furstcQ
»%ii die buid Deinen und dcDüelbea dt unuicb ficin Iaeim-d, aber damit di i^U-
Sioo inuneo ; so ist auch sonst an aodcm orten vit gewerhs. dnnimb E. F. G.
, lud andern C%ur und farsUin des reiubB sonderlichen so ttur sacb^o gcBosseo
L Qod mit dem tm^ezifcr oder unkraut dor pfiiJTeu und muiichcu umbstiinkot
W Weiiid ein gut und flt^tRKig ufr»(>]ion hoch vonTiiitc^n; dann der faniligon achrift
Tianh wcrdfr das iingnzifor odrr unkraut hIciljüD bis ati den juugMt«u tag; dor-
'W^en BO wurdet es uocb vil ungluck stiften: darumh mag ciu jc-gUohor zu
a«in(?m aoker dettt tleissjger »ohcn dniin den bisohoffen und prafTen sicttt
KiMii i^tzt an irem gnug an. dns sif< obca hinau» wellou: darumb hutmans haus
I «tfwt lang' {/nitnian: ilcr auf der TEut ist, der AVut'lisauic ; vgl. Grimm, AVur-
t^rbuch Md. IV). PhiUpp au August, Woikt'j-sdorf deu 17. Januar theill mit:
I von cin«r fiiiirtliclicn l'crsoii ist ihm angezeigt worden, dnss der Kaiser in
k' grosSAT Rewcrhung st«>h«, Rcilßr und Knecht« anznnahmen und gegen die
aagftliurgisohen CvinroasionsTerwandtoii au haiidehi. Ei« andrer Fürst hat durch
It^inen JCnth bei ihm vrerbon Uwieu: der Kaiser solle bei Phüipgi von Spauieu
Und dem Kutitg von Franknich dno Hotschaft gehabt hnbon um ihnen unr.»-
xt'igen, dass er in »einem Land der Ketzeret nicht wcliren könne, er nohme
denn oinon Zng im Goich vor, und dazu habe er ihre Dilfd bogehrt. Frnnk-
rdch soll darauf geantwortet halten : mit lauten könne er nicht Hilfe thnn,
er woUe abor Gyld geben. D'-r Ijuid^nif kann diesen Anzeichen, noweit sie
ilen KaisT un«) Kraukreicii ItoMi'n'oii , zur Zeit nndi tiirht vollkommen plaulton;
,OB ist aber nil ganz zn vi-raeht' u.'' Kluckhulio a. a. 0. tindet io «ien Unefon
Friodriohs dea Uhtten aus dieser Zeit keine Andeutung, daas derselbe den vor«
gpblirhen Plan der katholischen Miichte schon pekannt oder ihm Glauben ge-
M-henkt hjUte; es iKt glrii-hw<i}il nicht anzunehmen, da-ss jene Gerüchte ihm
unlN^kitnnt geblieheu sein .sollten, dn die ]>rüte?tau tischen Fürsten im Süden
uuü Wt«tcn hich dei^cii:hcu Zi-itungoü sonst nie vcrsilumtcu gcgvDstntig mit-
Fünfter Alsührntt.
scheinen» suwoit wir die Verhftlhiisse überrieilou, freilich
vage; alle ern.sten Gründe zur Bcsiirgniss wi(*scn weit mehr iii
die Zukunft als auf iinmittdbjire Gefahren hin. Wirkiirhrn An-.
1u8S zum Koj)fe(;rI)n*i;lien konnte von allen vcrhür}j;h'u Tlnitsieh*
damals violleicht nur eine ^eben, von der bisher nur unvullkornJ
mene und entsteUu^ NaohricUteu unter die Protestanten gekommen'
waren: nämlich dass der Kaiser und katholische Stünde uiit der
Gründung einer Liga zwischen den spanischen Niedorlandon uno
den bennclibarien rheinischen Gebieten umgingen; möglich da
diese Tliatsache mit jenen Zeitungen von einer Conripiration de
Kaisem mit S|)anieu und Frankreich gegen die Pmtestanten in
ui-sächlichem Zusammenhnng steht; im Uebiigen ist nur zu wahr-
scheinlich, daÄS, wie es sich für fiiihere und spätere Alarmnach-
richten nachweisen hisst, au der Entstehung solcher Gerüchte die
Krfindungskunst unbeschäftigter Soldaten, ptilitischer Abenteurer
und tendenziiiser Üipltimateu grossen Äntheil hatte;" wie dem^l
aber sei, der Krnst. mit dem sie aufgei loi nmeu und erwogen wurden, "
ist darum nicht weniger chai-acteristisch als Zeichen eines weit
verbreiteten <iefühls von Unsicherheit unter den Protestanten, ja
auch für die Feindseligkeit der ?itimmung zwischen den Parteien,
als etwa seineraeit der Eifer, mit dem sicli die evangelischen Für-
sten von dem Fälscher Pack dupiren liessen, für die grosse Er-
regung Ausgangs der zwanziger Jidiix\ Unter der Einwirkung -^
dieser Stimmung nuu entwiekelten sich die oben gedaditeu Eini— ^
gungsverlmndUmgen.
J
Auf lUe Misserfolge der Einigungspolitik während dos Reichs
tage« folgte eine kurze Pause der Erwägung. Herzog GhristopE^
war, wie es scheint, der schroffen Haltung der beiden Häuse^^
Sa(;hsen gegenlil>or, und weil rriedricli von Pfalz sich so en" 1
schieden geweigert, mit ihm <ler kursäehsist'hen Politik zu folger^ai,
endlich rathlos und in seinen Bestrebungen schwunkend gewardc?3i,
KUtheilon. Sollton nicht ouch dio Gorüt-hto von , Ui^imlichoo Piaktikcti cj«r
I^ajiisteu *■. welclip Friedneb im Aufaug des .TalireB l.ino aus AVciniar eroptiiif^
(vgl. KImrkb. I [t. 100, lUI/20) uti<l wi'klic ihn tlot-li gi^-htlich iiii:ht ganz 'un-
boKAr^^t liessen, mit den gedaclitf^n Zcituiigtm in ZuM)iniii{<nliari|^ »U'btfnV
17) Vj"!. uiitirn Anni. -lü und iIm- Zcitmitjcn FikrJiii'h SjUidts votti
in dem Anhang iibor gcfiiUi-lito Nnubriehtcn.
Pönftor AbAolinitt.
HS
zumol da sein vomehniater geistlicher Berathor, Johannes Breivz,
Villi woitorcn Schrittiu zur Herstellung der Concoitlie ahiicth.
Ohne einen Cünstantinus unter den Fürsten und einen Luthenis
nnter den Theologen, liesw dieser sich vernehmen, sei «uti^r den
'iokJsebeD juiifreTi Theologen kein Friede zu stiften, und weil
solche zwei Männer nicht vorhanden, so würde jegliche Synode,
sei sie nun j^Mieral oder üiwH'iuI. dii' Zwictraelit nur vergriissem.'"
l-aniipmf Philij)]) bekliipte seine gesclieiterten (*]iine, wandte sieh
»fit^er an MelHnrhthim. ho i -ich (et«' ihm iihrr ili*' viTlaiifiMHui Hnnd-
/ungen, machte ihn aufui'TksHni, wii- gefaJirilrohcnd dir Ijiigt' der
Zeil far den Pi-otoatantismus erscheine, und fi-agte abermals an,
ob er nicht einen Wfg zur Kiniglceit wisse, wohl in der Hoff-
Q*^ng, endlieli ein Uutachti'u zu <'rhnJten, das günstiger für die
t*rjlitik des energischeu Handelns lautete."* Melauchthons Ant-
, 18) i1iri»(o|ili an rbili|»|), AugHburg dm Äl. Juli 5!) (H«.) tiiigt Zweifel.
^HF***-^ aicbl das fiiclicr^te und Friodlicihxto hoi, wndLT d&A KiLühbiHche HiKl(>iikei>
r ^'Vai il(»n fnuil;furtia»;ln!n HorrÄ. noi'h (ins iViiirutütinnsluioli zw Ixianlworteo
I^^-Äcli einen roinent desbtjit zu henifcn. Kugler (II j». N2) nii.-int, dioses
^^^^hn'iU«ü s»'i die wor^iifttHc Antwort auf den he6?iiHC'lit>a Synwlalvorgeljlag
^^ ^kI Ktütze »iuli auf ilivi Ixii Sattler IV lleil. p. 157 uiit{;L>lli«Utt) Gutautitoo
^*^6 Bruitz ülKir tiyni)duD vom 18. Mai. Chrwldpli hatte aber borcits, clii'
^^ ilu's Guta''bti>ii erhiflt. dou h(!Msiächi.>u äyiiixlalplai) auf oigno üand ab-
^*>l«>hrjt loboQ ]). V*1,Ü) wülinrtui t^r damals dtni tl"daiit«.'n iiincti uvaagplisclirn
^^^ ünttein'onvönts ohne Zuzit-bimg der (irafen, dn- Städto ud<J der Srhwdixei'
*^^k:1i fcKtbiott. Nur auf snin Vr.*rhalten in diT letztem Angelegchbeit liat da*
-*^reiiz'sclie Gutachten noch EmtlaEs. Auch don FüivtunooDvout moint t-r nun
*«i ubigem SohnMboD widcrratbi-a zn inüswn; doüb ist or nicht ganz mit sieh
^iziig oder kehrt bald zu seini-o fnihorn (iodacketi zuriiuk. denn or i^b dem
^CM^lbOheii Kanzler Si:heni^r am Kutl).- di-s Hmob^tAgv eine fiir dm l^ndgraftn
^•stimmte Krlkrung {Ih.) ab, welehe angiebt da.s.s der Convrnt giseheiti'rt
%ef, weil Kurfürst Friedrich auf die Fordenicg Augusts, daiw der ftunkfurtiüichb
■XCeoees im Nanien der Theilnehmer verüfff'nt]L<.'ht n*ürdc. niubt hab« >.*iugehen
"XwwUvn, ir&bread er, Christoph, dio Zusammeultuiin für hoehnoüiwpndig halte.
» li<«3 zugleich den J^tiiigmf^n aiifT-irdern, dioselbi' noclunaln bei Kiinw-bson
au iKffiirworten uud veivpraeh, dass er und Pfalzgraf Wülfgajig bei Kuriifalz
^aaselbe thoo wollten. Den Hriuf vom 31. Juli und dieso letiEt'.fn? Erkliirung
^mb Philipii »^tneDi Vogt Krafft Spiei» zu einer Cuunultation Melaiubthun^ (s.
«liUdiät«- Anin.) mit untt-r dnr Ronierlcuiig, di*- lioidi-u i>chriflRtiii'kv witm i'Ui-
andor ^widt-rwiirlig* und er wisse niclit wie er .sich in dio Saeho Ächickon
solle. Uiornncb it>i nL>ch Kugler II [>. 141,2, 148 zu corngiren.
Ifll lustmotion für Landgraf I'bilipjw Vogt zu Ilasungen Krafft Siiieas
»OT Werbung im Melanchthun , vom IS. ^•\>t. I'mR Uommel UI p.'AV2. Auch
saamt den in fflEiger Anm. erutihnteu Ikülogen in Us.
8
114
Päafter Ab»c]inttt
Wort kiiinen wir mchl, ducl wissen wir, flnss er weit
war, sich liou Wünschni des Lrfindgruit'ii zu nöJiorn.-" lU^rzvg
Clmstopli^ (Ion iUm geapannti* Ijuge doch nicht hingcr rasten U«ss,
butto tiicb inzwischen längst seiner zeitwoiligeu UnentsddoicHi^ubeit
oder Ver/weitlunp am Werk cnlrissi'n und Hbormals die Initintive
zur Vorstandigiing. nicht nur der religiotnon, sondern auch der
politischen, ergTin*en. Syhon gegen Ende des Reiclistages erkläii^|
ur sich wieder bereit, für eitn-n pi'ot*\st an tischen Convont zu wir-
ken;-' ulsdann sandte er Anfang October den Freiberrn Hans
Unguad von Sonnegg an don Landgrafen von Hessen luid Kur-
fürsten von iYaiz, um ihre Mitwirkung für eine persönliche Zu-
sammenkunft der Fürsten zu erliitlen. Kine Theologi.'nvei"saram-
lung seliiiMi ihm iieuerrlings nicht mehr räthlieh; die Füi-ston sollten
nur ein Jeder vor dem Besuch der Confereuz mit ihren (>oliUscb4^|
Räthon und Theologen Rücksprache nelimen. Auf dem Conven^^
mlisstc man, — da man ja in drm positiven Ivcbron einig sei —
di&so Einigkeit bekräftigen »md beschlii'ssen, bei der bekannten
und erkannten "Wahrlieit zu bleiben snwie auf Reichstagen,
Concilien und andern GelegiMilu-iten für einen Mann zu stelieit'
Dies Einiguugswerk sullte im Kinzetnen befestigt und ausgebaut
werden dui-ch eine Anzahl specieller Vereinbarungen: man sollt(S3
eine norma doctriiiae aufstellen und darauf halten, dass derselbec
nicht ?uwi(ier gelehil werde, sich verständigen ob noch Roste vor
Ccremonien beizubehalt*m seien oder ob man diese abzuscbaffc
habe, andererseits, wie schon im ftankfurtischen Uecess bescIilossei^H
worden, die Lästerungen, Schmiihungen und coudemnationes pe^r^
sonarum abstellen; ausserdem aber suilt*^* erwogen wenleu, wS. «
man die französischen, englischen, polnischen, schweizerischen ui«.<|
andei-e Kirchen gewirmen und sich mit ihnen gottselig vergleichen
möge, wie <lon armen Christen, die noch liiu und wieiier unt:4^j*
dem Papstthum sUssen, zu hellen sei;*^ wie, wenn der Payist nnd
seine Anhänger eüi parteiisches Concil hielten, dagegen excipirt:,
protestirt und gehandelt werden müsse, und endlich — bierb
rba^
2Ü) UntDu bi^i Aum. 41/2; BeÜ. XXDL
21) S. Adoi. IS.
22) Es IcHDu nach allBin Vorhergübundon und Folgenden nur die riHiht — ■
Hohe Verfolgting dt-r protestantischen j^ravaniina uud dio fürbittliche Inttf — '
oession für die proti^tantiKeben riili^rthiuien katholinutior Fiiratcu dos In- ma^^
AiiMlandus gom*:*nit hcim.
Fanftcr AbsettnJIt
115
wird nnzweidotitig auf die Vereinbaruiij;: bcwafTiioton Ztisanimon-
8td)cu.>; hingowiuseii — wie man dagOf;on zu haudelu habe, wenn
dit' kaüiolisclion Pdteritnton sich der Execution des Concils an-
o^men sollten. Zur Motiviniiig aller dieser Vorschläge wurde
"lie bedrühti' Loge des Protestantismus, die Spaltung der augs-
burgischen Codft'ssionsverwandten vor Augro geführt und die Oe-
Wir recht Pindringlieh gennieht, dasa im Fall der Papst, Kaiser
orfer Andre Jene der Religiim halber anfechten sollten, ihres gegen-
^iägen Mis&traucns halber Abfall inid furchtbare Trennung ent-
stolipu möge.**
Landgraf Philipp* dessen eigenen Gedankrjn — wir sahen,
"^tts er an Melanchthon schrieb — diese Anträge entgegen kanion,
'^A«l Eurfüt^t Friedrich versprachen die Zusanimenkunft in jeder
^V"<«ise zu b«fürdeni. Nuiinithr braclite Christoph eine gemein-
^o^Viaftliche Gesandtschaft des Ijindgnifen, Kurfürsten von Pfalz,
'*'f»*lzgrafen Wnjfgjing und seiner selbst an den Kurflirsten von
'*'>»*.4;lisen in Vorwlilug, um d< n vor-aussichtjichen Widerstand des
t-«*:*tztcrn nachdrütJtlich zu bekämpfen. Die Fürsten gingen sofort
'■**-niuf ein. ausgenommet» Kurfürst Friedrich. Doi-selbe fürchtete,
^^»irftirst August habe ilui wegen seiner Haltung auf dem RHiclis-
•^^•^ in Verdachtj das Verfahren Johann Friedriclis zu billigen;
^Ä* Bchloss sich daher aus, iim August nicht abzuschrecken, wäh-
r'^^nd er die Gesandtscliat't im Namen der andern drei Fürsten
S'Xitiiiess. -* Die Instruetiun wurde niui entwürfen indem Wolfgang
**-Äi(l Philipp auf Christophs Aiiftorderung hin Entwürfe anfertigten,
^-ÄTid tThristoph, der zuvor auch bei Kiirfüi-st Friedrich Rath ein-
S^ii'lt hatte, dann mit Wclfgang die ©ndgUttige Fassung in per-
sönlicher Zusammenkunft festitoilte. Von den ersten Kntwiirfen
«-«unen wir mir den hessischen,*^ Sowohl dieser als die end-
23» Momorial für Hans Ucgnad; Stuttg. den 2. Oet. Hs. Vgl. Hcppo I
P- 338ff. Koglor II p. 148, H9. Tlnton Anm. 31, U.
2-4) Ueber diese Verhanilhingeu s. Hoppo I p. 34()fT. Kuglerü p. iriOfT.
''*-*'» kurzen ZwiHcUenfall, der \m Hep]>a (t. 342, Kugler p. 152 orwtthnt wird,
""ergebe ich aln nnwesf-ntlißh.
25) Iter Kurfürst von Pfals kam, kur» beror die lüBtruction endgültig
"^'f^b Wolffiaiig uu(t i'hristoph ausepirlxitot wunle, mit Li-Iütoreüi persönlich
^^**ainjn<'n und wurde dabei vun ihm fturg(>fordort, den hesnischen Entwurf zu
yntei-seicboon, Uappo I p. 343. In cinoni Gfiaammtsch reiben (Nördliogon den
7*- Jan. Hs.), in Wfli.!iem Wolfgaug und Cliri«toph dem landprafwi die fertig)'
'^struction rur Prüfunt; and Da«-Ii Bt.*Iiiidi.'n VerbeMSornug /.ii wthiiki-n, tlieilou
8*
p
flpültifTO Instruction scliriinki'n t\as ui'spriinf,'lichp Programm ffpreog
Christophs sehr t^in. I»er hesMischt« Knt^vurt' rodut nur von der
ßt'ilegUD^ düR ]jOhrstreits, Abstellung der hoftigen Polomik und
einer Verständigung zum Schutz des deub^chen Prot«t«t«ntisniu8:
ilio TiistniLtion tJint drtzu nooh die Beratlmn^ über das gemoin-
sanif VfrlialU-n der augsburjri sehen Coafessionsverwandton gegtm-
liber dem xukdtiftifron päpstlichen Coiicil; dii^gen Liess man die
Berjitinmp, wie den amieii Cliristrn unter dem Pa|)sttlum» zu
lielffu sui und wie man die auswärtij^on Kirchen pewimiou l((')aue,
ijüuzlicli fort, vermuthlieii um den Kurfürsten vou Sachseu nicht
scheu zu machen durch Vorechläge, welche bei seiner Äbneig^ung
ge^^n Verwickluiifi; in die Verhältnisse dt's Auslandes und seiner
V'drsirht lien katholischen Stauden gegenüber ihm grosse BrKk*iiken
einflössen niussten.
Der lastructionseutwurf Land'rraf Philipps ist sehr diarae-
teristiscli. -" Wiüderum wird hier vorgeschlagen, dass niclit die
Füi-sten allein, «(»ndem die Fui-sten mit den Theologen sich ver
sammeln »ollen: unter den Theologen selbst, mit deren Hlinwilli
gimg, muss der Friede geschUissen werden, den man nicht einfact _^zi
von obt'u lu'riib dictii-en kami.-' Nur die Voreiligkeit iler Geist^-^ —
liehen soll dui-ch die Leitung der Fürston in Schranken gehalte^Ki
werden. Zu diesem Zweck soll mau die Disputation über di^ <?
spit:sesten Untersehie<lo der I^^lirabstiifiiiigi'n ra«iglich«t fem, da. o
ganze Krörtening miigliolist aut'dniu genioinsajnen Lehrboden lialte
Man soll die uugsburgisciie Oonfesston auf den Tisch te^^n, dt^i
sie mit, dass diest'Ilio «au» K. L., dabei «ueb ties Cliui-fiirHtoii pralzgnivoc luic
unpiirm bwlf^ukHii" KUÄsrntneiii^etmi^eu sei. Per Laiitlgrar 1j>**s diö lustmction '
BOwio die goinfiiisam«? lioglauligiuif,' für die Oesnmlten in der iilwrscIiickt'.'O
Form muiidiroD, und Bchiokto boido Shicko unterschnoben Wolfgaiig udcJ
t'hristoph 7.U (Philipp an Wolfg. u. Cluist. Komrt)th dcu 5. Kt;br. lh.\. Vea
hesbisühca Entwarf 8. Beil. XXIV. Die <»idlicho Instnidion Caiiaieh p. 43?*-
Dio Xobeniiii^truction Floppi) I p. 345.
26) U-ider ist daä Scbhftstück Dicht im Einzelooii genau ausgearbeitet-«
sond«ni Dur llüulitiK skizzirt und sogar sülistisib unfortig; 2. B. ealhilt i
Aeust^onmg ülier die A-liapliora einoo nur »ur Flüt-btigti-it orkl&riiofaen Widi
spruub, uacb dem c» unklar bleibt, ob der Landgraf wirklich mointe, es t
vielleicht zm- Zfit dos Interims zuviel in den Mittoldingon nnchgogobea wordo».
oder ob er nur wüoacbte, da.ss man mitbigonlalls uid des ii'Viadens n-Üleu ii
der Fraxis der Corumonien eine OoncL'üwion macbe. Dd^gK'ichen vormisst niafl
eine AeusseniDg ükn- dun Abundmablftstivit S. BfU. XXIV.
27) Vgl oben p. 80.
t
Fünfter Ansohnitt.
Tbenliigen von Artikol zu Artikel vorlost'n und sio bei jedHn oin-
tclnen fra^on: Sfiil ihr dmiiit zufrieden? Diese Krage würde
dann bei den meisten Ailikeln allerseits bejaht woi-den. Bei ein-
wlnen Artikeln würden Kleb differentti Interpretatiimen ergeben;
»ber w(mn man durch besonnene Leitung der Diseussion die Tlieo-
'"ppn V4!rmögen könne, sieb gegenseitig gerecht zu werden, so
*iirden ae vielleicht auch m diesen verschiednen Interpretationen
nur vorsrbiedne Formulirun^en niatrnell ilbereinstimmender Mei-
"üDgon erkennen. Ks ist na<'h (Ut bigo <lor Stnitigkciten in
j''atir Zeit erstdittich^ diLss eine s<i)oho Atisfiihning nur im Alt-
gemeinen, nicht für jeden einzelnen Ijehrartikel. Oeltung bean-
'•^rurheu konnte, denn es waren materielle Lelirdifferenzen vor-
^^nden, die sich nicht einfach für Miss vt-rs tun diüsso erklären und
^i Seite werfen lie«80n: man muss zwischen den Zeilen jener
'^Orsehlägo den Oedunken lesen, doBs über den Rest von untilg-
baren Meinungsuntemhiedeu die Thoologm sieh — ftci es still-
*^iiweigend durch einfache Anerkennung der allgemeiuen Lohr-
"^*Tnen der augi<burgischen ConfesÄinn, sei e« auruirtieklich —
*^derÜch din Hand reieheii und gi'gensi'itig'o Duldun^r würden
*^* *3rilun»en müssen.-** Andrerseits mus« man jene Ausführungen
*'*^oh dahin verstehen, dass der Landgraf wohl nieht auf einy
S"^«« all^meine Verständigung reclmete: eine solche wäre nur
*^*ain zu erzielen ^wesen, wenn man jegliche Duldung prcis-
^"'^^bend sich ganz und gur der ortiiodoxen Partei angeschlosflen
^^tte: aber der Landgrnif wollte lieber auf die Eintracht mit einer
'■^^^clnsiv Intherisrhen Minderhfit vor/ieliten als den letzton Rest
^^-ner tulenuiton» Stimmung in Deutsciilund schwinden sehen: er
^■»itte sich in seinen Gedanken bereits durnuf eingerichtet, Herzoa:
*^ T>bann Friedrich und die Gleicligesinnten fahren zu iHssen, wenn
*^^^"*i* nur gelänge, einen möglichst grossen Kreis der deutschen Kir-
^-^4ioji in Frieden um vermittelnde Lebrt'urmen zu versanimcln ; '"
"^^^^ie dieeer Gedanke mit seinen Anschauungen und Bestrebungen
*■ *-ii weiten Fnld der euri>|>äisfht!n Politik zuKaninienlnng, ist oben
^^''-«ijhon erörtert worden.
Als vermittelnde Form, hei welcher alle verschiedenen Rich-
*^vingen beham-n könnten, hatte er nun dii* augsburgische Con-
28) Ob«! p. 79. Boü. XXXiL
I^J) Vgl obofi |}. 72, 81. Änm. 36; unten bei Anm. &2.
Uö
PüufUtr Al)s<ilii)itL
fession vorgfwchla^'pn. Dor nediuike, djiss man einen allpi'iiK'iiien
Ouinpniiniss aiif die aug»bürj^s<*he Oinffsmiun soliliessen niüssi*,
war, wie wir hören, vonlpm schon von anderer Seite ausgesprochen
worden, aber, scheint »'s, doeh nie in diesem Sinne, nnd auf
jeden Fall, oiiue nähere Beachtung zu finden.^ Noch jetzt gingen
\Vi>l%ang lind Christoph auf den Vi>rschla^ des Londgmfen nicht
oigentUdi ein; sie adoptirtcn zwar in der endgültigen Instruction
die allgemeine Subscription der A. C. aber sie begingen dabei
immer ndcli den Fehler, dwh auch wieder den frankfurtisehen
Keeess, anf dessen Bekämpfung die Gegenpartei ihren Trumpf
gesetzt, zur allgempinen Anerkennung bringen zu wollen. Die
<
30) Ilio bei Koglor II p, 27, M, \X} orwtUiotea Vorechlüge ChriKtophs, ^"
welche ebcodosolbst p. 156/6, Note 144 wie rs scbciat, nls Vorläufer d«« Ge—
tlinkoDä, der tlann. aiif dem □atunburgisobco Fürstentag zur Ausrühmuf; knm ^
citirt wprd<'D, zii'lcii docli nur darauf ab, daHs mau sich den Kathnlikt'n gvpia ^
über unter Ufbergclmog des Zw-i'.'^palt.s der Evangvhsc-lica auf dio aujrslfur-j
gisüho Confiwcioü I»eruffn hollt', nicht darauf, dtss 6ie allgfineino Anorlfo--«^^ ,jj_
nung der Confes&iou das Mittel zur Geüegung de^ Stroitti innerhalb der Pmt m u
abgeba Progor 11 p. 84, Hf) berichtet zwar, dass man sdion nur tiotn Unkh^
tag dio Bebscription dor A. C. herathon; (\a man nhfT, KnUmgo dio Kiuun
verbandluDg>?D auf dorn Rc-i(-li>itag iihorbaupt währt<'U, hri dem iVdAiiken stob
blieb, dit> Conoordie durch allgi-irifint' ADcrkonnusg dus Ci'iuikfurtischeu KM-o^^^aieg
hr>rbcizur\ihiYiQ, so wird dicsor Bericht nach dein Gutachten doü .Tacob i,_
Zitwitx (s, Ab»ch. IV Anm. 50) zu deuten sein: oätnücb, ilass mau dio jtn-.j^ti^.
stnntisc-ho Concordio auf den Recoss la bcgriindci» um] djion onft die at^ ^,
burgisclie Cuufr.'Kbiuu zu 8ubBcriliin:>u ^edauLle, abi-rmals uur, um üie als «r^/n.
beitUches Ulauben8dcj<;ttm«'nt den Kalliolikcu (;pgeiiül*tT zu viTwomien. Oh al(if
bei Kluekhohu I p. 54;!3 erwähnte Voniehlag der jiomnierischen Oettandten m**hr
als dies heab^i<:htigte, ob er nicht viclmc^lir ciu blosser Oegeo Vorschlag gc^Bo
die kurfsirrhaisehe Fordeniog, den Keeess als protostantisc^cs Glaalicnsdoeumcol
den Katholiken gngonüber zu pul)liL'in'n war, int auti der kurzen Notiz niiihr
orkonntlic'h ; war es der Fall, so würc dies unseres Wissens das eiiudgo jfal,
dass der Oedanke, den Ijktidgraf PhiLip]« EotwuK zur Inettruction für die Oe>
pandtäL-haft au August (Küil. XXIV) ausführt, vor iliesor Zeit geÄuseert wunlr
L>ers(dbo bfsti'ht darin, dass dio innen- Siialtung der Protestanten selbst duft-ti
abermaJigH allgemeine Aiierkenrmug der A.C.. und jiwar diese allein, Iwigeilegi
WL-rden müsse. Im Sinn Ijuidgraf rhili[i|iß bedeutet dies aber jedenfalls oott
etwas Anderes als in dem der pommerischeu Oesandtcu; die Absicht der lA'ti- 1
ten*n war vermuthlich, die Confcssian als Documeut des exelu.sjven Lutber-i
thums zu intcrpretireB (vgl. Heppcl p. 284). während sie nach Philipps "Wtinsci
den gomcinssmen JViden gebildet hätte, auf dorn die gogenwiirtig streit •■ri.lJ
ß)i;htungen Ihre Zusannnetigebi'irigkeit >>rkeuu«ii und fortan friedUeh Qi-K<'n>
ander fortleben sollten.
Fünfter Absohnitt.
119
Verhan«! hingen zu diosrn Zwockcn hfittpo notliwpndip hIIp Stn>Uig-
knti^u wieder lienuinxsehwörcn niiisspn, die man auf dem vom
Undgrnfen vurpejichlagLnien We^o vielleiclit hoffon konnte zu uin-
REhen. Erst in zweiter Reiiift, und zu ariderm Zwec^k, nänilioh
fitn einem krtnfHfren Concil mit einem Bokonntiiiss von Iiistori-
sohpr Autoritär ent*^egentreten , die Einigkeit des PrntestäntisniUK
auch naeh missen hin dDOumentiren zu können, wurde neben der
inneren Versöhnung: der streitenden lüflitiingon auch eine abor-
nialijre allfremeine Siibhi'riptlen der aup^hurgi sollen Cenfessinn in
Aussicht ffeuomnien. Ziuu Absoliliiss alt' dieser Verhandlungen
hofften sie dann unter Benutzung beider Bekenntnisse, der Om-
fession und des Recresses, eine ausführliche nllpemein^iltige nomia
clt»ctrituw* redigin-n lassen zu können, die künftigen Zweitein nnd
Stroiiigkeiteu vorbeugen und so den Segen der neuen Kintrueht
auf die Naclikommen vererben würde.'* Der ganze Plan bliob
■Vfieder unausgeführt; im Sommer 1500 dann, ala sicli auch an
dem (iebiihren der Flacianer aufs Neue erwiesen, dass dieser Plan
und jeder ähnhehe in der That heffoungslos sei, fiEtöste Herzog
C'hristupli endlieh den Gedanken, auf die Anerkennung des frank-
furtischen Keeesses nicht weiter zu dringen und auch die innere
Vereinbarung des Protestantismus allein dunrh eine neue allgc-
meizie Subseription der augsburgischen Cunfessiyn herhetzutühren.
Dies ist nur nuch eine unbedeutende Abänderung Jenes landgräf-
licbcn Vorschlags.-"'
Zur Sicherung gegen die dem Protestantismus drohende Ge-
fahr proponirte l^uidgruf Philipp in seinem Entwurf einen „Freund-
31) Vgl. dftn auHf»ihrlii'!n?u AiLKzag clor Hiiuiitinstruction bei Calinicli
p. iü — 48, iiameDtlich die vom froukruriiwjlißii Klm^ss haiidülDdeo Sk'llc^ii
I». 46/7, and die Aii|;ftlio über dio ^fr■be^iutit^U(rti()n l>ei Heppe 1 p. .145. Bei Kog-
lor U p. IVl, 155 wird d^r lolialt d'T VorscIilüKe Chriattiplis und Wolfgaogs
dofli tiii'lit ganz klar dargestolU; 1n dem Mnninnii! üngTinds vom 2. Ortobtr (s.
p. 11-1,5. Anjii. 23) spielt allenlinps der fnuikfurlisi-ho Rpi-cm eine untergeord-
net«^ K'iUo, akor dtx-h nur. weil id dont Scluiftstüi^k üWrtinupt nicht angegobcn
wird, Attf welcher Grundlage Chnutoiih die VerBtöntUgmig der Protcstatitm
liorztiätellcn ^<?dachte; in der Instruttinn dagegen wird {auch nach Hs.i nuf
tlio Aocrkciiimug de« frank furtiM du -n Ut'ce.HHcfs fat-t clioiihovipl Gewicht gologt
als auf dif der ronfession; da K. für dif Hftupliri.-+trur;lion nur dio iingunügi'ndL'
Inhaltsangabe bei Uoppol p. 343^. beoutztc, kommt dica in äeioer Darstelliuig
njobt cur Qeltusg.
32) Der ninzige wpfi4'ntlicho Untei-fichied im Prcjoct di-s Naumburger
Tages b(>stand darin, das» man wieder die Theologen, fottliess. VgL Ahsch. TIL
120
khsch
liehen Verstand'* der iiup;bmgistrhi'n (.'onftssioiisvorwundten, doi
!;(!stalt, dass Jcdor unter donselbon, wenn vr dor KuU^iim lud
Uberzo^ftn würde, wisse, wessen er sich zu den Ändern zu ge-
trüBten habe; (Jas heisst mit andern Worten, ein Vertheidij^ungs-
bundniss.-^' Christoph und Wolfpnnp kleidHon den Voret^hlap ii
August nifht abzuschru'cken^ in die vonüciitij^cre Fomi; mun mö\
auf dem Cunvent berathen, wie man, wenn der CJegentheil d
Relif^iuMsfriedtMi brerhu, di« Beti'otVenen ^rüilich nnd rechiliül) und
durch ulk' onieutlichen Mittel vortheidigen könne, unter die
ordentlichen Mittel wird abur auch hier stillschweigend die Ver-
theidigiing mit den WafTen gerechnet, und eine Abrede zu diesem
Zweck war somit Bestaiidthcil des I^ogramms."* Ob Kurfürst
1
33) Vf(l. Beil. VI, Vlll uud die ErÖrteniiiguo, welcbn zwiscbeu Philiiip,
.seinem Bobn WÜhelnt uml <lutn Dr. Liinlcmaim uhcr <)it'»c-n Piuikt gopflo);
wurden, \m Caliiiich \\ 'Ai uiid 40. Domnnch war Landgraf ['hilipp Ixiroit
falls nodere Stände otDO sehnftUrho Aufxcichuuag der Ahmai-hiiugon änbeuQ
sollten, sich mit ciiior iinuidlK'lK'ii Tenibreilung ru bepnügcn (wie Viel*?!! wo
Ulli d«T gniüStiru UtiiiiiliL-likuil willtin t<r\^'ÜDat■bt gow(.>tioti wftru); ui dt'r Sacl
wird ilndiiivb Nichts gi-iindi-rt.
341 8. dii^ b<>tn>IT(.Micli>ii 8ti.'Uoii dnr Iiistruirtion CAÜnicb p. 4Tj oben
p. 40. Vgl. Absrh. VII Änm. 2f> das erete Citnt. In doin Mcmuiial L'ngua
(p. 114/51 liotRst die cutAjirci-hondo Stcllo: {os »oU lioratlifn w<:rdc-n} «wa uuclk:^
diwM'lhigon M'olüiclip T*ntt^nhit<'n jjich der cxecution und vnlnzinhunge, wat^»
uf dem roncilio fliigenommon und hpschlojwcn , understehcn '*^^^dPD, wiis urttM.
wie ditrp-gi'n zu baiidlini. nie iuk-1i dargi-goii t'in otohelbge glciublaatondc?
L'orrc8poDd(!uz pemacbt, auch dnrob mit ^taudbaflfm einheUiK<^tu imfiwhtcn
christlichen bor?.i-n und gcniuiti, mit dnimitzung Icib, lebou, gutb und blut]
trenlieh, christlifh «nd stnndbaftig yohalfou wvirdo*. Itas Wort „correspon
■leuK" ist ofTbnhar oiubt nur in tieiiiem ursphitiglL'-bcn Sinn zn oehineu,
Euch deuüifher aus Bcü. IX hervurgeht, wo als der Inhalt dor „Corrcsp
deuÄ'* augegfbcü wird, diisa Alle mit Ltib, Lobon, Out und Blut fiir om
»nder eiustelien HoUoa. XaL-h cicor i-nglisL-heu Mittheiluog über dicHcn Spracli
gebrauch konotö ea schoinon, nU soi iinior djosor BexeiL-liaiuig nur oinn voll
foroiloiMj Art dm Kinv^-mtäudnihses gfiiioiiit (Tljia allianv« ia but a comutoB
consoril of cortain porsona, by word, or lethT, to dofcud om- auothcr in caiuHi
"f rcligion. Knollts uud Mount an Konigin Klisnbnth don H. I)€«r. 'I56J.
The Princes . . . an? porsuadcd that this genoral agnKjniüut by word ao(|
promisi', to düFend ont> anothtr in causes of ixdigiou without Jiiuitation^
in writiiig ia nture availnble tlinu lengues desi ribed intu a wrtain ordor i
jutiolos .... this manni>r ot Kllinnri>, whicb Uiey call a cnn'espODdency ob
Dicsnlben cod. die an ilcn Itath drr Koni^n. State papers !5t>2, No. 1258(2)
]25ft(2). "^'io diu hier orwühnto 8ühutzi>itiigung vntsUindcn, üb völlig for
oder ttuter bindendiin Tonnen, nur obny schrifUicho Aufzoithnung, wtsson
Fünfter Absolmitt, 121
Friodridi. der an der endf^tiltipon Kassung der Instruction An-
üieil hattp.*^ mit diesen Absichten überoinstimratc, ist nicht zu
fintsoheidon; nach seinem späteren Verhalten dürfte es zu bezwei-
feln 8t'iii.''*°
Die Insti-uction datirt vom 15. Febniar 1560. Bald nach
'li*«oin Termin brachen die Gesandten auf. Schon ini December
IÖ59 hatte Au^nist auf Landji:raf Philipps Veranlassung hin er-
fahren, daaa die Küreten sich wieder mit dem Plan einer Con-
f(!renz trugen;''" diinh Hrr/o^^ Christuph war er voi^ di*n> I'iti-
;TBmra derselben, aucJi der Absiirlit einer pulitischen Verständif^^unp,
in Keuntniss ^rf«*^tzt wonlen.^** Kr &88te leiztt^re richtig so auf,
dass man ein Bfmdniss beabsichtige. Er selb^ ober war hinsieht^
/ich der relipösen ^'c^gleiobunfr durch dns Benehmen sfini-s Vetters
buÖTiungslos geworden und scheute Biindnissf>. Der Kurfürst von
Brandenburg kam mit ihm übcreiii, dai% man weder eine Vcr-
samntliing zur Beilegung der religiiisen Streitigkeiten vemiisUlten,
Doch ein Veitlieidigungsbüuduiss i^chiicsscn dürfe. Auf einer Zu-
sammenkunft zu Lochau auf der Saujagd tauschten die beiden
Ptirston hioiiiber ihre Ansicht au». Wie August an den Ijind-
^[rafeu bericJitei. führte Joachim aus: es liege allerdings in der
p^BtliolinoIien GoKinnung diT gros.sen IVjtentalen und d(*s Kaisers.
"Wie dieser sie auf dem letzten Keichstas oflTenburt. eine grfjsso
^icfahr für den Vmtestantisraus; man müsse aber dennoch von
-Hünduissen abäohen, und sich des Kcligiousfriedcns getrosten.-*"
nicht (vgl. Absch. IX am Endo); für dto EiDigungsbostrcbaogon vom Wutor
1551)jW crgiclit sich abpr Bchon daraus, üass die Sache auf das rrogranim
uiner aUgemeiDeü evangpÜsuheu KürBtoovcrsmnmluug gesetzt wurdi», Jiy Al*-
^cbt, eine formelle , wenn auch vkilleicht uur müudUfhe Vereinbarung zu
traflen; «1. h. der 6acbo um-h wiir doch nidits Awlen» alu ein Hündniss
projectirt
'S^t) Anm. 2r).
36) Al.w-'hoitt Vni am Endo, Abach. IX uoi X.
37) IIoj)|K> 1 [I. 'M7. l)&a Schreibeu Ucgcads datirte uach der Antvrurt
AngustB (Beil. XXlllj vom 3. Nov.
SU) Chrietopli batte iliin otii SeKrirtKKick über den Ran zu geschickt,
das Homorinl l.'ngniulii oder nin si'hr iUialic-1i^K; vgl. doti Pa.sBu.s di>r Instnu'tinn
LindemouDH ülwr die flWiirtN^mlvprgis^'In'ti Artikpl*- Cnhmrh \>. 22 und (!«.•<
(Jutuchton MclaDchtboas (Aom. 42), welche sich auf daa üborsaudte Schhft-
^lücJt bcziefaen.
30) Auffust an rhiliiip. DrosdoQ dea M. Dcc. 1559 IIs. J^iiQ nadcro
Xacbricht uiucht wahrBcheiulidi , dass Kurfüi-st Jüauhim urviirirnghch dem
122
Absohoitt
Mit Kurfürst Auf^nsf stimmte auch Molanchtlion d
tibcrcin. Ifli *'niini;n.? daran, dnss Ijindgraf l'hilipp denselben
bereite im Odober de» Ictsittm .Jahres abermals für seine Eiui-
ßungSf^edimken zu i^winiien suchte; *** seine Antwort kann man
Ulis dem Foljrenden enwhliessen. Un^^nad sollte ihn, als rüe neuen
Vcriiandliingon begonnen hatten, zur Befürwortung der ConfereuK i
gewinnen, wurde aber mit Heftigkeit abgewiesen.^' Kurfürst August^H
ging ihn. nis er die vorläutigeii Mittheihingen <lurch Ungnad und ^
Herzog Cliristoph erhiUti>n, um sein Gutachten an; er sprach sieh
ganz aus wie der Kuifiirst selbst es wünschte. Würde ein Biind-
nisa gestiftet, führt© er aus, so würde stets zu fitrchten sein, das»
raan in einen Angriffskrieg vcnvickclt werde, geschehe es auch
unter dem Vonvand, dass man sH^lbst einen Angiift" 7.u gewärtigen i
halle und den Sehlag nicht abwarten dürfe. Zudem aeien dic^|
deutschen Fürsten für eine Bündnisspolitik viel zu uneinig: kaum ^^
dass sie sieh über die Hauptmannschaft würden verstÄndigea
können; bei einem Kriege gar würden sie sich gegenseitig in d'n^
Haare genithen und sieh in verderblicher Weise ans Auslact^fci
hängen. Der achmalkaldisclie Krieg wüi-de seiner Ansicht nact^^
noch viel schlimmer geendet hüben, wenn der Bund gesiegt hättt^-*-.
Krago man, was denn gethan worden solle, wenn Einer nach derr^-ai
Andern verjagt weixie, so sei zu antwoiten: man solle sich dt^^ss;
Religioiisfrietlens getrusten und dabei auf Gott vertrauen nac=r::li
dem Spruch: was aus Gott ist, wird nicht vertilgt Endlieh sssi^
zur Abwehr (welcher AVidersiiruch!) die Krbeinigung der HäusK^er
Sachsen, Hessen und Brandenburg genügend, wenn man sie i^^-vi
treulich halte. Ebenso rieth er von einer Synode — wie er c3;V
projectirte Zusammenkunft bezeichnete — ab; weil sio nicht voo
Allen beschickt werden wünlo, weil Etliche einen antisyuoduinJ
Vnrsueli einer roligioscn Vcroinbarung geneigt war und Aagust ihn auf der
Zusainiiicnkunft r.n t^i-invr Mi'iüuiig Itekohrt«'. M.'liriHtopIi an Philipp, Rtuttpirt
den H. Jan. l'fliO IIp.: .lulimiii Albroi^hl von Mwlilonburj,' hat ihm ppsehrielwD.
diisfi Kvirfiii-st JuiX'Iiiiji ilim Hn|i;"'zoigt, er wollte auf don vi>rganpcineu 2S. Nih
vcinlier zum Kurfürst Augiist reison ,atid von ainor allgcmnincn zusaminco-
kuiift der Chur und furstcn iinsi'rer waren n>Iipion hainlleu*.) Hieraus dürflp
CS zu (^rkl^rea sein, dass Ptiihpp sich s\)äte.T ili-m Kurfürsten von Ba<!1)8pii
gf^nüber darAuf iKricf: niae wisso. da^H Kurfünst Jtttuiliim ein^r ZusaninieQ- j
kunft uirbt üutg<?gt>n sei; a. Calinich p. 60, ti2.
40) S. ]>. llii, .\nm. 19.
4\) lipil. XXIX.
Fünftor AlÄchüilt.
123
muchcn würden, weil nus Furcht vor dem Kaiser Niemand Am
Ausschreiben werde übernehmen wollen (ein rimkt der, als es ztini
Naumbnrger Tilg kam, niiiht die mindeste t*>L-liwierif;ljoit machte);
weil man keine Art finden könne die Pntposition za machen und
die Verhandlung zu leiten, weiche den Ertbl^' verbürj,'e, und ein
Miaserfolitf die Ivige nur verselilimmern wflrde.'- Wir hören, dass
des Kurfürsten liathe ronickau und Mordeineu ganz entHpn'clKtndo
Ansichten hegten-^^^ Demnaeh ist nicht zu verwundem, riass der
KurtÜrst von seinem Widei-spnicli pegen Tersammlunpfen und Riind-
nisse nicht rtb;,'ing. Kr Üieilte Ungoad, der an ihn geschrieben
und ihn günstiger zu stimmen gesucht, in einem ziemlich heftig
gehaltenen Brief mit, dass er keineswegs gesonnen sei, sieh auf
Bündnisse oder religiöse Convenle einzulassen;*' aJs er darauf
dennoch durch einen zweiten Brief UngiuiJs eifahien musste, daKs
man im Begriff sei, ihn durch eine Gesandtschat^ zur Theilnalimc
am Werk aufzufordern, ersuclite or eiligst brieflich den Ijuidgrafen
Ton Ilesfw'n, iJiese (Jesandtschaft, der er docti keine Folge geben
könne, rückgängig zu machen;*^ alsdann entsandte er an Philipp
einen l)r. Lorenz Liudemnnn, dem or in einer aiLsführlichen In-
struction seine (ii*ündo gegen die Projeete der Fürsten geltend zu
machen aufgab/*'"' Allein die Ge.sandtschaflt war hennts vor An-
kunft jenes Schreibens auf dem Wege, und Tjflndgnif Philipp be-
stanil auch Ijndt-nmnn gogi^nüher auf seinen Anaiditt-ti. di-nen or
Nichts durch ein Aufgeben der eingeleiteten Verhandlungen ve>
geben mochte.*' Die Gesandtschaft erfüllte also ihre Mission. Sie
wurde Anfang März vom Kurfürsten empfangen luid nach aus-
fUhrlichea Discussionen entsehieden ahsehlügig beschiedeii.**
42) Bodoakon — auf der FureioD Polibt'ralion vom Synodo und von
IIündniiM-en. IS. D-ä. 11)50. P«»eliu8 i*. G27£f. oder Corp. rof. tX, Ö87.
131 Beil. XXIX.
44) S. Beil. XXIII.
45) H«pi.o I p. 348/0.
4A) I)ii> InstnictJDn war vom Vi. Febr. Hcppc I p. 34!). CiJinich p. 9.
47) Ilrinio I p. 349. aV). OaÜDich p. 20—42. Auch in Marhurg finde»
noh eine Aufzeifboung dicBcr Verhamllnng die mit der Iwi Caünich aus dorn
Draadnor Archiv puhlicirten gut öbereiDSÜiiunt: doch hat letztere den Vorzog
grilssercr VollMändigkeit.
48) Cnliniffh p. 42/ßl. HRppo I Boil No. 32. Nach dor bei H. pabli-
cirtt^n Kflattuo der Qcsaudtcn was die .\udienü nin ß. Marx, nitch Cnlinich
p. 42 am 7. Mirz.
Pänftcr Abeobnitt,
In (lou ErörkTungon, welche zwischen dem Landf^rafon, seinem
Sohn WUhi'lm und Dr. Lindomann zii Cnssol, zwischon dt-m Knr-
fiirsten imd den Abgeordnoteu lirr drei Fürsten zu Dresden ge-
pflogen wurden,*" ward nun beiderseits die befolgte Poiitilc an
fikhrlißh Iw^ilndet
'Im
4fl) CoUniub p. 20— ül. Zu Ui'u Afusserungi-u dt« Lainlf^ruri-'Q über
lies Kaisers on^ehlti^hc ßfnufihung«'!), Trier uud Küln in dim laadshergischen
Bund XU ziflien (iliid. [>. 34) ist Kolf^ndfß zti bomork'oii: sciinn in d. J. irüT/B
Niedt^rlaudcn nud dou bcnaclt borten rtieinisuh^.-n Oc-hictou gogcDlihor frauziisi'
whea Umtriebon aogi^rrgt (Maiu^enbri'chc-r 11. Z. 50 p. j3/3). Si-bou damals
kamen, scheint es, codFuso Nacbricbtcn ül>er di« Yorhandloogen zu deo [>ro-
tesfaotiöehori Fürstfn (Noudecker I [i. 138, unter dorn Titel B^n'lage 2.). Auf
dt-m Knie bat aft'.' I5ri!> ferlilug tl'T Kurfürst von Trior dem Kai»<r vor, die
Nied(?rtaiid'> in den landsU'rgiKrdion ßiuid xu zir>bon. urwl Hteltte fitr dit^en Fall
seinen eigenen t^ntrift sowin drn Tiol(>r am Khoin gelegenen T<^rritoi'irh in
Aossiuht Ftirdiiiand luüun statt dosao» Jonen Plan oiiwr rhoiniscbeji Tiga
wiodor auf und Vuü)dtQ darübor mit PLilipii von Spaulen und der Stutthaltoiin
Miu-gari-'tha Verbau<Uuugou an., die uoi^h im Jahr 1560 lange furtg^setzt M'urdon
(Maiu"enbn't'h«r 1. <•. \t. 7HfT.). Hiervon gflnnf^e «ine vorwirrto Nacbricht an
August von Kai'lisftn: dorsolbp thrjlte am 14. Piif^'mhPr IS.*)!* dein T^ndgrafon
mit, K'inig Phil)|i|i suUtc sich trliieten, die Stifte Kiila. Mainz und Triei-
(wali;he voruohmlicli für die gedachto Liga in Ausaichl genommeu waron) in
Keinnn Schutz zu nehmon. (Kn!i'jhth<!h nus Buil. XXV. XXVI und di-m Fol—
goiiden.} Dlt Ijindgraf entsandte den Ilauptinnnn zu Zi<^gonbain, Reinhai-*
Schenk, zur Erkiuidtgung lui Joluinn von Trier {Begtnubigung Marburg dcD
U. Febr. IStiO; Instruction ebenda», dou 12. Febr. Uu-l Dersf^tni suUto im
WoeentlichoD ausriobten: dnr Landgraf hört von inelir als einem {?) Ort glaub-
lich, dasa König Pbilipp sich erbiete, die genannten .Stifter in seinen 8i;hutz
8« nehmen. Er erinriprt den KurfUnittii an das 8chii:If»al von Utn-'L-ht, J^ttich
und Camhray und räth ihm sich vorsnist-ben; wüsst« auch nieht, woxn den
goistUchcn Kurfürsten ein solcher Sehnte nütze sein suUte, du, gottlob, ein
regierender römischer Kaiser vorhanden und durch die ficichsabsehtode die
Krcifto und deiwi Oberste zur Hflndhaisung de« I.aDdfrioden8 ges^-hatfen wor-
den; sollte aber dem Ktirftirsten die Werbung Si.nipi'1 machen, wekhe etliclit-
aog«bur|rip<^ho (.'onnsflsions verwandle dor Kvangolinehea von TritT balben gethan
(ohnn Anm. 11), sn aol] er wissen: was die Fürsten mit l-'iirbitte und L'nter-
handluiig gcthao, i^t au8 Liebe zu ihren Religionsvorwaudton gi^uhtihonf und
es hat darum weder der Kurfürst noch son^t ein Geistlicher Uebcraug oder
Vergowaltigimg zu fimbten. Darum mag Jener wohl überlegen, ob er stoh
mit so grossen Potentaten Hinla-s^son miII, wuIchL- die Vertrüge von Oeringoreo
geholten haben wollen und i^xAUai dnliei thnn war ihnen beliebt, — Nach dem
Bericht SchcnJta (Marbui-g den 22. Fohr. Us.) antwi'rtete dor Kurfürst: dass
König Philipp dt>n Stiftern seini-n Schutz migeboteu, aei nicht wahr, und be-
theuerte unter wortreiclieu Ausfiihrungrn, daas einen aokhcn Schutz anzu<
k
FTitifter Abachultt
125
Wir können schon die Gcflichtspiinkte, von wolchcn der
lAndgraff Wolfgang um! Uhrist'^ph bei ihren Vorschlügen aus-
sagen; es g^lt nun die Ife^rechtigiing deraelben an den Einwundon
zu prüfen, welche dagegen erhohen ivunien.
Die Summe der letxtem wii*d in einen ccmsorvtitiven Grund-
sat/ ziiHnmmengefasxt: »»wo))] in ivligiöson als in poUdsohen
Dingen nȟs,se miin bei dem Bestehenden und einmal Besehlosse-
non möglichst behturen; das Ot^^nttieil würde immer nuehthoiüge
Kolgen haben.'" Bei dem VerBiieh der ri*ligittsen Kinigiing miisste
man diesem fJnmdsiUz zuwider handeln, denn man könnte nicht
anders als den frankfurtischen Heccss der Gegenpartei preisgeben;'**
dies würde den üboln Eindruck niiichen, als getraue man f^ieh
tüeht mehr, das gmiinnte Bekenntniss zu v('nmtwort''n und durum
tinzienUieh und seliinipflicli für die tursrlicheu Tlieilnehmer des
KeooiÄes sein. Ausserdem aber wäre ?.u erwarten, dasa dennoch
ein Theil der deutschen Protestanten sieh von der Vereinbarung
nehmen ihm völlig nntiiiutlinh sein würdo und er niomnls solcher Absicht ge-
xvmeu. «Sagt gut iiml nin<l^ ahn er wiHu iitider konigk Philii>8eD schütz sioli
«ergehen, vr willt* ehur uitüur dvm iiiuxk wuUuud, udü eher ur Uuu »uhuU
väle annorocD, wiÜcr hbor mit uinom stnbo uns dem stifl ghou and zu E. f.
g. weir-Iien." Kr wünste Kelhnl keinen Oriinil, fremden Rchulx zü sucht'U. Der
OniDil «finos Vcrhiilu^ns in der trii^nschftti Aogplctrenheit, (wi^klies doch nicht
ua'-h seineoi Gcmuth gowcsoo) war*:', rtass Botachaften des Bisrbors von Mets
und aus dorn Ljind Lnxt'mhurg nach Tnpr gr-kommf^n und «nd^ltig begehrt
bSttan, djiss die augsburgische Confeesion in Trier abgoechafft würdo: ihro
Hcrreti aU Nachbarn rk-r Stadt könnten sio dort nicht dulden ntc. Im weitem
Verlauf erziihU der Kurfürsit. glfitfi als ob jeno Vorhaniilung*!n nllBin vom
Kttit^er aniHRi'gftnuen wärfu: di-rscllM« hahf iiuf ili-ni Reirhsbig von ibm bogehrt,
mit andem Kiirstfin und Herrn, j^liMehvinI f)h katholLneh odor iirotcatuntistjh,
XU hfuidoli) damit ai» in den landsborgistihen Bund (dor einzig zur Ab-
wehr vuD £m|><.trutig<'U im Keiufa bestlmrat »eil einträtet]. Er bat davon mit
Kohl geratet, der es iu Bedenken genommen, er selbst sei noeU nicht Willet»
diuii und woUn darin nur mit dem Kflth des Ijindgni^n hamb-hi. — h^r Kur-
fürst hat nach die.'u-ni llerieht ülTenbar geriddt, dn&s diL^ Mittbeihnit; des wahren
Sachverhalts die iirDtcstautiAchen Fürsten si'hr l>ei[ngfttigoD würde und leugnete
darum ab« was Jonen am meisten Grund Jiur Besenmiss geben musste. Wie
aoK den cttirteQ Aeussarnngeii des landfinifen (CaUniuh p, 'M) ber^oi^eht,
wordft derselbe dadurch ieineswep* beruhigt, denn er traute nun Binnial Jgiii
Uodsbergidohen Bund niehts Betwereä zu, als dem König von S|>anien. Vgl.
Anm. 14 am Endo.
50) 1. c. p. 26.
öl) l. c p. 25/«. 3G, 54. Vgl. Beil. XXIII.
12ß
FünRor
BÜf
ausschlösse und somit das fJpfcr Qrfuljiflos bliebe. Der Beweis
hieifiir wird allordings mit höohfttcr Wabrscheinliclikeit geführt.
Ob Wolf^ang und l-'lirLstnj>h Einsicht in di(?sp Sar-hlage hesasscn,
ist violleicht uicht festzustellen; doch spricht der verfehlte Gudoiiko,
trotz allem Vomnj^f,':in^enen noch den frankfurtisL-hcu Recess zur
allgemeinen Geltung zu bringen, eher für das Gegentheil; wir
wissen ausserdem, wie sehr Herzog Christoph geneigt war zu
glauhen, was er wünschte. Dagegen hutte der Landgraf sich be-
reits völlig auf einen theilweisen Misseifolg gefasst gemacht Er
gub dies dem Dr. Lindemunn ziemlich offen zu, vertlieidigt« aber
den 8atz^ dass man die Einigung herstellen müsse, soweit sie
oben erreichbar sei- Sollte sielt, fülirti' er aus. ein hartnäckiger
Fürst finden, der sieh nicht wolle weisen lassen, den würde man
gar ftusfichliessen, und dessen würden sieh die Andern nioJit mehr
annehmen: aucli würde man seinetwegen solches christliche und
«olhwendige Work nicl»t imterlassen. Aus diesen und andern
Aousseningen entnahm Dr. Linderaann, „dass diese Zuhaufkunft
den Herzogen von Saelison nidit zu Out gemeint sei'^.'"' KurfÜi-st
August hatte über diese Eröi1eruugt*n sclioa Beridit, als er dif
Gesundtschnft euipting; doch ging er mit keinem Gedanken auf
die Ansichten des I^audgrafon ein, sondern blieb bei dciiselben
Argumenten stehen, welche der Dctotor Jenem hatte entgegenhalten
müssen. Er scficute also den iibcln Kindruck, welchen das l^eis-
geben des frank furtisehen Recesses als eine scheinbar grosse Id-
oonsequenz machen niusste, und die Folgen eine« theilweisen Mis«-
lingons beim Einigungswerk mehr als die augenblickliche totale
Zeriahrenheit des Protestantismus, aus dem sich doch wenigstens
noch eine stattliehe Partei einiger Kirchen hätte herausheben lassen.]
Man raüsste ihm darin Welieirht Recht g(.'beD, wenn die religiöse
Einigung rein Frage des ri'ligiösen Bedürtnisses gewesen würo.^
Es wäre alsdann alleitÜngs, wie der Kurfürst ausführt, mehr aul
Bekennen und HaHeii rler Wulirheit als auf das aberuialige Unter
schreiben gemeinsamer Bekenntnisse nnp;i'koninien.''-' Die unsicht
bare Kirche konnte durch solche ICinifjungsvcrhandlungen,
denen sich im Allgemeinen iW-\\ nur Diejenigen mit einander
einverstanden erklären würden, die sich ohnehin nicht bekümpften.
52) 1.0, p. 33, 51.
53J I. c. y. 57.
PBnftCT Abschnitt.
127
wenig gewinnen; dagegen konnte das Ansehen dtr öffentlichen
OlÄubenS]2i?meinschaft diiivh üusserlioh incunscquente Haltiniff und
die Kluth von An^rilVm, wuUiliii ^\'w man; PartiMbildung »litT sieh
/leit^inrafun musst», von Neneni Hchaden leiden. Aber jene Fürsten
'^blickten den Protestantismus nuch in pulitisch bodroliter Lüge
Und wiesen darauf liin. da«* seine (Joiahrdung durch th'n Zwie-
S|jalt unter den aiip>;burj!;isehen Confessionsvnrwiuidten erhüht werde,
*'*'eÜ sie im entsolieidenden Auju^-nbliek das //usaiumenstehen der
I^rotefitantfin erschworen und weil dies die Gejjenpartfi zum Au-
^rrilT enniithigen müsse. War es so, dann bedurfte es aüerdings
v-^jr Allem einer neuen religiösen Vereinbarung selbst UerjenifiGD,
^^'elohe nicht ira offnen Streit latren, als Vorstufe des politischen
JiZinvorständnisses. Demnach wurde auch die Eri>rterung über die
^^othwt'iidi(j^eit und Zweck niilssigkeit des Einigungsversuchs vor-
v^ehmiicb in die Discussion der politischen Verhältnis^^e lünUber-
J^^Bpielt Auch liier stellt der Kurfürst das conservative Princip
'Vvie ein festbegriindetes auf. Man soll nicht unnnthige Dingo vor-
Ä^ehmen, die laut der IJew^hichte gRwöhnlich viel Gefahr auf sieb
Kraben, sondeni das Iteich in dem Zustanil auf die Xachkonimen
Viringen, wie ts die Vurfaiircn gehisson, weil doch die Besserung
5*chwcrlicli zu vennulhen sei.^* Die Voraussetzung einer solchen
Siegel aber, nämlich, dass man haltbaren Zustanden gegenüber-
stehe, nicht stdclien, welche, sich selbst überlassen, von riclbst der
Auflösung entgegentreiben, wird ganz ohne überzeugende Gründe
xertheidigt
"Wenn von den innem Verhältnissen des Reichs geredet
wird, Iwnift der Kurfürst sich auf den Keligionsfncdeii und bt,'-
haupt^t, dass man sich auf denselben verlassen dürfe.''' Auf
das Hauptar^ument der Andern, dass nftmlicb der Ketigiüiisfriede
von den kiitliulischen Ständen vielfadi umgangen und gebrochen
werde, ^'' lässt der Kuifürst sich nicht '-in. Dit^cs Argument aber
war nicht so einfach zu ignorinin. Die Beschwerden der Vrote-
stanten bezogen sich ja "flenbar vielfach darauf, dass sie ihre be-
sondre Interpretation des Heligionsfriedens, die rechtlich zum Theil
sehr einseitig und gezwungen war, nicht ohne Weiteres in die
54) L c. p. 28.
65) l c. p. 27, 30, 4(:», r>0. r>ti. Itt-ppo I, BeiUgcn p. 109. Ik-il. XXIII.
öÖJ 1. c. p. -11. lU'piK'I, lleilaKCii j.. 10(i 7.
128
Ffioftor AbsohnittT
That umsetzen konnten, oboe auf den hefti^ten "Wideistand zu
treffen; aus dieser Quelle flössen off'onbar tlic meisten jener Pro-
cesse lun KcieiiskammergeriL'ht, über deren Kntaclieidiing zu ihren
Un^imslen die PiotestanttMi B(?Hchwerde eriioben.'* Wai* aber
durum, weil die Prulestuiiten bei ffrüsserer 8elbstbesfhriinkunfr
viele diuaer Zerwüi'fmssc hüttt-ii vcnueiden küunen, die Erbitterung
welciie sie nut" Seiten der Katholiken erregten, minder bedenklich
llir den Bestand de« Rifligioiisfrindens? Nun ist fenier nicht zu
übersehen, wenn von der Ausfüiirunp^ tUn^ Iteli^nonsfricden« die
Rede war, stand auch unausj^esprücheu im Hinturprund der »-
örterung das Bewiisstsein, dass es iu diesem Frio<leii offne Fra^n
gab, für (leiTn Entseheiduu;^ eine rechtliche Instanz nicht existirte,
und un ein gütliches L'ebereinkommen der Parteien gar nicht zu
denken war. Von der ferdinnndischen Declaration war, scheint
es, seit dem ReichsUg des Jahi*es 1555 in iler Ocfft^iitlichkeil iii
mehr die Rede ^wesen; vergessen aber konnte es bei den Prol
stauten noch nicht sein, dass die katholischen Stände diese
Interesse der Protestanten geschaffene Satzung nie anerkannt hat
und war es zu crwailen, dass sie bei dtnu tbeorctisehen I'rotesi
stellen bleiben, dass sie denselben nicht auch in die That um-
setzen würden? Gewiss nicht: setzten sie nidi doch auch — iiierin
dürfen wir den Klagen der Protewtanten wohl glauben — über
den der Declaratiou nahe verwandten Artikel des Relij^onsfriedens
hinweg, welcher erklärtu', dass liiiitur <lie katholischen Kcichsstünde
ihre übertretenden Unterthanen nicht mehr gewaltsam in den
Schooss der Kirche zurückführen, sondern nur — und zwar un-
beschadet ihrer Ehren und <iüter — zur Auswanderung zwinpii
dürften." Auch dies Verhüllniss koiuite dereinst einen Stoff be-
denklicher Zerwtirtni&se abgeben. In weit höhcrem Mass gilt dies
von dem Streit um den geistlichen Vorbehalt; dass man in diesiT
Frage n«u-li zwuiizig .lahre lang nur mit juristischen üeiluctionen
zu kämpt'etii brauchte, lag an Uuiständeu, die niensohlichunveisc
67) Kitter FrieOrich 111. und Äugiist, p. 3I0ff. Dere. D. (.•. \t. lUI/i
225/8. Vgl. Anm. !.
58) Arn Tag vor f1t*r Vorlesung «los lipirhwilisohipdfs thrd]tfl df>r KaL^'T
selbst doü I'rotcstftiiliMi auf ihre eriieutfn Ifesch worden hin mit, er baln' lio*
reits don Bischof von J-dttich wegen seines Vcrfnlirens i;ogen die prntentan-
tischun Unlrrthoncn halht-r ortiütUch ermahnen liisseu sich dem IteliKionsfri
gemäss xu haltou (PiDtokolI der hoss. Ot-sandten zum IS. August).
Fünfter AhMhnitL
nicht berechenbar waren, und man tliirfto (hunals ebpnsowGnig
darauf speculircn, dass der Kiiitritt oinor Wnt]"'ii<*iifs<'lH'i(hiu^' sich
noch s(f lan^^ vorziVj^'ni würde tds darauf, diiss liiT Kainpf, ein-
mal eingetroten, sich auf ein einzelnes Territoriiini beschränken
würde. Mochte rior Kurfürst immerhin in die Friedou^liebe des
Kaisers und der kittlmlistthun Stande; mehr Vcrtraui^i) setzen als
Reine Conftssioiis^enussen: um darauf die Hoflnung auf Dauer des
FVi&deDä zu bauen, musste er nicht nui* sich selbst ^asst niaehoQ,
den protestantischen Hechtsstandpunkt in all' jenen Cuntroversen
gTOösentheils preiszugeben, sondern auch voraussetzen, dass die
OTungelischcn MibJtändo eben so nachgiebig sein wünlen. Das
Letzt(.*ri' war es, worauf er durchaus nicht rechnen durfte. Kr
selbst iiat ja etwa zwanzig Jalir spater aius seiner Politik tjie Con-
se<|iieiiz gezogen, die fordinaudische Uoirlunition preiszugeben und
den Protest gegen den geistlichen Vorbeiiult fallen zu lassen; auf
den letzt*Tn Si-hiitt hatte er sich vieUeieht schon in den .lalin-n
uiisorTT KröiteiTJUg gefasst gemacht;*''* alH>r er konnte sich nicht
verhelilon, dasf* trotz seiner gi-Obson Autorität über einen dießer
I*unkte der Krieg dennoch ausbrechen könne, weil die Coufeasions-
vcm'andtcn nicht gleich nachgiebig sein würden. Kben darum
B9l Ritter, Friedrich TU und August |i. imn. Vgl. UeÜ. XXü. Auf
(Im in dioiwm ävhroibim tutlinltfno JUitthcilung ülicr iliä AngeUiuho Abttic^ht
ilcr goiKtliclion Kurfiirsleo, zur nugsburgi-wlicc Conressifui ülurzutr^tcn, ant-
wortet Aoguat (an i*bili])p, Dirsden den 24. Juni 1550, IIa.): (ins vÜk frei-
lich otwu Gut«K, wenn es wahr wAre; mon dürfe nbor darauf oiübt hofTeo;
LT eriauert darao, da»» Et>«rbart vou der Tbaua, als er UrosälLorint/istbr Otto
H«inrii:h« und als solcbt-r auf dem KMtcbstage zu Hi'Kensburg gewesen, giuiÄ
ijasaclbe vurgfignhnn, die Kurfurstfln abnr di«- ^ititniitbutifj spijttifiob ftbgi'wic-seii
hätten. Sio wurdi^ii si^-h wohl un Uf-niionri von Wiod cio Uc)S]iicl iif^biiien;
aossordem sei Üinca der Schritt ihrer Domk.ipitcl haibor anmöglich. ^Soltc
man daa etwan die itzigo gefante urdeomigc dos ri')UÜscbL>a roichs, die sovil
hundt^rt jar in uussorlichcn sacht-'D lublii-h Ui doutac)i<.'r aatjun guHtaudtJU, uador
dem 8t-hein uud decke] des güttUcbeii wm-tn sturutteii wullea, so tragen wir
fursorge es möchte aicht alleiu t-irie graste wt.-itßruug durau» erfolgen tKindera
«uob der Almecbtige atraffen, imd otwan fremMc tmtiimeD mit hi tian 8|iiel
knminen laasan, Konderlinh itziger znit, dn nhne dns Imd er wenig recht};! diaffna
verliauens uader doa ntcndca dco reichi^ ist. dan nohdie vomndiTungxu. wie
K L. wiBscn, baben gowoolich grosso gi.-fahr auf sii-h." Übgleich dt^r Kur-
fürst sagt, ea wflre etwa» Gutes, wenn die geisUiLdifn Kurfiirstim übcrlrkten,
achoizit mir in dem wurtltcb Ajugcführten cino MitjtsbiUigung des OtHJnukeuB zu
liegen, ditsa man für die Uobertretondeii das S'bwtirt ziehen 8«jlle. — J/ihann
Friedrioha At-uMenuig über di«»-» ßrief s. Xeudeekcr I p. Ili8.
9
130
Fiiiiflov Absolinitt
kiinnt<^ mich sein VerTrimeii niif iliö Friodt^imliebe des Kaisers
der kaUjolisrheu Stände nii-ht so fest sein, dass er aufrielitig je^liohi
Vertlicidigungsiuassre^l fvlr überflüssig hotte haltou köuiien; seit
8tot«8 Argument gegen das Bündiiiss: raaii dürfe jener Partei
keinen Onind zum Argwohn gehen, weil eben dadun^h Unfriede
hervorgerufen wei-den kiJnnte/"' verrälh vielmeiir eine grosse Be-
sot^niss: man fürchtet doch nicht aus so geringfügigem Anla&«
I'*riedeu3briK'h von einer rartei, wenn man derselben sonst fried-
liclie und cunser^•ative Uesinnungen zutraut. Ein geringfügige]
Änlasä aber wäre die Stiftung eines protostantisolien Hündnis»ei
JedentallK gt^wesen, aiieli wenn sie sicli gän/.iii-h öfTentUeh vollzog
Der Knrtiirst behauptet freiiieli, die blosse Bundei^ündung könn«
als Uebej-sehreitung dos Roligionsfriedeus orsclioinon, weil in diesen
Belbst sühon die Bestinmiungen zur Abwehr von Frieiiensbruc.'
gutroRt-n seien und tnnn sifli dal)ei zu beruhigten liabe;"* nbe
bestand denn nicht die iaudsbergiseJic Einigung, die doch aac!
nach dem ReUgionsfriedeu gegründet war^ trotz allen Verdacht«
auf der evangeiischen Seite olme Anfechtung, und iiätte man diei%«
(Jcsotzwidrigkeit vorwerfen dürfen, so lange sie nicht den ItVied.*
brach? Ein evangelischer Bund, der mit ders^ilben l'i-ätensloi
cino friedenerlialtendo Macht zu sein, ins Leben trat, hiitte geasi
dieselbe Berechtigung gehabt.
Mochte« schliesslich aucli die deutschen Verhältuisso eiiit
entfernte Hof&iimg auf daueru<lou Frieden bieten, &o miteriag
Deutschland doch auch der Rückwirkung der auswärtigen Ver-
hültnisse. Kichtcteu doch die katholischen Mitchte ihr Augenmerk
auf das deutsche Iteieh als die llauptquelle der reformatorischeii
Bewegung und Hauptstütze des Pr-otestantisraus in der ganzen
Weit Bie Füi-ston, welclio das Büudniss betrieben, wiesen hier-
auf mit gi-oßsem Hechte hin uutl wii' wissen, dass August selbst
der Furcht vor den Tendenzen der katholischen Herrscher uuJ
des Papstes sehr z\igänglich war; gerieth er doch im Jalu- 1558
als Frankreicli und Spanien unterhandelten, dann im folgenden,
nach dem Frieden von Cateau-Cnnibresis, als die beiden Mächt«
einen Augenblick die Hände für auswärtige Unteniehmungen fte
zu haben schienen, ebensowolil als Andere in grosse Besorgniss.*
ÖO) Cdiiii.:h iJ. 27/0, 40, 56. Vgl. BeiL X.
Ol) 1. V. p. 56.
62) DoU. V. OWu Anni. 3.
Bnfter Afi
SmtT
131
Aoch seine Corrospoudenz aus dem Anfang des Jahres 1560, als
die viele» «nbcstiuimteü Naclmchten über Küstun»en im Reicb
umlii^fcn, zeugt keiiie^weg;» von einer sorglosen Äufl'asäung der
Buswärtigon Verhülrnisso. Wenn der Kurfiitwt min, sobald es sich
cUrnm handelt, dem Hilndnissgf 'danken ent^i'ffcnzntrftini , daiini
firiiinrrt, dass Frankreich und Spanii^n jfi-^enwärtig mit ihren rvan-
golischen Tlnterlhanfn tuid iiuswürli^ou Ünteniehnnnigen /.u viel
lü thun hätten, um an DentKihlaiid denken zu können, so war
liaK doch nur eine anf!:enl)hcklii*he Conjnnetiir, welche obeiiso-
W(»lil, wie die Zeitlage des fruiiziisiseh-spanisehen Krieg*-*!, naeli
kurter Sauer einer andern weidien konnte;"^ die Aussieht ouf
eine dauerml unfre«tiJrte Entwicklung der deutÄchen Verhältnisse
liew sich damit nicht begründen.
ünsa die l'roteätanten sich noch f(lr geraume Zeit völlig
sicher fühlen dürften, kann naeli Alknleiu schwerlich auch nur
ili« Kurfürsten besondre Meinung gewosen sein. Damit fallen
«l«T auch seine Kinwände gegen den Versiuh der kirrhlii-hen
tinion: war einmal zugegeben, dass man des Angriffs gewärtig
**'n müsse, so liess sich nicht mehr behaupten, dass auf jenem
"t^biet ein unvollständiger Kif()lg schlimmer sei als das Kurtbo-
^ben der gegenwärtigen zerfahrenen Verhältnisse.
Ebensowenig lieas sieh mit dieser Beweisführung des Kur-
fiirKten Einsjinieh gegen die Bimdnisspolitik stützen. (Jegen diese
^**bt er treilieh auch dann noch viel Bedenken, wenn er »nnmal
*"^ Toraussetzung der Kiiegsgefalir aduptirt. Ein Theil flei-selben
**«^<i oben im Vorbeigehen schon besproehen. Aiif den ei-steu
"*iok Tinhaltbar erscheint auch der Kinwand, filr den Schüfe dei-
'^*Jtf«tanten sei schon genügenil Sorgo getragen durch flie Ver-
pflichtungen, welche dieselben im Religionstrieden übernonunen.
03) VgL Calinkh ]). 27, .'■>(^ iiiif iJ+'fi Aiisrührungun des Kurfürbteii
"^•I, XXV — XXVIII. Der Kuifürst ivdor. von den kfltlioUscheii Mutlitoii d«;
^**»il»iids guiiz iiliiilii^li wie von dou deutsvlion katholisclieii Slüudeii und dem
**»twr: er bohtuptet moistons, sie nicht zu fürrhtoa, warut aber stets davor,
*^ durch nlUngroasen Eifer in der Vertretung der ovangeÜachen ]utei%ssen
** »HjiroD und ecigt dabei ciue ganz cnrtaunlicho .\oupstJiohkeit IJ6(ft hierin
"■•^^t ein unDatürlif-ber M'identprueh? leb hnbe diese weitliiufigea , sich oft
"■^deriiuleodeu Correspuudouzeu in exteuHu aufgeiiuuimeii, um ilou I^hrer iiifig-
"*^st eclbstatdudig urtheilviL zu lawieu, ob man wirklich gUiubeu kann, das^
^on\ Kurfürsten übei1lü.ssig schien, an die Vertlieldigung des d«*ut&rben PrytJi-
Btttütisyiuö zu di-nken.
9*
132
Fünfter Absohiur
Aiirh (lies ist gchwprlich f>mat zu nehmen. Ües Kurftii-sten ölgi
licht' ML'iiiunj^ wijd, wio oiir seheint, nur ninskirt und nnspioUir
weise aüsgoöpnHihen. Sio mag sieh in folf^;nd4>n Hetraelitun,
finden. KrstunH konnte eine Sdiuty-oini^nuig, weil sie Verde
und I^piuuuin^ t'rhnhun luiissto, nicht zwtir, wie Aiif^ust auf
tülireii liebt, eine nicht vorhandene Gefahr erst hervorrufen, w
aber die bereits drohende, welche man sonst vielleicht ho
mochte abzuwenden^ zui- Katastrupht; treiben. Aohnlichos kuB
man von der .Steigerung des Mnchtbewnsstäcins fürchten, wel
ein BiiiulniKS untßr den V rotes Um ten mit sich bringi*n muf
Jodentallä würden sie nat^^h der Gründung: desselben ihre a
Forderungen auf den Keiclistnj^eu um so energischer vorfiwl
haben; doch duiite man viidlt-icht auch hesDi-gen, ein Thfil
protoötantis<'hcn Stände würtle bt^innon den katltolischen Stäni
namentlich wo die c^mt^iversen Tunkte, die Lücken und ui
ledigteu Fragen des Külig^iouHfnodenis Spielraum Hessen, ho soll
cigenmäclitig und unbillig gegenüber/utroten, dass endlich
iCrieg darilber zum Ausbrui-Ii kommen mhsste. Ks ist deut
zu sehen, da^s den Kurfüi-sten eben der Zfirn der ICatliuli
über die rücksichtälose Ausbeutung des R*;ligi(>nslrieden8 du
dio Protestiuiten — lui der or selbst koineswt^ unbetheiligt '
— sehr beunruhigte;"* wie, wenn durch die Gründung eines j
testantischen Bündnissos diese Gegensätze auf die Mpitze getrie
wurden? August, nach der ihm eigenthümlichen Art zu nrthei
nahm vielleicht sogar an, dass oinzelno Filrsicn das Bilndi
imr wünschten, um jede Rücksicht auf die katlndischen Reel
auschauun;^eu um so ungescheuter bei Seite setzen zu köiin
solche Gedanken sind wenigstens zu Termuthen, wenn der K
fürst Dr. Lindemanu sagen lässt: dmvh Bündnisse werde r
leicht in UiuTihe mid Krieg gestürzt, selbst wenn sie „unter c
lieblichen Schein der Bu-liensiun^ angestellt würden; aus n
Umständen sei ja zu eniolien, dass ein solches Bündniss u
von allen Seiten her aus gleichen Ursachen gesucht werde, soi
daraus im heiligen Keich leicht mehr Unfriede als Friede, ja J
hebung des bewilligten Religionsfriedens erfolgen könnte. I
Wortlaut nach liosse sich diese Aeussenmg sogar auf dio Bcs<
lÜHS vor einem protestantischen Offensivkriege, wie iim i^Ielm
64) S. dio AoutmonLugoti Augiists in Beil XXVI.
Fiiuflor AbflchnrtL
133
^
liicm ftlr dc»n Kall ßinor Bunil{»sgriindniif^ pmplH'üoitp, ziiriick-
fiilii^n.*^ Ks ist freilich kaum zu crsohon , wom der KurHirst
•-'twa die Absicht zu oiuem sokUoii bcimosson koiinto. Die kur-
fiftlziüche Politik jener Zeit hätte er mindestens gründlich ver-
kannt, hätte or aus der energisch prote«tflnti sehen Haltung Fricd-
rirlis des Dritten, aus seinen rücksirhtslosen Säoularisarionen iind
Rcfiprniatiimen, aus don nxti-emon Ansprürhen, die er im Nmnon
m ProtCHtontisniii^ auf den Roicltsta^n erhob, j^esohlossen, daAS
iltT Kurfürst zu einem Anpiffskriep genei^ wäre. Bass ein dcut-
scij*¥ Schutzbündnis^ sich von den Ernestinom zur Äusfechtung
ikrer alten Händel mit dem albertinischen Hnus, unter dem Vor-
hand, dasselbe habe sicli durch Häresiecn aus dem Religinns-
friedön p'sctzt, würde nüssbrHuchen hissen, konnte er nioht »n-
iwiunen. Nur dis Ansprü<:hH der Kmestjju^r gegen die fränkischen
Kini^'uugsverumidten liätten etwa in Betracht kommr^n können ;
(iHch Führt keine Spur darauf znrtirk, dass genido von den Kme-
stinuni je die Anregiuig zu Hündnissvurliandlungen hergekommen
*äre; diese Annahme würde sifh nm- aus dorn grossen Arg^vohn
'^f« KurTüreten i'rklim?n lassen.'^'' Immerhin hätte wohl, wenn
^f' protestantisclie Partei fünnial zum Bewusstsein ihn-r Macht
^'''aiigt war, ein Angrifl'skrieg niclit ganz zu den Unmijglicbkeiten
ffthört, namentlich in einem der häufig wiederkehrenden Mumente
^sser Beeoi^iss vor den Katholiken. Wenn nun diest^ (iefahren
*Js At^ument g<?gpn die Bilndiiisspiilitik vorwimdet wurden, so
'^Ar dagegen gewiss noch Manches einzuwi'ndon. Sich vva jener
P'^'testantischen Interpretation des Rt'ligionsfri(-*don8, aufi der ein
f^vil ijcr BcHorgnissp üoss, einfach loszusagen, konnte keinem Für-
"'•^»i der augsburgis<Jien Cunfossion einfallen, und Kurfürst August
'"* Besondern hatte dadurch Prüjndicien gegen seine cigwic Politik
l^mluficn; er hattn nicht nur auf dem Angsburger Friedensnnehs-
"Ä" ganz planmüssig zur Begrüiidiuig jenes einseitigen Paitei-
^***>idpunktes beigetragen, soudcm maclito auch fortdiiuemd die
P'^^tische Anwendung davon in schiein Vorgehen g(^en die
"tiringischen Bisthümer. Unbe<lachten Ueberstürzungen dieser
ii5) O&Unich p. 28 zu verglichen mit dem Outachtcn MDl&nclithous
ol-oo |,. 122.
6(t) Mit dor EioRchräcikung, dasa os aUordiogs afhoint ala sei der eniQ-
^*>*>isil:L' Bof stwlt in der VerbroituiiK Hlaniiinmiliir NafUrichten peweaon. Vgl.
'*^'*^ Ajihang nber gefiUtrahte ZeituugeD.
Ige —
PartripoTiHir «nör don^n iimthinassliclu'n Fnlj^'en vorjnihetijnm aber
hot vinv Hundcsvorfassun^ im-lir IlHitilliiiben als die ^egonwärtig©
Zcrsplitteninfj der Parfoi, ii) wolchor oin Jeder auf ei^e Kau
handelte: es wäre eben dio Äuf)*abe mächtiger Bundesglieder gi
Winsen, ihre Autorität dafür eiBzusetzt'ii, dass dor Bund eine
friedenorhaltendo Mnclit hü(_-b, und wirklich ileni Zwtvk diente, den,
F^andgraf Philipp ihm vindidrt<': das Sehwert der Gegner in dec^M
Sehoiiio zu hidton. An politisi'li-conservativen Elementen fehlt^^
t\s iln/ii im proteötainiichon Beiitsclihmd nicht, und dio Tlicologi^
hätte dieselben kräftig unterstützen können. Andererseits la^
wenn man von jeder Kehutzmassregel absah, die Beeorgniss nah^a^
uiaii werde damit den Krieg dueh nur hinanssehieben, nielit. afc»_
wenden, inzwisi'hpn aber mik'lit(^ cU-r Proti^tantisrnus immer haL^t—
loser zerfahri'n und von der TJegenpartei durch allmHhlich^?»^
Abbhiekeln unter Bruch und Unifrehuug des Religionsfriede »->a
geschwiieht werden; auch würde die Letztere beim Ausbruch d^xs
Voraprang in den diplomatisehen und militürischon Riistung-c»D
haben, sodass der Protestaiitismus naehnial» unter weit ungüiitsti-
geren Bedingungen in den Krieg eintreten müsste, als sie augen-
bhcklich vorhigpn. Aber darf num aus sulrlien Griindcn überhawf>*
riskiren, einen Krieg zu beschleunigen, und war dies im Be^—
sondi-m für die protcshm tische Pivrtei jener Tage angebracht
War denn duiv-haus keine Hoffnung meiir, dem Kriege aufzu-
weichen, wenn man nicht die Gegner durch eine starke Defensiv-*]
steUimg einschüchterte? Dieser Meinung war Landgraf Philipp;
aber muasti.' sicli Jeder ihm itnscbli essen? Scheu wh* von der
religiösen VeriirtlieiUitig stdi her Bünclnisse, wie sie in Rede standen,
ab — denn eine solche kommt, scheint mir, für die kursÄclisiscbc
Politik 80 wenig in Betracht wir für die hessische — so wird
man immer uocli anerkennen müssen, dass hier den Protestanten
jener Tage eine Rciiwierig<» und vcrimtwnrtliche Jüntseheidimg ob-l
log. Der Nachlebende mag wolil urtheilen, dass sich dio beson-J
di'reii Verhältnisse der Zeit nicht nach so allgemeinen Maximen
behandeln liessen wie sie Kurfüi-st August aufstellt, inid dtiJis
eine beschränkte, kurzsiclitige Furchtsamkeit war, die Oefaliren
der Bündaisspolitik höher anzuschlagen, als tue des Stillhaltens
üeheulassens, welches nichts Anderes bedeutete, als
unheilhure Verrotten der sittlichen Parteikraft, des Ge^
moing(sistes im deutschon Protestantismus? doch wird
Fünfter Abscliuitf.
llö
nidit beliauptcn können, dass jedor nütlfbendo Pröteshuit, iler die
/Zukunft seiner Relifritm aufrichtig über alles Andre setzte, sicli Ge-
wissens halber für das Bündnis» habe entseliliefisen müssen, nnd
d«s namentlich, wenn derselbe sieh nächst der ovangeliselien SaLthe
auch dem Reich, dem gemeinsamen Vaterland beider Confessionen
verpflichtet fühlte. Nur wiH man sich schwer überzeugten, dass
ATorado Knrfflrst Augusts Widerstand gegen die Bündnissidee wirk-
lich «US uninteressiiten Kinvägungen über das Wulil df»s Protcstan-
tisiniis nnd des Reichs, oder eij;enthünilirh<'n Anschniiniip^n über
die lU-Monnenheit in der Politik, über Ijuyalität und reiciisfüi-st-
Uche PUicht entsprang, dass nicht vornehmlich ganz andere Mo-
" tive hinter jenem consen'ativen System sich vcrsteokeD.
I Kehren wir von der Bündnissfrage zum Ausgangspunkt
1 ^Janserer Erörterung zurück. W'i-nn der Kiirfürwl sieh cinis<Mjuent
pH^^l^en dun Gedanken sträubte, die religiöso Vereinbarung der Pro-
r ■^L'stanteu anzubahnen, soweit sie eben damals möglich war, so
konnten wir uns nicht überzeugen, dass er es aufrichtig im luter-
^>8se des deutschen Protestantismus that: wir werden zur Erklä-
»ning auf seine particulann Interessen zurückgreifen müssen. In
<ter That liefen den lelzteren die muthniasi;Iichen Consetjuenzon
jener Einigungsbestrebungen zunächst sehr entgegen, obwohl sie
doch in letzter Instanz mit den ullgomeinou protestantischen Inter-
essen solidarisch waren. Seuie Ijamlcskirchc war es, welche, wenn
iman der Einigung zu Liebe auf die allgemeine Anerkennung des
frankfurtischen Recesses verzichtete, ohne einen vollkommenen Er-
tVilg zu enrielen, in die exi>onirteste Stellung gerietii. Ueher sie
vor allen andern Kirchen hätte sich abennals der Hauptstrum aller
Äugriffo auf die neue Vereinbarung ei%'ossen; wiederum wäre sie
vor aller Welt der Häresie angeklagt worden, und die Preisgabe
diS frankfurtiRchen Recesses als eine scheinbar grosse Iiicnnsequenz
hätte dem namentlitdi in den Augen der Katholiken Uegrümlung
verliehen, da diese so wie so der flacianisclien Partei vor den
Angegritfenen ein relatives Recht einräumten.
Es liegt von vornherein nnhe, diese Art der Betrachtung
auf dos Kurfüivten politische Haltimg auszudehnen. Die tiefalir
für den Ruf der Rechtgläubigkeit Kursaehsens war ja nicht die
grössie, welche dem Kutfiir-stcn das liCben schwer machte, obwohl
auf diesem Ruf der Schutz! des Keligionsfriedens dem Rechte nacti
beruhte. Ihre schwerwiegende Bedeutung erhielt diese Gefahr erst
Füuflnr Al)schmtt
diiifli die AiLssidit, in einen Kri^ verwickelt xu wrrdra. Ein
sulcber kuunte entspringen aus der Spannung der Ketigionspar-
teien — wir suchten schon Aug:iijsts Gedanken über diesen Punkt
zu orpchliesspn — oder aus den politischen Tendonzen der Knif-
«tinor iiiiil ihn^s Anhangs von vordorbt^nou Kriüpslcuten; in bei4lon
Fiilk'n »bor war nicht unwjüirscheinlioh, dass es zur Abi-echniin^
Äwischea den Eniostiaern und August von Sachsen kommen wtlrda
In Anj^nu^Ls Com-spondenzen und in st-inen politischen Handlungen
lieri-si'ht die blasso FurclU vor dioscr Möglichkoit, aber nicht ui^^^
der UcFKoge und der Kdelleute allein willen, denen er na4|^|
menschlicher Berechnung vielmals überlegen war. Es fiel schwe^^
ins Gewicht, dass diese Gegner scheinbar Anlulinunp bei den lotli—
ringifichen Erben Christi erns von Dänemark und deren angeblichen
Gönnern, vornehmlich I'^iunkreich, fanden; so ungläubig der Kiir-
füirst sich oft dm Z^-itungen pegeiiiiber »teilt, die hit-rvori berichten,
sa wenig gelingt es ihm zu verbergen, dass sie oft tiefen Eindruck^
aul' iliu ninchten."^ Wenn er nun seine Sichermig nicht in ddH
angebiiteuen soüdarisclien Verbindung mit seinen njitiirliohen KreuD-
den, den [)nitesbmtisfinjn b'üi-sten, suchen mochte, hingegen mit
AengNtlichkt'it niicli der Gunst des Kaisers imd der kutbulisclion
Stände strebte, so muss man eben annehmen, dass er j?lauht«'.
den kommenden Krieg wolil ohne jene, nicht aber ohne diese
glttcklii;h austragen zu köiuien, und dass ihm Beides unvereinb
öchiou. Sein Verhältniss zu Kaiser und katholischen Ständen w|
trotz ausserlich vortrelTlicIier Beziehungen nidit uiigotrübt, we
er die Politik der Annexiou gegenüber den thüringischen IJi«
thümem t:icht aufgeben wollte; die Tbeüualime an einem prote-
stantiriclieu Bün<lniss konnte ilm volleuds missliebig machen^ sdion
weil demselben die energischere Verfechtung der protestantischen
K*x;btsansprüchc auf dem Fuss folgen niusstc. Begannen dan^^
dio Knie»tincr den Krieg — vielleicht mit auswärtiger Uuta^f
Stützung — oder wurde ein solcher durch die Verhältnisse der
lieligionsparteien henorgerufen, ehe August in dem jungen Kt
(S7) Vgl. <iw IVeiti'iige, wk' in Änm. Tiß cirirt, liopondani Note 24G und
die daselbst nogefühiieu Äfiti^cslüi-lit'. Auch Ai'6 Kurfürstoo VcrhaUea in der
Frago dor ßüofcfor^ienmg von Motz. Toul und Verdun wnr zum giiteu Theil
Wülil vdu der Furi.lit vor riniir TtM-binducg der Eraostiner mit Fnuikreicli
dictirt ; B. ibid. vorlotzton Abrtchnitt. Ausserdem vornehnvlioh oben [
Anni. !); Boilageu Na VB. X, Xm, XXIII, XXVI, XXMB.
FQntlor Ah«chnUL
137
cntluim völlig fest geworden, elie die Ansprüche der Emi*-
stinvr i'ndpültig aus der "Welt ^'oscliaffl waren, öo war nllenirnp*
soiiiG Lage sehr raissUch. Er hiitte mit einem Sdiein Kccbtens
aiis dem KeligioDstrieden awsgeschlosspn weitien können: den Vor-
wand hätte die kirililiclie I'oleraik der Emestinor den Gegnern
in die Hand gespielt; der Kaiser hätte ihn im Stich lassen oder
sogar die Ernt-stjaer gegen ihn iiuBspielen können, wie dereinst
Xari der Fünfte den Herzog Moritz gegen Johann tViedrich den
^\elteren; es hätte daliin gentthen können, dass die Kurwürdo
\md die Knriandc »nwiderhringlich an die emeßtinische Linie zu-
Tückkainen.
Solche Vonnuihungen über die waliren Gründe der kitr-
sächsischon Politik werden bekräftigt durch die Thatsache, dass
dem Kurfür-sten aucb anderweit überall nicht allein die allgemein
prot^-stantisi^hen intereasen, sondern auch die Durchführung seiner
conservativen Theoriei'n zurückstehen', wenn es gilt, sich g«^n
die kirchliche und poUtis*'he Feindschaft der Eniestiner zu aichem,
und zwar sn, d»ss zunächst immer dan Streben nach äusserlicher
Correctheit im Bekenntuiss der augsbui^chen Confession, sowie
in setner reich fifürstÜchen Haltimg, und nach gutem Einvernehmen
mit Kaiiior und katholischen Stünden, selbst im Widersprach mit
dem Interesse der Glaubensgemeinschat^, massgebend ist; doss
aber namentlich die correcte reichsfürstliche Haltung und die
Tendenz, sich mit Kaiser und katlioliscben Stünden friedlich zu
stellen^ ira einzelnen Fall, wenn es das Hausinteresse zu fordern
scheint, durchbrochen wird.
Die andern protestantischen Fürsten, ausgenommen Joachim
von Brandenburg, der eine almlich intcres^irte PuÜtik trieb wie
Äuglist von Sachsen, hielten es für ihre Pflicht, den geistlichen
Vurix'halt zu Iwkämpfen, Sie bedient(*n sich dabei als Prtrssions-
niittel« fler Steuerverweigerung uuf den Reichstagen, wenn der
Kawer Tfu-kenhilfe verlangte. Es war ihnen dieser Kampf so sehr
Gewii>iieD85Rche, da.ss seihst der friedliche Km-fürst von der I*falz,
der sonst vor dem Gedanken eines Krieges die höchste Scheu
trug, um dieses Zweckes willen Alles wagte. Kurfürst August
gehörte zu d<'n liegnindem dieser protestantischen Kechtsstellung,
aber nicht zu ihi-en energischen Yertheidigem; er schloss sich,
ac^n damals vielleicht sehr widerwillig, dem allgemeinen Protest
den geistlicheu Vorbehalt an, aber er, und mit ihm Joachim
Abecknitt.
von B randori Wr^ lälmi ton das Yorp?lion der Roligionavenvan*!
indem sie sich jenes Prossionsmittels wie eines illoyalen bomben.*'
Von dem Gedanken, die Waffen zur Vertheidigung eines über-
getretenen Kin' hon fürst en zu ergreifen, spricht August im Tone
des Abscheus/'^ Dahingegen scheute er sich nicht, in den sächsi-
schen Landen Bisthünn-r unter protestantisdie Ailminlstration zu
brin^n und seiner Ijandeslioheit zu untünrerfen. Es trögt nichts
aus, dass er hierbei juristisch^' Unterscheidungen geltend machte,
nach denen diese Bisthümcr ni<'lit unter dem Schutz des geist-
lichen Vurbehnlts gestanden liätti'n. Henn in den Augen der Katho-
liken, welche jene bestrittene Satzung errichtet, waren sie in die-
selbe eingeschlossen.'^
Eine Analogie und Ergänzung zu der Bekfimpfung der Bund—
nisspolitik bildet des Kurfürsten bekannter Grundsatz, dass man
sich möglichst vor Verwicklung in die auswärtigen Verhäitnisso
hüten solle. Wie jene innere Politik ihn von den politischen Eini-
gungsbestrebuugtm der deutschen Protestanten femlut'lt, so diese
äussere von der Pflege internationaler Beziehungen zu Onnston
der Weltstellung des Protestantismus. Der Satz, dass man sich
vor unnöthigen Verwicklungen mit dem Ausland liüten müsse,
ist, im rechten Sinn angewandt, ja völlig zu billigem; wenn z. B.
Kurfürst August auf jene Politik der Anlehnung an Frankreich,
welche der I^ndgraf zu Heinrichs des Zweiten Zeiten allgemein
emptahl, nicht einging, '' so ist dit^s darauf ziiriukzufuhr*'n, dass
er klarer erkannte, wie wenig von ilieser Politik zu hoffen war: ge-
lang es ihm vielleicht durch seine reservirtere Haltung zu Frank-
reich sich verhältnissmässig besser zum Kaiser und den katholi-
schen Ständen zu stellen, so war dies ein ganz wohl crworbner
Vorthoil. Aber auch das Missfallen des Kaisers und der katholi*
sehen Stände wird einmal riskirt, wimn die Feindschaft dos König
Ü8| Kitter, Friedrich IH. und August, p. 298/1).
«9) Vgl. Anm. 59.
70) Kitttr 1. f. |i. 308 ff. Dcrs. D. 0. p. lft]/l. Nalim man ao,
der geistliche Vorbehalt anf diese Bisthümer nicht anirendbar war, so galti
für sie in den Augen dor KathoÜlt'u nocti immer dif Satze übor den Schu
der geistlirhtn Fersouen. Rechte und Güter, und stand Aui^.st» Vorgchi
gogpn sie noch inimor in gleicher Heihe mit dem Friedrichs von der Pfa
gegen die Klüster iu Hüinem Land.
71} Vgl. die .Beitrüge^.
Fünfter Abschoitt
Ton Kninlcroich dnihemier erscheint So lätsst der Kurfürst im
Jnbr ITjöfi trotz di-r dringondstPii Abmahnungen des Kaisers uml
Herzog Heinrii-'lis von Hraunsi'bweig ilen fninztisisehon Werhungcn
in seinen Tjrtnden freien Lauf, fjrostattet den andorwiirts geworbenen
Tnippen fn'ien DurehKUf^ und erlaubt selbst seinen Adeligen, im
franzü3isoheu Dienst zu Felde zu ziehen. Strenß ^noranien lief
dieses Verfahren aopir gegen die gesetzlichen Bostimraxuigcn des
Reichstags von 1555, nach denen auf des Knisers blosses Vorbot
hin die Werbungen hütton iinterdrüikt wfrden müssen. Da» Motiv
aber war dlt* Furi'ht, der König von FrntiVn*i<li mflgi' sonst die
Kraestiner gegen ilin, den Kurfürsten, unterstützen.'* Ganz ent-
sprechend sträubt dfr Kurfürst sieh lange, in (iemeinschaft mit
Andern beim fhinzüsisdi- spanischen Friedonsschluss zu inton-enl-
run, erklärt sieh aber plötzlich bereit dazu, als er in der Intor-
ventioii das Mittet zu crknnnen glaubt, Umtrieben und feindlichen
rntprnehrnungen seines Vetters Johann Wilhelm zuvorzukommen."
Androrst^its wird das Prineip der Nicbt-lntenentiün nicksichtslos
fluch da festgehalter, wo es dem prot»^tantisehen Oewissen zu-
^iderlauff-n niusji. Anfiinglich bethciligt der Kurfürst sieh wohl
i^clefrentlich an einer Fürbitte deutscher Fürsten für den franzö-
sischen Pnttestantismus;'* im Jahr ISHl aber drängt ihn da-s Bc^
Uürfhiss, äusserlich als correcter Anhänger der augsbnrgischcn
Konfession zu erscheinen, mehr auf die Seite des exelusiven Luther-
tbiinis liinüber; zugleich bfginnen di*- französischen Verhältnisse
«ich bodenklich auf die Waffenentecheidung hin zuzuspitzen und
*lii? AiifmfTksamkcit gnnz Eunipas auf sich zu lenken. Seitdem
^i€;ht August sich von allen geniein.sajncn Schritten deutscher
iVürston zu Gunsten der französischen Pndestanton zurück, um
iTiicht aU Vertheidiger des Calviinsmus zu erscheinen, um sich
lic-lit auf kathr)lischor Seite missliobig zu machen, um sich nicht
«oralisch zur krifgcrischon Fntei-stütyung dor Hugenotten zu ver-
jtlichtPU, fall« der Krieg ausbräche. Im Jahr 1562, aJs der Ver-
dfningstrieg über die Hugenotten hereingebrochen, entschlicssen
Lieh sechs deutsche Fürsten, an ihrer Spitze der I^ndgraf, die Bo-
lning:ten durch Erlaubuiss freier Werbung und OcM zu unter-
^
72) Beitr. U von Note G6 ali.
73) ibid. unter V.
74) Unttm Abüch. VI, VHI am .\nf«ng.
Fünfter Absciuutt.
stützen: Kurfürst Äii^st läset sich durch kcino Btttoii einen Bei-
trag zu dieser Hilfe abgewinnen.'"*
Oenup hioi-von! War die obijgc Erörterung in ihrer Au»-]
führliohkcit ermüdend, so möge das Interesse der Saohe zur En
sehuUligiin^ ilicnen. Es luinileHo sich nicht dimim, diese folgeU'^
lose Episudü in dtr Jangcii Kette protestimtiseher Unionsbestrebungeo
ins Einzelne zu zergliedern, sondern eiaraal sorgsam abxuwü^'cnj
was jener Conservatismus, der später zur Tradition der säcbeischen
Hauspolitik wurde, und mit dem die Nachfolger der hessischen
Politik — gewiss ni(;ht die l)escliriinktesten oder eigen nutzigsten 3
Protestanten — allezeit vergelwns geningen haben, gerade in don
Jahren seiner Entstehung gewesen ist. Der Darsteller kann nur
bedauern, dass üim liierzu niclit ausführlichere Materialien aus der
Kanzlei des Kurfürsten Angust zu Gebote standen, die vermuth-
lich ein präciseres Bild ergeben haben würden, als aus dem Yotd
liegenden zu i'ntut'hmcn war. Doch holft er im Obigen der ric^-^
tigen Würdigung mindosten-s naiie gekommen z« sein.
Kurfürst August wies alsn den fiodanken eines Religion&-^
gesprjk'hos gleichwie den eines Abkumraens zu gemeinsamer Vor-
tlieidignng unter den evangelischen Ständen im Anfang des JalirQS^|
ir>(iO weit von sich wog; für die niicliste Folgezeit schien nun
die HuR'iiung auf Herstellung einer mächtigen einheitUchen prott^^^
stantisL'hen Partei im Reich völlig erloschen. Will man noch fragcn^^H
wio weit hx jenem Zeitpunkt der Versuch hätte glücken können,
so läsat sich das Eine sicher sagen: nicht weiter, als er im näch-
sten Jahr auf dem Convent zu Naumburg gelang. Die ultima
ratio des Jjandgrufen, die schroffsten Anhänger des exclusivoQ^I
Lutherthunis fuhren zu lassen, um dio Kiiitraclit hei der Mehr/^l"
der doutsohon Protestanten heniustellen, hätte uum schon damah^
nicht umgehen können: dies beweist die Haltung Johann FVied-
richs und der Jenenser Theologen mit ihrem Auhiuig. Die Span-
nung zwischen Johann Fiietlrich und seinem Scliwiegervatt*r, dem
Kurfürsten von Pfalz, welche zu Naumburg den Bnich herbei-
führte, war schon damals auf einen hohen Grad gewachsen. Der
Streit zwischen Lulherthum und Calvinismus iu der Kurpfalz warJ
7Ö) Alisulmitt Vni— X.
Fünfter Abscliiiitt.
Jmra mich Kuriun;t Friodricliß Rückkehr vom Reichstag derartig
in titfeotüi'Iioii .Skandal mijyreai-tet , dass der Fürst sich voraulafist
>»ali, die lieftigsteu IStreiter auf beidcu Seiten zu entlassen; er
suchte vorläuüg nun Frieden xu erhalten und hoffte, eine Synode
gelehrter Miinner solle ilen-inst für pm/ DeuUchland und so auch
fUr die IM'al/ die stiitrigeu Fragen zur Entscheidung bringHjn-
Unterdessen holte er neben Johann Fiiedrichs auch Melancbtlioos
(Jutacblon ein und begab sich selbi^t eifrig ans Studium der Bibel
und tbculii^isclu'i* Si;hriftcu, um selbst nnch bestem Wi&scu imd
Gewissen urthcilen zu leniori. Aber sclion die Tlintsache, dass
er nicht rückhaltslos mit dem Ijutherthnm ging, noch melu* viel-
leicht seine Unif^obimg, welcfie zum Theil eifrig catvinisch war
und die Entlassung einiger lutherischen lleissspunie, welche nicht
Frieden halten wollten, mflchten ihn dem zeletis^^hen Schwieger-
sohn verdik^htig. Dieser ant-hte ihn wieder und wieder brieflich
/.ii bekehren, erreichte abor nir nielir als ilie Vt^rsichcning, der
Ktirturst werde mit si.'iiiüm \Viss<'n nie fulscdie Lt^Un* inv Lande
fluhieii, stets begleitet von der Erklärung, er wenJe Niemanden
v*MilajHineu, er hübe ihn denn zuvur gehurt und seine Lehre ge-
prüft'^ Als nun Anftuig des Winters das l*rojcct jener Gesandt-
schaft t\n August von Sachsen nuftjmchte, wollte Kurfürst Fried-
ijlSll — wir sahen aus welelien Griinden — zwar nn dieser nicht
tlM'iInehmeu, er wandte sirh aber seinersüits Anfang des Jahres 60
im Johann Friedrich, um ihn zur Theiluidime an dem erhoflteu
Convent zn bew^en. Der Herzog Bogte zwar bei-eitwlllig zn,
bemerkte aber: er werde sich per ammstiam das Maul nicht bin-
den lassen.'^ Das heisst, er wollte wiederum die Condemnattonen
fordern, und hienin liiitteii hII(> V'erlianilLungen scheitern nidsseiL
Inzwischen dueumentirUm auch die jenensischcn und niedersüchsi-
schen Zeloten wiederum, dass eine Verstiiiidigung mit ihnen nicht
XII hoffen »ei. VeruuithUch wai* douselbeu das Oonvouts-Prtijoct
Cluistophs und seiner Freunde frühzeitig bekannt geworden, denn
schon Ende des Jahrc-s 59 bemtüiten sie sich ilirerseits eine Synode
zu Stande zu bringen; sie setzten zu diesem Zweck eine Bitt-
schrit^ an die Stitudü der augsburgischeu Confessiou gednickt in
70) Kluckh. Ft. d. Fr. \h 51—67. Ders. Wie ist Korfilrst Friedrich..
Cüvinist gcwurdc'D, Absch. I— T. Döfß. Uriofol No. 77, 78, 80, 83, 85, 86.
77j noj)ijo I p. 345, 34Ö. Kugler U p. 157.
142
FUnftor AliscluuKT
n. I
Umlauf, für welche sie bei streng lutherischen Geistlichen schnell
oüie grosse Anzahl Untei-scliriften sammelten. Dns Fni^rauiui
der Synode entspricht der Tendenz des Confutatiotisbuches: es
aoUto die EriJi-terung und Verdammung aller Iirlehren sein; dia
Vertreter suloinr L-lu-on, welche ßchim vonlem verdammt worden,
Ä. B. die ^Sucraincntirer*, BoUten von vornherein vun der Thei!-^i
nähme aus^^scliloäseo sein; nur über den Ädlapliürismus, Miüoris-^|
luiis und iSyner^snms sollte noch Vcrhnniiluu^ zugeln&scn weixleu. ^(
Doss man diese U'hrcn gloichwohl nur ttbunnals zu venirthoüen
f^idacbto, ist darum ihn-fi nirlit zu bezweifeln. Kiu Kxi*niphir ,
dieser Schrift liess man durch üngnad in Herzog Christophs Hända^^
gelang«; vielleicht versprach mau sich von demselben ünter-^^
stiitzimg, weil die wiirttembergische Tlieologie schun damals schär-^j
fer und schiirfer gegen die calvinischen und molanohthonischei^H
Anschauungen l^teUung nahm; <ler Her/.ng aber spracrh in den
HchärTuttiri Worten sein Missfallen über das Vorhaben der JeJienser
aus. Günstiger urtheiUe Anfangs Kuifürst Friedrich; nach einer]
Unterreilung mit Christoph und l'hilipp aber kam er von dei
(!e4hiiik('n xurück, da.ss durcli ciiiu Synode in der vorgesehtagenen
Alt Eiwjts zu eiTL'ichen sei. Die Jenenser versucJiten njiclimals
Herzog Christuph durch eine besonders au ihn gerichtete Bitt-
strhrift zu gewinnen; der Herzog aber kam nach kurzem Bedenk^
darauf zurück T dass mau sieh auf Synoden, iu denen die Flaciuntir
mit ihrer (ilaiibenstyrannei das grosse Wort führten, nicht eiu-
Usscu dürfe. Landgraf Philipp, welchem er das jenensische Schrei
ben zugeschickt, sandte dasselbe gar zur Begiiüielitung an «las
Ministerium zu Zürieli. Die wonig schmeichelhufte Kritik, weiche
lüorauf die Professuren und Geistlichen der Züricher Kirche ih:
ausstellten, schickte er J«_ihann Friedrich selbst zu."**
Es liegt über die Fetitiim der Jenenser an Herzog Uhi-istoph
auch ein Outacbten vor, wt^h^hes nur aus der liessist:hen Geistlich-
keit stammen kann imd vermutblich nicht von einem Einzelnen
veifasst ist^* In dieser Schrift waltet ein lebhaftes (iefülil von
?n^^
78) Klackb. I p. 128, 130, 133fT. H^ppe I p. 356— 359. Tregor
t». 86 ff. Calinicli p. (14 — 80. Kuglor M \t. 73—70. Diws die ziieret pcnannti
Totition j^t^druckt und mit untergpclruuktcn Namen eÜichcr TheoloKi-n nus Jon
lind d<'ii 8i^nstJidtnn iimlior. tinzougt dn Brint Augusts on Christoph (auf
llAarwiose d. t(j. Juoi IßCÜ, Ils.).
79) Boil. XXXI.
Fiinftnr Abm^nitl;
143
dor fit^fahr, wphilie lias Stivben nai-li staiTPr Fixining cJer 1)»^-
matik für die Kiix'be mit sidi bnichte, uameutliL-h üüTun, dtiüs
es den Protestanäsmiis dem Geist eiitfromdt?, dem er seine Knt-
stebung, seine Befreiung von Rom verdankte, und die Eintraebt
priisseror Kreise in der Kirebc unniät;Ueb iimelip. Dem gegenüber
verleUit sie alleren, scIkipferisehoD Uediinken der Kefurrautiun einen
beachtenswert! len Aiindruek. 8ie wendet sich mit aller Energie
xegeu die Bindung der Kircbo durcb traditionelle Autoritäten
neben <ler Schrift. Diesf allein iimss die Quölle sein luirt l>leiben,
aus der die Kirt;benlebre iiiinivr \vii.*der sehöpfen suU: alle Autti-
ritaten, welehe mau neben sie stellen könnte, möcbtcn dies nun
Hokenutnisssoliriften sein, wie die Aupistana, die Apologie der-
selben und die eclimiükaldiscben Artikel , oder Persüulichkeiteu,
wie üartin Luther, gehen Bolhst nur auf die Schrift zurück, sind
nieht unfehlbar, weil menschlicher Natur, und dilrfen danini nun
und nimnu-r netwii die Schrift gestellt werden; mögen sie dieselbe
iiiK-h nifuschlichtir Weis« gut t'rklärt haben, so muss doch djts
•Studium and die Interpretation der Schrift immerdar bei den leben-
«len Vertretern der Kirche bleiben; die*« sollen sich, wie Luther
selbst gefordert, durch die Werke der Ältvurdem anleiten, nicht
aber binden lassen, als ob sie zu eignem Urtheilc nicht befugt
wären; denn Christus hat verheissen, er wolle bei ihnen bleiben
bis an der Welt Kndc; das letzt*; Urtlicil über den Werth nicnseh-
lichen Ghiubii-ns aber Weiht deni jüngsten Tag vorbehalten. Durum
ist es auch unbillig, solche Auturitiiteu allen Kirchen als Richt-
schnur entgegenzuhalten und Denen, welche sie nicht annehmeu
wollen, den Geist des Evangelitmis abzusprechen: es giebt unter
diesen viele Kirchen, welche, unabhängig von den deutech-luthe-
hen, zu gleicher Zeit oder später auf Grund der schriftgo-
mässen Wahrheit sich von Rom Uisgenagt liaben und da-s reine,
Liutere EvHngeüum bekennen: diese stehen mit gleichem Rt'cbt
neben Denen, welche sich nach Luther nemien. Sie gar als Be-
klagte zu citireii und einseitig über sie zu erkennen, statt auch
ihnen Sitz und Stimme in der Entscheidung der evangelischen
Angeli^nheiten zu geben, wäre drt^ifach falsch und unbillig,
weil auch sie treu und wacker gegen das Papstthuni und andre
Ketzereien gestritten liaben, weil Niemand Kläger, Zeuge und
Riciitor in einer Person sein darf, und weil die allgemeingültige
Kntscheidung über Glt-tulienssacheii überhaupt nicht bei Particular-
diee
Kiäcl
Yoreammliingen aondoni nur bei nllgempimm
lieh ist dieser IMan verfehU, weil voraaszuseheu^ dass nur Wenige
sich darauf einlassen werden, üit^e Vereuche, die Kirche zu
fesseln: die Aufsteliung historiseber Autoritäton ni>ben der Sc'hrifl,^ri
der Aiisprucli ji!lgemüiiigulti)u;e UitheUe zu fallen, sind nur Rück-^1
falle in die Fehler der römischen Kirche: die richtende Partei
würde die Itolle dus Papstes spielen; sie würde die Bekenntniss-
stihriften hiimlhaberi wie jener die Beeretale und aus Luther würde
man einen römischen Heiligen machen. Um übei- die GUubcns-
streitijL^kelten der evangelischen Kirche zu entscheiden, muss man
eine Synode von Allen berufen, die dem untiehnstischen Papst
thum abgesagt haben uhne einen Huszuschliessen ; gehören ihrei
Viele awt^li nicht in das wcItUc^he deutsche Reich, so gehönm st6
(loch in daH Heich Christi; dass sie nicht in Allem mit den deut
sehen KinlitMi übereinstininii:ni oder dasa sie von einzelnen der-]
selben des Irrglaubens bezichtigt werden, kann vor rechtJichemi
Krkenntniss keinen Unterschied bog:i-ünden; denn wenn keiuaj
Spaltungen und Uissverstitiuk^ wären, wozu bedürfte man der]
Synoden?
Alt' dies wird in trefflich klai-er und kräftiger Sprache vor-'?
getragen: so bildet das Schriftstück ein ehrenvolles Zeugnisa für
tue üeistesfreiheit, welche Landgraf l'hihpp durch richtige Wald
der Persunen in seiner Unidesgeistlichkcit erhalten oder grt»ss-
güZügen hatte. Um so entsclne<lencr mHcht sich der grosso Mangel
fühlbar, dass solche Sinni^sart damals im deutschen KiMch niciit
die Knift \ind Zuversicht erschwang, um unverhüllt üftcntlich auf-
zutreten und der wachsenden Orthodoxie gegenüber sich mit demJ
Bewnsstsein ihres Rechtes in die Schranken zu ateUen, dass sie imi
tirüssüu und üiinzeu nur wio eine yi-einiaiirerei unter Üloich-|
denkenden gepfle^^ wurde.
In dem Rathschlag, den Ijaiidgraf Philipp auf Heraig Cluä^
Stophs Bitte über die Petition der .Jenenser ausstellte,*'" lehnt et
sich der Hauptsaciie nach auf ubigt-s Uutuchten seiner Theologeai
doch ist auch hier seine Originalitiit nicht zu vorkennen. Di^^j
Theologen stimmen bei aller Mässigimg in den Grundsatz, dasi^H
man Irrlehren vei'dammen müsse, doch völlig ein, nur dass dL^
Verdummung niciit von einer uder wenigen Kirclien, sondern \'i>J
SO) rozclius p. TOßfl'. AuitfiüirliuliD luhjiltsniigak' Hiüi^ UI p. 504 01
Ffinfter AWchnitt
^iaer nll^meinen Synodo ausfcospmohen wortlo. Dor I^ndgrof
Iialt aucb rfit-snial vor Allem für luitJuvemlig zu (Tinncin. lUtss
E3 k'ht um jpglicher Al]wdchi]n^ willen (-in Verriammungsurüioi]
a«.U8j(es|>r(H'hen wonJfn diiHV', und iw-^ilnclot di(?s mit di'in ihm
«^igenthüiulichen Hinweis auf tlio ToKiun/. dos apostoUsflien Züit-
jfclters. An St4^lle der Fordoninjij i-inor jT'Uiz iilltcomeinon iutor-
»utiuDalen .SyDrj<if dar ProU'tjtaülou selÄt er wiederum don Vor-
*^iiliig einer solchen für die Deutschen luid Schweizer. "Was die
'Vhwdfiircn »Is Idi-al liinstellbm, ('i-sohieii dem StHntsniann docli
>*olil iinausfjihrb.-ir; ^leiclnvulil schlii-sst der (iedaiikn, die beiden
ffruHsen llutterkiri-heu zu versöhnen, in sich den der allgeraeineii
f^uion. Auf die MögUebkeit deiselben bat der Landgraf nwch
öic'ht verziehtpf: er irkiMint mit steinen llioolugen an , dass es
^•gtnwiiitig aussiTurduntlieli sehwierig sein wünle, eine Synnde.
"■'«? sie sein soll, zu wcge zu bringen: habo man aber dies er-
ft*i«*bt, stiindoii endürli »■inmal die Rehueizer, OI«'rlünder und
ä'*<len.' I^eklagte de« Lutbeninern gegenüber, so dürfte man, meint
^*»i]ip|>, noeh immer auf Einigung hülfen.
Wenn mit den letztem Ausführungen gesiigt tsein sollte.
•'^»J*« man noeh rieht ganz daran verzweifeln brauehe, die. Ortlm-
'"*^en die Wafien niederlegen zu sehen, so mnss der Xaehlehemle
^^ tlieser Hoffnung der< liandgmfen wohl eine Tausebung crblieken.
'''^Äigf. Zeit hindurch liattfu Mehuichthun und lüe Seinen sirh uii-
"**K(ig gehalten, ilie Füi-slen des Siidrus uud Westona ihn* Kmfl
**^ Pliiiien ei-schiipft, dio nieht zur Ausführung kamen, der Land-
S"*"»*/ im Besondem für die iillgemeine Synnde agitirt, ohne doeJi
''*-*»n KeUlgesehroi jener Partei: Alleiubereehtigung ^♦treng hitlu-ri-
^^lier Meinungen, rdlV-ntlieli etwas Anderes gegen ii her/ ustelltMi und
^^^•^'ör energisch einzutnten. Inzwiseben hatte, wie sich in den Er-
*-'**.5;-iiissrn der Jahiv l"i()0 und 15GI kiindgiiibt, die luthmsche Or-
**^*Klu.\ie durch ibiv liübrigkeit an Kntfl uiml SuelenailU schon soviel
S'^5-vonaen, dass sie sich sohwerüeh mehr durch Uoberstimniung
'^^^l einer Synode zum Nachgeben odor auch nur zum Schweigen
'*-*4tte bringen la^en. Selbst wenn die t'ni(»n zwischen dt'n ge-
^"^ ^sjigterei) Kli-nunti'n der dciiti;i-lien Kirchen und iU'U iiefor-
**irton zur Wirklichkeit wui-de, durfte man nur noch hoffen, im
'-•»».uf der Jahre, nach neuen Kiim(>fen. dit-se erstarkte Partcibil-
'^*»rig wieder ziirückzudrUngeii. Aber freilich, man hiitte ihr eine
*''**<Iere gegenübergeslellt, vur deren moralischer Auturitat sie mit
10
146 FünftoT Abschnitt.
air ihrem Eifer vcrnmtliHch tief in den Schatten getreten ^
inid die Bildung dieser viel erwünschten Macht der Einheit
des Friedens war allerdings, soviel wir sehen können, di
noch nicht völlig durch die Entwicklung der Dinge ausgeschl«
Erst im Jahr 15G1 trat eine Pai*teiverschiebung unter den
sehen Protestanten ein, welche die Hoffnungen Landgraf Ph
völlig vereitelte. In den Ereignissen gegen Ende des Jahres
und im Anfang des folgenden findet sich diese Wendung
schon vorbereitet; doch erecheint sie noch nicht als vollzogen
unwiderruflich nothwendig. Die Darstellung dieser VerhiUi
verflechten wir am besten in einen Ücberblick der Bezieliu
unserer Kin^hen zu denen des i-efonnirten Auslandes.
Sechster Abschtiitt.
An die spitze <\fr folf^nden Bi'tnu'lihmfroii fiMI«'n wir nocli
«inmal den leitenden (Tciliuikon tler luinl^rüflichon Kijvljwipnlitik:
'lie nationiiloit und partikiiliiristisohon Vor/.weijarungen des IVoto-
'^ntisiiuis wünlt'ii sidi nocii eininiU in dein BewnKstsiüu der
''oberen Einlieit über ihnen aufraffen und ilire Uobo»t>inytininuing
'ü tit-n entst'licidendeii Ivehrpunkti-ii öltentlieli proclaniiren. Was
'lieso Gedanken über den Wertli haltloser "Wünsflie ei-hob, war
'"*-' Thftbyiehe, thuss die Tendenzen der soliwmeriselu'n Kirehen-
'•«upttT ihnen vüllig die Hand nichten, und da&s diese Kireiicn
'**ftinit denen, weldie ihix*n Glauben tlieilten, bei eineuJ grossen
-'ueil der deutscheu diunala nücJi tliatHÜehlieh, wenu aui:|] stitl-
^^■Uweigend, als evanfreliseh anerkannt wurden. Dass die Zu-
^'Jimeu^eJuirig'keit der Kircht^n uu^bui"giseher und seliweizeilscher
*^>öfefiaion als peschwi stör lieh verwandter Zweige einer im Wesent-
licli^.n gleiehlehn-nden und der alten Kirche gegenüber einheit-
'^*^Ueu (ibiubeiusgemeinsihaft keine ilffentliehe Geltung hesass, lag
"**'■ daran, dass die IjitlitT.iner des nordüstlichen Di-'iitsehland
"uoDtlich Tiieorien veilniten, nach denen die refonnirten Kirchen
***** Iiäretiscli und ausserhalli cley Bodens evanpelischer Lelire stehend
hätten betrachtet weiden nüisseu. und zwar dies, ohne büi den
"*i»ider exchisiven Üestandtheiten der Kirchen angsburgischer Con-
^*sion ötTentliehen Widerspi'uch z« finden. Diese hjtztern besassim
**i die Zeit des Wurniser Iteligionsguspräclies und in der nächsten
''ol|^ wohl nooh ila.s Uebergewicht im deutsehen Prot-rtitantis-
'^Us; und ndlten sie sieli dazu auf, die Anathenie der nieder-
^^^Clnischen Lutlieraner über die Sehwei/er Kirchen ötTentlich zn
'^■fttouiren, so war ihnen bei diesen (Ins fj-eudigstu Kntgegen-
*Oininen sicher: die gtjgcnseitige Anerkennung hütte ohne Schwie-
'^Skeit ötfentlich erklärte Saehf! wenh'n können, und siohor nuisste
^i«^ dem Wachsthuni <ler lutherisrhen Ortlmdoxie grussen Kintrag
''*Ub, ja auch endlieh Schranken setxen, niochto sie auch niclit
^**^liK zu licsifajen aMn.
or Absclmitt.
' Bei rluii Loitorn iUt sohwoiwrisclicn Kiiflu^n, dprfn Ijpbr-
eigeuthümliehkeiten viui de» dfutsclien /jeloU-n auFs Hiirtniukigsto^J
K'kiimpft wurden und anf der AechtiiD^Uste des MoiinarisolH'u Ciii)-^|
futationsbui-'hes cinon gor vornehmen Platz oinnalinieu, liprrschte,
während sie ntitli^'odninjLiien ihn? litemrisrhe Krott für die Vcrtliei-
dignng einsetzen mussten, eine juisseriirdentliche Sehnsucht naoh ^j
Kriwien mit dun Kirclien aiigsburgischt*r Cunfessiitn. Mit gespannter^H
Anfnierksamlteit wvmlen im Krtise Calvins wie in dem Heinrich^'
liulIingei-H die Vorgiinge innerhalb jener Kirelien verfol{*l, die
Aussichten auf einen Zusamnu-nsehlnss zwischen den deutscheul
und Kt'hweizorisehen Proti'stanten duroli einen Act geg<'nseitiger|
Anorketuuin«;. ja uuch eine Coneoniie ülier den vielumstritteneai
Aitikd vom Alit-ndniahl, den mun als den wcist-nl liehen Gi'gen-j
sUmd der Uneinigkeit ansah, ei-tlrtert Von der Mögliehkoit der!
letztem liielten Bullingrr uu<l a^Anv Umgebung, die Epigonen der
oxtrenie]i lüehlung scliweizeriseher Heftirniation, freihcli Nicb(8;^J
sio fürtditeten — wuhl mit Reeht — dass sie nie mit den deuW^B
sehen Kiivhen ein imd dai^selho ßekeuntniss wüitlen unterschreiben
ki>nnen, oline die Notorictät der eigenen L'lire zu venlunkelii: al)er —
hier so wenig als iu Genf war der eunfeöaiünolle fieist so besf'hriinkt:^::^
gewurdeo, dass er das Gelühl der engen Verwand Lscliult mit deo
deiitsclien Kirchen überwiiclinrt und zu Anathemen (Ihor die andeit
Kiciitung deti JVotestantisnuis gcruliit hjitte; Heinricdi Hullingei=y
die ?r<:ifes*i>ivn der Ziiri4di(.*r thi'i)|ogisi-hen Kneultät, die Geistliehe^^f
der dortigen Kirche haben es unumwunden Ix^zeugt: sie iM'tracl»—
teten sflbst dif Vi^rtrotor des exolusiven IjUtberthuius niebt a1«
hii[r1i;si.'Ii. ^undi'rn als evangelisch, und böti'ci denselben gt-rii *li.<^
Hand, nur dass man ihnen freistelle, aueli fürderbin ihre
thUnilii'ben Ijehniieinnngen zu lii-kcniu'n, nicht sie zwinge, die au^
burgiseheCimfessiiin ikUt ein andt-res Jh'kenntniss zu unt<?rw;broil:
welch)» den Besundorbciten der nfnnnirteii Kin-hcn widcrsprüebff J
oder sie verschleierte.- Auch auf eint' solche Wendung der Oiiigp
wagten die Züricher nicht zu hoffen: sie enthielten sich dator
jeder Actiou tiii- die Vercinbcirung; die A'ei-sucln;, welche amlm-
1) Kur da» Fol^^do setii rtiiclibaltif;e Matonalido iu don Cnrrc.s|ian-
tloiiacn xwisohon Calvin, Ituza, Farc-1, irullei-, Itidüugi-i , Mrlaiic:Ii(lion alc. ,
von IU')7 Itis 15<jn m Bund 41 — -!(! dos corpus i-Dforatatoriim [oy\>. {.'iMHA
Ratid in— IN).
2) lloaa. Balliogor 11, p. 3S4,r>. Corp. ref. ■(•(, p, 7(3.
Soclister Abschnitt.
TR»
Schweizer «ntcrniilimtjn. wiJion sie rait BekJommu%' »u, ja sotzU^n
ilintn die fiiiilrini^lichslcn Wiirmine''n rnt^f-'f^L-n; sie fiia'hti'ton auf
'iit^m We^ nur zu <1it iioüclitfii EintracliUpotitik liiinors zurück-
zukommen. Ucbereinstimineiid hiolt sich dit? Bonicr Kiiviio. Sejnt»
tliitigen Äpostt'l Imtti' der U«innsp:i'dnnk»' in dein Knüso Calvins,
dt;r si'lbst dt'r ^nisste iinttr ihtitMi war. Calvin vcrti-at den C<*-
flanken, diiss lnUierisrhr und ix'fonniitL' Kiivlit'D sich pegcnsoitiif
«nwltiffliien müssten als eine Kordcruuff christlichen (.SciHtcs in
"»"iüen Corrfsptindenzi't) und Schrituni, s»'lbst den juilcniischon
n^gpQ die deutschen Lutherancj-, üh uuublässi^ und t-ilri^, dass
'"^rin Lfludgraf Philip[) von Hessen völlif? wie ein Secundant
'^'dvins auf dciitsclieni Buden crsi-hcint. Dir» Toleranz der hpiden
"änm-r Iru^ vvuhl eine verschiedene Färburijü;: Calvin verband mit
"t^J" UndTÄcIieiiluug zwischen dem Wesentlichen imi cliristlichen
'''iiuben, das allen Evai:geliachen gonieinswim sein niiisste, \ind
w'Ui Uuwei^entlichon, das sie nicht tivnn*-ii dürfte, die voUkum-
'"t^iistt" tlogniarisclic Bestimmtheit; dem Ijandg^rufeu erwuchs die-
**l>c Unterscheidung wohl aus einer gewissen Unsicherheit im
•■»^lipiJ, ja zeitweiligem Schwanken iler AnscliauunKen. das ihn
*'H>bt trotss seiner Belesenheit iu Bibel und Kircheuschriftstellcrn
*•* einer vtüli^' aiisgeprä^'ten dof^niatisebun Individualität nielit kum-
•"•^ti Üoss und ihn dauernd zu grrosscr Zurückhaltiin;ir und Vur-
'^^iit Iwstimmte. Aaidi hatte bei dieser Urtbeilsweisc das Kecht
'"-'^ (icmiiths, die reinmcnschliclie Werthschätzung der Verbiiltnisse
*i<5l woUorcn Kaum erobern können, als bei Calvin: Landgraf
' ^^ilipp hiittn selbst Servct nicht am Ijeben f,'estrall In ihnm
*^ Unsclien mid Fnrderuu^'U aber kommen Beide so sehr auf Eins
'''tiaus, iu der Wahl der Mittel zeigen sie soviel Aehnlichkeit, dass
^fka verencbt wird, aji einen Gedankenanstausch zwischen ihnen
^ denken. Bii'ect hat ein .solcher damals nicht statt^efunih'n; simst
^*»nnten die Üncumontc dafür jetzt nicht mehr viillif; unb(.'kannt
?»-*blieben 8ein:=* dixli kam der Ijnidpraf im Jahr 1557 zwei Mal
ülit Abgesandten uns dem Kreise Calvins in jH*rs(hiliche Horüh-
3) Auch die C'iiTrM]KjiuIf>oz lif^-i^isi-hrr ijuiMtliohca mit l^lviu iüt wfnif;
vtjii Bolaiig und {^obt kciiio litiiiiitltit!!-' fiir die Vt>iii)Utliun,i: iili, du.s^^ Culvin
IN Ilos^tcn einwn «JirK-tPii Einlluss pculit hat». Nur lÜe i'LTSim Johann Unntii-i-s
Dod dc«st'U VfihiUtniaK zu Cnlvtii »ür\- liiur viollcicht in ItoU'iidit zu xiohcn.
S. die iJInrrcÄpDiulMiJt zwis»*)u'n Ik'idi'n nach iii*in Jrnli'x In t.'orir. n."r. M.VIII
uutor Calviuuü und ttllnl<.■nu^.
Abschnitt.
nitif;^ (las lobsto Mut zur Zeit des Witrniscr Col)oi|iüu)us, ats
Fincianor diis.solbo bcroits vorlassen hattoii iiu<l die zurückf^b!
benrn TIici'Io^t.'u uiK'U in Worms sassen, uiigowiss ob das Co,
qiiiuni fortgesetzt oder aufjGfelöst werden solle, Yielloieht dass m;
bei diesen Zutminmonkünt^en auih die Union onirtertr und dfe
Wendung der laiui|u:riiflii'hi'n Kirelienpolitik, weli;ho kurz ilnnkuf
eintrat, aneh hierdun-h initbestimuit wurde; die» sind aber Vlt-
mutbiiugcu ohne urkundlichen Belejr.^ Wie dem sei» Calvin und
aeino Vertrauten, die sieb dem iHihrj^tandpnnkt Melancbthons und
der Seinen eng verwandt fühlten, f;-lauliten an die* M'iglii'hkeit
oiner gcmeinsanien Alwndnialdpfarmt'l für dio scbweiÄ«ris(.^hen und
einen grossen Thuil der deutschen Kirehen; sollte aber auch die^j^l
Hoffnung täuKchen, so würde man dtieh. meinte Calvin, bei eineflP^
grossrn Theil der deutschen Kii'chcn i>fiV'ntlicho Anerkennung er-
ringen können, ohne dasi< man darum den eigenen Glauben ver-
longnen bniuchto.* Kr und sein(^ {'"n-undu erblickten darum daä
ifeil vornehmlich in einem Cüllui[iiiuni icwisi-lun deiitwhen und
sciiweizerisohen Theologen, ähnlicili wie der Ijuid/^raf in einer ■
deutsch- schweizerischen ^^ieneralsynode; sie sucht^'U für diesen ^
Plan auch dio Ziiriclier Kirche zu gewinnen und versäumten die-g
scliii-klichen Gelegenheiten nicht, ihn auch den deutscliea Tlie
logen gomässigterer Sinnesart ans Herz zu legen."
Wie weit war nun die Stimmung im Keidi günstig für i'
Wünsche ilcr Sfjiweizer; wie weit nrlittcrtigte sie die lIoHnungf^ -w
limi<lgraf Thilipps und Calvins? Die niedorsiiehsi. sehen und we/-
mni'isciien riUtlieraner müs.sen, nacli (]f;m oben Erzählten, von i
vonilierein ausser Bereclmung gelassen worden. Dies wusstcu
auch die Schweizer sehr wohl aus der Polemik, die seit Jahno
zwischen Jenen und ihnen erging; sie hofften nur noch, den
Kifcr der Zeloten dun-li ibiv Vi-istäiidiguiig mit- (Ion tibrip^n
deutschen Kirchen zum Verstummen zu bring(Mi. Die bcfreientie
und erlösende Tliat erwarteten sie von Melanclithon, als dem lio-
nifensten unter den deutsehen Tlieologen: wie schon zu T^uthers
liCbzciten, 00 uiferte auch jetzt Calvin den Muthluscn wiedor und
wieder an, freimütliig mit seinem Hekenntntsü hervorzutreteu and
4) Vgl. (los unter Anm. 8 nnd 1 1 Citiite.
51 Corp. i-of. XLV No. 1!8;3.
ij) Eiüii oiDgL^itMicto IinrstcUung licr TlmtL^krit Talvtiis für dio
unserer Tcriode s. bei Stalieliu 11, [1. llTri., I'JOIT.
Sechster Abschnitt.
9eine weitreichende Autorität für die AiiorkeniuirjK iKt sehwoi/^
,,^ri&*hcn Ijehio gclt-end zu niacheu.' Die« war und blit^li vnr^^fliüfh.
^Andrertieils ist unzwcifolhuft, da&s bei deiiieiii^n'n l^iulpskirthen,
(leren Herren unter sich den frankfurtischen Iteeosö abgeschlossen
hatten, zur Zeit des Wonntser Conoquiums und in der niiehst-
folf^enden uoeh all;^emein df-r ridvinischeii Lehn* Htillsiliweigeud
die Anorkennunf» eviuigolischon Wesen« ge/.ullt wurde. Utis jjilt
auch für die gut lutLierischen Glieder dieses Krci^ee, insoudi'rhrit
Tür einen Lnndusb'Trii und eine Liindeskiivhe. dereu Wendung'
vom t<»Ierunten zum exelusivon Lutherthuui spiitorbiu huch-
bedeutend, vielleicht entscheidend ward für dio Vollendung des
grouaon Schisnui in der poitcstan tische» Welt; für die württein-
beigische Kirche und ihren Herrn, Honstig ChriBtoph.
Im Jahre 1557 oi-dneten die evan^lischen Städte der Schweiz
zweimal Deputationen an dio nUtrhHtwohnenden Füreten der augs-
liiiiT^i.s*Jien CvMifessiun ab, um tlcn^n Intcrcctision bei der tranKü-
sischen Kegioning z» {Jun.stt'n di'r beilriin;;ten Glaubensgenossen
in Frankreich nachzusuchen. Das erste Jlal gesL-hah dies im Früli-
«Jahr, id.s den j)ieniO!itt*aischeri Walcit-nst-ni, deren Gebiet d»nmls
^Vankreich einverleibt war, gewaltsame Unterdrtu'kung drohte.**
Zu Heidelberg am Hof Otto Heinrichs fonierto man von den Qe-
SNndten ein Bekeuntuiss über die Lehre vom Abendnmhl im Namen
Derjenigen, für welche die Verwendimg erbitt^-n wanl. Dn.sseibc
Schi-iftstiick, welches sie hier überreichten, stellten sie, nur wenig
abgcÄndert, nachmals auch dem Herzog Christoph zu. Die heidel-
bergischen Horthcülügcn, unter ihnen Heslnisius. der spiiter in
der Pfidz den Abend maldsstreit entfachte, und Herzog Christoph
erklärten sich mit diesem Dokenntniäs einverstanden ^ nach einigen
Andeutungen scheint es, als habe damals Christoph selbst die
Schweizer Gesandten aufgi-turdert, für ein Cülhuiuium zwisrben
Theologen von beiden Weiten zu wirken.'-' Die luterL*ession ward
7) Corp. ref. XL No. G57; XUU No. 2000, 213«, 2278; XUV No. 2531.
kjMn, 2701; XLV N. 2985.
^ 8» <."orp. ror. XLIV N. 2(121, 2622, 282Ö, 2828, 2629, 2t!:W, 2ö37, 2030.
2tM0. 2047; XLV p, iHii-i. llo|>|>o I p. 2:ilff. Hauni, Hctji I p. 240(r.
U| (b. (>. XLIV l'Ü-l^J. '2G4'd und |>. 7(K Ist dio Tbtttäa<-lio hcbtig, so
biition Herzog Climtophs InlciiÜoiioa in dicflom Punkt sich doub svfatm sdt
dem WoniiHcr Colli» juiuro eivias jjeüiidort : zwai' doukt or nach wiu vitf viol
ao dio CoDCOixlic mit den rofuruiirtuu Kirchen ; dwL 6(A\vu dieselbca aicht
152
chnitt.
von allen Fürsten, woI»^h*> man dttruni ersuclit liatto, howilligrt.
Die Kirdicii, für welche (Ho Horix-n sich vt?rwaiidtt'n, waren c
vinisrh. DtirübiT kiniiitt* in diotiom Kali vielloioht mx^h eine U]
klarheit bestanden haben, denn das Bcikenntniss, welches dami
Th4.T)f]nr Ueza und Wilhelm Fun*! im Namen der ,, snvnyiseh'
und helvctisehen" Kiiehrn üliiTreiehten, hol) wnhl die Uebereii
sünimnngcn der calvinisehen und lutlierischen Ijchre stark horv
ging aber über die Differenzen mit Stillsthweigen hinweg,
ee kam bei dieser ersten Ge^andtsehaft nioht zu einer ausfühi*
liehen Discus&ion über df-n Inhalt di«« rlargebotenen !*k'hnttetüek^^
fis ist gloivhwohl unwnhi'sfheinlidi goou^^, dtiss über denselben ^^|
>lissverständniss obgewalU't haben sollte,'" Vrtlli<r unmöglich aber
ist, ein solches für den Fall i]er zweitftn Cesandt^^chal't anzunehmen,
die im Herbst staflfünd, als die VerrLilfcun;» über die Pariser Hn^;:**-
notten hereinbrach." Hie Ab^^'eordneten, deren KUhrer wiederum
"HieiKlor Bi^za war. liesmliten die Vergamminiig der evanju'eliscb
]
eher zur Vei-lmixilutig; licrlMiigczogou iA*Gr(Icn, als bis dio doutsrhca Klrc!
sioh untorcinand^r vonitiliiüit't häln»n. )S<i iu tlt'ii Kugfcr i [i. T*i Xoti» 13,
oboD i>. 'il citirtcD Schrdlieu an Melum/litbun vniu 1. und 2U. noucunbcr l.*]57.
|jbon»D in dem Memorial Cngnnds vom 2. Octotwr 1559, obon ji. HAß. Vgl ^
atiüli iJi-il. XVItJ.i Zu beoclUtin l.st imuh, ila^ä diT lU'rzij^ sif.'b »i'liuti diuiials^
iliij Verst:linli(;iuig mit «ton Kiirlirn lU'S AnsltituSi-s nur als «iuo rmk^hniu^-
dcrsolhon vüh iliiHO Iritluiinent denkt: e. das erstp dor lienamiti-u Stbrplhur-^
an MoljUichthoii U'i Hoppe I p. "iöfj, 2fJ7. Uanz mtspivclit-iid da» zweitt* vu^«
Stuttjpirt liun 20. Decemlior: ^dae auch äff solcbßm ooovcutu bedacht wii»lg=^^
wit> uin chnstcDlichi) comüliittion luit den Sl-U weitem und oxtoris occicsiis
tivflun seil) niüi'litc. sie vdh ihren irthunibcn abzuwoispn", dnnu, soIi
da« iiiL-ht j^'s<-ln;hi'« . HO wurden dio inirulii(»eii Gewter ihr Citt und v^•^^Üll^c^-
riaelio Soitt'ii gewiss je länger je mehr nusgicsscn »wie alboii'il Johaun«!
Lasco in P^ihi aurh cit Toiret".
lOi Eifrige lAitlipriuHT Torlm^itetpii das von Rt^aa und Fnr^-l üIktjt»»!
B<!licnntttt.^s ak üJucn Triumph dos I.utlu-rlluinis, und iiaiii>jiitlii.'U in F«
dwiw^ti fiuid das VorgcLen Hcxas und Farels in Züm-Ii uud IVm sehr &chle>clit«
Aurniitirni- iCorp. rof. XI.V No. 2fi>l, 206.t, 2(>(i:i, 2667, 2GüS, 3H7«. 268fl,
2(JH2. 2C8I). 'iÖOO, 2Ö0I, 2ÜU3, 2(507, 2705, 270G,). Aus Dom, was T,Htlif-
rnnnr thMriri. dio in dem poloinis'heri Gt-ist der osdusivcn Orthodoxie bofaiipcn
waiVM, und nua der l.'nzufriodt'ulieit der Exlrunitin untor ili'u Hchwetzcrn dAif
uinu aber nicht outnolum-n, widrlu! ÄunVu^nutig dii' p'iniwsii^li'u douts<.-heu Fur-
»toa und Tburdogon drr i '(iiifossiou (•nt4;i^{fi*nbrftelit(^!i. Masa di* ,h(>lv(»(jHchi-u
Kirch™ '^ aieht luthoriAcli warön. kfmntr do*.'li Nieineriiir>n) unt>r^wus.st sein.
It) Ibid. XLIV 27IX», 27UÖ, 27W. 2710, 2718, 272U, 2723. 2736. 27^7,
2701, 2702, 27(Jl>. ll»'ppc I p. 245fr. Kaum I p. 318IT.
Seohstor Abaohnitt
Tlipologt'n zu Worms, wo sio eintrafen, aU die Klaoianer bereits
vom Cwll(j<|tüiim itns;,t'sihlosst*n wurden uml «bJE^'!reist wartjn. Als
raan sie wiedtTiim auffordort*?, Zcupjiss von dem Liiaiibtm der
Verfol^t'^n abzulegen, schlug Bezn aiisdrik'klii'h vor, uls Bekeniit-
nisssobrift im Njtmen der franzüsiscben KirL*ben den Katedüsmus
i'alvins anziinelimen. Die Theologen wiinarhton jrleidiwohJ eine
iKwondt'iT S4.'lirit1lifb© Confession zu hiibtsn; wie es sc^hoint, liess
KezB diesen« von Molani'hthon selbst abfassen uder bediente sieh
'iinili wines Kiifhsrhhigi.'s;*- dm-h fli]i^<_'ii die Schweizer die Kr-
klünmg ein, dsL-^s dif truiizösisrben Kirrben p'gxjn don zehnten
irtikel der Aufcustami Bttlenkcii Imben niüsstt^n; an die Ueber-
H'icliuiii,' knüpften sie Besprechunj^eu über die gewünschte nnd
erfaoftte Union, in denen man unter bdderseitif^m Ziithnn die
iffun-'nzpnnkte dor iutJierisLrht'n und calviiiisflien Abendmabls-
^»?hre klarstellte. Hie deutsehen Theidopen guhtm, wie Beza be-
-*ielitft. TInirnuti;;, dass die d^iitsriii'n Fürsten dir Sthweizfr zu
^inc^ui CuUoifUium L'rlurdrrn würden; sie tralun, indem sie das
libtTR'ichte Bekenntnb» dem I^md^Tafen, dem Knrtursteu vun der
t*fftlx, Her/.itf; Cljrishtpb und i*falz*rrj»f W'olfgang libersimdten . für
<3ie (iewährunp der erbetenen Fürspracho ein, und keinnr der »n-
^i'^ngt'iien Kün*ten wai-f die Kn»^e auf, ob denn Jene Kirchen
<lcr Verwendung nicht unwilrdig seien, Wenn die bi-Hchlosseue
Inlercession diesmal unterblieb, so lug dies an andern Gründen,
alK d»ss man die franziisischen Kiii'hon für )ian>t[sch eraditft
hätti», '" -■ Zum driUrn Mai siillidtirten Beza und andun? Sehwei-
1 zer dio protestantischen Küi-ston für die französischen Glaubens-
^K briidfT auf jt-mr Vei-sammUinp zu Frankfurt, wo der zweite Recess
^V ab^eselilossi'u wurde. Diuse Ot-sandtsfliaft begleiteti? Calvin mil
Briefen, welelie die Lelirditterenz zwis<;hen den Kin^hen augsbur-
Kiw'ber und schwel zeriscbi-r oder französisclu-r ('onfessifin als etwas
Bekanntes bithandpln. Diu Füreti-n aber, weldio bei den VL-rband-
iangrn um cicn Reoess persönlteh anwesend waren, richteten ein
Ä'hreiben mit drinfron<lef Fürbitte an den Könifjj von Frarkn:ich,
wel«*ln's dio Verfult;ti?n freimülhi^' als Glieder derselben Kirrhe
anerkannttr.'^ Im folgeiulen Jahr, aJs dit!ser Ivonig ^jcsturlun war,
12) Cun». wf. XI.V ji. (iu).
13j Corp. rof. XLV J'MJ. 'JHVS, 2HI4, 2827, 2ft50.
14) ib. XLV Nu. 2S01, -jaM, 'ä^y.i. 28IO, asil. 281j, USI", 2824,
2S25, 2835, 2HH, *Ä;>i, :iK72. Ilt'p]iü 1 |.. 207 IT. Biuni 1 p. 'SUG.
154
stor Afnuhiiitt
iri-^^
gegen Eiule des Aii^biirger RoidistJigi^, wandton Rieh die dort
auwosendou Untwraoichnor dos Itet'essos mit innen Vorstelinngcn
an die neue Rof^ioning. »'^
Unter dou Theologen, welcha zu Worms den 8chweixer Gt
Fondten i»o froundiicli cntÄei^nküUifn, wiirea »ncli Jotmnn Bii'n«
der liPiler der württomberj^risclien KiiT-ln?. und der württernlier^H
sehe Supftrintcniient Andn'iie, spiitc'rhin dor vornehmste Hogrllnder
der oxfliisiv lufherisdien Concnniienfnrmi'I. An all' den gedachten
Bcsohlüsi^en und Handluniren zu Gunpten der Wahlcnsi-r und
Hugenottf-n bethf-iligte sich auch Herzog Christupfi. Ks ist nn-_
denkbar, dass ihm <lie Tragweite dir-ser tSoliritte nieht klar
wesoii sein sollte. Für Itrenz (Ucs anziniehnien ist ganz unninf;
üch; wie könnte man es für tlr-n HtTZog thun, der mit den
Rofurmattir in stetern DedankenaiistHUsiih stand ufid ihn in alle
wiclitigen Dingen eousultirte? Brenz hStto ihn gerade geflissont
lieh hintergi^hen mtlssen. Es hätten ihn zudem die Verhandlnrigi'n*
mit den Sehweizeru, die Sohriftstiieke, die dabei durch seine Hündf!
gingen, belehren müssen, ja er raüssto politisch ignnrant gewesen
sein, nm nicht zu sehen, aus welehcr Quelle die Reformation
Fraiilirt'icfi einstninito.
Violleic'ht darf man noch wpit*'r gehn. Sollto es wirkliefa
ilfni Her/.og unbekannt gt^wesen sein, was im Grunde alle Welt
wusste, dass Mi'Ianchthon und sr-in Anhang die augsburgisolie
Coufossinn nicht im eigi-ntlii-li iulherisclien Sinn bekannten? Kiir^^
seinen GewiRscnsmth Brenz ist eine solche Annalimc wiederiua^^
xinnKiglicIi; was soll man vom Herzog denken? Wir finden, dnss
ihm schon vor Absdiluss des frankfnrtisrheu Rei;esses die V'er-
theidigungsschrilltii Mehinchthous und d*!r tlieoiogischeu KatnUlät
zu Wittenlierg nicht mehr völlig orthodox ei-schienen, dass er
Sorge stand, es srhh^iehe sieh oin „subtiler Galvinismus" in de
kursaohsiseheti Kirche und bei Molanclithon selbst ein."- Wec
or nun gleichwohl die lyehrartikcl des Rccesscs unterschrieb, did
doch ganz odor fast ganz Mcdiini-Jithuns Feder entstammten, thaT
er dies in der Mcirnmg, einen rein liitlierisciHMi Hund zu be-
sit^'luV Viclk'icht, dass er zwischen ileni ßekenntniss ilelnnoh-
thons und der Seinen nnd der Abondmahlslehre der re
IA| Klucrktiolviil |i. t»0, Ol.
10) Kui^h^rJt p. H>].
reformirte^l
Scchüter Absuluütt.
ISl
Kirchpii noch oinon wescntliolien Untersi^faiod unniihQi (der sich
hiw später vorwiÄchte); dass er Jone für LiiÜieraimr im strengen
gc*lialtpn<liüttp, ist mindestens sehr iin\vfthi*soheiniioli.
AJicdcni widt'rsprirht es nirht^ da»» HiTZOg CliriKtuph wio
Brenz sich &:lion im Anfang der Periode, von der wir hanileln,
als oinseiti^r iihi'rzr-ugto Lutheraner zi'if^on, nnd in Ueboroinstim-
miinji^ die wiirttenibergisolie Kircho von c^ilvinisebr'n Elernenk-n
frf<i'/.ii halten suchen." Da diese Ablehnung alles Niehthuherischen
«ich über die Ijandosgrenze nieht hinaviserstreckt, ist daratiä nur
zu ersehen, dass der lIiT/iig und sein p'istlii'hor Itnth es für
1 Pflicht der Obrigkeit hielten, im Bereich ihns Kircimni-egiinentÄ
<lii» Ht»inheil der l^ehi-c «treng zu überwachen. Es beweist diiK
^Ib'S nur, dass es selbst in jenen Zeiten raüglich war, luthe-
risch zu sein, die Unterscheidungsifhren des Calvinismus uml ver-
I ^vaiidter Richtungen für iirig /u halten, ohne sie daiiim sofort
f'iir hiireti^ch xu erklürcn. in ÄiuUhenie ül^er sie auszubrerhfn
«ind zu der Folgening der Klacianer überzugehen: wer jene Ix'hren
»Hurh nl» evangelisch gelten bi«!W», sei selbst kein Anhänger der
' singsburgischon Confession mehr.
Dies ist freilich keine so v erinnerlichte, weitherzige Duld-
I »iiamkeit ah diu Uuidgiiif I'hilipjjs, der auch im ('igf^ion IüHhI
allnn Richtungen, die er nicht meinte für nnevangeliseh halten
zu müssen, Kreihi-it liess. unter der Ji^dingung, dnss sie ihre
rj3c.SündeHieiten nicht auf dii' Kunze) )iriiolit<>n oder pok*mJsch
g(*gen andere in die Oen'eritlichkeit träten: diese Duldung hean-
s)>nicht vielmetir ütets — und dies mit oinigor Schärfe — inner-
halb der tnlcHrti^n Kiehtiingen eine bevorzugte Ausnahmestellung
für das sIrenge Lutherfhum; sie setzt eine gcbundcnciv Denk-
weise voraus, und die Haltung Herzog Christophs, wie seines
gi?istlichcn liatlis, liLsst in der Tliat häufig vcrrauüien» dnss dio-
soiben jcnu Duldung nur mit getlieiltem Herz4'n übten — viel-
17) Vgl. Anm. 0; Kugbr n p. 161 if. tiiid diu dort citirtcn Materinlinn.
[ E» iirt vomchnilich au''h die .sfhriftstellf'ne«;he Tliätifikpit dt^a IJi-enz und Atidfcne
' fiir {Iah Lutliorthuin luid );ci)j;cti don (.'iiKmisinuH zu Wm-'titmi , bowk- dii»s Brenz
IQ shIdcd Vorföliryu ;;e;.nju Lasco lnin'ilb vuUstaudig auf dt'in ubiriuitisÜBclicii
8taad|mnkt intAil, dor durili dm StiiUf^artiü' Syiioilu vom llocember ir>5!l sur
«fliciollL-n Lcbro dor württL>mlH'igifif;hon Kiruhn erhoben wurrio; andeix^rsoits
ab*.>r auch, dann diu Hi^lirirtcn iU:a llivnz und Aadreor? in dieser 7aM dof;h
LdwäiK-^woBs iu dcQ voriiou*!riideu Tod der uorddeutsuhen Lutberaoer eiastiminoa,
156
SeolisfcIsmKIMtt
leii'ht nur in der Huflininf^, «i worde in absphbaiXT Zf?it pelinpen,!
liio sohwc'izerisi'lio liffürniatidn in dio Itiiliii ii(,*s Lutlii:*rHiunis zu
loih-Mi- Dem rntspriioh lÜc Kiituickliin^ der wiiilf<'nil"'r^is('hi'n
Kinlienptjütik. Hor/oj; ClirtNtnpIi und Brenz zop-n aus dem Fehl-|
schlugen doi Uniontiversuohe in den Juhfu irt57 bis 1561 und
dorn Wachstlumi der eiUvinisehen Uichtuii^ nielit den Scliluss,
dass der Kirrlir einn freie, weite Fassung der evangelisehen (irund*
bejSrille und iruierliulb des dadui-eh gesell aifenen Kpielntunis Ge- !
wiss<'Usfrei|]eit Xotli thuo; wie os scheint, waren es gonule jene
Ertaiiiun^en, wi-l» he sie bewo^fn, mehr nnd melir das HoiJ allein
in der bcrDrzu^tou Orthodoxie zu suchen. Vielleicht sahen sie 1
in der Fniehtlnsi|::keit der toleranten Verraittlunpspiditik, bt^i der
eifrig lutherischen Stimmnng ihn-r Gemiitlier, ein Z^-iehen, dass
diese Tideranz veifehlt sei iider Oottt?« Bi^fidl nii"ht IjalM*; nament-
lieh aber mögen sie durnu verzweifelt haben, die Kirche des Her-j
zoptluims von wnluthenscheu MeiDunp;en freizuhalten ttder vouJ
vorhandenen Abweichunji^'n zu reinigen, — wie sie als über-
neuffto Lutheraner und gewisseubnftc Ldter der Kireho für iliro
Pflicht liidten — ohne dii'selben kiinttiphin auch jenseit« dc»rJ
[iiuidehkinlie, im Keii^h i)n<i im Ausland, zu hekäniiifen. Dieser (it*-|
danke musstx' ihnen ;):<^m'n Knde tles .laiires 1Ö59 w'hr nahe treten,]
weil neuerdings di«' Dnldunjir di-s Calvinismus in der benachbarten]
Kurpfalz das Tjand mit ralvinischen Meiniin^ron /,u übertlutlien |
drohte. Kndhch aber inaf; änsserer Druck nicht weni^' eiuf^-J
wirkt haben. Ein stilchea Moment 1»^ in Jeuer Satzung des Heli-J
gionsfricdens, weh he den JSchutz des protestantisifien Bekennt-
nisses auf die UekiMMier der jnigsbiir|j;isehen Confesstoti elnsi:hmnkto.
Dieselbe funhTte niclit unlndinjift den Ausschluss aller unlutheri-
scben AuR'assungen, d(?nn die augsbur^isehe Confession war, ala
jene Satzung orriclitet wurde, keineswegs mehr unbestritten ein
aussch liessend lutherisches Kekenutniss. Es mt bekannt, djvss die
Nearcdacticin, welcher Melanchthon sie im Jalir 1540 unterworfon]
hatte, lun sie zur ubermaligen l'riUcntatien an Kaiser lunl kntho- ]
lisehe Htände zweekeiitsprechentl zu einendin-n, vniter dem Eiii-J
fluss der refurmirti'ti Anschauungen stattland; nicht nur, dass]
Melanclithon selbst diesen bei-oits nalio getreten war: Calvin, der]
sich damals als Doputii-ter Strassburgs unter den thenlitgischen
Vertretern der Evangelischen befand, hatte pei-sonücb die Neu-
rüdaotiun betintlusst und die Confession in der ucuon KassunjJ
Seclister AbRclinitt.
157
untpntohricben. Zu dieser ^variata*' bekannten sich seither nielit
nur alle reformirtiMi BfstaiuUheile der *iiMiNoln'ii Kirchon; auch
bei lien LutiHTanerii, wcli-hv rh' in Wncm atHlcrn Sinn auffasst*tii'*'^
war sie zur Zeit «los Hcligionsfriwlcns in Dnu^kaiispiheu und Ix'hr-
büchoni woit verbreitet, und aU bei den Krieilensvcrbandliiiigeii
tU'T Antni:^ (^''stt'Ilt wurd**, di»^ Oiiltij^ki^it des Fmslensscliub'-es imi'
tlic Brkfunor der Cont'cssion vom dabre 1530 oinKiisdirimken.
hatten die evangelischen Stünde widereprcchen und die Clausel
zum Kall gebraelit. Es ward (bd)i'i der ftatz aiifgi'st<;IIt, dass die
älteren und jiing^*ren Auspdien der Contessiwii dem Sinne nach
üben'instimniUMi.*'' Wollte man fi-eilich als den übereinstiininen-
lien Sinn der vers^'liiedenen Formen nur die gemeinsajue Lohr-
prundlftfce der lutherischen und roforniirten Kirchen hotrachteu,
so kam man in ('i>nMiet mit St-hrit^cn, dii* zn ihrer Zeit als Inter-
protatinnen der Confcssioii vim I5;i0 mit «fficieller Oeltung heraiis-
ge^ben werden waren: mit. der Apoln^fie und den Kehtnidkaldi-
Kcheu Artikeln, und ritt* Behauptung, „tlass die verschiedenen
Ausüben rtbereinstininiten " ward dann zur Fiction. Lasse man
demnach dahingestellt sein, ob nach formalem Hecht eine gleiche
Berechtigung des luthrriwlun und referniirteii IJekonntnisses im
Heich behauptet werden kunnn-; der ISai'ho niirJi lug die Fi-age
SO, dam weder trütier noch im Roligionsfriedon eine Kntscheidung
flarfÜNT getniffen war, ob nur liUlhei-aner eder aui'h Kei'onnirle
als Anhänger der Augsburgischen Konfession botraehtet werden
durften, und dass sich aneli aus der geschichtlichen Kntwiikluug
ein Präjudiz gegen die Berwbtigung der Keformirten nicht oluie
Weiteres scliöpfen Hess; denn so sicher die Augustana vom Jahr
1530 naeli ihrem -iftieiellrn Commcntar, der Apologie, ein rein
lutherisches Bekenntniss war, so war doch die Variatji im Jahr
1540 ebenstt officiell iler ftegt*npartei priisentiit und ven dieser
angenommen worden; als das geschah, stand hinter diesem Ik*-
kenntniss nicht eine rein lutherifwlio, sondern eine gemischte
Partei, und e« war seit dieser Zeit eine zaldreiclie (feraeinde
18) I^tlienuicr, gleichwie <lio „ Pbüi}i[>iBtoa " uud (JWriniittou auch,
niiwsteu, am ihre Ixhrc viiUttUlndig in der V'ahata xu lliiür-u, 1. dii' AtiH-
ilrückfl ^roi-pos et sangois Cliriati" in llirem Icsonileren Sinn veniU'h'>Q und
2. SU doo aUgonicioea no«tiininnn^i>n dor Vftriatn noch einige nülier eiiigt'hi>n<Io
t*ntc*nw.'hi'iduDgKl<>hrQn hiiixuilfiiken.
19j KitlcT, der aii|^burgifictu> l-CeligiütiHriiedo jj. SStJ/äT.
158
Saalutor AYisdinttt.
rofonuirter Bi^kfnner iinausp'Si'hifdonfr BoslandUieil eben d
protostantisfliou i'mloi frt'wos^'ii, Tuit der dti^ Kniscrthuni vorhii
(leite, intorimistisclie Verpleiche traf", alsdann Kri^ ftitirtc und
zuletzt endgültigen frieden si'hioss. Sollte gloichwolil noch ein-]
mal in Zwoifel gozogi-n werden, ub Rrforniirte als Rekennor der ^
ÄugNburjLrischeu Coufussiuu j^elton düiflun, so war die Euteehei- 1
düng seUwerlich nacli den Geslclitsimnkten dos fomuden Rechts-
ader der Imditionellen Beroclitigung zu finden; es konnte sieb nur
mich mn eine Rdigiöse Kntschliessung, einen Act der Selbslb«.^
Stimmung auf Seiten der protestantiselien Kirelieii handeln. Wenn
nun diese sich so cntsdiieden, -wio es im Sinn Melanchtlions, der]
bessiseheu, der pfälzisehen Kirche lag, hiitteu die Altgliiubigen I
dagegen Verwahrung einlegen dürfen? leb glaube nieht. Aberj
freilich, sollte tüuftig die Genieinsehaft der augsburgisehen Con-'
fession in diesem weiteren Sinne verst^mden werden, tind dabei
die Rerbtsgrundlago dt.'s Keligionsft-iedens nielit ins Wanken knni-
men, so miis.sten die doutsehen Trotestanten wenigstens der gc-
wiclitigen MehrzaJd nacli einmüthig für den beliebten Reeiits-j
staudpnjikt einstehen; nun aber stellte eine nicht unbedeutende j
l'artei unter ihnen in öffentlichen Sti-eitsehriften jede Abweichung;
vom lutherischen Stiindpunkt, ja auch jogliuhe Toleranz gegenüber!
iinluüierischen Meijiungen als Abliül vom echten imd einzig be-j
reelitigten Sinn der Angustana dar, und die Andersdenkemlen
hatten not-h nicht den Muth gefunden, ntTeu gegen diese Behaup-
tungen autzutivten. Die Fortdauer dieses unerträglichen Zustimdes '
musste die Aengstliclicn unter ilen Lutliornnern mit der Zeit melir 1
und mehr auf die «Seite dos exclusiven Lutherthums hinüber-'
treiben, und, bewiis*;t oder unbowusst, mag dies zu der Aonde-
rung der wtirttembergLschen Kirchenpolitik beigetragen haben; denn]
es findet sieh, dnss dieselbe geiade unter dem Kintbiiek der ersten
gi*össercn Erfolge des Flaciauismus zm' Vollendung kommt, wüh-j
rend sie vordem noch nicht ontsehiodon auftritt Nur ihre ersten]
AnzoicJjen fallen in den Winter von l'iäö auf 15ß0.
Als Wendepunkt in der württoniborgischon Kirchcngeschichtc^
betrachtet man gewöhnlich die StuttgaJier Synode vom Beceiubcr
1559.2« ^uf derselben wurde eiu württembei^scher Prodiger
20) Für (Ins Folycndr Kiifili^rTT. |.. 107— 173 uod das *lo]+. CStirtä,
uehinUoh K<'tMiunvr.
Sechster Absohtiitt
den tK'hon seit dem Sommer oino üiitfreuoliiiii^ weg:en
rcalvinisrlier Ijt'Im^ im Artikel de coena domini -wliwclitt», zum
"Widerruf gezwiin^rtn: «UfSiierdem verfaa.su; sie auf Hffehl des Her-
xogs eine ausführliche Barütollung der lutherischen Abendnialik-
leihre in der iihit)iiitislis('ht'n Vci-sion, welche Urenz srhun seit
I iun^'D Jalireii vrrftM'hten hiitte, und orhob dit'si^Ihe diircli all-
f gemeine Unteisclu'ift zu einem Symbol der Liindcskin-he. Da
ilit^t.'K Bekenntiiiss keinen polomisclten Ton anäcUlügtf-^ 8o hruiichte
.laaa in den Acten der Synode Nichts schon, als eine consoquente
Fortsetzung des wiirtteiubergischeu Kirchouregimeuts. wie es «eit
Jahren durch Christoph und Brenz geleitet worden war, hfiten
nicht um dieselbe Zeit im v erkennbar»} Anzeichen henor, duHs
der Herzog auf deju Wege war. sich dem extilusiveu Geist de»
fLutlierthums hinzugeben. Kr beginnt — dies iiatle er früher
nicht gethan, und ist choracteristisch für die Btrengste Richtung
tder Orthodoxie — die calviiüsehe und calvinisii-cnde Außas^ung
rrte» Abendmahls zu identüiciren mit jenem rationaliätisciien Kx-
trem der schweizerischen Ijehrmeinung, welche von allen deut-
schen Kirchen unter dem Namen (i4?s ^Zwinglianismus'' ver\vi)rfen
wai-d: ein Dogma, das in Deutschland so gut wie keinen Boden
I hatte und selbst von den schweizerischen Kirchen längst verlausen
war. Er macht sich Scrupel darüber, ob die evangeliwlien Go-
I zueiuden zu Trier und Aarhen. welche von den protestantischen
Küreten in ihjvr Bedhingniss mit i*Mirbittü unterstützt worden
waren, niclit mit dem „zwingUschcn" Irrthuni befleckt, und darum
der Verwendung unwürdig, des Rcligionsfriwlt'ns unfütiig seien;
ein S**hreibtMi über iliese Angelegenheit an seinen pfälzisclien
'Nachbar benutzt er. um eine oratliche Warnung vor dem Calvi-
iiisinus, ali$ ciuer subtilen Bemantclting des alten zwinglischeu
InthuniM, an di-s Kurfüi-steii eigene Adresse eiJitliessen zu lassen.
Kr fand »ich bewogen, Melancbthon zu interpelliien, ob er es
nicht mit den „Sacramnntireni'' halte: ja er dachte daran, August
vonSaehweü auf diu Irrthümer Melanclithons aufmerksam zu machen.
Nach der Stuttgarter JSynyile trcfTeu wir ihn bei eiuem schüchternen
VersucJi. für da» neu entwoii'ene Abeudmaiilsbekenutniss bei Kur-
21) AoRaben über die Uniüko bei Scliimrror p. 2(iÖ;7. Kf* ist nusfler-
(loin pablicift in OinHtn|ili UatlliaeuR PrafTs nctA et scriptA |iuli]ii:a Ecclnsjae
WirtomlHT^cflo. TüliiuKon ITliO.
160
Beohstor Alwchnitt
ileu
saf^hson F'ropapanfin zu machen. Bpi alledom ist der Seliritt zum
oxo.lusivon liUthcrltuini luwh ni**ht Mulfyiilti;^ vollzo^'cn; auf dem
Cimvt'nt zu Nauniburg im Jiihv I.'jHI rüuiiUc nrbon andcni Küi-ston
auch HerKof^ ChnVtoph nixth einmal ihm falvinisireiuien Bosttiud-
thnloii der dcuts(hi*n Kiirlien ThcHiialimo an dor G('iii>ss(!ns<'h:if>
der aiigsljui^ischi'ii Cunfcspiun riri und /.ollte dem auswiirtigi'n
Protf'sUuit.isnius die Anerkeniinn;;, diiss aui-h fr auf dem Bodeu
der evangeiischeu Wahiheit stehe. Kura darauf sehen wir d
Umschwiinc vollendet: fortan treibt der IUt/ms; im In- und A»
(und nur m)eh l'ropagmiüa fiu- das Lutiiertlnim; er sucht di
deutschen Kiix^hen vor jeder Gemoinst-'hait mit dem CalviniMUUs
lies Auslands zu bewahren: er bekämprt mit allen Mitteln
kirrlilichen Aendennigen in der Kurpfalz nml frelanj;! binnei
wenig Jahit>n ihizu, auf dem RiMehstajr den Ausst^bluss Kurfürsi
Friedrieh des Dritten vom Religiiinsfriedm zti henntragen. Di
würltfniher^'-isehe Kirehe aber trit-li die Aendennif; der (»esi
iLun;;('n mit der Zeit zur Coalition mit «k-r niederdoutsehiMi O;
thodüxiß.
Auf dem eben cnvilhnton C<in,Errcss zu Naumburg wurden
narh so viel Jahren des lllngviis die (irundlag"en einer Einheits- —
partci, wie Ijuulgraf Philipp und die Seliweizer sie wlinschten,^
wirklich gelegt; unmittelbar darauf aber erfuhren aio sebon eiup?
so tiefgehende Krsehiitteruuf,', dass die kaum j^ebildeti» Vci-pinigim,
in den fiinnalen Anfünf,'en sttn-keu llirb und nie zu that^ärhlicheK^^
Geltung Rclan^te, ja doss selbst die lang bestandene Jüinbeit de- — i
Reeessfürston merklieh gelockert ward. In dem Ablauf dieser Kr^-
ej^isse bildet dna wiehtigste Moment, widil der hesproebene llni —
sehwung in Württemberg; niieliHtdem die Haltung di-s KurlnrsteT/
von Saehsen. Kingi>S(rhiichter( durch einen ersten grossen Erfolg
d(fr Flucianer bei|uei)ite ditwer sich, eben als es rliu-auf ankani,
die RfSidtate des Naumburger C'onventy jener Partei gogeuübw
zu vertreten und auszubauen, der Orthodoxie einen gi-ossen Schritt
entgegen zu thuu. Es ist selir fraglieh, ob er sich hierzu end*
gültig würde entKelil(Ws;en Imbi'u, iiätti' er nicht bei Herzog Chri-
«topb in Folge der Waiub'lung seiner kirchlichen Politik Zustim-
mung gefunden; von unzweifelhafter Jiedentimg aber ist für sein
Verhalten, dass zu der (mtscheidenden Zeit Melanelithon nicht
mehr unter den I-cbenden weilte. Es hätte sonst wolil un<ler&
kommen können.
Scdutoi- Abschnitt.
161
Su liiu^^ Muhmciitliim sich aller üffentlichon Polemik gegt^n
soitit» AnpT^ifer ontlialton, so lauge er aus «IJon Kräflt-n ;;esuoht
liatt«, ei« t'ut.sclii.'i(hnides Aiifi'inanderstossL'n (h.T bt-iilt*» Haupt-
rioJitungi>n des deutscben IVoteshmtismus zu liindi'ni, gegon KiiiU?
sointtt Ijobens druiigU?n ihn iloch dio Verhiiltaisso unaufbaltsani,
sein Scbweij^i'U zu brechen.'-' Alle A».*ussoruiij,i'U i\\in Mdiuich- I
thon» leuttu Lebcusjabrcn sind dmvhtmukt von dem (iedauken,
dtts solbüt dio Veilheidigung der AVaJirbcit, sofern sie polemisch
in Hii- Oi-ircnllielikrit tnit, diis Hebel des Sbtäts, der die Kijt*he
dun-hwühlte, nur arger madien könne; die A'enuitwortung für
soIcUo Ftd^en wollte er weder auf sein Huupt nehmen, noeli
muchte er irgend Jemand dazu rathen; daher mahnte er /um
Scliweio;cn und Dulden, su lange die Aiiseinandoi-sotzuns; zwischen
' dou pri»testautis(.*hen l'arUMen irgend zu vomieidtn war; sieh selbst
Hjiri Andere sncbte er zu trösten mit dem Oedimken an dio un-
Hichtlwiri' Kirche, die trutz Verfulgung und äusserer Verdunkelung
■Xocli stets vorbiuidcu sein und ewig dauuiD müsse. Gleiehwuhl
^^■ar ibui <ler Gedimke nicht fiemd, dass die Bekeuner der Walir-
l»eit auch ulme Uir Zutimn und Vcrantw Ortung gezwungen werden
Ä^rmnteu in die Schranken /.ii tn'ten und Zeugniss ubzuleg(.'n. Kinen
^^«ik'Jien Zwang erblickte er in den literarischen Aiigrülen seiner
Cie^cr nicht, wehl weil or sie als die unmassgeblichon Aeussc-
s*un(5i'n vun Priviitpersnneu iHrinichtete; d;tgegen erkannte er stet«
Tttit Nachdruck iui, da*B der Kirche in ihrer allgeuieiuen A^er-
b^juiimlung in der That das Recht des ürtheils zustehe, und jeder
Cbrist pÜichtig sei R»h1ö zu stehen. Seine Currespondeazen diuvdi-
•«ebt ein scheinbarer Widerspruch; während er die geplanten
Kürstencunventc und SymidL-n, so oft nnui s^mu (.iutachten nacli-
suclitc, eifrig widerrieth, vcrhieas er dncli stets, im Fall dne all-
^meine Kirchenvci-saminlung zu Stande kiime, zu ersehcinon, der
Walirlieit seinen Dienst zu leisten und sich dem ürtheil der Kirche
zu unterwerfen, ja er spricht manchmal den Wimsi'h aus, dass
oifiü walirhaft allgemeine Synode der Evangelischen zusammeu-
tR'lf'ii möge. Der <i('d;inl."i'n';;ang ist jedenfalls, dass eine solche
tiynodc eben ohne sein Zutbun »ml UuHieisseu, ja gegen seine
22) Für (las Fulgoiiilc» vgl. Alelanchthoas l'orrespoudenz atu den Jfdiren
h.V>7/00 in Ctit[i. rc f. IX iiossim, sowif dk* uulsj^n-ohwiduu Alisdiuitto in (Jalln'K
Iflmnilcti'ntiliL lli-liuii-büiuii- uuii SülmiiJi's lJiu{;rajiliio di-K-snllHti.
li
m
dochster Abschnitt
Wanningon xu ?*tiiiulo konimou müsste, und joner Wunscl
rütli die Sohnsucht, sich einmal die Lasten vom Herzen reden
zu dürfen , ohne filr die Cons.equenzen verantwortlich zu sein.
Eine \virklich allgemeine Sj-nnde war freilich auf lanjE^c Zeit hinaus
nicht wahrecheinlich; vruh\ ahor konnte es, trotz Melanrhthims
Warnungen, zu einer kirchlittlien Vei-sanimhing von geringeren»
Umfang kt)mmen, in der Vertreter beider Kiehtinij^n einamiw
jEfegonübei*stehii und bLMrloi"soifs Kudion wünlen, eine Entseheidun/^
der 8ciiwebend<;n Streitigkeiten in ihrem Sinn herbeizufuhren,
Ihri'a lange verfochtenen AuBprüehen gemäss würden sich dann,
wie zu vümuithen war, die strenjreu Lutlieranor als die alleinigen
Vertreter der wahren Kirche hinstellen und für ihre Aussprüche
ilie Geltung fordern, welche den Urtlioilcn der allgemeinen Synode
zustand. Sie hätten wohl einigen Anschein rcchtniäsüiger Autoritfit
dabei fiir sich gehabt Sollte nun eine solche Auseinundersetzung
einmal unvermeidlich worden, so glaubte MelanehÜion als<lann,
aller Vermuthuug nach, keineswegs untliätig zuschauen und dulden
zu düi-fon, dass all' dies den Rechten der allgemeinen Kirelie und
der Wahrheit seiner eigenen Lehre zum Pi-iijudiz aussclilüge. Er
that dicö dar, als, gegen Ende seines Lebens, in Niederbaohsen
sich eine Kirchcnversammlung solcher Alt vorbereitete.
Wir gedachten der AnstrengimgcD, welche die Flaciimer
machten, eine lutliorischo l'arteisynodo ins Leben zn nifen, und
wie dieselben scheiterten. Zur selben Zeit arbeitete die lutherische
Stadtgüistliehkeit zu Bremen mit besserem Erfolge auf ein parti-
culai-es Koligionsgespräch liin , ih'ssen Zweck kein anderer sein
sollte, als, die calvinisirende Richtung der Abendmalil sichre in
der Peraon eines ihrer Vertreter öffentlich zu proscribiren. fii
wiir dies der schon früher genannte Doctor AJbert Hardenberg,
der Prediger des gKisstentheils protestantischen Domcapitels zu
Bremen. Seit dem Jahr läöö führte gegen densulbc'n die Stadt-
geistliciikeit eine erbitterte Agitation, -^ um ihn und mit ihm die
vorj ihm vertretene Lehre — Har<lenberg war ein Schüler, Pix-und
I
23) Uol)or dio Geschichte deraelbon s. Salig III. p. 719 ff. Phuick V,
Th. 2, p. 138 ff. Schweckeiidipck, U. Albyrt UurlenU'rg, Emdoner G)imiaaiAl-
Jftliroslionclit, 1859. Spiog«!, I). Alhsif Kizäus Hardenborg, Kremcn 1869.
(Soparat- Alnlrm;k aus Bd. IV cU-s Brcnii-^i-ht;ii Jalirlmdu'S.) Dt-r Artikel toii
Bc'rtüt'au iD UcrzDg und l'litt, Itoal-Eucycloiiadio für proteataiitifithe Thtwlugic,
2. Aufl. V. p. 501 ff. eiithiUt eiQ)i;QlinndQtY} IJtet-atui-aiignlM*ii.
1
Seclutor Absoluitt ^^^p 163
und Of^nniingsgfüiossf,' Melanclitlions, ohedeni auch mit Jnhanii
a Losco oDg bt'fi'üuiidet gewesen — aus der Stadt zu verdräagen.
Sio brachte bald Hie gröHsere Hülfto dos Rathes auf ihre Seite;
da nbor Haiilcribei^ nirht ihir stadtisi'hiu Hehördo SMudeni dem
ÜomcHpitel uiitc^rstund, tuid diest's nicht g< sonnen war, seinen Pre-
diger fallen zu lassen, sti suchte und fand man naihmals, um des
mehn^m Kachdrucks willen. Verbündtet« im pauziii niedersächKi-
f^'licn Kreis: die lutherischen liei^tlit-hkeiten der StädU^ Hamburg,
Lübeck^ l4lneb»rg, Mtigdebur^, I-traiirwcliweip, die Hei"zo^ von
Sachsen und der König von Dünomuik wurden gegen Hardenberg
«uf die Beine ^'bracht und drangen in Bn-mon auf Hardenbergs
Entfernung; unter Andorn nahm auch Mattliias Flacius selbst an
''öp Agitation Theil. Hai-denberg, von Mehinchthon eifrig zur Zu-
''öekhaltung emuibut, wich diiccten Erklärungen über fioine I^elu--
Woiiinng möglichst aus und surlifo den Sli-eit auf ilas Oogina von
•'tsr lJbif|uität, von dem es aus^egjmgcn war, zu besrhriinkon,
"■iihrend er in Wahrlieit die ganze sinulicho Auffassung dor Gog-
n*^t* verwarf; diese wit^dcrum suchten ihm eine möglichst unum-
''Undene Auslassung abzudringen, um eine taugliche Handhabe
S^#?en iUtt zu gewinnen. Dazu wünsclite man nun Ende de«
''**hre8 1559 einen erpi-obteu Htreitcr für das Liithei'th\mi in die
^^iult zu bringen; Tilemann Hcsshusius, den der Kurfürst von
l-*falz um des .Skandals willen, lien er in der Pfalz entfacht, seines
Amts entsetzt hatte, sollte zur Adjunelur <les Siiperintenilenten in
Bremou berulen werden. Er orklürto, die Stellung nicht anuoJimen
zu können, wenn Hardenberg gestattet werde ^ seiner Art weiter
/!u lehren und erbot sich zu einem CoUoquium mit demselben,
m dem jedem der beiden Disputanteu gestiittct sein sollte, einige
Of^innungsgi-nifssen herbeizuziehen. Rnth und Sbid tgristliehkeit
eipriffen diesen Vorftchlag mit Eifer und traten mit dem Doni-
capitel in Verliandhmg, damit es seinen Prediger ziu* Disputation
stelle. Melanchthon sali dem mit groBSom Bangen zu und wünsciite,
wie immer, das CoUoqiiiiun wenn möglieh vermieden zu sehen.
Sollte 08 abor nicht zu umgehen sein, so erbot or sich persönlich
Himlenberg zu assistiren und forderte denselben auf, auch Peter
Martyr und andere Freunrh- herbeizuziehen. Mit solcher Uuter-
»;tüt/ung hätte wohl Hardenberg don Kampf aufgeuommon; nun
abfT ereignete sich diw Tragische, dass Mehinclithon, der allzu-
Jaiige geschwiegen, eben da er sich bereit mtichte zu reden, durch
11*
Itstor Älischnitt.
den T<kI (Ins letzte VTurt abgtssi'lmitteii wurd<? (lÖr'ApriT
Hanlonborj; verwei^^rto darauf tlas Collotiiiiuni untor Horuf inif
das Verbot des DoniCApilels und dos Erabiscbofs, welches er jeden-
falls solbiüt veranlasst hatte. Seit dieser Zeit wurde er vom Batb,
der Stadtj^eistliciikeit und seinen Uegnem in gnnz Niedersachsen
als (iberfulirtor SncraraontinT behandelt; der Ratli verklajE^tc ihn
beim Erzliisehof und fordert« die gaiizo Bür^rsohaft vor sich, tun
sie für die Lehre der SladtgeistlicUeu und gegen Hardenbor^r in
Pilicht zu nehmen.
Der seit 1558 regierende Erzbisehof Georg, Horzog von
Braunsohweig-Liineburg, der später selbst den M''cg der Refor-
matiun betrat, war noeli , vielloiclit nu r ÜTissorl irh , Kathidik
Als solcher hatte er auf das kirt-hliflie Ix'ben iu Brennen unc
dem protostontisirten Domstift nur nodt den Kinflnss, den sein«
landesherrlichen Befugnisse ihm verschafflen. Diesen hatte er lanp -^
autgewandt, um Fiieden zu stiften, ohne Hardenberg fallen z- -i/
lassen: nunmehr, da die Wogim des Streites immer hoher ginge^m,
bnu'Jite er die Sache des Dorapredigers an den niedersiielisiscIiL:^/?
Kreistag. Es war dies im Juni, zur selben Zeit als die Ägitatior/
der Fluciauer für eine allgemeine lutht-risL-he Parteisyuode aw
Willerstand der Reeossfiirsten scheiterte imd die Terhaudlungeii
der letztt'm über die Herstellung der Kircheneiulicit einen neuen
Anfang nahmen.'* Dadurch, dass der niedei-säelisische Kreistag.'
Hardenbergs tSacho in die Hand nahm, ern-ichto nun der Flam*
nismus in besirhriinktüi'eni Umfang doch steinen Zweck; denn oidi
mancherlei Vonerhandliingi'ii kam es dazu, dass ein neuer Kreis-
tag angesetzt ward, auf dem Hardenbergs Bekenntniss sowie (laä
seiner Gegner von den Tlieologen der Kreisständo geprüft ufld
bcurtiieiit werden sollte. Diese VeisiininiUing tagtt? zu Braun-
sciiweig Jm Februar des Jahi*es löBl, gloiohzeitig mit dem twi
den Reccssfiirsten zur Herstellung der deutschen Kireheneinbcit
berufenen Congress zu Naumburg, Der Ablauf dieser Ereignisse
ist schon angedeutet: der Aufschwung des Flaeianismus zerstörte
die Erfolge der ünionspulitik, uuil so trat denn im Jalir 1561
das grosse Schisma zwist-iien der luthorisehcD und rcformirtwi
Richtung endgültig in die Erscheinuu»;. Xii^ht nur inneibalb 1
Deutschlands: es wanl zugleich über das Vcrhiiltniss <te8 deut-l
P
34) Vgl, (Ion ScUla.<i.s dcK vorif^'eii unil Aufang Ues Därliston Abst^ltnitta.!
8fii.-lihtor AbHL-hnitt.
165
llitTtlitiins zu ilcn n<fornürt»'n Kirrlion ilfs Aiiplandes
t'n.ts*-lii''<l*'i»- Dt'nk^vünlig ist, daüs difs^-r \V<.*ndopiinkt chrono-
Biscb dicht neben oini^n weltbi$itorisehon Scliritton des Culri-
aisnins auf seiner Siegeslauf balin , andererseits unmittelbar vor
dem Beginn der grossen Koorgnnisfltion in der rümischen Kirehe
«ttebt 1559 ist das ,Tahr der srhottiseiien itelormation; in ebeu-
deniselben Jahr eonstitiiirle sich in Paris die rtffonmrte franzö-
sLiCho Nati'iualkirche und be^jann das gcdriUkte Hugmoltciitlmra
zur flacht zu erstarken: in obendemseiben ti*at die Kirche der
KurpfaLx in jenes Ueber^aJi^stadiuni, das endlieh zu der fUr viclo
lünder VürliilHlichcn Uefummtioti dos Jahres 15()3 Kihrte. Im
Juhr lötiO aber ward nadi endlosen Verzög:i'rungt!n ch*s allge-
meine Concil der röniisilien Kirche angesag:t und der Beginn des
Jfthres 1562 braclito seine Kniffnn^^^
|k Die Vorwirküi'hung des se lan^ ernrterten ConcilgedankenR
mtd bt'karinllich veranlasst dureh den Beginn der Koligiouswiii-en
in Frankreich, und kura nach der Kniffnung des Concila führten
dieee schon zum Bürgerkriege. In dem Verhalten Her deutschen
I'rüte>ianten zu d()ni glaubLiisverwandten HngenuttenÜiuni wiUirend
dieser erslen Krisis kümmt daa Uel)enviegen des exelusiv luthe-
rischen (leistes bereits praktinch zur (reltung. Bevor vnr nun die
Wandelung der deutwheu Kirelienverhiiltni^se und deren Einftüss
auf die deut^ch-tniDziisischen Bezieiiungun im Einzelnen betrachten,
nehmen wir ttbor die letztem einen Kiickblick, der uns in den
i*tand der Dinge um die Wende dus Jahres 1560 versetzt-
^^i^^r
m ner Periode der grossen Kriege zwischen Frankreich und
Spanien bildete, wie mau weiss, der Kampf gegen die f^panischeu
Jlerrsehuftsbestrebungcn ein gemeinsames Interesse der fianzösi-
selien Knme und der protestantischen Partei in Beutsehland, wel-
ches diese beiden Märlite auf jioütische Frenndscbaft und zcit-
'weiligo Allinnzverhiiltnisse anwies. Frankreich machte sich mehr
als einmal, zuletzt im Beginn der fünfzigt^r Jain*, als der l'mte-
plantittmus in der htichstiii (Jcfalir schwebte, in der That verdient
um denselben; aber es niissbrauchte seine llUfsbedürftigkeit, um
das lieich zu beniuben. Alsdium, na<h dem Piissauer Vertrag,
Sc'hlutumerten <iie Uezieliungcu zwischen Krankroicli untl den
lue
SM.<faster Abachnitt.
Fürsten der luig^burj^sclieii Coiifession auf einige Jalii-e et
uboi-* der Passauer Vertrag iind selbst der lleligionsfriede
wir suchten dies schon im Beginn unserer Untersuchungen ai
zuführen — schufen doch dip Liigo nicht s^i völlig um, djiss joni
alte Interessengomoinsclmft ganz i-rlosclion würe: im Beginn dos
letzten Waffenganges zwischen Frankreich und Spanien, in den
Jahren 1557 und 1558, lebte das alte VerhiUtiiiss noch einmal
für kur/i^ Zeit auf. iis zeigte sich, dass bei den deutschen Vvo-
testanten die Tradition noch nicht erstorben war, nach der man
Fraukmcli als den natürlichen Fn^und dns deutschen Protesta^H
tisraus und der „deutsclu-n Libertüt", dii- das Palladium seiner
Kxistenz bildoto, antwh. Zudem aber begann damals der Geist
der Reformation in Frankreich sichtlich voraudriiigen und manche
deutschen Protestanten bcs>^häftigtcn sich deshalb mit vagen U<]d^|
nungon auf einen Umschwung der kirchliclien rolirifc in diesen^
[jando. König ITeinrirh vtrstand aus diesnr Stimmung Vurthoil
zu ziehen; wiUirend vr in soiiii'm Reich, sovyeit die furtdauernden
Kriegsanstrengiui^'on ihm freie Hand Hessen, den kirchlichen Neue-
rungen mit blutiger Strenge entgegentrat, suchte er doch d
seine Agenten die Küreten der augsburgischen Confession bei 1
HüHhungen zu erlialtcn. Vuruehmlioh wui-de dits Interesse
deutschen Protestanten un l'^rankreichs Stellung zu dem zukün
öcumeniischen Cimcil aiisgcnulzt zu Vt-rlk-issungen von höchst zwei-
felhaftem Werthe. Mehrt-re deutsche Fürsten setzten daher eine
Zeit lang gute Hoffnungen auf Frankreich, und dasselbe venhuilcte
ihrem "Wohlwollen in dem gefidirlichen Kriege nicht unwe^ent liehe
Dienste. Sie suchten auch ihren vcrraeintÜcheu Credit beim fran-
zösischen Thron auf dem einzigen Weg, der iluien offen stand,
zu Gunsten der Rf^fi)nniition in Frank rfich zu verwerthen: äe
logtL'n oft Hiid eifrig ihr Wort für die Diihliuig ihw Profct-sbmtis-
mus ein. Mit der Zeit wurden sie enttüuticht: auf ihre Inter-
cessionen für die verfolgten Glaubensgenossen wurde höehstens
vorübergellend Kücksicht genommen; auf die Dauer blieben äe
ohne Erfolg. Dazu kam, dass Frankreich die tnnilos annectirten
Hist-hünier Metz, Toul und Verdun mit KntschUissenheit festliiclt;
das Verhältniss des allorchristlicbstcn Königs zu den Türken mag
ein Uebriges gethan haben: mau begann zu füliliMi, djiss auf
25) Vgl. für das Folgende oben gt. 24 ff., 54/5, Ü6, sowie d» ,
bstor Alisobnttt
167
CM
französischo Politik niulit zu bauen sei. Schon im Vorlauf des
KriogL« verlor Frankrt^icli vk'l an Sympathien boi tlon ovaiigoH-
schen Fürsten; der Friede von Cateau-Cambresis en*e^te bei ihnon
dio Erwaitung, Frankreich bald in den Reihen der K&nipfer für
die katlioliwhc Restaunition zu Kohen.
Vielleicht der Einzi«re unter den Fürsten der augsburpisehen
Confrasion, <ler norh in drr letzten Zeit Heinrichs des Zweiten
an der Ht^fTiimif;; auf ei» freundliches ZuKamniengehcn zwischen
Frankreich und <h'ni deutschen rmtc^tantisniiis festliielt, war Land-
grof Philipp Ton Hessen. Es ist olx'n berührt worden^ wie dor-
srlb« als Gegner Spaniens, als Freund Frankreichs in dem spa-
irtoh-fninzr«isiiicn Kriege Fiirtei nahm, wie er Frankreich Spnnitm
gcgt^nüber im Krie^ zu bofjünsÜgcn und dudurcii zugleich an diu
Froundsi'haft des deutsolion Protestantismus zu fesseln suchte, und
wie er für diese Politik bei seinen fürstlichen I'Veuddoii Propa-
^nda machte. Keim-r niilirte so bestund ig wie er den Oi'dmiken,
Hass Fnmkroicli dereinst sich (tinur prottstan tischen Politik zu-
wenden möge. Keiner intercedirte so häufig und mit so hart-
näckijEri'r Hoffnung für die verfolgten Protestanten in Frankreich;
die stete Erfülglosigkcit dieser Schritte machte ihn zwar oft be-
sorigt und schwiinkend in seiner Stimmung, am Ende aber blieb
sein letxtes Wort: wenn der König von Frankreich auch die
eformation in eigenen Ijuide veifolgn, so werde er doch die
Deiilsehen giauben Iilssimi, was sie wollton, und um ihrer Religion
willen nie ilir Feind werden; vielmehr dürfe man von ümi Fi*eund-
sebaO und UnterKtützung hoffen, Sdlnnge man ihn nicht diirch
politische Feindseligkeit abstosse. Seine grossto Sorge war, es
hierzu nie kommen zu lassen. Als auf dem Reichstag zu Augs-
burg im Jalir 1559 unter den Reichsständen die Rückforderung
der geniuhien Lnndschaften von Frankreich bonithen wurde, war
fii'in Hauptaugenmerk, zu verliüteu, dass in diesen VerhauiUnngen
dio Prolestanten Frankreich vor den Kopf stiessen; es scheint^ als
habe diese Rücksicht ilun mehr gegolten als selbst die Integrität des
Reichsgebietes. Als Heinrich der Zweite starb, meinte er bedauernd,
es sei ein gi-osser Freund der deutschen Nation gt.'St'hieden.*'''
An den Regienmgs wtvliscl in Franltreicli knüpften nun die
deutschen Protestanten, wie es scheint, allgemein Hoffnungen auf
20) Beiträgo, letzte lk«iIogo.
168
SoiJister Abschnitt.
<^ino Aondonm;; der kin-hlichen Pfditik dasolbsf. Am Hof Hoiu-
ricIiK dos Zweiten hatten die UiUipter de» Hnuse,s Guise eine Ki-ilio
gleich vfiniehraer Grossen, ja selbst die Verwandten des Königs-
haus^, wflrhi' dfm jtresammtcn Adi'l in Allem hitttcn vorgehen
müssen, znriickju'cdrünit,'! und in Sdiutti'U gi?stellL Ich nenne nur
die "Wiehtigsten vim Allen: den Cunnetable von Frankreich, Anuits
von Muntmureney; dessen Verwandt« aus dem Hauso CliätiUoD:
(raspard von Coiigny. den Admiml von Frsinkreich und seinen
Bruder Kranz, genannt d'Audelot oder Andelot, der (»nemleolonel
der französischen Infanterie war. Ferner die Prin»en ron Geblüt,
in erster Linie Aiiltiu von Ronrbon-Vpniirinu!, der diireh s*"int>
Ehe mit Jennno. der einzigen Erbin des Hauses Albret, Fürst
von Bearn geworden war und den Titel eines Königs von Na.- —
varra ^ammt den Ansprlichen der Albret auf das von Spaniev^
usurpirte KonijEri*ei>h Xavana (tberkimimen hatte. Dann desse^»-^
jüngerer Hrudor Ludwig, Prinz von rond*"-; endlich die KönigiK~m^ ,
Katharina von Medici, die am Hufe Heinriclis Khri'U nnd Kin —
fluss. die sie hätte beanspnichen können, Diana von Pnitiere, do^r
Maitresse des Königs und engen Verbündeten der Ouise's, hatf«:>
überlassen müssen. Die einÜussreichsten Berather des Köui/?s,
Herzog Franz von Gnise und dessen Bruder, der Hr/bLschof vo»
Tlheims und Cardinal Ciirl von Guise, bekannt unter dem Naraon
„der Cardinal von LuthringtM»'"', waren zugleieii die hervurrngeinl-
stcn Vertreter der streng katholischen Politik; der Cardinal war
die Seele dar französischen KetzeiTeifolgung. Dagt^gen stund von
den Verdrängten ein Theit ben.-its im Lager des Protestimtismus:
entschieden unil ohne VL'i-stellung der Adrairal, And(»lot und Condö;
verdeckter Weise und zeitweilig schwankend nui;h Xavarra, der.
im Felde entschlossen nnd tapfer, zu wenig Klarheit und sitt-
lieUen Mutb besass, um in politischen Dingen unzweideutig und
consequent zu Bein. Der Königin Mutter schrieb nmii vielfach
protestantische Neigungen zu; man fand es natürlich, dass ihn*
leidende Stellung sin den Anhängern der veifolgten Ueligion nühem
mü.ssü, und ihre äusserliche Haltung gab einigen Anlinlt zu dieser
Vormuthung. Die französischen ProtesTunten wagten im Beginn
der neuen Regierung gute Hdflhungen auf sie zu setzen.") Aehn-
27) Ln Fcrhöre, Icttros ilo CaÜii<nao de Mediuis 1, tnlrntluction p, 57,
67—69.
A)«i.'linitt.
109
Uch urtheilte man, wie es scheint, über den Gonnetiible, weil auch
er zu den Verdrän^tHn fjohiirte und weil in a-inor Verwandtschaft
die pmtestan tischen Nci^^rnngen viel ve^t^t^tf•n waren. Dies** M<;i-
nangtm kamen von Frankreich auch nach Deutsohliuid. In Ijoiid-
p^ftf rhilipps Vnrsti'lIiin;j<'M liildt-teii die Kunii,Mn-MuttiT, der Con-
nebihto und Navarra eint» Purtei von protestantisciicn Neigungen
P'gcnübHr den Ouise'«; er wünschte und lioltti;, diese Pailei nuu-
Toehr in Frankreich ans Ruder kommen zu sehen.*** Aolinliche
fle<ha»ken hejrU^ri wohl die protestantischen .Fti!>;ten die auf dem
Iteii'hstag zu Augsburg anwesend waren; dii-sulbcn entschlossen
sich nach dem Tode Heinrichs des Zweiten zw einer neuen Intor-
«essiun für die Evnngolisoheu in Fnuikn*icli. Sie richtetm 7a\
diesem Zweck Schreiben an den König von Frankreich. Navarra
and die Küuigiü- Muttor. Sie appellirten dabei an die, wio sie
meinten, protcstanlisclic Oi-sinnung der Königin Mutter «nd er-
mahnten N'uvorra zur Bfstiindigkeit im Glauben.
Inzwischen hatten (li<* fniuziisisihen Vrrhaltnisse sich bereits
ganz anders entsdiieden, als die doutscfiou Füi-sten hoftlen. Der
Tlinint'nlger, Franz der Zweite, war drm iieset« nach mündig,
ttiatsachtich aber zu jung, um zu regieren, und zudem an geistiger
Entwicklung hinter seinen .lahreu zurück. Die französischen
Kechtsgewohnheitcn, die dem nätdistcn Agnaton des Königs auch
d^^n nüchsten Platz bei deinsi'lbi'n in d^-r Regirrung anwiesen,
h&ttf'n Navarra zum thatsächlichen Leiter Krankii'ichs berufen;
derselbe war aber zur Zeit des Thronwechsels vom H(if abwesend
und ehe er cinti-af war Alle?* eiitscliiedcn. Die Guise's übten diuvh
üiru Nichte, die jtingc Konigin Maria Stuart eine grosse Gewalt
über den jungen Künig; die Königin Mutter glaubte ihrer Schwie-
gt'rtociitcr gi'grMiiiber keine massgeljondo Stimme zu b<«ilzcn oder
f(lK-htotP als Ausländerin und Frau, namentlich da der König go-
spt^lich mündig war, in der Nali»tn nicht gf'ung Enlgegenkommen
zu finden; sie machte keinen Versuch, die höchste Macht an sich
zu bringen, sondern duldete oder begünstigte sogar, dass die Guisc's
sich vom König die gcsaramte Staatsverwaltung übertragen liessen;
fortan besass neU-n Diesen nur sie nfx^h einen beschränkten Kin-
fliiss; sie nalnn denseUKni aus der Hand der Guisfs's entgegen und
suchte ihn im Ein Verständnis» mit ilmen zu üben. Statt einer
28) Beitr, a, lu '). Für das Folgondo ib. <lca letstvu Alisohiiitt
172
5!ci:hstor Al'Kuliintt.
1
daher Niclits unliaben, wülinnid dii' mit den Wuffeu m dor
Ei^griffenen in Meiip^n geköpft, goliängt, ertränkt wurden. Xacit
dem Ort seine» Ausgaugos erhielt cltis tragische Kreigniss de
Namen der „Verschwörung von Amboiso".
Dio dcubJoh-proN'stiintischon Füi-sten hütten, abgesehen davc
doss eine l'ntrrstütziing der Aiifriiiin>r in Kraiikreieh die ganz^
katholi^.h<> Welt gegen sie hätte uuntringen müssen, schon nac|^|
iliren Änscliaiaingen von der PHitht des Oeln^i-sams gegen die
weltliche Obrigkr-it sich sehwi'i-lirh zur Unterstützung eines Unter-
nehmens wie die Verschwörung vun Amboisc hinreissen lassen,
selbst wenn dasselbe nicht sofort geseheitert wäre. Auch orliioltaBJj
sie von den Vorbereitungen des Attentuts keine Xaehrieht; erst
umni(teÜJ!ir vnr dem Tt^nnin der AiislVdjnnig wui-den sie von
ITieilnehmem, moehten dies4*lben ntin in höhonu Auftrag oder auf
eigne Faust handeln, itm Hilfe angegangen. Bei Fricflrich von
der l^nlz erechien Anfang März in Uegloitung Johann Sturms,
des Rectürs der Acadcmio zu Strassburg, ein dortiger Professor
der Jurisprudenz, der berühmte Franz Hotoman, der soin^^H
evangelischen Glaubens halber schon seit dem .lahr 154Ä FVank-
reich hatte meiden müssen, und drängte, wie es SL-Iieint, den Kur-^
ftirsten, sich mit den Versehwornen in Verbindung zu setzen
FricHrieh entsandte ihn mit einem Beglaubigungsbrief an da
König von Navarra; sein Auftrag ist unbekannt,''" doch ist nichf
zu glauben, dnss der Kurfürst Xavarra zur Fünlening d(« Planes
ermuntert oder gar TTnterstiity.ung angeboten haben sollte; er meini
zwar, Gittt könne wohl beRehlossen iiaben durch dies Kmgniss da
gottlose lleginient in Krankreich zu strafen oder zu stürzen; da
Unternehmen selbst aber misebilligte er,-^' nnd, wie wir glaufc
müssen, mit vollster Aufrichtigkeit-''^ Ij»ndgraf [*Iülipp war ebtn
von Hessen abwi'send, auf eiuij^ra Tag pnitestantisi-tier Fnrste
zu Worms, wo Territorialstn-itigkeiten zwischen Woifgang vo
Zweibrückeu und Friedrich von Pfalz geschlichtet werilen sollten,"
:elM
im
ichl^
30) Pnrrste a. a, 0. Die hior nicht gcnnnntr Quflli' isl: ein von I).
veröffeatUthfc-s St-hroiW-ii Sturms no Ilotoniaun vniit 17. Juni 1562; 8. bibUo-
theqao de l'öc. dos cliartcs III"" aerii- V, p. 365, 36ö.
31) KiucUiohuI p. 12({, 133.
32) Vgl. Al.scli,VIU am Eodo.
33) üeber den Zweck der VBi-»animIung s. KIuc;kh. \k 133/4.
8ouljstor Abschnitt
173
K'
I m
als zu Cftssel bei seinem Solin AViliiclm ein Franzose orscbion,
der dwnsi'lben Mitthr'ilunpcn üWv die Yei-srliwörung iimcItU' und
sieh i'Hxtt, den Liuidf^rat'eu Philipp auf V.rlang-eii ti<'f»''r oinzii-
weüien. Er gab au, das LTütoruelmicn sei so gut vt>rboi*oitet, dnsH
gelingen müsse, mochte al*>o wohl Untersttltzung für die Kort-
fiihning unci Vollrndong tk-r Ki-volutiun hoffen. Landgnif Wil-
lielm war n'nht eiuniai geneigt der Botschaft Olaubcn zu SL'honkon;
im UobrigiMi lirgte er ganz dieselbe Gesinnung als Kurfürst l'ncd-
rich. Landgraf Philipp wurde dun-h die Kachrieht augi-nsrhuin-
lich vrdlig Überrascht;*" wir besit/on leider vim ihm keine Aeusse-
rung üIkt die Vereehwürung, über dasri ein Füllst, in dem das
Bewusstsein von seiner Würde und von den (inindlagen seiner
Autorität so rege war, wie landgnif l'hilijtp das dereinst im Krieg
:egen die Hauern uutl Wif^d**rfäiifer gezi'igt, und diT, wie er, au
Iridei-Sütziiclu'n Vasallt-n i*rlahren. was revolultoiiänj Gtaiinnungeu
im Staat bedeuten, die Versehwnruug hatte billigen können, ist
Icauni denkbar. Im llt'brigen war das Complott gescheitert, bevor
der Landgraf Kunde davon erhielt
In Krankreich tüust^hte mau sich über Oesinnnng, Lage und
l^oütik der deuti*(hen Küi-stcn. Man glaubte, der t'ouvent zu
JWorms s<'i aubonuimt w()r<l('ii, um eine Unterstützung der Ver-
liwörtT Y.u b(?wt?rkstciligi;n; man beiiauptf^tn zu wissen, dii'
Verschworenen hätten in Beutscbtaiid grosse TruppennKi.s.scii bei-
sammen gflhabt, um ihr UntiTUchnirn zu vulh^ndeii; man begann
^iiion Angriff dvr i)roU.stantischen Fürsten Oentsehlands zu (jun-
sten des fnmzüfiischen IVutestantismus und Gewaltthiitigk fiten der
Ueutsehen, welche in l'aris Ittbten, zu fürchten. Man bcaigwöhnto
tien F-mdgrafen, Kurfüitit Friedrich, Herzog Christoph, sogar Jn-
biuin Wilhilni.^' Kt* schien angebracht, soidien Gefahren einen
Riegel Torzusdiieben; man suchte dalier die Fürsten einzuschüch-
tern und den Kaiser zu ihrer TJt^herwachnng z\i veranlassen.
Schon Heinrich der Zweite hatt»^ gewiuischt, zur Krleicbti-
rang seiner vielen Beziehungen in Deutschland einen ständigen
34) lAnilRrai' Wilhelm m riiilipp Kassel don IC,. Miiri a. Beilrtj^i^n. Äin
2*J. MSrz U'auftni^ Philipp vou Wurms aus scinoii Stluitzninisti-r (Htn Oleitn,
er aoUe sich bot dcti rnmziisisiJiüu uud seh wcizori sehen Hauptleiiten nitf dieser
FruteameBiw (zu FranlifurtV) «rkun"lig<'n, ob va wahr Kci, das« die Kranzoscti
dcui i'ardiual von I/>t-ln'tngi<ii zu limn und Vaati nuf oiuum Hc^lilotw Imlngeni. ilft.
;r>| I)i- Tliou lilv. -Jj rnii. I. Anaiia U S<i. -*ri und 27.
174
Beeliator AbscIiniU.
Qesandtea am Hof des Knisors zu babcn. Es war damals nicli
goluiigini, des Kiiisers (Jeneliiiiifjung dafür zu tTbaltün.^*^ Jet
ebeu bot der Stand der Vfrlmüdluu^'cn über das üfumeiiischir
Concil dtr tranzosisclieu Regierung Veranlassung, einen Oesandti.'a^
zu längerem Aufeulhalt an den östeiTeichischen Hof zu cutsciudeiijf
Man ersah dazu McssiRi Bernardin Bochctel, den Bisi'huf von
Rennes. Sein Hauptauftrng betraf die Herbeiführung des Concila,
welches die Guises um so luelir ersehnten, ids sie seiner zur_
Niederwerfung des PruteüUintisiuus in Fnuikröich bedurften. Z^
seiner kirehenpolitischen Mission erhielt Bochetel mehrere Neben-'
auftrage^ Kr solite unter Anderm den Kaiser auffordern, die pro-j
testaiitist^hon Fürsten in ihr(>n angeblichen (Konspirationen mit de
Hugenotten zu boaufsichtigen tmd nicht zu dulden, dass sie sie
in Fnmkreiehs Angelegen lieiten einmischten oder in Untenieh-^
mungen gfgen die frunzösisehe llegiening einliesHen. Auf dem
"Wege nach Wien süUte er den Landgrafen, Herzug Cliristoph und
Kiufllrst l'Viedrich von der I*fäilz persönlich oder dureh Vertreter
ansprechen uder anspreehen lassen, um in der Funn einer freund-^^
Hüben Warnung vor gewitraon verlogenen rebellischen ljnterthanoii|
des Königs, die unter dem Deckmantel religiöser Besh-cbungeii
aufrühren sehe Absichten versteckt^'n und einer freundlichen BittR.
denselben keinen Glauben zu seheiiken, sie merken zu lassen^
man soi von ihrem Einverstündniss mit den Verstliwörem uute^H
richtet, um sie einzuschüchtern. ■'" Bochetel besiu'hte, wie es scheint,
keinen der Höfe selbst, sondern Hess sich überall durch einen
Dr. Martin Beior vertreten. Die Antworten fielen ziemlich über-
einstimmend aus. Herzog Christoph verwarf die Vorscbwöning
vom religiösen Standpunkt aus und wies den Verdacht einer
Theilnabme zurück, diwli tdiiie sein Missfallen an der Unter-
drückung der Evangelischen in Frankreich zu verhehlen.^^ lAnd-
graf Philipp antwortete dem Gesandten, er wisso Nichts von einem
Einverständniss deutscher Fürsten mit den VnrschwoR*nen; er för
seine Person sei von ihnen nicht befragt worden um! habe ihnen
nicht gerathen. £r erinnerte dabei den König an seine häufigefl^|
KrnialmuDgen zur Anerkennung der evangelischen Wahrheit, zuT^
Schonung und Bescliirmiing ihrer Bekenner in Frankreich, und
36) Vgl. (lio »Beiträgo*, vorletzten AbHclinitt.
37) Mt>m. du Ciuit«lnaii. wtdiUoii» I p. -tfiÖ fT.
38) Kuglerll |i. i:il».
Sechster Absclinitt 175
emp&ihl Ulm nochnmls douselhea zu folp^n."^ Aolmlicb wie dioeo
I^Giden Fürsten wird Friedlich von der Pfalz gcantwtutet haben.*"
Via Bczifhiingcn der deutschen Füreton zu Frankreich waren
und bliehon vorlautix brach. Die Ref<iorung daselbst verfolgte den
"Weg der UDlerdrütkiinjjspuJitik, der rroti-stantitsmus aber den der
ItevolutioD, auf welchem die deutschen Füi-stcm ihm keine thät-
liche Thcilnahim.' erweisen konnten. Erst am Endo des Jahres
erfolgte in Frankrcith ein Umscliwung rier Anfangs ein fnicht-
^ftres VerhältnisH zwischen dem Hugenottenthiini und dun Fürsten
der augsburgischen Confession anbahnen zu sollen schien.
Die Verschwörung von Amboise hatte, wenn wir uns nicht
^ausohen, in einem Punkt doeh tümn vorübergt^hondon Erfolg:
^^ EioHuss der Guise's wani für einig« Zeit abgeschwücht, weil
"**»■ junge Konig sali, tlass ihr Reg^iniont uiiciidürhen fla.ss gross-
'"S" ; die Königin Mutter gewiuin neben ibiu'u an üeltung. Sie
wrmtzte die Lage nach der Katastrophe^ um sich eine Stütze zu
'^ctiaiffpn^ in<Iem sie in die erledigte Ktelle des Kanzlers einen er-
g^V>%nen Diener des KimigtliumH brachte: den berühmten Michel
''** IHospital. Damals suchte sie in diesem Manne ^vohl nur ein
g^^ftipge» Werkzeug; er gewann aber nachmals durch Character
^"*<i Einsicht eine nusserordentliche Autorität über sie s^rlbst Die
**'t, in der er diesili»* verwendete, hat sein Andenken zu einem
^*"«nvollen geinachL L'KoRpital verband mit unbeirrt mouan-hi-
*'^*ien Anschauungen eine vomrtlieilsfi-eie Öetracitung der reli-
Pti^en Irrungen; er bot Alles auf, um die Gewalt der Krone in
"^nkreich wieder selbstslundig zu maidien; die Ijösun^ dii^ser Auf-
&*-lifl aber glaubte er zu finden, iiulem er das Königthum durch
^•i^ Politik der VerraitÜunf; oder V{^rsö]uiung über die kirch-
^^'^Oen Partt'ien zu erheben suchte. Hein (ietst macJito sich bald
Kältend: er suchte zunächst die Strenge der Ketzei-gesetzgebung
'^ ihrer Anwendung zu mildern; auch war er es, wie wir hören,
^** den König, obwii)il die Guise's den Schritt widerrietheii , bo-
^limte, Notabtdn zur Berathung der religiösen und Hnanziellen
"bilden des Reichs zu berufen.
30) Autwurt Londtn-af Pliilippa auf Doiors Werbung, Zicgt'nhaiu dea
** inffost. Hs.
AO) Vgl. Absch.VU. Aum. 17.
176
«r AbsühuUt
Aber auch die knthoUscIicn Uäuptt-r selbst runden tdch bu»l
wogt'D, iiussiM'lii'h (^twas i'inziilc-iikpii. Dm politist^hc und relipii*ööj
Ei'bittLTiiug wuchs und machte sicli in 4*iniT Sturmfluth oppositii.»-]
nellor Fiug^-hriflen, in proviuzialon Aufständen Luft; dt.T Kriej*jj
den sie zur Rostaumtion des kathnlischen Küni^Üiuius in Schütt-|
land untcmoninKTi hnttf^n, nnhm einen unglückJiebon Vprlaul* uiirl
ihr Ansehen war um so mehr gvfiUinJet; sie mnssten suchen ilie
Erregung weiter Volksschichten vorläufig zu beschwichtigen. ZuJ
all<*(h"ni befunden a\v sich in schwerer Finanznulh, liir ihnen Huf
die Dauer deu jL|;uteu Willen der fninzüsischcn Stünde unentbehr-
lich machte. Den Antaufr xum äusserlichen Nachgeben niaohttui
sie mit einem Kdiot vom 31. März, weloheiS eine Versau)nilun^^|
des giülikani sehen Clorus zur Hebung di'r kirclilicbcn "Winf-t^^
binnen sechs Mnnnteu unkundige — eine Versprechung', die «i«
schwerlich gesonnen waren zu halten. Dein (iedanken der Not
belnvei-Kaninilini',' srdlen nie, win bi-rülirt, sich Anfan;?* widci-set:
haheu; nadiniHls suchten sie diu Verwunnduuf; zu ihren Gunstc
zu verwerthon: da die Zusamnienst^tÄung dei-selben im Üelieb«
der Re^ienin^' lag, hidlten aio ihrer völlig Meister zu bleiberA -
Die iL,'r(vsstentheils von den Ouise's selbst designii-tiMi Mitgliede
tnitrn itii Aug^iist zu Kontaini'ljieau znsjunnien; ilie (iuise's wurdcr:
völlig enttäuscht: die kirchliche und politistJie Opposition erho
ihre Stimme .so lebliaft, diuts sie sich pezwiin(i;en sahen, in
Boruf'uii)LC von 6tats-sen6raux zu wilJiffen und die verbeis
.Synode des galllkuniscben Cllerus wirklich atizuboraumon:
wurden a\if den Deeenibi'r il^-s Juhixs, dies« auf den folgendrc
Januar festgesetzt.
Inzwischen arbeitet«» die i-ovolutionäre Bewegung' in dec
Tiefe fart; wie es sclieint, war NavaiTa, wenn er dor Ver^hii
run^ von Aniboise noch fern j.'cstimdi'n , diesmid doch thiUig
den ]*läneü dor Iluf^euotten zum Stuiz des guisischen I^-gimei
betheiligt; zum mindesten aber war er in dieselben eingewe
und ernmthi^^i seine Anhänger^ indem er das erste Mal ofl
und enerj^isch als Prutestunt auflnd.
Die Stellung Navitmi's zu den religiösen "Wiri-en seinw
Vaterlandes ist für uns von Interesse, weil sie fttr die fnuuiö-
sisühe I'olitik der deutschen I-'^rsten in der letzten IVriode xot
den lluj^enittterikriegen btnleutenil wurde. Dii-seibo biTuhte auf'
der Voraussetzung, «liiss Kavarra innerlieh wirklich tVst prutcbtun-j
8Mlwtei> Abschnitt
177
'IJCeinnt und den Sieg der Roformation zu fürdem bedacht
E« war dies auch die Meinung seiner französischen Zeit-
n und die GescliiohtKSchnübung hat an denielbeu bis auf
Zeit festgehalten. Drtgegt:*n hat der neueste und sorgtUI-
'Ugste Darsteller der französischen ücsc^hichte jener Jahre** darzu-
'thun vereucht, dass Navarra's Theilnahme für die protestantische
iSache von Anfang an rein durch dynastische Interessen dietirt
^rurde. Anton von Bourbon lebte in dem Gedanken, die An-
sprüche des Hauses Albret auf den grösseren Theii des König-
eichs Navarrn. den Spanion ini Ucginn des Jalirhiinderts erobert
fttte, zu verwirklichen; seit er seinem Schwiegervater Henri d'Al-
pr^ in der Regierung gefolgt, hatte er keine Mühe gcfspart, dies
S.«l zu erreichen, sei es durch gütliche Unterhandlungen, sei es
tit bewaffneter Hand, oder durch Intriguen irgend welcher Art.
EUes scheiterte — abgesehen davon, dass Anton der spanischen
b^utsktuist nicht gewachsen war — daran, dass er weder Macht-
tättel noch ptjlitistthen Einfluss genug besass, um auf Spaniens
txntgchliessungt-u eini-n Üruck üben oder im Krif^ etwas aus-
lt«::bten zu können. Kr wäre seinem Ziel naher gerückt, hätte
^ in die Stelle treten können, welche sonst dem ersten rrinzcn
C>o Geblüt in Frankreich gebührte; aber unter Heinrich dem
K^eiten wie unter dessen Nachfolger sah er sich in Schatten
■|MiBUt und zur Machtlosigkeit verdammt durch den Stern des
Kanses Ouise. Die Huffnimg, niit Hülfe der reformatorischen Be-
^^^ung den Einfluss zu erkämpfen, der ihm als katholischem
Hitsten von Beam versagt blieb, soll von Anfang an bestimmend
K»Tf«8en sein, als er dem I*rotestantismus seine Gunst zuwandte,
'«n wird fragen dürfen, ob denn zu der Zeit, in welcher Na-
j**Jni zuerst der Reformation näher trat, — es war dies dar Herbst
np Jahres 1557 — es wirklicli schon möglich war, politische
wlflhungen auf den Fortschritt der pn^t-sdmtisrhcn Sache zu
!*^iien, wenn man nicht, wie die deuthch-pn^i' .slanlischen Fürsten,
^Us religiösen Gründen in der evangelischen Lehre eine über^
*<'Ugende und siegende Kraft erbliekto; die Part^'i lag ja damals
^ den Anfängen ihrer Entstehung. Welche Rolle nun aber auch
t0 protestantische Bekenntniss in Navarra's Gewissen spielon
Dochte, sicher ist, dass, wenn in seiner Politik ein religiöses
41} Do Rtüilo, Aotoino de BuurUiu et Ji'onao d'Albrüt.
12
178
Sechstor Abschnitt.
Element thätig war, dasselbe sicli doch den dynandsoiien Inter-
essen gegenüber nie zur Selbständigkeit dorchkampfte; wenn ee
mit denselben in Einklang war, muohto es zu seinem Rechte
kommen, nirht aber im Widerspruch mit ihnen. Immerhin wird
man, wenn man mit dieser Einschränkung den König von Navarra
als Prutestauten betrachtet, spine Politik vielfadi leiciiter erklär-
lich fittdeu.
In der letzten Zeit Franz des Zweiten schwoll nun die ptdH
teetantische Bewegung trotz des Blutbades von Amboise immer
weiter an; die politischen A^tatoren der Partei entwickelten eine
BUss**r()nlenÜiche Thätigkoit, die Pläne zum Sturz der Regrienmg
wurden mit Energie weiter verfolgt. Damals stand auch für Na-
varra kein anderer We^r offen, Wichtigkeit im französischen Staat
ZU erringen, als die Verhindung mit der poUtischen und kirch-
lichen Oppositinn. Es hatte bisher den Fortschritt der Refonna-
tioii in Bearn und seinem Gouvernement Guyenne nur durch
Connivonz begünstigt; im Sonuucr des Jahres 15G0 aber begann
er selbst mit Hilfe Theodor Beza's, des berühmten Gehilfen und
späteren Nachfolgers Calvins, seine Erblandc zu reformiren, führte 1
den Protestantismus in seine Fmnilie ein und trat selbst völlig
als Protestant auf. Wahrend zu FoutainebJL-au dio Notabein zu-
sammentraten, blieben die Brüder Navarra und Condß trota aller |
Einladungen zur Theilnahme an den Beratlmugen im Süden. Von |
dort aus suchten sie Ein verstund niss mit dem Connetable, welcJjer ;
der gxiisipclieD Regierung grollte, weil sie ihn aus Äemtem uud
Würden vertrieben hatte; sie Üesson zu, doss sich eine neue Ver-
schwiinmg gegen die Macht iler Guiso's bildete, deren ResuItAto
ihnen zu Gute kommen konnten; Navaira Hess dieselbe zwar
nicht zur Ausfühnmg komnieu, aber neuere Forschungon haben
glauhJieh gemacht, dass er inzivisohen selbst emen ausgedehnten
Aufstand im Südun Frankretehs organisirte, der ihm helfen sollte»
die Ouiw/s zu entfernen und selbst die nächste Stelle beim König
einzunehmen. Ist dies richtig, so wurde docli das Untemohmeu
im Keiiu ei-stickt; noch vor Schluss der Notnbeln fingen die
Guise's einen Agenten Kavarra's ab; die Gürrespundüiizfu, welche
derselbe trug, und seine Aussagen schienen das Bestehen einer
grossen Conspiration gegen die Regierung unter Führung Na-
varra's und Condö's zu vcrrathen. An der Entilookung selioiterto
das Unternehmen.
Beohster Alscluili.
17fl
Seit dem Edict vom 31. März, welches zum ersten Mal cino
gultikuuische Syuode ankündi^o, hatten din Giiise's vou Knra
imd Spanien viele Voretelluuj^en gegen diese Maseregel erhalten,
welche, schien es, ganz Frankreich auf den 'Weg der Häresie führen
konnte; mwh den BosdiUissen von Fontainebleau wurden dieselben
natürlich dringend erneuert; der Piipst versprach, damit der ver-
hiLsste Uedanke der nutinmtlen Kirdienvei-samniliing nicht aus-
geführt wünle, die schleunig Einberufung des öi'umenisclien Con-
cils. Die Ouise's hatten ohnedies keinen voniehnieivn Gedanken,
als den Folgen jener Beschlüsse, die sie uieht hatten verhindern
können, muiimals Auszuweichen, die Hoffnungen, welche die huge-
nottische Partei auf dieselben baute, zu vereiteln. £s kam ihnen
nun dafür sehr zu .Statten, doss der Zufall ihnen Anklogcmaterial
gegen die Bourbons lieferte. Sie meinten julenfalls, wenn diese
Häupttf^r gefallen wären , mit der verwaisten Partei leichteres Spiel
zu habeiL Der Sehrecken über die gt^niachteu Entdeckungen hatte
den jungen Kenig wieder völlig in ihre Hand gegeben; sie duiften
mit vollständigster Rüeksichtslosigkeit zu Werke gehen. Sie schüch-
terten zunächst Navana durch Verriither in seiner Umgebung imd
Botschaften, in denen sie ihm zu verstehen gaben, ditss sein Bru-
der compromittirt sei, derartig ein, dass er, obwohl seine Paitei-
ßänger nur ein Signal zun» Lonsr-hlageu erwarteten, die Zeit mit
Zaudern verstreichen liess, ja endlich äusserUch iille j)rote8tanti-
schen Pliine aufgab und sich wieder als Kathulik betinig; alsdann
verstanden sie es, die Bourbons unter der Vorspiegelung völliger
Sicherheit an den Hof, nach Orleans, zu locken, wohin auch die
(':tjiti»-g6u6nmx beschieden waren. Dort wurde C'ondt sofort ver-
ludtet, während mau Navarra so streng beaufsichtigen liess, dass
ein Entrinnen uumügUch war. Inzwischen hatten die Guise's
auch Verhandlungen mit Spanien angeknüpft, um für den Fall
eines Bürgerkrieges dessen Untei"stützung zu haben; König Phi-
lipp versprach bereitwillig, im lutt'^resse der katholisch L^n Religion
ihnen seinen Arm zu leihen und traf an den Grenzen Anstalten
Äu I)ewafflieter Inten*ention. Die Üuiae's rüsteten und concen-
trirten namentlich iu und um Orleans viel Truppen. Cond6 ward
nach einem raschen, formlosen HochveiTathsproccss zum Tode ver^
urtheilt und seine Execution auf den Beginn der Standeversamm-
long festgesetzt; den Deputirten, wische in Orleans eintrafen, ward
im Hinblick a\if das demnüchstige Cuncil — der Papst hatte iu-
12*
ISO Sechster Abschnitt
SEwLschcn wirklich die Convocatioiisbulle erlasson — verboten, die
kirclüichou Zustände des Reichs zu erörtern; von der Versamm-
lung des gaUikani scheu Clerus war keine Rede mehr. Wie die
Pläne der Guise's damals im KinzeLuen gestaltet waren, lässt sich
urkundlich nicJit feststellen; ihre kriegerischen Yorbereitungen aber
bestätigiM] . was viele Zcit^mussL'H , auch von ihrer eig-eait*n Paiiei,
übercinslimiuend versichern, dass es ilmen Ernst war, das Haupt
Cond6's fallen zu lassen, eine grosse Reaction gegen den Ih'ote-
stantismus zu beginnen und jeden Widerstand mit den Waffen
niederzuschlagen.
JJire Absiclitt^n wurden vereitelt durch den Tod des jungen
Königs, auf dessen Willen ihre ganze Machtstellung lieruhte. Mit
einem Schlag schuf dies Ereigniss die ganze Lage um: das Ver-
fahren gegen Cond6 wui-de sofort eiugesteUt, die Zügel der Regie-
rung nahm die Königin Mutter in die Hand, das politisclie System
L'Hospitals erschien auf der Tagesordnung. ^|
Der neue König, Karl der Neunte, war ein Kind, auch den^
Jahren nach, nicht nur faktisch, wie Franz der Zweite, unmündig.
Wie früher die Stelle des ersten Rerathers, so hatte jetzt die Re-
gentschaft dem König von Navarra gebührt, und es eröffocte sich
damit demaelben die beste Gelegenheit, energisch für die Sache
des Protestantismus einzutreten. Die versammelten Generalstände |
waren trotz des Wahldnicks, den die Gui^'s ausgeübt, grossen-
theils protestantisch gesinnt; die finanznoth und die errc'gte Volks-
Htimmung hätten ausreichend Aulass gebuteu, iluien ^'achgiebigkcit
zu erweisen; L'Hospital hätte unter solcher Leitung um so er* ,
folgreicher seine Gesinnimg und sein Talent bethätigen können.
Da war es nun von entscheidender Bedeutung, dass die Königin
Mutter, die sich unter dem bestimmenden Einfluss der Guise's
mit einem beschränkten Einfluss neben diesen Letzteren hatte be- I
gnügen müssen , nunmehr die Zeit gekommen sah , selbst zu i
regiereu. Xuch am Sterbebett ihres Sohnes bewog sie Navarra
durch Drohungen und Versprechungen, auf die Regentschaft zu
verzichten; nachmals ward die Regierungsgewalt zwischen beiden '
so getheilt, dass Cathariua die oberste Leitung der Regierung
saramt deren Zeichen, dem königlichen Siegel, an sich nahm, I
während Navarra den Titel eines königlichen General-Statthalters
in ganz Frankreich mit sehr untergeordnt*ti>n Befugnissen empting.
Die Kuuigln setzte durch, ilass dietie Theiluug in der Eiusi
Sechster Alscbaitt
181
mung des Consoils und der OencralstÜnde {die sich erst nach
einigor Opposition fü^en) eino Art von Loj^timation erhielt.
Navarra liielt an dem ^^etrolTenen Uebereinkummen fest,
ijidem er sich im Stillen getröstete, mit der Zeit zu höherem
finflusfl aufzusteigen. Hatte ihm bisher, um Bedeutung zu er-
i langen und Kifolge in Reiner Üauspolitik zu gewinnen, nur ein
FWeg oflfon peslanden: die Führerschaft der politisehcu und rt^li-
[giöwm Opposition, so that sieh nun ein zweiter vor ihm auf.
Ihm kam von Rechtswegen dio Regentschaft zu; durch energi-
sche» Gestehen auf seinem Recht konnte er die Regierung jeder-
zeit mindestens in die schwerste Bedriingniss versetzen. Eben
dieser Rechtsanspruch und seine Tergimgenbeit beriefen ihn vor
'Allen zum Haupt der protestantischen Pai-tei, die durch seinen
rücklialtslosen Beitritt eine müchtige materielle und moralisclic
Kräftigung erlialh-n hatte; diese StcIUmg mochte seine Person un-
endlich wichtig für die Regentin, für Alle die es mit dem Katho-
iicismus in Fnuilcrei<'h ehrlich mtMuten, ja für den König von
Spanien selbst, der, wenn in Frankreich der Protestantismus das
Cebergcwicht erhielt, seine I^ndc vor der Ueberfluthung durch
die Beformation schwerlich mehr schützen konnte. Auf alle Biese
konnte Navan-a hoffen, gerade durch eine Üoppelstellung zwischen
Protestantismus und Rathoticismus einen Diiick auszuüben, der
ihn mit der Zeit zu hülierem Einfluss emporfördern und vielleicht
'an das Ziel seiner "Wünsche bringen würde. Er begann jetzt ein
doppeltes Spiel, hei dem er sich seine Entscheidung für die eine
oder andere Partei vorbehielt Den Anfang dazu hatte er schon
vor dem Tode Franz det; Zweiten gemacht Als er in der letzten
Zeit desselben seinen Verwandten Don Pedro d'Albret nach Rom
schickte, um mit dem Papst Verbindung anzuknüpfen, mochte
freilich die Xoth, iu welcher damals er selbst und sein Bnider
schwehten, mit besiinuuend sein: vielleicht, dass Navarra hoffte,
durcli die Füri>pi-ache des Papstes sein Haus aus der bedrätigten
^Xtfge zu erretten; doch war dies nicht allein der Zweck seiner
rSendong: er wollte auinen Anspruch auf das Königreich Navarra,
den Spanien consequent bestritt, durch den römischen Stuhl an-
erkannt und vortreten sehen. Jenen Zweck konnte er wohl duirh
ein momentanes Einlenken erreichen, dienten nur, wenn er Rom
ge^enülK'r dauernd den Katholiken spielte. Der Regierungswechsel
in Frankreich trat ein, bevor Don Pedro seine Mission erfüllt
182
hatte; und nunraelir hätte Navarra um seiner Sicherheit willen
nicht mehr ah Katholik aufzutroton brauchen. In derTljat ander
er sein Bonchmon in Krankmch: auf der Stündeversanimlun
im Deccmber und Januar tagte, forderte er öffentlich die Prcih
der Pri'digt für die Hugenotten; dem Gesandten der Königin v
Kn^'land gegenüber zeigte ersieh als oifrif^'cr Protestant; inzwiscb
aber leistete Pedro d'ÄIbret in seinem Namen dem Papel in eim
feierlichen Rede förmlich Obedienz; Navari-a bezeugte dem
sanflten Spaniens seine Orthodoxie, suchte mit demselben Ve
handlungen über rüe Küekgabo Naviirra's oder eine uiigenu'ssene
Enbiohädigung: anzuknüpfen, und machte die Rogentin und katho-
lisiMie Grossen zu Dolmetschern und Fürsprechern seiner Wünsche
bei Spanien, wälirend er noch nicht wagte, einen Gesandten an
Philipp den Zweiten au schicken. "Wollte er auf diesem "Weg«
sein Ziel erreichen, so musstc er gefasst sein, den Beweis seiner
OrtJiodoxie durch einen endgiiltigerj und unzwoiTelhafVen Rück-
tritt zur römischen Kirche zu erbringen, und es scheint in der
That, dass er dies Endziel Tun Anfang an ins Ange fasste; d(i<^|
begünstigte er im Uebrigen nach wie vor den ProtestantismuB^
der seiner Person eine solche Widrigkeit verUch und hielt sich
den Weg zur Führerschaft dor hugenottischen Partei offen; noch
ein ganzes Jahr lang rechneten die franzii tischen Protestanten ihn
zu den Hiren und ebenso urtheilte fast das gestmimte Ausland,
varnehnilich auch Spanien, so eifrig Navarra hier seine Ortho-
doxie glaublich zu machen suchte, und die protestantischen Stünde
in Deutschland. In der That scheint es, dass er in der e:
Zeit der Regentschaft Katharina's sich mehr und mehr dem G
danken zuwundte, seine Karte auf den Eifolg der protestantisch!
Partei zu sc^tzt-n, denn die Politik der Regentin Hess damals
Sieg der Refornialion in Frankreich als miiglieh erseheinen.
Die Köni^'in Katharina war ohne religiöse TTeberzeugung,
das höchste Ziel ihrer Staatskunst war, die Herrschaft in Händen
zu behalten. Sie suchte daher um jeden Preis (Jen Bürgerkrieg
zu vermeiden, der den gebietenden Eintluss in P'rankreich noth-
wendig der einen oder andern Partei in die Hände spielen miLsste.
Durch diese Friedenspolitik geht nur ein gi-osser und stetiger Zug:
das Streben, die Religionsparteien zu versöhnen. Sie sollten sich
verstiindigen oder duch dulden lernen. Diesei' Gedanke entsprang
dem Geiste des Kanzlers L'Hospital; die Königin übcrliess sich
Sctchster Abschnitt.
183
in dicst'in Punkt soiner Liitung, und eino kloine Anznlil Trälntcn
von niformatorisohcn Neigungen , besonilers Jean Müiiluc , der
Bischof von Valence, unterstützte ihre Besti-cbungen. Dicwelbon
kaineu zuuäobst. bei dem mäcbtigon Zug zur Reformation, der
die Gomüther ergriffen hatte, nur dem Protestantismus zu Oute.
Mehr aus der Wiedeiliolung für ilen ÄugenbUck getroffener Ma.ss-
regeln erklärt sich ein undertT Zug in Knth»rina8 Politik. Um
aurh im Frieden keinen übennftchtige» Einfiu.*j{ aufkonmitn zu
lassen, dem sie sieh hatte beugen müssen, suehte sie Denjenigen
gegenüber, die einen aolchen tmatrobton, stets Anlehnung bei den
tiognem; die Gefahr, den Uochten der Krone zum IVotz tyranni-
sirt zu werden, drohte aber noch immer vtirnebnilich von den
Guise's und ihrer Faction. Dieselben hatten die grosso Menge
der strengen Katli<diken hinter sich und der cnts<:!tiiedene Sieg
dos exclusäven Kntholieisnins niussto aueh sie wieder auf den
Si-'biUl heben. Die Folge war, dass die Krmigin ihren Halt immer
und immer wieder bei den Protestanten und dem gefügigen König
on Navarra suchte, obgleich sie auch Diesem, um ihn zufrieden
ÄU Stelion. mit der l^it mehr und mehr Kinfluss einräumen musste.
Air dies nun hätte eine Pctlitik von äusserlich entschieden prote-
stantenfreund liebem Gepräge erzeugt, hätte nicht die Regentin
stets, wenn die Haltung der katholischen Partei und Spaniens
den Frieden zu bedrohen schien, durch eine Concession zu Gun-
sten des Katholicismus dem Ausbruch von Unruhen vorzubeugen
licht. Diese Concessionen nahm sie dann allerdings baldmög-
lichst zurückt Hess sie nicht in Wirksamkeit treten oder suchte
sie sonst auszugleichen, um wiedenim den F'rotestantismus weder
vernichten zu lassen, noch in den Aufstand zu jagen. Am Ende
befand sie sich stets wieder auf dem WegG der von L'HospitaJ
inspirirten Toleranz- oder VürmittliiugspoUtik. Den Muth, im ent-
scheidenden Augenblick noch] an dei*selben festzuhalten, besass sie
nicht: nur im Frieden lehnte sie sich auf die schwächere Partei;
als das Oleichgewicht zusammenbrach, schmiegte sie sich unithlos
auf die Seite der stärkeren.
Im Anfang ihri's Ri-gimenteSt als ihr Cliaractcr sich noch
nicht sattsam offenbart hatte, schien ilir Torgehen eino entschie-
dene Hinneigung zur protestantischen Partei, sei es religiöser,
soi es poUtiücher Natur, zu verrathcu, mir ohne den Mutli, dieser
XeiguDg entschlossen zu folgen: man urtheilte übor sie ähnlich
184
Siwhster Absohnitt.
wie über Nnvami. För die Protestanten schienen somit die Aas
sichten zweifi'lhnft. Es frtigte sidi, ob niiin tiic Ri?j|jentin jn mit
Entschiedenheit werde herüberziehen und ob man Navarra werdo
vermögen können, sein legitimes Regentschaftsrecht wieder zu
fordern und im Besitz desselben als Proteclor der Reformation
aufzutreten. Beides schien nicht unmöglich und eifrige Prote-
stanten thaton Alles, um diese Ziele zu erreichen. Sie bestürmten
Navarra auch iii der Abwesonhoit Cnndf^'s, die Regenbchaft wieder
zu fordern und waadttin sich ^leich/x-itip an die deutschen Fürste^^
der augsburgischen Confession mit dem Ersuchen, Navarra zu o^|
muthigen, und hei der Konigin Mutter ihr Ansehen zu Gunsten
des Protestantismus in die Wagscliale zu werfen. Aber sie brach^_
ten Navarra nicht zum Kut^'hlu^s und auch ihre Bitte an d|^|
deutschen Fürsten blieb erfolglos. D(!r Grund waren thcils poli-
tische Bedenken, — namentlich die Abaeigung des Kurfürsten
August gegen die Ihjtheiligung an auswärtigen Angelegenheiten
— tlioils die neuere Entwicklung der Kämpfe in der deutsche
Kirche: die eiiiflussreiclisten evangelisclien Fürsten standen eb
im Begriff, sich ausdrücklicher als je von aller religiüson Gemein-^
Schaft mit den Bekennen! der schweizeiischen Lelire loszusagen. ^
?iteö
Siebenter Abschnitt.
Die Einipinf;;sverhanfllunf^n der Reccssftireten hatten i
Misscrfoljr im Marx des Jiihivs 1560 schon den folgenden
Juni neu begonnen. Im ersleii Anlauf verlieh ihnen diesmal ein
Helteo günätiges iSusammeuwIrken von Furcht und H<ff!uiin^ einen
vielversprechend eil Aufsrhwiing, Neue poUtisohe Besorgnisse sporn-
ten die Fürsten zum Hanflt'ln an; zugleieh aber hegann Johann
Friedricii der MitthTe unerwarteti^r Weise sioh milder zu bezeigen,
und 66 crOf&ietc sich die Ansi^icht auf eine endgültige Versöbnimg
der beiden Hüuser Sachsen.
Die schriftlieheu Bekehriingsversuohe Herzog Johann Fried-
richs bei seinem Schwiegcn'ater waren dauernd fnichtlos gt-blie-
ben; da nun die fromme Kurfürstin Mariu, in der Angst, ihren
Gemalil der „zwinglisclu-n" Ketzerei vcrfalJon zu sehen, ihn bat,
persönlich bei dein Kurfurstfn sein Bestrs zu thun, so entschloss
er sich, auf einer Heise nach Süddeut^chlanrl auch in der Pfalz
vorzuspreclien und die religiösen Fragen von Mund zu Mund mit
Friedrich dem Dritten zu erörtern. Im Mai stellte er sici» mit
seinem Bruder Johaim Wilhelm zu Heidelberg ein; er brachte
lutherische Theologen der strengen Kjchtung mit; der Kurfürst
stellte denselben Calvinisten entgegen, um die beiden Systeme sirji
aneiJiandi'r i-rproben zu s(;hcii, und <'S fand Anfang Juni eine fünf-
tägige Disputatiun zwischen den Tbeulugen statt; das Krgcbn^
war. dass beide Parteien sich den Sieg zuscliriRbcn. Da.s Auf-
treten der LutiierantT in der l'fatz war hufüg und luuuasseud,
wohl geeignet, den Kurfürston abzustossen; auch mag es sein,
dnss die Extreme der lutherischen Ijehrnieinung, welche in jener
Disputation von den Theologen Johann Friedrichs veifocliten wur-
den, ihm gerade von dieser Zeit an unhaltbar erschienen; keines-
wegs aber war er — wie man manchmal noch bis jetzt geglaubt
bat — danim schon für die refnmiirte AbcndniHhlslchre gewonnen;
noch auf dem Convent zu Naumburg im Bcginu des folgenden
186
Siebosfor Abschnitt
Jahres hat er in diosoin T/;hrpimkt ein schU'chtwei!: lutherifl
Ik'kenntuiss abgelegt.'
Neben den kirehlichon Fragen besehäftigte die Fürsten eine
politische Angclegi^nheit, welche sie nicht wenig beiinrulii^
Der Kaiser iuhI cIit lHntisUei"pisc*lu.' Bimd vf'rsiiohti'n nftnilich eben
ilarnals, den Kiirtui-sten von Sachsen in den landsbei^isi-Iieu Bund
7.U zifhen, den I^andgrafeu für dio geplante Defensivliga ura Rliei*
zu gpwinnpn, welcher neben vielen k«tholischen Ständen auc
der König von Spnnien mit dem burgiindischen Kreis beitreten
stillte.- Zur Zeit, jus dii» Einladungssclm-iben nmh nicht bei dieseii
Fiireten angelangt sein konnten, hatten KurfUrst Friedrich und de
Herzog von Sachsen schun irrthümliclicn Bericht, dass Kursachsen,'
Kurbrandcnbuig und Hessen Mitglieder des landsbergischen Bun-
des geworden seien. Sie fossten die Bestreb Lingen der katholischen
Bundesstündo und des Kaisers nicht anders nuf, als dass man
rlarniif iiusgcho, einigen mJichtigen pn:)tesr an tischen Fürsten durch
Vcrti-ag die Hunde zu binckn, damit sie lhi*en Glaubensgenossen
im Fall eines Religionskrieges nicht helfen könnten, und befanden
daher für gut, Christoph von Württemberg und Wolfgang to^
Zweibrückeu zur Besprechung dieser Sache einzuladen.'
Es war noch nicht lange her, dass Herzog Christoph dio
Bittschrift der Ortliodoxen zu Jena empfangen hatte, welche ihn
aufforderte, mit deiiselln-n für eine lutherische Parteisynode zu
wirken. Yennuihlich bei der Correspundenz Über das Begehren
der Jenenser waren "Wulfgaug und Christoph neucnlings darauf
geratlien, einen Convent der Ftirston iuigsburgischer Confession zu
veranla.^sen, vielleiclit, um dio Anstalten zu einer lutherischen Ver-
damm migssynodo rechtzeitig zu durclikrouzen. Die erste Anregung
gab diesnud, wie es scheint, der Pfab-graf. Mit Christophs Zu^f
stijumung bt?schlo8s derselbe, den Vorschlag zunächst persönlich
1) Klm;k1io!iii im ■Miiitülirr Hi.st. .Inhrbuch ISGO p. 4.5G — 467. Briofe I
No. 04, i)C, ÖS. 100. IViedr. d. Kronimö p. (34 — 74. Wigandus de sacnmen-
Uiiiamo p. 437 ff. L'orp. rof. XLVI |i. ]fl2;4. — Vgl unteu bei Aum. 93, 04.
2) Oben p. 124, Aum. 49; untcD Aom. 8.
3) Die Einladung an dou Laudgrafoo, mithin vormuthlich auch die u
Asguüt ist vuin IH. Mni; si.Mnc Autnoit vom 25. Juiii-, am 2D. Mai war Christ/iph
bereits im Besitz der Auffoiditrung, naoli d<:r l^alz ku koinmon; s. Kotnmel U
p. 57ü; Kugler U p. 188, IIK) Note 19.
Siebenter Alischüitt.
187
an den Landgrafen vun Hessen zu briii^n.* Dieser Keise halber
musstp er die Einladung: nach dor l*felz aiissrhlagen;^ aber aucli
Christoph war ajiräiif^lirh niclit fjoneigt, dersullon Folge zu leisten.
Der Kui-fiiröt und Johann Friedrich liatten den Zweck ihrer Kin-
ladung nicht angegeben, weil sie sich scheuten, die Dinare dem
Papier anzuvertrauen, und C'üri»toi>h vermutliete, dass es auch
dort die roIi^ö»e Einigung gelten solle; er ftlhlte sich aber nicht
aufgelegt, mit Johann Friedrich den obgedaehten Phin der Jeuonser
GlaulK-nsricIiter zu diseutin'n, /.innul die letzteren sfino eignen
Theologen noch kCu-zlich in ärgerlicher Weise angegrifTeu hatten:
er fürchtete, mit dem Heraog sdiarf aneinander y.n geratlien.'' Auch
^K-BT lehnte darum die Kintadung nach der l*!"«!/, anfiinglich ab und
^Hsagte erst zu, nachdem ilmi versichert worden, es solle nur von
^^poIitiiK:hen Dingen gerodet -werden.
t Am 29. Juni tiaf Christoph mit dem Kurfürsten von l*fulz
' und dessen Schwiegorsohn in Hilsbaeb zusammen. Ton den beuii-
nifaigeDden politischen Zeitungen, welche die Herren erhalten, konnte
er die eine l>epeits widerlegen: er hatte vom Landgrafen Xachricht,
dft&s derselbe vom Kaiser zum Kintritt in die rheinische Oga auf-
gefordert worden, aber durdiaus abp'neigt sei, Folge zu leisten;
was man über die Kurfürsten von Sachsen und Drandenburg ge-
hint, meinte er ebensowenig glauben zu dürfen.' Seine Ver-
muthung bestätigte sieh nachmals. Der Kui-fürst von Sachsen,
welcher den Kintritt in einen evangelischen Friedeusbuud noch
Tor wenigen Monaten auf das Kntsehiedensto abgelehnt hatte, fühlte
sich jetzt zwar sehr versucht, dem katholischen ßiindniss beizu-
treten, vermuthlich weil ihm die Verbindung mit dem Kaiser die
sichexsle Deckimg gegen seine Vett«rn von Weimar schien; doch
fürchtete er den Verdacht bei seinen protestantischen Mitliirsten
und wagte daher nicht den Schritt ohne deren Zustimmung zu
thun. Als nun auf seine Anfrage bei Christoph und PhtUpp Beide
ihm den Kintritt mit religiösen und politischen Gründen auf das
Kifrigste widerriethen, lehnte auch er die kaiserliche Einladung
ab. Kui'fünil Friedrich und Juhann Frie<lrich der Älittlero be-
i} Kagler 11 p. 195; vgl. oben p. 142; dasolbst Adju. 78 lies aber Kug-
l&rn p. 173— 170.
5) 8. unten \t. 1S9 IT.
6) Kugler U p. 188, Noto 12, vgl. ibid. p. 177 ff.
7) Kugler n p. 189, lOO.
188
Siebenter Abedmitt
trachtoten ihn p^leicliwohl ihkIi lanj^e nacli der HUsbacher Zus
mcukunft mit grotisoni Misätraueu.*'
"Wie dem sei, die politischpn Diofre, und damit das Pro-
gramm der Besprechung vraron in Hllsbach schnell abgothan.
Wie hätten aber flmiiHls divi protostaiitisclio Füreten beieiiiandeij
sein künnoii, ohne tndlieh auf den NuÜistjind ihix»r Kirche zu
raüien! Bald kamen die Herren darauf /.u st)rcchen^ doss mn
über kurz und hns: ein Conci! der römisclion KiroUo zu erwar
habe, und mit der i^ragc, wie die Protestanton demselben eir
hellig gcgenüberti-eten sollten, standen ^e schon an der Grenze
des Themas, welchen sie nicht hatten berüfiren wüUon. Nun liatte
der Herzog von Sachsen damals im liüchsten Masse Ursa<h, Kich
entgegenkommend und vei*söhnHch zu zeiuon. Slochte auch sein
Schwiegervater noch nicht unUitherischen Meinungen huldigen,
für Johann Friedrieb war es (irund zur ßesorgniss genug, da
er sieh dem Kigorismus der Ortliodoxie abhold erzeigte und dem"
Walirlieitsstrebiin auf d<'r refomiirten Seite Theilnalime imd Aner-
kennung erwies; er hatte das dringendste Interesse, zu hindeni,
dass der Kurflirst sich noch weiter von dem lutherischen Extrem
entferne. Andrerseits trug er sich mit der Besorgniss, dass der
Xurfürst von Kachsen einem protestautenfeindiiclien Bunde
treten möge, mit dem er, Johann Friedrich, samnit seiner poli-
tischen Dienerschaft auf scharf gespanntem l'usse stand, imd mocht«
sich — mit Recht — sagen, dass sein feindseliges Atiflreten ge^oa- .
über dem alberüniseJien Vetter Ursache gewesen sei, diesen ai^H
solche Gedanken zu bringen. Endlich scheint' es nach gewissen
Anzeichen — obwoid uns Näheres darüber nicht bekannt ist — _
als habe gich schon damals der Conflict zwischen dem Herzog ui
seinen Jenenser Glaubensrit-Iitern vorbereitet, der kurz darauf aus
braeii und mit der Zeit zur Vertreibung de^ Flacius und seine
Gesiniiuugsfi-ounde führte;" denn als man nun trutz der Yerab- ,
redung auf den kirchUchen Unfrieden zu sprechen kam, war dq^|
Herzog eifrig dabei zu mthen, man solle diesmal zu dem Ver-^i
söhnungswerk keine Theologen zuziehen, zu versprechen, er woUe^
8) Uobcr dem Verlauf der Saobo Mam-ocbrechcr IT. Z. 50, p. SO oeqd
und dio dort ciUrtnu Mati^rialitin; übtT dw fondaui'nuion Bc8üi¥:m88e do« Ka
fiiiiKt»ri von Pfalz und Jahaiiti Khwdnulis Klurkh. I ji. 14.1 — 146.
0) Unten Anm. 28.
Siebenter Abschnitt
189
^
^r^)
de
F
F Ei
sich von don seinigon nicht irro maciien lüsson, er wolle ihrer
„wohl mächtig sein.**
Das mildere Auftrclcn Johana Friedrichs mag den Würt-
tcraberger ermutliigt haben, aiit' die h'n\^e der kii-ehlichen Ver-
söhnung einzugehen: er schlug nnn abermals vor, die angs-
burgische Cunft-'ssiün auf tünuni Kürstcnconvent vnn N*Miem nllgtv
mein zu unterecli reiben und mit Einleitung uud Sehlusswort vor-
seben za publiciren. Von weitergehenden dogmatischen Erörte-
ingen oder vom frankfurti sehen Recess sollte diesmal gar nicht
nehr die Rede sein, ebensowenig aber von Speeificining und Ver-
urtbL'üung der Häresieon; die Fürsten sollton sicli mu* allgemein
verpflichten, keinerlei Seelen und C^»miptelen in ihren Ijanden zu
dulden, den Zank unter den Theologen aber untei-driiiken: so
würde man zugleich den Streit beilegen, und ein unanfechtbares
Docuraont der protesfam tischen (ilaubenseinheit gegenüber dem
Katholieisnuis gi-winnen.
Der Kurfürst und der Htir/ng von Sachsen crklartr-n sieh
einverstanden; der Lt-Lztore vermied sogar, von der Verdammung
der Secten zu reden; er verapraeh, seinen Theologen das Schmühen
Iund Lastern zu legen und verschwor sich, Gott solle ihn plagen,
[wenn er gegen seinen Vetter noch irgend welchen ünwillL'U hegen
Ute, Bofcni nur die Confoasion von Neuem unterschrieben würde.
Er gab Chriätaph wieilerholt die Hand darauf; „e« ist Zeit", sagte
er, „dass man sich zu Häuf thue;" ein Ausspruch, der deutlich
die politische Soi^e wiederklhigen liLsst, die zu dieser fjust befremd-
lichen Verträglichkeit mitwirkte."
Johann Friedrich wurde nun beauftragt, nach Hessen zu
reisen und zusimimen mit l'falzgraf Wulfgang, der sieh dort noch
aufhielt, den entworfenen Plan fjandgrai Pliilipp vorzulegen.'* Kr
10) Kuglor n p. lÜO ff.
11) Für »las Folgeodo s. Sftttlor IV p. 148; Kuglur II p. 105—197.
C3iristo])h thcilte dem I^ndgrafea uotor <]«m 3. Juli tiirz niit, dass df mit
Pripdricb III. und Jdhauii FriüUrich dio religiöse Kliiigting boBprovhen, v*.'rwicB
Um ftlK-r iM'trfffs dfs Nuhe-ron auf dflii Pfalzgrflfen Wulfgan^;, dt-m pr eingfheo-
den Bericht en*tattet Iiattc (.Ncuihrkt-i- 1 ]>. mit ff. Kugk-r U p. 190 ff.J. Nun
haben Wolfgan]!; und Johann >Yi&dh(-h zu Marburg jcKlecfails mit Philiiip darüber
ge(tprochi*D, doss dio Etuungsvorhandluogea wicdiT Aufgenommen vordfm müss-
ten; in eioom öeaammtachifibeu vom 2S, August (vgl. Kugicr U p. 108 Note 32)
erinnern Christoph und Wolfgnng den Ijiudgrafcn: „was «wischori dcrsclhL-n
{K. L.) und uns vijrgan^uur zeit ildlt persouulicbcu zuäuumoiikunft . . . liallwr
ido
Biebciitor AU&cliuitt.
traf die Herron in Marburg. Mt-rkwurdiper Wt>iso gericlh hier die
Verhandlung ins Stookeii. Ijuidi^riif rhili|ip war nümlicli genide
diunals über die Theologen Johann Friedrichs hikiblichsl erbittert,
wegen ihres Benidhens, eine hitlipriscbe PnrteUynnde zur Vi>r-
damnninj^ alier unhitheriscben Mtinun^'en ins Work zu rufen, und
weil sie in den lüttschriften, welche diesem Plan das Wort rwiü-
ton, seine Londes^nstliebkcit des Schwenkfetdianisnius und der
Sacramentii-erd bozicbtif,'t liatten. Er lieas in Jobann Friedrici
Gegenwart seinem Zorn die Zügel seliiessen, und erklärte die wei-1
manschen Theologen „mit Reverenz zu melden", siimmtlich fUr
„Schelmen und Böswicht ^, worüber »ich Jobann Friedrich nicht
fiir tnctÄtion rürgfiloffeii, .... n-ns aucli wir herzog WtJfgang (als wir jnog
bei di'ro XU Marpimr^; geMei^t^ für weitere anrcgung . . . getltan '*. Kbenso
zJthlt Pr. Uordeittt^tt in miaem Ikiricbt an die zu Nanrnburg Versammelten vom
3. Kclininr l'^til (s. untr-n Auni. fO|. nnvh di>r lliltttMicher Zaüammenkuiift liint-n
Wdlfgnug uuJ Johann Fritrdriob sich ru Marburg uutenvU't, ^uod soUhi-s an
den Lnndt^afTeii am^li bracht*^. Eiiiigi> At^ussünitigim de« lAndgnifca auf dem
Coureot zu Natimburf^ («dafür htitte man miuh wohl zu lluuse lossoa köunrai
Hollt miuh auch ob (iolt will xu keiueui Ooiivt>nt int'lir bringen; — i<.^U habti
wohl gedadit, c» würde so zugehen elu.''; ». Ileil. XXXU C.) könntcu auch
wohl dahin Rfdoutet werdou, als hiitto dor Ijondgraf dorn Prftject ui-»|>niaglich
widersti'el'l uud nur mit Bi-dcuki-ii L'in-j'.'wtllijrt; yh'iohwohl liisst l'hiUpp am
10. Octoiier dem Kurfürsten tou Snchson duroh Dr. Craoow melden: er sei
wedor vom Ifalzgrafca- Kurfürston, noch vom Herzog von Wärttombcrg, DOck
vom ITaly-grafMU Wolfgaug. noch vom Horzug Johann Friedrich beriufatet «-or-
den, dass der letztere^ und wartini er zu ihm, (it.'m KurfürstoL August, hab«
kommoii wollen. Erst jetzt eben, den 8, Ot-tolwr, habe er vou Christoph Nach—
rioht erhalten über die staltgefundenen Verhandluugtu und die ÄSsichton
jirojw:tirt*;n Zubaufkunft. (llalinich p. iK).) Dies kmni niiihts Ände,n>s bedeute«^
als: er habe weder Nac^brirbt erholton, Aana man mit: Augnst Vorltaudlnngm
onknüpfeu wolle, noch, das» man beabsicbtigo, auf der Zufiauiuieukuaft diuA.C
von Neuem zu untcrsuhix-ibeu. Dos obeugedachtc OeBammtächnübcu von^
'iS. August erwähnt zwar die Uiläbucher ZuäHitmiunkunft, theitt aber uiebt nül,
was i-igentlieli auf dcrtwlbeii botichlo8t>>:'u worden; der Grund war, thiKä mau
füri'bteto, der Landgraf werde den Cunvoot ausschlagen, wenn man ihm den
Zweck di^sselben, di*> l.'nterzeiehiiuug der A.C. vi-rraUio (Kuglor II. lüS Nnf" ^J
Aut-h liiomacb ist wniirsr-heiuliuh, dass man ihm die Hil^bavher lk>8clili>"
überhaupt no< h nicht mitg'tbeilt hatte. Demuaeh enüiiolc vermutiüiuh ila*-
Schreiben Christojjha an rUiüjip vom 14. August, welches Kuglor H p. lUi/b
erwiüint, den Oädankon der äubguripüou nur ah iirivaten Vorschlag, vielleicht
unter lUnweiH auf diu Vrrhaiidluugeu des letztun Winters.
Die UiirstcUuug Wi UepiM; I p. ;Wö^3ü7 ouUiiilt, wie »r;hoo Kuglor 11
p. 180, 193 b4!merkt, nichrfache Unriblitigkoitea Iliorzu würde naoh Obigem
Siehenfor Abschnitt
191
Wenig cntsctet haben boII. Aber auch der Pfalzgraf fand, „dass
Einenv die Haai-e gen Bor^ stöhn sollton **, als der Landgraf sich
RKir zum Vprthoidi(;er dos „Zwinf^lianiämus'* aufwarf. Wir werdeu
nicht berichtet, welciies die „venvegenen Roden" gewesen, die
den Herren solchen Schrecken ciDJiigten; nach des Landgrafen Art
zu schlieswn, mag er seine beliebten Thesen gebraucht hoben:
die 8cbw ei/er isclie Lebrnifinuug sei von der deutst^hen lan^^i' nidit
so entfernt als man glaube; sie habe aucli viel seh riftgo müsse Ar^u-
znento für sich anzuführen; vielleicht auch, dass er, wie öfters,
die Weise der strengen Lutlieraner, von der sehwierigen Frage
des Abeudnialil» zu roden, grob fand;^^ jedenfalls sank über diesen
Oesprächen den orüioduxen Herren der Mutli ko sehr, doss sie
jQieht weiter mit ihm zu verbandeln wagten. Sie hattt^n wohl mit
ihm davon gespmcheu, dass man die Kinuugsverhuiidlujigen wieder
z^uibehmcn müsse; in das Hilsbacher Project aber haben sie ihn
■vielleicht nicht einmal eingeweiht; wie dem sei, sie reisten unver-
X'icJituter Dinge ab, und tni ist nach des I.jaudgrafen Charaeler und
xiiUgiflser Richtung kaum glaublich, dass die eigentliche Schuld
dAVon auf seiner Seite sein, dass er das Hilsbaehor Froject aus
Feigling zur schweizerischen Lehre zurückgewiesen haben sollte.
AVenu Wolfgang und Jubaun Friedrich dies von ihm fUrchteteu,
Bo kannten sie ihn nicht genug; seine Meinung ist immer gewesen,
dass die augsbiii^isc^he Confession Allen, die in der Hauptsache
vom Abondmnhl imverwerflich lehrten, tiouüge tliun miL';se und
durum die streitenden rarteieii sich vüilig bei diesem Üukonutuiss
Qooh di« Aagabo zu rochnim »ma^ dass 'Vt^oltgßn^ i\va LaiidgraTeu zu Marburg
mit tleu HUsbachcr BoKclitübScri boknunt {(«mnuht hütte. Das» der Lmiltmir
sofort «due ZiiHtiminung xu dem Yorf^i^ctiUgenen erklärt, Jnhaiin Friedrich
(voo do9S^D AnWüM'rilicil in Martiurg II. Nklit^ wci»») schriftlich i£ur Vorliiuid-
luog mit Aut(u»t i;L>rJr.iii(it und in niobrcroii äclireibüD einen CoüVout als sc-br
[lathsum bczcichm-t bnttf, würe oir-ht unmöglich; Dur dürfte man dicso Angalteii
I allein auf das Projert oioos ronvonb« , von dorn ja dio nerron (s. obeu) zu Mar-
Lturg mit dem Lnndgraffn gosprot-hcn, nicht aber auf die Subscriiition der
nagsb. Cnnf. belieben. n'K-h wilrdo dann di>* lang« ätocliung di?r Verbandlunt^ea
^»wiscbfn I^bilipp, L'hriatf>[ih und WoKgang our acliwer erlltirlich i^mt. I»a
nun Hepii« für di«» betrufTnKdcn Ang:ilK'n ki-ine (H'-stimniten Quellen und Data
jfit wohl flnzuotjLmuit , djuj8 diuMclliün sich auf Bpntorc Schreiben des
od^ofun beziubt'n.
12) I'ozelius' CoDsilicn McloncbthDiiR p. 70S (io t'bilipps Qutaclitun über
Synodftlpruject der JcnfiuBi;r; \^\. p. 14-iJ.
192
Siobonter Abscbiiiti
beruhigen könnten. Möglich wün- mir, ilass der Landgraft weil er
HS mit Johann Fri^'drich zu tliuii Imtt«, der Moinuog war, es han-
dele sich wieder tmi den Synodalplan der Niodersaclisen und .Ittien-
BOr, um die Consolidirung des i*xcUisiven LutlitTtliums und Vej>
dammung aller andern Richtungen; in diesem Glauben konnte etfl
not'h bevor die Hcrron ihrp Voi-sc-liliifj^» nngebrai-ht, so schroff^
lierausgefahron win, diws sio für gut bctandeu ubzubrcfhon. ^_
Wollgang und Christoph, dem Jener über die Vorgänge zdB
Marburg Bericht erstattet hatte, fürchteten nun ganz ungegrün-
deter Weise, der Lanrlgraf wüi-de die Unterschrift der au^sbur-
gischen Confcssion verweigern un<i wiigton innge nicht mehr, mit
diesem Vorschlage an ilm zu kommen, ja sie corrospondirten allem
AuKchein nach eine Zrit lang überhaupt nicht mit ilwii über die
religiöse Einigung. Uuterdusseu kam auch die Vorhaudluug mit
August von Sachsen, welche gleichfalls Johann Friedrich über
nommen hatte, niolit in Kluss. Noch Endo August war sie flt
eine Zusanitnenkimft imd vorläutigo Hespn^cluing der beiden Flii
steil oliiie weitere ßescldüsse niclit hinausgedielien.'^*
Ks musste erst wieder ein Schrecken kommen, um die
sigkeit der Unterhandelnden xu besiegen. Einen solchen braclite"
die GesaudtÄohaft des Üischofs von Keanes, deren oben schon ge-
dacht worden isf Wie erwähnt, war der Hauptauftrag desselben
kirchen politisch er Natur. Kr sollte <len Kaiser veranlassen, mit
•Spanien in Verhandlung über das öcunienischo Conci! zu treten,
und so lange an» kaiserlichen Hof residireu, bis Frankreich, der
Kaiser und Spanien die näheren Bestimmungen über die Berufung
desselben vollständig vereiubm*t iiütteu.'^ Auch über diesen Theil
seiner Verrichtung machte Dr. Beier, der in seinem Xanien Hessen,
Württemberg und Kurpfalz besuchte, denselben Mitthoilung. Er
eröffnete Uuicn: der König werde mit Eifer für ein freies, unj
teiLschea christliches Concü eintreten, in ein anderes dagegen nie
iviiligen; dieselben Flirasen hatte die ft*anzösische Regierung
deutschen Fürsten schon im vei^angeuen Jahr vorti-agcn lassen. ^^
Diese waren unterdessin in ihren ehemaligen Hottnungeu au
13) S. Aum. 21.
14) Oben p. 173/4.
15) Hie lustniction mi'-m. de Castclnati, addiüoDS, I p. 46G ff.
U'}) Boitrilge, Abschnitt vm. Beiors Werbung ist oniichtüch aus Phüiiip
Antwort, Zivguuliain d. 4. Au^. Hs.
Siebenter Abschnitt
Frankreich allerseits geoügeml abgekühlt: sie antworteten auf die
hötri'ffendcn Satze des gesundtschaftlicben Vortrages sehr rcser-
Tirt^' In andrer Beziehung aber wui-de Bochotels kircheupoli-
tisclie Mission fijx sie bedeutend: Beiers Ki*öffnungen bracliten
fttdüch m ihre Eiuungsverhandlungen einen neuen Fluss, und
ijiiccessive eintreifende Nachrichten vom Fortschritt der Von'er-
fiandlungen zum Concil sorgten dafür, dass er nieht wieder ius
Stocken kam. Das Krgebniss war der Fürstentag zu Naum-
burg.
Philipp vun Hessen sandte den Yoitrag Beiers und seine
Antwort sofort an den Kurfürsten von Sachsen sowie Ffalzgraf
^c»lfgaiig und sprach sich djihiu aus: es sei Zeitj dass die evan-
gelischen Ständf! ihre Zwi(?tiacht vergässen, zu Uauf scliickten
<xi^r zuKununenkänien und iJischlusis fassten, was zu thun sei,
*^«3n dos Concil wirklich beginne." — Selbstverständlich hätte
tti«3 Versöhnung der proUstantifichon Parteien das Erste sein müs-
**^ , wenn man irgendwie Verwahrung gegen die Actionen des
^i^ÄcUs einlegen wollte.
Kurz nach dem Ijand^rafen empfing Christoph von "Württem-
bftx-g den französischen Agenten. Auch er gericth in Aufregung:
°^^>-ximQhi- lasste er sich ein Uerz und sclirieb an den Ijaudgi-afeUj
Ma
17) Ueber dio Ausrichtung' Boilth io Württemberg Kugler IT p. 138
J40. Der Landgraf antwortete auf den Passus der Werbung, welcher das
^**cil betraf: Itäine oiii i'onril zu Stande, wie Bio zu Zeiten der Apcwtel und
"" ^afang dor christlichen Kircho gchaltyn worden, wio daa nicfinjache, chal-
"^^cwiache, constantinopolitaniseho u. a. w., so würden die augsbui^cheu C«>c-
"^^ionBVerwandtfiti zwcifcUos dassrlljo ohne Weigerung besi^hirkm, wie denn
•***hattpt ein solches CoocU der Kirche Noth thue. — Dio Antwort Kurfürst
'^^iedriehs musa nach einem Schreiben Bulliagers, dem Boier selbst das Krgeb-
■*^ seintT Wertung berichtete (Corp. ref. XLVl Nö. 3239); desgleiolieu nach
^ Thou (Üb. 25, Cap. ll, der j^IeichfaUs alle drei Antworten zn kennen scheint,
^"^ in diemr Sachi>, gleichwie i» der andena (Verschwörung von Amboise)
^btkUoh dicken beiden gelautet habeu.
18) Philipp an August, Zirgenhain den 4. August. US. Sendet eine Wer-
Voag des Königs vm Frankreich soinnit s-^iner Antwort Auf das Concil, von
«elchem dor KSnig redet, ist wahrlich gut zu achton, und es wäre gut, wenn
dio Stände der augsb. Conf. nicht in so viel Haufen trabten, sondern zu Haui
schickten und Hch unterredcten,, was zu thun Hei, wenn solehos Concil bc-
gtnne. An Wolfgaug vom selben Tag und Datum unter Uebentcudung fran-
£t«ischer Actvnstücke (offenbar dorsolbon als ao Augiist) gaiix ähidich, 8. K.ug-
JflT 11 !*• -t^^-
194
äiebratcr Abschnitt.
Indern er ihm die Acten der französischen Botschaft zusandte:
die Einigung: dor Protestanten sei notliwendig und die abermalige
Unterzeichnung der Ä. C. ein treffliches Mittel dazu. Der Land-
graf gilb dem Herzog unvenveilt seine Einstimmung zu erkenneu
und beförderte die wurttembei^scho Sendung sammt seiner Ant-
wort wiedenim sofort an August von Sadisen; an Beide schrieb
er: er habe ja die augsburgische Confession schon anno 30 unter-
schrieben und vor dem gosammten Reicli anerkannt, er werde
das auch wiederum thun. ^"
Der Empfang dieser Sendungen muss wohl auch bei Augusts
Entscliliessungen mitbestimmend gewirkt )iaben. Auf die erete-
antwortHte er noch: über ilir Verhalten zum Concil könnten diou ^
Protestanten nur auf einem allgemeinen Reichstag beschliessen. ""^ ^ •
AlsdaDD erst fand (zu Scliwarzenberg) die Zusammenkunft statt-^zzir,
auf welcher Johann Friedrich den Kurfürsten über das Hilsbachecrr
IViijoct unterrichtete, und ihn zum Anschhiss aufforderte. D© — :
unormtiiilicho Warner Mclanchthon war todt, der Herzog von Sach^fc:.
sen schien friedlicher Stimmung und ^versicherte mündlich, die^^
mal die Condcmnationeu nicht fordern zu wollen; gleichwohl bifr7f
der Kurfürst mit seiner Erklärung vorsichtig zurück. Er fordorte
zunächst eine schriftliche Aufzeichnung des Antrages von Joliaon
Friedrich und erhieJt dieselbe; aber sie war keineswegs geei^
net, sein Misstrauen zu hoben, denn die Zusichenmg, dass mtn
diasmal von den Condemnntionen schweigen wolle, fehlte daria."
ungefähr gleichzeitig muss — den Zeitverhältnisseu nach zu redi-
1d) Ohmtojili an Philipp, Zwiefalten den 14. Angnst s. Kuglor n p. 107.
1D8. Diti mit dorn 8clLreib&Q übersatidtcn Acten sind diß VTcrbung Bcion vA
Christophs Autwort, wie auH dorn yolgondcs hervorgeht: Philipp ao Aogut
Zapfüobarg den 25. Augast (Hs.). Ueberwodet rän Schreiben Christophs suutf
Beilagen, d. l wdo Werbimg des Dr. Martin Beier an CSiristoph von ««■
des Königs TOD Fnuikrcii:U luid Christophs Anhiort, dosgleichen oönon Rn(^
des Rhein grafeu an Christoph, «und wenn das uar mit dem cum-ilio, ist boch
von Düthen i>iu gut uffsoheos su haben. *^ — Kr trügt gar keine Ik-sehwrnu^
die angab. Conf. von Neuem zu untiirschreiben, wie or sie ja schon ciiunal
uiiterficlincbcQ und l^fTcntlicb bekannt. Philipp» Antwort an Christoph vM
selben Tage und Datoiii, a. Kugkr U p. 198.
20) August an Philipp, Amäfeld den 12. August 150O Hs.
21) Ȇogeferlich verzeichnua meiner Werbung an Churfurston Toa
SUhss zu KchwBrtz1)t3rg don 29. August ITiGO'* bei Caliuich p. S2;3. Ntii
tiuivui kurieu Bericht Dr. Mordeiacus (DrcsUtai den 28. Hocembyr, Roilin,
nter Abscliultt. lyS
'IPlP — Au^usi die zweite Setidimg Philipps orbalton haben^ in
weTdier die Acteu über Beiers Werbung in Württemberg und
Christophs Begloitscl» reiben dazu lagen. Am 11. fiopteniber nun
gab der Kurfüret Johann Friedrich seine Einwilligung zum Con-
rent dor Fürsten und der abomialigen Unterzeichnung der augs-
burg-ischen Confe&sion zu eikennen. Sie wei*de. schrieb er dem
Herzog, zugleich dienlich sein, um ein gewisses, eiuhelligoe Be-
kenntniss zu gewinnen, mit dem man einem künftigen Concil
entjgegen treten könne. Nur wünschte der Kurfürst noch, wie
froher bei ähnlichen Veranlassungen, den Convent auf einen engen
Kreis zti beschiänken, und erst nach vüllzugenem Act die Andern
zum Beitritt aufzufordern. *3 Im weiteren Verlauf der Vorbe-
rathungen liess er sich hiervon abbringen und willigt« ein, dass
alle protestantischen Füi-sten geladen würden. Doch verstand man
unter diesen nur die regierenden weltlichen Fürston.*'
Die vorbert^itende Correspondenz der Fürsten schritt von der
ersten zustimmenden Aeusserung Augnst's vuu Sachsen ab un-
unterbrochen fort bis zur Eröffnung der Tagfalirt zu Naumburg
und bietet, im Ganzen genommen, das Bild einer bei den prote-
stantis<^hen Fürsten ungewülmlichen E ulsc blossen hei t und Jtührig-
keit Man wird nicht fehlgehen, wenn man hieran dem allmäh-
licben Eintreffen weiterer Nachrichten von der Einleitung des
ecumenischen Concils den grüssten Tbeil giebt.-* Vomelimlich
wird dite auch auf August von Sachsen seine Anwendung finden
müssen, dem — wir werden es unten sehen — niclit wenig An-
lass gegeben wurde, seine Einwilligung zurückzunehmen.
Rep. 13, 1, b.) an Graf Ludwig vod Ebcrstctn fder sp&tcr als Gesandter Herzog
Barnim des Aoltcren toü rommem in Nnumbiirg war) über die Vorverhand-
lougoc do8 Congrt'SBe» fand dio Zusammenkunft am 27. August statt. — "Wie
n scheint oacb ki'iner andero als der oWn ritirtiTU Aufzeii^honng ueunt
npppo I I». 367 als Ort dor Zu«amm Ankunft Siiiwaiiburg; dagr^'cn verzcichnot
die AVorbung des Icursächsiscbcn Rathcs Cmcow bei PIiiU|)|) bei Ileppo I Boü.
p. 120 »SchwnrtzenUirg": also Tennothlich SchwarzoobQrg in Kur&achson.
22) Caliuicb p. 83 — 85. Im Uobrigon 8. für dio Vorbcrathungcn Heppol
367 — 379; Colräifih p. 83— 133. Im Folgenden vcrwoise i>h im AllgDmeinoo
«uf diese ausfübriioheu Danttellungao und citire nur £inzoInc» besonders.
23) ll>äicbtlich aus den Einladungen; s. CaUnich p. 110, 113. Vgl.
Aiun- 40 tuid den Anhang über die üntorscbriftcn der orueuorton Augostana.
24) S. ». E Neodocker, Urkunden p. 813 Bequ. Ders. Boitrtfge 1 p. 234/6.
t Cnlinu^h II. BByQ.
196
Absobiiitt.
Christoph und Wolfgang, Friedrieh uiid Vliilij)p freilicli ver-
mieden, nachdem der Kurfürst von Sachsen das lange vergeblich
ereehnte "Wort gesprochen, mit Sorgfalt Alles, was ihm dasselbe
wieder hatte leid machon können. Christoph imd Wolfgang hätten
Wühl gern wiednr, wie in dem /u Anfang des Jahres ge«ehei-
terten Project, eine Abrede zu gegenseitiger Verüieidigung gegen
Bruch des Religionsfiiedens mit auf die Tagesordnung gebracht'*;
August aber stellte für seine Zusage die Bedingung, dass welt-
liche Sachen und BUndnissverhandlungon glinzHch ausgeschlosseji
würden ^^; demnach wagte mau nicht, Dergleichen boi ihm zu
beanti-agt^n ; auoli der Landgraf, dem doch wohl, wie immer, so
auch ilamali' die pulitische Union der Frotestauten im Kojvf lug,
schwieg still. Kurfüi-st Friedrich hatte den Wunsch, Däuemark.
Schweden, Volen und Enghuid mit heranzuziehen; er thcille dies
dem Landgrafen mit Wir wissen, wie sehr der üe<lanko Philipps
Neigunguu ontspruch; doch wiir er zu vorsichtig, dem scheuou
Kurfürsten von Sachsen die Zuziehung des Auslandes anzuem-
pfehlen; er stellte den Vorschlag zu August's Erwägung und
dieser, wie zu erwarten, rietli ab. Ebenso Pfidzgral Wolfgaug.^'
25) In dem Oosammtscbroiben vom 28. August (vgl. Äom. 11 p. ISÖytIO)
sclireiWa Christoph ond "Wolfgang an Philiiij": sio zweifeln nicht, dass der
gütige Gott »ifl bei seiciem Wort gegen alle Feinde erüatten werde ,yedocb.
damit dnnnocht ordenlic-he und gt'bürliche mittel nicht versaumbt, auch sein
ahncchtigkeit nicht varSessig versucht werde*, so halten sie für gut, nobeo
der Abstellung des Zwistes unter den Protestnnten und dem Verbalten dcr-
gclbeo gegenüber dem CoucU auch £u berathen, „im fall das irgends in im
in den religiou rriden ein einbruck gceobeken, oder sonst von wegen diT
religinu Bitdi otwas bescbwcrlichs zutragen wöUt. was doch in solliehen {(•Um
ein jeder chri.sUieher stand sich zu dem audem verscLca solt und moclitc"
Ueraog Cliristoph brachte auf den oaumborgischon Conveut einen Memorial*
Zettel mit Fragen mit, die zur Di.scu.'^sion zu stellen würen, darunter aurh
„ob man Uündnisä (mit Gott) maeben möge, und üb man sich wehren dürft',
und uie weit diu l>efen8ion erlaubt sei." (Caliniiih [j. 136.) Xach deinem Stca
wiUn die Frage zu Gunsten des liüudnisseü und der Defensiou cntächiedec
worden.
26) 8. die Werbung CVöoows an riiilipp. Heppa I, Beil. p. 129. TH*'-
ftelbe 'Werbung erging auch au ChnAlopli und Wolfgang; s. Hepiie I p. 371 fi.
CaÜnich p. 87, 88, Itl.
27) Calioich p. 100, 107, 108. Heppo I p. 374, Note 2. Doss PhiÜpp,
wie Hoppe angiobt, dircct von der Zuziehung der auswilrtigcn K&nignäcfae
abgorathen, ist unrichtig und nach Calinich p. 107 zu corn'girou. (}]auh Hs.).
c«*«
Siebenter Abschoitt
197
Domnach fixirtf sit'h wälircnd der Vorverhandlungon das
Prograium dt?r Versammlung; auf zwei Punkte: die Subscription
(1er Ä. C. und di<> Boralliung dor Frage, ob und wit» im gegpbcv
nen Fall das päpstliche Concil zu beschicken sei. Ausserdem kv
schloss man, wenn die Subscriptiim voa Fürsten und Kurfth-sten
einhellig vollzogen sei, dio Grafen und Stiidto zum Beitritt auf-
zufordern.
Die Behutsamkeit der Fürsten war umsomehr angebracht,
als das Verlialten Herzo«; Johann Friedrichs während der Vorver-
handlungen ganz geeignet war, seinen Vetter, den Kurfürsten,
wieder völlig in das alte Misstraucn hineinzujagen.
Es fallt srhwer, eint! Vorstellung zu gewinnen, mit welchen
Gedanken und Absichten der Hei-zog von Sachsen die langwierigen
Correspondenzen bis zur Eröffnung des Couventes durcligofulirt
liaben mag. Ob er wieder unschlüssig wurde, oder seine Vor-
sätze zu wechseln begann, und seine jeweilige Verlegenheit durcli
Stillschweigen verdeckte? Ob er bereits in seineu Starrsinn zu-
rückverfallen war und mit dem Plan umging, den Naumburger
Ting trotz der Tenibredung zti einer Demonstration für die „reine
Lehre** zu gestalten, vielleicht den andern Fürsten durch Uebor-
raschungon ConcCvSsionen abzugewinnen? Ob (^r sich nur im
Stillen vorbehielt, wiederum den Schinnvogt des rwhten Glaubens
hervorzukehren, falls der Gonvcnt darauf lunaushiufen sollte, ihn
zum Widerruf seiner eigenen kirchlichen Vergangenheit zu drän-
gen? Keinesfalls war sein Vorfahren ein ehrliches!
Bio Ijagn des Herzogs in dieser Zeit war fn>ilich keine leichte;
die widersprechendsten Motive mussten ihn bestümien.*"* Die kirch-
lichen Verhältnisse im eigenen Land raussten ihm damals wenig-
stens eine Ahnung aufgehen lassen, welche Oefahreo für die
Kirche in dem IMncip der Verdammungen lagen. Er war mit
seinen Theologen nicht mclir in Allem einig über die Anwendung
derselben. Der Streit im eigenen Land über die Ijehre, welche
■räno Flacius, Amsdorf, Mtisäus, Wigand , Judex und wie sie
hicssen, unter dem Xamen des Synergismus verketzerten, hatte
in diesem Punkt ticin Urtheil gemildert; indem er die eingeleiteten
Zwnngsmassregoln gegen den gelehrten Verfechter dieser Richtung
28) Für das Folgendo Snlig m p. 577—615; t>26 ff. Proger n, 133 ff.
Beck 1, TOraohmlich p. 33C ff.
198 6i»1)eut«r
lind l'Veund der "Wittonbergcr Thyologtin, Professor Strige!, wieder
einschlafen Hess, legte er — wolil ohne sioh dessen bowusst zu
sein — selbst eine Bresche in das vSystem seines Confntations-^
buches. Indessen begannen die Urheber und Anhänger der Coa^|
futationen im Xomcn des violbcnifenon Buches, als des Taüsnians"
der Xirchenroinheit, ein hierarchisches öchreckensregimeut aufzu-
richten, welches selbst den) orthodoxen Herzog und seinen poli-
tischen Käthen bald Furcht und Bangen einÜösste. Sie begnügten
sich nicht mehr, darüber zu wachen, dass das Buch der Verord-
nung gemäss bei der Prül'ung der Ordinandcu als Richtschnur
gebraucht und von allen Geistlichen bei der Predigt verlesen
würde; sie schlugen vielmehr auch dem I^aienstand gegenüber ein
inquisitorisches Verfahren ein und schritten gegen Die, welche
sich weigerten, dem Buche iu Bausch und Bogen beizupflichten*
mit den strengsten Kirchenstrafen vor. So schlössen sie mehrere
hervon*agende Lehrer der Jcnenser Universität aus andern Facul-
täten vom Abendmahl ans; der Herzog und seine Käthe verfielen
in die gerechte* Besorgniss, dass, durften sie ungehindert weiter
schalten, die junge Acadeniio schweren Schaden erleiden werde,
Als nun aber der Herzog Einlialt zu thuu versuchte, setzten sie
ihm im Namen der Schlüsselgewalt den heftigsten "Widerstand ent-
gegen, und es entspann sich ein Streit um die Befugnisse des
obersten Kircheni'ogimpnts, in welchem gegen Knde des Jahres
1560 die Aussicht auf Vi'[-siUinuug so gut wie geschwunden war. I
Man sollte meinen, der Herzog hätte nun in dem Naunibui^r
Coüvent eine willkommene Gelegenheit erblicken müssen, um der i
Hierarchie gegeuübcr, die seine Sclbstiindigkoit bedrohte, eirn) '
moralische Stütze zu gewinnen; aber wenn er mit seinen Tbw«
logen nicht mehr in allen Punkten und über alle prakUsoheo
Consequenzen dos orthodoxen Systems übereinstimmte, so berührte
all' dies doch nicht das innere Wesen seiner Kechtgläubigkeit ,
selbst, die aun einmal iu der Verwerfung nllsr abweichende^^
Lehre gipfelte; und wenn er sich mit ihuou über die Zuständig-
keit des Kirch enrcgimcnts überwarf, so wui-de er dadurch^ wetin
überhaupt, höchstens vorübergehend versucht, ihnen ein anderes
Princip gegenüberzustellen; wahrscheinlicher noch ist es, dass er
vielmehr von Eift'i-sufht erfasst wurde und um so hartnäckiger
sich au den Gedanken klammerte, selljst wmi trotz der Theo-
logen, die ihn meistern wollten, der rechte Schirmvogt der „reinen
Siobontor Abeobnitt
199
Tjchre'* zu sein und zw bloibpn. Daliei kam ihm zu Statten, dass
sich miter Jeaeu üiae Hufptirtei ausschied, doren Hilfo ^Heich sehr
zur Unterdrückung der hierarclüschon Ausschroituugen wie zur
PortBetzoog des Kampfs gtigen Adiaphoristen, ISacrameutircr und
andere nach wie vor verworfene Ketzer zu verwenden war.
Mochte nun auch sein gegcheneä Wort und die Nähe doa
Öcumenischen ConcilS} die doch allenthalben die Gemüthor der
Pruteiitanteu aufrüttelte, ihre Sehnsucht mich Frieden unterein-
uiider verstärkte, den Herzog nicht uuberulirt lassen, so forderten
doch die Verliältnisse in den lündem der vornehmsten Kecess-
fiirsten ihn noch wie vor zur Opposition auf. Seine Versprechun-
gen zu Hitsbach und Schwarzen borg mussten ilim als übereilt
erscheinen, da nunmehr die kir<^hliche Entwicklung in der Kur-
pfalz — mit den Äugen eines Ultraiutheranere betnichtot — ganz
entachieden nach tler calvinisclien Refonu hinzulenken schien.**
Der Kurfürst hatte, um den öffentlichen Zank über die Abend-
mftblslehre, namentlich auf der Kanzel, schweigen zu machen,
wiederholt angeordnet, das» die Geistlichen im Lehramt bei dem
Glaubensartikel vom Ahendinnh! nur gewisse Formeln bniuchen
sollten, die weder der lutherischen noch der reformirten Auffas-
sung priijudicirteu; als solche schrieb er anfänglich die Wendung
der Variata vor, später auch die paulinische Umschreibung: das
Brod ist die Gemeinschaft mit dorn Leibe Christi, Melanchthons
bevorzugte Redeweise, deren Gebrauch der Verstorbene, als Fried-
rich sein Gutachten erbat, angerathon hatte als dienlich zur Erhal-
tung des Friedens; zuletzt vielleicht auch die Form des Frank-
furter Kecesses. Ganz allgemein wurde die öffentliche Dtscussion
der Streitfrage sowie das öffentliche Polemisiren und Verketxem
untersagt In der Auffassung der Extremen waren aber nun ein-
mal jene Formeln keine neutralen, eben weil sie neben der luthe-
rischen Vorstellung auch der jibilippistischen und calrinisti sehen
Spielraum liesscn, wahrend zur Rechtglänbigkoit in ihrem Sinn
ein für alle Mal vullige Pixel usivität gehörte. Wider dieses Postulat
lief auch da-s Gebot, über die herrschenden Differenzen zu schwei-
gen, und OS wju* daher bei den Extremen für des Kurfürsten
Befehle in keiner Weise Gehorsam zu erhalten; zudem wurden
29) Kluclchoho im Mürif-heiior Hut Johrliiuch ISÜG, p. WG ff. Ders.
fricdr. d. Kr. p. 73—77.
200
Sioliontor Ahachiütt.
unter ihnen PHsqjnlk' vcrbroitct, welt-lio dk» calvTnTscnfm Personen
am Hof iinil den Kurturston selbst in unleidlielier Weise juipriffen:
die Kolge war, daas auch in der zweiten Hälfte des Jahros 1560,
wio im vorigen, eine Reihe der Eifrigsten unter den luthenschen
Geistlichen ilires Dienstes entlassen wurden. Obgleich die Mass-
regel ebensowohl einen Kcforniirten traf, der nicht Frieden halten
wollte, und krineswegs geg'^n die Lutheraner im Allgemeinen,
sondern nur gegen die Ruliestörer angewandt wurde, erscholl doch
in der Oeffentlichkeit allenllinlben die Kunde, dass der Kurfürs^
von Pfalz die treuen Lutheraner um ihres Glaubens willen ta^
8etzo;'* nicht anders nahm auch Johann Friedrich die Acte seinem
Schwiegervaters auf; begreiflich, dass er neuerdings in ScrupoÄ*
verfiel, ob er noch mit Jenem zusammen ein neutrales Bekennt — -
niss, wio die augsburgische Confcssion, unterschreiben dürfe, olin^
seinen besonderen Standpunkt zu verwahren. Bass diese allein
ihn bfötimmt haben würden, sich mit dem Vorwurf des Wor^>
bruchs zu beladen, ist nicht wahrscheinlich; jene Toleranz gcg^xi
die schweizerische Richtung des Protestantisraus^ um deren willoK
sein Sciiwiogervater ihm ein „Sacramentirer" war, übte der Land-
30) Knch des EurFiirsten oigeii(>r Darstelluiig (tmtcü bei Amn. lOI;
hütte bc'L dur Eutlasaiiug der Prediger demu Ungehorsam iXiKU da» Gebot.
sich dor streng lutlienscbea Abondmablsformcln zu cotholteD, gar tcine Holle
gesiiielt, sondfrn wäre alloiD dio Verlti-eituni; dor aiifbotzeDclon Schriften be*
gtünmond ge^vo»eD. Indess sind dio hierher {^ehüri^t^u AVorte (und hab mit
ih)i£<ii alleu kdin vort vom sacrament geredet etfxi) wohl nicht so zu dtmteo-
als sollte dojiüt geleugnet verdon, dass iiborbaupt Verhandlungen über dkeea
Ptmkt mit dem Predigern stattgcfucidcu (vgl. Klnokbohn, Friedrich d. Fr. p, T4;ä),
sondern nur tio^ das» zui' Entlassung st-tbst nicht dicso Frage, sondtro (Üa
gedachten Schmähschriften den directcn Anlass gaben; der scheinbare 'Wider-
sprach jcnor Stelle mit den Tbutsachcn miu; sieb dnrnos erldäron, dass in ilon
Anm. 104 titirten Reft-rat nur eine sehr kurze InhaUsanpabe des Tormnthlidi
mcliretündigen Vortraga geliefert wird. — Dio Daratellunj;, nach ■weh*«
mehroro Prediger direct auf ihr« Weigerung hin, dio voruuttelndun FonBoln
zu hrauolien, den Absdiicd orlialhm hkLUn, stützt sich Auf i>ine ganz wi-
einzolte Nachricht , deren Qualkn nicht vorUcgen (Sloidanus cootinuatws I f. 200)
und dio dem Zeuguiss des Kurfürsten gegenüber wenig ins Gewicht fUlt
Allerdings fnasten auch die Calvtnititen in Heidelberg des Kurfürsten VarpAm
so »uf, als habe er sieh ibu-n dugmatisch gi'Dühei't und wolle mit der Re((ff-
tion beginnen; doch fügt Peter ÜatJienu», wo er berichtet, dass dor KnrfülK
aUmüMich die Bedeuteodftten der Lutbei-aner eiitferao, biuKu: . turhulcnttt
lumirum (luosque;" also die Kuhostörer. — Corp. ref. XL\1, No. 3175,
3250.
ESebeoter Abscbnitt.
grnf soit vielen Juhren in ebenso weitoni tfiuisso, und doch Hess
t^r dies(!n unang&füt-htt'n ; das nalip porsnnliclm Virlmltniss und
seine missliint^non BokRhrung^versuclie niiissfn ihn wold gerade
dem Kurfürsten gegenüber in eine Leidonschaftlichkett getrie-
ben haben, die er um der blossen MeinungsverKehiedenhoit willen
nicht gefasst hüben würde. Aber es war aucli nicht die Hal-
tung Kriedriclis des Dritten allein, die ihm seine Versprechungen
— wir nehmen an, dass sie ursprünglich aufrichtig wai-en —
leid werden liess; auch die interinnstischon Streitigkeiten mit Kur-
sachsen vermochte er endgültig nicht zu begraben, seine religiöse
Antipathie gegen Kurfürst August nicht zu überwinden. Einmal,
nach dem Tode Mclanehthons, den seine Theologen ihm immer
als den wahren Häj-i?siarehen von Deutsehland dargestellt, und im
vertraulichen Umgang mit massiger denkenden Fürsten, mag or
wohl den Entschluss dazu gefasst haben; aber die Nachgiebigkeit,
die er damals, zu Hilebach und Schwarzenbei^, Kursachsen gegen-
über bewies, hat er zu Naumburg reichlich wctt gemacht l)ass
auch hier der persönliche Gegensatz den kirchlichen verschärfte,
dag» der Herzog seine Animositäten mit den !*oligiöseii Motiven
verwirrte, und in den Abweichungen des Kirohenwesens eben
hier das hassenswürdige Verbrechen der Huroeio und üleissneroi
sah, weil eben hier Impulse, die mit jenen nicht einmal verwandt
waren, ihn ohnedies Verbittenmg hallen Hchöpfen lassen, ist nur
zu wahrscheinlich; bewegte sich doch seine ganze Politik in lllu-
sioneu, die nur durch das Gefühl des erlitteuen Unrechts gouahrt
wurden; die ganze Geschichte dieser Politik, namentlich zur Zeit
seines tragischen Sturzes, liLsst ihn als einen unklar Überspnnntou,
bei aller Hartnäckigkeit wenig folgerecliteu, wenig zui*eehuungs-
lUhigon Geist erscheinen.
Seine Haltung war, äusserlich betrachtet, eine Kette von
Widersprüchen. Da die Aufzeichnung über die Hilsbacher Vor-
abreiiungen, welche August von Johann Friedrich erhalten hatte,
keine .Sicherheit gab, dass der VerfassoF wirklich gewillt sei, von
den beliebten Condemnationen abziLstehen, so suchte August ihm
nwhmals persönlich und durch die niitunterhundelndou Fürsten
eine bindende schriftlichü Erklärung abzudrängen: Jobann Fried-
rich aber vermied hartnäckig, sich über diesen Punkt nochmals
zu äussern; eines seiner öclu-eiben schien sogar anzudeuten, dass
er ti'otz seiner Versprcchangeu die Scctcn und Corruptclen zur
202 Sielionter Abschnitt
Spi-acho bringen wolle. Die Einladun^n zu dem Consent warei
^össtentheils don beiden sNchsiiscbon Vctteru übortrag<?n worden
dieselben sollton auch das erfurderliche Oirculfir rntwerfon. Aiigu
fertigte seinem Vetter ein Concopt zu, welches den Siitz enthielt,
dasß auf dem Füretentaf^ »lalle Ctmdemnationpu, darin ein Thei
dem andern eingerissene Corruptelea und Soeton auHogen wollte
unterbleiben sollten; Johann Friedrich lunging: lan^ Zeit, sich
zu erklären, ob er mit diesem Entwurf eiuvci-standen sei. End-
lich, Anfang Decombcr, erhielt Äugiist ein Schreiben, in welchem
der Herzog meldete', dass er bereit mti, die ilim übertragnen Ein-
ladungen dem übersandten Etit^vurf gemäss ausfertigen zu lassen.''
Nun fühlte der Knrftiist sich beruhigt und liess auch seinerseits
die Schreiben abgelien. Bald musste er erfaliren, dass er zu früh
vertraut hatte: Johann Friedrich hatte in seinen Eüüadungsscbroi
ben eben jenen wesentlichen Satz ausgelassen. Dies wurde ihm
noch fast einen Muimt vor Zusammentritt des Convents'- bekannt;
gleich%volil trat er diesmal nicht mehr zurück.
Zu wiederholten Malen, noch während der langen Correspon
denzen, welche der Besprechung zu Schwarzenberg folgten, hatte
Johann Fricdri<;h den Wunsch geiiusscrt, dass man, wie dies schon
ZQ Hilsbach verabredet war, ohne Theologen zum Werk schreiten
möge. Die andern Fürsten brachton demgemSss nicht mehr Geist-
liche mit, als sin zur Abhaltung der gewohnten Gottesdienste be-
durften; au<:h die Gesandtschaften der Abwesenden bestanden iast
durchweg aus weltlichen Personen; Johann Finedrich hingegen
erschien aller Envartung zuwider in Begleitung mehrerer Gelehr-
ten von der Hofpartei seiner Orthodoxen. Gleichwohl schien es
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I
31) Salig in, p. GfiS. Der ontst-hcidendp Satz lautot: (lassen uns ge-
fallen) pdas di^ andern Chui-- und -fürstcn . . . der nulcl des Auschrribeos
nach Toa E. L und uns im nabm(>n Gottes also besctiriebeii verdea."^ So
nach clnor Copifi aus dor korsfiühsisvhon Kaazloj in Berlin (R(>p. 14. 7) and
njich i'lnor Angabe Mordeisoos (an Graf Ludwig von Ef>er«ti,'iü Drpsdea dcu
2ö. Dc'ceniU'r, Berlin, Rep. 13, 1. b.). romMßi;h ist dos „und"^ swisohfu
„K. L.*^ und 9 uns** bot Saug wohl aiiH Värs(!bi-ii fortgölasscn. Audeimfialls
würde der Satz eine W^rliitidliohkdt für dun Herzog nur subuinbar, bei flüuh-
tigern I^son, Dutbaltcn, streng gcnonuncn aber völlig unverbindlich lautuiu
Dass er mit Absicht no rommlirt mirdu, ist wohl niuht onzonelimcQ, da Johann
rriodrich am selben Tag aa Pfalzgraf Wolfgang »cbriob, ra&n sei nun ,dor
XotuI des aitsBohroiboDs aUeuthalbon einig. '^ tCalinich |>. 112).
32) Calioich p. 115 (Stephauatag : der 20. Dticumbcr).
linbenter Abmihaiti
20?l
im Boginn der Verhandlungen, als werde er sich zum Frieden
beroit finden lassen. Als Kurfürst Auj^ust ihn auf der ersten
zwanglosen Zusammenkunft der Filrsten wegen der Abänderung
de» Aussclireibens zur Rede stellte, gab es, wie wir hören, zwar
einen kleinen Unwilleu zwischen den Herren, doch kam es zu
keinem emstereo Zorwürfiiiss: sie schieden ft-oundlich vonein-
ander.*' Zur Erklärung werd<'n wir eine anderweit überliefertci
Nachnebt heranzuziehen haben: niunÜrh doss Johann Friedrich
sich herboUiess, den ursprUngUchon Entwurf nachträglich zu rati-
rD."
Die Berathungen des Convcnts"^ begannen am 22. Januar
md währten volle drei Wochen. Noch vor ihrer Endung, am
Dienstag den 4. Februar, wurde zu Braunsehweig der niederstich-
sische Kreistag"' eröffnet, dem unter Anderra der Richterspraoh
ober den Abendmahlsstrelt zu Bremen oblag. Am 7. Februar"'
kam der Convent zu Naumburg, am 8, der Braunschweiger Kreis-
tag zum Abschluss.
33) Hand.schrifÜioher Boricht dos Roatoeker Professors der Theologio
David Cbyträus (der sich in Begleitung des Herzogs Ulrich von McckleDburg
za Naumburg befand) von den Vorgnngoii auf dem Fürstoutng b**i Sftlig IM
p. 668.
34) Vortrag des Dr. Morddaeo vom 3. Febniar in der pommerechen Auf-
Michnosg (8. unUm Anm. 93).
35) Wo üicht beeonders citirt wird, verwoiso ich für dipsollxHi niif
Salig ni p.fWiSff.; Hoppe I p.381 IT.; Kluükhohii im Mündiener Hist. Jjilir-
buob ]86() p. 472 fT.; Josgloichca Biiofo I p. 155 tf.\ dcsglßii^^hcn Priodriclt do^
i'roairae p. 87 ff.; endlich Calinicb p. 138 ff. Wa.4 die VorgliDge und dorcn
Aofliassoog betrifft, wird dem I/^or nicht entgehen, dass dio im Folgcndün
uis dem Bvrlinur giihclmDD Stafttt>arL-hiT beigebniL-ht'-n Mntmiaücn fast dun.-h-
wog die benjitH früher von KlucLhobn duR'hgpführl" Darst^dlung bestütignn
oder unterstiitzeB. Per überrasuhundo Aufscblua«, den wir über die religiöso
Stellung de« Kuifüi-ab'n Friedrich erhalten, geht im Grunde nur in derselben
Züchtung, die Kluckhohu betreits etugoschlngcu halte, uoch weit übtir die von
t selben Gxirtti VorstriHiuig hiuau.s.
36) Vgl. am Rodä des Abschxiitti.
37) Die in ISerüa Rep. 13. 1. b. und Itep. 14. 7. voi-wahrton Exemplare
Abechieds datireo th(?ils vom 7., tht-ils vom 8. Febniar. Dem entspricht
SJvergeaz der Daten bei Salig IIl p. 702, Gflbke p. 139, Ilcppo I j). 403
und Colimch p. 224. Ea ist übrigens ersichtlich, dass die Verhandlungen am
BiBbooton auhlosttea, und nur dio Atigfertiguug der Schriftstücke noch bis in
nflchsten Tag währte; vgl. Anh. üb. d. l'uttinichiiften der Coufesäon.
20i ^^^^^^^^^Hobenter Ahachnitt.
Zu Nanmburg war von den regierenden weltliehen protc-
Htantiscben Fürsten Doutschliinds etwa ein Drittel persönlich er-
scliieneii. Unter diesen fehltp- in den ersten Tagen der Tjand-^
graf. Derselbe hatte um die Wende des Jahres schwer kraillH
gelegen, so dass es zu verwundern ist, wie er gleichwohl den
Rchwebcnden A'^erhandlungon übor den Convent mit Aiiftnerksam-
keit folgen und sein Th(?il dazu thun konntp. Er schickte Ver-
treter voratis;** sobald seine Kräfte es erlaubten, raffte er
auf und eilte denselben nach, „denn er wusste wohl, dass or
Verein der glaubens verwandten Fürsten ein wohlthääges Ge
gewicht gegen die Kngherzigkeit Änderer bilden werde."" Past
alle Abwesenden unter den Eingeladenen wan'n durch Gesandte
mit Vollmacht und Tnstructitpn vertreten; nur Herzog Erici» von
Braunschweig-Calenberg, die Herzoge Heinrich und Wilhelm vun
Braunschweig- Lüneburg, Herzog Hans von Holstein und Herzog
* Ver-
r fufi^l
orifl
}eged^
4
aun- I
38) Dor T^Aiidgraf erknuikte am 11. Decembcr ICCO an einem Fie\
und verfiel einigo Tage id gross« Scbwächc, nucb zcitwoÜige Apathie
Itewusstlosigkeit ; er schien nicht za lt?merken, wer im Zimmor oio- und aua-
giog. Aus dum Fieber t'ntwickoUü sich, wie er sollst bericbtwt, uin ,Rötli-
Iftof^ in einem Scheakel. dur üim grosso Sohmerzen vorui'saohte. (lüDdgnf
Luilwig an Landgraf Wilhelm liüdeaberg den 13. Dec, eigenhändig. Philipp
an Friedrich 111. ekmdas. den 16. Döc. Hs.) Rudt-nbtTg den 14. Deo. 8<-hrpibt
Lacdgrar Ludwig an wiinon Bruder Wilhehn: ,wil e. 1. weiter nicht bergen,
das es 6i<:h gesteni omb den noehmittA^ etwas mit nnscnn herzUoben faern
vatter, gottlub, gebessert, daa sein genad hat uns beiden unib 2 aur {».) einuD
bottoo güsi.'hiott, luid angezeigt, wie mir heut auf die jaeht ziehen solten, aber
gleiohwol \Lns niüht lang bei ihm gcüden, .sondeni ■wider uns gesagt, ihr lieben
söhn, ei ich bin gor krank, gehet liin und seit guter ding; daromh dunk
michg C8 sei nlt vonnot«n, das E. L. hidier lum, daii sein geondt mochtr'
crgüuts auf ui'^hta guts verstehen. " (eigeuhäudig, Ha.). Am 21.Dpc. war dar
liandgrnf noeh &ü schwach, dass er keiueu Brief unterst-hrcibon konnto f
Augiist, llnmborg i. H. den 21. Dec. Hb.)- Nachdem dor , Rothlauf*' ihn n
lassen, stulltoü sich grosso Schmerzen in beiden KniooD «in; am 5. Jaoitar
konnte er zum ersten Mal ein wenig gehen (an August, Casscl den 5. Ju.
15C1. Hs.). Vgl Calinich p. 118. 119, 132, wo ersiclitüch ist, da« or noch
am 17. Jan. sehr elend war. — Von Naumburg schreibt Dr. Albinus an lUrl-
graf Hans den 21. Jan. „der Ijamlgraff k()m]>t nuf nechstoo Bonnabcnt atich;
rouss sich schwac-hliuit holhen in eiuer »euften ouliur trugen tn88e>u, imd wül
donnoch nicht an.s5en bleiben.' (Hs. Berlin Heji. 14. 7.) YuUmacht ood
Tustniction der vorausgoschickton fiosandten iioi Gelbks p. CS, ßornmel 11
p. GOß, 607.
39J KJniJihohn, Fr. d. Ft. p. 86.
m
tiebeoter Ahschirftt.
205
Albreclit von Prcusseu betheiligton sich gar nicht/** Wie nun in
dieser stattlichen Versammlung die Stimnuingtn und Absichten
Aafiu3g8 bestellt waren, lässt sieb im Einzoln^'u noch nidii über-
aeben; noch fehlt e» an genügend vollständigen Aufzeiclinungen
Über die Debatten des Convents; auch kennen wir nur wenig
Ton den Instructionen der Gesandten;** doch ist oreichtUch, dai«
schon im Anfang Diejenigen in der Mindei-zahl blieben, welche
etwa niclit gewillt waren, dem Frieden zu Liebe auf die aus-
drückliche Verwahiung des eicluaiv lutherischon StandpunktOB
zu verzichten. Kijüge xinter den anwesenden und vertretenen
Fürsten waren zugleich an dem Kreistage zu Braunseliweig be-
theiligt: diese hatten x\nn Theil oder alle ihro Deputirten dort-
selbst instniirt, für dio Abscitzung Albert Hardenbergs und seine
Verbannung aus dem niodeniächBiBcheu Kreise zu votiien.** So
40) S. Oalmich y. 110, 113, 120—134. Dio Urafcn und Horm, wuluho
Salig 111 p. f]6ü/7 nach oinem haa(lH<-hrifÜiclicn VorzoichaiKS als anwesend
oeoDt, waren nicht eingelndon und oohmou an dco VerliniidluDgcn nkht Thoil;
SU mögen sieh auf das G«.>rücht vod der Fürstfjuver&itnuiluDg hin freiwillig
kfnnden, zmn Theil auch (wie der Oraf vod Erbarb al» RaÜi des Kur-
TOQ l'CalK) ab Kütbe und Oerolgsloute der lui-stcu gokummen uein.
41) Die voUstäDdige AuHrüütung der Oosandteu bostand, soweit ich noch
ucktem und handsL-hriftUL'liem Material (Abdrucke bui Oelbke; Copien und
riginole iu bi-rlin Rep. 13- I. b. und K<>p. 14. 7.} erseheo kann, der Kogol
nach in je dn?i Stücken: 1) der Beglaubigung (^Opdenz' oder ,Creditiv*),
2) der Voltmocbt (auch „Mandat" oder ^ Conätitutioa "^ ). 8tüuko dur ersterou
Art Bind die bei Golbke unter Nr. VJ, X, XY, XVUl, Stücko doi zwoitau
die ebenda unter V, Vm, IX, XI, XHJ, XTI, XVJl, XIX, XX abgodruL-kten.
Von der Kogol abweichend ist Nr. XIV formulirt. Es ist besonders X
mit XI, XV mit X\T als gleichzeitig auf dieselbeu Gesandten ausgestellto
BeglttubigUJigeu uud Vollmaobteo zu vergleiclion. Der allgemoine Gebrauch
dee Wortes VoUmacbt ist von OoJbke willkürhch eingeführt. 3) Her für
den Gesandten bf>stimmtfn Instnictinn. Nur diese ist im Allgemeinen dem
Inhalt nach von Wichtigkeit VcrufTentÜdit »iud vou den Instructionen: 1) dio
dea Banogi Johaun Albrocht von Mocklenburg bei Gclbke p. 4t); 2) die des
Landgrafen Philijip bei Kümmel n p. 006. Mir lagen ausserdem vor: 3) dis
lustructioo des Kurfürsten von Üraudenbuig (Berlin ßep. 14. 70- Soweit sie
die Frage der UntersdiruibuDg betrifft, eiithült dieselbe uiclits Bemorkenswerthea;
4) und 5) <Ue Instruction der Herzoge liauü und Georg Friedrii.h von Bran-
denburg und die Herzog üaminig des Aiilterim vou Fouimfim-, vgl. Anm.
86 und 89.
42) Flandachriftliulie Relation Über den Verlauf des Brauaschweiger
Kreistags bei Loscher U p. 23(J ff.; vomchmiich p. 246;7. Naeh derselben
lautoten die [ostructiuncti der Kix;isd{![iutirtcii, ausgeüoninieu diejenigen dreier
206
SieVn»er Abschnitt.
jfdonfalls auch Herzog Ulrich von Mecklenburg, der in Kanmbarg-^
pi^rsönlich anwesend war: ein strenger Vertreter der einseitig lutlie
rischen Abendnialdslehre.*' Von den andern hatten die Markprafrn ^
Hans von Cüstrin und Georg Fnedrich von Culmbach, sowie Hensog-^^
Barnim der Aeltere zu romniem ihren Oesandten Anfträpe ertlieiltg^ ~
deren eneipBeho DurcJifiÜiruiig die Verhandlungen miudi.^tens sehrraa
erschweren musste;" bei der Melirzflhl aber erwies sich die Stina
mnng so, dass den niarkgrüflich brandenburgisehen Gesandten niiV'
ihrem Auftrage in der Tasche nicht wohl zu Mutlie war Einet^BC
von ihnen fand sich schon am ersten Tage bestimmt, seinen Herrn .^
Slarkgraf Hnns, zu warnen: „Sie blasen alle in ein Hom, auclr^iÄ
die bnuidcnburgisrhen Chnrfurstiiehen, dass man Niclits orn?gei~^
oder oiieni solle, dann dass man zu Unteischreibung der Augs- .^
bnrgischen Confession erfordert, und dass man sich dess erbietei
solle; was nun darüber erregt wird, das wird eine Distraction uu«
Zerrüttung machen, und wird zugolien, wie zu "Worms auf dec
CoUoquio, da die Säclisischen die Condemnationes gesucht, w£k__6
0. f. 0. wissentlich; was auch damit erjagt und ausgerichtet,
wissen und verateheu e. f. G. am Besten; itzo wollte man, e« vtAm — e
ui'-ht geschehen; aber das Gegenthcil hat das zu seinem Voilht^ü
hinweg, das man, wie zu besorgen, nicht bald herwider bring^x
wird; unser Herr Gott helf, dass es allliie gnädiger und mit weai-
germ NachÜieil zugehe.'**^
Das Bedürfniss nach Frieden wnr also auf dem Congress
Übermächtig vertreten; im I^auf der Berathungen fand dann die
Duldung energisclie und gewichtige Fürsprecher; endlich kam deui
Zweck des Cunvents zu Statten, diiss abermals die äussere Luge
einen mächtigen Druck auf die besorgten Gemüther ausübt«. Es
erscliienen zu Naumburg päpstliche Legaten in Begleitung kaiser-
Füntten, sämuitlich auf Entsetzimg uod Auswi^isang HftrdcnVicrgs. Die Xanira
(Jcr droi Fürsten wt-rden nicht genannt; einer dcTBolbon war abor, nach
Vorgpscliicht*' des liivinischpn SacraiiientÄtrcits zu urliieilen, jedecfalls
Krzbiuchof von Krcinen; dpinnftili ßutfalJen auf die proteatantiBchen Fun
liöclistens zwoi. An di-m lirauüHcliwfif^er Kreistag waren ab«r auch kathd
tische Fürsten und protoNtiuiUiH;hc Adniinit^trntorun betheiiigt, die zu Nimuihua
nicht vertroten waren.
43) Vgl. Boil. XXXn B.
44) 5. Anm. 86 und 60.
45) l)r. jur. Adnan Albmus an Markgraf Hans, Naumburg don "21
Hb. BerUn Rep. 14. 7.
Giclienter Atscboitt
lieber CorrnnissArf*. iini di^n Fürsten die Indiction des Concils
zu verkünden «nd sie zur Iktheiligimg aufzufordern. Damit ward
den Versammelten nicht nur vor Augen gotührt, dass es höchste
Zeit war, sich der alten Kirche gf^genüber zu rüsten; es war auch
dos Schlimmste, was sie thun konnten, den anwesenden Vertretern
derselben Einblick in ihre gegenwärti»^ Zerrissenheit zu gebeü.
Gleichwohl wurden die Besorgnisse des Clistriner Abgeordneten
wahr: der Friodonscongress schlug, nach einem scheinbar fast voU-
ItfindigeD Gelingen, nachmals in ein neues W'ormser Schisma um.
HKb Congrosse zu Naumburg und Brnunschwcig und ihre Folgen
stellen endgültig klar, dass die Genifinschaft der augsburgischen
Confessions verwandten aulgelöst war; aber freilich wohl nicht, weil
die dogmatischen Grundlagen zur kirchlichen Einheit bei den
Befcennern der Confessiou nicht mehr vorhanden oder in der Con-
feseion nicht genügend ausgedrückt gewesen wären, sondern weil
die g(^ensä(zliclie Fixining auf gf-meinsamer Ba.sis erwachsener
Lehreigenthümiichkeiten bei einem Theil der deutschen Proto-
stanten das Bewusstsein des Gemeinsamen erstickt hatte.
r
Um auf die Berathungen des Convents zu kommen, müssen
wir noch einmal auf die Vorverhandlungen zurückgreifen. Wir
erwälmteu schon oben die veränderte Ausgabe der Confession vom
Jahre 1040, welche, ohne die Besonderheiten dos reformirtcn
Bekenntnisses vom Abomljuahl aufzunehmen, doch <üe Ausdrücke
feilen liees, mit welchen die Unterscheiduugs lehren des lutheri-
schen Abondmahlsglaubens verknüpft waren.*" Wie gedachtj
wurde diese Ausgabe bei dem grössten Theil der deutschen
Protestanten, auch lutherischer Richtung, gebraucht, ohne dass
man daran gedacht hätte, in ihr etwas Neues zu suchen, etwas
Ajideres als in den älteren Ausgaben. Nur die Führer der luthe-
rischen Polemik hatten längst ilm; Aufmerksamkeit darauf ge-
richtet, dass zur Aiigustana in dieser Form die Keforrairten und
die verwandten Richtungen sich zwangloser, als zu der älteren
Fassung bekennen konnten, und darum dieser Contessiun, als einer
46) Oben p. 106, 157. "WelKr, kritische OcBchichto der AugspurgiiiiohGD
ConfoMcion II p. 103 — 112. £brnrd, Dogma vom hau. Abendniabt U § 37
(p. 4'M ft). Sübnüd, Kamitf um diu Leliri' vom Abuiiiiiiia];], )i. 83 — UÜ.
208
vorfiilsoliton, den Krieg erklart*' So böroa wir auch, dass auf der
Heidelberger Disputation die süchsischen Theologen diesen Geitren-
satz der beiden Bearbeitungen angezogen und dass Johann Friedrieh
auf dies Argument viel Werth gelegt habe."» Bei den Hilsbacher
Verabredungen wiu\ soviel wir sehen können, gleichwohl nur von
der augsburg:isebi*n Cunfession geaproclicn worden, ohne dass man
die Frage aufwarf, welches Exemplar derselben zu wählen sei.
Nur die Auf/eichiuing der Hilsbacher Ährede, welche Johann
l^riedrich nachmals für den Kurfürsten von Saelisea anfertigte,
behauptet, dass er, der Herzog, von vornherein den Zusatz ge-
macht: „wie sie dui-ch Dr. Brück dereinst dem Kaiser überreicht
worden sei'* so solle die Confession im torscli rieben worden. Dessen
wussteu sich uaehmaltä die Andern, scheint es, nicht zu entsinnen.*"
Dem Kurtut-sten fiel auch diese Bestimmung auf, doch meldete
er, dass er gar keine andere Confession kenne, als die im Jahr
1530 überreiehtt', und seines Erachtens rmr diese für die Unter-
schrift in Betracht kommen könni!.''" Herzog Christoph machte
ihn aufmerksam, dass die Coutession aut-]i nach 1530 mehrmalE
47) 8. unten Anm. 53, 82. Weber I p. 80, U p. 47, 4S, 342 IT. ^
48) Hoppe I p. 37G. Es ist «rsichtlich 1) d&ss der Inhalt des Bricfci
Friedrichs tn Plülipp, dpm vir dies oiilophmen, nicht exact ang^obon wird;
der Uotorscliicd der Coiife»siou«n cna^; zu Eloidulborg zur Sprache gekommen
Bein; voo dor Untoiscbroibung wnr dort noch nicht die li«dä, soiidcra ci^t h>i
den Hilrtbftclier Bos|irechungc[i. Oder sollto dvr Inlialt des nriofe sich ftwf die
letztert'n, nicht auf die Heidelberger Disputation beziehen? Vgl. hierzo nücbst«
Anm.; 2) dnss, nie Kugicr und Kluuliliolui suLon bctnorkt haben, das
Schreiben aas dem Ot-tobor in den Decembet datirt worden mu8s, glcichvia
anoh da£ bei Heppo nüch st folgend eitirta Kuglor II p. 207; Kluckhohn,
Fr. d. Fl-, p. -im NntD 7; Caliniüh p. 121, I2(;.
40) Ilr. Mordeisens Voiirag vom 3. Februar über die Vorbomthongw
des CoDgresses (Anm. 93) erwähnt bei den HÜsbaehor Bcspivcbuugun di«
Frage dor Edition nieht, sondern begnügt sich mit der Verlesung <le« au»-
fiihilir-hi*ri I3*.'riehtes, wolchon Herrog Christoph an Wolfgang über die HiU-
bauhcr Abmachungen erstattet hatte: in dioäom Lst von solchoa Kriirti'nmgou
nicht dio Kede iKugler II jk lÖO ff.). Hingegen bwmerlit der Vortrag zu der
Aufzeichnung Johann Friednclis über diesellcD Abmauhungeo ,et negat, se con-
sensisse in ipsorum sentontiam simplicitcr, sed ita, si eonfessio a D. Pontano g»-
steÜL't subscribieret wurde" [Vgl. die Aufzeichnung lei CaJiniüh p. 03), wodurch
doch wohl diese Version mit dem Bericht Chrlfitopbs in O^ensats gebracht
werden soll.
50) C^aiuk p. 84.
'Blobeoter AliaohnKt
209
heransgegebon sei, stimmte ihm aber bei, weil man eben die
älteste, ab die eigeutlich authentische Fassung, von Ncaoni be-
stätigen müsse; ^' seitdom war immer nur von der Confession des
•Wahres 1530 die Hede, und diese Wendung ging auch in das Ein-
^ditogssclireiben liber.^* Nur Kurfürst Friedrich erinnerte sich
noch vor Hf-ra Cunvent — seine Erlebnisse seit dem R^ierungfv-
«ntritt gaben ihm froilicli bcsondern Aulass dazu"^ — dast; die
Orthodoxie die jüngere Ausgabe mit der ültei^n in Gegensats! zu
bringen pflegte, und begann in der von seinen» Schwiegersohn
eingeführten Clausel etwas Verfängliches zu ahnen. Als der immer
GiündÜche begab er sich an das Studium der Texte, welche ibm
zu Gebote standen — es waren die« lauter Drucke, denn trotz
öifrigen Suchens Hess sicli keii»e Originalausfertigung der Con-
fession von l'i.SO oder authontisL'he Abschrift einer solclien auf-
treiben — und fand zwar Nichts von „ Sacramentirerei ** in der
Variata, wohl aber einen Anklang an die katholische Abeudmahls-
l^iliro in gewissen älteren Drucken, der ihn stutzig niachte. Die
fleutso))e Ausgabe nämlich lehrte, dass Leib und BJut Christi im
Ab(mdmnhl gegenwärtig seien unter Gestalt des Brots und
"eins. Dem Kui-füreten wollte es scheinen, als ob in diosen
"orten die Transsubstuntiatiou zugestanden würde; er gab seinen
'Kunden — es war ein Monat vor dem angesetzten Termin —
^^ bedenken, ob man dies Exemplar mit gutem Gewissen untor-
^ttroiben könne, und empfahl, von vurahcrein den lateinischen
^^•'Xt, der auch in der iUtesten Fai>sving hierin unvoiiUnglich lau-
tete^ für die Unterschrift zu bestimnien. Nun stand aber hienon
■^icbts in den ausgegangenen und zum Theil schon bemitwüi-teteu
■"^'Dladungssclireiben; man hätte sich erst mit den Eingeladenen
**b«r (lie Veränderung des Programms veretandigen müssen, und
^iQe Verschiebung des Cunvents erschien unthunlich, weil das
51> Cjümich p. 91, 110.
52) Bei Ofllbko, p. 30.
53) Vgl. oben bei Anin. 48 Kluckholin iin MüDoliDei- bist. Jahrbucli 1866
'*' ^2, 4B3. Es hatte auch üesshuseu im heiÜL-Jlx^rgiffcben Sacrameatsstreit
'^^JS Jaliren 15ü9 Iwrcits auf dit* VoränJuruDp iler Confussion biDgr.uvioson. Nach
^'•tn Bericht gfinyn üegiiore Klt-bitz nauiile er auf dor Xanz^l di* VariatÄ eineu
[PoIiÜKheo Stiefel nod weit«» Maiiti't, nolor dtiii Oi>tt und der Satan sich
' ^^riorgen könnton. (Sahg HI p. 4riri.) Vgl. don Bericht des Kurfiirston bei
^^m. 105, 106.
U
210
&eb(Hiter Ab
M
arten, ^
Gerücht von dem Plane schon allentlmtbon in der Ooffontlichkoil
erschollen war; endlich erachteten Ausist, Christoph und Wolf — -
gang jene Forraulining dor AheudnuUilslehrc nicht für so bedcok — ■
lieh als Friedrich der Dritte; man überliess daher die Entschoi —
dang der Sache dem Convcnt selbst
Als nun am 22. Januar^' die Fürsten nach einem Gotte
dienste unter sieh zur ersten Berathung zusaramentraton, ward
die Wahl der Ausgabe sofort zum Gegenstand der ErÖrtenui||B
gcmaclit, und damit stand man vor der ersten grofisen Schwierig ^
keit Das Ausschreiben lautete auf die Confession von 1530,
welche dem Kaiser tibergeben worden, und man musste erwarten,
dass demgemäss auch die Vollmacliten und Instructionen der
sandten abgefasst wien. Zudem galt es, dem Kiitliolicisnius gt^
über die Identität der gegenwärtigen protestantischen Dogmatik mi^
der älteren zu behaupten — wie man das wold durfte, wc
man den Begriff der evangelischen Lehre nicht engherzig fasste
und die äussere Zweckmässigkeit cmpfalil darum, nbennals
Originaltext zu unterschreiben; dieser aber war noch immer nicht
— so wenig wie bis auf den heutigen Tag — gefunden, luid die
gnnzo Frage stellte sich auch völlig andere, sobald man die inneren
Bedürfnisse der evangelischen Kirche, ihrer Gesararaüieit und ihrer
teiTitorialen Ausgestaltungen ins Auge fasste: sie stellte sich an-
ders, aber keineswegs einfacher, denn alsdann gcriethen die Inter-
essen verschiedener Kichtungen der deutschen Kirchenentwicklunj^'
in "Widerstreit Die von Melanchthon, dem Verfasser der Con-
fession, seinor Z*'it im Einklang mit lindern Führern des Prole»
stantismus und Luther selbst, oder doch mit deren Wissen, voll-
zogeneu Äenderungon der Confession imd ihi"er Apologie (welche
als Commentar der ereteren in den Naumburger Beratlmngen auch
noch eine Rolle spielen sollte) waren unter doppeltem Eintluss ent-
standen: eine Iteilie derselben wurde dictirt durch die fortschrei-
tende Abwendung vom Katholicismus, während die veränderte
Fassung der Abend mahlslehi-e im Üesondem aus der Entwicklimg
der nahe venvandten melanchthonisclien \ind calviniscben Lehr-
richtung und einer zeitweiligen Milderung des polemischen Gegen-
54) So nach Chytraous bei Satig ID p. 638. Dnssolbc Datum erpaU
sich BUS zwei BoriubteD an cI'L'u Kurfiir.ston von Brauduaburg vom 24. nsA
28. Jauuar (untoraekiiyU'üc Conccjity, Berlin Itop. 14. 7.).
ßiebontor Absohnlit
^tz€e zwischen lutherischer und schweizorischcr Lehr© entsprang.
Einzelne liostimmun^fn d«r älteren Füssunircn waren dem gef^^D-
würtigtin Zustand der meisten deutschen Kiri-lieu nicJit niflir ange-
messen, veil sie noch Kinflüsse dm römischen Dogma und Ritus
anfwiesen, von welchen jene sieh inzwischen freigemacht Wir
(erwähnten schon die Bedenken des Kurfürsten Friedrich gegen den
zehnten Artikel in dem iilteron deutschen Text der ConfesKion:
inzwischen hatte er äbnlicho ^egcn Sätze iu den Artikeln von der
Jlesee und von beiderlei Gestalt des Sacntments gefasst, welche
erhensowohl auch in dem älteren lateinischen Text stmiden, den er
ureprünglich sich erboten hatte zu unterschi'ciben. Sollten diese
Bedenken mass^bend sein, so musste man die älteren Texte
siimmtlich verwerfen und sich an die Variata vom Jahr 1540 hal-
len, die wenigstens einen Theil jener Sätze nicht mehr entlüeiL
Zudem empfahl diese sich für alle Kirchen, in denen die reformirto
Lehre geduldet wuixie, oder in denen der Oeist der Union
herrschte, wie die kurpfiilzische und hessische, um der Aende-
mng in der Abend niuhlslehre willen; für die kursächsischo aber,
weil Melanclithon, in Avekhem die Lehre der kursaehsiscben Kirche
sich personificirte, alle Aenderungen in der Variata vollzogen
hatte; weil sie durch das von ihm redigirte corpus doctiinae Saxo-
niciun seit dem Voijahr otScielles Bekenntoiss der Landeskircho
ordcn war; endlich, weil die Ängrtäfer der letzteren eben diese
beitung als eine Verfälschung der whten Confession behan-
delten und e« im Interesse der kursächsischen Kirche lag, dieser
Meinung den Boden zu entziehen. Hingegen konriten die exclusiven
Lutheraner vom Schlage Johann Friedrichs, seiner Theologen und
der Niederdeutschen, welche Hardenberg befelideten, ihren Stand-
punkt nur dann unverrückt wahren, wenn entweder der ältere
Text zur Unterschrift gewäJilt oder andernfalls ausdrücklich sta-
tuirt wurde, dass die Variata — die einen positiven Wi<lerspruch
gc^en das lutherische Dogma Ja nicht enthielt — eben im Sinn
der strengsten lutherischen Auffassung zu interpretiren sei.
Wie viel oder wie wenig von Alledem schon in der ersten
Sitzung der Ktlrsten am 22. Januar zur Sprache kam, wio viel
davon überhaupt den Anwesenden oder den Einzelnen unter ihnen
bewusst war, lässt sich des Genaueren nicht erselien; immerhin
mUssen die Kurfürsten von Pfalz und Sachsen sicli gut vorbereitet
D, denn beide proponirteu jetzt, die Variata vom Jahr -iO zu
14*
212
enter Abschnitt
vinterschreibeu. Da die audern Füisten sich säiumtlich für de:
üUosten Text erklärton, f^uh August nach, doch wnter der Bedin-
gung, du«s in t'int?r Vorrede die jüngeren AusgHbeD der Confession
als iiboreinatimmend mit der ersten, auch anerkannt würden
Kurfürst Friedrich hingegen erbat Bedenkzeit. Bei dem Monge"
eines einhelligen Beschlüsse« hielt man fiir gut, die Oesandtei
der Abwesenden vurläufig noch aus der Borathiing zu lassen
man Hess sie nur gegen Ende der Sitzung zu einem feierlichei
ErufEnungsact eintreten, und verabscliiedete sie dann bis auf We
teres,^' Am folgenden Tag (den 23. Januar) proponirte Kurfür
Friedrich, abermals im besondcm Rath der Herron, vor der A
Stimmung über die si-hwebenden Fragen alle vorliegenden Tex
der A. C. zu vergleiditn. Obwdiil Herzog Johann Friedrich G>:r-
kläi-te, im Besitz einer autJientischen Copie des Urtextes zu sein
und diesen zur Unterschrift empfahl, ward der Vorschlag augx»-
nommen: man muss wohl von der Authouticität dieses Exemplari
nicht über/engt gewesen sein, od^T bereits Bedenken gegen dio
Fassung der älteren Texte gehabt haben, Am Ende der Sitzung
wurden abennals die Gesandten hertunbeschiedcn; der Kurfiirst
von Pfalz liess als „Prnpositiun" das AusschiHiben vorlesen, io
weluhL-m die bekannte Verwalii'ung gegt^n dio Untersuchung ucd
Yerurtheilung der Secten stand; alsdann wurde ümen mitgetheÜt
welche Fragen bisher aufgeworfen, und dass man die CoUationining
aller Texte der Confession beschlossen.'"' Daraufhin eröftnete dio
Molirzahl der Gesandten am folgenden Tag (den 24. Januar), da&i
55) Chytraeiis ht-i .Sulig p, 669. Bericht an den KuH^rHtK«D von Bnui-
dcütjurf' vom 24. Jaiiuar (v^;!. vonge Aom.): oacli der Pix-digt sind die Kor-
und -ITirsti'U eine gute Weile IteipiiiamJiT tjewusen, bevor sie die Gesandtm
baliL'ii y.u sich foi-tiom lafuseu^ e'>Qd dniauf hat ITaltzs don sacboD aineti kurxcu
eiaganyk marlifn Ias-scd. ünrin karElieh mtMutig benolieheD, «'asor gostalt sich
die cb. uuU f. dii^oi' pcitioiüicbon zusainincukunft vor^lichen, und but sieb der
chiuf. |)faltzsgrßf* . . hei don Anwesenden für ihr Krscbcincu Ix-dankt, du»
AiLsbleiben der almeüL-uduu Fiireteu lieUamrt, nndlii.'h din Knvartung tktisff^
sprocbon, die Für»teu und iJcjMmdten würden „deo vorstebondüu sacheB, drr
seien boU und seükeit buhuigeiidc juit getreuen be-stiiii fleiss OÄcbzudooken
uijU vennügc des an^Mluvibens ftbzidielfL>u wUsud, uud atunden die sachoo
auf fornenim aiisagcn."
50) Bericht an doc Kui-Mrätcn von Brandcuburg vom 28. Jon. (imoD-
tcrscbricbonos Con'^epl Hs. Berlin Rep. 14. 7. GmsscDtlirlls von dtT Uand Am
Kauzlei-s Dr. Lambert Diatelmcyer.) Douiiei-stag naidi faliiini na'-li Tisch um
Siebenter AT«choItt
nicht ormät'htigt aoion, irgend ein anderes Exemplar zu unter-
treiben, als tlio Originalfnrm von 15:^0. Dies« fehltH nun ein-
mal, aiso wurde die Verj^Ieichun^ der HarulsrhrifitMi fentj^littlUm
und nahm noch am selben Tag ihren Anfang. Man lic^ ein
Bxemphir vorieeon nnd mr-rkto die Ahwoicliuugen der andern an.
Erst hi('rmit begannen, bpüäiifig bemerkt, dio eigentlichen l'lenar-
Bitzung^'n des Convouts.^'' Uebrigens nuliinen vim allen anwesen-
den Forsten nur Herzog Christoph und Kurfürst Friedrich Rieh
llie Mühe, der langwierigen Arbeit — Jeder hatte dabei selbst
5 TThr Rind die Ofsandtpn T>iGdrT orfordnrt worden nml hni der Kurfürst von
Vtalz anwigcn Usse-ii: ^das die fthnwesi'odn Clmr und furstoD weli zu ein-
^iif^t dor l'oratschlairmiy t-tzlich artickd balbco iiiitoiLandor undorrodet. n*im-
Üf'lioD, daß V* gurt scia MjlJr, dns die oxemplar der Augspar^srhon Conffs-
lioD, diewcQ dioscIUm «.itwas onglc>ii.>ti boftmdcD, coUatiouirt, uiid dnrauf bc>-
ntschlngt wttrdo, und ap (so in di(>>u>n BtTichten fttots fiir ob] ztiglfich ein
|«Acmüicb ttod deut>cb4^H zu uudcnK-lin^Üteii; dji» auch davon zu tiiidi?rrudeD.
|nis der Cvnfi'^Httkm so uitdcrediriubflii wi>rdfu Holde vor eync vorn>de zu pnio-
inittiff-n und wir nnrh dio k*-y. Mt. dor nrsacli diwor zusanirnttnliunft, und
irajB alliier geliniidlet zu berichten, nud wie das was dutv:b dio liprTeti und
gesandton itxo geschlossen, ferner an die gnüTon uud t^todto der Auj^urgischen
Coatncskm zu golan^n." Darauriät vuu deu Gesandtt-n b'^i^hrt worden, dtoMn
Ajükelo oachKudcnlicn und am DÜcbstcn Tag ibr Eedcnkon zu eröffnen. Vgl
Heppe p. 381, 382. Salig L c.
57) Forteetzung dos obiKcn Bencbts : Freitag (den 24. Jan.) vor "n.soh
bit man wif.>d<.'r xui^ainmcnßoliioniiiK'u, und simi diu kiirfürstlioh brandonbiirgi-
lc-b"n Cjpsandtitn xuorst um itir Uedonken geH-agt wonli^n. Wi>il aber diese
Form der R'rathschbuning: dtss die nnwesendt-n Fl'-rni unter sieb vcrliandeln,
dann ihre BcscbLüss>D den Gesandten ajizeigon, deren BedenlLO<n börcn, und
wiiMlürum unter sich weiter verhandeln, uuf^ewöhnlicb , und bisher in Bt^rath-
•chlagUDgen über Heüponssacbea auf Iii.'itrbstugf.'U und audt-rweit nicht gebraucht
worden tat, weil aurb daraus bittte folgen niüssi«n, dass dos Votum ibros
tlemi nach dem aller anwciM^ndcn Fürsten, oder, falls diu Gesandten den Aa-
fang maeben Bollteu. vor Kurpfidz und Kursarhsen g**hÖrt werdeu würde,
während sio do*b Tti.'felil halxMi, Ix-i'm Votireii Aiif die Kurfru-bten %'on Pfalz
ond Sa<:b8en aui-b zu boren: flo halten sie sich l-est-hwcrt und gok-ton. dass
di& gebnluehlicbe Form eingebalten werde und die beiden Kurfürsten ihr Be-
denken Eucrvt anzeigen möchten. Etliche Gesandten sind ihnen beigefallon;
die andern haben zum Theil ilir Bedenkeu der CuUation und der Excmplnrien
bnlhon angewigt Als dann die Herren sieh auch wieder untorrodi.t, und
Üarauf den Gesandten vomieldeu lassen, dass vr>r allen Dingen <Ho Collativa
ier gedruckten Exemplare stattfinden koUc, haben ftie es für diesmal auch
iabä gälaaseo; doch mit Vorbehalt, dass ihrem Herrn au der gewöhnlichen
Form Nichte vergeben sein ond dieselbe bei den folgenden Berat h.^ehlagungen
rar Anveodang kommen solle. — Vgl. hierzu Ch>-traeuä bei >Salig lil p. 672.
2U
Gfebentor iJtschmtt.
einen Text vor sich — voa Anfang bis zu Ende boizuwohnoc
Die Vergleichung dauerte nun vom Nacliraittag des 2-4. Jaiiua
bis zum Abend des 26.''''^ Jedenfalls erst während dieser Sitzun-
gen wurde die Älehrzabl der Versammelten sich darüber kJar.
wie man mit dem Text des historischen Bekenntnisses daran war:
nach den Berichten der fürstlichen Vertreter zu schliessen, rief
das Resultat der Vergleichung wenigstens im Allgemeinen grosse
üeberrasehnng hervor."^ Am 27. und 28. Januar stimmte man
dann über die Wahl ilnr Exomplaro ab. Die hauptsÄch liehen Er-
gebnisse dieser fünf Bürnthungstage kann Niemand bos.^r dar-
stellen als der Berichterstatter des Kurfürsten von Brandenburg,
Kanzler Distelmeyer, dem wir hier das Wort lassen;*' ^M
„Ist darauf die gedachte CoUntion Torgcnommon und damlV
bis auf den Montag umgegangen woi-dcn; in welcher sieh befun-
den, das» erstlich keine genugsam beglaubte Copie der Augsbur-
gischen Coüfession, die Anno 30 zu Augsburg Kaiser Karl über-
geben worden, vorhanden; denn obwohl die jungen Herrn von
Sachsen eine lateinische und deutsche Abschrift vorgelegt, welche
sie in ihren Archiven gefunden, die auch Spalatini Hand, und
von Doctor Christianus Beyer, als dennals sächsischem Kanzler,
miterschriebon sein soll; desgleichen auch der Herzog zu Würt-
DuB die Qe»aadtoii aller abwesendeo Fürsten sioh gn^aignrt, ein
Exomiilar als Ja« auiiu 30 tieui KauH^r üWn-Kiohte zu mitLTschryibon,
Obigem nicht richtig, uoct war für die GesandteD des KI. v. BmnileQbar
nöglicb, denn weder ihre Tullmacht [Oelbltc p. 40) noch ihre lostmcboo
fAnm. 41) onthielt dio gedacbto Bosphi-rtokung; sie waren einfach bevollmi
tigt und iiistruirt, dio A. 0. 2U uuttTsuhreibtni.
&e) Solig a. B. 0. Noudcokcr H p. 2. Heppo I p. 383.
59) Cliytimnis boi Sah'g III p. 673. Dor aoßbauhi'ipljD Ocsandfe toi"
EÖtcrits bc'i Ktuckh. 1 p. 155. „Bis auf dun Montag' (d. i. d. 27.) in dta
braadt5oburgi£olieD Behebt iveiter unten ist demnach wohl nach diosea boädea
ZM iotPTiiretiren.
60} ,Dag rechte origioalt . . . ist nJt vorhanden, des sich vüe vorwan*
deni.* Zvmcbfu dun vorplioheneo Texten ^ft-jt grosse ungeliclu'it vor, daw
lob mich uit vorsehen.'^ — £s hat dno gtosse Weigerung gcgubon und gc^
ocfaicncn, als üb die ganxe Sache ^ stutzen '^ RoUto, denn das Original fehlt
und die Abücfariften und Druckauspiben haben ^ubor olle zuvorsiclit* nidd
übereingestimmt. tClirifitian Kussow an die jungi-n Il9rz*^ge von Pommcre, den
27. Januar uiul 2. Fcbrujii. Giaf Luduiti vju Kt>trat*»iD und Matzke Rorckn
an H. Barnim d. AL-ltoron, don HO. Jaii. BorHu fiep. 13. 1. h.).
61) In der Forttsotzung dis Anm. 56 und ö7 citurtou Berichtes.
Siobifntor Absofanitt.
215
temberg eia lateiniEch geschiieben Exempl&r gehabt, welches
Pliüippus seliger hold noch dem augsburpiscben Reichstage Brontio
soU zugeschickt haben, tind der Italzgraf Kurfürst auch ein deutsch
geschrieben Exemplar vorgebracht, welchos noch in Pfalzgraf Lud-
wigs KanzbM snll gefunden sein, so haben doch aolclie geflchriebnen
Exemplare nicht alieuthalben übereingestimmt.
Der gedruckten Exemplare sind auch mancherlei gewesen,
denn es hat sich gefunden, dass die Aug¥;burgische Confession,
soviel das lateinische K\f*niplar anlangt, im 31. Jahr zu Witten-
berg zweimal nachgedi'ut-kt, und das letzte Mal an etlichen weni-
gen Orten^ sonderlich im Artikel von den Klostergeltibden und
der Bischöfe Gewalt etwas besser erklärt sei." Danach, im 40.
Jahr, als das CoUoqnium zu Woitos gehalten werden sollen, hat
FhUippns vorgedachto Augsburgischo Confession wieder vorhanden
genommen, und dieselbe fast in allen Artikeln erweitert^ vermelirt
lind gebessert, wie sie dann auch in Druck gegeben imd etliche
Male nachgedmckt wordr-n ist; Hies sind jetzt, hin und wieder die
gebräuchlichsten Exemplaro*"", denn der alten DrucJto des 31. Jahres
sind wenig meiir vorhanden.
62) Von der ConH-ssidu waroii iiodh wülin-nd di>»j Roichstoge im Jahr
1530 «och» deutfit-^ht? und i-iii latninisrher Hrnck oIum* EnnÄchtigiing des Autors
and der protwt Iren dop .Stünde öffentlich ersehionon (Weber, kritisclio öe-
ächichtc I i>. 355 — 408). Da diese? AuNgabco Bi-hr fehl'Tliaft waren, gab oun-
mcthr Molonchthon di<' Confossi'jn , obwohl der Kaiser vurboteu Irntto, dir-solbe
xii pubUctreo, in Iwiden Spnu.-bfD glcichrall» huratiy. IHeso seine erste Aus-
gabe wurdu, lateiiÜHch tM^iwold wie deutsth, der Wahrsoheinlichkeit nach noch
int Jabr 1530 zu Wittenberg in Quai'tromiat gedruckt tiod dann im Jalir 1531
mit beig'-'fü(i(t/?r Aimlogif? (gleichfalLs in beiden Sprachen, am Ende oint-a j(?den
der beiden TrxU') alH-nmils hi-rauBgugoben (Wc;biT EI p. 3 ff.). Die heidnn Texte
kamen Wfwohl in cinom Band als gesondert in den Handel (ibid. p. 10). Von
dem lateinischen eret-liien n<»i.li im eidben .Tabr eine xweit«*, Ix-rdts b Einzel-
heiten vtTündorte Aus^lt?. t;lt>idifalLs zu Witt-fuliHi-g, in Octav (ibid. p. 82 ff.).
In dem ubig;en Borirbt sind der lateiiiisolie Text dvr Mi'lanrhlhonscben Qoart-
ausgabi.* und die Oc-tavausgabe gemeint, witi sich — aligesr^hen von vielen an-
dern zutreffenden Uorknialen — bonnts aus der Erw&linung der Apologie &1b
Anhangs beider Exemplare (im selben Bericht weiter unten) ergiebt. Vgl.
uatnB Anm. (Hl.
63) Die vielgenannte Variuta; vgl. Anm. 46. Ibro Neubearbeitung vom
Jahr 1542 fWebor H p. 108) betrachtete man zu Naumburg entsprechend der
weaesthcben Ueboroinstimmung nur alH eine neue Auflagu der eisten Vuriata
(ä. die NaumbttTgar Vorrede bei Gelbke p. 235, 237).
216
Siebenter AbfKhmtL
In den {Inutechen ExenipUren wird fast dcreelbe Unterschi
gefunden , denn dio iP^esch nebenan sind (»rst ans dem I^atein trän:
ferirt und dofh demselbün auch niiht ailentJmlben gleich. Dana
sind Anno 31 etliche zu Wittenbei^ gedruckt, welche nicht ^^3(
piT nach dt;m Buchstaben aus dera Lateinischen transferirt, auL ^||
etwas vorht'sseit sind"*, und letztlich ist ein Druck dos 41. Jahrf ^
in wülchcra etliche ArtUcol, und «onderlich die vorgoraeldeten t< — ^a
den IGostergelübden und der Bischöfe Gewalt sehr viel vrcit<^^Er
als iü den vorigen ausgearbeitet sind/''
Es sind auch zu der Collaiion der lateinischen Exenipli^^j^
etliche Theologi, welche die Herren und Gesandten mit sich it^^y.
habt, adhibirt, aber gloichwuhl um ihr Bedenki^n darüber nic^lit
gefragt worden."" So ist der Ivind^ruf zu Hessen ani Sonnabe*^j(/
zu Mittag: ftuch ac/rekommen, welcher sich gleicher Gestalt out-
schuldigt, dass er nach fleissigcr Nacli^^ucliung in seiner Kanzie/
kein Original oder beglaubto Abschritt iiättc finden können; ofj
hielte aber dafür, sie würden zur Zeit seiner Custodio der kai8<»f-r
liehen Majestät neben andern ßündnisifen und Bri<?fen ausgeliefert
sein.*^' Xach geschehener Collation ist gestern Montags weiter in
Rath gestellt worden*'^, ob beide, ein lateinisches und ein deutschis
Exemplar, und welche unter denselben . . . sollten untcrschritVo
werden. Nun ist der Pfalzgraf Kurfürst wohl der Meinung ge-
wesen, dass das (lateinische) Exemplar, welches im 41. Jahr zu
Wittenberg gcidrnckt, untui-schricbcr werden solle, weil dasselK'
64) Vun der doutacheu ML>laiiclithüQti:.'ht!u Quartausgaho Rind nftek^
Jahr 1531 m(?hn'rc, jedoch im Tf.xt übLTeiastirn inende Auflagoo t*r
(Wel*rn p. 10 ff.J; desgleicheu wurde ai» schon im sollwn Jnhr uinmAl zn WH-
tcnbofß nac-hficdnickt (ibid. p. 34J. Diesen DruckoD musst-udi«.' ^eüirhen*, wi-klvf
im Dlugen Bericht erwühnt werdeo, »JünrntUch an^tdiört haUeii, falls das Druclgtht
fiir allo iÜtiTon deutschen Pmckc, widcho dnnials vorlap:'«, richtig ang6geln-o ist;
es ist nlsdnna nusg<>schlofis<'n, dass fine di-r uiiautoriwrtr'ii AuHgal><jn (vgl
Äuni. 62) oder hondts eine variirfe doutscho l'nnfession (die t-rste variirtp
deutecho Ausgabe ei-schien im Jahr l'i:i3; vgl. WoIht II p. 55 ff.) darunter war.
05) Dio B4?Btimmuiig dieses Dnickos so wie dor von Dr. Adrian Alhiniis
{Anm. 70) erwülinteii CoufeiMiim vom Jalir 1536 lasat: ich dahiDgestüIIt seiti.
GU) Vgl. NV-udvckor U p. 2.
t>7) Trifft dies zu, so wäre damals ein dem Ürigioal minduHtuns seh
nahe Btcheador Text vermuthUeh ojich Brüssel gekommen. Dort iat fn
auch das Ongiaal unaunuidbiir versehwundeu-
68) Tgl. SaUg m p. 673.
Siebeater Abi^ihnitt
217
riel vollkommonerj und die Artikel iinsers Glaubens dariu besHcr
und woitlnuftiger erklärt. hIs in den alten: weil auch dasselbe
anzweifelhaft aus wichtigen Ursachen und llodenken Anno 40,
da viel mehr Stände der augsbui-gischeu Confessiuu (beisammoii)
gewesen als im Jahr 30, von den Unsern im CoUüquio zu Worms
Über^ben, und, ob es wubl durch die päpniisehen Colloiiaenten
angefochten worden, gleichwohl durch den kaiserlichen Präsidenten
für die rechte augsburgischo Confcssion approbirt und darüber
colJoqnirt worden wäre; zudem dass die alten Drucke fast abhan-
den gekommen, hingegen diean Exemplare in allen Kirchen,
Schulen und sonst gebräuchlich, auch den alten in der Meinung
und Sentenz nicht ungleich^ wohl aber ungewiss, ob auch die-
selben alten Kxemplare dem rechten Original ganz gleichPirmig:
darüber dann erfolgen könnte, da*« den Herreu Schuld gi'geben
würde, als wänm sie von der alten Confession abgefallen. Es
hat aber der Kurfürst zu Sathsen, wir und Andere dagegen er-
wogen, ob wohl die Confession des 41. Jahres also gestellt, dass,
wenn die Uorren alle persönlich beieinander wären, ihnen nicht
widt'rratheu werden könnte, iliese statt der alten zu emeuera, so
lautete doch ilas AusKchreiben dieses Tages auf die Confession,
welche Kaiser Karl Anno ^0 zu Augsburg übergeben worden,
und wären auch die Gesandten anderer Gestalt mit Befehl nicht
abgefertigt: auch sei dieser Conventus darum angestellt, weil die
Herren sich allerseits erklüreu wollten, dass sie von der ersten
Augsburgischen Confession nicht abgefallen seien noch darüber
Neuerung in drr Hrligion vorgenommen hätten .... und haben
derwegen wider T'fulz geschlossen, dass das Exemplar, wi-U-hes
Anuü 31 zum andern Mal zu Wittenberg gedrut;kt, soll unter-
schrieben werden; denn auf das ei-sto hat man uiu deswillen nicht
votireu wollen, dass in der Apologia, welche mit ileniselben ge-
druckt und ausgegangen, im Aitikel vom Sacrament des Altare
etliche Worte do mntato pane stehen, welche das Ansehen habon^
als wäre die trunssubstantlatio damit eingeräumt, darum dieselben
auch in der andern Edition desselben Jahres ausgelassen. *=* Diinüt
(J9l Nach dieser il'_*srlin.ibuiip war da« veiwurfeiie Rxcmplar die «rate
Melaachthouciche Autigubu (in i^hmrt). das zur Untüntuhril't gt-wnliltu diu üwdte
Melaochthcinsobo Ausgabu (in Octav). Dit-st-s K«i»uUat, welt-li><s »icli aus dem
Bericht dw Brondenliui-gors direct urgifbt, liat seinerzeit 0. ö. Web<T (tCrit
0«schichto n p. 33G ff.j iiaoh dem Vorgang Bertranitt durch CoUatiomnmg dos
218
Beduter Abschnitt
auch, sofern dieselbe andere Edition (wie es doch an gar wenig
Orten sein win]), vnn dem Orig:inal, das der kaiserlichen Majcsität
übergeben worden, etwas varürte, dasselbe den Herren zu keine:
Nachrede gereichen möchte, ist für gut angesehen, in der Tor-
rede zu melden, dnss die Herren und Gesandten die Confessiu
von Neuem unterschrieben und besieg] t, welche der kaiserliche!
Majestät Anno 30 zu Augsbnrg Übergeben und baldo hemachcrÄ^
TM
KU Naniiiliurg untf>rR<^liri<>l>oneii Teictee fBBtg<>Mcnt, wHbrcnd er OWr dit» GrÜD^a
der Wahl oocb nicht Kc^^hensehaft zu geben wusstD. Uebor letztere ist nockC:
eine auCTallundc Nachricht zu envilhueu, die ich jedüch miub dem Torgaai
Kluckhohus unter Beifügung weiteror Gründe verworfen inusa. Im Jnü 15tC4^«6
(B. KJuckh. Mmicheu^r bist Jahrb. ISöü p. 505 ff. und Briefe I p. 155 ff.) wiVf -wj
Eurfürst Fri^-iirieb seiuco Sobwiegrrsohn Johann Friedrich eriöDem: dio Collums SU^
ttoD der Texte zq Naumborg habe ergeben, doss die Ultesto Fassung de^^^M^q^
CoDfession im Artikel vom Nachtmahl iiapistiseh Ichru; denn im Text derselbe tf^-^igd
habe man dio Worte: suo specie panis et viui, in der angeblingtou Apology Sajgj^
die Worte: mutato paiir geruQd<Mi, uod die» i»oi der Grund gevesen, wanuc^^«^
man nicht den ültesti.m Text, sondeiii dio 2wi.'ito Dnickaufigabe zur Uuterschri^E-]^
gewählt. Der Kurfürst citirt für di^se Angal« eine Handsclirift aus de- ^/j,
NachlflHS des ?ralzgrafen Lndwig in der lloidelbergcr Kanxloi und oino ande ^s>
im Besitz des Markgrafen Ocorg Fiicdrieh zu Anstach; os xnrd dabei >. ^*t
Uebrigen der Text dieser Handschriftca völlig in oino Reihe gestellt nicht n.uf
mit dem miithniasstidien Urtext der i'oufostiiun, sondern auch mit dorn der
Hltestea Druekauügabo. UrthoiJt man nun nach dem letzteren, so muaa mu
auf dio Unndsehriftou, wie Kluckhohn n. a. 0, tJiut, rurüekscbheRsen, dass ein
Text mit den Wurteu „tntb »ptcic''^ etc. zu Naumburg Üjatsächlich nicht vor-
gelegen hat; denn in der ersten Dm(!kauit|;iil)e lautet der zehnte Artikel be>
reitst de roerai Dntnini dorptif, quod rorfuvt et snnguüi CJirütti rrre adsint
et disirihuautur eesernl ihim in rtCrtÄ Dontiui, et irnprohfint ffcus docrrdrs;
nur auf dio Ajvologie, welche dieser Atisgabo beigegeben ist. trifft die Beschrei-
bimg des Kurfürsten zn. Eh kommt hierzu 1) dass aller Wahrscheinlichkeit
nach der Korfüi'st za Naumburg keine lateiaiscbc Handschrift mit hatte (s. den
im Ti'xt attgedruckton Bericht weiter oben); 2) dass eine Ansbachor Haatl-
schrift nachwoislirh zn Naumburg nicht zur Oollation gelangte (Kluckh. Bri^<fe 1
]i, 157/8); ii) diuts für dio angöHwh SpaLitiiischö HandschriftJohann Friedrichs
sich aus dorn Brief des Kurfürston sollist scbliessen Usst, dass sie dio Worte
,6ufa specie" etc. nicht onthieU (Derselbe Uuochoner Jahrb. p. 506/9); 4) dass
der CustriDor sowie der kurfürstlich brnndeabi^irgiäche Berichterstatter, die aus
frischer Krinuening erzählen, den Kurfürsten sflbat sogen lassen: die Wort«
dos doutöchön IVxtes „unter (Icstalf ■nto. wünlen im latoinisoben Tl-s:! nicht
(i-esp.: in keinem latpinisnhen Text) gefunden (s. dun oben abgedruckten Bericht
weiter unten luid Anm. 71); 5} dass in dem ganzen Si^hreiben des Kurfürsten
die Erinnerung an die Naumburger Discussiouen stark getrübt eraohoint: denn
eine Verkehruiig der Vorgänge ist es auch, wenn der Kurfürst berichtet^ dio
GlelMtifeer Alisohiiitt.
19
im 31. Jahre in Wittenberg öffontlich ist gedruckt nud publicirt
norden. Und dieweil wie ob^'oinelt diu anno -JO gedruckte Con-
Qnsion itzo die gemeinste, aucJi seit diesem Jahr oft ist nach-
gedruckt, 80 soll in der Vorrede ihrL'thalUen auch solche Melducg
gvecbehn, duss die Herrn dieselbe als eine nützliche und weitere
Erklüning der ej-sten auch appmbiit und nngcnomnien, damit die
Leuto desto weniger iri-o gemacht werden.''^
fladt;rD Fürsten IiBtten gleich äiin ftclh^t od dm Wortmi „»üb nj>rrw patn»
H rini" Anstoss gcinonimcn; dids wird auRgns<'hlos>;(>n duruh dio Tliatsache,
dAHS Wi der Erörtfrang lilior dna lieutache Exoniflar di"- nndoru Fürslt-n dio
Bodonkcn Kurfürst Friedrifjfas gogon ilie Worte „mttcr üejstalt rfc« Bruds und
n'eina" Iceiiieswcgs gölten lieaseu, vieUndUr ihn mit videa Oründeo zu über-
EBUgca sucbtea, das» Lud warum iiiilq au deiuiiutbca kciiißn Aiistoss nehmen
dfirfe. (Abiti. 71.J — Zur Erkläninj,' des hiihunis üIkt die Texte der zu Naum-
burg collatiotiirt'u latoiniscliou Exemplai-o mag ninn die vuu Kluokhohii ntif-
geetellten VcriDuUiuaguD bcraoziobea; Für unser Tboma ergiobt sieh jcdoufolls
mit wiiiihemdor SiuUerheit aus Obig(?m das Kesullat, das» dor ältero latei-
aiache Text der CoafeBsioa zu Naumlurg nur darum verworfen
waide, weil die io der Dructauegabo ruit domm^lbon vL'rbundon'p
Apologie unzweideutig dio Trauasubütantiation lobrto.
70) Kan hat oft bnhaaptot {s. nntfin), bei den birr reforirt«n ßeschltisseD
sei den Vereainmeltou , au.'^gODomDioQ otwa dou KurTünitou Friedrich, gar nicht
mm Bcwusstsoin gokomoion, dass dio iütero und jüngere Confesaion als Sym-
bole Temchtedcoer LebrauffoHsungi-u in (logouüiitz gebracht werden könnten.
Man wird vielmehr auncbmea müssen, dass iilo sich, indem !<io beide Coa-
rAMsiuneu anerkaunteii, dagngi<D verwabn>n wollten, in dem Uuterscbiod der
Iflpldeo ConfesBionon eines iminancuteu Widerspruch zu .statnüen; für Einzelne,
wie FritHlrirh und I'iiilj|ij», auch wubl, diuHs sie dio (JegouBÜtzo, welche sich
IhatMicblieh an die vi<rKi.'liie<]enen Formen deti zelintou Artikels knüpfteD, nicht
als wescotliiih gr>Hen lassen wollten, denn dass äv} Ortbodox^'u die Variata als
oiao Vorffilschuug de» Üchtea Textes befebdoten, wiisston sie sehr wohl. Man
vergleicho z. B. folgende Stolle, dio doch jodfufalls aus den Erörterungen in
dar Versammlung geflosBon ist: ^weü die exomplar so henmclier als anno BO
und 40 pedrui-kt worden mit Bchiiiion, herliohcu additiouibua Torbessort und
vormebret, ete. etc., iHt ein groeHer streit gewesen . . . und Lst srjkhem streit
damit ntlb gefuudün, das man dei-selbigtui editioo in der vorredt? gedenken und
mit approbiren solle, mit vormetduiig der aräacb, warumb man daa andere, als
daa eltist exemplar undersebrloben, do dorh daa tu'uerc in ecbulen und kirchen
brfuHen verde, auch bey leben I). Lutb<<n und des nlteu L'hurfursti<n zu
Saohaen anagaugcu scy, do dio unsinnigen pfnffen nach nicht so
reisig gewcat sein, alle Verbesserung und vormebrung zu tadeln,
mit ihrer vermeinten roinigkoyt^ (Dt. Adrian Albums an Markgraf
TTons, Dienstag n. Pauli Bekehrung, d. L d. 28. Jan. Hb. Berlia Rcp. 14. 7.).
Üiontu Heppe I p. 37ö; Wob^sr U p. U, 12. Kluckhobn Fr. d. Fr. p. 91,2.
mva
'1
220 'mmm^tatAinm.
^'Des deutschen Exemplars hBlben hat's noch mehr Streif
gegeben, (Jonn der Pfnlzgraf Knrfütst hat haben wollen, dass ein
solch dt.'utsch Exemjilar sollt untt'rsc)iri(»ben werden, das dem
Latein] sctien allentlialben gleichf^irmig wäre, and wo kein solches
gefunden wtirde, sollte allein eins transfmrt werden. Insonderheit
aber haben Seine Kurfürstlichen Gnaden das hoch anj;ezo{fen, dasts
im zehnten Artikel vom Saenmient des Altars im Deutschen die
"Worte stünden: „^ unter Gestalt des Brots und Weins '^'^, welche
"Worte in keinem liitoiiiiftchon Exemplar g-ofunden, und bcn Seiner
Kurfürstlichen Gnade dafür erachtet würden, als würde damit d«^^
Papisten Irrthum von der Triin^isiibstantiation bestätigt; so hab€^|
71} Zur Ei^^zQog dAj) Folgenden Saug lU \>.Q7H und edoe Stelle na
dem in voriger Anmerkung düitcn Briefe: ^ist gestern obcnd spart uinb 6
auf das gedruckte ext^niplar yoscUosacu worden, deutsch uiid Iftteinisoh. wirl
Anco n. b. w. 31 zum aod>L>m muU zu Wittooborg godrockt, vrcil dasselbjj
etlichen geBchricbenoa und des Si>alatiui und auderer hnud um gleiclirirmigstün . *
{rol^t das bereits C-itirtff. Ala nuhe diss gt'schlweon worden, hat der P&üx-
graf l^hurfurst drcy mengnl ia dem doutachon exeniplar anguxeigt, al^ das dio
ivorL im zdiiiten artik.: Ixty dem imehtninU slrlien (uiidur der gi%talt d<% i
bredts, vclolio wort im Inteinisehon oxcmplar nicht Rtehcu; sondern cum pail^H
et Tino, und ururdon solche wort zu erntreituiig der trunssuhstwitiatioa voa* "
den papisten angezogen, dan was die gestalt eines hmist ist, das ii^t niclit die
Substanz Kf.>lbet; so but auch I). Luther m scioem kleinen Catochismo disclli«»
wort niehl gel'raucht); itL'iu vom nmbtmgen des sacraments sey dio oreach
gesetzt, weil das Hocrameut nicht ganz, Bondera nur eine ge^talt gebraucht
werde, wMlah unuu^h solnhn abthuens seinR pnu^htens nicht genung; dan voÜ
wir beide gostalt brauchen, so wolte fylgßn das maus aui.:h umbtrugüu ma-fte;
item fürs dritt, so slundü im deutschen exein|ilar, das die mess boy uns (nicht j
abgethan; das konto er nicht underst-hreiben. dann er hettt- dio moas abgethan,
das bekente er. llirauf ist ihmo nuhe bescheideoliche ahlehnung goscheheo,
das die unsero die tiaossubstanüntion keineswegs eimoumetcD , aondom für und
für zum höchsten widerfochten hetteu, und noch. Es wer aber solcha ein
modus lcn)uendi in der deutschen s|trach. Und ob gleich mit wenig'T gefalir
solche wort (uodi^r gsatnlt) vemiieden, und wie im lateinischen anilore wort
gcbmueht wordcu morhteu, so hcttou wir doch nicht inm.-ht oder hevelicb
etwas daran zu ondeni. Dt>s unibtragens halbc'Q seind in der apologie uod
andern sohrifteu die haujttursachcD vormoldet, nemlich das es dazu Dicht ein-
gesetzt; so kOntP man der mesa halben in der vorrede die erkleruug thaeo,
das einer mehr dan der ander oei^tmonien mit der mess oder v^rreichung des
sacrameuts hielte; ob er nuhe an selchein wird friedlich sein, wio man sieh
gleiohwoll vorsieliet, des »rdl er sich heut erkleren." — Wio sich aua eini
Beilage des im Text abgedrurkton Beriehtos (,, Ursachen, warumb der pft
graf Churfurat dio wordt utider der gi'stalt des hrodts und wein» in dein
Xartickßl dordßutschou confcssion ongofochton'') orgicbt, sah der Kurftu-st toU-
Siebentor Alnaluntt.
Soiiic KurTürstticheu Gnaden auch der Corcmonion halben bei der
He»s, welche, wie iin Arlikcl von der Mettse gemeldrt, nicht
sollen abgcthan Bein, und dann auch darob Bedenken ^habt, dixsn
an ednem oder zweea Orten der römischen Kirche darinnen ge-
dacht winJ. Diewiäl alwr Seiiif? Kurfürstlichen Gnaden von den
Andern allen keinen Beifall gehabt, sondern gemeiniglich vor gut
angesehen, dass das douLsclio Exeinpbu*, wolclios auch im 31. Julir
zu Wittenberg gedruckt, sollte unterschrieben werden, haben Seine
Kurfürstlichen Gnaden sich letztlich mit den Andern auch ver-
glichen, jedoch dass der vorgemeldetcn Artikel halben, deren Seine
kommen ricbtig, dass im zebnten Artikel der doutschon Confessioa und dem
eDtt!prcclieod(.'n der Ai>otogto in dor ültcrun lateiDiscbco AusgAbe die Tnuissub-
■tanliatioD oi''Ut nur ».'buiubar, suiiüt.'ni wirkUib ■;eIuLi't wurde: ^Ki^ttUeb snl
der pii|>i9toD irthunib von litT transHubstantiation darin gi'gmodwt sein, diowfU
die8elt>eu diesor U>Tn\ zu rcdou gebraucbtm, wan sio von der transsubstaiitiation
redoo wollen; und dos (lerxeibu urtickcl die uioinutig habe, das ersiThoinat aus
di*in Xartikol der apologia, in welchem vormcldot, das die vidorsachcr den-
sclbuu artickcl d<'r cunrcMilon angcnumen. Es wirt auc!b dasnlbst snlcbor
irthumb mit zwcyc-n argumuntcn bostottigt, und ist die apologia cino bcgrun-
dang imd dcufonsiim der cutiff^üisiou. 84 «i-Ki-bcinet aucb nirgondt aus di.'r con-
foaaioa, das fiolclier iithuinb vorworfüu; darumb volget das er dorn n-iüerthuil
eiiigvrcumei'^ Oingu aus dem Allem noch niuht hervor, dass die Trtcssub-
staotiatioD in jenm Worten anerkannt w-erd<3, so würden dieselben dochjodeo-
falls viele Leute irre leiten, und wiire darum l)csser, daaa vom Saerainent
d«s Altars geredet würdo, wie in der lateimscbGu Confcssioti oder dor deut-
fiohon Apologie. Kk werden auch im ft-nnkfurtiMhen Abschied andere
Worte gebraucht, und dio»e Kedowcise ist durcli Pfalzgraf Otthoiorioh vor
seinem TmI in seinem Lande cingf^fubrt worden. — Gegen die Argumente des
Kurfürsten haben die Andern geltend gemacht ^dos vorgomelte wordt kr-incn
aodom ror&tandt dan wie im latuini5cbeD exeu)|ilar vom Kacramont geredt, und
^^^as das wordt gestalt allein uath der nrtb dor deuts(.-ben s|iraub als^j gebraucht;
^^^ irret aaoh die aitologia nichts, dieweil die wordt de mutato paue faeruach
^flinsgolaflSf'a; und das die wordt (under der geHtJilt) keinen andern vorAtjindt
I eraoli^inut auch dni'auH das sie in alleu deutschen i-onreNsiouibus gefunden, und
ni«? geändert eeini so hetton »ich nutb die untern in den follociuiis und ftousten
^ gcDoguam erklert, das sio die transsubstantintion und andere missbteuch die
mit dem sacrankcut getriobcn niuht ap^ittbirten, und darwider die regcl gcsatzt,
dass ausserhalbon g'>dtliehBr cinRctzungo nichts die wirkunge und kraft eines
sacraments hotte (Corrcctcr wohl: weil umn zum Schutz gcgea olle fal^'hen
An/faesuogen die nützÜL-he Kegel habe: res ipsas extra uaum nun habere raüo-
nein eacrameoti. Johannes Uaicr, Tfarrer zu Cottbus, an M. llans, Cottbus
PuriQcationis Mariae. Im üolbou Fascikei. Der Bericbterstniter war soeben
von Naumburg zurHckgekebi'tl, wie dan in der confesaion selbst von der umb-
tragung und oiui.'Hoi gt-stalt und der nmssu trautirt"
222
Siebenter Abschoiti '
Kurfürstlirlien Gnaden ihros Gewissens halber Bedeuten fragm,
in der Yonede solcbe Vorsehung geschehn soll'*, dass derlialbcn
bei dem Widertheil kein Missverstand erweckt, und zur Xothdurft
erklärt werden möge, was mit der römischen Kirt-he gemeint; die
nlto lateinische oder die jetzifjo impstiKclie. Und ist nun daraiif
geschh>ssen» dass unter den latoinisehcn wie deutschen die Kxem-
plare, so Anno 31 zu 'Wittenberg zum andern Mal gedruckt'^,
unterschrieben und gesiegelt weixlen sollen, welche mit dem des
Herrn Eisleben, das wir jctxnnder auch hier haben, ausgenommen
wenige Erklärungen, die cloeh auch nichts Bedenkliches in sicli
babon, allentlialben übereinstimmen.'* Es ist auch vor gut ango>
sehen worden, tliiss man derselben Exemplare in Eile etzliche zu
Leipzig drucken lasse, welche die Herrn noch aühier erwarten,
und dieselben mit der Unterschreibung und Siegelung ausfertigcE
wollen.'^ Wie aber solchem Dnick eine Praefation an die kaiser-
liche Majestät zu praemittiren, dessen wird man sich folgunds aucli
vergleichen," Bis hierher der Brandenburger. Soweit es sich um
die Wahl des Textes zur Unterschrift handelt, bedarf sein soig-
fältiger Jk-richt nur geringer Ergänzungen. Fragen wir noch ein-
mal, welches die Motive der wesentlicb?iten Beschlüsse waren, und
wer an denselben den Hauptantheil hatte, üebcr Einzelnes müs-
sen hier Mutlimassungen liinweghelfen, die aber mit gröt^ster Wahr-
72) Tgl. die Bespreflmiigun Friedrielis mit sciuen Katlion zwiöchcn "len
ShxuugeD. ia den«n ülier Uia Wahl der ^xuinplare beruthou wurde, bei
iUuckh. Briefe I p. 100 — lö2.
73) Ueher die Zjihluuf,' d->r Exemplare KJuckholin Briere 1 p. 159 Note 1.
Unter den dcutschtsu Kxoniiilan'n uutci-Hchicdeii dio Fürston vielleicht einen
correctcron Drack dos Jnhres ir>31 von einem incorreoteren als den „anderen".
Vgl. Weber O p. Ifi ff.; Anra. «4.
74) Einen Grund für die Wahl der Exemplare, der hier nicht genannt
«rird, giebt Dr. Adnan Altiinus au; k. Anm. 71 am Aufitng. Aehnheb Sebastiaa
Olaaer an den Qmfen Ciü'ori? Ernst von Ut^not^lKTg. bei Oclbbe p. 73 und
Chvtraeus, Saehson- Chronik II |j. 143; vgl. das württ«*mbergische Votum Kluck-f
höhn 1 p. KiO.
76) Bossolbc berichtet (irai Lndw-ig von Eberstein und Hstxhe Bore
an Ilcrzog ßoniim den Aelteren, den 30. Jon. (Berlin lief. 13. 1. b.}:
darauf den herm theologen befolhoo, etliohe exomplar des 31.jars ausgaog«a|i
lateinisch und teutjjeh zu collaoioniren, und wann otlieho oxcinplar uorroct
alsbaldt nach Leiptzig in quÄrto etwan 2CJÜ exemplar zu drucken werden abge-
fertigot, dereji etliche di«. »huwuscnde Chiir und fürsten und der abwesend
bottsrhafton iinderüchriebon und bosiogolten ; int deitmiioh geHtrigs tags die'
voUauLuu goiulich geficheen.^ Vgl. SoUg III p. 082.
SolMnter All
223
scheinlichkeit zii stellen sind. Alle Berichte scliweigen davon,
warum, <la man doch cinon dem Original möglichst nahestehenden
Text der Confcssiun zu untcrwhrciht'u wünsohto, dio alt^'n Hand-
schriften sÄmnitlich übergan^Hi wurden: vielloicht nur, weil es
selbstverständlich war, dass, da fin völlig bejjiaubif^ter Original-
text nicht vorlag uud die alten Himdschriften von einauder ab-
wicbon, ohne dass man einer oder der andern einen Vorzug zu
geben wusste, als das Sicherste erschien, sich an die Bnickaus-
gaben zu halten, welche Mt-Ianchthon, der Verfasser der Coufession,
selbst veraiistaltc't hatte: andere als ^tfelanchthonsclie Ausgaben
kamen bei der Bcrathuog nicht in Frage. Klar ist der Qrund,
ans welchem die Variata abgelehnt wurde: man wollte »ich von
dem mulhniasslichon Original nicht so weit entfernen, dass dio
Gegner den neuerdings unterschriebenen Text für eine andere Con-
feseion als die dem Kaiser Karl iiberreichtc hätten erkliireu können.
Dass mau gieichwohl unter den lateinischen Drucken gerade den
ältesten verwarf, ist auf die Einwirkung des Kurfürsten Friedrich
zurückzuführen: wir sahen, mit welcher Beflissenheit derselbe
darauf drang, aus dem beabsichtigten Manifest der Evangelischen
jeden Anklang an den Kathulicisraus tenizuhaiten ; er war es auch,
der auf jene Stolle der Apologie in der älteren Atisgabe hinwies,
um deren willen man diesen Druck ausmerzte." Von Kurfilrst
August hingegen ging der vermittelnde Vorschlag aus, welcher
die Forderung des Kurfürsten von Pfalz und das Interesse der
kursächeisehen Kirche mit dem Wunsc^h der Majorität ausgleichen
sollte, und nachmals einhellig zum Beschluss erhoben ward: näm-
lich, den älteren Text der Contession in beiilen Siiraclien z« untere
schreiben, daneben aber die Anerkennung der Variata in der Vor-
rede auszusprechen. Zu den Befürwortern desselben gehörtti untt^r
AndeiD der Landgraf. Das Votum war seiner uuionistischen Ten-
denz völlig angemessen."
76) Vgl, dio Aüm. 71 an zweiter B(;oUe citirte Aufzeichnung, naoh
wdcbßT der Knrfiirst dio iieuts<_'be Apülogio als untaddhaft der latvinistthen
g^enübentelltc Dioso Üntensüheidung i»t vüllig vutruETeud , dena die üoutuuhu
A|>ologic der erBten Aoagabe vrar Hpäter rodigirt als die latuiniHcho und in
ihf^-^r Entütuhung bereits von der umgoiüiderlun Apologie dw zweiten luteiDi-
scium (Octav-) Aasj^bo abhängig; Wol-or II p. 91 — fW.
77) Kluükbolin 1 p. IM), ItiÜ. Für doa lAndgrafen vgl. nimli Calimch
L). IK), HB, 132, Lieber seiuu KcnutnisB and Bcurthoilung der Toxtfrogo vor
224
SiobüQter Abschnitt
Wie erinnerlich, liatto August ureprüngüch, j^ttich Friedrich
dem Dritten, gewünscht, dass die Variata iiuterzeichnet würde.
Wenn er hiervon nn«;hniaEs abging, s« mag ihn neben den Grün-
den, die der bmndenburgiscbo Bericlit augicbt, dabei auch die
Besorgniss geleitet haben, dass man auf der Variata nicht werde
bestehen Icuiinen, ohne den Herai>g von Sachsen zu stürenden
Oe^onforderungen zu veranlasflcn. Trüß dies xu, so war seine
Besorgniss noch mehr als gerechtfertigt, (\vi\r\ auch so wie si
getruffen wurde, tbat die Entücheidiing dem Herzog niciit Genü
Wir kommen hiermit auf Dinge, welche der Brandenburger
seinem Bericht übergeht, und zwar zuniicbst die Erörterun
über die A'"oiTede zur C'onfeJi»i^)n, welche bereits neben den andi
über die Wahl der Exemplare iu'rgingon.
Nachdem niinilich, wie erwähnt, der Kurfürst von Sach:
den Antrag gestellt, die Variata in der Vorrede mit zu appro-
bireii, wurden von Ändern noch eine ganze Iteihe von Bekennt-
ni.ssschriften namhaft gemacht, die sammtlich in gleicher Weis©
erwähnt werden sollten, und zwar wünschte ein Jeder die bevor-
zugte Bekenntnisssrhrift seiner Kirche mit unter den Schutz der
allgemeinen Anerkunnung zu stellen."'* In dem Gewirr von Vor-
scbliigon fand aber keiner einhelligo Zustimmung, ausgenonimen
vielleicJil die Erwähnung der Apologie, denn man bfSL-hloss end-
lich, neben der Variata nur diese noch nanientllcb anzuziehen,
die späteren Wiederholungen der Coufession, sowie in summa alle
„christlichen Bücher" der Partei nur mit allgemeinen Worten zu
erwähnen.^'* Von den abgelehnten Antrügen sind drtd besonders
bemerkenswcrth : sie bezogen sich auf die sobmalkaldisehen Artikel,
dem CuDvent Be^fiuimUs zu tfcliliessea, siad die drei Stt>Iieii, wie mir »cheint,
Dicht ausCüiirlicli und klar griiug.
7S) Saug lU p. 07H ff. Klu:;khohn Briefe I p. 159 ff. Graf Ludwig v«
Eberstcia und Matzko IJonjk« neuiuMi voo Rwkenutiiisseii , die zur KrwnhuaDg
in der Praefation vorgeschlagen wiirJoa neben der Apologie und der Variata
von 1540 nuch dio twi commuiies Mplancbtlnins , di« silimaltaldischen .\rtikrl
die TH'ürttoiutorgische Coufession, welche dem Concil zu Tiiont iiUTreii
worden, die stichsiscbe He|N?tition dor Augiistnoa vom Jalir 1&52, welche ge\
da» CuncU ergnugeu, lUm Iraukruiliücheu Abs<:liJed, <:'n(ll{u]i die Wittenbe;
Conconiio vom Jahr 15l{(i (an H. U«miio den Acltcn^u, dtm 30. Jan.
Bep. 13. t. b.).
79) Or&f Ludwig von Kl^'-n^tüin und Matzko iJorcke an lIiTzog Barnim'
düu AüUcron mn HO. Januar, Uc'rUu Kep. IB. 1. b.
m
Siolwntor Äbsclmitt.
225
den Franlifiirter R^cess und die Wittouberger Concordie vom Jahr
1536. Der erstgcnannto giu;^ von Jterzngf Johann Friedrich aus.
Wio erinnerlich, huttf derselbe urspriinglicli ^^ewiinseht, da«? man
zur Unterselirift auf dem Convent sein handschriftliches, das an-
geblich Spalaünscho Exemplar der Confession wühle. Es gehörte
jetzt bereits zu den äusserlichen Zeichen der IntheriBchen Ortho-
doxie» zu betonen, dass die BpUteren Ausgaben der A. C. vtTiindert
soien und, selbst wo materielle Verschiedenheiten nicht vorlagen,
sich miVgliehst an di'ii ältesten Text derselben zu halten. Als man
nun nach der Coliatiou das erste Mal über die Wahl des Exom-
plars Umfrage hielt, verlangte Johann Friedrich in der Voraus-
sieht, dass mau seinem Wunsch nicht Folge leisten werde, man
solle mit der Druckausgabe der Ä. C. zugleich die Apologie und
die schraalkaldischen Artikel unterschi-eiben. In dieser Form über-
schritt der Antrag völlig das Prop-amm des Convents: er fand
keinen Beifall; wohl aber uiihm ein« Keibe von Ständen ihn in
der andern Form auf, dass man beide Sciuiften in der Von'ede
ierwähnen solle. Nun waren unter den hei-vorragenden evangeli-
schen Bcfkenntnifisohriften die eobmalkaldischen Artikel die einzige,
welche den vichimstrittenen Ai'tikel vimi Abendmahl völlig aus-
schUetisend im lutherischen Sinn formulirtifn, und ilu-o Autorität
war daher eine beliebte Waffe der Orthodoxen im Kampf gegen
allgemeinnre Formulirungeu geworden; aus ihnen strebten sie den
Satz „das Brod ist der wahre Leib Christi" und das Dogma vom
Oenuss der Unwürdigen in den allgemeinen täglichen Gebrauch
überenrühren ; allen Lehrweisen, hinter denen sich die Anschauung
von eint-r leiblichen Abwpsenlieit ChrLsti, einer unküi-perüchcn
MittlKHlung der sacramf'nt]i<hen Gabe, einer Beschrankung des
Empfanges auf die Gläubigen oder die Erwählten verbergen konnte,
wollten sie diese kritisclien Sätze als Interpretation an die Seite oder
als Correctiv gegenüberstellen. Dio Absieht war, späterhin dio
schmalkaldi^hen Artikel zur einzigen KiL'htschnur fUr die Deutung
der Confe«sion und vornelimlich der Erneuerung, mit welcher man
soeben umging, zu erlubcn und damit allen Auffassungen, welche
der schweizcri.'*chen Lchiv zuneig^teu, den Ansciiluss au das Eini-
guDgswerk unmöglich zu machen. Sehr wohl wurde diese Absicht
von I.flndgi-af Philipp vorstanden; dies bezeugt seui weiterer An-
trag: die Wittenberger Eiiügungsfarmi-l vom Jahr 1536 zwischen
den lutherischen und oberhimUsi-hou Kirchen gleiclifalls in der Vor>-
15
226
rede zu nennen.^* Ob mau im Kreis der andern Recfessfiirsten
ebenso klar sah, als man auch den fronkfuilisclicn Abächiod unf
lue Liste brachte? Kuifüröt Friedrith, von dem dieser Vürsohiug
ausging**', dachte dabei jcdenfalU daran, dass er um der reforrairtea
ßcstandtheilo seiner Laudeskiivhe willen dem Naumburger Eini-
gungswerk einen ntiutrabm Charactcr wahren müsse; bei den Uebn-
gen vr&r viellüicht nur der allgemeint' Gedanke massgebend, dass
man sich der Gelegenheit bedienen müsse, jenes vielangefocliteiie
Bekenntniss vor künftigen Anfeindungen zu schützen; denn sie
waren wohl durchweg gut lutherisch, und mochten sie auch die
Unduldsamkeit Juhann Friedrichs nicht theileu, so Tcrrfilh doch
kein äu.sserlichos Anzeichen, da^s man in jenen Tagen bei dem
Letzteren bereits etwas von bösem AVillen oder versteckter Pole-
mik gegen die Absichten des Convents vorausgesetzt, dass man
für den Ablauf des Einigungswerkes Besorgniss geschöpft hätte.
Hierfür ist charactoristisoh, dass man über alle sturenden Zwisohon-
fiUle, alle Anzeichen von tiefer liegen den Gegensätzen anscbeineDd
sorglos hinwegsall. So wunlo die Einmischung der Jcnenscr
Theologe» in die Geschäfte des Conveubs*" mit blosser Gering-
schätzung abgetliaii. Die heimgelasseuen Flaciaiier Johann Fried-
richs schwebten, bei dem gespannten VerhÜltniss, das neuer-
dings zwischen ihrem Herrn und ihnen obwaltete, erkJiirUoher
Weise in der Besorgniss, der Herzog möge zu Naumburg gänz-
lich von den Gegnern ihrer Thenlogie gewünnon werden; auch
ohnedies konnten die Männer, welche sich zu Herolden und
Wächtern des reinen Glaubens vor Allen berufen meinten, den
Convent ihrer Gegner nicht thatlus vorübergehen lassen. Sie
sandten nach Naumburg Einen aus ihrer Mitte, den Jenenscr
Professor Matthäus Judex, um mit Gleichgesinnten Verbindung
anzuknüpfen und für ihre Sache zu Jigitiren. TJerselbe durfte aber
80) Obwohl nicht aosdrilcklich bezeugt wird, diss der Antrag
riiilipp ausging, düKuu wir es als t>icht>r aDDohmcn, da die Fomiol
uirgeuds iiiebr im Ot-brautli war auss'T in llfsstr, wo sio offitiellcfi
dur Landttakircbo war t^IIasgeDkamp 11 51B ff.) und L. Philipp auf sie stots bc-
BOnderen Werth legte ibid.; oben p. 75 Anni. 1^8. p. 'J34. -
81J Kluckhohn Briijfo I p. 101; vgl. Salig 111 p. G80.
82) Salig m p. fJ73 ff.; Progor 11 p. Ö5 soqa.; Cftlinich p. 141 — 144,
147 — 159. Zu boaiihteu ist auch hier die Opposition der Flaciauer gegen
Vai'inta.
SiclicntiT Alisclmitt. 227 .
schon um Johann Friedrichs willen nqr im Geheimen handeln
und gewann wohl einzig aiif den Herzog Ulrich von Meckk^nbiii^
durch dessen theologischou Begleiter, den Hostocker IVüfcssor
David Cbytraens, einigen Einfluss. Die FUcianer schickten auch
auf den Convent ihre vorjährige Bittschrift an die evangelischen
ride um eine lutherische %node. sammt einem Begleitschreiben
die zu Naumburg versammelten Fürsten; woitläuftig führten
I sie in demselben aus, dass die Existenz rerdammlicber Irrlehren
unter den Evangelischen unleugbar, und ein Friedcnsschluss an-
gesichts derselben faul sein würde; aus Zeichen imd Wundom
prophezeiten sie, dass Oottes Zorn, wenn man diesmal versiiume,
die Kirclie zu säubern, zur Strafe den Moskowiter und die Türken-
plage über tlio Christenheit hoivinfüliren werde. Diese ZuRchrift
seheint einzig Herzog Ulrich von Mecklenburg, unter dem Kin-
fluss des Chytraeus und durch ihn der Jenonser, einer ernstlichen
Erwägung gewürdigt zu haben; die Meist*>n nahmen sie, wie wir
hören, mit Spott auf nnd schickten sie den Absondeni mit Ein-
willigung Herzog Johann Friedrich« unerüfinet zurück. Höchst fatal
war sie gerade dem Hei-zoge selbst, weil ert ihm darauf ankam,
in dieser Versammlung als unabhftngig von ilacius und seinen Ge-
nossen aufzutreten: er eiv.ümtc sich und stiess einen gröblichen
Fluch über seine „heillosen Pfaffen" aus. „Es geschieht euch
EecJit", antwortete ihm der Landgraf; ,hnt doch früher Kiemand
etwa« reclit vorstellen oder gut meinen können, aus-sor ihnen;
schickt sie aufs Concil in die Schule: da werden sie erst lernen,
was sie sind und was sie können,** "' Er mag wohl daran gedacht
haben, wie dereinst Calvin und Butzer mit den Lutherischen geraein-
sam den Katholiken gegenüber gcstandi'u, bevor man von der flncia-
nischen Orthodoxie etwas gewusst Herzog Johann Friedrich seiner-
seits vereäumte nicht, seinem Schwiegervater zu versichern, er
■ werde die ziinkistihcn Theolügeu schon in Schranken weisen.*** lu
iwHkirathung auf den Zwischenfall einzugehen, liielt man, scheint
I es, für überflüssig. Unbeachtet Hess man es auch, dass Heraog
Ulrich von Mecklenburg noch während der dargestellten Berathun-
gen erklärte, er könne die Confession nicht mit Solchen zugleich
I ontcrsohreiben^ welche sie anders verstanden als er, und die For-
83) BeU. XXXn A. Gdbke p. I5Ö.
84) Vortrag des Dr. Monleisen vom 3. Fobniar in der pommonchoo
AulJEeiuhimug (s. Auiii, 1>3).
15*
Mbaiiter Abschnitt
doriin^ aufeteUte, es ßollß ein jeder Fürst sieb über dio scbwo-
bendcn Controversen erklären:-" ebenso, floas die Vertreter der
braudeubiirgi sehen Herzoge Hans und Geo:^ Friedrich sich laut
ihrer Instruction vernehmen liesscn: ihre Herrn unterschrieben
die Confessiuii nur luitcr der Voraussetzung, da^s bIIo theilneli-
nienden Fürsten, gleichwie sie selbst, alle Lehren, welche der
Coofession widerspi-ächen, möchten sie nun zwingfUsch, calviniscb
oder wie sonst immer heissen, günzlich verdammten. Nach ihrom
eignen Bericht erhielten sie nicht einmal eine Antwort auf
Ausführungen.*'*'
85) Nach einem Schreiben dos Judox , Salig III p. 679. Der Schritt ist
vermutlilich auf den Jtnih dos vm <lou .Tcnensem hpciulltissten Chytrneus su-
r&cliEufüljren; a. dessen Gut.icbt»u über dio Subäuriiition, t>alig HI 660 E;
rianck VI, 230.
6C) Pr. Albinus an Markgraf ilaai«, Dicni^tag ii. l'auU Uekclirung (di
26. JuL.-, vgl. Aum. 70, 71): sio haben mit ^utcn deutscheu Wortes gan>det,
wio in der Inatruetion befohlen; ,rs hats mich iiiomnD'i widerf(K:hten norh
sicli angegolimmoD, dun ich vonucrk soviel, das auch ITolz und Wirtti'U-
bcrg (!) ni'.'bt aller dteog caluinixdi sein wollen, -toDdorD in seinen lelmm eines
grossen undersuliied maebon.'^ — Das Dntuui ist ersichtUch aus Cbytraeus brj
Salig III p. 678; die Angabe über die Kt^de der markgriiTUoben Oosaadtca
daMlbst kann nicht wobl gcuiiu gein, denn mit der Forderung der C<>ud<Mn-
natioLeu hutten dio Gesandten ihre Instruction übcrschtitton. Das geujtuii-
samo Instructionsscb reiben der Maikginftu Hans und Georg Friedrich an VoK
von Kütcritz, Dr. jur. Adrian Albinus und Iterthold von Mandelslohe, Pete
den 15. Jan. (Original Berlin Kcp. 14. 7) boanitragt dio Gesandten cu orUfiRa:
ihre Herren hatten die A. C, A|HiIogie und Sühniatkaldi^i-beu Artikel den pro-
phetischen und apo»tuliscben Sthriften gemiisa berunden luid bUher ÖffcoUich
bekiiiiut, w^ivn darum geucigt, sie immer wic^der zu bekennen and hÄttea
uuisowcniger TliHlcnken, sio jetzt wiederum neben den juidem Fürsten jtu wUir-
schreiben und zu bcsicgehL „'W'ii- verstunden aber Irer allerseitz lAen gemoth
dohin gorichtot, weil sie dio Augspurgische ConfosHion vou ncuom xu vdln*
ziehen ... «Dtschloöeeii, das auch, allerseitz Ir l^eu allon corniptiilBO nd
seot«n, die der Angapurgischen ConftiSKion zueutwidLM- worcu, so in aofiichttiag
der Augspur glichen <'onres.<fion dazumals genesen, oder sich ioduss en.>igtict
hctten, sowoU itzo kogenwertiglich, als daziunaJls geschehen, sie wercn zwiDi"-
lisch, caluinisj'h oder wit» dii-selben mouhtea benant wei-deu, genzUchcn vjt-
dnmmeten und wiedoraprecbeu; mit «otehem verstnuiie wir uns dan Doohnudt
zu soluher Aiigspui'giBehcü Confessiou. Ajuilugia und Scbmalkoldischea artikcb
Ton noutni bekant, und dicsolbige durgostalt ÄDgeuhomt.-n und voraouert haben.
Und ob dokogen von otlichcn gonpraUa irfiutra mochten vorgobracht werdra,
als das der Caluinus noch nicht ul«r\vuüden, darauf mit kurzen vou unsetot-
wi:gcu zureplicireu, were des Caluini oder aatlcii-i- kihere der AugspuigiwhcQ
1
1^
BieboQter Äbfiohnttt.
229
Gleichwie man slle diesen Störungen nur vornchnio Miss-
aicbtUDfr oder doch die Miene derselben ontf^egon setzte, so war aucll
iiie Vorrede, welche die Kurfürsten lYalz und Saclisen im Auftrag;
der Versammlung entworfen Hessen, anscheinend oder wirklich,
Ton völliger Siegeszuversicht dictirt. Es galt in derselben, gleich-
■vfie man durch die Anerkennung aller Ausgaben der Oonfession
den Vonvurf widerlegen wollte, als seien die Pmtestanten mit
der Zeit za andern Bekenntnissen übergegangen, so nach Möglich-
keit auch den Schlüssen zu begegnen, welche die AUglüubigen
aus den langyftJirigen StrcitigkiHten unter den Protestanten ziehen
konnten und in der That längst gezogen hatten. Xuii hatte man
zur Viiraussetzung des ganzen Werkes gemacht, dass alte ver-
handelnden Fürsten sich iuL Glauben iu allen notbwendigeu Dingen
als einig betrachteten, auch der Zuversicht lebten, dasa Keiner
von ihnen in seiner Landeskirche wirklich unevangelische, unduld-
bare Lehren hal)o, dass nur die rttchthahorischen Doctrinäre im
eignen Lager und die (iegtier des ganzen Protestantismus din
bt-stehenden, sei ea formellen, sei es stofflichen Variationen der
Lehre (deren Vorhandensein gänzlich zu bestreiten wohl Kieraan-
dem einfallen kumite) zu AvesentUcheu Gegensätzen aufbauschten.
Dieser Vuraussetxung hatte man duich die bekauntt.' Clause! im
Einladungsschreiben einen wenigstens verständlichen Ausdruck
gegeben; ihr hatte sich auch der Herzog von Sachsen dereinst
zu Hilsbach und neuerdings durch die nuchträglicho Itatiticntion
des Ausschreibens zum zweiten Mal wenigstens äusserlich anbe-
quemt. Bisher hatte Uu- auch noch Niemand eigcntliih wider-
sprochen; man hatte nur in mehr oder minder deutlichen Anträgen
versucht ihr den Sinn unter/uschieben, als sei die prätendirte
Einigkeit im Glauben keine andere als die exciusiv-luthcrische
im flacianis<;h-nied(rrdeut8ch4'n Vorstand. An ilon Votjs d**r Mehr-
heit waren diese Versuche gosdieitert, soweit wir unterrichtet sind,
ohne dass man ihre Tendenz zu untersucht oder derselben eine
ausdrückliche Erklärung entgegengesetzt hatte, einfach indem die
Äntiiige abgelehnt wurden, welche darauf abzielten, um das Eini-
^ufigswerk eine für alle „Sectti*cr", vornehmlich die „Sacranien-
ooafeemon zawiedor, so hiclti^n vir dio nicht uzibillioh als vonrcrflich. und
h«ttOD allein diss zu erclomng uuscrs gowiescns nicht umb^ehcn mugcn, da^
wir die Aag^pargiäclio Conf>'Ssion aadcrer gcstalt imU mit andenu vorstando
nicht vomooren mochtca, dum nie gemelt.**
230
tirer" unübersteigliche Mauer zu ziehen. Solchor^restalt mussten die
OrtliodöXPD ilire FordoruDj^rn an die wahre Ktohoit im Glauben,
wenigstens indircct, fiir zurückgewiesen erachten, und als mau
nun gleichwohl dazu schritt, dem Satz von der Glaubenseiiih-
der deutsch-protestantischen Kirchen einen feierlichen öffentlichen
Ausdruck zu geben, kannte ea nicht anders gehen, als dass d^^
verdeckte Xwiespalt in offenes Sclüsma ausbrach. ^|
Die Vorrede erhielt, noch dem Muster derjenigen, mit wel-
cher die Confession das erste Mal, im Jahr 1530, überreicht woi
den war, und entsprechend dem di;inunstrutiven Zweck des Unt
nehmens, die Form einer Adresse an den Kaiser. Wie man in
den vorgängigen Berathungen beschlosaen liatto, ward darin er-
kUrtf dass die Fürsten zur Unterschrift den ureprünglichen Tej^_
der ConfcssioD, vdc er nach dem Augsbmger Reichstag veröffei^l
licht worden, gewählt hätten, um desto ausdrücklicher zu bekun-
den, dass sie nicht gesonnen seien, eine andere als die damals
bekannte I^ehre einzuführen. Es wui-den darauf die Apologie
und die Vaiiata (diese als eine ausführlichere Darstellung derselben
Lehre) ausdrücklich anerkannt und mit allgemeinen Worten auch
die späteren Wiederholungen der Ci>nte5sion so^vio alle andern
„christlichen Schi'iften" der Partei angezogen; endlich legte man
gegen die katholische Interpretation gewisser Artikel der ConfessrciH
feierlich Verwahrung ein. In der Einleitung zu diesen Ausfüli^^
rungon aber, die den Zweck des ganzen Unternehmens erläuttfni
aoUte, ward gesagt: mit der Erneuerung der Confession vroUo !
mau den Vorwurf widerlegen, als seien die Evangelischen nicht
mehr einig bei ihier christlichen Lehre, sondern in viele Rich-
tungen zerspalten, zum Theil auch von der A. C. abtrünnig go-,
worden; dieser Vorwurf ward als böswillige Verleumdung bezcicI^H
iiet imd dagegen mit Entschiedenheit erklärt; die Evangolisehe^^
seien von ihrem Glauben nie gewankt noch gewichen, noch hatten^
sie Verfälschungen desselben unter sich einreissen lassen.*'
1
87) Dio ureprängliohc Form ilrr Vorrede wt nidit bekannt; die
gültige {Gelbko p. 232 ff.) ist in der Einicitung gegen die orstorc aus Ooutiivoiis
gegen Johoon FrieJrii.-li aligeändurt worden, wie sieh aus dos ITcnEoga Bomac-
kuug über die spätere Fassuii;; ergieU: »obwol befiuiden, datf iiu eingang der
prnvfation etliche rhumrettlgn wort iu der vorendeiieu iiottf^l aiisgelassim . . >
(Gelbko p. 1Ü4). Auf den Wortlaut dcR ersten Entwurrs Ulsst sich aus der
Protostsuhrid des Herzogs gegen dieselbo schliosseci: ,zuui ersten, so wii\l ia
Sebenter Abschnitt
231
knüpften die Orthodoxen an. Wären au« dem Schooss der deut-
s<?lu'n Roformntioii nie andro Sondcrichron lu^iTorgogftugen aU die
wiedertiiuferiscln'ii, Sehwonkfeldschen, iiborhuupt solche, dio von
den föreüichen Ijandeski rohen stets und einhellig verworfen wur-
den, so hätten für dicsniftl vielleicht selbst die Oithodoxcn die
Erklärung unbeaiistflndct passircn lassen; donn dass diese in das
Zengnlss un verwerflicher Tjohre, welches man dem deutschen Kir-
chen ausstellen wollte, mit hätten eingeschlossen sein sollen,
konnte Niemandem in den Sinn kommen, imd es war darum über-
flüssig, gegen solche Meinung Venvahrung einzulegen-, wohl aber
tmischloss jenes Zengniss die „ Adiaphoristen " , „Mnjoristen '*,
„Sraergisten" und „Sacramentirer** (sofern man dit« Wort auf die
Bolienner der calvinischen und melnnchthunischen Abeudmablslehro
in Deutschland bezng); anerkennen ihirfte ps mit g[Uem Gewissen,
wer in diesen vielbeschrienen Ketzereien theils nur formolle, theils
unwesentliche oder doch nicht unerangelische Abweichungen er-
blickte; unertriiglich aber musste jenp Yersiehenmg Dpnen sein,
welche im flÄdiaphorismus", „Majerismus" und „Synergismus''
ein bemänteltes Papsttluim, in der pi^ncramentirerei" eine reÜgion-
zeretörende Schwannorei oder Lil>t)rtinage sahen, und vor Allen
dorn Herzog von Sachsen, der seit Jahren Alles daran gesetzt
hatte, die öffentliche Äechtung dieser Lehren durchzusetzen. Dass
nun die Veranstalter des Convents gleichwohl dem Herzog von
Sachsen, dem Mecklenburger uad Andorn jene Sätze zur Unter-
schrift Tortegten, erklart sich dies aus allzu grosser Harmlosig-
keit? Hatten sie bei den Sonderanträgen Joliaim Friedrichs und
Herzog Ulrichs, bei den Erkliinuigen der niarkgräf liehen Ver-
treter die Absicht noch nicht herausgefühlt, vielleicht nicht ernst
genomiuen? Oder wähnten sie sich im IBesitz der Mehrheit, die
auf ihrer Seite stand, so stark, dass sie glaubten durch Majori-
tätsbeschlüsso den Orthodoxen den Mund stopfen zu könnea?
dor gestclteo prtcrntion alzuhoch goruomt, das der Augsimri^scbcn Coofession
v^rwtüto stc-nde im wcniiS'ti'U nicht gewiochen soyn, noch jederzeit gewankt
}uLbfia oder von der reineD lalir abgeschrietten , noch aucli unter Ihnen corru^i-
telea entstanden sein sollen . . ." (G«Ibke ii. 102). Mit IJfxiif,' auf dio Vcr-
ganfooheit der der deutschnn Kirchen wird dieso Behauptung in der sijjiteren
FossQitg nicht mehr diroct ausges]) rochen. — Verfasaor der Vurred« waren dor
pOLsisoho Riith Dr. £hem und der korsSchsigcho Dr. Cracow; Chytmeus, Sach-
sen>Chn>nik 11 p. 144.
232
Siobontor Aliachnitt.
Wio auch der Schritt gemoiut spin mochte, sie befanden sich int
Irrthum.
Als am dreisaigsten Januar'*^ der Entwurf dem Plenum unler-
brdti.'t wnrde, empfing ihn kfineswegs emo i-asohe und aU^meino
Zustimmung, sondern eine Menge von Einwendungen wurden
laut. Noch einmal wurde enirtort, ob und welche Bekenntniss-
schriflen neben der Apohigic imd Variata in dtT Von-ede zu nennen
Strien; altenniils wurde jjclordort, dass man die schmal kaldi sehen
Artikel besonders anziehe; die Mehrheit verharrte endlich bei den
p;fassten Besclilüssen. Aber ti*otz des Einladungsschreibens und
der IVoposition verlangten Viele nun auch, dass man der Lehr-
verftilschun^'n in der Vorrede mit NainiMi gedenke. Im Namen
der jungen Herzoge von Pammem wurde votirt, man müsse sie
wenigstens namentlich anfühi-en, wenn auch ohne eine Terdani-
mung auszusprechen; im Namen Herzog Barnims: man solle sich
eines chiistlichen Bodenkcns über die Secten und CoiTupieU-n
vergleichen und dtisselbe der Confession anhängen, damit die in
der Torrede boeh gerülimtf; Einigkeit nii'ht blosser Schein bleibe."'
88) Für dieticii Ta» Satig HI p. &a. Kluckluitio I p. 102. Fragmoat
eines ProtakolU der lloraÜiuiig IIs. Berliu l<ß\). 14. 7. nnssoll)e ist andatiTt.
musa aber zu diesom Tag gchi:»r©n 1) weil in der Bcratliung schon von dar
fortig gestollton Vorrede gesprochen ynrd, 2) weil die GesÄndtoo H. Biunintt,
Orar Ludwig von Eberetoin und Mat^ke Borcke, von ihrem ia dem PratnktfU
imthaltenen Votum schon in tiiuem IJriof vom ;30. Jan. berichtcm. Vgl. ujiclisö'
Aom. I.eider ist das Protokoll zur lliUfto unleserlich; die chaiacteriatisi. Lsten
Vota, soweit die&olbcn oinigennnssen im Zusammenbang zu ontzifforn waren,
8. BeiUgo XXXII. B.
80) lUTZOg Barnim ilor Aoltera liatte mührcre Tliwilogen und Käthe
coosultirt, tutd war mit dt^nsollion der Meinung, das» es nicht gonäge, di«
Confession zu unterst-hreiben, sondern auch verhütet werdeu müsfl«, d;i '''-
lelirer sich uuf dicbolbü bt-riofcii; zu dio^cm Zweck vorlaiigtL>D diu Tii
dio namentlicho Verdammung einer ganzen Itoilio von Lehren, u. A. dos Survoi,
StancMirus, Oslander, Schwenk Md, Cnrlstjwlt, Zwingli, Owolnmpadius uoil
Cnlvin. Dio Riütlie und der Herzog besohrftnkten sich darauf, nähere ErkU-
nuig übrr die ^ner I^hri>unl;1e zu fordern, über wolch» sich seinor Zest im
fluni riirtiscke R^cess n&ber auKgesiirochon hatte, wßil doi-selbe iu Pommen
uicht aogcuommtm war, und weil dies zugleich die moist umstrittenen Lelu-
imuktP waren. Ls war urs]*rünglich sciuo Absicht, üiuo Instruction di«wa
lubaltä mit dou jungen Ucraogen von rummom, den Söhnen dos löOO va^
storbcnen Herzogs Philipp zu vaix'inbaran; i^ wurde ihm ontgognct, dicmibcfl
küuntvn so weitgchcndi; Ht^i^chlü-^so ohno Zuslimniuiig des ilirer Hiudcijtthfil*
keit halber ihnen zugeordneten Ausschusses der Landschaft uicht Ths^ wÜ-
iwönnin
233
Herzog Johann Friedrich von Sachsen aber verlangte, (lasa man
die Secten in der Vorrede Bpet-ificire und verdamme: Heraog
Tpod äe die blosse Subskription dor Ä. C, wöü sie dem Tostamont ihnw
Vati>r& eutä)iräoho, wohl Kolbsrstjiudig vollziehen därftcn; sie gedächten ihre
Gt>sandtoii nur i\i dieser zu eniUichtigeu, im IJübrigoD ihnen zu Ijcfohlon,
sk-li in keinerlei weitere Erorteroiig eiüzulassoo. Ifenmnch instniirte H. Bamim
der Acltcrc seino Gesandton hesoaders. Im Eingang des vorliegenden Ent-
wurfs wird erklärt „zu bestjiudiger erfaaltong der warhoit und eiuigkcii ganz
oiitig »ein das nicht alleino gonoeh, die Artikel, der man einig oder vergleicbon,
mit eigeotli^eu üdlen wort«n 2U IjekenoijD .... souderu das .... mich di«
luititliettis oder adversativa« der gcwesöueu oder noch wereudeu irthumm^n
klcrlich geeatzt nnd verworfen wurdon, und oh wol in sulehon üachim die
lh«re vomomlich und nicht di<^ peiiion 7.11 vordAmmen Ist, damit soviel mugliirb
einigbeit erhniton und fiido gesucht werde, swllcn auch uosoro gcsantcn darzu
thaen ratheu und hellen, wlneh dauehen gudt aeht hnhen. das ohu ahbruch der
(.'odtlicbep warheit und der ivinen Ihero ohn schaden der luule gclimjjf gesueht
und bedacht werde." Im Verlauf werden vier Puutto herrorgohobeD, über
w<jlt'ho eine Erklilnuig besouder» ni>thig sei; e» sind dies dieftolbeo, welche
der fnukfurtiM'lia Roceas vom Jalir 18.58 behandelt, den äeiDGi7.eit die pom-
merwthen Theologen nicht hatten annehmen wollen (Oramer. iiomnieriRche Kir-
chen-Chronik, fiiich in €ai>. 30)- Es worden Erklärungen übtir dieselben vor-
geiichlageo, weicht.« zwar keineswegs den Fla<.-ianem und den niedordeutschen
Zeloten genug tliun konnten {so wird die PiitputaUon de ubiquitate cei'puriu Christi
fiir iDÜsaig erklärt utid liotreflK der Adiaphora — in Uoboroinstimtaiuig mit dem
obengedBcbtcD Gutachten d-'rTluelMgen — ausgesprouh'JD. dass in diesem Punkte
Niemand zum Ketzer wenlen könne), in der Lelire vom Abendmahl aber für die
Vertreter der mehmehlhonisehen uiid refunnirten Kichtang vÖlHg unannehmbar
wuren. Mit Namen veru'orfen wird ditbei nur der Qsiaudrigmua. Sollte man übri-
geuh wider Erwarten zur Sulsciiption sdireitou olme dieser Funkte zu gedonkeo,
so muAK der Herzog, was Andre meinen vor Gott vorantwortoo zu können,
ge8f;heheii lasRoo, und die Cfesandlen sollen mchfsdoKto weniger die ITutorsehrift
in Gotte» Kamen vollziehen. Zum SeUluss worden die VoroiDbarniigt'a dos
(^ankf. Eecesses über die Kirchenaufsicht, Censur thoologiseher Prucksuhriften otc.
gutgidimssen und empfohlen, dieselben der A. C. anznbtingcn. — Dass die Aof-
til^ dos Herzogs aus dem Concopt auch in die eudgülÜge iustruction über-
giogcn, beweist ihre AuHführnng durih die flesandton; vgl. uuten. — üutach-
teo, au^^cUt von Magister PiiuIuk von Roda, HuperintendonteD; Christophomi^
Shunm^iuA und Johaunes Kogclor, der h. Sebrifl DD. (Copie 8. d.). Herzog
Bamim d. Aelt. an die jiin)£en lierm, Älb^n-Stetlin den 2. und 12. Januar.
Die juugco Herrn an II. Hamim d. Aelt. ^Volgast den .'>. und Stolp den 7. Januar.
— Concept der Instruction Herzog Barnims s. d. äämmtlieh Berlin Kep. 13.
1, b. — E» tat zu bemerken, dasa die Herzoge von Pommern dundi Johann
Friedrich von Sachsen eingeladon waren. (Xeudeckcr 1 p. 23S; Kiuladungs-
Krhreibon in demselben Fn.sriket) — Graf Ludwig von Eberstetu und Sdatzke
Boroke b«ricfateo nn H. Uamira am 30. Januar {Berlin Rep. 13. 1. b.): sio
lutben aiuh boroits im K;tiU veruehraon lassen, dasa ihr Herr cdno wahro Frucht
Sipboatgr Abscbm'tt.
234
Ulrirh von Mecb]f»nb«rg pflichtete ihm bei nnd fülirte aus,
maji vornehm! ioh dio iSacramt-Mitirer verwerfen müsse, weil sie
sich, zur Verwirrung der annen Gewissen, der Augsbui^scUea
Confession als Det^kmantel ihrer Ketzerei bedienton; als Beispiel
— schon wirft hier der Aufschwung der niederdeutschen Ortho
doxie, dosaen Erfolge die Resultate des Naumbur-jer Tags zer-
stören sollten, seinen Schatten in die Verhandlungen — citirte
er ileii UrenitMiser Hardenberg; er wie-s daranf hin, dass über
diesen sammt anderen Saemnientirern binnen wenigen Tagen auf
der Kreis versaram hing zu Braunschweig das Verdamm ungsurtb eil
fallen werde: die Theilnehnior dieses Beschlusses würden die
Natimburger Acten nicht unterschreiben, falls nicht auch in diesen
die öacranientircrei vei*worfen werde.
Es wäre interessant, die Vota dieses Tages Tollstüudig zu
kennen: leider haben wir nur wenige, und diese vt'rstüramelt
Doch lässt Bich ersehen, dass unter Andern Kurfürst Friedrich
lang und eifrig gegen die Forderung Jübaan Friedrichs und des
Herzogs von Mecklenburg sprach. Der Laudgi-af von Hessen
erinnerte an die Toleranz der Apostel und an die wittenbergische
Concordic, in der sich einst Lutheraner und <>berländer über die
Abendniahlslehre verstiindigt. Beide appelliilea an die Mensch-
lifhkL'it der Yersanmilung; sollte man den katholisehen Herr^hem
fremder Nationen durch leiditfertige Verdauuuungeu Vorwanil
und Grund zur Verfolgung ihrer evangelischen Unterüianen lie-
fißm? Solche Reden können nicht ohne Eiufluss auf die Mit-
glieder der Versammlung geblieben sein, denn am Ende nahmen
AU© die VoiTcdc an wie sie war; nur die Herzoge von Siicbsen
und Mecklenburg erbaten Bedenkzeit und Hessen sich das Con-
cept der Vorn>do zu weiterer Prüfung mitgeben. Am nächsten
Tag"** Erneuerung des Protestes, begleitet von einer ganzen ßeih«
i
I
TOD dorn 'Werlce Dur absoboD Iföouc, wenn ibro kur- uad fürstUchon Guadeii
siuU in etlichen stritti^n Punkttm gottselig zum Kurzestcu uoU Kiufiilti^stM
erUärti^D, luid dien BektinritniäB dtir A. C iin(^i-li:injL;t wiirtlo. Der Enrfnist
und Herzog von Sachsr-n, der Karfürsl zu Bniucienburg, Pfalzgraf WolljflWI
und Württemberg sind darin mit dem Honsog einig; wie es sie nbor anaebt
wird es schwerlich gosK'ht'hi.'ii , sondern im gegenwärtigen ZC'itpankt für un-
möglich erachtet, und vielleicht auf eine ZusammeuMcliiclniog der Theologen
voniclLoboa nordon.
80) Saligin p. (J85. Sebasliau «lascr boi Gelbke p. 94. Beil. XXXI1,C
(In einer liste xu Kautnburg vorloseaer Schriftätücke, BerÜD ßop. 14^ 7. «iid i
Llnchnftt 235
Erinnoniögen wider deu Entwurf rler Vorrede; vomeliralicli nber
zogen dio Herreu an, dass diiriii bebimptet werde, es seien keine
Corruplelen unter den Evang^elisclien, was doch klare und offen-
bare Unwahrheit sei; der Herzog von Sachsen spielte dabei auf
seinen Schwiegervater von der Pfalz und den Kurfürsten August
an. In dieser iSitzung vermutJdich war es, dass der Landgraf im
hellen Zorn über Johann Friedrichs Wortbruch ihm und der ge-
rammten Orthodoxie eine flanmiende Stxafrede hielt Noch einmal
rückte er ihm mit bitteren Woi-ton vor, wie unehrlich er mit dem
Einladungsschreiben veifahi-on. „Ihr habt euch dadurch ein I/ijch
offen behalten, damit wir's machen mdssten, wie ihr wollt; aber
das wird nicht geschehen; unser Zwölf werden wohl so fest sitzen
als ihr mit euren thörichten Pfaffen. Ihr wollt huhen, dass man
die Leute verdamme, die man nie gehört hat; das thuo der Teufel
an meiner Stelle! Habt Ihr ja so grossn Lust zum Condeniniren,
auch «Dr. Airiau» Vurzeii-hnias" erwühut; da8 |,uijgoroi'lioko vorzoichouas etc.^
welches in IJiülagc XXXII C. thcilwciso roprixlmirt wird, ist voo rief Kimzloi-
hand, io wolohor die Bpriobte dos Dr. Adrian Albinns geschrieboD sind; rtt^m-
tauih bot M vcniiuth]i<:!i dii-son xuin VorfasMM). T)aMt diu bior rofohrteii
Beden dos Ijuidgrafen nicht aul den vuthcrgDUäodou Tag fallt-n, scbU(^sse iuh
aus dem Scbrcibon der Abgcordnßtrn Barnims vom 30. Januar (vorigo Anm.
am £üd<'); diE>iHilbeu baiton noch nicht der Mühe werth zu erwibnen, dass
gegen die Vorrede Eiu-ipruob ertiobon worden sei. soodorn bL»riuht4'D, dtisri
dieselbe ^heute** einbflU^ un^numinen worden sei; nach so h(*fti(^n En3r-
teruDgea, als in Beil. XXXil *_' b^richlet werden, wäre dies wobi niohi mebr
möglicb gowasea. Dasä die Kedeu deg Landgrafen niuht in die |invat« Unter-
bandlBog der Fürston mit Johann Friedrich EoUea, crgiobt ein Scbrcibon
Cbristiiin KuasewV an die juncea Ilei-zo^a von l'otnmorn (Berlin Kep. 13. 1. b.)
vom 2. Febmar: ,dfr tandtgmff hat im intb selbst votiret, den Ilirirum mit
rilen bonÜchcn und spitzigen worton sngrifFuii . . . sich auch zimUcbe anmuhe
gemacht, das m. g. b. herzog berzog Jobans fhdcriuh das ausschreiben der
abrede genioMs nicht gesteUft . . .* eto. — Die Angnlie, dass der Herzog von
llüfiscn und Kursacbsen ,:m Fürstenrath'' heftig ongt^foohtcu worden (nacbsto
Anm.) ist wühl nicht dahiu zu deuten. diLss dii>s in besonderer Sitzung der
Fanten gesobehen würe; wir wiisHeu weuigsteiiä nicht, dass soloba nach der
CoUntioDining der Texte noch statt gefunden hütten; der Berichteratatt«r konnte
die Worte ,im Fiirstenrath* gleiehwoliJ brauchen, weil or nicht zu den TbeU-
nehmem geböilc; ein theilnebm^'iidor Gesaudto hütto schreiben müseen ,iin
Rath*. — Nach alledem könnten nur noch etwa die an zweiter Stolle citirten
Auslassungen l,ich wulte hoher todt Kein'^ etc.) au eineu uudern Ztiitpunbt:
die AuAeinandersotzung der Färston mit doo Bcputirtcn Johann Friedrichs,
welche am Mergon des zweiten Februar detwn Protest anbriogen sollton, zu
verlegen Bein (vgl. den Bericht Mordeisena vom 3. Febr. p. :*3&, 240; Anm. 95).
236
eecbnr
iranim fangt ihr nicht bei euprra IllyricuH an, der mit seinfl
Handschrift zii üborfilhren ist, dass or ein Arianer ist und diÄ
Gottheit in Christo verlen^ict: das väiv Condomnirons wer
tausondfaoh mehr als dasjenige, was dieser Pfaffe über die fipon
men Wittonborgor und Leipziger ei-dichtet hat Es kann so"
genau nioht abgeben; es hat einmal zu Zeitou cintir eine
andere Meinung als der Andre über den und jenen Arti-
kel; sie können darum doch in der Lehre sich vertragen.
Ich kann auch meinen Pfaffen nicht wehreu, dass beim
Sacramout und anderen Artikeln der Eine andre Gedan-
hen hat, als der Andre; ich gestatte ihnen aber darum
nicht, dass sie von Stund an mit ihren Menschengedan-
ken- und -Worton auf die Kanzel treten um Andre z^^
verlästern und zu verdammen, wie die Tlieologeu zu Jei^|
thnn, sondern sie müssen mir im Ijehranit übe rein stimmen de Form
und Redeweise brauchen." Und wieder: „ich wollte lieber tausend-
mal tödt sein, als mich mit der Sünde bela<lpn, eine solclio Zerrüt-
tung anzuriciiten, dadurch viel frommer Christen abzuscli recken und
Denen ilirw Beschwerung und Gefahr zu mehren, die um unserer
Religion willen Veifalgung leiden. Wer das zu Worms ange- ,
richtet hat, bedaif wohl, dass es ihm Gott vergebe; ist Kicbts |
als lauter Ehrgeiz gewesen, dass wir allein den Ruhm haben und
die sein wollen, die unsei-s Herrn Gottes Wort recJitsohaffen ve>
theidigcn. Und dazu niacht ihr oiuen Papst aus dem Dlyricus,
als üb er nicht irren könnte, auch wenn er die Gottheit in Cluiiito
verleugnet, und als ob das nicht so grosse Sünde wäre, wie wenn
Einer einen Chorrock anzieht! Ich hab'a wolil gedacht, es würde
so zugehen; ich kenne die Köpfe wohl; aber wir wissen auch, ^
yvas dahinter steckt!*^ ^M
Das war nicht das einzige Bittere, was der Herzog vül™
Sachsen zu hören bekam. Auch vum Kurfürsten August wirf
berichtet, dass er, im "Verein mit dem Landgrafen, seineu Vetter
„gar übel angeschnaubt und angefahren mit allerlei verdneesUchea
Drohungen'';-'' es kimn auch nicht gefehlt haben, dass die Meb^
zahl der Versammelten insgemein die Herzoge von Sachsen und
Mecklenburg mit energischen Vorstellungen zum NHchgi-beo
drängte, denn die Versammlung musste in der That über den
91) Calioich 1^5.
Siebenter Abschnitt.
237
unenvarteten Zwiespalt in die äussoi-ste Bestürzung umi Besorg-
nißs verfallen sein. Seit mehreren Ta^cn schon weilten die Nun-
tien Pia« des Vierten, Bischof Coraniendone von Zacynthus und
Biseliof Delfino von Faro, am Ort niid warteten auf Audienz, um
die Fürsten zur Beschickung dos angesagten Concils einzuladen;
die kaiserlichen Commissare^ welche ihnen zur Unterstützung bei-
geordnet waren, hatten bereits in der Versammlung Vortrag ge-
halten. Bei dem weiten Gewissen, mit dem in jenen Zeiten die
Diener der Fürsten das (jeheimni.ss in den ticschüften ihrer Herrn
behandelten, war gar niclit dai-auf zu rechnen, dass die Parteiung
im CüDgretof diesen unbe(]uemen Zeugen verboigeu bleiben künne,
und es war darum <lie günstigste Wendung, welclie man dorn
Handel nooli zu geben vemioehte, wenn es gelang, den Riss so-
bald als möglich wittdur zu stopfen. Am Ende der Sitzung war
man denn auch, wenn wir unsere Berichte recht verstehen, so
weit, dass der Herzog von Mecklenburg imr norfi verlangte, man
solle in die Vorrede an der Stelle, wo vom Abeudmahl die Hedo
war, eine rechtgläubige Erklärung über diesen Lehrpunkt ein-
schieben, tmd dass Johanti Friedrich zum zweiten Mal Bedenk-
zeit nahm.*^ Die Bemtliungen über L'ntcrischreibung der Con-
fesaion imd Vorrede macht^'u nun auf einige Tagt» der Verhand-
lung mit den Nuntien und Erörterungen über die Concilsfragc
Platz; inzwischen b^annen die Fürsten ohne Tiieilnahmo der
Gesandten mit Jobann Friedrich zu verhandeln. Gewann man
diesen, so war freilich die Kraft der Opposition gebrociien; aber
die Hoffnung wiir trügerisch. Die Herren schlössen aus Johann
Friedrichs persönlichen Anspielungen, dass der wesentliclie Grund
i8einf?s Widrrspruclis in seinem n.^ligiösen Zenvüifniss mit Kur-
fürst Friedrich liege und meinteu noch Alles in das riehtigu
Gdleis bringen zu künneu, wtmn sie hier ins Mittel trüten. Die
Rolle der Unterhändler übernahmen Wolfgang und Christoph, die
in ihren lutherischen (iewissen wohl selbst Über die Stellung Kur-
fürst Friedrichs beunruhigt waren und sich gern seiner Ortho-
doxie versichern wullten. Würe es nun dem Herzog nur um die
pereönliche Gluubensanschauung seines Schwiegervatere zu tliun
92) Vgl. doo Anrang de« Citat« bei nachi*ter Anm. Da liie Kürtivriiiigoa
des Horxof^ von Mecklenburg vorher viel weiter gingua, kiinn man die Krinne-
nug Dr. Uordeiaens nur auf dun Bcblu»s der Sitxuag vom 31. boziehcn. —
tsalig a. a. U.
^
238
Biebcintcr Abschnitt
ms-
gewesen, so hütto pr iiach^ben müssen, doiin der Ablauf erg
übHrzeugend, daSvS Kurfürst Friedlich noch ijjimer den Calvinis-"
mus iii seiner I.Andoskirtho nur duldete, weil er ihn nicht
häretisch zu vordanuuen wosste und das Verhalten der calrioiscbe
Geistlichen ihm keinen Änlass zu Strafen gab, während
doeb selbst noeb völlig lutherisch dachte. Johann Frieda
rieh wollte dai*über hinaus seinen Scliw leger vater zwingen, jedem
nicht lutberi&cheD Bekenntuiss in der Pfalz Schutz und RK^ht z|
Teraagen; aber er hatte es auch noch ebensosehr mit der kur-'
aftohaischen Landeskirche zw ihun, und wollte nach wie vor aucli
die Verdammung des Adiapüarismus, wo sieht sein Confutatior
buch in Bausch und Bogen den doutsi^hon Kirchen aufdi-iuigen
Die Mübwaltuiig der vermittelnden Fürsten, die Geduld Friedricli
des Dritten, der seinem Schwiegei*sohn vorsohnlich entgegen kam,
80 sehr er irgend konnte, miisste darum vergebens bleiben. El^|
ist bekannt, dass Juhann Friedricli endlich, um sich weiterem
Drängen zu entziehen, wit> ein Süchtiger hoinüich nach seiner^
B<^idenz zurückreiste. Was inzwischen sich zugetragen hatu|H
berichtete der knrsäclisische Minister Dr. Mordeisen vor der Voi^
Sammlung aller Gesandten und ncrrn nach dem Referat des br
denburgischen Kanzlers Dr. Distelmeyer folgendermassen : '"
Es sei den Gesandten erinnerlich, wie man beschlossen, eii
Vorrede zu verfas-sen, und deren allerseits einig gewesen
„alleine dass Mecklenburg bei dem Artikel, da von dem Sa
ment des Altars geredet, eine Erklärung, wie erstlich di
Sachsen en-egk, gebeten. Herzug Johann Friedrich hätte seü
Bedenken aufgezogen und darnach den Kurfürsten von Sachse
gebeten, er wolle den Kurfürsten Ffalzgrafeu ersuchen, da
yS) „Relation was Jie Herreo mit H, Johnns Friedricb zu Saolissen gp-
liaiidült, Moutags nach rurilicotiouis Manao Anun Lx." (IVfilin, Itt»|). 14. 7.
Von der llaad Distelmt'yers). Dio Vorglcichung mit einem midero 8tück:
„Den 3. Feliruarii in gomeiaom radt von wegen d<?s Omrfursteu zu Sach&iaii
durch D. Mordeinen oacli der leng iiiundlich vorgebracht** (Berlin Hcp. 13.
von der Kanzleihaiiü, in welclior die Bpriuhte der Vertreter H. Barnims
A«lterit goKcbrioU'ii sind) i^r^icbt, dasK mirh das erstgenuinte eine Aufti
iiung des Mordeis lusclien Vortra^R ist; beido BÜmuien fast voUstftidiK ül>eroiii;
wo sie abweichen, Tordient mehrfach an bclongreicberän Stellen die braudcutj
hurgisoho grösserer Klarheit halW den Voncug; doch bricht diese in
Mitto ab: dio Mitthuilungen Mordeisens übor die Vorguachichte des Coiivfnta
CDUnüt nur \ik- piiiimiei-schü. — Vgl BoU. XXXH C Klackhohn I 162 ff.
tück:
I^benter Absohoitt.
239
.
derselbe sich des Herrn Xachhnahls halben vertraulich erklären
möge, und Ursach daher genommen, dass derselbe des zehnten
Artikels im doutsoJit*n Kxemplar Itodonken geli»bt Weil aber
der Pfnlzgrid" sirh zur Subscription erboten, item die Worte
leiden können, die in der Apologie Htehen, hat der Kurfürst
zu Sachsen weitere £rkläruug zu bitten nicht vun Nüthen ge-
achtet; darüber sich zugetragen, dass l'falzgraf Wolf und der
Herzog zu Württemberg in eigener Person eine Erklärung
erlangt, welche sie Herzog Hans Friedrichen eniffnet, der darauf
zur Antwort gegeben, wenn sieh der Tfalzgraf Kurfürst also
auch gegen ihn oder seine Räthe erklären würde^ dasa er damit
\roUte zufrieden sein. Es hat aber solche Erklärung aisu
gelautet, das» er des Sacramentä halben keiner ver-
fübreriächen Lehre wäre, sondürn glaubte: dass mit
Brot und Wein denen, welchen das Nachtmahl des
Herrn geben würde, wefientlich, wahrhaftig und gegen-
wärtig geben und von ilmcn mit dem Munde empfan-
gen wQrde der Leib und Blut des Herrn, wann sie es
nach der Einsetzung Christi nehmen.^' Nun hätten die
Herren gemeint, Herzog Hans Friodiich würde damit ersättigt
sein, s<inderlich weil der l'falzgrnf Kurfiii-st unbeschwert ge<-
wesen, solche Erklärung gegen iliD peivijnlich auch zu tbun;
wie er sie dann auch gegen seine Rathe also geilmn . da»s
Eberhart von der Thnnu selbst gesagt, der Pfalzgnif liätte
des Sacrameuts halben so ein stattliches Bekenutniss gethan,
dass er darob erireuet wäre. Herzog Haus Eiicdrich hat aber
damit nicht wollen erslittigt Rein, sondern gefugt, es wäre seine
Nothdurft., sein Gcmüth von dem ganzen Werke alleine an-
zuzeigen, mündlich und schriftlicli. Dies hätten die Herren
gern abgewandt, sicli auch erboteii ihn zu besuchen imd Ursachen
anzuzeigen, warum solche Absonderung nicht gut; er hätte sich
aber mit seines Leibes Ucgelcgenbeit entschuldigt und elf Käthe
auf das llatlihaus geschickt, welche gedachte seine Erkhiruug
allen Herrn und Gesandten gegenüber thim sollten. Bei denen
hätten die Herrn mit Notli erhalten, dass sie nbengemetdeto
UroacliOD angehört Wiewohl ihnen dann dieselben in Schriflcn
IM) Fabt wörtlich ebeoso in Btiü. XXXII C. In der pommersclion Auf-
Mi«:hDun(^ lies Vortruge: „ilws im .ibentmjü der warhe loib und das Mut JIhjku
Cliriüti guroicht und mit dem mundo giTuitntinii wurde.''
SiobenttT Absolinitt
nicht übevgebon wonlen (weil mnii sich vor Schriften gel
so sind sie docli protooollirt^^ und ist mit niigehangen woi'de
wo er solche stattliche UrRachen nicht bedenken, sondern sichl
von den Ändern absondom wünle, dase wohl xu enneGsen
wäre, wem aller Naclitheil, so aus Verhindoruup dieses ge-J
meinen christüchen Werkes entstehen würde, zuzumessen sei; j
das ihm denn die Uerru nicht gerne gönnen wollten. UndJ
hätten die Herni gemoint, er würde zufrieden gewes*en oder
dodi zu ilinen gekommen sein uud .sich mit ihnen fi-eundlich
untenvdet haben; haben auch in der Hoffnung zu dorn Pfidz-
gnifen Kui-fiirsten geschickt und ilm bitten lassen , er wolle
Geduld haben, denn man handele ihm Nichts zu Nachtheil,
sondern wns geschehe, (ias tiiäten die H(Tru zu Erhaltung guter
Freundschaft. Er ist etwas ungeduldig gewesen und hat gesagt^
weil Herzog Hans Frieilridi eine Schrift übergeben wollte,*'
sü wäre seines CJewisseiis uud seiner Eliren Notlidui-ft, sich vor
allen Herrn und Oesamlten auch zu erklären und rlor veijagten
Prediger halben also zu entschuldigen, dass sie einsehen, er
habe sie nicht der ('onfession halben abgeschafit, sondern um
uiigobiihrlietier Huiidlungen willen, die kein Herr, er wäre so
geduldig als er immer wollte, von ihnen hätte leiden könnes.
Es haben ihn aber gleichwohl die Herren gebeten, er wollte
Geduld liaben bis auf heute (3. Februar); darauf er heute wieder
bei ihnen anhalten lassen. Wie nun die Herren in guter Hoff-
nung gestanden, so liätte gestern (2. Februar) kurz vor dem
9S) Ponuncrsoho AuFzoichnnng: „und sind dftrin Sui-sachcii aDgozogdL"
Das Datum «les Vorgniigs iet nrsiulitlich aiis der Erwülinung Un O^Ibkep. 157:
„vorgaugena Stintags;" d. i. d(^u 2. Feliriiar. Beido Bestitnmungi?n trcfFen M
auf die l»'i Gidbku p. K)8 IT. nl>g<! druckte Bchrift, dio niicti der TiteUogabo
bei raliiÜL'h y. 182 Noto 1 ein „niiiudlklif-s Vorbringen'" aii Ht-raog Johun
Friodricb wiedergebt: iti ihr ist dcmriacb das rrutokoll der -Inliaiin Friedricha
Käthen gemachtori VorUalhingcn zu sohon. Irrthümlichor "Weise wiixie sie
bisher als eine Antwort auT .Inhauu Friodricbs schriftliclien Protost betrachti«;
deraelbü wui-do orat na<jhmals am Abend deaselben Tagea oingiüTctoht; a. di"
Aam. D7, OS.
Üti) PonimorBcho Aufseicbziung : es ist ibnec dabei gesagt 'woiden etc.:
dahor acch dii^ser ^ititiaug iu d(?r ttührifUicboii Wirdorgtibe fehlt.
97} Pomraerscho Aufzoicbuuug: „weil der herzog zu Saehswn t-i»
schriyft zu übergeben sich voroebinerj laaseii." .Uso war sie noch nicbl uber-
gvbcu.
341
k
*
rndessen'* HorzO;^ iliins Kricdrirh drd Riithe zum Kuifiirston
vim Sftolisen uiul I^ndgrafim von Tlosscn goschiclft und ihnen
vermelden lassen, dass er von seinen Kiitheii geniiji|:siiin Herloht
bekommen, was sio ilim filr Ursachen zu Gemüth fülircu Itu^son:
weil er aber dieselben zuvor niu'h bei sieh betraclitet, so hiitto
er bald duraul selihessen können, ,;nd könnte (iLmiijsens halben
nicht mngelien, seine Krkläninp: zu tliiin. Weil nun die andern
Hf'rn>n und Hotschafton nieht zup'gen, so wuWUi er es ilineii
/»stellen. Kr hätte aiieli vei-atandon, das.s die Herren vielleicht
meinten, er wäre mit dem Pt'alzgrafen Kiufüi-sten nicht einig;
an dem würo üb nicht, >wjndern er Imtte sein Bedenken auf dio
ganze Prüfation ^^(stelU, weil er darauf nicht niieh Nothdurfl
angehört worden, uml zwar so fi;limpllich, duss Nteniiind darin
angegriffen wUrde, nnd wäre ein fein Bedenken mit an^'-ehan^n,
wie zu der Einigkeit zu kuniracn.^'
Soweit der Bericht des Brandenburgers. Wie wir des Wei-
teren crfahix'n, war es schon zu spiit am Tag, um die überreichte
Schrift noch im Rath zu verlesen; man duehte am nädisten Mor-
gen mit .Icihann Friedrich weiter zu verhandeln; der Hor/og ab*'r
fuhr vor Tuf-esiUibruch ..iiemine salutato". „un/ijesögnut", auf und
davon; nur einig« Riithe blieben zurück, die bei den Kurl'iirsten
von Pfalz nnd Suclisen höfliche Kntschuldigun.cen ausrichteten und
die gestern schon nieliivren l'üi-steu ilberreichte rrulesLschrifl an
alle anwi'senden (Hisnndten vortlieilten. Im Ijiuf des Tages reifte
auch sein tiefolge ab.^-'
Mit nicht gi-ringem Zorn mögen dii- Herren iliesns Docu-
mont studirt haben, in dem „Niemand luigegrilVen'" .lein sollte.'***
i>a iBtond zu lesen: man wilrde sich gegen das klare Verbot OuttOB
S)8) I>i(*ttt'llpt.' ZoitboAtimmiiD); cr^iL-tit sit-h auch uns der {umiiiioischcti
Auffteieltiituig und dem Bririrht Ä-ltastian Oltsprs bui Oi*lbkt' p. Uli. — Boi
JCluckbohn I y. \C>.i Noti* ^1 Vw/X <ii'iiuiii(Ii ein MiRsvcrsÜUiJiiiss vor; Brürk
Qtiil vou di-r Thaiiu liiiiiTicn in ilir^-r Au(li<>nx hA Fni-th-icli nur au^nkurujigt
hfll»*». dfiBs üt-r [h'ntoj; eiai- Sc:lirift UbiTtt-tf-lu-u wtTiK'.
99) l'uninu-i-vch*.' AufxciL-linuns tli\s ilfinliMSi.'nscbi.-n Vurtmgs — Aiü-ijui
Allnntui nit Mnrkgmr Haim MotitAg uavi\ Manni< Ticlitint^sfi, Bi-rliu K<'|i, 14. 7.
— Seliastiaii Ubt'M'r nii Umf lii-ui^ Enit^t von Hi'hhi-Ixt^ d. 4. Fi'Imjiir. '»■•IMir
(». IM. — niristüui Kiisauw au iI»'u fiiiNtliili |nimmt'rsf:ln'ii Kaiixli-r nuf Wolf^st,
Val'*ntiti vitii Kiotsteili'n , <1. A. tVlim.ir uiut "Imf I.iuiwiy von Ktjprstt'iii nn
Herz*)*! HAniun <l"'n Ai'lteroii, d. 7. Ft-liroar. Ilorliu \if\i. IX 1. b.
1(10) AtKlnick bwi l'uAhk*? p. W) tt.
242
Siobi'iitor Abfichnitt
vpisüiidigon. dtis (itito hina? iiiid diis Böse gut noimon.
man div LchrvcrfülKchuDgxm so unUT <ItMi Kvnngelischen iu
veiTtjangenen Jaltren, wie zum Beispiel zur Zoit des Interims
(uämlich in der kursüWisiK'hen I^iindeMkirche) ein^Tissen seion a|^|
leugnen, oder «Imo ein Wort drr iMlcliining die Bescbützer irn^^
Vertret4?r oifenbaivr .Se*'t(»n mit zur nntci-scliritr zulassen, w'w zu.
Beispiel gewisse Leute von dviww riiiinni^Iirh tund und wks«i
dass sie in der Abcndinidilslfslire uiehr dun Zwinglianora als d
retditglitnbi^^on Bekonutnisseu anljinji,^'n, wie sie denn noch n
wenig Wochen treue Diener abgesetzt, nur weil dieäf'lben si
im I*redigeu an die augsburgisrbe Oonfetaion gi^halteii (also trotz
seines f,mt hUherischen IJekcTintnissus musate der Kuiflirst von
l*falz ein Zningliiiner sein und bb^iben, nur weil er nicht duJdete,
dass die Calvinisten auf der Kanzel verketzert wurden und sie
niolit unterdrückte). AJs ob er nie zu Hiläbach f,iMvescn, citirt
der HerKug sein Confutalionsbucli und fuhrt, aus, nuui würde d
recliten Sinn der Confession in Zweifel stellen und »ie zum Unt
Bchhipf für alle Irrlelu-or machen, wenn man nicht in der Vi
redn die Irrli'hn^n mit Namen anziehe und verwerfe. Dann folg?
die verMtetkle Insinuatiun, dass Solches ein Werk der OleissnePO^j
und wer sich dazu verstehe, selbst kein Anliängor der au^^^sbui^;!^!
■ sehen ('anfession mehr sei: der Satz welcher den Selilus.sstein di«
orümdexen Ijchr^^ebäuiles, den rechten Hort der stn'itbaren Flacia-
ner bildete. EndUch wurde den Ji'üi-sten zum V»irwuif gemacht,
dass* sie gerade diejenige Bokenntnissschrift, welche wie keine
andre ge<»igiiet sei, die Aujiirnstana ^'e^en liiii-etischo Ausbeutung
zu verwtduen, weUrhe als recht eigentlicher christlicher Commen-
tftr und Canon für das Verstandniss derselben von den bert
testen Thcrolo^^'en abgefasst worden: die schmalkiddischen Artikel.
nicht mit einem Wort hätten erwiihnen wollen. Zuletzt verwahrte
sich der Verfasser feierlich dagegen, in die Beschlüsse der Mehr-
heit gewilligt zu haben noch jemals willigen zu wollen.
Mehr nttch als durch den gndjfn Witrlbriuh des Ilerzogs,^
die versteckten Anschuldigungen und deu bek-idigi-nden Ton geist-
lichen Hochmuths, der seine Protestschrift durchwehte, wurdi
die Voriuistulter de« Cnngresses in Kiregung versetzt durch die
Süpposition von der das ganze Schriftstück ausging, als sei es
Absicht des Gonvents gewesen, zuerst die eingestandener Massen
vorlLandeueu Zwiespiilte in der Lehre beizult^n, alsdann die
imen^i
llhflM
Sie^wiitpr Alist'liait:.
243
ii(i zu besiegeln, nach
.onfcÄsiüii zu nnterscii reibe
; non musstc, als hJitten di<^ Kiii-sten das IVofcnimn ilos Conveuts
[ nicht inneffeliaUt'n.
^K Kiirftirst Aujfust, Herzog Christoph und Pfttlzjirrat' Wulfgimg'*"»
^^bc^ohlogÄon die Sat-hUgo vor allen Änwosendeu f^Ttindlich klar
st^illun zu las«?». Nui-fi an dem Morj^n der Abn-ise Johann
Kriedrichs wni*den sänuntliclic Fürsten und (Josaudten zur Ver-
samnihm^^ berufen; der kurturstliih siiehsisclie Rnth Dr. Mordci»en
trat auf und erinnerte'"^ zunächst die Versammlung, wie das Au8-
scihreiben zum Tonvent gelautet, wie man nueli diesem Aussehixn-
beu flueh die Propositiim gethan, und was sie olJe hierauf mit-
erlebt und angehiirt bin man die Berathungen über Subscriiitiun
und Viirreile vertagte. Dann erzählte er, wie die Kürstoxi mit d*-'m
Herzog von Saehsen verhandelt, wie derselbe Anfangs Hufliiung
gegeben untl man endlieh durch seine Abreise und seine Pi-otest-
sehrifl überra-scht werden swi. Die (iesandten wurden gelieten*""
darauf zu achten, daää in dieser Schrift ein Unterschied gemacht
woi*de, als hätte duui in Kraft des Ausschreibens erst eine Ver-
gleicbung in der Heliginn ti*eft'en und dann die Confession nnl^^r-
schreibcn sollen: um dieser Deutung willen fühlten Ihre kur- uml
-fürBtlichen (inaden sich veranlasst, den (iesandten «usfiUirlich
nnzu/.eigon, wie es mit dieser Tagsaty-ung von Anfang an ergangen.
Ihiniuf hob der Redner bei den gesclieitierten Verhandlungen lies
vorigen Winters an zu bericliten, stellte ibir, wie ntan iliesulben
in Hibbach wieder aufgenommen und wie die Füreten bis zur
Kröffnnng des Cunvents fluriiher mit einander cinTes|ii>ndirt; der
gesammto weiLs«*hiclidge lirietwechsel, der über ilas Prajoi^t ergan-
gen, wurde Stück für Stück vorgelesen; daraus uusste denn frei-
. lieh klar werden, wer die Verabredungen gehalten und wer sie
gfhrochen habe. Auf all' Dies hin wurden endlich die Gesandten
rtufgefoi*d«rt, vorerst des Km-fürstcn Friedrich Hechtfcrtigiing an-
zuhören, nlsflann aber [im Namen des Knifürsf^n von Sachsen)
weil doch alle Zunickgebli-Oienen mit Ausnahme des einen Her-
zogs von Mecklenburg über das Exemplar der Conlession sowie
tot) Bo Tuwli dorn Oi-affii vuii EliHntt^'in aa H. Hamim den AelL den
7. Ktfbruar, Ruriin Ho|i. 13. 1. h.
102) Iduixl*'iK*<ii!4 Vc'i-trag, s. Anm. 03.
103) VoD tit<>r all nur dip |K>TnmBnic)ie Aufzi'irliQiing.
16*
244
Siebenter AbAclui^
die VinTodf vfillip; oinif? seien, »Ins rhristHi'hc Werk iiiibpirrt zti
-ImH
vollzio[]('n. Knciljoli wurd cÜo IlotVinuig ausprsprwhon, dass n
Anwes<;ndeii auch don Fiankl'urtL'r Rw'ess iinnt^liiTKm würden.
Am Nachmittag nadi dieser Berichterstattunfr liielt der Kiir-
fnrst Ton Pt'al/. vor der j^anzen Vorsarumlun;,^ |K'!>«jnlieIi A'nrfraj;
Über Bein tilanbensbpkenntniss snwit» den Ktrchenstroit zu Hfi*lel-
herg. Um sieb die Eindrücke ku verp)grnwärtigen , unter donen
die Versammlung ihre weitern Beschlüsse fasstc, voretatte der
Leser auch hierüber noeh einem der Ohrenzeiipen das Wurt.'***
„Tst nun darauf ci-tol^t d(*s Ptal/^rafen Vprantwurtiing
„verja^n Priester hallter; hat his in die achte .Stunde ^wä
„und bei Jedennann das Ansehen fjeumnien, dass die H<
^gesH^t, es wäre ihrer Keiner der ein soleln-s Mjuks würde p^hal
„ten haben, wenn ihm Dergleichen von seinen l'fatten begt^irnet
„wäre; danim hüttt; er nicht zu viel, sontletn zu wenig getban.
„Die TJrsaeh, darum er seine Theologen beurlaubt, sei diiw, dass
,d«r Ifarrherr zu Heidelberg Hesshusuis Tihmmniis mit S4>ineni
„Kir<'hendiener, Kiebitz genannt, ein iJpziliik angefangen über d
„Osiander Ijehri',*"^""' tia keiner den andern und beide des Osiandn
„Mi'innng dazu nicht verstanden. Da hat sich ilii» Universität zu
^Heidelberg drein gelegt, und sie niiteinaniler vortragen wollen,
„haben aber nichts niisriehten kennen, und liaben beide Theil vom
^gemeinen Mann darin keinen Ih-ifall gi-bulil; derhalben ein ander
„Gezänk angefangen vom Nachtnuilil des Herrn, einander atif der
„Kanzel Titlentlich excnnininniclrt und dem Teufel übergeben. Als
,,lbre Kurfürst!, (inaden dess berichtet, haben sii* befohlen, sieh
„von beiden Tlieilen sojehf-'s Sehmahous und KxeommnnicireDS zu
„enthalten, nn(i sieh erboten sie gegeneinander vm hören, doch
„weil er dazumal auf den Reichstag ziehen müssen, Stillstand bis
^zu seiner Wiederkunft geboten; dasselbe sie von beiden Tln>ilen
„angenommen, aber nicht gehalten, sondern sieb auch so weit
„gegeneinander eingelossen, dass sie einander den Keloh über dem
„Albir aus der Faust genommen. Darüber hat man ihnen eine
„Form voi;geschriebeu von dorn Nat*htniiihl des HeiTu zu n'den
104) Forts»'t7,unm' ilt-w ,mi(tt^frrlk'Iii*ii vt'rmi;ImunM " , Keil. XXXII
\er^\. Anm. 90. — 8. aiioli iltn l3<_Ti(ht RelmHlian fila-sci-s M Urllili- |>.
lO.''!) Antlf'iihingi'ii. diiss H*5sslius('ii uiirl Klelij« nui-h üImt «lic I^t^iii
de» OKiaiidtT im Streit warea, hat Altiiig in Ililieg's inäounnMit/i jHutatis p.
und 179.
Si*>lieator Atx^ibiiitl.
246
^welches sie beide an;;piiomi
n^febulU;!!^ unjjfachUit dass es ilimMi bei Viirlurti ihres Amh* also
^bel'ohton und slu es bcwilli^H buhen. Haben eiuaiider naob wie
„vor dem Teufel (Uierp-bon, mit ganz HufrCihrerischen Anliüngun;
«darauf hab*'n Ilirv Kiiifürsti. nnaden sii' beirhi ihrer Aemter ent-
_,s«»izt, und sind zu S<iK-lii!ni iinifidrjin;;Iidi vfruj-saolit witrdeu,
^sie hätten denn einen Aufnilir haben und selbst todt^eseldu^on
„werden woJk-n. Nm:}} Holrheni Venirbinbi^n hat Tihnaiuiu» wider
„den fraukfurtischen Abscliied ^i-sch rieben, ilm orno gnttiose for-
^niulam genennot. und die aufrsbiu-f^isclie Coufossion einen Cothur-
«num, welcher Jedermann gei"eebt wäre: dabrr nun getlojwwjD,
^dass man iliu ^'Jir iiat beissen binwegzieUen. Alsn bat er einen
„andern Theulof^um, K^viliuni ""' ;,fnunnt au^j^tiftet; .der hat an
pden KurfüisteD öupplicirt des Tilnwnni Vei'urlaubung halben, und
«darin den Knifiirsti-n anj;i'zu^'en . dass or mit solcher Eiitlassunf,'
^ein Sehelmstiick am heili^fn (feist begangen. Man hat aueb boi
«seinem IltifpreiÜj^er ein Fatuoslibell j;efundeii, welehes von Kestuok
^ber^konmien sein soll, aber unzweifentlieb der Heidelberger Theo-
Elogen iM>lbst (iediebt gewesen. Was darin für lästerliche ScbmÜh
„und Scbeltwuil*.t, KxsctM'HtiHn*'« und Verbaimiin^^eu sl-ehen, die bat
^man öffentlich (d. i. xu Naumburg in der Versammlung) voi^o-
.b.tfen: und bat Ufr^'leifb<n kein lebemliger Menaeb niclit geholt;
«der Hesoliius.s aber ist gewesen, rla-ss die Untorthanen sollen dem
..Herrn und den liätlien tbun, wie ihivm \'ater, dem Zwinglio,
^geücheben: das iat, sie gidlea ihn todtscblagen. Dies sei die ür-
„sacbe, darum er seiner J'raedieanleii siebene beurlaubt; uud hab
„mit ihnen albm ktiii \\\>n vitm Sncraiiieni dUputirt oder geredet,
«viel wonigor etwas BegebliesHiiehuK darin statuirt; niKh
„hat es allw den Selu-in lialjen miissrn, ilar^s t>s albrs um d)?s Ar-
„likels wilh'n vom Wa^-mmeiite goj<chehen. Als aueh seinen eige-
„nen Käthen und Dienern solche sehüjuiliche Sofirift zukommen,
„bätton sie ee eine Üusspredigt genennet; noch hfttt er sich übcr-
^wunden und ihnen Allen uieht inriir angetban, denn dtiss i>r sie
^ihres Üiensti's vi*nuiaiibt. Win bfsriiwi'rlii'li ihm nun von sei-
^nem eigenen Sohn ein Andei-es in dei- iiberg(>benen Rubrift zu-
.,g(.'raeHs«»n uud autgelogt würde, diui wullteu dii* anwesenden Kur-
land -iXirston bedenken, und der Abwesenden Butschafleu mochten
106) Puter Egi^mle«« oder l'4^('Ui"rt; vci^l. Bctil I png. 'd'Mi.
246
Siebenter Absclinifct.
„ihre llerra »lies dt^sscn btriehttn und Ihre Kurfilrst!. (in«di
„schuidigoii. Dva^ hat niau sich dann also zu thun erbuton, uui
„sind dio Andern mit Ihren Kiirtürstlichon (inadeii wohl ssufi
^deu gewesen.'*
In allon Berichten über das uoue Sehisma kehrt <lie V
sicliLTung wieder, dass Niemand /kfewusst habe vnm Kurfürst
Friotlriüh noch weitere Beweise für rechten Glauben und untodol-
haftos Kirehonn^jjinient zu tVirdfrn. "'^ (ilcichwuhl hatte Johann
Friodriehs Absondcrmi^ iilinzelne bedenklich pmiacht: als man
nach angehörten Vürträ^'en, nttclt um Abetid diAselben Tage», zu
weiterer üorathung s^biitt^ zeigte sich nur eino Mehrheit ont«^
Schlüssen, die Confessifm sammt der Voirede ohne Kücknieht auf^
den Herzog viin Sachsen zu unteiiiehri-'iben. '"* Ks lässt sieh den-
ken, dass ungesiohts dessen die Stimmung der Versammelten vronig
troötrcieh und die KrhilttM-nn;,' über den Ur)» her der ganzen Ver-
wirning sowie dessen liatiip^ber bei Vielen ^niss war; der ('üstri-
ner Abf^'esandte, Markf^raf Johanns Kauzler Dr. Albinus wird uiclit
nur seine eignen (iedanken nieder^sehricben haben, uls er untfl^f
dem frisehon Rindnn'k rlt^w Ta^es folg<mde Schildming entwarf: ^^
^Die Suolifn stulien alUüer iltTraa.<sen ^esrliaflen , diL^s davun l
auch nicht zu schiTihea, und stehet auf diese Stunde darauf, dofl^f
alle Diuf^ bis auf einen anriorn Tag verseliohen wenlen, hIIcjh"
zum •Schein , damit die kaiserlivhen und iiapstlictien < resandten,
welche ungeiUhr Di»nner8laj!;>» vor Dato allhie anf,^'kommen, unserer,
Herren Kiutracht. Willen und Freundschaft f,^eneinander (durüboH
sich wnhl zu erbarmen ist) nicht merken m>ch erfidiren sollenr
unser Il(;rr (lott wollte es ilenn heute Nacht wenden: das machoji^i
die elenden jenischen rtatTen. und wer mit ihnen zu lütorlci VVei^|
teruug und Uneinij^keit unter der Decke stockt. Dass man ducb^
Allem vorkommen wollen, tmd einander mit Hand und Mund
_ ta
luüiln '
107) AuHH^'V dem Obif^it: BelHUtTiuu (ilflsnr an Ornf Georg Knutt tu
Hcuin.'lK.'r^ (i. 4. Fi'liruar l)'-i Oi^Ibfcu ]t. 94 IT. lliristuui Kusww lui ilrii fiir
tivti puiLiituM^uhitu Kfttult'i' ;uir Wolgiist ValiMiÜi) vou ICiukstcttt^n , d. 4. Kflfnu
Uraf Ludwig von KbL-ratuio an Huraog Buntim d. Aulteraii Ueu 7. Februar, btädn
Rtfrlin R.>n. 13. 1. h.
* •
106) DoAs am Alicnd dott dritten Fehruar aooh keine Etitstioiuiigki'it
hi'iTScüty, ist iiUK dt'iii Bonclit <k*« Dr. AU»iaiLS (weiter unten) zu w.'lii.'n, YenJ.
Sehahtiun {ilasur d. 4. Ft-biiiar {\w deu Büi-alliuiigDii diehf.s T»gcs geschcubtii)
Oelbka p. iHJ/7.
Siebenb>r Ah»'Jmitt.
247
rtuoli seil dum .luuin iliirübiT ^^biiuileli wonlen, welohf«
Alles Dioht iil>or Lutnl /m scIin'ilH'u stt-hiH! Man liiit eisttic)) den
Pfelz^rafen Kurfürsten seiner Opinion Imiben bei'ra Sacrament zum
Uehelf ^<?nomiuen, und da sich soine kiirfüretlichon (Jnaden aiso
crblart, tiass uUl? Kiirsti-n mit ilim zufriedeo g:<jw(.'St'U, nuoh diu
Thwdn^n mehr von ihm mit ^'ut^m liowisst'n nicht fordern oder
beehren können, har es deniKich nitht geliutten, hat sich auch
io dfr-r Vorrede selbst cinidemnircn sollfii, suwohl al8 alle andern
Thofjlügi, die bis dulier wnier diu Jenischeu Kurien geschrieben;
und gehet Alles auf der Jenischen Theologen übernoiiickte Suppli-
cation und Warnung, die ich vor wi-nig Ta^cii Kucr fünstlichcn
(inaden zuge.s4.-h ick t: sin wollen in Summa nicht, dass den Kur-
und -Fürsten gi.'bühre Kinigktit untrer sich zu halten oder zu
machen^ oder sich zu der augsburgischen Confession zu bekonnen
ohne ilm'n der Theolitgt-n vurgt-miiltcn und vorgiduMiden Svnoduni:
was alk"*; dir H<Trii und iniWL-srndi'n Tliculogi für eine unvor-
ächänito und ungutLselige Annmtlning vc'i-f4t'?hen; sind darüber alle mit
Honsog '"'■' Johanu Kri<Hlrich zu Snchsoii gar übel ziifnudH». **
Ueber Nadit wandte sich das Blatt: am Tag nach der Ab-
reise Herzog Johann Kriodrichs, dorn vierten Fobruaj", wurde dio
Unterzeichnung doch beschlossen; leider aber gebyn die Quellen
keine voUstündi^e Aurkliining über ilie Knigr, «clcho Stimmen an
diesem Bes<:liinss tlciigcnunniifn liabon, welche nicht. "° Zwanzig
Fürsten und füi-stlif^he üesiindtachaften waren ursprünglich zur
Berathung zusfunnieng«'tret0n; von diesen wnr Herzog Johann Krird-
rich mit Protoüt ausgeschiedeu ; von den übrigen neunzehn haben
ttin&elni Purtfion die Beäclilüsse gutgelioisscn, denn ihre Unter-
scfarißcn ersclieincn unter den Acten. Zu diesen gehörte auch
Herzog Ulrich vnu Mecklenburg, der aiilanglich st» heftig oppuniit
hatte; derticlbt.' vitUcss Naumburg ebr-n lun Tage der Besdilu.ss-
fasaung, ermiichtigte aber Vertreter, im seiner Stelle dio Confes-
sion sauimt der Vorrode sowie den Abachied zu zeichnen und zu
siegeln, wie aus vnriiandenen Kxoniplarctn zu entnL'hmen ist. Ks
handelt bich notli um vier TheÜnehim'r: HiTzog Kmst von Braun-
scliweig, und dio (iesandtsclinfton ilor Herzoge Adolf von Holstein,
100) Dr. Adrian Albiuus an Murkgrnf lliuis, Hotitags x\&t:h Mario*.« IJoht-
mtwa (d. i. d. 3. FL'l>r.), 8 ITlu- Nachts, IV-ilin Kfj.. 14, 7.
110) Mftturialit>n und niihere AuBfübniDgeii zxun t'olgeadHD in dorn An-
tumg über diu Uiitiirs^-hriftun der ynieuf-'rten Oonfüssion.
248
Fninz v(in T^ninnbiirEj. Jofmnii AIhrccht vtui M(^rlil(>nbnr|f,
Ufilfi'si'lirilk'ii in ki'iiiüm von den bekiUiTiti'ii Kxf.'mplaren dvr
erneuerten Confossian zu finden sind. Aus dorn Umstand allein,
dass sie hier fohlen, ist nun nielit zu schlicsKen, diiss die Genann-
ten nicht unlerzwchnnt liiittcn, doim niiohweisüch hielt num
koineswegfs gt^na« auf Vnllstämligkt'it der l7ntor*t'hriften in jedem
oirzelnon Kxeniplar; luu'h der Vertreter Herxdg Ulricl» hat von
den bekannten K-xernplitrcn der Ciinfes^iou nur eins untei-wlirieben:
in einem andern fehlen Brandenburg; und Saoliyen. Doeli ist von
Herxüff Ernst und der Lauenbur^or Oesandtwliaft: anderweit übe>
liefert, dnss nie den Congress vorzeitig, wir wissen nicht, ob snhotij
vor tleni Ueschluss des viort<'u Februar, sieher über vor dem Actj
der üntnrzini'hnunfr, verliessen; es ix*det ferner der Absohied deaJ
Convents von Gesandten abwesender Herren, welche vor Sohluasj
der Bora(hunj2;en abj^i-reist >*eit'n oder die Suchen auf HintersiHi-l
brinj^en günümnu-ti liaben, ein Hinweis, der aller Wahi-selieiuIieh-J
teit nach sich doe.h mindestens auf zwei (}esandtsehnften, m«|
lieher Weise aber auch auf alle drei bezieht Im letzteren Fall
hätte alKi) von den vier fi-aglieheti I'arteien überhaupt keine unter- ^
sebrieben. Für jede aber, wcK-lio abivisto, oline zu zeiehaea,
würde, sofern un«ei-e Jkriebte zuvoritisaig sind, polten, dasa sie'
Naumburg noeli vor den] Aet der IJnterzeiehnun*^ verlifss; denn
es wird uns ereählT, dass alle zur Zeit nnoh Anwesenden die Un-
terzeichnung einhellig vollzogen, llebrig blioho für jede dieww
Parteien die Fnigo: reiste sie ab atis Pmtest gegen den Gang Her
Entselioidungen, oder stanti sie denselben wohlwollend g<*genfll)er
und koruite mir aus andern (iründen (der C^jngress hatte ja sieher
über Vemnithen lange gewährt) das Endo der GeschiUte ni<'ht al)-
wartrn? sowie die andere; luitte sie Naumburg auch vur den
Herathungen des vierten Kebruar bereits verlassen, oder macMe
sie diese noch mit? Im letztern Kall niUssto dio botreflendo Stimm«,
abermals nach Aus.sngo der sehriftliohen Herielite. den Bi^ehlüssen
der Meiirheit noch heigefalh'n sein, denn es wird versi<'hert, diws
am Vierten aJle uodi Anweseadon einhellig die Unlei-zeiehnuiig
besehloason. Eino solche Möglichkeit ist nun wenigstens für die^
drei Gi^andtachaften, welche in Krage kommen , nicht vnn der]
Uand zu weisen. Mobreni Ada diw Cimvenls niimlich, die nach i
dem Viorten vcri'ajist sind: zwei Gi'sainmtselianben vom sechsten
und der Abschied vom siebenten Februar ziihlon bei den Ünter-I
RSRenBHtfiSO^^^^^^ 249
Zeichnern der Conftssion noben den Kiin&;ebn, welche notoiisch
liiiterst^hricbpn hub(>n, zwiir nit'Iit don Honco^^ von Hratinschwpiff,
wohl aber iVm fnigliciu'ii da-i (ii-siindfecliafton mit «iif: iilltn'dings
ein jedes Stück nur zwei 2u^lf*irli, und zwar sü, das» in d«n
Schn-ibcn vom S(M*h>*ten dJo mfcklenburLjisrhi:;, im Abscbicd die
liolst«^iiji«t'ho GcÄindtot'lmft über^^an^^L-n wird, während dio laiiea-
burjjrische, dii.' dt>ch erwiesener Müssen vor der Unterzeichnung
abreiste, nirgends fehlt Ks ist ersiilitlieh, dass diene Auf/.äh]nn^en,
ob 8W? auch nicht rein wiljkiirlii'h sein kflnnfin, doch f^im oder
theilweise aiiticipirt wurdoii: die SfliriftstÜL-kc fühn-ri neben Denen,
welch« bereits iintorzoielinot hatten, auch Diojenigoii mit an, deren
Ünters<'hrift nnch nielit sL'Ic'ii^tet war, sondern nur mit Si<'[ieHieit
erwartet wurde; oder sie wurden überhaupt vor dem Act der
ünterzek'hnung abp:;fusst, und ziihlteu vorgreifend die lleihe Der-
jenigen auf* dertMi Untersehrift man versicheit zu sein meinte, Es
handelt sich nun darum ^ ob mit dieser Einsehränkung die An-
^'aU-n der drei Stücke, desgleichen, ui) di() Voj-sielu^-ungen dor
oben angeführten ßerichto correct sind. In liiescMn Kall würde
als nngefährt« Hild der Vorgängen sich ergeben, drtss die drei frag-
lichen Uesandtsehnften diu vierten Februar nuch uiiwesend waren
und den 3lehrhcitjsbeschlus.s annahmen; dass ferner die Ijinietiburger
vor der Abreise für di« Hatitieation ilins Herrn gutsagten, dasw
die (if'sandtKchaft Jehurin Albretslits von Mickli-nhurg vorübergehend
ondcnMi Sinnes wurde und endiicli dnch wicdi-r /.ustimmte, die
holsteinische aber gerade im letzten Augenblick ihre Einwilligung
zurüekzog und die Snelip auf Hintorsiohbringen nahm. Zur Siiihiv
rung dieser Annahnun genügt fnnlich iiiefit, dass mit ihrer Ililfn
die Widersprüthe df-r Quollen sieh ohne grossen Zwang ausglei-
chen lassen; und da man für die letzten Tage sieher eine gnjsse
Uoboistürzung der OiNchüfte wie dor Kaiizleiarbeiteu annehmen
niuss, sind Verwirrungen und Missverstiindaisse keineswegs ausge-
schlossen: es wäre, auch ohne dass man an Unehrlich k ei ton zu
(lenken braucht, wuiil nujf,dich, dass wenigstens ein Theil jener
Widersprüche nuf (tinf^iclmn Unrichtigkeiten beruhte, und die oben
itufgcstollt.en Verniuthiingr-u künncn daher zur (iewissheit nur wer-
den, soweit sie sich durch neue Qucllonbefundi» erhiirten; vorläufig
können wir nur fiinfzelm Stimmen mit Sicherheit für die Xiium-
burger Üeschlüsse in Änspru<'l] nehmen, von denen einige zwei
bis fünf regierende protestantische Herren zugleich vertraten.
250
KiplM>nt*'r Ahsctuitt.
Wären aber die Träger dor vit^- un^ü\Vijwon Slimnien sämmtUo
mit ofFenem Protest vou Niiiimbur^' j^Lschiedea, so bliebe une
klärlich. das» unsere immoiiiin zuhlreicben Quellen hiervon nie
das Mindeste berichten, und die Annahme, dass sich zu Naun
bürg (.'ine irj^endwie bedeutf-nriL' oder geschlossene MindiThe
geradezu gegen diu BescidusöO erklärt habe, ist darum kaum nix
wall rscheinl ich.
Während der letzten Knirterungeii über die Unterzeichnu
hatte man den vorhängnissvollen Kntwiuf zur Vorrede noch z
AhHiidi'Mingcn iintcrvvnrfV'n. Die einleitende Erkianiiig, welcl
am meisten Slutib autgt'wirbuU hatte: dufs nüitilicb unter d'
deutschen Protestanten uiomats lA'hrverfnItichuugon eingeri
seien, schwächto man äufsorlich soweit ab, dass diese Behauptuii
nicht mehr unmittelbar im Wurtlaut ku linden war, verniuthiici
woh!, um die Voriedo für Johfinu Friedrich und (Gleichgesinnte
nachträglich annehmbarer zu machen '" Das wani nicht erreicht,
denn bei genantem l/'sen blieb der Sinn der vt-rändei-ten Stelle
ganz dei"selbe, und für die Gegenwart wurde nach wie vor mit
klaren Worten die Einheit der Unterzeichner im rechten Glauben
proclamirt. Diese wichtige Resolution , die den Kern des ganzeD
Manifestes bildete, ward in der kritisi^lien Abendmidilsfrago noobHJ
mit einer besondern Verwahrung umgeben, indem ntan über dio^^
sen Lehrpunkt ein kurzes (flaubensbekeuntniss aufnahm. Im liiiif
des Struites iihv.r die Vorn^de hatte einiiüd Herzog Johann Fri*«l-
rich, unterstützt dtiruli Uirieh vuu Älwkleuburg, das Verlangen j
geäussert, man solle an der Stelle, wo die Vorrede den zehnten |
Artikel der Auguslana gegen katholische Interpretation in Schuti
nahm, auch di»i Kiicranientirerische ftnrch eine «.»rthodoxc Glaubens-
erklärung aiihriA-hliossun; er st'lbyt hatte dazu eine Formel in Vll^
schlag gebnu'ht, und, scheint es, verheissen sich zu fügen, falls
man sie annehme.'^' Wir wissen nicht, ob man damals geneigt
Uli S. Amn. 87. p. 230.
tri) Ok' Kpisod« rU!t vifimudiiich in diu Sitzung vom Hl. Januar odtf
iti dif imt-hToli^i-rtiii-ii jirivnlcn Vcrliaiiilluu(^eii diT FursU'ii iiiit Johann FriodlidL
.Inf siü ist e:^ wohl zu bozii?bou, weiui uuch dum Kürstentog mebrm&ls dnoncit
wird, Johann Fncdm-li habt- vorln'issun si»;k zu fiig«ü, falls mau im Arükd
vom AWndmitlil i'ini' g<-uügL-cd(> Erklärung thuc; doon lici der Verhftndliuig
naeh dem Con^niss forderte «r viel tiit-hr als Dies. Vgl. oben p. 237/8;
Oelbko p. 155; Calinich p. 232, 303, 304, 3*J9/30, 335.
i
SioVnt'T Ahwhn
261
Trar, darauf einzugehen; jedenfalls aber wurde i)achinnls nicht
lUe&e Formel, sondern ein Ahszu^^ aus dem x\bendmahlsartikL'l des
KrankfurtiT Hecesses an der bozoiehnotou Stt'lle uLifffenoiiimen.
Kingefuhrt ward diesfs Hekenntiiiss mit der Bo^riiudunf,': man
wolle niclit in den V'erdaelit l(i)nin]mi, als leugne man mit der
TraiissubstantiaKon zugleich die wahre Ge^>uw artig keit des Leibes
und ßlutes Chrisli im Abendmahl: das ist. man wollte sich bei
den Flaoianem und ihren Genossen gegen den Vorwurf df»r Sarra-
mentireni vtrwahren. "^ ICs konnte der Versammlung altcrseitü
Dieht unbukannt sein, wie wonig gerade dem Frankfurter Kofe-ss
In don Augt»n der llltrulutherancr Bowoiskndt für die Roehtgläu-
bigkWt seiuL-r Anliüngor innewohnte; in di-m Satz, mit welchem
die Formol eingeführt wurde, bat man darum wohl zugieieh oiuen
Commentar für ihre Auslegung zu erblicken: da.ss man aber eben
dieser Formel, trotz des violen VVidorspruelis, den sie seioerzoit
erregt, don Vor/Mg gab, vcrriith dio Nt'hcnabsiebt, gerade den
Frankfurter Kc^ocss dureh <lie Autorität der oinln'lligen Anorken-
uiing gegen fernere Angriffe zu Bühütz<>n. In dem einige Tago
SjMter verfasston ^Abschied'', th^r, ntich der (lewohidieit damaliger
lagfahrten. alle Acta iler Versammlung rcgistrirtc, und ihre Be-
üohlüssc fiir die niieliste /ukuntt feststellte, tliat man ein Uebrigcs,
hidem man den I{iM'«ss mit Namon anzog und als ein untadelhaf-
tet) Bokenntniss allgemein anerkannte.'"
Welches war nun nach Alledem diejenige Kerhtgläubigkeit,
SU der die Mitglieder der Naumburgür Versaninihing sieh buktuint
batteo; welche Stellung hatten sie zu flen Hchwebenden Strc^itf ragen
enouimen? Uebrr difsi>lben hilIi ausz(is{)re(-bini , hatto man
fe(;;litlieh vennioden. Für die Mehrzahl dieser Dinge ist nun die
Antwort wohl niebt schwer zu tindoii. Die adiaphoristisi^'he Con-
trovorac, die Streitigkeiten über die Tiohr© von der Itecbtfertigung
snd der Willensfredieit hielt man wiilil nicht für su tiefgehend
)der wesentlich, dnss man um ihretwillen hätte Anstand nehmon
)raucbeD, die deutschen Kirchon als im Wes<;ntliilion einig zu
)etraebtGn: über alle diese Dinge ist auf dem Kürstentago fast
I13( H. dh Htelle der Vomidr i»'\ Üolbk^' latemiscli p. 186 (verslüm-
jj (loutHtfa p. 23JI. Vgl. ihid. \\ lOÜ; Anm. 123.
114) L 0. p. 151. 152. Vgl. p. 244 uboii.
252
äk'k-iitar Alfüchiiitt
kein Wort vorinron worden."^ Ks hatten auch dieso StrPitigk«
teil, nliwuJiI liii^ Urtliüfiuxi'ii di'ii Usknilrisiniis^ Adiaphuhsini
nergiümiiä und Majürismiis auf ihren VerdainmungsUstOH fortführ-
ten, sciion sehr an Bedoiitiin^ vorluri'U, zu oinem Tbeil woW durch
den Tod Mohiuchtbuns, zu uineiu audom, wwl das öffentliche lutei^
ßssc dafür abgestumpft war oder zurückgedrängt wurde durch die
yrage, die neiierdiug« duniinirend in den Vordorgrnnd nller Er-
örteruno^fn trat: dio Alx'iuhuahlstVaj^c. Diest? iiatte denn auch,
übwtdil der Iler/itg von Süehsen den Versueh machte, das fpuize
Ketzerregistor aufzufrischen, und namentlich aucli den Intoriins-
ütreit der Vergessenheit »'ntreisspu wollte, den einzigen wesentUeheu
(iegonstand der Nauuibui^ier Erörterungen gebildet Aber auch ü^
dieser Frugü lassen die unterschriebenen Üuouniento nicht oh^^|
Weiteres eine ausgesprochen« Tendenz erkennen, ausgeuomniejj die
Verwerfunj,^ der katholischen Ijehre. Ks Ijat in Folge dessen der
Nanrnbiirger I'üi-stentag eine hervnrragende liollo gespielt in der_
grossen historisctien C(nitrnvonio über den Cunfessinnsstand df
dents)']i-ovang(.'liselK'ii Kirt'hrn in der Zeit vor ilem Entstehen de^
Cünuerdieuwcrks von ITj^SO, die sieli seit dum Erscheinen des Cou
oordienbuchs erhoben und dieiluindert .lahre lang fortgespoun^
hat Wie Lutheraner iinrl Kefornjirte im Allgemeinen darüber
stritten habrn, <»b in dt-r rerintic vor IH.sO die augsburgiBche Coä^
fessidii ein aiisschliessend lullier'isches Üekenntniss gewesen, oder_
nicht, vielmehr im Sinn der calvini8chen oder ^ melanciitfaunisclk«
Ijelire iutei'in'eltrt wurden sei, die man in der Wittenberger Con-
cordie, der Variuta, dem KrunkfurterRecess positiv verkörpert finden
wollte, so haben beide Parteien die BeschUisse des Naumburgor.
Tages als ein Üocument ihrer eigenen Anschauungen für sich |^|
Anspruch gen<imnten. Um die ganze Kragr und damit auci» d^fl
Nanmburgcr Tag im BosiauhTn hat sich «-ino unendliche Literatur
aufgehäuft, die, im Einzelnen duirbforsdit, ein lehrreiches Capite!
'1
ode^
dt«M
115) Dill AiigJilM'ti niif |i. 2Ü7/8, 2.^2,4 und 242 .^iiÜialr.'ii aUcs liii-r^
über Bekannte. Es nunlo ilctiiniich, wt'tin initii vim iliT „Siu-ninicritirvn?!'
at>t>i>>ht, fast ki'Jint ..Scrtc' naiiiliaft goiiiiirlit; di4> i'inüi^on AiifülLruJijp>n ti^ßu-
deii sidi in dvv l'mtestsihrift .lolmim Kricdiu-Iis, wo itcr Interüiisstnjit aii^p^
zogen wird; feruer in dor Instructifui Herzog Barahus und dem Yotam, wt-btc*
die VortTbtt^r dor jimgen Herrn zu romuii>rn am 30. Januar ablogten; dMK
lieiduu üiüinuQ den Osiandrisnbus, lotzt*.'rL's auoh aocli viüu oduT
Sectoa (die Stoilf wur nk-hi Kit üntzüToru).
d
Ddur eJnigB iigjgj
Siebenter
nni«
253
vom Kinfliiss (Jps Vonirthoils in dor (jf^schichteachrpibung und V(m
tendeiizkisCT Ausboutung oinm* unklari'ii Matoiin f-rjrfhpii wiinlf.
Beiderseits hat man dim;h diese Litcnitiir der VaÜioIischrn IVtU'-
niik n.'ichcn Stoff zur Kritik des Protiwtantisnnis g<?lipf("rt. \vh
will auf dit-sc Cuntrovoiso und die bfidoisi-iti^'on Ari^umoiit«-
tionen niciit iiüIilt oingeJieii. ai« nötliij;; ist, um die Thiitsnohen
hervorzuheben, welche nieioeH Ernchtens das Mass für di& Kiit-
aclimdiin;; g^ebcn müssen.'^" Refumiirte liaben die Naumburger
Beschlüsse in früherer Zeit als ein Alanifcst ealviniselier An-
8ehntiuiif;eii, neuerdings »Is ein™ Triiiiii|>lt der eigenlbiimlii'hen
Ijehrwei^e Moliniehthnns Ul)er dius Lutherthuni fifefi'iei't. Die Oriind-
nnsehsiiinn;; war dabei wühl stets, dasa der Streit zu Nuumburj;
vurnohnilich in einer dMjj:matist^'hen Ansei njin<IerR*.^tzung zwicitlieii
dem Knrfiirsten ve?i l'fiilz und seinem Seh wiegers ohne bestanden«
und dass die Vcrsammhin;: Inr Friedrich den Dritten, f^'gen den
Herzog von SarhsHn, eiilscliieden habe. Den Kurfürsten Friedrich
abiT hat man für die Zeit div Naunibur^er Cun^resses früher Kt^'ls
schon ttls Calvinisten und in neuerer Zoit als einen Anhänger der
melandithoniwhen LehrwciHc betraelitet, welche, mag aueh ihre Ge-
stalt im Einzelnen rieht j>nieis festzustellen sein, doch sieher der eal-
vinischen nfther stand als dem strengen Lutliei-thum. Man musste
dfM^ni auch annehmen, das Rtkenntruss, welches Friedrich auf dem
Kürstentag al»legte, s<'i der Ausdruck calvinis*;her oder dncli mindi^
stens nicht eig<'ntlich lutheriscbor Anschauungen gewesen, und die
V(»rftammlung habe* eben dies*»n Anschauungen zugestimmt. Nacii
Alledein war es natürlich, in rb-n zu Naumburg unterzeichneten
Acten wiederum ein Manifest eben di*rselben Ix-hrmeinuugen zu
finden; denn obwohl mit dem unterzeichneten iütoren Text der
Confessiou sich tniditiotiell die stn'ii^' lutlierisclicn T/dirbegriffe
verbanden, und derselbn sich* am-h thatsäcldich nur mit einigem
Zwang anders als lutherisch interpretiren liess, so konnte man
doch aus der VurrMJe ohne (Jewaltsamkeit herauslesen, tiass die
Variata, als die emondirte Confessiou, zum Commentar für daß
110) Der Miiss«>Dlinftigkf.>it des 8toß'os hfUbnr mns« if^h auf diA Zumui-
ntenHtclIung eitn^ ht<>raihLstijiisrbi'u Kucklilicks \orai;ht(m; aiifli lipsitzt iimf
Literatur cün* kirt-luMihistArisi-be »ind puMidstische Bedeutung, dii* ülmr tlJL*
ia Kode st>'heiido Frap> der Kiifik weit )iiiiau8grnift. — EiiiJt^'liit'H voq deu
JiUaren ScJtrifleu i^t citiit in d^n Anm. ]l!i. 123, l^ü/G, 13G. Kiue Zusam-
menstellung nns dur neußfitHii Iit«ruhir Imi t'uliiitdi p. 171 ff.
254
SU-'bmitur Altsulmitt
III II-
Vorständniss dor Sltcren Fassung erUärt worden sei; und
einmal stntuirt, dass z« Naumburg die e^iivinUche oder eine
verwainUf» fjülire über das iAithortlium ^'(«ie^H, was lag näher
zu ^Imibeii. diiss die Vprsiiirimlun^ olioii djt.vi; l^.'iir(' in dor Vnii
vorkürpi-rt rüsuIilii habü? Dm iieutnUtj Form lU^ Uekc'nMtiü>
sülilosm eiiio solehc VerwerÜnmj? ja nicht aus. Wenn naoh d
Füi-stentag die wichti^:sten Tlieilnohnier dosseibon aidi eifrigst
mühtt'u. (lern licr/A^^ Johann Friedrich zu bnweis^jn, dass nuch rfi
über iUiA Narhtmiüil gut huhmscli dik^iitiMi, so musste man dies
coiiHt'qiU'nter Weitte als einen naciiilrägliclie» Wechsel der <logina-
tischenKichtuuf,'. rinon Uebergfiuig vom Calvinismus oder „Mclaiicli-
thonismus" zum LutljtTÜinm auftassciL Mail brauclit nicht
der Unnatürlicbkt'it dieser Annahme aus zu arj!:umentüvn, um
zuthun, dass von einem Kampf zweier Abcndmahislohrcu und ei
NiederlajjTt! dns Lnthfithums zu Naumburj^ nicht dio Rwle
kann : alk; notJnvfudif^uii Vt>rausset;iu»giu für diese DaisteUung
fehlen. Vor allen Dingen hat, soweit unsere Qiiellen reichen, einü
eigentliche dogmatische Spaltung im Schooss der Versammlung gar
nicht bestauden, und ilie letztiTL' brauclitc darum auoh nicht zwi-
schen zwei Al)c?iidniahlsl(_'hreü entscheiden. Kein einziges ilu^i
Mitglieder hat nnchweislii.'h andere als lutherische Lehmieiuungen
verlbdili-n, aurh Kiiri'iii-sl Friedrich nicht: davon kann jetzt, da
wir die bislier unb<'kuiinte Naumburger Aben(hnahlserkUirung d«
K'urfüi-sten besitzen, keine Rede mehr sein, und alle Combin»-
tioaen, die man auf neiuo angebliche Sondei-ytullung begründet hat.
müssen lunfallcu. Einige Schwierigkeit bereitet einzig das Vor-
hültniss des Liandgraten zum Lutherthiun; doch ist auch diese niolU
unlösbar. Die Vorsammelt^in mussten ja wohl wissen, wie Wi
geluMide Duldung der Ijnidgnif in seinen Hcri-schafh'n der n"'fo^
miilcii Ix'hre einräumte; sie musaleii sich auch erinnern, wie niihf
er dereinst der schweizerischen Keformation gestanden, und Vieko
mussto er als der eifrigste Fürsprecher der Union mit den ,,Saci
mentirern"* auf deutschem Boden bekannt sein. Namentlich Lutbi
raner, die er noch vor Kurzem durch Vertheidigung des ^Zwinp-
limiismus^' vor den Kopf gestosst^n hatfai, wie ilic Her/ogo Wolfgaap
und Christopli."" konnten ihn nicht ohnn Weiteres zu ihren tit^
Sinnungsgenossen rechnciT. ^n der Tliat tehlt dor Anschauung di
117) Oleu p. IS9 ff.
8iehBnt»r Alwchnitl.
255
T^idgrafen vom Abendmahl, sofern wir seino Acusscrun«:«!! rich-
tig verstehen, nin ^ItcstaTidthdl ilns littlierischoii Uogmirs, welcher
sonst als wt*sentlii*ii l»(traciiti!t wurdo: die Ijehre von der localen
Geg<mwart und dorn mündlichen Oeauss des Leibes Christi. Ao-
dn^rwMts aber fUthiilt tiio luioh ein Element der BJnnliehen Vür-
Ktellung, in welchem ein ebenso wownÜifher (iegousatz zur schwei-
zerischen Lehre liegt: fler Landgraf bekennt doch eine physische
Verecbmelzung zwist:hen ileni Leibe Christi und dem des Commu-
nieanten. nnr dass er den miiadUehen (ienuss leugnet und der
Meinung: ist, der Mmhis der Vereinigung la.sse sit^h mit den
mensuhlicihen Ausobauun^en von räumlicher Anwesenheit oder
AII^t>penwart nicht beschreiben oder bef,'reifen, sondern nur ver-
sinnbildlichen."" Es ist nun nicht wuhi-seheinlieh, da.ss bei dem
wochenlangen täglichen Verkehr der Fürsten untereinander, zumal der
Landgraf V4»n vornherein verdächtig war, man nie gesucht liaben
eollte, sicli über seinen (ilaiiben vorn Nachtmahl zu luiterrichten; aber
Clben ura jenes (tunteinsamcn willen, das zwLscheü seiner und der
lutherischen Denkweise gegenüber der refoiiuirten bestand, wagte
wohl Niemand, sofern es zur Ausspnicbo kam, ihn unter die „Sacra-
mentiror" zu werfen. Nach einem Docunient, dem freilich genü-
gende Beglaubigung fehlt, hätte auch der I^andgraf in der That
zu Naumburg, ■ sei es, dass er dazu aufgefordert wurde, sei es
aus freien Stücken:, sein HekiMintniss abgelegt."'* Dieses Bekenot-
[ 1181 S. |). B2, Aiini. 37.
fc 119) Ich ülKirzeuKi' inirli uaclitruglich (tlii; At;t»'n wunlrri im Vorau»
H^edruckt), (lasn das aii^oblicttf^ ^hfdpnkRi I^ Phili|isvii zn llHWb^n auf dem
fiir^tt'iitag zur Nauinlmr^k ' iii di'ti IJ'-ilagon (XXXU I).) di'- Aufiialuin' an
djcsi'r Stellt' imhl vertli'-nt, weil eH riirht fnchyr ist. ol» Landgraf l'hüipp dl'fa
Belumotnias wirklieh auf dein Fiirsttfiitag »fÜMt aligeh'gt hat. Dicselho Forme!
ni&ilich wird bereite \oa der « gründlichen waiirhaftig«'u Flifitoria ^an der
Ao^^burgiscbeii Ccnri'^sinii" {lüS4) referirt; ans mnem 8|iaU>nMi AlMlruük iler-
sdljen, dfr „Histonu dtw Sauramfiit.sstn.'ltÄ' (1591) haben kIm Holwig (rarüi
(grüudtlicbor . . . K<;rii*ht von dt'in K'*ligi<)riswi'S('n iin Kih"stt'nthuni Hcs-st-n,
löOti, l>. -ir»',) und I^uchttT (antii|iia fi<I(w Ucssonini, HK)7, p. ITil; ibid.)
üliemonuDfli) i fts lii-gt nahe ajizaoohinoii, dass am:h <iii' handschrifUiuho Notiz
du« H. Kalironios Moüomanu . dii> in dao BcitiigoD ruprodncirt wurdi), aaf keine
^dd^ro Quellf^ zurüf!kK»^ht. I)iu ,gnindliirhn wolirhaftif;«' Tlistdria" rt'fcrirt alior
Sit» B«.^k(:*iuitiusä DiL-ht bi'i dt-n Verhandluugi'D dvs i/oii»>nts solhtit, soDdern
swiacben den Com-siioudeiizen, wek-ho dem Fiirxtentag folgton \uA luizt'ichnut
ee als i<iu«i KchriFtlicho Erkläruug de» Laadgraffu. Alletdiiig» ist dabei iiiuht
juit Bobtinuutht.'it ersiohtlir-h, livi welc-ki*r (ielegenhi'it dlo Erklärung abgegeben
256
SiebflDter Abschnitt.
niss, wie rs uns iibnrlipfprt wird, umgeht die Ausdrücke, rafi
Wülcliüii tiuditiuiK'II dif Ia'Iiiv von der räiiinlir-liHi Amvtwenliuit
..bcdimken I.. l'hilipMn unr
ätm fni>lontjiK mr N^mn-
)iunrk ' '
Wir Miodt ilc» gUuibon» do-t
in nftchtnuii nn> aad uvdoni
dt« du «fit(Hiig«n djiisOTDK-ht
and m gniü— m gaggbon vinlt
mit iKidt und kolch od« bi-di in-,
wie miiu noiuiQD will. 4w
wvtuiftlifo lolb iind hlul un-
Koni homi Josn rhrlm. tiichi
Allein mn liostün ont^r wnlpn,
Mndoni uidi tuHnt Icibcrn
in aller niMnoo , wie dus (lii>
coficonh oj&Mt . dar i-or lun-
KorZeit Latbofiu, Bo<.-vni>. und
da oboriandisulum kyrehr-n «irli
nntonfiundor tbiiIicIkw.
riilHp|i Ml W'tirniuig imJfhri-
\r*:\.
.... scinil wir An RinnW»,
iaa im nai-litrn.il nii<- nml
■tiilon) i\w Am rtitplAtirn diu'-
gvxfiulit wiHol mit d«in Iitv«1.
kilch , nilor bvcbrr, wie niiuu
nohoiiMi will, i3pr wahrtiaftig
leih und hiat unoen noim
Jem CSviiti , tiieht allein mxn
bestan babbt it^vl«ti , iondttm
mich anwmn leib*, uini »ind
mit rnÜiRchlauv inui/ niiiiie.
wiHrli"ii di:" iiuivonili-lonliVit-
IpoIhttv aii'l Li.'tiBii.- ;.-v»t<»llt
Ulli ili'in rliiiifiir»ti'ri tu Siieli-
wiinUs niu'li iKt nicht urirnöglii'li. dass (It>r I.Aiiilgnir niif ilcm Cocvuut s»lb
••iiK- schriftlii'h)' Krkliinui;! 4*itin>irhte; endli'ih )><-sit/.cii wir von iliui aii^
Com-.'ifirinUrnzon, wfUJii' dem Kiii^ti'iilÄ^' f!)l(^fii, zwei Erkliinirigpu über da:*
AU>iidmaJil, woli-ho lit^r ^t^iUu^htvn mir iiliiilicli, niiOit nltrr gli'idi lantt-rt,
für pine diitto ist im IauF difsc-r rom^itpondenwii (s. Abwthnitt Vltl) sioh«
Kbwu zu ßiHlL'ti. Es koiinl<> alx>r dio&> Fonnol sehr wolil durch Coin^taHofT
aus den Ividen andern bfi^L-Htnllt sfin, wiv dif Syiioiisis eriKit'bt
I'hilipp an l*hmtii|ih M«i1
buh d, '^. (^f^*!. IWl.
SoTH>l »iwirni vtlnill'^mttii
. . , hobort vir R. I.
un(i>n)i da tu Zftpfwibunrk dr»
41v(i Ri-]ito>mbm itT«c)ai«bon.
sk iHMulich , di> wir gbabni
Qud bi'komKHi, das Ut 4m9
imchtBi«] des Ilomn wiriici
dttr borr Christus gtfgmmjafOg
w\. nach fpia toib nnd Mut
mit bmdt nnd vRin au dor-
mcht und gvbo wa/fttiiMaM,
tmht ulli.>iii lim- Boeln w»-
divTi aorh dem Imb» in ti\'V-
inH<9ciii, wio dos die nxuxjnli
viiilndt dio vur Uugsr mt drr
Lvltianu, Bnorst «ad die
ölnrliuidiMhM kytAiea nncw
^Liuuidor Bldl TMBlichoti, uul
wie div ntlwhl^f 4« VH-
bMibar^tiicliAn und htipiSmitm
tbonloK*"! andt mit hrtn^
' Tuid vi« Lathttr KMbn ilwiiA
iri<T«dt, wpnn i^r ^ito nok
und Dit an« tin«<^(t«in {«nnl
umctncben.
[doM SvhreilHtii vom 4. R(>i>toT{iI>or bi>i Kluokhohn p. 197 (f.; das \'Oni 24. äep-
titnil'tT fliisxiiffüch hol (.'alinii.^h p. ifiM/ri; di-ii WortUut hattt* Herr HM.lioUn'l:»
Dt'. Ijiiliini\vrr dii- (iütc, mir aus dirm MAiiusi.-ript iV-a II. Fnlottuius Mosi-iiiium
aaf der stÄndiachen IjtiiJ^sliil'linthi'k in Käs&'I mitzutht-ilen), — Den BftWfg-
gnuid, k«.'iut! der luidon ViriufUcUfU Erkläniiigfii wörtlich miteuthuil^m, sondeni
auB bi'ideu iintor FortlassuiiK eiuig^r Wc-ndungeu >Hae dritte m eoinpiliiv«.
küiiTit<^ rnnu h'icbt in dt<r Aufgalx' iiiidt'd. wk'bi' dvn Autoii'U der ^grümHiohi^
wabrh;d^i(;i*ti HiKtoriji'^ ^st<'lli wiir. DitiKi'llittri }iatl.i>t) g(>(;(Mi dit> ^llisioriü di't
Angsiiutyiwbcn ConfpA^ion" iltw Ainbrtwius Wi^lf dm Na*-liwcis zu fnhm>
dasH dit' A. i\ aiu^h vor dfi» hlnuln'liieu lUtn CononrdionhuchR in den dcutedi-
protestiuitifiuhi'n Kirulii>n »tt'ts fitrcug luthrHäch inti!r|»r>'t.irt wurdL<n. utid faiout
dtcai* Auffa-saun^ die historisch siuintionJrtf srt. In dit'ti'.'n Zweck ])a.4sUi wMiif
ilor Hinweis, dit-is F.nthiT biswcilon gezankt und aus U'wc^gtcin G>'müth ^fwtchri^
Usn, noch die Erwähnung der Thnologen von Witti^ubot^ und Lxijjug (ilvr>ii
257
und dorn miindliolien (icnusfi vt-rbnüpft war, obwohl eben diese
aJs die voniuiimlicliston KritiTien eines luthorischnn Hokcnntnisses
^tcn: abor dor (ilaube &i\ eine wirkliche Hin^^ubi' des l>'ibes
Christi au den dos CoiDiituiiikanton wird doch klar (Jariji ausgo-
sprochon. und so dtii-fteti auch, Hofcm jene zweifelhafte Nachricht
Recht hat, Philipps Mitfürsten von seiner Erkliirung zufrieden-
gestellt worden sein. — Dass irgend ein anderes Mitglied der Ver-
sammlung mit calviiiisi'hen «der verwandten Ansnhaiinngen anfgotro
tun wäre, ist nicht bekannt, luid wäre es guMchelien. so hütto sicher
keine Mehrheit zu Gunsten dieser Lehre gegen Lnther eutscliiedwi.
Die Herzoge Wolfgang und Christoph hatten schon vor dieser Zeit
^jnr Geniige Beweise von ^^ut lutherischer (Icsituiung gegeben: '-''
Äeraog Ulrich von Mecklenburg hatte zu Naumbui*g selbst hettig
gegen die „Sacramontirer" dcclamirt; die Uesandten der Mark-
grafen Hans und fkntrg Fiiedricli waren instruirt, ihre Herren
feierlichst gegen jede HuUIting der calvinischen I^ehre zu vonvuh-
ren; neben Diesen sassen im Conveut die Vertreter einer Reüio
niedersächsischer Fürsten, welche zu Brnunßch\veig gegen Harden-
berg Partei nahmen; hätten nun alle Diese eine entschieden iinlti-
thcrischf, der tyihinischen eng verwandte Ijchrwcise füi* die Üyigo
erklären sollen? Liest man die Berichte imbefangen, so kann man
keinen audt^rn Eindruck empfangen, als dass jenes Bekenntniss
des Kurfürsten Kriedrich eben darum so grossen Meifull fand.
weil es gut lutherisch war. Darüber hinaus ist unverkennbar,
doss manche Theilnehmor des Congi*osses nicht nur solbbt tutho-
risch sein wollten, sondern gleiche Gesinnung tilr jedes einzelne
Mitglied als erforderlich zur Theilnahme am gemeinsamen Werk
Andenken Sßit der ko'j't'^calviDistisi.-lK-it Kntiutrophi.' Uii <len strcragou Lutlic-
ranetm grtfchti?t war) hiii"in; wnlil nkr diT Hinweis auf dif Wittj>fiHprgor Om-
coitUe; il»ain die Ei-wähimug dt^rsfUx-n im Aoschliiss aa. t'iii Boheinlxu- lutlii-ri-
aabos Bekeiuitjit&s scbioii darzutliun. doss Luiulj^ruf I'hilipp sii.- als gut lutlu-risch
aoJjgelksst haW, wuhnüid da» Buc'h deü X. Wulf daM>ii ausgL'ht, du-ss iiuui
ebea seit dur WitK'nlwrgor Coiiuoixliu iii dun di?ut*;h«ri KirohL'U diu leibüdu*
jjnweaenheit und in&iidliclii' Xicflsuiig nicht mehr liekaunt hatii.>, viehiii^hr
diese Altschnuung eiitt ditrcli dos Coni;ot-dk'tiwi.'rk wieder eingeftihrt wonI<-ii
aeL — Ich Ia88i> naidi AliiHteiii Ualiiiigi.'Hti'llt , nh il. Ffthntriius )loK'>innnii i>int>
dinxrto Qadtlß iwuutziv, und. wie auch IlasÄi-neani]. (I, [>. 745), auf Falinmius
luid Leuchter gestützt annftluii, da» Bekerttitiiit^s wirklich vom Landgrafen Aof
dem Füretüiitagc abgelegt oder eingercioht wunli?.
120) Vgl. Anm. 127.
17
258
Siebenter Abschnitt.
^nsatz
Rg9^
betrachtpten;'-* und im Orund ist für Alle, wpnn w'v
Friedriclii iin<i den Tjandgraien alnerJini*ii, waln-sclieiiilich, diLss sie
ebenso dachten. Eine bestimmte Grenze lässt iucb hier freilich
nicht ziehen, frjeichwohl liessen sich nach Alledem, wenn zu
Naumburg caJvinische oder caivinUirende Ix^hmieinvingen über-
haupt einon Vertreter gefunden hätten, die Beschliissri der Ver-
sammlung taum anders erklären, als dass dieselbe den Gegensatz
der Viir^trag:Piien Aiisrhuimngen zum Lutlifilhura verkannt
eine Annahme, die aller WahrscheiuHohkeit «idersprichL^"
Somit dürfen wir unser Urtlieil über die Nauraburger
Intiont^n dahin tallon. dass die ganze Versammlung in der augs^
bui^schen Uoiifw«ion keine nndrc als di(» lutlierisi-ho A bendnmblslehrc
unterschrieb und bekannte. Wir dürfen hinzusetzen: sie vollzog
die Unterschrift auch in dem Bewusstsein, dass alle Theilnehmer
einig seien im lutlieriftcheii Vorständniss des zehnten Artikels.
Kinzig für die Stellung des l^andgrafen wird man in beiden Sätzen
gewisse Vorbehalte machen müssen, die dtjcli nicht genügen, das
allgemeine ürtlieil aufzuheben.
Demnach müssen nun auch die Naumburgor Dooumente
interpretirt werden. Wenn man neben dem unterzeichneten Text
der Confpssion in der Vorrede die Variata, im Abschied den Fi-ank-
furttT Receas anerkannte, wenn man in jener auch die AlH>iid.
mahlslehre des Recesscs wiederholte, so gesrhah das nicht, weil
die Versammelten sich selbst die Freiheit dts refonnirten Bekennt-
nisses hätten vorbehalten wollen: sie durften es thun, weil man
bei jenen Bekenntnissen ebenso guier Lutheraner sein konnte, als
bei <lcr unveränderten Augnstana; sie thaten es, weil jene Bekennt-
nisse bereits in weit verbreitetem Gebrauch standen, und man
darum dem Vonirtheil entgegentreten musste, als läge in ihnen
ein Widerspruch gegen das Liitherthum, als sei Derjenige schon
kein treuer Luthonuier, kein Bekenner der Confession im unver-
fälschten Sinne mehr, der sich jener allgemeinen Formen bediene
Die Abondmuhlsformel des Frankfurter Eecesses wollte man sogar
121) Das iniisfi ?., H. für UIp Hi^rzo^-ti Woirpang miil Christoph galten;
dieselben hättPii siiih sonst schwc-rlich h^rlw^igplafwim, den KnifiiraU»!» Frii'drii'h
im Aufbiigo des Hnrzogs von Saoh.'Vfn iibor fteinnn AVx>ndnialtLsgliiaboD m
exumiaiK^n (vgl. p. 2'iS, 2H9|. Ebenso für die V(>rtreter der Morlcgnifeii von
Brondonbui^ nach deren Instniction (p. S2S, Anm. 86).
122) unten Anm. 126.
SifWnter Abschnitt.
259
tintpr die speoifisch Intherisohi'n Bekenntnisse aufgenommen sehen:
man führte sie in der Vonede mit einem kurzen Coiiimeiitar ein,
nach dem sie niolit ander» als lutheriscli verstanden werden <Iui-fte,
obwohl die Formel an sieh niclit mehr aussagt» als was auch io
der ^ailvinisehen I>ehre enthalten war. "" Ueberhaupt ist, wenn
man weiss, dass die Fürsten that^iichlich lutherisch dachten, auch
crsiobtlich, dass sie beanspriK^hton, in der erneuerten Confession
mit der Vorrede ein objeetiv luthcrrisohes Beteiintniss aus^steüt
zu haben. Es liegt das einerseits in der wiederholten Versiche-
rung, dass sie niclit gewillt seien, irgend eine andere Confession
als die vom Jahre 1530 zu erneuem: es ist sei bst\'crständ lieh,
flass Lutheraner unter dem Bekenntniss vam Jahr 1:130 eben nur
die lutberiüche Lehre verstanden wissen wollten; imilrerseits aber
le^en sie grossen Wcrt}i auf die Anführung der Apologie als
eines nnzweideutig lutherischen Comraentars zum zehnten Artikel
der Confession. Eben die Apologie hielt man dem Herzog von
Sachsen entgegen auf seinen Einwand: man habu nicht genug ge-
tJian, um die sacraraontirerische Ijehr© anszuschliessen. '-* Es war
123) «Damit wir auch nivht rordacht werdou, dua wir mit obgcMuolter
vorwerfuDue der TranssubKtautiatinn di»; wahre «ottenwertij^WDit dos leibes
und >>luts Chrt8ti im hcili^rn alKjtiiiitiiilil leugnen, f^o Kctnt vir keiner andern
mriDUDi;». denn du»« im al)«uiJrniLlil iiet> hurrii Christi ausgeth eilet uad
enipraiigen werde dtT watitv leib und blut des hemi Climti, uach iahalt dor
w-ort im Evaugf^lio: iLehitiet hin und (\HAt*i, <tas IkI mein lL>ib u. n. vv. I'nd
das . . • (folgt (if-r Au^üug aus d^ni (Vankrurtor Ru<:r8S). In d^m hiMLichi^n
Spncfagnbniuch d"T KofoniiirtiMi wni zwar allgflniein von der liegen wfirtigkoit
ChriRti im Ahnndmahl und vom Ciünus-s sninns leihen itnd Blutr*s gi^radot;
lothnriHch hingegen ist es, von der Tiogi-nwail: dos f/Mbi-s and Blut»'s und deren
AoätheÜung an die Communicftöf>'ri tai n\>iv^\i>'n. Wiu wt-nif;; liingojten die
AbendmahkleLrr de» {''rankrHrter Ke<:M»seä »Mlbät an eticli tutburisüh geonniit
-werden kann, bt-weist rler <ii'brüU(:li, den vun ihr die I-^'f^)^^lirten goinneht
haben: Tgl. Wolf, Historie thn- A. C. |). 151, 152; llospinian, historia ^acra-
nif^taria, 13 p. 254/.'). Von Neueren vorm-hndieh Tleppe (T p. 271 ff.). Eine
tn-ffende Beurtheilong von lutherischer Sc'ite bietet das Gutachten des Chy-
triin.s und der pemmentehen Tlnfolugen Venediger, Rungf und Kittel ül>er die
Formel, weicht' der Naumburgor Vorrede einverieibt MTtrde l»i Sdiütjc, de
vita Pavidis Chytraei. I. Appendix p. 348 ff .
124) H^um dritten hette »ich . . . soviel befunden, da» der Cbf. pfalz-
graf nch in dem artickel d«*^ nachtuialu des lierni nii;ht allein zu der Augs-
porpechen CoDfe«sion aoudem auc)i zu der Apologia ttekennet und hrwitligt,
dieselben auzannußn . . . nuhn ist aber sonderlich in iler Apologia diser
artickel clerlich ond anstmeklich also gesetzt, das ihre Chur und f. g. darübor
17*
260
Siebenter AbHuhnitt.
allerdings neben der Apologie auch die Vaiiata als ein? „Krlän-
terung" der Cünfey.sion genannt; aber diese stand ja mit dem
Luthcrtluim nicht im \Viderspru<.;h, und wunn zu ein und dem-
selben Text zwei Commentaru nL>bon einander in Betrapht kom-
men, Lst im Ornnd doch selbstverständlich, dass, wo von beiden
dor eine eiu^^obendere Bestimmungen ^'iebt, der imdea* «ich all-
gemeiner ausdrückt, nur der erstere massgebend sein kann. (Jegen
die Apologie, Ja hei strengem Verfahnju auch gegen die C^nf*»«-
«ion von 1530, konnte darum die Abendmalilslehiie der Variiita
auf (ri-und der Vorrede keineswegs ausgespielt werden, wenn man
ihr nicht — und dazu niusstu man er-st in den Wortlaut Unter-
scheidungtibostimmungen, die er objectiv nicht enthielt, hineiii-
ergiinzen, — einen immanenten Widerspruch gegen die luLlieriselta
Lehre, einen positiv calviniscben oder „melanchthoDischea^' SinllB
unterechob: nur so konnte man für sie als für die jüngere, die
„emendiitc" Coniession, einen Vorrang beanspruchen.
Bei Alledcni muss es wahr bleiben: das Naumburger Glan-
bensnianifest war auch für Reforinirte nicht völlig unannelimbar.
Der Grund ist nicht, dass seine Lehi-formon, wenn man es aU
ein Ganzes betrachtet und sicli, wie das die lutherischo Üenk-weise
fünlert«, an den einfachen Sinn der Woi-te hielt, eigentlich all^
mein gehalten oder zweideutig gewesen wären; nur dass der bild-
liche Sprachgebrauch der Reftirniirten ihnen erlaubte, ihr eigenC(!
Bekcuntniss auch in solche Sät/e hiiitiinziilegen, die, wörtlich ge-
nommen, unzweideutig lutlierisch lauteten, sofern sie nicht mil
besondern Cautelen ausgesljitti't waxvn, wie solche sich in eintr
zweL^kniu&sigen Zuspitzung der Terminologie, einer eingehenderen
Zergliederung des Lehrbegriffii, in der au&lriicVIichen Abwehr
unzutreffender Deutungen finden liessen. Stdche Cautelen
der Herzog von Sachsen vorgeschlagen, dii^ Versammlung
nicht ungentmtmen, sodass c» nicht eben unmöglich gemachl
forner erkliTung \m hfichgL'dachtt'u ciiurfüretiTi pfaitiyi'afL'ii zu uuchon iiidM
ursach habwi'' etsc. (Cielbko p. HO. Vgl. yljcn p. 230). Dcjr Uiuwbis trifl*
völlig zu, doQD (lio A}i<iIogiv lehrt ^dasfl uns Cliristus Imbliuh gehoben and
Kerek'Iit winl im Naohtnialil * unii in lit'Ui Uteiiiisclion Text, welcher sa der
voD i!en Füretvn uiitorsrbriclieiiüii Ausgal« der ronfessioii (ji^hort: ^^'^rbtiUB
corporAlitjir nnliis oxhilpori in coonn." Auf diesn l'itinmg der Apologie hrt
aijioa Planck (VI, 250j, der überhaupt sehr corroct urtlioUt, trolTettd hia^
wiesen.
Sieboiibn' AbüAnitt. ^^^ 261
nas ganze Bocument im refornnrten Sinne «mziiilouteii. Damit
war denn fn^Uicli aueli die andere MöglicJikoit gegeben, mit der
Vorrede eklektisch zu verfahrcu: wer eiuma! als Reformirter sie
doch bekannte, konnte f(lr seinen Gobrauch dio Variata und die
Abendnmhlslebru des Fninkfiii'ter Recesaes herausgreifen, bei denen
©8 sii'h zwanglos calviiiisi^h li'hrt'n Hess, den älU^nm Tnxt der Con-
fession und die Apolo^^ic ohne Xiitzunwendung auf dorn Papier
stehen lassen, ah* BokenntniKse vuii veralteter, unpraktiBcher Form.
Endlich lässt eich nicht leiijjneu, dass in der Aufnahme jener
jüngeren, allgemeiner geiiEdteuen Bekenntnisse, selbst wenn mau
annahm, diiss die ältere Confeasion und dio Apologie völlig aus-
iiÄhliessend lutherisch seien, oino (ielegenheit xu iinsaclilieher Aus-
roeatun^ des DocumeiiL^ gegeben war, diu uirht unboniit/t bleiben
konnte. In der Tliat haben Kofurmirte nachmals dio Yariata äannnt
dem Abendmahlsartikel des Fraiikfiirter Receasoa als spezifisch cal-
vinischo, neuerdings ,.nieIanchthonische'* Uekenntnisso reelamirt
und gegen die iilteix' Confession als Richtschnur für diu Auslegung
des ganzen Werkes ausgespielt.'" Es würe auch dios wohl durt^h
schürfen' ViTwahrungon zu hindern g<.'wosen, aber dio Naumburger
Verxamndung liat es niclit versucht. Lag hierin eine Neben-
absicht?
Es ist oft behauptet wurden, es sei den Fürsten und Oe-
äandten in Naumburg f^ar nicht bewusst gewesen, dasa ihre GUu-
ben^icrklärung am-h i^pielraum lasse für eine andere als lutherische
Atislt^ung. Das ist eine Darstellung« die an allen Kcken und
Enden zu ünnatürlichkeiten führt, wenn man versuelit, sich die
Naumburger Ereignisse einigermassun anschiiulicli und vullstandig
zu vergogenw artigen. Eä sind auf diese Annahme auch nur si»lchü
Kirchen historiker verfallen, die keinen andern Ausweg sahen, dio
Vorgänge von Naumburg zu erklarou, weil ihnen unfassbar war,
daas die dort VcrsjinjmoUen lutherisch gesinnt gewesen sein soll-
ten, ohne zugleich die calvini.sdien und calvinisirenden An-
schauung<:'n aus Herzcnsgruml zu verdiuimien. Aber eben hierin
liegt der Fehler.^"
125) Wolf, p. JÖ7 — na. UüS|Höiau, bist. säur. II p. 281 ff. Höpi« I
p. 40ß. iliilet I p. Sm.
I 12G) Mail maus Kltirkhohn (Kriodrii^h d. Fromnio. p. '11/^). unl«diugt
jJtocbt gebco, iiasa dicHo AulTassuug, miui inögo sich das thi'olugist^ho Vor*
Ulhidaim der Fürsten und ücsatidbju noch so genug deukim, ciao gauz unmög*
262
Siebenter Abschnitt
sie
Für den I^ndgrafen und den Kurfürsten vnn Pfalz, wie wii
kennen, ist bei ihren Votis (nicht uUein, doch neben alii
lidiL» ist. Mochten sie auch i. B. \wi tW'V Ankunft in Naiiuihurg über
YerhäItoie>8 iler Vaiiata zur unvoraadorten <.\)uffi«iou noch völlif! unUar
so ist <i(H-h undonkbar, ilaSH ihnon Ihm den ISi'oitenui|;ea ölit'r die Wahl dos
]!lxen4»lar8 und über die ici der Vorrede zu dtirt'inli-n Srhrini'ii ■•ntj^angeu m;iu
eoDte, dass die Variata bei dt'n stnmg^n liiithoi'anfni nirbt aJs völlig recht*
ijlüubig galt (v(t1. p. 210, Anm. 70); iiW die fininde dieser Thatsarhf aber
»ich rn uiitemelit^'n, hatten sie ausreichend Oelogonheit, da eine grosse Aiizah^—
gelehrter Theologen anwenend war. Unter den (gesandten befand sich ab boj^H
stinnischer Vertn'ter der Su]«rintendent von Hambui{|^, Paul von Eitzeu; als
llofiirotliner der ariwesend<'ii Hemi, thecilnpsolio Kesleiter, Hi'ri<:htor»tatter oder
aus vigi.'nom Antrieb w.in»ii nnwest^nd ib'r Rostucfci^r Professor Pnvid Chytnu'U!»,
die DrcAlem-r Theoloptn Daniel tin-sor und diristian Sagittarius [Schiiti), der
Weimarer HoriinHiijj:(fr Aurifalwr, die herzoglich sänhaisohen Sn|)enntendenteu
.MÖrliti und Stötwel. der Jenonsfr !*iofes,sor Judex, der PfaiTer zu Oaolzbacb
M. Oeotg Karg, der Pfanfr zu <.'ottbu.s, .lohaDm-i Maier ^ dor Pommer Dr. Chri-
stO|>h Stumme], den Ilerzog Barnim seinen Gesandten bei^'egcbcn hatte; ein
württeniborgischer Prediger; ein JIof|irediger, Trelchor üagiater Caspar genanm
winl. (Sallg m p. 673/5, 67« Note. 680 und 087/8 Not«; Calinich p. 185
Note. Herzog Barnim von Pommeni an die jungim Herzoge von Pommern,
Alten -Stettin il. 2. dmi. \:m. B-tHh Ftc-p. 13. 1 b. ,Inh. Mait-r an UarkgraT llans,
Cottbus d. 2, Kebr. Herün Uo|i. 14, 7. — In den hei Salig citirtpn Bntjfen
p. 678, ti7t), 680 werden u<n.h verKohiedene Personwn genannt , hinter denen
Thmlogciu zu venntithen :4ind; DurfoldiVia ist vemiuthlich ein Joneinier Pro-
fessor; s. Saug ni p. 6*28). Kin guter TlioU dieser Personen ist als stnM^
luthonseh bekannt; dans dii^s Cilierlinnpt die Stimmung der ühenHegeoden lMi[^|
aahl war. da-ss femer die The'jl'igi.-n nicht unterliewson. untereinander und mit
den VortTPitem derFürsti?u, auf deren Umgang sie iiaeh ihR-m Haag und Stand
angewiesen waren, den BekeimtnitJHtand in Deutschland zu erörtern. Ulsst sic^
(es wire obuedieK KelbtttverKtändlieh) aiw versJeliit'denen Beriebten 8ehlie*WHJL
Joliaiiiit'W Maiar b^riebtt-t in dem ölten i-iÜrten Scbreibtm von einer ITuterredon^,
die er ku Naumburg mit Gi'org Karg über du.« Alieiiilmabl gidiaM, und fij(!t
an, das8 die Prßdieanten in Württemberg vor'm Jahr ein „uützUeh und gruwl-
lieh" Bekoimtni&s vom Abendmahl gestellt (vgl. oben p. l!>8/9), welefacts später
in fremde llÄnde gekommen und zu Magdeburg pedniekt worden ist Dr. Stum-
mel bat ihm ein Kxein|ilar liavuii geliehen; der Markgraf winl es durch Dr. Adräo
{Alhinus. den Kanzlei) erhalten. Letzterer iiericbtet unter dem 28. Jaouv
(Berlin Rep. 14, 7), iUlss dii'ses Bekenntiu.sft vmi ^alb'ii" anwe#i«ndt.'n TT««»- i
logen iqjprobirt wenle, E» ujt ferner so gut als aelbstvoi-stündlich, das», rä
Herzog ITliieh den t"Tij'tTn<?u-'» (s. p. 226/8 Anm. 82,85) auch andere Fün-iea ihn I
Theologen, obwohl dieselben laut des Aussehreibens zu deu aflieiellen Ben*
thungeii nicht zugezogen woixien durfton. doch privatim um Ratb fragten.
Kurz, die Memitng, dat» die Fürsten und Gc«andteii gar nieht geahnt bütten,
wolohe Bedenken sieh vom stitmg lutbeiisoheu ätuudpunkt auü gegen die Variata.
Siebenter Ahscluiitt
263
^oeS Grilndcn) von vornhein bestimmend gowesen, dass In ihren
eigenen wie andern prott'stantischcii Torritdrien unter den (Jeist-
lichcn wie in den Gemeinden vielfaoii Vertreter der schweizerischen
und Ten>'andter Richtungen lebten, denen der Anschluss un die
(icmeinschaft der Co nfessions verwandten erleichtert wurde, wenn
mau neben der unveränderten Augustana die Variata, den Frank-
furter Recess, die Wittenberiirer Concordie anerkannte; ja der
Landgraf hielt auol^ sicherlich, wi(T immer, sein Auge zugleich
auf den Protestantismus des Auslandes gerichtet und wünschte dem
neuen Olaubensdocument eine Fassung zu geben, welche der er-
krimten Annäherung zwischen den deutschen und refürmirteu Kir-
chen nicht präjudizirte. Dass die Andern, welche mit jenen
Beiden votirten, gleich im Anfang diw Convents von ähnlichen
Erwägungen ausgingen^ ist darum freilich noch nicitt anzunehmen.
Wenn sie die Variata anerkannt wi.ssen wollten, wenn Viele, noch
iObo die Vorrwle entworfen war, auf die namentliche Anziehung
^fos Frankfurter Rtjci^ses volirttm, so hatten sie dazu iji den A'^er-
hältnissen ihrer eigenen Kirchen (iriind genug, auch ohne KUck-
sicht auf die Keformirten. Ks lag ferner den lutlieiischen lläup-
tem und Vertretern officiell lutlieriHt;lier Landeskirchen, auch sofern
sie der milderen Richtung angehörten, nicht so nahe als dem
Landgrafen um! Kurfürst Friedrich, von vornherein danuif bedacht
zu sein, wie iniui den Itefunnirtcn Duldung wahre, zumal im Hü-
ginn des Convents kein besond«rer Aiilaiw dazu gegeben war: die
Aufstellung eines lutherischen Bekenntnisses schloß ja keineswegs
die Verurtheilung jener Glaiibensrichtung ein; die Fragestellung:
ob man die reformirto f^hre duhien finrfe odei* nichts war vom Pro-
gramm des Convents ausgeschUwson und tauchte in der That erst
nach geraumer Zeit in den Verliundlungen auf. Andrt^i-seits würde
man aber aut-li auf grosse llnwahrschcirdichkeiten stnssen, wollte
man annehmen, die bcsrhluMsfusM-iide Mehrheit hätte im Beginn der
Torhandlungen auf die Venirtheilung der reformirten Ijchre eben
nur verzichtet, ohne doch über ilie Kragn anders zu denken, als dass
diese Ix^hre gleichwohl srliluchti-rdiriigs vLTwi;rfhch sei, dass man
sie thatsachlich nicht dulden dürfe, oder dass man in Zukunft
den Fraokfort£>r R>?oi<6h ot^c. erholwn li)>»t!<:'n , oder dass me sieb, vrie Löscher
(II , p. 20*1 ff.) wülll»', aiiH rt'ÜKT linklariieit von deu krj'ptocalWniHÜBchea
fifttbeD £beiD und L'tacow und t'itiJgt.'D phUiiipi^Hnc^lifu TliL><)loge<Q btrtrügeD liesseo^
UlBt aa der b<)clistdeii]cbareii iniieron Unwalu^iolieiuliohiielL
264
Siebeuter Äbscbiiitt.
noch ihro Vordainmun^ würde anssprechon nüisBcn. Der Convo
unisihlus« wühl stivk'l streng hiÜierisoJiie Eloniente; insoudtTheit
liatton luitor seineii Ijeitoni die Horzogo Wolfgang und Chrisloj)h
schon so entschiedene Beweise von Abneigung gegen das refor-
niirto Wesen gegeben,^-' dass eine solche Annahme nicht von
vornherein auszuschliesson wäre; träte sie aber wirklich za, so
hätte man angesichts der notorischen Zustande in der kurpfäl-
zischen, ja aucli der hessist-heii Kirche diese Dinge schwerlich so
stilladiweigend umgehen künnen. Mau ging mit dem OiHhinkea
um, nach dem Fürstentag auch die Stellung der deutschen E!^H
eben gegenüber abweichenden Richtungen gemeinsam zu orörtora
und zu bestimmen. Üeujcnigon, welche diese Aufgabe sofort gelöst
sehen wollten, ward entgegnet: man sei dazu nicht zusammen-
gekommen und halte die Forderung angenblicklich nicht für aus-
fülirbar. aber nach dem Cunveut könne mau darüber, etwa auf
einer Theulügeiivei-sajinulung, bL'ratheu lassen. Die Berufung einer
nachmaligen Synode ist sogar iuisdiücktich beantragt und ernstUch
erwogen worden.''^ "War man nun allgemein mit den Markgrafen
127) p. 154 ff. i>. lOO/U Ilerxog Wolfgang hatte, wio CbristAph, audi
iü ioT Kiirjifalz bi-rcits svineii Einiluss f^fgen dio Lclirfroihoit der talviaischen
OoisÜii^hnci gtütniid xu iniLchitn ^i'SucliL H. Ktuirkli. 1 p. 140/1.
128) Bericht des Grafen von Elioi-stoin und 3latzk« Borcke'a xm.
30. Jaonai'. a. i*. 2^33. Aiim. 80. Krsterar scfaroilit am 7. Fohniai*: ^Tha awlftn
pUiiL't der piTtpusitiuri bolanf^ondt* , und vurnelindiL'h^ wio in etUchoti punotn
weitliLT i.*Iin(?«tli'^)it* uiiil st'hiL'dtlichc erklcnuigcu goscUooa muchto, dadorch
daiin zwibpalt und miäsrui-stondt der thoolngeu auuh aufzubebea, u. s. w., ist
hin unc] uiddcr om'og^n, und iüli twn nftoru in gcMneim'm radt K. F. G. bet^ioli
und moiiiungi' (Aiitn. SP) ilui unt^ithpuigkmt augoKi?igt, und viel onhir itn
stvttiU'M E. f. 0. 7.uja>timniet, . . . abor es ist Idzlich durchs mehn?r d»M)r
enk-liM, da» lülliin jt'tz nach orhoLschooder notturfl nicht gt<3cii«eu kuutJ]^; fiu
dem mit hüi-zog Jtilianii Fiiodrich zu f!aohs.>iC-u das lüiigcfallüu, darulier ee fU
vorbliohnn, und wir es dahey aucJi lassen lausäen bewenden. KÜicho, sonder-
lich Wirtcmborg, halH.'n auf einoji sjTi*)dum oder nouen KusarnnK-uachickunpi
etlicher gottfüi-chtit^er friedlÜ^^'I'ondpr thoologan. denen politiesche retht' luio-
onhieit, godntngcn; dif andcm odor mtk-htw widürmthon; doiisoUwn wir aiK^
huyg(.'faU(*ti , mtl. tiirhtPii dar in willigitn wolh>n, »ml vor utidi'iii es daliio g^
Itrat-ht, lia» solthfs ningi-al-elU w\inlo», und im alisühiedt^ ihn gemoin ojivnr-
liindtJk-l]. da jomandtz ordentlicher woise ferner L-timtlich<i erklfiiuig« Ix^eal«.
mau sich ül-s orlfUt, nur wirdl. gedacht, widche« wir gi-suht^en lassen . . .'
Die Frage: wie eine i-inhclligi' iionna doetrinae in doti Kauplarlikoln des rhrisl-
liohou Glaubous zu Mtollon sciu mucbteV ijtauü huix^its axii dem Vorzeictuiiai
voD Fragen, «olciics Uorzcig Lluistoph zu evoutuuUcr üerathung mit niob
SiolKnritor Absclinitt.
265
von Brandig hiir^', (U^n norz«^T»ii von Mo(_'klonbiir^ und Sacliscn
dor Meinung, d;iss auf einor solchen Synudu man ä'io „J^rtcnimen-
tirer"* in flnind und Buden verdammen, ihre Duldung inucrlmlb
der deutet'lien Kirchen ^"luzlich verbieten niüsste, wie hätto man
zuvor Kurptulz und Hessen unbeanstandet an der Cntersohrift
theilnehmen lassen können? Wenn man liest, dass die mark^riif-
liehen Vertn^ter vortragen dui-ftcii , ihre Herren setzten voraus,
dnss samnitliflie Theiln<;tuner 4ii's Convt-rits die sehweizerisehe liChro
gänzlich venlaraniton, und Niemand antwurtoto,'"'' so könnte das
Wühl wie stitlst^hweigendes Ki nv erstand niss erscheinen; man wird
e« nach Obigi^m gleichwohl aJs schweigt-ndes Umgoiien der erwar-
teten Zufitimnmnii^ auffasst-n müssen. Sollte aber wirklich" ein
bedeutenderer Tlu'il der Aiiwtisenden der Meinung ^wesen sein,
man bohiütc die Hände frei, man dürfe und müsse nachmals die
deutschen Kiivhcn rücksitrhtslos gegnn alle« Niehthitherist^Iio sper-
n*n, auch wenn man x.uvor Kuqifalz und HosHen unbeanst^iudet
zuliesse, so hat doch weuipitens zuletzt allgemein eine tolerantere
Stimmung Platz gcgritTen. Man betrachte nur in Kürze die Vei>
handlungen vnni einunddrelssigstcn Januar bis zum vierten Februar.
Der Herziig von Sai'hscn hatte kiiteguriscli diit Frage gestellt: ob
die Versammlung die reformirte Ixthre verdamme? ob sie die Dul-
dung derselben für venv(!rt'lich halte? aber Niemand oder fost
Kiemand konnte sich eutschlieHsen. mit Ja zu antworten oder sieb
für die allgemL-ine Untei-drückung der reformirten Ijchre zu er-
klären; ja es wurden auch nach wie vor die Massregeln abgelehnt,
welche dienlich gewesen wären, die lU'forniirten Deutschlands vom
Anschluss an das Naumburger Einigungswerk abzuhalten. Was
tbat denn die Versamndung auf jene Krngi'stellung hin? Sie Uess
sich in derselben Sitzung vom Landgrafen vurtragcn, man kiJnne
doch nicht jedes Mitglied dur Kirche, ja auch nielit jeden Ueist-
Jichen auf eine ganz iM-stinuntit Meinung „vom Sacrament" ver-
pflichten, sondern niüssD einen gewissen Spielmum lassen und
innerhalb desselben mit Allen Friedo halte«. Wir hören nicht,
du^ti man dea Keduer erwidert hatte: uuhitherisehe Meinungen
Naumliiiri; hni<--hte (Calinioh p. 13G). Pass alter, wi" naoh doni litirton Schrei-
beo 8«rlioineu köunU;, der l'tifikt mit :iuf lUe rmposition gfsützt wiu-do, trifft
nach dfn aniit-m Em'llhnungun nicht zu. S. obt-a p. 212. Äiun. 50; |>. 243.
BuUoguii p. (>5.
120) Oben p. 228, Aum. 80.
266
Siobuntor Ahsutmttt
dürften auf keinen Fall geduldet werden. ^^^ Der Herzog
Sachsen di'üliie mit dem lirudi der Verhandlunj^en ; man vertröstete
ihn: die Condemnationen würden nicht grondsäbslich abgelehnt,
sondern nur aufgest-hohcn; das« man aber gerade Diejenigen,
welche im Sinn der ürthoiloxen „yuframentirer*' waren, seinereeit
gonorcll verurtheUen werde, darauf machte man ihm keine Hiiff-
nung; vielmehr deutete man ihm an, dass es ungerecht sein würde,
den Protestanti-smu!* des Auslands ohne Unterschied mit dem
Schraachnamen der ,,8acramentircrei" zu brandmarken, der Con-
fessions Verwandtschaft und des Keliglonsfriedcn» ftir unfähig t^M
erklären.'^' lU*r Herzog machte Krnst, reiste ab, und hinterliosR
in seiner l'rotestsclirift den genügenden Beweis, dass die Versamm-
lung bei den exrlusiven Lutlieranern allgemein in den Kuf der
„Sacramentirerei" kommen werde, wenn sie die angofochtciio Voc^
rt^do nicht gewissen Aendorungen unterwarf. Was that die V*»r-
Kummlung darauf? Sie liess sieh vom Kurnirstou Friedrich vor-
tragen, er habe in seinem I^nd noch keine endgültigen Vorschriften
über die Abendmahlslehre erlassen; und Niemand, soviel wir sehen,
machte ihm l>emerklich, dass eine solche Entscheidung doch ge-
troffen werden müsse, und zwar im ausschliesscnd lutherischen
Sinn. ^^^ Vielmehr, angesichts des gut luthciischen Bekenntnisses,
wolcliL'S der Kurfürst für scinn IVi-son ablegte, ontsL-hluss sich die
ganze Versammhing, mit ihm zusammen die Confession sammt
der Vorrede zu unterschreiben. Nicht einmal die Approbatiun
der schmal bddischen Artikel in der Vorrode ward concedirt, ol>-
ivohl der Herzog neben den Condemnationen diese Massrege! aU
die einzige Schutzwehr gegen häretische Ausbeutung des Recesscs
angepriesen hatte und die Artikel der ÜlaubcnsstelJung der Fürsten
und VertmtfT, ausgenommen efvva dtji T>andgrafen, keineswefr^ zu-
wider waren; ebensowenig nalim man die völlig exclusive Abend-
mahlsformel auf, welche der Eeraog vorgeschlagen hatte. >" Man
lioss es nach wie vor bewenden bei der Berufung auf die Apologie
und der Versicherung, dasa man kein andres üekeuntniss als d^
von 1530 ciTicuert hüben wolle; ja man nahm iu die Vorrede dio
AbendmahLslohre des Frankfurter Kecesses auf mit der Practen-
130) P. 235, 236. Beil. XXXHC.
131) Gelbke, p. 111, 112. B'^-Ü. p. 6rj.
132) P. 244 ff.
133) V^. Ämn, H2.
SiHbeotar
267
sion, dass dieselbe künftig hin unanj^fochten bleiben solle, und
meinte sich zu dorn Standpnnkl der üegnor weit genug h»>ibpi-
gelassen zu haben, wonn man der Konnel einen kurzen ('omnu'ti-
tar voraussehickU;, weleher dem einfachen Wortlaut nach lutheriseli
war^ aber uuoh diesen uhnü Verwabrun«: gegen abweichende Deu-
timgon. Wie ist nun das Alles zu orklürenV
Nur zwei Motive können im Spiel gewesen sein. Ka war
bedenklich, dem Herzog von Sachsen nachzugeben, weil man als-
dann aller Wahrscheinlichkeit nach auf Kurfürst I'Viedrich und den
Ijtndgrafen verzichten nuisste: denn dien damit liütte man die
Spaltung in der deutsch -evangelischen Kirche, die man bisher der
fluoianiscben Polemik gegenüber unentwegt bestritten hatte, öffent-
lich eingestamlen. Das andere Motiv aber wäre zu suchen in einer
freieren Denkweise, welche sich gfogon die Forderungen Herzog*
Johann Friedrichs auflehnte. Nun haben die ehemaligen Theil-
nehmer des Krirnkfurti^T R*Hrp8sps, .welche zu Naumburg anwesend
waren, eben ilort noch einmal wie in frübiM-en JuJiren — in einer
Fürbitte für die französischen Hugenotten '='* — Zeugniss abge-
legt, dass sie die Reformiiten des Auslandes noch als Mitglieder
der allgemeinen evangelischen Kirche betrachteten. Man miisstc
mit einem sittlich sehr ungünsiigon Vorurtheil an diese Personen
herantreten, um liiei*in ein falsches Zougniss, eine Bemäntelung
rein politischer Motivö zu finden. Der Kinzige unter di<*son Für-
sten, dessen kirchliche Haltung steLs, und so auch in seiner Stel-
lung gegenüber der refonnirten Tx»hre den Eindruck einer vor-
nehmlich durch die diplomatische Nützlichkeit bestimmton Politik
macht, ist Kurfürst August von Sachsen: im Ucbrigcn bestand
dieser Fürstfinkreis keineswegs aus Heroen, aber eine Zunft reli-
giös indifferenter Diplomaten war er ebensowenig. Was nun den
Rest der Versammlung betritTt, insonderheit die zahlreichen (io-
sandten, so fehlt uns, weil wir die Persönlichkeiten nicht kennen,
.schlechterdings jeder Anhalt zur Untersuchung im Besonderen:
doch niuss wohl von vornherein gesagt werden, dass man eine
groHse Veraamnilung von Personen verschiedenen Standes und ver-
•chiedoner Landesangehörigkeit nicht nach einem vereinzelten Ge-
stchtepunkt bcurtheilen, dass man nicht voraussetzen darf, sie habe
durchweg aus übereinstinmiendon Motiven gehandelt, llmsoweniger
134) S. Anfouf; des näubeton Abscimitt«.
268 Siobfiatur AhBchmtit.
diirf luau dio Anmümic von dt-'rHftncl weisoii, dusg an doii Naiun-
biirger Beschlüssen die Furclit vor den scblinimon Folgen einer
völligen Sijaltung, veratärkt diu*ch die Anwcsonheit der päpstlichen
Gesandten und dir drohende AnniUieruiig: des öciimenischen Gon-
fils, einen guten Tlieil liatte, bei SfanoUem vielleirht auch allein
hestinniH'iid war; ilass aber die Nauniburger Beschlüsse zu Stunde
gekommen sein sollten ^uz ohne einen Aiif^^hwun^ freieren Q^|
thells, rein ans einer widei-willigon Connivenz heraus, unter all^
meiner VorJeiigDung der wahren Gesinnungen, wäre. vornehniUch
weil erfahruD^sgemäss goradt.^ die Unduldstuukeit am Wenigsten nach
äusseren Rücksichten fragt, eine nach allgemein menschlicher
Schätzung ininatrirlirho Annahme, Man darf nicht ver^?ssen, dass
die Tersanirnlung ihre Beschlüsse unter dem Eindruck selir e
tor Debatten fasste; und in diesen erachien, Bank dem ßenel
Joh:uin Friedrichs, die starr exchisivo Richtung im allergehäsa^
sten ijcht; selbst der Mutli. welchen Johann Friedrich bewies,
konnte diesen Kindrnck sdnvorlii'h wett machen; dahingegen stellte
die duldsamere Richtung sich zugleich als männlicli und IovbI
dar, und iip])ellirte an die Empfindungen der Gerechtigkeit und
Menschenliebe. Es kann dies nicht ohne Einfluss goweeen sein.
Endlich aber, wenn wirklicli, wie mir meinen, bei der Entschei-
dung des Congresses reinere Beweggründe, als die Rücksichtön
diplunifitischer Zweckmassigkeit den Ausschlag gaben, so würde
dies noch nicht vyraussotxen, dass die Mehrheit der Versiinmiluag
für die reforniirte Lehre eben lebhafte Syrapitthien gehegt^ oder
dieselbe dem Lntherthnni als gleichberechtigt erachtet hätte; nur
eins wiirdu die Tliat.siit.he sicher bezeugen: jene Lutheraner waren
noch nicht so weit gekommen, die enge Verwandtschaft ihrer eige-
nen Kirchnnlehro mit der si^hweizeriischcn ^hne Jiedenkon zu Tü^
neinen, die V(Tantwortimg für Fluch und Bann über jene gn
Glaubensgemein st ■halt ohne Scheu auf sich zu nehmca.
AUea in Allem: den beiden grossen Grundsätzen des ex<
fiiven Luthertlnnns: dass die Gemeinde der Kechtgläubigen unbo^
dingt jegUcho Abweichung verworfen mlisse, und dass wer eino
unlutlierische Meinung dulde selbst nicht mehr für einen Luthen»-
ner^ einen Ückunuor der Augsburgor Konfession zu erachten süL
hat diu Nauniburger Versammlung ihre Anerkennung versagt"*
135) Wiu I<aii(]gruf riiUipp an llulliDg^T schnob; ^kount'D . . . ouch tiicbi
verbuItt^D, d&Bö vou ikm JuutsuUuD sultzamu practicium fiugcwuHua, uumbücii
SUmter
269
Besondern aber hat sie dem Offwisson dor Einzelnen anheim-
jestellt, ob sie, als lulhorisclie Bi'ki;'nn'.'r der Augiistajia, in iliivti
Landen auch die reformii-to \Ayhrv dulrloii wuUU>n; und dies solnvor-
ich nur ans Gründin profan(*r Pnlitik, obwohl sii' selbst nur luthe-
risch sein wollte. '"■
Kin ganz amieror Vorwnrt" trüft die Naumburgor Vorsamm-
ung, als dass sie Duldung gefibt hätte wider ihre Ueber/oiiiyrung:
ae hat mit der freiei"eti (Jesiiinung, uns welcher ihre Bes<^hliis.se
lervt-ir^^Hj^en, nidit den MnHi verbunden, iliit^n Absichten offent-
ich einen unzweideiittgLMi Aus<lni(;k zn geben. Selbst in den
iTeriiamUim/i^'n sind, soweit unsere <i»ellen reiehen, dicsf^lben
n'cht völlif^ unniittclbtir inisKesppulion wui-don. Si-Jbst die leiden-
bchaitlielien Angrifie des l^udgrafeu uuf die grundsätzlirlte Un-
luldsamkeit Jnlionn Friedrichs und der Seinigen, obwohl sich in
linen ein achtenswerther Mutli der (fesinnnng aiisspridit, (denn
lin solcher gehörte thizu, auch nur das Print^ip der Vüllkiunme-
ien Exclusivttilt oflVm zn venverfen) eifiill*^ nicht die Kordening,
welche an eine vollkommene On'onheit zu stellen würe: sie spro-
'hen nieht aus, für wen denn eigentlich die Duldung gefordert
vurde. Die Fürsten , vonielinilich der Ijandgraf und Friedrich
^on Pfalz wiesen wold damuf hin, flass es ungerecJit und un-
nenschlich sei, sich von den Kvangelischen auswärtiger Länder
cblechthin loszusagen; es wäre aber darauf angekommen, keinen
Sweifel zu lassen, dass oben Diese in der Hauptfrage nicht luthc-
isch lehrten. Man kann den Fürsten nicht Uni*echt geben, wenn
ie das S<^heltw(trt «SniTanieutinT'^ jiuf die auswärtigen Trotostan-
ea nicht angewendet wissen wulltmi; dass sie nacii dem öprach-
iass sie guwolt, dasa üio lliur und Füi-sti'n, mvIoIw zur Nunmburgk vt«mi«lit>r
rofl Ih'.v rin versambU<t j,'''*'-**'^ . (lii-jimip-ii, so ZwiDgliaiitT tt'n«H'it wwnli-ii,
prdiiiiibt luiUtu m>1Iud; d^'r ('Inirrüi-Nt pfaltaf^nive, wir itml dti* antloruit ubi>r
nbün dürio keioswegs bowiUigou wollen.'' <d. 27. Apiil iri61; s. Neudecker
I p. 10.)
136) Völlig oorrwrt, oLwold auf den ersten Blick widcj^pn-chcnd, ur-
teilt vom Nmimburger Convent ein ZeitgoIlOHS^^: „d*!cn;tum est, ijuod utionimi
bnamsa in sna doctrina, soilicot Aogustana confcssiono, ]>orsovoitH'e velint,
oam impuratüri olitulerint, la-c alioin 'loctn'iiam, ijuocitinquo illntr s{>i4rguiiUir
tnio, ap]irubaiv. Iii huc coiiveiitu uconiiiK' act\LUi ent, uti feiltu' de Zuin^'-
(Uiis Bolcnniter et ^[uiuii a|H>rtiHxii]ie <limiitmKlis: Red «itinnindiun |iriti{:i|mm
iitDte 00 Ixjiiitat» tvr ftiit im|>editji.'' ([.ikLüvicub ].'Lvat«>r, Hifitoi-i» tlti orlgiDu
progresKu tüiilruvtTRiati RaLinudMiitariiw, Ziiriuh 15i'»3).
270
Sipbentor Abschnitt.
gebraiit^Ii <Ipr TTItriilutimraiior ^SiitTanKMitirtT^ wairn, liiitte
nicht vorst^lilciorn (iüif<;u. '■''' Ks kam (brut-T «luriutl' an, mit fii.'r-
selben OHenlieit hucU die Anwendung auf die doutschon Verhält-
nisse zu niaohe«, und dass dies pescheheu wäre, davon meldtn
die Quellen Nichts; selbst Johann Friedrich in seinen polemischen
Schriften weiss nicht zu erzählen, dass Jemand oft'en gefordert
hätte, man solle die „Sacmmentirer" als evangelisch anerkennen
und dulden: im Grunde Beweis genii^, dass es Xiomaud ertnva^
hat- Innerhalb der Versammlung selbst konnte wohl kein ZweifeE
sein, um was es sich handelte, wen man in Schutz nahm; offen-
bar aber empfand man Sorge bei dem Gedanken, dass die Hal-
tung des Corivents vor aller Welt notorisch werden sollte. Man
fürchtete die Polemik der Gegner, weil man sich nidit zutrauti.'
die Welt zu überzeugen, dass dieselben Unrecht hätten und mied
dariini Erklärungen, die unzweideutig genug wären, um von den
Uebelgesimiten als Zeitung von der Ketzerei der protestantiBchen
Piü-sten in der Welt hinausgetragen zu werden. Es ist nicht
anders: über der mildcri'n Richtung des doutachon Protestantis-
mus lastete in diesen Jahren der Entscheidung ganz allgemein
jene Zaghaftigkeit, die Melaiichtlian nie hatte zum Handeln kom-
men la.'isi^n: die Furcht vor der Uobermacht des Vorur-
theils, das bedrückende Gi^fühl, als würden Mässigung und freie-
res ürtlieil, trotz aller inneren Berechtigung, in den Augen der
grossen Menge doch stets Unrecht behalten, wenn sie mit ihrer
reiferen, aber schwerer fasslicheu Denkweise, den offnen Kampf
aufnahmen gegen den Fanatismus der (Jrthodoxie und seine ein-
fa<'.heit, kliuvn Grundsätze, seine machtigen Schlagwörter „Rein-
heit der Lehre**, „Lutliei-s Autorität", ^Augsburger Confessitm*.
„ReligioiLsfriede."
Wurde in deu Erörterungen der Naumburger Versammlung
die Absicht der I>uldung nur unvollkommen ausgesprochen, »o
ist sie in den unterschriebenen Documenten völlig verschwiegen:
dieselben enthalten eineu Doppelsinn, der nur aus den vorgängi-
gen Verhandlungen und der LagH dtsr Umstände zu erschlienaea
ist Man hatte die Confession unterzeichnet, keineswegs als äti
Document, auf weicht«* die beiden Hauptrichtimgen des Protestan-
tismus gleichen Anspruch besässen; man wollte in ihr nicht de
137) Gi^llpko, p. in/2. Ohim y. 234, 26Q; BeiUgön ji. 63
Siebentor Abschnitt
271
Ausdruck dos Gomeinsnmen in boidim Lotir^n suhen, son-
dern machte, uuter Benifung auf din Apuln^^ic, als den Coninu'u-
tar der Confcssion, den Anspruch, in dieser letztem ein objectiv
luthcrisebes Symbol zu bpsitznn. Zudem versprach man in tler
Vorrede, kenne anilei*e fjehre als die der Confesaion zu dulden.
Gleichwohl hatte man es abgelelmt, völlig entscheidende üüp,;-
scbaften gegen eine refonnirte Deutung des Actenstüokes aufzu-
nehmen, und widlti- Xit'mandfn vorpfliehtcii, die rf^fonnirte T^'hrf
zu unterdrücken. Ks geht nicht wohl an, hierin einen t-'igent-
lichen Vorbehalt, eine Ausnahme zu Gunsten der Eeformirten
sehen zu woUp«. denn es war damals zu erwarten, dass die
öffentliche Kritik bald weitere Erklärungen verlangen würde; man
mus8te sich fragen, wie man denn von einem solchen Vorbehalte
bfttte Reclienschaft geben sollen; dazu aber Imttt? man es nicht
nur mit «lern religiösen Vonirtlieil aufpehnien müssen. aU sei die
Duldung Bissen tii-ender gleichbedeutend mit dem Abfall von der
Confes&iou; es Isätte auch ßelbst noch nicht genügt, die verbrei-
tete Kechtsmeinung zu bekiimpten, als mache Derjenige sich des
Religionsfricdcns selbst verlustig, welcher der Absicht dieses Frie-
dens zuwidorhiuidelte: sUmmtliche akatholischen Bekonntnissp,
ausgenommen das der Confeasionsverwandten, vom Reichsbnden
auszuschliesseu: man hatte auch dem Wortlaut und Sinn dt^s
Keligionsfripdens geradezu Trotz bioten müssen, denn die Satzung
desselben kannte einmal keine Ausnahme, und der gute Wille
der protestantischen Stände konnte ihr nicht derogiren. Ein sol-
'€he& Verfahren wnr doch wohl eine pfditische Unmi.iglichkeil, Es
'titast :dch dariun die niiausgcspronhenc Absicht der N'aumburgor
D(x;umente nicJit anders deuten, als dass man über die Lehr-
differenz im Abendmaldsartikel als einen vereinzelten Punkt hin-
wegsehen und, angesichts der Uebereinstinimung in der grossen
Mehrzahl aller Fragen den Reformirten stillschweigend noch ein-
mal das Recht geben wollte, sich unter die Confessionsverwandten
selbst zu zählen. Das war mit dem dogmatischen Inhalt der
Schriflfitüeke wühl schwer vereinbar, vornehmlich weil man ge-
rade in der Abendnjahlsfrage eine besondere Erläutt*ruiig der Con-
[Jlnrfi-n aufgestellt liatte, uml diese nicht anders als lutherisch
f^lNffstanden wissen wuUte; auch musste es, wollte man an dem
einmal eingenonuneneu Standpunkt festhalten, auf die Dauer un-
möglich werden, ihn so zu verschleiern, wie man es zu Naum-
272 Biebonter AbsohnKt
bui^ gethan hatte; <loo1i ist niclit undenkbar, dass man auch den
Mnth geftuirteu haben würde, üfiiencr aufzuti'etcn, halte nur daSj
Naumbui^cr Einigungswerk nachmals bei den deutschen Kirchen
so viol Auhüugt^r gttfiindt'n, als nsaii diunals noch hoffite. Ab«
man hatte sich über die Stimmung iu grostson Oebioteu get&usdit
Jener vierte Kebrunr. an welchem der Congreas in Ober-
rast^liender KiimiiUliigkeit seim- He.^'.hUisse fasste, braehte bereits
Zeilim^^cn nach Naumburg, die in manch Kinem das Vorgefühl
der kumnioiulou Coutlicte wecken mochten. Schon im Voraus,
ward berichtet, grifl'en die Geistlichen Herzog Johann Friedrichs
das Werk des Convents auf der Kanzel an, «dmltcu es ein saina-
ritanisches Interim und prophezeiten als Folge allerlei Unheil, ja
lihitijj;« Köpfe. '-"^ Noch Hess man sich von solchen Dingen nicht
Itoirri'ii: solange diis Beisanimeiiseiu- der Fürsten dauerto, be-
hauptete der vorü borgchen do Aufschwung freierer Gesijiniingeii
sein Recht. Wie ein Mann, der aciiwere Zweitel und Kampfe
durch einen tapferen Eutschluss abgeschüttelt hat, sich daim er-
leichtert fühlt und weitere Bedenklich keiton rascher überwindet,
SO führte die Versammlung ihre fernem Aufgaben in raKchem
Zuge zu Knde und rieiitete ihren Hlick auf dfi' neue Zukunft,
welche <i(»r deutschen Kii'clic auf dem Boden der neu gewonnenefi
I Einheit erspriesson konnte. Zunächst schloss sie die Berathungcn
über das Concil'^-' ab. Die Nuntien hatten die Concilsbulle samml
1 Breven des Pabates an die Fürsten überr-eicht, und in Geuiein-
I Schaft mit den kaiscrlichon Conmii&saron die Voriwmmlung zur
Beschickung des Concils aufgcforderi. Man machte Rieh bald
I Mchlüssi<r, dass man das Ooncil nicht anerkennen dürfe, fand aber,
I dass ilie oniüicile Erklitrung rlt-ni Kaiser und der lürclienvcrsamni-
ilung selbst gegenüber sorgfältig vorbereitet werden müsse. Dem
Papst gegenüber erachtete man solche Rücksicht für überflüssig
oder pi-äjudizirlich; seine Brevon wurden den Nuntien, weil man
j aus Uirer Aufschiiil den Anspruch dos Papstes auf die allgemeine ,
4
I 138) Golbke, p. 158. Dr. Albinus an Markgraf Hans d. 4. Fobruar: H
BuHin K»-p. H. 7.
I 139) R<Mmjuui, die Srmdunj.' des N'iintiiLs CüminpiKioiir iinch DeutsditiUKl
i. J. 1561, deutacho Foi-»chm)geii Vll p. 235 ff. Coliiiich p. 188—208. Actai-
»tücl'o Wi Oi'lbbo.
273
■chenhoheil" liprauszalpspn moint*?, uneibrochon ziiriickgogeben;
Uebrigeo lehiitt' luim ab. die Einladuug des l^apstes za beant-
rten, weil man ihm das Recht, Goncilien zu berufi'n, nicht zu-
tehen könne. Den kaiäerliclicn Commissaricn dagogun ward
e varlaufipo Antwort von au f>i'h lebender Form eing^^liän<Iigt;
die weiteren SchritU* Kaiser und CuncU gegenüber vorzu-
athen, ward beschh>s.sen und dem Abächied einverleibt, dass
weltliclien K'urfurst»'n, die Herzuge von ['omrnern, Württem-
■g und Zwoibrüoken, endlich der J^andgraf ini April einen (!i>n-
it bcvoUraikrhtigter Käthe und Tbeelngen in Krfurt zusiitninen-
»n lassen sollten. Zugleich sollten dieselben ber&then, wie man
i dem prole^stantischen Mächten des Auslandes in Verbindung
ten könne, um ein gomeinsamos Vorgelm der ganzen evange-
rhen Christenheit gegenüber dem Concü auzubalmen.'*** Noch
1 Naumburg aus theiltc man der Königin von England und
n König von Dänenmrk, weleiie der Vf^rsaniiiilung' durcli Bot-
aft und Sehreiben untgegenkemmend die Hand geboten, mit,
s mau in der Cüucilssache beschlossen, und erbot sich zu ge-
insamer Actiou mit ihnen. Dem König von Dänemark ward
tserdem die Vorrede, welche man zu Naumburg unterechriebon,
140) Hi:ppt> I p. 404 ei-vihnt in dor InhaltsaiiKal« *it;>t akunihargischi*!!
lukiiKlfM. <ln>ta he8olilusM«?D uoi-iioii st>i, dio uaumliiirgisoliim H'tsolutlonen mit
la(lung>-ii KUiii Aii.S(.Jiluss aii Eii^'IatuI. Kchdltliui'], DiiiK^niuik und Suhwüclüa
M'Odi'D. Eitii' tiulohü B^stiiiimuDg fitidi>t hW\x nlior io dem lutuutburgischen
iuhie<l ((H.'llike, p. I3f* ff. (.'alitiicb, p. 224 ff.) nioht. Diu einzig».' Bt'stimmung
sdbeo, welche oiuou AiiUaiig ao doH bi*] Ueppe Angegebene eutiUlt^ bezieht
i auf den KAtbeta^ zu Krfun: hi« soll auf iIemsi>U>ori tx^ratlicn wt)nlt>n „nicht
in, was iiuädrs tliejls des Cucicilli tuUlivu lÜT7.iLm'hiiu'ii, Homlt'ni auch wlo
^os au (lii^ frciiihdon ]K)t(>titat<tu uud hi^n-Bi-ti/LfU^n »o iti iru-ti lioiii^p^iuliou
t ol^>rigk<>it^n clii> abgottrrey ahgeschoft .... gelangt und aDgebracht ctsc. h.
. p. 150, 151. Wohl aber flnd>^t sieb oin ontMpreeheDder Boschluss im Ab-
ied doä Erfurter Ta^.ig, a. Ucppo I Hi'il. p. 145, HO. (Die KÖciige von
lemark, 8chw<Mlan, Kurland iiail Srhmrland willfn vun aUtm Besfhlüs-M.'ri,
ch»» übtT das ViTlialfi-ii iIit aiiKsb. tJuiifetwiionsvenvandteii gegenüber dem
if-'i! gc/asst wordoD, Narhricht tM-halti»ii , ilmnit sio mit dr^n augsh. <,'<iufiwiunÄ-
wundtnn dem Concil g)'{^nül>or für einen Mann stehen und «gute cbmtliche
respDudcnz halten.") Auf einer Verwechselung der beiden B«8timniungen
j die HepjjtjtHibi) Angnl-i- Iwriihen. — üeber die Beiieiiuiigeii des Naum-
Oringre»»*?« zu Knglaml und Dilut-mark, s. tJelbko, ]>. 113 ff., Tleppe I
■36 — 38; Calinidi, p. 218, 214; «täte |.apera 1000—1561 No. 787 (2^
V827, 843 (1, 2) 070. IHJO. 997.
18
274
zur Konntnissnalimo flborsandt. Eiidlicli vorKindwi sifh dio
sönlich noch anwirsonden Fürsten — sanimtliüb dert-mötigt* Thoif
nchnior dos Frankfurti^r Reoesses — z« einer ueuen Ffirbitte für
die Hugenotten, als Mitglieder iliror eigenen Kirche und Bekon-
ner ihres eigenen GlftuUons.'" Alle diese Schritte zeugen von
gehobenem Selbstgefühl: man beb'achtete offenbar das Krgebniss
des Naumburger Tages trotz seiner Mängel als einen grossen E^
folg und liotTle denselben naehma]s zu verrollkoniranon. Dazu
sollte nun, laut des Abschieds, ein Mittel sein, allgemein in tleo
eigenen Landen an Geistliche und Schulmänner Befehl ergehen za
la88ett, dass Niemand im Predigen, Lehren und Schreiben einen
andern als den zu Naumburg neuerdings bestätigten (ilauben ver-
trete: wir sahen schon, zu welchem Doppelsinn das fiihreu musste.
Ferner sollt© man durch eine allgemeine Consur der Dnickschriftpn
der unnöÜiigeu tlieologischen Polemik entgegenti-eten und nameot-
Uch das Erscheinen von Schmähscliriflen verhindern: eine Be-
stimmung, die bei den Orthodoxen einen Sturm von Widerspruch
hervorrief Endlich wollte man den Fürsten, welche am Naom-
burgor Tag nicht theilgt.mümmcn, deren Gesandte vor Ende dor
Berathungeu abgereist oder die Bi-schlüsse auf Hinti-reichbrin^ri
genommen, sowie allen protestantischen Grafen, Ilerm und Stiidt<?ii
Berii^ht erstatten und ihntm die erneuerte Confession sammt der
Vorrede zur üntei-schrift vorlegen lassen, um nachmals das P(»eo-
meut im Namen aller protestantischen Stünde im Druck zu ver-
öffentlichen. **= Das Misslingen dies&s Vorijabens hat alle Erfolg«
des Naumburger Tages wieder zerstört.
Um die fehlenden Unterschriften einzuholon, sollten die Hfl^
zöge Wülfgang und Christoph bei den oberdeutschen Ständen,
die Kurfürsten August und Joachim, sowie Herzog Ulrich von
Mecklenburg, der sich freiwillig dazu erboten,"' im ober- und
uiedersiicbsischon Kreis die uöthigen Schritte thun. Nur an U«r-
zog Johann Friedrich ordnete man noch vor Auflösung des Gon-
vents eine allgemeine Gesandtschaft ab,'^* die ihn unter dfl»
dringendsten Vorstelhmgcn ersuchen sollte, sich jetzt noch aoz
141) Vgl Anfang des nSchsten Alisdmittes.
U2) OvlUle, p. 1-13 ff.
143) riiUnich, p. 231.
144) Instruction bei (ielbke, p. IM ff. Vgl. manck VI, 256, Not» 1
Siebentor Atfirfinitt
275
nrliliesscn. TVoIfgang und Clmstupli thoilten sieh in die Arbeit
\m den üherdputschcn Standen, scliicktcn iliro Comniissare Uei
Wrafisn, Hen*on und Stiidtcn auf Kundmao und sammelten in kur-
zer Zeit eine gross« Reihe von Unterschriften ein; nur eine ver-
s4djwindond(! Mitviinrlieit uat*^r den Stitdt^'n verweigerte den BeihiU
luid diese meisteutlioilri nur mit der Begründung, dass hei ihnen
noeh das Interim liensclie und diis Versprechen, keine andere
Religion als die der A- C. zu dulden, sie wörtlich jL,'enommon
zur Untoi*driiekung des Katholicismus verpflichten würde, ^*" In-
zwischen versdiob August vonSaehscn die nfüiercu Verabredungen
mit Kurfiirst Jonehim und Herzog Ulrich, um erst den Erfolg der
iSendung an Johann Friwlrich nl)zawnrtcn, dessen Beitritt dem
Ansinnen der Fürsten au diu mirddeutschen Stände ein sehr er-
hrdites Gewicht hiitte gehen müssen. Dem Bescheid Johann Frie<l-
richs kamen Nachrichten zuvor, welche die Aussichten auf Ge-
lingen für den ganzen niedursiichsischen Kreis von vornherein in
r stellten.
Einen Tag nach der Unterzeichnung des Xanrnbiu-ger Ab-
schiLMles hatte der Hnninschweigor Kreistag seine Kiitseheiihing
über den Sacramentsstreit zu Bremen getroffen:"^ es ergab sieh
aus derselben, dass der ganze niedersiichsisehe Kreis vim derjoni-^en
Uiclitung des Lutherthums beherrsclit wurde, welche zu Naumburg
unterlegen war. Oanz anders als dort war es in Braunscbweig
zugegangen: die Frage, ob man neben Luthers Ahendmahlslehro
eine andre dulden dürfe, war für den Kreis entschieden, ehe man
zur Bemthung sehritt, und ebenso einig war man dari'iber, dass
Hardenberg nieht lutherisch sei. Nach dem Abschied des letzt-
verflossenen Kreistiiges (zu Halberstadt), wolcheiu der Streit zwi-
schen den Bremer Stadtgeisüichen imd Dr. Albert Hardenberg vor-
gelegen, hätten zu Brauusehweig die kreisstündischon Theologen
einen Ausgleich zwischen den Tarteien versuchen müssen; miss-
lang derselbe, so war man gehalten, die Entseheidung dem Ur-
theil von vier m-angeli sehen Universitiiten anheimzugeben. Zur
Vorbereitung hatt*'n, nach der Bestimmung oben desselben Ab-
schieds, schon gegen Knde des verÜossenen Jalii-s die Parteien
^ 146) CaUnich, p. 243 ff.
^K 14Q) Actuji bfi Wie^td, de saei-aineiitariitimo, p. 378 ff.; IMitmoycr,
BSiiii»schwtrigü*clici Knriit'ii-Oeschklite III, Beilogon \t. 82 ff. — Lüsdier, II
p. 221 ff. S|)iu«gi'l, i>. 286 ff.
18'
276 Siebebti
ihre Bekenntnisse vom Aben<iinalil schriftlirh niederlegen mösson;
dieselben waren allen Kreisständmi mitgetheilt worden. Das Har-
denborgscbe hatte die Wirkun^s dass uiau die Bestimmungeu des
Halberstädter Absehieda fällten lit'ss, ehe der Tag zu BraunscUweig
sich versammelte. Es erklärten niciit nur melirere particularc
Theologenc*)nvent(^ ini Krt'is Keim* Lehre im Vnrhinoin ftir sacra-
montireriscb; die Bnaiuschweip?r Kroiädopiitirtüu waren auch mit
Ausnahme der Vertreter dreier Fürsteu sämmtlich instruirt zu
votircn. dass Hardenberg seines Amts entsetzt und aus Bremen
Torwieaen worden solle. Auf dem Kreistag selbst wurde der Hal-
berstädtor Abschied offidoU umgestüSBen und eine A.it von Pro-
zessvoifahren geigen Har<touberg instruirt. Nur zur formalen Voll-
stiindigkeit dcsst'lben gehörte es, dikss man den I'arteien m>oh
einmal aufgab , f^ich über die gegeuscitigeu Bükonntnisse zu
äussern, ihi-e Krkläningen von der Gesammtheit der kreisständi-
schen Tlieolügen begutachten, endlich Hardenberg durch die letz-
tern nocJi eine lieihe kategorischer Fragen auf Ja und Nein stellen
Liess; der Ablauf von AJledem war vorauszusphon. Die Theologen
erklärten, dass die Ijolire der Firemer Preiligor mit »ler uugshurgi-
achou Confession, dLM* Apolugie, den Kfite<.-hiamen Luthers und
deu schinalkuldischon Artikeln übereinstimme, Hardenbergs Bo-
kemitniss dagegen diesen Schriften widerspre<?he, er selbst eia
Sacramentirer sei und empfahlen seine Absetzung; die Kreisdepii-
tirten bcschlosson nacl» einer sehr sohiicliternen Opposition jener
drei Vertreter^ welche abweichend instniirt waren ^ einRtimnii.e
dinsem Ratli zu folgen. Der Abschied h'stimmte: es solle dem
Düuikupitol in Bremen im Namen der Kreisständo befohlen sein,
Dr Hardenberg binnen 14 Tagen seines Amts zu entsetzen und
aus der Stadt zu schaffen; es solle ebenderselbe hiermit aus dem
ganzen iü-eis verwiesen und keinen^ Stand desselben mehr erlaubt
sein, ihn auf seinem (iebictc zu dulden. Ks bcdeutoto Nichti,
dass dabei vei'sichert wurde, es geschehe all' dies citra condem-
nationem und unboschadet seiner Ehre, allein zur Verhütung wei-
teren Zwiespalts sammt den Unruhen und Gefalu^eu, die dattns
entstehen könnten, als ob das Ganze nur ein9 polizeiliche Mass-
regel gewesen wäre: der eigentliche (jmnd der Beschlüsse wuMi'
klar genug ausgesprochen in der Erklärung, dass die Ivrcistheo*
logen und die bromisrhen Prediger in ihrem (Jlauben unterein-
ander und mit der A. C, der Apologie und dem Katecliismu^
Sin>«piitor AhafhfiJlt.
277
IjUtJifrs pinig sfion, hiugi'fjt'n Hiirdpinborgs T/'hro in etlicJion Punk-
t(.'n dunkel^ zweifeihuft und der A. C. widorsprt'fliL'nd ort'iindi'u
worden. Dass in dem KreUbesohlusso nicht nur Hardenbergs per-
sönlicher Handel entschieden wuitie, dass vielmehr das Urtlieil
welches ihn traf eine grundsätaÜL-he Bedeutung hatte, kann nicht
zwoifeihrtft sein."'
Zu Braunschweig waren neben den andern Kroisstünden auch
Herzog Ernst von Braunsdiwcig, Adolf von Holstein, Franz von
I^iuenbuifi;. Johann Albrecht von Mecklenburg veiireten, weleho
auch am Naumburger Tag durch Tiesandtscbaften theUnalimcn:
es sind diejenigen Fürsten, deren Stimmen in den Unterschriften
der Nnumburger Acten fehlen. Wir kennen ihre bcsoiidoro Stel-
lung fiir die Verliandhingcn weder der einen noch der andern
Versammlung. Mag nun auch Herzog Enist durc;h irgend einen
Zwisclienfall vom Naumburger Tag abberufen worden sein, i>hne
daes er sich mit den Beschlüssen desselben in M^iderspruch ge-
setzt hätte; mögen auch die Gesandten der drei Letztgenannten
bei ihrer vorzeitigen Abreise Hofftiung gemacht oder vorheissen
haben, dass ihn- Herren sicii dem J^aumbuiger Einigungswerk
anschlies-son würden, su waren doch nunmehr alle diesu Fürsten
durch ihre Vertreter zu Braimst;hwoig in eine Manifestation vor-
wickult worden, die dem Geist der NaurahurgiT Beschlüsse direct
zuwiderlief: es musste durchaus zweifelhaft sein, ob sie nachmals
diese Beschlüsse gutfieissen wurden. Um wieviel mehr musste
das von den Fürsten imd Stünden des niedersiichsischen Kreises
gelten, welche am Naumburger Tag unbethciligt gewesen waren.
Und über all' dies blieb die Autorität dos Nauniburger Eiuigungs-
werkee eine halbe, denn Herzog Juhann Friedrich licss »ich durch
die Botschaft der Fürsten keineswegs erweichen. Er antwortete
mit fast denselben Bediriguiigt.^n, die man zu Naumburg verworfen
hatte. Die Nauraburger Vorrede sollte durch eine andere ersetzt
werden, deren Entwurf er den Gesandten mit der schriftlichen ßeant-
li7) Schütz im Ijnhon dos ChytnuniK 1 p. 3&4 moRht mit Riecht auf niou
QiMHnDg des Iluheii LaiifTud (anana Jl i^p. 105) aufinerlfsoiu : auf dem.
iPflMHfcwi'i^i'r Kivi^fug lialH* FUciitn mit Ilülfo dü^ Chj-tnifMiK dim^hgesetzt,
'wQS LT dun-h wiiii'ii FürHli.'u in NaiujiburK tiicht liaW erruicht-n kürmeü. Niflit
d>*r llerKanx tm KiuzL'liii*», ubvr ilif im(;emeino iJedeutunj; dt^ Kreigiusst>» ist
damit richtig getroffen. '
278
f^i.>lM>titt*r AliKclinitt.
1
I
wortaug ihres Vortrags ciohäadigen lioss.'** Auch diese Von
citirte neben dorn älteren Text der Confession und Apologie
Variata und die zugchörigo Ausgabe der Apologie, sowie
andern „christlichen Scliriften" der Partei; aber mit dem Fingei
xclg, dass alie diei>e nur im Sinne der älteren Coiifossion und
Apolugie vEsrstanden wenlen dürften; für die Beutung der letz
ren ward die Richtschnur gegeben durdi den Verweis auf dip
sehnialkakUschon Artikel und ein ausschlies&end lutberischcä Bi
kenntiüss vum Abendmahl, welches an Stelle jener Formel
dem Fritnkftirter Reeess cingegchobon war. Es bestand aus d
Wuitcii der sc]»niaIkuIdi.si'iK'ii Artikel; doch waren dieselben dun
einige Zusätze ntich vollständiger gegen jede unlutherische Den
tung verwahrt. Vernnithlich ist es dasselbe, welches xu N«u:
bürg abgelehnt wi»rden war. '^"^ Die Versicherung, dues unter di
Protestanten niemals Ijehrverfälsohuiigen eingeiissen seien, war
strichen. Nur auf <lie namentlieho Verdanmumg der Irrlehren in
der Von*ede seihst hatte der Herzog verzichtet; au Stelle dersel-
ben wünschte er noch vor der allgemoineu Ausfertigung dos ver-
Ündürten Ducuuicnls eine Synode, imi die Secten ^beizulegen und
abzustellen"; sollten die Verhältnisse es unmöglich machen, so
rasch vor/ugehen, su müssto inzwischen wenlgstL-ns jeder Kinzi.'lne
in seinem Lande mit aller Energie auf die Keinheit der Lehn-
halten, die Abirrungi.-n unterdrücken: imter solcher Voraussetzung
wollte er zugeben, dass man die Confession mit der Vorrede nach
seinem Entwurf unt^" rech reibe umi sich dem Kaiser gegenüber
orbiot(i, keine andere Lehre als die der A. C. zu dulden. Es ißt
ersichtlich, dass dem Herzog die UiiretJitmässigkeit seiner ursprüng-
lichen Fi>rdorung wieder zum Bewusstsein gekommen wiu*; freili
war auch der Kest seiner Be<lirigungen wenigstens den KürstcD,"
die zu Naumburg persönlich unterzeichnet liatten, iuunt)glicli xu
erfüllen.
'^"Als Kuifürst AugUftit die Nachrichten aus Braunsohweip
und AVeimar empfimgcn halte, sah er wulil, dass man vnrläi
HS) Oollikc, p. 161 — IBO. n*'i»|n' 1 |i. 137 ff. V^l. »ii.- SyDO|>sis
Nöuiiilui^ir VorrL-Ji* uiid d^-» Kntwiirfs, deu JoUanii FriL-dridi Uagi*g
stellte iK'i Weber H p. 'SU ff.
I4H) V^d. (_'fllinii'Ii, p. 232.
150) Für die fol^emlcti VortiiunUuiigo« Coliuich p, 230— 2-13, 257 — 250,
273—287, 297—308. KinüfJuea liDsooders.
Sebenter At*si-hnitt.
279
bei deu niedersÄt^hsischen Ständen, etwa mit oinzelucn Ausimh-
men, vergebens um die Untcrzcichnim;;,' der Naumburger Acten
ansuchen würde. Kr wandte sich an Kurfürst Joachim mit der
Pntge, WHS zu (liun sei. Filii_! dii_i Antwort eintraf, mussto lt er-
fohren, liass dio Nnumbur^ür l^L'sihlüssu selbst im Kreis der llnter-
Äcichner nicht völlig gesicliert waren.
In dem AußscUroibon zum Fürstenta^, und darum auch in
den lüstructioncn der lUtho, welche Abwesende vertraten, war
auf eine Vorrede zur Confession kein Bedacht genommen wordim;
erst im Beginn der Verhandlung liatte man beschlossen, eine solche
zu verfassen, und zwar, weil die Kurfürston von dor Pfalz und
Sachsen neben dem uuterzeicbueteu T«\t der Confessien auch dio
Yariata ausdrücklich anerkannt wissen wollten. Dass nun dio
tiesandten der Abwesenden, obwohl ohne Ermächtigung, die Vor-
rode unterschrieben, war wohl nnverfUnglieh, sofern der Inhalt den
Sinn ihrer Herrn traf. Das wiu- ganz offenbar nicht der Fjdl bei
den Markgrafen Hans und fieorg Friedrich von Brandenburg; die
Absicht, in WRhrher jtMie Vorred« nntpi-srlirieben wurde, widerspnioh
ganz unmittelbar der Erklärung, welche sie ilireu Oesimdten auf-
jft»tragen: sie unterschrieben nur unter der Voraussetzung, dass
man allerseits die I^jhro des Calvin und Zwingli gründlich ver-
werfe. Indessen fanden die Theologen des Maikgrafen Hans an
der Abendmali!sf">nuet der Vorrede Nichts auszusetzen,'*'^ und
Markgraf Georg Friedrich — ob er seine geistlichen Riitho dämm
l>efnigt hat, wissen wir niclit — war, ubwohl *'in unentwegter
I^utheranci-, der Meinung: aus dieser Formel könne eine kotzerische
Ijehro ja wohl erzwungen wei-den, aber kein Mensch habe das
Knallt dazu, und geschehe es, so bliebe die Fonnel darum an sieh
doch eine reine christliche lichre, es ärgere sich gleich daran wer
woUa'^* um dieses l*unktos willen hiitto also keiner der beiden
151) Gutachten s. d. in Berlin, ßop. 14, 7, untei-schriclH'n von Wcnzul
Kilmou, PfArrer zu Cüstriu; Dr. IVti-un PrÖtorios, Plamir zu Küiugsborg;
JL Joachim Knemooder, rfanvT utui Ofticial zu LüliWn; Uoorg von Waltt-re-
dorf, Pfarrer zu Lunilsberg an dar "W.irthe; M. Joliunnes MaüT. PfarnT ru
Kottbus; lic. Johatinea Terkler, ITarpjr zu Krufyiuo; llalüxasiir Bteplianus,
Prarrcr zu Soldin-, M. Mattliias Miittbia«, ProrrtM- zu Zulcb (Ztiltit-ImuVJ;
If- Valoutin iJriiimT, Pfarrer ku Ik-i-hkow; M. AugUBtiu Syi-amlior, PfoiTer xu
Aniswalde.
152) lo eioem ausführlicbeD Schreiben an }lark'|j;Tar Hana aus Jägem-
dorf, Donnerstag uach Kctnini^'erD (lIHjl (d. 9. Unn:) billigt Mailtgrof Oeorg
280
Sit'hentor Abschnitt
Ilorrtm Einspruch erhoben, obwohl die xmausgcsprochone Tetidü
der Vorredo ihren eigentlichen Absiebten dircct zuwiderlief: an
einom andern aber nahmen beide grossen Anstoss: die Versichp-
rung, dass unter den Confessionsven\'andten nio Lehrverfiilscluingen
eingerissen, fanden sie unverantwortlich. Die Gesandten der Mark-
grafen eutschuldigten sich: sie hätten jene Sätze der Vorrede so
verstanden, als ob sie sich nur auf Gegenwart und Zukunft be-
zogen, nicht aber auf das Yoi-Rangone. Miirk^mf Hans lioss das
nicht gelten, sondera theiltu Kurfui-st August mit, dass er jene
Versicherung nicht ratificiren könne und verlangte, dass sie vor
der Piiblication gestrii^hon würde.
Inzwischon hatte der Kurfürst von Brandenburg zu Berlin
den Nuntius Coiumendone empfangen, der Ton Naumbui^ aus eine
Reihe derjenigen Fürsten, die dort nicht zugegen gewesen, per-
sönlieh aufzusuchen kam. Er meinte wahrzunehmen, dass der
Nuntius nicht nur von dem Zwiespalt zu Naumburg im Allgemei-
nen, sondern auch von den gepflogenen Erörterungen bis ins Eia-
zelne unterrichtet sei, und wai-d dadurch begreiflicher Weise ein-
Frieilrich im Piineip daa Vorlanpen Markgraf Haasons, dass dieso Bulmuptutip-Ji
gestrichen wcrduu st>U«-'n, ücüd es würde ,(las widorspiel nit alloin ... am
tag liegen, damuhi dann kimfli;; . . . nit allain unsor n'idcrthail, sonder etlich«
undcr un^ero rcligions venratidfec iillerißi cinfiiercD und orregca mochten. M^a-
dor CS wurde auch dor herzog zu SaL-hssun, seine tunilogi und andere . . . womni
m» sioh KU [solcher vorrodtj Ifckenni'n wurden . . . rou meniglichon al.5 uborwuQ-
den geachtet ■wenlen." Andt.*ivivtöts macht der Markgnif t^oltijud. dass eine Ab-
&nderuDg der niemals iiut<ir>*<liriclK^nen Vorred«: grosso nedcnkcii auf sich hal
«od stellt schlii-Äshuh der ülHrrlcgenon Eifahrunj; Markgraf Hansens, weil fi
selbst zu jung sei, um sich r.u rmlHnhpidnD, auch din tatigllc-faeu KstLg«l«aT
nicht besitze, aiiheini was er für recht halt«. — In finom zweitt-n Sehn-ilwa
Jägenidorf d. 8. April. Äussert er sieh iibor dio Abendmahltifra^ : or hiitte lei-
den mögen, dass der L<*trL*ffL'ndi! Artikel in der Vurrede nach dem Vorschlij
Johann Friedrichs fonnulirt worden wäre, unangesehen , dass dio Schrift siebt
so davon redet, „funiemlieh darumb, do irgrtndt wie zuW'Sorgen, etlichen Iph*
ten ain falsche und uncbrisUiche iiiaiDtmg im btirsen stecke, das ineo diududurdi
beaomeii, und was daraus hoacliwerlichs volgon möchte, vorliui^tet wurde.* NVeuL
man aber die Worte, wie sio in dor angonommonen Vorriide stehen ,bo da"
sclirirt ehnlich'' recht aiisii'lit, so hat koin Mensch Ursache dücIj Orund, d«^
aus eine widerwärtige Meinung, der Lohiv TaidJ zuwider, zu erzwingen; gfr-
flchioht R», so i.sts für Ki>tzoroi zu ai-hti-n, und bleiben gUncliwiihl die Worti«,
wie sie da stehen, an sich eine roine christliche Lehre, „es ergero sich irlciLk
daran, wer da wöllo." iBerliu, Rt-p. 14, 7). — An den Verhandlungen, die
sich weiterhin über diese Frage entspannen, M-heiut Oix^rg Friedrich wesig^ti-n^
direct nicht theÜgenommi3n zu haben.
Siebontor ÄbsehnHt. ^^^^ 281
geschüchtert.*" Nun kam im Auftrag Kurfürst Aiipusts dessen
Rath Dr. Craoow zii ilim, brachte Nachricht von dem Ketzerpro-
zess Hnrdenborgs und dem Bescheid dee Herzogs von Sachsen
tiiid fragte an, ob nicht, da man aller Wahrscheinlichkeit nach
bei den meisten niedersäcbsischen Stünden doch nur abschlägige
Antworten ernten würde, besser sei, dieselben zur UnteTzeichniing
der Naumbnrger Acten gar nicht aufzufordern. Nun hatte offen-
bar der Kurfürst für soine l'erson an der Restaltung des Naum-
burger Kiiiigungswcrkca giir Nicht« auszusetzen; der Frankfurter
Professor Abdias Pmtnrius, den er in dieser Frage als geistliclien
Ratli brauchte, spendete den Naumbnrger Beschlüssen sogar das
höchste Iy)b and gab in einem längerou Gutachten, wenn wir es
recht verstehen, keinen andern Kath, als dass man an dem Be-
schlossenen festhalten, die Weimarer znm Nachgeben ermahnen,
dio niedersüchsisclieii Städte auffordern, und die Widerstreben^Ien
in Gottes Nunaen fahren lassen solle: man würde am Endo doch
das Bewusstsein behalten, recht gehandelt zu haben. '^^ Der Kur-
153) CaliiiicJi, p. 233. Nuti doti elgt^ueD BtTicbtea des NuatJua vom
Fürstcotag fllii«*lIa.Tn'a di »tniio lt;iliaim Vi p. 6'J, TD^N)) wm- vr doc-h mir sehr
ung*?nau übor dt^n Inhalt dur VdfluuKllungcii uiitcrrii-lih't. Nai'h dciisollK'n B«-
hchteD KU sohLi«aBOD, diirfto ab^-r d^'r Kurfiir^t aufi den ftodpn dos Nuntius
auch entnommen Jmhcn, doss dio8«r diu Vci-sanimluiij; zu Naiuiiliunj für pxim-
teathoils. zwinglts'-li Qud L-otTiiiiRi^h hielt, und dies durfbi itini grosj4>it Kindnuik
gemacbt tiabon.
154) . . . ^si L'xhibotur et mx-ipitur veruzn corpus diriBti, si nun pane
oxhibr+ar ci>rpnH Christi ad maGdut-andum. «i cxliÜM'tur vero, «ulwtaiitialiter
•c pmoaentor. sicut t'xprtiwe dicitur in praefatiom:, »e<|uitur indo. qnod corpus
Cbnsti roolitür adtüt in (tM'iia, <iu(k1 paiiis sit t-orpUB Cliristi, rjitod iu-ripiatur
ab onuübus, sive aint lioni, mw m«U, *\\io<l pcixipiatur uro, utputi} rv* prsM.--
SODK. Ita contiiiotiir in illa »entontia summa docti'itia iiostnio, et laLoHuat vcl
cormunt oiniies saiTatnonfarinnini pmiiositionos . . . . }to Yinarionsi ijrirrrYrtiono
aanli», quod lUa (}uo<)tii^ [T<-ti&.sinie loquatur ■ . ■ Utrinsquo voro soriptl tnlis
^Mftf^Mt, ut Kolis vurbifi difforant, scd consentlant sonti-ntia, ro et offmtu . . .
Sc vpro Agcndom oxistlmo. 1 ) Maii köiintu die beiden Korraelii tu eJn*T vor-
arbvit<>ii; die Von-ede geDÜ{;rt zvtox^ über doDanduin aliquid publitaie tramtuiUi*
Uü. 2) Im Fall es UDni'jgUrh 8<'heiiit, die Vuriedi' abnuaiidiTo, soll mao dio
Weimanif (wie weitläuTti^;: nuf<g«fulu-t vinl) tiOi-b t-iamal eim&liaeu. 3) Tortio,
si nihil a ViDarieiisibuB ini|«:'liatiir, non duttitti phncip«-« in Po, ijuod «emel pie
et in spiritu aatu-to constitutum cRt, fideni pt ponshinl iiun rrapstitiirt». Nun-
qnam iu bis &llquu( aunnnini (xinfufdotiilms mdinr fuit itiJta ironcordiac ratio; nun*
quam pmpius est ad Chnstianaiu et aalutnrcm coDcordiam pi-ogrcssom; nunqiwm
in h'\B ttitestiiiiR di.s»idiiH ubUoni sunt {'iin.stituta, quam factum est in buo ips»
«x»nvcnta. Idpwjue oro Douin, ut dot incromentnm , et prinL'ipilms snlutaro put«,
282
Siflwuh-'r ÄbBühaitt
fürst eiitscliloss sieb clonnoch andere; er uieiuUf, man iltirfo dem'
Herzog von .Sachsen auch nicht einmal Vonvand geben, die Fürsten
des Convcnts als Zwinglinnor ausschreien zu lassen, und da «lii^l
Cniicession iloch nur die Fdrtu, nirht diM» Inhalt der I_A'hre be-
treffe, — denn er selbst inid seines Wissens auch die andern
Fürsten des Convonts stimmten doch ohnedies völlig mit Juhann
Friedrichs AbendTTiahlsglauben übei'ein — so sollte man dem Hcc^|
zog die (jenugtbuung einer Erkliirung über diesen Gegenstand;"
wio er sie fonlerte» nioht abschlagen; nur dass man darum die
unterseliriebene Vorrode nicht abändere; man sollte die Erkläruii
in eitlem (lesammbiulinriboii lliun; so hülste er den Herzog von
Sachsen noch zu gewinueu und alsdiuin würde man auoli bei dea,
Städten in Niedersaehsen Erfolg haben. Sollten dann etwa
wider Erwartung — Ifalx und Hessen sich ausschliesaen,
miisste man zur Ehre Gottes auf Diese veraichten. — Bei diesott"'
ErÖrteningen blieb der Kurfiii-st niclit stehen; nachumls eignete
or sich auci) die Forderung seines Bruders, de» Markgrafen Hans
jui, dass man di^ angefuehtttne Behauptung; in der Vorrede strei-
chen solle, während jeuer wiedenmi mit Ihm dafür eintrat, dass
man Johann Friedrich eine Erklänmg über die Abendmahlslehre
gebe, Inzwist'hun hatte August übiT die Vurschliige der Branden
burger an die Herzoge Wolfgang und Christoph berichtet Zu^
der Äcndening der Vorrede hatte er wohl wenig Neigung, doiin i
aller Vemuithuug nach war dieselbe bereits in weiten Krclsei^^|
aueli bei dem Kaiser und den katholischen Ständen, abschriftlich"
bekauut gewoitien imd <.lie Abtiiideruug mussto autgefasst werden,.
als getrauten die Fürsten sich ihre vordem mit so grosser Siehe
heit ausgespruchenon Behauptungen nachmals nicht mehr zu ver
antworten. (.iU-ichwoId wagte er den Vor-scldag iiieht auf eig
Faust abzidehuen, sondeni borichtoto ihn an die oberdeutsche
Fürsten, um deren Stimmung zu erfahren, und um auf sie cino
Druck zu üben zu Gunsten des andern Plans: dem Herzog vü
Sachsen eine zustimmende Erklänmg in der Abendmahlsfrage
geben.
Es ist nun überflüssig, die Correspondenzen, die sich
diese Fragen knüpften, im Einzelnen zu betrachten. Betont muffig
ut, qund in Spiritu Kant-to ijuJioatmn oal. nou rea-indont propler Miiiüb
ijiuutüam iuterprutatioiies. CoIliHjuia [lun viciiiis eivitatibus nun oxistimo i
gendaotsc. GutAchtoc des .A-bdias rraetorius v. 6. 3Iärz8.1. Berlin, ltc'i).H,i
Binhrator Ah«dinitt.
werden, dass Wolfgan^ und Christoph auf düii Bericht vom Bmuu-
schwoigiT KrC'isHbsrhitMi und Joluuni Krieih'iclis iiouestom Besclieid
sich^ obwohl widenvUlig, doch sofort zum Kai-ligelen bereit mach-
! tOD-*" Im Lauf der Borathungen liessea nun die Kurfürston von
155| Auf ili'n ersten lleiirbt AiiimsLi von Sai-lisoo (vom IS. Uüi-z.
Calim«-h. p. S^fJ fT.I *ba>ibt W'ulfftuiig mi riiristniih, Neul^ii-g a. d. l>i>nau
d- 2. Afril: TrUii^er gemuüt stncitde aWr in aUweg dahüi, ob gleich riit wenig
!«denkÜ<;h . . (diu NuuuiburgcrBot'hliisso ttltzuandom) . ., das dwh vi) mehr auf
di« ftlgfmeiii (^iimrdi und oini^keit der kirrhen, auch der Churfurst^D, furdon
und rt(»'nd 91'Ibsl uü<lcn'inandt>r ünwhpn, und doi-wajJti.Mi »llo« das, w mit j,'oU
iinl eutti'm gL*wii)»eu KtwhiH'u kauii. zubewitli^^'n und t.>itiziiRMiin<:>n,'* Ei- fiwhl
ea btHiinikcn, dasa man nirlit nur auf .lülimm Knddri'h, Mnidoni auch niif vwW
aodit.' Stuud*< in der , aüctisisi^lu^n l'rovinx*^ UtiokäicJit /.u nehin<>ii Iml. die laut
Anzoigt* d«s Kiirfüiisten von Sachfien oimo weitere Krkläruiig nicht sutisi-ribircn
würdrn. Er orklSrt sirh «ladftun hcnnt. unwohl die Qngefr.i:htono Sti-llo in der
VoitinIit aitfi2iilas.s<'n (oliwnlil dfn«'IHi>n von dm Opjnipni ein falwbor fitnn i:n-
parirt wird), »L* au'-h eine fi'iuero Erkliinuig übt-i- das Aboodni&bl au thui». ob-
wohl dieselbe K'i £iiii'in txior üweiL-ii si-bH-Tlii-b lu erlangen «Hn wird . dt-nn
man hat airh im Fraiikfurtur Huces» mul der Naumbun;er ri-äfatiou zu ferueiur
ErfcUruiig orbotrn. und da nun H'Tzog Jnhanu Friedririi uüd Andre dir-sy ver-
langen, kajiii man »w ni«-lit absi-hlagcn, flikiittiTÜrh wi-il dw ItiDuiiKi'ltn'i^igigcbe
Abwchic^l drrnnis>ni t;rj;unf,'i*(i .... Um Z'^it zh nühniT )i"rellniii}; 7,11 (;i-win-
nou, »oll man rinstwcib'ti .lolmnn Krii-diiub bittt^n, diu fi^nuTi* Krkliinuig mit
Uodukl zu urwarti-'n. Kitdorweile mDto CbriKtoph diu Uandlmif? ht)i PüXz und
üctiMii liefönb'rn; Markgmf Carl wird, si'dnt'r tn'isllitbin Ziivoi^icbl luuh, si^^^h
vun ihiirn Ix-idnn oicbt alisondorii. — llürzog Cliii>b)pU iin AVoIfgaiip, Stutt-
gart d. 14. April, ist gimz tmtsibii'ilr'.n ^'"'gi-n jt-d»- Ahjlndprunt: diT Vitifafinn,
frJWTiibl botrcffa der aiigpfnrhteni^n Stelle in der Einloitmig td^ in di'ijrnigi*n, die
vom Abembnatd kandolt (dtjoti flio Jonenser tittohen auch üiermit Nicbt» ala die
Nanmburgtir SulKi^'riptiuii umzublo«*eu, und daw der Unwürdigu im Abeudniahl
dasselbe* empfange, wie der Würdig»', stybl in der untcfschriobenijn Oonfe-s-Kion
zur rr^-ruigo.) Was biogegen diu geforderre Si^punitiTkliiniug ül>i*r das Alu'ud-
mahl I)ftri(ft, so erbiet^-t er sii^h, darüber mit I'falx und Ih-fwen, Kwar nicbt
allein (,daiiu was wir mis mit dorn ('bnrfdr«t<>n I'faUgrafeti in dineer religioua-
Liprfr — mdiriniiehen uingi'lassej) , das ist K. L. woLI hrwnst^) aber nebnn den
HIMlrni Fdrsti'u ui verband<>ln. In i^iuem Ziittel veiMeii dann ncx:b £wei Vur-
echlä^ gemauht 1) es soUeu 'Jie Kurfürsten von Saobsen imd Ürondeuburg mit
dun Btäüdon, welrJie uoc-b nielil unt"rsclmel)i*n Laben. utit<>rband('ln, damit sie
^ oa Aueh tbun, und hinwii.^erum kuU allgemein eine K>soniJn< Concordie über
M|M Abendmahl, tvio ft4>lebo Hei-zog Jnbann Friedrich tiiid die Bremonses theo-
H|p gestellt haben, unteTHchrieben wer<k-n oder nloT 2) man könnte, um nicht
in Veniaeht Sm g<'i:atlien, in drr uidfrK'briebtmeQ I'rlifatiiin im Artikel rb^ i^uetia
dumiiii bei den Worten: nusgetheilt und empfaDgen zuHetien: von beiden,
\^'tinli£en und l'nwürdigea. Hier wird abio der Protect gegen jede Aendoruug
der Vomnle wieder nuückgcuomm':'u (Hs.) Vgl. Heppo I p. 412/;^; Kuglur U
|.. 238,-9.
284 Sio>)onlpr AhncliDitt,
Brandenburg und Sachsen, "Wolf^anf^ und Christoph «len Gedanlon
einer Abiiinloruiig: der Vorrode bald wieder fallen, und der heftig^^
^[ark^rraf Huns wurde, scheint es, zu den nächi^tfolgendeD Erürtd^|
ningea nicht mehr zugezofren, sodass es sich vorläufig nur Doch
uiu die Erklärung über das Abendmahl handelte. liier bezeug-
ten Wülfgäing und Christoph — es entsprach das völlig ihrer
Haltung auf dem Congress — sich dogmatisch ganz und gar mit
Juliann Friedricli und den Hrandt?nburgeni einverstanden; sie
meinten über, wie die Ändern ira Grunde auch, dass, um die
von ihnen Allen bekannte Ijehre zum Ausdruck zu bringen, gar
nicht nöthig sei, eine neue Formel aufzustellen. Da nun Kurfürsi
Friedrich, dem man MittJieilung von Allem gemacht, sich ener-
gisch gegen jedes Nachgeben erklai-te, so zögeiien auch sie an-
fänglich, ihre Einwilligung auszusprechen; und dennoch kam maqH
schon im Ijuif des Juli soweit, dass die Kurfürsten von Branden-
burg und Sachsen, Wolfgang und Christoph einig waren, die Er-^
klärung zu thun, auf die Oefabr hin, dass Kurfürst Friedrich unj^
der Landgraf — Markgraf Karl wtlrdo, wie man hofl\e, zustira- '
mcn — sich ausschlössen, ^h
Wollin war man nun mit der versclileiorten Duldung d<R^^
Nauraburgor Beschlüsse gekommen? Sclion zu Naumburg hatte
man Uitheriseh sein wollen; ileu Einwand, dnss in dem aufgo |
stellten Rcccss doch auch die Refurniirten ihiv Lehre finden könn- '
ten, wusste man wohl zu würdigen, aber man wollte, trotz allor
Abneigung gfgen das refomiirte Kirchenwesen, über dasselbe nocb j
nicht den Stab brechen, und weigerte sich darum, den Rewss
antithetisch gegen die reformiite l-cliro zu kehren. Nun hattfn
aber wenige Monate genügt, die lutlierisehen Herrn zu überzeugen, |
dass es in Dt^utscliland w(^it mehr Unversöhnliche gab, als mau '
zuvor herochnut, und dass, wollte mau nicht mit Diesen brechei,
man von ihnen die völlig ausschli essend lutherischen Ijehribrmen
annehmen müsse. War das einmal geschehen, so musste man über
kura und lang sich weiter driingen lassen, und dem reformirlen
Kirchonthum die (Jlaubensgnmeinschaft wirklich aufkündigen, die
Duldung stüner Lehre verbieten, die Beziehungen zum Protestan-
tismus des Auslandes abbrechen, oder es abermals auf den end-
gültigen Bruch mit den Unversöhnlichen ankommen lassen. Bis
zu diesem Oodanken aber schwang sich damals von den eigent-
lichen Lutheranern kein Einziger mehr auf. Kurfürst Friedrich,
Siebontür AhRcboitt 285
Naumburg eben als Luthoraner dor Duldung das
Wort gerodet hatte, liegann seit den» (Konvent sich wirklich der
reforniirten Lehre zu iinlnini;^^* der Landgraf staud dein Luthor-
tlium Qur nahe, ebne eigentlich liitberisch zu sein, und bei allen
Audem ^wann die alte Abiioi^nng gegen das refermirte Wesen
das Uebergewicht ubur alle Erwägungen der Billigkeit, dt« fix-ioren
Urtbeils, der weiteren politischen Gesiclitb-}}unktü, sobald unzweifel-
haft wurde, dass die Dtihhnig der refoniiirten Ixi-lire eine endgül-
tige .Spaltung iniierliuilb ilwr deutscb-evangeliycbea Kircho bedeute
und siimit den formalen Rechtabealand de« Religinnsfriwlens in
Frage stellen müsse. Niemand unt^r ihnen, scheint es, stieg der
Gedanke auf, dass man dem strengen Luthertlium das Recht,
zwischen sich selbst und der duldsameren Richtung eincrsoita, der
rcformirten Olauhonsgeraeinscbafl andererseits einen fundamentalen
Gegensat/, zu statuireii, auch femer noch bestreiten, dass man also
auch den Bestand des lleligionsfriedcns selbst nach einer üusser-
licl^en Spaltimg der deutschen Kirche theologisch und juristisch
vertheidigen könne und müsse; ebensowonig, wie es scheint, stellte
sich einer von ilinen dio Frage, oh deim die Tirmclto Krscliütte-
rang dee gegeuwürtigen Zuütaudos in dt-r That eine so dringende
Gefahr Tür den Frieden der Coufessionon bedeute; ob nicht der
Verzicht auf jeden intomatiunaltn Zusammenhang der evangelischen
Kirchen gefälirlicher sei als die juristischou Oeductionon der katlio-
lischen Polemik. Sic wollten, und zwar dies vor allem Andern,
dass die deutsche Kin;he geschlossen dastehe, und zogen hieraus
die Consequenz, noch elie sie dazu gezwungen wurden. Dass die
lutherischen Herren sich unlschlossou , dem >lerzog von Sachsen
im Punkt der Äbondmahlslehre unbedingte Oenugthuuiig zu geben»
war nur der symbolische Ausdruck einer Wandelung in ihrer
KirchenpolitUc, welche viel tiefer greift, als das blosse öffentliche
Bekenntniss zu aussch Hessen den Ijchrformen; sie zogen sich gleich-
zeitig zurück In die strengste Reserve geg«?Düber den Bekcnnem
der refunuirteu Lehre, und machten davon die Nutzimwondung
in iliren politischen Beziehungen zum protestantiscliou Ausland, in
erster Reilie zum Hugenottenthuni in PrankreiclL
Landgraf Philipp, von dem man wohl den energischsten
Widerstand erwartete, ward zu den Erörterungen über die „Decla-
I5Ü) Kluckhohn: Wiy ist Kf. Friedrii-h Oalviiiiirt gewordeuV Al)-
«liuitt XL Ik'fs. Kriflrich d. Fromme. Tai». 0 u. 7.
286 Siebenter AKschnitt
ration" bis in den September des Jahres nicht zugezogen. Er
führte inzwischen, im Vertrauen auf die Ergebnisse des Naum-
burger Tages, einen langen, fruchtlosen Kampf für die Anerken-
nung der französischen Kirchen in Deutschland. Der Einzige, der
ihm hierbei zur Seite stand, war Kurfürst Friedrich. Die eben
dargestellten Verhandlungen werden uns als Grundlage für das
Verständnis dieser Ereignisse dienen.
Achtel" AI »schnitt.
s,.
hon in fruhoron Julin
n linttcn rntt^-stanton dor fmnzösi-
(Inni unmitMburen Wirkimg^Hkreise
schon ScUwoiz, MiiiintT aus
Calvins, die Fürbitto (Io»it-sclier Fürsten für die veriülgte» Huge-
notten naehgtvufht und waroa erhört worden. Schon damiil:^ hatten
sie sich in iliren Bemühungen zuvorkommender Uuterstütenng vom
Rath zu Strai>sburj; uml Mit^liixleni der dortigt-n Kircli» zu or-
freuen. Unter den letzteren thnn sich dabei frühzeitig vurnehm-
Jich zwei Männer her\*or: der (^xilirende Hugenott Franz Hotomiin
und der Rector der Strassburger Auidemie, Johauues .Sturm. Zur
Zeit der Verschwörung von Amboiso versuchten auch , wie es
acheint, diese Beiden, oder doch wenigstens Hotoniaa, die Unter-
stützung deutscher Fünsten filr die Verschwoivueu zu gewinnen,
aber sichtlich ohne irgeniiwelehtw Katgegenkommen zu finden. '
Nach dem J^Iutb«d von Amboiso sodann wandte Calvin sich an
Kbendit'selben, um eine neue friedliche Interccssion der deutschen
Fürsten zu veranlassen. Sie solllt^ii die Letzteren bestimmen, eine
feierliche Gesandtschüft nach Krankreich abziierdnen; diese hätte
dem Könige vor/ustellen, daas, um künftige Erschütterungen des
Staatswesens zu vermei<len, da» einzige Mittel sei^ die private
Glaubensfreiheit zu voi-statton und das augekündigte Nationalcuncü
durchzuführen. = Der Zeitpunkt war zu diesem Entwutf nicht gün-
stig gewjihlL In Frankrcnch zwar koiuitc man vielieicht gerade
jetzt auf einigen Erfolg liotren, wahrend der SrhrtH;ken des Auf-
stnndes noch nachwirkte und die zeitweiligen Verlegenheiten fort-
dauerten, in welche das guisische Ilegiinent durch Finanznüthe
und Mifiserfolgo in t)er iiuKsoren Politik gL^rathen war. Eine Mil-
derung dos Verfahrens gegen die Protestanten geliörte vielleicht
nicht zu den Unmöglichkeiten. Unwidirschoinlich hingegen ist es,
1) Obon p. 172/3. Anssor dum dort Cltirtca noch Corp. n«f. XLVI
No. 3310 (p. 305),
2) <'. R. XJ.V1 No. 3207.
286
Ao-httir AluHihnitt
dass gerade daniaU dio deutscho» FrtrstoQ ^oneigt gewesen sein
sollten, die Wünsche Calvins zu erfüllen; die Verscbworung, die
auf sie sicher nur eiucu abstosscndun Eindnick gemacht, war da-
mals ncK'h zti kurz TcHlosscn. Wir hören auch nicht, dass Hoto^f
nuin und Kturni dun Fürsten Catviiis Vurschlüge unterhreitet hätton^^
aus der Hidtung der Heri-en gpguniibur der Veschwörung uiügeu
aie geschlossen haben, da8s es eben jetzt niciit angebracht s€^^|
Anders lagt-n die Dinge nach dem Thronwoclisel in Frankreict.
Durch die Stellung, wekdie der König von Navarra bei der K^^
gentin einnahm und die Rücksichten, welche Katliarina dem Pro^f
teetfintismus erzeigte, gewann dei-selbe zum ereten Mal einen loyalen
Einfluss auf die Regierung und Aussicht, seine Berechtigung auf
dem Weg des Gesetzes zu erkämpfen; don deutschen Fürütcn
eröffnete sich damit die Mfigliehkeit, dem Hugenottenthum die
Hand zu hietun und ihivn Einfluss bei dor französischt^n Regie
rung für die Refurniation geltend zu machen, ohne revoluliontir
Bestrebungen zu unterstützen, oder bedenkliche Verwicklmigen
heraufeu beschwören. Nun durfte mau ihnen wieder zumutlven,
jenseits des Rheins zu interveuii-en.
Ktwa um dieselbe /cit, als der Tod Künig Franz des Zwei|
ten bekannt wurde, VL^rhrtütete steh auch das Gerücht von den
bevorstclieuden Tagi; zu Naunduirg. Juliann Sturm erkannte,
die Verhaiidluugcü desselben nicht ohne IJedcutimg für das Ve
hältniss der deutschen zu den aiiswäitigeu Kirelu-n sein würdel
zumal ihm referirt waiil, dass dem Fdrsteutiig eine Synode der
deutschon Theolugcn fidgen solle, Ks war selbst\"L'rständlicli, liass
die Abcndmahlsfruge bfrühit werden nuisste, und suferu iu der-
selben eine Entscheidung getrotten wurde, konnte von dieser Eln-
verstiinclniss udcr giinzlidii' Kntfi-enidiing zwischen den lutheri-
schen un<i rcformiilen Klrclien abhängig wirnien. Zugleich aber
gab eine su zulilreiclie Versammlung evangt^lisclier Fufsten, std'eni
eine Annäherung zwischen deutschem und französistdiem Protest«n-
tismus iibei-!iau[>t zu erzielen war, eine selten günstige Gelegen-
heit Sturm wamlto sich sclmu gegen lOnde dt-s Jahres 1500 theils
unmittelbar, tlioils durch seine FrcHuule an den Kuifürsten von
Pfalz, Herzug Christnph, ih.-n Lamigrjifen und ilie vornehmsten
Kiithe Kurfürst Augusts; alsdanu iMitsundte er auf den Convent
einen besonrlern lioten. Zweierlei wollte er erreicluui: die Für-
sten soilton nicht dulden, dass zu Naumburg oder auf der erwar-
Achter Altsohnltt 289
Beschlüsse gefasst wür^ien, wolrho die rtldubens-
gemeinschttft der deutschen Kirclien mit den Bokennoni der rofor-
nürten Abendmahlslohre in Abrode etellton, viclmclir niif die
Synttde auch Vcrti^tor der schweizerischen, fraiizßsiscUen und
eNKhs(:hen Kirclien l>erufen; 8it> sollten zu<lein eine Gesandt» -iiafl
an dim Ki'm'if; von Navarrn und Karl den Neunten abfeiligon,
and bei Beiden das Ihrig« für den Fortschritt der evangelischen
Sa«'he tliun. lii-tztori-n Wunsch vr-rsprach, wie wir liöri'n, Kur-
fürst Krit?drich in Nuinnburg zu befürwurten. Auf der nmlcrn
Seite drängte Sturm den König von Navarra, der PürstenvorBaram-
luDg durch eine Butsrhiift die Hund zu bieten.' Hotonian, der
sich inzwischen niit Öturra iiberwortcn hätte, handelte nicht mehr
mit Diesem gemeinsam, suchte aber seinerseits durch Schreiben
an Navarra und vißUeicht auch durcli Aguntcn in Naumburg eine
Annäherung lierbeizuführeu. ' Nun lies« sich Navarra damals noch
nicht zum Kntschluss I>riiigen, wühl aW beschloss eine Reihe der
Fürsten in Naumburg, sämmtlich eiiemalige Theilnehmer des Frank-
furter Receesee, ein nbermaliges Einschreiten zu *iunsten der Hu-
goDOtten. Fünf Herren, die wir auch nachmals in Sachen der
3) Corp. it'f. XJ,V1 No. ;J3Ü5. :J310. 3313, 3318^21. Dio Brit-fe 3318
oud 3321 f;fh>}r(in vi-nimtltliili Ku.^aiiinifii und .sind vom m'IIk'D Datum; s. die
AeufiHemng in ü»m ersterun: HL>|iiLrori has litcras ah alttTi», ut cae Kegi (Na-
varra'-O ostpriiIt*rp poöiis. si>wte lÜn in lioidoii iiherpinstimmenilf» Angnln»: cras
Bartiiüliini nüttaui Nculnirpim. — Hahn der binr (.Twälititii Bote in (li'i- That
ab^fMandl wunl^. sdieiiit aus <l'>rn tN.'hluxxMiitz von Xu 33.^0 (Uiid.) xu rdrliliesi^n
(MrripKi Kegi Navarrm* mtr [»mpriiini muiuiiini ntisxisst! ut jndicarcm ili- con-
rmtii prittL-ipiun: uat;li dem Datum dos Bno5i, 31. Jiutunr, kamt os sich uicht
wnhl am citirti Boten hju)delii, der mit B*irichtnn ülior den Convont diroct von
Sturm zu Naviirrn (fin^. denn der l^onvoiit i>e dnmal*' nocli); dass der Bote
rtH.'hfw.*itJg iuit,'r'kntnnion w'i und Stunns Sf.'^hn.'ibeti an Kurfürst Kriodrich (3319)
itbcrlit^crt lialie. wtnl nii-|;><tidK lituHtäti^t , iüt al>er duuli wutil aiizuiii>li]iif!ti.
4) Corj». ref. XLVI Nn. 330Ö, 3406, vornfhnilich p. 48!»; Auf das Zcr-
w^rfiiisji znis<-liwi Hotoiimt) uitd Kturin ist hier nicht weiter üinzugehen; nur
ist £11 bcnierlceti: wrii7i llofoiimti in d'T Tltat Stitrm, wlo dJßsci' su'ii in No. 3406
lioklagl. durch snine A^-^tutai iii Naumhurj; vord&chtipcn Wvttn (dii^i ist nicht
itnwtthr*clK'iiilich. dfiui aiw spiitea'r Zoit licgfm in eiuom uigfiiUändi^n Schrei-
Im'q Hot/iiiuui» ^uiz Ülndiche V«rdiU:hti^n(;en ^e^en Sturra vor: Uotomau an
den hecaisohon Socretar Oliristoph Ilui-sack, StiUÄfbui^ d. 7. Juni 1562, Hs.), 8o
arl»>it»te ^r ÜM'h ilanim ^ticIiiT rlcr Ann^hcnui;; jtwiKuhi'ti d)'ii di'ubiiidLPn Füreten
and Xavarra nicht «n!j^'ri.'(>n, nondfin JiV-'^s dcix-UuMi viflmohr aller WaJirsidiinn-
iirhtfit tifw'h duii'h »'lit'ndii'SHllKin A^HiitiMi das Wort iwi«»; nur da** t-r an Stelle
SturniH sirii M-Ibst al» Vertraurii»uiium iiinzufühn^n suchte.
19
i
290 Aobtor Abeobnitt
firanzJisisthon Politik mioh am meiston Hand in Hand g:phon sohon^J
Kurfuret Frii'drith, WifÜgaiig von Zwoibrüeken, Rore«ig Cliristoi^^l
Karl vüu Bttden-Durladi und Landj^ruf Philipp unterzeicbiieU^n
Briefe an Karl den Ts'ovintcn und Navarra.^ Sie wiesen den Künif^
a\if die Nutzlosigkeit der Protestanten Verfolgung hin und rietlicu
ilim, seinen evangelischen Unterthanon Freiheit des ßokonntnisscs
zu gewahren bis oin rechtmässiges Conüil die Streitigkoifpn ent-
schieden habe; cäadiircli wertlö er die IJobe «oines V'nlkos t-nver-
ben und st-ine Herrscliaft beftwtigen. Uebor den König^ von Nn*
varra hatten die J^'üj-sten noch zu Naumbui-g die bedenkliche
Nachricht empfan^n, dass er durcli Don Pedro d'Albrel dem
Papst Übedicnz leisten lassen; sie legten aber derselben, scheint
US, nicht all;!Uviol Gewicht bei; kein Wunder; glaubten damals
doch selbst Katholiken, mit der Huldigungsrede des Don Pedro
sei nur König Philipj)o „ein Kuehsst-hwanz verkauft wordt-'n.*^ '^
In ihrem Brief legteü die Herren Navariu erubtiiail ans Her/^
hingebend und standhaft bei seiner (wie sie meintan, sattsam be-
kannten) ovangeh'schon Gesinnung zu behan'en. — Es war bereits
der Tag des Abschieds; unter Andem hatte der Kurfürst vua |
Boclisen Naumburg !*chüu verlassen. Mafi sandte demselben die I
Briefe durch seinen Bath Dr. Mordeisen nach; er sollte sie gleicli-
5) Abgwlniokt boi Gelbke y. 121—126. Die von Hop]Mj (I p. 403) be-
uatxte Copie des Briefes an Navarra in Miu'liui>' wi-lebe aucli mir voriog, «igt
ilio l'ntoi-hfjhrift. Aii^usts, wäliivnd tUct dva MarkjiTaron Karl ft'hlt. Aua Dvif
XXXIV aud Klurlihulm I p, IG9/"fl i*v;;iHbt sir-li aber, ilass Aufjust nicht' oicbr
in Nmiiiiliur^ si-U«! iirilt.'n»''K-briole, «cÜ ^t [»iTtiits ab^;i.<iT'i»t wnr, liiiifiegvo hat
uaeh KJiickhohii o. a. O. iui';li Kni'l vuii Hiuluri no>-lx xu Kaiiiubtirf; uiiterscbricbcQ.
tij Jotmnn lllrii^ Zasius aa I^ndgraf Plülipp^ Yaihingon d. 7. .laiiiur
1561, sendet römischo ZL'itnajL^oa aüt Kochriobten über dua Aot^ in dem I>it
von Voudonw dem riipst i.iJ>L'diL'n2 gL'luistet , ^mit etlichyu vütbub:Uk<D , imi
wclichuin koüig Philipiio uiii fucbsscbwmiz verkauft woi'deii.'^ Dem. au •imr-.
Uünsbarg d. 'il. Jan. sohickt. eioon Äb'lruok der Kc-dt!« weU-hij bei der iretegi^
heit gettultoa wordu»; es kommt ihm flohlRr liichßrlich vor, das» dvs Papstv»
und dc-s villi Veiiduuü AVappon so «viwVrb'cb'^ auf dorn Druck aebeDüinoodcr
st'^hoQ, ohne Zweifel qih nhzutleub'n, wi<^ f'iriig sie tniUiiQUiider seien. — Der
liindgraf ompfiog die Sendung m Naumburg und häüUigto di'n Uruck Kurfünd
Füedrich ein. dtr am 8. Febr. von "Wt-iinar aus daniitf sihrieb: fr baU- die
Rede gelesen, vermuthc aber, duaa sie X'on dem jiäp&tliehon Baufon in Kom
Bu enkcbt und publiinrt worden, um den guten Ilßim )>ei den fVanzosen, di»
dem Kvarigchum nuliauKou, in Vyi-ducht zu bringen und Vürhasat an nuiohoL
— Sämnitlicli Ha.
291
falls nnt**r/pichncn, nnd dann dem Kuifürston von Pfalz zur Bo-
fordening zusenden. Kr unterschrieb; doch lU^sa die Rücksendung
sehr lange auf sirh warten; tds sie endlich erfolgte, waren die Ver-
hältnisse bereits gunz uudro als zur Zeit ihrer Abfassung; j^loich-
wohl ficheinen sie rhiN? BcÄtimmun^' erfüllt zu haben/ aber es blieb
(lies die letzt«? Verwendung lutherischer Fürsten für den französi-
schen Calvinisnius.
Man betraohtt' di(^ Stellung zum Bekcnntniss der jenseiti-
gen Kin-hen, welche sich in dem Vorgehen der Fürston aus-
Hpricht Noch ist sie dieselbe wie in den Jüugstvergangeiien
Jahren. Obwohl ilinen bcwu&st sein musste, dass Unterschiede,
nnd im Allj^meiiien auch , wolclie Unterschiede zwisclien dem
Lutlierfhum und dorn frauzösiseheu Protostautismus obwalteten,
erkennen sie den lotzterou doch als evangelisch an, wie bei ihren
Fürbitten in fKihei-cr Zeit* Die Hugenotten sind ihnen, wie das
Schn^iben an Karl t!en Nouiiteii sagt. „Diejtjiiigen, welche die
römische Kirche verlass<;n haben und unsere Religion theilen."
Wenn sie also ihren Zuschriften die Augsburger Confession, wie
sie zu Naumburg unterzeichnet worden, beilegten, so hatte diee
damabi noch niiht den Sinn, diiss sie die Confcßsion zu dem
französischen Bekcnntniss hätten in Oc^usatz stellen wollen.
Auf den Naumburger Oonvent folgten nun aber die Nach-
richten vom Rrannschwpi*ror Kreistag, das Schoitoni der (iesandt-
Ncbiift an .luhnnn Krii-drich von Suchscn, und darauf jene Vor-
handlungen, in denen sich bis Mitte Juli die Kurfürsten August
und Joachim , Hei-zoj,' Christoph iinrl Pfidzgraf Wolfgang ent-
schlossen, Juhann Friedrich einen grossen Sclu-itt cntgegonzuthun.
Es geschah dies unter dem Kinflnss der Besorgniss, daas der
Zwiespalt der Kvangelischen in DoutschUud den Religionsfrieden
erschüttern und die deutschen Frutt^tauten dorn zukünftigen Cuncil
gegenüber blosstellcn werde.
Wälu'ond so die Anfange einer dcuts<!hou Kircheneinhoit,
kaum eiitstaudeu, sich schon wieder uiifzulöson begannen, glaubte
Landgraf Fhiti[)p, dem jene Verhandlungen unbekannt blieben,
auf der gewonnenen Grundlage fortbauen und seinen Traum von
der internationalen Verbrüderung der protestantisch t^n Ivirchen der
7) Wwter tmtou, iua BesouilGra Aam. 17.
8) Vgl olxm |). 151 — 154.
19*
Achter Al»chnltt,
292
ErftUhinfr entgoponflihron zu ktlnnen. Emiutliipt rlurch rlon seh
bar ijntet'lioicloiuicii KriV)!g dos NaumhurpiT Tiigi« unfl «lie N
i'irhtim von der neueren Wendung der Dinge in Kranknüch^
gann or sich mit der Hoü'nunf; zu tragen, dnss ein orwpritisslichw
Terhültntis zwiscbon don I'üi'sti'n der A. C. und Donen, dio in
Fraiikrcirh dem ProtesLintiamua vorkiiinpften, spütoriiiu, wenn sie
erst endgültig gewonnen sein werde, auch mit der dortigen K^e-
rung seihst sich werde luikuiipfun his.wn. Dn/u mag in Jeni'm
Augenblifk vornehmlich ilic irrig4^ Nitcliricht mitgewirkt hübe!
dass Frankreich die Concilsbulte des Papstes abgelehnt hal
Seit das Concil in näherer Aussicht stand, war es für den
4
A^^
il) Xjichrirhfcd ;uirt I-'niuka'jcli eiiiiifiiii: der T*nii'Jjinir uiitiT Amit-nn ilui
dpo rUiPin^fniffii .lohniin Pliiliiip {iTWitliiit Phil, an Aug. Cjitwi'I iL H. Jan.
D^i«. an ilons. iSpan^'rinlK^iig d. 13. Fehr. i^endf^t eiomi Brir>f des RheingTBfeii
im Original, damit Ui^r Kurfürst »ehf*, dass das Hoyimr'iit dor Gui-sianar
dwi t !flifliiudji von LciÜiriug>-'n in Fninkj'<*Kli iiUuüihli.-li i(l>niinnit und lüo Sa
ziemlich wolil Hteheu. IIb.) Ft*nu'r durrh s(!iin?u Suhn Philipp vuu Diutz, der
«ich im franxiisijai-hcn Hofdiciist ln-faud (Vgl. ilit- ,B«'i»riige" p. 19, 27, 49. 95)
und difl Hnti*n, mit dPiiRn di-rscllio winp Bri«>fr> üWrsaiidtP (frwiihnt Phil, an
Aug. ras8t>l d. l(i. F«hr. Hr.); endlich mirli dun^h si'iiiai stäodigru Corn^iwu-
denrou, dnn Vii>^kanzli.>r iu VoixiHröütreich , Dr. .lohaun Ulrich Zasius. km.
oiuiun seinLir SchriMben theil« kih dii- fol^-iidi-n .Vuüfiilirun^'i'Q mit, dn' vnr-
nobmlich daram intcn-saant. aimi, weil es eiu KaÜiolik und kaiHi^rlichfr &'iunt.-f
ist, der si(?h in solcher VVeiso üUcr die Verliftltnissf nat-li dem Tlironwetliw^
in Knmkri'ich aus-spricht: zwifwhcii dnn Hauspm Vpndnmo und Ouwe ist To-l-
reindtk^liaft ; die Gttisinner sind Aus]ändi:r ;tiid MüimiKlicIi in di'ii Tod vTlias-i,
Vendomn {Nnvarra) alxT deis kimifilii-hfu Oohlübt und von .lodpnnaiin g»lM"bt
Ilanui-s ißt nun rii eutiiL'hmeii, «as für fafti<>iu*H und vorwiirt*« Wi-ai'u io ^Wm
Kfinigrcioh oinret.*«tHn WKivIcn, denn untor dieson Zweien wird pin .loder aicti
um (ÜLS RvgimpRt rf^tssrn: Spanien, al.s fit^hwngcr dis Rrmigs. winl nuHi sodi
cindrini^n wollen, dfiagleir^hrn dor HTzog %'Qn Savoypn. w«?lchon B^id^'n lii^
OuiJÜancr vennuthlich aidijLogen; Fiirstvii und Adel aber tttTdi-n sich vor .«1-
cb«m spaniachen Kegimt-at hüten und das wivoyi&iJio nicht mind'-T lli«*bfU. Wu'
er, Z, bei »ich disfurirl, ro inftcht'' wolil fiuiK^ in KnrÄttin uu« Frankpek^ f"'-
jagt und daa GulioniÄmont d«r Vommmlsohflrt Tnm von Voudomt» hefotilHB
werden, „^''a.s nun <h'i< von Ouisu nim difiom allem für fnirht r.n gowiitn,
dess dörfen sie mit mir nicht taÜon, und also gopt ph va, wo man diut nwW*
iibcrgurtnt (^ir-); dit> iMiisioiiifr solTcn ahvi- 8ich hillirli in dem auägaag im
GmodvLtlÜKiJitMi luid Äi'rasi&<_-ht*Li rcgiments besser gespiegißt habcoi.'' (.
an Phil. Si^it^r d. Ifi. !>.■<■. Iö60. IIb.)
10) Tii-so Nncimclit gelangt durch König Maximilian ao Aogust (^irti
d. 5. Fobr. lls,, sli(;lisisohR fopii»), durrh di<»spn an Pliilipp. Änoli ZasiiiS nw-l-
d^ zwßimal. da.ss die FrauKo>H'n sich mit all^rn Kriist gf<g>>n ilio i'iMitinitiiti«ii
des Coocils titi-ÜubeD (an den Loudgnifen Güusbui-g d. 4. u. 11. Marx. Ma.) uml
203
'tiMitanttsmufl ijeRenifeigt gasorden. wie zur Zeit der Kntschcidiing,
welciit) Hie lioli^ionspmteien voraussichtliL'h für immer trennea
niusste. das MaclitviM-liiiltniits derselben sieh gestalten würde. Fiel
ein grtisses Ueberp^wiclit auf Seiten der alten Kireho, so hatte
da-s nach der Anschauung; des liandprafen wie der meisten Zoit^
genossen die aussei-ate (rrtalirtlung des Protestantismus zu bttrleu-
ten. Begi-eiflictu dass der Landgraf der Entwicklung tVankreichs^
wrt die Kntseheiihmg für udiT wider tleii IVuttwtftntismus nahe
schien^ grosse Aufmerksamkeit zuwandte, und dass er. uatemeb-
mend von Natur, frei von dem Uenimscluih der religiöKen Be-
scdu^inktheit, bei der ersten Aussicht auf Erfolg Alles that, um
die Wagscbale zu Gunsten des Protestaiiüsnuis neigen zu mac}ien.
Sch"n Mitte März schrieb nr an den KurtüJ'sten von tSaiIxsen
uutcr Zuseiidmig franzüsisclier Neuigkeiten: dti die Franzosen so
^iti' Nri;;nng zur cliristliehen Religion hczrugti-n, sei wohl nicht
imriitlilirh, „dass sich etwas naher zu iimen gethan würde.'"" Als-
dann empting er neue Zuschril'ten von Sturm und Hotonum."
LotJElorer theilte mit, dass Navarra sich beginne aufzuraffen; jenor
HuidigungSHOt in Rtmi war nach seiner Vei-sirherung durch eine
pÄpstliche Intiigue verunstaltet worden, ohne NavaiTa's Wisstm
und Willen. Die unentschlossene Ualtuiig dt«selben stollle er in
mihh'reni Tä'-htp dar: er sei täglich und stiuidlich vcm (lefahnm
umstellt; mich dürfe iiiau an ihm ui(-ht ver/wi'ifi^ln: Uiitrrstiitzung
»►der wenigstens Erniuthigung von den cJeuLschen Füivton würde
ihn entschltrssener machen; darum möge der l^ndgraf doch be-
denken, wie er ihm diese veivchaffen könne, i'hilipp hatte eine
richtige Vorst^'Uung davon, wie viel auf der Stellung Nnvarra's
w<<L<«i vrHt tli'ii JO. }ii\T7. tnm ADKvhui;^:, IIk.) zu honuht^'n, dsss ,(lKti ß«^-
menf in da» i'üncil pjsvÜligt habe.
11) lliilipp all AtigiiHt, Ca»K*l d. 18. Miirz (Us.). Antwort ana I>rt'Kden
vom 20. Milrz iHs): dem Korrhrsten ii^l l.Hli'nli:lif;h, daw* auf dorn MzU^n
StAiidftA^ III Knuikn?K;h ;iar nir-lit von der Kvligion vrrhandi^lt worden, und das«
Nsvurra die Kf<lf aii fii>n Papst Imltt-n Inj***t'ii: fi^rupr, da das köni/rln-hf Kdilrt.
ergangen, ilass man der R'di^nn hnlbcr nirht dispiitin^n noch sirh zusaniTUf^n-
(hoo !<oUe, ist nicht al)K\iHfihca, wie dit> Leute zur Iilrki-QDtiiis.s dnr wobrca
Kolipon liijmmon können, da nio ja dos Wort HotU-s nicht hören düifi-n. Erst
tüp Ä'it mnas orgebL-n, vraß in Fr*nkm<-h dnr Itdigion halber i-rfoIfieD yr'u%
und wit.' sit' !>ieh zum Cundl viTbalton wt-rdoa.
12) Beilsf^' N'). XXXni; dio von Kotonmo enrähnt«? Zeitung, sowie
das Schrcihen Stiirm» loichste Anm.) fehlcu.
294 Achter Al)schnitt
beruhe; er ging nun auf den Gedanken zurück, welchen Shi
den Fürsten anempfohlen hatte und fnnloite er seine Freunde auf.
durch eine gemeinsame (Josandtschuft den König von Navarra zu
ermuthigen und zu tmsten, damit er bei dem Eviuigolinm bleibe.
Kurfürst Augtists Stellung zu diesem Antrag Jässt ne
Beiner alten Abneigung gegen Beiiihningen mit dem Aushind
reits den Einfluss der Nachvorhandlungon zum Naumhurger
stentag erkennen. Srhon der erste» An<leutung des I^ndgrafed?
dass man vcrsutihen solle, dum Hugcnnttciithuni naher zu treten,
begegnet© er mit entschiedenem Widerspruch; er wie» Jenen anf
die Nachrichten hin, welche Navarra als unzuverlässig darstellten.^^
Die Aufforderung zur Gesandtschaft begleitete der I^ndgrid* tta^
dem Bericht Hotomnns und demjenigen Sturms, der wold auth
zu Gtinsten Navarra's sprach; nun aber machte der Kurfürst, was
bisher noch nie goscheheu war. die Lohnmtor>ichicde dt« dciitscheit
um! französischen Protestantismus als einen Grund zur Zurück-
haltung geltend; er meinte, man müsse erst die religiöse Entwick-
lung Frankreichs abAvarten, ehe man sich mit ihm einhcsse: ^M
üess niclit undeutlich merken, dass auch eine GesandUchafl H«^
scns und seiner Nachbarn ihm nicht lieb sein würde und ermahnte
den Landgrafen, im Fall sie dennoch vor sich gehe^ nnr dfll
augsburgiseiien Cntifpssion das "Wort zu n^dfii. Philipp liess sico^
nicht so schnell abweisen, sundcni hielt >vii,'tlMr iiiul wieder ao: I
August antwortete consequent abschlagig, nach und nach mehr
Oegengi'ünde in's Feld führend, die man der Haupteaohe nacb
wohl als Vorwände betrachten muss: die innere Zerrissenheit des
deutschen Frotostautismus, die Unbei*ecbenbarkeit des tranzösisclien
Kegiments, die angebliche Mass- und Ziellosigkeit der französischen
Reform, welciie eine Zerrüttung Frankreichs befüi-nhton lasse.**
13) A« Anglist L'ftss.>l ci. 30. Miirz (Tis.) in muoni Z<-iUA: boliiokt
tungen von Sturm unil Ilotomnu; rs dütikt ihm |,iit an Nax^ami zu sohipkwt i-t«,
Er für Kt^ijit! Person würilo tlieiliK-hirieu. deun wcnu Frankreich verhin«lort
werdeil könnte, lins [)art*?iiHclio t'oncil zu best-hickea. wäre es nichta G'Tinti's.
In pinf'in zw*>iU-n Z.'tt.-l wini da-* S«;lir('ilicii vom 20. März (Anin. II) qalltiit
und Äwf eiJi»' iidii'ji'iiiin Zoituiig verwii»HCD, aiw drr Auf^iwt civeln'ii soll, «9
den K5itig vod Navarra xu jf>iior KedH aii iwi Papst f^tirai^ht; Huf («nind de^
si'lhpn sphoint dem Timdgraron rjillilii'h. das» Navarra frmuiitert wenlo.
riiUipp an Christopli Cassel d. 31, Mfln, s. Kii(tIor I] [>. 2Ü0.
U) Anin. 11.
35) August an PIiilip|) Iln-sdüii d. T. April, IIs.: wie l'h sicli in Knuilr-
reiuh mit der Kvligion gestalten werde, wird vcrmiithlich die .SUindovürs*nim-
J
Achtor Äbsfhnitt. 295
Oanz nndr*^ Anfnalimo fanden rtio hessii^chon Aiitriü,^) in
WürttorabiT^. II* rzng Christoph m^'iiito, jp eher die (iesandtschnft
in's Werk gesetzt werde, je besser sei es; er bat soinerseits den
Tjandjrrafen. bi'i KiirsaohsPn und Kiirpfal?; Alles richtig zu miichen,
Kowie auch Jobann Frietlriih von Weimar /uzuziolicn. "'■ Inzwiisoben
bntto Kurfürst Friodrich siob io einem cifif^nhiindigi'n Hohwiben
an HerKOf^ Tbristitph und «It^n IjandgtJifen bittor beklagt, dass ihm
dio zu Naumburg entwiirl"en''n IntcTcessiimssflin'ilM'ii vom K«r-
färsl»?n von Sachsen noch iiimior uiolit wieder zup ■kommen seien.
, ^Es ist zu erbarmen^, schrieb er an den I^andgrafen, ,,dasK man
' so lass ist, den Knnif; von Navarni und die all« Königin in Reli-
I ^ionssachen zu eoiifortiren uml zu trusten; sieht mich schier an,
f als sei dio Liebe unter ui^s Cliristen erkaltet." Er sehlug nun-
mehr Vf»r, dass Sehnnben von gleiehimi WnrÜant in seinem,
Philipps und ('hristophs Namen an den französisehen Hof gesandt
lang im Mai lt'hn*fi. „Pn."* wir iiIkt zu clem konig vftn Nntinrnt si'ht«kcn odür
uns mit diosi'D ^-AchoD tii-biden Holten, de» halten wir h^Mleiiken, äanu wir wis-
aeo nioht. wastT roliKiou ilio j«<ni^'n, »q itzundt in Knuii-kroich neiienuiKt* u-
rit'liti'ti WiilIrtD. will, nml nh xjV nmli die Aiißsluirgisrho ('. amifmcii iirKl hsilten;
trupTi uurli rörxorpr"'. «'" <■« Tiiclil mit guttutn mtln' uncl tiedaiilit fiirK^imhinPii,
uud "in powisH- rr»ini dt'r n-li^oii. dobi-i nimi Iienififii wültn, gefafst winH, es
inünbU'n Ut-i don -siiiijtfuiiilif^i'n Iruteo \ir\ zaruttmigfri in dfir cliristliriieii n'ü-
I gioa oribli^; 80 liAh)>n wir auoh vor uosi^r person mit dfm kaa'i^ von Naimrm
lc(>in lrants<'hiift ; wiis nl'er der pfaixgraff Churfurst, auch pfalz^niir AVolf^aiig
uud K. L als die Fnuickr<'i<-h nehn- ;rosi'ss.'n dan wir, di*» luioh des ort« mit
Oi»*Iin^m Iftitnii Wkant [«»iti. fnr Hi*th htr Inrion ziithun lM''iji<'ht, dor Utnfn wis-
sen wir I'l i- k«'in nia.-« ^n ptltcn, zwmfi-ln aucli nicht, dn R l,. vor gutt
oder gele(»en aoiwhfm wnrdon, d^rbalbfo an den fconig von Nauarra etwa« ge-
Imi^'v^n zulaits^it, t^ w^nleiiN K. I^. doIiii*n Hellten, d&n tinsor ctihstlich'^ ndit^ion
der AuK^liurgisL-hen (.'oornssioD dpn orts moplite itofunit'rt und ajif;:enohm*ni
wcnliii. — PIvil. All Aug. ('as54f>l d. 7. April (Hs.); scliickt ein l(ut:li BuUitigort
iil«or dit> ('nociUpn, in d^ui vi^l (üitos stf'ht, und Znitiingpr. Hasa, wie lotz-
t«rp angehoRf die K<)nigin vtm Englaiul das Concil angonotumf^ii , kann nr nicht
glaulKm; eben*>ift»»nijr. djis« das Ifcgiinvrvl in Knnkriiih das Comil VnswUligt
habp. Seines KnH'dtcn« tniissti^ nnidi Kniiikri'ii'h und Kngliind fn*sfliirkt und
mehr uIh bisher mit ihtn'n t-itmniuiiirirt wrdfn. — Auf die," KchreÜM-n antwor-
U'l AuifOHt ain 23. April, wio aus ttfjTifni Suhrorhen vom I. <1niii (Anni. .^6)
zu (•reellen. Aug. an VliiL Torgau d. 13. Mni(|{8.): die (icsandM-liaft dp» Herrn
von Vipillfvillo (T^nt^n Anm. 68.) giobt alb^rlri zu denkten: dass das Rogi-
m^^iit in Frankreich nicht all'T'Jing l>e8t:lndig sei. und diK«, wt^mi dor , Tumult*
dtT R(di(Hoii kollM-T nicht oin gute« Mass finde, eino Zorrültnng des Königi-nichs
darauH rrfolgi'n könne.
16) Christ, an Phü. Stuttg. d. 13. April, h. KuglL-r U, p. 2Ö0.
296 Achler Atwjlinitt.
würden; einen seiner Edelleute, der daselbst bekannt sei, vrolll
er als Boten hergeben. Herzug Cliristoph wiire lieber bei der l'a
mollen Gesandtschaft geblieben; der T^ndgrat hingegen nahm, we
doch Kiin^aohsen für dif; Oesiindtstihuft ninht z» gewinnnn war nl
die religiöse Stellung Juliaiin Friedrichs ubeasnwenig Eotgege
kommen hoffen Hess, den Vorschlag Kurfürst Friedrichs auf.
Letztere hatte inzwüwiien, wenn wir uns nicht tauschen, die Briefe
bereits ilirer Bostinimung x.ugehen lassen. Dr. Tromcllio, ein Hei-
delberger Prüfes,sor, der mit einer Motzor prutostan tischen Familie
verw-hwagert war, hatte im Winter eine Bittschrift der Kvangoli-
schen vou Metz an den franzüsiachen Ilof iiberlntclit und war
von dort mit einem politisrtion Auitrag dos cnglischon Ilesideutun
Throf'kmortun und dos Earl of ßedford, eine« ausserordentlichen
Botschafters dur Königin Kiisab(-th, zurückgekehrt: die Herren
liesson ilio deutscheu Fürsten ersuchen, Kuglaads Vorstellungen
gegen das ccuraenische Cuutril bei der l'ranz<>biti<!hen Ü^^gierung
zu unterstützen. Kurfürst Frie<lritdi und Herzog Christoph lebi^|
ten, bcheint es, aus guten tJründen ab. die Sat-he ihren Mitffirjiten
vorzulegen, liessen aber die vielgenannten luterces.sions!s«.-lircibeii
und vielleicht auch die Acten ihrer Verhandlung mit den Nuntien
zu Naumburg durch Tremellio den Kimigen von Fnuikroich und
..™ .w..„... ^ .. „„. .... ,„, ,^ ™,^
»ort u
4
17) Friedlich ao Otirihtopb d. 20. Uäre: s. Kiiickh. J, p. Iß9, 170.
Dei-s. an Pliili[i|) d. 2(1. llÄrz, Bi-ila^e No. XXXJV. (N'ai;li urtttortjiu Schrei-
ban |l. r. p. 170) müaaton MHo Uiiof« vnm tib^ichcn Datum >n>iii.) .AatHort
Philiiifis (in FrifHtricli viim ll.Aitril, s. Boil. Xo. XXXV. Dir^jic Anlwnrt n
aend(;t I*hiJi|i|» am sölboii Tag (Hs.j auch aii ChnBtoj>h: er vt-i-siolit sich,
selbü worÜL' sie sich gofalU'» lasscu. Am 14. April liat Pliilipp von Frird-
rich XII. Na<Llinclit erhaltHn, diu« deinsctben diti NHUinbur^er Hric^ro vou Angint
untcrschripliüii wiwIiT ziigi.'kinniiu'ii sind; in der .AiiTuort (flifssi-n, Ils.) bMlwiart
Philipp, dass irs so Kjüt [jesfheliL'u. riith al«r ^Icicliwulil, dio Si-'hri.'ilK!n aucb
jetzt iKK'li iil)7.urt'i-tjf^t.>ii, und xwiir durcli lhirmi lCd<j|]naiiii Im Naiiien von Kur-
pfalz, AVürttiMiibßrg timl Hcvtacn, dar zugleich, \rio in dt>in liHzttm Schreibai
(Büil. XXXVl ausgeführt wnidcn, zn inöiidlichor Vmliaiidlung Iniaiiftrai^ *'«"-
don soll. — Christophs voti Wüittcmborg Antwort, auf dat; Ö'Jii>:'ili*u vom
11. April s. Beil. XXXVL il«.plik r!ii!i|.|.s i'ass'A d. 20. April [TJs.j; Ui ■l-to
KuifüratfU von Saohsoti ülx-r die Gi_-tMindts<-haft Rt-MdinLdH'ri; da al»er densellw
(wie aus iidii^mdyr t'opi« zu enichen) allürlfi H«deiikiiii vunii't>ndet; da fvrtua
2U rünihton, diuui Johann Friedriuli eKt.>nsuw»uiK aJa der Kurfürst zu gpwinnna
soin werde; <iA auch er, dir LiuHlf^nif, nicht wvis.s, was nr aii Juneu <hinil<pt
StihrciboQ soUto, vomehmUch, woil or sich zu Naumburg von dtn Aadcra ali*
Achter Aliftihnitt
297
k
Bwm ersten Mal mit doinj*'nif;on Gcdaiikeu hervor, ilw vdii all*
seinen Plauen in dicson Jaliren ein/ig und allein Erfolg gehabt
hat: er sprach Kurfürst Kriodrich gegenüber den Wnnsch aus, dass
man im Fall des ReligitiDskrieges den Uuj^cnotten au Truppen ver-
holfii, und erklarto sich bereit, gemeinsam mit den Andern anch
Uold für diesen Zwin^k zu opfera."'
Der Antrag l^ndgraf l'hilipps lenkt nnsem Hliek naeh Frank-
reich znriick. Dort war diiri'li den Umsdiwimg der lÜnge naeh
dem Thronwcehsol der Ausbruch des Uiirgt^rkrieges vertagt, die
Gefahr einer grossen protestantischen Tiovohition in die Ferne go-
schtdjcn, aber Vergehens mühte steh die Regierung, den l'Vicflen
auf eine sichere Gnindlagu /.n stellen. Die (Jegcnsätze verschärf-
ten sieh, die Scheidung der Nation in zwei feindliche I^ager schritt
üUsehenfU fort.
Am }{o{ und im Stnatsrath kümpftfm zwei Gnippr-n von
Grossen um den nrnssgehcndt-n Einfluss. An (l«'r Spitze der Katho-
liken die Guise's, bei denen dip Anwaltschaft der katlicdischen Inter-
essen mit dem Kauipf imi dir Herstellung ihrer verlorenen üeber-
macht in Kins zusHmnicnfloss. Auf der andern Seite stand im Vor-
dei^rund der König von Navarra, der mit der Zeit sieh wirklich
aufzuraffen begann und sein Angenmerk darauf richtete, die Gniso's
völlig vom Hof zu vt-rdningcn. llirikT ihm die eigentlichen Küh-
ror der protestantischen Bewegung, vor Allem der Admiral Coligny;
ans der Feme mac'hten bei ihm die hugenottischen Exulanten,
der gi-osse Reformator von (fenf, die KiKiigin vim Kngland ihren
Elntlnss geltend. Antanglich stand auch der Connetable Montmo-
renc)*. der mit dorn Haus Onise noch immer zerfallen war, zn
Navarra und seinen pnttestantischcn Neften, den (Miatillons. In den
steten K<Mbungen, die aus dit^sem lioisson Hoden cnvuchscn. übto
die Königin -Mutter unermüdlich das Amt des Vermittlers: eine
gi'trennt, so meint »t, man solle sich dit'sm.il mit dor Ausfiihnin;; df^ pfiil/.i-
Hcheu VurgiililiigH lit»j?mi^pn, odnr muh ^tjiW df« otu«'n unkUiwhfn Edflmaiins
im Namen j«<les von dun drei Füraloa t*iiiej M-aduu. — Für diu Verri<;lttuiiM
TrtrinclIinV vgl. Iiist. ecolösiostifuu^ II [i. r>Hi ff; R<'hwi'iiti!r. Mu^wuin von 17S8
p. 82» ff. KlucUi. I p. KiUyTO; ISliit.: \^iwK ir>liO/l No. 870 [i) 872 (1) 874,
883 (2). 897/8, 923, 9r>8, 984, 988, 994, 1020, 1022, 1030 <25); ibid. I5Ü1/2
No. löt» (I). 197 (I, 2), 208 (5>.
18) Pliilipp au Kcitnlricb d. 22. AprU; Beilage XXXVH
298
Achter Aliscfanitt.
Rysiphnsarbpit, wf^il alln Krfolgp ftnssorüoh tind darum v
gL'li(Mui ltti'iln'n imisi;ti-'n. D«s lukihstn Ziol dor tii^Iiclien Anstrcn-^
gungen war, erntitore Conflii-te von Kult zu Fiill liinmisxuscliioli
Air diftse Mühon bcfjkMtntP djis iintiufhaJtsiinto Wnchstluim M
religiösen Partciuivf?. Seit dorn Stuiy dor guisiscUfn Schrerkr-i
herrsohaft war der Protcsbvntismus nicht cur in nisoberes Zune
mon gerathen; er trat offener auf, begann un verhüllt soino Fa
deningi»n zu .stHIon. Auf der StändeviT-sHniniiun^ zu OrifnnS
wcidu! *]ii' (Jiiisf's nitch berufen hatten. diiTii U'itiing ibiiin ihr^^^
Händen entglitten war, mischte in den Chor der politischen Opp^f
sition auch dio Reformation bereits ihre Stimme: ail^meim' Am-
nestie für dio wegen Ueligioiisvergehen Angeklagten, Duldung
des protestanti sehen fJottesdicnstes hei veraehlossoncn Thüren, ja
freie Pn'digt des Evangeiiums wurden gf^fordert Die Stände wi
den Ende Jiinimr vertagt, weil sie sich weigt'rten, ohne no
instruetionen von ihren Widdern über die D»M'kung der Staai
schulden zu berathen; auf den Provinzialstiinden, welche zur Vi
bereitimg der neuen Versammlung im Mär/, tagt<'n, tauehten wie-
derum ähnlielie Fnrderungeii auf. Politi^s^ihe und kirclilichi? Op
Hition veivinigton sich hier zu Fordeningen , deren Erfüllung,
schien es, alle Schranken, die dem Waehstbuni des Pn'tefitan
mus nueb ^'.set/.t waren, «iederwi-rfi-u imisste: die HogenLMrbii
sollte, dem (iewifhnheitrireehte gemäss, dem Könige von Niivarra.
die Erziehung des jungen Königs aber Coligny übei^bcn worden;
die Guise's sollten aus dem St^uitsrath aussohoiden und den Hot
verlassen ! Etwa ku gleicher Zeit feierten die Protestnut<'n zu
Poitiers ihre ZAvoito Nationalsynode. Je lauter nun das wach-
sende Machtbewusstsein des Prutestnntisraus sich tiussci'tef
dringender ward auf der andern Seite der Kuf nach enrrgJRchpr
Untr'rdrüekung der Ketzerei, iniub iinniiehsii-htiger Auj^fübrung der
Strafbestinimungen. Bald mit Vorstellungen, bald mit Drolmugen
sehloss Spanien durch den Mund seines (.Josanrlten sieh dief*eiü
Drängi'n an. Hie Königin hiitte kein(,'r von beiden Piirteieu Ge-
nüge tbun kennen, ohne die andrf* zum Bürgerkrieg zu treiben;
was sie der allgemeinen Aufregung entgegenzusetzen hatte, war
ein Gewirr ven kleinr'n Mns.sregeln, bei-<^ebiiet. bald hier, bald
dort beschwichtigend zu wirken: eine Amnestie für die verklagteo
und gefangenen Ketzer, Vertrüstiingen auf die Entscheidung dts
zukünftigen ConcilR, stillschweigeudes Duhlen des proteetantisel
I
Achter Abschnitt
299
VT,
"PriTfttg'orteKHipnstPS am H<if, vorbimdeii niif äusserlirhen Dfmon-
strationcn kutholischor nrtliiKli)xi*> ;;c^oiiühei' doa t^ihrern der
Ältgläiibi^n und dem Biianiächen (jesandteu. Der höhero End-
zweck, der allein difwor Politik ein lutercsso verleiht: der Oo-
danke des Kanzlers I/IIospitAl. die i'arlnicn diirrh Vt^rmittliing
zwischen den religiösen Oegt'iisiUzon «iiler auf lioni Buden der Dul-
dung zu verftnlinen, ist in den ersten Monuton dor neuen K(t-
gicnin^ noch kimin zu erkoniien. Gerade die ersten Manifesta-
tionen dieses Lredunkeiis iülu-ten mit einem Schlage zu einer
bedrohlichen Vorschäifunj!: der Gegensiitzo am Hof. Am 2b. März
wurde durch könifiliehen Krlass die Neiieröffnnn;; der General-
Rtiinde auf rli-ri ersten August des -hüires anlMiniMnit und zu^Hcirli
vorkiintit't, dass nt^beii dcns^'lbiMi i'int' Vrrsaiunilung gilflirtir und
sillenreiner Miinner ziisainnirn treten solle, um über die Relipions-
spaltun^en zu beralhen und <iie kirchliche Benihi;;un^ herbeiza-
führen. Mit andern Worten , rlor Gedanke dc-s Nationalconcils
ward, nur tihne diesen Namen, wieder aufgenommen. Um dieselbe
Zeit pn;dipte in den TTofgottesdiensten Uisehof MmhIuc von Valenoe,
ilnr Führer dt-r syncretistisiihcii Partri unter den Wiilutru. Snint'
I*redif:ten schienen den Ait^läubi^Mi unzu/.cijfim, dass der Hof im
Bogrifl* sei, von der ororbtou Roliginn abzufallen; sie gaben den
AJistoss zu einem festeren Zusainmenschluiis der kutbuliKchen Ele-
mente am Hof. Der Connot-ablo söhnte «ich mit cien Ouise's aus;
am Ostertag, den 6. April, schlosa er mit dem Herzug Franz von
Ouise und dem Marsc^hall St ÄndrC' jene Vorbindmig zur Erhal-
tung dts Katholizismus, dir in der franzöyiwlien (ifwhii'htssehrc^i-
bung den Najnt'n des Triumvirats 4>rluilten hat, Dieso \ rrbiuclung
ward sijfort zum Saninirlpunkt für eine lU^ihe andrer katholischer
rossen und nahm eine hemusfardrrndo Haltung ein, wek'he der
önigin für ihre .Selhstüliindigkeit bnngn machte. Die Fulgn war,
dass sie zum ersten Mai aus ihrer i-e^ervirten Stellung zwischen
den Parteien einen Schritt näher auf die Seite Navarra's und der
Hugenottrn trat. Navarra ward durch knnifrlirJics T*«tent zum
Ot^neralstalthaltt']' prochunirt uiul mit Voiliuaflitrii ansyt-stuttct,
welche ihn in allen Re^^TungsbcfiigniKWMi, luif dem Gebiet der
Civilvenvaltung wie dfs Militänvcsms. mit Ausirinhnif einzig der
auswärtigen Politik, völlig ^'leioh berechtigt urhcn dio Rfgentin
stoHton; dazu erhielt er von der Letzteren eint; schriltlicbe Er-
klärung, Inhalts, dass sie künftig ^^Kichtti'' olme sein Vorwissen
300
Aühtr^r Altsoknltt.
thun werde. Kiira darauf or^in^ ein Ediot, welches dein Wnchs-
tiiuni des rrotostantisrau« inarhlig Vursclmb letzen musste. Eins
der grössten Hiti(]uniisso fOr den pn tti^tan tischen < lottesdieust
bildete die dntrulc^, \v(»lt.'lH' dio fitnatisirten kiitholischen Kasson
über das Vorhaltoii d(!r IVotustjuitt-'H tiusübte, und die stete G«
fahr vor Acten der Volksjustiz. Das Kdict nun erneuerte
kurz nncli dem Hejfienmpi Wechsel er^ansene AmneHtie und
liiubte allen wo^tn Koli;;i(inKV(n'gi'hcn Kxiüi-onden, sufern sie küi
^katholist^h'* leben wollten. heimzuJithren; ziidt^-m aber unter
es ilederniaiui bei strenger Straft», einem Anderen den Zutritt
seinem Htiui^ i**U'.r ricni seiner y,N*achbiuTi und Fn'unde*^ ?.n weh-"
ren. in fL-euuIo Uüiiuer einzudringen oder duselböl Naetifonichunijen
anzuKt-ellen. I>ie bestehenden Kdiete gegen ^unerlaubte Vorsjuiun-
lungfen^ sollten zu solchem Veifaluvn keiucu Keobtegntnd ab^ebeiu^|
die Controle dessen, was in den Häusern pescbälie. wurde mi^^
allem Xnehdriuk den (Jazu befu^ttm weltlichen Beauiten vorbr-
halten. *" Im Grunde selbstvei-stänriliche H(>stininiungen, und doch
in diesem Au^^nblick von f^rösster Trajpweite. Kach der gollon-
deu Regelung der C'nmpetenzoii hatte über die einfache Ketzer
die l'nilatur Jtu erkennen, die für diesen Zweck vom Papet
den Befugnissen der Inquisition ausfrcstattct war; übci- die Ve
^hen der «unerhiubten Versammlungen*', des Aufruhrs tmd dfl
(iowalt die weltlichen Gerichte. Es war bisher IW'htens gewe
dass das protestantisch e Bekenntniss hIh Ketzerei, der prot(*!it)
tische 0<ittesdiensf als uiierliiubte Veisiimmhinfr, die Ausübur
dos pmtestan tischen Ministeriiuns als Autruhr behandelt wurdq
Wo mm Prälatur und Ueriehtsbehörden noch streng nrtliodu
waren, musstc die Justiz nach wie vor dem Edict ihren Wa
ß:ehen: aber beide wandelten viellVioh scbim auf dem We^e der'
R«'turma(:ii>n. Am iinsi;hanli(^hsteii wiirdi- die Hrdontiing di's Kdiets
In den VorstelUnii^en , wi^lcbe der KpanisiTlif' ( iesjuidto, Tbonins
Porenot de Cbautonnay. ein Bruder Grnnvellu's. de* Biscbt.i5;
Arras, der Kiinigin darüber machte. •" Die Edicte gegen Ketzer
auf die man sich beruft, führte Cliantonnay aus, befeldeu Jede
mann, katlmlisch, christlich, nach dem Geheis» und Wort Gc
10) Mem. (In Cotid.' II, p. 334 soiia. P. 335 Zeile 7/8 ist olTcnW
leseu; libert'j . . . . do »i.- rt-tircr, statt * sc rotii'or; atidera M'ürdo dio St
sinnlos Aein.
20) Uem. do Conde ü, p. 6ff.
SOI
lebten. Diese AuHilriH-kt; sind unUnnicIihar ^wonloi», denn ilii;
Nt»ufr<^r bohaupt^n stUbst dio reciite tliristlirhc katliolisfhe Kiralu*
zu besitzen, nach dorn Wort und (Mieitw Gntte« zu leben, wäh-
rend Hie die Hiniiacbc Kii*obß als abtrl'ii^ni^ botmcbtcn. Sind nun
PnUatur und Omohto inrinloiit f^invnrd(?n, orior fw^lbst v<»m pro-
t(*stjintis(!hcn Geist pr^^TifTeii, wie sulI (binn dem Vonirin^i'H dur
Neuerung iiboHinupt noch i^-steuort; nordfn, wenn man dem kutho-
ÜHt-ben Volk dio Handi» bindet? Chiiiitnnnay hatte Redit : dan
£dict führte einen rf-isscmlen Aiifs<bwiui^' der pmti'^tuntisrrbeii
Partei herbei. Auch das Hab er richtig vuraus, da*« die J'ro-
tcKtanten behaupten wUHen, os sei ihnen nnnmebr j^fjset/lieb die
Freiheit der HnMlit,^ in ihren Widmungen pcj;eben: in der That
bcbandeltj,' die Pnrttisephistik das Ediil V4)n KonlJLiiiebJcun, als
sei darin .(edermauii, auch den Behörden, verboten zu tn<(iiin-
ren was in den Wohnun^^en ;;osebelie; auch die deutschen Pur-
sten empfinj^en die Nnchricbt duvim vielleicht nur iu dieser ver-
lalschten Fassnng.-'
Soweit Avaren die franziisi sehen Din^ im Ijauf des April
gwlieben, während die Karsten der Augyburi^r Conri^ssinn im
Süden und Westen des Reichs darüber beriethen, den Kunifj von
Navarra zur Stancihatti^'keit anzuspornen und der l^nd^raf bennts
darauf dachte, wie man itn Fall diw Bür^erkricf^es den Hu^e-
uutten behilfheh sein solle, sich ihrer f'Vind" zu enveliien.
Nun war Navarra gewiss nicht iL i Mauii, aus dem die
Mahnungen der Reli^^ion einen Helden des Kvan^a^liums hülten
machen icönnen. Itattf er sieh vielleicht vor Jahren, als er das
erste Mal dem l'rutestantisnais s<nne Gunst zuwandte, von einem
Aufschwung religiöser Kmptindim>;en leiten lassen, so waren diose
Motive jebst verblasst ninJ zuriick^^etr^ten vor d}'nastischen Inter-
essen, ja vielleicht auch vor dem Gefallen an den Genüssen eines
Hoflebeus, wie es unter der Hermcbaft des sitteiistreuf^'eu Calvi-
nismos nicht wohl denkbar war. Dennoch war seine Fersen und
deren Kinfluss (bnitals wohl noc^h nicht für die Sache des Pn.»-
testantisnuis verloren. Ks will Nichts sagen, dass er vor dorn
Vertreter Englands am Hof den devoten ProtentiUiten spielte, dass
er bei einem dünischen Gesandten, der soeben anwesend war, sich
21) Tgl. die Inbalt>iaii^'iiliio li' » EUit-Cs in lU-r histuire ecclestiistique I,
p. 250 unü Br-ilngp No. XtA'l.
302
Achter Abschnitt
rühmte: binnen einem Jahr wolle er in ganz Frankreich das Evan-
gelium predigen lassen; lit!ss er sich düch zu gleicher Zeit immer
noch (iurcii Dnn Pedr^i d'Alhrot am Vatikan als den ij^orsamen Sohn
der röniiKehen Kirche repräsentiren . imd wuchte so eifrig a\» je
Spanien titireh Demonstrationen katholischer Kechtgiäubigkeit güo-
slig für seine Ansprüche auf Navami zu stimmen. Aber hier lag
der Knoten: Spanien machte bisher nicht im Geringsten Miene,
die Hechte ilw Albret anzuerkennen, und mussti? Xavarra danm
verzweifeln, als Katlmlik rnfs Zirl zu kommen, so war diLs für
ihn sicher Beweggnind genug, sieh in die protestantische Bewe-
gung zu werfen, sofi-rn nur hi*M' bessere Aussichten winkten. Kbeu
damals aber br^ann dor Protestantismus zur imponirenden Macht
zu erstarken; schon durfte man sich fragen, ob er nicht binnen
Kui-zem die altgläubige Piutei iibcrllügela werde. TTnd dazu schie^f
seit iler Constiluiniii^' dos IViunivir.ds die Königin -Mutter geneigt,^
das Geschick der Kninf den ICvangolisolien anzuvertrauen, wenn
es anders nicht niügltch war, sie davor zu bewahren, dass sie
noch einuüd zur Di<'nmn des Hauses (iuise erniedrigt würde.
Wenn luiii obuu iu diesem Zeitpunkt Navarra sich dazu ent^^
schloss, Verbindungen mit den Fürsten der augsburgisclien Con^l
fession anzuknüpfen — Verbiiulungen, die geeignet waren, seine
Politik bei Spanien gründlich zu tiumjjrumittiren — so war os
ihm doch wühl Ernst, sich zu versiehern, ob und welche Unter-
stützung er im Fall der Noth von Ueutsohland her erwarten dürfe.
Als erste Mittelsperson wählte er (Jen Or, Hotdman. der sich iüm
schon zur Zeit der Ver-sehwOrung vuii And)oisi', und abermals vtir
Kurzem, als die Fürsten in Naumburg tagten, zu solchem Dienst
angeboten liatte.^' Kr entsandte denselben nach Deutschland mit
Auftrügen, die den Gedanken Ijandgraf Philipps selu' entgegen-
kamen.
Etwa den zehnten Mai war Hotoman bei KurfUrat Friedrich
iu (jermersheitn. Er entschuldigte im Auftrag Navarra's denselben
weil er zur Zeit des Naumburger Tages nioht an die Fürsten
schrieben, vertheidigte ihn gegen den Verdaclit der Untreue
Kvangelium, theilte endlich mit, wie der König von Spanien sie
bemühe, ilem sietig wachsenden Protestantismus bei der Königin^
Mutter duTüb Druhungen zu schaden, und bat, die Fürateu mücM
22) Vgl. Aiun. 4. Anin. 58 {am Sohliiss den Abschoitto).
Achter Abschnitt,
303
ten diesem Druck diux-h eiiio Gosaii(Usch»ft an Eatburiua ein Ge-
gengewicht f^ben. Dies Hef^ehren truR üotuman bald danrnf
auuh bei Pfalzf^raf Wulfgang, Herzog Christopli, und, Aufaiig
Juni, boira Lundf^ral'on vor; nU<lunn findon wir ihn boi Kur-
füiNt August; E!n<lli(;h wandto or sii;li auch, persönlich oder
diirth Schreiben, aii die Herzoge von Weimar, möslither Weise
auch au Kurfilrst Joachim und Markgraf" Uans; andernfalls wur-
den die letzteren Heiflon durch ihro Mitfürst-en unterrichtet. Auf
der Rückreise berührte er abeimals den hetwisclnn und kurplUlzi-
ßchen Hof,"
Noch wichtiger als die Bitte um eiuf* moralische Unter-
stützung des Protestantismus war wohl ein Spezialauttrag, den
Hotoman an Herzog Christoph brachte: Navana l>at für den Kall,
dass er mit den Seinen angogrittbn würde, um Unterstützung mit
Gold und Ijniitrn.-^ Wie wir sahen, hatte l^andgraf Philipp diesen
OHanken st^liun vurweggenomiucn. Auf Hotnuian aber folgte bin-
nen Kurzem Dr. Tremellio, der zur Antwort auf die Zuschriften der
deutschen Fürsten, diwh abermals nur boi Herzog Christoph, auf ein
Bündnisä zwischen den Hugonott4>n und den doutaohen Protestan-
ton antrug. Kr berichtete: der König von Navurra sei entschlos-
sen, beim Evangelium zu bleiben und wünsche mit den deutschen
Füllten eine bvsondoit» CdiitiHh-ratinu aufzurichten, durch welche
das Papstthum unterdrückt und das Ki^icli ('hristi aufgerichtet wer-
231 Friwlrir.'Ji an Cliiistoph, Oi'mifrslirr'im d. lö. Moi (Kbickh. I, p. 177),'
bcrichtnt über Ilüt/iman's \Verl)iui;(. Di'n.-llK^ au Walfgang, (ionnerKboim
d, U. Mni, onipliolilt itotxtiitaik il»m Pfal/.gmrt.'n. (Diesi-r Brief ist )kü Kluok-
holin Irrthü III lieh in'H .laiii- lü(i'J vi<i>;i'tzt; m Jahr i^it'I aui dlt-so Zi>it Itffand
Uofconiaii »ii'li nwhi in D^utsi-hlniid, Bondfni im I<n^i>r d<>r Hugenotten xu
Orleuw; vgL Attaetm. X) — Kugler II. j). 'J\)l , Notn 8. Ifi einem j,Ke|«r-
torium' von iülei']>.>i l}ht>feii, tlin im .lolir 1561 Itet I^aiulgnii' AVilhi'lni voii
Hessen oingi^laufep (Us.), i<t unter No. 9 VL'nnerkt dtis Coiw-ejit oiues Schreibens
dos IjudgrofuD Phüippon Kf. Augiisl, was T'. Ottomanims «allhie* auagerich-
ti.-t tiabo, 8. L d. fi. Joni — l^.'i]age Xo. XLI. Es ist aus dieäc^m Bri<^f emiobt-
lieb, das*» HotdHJaii dyii Kurfiiretcn Aiifriiat pi-i-atiulic-h oiiging; yli aiuh die
Hi'^rzogH voll S:uili>u*ti. Ui^ilit unUiAticmiit. l>asH niirli KT. -Inai^hitn und Mark-
graf Uaiis aiif^i-ironlert wunloii, sich nii der Oi^snndtMcliaf^. ku )^Üu^iIig<Mi, «rgioht
üvi\ aus Iti'il. XLVUI; ob mündlich oder Bcbriftlich, darr-b llotonuui solhst
oder dui'cb ihre lUitnirsten, wird nirgends angegelM-n; dafl WahrsoLi'inliche ist
das Ijct2tere, da Uotuniiui weder in dem KoiseLeriebt vom 12. Juli iÜeil. XLI)
uüch sonst jene beiden Herren enAiÜmt. — Daii>6tc>, revuo tiiätonijoe 1676 , p.31.
I 24) Knglern, p. 291, Note.
Achter AbBohnltt.
304
deo könne. Dazu würden ancli die Künigin-Miitter, der alle
cbrisüiuhsüj Köiüg, En^lmul und S<*liutt]aud herjinsiui^iehea soin.
Auch dieser Yors^^lilag war, soweit mau tirtlieilen kann, durch-
aus nach ilem Uorxon dos Uuul j; raten ; dtrselbf liat nicht nur im
IVilf^ndeii Jaljr fast donsolben Antrag au dio doul^^hen Fiirstwi
getollt; 2* aus allerlei Andeutungen in seiner Corixspondenz lässt
sich aiit;h ontnohmcn. ilass schuti in dt*n Tii^rcn, bei denen wir
stehen, clor Plan einer ileutsch-fnmziisihch-engiischen Allianz in
soiiiom Kopfe fertig war.'-' Anders dachte^ seuic Freunde. Von
Allem, was Hotomau und Tremellio beÄUtragt, kam bncbstnblirh
Nichts zur Durchfühnuig.
Der Phin einer (Ji^sandtschatt au die Köni^-Mutter schien
ursprünglich nicht aussichtslos; tlass er gleichwohl scheitorte, lag
an keinem anderen Grund, als dass die froisinuige Bewegung des
Naumburger Tages bereits rüokJiiutig gewonlen war. Kurfürst
Kriedrich freilich , der schon im April sich energisch dage*^'n
verwahrt hatte, uro die Uunst der Orthodoxen tlurch Nachgeben
zu werben,-"* und der fjand^^raf, der au den VorLandlnugen über
eine (»enugthuung für Her/og fJolumn Friedrich niciit tlieilgenoni'
men, atinimten dem Begehren llutomaus ohne liückhalt bei. Der
Landgraf bemüht** sich ttucli, sobiüd er durch Friedrich und Chri-
stopli über Hotonians Werbung Nachricht erhallen, den Kurfiüvtcu
von Sachsen für die Bewilligung derselben zu gewinnen.*'-' Hier
aber erhielt er beharrlich nbsehlügige Anbvurten. August hatte
inzwischen bei dem waehsendcn Inteiffüie, wi*Iehes ilie fi-anzosj-
schon Verhiiltuissf beansprurbten, seinen diploinatisebeij Agenten
unrt Berichterstatter Dr. juris Languet, einen Protestanten fnuizö-
sischer Geburt, der seiner Religionsänderiing halber KiTinkreich ve^
lassen, =*'' natrh I*ari« entsandt, um liriefe an den Konig von Navarra^
den Connetable, vielteii;ht ancli den Cardinal von Ixithriugen so
überbringen und ihm zuverlässige Nachrichten aus Franicrcich im
25) SattJor IV j». 164. 105. Klmikhobii I ji. 190 Note. Kugler L c |
20) niit«ii Absüh. IX.
27) K. Krrtlt- dii^aes Ahsclinitte.
2«) Kluckhüho I p. 175/7.
29) ].. t. p. 177/8 Anm. 36.
30) Uebor Um^cts Person s. Oillet I, Cap. 12 and U; Chevrool, Ilu-
1>ort Langiiof, P.ii-is 18^2; Scholz. Hubert Langaot als ktmäobsli'>lH>r II«-
ni'ht(*i-:$tatter id Fniolureiub etc., Uallu 1870, woselbst nuclt weiten^ Uiemtur>
»n gaben.
Achter Abschnitt
SOS
bnlfen."^ Kür sifh alloiti trug er kein Bedenken, sich b eine
WttVBrbiodJiohe Corrcspondeuz mit Navarra eiuüulassen, wüliroiul
er sich zu gemeinschaftlichen Schritten mit den anderen Füisten
nicht mehr herbeiliess, thoils uni der politischen Verbindlichkeiten
und Verwicklungen willen, die daraus envachsen kunnten, theüs
um sich niclit durch Oemeinsclrnft mit religiös Disseutirenden in
DeutKchland zu compromittiren. Auf die Werbunj^ Hotomans ant-
wortete er ausweichend; dabei stellte er zunächst die Forderung,
Xavarni solle die aujijsburgische Confessiou annehmen; das heisst
wohl, er gab zu verstehen, es fehle ein© unerlässlichu BeiHngung
für ein näheres VerhiiUniss zwischen den Hugenotten und den
deutsi'hen l'roteütanten. '* Die Berichte aber, welche Languet
nunmehr in häufigen Briefen aus Parii» an den Kurfürsten sandte.
waren geeignet, denselben immer inehr gegen eine Verwicklung
in IUP französisch Uli VerhÜltuisse einziint'hnifjn. Kr überzeugte
sich, dass keine iloifuung s<_'i, in Frankreich der augsburgischen
Confeäsion zur Annahme zu verhelfen, die doch neuerdings im
allerstrengsten Sinne zum Wahrspnioh des deutschen Protestantis-
mus gema^^ht werden sollte; er vernahm, dass <lie Hugenotten sich
keineswegs friedlich verhielten, sondern zum Krieg drängton;'*
mit einer revulutionaron l'artei hätte der Kurfürst ebensowenig je
Genieinschaft lialu^n mögen, ids mit einer fohlgläubigen : und wäre
sie auch in rlen Stand der beroclitigUten Nnthwehr gtjdrängt worden,
so hätte er sie doch nie zur bewaffneten Vcrtheidigung unterstützen
mögen: er, der fortwährend mit seinen Vettern im Kampf um die
wahre lutherische Orthodoxie stand, der soeben Alles aufbot um
Jene zu beschwichtigen und sich den Ansprucii auf den Namen
eines gtaubenstreucn Lutheranere zu wahren, konnte unmöglich die
Sachoder ^Sacraraentirer" zu der seinen machen; und er sah wohl,
t
31) Arrana Hb. II, No. -18, 49. August m l*ltUi|i|t d. I. Juiii 1561, s.
Anm. 36. In ilitwi'm SchiviU/n hounto aUtiiifnlls aits Verselion der Cardinal von
liOtbringi-'D für deu i'oiitiotnM-' gt^iitzt »uin; wrihrsrhiMulictt wird dn^ dAdtircb,
diiss dor CAidinal vou LaiigUL-t aell«t t;ar nicht: urwähul wird, und durch seiui-
rT:ligir>m) Stellung.
32) 8. BcilagQ No. XU. Es ist, Wftun mna die gleiclizcitigo Corrcupon-
deaz AopUffts mit rhili|t|t (Anni. It. 13, 15 uud 36) benotitot, ersichtUcb, doss
AapiKt eQtSL*hli)SSf.-u war, an dff (iosandtHclinfl nicht theilzimi'hinuu, und iiiu'
sJcli Ht'hfiite, dtiin tiKsaridt«'ii <ilTi-ii Him» ahsuhlügigt' Aiitwurt xti gfbeii.
33) Arcana. I. II, |jaii»iin.
20
306
Aohtnr Ahfichnitt.
daas die CoiiKPfjin'iiz ilor Verwendung ^iiv dio Hug^onott<»i
welche Landgraf Philipp ilrung, lüclits Aadrw sc-iu konnti». Kr
hielt daher dem I^ud^rafen wieder und wieder ont^fOffon: den Zei-
tungen nach sei die französischo KofHening eutschlosson , im Gehor-
sam ^^en den römischen Stuhl zu verharren; die Königin und il
Umgebung hielten sich zur alten Religion, der König- von
varra sei unz/uverlässig^ geniile als hätte es sich nicht darum
handelt, den König von Navjura auf der pmtestantiscJien Seite
erhalten, auf dio Königin und die Kegiernng im protestanlisclietf"'
Sinne einzuwirken. Allerdin;^ hatte sich damals der Liand^^
per&>alich an den König und die Konigin -Mutter gewandt, wie
es scheint mit einer Fürbitte oder auch nur mit einer Erk
digimg, und zur Antwort erhalten: der König und die Köj
Mutter gedä(!hten es mit der Religion su halten, wie sie es
den Vomltern ererbt;"* dies kam dem Kurfüivten sehr zu Statt«
um auf seinen Satz zurück zu kommen; dass man keinen Grund
habe auf Frankreich Hoffnungen zu setzen. Ausserdem aber drehti*
sich die Corroupondenz um das hugenottische Bekenntniss: der Kur-
fürst wies wieder und wieder darauf hin, das.s in den Artikeln
vom Abendmahl, der Taufe, dem freien Willen und iler VursehunL'^
grosse Üiffei-enzen zwischen der französischen oder schweizerisoheü
und der deutschen Ltfhre seieu. Der Landgraf folgte seiner alleo
Art: die Differenzen als geringfügig oder nichtig darzustellen, di«
Uebereinstimmung in den Hauptpunkten zu betonen; in allen Arti-
keln, ausgenommen den vom Abendmahl, meinte er, stimmten di»*
deutschen und franzö-sischen Kiix-ihen überoin; er stützte sich dah»*!
auf eine Cunf'i's.siHn, welche Ki>2 evangelische Gemeinden in Frank-
reich dem König übergeben hatten;"*^ über diesen einen Artikel,
gab er dem Kiu-fürsten zu bedenken, müsse man, da ja in allem
Andern Uebereinstimmung herrsche, billig zur Khre Gottes binw(
34) Vgl. Anm. 'SG, Näliores übfir diosen Boten imd sräae Vemcbtong
ist niabt bekannt.
35) V^. oächstc Anm. Dio dort cnrähnto Sii))plication Wkm. di* Cotii»
U, y. 370. Die ConfettaioD ist das anf der c>niteu pi'otir<staiitii!icheQ NationalsjrDDd^
vom Jahr 1559 nufgwsU'Ute Bokt-Dotui&s, welches Bewi Kptitcrhiit auch auf dem
CoUoquiuin zu Hdisoy ü)i«nt>irtite, ((fdiiinkt tiitti. ecül. l, p. 97 ff. PhÜipp Uns
h^ide Stücko durch Andreas Hyperius iiis TjtttMQischi' und durch Hagiater Nko*
laus (Hhoding?) io'« Peutsche ül)(»r»etZHn. {Hjiierius ati I.andgrar "Witte
Uarburg d. 8. August, outer Zu8endui4g der Ueborsetzuageu. Ha.)
Achter All
307
sehen. "Din TJltraliith(*risoh(»n (rr-ilicli, deren Freundsohafl Anbist
soeben suchte, hatten scliwerlich eingestimmt, dass eiii solches
Hiuwe^ehen über einen Artikel zur Ehre Gottes gereiche, und
eben in diesem Artikel, in dem der Kurftit^t Jene durch eine
orthtMlox*' KrkliirunK ziifriedonstcllen zu müssen iE;laubtu, konnte
er darum dorn Limdj,miten am wenigsten nachgraben. Er blieb
dabei stehen, dass es sich eben nicht um den einen Artikel, son-
dern um eine ganze lieihe handle; endlich wie» er darauf hin,
dass sowohl seine Vettern als Herzoj; Christoph der Meinung seien,
man müsse bei der Gesandtschaft dif* Königin -Mutter und den
König von Navurra vor dem ('alvini^mus warnen: daran» könne
der LandgriiF abnehmen, was für Kruiht die Oosamltschaft haben
könne und ob mau Denen in Frankreich überhaupt einen Gefallen
damit erweisen wci-do. Somit lehnte er (den 9. August) die Be-
theißgung endgültig ab.**
36) An({. All Fliil. Torg&u (I. 1. Juni: Quittirt HchrrMlreu vom 21., 23.
tind 2Ö. Mai <daa ©retgeuannte liegt vor, enthäH aber Niohts übpr Hotnmaits
Butudi&fl uuii «las OeiflUidtHclmflspnycM-t), Hat vcnttiinlcn, ytan Friodridi und
Oiriütoph iiht'T ikm iiesaniUen Navarnta an den Ijondgrafen geechriebenf und
w&s dieser aliamiiüx rüi- sitin (>utl«d«nkon erklAil Turwt.>i»it auf saioo Sohrei-
bea vom 7. iuhI 23. April (Amii. lö.). aus ivum gonagoud nu ersebeo, dass
er, Auinufti die H^rliickinig nicht für gut achte, vorndimlicJi weil die Ver-
gleicbang nur dt^ anutnltnririgrliH flnndlung vnn den anderen Stilnden nm'h nicht
erfolgt, und also d'T Zwiespalt zwischen ^nnspnm"* HoligioiiRverwflndl'en gimz
offenbar (lei. Er ist zudem weder von Nnvarra nwh von andern fnuizosischeu
Herr'D ilurunt i'r*uehl wimleM, und hat bi'roits ciiiwn Piouor (Ijtnjrui't) nach
Franlireich I4clin?il>en an den König von Navarra und den CardinaJ von Loth-
ringen 0*) imtgi^lum. in den^'n er nie ormabnt, dio «-tiriiDtUdii? Heügion zu fdr-
dem. — Tterstdt«! im DenMilbwn, Torgnii d. 10. Juni: schickt Z»'itungea. aus
d*'n<*ii zu en^eheu, *las.s Navarrn n<K:h uiigescheul j«nno üesandtsehafl l>eini PajiSt
m Hftm hat, und cias» der ,Prfl.sidnnt vnn Pans**, d«r in des Königs Namen bfiim
I'a|ist uro Anfbeliung der Annaten angosuolit, crkliirt hat: dio Krone Frank-
reich gedenke im Gefaor^iani gegen den r^misi'hon Stuhl zu verharren. (ETtt.) —
Beilagen No. XXXVIII — XL. XULl. — August au rbilipp Suhwarzeuberg
d. 2ö. Juli: fpiittirt Schreiten von Immenhauöen d. 18. Juli. ]>ankt füj- vertrau-
liche Mittbeilun^ der >Vp-rbung, welche der t^ndgraf dureh «'inen Kath beim
König, der Koni^n-Mutter und den vornoh nisten Herron ui Frankreich thnii
buaen, sowie der Antwort und der anderen Zeituagen, wolcho dereollw mitge-
bracht Rk orweiRt siHi damiis, dass es mit dor Reli^on in FnutkrtÜLh fast
die Oftipgenheit hat, wi« die Zeitungen melden, welche er, August, deiu Land-
grafen früher zugeschii-kt. En ist nieht gering zu achttm. doss der König sieh
dfim Gesondttfu gugeuüber vernehmt?!! lassen, er wulle iu der Kf^liginn bi.'i Dem
Ueiboo, was er von Kltem and Voreltern ererbt hal>e. Weil nun di« KOnigin
20*
308
Achter AUsohnftt
Unterbrechen wir den Ablaut dieser Correspondenz um uns
nach (ion anderen Fürsten umzusehen, an welche Navarms Bitte
um eine Gesaudtscbalt au die Kömg:iii- Mutter gelaugt war. Die
4
nod dor CoiiaetAhlu derscIboD Mflnnng iti der Hcligion »ind, und den jougeD
KiJuig KU dor Mfi^e: und anderer PaE)täti?nn anhalten, und also ihm den Wdf;
zur Erltenntniss der Wahrheit vorscbh»'SM'D , ist zu liesoi^gyii, wymi auch d«
König von N'avarra für die Reüfnon {p*m viel th,un inöehtu, er köuue doct
wenig auRrirhteu; Bondi^Kk-h weil «•!' Hi'll>st noch d^'m papisüschen (iiüuel
Idessa und Hrodumtm^^uDg bat beiwnbnon muatiRn und weil dar genieinti H|j
in Ki-iuikrrich noch mit iwlchcni Ernst nii der Paptalcn^i lulngt. — Bittet i
Ijandgrafeu Kin\ Zusendung der Su|i))ti<mtit>ii und Confossinn der fnuizöd
Kirchen: m'jrhte sie mit der A. C. vt-rgloichcn. I>anit für Zuseoduug iter
kiuBerlivhon Werbung an die rboinisclicu Kiufürstori; di<>s«Iho ist Klyicher
stalt auch an Hraiidäcburg und ihn gekninmMi; da aus ihr zu erwhen,
auf dem I-teichstog auch vom C'oncil und den abscheidiclien Serien und
genxlet werden soll, ^niit Vermeidung, da'^s derluülH3u alli* !k-biedli€h«i>
Wendung mit boi<iortlieil gt.-meinem mth und zuthun (drzun<>liinen Toonöche^^
bittet Ol' den Ijmdgiufcn um sein Bedenken, üb dauiit nicht die zwin^
und «dvinische Lehre vom Nachtuiahl gemeint soi, und was er von der
hohen S^rrüttuDg halte , die damuä erfolgen kömie , wenn mau Solches auf detä '
ReioliBtag vomdime. — Phil, an Aug. Friedewidd d, 3. Aug.: Hat <üo .Suppli-
cation der B(i2 Uemeinden in KmiikTt^ieh sachvei'8ländig>(^n Th^rJog^n nir l'ebiT-
seizung gegebea und wird sie ik'in Kurfürstim zusenden; will ihm alsdaun nnt-
thflilen was seiner lUcinung luu^li ku thun, wenn die cälviiuscbe T^ehre, be«audi*n
im Artikel vom Abimdmahl, auf dem Reichstage zur äprtuiht' kommt t)a vuo
zwei Künsten des Itcichs der Schickung imeh Frankreich hall>or mehnnaLs bei
ihm Arsiicbung gi'schehe-n , gieht er ihm abermals zu bedenken, doss man zur
Ehre Gottes und Weitening seines Namens über den einen Artikel, in d«Ji
die Christen in Knmkreioh mit dun DeutKcheu dicht übereinstimmen, billig hin-
wegsehen müKse. — Aug. an PhU. Torgau d. 9. Aug. Hat diri Supiilic^atifin ntitl
Oonfeaaiiin der fmujiiisisfhen Kirchen jetzt sidlist ülnu'sotzeii La5a<on und fc-hi'il
sie dem Landgrafen. Findet, da.ss sie nicht allein im Artikel vom Naohtmatil
sondern auch in dem von dt-r Vonselmug Oottos imd andern nicht mit der di'ui-
sohon Lehrü übereinHtimmt Zu dor Schickung nach Franktvich kann «ir öoli
jetzt um 8<i weniger vRrstehi(»n, da er aus den Schi-eiUen eiiu-s fraiizÖSttscht^
Gelehrten (llotomau?) und eines »einer Diener (Langiwt) abniaimt, dass l>io.
welch») in hVankreii-h Neu«»i-uiig in di^r lieügion viiniohmtiu, tUL^ht leiden küu-
nen, daas die Schirkung auf die A. C. gt-nchtet werde; fonior halt d«r Henw^
von "Württemberg für nothwondig, <ins8 der König, seine Mutttr und Kavnn*
durch die Oosandtschoft vor des Calvini Lehr verwarnt worden; in gleichtun
Sinn haben sich die Herzoge von Sachsen August gogonübor vernehmen hti»ra-
Darau» wird der Umdgraf aKiiebuiHir, was für Xuta und Knu-ht vim ditisor trt«-
sandlHtdiaft zu (^rlioffnii, und ub »sie ülicrli9iu|it Denen in Knink reich zu Oell2ien
gcfli-hohrn würde. (Sfimmtlich Hs.) Vgl. Kugler U. p. 207/Ö Note 24
P
Achter Altäcluiitt.
309
Her/<»ge von Suchsen erklärten, dass sie an einer solchen nur
dann Theil nohmon wtirdün, wenn «io vor deü Öecten imd Cor-
niptolon wumc; dt^oi entsprechend warnten sie selbst den König
von Navarra in ihrer Antwort vor der verdammten xwinglischen
Ketzerei. " Des^'leichen erkläili^n der Kurfürst von Brandenburg!:,
Markjp^ Hans und Ptalzgraf Wolfj^'ang — wir wisöeu nicht, ob
gleich auf die Werbung Hotomanu hin oder erst im Lauf der
Verhandlung: sii? würdfm sich nur unter dor Bedingung beüioili-
gCD, daäs man die Häupter in FrankreiL'ii auf diu augäbtirgisehe
ConfesBion verweise und sie ermahne, sieh der Lehre de^i ZwingU
und Calvin zu enthalten.**
Ohne alle diese tlirsten wäre die Gesandtschaft noch zu
Stande gekommen, hätte nur wenigstens der Herzog van Würt-
temberg mit Kurfürst Friedrich und dem Landgrafon zusammen-
gehalten. Aber auch Christoph hatte, gleichwie der Freund, mit
dem er Alle« zuerst berieth, Pfalzgraf Wolfgaug, sich schon bereit
gemacht, Jobann Friedrich von Sachsen und den niederdeutschen
Abendmahlszcloten neuerdings den Beweis seiner Rechtgläubigkeit
zu erbringen,'*^ und eben vun dit-sem Zeitpunkt an beginnt seine
Kirchenpolitik jede tiemeiniit'haft mit dem Protestantismus der
schweizerisch-französischen Richtung zu vorleugnen. Er hatte
schon Vor dem Eintrefl'on Hntoniuns, als Limdgrui' Philipp die
(.■esandtschaft an Navarra voi-schlug, mit Eifer zugestimmt, selbst
für den Fall, dass Kurfürst August sich ausschliossa; auch auf
Navarras Bitte um eine Botschaft an die Königin-Muttor ging or
sofort ein.*" aber von vomlien.'in gedachte er «iurch solches Vor-
gellen nicht den fnin/osisclmn Calvinisuiiis /.ii tmterMtützen , wie
ej* war, sondern vielmehr die Reformation jenseit des Rheins in
die Bahnen des Luthcrthums herüberziilcukcii. Kurz nach Uoto-
mans Anwesenheit fertigte er seinen Kiith Melchior von Salhau-
sen an Navarra ab, um Dit^sem eine baldige Gesainllstthaft der
deutschen Fürston anzumelden, aber auch, ihn vor der schwei-
zerischen Tx*hre zu warnen luid ihm die augsburgische Con-
feesiun und lutherische Bücher zu ernstem Studium zu über-
37) BeiL No. XLL
38) Beil. No. XIATÜ.
3i») Abst;hnitt Vll, Aoin. 155.
40) Kufjlor ü, II. 290 Note ü\ 291 Kote 8.
310
Actiter Abschnitt.
bringen.** Auch he^^mn er bald, die zögernden Füraton
zur Ausführung der Gesandtschaft zu driingon, abor in keinem
andern Sinn als um die augsbut^si.*he Ctmfession in Krankrtiii^H
ompfolilrm zu las.s(*n, umsomt'hr als nun dast^lbst die goistlidw
VcrHuiiiiidung zur Beratliun^ der natiuiialoii kircliliclioii Zustiuido
zusammentrat.** Es war oi'siohtticU, dass hier mit dem Katho- ,
licismus einzij? die sciiweiÄerisclie Lehre zn kämpfen haben trertUH
eine Einmischung lutherischer Stimmen konnte der evaugelisehCT™
Sache nur si-haden. weil sie die Scharfe der (Jegensätze im evan-
gelischen Ijager auch hier, wie es in Deutschland zu Worms
geschehen war, öffentlich kliirstelten und den frauzösischen Katho-
liken zeigen musste, wie wenig das Hugenottenthum von Deutsch-
land Unterstützung zu hoffen habe. Die französischen Pn)lestuiiteu
durften daher diese Kinmls<dnuig nicht dulden: am iillerweni^8ta^|
aber war zu hnfffen. djuss bei ifinen da.s Lutht^rthutn Kingang tind^^
würde. Hierin sahen der Kurfürst vun Sachsen und auf Hoto-
mans Rericht hin auch Ijandgraf Philipp und Friedrich vun Pfalz
völlig klar. Hotoman niimlii'h sclirieb, als er den Bescheid der
Herzoge von Sachsen erhalten hutto, in höchster Verlegenheit an
jene Beiden: es wünle besser sein, das ganze Project fallen zu
lassen, als die lutherische Tendenz iii der Gesandtschaft zu <lv^|
den.*^ In fleniselbcn Sinn wurden die Fürsten von weiteren hug^^
nottischen Agenten sollicitirt Demnach widersetzten der Ijandgraf
und Kurfürst Friedrich sich der Foixlerung Christophs; die Fo
war, dass der Kitbr desselben schnell erkaltete und die Corresr
denz über die (-iesandfcschnft sich fruchtlns hinschleppte.**
Kbenso wiciitig als die fortschreitende Ahschliessung
erstarrenden Luthertluims wurde für die deutsch - fntnzösisciid
Beziehungen, dass ausser dem Landgrafen alle Fürsten sich do
ErkennlnihS verschlossen, es sei, um auf die fraiiztisi schon V<>r-
h<nisse erfblgreich einzuwirken, mehr nöthig als guter Rath. Rs
handelte sich in Frankn-ich ebensosehr ntii den Kampf der Mäohtf
als um den der Meinimgen, und dit: Gestallung der Machtverhält-
nisse war für die nächste Zukunft vornehmlich darum entschei-
41) hwtnictiüu büi ÖatÜer IV Beil. p. 172. Dtr Niimo de« tiorl
gßDftiintan (iesandtau bt'i Kugler n ]>. 293.
42) K\i^\m- II, p. 29GJ7; vfjl. c,\iou [i. 299.
43) Beilage No. XLI. lüuckliulm 1, p. IÜ3.
44) ä. weiter unten.
Achtt?r Abschnitt.
311
dend, weil weder die üegeiitin noch Navurra sich ead^iilUg zu einer
pTOtesUiDtiselk'n i'olitik ciiiticlilieäsoii konnten, ohne slctier zu sein,
dass ihnen im Fall des Krieges vom protestontitichon Ausland her
Hilfe zu Theil würde. War :»uc*li die hugenottisohe Partei mächtig
gewachsen, so hatte dodi der KaUiolicisinuß auf die Unterstützung
Spanions zu lioffen, und die Kvangelitiicheu »taudt^n im Nachtheü,
wenn sie auf ihre eigenen Machtmittid angewiesen blieben. Dem
Bürgerkrieg aljer koiinti! Frankreich ?;chon damals nit.'ht mehr ent-
rinnen. I^andgraf Philipp, dem für diu Beurtheilung dieser Ver-
hältnisse reiehuiH' Erfüll mögen 7U Gebot standen, als irgend einem
*ler mitlobonik'ü Fürsten, Iwttc davon *nn richtiges Vorgefühl, und
er, der Schwertheld (k't deutä^'lien Iteformation, hielt es für ein
gutes Werk, ilie Unterdrückung de« Evangeliimis mit dem Schwert
abzuwehren. " Es ist oben erwiUmt, dass er sclion im April den
Wiinwii aiJKspmch, man nifigti den Hiigoiiotten im Kall des Kriegs
V'ortheidigungsniittul zukommen lassen.*'' Kiirlürst Kriedridi war
ganz andei-er Meinung. Wir kennen die Antwort nicht, welche
er auf den Vonsrhlag des Landgrafen gab; doch läest sich auf die-
selbe aus den Anschauungen scliliessou, die er um diese Zeit in
einem Brief au den Admiral Coügny niederlegte. Derselbe hatte
sich mit andern Häuptern der Evangelischen durch Ludwig von
Bar, einen Hugenotten, der schon langen^ /^eit in Heidelberg lebte,
sobriftlicii an den Kurfüi-sten gewandt, sei es in .Sachen der be-
gehrten üesandtschatt, sei es mit der Bitte um Hilfe im Fall des
Krieges. FriedrichK Antwiti-t'^ führt lülon Kmciles aus: mau dürfe
den Schutz der Religion nicht in den Wafl'en suchen, sondern
miisäe ihn allein von Uott erwarten; rückblickend auf die deutsche
Geschichte tadelt sie die Stiftung dos seh malkal diseben Bundes
als unzeitig, weil sie die (tründung eines (Jt^enbündnisses pro-
vocirt habe; sie stellt dar. wie di-r Keligiuuskrieg in Deutschland
dem Evangelium nur Schaden gebmcht, gerade als hätte ohne die
bewaffnete Abwehr der Protestanten das Evangelium in Deutsch-
land zu jener Zeit nicht längst ausgerottet sein müssen. Kndlicb
werden die Hugenotten eraiahnt, nicht wie die Israeliten und
Aegypter auf die Rosse und Pfeile der Assyrer zu bauen, und
somit angedeutet, dann sie keine Hilfe beim Ausland suchen sollen.
45) 8. Beil. LVUl
46) Oben i>. 296/7.
47) Friedrich IQ. an Coligoy, Heidelberg d. 23. Mai. K!uckli. I, p. 178.
312
Achter Absdiuitt
I
Ebensowenig lag eine UntciNtüfzuiij^ der Hngenütten mit nSm
Schwort im Sinn Hor/og Christr)phs. Ks ist or/ahlt worden, we);
eben boKondern Auftrug Hotonian an Christoph braobto, und
bald darauf Küiamiol Tremcllio ihm die Coiifikleration zwisc
den Hugenotten und dcut,scliün Protestanten im Namen Navan
antrug.*** Wir könnüii nicht abnehmen, was Navarra und die
SeinigTLui bewtjg, »ich mit diesem Begehren (j:erade an Herzog
Christoph /u wenden, wenn es nicht etwa die alto liekanntsr-haft
Naiarras mit dem Herzog und der ehemalige Aufenthalt des Letz-
teren am französigchen Hof war. Jedenfalls kamen sie nicht an
den Rechten. Die Instruction i^alhauscns, den Christoph gleich
nach der Anwesenlieit Hotomans an Navarra sandte, tiberKeht die
Bitte um Unterstützung,^^ der Äntrajf Tremellios wurde abgelehnt
und keinem der andern Füreten niitgetheilL*'^ Der Herzog be-
fragte Brenz über die Antwort, welehe er zu iroben habe. Bas
Outachten desselben deducirt aus der religiönen Haltunpr dee Kai-
sers, dass ein Bluidniss zu Gimsten der ovangelischoo Religion
Empörung gegen den Kaiser sei, und weLst darauf hin, daa?
üottes Wort solche Eniptirungen verbiete und daiw sie erfabrungs-
gemäss unglücklich abliefen — also auch hier die Anschauung,
dass der Widerstand der Protestanten gegen Karl den Fnnften
unrecht und verfehlt gewesen — ; ausserdem aber erinnert os, dass
Navarras Glaubensstellung noch nicht genügend bekannt sei, und
dass er sich darum, namentlich im Artikel vom Nachtmahl, ersi
erklären müsse, bevor man mit ihm über nundesangelf^nhoiten
verhandeln könne. Die Käthe Christophs in ihrem (lUtachtt-n
widerriethen die Confoderatton vornehmlich danim, weil von iiir
die Ungnade des Kaisers zu erwarten sei. Cbristuph antwortete
dem König von Navtirr«, wenn F^inguot. der in Paris lebte, reolit
berichtet war; ein Binndniss könne nur bei vollkommener Uebcr-
einstimmung in (Slaubenssachen geschlossen werden.*^
48) Oben i>.303.
49j SaHlpr IV BpU.. |k 172 ff.
.'iO) Klu.'kh. I. |L im. KiiglLT U, II. 2ttl, 292.
.^Ij SnttJcr IV Beil., i>. I7y. — Kugler 11, |i. 2'JI. Note.
No. 51: giüter plaue («nsentiöntes.**
I
Aditer Ab^hnitL
313
Die Xation, welcher dieses Durcheinander von piten Wün-
schen, Thatlösigkoit uud zweckwidrigem Handeln palt, rüstete sich
inzwischen zum Hauptkanipf um die Gesetzgebung vor dem Kampf
der Waffen. Man stand am Vorabend der Prälaten Versammlung,
welche versuchen .sollte, die Wunden di^r iVanzösiselien Kirt^he zu
boiten; mit ihr zugleich sollten ilie vertagten Geueralstünde neu
eröffnet werden. Xun war dui-ch die zweideutige Haltung der
Begierung und die Ungleichheit der Justiz der rechtliche Stand-
punkt dos Staats zur reU^ösen Neuerung unklar geworden; boido
Parteien drängten, jede in ihrem Sinn, auf Reform der Gesetz-
gebung; die Protestanten kamen Anfang Juni unter IJeberreichung
ihrer Confession um die Erlaubnis« öflfentliehen Gottesdienstes etn.
Man durfte, schien es, die beiden Vei-sanimlungen nicht eröffnen,
ohne zuvor dem Anschwellen der allgemeinen Oähning wenigstens
durch eine pntvisorische Massregel Kchnmkon zu setzen. Es wurde
einer grt^ssen Versammlung, gebildet aus dum Parlament von Paris,
dem gcBammten Staatsratii. den Gross würden trägem der Krone und
den Prinzen von Geblüt, die Krage, vorgelegt: ob die bestehende
Gesetzgebung beizubehalten? zu mildem oder zu verschärfen? oder
endlich dun^h eine ganz neue* zu crsetzpu sei. Man herieth vom
23. Juni bis ztun H. Juli. Fast die Hälfte aller Anwesenden ver-
langte Religionsfreiheit bis auf den Spruch eines allgemeinen Con-
cils; die katholische Seite der Versammlung, welche den alten
Rigorismus durch unzweiileutigo Bestimmungen erneuern oder
doch nur eine Mihlnrung der Strafe für einfache Ketzerei zulasisen
wollte, hatte endlich bei einer Zahl von 140 oder mehr bernthen-
den Mitgliedern eine Mehrheit von nur wenigen Stimmen. Die
Meinungen stit^sen heftig aufeinander: der spanisdie (Gesandte lieh,
wie immer, dtn Kathschlägen 4ler Orthodoxie seine Unterstützung.
Die Regierung hielt an sich: nach dem Srhluss der Ve^s^ftmralung
vergingen noch einige Wochen ohne Kntscheidung. ^-
52) Das ,.[oli-E'lict* wurde zwar vom II. Juli, dem Schlussta^- der Be-
ratfaiUf^D, tiatirt, wunio oliyr nrat am 30. .lull dyiii Parlami'ut zur Hoj,Tstrirang
phtsontirt; düt Iwgl^itionden Hriefe des Königs und dor Köai^- Mutter waren vom
29. -Tuli. (liuunbort, rocueil des ancionn«« loir* ft-anvaisL-s tom. XIV (Paris 1829)
p. 109 ff. Moni, dy CoDd6 I, p. 42; ü, p. -10«^«.) Die DtirstoUmig der Huge-
Düttuu von dur Entiitekuui; des Edicts in Heil. XI-VT ist also cIirnnol(igi.sRh
nicht uumii^ich. Vgl. Soldao 1, p. 427 fT. Martin IX, p. S4/5. de tiuble Hl,
p. 100—103.
314
Achter AtschnitL
Im Zeitraum dieser Bcrathnnp»n nnd dpm darauf fnln;ende?
der Erwägung tnilV'ii bi'irii Ki'mijj von Navarni tlio N«t'hrir'ht*»D
seiner Agenten in Bcutscliland, die Antworten der deutsclicn KüiS
8ten ein. Knde Juni und Anfang Jidi erhielt er die tuüioriäcliea
Ermahnungen, welflie Mtdchiur von Sathausen iin Namen Herweg
Christophs üborhi-aclit^^ '^ flio ttböchliigigo Antwort auf seinen
Bündiiissantrai,'-;^' MiiUn d**8 Juli oder wenig spiitor miissea auch
die Ennalifiunf^u der HiMy,ogi> und dos Kurfürst(Mi von Sach
eingelaufen sein;''"' seiir möglieh endlich, da-ss l*la!/,^'raf" "VVolfgang
der Xurflirst von Hramli^nhurg und Andere auf üutomans We
bung hin sich ühnlirti vornehmen Uesseii, wie Herzog Christoph'
und die sächsischen Fürfiten, oder Zuschriften ähnlichen Inhalt
an Navarra richteten.*'*
Das Zusanuuen treffen des Beginns der Kntfichei^iuiigszeit 14
Frankreich mit den Misserfolfjen, welche Navarra in Deut
land erntoto ist nit-ht zu übersehen, denn eine liejho von Tfaafe
suchen erwecken den Anschein, als dntire aus eben die^a Wodien
die Wendung, welche Navarra allmählich in das l>ager des Ka-
tholizismus ftlhi-te. Allerdings wirkten, sofern 'dies zutrifft, dazu
auch andere Motive mit, als die Zurückhaltimg der deutscheu
Lutheraner gegenüber der calvinischen Refornibewegung. Als
Navarra sich mit den evangelischen Nachbarn in Verbindung
setzte, war wohl sein Wunsch, sich einen Weg zu bahnen, um
auch ohne gutwilliges Nachgeben Spaniens die Ziele seiner Hau9-
53) Die Inntnic-tion Salhaii*ens (&itil.T IV Beil. p. 172 ff.) dfttir
12. Jujii. tjuipiiMl, sr/hreiM am 13. .Iiili (An-ntia II Xit. 4i)]: ,T»»ix Vir
gensis DU[iur mi^it ail rnnvm Navarrau lon^am dispiLtatiüiitiin de (Jovoa Domim
Videtur mihi valdo intmipmliviim u^e nutvero tales contnivcrHiaiA, v\xm n^
siiit hie aiUnt peilurliatit?, et vix luihiic hit; ngi?nt primas radici-s Kvattp^iuin.
Qiianivt.s fnutra liibcm-t VirteniV-figeiihi!' in asst^rmwla Drentii nlmiuitate, (\\tm
noD solum oostri, sl'J ptiniii SorimuLstiiL' improhnnt."
54) OipHciIhe datirt vom 17. Juni; a. Kiunkhnhn I, p. 190, Note; Koglor
E, p. 291 Note.
55) V^. die Cbmtiologie ddr Rei»e Uotoinaiis obtm Äum. 23 nnd bei
Daraste p. 31 (liu-scllist ist im Tuxt Zeile 5 vuii iint*?ii die NoIünzifftT 2 in 3 la
verbessern) nowie HMtinnaos Suhruibüii vom 12. Juli (Beil. XU). Au^imt roa
SachsDn hatto auch schon LnngiiBt *ini?n Brief an Navarra tnitget^eben (8. Ang.
an Fhih Torgau d. 1. Jiuit in Anni. 3C), der nach Arcann lib. 11. p. 119 berails
am 30. Jmü üburreicht wurde.
5ti) Tgl. BeiL No. XLVm, p. 303, Anm. 23.
Achter AlMichiiitt
315
poühic orreichon zu könncD; er hatte nbor diinitn n'wht untcrlHsson,
fort und fort zu vorsuchen, was bui Spjmion etwa noch iiuf diplo-
matischem Weg:© /u errbinhen sei. Dabei orfreute ei «ioh eifriger
UnteretüUun^ von Seiten der Ke^utln. üin Xavana in seiner
&«i willigen Unterordnung; zu erhalten^ um ihn we^ier an die pui-
siHcbo Partei noch an das Huponuttenthum zu verlien'n, machte
Katharina sich KPit dem Beginn der neuen Regierung, vornehm-
lich aber, seit sie Nnvarni zum (jenenilstatthult(;r Imttf erheben
müssen, zur Fürs prec herin dur AlbreLsclic;n KrbnH'hte bei Spanien;
sie erreichte dadurch, dass er auf die selbststündige Ausübung
seiner neuerworbonen Kegierungsrechte bis auf Weiteres verzich-
tete »md ihrer rolitib nirgends öffcntlidi in den Weg trat. Die
Curie, günstig göstimmt thnrh dl« (resandLsrhaft dos Ikm l'eriro
d'Älbret, hielt ftlr gut, die katliolisclio Hiilfle Navarras durch Er-
rauthigungen zu bestärken; nur Spanien hielt bis in den Anfang
des Sommers eine schroff ablehnende Haltung ein. Dm dieselbe
Zeit Dim, als Navarra Hotoman imd Tremellio in's Reich ab-
fertigte, entsandte er auch nach Spanien einen Agenten, der, zwar
ohne officiotk'n Auftrag, densulbfn Zweck verfolgte, als .Teno in
Deutschland: den Boden zu untersufhen. *"
INun hatten sich am Pariser Hof Gerüchte von Verbindungen
arras mit den Fürsten der A.C. verbreitet, noch ehe solche
nüich angeknüpft waren, und die Berichte der auswärtigen
Agenten in Paris zeigen, dass man sich darüber Dinge erzählte,
welche weit Aber Alles hinausgingen, was Navarra und die deutr
sehen Fürefen nachmals wirklich miteinander verhandelten.^** Es ist
nicht unmüglicii, dass diese Erziililuiigen, durch die Feder Chanton-
nay's übermittelt, in Spanien Cdanben fanden und das dortige Ka-
binet bestimmten, den Forderungen Xavarras wenigstens änsser-
lich etwas entgegen zu kommen. Der spanische Gesandte in Paris
erhielt Bttfehl, Navarra anz^ideuten, dass. wenn er sich einer
überzeugend katholLschen Haltung befleissige, König Pliilipp wohl
geneigt sein würde ihn zu befriedigen; d^T vorgenannte Agent
eriüelt in Spanien vun Personen, die dem König nalie standen,
allerlei gute Worte, *' sodass Navarra versucht werden konnte,
57) De Ruhle III, p. 279.
58) Aom. 58 s. am SrrhliLss dßs Abschnitts.
39) Du RuWu m, p, 27(3/7.
I
316
Aiiiter Abscbnitt
nouo Hüflnungcn auf dio
ho VorhandhuijG: mit Philipp
Zweiten zu soty,t'n. AiK'ii diese Wendung fallt, wie das Kintreffen^
der Enttäuschungen ans Deutschland, etwa in den Zeitraum delH
Erwäg:ungon über eine provisorische Refonn der Gesetzgebung Tor
der gallikanischon Synode. NHch protestantischen MitÜieiluugen,
welche für dio deutschen I'^rstcn boätimmt waren, b&tte nun Na-
varra in dieser und der niü^hstfolgtmden Zeit bei der Rt^ntin
noch viul zu Gunsten des Prutcstaulismus gotlian.^'' und jedenfallü
ist walir, dass er sich unter persönlicher Mühwaltung befliss, oal-
riniscbe Oeisüiche in die Berathungen der Protestantenvorsamra-
lung KU ziehen; aber hierin hnndelto er im Ein vorstund niss und
auf VerabredunjE: mit der Königin -Mutter, als deren ergebener
Diener er alleiitlialben gelten wtdlt*3, KodaHs er gegen eigene Ve-r-
antwortung gedeckt war;*' und manches Andere, was wir voi^l
ihm wissen, berechtigt eher zu verniuthen. dass die Neigung,
seine Sache auf den Erfolg des Protestantisnuiö zu stellen, ihm
eben damals wieder zu schwinden begann. In den Borathungen
vom Ende Juni und Anfang Juli, als f^ sich um Froigebung and
strenges Verbt)t des protei>tjtnti.*H*hen (Jultiis handelte, soll er sich
zweideutig, eher katholisch als protestantisch , gehalten haben. ^^
Es ist das wohl glauhlicli, denn es empfingen nicht nur der katho-
lische Vertreter Spaniens gleichwie der protestantische der Königin
Elisabeth den Eindruck, dass er im Juni so energisch als Protestant
auffrat, wie nie zuvor, im Juli hingegen sich wieder vom Prote-
stantismus zurückzog;*'^ er ging auch in letzterem Monat emstlicb
mit dem Gedanken um, wnen (resandten mit otliciellem Äoftraj?
au den spanischtsn Hof zu entsenden, wnlclier, wollte er etwiis
erreichen, doch wohl bündige Zusicherungen über Navurras reli-
giöse Haltimg hätte geben mtisscni; die Abfnitigung unt(*rblieb onrf*
lieh nur, weil *ler günstige Augunhlick noch nicht gt^-komrain
schien. ^^ Audi hnrtß Navarra auf, die deutsche lotercGs^don bei
der Königin -Mutter, welche er selbst angeregt, weiter zu betrei-
60) Beil. Nf>. XUU, XIJV, XI VI.
61) Baum, Anhang zu Th. U, p. 35, 36/37, 30. Corp. rof. XLVI,
No. 3451, 3477, 3483.
62) r>e Kuble in p. 102.
63) Iliid. p. 131/2. Zn be&cbteu sind die Citale aus den state
(1561/2 No. 265 (13) imd 307).
64) I>ü RuWo m p. 278 ff.
Achter Abschnitt
317
id Hess die Correspoiidonz mit dfii doutsflien Filrstmi fast
etusclilafen ; ao seine Stelle ti'at in den Vorhandliingen mit Jenen
jetzt der Prinz Cundö."" Immerhin bleibt nun diese Xeil, wie in
den folgenden ]Vfonat<*n Navarras pLilitik noch immer unentecLie-
den, seine äusserliche Haltung und seine Massrepeln vieldeutig;
map er sich in den Bahnen der Vemiittlungspurtei bewegen, sich
katlioUsch oder protestantisch geben, nacli dieser oder jener Seite
hin Entgegenkommen zoi^on. immer bleibt zweifelhaft, wieweit bei
Alledem iiuHserlidu! Deferenz pegen die Dipliimatio der Königin -
Mutter oder eigene I^olitik, die HoiVnung, die Bewilligung seiner
Forderungen von Spauien zu orkuufon, oder der blosse Wunsch,
nicht voreilig mit dem KatJuilizismus zu brechen, die Neigung,
sich dem Protestantismus in ilie Anne zu werfen^ oder die Ab-
sicht, auf Spanien einen Druek auszuüben, betbeiligt sind.*'^ Es
läset sich danuu auch wolil nicht mit Sicherheit sagen, Navarra
habe sich schun ün Juli auf dem Rückweg ins katholische Lagor
befunden, und der Misserfolg seiner Sendung an die deutschen
Fürsten habe zu dieser Wendung mitgewirkt; nur dass im Lauf
<ier Zeit die fortdauernd abstossende Haltung des dt-utsehen Pro-
iestantismus nicht olme Eiutluss blieb; dass sie einen Theil der
Schuld trug, wenn es um die? Wende des Jalires den Verlückuugeu
der spanischen und päpstlichen Politik gelang, NavaiTa endgültig
hinüberziehen, bleibt doch waliracheinlich.
Es ist hier endlich noch einer alten Ucborliefcrung zu ge-
denken, nach welcher Navarra in jenen Sommermonaten wirklich
auf den Gedanken verfallen wäre, das Hoil Frankreichs und seiner
Hauspülitik sei in der Einfiilirung der augsburgischen Coufessiou
zu finden. Es fehlt dif^ser Erzälilung nicht an äusseren Anhalts-
punkten, und dürfte man es als sicher betrachten, dass Navarra
im Ernst solche Gedanken gehegt, so wäre die Thatsache wenig-
stens zum Theil auf die Politik der deutschen Fürsten zurückzu-
führen. Aber die innere Glaubwürdigkeit der Tradition unter-
85) DiitcD Anm. 82, 83. Coiide hnttt? Dach seioer EDtlassung aus dor
Haft (oben p. 179/80) eiiii^ Zeit utiSHeduilb des Hofeü xu^brauht uud al&daaD
beim consml darchges^t, tlsas sein I'rozess vum E'ariser Pju'liunejtt aurKCiium-
mvn wiii-ii«. Diu VtirliaiidUiiiigeii (üid^teii tui .)mü mit ).'()iiüe's FnoHpriiokuiig.
Erst seit dieser Zelt tritt ur in Verkehr mit den deutsclioQ FMirätoii; v^l.
XLVI.
UG) Vgl Abfloltnitt IX, Anni. 4.
318
Achli^r Abschnitt.
1
cht"
liegt zn grusssD Bedcnkon, iils tiitss si«' mIiih' Ansbmd übernommff
werdon dürfte. Es wird hieraul' noch j^itrückzukoiiimt^n sein.''"
Weit festeren Schrittes als der König von Nuvarm ging da
mala die Kegentin üiren Weg. Der Protestantismns Imttc schon
breiton Boden gewonnen, dass sie überzeugt war, man düife nich
mehr wagen, ihm die Kxistenzbßrcphtigiiug ohne Weiteres abzuer-
kenneii; sie bedurfte seiner zudem als Rückhalt gigen die Faction
des Triumvirats; sie musste endUch zur Tilgung der krmigüchen
Schulden die Hilfe des Olenis wie der weltlichen iStände in An-
spruch nehmen und konnw Geldbewilligungen von Jenem nicht
erhoffen ohne den Üruck, welchen die Furcht vor einem kirclt^l
liehen Abfall der Kegierung ausübte, von Diesen nicht ohne C-on-^
cessionon r.n Gunsten iles Protestantismus. Sie eigab sich unter
diesen ITmständeu mehr und mehr der Politik L'Huspitals und der
"Vermittlungspartei unter den Prälaten. Bei der di-ohenden Hal-
tung HpanienB und dem Ausfall der Abstimmung vom 11. Juh
wagte sie zwar nicht, dem Prorestantismus die begehrte gesetzliche
Duldung auch nur provisorisch zu gewähren ; aber auch das neue
Slratgesetz g*^geu Ketzf*!*«!, weicht's sie nunmehr nai.^h den For-
derungen der Mehrheil ausarbeiten Hess, erhielt nur interimistiscbe
üfiltnng; noch ehe es erschien, sicherte ©in königliches Pateid
(vom 25. Juli) jedem Unterthan des Königs, der auf der Synode
gehört werden wolle, freies Geleit zu, und Katharina traf in
Gemeinschaft mit Navarra Vorsorge, «m Koryphäen des refor-
mirten Protestantismus auch aus dem Auslond herbeizuziehen.
Ü;»s Kdict, welches alsdnnn, fast gleichzeitig mit der Erijf&jung ij
der beiden Versanindungen, ei-schien, bedrohte zwar bis auf Wei- t|
teres die Theiluahme am protestantischen (Gottesdienst mit ^^^^
fiscation von Leib i\nd Gut'^, die einfache Ketzerei mit Landes-
verweisung; almr die Königin selbst sorgte im Geheimen dafür,
daB8 die Ausführung, welche deu Protestantismus in den Auf-
stimd hiittt3 trcibeu müssen, unterblieb. So vorbereitet, ging sidM
mit allem Ernsit daran, die Beriithuugen des gallicanischen Concils^
auf einen Frieden sscbluss zwischen den Ketigiousparteieu hinaus-
zufuhreu.
Achtrer AWtohnitf.
319
Das frjinzösisclie R<?li^M(»nKgt.!Spriich ki>nnte, wie die FoIp;ezeit
iMHKescn hat, <lio Nation nicht vor dem Uürgerkriege retten, aber
CS hätte sich zu einem glünzondcn morali.s(;hen 8icg des Protestan-
tismus gestalten und DiesPin vielleicht tMUPO entsflieidenden Zu-
wachs an Seelenwdil und Macht eiiibrlngpn können, waren die
deutschen Ftirst»?n alle auf den We^fvn den Kurfürsten Friedrich
und des Landgrafen von Hessen gewandelt .Statt dessen wieder-
h()lte si(^h hier, was zu Worms in Dt'utsrhlftntl g(?s<:;lit>hon war;
der Zwios))u[t zwischen Liithfrtlmui unrl ivfunuirtiT Lelire ward
ans Lipht gezerrt und bereitete dem KatJiülizisrauB, zum Schaden
der evaugelisohen Sache, einen leichten Triumph. Dies Meister-
stück vüllbrachte die Politik des Hauses Uuiso, unterstützt von
dem lutherischen Eifer, welcher aeucrdings die doutschon Fürsten
ergriffen.
Die Guises und ihm Anhänger sahen die Regierungspolitik
mehr und nieUr dem Zi"l der ToU-ranz, ja vielleicht der Partei-
ualime für die Reformation entgegengehen: sie waren entschlossen,
den Kampf gegen die neue Religion fortzuführen, im Nothfall
selbst mit den Waffen; vor der Hand aber suchten sie noch im
letzten KamptV> nm din Oesftzgobung obzusipgen, odf>r was dasselbe
ist, den J*r«testantisnuis seihst zum Angriff zu driingen. Zudem
musaten sie die Verbindung zwisdien deutschem und französischom
Protebtantismus, welclie sich anzubahnen schion, durchkreuzen;
säe rauasten das Hugenottenthum isoUren, damit es im eutscbei-
dendeu Augenblick hilflus dastehe. Beide Absichten verstanden
sie untereinander und mit iiusserlieheni Nachgeben die augenblick-
licbo Richtung der licgierungspolitik klug zu verbinden: indem
sie scheinbar die Zwecke des anberaumten Nationalcancils begün-
stigten, gelang es Urnen, die KntlVeniduug zwischen dem deutschen
und französchen Protestantismus zu vergriissera, die protestantische
Sache auf dem Religionsgespräche zu compromittiren.
Der Cardinal von Lotliringen selbst vertrat im Conseil des
Königs den Kriass vom 25. Juli, welcher den Protestanten freies
Geleit auf das t'oUoquium zusicherte^ gegen die Stimmen oilhodox
Altgbiubigwr, fingirte eine versöhnliche Stimmung, ja ein g:ute8
Vorurtheil für das Luthertbum und die Augsburger Confeasian,"
67) Die dentschoii f ürsten orhioltcii evkon im Joli fi^anzösisuhe Zt'itiingeu,
nach deuen der Cardiual Hiuh vfruehineu Ueas, er sei geneifct, sieb zur A. C.
320
Achler Alischrntt
nnd SHchto mit seinom Brnder, dem Herzog Franz von Giiise:
/usunuiien Annälieniiig^ an dif* deulsolu^n Fia-sU^n.'^** Ein gi'waitditir
Agent, Christoph Rascalon, Bruder de» kurfürstlich pfälzisohon
Leibiiretes, ging mit Briefen Guises nach Deutschland und be-
reiste Knde Juli die üüfe von Heidelberg un<i Stuttgart; derselbe
oder ein anderer Uote Luises kam im Ijuiif des August auch zum
Lamlgrafen.''' Es ging ihm das Gerücht voraus, der Oarrlinal v
XU bt-lHiimni. Pafis er in dor Tliat AebnliolißS verLiuten lieSft, ist i^elir
Hchäiiihcli, fleiiii ofTuubai' lii<ss uiicli dor Ht*nH>g von üuise, soin Hnidur, dem Hi
20g (.^in8to|ih dui-rh soincii Ot'satidti^n liasi'atoii vi>rrrKl*-n, dio Köni^ti-Hui
Navnrra und i^iiiig»- vonn-hiiii' Rütlu; srnr^ii gc-ncigt, Fnuikivkh mu;b den I.
der A. C. zu refüraiiren; damit stirninl vfilLkommPii üWrein, diws, als Beza
Peter Maityr «um ron('M|iiiuin mu-li KnmVicieh kaiueri. dio aupjtnu'gische
fesaiuu 2U1U Ilufgiusprd'^h gHUurdi^a war; cudUcb das« dtir Cardiual auf deu
CulIo4|uJum solbüt die Mient- anuAlim, al» habe er vun der A. C. nnd deren
kniiijHm pitii> gute Moiitutig, imt so die äelitdd am Soh^iitern des IVi11<m|(üdi
auf die rAlviiiisteti Jibzuwrüxeii. Vgl. die Aiim. 70 und 78; die Ht^riulite Itoza*
und l'et/M- llattyrs vom l'üllü'iiumn Cc.r[).. lof. XLVI No. 349Ü, 34117, 351
3ßl7, 3535.
68) Die Materuilien für die DezititumgeQ der Guises zu den deutscbea'
FüratOD sind nwli ii'u-ht ganz vollstiindig tiekarmt; auch die Oim>«>{K>Qdenz duAi
Herzogs Kranx von (iuise mit rin-istoidi vuii Württemberg, welche besondenr.
Wichtigkeit licnospruebt, wurde bisher noi.'h tiie velUtäiidig benutzt. Der gm^t«
Tlieil ist imnmeUr puidiciit in dem bullctin rle ta soniete de rhis.toiiT du pm-
teHfantisme rntiivais, Hand 24 (I87r)). Nueh vüllKtämliger ist oinü SanunJuog,
die Herzog CliriKt(i]>ti selbst zum Zweck Heiner Kbrcurettting unfertigen hosn
lYu^snlhci enthält in einem .starken Ttaud, wie es scheint, dio ganze Corre-
Mpondeoz Christophs mit fJuise und dessen üntorhiiadler Ohristo|>h Rascaloa.
nebst einigen Briefen vou und an N'avarra, sowie eine dio einzelnen Sehnft-
Btücke verbiudeude Ktdalioa über alle Beziehuugen Chriatuphs zu den Ooisa
vom Juli 1061 bis in den Septonibor 15f>2. Besoudei-s au»nihrlicb ist der
rieht über die Confenüiz zu Zabeni. Herzog l'hristniili sandtö diesen Band
April 1563 au den Ijiiidgrafen mit d<-i' Bitte um Ratb, was er in der
tJinn, soiiderüeh ob er den Bericht dnieken lassen noile (Stattgartd. 7. April Hs.).
Die Antwort ist nicht erbalti-u. Der Bund fmdet siiii zu Marburg. Dio Ilrii4<d^_
oaa Frankreich sind in deutscher Uebersetzung mitgetlieilt. die Schreil»cn Ciiiif^H
stophs, wie es scheint, in den deuts<;hen Originaloiit^viirfoii, von ilcnon dieim^n
buBetin publioirten französischen Texte nicht immer ganz genaue UcberwtinB-
gen bi.'ton. leh halte mich daher in der Wiedergab« dos Textes für di« '
ttiiubergixc-hen Scbt-eilien an die deutsche Fassung.
00) Dio Briefe datireii si'unmtlich von Pari» den 2. Juli. Don an F^iediid
s. im Auszuge bei Kluckh. I . p. 1H7. I>r*h benutzte au-ssordem eine
Marburg. Aa dou lAnd^^rafen sandte fJuise eine Alischrifl dieses Sehr
mit einem Bcgh^ithrief entspreeh enden Inhalts; wie es scheint, solleu in
.^loiso^g
!rBiS
nd iüH
SacktfV
Aohtor AlMohnltt.
821
irtirinppn habe sich veniolimen lasse», als sei er der Miigsbnrgi-
, Sehen Omfoissiaii lüclit abj^cnoi^'t Chamotciistiscli ist die Äiif-
iQuhme, welcbo diissalbo bei den vei-st;!ne<lenen Fürsten fand. „Wo
'es dieser Pfaff t.hiit"', schrieb Friedrieli an Christoph, „so ist es ge-
iwlsat luif einen Selmlk getneinf Herzuj? CbristopJi nber Uatto
I einen so stiirkon Glauben an die Uoberzeugungskraft des wiüirou
|Bekennmisses als kaiini ein anderer Zeitgenosse; er meinte: der
IHcrr könne nnd miy^e wohl noch aus einem Haulo einen Hauluiu
I machen. *** Nun langte der Bote mit Uuisos Briefen an. Der
I Schreiber verthcidigte sich darin g^on die Ausstreuungen seiner
I Feinde; er verwalirto sifh dagegen, auf Krieg und Unfrieden in
Fnmki*eicli oder >ujiist irgendwo zu sinnen und erklarte: wie Jeder-
mann, so halte anoh er den ilim vererbten und anerzogenen (ilau-
!boii filr wahr: zu einer Reform der Mis«bi*äuehe in der Kirche
aber sei er wohl geneigt: zu einer solchen Kcform und zur Er-
haltung des Friedens in Krankreich erbat er KaMisi-hliige; <lun.'h
si^ini'n odiT seine Bott,'n Uiäs er aussenlera um lutherische ße-
kflnntnissschriften und theologische Bücher anhalten;" ja, sein Bra-
'der, der Cardinal von Lothringen, hatte einen Entwurf zur Con-
s^1Im>u ilie liugt'UuttiHcliim A^^'oiitcn vei'üdchti^'t wenjüu, ohiif Äuftnij; Ilorea zn
baoduln, in di^roii Nani«in fie iliro Wm-hungcn anltriiiKoa f.RiR vt-natlimi Dii'-
gpuigvii, deren Njimm uml AutfjritiU ah- inisHliTaiicIu!u' wi^ tue Ut'bersytziinjj,
'welohf mir vdrtaj*; ilii-s knimtii jfuliuli nnt;h umtcTs vorsinnilon wnnlcii; vgl,
|dt'» Uvwt an nirist/i|>li im luilkTi»: oiilir«^ co -inih ijsi>nt .ilpiiKPr do votre
noin i*t onctoritt! >'t.H«!. Vgl. tiuirh Anin. 78.). Uns Scliroilieri an lÜiiistoi-li a. im
ihnlißtin 1. c. p. 71 IT. AussfrJom wii-»J viflloiiiht wo (TitaprccliL-nUfr Jtricr an
rfaixgraf Wnlfgaiig niuuachmen arin, dn wir Ouise nimlimids in rnrrpspondnux
mit domscllien flndi^n; vj;l. Imlli-tin 1. c. p. Sj i2. Rascalnns Vomaino riinstoph
rrgiolit Hich ftit« «l'T Anm. f>S urwilbof+'n Swnmliint,'. — Sattlor IV. p. 10r),nnd
\mu( Onind dototcn ßuldnii. 1, \i. 448, ii"hinon au, (.'hrütopk hab^ di'.' rorr^Hpou-
;donz mit <lon (»uiiMs diiix-l; oin iSelitvLlKiii 'xlur etm* Itutecliaft an Fnuiz von
iGuise ltt*gonnon. Hionon w<>iss wi^jer die Publication d«» Imlletin nouh dip
^^nannte Samnibiny. inM-ii iljo Instnu-tion df-H OcHaiidten Solhausen, liun-h ^<•n
dir* ' 'orit.-sjiondfMi/. arinfk!iü|ift wor'lt'n Süin soll (Sattler IV IJcil. |». 17'J ff.).
etwa<^; aach Ix 'antwortet d.is Sclirniln^n <!oispM vom 2. Juli 15(11, woldics aii
der SpiUi; jenor tieidmi ZusQininoQBtcllungrtii »toht, kaiio frülion^ Zusnhnft. mlor
^tfiohaft Otristophs ; ländlich pnsst <)ic InholtitangabL' bei SatÜpr und folgt^ndfi
»ucli Siildnti auf da« Scliroilwu CliriHtiiphs viiin 25. .Ttüi (s. lmUi?tia I. c. p. 73),
Vt>I<''li'>-s m'lii.-noits oiiio Antwoit auf iinIst'H St-hmlmn vom 'J. Juli war. Eb
■Kdieint domtiai-ti oiiio Vonvoiliseluti}; Hiaftgufunil'cm xu halten.
70) Klaokb. I. p. 1.S8A
71) Ibid. p. li>l. Antwurt Fhilipp»* an Onisp vom 20. Aniciisl; a. Anm. 75.
21
322
Achtor Abflohnitt
^
cordinmg der Relipionssuohoi» anforti^n lassen und lies« den-
selben (km Kiirturstuu Friudrieh uud Hürzog Clihstoph au
digen. "*
Der Eratore nun dupchschaute dos Trugspiel und aussörte den
lebhafteeten Unwillen dimibcr; er hatte den drinpr^-ndon Verdacht,
dass Kascalou im UelLeiiuen niit Worbun^eu für die Guises beauf-
h-agt sei; er verweigerte dem Oesandten sein GlaubcDsbekenntni^
zu ilherantwnrten und vertraute ihm nit^ht einrual die Antwort
au, die er Guise ertlieilte. ** Aehiilifh der Landgraf. Derselbe
verrauthete, dass Guise die lutherischen Schriften, um die er l»ai,
nur benutzen wolle, um durch ein heuchleiischee Kokettiren mit
dem deutschon ProteatAntismus und Aufdeckung der Differenzen
zwischen den protestantischen Bekenntnissen dem Ciüvinismus in
l'Vankreich zu schaden;" er gab dem Boten nur solche Büchw
mitj die zu diesem Zweck nicht verwerlhet werden konnten. Seiiie
Antwort tasste er su, dass die Guiscs es aufgaben, ihn fUr ih»
Plane benutzen zu widlen. Indem er bestritt, dass das Haas
Guise bei ihm verleumdet worden, und in würdigem Ton die
Zumuthung zurückwies, irgend Jemandem Gehör zu versagen,
gab er auch zu," dass er durch Franzosen von den französischec
Zuständen Bericht erhalten, auch die gedruckte Vertlioidigung g(>-
wisser Herren (Condfi's) gelesen, so, dass man zwischen den Zeilen
lesen musste; ihm sei Nichts als die Wahrheit über das Hans
Guise berichtet worden. Ferner wies er auf die grossp Zalil der
Neuglaubigon hin, denen er unumwunden den Besitz der obrist-
licheu Religion zuMpracU: er ompfald in Hiusiiht auf dieselbe
gegenseitige Duldung der beiden Bekenntnisse nach dem Muster
des deutschen Religio usfri od ens bis zu einem gemeinen freiea
christlichen Concil. Er erklÄrfce sich bereit, unter Theilnahme
j
72) Kogler n, p. 295.
73) Friedrich aii Clirist. d. 28. Juli s. Kluokli. I, p. 190 ff. Der
füist hflttü schon voixlein vcriiommen, die Guist.>s hutten iV^üiitun in dca 'if-
gonden, wo mnn Rittitit^ist^r zu Ir-^M1imi [ifW'gto, iiml dni'aus duu Venifli^bl
goBohöpft, dass sie ,,mit dem bebalL-kabusseu wollen ambyehu, under dem sclifjn
der AagS|)urgisolien conres.siou die leuUi an fäc-h zu bunckec und also di« reli-
girni in Frankreich zu dompftm." Fr. an Christ. Hcidülli. d. 12. Jiüi s. KJorUi. t.
p. 188. K.S ]ämt sich souät uicht hclogou, dass Rjuiadun sdldic. Auftrii^u gelabt
74) rhu. au Christ, Zapfenburg d. 30. August Hs.
Achtor Absolmitt.
329
anner?r dcutsclipr Fürsten durcji eine Ocaandlsohaft die ftiedens-
gefiUirliche Spannung boilegfii zu helfen."''
Anders Herzog CliristoplL Der Brief Giiisos an denselben
war iiusHcrst gcsdiiekt nbgeftisst: or übersandto ihm das nn Kur-
fürst FriedriL'h erlassene Schreiben: er sollte es beti-acliten, als
sei GS an Um selbst gerichtet In demselben wnrden die hugenot-
tischen Agenten Menschen ohne Gott und Glauben genannt;'* dora
zog versicherte Guise noch besonders, sie seien der mirttem-
isohon Confossitm und Kirclionordnung ebensosehr zuwider als
dem PapsttJmm, und ttilirten über sie spöttische und verächtliche
taj|den.^^ Ausserdem redete Rascaliui, wie es scheint, dem Herzog
Tioch vor, die alte Kömc;in. Navarra und einige vornehme Riithe in
Frankreich seien gesonnen, die Keforraation daselbst nach dem
Muster der augsburgischen Confession einzurichten, und verdächägte
dio hiigtinottisclieii Agenten, ohne Auftrag Deren zu handeln, unter
den^n Namen sie ihre Werbungen anbrächten. '" Diese l4i.sten
verfingen bei dorn eifrigen Lutheraner, der den „Zwinglianismus''
verabsclieute; er fasste Verdadit gegen Hutoman und seine Ge-
nossen'" und l>efestigte sich in der Meinung, dass Gott die Guises
zu seinem Werkzeug in Kiankreicli erkoren. Er sandte Guise
deutsche Bekenntnisse; er vei'sichcrte überzeugt zu sein, dass Guise
so wohl als die andem Herrn in Frankreich sich der Verantwor-
tung, welche ihnen die Unmiindigkoit des Königs auferlege, wohl
bownsst seien, und darum suchen würden, Frie<Ien und Ruhe zu
erhalten: er falle nicht jeder GiLssenniiihre b«i, und leihe nicht
AJlibekannten gläubig sein Ohr. Kr bat tiott um seinen Segen zu
Ber Concordie in Heligionssachen , die Guise in Frankreich au-
babnen wolle und empfahl demselben treuherzig, die prophetischen
und apostolischen Sirhriften des alten und neuen Testaments tleissig
75) PliiL an Qmse Caasol, dfyi 20. Auß. IT«. Er s(ui<lte ihm zu; Jas
ixoup Tästanient uriit ilio loci tomDHUic^ Muliim^litlionti in ri-aozusisuhor mid ktci-
Disili**r Spniche, das Fsiilteriiim inil Jen ( 'miiuiuntartui Bucore und die ErkU-
rung LutLers uKt cjun Gulatfibrief io fninzoaisiJier.
76) UuiBe an Friedrich, Paris d. 2. JulL Hfl.
^K 77) GoisQ an Christ., Parts U, 2. .Tüll im hiilletin 1. c. p. 72.
^IP 78) Die IwtrefTeti'lt^n AvuH.sorun^oti in <l<^tn Schn'ibi^ii l'liristniihH tm Frii«d-
Rch vom 19. Ang. (Kluckh. I, p, 194j wordftii wohl anf die EiiitliistiMangen
IZotfcaluDS KuriU-kKufülireii sein.
I 79) S, letxtes Citat Christ, an Ouiso U. 25. Juli (nächnto Abiö.).
21*
324
Achtor Abeohnitt
sehe ,
hrnW
1 warötff
zu losen, und Hftinit: die pSiiBtlirhe I/^hro zn verploichen:
werde er Baden, wie sie sirh verhielU-n.*" Es ist bof^roiflicli.
dass er bei den venu ein tlichen Aussicliton uuf eine lutherische
Reformatirm in Frankrfioh um 80 weniger an einem Voirpel
doutslipr Krirst«^n thcilnr-hmon morlite. w)'!(dins nur den Fortsrhr
des Calvtnisriius in Kmtikrok'li nirdiM'ii ki>nufj>.
Wir gelangen hiermit zurflrk auf den Plan einer deutsch
Intercession bei der Regentin von Frankreich, über den
noch eifrig coiTesjiondirt wurde. Raäcalou auf dem Fuss
weitere hugenottische Agt-nten eingetniftnn. Hottmian hatte auf tlera
Rückweg nach Frankreich sich eatschliessen müssen, in Strassbarg
zu bleiben, und wiuidto sich von dort aus scltriftlicb an Navan»,
um neue Instructionen oinzuliolcn und neun Zusi^hriften an die
deutschen Fürsten zu veranlassen.*' Dieselben hliebon alwr ansie-
dle Erklärung ist vielleicht darin zu finden, dass Xavarras Politik
bereits nach der katholischen Seite hin eingelenkt hatte oder doHi
unsicherer geworden war, mng nun die Zuriickiialtung der deut-
schen Pursten oder das scheinbare Entgegenkommen Spaniens diesp
Wendung herbeigeführt haben. An ihrer Stelle kamen gleichzeitig
zwei franwAsisohe Erlelleute: Herr von Vezines und Jean Des-
chelles, auch d'Ocques genannt, welche nur auch von Ci>nd(^ and
dem Ädmiral, nicht mehr von Navarra, Auih*ag hatten.^' B<'ide
F
80) (^hri»tn|)h an ßuiaa, Stuttf;. il. '2r>. Juli. Hs., Saniinclhan«!; |v^ boO»*
Hn 1. 0. [.. 73 ff.
81) BeU. XLIiuid XLm. Hotoimm an Christoph, Dareste p. 31, Nutp 3;
p. 32. Es seht^iiit nach Jifson Briffi'n, ilnss di*- Ouisos 1)i>t<im.in a^&npn
«roUti-n , Mfi iw um sich üb>T di'n Verkehr der Ilngi-mittt'n mil lU-n deuttekn
Püret»?n zn untorrichtmi, odpr um IVivatmch«- zu ühc«n. (V^, parert» I.'|
p. 24, 2ö; nn-anii H, M7.1
82) ih'^fu MiHv Jidi hat Nnvtirm FrlfHJrich von Pfalz um t^ntgn
natn Urlaul» für di'n TIpidi'llii'rpcr ProFi^ssor Rnudouiji, dfr ihm rthi-h*- Mitt'-T
zu cirH^r chri.stli<;hi>n K<^f<iriiiafi'iii iiiii,Tzi'i}^ hah<i (^Kluckh. ] , p, Iftl). Am 25. Jul»
richteto er an ChriHtj'tfih fin llaniehlc-itsKchreibon oIk Antwort auf die Werttu^;
Salhausrns. Von An an liis Kndi« Ati^ii«t ist üborhanpt kfiiw Zuschrift S»-
varniH an dif dtiub^cht-ii Fürsti-n h+'kannt; lifrzoß Cliristo|ih r-i-withnt nix:b un
30. Si'pteinljei-, dass Navm-ni nitiht niphr auf die Gosandfjjoliaft drLitge (Kludck.
I, p. 208).
83) Klarlh. I, 1). 193. Brinf Hiitoninns an Christoph vom 8. August tci
Dtreste p. 32. Beil. No. XLH und XLVJI.
Aubtur AtRwhiutt
325
paääirten Straasburg;"* von dort jjing Vozinos nach Stutt^:Hrt, tim
bei Har/.ogi C'lirLstwpli iiul" lk*soh!üun ig iiny der (»(i-SHinit.soliaft zu
ilringon, Ocques zu donisolbon Zwwk nach Heiddbei^ und zum
LandgmtVin. *'' Hutdnmn voroini^' von Strnssbiirg uns steint: Hitten
mit don ihrigen:**" sio wilnfschten abur, das*f man in Krankreioh
von der au^btir^ischen (Joufes-sioii nk'ht rede, suudern nur allge-
mein gohalteno Krmahnungün au diß Küiiigin und die Regierung
richU';"^ damit wanm «im der Landg:raf und Kuifürst Kriedrith
einvorstandeu;**'* Herzog Christoph »Ihm- kuniit*> sich nicht dazu
H4) lliitiititoii galt VuziucH in RtmHsljiirg cinßu ßricf an H. Climtoi^h
mit; 6. I>arosl«* o. a. '>.; obanau (>c«jucii oiacii Brief nii den Ijindgraf'-n; «.
BeU. XUV.
K5) Itw ijLiBandte, uvlcheu die Werbuui; HöbturtiaD Ileutings mi Chri-
stnpfa im Auftrag Uuh Kiirtürah^n Fritninuli (^Kluckh. I, p. 19^) olinu Niuiiüos-
ni>nDUD;; c-rwiibiit, ist Ocqiii«, ciena m htnwt, er »d vun Uuidtlbi'rg nach
Ht'»-'H-" ;r>Hia'i»;''U ; «liisoUist aUnr fmdct sich um diosc Zeit, ki-in antk'ivr A^^vtit
d».T Miig«'nritbMi. Kfir Vi'xinos vgl. Daivste a. a. (», unil KlurkU. I, [i. ISJÜ
N"»b.', Als Auftnu; winl für <Krqur» iu der Wnlmiig Heiiriiigs, für Vuzinus
in dein IJhcf llotniimos lici Uaivstf u. o. O. (lk> Hutri'ihuog der UoüaiidtiHiluift
MigogtrbL'ii; wa£ Kluukli. p. 11>1 Noto üImt Vuzinr-s' AiiüriobhiniL: hei Christoph
iiiittbrdt, »clu-'int sich nur auf oun.' private Angelegenheit dos GesaJidt«ü zu
\H>zivhoD. her Boriebt Ouijuus' an don Lantli^fon (IJoil. XLVI) orwiihiit diu
('KAandtM^haR: nidit; aiti» webrlion (^irÖJidun ist nicht L'n*it.'htli<:h. FiUls dnr Hü-
richc ndvh JD Frankreicb niedei-gfüt-hriübcu wtLn), konnte in.iit an Motive der
Voreicbt dt'ukeu; dio UotM»n«;hrift Hobuint abur zu vemitbun, dass er erst in
Ütteesi'U aurgxei<.'brit>t wunle. Man kann doch Judenfalls nur aiiUL>hni(<Q, dass dtir
Eftgeiit beim [.äindgrufi.'n dtittHi-lhiNi Zwi^ik vcrfolglu, als Wim Knrfünitoti.
H(i) llari'Bto ft. a. <>. Ilati 8<:b:vibnn, wob'hes IlDtnnian «Kinm-s an den
lAud(;rafrn mitf^b (». Anm. 84) sclu^int uirbt tUs vom G. Aiignst (Ibtil. XLLU)
f^wo»i*>n £u win, dt^nn wedi>r iu diesem, nocii iu iHnem Scbroibon au Ijunlgraf
Wilhelm Viiin HL-Uf-n Tag (Ha.) wiitl dur riws-UHlii.' Mrwähiit Ms wün- also noch
fui öebruilirn an dfii I-andpiifcn von spütt'a'ni I^atum anzuuebinL'u ; dnasL-HKj
wurde wit.' das t-nbfprt'ihcncjL' an i/brist'^jib (vorn 8. August; h. ^Vum. 83, 84)
auch von der U(>i»an!tts4jbafl bandehi. — S. furm^r haÜ. XLiV und llotoinaii
'an Christ, Stnuwb. d. 27. S«!pt. Daresto K c. p. 33. Audi uiii Hvliroibeu Uuto-
jtutn» aii Augujit winl noch BrwiUmt (Aug. an PhiL IjÜHohurg d. 15. Uirf. (Hs.).
I)a.ss<*UH^ war au August mit finom Rrirf iles I..i»idgrafr,'n (dor es xur Wei-
fe* flu* nifd-^rang Giiialten) vom 2(5. Wept goUingt., wird aiso in dio Mitte des
'ß(^ptcmb4;r KU VL'Hegi'n suitj, umt vurmutlilicb uut:h diu Ocsandtäohaft behan-
delt hubcll.
S7) Wurimng Ueurings, Klm-kb. 1, p. 193.
88) Kluckh. a. a. O. Phil, an ['*ri«.'dr., Bivitenau d. 21. Aag:u.st elwoda«.
p. 1I>-1- £iQ eutspri-cbondoH Svhri'ibou inuK» rom Landgrafun aa Christoph er-
326
Achter Abficfamlii.
entschliessen.^^ Brenz, dosson Oittnohttm pt in dirson Dingpn eil
holt«, war seil ilom Frühjahr üiit Ht'inrioli Biillirigcr in ZUrioh
in eine literarische Fehde über den Abendmahlsbegriff gerathc'q|^|
und ivirkto gewiss nicht mildernd auf den Herzog ein. Die CuitP-
spondenz über diese Angelegenheit verschlingt und verbindet sich
znletxt völlig mit don schwebenden Nachvorhandlungcn zum Naimi-
burger Furstentag, sf> dass wir nun diese wieder aulnohmori müssen.
Um die Zeit, bis auf welche wir die Verhandlungen über
ein© Gesandtschaft nach FninknMch fortgeführt haben, hatten sich,
wie oben erxülilt. UramU-nburg, Kuröitchscn, "Württeraberg niid
Pfalz-Zwüibrüekon bereits vorständigt. t>ino streng lutherische Er-
klärung über die Ijehre vom Abendmahl an Herzog Johann Frii*d-
rich zu veranlassen , um seinen Widerstjuid gegen die Naiirii-
burger Einigungshandlung zu besiegen. Kurfürst Friedrich hnttf
die Botheiligung abgelehnt, der Ijandgi-af war zu den Verliandlim-
gen nicht zugezogen worden.'" Nun tiat im Jnli ein Convent von
acht iiicdorsächöischeii Städten in Lüneburg zusammen um. imtcr
Andorm, zu oKlrteru, was man antwctrton solle, falls die Städte
eingeladen würden, die erneuerte Cnufession mit der Naumburg
Vorrede zu unterschreiben. Man gab die Sache den Theolo^
zur IJogutachtung, und diese erklärte« in ^umma: mau dürfe die
Unterschrift nicht leisten, denn die Vorrede mache die A. C. zun
Deckmnntcl für allerlei irrige U'hren und Corruptelen; einmil,
weil sie ableugne, dfiss in Deutschland IiTthilmer wider GottK
Wort uml die A. C. eingeführt worden; androi-seits, weil sie die
falsclien Lehren, die sich mit der A. C. bemäntelten, nicht in
specie verdiirnmc Durch die Hnterschrifl würde man sieh eiiiw
sträflichen Bulilung schuldig maolicn, der Nachkomniensehsft dii^
reine Tjchre verdunkeln, und sicli aus dem Frieden in den
frieden setzen, derui der lieligionsfriede schlics.sc die Schwarmd
und SacramuDt^Mj:häniler, und Die, welche deren Lehre duldet<!
gBDgoD BoiD, dorui Dieser Icgto horoitK am 26. Auguat ein solchos Breu tad
seinoD Kütlion zur Bouilhoilun^; vor: ». Kiigler !!, [i, 300.
80) Kiif;I..r a. a. O.
90) Hai-tinanii und Jäg«}r, Joh. Bwaz 11, ji. 380 ff.
91) S. oben i). 282 If.
327
aus. ~ Dieser Blrkläruiij? der Tlieoloj^eii sollen die politisdien Ver-
treter der Stiidte üiiimüüiig beigepflichtet haben. "^
Es war klar, dass die Zustimmung dieser niedersächsischen
Städte zum nuumhurgisi lien Kiiiij^'un^^reoe«» nicht ohne Conceiision,
und numcntlicti nicht ohne vollständig Kiiiigkeii der Fürsten, also
nicht, bevor man Horaug Johann Friedrich p:ewonnen, zu erhalten
kHBn würde. Blieb aber dos Naumburger Einigungäwerk unvoll-
"endet, wie wellte miui dazu gelangen, daas die Einheit der evan-
gelischen Stände im Bekenntniss der A. C. vom Kaiser und den
katholischen ätiinden anerkannt würde? Und war nicht in der
That, wie die !iitheriso!n'n Eiferer selbst hervorhoben, diese An-
erkennung die Grundlage deä Roligioutifriodenti? Dieselben Erwä-
gungen aber musstcn für da« Verhalten der fr'ürsten zum tVanzö-
bncbcn Protestantismus massgebend sein: musste es nicht scboinen,
als machten sie gemeinsame Sache mit den Vertretera irriger Lehre,
wpnii sie ein(?ni B(*kenntni.ss das Wort nsdeten, das von den Ortho-
doxen als der A. C. zuwider verworfen wurde? Um so woniger
nun nidimeu <Üe oben genannten Fürsten Abstand von dem Ver-
suche, Johann Friedrich durch eine entgegenkuminende Erklärung
zu gemnnen; um ko weniger auch konnten sie äich entschlieäsen,
für den l'rotestimtrsmus in Frankreich einzutreten ohne einen
Hinweis auf die Lehre der Ä. C, als tlie einzig unanfochtbare.
Iniiuerhin dürfen hierin dit; Fürsten nicht gieich bourtheiU werden.
August von Sachsen zwar fassto ganz nüchtern die politische Seite
der I^ge in's Auge, iitul war religiös indifferent genug, im äusseren
Bekenntniss den Weg zu gehen, welcher politisch am si4;horsten
schien;** Herzog Christoph, obwohl, wenn vnr uns nicht täuschen,
92) I>>sch«r IJ, p. til-i IT. Kthtmyyer i>. 'UTj flf. Bortrara p. 181 ff.; ibid.
"BeflagPfi p. 56—71. Sohat7.o T, j». 237 ff.; ihid. Appeiiflix p. 850 ff. Haiul VT,
p. 283 ff. KmbKi p. l.M ff. Calinuh [). Mfl ff. T)or Krei-tteg zu Lünt-lmi-g, auf
MvJcfacm dAS MoiidAt gt.>gon *ias SchniUbou auf clor Kanzel und den Dnick vnn
iSiraitscIirifb'n verlasst wunlo. ist vi*nDutlilii;li ilicIi Schütz, Harick and Knibhe
in'8 Jahr 1üG2 zu sotzoi. oliwubl U^i Ijöii<:hL'r das (Juta*hton MürUn.s übi-r dios
^Undat aus dt'm .laJir 1561 dutin. (B*'i.liimri^ nfti.-h dt.'m Osti.-rfL'st?] Vi»n oiuum
Conveut niedei'sächHibclit'r Stüuiio in Lüuubun; am 27. August, auf wük-hmu das
Gataclittm du KtodttitaKUs v^rlt-sen und approinrt wonlen witru, ist autsser boi
Bohtmeyor (p. 24G) nirgeniLs Ktwas 7,11 fuiden. Dii^ Angilben über diose beiden
Ereignisse .sind w» inangulliaft, da^s si'i fiir dit-' Diii^tuUuiig nicht in Botriicbt
Jcotumea könoc-n.
93) Sehr chararturistijii'h spricht sich diese Oi'sinnang in Augusts Schreiben
ßjt deo Landgrafen vom 25. Juü imd G. Suptcjubc-r d. J. 1561 aus: e. Am». 36, 102.
328
Auhttii- Aliitvhnitt.
von furchtsamer Natur,*-** wurdo liurcl] solche Rücksichten w<
mir in Krwä^ungori iKjstärkt, ilit- dueh mich eine rein relii^nösc
Wiiritol htittüu. Aufrichtig, wohlwullond, von unendlichem Eli|^|
für dio evangelische Sache erfüHt. war ihm ilie ^^])aUunj^ tWr
I\irL-lie ein Ge^eiistmul «ieter lletrübniss, nicht nur weil sie deiu
Protestantismus (icfahren weltlicher Natur bereitete, sondern auch.
weil sie don (ilanz seines sittlichen Ansehens vordunkelte und
seine Bekehrunp;kraft scJiwüchte. Wer so vorurtheilsfrui dastand
wie dur riindf^ruf. der konnte wühl nicht darauf vorfallen, für dif
Misserful^ dor Kiiiigun^'sbctitrehunfifen die Duldung verÄntwort-
lieh zu machen; Herzog Chnstojih u!l)er war eiuseitigur und Imtlf
nie vermocht, in gloichcm Mjws auf liio Gcdankengüogti der ivf^r-
rairtou Lehre einzup'hcn; er hatte derselben stets nur eine be-
soiu-ankte und bedinjtj'-te Anerkennung gezutlt, während das IjUÜht-
thuHi ihm über jede Kritik erhaben war.*'^ Ks ist darum ^iaiili-
lich, dass er aufrichtiger Weise im der Richtigkeit der Toleraux- |
Politik irre wurde, als dieselbe immer neue Kattäuschungen uni-
tete und inzwischen die Streitigkeiten iauuer nur wuchsen, Jit"
Gegensjit/c sich verseil jiriten.
Er mag aus dieser Tliatsache die Fnlgt^nmg gi'zogen habi-n.
dass auf dieser Politik (intttjs Segen nicht ruhe. Hierin durft<'ii
dann die Eifahruuguu des Krülijahrs lätil die ei]tschei{lende Wi-ii-
duug herbeigeführt hüben, denn seit dieser Zeit sehen wir ihn
im Namen der Lehro, welche ihm die einzig iinUidelhafte war,
geradeaus gehen ohne allü Seitcnblieke. Das iJedcnken. (hu« eita'
üokohruQg der reformirtcn Welt zun» Luthertluim oiu unwahr-
scheirdichcs Ding »ei, ist bei Seite geworfen, wio ein sträflicbiT
menschlicher Vürwitz; der iieht lutlieriwihe Zug, für ilen Fortgang
von „Gottes Sache'* tretz aller Unwahrscheinlichkeiten uut" lit>ttee
sichtburliclie Hilfe /u bauen, kommt iuunor stärker /Air KntTalUmg
und führt den Herzog zu einem Vorgehen, das aller staatsmänm-
schen Eitisicht stracks zuwiderlituft, dessen Aufrichtigkeit id"T
eben dai'ura nicht bcwcifelt werden kann. KurtÜnit August W-
ginnt seit dem .luhr t5<il mit Aengstlichkeit Jeden Scliein xu
meiden, als ob ihm am Wohl und AVelio dtjr rofonnirtcn Pn»-
t^tunten irgtind etwas golegon sei; Herzog Christoph will nur niit
94) Vgl Abttolioitt X.
Ö5) Vgl obeu p. 151 ff.
Autitur Altüuluutt.
329
eformirtua lA^bie Nichts inulir ^oiiwriti habfii und bat dui'h
LtbtTfti ( iudanken , als iliri! Anliäni^cr herüber zu
ziehen auf dio Soite des Luthorthums. Die refonnatorische Be-
wof^un;^ in J'Vankreich ist U»u ein verheissuiigs volles Zeichen vom
Erwiichon der Ouister; or bediiiiort üiir, das» sie von dou Aptrstoln
der Schweizer Kirchen in fidsclie Bahnen verlockt werde und jKrr*Mft
mit hliudom Eiter antib jedem Schein von Aussicht, die Hiigshur-
gischo Cunft^ssion in Frankri-ich einziiriibnm. Freilich f^'laugt or
sodiiy.ii, dem Hiij^ennttentliuni in si'jneni Kin^'en um dno gesicherte
Existeuz jede Untorstütüung zu voi-soRün; es muss erst die Gefahr
der Voruichtuu^ uumittelbar über den frnnzösischon Kirchen schwe-
ben, ehe da-s (k'fühl der (lhiubenöverwi(ndts*;hiift n<K;h einmal zu
seinem Itochttt kommt.
Itizwischen hält der i^uid^raf uo seinem alten Gedanken fest:
duÄS dio prutestantist-beu Kinz(?lkirchen in lUler Welt eine höhere
(iomeinseliaft bilden, dass sie dem Katliülizisnui?; f,'egeniiber öoli-
diirisch sind und diese Snlitlaritiit erkennen müssen, die g;egen-
seitige religiiise Anerkennung sich nicht versagen düifcn. Seinem
Sinn enljipraoh t's nicht, die Vollendung des Naumburger Kin-
trachtswerkes für Cümreasionen zu crkiiuien, welche uniibersteig-
liche Schranken zwischen den) ileutüfhon und uusliindisi-hen Pro-
tustantiämuä ürrii-litcn nnisston. Wahivnd seine Kivunde über Zu-
gcätiindnisse an Johann Friedrich beiietlien, benjiihte er sich den
Herzog selbst zu bekehren. Kr suchte ihn durch lliiiweiso auf
Luthers Scbriften zu überzeugen, , dass Luther selbst sich mit den
oberländis<::heu Thwlogen leicht über den Artikel vom Abendmahl
veretändigt biibeii würde. Man rückte sich aber dabei nicht näiier,
denn der T^mdgraf berief sich auf die St^hrÜUsn Lnthere, in weichen
der Reforniatur der schweizerischen Jji^hre lun wenigsten acitroff
gegeniibergcrätandcn; der Herzog dagegeu auf die Erzeugnisse aus
Luthers Lebensabend, in denen die alte UDversÖhtillchkoit sich
wieder geltend gemacht und tue älteren von ähnlicher Art; diese
wiedenim hatte der Landgnd" nicht gelesen oder mochte sio nicht
ritiren. ='" BiUlinger sandte I'liitipp im Mai mehrere K.\em|ilare
tünes Büchleins zu, welches aus seiner Fehde mit Brenz hen'orgiv
gangen war, und die Abondmahlstchre vom schw('izori>«;hen Stand-
punkt aus abhandelte. Dies BUchieiji übersandte Philipp im Juni
96) NuudBckur II, p. IJ ff. Vgl. }). Äiö, dritte S|ialle der äyaorÄÜs.
330 T^^^ Acht«- AWimitt
dem Horeof^ Johaun Friedrich. Kurfürst Ä
stitph mit der Bitte ea /u Itsen; es Htüuden indem Buch, st-lirieb
er an August, vjul gute Swohen: er möge vs> uucli seinen Theologea
vorlepon „sich darin zu vprst*'h(*ii.'*^^ Kr hoftte dadun^h vermuth-
lich zur Vollendung des Nauinbnrger FriudtMiswerks in sc'inem
Sinn beizutragen und zugleich die Fürsten günstiger für den
franKösiiäche» PmtefttautismuK zu stimmen; aber Niemand wollte
das Büchlein ohne Vorurtlioil prüfen. Johann Friedrich antwor-
tete ilmj sofort: er gedenke sich nicht durch die Leetüre dur Bü-
cher eines öffentlichen Sacramentirers zu besudnln;*^ KurRlr«
August, immer mehr auf Hin palitisohe Tnigweiti> als die religiöse
und menBchliche Seite der Dinge bedacht, vennied, scheint es,
gajiz, sich über den Inhalt des Buchs zu äusRora; er betonte nur
immer wieder die Abweichungea des schweizerischen und franzö-
sischen Bekenntnisses vom deutschen**" und warf gescfückt in den
BriofwecJisel die Frage hinein: was wohl geantwortet werden eoUe,
wenn auf" dorn Reichstag, den der Kaiser soeben vorbereitet«, das
Concil und die Abstellung der Secten und Rotten zur Sprache
kämen. ^<'* Damit hatte er den wunden Punkt der Nauraburger
i Beschlüsse getrofl'eu. Des Landgrafen Meinung war es nicht, dass
^ man die Absicht dieser Beschlüsse in der Oeffentlichkeit und vor
f den Katholiken verleugnen dürfe: er gab dem Kurfürsten zunächst
zu bedenken, dass, sofern im Nachtmahlsaitikol zwischen den aus-
wärtigen und deutschen Kirchen eine Differenz sei, man aog^
sichts fh,'r rebereinstinunmig iu ullen audere« Lehren zur Ehre
■j Gütte« über diesen einen Artikel hinwegsehen müsse; in einem
weitern Schreiben trat er alsdann nochmals für die Kechtglaubig-
keit des franzöaiBChen Bekenntnisses aamrat seinem Abendmahls-
97) Phil, an Aug., rtiK.%>l il. 12. Juiti, Hs. Ati rhhst4>[ih und Joltuui
Frii^drich am 11. Juni, s. Ilttppc I, jt. 433; Ni'udeükor li, p. 22. fc war alwr
nicht, wiu C-aliiücli {i. 20(} angiül)t, (Ins Buuli ,voni Hiiuiiiol und der K^^chii»
Gottes* tntTiigenbc'rioht Ufinrvi.'hi.'ii BuHingt-re iifF dwi B*.'ri»;ht herri.'n Jobuiii-
aen Brcutaen vom dt-m nimirR'l und di-r fif.'riirhti'ii (ioUt'S;* Zürich, ohno An-
gab© des rruekjiiliTPs); dasswlbe erschien onrt als [i»?()lik auf Bn-nit' Wider-
legung lies hier t>rw(ibnton Buf^hos (dit- Vorn^ii« datiil vom DecotntM)r IWlfi
es war viehnfthr die ,traitatJo wrbomm Uoiiüoi Joh. 14, S."* (,ln uwifts
Tatijre Haiü* sind vi*'lo Wohnungon.") Vgl. Kartniann und Jägor 11, p. 380 6
98) Job. Fr. an Chil., \\"..'iinar d. 19. Juni, Koudockor U, p. 22.
ÖD) S. oben Anm. .'W.
100) Aug. an PbiL d. 25. Juli, ibid.
Achter Abt«cbnitt.
331
pprifT ein «nd orinnorte daran, dass diesom, dem fichwoizoriüchon
Lehrbi'griff, dirj Moiir/.»hI der uu^llindischen l'rotestantfm /.iigcthun
seien: es würde unbillig soin, alle Dioäo iingohört xa verdammen:
darum dürfttMi di«> deutschen Pi-otestanteu in sulcho Vei*dammvuig
mit Nichten wiUif^tm. Ks war aber nicht iSache des iu kleinlicher
Furcht vor dem Vorwurf der Ketzerei und vor Kriedonsstöningen
büfuiigttnon Kurfüreten, diesen Hücksichton Rct^ht widerfiihn'n zu
lassen. Er sandte dem Ltindgralon zur Antwort dir Verhandlun-
gen des Städtetages zu Lüneburg und schrieb: duss im Ausland
viele Leute der calviuischen Äbendmidilslohre anhingen, wisse er
gar wohl; er würde selbst nicht wünschen, dass dieselben imgo-
hört verdammt wurden; käme diose ix*hre aber auf einem Reichs-
tag 7MT Verhandlung, ho würde man nicht von den Ausländem,
sondern vom deutschen ReligiüusfriL'den i-eden, und vielleicht ver-
suchen, Diejenigen, welche in Deutschland die calvintsche und Zü-
richer Lehre duldeten, des Friedstaudus verlustig zu erklaren. Kr
erinnerte, das» ja auch die niedersächsisoben Theologen in ihren
Kathschlägon den Keligionsfrieden angeführt: der Landgral' möge
wohl nachdenken, was difse Verhältnisse zu bedeuten hattt^n.*"' Das
heisst mit anderen Worten: wohl sei es ungertx:ht und voreilig, die
ausländische I-ehre ohne Prüfung zu verwerfen, aber um des Reli-
gionsfriedens willen werde man sich doch da:!u verstehen müssen!
Ebensowenig als August vermochte der Landgraf die Her-
zoge Christoph imd Woltgang in seinem Sinn zu beeinflussea
Kbcn als er den erwähnten Brief an August abgesandt, empfing
er von diesen Beiden in einem (Tcsammtschreiben Mitthoilung von
den gepflogenen Verhandlungen über eine Declaration i\n Johann
Friedrich und die Aufforderung, sieh derselben auKUschli essen.
Sie führten dann aus, dass sie sich zu der Erklärung entschlossen,
einmal um den Verdacht zu meiden, dass gie des ZwinglU und
Calvini vermeinter Opinion einen Beifall thun wollten: derm sie
befänden, dass damus absurditates und unchristlichc Irrthümer
erfolgten; femer. weil, wenn in diesem Ai-tikcl keine Verstiindigung
getroffen werde, daraus Zerrüttung und Zwietraelit in den Kirchen
und Schulen, Aergerniss und Anstoss bei den schwaclien Chri-
101) Phil, an Ang., Friödewald d. 3. Auptst, iHd. Ders. an den»., Casscl
d. 24. Aug., lleU. XLV.
102) Aog. IU) Pbil., TBcho|wiu d. ü. Sept, Koudwkor 11, p. Sa
332
Ai;titi;r Absdmjtt.
stou und aiiswilrtipen Xationen crfolgon müsse: endlich woil die IV
pisl«n übt!r ihiti Zwietrarlit triiuii|»liiri.'ii iiiiil «iis dni>n'll».*u l'rsach«
nehmen würden, den Helif^ionsfrieden in Bisputatiou zu ziehen.'"
Diese Eröffiinngen müssen den I^nd^riaJen tief bfkümnu'rt
haben. Ks Jiuntiyltv sich in jener Deolarulion haupteüc'hUoh luil
um die Knig«, ob aiuli 4iiu Unwiirdipon im Abendmahl den Leih
Oimsti emptingtm. Wurde nun diese bejahend im Sinn der strenj;-
sten Lutheniiipr iMitsc^tiiedon, su war diunit i-in kaum übLTwimllifhcr
Gegtiiisatz zur rriiti/Äisisclj-st-liweizerist-hen I/ilir« gt+suhiilTcn. Tliese
onnöthige Disputation, schrieb der Landf^-af an die beiden Für-
sten, kümmere ihn nirht: (Ue Ftr^^ sei kein Glaubensortikot ; oi
wolle Niumand verdammen, wenn er darin so oder so lehre. Er
sei unbillig, Catvin, UiiUinger und Andere zu verdammen, weil
sie in der Nachtmalilslohre nicht völlig; mit der Partei der Jcncd|^|
ser übereinstimmten: Calvins Werke freilich luilm er, da sie meis^^
latL-inisfli gesulirieben, nicht f^t-lesL-n, ubei dio Abendmahlslehn^ der
französischen Kiivlien, wie sie in der jüngst au8f,^:^''anpenen Coü-
fos-sltin'"* stehe, kdnne man seines Kra^^htcns nicht verdammen, uuil
im jVrtikol von der Vorsehung habe seines Wissens Lut-her selbst
nicht anders gelehrt als Calvin. Ks bleibe gleich, ob man nun
dem Herzug© von Saclisen zu Gefallen die Nauinbui^'er PratatinD
ündero nder nnr eine Dedaratinn an ihn Ünur. man müsse docii
befiireliten, diws auch die,so utVeutlirli wt-rde. Was für ein An-
sehen solle 08 nun bei allen gottseligen und christgläubigen Men-
schen in Dentsi'hland, Italien, Kn;,HiinH nnri anderweit ha)>en, wenn
nm Eines willen das, was mit gutem llatli bcschkissen, wieder
veriindert würde? Kr wünle wünschen, ^lass Christoph, Wolfgang,
die K'urtüi-sten von Pfalz und Sachsen und er, der Tjin<lgnif' seihst,
Bidlin^er, l^luscidus, Peter Martyr, Calvin und vim der andern
Seil>' (lin Jenonsor, liivnz, IJidhis, Westphal iitul Andi*o un eiüfu
nnpiirtciischen Ort beriefen und dort v)*rsuchten, eiß zur Kintnwht
zu bringer]. Das wäre oin chnstliches und ewigen Ruhmes wiir-
digüö Werk.i"
4
103) Wolfp. u. Christ, IUI Pili!, d. 'U. Äug. NcMidwkw II, [t. 24. Ä«!hn-
lioh sdimÜH-n lU'iJo ani sKlheo Tag und In dersullwi An^oli^itjaiiltüit aunh u
Kurfui"st Krit'driuh; s. Kluckli. J, p. IDü.
KW) VgL oben p. :W9, Anm. 35.
105) Phil. auCiiriht. u.Wolf(;.,Ifluni)aliau8en d. 4.Se|it Kluckli. !, p-lS?.'
Aohtor Abschnitt
333
JiesenTtripf lie«* der Uindj^raf ifulirort auch nn c!fn Kur-
fürsten von Saihson ^langen;""' dorn Kurt'iirstPn Kriedrirh sandte
er selbst ihn zu. '*• Also noch imiiu-r «glaubte er an du; Möf^lich-
keit dor Conrorriio; nocli immer hatte er den Muth oine allge-
meino prottwlantische Synodo berufen zu wollen. Immerliin silioiiit
er roelit wohl gefühlt zu haheii, tliiss wnnif;st(?ns in ditN^mi Mo-
ment Niemand tür seinen G(?danken zu gewinnen sein wonJo, und
das8 er die Verliaiidluncfen übi'r die Berlaration an .Toliann Frie-
drich auch durch seine Ablebnunf^ nicht werde lieinnieu können.
Mochte er nun hoffen, durch einen ausserliehen Ansclduss an den
Plan dor lutherischen Ktirsten jener Krklärung eine andere fUÄtalt
7M f^ben und ihr dadiirrh diis (M'tjilirliclte zu nehmen; mochte er
wüns<^hen zur Absundeniiif^ vun ilrni gemeinsamen Schritt seiner
Freunde durch einen Spruch seiner Theologen autorisirt zu wer-
den oder auch wirklich zweitelhaft geworden sein, was die Glau-
benswahrhoit gebiete, oder erUiube — wir wissen, dasa er das
Urthcil der Theologen in wichtigen Schritten nie meinte umgeben
za dürfen"* — raochto er crwilgen, dnss seine Absonderung
gemde den unionistischen Tendenzen, die er verfolgte, sehr schiid-
lich werden könne oder end]ii;li diesmal — 90 wenig man ihm
sonst Mangel an Muth vorwerfen kann — doch von der Besoi^-
niss für seine eigne I^age beei»flus.st werden; er erklärte in dem
eben erwälinten Brief zuglei<*h: su bedenklich ihm die Krkliirung
an Johann Friedrich sei, so wnllo er doch in diesen Dingen nicht
seinem Kopf alli'in vertrauen, sondern seine besten Tlieologen und
(ielehrien befnig(^ii und dann erst sich entscheiden.
lOff) Caliuicb p. 314. rhilipi» b«<4lit>iitn sich dor Vonnittdung seines Soofp-
tSrs Bing und >Ioa Iir. MunleiM'ii. Uiitorstützuug für seiwii Plati konntn or von
dem Ij»lzt''nMi riirlit IwifTi-n (vgl. j». 125. BciI. XXIX), Es »t^hoint also, düss
er rürclitcto, dmi Kiirfürsk-n duncli nbünriallges Vnrli'gfln d^r sn oft nligolebn-
teu FtTuio niifxtiltringtfi aiid nio ilarain ihm KukominHit lies«, als wilm e8 obue
saiieii Auftrag ^^ra^hehoii.
107) Kluckh. K p. 202.
IÜ8) H. oKoii p. 80. Ich habß aus den Eiftrtenin^o daselbst den SatZt
ünt» dt>r lAiiilto^f sich Hti'tK srlinnto. i^^Hi'btign T)iiifi:n oimo Zutluin der Th(>rilogRn
KU bt'rathiiD und ku liost^UHo^seti , iti^strurlif'», Wfil dir^ Ut'legi- ui< lii xiihhvich gfnng
ptsclii'-'iioii ; dif inzwischen vriHTcntlif-hto Arl»elt von Wolf hat norh mehrere
BL'weis«! ffir die HichHgkrit der Bt*mi'rkung orhracht: s. dosplhst p. 8, 70; vgl
untoD BeU. XIX, XXIV: p. 126.
Acbtor AbRuhnitt
Ks »dicint, der Liindf^raf war iludi solion ^ffnsst daniuf,
W wenigstens üussorlii-h wordo niiciigeben müssen. JJJerin
ihn der weitere Ablauf der Ereignisse nur bestärken. Seinen Syno-
dal|)lan fand selbst Kurfürst Kricdricrh, der in seiupn Wünsc^lieufl
docli stiiir mit dein Landjijral'eu symiwthisirte, aussicliUlos;'*** sein»^
Ausfi'ÜQiiiii^'en zu Gunsten des reforniii*t»'n Bekenntnisses kuunten
bei den strengen Lutheranern keinen Krfolg haben. Dies mnsste
ihm schon ein Sc^hmbeu Herzof^ Cliristuphs klar miiclien, welclie
den eben besprochenen Brief kreuzte. Herzog Gliristoph li*j«s nünl^
lieh der Mittheilung von den Naehverliandhingen zum Fürateut
nocli eiuM Antwort auf die Zus(>nd«ng des Hullingerei'hen Buehes
folgen, vermutliÜeh uin den Landgrafen zur Einwilligung in die
Declaratiou au Johann Friedrich zu bestimmen. Er wanite ihn
reclit eindringlich, sieb dureh den Wind soleher ileisehlichen sophS^^
stäfichen Gedanken, wie sie in der Schrift Builingt'rs enthalten, voii
der schriftgeinä.sseri Wiilirhdt nicht aht'ilhivn zu lassen, sandte ihm
d«s Outacht4!n dos Brenz über jenes Buch und bat ihn dazu Lutliei^
Suhrift: „dass diese Worte: das ist mein Leib u. g. w. noch fest-
stellen'' wiederum zu lesen: darin werde er die riclitigen Aut-
wortßn auf alle Einwürfe der Zwiüjrlianpr finden.'*'' (Meieh darauf
erklärte der Herzog dem Limdgrufeii betrells der viel he8pR)cheneii
G{*sandtseliaFt nach Franknrii^h: (Jewissens lialber könne er die Ab-
fertigung in ein so luiiolitigos Kiinigrci<'li nicht auf eine ko zweifolif^e
GenenUitÄt stellen hissen, allen bislier gepflogenen Handlungen imd
Abschieden zuwider, als trüge er Abscheu, die Confessiou, auf
die maii sich doch so lange einhellig berufen, in specie zu be-
nennen. Hierbei berief er sich daranf, dass er sich aus ehrist-
liclicu tapferen Ursachen bei Saehsen und Brandenburg erboteo,
mit ihnen zusammen die weitere Erklärung im Artikel de eeeua
domiui zu tliun: es ist recht anschaulich zu sehen, wie in beiiien
Prägen der Kernpunkt ganz derselbe ißt^" Ntm gab zwar der
Her/ug in der Gesandtschaftsfnige sehliesslieh einen Schritt nach,
zuletzt aber scheiterte das Pruject dueh nur an seinem lutheri-
schen Widerwillen gegen den Calvinismus. Er ließs nän^lich still-
4
109) KJuckh. I, 1.. 203.
110) CiiriHt all Iliit., Kii-chheim d. 25. Aug. Kpudnckör IT, p. 27. "
111) Dors. a» dt-os., Kiiiihliüim unter Tcck d. 2S. An^. Hb. Vgl. Kiig-
hr II, p. 300.
Achter Alaobnlti
335
sehweij^iul die FordermiK tiincn, dass die Königin und Navarra
vor dem Zwinpliaiiismaa luid Calvinisnius verwarnt wui-don; niu*
rr-riangtc or, dass man dio augsbur^^ischc Oonl'cssion und naum-
burgischo Prüt'ation in der UeMan(lb4rliaf>»inRtruction nicht viillig
fil>er^ing(.\ Er wollte sic!i ^'i'fnllt'n iassoii, da^a die CicsandttMi
insti'uirt würden, die Wl»i'1juu^^ aullin^difh gaiiz in alljLfOnieiiien
Wendunffon siu thiin, doch mit dem Krbioton, uäh(»re Auskunft
über Bekeiiiitniss iind Ijohre der deutschen Kirchen und Schulen
zu ^'bcn. Würde dann diese bep'ohrt, st> sollten sie ohne weitere
Disputation die augshurgische Cuntossinn ilhcrreichen und es dabei
laflsen. Kalls F'nddeh ^Itond gemacht würde, die deutselum Kir-
chen ständen in dem Rute, über die Lobro vom Abendniulil un-
einig zu sein, so müssten sie in aller Bescheidenheit auslübren:
der vornehmste Zweck der (Jesaiidt^cliatt sei, nach Mitteln zu
tmrhten, wie die Büi^dlieit des ub^jüttisclicu Papstthunis in den
ti-anz(M»isclien Kiirben rt^torniirt werch^n könne, und dicw^ni Zweck
thäteu die uugsburgische Cunfessiun und die theolu^iscben Schriften
der Deutschen auch im Artikel von Abendnialil genug, wie die
Lehren de <Mmmunione snh utraque spRcie, de transsubstantione,
(drcumgestadiine et a^luratione auswii^sen: wäre abitr in Krankreich
erst der richtige (inind durch Abschaffung der papistischen Ab-
götterei gelegt, so würdu ihren Herren gewiss nicht zuwider sein,
ihre Theologen mit den französischen /usaiuinen auf (irund gött-
licher Schiift die Missvorstäudnissu zwis(^;heu den Evangelischen
eri>rtem zu lassi^n, damit mau wo möglich zur Vergleicbuug känip.
Auf weitere Particidari tüten sollten die Gesandten sich niciit ein-
lassen."^ Mit diesem Instruf^iunsentwuif war nun Kurtiirst i^MwJ-
rieh bis auf geringe Abweichungen zufrieden, denn es kam ihm
vomchmlic!» darauf an, dass die Lehre der französischen Pro-
testanten durch die tiesandtschaft nicht verdürhtigt würde, damit
ihre Gegner keinen Stoff zu Angriffen erliielten; ^'-^ auch dem
T^ndgrafen genügte es, dass man nicht polemisch gegen den fran-
zösisohen Protestantismus aufträte, und er erklärte sich daher mit
Christophs Voi-schlägeu oinverstauden, obwulil er lieber gesehen
hatte, das8 man die besondere Lehre der deutschen Kirchen ganx
unerwähnt liesse.*" iiomit hätten wenigstens diese drei Fürsten
M'i) Christ- (iin Krit?{lrii;h , Kirclilioim unter TctJi d, 30. Aug. Hs.
11^) Friedr. ao Uirist, SiliwvCziugeii d. IG. ÜoyX. KJuokh. I, \). 201.
114) Phil, ao Friedr., Ueckkach ± 22. Sept. Es.
3se
Achter Abschnitt,
»uiifM&iAiiui^ IUI UM.' iiiiiiriiMTur n.t'1111 iiuiiiiiii r raiiKrt<H;iin
eten, so zögerte er nicht länger, die Tbeilnahme an jeneifl
tsclijift. die «lern tVaiizösifirliPii lY>testj»ntismus wie er war
eiidlicli oinhellig Kuni Werk si^hreitcii können; aber Herzop Chri-
Btopli hatttj dwh mir mit getheUteui Hemen soweit nachf^re^bon;
63 machte ihm narhmals neue Bedenken, dass, wie er vernahi
Bo7,a, Peter Martyr und Calvin nm:h Frankreich (a"^ das Collo-
quiun» zu Poissy) biruf^n waren und es ihm sebien. als sollt»,
deren lifthre dort anj^criommen wprdiMi. Imnicrliin si'tmint er n
eine "Weile j^esch wankt zu haben, dooh nicht mehr lan^e: schm
vordem hattp er ja aus dem Sr-hreiben Gnises die Hoffnung gi
schöpft, da-ss i^^rankreich zum Lntherthiim herüber^'ezo^eii weisJei
könne: nun wuwie er Knde September durch Navarm aiifgcfonJc
einen würteraborpist;lien ThtMilojjen zur Mitwirkung auf das Coli
rjuium zu entstdiden. Da si<h ihm jfl:zt die ßi
scliien. soU)ststiiiidi^ für ilie lutheriw:Iu' KefnmuiHnu Frankreiclis
einzutreten
Gesandt!
das Wort red<'n sollte, L'n<l^ülti;; ubziüehuen. "'• Dieser Ablauf
wird beitra^iu, den überrast-hemien Schritt zu orkläreo^ doi
UniilRraf Philipp emilieh in der Sache jener RrklÜrung an 1
lianu Friedrich UiaL
Im Voiülier^i'hen sei inzwischen noch einer Episode
Gesandtschaftsverliandlungen iredacht, welche klaistellt, wie d
aueh der Ijindj!;raf und ICuHun^t Friedrich. iVw wir sonst in dii»-
sen Verhiindluiiß;''!! St-hulter an Scdmltcr kiimpfen sehen, von theil-
weie veiscbiedcnen Anschauunfi:cn ausgehen.
Als nämlich Jean Desohclles, dessen wir oben gedachten,"'
seinen Anflraj!; beim Landi^rafen ausriihlete (etwa den 24. Aupist),
war das (.J(^unrltsehaft,spr<ije('t dtircli die Absage Auj^'usts von Sacli-
sen und die Bedin^unoren Christuphs, der weimarischen Hera
und Andrer bereits \\\nt hnffnunpiloft f^eworden. Der Uuidgraf
staltete es deshalb, si^stiitzt auf den Bericht des hugenottiwbtv
Ag^mten, noch einmal um, in der Hoffnunjj, es wente in der vei
linderten Form weniger Widerstand finden. Er entnahm den An-
halten des (fesandteu, dass es sich in Fraiikrnidi nicht nur nra
relif^ii'ise Meiiuirif^svei-schieiieidieiten, sondern auch um den Kampf
der Guises ge^n das Haus Bnurbon handle und da&s aus beii
Ursachen der Bürgerkrieff nahe vor derThÜr. sei; femer dass di
n
115) Kogler LI, \t. 301, H02, 30b.
118) Oboo p. 324.
Achter Absohnitt ^^^^^ 337
katholische Fartion Anlohnun/; bei Spanien suchte und Philipp von
Spanien Lust zur Intervontiün bezeigte; endlich dass die hugonot-
tisoJie Partei in üefahr stehe, ihren gebornen Führer, den König von
Navarra zu verlieren, da er sich von der spanischen Partei durch
trügerisclie Vorspiegelungen fangen lasse. Was würde nun der
Ausgang eines Kiimpfes zwischen den französisclien Religionspiu--
teien sein? Philipp von Spanien würde vielleicht, von den Guisea
angenifen. seine Dn^hungen wahr machen und interveniren: er
würde deu Kampf in Frankreich für sich ausbeuten, möglicherweise
einen geflUirlichen Machtzuwachs und einen bestimmenden Einfluss
daselbfit erlangon, besonders da eine Unterstützung der Hugenotten
durch die augsbiii^ischnn Confessionavenvandten bei deren augen-
blicklirh(.'r Stimmung verniuthlich nicht durchzusetzen war: was
aber würde davon wiederum die Folge sein, wenn das allgemeine
Coneil berufen wurde, auf dem vielleictit Frankreichs Stellung den
Ausschlag gab, oder wenn die befürchtete Reaktion der katholi-
Bcben Mächte eintrat, die durch eine solche Veränderung ja nur
beschleunigt werden konnte? ließs sich dagegen in PraDkreich
Friede und Duldung des Protestantismus unter irgend welcher
Form erwirken, so müchte derselbe wohl noch dem Katholizismus
über den Kopf wachsen und die Macht in tVankreich gewinnen.
Der Landgraf schlug den geeigneten Ausweg vor: er foitlnrte Kur-
saohsen, Pfalz und Württemberg auf, in Frankreich vorläufig nicht
auf Einführung irgend eines Hekenntnisses, sondern nur auf Frio-
deo and gegenseitige Duldung der Bekenntnisse als rvin politische
Massregel, und auf Aussöhnung der Hüuser Guiae und Bourhon
zu unterhandeln: zu diesem Zweck sollte mau eine Oesandtschaft
unter mögliebst zahlreicher Thoüiiahme abordnen."' Wir kennen
die Antworten vim Kursachsen und Wuittemberp^ nicht; aber Kur-
fürst Augu.st wird bei seiner Abneigung, sich mit dem Ausland
in ü^end welche Beziehungen einzulassen, schwerlich zugestimmt
haben, und Herzog Christoph behandelte den Plan vermuthlich
ganz ebenso wie den ui*>*prünglichen; uiusste denn der angestrebte
Religiousfriede uicht eben dem französischen Calvinismus zu Gute
kommen? Aber auch bei Kurfürst Friedrich fand der Landgraf
117) S. deu Bcri<rht i»cf)ib's' Tloil. XI.Vl. rhi!i[i|i an Aupiist <1„ 30. Ang.
ßeii- XLViL Ad Friedrich tuid Cbiistoph am gleichen Ort und Tag, s. RlucUi.
I, p. 107. Kugler II, p. 200.
22
338
Achter Abschnitt
beiL
"Hl
diesmal keinen AnklaiijE^. Der Tjandgraf meinte wie es scheinf*
stelle man nur die religiöse Verfulgiin^ in FronkreicU ab, so kunno
man den frauzösischen Protestantismus niiiig sich selbst Überlassen.
Kurfürst Friedrich dagegen lehnte den Gedanken vornehmlich wohl
aus Gewissensgriinden ab. Kr führte ans; die vorgeschlagene Korra
des Friedens würde den Piiiiistr'ii in Frankreich Vorwiinde gebwi
den freien Uebertritt zum Prutistantismus zu hindern; er e:
nerte daran, wie auch die Katholiken in Deutschland, gestützt
die Bestimmungen des Religiousfriedens, die Fortschritte der Re-
fonnatiuD hemmten. Vornehmlich aber meinte er: der Unterschied
der Verfassung erlaube nicht, den deutschen Religionsfrieden in
Frankreich nachzuahmen: wenn auf ein und demselben Territu-
rium, unttT t^n und dcr-solben Regierung, ausdrücklich die Dul-
dung zweier Religionen proklamirt werde, so müsse das den Schein
erwecken, als dürfe mau beide als seligmachend betrachten, und
viel einfältige und unerfahrene Personen müssten dadurch ii
geleitet wei-den. "*
Namentlich dies letztere Argument ist für den Kurfürsten
höchst characteristisch. Ganz äluiliche Anschauungen leitHttm iha
auch in der deutschen Religionspolitik. Er drängte auf den Reichs-
tagen die Confessionsverwandten die ^.FreistoUung* in jenem wei-
teren Sinn zu beanspruchen, nach welchem keinem Untortlian
katholischer Stände hätte verwehrt werden dürfen, zur evangeli-
scben Religion überzutreten , die evangelischen Stände dag^eo
keinesweges verpflichtet werden sollten, ebenso auch ihren ÜDtB^
thanen den Utdiertiritt zum Kuthnlizismus zu gestalten. Er be-
gründete dies damit, dnsa diu falsche Religion das Recht nicht
beanspruchen dürfe, welches der wahren zukomme. ^i» Es soUteo
also die Protestanten die Alleinberechtigung ihrer Religtun öffent-
lich aussprechen und rechtlich durchzusetzen suchen. Es war di«
eine friedensgetahrliche Politik, denn sie niusste die Katholikt'n
aufs Äeusserste reizen. Gleichwohl verband der Kurfürst damit
keine offensiven Tendenzen, noch wünsL'hto er den Krieg zu pn>-
vociren; es offenbart sich in tlieseu extremen Ansprüchen nur
jene strenge Treue in der Pflicht des Bekenntnisses, welche der
Kurfürst auch später bei der calvinischeu Reformation seines La&*
ttein
und I
sten^
118) Friedrich an Philipp, Schwetzingen d. 10. 8opt Kiuckh. I, p. 1
llö) ßittor. Frioilrich TIL nnd AngQst, im Anfang.
339
d^ bewährt hat Ganz dieser dcutsolicn Politik entsprach os,
Mjrenn der Kurfürst verIime:to, auch der französische Protestant
ptae selbst uni des Friedens willen der Aileinberr^elitigung seiner
Keli^ion nicht präjudiciren lassen. Es liegt ein prosser rolijL!;iöscr
Schwung in dieser Gesinnung:; gleichwohl war jene Betrachtungs-
weise, aiif die französisclicn Verhältnisse angewandt, unpolitisch
nnd unpsychologisch; die gesetz massige Duldung des Protestantis-
mus, unter welclior Fomi i's immer sein mochte, konnte bei dem
refonuatoriscbeu Zug, der die OomCitluT in Frimki-eich ergrilfen,
immer nur zu neuem Anwachsen des evimgolisehen Bekonutnisses
führen. Man wird darum dem stiiatsmiinni scher denkenden Land*
grafen wenigstens kein Unrecht zumessen können, wena er in
Fnuik reich vorläufig einen Frieden unter Gleichberechtigung der
Confessionen hergestellt zu sehen wünschte.
Während er in diesem Punkt das practisch Richtige traf,
muss man zugestehen, dass er in einem andern von seiner Art
der diplomatischen und psychologischen Berechnung getauscht
wurde. Ich habe den Landgrafen oben in Schutz genommen gegen
den Vordacht, als sei es ihm bei den religiösen Ein ungs vorsuchen
.lediglich um den Frieden zu thun gewesen, gleichviel ob derselbe
|lllllf einer wli'klichen Verständigung beinihto oder ob diese nur
Üngirt wurde. Wohl aber suchte, wie ausgeführt, der Tjatulgraf
dem schnellen Bruch zwischen dem Lutherthum und der schwei-
zerischen sowie den dieser näher stehenden Ansilmuuugen durch
Verschleierung der obwaltenden Üifferenzen voraubeugen und trat
namentlich mit seineu eigenen Meinungen nicht offen genug her-
vi>r; er hoffte, dass man so die Gefahr der unheilbaren Trennung
würde vermeiden kfinnen, bis es goliinge, ein Uoberrnnkomraen
auf Gnnid gegenseitiger ßuhlung zu treffen. Auch das verschwieg
er, dass man frTidlich allem Vermuthen nach die unnachgiebigen
Flacianer von dieser Vereinbarung werde aussehliessen müssen;
1 dennoch holfte er, man werde sich dazu aufschwingen.*** Er
I hatte sich getauscht: auf dem Naumburger Cougress schien es,
als ob er seinem Ziele nahe sei, in den ^achverhandlungen aber
Igab man eben den Flacianern zu Liebe jenen toloiimten 8tand-
'pankt auf, und nun verlangte man vom Ijandgrafen, er solle sich
idiefiem Verfaliren anscbliessen. Mau setzte ihm mit den Fragen
120) Oben p. 82 ff.
22*
340
Aobter Abschnitt
zu, welche die Prüfsteine der orthodox lutherischen Lehre waren:
mit der Frage nach der localen Gegenwart des Leibes Christi, nach
deni mündlichen Gonuss d«wolben und dem Empfang der Unwürdi-
gen. Diese drei Unterscheidungslehren sollte er in der Form, wie
Johann Friedrich von Sachsen selbi^t sie redigirt, oder einer ähn-
lichen, vermöge der vielhesprophuen Üeclarution bekennen. Es kann
kaum zweifelhaft sein, dass er weder der Ijehre von der localeo Ge-
genwart noch der vtm der iniiiidlichou Xiessnng beipflichtete, und
dass beide Dogmen SAninit dem dritten, vom Empfange der Un-
würdigen, ihm widerwärtig sein mussten, weil sie seinen unioni-
stischen Tendenzen stracks zuwiderliefen.*^* Aber sein Verschwei-
gen liatte ihn in einen Widerspruch verwickelt, welchen aufzulösen
gerade jetzt weit gefährlicher war als früher, bevor die württem-
bergische Kirche polemisch gt^en dün Calvinismus und die calri-
nisirenden Anschauungen Stellung geuommen, und bevor die Erfolge
der flaciaiUacbeu Partei den lutherischen Freunden Philipps ftlien
Muth znr Toleranz gebrochen. Gerade jetzt mit einem offen un-
lutherischen Bekennlnies hervorzutreten, wäre der Weg zum Bruch
mit den lutherischen Freunden, zur Isuliruug, gewesen. Nun hatte
der Landgraf zur Entscheidung der Frage, üb er sich der DecU-
ration an Jobann Friedrich mit gutem Gewissen anschliessen diirfe,
eine Synode hervorragender Theologen nach Casso] berufen. Er
übergab derselben alle eingelaufenen Acten über die Frage, auch
das Buch Bullingers über die Abendmahlslehre und das Gutachten
des Brenz darüber, zur Bcurthoilung. In einem Referat über diese
Acten"- stellt die Synode sich dogmatisch in einen Gegensatz so-
wohl zur schweizerischen und namentlich auch calvinischen [jehro
als zu dem Abendmalilsbekenntniss Johann Friedrichs, wie das-
selbe bei wörtlichem Veretand der von ihm au%estellten Foraiel
aufgefasst werden musste. Sie versichert, dass man die Schweizer,
trotz der Lehrdifferenz nicht verdammen dürfe, sondern, weil
„nicht übel, nur nicht genugsam*^ vom Abendmahl lehrten, dul-
den und üott bitten müsse, sie noch völlig zu erleuchten; and^e^
seits findet sie an der Formel Johann Friedrichs nicht nur dfii
schroffen, im wörtlichen Sinn genommen unbrauchbaren Ausdnict
sondern auch die polemische Tendenz sehr zu tadeln. Sie stellt
121) Oben p. 82, Aom. 37.
122) Kuchenbecker, Coli. IV, p. 434—449.
Achter Abechnitt
341
aun die doppelte Frage auf: ob man die Formel .Jobann Friedrichs
unter einer Erläuterung, die den Sinn schriftgemSss richtig stelle,
annelimen dürfe? ob man andrerseits um des schroffen und fal-
schen Ausdnicks willen sie abschlagen und somit sich von den
augsburgiäcben Cunfessionsverwandteu absondern, sich selbst, die
Seinen und die ganze Kirrbe in Gefatir und Aergemiss stürzen
dürfe. 8ie beantwortet diese Fragen daliin, dass man um de«
Friedens willen verpflichtet sei anzunehmen, was sich irgend mit
giitem Gewissen annehmen lasse, und folgert weiter, dass man
danun auch Johann Friwlriclis Abemlmahisformel, da sie bei rich-
tiger Krläiiterung einon scfiriftg*>rniisspn Sinn ergebe, nicht aus-
schlagen dürfe. Auf die Fragen: ob denn nicht in der That der
ursprüngliche Sinn dieser Forme] ein falscher sei, und ob eine
Foi-mel, die in felschem Sinne aufgestellt worden, mit gutem Ge-
wissen angenrtmmen werden dürfe, nur weil sie aucli oiner schrift-
gemässen lnt<?rprelati"ii Täliig si^'i, wird niclit eingegangen.
In einem bosoudem Gutachten**^ wird nun die Formel Jo-
bann Frii*driohs noch einmal einer eingehenden Erörterung unter-
worfen, mit Erläuterungen versehen und im Sinn dieser Erläu-
terungen approbirt. für gut und schriftgcmäss erkläi*t, während
man doch der Formel der nnumburgischen Vorrede, weil siö völlig
schriftgemäss und ohne wintere Intcrpretatlun klar sei, den Vorzug
vor jener giebt. Welches nun ihn- Sinn ist, der auf diese Wt-ise
dem Bekenntnisö Johann Friedrichs unteigoschnhou werden soll,
ist aus dem Schriftstück keineswegs allentlialben deutlich zu er-
sehen, denn dasselbe bewegt sich in den zurückhaltendsten Wen-
dungen und giebt gerade die kritischen Erliiutorungen nicht un-
mittelbar, sondern durch llinweis auf andere Lchrformeln, weiche
wiederum vielfach zweidi*ntig und verschiedener Auslegung f3thig
sind, oder, wo sie klar redi'n, zur Commontirung der Formel Jo-
hann Friedrichs sich nur durch die verwickoltsten Künsteleien her-
anziehen lassen. So kommt es, dass in der Frage vom Empfang
der Unwürdigen durchweg nur gut lutherischer Sprachgebrauch
angewandt und nirgends deutlich ein unlutherischer (Jedanke aiLS-
gcsprochen wird, wiihrcnd die Meinung der Verfasser docli wohl
auf eine der rofonnirten verwamlti' I>'hre binaubilicf; der münd-
liche Genuss des Leibes und Blutes Christi wird mit Hilfe eines
123) NeudcL-luT II, i>. 3-JfT.
342
Achter Abschnitt
Gutachtens der Thoologen von Leipzig und "Wittenberg zwar glüc
lieh aiiK der Formol Johann »iedrichs hinausintei-pi-ctirt: aber es
bleibt dabei völlig klar, dasä die ursprüDglichc Absicht dieser
Formel dncli war, don mUiullii'hi'ii fieimss im wOilÜHicn Simi z^^
]ehr<>n, dfim ihr Wortlaut strht mit dum Sinu dos CnmiiK'Titai^^
oigcntlich in rni vermittelbarem Widerspruch, und es gelingt mir
durch eine ganz erzwungene Vertauschiuif; der BegriflFe, den letz-
tern in den erstom liineinzutragen : das Bckonntniss Johann
Friedrich« ist durch den Commentar nicht todtznmachen; rann
gewinnt den Eindruck, dass die hessischen Theologen, um ihre
eigene Meinung nicht xu vci-duuktdn, dun IVaglirhtm Satz wedfl
mit noch ohuc Commentar hätten gutheisseu dürfen.^**
1
CfO-
124) Das hessisclie (lutacbtfn ho^it^ht sk-h vornebnilicb nuf die witttro-
borgiBcln» Coneoirdie (vgl. über (iieuplbo p. 75, Aiini. 28, Dor Wt>rUaut wie
in dem üiitachti'n ritirt) und oiut- Erltülnuig der kursjiclislschtni T^eulogrn ;
lioipzig lind Wittotiberg über ibro AbendmaldsU-hrü, wolclie bislwr noc-b nid
bekannt war: vgl Cnliüitrh p. 27r>/X> in dt'r Note. Eine Copi« flotkt sich in
Ilorliji, Itep. 13, 20, c. (j<. d. UDtt.'n<<;hrifton; JohftüDL'S Pfeffinger, Paul Eber,
Daniel Greywr (s.), Georg Major, Ak'xaiidor Aleeiu«, Aiidreaii Froyhubf. Panl
Krdl. Ciiriütiau SagittariuB, Nicolau» Hulnewer.) Dies Autunätüoi, weicht-» für
tue Oeschichlif der kryptoiaUvinischi'n Bitwegiiog ''ine fwwisse Wir.-htigkeit b«a-
spracht, und wobi einmal in extenso pnblinirt ««nlf.Mi «olltu, iat weder so tbII-
Icomait-'ü xweideulig, nocb passt e^ sich mL^erlich so voIlkoinm''U der IiitL^ri-
schen I/thrweise an, wiw inou aus dt-n bei (.'alinitih p. 281 IT. excininrteü
KritilEcn achliessen könnte; vor der WittcabetgCT Concordio bat ob xweifeD«
deo Vorzug gniSACtvr Klarheit voraus; als Rii'bt.solinur Für dii; TiiU-ritratatira
einw lÄdom Formel zu dienen, ist os doph wiedtTiim nicht ziüäiiglicb. l'i-'
Lehre, welrhe n^ (auf Iteiliiudg 47 Rcltfn) in fiinf Abt*chnitten vorträgt, ist iu
den Hauptpunkten: das» in Jl'HI clufiesetzteo Acte der Communion Christa*
loibbaftipr, vis im orRteu .Aboudniahl zugegen sei und den ComnionicAD-
ton deiu>i>lbun Leib, welebur gi.>kn:<uzi[rt wurden, und dasselbe Blut, wolcboi
or zui* Vergebung d>>r Biimlen vergossen fwek-betü den Bpeor, mit dem MiM
Seite durch.'itoirhon wordon, genetzt hat!) mit dem siebthntwi Bnit und Wefa
zuglnicb uiiAtDhIbai'or Wlhso ^ausTiietlo, übenvicbc, si:hunku*, und dass dien
uiisicbtbaron Gabun von don Conimumeanton ,empthngea* werden; hingdg»
nennt ChriBtu» Brot und Wein nur darum seinen T^oib und sein Blut, nin
keinen Zweifi-l zu lifw-n, iUj^k i-r mit dem sifbtl.>iiren Br<'t und Wein pnrw-
lidi auch ilio ansielitluirnn (iaben, seinen I^-ib und sein Blut, dem fonuan-
nicwiti^m rueigim; demfnt.sjm-cbciiii darf man auch nur um der güwisseii nsd
unzweifelhaften Verbindung zwischen dem müudliiihßp U^nuss des Brots aal
Weins und dem Koipfang der unsichtbaren (taben willwi dii^ Auwlrueko ,Es»«
und Trinken'" von dum Brot und "NVoin auch auf \^^i\> mid Blut Christi v\>t-
tragen, wklirund man ünvh äw Art und "Weise, wie Wi
luii« Ulm \^ui lOM ui^m~ ■
ei dem mändlivfac'D Q^H
Aclitar AUchoitt 343
Ich möchte zweifelhaft lassen, ob die Eotschliessungen der
Synode so ausgefallen waren, wie Philipp sie gewünscht; viel-
nuss der wahra Leib dorn CommonirantoD mit^*?thoüt wird, nioht verstöhMi
uot-h mit df-r Vernunft <^rfoi-si;him kau». I^-ili und Ulut ("bristi aV»er wcixlai
von Würdigon sowohl als Unwürdigon pmpfaDgcn, von jonco ritm Loben, von
Diesen zum Oericht. In der ^iztm Bohaudluiig finden sioh nur zwei UoIOar*
horten. I) An einer SUdle vem-ahron die Verfaaser sich dageger, zu dispu-
tiivn ,do modo pranfit>ütiae , wii> odttr waH«<r](-i Whiho, fxler wim n&ho der }j&h
Christi im Brfit iidor beim Bn4 sei («ler Htmi küniit»."* Aiigösiehts der völlig
unzweideutigen Ausführungen über die ^leibliaftigo" Oegenwtrt flhristi im Ab^id-
mahl ist dio6c Stvlle aber wohl nur al» eine Verwolirung gegen Eroi-terungen wie
die Theorie von der Ubiquität und ührdiolie aufzuTasden. 2) Im vierten Ab-
schnitt, wo vom EmjifaiiKfl der rnwürdigen die Rede ist, wird dieser zwar
bejaht, aber untor der itedini;unf;; ,,da dt« Herrn Christi Wort und Ein-
setzung behalten winl.** Im Zusamnifühaiig mit eiiii^>n andern Stetleo der
Schrift betrachtet (welche die Nothwendigkeit des (ilaubcm» zum erapriess-
Uchen GuQusa des Abendmahls erörtern) soheint dio»<>or Zusatz mehr zu oot-
holton, als die blossti Forderung di's iius&orlich stiftungsgemüsscn Gebrauchs,
nämlich auch die Forderong des Glaubens an die Eiusetzangsworte (fiir
euch gegeben — für euch vergossen zur Vergebung der Sünden). Es dürften
demnajjh unter dp>u Unwürdigen doch uieht^ wie ob x. B. im Sinn der For-
mel Johimn Fri(Klri<;hft log, die UngUuhigon mitverstandeu wenlen. Es ist
dios gt-oaa diosrilw; Zweidoutigkeit, welche aueh die witteobei^ische Coocordie
in diesem Artikf^l onthült, — über den sic^h übrigens äuaserlinh betrachtot beide
Fonnuln völlig lutlifn-isrh nu-sdriicken. I>ie liei Cnlinieh I. <:. exwrpirti'n Kri-
tikoo sprechen sich über dos süchsisobo Gutachten sämmtlieh in cuphcmisti-
tohen Weudungon aus: oa ist ganz zweifellos, das» dasselbe den mündlichen
Genuas im eigentlichen Sinn leugnet, — Ich überioäse nun dem Leser selbst
zwischen den drei fn^rlit^hfin Formeln und l>*hren den Vergleich zu zif^hen und
abzimiessen, wie weit diibfi eine klare Deutung der Furniel .loharm Krii'driehB
zu gewiiiDcn ist. Nur möchte ich noch bemerken: wenn auch <las knrsSch-
sischo Gutachten in der Frage vom mündlichen Oenuss ganz klar lehrt, ao
ist damit für die [ntcrpretation der säuhsischcn Formel doch nicht allzuviel
gewonnen 1) weil auch hier die Erklärung der Witten Wrgur und Leipziger aul
gleichem Foss mit der völlig zweideutigen Wittenborger Cürnfflidie betuuidolt
wird, J) weil die Formol Johann Friedrichs giir zu klar und deutlich einen
andern 8inn lehrt, als den, welchen der l^ommentar versteckter W^iso ihr
uutt'rschieben will. Nach der Formel .Johann Friedrichs wird iler Leib Cliräti
, nicht lülein geistlich mid duruh ik>n GlauUtMi, sondern uueh iiuäiverlich , leib-
lich and mit dem Munde" genossen; die bessi.schen Theologen legen mit Hülfe
der karsäcbsi»chen Schrift diesen Worten den ßinn unter, dasa der Commuai-
cent sich den Loib Christi niubt allein geistlicher Weise durch den Glauben,
Bondem EUgleidi auch vermittelst des äusserlichen, leiblichen, mündlichon
Oenoäsoe (fi&mlich von Wein und Brod) zuoigiio: eine Künstolei, die bei dorn
klaren Ausdruok der Formel Jobann Friedrichs ziemlich wirkungslos verloren geht,
344 Aohtcr Abaohrntt
leicht hätte er es lieber gesehen, wenn seine Tlieologcn sich g
die Annahme der sÄchsischen Formel erklärt hätten. Wie dem
sei, er schloss sich nunmehr dem Outaditen seiner Theologen so
wie es aus^L'falk'n wur an und hraolite bei Wolfgaii^ und Christoph
für die Boclaratinn au .Jfphiinn Krittdrich eine Formel in Vorschlag.
welche bis auf eine eingesehaltote Verwalirung gegen die Dogmra
von der Tranösubstantiation und röumlirhon Einschliessung mit
der vom Herzoge selbst aufgestellten wörtlich übereinstimmte,
fügte allerdings hinzu, dass er dieselbe nach ifassgabe des G
achtens seiner Theologen verstanden wissen wolle, "^ eignete sii
also sämmtUuhö Klaiisoln und Vorl>ehalte an, welche Jene in ihren
Erläuterungen aufgestellt; damit hatte er sich einen Ausweg g^
wahrt, mit Hilfe dessen er sich aller Zumuthungen, für die Decla-
ration im streng lutherischen Sinn unter Ausschluss anderer Deu-
tongon einzutreten, allenfalls erwehren konnte; doch hätte dies
nur so geschehen können, dnss der Sinn, welchen er selbst in
die Doclaration zu verlegen wünschte, nachmals durch eine offiie
unzweideutige Interprptation klargestellt wurde, denn die Krklänmg
selbst und das Gutachten seiner Theologen genügten dazu nicht
Nun hätte der Landgraf, selbt wenn er sich in seinen alten
Tagen wirklich zum Luthertfmm bekehrt hätte, doch darum nicht
seine nnionistische Tcnrlonz, sein Eintrotr-n für die Duldung der
abweichenden Richtimgen aufzugobcu brtiuchcu; und wie die Folge
zeigte hielt er au diesem leitenden Gedanken seines Leb^s bis
ans Ende fest; auch nius,s zugegeben werden, dass ein erid&rter
Bruch zwischen dem strengen Luttierthum und den calvinisiren-
den Bestaiidthoilen der deutschen tihuibensgemeinscliaft für alle
Hotfnuugon, die man noch auf eine zukünftige Annäherung
1
zamal 3) die kiLrsächsIt^ho Krklänuig weder wijrtiich noch inhaltlich insei
sondenj nur ^'enannt wird. — Hassenkamji (I p. T.W ff.) hat das he«sisch^ (»ut-
achteii luit BestJuiiiiiÜlfit im Sinti der ^ mclauehthonisdion ** Lehn.' inlertiretirco
wollon. £6 soll nicht geleugnet wertleu, dass in der That die Muhrzabl der
AaasteUor (dieselben waren nicht völlig einig mid gehörton selbst verschiedeaiai
Richtungen an; vgl. die rntersthriftcn dc-s Gutachtens und Hass'jnkamp Ip. '(?i8;
n p. 453 ft.) in da» Schriftstück «inen Sinn l^i^feß Wk>lJlo, der in mehreren rank-
ten der refonnirten Lehre verwandt war; um aber mit Sicherheit zu diesem Et-
gebniss zu kommen, muss man Kic;h eben un die PersöDliubkeiteii der VerfiuBer
halten; aus dem vonii-.ht-ig-rHSen'irtt>n CIutJLchten selltst ist (\or Niuihweiä, EUinil
ohn« Keuctniijs der kur»üchsis<.:hen Bclirift, nicht mit Sicburhuit zu fühns-
125) Calinich p. 296, 316/7. Vgl. ibid. p. 222.
1
Aohtsr Abschnitt.
345
Bekenntnisse hegen dm-fte, verhfingnissvoU werden konnte: mit
dem I^ndgrafen und Kurfflrst Friedrich wäi'en, wenn sie inner-
halb des dentschen Prntestantismus isolirt \nirden, aus dem Kreis
der evangelischen Fürsten vielleicht die Tvetzten ausgeschieden,
die noch für die roligiöse Union hätten wirken mögen. Aber
rousBto nicht auch jeder wirkliche oder scheinbare Erfolg des
strengen LiiTherthuras, ja auch das blosse Stillsi-^hweigen der ab-
weichenden Richtungen die Schwierigkeiten vermehren, den Zug
der Geister begtinstigen , der in letatcr Zeit mehi' und melu* nach
der exclusiv latheriKchen Anschauung hindrängt^?, und die aus-
wärtigen Kirt^hcn vom Zusnmmengohen mit den dcnitschen ab-
schrecken? Kben darin, dass die lan^ährigen Mühen des Land-
f^fen endlieh nur den Erfolg hatten, ihn vor eine so schwere
Wahl zu stellen, offenbart sich am deutlichsten, dass der Ver-
stoss gegen die Pflicht offenen Hokonntnissos, der in seiriier Pdlitik
lag, zugleich — und dies dürftti für alle iüinli(;hen Verhältnisse
ebenso gültig sein — ein schwerer politischer Fehler gewesen war.
Dies hat imt-h der Ausgang der krypt"calvinischen Richtung im
nächstfulgeuden Jahrzolmt bestätigt: ein Ereigiiiss, rec^ht geschaffen
um zu zeigen, diuss (Jemeinschaften des Glaubens oder der Gesin-
nung, difi mit ihr(»m Wahlspruch nicht offen auftreten, sich discre-
ditiitm müssen, und snlchf. die nicht streitbur — wie es sich Ja
selbst mit der Duldsamkeit gegen andere Richtungen vereinen läset
— für ihre Meinimgen eintreten, andere GeistesstPomungen sich über
den Kopf wachsen lassen. An der Ent^vicklung luid Katastrophe
des Kryptocalvinismns hat Landgraf Philipp sich in hnhem Masse
mitschuldig gemacht, denn wie Melanehthon unter de» Theologen,
so hatte er unter den Fürsten den Beruf, für (Jius R(;eht freien
Bekenntnisse« auch zu im lutherischen Meinungen offen einzutreten.
Er hätte eben sch<m Jahre vor dem Herbst 1561 sich rückhalts-
los erklären, die Gleichdenkenden um sich zu sammeln und die
Kraft solcher Gesinnung an der Macht der Orthodoxie sich messen
lassen müssen.
Warum hat der Landgraf nie vermocht^ sich zu solchem
Vorgehen aufzuschwingen?^** Der Sehlü.tsel zu seinem Verhalten
liegt vielleicht darin, dass es immer nur die pereönliche müud-
126) V0. XU den nachfolHeoden Erörterungen oben p. 82/6; 142/6; 2Ö9/70.
Beilagen No. XU, XIV, XXJV.
Aditer Abschnitt.
liehe VerhandJung gewesen war, welcher er die Kraft zutraute?
den Strßit zu linderu oder beizulegen; auf die theologische Pole-
mik über die Ferne hin, da ^der Eine hier, der Andre dort ein
Üuch mtichf und man „hin nnd wiedfr schroibt** hattt* er uin
seine Hufl'nung gewetzL Diese Ansi-biitiung führt giiuz uatürlici)
auf den Grundgedanken seiner Eirchenpolitik: dasa, um eine mö^^l
liehst allgemoino Verständigung nicht nur unter den Obrigkeiten,
&üDdci*n auch unter den (Tcistlichen herbeizuführen, man eben
Geistliche alier Riclitungen persönlich ziisararaen bringen, das beisst,
eine allgemeine Synode veranstalten müsse. Wir sahen, wio oft
der Landgraf diesem Gedanken das Wort redete, und das« ihm
nie Fuigp geleistet wurde. Liegt nun aber hier nicht ein iunerer
Widerspruch? Die Voraussetzung der Unionsbestrebungen Philipps
ist nach seinem eigenen Zeugnis^ das gute Vortraueu, das« diflfl
grosse Mehi-zahl der Protestanten sich dafür gewinnen lassen werden"
mit ihm für die Union einzutreten. Hiess es nicht» dies Vertrauen
im Handeln verleugnen, wenn der Landgraf sich nie cntscbliessen
konnte, sein Progiamm rücksichtslos der Oeffentlichkeit preiszu-
geben? Wenn er z. B. selbst auf dem Naumburger Congress nur
für den soeben versammelten Krei.s offtm redete, und doch, gleich-
wie die Andern. Bedaciit darauf nahm, dass die volle Tragweite
seiner Ahsichien nicht in aller Welt uoturisch würde? Wenn er
das erlösende Wort etwa stets auf die allgemeine Synode ver-
schob, worin lag denn der fundamentale Untei-schied zwischen
der synodalen Verhandlung und jeder andern Art von Eintreten
für das erstr^bti^ Ziel; was berechtigte ihn, derselben einen so
ungleich höheren Werth beizumessen als etwa der Agitation durch
SchriftstollenM und Predigt, in welclusr doch die Flacianer so QroasK
leisteton? Ich habt' schon früher Einzelnes angedeutet, was hiff
auf den muthra asslichen Godaukenzusanmienhang führen könnte;
es sei erlaubt, noch einmal darauf zurückzukommen und (ohne
damit den Gedankengang lies Landgrafen sicher errathen zu wollen)
daraulegen, wie jene Politik doch iun;h objectiv eine borechtigie
Seite hatte. Wenn^ was schon Früher gesagt ist: dass über der
freieren Richtung dos Protestantismus in jener Zeit allgemein ein
lähmendes Gefülil der Ohnmacht imd Hoffnungslosigkeit lastete, in
ganz derselben Weise vom Umdgrufen raitgelton sollte, so wäre
freilich seine ganze Kirchenpolitik Nichts als ein endloser Selhst-
betiug. Aber blind hätte er sein müssen, hätte er Ton dieser
Achter Abschnitt.
347
Zeitstimmurgf keine Kenntniss gehabt und auf sie freinerloi Rück-
sicht genommen. Es bedurfte sicher, sollten die Freunde des
kirchlichen Friedens der Orthodoxie einmal pescblosseii gegentlber-
treton, eines grossen AufiM'hwungs, und zu diesem einer grossen
KmiutlügiiDg. Der gewolinto Gang des kirdiliciu'n Leb^ms, das
stete Wiederholen der ausgedroschenen theologischen Argumen-
tation von einer und der andern Seite konnte eine solclie nicht
wiihl mit sich bringen. In rier schriftstellerischen Agitation und
auf der Kanzel war die e.xclusive Richtung gegenüber der ver-
söhnlichen, ft-eieren im Vortlieil vermöge ihrer radikalen (iruud-
HÜtze und jener ni<;ksieht>iiosen Ungebuudonheit di's Tons, welche
in ihrer dogmatischen Eigenart eine subjeetive Berechtigung besass.
Diesen Kampfmitteln konnten die Vertreter einer relativen Dul-
dung, ohne sich selbst untjeu zu werden, nichts Achnliches gegen-
überstellen: hier liegt der Grund jener Schüchternheit, wolcho die
Ireniker unter den Protf^tanton jener Zeit gefesselt hielt. Wohl
aber konnte diese, in der protestantischen Kirche vorsteckte Qe-
meinschaft zum Bewusstsein einer grossen sittlichen Macht er-
wachen und den Muth zum fi-eieren Auftreten fassen, wenn bei
einer vollständigeu Musterung der Streitkräfte sich ergab» das«
sie die Mehrheit iler Stimmen vereinigte. Daau wäre denn frei-
lich, sofern, wie Landgraf Philipp voraussetzte, die überwiegende
Mehrheit der Prolestanteii der Union noch immer innerlich g^
oeigt war, die allgenioino Synode das rechte Mittot gowosen.
Hierbei muss man denn femer benicksi<'htigen, dass der Glaube an
den göttlichen Beruf ullgemeiner Synoden, in der Kircthe Frieden
zu stiften, doch auch im Protestantismus tief eingewurzidt war.
Durch all Die« wird freilich der grosse Fehler nicht kleiner, den,
wie alle Gloicligesinnten, auch der Ijindgraf beging: bis zu der
ersehnten Synode das ganze Pt-ld fast SL-Iiwoigond der schranken-
losen Agitation des exclusiven Lutherthums zu überlassen; doch ist
das bis auf einen gewissen Grad verständlich, denn offenbar unter-
schätzt«^ er das gtjfiihrliche Wachsthum der Orthodoxie un<i traute
seinen Zeitgenossen im Allgemeinen mohr Freiheit des IJrtlieils
zu, als sie besassen. Wenn er dann freilich selbst nach den Er-
fahrungen des Jahn^s 1501 nicht auf den alten reforniatorisohen
(if.'daukeii zurückkam, dass, um der Wahrheit zum Sieg zu ver-
helfen, die Geister offen aufeinanderpl atzen müssen; wenn er sich
nach wie vor der Einsicht verschloss, dass sein stetes Schweigen
348
AchUT Abäubiiitt
1
I
der Sache zum Pr^udiz ausschlagen müsse, und, um der ofTeneti^
Erklärung auszuweichen, sogar den Schein auf sich nahm, als
habe er ausdrücklich sein Placet zur Aussei) lieRsung aller mcfat
lutliorisclien b^lire g:Cf;cben, so eriniiei-l dies in ci^entliiiralichctf
"WeiSQ an diu kritischste Periode soiuer Kia-henpoliük, in der^
sich zweifellos offenbart hat, dass^ wie die Festigkeit seines Cha-
racters, auch die Folgerichtigkeit seiner Erwägungen nicht jedem
"Drnnjj: der Verhältnisse Stjind hielt. Ich meine sein Verlialtenj
zum Interim in iler Zeit, der Gefangenschnft. Er selbst hat spÜ-j
ter kein Hehl daraus gemacht, und in der Zeit, die uns beschäftigt,!
aufrichtig gestanden, dass er damals „aus menschlicher Furcht
und Noth zuviel getban.'^ '" Nun wird man immerhin die Vei^
legenheit dieser Tage mit dem harten Druck der Gefangenschaft
nicht vergleichen können; und blickt man daraufhin, wie gewagt
eben in unseni Jahren inanehinRl des Tjandgrafeu Pülitik zu Gun-
sten des Protestautismus war; wie er sich comproniiltirte um den
Gonfessionsv er wandten an Frankreich einen Freund zu erhalten,]
und wie er sich dann im Jahr 1562 exponirte um den bedräng-
ten Hugenotten Hilfe zu schatFen, so wird man wiederum schwer-^
lieh glauben können, dass die gemeine Furcht bei jenem Schritt
eine grosse Rollo spielte. Es ist aber aus der Interimspolitik des
Tjimigrafen anrli xii ontiiehnieii, ilnss c-r, mof'htc gleieli seiiie^H
innerliche Ueber/eugung auf die Dimer stets ihr Reeht behaupten,^H
doch nicht gefeit war gegen jene Sophistik, vermöge deren selbst
die aufrichtigeren "Xatureu zu Zeiten sich andere Anschauungen vöh
Wahren, Rechten und Zweckmässigen vortäuschen können, als di»^
sind, die im Grund ihres Herzens stoeker.'-'* Bicsos Character
zugs mag man sieh erinnern, wenn es sieli diinim handelt, in dorl
Politik dos Landgrafen solchen Schritten, wie die Annahme derl
1
i
127) Kluckh. I p. 196.
128) Ich stütze mich bei dieseni UrtheÜ aussor auf dio publiciiten Ä-
teriaUon («in vollftiiiidigstf'ii vei-werüiet boi v. Hi'ist^r) auch auf dio oui«oriR-4)«
l>*clüiv der Acten aus Ijind<;rjir Philipps (ipfangi'nschaft in Marburg. Die-
selbtMi nuthaltoii noch imiimr .soiiol Tnliütnit/.tns, dass sie oine neue Abbaod-
long in kurzer Form Lohnen würden. Leider lag mü- nicht Alles, was vor-
handen 8oin inDss, vor; die von Hassonkamp 1 p. 663 tirwähnteu schriftlichen
Hollexionün Philipps über das Interim im t-'homaligeD Casseler Begiöningsatviiiv
habe loh nicht gesehun.
k
Achter Abschnitt
sächsischen Abpiulmahlsfurinol, oiiio Art von Vcrstiindniss abzu-
güwüiüL'U. InmH'ihm wird miui solcho Erklüi-un^' stets nur auf
die Inconsequenzen und Äbirrun/ijen der l au dgriif liehen Politik
anwenden düifen, nicht aber auf deren fUlgemeine Kichtuojär; dasä
die stolzen Plane, die er im Namen seiner Kirche hegte, aus
einem Selbstbetrug lierausgowachsen wären, nicht aus fester, inner-
licher Ueberzeuguufc, ist unmöglich »rzunehmen. Der bleibende
Grundzug der land gräflichen Folitik ist, ti-otz mancher Anwand-
lungen von Schwäche, doch nur der: nicht jederzeit die politische
Bequemlichkeit und Sicherheit des nächsteo Augenblicks oder der
nächsten Jahre zu suchen (hiitte der fjanclgraf nur Dies gewollt, so
hätte er, wie die Andern, in erster Linie der Bildung einer ge-
schlossenen National kircho zusti-eben miLssen!), sDndern diese nahe-
liegenden Vortlieile zu opfern um durchgreifende nnd dauernde
BüiTgschaften für die Zukunft des allgemeinen und in ihm des
deutschen Protestantismus zu t-'rkämpfen. Wer jenes Opfer brin-
gen wollte, der musste in den endlichen Erfolg der Uniunsbestre-
bungen ein achtes, unverfälschtes Vertrauen besitzen; hier konnte
Wühl die naive, gutgläubige Illusiun, wie deren ein sanguinisches
Temperament fähig ist, eine grosse Rolle spielen, nicht ab«r eine
innerliche Unaufrichtigkeit Wenn man so den I^nilgrafen nach
Dem beurtheilt, was in seinem Streben das stets Wiederkehrende
und Bleibende ist, wird man immer daraid" zurückkommen müssen,
dass er im Grunde doch ehrlichen Gemütlis war; und wenn man
mit dieser Voraussetzung seinen (Jedunkenkreis, wie wir das frülior
s<.'bon gethan haben, im Einzelnen durclimisst, so wird man auch
immer wieder zugestehen müssen, dass sich ihm, im AUgf^mpineu
gesprochen, und im Vergleich mit seineu Zeitgenossen, auch Furcht'
losigkeit imd KlnrJieit des Denkens nicht 'aberkennen lasst Für
seine Zeit, und namentlich das Deutschland seiner Zeit ging seine
Berechnung, mehr auf das innere Recht seiner Sache, als auf eine
objective ßcurtlieilung der Menschen gestützt, wie der Ausgang
bewiesen hat, fehl: sub specie aetemi behält seine Auffassung der
relipiösen Tagesatreitigkeiten Recht.
Wolfgang und Christoph fassten die Erklärung des Land-
grafen und das Gutachten seiner Theologen als lutherisch ohne
Hintergedanken aui' und nalmien sie mit grossen Fix'uden ent-
gegen. Inzwischen hatte Kurfürst Friedrich sich zum zweiten
Mal entschieden ausgesprochen, dass er mit keiner weiteren Becla-
360
Acliter AbMilmitt.
I
ntion als der zu Naumburpr verfasstcn etwas zu Ihun hal
wolle."* Die Heraoge setzten nun die Verhandlungen auch ohne^
den Kurfüi-sten fort Im Herzogthum Sachsen -Weimar vollzog sich
damals scheinbar ein hoflhungsToller Umschwung der Dinge: im
lauf des Jnhros hatti' sich der Streit zwischen Johann Friedrich
und steinen uiibütmiissigtm Theologen bis zur Dnerträglichkeit ver-
schäift: dies führte dazu, dass in den letzten Monaten des Jahrs
ihre hervorragendsten Führer: die Professoren Flacius-, Musäus,^H
"Wigand, Judex, neböt einigen Ändern entlassen und Landes Te'>^^
wiesen wurden.'^** Als nun aber Woifgang und Ciiristoph das
Resultat der langen Bcratlmngen seit dem Naumburger Tag aa
Jubunri Friudrich boricbtften, zeigte siüh wiederum, dass der H(*p"
zog eben nur um der Selbstständigkeit seines Kirchenrogimeni»'
willen mit den Flacianem zerfallen war, ohne die strengen Grund-
sätze der Orthodoxie pi-oiszngebcn. Kr erklärte, dass er mit der
blossen Billigung seiner Abendmalil sichre nicbt zufrieden sein
könne; er verlangte nach wie vor Annahme der ganzen Vor-
rede, welche er an Stelle der naumburgischen entworfen; ja er
fiel, worüber Woifgang und Cliristoph nirht wonig entriistet waren,
zum zwuiten Mal in die altt^ Forderm%^ der namentlichen Vi':
dammungen zurück. Auf die weiteren Vorstellungen der Fr
anlwiirtete or nicht mehr. So scheitelten denn die Verliandlungotf
im Februar des Jahres li)62 voilstäudig. '^' Es kam nicht zur
Vollziehung der Declaration ; dem Landgrafen blieb damit die
bitterste Consequenz jenes Naciigebcns. zu dem er sich gewis»-
licli nur mit gespulteiieni llorzon entschlossen, und das ilim inner-
lich vielleicht langst wieder leid geworden war, glüi'küch erspart
An dem Andenken des f^ndgrafeu bat sich seine Incunsequc:
gleichwohl tragisch gorüclit; seine kirchltrho Haltung, und vor-
näralich die Erklärung vom Herbst 1501 hat lutiierischen Ten-
denzschriftstellcrn bis in die neueste Zeit herhalten müsson um zu
deduciren, dass Philipp von Hessen und seine Theologen Luthera-
ner vum reinsten Wassi-r, wii nicht gar vom Schlage der Con-
129) KhR-kh. I p. 201.
130) Salip III p. 34.T ff. BwA 1 p. 367 ff. (fnst voUständig nach SriigV'
Pregpr n p. 14Ö ff.
131) GUinich p. 315, 324/40.
Achter AbschmH.
351
demnanten, ^wesen seien: eino bittere Imnie auf Das. was der
Landgraf zeitlebens geglaubt und erstrebt bat ^'^
k
Wie wenig entsprach im Herbst des Jahres 1561 die Lago
der Kvangelischcn den Hoffnungen, mit welchen Landgraf PliÜipp
nach dem Wormscr Roligionsg*?spräoh die neue Aera seiner alten
Politik eröffnet hatte. Nach vier Jahren des RingonK sali er aicii
nicht nur an den Ausgangspunkt seiner Mühen zurückversetzt;
die Gegensätze, welche auszugleichen er damals; unternommen,
hatten sich jetzt verschärft; ja es war selbst der Boden, auf wel-
chen er damals seine Envartungen gründen durfte, nicht mehr
fest Auch in den Kreis von Fürsten und fürstlichen Landes-
kirchen, welcher damals vom religiösen Parteigeist noch nicht
zersetzt war, welcher noch im Frankfurter Recess sich darstelltü
wie der hoffnungsvolle Anfang einer neuen deutschen Einheits-
kircho und auf dem Naumburger Tag sich anszuwachsen schien
zu einem öcuraenischen Protestantismus, waren Elemente gegen-
132) Oarth, Berieht vom HelipionBWpgoo, p,39— 47; Tjeuchtor p. 151 ff.
(dfts dnselbAt p. lf)2 (litirti- S«'lin^itii>ii den t^ndgrafE>n daliil von Meit).4iAch il.
24. Sept; vgl. oIwü p. 2bfi iu der Anmerkung; der Verfasser tiat aus Vorst'bpii
das Datoin mit ü»mjetiigi'ii mnm wuiltMinliorgischun KuliroiliouB, wol^-buti Uim
gleichzeitig vorlag, vomocbHoU: a. p. 334, Aoiii. HO). — Hpeulal-Wiilerlegiiug
p. I8ff. Tlifir M'inl die Aupcliaiiuutj der i-efomiirton Kirchcnhistonkcr von dem
»•hi-tnalij^n t'onfesflionsstaiid in llnssen und der ndiffiöseo Stellung Ijuidgraf
Phüipp« Kohr obara(;tor{^tlsi-li tx'kümpft: h'AtUr tlicso AnscliAuung Iferrht. ragr-u
die Verfasser, so liütto der Ijindgnif sich folgL'ndcmuujSon Üussoni rnüasun:
„was will man doch viu! Wesens hukiIil'u mit don Zwinglianom und l.utlm-
Tischen; hjq sind alle beide der au gsbui^i scheu Confesüou zugctliao; man losso
61" nur MeiU'tj, und iKfidurU-i Moioung üfFeutiii;h lehren und tn-iben, und
Düthige fii).' dahiu. daaa sie einander für Bnidcr in t'bristo ehn-n und erkemit'n
müssen, und altto friedlirb und cintiürlitig hei- und ncl>ecejn ander Icbfo, wlo
in ucBerm Füretenthum und Laiidon auch ^schieht* Das» Ptiilipp sich so
(nielnCD die Darmstiidfer) nicht üu»siirtt\ kommt eben dalier, dass er und «sinn
tiandeskircbc schlotUtliin luthorisrh und Gcgnor der Schweizer Ixhrn wai-oiL
— Von dem Outai-ihton dsr h*!s>i>«-hfii Theologen vom Herbst 1501 hnisRt os
ebendaselbst sehr bez(.'irhnend : ..Halxin sie aber ein Andon^s (als dio lutho-
risobe Lehre) heimlich im fl^^r^en bohaltnii, so wird» ihnen vor Gott desto
schwerer zu verautworteu seiii.^ — Viluuu [i. % ff. — Wio wiMiig der Luid-
graf und die hesbisuhu Theologie von der Sch\)ld an solchen Entj^tJ'llungeu frei-
zusprechen wind, zeigt sich re'.-ht deiitlieh darin, daas sellist ein so objectiver
Beurthciler wie Kluckhohn noch in einen ühuUcheD Intbum verfallen konnte:
Tgl. Müochetier Jahrbuch 16Bf> p. 430. 482.
353
Achter Abschnitt.
M
soitip^er Eutfreindung eingcdiutigüti: achon statu! der Kurfürst
Pfalz mit seiner Kirche fa^t aiisseHialb dieser Gomemschaft, und^j
ob der Landgraf seine Stellung in ihr würde wahren könnenf^^
oline TOD seiner Vermittlungspolitik mit der Zeit melir und mehr^
preiszugeben , war mindestens z wcÜ'elliaft geworden. Dem aus-
wärtigen Protestantismus war der deutsche weder weiter entpegt?n-
geknmmen, nocli hatte er ihn nälier zu sich herangezof^n ; die
GtefÜhle der Sympathie für die Weliwesterkirche waren auf deut-j
scher Seite fast vülli^^ geschwunden; dit* früher schon schwache'
ActioD des deutschen Protestautismus nach dem Ausland hin war
theils lahmgelegt, theils in ein ganz verkehrtes Geleis gcrathcn.^1
Auf die Be^ründun;: einer einheitlichen Glaubensgemeinscliaft™
der Protestanten in Deutschland und Kuropa hatte der Landgraf
ein ebensoweit reichendes politisches KiuverHtandniss bauen wollen:
auch diese llnfTmingeii wan'n mit den nMigiosen Kinheitsbestre-
bungen gescheitert Hier liaben wir das Bild der Vorg&nge im^
Jahr 1561 nocli mit einigen Zügen zu verroll kommnen.
Für den naumburj^^ischen Fiirstentaj; hatten der Lan<i
und Herzog Christoph, der ihm bisher stets in seinen üni«
vi>rsclilägen beigestimmt, auf die Erörterung der Bünduiasfrage
verzichtet,^"** um den Kurfilrateu von Sachsen nicht von der Thei!-
nähme an den kirchlirhen Friedensverhanrjlnngen abzuschrecken.
Der Landgraf ergriff aber, im Vertrauen auf die Sicherheit der ,
Resultate von Naumburg, die nächste Gelegenheit, welche sieb
bot, um die Sache wieder zur Sprache zu bringen. Ein schwci-^
zerischer Hauptmann hatte im März des Jahres 1561, wohl in'
der Hoffnung sich einen Angebelohn zu verdienen oder einea i
Werbeauftrag zu erhalten, die Nachricht verbreitet, dass ante|^|
Fühnuig des Grafen Älbrecht von Lodnm sich Landsknechte,"
Spanier und Italiener unter dum Vorwaud einea Zugs ge^n die
Schweizer, in Wahrheit zu einem Üeberfall Württembergs, nahe
der witrttonibergischen Ostgrenzo versammelten; vermuthlich be-
nutzte er bereits umlaufende Erzählungen, um sie zu diesemj
Berichte auszuschmücken, denn Herzog Chrisitoph uud Kv
Fiicdrich hatten zu seinen Angaben noch andere Zeitungen vo
Werbungen hinzuzufügen; nannMitlieh schöpfte der Letztere
ßesorguiss aus angeblichen Truppenbestellungeu des Papstes
»0 im j
fidgn^^
nionft-^^
ü-
m.
er^
cbfl
?i-H
in"
133) Oben p. 196.
Achter Ab.s(;bDitt
353
Deutschland; er war nicht ohne Furcht, es niö^ auf einen Üeber-
fiill lier ilfMitsohen Priitestantmi abgesehen «oin, zuinal er soeben
auch die fraozosi^clien Katholiken in Werbung zu sollen glaubte,
um mit deatschem Kriepsmlk dio Hn^'<>nott<^n zn untt^rdrückon.
Die Erfindung des Öchweizurs unii die andern Nachrichten nun
gelangten sofort duivh Horssog Christoph selbst und durch Ver-
mittlung Kurfürst tViedririip! an den I^andgrafen. "* Der Letztere
nun fand es für dicsnwd uiiwahrschfiulich. da*w der Kaiser oder
der Papst etwas gegen proteatantische Stände vorhaben sollten;
doch sprach er sich gniiidsÜt/tiiOi dafUr aUH, auf ^Icho Vorgang
ein s(;harf('s Aiigennirrk zu Imbon, und bratihtf abcrniaU bei Pfalz
und Württemberg da« Bündniss in Voi-schlu^: nicht weil die
au^t.'nblickliche Ui^e so beilnjhlich &oi, sondern weil man sich auf
dit' Zukunft i;efiLsst machen raiisse, ehe es zu spftt wordo. Der
Kurfürst, Hor/og Christoph, der lAndgi-af scibht und Wolfgang
von l^fiilz, oder, wenn dieser sich wcigore, nur jf^no drei, sollten
eine Kinigung ku gemeinstimor Abwehr jedes Angriffs auf eins
der Mitglieder eingehen; gleich auf dfr StölIe sollte durch fdne
JRiitheconferenz die Höhe der Beithige zum gomeiueu Work be-
stimmt werden; je nach Gelegenheit sollteu auch weitei« Mit-
glieder eintreten dürfen.**^
Bis daliin hutto der Landgraf, mochte er auch diesen Ge-
danken schon lang!' mit sich horumtragen, von politischer An-
itaherung an das Ausland noch nicht zu reden gewagt Der
firund war wohl, daKs bisher seine Bemülmngen, ein religiöses
Einverständniss mit der schweixerischon Richtimg anzubalmen^
die im Ausiaud dominirte, erfolglos geblieben waren. Nun war
aber damals auch die schroffe Kxclusiritat des deutschen Lutlier-
thums noch nicht so allgemein zum Wahlspruch geworden, wie
drt-s bald darauf durch die Nachvcrhnndhingi'n zum naumbuq^i-
schon Tag ge^tchali. Nnch zu Naumburg hatto man sich ja eines
Glaubens mit den Hugonotton bekannt uud sogar einen Anlaut
genommen, den andern protestantischen Nationen zu kirdilicher
Verständigung die Hand zu reichen. Die Annähenmg des Con-
134) (^ristopb aji l'bilipp StuUg. il. M. März, Hs. Friedrioh mi FhÜipii
Heklelb. d. 29. Mn; s. Rfil. XXXIV. Dont. aii deiis. Hcitl«-!^. d. 4. April,
H«. VgL den Anbaut; ^^^ gpfiÜÄchto Naclirif;hton.
i:i5.1 Pliil. lUi Friedr. Ziogoiibaiii d. 11. April, s. Beil. XXXV. An Chri-
stoph vom selben Tag aad Ort, gleichlautend bia auf einige AuslassuDgeo. (Hs.)
23
354
Aoliter Abschnitt
cils und die unhoimlithen Aiizeichon <ies kommenden Rolipion
krieges in Frankreich, andorcreeib* diu Hofluuug, welche
Regiment Catharinos der Kcfonnotion zu bieten schien, trieben
jetzt den Liuid^iat'en, d<*r reli^'iüsm Voreiuhaning vorgreifend be-
reit» auf pulitist'he Annäiieiiing an die wichtigsten Mächte d«e
Protestantismus im Ausland zu dringen, zu denen jetzt, wo in
Krankreiüli die Entscheidung lieranrücktts unbedingt auch das
Hugcnottenthum gehörte.
Soeben hatt4' d«r I^iindgrof bei Sachsen, Pfalz und Württem-
berg den Ycir»t-hlag gemacht, eine Gesandtscliatt an den König
von Xavarra zu schicken, ihn zu emuitliigen und so Frankreich
in Sachen des Cüuuils auf die protestantische Seite zu ziehen."*
Wenige Tage darauf schreibt er dem Kurfürsten von Sachsen, es
sei seines Erachtons nothwendig, nach Frankreich und England
zu sciückcn und mit ihnen mehr uU bisher geschehen zu com-
municiren.^"^ Wieder nach wenigen Tagen trägt er bei Pfalz
und Württemberg, wie eben erzählt, auf eine deutsche Schuts-
einigung an. '^^ In demselbt^n Schnüben proponirt er dem Kur-
fürsten und drni KiTZOg, nach England zu schicken und sich za
erkundigen, welche Stellung die Königin dem Concil gf^nüber
einiiehnion woixie und was Trusts man sich zu ihr vergehen düif^,
wenn ein Ki^ligionskricg gegen die Kvangelischen in Deutschland
untcrnummen werden sollte. Bald darauf aber schlügt er vor,
im Fall die katholische Partei in Frankreich den Krieg be-
ginne, den Pi-otestanten unter Navarra deutsches Volk zu
136) Am 30. März; s. |,. 293/4.
137) An Augiist, Cawcl d. 7. April; lls. In diesem Brief verdeu
tungon erwähnt, welche moldon, dass Frankreich und England zugesagt 1
du ConoiJ zu be.schtckoD; PhUipTi bez^'eüelt deren Kichttgkeit. Giasaea dH*
14. April (Hs.) schreibt der lamtgruf an den Kurfürsten, nntur Ueboncmtanr
von Zeituumm : w<'yl nuti euer lielj aus diessfn. aucb den vori^n xeitun.^-
welche wir E. h. Rugescliiclif, sefK-u, d;w ni(-Ii dor Ba[iät mit dem L'oii'Uil^
embsig hAmiiliet, und sir-li d&pfer xui- flaolien schickt; so dann sollich Coo
liuin, wie nndei'st nicht znvermuttun, vor sich gehen (wird), und das
das der konig zu Franckreich und die Königin zu KngellaudI soUichs liiiniiifih».
sorgen wir, es werde des viel i?in ursAcii sein, das wir. die diesser religin
so uns frerabt jegrm inen geholteu, und ni^-ht mit inen mehr all besduei
communiüirt, da diich die leute mit glitten werten wol hettyn an der hamjt
luidt uff untrer Seiten erhalten wctUeu kuiineii; und ist kicIi also solliobs '
cUii halben viel und nit-ht geringBr gefiibr xu besorgen."
138) Am 11. April; a. Anm. 135.
Achtor Alis4ihiut(.
355
Kjacbidcen.''^ Fasst man alle diese Vorschläge zueammen, so
IKg^ der Gedanke einer deutsch- englisch -französischen Allianz
zu Gunsten des Protestantismus schon fertig vor "NVir sahen
aber schon, auf welche .Stimmung des Landgrafen grossgesinnte
Wünsche trafen."* Nicht (;ffo!greicher als sein Bestreben, dem
Ausland die Hand zu reiclieii, war auch der Plan p-iner dinit-
scben Schutzverbindung. Herzog Christoph zwar, der wonig später
die Confiifieratiou mit dem Ausland kurzer Hand abschlug, war
dem Defensivbüadnisö der deutscliou Protestanten noch ebenso
geneigt wie früher; er orklärte sich bereit zum AbschUiss;'**
Knrfilrst BViedrich hingegen antwortete dem Ijandgrafen: da dio
kriegerischen Zeitungen Hemog Christophs sich als unwahr er-
wiesen , &i halte er zur Zeit noch nicht für nötliig, mit Be-
ratliungen tiber die Vertheidigung zu eilen.'" Die Motive dieser
Ablehnung sind freilich tiefere: man muss sich erinnern, wie der
Kurfürst den hilfesuchenden Hugenotten statt des Schwertes das
duldende Uottvortrauon empfahl und wie er es liebte, das schmai-
kaldische Bündniss als das XTnliei) des deutschen Protestantismus
dai-zustellen. '" Der Ijandgraf schrieb traurig, indem er Christ(iph
die pfälzischo Antwort (ihorsandte: er habe es treulich und gut
gemeint; hielte er die Verständigung nicht für nothwendig, so
würde er sich nicht in die Küsten stüi-zen. Auch nachmals müsse
er bei seiner Meinung bleiben: werde das Bündniss nicht bei
Zeiten gestiftet, so möchte es zu spät werden."*
Die Verhältnisse entwickelten sich weiter; das Hugenotten-
thum kam den Wünschen T^andgraf PJiilipps entgegen; es wünschte
eine Intervention der deutschen pnitestantischeu Fürsten bei der
französischen Regierung: sein Führer, der König von Navarra,
139) Am 22. April; s. p. 206/7; B0Ü.XXXVII.
140) Oben p. 311, 312.
Hl) Stuttgart d. 20. April; s. Beil. XXVI.
142) Priectrioli an Ptiilipji in eianm S(«ttal, vennutlilirh zu flnnm 8ohrel-
ben aus Heidelberg vom 20. April gehöriR. — Mit der KitirichtiinK oinw Post-
Üniö xwisoheo Wurttembeiy, I'falx und Bossen «rklart der KuxTiiivt sich gleich-
fiiUs einveretaaden.
143) Obijn p. 311. Vgl. Al.sdimtt HC.
144) Phil, an Christ. Ctssel d. 29. April. An Friediiuh vom aelljon Tag;
^••Bndet Ihm wus Oiri.stdph aiif seinen Vorsclüa^' geantwortet uod fiiobt ihm z\i
' bedonkoD, dii.ss wenn man warten woUe^ l>is die Xoth vurÜmndeti sei and
fincr unter thaen UberxogeD werde, es alsdunu zu iipSt »eiu würde. Ua.
23*
356
Achter JLbsclmht
that so^ar zur Conföderation den ersten Schritt Inzwisclien
/.(^Gu sirli (lii'jeni^n Filrstou in Deutschland, iu deren Hand di^^
Kntseheidung log, mehr und mehr auf den Standpunkt der stren|^|
sten lutbei'isohen Roserve zurück. Darüber blieben Hie Verhand-
lungen mit den Hugenotten ohne Erfolg; t^tatt dum französisobo^^
Protestantismus dtenlich zu werden^ haben sie sicher^ mag aa^|
diese Wirkung nicht sichtbarlich aufzudecken sein^ nur läliniend
auf den Gang der Reformation in Frankreii'h gewirkt: von der
zahlreichen Katholiken Frankreichs, vornthmlich in den einfluts^
reichen Kreisen dor OesoIIsehaft, welche schon an der Grenze
protestantischen Lagers standen, düiften viele Tausende vor de
entscheidenden Schritt umgekehrt sein, weil der ProtestanÜÄiDti
sich unfilhig erwies, zu erringen, was die nimische Kirche besä
eine äuSvSerliche ,,katliolische" Oluubeusgemeinschaft und die Aab
ritfit. welche eine solche über das fieiniith fler grossen Massen öt
Hiermit aber greifen wir der Diirstelliing sebon vor. Vgri_
erst entwickeJt sich das Verhältniss der deutschen Kirchen zu
Hiigenottenthuni noch einige Monate unter dem Eintluss der lutii<»-
risdieu Reaction fori; zu der Zeit, als dann die letzteu Versucbt?
einer Annälierung zwischen Beiden sich in Nichts auflöäeu, treten
neue Kiemente in den Ablauf der Ereignisse ein. Alle Länder
romanischer und germanischer Nationalität treten unter die Rücli-
wirkung einer weltgeschichtlichen Epocl»': das Concil wird eri^tlnet
In Frankreich hält der Rcligiuuskrieg seinen EinKUg. Den
testanten erscheint er wie ein Vorspiel dessen, was im liefolge
des Omcils kommen nniss. Noch eine kurze Episode treont
von dem Eintritt in diese lebhaft bewogte Zeit
tiK^-H
irlit> I
ö8) Do Ruble (IXL p. 201 if.) hat diese Erzäblungen völlig; kritiklos
naehgeeehnHbßu. Vieles davon bi-daff k-^iucr Widerlegiuig; idi erwähn*] hier
nur da» Folgende:
I) Do Rublo berichtet auf die Autorität dor .Mcmoiros de la vie
VieiUe^illo " hin, dass Navaira seiae ersten Beziehimyen za deu dcntscL«
Füretön diiTüli Vleilleville, dun tlo\ivenioiir von Metx, angeknüpn habe, fna-
901» de Swpeaux, sire du Vieillovine, wurd« im Jiihr 1561 mit di|iIoni«tiwbaii
Aufträgen zuni Kaiser unch "WiAn gesohickt; vr trtt dio Reiso fpigm Ende Sttn
u) (Ktibles Angabt^: ^aii inilion df> ]'hiver Ifrfil'^, ontbehrt jeder Oruadli
ond kehrte etwa Anfuug .luU nach Metz zurüLk. Atif dvm Wege besm-htp (
eine Reihe deuLächrr FürstiMi und üborbrat-hte ihnen die C-oini>hmcnti' -ir^
neuen König» von Frankieieb:. Carloix, dor Biugraph ViuilleviUes erwähnt a\
den Memoiren an zwei Stellen auch, daga V. an deutsche Fürsten B«glaDti-
Aditer Abschnitt
357
gongen oder Auflrtige Navamts {Iberttncht it&he. C. spricht n\m zwar boi der
ETEÖhlnng dieser Reise (mem. de Vieilleville, llvre VlFl, Chap. XVIJ ff.) immer
Id der ersten Peraon der Mehrheit, als oh er im Gefolge Vicillevilles mitgereist
wÄre lind Alltw wissfin inüüistL>; dass gb-irbwobj Vieles in seinem Bericht er-
funden ist. hat Bcbon ltarthi.>ld (p. 341 ff.) hervorgehoben; Barthold war nur
nocli kinfi^ ni'-ht streng genag. Uir sdieiiit aus dem ungeheuerliofasn Ittnenu*,
welobe» Carloix sttsammeiigeflteUt, ohne liVeitcres hervorxugohen, dasa dfflrVer-
baser DcutscUand nie gesehen hat, oder doch, wenn äWrhaupt etwas. h5nfa-
stuu die beiden orateD Etappen der Beiso (Iloidolberg und Stuttf^art) nütmacbte;
dasa ihm nbnr auch für seinen Bericht Hateiialien von Belang fast gar nicht
Torlageo, und das er. um InlerveMiDtc« l^Michten zu künneo, sogar ÄL'tenstücko
einfach erfand, örgieU sich, wenn man Heiuen Bericht mit den folgenden
autbentisehen Matfriolien T<^rgloicht. (Soweit nicht gedruckte Quellen dtirt
werden, aänuntlich LIfi.).
Die Königin -Mutter an den I^andgraren, Fontainebleau d. 23. März lAOl :
Der König, wt'Ichf?r gleich »'inoa Vorfahren de» Landgrafen 2U seinen llienor-
sten Freunden rechnet, hat Herrn vou VioiJle\*Ulo beauftragt, Jensrlltoii gele-
gentlich seiner R^iso zum Knisi-r i'iKl!i<h Ton soinetwt»gen xu besuchen und ihn
für einige Be«tf;lluugeii ffcglatibigt, wie sie ilirerseitM auch thui — Christoph
an Kriedricb, Stuttgart rl. 20. .^pril: dankt für den Bericht, wa« der üubor-
nator von Metx bei dem Kurfiirstf^n vorgebracht. IterseM)* ist auch bei ihm
gewesen, hat seinen jetzigeu KiJDig, wie gebräiieblii^, gleichergcstalt inniiiuirt,
und ist von ihm zum Kaiser gereist. — necselbu an den Landgrafen, Stiitt-
gart d. 21. April: schickt ihm Bericht, wie er mit dem Gubcmator von Motz
oonve<rsirt hat Tnlicgond der Brief Christophs an Künig Maximilian, wolchox
bei" Lebret, LX. p. 197 godniokt ist. — MaiimiLan an Christepü, Wien d,
26. April, ibid. p. 198. — August an Philipp, Torgau d. 13. Hai: Als er von
einer ZusammenkoDfl mit Kurfürst Joachim von Brandenburg und den Hor-
logen lu Mecklenburg in .lüterbogk heut hierher xurücrkgekokrt, hat er erfah-
ren, dass Uerr von VieÜlevilh' gewtem hier angekommen und bt^ut wifider abge-
reist sei; derselbe hat ii.\ior eiofu Edelmann mit Beglaul)igui]g<!ri vom Kfinig
von Frankreich und dcssfu MiittiT hiiitiTlrwurn; dieser hat Vir-illi-villH unt-
8t;htddigt, das» er den Kurfürsten nicht abgewartet, und ausgorichtot: der
König von Frankreich und dessen Muttc-r gedenki'u mit dem KurfÜretcn in der
FreandRchaft. welche er mit den verstorbenen Königen Heinrich und Franz
gehabt, zu verharren und erwarten von ihm die gleichen Gesinuungen. Er hat
den Edelmann mit freundlichem Oegeinerbioten wieder atigefertigt. Hiitto Den
von Vieilleville gern seUfSt kcuncn gidemt, da ihm bcrichl"! wird, daas eroin
vortrefflicher angesehener Maim in Frankreich sei, und weil diese Keist» den
deutschen Fürsten allerlei zu denken giobt etc. — Ijonguot an Mordeifien,
Prankfnrt d. 2. Juni: audivinms Dominum do ViolIeviUc a Bucibns Soxoniae
ambitiöse exceptum esse, onm eum uten^uc Ootham aequo deduxit, Expec-
tahatur Cassellia a Ijindgravio. sod per Fuldam huc venit. (arcana 11, p. 116).
— Bor I^ndgraf an König Karl IX. : hat vom llorm von Villo Ville verstim-
deo, dass dor König in dem gnädigen Willeo, den Heinrich O. gegen den
Schreibej- getragen, verharren wolle; der König soll überzeugt sein, doas er
338
Achter Abtvohnitt
OD i.
deo guten Willen und die GutUiat, welche Heinrich II. and der Kö:
ihm «neigt, nie vei^eBsen werde und awh gohuldig erachte, eie fttoUTerdiaoen.
(Unter dem (^ncopt steht auch die Adresse der Königin -Mutter. Vgl. Rmn-
mcl III, [i. f)2<>). — rirtloff I, p. 237. Dio hi<?r erwfihnto Zusammoukann der
dentschcD Bcfchlsbabor in Fmazwischom Diunst bei ViciUcvillo in Hetz fand
an dem anberaumten Termin, d. 31, Mai, ukht statt, sondern wurde ii»er*l
auf den 15. Juni, und daim nnt^h wttitei- voi'suhoheii . nfftitihar. weil VicJUcviUe
noch nicht von der Reiso zuriirkpetphrt war. HiGr\'on bandeln drei Schreibon
8. d. et I., welche Wolfgang vcm Pfalr. am 7. Juni di;m lAiidgrafen übersandta.
Dieselben siod an einen Fürsten, vormuthlicb Wolfi^ang selbst, ^ericbtt-t. Eiu*r
der drei Schreiber gehört selbst zu den Obri.titen Frankreichs. Oie&elban haben
bereits remommen, dass allen Obersten ihre Ha-uptieute und Kittaieistor i-aswi-t,
und ilire eigpiien {'tMisiimf^n n-dacirt werden Kutivn, »rttvif, dass mau ihoeu
nur ein halbes Jahr zahlen will, weil mit dem Tode Kmnz II. die Bestallungfn
erloschen seien. Aus Ortlod 1, p. 237/9; aruannll, N». ^ und Kluctbohn I.
p. 204, 213 ei^obt sieh, da.-^» tu der Tbat viele Bestallungen cassirt undPi
sionen reducirt wurden.
Aus dem Mitgotheilten ergicbt sich IJ Carloix' ErzÄlilung von einer Vi
Sammlung aller Befehlshaber und Pensionäre der Krone Frankrtticbt in A
bürg, im Koginti dor it»'!«« (MOm. de V. ton». IV, p. 270) ist aller "Wahrrw.'hwn-
liiihkeit njioli ruin Verfasser erfmiUen, weit derselbe GenHiien*s über iiv
Versammlung, welche wirklluli staü^i-fundea hatte, nicht wussto (der otea
citirto iJem-ht eines Obristen spricht ausdrüi^kJich von einer Versammlung allrr
deutschen Obnsten der Krone FraiikrL'ich in Metz). 2) Ganz tdnber aber in.
der flegelhafte Ilrief, den Au^UNt von Sarihsen in ,si'int'r Roaideoistadt Inpil-
atadt au der Donau ^ für Vieilleville zuru^ kgelai^t^on babeo soll, Inhalts, tk»
er, der Kurfürst, mit Oesandteo des Küiiig.s von FniukaMuh, der sciue Feiodi
untorstiitze, Nichts zu thun haben wolle (ibid. p. 27S IT.) eiufacii aus da
Fingern gesogen. glt'ichwii< die ttiliäoo Erzählung, dass Vieilleville seioe Be-
glnubigungen an Aiigu.st ontrüb'tet in ätüeke gerissen, und die Oesprüche, die
er in Wien mit d^-m Kaiser übi<r den Vurfall gehabt hnltun soll (ibid. p. 2if7S,\
wie denn überhaupt (.'orloix' ErzühUngun aus Wien oi^'entliuh nur als poU
TVliuniereien eines lokalen imzcichnct werden können.
Sehr verdüithtig ist audi dio IriKtruction für VieilleviUe snnt ToiUlg
beim KaisiM', au-s wt'tcheT der Verfu-KSiT dt-r nu'Uiuitx^s angeblich einea lau^
Tassus wortlich citirt VieilleviUe und der französische Kvsident in Wie».
Bischof von ßennes, suchten zwar durch Vermittlung des Köui^ von BÖhnKa
vom Kai!>cr zu urreichen, dass ein ständiger Gusandtor an den hwixösiM'lieD
Ilof geBc-hickl wiirdt«; (Ia Fernere I, p. 203) unniöglii-h aber konnb' du-
CnuizoBisch«' Kegierung dem Kaiser voiMcUen lassen, das» sie, seit Karl V. dw
Krauü niedorgel^gt , immer stebcnde Gesandte am Kaiaerhof gehabt, die toti
von drei zu drei Jalircn abgelöst hätten; ebensowenig ihm Torwerfeo la&irk
dass er seit Heinrichs 11. Tod» keinen Oosanüten mehr in Frankroii^ getubc,
denn Beidos ist vullkummen unrichtig: vgl. oben p. 17-1; stato papers l^S^'S^
No. 1242(4), 1244; 1560; 1 Nu. 1030(23).
Nach Alledem sind bei Carloix Angaben, wie dass VieilleviUe an lllB
Londgi-afen und den Kurfüirsten von Trier AuAiüge vom König von Navun
x»T Atisobtiiti.
350
gehabt, nnd dau er dem lAodgrafen , seine FenKion*' üWrbracht babn, von
TornheTfliD sehr «wAifelhaflRn 'Wfirthes. T>f«8 im Bwondfiren dpr lÄndgraf von
Fmnkreich oin Jahrgeld 1)f>zogf>D, hat er selbst noch im Jahr l^^H in Abrede
gcctollt (Beitrüge p. 160): anwahreLli^inlich int es atta dem GniDde, weil solohe
Fbnnons- und DiuiiatverliJÜtni»8e der dL>utechen Filrsteu stets aot«iia<.'U waiva
und von cinfm liiiMiittvurhftttoiss des LandgrAffn zu Fnutlcrr'irb auf duuta<tber
Seit4> nieiit das Mindeste bekannt ist oder war; weit es der t'olittlc des Ijind-
grafen wid')n;prach. äich Dhim Koth beim Kaiser und Spanien missliebig xu
machen (Ueitrögo p. 25 ff.: Note 38); L-ndlich, weil Frankreich im Jahr 1Ö58
oud, oachdem vs mit diesem uraton Versach abgewiesen werden, nK'rmalM im
Jahr l'iW dem Landgmf«a Wilhelm Dienstgeld anbot (Instruction Landgraf
Wilbtjlxns für BaatiiLn vun WtJ^itt^rshatMeii zur Ib>aiitwortunK des französischen
(^uterbKndleTB ReiBenbi-rg. CriHgel den 24. Jan, 15tI4. Ils.): mau würde, wenn
der Vater in franaösitiobom Dienet gestanden hätte, acbworliob sich noch tun
den Sohn bümiüit halioo. Dio Bi'murkung., mit drr Caiioix suine Angaben
motirirt (Karl V. habe nach dem scbmalkaldiscben Krieg den I.Andj^affln
ebtmso ann gemacht als den alti^n KuKüryten von Sachsen) zeugt siidem, dass
C. die heBsiachea Verh^tuL8t»e nicht kauut», f^leichwie ihm auch offenbar die
geographische I>age dos HeaacuIandt'S voUkommeii unklar war.
Nimmt man zu all' Diesem hinzu, was suhon Barthold in Carloix* Er-
Uhlung an Er^ndungcn namhaft gemacht hat, und berücksichtigt man. dtss
keinor der ?.ahlrr*irhr'D Borirhto über VieiUovillps Aufonthalt in Dcubtnhland
(s, oben) auch nur autieutet, V. habe Auftrftge von Navarra ao dk: deutschen
Fürstten gehabt: dass auch p'b'^ntÜch der Gesandtschaft Hotomans nie erwühnt
wird, Navarra habe vor U. schon «inen Gesandten bei dnn Fürsten gehabt ao
kann man wehl nicht anstehen, .-tuoh diese Angaben unter die Erfinduiigon xu
verweisen.
U) De Rubin entnimmt einer venezianisi^iion Depeitnhe die Nachricht,
dass Navarra, sobald er zum Generalstatthalter umannt worden, an die pro-
testantischen Fürsten 4C.i,Ü<X) eciis habe austheilen lassen. Abgesehen davon,
dass Berichte politisch^T Agt^-nton vom fremden Hof. wenn ihr ircwähTsmann
nicht bekannt ist, nio ohne ^yeit(>ret^ als zuverhjbsig t^^^Iten können, stammt
nach Obigem diotw Angabe aus uiner Zeit (31. Mfii'z) zu der Navarra überhaupt
noch keine Verbindung mit den deutschen Fürsten angeknüpft hatte. — Ebenso
UDgeoügond begiüiidet, wenn auch nicht direct zu widerlegi^D, und für den Ken-
ner der deutschen Verhältnisse unglaublich, siiid die Bi'haufituiigen, da«« die
Gesandten der Kurfürsten von Pfalz und Hachsen (TremeUiü uitd Lati^uet; vgl.
p. 296, 304) sowie andrer doutaeher Fürsten (wir wissen ausser jeuon Beiden
nur noch von einem Boten d<-s Landgrafi^n und dem württi-mb-Tgischen Gc-
»mdten SaUiau^en: s. oben Anm. 36; p. 300) in Frankreich um Geschi-tikr- für
ihr« Herrn gebettelt hättou; dsis» endlich Uer Herzog von fiuise liU- Kinwir-
kung Navarras auf die deuthcheu Fürsteu ^mit Gescheuken* bekämpft habe,
scheint eine blosse HuthmH>.><u[ig de Rubles zu s>üa.
III) , IjB eour lU- Fninn; ctait alors le modele de toutes lös ooura de
I *E<uv|H*. I^e duc de Baviert* y .faisoit uourrir" un de ses lila. Lo dac de
Wuftemliergf le laodgmve dellesse demaiiderunt it j faire elevex leors jiriuoes;
360
Achter Abschnitt
Antoine et Cond^ repondlrent qu'Üs les traJteroicDt comme leun propm
Guts." — Unter dem ^duc de Baviere'- ist, me die citirte Quelle (mdmoins
de U Hugußr>'ö. p. ficut- U aocietp de Fnmce par du RublL>, HI. p. 5) ergiebt,
der Kutfürst tdu lYalz VL>rstaadäo^ die Angabe ühi>r dun Suhu desselben trilft
f&r die damalige Zeit nicht mehr ku; d<^r Plalxf^raf Joliann Casimir, nelcber
hier gomoint ist, vorweilte nur lur Zeit lloinrichs des Zweiten am fkvtzjjascheo
Hof; im Jahr 1559 kehrte er nach der Pfalz zuHirk; 1561 sandte der Vater
ihn an den Hof von LodiringoD (Bexolil. Briefo Johann Casimir's f. I^ Einlei-
tuug p. Vi. Häuaaw, Oeechirhte di>r rhe'misL-hpn Pfal», II, p. 132. Bespomio
ad Colv^innm et Bonani pro Fraiioi^ico Baldnino Juriscons. p. 91.) — Die An-
gabe bezüglich des jungen Landgrafen und des jungen Hentogs von Wuitteu-
Wjg lieruht auf rinoni HiKsvrrNtiüiduiss des englist^hcn AgonUm Uundt in
Stnissburg (state papera 15G1/2 No. 585^2), vom 7. Öct.: the Duke of Wiir-
ti;iml>erg is mindi.'d to »ecd his sun into Fraocc, &s tho Landgrave thinks o(
doing with his yuange»t son. Munüt has seeu lettera ^m thn King of ^tr
varra and Conde, in wlüoh they promise to take as mtioh <'are o( their ednca-
tioD as if tliey w«re their ovru childa'n.") Auf hugouuttiscbor Seite wönsofaM
man, dasa an die Kpitxo der vielhogohrtt^n OesandtMchaft aii die Künigto-
Mutter eine furatlicbe Por>iÖiüichkcit gestellt würde (s. l-k-il. XLiVj. Wie*«
scheint, hatte Hotomaii. um dies zu erreichou, hinter dem Kücken Lander^
Philipps mit dessen Sohn Wilhelm verhandelt, denn der l.Andj;raf sab 6icfc
veranlasst, sich aolohes , Practiciren " mit meinen Söhnen zn vcrbittim (BciL
XLYZll). Die von Mundt emühnteii Schreiben getiürea offenbar in diMoo
Ztmunmeiih&ug. Eins denselben lit'gt vor: CoikIi* »ohroibt ou Philipp, St. Get-
inain d. 20. oder 30. Augutl (das Datum wai' uutieutÜch) uiueo Hrief mit Diuit-
sagutigcn für die wuhLwoUeudo (it8iuiiung, yidirJK' der Ijuidgraf ihm und mu-
nem Bnider durch Hotoniaii onUiioten loKsen und theilt ihm mit, dosa, waim
der Landgraf si'inen Solirt Wilholni oaeh Frankreich schicken wolle, er d-^-
selben empfangen und tractiren wtirdo wie seinen eigenen Sohn. Am Schlo»
wird der liandgraf auf ein {offenbar glcichreitigtw) Schreiben Navarraa vw-
wicsen (Hb.). Es handelte sich aUo nicht um einen jungen Demi, doT oock
der Erziehung bedurft hitto, sondern um einen Fünjten, der sehon vor »All
Jahren seinen Vater iu der Laudusreginrung VL'rtivteu liattu. Etwa gK-ichrcttg
müssen, nai-b der Antwort zu si.lilii-;4S»'u, Nnvorra und Coode ähnliche Brwfe
an Herzog Christoph von Württernlvr^ gerirhti't haben; s. Kugler n, p- 301
Note 34. Vgl- hierzu noch nik^hsteu Absehnitt Anm. 2. Die Sendung itf
jungen Fürsten war also von Fnuikn<ich aus erbeten worduo; da die OaaoA-
schaft nicht zur Ausführung kam, uutL»rbIieb aueh die Reiso der jungmi For-
sten; der Landgraf hatt*! ohnedies von vornherein Bedenken daficgop, aotnia
Sohn Wilhelm nach Frankreich zu solücken.
Neunter Abschnitt.
Die fi-anzösischen Prälaten hatten sich Ende Juli zu Poissy
aelt, (licht bei St Gormain en TAyo, wo der Hof retiidirlc;
in nSchster Näli(\ zu tViitoise, traten Anfangs August uuch die
Generalstände zusanimoii. I)ie Deputirten des geistlichen Stan-
des in dieser letzteren Versammlung vereinigten sich beim Be-
(finn der Sitzungen mit den Prälaten zu Poissy. Um diese Zeit,
wird berichtet, stellte die Rogentin selbst der Curie vor, dass
man eine su gewaltige Macht wie die des fianzösischen Protestan-
tismus nicht rücksichtslos bekämpfen dürfe, weil es doch unmög-
lich sei, sie zu untonlrünken: sie gab zu bedenken, dass doch
auch die Protestanten auf dem Beden des Ctiristenthumg ständen,
und schlug eine Reibe von Concessionen vor, um sie zufrieden-
zustellen ohne den Bau der Kirche zu zerstören. Zum Eingang
ihrer Arbeiten wurden die l*rälaten zu Poissy officiell, durch den
Mund des Kanzlers, aufgefordert sich als Nationalconcil zu be-
trachten, bestimmt, die öcnmpnische Kirchenversammlung, die vor-
läufig unmOglicli sei, zu vertreten; sie sollte die Protestanten als
Christen anerkennt-n und ihnen in christlicher Liebe die kirch-
liche Oemeins<'haft offen halten. Die Veraammlung war dazu wenig
gewillt; sie beschäftigte sich, entgegen den Absichten der Regie-
rung, mit V orberei timgen für die Besendung des allgemeinen Con-
cils und Demjenigen, was im Sinn des Clenis „Reform der Miss-
brancho in der Kirche'^ war; inzwischen aber trafen luiter dem
Schutz des königlichen Patents vom 25. Juli cinr Anzahl der
henorragpndsten protestantischen GoistliL-hen Krankreichs und eine
Reihe Deputirte der calvinischen Gemeinden ein; als ihre Wort-
führer erschienen Koryphäen der reforrairten Kirche im Ausland,
vornehmlich Beza und der Florentiner Piotro Yermigli, genannt
Petrus Martyr, damals Geistlicher in Zürich. Diesen Protestan-
ten Stimme bei den Beruthungen und Beschlüssen des National-
concils zu geben, wagte die Regierung nicht; aber auch den
hraH
i
362 NeimtCT Abadmitt
strengen KatholÜLcn, welche gegen jede Discussion Über die Lehre
und Autorität drr Kirche aufs Heftigste protestirten , wurde nicht
gewillfahrt Dio Protestanten niussten vor der Prälaten Versamm-
lung auftreten, als seien sie zur Verantwortung vor Gericht citirt,
aber »io erhielten aui-h dit» ausgedehnteste Freiheit, ihre I^ehr
darzulügen imd zu vertheidigen, und die Regierung war keines-1
wegs gesonnen, die Beschlüsse der Prälaten zu ratificiren, im Füll
die erliofFte Vereinbarung untcrblicrb. Die Absicht der geistlichen
Würdenträger aber war von vornherein nur, wie dereinst der deut
sehen Katholiken zu "Worms, das flospräch möglichst bald abzu-J
brechen. Diese Politik durchzuführen, übernahm als Hauptredner
der Cardinal von Lothringen; dabei nahm er I3e<iacht, die Schuld
am Scheitern der V'ei-stimdigung möglichst auf die (Jegenpartei ab-
zuwälzen und setzte zuglei(*h geschickt das Spiel fort, welchei^|
sein Bruder, der Herzog Franz, durch seine Correspondenz mit
den deutschen Kürsteu begonnen hatte: die Reformatiou mit
Hilfe des Zwiespalts im protestantischen Lager zu bekämpfen. Am
n. Septembor legte Boza der Ven>amn]luug das Ixjhrsystem der
.schwoizerisch-französiüchen Ghuihcnsgeineinsi'hafl dar; schon ia
seiner ersten Entgegnungsrede, am 16. September, wies der Car-
dioftl auf die Differenz in der Abi-ndmahlslohre zwischen Calvinis-
mus und Lutherthum hin, mit Wurten, welche andeuteten, daas
dieses der katbidischen Lehre näher stehe als jener; in den folgen-
den Sitzungen, am 24. und 26. des Monats, sjiielte er die ganze
Erörterung auf das Dogma vom Sarramont des Altars hinaus,
gerade als ob in diesem Punkt die erste Grundlage, die Quelle
für alle GegenHiitzt' der reforniirton und kathuliscbou Lehre lag«;
er legte den Calvinisten eine Abendmalsformel, welche er, scheint
es, nach Analogie iler deutschen Bekenntnisse selbst zusammew-
gestellt hatte, zur Unterschrift vor: unter keiner andern Bedingung,
erklärte er, werde man sich von Seiten der Kirche in weitere
Unterliandlungon einlassen. Er fügte hierzu die — allem Ansrheio
nach falsche — Angab*?, da«« er dies Bekenntniss von deutsches
Fürsten erhalteu habe, ja er £>aüü den Gegnern an, als Vorstnfc
zu einer näheren Verständigung die Augsburgor Confes^iion lu
unterschreiben.' Wie natürlich und vurauszuseheu lehnten sie
1) Utst. ewi T, p. 319 f. C«n'- «f. XLVI (opp. Oilvini 18) \k 742«.,
p. 767. Uamu 11, Appeudix p. Bü. Diu vom Cardinal vorgelegte Ahiandliuifal»-
ITeanlier A))fldmiti
363
äies ab und verlangten, dass ihre eigenen Lehren zur Oiacussion
gestellt, die Gründe dafür und dawider erörtert würden. Als
man auf diosem Weg: nicht weiter fort konnte, Hess die Königin
einen engeren Aus-schuss bildtm, in welchem fünf Katholiken ge-
mässigter und vennitti'lnder Richtung, zum Theil sogar stille
Gönner der Reformatio» , mit fünf Protestanten zunächst eine
Concordienforrael über die Abendmahlalehre entwerfen sollten.
Dioso verliehen nun wirklirh den wid erstreb nn den Dogmen eine
äusserlicli beiden I'arteien geretihte Form; das Flenum der Crü-
laton aber verwarf dieselbe als ungenügend und verfiinglich.
Darauf beächloKS die Versammlung, die Evangelisehen, falls sie
sich weigerten, die kanonische Abendmahlslehre der romischen
Kirche zu untersclin'iben, als hartnackige Ketzer nicht mehr an-
znhoron und beantragte beim König die Verbannung der Unge-
liorsamen aus dem Ri'icli. (il. October.)
Die Hegentiu enttüuschto die Guises und die Prälaten. In
den „cahiers"^ der weltlichen Stände zu Pontoise war abemials
die Kinsotzung einer legitimen Regentiwhaft verlangt worden: über
diesen misslichen Punkt kam man mit Hilfe der berechneten Ge-
fügigkeit Navarras hinweg; den kin-lilit^lien Kordeningen der Stunde
gegenüber gleich unnachgiebig zu sein, war unmöglich, weil die
forroel war niclit. wo Roza und dio hist. ••ccl. T(?nsicheni, aas dor württem-
bfjfgui-'heD Confeijüiuii vom Jahr t&5Q l^oben \\ tÖ9], aucb niobt aus rliT witrt-
tembergischen ConfeaaioD vom Jahr 35.^2, wehihe nach Trient gL'schickt wunle
(m&rt köonto viinucbt tmn, an t>üm VvrwoohseluD^' dieser ßoktumLnüwo xu
denken] geaominL'D; in l>eidL'u lautHt der eut^tpir^chäudu Satz vüUi{; aadöre
(Pfaff, wrta v*:c\. Wirtt-aib. |>. '_'07. p, 335, 'MO). KKctigtiweiiig ixt sie dun;b
VnrBtiininipIuiig d&s üolmton Artikols der A. ('. (wit> l^igiiet, ari-anji II, {>. 144,
meint), {fi'wonnon; endlich (Darb dt^-s l^ardinale Angabe hätte er daA IJckonnt-
lÜHB, aus dem sie stammte, u. A. auch von den l^'btzgrafen bei Kbein znge-
aohiükt c*rhalteD) sucht man nie auch in don lutheri.srhen Kin^henordnuiigon für
KarjiEalz, Veldenz und Neuburg vergebens. Produeirte der Cardinal wirklich,
wie die hittt. eccl. a. h- O. undi-utet, «»ine Cnpio dr« württembyrgischen IV'ki'iml^
niiaes V'jni Jahre ir^Öl*, in u t.-l(_<her der fTa^liche Satz »^laiid, so hiitte dit<t«e grade
rerflUscht siün miissen. Das Wahrscheinliche ist, dass der Tardinal den Sat»
ODler IlenutzuDg der deutAchen liekemituifwe selbst »laammenstellte oder zu-
samuienstcUen lie&s, a\s t'ini« Furmel, nidohe das Oemein^amo der katholi-
schen und lutherisihcn L<'hre , vrelrhrs der calvinischen widerepriv.h ; die
rÄnmliehe Oegtmwart und den mündlichen (ienusH, nusdrückti!; die deutaehen
BekcnntoisHC selbst zu benutzen, mochte ihm ungelegen Hein, weil die For-
ixiel entm pam «/ vino der TrauKsiilMtantiationslehre unmittelbitr zuwiderlief.
364 ^^^1^ Neunter Abfiohnitt.
Erre^ng in den hugtmottischon Volksschicliton oine gefahrdr
hwido Höhe eireichto hatte uud dio Staude ursprünglich nicht di^
mindeste Neijfung zei^teii^ zur Tilgung der königlichen Schulde
beizutragen. Es waren vomehmlioh Aufhebung des strengen Kdieb
vom Juli, Kirchen für die Protostanten und ein freies National-^
concil gefordert worden. Das Edict vom Juli war ohnedies nicht
ausgeführt worden; die Bitte um Eiroben wurde der Form nach
abgeschlagen, aber die Regierung diüdete, ja gab \ielleioht hoim-j
lieh ihre Zustimmung dazu, dass die Hugenotten sich selbst KiM
chen vorschafften; während der Bauer des ReUginnsgesprächs
konnten sie, ohne vt«i oben her Widerstand zu erfahren, eil
grosse Anzahl derselben, theils vertragsmäKsig, theils eigenmüchtii
in GebrauL-li nehmen. Nachdem die Prälaten zu Poissy jeglichdi|
Concession an die Protestanten ab^jeschlagen, bildete die KönigiOij
ihren Beschlüssen /um Tmi-z, einen zweiten Ansschiiss vnn Katho
iiki'D und J^rotestftntcn nni weiter un einer Vereinbarung zu arb»*i*1
ten. Um eine grosse Geldbewilligung vom Clerus zu erkaufen,
verstand sie sieh endlich, der Versammlung zu Poissy RestitutiottJ
der entfremdeten Kirchen uud Erlialtuiig der kalhoUachen Religion "
im ganzen Reich zu vorsprechen; es kam hierzu, dass Mitte Octo-
ber ein Gesandter, dor vom spanischen Hof zurückkehrte, emst-
licho Urohnngcn König Philippw mitbrachte: er werde donjecigcn
katholischen Herrn, Bürgern und Ständen, welclie ihn um Hilfe
zur Erhaltung der katholischen Religion angingen, mit Out und
Blut beistehen. Daraufhin wunle zwar auch der zweite Theolo-
genaiisschusa entlassen und ein Edict vom 18. October befahl Hie
Räumung aller von den Protestauion besetzten Kii-chen bei Lebena-
strafe au ; aber während die Königin ihren Subventious vertrag mit
dem Clerus endgültig vollzog, liess sie zugleich den weltlichen
Ständen zu Pontoise für eine Steuerbewilligung die Aufhebung
des Juliedicts versprechen und in ihrem Staatsrath den Bescblnss
fassen, dass ein Toleranzgesetz an dessen Stelle treten solle. O^eo
diese EntaclmifUing wehrten die (iuises sich nach Kräften; als sie
dennoch durchging, verliessen sie den Hof, an dem sie oinflussloä
geworden; ihnen folgten die übrigen Häupter des Katbolicismn
nach, sodass dor Hof nunmehr ein völlig hugenottisches Aussehe
erhiült. Der reformirtc fuittesdienst war an der Tag^ordaung.
Leiter der kaüiolischen Partei schienen aus dem Öffentlichen Leb
verechwundon: „de GuisUs hlc est altum silentium", meldet Laogue
Neuuter Al«chiiitt ^^^^" 365
Das Wachsthum des Protestantismus muss wohl dninals doii Ein-
druck gemacht haben, als wei-de derselbe iinauflialt-saui zur
Uebermacht in Frankreich emporRteigen; Kudoni, »olioint es, hatte
Katharina in dem orsten Jahr ihres Regiments, trotz der Unbot-
mäfi&igkeit d^r protestantischen Ma^-sen docli die Leiter der B&>
vfegOD^ gegenüber den kathüliftcben Grossen als die wahrei^en
Royalisten, die zuverlässigeren Diener der Krone schätzen ge-
lernt Endlich aber war sie damals fast nur von Männern der
vermittelnden Kiclitiin^, stillen tiönnerii dor Rofurm und odenon
Protestanten umgeben und beiutlien: indem aio der Vermittlungs-
poliük L'Hi^pitalö folgte, die nur dem weiteren Anwachsen der
evangelischen Paitei dienen konnte, nachte sie sich — dio mi-
zweideutigsten Anzeichen sprechen dafür — mit dem Gedanken
vertraut, im Kall di-s Bürgerkrieges ihr Heil bei den Hugenotten
zu suchen. Dem Krieg aber trieb Frankreich jetzt unaul'haltsHiii
entgegen; selbst die Zeit der AtiÜschüba war mit dem CoUoquium
von Poiaey vomber.
Seit dem Juli des Jahres, während der Vorbereitung und
Bauer des lUfliginnsgesprachs. und noch in der nächsten Folge,
hatte <ior Konig von Xuvarra nacii allen Seiten hin untrrhandoit;
alsdann, im "Winter, wähi-end die Königin sich dem Kathidizis-
mus entfremdute, (sie wechselte damals selbst tias Erziehungs-
personal itirer Kinder und traf alle Vurbert^tungen, ilioselben der
reformiilen Kirche zuzufiihrenl durchmuss er aUmähUch den um-
gekelutcn Weg; doL-h ohne irgendwann, bis der Ausbrucli des
Bürgerkrieges ihn dazu zwanj^, den KUckzug ins protestantische
Idger völlig preiszugeben.
Als die Mehrzahl der protestantischen Fürsten in Deutsch-
land auf seine Bitten um Unterstützung mit luUnTischen Ser-
monen antwortete, hatte Navarra, wie wir sahen, aufgehört, die
deutsche Intervention bei der Königin-Mutter zu betreiben. Da-
mals begann er durch einen in allen Farben schillernden Aben-
teurer auf dem Gebiet der Kirchcnpolitik, den Professor juris
Haudouin, eine Unteuhandluug, doron /weck vormuthlich war,
mit der Partei dfr katliulischen Ii-cniker vnm Schlag Moiducs,
die damiUs an Eintliiss gewann, nähere Beziehungen aiiziiknüpfpn,
gleichzeitig aber auch seinen alten Feinden, den Ouises, einen
Schritt näher zu ti-eten. Mit dem Könige von Spanien uundttol-
bar zu unterhandeln, wagte er vorläufig noch nicht; doch liess er
a
366 Ni'untor Abtiohnitt
seine Sache bei demselben durch die Könipin-Mutter vermitU?UP
eines eigenen GuRandten vertreteü. Bald darauf entsandte er an
Stelle Pedro d'Albrets einen neuen Oiisclüiftsträf^er an die Curie.
Aul' dem Collnquiuin muchto or als gotrouer St^hildknappe der
Köni^n den Protector der Protestanten. Nach eint-r kurzen Pause
begann er sich auch wietler änsserlich an der Correspondenz der
hugenottischen Partei mit den deutsclien Fürsten zu betheili^en^P
und vor Ablauf dts Keligionsgesprächs bepann er selbst mit ihnen
eine neue Untortiandhing überra*ciienden Itthalts: kurz Tor oder
Dach der oben crwuhntcn Sitzung vom 16. September ersuchte
er durch einen neuen Unten den Kuifürsten von I*fal2 und den
Hereog von Württemberg um tüctitifre Theologien zur Mitwirkung
auf dem CoUo(iuium.=* Es ist nicht klai*, ob er hierbei auf eigene
Hiiad verfuhr, oder ob er nicht vielleicht durcli die Üuises dazu
veranlasst wurde; es scheint nämlich, dass diese seihst die Ab-
sicht hegten, deutsche Tln?ologun lirrbeizuzi<'hen, um das CoUo-
quiuni desto sichcror zu sprengen. Dürfle man Navarras An»-
saj^en vertnuien, ao hätte auch der Cardina! von Lothringen ihn
durch Rascalun, denselben, der diese Komödie bei den deutschen
Fürston spielen musste, glauben gemacht, dass man im Hause
Guis© zur augsbur^sdien Confession neige; auch hören wir, dsfs
Ebenderselbi? ihn zu überzeugen suchte, er würde durch die An-
nahme des deutschen Uokenutnisses den Beistand der düut»cheD
Fürsten für seine Hauspulitik gewinnen. Wie dem scä, 06 ist
kaum zu ghiubon, duss Navarra aufrichtig verfuhr, als er die
Sendung der deutschen Theologen veranlasste. Hätte er wohl je
2) Nachdem er eine Zeit lang die Utiterhaiidltingoii mit don deutsdicB
FÜTstoo fallet) gelftflsen, schrieb er etwa am 20. od(?r 30. August guneiiisui
mit seinfin Bruder OoutU'! windur oii dßii Tjuidgnien; gluicliKeitig oder ütns
später nuch an Christoiih. IHo beidou Fimiten wurden itt don Briefen «nactitt
einun Uirur Söhne nach Frankreich zu stmden. Auf Stuten Coudc's and ikt
hugenottischen Parteileitung lag dieser Bitte wohl der 'Wunsch zu Orund^v
(tasa der Mroffendo junge Fürst an clin Spitzt? der H-betenen Gesandtschaft u
die Krjuipiu-Mut1«r goatoUt wüide; Navami luenutxte die (Jelegenheit vieUMchi
nur, um mit den deutsehen Fiirst^'u wieder einzuknöpfen und ihnen eine Hdf-
liclüieit zu ei'weisen; das» er in dieser Zeit no<:h auf die iriihor von ihm salldt
angeregte Oosondtscbaft gediomgen hiltto, liiidet si(.'b nirgends. Siehe olxii
p. 324; p. 360.
3) Kluckh. J, p. 20H. Kugler 11, p. 305, Note 41. Kausler and SdM^
Briefs Vergerioa, p. 304.
Neaater Ahschulti
367
SO vertrauensselig sein solJpn, zu glnuben. die GuiBcs, doron ^anzo
Zukunft auf der prfulgrpichen Vertht^idigung der katholischen
Interessen beruhte, würden im Enist der Reformation Voi-Hehub
leisten, oder gar. diese seine alten Rivalen würden Ümi bei dem
Reformationswerk aus ^utem Willen die Kauptrolle zuscbiebea?
Ueberdies musste er wissen, dass es nicht von ihm abbinp, die
augsburgische Confessjon in fnuikroich zur Annahme zu bringen,
oder eine Concordic zwischen Luthcrthum und französischem Pro-
tC8tHntisniuä lier/usteilen ; diu Denkungsait der deutsclieii Luthe-
raner hatte er ja geniigend in den Verliandlungen des letzten
Sommers kennen gelernt, und den Sinn der Führer des fran-
zösischen Protestantismus konnte er täglich an Ort und Stelle
erkunden. . Wnhl möglich, dass zur Zeit, als die deutsclien Für-
sten ihn mit ihivn lutherischen Mahnschreiben bedachten, der
protestantische Abendraahlssti'eit ihm noch etwas Neues war; dass
im ersten Augenblick ihm das Urtheil darüber abging; doch
konnte der Mann, der beständig von den Reformirten des Tn-
und Auslandes mit Briefen und Emmhniingen beiJtünnt wurde.
mit dessen Hilfe die Hugenotten alle ihre Wünsche bei der Re-
gierung anzubringen und durchzusetzen suchten , wohl nii'ht lange
darüber im Unklaren bleiben, da.ss der Bekehrungsdrang und geist-
liche Hochniutli des Lutherthunis auf jener Seite bereits eine
leidenschaftliihe Krregung hervorgenifen hatte, und wie verlia,sst
Uaäelbtvt der Name der augsburgisehen Confession jetzt schon ge-
wor<lon war. Er konnte nicht einmal darauf rechnen, dass die
Calvinisten und Lutheraner im Colloquium den Katlioliken Schul-
ter an Schulter gegenüber stehen würden. Die Einladung der
deutschen Theologen würde völlig planlos erscheinen, müsste man
nicht annehmen, dass es Navarra darum zu thun war, die Be-
ziehungen zu den deutschen Fürsten in irgend welcher Weise
fortzuspinnen; dabei mag es Uim ei-wünscht gewesen sein, da-ss
er zugleich den TJuises in ihrer vorgegebenen Politik ein äusser-
licfacs Entgegenkommen beweisen konnte,^
•1) SoldftD (1 |). 531/4) ist der l>ostimiiit«u ADsicht, dass die OiUses nn
iltn Zuziehung deutscher Tbttoldguti ^ai' uidit hctliiriligt f^f^wcseD Si'ion; Kuglur
m. a. 0. sobheBBt sich ihm iin. E-s ist uuo m der That liewieseo, dass die-
jeoigon Thi'oloHeu, wolchi.' uwb yrankreidi kami'ii, limvh Nftvgrra, nicht, wie
nmi friibi-T auf Ui-uud der hii«t. wd. aimubui, durch die Ooises bestellt waren;
d$^geü gebt SiddaD wohl xu weit, auituuehmen , dass die Naohricht: die
Neuster AlnehnHL
Der Gang der Ereignisse ersparte ihm die Verlegcnheiv
deutsch» Theologen berufen au haben und tjie dann unter Vor-
bnngfl^H
, in wdSH
Ollisex hättf'Ti sii-h Iwmiilit. «ioiihwhf Th«>!og<*n aur das Co)Io«|atum eu 1
völlig uDbegniDfiijt sei. In dtr liist. ix-t^l. wird eia Urief mitj^tbeilt,
chem tler Cantinal vou Lothringuo Vieilleville, den Oouvcnitiur von Meti^
ersucht, ihm ein)ge> tüchtigo ThoologOD der A. C. zu vor8chaff«>D. Soldjui a. ■. (
Hudit wahrscihfiiüich zu machen, daas diespr Brief unecJit sei, 1) weil
drm IJorieht dor bist. ccol. der Cnriinal diu' Tht-ologon auffallend spÄt bcRti
habt'n würdt»; 2> weil er die AiikuiiR doraclb-.'ii nicht alwiirtetu, um dt« pn
teütaiiti'K.'hen AbundmahlsAtreit in die VerhumUntigen zu üiiihen. Mir ücbein
diese TbatMaoliiw wenig zu Itowäisea; denn 1) gestalteten siuh pK'U am
Zeit, welche diu hint ecci- aiigiobt, d. i. kurz nach doin Beginn des CoU
»luiunis, diit Pinge insofern ungünstig für dit> Wüusrhe diw Cardinals, als
Vermittlungstfndcnz d'T Konijfiti und d*>s Kanük-re imnior klar<;r hmron
der Cardinal erliielt also Aiilaas, sieb nach neuen Mitteln umzxisebon, wdc
diencD konntun, der KüiiJgin und dum Knnsler in ihnjn l'lanun SL'hwipiiglceiti
zu beroiteu, oder sie iu di>tujelben zu irritiron. 2) komite or auch rar dfl
Ankunft der dentachou TUtMilfgou di** B-wälmiing des |>rotestaiitiscbtia Aben
mahlseti-eites nicht wnhl ningt'hen, wfil sin das eiu?-lni> Mittal war, den
lnhrt«>n und biM-odtcn fipgnorn einigermaftson finilniuksvcill entgi'gt'nxutn'lcB.
Wenn nun ab^r dio Guises wirklich die Absicht hi^gt'm, dout»'hi- Tbeologvo
auf das Collcximuiu zu bringen; wnnu sie ferui*r (vgl. Kluckh. I, p. 217; Ueu,
reHpüHüLo ad Balduinum in den trautotiune« tbeologicaell, p. 201 ff.) auch NV
vaiTR zu vertmlassen suchten , diu A. C. in dt'u französischen KirL-bouslrt-it ein-
zumiBcben, so liegt auL-b diu Aiiuahimi nicht fern, welcla- BaumTI, p. 371 tuul
de Rublein. )>. 191 cn^ichon, d»ää bii' gli'icbf.Tgestolt auch Xavarra (vioUt^cIit.
woil ihr Veraitch, wob anf and(>rom Wog Thoologpn tu vnrsi^hnffen, misslaoy.
oditr sif? llc^ Ki'folgi;;; nicht sii-litT wnron) voranbi&sten , din dcuUch^^n ilYiretni
um Theologen auzugeliftn. Wenn daim Xavarra hiprauf einging, so i&t ei«
nabüliegonde Erklärung dafür, dnä.s er wiluachto, sowohl mit ilen Üoisc« uad
ihrer Partei, ah mit d^n deutschen Fürsten Beziehungen zu outorbolteo;
wenig wahisohoinlich aber i»t, trotz seiner berühmten Lelirhtgliiubigkeit, dite
er sich nirküch tqu den Ouisen über ihm Absichten hiitte tauschen Lubol
oder dniis it ira Kniet daran geda<^ht hfitte, die A.C. in Frankreich oiaf&knio
zu wollen. Es rudctftn zwar zur Zi-it di',s Colloquiums nicht nur Navarra.
sondern auch dio Rijuigin und der Ranzici' davon, dn;!s violloicbt Aussicht ai
Fniakrtdcb mit Zustimmung des Clorus zu reforniiren, oder doch den letxtens
zur Toleranz zu bestiinmon, wenn dio Protestanten die A. C. annahmen.
ist aber auf solche Gesprüche von vornherein w<>Qig zu geben. Die ParoU-
A. C war damab< vim d^n (luises ftURgßg»>b(in, und fs ■'rilspi-ai-'h den Gen
heit«u jenes ilufes, Ciiurtoisie mit Hintergodaiikiin /,u verbinden und
(regner Vortheil zu suchen, indem man ilmi nach dem Mund redete und ;
lieh ihm in Alk-T7i Gntgeguokommon bezeigte. Man wuHste doch wohl,
man den Cardinal von Lothringen und soino I><ute, wenn sie vou der A. C<
redeton, in Verk^genheit setzen würde, sobald man sieh den Anschein gab, M
Neunter Alischnitt.
869
iränden vom Eingreifen in die Veriiaadlun^n fernhalten zu rnii»-
en. AU die douttichen Theolügen — üwei pralziächä und drei
tum Wort zu nehmen; anüercrsoits war dieft auch ein Mittel, mif die evnn>
lelisehcn miniatn xa drünküD; dif^solboD musste es XngstifOD, wenn man cla-
üit drohte, in Ibre Erorterungou mit den KathoUiten den [trotostautischoa
Lbendmahlsstreit hineinzQziobttn und ÖSoatlicb hreitzutroti^Ei. ^'as nim die
tegenÜn und der Kaa/Wr vennögo diese» DiiickmitteLs duichsctzen wollten,
rsr aUerdiogs vielleit-ht etwas AehoUclieä diu «Uo Bekehrung der Cnlviaistea
nr A.C.; der Zwer/k der ßemischten TlieoIogeDcommi&sioumi, welche die Ee-
entiii eioMtzte, war s<;heiiibar, div Protestanten zur Anerkennung der leib-
ichen üegcnwart Christi im Abcndmah] za bestimmou, damit man alsdann
nit mehr Nachdruck vom Clenu eini^- liusäDrÜche Conoessionen an die Rt-for-
lation odor eine beachiflnkte Toleranz forcjora könne. War es damit Ernst,
o musä man sagen, dass die Königin uiiil iIlt Kanzler üa-s Wesen der prute-
timtisckea Bewegung 2U wenig kanottia, und darum da» UmnögliLhe für
lurchrührbar hielten. Es ii*t die Frage, ob man Navarra, der citiht von
[^eodor Hiwi »elhst kat<>chiBirt worden war, und jabrHaug ganz innKTlialb der
troteblantiscben Parttti gestandr)ii hatti^, mit domKcHKit Ma.ssKlali win! mevi^oa
lürfen. Die Krage ist für uns nicht völlig ohne Inten-sBo: voo dem Urtbeil,
reiches man hier gewinnt, inuss ein Kotlex auf die PoUtik deqeuigon Luthe-
aner ÜaUen, welche, wie Herzüg Christoph, in Frankreich rütksicbtaloa für
lie A.C. Propaganda machten, ohne sich zu fragen, ob die Ooiiiter, welche
ie auf solche Weise dem franziJäibcbBii Calviniümu» entTi-emdeteu, nicht dem
CatlioUziämus ziigctriebcu wurJen wtirdon. Es wird Bidi in erster Reihe darum
tändeln, ob der Gedanke, 'Iiw A. *.'. in Frankreich einzuführen fiir einen Mann,
ier dem franzüaisL-hen Fnjtestantismus nahe stand, nluht wlrkliiTh eine Unge-
teueriiehkeit war; In zweit«.>r danini, oh man NavaiTa wirklich tda das Mon-
trum von rnrnrechnungsföhigkoit bt-traehU-n darf, als wek'hos or in manchen
IteivQ Darstellungen, vomoluiilich abi^r bei dr* Kublü oracheint Wenn aui-li
aotMtaD tische ZeitgenoHsen, wio Bozu in der responsio ad Balduinum ihn als
\en Mann darstellen, der im Staude war, b4!hlec:htordingB Alle» zu glau)>eri, so ist
u boaditen, das» ea ftlr solche SohrtftfitL>Uer ein Toodenzbedtirftiiss war, ihn als
len Ucborlist*_'ten und VerfiihrtMii dar/irstelU-n. Zum Schluss einiges Material
,ur Beurthüilung von Navarraa Gebabren in Sachwi der A. C. Tgl. oben
I. 314/7. — Corp. Kt. XLVI No. 349(), 3497, ^502, 3513, 3516/7, 3524,
;ö26, 3&30, 35HÖ, 35.^. Baum 11 appemhx p. (i2/3, 80—91 , 93ff. — Von der
haatellang der bist, ecclasiaatiquc vornfbmlich die Verhaiidlungen ül>cr eine
Lbendmahlsconoordie in engerem Ausschnsü und Ihre Auflitsimg. (I, p. 32U/3Ü.)
— Bericht der pfiUzisohen Theologen von ihrer Vcarichtung in Frankreich
Kluckh. I, p. 2ir> if.)5 liierzu noch Kugterll, p. 310/11. — Beza, njsponsio od
talduinum, in den tractati^jnes Hieciln^ficae, fl, p, 201 f. — Zum Vergleich
rorden auch die andern Verlinndlungen heranzuziehen sein, welche Navarra
3 jener Zeit (»ogchitfügten ; ihr Ui-sprung greift zum Thoil in deu Juli zurück,
tfva uuf den Zeitpunkt, in wub;h4°n Nnvorra» Verauch, von Beutschlaud aus
in Hilf»v«isprech«n zu erhalten, auf so unorwartoto Schwierigkeiten stiess
21
370 Neunter Abschnitt.
württembprgische — in Paris eintrafen, war auch die zweite Coh
mis8ion zur FJerathung einor ('oncorHin bereits entlassen; es
um die Zeit, als man das Totcrnnzodict im Sbiatsratlie beschlo
Erst als die Häupter des Katholizismus den Huf zu 6i Germain
verlassen hatten, wurden sie daselbst empfan^n.^ Nararra ve
31
(oben p. 314/7); und xvnur i) dia Cnterhatidlungen mit Spanion untl
Papst: de Rublc III. p. 278 ff. 2) Die Negotiatiou, welche Navftira durch
abenleuemdoD Profeasor Baudr-uiu anknüpfte. AeussorlJch bctrachtc-t lief
selbe darauf hinaii3, Mittel und Wege zu suchen, wie man durch eine Reform
der llrgBten Missstände in d(?r rümiBchen Kirche und einige Suaserücbo Cm-
oessionea nn den Pi-otostanüsmuB die Einheit der Kircbi' n*Hen könne; in
Wahriipit hezwppkt« sie vielleiuht Niohta als oint- porsiinürho AniinliMning einer-
Beits ao die 1iuise.s, atidcrcmoits an die Pnrtoi der kathoUachon Irentkt^r oder
^BOraiiltRi von der Art Honlucs. S. Klackh. I.. p. 101; Kaaülu and Sfhcti
p. 277 ff. Opp.Cassandri p. 1123, 1129 fr. I137,S, MÜl/2. Beza, reapomiio »1
Balduinum l. c. — Ich glaub«, der Oesamniteindniok aas der allgeiueiMO
Lago in jener Zfit und Niivarrns Berichinon wird immer fiein, dass Nanm
mit allen Piugnuumen Itebtiugelto um persönlk-her Heziehungen willen, vai
am Zoit so gewinnen, weil er sich nicht entflchliesfiun konnte, xwiscbeo der
Führerschaft df>r Hugonotton und dpin Anscbln.«s an dif Faction dos Tiiui
virat» zu wählen; daas altiy nirgends sich ein orheblichor Wahrach' snlichkwl
grund für die Annahme iTgoben wird, es halic ihm im Ernst «.»in dritttir Wcf
neben die.ser in der Sachlagt; begrüiid^tmi Alri-mative vorgeschwebt üifT köuB-
ten wolil einzig gewiss*; Acussorungon in Betracht kommen , welche Navorra laf
dem Ti>dteiibetl gfthari habun soll id.- Riible TV |i. 371—37-1). loh lasse der«
Aüthenticität, und. diese vurausgesetxt, ihro Boweifikraft. dahingestellt sein.
5) Die PfälüiT kanihü am 18., die AVürttemberger am 10. Ootobvr in
Paria an; am 27. Octobor sollten beide Tloputatitmcn Kimi erstou Mal in SL ftör-^^
main empfangen wm'dcn; die Erkrankung und dnr Tod dcfl wiirttotnbd|^H
gischän TheologPM Jakob Reurlin verzögerte dis Audienz noch bis zum 7. N^^
vember. S. Kliiokh. I, jt. 210; Hniun II. p. 420 ff. Tgl. die ^^itangabm hi
&ildaa I, p. 528, Note 25, 2Ö. — L>q Rublo. der die deutschen Quellen imarr
nur indirect benutzt, hat (Hl, p. 191 ff.) in die Nncliriohten von der Sendnu?
der deutächen Theologen eine rausterhnne VerwirniuK gebracht. An derseP"'»
Stelle aurh nix^h nnderweitigr* Irrthümer; ad die Behanptung, dass der lutn-
goüt Haudouin ein Agent Herzog Christophs gewesen sei; Haudonin surbt*
ganz auf eii^ene Faust Atontoner in Frankreich (vgl die Anin. 4 tun Kad»
citirten Materialien und Kluekh. l, p. 181t; 101 ; ßalduinus rospoDsio ad Calräun
et Bezam, p. 91). Auch die Naohricht, da-ss Christoph durch oineo
de« Vorgotii) mit Navarra vorltandelt habe {Quelle: die Briefe Cal\-ins. s. i
ref. Xl.Vl, p. 4fM>, fUlO) ist irrig. Im P'riihliiig d*^8 Jalires war xwar Ladinf
Vßrgerio, oin Neffe dos Piotm Paolo, hei Nsivarrn gewesen, aber nur ini Auf'
trag seine« vielgoschaftigen Oheima, nii-ht des Herzogs (Kausler und 8cli<«t
p. 255/6, 270/1, 273.) NB.: auch die Angabe, dass zur Zeit des Religion?-
Keimt«* ÄlnobniU. 371
SncfiSrte iliDon, beständig in i;einer evanjjelischen Gesinnung 7.n
Bojn, klagte viol über die Käuko der Guiacs, die Um in seiuor
FuHtik hemiut-eu und zur Heuchelei zwängen, sprach von der
Bolidarität der protestantischen Kirchen und der Noth wendigkeit
einer Concordio zwischen deiiselhon, gab vor, selbst zur augsbur-
gischen ('ontV.'ssion zu neigen oder sogar sich ganz zu <U?rseIbon
xa bekennen, und an eine leichte Versöhnbarkeit des frauzösischon
und dout!«!hen Bekenntnisses zu glauben; endlich schlug er ein
Kelitjiunsgi.'sprHch zur Herstellung einer Concordie zwischen der
franzüsischen und deutschen Theologie vor.® Es wird um so
»ichweror, an seine Aufrichtigkeit zu glauben, als das Auftreten
der <lcuLscliGn The<dogeu ihn koineswi^gs in den vorgohliehen Hoff-
nungcu bestärken konnte. In der Instruction Herzog Christijplw
für seine Deputirteii war das dritte Wort die augnburgische Con-
ftneion und die Verwerflichkeit der schweizerischen Lchrc snwie
iäSer zweideutigen Formulirungen der strittigen Begriffe. Navarra
hatte mit der Äufiorderung, Thralogen nach Frankreich zu sen-
den, dem Herzog auch eine Confessiou in seinem Namen zuge-
schickt: jene Instruction unterwarl" dieselbe einer eingehenden
Kritik im lutherischen 8inn.' Günstiger für die fmnzöaische
Kirche lauteten jedenfalls alle Erklärungen der pfälzischen Theo-
logen;" dafür trat der Zwiespalt im Innern der deutschen Kirche
selbst hervor: Die Pfälzer und Württembcrger Übergaben beson-
dere Beurthei hingen jener Concnriiioiiftnmel, welche die erst« Com-
mission za l'oissy entworfen hattp, und besondere Erklärungen
Über die Lehre vom Abendmah!, denn Herzog Christoph hiitto
seine Theologen instniirt, mit dun Pfälzern nur dann gemeiasaiu
zu handeln, wenn diese sich ihnen in ihren Erklämngen anschlös-
sen. Navarru hielt an .seiner K)»lio fost: durch mündlichen Auf-
trag der rückkehrenden Theologen forderte er Christoph und den
Kurfürsten auf, ein Religionsgespräch zwischen französischen und
IfCsprÄches Vorgcrius odor Joniimd seinos Namens in Frankreich gowoson
Bei (Laoguet. arciLua II, p. 143) ist falsch und beruht auf einer NamoDSver'
i«raciislunK; s. stato pnpan löGli^J Ho. CIL
6) Bericht der pfUsinchon Thnnlognn DUIor und Bocquin, KlucUi. I,
p. 215 n.
i 7) Sattler IV. BeÜ., p. 191 IT.
ft) , Pulntini ptili'hru cum uwUia cuustiotiiuit et liabeut hbera lUAudata
t süo prinaii»* (Langiwt, aruana 11. p. 153).
24*
372 ^^^^r Neunter Abscbaitt
deutschen Protpstanten befördern zu hplfen. In einem verbindlichi
Schreibeu an Christoph sprach vr die Hüffniing aus, daiss es g»-
lingon werde, eine Concordie herzu 8 teilen.^ Bei alT Dem inochj|H
ihn der Gedanke leiten, dass. käme os zur Waffen ontsvlieidung in
Franki-eich, die deutschen Fürsten tnitz ihrer einseitigen Keligi
sität sich so oder so für den Sieg des Hugenotteathums wü
interessiren müssen, wie das spatei- wirtlich geschah. Zwar
wiihrend der eben geschildert uii Verhandiuiigen seine Xegotiatioi
am spanifitihen Hof fürt, und unmittelbar nach der Abr^r-ise der
deubtchon Tlieologen begann er den spanischen Gesandten in Paz^|
mit erneuter Energie zu bearbeiten, kräftig unterstützt von den
katholischen Grossen, denen Alles dai-an lag, Xavarra endgültig
auf ihre Seite zu ziehen und von der Königin-Mutter^ welcfee
ihn um jeden Preis in ihrem politischen Stab behalten wollte und
damals wühl auch sicli mit der Sorge trug, es mögt', wenn
es nicht hinderte, zwischen Navarra und Spanien ein Pact iii
Kosten Frankreichs zu Stande kommen. Obgleich nun Kavam
damals sich Spanien völlig xum Kauf anbot, hatte er doch wohl
den Gedanken nicht aufgegeben, zur Gegenpartei zu treten, wenn
Spanien endgültig verweigerte, dtm Kaufpreis zu zahlen; denn er
beschäftigte sich fort und fort auch mit Intriguen, die daratif
hinausliefen, Spanien mit Feindseligkpiten und Gewalt zum Kach-
geben zu zwingL'U. Um so wahrscheinlicht^r ist, dass er auch ao
der Verbindimg, welche die Königin Jetzt mit den deutschen Fm^
sten anknüpfte, durch Mit^vissen und Rath betheUigt war.^" ^M
Katharina war, wie wir sahen, entschlossen, die DurchRih^
niDg des Dualismus im Reich zu versuchen. Damit war eine
selbststündige, zum Theit oppositionelle Haltung gegenüber dan
Concil von Tricnt, welches im Januar wieder erüfiiiet wurde, ge-
geben; sie mussta sich also nach Bundesgenossen in der Oppo-
sition umsehen, zum Mindesten, um auf die Curie einen Druck
auszuüben und so die Bewilligung der Neuerungen in Frankreich
zu erzwingen. Andererseits wurde es immer unwalirscheinlicher,
dass sie ihre Vermittlungspolitik unangefochten würde durchfÜhrea
9) Eericlit DiUers luid Bocqriins 1. c. p. 219, 220. — Sattler IV, BeiL
|k 20O ff., p. lÖÖ. — Kugler U, p. 310, 311. — Ein dem b«i Kiigler citirtM
Schreiben Navarraa an Chiütupli entsprechender Brief an friedtiuh ist nitht
bckEumt
10) D« Bublc m, p. 290 ff.; p. 307. Tgl. Anm. 72. AniaBall p. 193.
Neunter Abschnitt.
373
können. Philipp von Spanien trug sich neuerdings wirklich mit
Angri^plänen; sei es. daas diese nicht g'eheim blieben oder dass
seine Drohungen xind die Nfthe des ConcUs allein solche Auf-
regung; hervorriefeu: der Winter war in Frankreich voll schreck-
haftor Gerüchte; bald rwiete man von einem Angriff Piäilipps von
Spanien, bald von einer grossen katholischen Liga zur Ausrottung
des Protestantismus." Die Königin dachte nun eine Zeit lang
offenbar wirklich daran, sich der hugennttischen Partei gans; in
die Arme zu werten und es auf dfn Kampf ankommen zu lassen;
im December suchte sie sich zu unterrichten, wieviel Streitkräfte
die Hugenotten zu stellen vermöchten;'* zur gleichen Zeit wurden,
während im Sommer 1561 N-ielo deutsche Befehlshaber der Krone
Frankreich abgedankt worden waren, die Bestallungen und Pen-
sionen derselben theilweiso oder ganz wiederhergesteHt" Um nun
dem ConcU und den Wafl'on gegenüber weiten-n Halt zu finden,
wünschte sie sich an die deutschen Fürsten zu lehnen. Sie erliielt
daher dieselben in der Meinung, dass sie dem Evangelium zu-
neige; auch sie gab den deutschen Theologen zu St. Oermain
Audienz und bnzt'ugtn vctllknmraeno U*'berpinstimmung mit den
Ansichten, welche Navarra vorgab;" dünn schickte sie, um Ein-
verständniss anzubahnen, einen französischen Edelmann, Herrn
von Rambouillet und den Dr. Rotoman, der den deutschen Für-
sten schon von den Verhandlungen dus vorigen Summei-s hiT als
eifriger Protestant und Agent der liugenottLscIien Partei bekannt
war, nach Deutschland.'^ Dieselben bereisten von Ende December
bis Mitte Februar die Höfe von Kurpfalz, Württemberg, Branden-
11) Soldan I, p. 553. Kuglur JI, p. 205, Not« 135.
12) Soldwi I, p, .»554. Do Rublo IV, p. 3/4.
13) Ortloff L p. 237 — 239; Klucfcb. I. p. 2(M, 213. An-ana L. II, p. 186.
14) Dillor und ßoiMiiUo 1. o. p. 224, 225. — Hotumua uutl Rambouilliit,
die UDinittolbar darauf als Gesandte ües Königs nach l>eutechland ^ngeo, er-
hielten Auftrag, di'] Fürston in dorn Glnulxjo im CaÜiärinas evan^lifiobe Qe-
BiDnusg zu UcsUtrki'ni 8. Ilaiirn 11, p. 5(35; Kluokli. I, p. 1^30. Note; )i. 243.
1.^) Uio Aunulinii; KJuckhohns (I, p. 233), dass ItambouiUct und lloto-
mau gemeinschaftlichsTi AnftTBg hatten, bestätigt Hieb durah ein Scbreibon
PbilippB, Cossel d. 19. Febr. 1562, an den Kurfürst von Sdchsen, mot. mut
Kurfürsten von Pfalz u. Herzog von Württemberg (Hs.): übersendet seine Ant-
wort auf dio Werbung Rambouillets und Dr. Hotumans; obeuso durch die sJIcb-
sJschc Antwort (Copie b. d. et I. lit>.), wtdcho gleicbfallii von mehrerea Oesindtea
Bphoht
37-4 Neunter Abschnitt
burg-Aöspach, Kureacbsen, Sachsen -Weimar. KnrbramlGubiu^.
Hessen und andere, und kehrten dann, nach einem zweiten Be-
such am würtlember^schen Hof, mich Frankreich zurück.'* Sie
hatten Befehl, an die Antwort zu erinimm, welche die Füreten
zu Naumburg den Nuntien ertheilt. und vorzutragen: auch der
allerchristlicbsto König habe vim jeher darauf i^drungen, das
Concil 80 einzurichten, dass keine Confesstion Grund erhalte, ach
auszuschliessen; du der Papst aber vorläufig liou entg(^enge8^»tzten
Weg beschrittun uud dii' Krurtorung der Kinwändi* gt-iaron stin
Verfahren auf den Beginn des Coneils verwiesen habe, so gtidenko
der König nunmchi- seine Antrüge durch eine geeignete Prop<v
sition auf dorn Concil weiter zu verfolgen und erbitte hierzu den
Roth der deutschen Fürsten.^' Die Botschaft wurde im Allgemoi-
nen wnhl mit vollkommenom Vertrauen aufgt>nummen. Die pfiil-
zisi'h(f und württomhergische Antwort sind vollkommon von der
Aunahmo dictirt, die Kimigin s^ei wahrhaft evangelisch gewinnt uu'I
verfolge den Zweck einer echt evangelischen Reformation in Frank-
reich. Dass Landgi-al' Philipp nicht anders dachte, beweist — seine
Antwort auf die Ge«audöchaft können wir nicht — die Thntsachi?,
dnss or immittolbar naoh der Anwi>sL'nh)nt der Agenten den Ver-
fluch machte, eine Confödemtion mit Frankreich zu begründen. Von
den uns bekannten lässt nur Kurfürst Augusts Antwort, ubwoh!
auch diese sehr verbindlich lautet, verstecktes llisstTuuen vot-
muthen.'^ Diese Verhandlungen nun blieben bei der bald
lö) Fbilipp ao Hiäarkiti von BrautiRctiweig, (!!!a8st)l d. 7. Man 1
theilt auf Anfrage mit: es aoi wahr, das» nino fi-anröaiarh« Botschaft bei vW«
Kor- und -tMrsteu, nilmlieh dem Kurfursf^a ITaUgrafen, natem {? nit^rt
etwa ßadooV), Herzog i'hnstoiih. Markgraf (A-org Fht>drii:h zu Anspacb, Ofo
Kurfürsten und den Herzogen zu Sacbseo, Kurfiirat Jüachim und Andeni, «t-
lotzt auoli bei ihm, dem Landgrafen, gewogen. — Vgl. die pubUcirtcn Ant-
worten bei Kludth. 1, p. 235 S. und Sattler, Uoi]., p. 206 ff., femor mictoa U.
p. 103 uiid das in voriger Anin. ciCirli^ btiSSiBobu SoJireibou; ti^dlicb Anm.
17) Klutikli, I, p. 232 ff.
18) ft. die pfiilxiÄf;hi> und würlteinUorgLsoho Autwort bei Kluckboho
236 ff. und Sattler IV, Boil. p. 2(>0 ff. Die Antwort des KnrRirsteu vtw 8acl»B
(Uti, a. d. et 1.) siimmt dem Inhalt uaok Üusserlich vollkümmen übereiii mit der
im Kurfürston Friedrich, stellt aber die Forderungen der rrotestnntea ia «
achruffeni Ton auf, al» äollttj dem König trotz der ZiuflL-tieniog, dass man gnwv
Uofbung auf ihn setae, duruh die Blume btimorltUoh gemacht werden, iltfs
zwischen der fraozösificheo und der duutHuh • protestanttsobou Pohl
Oemeinsvtiaft denkbar twi.
h
".
^
Neuofer Ahsohnitt
375
»ndeo Schwenttmg der frnnzösischen Reglern r^politik f(lr das
orbältoiss Frankreichs zu den deutsehen Protestanten ohne Ke-
Jtat, soweit es die beiderseitige Stellung zum dmcil betraf; nur
18 ist wichtig, dass sie im Kreis der l^Vankreich näher geiseü^senen
Ürston das Vertrauen auf die fiesinnung Kathnrinas bestärkten,
usser dieser aber hatten die Agenten auch eine politisclie Mission.
Bider sind wir darüber nur durch Andeutungen unterrichtet
[eher ist wohl nur, dtuss Katliurinu an einem oder mohn^ren jener
üfe — an welchem i»dor woleliou wiä^en wir nicht - Anfrage
tun üess, was für Unterstützung der allercliristlichstc König von
?ii deutschen Fürsten zu erwarten habe, falls er sich in einca
rieg rUr den Protestantismus in Kruiikreich einlasse; wir wissen
mer, dass Rambouillet dem Herzog Christoph wiederum eine
)utscb-Crattzösische Conföderation vorsclüug; ob aber aus eige-
üiju Autrieb, ob im Auftnif; Navarras oder der Köni^^'Ln- Mutter
ler vielleicht nach Verabredung zwischen diesen Beiden, ob cnd-
;h bei seiner ersten Anwesenheit zu Stuttgart im December, oder
ji der zweiten gegen Ende Februar, ist nii*gends zu ersehen,
^denfalls trat im Verlauf diestir Mimate — ausser durch Rnra-
tuillet, wiv wir sehen werden, auch uuch direct durch den Konig
HA Navarra — zum zweiten Mfd an Herzog Christoph der Antrag
if ein Bündniss mit den Hugenotten heran.*'*
Kben diese Zeit wurde in Deutschland ausgefüllt durch Ver-
indluDgen, die in solchem Zusammenhang von grossem Interesse
ttd. Wieder, wie im vorigen Sommer, kamen die (.tedanken
id Pläne Tjandgraf Philipps den französischen Vorschlügen ent-
•gen. Ihren Ursprung nahmen diese Verhandlungen von der
orohe, welche die Nähe des Concils und die unheilverktiudende
)aunung in Frankreich hervon*ief. Während das ConcU heiau-
kcktc und jenseits des Rheins, wie ein Vorspiel dessen, was in
inem (iefolge kommen musste, der Vorfoignngskricg gegen den
rotestantismiLs heraufzog, wuchs die Besorgnis« der Protesfanten
den Ländern, welche zu Spanien und Italien die nächsten Be-
ebiuigen hatten, mehr luid mehr; eiu Sehwarui atarmireuder Ge-
[chte erhob sich aus den südwestlichen Naehbargebieten des deut-
hon Reichs, ei^oss sieh über die angrenzenden Theüe Deutschlands
id re^ die ohnehin eniptanglicho Stimmung der dort gesessenen
19) Vgl. uutcn p. 38t ; Aum. 72.
376 Neunter Ah
Evangelischen zu einem wahren Fieber auf, während man im
den und Osten, wie es scheint, noch immer gelassen drein sah.
Zuerst erhielt Herzog Christi)ph Boricht, dass mit den Grau-
bündnern, deren ehemaliger Vertrag mit der Krone Frankreich
seit Heinrich des Zweiten Tode nicht erneuert worden, um Ot^ff-
nung ihrer Pässe verhandelt werde, weil der Papst einen Krieg
in Deutwhiand beginnen wolle. Als er aus jener Gegend selbst
Erkundigungen einzog, erhielt er ausführlichere Angaben.*^ Nach
denselbfu hatten der Kaiser, der Papst und der König von Spa-
nien schon seit dem Jahr 1560 hei dem verstorbenen Riscliof von
Constanz angehalten, dass derselbe den Cardinal von Hohenems,
Bischof von liausanno, des Papstes Schwestersohn, zujn Coadjntor
annehme; da der alte Bischof dies venveigert, hatten sie schon
bei seineu Ijcbzeit^m \iele Capitelherren in Constanz bestochen,
sodass bei der Vacanz des Bistliums dir Wahl auf ihren CantÜ-
daten gefallen, und zwar, weil der Cardinal als oin junger krit^
erfahrener Mann die deutschen und wüJschen Kriegsleute ,,2u
20) Karz nnch dem 8. Oktober ertheilt Herzog tliristoph dem Pii
Paolo Vorgerio Aufti-a|^, Erkundiguu^u über die Vorhältiiissc iii Oraubüod«n
eiozuzichon, weil derselbo dort bckanut sei. (Kausler u. Schott p. 2^7; Ko^lef
n, p. 25H/4.J Kin Äukrag nacb ümubünduu zu reiseu wird dabei noch oicbt
crthoiit Tom 13. and 23. Octobcr ftodeu sich dann Schrcibeo , in dcneo Ver-
gorio dorn Herzog Nübcres über die YerbiÜtnisse in Graubündefl nitüwilt
(Kausler u. Schott p. 300 ff.) Erst im November begab V, sich petaSolicfe
nach Gmubündud (Meyer, II \>. 321/2 Note 101; i>. 23tj Note 1-23. Dieee Sä»
hat Sjjct, [1. 45()/7, gi^lützt auf De Pnrin, eitieii JUnntt ku trüb datirt). Qt
Zoseoidang ausführlicher Nachrichten über die Vorgfinj.'e in der Schweiz. Owi'
böudeti und Oberitalien durch Herzog Christoph an seine Freunde fiUIt naek
den mir VL>rIi)*i;eudL'a CtirrespondenzeD zwischeu dou 24. Ctetober und 30. K(**
vombcr [Hierher gohiirt-c folgondc Schreiben; Christoph au I'hilipp. Stntt-
gart d. 31. OeL Fiiodr. an l'hil. Heidelb. d. 8. Nov. Cbnst. an PhiL Walteo-
boch d. 5. Deo. mit einer Beilage: August an Christ. Torgau d. 13. Vor.;
sämmtlich Es. ßeil. XLLX. Aus deiiRelbeo ^ht bffvor, dasa Christoph m
31. October au PhiÜpp (b. das citirtf" Srlireibcu); auRsyrdein in nicht mehr V'if-
Ituftouden Briefen 1) am 24. Ort. »« August, 2) zweimal vor dem 8, Nov. M
Friodiieh, 3) am 30. Nov. au I'hilipp uiut ÄuguHt Nuchrichten über die drobeo-
den Üefahron saudtc; iu weloben Schnnheu oder zu welcKor Zeit die eiaz^h»»
Zeitimgon übereandt wurden, welche in den nachfolgenden Anmerkungan «tirt
werden, int nicht zu ersehen,] Es ist demnach zu vermuthen, dass weaJgilM»
für eineo grosacn Theil aller Jieaer Nachriohtoa der Gewährsmann Vors?«
war. Nur für Einzeines ist Dien aus den Briefen Vergerios tuunittelbnr
/.aweisen ; s. Kaualer u. Schott p. 300 3.
üei- J
ieti^
QeuStSnk'bBchiiill
377
ner Devotion" habe, so dass mit seiner Hilfe der Papst und der
König von Spanien nach dem Spruch des Concils die angsburgi-
Rohen Confossinnsverwandton der römischen Kirche wiednr unter-
werfen könnten. Fei-ner standen Si>aiiien und der Papst in ünter-
hundiiing mit den Graubüiidneru, um den Pays zu erhalten; den
letzten Gallustag {16. Üctober) hätten dieselben sich t-ndgultig er-
klären sollen. Dem Vermuthen nach beabsichtigte der Kaiser
einem Aelteren aus dem Geschlecht Derer von Ems" die Land-
vog^ei in Schwaben und den Sitz im Schloss ob Ravensburg zu
geben; Spanien und der Papst drängen den Abt von Weingarten,
dass er sich verstehe, den Paul t*lintzing, einen SecretÄr des Kö-
nigs von Spanien, zum Coadjutur in Weingarten und Ochsen-
hRUs<»n anzuiit'hmnu, Alh's, um eine oft'ene HeerstraHse vom Her-
zogthum Hailand bis ins Stift Constanz herzustellen, und damit
der Papst mehr Stimmen im Kürstenrath dvs deutschen Reichs
erhielte. Der König von Spanien, hiess es, habe schon zur Aus-
führung des Unteniehmens Geld in Mailaiui liegen.** Der neue
Bischof von Constanz sollte schon mit allen namhaften Kriegs-
leuten im Hegau Huterlmndehi, damit sie sich vom Papst be-
stellen Hessen, und von den meisten Zusage erhalten haben;**
bekannte Männer; Nictas von PoUweiler, Franz Bemer, ein Ma-
ch'uzzo sollten in den Dienst des Papstes getreten sein, um ein
Blutbad unter deu deutscheu Protestanten aiiLZurichten. '*
Diese Zeitungen wiu-deu vom Landgraten und Kurfüi-steu
von Pfalz nicht ungläubig aufgenommen; Kurfürst August dagegen
21) »Dem alten marclien von Ems.* Das Wort «marckoo'^ wird auf
eiiieti der bei di-m Geschlecht von IIohen<.'ms gobrüiichlichfo Vonminea Marcus
(Marx) und Manjuard za deaton s«in: die Titel Horchcso, Hari|uis, Markgraf
kommen I»ci demaclhen nicht vor. Dc^mnach nUlt lUe "Wstiraoheinliclikeit auf
M&rcus Sittich LU; vgl. Bcr^ano io den Denlischr. der Roiscrl Ac«demio,
X p. 171,172.
22) . Suiiiinarischtjg verzeicbnu^, wa^ müin ^tMlipen formten und ht^rn
glaublich angelan^ vim wegen rojnisthör proctickhen.* Hs. Uober die that-
sächlichen Gnindlagen der An^IiL-n v^^l. Eiiänt^n. Alwch. Bd. IV 2a p. 138 (o),
100 (dj, 172 (c), 173 (m), 183 (inmj. — Meyer U p. 222 ff. Unten Aom. 45
am Endo.
23) Zoitung B. d. Hs.
24) Battlor lY p. 182. Basolbst noch die Augaheu: aoch der König von
Spanien werd«- ttxia den Niedeiinnden Volk zu dem Krieg geben und der Papst
mit M'iueu uigiien und spaniäehea Volkum dun'h GraubUnden in Deatßchland
eisfallen und oamontlirrh dio württtunbi<rgi&>L'hon Lando hoimsucbou.
378 ^^^^^ Neunter Abecbniti
fand es nur natürlich, dass der Papst seinen Nepoten Stifter zu
verschaffen suche, und mehate, man könne das auf sich beruhen
Ueson. Stürbe (U.t Pap^^t einmal, so würde die Herrlichkeit dieser
Günstlinge vielleicht nicht besser enden, iils die der Verwandtem
des letzten Papäte». Er be^^weifelte die Richtigkeit der gemachten
Angaben und verdächtigte den Berichteratatter Christophs, den
ehemaligen Oardinallegaten Vergerio, der sein Bisthum Capo d'Istriafl
mit dorn frciwilli^i'n K\'\\ in Doiitsolilaml vertauscht, um ilom Pro-
t(-'stautismus lobou zu köniu'u, dass (h^rselbo solche Dingo auf-,
bringe, um sich wichtig zu machen.'^ Damit nun geschah Yer-^
gerio. obwold derselbe ein eitler Mann war und sich gern in den^
Vordergrund drängle, gewiss unrecht; der Kurfürst hätte der-'
gleichen um so weniger auSvSprcchen dürfen, a!s er durch seineji
Correspondenten in Frankreich, den Doctor Languet, berichtigt warJ
dass in Frankreich seit Langem ähnliche (ierüehte umliefen. •*!
Sonst treiüoh erhielt er, wio os soheiut, schon der Lage seinea.1
Landes halber weniger Alarmnachrichten, während die südwest-l
liehen Freunde Christophs zu jenen Zeitungen ©ine Menge anderer
besorgiicher Dinge hinzuzutugen hatten. Geldsendungen des Kö-
nigs v(m Spaineu nach (i(;n Niederlanden *• und Deutschland;'*
Werbungen um Bremen, hinter denen der I^andgiTif, i^heint
I
1
25) Aug. na Christ. Tor^ÄU li. 13. Dec. Hs. Ders. an Phil. Torgau
28.Doc.. B4^U. L.
36) Arcaiia [I y. Ml.
27) Pliil- aii Kr. IJU. iinit. mut Christ. Zapfeiihg. d. 21. Nov. B(!hi(:kt Zoi-1
taugen, die eine Penwo aus den NiederlAndon ^{tiltracht hat Es int gut dwiiDf
XU a<fhteu, ilanfi dor Käiiig voa Spauieu eine so grosse SmiunQ (.iotdos iiaob Aot-
wi^rpen gesiuuJt. haheu und da.ss geio Suhti o&ch deu Nu'tt&rUiidcn koiimicu soll,
zmicm da-ss dio armen Christen dort so jänuBerlich verfolgt werdea. Kaun
nicht glöutK^n, dass die Summe so gross sd, ist es abcir auch uiir die HSlfta.
SO würdo ohne Zweifel Deutedüoiid nder Frankreich der Kuligion halben aicbt
unaDgefriclit^n bleiben. L'firist an t'hil. Waltenbucli d. 5. Dex. Hat diese Z«-
tiingHn AucU ciniifaiigi'iii kanu autJi iiiv-ht glaubni, daAs dii-> Smnmo so gros
2d> Kiuelihohn 1, [>. 212 Note 1. Die von Kl. erwähnte Zeitung habe ich
nicht gesehen; die Angabe wird aber auch in d<^m begleitenden Bricvf üe& Kur-
fürstm vom 30. Xov. gemocht; Joselbst ist nicht tou 50000 fiondem von 500000^^
Kronen die Rodu. Vgl. FhU. an Christ, d. 16. Dez. BeiL XUX. AehnlicJi Hchrieh^
Phil. d. 15. Dez. von Tor(;au aus an August Hb.; derwlbe meinte aber, die
UeLd&eadung gebe keinen AuLu« zu Fiesor(;tüsK. ^Beil, Lj. Ueber die Funfat, ,
weldie diuae Zahlungen in FraukretL'ii erregten ». aruana U, p. 186.
Xennter AbBcfasitt
379
wieder einmal Anschläge gegen den ilänischen Thron vermuthete,"
erschienen als Zeichen, dass etwas Geheim nissvoUes im Werke
»ei; eine Heise Herzog Erichs nach den Niederlanden war dem
Landgrafen sehr verdächtig, denn or hatte ans München erfahren:
König Philipp und der Papst hätten vor, die evangelische Reli-
gion zu unterdrucken; sobald der Kaiser seinen Consens dazu
gegebODf würde man zum Werke schreiten, und zu dem Ende
T^zanis von Sehwcndi den Herzug Erich von Braiinschweig und
die auden» beurlaubton Kriegsleute des Königs von Spanien wie-
der anwerben.''" Cliarakteristisch für die Erregung der protestanti-
schen Phantasie ist eine Nachricht Markgraf Carls von Baden:
vor einigen Jahren hatte man mit Staunen gesehen, wie ein
Kaiser lieber auf die deutsche Krone als auf den Kampf gegen
den Protestantismus vencichtete : nunmehr sollt© Kaiser Ferdinand
gleichfalls beabsichligcn, seine Würd« niederzulegen." Die Kun:ht
war damals so gross, dass bei den sonst unverdächtigsten Erschei-
nungen sich der tiefste Argwohn regte und katholische Ängriffs-
pläno vormuthet wurden; als I*falzgraf Wolfgang veraahm, die
Bischftfo von Banihiirg und Wtlrzburg hätten einen Streit mitein-
ander, verfit.'l er auf <lL'ti Gedanken, es soi dies ein Vorwand,
damit sio ohne Vt^rdncht rüsten, den landsbergischen Bund in
Waffen bringen, und dann dir Evangelischen überfallen könnten.^'
In diesem südwestlichen Kiirstcnkreis fand dalier Herzog Christophs
Antrag Beifall, die Graubündnt-r zu ormuthigen und zu ermalinen,
dass sie den Pass niclit hergäben. Hingegen leimte der Kurfürst
von Sachsen die Betheiligung ab; er fand nicht nur wenig Grund
zur Besorgniss, sondeni tadelte das Vorgehen auch vom Staud-
punkt seiner conserrativen Politik aus. Zu Zeiten des schmal-
kaldischen Bundes, erinnerte er, sei es den Kurfürsten und iTir-
29) Zipreulurg d. 21. Nov. berichtet Phil, an Clirist. u. Friedr. von ver-
dächti^n WerbuDf^n um Brcmea. Zoöiiu an Thil. s. d. d. 11. Hoc. hat toq
vi'rtrautcDi Ort vcrnomnu'U, d»s3 hin iind wioder in doE mltternnchtigen Lan-
den ganz im Oeheinion ethcb* (.iewerbe ,©m|jorechwL'bt'ii* soUeu, dit" wohl
iilch»t<.-a Friitijahr zu oinum fnn.-htbiu'tici Au»bruch gt>r&Üi(.>u uiovliteii. Pliili|>|i
an August Melsiiugvo d. 21. l>cc. kaiin dies nur Aut Schwodon und Dänemark
deutoo. Hs.
30) S. Boil. XUX.
31) Kiigler U, p. 253, Nute 128.
32) Wolfg. BU Christ. Ncubg. a. d. Conau, d. 24. Bez. Hs.
4
380
Neunter Abschnitt
sten, die daran thoilgenommen, übel ausgreschlag^en, dass sie ohnd
Rath und Vorwissen der Andern den Nachtheil der deutschen"
Nation abwenden wollen; neuerdings würdt» es Denen, die Solches
versucliten, kaimi besser ^rathen. Zudem BoUten die Deutsrhen^f
bei ihrer Unoinigtoit füglich erst im Innern Frieden stiReu, bevor^^
sie daran dachten. Andere zu trösten und beherzt zu machen."
Kurfürst Friedrich, Älarkgraf Karl, Pfalzgraf Wolfgang und He
Christoph unterzeichneten ein Sohrriben des erwähnten Inhali
an dio Oraubuuduer; ob Lanil>rraf Piiilipp theilnalim, wissen
nicht; doch billigte er den Schritt.''*
Während der Correspondenz, die denselben einleitete, brach
der Landg^raf mit alter Unermildlichkoit auch seinen Bündniss-
plan wieder zur Sprache. An Kurfürst August sich zu wenden,
leistete er erklärlicher Weise Verzicht; aber er erinnerte Herzog
Christoph abermals, dass ein Schutzbund zwischen Pfalz, Hessen,
Württemberg und Alien , die dazu Neigung trügen , hoch vott
Nöthen sei."* I
Christoph empfing eben um diese Zeit Rambouillet und Hoto-
man. Einer der (le^andten theilte ihm mit, was man sich in
Fraukreich vun einem Bündniss des Papstes mit dem Künig von
icht voi^H
33) Beil. h.
34) Dass der Vorschlnf; von Uarzug Cliriatoph herstamnit, eicht
Landgrafen, wio oi« nAch dössea Scliruiben vum 16. Pos. (s. Beilagen)
böDote, ergiebt aich wolü 1) aus Augusts Hriof vom 28. Doe. (Beil.. L); deoii
in domsclbcu wird bcroits des Kurfürsten Vilboil ühor das Projtwt aoago-
sproehen, oliwohl in dem Si'hrcibün dos Laadgrafen, d<*s9en Hoimhi-ortDiig
Au^sts Rrief daretollt (d. d. Rodocbtirg, d. 15. Doz. Hb.) nicht dAvon g«>rodet
wird; 2) avts L'lmBtopliä BrJff vom 31. Dez. (s. Beilagen), «uns hat hiovor ^t
aDgufiebuo" uti!. ,doiiD l's ergiebt sieb dtiniuH^daBS Christoph den Kurfürsten too
Pfalz bereite vor Empfnn^ des landgräflicbea Scbreibeas rom lü. Dez. zur HimI-
iiahinfi an di-ni Sthritte nufgi>Fi<nlert. sowit« mit WiihrscheiiUicblieit, dass rt
bereits eine ablahuende Antwort von Sot^bsen empfangen hatte {gUnd daas wia,
dis ChurfiirsttD zu Sachsen L . . - vorsrhunt wurde etc.*). Haa Weitere« »-
weit feststellbar, ergiebt sit-h aus den titirten KL■bmb^■n vom IG. und 31. I>«
und Kugler U, p. 253, 254. I)at>s der I.acdgraf oicbt mit uiit^TzeiL-hnoti?. i&t
an» Sattler IV, p. 182, obwoW dort nur Obriatoph, Frifdrioli. Karl und WoIT^d^
erwähnt werden, Di^'ht zu cntnehinoa, da nicht ersicbüit-b ist, ob dio Mitthei-
iiutg bicb auf die Einsicht des ISdiroiben» seibat gnmdet oder anderweitig er-
BofalossoD isL Möglich , *\a^s auf Hessen seiner eutfeniten Lage und dar gneseo
Eile wegen verzii^btet wurde.
35) Beil. XUX.
Neanter Abscbmtt
381
Spanien und einijE:en italienischen Fürston zur Ausrottung das
Protestantismus erxühUe; der Bfrif^hterstitttor fügte hinzu: schon
ün Jahr 1551 habe man beabsichtigt, die weltlichen Kurfürsten
ihrer Würde zu entsetzen und wälsche Herren an ihre Stelle zu
bringen; dies sei jetzt wieder vor, und der König von Spanien
solle zum Kaiser gemacht werden/" Ob und welche politischen
Erwägungen sich hieran knüpften, ist^ wie gedacht, nicht zu cntr
scheiden; hätte Christoph schon damals einen Antrag auf eine
deutsch-franzCisische Coüföderation erhalten, so wäre zu schliessea,
dass er ihn ebenso behandelte, wie den ersten im vorigen Som-
mer, das hcisst abk'hnte und nicht einmal den Mitfürsten an-
zeigte. Wie dem sei, zu dem Plan eines deutschen Schutzbundes,
den ihm der Jjandgnif vorlegte, gab er abermals seine Zustim-
mung, freilich, wie er in bitterem Ton ausführte, uhnu viel Hoff-
nung auf Erfolg. Er stellte dem Landgrafen anheim, bei den
weltlichen Kurfürsten Schritte zur Verwii'klichung zu thun.*' Ben
Kurfürsten von Sachsen suchte er selbst durch wettere Mittheiiung
seiner Nachrichten aufzurütteln und für eine Gesandtschaft der
evangelischen Stande zu gewinnen, welche beim Kaiser ouf Ab-
schaiTimg der gerährlichen Praktiken dringen seilte; freilich ver-
gebens.** Seinen süddeutschen Freunden rieth er, auf Kreistage
im ganzen Reich hinzuwirken, damit man erfalirc*, ob die ver-
meintlichen Geistlichen den Religio nsfrieden zu halten gedächten.**
In anderen Kreisen kam dies, wie es scheint, nicht zur Ausfüll-
rung; Herzog Christoph aber hielt Mitte Januar einen schwä-
bischen Kreistag in Ulm und machte den Kreisständen eine Propo-
sition über die angeblichen päpstlichen Praktiken. Dort nun
erhielt er in öffentlicher Sitzung Mittlieiluugen, welche die Wahr-
heit der päpstlichen Truppeuwerbungen zu bestätigen schienen;
zwar verschworen die constanzischen Abgeordneten sich hoch und
theuer, von den Praktiken im Stift Constanz weder viel noch
wenig zu wissen, „aber'*, schrieb Christoph an Philipp, indem
er ihm Bericht erstattete, „dieses Gesind schämt sich keiner Lügen
36) Kuglerll, p. 255 Not« 135; vg!. ibid. p. 253.
37) Christ, an l'hil. Stuttg., d. 31. Dez. 8. Beilagen.
38) KuglorU, 11. 255^257.
39) ibid. p. 255.
S82
Neunter Ähuchnitt
nicht"'" Die Kreisstände forderten in einem Schi-eiben den Kaisi
auf, in seinen benachbarten Besitzungen keine VersammlungeuJ
Musterpliitze, Durchzüge oder andre Veranstaltungen zu dulden,
vermittelst deren ihr Kreis und dessen Stünde wider den Land-
und Heligiunsfrieden beschwert werden könnten; sie ermächtigteu
Obersten und Zuge»i)rdneti% im Kothfkll die Kreishilfe doppelt und
dreifach einzumahnen.**
Dem Landgrafen seinerseits wurden inzwischen die Ensä
lungen von den Verhandlungen um die grau bündischen Päese d
Haupt8iic}ie nach durch einen Brief Heinrich Bullingers aus Zü-
rich bestätigt. Der Schreiber berichtete dazu von grossen ßüstu
gen in OberitAlien, namentlich im Mailündisclien und Ventwia*
nischen. und dass der HiTzog von Savuyen Truppen, angeblicl]
zum Schutz des Concils, zu versammeln scheine. Schwendi und
Erich Ton Braunsdiwcig schienen neuerdings bereits zu werben,
wie des Landgraten Nachrichten aus München vorhergesagt hatten.*'
40) Christ, an Phil. Ulm, d. 31. Januar 1562. Ha. Hout hat 0.
Bcsstjror im AuhacIiuss (irTontlicIt gesagt^ ilasfl diese Tage xwoi Knechto
ihm gewesen, dw Uim angezeigt, dtSH sio Ton einem pfipAtlidien üaupl
nur U Tage Wart^ld eiujirangf^u. Chiiflto()ii bat solch« Practikeo jetrt sn
üfMi Kurrürstei) vau Hachson uuil aii audvru Orte gelaiigeti la&sau, vermerkt
Rl>er nus den Antworten, dass man m in, den Wind soblitgL Bittot diruni
l*lLUip(i, pfi au (Ifiti KarrUTStdn von ßmndßnfcarg gelaugon zu lassen, ob oidil
vielloiolit ilurcli «liftsoii August .«'twfts munterBr" gcnmcht werden köane.
Zettel: Schickt ihm. was er heut don gemeinen Stünden des scbwibiaebfn
Kreises dur romiscliyn und and^nT l'rnctrkt.'n hallwr prop^mirfu losson; ^«h&
darauf sind die «costeozlschen carlinaliäcbttn'^ Gt-sandton „fürgoätanden* ood
hatrao es auf ihrer S^'fhiik Soligkeit genommen, daas »io von den Pnutik«
im Stifl rnnÄtaiiz wwlwr wf^riig noch v'wl Wisamis trügen, „welches dann W
un8 iiit voll muglich »ein kann; aher diocM gesind schemmet sich keii
lugiri nif"
41) Die Kreisst&ude an den Kaiser, Ulm den 24. Januar. Christ
Phil. Stuttg. d. 1. Fobr. Hs.
42) Bullingvi an Philipp d. 28. Dez. 1561 , ZOiich. H». Pha an Wolf-
gaiig d. 22. Febr. b. l. (lIs.) schreibt: Herzog Eriuh hatto cioou grossen Bau
zu Uslar, ^>inen EicmUchon zu Mundoo l}«gonD<>n, auuh Vürbereituogea ge-
troffen, für 80000 Gulden Hftuser und Aemter in seinem Land cinzulöfieii.
und hierzu sich durch Anleihe und andoi-wyitig Geld versohafft; onn aber IiJrt
er die Bau« aufgegeben, dio Arbeifor vembschiedet und die SSiüöBungeo oin-
gCHtcllt: <« ist dalitT zu vormuthttn, tl&ss (>r Krit^g vurhnt und dos Oeldes If-
darf. Er itit, wie die Einen sagen, zum CunciL, wie diu andern beliauptefi,
nach Bom, wie noch Andre, nach den Niederlanden goroist, ^abor endlicdi ist
bei ,
1
Neunter Abschnitt
383
wog gegenüber einem solchen Sturm alannirendcr Nachrichten
wenig, dass August, um den Landgrafen zu henihigen, sich bei
Heinrich von Braunschweig crkiuidigte, und dieser erklärte, von
all' den angeblichen Conspirationen Nichts zu wissen, '^^ oder dass
der Kurfiirst Philipp ein Sclii-eiben des Kaisere an einen kaiser-
liciien Katb zusandte, in dem Ferdinand sicli beklagte, mau thue
ihm Unrecht mit solchen Zeitungen, wie dass er mit dorn Papst,
dem König von Spanien «nci italienischen Potentaten in Werbung
stünde;** auch der kaiserlicho Vicckanzler in Vordcriisterreich,
Dr. Joliann Ulrich Zasiuä, Piiilipps ständiger Cürrespon<lent, be-
mühte sich vergebens den Landgrafen zu überzeugen, dass alle
umlaufenden Zeitungen von einem katholischen Restaurationskrieg
bcswilhgü Erfindungen .seien; '^ avif solche ÖtimmeD meinte man
soine oioinong. krieg zu ftihren'*. AoBBerdom ist Graf Oünther von Schwarz-
bürg vorKurxem nach Köln beschioden wonlon; unch b4>.stt>lUm die Kieüvrliüider
allcnthalbeii Itoitcr und Knorlito für König Thilipp. — Uober Schwcndi ß. die
in dem Anbaus über guRil8<.'hto Nachriclitpn t-rwähnte Zeitung vom 8. Januar
15ö2. Philipp hatt« dieselbe nicht für unglauWicIi gehalten, da or in dieser
Zeit auch von Württemberg Z-'iiungen übor Werbung«n erhielt, welche dureh
„die von Bmbs, Madruzzi und Ijizonu von Schwendi" getrieboii würden; in-
dem er diese August 3:nsnnrfte, sprach v-x sich voll Hcsorgiiiss iiber die PUlne
Schwendis und dos Kaist^rs aiLs. (CarthauR, d. 30. Jan. Hf>.) August hielt für
Uftthig. ihn riamuf nufmorkKam zq machen, dtvis hucIi der Kurfürst von Pfalx
die Zcttangon nicht für ocbt halte. fTorgau. den l(j. Febr. Beil. LIU.)
43) Aug. an Hcinr. r. BniunKubw. , Torgau, il. S. Febr. Antwort Hcin-
richfi, WolfenbGttel, d. lü. Febr. Beide Schreiben sendet August Torgau, d.
24. Febr. a» den Landgrafen (Hh.); derselbo niitwortot: Herzog Hoiuriuh» Brief
habe wohl ein Ansehen, dorh richte der8«11>e gemeiniglich aeine Schreiben
zweidoatig ein; m in ditsfim die Worte: ,do oa aber je nngßhen sollte, werden
wir uns zum balligen reich guthauor plüeht und aide der ganz unvorwaislichen
gebur zu vorhalten wissen.' (Fhü. an Aug. Catisel, d. 6. März ldG2, IIa.)
44) Enrlümt \m Aug. an Phil. Torgau, d. 16. Febr. s. BeiL LUL
45) ZasiUH an Philipp, Neujalirü^ag 1562, ». 1. Ha.: der T^ndgraf hat
ncfa durch einen Boten bei Z. erkmidigt; daraufhin klajfjt dei-selbe bitter, das»
daa verdf^rtUifrbH Uisstrauen zwiwbon den Kt'ligionßpartcit'n i>oiderBeits nicht
abuehmt^n wiU. Auch der KaiK'r erhält vtul ^'acb^il^lltt'n von eben (i'.'rgleicbeu
^zerrüttlichon ADBchl&gon" bei den Ständen der A. C. da^ts «ie mit aasläncli-
scben Königen nnd Potentaten, namentlich Dom von Navarra und Andersn
seines Anhangs stattiicho und ganz busergliche r'onrrkieratioueQ vorhtttten and
uH^ts Oevissores sei, aU dass man noch Beginn des Ccmcils zu den Waffen
greifen und eine grosse Verfulgung gegen die Papisten und Pfaffen mit Feuer
und Schwert beginnen wolle. (Vgl. htencu Kiuckh. 1, p. 2(J4 Note 2.) Wenn
beide Theile solchen „Impressionen, Eiusteckungen und Färgeben** völligeu
384 ^^^^ Neunter Ab
in der grossen Aufregung nicht mehr sich verlasseo zu dürfen?
Endlich aber erkiinnte der Landgraf sehr wolU, zu welchem Ziel
die Verhältnisse in Frankreich hindrängten: die frietlfertigo Miene,
welche die Guises damals annahmen, täuschte ihn keinesw^s*'
und wie immer betrachtetö er die Oefahr einer Protestant ischea
Macht als allgemeine Gefahr des Protestantismus. H
Demnach that er weitei-e Schritte zur Verwirklichung des
Bündnissgedaukens. An Kurfürst August wagte er sich auch jetzt
noch nicht; doch suchte ur Um durch Mittheilung seiner Nach-
richten und warnende Worte seiner eigenen Stimmung zugänglich
Olaabea sehsoktän, kücmte es bald ohne rechten und walirea Onind zu einem
geschwinden unsäu borlichen Gorauf za allgom(>ini?m Verdorhon genitlien. Zufl|^|
Qläck stellen dio Stjinde der alten BeUgioD(?), namentlich aber dar Kaiser, d«(^B
Dingen keinen Glauben zu; der £ais«r ist fest entschlossen, bei dem anfge-
richteten KeligiünafriBden (Cgnoüium hin imd her) bis naf den letzten Athaa-
xug m verharren und misst <Ue desiimiing dt.T protestantist.'hen Kur- und
Fürstf^n v*?rtrftu uns voll ganz naßli der soinit^'v'ii: woütt; er den widurwirtigCD
Nachriditt'U frlauben aehcukon, so müsste er iii (twigen Sorgen sitzen. Hoho
und niedere Stände sollten gegen die Verbreiter der AUarmnaohrichten mit
strengen Strafen vorgehen, donn, es rühre von wem es wolle, so ist es Nichts
als böswiüJiic Erdichtung, daati der Eaii>er zu wichen Bündnissen mit dan
Papste, Spanien und Andern geneigt sei; ebensowenig darf man dergleicbeo
König Philipp, als einem fried- und ruheliebondeii Herrn, zutrauen; Z. hat
dies dem Boten des Landgrafen auttführlieh begründet Wenn dann schon der
I^pst gern viF>I unlBrnlihmR, so würe es ihm doch unmügllofa etso. NaohdMK
der Landgraf dii'sen Hrief am 15. Jan. Iieantwoilet, giobt Zosias in einen
andern Schreiben (AValdniünohen d. 2. Febr. lis.) flüordings zu, der König Ton
Spanien hat« einige wilileohte RÄthe um sich; er meint nur, wenn von dieser
Sei^o etwas gegen den Frieden geschehen eollte, (was er übrigens nicht glaubt)
sc käme es nicht von dein guten ruhigen König, sondern von jenen Penooea.
in seiner Umgebung her. — VormuthJich mit diesem Schreiben übereeodet £
dem Lancigrafon zwei SchreiWn der oberösturreichischen Regierung bu Güdx-
burg (an Kiiiiig Maximilian d. ]0. Jan.; an Zasius d. 15. Jan. Hk.> welche cur
Rrklärung df>r scheinbaren Kri^^gsiiläno bei den Katholtkvn iliejien sollen. Gl
wird mitgcthcilt. dass lüe Regierung .„von wegen Abstetlung etliches venra^
neu aufrürori sehen gesinds'^ Vorköhrungsn hat treffen müssen: ein gfnrimr
Balthasar Dosser aus Lüsten im Stift Brixen hatte die Bauern in der Oraf-
»cbaft Tiri)] uufgewiegtlt , indem er ihnL^ii versprach, sie alli-'r Insten, Zinsen
und Zehenden zu erledigen und m troi zu machen wie die Kidgenosseo (nuj
Bünile; sinne Absiebt koU gewesen Miu, in den Weihnachtsreii'rtagea loeiQ-
brechen und »ich zum Fürsten aufzuschwingen; vonielimlit-h aus den V$ah
i-egohi zut Verhütung d\in Aufatmids (nelxin Anderem) wird der Verdacht tlor
Evangelischen erklärt
46) 8. BeU.LIV, LV.
I
AbAchnitt
3S5
zu marhMi.*' Wenn er hoffte, denselben so allmälilich dem Bunde
gt'neipter zu iimcbet), so luisslau;; tUs: Kurfüi'st Aujfiist, der eben
damals Heraog Christopha Antrag auf eine Gesandtschaft der evan-
mHaohen Stände an den Kaiser ablehnte/« antwortete dem Land-
grafen mit Äiisführuiijgen. wie un^mv-filüssip docli jene Nachrich-
ten , u iid w ie übertlüssig dos stete Misßtrauen und d ie vielen
Grübeleien wären: noch sei keinerlei Onrnd zur Besorgniss, laswe
' man aber die Gej^upartei den Hteten Argwohn merken oder hänge
sich f;ar an fremde Püteutati?n, so niöi^e man damit wohl die Ge-
faiir provoeiren, die jetzt mu* ertniunit werde.'* Auf diesen wich-
tigsten Füreten also musste der Landgraf verzicliten; dagegen ver-
Bichert*' er sieh noch oiimuü der Zustimmung Herzog Christophs
— Kurfürst Friedrich, an dt^n tir zu gleiclmr Zeit schrieb, kann
allem Verraulhen nach nur abschlügig geantwortet liaben** — und
schritt dann, gegen Endo Februar, zu dem Versuch fort, nicht
nur einen deutschon Schutzbund, sondern auch eine Allianz dessel-
ben mit dem Ausland, namonllirh Frankreich^ ins Ijüben zu rufen.
Inzwisclien verliiolt Herzog Chri^U^ph, der den deutsoiien
Bund ebenso sehr wünschte, wie Limdgraf Philipp, dem fninzö-
siscbeu Protestantismus gegenüber sich raüglidist iiblehnend und
-wirkte auf diesem Gebiet dem Landgrafen völlig •iitgegen. Es
war inzwisclien den Guises gelungen, ihn mit Hoffnungen auf
eine lutherische KeforniBtion in Frankreich so vollstiindig gefangen
zu nehmen, dasü er allen Blick für das Möglicliü und Wirkliche
verlor. "Wie wir wissen, hatten die Guises, als nach dem Ge-
spräch von Poissy trotz der Er1'i»lge, «ck^lit' sie dort errungen,
ihr ganzer Eintluss am Kote hinfällig wurde, sich zurückgezogen;
In der Oeffentlichkeit schien es. »Is hätten sie sich der Politik
begeben; aber sie ruhten indessen keineswegs; während Spanien,
der Nuntius und ilu-u Mitarbeiter ara Hof den König von Navarra
allmählich ganz auf die katholische Seite zogen, setzten sie ihr
Meisterwerk fort, zwischen dem deutschen und französischen Pro-
47) rUiL an Auj;. Zapftiiibur^, d. 15. Jan. Ciu-Uiau», il. iiO. .Inc. (vgL
Anm. 42.) Cusecl, d. 2. Fobr. Ün.
48) Kuglerll, p. 2öC.
40) Aug. all ridl. Torgau, d. 16. u. 24. Febr. Hs. Drsteros Beil. LIB.
50) Phil, au Cluist. u. Friwlr. Cass^l, d. 2. Fehr. Hk. Eratpre* Beil. UI.
Vgl. KtucL'ii. I, |i. 2ii4. Not(> 2. lieber Christophs Antwort unten p. ^95. lieber
Fiietlrich») VerbnlU'h in Küii(Ini.*ts3tchon oho» p. 311; Endo des Absohnitts.
25
386
Yettst
testaDtismus Entfremdung zu stiften luid trafen so dio beste Y^
bereitung zum ReligionBla-iog.
Gleicli nach ihrer Abreise von Hof entwndte Franz
Guiso abermals KÄseaI"ii mit Briefen an mehrere deutsche Fl
sten, vornehmlich Herzog Christoph.*^ Sein Schreiben an d^
TjCtzteren zeigt, dass er bereits wiisstt^, mit wi^m er es zu thun
hatte. In herzlicliem Tone dankte er dai'in für das Vertniuwi
Christophs und erklärte, die Kathuliken in Frankreich seien mit
der wüi-ttem herrschen Cnnfession, welche Jener ilim fibersandt,
reeht wühl zufrieden. In Fdissy hätten ,, einigte Genfer* ihr B^j
kenntniss angebracht; dies freiJich sei Christophs Confession v5t]^|
zuwider, wie es denn auch von den friinzosischon Prälaten vfT-
Würfen worden; zum Zouj^^nis» de*it»n übersandte er die Rede
seines Bruders, des Cardinais, vom 16. September, „wie sie nach
allgemeinem Consons der Prälaten gehalten worden," und ein
ferat über die Vurgango zu Poissy. In dem letztom wunie
fider Weise der Abeudniahlsartikel. welchen die frauzüsisoheu iV'>-
testanteu nicht hatten unterschreiben wollen, — ein Bekenntniss«
welches wohl der leiblichen Gpgenwart und des luüudlicheu Ge-
nusfiofi, mit keinem Wort aber der Transsubstantiatiun gedaclitf
— hIh eine „katliolificbe Confessiun vom Abendmahl" bezeichnet;
der ganze Ton des Schriftstücks liegt auf der Weigerung der
ministri, diese Formel anzunehmen.-'^' Weiter rühmte (iuise, die
treffliche Gesinnung der Kcinig-in- Mutter und des Königs von NV
varra gebe Hoffnung auf einen baldi^ou guten Ausgang, und pr
selbst wolle auf Dem, waa ihm von Jugend auf gelehrt und m-
eraogen worden, doch nicht weiter bestehen, als er nach oigenfia
Ermessen und mit gutem Gewissen könne. Zur Erbauung dieefls
seines Gewissens erbat er sich abermals unter Betheurungen höcb-
sten Vertrauens Rathschlfigo vom Heraog.
nach I
51) S. die Briefe an dris{u|ih iiiicl Friedrich, im Balletin 1. o. p, 77 »
79. Aus dem Schreiben Ra&tial'inB an Wulfyauf^ von Zweibnitken, U. 8. Not.
I. c. )). 81 geht hervor, do^fi Ouise aach an diesRu t^eschrielien halte. Vif
ßriefo datircn nnnh vnn Rt. GcraiEin, dpn 19. Oot; Raflcalon wnrde mit deo-
selHen von Schloss Nantouil aus. wohin die Guisoa sich lonliehst na^ ih«
Abreise hegobon (9. Soldan I. \h 528) al-^fertigt. {"Bullt-tia l. <■. p. 82.)
52) Sattler IV Beil. p. 180 JT. Das Stack ist sifiiier ^auzou Tendem i»l>
nur für das von Guist; übersiuidto xu tialti>M. Ueber die vnn den Hu^nOtt»
zurückgewiesene A bcndmahUformel , welche nls ^ katho
(ib. p. 184) s. oben Anm. 1.
oli&cb" beteichofit n^^fl
Neunter
lidmitt.
387
Rascalon, der die Briefe überbrachte, war beauftragt, dem
Pfalzgrafon Wolfgang und Herzog Cliristoph eine freundliche Ein-
ladung Guises KU überbringen: derselbe würde bald nach Nancy
kummen iind wönst-ht; sehr, um diese Zeit die Horreu zu sehen
and mit ihnen zur Bekräftigung ihrer guten Freundschaft einen
Hirsch zu jagftn.^^ PtaUpraf Wolfgarig sr^lilug dirst; Einladung
wie 68 scheint, sogleich aus, Herzog Christoph aber ging mit Eifer
in die Falle. In seiner Antwort erklärte er sich sehr erfreut,
das8 fluise nicht allein am alten ßraurh hänge: auch Christas
habe ja nicht gelehrt, ich bin der alte Brauch, t^ndern: ich bin
die Wahrheit Abormals sandte er Guiso eine lutherische Schrift
zu und bat Um, mit Hilfe derselben xu ])riifen und zu erwiigen:
bald werde er finden, < dass die Evangelischen sich nur um ihres
ewigen Heiles wülen von dem alten Brauch abgewandt Ausser-
dem bewilligte or die Zusammenkunft und bat Guise, einen Platz
im Gebiet des Grafen von üitsch, etwa Ingweilor, oder Klsa>ts-
Zabem im (Jt-bict dos Bischoty von Strassburg, zu bestimmon.^*
Xoch mehrmals reiste nun Eascalon Briefe tragend zwischen den
Herzogen hin und her; Üiiise bestimmte tun St*>lldiehoin Elsass-
Zaborui der Termin wurde auf Bitten Christophs, der inzwischen
persönlich den Kreistag zu Ulm leiten wollte," auf den 15. Februar
verschoben; Guise wiederum kündete ihm an, dass auch seine
Brüder, die Cardinäle von L()Ihringen und Gtiiso und der grand-
prieur, sowie einer seiner Hühan dor Ziisammcukimft beiwolmen
würden, und bat ihn seinerseits den Markgrafen Georg Friedrich
von Brandonhurg, der im Fübruai- deu Hereug besuchen sollte,
sowie Johannes Bi-cnz mitzubringen.''* Der Letztere begleitete
dann in der That den Herzog nach Zabem.
Inzwischen kehrten Christophs Theologen aus Frankreich zu-
rück und bra<htt*n Xavitrras Aiiffordenrng zu einem deuttich-fnm-
züsischen Keligiunsge^präch mit Die Aufnahme, welche die Ueut-
53) Bulletin I. c. ]i. 81 , 82.
M) Christ an <inij*e Stuttg,, d. 22. Nov. Tis. in clor p. .T^iO Anm. (»8 er-
wiilmttMi Samiidmig; vgl. Biülntiii 1. c. p. 113.
65) Oben p. 38t.
56) Oui<M5 ui L'hiiatuph Joiavilio , d. 30. Dec. 01 ; Saarburg , d. 14. Febr. 62;
ChriBt HO üuise Stuttg., d. lU. Ja«. fiÜ, m. KuUi-Uu 1. c. p. Ilf» IT., UÖ ff.; G\äm
an Chrigt. a. 1. d. 28. Jaii. C2; Christ, an iluisi^ b. 1. d. 1. Fabr., Nilrtingon, d.
6. Febr.. StraHsbnrg, d. 14. F<(br. Hs. in don» Satiunclband.
2b*
588
Neunter AbschuJtt
sehen bei Navarra und der Königin -Mutter pffifunden nnd dip
sandtscliaft Uarabnuillfts und Hotomans, die Jenen auf dem F
folgten, maohton viel Hiifthun<ron repre: man begann in der Tbat
Über Navarras Vorschlag zu vuHiandeln. Christoph zeigte am
woni^ten Eifer für denselben. Navarra schien ihm, obwohl er
seine persiinliche Zuneigung zur augs bardischen Confossion be-
thouert hatte, doch lange nicht eifrig genug für die lutherisclie
Reformation in Krankreich, denn er liess hören, ein rücksichts-
loses Hervnrtreton mit tlinser Gesinnung würde die Hugenotten
gegen die beabsichtigt*! "Verstund igung eiinißlimen. Dieser Erldä-
rung gt^ntiber wog es wenig, dass Navarra dennoch Hof&iung
auf eine Conoordie ausspi-ach;*»* der Her/.og sah, dnss man die-
selbe vermuthlich nur durch einen Compromiss werdo erkaufe^.g
können, und wieder regte sich die Abneigung gegen die Gomdfl^
Bchaft mit den Fehlgläubigen, die Furcht vor Blosstellung de?
deutschen Pratestimtistiuis durch Verbindung mit einer Partei,
deren Bekeimer des deutsclien Religionsfriedens nicht ialiig waren. '^
Nun wnsste er, wie wenig die strengen Lutheraner in Deutsch-
land geneist sein würden, sich überhaupt nur auf Discussioueii
mit den Fnuizosen einzulnssen , und wie bereit andrerseits l'hihpp i
und Friedrich sein würden, sich mit Jenen zül vertragen: er abpr
wünschte nicht, auf einem Religion sgtwpräcb zwischen RefonniitfE
und Fixiiinden derselben als einziger uniuichgitibigcr Vertreter d«
Lutherthiuus ins Gedränge zu geraüien. Demgemäss autwurtete
er Navarra zweifelhaft: er versprach das Zustaudelcomuion da
Gesprächs möglichst zu befordern, zählte aber eine Reihe Sfehwi»^
rigkejten auf und erinnerte naracntlich; die Anschauungen, wek-k
die ministri ec^leslarum in Poissy vertreten, seien recht geeignet,
die deutschen Fürsten vur den Kopf zu stosaen; darum wfti«
57) Sattler IV, p. 170; Kugler U, p. 310, 311.
58) Christ, an I'hiL Friedr. u. Wolfg. Stuttg., d. 2. Dec. b. Kd^ E
p. 312. Ders. an Phil. Ulm, doii 31. Jan. s. Kluckh. I, p. 251 Xota. Dpa tf
dens. Bruchsal, d. 13. MiUz: blLgt Bodeiikou sich iu oio ReUgioosgespräoh mit
den [rz. Theülogeo emxulo^scn, weil dnssolbe vor dtir Haiul int Nameo tOß
HHgsb. OuDr(»i8ioti»verwaudt.^ii niclit Htaltfiudcti katiu, im Kuli aber Fhiltpp. 'Ix^
l>cid«'ii PnUzor und or solbut allein ithmt Kursaclisun und die Aiid).>ni <'t«'V
vornfthmen sollten, din Tht'oliigen zu Jena und in den Elaiiiwütäiltei) nach itrft
Art sie vordammen wurdeu, weil maii übur die äubs<mption der zn Naumbi
eiDeuerten Coofessioa noch nicht einig ist.
Neunter Altechiiitt
389
, das? zur Vorbereitung die Regenten in Frankreich sich
einee christlichen corpus doctrinae, wie die A. G.^ oder eines
gleichworthi^n, verglichen. Und &o fort, mit den gcwöhntichcn
Ausfühnm^pii über die Wahrheit der A.C. und die Verwerflichkeit
der „zwinglischon" Lehi-c; nur versuchte er den König ciiiigcr-
ma£sc>o zu emiuthigen durch den Hinweis, dass manche Schweizer
Theologen, wie Calvin und Peter Martyr, recht wohl dem deut-
s<:heii Bekenntniss zustimmen könnten.*'* Eine solche Antwort
konnte, sofera damals am König von Navarra noch Etwas zu
retten war, nar das Gegontheil bewirken. — Auf der andern
Seite, in Deutschland, suchte Herzog Christoph den Kurfürsten
von Sachsen, als zuverlässigen Lutheraner, dringend für das Keli-
gionsgespräcii zu gewinnen, und inzivi.schen Kurpfiilz und Hessen
mit Bedenklichkeiten bis zum Eintreten der kui-sächsisclien Ant-
wort hinzuhalten.''"
Landgraf Philipp hatte, als er in die orthodoxe Erklärung
an Johann FViodrich willigte, weder tteino Hoffnung auf ein Ab-
kommen zwischen lien lutherischen und refomiirtPn Kirchen aufge-
geben, noch Verzicht geleistet, auch weiterhin für ein solches zu
wirken. VennuthlJch hatte eine Relation Bozas über den Ver-
lauf des Gesprächs zu Poissy ihm Hoffnunfr auf eine entgegen-
kommende Stimmung von Seiten Denfs und der Hugenotten ge-
macht;"' andrerst'it< schöpfte it aus einem Bucht' des Brenz,
obgleich daseelbe gt'gen BuUinger puloniisirte, dennoch die Mei-
nung, dass eine Verstjiiuiigiiug der beiden Gegner möglich
sei. Er theilte dies Buliinger mit"' und drang in August von
Sachsen^ das von Navarra vorgeschlagene CoUnquium zu bewiUi-
geo- Bullinger gab dem Lamlgraffn eine wenig trostreiche Ant-
wort und Augu.st U'hntc die Br'theiligun^ an dem Religionsgospriieh
ab. Alles dies hieli Philipp nicht ab, weiter in den Kurfürsten
KU dringen, aber dieser blieb fest"* Nun hätte Philipp auch
59) Sattler lY Beil. p. 203 IT.
ÖO) Kugler 11, p. 312 — 317. Anm. 58.
61) B. Bo7A an Kurfui-st Friedrich 8t. Gormoiii. d. i\. Üi-t 1561 bei Baum
H Anh. p. 88 ff-, namfintlieh di«:' inserirto Erklärung lipr mbiatri über ihr Ver-
hältaisä zur augsb. Conf. \<. S9. KJncn fast gleichlaote'udeo Brief vom selben
Datum erhielt auch Landgraf Wilhohu. Us.
62J rhu. an BulÜngLT Spangimberg, d. 9. Dec. Hs.
CAug. S^pfenburg, d. 15. Jan. 15ti*J, unter Zusenduag der
> dio württPmK'rjiitwhim Tliüologoii aus FVankreioh mitge-
390
Neunter AbsofaniCt
ohne Sachsens Thmlnahmo gern den Versnch einer Tereinb
geraucht; ebenso war KuHurst Friedrich für densulbon, wt^nn auch
unter ninigon Abänderungen, oingonoaunon; beide befiirwortet^l
ihn boi Hereog Christoph. Diester führte Anfangs viel Üegcn-
grüiidö auf, versprach aber vorkommenden Falls nioh von
andern Fürsten nicht abzusondern.®' Nachmals erfolgte ein
entsprechendes Schauspiel wie im Vorjahr, bei den Verhandlung
über eine OfRnndt'ichaft an die Königin -Mutter zu Gunsti'n d
Reforraatiüti; der Herzu^^ lehnte den Gedanken des Roligions-
gespFÄchs völlig ab, weil ihm abermals die Verbindung mit den
Guises lockender erschien, al»^ liit* Verhandlung mit dem C«!-
vinismus.
Inzwischen nämlich hatte die verabredete Conferenz za
bern stattgefunden. Mit der hüctisten Beaorgniss sahen Christo
fiU"stliche Kceunde denselben zu dem .Stelldichein reisen,
trägt sich eine Onnjunotion etlicher widerwiirtiger Planeten bis
nächsten Konnüig zu Elsass-Zabem zu", schrieb Kurfiiret Friedrich
an Johann Wilhelm. ^^ Der von Guise und der Cardina! meinten
es nicht autViehtig, schrieb der Landgraf an August; sie möchten
erst die französischen Protestanten und Den von Navarra däm-
pfen, und dann die augsburgischen ConfessionsverwandteiL Der
Kurfürst gab ilim darin Kecht.'"^ Der Landgraf, vermnthUch
L-ai-
I
bracht: trotz der GcgfiDgründo HonBOg Christophs spj das Colloquium nk^t »tu-
smschlagon «dATtn m mn trolTlirli dinfr, wann miui xii vi^rgleichang ki^mp nnd
Gallia auph unserer n^ÜKion wen.'.* BuUiiijiür an «Icd Lan'lgrafen , Ziinch, iL
28. Deo. hat wonigor Hüffmint; als ji^: hatity iiiclit geglaubt, daj» «in ilM
Thoolog wie Breoz so schlHuIit gvp-üiidtitfl Diiige wJiruilwn und Artikel ein&h-
nm würdp, diw je und je verworfen seion etst. — riiilipi» aii Aug. Caawl. i
2(>. .Jan. Srhickt ihm da-s Schrf^iben BuDtn^nrs zu. Antwort Jiu.« Toryan, t
7. Fi*hr.: dor Kuxfürst meint nut flinweiß auf das Sohrciliifii Biüliupüi*, d«
HeUgionsges-|)riich wunlu L-i-folglos hleihon. Trotz die.sor Äntwurt liilt dfl
Landgraf woit^r bwi dimi Kurfüiniun an, wii.- uns dem Folgenden firsiubtholi:
Äug. an Phil. Torgou, d. 34. Febr. schreibt: er Icauii iin« d^^n fnibcr nngcbii^
Ciründt'ti iiiohl |:;laubän, daxs da» Collüijuiitm friii'E)tl>ar seiii n'iirdo etso.; wnlln
ilie l'r.uiknii<-Ji itüher i;i>.st>8!tenen Füniten t_>s denuucU iuitoniobint.'n . so wünacM
«r ihueu ailou guten 1-Mi>l^. tt>ilmmUich lli^.)
ö4) Ann. 58. Kugler, 11 p. 312 — 317. Friodr. lui L'lirist d.
Kluckh. n, p. 250.
55) Kluckh. I, p. 2uÖ.
66) Phil, an Aug. CarUiaus, d. 30. Jon. (Ha.). Antwort Torgau, d. 16. 1
(BeU. Uli),
Neunter Abschnitt.
391
auch Kurfüret Friedrich, baten den Herzog, den Leuten nicht zu
trauoD;*^' ja auch ein Franzoso und Katholik, Vieillcville, der
Gouverneur von Motz, Hess ihm eine Warnung zukommen."*
Der Herzog aber ging nach Zabem und liesa sich ganz unglaub-
lich täuschen.
Am 15. Februar trafen Herzog Franz von (iuise, der Car^
dinal von U>thringen und zwei jüngere Brüder derselben einer-
seitis, Herznp; Christoph und einige seiner Tiieologen andrerseit» in
EUtass-Zabern ein. Am 16. und 17. Februar fanden religiösB und
politische Discussioneii statt, in welchen der Cardinal und sein Bru-
der Franz dem Herzi^g stufenweise alles Unglaubliche glaublich zu
machen vcnttauden. Nuch ehe die Beüprecliungt'n bi^annen, gab
der Cardinal zur Vorbereitung auf der Kanzel die wichtigsten
Grundlagen der römischen Hierarchie und üirer Lehre preis; als-
dann disputirto er im Beisein des Herzogs mit Brenz, opferte Zug
um Zug die Lehren und Uebriiuche seiner Kirche auf, welche der
Protestant anfocht und kam endlich soweit, zu betheuem, dass
Brenz* Schriften, gleichwie die Lutliei-s, Melanchthons imd die
augsburgische Confession selbst ihm völlig aus der Seele geschrie-
ben seien; nur ans Zweck mässigkeitsr Ucksichten rersicherte er seine
üeberzeugungen nuch verheimlichen zu müssen. Dazwischen gab
CS Unt*>rrüdungcn über die caKinische Lehre und den Prote-
stantismus in Frankreich. Hier zeigen sich Brenz und der Her-
zog weit gerechter und duldsamer als in ihrer Wirksamkeit auf
dem Gebiet der deutschen Kirchenpolitik: ilen Kathulilcen gegen-
übor kann sich das alte Oefiihl der Olaubensgemeiuschuft nicht ver-
leugnen, gleichwie es auch später wieder durchbrechen musste, als
das llugenottenthum vor der Gefahr des Untergangs stand. Gleich-
wohl verstanden die (Juises, wie die Folgen der unglücklichen Zu-
sammenkunft zeigen, dem Herzog von den französischen Protestan-
ten, oder doch den Führern derselben^ die ^hlimmsten Meinungen
beizubringen, als von einer Partei irreligiöser Kevolutionäre^ die
67) Phil, an Friedr. Cassel, d 27. .Tan. Hs. Bittet den Kurfürsten,
Chri^oph^ wio er selbst auch thun will, zu warnen, cinmit er den Leuteu nicht
tiaue. deiiQ ihr Vorliabi'n ist, wie er sicher glaubt, eitel List und Trug. Die
Bitte wiutlo durch den Kxufiirston jedenfalls erfüllt — Hat Kluekh-, 1, p. 256,
Kote 2 Schreiber und Adrestsaten verwechselt?
68) Ang. an Phil. Toi^an, d. !ti. Febr.; g. Beil. Uli.
302
Neuntur ALbohoitt.
-ime
nur ihre politischen Zwecke mit dem Mantel einer Reformation u
kleideten. An dt?r blutigen l*rütestanten Verfolgung in Frankreich
aber, welche Christoph ihnen freimüthig vorhielt, schworen
Herzog Kranz wie der *'ardinnl bei Vr-rluHt ihrer Selipkoit völ
iinKt-huJdig zu soin, und alle vier tuiwosondt'n lirüder fJuise v
sprachen dem Herzog Christoph in die Hand, auch fernerhin die N
gläubigen in »ankreich nicht feindlich verfolgen zu wollen,
sit ultor doli et porjuriJ, douie ieiis hefelch und ergib, cujus nam-
fjue res agitur'', ruft der Horzog nai;hmals bei dieser Kriniienmj
anfi; in dem schmerzlichen Ton dieses Kpilog^ giebt sich am ti
biirsten kund, wie gut der Glaube war. der hier kaltblütig mii
braucht wmde. Die Herren von Guisc nahmen den Herzog m*
als einen Weltmann ihrer Art, der sein Ja, wenn es nütxlich ist,
mit Hintergedanken ausspricht; das Vertrauen, mit dem er AI
aufnahm, yrmuthigte sie zu Vorspiegelungen, welche sie d
geringsten vei-steckteu Argwohn gegenüber nie hätten wagen dürft
Am Morgen des 16. Febmar als beide Theile schon reisefe
waren, legten sie ihm noch zwei Gegenstände vor, von denen sie
bisher mit ihm zu reden „vergessen" hätten. Das Eine war die
Bitte, Navarra über die Ciuifercnx und was auf derselben ver-
handelt worden, zu berichten, das Andere der Vorschlag zu einom
unter den dainali^'eii VerhiilUiissen f^wny. abcnteuiTlichcn. tinniiti:-
Jichen Weg, uiclit nur alle Protüstanten untereinander, sondeni
aach die Protestanten und die römische Kirche wiederum zu ver-
söhnen, trotz des Concils von Trient, das damals bereits wieder
eröffnet wai-! Der Cardinal behauptete, er habe Hofi&iung vom
Papst. König von Spanien, Kaiser und andern Potentaten, die
Bewilligung zu erhalten, dass er eine kleine Anzahl katbuhschtir
Bischöfe vom Concil an einen gele^^nen Ort in Deutschland brin^'O,
und zwischen diesen und den Theulogen deutsah-pi-otestanüscli«"^!
Flirsteu ein Religionsgespräch veranstalte: hätten sich dann ^'^^
die Vertreter des Concils mit den deutschen Theologen verglichen.
so würde man von Frankreich, England, Schottland und andeni
Nationen, woil sie voniehmlich auf die Deutschen sähen, um &)
leichter Zustimmung erhalten Herzog Christoph Hess sich das
Alles gefallen; den Entwuif cineB Schreibens an Navarra, welch»
diesem den neuen Stand der Prnjecte raittheilen sollte, sowie
die Form, in welcher der Vorschlag seinen pn>testantischen Mü-
fürsten zu unterbreiten wäre, bat er die (Miiscs selbst ihm
Neunter Äb«chuitt
393
geben.** Von Zaborn heimgekehrt, versandte er triumphirend
an seine Freucide vorläufige* Berichte über seinen Erfolj^; zu Za-
bern,'^ liess die Verhandlungen über ein Reliponsgespräch mit
den Calviniöten, zumal er min auch Gewissheit hatte, dass Kur^
Sachsen nicht dafiu* zu gewinnen sei, ganz tallen" und bereitete
sirJi, statt dessen das guisische Tnigproject an die deutschen Für-
sten und Navarra zu bringen. Um diese Zeit empfing er zum
zweiten Mal die französischen Gesandten, Rambomllet und Hoto-
man, die nunmehr auf dem Rückweg begriffen waren. Bei dieser
Gelegenheit, wenn es nicht schon im December geschehen war,
wurde 2^vischon Katnhnuillot und Christoph die Fragn einer poli-
tischen Verbindung zwischen Frankreich und den deutschen Pro-
testanten erörtert Eben damals — nicht unniügllcb ist es, dass
dies den Anlass zu den gedachten Besprecimngen gab — traf
auch ein Schreiben Navarras ein, wel<^hes abermals die Confo-
deradcm anbot. Her König betfieuerte darin, treu bei seiner evan-
gelischen (icsinnung zu beharren: gern würde er auch die Ko-
formation in Frankreicii ganz im Sinn Christophs befördern, aber
bei dem grossen Widerstanii, den er finde, könne er zu diesem
Zweck nur abermals ein Religionsgespräch oder ein ßUndniss zwi-
schen Hugenotten und deutschen Protestanten vorschlagen, r^and-
graf Philipp ging eben in jenen Tagen damit um, seinei*seit8 auf
eine deutsch-französische AJlinnz anzutragen; Christoph lehnte den
Vorschlag Navarraa ab:^' dagegen theilte er ihm nach dem Wunsche
R9) S. ChrUtopliB ReUtion fllior iliu ZalMüinT Coiift-ronz UA Sattit^- IV Bnil.
|t. 215 ff. Dieselbe ist, da sie die Aufklaruug dos Herzogs ul>or lii'n ihm gc-
üpiülteu Betrug voraussetzt, wi«' S«>Man I, i». ÜSK) boinorlit. iiiclit sufort asu-h
der Uünft'rt'iiz aiigcferti^, alier auch nicht, wie 8i.>l(i8.» aiuojieliiueu scboliil,
bald DM-Ii dum Btutliad von Yassy, sondiyni viel später, denn der Herxog be-
harrtü nocb lange aur seinem Irrthum. $. Absrhoitt X, Ann). ß2.
701 Sattler IV. p. 178. Stuttg., doa25.Febr. (Hs.l; Christoph sendet PhiL
oinen «sununanscheo Bericht "^ über <lio Vorhandltmgcu zu ZaU-ni. (Vgl vorige
Anmcrk.).
71) Kaglw U, p. 316, 317. Chribi. an Phil. lirachsal, d. 13. März in
Anmert. 58.
72J Maudt beriohtvt von oiruT Audienz bei Herzog rhristoph im April
lü62 nach dem Auszug der statc |)«i«>ra (l.T«l,fl2, No. i»89, p. .')91): ,The
Dakf Said, that a Krenc)i «tivoy, (naoiixl Hamhouilb-t) hml latt;Iy i>roi>(»sc<l a
l(«igut' Mween Ibw J^ititf-s-tani Prin«-M8 aiid tite Krewh; Imt tlio timc liad not
>'et arrived, ner coald thea* l>i> any firm aUianoe unless unanimity of faith
394 Neunter Ahschnitt
der Ouisee mit, was zu Zabern verhandelt worden, und unter
breitet« ihm den Vorschlag derselben zu einem lutherisch- katho-
lischen RoiigionsgesprJich, beide3 in der Form, welche äo ihm
nat'h der Tn-nnung durch ihron Unterhändler, Cliristoph Kascaluo,
angeben liesseu.'^ Dies war vei^gobeue Mühe, denn wenige Tag^^
and doctriue prei'Mieü it* ßaas Kambnuillet einen Auftrag zu dem Confödcra-
tiooMntng, sei i« von NAvarra, sei es ron der Köriißin-Mutter. f^abt. wirrt
nirf^enda bericlilet; nur moltk't der Nuntius ßta. iroco Ain 13. 31ärz l.'V62 ou»
Paris: GaniboniU><t bahr äii h in I^ontschland iTkiindigt, wclcbo llUro der silcr-
diristhcbste König im Fall spines UcVn-rtiitts zum IVotetitantiömuä zu erwarten
habe, Oßd die Nachricht zurückgobroclit, dass man Seine Mtyestüt soviel Trai>-
pen Verben lassen wurde, als sie bezahlen wolle (archives cnrieoses VI. p. 90.)
"Btae sulcho Anfrage lii.s»t wohl nicht mit Bestimintbeit, aber doch mit Wabr-
acheiiiliL'hkBit eini^n Auftrag vermuthi-'n, um so mehr als die Konigin'Hutter
eben um die Zeit, als liambouilb-t und llotoman abgefertigt wurden, auch
«ndorwoit sieb mit Vurben-'itungcn für dt>n Fall eines* KticgeM trug (s. p, !t73i;
der Auftraji kiinnte von der Königin -Mmtler mier von Navarra, im Enver-
Ktändnisw mit der Regentin oder in der Hoffnung auf derou nachmalige Zu-
stimmung, im Fall man günstige Antwort bekäme, eilhmlt worden sein. Wurde
aber ein solcher Aultmg überhaupt gftgelieu. no liegt unlie anzunehmen, das
man auch GogcDloistungen vorsprach und hierüber ciuen Vertrag wünücbt«?.
da^s dt-r Nuntius ilavon Nichts bericbtt>t, wUtc kein GfgtmbL'Wois. Audn'rwib.
ist aunallig, da^s man von diesen DingeD bis Ende Februar Nicht» vernimmt:
um liiere Zeit trifft d;mn ein Kricf Navaniw an L'hristi'ph (d. d. St Ot-rmäin,
d. (J. Fobr.; s. KuglerTI. p. 316) eiu, welcher dem Hprr,oK eine Oonrod^ratina
Iiropöiurt: ilihsUiph li^fluftragt idiem Anschein nsL'h den ll.?mi von Rambotullst
mit der Antwort auf das Aucrbioton, demi weder in der Antwort auf Navanwi
Schreiben vom 0. Febr. noch in dem andern, welches Christoph am selben Tsf
an Navarra erüess (über dieses niichsto Anra.), ist x-on dem CMifiMlerationsanlrag
die Reiie; hingegen beglnubigt in dem fTslgoTinniiten ChriHtoph den Herrn von
,R.imbnli^t'* für mundliobc Mittheüungcn an Navarra. (Stuttg., d. 27. Febr. Bs.1
Die bei Saltler (IV. p. 177) mitgetboUten Argumente der Ablßtinnng würden dann
otwA einem Memorial für lljunbouiUet oder einer Auf/xichnung «her die Na-
varra crthoUto Antwort ontstamjncu. Die Erörterungen zwischen Lliristoph mA
Raiiihouillet, vnn dcnon Mumll (s. Anfang dt^r Anm.) berichtet, kannten ja allen-
fall» auch nur thirch Navarras Si'lireilen vom (i. Fobr, veniulusst worden aoia.
sodass Kambouillet nur hei der BogprochuJig dieses Schreit*onK und der Aal-
wort die Gouföderation befürwortet h&ttc; immt^rhin halte icli (Auen Aoftraf;. i
und zwar mindestens mit Wissen der Königin -Mutter, für wohrscbeiulii^'ber. '
73| Vgl. p. 4'_'. Am 2». luwli Sattier IV Beil. p. 22Ö) oder 26. in»di
der Kolation des p. J20 Anm. 68 citirten Samniyl bandest Februar kam "Rasr»-
Ion, GuiMc^ Unterhändler, vkieder nach Stuttgart, und theilti- Thristoph im Auf-
trag Guises «od dwi Canünals mit, wie er den zu Zabam giimai^bteD VorechUg
zu einem lieligiensgospriU^h an Navarra und die deutschen Füraten btingw
NeoDttiF AbschDitt.
395
Nachdem or obigen Brief erlosson , war Navarra schon wieder
öffeiitlifli zum KathoUdsmus übergegangen. Christoph inzwischen
ersah sich eine Zusammentunft xu Bruchsal mit Friodridi von
Pfalz, Wolfgang von Zwcibrückon und Karl von Baden, an der
auch der Landgraf dureh Vertretung thcilzunehmcn hatte/* um
seinen Freunden den guisiscben Vorschlag zu einem Religions-
gespriich vorzulegen.
Auf eben dieser Zusammenkunft trat auch Landgraf Philipp
mit jenem Bundes- und Allianzentwurf hervor, welcher zum ersten
Mal den Umfang seiner Uuionspolitik in einor Conception zusam-
monfasst (Jeradn vor seiner Abreise nnoh Zabeni hatte Christoph
ihm zum letzten Mal seine Zustimmung zu einem Schutzbund niss
deutsch-protestantischer Stände zu erkennen gegeben, und zwar
erkläite er damals, er sei bereit, einem Bund zwischen dem Land-
grafen, Kurfürst Kriedrioli, Pfalzgraf Wolfgang, Markgraf Karl und
etlichen gutlierzlgen (irulVri, Herrn iiiid Städten bi.'izutrrten, su-
fern derselbe rein defensive, zum Schutz des Religions- und I^and-
friedens, geschlossen werde." Dieser Bedingung pflichtete auch
der Landgraf bei, aber er drang nun des Weitem darauf, dass
der Bund Vertrüge zu gegenseitiger Unterstützung mit Frankreich
und England abschliossen soUo.
Die Verbindung mit Frankreich zu befürworten, erhielt er
vielleicht Anlass dureh Kambouiliet und ilotoman, die eben Mitte
Februar bei ihm eintrafen." Hatte die Gesandtschaft iiberiiaupt
einen solchen Auftrag, so ist wahrscheinlich, dass sie auch Land-
graf Philipp den Vorschlag zu einem defensiven EinverstÄndniss
zwischen Frankrcieh unil den deutscheu l'rotestaDten machte;
auderutalts ist zu vtnmntlicn, dass sie wenigstens anfi-agtc, welche
Hilfe der König von Frankreich im Fall eines Religiimskriegs vom
Landgrafen zu erwarten habe."' Freilich hätte der Landgraf seinen
solle. Das Srhrotben an Navarra )d. d. Stuttg., il. 'J7. FeliT.) wurde darauf
abge£u«i und »ammt t-iner offen«n Topiö uud einem BegleitscUreib^jn an Ciuise
^Ntirting*Mi, d. 2t>. Fitbr.) duit-li Kawalon (Juise uachf^eecliictt: flu wiirttem-
berguM'her Dipuer, der It. ln-gloitotc , üoUf«? es, im Fall Gujsu und dor Car-
dinal rs liilli^tiüi. M^rort an Navnrra Lil>erbriiiff(>ii. Bit>B g(%c-liah dann. AlJt^s Hb.
in dem Sammelbaiid ; das Schreilicu an Navarra auch buUctiQ 1. e. p. 121, 122.
74) Uober dii? VeraiüuHuug dorgi4b<'ii s. KlucVh. I, p. 264 Note 1.
75) S. die Intitmoüan Bings in den UeÜag&ii Nm. JJV.
7ti) S. Aiim. 15.
77) Vgl. Aiim. 72.
396
Neunter AWhnitt
hen
idul
Kntwnrf auch wlbststÄndig" aus dor augenblicklichen Lage ^flef"
Dinge schöpfen können. T>ie t'ranzösiche Regierung schien ja
damalH aufrichtig in die Bahn doa Protestantismus einzulenken.
Wir sahen, wie Katharina die dputi5chen Proterftanlen im Glau-
ben an ihre protestantische tiesinnung zu erhalten suchte;*"* die
Oesandtsclmft Rambouillets uud Uot^imans, auch wenn dieselben
keine politischen Aufträge der erwähnten Art überbrachten, nament-
lich aber die Nachricht von dem im Januar «rrlaRsenen Tolenm^J
edict. mussten diesen Eindruck sehr verstärken. Trotz des Krit^gs^
lärnis hatten Katharina und L'Ho^pitiLl ihren Plan durchgeführt.
Zur Berathung desselben wurde eine Anzahl von Parlauients-
räthen- und -Präsidenten aus allen Provinzen berufen, die vom
3. Januar ab mit den höchsten Kronbeamten uud dem königlichen
Rathe zusammen in St Gcrnmin tagten. Durch sorgfältige Aiu
wähl geeigneter Persönliclikeiten unter jenen PnrIamentsbeamtG
war gesorgt, dass das Resultat der Abt>timmuug wenigßteus nicli
im Sinn der völligen Intoloninz ausfallen konnte. 80 enstand das
Edict vom 17. Januar, welches den Protestanten die Auslieferung
aller eingezogenen Kirchen und Kirchengüter anbefahl, und den
Bau evaugeliwher Gotteshäu.-^er verbot, den evangelischön Ootti!s-
dienst ausserhalb der Städte aber freiUess. Auch hatte danwlis
Navtu*i-a seine Sinnesänderung eben erst öffentlich kundgegebt'U,
und die deutschen Fürsten hegten noch grosses Vertrauen zu ihm.
Als aus Franti-eich Nachrichten von seinem Abfall einzutreffen
begannen, meinten sie dieselben auf Verleumdung zurückführen zu
müssen, bis sie endlich unzweifelhaft wurden. So auch der Land-
graf. •" Andrei-seits war nunmehr zu erwarten, da-ss die bathin
lischc Rpac.tion auch über Fnuikreich, und vielleicht über dies«
zuerst, hereiubrechou werde. Die Envaitting eines spaniscbeo
AngiiÖs auf Frankreich war, scheint es, in allen westeuropäiecheiLj
Staaten allgemein; so auch in Deutschland; die Zeitungen, welchl^|
hier umJicfea, stellten auch Frankreichs Lage als bodroht dar**
78) a p. 373.
79) S. Atmi. 101.
4
80) S. dio Zoitiing des Cj-priaiiu* von Leovis toih 1 1. liest, bei Klackb. l
p. 211. Am 0. Jan, sandte Kripdrich von Ifalz iknn lisindyraftfE oine ZQÜanf
XU, in (Ut PS lioiö.'il: I'cr Ktjiii^ von S|>;iuii.'n hat «It'ii flralon vim Honi xait
König von Frankreiob uljgcferti^'t, um iliii xu ennaliüen, dasa er bei der aUen
Neunter Abflcbaltt
397
nnd namentlich der Landgraf hegte für Franlrrcich grosse Soige.*^
Dazu wirti jene (JesanriLsohnft nicht verfehlt haben, ihm dieselben
Mittlieilungen über die Alarninachri(^hten jeiisfiLs des Rheins ku
machen, wie dem Herzoge Cliristoph. Erfoljtfte endlieh aucli kein
Angriff von Seiten SpiUiiuns ndor einer kathulischen Uira, wie
die Gerlichte ihn prophezeiten, &o ^rar doch zu vermuthen, dass
die guittiBchc Partei den Dualismus der Culte im Reich nicht gut-
willig dulden werde/* und wenn diese den Rcli^ionskrieg bo-
g-ann, musste die Intervention Spanien« voraussie.htlich narhtbigen.
"Wollte nun die Königin -Mutter in di(.«or kritischen l^age nicht
das Januarodiet opfern und in die Ausrottung der Evangeliseben
willigen, — womit sie den Protestantismus in den Aufsland ge-
jagt, die Regieruugsgcwalt den Ouises ausgeliefert und dem spa-
nisciicn £influ9s preis<jegeben haben würde — so durfte man
darauf rechnen, dass sie die dargebotene Hand der deutschen
PmtestanhMi annehmen würde. Auf diese Ijage mag lAndgraf
PhiUpp, falls ihm kciiue ausdrückliche Anregung von Frankreich
her g^eben wurde, seinen Plan begründet haben. Ob er viel-
leicht aus besondem Anzeichen zu entnehmen glaubte, dass man
Beligion bleibe, tind ihm anküDilIgf'n lassen: iteioe Freundschaft, moty Uück-
rioht auf das umnüiidign Altnr dfw Königs und auf (winR Verwand lÄi^halt mit
deiQ>willx*o werde mit ülmu Augi^nhlit-k zu Ende »ein, wo der König sich voit
der Zahl der gläubigen Künige in der Chnstcoboit absoudere; en sei Heiuc
Pflicht, sich in Wairenru>tung zu begolK>n, um den Protestantismus zu stur-
seo etc. flls.) Von einer wrilrhen Hot»frhafl Iluma ist houst Nichts bekannt;
doch hat der oiigt^blii-Ju- Inhidr >fniH9i' AehnhchVeit mit den ltrohiuig«n, welche
dür Oes&adtti D'Auzariati Mitte OftoW löUl vum spaiiischiin Hof überbrachte.
S. ob«o p. 364; La K-irricn? I, p. :;40, Nüta. Vgl. die HriefH Cnthaiiuatj von
Media ihid. p. 247, 253, 255, 270/1, 275, 278.
81) Die Sorge xov eiaem AngritT .SpanicDs auf fVankrcieh wird öfters
auBgesjirochen. Philipp an Fri(>drich, mut mat Christoph, Zapfenburg, den
31. Nov. 61. (Hs.) Dera. an Friedrich. Cassel. d. 2. Febr. (Hs.) und Cassel,
d. 10. Febr. (Hb.) Beil. LH. Pbil. nn W.jlff:. .1. 23. Febr. s. I. (Hs.): man soll
sich mit Frankreich verbiaden, ,w[.>il der sieb eben t» wcbl zu heaoiigon, das
er des glaubeu» hallier augegiifFeu würde, als wir." — Die Zeitung über die
ongebliehu BotHcbaft des Grafeo von Boro (vorige Aum.) sandte Philipp, wie
au8 der Autwort (d. 2ö. Mäm ». 1. Hs.) zu entnehmen int, achoii Auffing Mära
AU Hertog Kmst von Braunscbweig, der in spaniseheni Dienst Bland, mit der
AuffiiidtTung, sii-h nicht vom König von Sijaiiien xu einem lU'hgifpuskrii'g g»'gcn
akreieh bniucbLn zu lassen. £s erfolgen darauf beruhigende Zuhieb ernngen.
82) Vgl. BoU- LV.
398
TeSnwr Al«cbniti
sc«
in England einer ConfÖderation geneigt Rei,** wissen wir nicht;
doch hoffte er, auch Königin Kligabeth werde sidi gewinnen lasstio.
Pfnizgrnf Woifgang lag damals in Händeln mit Nassau-Saai^
brücken und Trier, welche in eine Fehde auszubrechen drohten,
und halle sich an den Landgrafen um UeberlnÄsung vtm Offi-
cieren und Kriogsmatehal ^nvandt: da unter solclien Unistiiiiden
m Vertheidigungsbündnisö für den Pfalzgrafen sehr wünßcliens-
werth werden konnte, hoffte Philipp bei ilim Geneigtheit zu finden.
Am 22. Februar richtete er an ihn oin langes und beredtes Sei
ben Über die Nützlichkeit und Nuthwcndigkeit einer deutscl
protestantischen Sohutzeinigung und deren Allianz in Frankreic
von einem Vertrag mit England ist hier noch nicht die Rode.**'
VoUständiger und ausfühi-licher gestaltete er seinen Entwurf in
der Instmetion seines Vertreters auf der Fürstenconforenz zu
Brachsal, die etwa vom vierzehnten bis neunzehnten iMärz tagte."
Er wäldte zu dieser Missiim seinen alten vertrauten Secretär
Simon Bing und beauftragte denselben, Herzog Christi)ph mitzu-
theilen: der Landgraf sei sehr einverstanden mit de^ Herzogs
Vorschlag, ein rein defensives Hündniss zwischen Württemberg,
Kurpfalz, Badt-n- Durlach, Zweibrucken, Hessen und etlichen gut-
hersögen Grafen, Heim und Städten zu stiften; falls aber sonst
Niemand dazu geneigt sei, so wolle er auch mit Wüi-ttembejg
und Kurpfalz allein sich verbinden. Es ist dies ein stet« wiedpj-
kehrender Zug in des Landgrafen religiösen und politischen Einnngs-
bOBtrebungea : kann er seine grossen Pläne nicht verwiiklichen, &•
iBt er stets bereit, auch an beschränkten Veranstaltungen iui enge-
ren uud engsten Kreise theilzunehmen, wofern sie ihm nur aU
Anfang imd Gnmdlagc zu späteren umfassenden Vorein barungen
83) Vioi war in der That der Fall; a. Anni. 108. Longuet berichK
(L 1. Febr. (lutwm II, p. 199): Knglouil driingQ Frankreicli zu einem Bündsiäft^
Ob Phili])}) oiae älmlicbt} Nacbriehl hatte, wlksod wir nicht.
84) Phil, an Wolfg. ». I. il. 22. Febr. {Hs.)
65) Dift Zeit orgiebt sich aus Folyenrlfoi: Friedrich schreibt am 12. Min '
noch aus Heidelberg (Kluckh. I, p. 2G4); Christoph &m 13. flchoD tatu Rni<^hsal
(IIs.). Am 19. Mttrz erwiihnt Friwirii'h noch in iniwm Sdhrcilx'n ans Dmobsal
an l'b!li|(p, «Jass Cbmtopli, Wolfgang und Karl von Baden miwi^fcnd sei«
(Hu.): am si-lbeii Tag schn-iht i'hristopli stlion ans Bnifhsal Briofo au Fnttl-|
ritth, Wolfgaufc' luid Karl (KukIw II, p. 337, Note 104); diesü Dn?i mü
also eben am 19. März abgei-cist sein.
399
tauglich eracheinen. Geläuge liingegen die Orlindung eines wei-
teren Biuidt'H, 80 wünschte der tßndgmf auch die Kerzo^e von
Sat'hsea hineinzuziehen, diese aber unter der Bedingung, dasä sie
die Hilfe des Bundes nicht für ihre alten Händel in Anspruch
Dähmeo. Wären sie auf diese Bedingung hin eingetreten, so
hoffte der Landgraf endlich auch den Kurfürsten vun Sachsen zn
gewinnen. Ferner aber sollte» nian vur allen Dingtm einen Xeben-
vertrag mit Fraukreioli schlieesen, das gleich den Confessi^msver-
wandten in Deutschland einem Krieg um der protestantischen
Religion willen ausgesetzt si'i, dergestalt, das« Franfereich, falls
zuerst ein deutsches Bnndesglied überzogtm wtirde, monatlich
eine namhafte Sumnn* zu den KrieRskosten beitragen, der deutsche
Bund wiederum, wüi-dc Frankreich zuerst angogriffon, domsolhnn
eine bestimmte Anzahl Truppen auf bfstimmtj? Zeit uiiterhnltt^n
solle. DieBclben sollten nur für deutsches Geld unter Frank-
reichs, nicht der deutschen Vorhitndoten, Namen aufgebracht wer-
den; es ist aber den Zeitvcrhaltnissen nach selbstverständlich —
denn der evangelischen Schweizer konnte Frankreich nie sicher
sein — dass sie ev^ntupll auch in den Gebieten und unter stiller
Hilfe und Vui-sehub dt-r verbündeten Deutschen hätten angeworben
WGfdon niüsaeu. — Kin enbipreclicniler Vertrag sollte aurh mit
England geschlossen werden; doch meinte der Landgraf, dass hier
^wingere Verpflichtungen von beiden Seiten genügen würden.
Um den Andorn mit gutem Beispiel voranzugehen, erbot
der Landgraf sich selbst za einem fUr jene Zeit ganz ausser-
ordentlichen Bfiitrag in die Bundeskasse. Namentlich aber ist
aus dem Entwiirl' zu ersehen, <lass ilur Landgraf Viel aus der
Geschichte des früheren Bundes und des schmalkaldischen Krieges
gelernt bat. Die neue Einigung soll sich auf keinerlei Offensiv-
imtemehmungen einlassen , überhanpt in keinem Fall losschlagen,
ausser wenn ein Bundesglied mit Heeresmacht überzogen wird.
Vornehmlich aber sind die Kinzelbestimmungen darauf berechnet,
die Einwirkung der SondennN'ressen auf die Bnndesleitung ab-
zuschneiden und der particularistischen Zersplitterung zu wehren,
welche dem si-hmHlkaldischen Bund su schädliuli gewesen. Das
Bundesconunando soll nicht vielköpfig sein, sondern in der Hand
eines Hauptnmnns liegen; Niemand snll das Recht haben, sein
Contingent zur Vertlieidigung seint-s Landes zurückzuhalten oder
abzuberufen, sondern die ganze Macht des Bandes soll concen-
400
Heuater Abeo
trirt werden, um den Krieg vor allen Dingen auf dem ]
schatiplAU nuszufwhtcn. "*'*
Ijoiidgraf Philipps Pläne trafen nun auf der Conferenz
Bruchsal /usummen mit Herzog Christopiis Propaganda fiir d«
goisißchoD Voi-schla^ zu einem ReU^rious^'Ospräoli zwischen Cou
cilsvätera und lutherischen Theologen. Es oßenbarte sich ab
sofort, wie thöricht Christi^phs Hoffnungen waren, denn eben
Brudisal"' ereilte die Für-ston eine Nae-hricht, die so gut war.
wie ein Kriogsraanifest der Guises gegen das Hugenottenthum:
Her/.og Frau/ von Giiise hatte zu Vassy bei Joinviile — m
es, dasä er selbst den Streich angeordnet, oder dass er ihn nur
nicht verhindert — dui"ch sein Gefolge eine protestantische lie-
meinde beim Gottesdienst überfallen und eine Anzahl MitgUedt^^
derselben niedermetzeln lassen. Ouisc hat später versucht, At^M
Vorgang so darzustellen, als wäre er gänzlich unschuldig danin
gewesen; es ist ihm nicht gelungen, sicli zu reinigen. Audi Her-
zog ChriHbjpliK Freunde zu ßnichsal fiiiüteu wohl, wm das Er-
eigniss zu bedeuten habe. Zugleich trafen immer dringendere
Nachrichten vom Abfall <ies Königs mn Navarra ein.** >'un
wollten die erschrockenen Fürsten sich auf keinerlei Uoterfaand*
langen mit den Guises mehr einlassen. Nur Christoph vermochto
an die Schuld seiner neuen Freunde nicht zu glauben. Er bat
Guise und den Cardinal von Lothringen um eine zufriodenstpllende
Erklärung iiber den Vorfall zu Vassy, damit er die Verhand-
lungen über die Concordie mit besserem Erfolg wieder aufiaehmen
könne. *** An demselben Tag übersandte er den Trugvorschlag
der Guises auch an den Ijandgrafon und schrieb an denselben:
es kämen Nachrichten, dass (iulse wieder anlknge, gutherzige
Leute zu verfolgen und zu tyrannisii-en; aber er, Christoph, meine,
dass das Gesjdirei grosser st^in werde, als die Sache, denn, soviel
er vermerkt, ti^'e der Cardinal zu dem Religionsgespräch einen
rechten christlichen Eifer; darum sei Ei-folg zu hoffen. "° Philipp
86) Die Instruction Bin^ s. Boil. No. UV. Eine tm^naoo Notii
diesem Stack mit der irrüiumlichciü Angabe, das Prcyect: »d von H.
■Dgeivgt wonlon, hat »chon Rommul II, p. 596.
87) Nach ü«r Delation d<>» p. 320 kam. GS dtirten Sainmolbaudes.
88) S. Aom. 101.
ä9) Christ an Uuiüä, Brudi^al, it. 19. Mjirz buUetio 1. l: p. 211.
00) Christ, an Pliil. Bnioti-sal, tl. lö. Mfirz. Ha.
ITmmtCT Abschnitt ^^^^^^^^ 401
ar freilich liarin so wenig seiner Ansicht als die Fürsten zu
ruchsal. yohi>n vordem, als Christoph ilim den ei-ston Bericht
her die Zaberner Verhandlungen zusandte, hatte er sehr skep-
Bcli geantwortet: wie snllte mau Bekehrung vom Cardinal von
othringon envarten. der soviel Christeubliit verK'Ossen? Paulus
eiÜch habe die Christen auch verfolgt, aber unwissend, im Eifer
tr das väterliche Gesetz, nicht wider besseres Wissen, wie Jener.
Es könnte wulü der Cardinal, als ein geschickter listiger Mensch,
Hein darum für gut ansehen, mit seinen Brüdern zu Kuer Liob
n kommen, auf dnss ei- Euer Lieb gegen den König vnn Na-
ura und dessen Aniiang verdächtig machte und gloriiren möchte,
: und seine Brüder wären in grossem Veitraiien und trefflicher
iandloug mit Kuer Lieb , desto melu- damit seine Pailhei in
rankreich an sich zu behalten, und also einen Unwillen erregte,
M er als ein Weltweiser selbst lachen würde." Ebensowenig
MkUHilite den Tituidgnifen der guisische Vorschlag zu einem Reli-
IfflttflpBBpräch zu überzeugen, zumal da mit itmi die Nachriclit
)n dem Gemetzel zu Vassy kam. Herzog Christoph, schrieb er
irück, meine es wolil christlich und gut, vom t.'ai-dinal aber,
»in Verfolger der Cliristen und lasterhufti_n Menschen, könne
an nicht erwarten, dass er aufrichtig handle. £r und andre
fdgo Papisten möchten es wohl dahin practiciren, dass sie mit
enen von der aiigsburgi sehen Confession einen Scheinfrieden
achten, um desto ungestörter die frauzosi scheu und schweizeri-
hen Protestanten aasrotten zu können und dann aucli die augs-
irgischen Confessionsverwaudten zu nbiTfalleu. Zu solchen Aus-
hrungen fügte der Landgi-nf dann t-twa liinzu: er wolle ja Gottes
llniacht nicht verkürzen oder ihr Maitöt$ vorst^hreibon; sie möge
ich wofd Wunder thun; dennoch könne er sich solcher Gedanken
cbt erwehirn."' Herzog Christuph aber, der fromme Luthenmer,
.tte es wubl als freveliiaftes Mlsstrtiueu in Gottes Vorsehung be-
ichtet, in diesem Fall nicht an ein Wunder zu glauben. Kr
[ir fort, den Cardinal und seinen Bruder zu vertheidigen; noch
3ge dauerte es, bis er den beispiellosen Betrug, den man ihm
spielt, klar erknnntci, und wenig fehlte, so hätten die Guises
rch ihn ihr Ziel erreicht: eine Unterstützung der Hugenotten
91) Beil. LV. Phil, ao Cbrißt, t'asRei, d. 2. Ainfl. (Hs.)
2a
402
NeuDtor Abschnitt
von Deutscbland aus in dem Waffengang, der nun anhobt
möglicb zu machen.
"Werfen wir in diesem Moment noch einen Blick auf
Ausgang dor religiösen Einungsver8uchi\ denen auch Herzog Chri-
stoplis gutgomeiute Verbandluu^en mit den Giiises noch ange-
hören. Der Gedanke eines Religionsgesprächs zwischen deutschen
Protestanten und Hugenotten war, wie wir sahen, tiber diesen
verfehlten Bestrebung cn gescheitort; gleichwohl gab Landgraf Phi-
lipp, der Unermüdliche, den (icdanken einer Versöhnung der
deutsclien und roforrairtt^n Kirchen noch immer nicht auf- In
den ersfen Tagen des April verfasste er sein letztes Testame
welches Zeugniss giebt, dass er den Geist seiner A'crsiilinung
politik auf seine Naclifolger zu vererben wünschte; zugleich sot
er darin seiner menschlichen Autfassung der Religion ein scböa
Denkmal, indem er die Uebvrzeuguiig aussprach, es sei wide^
Gott, einen Meust^heu um unrechten Glaubens willen am Ijobon
zu strafen."* Kurz darauf sandte er Herzog Christoph eine
Schrift Heinrich ßuUingers zu, der noch immer mit Brenz iii
Fehde Über die Abendmalilslehre lag, imd theüte ihm seiot*
Ansicht über diesen Streit mit Auf beiden Seiten, meinte er.
würden die Dogmen übertrieben; Christoph möge nur die Bücher
der beiden Theologen vergleichen , so werde er dasselbe auch
6nden: „und wüsten Nichts uf (dem) Erdreich, das uns itzo ge-
fölliger wäre, denn dass der Streit unsers Herrn Jesu Clmsli
Nachtmahls halben möchte zu einhelliger christliciier Vergleichuog
kommen, dann die Papisten it7,o Nichts haben, das sie hSttEo
gegen uns anziehen können, denn sullichnn Zwcispalt; \Atim
dämm freundlich, E. I*. wollen den Sachen nachtlcnken, ob dod)
mocht ein Vergieichung getnfffen werden, die mit Oott und gutem
Gewissen gescheeu muge."'"^ Aber diese frommen Wünsche waren
bereit» ebenso aussichtslos , als Herzog Christophs fortdauemdo
Propaganda für den guisisclien Trugvoi-schlag. Die letzten Ver-
iiandlunf^en mit Jnhnnn Friedrich waren bereits gescheitert:*' in
Kurj)f'alz beruitcte sich die Kcfomiation zmn Calvinismus vor, mit
welcher die letzte Aussicht auf Concordirung in
92) SchmiiirkH, nionuiiieuta. lA", p. 587 fr.
93) FhU. an Cliriat Kiihw-I, d. 8. April. (Hs.)
D4) Ohm p. STiO.
in Deutschland vnr- J
S^uter AliRiTluiitt. 408
loren ging. Bas dentsclio LiUhorthum aber verhielt sich, wie wir
sahen, um so schroffer iiblfhnend nai'h dem Austand hin, je woni-
gor in Deutschland selbst eiue Vtircinbarung erzielt werdtsu kunnte^
und die Vertreter einer mildereu RichtuDf; blieben bei der neue-
sten EntAvicklung in verschwindender Minderzahl. Das war um
BO w'hliinnuT, «Ig boi der jetzigi'n Lago Franki-oichs die engher-
zxga tlieolügnscho Abschlicssung kiirzwoj; hätte unttTdrückt werden
müssen: denn schon standt^n die Sachen dort so, dass eine ent-
schiosäene Intenontion mit Waffetdiilfe Nütli tbat
Eine solche ftir die Stunde der Noth vurzubereiten. waren
die Anträge berechnet gewesen, die Landgraf Philipp in BruchsRl
einfiebracht: aber auch dit^se haitfi man sämtntlicii ahfrelehnt.
I>*idcr fehlen uns unmittelbare Aiifzciclmunnen über die Be-
spre(!hun^^en, die dabei stattfanden, und wir können nur aus
weni^n Andeutuiigeu, die uns au<lerweit begegnen, sowie aus
dem oUgemoinen Verhalten der mitJiandeluden Personen Rück-
schlüsse auf jene Erörterungen versuchen.
Kiirfiirst Friedrich war bei der finanziellen NotlilagR, die er
von soineni Vorgänger überkommen, wenig in der Lage, so gros&e
GebiopfL-r zu bringen, wie sie die voi^schlagene Conföderation
erforderte. Bazu kam eine nicht geringe Furcht, dureh Bünd-
nisse unter den deutschen Pititestanten und gar Untei*stüt/mig
der Ausländer die katholischen Stiindf Deutschlands zum Bruch
des Religionsfriedens zu provociren.'*^ Friedrich l>esasR nicht,
wie der f^mdgraf. den Mutli, einen habligen Ausbnich des Krieges
in Doutsohinnd zu riskiren, um dem I'rotestantismus die int^^r-
nationalc ilarlitsti.lliing zu wahreti, deren er doch bedurfte, wenn
jene Besorgnisse vor einer gniKson bathoUschon Reaction, denen
auch er sM'hr zugänglich wai*. sich nicht als Einbildungen erwiesen.
Endlich aber eifüiltc ihn damals noch ganz jeuo Stimmung dul-
denden und abwartenden fiottvortrauens, die in der Geschichte
des deutschen Protestantismus eine so verbängnissvollo Rolle
spielt^ jene iStinimuiig, welehe jede .Sorge für Selbsterhaltung, die
niKdi riskanten und veniutwortliehen Mitteln greift, flls einen
Frevel gegen die gStÜiche Vorsehung ereoheinen lüsst; er billigte
wohl treues Zusammenbalten und bewaffneten Widei-stand in der
96) 6. die Verhandlungea iilmr die Uotci-statning üi-r Ilugonotten im
söhnt«*!! A'iSi'hnitt.
26*
I
404
Neunter Abschnitt
äussereton Noth, nicht abor <^ie Voi-sorgrc^ durch Btiiidnisst
in seiner eigenen Sache ineinto er solclie nieiit sehJiessen zu
dürfen, obwohl er fürt;hU^te, die KaÜioiikeu rnöchtea vielleicht
ihr Spiel mit ihm beginnen."^ Als uebeasäch liebes Motiv mag
man hinzuiiehniDn, duäs er neuerdings doch wohl in Hini^icbt auf
eine oder niehreie offenbar tendenziös erfundene Kiiegsuaebrich-
ten den umgehenden Zeitungen kritiscber gegeuübertrat und die
Lage augt-nblicklieli nicht mehr für so dringlich hielt'-'' ^M
Herzog ('hristoph nndrei-seits, der Vertbeidigungsbündiii9PI|
auch in Sachen, welche man dem Walten der Torsobung meinte
anvertrauen -/.u müssen, für erhtiibt und menscblicherwoi«o ge-
boten hielt» stimmte mit Lnndj^nd' Thilijjp. soweit der Plan des-
selben die innere, deutsche Tiditik betraf, gewiss wie imuior
überein; den Ausländem dlo Hand zn bieten, tnig er stets Be- |
denken. Wio es scheint, scheute er sich in einer Verbindung,
96) Oben p. 311, 355. Klut-th. I, p. 232. V«!. oWn p. 51. Zw
dascitjst gugebeoen Ctianteti'riätik KnrTurst Frindriobs hat Kluc-kholin in Piavt
Beeprwliuug meiner Diusertatioti (lieutBchü litfraturawtuDg 18S8, p. lOTÖ/BOl
uriiiiiert, dass zu der Z*'it, wo vou rüokf>iditftIuKoii tSiUnilanä.iliunen ujid Retoi'
rnotiontjii die Kedn si^iii kann, es der plalzisrlit'ti Politik auch nicht uidir «i
cu(sclilo.s«fiier Styllunpiahmo in deu aiifiwailigL''ii HoziehimgeQ fehlt*- ; das& in
demselben Maitj^, wi*^ bfi Fn<Klnch di^r CAivitii»miiä zum Durchbrach Lun.
or aw:b diß Ifaltung aufgab, wp!t:he obon im Text chorat-torisirt ist. — Xi»
diosü KesproiJiunf; orschien, war die In^aüstandpto Stolb sobon wirdt-r (uil
p. Sl) abgydrut'kt; ich koim daher mir nar-htrüglich dio begangene l'ng'itflnig-
koit anttrkcnnen; auih darf ich wohl namhaft niadheo, das» damit dio [l 51
gegebene Gegentiberutollung nur zum Thoil hirifiiUig wird (vgl. p. 338), 6««w
dHSs die AnfitDge jener Bläcrilariflations- und RefomiaÜoitsiiDlitik doch anfib
Hchoo vor d<jm Jabr 1562 zu mustatin^n sind, obwohl Bio damals aocb niät
mit der Scbürfo gehandhni't wurd>4, welche Apäfor dein kurrüixtt-n dit} alb:?-
meino Erbittpruüg der Kalholiken zuzog. Sri ist t;s umniUnlIiar riacb dem
Regio rongsonüitt dos Kurfürsten, nbwoTü man dojuols nocJx voraichtig verfnlir,
oficnbor im StiUcm bereits eiogestaadenes Princip der pßdzisehen l'ohük, tlHf
io olleu , Uemeinschaft<?n ^ die ovaiigeÜBche Keligion zur Aüeiohen'schaft «-
hoben werden sollt* (KIuL'kb. I, p. 76); nucli sind in den Joliren 1500 — 1.W
bernits i^in« Koihi- vdti Klifstern i'iugfxogen wiirdmi, wkliratid na<.-h dem B^
giunsfrie^lun, wie ihn dio KaÜiolikcn meinten, alle goistlich<>-n Anstalten, du
nach dem Pa.<sSAU»^r Vertiiig noeh beAtaoden hatteo, in ihrem Hestoud hittea
garoiitirt sein müHscn. (Wiuidt, Magazin I, p. 6, II, 13, 19, 22, 26, 33,
40, 53.)
97) S. dio Zeitung vom 8, Januar 1532 in dem Anhang über
Nachrichten.
4
Neuntor Aläffl^^^^^^^ 405
welche nio die Gunst des Kaisers L-rlmUen würde, ja seinen Ten-
denzen znmderlicf und zu kriegerischen Verwiekliingpii mit ihm
ftilm'ii könnt«, wpitfT zu gehen, als der Drang des Aiifn-nblirks
unmittelbar zu erfordern iM^hicn. Wenn er den Bündnis>ynitra}f
de« Königs von Naviirra im Februar unter Anderem auch mit dt^ni
Argument abwies, die deutschen Ftu-sten würden ohne Krlaubniss
des Kaisers ein solches Bündwiss nicht eingehen,'^ so spricht er
liierin hauptshchlich wohl nur seine eigne Stellung zu der Prngo
aus. Es mag daboi die Rücksicht auf dir besondoni Verpflich-
tungen tnaa-ssgebend gewesen sein, wekdn' Cliristopli bei dem Aus-
gleich in seinem Process um das Horaogthum Wtlrtteniborg Fer-
dinand und dem Haus Oesterreich gegenüber eingegangen war;^"
doch auch die i'urcht wird ihre Rolle gespielt haben. "^'' Femer
ftisstc Christoph die französischen Verhältnisse ganz anders auf
als der Tjandgraf. Wahrend Dieser in den Ouisos und ihrem An-
hang die Kriegsparlei, die Rpvnliitionürp Fmnkivichs erblickte,
stand der Herzog unter dem Eindruck jener Zabenier Verhand-
lungen, in denen es den Intriganten gelungen war, ihm evange-
lische Gesinnungen und loyalste Friedfeitigkeit vorzuspiegeln: er
konnte, da fr den Onises traute, den Au3bnu_'h des Krieges in
Frankreich von der katholischen Seite her wenigstens für die
nächste Zeit nicht erwmton. Ferner, wfihrend Philipp das ßo-
konntniss der Hugenotten billigte und die reformaturisclie Be-
wegung in Frankreich in einem idealen Tjcht erblickte, empfand
Christoph nicht nur nach wie vor die heftigste Antipathie gegen
jene Lehre: er ti-aute auch einer Partei, welche der verhatisteu
Sacramentirerei huldigte, revolutionär^! Absichten zu, welche mit
Religion und Kefomiation Nichts zu tluin hätten;"^ auch Dies
w*r znni Theil Fnnht jener unglückseligen Zabemer Conferenz.
Einer snlcheu Rii-htung zum Siege zu verhelfen, war er nicht
gesonueu; eine Partei für lutherisoliL* Reformation aber, wie er
äe von den Guises erwartete, war noch nicht geschaffen; wem
also hätte er sich verbunden sollen? Die für Tjandgraf Philipp
»ehr massgcbendii Rücksicht, dass nur durch materielle Unter-
SS) Sattler TV, p. 177. Vgl. damit <üt» Gutai-hton diT württpmTM>rgi.s<:bPD
BUfae ood des Brooz üt)or den cntton BüDiIniKsantni^ Navarraä iin Sotnmor
dM Jahn» 1561 bei Ku^br 0, p. 291. Sattler IV, ßoil. p. 178.
•09) Kagler I, p. 231. SatUer IV, Beil. p. 40 ff.
lUO) Bolege im 2ohnt«Q Abäuhuitt
406 Küuntor AbschiiU
Stützung Navarra und Aiider<\ die der Reforniation ji^e neigt «cl
nen, bei der Sache 7,11 halu'ii sein wüideii, Hxistirte für ihn ni
er gab sich der Illusion biii, dass atioh ohne Hilfe Nnviirra don
Prutestantisnms nicht pr*)isf^>ben werde. **** So führte jenes blinde
ptliditnuissigo CJotUcrtniiu'n, das in der Bündnissfra^e seinen Bis
niclit trübte, in andorn Din^t;n ihn völlig inu.
I^alz^raf Wolfgaiig stimmte botn?fr» dos deutschen Bäiid-
niäses mit Christoph und Philipp übörein: da seine fjändor zum
Üheil nach Westen hin sehr exponirt waren und er überdies
%
101) Ür^rün^ilK-h setzten die Kiipäton, wie es scheint, &ll^>mom
beste Tertrtuen iu XavaiT»; doilj L-rkimrite Plülipi» wohl schau im Jahr
^il^hHg, dass es einer positiven Unterstübtung hediirfc. weno mau Uin halh-ii
woUo, and es war dios massgebt-nd bei seinen Yorsdüfigen zu einer jinlittscb^n
Ann&beruiig an Frankreich um dii->86 Zeit (oben p. 293/7, 354, Aiim. 13T,
Beil. XXXVril.i. Im Aiifnug dpa Jahres 1562 l)etrit.'ben Philj[-i> und Friedridi
von Platz lieiilf im {,'uli'ii Vt-rtrauan auf Xavarra Ua» vini I)ii'in?ni vorgescJik-
gene Ittilipuusgespriicli; übor Nachriditoo . wrlufao meldeten, do-ss Navarra tät^
der katholischen Fartf>i JEUweiidD, sclirleb Iliihpp, sie wünlon wohl nur vm
8f>inen "Widorsat'heni vcrbrpitet, oder: er halte si^ für ein Oi^dicbl (Pliiliiip aa
August, Zapfenburg, d. 15. Jan. Carthaus, d. 30. Jan. 02. H.s.). Kndlich «iir«
d*?n aber diu NaL'hrichtfii doch zu dringend. Gegen Ende Fobruai- oder Anfang
Mftrz (tinrh dem Dntnm aeioer Abroiso, dorn IG. Febr., zn si::hlics>ieD), k^hi^o
PhÜipp Bibor, der üotoioister dc^ ilrafen FkÜipp von Dietz, eines dor Sühne
de» Landgrafen aus der N<*bem>be, der sich t-iuige Jalire im fhusSstsdiCD
Hofdicnst befiuiden hatte und datnahi, angesichts des drohL-nden Religioas-
ltri(*geis, heimkehrte oder t*reit» heimgi^kohrt war (IJeiträge p. V'*5 Note 345)
aus Frankreich zurück und erstattete ausfüLrlicht'n Bericht über Kavams V«r*
halten, (h. d. Hit.) Darauf wurde tln- Loudgrof doch xweirelhAft; or meinte jetDL
difl dontschfin Fürsten möchten wohl duitih ihro Zuriiokhaltnng Kavirra »
fintmathigt haben, dass er von der |irot«stmiti»ch«>Q Sacho abgofalh'n (an Oin*
stoph d. H, Marx, a. Kugler 11. p. 347). Dann sandte auch der Kurfürst tob
Pfalz dem I^ndgrafen Berichte über die Verhandliiugeu Navarras mit drm
Papst zu (s. Kiuckh. I, p. 234. In d6msf.4l>en Schreiben v, 12. Marx lag nocfa
eine Zoitung vom 18. Jan. qua Kuni, welche üb«r dasselbe Thema bandelt. Eb.i
Darauf erkuudi^^ m-U aiii 22. Uärz ein hessischer Secivtnr im Auftrag iks
limdgrafen bei Hotomoii, wius t-s mit don Zeitungen vom A)>fall Xavamis tmd
dor Könipin-MuttiT für oine Bewandtni-ss habe (aus Cassol, f'nterschrift fshlL
Hs.) lazwiaolien ist auch Friedrich zWAifelhaft geworden; Bmclisal, d. 19.3Ucx
rktb or dem Landgrafen vou dem deutsch - französiäehen Rcligionsgespifdi ik,
uoter Anderem, weil auf Navarra nicht viel zu hauen sei (Hs.); nur ChräL
Boliroitit noch Bruchsal, i). IH. Munt (Hs.) an chm Landgrafpo, er könne i>iclft_
jui Navarras Abtrünni^'kflit j^lauhen, und scrhiokt ihm zum Zougniss der
Binnimgen N.'s, dessen Brief vom 6. Februar (S. Kugler n» p. 315, 316). Tjj
Kluckh. I, p. 254 Note 2.
Xcuatcr Abttebuitt
•107
Trier und Nassau si^hlt'c'Iite Xarlibaitiobaft hutto,'"- liisst sich an-
nehmeu, dasa er auch diesmal nicht abgeneigt war. Wie ei über
Bündnisse mit dem Ausland dachte, wiasen wir nicht; doch ist
daitiof hinzuweisen, dass er mit Herzog Christoph dessen Wider^
willen gegen das calvinischo Bfikonntniss theilto und fast immer,
wie es scheint, auf die Auturitül des Herzogs hin, üboreinstim-
mend mit demsflbeu handelte. — Völlig un unterrichtet sind wir
über Karl von Baden.
Nach Alledem kann man sich den Inhalt der Bruchsaler Er-
örterungen etwa so denken, dass Hcraog Christoph und Pfalzgraf
WoI%aDg zu dem deutschen Bündniss wohl geneigt waren, da-
gegen wenigstens der Herzog. vioUeicIit auf dessen Auturitiit hin
auch der Pfalzgraf, dii; Allianz mit dem Ausland verwarf, Kur*
füret Friedrich ondlich sich gegen jeile Schutzverbindung erklärte.
Gegen die Verständigung mit Kiigland im Besonderen wurde —
wenn wir eine Andeutung aus späterer Zeit richtig vei-stehen —
von einem der versammelten Fürsten, vermuthlich Kurfürst Fried-
rich, auf Gniiid irriger Nachrichten geltend gemacht, dass die
Konigin von England in religiüsen Dingen indcileiit sei, und in
ihrem Reich noch mehr Katholicismus und kircbUehe Anarchie
als Reformation und Evangelium herrsche."* Das Ende war, das«
man Landgraf Philipp anzeigte, der vorgeschlagene freundliche und
hilfUoho Verstand sei auf gelegenere Zeit verschoben worden;'"*
der Landgraf bedauerte das höchlichst; er meinte, die Zeit werde
noch kommen, wo man das Vorsäumntss bereuen würde."*
Trotz dieses Äusgimgs u\m finden wir ein halbes Jahr später
den uns bekaimten südwestliehen Fürstenkreis: Philipp, Friedrieh,
Christoph, Wolfgang und Karl, mit Johann Friedrich von Sachsen-
Weimoi' verbunden zu einer Art von Schutzeinigung, hergestellt
durch allgemeine gegenseitige, wie es scheint, durchwog nur münd-
lich eingegangene Verpflichtung zur Hilfe gegen jeglichen Angrifl'
102) Obnn p. Hfl, 120, 196; — p. 398.
103) State [ifiiiors 1563, No. 125S (2). Die Angabe, dasa es eine reison
Ton grotiser Aatoiität geM-'_-<>.-ii . welcho die» Bedeokea vorgebmolit, sohemt auf
KarfiirBt Friwlrioh liiDüiiwt'iÄuu.
1(M) Phil, an CUmt <.la£S«l, d. 2. April. Hs. lüaat^es dabo! beweudoc,
dass die Fürston den fretuidliclifin Vorstand bis zu beeserer Gelegenheit ver-
schieben.
lOß) rhil. an W'uMg. Casscl, d. 13. Apnl. Hs.
408 NeuntuT Altsolmitt ■
aus Onuiil dor R<*li;^ü)n, ubm.' schriftlioho ürkundo, ßiindesvef^
fassiing, Statuten, Kasse oder bestimmte Voi-ansohlagung der Ixi-
stongea, rein auf gegenseitiges Vertrauen begründet Kurfürst
Frieiirich, der Gegner formoller BündDLstJc, rüJimt dioso Verbin-
dung, ihn* Zuverlässigkeit und Macht, ihre Vorzüge vor verfas-
sungsmJissig aus^^estalreten Bündnissen, sebr hdch: dor Köui^n
von England, welctie ein urkundUches Bündniss mit den deutsohwi
Fürsten zu R-ldifssen verlangt, biott't er statt dessen Eintritt in
dies© ungest'hri ebene Liga und die Fülirerschaft derselben an.***
Nun ist in der Correspondenü unserer Fürsten, soviel davon be-
kannt, die ]3egründung und das B(^tehen einer solchen Einigung
nirgends auth nur mit einem Wort envälnit oder angtideutL-t; die
Furcht VL»r der OeffcntÜolikeit hat offenbar die Füi-sten hertiinrot,
AJles persönlich oder durch Botschaft ohne schriftlichen Auftwf*
abzumadion, udor, was etwa in dieser Angelegenheit geschrieben
worden, nachmals zu vernichten. Wir verlieren damit fast allen
Anhalt, fest/uKtellen, wann die Begründung sich vollzogen hflt
Jener süd westdeutsche Füi-stenkreis stand, wie wir wis.sen, seit
Langem durch Nachbarschaft, gemeinsame Interessen, die uns dor
tiage der Liindcr hervdigingen, und Aohnlichkeit der kirddicheu Be-
strebungen in besonders engem Verhältniss; seit dem frankfurti-
6ch(?n Ri'cess wird namontlich zwischen Philipp, den beidcu Pfil-
zeiTi und Christoph über alle wichtigen Dinge eifrig correspondirt,
unil diese Fürsten suchen tivtz vieler Abweichungen in ihrer Po-
litik nach Müglichkoit doch stets Hand in Hand vorzugehen. Itt
diesem Kreis könnte ein solcher Verband seit Langem bestanden
haben oder doch vor dem Jahr 1562 allmählich herangewachsen
sein; auch Landgraf Philipps Antrage auf ein Bflndniss lassra
sich mit seinem Bcst(?heu allenfalls vt^rcinigen. da sie über den
Inhalt eines solchen Einverständnisses hinausgeiieu und eine gaox
106) State jwfiers 1502 No. 576 [3]. 1258 [2], 1250, 1200. No. 5G1 [31
(Antwort Kiuriirat Fi-iodriclis an die OrtsainltHH Kiialli'S und Mundt v. 1. Sept
1502} n_'(i"t gleichfaUs vou ».'iiier Voruinlarunp der (loutschcn Fürsten nan
Zweck gogoQwitigor Vortheidihtuig; der hetreffonde Pa.>^us erweist sich
als uDgDQautis E?cc«rpt aus dem Origiaal (s. E)uckh. I, p. 336 sequ.). yfd
Bchoinlicli vcritäteto der Inhalt der zuerst oitirten Nummern den
li.'Slimmtciu Ausdrückt' zu brauchen, wSha-ud (lt.»r Kurfuist soUist in der)
liehen Antwort aus Vursicht den Katl)v».'rhalt mit Worten andeutMe, ^e
weui^r k'^agun, und nur mündhcli dorn Gesandten den ganzen
miUhi'ilte.
(JnmHIrtge lor(li?rn. Jonann Fririlricti stand mit Plülipp
irch (lio Vergan^pnlipit der liessischon luul emustinischon Far
Uio in einem tniditi<nieUen, durch seine erste Khe in einem
;hwäfrersfhaftsverhä]tniss, mit Kurfüret Friedrich in dauernder
miilienverbindiinfr iin<l einor trnte roligiöser Ge^ensÄtee und Rei-
nigen noch engen Fn^iindsihiift: selmn hieraus wiü-de «ich, olino
iss man eine einzelne Veranlassung autkncht, sein Anscbluss an
aen Kreis erklären. Tinmorhin winl man, wenn es sich danim
jidelt. den Ürsprunf^ des Verbandes aufzudecken, das Augen-
erk zunächst auf grössere Vei-sammlungen der Fiireteu, kd den
iumborgischen Fürstenta^, vomelimlieh aber die Cooferenz zu
ruchsal und etwa nool» die ZusÄninicultünfte, weicht! Kndc Juni
id Anfanj^.)u)i iles JahrcH 1562 sJatrtanden,'**^ zu richti-n liaben:
•i dor ängstlichen Heimlichkeit, mit welcher die Sache betrieben
iirde, lind der Freradartigkeit, welche diese Form von Verhiii-
ing mindestens Anfangs Iiaben muaste. liisst sich die Grünthmg
loe ausgiebige mündliclie Erörtemugen nicht wohl denken. Die
ihero Wahrscheinlichkeit würde dann immer noch fflr eine der
mfpH'nzcn im Jnhr 1562 sprtrhon; der ungewöhnliche Oedanke
ner Vcivinigung, welclic als festgcschlosseni^s liündiiiss gelten
id dennoch in keiner Weise schriftlich beurkundet werden sollte,
jst vemiuthen, dass bei seiner Entstehung gleichmässig höchstes
KÜufnisH nacli Schutz und Sichening und hijcbstc Scheu vor
ovokatorischem Auftreten gegenüber den kathidischcn Ständen
ätig waren; im Verein mit jener schon erwähnten Voraussetzung
?fFen diese letztem namentlich auf das Jahr 1562 zu.
Den Wünschen I^andgraf l'hilipps konnte eine solche Ver-
nbnrung nicht genügen: ihr fehlte namentlich jene Anziehungs-
aft, welche ein Bund nach Art des 'schnialkaldischen auf Alle,
e sich bedroht fühlten, hätte ausüben niii.ssen; zudem war es
ne paradoxe Behauptung, dasä sie veHässlicIier sei als eine ur-
Ufldlich geschlossene Liga. Viel Kraft und einheitliches Han-
•In hat sie jedenfalls nicht entwickelt -So steht sie in bedaiier-
iher Schwäche und Unthätigkeit den französischen Ereignissen
gen über.
Anders hätte es kommen können, wären LiUidgraf Philipps
anschlage zu Bruchsal angenommen wonien. Ucberhaupt hätte
107) S. den zulintun Ab«chtiitL
410
NouDtoi- Attücliuitt.
ihre Anualinio gerade in jeuein Mument sehr Folgooruich
mflfisen. Die Kömgin von England und ihr Rathgeher Coril or^i
wogen schon damals ernstlich die Tortheile einer ConfödcnitiodlH
mit den Deutschen und tiugen sich mit der Absicht, eine solche^
anzuregen. Dieselbe kam diesmal noch nicht zur Ausführung,
doch hätte ein Entgegenkommen der rloutschen Fürsten jcdenfaUs
günstige Aufnahme gefunden.'*"* In demVerhfiltniss des doutscheu
Protestantismus zu Franki-eioh war scbon Viel verÄäiimt, doch war
damals noch Zeit, mit günstigen Aussichten und, wie es scheint,
ohne ernste Gefahr für den deutschen Protestantismus dort einzu-
grcifen. Aber dazu entschlossen die deutschou Fürsten, trotz der
unermüdlichen Mahnungen des Landgrafen, sich nicht eher, aJs bL»
die Wahrheit des Spruchs, mit dem die hugenottischen Agenten
ihre Hilfe aullehten, sich gewaltsiim aufdrang: ^Tunc taa
agitur, paries cum proximus ardef
106) State papent t5ül/ü2 Xo. »46, 948, 069, 91M), 1074, 10^.
Zehnter Abschnitt.
I wie französischcD Diugc hatten sich etwa folgen derinasson
entwickelt Während geigen Endo dra Jalirrs 1561 in der pro-
tcstaiitist'hou Partei, deren Solbstvertraiion und Ansprüche mit der
SecloDzalU sehr gewachsen waren, eine bedrohliche Neigmi;? zur
bewaffneten Selbsthilfe sich geltend mftcbto, gelang es nach dem
Tuicraiizedict den Leitern der reforaiirten (Jeistlichkeit, indem eiie
all' ihren Einftuss aufboten, die Hugenotten zur Hiihe und zum
Gehontam geigen das Edict zu bestimmen, obwohl die Beschriin-
kungen, die dasselbe ihnen auferlegte, noeli sehr beschwerlich
waren. Nunmehr war es die t^pauische und f^uisiäche Politik,
weiche den Krieg deunuch zum Ausbruch brachte; jene, indem sie
den Katholiken Muth zum Handeln gab, diese, indem sie ent-
schlossen zum Angrifi' vorging. Spanien opponirto heftig gegen das
Janiiaredict und verlangte energisch die Entfenning der HiTider
Chatillou (Coligny), welche nach wie vor neben Monluc, dem Für-
sprecher der IVansaction zwischen den Religions|)arteien, in höch-
ster Giuist am Ho!" standen. Kathaiina wies diese AnmuÜiungeu
entschieden ziuück; sie wollte sich der Stütze der protestantischen
Führer nicht ontblösscn, zumal da die Vorberathimgon zum Januar-
edict auch den Connetable Moiitmorency und den Marschall St. An-
dr6, uebeiL den (iuiwes rüe Haupt-Führer des Katholicismus, au
den Hof ziulick geführt hatten. Sic drängte das widoixpenstigt»
Pariser Parlament mit aller Energie zur Registrirung des Jimuur-
edicfci; andrei-seits gerieth sie allmählig in gespanntes Verhtütnies
mit Xavana, der Alles that, um Spanien zu gefallen, die Registri-
rung des Edicts schwüchlich, wohl nur zum Schein, betrieb, seine
protestantische Umgebung in eine katholische austauscht*?, und
mit dem spanischen Gesandten zusammen auf die Verbannung
der ChatiUons vom Hof drang, obwohl man ihn mit leeren Vor-
sprechungen hiuhielt. Der Admiral Kind sein Bruder Fraiiz, der
General -Colonel der frauzüBischen Infanterie, reisten endlich ab,
412
Eonntor
wnlil (lumit Kiitbariiia pmcn Vorwarid crluelfcc, sich ai
Häupter des KathoUdsmus zu entledigen. Die Königin bofiUij
darauf St Amirö, Moiittnorency und dem Herzog von Guisf,% d
Tlieil nehmen! des ^Triumvirats", ^ sich in ihre Gouvernements
begeben; aber Jene blieben imd Guise — wir sahen, wie er tli4?
Zeit seiner Abwesenheit vom Uef benutzt hatte — setzte trotz
des Befehls den schon begonnenen Zug von ElsAss-Zabom nnch
Paris fuit; diiselbst. hatten die Häupter des Katholizismus von»
redet Mitte Mürz zusammenzutreffen. Auf dieser Fahrt geschah Jeni
Bluttbat zu Vassy, die man als das Manifest zum Religioriskri
betrachten dart Hierauf vereinigte Guiso sich auf seinem Schlosä
Nanteiiil mit Mnntmorency, St Andi-^ und andern katholisch
irrossen, die ihm entgegengeeilt waren, und zog zweitausend Ros
an sich: in solcher Begleitung hielt das Triumvirat am sechzebn-
ten März einen triiimphirenden Einzug in Paris, enthusiastisch
empfangen von der katholischen Bevölkerung. Anton von Navami.
der schon wieder täglich zur Messe ging, Überbrachte ihm noch
von der Königin den Befehl, die Waffen niederzulegen; mit offe-
nen) Spntt wurdf derselbe zuriickgowieson. Von da an blieb Xa-
varra bei den Häuptern der katholischen Partei und sctdoss sicli
in Allem ihnen an. Ob er den Verheissungen, zu denen Spanicu
sich herbeigelassen hatte um ihn zu gewinnen, wirklidi dos Ve
trauen entgegenbrachte . das er Äusserlich bezeugte, rauss m;
füglich dahin stellen; klar aber ist von den Gründen seiner Felonii
wohl der eine: am Glück und Stom der protestantischen Sach«
hatte er vorzweifelt Die Sehuh! trägt, wie bei seinem Zeitge-
nossen, dem Köin'ge Maximilian von Böhmen, zu einem guten
Theile wohl die innere Zerklüftung der protestantischen Welt und
die Hoffnungslosigkeit aller Versuche sie zu einigen.
Die Königin han-to mit Angst und Bangen auf ihrem Land-
sitz zu Monceaux des Ausgangs dieser Kreigiiisae. Hätte Ram-
bouillet, der Anfang Marc von den deutschen Fürsten amrück-
kehrte, günstige Nuehricbten mitgebracht, so wäre sie vielleicht
zu einem schnellen Kntsohluss gelangt; sie erhielt aber durch
Jenen nur das Versprechen von wir wissen nicht welchem od
welchen deutschen tHirston, im Fall eines Kriegs für den Pi
tostantismus sie in Doutschlaiul ungehindert Truppen werbai
1) S. obon p. 299.
ler
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otz
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abg
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Zehiitor Ahsclinitt.
413
(m»en, soviel sie bezahlen kiiniH',' unti sie war Hnanziell völlig
leißtunKsuufühi;^. Dennoch tru^; sie sich oiao Zeit lang mit doui Oe-
(laiiken, Bich luid den Koui^ dem Triumvirat durch Flucht nach
Orleans zu entziehen; 0ond6, der in der Niihe Truppen sammelte,
hätto ilirr-n Küokzii^ decken können: abnr endlich sieg^te die Kni-cht:
sie kam nicht weiter als bis mich FunbiinehleHU, wo sie unschlüssig
und zandwnd blieb. Sie correspomlirto zwar mit Cond6, empfahl
in Briefen ihm sich und iiiren Sühn, luid ennächlij^te ihn, da er
rüstete, zu verschiedenen Malen, unter Wafien zu bleiben: sich
der Partei in die Arme zu werfen, wagte sie nicht.
Inzwischen versäumten die Hugenotten die Zeit zum Uandeln
aus Scheu vor Schritten, welche ein i-evolutinnäres Aussehen tra-
gen und ihre Sachu vur der "Welt ius Cnwcht sctjcen kuuntun.
Zur Zeit, als die Triumvim sich Paris näherten, sandten sie einen
Edelmann, Ludwig von Bar. zu den deutschen t^irsten, mit deren
Hilfe sie die Königin für ihre Partei zu bestimmen hofften; kurz
nachdem die Külirei-schnft der Katholiketi in Paris eingezogen war,
wicii Cond6, der bis dahin mit einigen Hundert Bewaffneten den
Gottesdienst der Pariser Prott>stanteii beseliirmt hatte, um einen
Zusammenstuss xu vermeiden, mit seiuen Leutfii aus der Stadt
nach Meaux; dort strömte der protestantische Adel der benach-
barten Pr'iviiizt-n zusammen; auch der Adniii-al Coligny brach
nach schwi'ien Kiimpfen endlich mit seinem Bruder bVanz von
Schluss Uhatilloii auf und stiess zu Cond6; rann hätte die Königen
und den Kiinig dun-h einen Handstivich nach Orleans enttuhnni
krmnen, aber man btischninkte sich darauf, ihr die Abn;ise drin-
gend anzurathen. ohne ihre freie EntÄchliessung boeiiiträclitigeu
zu wollen, wahrend (de in ihrer Furcht entschlussunffihig war.
So kamen denn die Triunivirn und NavaiTii den Hugen(»tten zu-
vor; sie ontfiilirten den König mit Zwang nach Vinw-'ünes; Kntlia-
rina, dercm Widerstandskraft gebrochen war, fidgto ihrem Sohn
rmch. Nun war sie aus der Leitung L'HospitAla in die der Trium-
virn übergegangen, obwohl sie Jonen nicht entliess und seinem
liath folgte, soweit dies in ihrer jetzigen Tjage nucli möglich war.
Als die Hugenotten erfuhren, dass König und Kduigiu in dt-r
Gewalt der Triumvirn seien, zogen sie sich nach Orleans zui'iick,
welches sie mit Hüte der protestantisclien Einwohner leicht ein-
2) Oben p. 3»4 Aiim. 72.
414 Zehnter AhBchnitt.
nahmen, und nun waron in Kmnkrpich zwei Ht>f!rlrtger, ein kat
lisclies zu Puris, ein protestantisches zu Orleans, und zwischen
beiden herrschte erklärter Kriegszustand. Die Königin bot den
Rest von Einflu&s, der ihr blieb, auf, um Unterhandlunj^en zu
veranlassen; die Triumvirn gin^n darauf ein, namentlich um Zeit
zu gewinnen und Conde, dessen Auttiritiit auf der andern Si^-ite
ihrer Sache grossen Abbruch that, zu sirh herübc^rzuziehen; er
wiinJo auf^fordert. die Waffen niedeniulepen und zur Terstön-
diguu«; an den Hüf zu kommen; als or aber die Gegenfor-
dorung stellte, zuerst mögro das Triumvirat, welches den König
und dessen Mutter widerrechtlich ftefangen halte, sich vom Hof
zurückziehen, ents;indte man von dort aus ilen Obersten Frilhlicli
in die Schweiz, Wilhelm von Rogendorf nach Deutsdiland, um
Truppen anzuwerben.
Inzwischen hatte in Deutscblnnd die Conferenz von Brucl>-
sal getagt und sich aufgelöst; darauf war Ludwig von Bar mit der
Botschaft der Hugenotten nngekommen. Sein Auftrag lautete: die
Ktlrsten möchten die Köuigiu-Mutter durch eine tiesandtschaft
ilrängen, sich der hugenottischen Partei anzuvertrauen, und si«
hierzu diu-ch ein Hilfsvei-sprecheu ermuthigen.'' Wären die Freiuide
Landgraf Philipps zu Bruchsal auf soiue Gedanken eingegongeu,
80 hiitte die nächste Folge sein müssen, dass auch das Oesucli
Bars bewilligt wurde. Nun gestalteten freilich die Dinge in Frank-
reich sich in rcisscnder Kilo so, dass kaum ein dircctor Bote von
der Conferenz noch rechtsseitig gekommen wäre, ura der französi-
schen Rt^gienmg die Allianz anzubiet/Mi; viel weniger hiitte Bar
noch mit dem Hilfsvei-sprüchen der Fürsten bei der Königin iStatt
finden können; nach allem Ermessen aber hätte eine schnelle Con-
föderation mit der Partei des Prinzen Cond6 oder doch eine aehleu-
nige Unterstützung derselben erfolgen mtlsscn; denn wie sich bald
ergab, gewann die hugenottist'ho Waffenerhebung schnell nicht
nur die allgemeinen Sympathien, sondern auch das RcchtsgefiiW
jenes Fiii-stenkreises fflr sich, ausgenommen den einzigen Christoph
von Wüittomberg, der dem einstimmigen Gutachten seiner Freunde
gegenüber doch nicht selbstständig genug war, sich abzusondern;
nur Scheu vor Ausgaben und Furcht anzustossen, überhaupt die
Zaghaftigkeit und unverbesserliche 'Saumseligkeit ihrer von nebea-
a) Friodr. IUI Christ d. 27. MÄrx. Klnckli. T, p. 265.
Zohnti^r Alsohnitt 415
Rücksichten f^'eieitpiten Politik war es dann noch, welche
die Fürsten nicht zu schDellem Eingreifen kommen liess; einmal zu
Bruchsal überwunden, hätten diese Schwächen auch fernerhin ihre
Action nicht so lange aufhalten kuanen. Zudem hätte die An-
nahme der Kntwürfe f^tidgruf Philipps v*irrauthlidi ein gemoin-
sanies Vorgehen mit England herbeig<'führt; dii^s hatte dun Für-
sten ihren Entächluss erleichtert und eine deeto wirksamere Intcr-
■ventiou ijn Beginn des Krieges, wo Alles noch günstig für die
Hugenotten lag. ermöglicht, statt dass nun die französischen Pro-
testanten mit Engländern und Deutsehen getrennt unterhandeln
mussten, um nach uneutilicher Verzügerung, als der Krieg sie schon
2u vernichten drohte, llntorstUt^uugeu zu erhalten, die jetzt eine
rasche gluckliche Entscheidung nicht mehr herbei t'ühi-en konnten.
Landgraf Philipps Pläne waren verworfen worden und über
Bars Anbringen begann man eine schleppende fruchtlose Correspon-
denz. l)cr Uesaiidte richtete seinen Auftiag etwa am 25. März
bei Kurfürst Friedrich aus. Sein Bericht vom Abfall des Königs
von Navorm und den Absichten, dio der Abtrünnig«? nunmehr
jgemoinsiim mit den Guises verfolge, stellte die I^age iIcs Pn>to-
stantismuK in Fninkreich hilfsbedürftig genug dar; auch meinte
der Kurfürst, es sei ohne Zweifel: was heute an den armen
Christen in Fraiikmch, das werde morgen an den deutschen Pro-
testanten sein; dennoch führte er aus: mit der Intercossionsge-
saudtschaft an die alte Königin und ilom Hiltsancrhicton sei dort
wenig zu helfen; die Königin wolle ja Chrisimn nicht bekennen,
sie sei denn zuvor menschlieher Hilfe versichert; das sei ein
schlechtes Bekenntnis^ um! darauf könne man nicht bauen. Unter
solchen Auseinandersetzungen empfahl er den Boten dem Herzog
Christoph.' Dieser stimmte ihm bei. Immerliin waren Beide be-
reit, an einer Gesandtschaft zur Kmiahnung der Königin theü-
zunehracn; doch wohl mehr, um nicht den Vorwurf dvr Cileich-
gültigkcit auf sich zu laden, als aus rechter Lust zum Werke;
denn sie beschlossen, sich vorerst durch Schreiben an Navarra
und die Königin über die Gesinnung derselben zu untemcbteu
und genauere Kachrichten über die Lage in Frankreich einzu-
ziehen.* Das Alles war dem Sinn des Landgrafen, den der Bote
nach Christoph aufeuchte, wenig gemäss. Er richtete, da die
4) Frictir. an Pliil. Klackh. I, p. 2(Mi.
4 Hl Zehnter ÄbscliniH.
AUian/ mit Fmnlvroioli ;,'Osohtüit«!rl , nunmehr fioineii Blick au^M
Ziel, seine Freunde wenigstens zur Unterstützung der Evangeli-
schen in Frankreich zu bewegen. Allein durfte er dieselbe frei-
lich nicht wagen. Kr antwortete daher Bar nicht nur, er sei mit
clei' verlangten Gesandtschaft zufrieden, snndem versprach auch,
im Fall die Küni^in vom Pa{>st und dessen Anhang überzogen
würde, sie mit ziemliclier Hilfe nicht zu verlassen, vorausgesi'tirt,
dsoss Pfalz und Württemberg tbeilnähraen. Mit Diesen wuUte er
noch, da der Gesandtschaftsauftrag an all© Drei lautete, eine ge-
meinsame Antwort verabi-oden.^ Sogleich forderte er auch Frie*l-
rich und Christoph auf, sich zur Sendung nach Frankreich zii
vpr:>täni3igen und einen Ort für die Zusammenkunft der Abgo-
iirtliieti n zu bestimmen. Seiner Meintuig nat-h, schrieb er, sei
es Pflicht, die Oesandtschatt zu schicken, denn sonst dürften die
Säumigen vor (Jott für den Abtall Fi-ankreichs von der wahreD
Keligiou verantwortlich werden. Ja, es wiirc auch gut, die Köni-
gin und die Herren in Frankreich zu vertrösten, man Avcrde sie
dem Pa]ist und dessen Anhang gegenüber nicht ohne Hilfe lassen:
Wühl .sei Der im Glauben schlecht gegründet, der allein auf Meii-
schenlüilfe baue; aber von dem Vurwiuf mangelhaften Oottver-
tranens sei wohl Niemand frei; dai'um sei der Starke vorptlichtet
den Schwachen nicht fallen zu lassen, sondern ihn zu tragen.
ihm beizustehen, ihn zu fördeni auf jede Art: „es ist uit alleni-
halben so volliiomnmor Glaube in uns, dass wir müssen sprechen:
Herr, ich glaube; lülf meinem Unglauben.'*^ Das war der Wep.
auf dem man vielleicht vonnals den König von Xavarra häUß
halten küunen; jetzt galt es — nach der Keuntniss, die man ia
Deutschland vom Stand der Dinge hatte — das Grössere: man
musste die Regentin selbst bestimmen, sich gjtnz tler protestan-
tisi'hen l^artci zuzuwenden und von dieser die Erhaltung des
Friedens und der bönigliehon Maclit zu erwarten. Statt dessw
verdarben Jene die Zeit mit Erkundigungen, bevor sie sich nucb
nur zu einer Ihatlosen (resandtschatt eutsehliessen mochten.'
5) Antwort auf IJa» AVt?rlimi(i, Cassol, d. 9. Ap. Hs.
r.) Phil, an Frit-dr. Vassur], li. !). Ap. (vgl. Klurlh. I, p. 2ß7 Note)
Ziisendmi;' dor Werbnrig Bars und seiner Aotwort. Its. Vöin soll)0ö t>attiro
an Chii!>t.: schickt ihm das Schruiben Friedrichs vom 1. AprÜ (KIucUl
p. 266), die Vorhang Bars land seine Antworten auf Beides. Bs.
7) Dio Briefe wurden zoin Uoborflos» tH-tir &jßt (am 11. rusp. 15. ApriO
au%i»rt'rtigt; s. dio Tuxty bw Kluckli. 1, p. 277 — 381 u. tnUletiu 1. u. p. 504— 511.
ZBhnter Abschnitt. ^^^^ 417
en Vorschlag tics rjHiHlp-nft'ii, HiltV- anzubieten, antwortete der
Kurfürst auswfi<:hend. Herzog' Chriatopli brac^hte Ge/^nbodeuken
vor.* Mitten in dißse Correspondenz hei die Nachiicht bineiu,
dass es zu spät ftlr Knnahnutigt^n und Trostworte sei. Am
19. Apri! cmpfinp Kurfürst Frii'dri<'h Buritrlit, rlass Coiid6 mit
Ht-in«*ni Anhang' Orleiuis cingi-noaunen, und dass er ^;G\valtig rüste.
Er solirieh darauf an Landj^raf Pliilipp: nunmehr möchte es wohl
nicht mehr Zeit sein für die (iesandtschaft, welche Bar vorge-
schlafen: jetÄt wiuv ober nöthig, zwischen den Parteien zu vor-
mltteln. um l'Vieden zu stiften." Am seihen Tag langte zu Giessen
bei L^andgriU* l'hiEipp ein lieKsischer HHUptrnaiin an, der am Kl April
zu Paris aufgesessen un<l in der kurzen Zeit heimgeritten wju".
er brachte austubrliclie Mittheilungen: wie Guise mit bewaffnetem
Vulk in Paris eingezügeu und Condö die Stadt verlassen, wie
dieäSf sich mit Coligny vereinigt und die Hngtinottcn die Stüdto
Orleans und Uuurges eingennmmen, wie die, erston Verhandlungen
gescheitert imd darauf vum Hof aus Rogendwrf und Frühlich zum
Werben aUHgcsaudt Wditleu. "^
N'oeh am selben Tage lie>,s Philipp diesen Btrii'ht an Kur-
-«ftchseu. Kurptalz und Württemberg abgehen; er thoilte mit, dass
H} Friodr. an Pliil. J. 19. April, 8. Kluckh. T, \>. 207, Note. Clirist. twi
Phil. Stuttj^rt. d. 2t. A|i. tpci Kiigicr U. p. 848 (auch inctm* Notizen iiauh
Hs. g«h*;n ilfni 21. .April im, liiilicr wohl irrthünilicli l)oi Kliickli. I, p. 267 Not«
der 2(>.). ^ I>er pagli«^ctie ■•csandt« in Tans. Thrnokmurtoit, erzüblt .im 8. Mai:
zu iluu xA eiu E>l<-liiiaiiti, M. d« Luc. j^tkmninen, •I'T ilnn i^rKablt: er hahi'
vom Knrfürsteii von Vtulz und vom Laudgrafon Auftrag, der KöniRUi - Muttßr,
Coad<> und dem Admiral zu LTklürvu, dflsa ji-iic Fürsten dieselben tu ihnrr Noth
»u u.ut*"rrtütxrD pesomien seien. (State paper« Ifiß'i, Xo. 28(3(. Dieaer Edelmann
konnte fpüteRTcijg F-tadr- April nbgi^fertigt sein; •>« findet »ich «önst ilhor seioM
MtSHion keine Na<;lin<ht-. nm li ist für iliesellie in den Verliandliui^Mi der
i^*iir8ten wiihttnid do» Kanx^'n Apnl imd n^K'li iSnger kein Kanni; nann^nÜiL-h
wünl»» sie der llntlniiK Knrfurst Friedrichs voükommni widi-rHpnK'lien; ist oin
nolrlies Vorsp)'och''n wirklich {;emactit worden, »o knnn *.•» nur vom Ijandginfeii
aU.q'ii uusgnguigen sein.
Ö) lu i'iiiflr i'iptmhrin'Jigen NurlLsthrift zu dem in voriger .4nni. crtirton
SchreilMiu. Jn dereelbt-n erinnert Friedrich an , crechrookliche ■* Zeitougoii, die
nr HcboT) vor sechs Tagen an d*^n l^andKrafon goschickt:; nicht aber mit Bezug
Auf diesn. wie Kluckii. 1, p. 207 in der Note angiebt, MmdetB in Hiiisiuht nuf
Jieufi NachriciiU'n, des Inlmlt* win im Text nugi-gebiin, spricht er die Mcininig
Ans. dasH **» nun Zeit sei. ku verniiUnln gtatt /m ermAlinun. Hs.
W) Ut-richt EU'rhuid Kliugelber^^-i's, der den lU. April zu (iieüäuu on-
Bekominen. Ha.
27
418
Zehnter Abschnitt
er soinen Untei-thanen verböten, sich für die PapUtou anw^
zu la^^sen: überhaupt halte er für gut, dem papiätiscbeu Tbei!
den Zuzog möglichst zu wehren; Pfalz ußii Württemberg fordoru>
er dabt'i auf, eiaige ihrer geschicktesten Riitho nach Frankroicli
XU enteenden. tun durt einen Frieden zu vermitteln. <ler Condf,
dem Admiral und seinen GeiiosM^n wietler zu Gnaden beim Köiiif^
verhelfe und den Vernichtimgskrieg vom EvangeLium abwende,
ilenn, schrieb er. dieser Tunnilt kömite Frankreichs Verderben
werden, und siegten die Papisten, so möcliten fiie naclimals wt>iil
versuchen, es in Deut^rliland ebenso zu machen. Er i?rbot sicJi
auch seinerseits an der Gesandtschaft thmlzunehnum. " Üantöf
Uid Kurfürst Friedrich den Ijjuid^'nifen , Herziig (liristnph iiDii
Mai'k^af Karl ein, Kiitbe zur Besprechung der nüthigeii 8<-hrittf
auf den 30. April nach Gelnhausen zu schicken. Pfalzgraf Wolf-
gang, welcher der Kürae des Teiiuins halber keine Aufforderutif:
mehr erhalten konnte, wurde von dem Vurgehou der Fiii:^^
lienae brich tigt. " ^H
Karl von Ballen unterliess, wir wissen nicht aus weleluan
(*runil, den Tag zu bewhicken. Heraug Christuph meinte, du-
WalTenorheburig Condte sehe sehr nach einem puUtistJio« Auf-
ruhr ans und der König von Frankreich möchte wohl den Ver
sueh, Frieden zu vonnittelu, als unbefugte Einmischung iu wii»
Keginient, als Unterstützung einer straflichen Kebellion ansehen:
nur widerwillig fügte er si<'li den» Gutachton Frie<lrichs mid unl-
nete stiino Hiitbe ab. Dieselben wunlen instruiert, seine BedenkeJi
geltend zu niarhen; doch war ihnen erlaubt, sicli lier Meimm?
der AiiilMrii Hiizuschliesseii, wenn die Gesandtschaft dennocb I»-
lieht würde. >=> Zu Gelnhausen nun beantragte der hessische Kanz-
11) Philipp Oll Christ., muL maL Pfah, OiesscD, d. 11). ApL V«^
»i>ll)on Ta^ au Auj^i^t IIa.
12) Kriwlr. an l'hiL d. 22. Apr. s. L IIb. Um das l*rDjoot rauf i
OeKaiHitwIiaft, wif ('ninit' >*it* im Vürjalir und \m dt-r noitUnhen SoDdOQg BiP
KMVÜnwht, d. h. einer InttTüussJou hei der Kijnijnn- Mutter zu Ounsr"!!
pmtHKtanliHcliBii Politik, liniidtdt »* sieb \m dicsL-r 0>tjIer»'iiz nicht mi'hj,
Kiiglt^vll, p. 350 int^iiit; der Zweck ist vod vonihcToin wctj^atlich rvn
imuh Frit^nrh.s Rinladuii^sdtreihoii ttoll lioraÜieo winden, m-'w der
KnirikrcicJi xki viiUt>n sei, wie man (seil, zu diesom BeliuO eino Jjoffijiaa v^
Fmiikieicli Hrhic-keu süUcs wie für diusollw Geleit xu i>rlnngfn und wu t
noth sui.
13) Kugler !I. p. 350, Sril.
Zehnter Abschnitt
419
fler Reinhardt Soheffer eine staltJiche Gesandtschiift an den König
'von Franki-cich und die. welclu.- durt im Hfgimont s«ion, sowie
,mi Coud^'^ den Adniiral und ihivu Anliaiig, um boiderseits güt-
^che VermitttduDg luizubioton ; bevor sie abgehe, sollte man brief-
licii um freies Oeleit eiiikummen. '* Da nun die pfUlKiachen Räthe
mit den hessiscbfu übt'i-eiustimmtcn. wunle <lie Sendung be-
,:8chlussen; man entwarf Si'hroib»>n an di'n Konifj von Frankreich,
Idie Königin-Mutter, Navan'a und Cund6; ein pfälzischer Unter-
thati, Hiuis Kii^t-Ihurd vuii Scbönborg^ sollte mit dtmtielhon an
den fninzösisrlicri Hut i-ilfii und da« freie (ieleit iM'bitten.'^ Nuidi-
ijnals traten WoLfgang van Zweibrüi-keu und Karl von Baden dem
unternehmen bei. •*■'
Neben der (ie^aiidtscbaft liwts Philipp durch 8ehefler bean-
n, dass den Katholiken jtnler Zuzug aub di*n Ijindfrn der
.za Uelnhaiiäen vertretenen Küi'sten versagt würde. Damit boab-
tigte er «rhwtTÜuh, dass aueh den Huf^^mutti ii Wiibun^'en ab-
blagen werdfu solltou; beauttragte er duih SihttTer zugleich.
im Kall die Andern Neigung zeigten, die Hugenotten mit Üeld
udor Kriogsvolk zu im torstützen, des Landgrafou Bereitwilligkeit
zur Tboilnalime zu erklären. '' Cbristupli und Kriediicb hatten
aber in ihn>n lianden bereits Mandate ausgehen lassen, welche
den Unterthanen allen nnd jeden fremden Kriegsdienst verboten/"
zu (jf'lidiiiusen cntwHrf inuii diinn der liessisdie Itath wurde
venuutblicli übei-stiiumt uder nahm überhaupt nicht Theil — ein
M) InHtnictiiin vom 27. A|irtt h. I. Hk.
15) KugU'r 11. [».351 i;jtir1 hierfür nur Kluckli. I, |>. 30.? ivn\\i., wflh-
reiid «Uselbhl nur Hni'l'i? an üi'u Küni^ uuU tJii' Künigin-Muttirr L>rwiiliul \v<t-
(Ipii; Hehüiili^rg iialiin ali^-r in tlfr Ttiat nucli Brit-rc au Navarru und Canü»
niH. (rtiil. AD Aug. i-'asst?! s. d. lim,}
16) Sutö papcrs 15Ö2 No. 74(2j, 244 (.1).
17) Sehoffors lustrnc-tion (s. Anm. M): „Da aach fiirlior, dass der Kiir-
[iurjt PTalzgrafT \uid dit* atidi^ir» t!'-'UMigt wjireii . . . was da bi,*«i]ligt, »olle zu
ttauferuai tbeil aadi tiit iiiaiigidri." E.>h sf.-li^iat also, daäs 8c^hufTi*r die luitiative
,der Audt^m ^rwart^u sollte. I3li die Sac-Kc xur Spt'Aolie gi>kutn.niet] , tiude ich
' nirgondK i'nvühiit.
' 18) Erlass l'hri.stophs ,iuj all olit^r und uudtT aiiiptlput dfs fdrslon-
rthumbü Wiirteml-org", Stuttgart, d. 28. Ap. Us., iJelL zu oinom St-lireiU^n
Friodricha. — Friinh'. an VhÜ. Heidelberg, d. 30. Ap. erinnert den Ijaudgrafen,
BB er denufeltien U'reits Mittbeiluug wn oiaero eutsprocheudeu Mandat lu
lafaien Landen genuu.-bt. Bs.
27*
dJH
zehnter Ateohnitt
entsprochen des Manrlat für aUe rfrei verhandelnden Fürsten; die
präi7.is<lM»n lind wüi-tteniliorg^iscbcii Uütho i'rsnclitt'n L»ndt:raf Ptii-
lipp brieflich, den Kurfürsten von Sachsen Kum AnschliLss uufzu*
fordern und /.n vei-anlaN»en, tlass er 60 weiter an BätifmarV.
Hrandenbui^. Mecklenburg, Lüneburg, Pommern und Holstein
iintxT gU>ichür Kinladiing beRirdere. Der Landjsfraf konnte nJcbts
AndoreK tliun, als es anztinclimen und weiter zu senden.*** D^
Unterstützung der Hugenotten kam unter solchen Umständen
Gelnhausen vermuthüch gar nicht zur .Sprache.
Nttfh bevtu- die Küi-sten die Berichte ihrer Käthe von
Uolnhäuser VeihaDdlungen eniptingon, begannen Botschafter hihI
Manifeste vrm bniden K i iegspartoion ans Krnnkroich oinzutrc-S^H
Der französische Hof hatte, nachdem man Condö zum ersWJfl
Mal vergeblicli zur Xiedeilegung der Waffen aufgefordert, einen '
ki'migliohen Erlass publicirt, der die Gefangenschaft dos Künip^
und seiner Mutter in Abrede stc>nte. das Januaredict bestätigte,
als habe Niemand daran godaciit, ihm seine Geltung zu nehmen,
zugleich tibcT für Paris und seine Bannmeile dasselbe aufhob.
Uiitenlessen scliloss Condf^ mit dem gesiuiimten protestjuiiis<;ben
Adel, der zu Orleans versammelt war, eine Association zur Kr-
Imltung der Ruhe des Reichs, der Würde und Freiheit des Köiiip-
unter der Rogentschaft seiner Mutter, der Königin; die Bundee-
urkunde ernannte Cond6 als gebonien Rath des Königs und ßfr-
scliützer der Krune zum Haupt des ganzen Untcmohmenft. Auf
die oiTicutcn Friedonscrbietungen des Hofes hin verlangte Coud"
na<ih wie vor die Entfernung des Triumvirats, zudem uneinge-
schriiiikte Geltung dos Januaredict«. Zur Begi-ümlung wurde dar
auf hingewiesen, dass den Friedeuserbietungen der Triumvini nifht
zu trauen seL Dass mau sich hierin nicbt täuschte, bewies mt
Bittschrift, welche Jene am 4. Mai dorn König und seiner Mutter
ptiiseutirten; sie verlangten vollkomnicncn Widerruf des Januar-
cdicts und Verbot jedes nicht katliolischen Kultus im Reich; um
diesen Preis erklärten sie sich bereit, sich bis ans Kndo der WHl
19) Phil, nn Aug. Anf. Mai (unvollendetes und undarirtes Couoqit :
Dw Vaudat, »owie das tsohrcibeD der Itättic la;; mir niclit vor: lelzteti-ä >ti-
tirb* vom 2. Mai. (ifgou Krieilnvli äusserte p]iihji|i, das Mundat gi^fidlc ilin
Wühl; inaii wird dic^ nicht t^Boau tirbtiifti dürfen. Doch \iw8 er vs nui^fnhn«;
alli'iii uriljff u\\>'t\ FiiiMi'n dt>n Hugciit>tt'ii Werbung m gfstftttoD. war «<**
ühüc Oeralir. if'hil. fiu Fiicdr. Ciusfl, d. -1. Mai. Ils.)
Z(?hiiti.'r Alisrhuitt.
421
turückziu&iohen. Die Köui^in siiclitc diese Blttscbrift ^lieiui zu
|i)alteii; sie kam dennuch iu die Hiiiide Cond^<s. Um so wem^T
jj^unnte er nun auf die Forderung der Entwafftninp; eingehen :
[dennoch, und obwohl manchp Stimmen, so mimvntlich der Ad-
imiral, zum L/jsschlöj^cn tiriin^en. liess er sich noch ^rimnie Zeit
iinit ünterhaudiungen biii}ialten. Uiiterdewsen zo^f^n die (Jegner
Truppen aus dem Ausland herbei; aus beiden Lagern aber er^
iginj^en öffentliche Krklürunjjen. Schreiben an ilio Behörden in
Frankreich und dit> auswärtigen Mjiitht<>. in donen beide Parteien
iJir Kecht dar/utliun sucliten. Von hugenottischer Seite führte
man aus^ diLss die <iuisi's beubsicliti^'ten. die Autln'bunjj «Ic« Januar'
lediots von Paris über ^'anz Frauki*eich auszudfhuen, duri^h Ver-
iftdgiinf; aller Widei-streheudeu die protestantische Adolspai*t*>i und
Diujenigen vom dritten Stand, welche Üirer MachtÄtoUung im
Wege >wien, zu beseitigen und so, g<>stützt auf den ('lerns und
die kathulischeii Massen, die herrsch ende Stellung wieder/iige-
;winnen, welche sie zui* Zeit König Franz des Zweiten besessen,
die Gewalt der Krone illusorisch zu machen. Man wies dabei
mit Geschick und gutem Grund auf ilie Voi^eschichte des Biirger-
ifcricgefi hin und betonte vor Allem, da»; König und Königin sich
iröllig unter dem Zwang des Triiumirat^ bcfändon, mithin die
lottiziolhm Actciistücke des Huts itline jede Beweiskralt würiMi. In
;die:icn letzleron wiederum wurdü die Gefangen sehal't der Miye-
iBtaten in Abrede gestellt, die Waffenerhobung der Hugenotten als
Kohelliou dargestellt; nur tlass man die Pei-son Cond6s, den man
JEU gowinuen wtinR-litc. möglichst schonte. Mit Schriftstücken sol-
)choT Art kamen die Agonten beider Parteien, um» UnterstiitKung
fiir ihre Suche zu gewinnen, nun auch zu den protestantischen
[Fürsten Deutsehlands.
Im hugenottischen Lager waren, da die Gegner im Ausland
mu werben begannen, vnn Anfang an viele Stimmen dafür go-
wosen, eine schleunige Truppcnunterstiitzimg von den deutlichen
Fürsten zu erbitten. Coligny, der erklärte, lieber sterben zu
«rollen, als zuerst fremde 'lVup]>en ins Kelch zu bringen, setzte
einen andern Beschluss durch: man begnügte sich vorerst mit
äora Versuch, die feintllichcn "Werbungen in Üeutsi^hland und der
ßchwei!S durch Appell an die evangelischen Füreten und Kidge-
{küsson zu vereiteln. Kach Deutschland fertigte Cond6 innerhalb
preniger Tage zwei Botschafter ab: vor dem 20. April, wie es
422
Zehnter Abschnitt.
scheint, Jean Descholles oder Ocquus, kurz nach diesem Terrara
Herrn von Veztnes, iUes<'lbi.Mi Agouten, woloho schon im voi^
Herbat gloicbzeitig und mit ^enieinsaDicm Auftrag die dcutsc!
Fürsten btsuoht hatten. Ihr Auftrag; war auch diesmal der gleicl
sie sollten den protestantischen Fürstou CV»ud^ erstes Maui
(vom 8. April) iiberbringen und bitten: die t>irst»n möt'hit'n die
Worbüügen ihrer Oe^ner im Reich vorhindern und, im Kall die
Hugenotten dessen benöthigt würden, ihnen mit einoin DarbOin
behilflich sein. Zugleich oder kurz naclieinander pjissirten lieid''
den pfälzischen Hof; von dort reiste Ocques nach Hessen, Voziues
nach Wiirttomberg. ""
20) S. zuerst Fr. an Christ, d. 3. Hai, Eluckb. |i. 290. 291. Kiu
Condcs Biui Oileantt vom 20. April, der, wio c« schoiat, als Circular nn
Atuahl (Iimtächer Fureten erging (s. Mem. de C. 11.1, |>. 109; vgl. State iiap
1Ö62 Xo. 11 [I||, urwältnr nur Ocquee hIs a)i^<.«chivkt; Vezint-s moits^ iloo
spätfir aliKHf'Tlij^'t. wrirdmi sein. Ocriußs' Aiinftneiiln-il in Hfiilflliert ^ht diinHu
horvor. ihis» itr il'L'tii liAiidgrafüii ßriofscIuifUii] vüiii Kurriu'vicn Friedrich mit-
brachte (Fhil. aa Aug. dcti 7. Mai; k. untoa^ (X-ques ist am 7. 31iu äthoa in
Crsso], Vczitias reist .sp&tcstomt den 3. Mai vim Moiilollierg oh, *i.h* müicaaa
alao den prälziarbon Hof zaßleinb oder kurz miohi^ioandftr pnssjit. balifn (.Klwib.
&.a. 0.; I'kü. au Aug. Cassul, d. 7. Mai, Hb.), Du»» der Auftrag der boMaa
Gesandten ühorciiistimmto, wird mehmialä gusagt: I'hiL an Ohriüt. Caxsel. d«n
18. Hai und Chriät. an Thil. Tübiogen, d. 25. Mai (beide Us.) ihtulea tkh
üegenseitig mit: sie haben sioh die WyrbuDgon ilcr Gewandten, welche W-i
ihnen gewoseo, nicht zujiewbifkt, weil Jeder veniuminfo, dass zu dt-m AikImd
ein Bola mit gk-jch-^ni Aiiftrsig Ri?f,'aiim't). — her ^:lm^^• Inliait de« Auftrur-
ist ersichtlich au» Khickh. I , p. 'J91 (auch tX-ques bincUtc das Ansst-hreibcu
OoodcH vom 8. April mit) vgl. noch arcona 11, p. 216. Pio Instructioo in die
mem. de C. UI. p. 271 xvird ftu* einen dieser Gosandton oder )>Gid^ ausgeslttlb
gewesen sein; Kluekhohn a. o. 0. meint, sio [ifts.se nivrbt liLTber. weil in är
diu Hltto um t'in Uarli'hii fehlt; di»; Worte, in denen Kurfüi-hl Friiilriob die
Werbung nilttlieilt, koimi^n jil»er »ehr wnlit eWn dithiii frwlentet werden, «las
(lieber Thui] drs Auftrugt hi der Iiiätructjtm Ti'blti': (VezineK bat) „nach iakib
Be>'ner instmctjou g(ib<>tteD .... und buth dflnL>beii (lüimlieh nt-ben seiner li*
struütiau) um ayn luibhen.' Dusi« us m g(;nieii]t ist, lü&st »ich weiter seUieasta
i] daraus, ilaäd diu fraglirbo InHtructiou in omo andun; Zoit uieht passet oatf
ändert' hugenottisch i* tii.'s^imdt^.'n als Vezines imd Ot-ipu« um di-'y^ Zeit n
Dout^'ichlnnd nicht nachweiHhar Hind. KJuckhohn (I, p. 21(8) Idsst zwar m
11. Mii lti(i2 Friedrieh einen EniprehKiiigst*hef an Wolfgang für den AgeiHS
llittuniiin KrlmMbi-i); es tat jibiT kaiiui niit^Üch. dass I)itfSi>r am 11. Jlii i>
Döutsrhland war, denn er befand ^irli am 17. Mai in Orleant», wie sidi aok
eioem Urief von diesem Ort und Datum an I>andgitif l*hilipp ergiebt. Dorsdto
ist in den cpistolae Hotomanorum |i. 33 zwar unter dem 17. Mai 1561 «fl*
Zohntor Abschnitt ^^^^^^ 423
Kurfürst Frii'(iritl) srhenkto den Burstallungon Vozines* voU-
fitändig (Mnubfn, t;üh aber iiiif soino Werbung koino Antwort,
-weil das Hcäultat der Käthoconferenz KU tielnhaunen noch nicht
bekannt sei.*' Herzoj^ Chribtoph deutete in seiner Antwort und
einem Schreiben an Condö unter der Fomi einer Mahnung? zum
reinen Eifer für dits Wort Guttes an, wio sehr ihm die Erhobung
tder Hugeniitten politischer Motive verdächtijf war: im Uebrigen
iTorw ies er den Mesandton durutif , dass miui ein vemiittß] ndes
Üliaächreitfn tlc8 Kaisets vermuthon dürfe — er hatte äoebeu vor-
ignreiht. aber 1) er passt seinem Inhalt nnoh aar ma Jahr 1562 (<^r aotzt doc
Krif-p v«nm«; d*!i" in ihm orwiUinti' Inim ist Bohiin, (Ifr am t'.>. Mai l.Vi2 von
OrlMiiis iiault I loutMchtoiid giu^'); 2) lun 17. Mai löOI Wratid Hutotuau xich
nicht in OrleanK, tM)it(k'i-n auf 0c*8andtscbartsreiH0 iu lieutächlaiid, wii> sich
AUS Klackh. I, p. 177 orf^ebt. ISartlioM (p. 37.')) hat deu Irrthum der vp. Hot
gauz richtig com'girt; Kluukhühn (1, p. 298) führt diy BartluiIdHoliP Datirung
^mit ÜDri'fht aur fal^^chi'ii AWruck des Uutuins aus dun <?p|). Hot. aurürli. Kh
mttxK vitihiiohr der Kci Kl. initoi- di-m 11. Mai \Tyti2 jmltlieirts Briof Fnodrichs
«in Jahr ziinirlrreriogt wordi?n; er gclirirt in dio <M>aaudt8cliaftsrci.so IIotomanM
Yoin Jahr 15G1 aud Jlndnt xwLst^hcii Nr. 119 und 120 der Kluckliohuscbon
;Knoff Knndri<Jis soinc richtige Stolle; b) aus dem l'raataad, dass u« für dio
jBngBDottan ^anz ratbsoni war. die vcrßli]glJcbsU.>n Thcilo der GosandtRchafb«-
Isuftrii^ nur niüudlich bestellen zu la-ssen; ihre Boten waren »tohi in Gefahr,
\Üt*a ■legQpm in dio iliindo tu fuUnn. Mit Rüuksidit hierauf l{chl^inti^ die
Hu^ijotbm dii? Fraxia der oiüiidlirben AuftriLg« und aliuliche Voit>ii:hbiuatiii-
;re)!elu in diet^ii Jahren ofturs avWhi zu halH'ü; ho hattu Holomau im .fahr (Jl
aU -Agent XnvarrnH keini; iint'>rsohn<i)i4'no und besii'^dh« IiiHlriu.-tion mit (Kur-
ier II, JK Ätl Nute 8)- Ks jtrigt sich, das« solche Miissn'g'.-lii iiolhiy wai^ou,
Idenn als HotAttiuii danuds /.iirüetkehrto, trafon die (juibuk Anstalten, ihn ab-
fangen 2U lassen (oben p. 321, Anai. 81.|. Ebondi<>.suIbti Oofalir voranbisyte die
H. auch zu litichBtor Vornicht in der Uebei>>endunß der (.iosardtsehalhilieglau-
bif^uogeii. S.» wiinlu im Jabr lj*.J T)o1imji iiili' mit einem einzelnen Credeiizbrief
'(*lor ja im Notlifall luiübter zu vuniiebten war) iiat^b DeutsL-liland gwicbit-kt;
!eiD U-MindertT Bote sidlt*' «he anderen ü!)ertirin(i"n, wui-de aber von den iJeg-
ineni niedi-rgeworfon; darauf wunlu auidi Si^homberg mit einm- ninzelnen t're-
tlcDZ abgitfortigt; Au: andeni sandte mau mit vorsohiedenen Botun auf wi-itvn
iÜrawenon nach Deut^-Iilaml (Hot. an I'htl. Strassb-, den 7. Juni 1562 s. Bei-
Is^TMi). Au8 F>püteror Zeit oriunen.! ieb miiJi nixb einen Brief des Admitals
geeiofaen £u haben, d^^r uiit ganz kleiner Sehiift auf einem t>chinaleu I'apier-
gtreiien zuaaauDcngudraJigt. uar; jedenralltt aueh eine Massrogid, um die Ver-
JifiidltooK des Bchriflstüeks im Fall der Bete augchaltan würde eu orleicbteni.
Aus dtei^'in HtKlüiTnis» der Vorstellt möchte auch diu Auslaseung der Bitto
mn uiii iMrhfhn in dm' oben gonaoututi Instruction zu arklären s^in.
I 21} Klockli. 1, p. 291.
424
2clinUir AhHchoitt.
sucht, denselben ziir Uebei-uahme der VermitteUmR zu bewegen
— und dass er selbst mit den benaehbarton Fürsten sicli dw
UDterliai\dlung anzunehmen (jedunke.**
Die günstijjsto Antwort — wahrschoinlieh eine Vortinissi
die über das Erbetene hinausging — erhielt jedenfatU Oc«^
beim I^nd^rafen; sie ist nicht erhalten, dorh i>(>hreibt Uotoi
dass sie bei Ocques' Rückkehr im Lager zu Orleans allgemein»^
Freude emit'te.^* Wie der Landgraf die französischen Vorgingt*
Huffasste, ei-sielit man aus einem Si^hrt^iben, das er naeh Ocquw'
AnweHcnheit an Kurfürst August riclitete^ um auch Diesen, d«!r
nach seiner Art den Ereignissen jenseits des Rheins sehr indolent
gi^en überstand, ■-■■■ für die Sache der Hugenotten zu erwämieit.
„Nun wollen wir," schreibt er, „E. L. zu Gemüth geführt haWu,
weil der Prinz von Cond6, der Admiral nnd Etliche ihrer Parto
von königlidiem (iehlüte ebensowohl als der Oegenthoil, nnd vmi
Re<'lits, BiUigki'Jt utid der Kroiu; Frankreich Oi-bniuch und HtT-
kommen nach im Regiment, und da es an dem, dans der Kiini;'
imd die Königin-Multer bestrickt sein soUt^m; zudem die Man-
date, deren man aich in Religio nssachen verglichen, hinlerhalten,
i^
22) Hilix-rlin IV, 5l>y m(\».
23) Moni, lifi C. III, p. 443, 444.
24) Hot. an rlen lies». SniwtJir i'hnet. Harsark. StrasaK, d. 7. Juni 62- Hs
— t'oiKi«s Manifest vom 8. April, wolchi-s V«'ziii»'s und Oriiues uach DenlM'h-
land brachten, Mqss iKt Landgruf ia fant 300 Exemplaren til>ersetzt und gtilntckl
uu 37 Fiirstcii, Grafen, heMs'wcliH Bt«inU' un<l i'v.ingoliM;hM Kriegsleoto »w-
sohicken, (Vt^rzekJinlss d'-r betn-ffenden i'ei-suneo, Hs. Vßl. Beil. LIX.I
25) Auf fhilijöiw ychreibeu vom 19. Äp. (p. 417/0 Amn. 11) aotworti'tp
August: Die Hallmig (.'-niideH and dtw Adniiiids sohc, wn nirht einom Anfrnlw.
doi'h einem Bürgerkrieg gleich. Wäiv» es ümon alleiu um da» Wort linttrf.
niulit utn das K<?f^anioDt zu Uian. so wurden »io sich mit den C'oae4>s<ftauvii M
Kogierun^', näiiilicti das-s Niemand in die Hhusüt der EN-aii|;olisfhon gehen nwli
sie beleidigen solle (vgl. f>. 300, 301), zufritnlen gegeben bähen. Zndem babi-n *n'
die Mebnialil der Hegenfen des jungen Königs gegen Bich. Teln-r die Bt^oiyn»
des Landgrafen, dass, wenn die I'apisten in Frankn-ich Itecbl behielten, cefi«i
die deutwbe Nation ähnlieh goliandelt wenJeii mw-lit«, hat er ßicd »ehon in'*iii''iii
Brief von IS. .4|!ril (liegt nieht vor) anKfiihrli"'b goau^4!»orl; er beharrt auf müihi
Meinung, dass zwischen l)eut.s(hKnd und Frankn-it-h ein grosanr rrit*Twii*0
sei. Kioig ist er mit dem I.andgral'eu , diiss man keinem \'on beiden Thcclrti
(Philipp hatte nur von deu .Papisten*^ ge^pi-oi-hon) Kriogsvolk xulASBeti dfitf'*;
bat ia seinem Land Bohoii verboten. iias>> Jemand frtHnden Herren zuzi^b<-
Dovli meint er, du uiuht viel Oeld in Frankreich sei, wiinleii die Werbniij|«£i
aioh von selbst verbietun etc. Aug. au l'kiL Torgau, d. 28. Ap. Hs.
F
2ebu(er Abachoiu.
425
die nit Äusptinsen. noc'-h j^stattet werden wollen. das8 es nach-
mals beschehe: so haben K, L. als ein christlicher verständiger
Churfürst zu gedenken, dass Dom von Condö und seiner Partei
zu dem Vomehnien nicht geringe Ursach ^peben: ist auch fast
der Historien pleicli, da rjciniits und Constantinns vor leiten in
eben massigem Regiment wait^n. und Licinius die Christen und die
Religion zu verfolgen iintei-stand, dass Constantinus dadurch ver-
uniaeht. wider ihn zu ziehen: wie dann auch ermelter Constan-
liiius den Licinius endlich darüber zu todt schlug,** *^ Auf August
von Sachen machten freilich solche Ausfiihrungen keinen Kin-
dnick. "
Oleich auf die ei-sten Baten tler Hugenntten folgten Agenten
des Hofes. Courtelary, ein DulnieLscher des Königs von Krank-
reich, kam in Heidelberg und Tübingen mit Beglaubigungen vom
König, der Königin-Mutler, *ruise und dem Oonnetable um Phps
fttr die Werbungen der Kutfiolikcu ein. Kr sollte die Krziiblung
von der (tefangonwhaft. des Königs und der Königin-Mutter Lügen
strafen, die Waffenerhebung CondOs als KeboUion ilan^tellen und
brachte Briefe enUprechenden Inhalts vom König und der Königin-
Mutter mit; aber man gab ilmi an beiden Höfen zu verstehen,
dass man die hugenottische UareteUung Klaub\vurdif^er tinde, und
verweigerte den begehrten PaKs. •" Etwa um dieselbe Zeit brachte
der Kheiugraf Johann Philipp bcijn Landgrafen ein Gesuch um
Kriaubniss von Werbungen für die Katholiken an und wurde ab-
schlägig besrhieden;-" aber während Diese nnvenichteter Sache
abziehen niussten, erlangt»» der Oberst Kugendorr im Stift Trier
die Erliuibuissi, l;iÜO Hakeut^chützeu anzuwerben: der Erabischof
^
26) Phil, an Äti):. ge»;6ii Hitti) Hai. Beil. LVIII.
27) S. Kode <1hh Äbsithiutiri. AIh das Oeliiifpui <i>'r katholisi^lien Wor-
liungi'ii ürm Vum)ittliu]^»it]aii dttr Fürslvu ben^itft in FVagu stolUti (b. p. 426/7),
siirhtn Pliiliiiti aiicli Aii^-it imvh xur Thciloolimo an (Icniaelbcn zu ticBtinimeu,
um ihm niolir Naphdruok zu {loboD und durch Aupiist autb Kr. Joai-hitn hnran-
£\y/.ivii'-n (Phil, ao Auj;. Alh^udoi*r a. t\. Wurra. ü. '^Ü. Miü. Ile.). Die Ant-
wort iM iijcht bekannt, doch ist vuniUHzw<t>tzen , diis'« Augiuit bioh a).Oohx>t>Dd
vi'xhielL
28) Khickh. I. 1». 2i)3--JHrj. M<^tii. do <*. UI. p. 28!— 287.
'2i)) Stddaii II, 1». G7 Note. I'hilipii war liöi'lilicltst erbittert übet dim
Klieiiigraft'u; drjniclbo hatte ihn hiicflii^h um cm I'ft-i-d ut-bt-li-n; l'hilipi» aber
viU ihm, uui sieh ^'■■^cii dio rhristou IjmucboQ zu la^sou, ^c'm gooiaitcs Pford
und kein luidoiv.^" sihirkiui. Plul. an Aug., d. 7. Mai. IIa.
426
Zehnter Ahecbititt.
von Trier selbst zeigt© dies Kurrüi'sf Frie(3rich au"" und M«
den Werbungen, obwohl Friedrich ihn dringend wiirnte, freicnl
Laul" Bald dnrauf begannen dieselben auch im l^and Jülich,"'
in den Stiften Paderborn und Köln, im Eichsfeld und in der
Wetterau. "^
Das Gelingen der Werbungen nun drohte den nocii schwo-
benden VemüttlungspIaD der Fürsten zu vereiteln: es war voti^f
auszusehen, dass die Triumvim. einmal im Beeitz reichlicher
Truppen, die Verhandlangen abbrechen wilrdeu, während es nach
Courtelarys Andeutungen acliion, als niögo man dio Vcrmittelung
Wühl annehmen, falls der Zuzug ausbleibe.^* Um dies sni be-
wirken, si-hlng nur der Tijinilgraf ein energisches Mittel vor: Chri-
sUiph, Friedrich und er selbst sollten Je hundert Reiter am Klicin
streifen lassen^ um die Zuziehenden anzuhalten und zurückzu-
schicken.'"' Sein''m Wunsche wurde nicht entsprochen, wohl wei
der Kurfürst, an den er seinen Vorschlag richtete, zu angstlicl
war imd dio Kosten Bcheute.^'^^ Friedrich seincrKcits suchte dii
Werbungen zu hintertreiben, indem er einen kurrheinischen Krei
tjig auf <len 25. Mai nach Bingen berief utui dort ein Mandat n;
Art des zu Gelnhausen verabredet4?n liejuitragen Hess; aber dii
Gesandten der geistlichen Kurfürsten gaben an, nicht gonügem
instniirt zu sein, und verlangten für eine Willenserklärung ihrer
Herrn einen Aufschub von viei-zchn Tagen." Wie es 8c4ieint,
gaben die geistlichen Kurfürsten aueh nach Ablauf dieser F
keinen Bescheid, oder sie weigerten sich, auf den pfälzisch
Vorschlag eiiizugelion; jedenfalls nahmen die Werbungen der fmn-
zäsis<.*iieu Kathnlikun ihren Furtgtuig.
Ijindgraf Philipp, scheint es, hatte richtig vorausgesehen»
dass der Zuzug aus Deutschtand für jene Partei nicht völlig kq
eint,^
[•>i8lfl
•heifl
30) Jnlionn von Tri«r itn Friddr. ('«hk-iix, d. 5. Hai. Hs.
31) Kluekh. 1, p. 209. State pnpors löÖ'i No. 74 (2).
32) Phil, ao Pri»(dr. Cawin!. d. 17. Mai. Hb.
33) Thil. HO Pri^^lr. t'aifHel, d. 25. Mai. II«.
341 KluL'kli. 1, p. 2IM.
35) riiÜ. au Frimir. foRsel. d. 13. Mai. R.«:.
36) Ks liriilet sich koine Kpur oim^s flo1ehi>ii llutemebmenit. UeteigsBr
snhfiiit OS, ilass der Kuifürst und tjiridjrrnr um dieselbe Zeit die Werbung
Kogendorfs nooli auf aadero Weise zu vereiteln sucliton. Vgl. Aiiiu. 81.
37) Kluckli. I, |j. 200, p. 304. AWhied zu Biugüo vom 26. Mal lU.
Zehnter Abschrntt
427
ädern sein würde, denn von Aiifiin^' an, waiirt>n<i man noch
rlie vermittelnde Interveutioii verboreitete und Massregeln gegen
die katholischen Werbungen erwog, hatte er zugleich auf eine
positiTc Unterstützung der Ilugenotton gedrungen, damit die andere
Partei niclit die llMbormarlit erhii'Ite. Wir sahen, welchon Auf-
trag er bemts dem Kanzler Schnttisr auf fU-n Tag zu Bplnhiiusen
mitgab; ^ als nachmals Kurfürst Friedrich ihm mitrheilte, die
Pfaffen gestatteten den Papisten "Werbungen, und mit der Zeit mehr
und mehr Nachrichten von der Ausdehnung dereelben in den
Landen am Rhein eintrafen, beantragte er in einer ganzen Keiho
von Schreiben an Frii-drit-h und f'hristfiph, riaes man auch Cond6
veranlasse, in Deutschland zu werben; aUdann erbot er sich,
selbst Kittnieister zur Werbung zu stellen und Sold vorzusdii essen.
Erhielten die (regiier deutiwhes Krieg«volk, a^hrieb er, s(» wünlen
die Cundischcn sicli vor gn>ssein Solmden nur walirrn kiiniien,
wenn sie auch lii'utsi'he Truppen hätten; sollten nie aber unter-
liegen, so möchte wohl „die Kugel woiter laufen.*^ Endlich (am
'28. Mai) richtete er an Kriodrieh und Christoph die Anfl'onlorung,
mit ihm zusammen 2L0Ü Heiter für die Hugenotten werben zu
lassen, dieselben zu hestfldcn, bis Kio in Kraiikn-ieh waren, und
die Evangelischen daselbst zu benai-lirichtigen, damit sie die Hilfs-
trnppen zu rechti-r Zt'it mit (UAd iiml HrKtnllung in Empfang
nehmen Hessen. Kr wies hierbei duraiiT bin. dass das t'unril zu
Trient die Entwickelung des Krieges in Krankreicfi aufmerksam
beobachte, und sprach die Hefiiixihtnng ans. es miige sich durcli
Eifolge der französischen Katlmliken ernnithigt fühlen, desto hüi-
tere Beschlüsse gegen die Protestiinten zu lassen und ilio welt-
lichen Mäc^hte zur Execution derselben aufKiirtifen. Am selben
Tage Hess er dem Herrn von Vnziurs, iltT sich jetzt zu Stniss-
bui^ aufhielt (nur Ortjues war nach Eranki-oich zurückgekehrt),
den Erfolg der gutsisclien Werbungen melden und dazu unzeigen:
er, der Landgraf, wünsche, daas C(tud<^ deutsche Reitor erhalte;
es würde sich empfehlen, Jemand mit Bestallung wud Oeld heraus-
zuschicken, um dieselben anzunehmen.^''
38) S. p. 416.
'Ad) I'bil. nii Friotlrich , Cossol, d. Vi.. IT., 24. Mni; an Christoph, umt
inut. Frioilricli. Allundorf a. tl Werra, tl. 28. Mai; ilor hess. Ri-L-rytür Christ
Hamck an Vmüuot^, AlU-mlorf «. d. Worrs, d. 'JÜ. Kai. Us. umi Uoil. LIX, LX.
428
Zolmtor Alisohoitt.
Wio man sieht, bauto dor Tjuinli^Taf daruiir, Hass der Lauf
der Ereignis&e seine zögeraden Froundo zwingen wenie, die vor-
handene Nothwendigkeit, der sie jetzt noch auf alle Weise zi
entrinnen suchten, anzuerkennen und die Unterstützung zu bo-
schliessen, trotz ihrer Aen^tliohkeit und Scheu vor Ausgaben.
Friedrich trotz »einer Abneigung gi'K'^n bewaffnet-en Widt-rstiind
In Relif^ionssaehen. Cliristoph trotz seines Widerwillens gojren d
Calvinismus und seines Misstrauens in die Absichten der Huj^i
notton. Der Ertbig j^ab ihm Recht, doch erst nach geraumi
2dit; vor der Hand erhielte er nur Ablehnungen.*"
Ktwii mit d*?r letzterwähnten Aufforderung Philipps odern
vorlier trat' bei Fnodrirh schon der ei-ste hugennttiwrhe Agenl ei
der, was der Ijandi^raf doti Hugenotten anbieten wollte, bittwob-i
im Namen der Partei begehrte. Bei dem Fortschritt der fcatholi
schon Werhtingcn hatten lü*' anfiinglichon Bi.'denken gegen An-
nnhnio fremder Truppi-n weichen niüssen; man hoffte zwar noch
den Zuzug des feindlichen Volks zu vereiteln, mochte such aber
mit dfm Gedanken vertraut, im Notbfall selbst Truppen von auf-
wärts XU holen. Man wandte sich wiederum an die deutsclicn
Fiirstou. Als Boto wiu"dc zu denselben der Burggmf Barun Chri-
stoph von Dohna, ein Deutschor, geschickt; am 19. Mai empting
er zu Ork^ans seine Instruction. Er sollte die t^irsten unter üebe^
reichung von actenmässigen Belegen überzeugen, das» CondO um
die Seinigen unmöglich diu Waffen niederlegen köuntcn, bevi
da*! Trinnivirat die Majestäten aus seinem Zwang entlasson habe;
die Bitte der Hugenotten aber ging dahin, der Verstärkung ihror
Oegner den Weg zu verlegen oder die geistliclien Protoctoren der
guisischen Werbungen von der Beglmsligung derselben abzubria-
gen, im Kuli aber Hoides unmöglich sei, auch den Hugenotten z«
deutschen Truppen zu verhelfen; den S^tld für dieäolben ereucbte
man die Fürsten auf einige Monate vorzustrooken ; Cond6 und die
Übrigen Parteüiiiuptor verpflichteten sich persönlich für die Kück-
erstattung.**
ndfl
0«
I
40) S. Anui. 4ti.
41) InstrQftiou Duhims. Meui. du C, p. 407 fT. Dns SifUriftiti
daselb-st uritr>r rimii 14. Jimi [iii))liciit; KLtu'kbobn iU p- ^05) hat sclioii twmrrttil
dass dieses Dotuni zu ?-|yiit fiillt; viint Atisdirift zu Marburj* dutirt' von OritAnA,]
d. iÜ. Mu; (ÜLv^e» Dutiuu lut für rit-hti^ zu baltuii, du Uutuuuui io etDein Bn«£|
finiti
429
Jnhiia aiiknm^ wiir der Vei-surh, den Zii/ti^ für tue
Katholiken zu hindern, soeben auf dem KreistUfr zu Bingen ge-
scheitert;** es war daher der Vermitüungsplan fler deutschen l'Mr-
sten bereits eio hDffnnngsioses Unternehmen, namentlich, da die
Vorbereitung; durch di<> Saiimsdigkeit Chiistophs und Friedrichs
ai'hi* verechleppt worden; Hans Kngtilhard von tSc.honbt«i-y; langtt'
mit dorn Vorraitthin^an(srbieten und dem Oesuch um Geleit luii
franzöBi sehen Hof noch ftwas später an^ ab Dohna in Deutiich-
land,'^ und in den nächsüb tuenden Wochen erst versaiimielte das
für die Uetiftndtschat^ heatimmte IVröonal sich in Strasabui:^, um
dort den Bosclieid des französischen Hofes zu envartoi»." (Jntor
dieeen UmstäiKh'n kamen Friedrich und Christopli übr>mn: künno
man auch Cuiidc nicht untcistützen, so dürf<- man di>i4i, wenn
er selbst für sicJi in ihrem Lande werben wolle, ihm stillschwei-
gend den Pass für diis Volk (gestatten; denn, meinte Chrififoph,
was den geistlichen Kuifür^ttn recht, dass müsse üinen billiit;
sein.*'' Dagegen lehnten Beide die erwähnten Anträp? des Land-
;^:ralen ab** und verweigerten die Hilfe, um welche TJithnfi hat.
Ihr HHUptftixiiüi*'"* w'i>r. djiss man sich mit den dontschcn und
iiuswärti),'eii Kiithulikon durch eine solche Hilfsleistung; vert'fiiideii
würde; Friedrich machte ans^^enlem geltend, d»»s man ja nncfi
in einem Vemüttlun^versuch be^Titren sei.*' Immerhin waren
von (trleam. d. 17. Mai DuIuihs Abrciw als uiiniittollKir hnvorateliHiid t?rwähut
(ft. Atnti. 2()).
42} S. p. 4241, AiuB.37.
43) Schünliorff reiste ontt in d^-ii ZwiU7.i^i>n des Mai nb; iitzwisrli«!, wi»»
Ott flobcint, i.-ürn'sporidirt»'!! Fn\Mlri*'ti ua«! V'hristupli iib^-r AiTnlemiigcn in der
FusHUtiK d<>r Brirfo. wdrbi* Jener niitiii.'liMii'i] sollt'* (Kltickli. 1. |i. 30H). T*lii-
lipi» äiissfrt hii'Kilwr (an Aug., AJJpndorf ii. d. Worra, d. 29. Mni, IIb.)' dns
Ooleit fwi mm Frankreich noch nielit nngekointnon, »wulcbe» dann die arsArh
ist, da»s vü laiigxani in dor iifAl/giftfisr-lit'ii knuiclHJ vi>n ntxtUin ^hot.« Mög-
lich, dftss die Kinanxnotli und S|irtrsamlieit ynt-dricj^s aui;h don F<'ilKÄn« dor
h'anzU>ig)*sel)ilfti> solir tiRcintriicIitifrto, di'nn diosfUio Vcrs<dd(']i|mn^ findet sicli
auch in andom Diuifoit. — SchÖDboi'j; traf doii Fi-aiiuisL<elu>n lliif am 2. Juoi
im Ms do Vincxmni»-. (äuUönb. an Fiiedr. s. \. d. G. Jnoi. lU.)
44) State |»aiH?w irm 7-1 (2), 344 (1).
4.5) Kuj^lnr II. p. 354. KUickli. I, p. 30S, Note.
4(it Kiii!.\eT II. [.. .^^3— .^'i.''. Not* 14."h, MO, 149.
47) Priedridut Antwrirt nn J^ohaa vnni 1. Juni, Klnckb. I, p. 'M)'^. Chrt-
«topba Antni'ort ist ans Kriodrich» Brlof mi ticuselbi^n vom 2. Juui, Kluekb.
430
Zehntnr Ab
sie nun ditrli schon von den Mandaten abgegÄnjEfön , welche ihr
Uoterttiiineu auoli den pro tfst an tischen Kriegsdienst verboten.
Von Kurfüisr Kricdrirli rfistt* Dnhna zum Ijindgnifon. Dil
ser erbot sieh sufurt, wenn Württemberjjr und KiirpfutK sici
bßWCfjen li<*ss4!n, das Oleiohe zu thiin, Cond^ und den Seini
20000 Thalor zur Tru|»i)enwerbuD,i; vtirzustrecken. und theilU- die
un,i,'esiiunit Kuiffii-st Friedrich mit;^* doch Üess er es dabei nicht
bewenden; er g)tb Dulimi Uclegeiüieit, sich mit einigen Leatfl^H
vom Kriegshandwerk zu bereden, und erlaubte, oder was wahp^
Kclieinlieher ist. voniiihissk', dass man eine Bestuilung: entwarf;
Dolinit sollte mit derselben niidi Frankreich reisen und sie vi
den Füliivrn ratiticiren lassen; alsdann seilten Diese Jemand mii
untefsscbriebeiRT und besiegelter itestaUimg und dem uölhig
Oelde, oder, für den FaU. dnss bei den Fürsten ein Darlehn
Stande käme, tleti nöthigen Cautionen für Wiedererstattung d
seU)en. ins Reieh sehiekeii, um dii^ Tru|)|ien anzunehmen uil'
na<'li FrankrL'ich zu ftihiiMi. Mit diesem Beedieid reistt* Dohnu
ab und die Bestellungen, oder doch die Vorbereitungen dazu n
men, damit mrui. wenn Hest«llung und (ield dawäre, nicht uunüf
Zeit mit der Werbung verbringen niüsste, unter der Connivo
oder tliiitigen Mit^virk^ng des Landgrafen alsbald ihren Anfang
Sie wuixien von zwei hessischen Hauptleutt^n : Johann von Rai
bei^, der vom Uuidgi'aferi oft in wichtigen Gesi-haften gebraud
wurde, und Heinrich \on Svhiiclileu, geleitet.**"
II ri;
mil^
4
bnu
1. c. za «ubif^tutmii. l>oliua war zuerst bei Cliiistiiph, dauu bei Friedrid
fibid.). Uebt."^r lÜc Motive ) 'UrisUjjjliH v^l. ow-ti Kuj^Im- tl, p. SÄT).
4H) F:rwähiit l)<>i Frii-.lr. an Thil. !loiik>!l>., d. 20. .Inni. Hfl. I^ran
tiattc Pl)ili]i|i .IttiK'iii atn 12. -luiii ditt Dnliiin crthi'ilti' Antwort zuf^'ituUHlt-
49( Rinn diri't-tP AnfzeicIiimiiK iibf^r dinse V<»rgünj(p ist nicht voriianfUn
und smu ilcn UezüßVwhoü Aiuloutangfii uidiTWi-itigi^r Sc)mftslfirk4< ist nur :
viel kUr zu erkmmuu^ Aas» inan !)ieh sofort (.•iiicr Anzahl von AdL*lig>.ti iil
unterKt-'unlntitfi] l.'fficitfren zur Werbung und Anrüliruiig dar Tni|iprai wr-'
sicJKut«. I)it!9 erhobt nivh aus einem Hew-heid von «cht Uffirien»« nuf th-
ZuniiUhnn^, nuch eiui|,t> Wo4'h(>'ii nur H>Hta1limg und Bi>ld eu waiIi.-ii von
20. Juti (.s. Antu. 92), da< bdialts: am halben Ta^ haben ihre »KittuieisteCj
Rottiiieiüter uud Junker* orUärl: da sie nun »chon volle »eohs Wochcu p^w«
tet (dii% führt auT Dnlma't AuwfKciihßit iu Hcssim zurück), auoli awtsxnla
noch aUetlei WorI>uii};on im Scdiwaiigo seirn, so sei duicii UsrliwerlirU.
Hi'iter nofli lan^o aufzutialttMi. Ob di^regf'» dl*» hier t.Twithnti'n k»'it<»r U
»beusoliuiK wurteleu, al» die Oflirit're. ist nidit üiL'lier feKtzustcUiui. Von ne
teretj Stückt-o kunimtfu in Butra":bt: 1) Eini- Auzcigo dos kurfürstUchun
Zehnter Absohnitt 431
Unterdessen sahen tlie Hugeuott»n sieh langst j2;ezwuugen,
den Voraogegaiigeuen weiter'e Boten uacbzuticndon. Als Anfang
sebalis an dio hugenottiwlii'ü Agonteu Vozinos und St-homU^ry im Avifhiig <l«t
lAu<%Tafon und K(. FritMlrichs. vom Anfang .Inli ». Aniii. 74: (tue Fürsten)
■ haben auch mit i'Uir.liun Itmlon genxJt, ivi)ti>r ufFzu{>nnp-u. Wann nun dt<>
lH?staUuog, <lJi' lifiT vrm TIkhi mit m-l\ ti.it, hi-ranssrr liiirnjit, hiA\m\ lüo n^ntnr
beworbt^'ii und iirgnpnw'1i> wt-rtU>ti, fl<;mi t-liir kann tlaiii nicht gelltnn wi>r<]en.<
2) Da« GoncPiit ttine» •> Atisr-hiöiiB ■ «wiaohon den Ohcnitf^ß Itetzv>nt)erg nrid Schach-
ten und den Agenti^n Vi'xiries aiiti S<-homLi<r>; {Ks,). l>A.SRolb>> tiügt dii* DuntaU
Dotiz: «dcu 3. JuUi zu Marpurg«^, nnd busJrt auf dem Aid'ang Juli entnorfonen
Plan der Füret4'ii , ilw Bürgwhaft fiir t'ini* Anleihe d'-r hugunottiscbon AnfüJutir
zn ühemohme« (S. bei Aom. 74), llag<'geii Iw-ginni der Text mit den Worten:
»Üff h*}xxt dato dl«*] viorzeihiiton .lunü anno dntniiii IfifiS hnliL-n von wügwn (Ips
Prinx«n von i,«iu<le Vi>yJneH und (Caspar von Strhimulicrg mit .lolmtiii von Ratxcn-
bti^ und Hinirichon von Sf;hftcht*'n g«>handli»t wie volgt». Tjr Verinufo wini
bäetinirat, dasü Katxonberg uod Bohuchten binnen Km-xoni t^X3() itfiU't zu a'uAi
b«ichcid<>n, ilitien du- »Notto]' dr^r Bestallung Iwnlt-hi' Dolnia niitgfnnmni'eD,
s. voriges Citat) vorlesen und sie für Concl? fctitniachf-n sollen. Folgt darauf
ein Kostruansübliig für diti Werbung v(.d 2000 R^itera mid 2000 Hakcnsohützun
und winl erklärt: wolle der l*rinx die Beitpr und Hakenschatzt*n haben, so
raüstic »T zunächst die luitonwhnebeny und benii-gflto Bi'htalbnig, Anritt- und
I^Jinfgeld, l'aution für den weit«>ru t^old, und, du die KiirNtim für ihn Kürgu
werden sollen, eine Obligation für dio V ersieht' rung derselben »heraui4(k;hickeo«.
3> IMtilip|> schreibt an VHziti«!S, Caüstd, d. 12. Juui (IK): hei Dolina si«ien niaJi-
rwiT» trefniohe Papitänc gewefleii, die Reiter aufbringen küntiten: T'ohna werde
ihm darübev ht'richten; es sei nur nnniilglieh, Reiter ohne Reslallung und <!eld
aufKubnngoQ. 4) XlonelU' an llotinnnii, ßcssa (y das Wort ist nndf^utlieh),
ü. !6. Juni (U.S.): von Dfjinia werde H. hören, in quo statu sint res do ropiw
e«iuesthbuB. 5) IlotonLun antwortet Straä^burg, d. 22. Juni: ^vutu U V. gratias
iuunuri;üeH agore, <iued prlnius incipiaM iniiiteiu noKtm exuHa «mscribere". £r
stützt t>ieh hierbei auf ein Sü1ireilK.ui |lobnu.s Clli-ilagen N». liXiJ). liot-h iHt ein
UiHeverNtändniAS nicht an.<<ges(-blo!iS4tii; l'bilipp antuüi'tet wiederum i>) »es gebet
nicht w" 8uhli'i.rbt /.n, wit- Ir meyiiet, . . . iias iu einer soinben eylo reuter ufge-
bra^-ht werden können... daii ir wisset wol, wan reuter nfgebraeiit werden MoUen,
das alda gelt und liestaUang seyn mtia.'' (CnKsel, d. 26. Juni, Beil. Nn. LXIII).
Au.«» mehreren der citirtt-n RtoIU-n (unt*r No. 1, 3, G,| geht hervor, das.t
di)^ Heiter nic-lit eher > aufgebracht« werden sollten, abi bi^ tiold und Hestnl-
lung vorbandi'U wäre; auüh wird noeh Anfang Juli bi'stimjnt, dnüs ßat»*n-
btMg und Schachten lieiter für den lUaust t'-ondea gewinnen i^oUtin; dies
schlieKSt aber nicht aua, dafts man sofort nach Dohnas Anwxsenheit s(*hon
BückHpRiche mit Keilern nehmen und »ie (wnnugb>irb ohne t^'untnictliclie Bhi-
dang) zum Warten venuilassi-ti liess. nni, sobahl lie>itallijing und (leid vur-
bauden waren, mv ohne Verzug ntireiton lauten r.u können, Unfiir, dai%
MS »ich «o verhielt, »prielit a) die Aeu.sserujig TlotouiaiLS unter Nu. 5; b) die
Kuokdatimog des Vertrags zwischen den hesisiaebeD Ub&rstou und den Agenten
i3
432
Zehnter ATisolin
iler
icll
April Hieb dio beiden fcindliclieu Laf^jer gebildet, standen,
read man zwischen Paris um) UrK-ans nntorliaiidolte, in dci
vinzeit allentlialbnn l'nitestaiitrn nnd Kathoükm gegcncMnaiider
auf. hl einer ^ottson Anzahl von Städten über ganz Fraukrui
liiii btnvaffnt'ltu die Pi-«>Uslaiit^n sich für ihn^n Ghiubf^ii niid p
claniirten «lio Fnnlieit iliros Ciiltus; es entspann sieh ein loo
zersplitterter Krieg, namentlich im Süden, der sich vornehmlich
luu die Einnahme und Behauptung der riätze drehte. Dabei uii
hatten die JVotestanten ini Lauf des Mai schon oine Reihe voi
Verlusten zu verzeiclinen; sie miissten ferufT sehen, wie die 0
ner sich stärkten: Kchon Anfang Mai hatte die Königin -Mutter
eine von König Philipp ihr angebotene Truppen untei-stützung aii-d
genummeu ; dns Eintreffen dieser Maclit , sowie der St;hwcizer,i
welche Fröhlich, und der Deutschen, welche Kugendorf geworben,
wurd«! in Kür/-e iTwartot; auch erfuhren die Hugenotten, dass
der Papst den fiegriern eine namhafte (ielduiiterstiitzung zugesag
und mit der Zahlung .slIioii begonnen liabe.^" Dugt^n erhielteoj
»ie selbst aus Deutjselilaud noch keine günstigen NachrielUeu. Sil
Messen nun Boten auf" IJutt'n abgehen. Innerhalb zehn Tage
natüi th r Alm'ise Oohruis entsandten sie zuerMt wiedenitti Ludwij
von Bar, dann ©inen Deutschen, Konrad von Sehomberg,
Dr. Hotonian.^i Hars Mission ist nicht ganz klar, und sciuc Ver
Condoe (s. Ko. 2). Die letxt'>ro lässt Bicb mit Wahrs<;h>nnlM?hkeit nor
erklKreo, JasM iiuu »-linu im Juni Ki-itor ziuii Wurtuii veniDliii«t luiTtM nnd'
danun dem Vertrag liiiltij;k<Mt vom 14. Juni tui voriieh, Wfil Kcitinr uiul
Oflitiiore von clii'ser Z»iT uli Ausprürhft auf Wartufl*! und Ersat« för «ifp*-
waudto KositMi inni'liti'n.
TiO) Koloiimii Oll i'hil. StnLssb., d. 7. Juui, Ha. lu Wahrheit .stand
Anliiiiift joncr llilfstrii[ipiM) mx;h zioniLitih woit in ilcr Faran; s. Soldsn
p. 50; do Kuhle IV, (i. 2iSS ff.
f)!) Dbh8 Scliombi'rg vor Hotomon abgcfortigt wonli'ii. tltoilt Letiterer
itijt: Hot. Uli Pliil. ätmsHb.. d. 7. Juni (fi. Bi'il. N'o. LXi). i>a8» Bui- wmüenin
vor Sclionilierj; »lip.-rtwt, itrjfit»bt sidi «Inntii.^, dasn er ctwii i'hh- Wttclie frühi
t^iiitrar: in üor Antwort inif St<hoinlH>r);s Wt>rlii)n|:, üi» vom 14. oder 15.
(iatirt (v^;!. Aiim. 04j s&^. ('hriatopli, UhmIp Iittiiii . bey aoht Tat^'-o«,
vom Adel, Ixtuia Jo Bar, bei ihm guhnltt. {Es orgiülrt sich lii^raus,
Friodrifhs Emiifchlun^schrtnh'n für IJjir an rhriytui>li Iit*i Kluckli. [. p.
angel)lich vom 9. Juni, in frührnt Zeil zu at;tz*?n ist, tJenu iim-U itbi^^i'in mi
Bars AufftiUialt bei Chnstopb etwa auf den 7. Juni, iler in Llciilellwrg noclt'
friilier falli'u.) llotomaji n?islt' (iiaL-h dem obeu citirti-u Schruibeu) tun 2S. M«
voü OHeiuiH all und traf aiu tS. Jimi in Strassburg oiii; tob dort waudt» *t-
Z^hntor AI>9c!imtt. ^^^^" 43S
riclihmg bei don Puisten liisst sich f;;ri>.s8tentheils nicht verfol^n."
Sohumberg und Hotouian warun beauftragt, imi baldige Unter-
stützung mit Fussvolk und Reitern und Soldvor^cluiss für diesel-
ben aul' drei Monat zu bitten, du drüben buai'eä Geld nicht ver-
fügbar und da» etwa vorhandene nicht wohl über die Grenze zu
bringen &ei; die Fiüirer der l*aitei erboten sieb zu jeglicher Cau-
tion für die Küekerstattung. Davon, dass man dem Zuzug für
; die Katliolikeu den Wc^ verlegen solle, war nicht mehr die Rede.^
steh am folgeuden Tag briofllcli an PhiLipp, Fnudridi und Christoph. Am
28. Mai war Oi'fiufrs wieder in ' h-leans i_'inf?'(rofift_'n (Hot. an den hess. SocrotiLr
Christ, linrsack, Strassb., d. 7. .lutii. lls.)i w'ino Ajikuüft wird also nrischea
dio Abfertifiiiing Sohomborgs und dio Hotomaos fallen.
fi2) Nach dorn iii vorij^r Anm. erwfilintou Enipfeliliiiifpwhwibyu Kur-
fär&t Friodhchä für Bar hott« dorsulbo Auftrim vou der Küaigiii-Mutter, den
Uoutüc'hen Fürwtoa mitzuüiciloii, dass sie don-n Vormittt?IuBj{ j^fm Kt^lien wiird»;
l)cniht<- dii^s nuf der M'nlu-hint, so wiin^ 7,\i schÜrsseii , da.sä die Küoi^n, ola
ftie nacbmalti dio [»1^x0010111? Vermittuhmg auaschlug, imter dorn Zwang de«
TriaraviratÄ stand. Cliribt'jph iii »einer Autwort auf Schomborgs "Worbung
(siebe Ann). Ü4) erwähnt; vor Schomber^ habe auch Bar berdts im Namen
C'-ODdAg um rntHi-stntzung mit FuüsvMk und Ht^iturt-i &owio drei Mooate Sold
für dii>»elbt>o uugi-hallen, und darauf £iir Antwort i^inpr»it(;en: ubwohl liodili»-
denUich Moi, Krit>){Kvulk aus dem Reich frcmdöu Natiouou zuziehen zu lassen,
in Betra(;ht diAS S«iii)* fü)-!>tl. Gnad^'^n S(?lli(4t tiieht wüBSten, wnini niaii d(>»iel-
ben !wdürfli(i sein mö<?hte, so wollton DiesoHion doch, faU» luideru Clmr- und
-Fürsleu durch die Fiiigor aülien, gh-lchralls Pass und Durt'hziiK gestatten.
I>ass sie aber dem Prinzen helfen und Boistaud thun sollten, wäre seioer f.
Gn. hfH^hbodeiiklich, dn L^Üicbo Chur- uml -Fürstjon rnU;rhand]uDg angeboten
hiitten, auch ihre Cii^sandten allbi>rvitä abgereist wäi>jn, somit die Untentätznng
ihn.*n kur- und furetliehen (ioaüfn zu niobt geringem Torwnis und zu mchnr
Zcrmttnng dt>r ßndien gereichen möcbte. Wenn der Prinx seine 'Werbwffi-
zieri.' namimfl inacbe, »o wolle er deuKoll-en in siün^.-m Land heimliche ßi'Wor-
bunK und Pass gestatten. — Ob bar noch \m uiidtTtiu Furstuu gewesen, was
or bei deosf^lbea geworben oud was für An.tMui't erholten, erfahren wir nicht.
'Wia erklärt e» stcii, dnss Bar von dem Auftrag Condt« (der übrigens wohl
uirht niizuzweifeln iüt) bei Friedrieh. wio nach dem oben erwfihott.<u Be^Ieil-
wJireibeu seliem'.'n inu.ss. Nichts verlmitcn hvttAV Auffiillig ist auch, da.is «uiie
von Friedrich und dorn I^md^Tafen im .luli dem Agenten Cond^ ertbeilte Ant^
wott (s. Anm. 74) in -.liiier AufziUduiig der hugenotti^.hen Boteu, die bishor
um Hilfe gnbeten. Bar nicht nennt: >mit der zeit der undevhandlung sei durch
den von Tbnn, Unttomann und Sebombergk gesucht wnrdnn uinh hilf dem
Prinzt^ii vou l'oude zu leisten.*
63) Oemeinschaftliche Vullmaelit für Suhumbcrg und UotomaUf Orleans,
) iJ. 2ft. Mai, Ua. Vaan der Hchomberg bei selaer Abmise erthcÜto Auftrag
' mit dem in dieser VoUmaeht enthaltenen überoinstimmto, ist sehr waht^ohein-
i 28
piaiz. '
434 Zehnter Abschnitt.
ScIiiiiubtTg reistft mit diesem Auftrag an
Württemberg und HcHsen; Hotuinaa, der ihm auf dorn Fnss fo
blieb in Strass})iir^ uud wandte sich mündlich an die Oesandi
der Fürsten, wolohe sieh jetzt dort versammelten, um das G
zu erwarten, und briotlich an deren Herren. ^^
Seine BeriL'hto nun stellten die Lage in Frankreich endlich
bedcnk]i<*h genug dar, um die Kögcmden Fürsten atif^urütto^l
Hutomtui f>r/ühUe nieht mir von den Verstärkungen <Ier Ot^eff,
sonder« aurh: Pailumont uud Sorbonne hätten sicli versttöndigt
diiss Niemand König sein dürfe, der von der i*üniischen Kirche
abfalle, und: di© Pariser fingen schon Öffentlich an zu sagen, ihr
rechter König sei der Herzog von Ouise. ^^
Jetzt erst begannen die Bcilnnklichkeiten der deutschen
sten von den Erwägungen der praktischen NotJiwcndigkeit
drängt zu werden.
Nm* Einer, Pfalzgraf 'VVoUgang, verdient vielleicht noch
Lob einer grösseren Entschlossenheit, Von seinem Verlialt**u biü
zu dieser Zeit wissen wir Nichts; jetzt aber erklärte er sich
bereit, un einer Werbung für die Hugenotten tJieilznnehmen. diu!
vielleicht wnnle dieser Kntscliluss nurh vor dem Eintrolfen dw
lierichte Schonibergs und Hotomaiis gefassf ^^
[hm zunächst stand an Neigung zum Handi'ln Kurffi
Friedricti; doch kämpfte deitielbe noch mit s<*iner Furcht vor Yw
Wickelungen. Auf Sohombergs Werbung hin wünschte er immer
noch — der richtige W^eg, um die Sache fruchtlos ins Unendlicbe
zu verschleppen — die Angelegenheit vor alle Küreten der angs-
dt^j
lieh, denn schon toi- ihm batto Bar ganz denselben Auftrag ausgerichtrt, vd-
oben difl Vollmacht vom 29. Mni migiebt. (B. Aniii. 52.) Nur das Versprech«
der Kückcrstattung de» drcimouBÜichcn äoldeu wird hier nicht onriUurt; AoA
wird daüfitilbe, nachdem boreitB durah Duhuu Cauüon für dio Rückentattan^
do8 Soldee angeboteu worden, auch in Bam Auftrag nicht gefehlt habou
54) 8. Ajud. 51. Hr. Heidm-irh Krug, don Philipp zu der Vcnnittelun^
gcsandtn-liAft nligoordnot. schreibt oin 21. Juni nug Sti-assbuTK: VexinM owl
Hotomiui hiibcQ viel \m den anwesondcn Gosatuiton uin Hilfü und Voiwlinv
von Geld angahnitfin; ein Thoil dQrAclbcn bat darüber an die Herren beridi-
tet etc. Hb.
55) Hot an Phil. Strasab., d. 7. Juni. BeU. No. LXL ßio Bride i
die anderen Fürsten (s. am Ende des Schrfibtinsj waren glnichlaatrnd.
5Ö) Wolfg. an Christ, den 12. Juni. s. Kugier U, p. 3.'>5. Die
2100 scheint auf Landgraf Pbilipps Vorscblftge (s. p. 427) zurüokinwiMBM).
Zehnter Absdinitt. ^^^^^ 435
^ hen Confession zn bringen; mit seinen nächsten politisclion
" "den allein den Schritt zu thun. schien ihm zu getuhrüch "
Bald tlurauf — vermuthlich iuitte er inzwischen Hotoinans Be-
richt empfangen — meinte i?r doch sclion: die hohe Nütlidurft
erfordere nunmehr, zu bedenken, wie den armen Christen in
Frankreich zu helfi^n und dein Wetter, das künftig Alle mitein-
ander treffen könnte, zu stcneni soj.'»^ Sein Schwiegersohn, Jo-
Iiann Friwlrich von Sachsetn, liatte ihn zu einer Bespi-echung in
lieiuhauiien eingeladen;'"* er sagte dieselbe zu und sclirieb «lern
Landgrafen, dass vr von Oelnhauseu zu Jenem nach Hessen kom-
men wolle, um die nothwendigeu Seliritte zu beratlien. "*' Dann
trafen von llotornan und Vezines aus Strassburg weitere Nach-'
richtt'ii (jin. Dicsulhen drängten zur Eile und nuichten Hoffnung,
dass die Fürsten nieht in die eigene Tasche würden greifen brau-
chen: sie wollten eine Anleihe bei Städten aufbringen; die Für-
sten soUtoii dafür nur llürgsehaft leisten. Die Vermittluugsgo-
sandtschaft baten sie als vollkommen aussichtslos zu unterhissen.
Nanmehr erbot Friedrich sich endlich hei Wolfgang, Christoph
xind Philipp, dif Bürgschaft für einen Theil der gefordertf^i
Suinnic zu überm-hmi'u, falls Jene sich hetheiligten. Zugleich
tJieilto er d<»ni Landgrafen mit, dnss haores QeM ihm ni<'li( zur
Verfügung stelle."'
Arn schwersten enlschloBs ^ich Pierzog Christoph. Nih-Ii
nach dein Ausbruch des Krieges in tVanki*oich hatte dei"8clbe au
die Schuld der Ouises nicht glauben können. Kr hoffte immer
noch, sie würden sich zu rechtfertigon vermögen, hielt seinen
Tmum von der lutheriRcheu Kefonuation Krankreichs fesf*' und
57) Gebt horvor aus Cbnst ao Friedi-. Neustadt am Kocher, d. 14. Jani;
H, Anm. 64.
58) Kluckh. I. p. 313 Note.
59) üeWr lii"; VoraulosaiinK h. OrtlnfT I, [p. 250—259. Der Zwtv_'k wnr
mich voll Jutiaiin FniHlricli-s Sfitr unter Ainlerom Bi-siirocJmng dor fnuizüsi-
in Angelegeaheiti>n.
ttOj FViedr. au Phil. Hei<ii?Ibt>rg, d. 10. Jaiii, Hs. Demoacli hatte er
Philipp schon am ib. Jiuii diese Mitthoilung gomachL
Gl) Friedrich an PhiL Uoidnlb, , d. 20. .luni. ITs. Ppmnarh tuitti« der
Raul in Strtssburg aicb orboten. fi^f^no Bürgschaft den Hugcnotton 30,000 Tlm-
l(»r Vürzu.«treokeu.
62) VgL PbibppH luiii Christopiia Con-ospondeuz über dio Ouisns vor di'oi
Anabmoh dm Kriege p. 390 f.^ 401 f. Christ bd Thil. den 10. April, KuglerTT.
28»
c
43fi
Tjp'hntrv Abu
hegte den Argwohn gogen dio Calvinisten weiter, den Jeoeil
za Zabom einf^flOsst *' Die VertheirligHn^ der Hugoriotton
p. 338. — Am lü. Uärz hatte CSiriRtnph in Folge ilor Nnohridit vüu 4t*ta
Sucre zu Vwsy Guim ^baten, cinn zufriodi^iistHUtJcuk Erktäniii^; filM>r den T<
fall abzogeben, tlnmit er di« deutscb<?ri Fürstitn beniliigtiii könug (p, 400).
deflseu hat Guiiw d:M H^^dürftiiss om|>fiin<l(>n, di>in Herzoi; das üeDi<^2<^l jm
Vaaay und ^seinen bcwaffnoton Zug au dou ih)f iu aiivcrfniigÜrhom fjcbt 'hi-
zu9t»Uen; er richff^te daher sofort, nach seinem Einzug in Paris ein Iang>"5
Schwibon an Christoph (dd. 17. Mürz Bulltmo Bd. 24, p. 212 ff.); cbomto unt-
wortctj or ausfiiliriich auf das Schroik-n vom 19. Misz uud Vf^isprach dabei,
bald wieder KascalcQ zum Herzog zu i^^ndou, lun sioli und emjon BrudT, d?ii
|Oardiiial, Ktir Zufri^'dtmhf'U rhristxiphK zu ri-chtfertigeti. (Paris il. 10. Api
Bulletin I. c p. 501 ff.). Dif-se Ä/itwort schickt« Christoph aa Philipp (1
d. 28. Apr., Hs.) mit der Itemerkunfi: ßuise wolle sich wegen de« Toi
XU Vassy schun maulien- dennoch bemerke man, dass er ^hr mbittert m;
tlott bekehre ihn vou solcht'n Tbaton obzustehcu. tnimorhiu hat Qiristoph
HufTnuDg, wie sich aus dorn Weitea-u t-rgiclit, noch ciebt au^iTgebon. **
Scliroibcu vom 17. März war, soweit os das Ereigniss zu Vassy Wtnf,
in einen Beruht über dasselbe iaserin worden, di'U Guisc zu seiner Vi
digung druiTken lt«ss. fS. Mem. de Coudü Bd. 111 p. 119 S.) Dieser kam dorcb
deu licsutdtyu lifs Hofes Cnurtolarj' auch in Christophs Hände (siohc thi
Scbreil)*!iL Christophs an (niise, Mein, di^ C<iiidt'> p. 872; üIht iUk [tnium
unt4>uj. Christoph mus&io erfalimu, dang i'inige \Vorti< diesee Berichts (il vom
pottlt sonvenir, moüsieur luou cousin, de co i|Uo nous ou disiona dfnuVreninil
enscmblo; s. bulleün I. r. p. 216) ibn in Dt^ütwihland in d*>n Verdnrht br**«
ten, er habe Ouiso zu Zabent seine Beistimniung zu iler That vou Vas.>iy p--
gebea; Christoph schreibt darauf zwar an Philipp, Stuttgart- don 25. Uai: "^
wcrd» tüch des Betrugs lialber, den ihm die Guües geapiolt, vor Knr- twA
-Fürsten woiil zu rechtfertigen wissen: Ouise habe versprochen, IU.<tcal4n mh
Berichten und Erkliirungtm ZU ihm zu sehiekon; gcscliehe es, so sei \t, fit;
andernfalls sollmi Nie erfahrt^'U, das*- Hie nicht mit einem Kinde gehandelt lu-il'-n
tHw.); niclit« deslowtmi^er driin^,'t or Ouiso in einem langen Schreiben. Ka>ta-
Ion bald zu Hohicken, damit er etwas erfahre«, waa er deu Auschiüdigani!«!,
die in Deutschland gegen Guise erhoben wüiüeu, eat^^enstclleu küune; zni
Itfast er Warouugcn vor gewalttbätigem Vorgehen gegen die rafonniite Beligios
emUiessou und gicbt zu erkennen, dass alle rrnntände sehr fär di«Sdntldder
Guiaes sprechen: donnocfa lautet dor Brief noch £ast wie ein yertnuieusvutui>
fOhne I>atum publicirt Mem. de Conde Hl p. 372; nach fls. in dem p. 3Ä
Aiim. 68 citirten Sauuuelhand daiirt er aus Stuttgart vom 28. Uai : Kogler ü,
p. 'Ml Note 115 setzt ihn rälseblich auf deu 13. Juni, hängt ihm aber sv
Nachschrift au, die in der That zu einem Brief an Ouiso vom 13. Juui (8.BnM)
gehört Der Brief voiii 28. Mai hat eine andere Nachfaclirifl, welche in &<
Mem. de Coudö fehlt, de« liUialts: Ouise möge dein Horzug sedD 8olLr>il*A>
nicht veiüboln; er hahe gesobrieben gomüss dem allgemeinen Gerücht iu Deutidc
Uuid; seine Worte seien dictiri von seinom Interesse für üuise: er wünsci*)
Zehnter Absohnitt
437
fiiefen und Manifesten schien ihm Anfangs wohJ schon aus dem
Grande verdachtig:, dass er die Guises auf der andern Seite sah.
dcrsolbo sich nicht doii Zoni Gottos zuzieho). Hierauf empfingt Chrißtoph
*äfe 3. Janj durch Upd Boten, niit dorn or sein Sclireiben vom 27. Febr. an
Navuni ^^chiokt (r. (»be>n p. 394, Amn. 73.), ÜrioFe Oiuäes und des Cai'dinals
von Ijithv'ai^iin vom 2Ü. Mai nn« Paris Olem. de Coml^ 111. p. -JöS), welcho
die 6achl%'f winiiTum \om Stamtpnnkt dor ofBciellea Manifeste darstellen, eiu
SchreiU-ii Navarras von Paris d. 2i). Mal iHf*. Sanimt*lb. >'av&rrB L>rklflrt Bich
al« lelwiidiingiichtT St-huldner dos Herzogs für den froinniotj Rifer. wclc!h(»ii
d«Mlbe iu den VerlumdlungoD zu Zabecn bewinaen; liolTt, dos» dersetlin aller-
lei Geschrei, welches vielleicht vorbreitet worden, nicht glaubo, und bittet ihn,
hierin fortüufahrtii , wenn seine, N.'s Neider, die gegenwärtigen Unruhen l*-
nutsou wollen, ihn zu vorl'>umdeii: er niüge sieh darauf verlassoa, daäi^ Xa-
varm keinen Kteias »paiijii wenln, diu K^Hi^ion mit Orjttes Gnade zu erhalten)
und ein solches von RaAcnlon aus Piiris d. 23. Mai Es. (Itascalon voniichert,
dass des Uerzo^^a VorsohlAf; zu einem Keligiooggoapiüch {d. li. der guisigche
TrugTorsolilagJ dem Künig, der Königin -Mutter, Navarra und andern Fürsten
nud Herren vorgolcgt worden sei und dass die^lben befunden haben ^ durdi
dieses äUttul kouno Ruhe in dor gannin Christenheit heiigestollt werden. Theilt
mit, die Herren von Uuise wünschten sehr, daps ChriMoph einen xaverlüssigOQ
Mann noch Frankreich Bchirke, uni den Stand der Dinge auf beiden Seiten
wahrheitsgumiuict zu erkunden. Kr H^DiBt hofft, bald bei xleui llerKOg zu sein ete.)
Diese vier Schreiben sendet Chri-stoph Stuttg. d. 4. Juni (Hs.) an Ilülipp mit
dor Bemerkung: es sei ein listiges Getündet; dennoch müsKe man den Vorsohhig
doB (.'ordiualü zu einem Keligi^iut^gesprilcli immer uuch in Erwägung ziehen,
doon üott kenne wohl Unadu geben, rlass dio Tbeclogen sich verglichen. Man
kann dies OeUahrea doch wohl nicht andets aufTussea, als dass <I<di- Herzog,
nbwolU sehr schwankend geworden, doch noch im HtiUeo UofTnung auf die
GuiiHts setzte. Etst dio Nachiicht von der Bittschrift des Triumvirats vom
4. Mai (9. p. 420. Chriatoph empfing dieselbe später als jen^^ Briefe, wie er
am 13. Juni, in dem unten erwähnten Öchrei)>eD, Guise mittheÜt) niaohta ihn,
,wie OB suheint, völlig an Guis^^t vorzwelfctn. Ludwig ven Bar, der etwa um
den 7. Juni bei ilun war. theüt er mit: ubgleicli Anfangs die Sachen des Prin-
ai?D von Condö halber bei Vielen ein Ansehen geliabt, als üb Piivatbachon und
AfffX'tione« dor von Guise halber mit untargelanfen, und nicht Alles so eiofadi
dur Religion wi^'en gescbüiie, »o s(?i man duch auf andere Gedanken gokommeii,
seitdem dei« IJonnetuble , Marsc-halhi von SL .\ndre nnd Guiscs Bodonkeu,
S*jiptom und Erotestation, wie man <« nennen wolle, veröff entlieht worden
(vgl. Anm. 52. f>4). Hierauf wartet (."hristoph noch eine Zeit lang {wie ei
i'liihpp Stuttgart d. 20. Juni mittheilt; üs.) vei^btich auf fiascalon; den
13. Juni owUirh kündigt er Guise iu eiitem ziemlich scharfen Schreihpu den
Olflubtm auf, wührend ein gleichzeitiger Biief im den (^ordinal von Lothiiugen,
vonnuthhch weil derselbe an dem Gemetzel zu Vassy und dor Bittschrift vom
.4. Hai nicht betheiligt gewesen, immer noch verbiütnissmässig milde lautet
I Äff Guise: stellt ihm vor, welche Folgen die VorwirklJeluing soleher Plane.
438
ZefaDter Abeobnitt
Zivai- machte die Art und Weise ihn stutzig, wie Guise ia
Briefen den Hugenotten die Scboid an dem Blutbad zu Va
wie sie die BHtsohrift vom '1. Hni piiUiäU. tiach sirh ziehen wünlt*. S0I4
Bdictu wünlcn mit kiiini'r)<>i Uimid noch Sctieiii dr^m Küiiig (deüscn Uerxi
der Uand Gottes steht, imd der mit dem hoiligoo (reist zu r^tireti hflt)
gemefwcn werden ki'mncn. such Vöiintt« mit k(Mncrloi Sciiota noch Ansuhü
Wort Gottes »oldio Schua^^tb tiod Suliaiide aitgt'tiian werden. Pie poUtt«
Go8ichb*jimikti' dnr Rittaehrift, falhm iiiohi in» Gewicht; ilenn wo Gott und sda
Wort ausgetri(>b«u werden sollen, ist vom politiHchen Kefnment so wifi
nichts Gutes %n oTwartou, «wie don K. L. hi-uder, d«r Cu'dinal von l^ttriag
in dfir&n an uns auagangfin sclm'ihon mich ganz vemnnftif; und pittW'li^lii^
aurcguD^ gtitJian." Fol^n Ki'mahiiuogt>n und uiu Zott^), d>'s80u InUuU Kug
II, p. 341 Noto 115 im Auszug irrthiunlich als Nachschrift »ne» früh«
Sohioiboiis (s. oben) mitthoilt. — An dru l'ai-dinnl: Christoph giebt 8i>tii
Böhmen: übor dio Uittsohrift des TriuDiviratd Ausdruck und beschwört den
CardiDal, Gottes Zt'rni, diij Uiimilndi^leit dt>s Kbni>^, liie rnrchtl>&n.'n Folgv«.
wetcbf dio i-'hriBteflvt'rfolpiins haW» niüsste, ctc, zu licdtmktfD. und AUc* auf-
aufzubieteii , um oiutm Fneden xn bewirken, bei dem Gottt's Wort seineD Ijiuf
behalte. Emt wumi oin soIuIllt Friede hergoHtelU worütui. kann duN ReUgiiH»-
gesiirücb (di:sKon titir l'ardiiuU iu seinem Hobroibea vom 22. Mai wieder Er-
wähouDg gothnii) mit Erfotg angostollt wordtm, wio denn auch t^lirisloph «1
alsdaoD an Eifor für das Wf-rk ni<-lit Milon lassou will. — D«ido Guise« wtf'
den gehotcD, die Vermittlungsgosandtsebaft der Fürsten nach Kiiftcn mi UDts^
stiltjcen. (Beide Schreiben lls.. in dem Sammclbaud.) Guiao war droist ffWi^
selljst doraufhlD codi eiu Schreiben zu i<«iuer lioohtfertigimg an ChTis(o(ib in
richtoo. in wrlchi^m er üliHgim» imvi>rblüntt bcttanute. das^ or geeonuen kk
Iwi der katliciIiKcheii liuli^poii xh bleiten. {Mi'm. de Cnudiini, p. 562.) Chri-
stoph war jetKt freüith von seinem Vertrauen zu den Guises geheilt: s. Kur-
ier 11, p. 212—244. Im August kam Kaiiealoa noeh einmal mit Bhefeo u
inehrerv Fürsten nach l)eut»cbland-, s. Kluckhohn I, p. 328, 329; Müm. de C
iU, 5'J6, S'28. Christoph lies» ihn durr-b ßiNioftra^ nbrertigon; dieadbcn
hielten ihm der Keiht^ asu^h ausführlich vor. was z^^lschon Christoph und ^
Qnises seit dem ßei^nii ibrer Correspoiideuz im vori^j^ .lalir vodiandvlt vw-
den, nnd doss GuiHe iu Allem und Jedem suiuo VersprechuDgeii gebroc^HO.
MiDon Worten zuwidurgehaudott habe und dadurch Herzog Lliristoph uomr-
(iieuter Weise in Ueutäcbland zu schlec^btem KuT gekommen sei; sie beaaftnf!-
ten Rjisi.alon, Quise int Ntunon des Herzogs zu beriiiiten: da dio Saobei «
Ulgeu, möge OväsB Chhstojih uiclit verargen, dnss er jetzt und so UugQ midi
seinem Vorhaben beharre, sicli mit Joncm weder brieflich noch durch Gocrrirlt-
soluiTt einlasse, noch Oeschenko von ihm onnohmo (R. batto zwei en^ti$cb^
Hunde als Ge«cbonk Guises für ChrL<«toph mit), des^oheo, falls er ehrm-
halltor dazu verursacht würde, die ganze Verhandlung^ «elcbo zwiacbea Aa
Giiise und dem ("ardinni von I/^ithriugcn iTgangeD, mündlich, achrifUich npi
im Iiniok bekannt mache, denn dio Ehre »ei ihm Heber, als aller Weh äat
Kascalon gesteht bei dieser Yorhaltimg Punkt für Punkt deren Richtigk«! n
Zehnter Abflohoitt
439
nicht allein, sondpm an dem ganzen Krieg« zuschob, und doch
noi^tt er dazu, ihm /u glaviheu! Nocli Anfang Juni meinto er
den Plan zu einem Beligionsgesprftch, wie ihn die Giiises ihm
zu Zabcrn vorg^elegt, nicht aufgeben zu sollen. Als dann im
Fortschritt der Eroignisse namentlich die Bittschrift der Triumvirn
vom 4. Mai ihn iiborzeugto. dass man auf dieser Seite wirklicii
die ünterdrürkung des Oalvinismus beabsichtige/- wa« er bisher
den Guises ihrer Zaberner V^entpi-ecluinj^en halber nicht zugetraut^
plagte er gleichwohl sich uml swne lui-Htlichen Freunde weiter
mit dem Bedenken, dass es Coud/i und den Seinigen nicht auf-
richtig allein um die Vertheidigung der Kelipion zu thun sei."''
Die vornehmsten (iründe seines Zogerns wai-en freilich wtild andt>-
rer Art War es denn damals noch zwcifolliaft, daas es kein
Mittel mehr gab, die protPstanti.s4;he Kirche in Frankreich vor
c!iner dauernden gewaltsamen Verfolgung zu sichern, als die be-
waffnete Vertheidigung? Oder liir-lt es der Hc=irzog für möglich,
auch selbst nur die menschlich berechtigteste Nothwchr einer Par-
tei völlig freizuhalten von tler Mitwirkung pei-sünlicher Inten^ssen?
Musstc er nicht auch anerkennen, diuss die Führer des Huge-
nottentbuniK den Bestand ihrtT Religionsgemeinschaft nicht sichern
konnten, ohne für sich politischen Einfluss zu gewinnen und den
Todfeinden iluvr Sache die Macht zu entreiasen? Fi-eilich, es
wäre eine Forderung, i*echt im freist des unpolitischen Luther
thuius gewesen, selbst der Gewalt gegenüber nach dem Satz zu
loben: mein Reich ist nicht von dieser Welt; aber machte der
Herzog denn hiervon die Anwendung, wenn es sich um die Exi-
stenz des deutschen Protcstantisnnis handelte, und konnte er an
das Recht der Hugenotten zur Vertheidigung einen andern Mass-
stab legen als an das der diufessionsvciwandten? Doch w<ihJ
nur, wenn er Jenen von vurnhei-ein ein minderes Recht auf ihre
Religion zumass als Diesen. In der That konnte er den Wider-
willen gegen die kircldiche Richtung der Hugenotten selbst jetzt
noch nicht überwinden. Doch wie dem sei, im Grunde waren
ihm selbst aucli diese Bedenken, gleichwie die vorgcnamitcn, so
tmd Bpricht am £odc die Uoffsaug aas, diT Herzog werd(.> ihm Dicht vorar^ß,
dABS er Ha gelionuuner Dinuer (ioiacs deäsen Befehl atisgorwlit^^t (zu tlraoti,
den 8. Sept. 1562, Et)., Hulutiuii des Sainmolliiuidcs. Vgl. l.ullotiti XXIX,
|>. IlOff. DicM' ruiiianüsL'be ErxiiliIutig))oi-uhl iiacli Obigutiiaufbluuätir Phantasiu.).
63) Kugicr 11. y. 355. Kluckh. 1, p. 320, Note 1.
440
Zehnter Absohnitt
lan^ sie als Ar^umeute ^^m\ die Unterstützung der Hu^D
hatten dienen müssen, nicht mehr massg^ebend gegenüber des
Frage, ob man die Hagenotten retten oder preisgeben sol]
Schon indem er Jenen freie Werbung und Pass in seinem lAnd
bewilligte, waren ja solche Motive ausser Ueltung gesetzt,
gegen blieb die Scheu vor Geldopfem und namentlich vor V0
fßindnng mit den deutKchen und sxiswiirtigen Katholiken b«>stt'lu
und lag ihm auch nach wie vor die Abweichung der Hugenoti
vom deutschen Bekenntniss im Kopf, niclit mehr als Gewissei
grund gtigon ihre Unterstützung, wohl aber weil sie diesen Schritt
verantwortlicher gegenüber den katholischen Roichßstandeu, de^H
Kaiser, den katholischen Mächten des Auslandis, und bcilonklich^^
für den deutsdien Religionsfrieden machte. ''* Selbstständig hätto
die
64) Als Sckombcrg boi l'ho«li'icti gewesen, euhiicb derselbe an
fitoph; dieser uitirortot aus NousUdt am Konbi^r (über das UAtnm s.
wenn Ilesseu, die beiden PFaIk, BadL'D und Württemberf; allein »ioh in die
Unterstütz nng Tüiideft einlfutsnii sollten, so inifolit'^ ilinen das ßehr zam Ycnob
gerathoD, zudem Zt.Tnlttung in (Jon KelipionsrnetlHD Icingyn. Da nun Frii
rioh fdr rathsani acht«, dass «s vor allo Fürsten der augeburgischen 0«n:
aion gebracht word«, so mögo or sorott an Kursachsen und Braadßiili
sduxübmi, um dorün Moinuug zu erfahnon, ob nicht ein l'onvi-til aller Ke^
gionsvüm'andteii zu Stando kommoti kiinue, deou bu privatun in di<? SAt*!»'
hineinzugehen soi bodonkli<'b. Mit diesem Schreiben schickt er die- ßeautwor-
toDg Subonibcrgs: er bobarrt 'Jai*iu auf dorn Böscbeid, den er schon Bar
erthdilL (s. Anm. 52.) Schomborg bat ihm neben soinor Bitte uni Cotei-
Stützung noch mitguthtnlt: woim diu FiirRtou und Kurfürsten der angsbaip-
»ch«n C'OnfRssion die Evaugeliscbou in Frankreich tinteretützten, ao wUrdni ae
sich alle zur augsburgischen tl'oafessiou bokennen. lUerauf bat Christoph g<;-
autwortet: w^eu der Venicbiedenhuit der Cunrettsiou hütt«D bisher dto Kur-
f&isten von Sachsen und Brandonbui^ und Andere tiich rnit den £raQzo5is<4i«i
Rsligionsangeb'gmi hotten niebt befassen mögpn; wenn aber <-'ond^ und Alle, ^
in Prankroicb daä PapBtÜium von »ich getJtiin, .sieb Öffentlich tind mit dem Her-
seit zur aug8bui||;ischen t'oufessiou bekennten, im Artikel vom Abendmahl eiii«
aufrichtige Erklärung thüten n. s. vr., so würden die Kur- und Fürsten Mtmi
Meinung nach bedenken, wie dem Pnazcn und seiner Partei mit \titih uml
Beistand zu helfen sei, auch der Gogeiithoü aufboren, die zu vorb-iundon, ili
ob sie mit den Boutsohon in GUubcnsBaohen nicht tibereinstinimton, und la
möchte dem ganKi3n Work etattlicli geholfen werdoii, (Pa wir niobt hÖran, dasi
Schomborg von diestiin Pankt auch bei andern I<^irftteu geredet bitte, KbätX
es, doäs Llmstoph acbon vordem die hugenottische l'arteileitnng zur AbbiIbk
der augsburgiscben ConfoisHion gtnlriLngt, und der Hesaadte demgenii» benf-
tragt war, ihm Hoffnung zu macliuu. Vgl. Stata papers 1562 No. 246 [2,1}.
Da£s lüngegen Coudo, um von den deutacheo Füratrn TJntorstütxiing an arbil-
Zehntsr AbBohnitt
441
er sich daher wohl nie zur Hilfe entschlossen: die Politik seiner
Freunde aber zog ihn scliliesslich mit fort: als Wolfgang und
Friedrich ihm niittheilten. dass sie es nun doch an der Zeit hielten,
etwas für die Hugenotten zu thun, hatte er wieder viele Be-
denken, moehto sich aber von denje»iti;on Freunden, mit denen
er son>it Hand in Hand zu gehen pflegte, nicht absondeni. Er
hatte mit Wolfgang eine Zusammenkunft in Privataiigelegenbeiten
zn Strassbvirg verabrf.Hlet/*' die etwa zur selben Zeit stattfindon
sollte, als Friedrich mit tioni Landgi-afen in Hessen zusammen-
treffen wollte. Noch vor dieser Conferenz stellte er dem Pfalz-
f^rafen dringend «eine Oriiiuh' gegen die ünterstütiinng vor,
verspracli aber, sich von den andern Fürsten nicht zu tren-
nen, wenn diese dennuch dazu i-nt^^chiossen wären."* Zugleich
drängte er nocli den Kurfürsten Friedrich, gelegentlich seiner
Reise nach Hessen für eine Zusammenkunft evangelischer Für-
sten zu \>irken, auf der man die französischen Dinge beratlien
könne. ^^
Zu der Sti-assburger Conferenz wnirdc vennuthlich nachträg-
lich Maikgraf Karl von Baden eingeladen: am 25. Juni traf der-
selbe mit Wülfganj: und Christoph in Sti-assbur^ zusammen: ausser-
dem war, wie es stdieint, vuu wegen flow Kurfürsten vuii Pfalz
Graf Valentin von Erbach anwesend. Die drei Fürsten beschlossen,
„sammtlich und neben Karpfalz und Hessen** die Bürgschaft fUr
100000 GiiMen Anleihe zu übernehmen, dergestalt, dass die
ten, «D GbiubeDBbok(?oiitnisB caeh Art der deutschen unterzoicbaot büttu [de
Kable lY, p, 32-1] t^ diesseits nickt bek&aut, uud darum sehr miwaliiticiioin-
lioh, dünn dio Thatsaclie huttu grosse« AufsoliL-n machcD müssen). — Nach
Copien, diu Kurfürst Friedrich von HeidpUierg, d. 10. .Juni (Hs.j nii Pliilipp
ttaiidti-, datirt dos ul>if(o Sehrf^ilK^ii Ckri.'^toplis voii Ni-tutailt am Kucliur^ d. M. Juni.
diu RcÄutwortuiiy Schomber^s vom selben Urf, d. i5. Juni; eüia diuöt'r Diit«
mus» wnichriebtu ami, vermutblich tltin lutxtexe, da dt-T Zvviuchuaraum voti
uiitem Tilg wolil nicht geniigto, die Rni-fschtUtim nacli Heidolbert; äu liriiij'DU.
Oö) Dt, Ki-ug an Philipp, StrnFst. d. 21. Jimi Hs.; am 24. Juni wordou
Christ, u. VTolfg. dunb Strassburg nach BoicUweiur ziehen, Oosehüfte halber,
welcUo die OrüAu von Mömpulgard butn^ffi^n.
66) Kuglorn, p. 3ÖÖ. 356.
67) Kuglerll, p. 3.tR Not« 157. Aus dorn Aum. 64 fitirtcri 8cliroibon
oipebt sich, dass die vorgoscblagene ZusammL-iikuiill die fnuiziisiscliua Auge-
legtinheitcii b«rutheii sollte.
412
Zehoter Abeohnitt
Hugenotten das Geld bei der Stadt Base! aufbrächten und die
Fürsten eich dafür verschrieben.^*
rntonipsseii war Schomlnärg niit seiner Werbung aoch nach
Hessen gekommen."^ Umd^priif Philipp hätte den Hugenotten
lieber früher als Bpater zu den bof^ohrtou Truppen verholfen. Der
alte Herr schwebte in ieidenscbaftlicher En-egung und Besorgnis».
Niebt nur dass die Oetkhr des französischen Protestantismus und
die Muthlosigkoit seiner MitfCirsten, den Glaubensgenossen zu helfen,
ihn tief bekümmerte: aut^h die Haltung der Hugi^notten erregte
seinen Unwillen. Ihre Untliätigkeit gegenül>er den Rüstungen
der katholischen Partei trweckte in ihm die Erinnerung an die
schweren Fehler der Protestanten im deutschen Religionskrieg: sie
kamen ihm vor wie die Schmalkaldener vor Ingolstadt, und er
sali voraus, doss sie, ^ne Diese gctbau hatten, dio günstige Zeit
zum ersten Schlag rei-säumoii, bis der Feind durch seine Rüstungen
die Uebermaohl errungen, iiurl sn den anfänglichen V'orspning i^^
Truppenzahl und Kriegsbereitschaft verscherzen würden. Das alt^f
kriegerische Blut wallte in ihm. Er machte den Agenten V^or-
wüH'c, dass ilire Vai-tei so spät danm gedacht, in Deutäcbtand
um Truppen anzuhalten, und schrieb ihnen ein- über das andere
Mal, oder liess Urnen schreiben, ihre Führer lägen zu lange „im
Armbrust;'^ sie s<illten im Vertrauon auf (•idti's Hilfe fria-'h zii-
schlagL-n; die Hilfstruppen würdt'U dann immer noch zur Zeit
kommen. Bei seiner ßereitwiltigkeit zu helfen drängten Um nun
die französischen Agenten, für sie IVuppen werben zu lassen,
ohne auf die Zustimmung und Mitwirkung der andern Füivten
zu warten. Aber so lange er schon, noch ehe die Hngenotteu
selbst um Hiltb cinkamen, darauf gedrungen hatte, ihnen Truppen
zu verschaffen, ganz allein die Verantwortlichkeit gegenüber dem
68) Kuglerll, p. 356. Ctnat tu ^hedr. Mümöiigcii tl. 23. Jnli {Hk)
ortilart betreffs der von Aiidelot begehrti.*n Kriegshilfo: er wbiss sich in nicbti
Jüi(I<.'n.>s einzulaiisafl. als was er selbst, 'Wolfganf; und Kart tou Badea dtu
Oralen Valentin von Krhat-h erklüil imd sthi-iftUch zugestoUt haben.
69) Solionibcrgs Werbung, (^wt-l, d. 2-1- Juni, Hs. Philipp emp&tj
don Agenten, jtleiohwie spätor .Arid<^lot, aus Voreicht nicht peraöulich, sondere
lio»s ihn, während or /.u Vdi'nliauäen verweilte, durch I^ndgraf Wilhidui, dcfl
Marsohall von Itolshausou. den Kauzler Scheffer unü den SecrctÄr PÜiikw «b»*
pfangeti und bosuliüideii. Diese überBendeu ihm die Aufzeichnung der Vtf-
bnng in einem Ue8anunt8obrcib(!'U, Cassel, d. 24. Joni. lis.
Zehnter Absofanitt. ^^^^ 443
Catholüasmus im Roioli und ausscrbalb für einen solchen Schritt
auf sich zu nehmen, konnte er nicht wagen. Die Agenten wur-
den aiif seine bevorstehende Zusammenkunlit mit Kurfürst Fried-
rich verwiesen."*
Letzterer kam, wie erwähnt, auf dem Wege narh Hessen
erat zu Uelnliausen mit Johann Friedrich zusammen; er conferirte
mit demselben jedonfallH über die französischen Angelegenheiten;
doch wurde Johann Friedrich tlort noeh nicht bestimmt, et^vas
für die Hugenotten zu thun. '' Darauf, am 28. Juni, trafen der
Kurfürst und der Tjandgraf sich zu Majhurg. Sthnmberg war
noch anwesend; Veziuea kam gleiclifalls herbei und brachte viel-
leicht bereits Nachricht von t\^n Verabredungen zu Stmssburg
mit" Ihr Landgraf beabsichtigte ursprtiuglich wohl, auf dieser
BerathuDg eine öffentliche ITuter^ützung der Hugenotten durch-
zusetzen;'^ da aber die Fürsten zu StnLssbui^ eine solche nicht
beliebt, imd Kurfürst ^riedricii jedenfalls ebensowenig dazu ge-
neigt war, blieb man bei der Bürgschaft stehen. Das Ende der
Berathungen war, dass die Fürsten Vezine« und Schomberg durch
den kurfürstlichen Marschall anzeigen Hessen, ütTentliche Hilfe zu
telBtei) sei ihnen btjdenklirli, weil die Verniitttung noch im "Werk
und die gütliche Unterhandlung noch nicht abgeschlagen sei; doch
billigten sie es, dass Coud6 in Deutschland lieiter und Knechte
werben liesse, und wollten daher bei JhiSi'l oder Strassburg sieb
für 100 000 (fulden, welche die Hugenotten aufnehmen sollten,
verbürgen. Condfi sollte die Bestallung, welche Dohna initg«»-
nommen, ausfertigen und herausschicken, Dohna das Geld bei
70) Dw hessische Secretiir Christnith Hatsack an Vezines, AIloDdorf
a. d. Werni, d. 25. Mai. — riiilipp an Vozines, Cassel, d. 12. Juai (Antwort
auf eiu St-hrciboo aiut Hcidcllnarg vom b. Juni). Derselbe an Hotomui^ Bossa [Vj
iL 12. Juni {Antwort auf Beil. No. LXI). Sftnuntlich H.H. — BuD. Ko. IJCH, I Jtni.
71) S. Anin. 7Ü.
72) Da» Datum des Zit.sainmt>iitrcffon» in Hiirborg ergiübt eich aus einer
31ittheUunt; I^uidt^if Philippä an Zatfiui^ {&. d. et I., Hi».) — Ea würt* auch mbg-
lieh, daas Vcjciocs »och vor dtir ätriuHburg^tr Oonftiroiu, um die Untunitützuu^
zu beschloimlgen , nach KiirpfaU imd von da fTielleieht in Begleitung desKor-
füisten) nach Hcefiea ix^iste, denn er bnttc damals diese AbsiiUit (Dr. tCnig
an Phil. Stnsah., d. 21. Juni, 11s.)
73) Phil, an Hot d. 2t)..luni. Cilss*!!, (Boil. LXIH ) : will «ich mit Kriod-
riofa übüi' die frauzohi.'KrhoD An^'olegouhöitcn bereden; fürcbtctf es wurde au
einer öffentlichen Unterstittzunfj; nicht kommun.
■kU
Zehnter Abscbnitt
Basel oder Strassbur^ aufbringen." Diesen Vvivinbnruogen
mSfiS wurde am 3. Juli ein ueiios Abkommen zwischen Schom-
berg, Vezines und den hessischen Obristen aufgesetzt, welche seit
Dohaas Anwesenheit in Hessen die Triipponwerbung: vorbereiteten.'^
In denselben Ta^n kam Johann Friedrich mit Philipps Sü
Landgraf Wilhelm in Kisenach zusammen ; dort wurden ne
andern Geschäften auch die französischen AnRelegenbeilen bi
sprechen uml der Herzog verpflichtete sich, falls andei-e Kit
Bten und Fürsten auch etwas thiiten, den Hugenotten 20 000 <iulJ
den vorzufitrecken. '" Man sielit, wie die confeesionellen Engheniig-
koiten im Augenblick Hör Noth vor flem (iedankcn der SoÜdari
aller Frotesta-nten zurürktreten müssen : Johann Friedrich . d
strengste Tortreter- des hnrntichsüclitigen Lutliertimms. der sei
alle Qemeinschaft mit den Calvinisteu weit von sich weist^ mag
Ebendieselben doch nicht dem i^chweit des Kathidizismus vi
faUen lassen.'^
74) Nach einem Couoept: «volget n-as der pfalzgrft^isohe churflirsnic
nuu-sclialck dem Vesinc und dem von Scliomborg angoKojgt'' (Bä.)
75> S. r- 430, Anin. 49.
7ß) Vom AttEang das .Tuh ßndt^t t^ieh in Marburg ein Fascikel. U'tntflfijnd
rioclibiirlicbu Irrungen /.wisclien Pliilipp und JolLäiiii FHüdhcti ^tibcr üülzllos*
ticrei auf der Wurrs, Jagd u. a. m.) oad eine Zusammenkimft L. AVÜhelms mit
Joh. Friedrich zu Eisenaeh. behufs Ausgleichs dtirstdlien. In den beüvff^ndi-n
Ai-teii findet sack Nichts über Büsprvelimigen der französisehen Anpelot-eulicir,
lAndgrar Philipp sobn^ibt aber FriL><len-ald il. D. Juli Au Friedrieh: Juh. Fri^'ilr
sei, wie er sich K^geu !<. WUh. vHniohnieu lassfu, niebt abgeooigt, dum i'nu*
Ken von Cond6 Hilfe ym thuu (Hs. V);L Kluolih. 1^ {>. 317 Kote 1.); doii^f^cheo
L. Willi, io einem Empfehlunt^sschroiben an Johann Friedrioli für den hojp-
Dottisoben Agenten Haleville (vgl. untf^n): er hnbe zu Kisoamh von dem Wa-
zog verslnnden, 'len?elbo wolle, vrenu andere Kur- und Füi^leu auch etw«
thüten, den Christen in Fninkrweli 'JO 000 Fltinm „gelten" |d. li. •nruhl vur-
streok&u). Eh kann nur die oben ern-nlintu ZuHammenkanft zu Kiseunch ^
meint sein, denn in den ei'ston .lulitAgt^n, cUs PUili]<|f mit Friedrit-b zusonum^
traf, ,wa]' dem Ijtudgnifeii da« VerHj>i-»(;h6n des Hereoga noch nicht U'Uiuii.
stintit hiitte er tta dem Kurffiniteti nicht um !>. Juli ^'hrifllich mitzulboilru braneba.
Auf dieselbe Weise ci^pebt sieh, diLS^ Johann Friedrich sich zw l.*eLDbaiis«o
tß. p. 435. 44H) noch m Nichts veridlichtet hotte.
77) Kitter (Dentscbe nosehiehtel, p. 250) macht mit Iteebt bter)>ci dariof
nufmerkaam, dass Johann Friedrieh g<.'gen Jshryeld im Dienst dos Königs viin
Frankreiuh stand. Pass er f!leirhwohl die Hugenotten tuitt^nitiitzte, ^>Dchl
dafür, cbiHg die doutscliea Fiirston völlig vou der hugennttiacben
der Loge in Frankreich überzeugt waren.
Zebptor Abschnirt.
445
Gleich nach dem AbschUiss der Verhandluugeu zu Strass-
bürg, Marimrj5 und Ei«enach kehrlo Hans Eagelhaid von Schön-
berg aiis Frankroich ;curück und brachte den Bescheid, da^ Condfe
mit den Seinigen die Vermittlung angenonimon, der fi*anziisi8ehe Hof
dage^-^n sie ab^'clehnt habe. ■'' Damit war eine Jtüeksicht gefallen,
die bisher die Fürsten im Handeln gelähmt oder doeh als Ver-
wand Hir ihre Untliiitip;kt'it hatte dicneu müssäen. Ebenso war
auch Herzog Christophs HMfVuunj^, den Kaiser die Vermittlung
übernehmen zu sehen, enttäuscht werden. "'■ Nichtsdestoweniger
erhoben sich, als man vor die Ausführung des Beschlosseneu ge-
stellt wurde, neue Schwierigkeiten.
Kmfürst Friedrich grifl' sofort nach dem ersten Mittel, wel-
ches sich bot, der eingegangenen Verpilichtung wieder ledig zu
werden. Der Abmarsch der Truppen Rogendorfs war dureh eine
Meuterei verxiigert worden; Friedrich meinte, man künne dieselbe
mit verhältuissmiisjiig geringem Aufwand (den er seiner erschüpfteii
Kassen halber den Landgrafen zu tragen bat) schüren und so d»i
Haufen zur Deaeilion bringen; ohne Rücksicht zu nehmen auf die
nndorwcirigen HilÜ5trupp<;n und die Oeldunterstützungcn, welclic
die franzüsischen Katholiken empfingen, meinte er, in diesem
Kall werde CondA des deutschen Zuzugs entrathen können und
man werde der Bürgschaft überhoben sein. Der Ijimdgiuf war
ganz ei II verstanden mit dem Plan, jene Truppen zu zersprengen,
wünschte aber darum die Unterstützung Condfs nicht aufzu^'eb<Mi,
insonderheit, da die Vermittelung der deutscheu Fürsten vom fran-
züsischen Hof abf^^elehnt worden; auch wollte er die Kosten nielit
allein ti-agon."" Ob nun der <iedankc weiter verfolgt wurde,
wisjien wir rücht; doch scheint es mit diesem Plan der Für-
sten zusammeuzuhiingcn, doss Endo Juli, als die Rogen dorfnchen
Trup[H?u zur katholischen Armee süesseo, f5«tat ein Vierüieil der
1200 Mann zu Cond6 nach Oi-lenns überging, um nicht gegen
den Protestantismus zu kämpfen.^'
781 Fr. an l'hU. il. r.. Juli, KlucWi. 1, p. 310. (Dieseft Schroibyti, wel-
cfaea K. aus einer C<^>pie reproducirt. lit^gt nach ui clgeDhäuiliger (.>riginal8clirift
vor; t*8 datii-t nicht aus Oonahoim. sondern aus Brnaheim.j Iliid. Nole 1.
79) lläberliu IV, p. C15 seqa.
80) Prio'irii'hs Brief vom ft. .luli; s. Anm. 17-1. Khu,kh, T. j». 317 Note I.
81) lHo ÄltJiii. de C (Hl, |>. 500) golcii ein uiniatirtcö Sr^hriftstück, wtti-
vihes dort als ^bau üc l'Einiiire^ iHjzeioluiüt wird, dum Inhalt naufa ein Mimi-
446
Ztjlintar Abßi^lmitt
Im Juli kamen aurli nach Deutschland Nachrichten
die Parteion in I*"rankr«ic'h Friodc gemacht; wio es scbeint, wurden
dieselben von der kathuliscben Partei in Umlauf gesetzt, um die
Hilfeleistung der deutschten Pursten ins Stocken zu bringen.
fest der prolpstautwchpii Knifürsti^u, Fürsten tuiii Hemi DflutschlnniLi ac
deutschen Tnippeii Rogemloifs. Dir sUile jwpon*, weldie (1562 No. 26fl> t-inen
Auflzuf; glitten, sotx^^n r<jj iii i\ot\ .Itili. Ein )H>stimnitor Anhalt tmt Datirms;
tiuüot läcih nicbt. AndeatiingcD, djis< die Ktirsteii die Tmiiiieu liogendorfs lur
T>D6Qi-tioa r.a lirinik^n suchti^D, kommen schon frulicr vor. tloidelb., d. 12. Maj,
fis. Bi^hn^ibt Fiiodiiuh an deu Laiidgrafoii : HiUia \S^eraor Kiüb losso sich vcr-
neluneo, or traute sich wohl, Den von Rotrendorf ,auf die Haut zu werfen;*
darauf Iwanftrafff Ptiilipp «pirifln liohoa fiotn'in'ti Hans Werner Kalb, den Be-
fehten, di<' ihm di^r Kurfürst ülier Roj^pndfirf ^lit>n werde, fleiftsif? nachzu-
kommeu. (('ai^d, d. 15. Mai, Hs.) Itii-rmit ist das obige IUnif*JSt nicht in
Verhiiidiing zu l>riiif^«n, denn aus doiu Inhalt desselben iat eraichüicli, da&^cft
don Trnpijen Riifrendorfs, aU «liose bcivits abgezogen waren, nach Knuücrncli
uacbgescibiflrt wurde. Immerhin mag man damal» schon vereuchl ItalxMi, die
TnipiM^n abspenstig zu machen. Jedenfalls eriioben dieselben bei der Musterung
8ohwi<)rigkeitcn, die BestAÜung iin/miehmen. weil in derselben ibro RtJigion
nicht au^rückÜch aui^genommcn war; sie meuterten zuletzt und es musste ein
Bote vom Htif f^eurhickt »eitlen, um ihnen ^enugzuthnn, ehe sie sich auf den
Weg liegabt^ii. Hei dieser (ii-logeiihint ei-wom-ti FriiHlrich und l'liilipp, ob mxu
iiielit t\\xrvh Zahlung; des Ab7.ugSf;Bldes die Truppen 7.uin Au."%eiimnderlaafeB
bringen solle (stafo papors l.W^ No. 2ii',{VJ) imd das Anra. 7S tltirte). Endf
•luH nun, kurx vor der Yei-eiuigung mit dem guisiAchen tfe«>r gehen 250 von
dtin Kogendorfsi-hen Hokenschützon ru Conde nneh. Orleans über, (state papets
X^i'}2 N'ü. 37O1IIJ. Ii83.) Cflstelnau bringt die*u Desertion offenbar in Beiof!
zu dem Manifest (t. 1, p. Ilti); di">e Angal-.- ist zwar niclit zuvcrlää-sig, da in
dem ganzen TaKimiä anseinandurliegondi' Kmignisse vermengt werden: or rer-
logt den Vorrall in die Zeit der Werbung ,\udeJüt8, welcjio weit spater statt-
fand; doch Süheint auuh der englisobe Gesandte in Vm-'i» das Maiiifeist scboo
nm 8. August vom HoronBagon zu komien (stato papers 1562 No. -425(14)1
Demnach iät es mit Wnhrsc^hoinlicbkt'it kurz vor dii>»cn Ti^imin zu »etzeo lutd
samuit jeucr Desertion auf die Veranstaltung Kurfürst Friedrichs und doe liuid-
grafen ziiriickzuführon.
82j Friedrich enififing die Nachricht duitsh einen Brief des Khoingrafen;
dit^er von einem Courier, der von der Mutter der Ouisos kam. (Der Fthdii
graf nn Friedrieh, Tlioul f? diu* "Wort ist undeutlich] d. 29. Juni.) Fricdndli
nandto den Brief an Fhilipp, Heidelb., d. 8. Juli mit der Bemerkung:
Ffkffen breiteten aus, Conde habe sieh deni Königi- auf Onad(? and Ui
ergeben. Er bittet zugleich deti Landgrafen, die werlteuden Kittmeiator xu t*»
nachriditeu. damit man womöglich daa Wailegeld crspan*. (Hs.) CSuistoph
ompliug die Friedeosnacbricbt von einem .'ieiuor Diener, der am bmuSsiaclMD
Hof gewesen; diesem hatte TieElevillo, der Gouverneur von Moti, die Anaug*
]
Zelmter AbHchnitL 447
5um Kindesten werden sie den Erfolg gehabt haben, dass die
I>jtzteren, da sie sich bereits gefreut, der lästigen Verbindlichkeit
los zu werden, »ich nachmals nni so schwerer wiederum zur Hilfe
entschlossen, zumal du nunmehr doch die Fonlerung an sie heran-
trat, die eig-enen Mittel au2u;^eifeu.
Die fiTichtlosen Verhandlungen der franzöKischen Parteien
hatten sich mit einer persönlichen Zusammenkunft zwischen Ka-
tharina und den Hiiuptern der Ru^'enotten zu Beaugenci, in den
letzten Tagfn des .luai. endlich völlig zerschlagen. An eine Kiirt-
setzung war, besonders da nunmehr die Hilfetnippen der Kathu-
liken wirklieb — nach langen Verzügerungon — in Anniai'sch
kamen, nicht mehr zu denken. Zugleich nahm der Krieg eiise
ftii* die Hugenotten ungünstige Wendung. Gleich nach dem Ab-
bruch der Verhandlungen erfolgten die ersten Waffenthaten der
Armeen. Condi!; ei-stiirmt«' das Städtchen Beaugenci, welches Na-
varra für die Tage jener Zusammenkunft in Depot erhalten hatte
und nunmehr sich weigerte herauszugeben. Der Erfolg aber war
unheilvell. Bis datiiii hatten die Geistlichen im protestautischen
Lager eine musterhafte Ordnung V(»n religiös-andächtigem Ge-
präge erhalten; mit der Krstiirmung von Beaugenci ging dieselbe
verloren und das protestantische Heer verfiel zur grossen Knt-
muthignng der l''ührer in rüe gewöhnliche Zügellosigkcit damaliger
Truppen. Auch war jetzt die Ijago der Hugenotten sehi- ver-
schlimmert, weil die Rogcntin, abgesehen von ihrem lebhaften
Wunsch, den Krieg beizulegen, sich mit der Zeit in die Politik
des Triumvirats ergeben halte: es wni-de ihnen dadunh wenigstens
der formiUe liechtügrund ilires Wideratands unter den Küissen fort-
gezogen. Es begann nun, da man sab, wie die Königin fortfuhr,
die Protestanten zu desavouiren, ein gi-osser Theil der protestan-
tischen Adehgcn zu Orleans seine Parteinahme auf dieser Seite
zu bereuen; Andere wollten heim zu ihren Pamilien, SchlÖsseni
und Herrschaften in den Provinzen, welche viel&ch gefähi'det
waren; wieder Andere flohen vor einer in Orleans wüthenden Epi-
demie, sodass die Anzahl sehr zusammenschmohs. Indessen waren
aus Deutschland für die Hugenotten ausser den Tersprechmigen
des Landgrafen noch keine günstigen Nachrichten gekommen; die
gemacht (Christ, nii Phil., Basel, il. 14. Job Hs.). Ankss uud Gelügeiilicit
zur Vorbreitiuig des Oenicbts gab die Confereux zw Decugoaei (s. Anm. 89).
448
Zohntor Abschnitt
dfOH
üebereinlmnft mit Schomberg^ und Vezines wurde erst in die
Tagen getri»Jl'ei). Mun konnte naiticntiich aiif^eHiotits der her
ziehenden Veistiirkun^en der Feinde nicht hoffen, das Feld der
Hauptmaclit gegenüber zu halten, und beschloss daher, mit dem
gröf;,sten Theil der Truppen zu Orleans in der Defensive zu ver-
han'cn, und den oH'encn Krie^ nur im Kleinen, auf den provin-
zialen Schauplätzen, aufrecht zu erhalteji, bis Verstärkung ange-
kommen wäre. Man scliickte daher eine Reihe hervomigende
hühiff in die Provinzen, und iH'ue Ag«?nteu mit dem Eraucbe
imi Hilfe ins Ausland. Nach England wurde damals Herr xc
Briquemault, nach Deutschhind der Bruder des Admirals, Franz"
von Coligny, geuanut And^dot oder d'Andelot,''' entsandt Der
Auftrag desselben zeigt recht deutlich die Bedrängniss der Par-
tei. Er hatte allgemeine Vollmacht, mit den Kurfut-sten, Fürsten^
Städteu, überhaupt Personen jeglii'lieu Standes im Roii'h, bis za
jeder Höhe und auf jede Bedingung und Oarantielorderung hiu,
AnleihevertTäge abzuschließen, welche die Aussteller der Voll-
macht binden und sie Rammt ihren Erben mit ihren Gütern und
Pcj-sonon für die dereinstige Rückzahlung haftbar machen soUion,'^
Im Besimiieren bat er, da sich bis zu seiner Ankunft in Üeutsch-
land ergeboD hatte, dass die AnloiliO) für welche die FUistut
hatten Bürge werden wollen. sohw(Tlii*it aufzubringen sei. «ra
eine TruppeuhiJfe vuu seclis Fähnlein Knechten und zwei- bis
dreitausend Reitern.**^ Er fand die Füi-sten, ausgenommen Land-
graf Philipp, wenig geneigt, seine Bitte zu erfüllen. ^
Bei Kurfürst Friodriith traf im Lauf weniger Tage zuewt^
die Nachricht ein, dasa die Fricdonsverhandhingen in Frankreich
endgültig gescheitert seien; dann ein Brief Hotomans, welc
meldete, dasa man nicht hoffen könne, die Anleihe aufxubrii
welcli^H
bringo^B
88) Seino UnterscIiriW ist F. de CoiiJliffiiy oder Andelot, niobt d'ÄndHol
oder DnDdelot, wie or häußg (cenannt wird. Die Doutsohen nennen ilui ,.d
von Andelot.*
Si) Andolot hatte eine gemeinsame BeglHuhigung an alle RagsborgiscAflo
Cönfpisaioiisverwaudteii und einen , offnen Gewalt" i^ljiiidgraT "Wilh. ;in FhiU
Cusel, d. 28. Jiüi. Buil.LXlV; rgl. Kluukli. 1, ii. 318}. A.w i-inm Uuiilirat,
de« „Odwalts" (Beila|{e des ontdtirtea Br^-hreiheiiB) ist die Inbaltsoiigalw
Text cntnommeu. Ys datirt von (iilwtns, d. 7. JuU und ist aiu^testellt
C'oudü, dem Admiral, de lu Koubefoucault, Gcolis und SuuLiso.
8ö) Kluokhohn I, p. 318.
Zchiit«>r AliflchniU. 449
^'ürst-pii möchtet! da« Gold st^lbst Torstrpckcn; dann
Andel<it mit soinor Bith? «iii Uatfrstiit/.uii^. FritHlricb erbot sich
ftuf Hotonians Sclirt'iben hin nur, beim Ijand^rafen und Herzog
Christoph, falls Diese dus ^aü/.e Darlehn vorstrecken wollten, für
seinen Tlieil Bür'jsohHft zn leisten;'"' da'rf?fcen schlug er, wiy es
scheint, Andelnts Bitte um offene Untr-rstützung sofin-t üb, und
beauftragte den Oesundten, die Regelung dur Sache auf dem Weg,
zu welchem er sicli soeben erijuti-n, beim Lnndj^afeu zu betreiben,
welchen Andelot demnächst aiifKuchte.*'
Noch viel weniger als Frledricli wnv Herzog Christoph ge-
neigt, Oeld oder offene Unterstützung; zu gewähren; ein furcht-
barer Hagelschlftg hatte soeben sein Land heimgesucht und schwer
ges<.'hädi^'t;'^'' ausserdem meint*! er zu wissen, dass eine offene
Unterstützung der Hugenotten den Krieg über die Helfer herauf-
beschwüren werde; er griff darum nach allen Mitteln, um der
Nothwendigkeit der Hilfsleistung auszuweichen. Kr wollte, und
meinte, dass man diesmal Krfolg haben werde, abermals die Ver-
mittelung der deutschen Fürsten in Frankreich anbieten; merk-
würdigerweise erklärten diesmal Sachsen und Brandenburg sich
damit einverstanden: es ist (►ffeiibar, auch hier begann die Furcht
allmählich einzuwirken. Kurfürst Friedrich dagegen verwarf den
völlig aussichtslosen Plan mit vnllem Recht. Zu einer Unter-
stützung der Hugenotten, welche die vordem bewilligte liürgschaft
überschritt, wollte Christopli sich imr veretehen, falls alle Fürsten
der augsburgißchen Coufcasion oder doch Diejenigen, welche an
dem Naumburger Einigungswerk theilgenommen. ein Mehrere«
bewilligten. Kr war dafür, dass diese Fürsten sich persönlich
beriethen oder doch Riithe zur Besprechung zusammenscliickten.
Was konnte ein solcher Vorschlag nützen, da doch die grösst/*
Eile neth timt, und da ferner eine so allgemeine Hilfsbewilligung
schon am Widerstand des Kurfüi-sten August hätte scheitern müssen?
Zudem war es. da der Frankfurter Wahltag vor der Thür stand,
unthunlich, vor demselben noeh eine solche Versammlung zu ver-
ungtait*.'n; ans diesen Grümlen lehnt*; Kurfürst Friedrich auch den
86) Triedriob ad Philipp <I. 19. Juli.. Kluckh. I, p. 317. MH. ITotomui
m Friedrich. Strassb.. d. 11. Juli, bei Dnivfit? L":. p.STse^u. Friedr. an Phfl.
(I. 20. JuU, Kluckh. I. p. 3ia
87} S. Beü. LXIV.
88) Kuglor n, i>. .^44. :ur,.
.^^-^ 29
450
Zohntcr Abschnitt.
anHom Vorschlag ab.^^ Dor lAnflgTai wnr flarin mit ihm einer
Meinung.-"* Im Htsbrigf»!» vorstandif;:to Friodrioh trotz dw j\n(T-
bietens, weU'hes er Andelot f^pniacht. wäliivnd Dieser nach Ho-sscn
reiste, sich wiedonnn mit Christoph, dass es am Besten sein wDrd*\
nur eino Bürgschaft ffir iVw Franzosen einzugehen!"*
"Landgraf l'hilipp lifss Andelot zu Cnssel durch Landgraf
Wilhelm , den Secretär Simon Bing und den HnfmarsrhalL Fried-
8ö) Christ, an Fricdr. MünstDi;en, d. 23. Jidi. lls-, ^Vntwort naf Fri««)*
richs Schreiben vom 20. liei Klimkh. I, p. 318). Kugler 11, p. 357—359 urnl
KJuckh. I wie ln'i Kuglar citirt. Ain;H dt»n Kai^^er uud Maximilian von BÖhnitiii
hoffte rimatoiili D<Hh zur VerriiHtluiig zu l^wegen, g. Kugler 1. c. ii. ;iv>9 Ms
-STil. r)*?r bei Koglor p. 3.']7 erwÄhntc Brief di^ Hboingi-aren (d. d. Spnnoirt»,
d. 7. .TuliJ licrichlot den Verlauf der C'onferciu! zu lleaugeupi [s. p. 447, Anra. Htl;
Tgl. Koldan U, p. 53—57; do Ruble IV, p. 256 ff.) 8o, dnss die Schuld am Sehn-
ten] der Frii^dcnsvt'rhandlaiigeQ ganz, cod gar auf die Hugenotten fällt, indem er
die ConcesBionen , welche Katharina denselben in den Yoriuuidlangon gcjnachi,
viyl unifjiiifireii'hHr darstellt, als sin in der Tliat waren, so dnss c* schoint,
alä hätten die l'rutestanten sich voUig ziifriedeii jn'bcii können, und b<>hanptvt,
das Trium^inl hnMo in dieselben gewilligt; dennoch läfint der Schreiber dur^
blinken, ilass die Köni^nn in iluv'n Friedenshestrebungen sehr durch dii- HaMtuig
dor katholischen Vartf-i brhiiidF*rt w^irde. Seinen eigenen Kiicgsditinst 8b?lU n
»0 dar, als habe er seinen Haufen nur für den König geworben and wolle üia,
sobald er gemustert, der Königin zur Disirtit-itiM» stelloo, oin dert<n
bongen zu unterstützen. In einer Nachsobrift vom 10. Jnli Intmoritt är,
würde gut sein, wenn man in l>eutsclüaud ein Geschrei machte, als wol
man Conde zu llUfe kommen, oder wenn man in seinem Namen einen lünf
vei*aiiKtaltcto: dies würde tteiue, des Rheingrafen, Bemühungen wesootjich
dyni; er f'laiibt, „die lieute" wünleii «ieh leidit st'hrecfcen lassoo. Bsl
00) Phil, an Fr., Cartbmise Eppenberg, den 9. Aug. ns.; der Ludi^
betont namentlich, dat^s man mit der ililfe eilen inüf^se.
91) Kiuckli. I, p. 3->Ü.
[)2) Heber die folgendeji Unterhandlungen htit sehen Rommel (II. p.;
eino kurze Notiz. R.'s Angabe, die jmnzosischon (jesondten liütlen vor
Unterhandlung mit Ijindgraf Philipp die Zeit zu Frankfurt 1>eim Kai»!t
andern Reichsfüivton mit Beden vergeudet, fällt völlig aus der CliPonoU
dt>r Fninkfiirter ■\Viibltag wiirdy erst viel später erölTnet. — Eine Antwort L
Phili[»pfi aus Rntenbui^;, d. 2*i, Juli auf L. Wilhelms Berieht von der Verland-
lang ttuui nicht wohl vorliauilf^n gewesen (iein, da die Verliandlung entt w
28. Juli Iwgann. Aus Rotenburg (im M.s<:j-. ^ Rodeutwrg ''1 vom 26. Juli stanuiit
erst die Instruction fiir Landgraf "Wilhrlm, Bing und RolRbansen zur Vau
haudliui^; mit Ocquos, Rar und Andelot, sowie mit Ratzenl>erg und SoliacliU
und zur Vermittlung zwischen Piesen und .\ndelnt, nebst nineai besond«««
Memorial für Lnndgi-af Wilht'lm. ÄUKseniem wurden benutzt: xwei Bern**
Ijftndgraf Willielms an seinen Vater, beide 0. d. (.'assel. d. 28. Juli (Beil. LXIVJ
Zehn^pr Abschnitt 451
rieh von Rolshaiisen ompfanj^'n und abfertigen, wiihrend er selbst,
um ung-ehiiutert in dio Vorliaudlun^^ i-in^roifoo /.u küanon, sich
ganz in der Nähe aufhielt. Die Besprechungen fanden in der
Zeit vom 28. bis .11. Juli statt. In Ändeints Begleitung oder vor
ihm oiri^retrofTeii wjticri lJnr, Ocques und ein Horr von Malcvillo.
Aiidelut kam in der HofTmin^;, I'hilipp werde nach Kurfünst Fried-
richs Vorsehlag die Hälfte des kurfüi-stlichon Drittels an dem Dai^
lehn gegen Bürgschaft mit Libornehmeu: in diesem Fall wollte er
sofort nach Kursachsen weitereilen; Landgraf Wilhelm und dio
iütbeauftragten hingegen waren instrnirt. ihm zn erüffiien, dass
Thilipp zu Bürgschaft, Dariehn oder öffentlicher Hilfe beix^it sei,
aber nur unter der Bedingung, dass Kurpfalz und Württemlvoi'g
das (ileitrhe beitrügen und nicht eher, als bis von diesen Beiden
Husdrüeklicho Zusage nngckomnien sei. Auch wollte er sich nicht
darauf einlassen, eiaeni andern Theilnohmer das Seinige vorzu-
strecken. Andelot machte dagegen geltend, dass, sollte er erst
wieder nach Pfalz und Wüiltemberg reisen, um mit dem Kur-
fUrstcin und dem Herzog Alhis richtig zu machen, die Verzögening
i\as gnjsste Hnheil über die Hugenotten bringen könne; er bat,
Philipp möge doch wenigstens die Hälftr scfines Drittels an dem
Darlohn gleich erlogen lassen, damit, während er die Zxistimmung
jener Fürsten einhole, doch ungesäumt Reiter und Knechte auf
ilen Musterplatz gebracht werden bönnlx^n. Ijuidgraf Wilhelm
konnte, .so leid ilun die Franzosen thaten — denn, schrieb en*,
me stellten «ich »o kläglich an, das» es einen Stein erbarmen
konnte, — doch nicht mehr thun, als ihi-e Bitten dem Vater be-
richten: indessen hatte er Andelot nech weitere unerfreuliche Mit-
theilungon zu machen, liatzenberg und Schachten, welche soit
Dohnas Anwesenheit die Reiterwerbung vorhereiteton, hatten ge-
meldet: da die Reiter nun schon so huigt; gewarti*t, da sie für
das Warten Nichts erhielten und mich immer kein endlicher Ab-
schied erfolgt, da sie auch nicht gern einen Winterfeldzug machen
würden, so könne man sie nun nicht mehr halten, und es sei
IJCV). Hosf^hoid von acht OHioioron. welche moldon, doRS sie ilire Reitov
nu'lit niphi* hnlti-n kiinuipii, d. d. 20. Juli s. 1. ScJiK'ilmn Rntwnliftrgs und
ßchacbtens tan Ijaiid'„'Taf Wilholm?) wolclip dit^eo Besohoid übonsendeii, Orebmi-
st?in, d. 22. Juli. Aufzoi'hnung über eine resultaüosc Vorliandlang liindgraf
WUIielms mit Katzeiiberi^ iind Scbwhtcn vnm 27. Juli (_Rt*utt'rlies4ohwonuig*).
Süinnitli'^h ifo.
L 29*
452
Zolinti^r
ungowiss, ob sir mm noch zu haben sein wtirdr-n. Traf Mps
zu, so wurde eine iiPiie wfitliiufti^? Vorbereitung noüiweud
Andelot erschrak übor diese Eniffnurifr so, daHs ihm die Thränf^
in die Augen traten. Fünl'tnalhnnderttausend Seelen, sagte
hätten in KranltnMt'h ihi^ H'ift'mmp auf diese Rititei* gesetzt; so
ten sie nun nusbieibon, so würden Taiwende in Zapen, Verzw
lung und Abfall getrieben werden. Da trotz Alledem Lad
Wilhehu ilim nit-ht H(ifTnung machen konnte, dass sein Yj^
naehg^^hen würde, sn bat or schliesslich flehentlich um eine Um
redung mit demselben.
Lan<l:;raf I^hilipp empfiof; sofort brieflich Bericht über diese
Verhandluii^'cii. Er tiliob «n^'rbittlicth. Ohne bestimmte Ztisagt<
von Pfalz und Württemberg wollte er keinen Pfennig her^e
Wie hätte er dies auch wagen können? Sollte er riykiren,
die katholischen Stünde ihn wirklich für die Unterstützung der
Hugeni)tten zur liechensehatt zögen imd er dann ganz allein di?
Verantwortung trüge, zumal da man ilun vermuthlich Bruch dp*
Religionsfriedens Schidd geben wüi*do? AueJi hielt er an der
Bedinpun;;: fest, dass alle helfenden Fürsten ihren Theil selbst
vorstrecken miist^ten; er stand so ;;ut wie Ändere in der Besoi^-
niaa, dass man ihn um der Hilfe willen mit den Wafifen heim- ^
suclieri könne, und musste daher sehen, wälirend er die Hug^H
rotten unteretützte. doch sich selbst möglichst wenig seiner Vei^
theidigungsmittel zu entblössen;*" endlich war es ihm jeilenfalU
nicht nur um das Geld zu thun, sondern auch darum, daea allt»
Tlieilnehmer sich gieiehmassig für das Beginnen verantwortlich
machten: aus den SchrifUtücken jener Tage geht hervor, das—
man die Bürgschaft den katholischen Ständen gegenüber weit leicS^^
ter vertreten zu können glaubte, als das Üarlehn.** Tnde-s*eu
willigte er, um die Truppenwerbung nicht nocli länger aufenbaJ-
9^) Pbil. An RoIshaaBen, i^pongeaberg, d. 30. Juli, Hb.; R soll M
der Worbiing das I^and T[r><iscn nicht von Pussvolk und Tl«itom aitidöMMii
auch nicht mehr als zetm hossiaoho Adlige mitnehmen, und deroa Namra wf-
her dorn TAndgrafon ortKRtirn : ^dann wir ans bosorgtai mÜMon, das nnu tu»
tnsctzen werde.*
Ö4) Christ, und Fr. au den Landgrafen, d. 9. Aui;. (Xluukh. I. p.saffe
„und nachdem oin anlehen schier oinor Iiilf zn verglciclinn Mm wil, so isl •
besser und auch gogon inoniglJoh viel v^raurwortliclier, das mna sich mn di»
ICK) 000 il. allein vorlürgeu ... thae."
Zehnter Ahwhnitt.
453
ein, die Hiilftc yoines Drittels an «ler Summe, 10 666% Gul-
den, softtrt vorzustrecken, falls Audulot sicli um diesen Preis mit
den Obristeo einigen könne; doch wünschte er dies Geld wieder
zu erhalten, wenn Pfalz und WUitteuiberg nicht zu gowinnen
sein sollten. Kudlich gestattete er auf den Kall, dass Rat^cnberg
lind Schachten ihre weiteren Dienste versagten, seinem üufmar-
schail Roishausen, der sich als Mitbeuuftnigter in Cassel bofund,
Mjlbst die Werbunj^ zu iUierncbmeu, und ein halbes Jalir mit ins
Feld zu ziehen. Wählend Andelnt nach Pfalz und Wurtteiuberg
reiste, sullten zwei seiner Begleiter zum Kurfürsten von Sachsen
und Johann Friedrich entsandt wei-den."''
Auf 4lic8en Descheid hin verhandeltca Land^'raf Wilhelm,
Bing und Kolshauseu abermals mit Schachten und Hutzenberg;
da Dit-se versicherten, Nichts mehr thuii zu können, verabschie-
deten Jone mit Andelul: Roishausen sollte sich mit Kriegsiouten
besprechen, Andelot inzwischen nach Pfalz und WQi-ltembei^,
seine Degleiter Bar und MaleviUe ziuu Kurfürsten vtm Sachsen
und Johann Friedrich eilen; jene Beiden sollten lun Bewilligung
des Darlehns von lüOOOO Gulden, diese tim einen weitem Bei-
trag; oder Hür^jsiliaft für eine andre Anleihe der Hugenotten er-
Kueht worden. Am 15. August sollton Kolshansen nnd die Fithrer,
welche bcsrt'it wiireii. mit nucli Kranfcreirh zu ziehen, sich zu Wil-
dungen einfinden; falls Ijujd^^ruf I'liilipp bis dahin bestimmte Zu-
sage von Pfalz unil Württemberg' erhalt4;n, sollte noch denselben
TafT ein Drittel des Darlehns er)egt werden, um damit die Reiter
aufzubringen. Andelut sollte sich zum selben Termin gleichfalls
zu Wildungen einslolU'u, um den Anleiheverti"ag detinitiv abzu-
schliessen."'^
Du Umdgraf Philipp das llebereinkommen guthiess,*' schritt
QUUi sofort zur Ausrüliruii^'. I^mdgraf Wilheliu gab Audclot
05) Philtpi» an l^iilgrat WtUiehn, Mecld>aoli, il. 29. Joli, 8. BoUageu.
U6} AbHL-hicU L. Wilbelniä, Biogä und Uolshausens mit Andelot. Cossol,
d. 30. Juli. Bericiit L. Wilhi-liim an ii<;ii Vator vom wllvu Diituoi. IIa.
D7) Landgraf PliiU|tp oii WUlielm, Spaaf^euWrg, d. 30. Juli. Buraolbo
all RoLshÄUftOH , vutn sollifin Ibtvuii: solürki ihm oiti») Zusendung des Hencogs
Oiristoph und ITalzgrofen Wolfgant;, dai-aua zu entiiähiiion. dass d)>r K.t>nig
und dio Königin in Fratikrciuli vt'irkli4:li in (jawahrsam aoien, damit er vor Oott
und der Welt ob um so t'r'jJiUotii'ioä (iowisaon habo: or mögo awh andern
ohriichuu Loifteu davon Keuntniä» giiWn. (Hs.) Die orwttfanti' Zusendung schciut
454
Zohulor Abschnitt.
Scliioibi.'n nti Friedricii »lui Christoph mit, iu di*in'n zioml:
ktttegorisfli und in etwas bowchüinendcm Tim dii> Envartuu^
gesprochen ward, die Fürston würden sicli nun endlich mit ibrci
Unterschrift bereit erlläreu, je ein Dritte! der Anleihe vor
strecken. Desgleichen entwarf man Instiuctionou iiü* Biir
Malevillo zur Worbutifj bei dem Kuifiirsten und Herzog
Sachsen und Landgraf WiDielm gab ilinon dringende Empfehlung
sehreihtMi mit."-"* Alsdiuin h'cnnte ninn «ii.*h.
Wir sahen schun. dass Kurfürst Friedrich sich mit H<*i
Christoph, während Andelat in Hessen war. wiederum veretänd
hatte: am Besten sei es, nur Bürgaeliaft zu leisten. Als Andc
zu ihm wiederkehrte, wurde er doch wieder andern Simn-s, xut
da für ihn die Oeldnoth selu* hr-stimmend war und Ande
fälschlich heriehtotc, der Landgraf habe sich erboten, allein
HnlfVo des Darlidins zu tragen: es war dies ein Irrthum, der
der SprachunkenntnisK der Hugenotten beim Dolnietschoo enl
standen. ^-''^ Demnach hotl^o er wohl. Christoph werde die andeit
Hälfte übernehmen; im üobrigou wird die energisdie Auffonli*-
ruuff Landgraf Willtelms und die Siham über ilio Knllr-, die man
bislier in diesem Handel gespielt, das Ihrige dazu gethau habea
Friedrieh entsandte also Andelot in Begleitung seines Maräclmli«
nach Wilrttembei^, liess Christoph seinen Ueldmangel khLgt.*n uii'!
ihn bitten, die andere Hiüfto des Dartohns zu tiagen. ^'^"' Nan
endlieh entschloss auüh Dieser sich über die Bürgschaft hijiatts-
zugelin. Zu Heidonheim, wo Andelot ihn traf, wiiiile mit dem-
selben im Beisein des kurflUstlichou Marschalls ein Abschied pnt-
woifen; derselbe ging zwar von der irrigen Aunahmo aus, du»
der Landgraf allein 50000 Gulden vorstrecken werdoi, vorapncii
ein Brief des Bliuiugralbn (ilor Anui. H9 vltirb'V) guvruden zu sein, denn in «i*
nou SvhrciliOQ an Kf. Aui;. und Johtmti Knctlriih (s. niieliäie Aum.) orwihal
IdDclgraf Willicliii: der Khciugraf hnbi* auf oinstlicho» Hofrap'L dem Ilerof
Christoph nicht li-ugncn kcinocH, dass dov Könif; und diu Künigin-Uuttin* nithi
freiBti Willens sondern . ciistoilirf * seien. \^\. Uoil. I.XVI, im et^toii Zp«(i
98) ScIireiU'o Landgmf Williehns an l''ri«!drich. Christi)ph, Johann .
rieh and August, Cassel, d. 3t. Joii. Mcmoiinlo fiii- Bar zur Werbung U
Kf. V. Sachsen, für Mnlüvillr; zw: Worlmjg bei Johann Friedrich, s. d.. Ji^
Ullis auch vom 31. Juli. Hk.
99) S. Anm. 107,
100> Kr. IUI rUü-, JR-idt-Ib., d. j. Aug.; 0. 8.. 13., 1-i. Aug. Us. V«
hör Audolots durch Land^f Wilhelm (s. Auni. ItM).
ZohQtor Abschnitt 455
Hbei- doi'h, (luss dio^olbi? Siimmn im Xamen von Kurpfalz und
Württemberff hinucn cini^ri Wochen zu Zwcibriioken erlegt wor-
den aolle.'*" üieeea Sohriftstiick wtirde nun mit einem Gesammt-
schreiben des Kuifüi-sten und lierzoj^ aus Heidelberg?, wo Andelot
die Oenehmiprunff Friedricljs eingeholt, mit der Pott an den fjaiid'
graten gesandt'*'* Andolot traf gegen den 18. August in Wil-
dungen ein, wo Bing und RoUhausen, der eiligst eine Anzahl
licssiselier Adligen /.um Kriegszug nach Frnnitreioh aufgefordert
hatte,'"''* seiner wartt?teu. Er wies eini- fniazüsiüclie Uebei-setzuug
des heidenheimsehen Abschieds vor; man nahm an, das^ Philipp
die pfÄIzisch-wUrtiembergischo Sendung bereit« empfangen habe,
und als dennot-'h da« Gehl ausblieb, bat RoUbauseu den Land-
grafen in meluvn'n Üriofen dringend um Äuiizalilung dessolbeii.
Die zu WiUlungen Vcrsanimolten mögen nieht wenig bestürzt
gewesen sein, als zur Antwort der Landgraf ilmen mittbeilte, dass
er noch keinerlei Zusage vr>n l^falz und Württemberg erhalten,
imd dem MarsthalJ sowie dem SecretÄr derb den Kopf wusch,
101) Copio s. (1. Hs. Jedi^nfallä vom 9. Aug. wio das iu uSohstdr Anm.
nitirto üc^taminUvhrLMbeu.
102) Friod. uiirl Cbrist. nii Fhil., d. 9. Auk-, s. Klnckh. I, p. 324 ff. Das
Schreiben ttatirt voa Hcidulb., muss aber iu Heidönliäiia eatworfou suiu. döon
aus dt-D Aüiii. 100 citirtcn Stiiokeu geht hcnor, doss Andelot erst am 13. Aug.
wieder in Heiddljerg war; Bfino Reis^ hatto sich dadurch vorsögert, dass er
Herzog Christoph muht iu Stuttpiu-t traf.
103) L'oncopt 7.U füiiein gloicIiIaut-Mideu S^--lirei))eu Rolshnuseiis an eiuo
Anzahl Aduligo; («r llioilt ileubolboti uiil, <Jai^ ihm in Eile ein ^uhrlichei' Uftn-
del*^ bevoretebt*, tiud ladet Diejeiiigeii, welche sich dazu hrauobcu Iohsou tmd
eine Anzahl RoiU>r iiufbrinp.'ii wollen, zu einor freuni]|iuh>>n IWspruchuiif; ein.
IHe Adrossatpn sind: (Hto von Mulslnirg, (M,1o von Viennmidori. Arndt von
Uffelu. Ilelwig OiUa, Olsiibt, Eberhard iiuJ iiciniirli von M<;lsi-hpdp. Hans
ätOmotl, Milhart Güntonodo, Haus von Stocthiison, Johann von Wolmeriog-
huru*n. Adam WoIk, Moinolf von nouora. — «Vci-ZF^iuhnu-s der rittmoiater
und haui)tli>utho so mit dem hoiffmarBohalk Robliaxisson ziehen wurden —
Ami von UlTeln rittnioister und Icnk-uampt — Aiiiolttnxon — Melschiedt
— *>tlo vcm dyr Sfalsliui-ji — Bemhurdt von Vicrniuudeu — lielwig Ooise
— Joist Meubebach — der {des?) xnarschalks Cano — fussknecht haupUeuüie
— Hanfis Keüiiaim — Wolf von Nortlmussen — Caspar von Melsclüedt —
Heinrich von l'ffchi — Wolf Taroiidt — dt« niarecholks reulnin — Tho-
mas I^)ui:htcmtui(-liot' vom Hain> Uoberflchriften und Namrn »toben nntor-
einandcr, wie sin durch STriLtho Bb^?tTennt sinil. I>a das Wnrt loutonamiit
unmittelbar am Rand <\*^ Paprors stobt, ist unkhu' ob es rückwäila bezogen
oder mit dem Namim Amolunxon verbuodon werden muss. — Hs.
45H ^^^^P Zuliutur Absubiütt
weil Mie Gold von ihm v<:'rlaiif,'teiu ahno sich vordchoi-t »u H
das« jene beiden Künsten auf da-s Uarlühn cinpepmgen. N
mehr: der Hugenott MalcviUc, der bereits von Johann Frid
zurückgekehrt, liaHx;, vormtithliih auf unsichere Nothrii'htcn hin
und in unbeflonuener Hit/e, behauptet, der Pofitboto, wplcho^^
die Briefe zu Heidelbetx überp^ben worden, sei ein Spion f^^t
wesen und habe die Sendung unterschlagen. Diese Aeusserun*:
brachte den Landy;nifen auf die Vermnthnnnr, man wnlle ihn be-
trügen: Andelot habu vielleicht )iei Pfalz und Württeraberi:
ungiuistigon Bescheid erhalten und Hngiro nun dati Gegeothell,
um ( lold zu erhalten . Heiter anziinchmon und sich nus d
Staub zu machen. **be der Betrug entdeckt sei. Kr liess Ämle!
einer Art von peinlichem Vcrh<ir unterweifon und ihm eröffnen:
er werde kein Geld auszahlen, bevor die pfälzisch- württemberji-
sehe Einwilligiiüg an^^okomnien, es sei denn, d«ss Andelut,
ihm (xarantic zu geben, sich miltlcrvvuile zur Haft bequeme. Di
nun in seiner Bedrängniss willigte ein, und so wurde denn der
ritterliche Franzose auf einem Zimmer des Schlosses zu Ciisscl
inteniirt und streng bmufsicldigt; darauf wurden 11)000 Gulden
ausgezahlt, mit denen Rolsiiansen seine Werbung sofort begann;
nach Heidelberg wurde ein eilender Courir gesandt, um den Tliat-
bestand zu erfiagen und. falls Andelt.'ts Aussagen sich bewahrhei-
teten, auf dem Rückweg nach liem Verbleib der Briete zu fo^
sehen. '** Nun trafen aus Heidelberg sofort Copicen der Tcrloroi^l
Scliriftstücke ein'^^ und Andelot wurde auf freien Fuss gesetzt;
lel^
K'n:
>ergi-
104) RolabausoD aii PtiiL. Wilduiigou, d. IS. Aug. Phil an Rolsbia-
son und Bing, Icninonhaiiten, li 19. AuB- Pbil. an Friwiricb, zw« Schrd-
bcu vom IS. Ana. am lmm<.'nliauscn und CMetiltauäen. Oen>. an Chrifitfiph,
Ajncl^'iJti! , <l, ][). Aug. Instruction für Alexander PHügi^r und Ctirist, TUreicL
wie .nie Andelot liefia^cu und hin üiirn Eintreffca di^r pfälzisch -württembeip-
sclicn Autwort m ilaft haltwi sfdio». Information für ?hUi|ii(3 Keutschnsbct
zu Zierflulxirg, Hans Starot, wie dorsclbe uacb Hoidclborg roitott, dm Tbat-
bestand oriuittclii uuil nach deu verloruim Schriftstück on suchoa sriU, CisscL
d. 20. Aog. — Protokoll des Verhöre Aadelot» duroh Laiid^'i-af Wilholcn. C»&-
B«I, d. 20. Aug. — Dfriuht, wie ^ich* (Bing oder Ixindgnif WiUiubnV) Aodf-
lot» Auaaagen, orstattot doD Ifi. Aug. zu Wildungen in ijegenwart des JUr-
suhallfi, dann dun 20. .\ug. zu C-assel in DegODwart Pllügers uuil llatncis
, nngijvurlioh vcrvtauiiun.^ SümnitlirU Us.
105> Mit einojn ScUrt-ihüii Ti-irtdrichs, Heidolk, d. 21. Aog. Hl, 81«
kameu mn 2D. Aug. zu Zai'fottburg au. Indossou hatto Gotshausen die V«"
buug, wie aus Acten über dieholbo ersichtlich ist, bercita begonnea.
Zobutur AljS4;bfiitt
457
ffäffögpn golang es ilorn Kiirfiirstrn iiiul fiiind^nifon tmt/ uifri^rtir
Jjeiiuihuiigon nicht fostziistellon, wuhin jom; Kriofc gomthon und
ob sie nur verlorca gcganpon oder veruntroiit worden; es liogt
nbri^ns kt^in besonderer Orund vor, das Ijetztere anzunehmen,
dt-nn es stellte sich heraiiu, dass der Dienst anf jeuer Po«tir'crbtn-
diing- sehr unordoutÜch betrieben wurde, und die Verschleuderung
Ton Briefeendungen nichts Seitones war.**"
Xarh der Fiissiing des Fteidonheimer Ab>«:hied(w und dos
plubisch-württoinhurf^isclion tresaramtsihreiW'us liiittc mm fjand-
graf Philipp auch, nachdem die ActeuHtüeke eingob'uflbn. noch
Bedenken trai^en müssen, seine Zahluug zu vervollkommnen;
erstens, weil ihn» mehr zußömuthet w\irde als er iibernuiumcn,
zweitens, weil die Zusage noih immer nieht ganz klar schien;
denn die Fürstt'n erklürtnn in beiden Stiioken, sie wollten das
Gold /.iini Darlehn »ufhrinp'n, indem sie in ihrem eigenen Namen
eine Anleihe bei Hasel. Sti-assburg oder einer andern ^Uidt mach-
ton, wie rordom die Hugenotten liatten thun sollen; nachmals
wollten rtie, uni der Verantwurtliclikeit eines unmittelbai-en Dar-
lehns an die Hugenotten zu entgehen, wiederum die Form einer
Bürgschaft einsetzen; auch Ijtkiidgraf l'hilipp sollte für Das, was
er vorgeschnssen . aus dieser Anleihe entschädigt werden, so dass
wiederum die Städte eine unniith'lbnre Forderung an die Kranzoseu
erhalten und für Diese die Fiirstcn sit;h verbürgt hätten. Dabei
blieb, obwohl man versprach, das Geld ganz gewiss bis /.um be-
istimmten Termin auszahlen zn lassen, doch unsicher, ob man
100) Der Bericht des RentaiJiroiliers Hans Starub {». Auiu. 104) über
scint? ReclionThen («. il. fit 1.). di«' .AohMagen von U Postbernntun iiuf dor Strecke
Bwiflchcn n»^idi!lb<^rg und f^s»;!, woIcUo i;i' initlifAc-hti*, und die dos ,KnU-
aers** zu Dai'mstadt, wolchcr m'-hniials in llpssfm uud llcidelborg vorhört
wurde (pMsiin in der CorrespoDdcns Friedrichs und Philipptt), ergeben nichts
BL«timmteä. Die Fürsten stellten achliosältch. wie es eoheint, die Hecht-rclion
ihrer Il<_'.snltiiUosigkt?it lialber ein. Im Bweinber des Jahres findet Bi<.'li dann
einmal ein arxlres J'ack verlorener Briefe in einem Fa^s hintemi Stall eim?»
Postbeainttm. Philipp sendet darauf mn Pfaljs und Vi'ürtt»jml)eiv Tarzeiehnifise
der seit einiger Zeit an sie abges<.-hickten Briefe und erbittet solche von den
angekommenen; die württeiiiborgisehe Antwort cdiistatirt in dor That Dodi meh-
rere Veilu.>;to. (i0lej(«:'ntiit:h dioses Kalls wirii dann dii- Hoffnung anagespro-
cheu, dass ntiuh jene Sendung im August nur verschloudfürt, tüoht veruntreut
worden, ^l'liil. an L'hriat Marburg, d. 10. l>ez. Antwort Stuttg., d. 24. Dez.)
SAmmtlkb Ua.
458
Zähiil(.*r Ahscbnitt.
dios auch thiin ivoltto. im Fiill diu Anloilio dor Fürsten, wie
dem di<.' der Hiig:onottt?u, schciterU*. Docli hntte lU'rzog Chriab
Anddot mündlich versprochen, iiu Fall der I^ndgraf aiif dicso
Bestinimimfrcn liin sirli weij^ere, sein Drittel sojErleich nuszuyjihlcQ,
wöUü er auf briefliche ßenachricbtiguii^ hin da^ (Jeld auch bevor
difj Anleüio au%ebracl]t sei^ in soincm uiid l'falz' Namon zu Zwei-
brücken erlogen lassen; '*' aussoi-dom theilte Frietlrich bei der
üoborsondiing der Cojiieen dnr vorlorenrn Schriflütücke mit, dass
bereits üOOOO Guldcu boi Strassbiiriij aufgebraebt seien, und ver-
sprach den Best auch flüssig zu machen. ^^^ Der Landgraf kumito
demnach woni^tons annehmen, das^s man ihn nicht mehr im Stich
Iftäsen werde; er vervollstandijrte seinen Vorschuss bis auf ein
Drittel der 100000 Gulden und die Werbungen gingen fürt.'"
Nun gelang; es zwar nicht, mehr als jene 80000 Oulden leihweie
zu erhulten; tHc Stadt Bnsol, bei welcher man um Geld einkam.
fand, wie wir hüren, den Handel bedenklich, weil sieli die Guiso<
mit gleichem Anliegen an sie gewandt hatten; i*^ doch liessen sich
107) Vorhör Andr>lots durch Landgraf Willielra. s. Anm. 104. I>«B-
nach tlieilt«? lAudgmf Wilhelm Andriot luit, or zweiflo sehr, das» sein Yatw
auf dio Zusagten des hcidonhol misch eu .\bschiods hin Oold geben worde. AuT
dio Fragt', warum Amlt^lot dem Kurlürston borichtct, ihiss ^vr Landgraf allein
60000 Guldi?D übornuhnioii wolle Cdiß.sc Boatinunung stand nicht in dem Al*
whied zu L'assel vom 30. Juli, s. p. 453. Anm. 06), notwortet A.. dasB erDis
aus IjiDdgraf rhiHj)ps Schreiben vom 29. Juli (s. Bt'ilapm) entuonmwn, wel-
cbüs ihm nach dus IjimljnTirt'ii Wuns*;h dnr^-h Ludwig von Bar iibetwtxt irar-
den. Hif-nilier kam i-m zu yitiyr hnfiigeti Aiiseiimndersetzuiig; dei- Pi-otukoUi:
Dotirt da« Wort: «Zank*^. Gleichwohl findet »Jt-h im Anfang jenes SchretI
eine UJiklaro Stolh«, ans welclier i-M- Inthtim ofreiiiwu' hervorgegangen
[Ueil XLVl, zwyitt^r AhaaU, dritth-tzto ZüIImI
ICß) Frirdr. aii Phil. Heidolh., d. 21. Aug. Us.
109) Christ, an l'hii. Urach, d. 9. Aug. Jls.: seine uad des Ki
Abgeordnete habeo zu H&hqX um ein Anlehen von 100000 Gulden aogveorl
alver Kicht8 erhalten, weil die Condi&ohen, sonderlii'h dor von Tliun (Di
mit ihrem „ung4>n'uiiibtfn* Aubringon (jedenfalls twl di*in en»tt*n Anlciheixi
im Juli. 8. |i. 443/4. 4-18/U) die Sauho so nchhar ^tmiacht. dass die Goiar-
scheu sofort audi utn eiu Darlehn eingt^kommeu, und ihnen dadurch dor
ganz verdorlieii werdeD sei.
110) Phihpp hatte schon im Antust ein volles Drittel dor pUMB
leihe erlügt, (rhil. an Christ.. CasBol, d. 30. Aug. Hs.) Christoph hati»
nach Absohloss der Voriinndlon^^vu mit Andelot zu Ileidonhoim Wolfgaog und
Karl vou Bwlea beuachrichtigt und gob<jti.'D, diu Last tragen zu heUi»L
Fürsten zügerteu anßUigüch, Karl, wit> er mittheilt, aus Ouldvorlc^ealiMt {<
fl
Zolmtor Ahschoitt 459
nacli C'iiiii^ni Zögurn Pfali'-gral' Wultgaiit; und Karl von Baden
bewegen, je iOOOU UuMea zu übcrnehmeu; da nuu dem Kur-
wohl er vor 0<itt und suinöm Oevitsaen hcxßugt, ilaaa er es gorii selicn würde!,
wenn ilio Hugunottr-ti» es wiire gli^icfa beimlick oder öffoiiÜir-h, uuteratütxt
urürtleü), WoLfg&iig aiis unlxikaanToD (Fründon. (Karl an Ciirist. rforzhciin,
(L Ifi. Aug., II-*. — Fricilr. od Christ-, ITirsolibühl, U. 24. Aug., Iiirh't ilou
Hcnii*jt. DtKlmiols Wolfgaug nud Karl, iroix liar AblöhHung des l/stzieni^ zur
tmaron Erlegung des Guides zu mahnen, ils.) IniEwiscbiMi erboten (.'hristnplt
nnd yripdriüh sich boi Philipp, zusammi>n 500«X) Oulden zu orlegon. und baten
ihn, im Fall diu Äiüoilie nicht auflkOuinio^ IrVoUgan^ iind Karl abi^r nicht eo-
furt xalili'd kountHii, diis DritthL'il doc Sumiin;, wi'lulics er schon erlftgt, bis
auf eirio llülfti' xu >!r^nzei\. Da er sich consequent wcigerti' (er fiihrto an,
Aas6 er wieh boi den «({o^'hwindeu UiuRcii" soijief* Goldes nicht so g&nz wnt-
Mössrtu köniiö, und dass er aoolieu noch aiiderw)!<it löOOO Oiüdon vorzHatri-rkeu
halio)» so liessoQ sie ^s omllii-h ihibei (rawondon. ÜDtcrrlwtäoii (am 0. SopL)
tliGÜto aach i-bristoph dem Landgi-afen mit, da-ts die Anleihe nicht anfxubrin-
fton !>c\; da uuu Andolots Heiter (wie l'hili[(p Christ- am 1). Sept. mit der Bitte,
die Zahlung zu beHchlL-unigcn, mittheilt) sohoa Anfang September luizuzieheu
boganueu. mutwte mau, tun Musterung und Ahmai*8ch nicht zu verzÖgHm, weh
entMuhliitsH^'o, mit Ausnakme der 30000 (Julden, welche der Itath von Stnisa-
Imrg hergelieben . wenigstens vorlüulig AJIns aus eißonijr Ta*'he hersugelM.'u.
Mitte September erlegten Pfat/ und Wvirttf^mberg 50000, Karl vnn liaden, dor
sich inzwiseben eutschlossou , lOOOü Unlden. Zur endgiltigen Hegelung der
Saüho tn^rauuite Friedrich (an den Land{|;rafeti, d, 12. 8ept) eine KiithecuufO'
rcnx zu Heidelberg mi. (Kriedr. an PbiL, ein Schreiben Ueidellierg, d. 20. Aug.,
zwei ebrndas., d. 12. 8.;pl. Christ, »ji Phil., UmcH, d. 2a. Aug. und' 0. Sejit,
Grafenock, d. ll.Sept Phil, an Christ., c'as.sol, 'i. 30. Aug., an Friedr. Ziegon-
hain, d. 2. B^ipl. Srtmiutliih IIa. Kliukhohn I. p. 333, im Text uuf^n und
Kote 2.) Man hoffte, Wolfgang werde 16000 Ouldon tragen {den I->andgraf(.'U
Antheil iwUtfl auf 25000 GiJden herabgesetzt werden, damit er nicht mehr
zu h?i8len hätte, als l'falz und Württemberg, sodass dann zu lOüOOO noch
löOOC) Gulden g-tfehlt hätten); da er aber brioflieh erklärte, 1000(t üulden
und uichr. mehr erlegen zu wollen, vertht;ilto man auf dor Cunfereuz zu
HeideltfCig die Hunime endgillig tto, das« Wulf^ung und Karl ja lOUOO, Pfalz,
UrÄ-*«'n tmd Württomherg die ührigoo 80000 GuIiIod zu gleidion Theiira übor-
nahmeo. (Kliielh. I, p. 3't7".']39.) IIiörl«ei kannm den letzten Dreien je
10000 Ouldcii von der strassburgiäeiicn Anleihe zu Gut, sodnää sehliesslieh
Joder von ihnen nur ltl6(jC',3 Gulilen selbst zu erlegen hatte. Da der Ltmdgraf
beruits das Doppelte gezahlt und Kurfürst Fiicdrich zahlungsunnihig war (diu
obige Zahlung vun .'iOOOO GuIdOD im Namen von Pfalz und Wiirttemlwrg
wui'de demuae.b vennutJdicii ganz auä der strasüburglschen Anleihe und Herzog
Christophs Kai^se gideiistfl), hUeb l-otÄtor-ir rleni Landgrafen riie Summt; bis
Ctetem l.'H}3 sohuldig. (Qiiittmig des landgrüflieheti ^iehatznu.tist<»rs Ottn (ilctm
über IfJÖtiti Giüdün 10 Datzen, welche er vnm Pfalz laut des hüidelljergiscbon
Abschieds cmpfangon, FraiüJ. am Main, d. 4. April 15(j3. Us.)
460
Zobntor AUsdmitt
fürston, llerzo;^ uthJ Uimt^caff^n missei'dom uoeh jc'U(
giscJic AnU'ilio zu Irute kuiii, hutto uiich von Diesen endlich
Keiner molir als I6666-/t Gulden aus eij^iier Taache vorzustrecken.
Uer Kuriiii-st blieb diese Summe dem Landgrafen^ der bereits das
Doppelte battö auszahlen bussen, ein halbes Jahr lan^ schuldig."*
Johann Fricdricli liielt das zu Eisenaeh gegebene Verspre-
chen. Er wiwlerholte zunächst dem Franzosen Maleville, aJs die-
ser von Casscl zu ihm knni. diiss er den Hugenotten, im Kall die
andern Karsten dunselbeu etwa» Uehcu (was ja damtdä noch nicht
ausgemacht war) seinereeits 20000 Dulden vorsti-cckon werde:'"
«Ih dann das Uarlchn wirklich zu Stande kam, zaldto aurh er
das Vorsprochene aus. 1'= Diigogtiu blieb ßars Sendung im Anglist
von Sachsen erfolglos. l*hilipp schickte na<^bmals den Ijandgrafon
Wilhelm zu dem Kurfiii-sten, um den Entscbluss desselben
äniloni,"'* es wurde aber auch damit Kicht» erreicht"' Mau kann
nur annehmen, dass August das Schicksal der Evangelisclien in
Krunkreich. wenn auch vielleicht mit mehr Sorge, do<;h noch
cbonsoschr ohne inneren Antheil betrachtete, als er das Wetter
über <loni französischen Proti'stanti.'snius im vorigen Jalir sicJi
hatte zusainmcuzieheu uud im letzten Frühjahr ausbrechen seheu.
in» rhu. an Friwlr.. Carthause EpiK^iberg, d. "'J. Aug. 15ü2. Us.
1I2J PhU. aii Joh. Fr., Trcysa, d. 4. Nov. l-W^. Hs. Daukt ihm,
er sidi gegen Cnnde und die Seinigen so freundlich uud gnädig mit Voi^
Streckung vou OiOd erzeigt: Gott wmt es lobntiu. — Dio UugeDotten erhidten
alflo von den dfutschf^ii Kürzten insgesammt 120000 Guldoo voi-gestivckt: eine
kciiirsM'Cgb in>ritigi* Summ«'. Sie l>ctiiigt, Uvi olltiniü.-drigütor UerechuUDg d»
Uuldtms, etwa (32800(1 Mark houtigt-r Itt-k-bswohrung oder 750000 Frinkua
ohne» dass die EütT^crthung des Guides seit jotier Zeit in Anschlag gobraeht wird.
113} rhu. an Fr. «ouiroth, d. 6. Sopt Us.
114) Uiidgrnf Willi, au PLU., Torgau. d. 13. Sept Es. „I»ie Anilt-
lotiM^hü Hamliuug botretTuude , darin Lab ich ulwr allen augewandten Act
nichts mögen erhalten.''
Anhänge.
XTo. I. Ueber gefälschte Nachrichten.
Dio allgomeine La^ des Pn)testanti»nms in Wen Jahren unserer
Darstellung wnr KWfireUos geeig'net, «He iteutschen Pmtestanton mit
Sorge ITir die Zukunft — und vielleicht eine uidil aUzufeiTie Zw-
Vnnft — 7.TI erfflllen; (Ingegon blielien die nciilen BcSiigntiKunsen,
welfhe ilio (IeutM(^h-j>rfite«tantis(-he \V>»lt ßtet-s in kurzen Zwisclien-
rviumen HlierHelen. die immer -wiederkehrenden Besorgnisse vor einer
schweren Krisis iu uUernäuhHter Nälie nicht nur ntots olinc UeetSti-
giing; sie emeisen sicJi auch, wenn man der Begründiuig nachforseht,
nach unserer Kt^rmtnisa der Verl^altnisse fast durchweg als vi'JJig
wesenlos, Dipse BesnrtrniKKe haben Itf»! den Fürsten und Staatsmännern
zumeist eine dopyielte Win7,el: eJnc Versehicbung der politischen Cou-
junetur, woleho die Gefahr nfthor zu rfickon aclieint, wird unmitteU
bar gefolgt von einem Schwärm von „Zeitungen", welehe, sei es in
der Form des unveibftr^rteu Ue-rftchtes oder in der gewisser Naeh-
riohten, einen Ikowaffneteii Angriff zur Untordriirkiing dos Prolcstan-
tiRmu!* .il8 nahe iM'vurKtehend ajikünden. Audi wo dieser PanillelismuH
noch nicht genügend belegl ist. dürfte er sieh bei weiterer Ausbeute
aus den Ani-hiven vielfach noeh hestfltigen. Wahrend nun die Be-
fürchtujinen , welche sich aus der allKcnicinen Anseluiuung der poli-
tischen Lage ergahen, zweifellos eine innpro Here-chtigimg liesassen —
du«s sie sich in jener Generation not^h nicht crfflllten, lag doch wohl
nur an einem Gang der Ki-eigiiisse. den die Zeitgenossen nicht er-
warten und in Reehniiug ziehen konntea — fin'let für jene Zeitungen,
in denen vornehnilirh wohl ilie vagi'U Vermutluiugen des gnwseu
Publikums und der ob^cureu Politiker sich zu iK^stiuimtcr Form ver-
dichtet haben, sieh sehr selten ein melir als äuKsorlioher Anknßpfimgs-
punkt in den feststellbaren Thatsnchen. Als solcher kiSnnon fftr manche
Nachrichten die Orumbaeit sehen Händel gelten; ferner die Bemühungen
des Kaisers und knüiolisotier Stünde. Buigimd in einen Schutzver-
iiand mit katholisdion Stünden des Koichs zu ziehen (s. p. 112; p. 124»
Anm. 49) — iiiclit als nl) ilabei eine offensive Tendenz leitend ge-
wesen wän?: ein soli-her Bund hatte nur, auch wenn er in fried-
licher Absicht iHjgriindi't wurdej nachmals leicht einer aggressiven
Politik verfallen können. Auch die Zeitungen, welche die dÄnisehe
Successions frage beti-afon, siml wenigstens nicht vfillig gegenstands-
los; die Anfftnge einer Intrigiie zur Hnckeniberung Däuemiu'ks nn die
4fi2
Anitüago. 'So. I. üehpr fref^lsr^lil« Naobriclit^^D.
Ki^
Erben K«%mK Cliristicme hnbon offenbar oxistirt iiml Oor cniwtin'
Hof sowie (inimbnch waren ilarein vei-flocht-^n;*) nur gclias.«M^n niK-h
hier die Geiilchte miemUicli weit ülier tJas Ziftl litnauB: jeno Anfilnf^
schoincn sich nie auch mir zu einem fe&ten Flau ausgestaltet
haboii, lind dass sich Franki'eich und Spanien da/iU- iiitei-esRirt
verbindlich gemacht hatten, wird sich wohl nie bestätipon. —
als äusserlicho Anläßsr» zu allerlei vagen pi)litiscl»en CoiiiMmitioneu
kOruicn din moiston der hEiillgt»n Nnchrli-hton von Werbungen im Rcicbo
gelten. Das Itounnüiigeudc aji denselben war im Allgemeinen wohl nor,
dOBs, sofem Oberhaupt Werbungen ätattfanden (hllufi^ scheinen die ZfJ-
tun|i;en davon h-vi-e OerÜchle gewesen zu sein), aio fast immer unter
Verwdiweitfiuiii: des Zweckes und Kriegsherrn in mßgUehstei- Heimlich-
keit vurt^^uommen wnnlen. Dies versteckte Wesen fonlerl« die Phiuitasie
der AengBtlichPn hei-nns, obwohl os in den Verhältnissen begründet
war: da die Oesctzgebung- der Augshurgor Reichstage Y<m ir»55 und
1559 dem Kaiser das Recht ffab, jede miesliebigc Werbung zu verbieten.
mufisten albi Werbungen, welche iitif die kaiserliche Genehmigung nielit
i-eehnen konnten (d.h. meines Wissens iu den dargestellten Jaltren alle,
ausgenommen die doe Königs von Spanien im Krieg gegen Frankreii
mCglicfaRt im Ocheimon angestellt und durchgefülirt weiden (Vgl
träge p. 20 IT. HnUrlinlV, p. 58tT.). Dna erste Krci^iss, welches
schweren Resnipiisse der Protcsfimten in der That rechtfertigte, war
der Ausbnieh d'^ französischen Hcligjonskrieges.
Wenn nun, obwuhl die lliegcndon Kricprprophezeiungen »
immer und immer wieder nicht hestiltigten, die prtitestan tischen
sten und StaatsmÜnner sich von ihnen stets in Athem halten 1!
so tliäte man dnch wohl Unrecht, den Grund dazu in einer [icrvt
Richtung der politischen Ans<-haunngen zu suchen. Ein hea-v<>n*agendi
Grund der ipialvollen Äufmerkfyimkeit, mit welcher sie diei* Di
verfolgten, lag eben in demselben Umstand, welcher das immer nei
Entstehen dei* falschen Naohrichtcn begflnstigte: der Uangelbaftigk
des politischen Nachrichtenwesens in jener Zeit. Die Thateac-ho.
von den Unmengen w^hnftlichirr Ik'richte, wcldio in den fflrslIicIieB
Kanzleien zuBanmten.strttmten, ein sehr grosser Theil nicht die min-
deste Gewähr <ler Hichügkeit in sich trug, war nicht gonOgond, ii
beruhigend zu wirken; denn aus eben demselben Gruudi' fehlte
fast immer auch an Mitteln der Kritik, um tlie Unrichtigkeit
laufender Nachrichten zu erweisen wier mit einiger Sicherheit zu ti
mnthon. Es liiess immer und immer wieder abwaiten, was m>
bestätigen wCirde und was nicht Keineewe^ nur dem grossen Fu-
*) Uionibor OrtloffI, § 39, 41, fi9. Loider finden sich in den rm 0.
benutzten Con-ospondonzen nicht %ioI inobr als Anioutunfitoo über di»n 0«4^
stand. Augvürtige IJterahir, namentlich dio danittobo über dos Leben d»
dänischen Reitrhsraths Peter Üxo, d*.T wahrend seiner langjiihrigeu Verbanotutf
ani iothringischi'n Hof lebte und scheinbar die Sode dor Kedaenten Atuiii'Jilfi^o
war, miisate ich mir versagen zu b<*iintzen. —
das aiif p. 112 Gesagte zu ergilrizeu.
Naeb Obi^om ist nae.hträglidb
AnhilDgc. No. T, üelx*!- gofölsr-litfl Nachrichtr-n. 403
falikiim, auch Fftraton und Staat8ni5iineni war es mir in sdir bfischrönk-
tfiin Mass miJf|,'lk;h, aitÜieiilisüho Ninihtiuhtfn ans sielierer Qiii'llc, iiiiil
dieat' rechtzeitig, zu erhalten; uaineiiHich auf gröKsere Entfernungen
hin sind si« vielfach angewiesen auf anonyme ,. Zeitungen" iingowissei*
Provenienz, abgose-hcn etwa davon, dass die meislon den Ort ihrei'
Hrrknnft — oft vielleicht nur cinr-n der Oi-to, an welchen sie auf
einer langen Oimdation einnial iilitrcsf^hriehen woiilon — angel.wn.
Darunter, wie ans der Form ei-sichtlicli ist, eine Menge brieflicher
l^litthoüungcn, oft wüJlI von privaten l'orfifiiüiehkeiten herrülirend, die
schon vom ersten Empfänger nur unier Verschweigung des (iewülire-
mannes weiter verbreitet und von den Vielen, <lurch deren Hände
sie gingen, mit eigenen Nachrichten aus anderer Quelle, Vermnthungen
und Glossen durolisetzt wurden. Selbst Da«, was pr>liti:5cho FrtHinde
der Fürsten an andern lU'tfo.n und liezahlte Corresiwndenton an den
Knoten iiutikten de« Verkehrs einsenden, besteht zum grossen Thoil
ans demselben Material. Jolumn l.'lrich Zasiutt, der vonlerristerrei-
chischo Vicekanzler, der in GQnzburg luiho bei Augsburg lebio, war
dui-eh die Nfihe dieses Handelf^centi-ums, wo vermfige der kaufmän-
nischen Verbindungen Vieles zuaammenstrümto, durch seine eigene
vermnthlicb sehr woitreieliende Correspondenz und seine Verbindung
mit dem kaiserlichen Ilof in der Tjige, eine Unmenge der cni-sirenden
«jhriftlichen Zeitungen zu saramelu; or hatte eine Art von iwlitischera
Naehriclitenburf?nu aufgctluin und sandle uucJi pi-otestJintiseheii Fürsten,
wie dem Ijaudgrafen, für gute \Vorte, Geld mid Gnadenbeweise —
ausserdem jedenfalls im Interesse der kaiserlichen Politik — mit joder
regelmässigen Post dicke Convolute eingelaufener Zeitungen zu; aber
auch unter diesem Jlaterial ist jedenfidls ein guter, violleicht doj'
grossere Theil solchee, dessen Ilerkiinft der fleifisige Colporteur selbst
nicht kannte. Ein Berichterstatter wie Hubert Langnet ist m^nee
Wissen« in jener Zeit noch eine einzige Ersp-heinung; in ähnlicher
Weise wie KurfTirst August durch Ijtuiguet thnt, sich mit zuverläs-
sigen llerichten zu versorgen, erlaubte den anriem pirttcKtantinehen
Fürsten zumcisl wuhl schon die Dürftigkeit ilu-or Mittel nicht; wenn
einmal Drei von ihnen auf gemeinsame Kosten einen Berichterstatter
an den Ort wichtiger Voi^änge (Concil von Trient: 8. Beilagen p. 73)
entsenden, so ist das eine ganz ausnahmsweise Veranstaltung. Kurz,
nicht nur weil ilmcn läie Kenntniss der Urkunden fehlte, welche den
Nachlebenden die Geheimnisse der Vergangenheit aufdec:ken, ihre Lügen
demcntiron; auch weil sie Das, was bei ontwickelteren Vcrkehrsver-
hältnissen und rejclüichcren Mitteln zu erfahren gewesen wütg, oft
gar nicht, Ofler nur zu spät, ungenau oder ohne Gewähr erfalii-en
konnten, mussten die Genossen jener Zeit oft über die wi<-htigsten
Fragen im Dunkeln tappen. Wenn man ihnen beeclu*3jikten Gesichts-
kreis, mangelhaft ausgebildetes diplomatisches Crtheil, ja eine gewisse
politische Abergläubigkeit vorwerfen darf, so liegt die Schuld zum
guten Theil an diesen nnülx^rwind Hohen IGndemissen besserer Auf-
klärung; wenn Kurfßrst August, nach Allem was wir sahen, ein
404
Anhlüige. Xo, 1. Üetw>r KefHlschtc Naohricfaten,
keiiwMwc^ wcilsiulitippT Geist, t\on Worth fwlitischor NHchricht*^n
populärer Meiininp-n oft riclitigor beiirthf-ilt als wino FrrMiniJo,
li^ das nicht nll':*in an rin^^m nihigeivn Urthoil (wclchos man iJi
Kopaetohon darf) oder j^'i-össomm Scharfsinn , srindem auch (iai-an. )la
er liurnh seino Vei'hhnhinp mit dem kaiw^rüchen Huf und katlioliscti
Ständen sowie seinfii ffröasemn Roichthnui nielir in der Lage
Hicli KU unterrichten.
Dieser Znstiuid der Cngewissheit nun, der «ich in sti:Teot\-pen
Redewendungen atisdrückt, vic «vas daran ist muss dio Zeit g«>böaj
oder „gut Aufseilen snlmdet nicht" en^ffnetR aber auch ran weiib
Feld filr die Kj-findungskunst einer Keihe dunkler Politiker, denen
boi klareren VerhSltnissen nicht so leicht gi-wurden wäre, ihre twllM
gefertigte WaaiT* in Uiulüul' zu sotjM'n: unheschäftiplf^r Soldaten, welc
nach Krieg licgiorig waren; politischer Alicnteuivr von liodenio
Existenz , welche sieh wichtig 7.n mnclinn wUnschten, um fflrstllc
DienstI>esfci]Inngen oiler Oeldhelohnungen zu erhalten; tCTtdenziuttpr
plomaten, denen es um irgoridwelehe Wirkung in der Oefft-ntliehltfl
zu thuti war. Uavoii ueheti nicht nur einzelne klare Fällo^ »ond
auch die BedabntTenheit mancher Zeitiuigen In dem Jahren, vdi
wir duif'hlaufen hahen, deutlich Zeugniss, und vielleicht trug die
Umstand nicht niiwesentJieli Um, die liostehende Unruhe stets
einer gewiss*^iL ITöho zu halten. Ich will zur Erläuterung hier eiaij
Ztiitungen anfilhrt^n, welchi' nicht nur nntnriseh FulwdiCfi oder ITnglnulj
würdiges berichten, sondern auch nicht in den Hereich der politisch
Mythe verwiesen werden kfinnen, welche aus dem Zusammen wirka
Vieler entsteht, ohne dass Einer von iluieu gegen den gut'm (tIruIi
handelte, vielmehr naehwoialich erfunden sind, imIct den Stompel
Erfindung an der Stirn tragen. Dazwischen seien auch einige Nach-
richten erwähnt, welche der hDswilligeu Erfindung wenigstens
verdächtig sind.
Unter die schlechtweg erdachten Zeitungen bin icli genedgt
Nachrichten zu setzen, welcho im ilorhst rJcs Jahres 1558 tlber
Rolle dos Papstes als Vermittler zwiscliou Spimien und Frankreifl
umliefen (oben p. r>3/4 ; vgl. Herzog Christophs Aeusserung darflb
Beilage No. IS am Ende. Kurfürst August wai* in diesem Fall ge-
neigt an die Wahrheit der Nachrieht zu glauben; vgL p. 54, Beil Y.).
— Ein sehr beachtenswert lies Beispiel dafür, wie in Zeiten der Er-
rogimg (vgl. oben p. f*!)fF.) wölbst die augenaehein liebsten Ei-flnduuga
in Umlauf gebracht werden und Olnuben finden konnten, liefert eil
Zeitung, welche auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahr 1559
lief, obwohl wir deren Entstehung so wenig verfolgen können als
der obigen. Am 9. Juni scbreil»» der hessische Vertreter Kanzler Bein
hart Scheffer eigenhändig an den l^ndgrafen aus Augsburg (HsJ
Ebcrt von der Thann (ein Rath und Reichstagsgesandter Johann Fri6
richs von Sachsen -Weimar) hat etliche Conditionen. welche zwischen
dem Papst und dem Kaiser der Krnnnng hallten ergnngen sein solle
hi« ia grossem Oehoiumiss erhalten uml ihm, Schcffor, vn-tmulil
Aiilifiugo. Ko. I. Ufher gefSlschfo Nachrichten.
4«5
znm AbeohrNben flbei^ben. Es ist ungewiss, wns weiter erfolgt,
und ob <lor Papst und Kiüser der Kifiiiung liidboii vi^rglichen sind;
gleichwohl sind di*i Händel lUL^ht in ilon Wind zu Rclilaj?eu» ßonder-
lich weil der Kai::*er wold im Äiüang; dcH Keichstags sich den Kiir-
fOrsten g^;*?nflbi*i* «twas heftig über ctas Vnrnehmen dofi PajiBte« go-
äuaserl, jetzt aber die Sache „fatit erßitzen hiHsen." Philipp schreibt
on Augnst, indem or ihm dns Sohriftsttlck flbeitiendet: seiner Meinung
naeh dOrfe man dio Sachen ideht In den Wind sehlagen (Kauffungen
d. 17. Juni, Us.K A. aiit\iartH: nr glaube nü^ht an die Eehtbeit der
eonditinnes, „dan es wehre gar m merklich.*' luimcrhin müsse man
auf die Handlung zwischen Papst und Knisfjr gut Arht gcljeu (Dresden
cL 24. Juni, Hs.). Auch der englische Agent in Augsburg weiss von
dieser oder einer ähnlichen Zeitung zu l)eriehti:'n und scheint sin fflr
authentisch zu halten; s. stati^ pnjiei-s 1558/9 No. (i43. Die in Kede
stehenden eonditionc» sind l>ereita grösstentheÜR \on Ooldast (poli-
tische Keiclu«hAudel p. Iß6) veröffentlicht worden; Sicke! (Zur (ie-
schichto des ConcÜB von Trient p. 28) und M;iurenbrecher (U. Z. XXXU
p. 274, Note 1) haben ein Exemplar iu lateinischer Fassung uu Wien
benutzt. Von demseUM^ii ist mir auf Ersuchen vom k. k. Haus-, Hof-
und Staatsarchiv in zuvorkommendstor Weise Mittheilung gemacht
worden; es ergiebt weh (iarans, das« die Afarhurger Cnpie noch einige
Sfitj-e raelir besitzt als das Wiener Exemplar; ich habe daher Erslere
als vollstiiudigste Fassung ganz mitgetheilt; die im Wiener Exemplar
fehlenden Sätze sind durch Cui-sivschrift gekennzeichnet. (S. Beil. XXI.)
Es erweist sich im IJehrigon das Wiener Exemplar nicht als ein
Originalconcept oder Muudum, sondern al« ('opie (der Sc)ireiber des
16. Jahrhimderts hat häuKge sinnst^rende Wortverwechselungen be-
gungen; einzelne Wörter sind Übersprungen und nachmals flljer der
Zeile nachgetragen oder ganz vergessen, für einzelne auch in der
Zeile Raum offen gelassen worden); Notizen ober die Herkunft fehlen.
Ans dem Umstand nun, dass das Stück sich auch in Wien findet,
Iftsst sich nicht abnehmen, dass es in der kaiserlichen Kanzlei ent-
standen sei, da die Authentieitüt anderweit nicht beglaubigt ist; es
konnte el)eusowold von aiidetwarts dem Hof mitgetheilt worden seiji.
Nach den cnneni Merkinulen zu urthellen ist es vollstSlndig unmöglich,
darts es in dieser Fassung in der kaiserlichen Kanzlei aufge&Hzt sein
sollte. Dem Papst das Versprechfln zu geben, dass Ki5nig Maximilian
nicht im Reich succcdirvn, sondern ein katholischer Ftti-st — der
Einzige, auf den Dies gedeutet worden kann, ist Philipp vnn Siianif^n
— zum Thron belTinlert werden solle, kann dem Kaiser Ferdinand
nie eingefallen sein und w-fmie keiner s»'iner Käthe ihm vorgeschlagen
]ml>en. AeUnlich verluüt es sich mit der Versichenuig: er, Fei-diuaud,
sdlein halie den sc h mal kaldi sehen Krieg angestiftet, mit dem Ver-
spi-ochen die deutschen Fürsten, sei ee mit Gütß, sei es mit Gewalt,
7ur rTtmischen Kin;hf! zurückzubringen, eU?. — Ausser einer liewussten
Fälschung wäre die einzig m<>glicho Entstehung des Stückes, dass es
von cnrialisti scher Seite dem Kaiser als ein Plan zum Ausgleich mit
30
466
AnhAugc. Ko. T. TTnIwr g«flUschtä
dorn Papst unterbreitet wurde; bei dieser Annahmp bedürfte froilii
die Aufs(!lirift, nach welcher die in dem Stück anpogcbencn jVjitwoi
v<m kaiserlicher Seit*^ Btanimmi müsHteii, (s. Sickel und Maurenbi
11. ec.) einer besoudem Krkläruug. Es ist datier wuhi-st-heiulicher,
das» die Zeitung in der Werkstatt irgend eines Tendenzpolitikers
fiindon oder doch durch Intor|>olirung lütoror Nachrichtoa hcrgesi
wurde; m<'*>glich sogar, dass der Fälscher mit der Zeit sein Werk n
verbesserte, oder dass ausser dem ersten FSb^cher uoch Einer
der Andere etwas tÜgenee hinzutliat. Duixili befi-eiindete Protestanten
odei- Kiindsehafter kOnute es daiui an den iüiiserhol' gelangt seÜL
Eiuigö Änluillspuiikte filr äulche Yeimuthiuigen lasäen tüch finden
l) darin, dass schon im Herbst 58 Nachrichten in UnUauf gekommen
■waren, aus deren Vnnlrehiing und EntsbMlung die „conditiones" ent-
standnn soin kannten; ilicselben gingen, wenn wir recht l:>orichtct
wei-den, vuiii böhmisehen Hof aius; sie melden von der Verhan<lhiDg
des Kaisers mit deiiL Pap.st in ähnliulier Weise nnd mit unmittelbaren
Anklängen an imser Sclu-iflstilck, wissen aber Nichts von eigentlichoi
Concessionen des Kaisers zu Ungunsten des Keligions&iedeiis noeli
flbei'haupt von Veraprechuugeii, die im^Siuu der kaiserlichen Politik
v-rdlig unmöglich waren {s. Saltler IV, p. V2U); 2) in der Thataache^
dass der weimariseho Hof und im Ilosondern dei- Gesandte Eberhart
vün der Tliann, von welchem SohefTer tue „fwnditioneH" erhielt, sicli
dui"ch Verbreitung höcliyt vordäohtiger Naclirichten mehr als einmal
hervorüittten , Ehfjrhart von der Thaun sogar direet als ein Hetzer
erseheiul (s. weiter unten); 3) darin, dass die Vei^leichung dos Utei-^
nisehen Wiener und de« deutschen Marbnrger Exemplars eine f<
schreitende Bearbcitang vermulheu lässt: gerade diejeiugem Sälae,
welche «las Marbui^iQi* Exemplar reicher ist, enthalten weeoitlidM
Verschärfungen deijenigen Angaben, welch»-' liei den Protestanten die
Besorgniss voi* einem Friodensbnich des Kaisera erregen iitusstOL
(Weniger Gewicht ißt wohl darauf zu legen, dass der Text l>ei Golü-
ast den andern beirlen gegeiiiil»er sehr unvullstiüidig ist: tlieser dürftt>
beim Druck geklirrt worden sein. — Vgl. hicr/u Qbrigenfi audi Bei-
lage XXI Anra. h.)
Der ubengemumte Ebcrltmt von der Thanu, derselbe trehdier
auf dem ßeichstag dun:;]i eine unbest:innene Provocation der KatlioUkeD
fast eine nrimthafto Entzweiung der ConfcBsionon hervorrief (obfifl
p. 101/2), der Voi*l)reit6r der ,^oonditioneia" behauptete zu Augsburg
auch von den geistlichen Kiu'rilrsteu selbst erfahren zu liaben, dass
ilieselheu Willen« seien, zur A. C. überzutreten, wenn die evange-
liaefien Stände sich vorpilichteten, sie bei ihrer Dignität und der Kur
zu schUtJEen. Hatte er Dei^leichen gehdrt, so ist doch nicht zu glaul
dass seine Nachrichten wirklich aus erster Hand stammten-, im
hören wir. da.-« er eben diese Erzäldung schon vor Jahren einmal
Umlauf gebracht, die Kurfrtrsten aber sie mit Spott dementirt
ein ß<!hlGchtes Zeichen für die Glaubwürdigkeit des Mannes (BeiL
p. 129, Aum. 59.). Uebrigeus Mcheint au dem unruhigen emesti
AnhilngB. No. t ÜebOT gdShdite Nftclmcbt«n.
46^
»clion Hof schon fUimals Kborhart von dor Thann nicht der Kinzige
gewesen zu sein, der den Gaag dor Ereignisso durch Eründtingeu zu
loukcn suchtp. Um die \Ve]iile des Jahres öl) machte einmal Herzog
Johann Friedrich deoi Lftudgi-afeii bei einer Zusauuueiikunft Mitthei-
huigeu, die auf ein Haar einem ilüruheu gleiuliselien. In deti lefzteu
Monaten de» Jalu-eä lief wieder, wie schon oftmals, die Erzählung
von einem rnternehmen der katholischen GroHsniäclite zu Gunsten der
lolliriugi schon Krlxjn Kflniii,' Christioma von Dünemark um; inzwischen
liatte Grumbm^h von Nf?uem versiidit, eine l)owaffnoto Macht zur Oiirch-
fßhning seiuer Ansprüche zusammonzubringcu; als Dies bekannt wurde,
lio68en allmählich Jeue Zeitungen nach uml die allgemeuie Aufmerksftm-
kejt leakte sich wieder vorwiegend aiü" die Erben Markgi-af Äibreohts
und die Ernestiner |Abi»chmtt T, Aunu 10 und 14; Beitrage Kote 243.).
Um Neujahr nun war Herzog Johann Friedrich \mm l^andgrafen und
theilti? demseUien mit: os snllteii im Sommer grosüc Praktiken pegen
den Kurfiirston vim Sachsen imd amlre Stande drr evangelischen Heli-
gion ins Werk gehen: die Hittmcistoi* dazu wüi'dcu bestellt unter dem
Vorwand, sie in Dänemark und Suliwu^len zu gebraiuheu etc. Zwei
Tage darauf, als der LanJgi-af ihn iWyav sein Yerhältiiiss zu Qnimbacb
und dessen Absichten zur Reijp stellte, machte er Angaben, die den
obigen widerspitichen: er habe jüngst einen französischen Gesandten
empfangen und von demsellx^n erfahren, das« der König von Frank-
reich einen Krieg gejjen Schwellen zu Gunsten des Herzogs von Loth-
ringen beginnen, und zu diesem Zwecke ein Kriegsvulk am Khein
aiü'RtQllen wolle; dv.r Gesandt*; habe ihm, dem Herzog, Cn^enz und
Instruction au den Iiiiudgrafen einhändigen tiollen, um Diesen von den
Dingen zu uiitemübteu und zu erauchen, dass er der Werbung am
Rhein keine Hindernisse b^-mite. Er habe den Auftrag abgelehnt; die
Sachen wftrtlen aber gevi'iss notdi au den Limdgrwleu gelangen (Ort-
loffl, ]•. 197/H; Bedflgen No. XXVl.j. Trotz c^er pei'SÖidichen Ver-
sicherungen des Herzfi^ nahmen PhiUpp sowohl als der Kurfürst von
Sachsen diese Erzählung, wenn aut^h nidit vüUig ungläubig, doi'h
mit grosser Vorsicht auf. Da8 Unwalirsclioinliube dman war, dass
die fi-anzösische Regierung* soleni Hie solche Absichten hegte, dout-
scheit Filrsten vor Beginn de» Unternehioeuä davon hätte Mittlioilung
machen wollen. Andrerseit« ist auch gar zn auffällig, dass noch
keine Zeile zum Voi-schein gokommcn ist, welche die vorgeblichen
Absichten des Kunigs von Frankreich, die französische Werbung am
Rhein oder die Anwesenheit eines französischen Gesandten in Deutsch-
land um jene Zeit bestätigt*?. - Hatte i*twa der Herzog sellist mnen
Kriegsplan und winity-hte denselben zu verschleiem; tnler war es ihm
nur dannn zu thuu, den A''erdac:lil, welcher sich in der Oeffejntiich-
keit regte, voa Bich ab in amlere Richtung zu lenken?
Eine Zeitung ans dem Ende des Jahres 1539 oder Anfang 1560,
welche allt'u Umständen mich für erfunden zu halten ist, siehe bei
Droysen im Archiv ftU' die .sächHis<*lie Ge»;hichte ly*i4, p. 375/l>.
Die^e Z**itung, v't'lt-'li'^i" ÜJlluff I, p. 180 eine gewisse Autorit&t boi-
30'
468
AnliÄrigc. Ko. T. üßW g^lUscht« ywliritthlcn.
legt, behauptet, dass ein Bandniss zwischen Sachsen -Wdmai* itnd
ringen, um xuglojoh Kursachson und Schweden anzugreafen, bcral
fortig und viele Vorbrreitungt'n gctroflen seien; eine Vepeinbanmg
»wischen Slach-^en- Weimar und Ivithringen ist aber, wie aus Chtlofiii
Zusanunenätellungcn in den §§ 39, 41, 5Ü henoi^gcht, nie zu Stande
gekommen. Der Umstand, dass der Berichterstatter seine Mittliei-
lungen von eint^ni Rath der Herzoge ^^jn Sachsen -Welmai* haben will,
macht dio wissontlii^hr Unwahrheit sehr wahrscheinlich.
Kino politisclic Persfmlirhkeit von e'mnr langen bunten V«*
gangoiiheit und s<?hr tichlcchtom Kul war damals der hessische Baneni-
sohn Friedrich Spedt (Spet, Späth, Spede eta), bekannter unter deoi
Titel des „Kitters" Spedt, den er führte, seit er einmal mit eiiler
säcularisirten Deulschordenscomthnrei in Mecklenburg l)elohut (gewesen.
Ei- hatte schon vielen Hei-r"?n, Katholiken und IVileslanten. vriröbf-r-
gehend gedient, nnil galt als ein geschickter, wohl auch unterricb-
teter, alxir unzuverlässiger Oesellc. (RoUinmaisbei' I, p. 404 ff. In den
Acten jener Zeit, welche von iK>litisehe.u Neuigkeiten liandeJn, beg^goei
sein Name sehr hUulig.) Seine Haupthf-'schüftigiiug in jenen Jahren
scheint gewewu zu sein, mit einem Genossen, Herbert von Longen,
im Reich umherzuziehen, sieh aIlonthaU>en als Mitwisser wichtigec,
politischer Geheimnisse, Vertrauten hoehstohonilor Personen und
von groÄsem Einfluss aufzuspielen, und Fürsten des In- und
lands seine Dienste zu empfehlon. Auf ihn ging schon seit dem
Jahr 1558 ein grosser Thoil der Erzilhlungon von dem lothringisclten
Unternehmen gegen DÄneniJwk zurück (vgl. Fleiträgn Note 246, i;
OrllüfTI, p. 2lii.). Dieser nun kam tm April 151*0 zu I.Andgra/ Wil-
helm viin Hessen, der sich in Marbui^ aufliiolt imd stntif^te ihm einen
Herieht ab, den ich hioi' verkünst mitthcilen will, als lehrreich filr
die Art, wie man sich die Entstehung mancher Krit^nnohrichten tn
joner iicit zu denken liaL
„Was der pfatVen vomemen gewesen und nfwh ist, als bapstf
beysers, Franckrcich, Spaiiiger, samrot den teutschen pfiffen tw-
wauten, beweint der brinf an N. vergangen jar geschrieben, »trai
andern der konigin aus Engellandt iKirichl und ii-os verordneten 1»-
velch, 80 sie aiis irer Schwester zugeschickten brieven vernommen; zum
dritten des Keingraven luuidficUrirt, gezoichnot .. (Lücke) zum vierteil,
Hilfflors von Munchhaussen , ein bischofT, h-o-schenn venueltung, zum
fünften Herzog Heinrichfl uff fastelobent bebtollung imd die neuhe, so
or jctzundt die wochen Judica vor^noramen, mit Aesenberg, Kf
bnich und IJffetn, auni sechsten die eilende vordernng des G.
Schwiirtzenborg. IIolss (I1o11gh| und Munchlutussoa, die in die Niddi
landt mit 60 pfcrden vergaugou nülwot;hen nach Jtidira vorrückt
den tag zu Osnabrück gelegen, wiewol der kindtauf zu Dilnberg VD^
geben, zum 7 des keysers eilende bewerbung im etift Munster
da urnhher und Dinckloes erfordern, zum achten der pfaffou off«
iichs rnmen, daibei ich und viel guter lente geseasoa, zum 9 ai
die bestelhmg um! veroi-denter zuck Loti-ings." (Von. den Briofen
'uhe, 80
NidddH
kt, ur^^
Anhaage. No. 1. Ueber tcafiUftehto Naduicliten.
Bericlilon, auf welche Spodt sich zu bozieben HcUetnt, lie^ Niditu liei.)
Der endliclie Knsohliiss iet jLjf^vesen, da-ss unter Bestellung und Namen
I^)t)iriii^ns, alier mit der ÜhgeninMelcn Gi-ld, Rath und VoriA-issön
die K'lnige von Diluemurk und Sehwedon (Uiorzogon wtlrden; der „Car-
ilimiffel" von Lothrin^i woUto unter dem Voi-waud eines Angriffs
auf England Keiler und Kjietlite werben, sie aber an der deutwhen
Uren^c festlutiten; der „Prinz .lUor Pfaffen,*' Herzog Heinrioti von
Braunschwoig, wollte ein Kriegsvolk unter dem Sc^hein vprsammeln,
ali? wolle er dem Bischof von (!)3nabrnek ins Stift Paderborn fallen,
der Kaiser dessleiflion , als wollte er dasselbe in Ungarn verwenden;
wären diese Truppen veraammelt und Schweden und Dänemark ge-
dämpft, 80 wollte man dann alle evangeliachen Verwandten angreifen.
„Der Cardinnffel von Augsburg saimipt sich auch iiit in Italien.'
Die Königin von England bietet den Deutschen Hilfe an; es lyt auch
Aussicht, dasR der Kfinig von Dänemark Hilfe tJnit, Es ist jetzt Zeit,
das Reich dci' Sjiaiiier und PfafTen öff^^ntlit;!] „und dxirch ander muhe,
namen und uncosten," zu stürzen, den Bischnfen ihre Festungen zu
nehmen, die KlrrtJtor für den Gebraueli des Keichu einzuzielLon u. s. w.
„ Da.-» ich schn-il«, liab ich mit meinen ungen gesehen, etzlicho schriff
iiffzidpgen, weis die luiilern zul^ekomnien, in EngeUandt scn>ort ge-
wesen, und diesae und andeie dingn mit der konnigln verhaudiel,
die leutc, cngcli&che coinmissoliou . noch bey mir, die liereiii abge-
fertigt, und weis »lie leute, die dah werk thun 8ollGn zum kriege/'
Di^r Landgraf könne auch wohl dabei einem jungen Herni „zu einem
guten fnrstenthnmb und ehrlicher ln?statlung" in England verhelfeu,
und einem andoni zu einem ehrlichen Unterhalt, Reichthum und
grossen JJanien. Die Dinge sind alle mit einer Credenz zu erlangen
und mit dorn englischen Commissar der „bei uns" (d. h. jedenfalls
Sjietlt und Herbeit von Langen) ist, zu verhandeln. Ebenso ist die
Sache l»ei Dünenmrk durch eine Civdenz uul' Langen und Spedt oder
Spedl allein zu erlangen. — Spedt hat Auftrag von gri:>eseu Leuten
sich zu erkundigen, ob l^mlgmf Pliilipp bei-eit sein wörde, seine
ToohtfT oder Kurfflrst Jloritz Ttichter zu geben, wenn Dönemnrk um
sie anhielte, ferner uh er zustimmen wiink-, wenn das Stift Oesel (?)
in Lievland einen seinnr Sohne zum Defenw>r 'Hier Administrator
wähle. — Man sucht iTsache, wo man sie linden kann, deii lanil-
grafen in die Ädil zu bringen .,dai'zu herzog Erichs rethe und die
■wedderauichen gravon angcötift."
Es w\u\ hit^rauf der Entwurf eines Vertrags mit Dänemark,
Schwellen nnd Eji^litnd verpelegt, in welchem diesp Mili-hle und eine
Anzahl deutscher Fflrsten (Kin*])falz, Zweibrflcken, "Wtlrttenibcrg, Hessen,
dio Htirxogo vun Saclisen, Kursachsen, Johann Albrecht von Mwklon-
burg,) veranschlngt wei-den. I^uidgraf Wilhelm a<dl über die Reiter,
Jobann Wilhelm von Sachsen üRm* die Knechte FeldheiT sein. Das
Heer, welches aufgebracht werden soll, wird slai-k genug gegen alle
Ft'affcn, Spanier, Italiener und ihroii Anhang sein; es soll damit das
klare Wort und die denlsche Nation erhalten, der Pfaffen Gewalt tev-
^
470
Anhfittgo. No. l. VcWr guHllschio Nacbriuliteiu
stört worden. Dio ontwnndton Roiohslande sollen eingobracht wonionr
Golflorn für Pfalz, Frieskiid filr Sachsen, Utrecht oder Bmbant fOr
Hnsson. Es UMlarf ilazu Niohtü uls eiuo Crod**«! au Encrlimd iiiyl
eine an Dänemark; aJ^daiui -will Sjwxit zuwege brinpeu, dai»s die Itridcn
Künige selbst diu Ässinneu ou don Laadgrafon stellen oolletL ,iSaxeiii
Pfal?;, Wurtenljerg wissen E. f. fp\. zu erlangen, auch Wock^lnbur^
luid dio konige, oddor ein missivo an mich, diesscr gestnlt, IJel^r
getreuer, wann >Vio ilini;*' von Engolandf und Dennomarck lui tuis pv
langt, dio du uns vermeidest, wollen wir uns darauf aller geliure
veniemeu lassen, und mit den andeni darauf haudlen, und giittwillig
sie darzu bewegen." ^hI
Diesen Bericht sandte Landgraf Wilhelm seinem Vater zu {Maf^f
bnrg. (t fl. April IfiCO, pi-aos. Kheinfels, d. 14. April Hb,) In dem
Bfigleitafihreilren wini angegelten: S[iefU sagt, die Knnigiii von Eng-
land habe ihm allerlei Prac-tiken gegen die Religion und deren Ver-
wandle angezeigt, wolehe die AVidersa^^her vorhalten; dieselbe hiilw
bereits einen CoramiHsar ahgefnrtigt mit Creden?, und Instruction an
die Kurfürsten von Sachaou und PfiUz, die Hensoge von Sachsen, den
l^andgrafen und Andere etc. L. \V. liat ihm P*fwile gelieben um «u
Philipp zu reiten und ihm sellisl Alles zu vomudden, weil er, Wil-
helm, sich mit Spedts Händeln niohl gern l>efasst. WSre Da», was
er anzeigt, nur halb wahr, &o wäre es otwa-s Orossee. — Wie es !
mit der Walu-heit stand, sieht man aus State pnpors 1559 — 1560
No. 723, 872, 911, 951(3.4), 1038(4), 1057: desgL 1560 — 1561
Na 21(2), 53, 8:^(9), 93(2), 173(2), 2*33(1). DanMis eiKiebl sidi,
dass Spedt gar nicht in England wai*, sondern niir brieflich und
diux;h die englischen Agenten in den Nieilerhuiden und Di'iiLschland
mit der englischen Regieniug verkehrte, sewie daBS er ntir in Wer-
bungf>ang«"'legpnheiten gebraucht wurde. Er versuchte eich zwar auch
— und 7.war erst spliter als bei den deutschen Filrstcn — als poli-
tischen Vei-trauten zu insinuiren ; man zog aber vorsichtig Erkund
giingen Aber ihn ein und gab ihm keine Auflrj^e, dn man allseit
erfuhr, Sjxxlt sei gÄnzlich unzuvorlfissig. Spedt erinnert hier fast m"
Otto von Pack; aber er fand nicht soviel Qlauben als Dieser; er hatiA
sicli allenthalben schon zu sehr den Orwlil vi^nlorben. Landgmf Ph
lipp antwoi-teto seinem &:jlm auf jene Zusendung (Rlieinfels, dl lö.Ap,?
Hb.): es seien in der That grosse Dinge von denen Spedt berichie.
aber er kr)nne sie nicht in den Kopf bringen. KiirfOrst August, mit
dem der Landgraf darüber cormst»ondirte, lohnte es ab sich mit Sp"?»ltft
Nachrichten zu befassen, weil er doch nur ein Schwindloir sei (C
luffl, p. 21ü.). —
Au» dem Jahre 1561 folgendes Beispiel einer dreisten Edüidiu
Am 29. März schreibt N. N. an Herzog Cliristoph: Huuplinanii
mann, der Schweizer, welcher jetzt seine Wohnung „hier zu N."
i.st gestern von Ulm hierher gekommen und hat erzählt, da8S
grosser Lauf unter den Knechten siii und dfiss binnen wenigen T«
zu Ulm viele durchgezogen seien; den Musterplatz wetsB er ni*
Änhiutg«. No. I. Uobtir gefSlsvhte KncbriolilOQ.
471
Uix'Ii werüeii dio Knw'ht*? nach Aiift^bui'g beschieden; auüh hat er z»i
Ulm oinon alten Fivuml und Spieeag^spllen , Andree von Khaltem hei
Förth, frcsehen; derselbe hSlt sich jj;iin7. geheim und lÄsst sidi ver-
nehmen: Onif Albrocht vrm Lodron werde Oherstor fll'Gr zwei Regi-
montcr Ijandsknct'htc; tJazii win) auch eine grosso Anznld Spanier
und ItaliAnor kommen, imd man wird mit dou Landskueclitea warten,
bis Diese angelangt sind; die Sage ist, dass «ier Zug gogen die
Stdiwi^izer lioslimmf sei; in Wahrheit geht es gegeu den Herzog von
Wnrtteml«erg. Man frage aii'^h bUr Knechte, wn sie heimisch seien,
und nehme die wartteuilK?rfri»^Rii nirht nn fite. (fi. 1. Tis.) — Ent^
wixler liefen um jene Zoit ohnedies schon allerlei Zeitungen von spa-
nis4:hen und päpstlichen Werbungen um, und der gtinantite Schweizer
AUjnniin hatte dio Gunst diese« ZuötuncU^ benutzt, um weine KrzMi-
lung in Kurs zu brinp-n, oder es hatte El>endersell>o schon metu*
Dergleichen in Umlauf gesetzt, denn am sellion Tag, von ilem obiger
Brief stammt, hatte nnch KurHlret Friedricli dem Landgrafen schon
allerlei ähnliche Mittheilimgen zn machen {Beilage Nn. XXXTV. Da-
Itei eine ZeitinigT welche besagt, dass die Grafen BaptislA von Aroo
und Alhrecht von Lttdron, woldie in Si>anien beim König gewesen,
„azjher'- gekommen »"ind, jeder ein Keglmont Landsluir-ohte annehmen
und nach Italien f(Uii*en; sie Imben atich ihre ßefehlsleute in Deutsch-
land anegeschickt um Knechte aufzuwi€^ln imd nach Italien zu be-
scheiden); ftueh hatte Herzog rhristnjdi, indem er obiges Schreiben
(lern Ijandgnifen nber8an<ltc, bereits n^tch andere Nachrichten von Wer-
bungen inity.utheilen. Dei-sclhe schreibt, Stuttgart, d. 31. Miüv.: Bei-
liegendes luibe einer seiner Amtsloute an ihn geschrieben. Er hat
darauf einen Gesandten zu den sechs Geheimen de» Älteren Rathes
von Ulm gesandt mit vertraulicher Nachricht und dem Uegohi-en, dass
sie sich bei dem genannten Uauptmanu erkundigen und ihn, sonder-
lich falls er angiebt, dass die Werbung wirklieh gegen ilm, den Her-
zog gehe, bis auf WoitRivs nicht von Händen lassen Kollen. Falls
sie iiun hierin willfahren, und sich herausstellt, doss dio Werbung
wirklich ihm, dem Horzdg gelte, ist er hrtlacht, „im fahl, da er sich
von l'lnk hi)iW(>gthun. unser kundschart dermassen auf ime anzustellen,
dass ime ulf den dienst f^ewailet, und er zu orfai-ung eines retrhten
grundts dieses gt^werbs verhulTentlich vei-distillieil wenlen solle." Weil
ihn nun aussenlHm gljiubli<-h anlaugt, dass Herr Leunluml von Fels
und Aibrccht von Lodron bei-eit« zu Augsbui-g liegen, und sich um
zwei Regimenter Knei^hte liowerlien, st> sind die Sadien nicht in den
"Wind zu schlagen, etc. (Hs.). — Die in diesen Briefen und Zeitungen
erwähnten Nachrichten galten dem Landgralcn Anlass, wieder einmal
das SchutÄbOiidniss deutscher Fdrstcn auf ilio Tagesordnung zu bringen;
dftbei flbt er an den Zeilungi^n selbst eine eingehende besonneno Kritik
(oben p. 3j2/3). Die ErÄÜhlung des Schweizer Hauptmanns aber er-
wies sieh lald als blus»e Erlindung; Stuttgart d. 14. April übei-aenilet
Uerzc^ Christoph dam t.andgnifen l^reits den Bericlii des Boten, wel-
chen er nach Ulm guscliickt, mit dem Bemcjken: es ist daraus zu
472
Auliftiigti. No. 1. Uobor (jolKlKchte l^iK-liriuhtea.
entuebmou, dass an den Äiimmgen des Hauptmann)) Alhaanit „
niohtxit) tiondem sein eitel brillen werk mit ima** Da er »eh
wüittembergi&ohen Land aurbtUt, hat der Heraog Befehl gegeU?n. da»*
er bestraft winl. Doch ist nwb die (^«nnwne Sage, dass din Grafen
von L<>drou unil Are*» in tnnoni Gewerbe dorn König von Sjuirdon zu
Out stehen; was nr davon irfährt, will or dem Landgrafon mittlu'ih^n
(Hs. — Ist der Schweizer ITans AJlcmaun, welcher iiu April 1562
erwähnt wird, nnih iloi-solbp? S. Beil. LVl). ^d
Endliclt noch ein Beisjüol aus der erregten Zeit im Regui» d^|
■tiihres \'t*)2. Am 8. Jajuiai- 02 Mclii-eiht eine Person an Pfalzyraf
WaKgang; Vorigen Soimtag irnt den Schreiber ein Hot besucht, «ler,
aU er geliOit, er esse zu Mittag, iintunleäiien gestiefelt und gespornt
auf der Stadtmauer »paziereu genügen, alsdann wtodorgekomnicn umi
gelVagt: Domine, pgn siim missus ad tr- . . . t|nac80 inspic-ius haut
nativitatem et revchitionnm, et dir- inialom fortiinam nalus iste ho
et fntnro anno in relms Itellieip Itabttiirus Kit. Rogo ne fpiicqu
dissimules. Nam ofTeruntur oi ciptimac cxjnditiones. Auf sein V41
langen, einigi' Tage zu warten, da das mcht ho sohupll gehe,
der Herr geantwoitet, das« die Saulie keinen Yci-zug rluble, denn
miiss*' eilendö zum IjaxarUB von Schweudi, der um Basel und im
Hi-eiögau sei; wenn er ihn tla nirht finde, mfiKse er zu ihm na
Nic<Ierlan*!. Er hat eine hallie Stunde mit ilom Rchreilier gospi>jclu
und pesagt: lier Krieg, der jetzt en-cgt wini, winl sicher hliiger
ein Jahr wäliren. Nostra pars (puta ijai)istarura) hat Geld und v«
Tnippen. Vestri principow inter se fiiualam aiiiicitiam 1uil>enL N08
jam duos ex eis in iiosti-am Honteniiaui protraximus. Diese wünli
ihn kräflig untoi-stützen. — Die Nalivität war vom 29. October 152
Scliroiljer Itat nicht erfalu*en kOnnun, üb »-s des üeirn eigoue ode
fline andere war. Es war eiue «tattliehe Person, trug eine goldene
Kette. — Eine Copie dieses S<::hlvillf'n.^ ohne Tlnterschrifl sendet Kur-
fürst Friedrich dorn Landgrafen (Ileidelb,, d. 20. Jan. Hy.) mit dem
BenicTken: der Schi-oib^r sei vermuthÜch Cj'prianus von Ijeowitz, ein
burtUunter Mathematiker, der sicli zu Lauingen aufhalte (eine Xeitun
desselben n. hoi Kluckbobni, p. 211). Kr hat, da doch gar zu lu
walu*sclieiuliuh , du.ss die Gegner ihre Pläne sogleich au solchen Or
lautliar machen wüiilen, Ge<laidien, dass es ein angericlitot und Kub
omirt Spiel sein müdite, uin die Protetitantcn in Kibituug zu brinp
Unter ilem liier ZiiHammengnstellten finden sieb mehrere Bei«^
Bpielö tlafür, riass, wenn ^lie Quelle einer Nachiicht bekannt und der
Kritik zugänglich war, auch die Schwnrzsichtigen unter den {»n)ü
Ktantischen Fürsten nicht urthoilsloe vorfulin^n. Aber selbst Nä'J
richten, die vielleicht puiz ähnlich entstanden wan^ri als die
fflhrten nachweislichen Fälschungen, forderten die Beachtung hexuis;'
wenn sie ohne Augaljo der Uerkunft imd scheint^ar aus der Hand
unterrichteter Leute einliefen: es blieb dann immer möglich. dai>s
aus guter Quelle 8tamnitj?ii. Ich hnfT«?, dass diese Bemt^rkungen
Beurlheilung der Zeitötimmung nicht unnütz sein werden.
N08^
Anhftogd. Ko.lf. Uobor d. Dstcn«:!] nfton d. GrnLMHjrtDn CoaTcaisioo. 473
No. n. Ueber die Untenchrilte& der erneuerten Confession.
Um fi^tzustrllen, wer die Naumbiii^i- Beschlflssc augeiinmmcii,
■war sio verwürfen hat, ist in erstoi- Liuio die Liste der Tlieiliiohmcr
au (\<n\ Verbund hm iro II /m verifiriren. Von Denjenigen, welche die
Verzeiclmisöc bei Sdiglll, p. GGÜlT., Golbke p. TIT.. CiUiiHch p. 133/4
als XU Xauinburg anweHcnd neiinon, wai-en Thoiltiobiner dor Vrrhand-
liingen ausschliessli<;l'i dip i-ogiorvndcii Fflrstcn, nicht idicr dorpn niil-
anwoscndo Sfihno, jüngeren Brüder etc., welche keine Rogioniiig hatten;
viel weniger lutch «Hl' Gmft'a und freien Hüitü, derui es erweist sich
aiiß den Zusainmen.steUiinjjen der Einiw;IitdenL-ii bei Calinicli p. 110,
113, dass tuiiii nur n>git!n.>iide welfüeho Ffu-sfen zur Hr'theiliginij? auf-
gefordert liattj'. Man darf also ikb Ergebnjss des Füi-stenlags keines-
wegs eo constntiren, dass man einfnc-b die Liste der Anweson<lcn mit
den Unterschriften unter <U>n bekannten Exemplaren der Cnnfessiun
vergleicht; frtst eine Umkehning des thütsäclilirhen Stinimenverhällr
nissoti erzielton nuf diese Woisn I 'reger II, p. lÜU, und nach dcm-
Hclbeu ächinid, (Kampf um Luthers Lehre vom ÄbemiinahL p. 830,]
sowie Zöckler |die Äugsbnrgische Confession als ßyinljolisclie Lohi*-
gntndlage der rleutscheti Roformalionskircho, Fmnkfl.«/M. LSTO p. 51),
indem sio die aämuitUchen zu Naumburg anwesenden Grafen gegen
lUe Naumburger Beschlüsse protestiren lassen. Calinich (]*. 180) gnht
insofern fehl, als or den Herzog Philipp von Braunschwoig-üruben-
hagen, der keine Hegicnmg liatle nnil nicht eingeladen war, unter
die Theilnehnicr luul folglioh auch, unter Diejenigen rechnet, welche
sich alwondeilcn. Aber iiuvh nwh nach Corroctur dieser IrrtliOmei*
Ifusst die einfache Ycrgleichung der TUeil nehmerliste mit der Untci^
st^briftenreihe unter den bisher bekaimten Exomplnreu iler erneuerten
Confession keinen sicheren Schlut^s zu, denn die Berliner Ebtemploro
«lerselben weisen aus, dass sie nicht alle gleichmässig unterzeichnet
wurden. Ich bßnutzte in AmhivRn folgende Exemplare:
Ä. Dop(H!lexoniplar (deutsch und lateinisch) Herzog Bajnims von
Pommern (Berlin, Re]i. 13, 1. 6.), erkonntlicli ihran, daas Herzog
Baniim, der zu Kaimiburg nicht persönlich anwesend war, seiiio
Untersclu-ift eigenbündig nachgetragen hat
B. Doppelexomplar deä Markgrafen Hans, ebendaselbst Rep 14,7.
Dio Hertninft wird ei-wie^cn dut«h eine deutsche imd hiteinischc
Copie, deren amtliche Mei;ljinbigimg (Cilstrin 103(1) nngiebt, dastt
i\a» Original im nouniflrkisflion Arcluv liegt'. Zusammen gohnrigkeit
von Copie und Originul or^iobt sich fius der I leberoiiistimmung dei'
Uutoreclu'iflen sowio aus ZaliJ imd rüuuiüchor Anonbiiiiig der Siegel,
die in der Copie durch da» bekannte Zeichen angedeutet sind. In
den andern Berliner Excmplai'cn weicht Beides ab. Es ist dieses
das Elxempiar, aus dessen deut.scliem Text G. G. Weber (SchlusH dwt
aweiten Bandes) einen AUlnick der Vorroiio swwie Kaf^imile ficr
cigenlüUiiligen filratlichen üntei-schrilt<?n und dor äiegol geliefert hat
474 Aiituiiigo. Nu. II. U<?lM.'r \l. Voki-sdihFlun d. orm-uurten I
V: Ü<>ppelexom|)liu- dou Laudgraren von Uessou, butd^chrifUicii
zu Marburg.
D. Ein ileutsdies Exemplai* {des Kurförsteu von Drawlouliiu]^
oder der jimgen Herzoge von Pommeni?) in Berlin, Kep. 14, 7.
Vci^lü^icht man nun dio Unterschriften unter diesen und den
bishor in dnr Litonitiir bcniutzt43n Exomphiren mit dor Reihe dor Tbej]*
nehmor, m ist dan Ergebniss folgeii'les: (Die Namon der FQrEteo.
welche durch Vortrctuii^' anwesend waren, sind cwslv gednickL Zu
diesen gehört i;e'^'n Ende d«^ Convents, wie die Unterschrift imter A
ausweist, anchUlridi von Mecklenbnrg. Als Vertreter unterschreibt Rlr
ihn Dr, Michael Toiiber. Die Kamen der nndoni Vertreter liei Qelbkei)
Th<'iliieliinrr tiui Convent, Untersohrlfttou dt-r ConrriwtonAexeinpIai«
ab^rccliuot •IoIiiiiid Frfedrlr-li
lon Sachsen
A
It r sowie aller
b'Uhi'r iH-nÜlzten
fehlt.
r-siit
r.-hir
fcblr.
n-hit
fehlt
fehlen
Friedriuh vuii ITaJz
Aiif^ist von SiidiMfiii
Jntirhiw ron firaiutctthiirif . . .
"WolfgauK von Zwtiilirütjkoii
Christoph von WüTttt!Uil(Oi*g
Philipp von Hosst-n
Tori von Rad'-ii
Georg ran Si'mtneni
Johantt ron Draudenhmf
Georrf Frif'ir. r. Bratulcuhurtf
Hftrnim ron I^ommern
Jtmije, H. Pill! J\imittp.nt
Jiihfinn Alhrprht r. Meckknfmnj
Ulrich riiti Mrrklfinlriirg
Adolf eoH Huifttin foblt
Rmst von Hrauti^cbwoig .... fehlt
Franx- roa Lau^tihurtj fiihlt
Fürsten rtiri Anhalt
Fürsten ron Itnitiebcrf/
Es ist demiuieh uieht ausgeschlossen, das» in den Archivis
noch Rxemplare lie^gen, welche mehr ünterscliriften führen, als A. das
unter den vorliegenden vollständigste. Von weiteren Quellen Icommoi
in Beti-acbt
a) ein Schreiben der Versiimmhing an clen König von DäoiV
mark (Cnpin mit rntcrwhriften Berlin Rep. 1.3, l.b), aus Anlass der
Jinschrift, welche derselbe an August von Sachsen gerichtet hatte (bri
Öelbke p. 113 ff.) Dasselbe datii-t vom ö. Februar und bericJitet:
„wollen auch Euer Ko^ Wirden Ireuntlich und undcrtbeniglich
nicht verlialten, das wir die unno 30 der Key" Mt. ku Aiigspiiri:
ubergebene und folgents jliarea ?m Wittenberg in lateiniächer unii
deutscher spräche gedruckte confcssion ufTs neue underachriebeit,
«na auch einer bewnda-n neuen praefatioii an die Kaye ML ver-
glielion haben, wie E. Ko*^ Wden wir von obgemeltor praefatno
hirmit glaubwürdige abst:hrift zu ßchicken:"
b) ein Sehroibon der Vcrsämnihuig gleichen Datums an deo
Kaiser Ferdinand (abgedruckt bei Gelbke p. 12Ö ff.; Copio mit Unler-
sclirifteu Berlin Rep. 13, l.b.). Dasselbe Qbei^eht die Vorrede (die
Aflldage. No. LI. t'oWr d. l'iJtortMhriJku d. äitHJumtou CoufiMsioii. 475
rja dem Kaiser später selbst ttborroicht wonlon sollte) mit StillKcbweig«^»,
maoht fibrig'^is betreffs der ConfcsRirjii (]icgcll>on Angaben als dun unter
a) genannte;
c) der Naumburgor Abschiwl (abgctlnickt Iwi Gotbko p. 139 ff.
Eine Copie zu Berlin, Kep. 14^ 7 ti^igt die Dorsalnottz: verlesen xu
Nauniburt; den 7. Fcbniar. Ein gesiegelte» Origiiialexemplai* d. d.
7. Kobruar plx»nUas. Rop. 13, l. b. Vergl. p. 203. Anm. 37.). Das
Schriftstfiftk iniu-ht dieselben Ani^nbon, welche ans iJem Schreiber unter
a) citirt wenlon. Am Eingang wonlen die Theilnehmer aufgezählt.
Vergleicht man ilie Liste der Theilnehmer am CongrotJs mit den
Unter8chi*iften der Schreiben imtpr a und b*) imd der Roibn dnr Aus-
steller von c, m ist das tj'gobniss folgendes: (Die Vcrtrctungea
werden dtii-ch Cuniivschrift angedeutet.)
»hirercehnet ,l«haiih Frlr.iilrl, l "««-»'I-rirten AuRStdIfr
Yon SadiRon. *"» » »»** *»' ^*" ''
Friedrich vou Viaiz
Altgast von Sachsen
Joaei*iin rmt Branrff/ifii/n/
WolfKatin von Zw*?ibnk-kt.»n
Christoph von Würit^-nihorg
Philipp vriD Hrhsmiii
Carl vou ßaileii
Gfory roM Simtrirrn
Johann com Brandeithurtj
(ieory FrieHr. r. Brandettbury
Barnim eon Pommern
Jtmga II. ton Pommern
Jvkauti Albrecht c. MeckUnbunj . , . fehlt
f'lrich rou Mccktenht*rff
Adolf ruu liohkin . . Fehlt
Knist vijti Itrauiischweig fehlt /ehlt
Fratfi ntn Lauettburtj
Fürxfrn zu ÄuhaU
Omfrii tu Ufiinehrry
Nach diesen Stücken erscheint also von den neunzehn Fürsten
und Vcrfretungon, die nach Abrechnung .lohanii Friedrichs von Sachsen
noch Cbrig hliebon, auch Herzog Kmst von UraunBf;h'tt-pig nirgends
als Theilnehmer der gefassteu Beschlüsse, und scheidet aomit für die
weib're Untrrsuchung aus. Dieser FilrBl ist übrigen», wie sich aus
einem Bericht des in Naunibui-g anwesenden Nuntius Commondono
(Uisceltanea Yl, p. 55/6) ergiebt, spätestens am 4. Februar, dem Tag
•) E« wfirt» nic-lit iininöfjlicli , (Iars die Stiicko & nntl li <'o))ioii nicht der
(Jriginallu^ting, sondr?ni itoH Concept» würea, und die wirkhrh auNgf-fartjgtAa
Act')n-<tütlt_' weniger UutürhchrifteD i nthiulton. KIdlt Bolchen Vermuthuiig könnte
die Fornmllning der Unterschritten in n und b (sio int in Wtden 8tüc-k'-'n völlig
pi>n<.-ldautond) uinigcn Anhalt g).-1jeQ. Es ci-schoinen Dömllcb Dur dii« poi-Bonlieh
anwesendoQ Fürstt-n mit Nameo; alsdann fahren beide ätüi.kü fort: „und fol-
gender Chor und funten aligfN«Qdl<>D retlte: Oburfarsten eu Brandenbun^, Ge<>rgen
pfidxgratTeu, JohaiiM^u inarg^'unfeii ~ qU; etc., eine Fassuug, diu io der Oiigioal-
aosfertigung nidit wohl uiig^wamlt wrrdi.'n koutite. liiimerliiii würden auuh diu
Concept« dor Wahrwhciididikcit nach doii Stand dei- VorhfuidIiing<»n iin Zoit-
panki ihrer Entatebong wie«h'rspiegGln.
47(i Aiil]ün{,'c. Nu. IL üol>er d. ITutarsuliriftäa d. criwuertna CüDltasiaD.
dor Bcschhis»ri)S8iing, abgereist, im^ die WabrHüliQiiüichkdt ist.
er dio Bcntthungou dioiseB Tages Oberhaupt nidil mehr mitmuelitc^
sowie ditss or Naumlpurg vorlioss, ohne sich g^f^ea die Dnter-
Keichnung zn erklflren; hätte er sich von don Andorn offen ab-
gesondert, »J wäre unorklärlich, Oass dies nirgends mit einem Wort
enA'filuit vird; auch erscheint er in den Berathunp^n des ConveDt.'
vor dem i. Februar uir^nds als Oo^er der UntorÄeidinung; endlich
widersprechen der Anuahnii> eine Reilie weiterer Quellen (s. unttir
1 — VI). — Anilrorseitß frßclicint in lillen drei Stücken die laufn-
t)iir];päche OesandUchaft als Theilnehmeiin der Bes<-hlQ&Be. Diese ist
nun thalHiiclilich abgereist, bevor die Confession unterschrielien «nirde;
sie hititrrtioss eine s(!briftJiche Krkläninf;. in welcher sie die Znrilck*
biciljonden ersuchte, ihr dio Actcuslücke iiüehzuseiid'»n, woranf ne
sich „der Oebfthr verlialten" wftnle (CalinivU p. 187). Nach dem
ubif^n Befund zu urtheilen, namentlich da die Oedandtseliaft aucli in
dem lieslegelten Original des Abwhiedw orsohoinf, bedeutet dies V<t-
spreeheu, das« sie filr die Rntification ihres Homi gutsagte und die
KrmSchtigtmg gab, Ijtiienbing als Thcilnehmer der Bßschl(\B9e zu t»-
liiir:liten. Ob sie noch zugegen war, als dio unter a und b gensnntco
Schmben aufgehetzt \m<\ ausgeFertigt wimlen, kummt »laKu nicht in
Betracht: sie wflixle, wenn dies nicht der Fall war, doch die ErmÄt-li-
tigung gegeben haben, in ihrem Namen mitzusclu'eiben; jedf>nfaUs
aber müssto mo, wenn unsere Schlflsse nicht täiisi^hen, die Beschlüsse
vnm i. Febniar nfK;Ji mitg«>macht oder im Voraus guigeheiäseu haben.
Dio Wahrscheinlichkeit ist flbrigens. das» sie erst unmittelbar vor der
Unterzeichnung der Confession abreiste (s. p. 477 nnten und unter 4).
Was nun die OosandUchaften Johann Albi-eohts von Mockleu-
burg und Adolfs von Holstein l^trifft, so ist (wir sehen hierbei imnirr
von der Aruiuhme eines Iri-thuriis oder einer Willkörlielikcit ab) »n-^
zmiehmen , ihiss sowohl die Schrirtstficke vum H. (a und b) nl»
vom 7. Februar (c) gerade den Stand der Verhandlungen ausdrflck
der im Augenblick ihrer Ablassung vorlag. Zur eingehenderen
thoilung können dann noch eine Reihe von QnelJenstellcn (I —
und eine Ri'ihe von Neben um standen {1^4) dienen.
I. Bericht des Dr. Adrian Alhinus vom 3. Februar (üben p,24i}''l\
ouB welchem ei-sichtlich ist, dasä au diesem Tag uoch keine £in9tim-
migküit erreicht war.
U. Bericht Sebastian Qlasors vom 4. Fcbiomr (bei Qelhke \i. ÖC'T).
Derselbe ist vor den Berathungeu des Vierten gcechrieben. Es er-
giebt sich auch hier, dass sich ajn Dritten nur cino Mehrheit
Unterschrift bereit erklärt hatte.
HI. Bericht Christian Kukhows »n Valentin von Eicksi
ftürstUclL i>ommerechen Kanzler auf Wnlgast. vom 4. Februar
Rop. 13, l.b). Erzählt, dass Herzog Johiuut P'rio<lrich sich a
dert liat, die Andern aber alle einhellig uül der SubHcriptinn fort-
fahren wollen; er selbst hat auch eingewilligt; beruft sich dannf.
dasH or dies schon vordem gelhan hatte, und (hifls es 8einem Befehl
entspricht.
I
Anlilinge. No. ü. TJeljer d. üntiirsehnfton d. orm'Qoi-ten Confossion. 477
IV. Beriülit des Dr. Adrian AJhinus an M. Hans DienHt. n.
Mariae Lichtmess, d. i. J. •!. Felnmi-: ,,Suiirit hfltien nich dio Sachen
di&o nacht also geschickt, dsB das uiiiicrst-hreibeii der Aii^^purgisdien
Confoä&ionn für sieli ^ehet, mit erklt-ning des fiacramonte hallmn in
der vorretle. wie von wort zu wort im Franckfinli sehen Ab.whiocU
stRhtot (s.). A^er Herzog Hansfriedm'ich Moil»rt daraiiRsen, und pre-
digen seine pn^diger uff der canzp) damul' " Dasa jemand
Andient sieh iiu.sgeHchloRseii hJilt«. winl nicht ei-wflhnt.
V. Bet-iuht des Orafon Luilwi^; von Eberatein an Heraoj: Barnim
den Aelteren vom 7. Febniai- (lierlin, Rej). 13, 1.1>.). Derselbe giebt
beroit» den Inhalt des AbschieiJs als vollzogen an; dra Weitf'ren et^
«ft!iU ei*: nachdem hpiiohlossen wonlen, die Suhscription ohne Rück-
sicht an!" .lohann Krindrich dennoch zu vollzifjhen, liabeii Christian
Kufi<sow. Matzke Konke und nr seihst fdr giinz beschwerlich angc-
zo^jL, dasa ihrou Harieii eine EinheUigkeit angemeldet, und Hie
dadurch zur Theilnaluuo bewogen worden, und haben in Zweifel ge-
standen, wie sie si<'li zu der t^ubscriplion verhalten sollten; da sie
aber bedacht, das« der Flei-zog von Sachsen ohne einige erhebliche
Ursache und Fm^ seinen Abschied p;noiumen, etc. etc.. haben sie
zulet2t auch darein gcwillij;;! „und ist also die Augsptirgische Con-
fession mit der neuen praofation . . . durch alle ahnwosendc
Chur und fursten und «lerselben abwesende bottschaften
einhellig unterschrieben und besiegelt worden (jedoch nicht
getlruckt, des ingefKlleneii sine".Its ludben solches zu lange sich wollen
ver/johen; habe auch ein deutsch und lateinisch excmplar vor E. F. G.
von den andern nnterechreiben und siegeln hissen)."
VI. Kf^nunt in Betracht eine Acusscning des Altechieds (c); s.
Gelbke p. 144. Derselbe spricht von Gesandten abweiinndor Firsten,
welche vor Bc<.M\digiing der (icschättc aä^ereist sind (»der auf Hiuter-
sicbbringen gehandelt fmlion.
^aoh diesen Stellen waivn am Abend dos dritten Februar (viol-
leioht neben Andern) die jjüiianersclien üewandtcn noch nicht für die
Unterschrift entschieden. Am Vierion gaben alle noch UnscIilOssigeu
oder Widerstrebenden nach und versprachen iHe l'ntei-schrift zu leisten;
desgleichen haben endlich alle niK^h Anwosenden unlfTschrielien. Wer
also am Vierten den allgemeinen Best-hltlssen nicht beiftel; desgleichen,
wer nicht mit iintnr.s<^'Iiri*'b, d^r war in rlem liotreffenden Zeitpunkt
nicht mehr anwesend. Ninimt man mm die Aussagen der Boricht-
orstatler luiter I — V zusamuieu mit Dem, was sich nach den Schriften
unter a — c uu<t dan unterschriebenen Exeniplai'eu der Confession ver-
muthcn lösst, so ergiebt sich ah Wahi-sf^heiiilichkeit: Herzog Ki-nst
von Brannschweig war schon vor der Befehl ussfassung am Vierten
abgereist-. Dagegen wan^n unter den am Vierten Anwesenden, welche
flie Beschlüsse guttüesson, auch n-^M^h die drei fraglichen Gesandt-
schaften: dieselben wßnien sonst di»c.h wohl nicht Ihm den AnssttHIern
von a — ^c erschoinen. Zur Zeit als man ilio Briefe an Dänemark und
den Kaiser (a und b) aufsetzte, war die Gesandtschaft .lohanii Albrecht«
von Mecklenburg wieder schwankend geworden; schliesslich stimmte sie
Anhänge. No. 1
J*»r I
JntenHrhrift^n d. eneoerten i
•wieder zu, doch wartoto sie, gleich der lauoubiirgischen, die BoendigUQg
der Kai)zlei}^ächäl'te ntrht ab, sondern verUess Naiimbiu^, che die Exem-
pluro der Confession mit der Vurrenle I'erlig ^stellt ■waren, sei et,
dass sie eins oder das andere, welches bereits fertig gewonlen, vor-
her iintei7.eichriete, sei es, dass sie verepraoh, das Vcrsäuiuie nach-
xuh()lmi. Dil' Vertretung llolstüin« zug irti let'/tou Augenblick ihr»
Einwilligung /.nrück und re.isto noch vor dtT allg^tmcinen llnU-izeich^
nung ab. YcmiutMiuh nahm sie die Sache auf HiiitcrKichbringeo: im
Hinblick auf die Laueuburger, utocklenburgisoiie und Holsteiner Vo^
tretuug wäre dann Huch dir* Aeuasening des Absclüods untctr VI TOit_
kommen verständlich.
>(it diesen Aunalimen stimmt eine Reibe von Kebenumetfnd
gut flberein.
1. Die Verhandlungen hatten ächer über ErwtLTten lange
Wochen) gi^währt. Nach dem Uericht dcü üiufen von Eberstän
V zu BcldioMi^uu , hatte mun auch mit der AuTortigmig der Confessions-
exemplaro spät begonnen; Cunicssiun und Yun^e aber bilden »ti-
sammeu ein umfangToichcs Heft, und die Ausfertigung musste dahei
lange Zeit boan^pmchon. Es ist also Kehr glaublich, ilass Manche
die Beendigung der Schrei barijcitcu nicht abwaiten konnten.
2. Dass die Versamrainng thatsüchlich .slcli nufzub^son beguin,
bevor alle Actenstttcke fertig wunion, beweisen mehrere der unter*
sdiriebenen C^'onfeäsionRexeniplare (B, C, D) und daa Originalexemplar
des Äbscliiedö (c). Lotztt'res »älüt zwar, wie das bei Oeihke (p. 13Ü|
abgedruckte 17 Filivton und Vertivtnngen als Theiluehmer nnf, ist
aber gar uidtt unterschrieben um! aui Sclüuss mit Alles in Allem
6 Siegell) unterfertigt (es haben gesiegelt: Kurpfalz, Kursachsen, Pfal^
ZweibrQcken, Württemberg, Biiiudenburg- Ansbach und Joackini
Weppersnau fflr Herzog Ulrich von Mecklcnbui-g).
3. Dass niim es mit dtir slreugen Erfüllung aller Formalit
nicht genau nahm, ergiebt sich aus dem Ynrbergeltenden und Na
folgenden.
4. Rwlmet maji Jnliann Friedrich von Sachsen und Krnst
Braunschweig ob, so bleiben nach der Liste der Theilnelmier 18 Stt^
men Übrig, welche nach den oben aufgestellten Vermuthungeu
4. Februar sämmtlich den Mchrlieitsbcsch lassen Iteigcfallon wären. Pf"
Beschaflenhoit der Coni'ession-sexempkre A und B ma^Jit nun fast
greiflich, dass, als die Unterzeii'hnung derjenigen Exemplare,
zuei-st fertig geworden waren begann, man noi^h auf volle 18 Ünl
Schriften reclmute. Es ist uänilich zwisi.hcii den t'nterschriftt»n
wu der ßangontnung nai:h die Fehlenden liüttttn luiterzeichnen mOMfriti
stets ein freier Kaum von ciiüg<.'n Zeilen Bixütc gelassen, dem
gleicher zwischen den Siegeln entaprinht Alle Parteien,
unterschrieben, haben auch gesiegelt Sic^ imd Unterschrüteu
reepondiren zwar nicht genau, weil bei den ersteren die Reihenfol
nicht cjonsefiuent eingehalten ist, weil auch geleigeutlich (joilnch niF~
in A) eine Partei Llop{>elt: dun-li diis Kanzleiidf^l de« Fünsti*n mvA
das l*rivutsiegel des U'ti-eflendeii Beamten, veitmteu ist oder so^
Anhfinge. Nd. U. üefaffl- d. üntersohriftea d. em^nertoo CoafißssloD.
ein und dassolbe Sicf^l sich mchimnU abgedrückt Hnfiot, sodass der
Siogcl mehr sind als der Untcracbriftou ; gleichwohl läsät sich aus
den Exemplaren A und ß mit grösster Wahi-scheinlichkeit abnehmen,
dass der freigoUsäene Raum stets ^ sowohl in den deutschen als den
latciuibuhea £xeiu|dai'tüt, füi* gerade soviel SiegtJ berechnet war, aly
in der l>elrefrenden Ausfertigung rnlei-schriften an der Zalil 18 fehlen.
Mit diesem Befund stimmt auch das Dopix4cxemplar C völlig fibemn,
nur dass hier nicht «icher zu ersehen Lst, wieviel Siegel <lcr frei-
geliisstme l{aum hcsti((imt war aulzuaehmi-n.*) Nur in der doutsuliün
Ausfertigung D, welche otTeiibar erat bt;i voller Auflßbung d(^ Con-
vents fertig gestellt wurde (s. die UnterscluiftGii) »lad alle Siegel,
ohne Ranm zn lassen, dicht aneinander gerOckt.
Die Vermutlmng, welche sich aus AUedem mit grosseor Wahi-
Bnheinliohkeit ergieht, ist, dass, als man mit liem I 'nteraeichnen der
fertig gestellten Exemplare begann, vom Aufbrui-h der lauen biu-gischon
und mecklenburgischen (Icsandtsdiaft sowie von den neiierlioheti Be-
deukÜchkeiten der Holetoiner noch Nichts bekjuml wai-, und mau,
obwohl sie sicli zum Act der Unterzeichnung nicht eingestellt hatten,
darauf rechnete, sie nuch am Ort — vielleicht i« iha'n Herbergen bei
den Reisevorberpitiuigon — ■ zu ftnrien und das Vei"säumte von ihnen
nachholen zu lassen. Nachdem man den Sachverhalt erfahren, trug
man den Bnlonkßu der Holsteincr Rechnung, indem man sie in dem
letzten der unterzeichneten Sehriftstficke, dem Abschied, nicht mehi'
*) I)i« Siegel wurden, wie der AiigoiLsctiein lohrt, hergG<stellt todem man
ailf jedes Blatt I^fjler soviel runde Massen Sie^^lwachs tniufuJtv, als diu Blatt
Abdrücke auf&ohinen sollte; alsdunn wuhIh ch mit olneni zweiten Blähe be-
deckt, und die Ünturzoichnur drückten iler Hciho na<:h ihnt Petschafte oder
Siegelringe auf die vorbeit>itt>tmi IMätJfc. In dem Kx.(;inplar A sind dtvi, in B
vier der vorlicreiteton Siegelpliilze r^Unc deu zugolii'-rigcu Al>dnj<ik gehlieben
(sowohl in der doutsidien ttln in der lati'iniäeheti Ausrertifi;iing). (i. G. TV'ofaer
hat in seinum Facstniile ik-r Sit^gcl aui^ Aw dcutschi'ii Ausfertigung vun ß (Bd. U
am Schluss) audi dio i-äuinliclu'r Anoninuiig, und .somit auch den freien Raum,
in welehcu) iäch die KH.'r gebliotjonen Kasücn Sicgelwarbs bi?(lnden, ricbtiff wii>der-
fegeben. Mit crwilnutoiii Petschaflea httteu hier dio Abdrucke nft('litJiiglich
an£e.stelU werden können. Etwas aadorft iftt d&A Exeiiijdar C bcschafTeu —
TieUeidit wurden die Siegel tieRselben von einer anderen Person vorbereitet.
Hior ist — das Exemplar enthält in Miden Ausfertigiuigea dieselben vierzehn
Siegel als B^ das l>ui Web>>r Ta'rHiinihrte — /war zwischen den ersten zwölf
und den letzten zwei Sie^'cln auch Platz, •'ifTea gelassen, doch ohne die leeren
Massea Siegelwacbs. welche in A und B <i\c> Stelloa der fohlondcn Siegel bo-
zeichneo. hi dem freien Rniuu lassen sitb mit Ho'iucrnlichkeit Wer Siegel unter-
bringen; öS würde dadurch eine regelmüBsige ^ur tintsteben: in der obersten
Reihe die Siegel der dn'i Kurfürsten, hierauf drei Reihen mit regelmässig vier
Siegeln; in der letzten wieder drei. Die Absiriit würde sogar ganz augenfällig
sein, wfirnn nieht in der deutschen Auafertigung die beiden vorhandenen Siege)
d«r untei-Hten Reihe etwas weit na^-b links gerückt, sodaBS der Raum für dai
fallende Siegel dle^r Keih«;, das riochxehnte der ganzen Folge^ etwas schmal
ersclieint; in der lateinischen Ausfertigung st-ehen die letzten zwei Siegel so
weit nitch recbU^ dass links ein hrviter Raum übrig bleibt und bei Aus^Uiiug
desselben dio drei Siegel der untei-sten Reihe voUig mit den drei kurrürstlichnn
in der oboniten oorreBpondir^n wurden. — Bei der Feststellung der Siegel,
wetuhe für ditjse üntorsuohung orrorderlieh war. kam Herr ArcbixTatb Dr. Fried-
läiider in Berhu tnciuer heraldisolien I/uk'-mitniss lieLeiisttTirdig xu Hilfe.
480 AnhAn^. No. U. ITeber d. ÜntorectriRai d. omuuerteo Cq
mit auffnhrte, vfthreml die Ijaumilxirger iiiitl Mecklenhtirgpr «itf Gniml
ihrer g^etteuoii Krlaubiiis» als Tbciluehiiict- mit^enannt wurden.
So, wif! PS hior oonstTiiirt wunic, stollt sich das Ergebnisa fr«-
lieh nur, wenn n);in nnnimmt, dass die rnn uns lienuttton Vi
liurchwog buchstäblich rit;htigo Angaben bringen. Ks ist aber .- i:.:
verfitfliidlich , dass Kltlchtigkett der Berichterstattung sowie die noth-
gedningene Besclileimit^im^ der Schi-eilwrlieiten und der Tnmidt di»
Aufbruelis, dessen Spui*en in den ÄclenstÜcken allentbalben äiditlv
Biud, wolü anoli einzelne Fehler veranlft«st babfB kOiuien. AiicJi ist
auf^lig, und kOnnte wohl auf eine Gemein samkeit der Ursachen
deutet werden, dass die Fdi-sten, die oder deren Gesandte zn Naii
bnrg nii^ht unter» hrioljcn liab^n, sSnmitlirh solcJie warr-n, die aui-h
Braunsuhweif^T Ki-oiMtag thrilnalimnn , wo das l'i-tJieii über die Aboi
niulilsU'hre ries Dr. Hanlenbori;: ^:espnx*hen wiinie.*) Don Eiiiwänrlon
gegen unsere (.:ntors«chung, welche sieJi von diesen L'uistäuden fat?^
nehmen laftsen, steht aber wioiisnim die ThatBaehe gegenQber, dass
nirgends, auch nicht in den nmfancTeichcn Correepondonaen der Für-
sten, welche dem Conpress folgton und fortwähroiMl auf die Ei^bnisw
desselben Rflckbezug nehmen, cn^ühnt winl, es habe sich ausser
Jnhann Friedrich von Saclisen noch irgend Jemand von den Tl
nehtuem des Congresses gegen die Beschlüsse desselben erklärt
ist
I
.1«! I
heily
*) Ke wäi-e nalioli^gend anxunehmt^n, daa.s die ticsandtso-haften vod Hnt-
stoin, l^ueoliurg oud MtK^kläobiirg auf dorn Convoot za Naumburg i^b»<D(lK>-
8etbctu witi'eu, welche j^ue Horni auch iu Urauasrliwei^ vertralea und «'fan
aus diesem Grund Nanniliurg vorzfitig v*?rlicssiru, ja Wolloirbt auidi di-' Nattm-
burger BeschlÜÄ&f tiUfbuton. Tni diirs zu omoiscn, müsstpu wir die Nnmöi
der au( dem Kreistag .\nweaeudpD keunoii und die Identitfit der godochti-u Wr-
tretuagi?ii coDstatiren; wir wissen aber in dieser Ilinsirht Nichts, als dass der
liambtu-^nschti Supürinteudeut Dr. Pnul von Eitzea. weluher Mitglied der h<il-
ättiiuiächeu Oesaodtsohaft lu NiiuinbufK war, auch dem Kreistag zu ßraun-
Hdhweig, uDl>ekaDnt ob iüm V^rtret^T Kiunburgii oder des Herxugs Adolf tdo
Holstein, beiwohnte und diuiell>st, wenn wir rw-Jit berichtet sind, zu d»m '»•-
niässjgten>ii gehörte (areauall, p. lOn). Andrereeita tHt luuih don unter a|— u1
aiigofiilirteu Bt-brirtätüoken und dem Defuud unter 4) uuwolirsuheinlich , dasi
diese li'_'saudLs(;Iiiifleii vor dcui Abend des G. Februar (fnihatJ^us) Nuuml«i^
vorliessoll, wahrend der BrauiLSchwei^fr Kreistag schon am 4. Februar bopiUL
Demnach verlioss aurh wohl von der Ilolsteiuor Gesandt^olutft nur l'au! voo
Bitzen Naumburg muh früher, während die übrigen MitgUeder erat uomittdbar
vor der UuterzeiduiuDg abreisten. Üb daa Fehlen der drei UntersciirifhüJi uottr
der enieuertea C-oufess-iou und die Haltung der eulsprecheadea Vertretangw»
zu Braunsehweig auf fiiie gi^nioiiiaann» l'rwieb«: übHivinslimniondi' Tendenz dt*
Instruettonan oder diiß birehenpolitiarhe Riehtung der betrefTendpu Fürsten tiinl
I.nndeskin:hen zurückgeht, ist nnch Alledem auch sehr zweifelhart, und in
Obigen sind siehorlich eine ganze Koüie von AWibi-scheinüchki-itsp-Ünden
diese Annabiiin enthaiteu. Uiest- letzten^n würden dann ebenso au» b für Hfr
EniKt von Braunschwoig gelten.
Archivalische Beilagen.
NB. Da von dem nacbfoIgeDden Actenmaterial das Allermeiste us
Marburg, nur einiges Wenige aus dorn Berliner Oeheimea Staatsarchiv stammt,
so wurde nur für die Stücke der letzteren Art der Jundort besonders an-
gegobon.
Beilagen, 1557.
I,
Philipp an Auguat.
Freund tliclior lieber vetter, Schwager, brader und go- 'gä-'ii'iK'*^^
"▼atter, wir haben euer heb schreiben underm dato CoUingon i. d. Fai<u.
den 17. Octobris sampt den darinhegenden Zeitungen empfangen, ge-
lesen, und tJiun uns soLlicbcr anzeige und zugeschickten Zeitungen
jegon e. L freundtiicUen lK>daEj£eu.
Wir haben mit ganz erfreutem gemuth vernobmmen, das o. I.
mit dersolbigen lieben gcniahl, klndcm und hoffgesindt über den ßeldt
so glücklichen mid woU kommen. Boy einem unserm rettenden hotten
haben wir e. I. verrückter tage aus Fridtwaldt geschrieben und sie
gebetten, das e. 1. uns in unsenn landt besuchen wolte, inmassen
uns dann e. L hievor freunüiche Vertröstung gethan, seint auch der hoff-
nang, £. L. werden nicht underlassen^ zu uns zukommen.
Fenior anlaugendo den zwispaidt, welchen der gebruder her-
zogen zu Sachssen u. s. w. theoiogen aufm CoUo'inio zu Wonnbsa ver-
ursacht, weis gott, das wir solchs ganz ungern vemohmmen, haltens
auch für ein ganz unzeitig und schetltlich vornehmen unserer wahren
ohrisUichen rehgion, und ist tms bis dahero bekommerlicb gnug ge-
wessen, und noch; dann wie E. L. aus einem schreiben so unser
rath Friederich von der Timnn vor wonig tagen von Wormbs an uns
gethan, und darvon wir E. L. iiirbey oopien mit B signirt zuschicken,
befinden, so haben der gcgenthoil, die papisten, soUicher halben ur-
sach nehmen wollen, das gesprech ufTziUieben; kont auch baldt daraus
volgcn, wenn E. L , Pfaltz, Wirtenherg und andere die iiit wollen
verdammen, die da die eigenkoppische theologen eondemniren, das
sie die papisten zu ihrer gelcgcnhett sagen mochten, der friede binde
sie auch nichts, u. s. vr. Wie bcscheidenlich aber E. L. und der
andern augspnrgischon oonfession verwanten coUoquenten sich dar-
gegen haben vernehmen lassen, und sich erpotten, das werden e. 1.
aus der oopey gedachts iinsers raths Friederichs von der Thans schrei-
ben auch sehen, wolchs uns warlich waigofclt.
Das e. 1. anzeigen, wie die sächsischen woymarischen thoologen
e. 1. thcologcn angrieffen Itaben solten, ist wahr, haben aber nit allein
E. h. theologen, sondern olien so woll die pfaltzgreviHchen , wirton-
bei^schen, unsere, und sonstet alle aitdere thonlogen, so der augs-
purgischen oonfession sein, die nit ir liedt in allem singen wollen,
BoÜJigon. I. 1557.
augrielTon. Oleichwol aber so wercü wir, E. L. begeren nach, niiÜ
iingeiieigt gewesseu, unsem reüien und theologcn, so wir zu Wonnb«
uff dem ooUo'iuio haben, zuschreiben, soviel! mugUcbcn, mit dem
suchsischon woy manschen tlieologen zu handien, das sie voa soUichoa
beschwerlich ßu furuehmcn abstunden, u. b. w.; es seindt aber die
eachsisclien wejTiiari schon theologen, wie vir nit änderst wissen,
nicht ZTi Wormbs, sondern vorlangst alda abgezogen, und ist alao
In dicsser beschwcrliclien Sachen, wie wir dero in eyl nachgedacht,
unser giitraeynung, das etwan zu erster gelegener zeit sich E I*
mit dem pfiütr.graven Churfursten u. s. w., dem herzogen zu Wutten-
berg und andern mehr unserer angspurgi sehen confessions imd tdi-
gions verwanten fiirsten, sovioll E. L. vonnotheu sein erachtete, ve^
glieohen, das E. L. und sie ire theologen an gelegen mahlstedt
zusammcngeschiokt, und soUicho tlicologen ein eousistorium oder Idr
chen gesproeh, wie raana nennet, halten, sich uhrisüiehen und freont-
iichen mit ein vereynigeu liessen, uff das der zwispaJdt, so untfr
etlichen unsem theologen ist, hinweg' genommen wTirde; wo aber da.^
nit helfen wolt, das sie dann in sollichem consistorio erkcnten, be-
schlossen oder deoeruiren, was christlich, luid wilcher theii in solU-
ohem zank der evangeUschen warheit am nechsten were; damit
musten diese one not inige köpf sich dannost messigen und ixes
boches Schemen.
Wir haben gedauken, weil der Habst mit konig Philipssen zo
Englandt und lEspunion veilragen, imd dann mit dem Tiuvkeu, wi^
etzliche Zeitungen, so uns zukommen sein, lauthen, auch ein vertmi:
oder anstandt gemacht mocht worden, zu demc zwniNchon den konigen.
Philipsaen zu Hispanion und Knglandt, auch Franekroicli ein 5'ieiit
aufgerioht werden solt, mochten sich in kurzen jaren und nachisici
beldem zeiton schwinde Sachen zutragen , sonderlichen weil duc
de Alba, der dann ein sonderlicher veint unsers glaubcns und vatter
landtA ist, noch vor ausging disa monats ins Kidder I^andt kommen
soll; auch der konig zu Franckreich etaUche Sophoier und des .immi-
rals weib mit zweien herren des glaubens halben verbrennen unii
hinrichten hab lassen sollen. AViewoll aber, soviel die Si^phoier be-
langt, ein andere fui-gegeben wirdt, nemblieh das es vorretterejr und
anderer Ursachen halben bescheen sein solle. Wir forclilen aber es
sey mohr des glaubens halhen ervolgt, weil uns anzeige besobeen,
da.s (]io papisten und pfafTen den konig persuadirt und ulierredt,
durumb das er die heretieos, wie sie die nennen, unter sich dnldc
lind leide, hab er so ein gross ungluck gehapt. Das haben -wir EL
uff ir schreiben und begeren für unser gut bedunken anzuzeigen m
eil verü'eulich nit verhalten, zweivoln auch nit, £. L. werde deiMn
dingen nachdenken, und in Zeiten das ungluck, das kommen kao,
soviel got gnade gibt, vorkommen und milteru; wollen aber der sscbeo
Hiitler zeit weiter nachdenken, wie E. L. ohne zweivel auch Ihun
wirdot, und was uns einfeit, und vor gutt ansiehet, o. 1. TiameldeiL
nicht das E. L. dorne volgon solle, sondern zu weiterra nachdukei;
BoiIat;eD. I. II. 1557. &
dann varlich, wio allo dicsso Torstoende Ißiifte anseigung golien, 8o
ist Bondcrlichon dor teutschou Chur imd furstoD, dio diesser religion
sein, ulTsehens hoch voimothen.
Zettel: Auch freundlicher lieber vetter, Schwager , bruder
und gevatter, wir haben hievor bey den reinisohen Churfurston an-
regung gethan, das Ire Libten etzliche fumehme fursten zu sich
ziehen ^ wnd sich gütlicher Unterhandlung zwischen den beiden poton-
taton, den konigen zu Ilispanion und Englandt, und Franckreich
iintemolimon. Es hat aber unser« bodunkons bis daher an deme ge-
inaiiglet, das E. Ij. ni(.:bt innerhalb lande» gewesKeu, und vielleicht
sie die reinischen Chuifursten bedenkens gehapt, sich ohne e. I. und
den Mai^graven Churfurston in sollieha gütliche nnderhandlung in-
zidassen. "Weil aber nunmehr (gotlob.) E. L. widder gluckliclien an-
kommen, deucht uns gut sein, das E. L. mit dem Marggraren Chur-
furston, auch den andern Churfursten bcy Rhein sich sollicher gutlichen
nnderhanülung zwuschcn den beiden potentatcn , Hispanien und Franck-
reich tmdomehmeik und sich einer samptiichen Schickung zu Iren
beiden ko**" wirden, u. b.w., vergleicheteni dann ob woll (wie wir
bericht werden) der Babst zween Oardinfiil^ CarafiFa und Trifulci,
7,vni6chon den beiden potentaten gutliche handlung zupfiegen, ncmb-
lich den Caraffa ins Nidder Landt zu konig Philipssen, und den Car-
dinall Trifulci In Fmnckreich geschickt, so bednnkt uns doch, es
were den beiden potentaten, sonderlich aber Franckreich, angenehmer,
dos sich die Churfursten in sollicho gutliche underhandlung zwuschon
den beiden königlichen wirden eiidiessen und scldugen, als dicBso
beide obgemelte Cardinal; kouten sie imd die Churfursten, so sie
es mit vor gut ansehen, etliche furnohme toutschen fursten in solli-
eher gütlichen handlung zu sich ziehen. Das haben wir etc.
Copie.
Philipp an August.
Unser frcundtlich dienst etc. "Wir geben euer lieb si.jroTcnber
freundtlichen zuerkennen, das wir jungstiichen an unsem z»pfl«*«r».
freundtUchen lieben vettern und Schwager herzog Christolfen zu Wirt-
tenbe:^ u. a. w. geschrieben haben, naclidem, wio unsere Zeitungen
lauteten, duc de Alba selbst ins Niddcrlandt ziehen wurde, so ge-
schehe 08 gewiss (darfur wirs achteten) teutscher nation mehr zu
naclitoil als zum besten, sonderlich weil man wüste, das der duc
de Alba unserer religion und der teutsohen nation höchster velndt;
danimb were gutt uffsehons woll vonnöthen ; darauf uns nun ermoltor
herzog ChristofT geantwortet, wio E. h, abo inliegendem extract sol-
licbs seiner Liebten sclireibens zusehen finden.
Dieweil dann dio loufto geschwinde, und ein friede mit dem
baj;ßt aufgerichtet, auch es kommen konte, das die beide konige zu
Beilafieo. II UI. 1557. 1558.
Englandt und Franckroich, (wlo unser zoitting lauton) durch die beide
cardinäl CurafTa und Trifulci vertragen werden moohton, und dtn
sioh die weymariache absondcruug auch zugetragen, so ist soviel
mehr auf die lenl't« zusehpn nnil achtung angeben vonnothen. Stnte-
Lual E. h. hicTor in einem schreiben so sio undcrm dato Sohemngei
den siebondcn Nuvombris uu uns gothan, unser ferner bedenken be-
gert, so licasen wir uns herac^ Ciu-istofTe zu Wirttenberg u. s- w. gutp
mej'nung und bedenken nit übel gefallea. Dan, wan die aug8spQ^
gischen religions verwauten Churfursten, fuistou und stende zu hiuf
kommen, wiu^et es one zweivel Bonder frucht nicht ubgehen, und
zu vielen dingen nutz sein. So aucli der wlddertheil soUichs selie»
wirdat, das sie boy ein stehen, werden sie so liederlich nichts
fahen, als wann sie ein godronnot ding gehen.
Copie,
Beilagen, 1558.
HL
August an Christoph.
Januar Unser freumltlich dienst etc. £. L. schreiben am daU)
r»dpn. (igjj 2way Und zwainzigstcn des ncchstverschienen monats de-
cembris haben wir zu unsorn banden empfangen, und ist an dem
das wir von uusern gegen Wormbs verordneten rätheu genugsam be-
richtet, öus was lu-siichon das nechstangc stelle coUoi]uiiuu koinea
vortgang gehabt, wie auch die ding allenthalben darauf verkufen,
und haben daruss nit gerne vemohmen, das under den gesandton
der augspurgischen confession ein misverstand vorg;evalIcn. Wella
auch helfen, es worden unsern gesandton desbalben nichts mügen
zugemessen werden , dann wir innen bevelch geben , alles vas zu
christlicher vergleichung dienen mflge, mit vleiss zu befürdem, und
dem coUoquio nicht ollaine beizuwonon, sondern desselbig«n aneb
genxlichen abzuwarten; weil aber solch coUoquium aus des beprti*
sehen thnils venirsachunge entliehen alsso zergangen, müssen w
es daliin etollen, und haben gleichwol gerne orfaron, das sich c. 1.
under der andern Chur und fursten der augspm-gi sehen confesskm
gesandte rüthcn und theologcn mit den unscm eines eiubelligoa id^-
schides verglichen; so wflsscn wir auch das unsere und der udei*
unserer reLigion verwauten thcologen dissmal die gesuchte condi
nationes zuthun, eben aus den Ursachen bedenken gehabt, wie dii _
E. L. uns uborschickton Schriften zusamen gezogen; wir hotten abpr
zum liebsten gesehen, da-s gleichwol in denen artikeln unserer christ-
lichen religion, so ductrinaliu anlrofTeu und aine zeit hero under deo
lei*
iibfT 1
Beilogoo. m. TV. 15A6.
streitig gemacht worden, aine aintrochtigo vcrgloichung undor
ien so jetzund beisamen bleiben > ervulget were, wie wir dann
berichtet, das dorbalbcn ain ungeverliche schrlft eoU gesielt gein
wonlon, dann wir betten verUofTt, das dadurch ril Unrichtigkeit Hol-
ten vorkommen, und alierlay gezeok abgeholfen worden sein; aus
was UTBaohen aber daBselbige, da man es doch dee mehrem theüs
einig gewesen, verpUben, das werden E. L. durch derselbigen räthe
oae sweivel berichtet sein; es ist uns aber warlich bekommerlicb,
das sich unscra allertieitz thcologen soloher ding nicht vereimgen
sollen, da sie doch suiist zum ofternmal, und sonderlich in dem be-
nierten abschide sich nlJerseitz ordert, bey der augspurgi sehen con-
fcssion und apologia zu behnrron und halten dei;pwegen auch nott-
wondig zu sein, das nachmals ufT solche vergleicliung getrachtet, und
von dissen und andern zu abwendung furstehenden beschweiungcn
8ü aus solchem zwispalt entsten mochten, durch die Chur und furston
(lor augspurgischen confos»ion geredt und beratschlagt werde.
Und nachdem E. L. in deren sohreiben vor gut ansehen, das
wir uns derhalben mit den Churfursten Plaltz und Brandenburg u. 8. w.,
unsem freundtUchen lieben vettern, bnider, oheimen und schwager
auf jetzt fursteendera tage zu Krankfurt am Üeyen umlorreden sollen,
seind wir darzu ganz wolgenaigl; weil wir aber E. L. bey solcher
iinderrede auch gerne wüsaea wollen, so bitten wii- freundtlich, wann
es E. L. in einigem wege gelegen, sie wolten sieh auch dahin oder
Bunst an einen gelegnen ort in unsers vettern dos kndgravcn zu
Hessen u. s. w. land aigoner persson zubegeben unbeschweret Bein ;
so wellen wir uns alsdaun neben den andern beeden Churfursten,
auch unsserm vettern dem landgraven , der ding halben ferner uuder-
reden, und, sovil uns zuthun muglich, an alle dorne kainen mangel
sein lassen, darüurch üottcs ehro gofimlert und undcr der augspur-
gischen confcssion vcrwantcn christliche vorainigung gestiftet und
erhalten werde, welches wir E. L. zu freundtlicher antwurt nicht vor-
halten soUon, otc.
Copie.
IV.
Philipp an Christoph.
Iit. Fifa mar
Freundtlicher lieber vcttor und schwager, nachdem wir
von dorn Churfursten zu Saxou u. s. w. vonnirkon, das S. L.
zu vergleichucg in rcligion Sachen untor uns stendon der augspur-
gischen confesston, selbst zu einer zusamonkunft , auoh zu machung
eines freundtUchen verstaiidts nicht ungeneigt, und das S. L. wol
leiden mugen , das E. L. zu S. L. und dem Pfalzgraven Churfiirsten-
tag ein ende gewinnet (sie) gein Krunckfurtli begebe, so i.st unser
bedenken, E. L. hotten sich wann ermeltar tag zu Franckfurtli bey-
nahe »ein endschaft erreicht, doselbst hin gein Franckfitrth zu den
beiden Churfursten Saxen und VhHz verfaegt und sich mit Iren boiden
8
BoUagon. IV. V. 1558.
Ij*"" imdorroddet und eiuos tags zu vorgleichung unserer tUeolog»
vereinig, auch von oinoni frcundtUcbeu verBtandt, wes sicli die beide
ChurfnrKten zu äaxGn uncl Pfaltz, auch E. L. und wir raner zniii
andern, da ioeu noth angienge, zu versehen gcrcdt, und der Chur-
fürst zu Brandenburgfc, sn er dazu willig, aurh eingenommen. Ol»
dann gleich -wir in der person nicht gein Franckfiirlh komen, eu
wollen wir uns doch dasjenige, was Euer aller L"'" sich in solchen
beiden puncteu vergleichen werden, gefallen lassen, wie vir dai
auch des den Churfui-sten zu Soxen u. s. w. unaem TolUtommenec
gewaldt gehen. Bedeiichte aber E. \j, dos unserer personlichen be;-
kuaft (als wii- doch nicht achten) voiinoteu sein solle , so woll^ wir
zn Butzbach erscheinen, doch das uns auch der tag der persoididieii
zueamcnkunft zeitlich zuTor zuerkennen gegeben werde. Das haben
wir otc.
Ingolegter Zettel. Auch fi-oundtlichor lieber vetter lud
Bchwagor, ist unser bedenken, das E. Ti. mit dem Churfursten m
Saxen u. s. w. alleyne und auch sonstet froy rede, dann wir soTiel ver-
mirkcn , das S. L. zu einem defensive verstandt nicht ungcneigt Weile»,
so geben wir E. L. vertraulichen zuerkennen, daß dem Chiirfurstcn n
Saxen u. s, w, vorgeraalet, als das der Churfurst Pfaltzgrave und
E. L. die bischofthumb zuzerreissen und in weltliche hende zupringen
Vorhabens sein selten (das wir doch nicht von E. L. gebort), dann
dan S. L. kein gefallen tregt uss der ursach das S. L. bodenk't, da
solchs vorgenomen, das die bischoftliumb in andere hende komea.
auch solchs ein grosse Zerrüttung im ganzen reich geporen wurd«.
Des werden sich nun E. L. jegen ime dem Churfursten zu Sachssea,
wan E. L. sich mit 8. L. in rede begeben, wol zu entschuldigen wis
Copie.
V.
August axi Ftillipp.
Unser freuntlich dienst u. s. w. Wir geben E. L.
ich tmd vertraulich zuerkennen, das uns von einer vettrautai
person boiverwarto zeiüingen zukomen , daraus werden E. L. des Bahsts
geschwinde und argHstige practiken, so er wider uns Deulzschon fö^
hat,, befinden, und daneben sovil vermerken, das es nochmals in
fndeshandlung zwischen den baiden konigen Engellandt und Franc!*
reich stehet. Weyl dann zuvermuten, das sonderlich numehr, weil
^dem konig von Franckreich sovU seines volks erlegt, der fridc wokl
einen fortgarig haben mochte, und das auch vielleicht dorselben u^
sach halben nach der eroberung Didenliofena durch den herren vöd
Gwiso mit dorn deutzschcn krigsvolk nichs weiters fnrgenomen, so
wil gleichwol allen dcutzschen Chur und fürsten, sonderlich detwo
so unser religion sein, auf solche und dergleichen pmctiken achtua^
zugeben, wohl vonnöten sein, dann weyl die grossen potentaten au-
17. ioiniKt
Kunt'nwiliirr.
Bdlacta. y. TL 1558.
9
mehr innen worden, das sie von baidon thellcn auch durch schlechte
Icut ein trcffontliche anzalil deutzsch krigsvolks zu roes und fus in
iren dienst uud aydt bringen konneu, wie jetzunl zumtheyl uitf Frauck-
roiclis soite geschehen, so mochten sie wol entlich einen solchen
l'ridt miteinander machen, der iiber DeutzschLind hinaiisgionge. Es
macht uns daneben nicht wenig bedenken, das der ßabst dio jetsigo
Key. Mt. iioclimals nicht wil conHrmlren, oder für einen romischen
kej»er erkennen, und das auch der konig von FranckroJch auf der
Chur und furaten BambtHoho actückung in FranckroJch, bolangondc
Rtzliohe arme [^fatitjene Christen, die unser roligion halben in Ver-
haftung genommen, so gar ein absdi legliehe antwort, wie E. I«. ohne
I zweyfel wissen, geben, und darzu eben zu der zeit, do er der Deutz*
sehen, die unser religion zugethan, dienst am meysten braucht, so
heftig wider unser religion tiraonisii-t. Bitten derhalbeu freuntlich,
E. L. wollen den Sachen nachdenken, auch wo eie oa für nottweudig
achten, an ander mehr orth vertreulioh (dach unser unvermark) ge-
langen lassen, den dingen ferner nachzuforschen, und alle sachcn in
I besserer achtiing zuhaben; was auch E, L. derhalben oder sonst er-
fOreu, und sonderlicli, wo des konigs von Franckreich doutxsch krigs-
volk jetzund ligc, und was es frirhabo, uns idcrzoit unscumblieh bc-
i richten; dos seindt wir umb K. L. frcuutlioh zuverdiouon ganz willig.
VT.*)
Philipp an August,
S4. .Inmmt
luinrohkiuci.
Freundtlicher lieber vettcr, Schwager, bnuler vnd ge-
vftttor, wir liaben euer Lieb schreiben uiiderm dato Kunerss-
dorff den 17. Äugusti neben den inliegenden Zeitungen, so E. L. von
einer vertraneten person zukommen sein, empfangen, gelesen, und
ist uns auch angezeigt, wio K. L- nehreiljen, das es zwischen don
beiden konigen Engknndt und Franckreich in fridtshandlung stehen
solle, dann einer unserer undorsasson von udel, Hanns von Walden-
Btein genannt, so herzog Ernsten von Braunscliweigs marschalk ist,
des vergangenen sonnaljonts vierzehen tage gewessen, aus konig Piii-
lipssen zu lliapanien und Englandt n, s. w. lagor geritten, ulhio bey
uns an kommen und gesagt, das imo er (seil, her) Chunmdt von
Boyneburg angezeigt, das es zwischen don erniclten beiden poten-
taten in troctat eines friedens sein solle, und woU ein houratli zwu-
ßchon beider konigon gefreuntoa troffen mochte werden, und sollen
beide hauten nit weit vou einander Hegen, wir aber glauben nit, das
der friede so baldt uffgencht kann werden.
Er Waldcnstoin l)nrichtct auch, das an deme nichts sey, das
dio Franizoscn konig Thilipson zu Ilispanien und Englandt u. a. w.
*} Verstümmelt schon bei Rommol Bd. Itl.
BoUttgcij. VI. 1558.
über Speisung Sant QiiioUns eUUch volk zu ross und fusa uider-
^legt haben golton.
Wir haben E. Ij, zcitun^ vciruoWter weil zugeschickt, das der
Babst in ilie wähle der koy. Mät. Cüusentirt solle habon : dnher dann
wüll ziigedeukea ist, Ja« dio key. Mut. darg^en grosse Kusagung ge-
than konte haben; ist auch Kuvcrmutheni so dio grossen potentaten
vertragen, das iu kurzen jarf»n sonderlich ro der itzig koiser Ferdi-
nandus den reÜgion frieden nicht halten wolte, etwas ge^n die steode
unserer roligion furgenommen werden moohto; ist also gutt aufsehens
vonuothcn.
Glauben ganz woll, das dio jcnigcnf so der teutsohcn nation
rheindt seiiit, es gerne dahin richten werden, das das toutsoh krigg-
folk gegen einander in kamp (s.) kerne, todt geschlagen, ausgemergelt,
und also tf>utsche nation geschwedit, auf das sie desto besser iren
willen erlangen kontcn. "Wir hetten, wio E. L. sich woll zuerinnem
wissen, ganz gerne gehabt, das sich uff dem wähle tag zu Franclc-
fürt, und auch hemaclier dio Churfursten in gütliche undorhandlung
zwuschen den beiden konigon, zu Englandt u.8. w., und Fraockreich
11. s. w., eingelassen, damit die tcutschon nicht alsu gegen einander
umbkemen; wo es aber au gemanglet, das es nachpUeben, wissen
sieh E. L. woll zuberichten.
Ob nun woll die beide konige vertragen werden, kennen wir
doch nit achten, das sie in kurzer zeit etwas statUchs mit der that
gegen die Augspurgischen Confessions vorwanton fumebmeu kontcn.
So vertrauen wir Franckreich gar nicht, das seine Miit darzu helfen
noch forderung thun werde, die teutschen zu unterdrücken, sovem
das man inen in guteru officio heltet; iitul ob woll wahr, das ermeUer
konig zti Franckreich (wie dann konig i'hilips zu Hispania und Eng-
landt auch tliut) in seinoni landt dio rcliglon uloht leiden wil (nnJ
daran gar ubol und uncliristlich handlot), so wirdet Sein Mut. unsen
Versehens nicht sich anfechten lassen, was in Teutschlandi g^laufat
und vor ein religion gehalten; wirdet auch schwerlich leiden koimeii,
das dio teutsclio nation gescliwecht und godompft werden eolte. Da
nun schoim die Spanier widderumb lust betten, ein refonnation in
Deutscblandt, und wie sie es hievor furgenommen, ein blutbadt über
dio Teutschen anzurichten, so achten wir doch, sovorn etzliche Chur-
fursten, forsten, und andere stende der Augspurgischen Confension(s,)
sich zu häuf (hun, ein veretandt mit ein machen, was sich einer zxm
andern zuversehcn haben solle, sie werden es so leichtüch nit an-
fahen können noch auch vermugen, dann sie mit geldt und anderer
notturft zum krig so baldt nicht gefast seint, auch dem konig su
Fnmckreich nit vertrauen. Auf diosaos unser vermiitiicha bcdenkoD
ist aber sich nicht genzHeh znlfiBsen, sondern will die höchste not-
turft sein, 80 E. h. und die andern ('htirfurstcn und füllen diesser
religjon bei iren landen, louthou, hochcitcn, dignitct und guttem, und
zuvoran bei irem aHerheiligsten glauben bleiben wollen, das sie sich
zuhauf thuu und ciu solUchen verstand! machen, das man wissC}
Boüageo. Vr, vn. 1558.
was fiich einer zum andom /.uvcrtroiston: so das gracdriclit, mochte
ein fichwert das ander in der »chijtiden behalten; ohne das alier wirdct
man einen heudt, und den andern darnach hinweg reissen. Zu deme
ist noth» wie oben^raoU, der konig zn Francfcreich nicht vor den
köpf znstosscn , Boiidorn in gnttem willen zubehalten; auch sonderlichT
wo muglich, das die Bpaltungen, welche unter den Augspurgl&ciLen
Cünfesaiona verwanten selbst sein, konten vergleichen wei-den.
Diesses ist also dissmals vnser gutbedunken vnd bedenken.
Oas da holten zwoithaiisont franzoscn vom adcl gefangen vnd
toidt sein, das halten wir nicht vor gewiss.
Wie wir aus allen kundtschaften verrairken, so ist des konigs
zu Franckreichs krigavolk alle zu häuf gezogen, auch herzog Johanas
Wilhelm zu Sachssen u. s. w. und diesolbigcn router^ und liegen ge-
wiäfdich beide die Engellischen und Franzosischen auf zwo tage reis
beyeinander; vormutben uns, wo die sache uit vertragen , das sie in
kurzen wochon an einander kommen wenlen.
Wir wollen, da ein friedt gemacht, vnd das krigsfolk den
köpf nach loutschlandt wenden wirdet, ein ufTtiehens haben, wo hjn-
naus es zeucht, und e. l iderzeii, was wir des erfahren, zuerkennen
geben; wollen auch den Pfalzgraven Churfursten und den herzogen
zu Wurtenberg dero dinge, die uns e. 1. angezeigt, vertreulic;h be-
richten.
Das haben wir etsc.
Zettel: Als auch E. L. schi'cibcn, dicsse dinge an andere orte
gelangen zulassen, so haben wir Wuritenberg allein alspaldt hirvon
in vtjrtnuicit meidung gcthan, und S. Ij. darboy geschrieben, da es
S. L. vor gutt ansehen , das alsdann S. L. dem Pfaltzgraveu Churfursten
darvon auch vertreulichen berichten wolle, datum vt in Iris.
Copie.
vn.
Augnat an Philipp.
Unser freuntlich dienst u. s. w. AVir hüben E. h. hrief ai. satmsi
den 24"" disa monuts Augusti datirt, beut dato zu uusern '»'htr^ritairs.
Imnden empfangen, un«! weil uns eider E. L. nehenn schreiben, welche
den 18*"" ditz monat^i geben, (darinnen von der englischen niderlago
nbcr Speisung Sannt Quintins allerley Zeitungen mit uborschickl wor-
den) nichts von E. L. oder auch andern gewissen orten der übgeraelter
niderlag halb zukomen, und gloichwol unter gemeinen louteu davon
hin und wider viel rodens gewest, so haben wir jetzig» E. L. schreiben
mit vorlangen erwartet, und verhofTt dadurch etwas gewisses zuer-
faren; wir vormerken aber daraus, da.s au solchen Zeitungen nichs
ist, sondern dos es zwischen den baiden potentaten in fridshandlung
sein solle, wie wir dann solche kuntschafft hiebovor nucli gehabt und
£. L. zugeschriben; müssen derlmlbon dafür holten, das solche und
12
BlOBflSD. Vn. 1568.
dergleichen zoitiingon ciitzwedor durch dir jungen obersten und Imga-
leut dio inen gern «elbst einen nahmen und reputation modien woltco.
ftder aber von den orten die uns noher dann dem krigBvolk g^
legen,') der meinung nusgebraitet wenion, damit sie den gemeinen
mann in gncter hofnnng erhalten und vielleicht dadurch in dem at>-
Tnig desto melir anhangs tiabon mochten, welohs wir dann an sein
orth stellen.
Das E. L. uns auf die uborschicktc Zeitungen, des Bapsts Uaen
vornehmen und practica gegen der tGUlzsehcn natton belangendt,
frciintliclie wolmeiuung entdecken, vorstehen wir von E. I*. gan?, freui
lieh, befinden auch, das E. L. dieen dingen als der veretendige
farne fürst weisslieh nachdenken; «nd wjewol gut anfsehons wol vi
nOiten, so scint wir doch auch E. h. meinnng, das wir nicht glauben,
das die buido potentaten, Engelland imd Fmnckreich, in kurzer zeit
etwas stattlichs mit der that .CGgeu di Augypurgische Confessionsver-
wanle fflrnrmcn ■^•oriJon, und haltpn daneben auch fnr rathsamh di
konig zu Krannckreich nicht vor den köpf stossen, sonder in gueti
willen, (sovil ohne Verletzung unser eliristlichen religion und des
reichs deutzscher nation gemeiner wolfart und Ordnung gescliehen
kan), zuliehalten; wir haben aber hiebevor alzeit die besorgnus ge-
habt, wie wir nns auch nochmals bolaren, die «nruigen leut, sft
noch hin und wider in. Deutrs<:hlandt und sonderlich zum guctenlheü
jctzundt in des konigs zu Kranckreichs dienst sein, werden ehr und
mehr znnittung und unfrido im reich anrichten, dann von &embdfin
potcntaten geschehen mochte.
Es melden E. L. die höchste notturft zusein, das sidi die Chur
\md furston unser christlichen religion, so in der Augspurgischt'ü
Confession verfaßt, zu bauf thun, und ein solchen verstandt machen
solten, das man wisse was sich einer zu dem anilcm zuvorsehen,
und ein schwort das ander in der schaido behalten mSchto, u. 8. t,,
und ist solchs von E. L. wol bedacht. Es wissen aber E. L. und gftt
dio erfarung, was aus solcher zusamensetzung hiebevor ervolgt. Und
weil 08 zu der zeit furgefallcn, do die herrcn und theologi alleneitt
ainig gewest. so ist wol zudenken, was jetzuut geschehen solte, dOj
ein solche Spaltung und missvcrsüindt unter uusem thcologen i:
das nicht wunder were wo es der Almechtige gnediglichen nicht vw^
hutot, das ein genzlicho verleschung unser waren relij^on daius
ervolgon möchte, u. s. w.
Es ist auch leicht abzunemen, zu was furdcnmg solohs g&-
raichcn kan, das etzhche uns baidersoits nahe verwante furstcn die
leut, so den Franckfurtischen gcmaclitcn ab^chidt in religionsacliei
anfechten, nicht allein diJden, sonder auch hochhalten und h^ftr
ziehen, do man doch Gott lob in den haubt artigkln der ohristlichen
religion nicht zwispaltig, und vil nötiger were, das wider den bepeti*
sehen gegontcil für einen man gostandeu, desselben irrthumb in*
0. h. vom woimarisohcß Hof.
er-,
^
»^T
BeOftgen. VIL Yin. 1958. t8
griffen T anch dadnveh andere destomelir eu vnsor rdigion zuti'otten
geraizt wurden; wir trösten uns aber, das diss saclien sein, die dcss
Almechtigen OoUes ehr und Bohgmachent wort belangen, dem es
biUich heimzustellen, und in kein zweifi xiisetzen, do Kr i^t an-
dcchtigen herzen und gemut nngernlTcn, Er werde eine cUristlidio
kipchc bey uns und unsorn naclikommen gncdiglichen erholten; so
wollen wir auch daneben für «ns selbst und neben E. L. und andern
gern alle chnstlicho mittel, so zu ausbraitung unser waren christ-
lichen religion dionstlid», bofurdem und fortsetzen helfen.
Ob uns wol E. h. verrückter weil etzliche Zeitungen von Rohm
zugcsctiiekt, darinnen gemelt wirdt, das der Babst in di wähl der
Key. Mt. sol consentirt haben, so soint uns doch von einem glaub-
vjrdigon mann andere Zeitungen dcrhalben zukommen, nemblich das
der Key. Mt. polschaft, der her üussmann, ulein für seine person
und nicht von wegen der Key". Mt. gehört und algefertigt sey worden,
wie E. L. au8 beiligendor absclirift znbcfinden; waa mm darvon wahr
sey oder nißht, das wirdt die zeit geben.
Daa die Englischen und Fnuitzosischen auf zwo tagreisen sollen
beyeinander ligen, das seindt wir hiebevor auch berichtet, und lial
nns sonderlich herzog Heinrich zu IJraunscbweig gescliriben, das die
obgemelte baide häufen nicht über drey meil wegs voneinander logen,
und das sich die Frauntzuseu gor ver&ohanzt und vorgraben haben
Holten. Weyl dann zuvermuthen das nunmehr enlzwoder ein vertrag
odeur anstandt bald ervolgen, oder zu einer Schlacht kommen mochte,
so bitten wir frcuntUcli, was E. L. davon erfahren, das wollen sio
uns idorzoit forderlicli berichten, auch anzeigen an welchen tiilen
jetzuut baiderseits krigavolk Key, mid über welche rittmcister unser
vetter herzog Hanns Wülielm zn Sachssen bevelch habe; dann wii-
stellen in keinen zweifl, das E. Ij. derer ding wol berichtet; und
seindt E. L. freuntlich zu dienen iivillig.
Original.
vni.
Philipp an August.
Freundtlichcr lieber u. s. w. Wir haben euer Liebten j. Krpicmber
beide schreiben under den datis Arnsfeldt den 21t. und ÄÄiir^nhur».
Schwarzburg den letzten Augusti empfangen, gelesen, und schit-ken
E. L. hü'bey copien, was der Embischoff und Churfurst zu Trier \'on
wegen der gutlichen friedts underhandlung zwuschen konig Philipssen
zii nis[ianien und Knglanndt n. s. w. , und dem konige zu Fi-anckreich
an uns gcsuhriotion, uff das e. 1. daraus vornehmen mugen, wie es
danimb ein gostaldt und gelegonhoit itzo habe; wir besorgen aber
es sey zu lange geleitet; dann so es ehir geschccn, als die Tcutsohea
mit ein geschlagen, als "vnv Ixfsorgen, numehr ervolgt seie, wore es
besser gewes.son.
14
Boilagou. Till. 1S&8.
Ferner so fertiffon wir E. L. derselbigen begeren nach birb^
eine abschrift dos tituls, wie wir dorn herzogen von Gniso ziJschrei1«B
pflegen, zu.
,Was das uberige in euer übten schreiben belangt, dos haben
wir E. L. hieror zugesobriebenT und freuntliehen berichtet; eo vir
auch weiter was gruiidtlichB von den Zeitungen erfiihren, so uns
vnäor uberomptmau unserer KiddorgraTeacliaft Catsenelnpogen Rein-
hai-t 8chenck uberschickt, und wir £.L. den ersten Septeuib. aus der
ZapfTenburg zugofortigt, seiiit wir geneigt, das £. L. furderlich n-
berichtcn; also woUon £. L. auch thun, so sie ehir als wir etzwas
gewisses darvon erfahren.
Euer Lieb worden auch hirbey zusehen fladon, was der henog
von Baiem an seiner Libten hoiffmeister und retheu zu Alunichea
der jeiiigcn halben, so uneer religion sein, vor ein scltarfes äcltreiben
gethäu und mandat hat ausgehen lassen, auch uns sunstot darbof
vor Zeitungen einkomon seindt; wero diirumb niclts besser, dann die
die Chiu* vud furstcn, so der Äugspiu-gi&chen Confcssion seindt, ra
gelegener zeit in eigener peraonn zu bauf kbemen, und ire theologea
milnehmen, ob got gnade verleihen und geben weite, das der Spal-
tung, so unter den theologen die diesser religion sein, sovill mug-
Uchen konto gewelirt werden. Da« haben wir etc.
Zettel. Poet scripta hat uns unser fireuudtlicher lieber vettcr
und Schwager herzog Clu-istoff zu Wirtenberg gescbheben und zu*
gefertigt, was sein Lieb an euer Lieb untenn dato Stiidtgarten den
'J8 Augusti geschrieben. So nun E. L. und raarggravo JoaoJieim ru
Brandenburg Churfurst iro geMlen lassen imd ire vortrauete rethe
und Ihoolügen uff den 2. Oclobris gein Pforaheim fertigen wollen,
aeint wir willig die nnscrn auch auf bomelte zeit dahien zuschicken.
und denen aufzulegen, neben E. L. und der andern Chur und fursten
reihe, so unserer religion sein, alles das zuhandlen und zuthun, w»s
di uotturft erfordern wirdet. Wann auch E. L. die peräouliche zu-
summen kunft aller Chur und furston, so der Augspiu-gischen Con-
fession sein, vor gut nnschcn, und das die otwan in dena Februari''
oder Fasten schirstkunftig furgenommen ^iirde, lassen wirs uns auckj
gefallen.
WiowoU wir glauben, das herzog Christoff zu Wirtenberg
gereits das verzeich nus zugeschickt, was der Babst der jiingsten ^
wähl halben vor bedenkens habe, so übersenden wir doch E. L. i
umb mehrer gewissheit willen auch zu; und seint unser» ermesMUl'
off die wort, die unter anderm in solUchem verzeiclinus stehen « nemV
lieh, das dann durch konnig Philips ir Hay. woll (seil. wilL)|
auBgefurt ist worden,*) woll zumerken und denen nachzudenken^
dann wie uns alle dinge ansehen, so dräuet es den evangeüsdifl
atenden in gntss unghick,; wo es gt»tt nicht wendet, und auch di»1
stende sich nicht mehr zu liauf thun, mochte warlich einer luot
•) Die g<^8perrton Wort« sind antcrbtrichen.
Beilageo. Vin. IX. 1558:
16
und der ander morgen hingozugkt wonlen; jileiben also nocb auf
unscrm argumont, es sage gleich K. L. ein anücrs für, wer da wolle;
nemblich das sich die Chur und fursten, so zn Franckfurt den
abscbiedt gemacht, sich vereinigen, was trosts eich einer zum
andern in zulalleuden nothen zuversehen; dann es warlich dahin ge-
ratten honte, djirauf itzo niemants denket; mochte auch wull kommen,
das den so itzo meinet am sichersten zusein das feur am ersten
trelTen konte; dosshalbon wollen E. h. und ire weisen und treue
reihe, der aio got lob gnung haben, diesser so grossen Sachen botü
mehr nachdenken. Datum vt in liis.
2. Zettel. Kachdem auch, wie her Hanns üngnadt schreibt,
die Roe. Kays. Mät. in ircm lande die praedicantcu so disser religion
anbongig sein Terjagen solle; als bitten wir kenntlichen, R L. wollen
uns zuerkennen gel)en, do es änderst E. L. beweist ist, ob auchkonig
Uaximilian seinen predicanten nocb habe. Datum vt In Iiis.
3. Zettel. Auch f. lieber vetter schwagor brudcr und go-
Tatter, so E. L. Ire reibe und tbeologen uff den 2. Octobris gein
Pforzheim abfertigen wollen, bitten wir freuntlicb ims uffs furder-
liehst ziiberif-hten, uff dos wir unsere rethe und tbeologen daruacb
tibfertigon können. Datum vt in Iris.
[Hierbei noob ein Zettel)
Copie.
S. Ni']i|pintw>r
Christoph an Philipp.
Unser freundtlich dienst u. s. w. Wir haben E. L.
schreiben de dato den 24. tag dos vergangnen monatz augnsti
sambt dem einschluss, was der Clmrfurst zu Sachsson und R L, der
Bäbstischen werbung bey dem kOnig von Engelland haibor geschrieben,
auf gestern alhJe empfangon und alles Inhaltz verlesen; und sagen
erstlich E. I<, von wegen diser vertreulichen anzaig und borichtz
freunJtUchen und vctcrÜchon dank. Was aber di sach an ir solbst
belangt, da haljen wir E. L. hievor zugeschickt, was der jetzigen
Höm. Kay. Mt. u. e. w. unsers allergnedigisten hem wähl halber für
consultation bey dem Pabst furgeloffen, und halten nachmalen bey
iinB für gewiss, das Ir Kay. Mt sich mit dem Pabst derwegen noch
iiicht eingelassen hab; at»er es ist aus allerhand Ursachen zuvermu-
tben, mochte etwau bald beschohen.
Wir sein auch zu gleich E. L. der mainung, wo die beeden
potentaten, Enngelland und Franckreich, vertragen, auch hochgedachte
Kay. Mt. den religion fridon (des wir doch nicht hoffen wellen) nit
halten wolte, das unser aller hiüber ain gut aufsehens von nöthen
sein werde; dann uns zweifelt nit, das unsers allgemaincn geliebten
vatterlandtz der teiitschon natiou widorwertigen feind die sachen gern
werden helfen dahin richten, auf das solche löbliche nation an kri^^
16
BoUagCD. IX. l&f>8.
ToUc gescliwecht und dieselben darUurcb iren willen desto bfus
langon möchtoii. Wir hellen anch hievor gern gesellen, und w
das ßich die Churfursten awisclien bcodon obgemeltea kOnigen , Engel-
lund und FrauükrcicU, in guellicbe uiiderbandlung eingelassen hellen;
dann e» were gar ain gut cbristenlich werk gewessen; und wen
tmsers emcbtens damn nooJt niclits Tcrsaumbt, wo die sachcn dahia
gebracht werden nnVht, das die Churfursten Bulclies naduiialen nnJ
rui-derlioh underhanden genommen betten; dann solte der Pabst und
dio Kay. Mt. Jiae beedo potentatou vertragen, ist zubesorgen, «ä
werde tractiert worden , wie man uns Evangelischen möchte demra^,
und allso in ainem husch uns Über die c..illen*) xwugeu.
Es wiU auch dem Franzosen nicht zuvertrauweu sein, dann
wie schimpflich und spottlieh er der Cbur und furstea Augsporgieoher
Confession verwandten gesandten jetzo zu dem zwaiten mahl von
wegen der armen betrangt«u und gefangnen Christen geantwort, das
weisen die Schriften vnd acta klerlich und nach der leng genugsam
aus; aus welchem dann abzcnomcn, das er der franzos je lenger je
mehr nit allein über uns Augspurgischcn Confcssions verwandteii,
sonder auch die seinen, (dieweil er tsicht, wie das hailsam wort gtrttes
•in seinem künigreich ziuiimbt), zum höchsten verbittert ist; dann
wio wir glaublich bericht, so sollen alberait ob den dreymohl hundert
tausondt gutherziger Christen dar innen sein; und desto eher (wie
man pflegt zusagen) das gliend feur zu dempfen sich bcileissigeii
werde, eho es weither bey imo und andern nationen einbrechen thue.
Danimb, und dieweil dem also, so achten wir christenlicL>
löblich, nutzlich, ja auch die notturft sein , das nicht allein ain ainig-
keyt undcr uns religlons verwandten gemacht, sonder auch ain gute
aufrechte oorrespoudenz ongericht und gehalten wurde, im £ahl uns
der religiou &iden nicht wolle gehalten , und wir von frembden oder
inlcndischon potentatcn in glaubens sacben wolten angefochten werden,
dass wir alsdann alle fQr aincn mann gestanden, leib, lehen, gatnnd
blut zusamcn gesetzt, und bei der erkandten wai^ait bis auf du
letst seufzen beliben weren, und also uns der wegen zusamen vi
bundcn imd versprochen hcttcn; darzu wii- dann neben E. L., aoi
andern Chur und furston der Augspurgischen Confession gern mit
allem unscrm eussersten vermögen verhelfen, und hier innen an ima^
was zu gottos lob und eer, auch erluoltung und päanzuug seintf
seligmachenden worts immer furdorlich und dienstlich sein kan, m
ima niohtz erwinden lassen wcUen. Wo nun sollich christenliche
ainigkayt und verstendtnus in das werk gebracht, so ist zuhoffeai
werde (wie £. L. selbst auch melden), ain schwerdt das ander
der Bchaiden behalten; aber ausserhalb dessen wurdt man aioh aooA
HAB
*) Ich hat« die RedenHart ausser diesem aoch in einem andom Soluift-^
stück aas der wurttämborgiäcbou Kniizlei gelosea; es gelang mir nicht
zuBtoUeo, ob das Wort „camillcu'- odor „cournllcn" gelesen werden
oder die Bodeatung der Phntso zu ermittolo. Zwagon bodontot waschen.
Beil«gen, IX, X. 1558.
allertiand gefnr und verderlmng unsers geliebten valtoriandtz zube-
farön hab«n.
Daneben so lassen wir E. h. etlich zeitung, bo uns oller eist
auf gestern zugesc^liiekt wonlcn sein, fronndtlich ztütnnuneu; defl-
gleiuheii ancb ein boricbt und vcrzeichnus, ■was neueüch in iinscrm
land am himel gesellen worden ist; uas nun dasselbig mitbringen,
das waist der lieb gott; der welle solches alles zu seiner glori und
eer und unser scelon hall gnedigltch und vetterlich wenden. Und
nachdem £. L. uub Creundtlich luiimstellen, solche des Pahsts Wer-
bung iinserm vettern ujid brudern liom pralzgraven Churfurston auch
freundtlich zuberichten, so haben wir es an S. L. vertreulich ge-
langen lassen, disen dingen auch haben nachzudenken; wir halten
aber daneben soIJiche zeitung, des Tabsts Werbung, allain Tttr ain
vermuttung, aber genzlich nicht darfur, das Caraffa Bolchea alles ge-
handelt hab; dann wir copias der Instruction, was er Carafla bey
Kngellandt furnenibliuh trnctieron und handlon sollen, gesehen; wel-
ches dann angeregtem ganz luid gar nicht gemess; aber wie dem,
80 will daniiocht von nOUien sein, ilic äugen wuU aufzethun, und
solclies nicht zuvcracbten noch in wind zeächlagen; das alles wollen
wir etc.
Original. Zu eignen Händen.
August an Philipp.
Unser freuntllch dienst u, s. w. Wir haben E. L. is. scpi^mirfr
schreil>en am datum Zapreubui-gk den 4" dias mouate So])- MoHi^iiiir«.
tembriH sambt den darbelgelegteu schriften für etzlichen tagen em-
pfangen und verlesen; so seindt uns auch gestrigs tags zwey E. L.
schreiben, den 9**^" datirt, zultommon; und thun uns der uberschick-
ten coix^y, was der Erzbischof und ChurfUrst zu Trier der gütlichen
fridcsunterliandlung halben zwirjübcn den baiden konigeu Eungcllanndt
und Franckreich an E. L. geschriben, frcuntlich bedanken; und wun-
dert uns gleichwol selbst, weil die Chtu-fursten ani Rhein zu subiher
ttaderhandlnng genaigt, das Ire IjietHlen nicht ehe dnrzu gethan;
bitten auch was E. L. derhalben weiter erfaren werden, und sonder-
lich, ob solcha der Churfureten fUrnemen einen furgaug haben werde
das weiten sie uns zuberichten unbeschwert sein.
Es hat uns auch gestrigs tags E. L. Bohn unser freuntlichor
lieber.vetter I^antlgnif Wilhelm zu lesen geben den weitei-n bericht,
90 E. Ij. oberambtnuin Reinbu-t Schenck den vorigen uberschickton
Zeitungen der sclilacbt zwischen oligemelten baiden konigen hallKm
gethan; es ist aber bisher an »ins davon nichs weitcrs gelangt, ilann
was wir E. L. jungst von Freiberg aus den 6'"" tUtz uiuuata geschri-
ben; und haiton gleicbwol ihifiu', wann am tag Bartholomei eine
18 3äM°, X. 1!j58.
haubtäcUlacht geselichen wen?, es soUe niinmcr, vr?yl ganzer drer
Wochen Terllossen , nicht heimblich bleiben können; weil es aber eine
guote zeither so süU gewest, so ist auvermuthen, es mochte in einer
fridshandiung' stehen.
Weil es auch nunmehr fast an d^ zeit ist« das &b imtorbalb
einem monat zu einem abzug mit baidertheyl kriESvnlk kommen
müchte, Bo stellen wir in keinen zweifei, E. L. werde irem vorigen
freuntlichen erbieten und der notturft nach darauf guete kuntscbsft
machen; dergleichen wollen wir auch thiin, und was wir iderzeiter-
faren, E. L. nicht verhalten.
Das herzog Albrecht von Bayern unser christlichen rcltgion der
Augspurgischen Confcseion noch so heftig zuwider, haben wir nicht
gern erfaren; wir hoffen aber hinwidor, die durch E. L. uns hiebevor
zugeschickte zeitnngen des herzogen von Onlchs halben, das derselbe
unsere religion angenommen, sollen also en'olgen; wan auch solchs
mit vorwissen und bcwilligung der jetzigen Key. Mt geschehen, wie
dann dieselbe Zeitungen melden, so were es umb sovil desto besser.
Wir befinden das die zwißpalt, so cttlicho theologi die unserer
roUgion sein wollen mutwülich machen , und daran sich etzUcho honen
heiigen, nicht die wenigste ursach sey dadurch ir viel von unser
religion abgehalten werden, sonderlich weil man auch den Frannck-
furtisohen ahschidt nlso beschwerlich anficht: derwegcn were es sehr
gutt, dos man die mittel finden konnte, dardun^h soldie Bpaltongen
aufgehoben wurden ; ob-aber solchs durch eine persönliche Zusammen-
kunft der stende der Augspiugi sehen Confession geschehen moclite,
das ist wo] zubedenfcen.
Uf unscrs freuntlichen lieben ohcimcn und Schwagers des her-
zogen von Wirttcnnbcrgs schreiben an uns, wclchs uns nach KU
schreiben zukommen, haben wir S.L. beantwortet, wie E. Tj. aus hei-
ligender copey vernehmen werden; haben auch an den Churfurstrai
zu Bnindennburgk geschriben und bey R. L. angehalten, ire gesandten
auf den aiigesatztcn tag gegen Pfortzhcira auch zuschicken; und tiogcn
allein Vorsorge, weil der wog gegen Pfortzheim ganz weit und die
zeit kurz, S. L. und unsere rethc mochten dieselb schwerlich er-
raichcn können; weyl aber E. L. neher dabin haben, so werden E-L.
die Iren dahin abzufertigen nicht unterlassen.
Wir wollen auch E. L. vertraulichen nicht verhalten , das um
die Rom. Key. Mt. in Schriften zuerkennen geben, was Irer Mt Gfr
santer der licrr Mnrlin Gussmnnn zu Rohm vor antwort criaogt;
davon ul>erschicken wir E. L. hirbey auch vertreulich abechrift; und
ist uns solcher key. brief neben einem getnickten schreiben, darinnen
wir auf den angeatelten roichstag, so den ersten Januar nechstkunfbj
zu Aug8piu*gk sol gehalten werden, zuorschGinen erfordert wn: ].''
erst gcstrigs tags zukommen; daraus weMen E. L. ersehen , das gl'';'-i-
wol die Key. Mt. in diser handlung mit dem ßabst ohne der Ch'ir-
fiii'Sten vcirwissen nichs handeln wollen, so derselben hoheit und
reputation zuwider sein mochte; es atimbt auch diser liericht der
Beilagon, X. XI. 1558.
19
,Mt. mit dem. so der lierzng von "Wirttonnberg des Bapsts be-
eng an ilor Key. nrliGlmng halben uberschiokt, niclit fast ungleich;
das aber in Bolchcn wiittenb^i schon zeitungen konig Philipsscn or-
■went verde, kan eben so wol auf einen andern auch verstanden
werden, dann gleichwnl nicht vermutlich, daa tonig Philips der
Jetzigen Key. Mt. keiscrthumb sehr solle anfechten.
Sovil beti-ifft , das sich die stpndo der Augabui-gischen Coniession
neher zuhauf thun , und sonderlich die Chur und fürsten, so zu Frannck-
furt den abschidt gemacht, sich verainigon selten, vas trosts sich
einer zum andern in zufallenden nötlien zuvorsohen haben ßolto,
zweifln wir nicht, da« die ding von E. L. wol uml treulich gemaint
werden; wir haben aber hiebevor E. L. gemut schriftlich und raunt-
licb dahin verstanden, das sie neue Ituntnus aufzurichten nicht go-
naigt weren; und weil jetzunt der religions fride aufgcricht, und die
jetzige Key. ML ein fridlieher herr sein, so wurde es bey den andern
stcttden im reich ein soltzam ansehen haben, do sich etzliche in
Sonderheit zusammen tliun sollen; so bnlien wir auch unser Innd-
soliaft gnetligsto vertrßstung gcthan, das wir uns ohne derselben vor-
wissen in kein buntnuB begeben wollen; und ist wol au dem wie
£.1«. sciireiben das es dahin gerathen konnte, darauf jetzunt niemant
denket, und das den so Rieh jetzunt am sichersten zusein maint, das
feuer am ersten treffen m(K:hte; t'S konnte aber auch wol solchs
eiuem begegnen, der in grossen biindnussen were; und denken an
unsers elter vettern herzog Fridricha ChurfOrsten seligen rede; der
sol gesagt haben, das der gowonlich am übelsten dran were; der di
buntnus am txeulichBten heldet; wir wollen aber gleichwol diser E, L.
freuntliclien erinnening ferner nachdenken, und do es widor vorfiele,
und an uns etwas gelangte, so wurde unser notturft erfordern, nicht
allein unsere rethe so wir haben, sonder auch unser iand-ichaft ratJi
darinnen zubraurhon; dann wir denselben gncdigste Vertröstung ge-
than, uns ohne deren vorwissen in kein buntnus einziüasson; aber
sonst pflegen wir in solchen und dergleichen schreiben, so wir an
E. Ti. vertmulichon thun, nicht viel rctho zubronchon, haben auch
deren nitiht fast überflüssig ; das wollen wir u. s. w.
Original.
XT.
Aus der Instruction Iiaudgraf Philipp» für den Iiandvogt an
der Worra Burkhart von Cram und den Vicekanzler Beinhart
Schefifer als soino Vortreter auf dem Reichstag zu Augsburg.
Religion.
AVir lassen uns gefallen, das nachmals in der rcligion
eachen ein ttollo-iuium gehalten wurde, unangeschen ob schonn
zwisiJien den Augspurgischen Confessions verwanthen ein dissension
vorgefallen wehre; dan da man einen iden articnl in der reÜgion
2«
Sil. Ilcfvinbvr
l'«wicL
äO
Beflftgen, XI. XIL ir>&S. l&r>0.
inannderheit vor die handt nehmen, und sich darvon underreddi
HO wurde daraus wo! vermerkt werden, wer der Aagspnrgt8chen Co;
fession anhengig oder nicht Wolle aber das colloqiiinm nicht be-
willigt wenien, so mugen wir ein nationalversamblung leiden,
nicmants ausgosehlosäcn werde, oder auch ain frey christlich gemi
general concllium in teutscher nntion gehalten werde, als zu
burgk, Regenssburgk, Augssburgk, TTlm, Monz, Collnn und dergl
chen ort Item, das auch die bischove und geistliclien uff solchem
concdlio nicht allein vocea decisivas haben, sondern auch die welt-
lichen, wie zuvor mehrmals auf concilüs bescheen; doch in allewege
den zu Äugspui^k anno n. s. w. 55 bewilligten friden unbegeben, e*
werde die religion durch du collo^iuiiim uatioiml versamblung oder
ein frey christlich genei-al concUium verglichen oder nichL
Wann furlaufen wui-de, ob die Osiandrislon solteu ruvor vi
dampt werden, u. 8.w., darauf zuanthworten» w^iin sie nach nf der
meynung bestunden, wie sie Osiandcr anlenglich golehret hat, ncm-
lieh das man durch die gotheit allcLne und nicht auch durch die
menschheit Christi, id est durch den ganzen Christum gerechtfertigt
werde, u. s. w., alsdan mochten sie ausgeschlossen werden; da
aber von der meynung abgelassen hetten, wie man dan hßrct
sie auf der ersten Osiandri me>'nung so hart nicht mehr
sollen, so wolle sich geburen das man sie zuvor hoere und lugehi
nicht verdamme.
Die eidtgenüBsischen kirchen, als Zürich, Bern, Basell, Geneff
und andfiro betreffende, da ist wnll hievor des nachtmaU halben Bpal-
tung gewesen, aber Lutherua und Buocems und andere mehr haben
nachmals ein Coneordiam gemacht, dergestaldt das der wahre leih
und hludt Jesu Christi im sacrament genossen werde. Welche
der raR\-niing weren, und also darvon redden, die können nicht v<
dampt werden; darumb müsse man sie zufurderst hoemn; da
ire meynung der heiigen schrift und den patribus nicht gemess
als dann konte man mit guten fngcn da-s jenige thun, so sich
baren wolto, und sie darvon wräscn.
OriginaL
"M
Beilagen, 1559.
('•inM>l.
xn.
Philipp an Aug:ast von Sachsen.
Auf zweimsiligo ÄTifforderung Johann Friedrichs ist«
mit demselben zu Cnppcl am 31. März zusammen gekommco.
Der Herzog hat im Auftrag Kurfürst Friedrichs von der Pfalz ihn,
initgetheilt dass der Kurfürst seinen Sohn fjidwig gern mit dü
BeaBgen, XH. 1559. 91
hintorliiäsoneii Tochter des KurfflrBteji Moritz , Landgraf Philipps
Enkelin, Anna; verniäWen würde, mid ihn gebeten, selbst in diese Hei-
rath zu willigen, den Plan bei Kurfürst August anzulirinpeii und zu
beförworten. Er, Landgraf Philipp, gönnt dem jungen Pfiüzgrafen
seine Enkelin sehr wolil und redet dem Kurfürsten aus verschiodonen
Orflnden zu, die Vorbindung anzunehmen. Besonders: „dann also
wei-o der pfaltzgrave Cliurfnrst und sein nachltomraonder E. L. mit
ßchwagerschnft und freimdschaft, gleich wie dem andern theil, dem
Uaua Sachi58en, vorwant. und da ßieli etwas zwischen euer aller Iten
zutragen woU, wurde ohne zweivcl die Pfaltz nehen andern E. Lten
freunden in allewege riegel undcrschanbon, und'sverkommen, also
lins Euer aller Lton nicht in einander wuchsen, iinil guter friede
erhalten."
Zottel: Auch freundtlicher lieber vetter, schwager hrador
«nd gcvattor, haben wii- darnach mit herzog Johansfriederichcn gc-
redt, da« wir gaiiz imgerne sehen die Spaltung, die da eingefallen
der roligion halben uf dem colloquio zu Wormbs, auch das ilÄig
buch, welches S. L. haben ussgehon lassen, und hetten woll leiden
mugen, das S. L. thoologen das buch noch ©in weü eingöstolt, uad
weiter zu S. L. gesagt, das denen Sachen nicht also zuhelfen seie,
das einer Mo, der andere dort ein buch machet; scndom es woro
gutt, wie auch in der ersten cristlichcu kircheu boschcen, das man
zu häuf kerne, cristliche sinodus hilte, da eines iglicben, den man
beschuldigt, anthwort gehört, und darnach dar in schlösse, was crist-
lich und dem glaulwjn gemess were. Daruf S. L, geanthwoi-tet, man
bedurfte S. L. theologon die schuldt nicht geben, dann S. Lten. solUchs
U8S iro selbst gemacht, und hets seines gewissens lialbcn nicht under-
lassen können, dann in seinem lande die secten dermas.sen einge«
riessen das ors hett thun müssen; so were auch das buch nicht uf
die personen, sondern uf die lehre gerichtet; dar zwischen sich nun
viel redt undt widderredt zugetragen, uad lassen uns wai-lich bo-
diinken, das herzog Johansfriederich ein guter frommer herr seie;
glauben wan er das ander theil, darzu wir inen mit vloiss vermanet,
auch höret, S. L. wurde sich zu allem cristlichon w^esen weisen lassen*
Wir haben darnach weiter zu ime gesagt, wie das uns vor-
kerne, das S. L., auch herzog Johanss "Wilhelm etlicher böser wort
E. L. halben sich sollen TPnienien lassen, wclchs warlich nicht gut,
das auch vielerlei Uneinigkeit erregen raoclite. Daruf S. L. getmt-
wortet, das ime nie in seine gedanken kommen seie, E. L. dorn
CbuifurstcD uliel zu redden, noch E. L. wurde, lande oder leuthe zu-
beschweren nocli anzugreifen, imd uns gcbetten E. L, anzuzeigen und
frcundüichon zuhitten, wann E. L. vorkeme das S. I*. etwas vomomo,
das E. L. zuwidder sein snlt, das e. 1. den antragem nicht so lieder-
lich glauben geben wolte, sondern E. L. Seiner Lt. danimb beschrei-
bon; 80 solte E. L. allewoge Iroundtlichc, gute und richtige anthwort
bekommen.
8»
Beiligeo, XU Xm 1550.
Sein ht hat uns auch mit vleiss gobctten, ans wir v
fiirdern, das E. L. und S. h , auch ?faltz, Wurttonborgk ,
andere relipons rerwanten fursten, aovilE. L. tedechten dar zu nubt-
lich, KU bniif kemmen und sich froundtlJchen miteinander under-
reddeten: also wurde ohno zwcivel das misstrauon, wt^lchs sich dunrii
boaer leutho angeben orwacihson, UBgoleecht, abgewendet und dar-
gegon ein freundtlicli gut vertrauen erhalten. Es ki>nt auch uf die-
selbe zeit dorvon geredt worden, das ein sinodus oder zusanea
kommen der tlieologon und auch etlicher weltlicher rethe vor]
nien und ein gelegner tag darzu angesetzt , das alda die »;
die unter inen were, zu guter cristlicher aynigkeit und vergloi
prdcht; wolchs wir von S. L. also gehört, und S. L. angezeigt,
woltens an E. L. gelangen lassen, solt auch au unser person znaam
zekomnicu nit mangeln; und deucht unswarlioh, es solte ganz
lieh luid gut seiu, das die Chiir und fursten dieser religion,
lieh die Chur und fursten SnchssRn, Ffaltz. AVurttonberg , und wen
E. li. bedcchte mehr dnrbei zescin, zu häuf kernen, sich frciiudtli
mitoinaudor undorroddotcn, diis einer wüst, wie er mit dorn and
in freundlichem willen stunde, und also alle mistranen usgol
und an desselben Stadt ein freundtlichs vertrauen erhalten , auch d
von sich freundüichen underreddeton, wie die zweisj>alt, und zen
die unter den Äugsbiu-gi sehen Confessions verwanteu theologen ni
sein, mochten zu einigkeit und vergleichung prncht werden. Das
wolton wir E. L. auch also froundtlichcn anzeigen, deme nachzudenkeD,
und uns ires gemuts freundtlichen zubcrichten, dann vir sehen, was
seltzamer kundschafteu und Verwarnungen da E. L. und dann ancli
den andeni gebrudern herzogen von Sachsaen vorkommeji, und w
es &lao stehen pleibt, kont warlich kommen, das sollich mistniucn
zu schaden reichen mouhtc; wolchs so die zusamenkunft vortgengi/?,
und sich freundtlichen underrcddct, und ein vertrauen untereinander
gemacht, alles verkommen were, auch viel uncostens sparen.
Bitten hienif E, L. freimdtlioho anthwort und wollen diase mu-wre
anzeige von uns nicht änderst vorstehen, (das wir mit gott bozou|
das wirs treulich und gilt ineiiieu, iiuch was zu ruhe und frie^let
der heusser Sachssen und Hessen, darzu der andern Churfursten nnd
fursten dienen mag, und das unsere wäre cristliche reUgion orhiüton,
und dersolbigen verwanten in einigkeit kommen und pleibcn, und in
gemein in ganzer toutsehQr naüon ruho und friede erhalten, wir
furderu konneu, das an uns nichts erwiudeu soll. Datum ut in Iris,
Copie.
xm.
August von Sachsen au Philipp.
13, Aprlt (Quittirt Schroil>en d. d, Cassel d. 2. Mai. Kann
T»rii-.>i»ii. ^|^;J^ pRUzischon Heiraths verschlag noch nicht erklären,
1, XIII. 1559.
andcrm muili wnil er weilor <len Kiirfilrston noch den jungen Pfalz-
^rafcn koimt, woil t)oido Thoüc nouL sohr jung sind, und weil ihm
auch von andern hohen Orten und regierenden Herrn Anerbictungen
gemacht worden sind, die er sonderlich der Jugend des Fräuleins
halber in weiteres Beilenkcii genommen lint AVili dasselbe mit dem
pßilziBchen Vorsclilag thuii und sich zu erater flelegonlieÜ Croundlich
erklären; bittet den J^andgraföu, falls Johann Friedrich Antwort vcr^
lange, dieselbe so einzurichten, dass sie beim Kurfürsten von Pfalz
keinen Unwillen errege.)
Zettel: Auch fireundlicUer lieber vetter, acliwager, bruder
und gevatter, haben wir aus der nebonschrift, so E. L. in ireu brief
gelegt, noch nottiirft vernommen, was E. L. der Spaltung halben in
religion Bachen auf dem oclloquio xu Wurmb» und des neulich aus-
gegangnen condemnation buohs mit uuserm vettern herzog Hanne
Fridrichen geredt, und unsere bedenliens haben E. L. gegen uusem
vettern gutte crinnerung gethan. Das aber S. L. derselben thoologen
entütühuldigt, und ausdrücklich vormeldot, diis S. L. Holcbs ans ir gelbst
gemacht, und hell es seines gowiäsena halben nicht imderluä.scn kön-
nen^ haben wir nicht gerne vomohmmon, dan wir daraus zu freund-
licher vorgleichung in roligirjnsaachen wonig hofming nehmen ki^nnen;
und ist uns sonderlicli bedenklich, das under die hochl)C8chwerlichen
scctcn, davon das buch meldet, die adiaphoriBterci auch gesetzt wirdt,
do doch solchs nicht die lehr, sondern allein eusserliche cemmnnien
belaugt, und überdies niemandts darzu gedrungen oder genöttiget
wirt; ob auch wo! das buch In demsolbon stuok kein person nennet,
werden doch etzliche furnehme lout in «nsem kirohen und univarsi-
totcn, sonderlich aber der wolvordiente treflicho man Pliilippus Mo-
lanchthon also beschrieben, das jcdcrman leicht vormerken kan, das
derselb artikel auf «ie gomaclit, und wei] on zweifol in S. L. land
niemanda sein wirt, der die adiaphora vortedicht oder aufriebt, so
hetto dieselb oondemnation, wo man zur einigkeit lust trüge, der
gewissen halben unsers erachtens wol künnen nacJibleiben; es ist
aber eben derselb artikel dermassen hitzig und heftig gemacht, das
es ir viel dafür ansehen, als hette man das ganze buch fumemblich
dorhalben ausgehen lassen, das man unsere kirchen und schulen vor-
dechtig machen, sie des abfals von dem gotlichen wort beschuldigen,
und derhalben vor der ganzen weit ausruffen wollen. Das sich dan
gedachter unser vetter gegen E. U. weiter ftimehmen lassen, das
imo nie in sein gedankon kommen, uns übel zureden noclt unser
land und leut zuheschweren oder anzugreifen, solchs vormerken wir
freundlich; Ire Lieb haben auch unscrnthalben nicht ursach, das sie
der ding eins thuen solton; was aber gleichwijll zum oftonnal nicht
allein an uns, sonder auch an E. L. derhalben gelingt, das wissen
E. 1j. selbst, und do wir zum gezenk lust hetten, und allerlei reden
glauben geben wollen, ao hetten wir uns vorlcngst anders hirinnen
orzaigeu müssen; was es aber glcichwol für ein ansehen hat, das
{^achter unser vetter den andern Ohm* und fursteu hst allen, dos-
en, Xin. 155
gleichen auoh (Ion obovlemlischen und nider sechsischen stetton, die
auch gleich don franckfurd Ischen ahschid bewilliget, zuschreibt und
das zeuknus giebt, das sie bei der waren religion der AugBpurgischcn
Confcssinn hiwtemli glichen blieben, und noch sein, und gegen uns
dorgloiohon nieht allein nichts vormeklet wirdt, sonder auch nnsere
kirchen nnd schulen zum beschwerlichsten angrilTen werden, das
haben £. L., als der vorstcndigo ftirst, leicht ^.uermesscn. £& ist
uns aber (Qot lob) an eolchem zeuknus wenig gelegen, vormerkon
auch zimblicher mass, was mit solchen Schriften an andcrlcut gesucht
mag werden, und wissen uns dessen wol sieher, das wir in unspr
vorigen und il/.igcn regierung nicht die geringste vorendcrung in
religion Sachen gemacht oder vorstattet; vielweuigor haben wir durch
gottes gnaden einige verfelschuug der lehr, oder etwas so der Angs-
purgischen Confession zuwider, einreissen lassen so haben sich
unsere theologen der ding halben , so sich bei nnsers brudem soUgen
regienuig sollen zugetragen haben, dermasseu vorandwort, und spin
08 noch zu thun lu-bottig, das wir nicht ursach haben, sie unubor-
weist zuconderanircn , finden auch gotloh im werk das sie von andern
Chur und fursten, desgleichen auch andern landen und nationen fiir
die nicht gehalten werden, als man sie gerne in dem buch machen
wolte
Sovil dan die susamenkunft ctzlicher Chur und fursten unser
religion vorwandt antrifl, ist K. L. freundliclien bewust, das T0^
schienor zeit beido unsere vettern, desgleichen auch E. L. und die
andern erbeinung Chur und fursten der heuser Sachssen, Branden-
burg und Hessen zur Naumburg beisamen gewest, und neben ™r-
neuung der erbeinung auch die erklenuig gegeneinander gothan, fk«;
man bei unser cristlichen religion der Aiigspurgischen Confcsskm
l>06tcndiglichon wolto vorharrcn, wie es dan auch in unser oliar
nahmen der Key. Mayt. also zugeschrieben worden; ob dan nun woll
unsemthalbcn gar kein neue ursach furgcfallen, dercnhalb man sieb
KUbOBchwcron oder dieselb anzuziehen, so liabcn doch E. L. guttea
bericht .... (ausfRlirliche Erinnerung an die Voi^änge zu Wurms,
die Zurück Weisung des frankfurtisnbcn Reoesses, den Vorsuch, einen
Gogenrecess zu bew^ei-kstelligen, und das Oondcinnationsbuch).
Do wir nuji in religion Sachen darüber ferner zusamen kom^
men, xinA kein andern vorstandt haben selten, können wir nicht
messen, zu was frucht dasselb dienstlich sein mochte; dann do
zu oinigkoit geneigt, so hett man je unser gemutt aus den itzt
melton erklerungen, daran andöi-e Churfujsten und stondo des iwchs
besetiget sein, genugsam zu bcündcn; soll man dan weitleuftig abtf-j
mals <iiHputiren, und auf den ausgogangnen condemnationibus to
harren wollen, so wero woU zuerachten, das daraus wenig freundUc
gemuts oder guttcs willons erfolgen koiite; wan aber die condemn
tiones oingestall wurden, und ein crklenmg auf den franckfurdispheB
abschiet, also das man der Bubstants desselben einig were, furhe>
ginge, wie dun uns ollen, so denselben angcnolimmen, nicht «ol
XIV. 1550
25
ohne vorweiBH davon abznstehGn goburen will, ps wni-do dan aus
grtind goüicher schrift erwiesen, das darinnen etwas unrechtes ge-
sotzt worden» bo konte akdan nicht allein ein zusamon kunft der
borren mit vorhofTeiitlichen nutz geschehen, eonder es were sieh auoh
zuvormutlien, das die liieologen imdoreinander desto eher eich vor-
gleichen mOrliton, do doch ohne das, und wan die horren nicht selbst
mitoinandci- einig, worauf sie beruhen wollen, zu einem sinodo wenig
bofnung zuhaben. Das haben wir u. 8. w.
I Original.
10. tprll
XIV.
Philipp an August von Sachsen.
CWill Johann Friedlich luillhcilcn, dass der KurrCirtd den
pRllzischen TTeirathavorschlng in weiteres Bedenken genommen.)
^wir haben auch gelesen den zetcl, dar in E. L. uns ufT unser neben
scbrift geantwort, Lctroffende die spaltimg der rcliglon, mit wciterm,
11.B.W. Nuji sollen euer Lieb gewisslicli glauben, das wir gar keinen
nangol oder feil haben an Philippo Melanihone oder andern E. L.
thcologen, wissen auch ilas sie recht lehren, halten sie auch in
Sachen die adiaphoras l>ctrofrondo gar unschuldig, dergestalt das , was
sie in cc'remonien und andern dingten zu der zeit tullerirt, sie das
aiun guten, bewegenden, cbristltohcu Ursachen gethun; haben auch
itzo neulich aus des Philippi antwort die er E. L. geben hat, sovit
befunden, das Philippuy nur bcstcndiglichen und ganz woll uff das
wcymarlsch buch geantwort.
Sovil die Zusammenkunft der fui-sten betrifft, haben wir E. L.
antwort auch vernommen, und haben warlich sorge, das mit hien
und Widder Btthriften die Sachen nicht auszurichten sein, sondern
wir hilton darfnr, so die fiirsten persönlich zu häuf konieu und sich
vertreulich mit einander undorredoten. wurde« die gemuthcr viel bass
zu häuf stimmen ; weleha dann gescheen konte nach endung des reichs-
tags zu gelegener zeit.
Alda were auch zuberathschlagen, das ein gemeiner eynodus
von allen reUgioua verwanteu, die dem evangeliü anlangen, beruHen,
und die zeit dareu genommen, auch alle iheil geniigsauL gehört, ein
articel nach dem ander furgenommon, und inen furgehalten wurde.
Da sie dann sprechen; in dem articel seint wir eins, so hots seinen
weg; wo nicht, musto man hören in was artioulu die spaltuiig were,
und die vermittelst gotlicher verleilmng zu einigkeit pringen, und
also vort, von einem articul zum andern.
Wir besorgen aber warlieh, wo der Chur unil funkten gemuter
80 weitleuftig stehen pleiben, das nit einer weis, w;w er sich zum
andern zuversehen und vertrauen solte, es werde durch geschwinde
practiken der widerwertigen diossen stenden was begegnen, das man
gwolt das sie sich bass zuhauf gehalten; und da nicht die wege
"^eilitgou, Xl^
ftirgenommcn , wie bey der ersten cliristlichcn kirclion und den
goechccn, das man synodum halte uud sich mit ein vergleiche, (
lins der einig weg alweg gewesen unter den chriatea^ die kirchefl
in eiuigkeit zuorhalten, wiewol ea undor Zeiten miflsr^ttoN mit elz
liehen; der häuf aber, der des wahren christlichen gtaubens gewessen,
ist nber dannoHt liey der wnrheit plini>on), so sorgen wir. wunn
moU eins ein generali concilium, wie in euer Lieb zeitting ste!
durch die beide konnige Hiepanien und Franckreioh mit hilf
Babstfi und anderer angeridit, und dicsse confessiona Terwantou nnl
inen selbst so uncins, ißt zubeeorgen, sHelorley Schadens, trenmwg
und ungedieiis diesser unsftr waren christlichen ruÜgion, da doch
unser» verstiitidts, wann ein syuodus, wie voi-gomolt gehalten, dar
vleis darauf gelegt, nuch mit treuen gehnndlet und des ausgewiftet
wurde, das man in niehrem artlculn zu vergleichnng unter uns sei
kommen konte.
(Folgen andere Sachen.)
Copie.
XV.
Den 1" May aimo 1650 hat N. bericht gethainn wie volgt
I. Mai ■>. I. Die Christen in dem konnigreich Franokreich seyen ander
dem kriege woli gehalten, weil aber solclior krieg uuemehr rertrageo,
befurehten sie sich es werde über inen ausgehen. Das dritte theil
in Paris scy gut evangelisch. Ein bot von Qenefe, welcher etliche
evangelische buecher gein Porys bracht, sey verdampt worden, aber
nicht getöttet. Monsuer de Viconte aber sey nocti Parys geritten
und verhoff ileu hotten widdor loszumachen. In Franckreich werde
gesagt, der Connestabel soll dem Erangelio nicbt u1)el geneigt seia:
darzu der herr von Andeloth, wie dann auch er der von Andelotfa
in seinem lande das Evangelium predigen Hesse.
Des konnigs von Franckreich ettcste dochter, so fnnfzches jsr
alt, soll konnig Philipssen zu Ilispanieu haben. So soll, vcie das
geschrey ginge, ermelts konnigs zu FnmDkroichs jüngste dochter dem
prinsen zu Hispanien^ konnigk Philipssen söhn, verhourath werden.
IKe konnigin von Engelandt seye in den friedden mit de»
zweien konnigen auch begriffen, welchs dann etliche wunder nehne.
weil ermelte konnigin nicht ircr religion, sondern djsser rellg^oniroll
zngethAD. Von ormeltor konnigin verheurathung hoer man noch g«r
niclits, doch wenlo gesagt, sie wolle keinen auslendischen, sondern
einen henen in irem kotinigreich nehmen. Etliche sagen, der kcmnig
von ITispanien werde durch Franckreich in Hispanien zilien. Dann
wurde in Franckreich gesagt, dos der Kaysor mit dem Turcken einen
austandt gemacht Zu Thull haben kaufleut gesagt, das der Rein-
graff soll leddig werden Der marschalk von Sanct Androe
werde bey konnig Philipssen sehr ehrlich gehalten, dann wann konaig
Boüogen, XV. XVL 1»9.
Philips %\\r moBS gefeA miiRsc allowogo crmolt-cr morRclmlk neben ime
dem konnigo soin. Die capitul.ition und articul des fndens werden
in kurzem gcdrnekt und meinen g. f. und Uorn isugescliiokt worden.
Des canJinala von Lottringen secretarius und viel andere mehr
haben imo angezeigt, die uffnihr in der beider konnige landen der
rcligion hailjen liab verursacht, das sie sich haben müssen vortragen.
Faloknnber^ liab ime angezeigt, die beide kounige wollen den her-
zogen von Sophoien einsetzen und ime zu den guetern und den
achlos.wm, ■wpicbo die von Ilom inne t(i\hen, widder verhelfen; so
80y er auch sol^hs mehr berichtet worden. Und weiter hab sich der
Babßt zu den beiden potontatcn ^'eschlagen, iiiid weil <tie von Genefe
alLe verjagten diristen aus Franckrcich (die sie uffrurisch nennen)
uffgenohmmen, wolto jogcn sie der Ursachen halben, wie die sage
ginge, inich was furgeiiobmmen werden, und so das geacheo, m^kihts
woU weiter lauten; dcslialb vonu('Stlicn, das sich die fursten zu häuf
hUteo. Es werde auch in Francki-eieh gesagt, das die Schweitzer
ein ursach gewesen sein sollen, das dem konnig zu Franckrcich durch
den BolwoUer etlif^ho flecken geuohmmcn, das sie die Schweitzer woll
hctten wehren konneu , derohalb auch es kohmmen kont das sie nicht
unangegrilTen ploibon wurden.
Herzog .lohansa Wilhohn zu Sachssenn werde pein Scheteleann
ziehen, und alda wohnen, wclchs dan der konnig zu Kninckreich imo
eingcllmn.
'Eä wDrde aucli in Franckretch gesagt, das der herzog von
Loltringen mit hilf der beider konnige au Franckrelch und üispanien
understehen wolle, ilaa konniproicli Pennemarck einzunehmen, dann
ernielter herzog zu solchem konnigroiuU ein nelicr erbo sein wolle,
als disser itziger konnig seye.
XVL
August von Saohson an Philipp.
QuittirtSchreihen vom 19. April.*) Vormerkt freund- sf^l.ü.'Jw."i.V'*«.l
lieh, dasB der liandgraf der Vorhoinithnng des FriiuIeJn f>din«KcDiten(.
Anna weiter nachdenken will. „Was dann ferner den liem Philipiium
Melanchthnuem und andere unsere thoologen anlangt, horea
wir gemnn, das E. L. an inen kein mangol oder feil haben
hoffen auch, es solle solche iro unschult in longer in mehr (sie)
durch vorleihimg des Älmochtigcn an tag kommen .... So viel dann
die persönliche zusamenkunft . . . belangen thut, vorstehen wir E. L.
bedonkon anders nicht dan wolmeinlich. Es were auch von dem
Almeuhtigen hoch zu bitten und zu wuntzschen, das der fursten ge-
muter wol zu häuf stimmetcn , und einer wuste, was er sich zu dem
') Beü. XIV.
Belagen, XVT.
andom voTsolion und vortrnuen solte, dan ßs sieh ni^ch aller golegen-
hait dofur ansehen lest, als wolten noch inifgerichtem vortrage iwi-
sclicn den beiden potentateu Hispanien und Franckreich allerlei pnio-
ticken furgenohmen und angestelt werden, domit man die Doiitzschen
selbst ineinander hetzen mochte. Wornn es aber bisher f^emangelti
das auch noch boBchenor zusamenkimft, die gloidiwol otzlich
ervolget, die Spaltungen und mistrauen zwischen den Herren nv
aufgehört, das werden sich E. L. ahn sweifel aus verlaufenen gc-
Bchichtcn wol zuorinneni wissen; nnd tmgon noch Fürsorge, wia
nicht zuvor ein solcher verstand der rcUgion halben gemacht, dss
man wisse worauf man ungevohrlich beruhen wolle, sonder das einer
hier, der ander dort condemniren und verdammen imd darauf beruhen
wil, es wenio wedor durch der herren noch durch der theolt^en
zuRamcnkunft t^twiu; fnicbtbars aiiHgoric^ht werden; wan sbcr ein sol-
cher vorstand gemacht wurde, daraus zu vornicrlcon, das man nicht
ehr urteln wolte, es wehren dan ein ordentlich kirchen erkendnui
fnrhcrgangen, und das oincr den andern leiden konto, das man auch
der substants in den streitigen artikeln einig were, so zweifelten wir
auch nicht, es solte ein persönliche zusamcnkunft vi) guttos wirken
Nachdem dan zu diesen dingen jtingst zu Franckfurdt . . .
durch Stellung eines ganz glimpflichen abschide-s ein guttc vorberai*
tung gemacht T viel fursten und der mohrenteil der oborlondischen
gnifcn und stet ir auch donsolbon ubschiedt gefallen lassen, so hiclt'^n
wir nach fur den bet^iuembsten wegzusein, das (man) bei dem (sinl
uherigen, so eich darauf nicht erclert, nachmals als auf itztworendcs
rcichstnge anhilte, das Rio denselben auch annehmen, oder dfts sie
«ich zum wenigsten erclertcn, ob sie in der siibslants mit demaelben
abschid zufriden wercn; dan sol man von solcbem abschiodt so gar
fitilschwoigcn, so ist es nicht allein denen Chur und fursten, in deren
nahmen er aufgericht, schimpflich und vorkleinlieh, sonder es gebe
ßovil anzfiigung, al» het mrn ctwnn in den haubtpuncten etvas nn-
recUtcs doriuncn gesetzt, welrlis gloichwoil nach bisher mit gmiui
des gotliclien worts nicht diirgethon worden. Wir seiudt auch von
un.sem retheu, so wir auf dem reiobstago haben, bericht worden,
das durch der herzogen von Fommem gesante und etzUche andere
aol(;h mittpl, das mim auf den vorstandt des Franckfurdi sehen al
schits zusammen kommen solte , furgoschlagen worden. Do nun E.
hofnung hotton, imsenl vettern herzog Hanns Kriderichen zu Sachs
darzu auch zubewegen, so mochte es villeicht der andern hall
nicbt viel beilenkens haben, und konto alsdan .... vnn ferner m-
samenkunft der hem und theologen . . . mit mehrem nutz gehanildt
werden
,,Sovtl die fridi.'fhandliing zwischen den konigcn zu Franckreidi
und Hispanien anlangt, halten wir nuhmer für gewiss, das der fri^
aufgericht nnd beschloBsen sei, und hat uns herzog Hainrich fiir
wenig tagen ein schreiben zugeschigt, so konig Philips derhalbea aß
S. L. getlian, davon E. L. hicmcben ein copet befinden und danus
ZJI. XVII. 1559.
ufltor .indem sehen werden, wie hoch angezogen wirt, als hett man
die steniie des raichs darinnen wol bedacht. Wie uns aber die Bachen
ansehen, so befaren wir es mochte etwas ad partem des concilü
halben und siinst geliandlct sein, ilas den 8ton<hMi des miülis nnd
sonderlichen denen so unser cristliolien religion vorwuiith, nicht so
■wol gefallen oder bekommen mc)chte.** Es ist Noth, das man gute
Kundschaft halte; August bittet den Landgrafen, tlini die Nachrichten
zukommen zu lassen, die er durch seinen Rath ans Frankreich er-
halten wttnle. Im A'^erlauf des Schi-eibeuB bespricht der KurfQrst die
veitJächtigeu M''erbungen. Dass Adolf von Holstein die Truppen zur
Unterwerfung der Bitmareen lirauchen wolle, glaubt er so wenig als
der Ijandgraf; auch dass rann so bald die Kr.nigin von England an-
greifen würde, ist ihm nicht wahrscheinlich, weil sio sich zur Zeit
noch nicht verehelicht und noch keine sonderliche Aenderung in der
Religion gemacht. Dagegen erinnert er den Ivandgrafen an seine
Zeitung vom 24. Mjlrz;*) von glaubwflnligom (trt sind ihm jetzt die
beigelegten Zeitungen (fohlen) zugekommen ^ daraus E. 1^. die fiir-
habende practicen auf Dennomai-ck auch befinden werden. Üb wir
nun wol nicht lolchtllch glauben können, das sich gedachter unser
Schwager herzog Adolff wissentlich zu solchen hendoln solle brauchen
lassen . . . »n will gleii-hwol gutte achtiing daniuf zugeben wo! von-
notcn sein, zuforderst wan die herzogin von Lottringeu die ding ii^om
söhn, so der des konige zu rranckreich tfichter hat, zum besten (w^ie
die Zeitungen melden) fiimehnien solle ; dann sie wurde sieh ohn
Zweifel der neuen freundschaft mit konig Philipsen auch vortroaten.
Solto dan etwan zum anfnng gioii^h allein lius konigreich Schweden
wollen überfallen werden, so were es doch unscrm sohwagcr dem
konig zu Dennemork zuzusehen nicht wenig bedenklich, sonder^lich)
weil der alte konig zu Schweden nuhmcr gestorben, und der itzige
regirende konig des konigs zu Dennemarck frau muttor Schwester
söhn isL" Der Kurffli-st littet, der Landgiuf mfigo den Dingen flei-
Ksig naoliforschen miA namenÜieh Krietb'ich Spedt ansprechen zu
lassen, der eicherlieh von den Sachen Wissenschaft hat
I Original.
^^H^p Fhilipp an August von Saohaen.
Unser froundtlich dienst u. s. w. Wir haben euer Lieb
schreiben, des datum stehet nff der Stainhaide im ampt Schwar-
tzenherg den 2"" May cntpfungcn, gelesen .... Wie wir euer Lieb
zuvor geschrieben, wissen wir gar keinen mangel an ^ler lehre des
Philippi und seiner mitgesellen; ca hatt uns auch enuoltor Philippua
zugeschickt, was er Euer Lieb auf das weimarisch buch geantwortet,
•) Text p, G5 Änm. 0.
■ I.Mfti
Cum,'!.
30
Beilagen, XVH. 1550.
welch» uns sehr voll gefeit, und liaben herzog JoUansfrüleriön m
Sachssca u. s. w. sollich zugefertigt; darauf uns Sein Lieb gtschribeu,
lind Bich entschuldigt, das S. L. durch das Ausgängen buch den Phi-
lippum, oder euer Lieb in dem wenigsten nicht angegriffen, sood
S. L. luibe Bollichs uiub irer underthauen willen gelhan, ii. s. ik-.
Sovil die personliche Kusumoieukunft anlangt, der forsten, anc
der theologen neben den fuisten, oder wann die fursten zusammefl
gewesen woren, darnach der theologen Zusammenkunft, a.s.v., wel-
ches unter demo eins ist, lassen wir ims woll gefallen, achtens auch
vor gut; dann wie Euer lieb schreiben, so ist hocliüchen zubesorgen,
dos die vertragene potentaten mochten dio Teutschcn in einander
hetzen und danmt-h, so Hie woll gciiuiUnt, den iiborU^ngen theü gar
tunbstüsgea ; dunimb gefiele unä ganz woll , das zu gelegener icit,
wann Euer f^ieb gefellig, die Churfursten, fursten und andere, tL s.v-
die dem evangclio anhangen, zu hanf kernen; wie vir uns daonaudt
der Pommcrlschen meynuug nit ubcl gefallen Hessen, das man off
den verstandt des Franekfurüsuhen absohiedta zusammenkümo; welche
nnn dcnaelbigcn nbschiedt luinemeu, het*. es seiiien weg; da aber
etliche dar in ciurcdde haben wolten, das die gnungsam geboret; wo
dann etwas dar innen bessoning oder weiter erJeuterung bedurfte,
das soUichs nicht abgeschlagen wm-do.
Da nun Ewer Lieb iro soUiche meynung gefallen liesse, vohsD
wirs boy herzog Johansfriderich uff einen soUichen weg auch suchoii,
und soll an tinsor pcrson zukommen kein mangel ersclieinen. Wir
wollen auch unaem retheii gein Augspurg schreiben, das wir woll
leiden mugen, das sie neben Euer Lieb reihen imd andern bcy deo
Htenden unserer religion Tcr^ant wollen anhalten, das sie denFnuick-
furtiachcn absehiedt aucli liewilügcn wollen und welche dar in mangel
hetteo, sollichs zuhören, und uß' wugo zugedenkun, wie man sich
mit ain cliristlichen und freundlichen vergleichen niuge.**
Der Friede zwischen Frankreich und Spanien sei ganz gewist.
wie hauptsüchlich zu ersehen ans den Schreiben Philipps von SponioD
au die Herzoge Ernst und Heinrich von Üraunschweig, und aus dea-
jonigen, die Heinrich der Zweite, der CunnelaUe, Guiso und ilff
Cardinal von Lothringen an ilin, den Landgrafen gerichtet; „und
zweivcin nicht, (wie woll wirs nicht vor warheit wissen) das soUicbe
beide potentaten allerley der rdigion halben miteinander gebandlet
haben werden, souderlicli was ire lande betroffen mochte, anch des
c«nciliumH halben, welche practicen itzo woll so baldt nicht angeh«i
werden, alwr doch in kurzen jarcn nit stecken ploibon; desstüdben
auch die hooh.stc notlurft crvordorto, das die so sich evangelisch
nennen, einig weren, und so es bey Gntt mugtichcn, vor eiDCH
mann stunden, und wann ein concüium furgenonunen , nit an vielefi
heufen daher trolleten.
Es bewrigt uns auch nicht wenig, das der obrist Curt tüb
FaJckenbcrg, welcher aus uuserin lande geboren, und ein frommö'
redtlicher ehrlicher mensch vom adel, der auch einen freien sutntt
Beilagen, XVU, 1550.
zum konnig zu Franckreich halt, und die französische sprach woU
veratehet, uns \tey dem doctor, so wir in Franckreich gehabt, ent-
bottcn und anKogcn lassen undcr andern worteu, das vonnoüien, das
sich die furäteu y.u häuf hilten, wie dann euer Lieb aus dem berielil,
den uns unser doctor zu seiner wülderkunft getlian, und wir euer
Lieb zugeschick, ferner vernoinmeii halten, und zwpivoln nicht, er,
Kalckenborg, werde um* soUiche wort nicht uinbsonst zuontbotien
haben. Das ende aber disaes reichstags wirdet ussweisen, was in
Sachen dor religion sich zuvcrrauten scie."
(Längere Ausfilhning über die Werbungen Herzog Adolfs von
Holstein, die Nachrichten welche darüber umlaufen, u. s. w, Alsdiinn:)
„Wir zweivelö aber selbst, und macht uns allerley gedancken,
■was herzog Adolf von Holstein mit dem krigsfolk vomemen wolle,
dnnn wir schwerlich glauben können, das aUein umb der Ditmarschen
willen sollich krigsfolk versamblet seie; ob es riellicht ein practiet
were von der witfrauen von Lotringen und den beiden grossen hern,
dem konnige zu ITispanien, auch Franckreich, das rillicht an deme
nichts werc, das herzog^ AdollT zu Holstein lie.rzog HeinrichK dochter
haben solt, und er, lierzog AdoliV, das treulein von Lottringeu, weichs
des alten verstorbenen konig Christiems tochter tochter, nemen wurde,
und also den krieg crstlichen jegen Scliweden vornemcn; und so das
gewonnen, machte sich Deimomai-k desto mehr zubosorgon haben.
Diss scindt allein unser geduuken, wissens aber nicht gewiss; doch
verursacht uns zu denen gednnkcn soUichs, das der doctor welchen
wir in Franckreich gehabt, in seinem bericht uns angezeigt, das in
Franckreich gesagt werde, dns der herzog von Lotringen mit hilf
l»eider konnigo zu Frauckreich und Hispanieu understeheu wolle, das
konuigrjch iJennemurck eiiizunemon, u. b. w., wie wir E. J-.. zuvor
auch zugeschickt. Darumb werc nicht «ngutt, das der konnig zu
Denneraarck dannost seiner sacho wahr nehme, und die nicht ver-
achtete. Solt auch die practiet angehen (da got vor seie) das die
konigrcich Schweden und Dennomarck in andere hende kernen, so
were es ein richtiger weg jegen die, welche der Augspurgi sehen
Confession sein ; dann da die l>Rido konnigreich Schweden und Denno-
marck verändert, und ein concilium vorgenommen, gingen den Aiigs-
purgischen Confesaions verwanteu zu beJstandt und troät, es wero
im concilio, oder da mit der thadt gegen die Augspurgischen Con-
fesaions verwanten gehandlet woltc werden, soUiche beide konnigreich
ab; wann dann uff der andern selten nach den Schweitzer landt die-
selblgen ort die evangelisch seind im schein widder zurecuperiren
ein. tbeil des herzogthumbs von Sophey , das die Bernner inne haben,
auch gedompft, wurde da abennall den religions verwanten nicht ge-
ringer naohteil entstehen, und der pnppistischen parthoy (sovil deren
iinruig sein) desto mehr ursach gegeben und muts gemacht, wann
die beide konnigreich abgezogen, und die evangelische ort der Eidt-
genossen gcdempft, und tmdcrdrugt, desto ehir an die Augspurgi-
ochen Confessions verwanten zusetzen; dann sie durften sich nit be-
32
Beilageu, XVIJ. XVIH. 155
KI. Mal
sorgen, daa inen der Sontlt zugesuhlossen, zu wehren die prophiandt
in die Nidderlandl ; oder das die beide konnigo, du der roligion balbeo
die Aii^spurgi sehen Confcssiong verwnntcn bokrigt wurden, jegea die
Niddcrlande zu ^hielTc zu widdcr liundleton; darzn sich nicht be-
fürchten, das die Kidtgenosscn in <ler vidderwcrtlgcn landtgreiueD
einfielen.
Disse unsere gedankon haben wir E. 1^ deme weiter nochsu-
trac'hteii iiiizcij^m, und ufT K. L. Kctireibeu Ir r.u antwort nicht ver>
halten wolleu, ii. s. w.
Copie.
xvm.
Burckhart von Kram und Beinhart Scheffer im
Landgraf Philipp.
Eum Fürstlichen Gnaden gehen wir undertheuig-
kennen, das wir uns bey herzog ChristoHen zu Wir
Kuer F. 0. iMsvckih nnch befnigt haben, ob nuch die graven nni!
atette, desgleichen die Sdiweitzer, wann ein zusiimenkxinft der Augs-
purgisoben ConfeBsioQ vorwandten stende nach endung diosos reich»-
tags angestelt wttrde, dtirzu erfordert werden, auch die stende ira
tfaeologos dahin mit sich pringen selten, u. s. w.; darauf sein F. G.
uns diese autwort gegeben : Kein F. G. konten noeh zur zeit nichl
vor i-athsam erachten, daa die graven und atedte, desgleichen auch
die Schweitzer, erstes anfangs zu der zusanieukunft erfordert werdea
eolten, dan es wehren undcr den theulogiä dieses theila in ndeo
articuln der religion allcrley Uneinigkeiten und widderwertige mey-
nungt^n, wie dritm soriderlioli ('aluinus jetzo von der praodestinatioa
und dem articid der drey faltigkeit seltzame und unerhört© opinionu
haben eolte, desshaUien auch sein F. 0. in ihren landen genug sn-
wehren liette, damit diese unerhörte lehre des Caluinl nicht weitor
cinreisse.
Zudem betten auch herzog Johansfridcrich zu Sac'hsson, luarj-
graff lianss zn Bnindenbiu-gk , Meckelnbnrgk , Pomem und aadm'
mehr stende den Franckhfnrtischen abschiedt noch nicht angcnohmen.
und wcre zubesorgen, das sich dicselhigen auch von den anden
Chur und fiu^ten, die solchen abschiedt underschriebon hal>en, etx-
lieber massen absondern und trennen mochteu. Und über das fflerelen
der stedte viel selti'-ame regiment, das nff sie nicht hoch zubauen
wcrOj wie dann fast das mehrertlieil der stedt im articol von der
begei-ten freystelUmg von den Chur und fiirsten dieses theils ibio-
Bondem sich underatüenden, darvon liierunden weiter meldung be-
schehen ßoll. Und aus diesen und andern mehr lu^ichnn trucgen
sein F. Qr. die Vorsorge, das aus einer solchen algemeinen zusamco-
Ininft allöriey eonfusion und viel mehr zemittung unil zwispaldt dann
einigkcit crvolgen mOcht, welchs dannost diesem theil in viel
schedlich und nachteilig sein würde.
Beilngon, XVUI. XIX. 1650.
Dnriimb Jicdechten, ßcin V.G., das znm eingang solches werks
in jetz wehrendem reichstage von den stenden der Angspurgisehon
Confesaion und der abwesE'nden gesandten berathschlagt werden solle,
vrie lind weichennassen die forsten und stende so den Franckhfur-
tisc-hen abschiedt noch nicht liewüligt, dahin xupnngcn weren , das
sy Bolchen abschieilt auch annehmen und du8 daruach, nach cndung
dises reichstags allein die Churfjirsten und fureten in der perwjn
Kusamen kernen, und dio jenigon, so gemelton franckf urlischen ab-
bchiedt angenohmoa betten , mit den andern fuegllch handelten, das
sy densolbigcn auch annehmen , damit also in dem erstlich ein etnig-
keit sein möcht; und vors ander, weil nnder den theolngen von
vielen articuln der religion underschiedliche mexTiiingon wcrcn, und
nicht durchaus ein einhellige meynung gelehrt und gepredigt, wie
dann sonderlich der haubt articul von der justification schier tiff fünf
oder sechserlei weis gepredigt würde, das die Churfurston und fursten
sich zuvorderst ufT solcher zusumenkunft einer einhelligen clirisilicheu
Ordnungen von allen odor ye den fümembsten «rticiiin der religion
miteiunnder verglichen, damit also die predicanten im zaiun gehalten,
nnd allontlialbon oinlrecJiüglich geli'hrt und gejjredigl wenlcn möcht:
und weil die thoologi bisweilen auch einander gebesBigk, keiner dem
andern weichen, und immer einer gelerter sein wolte dan der ander,
so Bolti} es ratKsam sein, das zu vergleichung einer solchen Ordnung
oicltt viel, soLdem wenig ihcologi, welche die besten und schied-
lich»ten weren, gebraucht würden.
Wann solchs beschehen, und diese vergleichung erstlich under
den Churfursten und ftirstcn getroffen were, aledann konte man femer
mit den graven, stedten, auch den Schweitzern und aiideni aiialcn-
dischen fflcgüch und nach gclcgenheit handlcn, das sie auch zu
m diesem theil gebracht werden niGchtcn.
I Und diess ist herzog ChristofTB bedenken, darauf K. F. G. uns
F wol worden zu bevclhen wlRSon, was wir uns gehalten Kollen.
ÜriginaL
xrx.
Philipp an Burkliart v. Kram und Reinhart Schefler.
Uetho nnd lieben gclreuen , wir halicn euer schreiben 22. Mal
underm dato Äugspurg den 11. May cntpfangen. r»-«'!.
Was nun den ersten puncten die zusammen kimft der reU- '
gions verwanten belangt, haben wir herzog ChristxifTs zu Wurtton-
I)erg3 Vfodcnkon gelesen: das aber wir dasscibige allontbnlbcn appro-
bircn sollen, wissen wir nicht, obs so gar gut: dann wann die dingR
dermassen vorgenommen, wirdts viel muhe und arbeit haben, und
ob woll wir die den Franekfmlischen abschiedt bewilligt, zu huuf
kommen, uns einer meynung voi^inigen, und den andern vorhalten
wollen, wirdts darfur angesehen, als wollen wir den andern allen
3
34
BeilagcD, XIX- XX. 155D.
einen wegk weisen in Sachen der rcligion, dem sie glauben
volgen musteu, daii Avir kennen Ire kupfe wolJ; haben dcshall
äui^e, es werde hey den andern nicht angenommen, dann oliue zwei
vel sie auch gebort wollen sein, und mochte freunütiich© vertranliühe
reddc und widderredde ehlr ein cinigkeit niiioheii, als wann i
Torgeachribeu diss und das zuglauben und zethun.
Das auch wir die fnrsten ohne beisein trefllicher Üieol
RoUichc dinge stellen sollen, wissen wir warlich nicht, ob es
also gozimen, und auch in primativa eccleaia aläo herkommen seie:
doch wollen wir nicht darwider sein, wenn dem Churfm-sten lue
Sachssen u. a. w, und den andern gefallen wirdet , dos die zusammea
kunft dermasseu wie herzog ChrislofTs bedenken mitpiingt, beseliee.
Das der Caluinua von der predige der praedestiuation und dem
articul der dreyfaltigkeit seltzamo und unerhörte opiniones haben
solte, begeren wir zuwisseu, was doch soUicho opisions eeiu.
I
l9
3ovU aber die legation in J^'rauckreicb angebet, ge&Lilen
die zwecn Fürsten nicht übel; es ist aber vonnothen, daa ir
Christoff saget, das Franc;kroich nicht vom köpf gestosson, und
ursach gegeben werde, das er mm Ilabst und andern schlage, uml
sieh gegen die Tcutucho Kation der religion halben und sonst be>
wegen lasse, und es uns nicht gehe, wie vor etlichen jaren, di
Khinckreich vor ein veindt des reichs erclert wardt, auch das reich
jegon iranübroich hillT tliet, und darnach im Ingolstadischen sage
denen der dank gegeben warth, die solchs triben.
Original.
Augikst von Sachsen an Philipp.
22. >iai Quittirt Schreiben d. d. Cassel d. G. Hai und zwei andere
TUwor-n. Cassel d. 15 Mai. Aus seinem Schreiben vom 2. Mai wird der
Landgraf entnommen haben, das« er für ganz nothwendig halte,
die protestantischen Stände „bei diesen geschwinden leuften und
stehenden practiken ** sich freundlich zusammenhielten und gegen"
seitig recht verstünden. „Solchs wurde auch nicht allein uosnc
selbst kirchen und gemeinen erbauen, sondern dem bebstischen kegos-
teil destomer abbmchlich und nachteilig sein, do eio itzund dopdi
Unsere zwispalt eine ursacli nemen, ire geschwinde practicken. die
sie zuvor underlassen müssen, wiedenimb ins wergk zurichten.'*
Woran es gemangelt, dass bisher keiae Verständigung erzielt worf«.
wisse der Landgraf selbst. (Folgen iilinliche Ausffllirungen wie iai
Schreiben vom 13. April, s. oben Beil. XIIT.) „Do es nun vieleicU
die meinnng haben solte, das man nach ausgesprengten buche ofrl
erkeltem gomuot an den unsem etwas linder und zu einer frounl'
lichsn christlichen vorgleichnus geneigter sein soltCi so wisseu wir
Beüigea, XX. 1550.
den Philippiim und anJoro unsere theologen des chriaüichen gemiiets,
das sie umb gemeiner wolfart willen aolchs auch Torgeasen mochten,
wann sio alioin zu unzeitigen condemnationibus und rovocation derer
ding, 80 sie nicht gethan, noch räch deren schuldigk wissen, auch
oben uf die formb des gestelten biichs zureden nicht gcflningon
wurden, sondern bei der reinen unvorfelschton lehre bleiben mögen,
wie die (golt lob; eidder dem licht des angehenden evaiigelii in der
univeraitet Wittembergk, anch in andern B. L., unsem und anderer
unE«?rGr religion vorwanten Chnr und fursten landen und fursten-
tbumben gebrauclit, und noch durch vorlcihung des allmechtigen in
schwang gehet, auch kurzlich im FranckfordiBchcn abschiedt in den
artikeln wiederholet ist
Wir müssen uns aber befaren, daß allein kegen diesem weron-
dcii reichslag etwas gemacher gethan wirdt, doniit man uns in dein
artickel der freistellung und andern Sachen anhengig behalte, und
die Änsammenkunft der ChiirfiirBtcn und stondc unserer religion allein
derhalben so weitlouftigk will angostelt werden, das man ctwan vor-
hoft durch den zufatl etzlicher sechsischcD stcdte predicauten den
Franckfordischen abschiedt umbzustossen, oder ie sonsten die tuwem
zu condemniren; derhall:K»n wissen wir in den beiabschiedt, domit
man itzo auf dein roi(;hÄt;igri umbgnhet, und die stcnrie der Augs-
purgischcn Confession zu einer zuliaufkunft vorbinden will , anderer
ges^lt nicht dan uf den vorstand zubewilligen, das der Franckfor-
dische abschiedt bei kreften, und andere vordammung oder condem-
nationes nachbleiben sollen; wie dann E. U aus beiliegender abschrift
des vorzeic;hn«s. so der iiomraerische gesandte gemacht, sein mci-
nimg dahin gerichtet auuh betindeu werden; das ist aber uns nicht
zugegen, do jemand ein erklerung solchs abschiedts begeren wurde,
das man dieselbige höre, und mit giictom gründe hinwieder berichte,
wie man sich dann auch in solchem abschiedt darzu erbotten; und
weil wir befinden, das E. L. ihr diese meinung auch gefallen lassen,
so worden sie derselben rethen auf dem reichstag wol zubevelen
viasen, das sie sich in Stellung des beiabsehiedts dieser erklerung
gemess erzeigen. Wir haben auch albereit unsem rethen befliel ge-
than, das sie neben pfaltzgraff Wnlfgang, dem herzogen zu Wirtem-
berg, und E. L. rethen bei den andern unser religion vorwanten sollen
anhalten, das sie den Franckfordischen abschiedt auch bewilligen,
und ist unsers erachteiis viel besser, das man der Jpute gemuet zeit-
lich mochte vomemen , dann das man heniach in der Zusammenkunft
ein unfreuntligkeit vormerken, und der gestalt voneinander «iehen
solle; weil auch hoczogk CiiristofT von Wirtembergk die malstedt kegen
Naumburgk an der Sala zukimftiger zuhaufkuufl selbst bestimbt, so
rweifoln wir niclit, E. L. werde üu- dieselb auch gefallen lassen.
Das die frieileshandluug zwischen den beiden konigen Hispanien
und Franckreich geschlossen und pubUciret sei, hat bei uns numcr
auch kein Zweifel; es wirdt auch dieselb durch so nahe heiraten
dermassen bokrcftigct, das es sich ansehen lest, als solle der friede
3*
I
36
BcÜAgea. XX. IS
ehalten 1
od n^^
ich ^1
1 lilM
ich e^
swischen ihnen ein guctc zeit bestcndigk bl(<iit>en. GleichtKol behalten
sie nocli von beiden teilen viel f^ictcr Icut vun obersten und
meistern in ihrem vorspruch, welchü gewisalieh nicht one ursach
sohicht Das sie auch der rcligiou halben, so in ireu konigreii
und landen einreist, allerlei gross bewegnns müssen gehabt
das gibt der dritte artickel ihrer capitniaÜon, dorinnen sie sich
biet43u, möglichen fleiss und emst anzuwenden, domit ein eonciliuni
gehalten und ausgeschrieben werde, melden auch von einem gleich-
fornügen eifer zu gemeiner Christenheit wolfart; es sollen auch die
bebjitiHchen auf itzigeui reichstagk zu Augspurg darob nicitt wenJ^
muligk sein^ und im Chur und fiu-sten rath uT ein concilium aiiclt
heftig dringen, wclchs ihr one zweifei ilie kay. Mayt, sonderhcli
(weil der friedtstanilt mit dem Turcken numcr Uutbarj auch wirt
gefallen lasäen, dann ob wul ihre kay. Ma^yt anfangs dieses rei'
tags sich des itügeu Babsts furucmen gegen ihre kay. Mayt. et
heltigk beschwert, so lassen es doclt ihre Mayt. itzuud fast erst
und mochte vielleicht zwischen ilirer Mayt und dem Ba[>st durch
obgemolte beide kouige allerlei handlung vorgeuonuuen werden.
Nun were wol der wegk des concilii das rechte mittel^
zu aufhebung des zwispalts in der rcligion dienstliclien sein
wo man einige hoOfnung darzu haben koudte, das es gottscligk
christlich vmd unparteiisch mochte vorgenommen werden, und da&
man dorinnen das wort Gottes .... richtcr sein Hesse. Es haben
aber die vurigeu vursamlungoii .... wol an tag geben, was nun
sich zu den leiilen für eines fnichtbaren couoilii zugcfroston; der-
halben zu erhaltung unserer christlichen religion wol vonnoten, du
auf der grossen hciren praclicken mit dem ßapst guete achtung geben
wurde, und solto naeli aller itzigen gel^enheit wol das beste sein,
das man es im i-eich teutäclier uation in religions saehcn bei deoi
aufgcrichten reiigions frieden bleiben liesse, bis der allmeubtige etwan
seine gnado verleihe^ das die gemuetter beiderseits gegeneioander
etwas milter wurden.
Sotten wir aber auch unsere teils in ein concilium wUligen
. . . (folgen Ausfiilirungen filier die Bedingungen, welche die Prote-
stanten in diesem Fall stellen müssen). Ob aber sT'Ichs alles bei
dem bebslischeu teil werde zuerhalteu sein , imd wie die unsern deftj
halben mochten versichei-t werden, das iät bei uns ein grosser xvei^H
fcL Tragen auch Vorsorge, das unter dem schein des concilü eifl^
treffliche vorfolgung unser religion nicht nachbleiben wurde. Der
allmechtige Qott wolte uns und unserc nuehkommon bei seinem allein
ftoligmachenden wnrto gneiiigliclien erhalten.
Der Kurfürst Imt einen Bnncht vom König von Dänemark , dw
Inhalt*: Herzog Adolf von Holstein hat das Eriegsvolk an der See*
koste zuerst f(li- König Philipp vun Spanien geworben; da nun dff
Friede geschlossen worden, und er sieh der Werbung halben pch
vorher in allerlei Unkosten gcstfirxt, aiu-li das Volk srj sclmcü an
ohne Schimpf luid Schaden tronnen konnte, so hat er sich entschlosses.
BoilagoD, XX. XXt. t659.
87
mit domselben den langwierigen Un^horsam der Bitmarsen gegen
tlio Herzoge von Holstein zu züchtigen, und dem EQnig Ton Däne-
mark, der bis dahin nicht in dem Plan gewesen, angezeigt: er habe
dies vor: der König mi^go sich an dem Kriogszug mit ßeld \i. r. w.
betheiligon oder gewärtig sein, das er, Herzog Adulf, das Land der
Ditmai-seu nach der Eroberung fOr sich allein behalte; vorauf dann
der K'mig sich mit den Herzogen Adolf und Hans von Holstein
des Zuges gegen Ihre allerseits Ungehorsamen, die Ditmarsen, ver-
glichen hat
Original.
XXT.')
Artiokel der capitulation zwischen dem Bapst und koys. Mal.
keyserlicher croonung halber, hin und wieder uborschickt
anno u. a. w. 1669. ^)
CenditioncB a papa proposilae.
Kerdinandiis bab das erzbisthumb zn Prag gdiiz abgehn kisscn
und In seynem nutzen verwandt, an welchem dem stuel zu Kom
eyn grosser abbmch geschon, restituat ergo episcoiiatum.
Er habe die besten pfruendcu und boneficia den Piccarton zu-
gelassen, restituat ergo.
Er habe fast alle cloestcr in seinen erblandea versetzt, ver-
pfenddt, darauf entlehnet, aiienirt: darvimb sol er sie ledig machen.
Er habe die ornamenta und kicinoth der kirohen genommen
und ad prophanos usus verwendt; restituantur.
Er gflduldo koenig Maximilian welcher ganz luterisch sey, und
welcher thoil und gemein habe, auch coUudiro mit den lutorisehen
fursten.
Er') hab eynen luterischen hoff predicanten der
grofisen schaden thue mit seyner lehr.
Er") hab eyn luterische bibliothecam.
Er*) verthedige, handthnbe, schütze und schirme die lutUeri-
Bc^hen; derowegi?n sol Ferdinandua koenig Maximilian exhaeredirn,
oder ihnen zum Bapst jcgen Rohm schicken, ubi coram cius sancii-
täte fusis lachryinis publicam faciat pucnitentlam iuxta praescrip-
tum papae.
Seynon koenig Maximilians hotT predicanten Hausemm soll er
dem ordioario uberanthworten, und des Papst detormination gewarteu.
■) Die beiden gG8|n?rrt j^eilruckten Öätze felilen bei Goldast, dig in
Carsivsobrift gesetzten Passus und Worte iu der i\x AVien Terwabrton latoi-
nieohen Fossuog. Vgl. uiiteu i;) und dcu Aulianj^ über geCälsohto Nadiriditen.
•*) Aufschrift auf dem liüulien des Schriftstücks.
'^) V. h. König Moximilinu. Im AViocor Exomplar: Fovete illum con-
cdonaiorem Lntheraoum .... liabcro illuin bibliothecam, Lutheranani, dofen-
dere, taeri attpie patrocioari Lnthoranis.
88
Beilacen, XXL 15Gd.
Kr habe eyu universitet zu Wien, uff welcher wstäBcTr>~
fessores lutherisch seyn, als ]UiisGhleniB, Fabricios, eiieiautur ergo.
Und Bol hinfüro keyne profesaorea annehmen, dau welche
die jesuitae approblren.
Alles vas die eplscopi aus befelch ilu'er heiligkeidt ordinircn
und filrnohincn, daran sol er (sie) nit allein nit verhindern, sende
nuoh mit dem brachio eaeculari behnlfltch iiml fimlerlich seyn.
Er sol die imiulsltionem die ihre heiligkeidt selbst vorordnen
wollen, im ganzen reich, sonderlich aber in scynen orhlondon
richten, und nach dereelbigen die ccciesias reformlreo.
Er nocli keyu weltliclie fersten sollen kcyn jus conferen
beueficia oder patronatus haben, sondern allein die episcopi solle
dos macht haben.
Er Bol alle buchtruckorcyon destruiren und abthuen ohn alleig
die welche seyne heiligkeidt verordnen werden.
Er sol sich understehn alle luterische fursten und stendo on
weder mit guete oder mit gcwaldt und scherpfe*') zu dem gehör
des roemisohen stuela zupringen.
Er soll allen foederibus, so er mit den lutheriselion forsten
gehabt, resignieren und abkhunden.
Ik' Koil »ich imdfnUhfn da* J^flippw mit der eran f)nmekr*id
vortragen loerdc.
Er soll vöi-thin kein reichstag kein conuentum kein eollo-initi
ausschreiben noch verkundigen ohno sein vorwissen und bewilligun
Auch soU er in derselbiegen nichts proponieren delinieren noch
ooncludiercn^ohue sein bewilligungo und upprobation.
Alles was zu Fnuickfurth in necbst gehaltenem reichstagk
gehandelt woi*den ime zuschreiben: gleicher gestaldt soll er inen be-
richten, was ufl* dem reichstagk zu Augsburgk gehandelt worden.
Er soll auch per juramenium verhoissfiu ollos das jcnige lu-
halten, was ime Babstliche lieiligkeit ulTerlegeu werde, »o «r^
coronitren wurde,
Responsio Imperatoris ad conditioncs papales.
Er erkenne das es recht und billich sey das man die
lionem efrctionrm und conörmfltioncm Imperatoris allein bey dem Bab
erlange, und begehre derlialben auch solUchcs von iror heiligkdt n-*
endtpfahen.
Er erkenn auch das kein ketzerischer fürst macht halw oiocn
rmperotorem zuorwelilcn.
Er erkenn auch das kein ketser könne oder möge Imperatd
sein, derwcg-en er alle ketzereyen geflohen, dieselben vordamiDCl
wolle derwogen ein gehoi-samer sehn der mmiscieu kircheu a^ni
bleiben.
■*) Bei Goldast: echei-pfe des Sehwonlts; vormulhlicli der ursprüni^MH
Toxt der UoboTBotüang. l>a.s latoinisobä Exemplar schreibt nur: maasuetadni
aut vi.
BeiUgeD, XXL 1559. ^^^ 89
Das er aber die oloction von ilcn lulherischon Churfitrsten aa-
gonuhincii, ImLc er nicJit vor sein wölbst eigne pereon gothnn, auch
nicht uiub seins nutzen willen , aonder allein von wegen dor wolfarth
der romischen kirchen.
Dan er per juramentum afl^mürcn könne und moge> das or
aollichs allein dorumb getbain, ut [»ossit castigare haereticos principcs.
Auch habe er nicht sullen noch wollen diese otxsaaionem uegü-
gicm, diewoil imo seine veindt das schwort selber in die hundt
gegeben; dan wo er solche election nicht angenohmen, möchten sie
einen lutherischen pnncipem darzu orwelilet haben, dardurch sie lircch
und stolz worden, und wehren auch dardurch noch mohr gosterkt
worden.")
Item so ein lutherischer fürst solt elegirt worden sein, weron
viel roichsstende') wiederumb von der römischen kirchen abge-
fahlon, und betten sich an dto lutherischen gchonkt.
Babstliche hey. haben sich aus den historiis zuerinnern das
kein goschlecht nihmmennehr ob den 300 jalircn von Rudolpho an
der römischen kirchen mohr genutzt, dieselbige mehr erhalten und
beschirmbt dan das haus Osterich, darumb er die dignitatem im-
perialem nicht habe wollen lassen in ein ander geschiccht kommen,
vollo derwegen dem exewpel seiner vorfarn nach auch nichts suchen,
dan die wolfarth des romischen stuels.
Ob sichs begeben wurde, das er uff cinicbem reiclistage aus
nothzwQDgk oder trank etwas concludiem wurde, oder den lutheri-
schen fiu'sten zugeben und vorheissen, so woilo er doch solches
nicht thueii in praejudlcium Ecclesiae^ sondern allein darumb, das
er fanorem principum erhalte.
Ob er schon den hitlierisohen fursten etwas wurde verheiascn
und nachgeben, wolle er wohl darfur sein, das solchs nicht geschehe,
und nit in das werk kohme, sondern verhindert werde.")
Wiö sich dniin sein heiligkeit dessen zuerinnorn haben, das
er auf keinem rciuhatage nie nichts furgenohmen, das der romischen
kirchen zu nachteil reichen mochte; das wolle er auch vorthin thuen.
Alles was jeraalils gehandelt worden, hab er ircr hoy. ange-
zeigt, das wolle er fnrthin auch fleissig und treulich thuen.
Jiahnilkhe ht'y. hahen tick icol tuerinnem was grottm ntdt er bftf
der rovuMchen kirchen gf»ch/tfft anno 40. dann er allein der «tiftt^ und
rathgther doA Caralua den Irig wiedfrr die ItUJieritchen fnraten furgenohtnoH}'^
") Das lateinische Exemplar: qua el&ctioDo aadacioree et [loteotiores
oßtcereiitur.
^} Im latoinischcn Exemplar: civitatcs iniperii; boiGoldast: Hcichaatiitt.
*) Hier codot das SulinftHtück bei Ouldast,
*•) Das latetiiiRcho F/xempIar scIiroiU: i{uoiiiadmodQin sasctitas sua
meminit .... Omiüa quao ia convontibus imporii acta sunt, bo saao sanoti-
tati indicaftso; id so porro ctiam fideUter factunim, und ffehrt dann gleich
fort: QucmI intorim instituerit ipse. Die Aendenin^ der Construction scheint
SU vorrathea, dant) auch clor lateinische Text ursprünglich einoD dem oben
durch Corsivscbrift horvorgehoboncD entspreobendeu Batz bosass.
40 ^^^ BoiUgen, XXI. 1559.
Item das er das Interim angericbt:
Item das er dos conciliiim zu Tricnt aussclirciben li
Die bischoffe habe er nit allein nicht vorbindert in irem for-
nehmen, sonder inpii in allewege funlerücU bohulfUch und rad
darzu gewesen; das wollo er auch fnrthin floissig thucn.
BabKtliche hcy. haben sioh -wol zuerinnern, wie er aus i
rath und befeloh Canisium in Puloniam et Bavariain geschickt, damit
or beide fiirsLen adhortirtj das sie bey der römischen ktrcfaen hleibea
und verharren,
BabetUcho hey. werde oUn zweivel von dem bischoff von Salft-
burg tmd andern bischoffen verstanden haben nut was grossem emrt
und eifer or die Inthoriscbeu gestrafft, vertrieben, verjagt, landts re^
wiessen, u. s. w. und so er von dem reichslaire hoimkohme, wolle
or noch ernstlicher mit inen handien, damit sie ausgereutet werden.
Bepstliche heiligkeidt sei nicht zweifeln an der erwaohsuag
und zunehmung der ronmischen kirchen. dan Ganisius, Staphiluä uul
andere mehr prossen nutz mit ihren Schriften schalTen.
So sey den teutzschen fursten nit sehr hoch oder viel an d«
religion gelegen > gehe ihnen auch nicht sehr zu hcrzon, seyn de^
selbigen rauede imd verdniessig wonlen: sie seyn iinfynig in der
religion; etzlichc zweifeln daran, etzUehe fallen gar davon »b, und
wenden sich wieder zu der roemischcn kirchen.
Ob er wol eizliche bona eeclesiaBtica angegrieffen hab er docli
dieselbe nicht ad prophanos usus, se<l ad pioa usus cnnferirt, nemb-
lich er hab etzUohe neue pfrnnto und hencficia gestiefflct.
Er hab etzUche mess und andere gottes dinst gestilTtct.
£r erhalte etzlich hundert Jesuiter.
Er hab eyn bau fuor ihTre zu Tnsbmck, den ehr nur Ttal
zu guet furgonommen, der werde ihnsn ab zwo thonuen go)des kosten.
Auch hab er vom Bapst Clemens eyn indultum erlangt, die
bona eccle&iastiai anzuprcifeu.
iMi fr Jfn ieutzsehfn Chitr und furrtm eerheüsen Jtab dm passtnh
aclten Vfrtray iiüiaiUn, item das er den /ulhtrüchen fwftfft die Ukik gh
liehen, non praettito jttram*nto religion» , dtts hab er aus noth thun miiettr*,
damit aie nit gleich im anfang s>>\/ner regirttntf die praetichan merlUm wd
toieder ihnen erbieiiert icurdfn; d<irumh wolle Itapttliche heii. üi dito»
fahl mit iJnnf diiipen/iiren.
Das Maximilian knnig zn Behem so ganz lathenach, hab v
m> gar e^Ti gross misfnllens darab, das er umb deswillen ihnen (wie-
irol er von Behemen zum koenig erwehlet) nicht lassen zu Behea
r^eren, woolle auch ihuie zeit seynes lebens keyno regienmg g*-
siatten noch zulassen. TTnd nb er schon mit todt solte abgehn. »
woello er doch fursohung thuon, damit Jlaximilianus ihmo nicht suc-
cediro im Imperio, sondern eyn ander catholist-her farst, denen ihi*
heiligkeidt wo! kenne.
Kr hab so gar koyn gefallen keyn lust noch villen tu ifa
lutherischen fursten, das ob er wol etzlichc gewachsene frealein
mb- ,
.liiP
BeUaKeo, XXI. XXU. 1559. 41
(löchterlein hnbo. wolle er sie doch ihr lehon U»ng ehr im Iwliccn
t^tandt erhjütcu, ilau das sie lutherischen Fürsten vermelilet werden
aolten,
IjcUh'oh so wU er alle das jenigo das ihmc Bacpstlichc hcyl.
auferlegen und bojihelen werden, per jiiramcntum vesto und steif
lialten und nachkommen, auch liis an seyn endo, und in den iodt
boy der roenuBcben kiixjheu bleiben und veihurren.
Gopie.
sxn.
Philipp an August von Sachsen.
Vergangenen Sonnalwnd ist Johann Friedrich bei ihm zu i:. j«»!
Cassel in B^leitung des iTalzgrafen Ludwig, seines Schwagers, <■«»■•
erechienen und hat ihm berichtet: wie sein Oesandtor auf dem
Peiohslag, Elorhürt von der Thann, durch Erkundigung bei den drei
g'eist!i<rhen Kurfürston erfahren, seien dieselben "tt'illons zur A. C.
fllKTzutreleii, wenn die evangolijfrhen Stünde sii'Ji verjjdichteten sie
bei iluci- Üiguität und der Kur zu schützen; der Herzog hat Um
gebeten, dies dem KurfOrsten von Sachsen mitzutheilen, der es an
Joachim von Brandenbnrg «nd Andere gelangen lassen mflgo, und
sich erboten, uuf Bogehren der Andoni mit den geistlichen Kur-
fÖTBten zu unterhandeln. „Wann nun das also gewis, hüten wir es
nicht vor ein geringes." Johann l''ric<lrich hat forner mitgelhoilt:
die BiBchöfe hielten auf dem Keichstag nächtliche Versammlungen,
von denen die drei geistlichen Kurfflrsten ausgeschlossen wOrtien.
Ferner: von melir als einem Ort, besonders aber aus Nürnberg, höre
er, dass K'"nig Philipp ihn und den LanJgrafen überziehen wolle.
Der liandgrnf glaubt dies nicht, weil Philipp ohnedies genug zu
schaffen liabe. FIndUch: von Nflrnherg ans seien mehrere Wagen
Goldes nach den Niederlanden gesandt worden. Der I^andgraf meint,
wenn dem (woran er zweifelt) wirklich so sei, werde das Geld zur
Bezahlung rfickständlgen Soldos bestimmt sein.
„Ferner hat uns S. L. berichtet, das viel us der schule «u
Wurttenhergk (seil. Wittenberg) den IlUrioum und andere schinelich
nngrieCfon, und gebetten, das wir (bei) E. L. befimtern und daran
sein wolten, das eollichs abgeschafft wurde, inmasson dan S. L. bei
den Iren auch verfliegen wolle, das dasselbige von den iren nach*
ploiben solte.
Wir haben bey S. L. auch sovil befunden, das S. L. mit E. U
gern in freundtlichem vertrauen wore, wie dann S. L. auch gesagt,'
das der beste wegk were, das die Cliurfursten und fursten in freundt-
lichem vertrauen mit ein sluuilen; dann das ein missTerstandt ein-
gefallen, were nicht gntt, sondern nachteilig.
Uniler dissem ist uns E. L. sehreiben, das geben ist Dresden
den 0'^'^ Junli, zukommen; also haben wir mit vleis bei hei'zog
Johanfifrlederichen angehalten, das 8. L. in den Franckfurttischen ab-
43
BöOageD, XXI J. 1550.
Rchiodt auch bewilligen wolle, und deBhalt>en viel dispiiHrena
S, L. geliajit, und gefragt, was boeses S. U dar in berunde,
3. L. äolHchon Franckfiirttischen abschiodt, sonderlich aber die dar
in verleibten vier artinnl von Worten zu Worten, bu deme de« zettel
deren Churfurstrn, fursten, graven und atcdte, welche sollichen ab-
schiedt (dar in S. L. eichwief;erher mitbesrrietTen) angenoraen, goleeeo;
hat S. L. nicht widdersprechen können, dns etwas dar innen so boesn
seie, allein hat S. Ij. darbei angezeigt, das nicht gnngsam, und us-
truglich die secten, als die Osiandristen, und sacramentirer^ dar innen
orclert und angezeigt Darnf wir S. L. geantwortet, weil im Franck-
furttischen absclüodt gnngsam gesetzt, wie in der Au^purgiacheo
Confession stehet, so were es nit vonnothen, darüber weiter m d*-
clariren, und aIsbo hin und widder sovil und lange allerlei mit S L.
geredt; aber wir haben boy S. L. nichts woiters erhalten mugen,
dann das 3. L. gesagt, das sie noch zur zeit den Fraukfurttia(;hen
abschiedt nicht annemen könne, es wercn dann soUicbe dinge ge-
endert, wie S. L. die in iror antwort, als S. Tj. ersiir-ht, in den Frank-
furttischen abscliiedt zuliewilligen, angezeigt und %-enneldet. Uf welclis
wir gesagt, das uns die trennung gar übel gefalle, dann S. L. sehen
wurde, wann die pappisttsdien soUiche tronnnng vennirken, das sie
am clcincaten häufen setzen und damaoh des andern auch nicht ver-
schonen wiinlün, darzu S. I^. vermeldet, wie doch die drei geistlichen
Churfiirsteu zu uns tretteu konneu, wann sie die uneynijrkeit, und
das wir uns selbst mit ain nicht vergleichen mugen, sehen; darmit
wir S. L. dann hart bewegt, und darnf S. L. gesagt, das kein besser
wegk zcfinden, dann das die Chiirfursten und fursten der Augspur-
gischen Confession zu }i:tnf kernen; die konteu sich am ersten mit
ain vergleichen; haben also wie obengeraelt mit S. L. allerlei geredt,
und persuasionibns gebrauchet, aber S. L. haben von irem vomem^n,
wie angezeigt, nicht abstehen wollen; hotton aber gemeint E. L. ein
bessers als disses sei i schreiben. Doch hoflbn wir, wann der itii^
pfaltzgi-ave Friederich Chiirfurst sollichen franckfurtti sehen abschiedi
endtlichen aiinimpt*"), das S. h. mit lierzof* .lohansfriedorichcn alsdann
redden, und S. L. darzu bewegen konto, in densolbigen auch zu«
willigen, wie wir dan in einem zettel an pfalzgrafe Friederichen
Chiu-furston geschnoben wie E. L. hirneben zusehen; glanben, wann
herzog Johaiisfriederich widder gedachten Frankfurttischen absclüodt
sich 80 weit nicht eingelassen, das eji nunmehr nicht besohee.
Es hat hontüg Julians Friederich zu uns auch gesagt, wenn er
bei PhiUppD Melanthoni were, wolt S. h. sich woU mit ime ver-
gleichen; wann aber Philippus widder von ime kerne, mechten »nen
andere leutbo irre.
Das haben wir E. L. anzeigen wollen, und bitten freundtticboi
E. L. wollen disses alles in vertrauen bei sich ploibon lassen.
Copie.
i
•) ? Vgl. die Paroiithese weiter oben.
Beiliigeo, Will. 1550.
43
xxm,
August an Hans Uni^ad.
Quittirt ein Sclireibeu aiiH Urach, von tlirttea „dia mo- ^,|. otcinMuhr)
nats novembris". Beklagt sich darütier , daas, wie Ungnadrael- i'iv-J«'n.
det, ihm hin und wiodor üiisemessen wird „dna wir dio Zusammenkunft
der Churfursten und stendo, der Angspurgi schon Confession vorwandt,
Torhindcm, und dardiirch nicht die wenigste ursach sein solten, das
die ei^rlichea vor^'irruugen und Bpaltungea . . , bishero nicht vor-
kommen wurden, sampt weiterem anhang, was wir und unsere retho
uns iinsor vettern, iJcr hcraogen zu Sachsen halben, sollen haben
vornehmen lassen. Wir betten uns nueh zu euch gnciiiglioh vor-
sehen, ihr wurdet unsere unscliuldt luerinne . . . also liaben dar-
getbau, das es ferners anlangen kegen uns nicht bedorft bette, in
erwegung, das ilir nicht allein unser gemuth, und das wir . . . nicht
weniger als andere . . . die sich des violleicht hocli annehmen, bey
der einmal» erkanten wnilieü der christlichen religiou, wie dio in
der AugBpurgischeu Coufession vorfast . . . zuverharren bedacht, von
uns selbst mehi-mals vorstanden, sondern auch imsoror kirchen und
schulen lehro und wesen, auch sonderlich iles gutto Wissenschaft
habt, das bey unser rcgirung die zwispalturige zwischen den thoo-
logen nicht entstanden , das wir auch dieäelbe, soviel an uns gewest^
nicht Tormehron, sondern vielmehr stillen haben helfen: das sich
auch die unsern joder zeit orbultun, dasjenige, so ihnen auferleget
wirdt, auf einer unparteiischen vorsamlung zuvorantworten, und do-
solbst furzukommeu; zu deme, das ihr aus dem uberschickten buch,
welches ihr selbst vor eine schmee schrifb haltet, leicht zuersehen,
wer solche unnihe . . . verursacht. Wir müssen aber der ding umb
soviel desto weniger achten, weil ihr selbst sulireibt, das ihr die-
selben aus einem geschrei und reden des gemeinen liaufens habet,
dan uns wislich, das dieselben leute wol im anfang zu alle dem,
80 guttem fridlichem vesen zuwider, und zu entponmgo dinstlichen,
ganz geneigt, und sonderlich mit einem pfafTon krig, wie man zu
sagen pflegt, schwanger gehen, und doch hemacher wan es xu dem
rechten trclTcn kompt, und verfolgunge angehet, die ersten sein, so
davon abweichen, das also diejenigen am übelsten angofurdt werden,
die sich durch sie verhetzen lassen, oder auf ihr bedenken und gut-
achten etwas rurnohmcn, wie dann solches die erfarunge zum ofter-
mal auch bei unsern zpiten klerlich genug ausgewnist." Tier Kur-
ffirst erinnert daran, dass auf dem letzten Rrtchstag, obwohl man
die Freistellung nicht durchgesetzt, der HoÜgionsfriede von beiden
Parteien bekräftigt worden, und sonderlich der Kaiser sich gnädigst
zur Handhabung desselben erboten, „welches dan menschlicher Ver-
nunft nach zu rechnen auch nicht eine geringe fordeninge und Sicherung
unserer religion der Äugspurgisohen Confossion ist, welche für diaer
zeit auch bey grosser kiiegeerustunge und bundtnussen so gutt und
ausfurlicb nicht hat mögen erhalten werden, wie das aus den vorigen
44
Bellagon, XXXU. 1550.
reichs abäclüodcn zucrseben. Das wir aber nicht jedermaa tu u:
christlichen roligion bewegon können, müssen wir dem almeobti
bevohlcn, dan uns auch aus gnindt gottlicher schrift unverbo:
das die erhaltung gottliches worts nicht in monschlidier craft eXe.
sondern das es eine goade des atmechtigen ist, der ihme durch
wordt eine ewige kirche samlct, und dieselbe alhier aus sonderlic
Ursachen dem crouz unterwirft; das es auch in der chnst**nheil
mals in religion Sachen besser gestanden, dun wan man nicht dtmik
menschliche Weisheit und bundtDus und andere der Vernunft gemefis
wischlege dieselbe zu erweitern forgehabt, sonder ein jeder bey seinem
Stande itnd bcruff blieben, und mit ernst befördert, das Gottes wordl
l)Oy Meinen unterthaneii min nnd mi vnrffdstjht moditH goU^ret werden
imd das ubritre mit einfeltigem herzen dem lieben golt bevoblen , . -
und ihnen angeniffen, welches wir auch ulso mit gottlicher vorleihung
zu thun entschlossen. Domit ihr aber glcichwol zu beSnden, das es
an uns nicht gemangelt habe, mit den andern Churfursten und sten
der Augspurgiscbeii Coufessiou zusammenzukommen, do wir all
betten gewiss sein mögen, das der zu Kranckfnrdt am Mcien dui
soviel Chur und furston aulgerichtcr abschiodt . . . festigücb
sein gehiUten worden** . . so Überschiukt er ihm Acten« aus denoo
zu ersehen, wie er zur Zeit des vorigen Reichstages eelne Häüw
instruirt hat, und dass Prahgraf "VS'olfgang damals ganz einig mit
ihm gewesen. Seine Käthe haben berichtet, dass der l^nndgraf und
Hentog Christoph auch gleicher Meinung «aren. „So ist auch die
besuchuD<; des ta<;:es zu Fulda keiner andern gestaldt von weilandi
ptaltzgrafT Ottheinrichen . . . wegen bey uns gesucht worden, dan
das solcher franckfordische abschiedt doselhst veiter solle becreftigei
werden. Do auch solchem nochmals nicht solte nachgesetzt , sondern
derselbe von deswegen, das einer oder mehr fursten (dariu
man vielleicht eine sonderliche affoction hat,) darein nicht
willigen wellen, zuruttot werden, so wüsten wir nicht,
man sich auf künftige abschiede, verstendtnus oder bundtnus xuv
lassen haben mochte, dan man schworlichen die ding also rergli
wurde, das es jederman gefiele. Weil sicli dan aucli unser
herzog Johanfifrideriirdi zu Sachsson auf dem nehren reichstnp kcf^
dem pfalizgmven und Chuifureten ausdrücklich ercleret, das &L
auf ihren angezogenen condemnationen verharren, und solchen &anck-
furtischen abschieilt nicht bewilligen noch dorhR.lben zusamraenkoDiD<
weiten, wie ihr ans beygolcgtor abschrift xubefinden, liabt ihr la<
zuerachton, was sich für eintrechtigkoit aus einer solchen iiL«animeii-
kunft zuvermuhten. Wir wissen uns aber gar nicht zueriunem, (Ufi
■wir derhnlbcn von ihrer Libdcn die ding sollen gcredt haben,
euer scbreiben meldet, trauen auch unscrn rotlicn nicht zu, das solcl
von ihnen geschehen, dan wir uns auch wol andere wamungou, so
uns einkommon nicht bewegen htsseu; haben auch insonderheit nicht
gestatten wellen, das ihemandoa in unserin lande wieder wik-h buch
etwas in druck geben solte, und wissen nicht anders" .... als dkss
Boüagoi, zxm. XXIV. 1559.
I
er mit seinen Votier in ganz froundlichem Yerbältniss steht etaa
„Solches alles vermelden wir euch derhalben gnediger meinunge,
domit ihr iineer gomuth wissen, und euch nicht so leicht mochtet
bewegen lassen, alle ding, so uns durch unsere missgnnstige mochten
auferlegt werden, zugloubcn, auch Ue&to mehr ursach moelitct halben,
uns do ilir es von nolen acbtct zuvorantworten, '.lau unser gemuth
ist, wie hieroben gemeldet, bcy der einsmals erkanteu warheit durch
gütteä verleihnnge bestendighehen zuvorharren , und gleichwol uns
auch nicht ein jeden windt oder ander ieuto ufTection in dem be-
wegen zu lassen, dardurch eine entliehe zunittungo im heiligen roic4i
... und volgendts auch, wau es gleich zum besten geriete, eine
zwispaldt under den ptenden der Augspurgischen Confession selbst
ervolgen mochte; das sich aber die theologen untereinander oin^mals
frenndtlichen unterredten und vorglichen, das konten wir gar woi
leiden; so wollen wir auch in zeitlichen Rachen, soviel au uns, zu
Unruhe niemandes iirsiich gclicn; dn wir nun darlxiy bleiben können,
80 nehmen wir ca für eine souderUoho galic und gnado gottes ahn;
wolle sich aber darüber zu uns ihmandes nottigen, so stellen wir
in keinen zweivel, der almechtige werde uns dokogen auch die gnade
Torleihen, das wir uns desselben mit gutten gewissen mögen auf-
halten, und «ie bey andern der aiifang, also auch das ende licy
uns stehen.*'
Copie.
XX rv,*)
Ungevorliohe artioul dio zuverbossorung oder gar abthuung des
herzogen von Wurttenborgs und Pi^ltzgrave WollTgaugs
gefallen gestellt sein.
Der Churfnrst zue Sachssen vnir^e ohne zweivel woU «. *. et 1.
veroommen halten, was für z\visp»Mt zwischen den theologen, welche
die ÄugBpurgifiche Confession bekennen, wcre, wie auch so unfreunt-
licho Schriften von beidcutheiln aussgingcn; welchs sich die jenigen,
au unserer religion ztiwidder, zum höchsten erfreucten, und wo unser
herre gott nicht gnado gebe, das dio dinge verkommen, und die
theologen zun einigkeit pracht, das zuhesorgcn sein wcnle, das viel
guthentigcr louLlie von diesser religion abfallen, aucli ein occasion
sein, das diessen stenden kunftiglich viel unmhe, krieg und blut-
vergiesson ervolgon mochte.
Sein Lieb wurde auch ohne zweivel voniommen liaben, wie
geschwinde in lUspanien, Franckreich und Nidderluudt mit denen
gehandlet, die der Augspurgischen Confession und imsers glaubens
weren, auch von vjplpn orten geKchriclicn und gesagt wurde, wann
nie mit ihren undeiihanen reide (das heisst sie xu vollkommnon ge-
horsam gebracht, und diesse lehr in iren landen aussgetilget,) in
'} Hiorroii ein Frauincnt schon hei Hepuo T p. 311.
Baibigni, XXIV. 1559.
was fiimcmca sie jegen dicsscn stcnden der tcutschen natioiif
selben, zue der römischen klrchcn gehorsam widdcr ziipringeii,
sotten; welchs iiuch leiclitllchen zuglaubeu, weil sie jegca Iren ei^
nnderthanen also gebaren, dos sie viel mehr jegon diessen stenden'
denn sie doch von altera hero zuwidder, hnnllen wurden, wie ohne
zwoivel S. L. obgcmelta von trefflichen leuthen auch verstanden haben.
Die streitigen puncten der religion beduukt uns durch keinen
wegU besser zuo einigkeit, dann da ein zusammen kttuft der Chur
und furston der Augspurgiscbon ConfeKsion in der porson were, auch
die thoologcn, uud das soUiclis ein luifang und wegk sein eolt, di«
Sachen sue ooncordiren, das die ermelte Chur und Tursten eigener
personn die streitigen theologon und ire anhenger vor sich ne
und uff den tisch legten die Äugspurgisclie Confession, und
articuln zu articuln suIUchau theologeu furgelesen, und einer
dem andern gefragt wurde, Beid ir des artiüuls also ziiiVioden
einig, ii. s. w.: also wurde l>efunden werden, das gar wenig articnf
wArdcn sein, sie win'den deren nlio einig sein. Ob dann etliche
articul weren, da ir einer, oder mehr sagen wurden, den articuU
will ich haben also weiter zuerclereu und zue extendiron, kondt
denen woll gesagt wenlen^ ir streitet da urab Sachen die doch einerley
nieinung, wie dann der articul viel sein.
Exemplum.
Uer Maiur wil sagen, gtite werk seien nottig zur seligb^t,
und ist doch ohne zweive! sein meyuung nicht, das die werk
Seligkeit erlangen, sondern der glaube, u. s, w.; so sagen die ander
ein gtitter bäum müsse gutte fnicht tragen ; welchs im grundt^
sie siuh soust miteinander woltcn vorstehen, eine meyniing ist; und
were die hoffnmig, so die Chur und tiirsten der Augspurgischen Con-
fessiou und Üott umb gnade betben, auch von artiouln 2ue articuln
die Äugspurgische Confession vornetuen, es solte baldt zue einigkeit
kommen.
Mit den adiaphnris und mitteln dingen kondt sich auofa Te^
gleichen werden, also das kein theil den andern schmehete oder
lesterte, wie ein ider seine oerenionien hllte; solte aber den andern,
so zenkisch, darmit zue helfen sein, das man widder zue einigkeit
kerne, so dann zuvil nachgegeben in den adiaphorls, das mans aU-
dann fallftu liesse, und lUe ceremonien prauchta, wie die zuvor ge-
halten, eliir vom Interim imals gorcdt worden, und htnwidder, w
einer über ein, zwey, drey odor\ierjare die (.■eromonien wolt halten
wie itf.o beschicht, dos er darumb nicht geschmehet, dann es seiiuit
freie mittel dinge, da die gewissen nicht angebunden.
Weiter das der Churfurst ermanet, weil vor angen gesehen
^^'u^de, wie die jegentheile mit ihi-cn threfTlichon lieben underthsnen
umbgingen, das ge^^i8slich zubosorgen , (his gegen die AiigsjuirgistAe
Confessions vorwanten in tempore nportuno zue irer gelegenheit
gefeiert wunle, sonderlich wann der jegentheil sehen, das die An
4
rk did|
nder^^l
Beüaeen. X:&IV. 1Q59.
47
^teMSJÜi'"^ Confessions Ternanton also getrenndt , nicht zne' häuf
Kmd^, nnd keinen freuDtlichcu vei-standt mit einander betten; welcher
verstAndt nicht gemeint sein soll, imants Kiibeschweren, sondoni allein
tiarumb und dcrgcstoldt, so ymaiits von den Augspurgi&chen Con-
lossions vorwanten stonden der reügion hallien uber/ogcn, das ein
ider wüste, was uti den fahl einer znni andern sich znvertroston
hette. Wann nun der jegentlieil sehen, das die stende diesser reli-
^ion cinliellig, und das mehi'er theil bey einander Italien wülte, auch
Dennemarck und andere die diesser religion weren, zum besten
hetten, wiirde soUichs ohne zweivel verbleiben. Darum were unser
aller frcuntlich bitt nnd vermnnen, der (Jhurfurst, als der ohno
zweivel die geschwinde praclieen besser wüste und verstünde, als
wir S. L. erinnern konten, wolle, weil die Chui- mid fursteii der
Augspurgischcn Confcssion zne der personlichen zusammen kunft ge-
neigt, ein tagk und mahlstndt nach ircr gelegenhcit benennen; wolEen
wir in der ]>Qr8onn erscheinen und an uns keinen mangel sein lassen.
Nota.
Wann der Churfuret zue Sachssen, nnangesehen oben ange-
zeigten trefflichen uhrsachen zue der personlichen Kusammeu kunft
nicht zubewegen, ist nicht nngntt, das mit werten gesagt wurde,
man weit protestiren, weil umb die persönliche zusammen kunft der
Äugspurgischen Confessioas verw&nton Churfui'sten und fursten so
vleissig bey S. L. solicitirt, aber nichts zuerhalten gewesen; da dann
S. L. und den stcnden diesser religion daraus ervolgen wiu-de ver-
derben und schaden ircr lande und leuthe, auch undei^rnckiing und
abfall der religion, so weiten wir S. L. erinnert luiben, des ein
gedenk zcseiii, mit weitern und mehreren oinfubrungen , wie solcUs
durch den herzogen zun Wurttcnberg und pfaltzgraven WolfFgangen
weiter bedacht kan werden.
So auch der Churfurst zue Sachssen u. s. w., vorwendeu wurde,
das soUiche persönliche zusanimenkunft der Chur und fursten der
Key. Mut zuwidiler sein mochte, sollen unsere gesandten sagen, wir
liUtens nicht darvor; dann es kondt im anfangk des tags der zu-
sammenkunft der Key. Mfit geschrieben werden, und irer Key. Mät
bericht gescheen, warumb der tag vorgenommen ; nemblich das etliche
?,cnke linder den thoologon wcren, nnd zubcsnrgon stiindo, so sie
nicht vergliclicn, das innorlidie uneynigkeiton und cntponing daraus
ervolgen mochten; da nun solliche zenke verglichen ^ so konten die
Churfnrsten, fnrstcn und stende diesser religion ircr Mät wänn der
Turck sie angreifen wolte, da doch Gott der Almechtig lange vor
seiß, desto cinhoiligor hilf tliun, u. a. w. mit mehr ursaclien und
nm batenden.
48
BeaagoD, XXV. inflO.
Beiiageu, 1560.
XXV.
August an Philipp.
.... Üiun uns kegco E. L. fretmdtlicheu liedanken, das
sie uns die antwort so der kontg von Franckreich und herzog
Ton GuiBO E. Ij. ufT doreoUwn noclislschrciben , dio Verfolgung der
religion belangendt, geben, freundtlichon mit^theilt, und wiewol
wir den armen vortriiokten Christen am liebsten gönnen wollen, daa
E. Ij. üff solche iro volmcinlichc ebristlictic eiirmcrung eine bessefe
antu'ort vom konig aus Franckreich. erlangt betten, so babon
uns doch wohl befabrt, das gchwerlidi etwas anders bei den lew
würde ziiorhalten sein, dann wHr wissen luis zuerinnem, das es ebea
dio nntwort ist, die der necbst^*orstorbGne konig Jleinprich K L., unser
und anderer Chur und Fürsten gesandten auch auf die vorbitb, so
wir otxliohon bedraiigton Christen halben von dem uehern Churfi
Uigk zu Franckfurt am Sleien aus an ibuen den konig gethon, gel
liat. Es ist sich auch bei dieser des cardinal? von f^ltringen
seines ajihangs i-egirutig nicht wol einer bessern oder lindern antwort
zuvormutteu. Was auch solcher gi-oser verfolgiing halben der reli-
gion in Franckreich kurzverschinner tag ein Frantzoss an den hen*u
fhilippnra geschrieben, davon schicken wir E. L. hierbei mit A. aig-
niit übsclirift, und findet sich aus dem allem, da£ die hoffnung, eo
inan zu dem cardlual von Ixittringcn gehabt, (das er unser religioa
nicht übel solle gewogen sein) weit gefehlt. So wird uns auch ge-
sagt, das in Ilispanien gleicher gestalr gi-osse Verfolgung sein soll
und sonderlich ein vomemer biachoff in Hispanion, der hiscbofl' Toled">
genant, der bei kei&er Carlen löblicher gedcchtnus kurz vor irer
Mayt ende gewest und dieselb getröstet, ia Hisponien der religinti
halben itzt gefangen sein soll; dergleichen redet man auch von Don
Rigo Gome3, der von konig Thilipsen zu vom ser geliebt und in
grossen ansehn gewest, das der auch soll gefangen sein. Der al-
raechtigo Gott wolle solcher tirannei steuern, und den armen ver
folgten Christen bestendigkeit in rechter erkentnue des gütlichen
gnodiglich vorleihen; es ist aber gleiohwol dieses das beste in
koiiigs von Franckreich schreiben, das er sich kegeu E, L. crklei
das Ire kon. w. sicli nicht lasse angehen die rebgiou die E. L.
iren landen holt, und das dieoelb einem iden in seinem herzen
conscienc frei soll bleiben ; es ist aber an dem«, wie E. L. schreiben,
das sich darauf nit volkomblich zu vorlassen, und wir tragen sondei
lieh fursurgc, wann die grossen potent-^ten vormerkon wurden,
sich die deutzschen Chur und fnrsten ihrer der pntcntaten
thanen der religion halben etwas heftig imnohinou, sie mf>chten d
ehr bewogen werden, sich zusammenzuhalten, und etwan ein krii
4
vaa
nndd
BefllgBn. XXr XXVL 1560.
49
nnd blutTergisBen in Dcutz&chland anzurichten; deihaibon in diesen
dingen gulto boschoidenheit zugebrauchen wol vonnßten und der ol-
niecblige zubilt«n, das er die christliche religion bei uns und andern
gnediglichen erhalten und ausbreiten wolle.
Anlangende da-s furnemon der hcrzogin von Lottringen wider
iinsem Schwager den kouig zu Denncmarck . . . können .... selbst
nicht wol gleiiben, das der kunlg von Fninckreich itziger zeit der
herzogin von Lottiingen zu gut einen krig wider gedachten unsem
Hdiwager anfahen solle , sonderlich weU ihmo das konigreitih Schulten
ilbgefalleu, und wie mau es darfur helt, »ich au Engelaudt hengen
wirdt ....
Als *uch E. L. freundtiich zuwiason begoren , ob der graff von
Schwartzburg bei uns gowceen, und uns boricht gothan, wollen wir
E. L. nit verhalten, das derselb uf unser erfordern jungst kegen der
Loohaii, do der Churfurst zu Brandenburgk bei uns gewcst, zu uns
kommen, und uns fast dergloichon beiicht gethan, wie kegen E. L.
Kohn unsem vetlern iundtgraff Wilhelm gescheen; allein das er uns
femer vortreulichen vormeldet von dem schütz, der den geistlichen
Chiirfurstcn angeboten worden, davon wir E. L. in unserm schreiben
am dutum den vierzchcndon decembris In einem eingelegton zeddel
mddung gethan; darauf wir auch E. L. antwort nachmals gewertig.
Weil er uns aber solches auf vertrauen gesagt, so werden es e. 1.
dienor wol auch un vormeldet lassen, damit es ime als des konigos
zu HiRpaiiien diener nicht etwau zu nuchteit gereichen nicH:hte, und
den sa(.üiea sunstcn ferner michforschen.
Original.
^1^ Das nun Euer L. uns so vortreuliclie meldunge tliun, is.jmh
W -was unser fi-eundlicher lieber vetter herzog Ilansfridorich zu nrwie
I Saclissen u. s. w. mit Euer Liebden geredt, deHSf>n thun wir uns
1 gegen E. L. vetterliuh und freuudtliclien bedanken. Soviel dann die
I vorgeschlagene lieiraten anlangt, derhallien gedachter unser vetter
I mit E. L. rede gehabt, seindt di.s8 machen, die furnemblich bei dem
almechtigen stehen, und von demselben vorsehen werden; und weil
Kjch E. L. vormutten, das solche heiraten furtgengig sein mochten,
80 wünschen wir E. L. und derselben geliebten söhn und toohter
hirzu Gottos scgen und alle glückliche wolfart. Wir wollen auch
solche E. Ij. nnzoigung bei uns wol vortrcnlich bleiben lassen
Was die grossen pntclicken, so hin und wider für sein, be-
trifft, haben wir E. L. in unsorm nchem schreiben am datum den
Kehen<len iJitz monata froundtliche und vortrouliche vormoldungo ge-
than, was uns derwegtm angnlangt; daraus auch E. L. zu befinden
^habt, wie die dijig durchoinunder laufun, und das sich einer für
XXVI.
August an Philipp.
50 Beilagen, XXVf. tMft.
dem andom befahret Es Icet sich auch wol darfur ansehen, das die
■eilte 80 mit den einungsrorwanten in Francken noch nicht ror-
glichcn, deftgleichen auch diejenigen, ko ein zeit her der krig vol
gonosseii, und davon reich werden, auch noch teglich viel pfeide
und knechte bei sich haben, und auf uuruhe varten, die ding bo
beiden theilen nit wonig nnrcinen und befurdorn; wir können aber
gleichwol noch zur zeit nicht erfarcn, das geldt ausgeben werde.
Das die konige Dennemarck und Schwedena in grosser ruatua;
gegeneinander sein selten, davon haben wir niclit sonderlich wis-cen.
allein das wir vomoramen, das der konig von Schwedenu den .ilteii
zank der drey krönen lialbcu, so beide konige in irem wapen fureo.
widetiimb kegen uusern schwager dem konig zu Oonneinarck
regen soll
Das unser vetter herzog Hansfridorich anaer kegen Euer
im besten gedacht, orfaren wir gerne; wir haben auch S*". L.
andftrm nit ursach geben. Was aber die vorgleichung zwischeji
theologon aiüaiigt ist es wol an deme, das sich dieselben durch-
einander wol genug gebiessen, und lang zeit gewest, das sie sich
weder vorglichen, oder zum wenigsten stUlgescbwigon, und die ein-
feltigen leute nicht irre gemacht hotten. Das aber uusers x
tlieologen Jarzu solfen geneigt sein, das beweist des Illirici n
vor wenig wnchen abermals ausgangen heftig buch, darinnen
den licrru PhÜippum zum höchsten uml vorbitterslen angreift, wi
anders aus.
u
Was aber der geistlichen bestellung betrifft, davon Albrecbt
von Rosennbergk an herzogen zu "SVirtemberg gesclmolien , und S'.l*
uns auch zugencliickt, »eindt wir nocli z,tir zeit gleicli der meinuc;
wie E. L. in einem sonderUchom scluvibcn under dem datum des
neunundzweinzigsten decembris gegen uns meldet, nemblidi
das die einungsvorwanten in Franckenn sich vor Grumbachen und
seinem anhang besorgen, und derhalben leut in vorspruch liringen
..... wir mochten aber herzog Heinerichs schreiben, so sie aa
E. L. derhalben gethan , wol sehen , ob daraus etwas melirers m-
nehmon. Sonst können wir nicht denken, dus die geistlichen bei
itzigon Icuflen tur sich selbst Icichtlich etwas imfahen selten. Soviel
vormerken wir aber, das sie sich hoch beclagen, als begegneten ioen
allerlei beschwernngen wider den aufgerichten religion friden wA
Aas sonderlichen andere und inen benacJibarto herrcn ire undertltancD
under dem schein der rcLigioii an sich ziheu und die in scfantt
neluuen sollen. Nun ist warliuh beschwerlich und mitleidlich %rxfot-
ncmen, das nach aufgericlitem vielfeltig vomeucrtem religionsEnde
ein solch misstrauen zwischen den stonden des rcichs nacdinuüs 9SM
soll: und wero am besten, das man es allerseits bei obgemdien
peligioiisfride bleiben Liesse: dann zubefaren, wo den geistÜdiei) m
sehr Bolt Angesetzt werden, sie mochten etwan von den hohen poteo-
Beilagon, XX VL 1500.
taten den nngebotoncn scliutz (davnn wir E. L. zuvor geschrieben,)
annehmea, und darüurch ein wüst spiel und blutbadt im reich tent-
acher nation angericht werden, wie wir uns daun zueiianeru (wissen)
das sich für dieser zeit E. L. doshalben auch befahret, und zu fried-
lichen mittein gerathen. Weil wir auch nicht wissen, wie die saoh
mit dem erzbisehoIT und der sladt Trier vorglicUeu, so bitten wir,
E, L., als deren ohn zweifei nuhmer bericht wirdt eiiikonimen sein,
weiten uns solchs zuvormelden unbeschwert sein.
AVas letzUch die vortreuliche anzeigiing betrifft, die imser vetter
herzog Hunsfriderich E. L. einer frantzosischen botsehaft halben die
bei SM*, gcwcst, E. L. vonncldet, belangendt die bewerbung eines
kricgesvolks am Kein, welches gegen Schwcdenn gelten, imd dem
herzogen von Loltringen zum besten geschehen solte, u, s. w., thun
wir uns ganz freiuidtlich und votterlich bedanken, das sie uns sol-
ches zuerkennen geben; und ist warlioh solches zuvomehmen uns
ganz seltzam, furnemblich auch derhalben, das wir es darfiir halten,
wann der hönig zu Franckreich solche oder dergleichen gesdn^indo
pructicken und kriegsvorsamblung am Bein furziineluneu bedacht, ire
kon. w. würde ihrem tragenden vertrauen nach zu E. L. die ding
vielmehr selbst an E. L. tiurch geheimbte personen haben gelangen
lassen, dan das sie herzog Hansfridcricben damit bemühen solten,
solches an E. Ij. zu bringen. Weil aber gedachter unser vetter darauf
also gegen E. L. beruhet, und nuhmer ein lange zeit her von der
krigsnistnng so die herzogen {s.) von Lottringen wider Dennemarck
und Schwedonn mit hulf dos konigos zu Fninckroich furhaben soll,
ein bostendig gerftolit erschollen, Georg von Reekroth seliger auch
dessen kegen E. L., wie sie jungst uns vonneidet, gedacht, eo will
es glcichwol unsers bodcnkens nicht zuvorachten sein, und stellen
in gar kein zwoil'el, es werde E. L. eben so wenig als andern ge-
legen sein zu gestatten, das der konig von Franckreich oder imaiidts
anders uader einem sfilchen schein ein stadtlich krigsvolk am Rein
znsammen solt bringen; dann solchs mochte vielleicht wol so baldt
einem Stande im reich, und sonderlich unserer christlichen religion
zuwider furgenommen werden, als kegen Dennemarck und Schwcdenn,
znforderöt weil Uispantenn itznndt nicht allein mit Franckreich wol
einig, sonder einer nicht weniger als der ander wider unser religion
tiiannisirt. Weil sich aber unser vetter gegen E. L. vornehmen lassen,
das die ding gewigslich noch an E. L. gelangen wurden, so bitten
wir freundtlich, E. L. wollen uns, wann es gescliieht, davon vor-
treulicho Vermeidung thun, auch für sich selbst darauf kundtschaft
machen, wer der gesandte gowest, und was daran sein mflge, auch
solch fumehmen mit voreamblung des kriegsviilks soviel möglich ab-
wenden helfen, dann E. L. zubedcnkcn, do es ins werk kommen
solt«, welcha der allmechtige gnediglichen vorhulte, zu was wcitenmg
solches gereichen mochte, etsc-.
Original.
exuiB I
iliren I
Beila^n, XXVTI. r»flO.
XX vn.
Au^^ust au Philipp.
ii. Hnt>»r unter MitÜicUung allerlei Nachrichten Qber die an;
un-drn. liehen Worhimgou im Reich erimiert der Kurfürst mit Ri
siülit auf eine Ijeigetegle Zeitung (die nicht mehr vorliegt) dufttt,
üass Johann Friedrich dem Landgrafen gemehlet, es versamiDle sii
atn Rhein ein groHses Kriegsvolk „welc-hs dun mit den xei
nicht "weit voneinander," Der Landgraf soll eich erinnern , ■»•eli
Aufregung die Werbung Grumlachs für Frankreich vor zwei Jaliren
veranlasst habe, sodass der König von Frankreich damalfi offen
erklären müssen, er habe Qnimbach und seinen Bestellten bei hol
Strafe verboten, otwuH gegen deutsche Stände voniuiehmeu.
nue der itzige kunig von Franckreich durch bomelten Wilhi
von Gnimbach oder seinen anhang deutsche reuter bewerben und an
rein legen wollen (darvor wir es noch zur zeit nicht halten kCnneni
so hotten K. L. zu cnichion, das solchs itzigei* zeit vilmehr nach-
deukena wurde vorursachen, auch vll weniger nachzuhengen (seil.;
nachzusehen) dan zu domsclbigen mal, do der konig ein otfcntlichen
kriog mit dem konige zu Hispanien fürte, auch grossen schaden an
scynem kriegsvolk von demselben genohmen hatte. Weil dan E. L
Ijöi dem konige von Franckreich in grossem vortrauen stehen, so
können E. L. am besten erfahren, was des konigs von Franckrekfa
furhabeu in deme sey, wie wir dan bitten, E. L. weiten solohA x**
erforfichen unUesehwert sein, domit man sich umb fiovil desto besser
darnach zurichten, und aus einem mistrauon, so aus solctiem heim-
lichen gewerb leichtiich erfolgen kan, nicht etwan ein neu feuer ^
aufgehen m"jchte," otsc. ^M
Zettel: Auch freuudtlicher lieber vetter, Schwager, bmiHV
nnd gevatter, beplanken wir uns kegen E. L. FreundtÜch, das sie QU
die iTJatiini der rethe in der TriiTisoheii sacJien zugeschickt: wir
haben auch diesclb zum Iheil selbst gelesen und dnroh die imsem
lesen lassen, und behnden daraus, das der erzbischoff nnd Churfuist
zu Trier auf seinem ei-sten erbieten, so er gegen dem ptalttgrav«
Churfiursten der eingezogenen seiner underthanen halben gethan, tod
anfang bis zum ende beruhet; nemblich das dieselben und anden*
seine underthajieu, so der Augsburgischen Confession öffentlich an-
iiongig sein wollen, we-scntlich in S. L. lande und erzsiift nicht
bleiben, auch die gefangnen den Unkosten erlegen gölten, und d»ä
die gesandten rethe solchs also entlieh mit den gefongenen gehandelt
nnd sie darauf entlediget Ob nun wol solchs (wie E. L. schreiben)
etwas milterer, dan es gegen unserer religions zugethane in Franck-
reich, HisiKiiiien, Ntderluiidt und atiderswo gehalten wlnlt, su deme
auch dem religioasü-ide nicht ungemess ist, so wissen wir doch nidi^
nh es gutt, das eben durch die gesandten der Chiir und fursten
solche mittel gehandelt worden; dan es wol von den bebstisf.bi
darfur mGcht angezogen werden, als weliron sie dardurch von licro
Boikgon, XXVIL XXVJU. löCO.
53
nrtickcl der freistclliing, den man bisher so hoch gestritten, alige-
stnmlcn; do man auch daran begnii^g sein wellen, hett den dingon,
wie wir vormerken, balt im anüing uf das erbieten, so kegou dem
Churfnrston pfaltzgraveu goecliohen, also können abgchulfou tiud die
gofimgenen auf dis mittel entledigt worden.
Ek wonlon auah E. L. aus Torlosung der reiation lioflndon, das
der erzbischoff des konigs zu Franckroich , der rogirung in Üurgnndi,
des von Lottringen und von andern mehr beistandt gehabt, und das
die leute übereinander halten; derhalben es unaers Verstandes wol
so gutt sein solte, man nehme sich anderer her» underthanen nicht
80VÜ an, sondern liso es bey dem einmal aufgeiichten religio» fride
bleiben, und dechte darauf, wie wir, so der Augsburgischen Cou-
fbssion sein, christlich und eintrochtiglich l»oi solcher unser religion
blieben; so wurde der almechtige Gott wol selbst mitte] vnrlcihen,
dardurch sein wort mit nutz und frucht mOchte ausgebreitet worden;
welchs wir allein kegcn E. L. rortreulichon vormeMen, frenndtlich
bittondt, sie wolten es anders nicht, dan woll gemeinot vornehmon
und bei sich bleiben lassen, auch das iilirige, aa uouh zu solcher
relation gehörig, wan os K. L. einkombt, uns auch zuachickeu; das
seint wir ßreundtlich zuvordionen willig.
Original
31. •f«niur
Or<«4ca.
xxvin.
August an Philipp.
Quittirt ein Schreiben vom 17. Januar, aus dem er
entnommen, duss Philipp „die leuft nf beiden selten, sovil
die bäbstischo parteMon betriefft, und Grumbachs, sampt seiner an-
henger halbeu vor geferlich achten.*' Es wird jetzt von viol^tigen
Kriegabe Werbungen geredet, aber die Kachrichten laufen eine wider
die andre und den rechten Grnnd kann man nicht erfahren. „Was
aber die bübstischo partei betritTt, ob uns wol wislich, das die fur-
nembsten potentateu iß der Christenheit derselbigen religion, und
unserer christlichen au gspurgi sehen confessiou zuwider seiiidt, auch
die armen Christen in ihren kunigrciclion und Inndcu zum höchsten
vorfolgen, so können wir docU nach gelegenheit aller umbstendc, wie
e» iUundt mit detiselben {»olenlaten gelegen, nicht leicht gleuben,
das sie itziger zeit wieder die deiitz&cben Chorfursteu, stendb und
stedte der augsfmrgi scheu contession einen krig anfahen oder einen
«ug ins reich furnehmen sollen; dan sovil anfongUch die Kay. Mt.
anlanget , haben gleichwol dieselben den reügionsfriedeu nicht alleinc
anfenglich noch bei leben kaiscr Carls milder gedechtuus aufgericht,
Bondem auch mitler zeit uf etzlichen reichstagen wiederumb vor-
neucrt, wie sich dann auch iro Kay. Mt, jungst zu Augspurg ofl'ent-
lich vomcmen lassen, d;ia sie, ob sie wol für iro person der alten
oder bäbsUschen religion weren, doch den aufgerichtten religions-
54
Heilogos, XXVni. 1&60.
frieden uuvürbnicliliiih und foat zuhalten bedacht weron. "Wir
auch gUiublioheu berichtet, das ire Kay, Mt vorschiene» jares
iren beelelten sechsischen rlttmcistem die ihrer Kay. U.U liielievnr
in Ungern godicnot ire bcäoUlungen aufgeKebrieben , und nieniands
im Torspnich hab, dann MarggrafT Hansen zu Brandenburg, Uerzoc
Hans Albrechten von Ueckelnburg, Jaoob von der Schulenburg ua<i
Brlswergcr für ein obersten; so weis man auch sonstcu zu gutler
niasson, ob wol ihre Kay. Mt. viel land haben, daa doch uf dir
tuLdexhaltung der uiiderachiedlichen regterungen uDd anders ein tivff-
liohs aufgehet, dos es also ohne zvroifol ihrer Kay. ML (Gelegenheit
nix;ht ist^ einen kriog in Deutz&chland anzufalieiu
Das dann auch die beide konige Hispanien und Franckrcidi
nicht allein diiroh die vorgangene langvirige krigo orschofft, son-
dern auch mit iren eigenen undertlinnen der religio» halben uiitl
sonsten zu thun genug haben , das ist E. L. unverborgen ; das kondt?
sich aber wol zutragen, da die obgemelten potentaten, auch die
bischofTo und ander ir anhang in Deutzschland bei dem itzigen bähst,
der wie wir berichtet, werden, allen thoilen vol leidlichen sein s<^.
umb ein concilium anhielten, und wan ditsselb g<'^)ialten. sie auch
mitier zeit sich mit gelde und anderer notturft gerast gemnoht, du
sie alsdann auf die exeeulion und Imndhabung dcssellieu trachten
mochten, sonderlich, wan wir, bo der augspui^ischen ironfcBsion ver-
wandt, nicht allein daran begnugig sein wolten, das wir und Unehre
underthanen bei solcher unserer religion bleiben mochten, sondom
auch anderer hcrron underthanen dazu zubewegen und derselben an-
zunemon uns imderstundon*), wie wir uns dan erinnern, das E- L
hiebevorn solches conctUi und execution halben auch atlerloi sorg-
feltigkeit gehabt, darauf auch mit der zeit gutte achtung zu gd»eo
sein will,
Sovü aber die ilzund vorhabende Wiüielmon von Urumbaelu
und seiüs anhangs bowerbimg anlangt, daniuf wil unsors achtens
dismals am meisten zusehen sein; dan ob wir wol ime Gmmbachea
gennen mochten, das er mit denn bischoffen und iren verwandten
vertragen wore, und das hette, was ihme von rechtöwogon goliurte,
so wil sichs doch koinswoges leiden, das ihme als einer privatperaaa
soito nachgelassen und gestattet weiilcn, ein kri,B:svolk zusanunai
zubringen, und ein unnihe und emporuiif; im reich anzurichten; dtn
das solchs ohne nachteyl der stonde im reich niclil gcscbeen koulta
ist auä dem wol abzunemen, das Qrumbacha oder soina uuhaflges
vormugen nicht ist, ein geburlichcn krieg zufuron, sondern das es
alleine auf brandschatzung und bescbwcrungc anderer leulö muste
angefangen imd voi^euommon werden.
"Wir können auch wo! gleubcu, wie B. L. melden, das Onii
bach andere vom adel, so grosso goltfordening von marggnf
brechtton herrureude haben wollen^ an »ich ziehen, und daraus uns
*J Bezieht sich auf dio Intcrcossion zu Trior, s. vorige Beil.
BoUogen, XSVni. 15(J0.
65
vettern mai^praf Oeorg FriiJrichen zu Brandenbnrg n. ß. w. allerlei
gcfjinms entstellen nitM'.lito; es ist alier auch eben derhalben umb
ßovü weniger die uffwieglung eines krieggvolks solchen leuten 2«-
gestatten, dann da sie auf die beine kommen selten, wurde es bei
einem furaten nidit bleiben; so wolle es auch eine gar beschverliclie
einfuruug im reich, und sonderlich den Chiu* und fm-uten machen,
wan denen vom adel ihres gefalieiis ein krigsvoik zuworben solte
nachgelassen werden, dann bei disen unruhigen leuflou und rohem
der leutc leben letzlich ein solch spiel leicht kondte angefangen
werden, wie Frantz von Sickingen ita sinne getiabt, und wol halb
vollbracht hette, wo E. L. dasselb mal nicht in zeiten gowehret, und
wird uns angezeigt, das sich ir etzliche solcher roden hören lassen.
es muste cinsmahla ein edclmunBkrieg wonlen.
Wir halten aber allen umbsteudeu nach, das sich die ritmeistcr
in der sechsischen londart, so eins furnchmen namens sein, und sich
auch durch die vergangene kriegsletifte also gereiohert, das sie etwas
znverliren haben, durch Qnimbachen und seinen anhang nicht leicht-
liehen worden aufbringen lassen ^ wan sie nicht etwan einen gobornen
fursten im reich an sich haben, der ihnen den rficken halten mochte;
denn E. L. wissen, was inr eine grosse anzal der sechssischen junkcm
waeren, so mit herzog Heinrichen vgn Braunschwoig zuthun holten;
noch kondten sie nichts aufbringen , elu* sich marggraf Albrecht an
sie hinge; wann aber Gnimbach und sein anhang einen fursten an
sich bringen kondie, so hielten wir endlich dafür, das sie baldt mehr
leut aufwiegeln mochten. Nun lassen sich otzliciie junge fursten,
die grosse kriegaleute sein wollen, und hin und wider die Ju'igsleute
rertxoston, wol sovil vornehmen, das es an ircm guttcn willen nicht
feile, etwas anzufallen; und ob wol disclbon leuto (%no E. L. melden)
allerlei reden, darauf nicht allwcgo zuhauen, so können sie doch
durch die unruhigen, so sich an &ie hengeu, baUlt bewogen worden,
sich in etwas zulassen, sondorlich wann sie den schein frantzosJscher
bestellung furzuwenden haben."
Da der Landgraf so oft meldet, dass gut acht zu geben sei
und dass seiner Vermuthiing nach etwas vorhanden sei, danun gut
Aufsehens von NDthen , kann August sich des Gedankens nicht er-
wehren, als ob Jener etwas mehr von den Dingen wisse, als er ihm
schreiben wolle. Kr begehrt nicht zu erfahi-en, was dem Landgrafen
im Vertrauen mitgetheilt worden, spricht übrigens die Zuversicht
auSi wenn Philipp etwas erfahre, das ihm und seinen Landen und
Leuten oder dem KOnig vun Dänemark Nauhtlicil und Schaden drohe,
eo wertle er von Jenem bei Zeiten Warnung erhalten, dass er such
aufkommen könne, „dann do wir je von anilern nicht friede haben
Boltcn, und man vorursachte uns m einer iiothwendigon kegenwelir,
8o wollen wir auch nicht gerne der letzte sein, sondern uns mit Ver-
leihung göttlicher hulfalso erzeigen, das wir eiosmals nna discn dingen
kommen, und nicht stets des backcnstrcichs gewnrten dorflen,'' etsa
I Original.
56
Deilagou, XXIX. XXX. l&GO.
2». Min
Om-Ii.
XXIX.
Hans Cngnad an Landgraf Philipp.
Ich hab nioht vtU dauks beim herm PhiUipumi «luh
Bunilerlioh souiem toclitorman magist«r Teutzer den slernseher
Grlöngt, nur danimb das ich mein Rnmen Iiorm Churfuretcn tu
Sflchssen ottHcb oxeraplar von <.ially, IUyrii_-n, W'igandy, Krasirio, Sar-
corio und ander teoUogen von seestetten über Witenberg und Phil-
lipum ausgooii lassen (s.)» i>nd S. L. F. Ö. und im herrn FhiUlpum ge-
schribea und gcratton, das man zn der zusamonkunft der Chur imd
furston und der vorwandtou Augspurgi&cher Coufessiou, damit der
zank kuiuit verg-Ieicht werden, wie ich E. F.Q. vorhin liei-icht ( s. ); daraul
hütt eich der guett hciT Phillipus par Rcgcn mein dicner erzürnet,
und ich soll in mit den scliriften zufridon lassen, herzog von "Wierttem-
berg schrieb im auch ron den Sachen, herzog und ich voUten doch
den lUirico wais wohin schlicITen, und wur nichts daraus zusamen-
kuuft zuhalten, dann lUiricus "wer sein fcindt und wur sein feimit
bleiben, mit vill mer reden, das ioh im zweifl, so der herr PI j'
lüuht zu der zusameukuiift geneigt , daran der Pauichc und
eissen luingon und seiner maiuuiig sein, so wird mein genediger
herr Churfurst beschwerlich darzu gepracht; diese obgemelt zancki*:!;
BchrifTten, und das niembtz darzu thuctt, das wird nu dem Entekhrisl
und sein Imufen ein liebes werden sein, gesehweigen das die fninN-Ti
Christen durch ilie tininnes graussaoi verfolgt, und diser ang>-''uiiii';
zauk handl unzoUich khristeu menschen aufhalten und gar verderben
wird, verzeiha gott deuncn dizu frid lieb und nie nicht fordorua^
zuthuen aufziehen.
Original
XXX.
Landgraf Wilhelm an Landgraf Philipp.
10. Jiiin; Meinen kindlichen gehorsam und was ich mehr liebs nnJ
caasH. giits vermag alzeit ^uvo^, hochgeporuer fursi, freundthchtT
und gnediger lieber her vatter. Es ist des fnmtzoischen bubcn mit
dem rotten köpf vatter bei mir gewesen, wilclier mir iidigondo :oi-
tung hat angezeigt, und mit solchen umbstenden, das ich mich dan^
luib müssen segocn und wundern; ich hab ime hart jegen pai-th
halten, und allerlei ungolegonheit angezeigt, als nemblich multtttit
nem capitum, unhestendigkcit iles gemcinca pnfcU, und dergleich
viel mehr, darumb mich vor beschwerlich ansehe, solch ding lo"
rathen, aber ganz vor uumuglich, die zu volnju-ingen, und hab iilifl_
wollen inen exptscirea, ob er mir fabeln oder warlieit vorpreohi, ab
er redt so bestendig von Sachen, das ichs imc schir gleuhen mu
und sagt darbeueben, das der cardiaal von Lottriugcn und alle stvoit
bruder dermassen besteckt sein, das inen unmuglich werdt sein dar»
von zukommen, und das di zu denen sich der cardinal und setoo
brudor am mcinsten guts versehen, und uf die sie sich am meistBO
Bcilagöa, XXX. XXXI. 1500.
67
verlassen, verdou di sein, so ani liertesten uf sie echnioisscn werden^
und 68 sei dcnnassen ins werk gericht, ehr di sonne sechs mal
werdt.undergehen, solle man ein ganz laudt geschrei darvon hören;
es sei auch der cardinal also besteckt, das or kein wort reden, keinen
brief schreiben, oder keinen nttliscklag halten kon, die conjurati oder
die furston werdcna weiss.
Diowcil mir dann o. g. bofolon, was mir vor neue zeitung
inkomcn, dicsolbigo e. g. zuzuschicken, so habe ich solchs dersel-
bigen wie es au mich kucnmen (docli vor keine warheit) nicht sotten
verhalten, u. s. w.
Nachschrift: ("cigenhänJig) es bit dnr man das or nit möge
boncJit werden dan imo viel darim gelegen dit; zait du der aiigrif
hat öolten {^esclieheit, ial 10 Martii verschinen obs geschieht gibt die
:£ait, got schick als ziuntiesten. Des konigs ki*anokhait ist so seltzam
das ichs nit darff schreiben, die cnra üio er gepraiicht liat ist so
RTenhch das mir die hur zuberg etlien wan ich drau denck.*) wer
in fninckiTiicli nach des koiiiga geamitheit liagt der ist umb den
kopfT also hart ist es verbotton.
Original.
Loser Zettel s. d., aus einem andern Fascikel, vermuthlich
an obigom Schreiben gehörig.
De ncgotio Oal]i(»ino peto etiam ut cum ipsius Celsitudine
commnnices ea tantnm (piao narraui tibi tim()uam explomta. Con-
silium coittiim est inter rriucipea eosquo sanguino Regio: et ad quos
Kegni non modo adniinistralio, scd ctiam succcssio pertinct, In-
numeri ex nobilitnto sesc iis a<]junxcnmt. Eorum neminem prorsus
nomino. Tantum hoc aFfirmo, Tyrannidem Canlinalitiaiii diutius Terri
jion posse. Libidincs, peculatum, pcrduollionatum , et alia crimina
nota esse omnilms. Papistas nuper forro non iiotiiisse ipsius Ty-
rannidem in jurisdictionc P'arlaraontorum omnitim sustinenda et dif-
foronda, dum Cürc<3ros Chvistianis ploni a Carnificibus examinentur.
Kotam eswe sex fratriim Conjurationem ad recuperaudum ijuod con-
lendnnt sibi ademj»tum jus Regni Gallici propter Tlugonem Capettam
Ot Carolum Ducem Lotharingiae. Cum erit opus, plura exponentur.
XXXI.
Bedenken über die SecbBiaoheu (sie) aupplication aines neuen
Hinodi halbon gestellt im monat Junio auno u.s.w. ISÖO.")
Den neuen sinodum belangen, so die Sachsen begeren:
Folio Ä Ü. facie i. Wie der Sachen in irlln»mben gerathen Juni,
und geholfen wertlen möge durch ain ortlcnltchen und christenlichen
sinodum, u. s. w. ;
*) Man ('iziihlto bckatmUicIi in Frankreich, dass der König im Dlate
von Killdom bado.
**) Auf dem UraHchlag.
&s
BoUagon , XXXI. ISOO.
bedonkon:
Darein gehören ntt allain die cloger, sonder auoh die bcclagten;
OB wurde inon sunst mit unH gohen, wie ea uns mit dem Babst
gehet; der wiU cleger, andtwurter und richter sein, damit er albeit
recht behalt
Folio C facio i. Das man die hondel so zuvor ron ii
kirchcn geurtheilt sein, nit herfur Kichon soll;
bedenken:
Wollen sie die kirchon, welcher kirchcn diener sich alhiin
dieser sup^illuation unilorsehrioben, für unsere kirchen nemen,
werden alle andere kirchcn nusgcschlossen sein: do wurde das re
Christi zu enge elngespant, (hin es sindt noch viel kirchen, die das
evangolium Christi min und lituter haben und doch, zu solclien ur>
theilon nnd Verdammungen nit beruffeu woi^len, viel weiniger d&roin
gewilligt hab(Mi. Das darni unHor vorram CTkantnus onc Zweifel Tom
heiligen geiat kommen, u. s. w., und auch dieselbigcn unser roifaro
uns mit chriRtenlichem eiver, verstandt, erfarung und bostendigktiil
weit weit ubertrofTen;
bedenken:
Das haben wir ursuoh g<jt von iretwegen vleisig zudanken,
sie umb eo!ehor hohen gaben willen au lieben; wir sollen aber darumi
nit verzagen und dafür halten, als ob gott durcih ir absterben uns
gar verbissen hab; dan dicwcil Cliristus uns versprochen, bis an das
ende der weit bei uns zusein, wurt er gewisslich durch eeinen hei-
ligen geist die kirchen regieren und verwaren, als etwan als ain
gutter Werkmeister mit geringem und uf der weit imansehenlichen
werkgozeng sein arbeit verrichten k<lnnen.
Folio E facie i. Das die hohe nottiirft erfordere, das die ir-
thumb, nemblich Sinergia, die Ädiaphoristen und Majorieton, welche
hievor im D iiii facie i- gemeldet, wiowol sie zuvor verdampt sind,
noch einmal ordenlioher weise in ainer christlichenliohcn voraant)-
lunge erknnt und venlampt wei'den;
bedenken:
Das ist recht, und sollen aber die andern irthnmb auch derge-
stalt noch ainmal vorhürt und orkant werden, doch das wdche rer-
honing und erkantuus nit von etlichen kirclicn allain sondern voi
allen beschehe.
E iii facio i. Das niemnndt in dorn Sinodo sein solle, er
dann der Au gs]iurgt scheu Cuiifession;
bedenken:
Das wurde bei andern kirchen ein seltzam ansehens hal
dann ob wol die Confession, so von sieben fureten und zweien stedti
zu Äugspurg Anno u. s. w. 30 bescheen, gut ist, so solt man daroi
andere liirdien, so deä*selbigen zeit auch die predigt des Ev
gehabt, gleich wie diese fursten und stctt, auch andere, so
Evangelium seither angonomen, nit so strack an dieser Augspi
echea botuintnusa gemessene wort, form \md mass bioden, als ob H
vangolj
Beilagen, XXM. IGtiO.
59
:as Evangelion selbs oder aüain were, dan noch viel ainem chriBten
znglanbcti und zulielcciiacn ist, das in dioscr Confessioii nit stehet,
welche derselben zeit uH' die piiukteii uud artioul allain gestellt, ao
damals im stritt waren. Dcrhälbcn wcro das der recht wege einen
»inoduiii zuhalten, da.s orKÜiuh alle fiirsten, stende uud fttetto, so in
imsenu teutsohen reich das cvungelium angenommen, sich ziisamen
beschrieben, und alda von ainer niass handleten, wie, wo, und mit
-was mass der sinodus z\iha[ten, und dan auch die andern
kirchou, so nit in unser woltliah tcutsoh reich, aber
doch ia daa reich Christi mit uns gehCreten, dieweil
sie das evangelion auch predigen lassen, dar?, u be-
schrieben wurden: das wnnle gcwisslich nit ori nutz abgehen,
dan dadurch wurden die gezenk, so man in den Idrchen hat, zum
theil gestillt, oder ufl das wenigst gemiltert; es wurde auch die
christlich brüderlich liob, so ainer den andern freuiidtlicli hOreu
wurde, bass gepflimzt, dan so man durch solche abBondorung einer
den andern nit alluin verachl, Rouder aucb verdarapt, und sovil an
im ist, dem tenfcl gibt. (Die Einfudung innerhalb dos Reichs wäre
leicht KU bewerkstelligen : die ausschreibenden Fürsten jedes Kreises
kQnnton die evongoIiBchcn Stände desselben einladen, und auch wenn
iß einem Kreis liein ausschreibender Fflrst evangelisch ist, winl sich
tinachwer ein Weg Unden lassen.)
Folio E iii fario 2. Das maiL niemandt zubissen solle, er hab
dan aincn nidt getlmii, das er neben den dreien Simbolis die Augs-
purgisch Confession , Apologien und SclimaU^aldischc Artikul haiton
und fordern, auch was dargegen ist vei-dummen wolle;
bedenken:
Dieser aidt kan wol erspart werden, dan wan man christliche
sinodos und versamblungeu haben will, so weiss man woll was für
fundarocuten und hauptgnmde gepmucht werden sollen, und stehet
gar Dbel, das wir unser gutbedunken, ob es schon aus gewisser hei-
liger Schrift gestellt, dahin selbs wirdigen und erheben, als ob es
derselbigen heiligen sohrift gleich gehalten werden solte, so doch
alle lebrer, so nach dor Apostel zeit geleret und geschrieben haben,
eich mit aller dcmut dem urteil der urgezweifelton waren heiligen
Schrift ultC'B und neuen tostaments willig undergeben haben ; und
machten die Bäbstischeu wol unser spoilen und sagen, wir wolten
sie vom etuel ires vermainten gewalls stossen, damit wir uns an
dieselbige stat setzen; dann das were neue Rhom, daa etliche Idrehen
zusumen setzen und ordneten artikul die alle andere kircheu bei dem
aide xuhallen schuldig wereu; clann sein die ai-ticul in der alten ge-
wisaen heiligen schrifl iTegrifTen, so ist sie ein jeder cbrist zuglnuben
und zuhalten schuldig und bedarf keines neuen aidfs dai'ZMc; ist es
dann ctn*a8 neues, neben oder ausserhalben der heiligen sclnieft, so
kan kein Christ ein aidt mit guottom gewissen daruff thon.
F. facie 2. Zum amlem u. s. w. schreibt Plnlippus das otlUche
I gewaltige mit wenigen theologcn zusamen kriechen , stellen ain form
60
BmlageD, XXXl 1500.
in der rellgion nnch ircm pofallcn, unil nr»nion die andern nit dann
u. 8. w., für poldien Oonspirationen soll man sii-Ji huetten;
bedenken:
Dorhalbou ist nott und autz einen allgemeinen eino-
dum zuhalten mit allen denen so sich ans d^m anti-
ohristischon ßabstiimb gothan, die abgCttereien abgestellt,
uml diis reich ChriBti frei predigen lassen, und niemandt aus-
RchliesBen, unangesehen, ob die andern kirchen nit
in allen puncten mit uns stimmen; dan vr&n kein
Teretnndt und irrnngen veren, so bedrprft man kein sinodum.
F iü facie i capitc Zum sechsten , «las in dem Btnodo die
jiurgtsche Oonfension, Apolo^ta und Schmalkaklische articul
dem wort p^ittea die rogul des perichts sein solle, und das doctor
Luthers bestendigo and oindrechtigo meiuung und verstundt. alt
gottes ausorwolten werkgezeugs darzu von gott erweit, das Evan-
gelion zu dieser let^iton zeit wider recht anzurichten, und des letzten
Elle mcr gelten soll, dan des (sie) andern soritenten;
bedenken:
SovU die Augsjmrgtsche Confession, Apologi und die Schmal-
kaldisnheu articul belangt, ist hievor angezaigt das es nit wol stelio.
dieeelbigen der angezweifelten heiligen schrift gleichzusetzen. Sonl
dan doctor Tjuthers person antriüt, wurt geferlich sein, inen über
alle andere Bcribonten zusetzen; wollen dassolbig urteil dem grossea
dag furbeiialten, u ff welchem alle ding ofTenbar und knndtliar werden
sollen: welchen alsdan gott lol)et, der wurt redit gelobet sein; wollen
aber hie zwuschen doctor Luthem halten wie andere gottselige lehrer.
so fnr Zeiten gewesen und noch sein, nemblich als ninen treuen
diener Ohrwti imd seiner kirchen; doch können wir ime mit bU-
lic'heit die elir nit geben, das er als aiu mensch nit auch bette irren
künden, das er der dritt Elias gewesen sei .... machen uns seit«
keinen dritten Eliam . . . dann wiewol doctor Luther der erst ge-
wesen» der zu unsem zeiten offenlich wider das antichristiscli Babst-
thumb geschrieben, ist er doch nit allain gewesen; wollen den andern
als auch dienprn ('.'hristi und mit erbeitem im bans gottes ihr ehr
nnd ihren rhumb nit sohmelern, vielwcniger gar nemen tmd doctor
Lutherii allein zum hfVchston setzen, das uns uit mit ime geschehe,
wie deu barfussera munchen mit ihrem Francisco.
Doctor Luther hat im ersten Ihail seiner buoher, so man lu
Wittenlterg gedruckt, ain vorrede gemaeht, darinnen er schreibt, er
hette gern gesehen, das alle seine bueher doliinden pliebon nad
uudergangen woren , dan n im graue für dem exempel , das stmd
buchcr gcsamblet werden, dardurch die edle zeit in der gchrift m
studiren verseumbt werde; bittet baldt hernach frcundtUch, wer J4
seine bflcher zu dieser letzten zeit halien wolle, der soll sie
bellcib kein hiudernuss sein lassen, die seluiFt seܫ zu studio
sonder soll sie If*spn, wie er des Babsta deci'et und decretal leee^'
nit das er etwas darin studiere, oder so oben darnach tbun müsse,
Beilagen, XXXI. 2500.
ei
was ri(i?^||taicht hab; nit viel anders tliue er mit der rätter und
conotHen trtiechern auch. Solches sollten die jenigen so sich gern
lutherisch nennen lassen, woi Itedenken, und irem melster davon sie
genent sein wolLlen in dem folgen und in allen sachen, die christ-
liche religiou belangen, kein andern neben gnindl legen, weder inen
den JjUtter, oder andere scribenten, dan nllain die ungczweifcitc
biblische Schriften; liumit kundt man für gott und allen fruinen
Christen bestehen, und hctt uiemaud mit billigkeit kein einrode dai*-
gegen zuhaben.
{Zu F iii Oap. vii : vtiq es mit der Umfrage gehalten werden
solle, uäiuliüb dass ein jeder auf eine Frage der Reihe nach gefragt
werde, wird bemerkt: dies wäre wohl der beste Weg, denn wenn
man, wie die Fetenten sp&tor sagen, erst wieder Aber alle Streite
punkte tlisputiren sollte, würde das \iel Oezäuk und Zeitverlust ver-
ursachen ; mau hat aber jetzt Bchi'ifllich und müüdiich genug disputirt,
um allerseils die Meinungen und deren Begründung genOgend zu
kennen, und die Synode sollte billig nur z\i dem /weck gchidten
werden, um die verdricsslichen Disputationen endlich nach M5glich-
keit beizulegen oder einzuschränken, indem mau sich allenthalben
dem Urtheil der gcsammteu Kirche unterwürfe und mit dem Ziinken
.lufhörto: dazu wäre die gemeine l'mfragc nach der Reihe gut; zur
Vorbereitung aber solltö man einen tauglichen Äusschuss niedersetzen,
dem ein jeder Staud seine Kirehenordnung vorlegen mOsste, um sie
ÄU begutacJiten und weiter an die Gesaramtheit zn bringen ; es dürften
dann aber, um keine Qoraeinde zu ärgern und den Kirchen ihre
Freiheit nicht zu nehmen, nur solche Dingo abgeändert werden, die
notorisch wider den Befehl Christi und der Apostel liefen; wenn
solche „Besichtigung und Verndilujig der Kirehenordnung" geschälie,
so hatte man bereits die Einigkeit der Kirchen im Reich und könnte
sich dann um so ftlglicher mit den fremden Kirchen ihrer Ord-
nungen halber vergleichen.)
Filii laciö i cap- Zum achten, u. s. w., das von den clegeni,
und die die irthumb angefochten haben, nit mehr Han drey oder
vier mit vota und stimmen zuhaben und zu judidrou, u. s. w., aus-
geschlossen werden sollen, dargcgcn aber sollen die bedagton olle, oder
doch £um wenigsten die furnembsten ausgescldossen sein, und etlicli
Ursachen angezeigt werden , wnrumb das&elbig beschehcu soll , u. s. w. ;
bedenken:
Das wer gar ain unglaicheit, dan die aine ursach, welche sie
setzen, das die olcger der bocsen alTecten halben unverdeehtlich seien,
auch nichts suchen dan den gemeinen nutz u. s. w., daliegen die
beclagten stritten fumemblich umVi ihr ehr und gut gerucht, das ist
;iin urtheil so gott als dem erkenuer aller herzen allain gepuret,
und sollen wir für uns anders nit lulheilen, dan aus götiicher hei-
liger Schrift, worin ain yeder recht lere oder sclireibe, nit aus was
gemuet er es thue; und wer warlich zu wünschen, das die clilgcr
und lieclagten nichts aus lii^sem gewissen handelten, sonder allain
63
BcilÄgoü, XXXI. 1660.
gottes nnd nit ir ehr siicheten; loan oicht aber leider an vielen
iridorspiel; doruml) khuaden wir nit so gewiss urtlieilon, welche el
■.lieselbigäu seien^ die es nit rocht gomoinen; waun man recht handJen
will, 60 sollen weder dio cleger oder die heclagten in irer selti^H
Sachen zu judicicron haben, sonder dio allgcmain ktrchc- Sultei^^
dnn alle Loclagton in ollen votis ausgoedüossen werden, in anders
soeben, darin sie nit beclagt sein, das wer noch unbiUichor; dan
man weise das viel uiider den beclagten mit und neben uns nit
altein ge^n dem Habstumb, sonder auch ge^^on andoro ketxereien
wol und vleissif^ gesiritlen haben, und durch das ansschlißssen gc-
wisslich folgen, wie sie aelbs am ende dieses aühleu capittels sagen,
das die crkantnns über dio grosson und wichtigen Sachen der kin^eu
in loser lout hende kommen wurde, daraus der warheit nndefgang
zu gewartet were.
Zum hRsi^hlus, im K facie 3 und furter K 2 cUgen sie
über den ahsiihie<it 7.n Franckfurt, «o anno u. s. w. 58 Ton ctliclieu
Uhiir und fursten gemacht, eben darumb das es ain abgesonderter
imd jiarticular siiiodus und versamblung gewesen, welchs sich mt
gezirabt habe, mul wollen doch in irem itzigen furachlog eben der-
gleichen ein sinodum haben, do alle ansgesolitossen sein sollen, dii>
nit zuvor mit ainem aidl betheuren, das sie irer mainung sein und
bleiben wollen: Damit behielten sie gewisslich recht, ir sauh wer
guctoder bocso; es werden aber freilich weinig Icnt (sein), die in einen
solchen gozwungonoa sinodum willigen werden; so aber ain gemainer
»inodua gehalten wurde aHor deren, so zu unsern Zeiten das
an tiuhrisCisch Bobstumb vorlassen, und zu dem Kvao-
golio Christi getretten sein, darin alle irthumb und miasver-
stende dio sich mitler zeit zugetragen bnben, verharrt (seil, verhört), und
fiarufT erkant werden solte,, unangeschen, ob deren etlich zuvor dnreh
particular kircliun verdainbt weren, und alädan jemand sich solcher
nlgemainer crkantnuss weigern oder entziehen wolle, der m5cht von
allen Christen bilUch erkannt werden, als der das licht flehe, und
im selber sein sach allein wolgefallen lassen wolle; für solchem arg-
won BoU sich ain yeder Christ huetten, und in allwege keiu ahaou-
dening von andern Christen begercn, damit er sich nit von unserm
haubt Christo, der nur aincn loib hatt, muttwillig abs(mdere; du
das were die Weinreben von dem weinstock geschnitten; die wimle
gewisslich in diLs feuer geworfen, dafür ainon yeden gott behuetleo
wolle. Amon.
Beilagen, XXXU. 1561.
Beilagen, 1561.
68
xxxn.
Vom Naumburger Pürstentag.
A. Bericht des Dr. Adrian Albinus an Markgraf Hans.
£s haben die beyligeii väter Mnsaetis Jllyricus ihpimiak narh
und Wigandiis au e. f. g. anher geschrieben, mit über- i""«!! itekriirun«.
schickiuig abschriftcn der supplicaüon welch sie an die steude alhic
gelungen lassen; die uborscnd icli e. f. g. bey verwarth. Herzog
Hans Prideriüh hat es mit grosser iingcdult erfahren, und mit disen
Worten herausgefahren: liat mich dan der teufel mit den heylosen
pfaffen beschissen; der f^andgraff darauf geantwortet: es gesehidit
K. L. reciit; bot doch niemandts nichts können (jder gutt meinen
müssen dun sie; E. L. solückeu sie zuvor aufs conciliiun in die schule;
da wenlen sie erst lernen was sie sein und was sie können. In
summa die supplication ist mit einem gespott hingelegt; was sie
aber fQr ein antwort l>ekommen werden, ist noch nicht beraüisehiaget,
ao wenig als den andern artikel neben der propusitiun furbracht.
Originiü. Üerlin, Rep. 14. 7.
B. Fragment des Protokolls einer Berathung.
Die Vota bohandeln (neben Anderm) ginz voroehmUch die Frage, ob
man in der Vorrcüe xur aiigsburgisclion Coareü.«iioD die Seelen uud Cürni|j-
leleu B|)eciliciri3u und vordainuicii ttolle. Ooneu dien Verrabreii erklnreu sieb
KorpfaU, Württomberß und der
„ I^andgralT: MCohte loyden das (man) es also hett ausgehen
lassen; weyl niclU alle hier, so will nicht (jondemniren. Ao. 30 auf
dem reicbstag betten die vornemsten i ? das Wort ist nicht sicher
erkenntlich) thedlogi Kcolampadius und /wingliua nicht wollen con-
demniren sondern gesagt verdammen die darwider lehren, dan sie
haben ... die ... wollen . . .; (vielleicht: nicht die bäbatischen
wollen uCfeudiren.) werde in Frankreich und Spanien grosso Verfol-
gung geben. Illiricus rausto auch damnirt wonleu, weil er die got-
heitli in Christo verleugnet hetto wan das wolden (? letztarca Wort
uasicher), so muste man der concordia gedenken der sie alle einig
gewesen obne (ehe?) die L . . . . Aposteln seindt so geschwinde niclit
gewesen, sondern einer hett den andern tollerirt. Thomas citirt wieder
...tionem. •* (Die punktirten Wurto unlesbar.)
Der Vertreter der jungen Hi-rjoge von Ponimoni eritinert daran, das»
zu Worms den Evangt'liachen Schuld g(«gi'lipn worden, sie geborten nicht allo
der Confeasion an: ergo, man müsse der St'i;t«n gedenken, jedoch citra con-
deinnatiönom. Der Vertreter Herzog Barnims meint: um za verhüten, das»
dio Papisten dio Subscription al» eine Scbeinconfasiiion botmobten, imd damit
die in der T^orred« (jcrülnnto Kiiiigkeit auch iin Werk erfolge, wJlre gut, sich
<ä.D09 „chriutlicben Bedenkens" der Socten and 0.miptelen liatber zu ver-
g;loichßo. Am entj^uhiedonAti'D itnesr^rt oich in di<^fter Kiehtnng
eUagon, XXXfT 13
„H. TTlrii^h zu Mockeliibiirgk: Sp«nlif5ition etlicher irthnmb
feBBionsw.ciso zutbun, pnicscrtim der Siicmmcutircr ; dun die wolli
Uiren grundt aus lier confcssion nehmen, dardureh viel armer
wissen betrübt; das wiirdt auch zu verhulunR vieles zanks die
Zu (lohme hott iu der fehrliclion zeit des Interims H. Heinrich _
H. Hjius Albrecht eiue <'onres8ion gelhan, in welüher und in ihnr
kircUenoniming die sacraDieutin?r verdamet; ei^o nunc non potot
contra {contrarium'/) facere. Item, Im niedersfichsischen kreistsge zn
Braunschweigk werden Montags nach Puriticationis Uarüc sacnuaen-
tirer und Harlbbeok ßreroensis oondemnirt Verden, der doch «nn
gruudt auch aus der aug^piirgi sehen eoufession nimpt; die Niedfl
sechf;isr:hou werden nicht tindoi'scbreibon, -wan die sacramentirer ;
verdammeL**
Berlin, Rep. H. 7.
C. üngeferlich verzeichnnss was im ratb fnrgelaufon~d
Spaltung und sonderung halben mit herzog Haust'riederiol
Das Scbriftslücb theilt zucüchbt mit, dans dii? Fürsteo, nAobdein «e
ohne IleiKCtn der Gesandten vei^ebllch sieh bemüht deji Missvorstaml zwiso
Herzog Johann Friodnch aud dorn Kuifiirsion von I'fuU Iwir-ulegen, „ui
den abgesaadtcu" vollbtändigeD Bericht über allo verlaufoiio liaudluug
geben haben, utkI reea|iitHbrt donsellwn. Die kurze, etwas vorworron«
ftteltuu^ der VorverliaiidLungeo zum Couvcnt BohliMi8t mit der Angabe, d
Johann Friedrich sich mit dem Coucept de» Kiuladang^chivibcn», nrcld
Kurfunit August ontworfen, einvenitaudon erklärt, und nachmals gleichwol
d&voii und dazu gethan habe, und Dameiitliob die Bestimmung, dass sU«
CoutlemoatioDOD unterbleiben sollten, fortgelaüBtta. Diese Veränderung, fSkit
dw Kofereot fort, ist von Hessen und den anderen Hyrren IjcscbwcHioh i "
heftig angezogen worden, günderlirb weil sie über für&tiiche Zimage. Trat
mid lilauben geschehen.
„Es luit» aber herzug üunslriderich nicht mit einem wort Ti
antbwort, sondern ao sehr als die andern auf das ausschreibeo
dnuigen, so sehr hat er die condcmnationes in der praefation habef
wollen; darüber die herren mit werten haii, aneinander kommeOf und
vom Landgrafen gesagt: „es ist der alte gebrauch mit euch ;
nicht aus euerni koi>f und von euren leuteu her kompt, das tag ( ? Pi
lorituni von taugen?) nichts. Was damit ausgepicht, tmd wie es geral
das hatt ir woU erfahren. Einniall so hett sich gebühret, das man mitd
ausschreiben sich dos verhalten, des sich verglichen worden, weil os
derlioh also beredt, das nichts davon noch dazu gethan werden sollen,
habt ir euch dadurch ein loc;h behalten, das wirs sollen machen wie 1
wollet; und ilns wurd nicht geschehen, und werden unsei^er zwei
woU so fe.st .sitzen als ir allüin mit eurn törichten pfalTcn. Ir wi
haben, man soll <]ie leut condemniren, die man nie gehöret; das
der toufel an meiner Btell, und dafür hett man mich woil mdg
daheim lassen; solt mich auch oh gott will zu keinem tag
brengcn. Habt ir ja sc gutto lust zu condemniren, wanimb
nicht an eui-em liii-lcü an, der mit seiner bandNchrtft zu uliorwei
das er rän Arrianer lät, und dto gothcit iu Christo verleugnet;
BelUcM, XXXII. 1561.
65
r coniiemnircuä worüi, tauseutfacli hoher und mehr den das jenigo
derseJb pfaff nl»er dio frommen Witobei-ger uud Loiptzigcr und
iere thcologos erdacht und inen uufdringen will, die sich doch in
n dingen genugsam orkloret. Ks kann so genau nicht abgelicn.
Iiat zu Zeilen einer ein aniler meinung dan der ander über einen
I den andern artikel; sie seiiL aber di-uuib in der lehr nicht wider-
•tig. Also kaa ich meinen pfalTen nicht wehren, das einer ander
anken liat dan der ander beym fiacrament und andern artikoLn;
gestutt in aber tlarOmb (&ic) nicht, das sie mit ihren menschcn-
auken und wurten von »tuiid an auf die c^nzel kuiumeu und
ere ausschreyn und prindemniren wie die jhonisohen theologen
en, sondern sie müssen mir im lehren eine eintrechtige form und
halten, wie ich sie in meinen kirchen vnd der Luther in seinen
:hen fiir vnd für gehabt.""
„Man hat auch orzchlet was der Pfakgraff Churfurst bey dem zefaen-
artiokel von dem nachtmall des hem ttich orkloret, uomlich das er
ibe d»s mit dem brott vnd wein allen den jheaigen di es nach der ein-
ung gebrauchen der wahro ]>eib uod Mut Cbri&ti M-eBeiithoh kegeuwertig
sbOD und mit dem mundo der Leib und blut CliriKt^ outpfaugen werd«."
dieser Krkliirung ist Jederniaan, auoh dlo Theologen, zufriodeu gcwci>oii:
B. Johann Kncclricb aber liat cä Nit'bt8 goholfen; er hat violmuhr an*
indigt, dasä or der Priifation halben noch wcitro Bodcoken mündlich uud
ifüioh aubhogCQ lassen werde: das ist goschehoo, er Holbst alter ist vor-
abgereiht Nachdem die Fürsten des llerzogs hjnterlassone Sohrift go-
D, haben sie beschlossen, de» l'falz^'rafen Antwort zu hören, uud den
lohaflorn Beriebt zu thuu, was bei dem Aub&c bleiben bedingt und wie
Johaua Friedrich ferner darüber verhaudolt wordeo. Dies ist sehr aus-
lieh ge&cboben und maa hat dabei alle Schriften verleneu, wie mc die
ren goweohselt; „und sondcrUch, was man herzog fIfUisCrtdcrich furge«
en, das aussuhroibon vorlesen und darauf die i>roposition in seinem be(i)-
9a gethan auf das bloss underschreibon und consaltation vom conciUo-,
man sich auch des eicemplar vorglichen und die profation gostellt, auf
ITaltzgraven «rklernug bey diäm z&hcnden artikcl wio herzog ilacsfiide-
selb&t furgoschJagen, gesetzt; itom er hotte ausdiiiekhch gesagt, dass
idcr Bolio seiner pfalTcn mocbtigsein; su het man ihm auch ttosagt": dio
oel reprobamus vel dumtiamua secus docentes sei genügend als Condera-
oa; ca sei gonUirlicb Jomnudcn zu spcciGcirt-n , doii uian wodor aus »einen
(ifton kenne noch über dieselben gehört habe; es würden durch eolche
ülicAtioD viele Christen auf die Fleischbank geliefert „d&n alles was im
itumb tmd sunderliuh in Frankruich und Niderland vorbrennet wurden,
musten alles baerauientiror utid widerteuftr heisson, da sie doch zum
iston von ihrer unschuldt in dem bezeigten und offenbar wehreu;** item:
vnrden viel treffhche Leute, ja ganze Künigruichu, Fürstenthumer uud
munen durch Aolcho CoudeiunatioDou vom Foberthtt abgeschreckt; item:
&11>on würden nicht „benohmen, sondern allein eiDgeateUet*' bis xu einer
sren Berathschlagung der Theologen : alsdann sollten Piejenigen , die im
lör der ]^hr\-6rälschuug überwieson würden, verdammt werden.
,fltem duH im zu geinut gcfuret was für naohteil urmerii stetiden
lUf stunde, waii dis werk der underschreibnng und zuaammeu-
ong solto verbindert werden; und hat der l.andtgruff dabey
agt; ,Mii<^h wollt Über tausontmal todi sein, dan mich mit der
len beladen, eiuo solche zurnittung zu machen und viel fromer
)ten dadurch ubzuschreckeu, und denen ihre beschwcrungen und
«6
Beilagen. XXXir. SXKnt 15C1.
gefahr sra mehren, die umb tinsercr religion willen Verfolgung IcW
Wer auch das äu Wonns angerichtet
gebe; ist nichts den lauter ehrpeizigkeit geweat, das wir allein dea
nahmen haben und die sein'wnllQn, die unserm herm got sein wott
rochtsehaffon vcrthcidigcn. Eben so mehr so macht gar (sie) ein
hopst aus doiu Dlirico und das wir auch sagen müssen, das er nicht
irren könne, wan er gleich die gotheit in Christo verleugnet, und
das Bolchs nicht so grosae sundo sey aU ^"an einer oiocn koirocJc an
zugo. Ich habs voll gedacht es wurde so zu gehn; ich kenne
köpf woU; so versteht mau auoH woll was darunder gesucht wiirdt.'
Nach solchem haben die stände und soodorlich di Chur und fo
in eigner pemon grutagt, daR dem lYaltzgravcQ unrecht (leschebt?, nnd «i
an seiner orklcnicji woU zufrieden, und ist niiho daraat erfolget. dt<8 Pfalz^
grafTen Verantwortung der verjagten pristpr halben : hat biss in die achte stuode
gewcttret; und bey idermanii dm ansi^b^u gewobnneD, das dio herrcn geaif^t
es wehr ir keiner dor ein sotcho mass wurde gehalten faabea, wann im der-
gleichen von seinen pfaffen begegnet, danimb hett er nicht £ii viU sondern
zu wenig gethan."' (Folgt nocu ausführliclio Inhnttsnogabo des Yortra^^ das
der Kurfürst tür Pfalz gehalten; vgl. die Darstellung) _^^^
Berlin, Kep. M. 7.
k an
[UDde
der-
iden
^,-i d" ,
irste^^l
„Bedenken L. Philipsen zu Hessen auf dom furste
tag zur Naumburgk ao. 61.
Wir soindt des glaubon.s das im nnnhlmal uns und andern dio
das eutfiingen dargereicht und zu genicsson gegeben winlt mit brodi
und kelch oder becher, wie mans nennen will, dor warhaftign leih
und Hut nnsers hem Jesu Christi, nicht allein zum besten unser
sccien, sondern auch unsi?m leibom, in allor niassen, wie das di*
concordi oiiihclt, dar vor langer zeit Lutlienis. Buticrus und de (s-)
Oberland ischen kyrchen sich untereinander verglichen, u. s. -w."
(Auf der ständischen Landesbibliothek zu Oassel: Mscr. Hass.
^^ 52. Blatt 33. Die Handschrift betitelt sich: Acta religioni« in
Hassia .... coUigiret von Hermanno Fabronio Mosemunno . . . ubI
tragt die Jahreszahl 1G23. Das betreffende Blatt enthält Nichts oonct
dem oben Angegebenen.)
10. MDrt
NtratnItnrE.
xxxm.
Hotoman an Itandgraf Philipp.
I]luHtri.ssime princeps, clomentisKime domino, züai i
ones negotiorum Gallicomm consilia mea impedissent,
nliijuanto CelsitudiuL tune esset nomcn nieum, et Studium quo
superiorc flagmbani inflerviendi lUustrissimae Clementiae V<
Academia Marpurgnnsi, ad '[uam tum in ractlüs patriae meae jiro*
cillis euocabar. £tsi autcm satisfacerc iUa in re Ulustrissimae C.
non potui, tarnen cum D. Montius hodiemo die mihi dixisset, C.
') Herr Dr. Lohmcyer, erster BibUothekar der st&ndischeo Landesbik^
liothek in Cassel, hatte die Oüto, mir diese Stelle genau mitxatlioilen. Frülier
wordü dieselbe von Ilasscncanni, I p. 745, benutzt.
Beibgea, XXXIU. 1561.
optore coitiorem fieri de rebus Galliciß: piitaui mo non non (r.) in-
grAt&m 0. V. factiinim, si hanc chartam quam hifi litfris adjiinxi,
C. V, mittorcm: in qua fjnrtem aliqiuim Gallicarum roriim perscripsi.
Illnd addam in his lileris, qiiod ad me ex auk heri scriptum est:
orlam csso ofTensionem maximam inter Nauarrac Hpgem ot l^ginam
matrcm: propter Ouisianorum consilia quaednm nui)or a Conneslabüo
patefacta. repertae sunt cnini galeaa plua minus ({iiadrin^entae. serico
teotae, tennissioaae: una cum pereonie, fjuas vulgo mascas appellant:
quae forroao i|iio<jiio dicebantur csso. Itatpie cum Nauarnis staina-
cliosins cum illa lociitus esset, rcpcnto sc iracundia commotus \ma
cum Connestablio, Aminllio ceterisqne nnmiiiUis ox atila disees-
surum dbcit. At ilia bianflissime tum locnta, pollicila est, sc omnia
ipsius cauRsa facturam, simulqiie sigillum regiuni quod morienle Fnin-
cisist II. Oixmpanit, Cardiiiali Turnonio, qui neutiiirum partium esse
videbatur, tradidiU
Oiiisiani tarnen agitant conailin dolnsa, Tidontuniuo de Corona
Qallicn invadenda cogitnre. IMiilippum sibi adjimxcnint jamque do
Bponaalibus inter ipsius filiiim et Scotiae reginara contrahendis non-
nihil lo'juntur. Denique vidctnr res ad di&sidiunii ne dicam belluiii,
ciuUe, aliquo modo eniptura. Condeneis urget sunm absohttlonem,
(|iinud |K)lcst: et deeretnin olitiuuit nl Parlamenti parisiensis sententia
lYincipibus Regit eaiigujnis, simulque diiodecim Paribus Franciae
exhibeatiir; et adhibitis antiquis ceremoniis ac ritihus absolnatiir.
Celsitiido Vestra gratissimum faceret Naiiarrae Re^. si de eo
jaTando , aut saltcm consolando cogitarct. Nonnihil in eo dcsidoratnr.
Se<I Hl C. V. intelligeret iitianti teiTOrea armatoniin liuminum die„s ac
noctes illi objecti sint» non miraretur illura alii|Uod de jure suo tem-
poris canssa cessisse. Brovi tarnen meliom spernntur. et Jpse fort-
assc Celsitudini V. renuntiabo, quam dolnse l'nntifex R. cgerit cum
illo Hispano, quem Naiiarrus ad iJlum imporfiinilate quoruudam victus,
ablegarat, et iiuats inuito atque i^norante ipso oratio illa habita ait,
ijuae jam ab ipsius aduersariis per vniversum orbom digseminatnr.
Seit C V. liuum fumans extingnendnm nou esse: et taJem princrpeni,
lam nobili nntiira, tarn comi, et facili ingenio, fauore potiua aliquo
prosequendum, quam omnino abjiciendiim esse. Quave peto a C. V.
vt rationem aliquam iUius adiuuandi ineat, et cnnfirmandi contni tantos
hostium conatus, iiuibus sine dubio ae Dinbohis adjtmgit (luamqiiam
ci{>ero Deum aimplicitalia amatorem illiua arfi?j.iai', et modeaLium bene-
Tolentia sua complexiinim. Ulustrissimo Princcp3, et ClemenÜasime
dotnine vale et saluo. Deus opt. mnx. IllnstriHsimam Celsitudinem
V. Bpiritii suo 8. porpotuo giibemet, Argentorati Xlli Cal. April.
Illnstrissimao celsitiidinis
vestme
Cliens obscqnentissinms
Hotomaniia, Juris iloet/ir et'
Professor Argcntoruti.
Original , eigenhändig.
6*
68
BdUgen, XXXW. 15ßl.
■aUtUtrnt
XXXIV.
SurfQrst Friodrioh au Iiandgraf Philipp.
Post Script«, Ilocligelwruer fiirst, fretiodtlicher
Vetter Schwager und schweher, füg Ich E. I<. freundtlich,
wissen, daa mich glaublich angelangt, wie der Uibst drey deutsche
obriste soll bestell haben, nomlich N. grafcn zu r^upfTcn, seyner
achweßtor sono den von Ems und uyncn Zorn, kon nit wissen nb e*
Jörg Zorn von Bulacb seye; ayninahl sollen sie mit wartJi unil lauf
gel<l abgefertigt aeyn, und diese Werbung soll in '1er röm. kay. Ut
nahmen, jedoch in aller still geschehen; und dess zu mclirer bekrefl-
tägung seynd mir diese zeytung graf Albrechten von Ladron und
graf Baptista von Arch belangeadt, von orten und endo zukommcQ.
da man diese ding ways, iil»o das deuen zc^'tungcn wol statt UDil
glauben zugeben, auch aurschcns wo! von nOtou ist; derhalben werden
£. L. doruf Ir gute kundschaft zu machen wissen, und das gebflrcndt
eynsehena hubeu, das uns im teutschlandt das kricgs volk aus don
reycli nit entführt, und da wir dessen bedürften, in mangel steheo
musten, wo mau uns nit eben so bald mit unserm aygncn kriegs
volk uberrast; es ist vor wahr von nöten, das man weyt umb sich
sehe; Ich besorg dlo furstcn undcr <leu pfjiffen in Franckreych, werden
sich nit seumen mit irom abgott dem bubst zu prncticiren , damit ae
unsere religiou, (welche gott lob in Franckreych in zimlicher blüi
ist) mSchten uudeKl rucken ; lass mich bedunken sie bewerbeu siiii
auch umb deutsch kriegs volk; nit wayss ich, ob sich die obristea
und rittmayster woUen gebrauchen lassen.
Ea ist zuerbarmen, daa man so lass ist, den kOnig Ton Nanam
und die alt kCInigin in reHgions Sachen zu confnrtiren und ziitrüsten;
R li. wissen, das die Schriften zur nnumburg ingrossirt, von ouaer
etlichen underajhrieben, und die weyl mein fireundtlicher lieber retter
schweger und bruder der Churfurst zu Sachssen u. s, w. venittfii
wahr, hott doctor Mordeysen solche Schriften in dem nahmen mit
siph gcnolimon, das sie von soynera hern fcinlerlrclist uuderschriebea
und mir däbuJd uolteu zugesclückt werden, welches doch blas daber
nicht beschehen; sieht mich schir ane als aey die lieb bef
uns Christen erkaltet, die weyl*) wir uns so schlechtüch je
ayner des andern sich amiimbt Da es K L. nit bedenklich, soll a
mir lüt zu wider seya, meyner edleuth aynen, der am hof bekeat
auch unserer wahren christlichen roligion mit ernst zugethan ist, in
E. L-, herzog Christofs zu WurtcnliergH auch in me3'nem nahmen al>*
zufertigen, und die Schriften in der form wie zur Naumburg bedacU.
verfertigen zu hissen; was E. L. hierin vor guth ausieht, bitt Ich
freundtlich wolle sie naich fürderlichst versteudigen ; E. I.. bitt lob
auch frcundtlichen, was sie der geworb lialb in erfahruug bringen,
mich jedes mals freundtlich /ut>erichten. Dergleychen sollen E- L.
•) Die gesperrten Worte sind antorstriuhen.
Beilagen, XXXIV. XXXV. 1561.
69
"von mir auch gewertig seyu. Ich schick auch E. L. zoytung aufi
Üispanicn; daraus vernehmen E. L., was dasellüst gelinDtlelt wiiMet
Ich thiic E. !i. damit dem Hebon gntt treulich bofelhen, und ich bin
derselbigcu zu diensteu woigenaygt; es bittet mich auch die hocl»-
orne furstin, mein freundtliche herzgeliobto geinahelin, ich wolt
L. Irer Ln. freundtliehen grus, auch viel ehren liebs und gute,
und daneben klagwcys vermelden, das das zipperlin Ir liebden cim-
lich draue, aber gott lob n<x;li nit nieder geworfen; welches alles
ich E. L. frenndtlicher ineynnng nit kondt verlialten; datum Heidel-
berg mittwochs den 29. MartU Ao u, s. w. 61.
Original, eigenhändig.
11. Aprtl
Xlt^pfllialii.
XXXV.
Landgraf Philipp an KtirfürAt Priodriob.
ünaer freiuidtlich dienst u. a w. Wir haben euer Lieb
zvrey 6chi-eil>en undenn dato Heidelbergk den 2U. Martii und
4 Äprilis sampt den darbet verwarten zeitungcn, auch was licrzog
ChristoIT zu Wirtenbergk an euer Lieb eines krigsgewerbs halben so
vorhanden sein soll geschrieben, entpfangen, gelesen, und wollen
euer Lieb fretin dt liehen nicht pergeii, das uns herzog Christoff zu
"Wirtenbcrg von soUichen vorstehenden bowerbungen auch boricht go-
than; und wiewoll wir auflserluUb der anzeige darvon nichts grundt-
lichs gehört oder vernommen, noch auch das in unsem furstcnlhumben
und landen und daherumb ilziger zeit von i-eutf?m »xler knechten
einichc Vicwcrbung getrieben, so wollen wir doch glcichwoU vast ufF
die meynung wie herzog Cliristoff von "Wirtenberg gcthan und dan'on
euer und sein Lieb uns copteu geschickt, ein auBScbreiben in unserm
lande ausgehen hiesen,' das sich keiner unserer undersassen, beidt
von adel, burger oder Itauren, bei straff leibs und guts aiis«irhfllb
iinsers laudts in frembter herren dieuste oder bestallung begeben
solle; wir haben auch alspaldt dem Churfursten zu Sachssen von
dicssen bcwerbungen bericht gclhaii.
Nicht liederlich können wir ghiubon, das mit den geworben
jegen euer Lieb, den herzogen zu Wirtenberg, oder einen in teut^
scher nation diesser zeit etwas furgenommen werde, doch wissen
wir« nicht geuHss, und ein gut uffsohcns sclmdet nicht; dann crst-
lichen were es widder den religion und landtfrieden; wurdens auch
also dieweil sie itzo mit dem Turcken sonst zuschaflen, nicht woU
ausrichten können; holtens darfur das woll ehir die zwey repiment
knechte sollen hienein gf^gen Ikrbaric gebraucht wci-den; dann landts
knechte ziehen nicht ^^omo über mehr, darumb glauben wir, das sie
den landtfiknechten alierley prillen verkeufcn, uff das sie die utT-
bringen. Es kondt auch kommen, das der herzogk von Sophoy das
volk mocht prauchen jegcn scino eigene umlerthanen, die inen drey-
mahl geschlagen, und volgents jcgen die Studt Gcnoue, aucli widder
die Schweizer, und darnach, so es inen woll geritte, das sie dem
i
70
Beitogen, XXXV. 1501.
pappistischcn thcil in Frnnckroich zuzc^cii jcgon die, welche die
religti^n etwa» mclir nnliongig sein; mocbten auuh woU ebir in Franct-
roieli mit iloiii krigsvulk ziehen, eliir »io jegen Gcnene etwas für-
notuueti; koiidt auch sein das t>io in luüia liegen jtliobcu zu befh^
digiitig des coiieiliums. Dicssefl obgemelt alles scindt al«r bei am
nicht änderst dann gcdanJcon. Aber gut ist es, das gute kundscbaft
diirauf gemacht weitle.
Wir haben auch euer Lieb ingolcgtcn zettel, mit eigener handl
gesuliiieben, gelosen, und boren vast ungorn, das die brieve. velcfae
an den kunnig von Naiiaira und die? alle konnigin zur Naumburg g^
Bteldt, noch vom CUurfur&ten zu Saob&seQ mcht imderschrieben vad
B. L. zugeschickt seindt, und gefeit uns gar nicht; wir soindt atrfr
ganz "Äoll zufridden, das in euer Lieb, des herzogen zu Wirtenbergs
und unserin uabmcn einer E. L. edelleuth iu Fnuickreich nn den läs
geschiukl, und die scbriften in der form, wie zur Naumburg be-
dacht, verfeitigt, und bey derselbigen E. L. edelmanu (tem koüHig
von Nauarra und der alten konnigin iiborschickt ivenlen, auch er,
der kounig von Kauarra, der (Jonnestal>el, und die andern getröstet
wimlen; was euer lieb inen wii'det unzeigen lassen, dai*in vroUen
vir E- L. niclit straffen. Euer Lieb wollen auch sonderlich sich bey
irem diouer erkundigen lassen, wie die suchen in Franckreioh allöal-
halben stehen, und vornemblich, ob sie das concilium beschicken
voller oder nicht, und do sio soUich Concilium beschicken -wurden,
uft" was masso. Bitten freuadÜichen, so haldt euer L. antwort kriegrn,
wie die Sachen in Franckreioh allentlialbeu gelegen, und üb audi
die Franzosen das ConcUium beschicken, und im falU sio es thon
wollen, uff was ct^nditiou und mass, euer Lieb wollen uns das tilTs
eilcndcsto anzeigen.
Was wir der bowerbung halben in erfarung pringen, die tragea
sich gleich zu wo sie wollen, (wollen) wira euer L. zuerkenoen
geben, und dergleichen von E. L. geweitig sein. Der neuen let-
tung so uns E. L. ulerschickt, tJiun wir uns jegen euer Lieb fj^eoadt*
liehen bedanken. Dn.s liaben wir u. s. w.
Zettel I. Kacbdem die leufte so geschwinde sein, wie ewr
Lieb schreiben, so bedeucht uns, das gut solt sein, das euer Liefen
der herzog zn Wirtcnhcrg, herzogk Wolffgang pfalzgrave (so euer Ueb
seine L. mitleiden wolt) imd wir unsere geheime reihe an ein orth
schickten, und uus mit ein vcrglichoji, welcher erst unter uns mit
gewaldt und gewaltigem krigsfolk überzogen wurde, wievil reisiger
pfenle und wievil krigs leuthe zu fuss einer dem andern schickea
solle, uff seinen eigenen costen, und wieviel monath, uff das man
wusle, was für troat einer am andern bette; wolten dann mitler läl
mehr leuthe zu uns begeren, es weren furstcn oder stedtc. und ein
ziinliche stadtlicho hilf thun, stuudes bey uns die anzunehmen. Cad
bcdcucht uns, das uff den fahl, so einer unter uns dreien, nembhdi
E. L., der herzog zu Wirtenberg, oder wir, überzogen wurden, d«D-
selbigen der ander schicken solle zu hiüf cintliauscnd pferde <aaA
BcUogeo, XXXV. XXX VI. 1561.
71
zweitbauscut knechte uff seinen costen, oder sovil geltaerlegen , als
nemblichen vur einthausent pferde, monatlich l'unfzehen thausent gül-
den, und vor zwcithausont landtsknechte, zeheii thausent f^den, iint]
hette über das auch ein ider sein eigen volk. iliUor zeit, wie sieh
dann der handel zutrüge, konto sich bedacht werden, vas weiter
furznnchmen, und wer mehr darzu hilf thun; man wuitlc auch indes
scheu, wer femer in unser hilf zubringen, und wer unsere widder-
wurtige sein wurden; wo nun herzog WolfTgang pfaltzgravo auch in
diesäer eynung; ßein weit, wurde es ime woU zuviil sein, das er sovil
als unser einer thun und leisten solle; deuchte uns dorhalben, das
es ime bey siebenhundert pferdcn und funfzchenhundert zua fucss
pliebe, oder sovil gelts, als das nach rato obgemeltcm anschlagk nach
ertragen wurde, wie sich das nun unsere geheime rethe der und
ander punct uffs beste und unserut halben iiiTa fi-eundtlichst mit
kurzen articiün vergleichen koiitcn. Im fall aucii, da gleich herzog
Wolffgang pfulzgravo sich in eine solliche Creundtüche verstendtnus
nicht begeben weite, so scindt doch wir gneigt, uns mit K. L. und
dem herzogen von Wurtenbergfc nichts desto weniger in ein sol-
licho vcrtrculicho verstendtnus zubegeben und einzulassen. Datum
ut in Iris.
Was E. L. gemutb hir in ist, wollen E. L. sich mit dem her-
zogen zu Wuricnberg vergleichen und uns widderschreiben, und die
brievo uff Zwingenberg schicken j dahin wir ein post geordent, da-
danneu uns die brieve uff soUicher post furderlich zupracht wei-den.
Zettel II. (Landgraf PhiHpp hült der geschwinden Laufte
halber die Herstellung einer Postverbindnng zwischen Württemberg,
Kurjifalz und Hessen för notinvendig und bittet den Kurfürsten sich
üurObcr rait Uerzog Christoph zu verständigen.)
Zettel lU. Auch fi-eundtUcher lieber vetter u. s. w. deucht
ims sehr gut sein, das auch ein Schickung zu der kunnigiu von
Eiigellandt besehen, und sieh bey Irer Koen. Wurden erkundigt wurde,
wie sie sich des conciliums bidben halten wolle, und do wir unser
rcJigiou halben überzogen, was trosta sich zu Irer Kocu. Wurden
zuverstehen sein solle ; deme werden E. L. woll weiter nachzudenken
wissen; Datum ut in Iris.
(Folgen noch andro Dinge.)
Copie. ^
XXXVL
Christoph von Württemberg an Philipp.
Hat des I^audgrafen Antwort auf die Slittheilungen
von Kriegsgewerben, die er ilim unter dem Datum des
31. 5Iärz gemacht, erhalteu und gelesen. Hat dem Landgrafen schun
untenu Datum dos zehnten April mitgothcilt, dass Jone Nachrichten
sich als falsch orwioaen haben. Auch von der Werbung der Grafen
Tou Ludron und Aroo hOrt man nicht melir viel; sendet Philipp
iti. Aprfl
72
Beilagen, XXXVI. XXX VIL 1561.
was ihm zwei seiner Hanptlcuto dfkrflbcr gosohnobox Doch
viel Knechte nach Welschiand laufen.
^Stjvil Oann E. L. eiii(^legten zedel belangt, das p
Friderich dnirfurst, herzog Woiflfganp, E. L. und wir unsere geheime
rfithe zusamen schicken und uns mitt eimmdor Tergleichcn soUeo.
welcher undor (uns) zum ersten mit gowaJdt überzogen wunle, wie-
vil misiger pferiU und wieril kriegs rolk sni Xuess ainer dem amleni
auf seinen aigncn costen und wiovil monat u. h. w. alles fen^ere In-
halts ermolts zedels zuschicken solle, u. s. w.; wiowoll die lenf un^rs
Terhoffens noch der zeit nit so gar beschwerlich und sorglich, du
08 eines solchen vertreuelichen verstandts bedOrfen solte, zudem aoch
gedaclitcr Chiirfurst und E. L. mit uns in ainer fteundtlicJien erit-
aiiiigung seien, wie sie wissen, aber jedoch lassen wir uns dessen
alles unangesehen gefallen, das unser allerseits rüthe obgelauter mtsscc
zusamen geschickt, und von aincm froiUidtli'.hcD vorstand anf den
nottfuhl vi-rtrcuHch geredt und gehandelt; darumb werden K L- al-
der älter und mohrvcrsteiidiger, solches boy dem chiirfursten, auch
herzog WoIlTgangen woll wissen fernere auf die baan und in
werk zubringen.*^
Die Einrichtung einer Pnst zwischen Hessen, Churpfalz uni
Wiirttcmberg hält er zwar nicht für nothwendig, lässt sie sich a\m
der lebh.aflen Corre6[)Oudenz halber die zwischen den drei Fflreten
besteht gefallen. Sendet dorn lAndgrafen Copie eines Schreibens von
Kurfili-sten von Pfalz, in welchem derselbe sich gleichfalls einva^
standen erklärt,
„ Das dann der pfalzgraff churfurst R L. mit aigner band ge-
Bchribcn, und für gut angesehen, das in seiner und R Ij. auch unserm
nnmcn in Franckrcich zu dem künig von Xauarra geschickt, und E U
IT solche Schickung ires theils gelieben lassen, darauf wellen irir
E. L. frcundtlich nit bergen, das wir deren unüenn dato den 18^"" lac
diss monatz döslialbor unser meinung ziigoschribon, und lassen uns
solche Schickung nachmalen geliehen und gefallen; darumb wen? put.
das E. L. solches bey dem pfalzgraffon Churfurston getribon»
sich deswegen mit S. L. der Instruction, auch zeit und platt,
die gesandten zuhnuf kommon sollen, furderlich verglichen; dann j:
eher solche Schickung bcschicht, jho besser und nützlicher es ver-
hoffentlich abgcen wurdet Wollen wir E. h. ctsc.
Original
uco
'p
am
xxxvn.
Philipp an Priodrich. von Pfalz.
u^'.'w'"'! Hoehgebomcr fürst, freunrllieher lieber vetter, schwapr
n<-«.-n. und schwchor, es seindt uns itzo zeitung zukohmen, wie Ei
inligendt zusehen finden, botreffeudc wie es itzo in Franckroidt
soll, und ist nun wahrlich iiH'sohens hoch vonnotten; dan wo die
Beilagen. XXXVIi. XSXVUI. 1561. 73
Uioy, die dem ovangclio ann momston (s.) nnhongt, dio oborhmul be-
hclt, -wirdot OB nicht allein in Fnuickrcicb nützlich sein, soiidorn
UQB in Teutzsühlaiidt, die diesscr rellgion, zum besten liommea; diin
■wo die parthey iii Franckreioh recht l^ehelt ist nicht woU mnglioh,
das das concilium kann etwas kroftig handlon, und winlnt in viel
wngo nutz sein: und achten E. L. ttaben ntimohr den edclman in
Fi-üTickreich geachickt und zu seiner wiiJerkunft die dinge alle gnindt-
lich und was an deme wahr ist, erfahren; da dann vcrinorkl wurde,
das die pappisti&che parthoj wolten teutxscli kiioggrolk annehmen
lassen und die in Franckroich fuhren, so were gutt das E. U, wir
und anfiere, die darzu geneigt, dem konuig von Navarra und dem
anhang die handt hotten, der gestalt, das inen zu rosa und fues
ettlicii kriegfl volk utT ire besoldung zu wegen gepracht; ob auch
euer Lieb und wir, und wer darzu helfen wolt, inca ctzlich kricgs-
volk versohlen uu» Tcut&chUndt bis in Fnmokreiuli, bult ima nicht
zu willer sein, den kosten zu unserm tlieil mit tragen zuhelfen; deme
■wenlen c. 1. uff solliehen fahl woll naclizudenken wissen, auch sich
mit Wurttombergk deshalbeu vei^dichen (s.), und, was sie vor gutt
ansehen, uns zu gelegener zeit, da ee ron notten, furderlich be-
richten. Euer lieb frcnndtlichcn zu dienen elec.
Zettel: Wir versehen uns, E. L. haben sich schon mit Würt-
temberg vergliechen der person gein Trient zuschicken, und wo e&
nicht bescheen were, als dann wellen es nachmals thnn, und was
ea uns z\i unserni dritton theil tragen wirdot, wollen uns o. I. be-
richten, seindt wii' willig zestundt ilaa gelt wo es c. 1. hin haben
■wollen, furderlich zuerlegen. Datum und (s.) in literis.
Copie.
xxxvin.
Philipp au August von Sachsen.
Zettel: Auch freundlicher lieber vetter, Schwager, 12. Juni. c-a«Bci.
bnider und gevatter, wiewoll in den Iftteiniachen zeitungen under
audcrm stehet, das sich der Conncstiibcl zu den Gwisiauern gethan
die religion zu underxlnicken, so können wir doch dasselbig nicht
f^latiben, aus Ursachen weil uns des kunnigs vtm Navarra gesandter
doctor Hottomanua gesagt, das sich ermelter Connestabel habe vor-
nehmen lassen, die religion nicht zuverhindeni, und auch derhalben
weil sein des Connestabels drey söhne diesser religion sein; das aber
mag woll sein, das er (als ein idter) ime so hart nicht angelegen
sein lesset, die religion zubefurderu; so seiudt die i>rediger eiferig
und wollen alle dinge tlux und halt haben, das woll kommen konte,
weil die Franzosen weisse verstondige leut sein, das sie zuckrn und
erstet sehen wollen, was sie in Teutschland bey denen so unsera
glaubens sein, vor einen rucken haben, und dariunb nicht so sehre
eilen, als die predicanton vielcicht gerne schon, auch sonst uf andere
1
74
lleilagGD, XXXVIIL XXXIX, 15Ü1.
dingo mohi- aoUtiuif; geben , das sie <ler weit kuit weiter sehen
erfaren, dos wir in Tcutschlandt vieleicht nicht wissen.
Post scripta hüben wir E. L. schreiben undenn dato Toi
den 10. Jimii ciilpfaiigen, gelesen, wnd thun uns jegen K. L.
mit^^etheilten Zeitungen, uuch dos uns K. L. zugeschikt was her
nennrioh zu Braunscliweig E. L. zu antwort gegeben, £rüuiidtlii
bedanken, und wollen £. U darauf fireundtlichen nicht pergen, du
wir nicht woll glauben können, da3 die Crone Franokroich »olhchi
gehorsam jegen den romischen ßtnel, wie hishero bescheen, lial
wcrIc; dns aber mag woll sein, das die Franzosen also einen bossen
nmchcn, und dem pabst, weil noch grosse Uneinigkeit uader iaea
in Franokreich ist, etzUuhermassen luviren; dann £. L. von des koo-
nigs voQ Nnvarra gesandten doctori Hottomanno der unsere veraeb
numehr bey E. L. ankommen sein wirdet, eins liessern berichtet
werden. So haben wir auch einen unserer retho in Frauekreich
schickt, der noch aussen ist, des ankunft wir uns umb den and
monat versehen; was der pringcn wirdet, wollen wir E. L.
kennen geben.
Aus den Zeitungen, welche uns E. L. itzo uberscbickt. Beben
E. L., was für ein bosor gast der konnig von Ilisponia ist; danunb
were gutt das die jenigen in Kranckrcich so unseror religion
troist iiottcn, dann zubesorgen, wann fiie verlassen, sie mochten
thun, das son^t nicht besdiee.
Copie.
uu
iS. Jqnl
xxxrx.
August von Sacbsoa an Philipp.
... Es ist auch erst vor venig tagen des konnigs ron
Navarra gesantcr zu nns kommen, denen wir gehört und wid
umh dermasen abgefeiliget, das wir diirfur halten, gedachter koi
werde mit unserer antwort nach gelegenheit allerlei umbstende freuni
lieh zufriüeu sein. Wir vormerken aber gleichwol aus seineni
gesanten bericht, desgleichen aus dem schreiben, so der Bei» Toa
Genf an BuUinger getlian, davon uns E. L. abschrift zugeschickt, d«
ea der religion halben in Franckreiuh noch in grossem zwis])alt steiie,
und wo OS der Almechtige nicht vorhultet, das es leicht zu eiaeni
auffuhr dar innen gereichen möchte ; dann die konigin vor sich sdt»^
desgleichen auch viel unter denen, so des innersten raths sein, halten
noch über der alten religion; darzu sie dann auch von dem kosigo
zu nispanien, auch andern poteataten, mit vleiss angehalten uBd
vormalint werden; so ist aucli derer halben, so euderunge in dw
religion furgenommen, und sich unsers glaubens rühmen, disa «»
böschwerlichsten, das sie in vielen luiuptartickeln , als sonderlich voo
dem freien willen, voräehunge, dem heihgen uachtmal und anden
mit unserer lehr, wie die in der Augspuxgischon Confesoion urnl
andern der unsem nützlichen buc-hem vorlasset, nicht einig seia,
iteUagcu, XXXIX. XL. 15ÜI.
auch gar keine cerimonien leiden können; darzu mich Jio jungen
kiudor mit der licUigeu tuuf zum üfteruml muthwüllg vorsaumen,
und die, so also ungeUuft sterben, nichts desto weniger selig uchten;
zudem seindt die artickel, darauf die Schickung solle gericlit werden,
wie uns dieselben HottoraannuB zugestolt, ilermassen geschaffen, das
fiie eines gutten bedachts bedürfen, wio K. L. als der verstendigo zu-
erachten; wann aber der konig von Navarra tmd die andere herren
in Franckreich, so sioh itziger zeit der lehr des evangclii rühmen,
die Augspurgisohe Coufossion annohmon und sich zu derselben bc-
kenten, so hett man destumehr ursach sich ihrer anzunohmcu.
Original.
XL.
Philipp an August von Sachsen.
Als E. Tj. abor anzeigen, das E. Tj. von des kon- 5, jun
nigs von Navarra gesandten doctor Hottomanno und auch aus fl*'''*'''"'''''''.
dem schreiben, welchs der Beza von OenetT au liiiUingor gethan, und
wir £. L. hievor zugeschickt, vcrmirkeu, das es der rohgion halben
in Franckreieh noch in grossem zwispalt stehet, glauben wir E. L.,
das es In Franckreicli der religinn liallen noch zur /.eil gevorlieh
gnug stehet; das die henen welche diesaer lehr in Franckreich seiu,
in etzlichen artikeln mit unser lehr, wie die in der Äugspurgischcn
Confession verfasset, u. s. w., nicht einig sein selten, u. s. w., wollen
wir achten, in den voraombstcn artikeln seien sie mchrcr theil der
meinung wie wir, die diosser religion sein; so hiilteii wir, was die
artikol von dem freien willen betrißt, und von der versehuiig (s.) golles,
seien sie eben der meinung wie Lutherus alleweg, und sonderlich
am ersten gewesen; was aber das heilige nachtmall angehet, rangen
sie woU nicht ganz unserer confession sein, glauben aber sie solten
deshulben liederhch mit uns zavorgleichung pniulit werden, achten
auch das sie mit dem bedenken welchs E. L. theologen zu Wittcnn-
herg und Leipsig iibor den artikel, das sacrament betreffendo gcblull,
in deme mehrer einig sein werden.
Das die herren in Franckreich so dicsser lehr sein, keine oere-
municn leiden können, woUen wir nicht glauben, das es die meinung
habe, sondern achten, sie konnten deshalben baldt uf den rechten
weg pracht werden.
Autrelfoude die jungen kinder so mit der heiligen lauf zum
oflermal mutwillig verseumbt u. s. w., darvon luibon wir nicht gehört,
können auch deme nicht woll glauben geben, sondern achten, K. I;.
seien in demo zumüdo berichtet.
(Andere Sachen.)
4
Beilagen. XIX XUI.
XLl.
Hotoman an Fkilipp.
Tlliistriüwimo princeps, clemeutiH»iinu domine:
NuiKiuani exisüma&sem, cum a Celsitudine vestra'
cessL, fore, vt Undiii farauliim vestnim retmerera. Sed praeter
itincris lon^tudinnm dluturna tll'"' Elcctoris Augusti absentia tnorani
reditioni meae non parvam attulit. Itaque pelo ab Ol*" Celsitndia
veetra maiorem in luodum, ut bano mihi culpam condonet: et
pcrKiiadoat, mo riiiamdiu riuam foro mcmorcm tantao humanitülid
olomontiao ot bcnignitatis qua Colsitiido V. mo oomplcxa est: dilif
tissime praeterea Bcriptunim Kcclesiis nostris, vt pro Dl*" C. V. ia
columitate preccntur. Quandum aiitem ad HI""^""' principum Ducun
Saxoniae rcsponsüro attinct, lubentlssimo qnidcm animo in Lcgatione
eonsenBeruDt: ita tanieu, vt in responso suo ad Regem Naiiar
sci'ipto Zuinglianismi errorera nominatim damnarint, eiimque rogarin^
vt sibi nb illo caiiorct Ät cum Rex Nauarrao et alii nihil de illa'
controucrsia audicrint, iudicabum forc satius, si lllum a missa et
pompa idolatria cui nuper Lutetiae inteifuit reiiocarent: ot non (vt
08t in Tiatinonim proiierbio) cum capiti modcri debeamua, reduuiam^
nuraromua. ^M
III""" autem Eleotor Augustns benignisaime in Legationem wm-
sensjt: non quam plane promitleret se in Qalliam missunmi: sed ad
cum locuni, quem EI. Palatiniis desigunrct, vbi Legati principum
conncnircnt, et comnuiui consilio de capitibus Legationis dolibcrarent
Nominatim autem aecripsit, se a Nauarrae R. petere, ut Augnstanae
confessiouia foruiulum reciperet, iiuod propter Missae laudatioiieni.
quae nominatim ampliseimis verbis in extremo ilJius Confessionis com-
probatur, nunqiiara ab Kcclesiis nostris impetrabitur. ItJique quid
Legatiuiie statin dobeat> vaido inccrtus sum. Satius enim esset nnl
mitti, quam eam mitti, quae dissensiones et controuersias quao in :
regrionibus simt, maximo cum scandato patcfaciat. Ego in QalUam
cxciirrebam: ni»i litcras a nustris liic ofTendissem , quao mo alJquiD
tisjHjr hie expectare jubobaut. Itaque prufecüoiieni meiim ad diM
aliquol distuli
(Folgen Nachrichten aus Frankreich.)
Original, eigenhändig.
14. Jol)
inufrld.
XTJL
August von Sachsen an Fhllipp.
.... Das es der rcligion halben in Franekreicli seltzAiQ
und gefohrlich stelle, gelaugt uns noch fast teglicb an, doch
ohne souderliclio umlatcude und particulariteten. Wir heran aber
gente, das E. L. irer retho einen noch in Frauckreich haben, oad
das E. L. erbuttig sein, -was deraelb E. L. davon anzeigen wirdt» ua»
zuberichteu; Tkülleu es auch hinwidor, de uns derUalben etwaa gkub-
wirdigea anlangt, freuüdtliuh zuthun nicht underlaasen.
Boiiagen, XLIL XLIU. 1561.
"Wir wolton den lierren und andern in Franckreich, ao (sich) unser
religion rühmen wol gi'inncn, das sio sich durchaus der Augspurgi-
schen Confossion bckenten, und dcrselt>eu gemoss erzeigton, dann es
ist uns gewissen und ander gefahr halben schwer, das man sich
unter dem schein der religion ihrer soll annehmen ; soviel auch der
jungen Idndor tauf anlangt, werden wir glaublich berichlotj das sie
in der gro^aen atadt Genff die ganze woche iiber nicht mehr dann
zwehne tage zu gesetzter zeit taufen, und welche kinder ihres leibs
Schwachheit hallum dicsollrio lag und zeit mit der tauf nit erwarten
können, das dio auch ohne einige nottauf (wie man es nennet,) von
djosser weit scheiden müssen; hiiren auch das Thondorus Jle?-a am
endo seiner nechst ausgegangenen antwort auf des Thilmann Hes-
husii bucli vun abentmnhl dons nicht sonderlich in abrode sein solle;
ob nun die annen kleinen kinder daran aiclit muLwUlJg an der tauf
vorsenmbet mögen geacht werden, haben E. L. seltet zuermessen;
wir melden aber die iling nicht dnrumb, dis wir uns dorholbcn in
einigo dispuliition einlassen wolten, sondern zeigen es allein E. L.
ao, wie es an uns gelangt, und das wir gerne (wo muglicb) ©ine
rechte einhelligkeit in unser religion erforen weiten.
Original,
XLin.
Hotoman an Landgraf Philipp.
Illuslrissime princeps, clementiss. domine:
Si tandiu me hie haesurum puUissem, scripsissem Cel- «.Ayrnwi
situdini vestnie multo celerius, sed cum me itineri et profeo- s(M«ih«rf.
lioni in üalliam nfxnnxisscm, admonitns ^um Zauernis prtmum, dein
apud Santum Nicolauin collocatos esse exploratores "HÜ me abeuntem
oljservarent. simul ducem Guisianum Utei-as ad omnes principes quo-
rum Celsitudinem superiorib. dicbus Regia Nauarri nomine sahitaram,
scripsisKc: fiuibus me sediliosum et tumultuarium apjjcllat, ot de mn
ita queritur, quasi mdla alia de caiissa illnm profectionem suacepissem,
nisi vt ipsum at-iue ipsius fruti-es accusarem. Hae literae iam Pa-
latino et Yirteinborgensi redditae sunt: qui timcn pro sua prudentia
satis intelligunt quid Uli sit respondcndum. Nunc autem Ubingrauius
in Saxoniam proticiscitur: quem ex co suspicor negotium habere vt
a Principibus diligonter quaorat, miid egerira; quia mecum ea de re
accuratissimc cgit, ita. tarnen vt so non omnino patefacereL Ego ei
aliud roäpnndi nihil, nisi me propterea pi-nfectionem itlnm suscopisse,
ut Gormaniae princlpes, et vrbes iimiserem, antequam in patriam
redirem. Itaque oro C. V. vt sua sapientia ea in re vtatur: si forte
curiosius ille velit pcrcontari.
(juod ad neguüum meum attlnct, nihil adkuc habeo quod soribam.
nam cum Rex. N. et alii me stutliosisaime expectarent, nihil ad me
■vs'^jue adlkuc scripserunt Itaque misi ad illos tÄbellarium, a quo
responsum ad noatra omnia expecto. De rebus voro QalUcia haec
1B
Beilagen, 'XUU. XT.IV. 1561.
habeo. Convontiis pamieDeifi ita dimissnB est, xt 72 Bufrmgia pnsi
Ifttioni nostrae de tcmplis euangelicis fauercnt, SO oduorsarontiir. Cm
Seiiatiis consulttim ex phirium nnmem fiictiim essot, «t Cnncionatoi
omnes intm tres hebdomadas e regno dccederent, dumestici coniient
prohiberentur, Tiiithernni intra meniM*8 tros oxiilaront; Reipna mal
ot l{ox nannrrae tum Senntris consiiltuiu ipsnm tum etiam ntnniui
Senatonim seiitentias in ignojn proieceiiint Quid tarnen futnrn
Bit, liicerliim. est. nnm Cardiuales et Epiecopi oinnes ultenim co
iicntiim hfibent in oppidnlo quod vocntur Poyssi. vbi dicnntur
aere lüieno. Kogio dissoluendo coasiliuni caporo: et religioiie
primenda.
Interea pionim nunienis mlrabiliter augetur: nei^ue videtiir fii
possc, Tt vlÜR nduersarionim viribus opprimantiir. Cum diix Moi
pcnfiierius «piatiior lioininum millia proxinie Turones coogissct, et
cirriter treceritos CUristianna captiiios iu aliijuol pagis, abdiiccret, nostK
ex illa vicinitate connenerunl circiter Septem millia: Ex bis delecti
sunt ter miUia pcdttes, e<|uites cx^ngentt. Kt cum illnm siraiina.,
contentione pei-8ef|uerentur, alter fuga sil»i salutom r^iiaesinit. Proii
Tholosara cum Senatus Tholosamis quin>pie ex nostris capto» d
nässet, et continuo de iis supplicium sumptunis esset, nostri mani
facta praüsidem ciusdem Senatus, qui cum alitjiiot Senntoribue et
Hcribis vrbi? exienit, prelionderunt, eisque patibulum orexenint. gimnl
I/ögatum Tholowim miscrunt, fore vt quo supplicio Eostri afncerentur,
oodcm etiam illi omne» continuo mact-irontur. Ita captlui commutati
sunt. Aureliis autom et compluribuB alii.s in oppidia, binae quoUdii
oontiones in aedibus priuatis iiatK}ntur, tantn conuontu et tanta
quentia vt etiam viae publicae exundent. Regina Scottiae in pa
proficiacitur: et Caleto iter facit, ne']ue An^liam attingot Eam de-
ducunt duo 0uisiani, Lc grand j^rieur et Marehio d albouf. Dtix
Guisius eam prosequitur Caletum vsque, CarJinalis vero non ita prorul.
Ilaec habui quae in pnmsentia Oelfiitudini vestrae de Gallicis rcbo^H
scribercm. Cum illo quem ad Aiilam misi rodierit, plura vt spemH
et pluribus de rebus aeribam: et simul literas quae ad C. V, dabuntar,
diligenter curabo. Interea Denm oro, vt Illustrissimam Cclsitud. Y.
conseniet. Argcntcrati VI Angusti 1561.
Original, eigenMndig.
Qina_
lantl^
XLIV.
Hotoman an Philipp.
Illuatrissime princeps, clemontissime domine:
Spero celßitudinom vestram Buperiores mcaa litoias
accepisse, quas Prineipis Condensis Ijegato ad vos proflds-
centi doderam. Kx eo tempore missa sunt ad me noua quaedam
Oallica quao nullis mutatis syUabis ad C. V, miltenda putaui: vt in-
telligas, quanto conatu quantas nugas Cardiaalis lotbaringtis noliia
cum omni aua pbapfonim oatcrua ediderit, sed haec antiqua ecclesiw
23. .Iniml
Mramhune.
9
Bpilngon, Xljy. XLV. 1561.
T9
ratio et coDsttetndo fiiit: tum deinum victf>riam adipisci, ciim dcspci-ata
omni» videntiir: juxta Christi scntontiam: In intirmitate virtuB mca
perficitur. itai]iie per vniversam Galliam eccletiiae florent vi cum
xaaxinie: el (|uamihs ali'jnantisper curaua evangelü in vrite Lutetia
et üle tota vicinia rotaniotnr, non sislitnr tarnen: ot in aliia prouinciis
tonta ijuotidio fit ad ccclepiam Chi-isti accessio, ut nihil nliud quam
phapforiim <iuerelae amloantiir clamltantiura sibi aliundo 'juam ex inifü-
cationibiis*) victiim (iimerciiJum esse. Ma^na est antom pi-occnim no-
fitronim oxpectatio de Logationo vestra; (juac nisi -(uid habcat Ocr-
nianini roboris, non miiltiim profifiiet. necease e. n. tanqiiam clauum
clauo, sie Hispanicas niinas Gormanico terrore pelli. ita'pie peto a
C. V. vt eam rem ciirao lialieat et magno alicui principi eam lega-
tionem mandandam cnrct. Ithifttrisairoo princcps volo ot saltie. Dcus
C. V. i|uam diutissimo nobis incolumera consemet. A. H. Nauarro
breni literaa multas c.xpecto. Argentorati XXIII. Aug. 1561.
Origina!, eigenhändig.
Die beiliegende Zeitung (fpanzüsieoh , datirt Pariß den ll.Äng.)
meldet vornchmlioh: der Ki")nig hat dem Pailament von Paris da«
Edict, in ivelchem die „assomblrcs" verboten werden zugeschickt
mit der Weisung, es nirgends anders als im Palais (de justice) ver-
künden zu lassen; gleichwolil hat der Gerichtshof aus Anlas3 einer
grossen „assembU*e'*, welche die Prinzessin Cnnd*' voninstalteto, an-
geordnetj dass es nntcr TrompetenschaJl öffentlich ausgerufen würde.
Der Künig von Navarra, der sieh eben zxi St. Oorraain aufhielt, ist
darauf nach Paris gegangen nnd hat den Presidenten und Itillhen in
vol]/.äbliger Versammlung vorgestellt, dasa sie Unrecht gclhan hatten,
dem ßefehl des Königs nicht zu geh(»rchon „los appcUans cemcaux
mutina et scditieux et «(u'ilz ne pentwjient pas i^u'il y engt un Roy
pour les chastier. maia «[uo bien tost ilz lo cognostrnyent; puis s'at-
taclm au procnrour general Bourdin, hiy disant ipi'il estoit sans reli-
gion, et (^nil chcrchoit d'auoir la teste tranchuo'* etsc
■it. taeuftt
CwMrl.
XLV.
Philipp an August von Sachsen.
Unser freundtlich dienst n. 8. vr. ^Vir halien euer Lieb
'flOferaOmi underm dato Tnrgaw den 9. Angusti neben ubor-
sohfolning der oonfession welche achthundert und zwo und sechzig
Tersamblung in Franckrich dem )(onnLg übergeben und E. L. haben
verdolmetzschen lassen, empfangen, gelesen, und fertigen E. L. hirbei
irom bogeron, nnrh iinserm hiovorigen vertrösten nafh widdemmb zn,
vasgestaldt unsoro theologen BolUche confession aus der französischen
in dio latinische und teutsche sprach transferirt, und liedunlct uns,
•) seil.: „miwiificationibas." So auch „missificatonw" in einem Briof
DcsBoIben, Corp. rof. HJ. 15 p. (j)'J.
80
Bolivien. XLT. XLVI. 1561.
solLiübe ti-auBlaliüu soy Euer L. uberschickten verdciluic>tseliung uiclit
uugemess. Was nun den articul von der verwlning Ooltcs anlaugt,
versehen vir anders nicht, dann das sie darvon lehren, wie die so
unser religiou seiii, und sonderlich wie Luthonis am ersten darvon
getiL'hriel»en- Antreffeuüe aber den Articul des sucmments duulit uns
seien sie nicht weit von der bokentnus deren, die unserer religion
sein» sonderlich aber von K L. theolügen und gclertcn xu Wittcn-
bergk und Lcipzigk bedenken, so sie über sollichen articul jungst-
liehen gestelt.
Was dann ferner die Schickung in Franckreich angehet, seiodt
wir mit euer Lieb einig, wnnn die Werbung ufT die niass wie des
herzogen zu Wiu*tenbergs meynung ist, nemblich das die komugin
au ITranckreich und der konnig zu Navarra vor des Calvmi lehr ver-
warnt werden selten, Ijescheen, das besser seie, das sollicho Schickung
underlassen werde.
Als aber euer Lieb auch unser bedenken begeren, wan der
articiü des nachtmals utf einem gemoinou reichstagc err^, was dann
zuantworten seie, darauf wollen wir E. L. fremidllich nicht pcrgea,
wann gü die meynung erreicht, das ein reichstag wurde, und voll
ulT demsolbigen Calvinus, die SchwoLzor und andere, die der mey-
nung in dem articul des sacraments sein, condemniret werden, »las
alsdann dar in koinswegs bewilligt oder solchs zugelassen, sondern
angezeigt, das pillich das sie bcseimcben und gehört wurden, diOB
sie nicht leugneten, das im aachtmal der her jegcnwertig seie; so
gleubten sie auch, das warhaftig der leib des hem im nachtmal ge-
nossen und sein bliiiJt gedninken wurde; es knndt auch darbey vor-
gcwcndt werden, das ein grosser häuf solcher lolire onhengig were:
nemblich ganz Kngellandt, der mehrer Iheil in Franckreich; de^
gleichen in Italia und viel in Polen; sollen nun die alle verdampt
und nicht gehört werden, sonderlich weil Bie vorgeben sie IchKi
wie Augustinus vor zeiteu vorn nachtniall geschrieben hat, were ud-
l>illich; zweivelu auch nicht, wann E. L. irer gelerten rath dar in
luiben, und sie desshalben uff ir eidt und gewissen fragen, sie werden
als Christen in deme woU die warhcit sagen, und ist uff die her-
zogen zu Weimar in dem fahi nicht zusehen, dann ob sie woU gut?
fromme herren seiiidt, so tlmn sie doch iu diessem mticul, wie «<?
aucii in andern ai-ticuln die leute verdampt ha>ien, zuvilL Dm w
E. L. u. 8. w.
Conoapt
XL VI.
^. .1. „C'est qiie le sr D'ocquos a ea Charge de moaseig-
in. Um Ä*. Au«, ne^j. 1q prjiice de Conde de proposor dcvant roxcellenoe
de tresillustre et trespuissant prince monseigueur {.«hilippcs lamlgnU
de Hessen j cointe de cjitzuelbo et cet. el premiereuienl . . ."
Orund, warum Coudö noch Niemand zu dorn Laadgrufen uml and
deutschen Fürsten geschickt, um ihnen zu danken für ^t'bonneur e(
Boilagon, XLVI. 15(JI. Öl
R courloi&ie qu'ilx Im ont faicte apres sa dGliurnnco", ist gevcseiif
lass er tägÜuh seino Freisprechung durcb k\üs ParlHmont erwartete;
IT woUto ilon FQi'ston dcu nunmoUr crfulgten FariamentsbcächhiBü
nit (ein Dniclc dessnUmn lag heij übprsentlon nntl sij sie von seiner
Jnschiild und von den verleumderischen Intrigiieii seiner Gegner
kbcrzcugeu. (Folgt eine kirne Darstellung des Procosses Coadrs vom
Sude vurigen Jnhrcs an bis zu seJuer Freisprechung iiu Juni l5til.)
Ifach der Publication des freisprechenden P.^^Iamontsbeschlusse8 ist
^iidi!s Botsüiiaft nwh dadurch vcraügert woi-dcn, daus er den Äus-
faug der I'ariüor Verbanimlung dee gcuammteü Conseil und der l'ar-
»mentsrlthe, in welcher beralhschlagt -worden, mit welchen Mitteln
ler Meuterei in Frankreich gesteuert werden könne, abwarten wollte.
Vor dieser Versammlung, im April, hatten Navaira, Cundö und
aidro evangelisch Oesiiiuteu ein Edict ausgebracht, demzufolge Jeder
n seinem Hause Freiheit haben sollte, und verboten war zu iivi«i-
ii-en, was in den Häusern geschehe, zugleich Freilassung der wegen
ler ßeligiou Gefangenen angeordnet wm-de und die Verjagten und
Terhannten Erlauhniss ?.nr Rückkehr erhielten; es erfolgte hieraxif
linncn sechs Wochen ein auasorordentlicber Aufschwung aller cvan-
plisohen Kii^hen im ganzen Königreich, und viele Ausgewanderten
cUrlen mit ibren Familien vom Ausland zurück; der völlige Unter-
lang des Papstthums in Frankreich, und nachmals in allen audcra
andern, stand in Aussicht. Der Teufel und seine „suppostz"^ a^jer
nben sich der obengedachten Versaiunüung bedient, um dies zu hin-
em. Navarra, CondO mid andre Freunde des Evangeliums haben
esuclit, wenn sie nicht mehr eiTeicIien könnten, doch weiiigstens
fts Edict von Fontainebleau durch diese Versammlung bestätigen zu
tssen; sie rochneten hierbei darauf, dass alsdann Andere sich ge-
vruDgen sehen wQrtlen nachzugeben, weil aio in der berathenden
'ersammlung manche Sympathien auf ihrer Seite hatten, und die
ahl der Evangelischen im Keich so sehr gewachKon war, da&s mau
io nicht melir verfulgon konnte, ohne das Keich in grosso Verwir-
unf zu sttlrzen; sie hätten auch gesiegt ohne die iDtriguen, durch
reiche die Katholiken Stimmen gewannen, uml ohne die grosse An-
ihl von Geistlichen und andeni Mitgliedern, die dem Papst eiJlich
prpllichtet waren; denn sie wurden trotz einer Anzahl von 5 Cardi-
SJen und etwa 20 Bischöfen und Aebten im Conseil sowie etwa
B Bcneficiaren unter 142 Parlaments -Präsidenten und -Käthen doch
ur um 7 oder 8 Stimmen geschlagen; ausserdem hat der Greffier
ßs Pai-laments du Txllot bei der Sammlung der Stimmen das Ver-
Ütniss derselben gefälscht; er hat sich deswegen nachmals l>ei der
!Cnigin mit soiner AltersschwÜche entschuldigt. Die „getreuen Fur-
ien** liaben Alles Dies der KOnigin vorgestellt und damit durchge-
»tzt, dass der König von Navarra im Beisein der Königin sämmt-
[she Vota verbrennen durfte. Daniuf wurde beschlossen, dasa,
s ein Colloipiium gelehrter Männer, welches binnen Kurzem vor-
meit wenien sollte, eine andore Kegelung treffe, die Eviuiirnlimihen
Ö
I
I, XLVI. XLVII. 1561.
la ifai-en näuscrn in kleiner Versammlung thtin dürften was ihaen
gut scheine. Alsdann ist Coadr in Geschäften nach Uausc gogaogeo,
al>er Bchuell zurückgorufon worden, weil die Dinge eich duivh ea
Edict (dessen Copio er mitschickt) wieder zum Schlimmeni gewandt
Dor Grund kann kein andrer sein, als dASS die Gegner die KSnigia-
Muttör durah den spanischen Gesandten babon oiuscbQchtcm Iaeuh
(„conune üi fönt ordiiuiirement''), wie sie auch dorn EGnig voa >'«-
varra vorgeredet haben, man werde ihm sein Königreich wiedergeben;
er hat in Folge dessen Gesandte (ambaswideiu«) imtüi Spanicu ge-
schickt, während alle Leute von gesundem Monschen verstand glautwu.
dass er betrogen wird. Es kann auch wohl sein (oa plustost), das
die Aendening daher kommt, dass manche Leute unter dem Vorwutd,
ReboUeu strafen zu wollen, zu den Waffen greifen mOchteo, um durch
Plfludcning und Confiscatiouen reich zu werden; denn das Edtct be-
schuldigt auch die Protestanten der Hebcilion, um sie den deutsclieo
Knrstt?n und den andern E^'angelischen vcrhasst zu machen: dereelbc
KunstgriR", welchen Kaiser Karl den Evari^olischon gegenüber ange-
wandt hat Nt>ch schlimmer ist, dass seit dorn ersten August oder
schon länger zu Poissy bei St. Oormain en Layo katholischü Bl
und Doctoren der Sorbonne versammelt sind, obwohl man den E
gehschen versichert hatte, sie dOrflen Geiätliche und Doctoren
ihrer AVahl kommen lassen. Daraus lässt sich ermessen, was
eine Reformation nun zu erwarten ist „car c'oät tout ainsi qua si
bailloit aux putaiiis la charge de reformer leur bordeau."
Der Prinz liat sich nun, sobald er von dem Edict Temommen.
an den Hof begeben , um mittelst der Autorität, zu welcher Gott ihn
benifen, Tlilfo zu sr^lmfFnn wenn mijglich, vmd inzwiathcn lücht läugw
srunnou köiinon, die deutschen Filrstcn walirlioitsgemüss zu bennch-
ricbtigen « wie der Stand der Kt;hgiou in Frankreich sei. Kr bat m
diesem Zweck einen Edelmann zu ihnen gesandt. Binnen Kurzen;,
wenn er sich eine Zeit lang am Hof aufgehalten, und jo nach des
Erfolgen, die or erreicht, wird er ihnen seine Abiyichten durch Hoto-
mau ausführlicher mitthcileii. Er versichert die Fürsten, dass er
bis jetzt Alles, was ibm möglich war, zum Uubm Gottes gethon hat,
und dass er in dieser Haltung utierschfältcrlioli verharren wird, rat!
bittet dieselben, falls sie meinen, dass er etwas für den Fortsehnte
des Evangeliums Nothwendiges vei^'essen oder unterlassen, um Halb,
den er auszufülircn verspricht.
(Von der Hand Oc'iues'.)
XLVTT.
Philipp an Au^^uat von Sachsen.
Unser freundilich dienst u. s. w. Was der prinz wo
Conde an ujis geschrieben und darbey werben lassen, 'fl*
wir iiiLü daruf geantwortet, fertigen wir euer lieb birbey zxl Weifl
bo ist uns auch zukommen ein schreiben von dem von Gwisso,
3RM|irr-DhDnC.
SeUftgra, XLVn. XLVm. 1581,
83
in er uns mitgeschickt hat, was er an den pfakgraven Churfurston
^fichrieben, wie euer Lieb solchs beiüegendt zusehen; das alles wir
dann mit vleis geleseUi und wie es uns ansteht, so mochten viol-
licht sie von nllcn thcilcn underhnndlung leiden; bedeuchte uns dar-
«Dib gut sein, so es euer l^icb gefiele, das der pfaIzgnn*o Chiirfnrst,
E. L., Wurtcnberg und wir, auch wer mehr darzu willig were, und
in der eil neben uns darzu i^uvcnnugen, ein stadtliche botscliaft in
Franckreich schickten, und liossen zwischen inen handien, das sie
mit ain vorgleichen werden moi'hten:
Erstlichen , der religion halben , uff ein solUoheu wog , weil der
hern und des addö und der häuf dos gemeinen mans so gross in
B'ranckreich, das sie bey iror roligion ]iliebcn, und die pappiaten auch
bey irer religion gelassen wurden, uff solliche und dergleichen mittel,
wie der pfalzgrave Churfurst, E. L. und Wurtonberg dem weiter nach-
icadenken haben. ,
Weiter, das msn auch die heuser kondt mit ein vergleichen,
nomblich das haus Borbon, als den konuig vou Nuvarra, und nein
bruder, den von Condo und das haus Gwisse, und die zu freundl^
lichor cittigkcit pringen; dann wir besorgen waiUchj wo nicht furdor-
lioh darzu gethan, das da ein grosses cix'ilo bellum angehen werde,
und sollen die papplsten oben liegen, was nachteil kcunftiglichen (s.)
den toutschen fursten und sollicher toutschon nation daraus ervolgen
wurde, haben euer Liob zubwienken. Solt dann der dritt mann darzu
kommen und sich dar in mengen, und in dem zank ganz l^Yanckrcich
oder ein gross stuck darvon einbekommen, was Schadens und nach-
teil der teutschon nation daraus ervolgen, auch der religion halben
keunftiglichen zu niddcrtnickung der freien christlichnn lohr ervolgen
wurde, haben euer Lieb aus hohem verstand /.ubedeiikt^n.
Deshalbeu so were unser bedenken, das mau solUche botschaft
in Franckreich schickte, nit sie zuermanen, was confession, als der
Aagspurgischen Confession oder calvinischen sie sein solten oder ab-
stehen, sondern des nichts gedacht und allein dahin gehandlei wurde,
das der theil bey seiner religion pliebo und der ander theil so pap-
pistisch auch bey seiner roligion gelassen wurde, und kein theil den
andern beschwerte, und die obg(;aiellon heuser verglichen, wuchs
tins gar christlich und gut vorzauehmeu ansieht Was nun £. L.
hirin, sovil die Schickung betrifft, gefellig, das wollen euer Lieh uns
Kuerkonnen geben.
Copie-
xLvin.
Landgraf Philipp an Hotoman.
Unsorn gnodigcn grus zuvor, erbar und bochgelarter m. g^iptmibcr
lieber besonder; wir haben euer schreiben, das geben ist »Ht"»«*«!«.
gtrasäbiu-g den 23. Augusti zu sampt den darbe i vor warton franzusiacheu
kcütuugen entpfangen.
Boilfigen, XLVm. XUlCH
Das ir nnn viel anhaltet, das von don dentschen Chnr iiwl
fursten ein liotecliaft in Franckreich geschee, wie dan der pfakgnf
Churfurst tind wir gern wollen, so -wirdet doch soldie schickuiig dö-
masaen nicht, wie ir sie viellicht begert. zuerhalteii und zuerlangoii
sein; dann der pfalzgt-aff Wolffgang und der herzog zu M''urtenl)ergt
nurh der Churfurst mnrggrafF Joncheim und marggrafT Hann^^s wtl
andere, aueh, wie wir nicht änderst verstehen, der Churfurst n
Sachssen u. 8. w. solche legation in FrancJcreich anderer gestaldt niehi
thun helfen wollen, os sey dann das der deutschen Chur nnd funtcn
gesanten die fursten in Franckreich zu der Aiigspurgisdien Coiifi*-
sion, derselben gemeas ziUeben, und sich des Calvini und /■
lehr zuenthalten, ermanen. Da nun sie die fursten in Fran ;
leiden mögen und inen nicht beschworlieli ist, das die schiclrangul
RoUiche masä gescfaee, so ist leichtlidi zuerlangen, das die lepitic«
in Franckreich fortgengig sey, dann die8eI1:4Jge anderer gcstaldt nicht
bey den obgemelten Chnr und fursten zuerheben; des pfalzgravea
Clmrfurstoii über, und uiiserthalber hette es keinen maugel, data
wir die Schickung ohne Holche oondition tliuTi wolten.
Zum andern, das ir vor gutt ansehet, das zu sollicher schickuss
ein hoho fürstliche person mochte gebraucht werden, das lassen wir
uns woil gefallen, und ist uns nicht zuwidder: wo es aber dahin
gemeint, das unser söhn landtgrave 'Wühelm darzu solte gebraucht
werden, das wollen wir kcinswegs zulassen , und haben dessen gn«»
Ursachen und viclerley bedenkens; und da ir halion wollet das wn
mier gnediger her »ein sollen, so wollet solchs practicirens niiissif
gehen, und lünder uns hin mit unsern sehnen kein practiken treilx^
Coneept, inohrfacli eurrigirt.
P
K-iili-iilx-nc. 'I
XLIS.
Philipp an Christoph von Württemberg.
bochgoboriier fui-st, freundtlieher lieber veittö
flchwagor; wir haben E. L. schreiben underm datu Tutungn
den letzten lug Novembris entpfangen, gelesen, bedanken iijis jegM
E, L. freuniltlicben, das sie uns die zeitmigen mitgcthcilt, und lasse«
uns gefallen, wie es uns dann gestalten Sachen nach vor eine holtf
notnrft anstehet, das Vergerius in Franckreich geschickt, und ime nf«
erlegt und bevohlen werde, dem konnig zu Franckreich anzuietg^fl
was die ßapstliotien und konnig Philipssen Icgaten des passes IibIM
bey den Oraubuntem gesucht, und angolialten hette, das von onn«'l-
tom konnig zu FranckreifJi der bundt mit gnmrtcn Orabuntem e^
nenert, uf das der piiss erhalten, und nicht dem Babst und fconfiig
Philipssen zu vortheil kommen inuge, mit mehrerm, n. a. w., wie
das E. L. femer bedenken werden ; was dann darauf vor nnco^W
*) Rotonburg a. d. Fnkla.
IfeiUecn, XIAX. IQG1.
85
'gölicn wiriiet, wollen wir zu unterm tlicÜ willig und gerno erlegen
und tragen liclfon.
So auch E- Heb bodechten, das gutt sein solle, iind es die Chur-
fiirsten Pfaltz und Sachssen u. s. w. mit einig woren , das die Grabunter
durch oioe bottschaft, oder in »ctiricften getröstet, nnd vermanet wur-
den, den poäs dem Babst und künnig Plülipssen der Teutschen Xation
zu liachteü nit zu geben, woren wir vor unser person darzu willig.
Da auch ein milairft sein erachtet wurde, weil zu Venedig «o
Bührcckliuho bucher getlnic-kt, diirin unser wäre chrietliqhG religion
dtirch Italiam felschllch ausgebreitet wur<le, das derohalben an die
Venediger zu schreiben sein gölte, solchs hinfurter tey inen nicbt
inehr zugestatten, wollen wir das neben den beiden Churfursten
Pfaltz, Sacrtissen und £. L. gerne thun helfen, oder neben gedachten
4,-*faUzgraven und E. L.
llimcben mugcn wir E. L. auch freundtüch nieUt bergen, das
uns der Pfaltzgravo Churfurst itzo geschrieben, darvüu wir E. L hirbey
vertroulicli oopiou numero 1 zuschicken; und so das gewiss, das konnig
l'hUips zu nispanien so ein groBs geldt, nemblich funfiuahl hundert
tausent cronen, so hoch hienauf in Teutsühlandt gcin Numberg eilegt,
die rittmeißtCT und obi-isteu üirer alten Hi-:hiUden zu l>ezahlen, sorgen
■wir es werde etwas grosses bedeuten und uff ime haben.
So hat uns ein trefTlicher vom adel angezeigt, als er ku Mün-
chen gewesen, da hab er von einem vornehmen mann verstanden,
was vor grosse prackticken vor sein sollen von konnig Philipsen und
vom Babst, diesse religion zu dempfen, und wie er der vom adel so
uns diesse anzeige gethan, gesagt, wo Key. ilait ij'en consens mit
ziif^-ebe, eo wui-dc es gcwisslichen ins werk pnictit, und solle er
daratif achtung geben, wann mit den obriston und rittmcistern, auch
herzog Erichen, welche kunnig Philips beurlaubt, durch Tjazai-um
von Schwendi von neuem uf bestellung gehandlet, so wurde dia sacho
recht sein.
Wann nun die dinge gewiss, ao soUo nicht böse, sondern hoch
ronnOten sein, das der Pfhltzgrave Churfurst, E. K. und wir, und wer
mehr dazu lustcn und gefallen trüge, ein bessern veretandt mit ein-
ander hatten, also wann einem undor uns nn ilas ledder gesetzt werden
wolte, das einer alsdann wüste, was er sich uff den fahl zum andorn
der huclf halben zugetrösten und zuverseheu hal>en solte; denn darauf
ist anch zumerken, das herzog Ericli zu Rrannschweig, wiewoU er
aus Hisjmnien mit grossem Unwillen gezogen, verrückter weil widder
ins Nidderlandt geritten , welches dann unscrs achtens gewisslich auch
was grosses uf sich liaben wiidot.
Diessem obgemeltem wenlen E. L. nachzuiienken nnd zube-
trachten wissen, was nach gestaJt diesser so sorglichen und ge-
Bohwinden Icufte die uoturll sein wirdot, und wir habens K. L. uf
T sclireiben anzeigen wollen, u. s. w.
wlagen ,
August an Philipp.
SS. OoceMk« Quittirt ein Sdircibon uus ^ßodcuburg** d. 1&.
TtF»«". i,er mit Zeitungen von Kurpfalz und Wörttemberg.
^Sovil dan belanget, das der konig von Hispanien gegen Ki
bcrg fünfmal hundert tausent cronon boI haben erlegen laefien, gkv*
ben wir^ das das goBclirei, wie gowCnlich zu gescheeu pflegt, grOsscr
dan das werk an Bick selbst; und do es gleidi also were, so haltea
wir darfur, wan der konig von Hispanien seine schulden, domit ire
kon. w. nnd sein her vater kaiser Carl müder gedcchtnus allein den
kaufloutcn zu Augepurg, Nurmbcrg und anderer orte in Ober Deatscb-
land vorhafTt, desgleichen auch den ritmaistom und obersten ire aus-
stehende pension vi^r voll zalen sulte, das an solohor sunuiia niici
gclcgonheit des hiebevom aufgewandten kricgscoBtens nicht viel ul-crij:
bleiben wurde; so wuidon auch marggnif Albreuhts gloubigcr lüiht
ersclu-ecken , wan sie die vier und virtzig tausent gülden, domit kiiser
Carl inen söU vorhaftt sein, bekommen konten; gleuben aber, dis
man sich diser ding gelegeuheit vil besser bei den knufleuten lu
Nurmberg, dan bei unserm vettor maiggnif Oeorgfridrichen luer-
kundcn. Donoben seint wir auch der meinimg, w-ie wir E. L, juogst
geachribcn, wan der konig von Francltrcich eine solche, und aocJi
gleich grossere gcitsumma zu bczalung der Bchiddcn, domit irer kco.
wirden her vater müder gedechtnus in den nehern kriogen den deut-
schen kaufleuten vorhafft blieben, desgleichen auch der bestellen rit-
meister und obersten, heraus machte, das ire kon. w. ir domit nickt
weniger als der konig von Ilispanicn bei den bendlcm und buf-
leuton in Deutschlandt guten willen und faxat machon vurde.
I
Die ßchrieftenj die römischen piacticken mit den Oraubund^
belangende, so der herzog von Wirtenberg E. L. zngescUiukt, liat
S. L. bei dei-selben bottcn gleichergestalt auch zugesandt; und sdiea
uns dafür an, das dieselben von dem Vergerio herkommen, der vn
welschen und sonderlich römischen auschlegen vil wissen wil, uai
gerne in grossen Sachen wolt gebraucht sein; ist auch mildiglicli n-
gleuben , das der Babst hergebrachtem brauch nach daruf trac^hte wie
er seine freunde gross machon möchte; es konte aber wol kommM,
das denselben mit der zeit also bekeme. wie des vorigen babs»
freunden durch den itzigcn geschehen. Das al«r die Qraubußdter
durch eine bottsehaft oder in schricfton von den deutschen chur umi
fursten sollen voruiauet werden, dem babst oder konig 7,u tlisptnies
den pass deutscher nation zum naohteil nicht zugeben, dos wil bey
uns bedetiklich sein, dan E. L. wissen, das es hiebevor dem achml-
kaldischen bunde, dar innen sovtl Chur, fiirsten, stende und stddte
des reichs gewest, nicht wol liinausgangen, das sich dcrselb U2lde^
stehen wollen, der deutscheu nation angegebenen naohteil one <br
andern fursten im reich furwissen zuvorkommen; derbalben Tol n*
Boilagou, L. U. i&Gl.
H7
ernchtou, (Ins es nio)it wonlgor otzIJcbou soinlorbarn Chur uml furstoii
übel wurde nachfrcrcilt wcrxien, wan sicli ir etalicho, soinlerlicli über
dio wcitgoscascnen , dessen undorstohen soltcii; drrlmlben wol zubc-
dcnlcen, das mau durch unnCtigo tmd zu\iel sorgfoltige fi-embde Uon-
deJ nicht mDlir uf aich lade, dan man ertrageu kan; don, wie uns
allo golegenheit, auch geschiclilichkeit und vermögen der itzigen grossen
potentatcn nnsibet, m lassen wir uns bedunken, sie haben mit ircn
eigenen konigreichon und uuderthanen ßoviol zuschaffen, das aio sich
kegeu die stendo des reiobs in Deutsc-hlandt der roligion halben oder
sonst nicht leicht etwas understchen worden, sie vermci'ken dan, das
man sich zu inen nüttigcn woltc; danimb es wul am besten sein
eolte, das wir daruf dechten, wie wir in Deutschlandt undereinander
selbst friedlich und einig sein buchten; wan soidis geschehe, wurde
es unserer roligion bei auswertigcii pntentaten viel mehr anseliens
xnachon, dan das wir in diesem der unscrn zwispalt andere trGstcn
oder beherzt machen solten; doch werden K. L. als der varsteiidige
und erfanie, denen dingen wol weiter naeb/.udeukeu wissen.
! "Weil wir auch die buclier, so zu nachteil unserer chrisUichen
I rdigion in Venedig sollen ausgebreitet werden, nicht gesehen, können
I wir uns darauf nichts vornehmen lassen.
I Soviel die le^ng der post zwischen E. L. und unsem landen
anlangt, haben K. L. aus unsorm uekem schreiben unser bedenken,
welcher halben wii' dasselb noch zm* zeit nicht vuaunten acliten,
isambt angehf7n'ten erbieten, freuniUichon vormarkt, dobei wir es auch
'nochmals bleiben lassen. Das haben wir ctsc
OriginaL
LI.
Christoph von Württemberg an Philipp.
Unser freundlich dienst u. s. w. Wir haben Eur Ij. 31. Dm>iiitH>f
j schriftliche widorantwort de dato den 18 tag dis noch liiu- siati«n.
I f enden monatz, von wegen allerhandt Zeitungen, so wir E. L. luiderm
dato den lotsten Xovembris von Tubingen aus zugesandt, an gestern
empfangen, und alles inhaltz gelesen.
I Soril nun crstüchs belangt, das £. L. ir gefallen lassen, das
I der künig in Franckhreich durch den Vergerium bericht wei-deu solto,
was des pass halber bei den OniubClndleu gesucht worden were u. s. w.,
tla wellen wir E. L. freundlich nit bergen, das wir solclies albereit an
den ktlnig von Navarra gelangen lassen, der hoffnung die bundtnus
werde der enden widerumb erstreckt, und der hegert paas dadurcli
i abgestrickt und nit erhalten.
Am andern, so hat uns hiovor fiir gut angesehen, wie auch
noch, das die Oruubundton in Schriften oder durch bott.schaft gelrostet,
und ermanot wurden, den angezogen und begerten pas in allweg nit
88 ^^^^^f Ueilagon, 1501.
xiiKiigobcn II. 8. w., wio wir dann ßoldics dem pfalugraren Cliurfursi
zngpscliribeii , iiiiJ E. L. aus der co|>ei ileaselbeu Schreibens vomnmmni
haben werden. Aber wns iet damuf von ermoltein pfaltz(jrnveii kein
antwoil oinkomen; dariimb hotten wir darför wie auch »n&er Treunfl-
lieli bit ist, K. L. hette solches hei Ffaltz ^triben, und wann in des
pfaltzgraven Churfui-sten , E. L., herzog AVolfTgunga, maj^gnff Ciriios
zu Baden, und iinserm namen solches l»esthehe, erachten wir, «
solte jetzmaln gnug sein, und das sein, des ChurfurRtcn zu Sachsseo,
L. discr zeit \'erschont wurde, dieweÜ S. L. mit frembdon sadien
sich iiit gern bekden thutt.
So dann und zum dritten hotten wir darfnr, das in aller Chur
und fm"sten namcn unser waren religion den Venedigern der ge*
truckten schand bueoher halber, darinnen unser wäre i-eligion so felscli-
licii angezogen, etwas dapfers geschrieben wurde; dieweil und aber
E. L. Sachsscn am nechstcn gesessen, Bft werden E. L. nit allein der
ondcn, Honder auch bei der C hur fürstlichen Pfaltz (darumb wir freund-
lich und vetterlidi bitten), deswegen glitte befui-derung zuthnn wiMon.
Am viei-dten belangenJt was der Churfurst pfaltzgi-aff E. L, von
wegen einer grossen soma goltz, so dio ktin. wurde in Hispaiiieii
gelm Nurmborg erlegt haben soll, u. e. w. , geschriben, ist uns die
oopei desselben Schreibens mit zukommen ; aber wie dem ist nit one,
dos uns hievor merveltig angelangt, wie sein Fun. Wun.lo ain grosse
Bomma geltz in Teuls<!liland venirdiiet, doch der meinung derselbeo
pi-nvisouer und gleubiger, denen dann Ir kiui. wfmle für sich sdbst
und von wegen deren bern vatters kaiscr Carls hoehloblicher g^j
deehtuuS) ein merkliche somma schuldig sein soll, auiest auch abtflH
zalon und ires ausatands zufridon zumachen. ^^
Zum fimften , das E. L. von einem von adel bericht worden,
was er zu Miuichcu von einem furncmen man der babstischon und
hispanischen pratickcn lialber verstanden, u. s. w., du haben E. L
nunmcr nit ain, sondern mermaln von uns vornoraen, was uns der-
wegen glaubwuixliglich angelangt hatt, und noeb anhingen thul,
dann E. L. abermals inligend vernemen werden.
Und wiewol wir solches alles hiovor beeden Churfursten Ffalfx
und Sachsscn, auch sonsten gleichergestalt bericht, so wlU dfx'h nmtn
erachtens solchem an etlichen orten wenig glauben geben, sonder in
ain zweifei gezogen werden, welches dann vermuetlich dnrumb ge-
schieht, dieweil andere dem ginenden feur noch weit cntsesscn, so
vermainen sie vielleicht, seitcnmal wir an der anrichten sitzen, wir
thun solches allein von imsert wogen , aber Gott waisst, wio wir«
gemainen, und in somraa, wie uns die saohcn je lengor je mer «n-
sohon, so wurdt sich diesclbig mit dem schreiben nit ausrichten
lassen, sonder wurdt die luivermeidenlich notturft erfordern, das w
die Augspnrgischen Confessions verwandten Chur und fursten ihe
inicken zusammen thun, und uns furdcrlich oinhoUigHch mit einanilpr
vergleichen , was ainer zu dem andern in diesem fall sich zugelr.'Stcn
liabj dann soust ausserhalb dessen seien wir sambtllch zerrissen vie
1i
•fiid^
Beilayou, LI. I.ll. ir)Ul. 1502.
89
ain Uascn I>alk; waiiii es aber suU tcuipurisiurcn gelten, und uiricr
dem amleriL zuisoheu, wie oa Inie zuvur ergeeu will, wcllon wir mit
Gottes IiiU" woll 80 Innp un3 in uiisoru Iiovestigungen uITliuHen, (wie-
wnl imsern iinderthüncii inlÜerweilon tibel geeii wurdet) als ain ander;
ob aber dadurch dem gemajuen. werk geholj'ea sein wurdet, das wissen
E. L. als der solches erfuren selbst woll. Dariimb werden E, L. i wie
wir auch froimdltch bitten,) bei den Churfursten Ffaltz, Saclissen
lind Brandenburg die ding woll wissen furdcrlich dahin znarbniton,
damit wir allerseitz zu aiitem uinhelligcu, staudhaftigeu venitand iiom-
mo2i mögen, wolton wir £. L. u. &. w.
Origin&L
ßoilai^^en, 1562
Philipp an Christoph.
Unser frcuudllicli dienst etsc. Wir liabea euer Lieh 2. |i\.i,nwr
schreiben iinderni dato Ulm den 18. Janiiarii, sampt den dar- i«*''!.
beivcrwurten Zeitungen cntpfangcn, gelesen, und thun uns gegen
Siiet Lieb freuntliehen bedanken, das uns E. L. solUolie zeltungen
mit getheilt. Was nun einer unserer amptloute neuer hewerbung
lialben, die hcjrzog Erich von Btuuiisehweigk treiben isuli, im uns
itzo ges<.-hrieben, darvon schicken wir euer Lieb hirbei copien numerol.
Und dweil die bowerbung hin und widder iu der geheim so soi-g-
lichen und geverlicheu angefangen und getrieben werden, wie e. l.
uns zugeschickt, das allenthalben droben kneeht dem Babst bestelt,
auch viel hin und widder rcitcns ist, so sorgen wir es werde was
tretriichs entwodnr jngon uns, die dicKsor rcligion sein , odder Franck-
reieh, auch woll jegon uns zugleich iurgenommeu wollen werdeiL
So macht uns auch solhchs allerley scltKame gedanken, das hertiog
Erich vorgegeben, etliche hetiser, welche er in seinem landt ver-
pfcndt, mit dem gelde, so er in Nidder I^anda bekommen, zulosen,
da man nun baldt sehen wird, ob er das geldt dahin zur losung
brauchen, oder sonst etwas anderat mit furnemen wirdet. Es hat
una auch itzo der burgermcister zu Collen Arndt von Siegen geschrie-
ben, wie wir euer Lieb solchs hirbei numero 2 zufortigou; und wie-
woU wir darauf nicht sovil achten, weil aber soUiche anzeige mit
den andern zeitimgon uhereinstimraeni so haben wir nicht undor-
laesen wollen, E. L. darvon auch zuberiohtcn, d.inn sollichs nnser
gedankcn, so wir wie obgemelt haben, sovil molir sterken (sie).
Danimb, so ist unsers bedunkens hoch vonnothen, das der
pfaltÄgraf Churfarat, E. L. und wir, auch wer mehr darzu ein ge-
fallen trüge, einen bessern vcrstandt mit ein ander machton und
\
90
hctt«n, also, -wann einem unter uns mit der tliadt zu gosotrf
wolto^ was er eich uff den fahl zum andern der hilf halbuji
trösten und xuvcrschcn haben solto. Es kont auch nicht schaden,
das E. L. den konnig von Navarra in vertrauen verwarnet hetten, in
ansehung und erwegung dieser leuft gelogeuhoit dahin zutrachten,
das im nothfal sie auch zu leatcn kontsn komcn. Diks haben
euer Lieb anzeigen wollen ctsc.
Concept, vielfach oorrigirt
Ifi. I'rbniar
Tnrnii.
Asiguat an Philipp.
Unser freundlich dienst Ql&o. AVir luiben ETuer L.
schreiben, samlt vil dubei gelegten copoieu mid sonderhch
den schncfton, so die büchgebome furslen . . . PfulzgralT Wolfgang
und der herzog zu Wirtembergk an den herzogen zu Quisa geUugen
lassen, und was demsülben anhengig von brieveszaigern K, L. botteu
zu unsera banden entpfangen und vcrloBöu, uud sagen E. L. freunJ-
lichon danli^ das sie uns die dinge allenthaUicn so vertrenlichen niit-
gcthoilt, befinden aber aus des herzogen von Guiso schreiben un<l
sonderlich aus dem pruthocoU und eitract der bandluug, ßo mit den
theologen zu Posiac in Franckreich in dem artickl des haüigen nacht-
mds sol furgenohmen sein, das ged<achter herzog und sein bruder
der cardinal inen die zwispaldt in siOchem aitictl des nachtinaJs sehr
nutze machen, nnd es also gleich an demo orte anhoben, do auch
die steado der Augspurgischen Coufession mit den gonüschon theo-
logen zum heftigsten streiten, derhalben wir auch euer L. vomunf-
tigem und sfcidtlichem bedenken, so sie uns in vorigem schreiben, des
datum woifisot den dix'issigsten Januarii, des von Guise und cardi-
nals meynungo halben in der gesuchten zuhaufkunft angezeigt, desto
mehr Stadt geben; wir vormerken auch, das der gubernalor zu Metz
in seinem schreiben an dem herzogen zu Wirtcmborg S- L- etwa*
vorwarnet, und zwoivoln nicht, gedachter herzog zu Wirtembergl
als ein vorstendiger herr , werde ufT dieses und anders, was die not-
turfl orfordert, wol guthe achtung zugelen wissen, bitten anch freuad-
lieh, wan E. L. boricht empfahen, was in solcher underrede zu Zabern
zwischen den beiden herzogen furgelaufen, Euer L. wolten uns solchs
forderlich zuberichten nubcächwort soiu
Süvil die andern zeitungeu aulangt, so uns E. L, zugeferf^
befinden wir, das es noch durch einander leuft und nichts gow;
uf einen oder den andern fall daraus zu schliesson (der Kuri
kann trotz Erkundigung bei Herzog Ernst von Braanschwcig r
vielen Adeligen, die darnra wissen müssten, keine Bestätigung
Nachlicht erhalten, dass Herzog Erich, wie in einer der Qbeisandi
Zuschriften steht, werbe). Do auch gleich S. L. in bewerbung stuii
BoüagOD, LIIl. 15Ü2.
91
den, Bo were doch (Gott lob) der friodo oder uufricdc derer so tinser
rcliijtiHi Kein, d;inui uicbt g-ologon.
Euer L. mrigen es auch dafür wol halten , dos wir den dingen
auch hion und wider nachdeiikea; weil wir aber noch zur zeit die kund-
schaften so gar widerwerlig (scU.^ widersprechend) befinden, auch do-
nebeu mit keinen bestände vormerken, das durcli die kay. MÜL oder
Chur und fursten des reiotui deutscher nutiun, so gleich des bebsiisolien
thcils sein, einige kriegsbeweibutig furgenolimeu wirdt, sondern ims vil-
mohr der kay. Mat. friedtliebcndt gcmuet aus allen furgohenden hund-
lungeUf auch gelegenhciicn ircr Uat selbst anliegen Tormuthcn, uns
auch gleich dise tage von einem ii*cr kay. Mat. ratbo, der dieser
angegebener sorglichen ge werbe halben an iro Mat. gcsclirieben, ein
solch antwort zukommen, dor irnen Jro kay, Mt, ausdrucklich an-
zaigen, das iror Mayt. an suluhor aufläge, als worcn sie mit dem
Babst, konig von Hispanien und etzlichen italianischen potentaten m
kriegsbewerb, gewalt und unrecht geschehe, wie E- L. aus invor-
■warter copei weiter zuvomehmen; so wolton wir auch nicht gerne,
wie wir dan E. L. jungst unterm dato den ach tund zwanzigsten Ja-
nuarii gloichorwoisse geschrieben, das durch xu vil eilen und auf
blose vormutungen ader Ungewisse Zeitungen ainigo unniho ira roicho
deutscher nution solt eri'egt, oder auch den Chur und furstou im
reich, so noch der bäbstischen religion sein, ursach geben werden,
sich auch an frembde potentaten zuhengen, do sie vermerkten, das
wir, so der Äugsburgißchen Confcssion zngeth.an, uns andern fremln
dcn potentaten anhängig machen weiten; dan was aus solchem mis-
traucn zwischeu den stcndcn des rciclisentlichen erfolget, das wissen
E. L. als der vorstendige. Und haben es leider die vnrgangonon
kriege in Dentschlandt, so fast aus gleich m essigem Ursprung ent-
standen, mit hrrfihstem vorderbeu der herren, lande und undortlianon
ausgeweiset; so befinden auch E. L. das der pfaltzgrave Churfurst
in seinem schreil^eu an E. L. bedechtigUch meldet, das die zeitungeji
riUeicbt ein angehebt und subornirt ding sein möchten, uns aller-
seits domit in nisturg zu bringen, u. s. w., und hoffen zu dem al-
mechtigen, wan gleich das kcgentheil in mstungo wcro, als man
doch noch zur zeit nichts bestondiglichs vornimbt, es solle dieses
Iheils auch nicht an gulton letiten fehlen, wenn man nur gelt genug
bette, dieselben zu undcrhaltcn; das aber dorncbon uf alle gelcgen-
licit gute achtiuig gegeben, und nichts vorai'htet werde, das haben
wir jederzeit gutt und nett wendig zu sein bedacht, halten es auch
uodimals darfur, und wollen unsere theils dai-an keinen mangel sein
lassen, wie wir dan nicht zweiveln, das E. L. gleiehergestalt auch
thucn, und nicht weniger, dan bishera geschehen, und von dem,
so nottwendig, freundlichen bericht zukommen hissen weiden.
OriginaL
93
BoiÄgi'u, UV. lr.62'
UV.
'sTa.cil. Instruction was unser PtiUi(n8cn von Gots ^mlcn
graveii zu Hessen , firaveii zu Oatzendn[>ogen u. b. w. rath und lieber
getreuer Simoun Bing« zu Prussel bey herzogk Christoff zu Wurten-
berg ausrichten soll.
Er soll aich zn ermeltem herzogen verfugen, und Seiner Liob'
anzeigen, Seiu Lieb wusle sich noch woU zncrinnemt was Sein Lieb
undorm dato Stndtgarten den 12. tng Febninrii eines freundüichen
vcrstandts lialbcn . so allein dcfonsiffwcisso, und tifT den rcligion und
laudtfriddon , zwischen dem pfaltzgraveu Ciiurfurstoa, pfaltzgruve Wolf-
gangen^ Seiner Libton, marggraff Cai'IIn zu Baden, uns, und etlichen
gutherzigen graven, hem und .stcdtcn uffzuricliten sein solt, uns ge-
schrieben.
WiewüU nun wir zu sullichem pnisselischen tage andere unsei
retho zuschicken vorgehabt, so haben wir doch dar in Kum theili
enderungen vorgenommen, weil wir hetlenkens getragen, sollichea
'dicsse dinge zuvertrauen, hetten also inea hirzu verordoneL
Und soll demnach Seiner Lieb vormelden, wann von der eynnng
geredt wirdet, das wir darzu eine sondere ueygung und gefoUens
trugen, tmd da gleich in solliche ej'nigung am ersten niemandts
weiters walte, so seien wir doch gneigt, uns mit dem pEalsgrarea,
CKurfursten und herzog ChristofTern zu Wurteulicrg allein in eini
freuiuhlichen hilflicheu veratandt einzulassen und zubegeben. Koi
aber herzog Woirfgang jifalzgrave mit darzu vermocht werden, m
wen* sovil desto besser; es raocht auch Seiner Libten pfaltzgrareaj
Wolffgangen soUiche einigung am hüchsten vonnothen thim, sonder-
lichen weil dos furstenthumb Neuburg also golegeu, das wo sich ein
uberziigk zuingen wurde, und Sein Lieb keinen rucken hette, in
keinem wegk dasselbig behalten konte. So dann inarggratT Oarli zu
Baden, und etliche stodt, gravon und hern, auch unter andcrm Nurm-
bcrgk und Stnissburg, in soUiche verslendtnus bracht und vermocht
wenleu konten, were sovÜ desto besser, doch muste Stras&burg uff
ein ertregliche hilf gesetzt, und so hoch niclit, wie zuvor, auge-
schlagen werden.
So seien wirs auch zufridden, das die ainigung defensiffweisi
und ufl' den i-eligion und landtfridden gericht, wie dann S. L. dar\ott|
in Seiner Libten schreiben meldet, und in keinem wegk oQeusi
dann darmlt wir nichts zuschaffcn haben wollen.
Wann es dann zur trnctation dicsser handlang kerne: hette e^**
Simonn weitem bovelch, was or sich in den articuln, so derwegea
mochten fiirfnllnn, von unsemt wogen solt erolfnen, u. s. w.
Und \\S den fidl deucht uns gut, ander anderm diesse ayuigung
dahin zurichten:
Welcher undor denen, die in sollicher einigung weren, ul
ersten überzogen wurde, das die andern dorne die hilf schickten, und
sich daheimen in iren vesteuungeu behclfou und weren, so hing lös
1
4
91000, LTV. 156S.
Ott gnadt verleihet, das man an pinom ort fertig ist, so kann man
'darnach <]em andern beschwerten auch zu hill" kommen, inmu»aen
dann solliühs dergestaldt auch im schwobieehen bnndt (da die bauren
nffrnhr war), gehalten worden; dann nngeratten sein weit die hilf
zutheilcn, und darvon ein stnck hier, dos ander dortliin anschicken.
Wann von hauptleuten geredt wirdet, soll er sagen, das wir
herxog Christoffern zn Wurtenberg sehr woll für einen hauptinan
leiden wollen ; wann aber hienidden in diessen landen etwas sich zu-
Inigo, und herzog CliriBtolT unsern söhn landtgrave Wilhelmen fiuh-
stitiiiren wolte, so mögen wir solelis auch woll leiden; dann das wir
tins vor nnser personn daran verpflichten selten, ist uns weil wir
ohne undcriass das podngro, den stein, und andere krankheitcn fnolen,
iinmiighcbcn; so aber wir mit unser personn etwas darzu tkun Iconton,
sonderlich wann die Spanier kernen, und ein grosse gewaldt vorhanden
were. woUon wir an alle unser raiiglichkejt nichts lassen erwinden.
»Die anläge betrefTendo, soll er von unserntwegeu niaclit haben,
Wann es dantu kompt das darvon geredt wirdet, uns anschlagen zu-
lassen «ff acht nionnt, und iden mnnat besnndem zwanzigk thausent
giilden; wo es aber uff fünf und zwanzigk tausent gülden kommen,
die wir monatlichen erlegen solten, soll er soUichs nicht mehr als
uff sechs monat bewilligen, also das uff das erstemahl ein ider eini-
gungsverwanter zwenn, oder snini hf>chsten drey monat uff einmahl
erlegte, aber die uborigen monut soltnn zu uiidorschicOtlichen Zeiten,
^_^und danach es die nottiirft en'ordert, erlegt werden.
^p Also konten allewege mit funfxebon thausent gnlden ein thau-
^^sent pferde woll erlialten weiden, wagengoldt, furteilgeldt, und anders
mit eingerechnet; solt aber der kriog longcr iils die sechs oder acht
monut wehren, muslo man noch verlliessung der erelen vier ()dor
fünf inouat zusammenkommon , und also in Zeiten bemthsclüagen, wie
sich weiter in die sache zuschicken.
In «Ucwoge aber deucht uns gutt sein, das man mit rcutera
stark und gefast gnung im feldo woiv, dann die reutor das herz im
felde ist.
Es soll auch dio ganze macht des anschlags nicht umb geringer
plackerei willen gcbniucbt und iiffgevordert werden, sondern uP" den
fall, da ein turst, gntve oder Stadt mit hercs craft überzogen wurde;
doch wann sich gemeine liendel zutragen, möge dem beschwerten
mit Torschriften, und durch andere zimhche wege zu hilf kommen
II werden.
^^ Was auch an landen, leuten, gckle, munition, geschutz, und
^" anderm gewonnen, so mon zu fehle ziehen wirdet, soll pro rato nach
dem ein ider, so in der oinigiing ist, hilfo leistet, gethcilt werden.
' Es ist auch bevor allen dingen vonnothen, das man mit Franck-
reieli einen neben verstindt liabe; dergestaldt das der im notfail mo-
natlich fünfzig thausent gnlden oder cronen erlege und djis wir, die
^in südlicher eynigung wercn , Franckreicli hinwidder, so er überzogen
rurde, drei monat dreythausont pferde underhilten, den anritt mit
I
94
Bdtagen, UV. LT. 1502.
cingeroc^ot, doch das da^ gcldt erlegt und in Fnmckrcichs und nicht
UDäerm. der verebügten uumeii t>olUche Pferde boworbca vurdcn.
Also koudt auch mit Engellandt noch gelogenheit gehandlet
werden, doch das es modcrirt wurde, dcrmassen das Kngellandt im
fall der noth diesscn vereinigten blenden die heLfte, oder zwei drit-
theil sovil SU hilf thette, als l:'ranckreich, und vir dargcgeu Engeln
laudt pro mto auch sovil hilf leisteten.
Es bedcucht uns auch glitt sein, dos die gebnider herzogT:n ni
Sachssen m Weimar in diesse värst«odtim8 bracht wurden; doch
di alten saclicn nicht gemeint, oder in dies&c verstendtsos
werden, wie dann auch darauf di bumltnus nicht gcscheen soll.
Darnach wann die cinigung uffgerioht wer, kondt dem Chor-'
fiirsten zu Sachssen angezeigt werden, das er sich in keinem wegk
für solcher vorain beseiten dorfe, und ime darbey angemuttet werden,
sich in söllichen frcuntlichon vcrstandt auch zubegeben, dann wir
inen gern dar in betten, weil wir uns lu ime alles gutten ver-
sehen thetten.
Das dietiiio zusammenthuung nicht ein ainlgung soll gen<
worden, wußten wir nicht, wüs ursadien halben soluhu nicht geschi
8olt; dann es hctte je die landlsbcrgische ayuigung noch einen sol-
chen namen, und wer dos wortlein a^-nung nit ein verhaster Dato.
Copie.
LV.
Philipp an Christoph von Württemberg.
len«
een"
8. »Snt
Unser freundtlich dienst u. s. w. Wir haben euer
schreiben undcrm dato Nürtingen den 25 Fcbniarii sampt
inligenden zettel, auch den da rbei verwarten neuen zejtiuigen em-
pfangen, gelesen, und daraus vemommen, das euer Lieb l}ey des
von Gwisse gewesen, und das euer Lieb gute hoffnung haben, das
sie sich bekeren werden, u, s. w., bedanken uns freundtlich, das uns
E. L. die dinge sc froundtltcheu vermeldet.
Das nun euer Lieb gute hoffnung haben, das sich die von
Guisse bckercn, werden, wimsdion wir von got das CS goschce; wir
thnn aber als der sorgfeltige, und besorgen, das es des cardinaU
ernst nit sey, sondern darumb angefangen, sich mit euer Lieb zu
underredden, die ander parthey in Franckreich jegen die Teiitscbea
vorhast zumachen, und da sie mit sollicher [jarthey hindurch, wuidea
sie leiclit den tiberigen Üioil , der da mocht der Äugspui:giachen Coa-
fession sein, auch ans Franckreich ausreuten. Zu dem bewegt ans
gar sehr, das der cardinal viel christlichs blnts hat vcrgicsscn lasseo,
da er woll gewusl hat, das inen unrecht geschcon; darumb desto
weniger zu gleuben ist, das er sich bekeren solte, dan wir gar seltea
gelesen, dus einer der da wissentlich Christum vervolgt, und sovil
bluta der Christen vcrgissen lassen, widdcrumb zu der worfaeit gö*.
j
BeiUgcn, I.V. LVI. 15C2.
96
were. Ob woU Paulus auch ein verfolget, so schreilt or
s, er habs unwUsent gcthan, und umb das vatterlich gesctz
eifert.
Wir zweiveln aber nit, euer Lieb, als eia weisser verslendiger
christlicher fürst, werde sich in derae voll furgesehen haben, irue
dem cardinall nit zu viel zuvortrauen, auch sonderlichen den konnig
von Navarra und denselben anhang, die dannost sich orzeigen, das
sie leiden mugeu, das das evangelium gepredigt wirdt, in guttem
officio erhalten, und nit vor den köpf gcstossen; denn es kondt woll
der Cardinal als ein geschickter listiger mensch allein darumb fiir
gutt angeselien, er mit seineu brudem zu Euer Lieb zu kommen,
uff das er euer Lieb jegen dem konnig von Navarra und des anhaug
verdechtig machte, und gloniren mocht, er und seine Iruder weren
grossem vertrauen und in treflflicher handlung mit E. L. und den
eutscheu fursten, desto mehr dai'mit seine portbey in Frauckreich
steh zubehalten, und also einen uu willen cn-egte, des er als ein
weldt veiser selbst lachen wurde; aber wir zweifeln nit, euer Lieb
werde, wie obgemelt, sich in deme woll furgesehen haben.
Oottes macht wollen wir nit verkürzt haben, das es kommen
mocht, das sich der cardinall bckcrete; so es aber aus rechtem eifcr
und christenliüliem herzen und enist geschieht (wolchs wir doch
schwerlich gLxubi.'n,) ist es woU vor ein mirackel anzuschreiben.
^^ Cople.
^iö
Hl. April
Kiri-Iihkin.
C
LVL
Philipp an Christoph.
FreundtUcher lieber vettor etsc. Es hat uns der pfaltz-
grave Churfurbt gesehrieljeu , und darbey zugescliickt, was
ein schweizer von Glariss, Hannss Allcmann, für ein scltzam be-
cgung vorgehapt; ist gut, dos er gefangen, und üciu belohnung' krigt.
Sein Lieb liut auch post scnpta mit eigner handt in denn bricf
'geschrieben und uns zeitung zugeschickt, wie K L. hirneben zusehen.
Soindt warlich hose zeitung, und ist zubesorgen, das ein greussliche
Verfolgung, t3Tannei und blutvergiessen über die so in Franckreinh
das EvuugL'lium bükunnen, gehen werde; und do die zoitungea also
gewiss, haben wir wenig hufTuimg, das K. L. wolmeiidiche handlung
bei dem Cardinall und dem von G^iss etwas fruchten werde.
Üas Coneilium schleicht immer fort und gehet in seine craft,
lind haben ohne zwoivel uichtd guts im symio, die AugspurgiKchen
Confessionsverwanteu aber schweigen still, llnm nichts durzu. Haben
warlich sorge, wo nit darzu gethann, es sey mit rccusation oder
andorm, was vor gutt bedacht, es koimdt den Augspurgischen Con-
feasionavorwanten zu unwidderpringlichem uachteil gereichen, wero
darumb gut das die Äugspurgi sehen Confessionsverwanten ire bot-
schaft zu häuf scliickton, und ilio recusütion, oder was gut gethann
eolt sein zu wicddertrcibung <)es concUii, in steiton vomemcn.
«
96
Boilagen. LVI. LVTI. 15C2.
Wie wir heudt zu mittago liior gein Kirchhain Voramcn, und
noch unser vestennng Giosscn, dio voUcnt auszubauen, ztchon wolloi
ist dnctor Mumlt zu wn» koramen, hat uns credenz von koo. W.
Kngpllandt wegen zuj^estolt, auch geworljent "i'l *'«** ^'■'i^ ime zue
antwort geben, finden E. L. hinielten alles zusehen. Diinkt uns war-
Uch, weil sich die konnigin also christlich und freuutlich erbeut,
sie nit auKzusuh lagen seie sondern sie ehrisilich und freuntUch
anlwurt, und sie in gnttcm officio erhalten, nnd sonderlich m
zu!?amnieiikimft der recusation vortgengig sein winlet, sie zuve
das man wolle ir solliche recusatiun sclihft. oddtT waa bpschl
wurdet, zusf^-liicken , und goUichs nit allein in Schriften, sondern ein
personn ofler zwo, di woU geschickt, mit den Schriften hienoin sende;
ilas sie die konnigin nach notturft informiren können.
Wu3 nnn E, I^. bedenken in diessem obgemeltem allem
wirdet, wollen sie uns frountlich und fnrderlich hericlUcn.
Copie.
DO
Iff. April
Lvn.
Philipp an Chrifitopli mutatis mutandia Friodrioh.
Frenniitlicher Iiel)er vctter otsc. Es ist itzo unser die
Clingelbergor der auH Püriss am negstvorgnngon Montag den
13'"'*Aprilia geritten, heut Sonnabents alhie zu Oiesseu bey uns an-j
kommen, und uns aiigezctgti wie o. 1. inUgcndt zusehen, auch sein
bestelinng gewiesen, darvon wir E- L. belliegendt copien zuschicken
Hören ganz ungenie, das sich der tumoldt in Frnnckreich als
zutregt, denn wir snrgen, das es Frandu-cicha verterbeii sein werdlj
So auch die iMi£>isten recht behalten, es ein aiUass geben, das geg
die ieutsche nation auch also gehandlet werden mochte.
Dnrumb doncht nns vnps erste nutz nnd gut sein, das e. 1. nn
der pfaltzgrnvc Chnrfurst lurderlich Irer verstendigcn rcthe etzlio
uffs eilendeste in Franckreich schicken, sich in underhandlung
zulassen zwischen dem konnige zu Frankreich und derselben pu^
thei, und dem prinzen von Conde, Admiral, und den andern, oli
gott gnade wolt geben das dim^h soUicIie underhandlung mocJit d«
b)ut vergieasen verkommen und die sachon vertragen und gestill
werden, ilas der prInz von Ccnde, der Admirall und anders wiode
zu gnaden uffgeuommen, und ilas Evangelium nicht ausgereutet ;
thetten e. 1. ein gross gut werk an, wciclis ohne zweivel gott hundeii
foltig belolinen wirdet. Wollen e. 1. nun, dass wir auch ©inen niilt
schicken selten, welchen platz nns dann e. I. anzeigen, da wolle
wir denselbigen hin vernnlnen.
Darbcnebcn bedunkt uns gut sein das das kriegsvolk aus tenfr
scher nation dem piippistischon theil nicht zugelassen, sondern rta»-
hindert wenlc, sovil mngUohen; anch an den Rein fahren und andern,
orten sovil mnglichen verkninmen werde, das das tentscho krieg
LVU- Lvai.
97
tk da niclit Iiienein in Franckreich kommen muge. Bitten liierauf
Ij. furderliche antwort und fipountliches bedenken, dann wir iiit
meint sein, den unsom imvergonnnen wider die lehr des K^iiii-
lii, die atiszurouten , zudienen. Euer L. freuntlichen zudionen otso.
Co|»ie.
^^^P LVHL
^^^^^ Philipp an August.
Freundlielter lieber vetler etsc. Als wir e. L. underm ,. j, ei i.
to Cassel den 7. MaÜ gescliribeu iind darbey allerlei saclieii, '^'"'' *•">•*
LS der Pfaltzgraf Chtirfurst mit eigen liandcn uns gcschrii»en, mid
n convolut darbeneben ubersohiokt, so uns der von 0.jue8 an e. L.
gestelt, mit fernerer Vertröstung, das wir o. 1. henmciier di übrigen
idem und anders mehr bey einem unser reitenden botten zufer-
;en wollen; demnach schicken wir o. 1. hirbei di übrigen credeni
td in laleinißchor und doutsoher Rpnioh zu, und auch was der von
juea an uns geworben und wir daruf geantwortet Haben aucli
nstcD allerlei mit ime gored daraf er ans berichtet wie e. L hirbei
sehen.
Nun wollen wir daruf e. 1. zu gemut gefuret haben, weil der
inz von Conde, der Admiral, und ezUclie irer j-arthei von konig-
ihem geUut el)en si^ wo] als der gegenthoil, und von rechts, pü-
heit und der krön Franckreich geliraiich und lierkonimcn nach im
^ment; und du es au dem das dor kuuig und die konigin mutter
strlokt sein sollen ; zu dem di mandaten, deren sich in religiona
eben verglichen, hinderhalten, di nit ausgangen, noch gestatct
5rden wollen, das es nachmals bescheo: so haben e. 1. veinunflig-
ihen nach erwogung dieser Sachen gelegen heit als ein christlicher
iTstendiger Churfurst zugedenken das dem von Conde und seiner
llihei durch den jcgcnthcil zu dem vorncmcn nicht geringe ui-sach
igebon; isst auch vast der hislorien gleich da Liciniua und Constan-
tus vor Zeiten in el)enmessigem regimenl wahren, und Licinius
Q Christen und die religion zuverfolgen understand, das ConeUntinns
,rdurch verursaclit widder inen zuzihen; wie dan auch emielter Con-
mtinus den hicinium cndtlichen darüber zu totlt schlug.
{Fertigt ihm ein Briefconvolut vom Herzog Christof zu, enl-
iltend Zeitungen; welche er, der Landgraf gleichfalls empfangen.)
Als aber e. 1. in soUichom packet ein tninslation
lies franzosischen mandats, so im namen de» kouigs von Fmnck-
ichs zu Parisa denn B'*"^ Aprilis ausgangen sein soll, finden wei-den,
T in under andenn gemeldet wirdet das an dem niclits, das die
rstcn und herrcn die bei dem konnig und konigin mutter sein,
on den konnig und die konjiigin mntter widder ireu u-illen in
sn henden gefangen halten, werden e. 1. uss dos von Onuess an-
ige gorath das gegen&piel befinden, und das es mit snilichcn ein
7
rtlÄgea,
P
.... (unleserliclies Wort) und der jegenthoU zu .seinem vortheil
fflondat hat uasgehen lassen, und ist der Ursachen halben woll
glauben, weil >ler grcmse canzler in Franckroicli , dem von Coa
und scinf^r paiDici vcrtrcuÜchcn vermelden lassen, wie wirs
dcrgu^ialt c. I. zucrkuunen gebcu, das der küunig, und die kounigui
mntter dermassen eiiigebalten^ das sie zu allem deme, wa» inen xn-
gezeigt und fiixgepracht urirdet, Amen sagen müssen, wie dan auch
der jegcntheil das konnigliche sigü hctte, und sich des zn seinem
besten und vortheil gebrauchete.
Conoept, ununtersclmeben (unvollendet?), molirfadi porrigirt
LDC.
Philipp an Friodrioh.
(Sdiickt ihm zwanzig Exemplare des Cond'-schen
festes in deutscher Sprache gedruckt zu; ist crbüiig, au/ W
dem Kurfftrston mehr xu senden-l
Zottel: (Tns hett gut gedaucht das der prinx von Condo tmd
seine partliey auch teutsche reuter angenommen holten, dann eaa
lieb werden sehen, kommen zwei thauscnt teutscher pfewlt, so recbt-
schnfTon sein in Franckreich, das sie den Condischen, wann sie nit
auch mit teutschen rcutem gcfost sein, grossen schaden thun werden;
und gltinbon, wann es domo von Conde und seiner parthei übel gehn
aolte, da doch got vor sey, es werde an uns gedacht werden, uwl
das man gewoldt, das sie die Condischen mit teutschen reutew
woren gcfast gcwesson; ist auch zubeaorgen, wann die religion in
Franckreich gedempft, und die papisten ubcrhandt bchilton, die kagel
mochte weiter laufen.
Copio.
LX.
Philipp an Christoph, mutatis mutandis an Friodrioh.
\\u'Jd*lt Unser freundlich dionst etsc. Nachdem vir sehen,
a. j. »ITT«, das dio geistlichen grosse funlerung thun denn Papisten in
Franckreich das inon leuto zuziehen; zum andern, das wir sehen,
(las das Conoilinra ein gross ufsehens uf dorn handel in Frauolr?! ti
Imt und ohne zwoifel da die Cliristen in Francki-eich 8oltcn iiivIl-:-
ilnickt werden, das das Conciliura desto härter schlicsscn, BracJiii
Seculai'e anruffen und gegen uns Teutschen mit der tliiit ufs
liebste auch furnehmeu werden,
So betten wir nicht vor ungut angesehen das den Cliristen
Fra:ickreich a\ich huelf gcschce, das der Pfidtzgrave Churfurst «wenn.
E. L. zwenn, desgleichen wir zwenn ridtmeister verordoeten, <)
jeder vierthalb humlort tcutsclier reuter annehmen und inen zni
und das man soUiohcn ridtmcistom otzlicho tausent gülden vorv '''
o
Beilagen, LX. LXI. 15ü2. 99
uf das sie in Franckreich mochten kommen, und darnach in derer
foesoldung und bestallung angenohmen wurden; und das dicselbigen,
wer sein vorgestreckt gelt under uns dreien wieder wolt haben, uns
das bezahlet©; dann wir warlich besorgen, selten jene teutschon reuter
liaben und die evangelischen nit, mochte es inen schwer fallen.
Was nun E. L. bedenken darin ist, wollen sie uns anzeigen,
soll an uns etzliche zuverordnen kein mangel sein, auch an vor-
setzuDg etzlichs gelts; und da es E. L. gefallen wurde, so mochte
man es eilendts die evangelischen in Franckreich wissen lassen, das
sie jemandts heraus schickten rait bestallung und gelt, ein und zwanzig
hundert pferdo anzunehmen.
E. L. frenndtlich zu dienen ctsc.
Copie.
LXI.
Hotoman an Philipp,
Durchleuchtiger hochgeborner fürst, gnedigater her, es ;. joni
liaben mich der Prinz von Conde, der admiral und andere «»«»«1™«,
fursten des orlienssischen kriegsfolks abgefertigt, und bin gestern
abent anhero gein Straspurgk kommen. Als Ich zu Orlienz abge-
zogen, welchs der 29 Mali war, seindt die sachen in dissem stände
gewesen.
Es wolte der Prinz von Conde den 7. Juni nach mittage von
Orlienz abziehen und seinen lager verrücken, niclit derhalben, das er
albereits zum kriege gnugsam gefast sey, sondern das er mennig-
lichen zu gefallen wcro, dan jederman rufft und begert, das er sein
kriegsfolk nur eine meile wegs hinaus fore, alsdan werde jeder-
mcnniglich zulaufen.
Er hat uff disse zeit bey sich zum wenigsten funfzehen thaus-
scnt zu fuGSs und fünf thaussent pferde; mit geschuz und anderm
darzu gehörig ist er nichts gefast Es seindt aber die evangelischen
(soviel man aus menschlicher vemunft abrechnen kan, und mit Ver-
leihung Gottes) den Gwisianischen an der zaal des kriegsfolks, an
dapferkeit, an gelt, auch an begirde zuschlagen weit überlegen, dan
es haben die Gwisianischen beynahe nichts von kriegsfolk als pari-
sische sacktreger, trösser, koche, hudcler und ander lose gesinde,
welche zu ehister irer gelegenheit nichts anders im sinne haben oder
begcrcn, dan die stadt Pareis zuplündem; darnach werden viel von
hoff sich zu uns begeben, deren namen icli in dissem meinem schrei-
ben nicht nambhaftig machen wil; were ich aber bei cucrn fn. gn.,
■weite ich iro alle geheime dinge sagen.
Weiter hat die konigin heimblich zu unsem furston ein bot-
schaft geschickt, imd durch die barmherzigkeit Gottes gobottnn, das
ir halt hilf geschcc, dan unsere feindo hetton sie straiiguliron wollen,
sie geheissen eine fiorenlinor und gedrauet sie zucrwurgen.
7*
100
Bei tagen f LSX 1562.
Es hohen der herzog von Gwiec, der Conncstabte and dor mar*
Bohalk von Sanct Anndre uff bogoren des ßapsts und des konigs «i
Hispauieu^ auch zudcrKelbigeo gefalleu ein ofTeutüche dodaration dss
catholischcn glaubons zuthun, dem konig und der konigin den vierten
tag Thlaii ein suppllcation übergeben, das alle furstj^n, stende, und
andere des konigs underthanen sich der conTession von den Scirt»-
niBten aus den artickeln der catholiftchen apoetolischen und romisckea
kirchen gemacht und gezogen underschrioben, und iK'elche Bolchfi
woigcrton aolten des konigrcichs vorwiossen worden. Sollicher sup-
pliuatiun, aucli des Prinzen von Coude darauf gethanor antwort. im
druck verfertigt, bin ich teglich gewertigk, und hat mir der Prini
Ton Conde bevolilon, eucm f. gn. soUicbs zuzeschickon , damit euer
f. g. sehen muge, vafi gestalt mit denen fridde gemacht wertleo
könne, 'welche in ganz Franckreich nicht einen einigen orth le«)tg
gelassen, da dio wahro rcligion frcy gepredigt worden moclitc
Es hat der BapKt den Owisianischcn allen monat fünfzig tbaiis-
seut cltronnen zu bezalen zugesagt, hat auch albereits die erste l>e-
zaluDg erlegt Die Schweizer, so papistiech seindt, haben den 22. Maii
uff dem gehaltenen tage zu äolenüiurn dem feinde sechs tliausseni
zu fuess zuacliicken l«ewiUigt, und ist Kroliub desselbigen kriegsvc'IkB
obrister. Aus Hiapania werden auch sechs thaussent ?m fiiess nnd
ctzlicho rcutcr geschickt, welchs dorn admiral von hoff zwen läge
zuvor, chir ich zu Orlienz abgezogen bin, kunthar gemacht wanlt,
haben auch des andern tags, das sollichs also war sey, aus einem
aufgefangenen schreiben verstnudeu, darin dem herrn von Burien,*'
giibeitnm in Aijuitania, hovolen wal^U, demselbigon kriegsvolk ent-
gegen zuziehen. Als snllichs Monhiocius, der fumembsl kriegsnunn
under den Papisten, ürfiwen, ist er mit etzlichem kriegsfolk nahe an
Tholosam geruckt Da seindt die evangelischen burger znm rathans
gelaufen, und das gcschutz zu sich genommen; so haben die papisti-
sehen die pforte und thore eingenommen. Es ist aber durch eti-
licher leute undorliandluiig widdemmb fridde gemacht worden, nml
als der fridde gemacht, und die waffeu hingelegt, haben die Pa-
pisten der alten regel nach, da» den ketzern kein glaube gehalten
worden solle, dio uiiseru imverwamt und urgenistet überfallen- &
ist Monluccius widdemnib ab und ziu-uck gefordert worden, weJciw
in einem tage ein thaussent sechs hundert imd fünfzig porsonen e^
wiu^ und auch wol soviel gefenglieh eingezogen hat Als soUiefcfl
die unsern erfaien, seindt sie ganz betfuebt worden, und ist der*
Andelot in das drittagige feber gefallen.
Es hnhon die SorboniKten mit dem Parlament zu Pareis ein
friddcn gemacht und eich miteinander vcrgliechen des artibels halb
das der nicht vor ein konig zuhalten soy, welcher von der
scheu kirchen abfolt, sonderlich weil der konig zu Fi-ajudcreit^ ge-
nant werde der ailorcliristUehsto konig, und ein orstgoliomer solio
•) Horie.
UeiUgen. LXI. 15G2.
101
"iier roiniBclien kirelieu; ob welcher der Sorbüiiisten vergleichwn(j und
Schliessung die iiupislen durch j^anz Frnnckrcich ein grosso Zuversicht
geeebopft haben, also das i\i Aiigiers die iiuscrn^ uls sio Ire \\'ohrc
hiof^logt, und friddc gemacht^ von den Papisten unrersehcnlich ubcr-
fuUon und erwürgt woi-deu sdnJt. Die vomembsten unter don Pa-
pisten riefen, es lebe unser konig der von Owise. Sie schemcton
BLch auch nicht, ufT iren bolmlein seidene foltzeichen von geler und
roter färbe zufuhren , welche zwo färben deren von Gwise und L<tt-
ringen l'arbe seindt, Die von Pareis sagen olTentÜch, uian solle die
koiügin in ItJÜam suhicken, und das sie keinen kn&ig haben wollen,
er sey denn cathoHsch; es sey inen aber zu einem kouige gegeben
von Gott der grosse konig von Gwisse.
Icti kann nicht umbgohen euer f. gn. zuberichten, das euere
fürstliche gnaden die dinge von der konigin, dan-ou ich hirobon
moldimg gethan, welche in grosser gefar gewesen, das sie nicht von
den G wisionischen strangulirt wurde, in des Prinzen von Condo ant-
worte wilche er neulich zu drucken bevolen hat, lesen werden, uff
daa euere f. g. hu-an keinen zweifei tragen; es wirdet auch mir in
d^i crcdenzbrievon , so ich in kurzem euer T. g". zuschickon wil,
von soUichem under underni euer f. g. zuberichten bcvolon; ich be-
zeuge mich vor Got welcher mich alspalt wan ich liege undei^eben
laSBe, das ich selbst vom bischuß' von Valenz, als er gein OrüeoK
geschickt war, gebort habe, das er disso worto sagte: ob hat mir
die konigin gesagt, sie haben miuh stranguliren wollen, und drauen
mir zum ersten die gorgel abzustechen; also bringt die konigin tag
und nacht hin in schreien und weinen und liat nochst Qot olle irc
hoQnuug uf den Prinzen von Conde und den admiral gesetzt.
Vom konig zu Navarra darf ich nichts schreiben, dan man hdfft,
©r solle laUt dio tyrannen verlassen; miüer zeit wollen wir inon
nicht ungroifcn oder verzuruen; so hat man auch ein hoünung zum
Conncätable.
Die konigin von Navaira, die bctrtiebsto undcr allen weibern,
ligt zu Vendome verborgen, kommet zu niemants, ist tag und nacht
in bckuuunernus uud bringt die zeit hin mit klagen und weinen.
Sio fragte mich vielmals, was ich vor ein hoffnung zu den deutschen
forsten hotte, ob sio nicht versuchen wurden, diss konigrcicli Franck-
reioh von einer solchen tyrannei zucriosen.
Nachdem sich uuu dio dinge :ilso erhalten wie obgemelt, als
haben die stende zu Orlienz vor gut angesehen, von euer f. g. hilf
zu twgeren; dan wiowol sie ein raehrers, besser und getreuer kriegs-
folk haben, als unsere feinde, jedoch weil sie bedenkon, das der capi-
tain Frolich sechs thaussent Schweizer, der von Thiren sechs thaus-
sent Spanier, der von RogendoilT drey thaussent deutscher pferde,
und der Reingrave zwölf fenlein kneclit dem feinde zufuren, und das
der Dabst und dio bischoffc mit gelt hilf thun, so liaben sie be-
schlossen, auch frembtor fursten hilf zu begereu; derwegen sio auch den
freyhern von Ühon zu euer f. gen. abgefertigt, welcher aber umb dor
102
Ikilagon. IJCI. 15
imsichorheit ivillon niolit mehr als ein schreiben an don Pfalxg
GImrfurstcn mit sieh gehabt; die ander© fichrcibcn, welcher au
zaal sechs tind zwanzig waren, srlndt uff dor pfpRt gcin hr-tm ^~
schickt woi*dcn, uff das sie dadannen durch dio schweizoriöLhe pysj
weiter geschickt wurden; es ist aber der bot nach dem willen Gott
weJcher alles regiert, niddei^elcgen, welchs uns nicht wenig
bummert gemaclit; dnn es hielten viel brievo an die SdiwoUer,
g:Ieicheu an die deutschen furston; derwogen ist bedacht worden, die"
bricfo in andere wego zurecht zuschicken. Also ist ein junger Deul^
scher vom Adel, Chunradt von Schombergk, nff der post abgefer
worden mit einem credenzbriof an Pfnlzgraven Chnrfursten ; die ;
brioro haben sollen kommen durch Burgundt und cinsthells du
Scluimpanieu und Lotrlugen. Der Bot so durch Burgundt reiten solli
ist noch nicht ankommen; so hah ich auch allhic von dem Sehe
borgk nichts geliert, ich hoffe aber, er sey zu Heidolbcrgk gewe
Dom aber sey wie ime wolle, so hab ich diosses in bovehlich:
Es begeren die stende zu Orlienz, das euer f. g. durch
barm herz igkoil Gottes inen zu ehi^ter zeit wolle etzliche reuter
hilf schicken, und dioselbigon ctzlieho monaUi besolden, der
das euern f. g. alles gelt, so hirzu ausgewendet, getreulich widd
gegeben werde, darfur sie die stende euern f. g. alle iro gutter.
weglich und unbeweglich, verpfenden; dio stende bogeren suUichs i
heftig und crapsig, das sie auch mehr nicht thun konnten; sie to
stehen sich auch, es werde der allerohristlichste kouig und sei]
frau niuttcr die konigin euern f. g. darfur sich dankburlicli erzeig
wTipdon aber sie dio stende von dessen von Rogendorffs und des
graven deutschen kriogsvolk undordruckt, und inen von den evuge-
lischen fursten kein hilf gesoheen, so wollen sie protestiren, das
in irer gerechten und pillichen Sachen zu erhaliung der religion, '
konigs und des vatterlandts hilflos gelassen worden seien; soviel
belangt habe ich sie olwege getn^slet nnd gesagt, sie sotten in g
iioffnung sein, es wurde e. f. g. inen hilf schicken; dergleichen ha
ich auch dem Pfulzgraven und dem herzogen von Wirteubergk
schrieben.
Ich bitte den almechtigen Got, das er euere f. g. zur erretln
und beschirmuiig der ktrchen in Franckreich, des konigs und
frommen konigin erwecken wolle, und so euer f. g. hüfe thun wollen.
musB sollichs furderlich goschecn, es sey dann das ir wollet, djis eud
balt zuerkeunen gegeben werde, das dio stende schaden erlitten;
des ungincks einsteils in Deutschlandt (da es Qot nicht verfafiti
kommen werde.
Damit Got bevolen, zu Strasspnrgk den 7. JunÜ Anno
Ich bin vom scUroiben müde, dann ich habe auch gleicher i
stalt dem Pfalzgraveu und dem herzogen von "Wirtenbergk gesclmcteti,
bitte dorwcgen undorthcniglich, e. f. g. wolle von dissen dingen
fursten zu Sachssen berichten, das sie mich entschuldigt nemen;
haben Fotrum Ciarum abgefei-tjgt , sie wissen aber nicht, das
BoüagoD, LXI. LXII. 15G2. 103
Rclbigo von ganzem herzen gut Gwsianisch ist; so wirdet iiiio auch
der Prinz von Conde nicht glauben; begere das ßollichs Ire f. g. er-
faren mugen.
E. F. G.
gehorsamer diener
üebersetzung. Hotomannus D.
Lxn.
Hotoman an Landgraf Philipp.
Illustrissime princeps, clemeutissime dömine: Intellexi 22. juni,
ox literis D. Burgrauii Baronia a Dhon, (qui nuper Legatus MtmsHbnrK.
procerum Äurelianensium apud C. V. fuit,) quam sancte et quam pie
C. V. parata sit nobis subsidium mittere. Qua de re statim illis pro-
ceribuB rescripsi: vt eorum animos externis Hispanorum Helvetiorum
et Germanonim copiia nonnihil fortasse territos ad mehorom spem
excitarem. Volo etiam C. V. gratias immortales agere, quod primus
incipias lAilitem nostra caussa conscribere. nam alii principes vici-
niores semper nobis respondent, se idem faoturos ({uod alii: sed prae-
terea nihil Ita quinque septimanae in ista tergiversatione abierunt,
cum nemo ülorum tenincium adhuc erogarü: tametsi proceres nostri
quamvis hypotbecam et cautionem illis offerant. Ego certe dolore
animi commotus, coactus sum nonnuUis 6cribere, illos idem facere ac
si quiB domum vicini sui conflagrantem abpiceret, neque subsidium
vUum afferet: sed rogatus de ope afferenda, responderet, se idem
facturum , quod alii vicini , atque interea domum incendio ardere
sineret Demonstraui etiam pudendum esse, Heluetios ((jui pro rusti-
canis et agrestibus hominibus numerantur) paratos esse tantum sub-
sidii nostris mittere, quantum Papisfae Guisianis mitfant: atque hac
ratione deterruisse Papistas ab ifinere capessendo : lUustrissimos autem
Germaniae principes, qui toties Reginae et principibus Christianis
omnia amicitiae officia promiserunt nulla misericordia tantarum cala-
mitatum commoveri. nam quotidie ex vrbibus eiiciuntur Christiani,
i|ui vbi in militum insidiatonim manus inciderunt, spoliantur, vexantur,
et aut male multati ac vulnerati mendicare coguntur, aut in ipso
veatigio trucidantur. Praeterea Tyranni Gallici quotidie contumelio-
sissime derident principem Condensem quod aliquid spei in princi-
pibus Germanis posuerit: a quibus jam se frustratum videat, et possum
sancte hie aqud C. Y. confirmare, principis Condensis animum nulla
re aeque tentatum fuisse. Seiet enim optimus princeps dictitare, se
non petere a principibus Germains vt illi dono dent aliquid pecuniae,
aut ad Stipendium de suo conferant et mUitibus persoluant: sed vt
«juauis cautione et hypotheca accepta, non graucntur Stipendium vnius
aut alterius mensis praenumerare: quod postea ipsis fidelissimc reddotur.
Quare suppliciter a C. V. peto quaesoque, princeps Illustrissime, vt
aliorum principum cunctatione ueglecta primus hunc lionoris Üorem
decerpas: et ante omnes Equitum ac peditiim aliijuot copias celon-ime
in fines regni mittas: neque aliorum principum responsionem spoctes,
104
IteilaKOn, LXIJ LXIII. 1M!2.
qiii seinpor aiunt so oxpeetare i|ui(l alii facturi sint. E So
nihil pxiKHilurö possiim: vtpote (|iii ninüiim procul absiut Quaiitiini
ad (liices itinorifl, nos jam prospcximus. Habomus 20 nobÜea Lothi-
nngos, <}ui nobis viam ccrtissimam dcmonstrabunt: et do oommeatn
providehiint. praoterea Trecenses (id est incolae vrbia 'quae Tooatur
Troies cn diampagno) tantiim moas literas expectant: vt Trbem susm
occupent: vt Germania praosto esse possint . tbi est magna copia tor-
meiitonim, H pulveris. deindc miilta sunt alia mysteria, rjnae nun
audoo duirlaQ et atraraento cüuimittere: poterit C. V. ali<|uid iliiunarr,
do üalüna et |iuUis. Hoc cum fpiingentis eituitlbus tarn facile est,
»jam cum centnm millibus. Si C. V. dignetur hoc subeidium stnlioi
mittcre, volo ciuciatus omncs subire, nisi Regina et nostri procere*
do liberia Cc!. Vcstrae -luamoptime et -iiiam liberalissime morenntiir.
Memini enim, cum Oci^niiis dir-eret Aniinillio, Kulliiin babetis melK>-
rem amicum Ilhiatriss. liand^raiiio: rcspr^ndissc illum, Si viuam conh
poriot mo gratum et memorera: saltcm in suis liberis: ä ipdos Col-
situdini inseniire iion possim. Ita-jue, no multis C. V.äm morer,
itcruin at-juG iterum suppliciter a VoT'is peto «juaeso'iue, vt omni mora
praetemiissa, omniiira ctiam alionim principum emisaa et inexpectaa
rcsptinsione, C. V. atatim subeidium Dobis mittat Interca Deum opt
max. orabo, vt lUustrissimam fainilium veatram spiritu suQcto
g:ubernet
niuBtrissimc princeps, ctcmcntissimc domine vale et salne.
gcntorati XXII Junü 1562.
ninetriBsimae C. V.
obsei^iuentissimns diena
Hotomanus D.
Original, eigenhändig.
Sn. 4h»I
I uvvpI.
Lxni.
Landgraf Philipp an Hotonuin.
TTnsera giiedigcn grus u. s. w. Wir liaben euer abennalfi
schreiben, das geben ist Strasburg den IG. Junii entpbnffeD*
gelesen; nun gehet es nicht so schlecht zu, wie ir meynet ui"'
eucli Bpoculiret, das in einer solchen eyle reuter ufgcbracht v. :
können, als wan os gemalto und geschnitzte reuter weren, wüti»f
uf oinmahl aus einem sack geschüttet worden konten, dan ir wisset
wohl, wan reuter ufgebracht werden sollen, das alda gelt und !*•
Stellung seya mtis.
Ea nimpt uns wunder das euer parthey so langsam »iir sacken
getlian , und sich nit eher nach doutschom krigsfolk beworben )uit
weyl sie so zeytlich im April den haiidel angefangen und gleichwoW
bis dahero ganz und gar nichts ausgerichtet und zugesehen hahea.
das Rieh die veinde von tag zu tage gestorkt, nnd nimpt idemuion
wunder, das eure parthey so lange zeit im iirmbnist gel^ien xaA
ganz und gar nichts ausrichtet haben, da sie doch im ersten stuta
Üuilftgeu, LXJIl. LXIV. IS
105
ads der voinJ gewesen; mcyiion oa muBse ein äimuliron darbey ge-
weet seyn.
Tr wittsot, was wir euch ;üwcg gcsiigt und auch ^sc^hritjen
halion, daß PCilx und Wurleiiberi;: tliun und leyateu wurden, das wir
auch öovil als ir einer thun wolton; dessen erbiotons seint wir auch
noch, und sol desfals an nns koin mangol soin; das wir uns iibor
allein in dou handol stocken solton, ist uns ganz bodcnklioti. Dirumli
ist von notheu*), inmassen wir ouoh hiebevor auch geschribon haben,
das ir dcshalbcn wcyter bc^' uns, sonder boy Pfalz und W'urtonijorgk
ansuchot und anlmltot; was dieäelbigen bewilligen und leyBion werden,
wollen wir, wie obgerurt, auch suvil thun, als irer eyner.
"Wir werden aber itzo balt zum pfalzgraven Churfarsten kommen;
wollen wir «ns mit S. L. von dissen dingen underrodon, und werdet
ir alsdann bericht onlpfangen, worauf die sache beruhe. "Wir besorgen
aber, es werde kein offeiitliclio hulf gcscheen , sondern dahin gehundlet
werden, das euer parthey zu rcutor und knochto guto bofmxiorung ge-
fichee, und etwj dcuselbigen pt/.litOi gelt vorgsstrockt werden mochte,
welchs wir, suvil das weit belangt, doch nicht gewis wissen.
Das wir euch u. 6. f.
Zettel: Wir verstehen aus eurem schreiben, das ir euch ganz
und gar uf menschliche hulf und macht verlasset; nun mus gnt
vertrauet sein; der ist der rechte helfer; der kau mit
wonigem volk vil schlagen; so seit ir auch uf euer seyten so
stark, das ir uf einen tag mit euren feynden gnungaam schlagen
könnet; so müsset ir auch andere vortheil suchen und euch deren
gebrauchen; wann man sich allein uf menschliche macht wil vor-
lassen, und nicht uf gott, so hat maiichor darüber s^:haden gelitten.
Zettel: Ir wisset wohl was für ein diaseution in dem arlicu]
de« nachtraals ist, da dau Wurtonboi^, pfalzgraf Wolfgang, Sachssen
lind Sachssen und beynahe alle fursten in Teutschlant , auch der
mchrer theil der stet, der parthey seindt, die man lutherisch nennet;
dicweil aber nun ilie franzosischen kirchen einer andern opinion soind,
ist die ursach, das sich gnr schwerlich dieselbigen obgcmelton fursten
und stende in hulf oynhisson worden.
Es nimbt uns wunder, das Engellant und die cliristliche orte
im Schweizerlaut, als nemlich Bern, Ziirich, Basel und die andern,
wilche doch in dorn articnl das nachtmal bclangent mit euch einig
seint, dem prinzcn von Condo seiner parthey nicht liulf thun: datum
vt in Iris.
Copie.
LXIV.
Iiandgrni* Wilhelm an Landgraf Philipp.
_ Kindlliche treu und was ich liebs und gnts vermag ider-
zeit zuvor, hochgepomer fürst, gnedigor und freundtlicher lieber
^.JhII
*) Im CoDoopt: von unnothcn; dies i»t liom Sinn nach das Riohtifce.
lOG
BfilaBfii, LXiV, 1562.
lier vuUer. Euer giinden l»efelch n«ch hub ich noben dem
und Simou tli Frjuzosen gehört. Der von 0<|U03 und Bar l»al
dieser saeh keinen Lefelch, warten allein uf den von Ändclot Der
Ton Andelot hat vorgelegt ein crcdeuz in gcnere an alle augspiu^
gischo ocjiifossiun verwanle rnrsten haltende, und einen oilTuen ge-
■wult, inlialta: das er maiclit hab in allen dingen, die goltsvorsacberuiij
und anders betreffend, zwschlisöen- Die Substanz Beines suL-höie i^
das der von Condi und seine mit^'erwanten Dioiehtcn in eil das teutäch
ki'igsvolk bekouunen; derwegcn ieh imo binwidder gesagt und W:
eingebildet alles ^\as e. gen. inHtructioUf bo sie mir behaudigt, w
we.yset, und was crpietcns o. g«>. sein, auch scaiderlich erindext,
c. gon. allein und ohne die andern nichts) thun werden. Das al
die Sachen uITer eil stehen und an hoichste gefor uit leyden miifr
diss adder jenes erstet und zuvor bei diesem adder jenem fursi
mit verwcilung xusuchen, u. s. w., davon hat er lange ausforung ge-
than. Und dootit ich e. g«ii< mit allem so derwcgen vorgelaufen ait
lang ufiialt, so hat er endlicfi e. gjn. eipieten, heUngende voreeUuiif;
der XXXIU'" III' XXXUI gülden halben, wclchs e- gp»- gethnn, s«ivpni
von riolz, aber IMalz, Wiirtenberg und Baden di andern xwen dnUen-
teil der ein hundert tausent gidden gleicher gestait (gegen notturf-
tiger caution) dargelihen werden, vor christlich, fnrEtlioh und eu
hohem dank verstanden. Er gleubt auch es werd desfaU an den-
selben andern Chur und fursten nit erwindeu, wiewul pfalz der *'" -
liinst dieser zeit mit gehle nit 80 wol stafiirt seie; hat ibintmb 'i. .
vorgcschhigen, das o. g^a. dem pfalzgravon Churfmston ein fursezung
seines antcils disü geldts zum teil thun wolteu, wurde Pfalz e. g«n-
dorwegcn guugsam versichern. Als aber vir ime soUiobcr vorsozung
halber kein hoifniung ziimaeheu geu-ist, hut er gesagt, woe so iai
mit dem anrith der rcutcr imd lauf des fiissvolks stil gestanden wenl<
solt, biBS eullichs gar riclitig bei diesen fursten gemaicht, so
siehe vielen armen Christen in i'ranckreich , deren tegUchs viel
gelcipt werden (und in wenigen inonatcn wol bia in etliche tausej
umbs loben kommen sein), zu lang verweylen, auch der winter de;
mehr herziilnufen; danimb bit er ufs hoichst, dioweil soviel an der
eil gelegen, e. g«« wollen under des, biss es k>ei den andern Chur
und Fursten abgehandlot werden muge, nnverzugUcli ircn halben teil
sollicher XXXiU'" Ul' XXXllI gülden imo alliie itzundcr crlegeu.
davon die reutnr und fnssvolk, wie er verhoiffl, tu anrit und Uuf
noch ticm muster jdatz baldt zum guten anfaug zubofordem, dan er
meinet, wan die reiiter den halben teil des anrit geldts itzo and-
pfingen, und inen das übrig uffim musterplatz neben dem ersten
monat soldts gegolten, wurden sie damit ufztipiingen aoin, Kur solch
geldt wil er oraim meines habenden gewaldts e. gen. alhie nit allei
fichrifftlich vei-siehern, sondern auch do di andern Chur tiiid
di andera zwon dritten teil soUicher ein hundert tauscut guldeji
bewilligen adder erlegen wuiilen, sich widder alhie mit seinem
einstellen imd so hing hie pleiben, bis das e. gen. sollichs darlei
Beilagoü, LXIV. 1502. 107
vergevissigt soien. Berichtet hirbei in ]iohem vertrauen, also das es
auch in hoichstem vertrauen pleibe, damits nit verhindert odors gcld
nidder geworfen werde, das inen aus Engellandt hundert tausent
£iigellotten zugesagt seien, die sie ob got wil verhoiffen furderlich
in Iren banden zuhaben bynneu teutschland an gelegenem ort. Er
vermeint dieses krigsvolk ganz sicher zupringen in eigner person zu-
furen bis gein Orliens. Der rutter bestaUung halber hat er licfcllich
sich mit den obristen einzulassen und zu vergleichen, und sagt ufi'
dem muster platz solt den reutem gnugsam caution, damit sie zu-
fridden weren, -widderferen, also das sie nicht ursach lietten sich
furtziehcns zuweigem, dan sie konten wol erachten, wo desfals den
reutem nit caution beschee, so "wurden sie widder zu ruck ziehen,
adder uf andere wege denken di imc den von Condi und seinen mlt-
verwanten zum schwerlichsten fallen -wurden.
Unter dem kam Schachten und Razenberg, mit denen ich der
reuter halben geredt, die mir derwogen bericht gethan, wi e. g. hibei
mit A signirt finden. Als ich dise weitleuftigkeit und ungewishcit
der reuter halben dem von Andelot angezeigt, ist er und di seinen
zum höchsten darüber bestürzt und bedretten, das im auch das wasser
in di äugen gieng; meynet wo da kein ander rath sei, so werds ein
unmenschlich schrecken und zagen, ja wol verzweifelung und abfall
bei gar viel tausent menschen in Franckrcich pringen, dann nach
menschlicher art zureden hetten sie iren zeitlichen trost uff di tcutscho
reuter gesezt, und wüste vorwar das fimfmalhunderttausent seelen
in Franckreich daruff gehofft, lietten auch iren anschlag daruff ge-
macht: also wo dise reuter ankörnen weren, das sy darbei weiten
bis in noch XXV " des besten krigsvolks in Franckrcich pracht, und
es vermittelst gütlicher Verleihung in weniger zeit mit iren feinden
zum end gericht haben: wie er denn solchen anschlag nach longst
ausgefuret.
Dweil nun ich disen handel so gar beschwerlich und sonder-
lich uff disen dreien extremis fiende: das von notten
1. in eil zuhelfen
2. das paar geld da sey
3. das di Versicherung vor den sold der reuter gemacht,
80 hat mir anders nit geburen wollen, dan e. g. das zuberichten;
und wi mich der handel ansieht, so werden dise reuter nit reiten,
sie haben dann zuvor zwelf gülden uff ides pferd zu anritt geld;
weiter das sie auch zuvor dem ausreiten des zukünftigen ires soldes
versichert seien. Solche Versicherung aber, wie sys begeren nemllch
mit teutschen stetten oder derselben kaufleuten diser zeit zubescheen,
achte ich bei mir vor unmuglich, dan nach itziger golegenhoit Franck-
reiehs werden di teutschen stett nit bürg, ob gleich die hendler zu
Leon oder sonst in Franckreich ruck bürg wurden, und sich uffs
höhst obligirten. "Wie nun diser sach und armen Christen zuraten
sei, das ist warlich mir und den beiden, so o.g. mir zugeordnet, zu
viel hoch und schwer; wo aber di zeit es hett erleiden mugen, solt
lu«
BdÜAgeo, UNiV. I.XV. I5(K.
villoic'lit so iingiii nit soin^ dü8 derwo^ou Pfallx, E. g.. wider
Wiirttmlierg mul Baden, auch licntog JoliaiisfridricU zu Saxeii (dlttöl
s. L leUlich discr sachon halben so wol sich üas vci-lanloul ei^«
person an gclo^om ort ein zitsamcnkunft gehabt, und von di»«i!
dingon geschlossen hett«n, dann «tiso ding sicli schwerlich in Schriften
aber Feld wollen trautiron und soliiissen lassen. Doob achte ich mich
sanipt denen so e. g. mir zugeordnet zu gering in discr so schweren
Bach zuraten, hab aber disos alles uff ir der Fi-anzoson bitt, dwwl
sy sich so cleglieh »teilen, das es auch c>-nen stein erbarmen m<V.-lit.
nit wissen zuborgon, und thu mich ir xu gnaden kindüicheu bevelben.
ilatum Casscll am diustag den 2H .Tnlii anno 1562
0. g. gohorsamer Shon
Wilhelm L. z. Hessen.
Do» diso liandliing also soy vcrla\ifcn dos zctigon wir beid auch
mit diaer unser »iibscriplion-
Frederich vonn RolsHhaussenn. S. Bing s&.
Original.
Beilage unter andern ein Stttuk siguirt ^A. Kouterbcchwenin
tjclierachrift; „Am montflgc den 21. Julii ao \i. 8. w. 02 hat
grave Wilhelm mit Iloinriohon von Schachten und Johan von Ratzea-
bergen weiter bandlung' gcpHogen, und diese naclifdgende menget TC^
nomen.**
2M. Jitll
XLV.
Landgraf Wilholm an Xiandgraf Philipp.
Kindtlichc treu u. s. w. Wie ich hcudet di schrill aiT
0. gpii abgefertigt, hat der von Andcloth an mich ge&chictt.
di unl>egei't mit ime Teiiier /.urcden; als nun ich zu inie komtnen.
hab icli inen berichtet, das ich o. g"»- alles zugeschrieben, was sidi
gestern verlaufen, was auch ich von o. g'j«. in befelch g«hapt. das
het er gestern von mir noch Icngst verstanden ; weiter kont ich nicht,
erwartete dorwogen fernors befeluhs von o. go« , aber darfur ich3
hilt, 8't wurden e. g"». dissmals weitai-s nicht thun, daa wie e. ^
Instruction ausweysct, darvon ich inen gestern berichtet, sondertii
aber gleubt ich nicht, daa an Pfalz und di andern fursten e-
sich umh etwas allein wurden einlassen. Als der von Andelot di>
gehert, ist es ime zu herzen gegangen und begert, wo es dan u'
nicht anders sein kont, so hab er hiebevor e. g^-iL gedienet, imd ije-
gere, das er diofio!bigc moicht selbst- schon, ansprechen, ir revereni
thun, und von e. go». selbst seinen abschidt nemen u. s. w., and
bittet heftig, das er zu e. gon. selbst möge kommen. Bit derhalb«)
e. gon- wollen ime fiirderüch widder schreiben, was er sich gehalten
sol, dan er heut imd morgen alhie darauf wirt warten; welchs
3
Bei tagen,
15®:
«"- g«-"- nnch nit wolt pcrgen, und thu durmit di dem Almeolitigcn
in seinen gnedigen schlitz befelen, datum Casscl am 2d^"* Julii ao
n. s.w. 62.
Wilhelm von Gols gnaden lamigrave
zu Hessen, grave zu Catneuelnpogeu u. s. w.
Original.
Eigoiiliänilig: itzo wio er von mir in die herbergn ging,
sagt er wider mich, er hetle surgc, dass woe mun den Cundisuhen
diesen herbst die reuter uit wiinle zufertigon dass man wurd bald
gar böse zeltungen vernemen, di mir nit wurden gerne hornn.
Wilhelm h. z. Hessen
6. g. gehorsamer ähon.
I
LXVI.
Landgraf Philipp an Landgraf Wilholm.
£». 4Kli
Hpricbarh*
Freundlicher lieber söhn, wir huhon dein und deiner
mitverordcnten schreiben entpfangen, gelesen, liaben auch ver-
standen, was der von Audeloth mit dir, und du Widder mit imo ge-
retlt, und wer voll gut, das der von Condi und seine mitvcrwanten
hetten ehtr zur Sachen gotlian, reuter zuhestellen; dann die glitten
leiite wissen nieht, wie mit den Teutschen zu linndlon, ebir man sie
uffpringt von der theuten.')
Wir haben hiebevop bewilligt, so Pfalz und Wurtenberg ir yder
will dreissig dreythausent u. s. w. gülden erlegen, inen den Franao-
sischen vorzuactJien , das wir dergleichen auch Ihun wollen: des or-
pietens seindt wir noch; das wir uns aber soltou in soUiche fiand-
lung allein einlassen, unser geldt also hinwog thun, und nicht erat
wissen, was Wurtenberg tliun wolle, (dann wir noch keinen brief
gesehen, das Wurtenberg gewiss bewilligt gcldt zuerlegen) das ist
uns beschwerlich; sopaldt aber von Wurtenbergk ?,u Schreibung komj>t,
doH er will fünfzig tlmusent gülden anlehnen, oder den drittcntlieil
der einhundert thauaent gülden darleihen, so wollen wir uns mit
unscrm antheil zuerlegen baldt schliesaen.
Sovil von Eiigellandt boricht ist, hören wir gar gern; das der
von Andeloth sich erbeut das den reutora genugsam caution auf dem
miisterplatz widderfahren solte, wanns erfolgte, so ists ein gar gut
©hrlich eriiioten.
Wie du schreibest, das Schachtes und R&tzenbergs bericht, der
von Ändclot gar heaturzt und bedretten worden sey^ glcnbon wir
wjirlich woU, und haben» auch mit ime, luid allen denen in Franclt-
reich ein treues mitleiden; wie ist aber denen dingea zurathen, die
iinniuglich seindt in sollicher eil zuverrichten; dann der von Ändelotli
-will die reuter baldt haben, und ist noch nicht verglichen, wo die
) Tfaoutfi: ein Knif^, vDrn«hmlich Dierlcrag.
BcilngM), LXVI. 15©.
orsle orlogiing des gelts goiwhoon sol, die "Wirtenbcrg, Pfa
imd andere Ihun sollen; es ist auch unmugUcli, das di&
baldt ufTzupringen seien.
Sovil angehet Schnrlitmis und I?fltzonberg9 bericht, dnnkt
gor ein nnbestendigo anzeige sein: dann erstlich dns sie sagen,
R)6 mit muhe und arbeit es dahin gebracht, das 'iie rcutor bit
den 26. Julü gewartet; wann du nun hottest gelesen den abschi«
lind copoy der bcstallung. die inen zu Marpurg geben ist, dar
Btehet, unsers behalts, da sie vor Uichaelis nicht wurden uffgefa
solte inon uffs pferdt 12 giih^en gegeben werden; das reimet si<j
nicht ufT den 26ten dicKscs nionata. U(T das ander, das du Bcbreibe?t
»las du an sie begort hast, das mit den reuleni ulT ein neues t^
handien were, daratil' sie geantwort, diewoil aus voriger mit in4
gepflogener handlung nichts geworden , und den reiitem ulT ir wa
nichts gegeben; darzu weit ins jar aoy (Randnote: Nota: es sein oiti
gfill finanzen.); deslialben wüsten sie niuhts gewissnt* zuvertrosfei
der arlikol ist oben abgelent, was inen solle zu vartgoldl gcgeix
werden; wann sie nicht vor Michaelis gefordert wurden. Das d<
herbst vor der thur u. s. w., so hören wir woll, die geizigen riö
raoister wollen allein sommerkrieger sein, so doch im herbst, nnd in
Winter bis uff weiiiauhtcn alle dinge gelegener zum kriege seindt;
tiann da Undt man alle ding, körn, hafTer, wein und anders in hoiw
sem, und man ilarfs nicht abmehen oder abf>nidten lassen. Wie die
rittmeister sagen, das die artikel der bestellung halber xu Marpnrg:
begrifTen, mochten pleiben, ausgenommen, das die reuter entlich uff
dem bestehen u. s. w., das uff ein ides tausont pferdt monatüch ein-
laiLsent gülden zu vorlheilgoldt gegeben wonlen sollen, imd woUea
dücli die bevehllmber unverbundon sein, reuhensiJiaft oder bes
zugeben, wie das voithcilgeldt ausgothcilt worden sey u. s. w.: o,
ist ein feiner pnss. danius du erlernest, deine dierbgenossen, die
mit dir trinken, wie sie so gar uffs gelt vcr)>eicbt seindt; in snmtDt
das wei-don die reuter nicht «ffnemen, sondern wirt sonst über bort
gehen, und werden es die grossen obristen in ireu seckel Ktccke
\)a streiten nie ein sach, sovil das unrithgcldt anlangt, i.lie ka
Streitens werth ist, dann docli zuvor in der bratalliing stehet,
inen sollen 12 gnlden ulTs pferdt gegeben worden zu anrittgeldt
uff den musterplatz; uiul denken wir, du wirdest die bostalhuig,
Marpurg ufTgericht, nicht gelesen haben, soosteu hettestu inen
darauf können antworten.
Sovil angehet die Versicherung des solts, so stehet doch in da
bestallnng auch, wann sie uff den mutstcrplatz kommen, das infl
auch ein moiuit solts gegeben wei-den sötte, ohne tlas aniitbgeld
Das gleuben wir woU, wann inen schon das anrithgeldt gegeben,
sie vor dem 21.Soptcmbris nicht können uff den rausterplata komii
OS were aber ohne not gewesen, das ibi nns solliche dinge bettest
zugeschickt, was den routem im kopl" ligt; sonst woren wir selb
gein Cassel geritten; so seindt wir auch nicht ein her des kri
Beilagen, IJCVI. 1562. 111
sonder allein ein zuseher und guter furderer; meinten du, der mar-
schalk und Simonn, so in den krigssachen erfaren seindt, solton den
von Andeloth und die rittmeister in denen Sachen haben handien
lassen und ir mitler gewesen sein, und sie mit einander verglichen
haben, wie euere instruction ausweiset.
Beschliesslich ist das unser meynung, wie wir dir zuvor be-
vohlen: wo "Wurtenbergk sovil thun wirdet als wir, das ist ein drit-
theil der hundert thausent gülden, dergleichen Pfalz allein, oder mit
hilf herzog Wolffgang PfalzgrafF und des Marggraven von Baden, so
soll an uns ain drittheil darzuzulegen, nichts mangeln. Weiter, wo
der von Andeloth sich mit den reutern der bestellung, des anrits,
anzugs, auch anders notwendigs dinges vergleichen bann, so soll es
an deme auch nicht erwinden, das wir den halben thoil der drey
und dreissigtbausent und dreihundert gülden u. s. w. , wann er wil
erlegen wollen, doch das die reuter sollich geldt entpfaen, und wir
versichert, wo Wurtenberg und Pfalz nicht erlegen wurden, das wir
auch wieder bezahlt wurden.
Du und ir seit auch dem von Andeloth sagen, hette es nach
unserm köpf gangen, so sollen sie lauge die reuter gehapt haben,
dann wir im Aprill und Maio gern gesehen hetten, das inen weren
reuter zugeschickt worden, unser rath gilt aber nicht alwege. Du
und ir müsset also nicht von der handlung lassen, sonder weiter
dem von Andeloth sagen (dann wir merken, dass er ein colcricus
ist), die leut in eil ufifzupringen, sei unmuglich; wann die Teutschen
so baldt nicht kommen, so können sie dannost gewiss kommen, und
w^erden doch ankommen müssen, noch vor ende des Octobris, und
können sie die Franzosen ire sach danach richten, als nemblich, das
sie sich in vortlieil legen, wie keiser Carll auch gethan hat, und
kennen der entsetzung erwarten. Du und ir must auch die obristen
Schachten und Ratzenberger herter angreifen und sagen, es sey niclit
so weitleuftig, wie sie sagen, es sey im herbst eben so gut kriegen,
als im Sommer. Sie müssen auch den handel nicht so schlecht an-
sehen; hilft inen Gott hienein so werden sie nicht allein bezalt wer-
den, sondern auch an den geistlichen und andern grosse ubermessige
l)eut erlangen, und so reich krigsleut werden, als in hundert jaren
krigsleut gewest seindt.
Du seit auch dem von Andeloth sagen, und den andern Fran-
zosen, das sie in uns so hart dringen, das beschwere uns nicht wenig,
so wir doch woll zwanzig mahl Hottomann und andern geschrieben
liaben, das sie es bei Pfalz und Wurtenberg richtig machten, so solte
an uns nnsers theils nichts erwinden, und das wir gleuben, das wie
das Sprichwort lauth, das man ein willig pferdt und einen willigen
esel am hertesten treibt, also geschieht uns auch. Sie soJton es hoy
den andern vorhin richtig machen, so hetten sie es bcy uns gewiss;
so ligcn sie allein uff uns zu fretten. (sie.)
Das du und ir schreibet, das wir, der pfalzgrave Cliurfurst,
pfalzgraff Wolffgang, Wurtenbergk und Uaden, auch herzog .Tohans
112
BeÜAgeii, LXVL
Kridcrich solton zu häuf kommnn, ila wurde lange zeit hinlaofen,
und wurde noch viel lenger werden, eliir man die rcutcr konte ufl-
bringen.
Diss alles haben wir dir und euch iiiT euer langes schreil
XU antwort nieJit verhalten wollen. Wollet solljclis alles und di
f^anzen brief deine von Andelotli lesen und transferiren lassen. Dilti
Meekbach am 2'.). Julii 1602.
Philips tbe.
1. zetteL Post scriiita liaben wir dein »clireiben, bo geben
ist Cassei den 2S. Julii empfangen, gelesen, und wissen nicht wo
SU 08 nutz das der von Andoloth dioB&er 7.eit zu uns komme, trad
aondorlich, so du inen diesaer dinge berichtest, so wj?r dir und den
anrlern in dieascm langen brief achreiben, daraus wirdet er unser g*-
muth überflüssig verstehen; will er aber was nutzlichs zu der cbrist-
liehen Sachen thun, so reite er zu Pfalr. ujid Wurtonberg, und mache
bey deuaelbigen die saeh richtig, das sie ir geldt uff zeit und plitx
erlegen, desgleichen wollen wir auch thun. Er schicke hienein mm
Churfureten der andern Franzosen einen, dergleichen herzog Johans
Fridcrichen zu Suciissen u. s. w. und bitte sie auch uub geldt oilcr
aber, wo os irac znthun muglich, und ohir die reuter anrittöu, selltst
zum Churfursten von Sachsscn reite, gleuben wir, uff nnser sühreibea
und bericht, so der ReingralT gegen herzog Cluistoffel zu Wurte-nl-erg
sich hat veruemeu lassen, sieh der Cliurfursl zu Sachssen nicht wei-
gern wurde, und komme dfimnch zu uns, wann er den reutem das
anrithgcldt will geben lassen, so soll im uns knin niangel sein; s)
kanns was nutzen, ilzo über ists uirgents vor nutz, sonder verleng?rt
die zeit. Diesses wollest iuen auch gar lesen lassen. Signatum
in literis.
2. zettol. Man ist oben nicht an Schachten und Batxentcn^
gebunden; es seindt noch ^-iol ehrliche und treffliche leuto in Teut*
Landt, <lie auch reutor bewerben können; ob hat Wurteuberg rii
meister, Älbrecht von Koscnberg und nndere. Desgleichen hat Ffi
auch trelTliche leuto ; man handle mit denen, ob die ohir künnen uff-
kommen; wir wollen sie eben so treulich fordern als die, ho uns
vci-want seindt. Item. wicwoU wirs ganz nngeme tlum, su wollen
wir doch unserm holVmarschalt in diesser christlichen Sachen ein
halb jar erleuben, die zweithausent pfenle und zwcithatisent hacken-
achutzon uffzubringcn, so er das vermeint zuwegen zupringen. SSg-
natum ut in literis.
Diessen zettel sollet ir den von Andcloth auch lesen lassen, und
wir stellen« ime heim, oh er mit andern Toutachen handien woUc
ob lue chir reuter ufTliringen können.
Copie.
n
Beilagen, LXVH. LXVm. 1563.
Beila^^en, 1563.
113
WolkrrMinrr.
liXVII.
Landgraf Philipp aa Simon Bing.
Schickt ihm Copien zweier Schrpüten Hmzop Chri-
stophs an don Knrfflrten von Pfalz, die Ivetxterer ihm 211-
gcfnndt; in donsellten wird unter andcrm gemeldet, dans ßasculon .
bei Herzog Hetnrioli sei und dort Reittir für Ouiae werbe; Bing soll
in Erfalmmg bringen, ob sich die« bestätigt, und falls dies ^^esehieht
„alsdan wollest soviel dir miiglich solche V<ewerbung verbinden! und
den reuttii-n, so sich bestellen lassen mücliten cinbiUlcn lassen, rias
solclis zu nndcrtrnckuDg des Eviuigclii nnd unBors waren christlichen
glaubens fargonommen i\nii*dc, mit mehrerm, u. s. w., wie du das
femer bedenken virdest
Du sollt uns auch ider zeit so tagk ao nacht berichten, was
du solcher bewerbung halben in erfarung bekompst
Darboi aber wuUen wir dir, was unser gedanken in dieser
Sachen izo sein, unangezeigt nicht lassen; nembUch das wir wenig
hoffnung hal>cu, das die condischen den handel ausfuren können,
weil der prinz von Condc gefangen, dan sich numher d(*s abfalls uff
der condischen selten mher zubesorgen als zuvor. Darzu besorgen
wir, der Amirall, der von Andeloth imd ir anhang werden den handel
mit dem gelde schwerUchen ersehwiuden können, wo die konlgin von
Kngfllajidt nicht das l)este dorbei thut und die teuttkOjen reuter er-
hcJteL So ist auch uadorst nicht zuvermutheu, dau das dio Guial-
schen teutsche r*"-uter sonderlich an denen orten, da es n<x;h papistisch
ist, ufbringen, und in Francki-cich widor die kondischen furon, und
aJso sie underm schein der fnedtshondlnng ubcrdoplon werden.
Wo nun un.ser her gnt nicht wuidero mittel schicket, das die
soch vortragen wirdt, tlamn wir dan noch zweifeln, sn stehen dio
Condischen in grosser gefar; doch ist zu hoffen, weil gott den henvin
die sach furaemhlich betriefft, und die sein selbst ist. Sein almech-
tikeit werde es zu erbreitci-ung seiner glori imd eriuütang seines
allein selig machenden woits tif gntte wege schicken.
Solliciis halfen wir dir u. s, w.
Es ist auch nicht zu zweiftiln, wo die suche nicht vertragen,
ea wenlen knnnig Pliilips, lior Babst und andere wolwhoji |x>teritateu
den Owisiscben dapH^re hülfe thun.
Copic.
Lxvrn.
Philipp an Friedrich von FfaU.
Freundlicher liol>er veltcr u. p. vr. Wir lial«n euer ta. -iMiimr
Ijieb Bclirotl»oii uiiderm dato Heidelberg den 21 Januarii zu-
114 BeÜAgen, LXVm. 1563.
sampt den darbei verwarten zeitimgen empfangen, gelesen^ thun tiiib
sollicher uberschickung gegen £. L. freuntlich bedanken; so R L
auch weitere zdtung bekommen, wollen uns R L. die auch freunt-
liehen mittheilen.
Hirbei wollen wir R L. freuntlich und vertrenlich nicht pei^n,
wann E. L. und herzog Christoff tn Wurtenberg bedacht weren, der
condischen parthei noch ein zimliche hilfe zuthun, das es an uns
auch nicht mangle (s.) solte. üff den fall aber, so inen weitere hilf
gescheen solte, musten E. L. und Wurtenberg irer rittmeister etiicbe
darzu thim, dann wir wissen der unsem über einen nicht mehr zu-
entberen. Darzu können wir nicht zulassen, das mehr reuter in
unserm lande angenommen werden, weil deren gereits zuvill aas
unserm lande hinweg sein. Was nun E. L. und Wurtenberg in deme
vor nutz und gut ansehen, das wollen uns E. L. &eimtlichen beriditeo.
Copie.
Register.
NB.: Personen sind in dem nachfolgenden Register in der Regel nicht an^fOhrt, wenn oder
wo sie'noT als Schreiber oder Empffinger eines als Qnelle benutzten Briefes in den Noten
genannt iniiden , ohne daaa die Persönlichkeit des Briefbtellets oder Adressaten an der be-
treffenden Stelle fllr die Dantellong in Betracht kommt.
Aachen: 108.
Aachen, Protestantismas daselbst: 106,
159.
Adiaphorismus, adiaphoristische Lehr-
streitigkeiten: 17, 36, 58, 77, 95,
114, 116, 142, 199, 201, 231, 233,
236, 238, 251 f. B. 23, 25, 46, 58.
Adolf, Herzog von Holstein: 64—66,
247—250, 257, 277, 474—480.
B. 29, 31, 36 f.
Agncola, Dr. Johannes A. von Eis-
leben , kurbrandenburgischer Hof-
prediger: 222.
Alba, Herzog von: B. 4 f.
Albertiner, albertiniscbes Haas: 11 f.,
49, 52, 133, 140, 185. Vgl. August
Albinus, Dr.jur. Adrian, brandenburg-
küstrinischer Kanzler: 206, 218 ff.,
228, 234 f., 246, 262. B. 63.
Albrecht, Herzog von Baiem: B. 14, 18.
Albrccht (Alcibiades), Markgraf von
Brandenburg-Culmbach: 4 — 7, 11 —
13, 467. B. 54 f., 86.
Albrecht, Herzog von Preussen : 5, 93,
204 f.
d'Albret, Hans: 168, 177, 302, 315.
d'Älbret, Henri, König von Navarra:
177.
d'Albret, Jeanne, Fürstin von Beam,
Königin von Navarra otc.: 108, 177.
B. 101.
d'Albret, Don Pedro: 181 f., 290, 302,
315, 366. B. 07.
Alesios, Alexander, kursächsiscber
Theolog: 342.
Allemann, Haas: B. 95. Vgl. Altraann
Alpersbach, Kloster in 'Württemberg:
101.
Altinann (Hans?), schweizerischer
Hauptmann: 352 f., 470 ff. Vgl. Alle-
mann,
Amboise, Verschwörung von: 171 —
170, 178, 287 f., 302, B. 56 f.
Amelunxen, ein Ungenannter der Fa-
milie, Eittmeistor: 455.
Amsdorf, Nicolaus von: 197.
St Andre, Marschall von: 299, 411 f,
B. 26 f., 100.
Ändreae , Jacob , württembergischer
Generalsuperintendent, 154 f.
Angers: B. 101.
Anhalt, Fürsten zu: 474 f.
Anna, Herzogin von Sachsen, Tochter
des Kurf. Moritz: 469. B. 21, 23,27.
Anna, Kurfürstin von Sachsen: B. 1.
Ansbach, markgräflichos Archiv zu:
218.
Antwerpen: 378.
Apologie der Augsburger Confession: 16,
93, 143, 157, 210, 21.5, 217 — 221,
223—225, 228, 230, 232, 239, 259—
261, 266, 271, 276, 278. B. 7, .59 f.
Apostel , apostolisches Zeitalter und
Kirche desselben: 77, 81, 145, 193,
234. B. 21, 26, 33, 59, 63.
Arco, Graf Baptista von: 471 f. B.68,71.
8*
116
Register.
Arianismus: 236. B. 64.
^Ässenberg*^ (V), ein £hegsmaiin : 468.
Augsburg, Stadt: 64, 110, 358, 463,
471. B. 20, 86.
Augsburg, Cardinalbischof von, s. Trnch-
sess.
Augsburg, Reichstag zu im J. 1555:
1, 100, 128, 133, 139, im, 462,
466. B. 53, 63.
Augsburg, Reichstag zu im J. lÖäfl :
6, 39—41, 44 f., 46, ö2, 57 f., 64,
70 f., 86 — 108, 110, 113 f., 118,
124 f., 128, 154, 167, 169, 244 f.,
462, 404—466. B. 18-42, 44, 53.
Augsburg, Religionsfriedo zu; s. Reli-
gionsfriedo.
August, Kurfürst von Sachsen: 5, 9—14,
21 f., 2.5, 29-45, 48, 51, 53, 56 f.,
59, 61, 6ö f., 88—05, 97, 104, 106,
108, 112, 113, 115 f., 120—141,
160, 184 — 197, 201 — 203, 208,
210—213, 217, 223 f., 229, 234—
2.30, 238 f., 241, 24.3, 248, 267,
273 — 275, 278 — 284, 288, 290—
296, 303 — 310, 314, 325 — 328,
330— 338, 352. 354, 356, 3.58 f., 374,
370—385, 3SS— 390, 3Ui», 417, 420,
424 F., 44!) f., 453 f., 400, 403—465,
407 — 470, 474 f., 478. B. 3— 1.">,
17—32, 34 f., 41-50, 64, 68 ff.,
73—77, 79 f., 82—94, 97 f., 104.
Auf^nistiu, i\v.v heilige: B. 80.
Aiu-ifabcr . Johannes , llofprediger zu
"Weimar: 202.
d'Auzahces, Mniiboroii, französischer
üe.sandter nauh Spaincu: 304, 397.
15ad(!ii: .s, Karl, Markgraf von Badcn-
Duilach.
Baicni: s. Allirccbt, Inquisition,
Balduinus: s. Baudouin.
■ Bamberg. BisclK.f von: 109, 379.
Bar, Lmlwig V(in, liugoiiuttischfr Agi'ut
inDuiitscliland: 311. 413—117, 4.50,
452 ff., 458, 460. B, l(«i.
Barfüs.'^prmÖnclio: B. 00.
Barnim d. Ae., Herzog v. Pommem-
Stettin , und seine Vertretung auf 4
Convent zu Naumburg: 195, 205 L
232 f., 238, 252. 262, 273, 473-
475. B. 32, 63.
Basel; 91. 442 f., 457 f., 472. B. 105.
— Kirche zu Basel: B. 20.
Bandouin, Franz, Prof. jor. zu Heidel-
berg: .324, 305, 370. Vgl. Berichtig.
Bauernkrieg: 80. B. 93.
Boam, Reformation in: 178.
Beaugenci, Friedensverhandlungen zu:
447, 450. Erstürmung von: 447.
Bedford, Earl of, englischer Gesandtrr
an dem franz. Hof: 296.
Beier, Br. Martin, Agent der fma.
Regierung: 174, 192 ff.
Berberoi: B. 69.
Berlin: 280.
Bern: 67, 91. B. 27, 31, 105. -
Kirche zu B.: 149, 152. B. 20.
Bemer, Franz, Obrist: 377.
Besserer, Georg: 382.
Beuem, Meinolfvoo, Rittmeister: 45.5.
Beurlin, Jacob, wüittomboi^scherTlieo-
log: 370.
Beyer, Dr. Christian, kursachsist-hfr
Kanzler: 214.
Beza, Theodor von: 148, 152 f., 1«.
300, 320, 336, 361, 363, 369, m.
B. 74 f., 77.
Biber, Phihpp, hessischer HauslKsam-
tor: 400.
Bing, Simon, hessischer Secretär: 3;*ä
398, 450, 452 f., 455 f. B. 92-W,
105—113.
Bingen, kuiTheiuischer Kreistag zu:
426, 429.
Bitsch, Grafschaft: 387.
Bocheti'l , Bomardin , Bischof von Ren-
ne», französ. Resident am Kaiwr-
hof: 174, 192 ff., 358.
Böhmen, Königreich, s. unter Maxi-
milian, Kijuig V. B.
Bürckf\ Matzke, Vertreter für Pom-
mern - Stettin auf d. Convent zu
Naumburg: 214, 477.
Begister.
117
Botlar: 64.
Bourbon, Haus: 292, 336 f. B. 83.
Bourbon, Anton von, Herzog von Ven-
dome, König von Navarra: 168 f.,
171 f., 176—184, 288—290, 292—
299, 301—309, 311 f., 314—318,
320, 323 f., 335 — 337, 353 — 360,
363, 365—368, 370-373, 375, 383,
385—390, 392-396, 400 f., 405 f.,
411 — 413, 415 f., 419, 423, 437,
447. B. 67 f., 70, 73—83, 87, 90,
95, 101.
Bourbon , Franz von , Herzog von
MontpoDBier: B. 78.
Bourljon, Louis von, Prinz von Conde:
168, 171 f., 178 — 181, 184, 317,
322, 324, 360, 306, 413 f., 417—
425, 427-432, 437, 439-441,
443 — 448, 450, 460. B. 67, 78,
80—82, 96—101, 103, 105 — 107,
109, 113.
Bourdin , Generalprocurator am Par-
lament von Paris: B. 79.
Bourges: 417.
Bojrnoburg, Konrad von: B. 9.
Brabaut, Horzogthum: 470.
Brandenburg -Ansbach und Cüstrin, ge-
meinsame Vertretung auf d. Convent
zu Naumburg: 206, 218, 228 f., 231,
257 f., 2(i5, 279 f. Vgl. Älbinus,
Köteritz.
Brandenburg - Cüstrin , Theologen des
Landes: 279.
Braudenburg, Markgrafen von, Go-
sammthaus: 12, 122. B. 24.
Braunschweig, Herzoge von: 68; vgl.
Erich, £nist, Heinrich, Philipp,
Wühelm.
Braunschweig, Stadt, Kirche zu: 163.
Kreistag zu: 164, 203, 2U5 ff., 234,
257, 275—279, 283,291,480. B. 64.
Broisgau: 472.
Bremen : 378. Domkapitel zu : 65, 162 —
164, 276. Kirche zu: 18, 162—164,
203, 275—277, 283.
Bremen , Erzbischöfe von : s. Christoph,
Georg.
Brenz, Johann, der Reformator: 50,
113, 154—156, 159, 215, 312, 314,
326, 329 f., 332, 340. 387, 389 ff.,
402.
Briquemault, Herr von, hugenottischer
Agent: 448.
Brisen, Stift: 384.
Brück (Poutanus), Dr. Gregor, der
Aeltero: 208.
Brück, Dr. Christian, der Jüngere: 241.
Briissel: 21G.
Bruchsal, Conferenz evangelischer Für-
sten zu: 395, 398-401, 403—407,
409 f., 414. B. 92—94.
Bucer s. Butzer.
Buchdruckeroien : B. 38.
BuUioger, Heinrich: 148 f., 193, 268,
295, 326, 329 f., 332, 340, 382,
389 f, 402. B. 74 f.
Burie, Herr von: B. 100 f.
Burgund, als Eeichsstand; burgundi-
scher Vertrag: 27, 52 f., 111, 124,
186, 461. Burgundischo Regierung:
B. 53. Vgl. Niedoriande.
Butzbach in Hessen: B. 8.
Butzer (Bucer), Martin: 76 f., 78, 85 f.,
149, 227, 256, 323. B. 20, (JÜ.
Calais: B. 78.
Cambray, Bisthum: 124.
Calvin, Johannes: 93, 149 f.. 153,156,
168, 227 f., 232, 287 f., 297, 389.
B. 32, 34, 80.
Canisiu.*?, Peter, der Jesuit: B. 40.
Capct, Hugo, König von Fi-aukroich:
B. 57.
Caraffa, Cardinal: 53 f. B. 5 f., 17.
Carloix, Vincent, Secretar uud Bio-
gi-aph des Mai-schalls von Vieille-
villo: 356—359.
Carlos, Infant von Spanien : 378.
B. 26, 67.
Carlstadt (Andreas Rudolf Bodeiistoin),
und seine Ixhre: 2.-t2.
Caspai', Magister, ein Hofprediger (Fa-
milienname?): 262.
Ca.ssanü, Bischof von, s. Hohenems.
118
Register.
CoteAn-Cambresis, Frio<lc eu: 8^ 66 f.,
102 f., 130, 107; H. 4, H; 13, 18,
26 — .tO, 3r. f., 38.
Cecil, Wilhelm, oaglLschorStaatssoore-
tSr: 410.
Ceremonit-'Q, kircUiclie : B. 75. Vgl.
Adinphommus.
ChBmiMigne: B. 102.
Cbaatonnay , Thomas Perrenot, Herr
voD Ch., spanischer Resident am
fnin«. Hof: 182, 208 f., 300 f.. 313,
315 f., 372. B. 82.
Cbatillou, Schloss dos AdniiiiUs Co-
ligiii: 413. — Familiü, s. Coligni.
CSiristiiui C, König von Dünfinarlt : 13,
103, 110. 136, 462, 467.
Christian HI., Köug toq Däitemirk:
B. 29.
Christoph, Eralnschof vouBi-omoD: 66-
Christoph, Gi-af von Üldettbur^: 65.
Christoph, Heraog von Württemberg:
5, 9, 20-23, 28, 31—41. 4G, 50 f.,
53, 55, 70. 63, 88-14, 07 f., 101 1,
104f., 107, 109 f., 112-116, 118-
122, 125—127, 142, 144, 151-156,
169 1, 173 t, 186 1, 189—104, 196,
306, 210, 213 f., 228, 234, 237—
239, 243, 25-t, 257 f., 264, 273—
275, 282—284, 288, 290 f., 295 f.,
303 f., 307—310, 312, 314, 320—
337, 344, 349, 352—355, 357, 359 f.,
366, 369 f., 371-381, 383, 385-
305, 397 t, 400-402, 4W, 406—410,
414-420, 422 f., 426—430, 433—
442, 445—447, 449-460, 464,
469—472, 474 f., 478; B. 3-8, 11,
14—19, 22. 32 f.. 34 f., 44 f., 47,
50, 56, 63, 68—72, 73, 77, 80,
83-00, «2—102, 105 f., 108—114.
Chytnu!U8. David, I^rufossor dor Theo-
logie zu Koatock: 203, 227 f., 259,
262, 277.
dar, Peter: B. 102 f.
Clemens VD., Pa|»st: B. 40.
Coburg, VtirsaitimluQg der Iraiucöai-
schen Befehlshaber zu: 1(J9 F.
Coligni, Fniaz vod, sr. d'Andclot: IQ
297, 411. 413, 442, 446, 448 (.,
451-459. B. 26, 100, 105—113.
Coligni, Oaspaid von, Adminü too
Frankrach: 168, 297 t, 311, 324.
411. 413. 417-419, 421, 423 j
448. B. r>7, 90 f., 99 t, 104, llS
Ooligoi, Odet von, Cardioai*!
von Beauvais: 207.
Commendone, Hieronyinus, Nan
in Dentschland: 206, 346, 268. 21
280 f., 296, 374.
Coiicordie: s. Wittenhergor Cooo
Concürdienbuch, Concordicofonnel c
154, 252, 257.
Conde, Frinx von: 8. Bourboo.
zessin von: s. lioye.
Conicfision, augsburgisclte: 7, 13 — Iß,
23, 29, 34 f., 41, 79, 83, 87, 93,
95 f., 116—119, 129, 137, 139,143,
147, 153—158, 160, 18Ö-195, 197.
200, 206-225, 227— 23C\ 232-231,
237, 240, 242 f.. 245 — 250. 2521.,
256, 258-263, 266, 268—271,
274 — 281, 283, 291, 2ft4 t, 305.
308—310, 317, 319— 32a 332, 326 1,
329, 334 f., 351, 362 t, 366-3(3y.
371, 388 f., 391, 440 f., 4Ö6, 4Ti-;_
480. B. 7, 20, 24, 41 —43, 45 1
58 ff., 74—77, 83 f., 90.
Confession der fhinzöstschen
153, 306, 308, 313, 332, 302. B. '
OonfessiuD dor Herzoge von SIei-Ü«i-
burg: B. 64.
Confosadüu „der savojisdiein und
vetischi'u Kircheu*^: 152.
Confessioo, sächsisf;be (Repetitioa dnF
A. C.) v. J. 1552: 224.
Confessionen der württembeii^liai
Kirche: 159 f., 224, 323, 303, 396,
Confutatiouabuch , weimarisches; Sk
76, 87, 90, 113, 142, 148, 107. 238,
242, 252. B. 21, 23 ff., 29 1, 34, 4i^
ConsoQSUS ligurinus: 16, 83.
CoDstantiodurOrosae: 113,425. Rf
Coustauz, Bisthum: 376 f., 381 1
Rugistar.
119
ConstflDZ, Bisobof voit: 37ß. Vgl.
noheDema.
Cor]>as doctrinao Sucoiuc-tun : 2U.
Couitelao*. Ageot der fnmzös. R«gie-
nug in Deuteehland: 420 f.
Onujow, Dr jiir. Oi'Org, Irarsfichsischer
Kath: l'JO, 231. 'JG:{, 281.
Crun, Uurkhardt vou, tieRsiAcber Ltod-
Togt: 33, 40 f., 8ßf.; B, I!lf., 32 ff.
Stil Croce, Prospor, Nuntius in Fnink-
roicli: 385, 3W.
Diinomark,Koiiirrreich: dänische Huccos-
Bionsfrage: «7, 92, 103 f., 107, 110,
176, 37'», 4<il f., 467—470; B. 27,
29, 31, 47, 40—51, 55.
DSncmArk, Könige tod, 8. CbiisHan,
Fricdrith.
Dnrmstiuit: 457.
DatheDus, Peter, llofprodigerzuHeidel-
Iwrg: 200.
Di'lfiüO, Zacliarias, Nuntius in DeQtscb-
Uuid: 206, 237, 24U, 268, 272, 296,
374.
Oeschollef!, Jean, gen. d'(i(;qut?s, Iiuge-
nottistiher Agent in Deuttichland :
324 f., 336, 422 ff., 427, 450, 452;
B. 78, 80 ff., y7, 104, 106.
Biätelmi'yer, Dr. Lambert, kurbrandon-
hurgißÖhor Kanzler: 214. 222, 238.
Ditmarsen, Land u- Volk: 651.; B. 29,
31, 37.
Diedeiihoftfn, Belagerung von; B. 8.
Dintx. Gi-af Too, s. PhiÜpj).
Dohnn. ßnrggraf Baron Chritrtuph von,
hugenottischer Agent: 423, 428—431,
433 f., 443 f., 451, 458; B. 101 fT.
Donauwürth; 44.
DoBHer, Haltliasar. Bauonifuhrer in
Tirol: 384.
Dreifaltigkeit, I/rhn; von der: 92.
B. 32, 34.
Dresden: 42.
Duifeldius (Pi-ofeesor in Jona?): 262.
Eher, Paul, Profoüsor dt-r Theologio
in Wittonborg: 3-12.
Eliorstein, Graf Lnclwig von, VHrtreter
n. Bornims v. P<»mmcni o. d. Coii-
vent zu Naumburg: 105, 246, 477.
Eggordes, Poter, Tht-olog: 245.
Khom , Dr. Christoph , kurpralzischcr
Rath: 231, 263.
Ejchsfuld, das: 426.
Eickistettoii , Valentin von , fürstlich
poinnieracher Kanzler auf Wolgast:
241.
Eidgenossen: 384; B. 27 — protestan-
tische: 67 f.. Dl, 113, 399, 421.
B. 31 ff., 69, 102 f., 105. — kotho-
lisohe: B. 100, 103-
Eisftiiach: ii2. — Besprechung prot
Fürsten za, i.J. 1562: 4-14, 460.
EisÜDgor. Baltliasar: 22.
Eitzen. Paul vDn, Superintendent zu
Haniliiirg: 262, 480.
d'Elbeuf: Rene ds Lorraino, mariois
d'E., Brxidor des Herzogs von Guiso:
B. 78.
Elias, der Pmphet: B. 60.
Elisabeth , Königin von Kugland : s.
Englniul.
Elisalioth, Prinzessin von Fraukreit-h,
spÄtiM* Königin von Hpanien: B. 26.
Ems, Familie von: s. Ilobononis.
England, Königin von E., buglisoho
Foütik: 52, 66 f., 70 f., 120, 273.
28U, 2Ö5— 297, 304, 354 f., 392,
395, 3Ö8f., 407 f., 410, 415, 468 ff.
B. 26, 29, 49, 71, 78, 94, 96, 105. 107,
10». — Protestantismus in E: 114,
106, 332, 354 f., 407. B. 80.
Erhach, Graf Valentin von: 441 f.
Erbach, Graf von: 205.
Erbeinigiing der Hüuaer Braiidenbuig,
Hessen, Sachsen: 122. B. 24.
Eriieinigung der ÜJiiiRer Hessen, Pfalz
und WürttomlHirg: B. 72.
Erfurt: Conferonz von Deputirton evan-
golischcr Fürsten daaolbst i. J. 1562:
273.
Erich, Hencog v. Braun.scliweig-Calen-
berg: 5, 6-1, 66, 204, 379, 382, 469.
B. 85, 89 f.
120
Bogister.
Ericb XIV., KöDig TOD Schweden:
B. 20. Vgl. Syhwodon.
Ercestinor, emestimscheaFürstf^nliAus:
12, -;TfT., 52, i:^7, 1S5, -iCW. B. 21.
Ernst, Herxoff v. Braauschweig-Onibcn-
Iiagoo: 247—250, 277, 397,474—477
480. B. 3a 00.
Fabrioias, Professor in Wien: B. 38.
Falkenborg, Konrad von, heesiaober
Oberst in hiuizö<uRchon Diousten:
B. 27, HO f.
Fard, Wilhelm, dor Reformator : 148,
152.
Ffila, Leoohttrd von, Landlai(.'ohtäobtirst:
471.
FerdiruiDd, Erzherzog von Oastorreioh:
111.
Kerdinändi>«c]io DccIar&tinD : 2^ 128 f.
FoxilJtiaiul I, rümlsrJior König, gpUer
doutsc-h^r K&iser: 2 — 4, 6 f., II, 13 f.,
24, 27, :n f., 41, 44 f.. 47, 52—57,
C1-C7, 92, 97, «1-112, 115,
121 f., 123 ff., 128 ff., 136— 13(*,
173 f., 18Öf., lt»2. 200 f., 2U, 222,
23a, 237, 2-1«, 272 f., 278, 282,
3<18, 312, 327, 330, 353, 350 ff".,
351», 370 f., 37U, 381—385, 3'J2,
405, 423 f.. 445. 45ü f., 4lH f.,
4ü4 — 4m(, 4r>Sf. B. 9f., 13— lü,
18 f., 21, 2(i, 313 — 41, 43, 47, 53 f.,
68. 85, in.
Flacios: Motthiaa Flaciua, geu. lUyiv
cuk: 15, 18, 20, 22, 94, Hj3, laS,
1Ü7, 227, 235 f., 277, 350. B. 41,
50, 5Ü, (13 f., ÜO.
FontAinebloan: 413.— Gdlctisa: 300 f.,
424. B. 81. — NotabolnToreammlung
zu: 176, 178 f.
FräukisuhL-Bisuliöfe: 109.379. B. 50, 54.
Fränkische EJuigung: 12, 53, 133;
B. 50, 54.
ynukfQit am Main: 91, 357. ~~ Con-
vrate proteBtantischor Fünsteo da-
8Blbst(1557, 1558): 22—24, 31—35,
46, 49, 51, 153. — Kdigionaabschiod
proi Fürsten xn F. vom Jahr 1558
(Frankfurtor Beooe) 34—43, 44,
50, 74, R2, 89 — 98. 113 f^ IWt.
125 f,, 135, 154, 1S9. V.tU. T>i f.
232 f., 245, 251 f., 25S f.. 2Üi, ISA
2ß6 r., 278, 2B3, 351, 408, 477.
B. l>-8, 12, 15, 18 L, 24 f^ a^ 30.
32 f., 35, 41 f., 62. — Wahltag di-
selbst i. J. 1558: Äl. 32, 34. R 7 t.
10, 33, 48. — DesgL i. J. 1502:
8. AnniGirkang dos Vonrorts; 440,
451.
Frankreich Im AUgotneinun. vgl. In-
haltsToneichniss sowie Heinrich H.
Fruitz U., Kftri IX., Katharina, Uour«
bon etu.
Frankruiefa : f rimzüsisdio PoosioDiR
und Befehläbabcr in I>cutschlaDii:
04, 358 f., 373. B. SÜ. Vgl >
(Pfalzgraf), Oruinbach, Johann i
Hob, Johann Philijip. Johann Wil-
helm, Rookorodo, Kt-iffonberg, Siein.
Fmnz II., König von FnuiirtMch: GS,
1G9 f., 174 f., 177—181, 287 f., 357 U
421. B. 48f., 51 — 5-1. 57, 67.
Franz, tlurzog Toa I^ueaboig: 65 L,
248 ff., 257, 277, 474— 48(X
Frunzinku», der heiligo: B. ÜO.
Freistellung: & Vorbehalt,
Freyfaub, Andreas, Profoeeur der
logie XU Leii>Kig: 342.
Friedridi U., Kurftinit vuo Pfali:
Frii>dri{jh, Pfutzgraf v. Simmeni,
Fr. m., Kurfüi-at von Vüls:
37 f., 51, 78, 84, 88, 93, 9ä-0U.
102, I09f.,in— llß, 121. 13;l, l3iL
14Ü— 142, 159 f., ig:}, 172-175.
185—190, 192, 196, 199-201, »Ä
20.5, 209—213, 210—224. 226—220.
234 t. 237 — 247, 253 f., 257-aJU
2ü2f., 2fi,'>— 2(i7, 269, 273, 279,
286,288—291, 205-297, 302
307, 300-311, 310—320, 332—339.
345. 340, 352—355. 3.57,
363, 366, 371, 373 f., 376 l . -
aS3, 385, 388—391, 395, *.*
403 f., 406—409, 415—430, 422t|
•125 — 435, 440—460, 409— 47-i,
Register.
121
474 f., 478. B. 20—23, 42, 44, 52 f.,
Ü3— GÖ, ta— 73, 7ü f., 83—86, 88 f.,
91 f., 95—99, 102.
Friedrich 11., König von Dänemark : 65,
67, 163,273, 420, 469 f., 474; B. 27,
29, 31, 36 f., 49 ff., 55.
Friedrieh (der Weise), Kurfiirst von
Saclisen : s. BerichtigungCD zu p. 57.
B. 19.
Friesland, Horzogthum: 470.
Fröhlich , Oberst in französischen Dien-
sten: 414, 417. B. 100 f.
Fulda, Stadt: 44, 357.— beabsichtigter
Convent protestantischer Fürsten zu :
40—45, 89. B. 44.
Fürstenrath a. d. Reichstag: 101, 102,
377. B. 36.
Gallus, Nicolaus, Superindentent zu
Rogensbuig: 22, 332. B. 56.
Garnier (Gamehus) Johann: 149.
Geistlicher Vorbelialt und Freistellung:
6, 11, 14, 91, 99—101, 108, 128 f.,
137 f., 338. B. 32, 35, 43, 53.
Geldom, Uerzogthum: 470.
Gelnhausen: 91. — Conferenz fürst-
licher Rätho das. i.J. 15C2: 418—420,
423, 426 f. — Füretenbosprochung
zu G. i.J. 1562: 409, 435, 443 ff.
Genf, Kirche u. Theologie zu: 148 — 153,
386, 389. B. 20, 26 f., 69 f., 77, 90.
Gonlis, Franpois d'Angest, sr. de G.,
Hugenottenführer: 448.
Georg, Erzbischof von Bremen: 65,
164, 206.
Georg, Pfalzgraf von Simmom: 65,
474 f.
Gooi^Emst, Graf von Honneberg; 222.
Georg Friedrich, Markgraf von Branden-
burg-Änsbach: 105, 205 f., 218, 228f.,
264 f., 279 f., 373 f., 387, 474 f., 478.
B. 55. 86.
St. Gcrmain en Laye , Iloflagerzu: 361,
370, 373, 386, 396. B. 79.
Germersheim: 302.
Giessen; 417. B. 96.
Gilsa, Helwig, Rittmeister: 455.
Glaser, Sebastian, Vertreter d. Grafen
zu Henneberg a. d. Convent zu Naum-
burg: 222, 246.
Gleim, Otto, hessischer Schatzmeister:
173, 459.
Gluck, Georg, dänischer Gesandter
nach Prankreich: 301.
Gomez, Don Rigo: B. 48.
Gotha: 357.
Grafen, protestantische: 22, 91, 113,
197, 205, 213, 274 f., 395, 398, 473.
B. 32 f., 42. — oberländischo: B. 28.
— wetterauische : 469.
Granvella, Anton Porrenot, Herr von
G., Cardinal-Bischof von Arras: 292,
300.
Granvella, Nicolaus Pen-enot, Herr von
G., Minister Karls V.: 292.
Oraubünden, Graubündner: 376 — 380,
382, 384; B. 84— 88.
I Gravamina der Confessionspartoien a. d.
Reichstagen: 6, 100, 101, 114. —
Der Protestanten im Besondorn: s.
ausser Vorigem p. 108, 127 f., 132,
136.
Grovülingen, Schlacht bei: B. 17 f.
Greyser, Daniel, Superintendent zu
Dresden: 202, 342.
Grinner , M. Valentin , Pfarrer zu
Boeskow: 279.
Grumbach, Ritter Wilhelm von, und
seine Händel: 6, 11—13, 47 f., 53,
65, 109 f., 136, 188, 461 f., 467.
B. 50, 52—55.
Günttier, Graf von Schwarzburg: 383.
Günzburg, oberöstorreichischo Regie-
rung zu: 384, 463.
GüntoiTode, Milhart von, Rittmeister:
455.
Guiso, die Familie von G.: 168 — 171,
174 — 180, 183, 287, 292, 297^299,
302, 315, 319 f.. 322 ff, 336 f., 363 —
368, 370f., 384ff., 30i)ff., 3!)4f.,397,
4ÜOf., 405, 411,415,421,423,435—
439, 458. B. 48, 56 f., 07, 73, 83.
132
04f., 101, 103. (V^ d'EIbouf, Lo-
thrineeu.)
Ooise, Carl von, Rrzhig<-bor v<jn Rlioiniä
aiid ÜmlüutL («von Ixtttiriu^B" ) :
168, 173, 202, 3Wf., 307, 319 IT.,
3ö2f., SOG, 3*38/-, 38« f., 390 ff. 3fl4f.,
40Ü f., 436 ff-, 46Ö. B. 27, 30, 48.
56 f., TS f., 9(1, 94 f.
Outse, Herzug Fnwz tod: 168, 292,
2Ü9, 320—323, 336, 359, 362, 386 f.,
3110 ff., 3tM r. 400 f., 412,417,425,
4M, 436 — 439. K 8, 14, 30, 48,
77 f., 82 f., 00, m\ 113.
Guiso: Antoinotte vun Bourbon, Her-
zogin vou G., Mutter des Herzogs
Franz: 446.
Guis«: Louis do Lorraino, Cardinal
von G. : 307, 3^1 f.
Guisc: Henri do I^orraiiiu, I*ritjz von
Joinvillo, Sohn des HerzogH Franz
von Goifio: 387.
Gustav (Waga) König vou Schweden:
B. 20. Vgl Sohwodeu.
(ruyenne: 178.
Ouxman, Martin, Kämmoror dos Kiüsoi-s
Fenlioand: B. 13, 18.
Halberstadt, oiwlersächsischer Kreistag
zu: 275 f.
Hallor, JohaniiQs, Gcistlinhor zu Bern:
148.
Hamburg: 66. — Kircbe zu H.: 163,
480.
Hana, Heraog von Holstoin: 20-1. B, 37,
Hans, Markgraf von Briuideuburf;-
Cö.stnn: 5, 44, 205 f., 228 f., 247,
2<J4 f., 270 f., 282, 284, 303. 3()9,
474 r. B. 32. -U <>3. 84.
Hans 'ieorg, Markgmf von Biiuiden-
bürg: 44.
Uai-burg, Herzog von: 65.
Hardenberg, Dr. Älhert, Domprodiger
zu Bromon: 18, 162—164, 205 f.,
211, 234, 257, 275 ff., 281, 480.
B. 64.
Harsaclc, Christoph, hessischer Secre-
tär: 427, 443, 456.
Hegan: 377.
Heididlwrg: 151, 200. 218, 320.
3.^}7, 422. 425. 455 f., 459. — O
quium zu: 1S5. 208.
Hoidelborg. ITni\'ersitit: 244.
HoideU>ergor Katechismiia: 83.
Hoidonhmm, htigoDuttisi'bi'r AtiUnlicvi
trag zu: 454— 45B.
Hednrtch Tl., König von FnuikrMcbr
24 — 27, 47, 54 t, &4, 07 C, 104 t.,
111. 138f., 153,:60— 170. 173,177,
mit., 360, 376. B. 4 ff., 8—13.
l.jff., 26 f., 29 ff^ 36, 48, ."12.
Hmnrich dt-r Jdngore, Herzog
Braunsehweig -Volfünbüttel: .3, ti,
12, 27,64, 67, 139, 374, 383. 468 f.
B. 13, 30 f., 60, 55, 74, 113.
Heinrich. Herzog von Braonachweig*
Lüneburg: 204, 430.
Heinrich, Hersog von Mecklontnnig:
B. 64.
Henneberg, Grafen von: 474 f.
Honnomi (von Wipd), Eurfänst von
Köln: 129.
Horrcn, reielisun mittelbare protpstao-
tiscbe: 20ö, 274 f., 395, 398, 473.
B. 92.
Hessen, Fiirstenthum : 59.
Hessen, fdrsüiclies Uanft; 122,
B. 22, 24.
Hessen, Tjindciikircbo und ^oologii
18, 80, 82. 142-145. 149. l.'»5.
190, 226,236, 254, 263 ff., 333, S40ff,
350 f. B. 1, 57—62.
Heeson, Lamlgrafeu vuo: s. Lndwi):.
Philipp, Wilhelm.
Hessen, junge LaodgfiLßn von: 409;
a 49.
Hesson : faeasiBohnTUthp aardoniHeJcto-
tag 1559: 86-92, 94 f., 96, 104 t;
B. 28. 30, 35. — Vertretnng fQ
Worms 1557: B. 1 f.
Hesdün : bes-^tisuhi^ Kittmetoter der Knw
Prankriiich: 110.
Hesshusius, Dr.Tilemmin.kurpOlziüclicr
üenumUupcrintendont : Ö6, 151,1^
209, 24-1 f. B. 77.
-a 1
v«^
5:
1
123
Hilsbach, Zusammenkunft evangelischer
Fürsten zu, i. J. 1560: 187—191,
199, 201 f., 208, 229, 242 f.
Hohenems, Marx Sittich (II.), Öraf von
H., Cardinalbischof von Cassano, spä-
ter Constanz: 376 f., 383.
Hohenems. Marx Sittich in. von: 377.
HoUe (Georg von?): 468.
Holstein,Herzoge von; 420. Vgl. Adolf,
Hans.
Hom, Graf von: 396 f.
Hospinian, Rudolf, reformii'ter Kirchen-
historiker: 259.
L' Hospital , Michel de , Grosskanzler
von Frankreich: 175, 180, 182 f.,
298, 318, 361, 365, 368 f., 396, 413.
B. 98.
Hotoman, Dr. jor. Franz, hugenottischer
Agent in Deutschland: 172, 287 ff.,
293 f., 302—305, 307 — 310, 312,
314 f., 323 ff., 359 f., 373 ff-, 380 f.,
388, 393 ff., 396 f., 406, 422 ff.,
432—435, 443, 448 f.; B. 66 f.,
73 — 79, 82—84, 99, 103 f.
H^^wrius, Andreas, Professor der Theo-
logie zu Marburg: 306.
Januar, Edict vom: 364, 370, 396 f.,
411, 420 f.,
Joanne: s. d* Albret.
Jena, Universität zu: 11, 15, 22, 198.
Jesuiten, die: B. 38, 40.
Ingweiler (1. d. Grafschaft Bitsch): 387.
Ingolstadt: 358. — I^ger d. Protostan-
ten vor I. im schmalkaldischen Krieg:
442. B. 34.
Innsbruck: B. 40.
Inquisition : 106, 300; B. 38. — bairische :
B. 14, 18.
Interim, Augsburger: 15, 17, 19 f., 28,
74, 116, 275, 348. B. 40, 46.
Interim, Leipziger: 15, 17, 19 f., 28,
242. B. 24 f., 40.
Joachim, Eurfüist von Brandenburg:
n, 9, 33 f., 38 ff., 43 ff., 51, ."33, 57,
89, 92, 121 f., 137, 186f., 205,^14,
273 ff., 279 — 284. 291, 303, 308 f.,
314, 326, 357, 374, 382, 420, 425,
44Ü, 474 f. B. 5, 7 f., 14, 18, 41,
49, 84, 89. Seine Vertretung auf
dem Convent zu Naumburg: 206,
213 f., 217 f., 248.
Johann s. Hans.
Johann Alhrecht, Herzog von Mecklen-
burg: 5, 105, 122, 205, 248 ff., 257,
277, 357, 469 f., 474—480. B. 54, 64. "
Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein:
360.
Johann Friedrich der Aeltere, Kurfürst
von Sachsen: 12. 137, 219, 359.
Johann Friedrich der Mittlere, Herzog
von Sachsen -Weimar: 22, 35 — 44,
64, 76, 78, 83, 87 — 90, 93-98,
109, 115, 117, 121, 129, 140 ff.,
185—192, 194 f., 197 — 203, 208 f.,
211 f., 218,224—227, 229 ff., 233—
243, 245 ff, 250, 252 ff., 258 ff.,
264—270, 272, 274f., 277, 280-285,
291, 295f., 304, 309, 326 f., 329—333,
330, 340—344, 350, 374. 389, 402,
407 ff., 435, 443 f., 453 f., 456, 460,
464, 467 f., 474, 476 f., 480. B.20— 25,
28, 30, 32, 41 f., 44 f., 49—52, 63—
66, 108, Ulf.
Johann (V.) von der Leyen, Kurfürst
von Trier: 124 f., 358, 398, 407,
425 f. B. 13, 17, 51 — 53.
Johann Philipp, Rheingraf: 194, 292,
446, 454, 468. B. 26, 77, lOlf., 112.
Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen:
47, 65, 88, 139, 173, 185, 390, 469;
B. 11, 13, 21, 27.
JoinviUe 400. Prinz von, s. Guise.
Isny, Reichstadt: 92.
Italien; 9, 375 ff., 381 f. 409; B. 40.
70, 85. — Protestantismus daselbst
332; B. 80.
Italienische Fürsten : 381, 383; B. 91.
Juden: 80
Judex, ilatthaous, Professor der Theo-
logie zu Jena: 197, 226 f., 262, 350.
Jülich, Hcrzogthum: 426, IjOudschaft
desselben: 108. Protestantismus da-
selbst: ibid.
124
JüUcl, Ilorzog vüii: k. WUhflm.
Jüturbugk, ZasjimmeiiktiDFt iirütcataa-
tischer Fürsten tu: 357.
Juli, EdrctTom: 313,318,364. Ü.78f.,
82.
Jui-isdicüon, geistliche der gvistUchen
Staude: 2, 100.
Kalb, Ilxuis Worccr, be&sisclior Ba-
nmtor: iiü.
Katmiicrgmcht: Ö, 12, 100. 101, 128.
KammurricUter: 101.
Kar^, 31. <)e()r(i, l'fan-er nu Anshnoh:
Kmrl V-, doutsclier Kaiser: 17. 25. 46,
54, CC, 137, 15Ö, 1Ö8, 208, 210.
214 — 218, 223, 312, 3&8 f., 379,
471. B. 39, 48, 53, 82, 86, 88, 111.
Karl IX., König von Frankreich: ISO,
192 ff., 288-291, 296. 304, 30«,
306, 323, .S56 ff., 363, 3(w. 374,
394 — 397, 413 f., 418-421, 424 f.,
428, 434, 437 f., 444, 446. 4.'j0,
453 f., 4Ü7. B. 79, 84. 96 ff., 102.
Karl, ErzborzDg von Oesterrcich: 104.
Karl, Markgraf von Badfii-Durlach:
G, 34, 37 f., Öl, 283, 290, 379 f.,
y9n, 398, 407 ff., 418, 441 f., 158 ff..
474 f.; B. 88, 92, 106, 108, III.
Ka-ssnl, Festung: (iO. (Vgl. die Kmicli-
tigungen). Stjidt und Scliloss; 357,
422, 456 f. — Synode «u i. J. 15<Jl:
310—342. — VL'rhaadlungon zu, mit
ilun Ltigt-'uuttiäcUtin Aguutoa i. J.
15B2: 442 ff., 450—454.
Katechi-sineu Luthers; 220. 276.
Katharina von Modici, Köuigin von
Frankrüirh; Kirtt"., 175,lHn-lH4,288,
295, 2it7 ff.. 302 ff., 3fMi— ;«J9, 311,
315—318, 320, 323 ff., 335, 3^7 f.,
360 f., 363-366, 368 f.. 372—375,
386, 388, 390, 39-1, 3i)ß f., 406,
411—421, 425, 42«, 432 f., 437,
447, 450, 453 f. B. (j7 f., 70, 74,
78, 80 ff, 97 ff., JOl— 104.
Kaoflcute, dentacho: B. 86, 107.
hesa-~
Koi^s«nbrolok, tnn Di
d"T Familie: 468.
Killrgrow, Sir Ilcnn.*, cngbsdicr
sandter im Keich: 70.
Küinann, Wuozel. Plarrer in Custiiii:
279.
EiniheDliistorikor: 252—254, 261, 350f.
Kirchenvater: B. 59, 61.
Kittel, Geoi'g, pommerecher thi
259.
Kiohitz, Dr. theoL Wilhülm, Di
KU Ueidelbeq;: 209, 244= f.
Kliugell>orger, £t>erharil von ,
scher Hauptniaun; 417; H. 96.
KoomADdor. M. Joachim ^ Pftfrur
Lubben: 279.
KnoUos, Bir Henry, englifioher
sandtx'r in Doatschlaad: 120, 408.
Köhi: 383. a 20.
Köln, Fj^liistJium: 108. 124, 426.
Köteritz, W<i!r von. Vcitrötor
Haricgmfen Uans und Goor;g Fiinl-
rieh zu Xauniburg: 228.
Kfjgelt'r. I>r. theoL Jultatues, p(in-,
raoi-scher Tlioolog: 233.
Xreifio, KiviüordiiuQgdoeRoiohae: l
381 f.
Krell, Paul, kuraäcfasiBoher Thccdoff:'
342.
Ki-ug, Dl-. Ueidoricb. ht^üscher Se>
crotär: 67, 441. B. 29, 31.
KryptopJilvinigmuR: 154, 257, 263, 3
345. Vgl. MoUni^htlioiiiaui'r oaif
Leipzig, Witt^<nl>ürg. Thi-ulo^u xo.
Kurfürsten: 53, 55, la'», 4Ö5. R
lÜ, 18. — gwistliche: 4, 124, 1:
426, 428 f., 46«. B. 36, 41 t.
— rheiniÄüho; 110, 306. 426. E
17, — MTltliche: 381. B. 30.
KurfurstL'uniUi auf d»]m BcitJutag: 1
Kubsow. Cliristian, Vortroter dur
zöge von Pomniera-Wolgost auf
Tag zu Xauuiburg: 314, 246.
I
fie-
-4
and" I
Landfriede: 110. Vpl. Rt^Iigiou
Lau^friodeus- Executiüusordiiaag«D:
462.
Begiflter.
125
Landsborgischer Bund: 5 f, 57, 68,
109 f., 124, 125, 130, 180, 188,
, 379. B. 94.
Landschad, Christoph L. von Neckar-
steinach, korpfälzischer Rath: 40 ff.
Landschad , Hans Bleikard L. von
NeckarstüiDach, kurpfälzischer Mar-
schall: 443 f., 454.
Ijingen, Herbert von: 468 f.
Languet, Dr. jur. Hubert, kursÄchsi-
scher Rath: 304 f.. 307 f., 312, 314,
359, ,3(14, 378, 463.
a Lasco, Johannes: 152, 155, 1G3.
Lauenburg, Fürstenthum: 66.
I^auenbuTg, Herzog von: s. Franz.
lAuingen: 472.
Leipzig: 222.
Leipzig, Theologen zu: 236, 256 f.,
342—344. B. 65, 75, 80.
Lereener, Heinrich, hessischer Secro-
tär: 4.
Loovritz , Cyprianus von, Mathematiker
und Ästrolog: 472.
Jjeachtenmacber, Thomas L vom Hain,
Fussknechthauptmann : 455.
Licinius, Imperator: 425. B. 97.
Liegnitz, junger Herzog von: 104 f.
Lievlaud: 66.
Lindemann, Dr. Lorenz, kursächsi-
scher Rath: 123 f., 126, 132.
Ix)dron, Graf Albrecht von : 352, 471 f.
B. 68, 71.
Lochau: 121. B. 49.
l/oci communes Melanchthons : 224,
323.
Lothringen, Cardinal von: s. Guise,
Carl von.
Lothringen, Franz von, Grossprior von
Frankreich, Bruder des Herzogs von
Guise: 387, 391 f. B. 78.
I^thringen, das Land: B. 102, 104.
LotJiringen, regierendes Haus mid des-
sen Mitglieder; lothringischer Hof:
65, 103, 104, 107, HO, 13G, 360,
461 f., 467 ff., ß. 27, 29, 31, 49,
51, .')3.
de Lucc, französischer Edelmann ; 417.
Ludwig, Landgraf von Hessen : 71,204.
Ludwig, Kurfürst von Pfalz: 215, 218.
Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Erbprinz
der Kurpfalz: B. 20 f., 23, 41.
Lübeck: 5, 65, — Kirche zu: 163.
Lüneburg , Herzoge von : 420 ; vgl.
Heinrich, 'Wilhelm.
Lüneburg, Convent niedersächsischer
Städte zu: 326 f. — Kirche zu: 163
— niedersächsischer Kreistag da-
selbst: 327, 331.
Lüsten, Ort im Stift Brixen: 384.
Lüttich, Bisthum: 108, 124; — Pro-
testantismus daselbst: 128. — Bi-
schof von: 128.
Lupfen, Graf von: B. 68.
Luther, Martin: 16, 76 — 79, 113,
143 f., 210, 219 f, 25G f., 270,
323, 329, 332, 391. B. 20, 60 f.,
65 f., 80.
Luxembui^: 125.
Madruzzo, ein Uogoniuinter aus der
Familie: 377, 3S3.
Magdeburg, Kircho zu: 163. Versuch
eines orthodoxen Parteiconvents zu:
36, 41. B. 24.
Maier, M. Johannes, Pfarrer zu Cott-
bus: 221, 262, 279.
Mailand, Horzogthum: 377, .382.
Mainz, Erzbisthum: 124, — Stadt:
B. 20.
Miyor, Dr. Georg, kursächsischer Thoo-
log: 342. B. 46.
Majorismus, raajoristischer Streit: 17,
,58, 74, 77, 142, 231, 251 f. B. 40, 58.
Maleville , Herr von , hugenottischer
Agent in Deutschland: 444, 450. 453 f.,
456, 460.
Malsburg, Otto von der, Rittmeister:
455.
Mandelslohe, BertJiold von, Vertreter
d. Markgrafen Hans und (ieorg Fried-
rich auf dem Tag zu Naumburg: 228.
Marburg, Fürsten bosprerhung zu, i.J.
1500: 189—192; i. J. 1562: 40fl,
443 f. B. 105, HO. — Synode zu.
126
Register.
t. J. 1660: R. BerichtifnngeD. —
Koligkmqge^aftch kii, i. .1. ir)2!):
86. — UnivfirsitÄt: R 66.
Margnrctlia, Hoixogin vou Famiii, Statt-
hnltoriii dor Niederlamk' : 121.
Maria^ KurfürsÖD von d«r Pfulx: 06,
185. B. 69.
Maria (Stuart) KöoJgia von Frankreich
und Schottland: 160, 468. B. «7, 78.
Mark^fTänichor Krieg: 11—13.
Mnrtyr; s. Vennigli.
Mattliüiü , IL Matthiatf , prorrcr za üuloh
(ZiiUidiau?): 279.
HaxiiiiiUan, Erzherzog von Oösterreioh,
Köoig Ton Bvbmcn: 55, 66, U)6,
202, 3r)7 f., 4M), Mih f. B. 15,
37, 40.
Moaux , hugcnottisohos I^agor bei; 413.
Mocklonbnrg, Horzogc von : 420. B. 32.
Vgl. .lühann Albn-cht, UciniiuL,
ülrieh.
Meisscu, Bistbuui: II, 133, 136, 138.
Mobuiclithou. PbilipEi: 17-19. 21, 23.
28 f., 31—38, 43-4.1, 5fi, 73 f., 84.
87 f., 113 f., !1.\ 122, 132 f., 141,
145, 150 f., 154, ir)fi, U^~ 164,
104, um, 201, 210f., 2ir>, 223, 252,
270, 34fi, m\. B. 23, 25, 27, 20 f.,
3.% 48, ßO, 5Ö, 50.
Melanchthonianer (Philippisten). mo-
lanchthomsche Theologie: 17 f., 36,
84, 142, 145, 150, IÖ3f., 157, 199,
210, 231, 233, 252 ff., ii57f., 2G0r,
263i 344.
Melschode, Caspar, Eberhard imd Umn-
rii-h von M., sowie oia iriigfiuaim-
ter doB GoBclilcchts, lüttincisttr und
IlanpÜLHit«: 455.
Merseburg, Biatlinm: II, 133, 136,
138.
Mosso, die: 211, 220. B. 7a 79.
Meusobacfa, Joet, Fufisknccbthanpt-
mauii: 455.
Mete: 356. — Evaiigolisohe zu: 296.
— Blstlmm: I3G, 165 JT.
Motz, Bischof von: 125.
Mrimpolpard, Oräfin von: 441.
Mnrlin. Maximilian, Siiiionutirndnm zu
Cobuiig: 262.
Mwlue, J(»an. Bischor von Valeoi
183. 299. 365, 370, 411. B.
Monlac, ßl&iae de LuBerm-
comp, BT. dl«: B. 100.
Monceotuc, Schloss der Kümgin von
Fnuiknicb: 412.
Ifontmorcncy, Anoas von, Conn<
von Fnuikroith: 103, 1(8 f.,
297, 200, 3<VI f., 30S, 411 f.
R 26. 30, 67, 70, 73, 100 f.
Hoittpmsier, Herxog von: s. BourboiL
Herdeisen, Pr. IHricIi, kurafiolUBadiar
Rath: 22, 123, 100, 194, 238.343
290, 333. B. m. 68.
Moritz, Kurfürst vos Sachsen: 1
B. 24.
Moskowiter, dor; 227.
MühUuosen in Thüringen: Ol.
Mtirichtn: HO, .379, 382; B. 85, 88-
Müuchhauseii, Hilmar von: 468.
Müru'hhauson , ein Ungienanutcr
Kainilio: 468.
Münster, Stift: 468.
Mundon (Brauaschweig-Calenbo^
Mundt, Dr. Chri.stoph, ongltsohAr A{
in DoutscIUond: 67, 71, 104, 106,
120, 408, 485. B. 68, 90-
MusaeuB, Simon, Professor der Th«-
logie XU Juua: 197, 35*1. B. 53.
Mosohlor, Profeiäsor in Wien: B. 39.
MoscoluB, Wolfgang, Professor dm
Theologie zu Bern: 332.
Nancy: 387.
Kaiiteui), Schloss des Uerzogs
Guise: 386, 412.
Nassau, s. Wilhelm von Oranioo.
Nassau -Saarbrücken, Johann IV., i
von: 306, 407.
Naumburg, Bisthum: 11, 133,
laa — Stadt: 91; R 35. —
vcnt protoj^tantischer Fürsten
selbst i. J. 1555: B. 24. —
Register.
127
i. J. 15G1: 50, 81, 86, 118, 119,
123, 140, 160, 164, 185 f., 190, 193,
195—286, 288—292, 294, 296, 302,
304, 307, 326 f., 329 f., 331 — 334,
339 f., 343 f., 346, 349—351, 374,
388, 409, 449, 473 — 480. B. 63 —
66, 68.
Navan-a, König von: s. Bourbon.
Navarra, Königreich: 168, 177, 181 f.,
302, 315. B. 82.
Nonburg, Üerzogtham: B. 92.
NeucDstadt (Braunschweig-Calenborg)
66.
Noumark, neumärkisches Archiv: 473.
St Nicolaas im Elsass: B. 77.
Niederlande: 8, 27, 68, 108, 377 ff.,
382, 468, 472. B. 4 ff., 32, 41, 85,
89, 102. — Frotostantismtis daselbst:
78, 378. B. 45, 65.
Niedersächsiscber Kreis und dessen
Stände: 15, 66, 162, 163 f., 203,
205, 274—277, 279, 281, 283. Vgl.
Braunschwoig, Halberstadt.
NiederaächsiBche Städte: 30, 142, 281f.:
326 f., 331. B. 24, 35, 46, 56.
Norddeutsche Stände 274 f.
Northausen, "Wolf von, Fussknocht-
bauptmann: 455.
Nümbei^: 44. B. 41, 85 f., 88, 92.
Nuntien: s. Commendone, Delfino, Sta
Croco.
Oberdeutsche Stände: 274 f.
Oberländische Städte: B. 24, 28.
Ochsenhansen, A.btei in Schwaben: 377.
OecoIampadiuSf Johannes, der Kefor-
mator, und seine Lehre: 232. B. 63.
Oesel, Stift: 469.
Oesterreich, Erzherzoge von, s. Karl,
Ferdinand, Maximilian.
Oesterreich, Haus: 405. B. 39.
Oesterreichische Erblande: 41, 106.
B. W, 37 f.
Oldenburg, Graf von, s. Christoph.
Orleans: B. 78. — Hoflager zu: 179.
— etats-gencraux zu : 170,179-182,
293, 298. — Hauptquaraer der Hu-
genotten zu: 303, 413, 417, 420,
422 f., 424, 428, 432 f., 445—448.
B. 99—102, 107.
Osiander (Andreas) und seine Lehre;
osiandristischer Streit: 19, 23, 36,
232 f., 244, 252. B. 20, 42.
Osnabrück: 468.
Osnabrück, Bischof von: 469.
Otto Heinrich, Kurfürst von Pfalz:
20 f., 28, 31. 33 f., 36 — 38, 40,
42—45, 50 f., 53, 70, 96, 129, 151.
153, 221, 403. B. 3 f., 7 f., U, 17, 44.
Ose, Peter, dänischer Roichsrnth: 462.
Pack, Otto von: 112, 470.
Paderborn, Stift: 426, 469.
Pairs von Frankreich: B. 67.
Pantaleon, Hofprodiger zu Heidelberg:
245.
Paris: 26, 152, 165, 304 f., 370, 412 f.,
417, 420 f. B. 26, 79, 96, 99, 101
— Nationalsynode der französischen
Protestanten zu: 306.
Parlament von Paris: 313, 317, 411.
B. 67, 79, 81, 100.
Passau, Vortrag zu: Berichtigimgen zu
p. 60; p. 50, 165. 404. B. 40.
Paul IV., Papst: 4, 24 — 26, 52 — 55,
105 f., 130, 378. B. 4 f., 8—10,
12—19, 26 f., 34, 36—41, 86.
Paulus, der Apostel; 77, 280, 401.
B. 95.
Petrus, der Apostel: 77.
Peucer, Caspar, Professor in Witten-
berg: ß. 56.
Pfalz (Kurlande) , Jjandeskircbe und
Theologie: 18, 96, 140 f., 151, 156,
158, 160, 163, 165, 185, 199 f.,
220 f., 225, 238, 240, 242, 244 ff..
203 ff-, 266, 338 f, 363, 403 f.
B. 1, 66.
Pfalz, kurijrälzische Vertretung auf dem
Reichstag 1599: 80, 99.
Pfalzgrafen: s. Frirnlrich, Georg. Lud-
wig, Otto Heinrich, Wolfgang.
128
Raster.
Ffttnser, Maximilian, Hofpredigor dos
Königs von Bübmcn: B. 15, 37.
Pfeffingur, Johaones, SuporiDteDdent
und Professor zu I^ipzig: 342.
Pfintzing, Paul, Secretär Philipps IL:
377.
Pflüger, Alexander, hessischor Secre-
tär: 442, 456.
Pforzheim, beabsichtigter Tag prote-
stantischer Fürsten zu: 37—40, 44 f.,
89. B. 14 f., 18.
Philipp, Graf von Dietz: 292, 406.
Philipp, Herzog von Braunschweig-
Gnibenhagen: 473.
Philipp I., Herzog von Pommern -Wol-
gast 232. B. 32.
Philipp IL, König von Spanien: 4,
24—27, 52, 64—68, 104, 108, 111,
124, 125, 179, 181 f., 290, 292, 298,
302, 311, 315 f., 337, 359, 364 f.,
372f., 376-381, 383-385, 392, 396f.,
462, 465, 471 f. B. 4—6, 8—11, 13—
17, 19, 26—31, 36, 38, 40 f., 48 f.,
51 f., 54, 67 f., 74, 83—86, 88, 91, 100.
Philipp L, Landgraf von Hessen: ß.
A mnerk un g des Vorwoiis ; 9, 18,
21 f., 25—36, 38—45, 46— .'i?, 59—
Of), 07, 104 if., 109 f., 113 f, 115—
127, 130, 134, 138—140, 142, 144—
147, 149 f., 15.3, 155, 160, 167, 169 f.,
172 IT., 180 f., 186 f., 189-194, 196.
200 f., 204 f., 216, 219, 223-227,
234-236, 241, 254 — 258, 262 f.,
265 f, 2G8 f, 273, 282 — 286, 288,
290-297. 301 — 311, 319 f.. 322,
325 f., 328 — 355, 357 — 360, 366,
374 — 38,5, .388 — 393, 395—401,
403 — 409, 414 — 420, 422, 424—
435, 440—460, 4IJ3 — 4Ü5, 467,
409—472, 474 f IJ. 3—35, 41 f.,
44—57, 63—66, 69—114.
Pieniont: s. 'WaldeDser.
l'icanlcii: IJ. 37.
Pistorius, Johannes, Superintendent zu
Nidda: 39 f., 73.
Pius IV., Papst; 107, 110 f., 114 f.,
179, 181 f., 237, 272 f., 2W, 292 f.,
300, 315, 352 ff., 361, 366, 370,
372, 376—382, 384, 392, 406, 416,
432, 464—466, 468 f. B. 64, 67 f,.
74, 81, 84^89, 91, 100 f., 113.
Poissy, ReligioDsgosprüch zu: 176,
179 f., 287, 299, 306, 310, 313, 316,
318 f., 320, 336, 361 — 371, .385 f.,
388 f. B. 78, 81 f.
Poitiers, Diana von: 168.
Poitiers, Nationalsynode der französi-
schen Protestanten zu: 298.
Polen, Protestantismus daselbst: 114,
152, 196; B. 40, 80.
Pollweilor, Baron Nicolaus von: 377.
B. 27.
Pommern, Herzoge von: 420. B. 32;
vgL Barnim, Philipp, Pommem-
"Wolgast.
Pommern, Theologen und Kirche in:
232 f.
Pommern, Vertreter a. d. Reichstag
1559: 92 f., 118. B. 28, 30, 35.
Pommern- Wolgast, junge Herzoge von
und deren Vertretimg zu Naumburg:
232 f., 252, 273, 474 f., 477. B. 63.
Pommem-Wolgast, Landschaft: 231
Ponickau, Hans von, kursäohsiseher
Rath: 123. B. 60.
Pontinns: s. Brück.
Potitoise, i'tats-göneraux zu: 290. 31.S.
318, .361, 363 f.
Post, Postverbinduugon : 355, 45G f..
463. B. 71 f., 87 f., 102.
Praedcstiiiatiouslehre: 83, 92. B. 32.34.
Praotorius, Abdias, Professor d. Thw-
logiß zu Frankfuit: 281.
Praetorius, Dr. Petnis, Pfarrer zn
Königsberg in der Neumark: 27i*.
Prag, Erzbisthum: B. 37.
St. Qucntin, Schlacht bei: 25 f, 3*).
47. B. 4, 52. — Kämpfe um i. J.
1558: B. 10 f.
Rambouillet, Jacques d'Ängonues, sr.
do K., Gesandter der Kunigio von
Frankreich in Deutschland: 373—
Begiator.
12d
375, 380 f., 388, 393 ff., 396 f.,
412.
Ra&calon, Christoph, Agent des Her-
zogs von Guise: 320—324, 366,
386 f., 394 f. B. 113.
Bascalon, Wflhelm, kurpfälzischer Leib-
arzt: 320.
Ratzenberg, Johann von , hessischer
Oberst: 430 f., 444, 451—453,
B. 107—112.
Ravensburg, kaiserl. Schloss ob: 377.
Rechtfertigung, Lehre von der: 17.
B. 20, 32. Vgl. Mt^orismoa, Osian-
drismns, Synergismus.
Beclcerode, Georg von, Oberst in fran-
zösischen Diensten: 104. B 51.
Recusation der Concilien; Recnsations-
schriften der A. C. V.: 102, 114.
Regensburg, Reichstag zui. J. 1556/7:
4—6, 21, 129. — Stadt: B. 20.
Reichstage: s. Aagsboi^, Regensboi^,
Speier.
Reiffenberg, Friedrich von, Oberst in
französischem Dienst: 103, 359.
Rcimano, Hans, Fossknechthanptmann:
455.
Religions- und -Landfriede, geschlos-
sen zu Augsburg i. J. 1555: 1 — 8,
13, 27, 50, 52—56, 63—69, 87,
100 ff., 105, 108 ff., 120, 122, 127—
137, 156—159, 166, 196, 266, 270 f.,
285, 291, 322, 326 f., 331 f., 338,
381 f., 384, 388, 395, 403, 452,
465 f. B. 10, 15 f., 19 f., 36, 43,
50, 52—54, 69, 92.
Repetition der A. €.: s. Confession,
sächsische.
Rhein: 426, 467. B, 51 f., 96.
Rfaeingraf: s. Johann Philipp.
Rlioding (M. Nicolaus V): 306.
Rochefoucauld, Fnm^ois comte de ia
R-, Hugenottenfiihrer: 448.
Boda, M. Paulus von, pommerscher
Supeiintendent: 233.
Rogendorf, Wilhelm von, Oberst in
französischem Dienst: 414, 417,
425 f., 445 f. B. 101 f.
Rolshausen, Friedrich von, hessischer
HofmaischaU: 60, 410, 442, 450,
452 f., 455 f.; B. 105—112.
Rosonbeig , Albrecht von , württem-
bergiscber Rittmeister: 109. B. 50,
112.
Rostocli: 5, 245.
Roye, Eleonore do, Prinzessin von
Condö: B. 79.
Rudolf von Habsbnrg, deutscher Kai-
ser: B. 39.
Runge, Jacob, pommersohor Super-
intendent, Professor zu Oreifewald:
259.
Sachsen, Gesammthaus: 122. B. 22, 24.
Sachsen, Herzoge von, und ihr Hof:
11 — 13, 21, 30 f., 41, 47, 56 — 59,
65, 88, 99, 110, 112, 126, 133,
136 f., 139, 163, 185, 187, 214, 226,
303, 305, 307—310, 314, 336, 357 f.,
399, 462, 466—470. B. 1, 12, 18,
21 f., 24, 43 ff., 55, 76, 80, 94,
102—105.
Sadisen, Herzogthum: 11; — Landes-
kirche und Theologe desselben: 11,
13, 15, 21, 41, 58, 98, 150, 188,
190, 197 ff., 208, 211, 238, 272, 278,
281, 350. B. 1, 12, 18, 21, 23, 30,
41, 50, 57—62, 64.
Sachsen , herzoglich sächsische Ge-
sandte a. d. Reichstag 1559: 92 ff.,
98 f., 102; — Vertretung zu Worms
1557: 22 f. B. 3 f., G.
Sachsen, £atfürsten von: s. August,
Friedrich, Moritz.
Sachsen, Kurfürstenthum, lianttechaft
desselben: 57. B. 19. — Landeskirche
und Theologie desselben: 11, 13, 17—
19, 21, 28 f., 36 f., 58, 63, 74, 90^
135, 201, 211, 223, 242, 342—344.
B. 3, 6, 23 ff., 35, 41, 43, 65, 75, 80.
Sachsen, kursächsische Gesandte a. d.
Reichstag 1559: 89 f., 92 f., 97 f., 105.
B. 30, 44; Vertretung zu Worms
1557: 23, 28. B. 3, 6.
9
130
Register.
Sachsen, kursächsische Rätbe: 45. B. 15,
19, 43 f.
Sachsen, kui'S&chsischo Adlige in fran-
zösischem Dienst: 139.
Sagittarius: s. Schütz.
Salhauson, Melchior von, württember-
gischer Rath: 309 f., 312, 314, 321,
324, 359.
Salzburg, Erzbischof von: B. 40.
Sarcerius, Erasmus, Prediger in Mag-
debui-g: B. 5Ü.
Savoyen, Herzogthum: 9, 67; B. 31.
Savoyen, Herzog von: 292, 382. B. 27,
69.
Savoyer, protostautischo CWaldensor?):
B. 4.
Scopeaux: vgl. VioillevÜle.
Schachten , Heinrich von , hessischer
Oberst: 60, 430 f., 444, 451—453;
B. 107—112.
Schauraburg, Graf Jost von: 64.
Scheffev, Keinhart, hessischer Vico-
kanzlor: 71, 73, 113, 419,427,442,
464, 466. B. 19 f., 32 S. Vgl. Hes-
sen, Verti-otuDg auf dem Reichs-
tag 1559.
Schenk, Reinhart, hessischer Ober-
amtmaim: 103, 124. H. 14, 17.
Schinalkaliiische Artikel: 16, 06, 143,
157, 324 f., 228, 232, 242, 2GG,
276, 278. B. 59 f.
Schmalkaldischer Bund: 50, 56, SO,
122. 311 f., 355, 379 f., 399, 409,
442. B. 43 f., 86 f,
Schnialkaiaisclier Krieg: 24, 49 f., 68,
70, 122, 158, 311 f., 359, 379 f.,
399, 442, 465. B. 12, 34, 39, 43 f.,
86 f., 111.
Scliöuberg, Hans Jjigelhard von, kur-
pliilziscliLT Dieiiui-: 419, 429, 445.
Sclioniljcrg, Kcmrad von, hugcuotti-
sc'lior AgL'iit iti Iloutschlaiid: 423,
432--434, 410—444. 448. B. 102.
Schottland. liotunuatioii daselbst: 165,
176, 273, 304, 392; B. 49.
Schütz, Christian, Dn-sdi-ncr Thoülog:
262, 3-12.
Schulenburg, Jacob von der, Rittmei-
ster in kaiserl. Diensten: B. 54.
Schwaben, kaiserliche Landvogtei in:
377.
Schwäbischer Bund: B. 93.
Schwäbischer Kreis: 381 f.
Schwarzburg, Graf (Günthert-') von:
468. B. 49. Vgl. Günther.
Schwarzenbei^, Fürstenbesprechnngza:
192, 194 f., 199, 201 f.
Schweden 67, 92, 103 f., 107, 111,
196, 273, 379, 467 — 469. B. 29^
31, 50 f.
Schweiz , evangelische Schweizerortc :
67, 91, 151. B. 31 f., 105. Vgl Ba-
sel, Bern, Genf, Zürich, Eidgenossen.
Schwendi, Lazarus vou: 379, 382 f.,
472. B. 85.
Schwenkfeld , Schwenkfeldianer,
Schwenkfeldianismus: 80, 190, 231 f.
Selneccer, Nicolaus, Hofpredigcr zu
Dresden: 342.
Sen-et, Michael: 149, 232.
Seyler, Dr. Gereon, ehemaliger Leib-
arzt Jjandgraf Philipps: 4, 6.
Sickingen, Franz von: 12. B. 5ö.
Siegen, Arndt von, Bürgermeister zu
Kühl: B. 89.
Solothum, Tag der katholischen Schwei-
zerorto zu: B. 100.
Sorbonne, Sorbonisten: 314; B. 82,
100 f.
Soubise, Jean Larclieveque, sr. de S.,
Hugonottenfuhrur: 448.
Spalatin, Friedrich, Hofprediger Frit-J-
richs des Weisen: 214, 218, ^JC.
225.
Spanien, König von: s. Philipp II.
Spanien, Protestantismus dasell>st: TS.
131, 181.
Spodt, Rittt-r Friedrich von: 65, 46Ö-
I 470. B. 79.
I Öpcicf, Reichstag zu, i. J. 1529: S*!.
Spies, Klafft, hessischer Vogt: 113.
, Spifann,', Jai;([ues, Biachof von Nevcft.
i hugenottischer Agent in Deutsi'li-
I land; s. Anmerkung des Vorworts.
131
Städte, protestantische: 2, 37, 49, 91,
113, 197, 213, 274 f., 395, 398, 448,
457. B. 32 f., 42, 70, 92, 105, 107.
Stancarus, Frans, ThecJog: 232.
Staphylo», Friedrich, der Jesuit: B. 40.
Starck, Hans, hessischer Reatsch reiber:
456 f.
Stein, Ritter "Wilhelm von: 11 ff., 47.
Stephanus, Balthasar, Pfaitir zu Sol-
din: 279.
Stockhausen, Hans von, Rittmeister: 455.
Stömell, Hans, Rittmeister: 455.
StÖssel , Johann , Superindentent zu
Heldbarg im Herzogthum Sachsen:
262.
Sb-assborg, Bisthom: 387.
StrassbuT^, Stadt: 324 f., 429, 443 f.,
457. B. 92. — Rath und Kirche zu:
156, 287, 458 f. — Fürstenbe-
sprechung zu i. J. 1562: 409, 441—
444.
Strigel, Victorinus, Professor d. Theo-
logie zu Jena: 198.
Stummel, Dr. thool. Christoph: 233,
262.
Sturm, Johann, Rector der Academie
zu Strassburg: 172, 287—289, 293 f.
Stuttgart, Synode zu, i.J. 1559: 1.55,
158 f.
Sund, der: 68. B. 32.
Sycambcr, M. Augostin, Pfarrer zu
Ämswalde: 279.
SjTiergismus, synergistische Lohrstrei-
tigteiten: 17, 58, 74, 77, 142, 197,
231. 251 f. B. 58.
Tarandt, Wolf, Fusstnechthauptmann :
455.
Taofo und Lehre von der Taufe: 306.
B. 75, 77.
Terkler, Lic. Johannes, Pfarrer zu
Crossen: 279.
Thann, Eberhard von der, herzoglich
sächsischer Rath: 93, 101, 102, lO.'Jf.,
129, 239, 241, 464, 466 f. B. 41.
Thann, Friedrich von der, hessischer
Rath: B. 1.
Thomas (der Heilige?): B. 63.
Throckmorton, Sir Nicolas, englischer
Resident in Paris: 182, 296, 316,
417, 446.
du Tillot, greffier des Parlements zu
Paris: B. 81.
Tirol, Bauernaufstand in der Grafschaft:
384.
Toledo, Bischof von: B. 48.
Torgau: 357.
Toul, Bisthum: 136, 165 ff.
Toulouse: B. 78, 100.
Toumon , Cai'dinal , Erzbischof von
Lyon: B. 67.
Tours: B. 78.
Transsubstantiation , Lohro von der :
209, 217 — 223, 251, 259, 335, 344,
363, 386.
Treraellio, Dr. Emanuel, Professor in
Heidelberg: 296, 303f.,312,315, 359.
Trier, Stadt; Reformation daselbst: 108,
124, 125, 159. B. 51—54.
Trier, Erzbisthum: 124, 425.
Trier, Kurfürst von, s. Johann.
Triumvirat, das französische: 299, 302,
314, 318, 337, 370. 397, 411-414,
420 f., 426—428, 447, 450. B. 100.
Trivulzio, Cardinal: B. 5 f.
Troios: B. 104.
Truchsess , Otto von , Bischof von
Augsburg, Cardinal: 4, 101 f., 469.
Tübingen: 425.
Türken, Türkenkrieg, TürkunhÜfe otc:
7, 125, 137 f., 166, 227. B. 2, 20,
36, 47, 54, 69.
Ubiquität, Lehre von der: 83, 159,
163, 233, 255, 314, 343.
Uffoln, Arndt von, Rittmoistor: 455.
TJffeln, Heinrich von, Fusskneclithaupt-
mann: 455.
Uffoln, ein Ungenannter der Faniiüe:
408.
Ulm, Stadt, und Ratli derselben: 470—
472. B. 20. — Kreistag zu: 381 f.,
387.
9*
132
B«^6tef.
ULrich, Uenog von Mcckloiiliurg: 303,
20Ö, 227 f., 231, '^'S^{., 236 — 238,
243, 347, 250, 257 f^ 2«2, 275, 357,
474 f., 478. B. 64.
üngiiAd, Ilaiui, FrcUitirr vuu Soimeck:
32, 111, 114. 120—123, 142; B. 15,
43 f., 56.
CiiU'rländisdie Kirohen; 77.
[Jalar (Braunsrhwoig-Calonborg): 382.
Utrecht, BiBÜinin: 124, 470.
Vargas, Franz, spanischor Reindoat in
Korn: 107.
Variata, neuere Ittidactiou iler A.C.:
96. !5CMSK),2(X»— 212, 215, 2l7(f.,
223 IT., 230, 232, 252 if., 258, 261 ff.,
279.
VasBy, fiomotznl au: 393, iOCiU 412.
Yendomo, Hoixog von: s. Bourbon.
Vendome, Stadt: B. 101.
Vunedig, dio Reimblik: 20, 382; B.85.
87 r.
Venodiger, Gooi:g, pommorscher Theo-
log: 259.
Veixitm, Bisthum: 136, lÖ5ff.,
V0i:gorio, Ladwig: 370.
Vorgerio, Piotro Paolo: 370 f., 376,
378. B. 84, 86 f.
Vonnif^i, Pietru, gwn. Peter Uartyr:
163, 320, 332, 336, 301, 3H9.
Toxines, Herr von. hugenottischer Ägont
in DeutKchlaud: 324 f., 422 ff., 427,
443 f., 448.
Vieilleviilo : Fnui^^ois Scoi>eanx, sr. do
V., Marschall, Gouvcraour von Motz:
295,356-359,368,361,446; B. 90.
Vtcnnanden , Bernhard \ini Otto von,
Rittmeistor: 455.
Vincennes; 413.
Yorredd, naumburgischc, zur erneuer-
ten Ä. C: 213, 219, 222-225, 22S—
23.'-., 237 f., 241 — 24-1, 24C f., 250—
253, 258-263, 206. 270f., 273-275,
277 — 284, 326, 332, 335, 341, 350,
474, 478; R 63ff;
Vorsehung, Lehre von dei': 30Ö, 332.
B. 74 f., 80.
Wiüdooser 151, 154; B.
WaldraKtflin, ITaiui von, MAn>rtuül He
sog Kmats von ßraaasohwoig: B. I
YTaltetsdorf, Geur^ vuo. rhnvr
Laudabttig u.d. Wortbu: 279.
Wt4m«r: 5.
Weingarten, Abt von: 377.
Weis. Adam, Rittinoiiftvr: 456.
WeitLTRbausuii, Bastian von(h
Beamter V): 359.
'Wo[ipor8naa, Joochim von, Veitratcr
Ulrich» von Hecklenhur;; aitf dem
Convont zu Naumburg; 478.
Worra, llolzflössortTi auf der: 444,
Worsa^a, Anton von: s. Anmork
des Vom-orts.
Westphal, Juucbini, Prediger m Ban.^
bürg: 332.
■Wüitomii, dio: 426.
Wiedertäufer; 80, 173, 231. B. 65.
Wien, Stadt u. kuiserliuhor Uof
seihst: 174, 356, 358, 463—466,-
Universität zu W.: I». 38.
Wigand, Johannes, Profossc^r der!
bgie zn Jann: 197, 350; II. 56, 63.'
Wildungen: 453, 455.
Wilhelm, Graf von Nassau, Prinz rg&
Oninien: 22, 60.
Wilholm, Herzog von Bnrantdiiraig-
I.üuöliurg; 204, 420.
Wilhflm, HeiTog von Jülich und C3avft
lOB, 426. B. 18.
Wilholm, Tjindgraf Ton Hossen: 8. >
raerkung dos Vorworts; 42, 66, 12
173, 204, 325, 359 f., 389, 442, 444.1
450—154, 456, 458, 460, 46S&J
B. 17, 49, 56 f., 84, 93, 105- Ulf
Willen, Lehre vom ft^eioo: 17,
B. 74 f.; vgl. Synergiamua.
Wittenberg: 215 ff. — Universitit i
Kirxlif zu: 11, 13, 17, 154, Ifl
236, 256 f., 342—344; R 35, 41,
56, 65, 75, 80.
Wittenborger Concordio: 10, 75—77,
87, 224 ff., 234, 252, 257, 263. 342t
B. 20, 63.
Begister.
133
"Wolf, Ämbrosius, Kirchenhistorikor:
256 f., 259.
"Wolfgang, Pfabsgraf bei Rhoin etc.: 9,
34, 37 f., 51, 82 f., 88. 90, 92, 113,
115 f., 118 ff., 125 Jr., 153, 172, 186,
189—193, 196, 208, 210, 234, 237-
239, 243, 254, 257, 264 f., 273 ff.,
282 ff., 290 t, 303, 309, 314, 321,
326, 331 ff-, 344, 349, 353, 356, 358,
379 f., 386 ff., 395, 398, 406 — 409,
418 f., 422, 434 f., 440 ff., 453, 458 1,
469, 472, 474 f., 478. B. 35, 44, 47,
70ff., 84, 88, 90, 92, 105 f., 108, 111.
'Wolmerioghausea, Johann von, Ritt-
meister: 455.
Worms, Convont protestantisch. Fürsten
zu, i. J. 1560: 172 f. — Religions-
gospräch zu IJ. 1540: 156 f., 215,
217, 227. — Desgl. i.J. 1557: 5,
21 ff.. 27—31, 33, 36, 41, 46, 59—62,
87, 99, 147, 149 ff., 153 f., 206 f.,
236, 310, 319, 351, 362 f. B. 3 f.,
Gf-, 21, 23 f., 63, 66.
"Wrisberg, Christoph von, Beiterobetst:
64-66. B. 54.
Württemberg, Herzog von: s. Christoph.
Württemberg, Herzogthum: 352f., 405.
449, 471 f. Landeskirche und Theo-
logie desselben: 19, 23, 92, 142, 151,
154 ff., 158 ff., 187, 262, 323, 336.
340. B. 1.
Württembei^ache Räthe auf d. Reichs-
tag 1559: 89 f., 93, 105; Vertretung
zu Worms 1557: 23. B. 7.
Würzburg, Stift: 12.
Würzburg, Bischof von: 109, 379.
Wurst- Friesen: 66.
Zabem im Msass : B. 77 ; — Zusammen-
kunft zu: 320, 387, 390—395, 401,
405, 412. B. 90.
Zasius, Dr. Johann Ulrich, vorder-
üsterreichiscl^er Vicekanzler: 5, 105,
107, 290, 292, 379, 383f., 443, 463.
Ziegenhain, hessische Synode zu: 35.
Zitwitz, Jacob von, pouunerscher Ge-
sandter auf dem Reichstag 1559:
92 f., 118. B. 35.
Zorn (Georg Zorn von BulachV): B. 86.
Zürich: 91. B. 105. — Kirche, Pro-
fessoren und Geistliche zu: 142, 148 f.,
150, 152, 331. B. 20.
Zul^er, Wenzel, kurpfälzischor Rath:
108.
Zweibrücken: 455, 458.
Zweibrücken, Ffalzgraf von: s. Wolf-
gang.
Zwiogonberg in Hesson: B. 71.
Zwiogli, Ulrich: 86, 232, 245. B. 63.
Zwlnglinimus, zwinglischcAbendmahls-
lehro: 16 — 18, 58, 78, 83, 96, L^iO,
185, 191, 228, 232, 242, 254, 279,
282, 308 f., 323, 331, 335, 351, 389.
B. 63, 76, 84.
Verzeichniss benutzter Werke.*)
Alting, s. Uieg.
Arcaaa, s. Languet
Cimbor otDaojou, archives curieu-
30S de l'hist de France, 2me serio.
Paris 1840 ff. Bd. VI.
D'Aumalo (duc Henri) Histoire des
princes de Condö pendant les XVI"
üt XYIV siöcles. Paris 1863 ff-, tom. I.
Responsio ad Calviaum et Bczam pro
Francisco Balduino JuriscoDsulto.
Cum refutatione calumniamm de
Scriptore et traditioDO (Ausg. von
Cöln, 1564, gemeinsam mit der altera
responsio ad Jo. Calvinum).
Barthold, Deutschland und die Huge-
notten. Geschichte des Einflusses
der Deutschen auf Franltreiclis ....
VerhältnisKO etc. Bd. I. Bremen 1848.
Baum, Theodur Beza nach handschrift-
lichen Quellen tiargestellt; 2 Bde.
Leipzig 1843 — .f)l.
Beck, Johann Friedlich der Slittlero,
Herzog zu Sachsen; 2 Bde. Weimar
1858.
Heidenhain, Beiträge zur Politik
PhilippdesOrossmüthigimvonHL'Ssen
15^0 — lüUO. In der Zeitschrift des
Vereins für hessische Creschichte'und
Landeskunde. Neue Folge Bd. XYV
(1889).
Bergmann, Die Edlen von Emhs zur
Jlohenemlis in Yonirlberg. Denk-
schriften der Wiener Academie, philo-
sophisch-historische Klasso, Bd. X.
Wien 1860.
Bertram, Das evangeliche Lüneburg,
oder Kirchen- und Reformationsge-
schichte deraltberühmten Stadt Lüne-
burg. BrauDSchweig 1719.
Theodori Bezae Vczelii tractationom
theologicarum voll. 11. Genf 15S2.
(Hieraus die responsio ad Baldainiun
im n. Bd.)
Von Bezold, Briefe des Pfalzgrafen
Johann Casimir, (i. A. d. bist Comm.
zu München) Bd I. Hünchen 1883.
Zeitschrift für Eircheogeschiehte, hersg.
von D. Theodor Brieger. Bd. V,
1882. (Hieraus J. Benihani, Znr
Geschichte des beabsichtigten Pforz-
heimer Tages, zugleich ein Beitnt;
zum Briefwechsel Mehinehthon.'^ und
des Landgrafen Philipp von Hessen.)
A'^on Bucholtz, Geschichte der Ee-
gienmg Ferdinands des Ersten. AVien,
1831 ff. Bd. VII und Urkund^-n-
band.
Bulletin de la societe de l'histoire du
protestantisme franvais, Bd. 16(1867);
24 (1875) und 29 (1880).
Caliuich, Der Naumburger Fürsten-
tag. Gotlm 1870.
Geo. Cassandri, Belgao theologi. opera
omuia. Paris 1616.
Les Menioires de Messiro Michel do
Castelnau .... avec les elop«
•) Dio Worke wenlon nach der alphaliothischE>n Ordnung deijonigen 'V^'orto anfgrfütrt.
«clcbo citirt wurden. Die^olbou .sind gc-sperrt gedruckt.
Verzeichniss benutzter Werke.
136
desRois . . . , etautrespersonnoa illustres
par J. Lo LaboorouT. Nouv. ed.
Bruxellos 1731.
Chevreul, Hubert Languot, Paris
1852.
Davidis Chytraei Newe Sachssen-
Chronik. Vom Jahr Christi 1500
bis auffs XCVH. Aus dem ver-
mehrton lateinischen Exemplar trew-
lich verdeutscht und vom Authore
selbst . . . übersehen. Leipzig 1597,
1598. {Bd. n.)
Corpus reformatorum. Ph. Melan-
thonis Opera, ed. C. G. Bretschneider,
H. E. Bindsoil 28. voll., Hai. Brunsv.
1834 — 1860. (Bd. IX.) J. Calvini
Opera, od. (j.Baum, E. Cunitz, E. ßeuss.
25 voll., Brunsv. 1863 ff. (Bd. 16-18;
der ganzen Keihe 44 — 46.)
Cramor, Grosses Pommersches Kir-
chen-Chronicon. Stettin 1628.
Darosto, Fran^ois Hotman, sa vie ot
sa corrcspoudance, in der revue histo-
rique, 1876. .
Droysen, Aus den dänischen Büchern.
Archiv f. d. sächs. Geschichte, 1864.
Dumont, corps universel diplo-
matique du Droit dos Gens, conte-
nant un recuoil desTraitoz Amst.
ot la Haye, 1726—1731 vol. V.
Ebrard, Das Dogma v. heiligen Abend-
mahl und seine Geschichte. 2 Bde.
Fi-anldt. a. M. 1845, 1846.
Amtliche Sammlung der eidgenössi-
schen Abschiede, Bd. lY 2a, ent-
haltenddie Abschiede vonl556 — 1586,
von J. K. Krütli. 1861.
De la Ferriere, lettres de Catherine
de Müdicis, t I. Paris 1880. (Aus
der collection de documeots inedits
sur l'hist. de France.)
Galle, Versuch einer Characteristik
Melauchthons als Theologim und einer
Entwicklungseiuosljehrbegriffs. Halle
1840 und 1845.
Gründlicher ausführlicher historischer
Bericht von dem Religionswcseu im
Fürstenthum Hessen gestellet
und entgegen gesetzet dem histori-
schen Bericht der neulichen Marpur-
gischen Kirchenhondel durch Hclvi-
cum Oarthium der H. Schrifft
Doctom etc. Wittenberg 1606.
Gelbke, Der Naumburger Fürstentag.
Leipzig 1793.
Gillet, Crato von Crafftheim mid seine
Freunde, ein Beitrag zur Kirchen-
geschichte. Frankfui-t a. M. 1860/1.
Politische Reichshändel, Das ist Aller-
hand gemeine Acten . . . insonder-
heit . . das geliebte Yatterlandt
Teutscher Kation betreffondt. Aus
der Bibliothek des . . . Herrn Melchior
Goldasts von Halminsfeld F. S. R
Frankfurt a. M. 1614.
Gründliche warhaftige Historia
von der Augspurgischen C-onfessiou
wie die . . . Keyser Carole vborgeben
und ... je und allwege verstanden . . .
Jetinnd deducirt bis zxmi Ende des
1561 Jhars : wider des godichton
unaufrichtigen Ambrosii Wolffii ge-
felschte Hiatoriam . . . gestellet durch
etliche hierzu veroidnete Theologoo.
Leipzig 1584.
Haagen, Geschichte Aachens von sei-
nen Anfängen bis zur neusten Zeit.
Aachen 1873/4. (Bd. U.)
Häberlin, Neueste tcutsche Roichs-
geschichte. HaUe 1774— 1786. Bd.
in und IV.
Hartmann und Jäger, Johannes
Brenz. Nach gedruckten und unge-
druckten Quellen. Hamburg 1840,
1842. Bd. H.
Hassenkamp, hessische Kircheuge-
schichte im Zeitalter der Reformation.
Bd.I.undn, 1. Marburg 1852, 1855.
V. Heister, Die Gefangeunohmimg und
Gefangenschaft Piiilipits des Gross-
müthigen, 1547— 1 552. Marburgl868.
Hoppe, Geschichte des deutschen Pro-
stintismus in den.Iahron 1555 — 1580.
Marburg 1852 ff. Bd. I.
13«
Vensichotas benatxtsT
Hess, LetaBÜMäUchte Hemridi Bul-
UBgsn, 2 Bd«. Zünuh 1829.
Hiatötre coolcsisstique des %liso8
röformöee au roywune Je Fimace
par Tlieodoro do B^zo, puMiee dV
pre» rüdition dt) I58<> |>ar P. Vessou.
2 Bde. Toulouse 1882.
Bistorta eaci-ammitaria, bor est libri
qoicique de coenaa dontiiiicaä (irima
institutiono . . . tum de origioo, pru-
gressu at ritilius Hissac . . . Kodol-
pho Hospiniano aucton.*. Tiguri
HiAtori des Sacramentsstreits,
dariunen klSrlir'h aosgcAlhrt wird,
wio dit-se Zwyti-acht ttutstandon . . .
und aonderlidi was hwrinnon ... zu
Widerlegung des ZwiogÜKclion und
Calvinitichen Irrtboms . . . gehaiMieit
wordun, aus dun . . . offeDÜiclien Ac-
tis und ei-gu^Qun Schriften . . .
üurcli etliche funiobme Theologen
lusammE'Dgcordnct etc. 1591, ohno
Druckort. 4*.
Horticder. Der römiBobeiL kBjaer>
und -käniglii-hea IfajeBtetaa, anch
. . . geiatÜfiheT und weltlicher Stende
. . . Haodlungfin uiid Ausschreiben
r. . wn . . . Anfang, Furt- und -Aus-
gang des Tentschett Kriegs . . . wi-
der die Sciunalkaldisohon Bondos-
obristf. FranVrurt a. M. 1718.
i!>&iicisoi et Jobacius Hotomouoram
epistotae. Amsterdam 1700.
Boonol des ancionoes loiä fnui^aiaes,
depiiis l'aii 420 jusqu'ä la rpvtdu-
tion .... par MM. Jourdau, Deenwy,
l8aml>ort. Paris 1822 ff.
Kausler und Schott. Briefwechsel
zwischen Christoph , Herzog von
Württemherg und Pötnis Taidus
Tergetius (Biblintliek d. litorar. Ver-
eins EU Stuttgart, Bd. 124). Tü-
bingen 1875.
Kluckhohn. Briefe Friedrichs des
ITnimnioti, Kurfürateu von der ITaJz.
Bi-aaiischweig 1868 ff Bd. L
is8i;
KlackhohD, Wie ist Kurfutst
rieh IIL Calvioist geworden? Mdi
chouff 1u5toTi8ch*.>s Jahrboeh 18QG,
Derselbe, Friedrich der Fromne,
Beschützer der reforiiUrteu Kirrhi
Nordhanseu 1Ö7Ö.
Knoh, Qaelh« zur Geschidita (1
Kaisers Maximiliao II. in Archi
geaammelt. Leipng 1857 ,
Bd. I.
Krabbe. David Cbytraens.
1872.
Knchenbecker, onaleria Unmün.
Marpai^ 1728—42 (a»a XJL),
Kagler. Cbiistoph. Herzog zu Wir-
temburK- 2 Bde., Stuttgart 130H.
1972.
Huberti Laugnett epistolae secretae
sivo arcana aaeculi decimi sexti,
od. Ludewig. Halle 1009.
I^AidoTJcus Lavater, Historia de ori-
gine et progrossu oontroversiae sa-
oramentarias. Züricli 15153.
Lehret (1^ Bret) Magazin xum Oe-
brut^ der Staats- und Klrchen-
gescfaiehtß, vomehnihch dM Staats-
racltls kattiohsohcr Begoiitec in
sdiaog ihrer Uei»tliolikoit. U
I77i.
De Pave reÜgioiiis icta problica
gitialin, Das ist Bei<
Schriften und Proto<v»ltcn über die
CüDStitution des Religion - F:
. . . poblicirt durch Herrn
phonim Lehonmano.
1631, 4*'.
Autiriua Heasonim fldes Chrisdaoa
Vera, dos ist, hiätoriRoher Ben
vom alten und wahren ohriHtlirl
Olaubm o(Ut Religion der Heera:
etc. von Henrioo Lenchtero. Hnf<
|irodiger zu Dannstwlt BarmsL
1607.
Löscher, Ausführlifjhe Histnna Vo*j
tuuin KwisL-tien den Evangelisch -
tliorisehen und Ht*ronnirton.
fürt nnd I^pzig 1708. (Bd. U.)
(TeiT^ichnii« benntster Tl^'erke.
137
Lünig, Deutsches RoicbftarohiT. Leip-
zig 1713 ff. toin. I — m.
Martin, iit&toli'o de Fniucc. A«^ cdi-
üon, tom. Vm. n. IX. Paris 1S57.
Maurenbrecher, Beiträge zur Ge-
schichte Maximilians U. 1548—
1562. U. Z. Bd. 32.
DeiSGlbc, Boitrfigo znr cinutschrn (lo-
schicbt© 1555-1559. U.Z. Bd. 50.
Ucmoires de C&stolnau, s. Cikstol-
oau.
Mumoires inedifs de Miuhel de la
Uaguerye, pnblü'js d'aprps tes
niauuscrits autographea i>our la so-
oietö de l'liJstoire de Kranoe par le
baron Ä. de Eublo. Paris 1877 —
1880.
Uemoires de la vie de Fran^ois de
Soepeaox, Sire de Vieilleville
. . . Maröchal de Knuice . . . compo-
scs par ViDoeut Carloix. Paris 1757.
Tom, IV.
Moyer, Die evangelische (iemeinde
inl-iocamo, ihre Auswandening nach
Zürich tind ihre weiteren ärhicksalo.
Ein Beitrag zur 0. il. S(diweiz im
_ 113. Jh. Nach bisher nnbenutzteo
haudschriftlichen Quellen. Zürich
1836.
|Miag) Monoincnta piotatis et litera-
ria viroruui .... iUosbium selccia.
P. I, 2. Francof. a. M. 1702. (Hier-
tiua : Alting , historia de ecclcsüs
PalatiDis. Das Werk erschien auch
selbetstündig , heratugeg. von Uhbv
Eutmins. Groningen 1728.)
Misoallanca di storia Italiano.
Edita per Cora Bolla Regia Bopu-
tazione di storia patria, Tomo VI.
Torino 1865. (Hiemus: Letten* doUa
nunuatnrs dt Germania del cardi'
Dale Commcndeuu.)
Xcadeoker, Neue Beiträgt? zur Ge-
schichte der Kefonnation. 2 Bde.,
Leipzig 1841.
Derselbe, Urkunden aus der Roronna-
bonsz(<iL Cassol 183U.
Ortloff, OeachichtA der Grumhachi-
sehen Hlndcl. Jena 1863 — 1870.
Bd. L
Pezelios, Chriatlicbo Beratlischla-
giiiigeii und Bedeuiion . . . Philippi
Melanrbthniüs. Neustadt an der
Hardt, 160(3. (NK. Die hieraus oi-
tiiten Stücke thellweiso nach im
corp, ref, IX.)
Acta et scripta pubhca eeclesioo Wir-
tembergicae, tum qua» cusa dudum
faorc, tum quao . . nuriu domum . . .
prodennt Reet'nsuit etc. Christoph.
Hatthaeus Pfaffius, thoologus Tu-
bingensis, Tubingae . . . MBCKTXX
Planck, Geschichtn der Entstehung,
der Vorändenuigcn und Bildung
nnseres protestantischen I^hrbegrifls
von Anfang der Reformatiou bis zur
Kinfühmng der Concordienformel.
6 Bde., Uipaig 1781-1800 (von
Bd. IV ab).
De Porta, Historia reformationis ec-
cloßianiin Raeticamm T. 1, 2. Co-
riae Rae*. et Lindaviae 1772, 77.
Preger, M. FIaciur Ulyricus und seine
Ä'it 2 Bde., Krlangeti 1859, 1861.
Rehtmeyer,Antii)uitate8ecc1esiasticAo
indytae urbis Brunsrigae, Oder der
berühmten Stadt Braunschweig Eir-
chonhiHtorio. Braunsuhwcig 1707 ff.
Reimann, Der Streit zwischöu Kai-
serthum und Papstthum im J. 1558.
Forschungen rar deutsch. Oesohichtef
Bd. V.
Derselbe. Die Sendung des Nuntius
Oummondone nach Deutschaml i. .1.
1561. IV.id. Bd. VU.
Rittor, Geschichte dordeutschen Union
von den Vorbereitungen . . . bis zum
Tod Kaiser Rudolfs IL Schaffliansen
1873. Bd. I.
Derselbe, Friedrich III. von Pfalz und
August von Sachsen im Archiv f. d.
sftcbsische G. Nene Folge V.
Derselbe, Der A ugsburg. Religionsfriede.
Ilistürischoti Toächcobuch, 1882.
Yomiiclimss benatrfcT Werte
Bitter, Peutsdie Oeeohichte ün Zeit-
alter der OegeoTefonimtiuo utid dt.*»
droisaigjäbrigoQ Knogcs. (TboU der
„Bibliothek deutscher 0." henosg.
voD Zwiodinock- Südenhorst, Stutt-
fSirt, Cutta.) Grscliuiiit seit 1887.
Von Rommel, Philiiiii der (irossmü-
tliigo^ TjiiKtgmr Yuu Hessen. Olesstui
1830. Bd. 11. u. m.
de Hu hie, Antoiae de DourhoD et
Joftono d'Albret Siuto de Le ma-
nage de Jeaane d' Albret 4 Bde.^
Paris 1S81 — 18,S6.
Salig, Volhiliindigo Htstono der Aiigs-
bargiselion Confossioa. Hjdle 1730.
Bd. ni.
Sattler, beschichte 'W^iirttemberg»
unter den HerxogeiL Ulm 17Ü9 —
1783. Bd. IV.
Sohirrmac-her, Johauii Albrecht I.
von Mi'cklonbing. Wisiimr 1S85,
Bd. 1.
Sohinid, IkT Kampf der lutherischea
Kirche um Luthers Ix>hiv voiii
Abendmahl, im Zusaaimeiihaiig mit
der gcisaminteii Ijührwitwirklung die-
ser Zeit dargestellt Leipzig 1868.
Schmidt, Xeuero GeBchicbte der
ni!ut*icli9ii. ITlm, Wien 1785—1703.
Bd. n.
Schmidt, Philip{t Mehmohthou. £1-
berfeld 1861. (Tb. -1 tod Loben
und ausgt'w. Sebm d. V'üter und Bc-
griiader d. luth. Kirche. Eingelei-
tet von K. H. Nitxscb.)
Seh m i D c k e , Uommeata Hasslaca.
Oossol 17-17.
Sohnurrer, Erlttatorungen der Wör-
tembergischeuRefürmatJaiis- u. -Ge-
lebrtengeschiehte. Tubingen 1789,8".
Scholz, Hubert I^ngaet als kursKch-
sLsuhrtr Bt'nirtit»)rbtat1er in Frankreich
ote. Halle 1875.
Sohweckendieok, D. Albert Har-
deuburg. ICmdener Gymuoai^benobtf
1850.
Scbwoitsprsches Museum. Z&r
1783/4 fr. (Jahrgang I7ä8.)
Otto Fhd. Sehätai de vita Dandtt
Chytrnei theologi lustorici et polTi[|
Ktoris RostDohieoni oommontarior
libri <)UBtuor. Hamburg 1730, 17
Sivkol, Zur ü««chiuhte dea IVnk
von Trient Actenstneke aus I
reieliischon Archiven. Wien IS
71. Bd. L
Sixt, Petrus I^aulus Vergohas.
schweig 1655.
JühanneaSleidanus vorus ot od oostn
t8m[tor« uaqae continuatai , . .
durch M.OaoamSohadaenmPinounaa
der KirchfO xum nlton Samrt
iu Stm-ssburg. Argcntioa, Iti2Ü, Itl
(ThcU ILj
Soldau, Geaoliichte des
mus in Fraukreich vun demen
fiiiigen bia auf daa Kdict von Nantea
2 Bde. Leipzig 1855.
Kohtwcndige AusfiUuÜche Specii
Widerlegung deren in He
Cesseliachcn publioitteu also|
ton Wochsel-Schriffteu . . . Alles zv
steur der Wahrheit etc. GiessenlGiT.
Spiegel, D. Albert lUzaeus Haidec-
berg. Bremen 18C9-(Separat-Atidnick
aus Bd. IV d. Bremiächea Jahrtuuhf«. 1
Spicker, Oesohiohto des Aogsboiger
Keligionafiriodens Tom 26. September
1555. Sclileiz 1854.
Sttthclin, Johann Calvin. EUterMd
1SG3. (Loben u. anagew. SohiiSv
der Vtit^r und Begründer d. ttlm-
mirteu Kirche.)
Calendar o( State papera, foaip
series, 1558— 15B9, 1559—15
1560-1561, 1561 — 1562, 136'i
Sudhoff, C. Olerianus und Z. Unii»tr
Elberfeld 1857. (Loben und aasfis^'^
Stthriften d. Väter und
d. referniirten Kirche Th. VllLi
Vilmar, Oeachichta des ConfessioBS-
standcs der evangeliscbfn KiiriwiD
Hessen, besoadors im Kuifuatai-
Yerzeicfanias beautzter Werke.
139
thum, übersichtlich dargestellt. Mar-
burg 1860.
Voigt, 'Wilhelm tod Ommbach und
seine Händel. In Räumers histor.
Taschenbuch 1846, 1847.
Derselbe, Markgraf Albrecht Älcibiades
von Brandenbuig-Culmbach. Berlin
1852. Bd. n.
Weber, Kritische Geschichte derAogs-
puigischen Coofession. Frankft. a. M.
1783, 1784.
De Sacramentariismo. Dogmata et ai^-
menta ex quatuor patriarchis Sacra-
mentariorum Item: De Schismate
Sacramentario, quasi in unum corpus
rcdacta por D. Johannem Wigan-
d u m , Episcopum Pomezaniensem,
Lipsiao 1584.
Hiätoria der Augspurgischen ConfessioQ,
wie und in welchem Verstandt sie
. . . Anno 36 ist angenommen , auch
wie sie seidhero ... ist gemehrt
und erklärt worden etc. Wider die
Patres Bergenses und anderer ubi-
quitistischen BetnigdurchM. A m b r 0-
sium Wolfium . . . Neustadt an
der Hardt 1580.
0. Wolf, Zur Geschichte fler deutschen
Protestanten 1555 — 1559. Nebst
einem Anhange von archivalischeo
Beilagen. Berlin 1888.
Wundt (und Rhoinwaldt), Maga-
zin für die £irchen- und Gelohrteu-
geschichte in der Pfalz. Heidelbei^
1793. Bd. n.
Zöckler, Die Augsburgische Confession
als symbolische Lehrgnmdlage der
deutschon Reformatiouskircho, Frank-
furt a. M. 1870.
Halle a. S., BBchdnickorai dos Waisonhanaeg.
Aus dem Verlage von ICAZ NIEMEYER in Halle.
iC'odeK Juris luuntcipAlIs SlciEiae. Die uiittelalterlicbea Stadt-
' rechte äicilions mit Instorischeii Einleitungen herausgegeben
i von Otto Hartwig. Heft 1. Das Stadtrecht von Messina.
I 1867. 8. Jt 1,00
I (Pnilier VeriAf; vtm Oeorg H. WigaDü, Üassel.)
t)4^nl4*ke, H., Die llnnscstÄdt©. Däncniart und Norwegen von
l:t«9 — 1376. 1880. 8. .A 7,00
X>ry«nd<T, Kuri, Erinnerungen auö der Ivriegszeit Aufzeich-
nungen, aus dessen Nachlass herausgegeben. 1888. 8. .^1,60
Illoldzlhpr, J., Muhaiuedanische Studien. Th. I. 1889. 8. Ji 8,00
(riUdcupcnnlniEC. A., 0e6(;hichte des Ostrümischen Reiches unter
I den Kaisern Arradius u. ThendoHins 11. ISSf). gr. 8. ^Ä 10,00
1 — Die Kirchongi.'schiehte de** Theodorct von Kyrrfios. Kine
Untersuchung ihrer Quellen. 1880. gr. 9. " .Ä 2,00
OHldiMipennlnt;, A., u. J. Iflaiid, Der Kaiser Theo<losins d. Or.
Ein Beitrag z. römischen Kaisergeschichte. 1878. gr. 8. Jil^OO
llartwl^, 0., Quellen und Forschungen zur ältesten Gca-hichte
4lür Stadt Florenz. 1880. 4. 2 Bda. JL 23,20
r[ciiko, K. L Th., Neuoru Kirclieng*^Ächichto. Nachgelassene Vor-
lesungen für den Druck Ijearheitet und herausgeg€;bcn von
Dr. W. Gass. 3 Bde. 1874 — 1880. gr. 8. Ji 12,00
acobi, R., Die Quellen der Langobardeugeschiclite des Paulus
DiacoDus. Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Historio-
graphie. 1877. gr. 8. Jk 2,80
|liawi*i'au. W., Culturbilder aus dem Zeitalter der Aufklärung.
Bd. I. U. 1886-88. Jk 12,00
n. AuH Uag<)übur(^ Vürgaugeufioit 1866. .M 0,00
L AiLS IhUlus Litteraturlcbtm. 1888. J$ G,00
Kurth» 0., Landulf der Aeltere von Mailand. Ein Beitrag zur
Kritik italienischer Geschiehtsschreiber. 1885. 8. .^ 1,20
LSiiino;, E,, Die Gemoindoverfassung des ürcliistenthums. Eine
kirclienreclitlicho Untersuchung. 1889. 8. Ji 4,00
laterialien zur iioncrcn Cresohteht«. Herausgegeben von
0. Droysen. Heft 1 — 6. 1880—85. kL 8.
tl. Godruckto Rclativiunu über die Schlacht bei Lütoen 1632. 1880. Jl 1,20
eft 2. Zuitgi'uösaischo Boricbt« über die Eroborong von Born 1527.
1881. Ji 1/2U
Hüft B. Peter Haarers Beschraibaog des Baoemkrieges 1535. Nebst
einem Anhange : ZcitgenöRsiiiches über die Sohlacht bei Frank cnlmuMin,
1881. Jt 1,20
Heft 4. Oodruckte BcUtioueu über dio Sckkclit bei Nördiingen lOiU.
1885. .Ä 1,20
Heft 5/'6. Thomas Corve's Itioeniriiun. ICino QaeUeascbrift dea SOjtthrigen
Kxieges. 188fi. ^2,40
Am dem Verlage von ItAX HIEIIEYEK in Halle.
Perlbaoli, F., I'reussiKch -polnische Studien zur Geschichte des
Mittelalters. 2Hette. ilitöSohrifttafeln. 1886. gr.S. .>? 10,üO
Ilfft 1. Zur Kritik der Mt"stoii preussischon Urkunden. Mit 4 Si lirift-
taf'-ln. oiuzi'ln .Ä T.i*.'
Ui-rt 2. Das rrl;uiiiii.'iiw(Si'ii Hi-r-zuirs Mostwin II. vdii ronmifrclK-n. —
I>if (irussiiulii. Aniialcii. — IHi? iiltcstoii pif^uss. Amialcti. — 'An I'.t-r
von IUisbur{j. Jlit li Sdirifttafeln. cinzflii .Ä 7.'**
lUiidflctscIi, (iour^', FcUlbrii'ft'. Heran sgi^gebcn von K<! naifl
Ornuld. Mit 1 Karte. Is89. 2. Autl gr. 8. .M. tJ,00
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IHOü. PMn krii'^'sgesehielitliclier Deitrag zur üescliichte dts
Jalires ISOÜ und zur Jj^ikalgeschiihte von Hallo a. S. Unter
Benutzung der Akten des Königl. Kriegsarehivs in lierlin.
Mit 2 üniformsbildem, 1 Plane u. 2 Anlagen. 1880. 8. .# ;t,tiO
Tolliiu ^r., ("lesehiclitn iler französischen Colnnie von Magdeburi'.
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1!:iii<l III lieft 1 t-i-S('lii.'iiit si>äti.-r.
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Xlii. Jahrhunderts und Scheders Exeerpte der MünelK'n* r
Handschrift. 1S7S. gi". 8. ,^ njl'J
— (.'Icnn'ns V. und Heinrich VIl. Du- Anfänge d.-s fran>:iij.lsei.'-i;
Fiipsttliinns. Kin IJeitr;ig zur (Jesehiehte des XIV. Jalirlnui-
dcrts. 1n,s2. 8. ./t .\|.'it
M'ineker. R.. Fünfzig Feldpustbi'ii-fe eines Frankfurters au> li.-ii
Jahren 1870 und 1^71. 2. Aufl. I87(i. 8. ,/l 2,(ii).
U&lli) a. S., lliiclnlniclioroi J«i Waiseiilmu«».
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