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Full text of "Die vier letzten Lebensjahre des Grafen Ulrich ii. von Cilli mit besonderer Berücksichtigung der ..."

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6000754338 




Die vier letzten Lebensjahre 



des 



Grafen Ulricli IL von Cilli 



■it besonderer Beruciuichtiguig 



der Stände-Revolution in Oesterreicli 



li dei Jakrei 14S1 u4 1452. 



I^acli den Qaellen bearbeitet 



TOB 



Alex. Georg Snpan. 




Motto: 

Von der Parteien Hass und Gunst Terwirrt 
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte 



SehUlmr, WaÜmutetH. * 



WIEN, 1868. 

Wilhelm Branmüller 

k. k. Hof- und Unlvenitttsbachhltiidler. {1 tf 

1kl . e. ZLi9- 



Meinem hochverehrten Vater 



likdl Sipti 



in kindlicher Liebe und Dankbarkeit 



gewidmet.- 



Vorwort. 



Ich will vorliegendes Werk nur als einen Versuch be- 
trachtet wissen, den Bann veralteter Traditionen, die sich 
bezüglich der Geschichte des letzten Cillier Grafen gebildet and 
bis zam heatigen Tage allgemeine Geltung gehabt, zu brechen. 

Ich besitze gewiss so viel Einsicht, um die Schwierigkeiten 
dieser Aufgabe zu erkennen, aber auch so viel Bescheidenheit, 
um mir selbst zu gestehen, dass meine .schwachen Kräfte einer 
endgiltigen Lösung derselben nicht gewachsen sind. Und dennoch 
wage ich es, mit diesem Buche vor die Oeffentlichkeit zu treten, 
wage es im Vertrauen auf die Milde des Lesers und in der 
freudigen Gewissheit, dass nach mir ein Anderer, Berufenerer 
kommen und das vollenden werde, wozu ich nur den Grund gelegt. 

Was den Inhalt dieses Werkes betrifft, so dürfte ich auf 
manchen Widerspruch stossen, doch glaube ich, dass meine 
Anschauung von der politischen Thätigkeit Ulrich's v. Gilli eine 
würdigere ist und der historischen Wahrheit ungleich näher 
kommt, als jene,' die wir bisher in den Geschichtsbüchern 
gefunden. Indess bin ich überzeugt, dass das scharfe Auge der 
Kritik so manchen Irrthum entdecken wird, und auch stets 
bereit, verständige Belehrung mit Dank anzunehmen. Bezüglich 
der Form dürfte mir die Knappheit des ersten Buches und die 
damit contrastirende Breite des zweiten den Tadel der Uneben- 
heit zuziehen, doch mit Unrecht. Ueber die Vorgeschichte Uirich's 



VI 

konnte ich einerseits nicht stillschweigend hinweggehen, anderer- 
seits sie auch nicht ausführlich behandeln, da sie ausser dem 
Bereiche meiner eigentlichen Aufgabe lag, und die detail lirte 
Darstellung der Stände-Revolutioo musste mir — abgesehen 
davon, dass sie schon durch den Titel gerechtfertigt ist — als 
Basis für das Folgende dienen, denn nur eine genaue Kenntniss 
der Ereignisse in den Jahren 1451 und 1452 kann die Bedeutung 
des Kampfes Ulrich's mit Eizinger und dessen Partei uns ver- 
ständlich machen. 

Ich kann nicht schliessen, ohne allen Jenen, die fördernd 
und ermuthigend, direct oder indirect auf die Ausfuhrung dieses 
Werkes eingewirkt haben, meinen tiefgefühlten Dank auszu- 
sprechen. Vor allen gebührt dieser meinem hochverehrten Lehrer, 
Herrn Professor Dr. Krön es, der mir durch manche Winke 
und Andeutungen meine Aufgabe erleichtert, sowie auch meinem 
Freunde und CoUegen Johannes Soiivan, der mir mit liebens- 
würdiger Bereitwilligkeit zur Seite gestanden. 

So übergebe ich diese Blätter der Oeffentlichkeit und be- 
gleite sie mit dem heissen Wunsche, dass auch sie ihr geringes 
Theil dazu beitragen mögen, die Geschichte unseres Vaterlandes, 
die an dunkeln Partien leider noch allzureich ist, aufzuhellen. 

Graz, im Dezember 1867. 



Der Verfasser. 



INHALT. 



Erstes Buch. 

Gapitel 1. Kurze Uebersicht der Geschichte Ulrich 's IT. von Cilli. 

Capitei t. Verhftltnifis der Geschichtsschreiber Ulrich gegenüber. 

Capital 3. Vorgeschichte der Grafen von GilH bis auf Ulrich IL 

€apitel 4. Erhebnng der Grafen von Gilli zu unmittelbaren Reichs- 
fürsten durch Kaiser Sigisraund. 

Capitel 5. Jugendgeschichte Ulrich*«. 

Capitel 6. Ulrich als Statthalter in Böhmen. Dessen Absetzung. 

Oapitei 7. Tod und Testament König Albrechf's. Gebart Ladislaus'. 
Wahl Wladislaw's von Polen zum ungarischen König. 

Capitel 8, Bürgerkrieg in Ungarn. Krönung Ladislaus' in Stahl- 
weissenburg. 

Capitel 9. Uebertragung der Vormundschaft über Ladislaus an Herzog 
Albrecht. 

Capitel 10. Vorgänge in Böhmen von 1440—1444. 

Capitel 11. Gefangennahme Ulrich^s v. Cilli bei Raab. Fried« zwischen 
Wladislaw und den Cilliern. Tod der Königin Elisabeth 
und de» Königs Wladislaw. Huniady, Gubernator von 
Ungarn. 

Capitel \%. Uebertragung der Vormundschaft übpr Ladislaus von 
Herzog Albrecht auf König Friedrich. Hainburger Ver- 
trag. Waffenstillstand zwischen König Friedrich und den 
Grafen von Cilli. Zerwürtniss zwischen König Friedrich 
und Ulrich Eizinger. 

Capitel 13. Krieg zwischen Herzog Albrecht und König Friedrich. 

Capitel 14. Einfall Albrech t^s im Bunde mit den Cilliern in Krain. 
Die Verträge von Wr.-Neustadt und Graz. 

Capitel 15. Einfälle des Pangracz de Sz. Miklos in Oesterreich. Zug 
Ulrich's gegen denselben. 

Capitel 16. Vorgänge in Bosnien nach König Tvarko'^s Tode. 



Vffl 

Gapitel 17. Inyasion der Ungarn im OillPschen Gebiet. 
Capitel 18. Ulrich yermittelt einen Frieden zwischen den österreichi- 
schen Ständen und Pangracz de Sz. Miklos. 

Zweites Bach. 

Capitel i '4 Ursachen der ständischen Reyolution. 

Gapitel 5. Ulrich Eizinger. Dessen ZerwQrfniss mit dem Könige 
Friedrich. 

Gapitel 6. Erste Versammlung yon Eizinger'^s Partei zu Martperg. 
Bündniss gegen Friedrich. 

Gapitel 7. Zweite Versammlung in Wuldersdorf. Einher nfung des 
Landtags nach Wien durch Eizinger. Gesaudschaften an 
den König. Versammlung des königlich Gesinnten in 
Sonnenberg. 

Gapitel 8. Eizinger^s Agenten bearbeiten die Wiener. Der Magistrat 
wird halb gezwungen zu seinen Gunsten gestimmt. 

Gapitel 9. Eizinger^s Einzug in Wien. Anrede an das Volk in der 
Garmeliterkirche. Folgen. 

Gapitel 10. Der Wiener Landtag. Absetzung Friedrich''8 als Vormund. 
Besetzung der königlichen Burg in Wien. 

Gapitel 11. Die Stände-Revolution von 1452. Motive der dabei Be- 
theiligten. 

GnpiteHS- 13. Beitritt der Grafen yon Gilli. Ulrich yon Cilli. Seine 
Persönlichkeit und sein Gharakter. Häusliche Verhältnisse. 
Seine Liebschaft mit der Gemahlin eines Wiener Bürgers. 

Gapitel 14. UlricVs Stellung dem König und dem Hofe gegenüber. 
Ursachen des Bruchs. 

Gapitel 15. Verbindung Ulrich^s mit den Revolutionären. fJnterhand- 
lungen Friedrich's mit den Grafen von Gilli. 

Gapitel 16. Zusammenkunft König Friedrich^s mit dem Grafen Fried, 
y. Gilli zu Leibnitz. Deputation der Ungarn an den König 
zur Auslieferung Ladislaus'. Gaspar, Hofmeister des jun- 
gen Königs. 

Gapitel 17. Wachsende Verlegenheit Friedrich's. Verhandlungen mit 
Ulrich v. Gilli. Anklageschrift Ebersdorrs gegen Ulrich. 

Gapitel 18. Ulrich kündet dem Könige den Dienst auf. 

Gapitel 19. Der Landtag zu Wels. Abfall des Landeshauptmanns 
Joh. von Schaumburg. 

Gapitel 20. Friedrich in Florenz. Weitere Motive des Zerwürfnisses 
zwischen ihm und Ulrich. 

Gapitel 21. Goalition der österr. und ungar. Stände in Wien. Beson- 
deres Bündniss zwischen Ulrich y. Gilli und Ulrich Eizinger. 



IX 

Capitel it, Augelpeck^B ReUe nach Rom zar Erlanguug der Zustim- 
mung des Pabstes zur Reyolution. 

Capitel 23. Krönung Friedrich's zum röm. Kaiser. Der Pabst ergreift 
dessen Partei. Zweite Gesandtschaft der österr. uud ung. 
Stände an den Pabst. 

Capitel 24. Ein Brief der Gesandtschaft aus Florenz an den Kaiser 
nach Ferrara. Schleunige Ruckkehr des Kaisers nach 
Deutschland. 

Capitel 25. Eutfuhrungsprojecte des Ladislaus mit Hilfe Caspar^s. 
Dieser wird rom Kaiser gefangen gesetzt. 

Capitel 26. Audienz der Gesandten in Rom. Der Pabst lehnt jede 
Theil nähme an der ReYolution ab. 

Capitel 27. Ulrich v. Cilli tritt in den Vordergrund. Unterhandlungen 
mit dem Herzog y. Baiern. 

Capitel 28. Gegenmassregeln Friedrich''s. 

Capitel 29. Abreise des Kaisers nach Wiener-Neustadt. 

Capitel 30. Fruchtlose Unterhandlungen. 

Capitel 31. Huniady. Podiebrad. Rüstungen des Kaisers. 

Capitel 32. Rüstungen der Rebellen. Die Oesterreicher setzen über 
die Donau. 

Capitel 33. Eröffnung der Feindseligkeiten. Belagerung und Erstür- 
mung des Schlosses Ort durch die Rebellen. Siegreiches 
Gefecht an der Donaubrücke. 

Capitel 34. Weiterer Verlauf des Krieges. Unterhandlungen zwischen 
Kaiser Friedrich und Huniady. 

Capitel 35. Die Oesterreicher rücken Yor Wiener-Neustadt. Die Aus- 
lieferung Ladislaus'* wird vom Kaiser verweigert. 

Capitel 36. Belagerung yon Wr .-Neustadt. Erster Sturm. Die Kaiser- 
lichen werden in die Stadt zurückgeworfen. Paumkircher. 

Capitel 37. Waffenstillstand. Zusammenkunft des Kaisers mit den 
österreichischen Anführern. Geheime Besprechung des 
Kaisers und Ulrich'^s« 

Capitel 38. Unterhandlungen. Friedensbedingungen der Oesterreicher. 

Capitel 39. Friedensschluss. 

Capitel 40. Auslieferung Ladislaus' an die Stände. 

Drittes Buch. 

Capitel 1. Ulrich y. Cilli und die Stände-Revolution. 

Capitel 2. Ladislaus'' Einzug in Wien. 

Capitel 3. Begrüssung Ladislaus"* durch ungarische Gesandte in Wien. 
Verhandlung derselben mit den Kaiserlichen wegen Aut- 
lieferung yon Krone und Festungen in Ungarn an Huniady. 



X 

Capitel 4. Ulrich v. Gilli und Ulrich Eiziuger und ihr beiderseitiger 

Anhang. 
Capitel 5. Gesandtschaft der Böhmen an Ladislaus. 
Capitel 6. Der Wiener Congress. Verhandlungen zwischen den Stän- 

den und Wr.-Neustadt. Huniady kommt nach Wien und 

wird aufs glänzendste empfangen. 
Capitel 7. Verhandlungen des Wiener Congresses. 
Capitel 8. Bündniss zwischen Ulrich und Podiebrad« 
Capitel 9. Ulrich y. Cilli und Eizinger. Verdrängung des letzteren 

Yon dem Einflüsse auf die Regierung. 
Capitel 10. Innere Verwaltung des Reiches durch Ulrich v. Cilli. 
Capitel 11. Ulrich''s Stellung zu Ladislaus. Dessen Erziehung. 
Capitel 191. Tägliche Lebensweise des Königs Ladislaus. 
Capitel 13. Ulrich''s Politik nach Aussen. Die Pressburger Artikel. 

Geheime Unterhandlungen mit Huniady. 
Capitel 14. Eizinger. Briefe aus Böhmen. Smirzitzky. 
Capitel 15. Eizinger verbündet sich mit den Ständen gegen Ulrich's 

Absolutismus. 
Capitel 16. Eizinger's Ansprache an seine Gesinnungsgenossen. 
Capitel 17. Der Landtag zu Korneuburg. Ladislaus verspricht, Ulrich 

zu verbannen. 
Capitel 18. Rückkehr nach Wien. £izinger''s Massregeln gegen Ulrich. 
Capitel 19. Sturz des Grafen Ulrich v. Cilli. 
Capitel 80. Ulrich entfernt sich von Wien. 

Viertes Buch. 

Capitel 1. Landtag zu Krems. Anklageschrift Ulrich^s von Cilli. 

Eizinger. 
Capitel %, Charakter von Eizinger^s Regiment. Gesinnung der Stände 

gegen ihn. 
Capitel 3. Ladislaus im Verhältnisse zur Regierung, 
Capitel 4. Ulrich''s Bemühungen, seine verlorene Stellung wieder zu 

gewinnen. Er geht nach Böhmen zum Krönungsfeste. 

Unterband lungen mit dem Kaiser, mit Venedig, mit 

Sigmund v. Tyrol und den Grafen v. Görz. Rüstungen 

gegen Oesterreich. Er wendet sich nach Kroatien, wird 

aber von Huniady geschlagen. 
Capitel 5. Ulrich wird zurückberufen. Abdankung Eizinger's. riricb's 

zweite Regieruugsperiode. 
Capitel 6. Ulrich's Intriguen zum Verderben Huniady's. 
Capitel 7. Bündniss Ulrich's und Huniady's. Ulrich's und Ladislaus' 

Verhältuiss dem Kaiser gegenüber. 



XI 

Capitel 8. Benehmen Ulrich''8 gegen die Stände. Ungarn mit Oester- 
reich in engem Verband zu ziehen^ Hauptzielpunkt der 
zweiten Regierungsperiode Uiricli''8. 

Capitel 9. Türkeneinfall in Ungarn. Ulrich's Massregeln dagegen. 

Capitel 10. Reise Ladislaus'* nach Ofen. Versöhnung mit Huniadj. 
AV erbung eines Kreuzbeeres. Entführung Ladislaus' durch 
Ulrich von Ofen nach Wien. 

Capitel 11. Huniady's Sieg über die Türken bei Belgrad. Sein Tod. 
Verhältnisse in Ungarn. 

Capitel \t, Ladislaus geht nach Ungarn. Umtriebe der Huniadj'schen 
Partei gegen Ulrich von Cilli. 

Capitel 13. Landtag zu Futtak. Ujlak wird Oberfeldherr von Ungarn 
gegen die Türken. 

Capitel 14. Vergebliche Bestrebungen Ulrich's, Ladislaus Huniady 
zu gewinnen. £r geht mit dem König nach Belgrad. 

Capitel 15-16. Tod Ulrich's von Cillh 

Capitel 17. Kritik der Berichte über den Tod. 

Capitel 18. Bestattung Ulrich''s in der Minoritenkirche in Cilli. 

Capitel 19. Ursachen wesshalb Ulrich von Cilli von Seite der Ge- 
schichtsschreiber nicht richtig aufgefasst wurde. 

Capitel ^0. Kurzer Ueberblick der politischen Wirksamkeit und Cha- 
rakteristik Ulrich^s von Cilli. Schluss. 

Noten. 

Erstes Buch. 

Zweites Buch. 

Drittes Buch. 

Viertes Bucb. 

Stammtafel der Grafen von Cilli. 



I. Buch. 

YorgescMohte ülrich's v. Oilli. üebersioht der politisohen 
Vorgänge in Oesterreich von 1439—1451. 



1. Ich habe mir znm Vorwurf meiner historischen For- 
schungen die Geschichte ülrich's IL v. Cilli erwählt und zwar 
aus einem doppelten Grunde; erstens , weil dieser Mann nicht 
sowohl durch den Reichthum und Glanz seines Geschlechtes, 
als durch seine hohe staatsmännische Begabung, seine keine 
Schranken und Hindernisse kennende Thatkrafb, seine bewun- 
derungswürdige Grösse im Gxiten wie im Bösen berufen war, 
eine hervorragende Rolle in der Geschichte unseres Vaterlandes 
zu spielen. — Seine Geschichte ist mit der österreichischen 
Geschichte auf das engste verknüpft, obwohl es dem Grafen 
nicht vergönnt war, etwas Dauerndes zu schaffen. Er kam und 
ging wie ein Blitz, der das Dunkel erhellt, der aber auch zer- 
stört. Er war es, der mit mächtiger Hand Friede und Ordnung 
in den von den Stürmen der Revolution und eines entsetzlichen 
Bürgerkrieges verwüsteten Gauen Oesterreichs wieder herstellte 
und kaum war dieses Friedenswerk beendigt, den Intriguen 
kleinlicher Gegner zum Opfer fiel, zum Danke für seine Mühen 
und Sorgen verbannt wurde, dann aber herrlicher denn früher 
die Bühne der öffentlichen Wirksamkeit wiederum betrat, und 
bald nachher auf dem Zenith seines Ruhmes unter den meuchel- 
mörderischen Streichen wüthender Feinde, als der letzte seines 
Geschlechtes, ein tragisches Ende fand. Wie ein Trauerspiel im 
grossen Style spinnt sich sein Leben vor unsern Augen ab und 
das Glück und Ende eines Mannes, der von Natur aus mit allen 
Fähigkeiten Grosses zu schaffen, ausgestattet war, durch seinen 

Supan, Ulrich v. Cilli. 1 



unersättlichen und racksicbtslosen Ehrgeiz aber untergehen musste, 
erweckt nothwendig nicht nur unsere Bewunderung, sondern auch 
unsere Theilnahme. 

2. Der zweite Umstand, der mich zur Behandlung der 
Geschichte des letzten Cillier Grafen veranlasste, ist der, dass 
Ulrich der II. bis jetzt noch niemals in seiner ganzen Bedeutung 
gewürdiget worden ist. 

Die gleichzeitigen Chronisten und Geschichtsforscher, wie 
ein Aeneas Sylvias sprechen von ihm im Tone erbitterter 
Parteimanner, die aber doch allgemein anerkannte Vorzüge 
ihrem Gegner zugestehen müssen, während neuere Historiker 
mit kleinlicher Auffassung und Beurtheilung ihn geradezu als 
einen gemeinen Bösewicht bezeichnen. Sie gehen dabei insge- 
sammt vom falschen Grundsatze aus, man könne die allgemeinen 
Principien der Ethik auf Jeden anwenden. 

Niemand wird sagen, dass Ulrich fleckenlos dastehe, er 
hatte ja vor allem keine sittlichen Grundsätze, eben so wenig, 
wie sein Vater und seine Tante Kaiserin Barbara oder sein Gegner 
Eizinger. Er huldigte allerdings dem Ausspruche Machiavellis : 
„Der Zweck heiligt das Mittel^ und Vertragsbrüche und Trea- 
losigkeiten weiset seine Geschichte in Menge auf, aber Egoismas 
und Ehrgeiz waren nicht die alleinigen Triebfedern seines 
Handelns, wie man gewöhnlich meint, es schwebten ihm auoh 
die höhern Ideen von einer festem Gonsolidirung der habsbur- 
gisohen Erbländer, von einer Concentration der Monarchie vor, 
Schlagwörter, die wir noch heute allgemein im Munde führen, 
vor allem aber leitete ihn das Bestreben, der absoluten Königs-* 
gewalt gegenüber den ständischen Privilegien Geltung zu ver- 
schaffen. Er trat despotisch auf, aber ein so mächtiger Geist 
und ein so mächtiger Wille, wie ihn Ulrich von Cilli besass, 
duldet gewöhnlich keinen andern Willen neben sich. Er war 
egoistisch, aber Egoismus ist ein Hauptcharakterzug des Mittel- 
alters« Viele Fehler, die Ulrich anhaften, sind nur Fehler 
seiner Zeit, denen sich am Ende auch die Besten nicht ganz 
entziehen können. 

3« Ulrich der II. stammte aus dem reichen und im 
höchsten Ansehen stehenden G^ohlechte der Grafen von Cilli, 
Herren in Ortenburg und Seger. 



3 

Schon Ulrich, der Herr von Sonegg, hatte bedeutende 
Besitzungen. Ulrich's Sohn, Friedrich L, wurde vom Kaiser 
Ludwig dem Baier wegen seiner Verdienste sowohl als auch 
wegen seiner ausgebreiteten Herrschaft in den Grafenstand er- 
hoben (1341), welche Erhebung Kaiser Karl IV. am 30. 
September 1372 bestätigt« ^). 

Durch glückliche Heirathen erweiterten die Grafen von Cilli 
nicht nur ihren Territorialbesitz 3), sondern wurden auch mit 
vielen hohen und einflussreichen Häusern verwandt, so mit der 
badensischen, sächsischen, baierischen, bosnischen, polnischen, 
luxemburgischen, habsburgischen und serbischen Dynastie; ja 
Ulrich IL trat durch seine Vermählung mit Elisabeth Brau- 
kovitsch sogar mit dem türkischen Sultan und dem byzan- 
tinischen Herrscherhause in nähere verwandtschaftliche Be- 
ziehungen. 

Ulrich's Grossvater, Hermann II. hatte das Glüpk, seine 
Tochter Barbara auf dem römisch -deutschen Kaiserthron zu 
sehen. Barbara war ihrer Unsittlichkeit und Herrschsucht 
wegen sehr verrufen , ja von ihren Zeitgenossen allgemein 
„die zweite Messalina^ genannt, scheint aber bedeutende 
geistige Fähigkeiten und grossen Hang zum Intriguiren gehabt 
zu haben. In den letzten Lebensjahren ihres Gemahls, Kaiser 
Sigomnd, bot sie Alles auf, sich die Nachfolge auf dem 
böhmischen Throne zu sichern und verband sich deshalb heim- 
lich mit der Utraquisten-Partei, doch wurden ihre Bestrebungen 
entdeckt und sie selbst in Znaim gefangen genommen, nach 
Sigmund's Tode aber von dem Gemahl ihrer Tochter Elisabeth, 
Kaiser Albrecht III. freigelassen; lebte dann meist auf ihrem 
Witwensitze Melnik in Böhmen, von einem männlichen Harem 
umgeben, aber noch immer bestrebt, die böhmische Krone an 
sich zu reissen ^}. 

4. Ihr Bruder Friedrich IL wurde sammt seinem Sohne 

Ulrich IL am 30. November 1436 von Kaiser Sigmund zum 

unmittelbaren Reichsfürsten erhoben ^). Die nächste Folge 

davon war ein Krieg mit den österreichischen Herzogen, deren 

bisherige Lehensleute die Gillier gewesen waren. Doch dieses 

greift schon in die Geschichte Ulrich des IL ein, und es sei 

mir vorerst erlaubt die Jugend- und Vorgeschichte des letzten 

4* 



Cillier-Grafen, so weit sie mit dem eigentlichen Thema zosam— 
menhängt and dieses theilweise erklärt, in wenigen Zügen zn 
skizziren. 

Ueber die Jagend Ulrich^s erzählen ans die Qaellenwerke 
gar nichts and so sind wir nor daraaf angewiesen, ans die 6e~ 
schichte derselben nach bekannten Ereignissen in der Familie 
der Cillier and Gharakterzügen Ulrich's za reconstrairen; anf 
etwas Positives müssen wir bei diesem Vorgänge freilich verzichten. 

S. Hermann IL hinterliess 6 Kinder, von denen die be- 
deatendsten Friedrich, Vater anseres Ulrich, and die oben er- 
wähnte Barbara waren. Beide Geschwister entbehrten darchaas 
eines sittlichen Charakters. Von Friedrich liefert ans Aeneas 
Sylvias ein nichts weniger als anziehendes Bild eines charakter- 
losen Wüstlings, das freilich in allza düstem Farben gemalt 
ist, wie alles, was der Bischof v. Siena über die Cillier sagt. 

Friedrich eine hohe, majestätische Gestalt, war hart, wild, 
graasam, blatdürstig, habsüchtig. In den Sachen der Religion 
verfolgte er, wie seine Schwester Barbara, eine freigeisterische 
Richtung und bezeichnend ist dafür die Grabschrifb, die er sich 
selbst schrieb: „Haec mihi porta est ad inferos. Quid illic re- 
periam, nescio. Scio, quae reliqui. Abundavi bonis omnibns, ex 
quibus nihil fero mecum, nisi quod bibi, edi, quodque inexhausta 
voluptas exhausit.^ 

Seine Gemahlin war Elisabeth Gräfin v. Modrusch, die ihm 
zwei Knaben: Ulrich und Friedrich gebar. Letzterer starb schon 
in jungen Jahren. Diese Gemahlin konnte den Grafen nicht be- 
friedigen, er suchte ausser seiner Familie die Freuden, die ihm 
in derselben nicht blühten. Es hatte ihn eine heftige Leidenschaft 
zu der schonen, aber unglücklichen Veronika von Dessenitz 
erfasst und diese trennte ihn noch mehr von seiner Gemahlin und 
Familie. Unter solchen traurigen Eindrücken verlebte Ulrich seine 
Jugend bei seinem Grossvater Hermann. Dieser, der Schwieger- 
vater eines römischen Kaisers, pflanzte in die Seele des jungen 
Grafen sowohl jenen hochfahrenden Adelsstolz, der sich später in so 
manchen Zügen kundgab, als auch den Ehrgeiz, der Ulrich bei 
allen Unternehmungen leitete. Inzwischen hatte sich Hermann 
mit seinem Sohne Friedrich wieder ausgesöhnt. Friedrich kehrte 
zu seiner Gemahlin zurück, die aber in einer Nacht plötzlich starb. 



5 

Den Verdacht, Friedrich habe sich durch Gift der verhassten 
Gattin entledigt, steigerte die bald darauf erfolgte Vermählung 
mit Veronika*). 

Der stolze Vater, entrüstet über diese Befleckung seines 
Adels, klagte seinen eigenen Sohn des Gattenmordes an. Friedrich 
wurde vor das Tribunal des Kaisers gefordert, für schuldig er- 
kannt und seinem Vater zur Bestrafung überliefert, der ihn als 
Gefangenen nach Cilli abführen, die unschuldige Veronika aber 
im Bade ertränken Hess. Später söhnten sich Vater und Sohn 
wohl wieder aus, aber Friedrich blieb von dieser Zeit an düster 
und verschlossen, er hasste seinen Vater, der ihm das Liebste 
geraubt und in wüsten Vergnügungen suchte er Vergessenheit ''). 

6» Dass dieses Alles nicht dazu angethan war, Ulrich zu 
einem edlen Charakter zu bilden, ist leicht einzusehen, doch hat 
man bisher nie darauf hingewiesen. Das Beispiel, das ihm sein 
Vater gab, musste am Ende noth wendigerweise jedes sittliche 
Gefühl in dem jungen Manne ersticken. Auch sein Ehrgeiz wuchs 
immer mehr, seit er und sein Vater, im Jahre 1436 zu reichs- 
unmittelbaren Fürsten erhoben wurden*). 

Zudem war er reich genug, um eine grosse Rolle in der 
politischen "Welt spielen zu können und mit dem Nachfolger 
Sigmund's, Albrecht von Oesterreich, dem Gemahl seiner Cousine®) 
Elisabeth, nahe verwandt. Dieser berief ihn auch zum ersten 
Male auf einen grössern Schauplatz öffentlicher Thätigkeit, indem 
er ihn im Jahre 1438 als Statthalter nach Böhmen schickte. 

Böhmen war bekanntlich damals in zwei Parteien gespalten, 
was schon Barbara, Ulrich's Tante, für ihre egoistischen Absichten 
zu benützen gesucht hatte. 

Man beschuldigte Ulrich, nach der böhmischen Königs- 
krone getrachtet zu haben und Albrecht selbst glaubte es 
und zwang ihn, durch Einstellung der Geldsendungen, Böhmen 
zu verlassen. Jedenfalls liegen keine positiven Beweise für 
den Verrath Ulrich's vor, sonst hätte ihn Albrecht vor 
Gericht gezogen. Man behauptete zwar, Ulrich habe das 
Kriegsvolk in seinen Eid genommen, die festen Plätze besetzt, 
die Gelder der Krone zu Bestechungen verwendet und einigen 
Sißiner Genossen sein Vorhaben geoflfenbart. Doch mögen dies 
wohl grösstentheils Verleumdungen gewesen sein. Auch hätte 



Ulrich, im Falle er wirklich mit hochrerrätherischen Plänen 
umgegangen wäre, sich mit den Utraquisten, wie Barbara, 
nicht mit den Katholiken verbündet. Von einer Verbindung 
mit Barbara, die damals aaf ihrem Witwensitze zu Melnik 
ihre Pläne noch nicht aufgegeben hatte, und noch immer intri- 
guirte, kann wohl keine Rede sein, da wir es nirgends ange- 
deutet finden und auch späterhin die Wege Ulrich's und Barbara's 
sich nie trafen**). 

7« Albrecht war gestorben, der Erbe der ungarischen 
und böhmischen Krone und des österreichischen Herzogshutes 
noch nicht geboren, daher die Hinterlassenschaft des ver- 
storbenen Königs, dem entsetzlichsten Widerstreite der Parteien 
preisgegeben. Das Testament ^^} bestimmte zwar, dass im Falle 
der Geburt eines Sohnes, Herzog Friedrich von der steirischen 
Linie, als der Aelteste des Hauses, die Vormundschaft im 
Vereine mit der Königin-Mutter und einem Regentschafbsrathe, 
bestehend aus drei Ungarn, drei Böhmen, zwei Oesterreichern 
nnd einem Prager zu führen habe und dass das Kind in Press- 
burg erzogen werden soll. Doch bald zeigte es sich, wie wenig 
die Stände der verschiedenen Länder geneigt waren, ein Kind 
zu ihrem Könige zu erwählen. In Ungarn zeigte man sich zu- 
erst schwierig; Furcht vor den Türken entschuldigt diesen 
Vertragsbruch. Man wandte die Augen nach dem jungen that- 
kräftigen König Wladislaw von Polen und setzte die Ver- 
handlungen mit diesem auch nach der am 22. Februar 1440 
erfolgten Geburt des Ladislans fort, trotzdem man Elisabeth 
versprochen hatte, im Falle der Geburt eines Knaben, die 
Unterhandlungen sofort abzubrechen **). 

8. £s begann nun ein fürchterlicher Bürgerkrieg auf 
ungarischem Boden. Beide Könige hatten einen bedeutenden 
Anhang, doch war die Mehrzahl der ungarischen Magnaten für 
den Polenkönig, der mit seinem Bruder Kasimir bereits in 
Ungarn angekommen war. Unter den Parteigängern der Königin- 
Mutter ragten vor allen Giskra von Brandeis, Friedrich und 
Ulrich V. Cilli hervor, zu den Anhängern Wladislaw's gehörte 
unter andern auch der nachmalige Gabernator Johannes Huniady. 
Ulrich V. Gilli, der als ungarischer Magnat und Oheim Ladis- 
laus', vor Allen dazu berufen war, eine hervorragende Rolle in 



diesen Wirren zu spielen, gehörte von der Geburt des könig- 
lichen Knaben an zu dessen trenesten nnd unermüdlichsten 
Anhängern; die drei Länder Gestenreich, Ungarn and Böhmen 
in der Person Eines Herrschers zu vereinigen, blieb die vor- 
nehmste Aufgabe seines thatenreichen Lebens. Auf Ulrich*« 
Anrathen und mit seiner Hilfe wurden die ungarischen Kron- 
Insignien entwendet und Ladislaus, erst 3 Monate alt, zu 
Stuhlweissenbnrg mit der Krone des heiligen Stephan gekrönt. 
Ulrich hielt bei dieser Gelegenheit die Krone über dem Haupte 
seines königlichen Neffen und leistete für ihn den Krönungseid ^^). 
Wladislaw Hess sich inzwischen zu Ofen mit Stephan's Grabes- 
krone krönen. Die eigentliche Krone verpfändete später Eli- 
sabeth für 2500 Goldgulden an Kaiser Friedrich den HL 

9. Die österreichischen Stände zeigten sich nicht 
schwierig. Einem alten Hausgesetze der Habsburger nnd der 
ausdrücklichen Bestimmung des Testamentes Albrecht's gemäss 
übergaben sie noch vor der Geburt Ladislaus', dem Friedrich von 
Steiermark die Vormundschaft. Die herzoglichen Brüder Albrecht 
und Friedlich waren damals über das Erbe ihres Vaters in 
Streit gerathen. Albrecht's intimer Freund war Ulrich v. Cilli 
und seinem Einflüsse am Hofe Elisabeth's ist es zuzuschreiben, 
dass diese dem Herzog Albrecht am 10. April 1440 die Vor- 
mundschaft in Oesterreich über ihren Sohn, bis dieser das 
16. Jahr erreicht hätte ^^), übergab. Dies war jedenfalls ein 
Fehlgriff von Seite Ulrich's und Elisabeth's, da Albrecht bei 
seiner Verschwendung und stetigen Geldnoth nicht die Mittel 
besass, sein Mündel kräftigst unterstützen zu können. Ferner 
verscherzte sie dadurch die Sympathien der Oesterreicher, 
deren Willen sie entgegengearbeitet hatte, und machte sich 
Friedrich, der bereits am 2. Februar 1440 zum römischen König 
erwählt worden war, und in dieser Eigenschaft dem jungen 
Könige viel hätte nützen können, zum Feinde. 

10. Die Böhmen hatten auf dem Landtage am 
29. Jänner ^*) 1440 zwar beschlossen, die Entbindung der 
Königin abzuwarten, doch schritten sie am nächsten Landtage 
zur Wahl eines anderen Königs; die Zerwürfnisse im Innern 
des Landes, deren Beilegung nur einer kräftigen Herrscher- 
hand gelingen konnte, entschuldigt theilweise dies Vorgehen, 



8 

das vom rechtlichen Standpunkte aas als Vertragsbrach 
dorchaos zu verwerfen ist. 

Die Krone wurde zuerst Albrecht von Baiem angeboten, 
der sich anfangs in Unterhandlungen einliess, später aber, 
wahrscheinlich aus politischen Gründen, dieselben vollständig 
abbrach ^^}. Auch König Friedrich wollte sie nicht annehmen ^''), 
Elisabeth hatte sich inzvrischen in Böhmen mehrere Anhänger, 
darunter den mächtigen Ulrich v. Rosenberg erworben und den 
Bestrebungen dieser gelang es, auf dem Prager Landtage im 
Jahre 1441 die Wahl Ladislaus durchzusetzen, da sich jetzt 
auch die Utraquisten für das königliche Kind entschieden 
hatten. Man erwählte zwei Gubernatoren, den Utraquisten 
Ptaczko v. Lippa und den katholischen Mainhard v. Neuhaus ^*}. 
Nach dem Tode Ptaczko's im Jahre 1444 trat an dessen Stelle der 
nachmalige König von Böhmen, Georg v. Kunstadt und Podiebrad. 

11. Inzwischen wüthete der Bürgerkrieg in Ungarn fort. 
Die beiden Grafen von Cilli, Ulrich und Friedrich, kämpften 
für Elisabeth meist unglücklich. Friedrich musste die Ofner 
Burg den Feinden übergeben ^^}. Ulrich kam zu spät, um 
dieselbe retten zu können, und warf sich daher nach Raab, wo 
er von Huniady belagert wurde. Wie die Cillier Chronik 
erzählt, wollte er einst nach Pressburg reiten, um die Königin 
Elisabeth um Hilfe zu bitten, wurde aber in einem Schar- 
mützel von den Polen gefangen und an Wladislaw ausge- 
liefert, nach kurzer Haft aber unter der Bedingung, 24 Geisein 
zu stellen und auf den Ruf Wladislaw*s jederzeit zu erscheinen, 
wiederum freigelassen ^. 

Kaum war Ulrich auf freien Fuss gesetzt, so griff er 
im Vereine mit Paul Ban£Fy wiederum zu den Waffen, wurde 
aber bei Stetnamanger von Vitovec entscheidend geschlagen, 
Banffy gefangen ^0 ^^^ ^^ Cillier am 19. April 1441 zum 
Frieden gezwungen ^). Sie zogen sich hierauf aus Ungarn auf 
ihre Grafschaft zurück. 

War auch dadurch die Partei Elisabeth's bedeutend 
geschwächt, so kämpfte man dennoch auf ungarischem Boden 
noch immer fort. Ulrich war auch nach dem Friedensschlüsse, 
als ihn der Vertrag mit Wladislaw an der activen Wirksam- 
keit hinderte, zu Gunsten seiner Cousine und seines Neffen 



9 

thätig; so schickte ihr z. B. Wien aaf seine Zuspräche tausend 
Krieger und schweres Geschütz nach Pressburg **). Inzwischen 
waren aber beide Parteien des immerwährenden Kampfes 
müde geworden und näherten sich einander, der päbstliche 
Legat Cardinal Julian wandte alle Mühe an, nm den Frieden 
zu Stande zu bringen, damit das einige Ungarn mit Erfolg den 
Osmanen Widerstand leisten könne. Die Unterhandlungen 
unterbrach der plötzlich eingetretene Tod der Königin Eli- 
sabeth am 24. Dezember 1442. Zwei Jahre später starb ihr 
Gegner König Wladislaw in der Schlacht bei Varna den 
Heldentod und bald darauf erkannte der ungarische Landtag 
Ladislaus als König an und übergab die Regentschaft, bis 
zu dessen Volljährigkeit dem Johannes Huniady. 

12. Elisabeth befand sich seit dem Tode ihres könig- 
lichen Gemahls, in Folge der fortwährenden Kriege in bestän- 
diger Geldnoth. Albrecht, der Vormund ihres Sohnes konnte 
ihr nicht ans der Verlegenheit helfen und so musste Elisa- 
beth zu König Friedrich, dem sie am 23. August 1440, in 
Gegenwart des Herzogs Albrecht in Hainburg die Vormund- 
schaft übertrug, ihre Zuflucht nehmen^). Es war dies für die 
späteren Schicksale Oesterreichs ein verhängnissvoUer Schritt, 
der Anfang einer Reihe der trübseligsten Verwicklungen. 

Die erste Folge der Uebertragung der Vormundschaft 
von Albrecht auf Friedrich war^ dass auch Oesterreich in den 
unerquicklichen Streit beider Brüder hineingezogen wurde. 

Zu Hainburg hatten diese sich verglichen, Albrecht 
erhielt mehrere Städte und zwei Fünftheile der steirischen Ein- 
künfte auf 2 Jahre und eine baar ausbezahlte Summe von 
zehntausend Goldgulden zur Tilgung seiner Schulden 2^). Mit 
den Häuptern der albrechtinischen Partei, den Grafen von 
Gilli, unterhandelte Friedrich besonders; durch Vermittlung 
des Bischofs Sylvester am Chiemsee, Vizedom Bossens, 
Ritters Karl v. Schaumberg, Kaspar Künigs und Kaspar 
Schlickes, Burggrafen von Eger und Elenbogen, kam eine 
Waffenruhe (vom 23. August 1440 bis 24. Juni 1441) zwischen 
Friedrich und dem Grafen v. Gilli, mit Einschluss des 
Lamberger, Erasmus Steiner und Jobst Auer und der 
Grafen Stefan, Martin und Ivan von Modrusch zu Stande. 



10 

Die Gefangenen sollten gegenseitig herausgegeben werden, eine 
Tagsatznng zu endgültigen Friedensverhandlongen ward fest- 
gesetzt *•). 

Die Stände Oesterreichs fanden mancherlei Klagen gegen 
das Regiment des Königs-Vormund. Darüber wird später aus- 
führlicher gesprochen werden. Hier sei nur so yiel gesagt, dass 
sich Friedrich mit Ulrich Eizinger, dem reichsten Manne des 
österreichischen Adels, der in der Geschichte des letzten 
Gllier Grafen eine bedeutende Rolle spielt, und daher weiter 
unten eine ausführliche Behandlung erfahren wird, überwarf, 
da er dessen Geldforderungen nicht geordnet hatte, obwohl ihm 
von Albrecht in seinem Testamente dieser Mann besonders 
war empfohlen worden. Eizinger klagte, dass er von Kaspar 
Schlick, Heinrich v. Halnegker und einigen Kaufleuten wegen 
20000 Goldgulden, — allerdings eine ansehnliche Summe 
für die damalige Zeit, — welche er für Albrecht verbürgt 
hatte, gedrängt werde und da Friedrich, der überhaupt in 
Allem und Jedem zauderte, mit der Entscheidung warten liess, 
so sagte Eizinger am 12. Mai 1441 dem Könige den Gehorsam 
auf. 153 österreichische Edle und Bürger unterschrieben den 
Absagebrief und das Heer der noch nicht befriedigten Söldner 
trat zu Eizinger über^^). Doch wurde dieser Streit schon 
am 7. Juli desselben Jahres beigelegt, indem Friedrich die 
Schuld auszugleichen und überhaupt alle Rechnungen von König 
Albrecht's Zeiten, die noch nicht revidirt waren, und die 
Forderungen £izinger*s zu übernehmend^), die Söldner aber 
aus den laufenden Einnahmen zu befriedigen versprach. 

13. Zwischen den Cilliern und dem deutschen Könige hatte 
sich ein friedliches Yerhältniss herausgebildet. Die bis 24. Juni 
sich erstreckende Waffenruhe wurde am 4. < September*') und 
dann am 1. November 1441 auf dem Landtage zu St. Polten 
bis April 1442 hinaus geschoben. Ulrich v. Cilli begab sich 
hierauf an den Hof König Friedrich's, und als dieser im Beginne 
des Monates März 1442 das deutsche Reich besuchte, begleitete 
ihn Ulrich mit den Herzogen Albrecht und Sigmund, dem 
Grafen v. Wallsee u. a. ^. 

Albrecht war mit den Bestimmungen des Hainburger Ver- 
trages nicht zufrieden und so konnten neue Zerwürfnisse mit seinem 



11 

Brader nicht ausbleiben. Er forderte noch immer gleiche Theilong 
der Erblande und die Uebergabe der Vormundschaft über Herzog 
Sigmund y. Tirol. Schon in Salzburg oder Innsbruck muBste Albrecht 
seinen Bruder verlassen haben, und nach Steiermark zurückgekehrt 
sein, mit ihm wahrscheinlich auch Ulrich v. Gilli, denn im 
April erschien Albrecht bereits auf dem Landtage zu Krems 
und klagte über seinen Bruder, fand jedoch bei den Ständen 
kein Gehör ^^). Indess scheint er sich schon während der 
Reise mit Ulrich wegen eines Schutz* und Trutzbündnisses 
▼erständigt zu haben. Nach der erfolglosen Interpellation beim 
Kremser Landtag trat er in offene Unterhandlungen mit den 
Grafen Friedrich und Ulrich v. Cilli, die endlich zum Vertrage 
▼on Vorchtenstein ^ am 13. Mai 1442 führten, worin sie sich 
gegenseitig gegen alle ihre Feinde, mit Ausnahme „der heiligen 
christlichen Kirche, des römischen Reiches und der heiligen 
Krone von Ungarn verbanden^. Dass die Spitze dieser Conföde«- 
ration gegen den König Friedrich gerichtet war, liegt auf der 
Hand. 

14. Der Kampf brach bald aus, zunächst in Krain. Das 
Kriegs Volk der Gillier Grafen, damals unter dem Befehle des 
Böhmen Jan Vitovec belagerte erfolglos Laibach, welches TOn 
Georg Apfalterer tapfer vertheidigt wurde, wofür die Stadt auch 
später vom Könige das Recht erhielt, ihre Briefe roth zu siegeln. 
Während der Belagerung Laibachs gelang den Verbündeten die 
Occupation Krainburgs, das aber bald wieder an die Königlichen 
verloren ging, •— - eine Ueberrumplung Rudolfswerts gelang nicht. 
König Friedrich sandte ein Hilfscorps unter Hartmann von 
Thurn zur Entsetzung Laibach's, welches einen Wagen voll 
Kostbarkeiten, die Graf Friedrich von Sonegg nach Gilli schickte, 
auffing. Als er vor Laibach ankam, waren die Feinde schon 
abgezogen. Diese Invasion war somit ohne Erfolg. Die Gillier 
verloren besonders bei den Stürmen auf Rudolfswert sehr viele 
Leute »3). 

Als König. Friedrich Anfangs Februar 1443 Oesterreich 
wieder betrat, musste er dem Drängen der Stände nachgeben 
und den fortwährenden Zwistigkeiten ein Ende machen. Die 
Verhandlungen mit Herzog Albrecht begannen schon im März 
1443 und wurden am 30. d. M. in Wiener Neustadt zu Ende 



12 

gefohlt^). Gegen eine bare Zahlung von 6000 Goldgalden 
uberlipss Albrecht seinem Bruder alle seine Einkfinfte auf zwei 
Jahre nnd wnrde zum Regenten in einigen Herrschaften jenseits 
des Arlbergs, die im Eigenthum Herzogs Sigmund lagen, ernannt. 
Hierauf wurde mit den Cilliem verhandelt, und am 16. August 
1443 zu Neustadt ein Vertrag geschlossen ^) unter Zurückgabe 
alles gegenseitig Genommenen und Bestellung des Herzogs von 
Baiem als Obmann zur Ausgleichung der Streitigkeiten. Der 
Neustädter Vertrag enthält kurz folgende Punkte: 

a) Alles gegenseitig Genommene wird bis St. Michaelis 
zurückgegeben. 

b) König Friedrich verpflichtet sich, fOir sich, König La* 
dislaus und den Herzogen Albrecht und Sigmund, den Grafen 
wider Jedermann, die Kirche und das römische Reich ausge* 
nommen, mit allen Kräften beizustehen^*). 

c) König Friedrich erhebt die Grafen Friedrich und Ulrich 
zu reichsunmittelbaren gefürsteteii Grafen von Cilli, Ortenburg 
und Seger, ertheilt ihnen die vollkommene Landschrang in ihren 
Gebieten, gibt ihnen das Recht Geld zu prägen, ihre Bergwerke 
allein zu benutzen^'') und entledigt sie von der Pflicht ihre 
Herrschaften vom Reiche zu Lehen zu empfangen^), wogegen 
die Grafen einen Revers ausstellen, dass die Gerechtsame 
Oesterreichs verwahrt bleiben sollen^*). 

d) Die Grafen schliessen mit dem Hause Habsburg einen 
Erbvertrag, wonach ihnen der König bei gänzlichem Aussterben 
des Hauses Oesterreichs die Nachfolge im österreichischen Istrien, 
den Grafschaften Mitterburg, Möttling mit dem Schlosse Meichen, 
Rudolfswert, Landstrass, Tüfier, Hohenek, Sachsenfeld, Wippach 
und Adelsberg zusichert, wogegen sie ihm die Grafschaften Gilli, 
Ortenburg und Sternberg, im Falle des Erlöschens ihrer Familie, 
verschrieben *®). 

Soweit der Neustädter Vertrag. 

Im September desselben Jahres verhandelten die Cällier 
mit dem Könige Friedrich in Graz. Hier wurde am 21. Septem- 
ber ein ewiges Bündniss zwischen beiden Theilen, wider alle 
Feinde, mit Ausnahme der Kirche, des römischen Reiches ^0 
und (nach dem Willen der Cillier) der angarischen Ejrone **), 
geschlossen« Der König versprach auch den Grafen die Wille- 



13 

briefe des Kurfürsten, über die Erhebung in den Fürstenstand 
und die Bestätigung des ihren Vorfahren vom Kaiser Karl IV. 
ertheilten Briefes zu verschaffen, wiewohl sie derselben nicht 
bedurften^), wogegen sich Ulrich von Gilli verschrieb, dass 
nach seinem und seines Vaters Tode ihre Erben zu Ehren des 
Königs Friedrich, den Herzogen von Oesterreich, anstatt des 
gebrauchten Titels: „unsere lieben Herra^, hiefür „unsere gnä- 
digen Herrn ^ schreiben sollen ^^). Ulrich wurde hierauf in den 
königlichen Rath aufgenommen ^^). 

IS. Vom Jahre 1443 bis 1451, also fast 8 Jahre, finden wir 
Ulrich von Gilli theils in der Umgebung des römischen Königs, 
im Kampfe gegen den räuberischen Grenzadel, theils in Privat- 
fehden mit den Ungarn. 

Unter den ungarischen adeligen Räubern, die an der öster- 
reichischen Grenze hausten und die Verwirrung und Partei- 
kämpfe in ihrem eigenen Lande zu Frevelthaten aller Art 
benützten, that sich vor Allen durch Kühnheit und Grausamkeit 
Pangracz de S^. Miklos *') hervor. Er hatte das Schloss 
Skalitz in Mähren erobert ^'') und war von hier aus im Viertel 
unter dem Manhartsberge verheerend eingefallen. Von der Feste 
Neiiea aus hauste er in der fürchterlichsten Weise ^) und der ein- 
heimische Adel that nichts dazu, um diesem Beginnen Einhalt 
zu thun, umsomehr, als selbst aus seiner Mitte sich mehrere 
auf das Raubhandwerk verlegten^*). Auch der König- Vormund 
verhielt sich trotz der häufigen Klagen der Stände diesem 
Treiben gegenüber mehr oder weniger passiv^}. Auf sein 
Geheiss zog zwar Ulrich von Gilli gegen Pangracz, aber 
es ist zu vermuthen, dass Ulrich diese Expedition auf eigene 
Kosten unternahm, da das Gegentheil bei der Kargheit des 
Königs und bei dessen sonstiger Haltung gegen die Raubritter 
etwas unwahrscheinlich ist. Auch waren die Resultate dieses 
kleinen Feldzuges keine weitreichenden. Mit Uebereinstimmung 
erzählen die Quellen von der Einnahme des Schlosses Skalitz 
durch Grafen Ulrich ^^), sonst ist uns nichts Bemerkenswer- 
thes bekannt. 

16* Wichtiger ist das Zerwürfniss zwischen der ungarischen 
Regierung und den Gilliern. Der Grund hievon war folgender. 
Ulrich*s Urgrossmutter, die Gemahlin des Grafen Hermann I., 



14 

war eine Tochter des bosnischen Königs Stephan T?arko , der, 
weil er keine mannlichen Nachfolger hatte, in einem mit 
Grafen Hermann II. im Jahre 1427 abgeschlossenen and von 
Kaiser Sigmand genehmigten Vertrage, des zweiten Hermann 
Sohn, Friedrich zar Nachfolge in seinem Reiche bestimmte. 
Tvarko starb im Jahre 1443 and dem Vertrage za Folge 
sollte Ulrichs Vater den bosnischen Thron besteigen. Inzwi- 
schen hatte aber Haniady gegen Friedrich intrigairt and 
die Bojaren, denen ohnehin dieser als Fremder verhasst war, 
zor Wahl eines einheimischen Königs aufgefordert. Es leitete 
ihn dabei die Farcht, einen so mächtigen Anhänger Ladis- 
laus im Bücken zu haben and vom politischen Standpunkte 
aas ist daher Haniady's Handlangs weise leicht za erklären, 
wenn auch nicht za rechtfertigen. Hätten die Gillier den Thron 
Bosniens bestiegen, so hätten sie wahrscheinlich wiederam die 
Waffen für das gate Recht des königlichen Kindes ergriffen 
und in Ungarn selbst gab es noch eine Partei für Ladislaus, 
die, wenn auch theil weise zum Schweigen gebracht, trotzdem 
bei einer kräftigen Unterstützung von Aussen den kaum ge- 
dämpften Bürgerkrieg wieder von neuem entzündet hätte. Hatte 
sie ja schon gleich nach Elisabeth's Tode den König Fried- 
rich als Vormund Ladislaus' aufgefordert, sich mit ihr zu 
vereinigen. Daher glaubte Huniady alles daran setzen zu 
müssen , um die Gillier von Bosnien ferne zu halten. Es wurde 
Stephan Tbomasko gewählt und von Wladislaw als König 
von Bosnien anerkannt. 

17. Diese Vertragsverletzung konnten die Grafen nicht 
ungerächt lassen und fielen daher in Kroatien ein. Inzwi- 
schen war aber Huniady bereits mit einem Heerhaufen von 
15000 (?) Mann ^2-) [^ ^j^s cillische Gebiet eingefallen, wobei 
auch dem Lande König Friedrich's grosser Schaden zuge- 
fügt wurde. 

Die Ungarn rückten der Drau nach im cillischen Gebiete 
ein ^^j, Warasdin wurde in Brand gesteckt und dann der Weg 
nach Windisch -Feistritz genommen. Vitovec verfolgte mit 
60 bis 80 Reitern die Spur der Feinde, um sie durch fort- 
währende Attaques zu ermüden, langte aber noch vor ihnen 
in Feistritz an, dessen Vertheidigung er leitete. Der erste 



15 

Sturm blieb erfolglo», als ein Söldner der Gillier, Ungar von 
Geburt, einen Theil der Stadt in Brand steckte. Jedenfalls 
war Verrath dabei, denn die Ungarn umstellten augenblicklioh 
die Stadt, um den ans dem Feuer fliehenden Vitovec mit 
dessen Truppen in ihre Gewalt zu bekommen« ludess scheint 
der Brand bald gelöscht worden zo sein und ein zweiter An- 
griff auf die Stadt erzielte ebenfalls keine Resultate. Inzwischen 
sandte Huniady eine Heeresabtheilung gegen Gilli, welches 
er anbesetzt glaubte; allein auch diese Expedition erreichte 
ihren Zweck nicht. Nach solchen Misserfolgen zogen sich die 
Ungarn bis an die Drau zurück. Beim Uebergange verloren 
viele das Leben. Die beabsichtigte Belagerung Pettau's gab 
Huniady auf, da ihn auch hier bereits Vitovec kampfge* 
rästet erwartete und zog zwischen der Mur und Drau geg^n 
Tschakathurn und Kopreiniz, welches auch eingenommen wurde. 
Damit war die ungarische Invasion zu Ende; wie man sieht, 
ganz ohne Erfolg. Dass die Ungarn fürchterlich hausten und 
Mord und Brand ihren Weg bezeichneten, sagt die Cillier 
Chronik ausdrücklich. Ulrich hatte inzwischen in Kroatien einige 
Schlösser eingenommen, aber auf die Nachricht von dem Einfalle 
Huniady 's in sein Gebiet, eilte er sofort nach Cilli, doch 
waren die Feinde schon abgezogen. Es kam ein Vergleich zu 
Stande, dem zu Folge Ulrich auch die eroberten Schlösser 
behielt. 

Von dieser Zeit an hasste Ulrich Huniady, der ihn 
eines Königsthrones beraubt, auf das tödtlichste und schwur 
dem ganzen Huniady'schen Geschlechte Rache. Wie diese 
Feindschaft später für ihn selbst verbängnissvoll wurde , wird 
die Folge lehren. 

18. Auch der König hatte sich mit Huniady entzweit, 
da dieser immer heftiger auf die Auslieferung des jungen 
Ladislaus und der ungarischen Krone drang, worin Fried- 
rich nicht einwilligte. Huniady ging so weit, mehrere Schlös- 
ser zu erstürmen und die Stadt Wien zum Abfall von Fried- 
rich's Sache zu bewegen^). 

Nach vielen Unterhandlungen kam endlich am 1. Juni 1447 
zu Radkersburg durch Vermittlung des Graner Erzbischofes 
und des Grafen Friedrich von Gilli ein Waffenstillstand auf 



16 

2 Jahre zo Stande^). Indessen wurde von Seite Ungarns die- 
ses Abkommen oftmals nicht zagehalten, weshalb die Stände 
Oesterreichs auf dem Kremser Landtage im Jahre 1448 König 
Friedrich aufforderten, energischer aufzutreten und sich selbst 
an die Spitze eines Heeres zu stellen , welches sie ausrüsten 
wollten ^}. Auch Pangracz de Sz. Miklos wiederholte noch 
immer seine Raubeinfälle in Oesterreich, bis es kurz nach dem 
Kremser Landtage, am 5. August 1448, dem Cardinal 
St. Angeli und Ulrich von Gilli gelang, einen Frieden her- 
beizufahren "). 

Die Gefangenen sollten gegenseitig ausgeliefert, die Bür- 
gen ihrer Verpflichtungen entbunden , die Schanzen an der 
March abgebrochen und den Räubern 4000 Gulden, die bei 
Ulrich hinterlegt wurden , ausgezahlt werden. Dass Ulrich 
zum künftigen Schiedsrichter erwählt wurde^ zeigte bereits von 
dem Einflüsse und der hohen Achtung, die er bei den öster- 
reichischen Ständen genoss. 

Aus welchen Motiven Ulrich dieses Vermittleramt über- 
nahm, ist schwer zu entscheiden; entweder wollte er sich da- 
durch beim päbstlichen Stuhle beliebt machen oder er han- 
delte im Einverständnisse mit Pangracz , der ja auch ein 
Anhänger Ladislaus', war. Motive rein humaner Natur sind 
beim Charakter des Grafen nicht zu vermuthen. 



n. Buch. 

Die standisohe Bevolution bis zum Neustädter Frieden. 
(Voin 14 October 1451 bis 4. September 1452.) 



1. Wie bekannt, war König Friedrich ' seit dem Haim- 
bnrger Vertrage vom 23. August 1440 Vormund des jungen 
Ladislaus in Oesterreich geworden. Nach dem Hausgesetze der 
Habsburger und dem letzten Willen Albrecht^s war er zu die- 
sem schweren Amte berufen, das ihm aber fast durch zwölf 
Jahre nichts als Kummer und Verdruss einbrachte, woran er 
theilweise selbst die Schuld trug. 

Das Testament Albrecht's *) wurde in zwei Punkten 
verletzt, Ladislaus sollte in Pressburg erzogen werden , da 
diese Stadt fast in der Mitte der drei Erbländer gelegen war. 
Anstatt dessen führte ihn Friedrich nach Graz, also ganz 
aus dem Territorium des Reiches Ladislaus*, was nicht nur 
zur Folge hatte, dass -Gerüchte der gehässigsten Art über 
das Leben Ladislaus' in Graz ausgesprengt wurden , sondern 
auch die Hauptursache des Ausbruches der ständischen Revo- 
lution war. Allerdings ist es wahr , dass bei den Wirren in 
Ungarn in den Jahren 1444 und 1445 Ladislaus in Pressburg 
nicht sicher gewesen wäre , aber das entschuldigt die Hand- 
lungsweise Friedrich's noch immer nicht. Wäre Ladislaus in 
Wien erzogen worden, so wäre die Revolution niemals ausge- 
brochen. 

Weiters befahl Albrecht's Wille die Mitvormundschaft 
Elisabeth's , wovon selbst im Haimburger Vertrage nicht die 
Rede war; vielleicht musste Elisabeth darauf verzichten. Da 

Snpan, Dlrieh v. CiUi. % 



18 

die Königin bald daxanf starb, so hatte die Uebertretung die- 
ses Panktes keine weiteren Folgen, als dass sie einen Anhalts- 
punkt zu Klagen der unzufriedenen Landstände gab« Dass der 
Regentschaftsrath , wie ihn der verstorbene König Albrecht 
bestimmte, nicht zusammentrat, ist leicht erklärlich, da ja 
Friedrich erst spät in Ungarn und Böhmen als Vormund aner- 
kannt wurde. 

2, Auch die Erziehung Ladislaus' scheint mangelhaft ge- 
wesen zu sein. Wie wir den jungen König später kennen ler- 
nen, war er ein verschlossener, ja heuchlerischer Charakter. 
Dies beweist das oben Gesagte. Eine allzustrenge Erziehung, 
die dem Kinde jede Freude versagt, bildet niemals freie, offene 
Menschen. Dass ihm Bigotterie und Intoleranz eingeimpft 
wurden, zeigt später sein schroffes Auftreten gegen die ütra- 
quisten in Böhmen. Leiter der Erziehung war ein Mann aus 
dem niederen Volke, mit Namen Kaspar^), der sich dem geist- 
lichen Stande und den Wissenschaften widmete, später in die 
österreichische Kanzlei kam und die Gunst König Friedrich'» 
gewann , die Stelle eines Hofmeisters des Ladislaus erlangte, 
mit Schätzen und Ehren überhäuft wurde und auch in der Diplo- 
matie eine Rolle gespielt zu haben scheint. Dass dieser Kaspar 
ein charakterloser Mann war und einzig und allein den Ein- 
gebungen seines Ehrgeizes folgte, zeigen die späteren Ereig- 
nisse ; daher konnte auch er keinen besonders gunstigen Ein- 
fliiss auf die sittliche Bildung seines Zöglings nehmen. 

3. Das Regiment des König- Vormunds gab den Land- 
ständen genug Ursache zu beständigen Klagen. Friedrich war 
nicht der Mann der That, sondern der ängstlichen Vorsicht, 
der mit kleinlicher Genauigkeit alle Für und Wider abwog und 
dadurch meist den günstigen Moment versäumte. Er schob alles 
hinaus und meinte: „Zeit gewonnen, alles gewonnen.^ Weil er 
eben zu bequem war, mit Gewalt den £lnoten zu durchhauen, 
sondern ihn nur zu lösen suchte, musste er ihn immer mehr 
verwickeln. Seine zweite hervorstechende Eigenschaft war der 
Geiz, der ihn ebenfalls in eine Menge von unangenehmen 
Situationen stürzte. Deshalb zeigte auch seine ganze fast 
53jährige Regierung nur eine Reihe von Verwirrungen, Auf- 
ständen und Unglücksfällen aller Art. Ein solcher Mann war 



19 

nicht dazu geschaffen, damals Oesterreich za lenken, wo 
Energie nothwendig gewesen wäre und die besass Friedrich 
eben nicht. Der Zustand in Oesterreich war damals ein höchst 
trauriger. Die Taboriten machten noch immer rerheerende 
Einfalle; die Söldnerschaaren, die noch nicht befriedigt waren, 
durchstreiften raubend und sengend das Land; Pangracz de 
Sz. Miklos und seine Spiessgesellen verwüsteten Oesterreich 
bis gegen Wien hin, ja selbst die einheimischen Ritter, wie 
Jakob Kyenberger, Reutter^ Leonhard Arberger, die Idungs-* 
perger, Tobias Roxer u. s. w.^ schändeten durch Raub und 
Mord ihren Adel , der Handel war gestört, das Land ver- 
wüstet, der Wohlstand zu Grunde gerichtet. Dazu kamen noch 
die fortwährenden Streitigkeiten mit Herzog Albrecht, die 
nicht nur die Steiermark und Krain, sondern auch Oesterreich 
berührten. Dem gegenüber verhielt sich König Friedrich fast 
ganz unthätig. Es wurden wohl Landtage zusammen berufen, 
aber auf diesen stritt man sich über Kleinigkeiten und verlor 
dadurch die Zeit zum Handeln, doch hätte ein kräftiges 
Vorgehen des Regenten die Stände ohne Zweifel auch ener- 
gischer gestimmt. Kaum hatte Friedrich die Vormundschaft 
übernommen, so forderte der Landtag die Aufstellung von 
1000 Reitern zur Bewachung der Grenzen und die Befriedigung 
der Söldner^). Keines von beiden geschah, und der Landtag 
vom 30. November 1440 beklagte sich bitter darüber ^). Die 
Stadt Steyei klagte über den Streit mit Albrecht, den Bruch 
des Landfriedens und die Söldner: kein Landgericht, kein 
Landmarschall ^ das ganze Land sei zerrüttet*). Die Söldner 
wurden wohl befriedigt, aber den Räubereien des Adels kein 
Einhalt geboten, und auch der Zug Ulrich's gegen Pangracz erzielte 
keine Resultate. Nur ein einziges Mal raffte sich der König 
aus seiner Unthätigkeit auf, zog gegen die ungarischen Raub- 
ritter und Hess achtzig davon aufknüpfen^}. 

4. Es ist nicht zu verkennen, dass Friedrich in seiner 
Eigenschaft als Vormund einen schweren Stand hatte. Die 
Forderungen der österreichischen, ungarischen und böhmischen 
Stände konnte er unmöglich zu gleicher Zeit befriedigen, denn 
alle forderten die Uebergabe des Königs; Ungarn stellte so- 
gar das sonderbare Verlangen, dass die Krone und die von 

91* 



20 

Friedrich besetzten Orte ausgeliefert werden sollten, ohne den 
Pfandbetrag zu bezahlen •). Darauf konnte nun Friedrich nicht 
eingehen, ebensowenig, wie auf den Antrag, Pressburg für 
Stuhlweissenburg umzutauschen. Den hierauf entstandenen Krieg 
beendigte der Radkersburger Vertrag. Am 22. October 1450 
wurde in Pressburg mit den Ungarn ein endgilti^es Abkommen 
getroffen, dem zu Folge Ladislaus bis zu seinem 18. Jahre unter 
der vormundschaftlichen Gewalt Friedrich's bleiben und in Wien 
erzogen werden sollte ®). Letzteres verlangten auch die öster- 
reichischen Stände dringend und zu wiederholten Malen, doch 
wiederum umsonst. 

a. So stand es in Oesterreich bis zum Winter 1450 auf 
1451. Immer näher ruckten die trüben Anzeichen der Revolution« 
Oesterreich war auf das äusserste gebracht; vom Könige 
Friedrich war nicht Hilfe zu erwarten, zudem verbreitete sich 
noch das Gerücht, dieser wolle sein Mündel um Oesterreich 
bringen. Dieses schien noch durch die Nachricht, der König 
beabsichtige auf der bevorstehenden Römeifahrt Ladislaus mit 
sich zu nehmen, bestätigt zu werden. Man war im Anfange 
entrüstet über Friedrich und die Ungarn zürnten ihm, weil 
er den Pressburger Vertrag gebrochen. Dazu kam noch, dass 
sich der König mit dem einflussreichsten Manne in Oesterreich, 
Ulrich Eizinger, überwarf. Da dieser die Hauptrolle in der 
Revolution spielt, so ist es angezeigt, etwas näher auf dessen 
Charakter und Schicksale einzugehen. 

Ulrich Eizinger von Eizing war in Baiem geboren, da er 
aber hier wenig Gelegenheit fand sich hervor zu thun, so wan- 
derte er arm und unbekannt noch unter der Regierung Albrecht's 
nach Oesterreich. Emsig und in der Arbeit von bewunderungs- 
w^rther Ausdauer, gewann er bald die Gunst des Königs 
Albrecht, der ihn zum Huebmeister erhob. In dieser Eigen- 
schaft hatte er Gelegenheit, durch glückliche Käufe, Pfänder 
u. s. w. reich zu werden. Eizinger muss ein bedeutendes 
Finanzgenie gewesen sein, denn Aeneas Sylvius sagt von ihm 
ausdrücklich, dass er alle andern Barone an Einsicht übertroffen 
und König Albrecht sich oft geäussert habe, Eizinger sei ihm, 
wie ein Orakel der Götter. Eizinger wurde Baron und Albrecht 
vergass auch nicht, in seinem Testamente die Rechnungen 



21 

desselben seinem Nachfolger dringend zu empfehlen. Im Volke 
erzählte man von ihm, dass er ein Freigeist sei, an kein zu- 
künftiges Leben glaube, sondern meine, dem Menschen folge 
nach dem Tode nur der Ruf. Eizinger scheint nach allem dem 
ein kalter, entschlossener Politiker gewesen zu sein, so genial 
und thatkräftig, wie Ulrich v. Cilli, war er nicht, wohl aber 
vorsichtiger ^^. 

Der Grund des Zerwürfnisses mit König Friedrich war 
folgender. Herzog Albrecht wollte einige Schlösser in Ungarn 
an der österreichischen Grenze verkaufen, darunter auch Forch- 
tenstein. Als Eizinger dies hörte, kam er mit Albrecht zusam- 
men, um sich über den Preis und die Zeit der Bezahlung zu 
verständigen. Doch wurden sie darüber nicht einig, da Albrecht 
die Kaufsumme in Gold ausgezahlt wissen wollte, Eizinger die- 
selbe aber theils in Gold, theils in Silber auszuzahlen versprach. 
Inzwischen wollte auch Friedrich das Schloss an sich bringen 
und Hess sich mit seinem Bruder in Unterhandlungen ein, doch 
musste sich Albrecht früher mit Eizinger besprechen, ob er 
das Schloss dem Könige überlassen wolle und schickte deshalb den 
königlichen Rath Hans Unguad und zwei von seinen Räthen an 
ihn. Als die Gesandten die Nachricht brachten, dass Eizinger 
bereitwilligst zurücktrete, wurde der Handel mit Friedrich ab- 
geschlossen. Eizinger, der dies hörte, war im höchsten Grade 
entrüstet, klagte Albrecht an und als dieser die Gesandten als 
Zeugen vorgeführt hatte , dass Eizinger ja selbst das Schloss 
dem Könige überlassen habe, läugnete er dies mit grosser Keck- 
heit, forderte das Schloss oder Entschädigung und verliess, als 
man keines von beiden ihm zu geben gewillt war, Wien mit der 
Drohung, sich zu rächen ^*). Dieses sonderbare Benehmen Ei- 
zinger's lässt darauf schliessen, dass er schon vor dieser Aflfaire 
an einen Abfall von Friedrich gedacht und sich darüber viel- 
leicht schon mit einigen andern besprochen habe. Jedenfalls ist 
es klar, das Eizinger Streit mit Friedrich suchte und nur auf 
den Moment wartete, die Gelegenheit dazu — freilich auf 
eine plumpe Art — vom Zaune brechen zu können. 

6. Die Erbitterung Eizinger's wuchs, als ihn der König- 
Vormund bei der Ernennung der Regierungs-Stellvertreter für 
die Zeit der Römerfahrt übergangen hatte. Unter diesen Stell- 



22 

Vertretern waren die hervorragendsten: die Grafen von Schaam- 
bürg, Vater und Sohn, Georg v. Puchhaim, Rüdinger v. Star- 
hemberg, Sigmund v. Ebersdorf und der Wiener Bürgermeister 
Holzler ^^). Eizinger nnd sein Anhang scheint sich damals bitter 
beschwert zu haben, dass bei der Wahl dieser Männer die Stande 
nicht befragt wurden, denn bald nachher sandte der Kaiser zu 
Eizinger mit der Bitte, auch diesen Regierungsmännern beizu- 
treten, wodurch er ein indirectes Geständniss seiner Schwäche 
ablegte und Eizinger nur noch hartnäckiger machte. Dieser 
antwortete auch stolz, er werde ohne Zustimmung der Stände 
kein Amt annehmen, ja er furchte, dass die Stände jene Stell- 
vertreter des Königs nicht unangefochten lassen werden, wenn 
der König nicht nach deren Willen Ladislaus nach Wien 
schicken wüKde; geschehe dieses, so wolle er entweder Friedrich 
auf dessen Römerzuge begleiten, oder das ihm angebotene Amt 
annehmen ^^). Hierin sprach Eizinger ganz offen aus, dass die 
Stände einen Gewaltact vorbereiteten. Friedrich hielt diese 
Warnung för eine leere Drohung und begab sich nach Wiener- 
Neustadt, um hier Vorkehrungen zu seiner Krönungsfahrt nach 
Rom ztt treffen. 

Eizinger blieb nicht auf halbem Wege stehen; fest und ent- 
schlossen, wie er war, war er unablässig bemüht, seinen Anhang zu 
verstärken. Er besuchte die vornehmsten der österreichischen 
Barone, um sie für seine Pläne geneigt zu machen und Hess 
durch seine Agenten öffentlich ausstreuen: Oesterreich werde 
schlecht regiert, König Ladislaus in grausamer Zucht gehalten 
u. dergl. Solche Reden fanden bei dem Volke ein gläubiges Ohr, 
da es in Folge der vielen Unglücksfälle, die Oesterreich heim- 
suchten, schon ohnehin pessimistisch gestimmt war. Als Eizinger 
genug Anhänger gewonnen zu haben glaubte, suchte er eine 
Gelegenheit, sich mit ihnen wegen der weitern Schritte zu 
berathen. Eine solche bot sich ihm bald. Eizinger war nämlich 
in einen Grenzstreit mit den Lichten steinern verwickelt und zum 
Ausgleich dieser Streitigkeiten wurde eine Zusammenkunft in 
Martperg an der mährischen Grenze verabredet. Hier sollte 
denn auch der immer wachsende Anhang Eizinger's seine erste 
Versammlung am 14. October 1451 halten. 



23 

Eizin^er sprach zaerst. Er zählte alle Fehler in der vor- 
mnndschaftlichen Regierung auf, bezeichnete die drei Räthe 
Friedrich's Ungnad, Neuberg und Zebinger, denen der König 
allein folge, als diejenigen, die durch ihren schlechten Rath die 
Hauptschuld trögen , behauptete, dass Friedrich die Einkünfte 
verschlendere, Wiener-Neustadt und Graz mit österreichischem 
Gelde verschönere, den Ladislaus unwQrdig behandle, nannte 
die Stellvertreter des Königs Feinde des öffentlichen Wohles 
and forderte zum Schlüsse die Anwesenden auf, während der 
Abwesenheit des Königs in Italien im offenen Aufruhr die ver- 
lorene Freiheit wieder zu erringen, ehe man jedoch zu diesem 
äussersten Mittel greife, noch einmal durch Gesandte den König 
bitten zu lassen, Ladislaus in ihre Mitte zu führen. Wie man 
sieht, athmet diese Rede blinden Parteihass, doch gefiel sie 
aber gerade deshalb **). 

Die Folge des Martperger Gonvents war ein Bündniss ^^} 
von 300 Adeligen zum Zwecke, Ladislaus von der vormund- 
schaftlichen Gewalt Friedrich's zu befreien. Sie versprachen, gegen 
Alle, die sich diesem Vorhaben widersetzten (also auch gegen 
König Friedrich) feindlich aufzutreten, alles etwa Eroberte in 
Ladislaus' Namen zu verwalten, wobei sie seiner Zeit um Scha- 
denersatz bitten würden und jede Zwietracht unter sich selbst zu 
«chlichten. Hiemit war dem König- Vormund der Fehdehandschuh 
hingeworfen und Friedrich fehlte nur hierin, dass er denselben 
nicht unverzüglich aufnahm. 

7. Bald darauf am 31. October versammelte sich die 
Paitei Eizinger*s zu Wuldersdorf, weil sie wahrscheinlich neue 
Mitglieder gewonnen hatte. Hier werden Gesandte theils an die 
Städte Krems und Stein, um diese zur Theilnahme an der 
revolutionären Bewegung aufzufordern, theils an den König nach 
Wr.-Neustadt beordert. Letztere waren Kadolt Wehing, Lorenz 
Palterndorfer, Wolfgang Hinterholzer und Niklas Stockhorner ^®j. 
* Sie überbrachten dem Könige die Beschlüsse von Martperg und 
"Wuldersdorf, erhielten aber eine Antwort *'), die die erhitzten 
Gemüther mit tausendmal Gesagtem beschwichtigen wollte. Der 
König meinte nämlich, er könne Ladislaus nicht nach W^ien 
schicken, da ihn ja auch die Ungarn und Böhmen verlangten — 
seit dem Pressburger Vertrag war dieser Vorwand nichtig — 



24 

nnd die Bevorzagung eines Landes bei den andern Eifersucht 
and Missgunst erregen würde, übrigens werde er nach der Rück- 
kehr aus Italien sehen, was sich thun liesse. 

Die ZQ Wuldersdorf Versammelten schrieben hierauf an 
den König, dass auf den von ihnen zusammen berufenen Landtag 
zu Wien ^^) die Antwort den versammelten Ständen unterbreitet 
werden sollte, doch waren die revolutionären Gedanken noch 
nicht so allgemein verbreitet und deshalb baten die königlichen 
Räthe Friedrich, doch selbst nach Wien zu gehen, am die 
Gemüther zu beruhigen; der König aber konnte nicht an eine 
ernste Gefahr denken, hörte auf den Rath der treu ihm Er^ 
gebenen nicht, sondern reiste mit seinem Mündel nach Steier-' 
mark, da er fest entschlossen war, Ladislaus nach Italien mit- 
zuführen, nicht so sehr, um dessen Bildung auf classischem 
Boden zu veredeln und dessen Weltkenntniss zu bereichern ^*), 
sondern, wie die Cillier Chronik ganz richtig bemerkt, einer 
gewaltsamen Entführung durch die österreichischen Stände 
vorzubeugen *®). 

Am 5. December fand zu Sonnberg eine Versammlung der 
königlichen Räthe und des dem König- Vormun'i treu gebliebenen 
Adels statt, die weiter keinen Zweck hatte, als die Wiener, 
die übrigen Städte und die Prälaten von der Beschickung des 
von der Eizinger' sehen Partei auf den 12. December einberu- 
fenen Landtags abzumahnen ^^) ; auch wurde an Eizinger ein 
königliches Schreiben gesandt, worin dieser noch einmal zur 
Ruhe aufgefordert wurde. Doch war dieser schon zu weit ge- 
gangen, um zurücktreten zu können. Die Partei wuchs von 
Tag zu Tag an. 

Ulrich von Sonnenberg, den Friedrich nach Wien geschickt 
hatte, um den wahren Sachverhalt zu erforschen, fand ganz 
Oesterreich in heftiger Aufregung und die Stellvertreter des 
Königs eingeschüchtert und rathlos und beschwor daher den 
König, verschiedene feste Plätze zu besetzen und mit Gewalt, 
als dem einzigen Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe, den 
Aufständischen zu imponiren. Aber umsonst; Friedrich dachte 
nur an Italien und die Kaiserkrone*^). 

8, Die Stadt Wien hatte schon während der ungarischen 
Invasion ihre Anhänglichkeit an König Friedrich bewiesen ^), 



25 

aach jetzt schien sie dem Vormnnde des Ladislans treu bleiben 
za wollen. Dem Eizinger war dies unbequem, da sich der 
Wiener Magistrat weigerte, am 12. December ihm und seiner 
Partei die Thore der Stadt zu öffnen. Da Eizinger nicht den 
Magistrat umzustimmen vermochte, Hess er durch geschickte 
und verwegene Agenten das niedere Volk bearbeiten, indem 
diese dem Wiener Pöbel einerseits vorstellten, wie Wien, die 
Handelsstadt, bei einem grossen Zusammenflusse von Leuten 
nur gewinnen könne, andererseits die alten Anklagen gegen 
Friedrich, natürlich in noch grelleren Farben als sonst, auf- 
tischten und ihm versicherten, Ladislaus werde sich, wenn er 
befreit sei, erkenntlich zeigen. Der leicht erregbare Pöbel 
war bald gewonnen und drohte den Vorstehern der Stadt, 
wenn sie der Partei Eizinger^ s noch weitere Hindemisse in den 
Weg legen worden, mit Kerker und Tod. Die Reichen — wie 
diese überhaupt immer conservative Interessen verfolgen, — 
wollten von den Neuerungen nichts wissen, doch waren ihrer 
zu wenige und am Ende trug doch die Masse den Sieg davon. 
Treue gegen Friedrich wurde für Wahnsinn erklärt und der 
Magistrat, eingeschüchtert durch den Pöbel, beschloss endlich 
den Landtag in Wien tagen zu lassen, sandte aber zugleich an 
König Friedrich ein Schreiben, worin er sich entschuldigte und 
erklärte, zu diesem Schritte gezwungen worden zu sein. Friedrich 
ermahnte sie, den Neuerern kein Gehör zu geben, übrigens sei 
der Aufstand von keiner Bedeutung und Eizinger stehe weder mit 
dem Herzoge Ludwig von Baiem in Unterhandlungen, noch 
mit den Grafen v. Gilli; die Ungarn seien auch nicht mit ihm 
einverstanden und mit dem Gubemator Böhmens sei Friedrich 
im besten Einvernehmen. Die Stellvertreter des Königs ver- 
Hessen nach diesem Act des Wiener Magistrates die Stadt und 
begaben sich theils zu Friedrich, theils auf ihre Güter**). 

9. Der 12. December nahte heran. Unterdessen hatten 
sich die Prälaten, Edlen und Deputirte der Städte bereits in 
Wien eingefunden. Von den Baronen kamen wenige, da der 
grösste Theil dem Friedrich gefolgt war. Eizinger mit seinem An- 
hang zog wie im Triumph in Wien ein, wurde vom Volke mit 
Jubel empfangen und als der weiseste und tapferste Patriot 
begrüsst. Feste, Gastmähler wurden veranstaltet, Eizinger 



26 

wollte dadarch die Wiener gefugig machen and erreichte seinen 
Zweck auch, denn ganz Wien schwamm in einem Freadentaumel, 
ohne sich selbst den Grand davon angeben zu können. In- 
zwischen hatte Eizinger einen erbärmlichen Theatercoup vor- 
bereitet. Er berief das Volk in die Karmeliterkirche nnd be- 
stieg hier dieselbe Kanzel, von welcher kurze Zeit vorher Johannes 
Gapistrano, der viel berühmte Mönch, gesprochen hatte. An 
seiner Hand fahrte er die Schwester Ladislaus% Elisabeth, 
welche dürftig gekleidet, die Aufgabe hatte, die Tyrannei 
Friedrichs handgreiflich zu beweisen und das Mitleid des leicht 
beweglichen Haufens zu erregen, und nun hielt er eine hoch- 
trabende Rede, worin König Friedrich fast als Landesverräther 
bezeichnet wurde; die Revolution wollte er mit einem ähnlichen 
Beispiel aus der Geschichte Albrecht des H. rechtfertigen, und 
zum Schlüsse versicherte er den Versammelten, dass auch die 
Ungarn, Böhmen, Mähren und Schlesier nicht säumen würden, 
für Ladislaus zu deu Waffen zu greifen, dass Ludwig v. Baiem 
Hilfe versprochen habe, Albrecht, Markgraf von Brandenburg 
mit einem Heere zu den Aufständischen stossen werde und auch 
die Grafen v. Gilli, als Blutsverwandte des Ladislaus, nicht 
ferne bleiben könnten. 

Vor allem spricht aus dieser Rede wiederum der Hass 
gegen die Räthe des Königs, Ungnad und Zebinger. Nachdem 
Eizinger seine Rede geendet, wurden die oben erwähnten Briefe 
Friedliches vorgelesen und von Eizinger, oft sehr gezwungen, 
aber immer in seinem Interesse interpretirt. Die Prinzessin 
Elisabeth vergoss Thränen und bat inständig die Versammelten, 
ihren Bruder zu erretten, sei es nun, dass sie wirklich glaubte, 
Ladislaus leide so sehr als Eizinger sagte, sei es, dass sie von diesem 
dazu commandirt wurde. Die Thränen der Prinzessin gaben der 
Rede Eizinger's Kachdruck, man wurde aufgeregt und schimpfte 
vorläufig weidlich auf Friedrich, dessen Räthe und Beamte« 
Kein einziger wagte Friedrich oder sein Regiment zu vertheidigen, 
denn diejenigen, die dem Könige noch anhingen, hatten sich 
zurückgezogen. So war es dem Eizinger durch seinen pomp- 
haften Einzug, Trinkgelage nnd Festlichkeiten und einige 
pfiffige Theaterkniffe gelungen, das Wiener Volk ganz auf seine 
Seite zu bringen 2^). 



27 

10, Der Landtag beschloss hierauf, nochmals den König- 
Vormand zu bitten, Ladislaus nach Wien zu schicken. Dieses 
Schreiben, welches gewöhnlich „das letzte schreiben von der 
landschafft dem Römischen könig gethan^ ^^) genannt wird, 
war nichts weiter als eine leere Formalität, denn an einen 
Erfolg konnten sie nach so vielen abschlägigen Antworten 
selbst nicht glauben. 

Dass die Aufständischen zu einem friedlichen Ueberein* 
kommen auch nicht mehr geneigt waren, beweist der weitere 
Schritt, den sie thaten; allerdings nur eine nothwendige Gon- 
Sequenz der Absetzung Friedrich's als Vormund. Ulrich £i- 
zinger wurde nämlich zum obersten Lenker aller Länder-Ange- 
legenheiten ernannt und ihm zwölf Verweser an die Seite 
gegeben, denen unter andern auch die Entscheidung über Krieg 
und Frieden zustand ^^). Ein weiterer Gewaltact war die 
Ausstossung aller jener aus dem Landtage, die dem Könige 
noch treu anhingen ^). 

In Folge der beständigen Agitationen war es den Rebellen 
auch gelungen, den Wiener Magistrat umzustimmen; am 
17. December schrieb die Stadt Wien an König Friedrich 
dass sie ihn, gleichwie die übrigen österreichischen Landstände 
nicht mehr als Vormund des Königs Ladislaus anerkenne^'). 
Aus dem schwankenden, demüthigen Tone dieses Schreibens 
ersieht man, dass der Magistrat mehr aus Furcht vor den Auf- 
rührern als aus wirklicher Ueberzeugung der revolutionären 
Partei sich beigesellt hatte. Friedrich ermahnte sie von Knittel- 
feld ans schriftlich, sich zu bedenken und ihm als Vormund 
treu zu bleiben ^, doch hatte auch dies voraussichtlich keinen 
Erfolg. Dem Beispiele Wiens folgten die Städte Krems, Stein, 
Klosterneuburg, Korneuburg und Tulln ä*), Steyer scheint einige 
Zeit geschwankt zu haben '^. Die Stände gingen noch weiter, 
indem sie die ob der ensischen Stände einluden, in Wels mit 
ihren Bevollmächtigen zusammen zu treffen, und gleiche Sache 
mit ihnen zu machen^), doch wurde eine Verständigung mit 
diesen erst im nächsten Jahre herbeigeführt. 

Ein weiterer Gewaltact der Aufständischen war die Be- 
setzung der königlichen Burg, denn dass dies nicht durch die 
Wiener Bürgerschaft geschah, leuchtet aus dem Schreiben der Stadt 



28 

Wien vom 2. Januar 1452 an König Friedrich hervor, worin 
sie versprechen, dass den eigentlichen Befund der Sache der 
Landeshauptmann und die von den vier Ständen erwählten 
Verweser Ladislaus' dem Könige kund thun würden ^*). 

11. Seit dem Landtage vom 12. December und dessen 
Bestimmungen war die Revolution in eine Phase gelangt, in 
welcher sie nicht mehr zurücktreten konnte, sondern das ein- 
taial begonnene Werk vollenden musste, um sich selbst zu er- 
halten. Mag man über Revolutionen wie immer denken, das 
muss man doch eingestehen, dass dieser Aufstand den 
Rechtsboden ganz und gar verlassen hatte, denn er basirte 
auf einem Vertragsbruch. Auch kann er unsere Sym- 
pathien nicht gewinnen, denn er trat nicht — wie etwa die 
französische Revolution — für höhere Ideen ein und hatte seine 
Wurzeln nicht im Volksboden; er war nur ein Gewaltact der 
privilegirten Stände für egoistische Sonderinteressen. Er hatte 
keine tiefer liegenden Ursachen, daher auch keine weiter ge- 
henden Folgen. Man geht überhaupt irre, wenn man meint, die 
Ursachen eines jeden historischen Ereignisses müssten sich 
weiter verfolgen lassen, als der Laie denkt. Das gilt nur von 
grossen epochemachenden Thatsachen. Eine solche war die 
ständische Revolution vom Jahre 1452 nicht. Der Grund ihrer 
Entstehung ist theilweise das schwache Regiment Friedrich's,. 
grösstentheils aber Egoismus, Herrschsucht und verletzte Eitel- 
keit. Friedrich wurde hauptsächlich deswegen gehasst, weil er 
die österreichischen Stände und vor allen die Führer derselben 
bei Seite geschoben, und nicht die Befreiung ihres jungen Königs, 
nicht die Anhänglichkeit an ihren Erbherrn war die Trieb- 
feder ihres Handelns, sondern das Streben, ihren verlornen Ein- 
fluss wieder zu gewinnen, worauf sie sicher rechnen durften, 
wenn der kaum 12jährige Knabe Ladislaus, der übrigens schon 
aus Dankbarkeit verpflichtet war, seine Befreier zu belohnen, 
die Zügel der Regierung in die Hände nahm. Daher dieser Hass 
gegen die Räthe des römischen Königs, daher dieses drohende, 
herrische Benehmen der Stände nach der Katastrophe von Neu- 
stadt. Vor allen wurde das Haupt der Revolution Ulrich Eizinger 
nur durch kleinliche Motive geleitet, und in ihm ist die Revolution 
am schärfsten charakterisirt. 



29 

12. Dies die Geschichte der ständischen Revolution bis 
zu dem Zeitpunkte, als zwei der mächtigsten und reichsten 
Fürsten des deutschen Reiches, die Grafen v. Gilli ihm bei- 
traten. Der damals schon fast 80jährige Graf Friedrich ver- 
hielt sich mehr passiv; der greise Wüstling war zu erschlafft, 
um in einer so bewegten Zeit thatkräftig wirken zu können. 
Ein desto weiteres Feld der Wirksamkeit fand die schwellende 
Thatkraft und der dem Höchsten zustrebende Ehrgeiz seines 
Sohnes Ulrich, Wir haben diesen seltenen Mann in kurzen 
Zügen bis zum Frieden von Wr. Neustadt und Graz begleitet 
und zuletzt erfahren, dass er nach vollständiger Einigung mit 
König Friedrich dessen Rath geworden war. 

Ulrich stand jetzt in seinem fünfzigsten Lebensjahre; 
seine Gestalt war hoch und gebietend, seine Brust ausserge- 
wöhnlich breit, die Beine dünn, wie bei allen Lebemännern, der 
Kopf sehr klein, das Antlitz regelmässig, aber blass, die Augen 
gross und blutunterlaufen, die Stimme dumpf, verfehlte aber 
in der Versammlung nie ihre Wirkung. Auf die Pflege seiner 
Haare verwendete er viele Mühe. Die Gabe der Rede war ihm 
im ausserordentlichen Maasse zu Theil, er wusste die Situation 
schnell zu erfassen und zu beherrschen. In der Arbeit war er 
eben so ausdauernd wie im Vergnügen, und dass er sich in den 
leeren Freuden nicht übersättigt, zeigt von einer gewissen Frische 
seines Willens, und der Umstand, dass seine Thatkraft, obwohl 
er in Wollüsten versunken war, dennoch nicht erschlaffte, be- 
weist die wunderbare Elasticität seines Geistes ^*). 

Ulrich war vermählt mit Katharina, der Tochter des 
serbischen Fürsten Georg Brankovitsch, welche sich durch Schön- 
heit und Sittsamkeit auszeichnete^*). Aas dieser Ehe entsprossen 
drei Kinder: Hermann, Georg und Elisabeth. Letztere wurde 
noch als Kind im Jahre 1444 dem Grafen Johannes v. Görz 
zur Ehe versprochen, später aber mit Huniady's Sohne, dem 
nachmaligen Könige Mathias Corvinus, verlobt, und zwar in Folge 
eines Vertrages zwischen dem ungarischen Gubernator und 
Brankovitsch 3''). Doch starb auch sie, wie ihre beiden Brüder, 
vor dem Vater ^). Da Ulrich auf keine Kinder mehr zu hoffen 
hatte und sah, dass er der letzte seines Geschlechtes zu sein 
bestimmt war, wurde er seiner Gemahlin immer mehr entr- 



30 

fremdet. Daza kam noch eine heftige Leidenschaft Ar die Ge- 
mahlin eines Wiener Bürgers, der, wie es scheint, Handel trieb. 
Jedenfalls war ihm die Fran anf dem halben Wege entgegen 
gekommen. Um ungestört zu sein, nahm er den Gemahl seiner 
Geliebten unter seine Clienten aaf und zog sich anf ein Schloss, 
welches ungefähr 50 Meilen von Wien entfernt war, zurück« 
Der Mann war natürlich den grössten Theil der Zeit seiner 
Geschäfte wegen in der Stadt. Inzwischen merkte er doch bald, 
was hinter seinem Rücken vorging, konnte aber nicht schweigen 
und so kam es auch bald dem Grafen zu Ohren. Dieser befand 
sich damals in Hainburg. Der Bürger bat ihn um die £rlaubniss, 
nach Hause reisen zu dürfen; Ulrich gestattete dies, aber in 
der Furcht, der getäuschte Ehemann werde sich an seiner un- 
getreuen Gattin rächen, schickte er ihm Tier Diener nach. 
Welchen Befehl der diesen ertheilt, ist unbekannt. Man fand 
den Mann von Pfeilen durchbohrt im Walde ^•). 

13. Dieses Weib, ehrgeizig und herrschsüchtig, wusste die 
Leidenschaft des Cilliers auszubeuten. Dieser soll sogar schon 
mit dem Plane umgegangen sein, die Maitresse zu seiner Ge- 
mahlin zu erheben, doch lebte Katharina noch. Graf Friedrich 
war über dieses Verhältniss im höchsten Grade entrüstet, nicht 
wegen der Unsittlichkeit desselben, ^sondern vielmehr deshalb, 
weil Ulrich durch seinen unsittlichen Lebenswandel die Hofinung 
auf legitime Erben zerstörte. Daher berief er ihn öfter zu sich 
und drohte mit Enterbung, wenn er nicht erschiene. Um dieser 
Drohung mehr Nachdruck zu verleihen, gab er vor, sich von 
neuem vermählen zu wollen, und als man diesem Gerüchte nicht 
Glauben schenkte, Hess er seinen natürlichen Sohn Johannes 
vom Pabst legitimiren. Diese energische Massregel verfehlte 
ihre Wirkung nicht, Ulrich musste vor seinem Vater erscheinen. 
Da er aber von seiner Geliebten sich nicht trennen konnte, so 
sandte er dieselbe nach Cilli voraus; seinem Vater gegenüber, 
der ihn aufforderte, zur verlassenen Gattin wieder zurück zu 
kehren 9 betheuerte er, er wolle lieber sein Leben als jenes 
Weib lassen. Von dieser Zeit an lebten der Graf und seine Ge- 
mahlin getrennt*®). 

Man sieht also, sittlicher Ernst und sittliche Grundsätze 
mangelten dem Grafen, und dieses hat seinen Grund in der 



31 

fehlerhaften Erziehonf^. Ans seiner Jugend brachte er auch 
einen brennenden Ehrgeiz mit, er sah schon damals den Reich- 
thnm und die Macht seines Geschlechtes, sah sich den Fürsten 
des deutschen Reiches beigezählt^ sah Fürsten und den König 
selbst um seine Gunst buhlen und es ist daher ganz natürlich, 
dass der Gedanke, die Grösse seines Stammes in seiner Person, 
als dem letzten desselben, zur höchsten Höhe zu erheben, immer 
tiefere Wurzeln schlug. 

14. In der Nähe des römischen Königs fand er f&r seinen 
Ehrgeiz keinen Wirkungskreis. Was konnte er als Rath auch 
wirken ? Diese untergeordnete Stelle musste einem Manne, dem 
nur Handeln Leben hiess, bald lästig werden und es ist ganz 
begreiflich, dass Ulrich aus diesem engen Leben sich hinaus- 
sehnte. Die fortwährenden Conflicte zwischen dem König- Vor- 
mund und den Erbländern des Ladislaus mussten in ihm den 
Gedanken erwecken, aus diesen Streitigkeiten Nutzen zu ziehen. 
Zudem war er als Oheim des Ladislaus vor Allen berufen, für 
den jungen König einzustehen. Dieser Plan muss ihn jedenfalls 
schon sehr frühe beschäftiget haben und es ist zu vermuthen, 
dass er mit den Ungarn deshalb schon vor dem Jahre 1445 
Unterhandlungen, natürlich im Geheimen, anknüpfte, welche zur 
Folge hatten, dass im Mai d. J. 1445 Gesandte nach Wien 
geschickt wurden, welche Friedrich baten, Ladislaus dem Grafen 
Ulrich zu übergeben. Damals konnte von der Gewährleistung 
einer solchen Forderung keine Rede sein. 

Den österreichischen Ständen blieb Ulrich ferne, auch an 
Böhmen fand keine Annäherung statt und es blieb ihm auch später 
ziemlich gleichgiitig. Mit König Friedrich hatte er bald Grund 
genug unzufrieden zu sein. Aeneas Sylvius erzählt, der Graf 
habe sich nicht hinlänglich belohnt geglaubt; detaillirter gibt 
uns die Cillier Chronik die Gründe der Differenzen mit dem 
Könige an, indem sie uns berichtet, Ulrich habe 1000 Gulden 
für die Söldner vorgeschossen, die Friedrich nicht ersetzen 
wollte; er habe die Stadt Brück an der Leitha entweder als 
Belohnung, oder für obige Summe verlangt, die aber Hans 
Ungnad bekommen, auch sei er oft nicht vorgelassen und vielfach 
zurückgesetzt worden ^^). Alle diese Dinge klingen sehr wahr- 
scheinlich. Jedenfalls musste der Graf mit der Umgebung des 



32 

Königs nicht im besten Einvernehmen stehen, da er sie ver- 
drängen wollte, and dass gegen ihn stark intrignirt wnrde^ zeigt 
schon eine gehässige Anklageschrift, die Sigmund v. Ebersdoif 
zum Urheber hatte, und deren später noch Erwähnung gethan 
wh'd. Ulrich wird sich auf diesem schlöpferigen und undankbaren 
Boden keineswegs heimisch gefühlt haben, sein Genius rief ihn 
auf andere Bahnen. 

Aeneas Sylvius gibt uns noch ein anderes Motiv des Ab- 
falles Ulrich's vom Könige Friedrich, und da er Zeitgenosse 
war und den damaligen Begebenheiten sehr nahe stand, müssen 
wir sein Zeugniss achten. Er erzählt uns nämlich, dass es die 
Maitresse Ulrich's, von der wir schon oben gesprochen haben, 
war, die den Grafen bestimmte, mit den österreichischen Ständen 
gemeinsame Sache zu machen ^^). Bei der blinden, leidenschaft- 
lichen Neigung Ulrich's zu diesem Weibe könnte man wohl 
daran glauben, doch sind die Motive, die jene Frau leiteten, 
unklar. That sie es aus Herrschsucht, oder, was näher liegt, 
steckten sich die Aufrührer in die Falten dieses Weiberrockes, 
um dadurch deti Grafen zu gewinnen? Letztere Vermuthung 
gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit, weil Ulrich damals sich 
beständig in Oesterreich aufhielt. Sei dem wie es wolle, so 
viel ist gewiss, dass die vornehmsten Beweggründe, von der 
Partei des König-Vormunds abzufallen, im Charakter Ulrich's 
und in andern Umständen, die oben näher erörtert wurden, 
lagen. 

15. Die ständische Revolution in Oesterreich kam Ul- 
rich gerade recht. Wenn er sich auch erst später öffentlich 
zur Partei Eizinger's bekannte, so ist doch gewiss, dass er bald 
nach den Tagen von Martperg und Wuldersdorf mit ihr in 
Verbindung trat. Er sandte Agenten zu den Aufständischen *^), 
Hess sie auffordern, auf dem betretenen Wege kühn vorwärts 
zu schreiten, versprach ihnen Unterstützung und Hilfe von den 
Ungarn, unter denen er einen bedeutenden Anhang haben musste**). 
Es ist nicht zu verkennen, dass Ulrich durch diese Versprechun- 
gen schon die Revolution unterstützte und als auf dem Wiener 
Landtage Eizinger auf die Hilfe des Cilliers hinwies, mögen die 
Unterhandlungen zwischen den Ständen und Ulrich schon zu einem 
für die Eizinger'sche Partei günstigen Resultate geführt haben. 



33 

Ulrich wartete nur noch, bis KOnig Friedrich den italienischen 
Boden betreten, um die Maske abwerfen zu können. 

Der König wurde von diesem Vorgange durch die Feinde 
des Cilliers bald unterrichtet, doch glaubte er, es sei dies nur 
eine Verleumdung und schickte, um Gewissheit 2U haben, Ge- 
sandte zu den Grafen von Cilli, um diese zu einer Zusammen- 
kunft mit 4ch einzuladen. Da jedoch diese Gesandtschaft keinen 
Erfolg hatte, so bat Friedrich seinen Bruder Albrecht, das 
Verraittleramt zu übernehmen Wie bekannt, war dieser schon 
früher mit dem Grafen Ulrich auf das intimste befreundet 
gewesen. In Passau kam Albrecht mit den beiden Grafen zu- 
sammen, isuchte sie zu Gunsten seines königlichen Bruders zu 
überreden, doch Ulrich war von dem einmal gefassten Entschlüsse 
nicht abzubringen. Er spielte den Beleidigten, in seiner Ehre 
Verletzten, xllbrecht wandte sich hierauf an den alten Grafen 
und brachte ihn auch zu dem Versprechen, mit König Friedrich 
in Leibnitz zusammenzutreffen, Ulrich hingegen weigerte sich 
entschieden, dem Rufe des Königs zu folgen **). 

18, Die Zusammenkunft zu Leibnitz war eben so erfolglos, 
wie die zu Passau. Der König setzte dem Grafen auseinander, 
dass er allein der berechtigte Vormund des jungen Ladislaus 
sei, ferner, welche Unbilden er von den Österreichischen Ständen 
erlitten und betheaerte zuletzt, er werde Rache nehmen. Hierauf 
bat er den Grafen, sich nicht mit der Ständepartei zu ver- 
binden und auch dessen Sohn davon abzuhalten. Det Graf ver- 
sprach für seine Person, er werde stets ein guter Nachbar des 
Königs bleiben, von der Gesinnung seines Sohnes habe er keine 
Wissenschaft und könne für ihn auch nicht bürgen, doch werde 
er ihn zu bestimmen suchen, dem Könige treu zu bleiben ^^). 
König Friedrich glaubte, nun habe er nichts mehr zu fürchten, 
trotzdem die Worte des alten Cilliers so allgemein gehalten 
waren und nichts Positives aussprachen. 

Von Leibnitz reiste der König nach Graz "). Hier hörte 
er immer trübere Nachrichten aus Oesterreich; seine Räthe 
beschworen ihn , dahin zurückzukehren und hätte damals 
Friedrich energische Massregeln getrofi*en, so wäre die Re- 
volution mit Leichtigkeit unterdrückt worden. Ulrich von 
Cilli wäre nicht für sie eingestanden, um sich nicht zu com- 

Supan.. Ulrich v. Cilli. 3 



34 

promittiren. Auch scheint er sich damals von den öster- 
reichischen Ständen etwas zurückgezogen und mit den Un- 
garn in Unterhandlungen eingelassen zu haben, denn in Graz 
erschien eine ungarische Deputation, bestehend aus dem Bischof 
von Erlau, dem Grafen Rupert von Prata und andern, welche 
forderten, Ladislaus solle den Ungarn vor der Römerfahrt aus- 
geliefert werden. Diese Bitte unterstützte der Gesandte Ulrich's 
von Cilli, Benedikt Thuroczy, der sich den Ungarn angeschlossen 
hatte. Die Ungarn, meinten die Gesandten, hätten den grössten 
Anspruch auf den König Ladislaus, da er in diesem Lande geboren, 
getauft und gekrönt worden sei, auch hätten sie sich mit den 
Böhmen und Mähren dahin verständigt, dass Ladislaus zuerst 
sie, dann die andern Länder besuchen sollte *®), 

Der König gab erst in Leoben die Antwort: er sehe dies 
als einen Treubruch an und könne diese Bitte den Ungarn nicht 
gewähren; dem Grafen Ulrich Hess er aber sagen: man habe 
ihm berichtet, Ulrich sei auch im Einverständnisse mit den 
Oesterreichern; da nun die Oesterreicher fordern, Ladislaus 
solle nach Oesterreich, die Ungarn aber, Ladislaus solle nach 
Ungarn kommen, so könne er nicht begreifen, wie der Graf 
für beide zugleich Partei nehmen könne. Uebrigens ermahnte er 
ihn noch einmal „weder in Oesterreich, noch in Ungarn nach 
Neuerungen zu streben" *^). 

Als die Ungarn mit dieser Antwort nicht zufrieden waren 
und immer energischer auftraten, suchte sie Friedrich, seiner 
Ge«7ohnheit nach, mit leeren Versprechungen zu beschwichtigen, 
indem er sagte, er werde nicht lange in Italien verweilen; 
wenn er zurückkomme, werde er den König den Ungarn eher, 
als den andern Völkern ausliefern. Da die ungarischen Gesandten 
die Vergeblichkeit ihrer Bestrebungen einsahen, wandte sich 
Bischof Paul an den schon früher erwähnten Kaspar, Hofmeister 
des Ladislaus, um sich mit diesem wegen einer Entführung des 
königlichen Knaben zu besprechen. Die Unterhandlungen, die 
natürlich geheim blieben, führten vorläufig zu keinem Re- 
sultate, doch muss Kaspar bestimmte Versprechuiigen in dieser 
Richtung gegeben haben, wie die spätem Vorgänge in Italien 
beweisen. Auch stand er während der italienischen Reise mit 
dem Bischöfe im Briefwechsel ^), und wahrscheinlich wurden auf 



35 

diesem Wege alle Schritte König Friedricirs dessen Feinden ver- 
rathen. Kaspar bestimmte zum Yerrathe seines Herrn lediglich 
nur der Ehrgeiz, das Streben nach der bischöflichen Infel, welche 
er auf diese Weise am schnellsten erreichen zu können glaubte. 

17. In den Weihnachtstagen des Jahres 1451 befand sich 
Friedrich auf seinem Zuge nach Italien in St. Veit in Kärn- 
then^^). Hier musste er sehen, wie ein Edler nach dem andern 
von ihm abfiel. Der erste unter diesen war Reinprecht v. Walsee, 
bisher einer der treuesten seiner Anhänger. Er hatte dem 
Könige versprochen, an der Römerfahrt Theil zu nehmen, ver- 
liess ihn aber plötzlich und im Geheimen und kehrte mit seinem 
Bruder Wolfgang nach Oesterreich zurück. Sie hinterliessen 
einen Brief, der also lautete: „Obwohl wir Dir, o König, als 
deine Vertrauten und Rathgeber, Treue gelobt haben, so können 
wir doch nicht länger in deinem Rathe und Dienste verbleiben, 
da uns einige Geschäfte obliegen und sagen Dir daher unsere 
Dienste auf und entbinden uns unseres Versprechens. Wir bitten 
dich, dass Du das nicht übel aufnehmen mögest.^ Aeneas Syl- 
vius setzt hinzu: ^es ist ungewiss, ob sie dies aus Thorheit 
t)der Bosheit gethan haben** **). Jedenfalls ist es aber gewiss, 
dass damals eine mächtige Aufregung alle Gemüther er- 
griffen hatte. 

Da die Aussichten immer trüber und trüber wurden, musste 
der König endlich einmal über die Gesinnung des mächtigen 
Grafen Ulrich v. Cüli im Klaren sein. Stand der auf seiner 
Seite, st) hatte Friedrich wenig, wenn nicht, alles zu fürchten. 
Der König konnte noch immer nicht glauben, dass der Graf, 
den er zum Reichsfürsten erhoben hatte, in das Lager seiner 
Feinde übergehen könne, er meinte, Ulrich sei nur durch die 
böswilligen Verleumdungen einiger königlichen Räthe, besonders 
aber durch die Anklagen des Huebmeisters Sigmund v. Ebers- 
dorf gegen ihn beleidigt und könne durch Ehren und Verspre- 
chungen leicht beschwichtiget werden. Er lud ihn deshalb ein, 
ihn nach Rom zu begleiten und versprach ihm, die Kosten 
selbst zu tragen und ihn mit Ehren zu überhäufen. 

Ulrich Hess sich dadurch nicht ködern. Im Einverständnisse 
mit seinem Vater sandte er den Ritter Georg üngnad und seinen 
Secretär Leonhard nach St. Veit. Diese erklärten dem Könige, 

3* 



36 

Ulrich möchte ihm gerne folgen nnd die Krönung mit ansehen, 
doch sei seine Anwesenheit in Gestenreich noth wendig, um eine 
Verbindung zwischen Johann Honiady nnd Giskra zu hinter- 
treiben. Auf diese Weise werde er ihm mehr nützen, als durch 
seine Theilnahme am Bömerzuge. Was man aber von seiner 
Allianz mit Eizinger spreche, sei erdichtet. Hierauf suchten die 
Gesandten die Anklagepunkte des Sigmund y. Ebersdorf zb 
widerlegen. Die^e bezogen sich auf die Belagerung von Skalitz 
durch Ulrich und boten ein ganzes Sündenregister des Grafen: 
er habe falsches Geld geprägt, nnd dieses den Soldaten als 
Sold gegeben, das gute Geld aber von ihnen zurück veriangt; 
er habe 300 Reiter weniger vor Skalitz gestellt, als er ver- 
sprochen; die Unterbandlungen mit den Feinden derart in die 
Länge gezogen, dass die Provinzialen überdrüssig die Belagerung 
aufgegeben hätten; ferner den Kriegsplan den Baronen nicht 
vorgelegt, wie es befohlen gewesen war; Anstalten zur Gefan- 
gennahme des Huebmeisters getroffen, wie er den auch früher 
schon Anklagen gegen denselben durch seine Söldner habe aus- 
sprengen lassen, auch sei er mit dem Plane umgegangen, die 
Stadt und Festung Laa an der mährisch-österreichischen Grenze 
dem Könige im Geheimen zu entreissen ^). 

Inwieferne diese Anklagen berechtigt waren, ist nicht zu 
ermitteln, es ist nur so viel darauß ersichtlich, dass sich Ulrich 
mit dem Huebmeister überwerfen hatte, vielleicht weil Sigmund 
V. Ebersdorf dem verschwenderischen und daher trotz seiner 
grossen Einkünfte stets geldbedürftigen Grafen nicht mit Staats- 
mitteln aushelfen wollte. Einige Punkte sind jedoch sicherlich 
falsch, denn die Einnahme von Skalitz spricht gegen sie. 

18. Die Gesandten beklagten sich ferner darüber, dass 
neben dem Huebmeister auch der Ritter Prokop v. Rabensteiu 
und Ladislaus Forkacz böswillige Gerüchte über den Grafen 
ausgestreut und dadurch dessen Ruf bei den Böhmen und Un- 
garn empfindlichen Schaden zugefugt hätten; die Räthe des 
Königs hätten diese Verleumder dazu aufgestachelt und der 
König selbst habe sein Versprechen, das er dem Grafen bei 
dessen Eintritte in den königlichen Rath gab, nichts zu ver- 
heimlichen, was gegen Ulrich gesprochen würde, gebrochen. 
Deshalb — und dies war der kurze Schluss der langen Rede — 



37 

sähe sich Graf Ulrich genötbigt, seine Dienste dem Könige 
Friedrich aufzukünden *). 

Aas dieser Instraction der Gesandten leuchtet das fast 
ängstliche Bestreben Uhlch^s hervor, den Abfall vom Könige 
so gat als möglich 2u entschuldigen. Der Verwand, den er an- 
ffihrte, um sein Verbleiben in Oesterreich zu rechtfertigen, war 
schlecht gewählt; denn einmal konnte es dem König Friedrich 
so ziemlich gleichgiltig sein, ob sich Huniady und Giskra aus«** 
stihnten oder nicht, und zweitens war Ulrich in dieser Richtung 
gar nicht tbätig. Dass er behauptete, mit Eizinger sich noch 
nicht eingelassen zu haben, ist nicht als freche Lüge anzusehen. 
Ulrich meinte damit nur, er habe sich noch durch keinen Ver- 
trag an die Partei Eizinger^s gebnnden und könne jeden Augen- 
blick davon zurficktreten. Eizinger hatte schon auf dem Wiener 
Landtage auf das bestimmteste erklärt, die Cillier hätten ihm 
Bilfe zugesagt, und diese Aeusserung Eizinger's wollte nun 
Ulrich damit widerlegen. Ein Vertrag zwischen dem Grafen 
Ulrich und den Aufständischen war aber damals in der That 
noch nicht geschlossen. 

Der König konnte darauf nichts antworten, sondern lud 
ihn noch einmal zur Theilnahme am Römerzuge ein und ver- 
sprach ihm, ihn als Freund tmd mit gi*össter Aufmerksamkeit 
zu behandeln. Was immer Ulrich gegen ihn unternommen habe, 
sei vergeben und vergessen. Bezüglich der Anklagen und Ver- 
leumdung des Huebmeisters, Rabensteiners und Forkacz bemerkte 
er, er wisse nichts davon — offenbar eine Unwahrheit ^ übrigens 
könne der Graf nach der Rückkehr aus Italien gegen jene ein- 
schreiten ^^). Dass diese Antwort keinen Erfolg haben konnte, 
und Ulrich nicht erscheinen werde, wusste Friedrich wohl selbst. 

19. In den Tagen von Weihnachten bis Mitte Januar 1452 
schienen die Unterhandlungen zwischen dem Grafen Ulrich und 
den österreichischen Ständen, zum Abschlüsse gekommen zu 
sein. Die Revolution gewann immer mehr Anhänger, und Tag 
auf Tag bekam König Friedrich Absage- und Fehdebriefe. 

Der Hauptstreich gelang Eizingern aber auf dem am 9. Januar 
1452 abgehaltenen Landtage zu Wels ^*), Zu welchem auch die 
niederösterreichischen Stände Abgesandte, nämlich: Sigmund 
Potenbrunner, Walter Schellenberger^ Clemens Panhalm, Thomas 



38 

Wissant, Hans Pmckher and Wolfgang Freitag schickten and 
durch diese ihre Unterwerfung unter das neae oberosterreichi^he 
Regiment Eizinger's ankündigen Hessen. Doch stiessen sie noch 
auf Hindernisse, denn der Landeshauptmann Graf Johann v. 
Schaumburg, zugleich auch Marschall in Steier, war bisher ein 
treuer Anhänger König Friedrich's. An diesen erliess Eizinger 
am 11. Januar ein Schreiben ^''), worin er ihn aufforderte, sich 
gegen Pottenbrunner, Wissant und Pruckher darüber auszu- 
sprechen. Diesen Sendboten hatte er auch den Auftrag gegeben, 
im Falle, dass Schaumbarg gegen Ladislaus sich erkläre, beim 
Land tage zu Wels es dahin zubringen, dass dem Landeshanptmanne 
ferner kein Gehorsam mehr geleistet werde. Das verfehlte bei 
Schaumburg seine Wirkung nicht, er hatte seine einflnssreiche 
Stelle zu lieb gewonnen, als dass er sie hätte aufgeben können. 
Kaum hatte er den Brief Eizinger's empfangen, als er diesen 
an Friedrieh schickte, sich von allem ihm geleisteten Eide entband 
und ihn bat, die Feste Linz binnen kurzer Zeit in Empfang 
nehmen zu lassen, da er fem^ keine Verantwortung mehr 
deshalb haben wolle ^). 

2#. König Friedrich hatte indessen den italischen Boden 
betreten, in der zweiten Hälfte Januars befand er sich schon 
in Florenz. Hier fand er Gesandte der Grafen v. Gilli, welche 
ihm wiederum eine auf dessen letzte Einladung abschlägige 
Antwort brachten, und den förmlichen Abfall, wenn auch noch 
indirect, ihm ankündigten. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir 
noch weitere Motive des Zerwürfnisses zwischem dem König 
und den Grafen, falls diese nicht leere Vorwände waren, die die 
Felonie bemänteln sollten. Bei der Belagerung des Schlosses 
Lindau durch die Cillier, habe der König ihren Feinden Hilfe 
gebracht und ihnen befohlen, die Belagerung einzustellen. Femer 
habe Friedrich den Verwüstungen des cillischen Grebietes durch 
die Ungarn, trotz vieler Bitten, theilnahmslos zugesehen, und 
bei allen Friedensschlüssen mit diesem Volke seien die Grafen 
übergangen worden. 

Der König sah endlich ein, dass die Grafen Gründe suchten, 
um sich mit ihm zu verfeinden. Bezüglich des Schlosses Lindaa 
gibt er uns den Vorgang auf eine ganz andere Weise, als die 
Gesandten der Cillier. Lindau sei nämlich durch die Natur and 



31) 

Kunst 80 stark befestiget gewesen, dass die Grafen daran ver- 
zweifelt hätten, es einzunehmen. Deshalb hätten sie den König 
gebeten, die Belagerung zu verbieten, um so wenigstens den 
Schein zu retten. Sehr unwahrscheinlich! Ge^en die Ungarn und 
Türken seien ihnen aber stets Soldaten zur Verfügung gestanden, 
er rufe den Stabenberger zum Zeugen auf. Da Ulrich die For- 
derung stellte, das Schloss Berchtoldsdorf, welches ihm an- 
vertraut worden war, binnen 3 — 4 Wochen zu übernehmen, so 
antwortete ihm der König, er könne darauf nicht reflectiren, 
sondern werde das Schloss von ihm im frühern Zustande wieder 
fordern. Dadurch glaubte er einen Druck auf die EntSchliessungen 
Ulrich's ausüben zu können *•). 

21, Ulrich, der auf dem einmal betretenen Wege und wäre 
es auch der des Verbrechens, kühn vorwärts zu schreiten ge- 
wohnt war und keine Gefahren kannte, weil er denselben zu 
trotzen wusste, konnte eben so wenig durch diese Drohung ge- 
schreckt, wie durch die Verheissungen von Ehren gewonnen 
werden. Jetzt, da der König das deutsche Gebiet verlassen 
hatte, hielt den Grafen nichts mehr davon ab, sich offen zur 
revolutionären Partei zu bekennen. Er war es auch, der durch 
sein Ansehen die ungarischen und österreichischen Stände zur 
Erreichung des einen Zieles, der Befreiung des Königs Ladislaus, 
vereinigte — denn bisher hatten sich die Ungarn geweigert, mit 
den Oesterreichern in Coalition zu treten — und mit diesen beiden 
verband er sich selbst am 5. März 1452 im Vereine mit seinem 
Vater ®®j. Eine Menge von den angesehensten Männern waren 
damals in Wien versammelt, von Seite der Ungarn der Guber- 
nator Huniady selbst, der Cardinal und Erzbischof von Gran 
Dionysius, die Bischöfe Johannes von Warasdin und Andreas 
von Fünfkirchen, der Prälat von St. Martin Thomas de Debrenthe, 
der Palatin Ladislaus de Gara, der Woywode Nicolaus de 
Uylak, der judex curiae Ladislaus de Palocz, der Tavernicus 
Johannes de Peren, der Ban von IVfathow Johannes de Korodgh 
u. s. w. Von den Städten sandten ihre Vertreter: Ofen, Stuhl- 
weissenburg, Pressburg, Kaschau, Bartfeld, Pest und Leutschau. 
Von österreichischer Seite waren anwesend: Eizinger, die Aebte von 
Molk; Kotwig, heiligen Ki'euz, Zwettl, die Vorsteher der Klöster 
von St. Hippolyt, Waldhausen, Herzogsburg, St. Andreas und 



40 

Lilienfeld, Johann von Schaumbarg, Wolfgang von Walsee, 
die Licbtenateiner u. s. w., ans Böhmen aber nnr der mächtige 
Ulrich von Rosenberg mit beiden Söhnen, 

Aus diesem Veraeichniss ersieht man, dass die höhere 
GeistUchkeit in Oesterreich diu*chaas ai^f der Seite der Revo- 
lution stand. Mit dem böhmischen Gubernator hatten sich die 
Aufständischen noch nicht geeinigt; der schlaue Podiebrad traute 
der Revolution nicht recht und wollte seinen eigenen Weg gehen^ 

Ulrich von Cilli schien sich mit seinem alten Feinde 
Huniady vollständig ausgesöhnt zu haben, da dem Grafen auch 
die Obhut über die Städte Kaschau, Leitschau und Bartfeld 
anvertraut wurde ®*); im Innern dachte Ulrich freilich ganz anders. 
In Wien wurde ein grosses Verbröderungsfest der nunmehr 
zusammengehörigen Länder Oesterreich, Ungarn, Mähren und 
Böhmen gefeiert und zum Zeichep der Einigkeit der vier Erb- 
länder Ladislaus' die Fahnen dieser Länder auf dem Ttvurijne 
des Stephai;isdoms aufgesteckt. 

Am 19. März schlössen die Gillier und Bliziuger unter 
sich allein, ohne Zuzieh,uug der Ungarn ein Biindaiss zu gegen- 
seitigem Beistaude ^X welches von Ulrich Eizinger ^ obristei^ 
Hauptmann und den Ver^fre^era des Landes bestätigt wurde ^. 

22« Die Revolution hatte sich durch das Bundniss mit 
Ungarn und den mächtigen Cilliern innerlich gestäikt und g^* 
kräftigt und sie bedurfte nur noch der Sanctioa des päbstlicbeuk 
Stuhles, um den einmal gegebenen Thatsachen das g5ttliche 
Siegel aufzudrücken. Auch wussten die (österreichischen Stände 
wohl, dass Pabst Nicolaus Y. Friedri<^h's Freund war, das3 sich, 
der römische K(^uig bei seiner Anwesenheit i^ Rom über die 
GewaltActe der Stände bitter beklagen und dj^ päbstliche 
Autorität gegen die AufstaRdis.chen zu. Hilfe rufen werde, und 
bei der damaligen Macht der Kirche über die Gemüther des 
Volkes iQiissteQ sie allerdings die Bannstrahlen der Curie fürchten. 
Um Friedrich, zuvorzukommen, hatten sie schon, im Januar den 
Domherrn zu St. Stephan in Wien, Thomas Angelpeck, den 
auch seine juridischen Kenntnisse zi| einer solchen Mission 
befähigten, nach Rom geschickt. Die Instruction, die ihm die 
Stände gaben, wimmelte von Anklagen gegen Friedrich^ die 
theilweise begründet, theilweise aber nur giftige Verleumdungen 



41 

und GebäsMgkeiteQ waren. So beisst es darin: ^ Er fahrte den 
zarten Knaben (tiadislaus)^ ohne die Prälaten und Barone 
Oesterreich» einstuladen, nach Italien, damit dieser dort in dem 
ungewohnten Klima bald zvl Grunde gehe und ihm das Herzog- 
thum (Oest^rreich) hinterlasse, welches er jetzt schon sein 
nennt, wie er dean auch die Bewohner desselben als seine 
Unterthanen ansieht^ und weiter unten beisst es: „So hat 
Friedlich — wie gesagt wurde -«- blind vor Herrschsucht, den 
Knaben nach Italien geführt ^ damit diesen, den er mit dem 
Polche nicht zu tötdtea wagte ^ die unmässige italische Hitze 
tödte.« 

Nebeo dieser Instruction wurdteo dem Gesandten auch 
zwei Briefe, der eine an die römisiche Curie ^), der andere an 
den Cardinal St. Angeli, übergeben.. Letzterer war früher in 
Oesterreieh gewesen, uad übc^rnabm im Vereine mit Uhieh y. Cilli 
die YQirmittler^teUe in dem Streite mit Pangraez. de Sz. Miklos. 
An dies<en wanditen sich^ nun die österreichischen Stände, indem 
sie hoffte^ er werde ihre Bitten am p^bstlicben Hofe befür^ 
werten. Der Brief an die Coarie war nicht würdevoller gehalten, 
als die Instruction Angelpeek's, auch er entbieh die stärksten 
Ausdrücke gegeq Friedrich. So wivd dieser z. B. em „grausamer 
Tyrann, wiie es uooh niemals ein^ solchen gegeben^ genannt 
1). dgl* J^ehr. Auch beklagten sich die Stände in diesem Schreiben 
über die standes,widrige Bekleidung und Verpflegung Ladislaus', 
was bei deo^ allbekannten Geise Friedricjb sehr wahrscheinlich ist. 

Da die Stände furcb.teteo, der Pabst siei schon in voraus 
geg^n sie; eingenommjen, so ersannen sie eine eigenthümliche 
Lißt, die man fost als Veij&pottung des röiojischien Köaigs an- 
sehen kann. Friedrich hielt sich nämli^ damal» gerade in Siena 
auf und hi^r besucl^te ibai Angelpeck auf seiner Reise nach 
Rom un4 be^t ib9 um ei«- £m:pfeblungsschreiben an Nicolaus, 
indem er vorgaib, er gehe in seinen. Angelegenheiten an den 
päbstlii^Ken Hof. Friednich a^hnte die List, lies« dem Domherrn 
das Empfeblungsschreiben geben, dann^ aber durch Bewaffnete 
naclp^etzen, die ibnx die Bcief^ und die Instruction mit Gewalt 
entrissen; Angelpeck selbst. entkam. Auf diese Weise fielen die 
Scfaiiften in die Hände des Königs, der erbost war über die 
lügnerisQben BesKsbuldigungea und gehässigen Verdächtigungen <}^)« 



42 

23. Da die erste Mission einen so unglücklichen Aasgang 
genommen und man sich der Zustimmung des Pabstes nicht ent- 
schlagen wollte, so wurden abermals Gesandte nach Rom ge- 
schickt. Doch war es schon zu spät, denn der am 19. März 
als Kaiser gekrönte Friedrich hatte mit Nicolaus über die 
österreichischen Angelegenheiten bereits verhandelt und den 
Pabst zu seinen Gunsten gestimmt ®®). Es war dies allerdings 
nicht schwer, denn Nicolaus war dem Kaiser schon früher ge- 
neigt und besass auch zu wenig Kenntniss von den Streitigkeiten 
zwischen Friedrich und den österreichischen Ständen, um ein 
genaues Urtheil fällen zu können, auf wessen Seite das Recht 
oder Unrecht sei. Wie wir aus Aeneas Sylvins ersehen, wusste 
sich der Kaiser völlig rein zu waschen, wobei die Stände in 
ähnlicher Weise geschmäht wurden, wie diese früher Friedrich 
geschmäht hatten. Der Pabst versprach dem Kaiser, sofort die 
kirchlichen Strafen gegen die Aufrührer in Anwendung zu bringen, 
forderte ihn aber zugleich auf, mit dem Schwerte die Rebellen 
zum Gehorsam und zur Unterwerfung zu zwingen und so den 
Bullen der Curie einen kräftigen Nachdruck zu geben. 

Das zweite Schreiben der Stände *'') an den Pabst ist vom 
7. März datirt und schlägt einen mehr bittenden und demüthigen 
Ton an, als das erste. Da Huniady und mehrere ungarische Mag- 
naten damals in Wien verweilten, so schlössen sie sich den 
Bitten der österreichischen Stände an. Mit den Ungarn musste 
der Pabst jedenfalls gelinder verfahren, weil diese das Bollwerk 
des christlichen Europa's gegen die Türken waren. Als Gesandte 
wurden der Bischof Augustin von Raab, der Oberstmundschenk 
Ladislaus de Techews und der Domherr Dr. juris Albert de 
Waches nach Rom abgeordnet •*). 

24. Der Kaiser befand sich damals schon auf der Rückkehr 
von Rom, als auch die Gesandten der Oesterreicher und Ungarn 
den italischen Boden betraten. Auf ihrer Reise durch Italien 
suchten sie allenthalben den Hass gegen den Kaiser zu wecken, 
um diesem die Rückreise zu verzögern und zu erschweren und 
so den Aufständischen Vorschub zu leisten. Diese konnten 
inzwischen die Rüstungen vollenden, ehe der Kaiser noch im 
deutschen Gebiete ankam. In Florenz erwarteten die Gesandten 
den Kaiser, da sie nicht wagten, die Stadt Siena, wo Friedrich 



43 

«ich eben aufhielt, zu betreten, weil diese der kaiserlichen Partei 
auf das eifrigste anhing. Man sieht also, dass man von der 
österreichischen Revolution in ganz Italien schon Kenntniss 
hatte. Der Kaiser hatte inzwischen bereits durch einige ita- 
lienische Fürsten und Städte Nachricht von den Agitationen der 
Gesandten erhalten und bestellte daraufliin diese nach Ferrara 
unter dem Verwände, er bleibe nur Einen Tag in Florenz, in 
Ferrara dagegen einige Zeit. In Florenz färchtete er eine Volks- 
scene zu Gunsten seines Mündels. Als die Gesandten sahen, der 
Kaiser wolle ihnen ausweichen, überschickten sie im Namen der 
Ungarn, Mähren und Oesterreicher einen Brief, der würdevoll 
aber unzweideutig abgefasst war. Nach Aeneas Sylvius ^®) lautete 
er ungefähr folgendermassen : „Wir haben Deine Majestät oft- 
mals gebeten, den König Ladislaus uns auszuliefern, damit 
dieser seine Länder selbst regiere, da wir ohne dessen Anwesenheit 
nicht länger mehr bestehen können. Du aber hast unsere Bitten 
verachtet, das edle Blut, unsere Hoffnung, unsern Frieden, unser 
Heil in ferne Länder weggeführt. Dies hat uns mit Kummer 
erfüllt und nicht länger mehr können wir Deinen üebermuth 
ertragen. Es ist unser aller Entschluss, unsern Gebieter aus 
Deinen Händen zu befreien. Gibst Du ihn uns aus freiem Willen, 
so werden wir Dir Dank wissen und dafür sorgen, dass zwischen 
Deiner Majestät und unserm Könige Ladislaus ewiger Friede 
und Freundschaft bestehen werde; verweigerst Du ihn uns, so 
werden wir thun, was getreuen ünterthanen zukommt. Wenn 
der Krieg entflammt, wenn die Aecker verwüstet, Mord und 
Brand wüthen werden, so wisse, dass Du die Schuld daran tragest, 
weil Du unserer gerechten Bitte kein Gehör geschenkt hast. 
Das übrige wirst Du von unseren Gesandten vernehmen, denen 
Du gnädigst Gehör und Glauben schenken mögest." Dass in 
diesen Worten die Kriegserklärung lag, sah der Kaiser wohl 
ein und eilte deshalb, ohne den Gesandten eine Antwort zu 
geben, seiner Heimath zu. 

25. Die Gesandten hatten inzwischen zu Florenz mit 
Kaspar, dem Hofmeister Ladislaus', von Neuem Unterhandlungen 
angeknüpft und ihn an seine frühern Versprechungen erinnert. 
Es wurde ein Entführungsvorschlag, dem zu Folge Ladislaus in 
.der Nacht mittelst einer Strickleiter aus seinem Schlafzimmer 



44 

in den Hof steigen und dann auf bereitgehaltenen Pferden ent- 
fliehen sollte, zur Sprache gebracht, doch erhielt er nicht die 
Billigung Kaspar's, theils weil ihm di^ Bewachung des Knaben 
nicht anvertraut war, theils weil der Ausführung dieses Planes zu 
viele Hinderniäise in dem Wege standen, da stets zwei Bitter im 
Schlafgemaehe des Ladislaas schliefen, welche an jedem Abend 
alles sorgfältig versperrten. 

Da die Entführung des Ladislaus auf diese Weise auf 
unübersteigbare Hindernisse stiess, so sannen die Gesandten 
einen andern Anschlag ans, der sich auf die Abneigung des 
florentinischen Volkes gegen den Kaiser stützte. Ein Bürger von 
Florenz, den man in die Mitwissenschaft des Planes hineinzog, 
versprach die Regierung zu Gunsten Ladislaus* zu stimmen. 
Beim Abzüge des Kaisers aus der Stadt sollte Ladislans seinen 
Vormund bis zu den Thoren begleiten und hier Abschied nehmen 
unter dem Vorwande, er wolle noch einige Tage in Florenz 
verweilen. Sollte nim Friedrich damit nicht einverstanden sein, 
und Gewalt anwenden wollen, so solle Ladislaus airsrufen; er 
sei frei, — Bewaffneite würden gleich ztir Hand sein. Kaspar 
übernahm es, seinen königlichen Zögling fSir den Plan zni ge- 
winnen. Ladislana war damit sogleich einverstanden, denn der 
frühreife Knabe sehnte sich nach Freiheit und zudem musste 
es ihm bei seinem kaiserlichem Vetter auch, nicht am besten 
ergangen sein. Die glückliche Durchführung dieses Planes war 
aber ganz von der Zustimmung des florentinischen Magistrates 
abhängig, der sich j<edocfa mit dem Kaiser nicht verfeinden 
wollte"'^ Da auch dieser Anschlag in Nichts zerrann, so versprach 
Kaspar Ladislaus zu bereden, einen Brief ^^> an den Pabst zu 
sehreiben und si<^h darin für die österreichischen und ungarischen 
Stände zu verwenden«. Dies geschah auch. Ladislaus war leicht 
dazu bewogen und von Bologna wurde das Schreiben an den 
Pabst. gesandt. Kaspar genoss die Früchte seines Verrathes 
nicht. In der Furcht, dass seine Verbindung mit den Aufstän- 
£schen entdeckt würde, beschloss er, sich allein nach Oester- 
reich durchzuschlagen. Als der Kaiser sich Venedig näherte, 
verliess Kaspar unter dem Verwände, er könne eine Meerfahrt 
nicht ertragen undi werde deshalb nach Treviso reisen und 
dort Friedlrich erwarten,, das kaiserliche Gefolge; Friedrich aber 



45 

wandte sich nach Verona und Trient und auf diesem Wege 
traf er einen Courier, der um die hochverrätherischen Umtriebe 
Kaspar*s wusste und den Kaiser warnte. Alsogleich wurden 
zwei Reiter dem nichts Ahnenden nachgeschickt. Er wurde 
gefangen gesetzt und dem Aeneas Sylvius übergeben. Er ge- 
stand sogleich alles und scheint zu längerer Haft vernrtheilt 
worden zu sein '^. 

26. Inzwischen waren die Gesandten in Rom angelangt. 
Der Bischof von Raab setzte in einer langen Rede ''^^ alle Be- 
schwerden der Stände auseinander, bat Nicolaus um seine Mitwir- 
kung zur Befreiung Ladislaus', damit dadurch einem schrecklichen 
Bürgerkrieg vorgebeugt würde und um die Zurücknahme aller 
Bullen gegen die Aufständischen, von denen es hiess, Nicolans 
habe sie dem Kaiser nach Oesterreich mitgegeben, da diese die 
Revolution eher anfachen, als ersticken würden* Was die Bullen 
beti ifft, so waren die Oesterreicher davon in der That recht be- 
richtet. Friedrich führte wirklich solche mit sich. Die Bannbulle 
gebot den Ständen bei Strafe der Excommunication die vom 
Kaiser eingesetzte Regierung binnen vierzig Tagen zureconstituiren. 
Auch bewilligte Nicolaus dem Kaiser, alle den Empörern sich 
beigesellenden geistlichen Personen gefangen nehmen und ihre 
Güter einziehen zu dürfen, ohne in den Bann zu verfallen ''^). 

Der Pabst meinte, das Wohl der Rebellen und des Ladis- 
laus sei nicht ein und dasselbe; Ladislaus bedürfe noch eines 
Vormundes und keiner eigne sich dazu so, wie Friedrich. Habe 
übrigens der Kaiser ungerecht gehandelt, so werde er ihn zurecht 
weisen und ihn ermahnen, künftighin milder gegen das Mündel 
und die Unterthanen zu verfahren. Einer der Gesandten, wahr- 
scheinlich Ladislaus de Techews — denn die beiden Priester 
hätten nicht gewagt, so zu sprechen — anworteten dem Pabste 
sehr treffend: er solle sich mehr um das Rein geistliche kümmern, 
die weltlichen Angelegenheiten seien eine Sache der Fürsten, 
worauf Nicolaus die allbekannte Bibelstelle von den Schlüsseln des 
Petrus citirte und commentirte. Zum Schlüsse erklärte er aber 
kurz: entweder sollen die Oesterreicher den päbstlichen Befehlen 
gehorchen, oder aus der Reihe der Christen treten. 

Den festen Entschluss des Pabstes konnten die Gesandten 
nicht wankend machen und kehrten sogleich, getäuscht in ihren 



46 

Hoffnungen, ohne irgend einen Erfolg erzielt zu haben, in grösst- 
möglichster Eile und ohne irgendwo sich aufzuhalten, in ihre 
Heimath zurück. Es scheint daraus hervor zu gehen, dass man 
in Italien sehr übel auf die österreichische Revolution zu sprechen 
war. In Oesterreich angekommen, meldeten sie die Erfolglosigkeit 
ihrer Mission, beklagten sich besonders über den Cardinal St. 
Angeli, in dem sie einen Freund der Oesterreicher gesucht und 
einen Feind derselben gefunden hätten und riethen zuletzt zu 
einem friedlichen Vergleiche '^). Von Rom aus kamen bald 
darauf zwei Schreiben, das eine '•) an die österreichischen Stände 
mit dem erneuerten Verbote, sich gegen Friedrich aufzulehnen, 
das andere ''''3 an Johannes Huniady, worin dieser ermahnt wird, 
keine Verbindung mit den Empörern einzugehen. 

27, Die österreichische Stände-Revolution war inzwischen 
aus der zweiten Phase ihrer Entwicklung in die dritte überge- 
gangen. Die erste reicht bekanntlich von den ersten Anfangen 
ihrer Entstehung bis zum Wiener Landtage vom 12. December 
1451, wo die Stände ihren Abfall vom Vormunde ihres Königs 
offen ausspra.chen und dessen Regierung stürzten; die zweite 
Phase reicht vom 12. December 1451 bis 5. März 1452, sie ist 
jetzt abgeschlossen. Eizinger, der den ersten Anstoss zur Em- 
pörung gab, tritt von nun an immer mehr in den Hintergrand, 
obwohl er noch immer oberster Hauptmann bleibt, und mnss 
dem Grafen Ulrich v. Cilli weichen '®J. 

Diese Wendung war der Rettungsanker für die Revolution 
und vollzog sich daher rasch. Die österreichischen Stände standen 
noch immer nicht auf sichern Füssen; von den Ungarn und 
Böhmen hatten sie keine Hilfe zu hoffen, das Ausland verhielt 
sich vollkommen neutral, auch war kein Geld vorhanden. Wenn 
Eizinger z. B. von der Stadt Linz 200 Pfund Pfennige lieh '®), so 
war damit den Aufständischen noch immer nicht geholfen. Die 
Rüstungen zum bevorstehenden Kriege mit dem Kaiser ver- 
schlangen grosse Summen und als Eizinger die Beisteuern 
strenge eintreiben Hess, erregte er Unzufriedenheit unter seinen 
eigenen Anhängern. 

Allen diesen Calamitäten machte der Beitritt des Grafen 
V. Cilli, der Ungarn u. s. w. ein rasches Ende. Die Motive des 
Abfalles Ulrich vom Kaiser sind schon an einer andern Stelle 



47 

auseinander gesetzt worden. Ehrgeiz war jedenfalls die mäch- 
tigste Triebfeder ülrich's, und er trat dem Bündnisse der öster- 
reichischen Stände bei, nicht so sehr um seinen Neffen Laüislaus 
zu befreien, als um durch die Revolution zur Herrschaft, die 
sein Thätigkeitsdrang forderte, zu gelangen. Ein Mann, wie 
Ulrich, konnte keinen Eizinger neben sich dulden, geschweige 
sich ihm unterordnen, und dieser hatte wohl noch den Namen 
des obersten Hauptmanns, aber in der That war es Ulrich. 

Nachdem das grosse Werk der Vereinigung von Oesterreich, 
Ungarn, Mähren und theilweise auch Böhmen vollbracht war, 
dachte Ulrich daran, auch das Ausland in das Bündniss hinein 
zu ziehen, vor allem um Geld zu erhalten. Mit Baiern wurden 
sogleich Unterhandlungen angeknüpft und Herzog Ludwig streckte 
nicht nur Geld vor gegen Verpfandung eines Theiles von Oester- 
reich, sondern war auch geneigt, offen zu den Feinden des 
Kaisers überzutreten. Graf Johann v. Schaumburg war mit der 
Mission an den baierischen Hof betraut. Als dieser ein Schreiben 
der österreichischen Stände an Ludwig, worin Eizinger wie ge- 
wöhnlich oberster Hauptmann genannt wurde, vorlas, rief einer 
aus der Umgebung, offenbar ein persönlicher Feind Eizinger's: 
er bedauere den Grafen, der sich jetzt einem Menschen, wie 
Eizinger, den das Vaterland als ein unnützes Subject ausge- 
stossen, habe unterwerfen müssen. Um so greller wäre es für 
den Herzog von Baiern gewesen, wenn er sich durch den Eintritt in 
das österreichische Bündniss seinem frühern Lehensmanne gleich- 
sam untergeordnet hätte ®^3. 

28. Als der Kaiser im Mai 1452 den deutschen Boden 
wiederum betrat, fand er die ganze Sachlage verändert. Die 
Revolution, die bei seiner Abreise nach Italien nur ein Funke 
gewesen war, den er durch kräftiges Auftreten sogleich hätte 
ersticken können, war inzwischen zu einem mächtigen Brande 
herangewachsen, der alle Erbländer Ladislaus' ergriffen hatte. 
Als Friedrich in Villach ankam, traf er hier seinen getreuen 
Rathgeber Neuperg, den er mit Walter Zebinger zur Beob- 
achtung der Vorgänge in Oesterreich zurückgelassen hatte ^*). 
Dieser entwarf dem Kaiser ein Bild von der Revolution, meinte 
aber, durch Energie könne noch Alles auf den alten Standpunkt 
zurückgeführt werden , denn den Oesterreichern mangle es an 



48 

Geld and daher auch an Soldaten; anch seien die meisten 
Barone dem Kaiser noch treu geblieben und warteten nur auf 
einen Aufruf, um sogleich gegen die Aufständischen Front zu 
machen; Friedrich solle daher nicht zögern, sondern sofort zu 
den Waffen greifen. Der Kaiser war aber aus seiner unthätigen 
Ruhe nicht aufzuschrepken , trotzdem seine ganze Umgebung 
für den Rath Neuperg's stimmte. Er glaubte noch immer, durch 
Briefe und Drohungen Hesse sich der Brand dämpfen und erliess 
demnach ein Schreiben an die Oesterreicher, worin er sie auf- 
forderte, kein Geld dem Eizinger zu leihen, widrigenfalls sie 
dem Kaiser später das dreifache zahlen müssten. Aus Absicht 
oder Nachlässigkeit wurde dieser Brief zu spät abgeschickt, 
wodurch übrigens der Sache des Kaisers kein Abbruch gethan 
wurde, denn er hätte geringen oder gar keinen Erfolg gehabt ®^). 
Von Villach reiste der Kaiser .nach Brück an der Mur, 
wohin er die steiriscl^en Landstände berief. Unschlüssig, ob 
er sich von hier aus nach Graz oder Wiener - Neustadt 
begeben sollte, befragte er seine Rathgeber um ihre Meinung. 
Da -Herzog Albrecht, dem die erste Stimme zukam, mit seiner 
Ansicht zurückhielt, so sprach sich Aeneas Sylvius dahin aus, 
der Kaiser solle nach Wr. -Neustadt gehen, dort sei der Sitz 
des Herrschers vor der Römerfahrt gewesen und es wurde als 
Furcht vor den Aufständischen erscheinen, wenn er nicht wiederum 
dorthin Zurückkehren würde; seine Anwesenheit in Oesterreich 
würde den Muth der Getreuen stärken, die Rebellen aber 
furchtsam machen, in Wr.-Neustadt könne man auch bequem 
alle Massregeln der österreichischen Ständebeobachten und wenn 
möglich, mit den Ungarn und Böhmen Unterhandlungen an- 
knüpfen, doch müsse man eilen, ehe die Feinde zu den 
Waffen greifen, die Steirer sollten indessen ein Heer gegen 
die Ungarn und das cillische Kriegsvolk aufstellen. Dieser 
Ansicht stimmten nur Prokop v. Rabenstein und der Rechts- 
gelehrte Härtung bei, während die übrigen, die eine Belagerung 
des Kaisers in Wr.-Neustadt fürchteten und für einen Einfall 
in Oesterreich von Steiermark aus waren, dagegen opponirten. 
Friedrich, in einer momentanen Anwandlung von Heldenmuth, 
entschied sich für den Rath des Bischofs v. Siena, war ihm 
doch die Neustadt vor allem werth und lieb, und konnte er 



49 

auf die Treae der dortigen B&rger banen. Den Steirern befahl 
er, ein Heer ausznrfisten, welches jeden Augenblick bereit sein 
sollte, ihm nach Oesterreich za Hilfe zu kommen. In Brück 
verabschiedete er sich von seinem Bruder Albrecht, den eigene 
Angelegenheiten in die Schweiz riefen ®^). 

29. Als der Kaiser Ende Juni nach Neustadt zurückkehrte, 
fanden sich die noch getreu gebliebenen Barone Georg von Buch- 
heim, Radiger von Starhemberg, Sigmund von Ebersdorf und 
andere bei ihm ein, doch war deren nur eine geringe Zahl. 
Friedrich gedachte mit dem Gubernator von Böhmen zu unter- 
handeln, und eine Verbindung mit diesem wäre in so ferne von 
grossem Erfolg gewesen, als dadurch die Rosenberge verhindert 
worden wären, das österreichische Heer zu verstärken. Doch 
rieth ihm der Bischof Aeneas Sylvius ernstlich davon ab, da der 
Pabst ein Bündniss mit Häretikern nicht billigen würde ^^). 

Die Ankunft des Kaisers in Oesterreich brachte in der 
That unter den Aufständischen eine momentane Verwirrung her- 
vor ^^}. Der Nimbus, der die römische Kaiserkrone noch immer 
umgab, der Glaube, dass der Gesalbte des Herrn gegen die 
Unglücksfälle gefeit sei, da er aus Italien glücklich zurück- 
gekehrt war, machte die schwankenden Gemüther momentan an 
ihrer eigenen Sache irre. Nur kaltblütige Politiker, wie Eizinger 
and Ulrich v. Cilli Hessen sich nicht blenden und wussten zu 
gut, dass der gekrönte Kaiser Friedrich nicht mächtiger sei, 
als der erwählte König Friedrich. Eizinger war im höchsten 
Grade über den Wankelmuth seiner Anhänger erzürnt ^®} und 
drohte, nach Baiern wiederum zurückzukehren und die Oester- 
reicher ihrem Schicksale zu überlassen. Freilich war dies nur 
ein Schreckschuss, aber er that doch seine Wirkung. Graf 
Ulrich bemühte sich zu zeigen, dass der Kaisertitel eben nichts als 
ein leerer Titel sei und Friedrich nur deshalb glücklich aus Italien 
zurückgekehrt wäre, weil er der Autonomie der dortigen Regie- 
rungen keine Hindernisse in den Weg gelegt hatte. Diese Reden 
sowohl als besonders auch das Versprechen Eizinger's, Frank- 
reich und Baiern habe reichliche Geldunterstützungen zugesagt, 
hoben bald wieder den Muth der Oesterreicher. Allenthalben 
wurde gerüstet *''). 

Sttpan, Ulrich v. CiUi. 4 



50 

30. Am 29. Jnni erliessen die österreichischen Stände ein 
Ultimatum ^^) an den Kaiser, der ihnen gleich nach seiner in 
Steiermark noch einmal in vier gleichlautenden Briefen (an die 
vier Stände) befohlen hatte, zum Gehorsam gegen ihn zarück 
zu kehren. Da Friedrich darin nur von einem „Anhange Eizin- 
ger's^ sprach, so verwahrten sich die Stände gegen diese Be- 
zeichnung, indem ein „geraainer landtac der vier parteyen* die 
Absetzung des Vormundes ihres Erbherrn ausgesprochen hätte. 
Zum Schlüsse des Schreibens an den Kaiser wird dieser noch ein- 
mal aufgefordert, Ladislaus auszuliefern. Zugleich erliess die von 
den Ständen eingesetzte Regierung eine Aufforderung ®^) an die 
Oesterreicher, ungeachtet des von Eüdiger v. Starhemberg über- 
brachten Verbotes des Kaisers, die ausserordentliche Kriegs- 
steuer, vier Schillinge auf ein Haus, zu bezahlen. Dieses Schrei- 
ben wurde in allen Theilen Oesterreichs auf den "Wochenmärk- 
ten und in den Pfarrkirchen vorgelesen. 

Trotz dieses Ultimatums lebte Kaiser Friedrich noch immer 
im Wahne, er könne durch Abmahnungsschreiben •^) wenigstens 
einzelne Anhänger der Revolution für sich gewinnen. Ein Herold, 
der die Wiener und Ulrich Eizinger vor das kaiserliche Tribunal 
berief, wurde zum Hohne mit seidenen Kleidern und Gold 
beschenkt, und die Aufständischen Hessen durch ihn dem Kaiser 
für die Milde und Güte danken, die er bewies ; denn sie hätten 
geglaubt, Friedrich werde sie mit Waffen und nicht mit Briefen 
bekämpfen ®*). Auf diese Weise machte sich der Kaiser nur 
lächerlich und verlor alle Achtung in den Augen der Stände. 
Dazu kam noch, dass alle Massregeln, die er zur Dämpfung 
des Aufstandes ergriff, missglückten, so die Abmahnungsschrei- 
ben, so auch die Bullen des Pabstes, die Friedrich endlich her- 
vorzog. Die Bannbulle, die die Oesterreicher aus der Kirchen- 
gemeinschaft ausschloss, falls sie binnen vierzig Tagen nach 
deren Publication nicht zum Gehorsam gegen den Kaiser- 
Vormund zurückkehren würden, wurde wie gewöhnlich durch 
päbst liehe Notare verbreitet, fand aber nirgends eine gläubige 
Aufnahme. Der Salzburger Erzbischof verbot den Notaren die 
Bulle in der Kirche vorzulesen, das Domherrn-Capitel in Passau 
ignorirte sie ganz und gar und so auch das in Olmütz. In Wien 
erfuhren die Notare eine grausame Behandlung, sie wurden vom 



51 

Volke geschmäht und von der Regierung in den Kerker gewor- 
fen •*). Ulrich V. Cilli und Eizinger, die überhaupt eine frei- 
geisterische Richtung verfolgten, Hessen durch das Doctoren- 
Gollegium die Bulle prGfen, weil sie etwas dein Wohle des 
Volkes Zuwiderlaufendes forderte, verwerfen, und eine Appel-* 
lation '^) an einen besser unterrichteten Pabst, oder an ein 
ökumenisches Goncil, oder an die gesammte Kirche ausfertigen, 
welche von den Wiener Theologen gutgeheissen, an die Pforten 
des Stephansdoms angeheftet, und sogar in Salzburg mit Ein- 
willigung des Erzbischofs publicirt wurde. Wie tief musste schon 
damals der Glaube an die Autorität des Pabstes, vor dessen 
Bannstrahlen früher die Welt erzitterte, gesunken sein, wenn 
man in solcher Weise Hohn zu sprechen wagte. 

Da auch der Fluch des römischen Bischofs nicht die er- 
wünschte Wirkung that, so war jede Aussicht auf einen fried- 
lichen Vergleich verschwunden. Zwar erschienen in Wr.-Neustadt 
Gesandte der Herzoge Ludwig und Albert von Baiern und des 
Markgrafen von Brandenburg, welche bei der Gelegenheit sich 
als Vermittler anbieten Hessen, um wenigstens auf diese Weise 
die Oesterreicher zu unterstützen, da sie in deren Bündniss 
offen n icht eintreten konnten. Es war dieser Antrag eine Frucht 
der Unterhandlungen, die Ulrich v. Cilli gleich nach dem Ver- 
trage mit den obgenannten Fürsten eingeleitet hatte. Der Kaiser 
aber meinte, es vertrüge sich nich^ mit seiner Ehre „mit Rebel- 
len** zu unterhandeln und dankte höflich ^*). 

31. In der ständischen Partei in Oesterreich waren in- 
dessen keine bedeutenden Veränderungen vorgegangen. Ulrich 
V. Gilli leitete fast alle Angelegenheiten und war überhaupt 
durch seine Macht und sein Ansehen die Hauptstütze der Revo- 
lution. Der finanziellen Galaiuität hatte wahrscheinlich Ludwig 
von Baiern durch bedeutende Geldvorschüsse abgeholfen. 

Auf die Treue der Oesterreicher konnte die revolutionäre 
Regierung rechnen, die Städte, Klöster, der gesammte Glerus, 
die Ritter waren auf ihrer Seite. Nur in Passau war noch die 
Bürgerschaft für Kaiser Friedrich, während das Domcapitel 
sich bereits enge an Eizinger angeschlossen hatte, doch scheint 
sie in Folge der Drohung, ^^) man werde ihren Handel ganz 
zerstören, der Ständepartei beigetreten zu sein. Auf die Ungarn 

4* 



52 

darften die Oesterreicher nur theilweise zählen, da ihr Waffen- 
stillstand mit dem Kaiser noch nicht abgelaufen war. Ja Hnniady 
scheint überhaupt mit den Oesterreichern es niemals redlich 
gemeint zu haben, denn im entscheidenden Momente machte er 
plötzlich eine Schwenkung zur kaiserlichen Partei, fing mit 
dieser zu unterhandeln an und bat, man möge ihm den Bischof 
Piccolomini senden, um sich mit dem Kaiser verständigen zu 
können "^). Doch unterblieb diese Gesandtschaft aus Gründen, 
Yon denen später wird gesprochen werden. Mit dem böhmischen 
Gubernator konnten die Stände sich nicht einigen, ihm konnte 
ein unmündiger König nur erwünscht sein, und so zeigte er dem 
Kaiser auch an, er wolle sich anheischig machen, bei erhöhtem 
Solde der Truppen alle Feinde zu demüthigen. Der geizige 
Friedrich, der nebenbei auch eine Verbindung mit einem Ketzer 
scheute, willigte nicht ein. Uebrigens hoffte er auf die gött- 
liche Hilfe. 

Der Kaiser begann bereits im Juli zu rüsten, brachte aber nur 
4000 Mann Gavallerie und eine grössere Anzahl Fussvolk zusam- 
men ®^). £r hätte damit vielleicht günstige Resultate erzielen kön- 
nen, wenn er sie auf Einen Punkt, in Wr.-Neustadt, concentrirt 
hätte, um von hier aus mit der ganzen Streitmacht sich auf 
die Feinde werfen zu können. Doch hier zeigt sich wieder die 
angstvolle Behutsamkeit des Kaisers und die Unfähigkeit seiner 
Räthe Neuperg, Ungnad und Zebinger, deren Meinung dem Kai- 
ser Orakel war. Diesen ist vor allen die Zersplitterung der 
Kräfte zuzuschreiben, die alles spätere Unheil verschuldete. 
Die Furcht vor den Ungarn bewog sie wohl hauptsächlich dazu, 
denn der mit diesen abgeschlossene Waffenstillstand dauerte 
nur noch zwei Monate. 

Die Aufstellung des kaiserlichen Heeres war folgende: 
Rüdiger v. Starhemberg stand mit 2000 Reitern jenseits der 
Donau und hatte die Aufgabe, von hier aus die Feinde anzu- 
greifen und diesen die Zufuhr abzuschneiden ^), wohl auch 
einen Einfall der Ungarn zu verhindern; ihm wurde Georg v. 
Bucheim beigegeben; in Wr.-Neustadt selbst behielt Friedrich 
nur 800 Reiter und eben soviel Infanterie, die übrigen unter 
dem mährischen Baron Georg Tschernagora wurden in die ver- 
schiedenen festen Plätze vertheilt. Johannes Neuperg hatte 



53 

im GefGLhle seiner Unfähigkeit die Befehlshaberstelle abge- 
lehnt^). 

32. Der Vorbote des blntigen Kampfes, wie leichte Blitze 
vor einem Gewitter, war ein erbitterter Federkrieg zwischen 
Ulrich Eizinger und Johannes Ungnad. ^®^). Die erste Veran- 
lassung dazu boten die Ungnade durch ihr Absageschreiben ^^), 
nicht, wie Aeneas Sylyius sagt, Eizinger. Nach den Proben, die 
uns der genannte Historiker gibt, 'und die vielleicht noch etwas 
übertrieben sein mdgen, können wir uns trotzdem von dem erbit« 
terten , gereizten und gehässigen Tone, der damals zwischen 
den feindlichen Lagern herrschte, einen Begriflf machen. Die 
Briefe selbst, die wie Raketen von einem Lager in das andere 
flogen und den Hass beiderseits nur noch mehr entzündeten, 
sind zu unerquicklich, als dass sie hier eine nähere Erörterung 
erfahren könnten. 

Die Oesterreicher waren inzwischen mit den Rüstungen 
beschäftigt. Die Energie, zu der sich Friedrich endlich, freilich 
zu spät, aufraffte, frappirte seine Feinde. Auch herrschte Zwie- 
tracht unter den Fahrern, wahrscheinlich vor allen zwischen dem 
Grafen Ulrich und Eizinger, von denen sich der eine den An- 
ordnungen des andern nicht fügen wollte. Die Thätigkeit, die 
die Häupter der Revolution damals, gleichsam in der eilften 
Stunde, entwickelten, gewinnt unsere Achtung. Nach Böhmen, 
Mähren, Ungarn wurde eine Aufforderung um die andere gesandt, 
Tag und Nacht ohne Unterlass gearbeitet, Söldner geworben, 
Gelder eingebracht ^^). Man rieth damals einen tapferen Anfüh- 
rer zu erwählen und mit dem gesammten Heere gerade aus 
vor Wien zu marschiren, und in der That, wäre Friedrich die- 
sem Rath gefolgt, so hätte er den Feind noch unterdrücken 
können* Der langsame und bedächtige Charakter des Kaisers 
konnte sich zu einer so energischen That nicht emporraffen 
und seine drei Räthe bestärkten ihn in dem Vorhaben, sich voll- 
ständig defensiv zu verhalten ^^^3. Man baute eben zu sehr auf 
die Festigkeit der Mauern von Wr.-Neustadt und glaubte durch 
einen langwierigen Krieg die Feinde zu ermüden und mürbe zu machen. 

Um wie viel kräftiger traten die Oesterreicher auf, lenkte 
sie doch der so rasche, energische Wille Ulrich's v. Cilli. Ob- 
wohl keiner der Verbündeten erschien, und sie nur auf sich selbst 



54 

und die Söldnerschaaren der Cillier Grafen angewiesen waren, 
übersetzten sie dennoch die Donau, wohl wissend, dass Kühn- 
heit und Schnelhgkeit einem überlegenen, aber langsamen Feinde 
gegenüber zum Siege führen muss. 

33. Der Krieg begann mit der Belagerung ^®*) des Schlos- 
ses Ort, eines der Erbgüter des Kaisers. Sechzig tapfere, junge 
Männer, an ihrer Spitze die treuen Anhänger Friedrichs, Mitter- 
dorfer und Aspan vertheidigten die stark befestigte Burg. Die 
Oesterreicher hatten viele Belagerungsgeschütze mit sich ge- 
bracht, trotzdem wurde acht Tage mit grösster Tapferkeit von 
beiden Seiten gekämpft. Die Eingeschlossenen standen Tag und 
Nacht in den Waffen, viele Oesterreicher fielen zum Opfer. Doch 
verloren diese den Muth nicht, ein Sturm folgte auf den andern, 
bis endlich der grösste Theil der Mauer eingestürzt, und die 
Feinde theils todt, theils verwundet, unfähig waren weiteren 
Widerstand zu leisten. Daher sah sich Aspan gezwungen, sich 
auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die Oesterreicher waren 
durch den langen Widerstand so erbittert, dass sie den Aspan 
zusammenhauen wollten, doch befreite ihn Eizinger aus den 
Händen der Wüthenden, weil er mit verwandtschaftlichen Ban- 
den an ihn geknüpft war. Das Schloss wurde in Brand gesteckt 
und geschleift. 

Unterdessen war auch Rüdiger v. Starhemberg nicht müssig 
gewesen. Er eroberte ein feindliches Schloss, zerstörte es und 
drang dann unaufhaltsam unter schrecklichen Verwüstungen bis 
zur Donaubrücke vor. Hier fand ein kleines Gefecht ^®*) statt, 
in welchem er zurückgeschlagen wurde. Die Ankunft Starhem- 
berg's an der Brücke machte die Wiener erzittern. Einige, die 
sich von den nächsten Dörfern nach Wien flüchteten, brachten 
die Nachricht, der Kaiser selbst habe bereits den Kahlenberg 
besetzt, andere wollten das kaiserliche Banner und den Reichs- 
adler gesehen haben. Die Aufregung war ungeheuer, die Ver- 
wirrung allgemein. Indess brachte sie die Kunde von dem Siege 
der Oesterreicher an der Donaubrücke bald wieder zur Besin- 
nung *®'). 

34. Es ist nicht zu läugnen, dass die kaiserlichen Truppen 
ausserordentliche Thaten der Tapferkeit vollbrachten. Ein Ritter 
überrumpelte die Stadt Haimburg mit 40 Reitern und steckte 



55 

6ie in Brand. Ein Uzinger, dessen Vater das ihm anvertraute 
Schloss während der Abwesenheit des Kaisers den Aufständi- 
schen übergeben musste, wollte diese That wiederum gut machen, 
Da er hörte, dass die Walsee^s dieses Schloss bewohnten, wagte 
er sich als Weib verkleidet mit seinem jungern Bruder hinein. 
Da nur die Gemahlin Wolfgang's v. Walsee mit zwei Dienern die 
Besatzung bildete, war es den kühnen Jünglingen ein leichtes, 
sich der Feste zu bemächtigen; doch wurde sie bald darauf 
belagert und fiel, ehe noch die Hilfe vom Kaiser angekommen 
war ^^). 

Der Krieg verbreitete sich bald darauf über alle Theile 
des unglücklichen Oesterreichs, beschränkte sich aber gross- 
tentheils auf die Einnahme und Zerstörung von Schlössern 
und Burgen, doch wurde das Land dabei einer schrecklichen 
Verwüstung preisgegeben. Die Familien waren gespalten, der 
Sohn kämpfte gegen seinen Vater, Bruder gegen Bruder; so 
standen z. B. der alte Graf Schaumburg und dessen ältester 
Sohn auf der Seite der Stände, während die übrigen Söhne zur 
Parthei des Kaisers hielten *^). 

Trotz einiger Errungenschaften war die Lage der Oester- 
reicher doch nichts weniger als günstig. Die Hilfstruppen der 
Böhmen, Mähren und Ungarn erschienen nicht, ja letztere tra- 
ten sogar in oflFene Unterhandlungen mit dem Kaiser. Aeneas 
Sylvius, ein genauer Kenner der damaligen Verhältnisse meint ^^®), 
dass Huniady vor allen um seine Regentschaft besorgt war und 
durch den üebertritt zur kaiserlichen Parthei dieselbe zu sichern 
glaubte. Dieser Grund würde aber das frühere Verfahren des 
ungarischen Gubernators nur dann erklären, wenn er schon 
damals Kunde von dem Hasse des Grafen Ulrich und dem Be- 
streben desselben, ihn zu stürzen, erhalten hätte. Genug daran, 
Huniady bat, man möge ihm den Bischof von Siena senden; 
schon waren die Geleitsbriefe ausgestellt, als Gesandte des Her- 
zogs von Baiern und des Markgrafen von Brandenburg erschie- 
nen, und sich nochmals als Vermittler zwischen den feindlichen 
Partheien antrugen. Der Kaiser wurde etwas eingeschüchtert 
durch die Nachricht, dass das Heer Eizinger's, zu welchem 
Heinrich von Rosenberg mit 200 Reitern und 800 Mann Fuss- 
truppen gestossen war, gegen Neustadt marschire. Darauf- 



56 

hin anterblieb die Gesandschaft an Huniady, da der Kaiser zu 
einem friedlichen Uebereinkommen mit den Oesterreichern geneigt 
war. Es ist sehr charakteristisch, dass Friedrich es vor allem 
auf langwierige Unterhandlangen abgesehen hatte, mn die Ent- 
scheidung immer weiter hinaus zu schieben und zu dem Zwecke 
wollte er einen Congress der Fürsten, Verwandten des Ladislaus 
und der Anhänger beider Partheien zusammenberafen. 

35. Das österreichisch-böhmische Heer war schon in der 
Nähe von Wr.-Neastadt angelangt, als es aaf die kaiserlichen 
Gesandten stiess, die um einen Waffenstillstand baten. Wäh- 
rend desselben sollte der Congress abgehalten werden. Die Ver- 
bündeten schlössen daraus, dass der Muth des Kaisers schon 
bedeutend gesunken sei und verweigerten daher den Waffenstill- 
stand, wenn Friedrich ihren Ladislaus ihnen nicht ausliefern 
würde. Mit dieser Antwort kehrten die Gesandten, denen das 
ständische Heer auf dem Fusse folgte, nach Wr.- Neustadt 
zurück. 

Der Kaiser war nun wiederum unschlüssig, was zu thua 
sei. In dem, aus acht Personen bestehenden, engern Rathe war 
auch die Meinung getheilt: Aenea» Sylvius war für die Auslie- 
ferung des jungen Königs, denn in kurzer Zeit müsse ihn Friedrich 
aber unter ungünstigeren Bedingungen doch herausgeben. Rüdiger 
V. Starhemberg und zwei Priester stimmten dem Bischöfe bei, 
Ungnad aber, der wahrscheinlich schon lange auf den wach- 
senden Einfluss Piccolomini's mit scheelem Auge herabgeblickt 
hatte, erhob sich gegen ein solches Ansinnen, das die kaiser- 
liche Majestät herabwürdige; Neuperg, anfangs unschlüssig, 
erklärte sich endlich für Ungnad's Rath, der auch des erzürn- 
ten Kaisers Billigung gewann. Es war dies wiederum ein kleiner 
Triumph, den Ungnad über die Politik des einsichtsvolleren 
Bischofs feierte. 

Auf die Nachricht von dem Entschlüsse des Kaisers rück- 
ten die Feinde gegen Wr .-Neustadt. Mit gedrückter Stimmung 
und mit Angst sah Friedrich der Belagerung entgegen. Trotz- 
dem wollte er von der Auslieferung seines Mündels noch immer 
nichts wissen, obwohl die Bischöfe von Salzburg, Freising und 
Regensburg als Abgesandte der Oesterreicher nach Wr.-Neu- 
stadt gekommen waren, um noch einmal Frieden anzubieten. 



57 

Das Heer der Yerb&ncieten rückte diesem Friedensboten aaf 
dem Fusse nach, am deren Forderungen Nachdruck zn geben. 
Die Bischöfe kamen ihm sehr erwünscht, da er knrz vorher die 
bairischen und brandenbnrgischen Gesandten entlassen hatte ^^^). 

36. Am 27. Augast schlag das ständische Heer vor den Mauern 
der Neustadt sein Lager auf. Ueber dessen Stärke sind die 
Angaben verschieden ^"), sie betrug zwischen 12000 und 20000 
Mann, da die Oesterreicher auf dem Marsche durch Zuzüge aus 
dem Lande ob der Enns und aus Mähren verstärkt wurden; 
selbst vor Wr.-Neustadt Hessen sich noch viele Beutelustige 
anwerben, fiosenberg mit den Böhmen, worunter auch Taboriten 
waren, besetzte die Badnerstrasse ^^^). 

Die Ankunft der Feinde erregte in der Stadt Angst und 
Verwirrung. Die Nacht vom 27. auf den 28. August war für 
die Belagerten qualvoll. Schon in der Früh des andern Tages 
rückten die ständischen Truppen in geschlossenen Reihen und 
unter grossem Geschrei gegen die Festung. Die feindlichen 
Vorposten waren bald zersprengt, jeder Widerstand vergeh-* 
lieh 1^^). Aeneas Syivius, der alles mit angesehen, schildert 
diesen Sturm folgendermassen ^^^) : „Beim ersten Zusammentreffen 
entspann sich ein mörderischer Kampf vor den Tboren; Pfeile 
mangelten nie, zahllose Geschosse fielen. Die Geschütze rich- 
teten einen farchterlichen Schaden unter den Feinden an. Ein 
bejammenswerther Anblick I Man sah die Gebeine der Menschen 
und Pferde ringsum zerstreut liegen, Blut in Strömen fliessen. 
Wo das Gewühl am dichtesten war, durchbrach ein abgeschleu- 
derter Stein die Reihen, ebenso ein zweiter, und dritter. Bewaff- 
nete stiessen auf Wehrlose, doch gab man den Kampf nicht 
auf. Wo das Schwert zu entscheiden hatte, wo Mann mit Mann 
focht, ein Reiter gegen den andern rannte, standen die Wag- 
schalen des Kampfes gleich. Zuletzt aber flohen die Kaiser- 
lichen, durch die Ueberzahl nicht durch die Tapferkeit besiegt, 
and zogen sich eilends zurück.^ Die Oesterreicher verfolgten 
die Fliehenden und wären beinahe in die Stadt eingedrungen, 
wenn sich ihnen nicht der bekannte Paumkircher, ein riesen- 
grosser und starker Mann ^^*), mit einigen Gefährten entgegen 
gestellt hätte, bis die Thore geschlossen werden konnten, und die 
Kaiserlichen sich wiederum gesammelt hatten ^^^}. Durch diese 



58 

kühne That erwarb sich Paumkircher den Beinamen des öster- 
reichischen Horatins Codes. 

Die Verbündeten zogen sich hierauf 1000 Schritt zurück 
und stellten bei der Markuskirche ihr schweres Geschätz auf. 
Bis Mittag wurde ununterbrochen gegenseitig gefeuert, der Ver- 
lust auf Seiten der Oesterreicher ward wie natürlich bei weitem 
grösser, als auf Seiten der Kaiserlichen. Nachmittags wurde 
das Bombardement fortgesetzt, doch ohne besonderen Erfolg. 
Man rühmt vor allen die Tapferkeit der Böhmen, besonders der 
beutegierigen Taboriten. Die Helden des Tages waren Ulrich v. 
Gilli, Heinrich von Rosenberg, Eizbger, Graf Bernhard von 
Schaumburg, der ältere der Brüder r. Walsee und der mäh- 
rische Landeshauptmann. 

37. Eizinger Hess den Sieg, den die Oesterreicher bei 
Wr.-Neustadt erfochten hatten, sogleich in bombastischer üeber- 
treibung bei Trompetenschall in Wien verkündigen, um die dor- 
tigen Bürger bei guter Laune zu erhalten. So unbedeutend das 
Gefecht an und für sich war, so darf man doch seine Bedeu- 
tung nicht unterschätzen. Es war entscheidend^ nicht sowohl 
durch den Verlust auf der einen oder der andern Seite, als 
durch die Folgen. Kaiser Friedrich gelangte zur Einsicht, dass 
seine Macht doch zu gering sei , um der überlegenen Truppen- 
anzahl der Feinde im offenen Kampfe Widerstand leisten zu 
können. Die Festung selbst konnte sich bei dem anhalten- 
den Bombardement auch nicht auf die Dauer halten und die 
Ankunft eines böhmischen Entsatzheeres war ungewiss. 

Eine weitere und schwer wiegende Folge des Sieges der 
Oesterreicher war eine vollständige Demoralisation der kaiser- 
lichen Truppen. Die Neustädter waren ebenfalls entmuthigt, man 
versteckte das Getreide und klagte, man hätLe keine Lebens- 
mittel mehr, kein Brot wurde feilgeboten, alle Schenken waren 
geschlossen, die Männer verwünschten den Krieg, die Weiber 
heulten. Der Kaiser musste einen Aufstand in der Stadt selbst 
fürchten und 'sich daher, so schwer es ihm auch ankam, mit 
dem Gedanken an die Auslieferung seines Mündels vertraut 
machen. 

Schon am 29. August begab sich der Erzbischof von Salz- 
burg in das Lager der Verbündeten, um einen Waffenstillstand 



59 

zu erbitten. Man bewilligte nur einen Tag^ und als dieser unbe- 
nutzt verflog, noch einen. Für diesen Tag, — es war der 30. 
Augast, — war eine Zosammenkonft zwischen dem Kaiser und der 
Häuptern der Gegenpartei verabredet. Als Friedrich erschien, 
sprengten ihm die feindlichen Führer, mit Ausnahme Eizinger*s, 
der nicht gekommen war, entgegen, stiegen dann von den Pfer- 
den und huldigten dem römischen Kaiser auf die übliche Weise 
durch Kniebeugung. Friedrich reichte ihnen die Hände und hiess 
sie die Pferde wiederum besteigen. 

Da er wohl wusste, dass Graf Ulrich die Hauptstütze 
der gegen ihn gerichteten feindlichen Bewegung sei, lud er die- 
sen zu einer geheimen Besprechung ein, die über eine und 
eine halbe Stunde dauerte. Der Kaiser wurde durch das nach 
Ungarn führende Thor geschützt, der Graf aber durch eine 
Cavallerie-Abtheilungj, die in der Entfernung eines Pfeilschusses 
aufgestellt war. 

Ulrich stellte dem Kaiser mildere Bedingungen als die 
übrigen, er forderte nur: Ladislaus solle -nach Pressburg ge- 
bracht und nach den Bestimmungen des Testamentes Albrecht's 
erzogen werden; geschähe dieses, so habe auch der Krieg ein 
Ende. Möglicherweise wusste Ulrich damals schon von dem Her- 
annahen eines böhmischen Hilfscorps und wurde dadurch zu 
einem theilweisen Nachgeben bewogen; ein anderer Grund wäre 
schwer anzugeben. Doch wollte der Kaiser auch von diesen 
Bedingungen nichts hören, sondern bemühte sich, den Grafen 
wiederum für sich zu gewinnen; aber umsonst. Ulrich rieth ihm 
in der Nacht einen Beschluss zu fassen und am Morgen des 
andern Tages seine Räthe zu den Friedensverbandlungen zu 
senden. Der Waffenstillstand wurde auf den 31. August aus- 
gedehnt *^*.) 

38. Die Friedens- Verhandlungen zwischen sechs kaiserlichen 
Häthen und den sechs Häuptern der Ständepartei wurden in Ge- 
genwart der oberwähnten Bischöfe bis gegen Mittag geführt. 
Es wurde bestimmt, dass der Kaiser erscheinen sollte, um den 
Friedenstractat in Gegenwart beider Heere zu unterfertigen. 
Friedrich kam aber erst zwei Stunden vor Sonnenuntergang, 
von den österreichischen Führern war diesmal auch Eizinger 
zugegen. Allein auch jetzt konnte sich der Kaiser zur Auslie- 



60 

fernng Ladislaus^ nicht verstehen. Man schied unverrichteter 
Dinge, und die Feindseligkeiten begannen ron Neuem, da eine 
Verlängerung des Waffenstillstandes nicht bewilliget wurde. 

Friedrich kehrte nach Wr.-Neustadt zurück, Hess aber 
seinen Neffen, den Markgrafen Karl von Baden, im feindlichen 
Lager zurück, und durch dessen Bemühung kam abermals ein 
Waffenstillstand zu Stande, der zur Fortsetzung von neuen 
Friedensbedingungen benützt wurde. An diesen Unterhandlungen 
betheiiigten sich von kaiserlicher Seite nur der Markgraf und 
die drei Bischöfe "»J. 

Die Friedens-Bedingungen ^■®) waren folgende: die Be- 
lagerung wird sogleich aufgehoben, das ganze Heer entlassen* 
Am dritten Tage wird Ladislaus dem Grafen Ulrich v. Cilli 
übergeben, bis durch eine Versammlung der Unterthanen und 
Blutsverwandten des Königs und des Kaisers, mit Zustimmung 
des letztern, festgestellt wird, wo sich Ladislaus aufhalten 
und durch wenn er geleitet werden solle. Am nächsten Martini- 
tag erscheinen in Wien die ungarischen, böhmischen, mährischen 
und österreichischen Abgesandten, um sich über die Verwaltung 
und den Aufenthaltsort des Königs zu berathschlagen. Früher 
sollte jedoch Ladislaus nicht nach Wien gebracht 
werden. Der Kaiser soll entweder selbst anwesend sein, oder 
durch Gesandte sich vertreten lassen. Die drei Bischöfe, die 
beiden Herzoge ron Baiern, der Markgraf von Baden und der 
Markgraf V.Brandenburg erscheinen entweder selbst, oder schicken 
geeignete Männer, und haben die Aufgabe, durch einen annehm- 
baren Vertrag die Streitigkeiten zu beenden. Die Gefangenen 
sollen von beiden Seiten freigelassen, das im Kriege Geraubte 
zurückgestellt, und wenn es sich nicht mehr vorfindet, ersetzt, 
und alle Unbilden gegenseitig vergessen werden. 

39. Als dem Kaiser dieser Entwurf vorgelegt wurde, berief 
er einen engern Rath. Zwei verwarfen die Bedingungen, als die 
Majestät entwürdigend, die übrigen stimmten für den Frieden. 
Friedrich, der vor allem den Schein retten wollte, sprach von 
Hilfstruppen und der Stärke der Festungsmauer von Wr.-Neu- 
stadt, entschloss sich aber zuletzt doch zum Frieden. Die Um- 
stände zwangen ihn dazu. Allerdings war Podiebrad mit 17000 
Mann ^^^3 schon auf dem Wege nach Neustadt, aber dies^ 



61 

wnsste Friedrich nicht, und zudem wären die Böhmen vielleicht 
nach dem Falle der Festung angekommen. 

Der Kaiser begab sich wieder vor die Thore der Neustadt 
and wurde mit den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen. Bald 
wären wieder Misshelligkeiten entstanden, da die Oesterreicher 
die festgesetzten Bedingungen abändern wollten; aber die Bischöfe 
und der Markgraf verhinderten dies. Man gab sich zum Zeichen 
des Friedens die Hand und die österreichischen Anführer ver- 
sprachen den Friedenstractat binnen acht Tagen schriftlich 
auszuarbeiten. 

Die Verkündigung des Friedens erregte in beiden Lagern 
grossen Jubel, der Kaiser selbst schien heiter zu sein, denn er 
nahmalle, mit Ausnahme des Eizinger und Schaumburg in seine 
Gunst wiederum auf. Ah ersterer ihn bis zum Stadtthore beglei- 
tete und bei dieser Gelegenheit wegen seines Verhaltens um 
Vergebung bat, soll der Kaiser ihm gesagt haben: „Du hast 
gethan, was Dir zu thun freistand; zwischen uns aber wird 
Gott richten ^^}.^ 

Die Feindseligkeiten wurden sogleich eingestellt. DieOester- 
reicher zogen sich acht Meilen zurück. Auch der Kaiser schrieb, 
um unnöthige Auslagen zu vermeiden, den Brüdern Starhem- 
berg die Werbungen in Baiern sogleich einzustellen, die Söldner 
zu entlassen und die Gefangenen herauszugeben ^^). 

40. Am 4. September erschien der Graf Ulrich und die 
übrigen Anführer mit grossem Gefolge beim steinernen Kreuze 
vor den Thoren der Neustadt, um dem Vertrage gemäss ihren 
König in Empfang zu nehmen. Aeneas Sylvius, Neuperg und 
noch zwei andere übergaben ihnen um 9 Uhr Vormittags den 
lieblichen Knaben. Ungeheurer Jubel empfing den jugendlichen 
König ^^^), und es muss fürwahr ein Moment des höchsten 
Triumphes für die Häupter der ständischen Partei gewesen 
sein, als sie das, wofür sie so lange gekämpft und gestritten, 
nun plötzlich verwirklicht sahen. Ja man erzählt, dass Eizin- 
ger Freudenthränen geweint habe; ob diese wahr oder erheuchelt 
waren, lässt sich freilich ebensowenig entscheiden, wie bei den 
Thränen Gäsar's an der Leiche des Pompejus. Für Grafen Ulrich 
besonders war dieser Augenblick entscheidend für sein ganzes 
Leben, in diesem Momente lag seine ganze Zukunft, sein höchster 



62 

Rahm, sein tiefer Fall wie in der Knospe verborgen. Wie sich 
diese Zukunft entfaltet, werden die zwei letzten Bücher erzählen. 
Friedrich scheidet nun aas unserer Geschichte. Ob er sich 
beim Abschlüsse des Friedens überstürzt habe , ob er die Ent-* 
wicklang des Krieges hätte abwarten sollen oder nicht, daran 
liegt wenig. Der Historiker muss vor allem der Logik der That- 
sachen huldigen. Kaiser Friedrich kann nur unsere Achtung 
gewinnen, wenn er nicht durch einen unerspriesslichen Krieg das 
Land Oesterreich der gänzlichen Verwüstung preisgeben wollte. 
Hierin entrang er sich dem verderblichen Einflüsse seines Rathes 
Johannes Ungnad, der der Hauptgegner des Friedens war. Fremde 
Hilfe hätte ihn von Fremden abhängig gemacht, und der Umstand, 
dass Podiebrad über den Friedensschluss so sehr erbittert war **^), 
beweist schon, dass sein eigenes Interesse darunter litt. 



m. Buch. 

Die Begierungs-Feriode ülrioh's y. Gilli bis zu dessen Sturze. 
(Vom 4. September 1452 bis 28. September 1453.) 



1. Ulrich V* Cilli hatte nan erreicht, wornach er sich so lange 
gesehnt; ihm war der König übergeben worden and er war nicht 
gewillt, diesen jemals wieder aas seiner Gewalt zu entlassen. 
Aach Ladislaas war seinem fürstlichen Oheim mit jener Ver* 
ehrnng ergeben, die kindliche Gemüther einem grossen and 
überlegenen Geiste gerne zollen. 

Vor Ulrich lag nan ein anabsehbares Feld der Wirksam- 
keit; sein Thatendrang, sein Ehrgeiz, seine Herrschsacht säe- 
ten hier Unheil and ernteten es auch. Die Revolation war ihm 
nar ein Mittel gewesen, jetzt, da er seinen Zweck erreicht 
hatte, war es seine erste Aafgabe sie za stürzen, die Stände, 
die auch darch den Aafstand ihre alte einflassreiche Stellung 
wieder erobern wollten, von der Regierung auszuschliessen und 
ein absolutistisches Regiment unter seiner Leitung einzufuhren. 
Die Bestrebungen mussten natürlich zu Gonflicten mit den Stän- 
den führen, und in diesem Kampfe wurde er besiegt. 

2. Nach der Uebergabe des Königs Ladislaus an dessen 
Oheim Ulrich führte ihn dieser auf sein Schloss Berchtoldsdorf, 
wo Ladislaus einige Tage verweilte. Der Neustädter Friede hatte 
bestimmt, dass der König vor dem Martinstage Wien nicht 
betreten sollte; allein Ulrich, dem es vor allem darum zu thun 
war, mit einem kühnen Griffe sich der Regierung zu bemächtigen, 
und da er nicht wissen konnte, welche Anordnungen der auf 
den Martinstag festgesetzte Gongress treffen werde, führte seinen 



64 

königlichen Neffen schon am 13. September nach Wien. Die 
Stände willigten ein, da sie wünschen mussten, dass endlich 
einmal eine geregelte Regierang der bisherigen Unordnung ein 
Ende mache, konnten aber freilich nicht ahnen, dass sie dadurch 
den Bestrebungen des Grafen Vorschub leisteten. Der Tag des Ein- 
zugs Ladislaus' in Wien^) war ein Freudentag für ganz Oesterreich. 
Der Clerus und der Magistrat empfingen den blondlockigen, 
schönen, jugendlichen König, an dessen Seite der stolze Graf 
V. Gilli ritt, an den Thoren, weissgekleidete Mädchen sangen 
Siegeshymnen, und als Ladislaus zum erstenmale die Burg seiner 
Väter betrat, empfing ihn hier seine Schwester Elisabeth, jubelnd 
vor Entzücken, denn sie hatte nicht geglaubt, jemals ihren gelieb- 
ten Bruder wieder zu sehen. „Allüberall nur Freude und Wonne; 
die Wiener schätzten sich glücklich vor allen andern, weil es 
ihnen gelungen war, ihren König mit Waffengewalt erobert zu 
haben.^ Ladislaus wurde zugleich auch als König ausgerufen, 
man huldigte ihm und Graf Ulrich erklärte, er entlasse seinen 
Neffen gerne aus seiner Obhut und wolle lieber der Lenker 
aller Regierungsgeschäfte als der Beschützer Ladislaus' sein ^). 
Diesem Vertragsbruche schloss sich noch ein anderer an: der 
Friedenstractat war noch immer nicht ausgefertigt. Zwar erschie- 
nen kaiserliche Gesandte, aber Graf Ulrich und Eizinger be- 
haupteten, man habe bei der Abschliessung des Friedens zu 
rasch und oberflächlich verfahren, die Oesterreicher seien über- 
Tortheilt worden, man müsse den Vertrag revidiren u. s. w. 
Auch forderten sie vom Kaiser die Bestätigung der Lehen Ladis- 
laus', um dadurch den Vertragsbruch gleichsam zu sanctioniren. 
Auch die Zurückstellung des im Kriege Genommenen verweiger- 
ten sie ^). Ob Kaiser Friedrich dieser Bestimmung des Vertrages 
nachgekommen sei oder nicht, ist unbekannt. In diesem Gebah- 
ren Ulrich's und der übrigen österreichischen Führer spricht 
sich ein überm üthiger Trotz, Verachtung jedes Vertrags, die 
stolze Gewissheit des Sieges aus. „Das Schwert ist das Recht*^ 
war der Wahlspruch Ulrich's v. Cilli. 

3. Die Ungarn beeilten sich, durch Gesandschaften und 
reiche Geschenke den König für sich zu gewinnen und wo mög- 
lich ihn dahin zu bringen, sogleich ihr Land zu besuchen ^). 
Huuiady misstraute dem Grafen Ulrich und wusste sehr wohl, 



65 

wie ihn dieser halste. Dies bestätigten ihm auch die gehässigen 
Verleamdangen die Ulrich über ihn aasgestrent hatte ^): er 
sei ein Tyrann, habe sein Heer an die TQrken verrathen, den 
polnischen König getödtet u. dgl. Der Graf war in der That 
Haniady^s anversöhnlicher Feind und es ist sehr wahrschein- 
lich, da SS er schon damals die Statthalterschaft in Ungarn an 
sich reissen wollte. Dass Ulrich v. Cilli den ungarischen Guber- 
nator beim Könige stets verdächtigte und selbst ehrgeizige Ab- 
sichten nach der Krone ihm unterschob, ist gewiss, und so 
musste Huniady, um seine Stellung zu sichern, rasch Mittel 
ergreifen, Ladislaus dem immer wachsenden Einflüsse des Gilliers 
zu entziehen. Dieses war vor allem der Zweck der ersten Ge- 
sandtschaft, die aus dem Gardinal-Eizbischofe Dionysius von 
Gran, den Bischöfen von Grosswardein, Raab und Waitzen, 
dem Woywoden Nikolaus Ujlak und dem Palatin Ladislaus 
Gara bestand. 2000 Reiter begleiteten diesen stolzen Zug der 
hervorragendsten Männer Ungarns, die Gesandten beglückwünsch- 
ten den befreiten König und baten ihn nach Ungarn zu kommen, 
worauf ihnen aber von Seiten Ulrich^s geantwortet wurde: „dies 
hänge von dem auf den Martinstage einberufenen Gongresse ab.'' 
Da damals auch die kaiserlichen Gesandten Aeneas Syi- 
vius, Ulrich v. Sonuenberg und der Rechtsgelehrte Kappel in 
Wien anwesend waren ®3, so kamen sie auch mit den Ungarn 
zusammen, begrüssten sie im Namen des Kaisers und setzten 
die Gründe auseinander, wesshalb dieser die ungarischen 
Gesandten in Florenz nicht vorgelassen habe. Die Ungarn hin- 
gegen forderten von den kaiserlichen Gesandten die Auslieferung 
der ungarischen Krone und der von Friedrich besetzten festen 
Plätze in Ungarn. Aeneas Sylvius und die beiden andern ant- 
worteten, der Kaiser sei gewillt, auch vor dem Gongresse mit 
Ungarn zu verhandeln. Ueberhaupt scheint Friedrich bestrebt 
gewesen zu sein, mit den Ungarn in nähere Beziehungen zu 
treten, um im Verein mit diesen auf dem Martini-Gongresse die 
Msgorität auf seiner Seite zu haben. Die ungarischen Gesand- 
ten befragten Ladislaus um dessen Meinung, und stellten den kai- 
serlichen die Bedingung: Friedrich solle die Krone und die von ihm 
besetzten festen Plätze sogleich ausliefern. Der Sonnenberger war 

Snpan, Ulrich v. CiUi. 5 



66 

hierüber aufgebracht und gab eine stolze Antwort, worauf er sich 
mit den beiden andern Gesandten entfernte, der Grosswardeiner 
ßischof eilte ihnen nach und als Aeneas ihm etwas zu übermüthig 
antwortete, schieden sie als erbitterte Feinde. 

4. Der König, zu jung und unerfahren, um ein Volk regie- 
ren zu können, fast betäubt durch die vielen Gesandtschaften, 
hatte sich im Gefühle seiner Unfähigkeit seinem hochbegabten 
Oheim ganz ergeben und nur manchmal Hess er seinem Gefühle 
freien Lauf, so bei der Gelegenheit als er mit den Stellvertre- 
tern jeder Nation allein war. Diese traten berathschlagend zu- 
sammen und der König stand allein bei einem Fenster, in höch- 
ster Verlegenheit, was er jenen antworten solle. Plötzlich 
wendete er sich zu den Ungarn und rief: „Ich bin ein Ungar, 
bei euch will ich bleiben.* Schnell verbreitete sich durch unzäh- 
lige Briefe diese Antwort in Ungarn, und der Graner Cardinal 
erzählte es dreimal dem Aeneas. Die weiteren Verhandlungen 
zwischen den beiden Kirchenfürsten blieben ohne Resultat und die 
kaiserlichen Gesandten kehrten unverrichteter Sache nach Wr.- 
Neustadt zurück, dessgleichen traten auch die Ungarn ihren 
Heimweg an, unj, auf dem Ofner Landtage neue Instructionen 
zu holen '). 

Am königlichen Hofe begann inzwischen Eizinger eine 
schroffe Stellung gegen Ulrich v. Cilli einzunehmen. Es sind 
nicht die Personen der beiden Männer, die sich feindlich gegen- 
übertraten, sondern die Principien, die sie vertraten. Allerdings 
konnte neben einem Grafen Ulrich kein Eizinger herrschen, 
aber nur desshalb, weil sie einander entgegengesetzte Principien 
repräsentirten : der Cillier die absolute Königsgewalt, Eizinger 
die ständischen Freiheiten. Die übrigen schaarten sich um diese 
beiden, um Eizinger die Städte und der niedere Adel und der 
Clerus, um den Grafen der hohe Adel ®j. So bildeten sich 
allmälig zwei Parteien heraus; die erstere, die man die böh- 
mische Partei nannte, forderte, Ladislaus solle in Wien bleiben 
und von hier aus seine drei Länder regieren. Auf diese Weise 
hätten die österreichischen Stände einen überwiegenden Einfluss 
auf die Regierung genommen. Die Partei des Cillier's hingegen 
wollte die Aufrechthaltnng des Testamentes Albrecht's, dem 
zu Folge der König sich zu Pressburg aufhalten sollte. Von 



67 

dort aas hütte der Graf unumschränkt herrschen können, da er 
hier so ziemlich jedem Einflüsse entrückt gewesen wäre ®). 
Nur Einer stand ihm noch im Wege, Huniady. 

5. In Böhmen war man über den Neustädter Frieden sehr 
aufgebracht, besonders Podiebrad, der auf dem Landtage die 
Alternative stellte, entweder solle Ladislaus sogleich nach Böh- 
men kommen, oder man solle zu einer neuen Wahl schreiten. 
Seine Partei stimmte für das letztere, drang aber nicht durch, 
da die Gegenpartei meinte, es sei Charakterlosigkeit, Ladislaus 
als König jetzt nicht anzuerkennen, da man ihn früher so oft 
und so dringend vom Kaiser gefordert habe. Podiebrad erklärte 
sich hiemit einverstanden, wenn Ladislaus die Freiheiten des 
Landes und die Basler Compactaten bestätige ^®). So wurde eine 
Gesandtschaft, darunter der Graf Starhemberg und Rosenberg 
u. a., nach Wien beordert ^^). Sie brachten ihrem Könige keine 
Geschenke, wünschten ihm zur Befreiung Glück und verlangten 
trocken, ja fast gebieterisch, der König solle nach Böhmen kommen, 
die Ordnung im Lande wfeder herstellen, alles vom Kaiser Sig- 
mund und König Albrecht Bewilligte bestätigen, Rokyczanaals 
Erzbischof von Prag einsetzen, alle Erlässe seit Albrecht's Tode 
für giltig erklären u. s. w. 

Ladislaus, der Zögling des intoleranten Friedrich war An- 
fangs aufgebracht über diese Zumnthungen und antwortete kurz 
„Wenn die Böhmen mich ihren König nennen wollen^ sollen 
sie vorerst Christen werden und zwar Christen meines Glau- 
bens^; allein auf die staatskluge Aeusserung des Grafen von 
Schaumberg: es sei gleichgiltig, ob die Böhmen Christen oder 
Heiden seien, wenn sie nur die Steuern zahlen^ hin, und wahr- 
scheinlich auch auf Anregung des Grafen v. Cilli sagte Ladis- 
laus die Genehmigung der Forderungen den Böhmen zu und 
versprach zugleich am 24. Juni des nächsten Jahres in Iglau 
zu erscheinen, von wo aus ihn dann die Gesandten nach Prag 
zur Krönung geleiten sollten. 

6. Unter diesen Verhandlungen war der Martinitag allmälig 
hei^angerückt. Ladislaus musste die österreichische Landschaft ^^), 
sowie seinen Vetter, den Herzog Sigmund von Tirol *^) zum 
Congresse einladen. Es ist bezeichnend, dass in diesem Schrei- 
bei nur der Graf Ulrich als Befreier des Königs genannt wird, 

5* 



68 

was die österreichischen Stände und vor allen Eizinger, von dem 
ja eigentlich die Anregung zum Aufstände ausging, verletzen 
musste. Die Betheiligung an diesem Congresse versprach eine 
bedeutende zu werden, trotzdem damals die Pest wüthete. Es 
erschienen die Bischöfe von Freising und Regensburg, die Herzoge 
Ludwig und Otto von Baiern, die Markgrafen von Brandenburg 
und Karl von Baden, der Herzog Wilhelm von Sachsen, der 
Bischof Johannes von Eichstädt; Sigmund, Erzbischof von Salz- 
burg und Albrecht von Baiern schickten Gesandte. Auf Ansn* 
chen des Kaisers gingen Ludwig von Bai er n und Albrecht von 
Brandenburg nach Wr. - Neustadt , um sich mit diesem zu 
besprechen, was zu dessen Gunsten sich thun liesse. Da indes- 
sen die Pest immer heftiger auftrat, so baten die beiden Fürsten 
den Kaiser, den Gongress an einen anderen Ort zu verlegen. 
Allein Ulrich und die österreichischen Stände willigten nicht 
ein, da ja auch die Ungarn und Böhmen erschienen und die 
Anwesenheit in einer fremden Stadt eine Pression auf sie aus- 
üben sollte. Der Herzog v. Sachsen kam ebenfalls zum Kaiser, 
beleidigt durch die geringe Aufmerksamkeit, die ihm Ladislaus 
geschenkt hatte, dessgleichen der päbstliche Legat und Brixner 
Bischof, Nikolaus v. Cusa, der den Wiener Gongress besuchen 
wollte, theils um Antheil an dem Friedenswerke zu nehmen, 
theils um mit den Böhmen zu verhandeln, dem aber die Wiener 
Regierung die Geleitsbriefe verweigert hatte. 

Nach diesen Verhandlungen in Wr,- Neustadt gingen die 
kaiserlichen Gesandten, unter welchen die hervorragendsten Aeneas 
Sylvius und der Rechtsgelehrte Riederer waren, nach Wien ab. 
Neuperg war verdächtig geworden, während des Krieges mit den 
Oesterreichern in Verbindung gestanden zu sein, Ungnad und 
Zebinger durften sich in Wien nicht blicken lassen, und waren 
daher nicht bei der Gesandtschaft. In Wien versammelten sich 
in den Gemächern des Aeneas Sylvius die Anhänger d^r kair 
serlichen Partei zu Vorberathungen , die von Albrecht j^ Bran- 
denburg geleitet wurden, aber ohne Resultat blieben, wie die 
Besprechungen mit Ungarn, von denen der Gubernator selbst 
in Begleitung der Erzbischöfe von Gran, Kalocsa, der Bischöfe 
von Raab, Erlan, Grosswardein und Siebenbürgen, des Palatins 
Gara und des Wojwoden Ujlak und anderer Magnaten erschie- 



69 

nen war. Haniady war nooh immer über die Unaafmerksamkeit 
des Kaisers während des Krieges indignirt ^^). Der yornehmste 
Grund, der ihn bewog, den Wiener Gongress za besuchen) 
wird wohl der gewesen sein, dem Bestreben des Grafen Ulrich 
V. Cilli, ihn za stürzen, durch seine Anwesenheit entgegen zu 
treten. Der Graf, der endlich einsehen mnsste, dass dem Guber- 
nator jetzt nicht beizukommen sei, da dieser sich kurz vor- 
her mit Giskra verbunden hatte, wodurch er unangreifbar wurde, 
sann darauf, seine Freundschaft zu erwerben, und ihn auf diese 
Weise ungefährlich zu machen. Dass die Empfangs-Feierlich- 
keiten, die dem Huniady bei seiner Anwesenheit in Wien zu 
Theil wurden, ohne Mitwissen Ulrich^s veranstaltet worden ^^), 
ist im höchsten Grade unwahrscheinlich. Ladislaus war zu sehr 
von seinem Oheim abhängig, als dass er etwas ohne dessen 
Einwilligung zu thun gewagt hätte. Die Auszeichnungeii, die 
Huniady zu Theil wurden, waren eine bedeutende politische 
That. Auf einem Gerüste bei den Carmelitern wurden in Ge- 
genwart der Vornehmsten und des Königs selbst die Verdienste 
Huniady's aufgezählt, dessen Wappen verbessert ^'3, dessen 
Besitzungen durch die Verleihung des Nösner und Beszterczer 
Landes in Siebenbürgen vermehrt ^^3 und ihm die Bewilligung 
ertheilt, mit rothem Wachse zu siegeln. Huniady legte den 
Titel eines Gubernators von Ungarn ab, und führte fortan den 
eines königlichen General-Capitains und Erbgrafen v. Bistiitz ^^). 
7. Die Verhandlungen des Wiener Congresses, an welchem 
ausser den oberwähnten Männern auch Gesandte aus Böhmen 
Mähren, Schlesien, ja selbst der geistlichen Churfursten Theil 
nahmen, zogen sich in die Länge. Es wurden unerquickliche 
Wortgefechte geliefert. Bei der Versammlung aller Fürsten 
und Gesandten trat Ulrich von Cilli zum ersten Male öffentlich 
als eigentlicher Regent auf. Auf die Forderungen des kaiser- 
lichen Gesandten antwortete er nur: „Weder Gesetze, noch 
Verträge binden den Sieger; Friedrich ist der Besiegte und 
nur die Bewaffneten und Tapfern haben das Recht, Bedingun- 
gen vorzuschreiben ^^).^ Diese Grundsätze gelten noch heut zu 
Tage. Für Ulrich gab es nur ein Gesetz und das war sein 
unbeugsamer Wille. 



70 

Indess wurden die Yerhandlüngen in die Länge gezogen; 
Der Kaiser forderte die Aufrechthaltung des Neustädter Frie- 
dens; die Oesterreichpr und Ungarn die Herausgabe der Krone 
und aller festen Plätze in Ungarn und Oesterreich, die Friedrich 
besetzt hielt. Da hier die Oesterreicher in Verbindung mit den 
Ungarn genannt werden, so können wir darunter nur die Partei 
Ulrich's verstehen. Man stritt sich lange herum; endlich wurde 
festgesetzt: was der Kaiser als Pfand besitzt, solle er behalten, 
was aber auf andere Weise in seinen Besitz gekommen, nebst der 
ungarischen Krone, zurückstellen; zur Auslösung der verpfändeten 
Güter werde ihm Oesterreich 80000 Goldgulden zahlen, wobei 
er 50000 Gulden gewinne *®). 

Diese Vorschläge überbrachte der Markgraf Albrecht, 
Aeoeas Sylvius, Riederer und die andern Gesandten dem Kaiser, 
der sie anfangs entschieden verwarf, so dass Albrecht dadurch 
fast verletzt wurde. Auch den Aeneas Sylvius, der den Kaiser 
aufgefordert hatte, durch unzeitigen Starrsinn nicht wiederum 
einen Krieg herauf zu beschwören, fuhr dieser mit rauhen Wor- 
ten an. Nur den Bemühungen des Herzogs Albrecht v. Oester- 
reich gelang es, den Kaiser umzustimmen. Mit den ungarischen 
und österreichischen Ständen schloss der Herzog einen Vertrag, 
der jedoch keine Bedeutung hatte, weil er eben nur auf dem 
Papiere blieb. Ulrich von Gilli, der sich damals in Pressbm'g 
befand, um Vorbereitungen zur Ankunft des Königs zu treffen, 
die Zeit aber auch dazu benützte, um mit einzelnen Magnaten 
zu unterhandeln, hatte dem Könige aufgetragen, in den Ange- 
legenheiten des Kaisers während seiner Abwesenheit nichts zu 
unterzeichnen. Er durfte einen so wichtigen, politischen Act ohne 
seine Mitwissenschaft nicht vollziehen lassen. Ladislaus hielt 
sein Wort, trotzdem man ihm heftig zusetzte, und als Ulrich 
nach Wien zurückkehrte, war an die Bestätigung des Vertrags 
gar nicht zu denken *^). 

8. Drei Männer waren es nun, die die Geschicke der Erblän- 
der Ladislaus' lenkten: Podiebrad in Böhmen, Huniady in Ungarn, 
Graf Ulrich v. Gilli in Oesterreich. Da letzterer sich in der unmit- 
telbaren Nähe des Königs befand, so nahm er den grössten Ein- 
fluss auch auf die übrigen Länder. Mit Huniady stand der Cillier, 
wenn auch nicht auf dem besten, so doch auf keinem feindseli- 



71 

gen Passe. Beide misstraaten sich, fürchteten sich aber doch 
gegenseitig. Uebiigens konnte Ulrich jetzt an den Sturz des 
ungarischen General-Capitains nicht denken, einerseits, weil 
dieser in seiner Macht sich immer mehr befestigte, andererseits, 
weil er selbst noch einen harten Strauss mit der Ständepartei 
nnter Eizinger durchzukämpfen hatte. Mit Podieforad durfte sich 
Ulrich nicht verfeinden, da jener in der Revolutionszeit sich 
kaiserlich gesinnt bewiesen hatte. Deshalb fand er es am ge- 
rathensten, mit dem böhmischen Gnbernator ein Bündniss ab- 
zußchliessen^^), welches Ladislaus bestätigte^). Dieser Vertrag 
bestimmte nur, dass sich Podiebrad und Ulrich zu Gunsten 
ihres Königs stets treulich beistehen wollten. Hiemit war die 
Gefahr, die der Regierung des Grafen von Norden drohte, 
glücklich beseitigt. 

Nun galt es den Plan, eine absolutistische Herrschaft in 
Oesterreich herzustellen, zu verwirklichen. Der Zustimmung 
Ladislaus^ durfte Ulrich versichert sein, war ja der König ganz 
und gar in den Händen seines Oheims. Verwirrt durch die vielen 
Geschäfte und Pflichten eines Regenten, bedurfte der dreizehn- 
jährige König nothwendig einer kräftigen Fährung. Darauf hatten 
die Stände bereits gerechnet, und die Revolution war nur eine 
Ausgeburt dieser egoistischen Absichten. Ulrich vod Gilli stand 
ihnen jetzt entgegen, wie einst Friedrich, und desshalb musste 
jener gestürzt werden wie dieser es wurde. 

9. Die erste Niederlage hatten die Stände bereits auf 
dem letzten Wiener Gongresse erlitten. Ihr Vertrag mit den 
Ungarn und mit dem Kaiser wurde von Ladislaus, auf Veran- 
lassung Ulrich's, nicht bestätiget. 

Dieser Sieg ermunterte den Grafen auf der einmal be- 
tretenen Bahn kühn und rücksichtslos vorwärts zu schreiten. 
Die Landtage höi-ten auf, Ulrich herrschte unumschränkt. Nur 
Eizinger stand ihm noch im Wege, aber Ulrich scheint sich 
gescheut zu haben, mit diesem Manne vollkommen zu brechen, 
denn dieser war reich und besass einen grossen Anhang, und 
die letzte Revolution hatte den Grafen gelehrt, welche schwere 
Folgen eine Beleidigung Eizinger's haben könnte. Grösseren 
Einfluss auf die Regierung durfte man ihm nicht gestatten, 
denn dadurch wäre das System de.s Absolutismus gefährdet 



72 

worden. Er suchte ihn daher mit Geschenken and Ehren zn 
beschwichtigen und unschädlich za machen. So wurde Eizinger 
mit der Feste Kamegk**), dessen Bruder Stefan mit demDorfe 
Kirchling im Hackenthaie ^^), Oswald Eizinger mit der Feste, 
Stadt und Herrschaft Drosendqrf^^) und ausserdem mit kleinen 
Lehen und Zehenten zu Niederschleintz^^) beschenkt. Ersterer 
wurde auch mit der Feste und Herrschaft Gors belehnt, als 
Entschädigung für Forchtenstein , welches der Kaiser nicht 
herausgeben wollte^). 

Trotz Allem dem konnte Eizinger nicht vergessen, wie 
sehr er sich in seiner Hoffnung auf einen erneuerten Aufschwung 
der ständischen Verfassung getäuscht. Diese Partie in der 
Innern Geschichte Oesterreichs ist dunkel und es werden uns 
nur wenige Anhaltspunkte zu Conjecturen gegeben. Wir wissen 
nur so viej, dass Eizinger durch Grafen Ulrich aus dem könig- 
lichen Rathe ausgeschlossen wurde ^®). Was den Grafen zu 
diesem Schritte zwang, ist ungewiss. Jedenfalls muss der Kampf 
dieser beiden Männer um die Herrschaft ein heisser gewesen 
sein. Die Ausschliessung fiel offenbar nach dem Pressburger 
Landtage vor, denn auf diesem war Eizinger anwesend und soll 
nach der Aussage Ulrich's, den König zur schnellen Rückkehr 
nach Oesterreich bewogen haben. 

10* Die Regierung Ulrich's v. Gilli nach Innen litt wohl 
an vielen Mängeln. Vor allem war es die Finanznoth in Oester- 
reich, die eine Menge Uebelstände in ihrem Gefolge hatte. Bei 
der Prachtliebe Ulrich's war es natürlich, dass die Steuern 
erhöht werden mussten, dadurch wurde aber der Pauperismus, 
der sich schon ohnehin durch die Verwüstungen im letzten 
Kriege und der dadurch bedingten Theuerung gesteigert hatte, 
eine unerträgliche Last. Oesterreich hätte damals eines Re- 
genten bedurft, der ihm die alten Wunden geheilt hätte, nicht 
einen, der ihm neue schlug. Das niedere Volk in der Haupt- 
stadt scheint selbst die Hand des Grafen am schwersten 
gefühlt, die Kaufleute und Handwerker aber in Folge des 
grossen Aufwandes Ulrich's nur gewonnen zu haben. Obwohl 
der Gillier durch Eizinger und die Verweser des Landes sich 
jährlich 6000 Gulden auf Oesterreich hatte anweisen lassen^}, 
obwohl seine ausgebreiteten Besitzungen eine ansehnliche Rente 



j 



73 

ihm abgeworfen haben mochten, verkaufte er auch Aemter und 
Würden an den Meistbietenden^^). Möglicherweise ist dies 
jedoch nur eine leere Yerleumdang seiner Gegner. Dagegen 
ist es aber gewiss, dass er alle Stellen mit seinen Creatoren 
besetzte. Dies geschieht in allen absoluten Monarchien und 
als eine solche müssen wir das Land Oesterreich i. J. 1453 ansehen. 
Indess scheint auch die schon einmal erwähnte Maitresse, der 
Ulrich in blinder Leidenschaft ergeben war, die nächste Veran- 
lassung zu diesen Verschwendungen geboten zu haben; dies 
behaupten wenigstens die Feinde Ulrich's^^. Die Wiener hassten 
den Grafen besonders desshalb, weil er freche Eingriffe in das 
Heiligthum der Familie sich erlaubte^). Mag man in dieser 
Hinsicht immerhin übertrieben haben, so viel steht fest, dass 
ein Hauptzug im Charakter Ulrich's sowohl wie dessen Vaters, 
eine glühende Sinnlichkeit war, und dass den Rücksichtslosen, 
über alle Schranken der Convenienz und Sittlichkeit kühn sich 
hinwegsetzenden Grafen selbst die Bande der Ehe nicht ge- 
bindert haben, seine Lüste zu befriedigen. Er hätte später diese 
Uebergriffe beinahe mit dem Leben bezahlt. Sie sind jedenfalls 
hässliche Flecken am Charakter des genialen Fürsten, die Niemand 
wegznwaschen versuchen wird, doch darf man ihm desshalb 
nicht jede sittliche Basis absprechen. Ein Mensch, der so treu, 
so tief liebt, wie Ulrich jenes unwürdige Weib, kann nicht ganz 
verkommen sein, am Grunde seines Herzens musste doch ein 
edlerer Funken glimmen. Seine schlechte Erziehung, das Beispiel 
des Vaters waren Schuld daran, dass dieser Funke nicht zur 
hellen Flamme angefacht wurde. 

!!• Ladislaus trug nur den Titel eines Königs, war aber 
im Grunde genommen ein Diener seines Oheims. Gross ange- 
legte Naturen, die bedeutende Anlage und Energie mit etwas 
Lasterhaftigkeit zu einer interessanten Mischung verbinden, üben 
stets eine magische Gewalt auf kindliche Gemüther aus. Ladis- 
laus liebte den Grafen sehr, er fürchtete ihn nicht, denn sonst 
hätte er gejubelt, als Ulrich gestürzt wurde. Auch die Prin- 
zessin Elisabeth war dem Grafen sehr zugethan. Man überliess 
ihm am Hofe gerne die Regierung, denn er war ja ein Mitglied 
des königlichen Hauses, und hatte überdies noch die lästigen 
Stände dem Könige vom Halse geschafft. Ladislaus fand es 



74 

beqaemer unter der Leitung des Grafen, als unter der Vormund- 
schaft des knickerischen und rerdriesslichen Kaisers. Ulrich tfaat 
seinem Neffen wenigstens keinen Zwang im Privatleben an, wie 
Friedrich, ja er gab sich sogar Mühe, Ladislaus an eine freiere, 
frischere, freilich etwas lockere Lebensart zu gewöhnen. Wenn 
sich die ernste Natur des jungen Königs dazu auch nicht ver- 
stehen konnte, so erbitterte ihn hier doch nicht das strenge, 
kategorische „Muss^ seines Vormunds. 

Was der Graf v. Cilli mit seiner eigenthümlichen Erzie- 
hung des Königs erzwecken wollte, liegt nahe. Er wollte ihn 
in sinnlichen Freuden begraben, um dann desto ungestörter herr- 
schen zu können. Der Knabe Ladislaus mochte es gerne leiden, 
dass ein Anderer die Zügel der Regierung, die seiner zarten Hand 
entglitten, führte, aber wer konnte dafür bürgen, dass der Mann 
Ladislaus nicht einmal das Joch des Grafen lästig finden werde? 
Gegen eine solche Eventualität wollte sich Ulrich vorschützen, 
freilich auf eine unverantwortliche Weise. 

12. Die tägliche Lebensweise, wie sie der Graf Ulrich ein- 
führte, war folgende ^} : Morgens, sobald der König aufgestan- 
den, wurden ihm gesottene Nüsse und alter, griechischer Wein, 
Malicatico genannt, vorgesetzt, doch musste er früher gekostet 
werden, ob er nicht vergiftet sei. Hierauf ging Ladislaus zur 
Kirche und nach dem Schlüsse der Messe durch die Schaaren 
der versammelten Menschen in die Burg zurück, damit es nicht 
den Anschein hätte, er sei ebenso verschlossen und mürrisch, 
wie der Kaiser. Dem Rückgekehrten wurden gebratene Vögel, 
Gebackenes und inländische Weine vorgesetzt. Ladislaus nahm 
davon gewöhnlich nichts, oder doch nur sehr wenig, um nüchtern 
dem Rathe beiwohnen zu können. Unterdessen wurde das Diner 
zubereitet, es war reich und fett, und bestand wenigstens aus 
1 2 Gerichten. Die stärksten österreichischen Weine wm*den auf- 
getischt, Possenreisser, Parasiten, Zitherschläger und Sängerinnen 
wurden vorgelassen, sie sangen Schmählieder auf den Kaiser, 
und erhoben die Thaten Ulrichs v. Cilli, der überhaupt bestrebt 
war, den König in dem Glauben zu erhalten, er allein habe 
ihn befreit. Auf diese Weise kettete schon die Pflicht der 
Dankbarkeit Ladislaus an den Grafen. 



75 

Nach dem Diner schlief Ladislans gewöhnlich, jedoch nur 
karze Zeit. Wenn er aufgewacht, so wurde ihm ein erfrischender 
Trank, Aepfel oder Gonfect gereicht. Hierauf ging er in den 
Rath, oder ritt durch die Stadt und besuchte jene Frauen und 
Mädchen, die wegen ihrer Schönheit vorzüglich berühmt waren. 
Der Graf wird wohl früher, als feiner Kenner weiblicher Schön- 
heit, eine Auswahl getroffen haben. Das Souper dauerte meist 
bis in die späte Nacht hinein; bevor Ladislaus zu Bette ging, 
wurden ihm noch Wein und Aepfel vorgesetzt. Diese Lebens- 
weise wurde damals theils getadelt, theils gelobt, Sie bil- 
dete einen grellen Contrast zu der Tagesordnung Kaiser Frie- 
drich's, und dieser Contrast sollte Ladislaus reizen. Allein 
Ladislaus besass damals, also in seinem 14. Jahre, schon einen 
so ausgebildeten Charakter, dass diese Lockungen der Sinnlich- 
keit ihn nicht verderben konnten. Dies ist auch der einzige mil- 
dernde Umstand bei der Beurtheilung dieses Verfahrens Ulrich's 
von Cilli seinem Schutzbefohlenen gegenüber. 

13. Die Regierung des Cilliers nach aussen, Böhmen und 
Ungarn gegenüber, suchte vor allem den Frieden zu erhalten, und 
die beiden Länder fester an Oesterreich zu knüpfen. Es schwebte 
ihm dabei der Gedanke an eine Concentration des Reiches vor, 
da er mit seinem Streben nach Absolutismus auf das innigste 
zusammenhängte. Beide Ideen bezweckten die Zerstörung der 
ständischen Verfassung, denn diese stand dem Principe des 
Centralismus diametral entgegen. 

In diesem Bestreben wurde Ulrich von Niemandem unter- 
stützt, sondern zog sich dadurch nur Hass und Feindschaft zu. 
Sein späterer Sturz war dadurch nothwendig bedingt, aber es 
jgibt nur eine hohe Meinung von der geistigen Kraft des Grafen, 
wenn wir ihn allein einen Kampf mit einer Unzahl mächtiger 
Gegner aufnehmen sehen. 

So sehr Ulrich den ungarischen Generalcapitain hasste, 
so mnsste er doch die Ausführung seines Racheplanes vorläufig 
vertagen. Mit Gewalt war Huniady nichts anzuhaben, eben so 
wenig mit Intriguen, da dieser zu schlau war, als dass er gegen- 
über dem Grafen, den er am ein Königreich gebracht, nicht 
stets auf der Hut gewesen wäre. Vor der Hand mussten daher 



76 

beide Männer die RoHen von intimen Freanden spielen, so gut 
es eben ging. 

In Pressbarg kamen sie Anfangs Febrnar 1453 bei Gele- 
genheit der Anwesenheit des Königs daselbst zusammen ^). Von 
seiner Friedens-Politik gab hier Ulrich ein glänzendes Beispiel. 
Mit seiner Zustimmung — denn ohne diese handelte Ladislaus 
nicht — unterschrieb der König die ihm vorgelegten Artikel ^, 
die Vergebung von allem zu Gunsten Wladislaw*s Geschehenen, 
Widerruf der von diesem und der Königin Elisabeth gemachten 
Schenkungen, Bestätigung aller Erlässe Hnniady's während der 
Zeit seiner Regentschaft als Gubernator, den Befehl, alle Raub- 
schlösser niederzureissen, das Geraubte zurückzustellen, und das 
Verbot neuer Schätzungen, enthielten. Huniady erhielt bei die- 
ser Gelegenheit die Schlösser Georgen und Deva ^''). 

Ulrich trat vor seiner Abreise mit Huniady in geheime 
Unterhandlungen, die aber nur die Finanzfrage berührten. Letz- 
terer verpflichtete sich für den königlichen Hofhalt 24000, für 
den Ulrich aber 12000 Ducaten jährlich zu zahlen. Der ganze 
Handel war etwas schmutzig und warf auf Huniady ein schie- 
fes Licht, denn das Resultat dieser geheimen Unterhandlungen 
blieb nicht lange unbekannt, wenn auch Actenstücke dafür 
nicht vorlagen ^^. Indess zeigt sich hier, wie sehr Huniady den 
Gillier Grafen fürchtete und sich sogar nicht scheute ihn mit 
Geld zu gewinnen. Die Stände wurden desshalb nicht befragt, 
obwohl diese Summe aus den Landesmitteln floss. 

14. Indess musste Ulrich den König bald nach Wien zurück- 
fuhren, um ihn nicht allzusehr dem ungarischen Einflüsse preis- 
zugeben. Als Huniady sich darüber beschwerte, schob er die 
Schuld dem Eizinger zu, um diese beiden Männer zu entzweien ^. 
Es ist daher anzunehmen, dass Eizinger dem Generalcapitain 
sich näherte. Ulrich wusste eine Verständigung dieser Beiden als 
etwas für sein Interesse Gefährliches zu hintertreiben. Auch 
mag Eizinger schon damals gegen ihn intriguirt haben. Unzu- 
friedene Feinde des Grafen fand er in Menge, daher wandte 
Ulrich alles auf, um ihn beim Könige zu verdächtigen, und 
bald nach der Rückkehr nach Wien fiel die Ausschliessung 
Eizinger's aus dem königlichen Rathe. 



77 

In Wien erwarteten den König Briefe aus Böhmen, von 
denen einige ihn aufforderten^ schnell in das Land zu kommen, 
sonst sei zu befürchten, dass man einen andern König wählen 
werde, andere ihm jedoch davon abriethen ^®). Unter den letztern 
war der wichtigste, der von Johannes Smirzitzky. Seinem Inhalt 
nach lautete dieser Brief folgendermassen : „Komme so schnell 
als möglich in dein Reich, aber um zu herrschen, nicht um zu 
gehorchen. Nur, wenn du zwei Köpfe hast, von denen du den 
einen in Wien bei deinen Freunden zurücklassen kannst, um 
den andern der zweifelhaften Treue der Böhmen preiszugeben, 
kannst du ohne ileer das Land betreten ^^j/ Ladislaui^ 
übergab diesen Brief seinem Oheim, der ihn sogleich an Podie- 
brad sandte, denn mit diesem durfte er sich in keinem Falle ent- 
zweien. Smirzitzky wurde auf Antrag Podiebrad^s enthauptet ^'). 

lt. Obgleich der üillier eifrigst bemüht war, den König 
sobald als möglich nach Böhmen zu fQhren, um auch die Ange- 
legenheiten dieses Landes zu ordnen, und ein intimeres und 
freundlicheres Einvernehmen der Wiener Regierung mit den 
Böhmen herbei zu führen, so wurde die Abreise des Königs 
dennoch aus finanziellen Rücksichten aufgeschoben. Ulrich hatte 
zwar in Ungarn eine ausserordentliche Steuer ausgeschrieben, 
die aber von Seite dieser nicht bewilligt wurde ^^). Deshalb sah 
er sich zu einem Schritte genöthigt, zu dem ihn nur die äusserste 
Noth zwang, er wandte sich an die österreichischen Stände, die 
er bisher zurückgesetzt, beleidigt, in ihrer Stellung vernichtet 
hatte. Jetzt kam die Zeit der Rache; die erste Gelegenheit, die 
sich ihnen bot, ihre Macht wieder zur Geltung zu bringen, wuss- 
ten sie vortrefflich zu benützen. 

Die Seele dieser Bewegung, wie einst der Revolution gegen 
Kaiser Friedrich, war Eizinger. Dieser ehrgeizige und herrsch- 
süchtige Mann hatte gehofft, durch die Befreiung Ladislaus 
aus der Vormundschaft, den Einfluss, den er unter Albrecht 
dem IL besessen, wiederum zu erringen. Er hatte sich an die 
Spitze der ständischen Partei gestellt, um dieses zu erreichen, 
allein seine Hoffnung war nicht in Erfüllung gegangen. Ulrich 
y. Oilli hatte ihn verdrängt, die Stände unterdrückt, die Land- 
tage verboten^ ihm somit jede Gelegenheit, eine bedeutende 
Rolle im Staatsleben spielen zu können, geraubt; die Ausschlies* 



78 

sang ans dem königlichen Rathe gab der politischen Wirksam- 
keit Eizinger's den Todesstoss. Zum zweiten Male stellte er sich 
an die Spitze der Ständepartei, um gegen den Absolutismus 
des Grafen Ulrich zu Felde zu ziehen. Die beiden Principien 
mussten jetzt aufeinander stossen und die Folge wird lehren, 
welches den Sieg davon trug. 

16. Auf Eiziager's Anregung antworteten die Stände dem 
Grafen auf dessen Forderung: das Geld könne nur auf einem 
allgemeinen Landtage bewilligt werden **). Ulrich musste sich 
dazu entschliessen, und schrieb daher auf den 18. September 
einen Landtag nach Korneuburg aus ^^). 

Eizinger, der überzeugt war, dass der verhasste Graf jetzt 
gestürzt werden müsse, suchte inzwischen durch Vorbespre- 
chungen den Kreis seiner Gesinnungsgenossen zu erweitem und 
allenthalben Hass gegen den Grafen zu wecken. Die Rede, die 
ihm Aeneas Sylvius *•) bei dieser Gelegenheit in den Mund legte, 
ist allerdings nicht von ihm gehalten worden, gibt aber ein treff- 
liches Bild von der damaligen Stimmung gegen den Grafen. 
Eizinger soll demnach folgendermassen gesprochen haben: 

„Was sollen wir thun, Männer von Oesterreich? werden 
wir ewig die Handlanger des Gillier's bleiben? Haben wir darum 
das Joch des Kaisers abgeschüttelt, um dem Grafen zu dienen? 
Bei Gott! jener hat duldsamer, massiger geherrscht; jener war 
in Oesterreich geboren, entsprossen aus dem Blute unserer Für- 
sten und, wenn man die Wahrheit sagen darf^ der Herr unseres 
Herrn. Weil er uns aber despotischer, als unsere bisherigen 
Fürsten, regieren wollte, haben wir die Waffen ergriffen, seine 
Anführer zu Boden geschtnettert , und unsern König erobert. 
Dieser Fremdling (Graf Ulrich) aber, durch uns mit der Für- 
stenwürde bekleidet, will uns alle zu Sclaven machen. Gelten 
ihm etwas unsere Beschlüsse? Ohne unsere Einwilligung wurde 
der König nach Ungarn geführt, und nur die Gnade der Magna- 
ten liess ihn ungefährdet wieder zurückkehren. Ohne unser 
Vorwissen versprach der Graf das Gleiche den Böhmen. Alle 
ungarischen und böhmischen Angelegenheiten leitet einzig und 
allein der Graf, um seine Leidenschaften befriedigen zu können. 
Nicht zufrieden mit den Hilfsquellen zweier Königreiche, saugt 
er auch Oesterreich aus, denn wie viel erhält der königliche 



79 

Hof? Alles übrige fällt dem Grafen zu« Er hat eine grössere 
Dienerschaft als der König. Ich schweige von seiner Maitresse, 
die wie eine Königin geachtet wird, nnd deren Gemahl, einen 
unserer Mitbürger, o Wiener, er getödtet. Sein Palast ist 
voll von Räubern and Dirnen, unter denen er die königlichen 
Schätze ausstreut. Die Aemter, die Statthalterschaften, die 
kirchlichen Würden verkauft er. Wenn die gestohlenen öflfent- 
lichen Gelder nicht mehr ausreichen, streckt er nach dem Ver- 
mögen der Privaten seine Hände aus. Das Mass seiner Sünden 
ist heute voll, kein Zeitalter duldet, dass das Verbrechen unge- 
straft bleibe. Die Unschuld hat keine sichere Stätte mehr; Ver- 
brechen werden ohne Untersuchung gestraft; ist Jemand reich, 
so sieht er diess als eine Beleidigung der Majestät an. Niemand 
ist mehr seines Eigenthums sicher, eure Pferde, Diener, Kin- 
der, Gattinen sind nur dazu da, um die Gelüste des Grafen zu 
befriedigen, ihm ist alles erlaubt, er will nicht weniger als er 
kann. Nun verlangt er einen gesteigerten Aufwand der königlichen 
Hofhaltung, um nach Böhmen reisen zu können. Ich gestehe, 
die Forderung ist nicht ungerecht , wenn nur nicht Betrug dabei 
im Spiele wäre. Die Künste des Grafen haben mich vorsichtig 
gemacht. Für sich, nicht für den König, verlangt er das Geld, 
neue Hilfsmittel werden einen neuen Krieg gebären. Wenn wir 
unglücklich sind, kann er ruhig sein, sein Friede ist für uns Krieg. 
Unsere Nachlässigkeit hat ihn dreist gemacht. Ich schäme mich 
unserer Geduld; wenn wir Männer wären, so könnten wir leicht 
diesem Vorwurfe entgehen." 

„Bisher waren die Zusammenkünfte verboten, jetzt aber 
ist es uns gestattet, uns über das Wohl des Staates zu berath- 
schlagen. Spannt eure Thatkraft an, versammelt um euch eure 
Freunde, schaart euch um mich, ich werde entweder euch die 
Freiheit, oder mir den Tod geben. Vor allem scheint es mir 
angezeigt zu sein, dass man dem Könige das Geforderte nicht 
abschlage, dass man einige Vornehme wähle, die zum Könige 
gehen, und ihm die Lage des Landes auseinandersetzen sollen. 
Ich zweifle nicht, dass ihr mir dieses Amt übertragen werdet, 
und dass ich, wenn mir Gelegenheit geboten wird, vor dem Könige 
zu sprechen, den Grafen verdrängen werde. ** 



80 

Die Rede Eizinger's gefiel, man gelobte ihm mit Hand- 
schlag, nicht eher za ruhen, als bis Ulrich v. Gilli gestürzt sei. 

17. Dieser ahnte schon das Ungewitter, das sich über 
seinem Haupte zusammenzog, und unterliess daher keine Vor-* 
sichtsmassregel. Er umgab den König mit seinen Creaturen, 
damit nicht einer von Eizinger's Partei diesen allein sprechen 
könne, und vernichtete in der That so den Anschlag seiner Geg- 
ner, die aber noch ein anderes Mittel in der Reserve hatten. 

Der Landtag wurde am 18. September eröflfnet. Ulrich 
begleitete den König dahin, um den Verhandlungen beiznwoh-« 
neu. Auf diese Weise glaubte er sich gesichert. Er meinte, dass 
seine Feinde nicht die Kühnheit haben würden, ihre Anklagen 
ihm ins Gesicht zu schlendern, und baute, falls dieses doch 
geschehen sollte, auf die unbedingte Ergebenheit des Königs. 
Allein trotz aller seiner Vorsicht und Klugheit hatte er sich 
doch verrechnet. Kaum war der Landtag eröffnet, als Eizinger 
sich erhob und vom Könige in kurzen, feierlichen Worten for- 
derte, alle diejenigen, die nicht in Oesterreich geboren seien, 
sollten den Sitzungssaal sofort verlassen, denn die Stände hätten 
mit ihrem Könige wichtige Dinge zu besprechen. Alle standen 
auf und forderten dasselbe. Darauf war Ulrich nicht vorbereitet, 
er wnsste, dass dies ihm gelte, und um Gewaltthätigkeiten aus- 
zuweichen, begab er sich hinaus. 

Der König und die Stände waren nun allein, und Eizinger 
konnte ungehindert Lüge und Wahrheit durcheinander werfen. 
Seine Rede war energisch und drohend; die Verbrechen des Grafen 
wurden in grellen Farben geschildert und zum Schlüsse wurde mit 
einer neuen Revolution gedroht, falls der König sich nicht bewe- 
gen Hesse, Ulrich zu verbannen: „Wenn dii noch länger dem 
Grafen die Regierung überlässt, so werden die Oesterreicher 
gezwungen sein, das zu hassen, was sie so innig liebten, deine Ma- 
jestät zu verwünschen, denn die Natur fordert nicht, dass wir die- 
jenigen lieben sollen, von denen wir Böses empfangen.^ Ladislans 
sah sich gezwungen^ den Ständen zu versprechen, er werde ihren 
Willen erfüllen. Um aber den Verdacht, man habe über Ulrich 
gesprochen, einzuwiegen, wurde dieser in den Sitzungssaal beru- 
fen, und ihm hier erklärt, dass die ausserordentliche Steuer 
für die Krönungsfahrt nach Böhmen genehmigt sei. 



81 

18. Indess täaschte sich Ulrich über den Inhalt der gehei- 
men Sitzung nicht. In Wien f&rchtete er einen Aufstand, denn 
der dortige Magistrat war von dem Ergebniss des Landtages 
bereits in Kenntniss gesetzt, und wollteer daher den König bereden, 
sogleich nach Böhmen zu reisen. Dort ho£fte er an Podiebrad, 
dem er erst kürzlich durch die Uebersendung des Smirzitzky'- 
schen Briefes einen Dienst erwiesen hatte, einen Verbündeten 
zu finden, und im Vereine mit dem mächtigen Gubernator Böh- 
mens hatte er von den Oesterreichern nichts zu fürchten. Allein 
der König meinte, er müsse früher noch von den Wienern Ab- 
schied nehmen. Der Graf musste in diesem kritischen Augen- 
blicke Ladislans milder behandeln, und reiste daher noch an 
demselben Tage mit dem Könige nach Wien zurück. In derselben 
Nacht folgte ihm im Geheimen £izinger. Da dieser die fast 
dämonische Gewalt, die der Gillier über Ladislaus besass, kannte, 
und daher fürchten musste, dass der König sein Versprechen wieder 
zurücknehmen werde, so war er entschlossen einen Gewaltact 
auszuführen. Der Hilfe der Wiener durfte er versichert sein. 

Der König hatte sich am Abend des 27. September in 
die Burg zurückgezogen, der Graf war zu seiner Maitresse gegan- 
gen, da er von der Anwesenheit Eizinger*s in Wien nichts wusste. 
Dieser blieb nicht unthätig. In der Nacht berieth er sich bald mit 
dem Magistrate, bald mit den Vornehmsten seiner Anhänger, und 
vor Tagesanbruch legte er in das Augustiner- Kloster nächst 
der Burg tausend bewaffnete Bürger; eine ungefähr gleiche Anzahl 
Bewaffneter verbarg er an verschiedenen Orten ^^). 

Am frühen Morgen begab er sich mit seinem ganzen An- 
hange zum Könige, bevor dieser noch aufgestanden war. Die 
Räthe beglückwünschten den König, dass er endlich das Joch 
des Grafen abgeworfen habe. Ladislaus musste gute Miene zum 
bösen Spiele machen. Die Anhänger Eizinger*s hatten alle Aus- 
gänge in der Burg- besetzt, eine Menge bewaffneter Bürger stan- 
den im Hofe und hatten die Aufgabe, Niemanden von der Partei 
des Gillier's einzulassen. Auf solche Weise wollte Eizinger den 
König zwingen. Dass er die Absicht gehabt habe, den Grafen zu 
tödten, wie die Gillier Chronik behauptet, ist unwahrscheinlich. 

19. Zuerst kam der Lamberger, ein intimer Freund ülrich's, 
zur Burg, wurde aber vom Bruder Eizinger's zurückgewiesen, 

Supan, Ulrich v. Cilli. 6 



82 

und als er sich über diese Behandlang beklagte, von jenem 
mit rauhen Worten angefahren *•). 

Kurz darauf kam Ulrich selbst. Schon auf dem Wege 
zur Burg hatte er gehört, was vorgefallen sei, er wurde gewarnt, 
aber kühn und energisch, wie immer, wollte er es noch einmal 
versuchen, die Anschläge seiner Feinde zu nichte zu machen. 
Als er die Thür zum Gemache des Königs verschlossen fand, 
stless er so lange mit den Sporen gegen dieselbe, bis der König 
zu öffnen befahl. Ein banger Augenblick für LadislausI Hier 
sein Oheim, an den er mit den Banden der Verwandtschafti der 
Dankbarkeit, der Bewunderung, der Liebe gefesselt ist, dort 
Eizinger und sein Anhang, drohend, noch einmal die Fackel des 
Aufruhrs zu erheben , wenn der Graf nicht gestürzt werde. Es 
entstand allgemeines Schweigen. Schon sah Eizinger den König 
schwanken, als er im entscheidenden Augenblicke das Wort 
ergriff: „Wisset, dass von dieser Stunde an euch Reich und 
Palast verboten sind, geht, wohin ihr wollt. Femer dürft ihr 
weder den Titel eines Gubernators, noch den eines Mitgliedes 
der königlichen Familie führen. Dieses befahl mir der König, 
euch zu sagen. ^ 

Ulrich hörte sein Urtheil an, ohne die Miene zu verän- 
dern. Stolz erwiederte er nur, es sei unwürdig, dem Könige 
diese Worte aufzubürden, habe er doch dem Könige Albrecht, der 
Elisabeth mit grösster Treue gedient, für Ladislaus selbst sein 
Blut vergossen, ehe dieser geboren war. Die daraus entstandenen 
Kriege habe er beendigt, Ketten getragen, das Erbe verschwen- 
det, den Hass des Kaisers auf sich geladen, damit Ladislaus 
das Erbreich erhalten bliebe; er wisse, dass er einen gütigen 
König habe, der der empfangenen Wohlthaten eingedenk sei. 
Die obigen Worte aber stimmen mit dem Charakter des Königs 
nicht überein; Eizinger, der schon früher sein Feind gewesen sei, 
weil er die königlichen Güter nicht nach Gelüst ausplündern 
durfte, habe sie ausgedacht; er hoffe, dass der Hass seiner Feinde 
nicht mehr vermöge als seine Verdienste, und die Schlechtigkeit 
seiner Gegner nicht über die Güte des Königs den Sieg davontrage^ 

Ladislaus war sichtlich gerührt. Eizinger, der dies bemerkt, 
unterbrach die peinliche Stille: „Ich spreche jenes auf Befehl 
des Königs, er ist selbst zugegen und kann entscheiden. Ich 



83 

lYürde Verdientermassen gestraft werden, wenn ich euch, Graf, 
meinen, nicht den Willen des Königs auseinandergesetzt' hätte. 
Sage es endlich heraus, o gnädigster König, und lasse uns nicht 
länger im Zweifel;^ worauf dieser yerlegen und still ant- 
wortete: „auf meinen Befehl hat Eizinger gesprochen.'' 

Auf diese Worte hin verliess Ulrich das königliche Gemach, 
und eilte hinab in den Vorhof zu den dort versammelten Edel- 
leuten, setzte ihnen die ihm widerfahrene Schmach auseinander 
und forderte Hilfe, aber auch diese wandten sich lieber der aufstei- 
genden als der untergehenden Sonne zu. In seiner Angst ging er 
2a seiner Nichte, der Prinzessin Elisabeth, die er in Thränen fand 
Er fragte ob nirgends Hilfe zu finden sei, aber was konnte das 
arme Mädchen für ihren Oheim thuni 

20. Da Ulrich sah, dass nirgends Hilfe und Rettung zu 
finden sei, beschloss er sich in das Unvermeidliche zu fügen. 
Schweigend und verwirrt ritt er aus dem Burghof, nur von vier 
Rittern begleitet* Seine Dienerschaft war schon früher geflohen. 
Vor der Burg empfing ihn das erbitterte Volk mit Steinwürfen, 
eine unwürdige Behandlung für eine gefallene Grösse, vor der 
früher alles gezittert. . Nur dem Schutze Albrecht's v. Branden- 
burg hatte es Ulrich zu danken, dass er mit seinem Leben 
davon kam **). Wie es gewöhnlich geschieht, wurden nach die- 
ser Katastrophe Verleumdungen der gehässigsten Art gegen ihn 
ausgestreut. Ja es soll sogar eine Broschüre ^), worin er und 
seine Maitresse, die besonders verhasst gewesen zu sein scheint, 
verspottet wurden, verbreitet worden sein. 

Bis hieher reicht die erste Regierungsperiode Ulrich's von 
Cilli. Wie wir gesehen, ist diese besonders durch den Kampf 
mit den Ständen, durch das ausgesprochene Bestreben nach abso- 
luter Herrschaft charakterisirt. Sonst war seine Regierung in 
dieser Periode bei weitem gemässigter, als in der folgenden. Als 
Verfechter des Principes des Absolutismus ist Ulrich ein Vorläufer 
der Neuzeit. Im 16. Jahrhundert war jenes Princip überall zur 
Herrschaft gelangt; im 14. Jahrhundert war es noch zu unreif, zu 
verfrüht. Deshalb musste Ulrich auch fallen, aber bald werden 
wir den Grafen triumphirend über seine Feinde, unter dem Jubel 
des Volkes in Wien wieder einziehen sehen. 



6« 



IV. Buch. 

Ulrich in der Yerbannimg. Seine zweite Begierongs-Feriode* 
Sein Tod. (Vom 28. September 1453 bis 8. November 1456.) 



1. Mit der Verbannung Ulrich^s wurde der ständischen 
Reaction Thür und Thor geöffnet ^). Eizinger wnsste die Stelle 
des Grafen einzunehmen, und besetzte die wichtigsten Aemter 
mit Anhängern seiner Partei. Es kam nun die Zeit der Land-* 
tage^ zunächst der in Krems am 1. November 1453, wo bestimmt 
wurde, dass 12 Anwälte aus den Ständen die Regierung zu leiten 
hätten, bis Ladislans sein 20. Jahr vollendet. An die hier 
versammelten Stände schickte Ulrich v. Gilli von Krumau in 
Mähren aus, wohin er sich nach kurzem Aufenthalte in Berch- 
toldsdorf *) zurückgezogen hatte, eine Anklageschrift*) gegen 
Eizinger, die in Abschriften an die vier Stände vertheilt wurde. 
Sie ist datirt vom 25. Oktober und wurde durch ülrich's Die- 
ner Sigmund Sebriacher überbracht. Als Grund der Feindschaft 
zwischen Eizinger und dem Gillier wird darin angegeben, dass 
letzterer den König bewogen habe, ein Schloss, das Eizinger 
noch immer besetzt hielt, von diesem zu fordern. Ulrich konnte 
die eigentliche Ursache des Hasses Eizinger's gegen sich nicht 
nennen, da bei der damals noch in voller Kraft bestehenden 
ständischen Verfassung die Absicht, diese zu stürzen, die Ver- 
bannung des Grafen vollkommen gerechtfertigt hätte. 

In diesem Augenblicke vermochte die Anklage Eizinger und 
dessen Partei nicht zu stürzen^ so sehr sie der König auch hassen 
mochte und so wenig durch die Uebertragung der Regierung von 



85 

Ulrich auf Eizinger fftr das Land Oesterreieh auch gewonnen 
war. Die Wunden, ans denen es schon so lange blutete, konnte 
und wollte auch ein Eizinger nicht heilen. Auch das friche, poli-* 
tische Leben in Oesterreieh, das die erste Begierungsperiode des 
Gillier Grafen so sehr auszeichnet, wich seit dessen Verban- 
nung dem alten Schlendrian. Eizinger war wohl ein gediegener 
Finanzmann, aber noch immer kein Staatsmann. Er war eine 
kalt berechnende Natur, verband aber mit derselben nicht die 
Energie Ulrich's v. Gilli; nur wenn Hass ihn beseelte, handelte 
er rasch und kräftig. Daher kommt es auch, dass wir in der 
Geschichte der äusseren Politik Oesterreich*s damaliger Zeit sei* 
Den Namen selten oder gar nie genannt finden. 

2. Ladislaus fürchtete wohl die Macht und das Ansehen 
Eizinger^s, hasste ihn aber im Grunde seines Herzens. Der Zau- 
ber des Genies, der Ulrich umgab, mangelte Eizinger ganz und 
gar, er war eben weiter nichts, als ein trockener, verständiger 
Mann, dessen vornehmste Eigenschaft Habsucht war. Das hatte 
er schon als Huebmeister Königs Albrechts bewiesen und es 
war voraus zu sehen, dass er die Gelegenheit, zusammen zu 
scharren, die sich ihm jetzt wieder bot, nicht unbenutzt vor- 
übergehen lassen werde. In der That wurde sein Regiment in 
Folge seiner Habsucht auch bald verhasst. Ja wie Aeneas Syl- 
vius uns erzählt, soll er sogar durch Raub seine Leidenschaft 
zu befriedigen gesucht haben. Der zweite Umstand, der die Re- 
gierung Eizinger's dem Volke unerträglich machte, war der Nepo- 
tismus, der jenen bei der Besetzung der Aemter leitete. Dadurch 
musste er sich vor allem jene zu Feinden machen, die durch den 
Grafen Ulrich befördert worden waren, sodann diejenigen, die 
durch Verdienst oder Begabung Anspruch auf Aemter machen 
konnten. Freilich waren letztere auch unter Ulrich wenig oder 
gar nicht berücksichtigt worden, aber sie sehnten sich dennoch 
nach einer neuen Ordnung der Dinge, nach einem andern Regen- 
ten und sei es auch der despotische Graf von Gilli. Auch die 
Barone hassten Eizinger als Emporkömmling. Sie hatten sich in 
der Revolutionszeit von ihm abgewandt und an dem legitimen 
Herrn, König Friedrich, gehalten, und auch später, als sie die 
Revolution anerkennen mussten, um nicht selbst Rebelle zu 
werden, sich lieber an den altadeligen Reichsfürsten Ulrich von 



86 

Cilli angeschlossen, als an einen neugebäckmien Baron Eizinger, 
der noch keine Ahnen besass^). Die Böhmen and Ungarn igno- 
rirten das neue Regiment in Oesterreich vollständig. Da das 
ständische Princip mit dem Starze des Cillier's einmal zam 
Durchbruche gekommen war, so wollten auch die ausseröster- 
reichischen Stände sich geltend machen. Dies Streben zeigte sich 
in Ungarn und Böhmen. 

3. Der König war durch die Entfernung seines Oheims 
eben so wenig frei geworden, als er es früher gewesen; auch 
ganz natürlich, denn als dreizehnjähriger Knabe war er, ob- 
wohl früh reif und ziemlich charakterfest, allen Einflüssen leicht 
zugänglich, konnte er doch in den Qang der Staatsmaschine, 
in die Pflichten eines Herrschers, in die Bedürfnisse seinem Lan- 
des, dem er während der ganzen Zeit der Vormundschaft fremd 
geblieben war, nicht so eingeweiht sein, um nicht stets der An*- 
leitung erfahrener Männer zu bedürfen. Ausserhalb der öster- 
reichischen Grenzen durfte er sich wohl etwas selbstständiger 
bewegen, allein hierin zeigte sich gerade, dass er keinen politi- 
schen Tact, keine staatsmännische Routine besass, und wi^ 
segensreich Ulrich gewirkt hatte. Mit Böhmen hatte der gegeu 
religiöse Ueberzeugungen stets tolerante Graf ein friedliches Ein- 
verständniss herbeigeführt, welches Ladislaus durch sein schroffes, 
beleidigendes Auftreten gegen die Utraquisten, vor allen gegen 
den Prager Erzbischof Rokyczana, das geistliche Haupt dersel- 
ben, beinahe zerstört hätte*). Podiebrad war in seiner Würde 
als alleiniger Gubernator schon am 1. Mai 1453 bestätigt wor- 
den ®), also zu einer Zeit, wo Ulrich noch das Staatsruder lenkte, 
und dass der König nicht den Versuch machte, den hussitischen 
Gubernator zu stürzen, ist nicht so sehr sein Verdienst, als 
durch die politische Sachlage erzwungen, 

4. Graf Ulrich war inzwischen auf seine Stammgüter nach 
Cilli zurückgekehrt. Er war so glücklich, seinen greisen Vater 
noch am Leben zu finden. Dieser hatte an dem Ruhme und der 
Macht seines Sohnes während dessen Regierungszeit den innig- 
sten Antheil genommen und war so erzürnt, als er den Sturz 
Ulrich's vernahm, dass er die Burgen Lemberg und Rabensberg, 
die dem Ulrich v. Schaumburg, einem Freunde Eizinger's, gehör- 
ten, überfiel und zerstöxte '). 



87 

Ulrich bot alles auf, um seine verlorne Stelle wieder zu 
erlangen. Es musste diesem dem Höchsten zustrebenden Manne 
allerdings schwer ankommen, der Machtfülle, die er besass, plötz- 
lich entsagen zu müssen. Allerdings hätte er auch in seinem 
Gebiete, das von Steiermark bis zur bosnischen Grenze reichte, 
ein genug grosses Feld für seinen Thatendrang finden können, 
aber auch dieser Schauplatz war ihm zu beschränkt. Er war 
seinem ganzen Wesen nach nur zu einem despotischen Herr- 
scher, nicht zu einem liebenden Vater seiner Unterthanen beru- 
fen. Ihm schien es, dass er nur dann leben könne, wenn ihm in 
der grossen politischen Welt eine hervorragende Rolle zugethcilt 
war. Was galt ihm das Blut und der Schweiss seiner Unter- 
thanen, wenn nur er gross, wenn nur er mächtig dadurch wurde! 

Da seine Anklageschrift gegen Eizinger, die er an den 
Kremser Landtag eingeschickt hatte, ohne Erfolg geblieben war? 
so hatte er sich nach Böhmen zum Krönungsfeste begeben, um 
hier mit Ladislaus zusammen zu treffen. Es war ihm nicht gelun- 
gen. Er wandte sich hierauf an seinen geschwornen Feind, den 
Kaiser ^), bat ihn mit geheuchelter Reue um Vergebung, ja 
vermass sich sogar, ihm die Herrschaft über Oesterreich zu ver- 
sprechen. Allerdings war dies blos ein Köder und wäre eben nur 
Versprechen geblieben, aber er baute dabei auf die Habsucht 
des Kaisers. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, Frie- 
drich warf dem Grafen Treubruch vor, und verlangte als Zeichen 
wahrer Reue die Uebergabe der Cilli'schen Besitzungen, worauf 
Ulrich nicht eingehen konnte. Er wandte hierauf seine Angen 
nach Venedig, welches eben mit Franz Sforza im Kriege stand, 
und von diesem haxt bedrängt wurde. Er versprach der Republik 
gegen angemessenen Sold mit böhmischen Söldnern zu Hilfe zu 
kommen, allein die Venetianer wiesen diesen Antrag zurück, 
weil die Truppen zu ferne und der Sold zu hoch war ®). Er 
ging mit Sigmund von Tirol und dem Grafen v. Görz ein Bund- 
niss wegen des ortenburgischen Gebietes ein, aber auch das konnte 
ihm wenig helfen ^®). 

Ueberall abgewiesen, beschloss er mit den Waffen in der 
Hand mit der Wiener Regierung in Unterhandlungen zu treten Es 
blieb aber nicht lange verborgen, wem seine Rüstungen galten, und 
die Stände Oesterreich's ob der Enns wurden zur Wachsamkeit gegen 



88 

den Grafen aufgefordert**). Er gab daher seinen Entschluss auf, 
da der Krieg einen sehr zweifelhaften Erfolg haben konnte, und 
eine verlorne Schlacht die Rückkehr nach Oesterreich ihm ganz 
und gar verschlossen hätte. Er wandte seine Streitmacht 
gegen Kroatien, während Huntady gegen die Türken beschäftigt 
war* Allein dieser eilte ihm entgegen und schlug ihn am 13. Juli 
1454; aber kaum hatte der Generalcapitain diB Donau wiederum 
übersetzt, als Ulrich von neuem in Kroatien einfiel, und das 
Schloss Ostrovice nahm **). 

5. In Oesterreich hatte sich das ständische Regiment, vor 
allem Eizinger, aus eben erwähnten Gründen verhasst gemacht. 
Auch Ladislaus sehnte sich nach seinem Oheime. Ulrich benützte 
diese günstige Gelegenheit und knüpfte mit den Unzufriedenen, 
besonders mit dem hohen Adel, Verbindungen an. Der grosse 
Schatz, den er nach dem Tode seines Vaters entdeckt hatte *3), 
kam ihm dabei trefflich zu statten. Es bedurfte nur geringer 
Thätigkeit von Seiten des Gilli'schen Anhanges, um Ladislaus 
zu bewegen, Ulrich zurück zu berufen. 

Ende Februar, oder Anfangs März **) 1455 fand der feier- 
liche Einzug des Grafen in Wien statt. Vor kaum zwei Jahren 
war er verlassen von allen, nur von vier Getreuen begleitet, 
gedemüthigt von dem triumphirenden Feinde, gehöhnt vom wü- 
thenden Volke, unter Lebensgefahren aus dieser Stadt geflohen. 
Wie seltsam hatte sich das Alles geändert! Jetzt nahte er der 
Stadt, von tausend geschmückten Reitern umgeben, der König 
empfing ihn vor dem Kärnthnerthore, umrauscht von dem Jubel 
des Volkes, an der Seite seines* königlichen Neffen betrat er 
das festlich geschmückte Wien. 

Um diese Zeit verliess Eizinger, um den Triumph des ver- 
hassten Grafen nicht mitansehen zu müssen, mit seinen Freunden 
Wien und zog sich in freiwilliger Verbannung auf seine Güter 
zurück. Dem Grafen Hess er sagen, er bewundere ihn und über- 
lasse ihm gerne die Regierung, er sei müde des Hoflebens und 
danke Gott, dass er in seine frühere bescheidene Stellung zurück- 
kehren dürfe, seiner Ehre sei genug gethan, mehr verlange er 
nicht. Die alte Fabel vom Fuchse und den sauren Trauben! Ulrich 
meinte, Eizinger habe sehr klug gehandelt, denn ihn hätte ein 
peinlicher Process und ein grausamer Tod erwartet, weun er 



89 

Yiicht freiwilig den Schauplatz verlassen hätte. So erzählt wenig- 
stens Aeneas Sylvias ^^). Uebrigens blieb Eizinger auch in seiner 
Znrückgezogenheit den politischen Tagesfragen zugekehrt und 
harrte stets auf den günstigen Moment, um seinen frühem Ein- 
flass wieder zurückzuerobern. 

Graf Ulrich wurde in seine frühem Aemter und Wurden 
wieder eingesetzt; dass damit die ständische Reaction vernichtet 
wurde und dem absoluten Herrscherthum Platz machen musste, 
versteht sich von selbst. Doch war diese zweite Regiernngs- 
Periode Ulrich's bei Weitem nicht so gemässigt, als die erste. 
Die Katastrophe vom 18. September 1453 hatte in ihm die Uebei^- 
zeugung wachgerufen, dass nur eiserne Energie, nur tyrannische 
Gewalt ihn auf der Höhe des Lebens erhalten könne. Er glaubte, 
alle Feinde vernichten zu müssen, um nicht selbst vernichtet 
zu werden. Ueberdies rückte er dem Greisenalter immer näher, 
obwohl seine jugendliche Thatkraft ungeschwächt erhalten blieb, 
aber er hatte das Höchste noch nicht erreicht. Mit fieberhafter 
Ungeduld eilte er den lichtesten Sonnenhöhen des Ruhmes zu 
und kaum waren diese erreicht, stürzte er in den Abgrund. 

Dieser streng despotische Charakterzug der zweiten Re- 
gierungsperiode Ulrich's trat vor allem in seinem Verfahren 
gegen Huniady an den Tag. Dieser Mann musste gestürzt wer- 
den. Es ist nicht der Neid, der Ulrich gegen den ungarischen 
Helden so feindselig stimmte, sondern der heisse Drang nach Rache, 
vielleicht auch der dunkle Gedanke an eine feste Centralisation 
der Erbländer Ladislaus'. 

6. Da Huniady's Macht auf zu festen Füssen stand, beschloss 
der Graf auf Schleichwegen sein Ziel zu erreichen. Huniady geber- 
dete sich in der That wie ein unumschränkter Herrscher, und 
dies gab einen Anhaltspunkt zu weitern Verdächtigungen. Alte 
Gerüchte, von Huniady's Feinden schon früher ausgestreut, wurden 
wieder aufgefrischt, so widersinnig sie auch klangen, und durch 
solche unwürdige Mittel brachte Ulrich seinen königlichen Neffen 
zuletzt zu dem Glauben, der ungarische Generalcapitain sei in 
der That der gefährlichste Feind der Wiener Regierung. Ladis- 
laus gab seine Zustimmung zu Huniady 's Verderben und überliess 
seinem Oheim die Wahl der Mittel. 



90 

In dieser Absicht wurde Hnniady nach Wien berufen, hier 
sollte er gefangen genommen und ihm der Process gemacht wer- 
den. Dieser war aber von dem Plane bereits unterrichtet und 
antwortete auf das königliche Schreiben, er sei nicht verpflich- 
tet ausserhalb des Reiches irgendwo zu erscheinen; in Ungarn 
werde er dem Könige in Allem gehorchen. 

Er wusste wohl, dass seine Feinde es nicht wagen würden, 
in seinem Lande ihm Gewalt anzuthun. Hierauf kamen die Grafen 
Ulrich V. Cilli, Magdeburg und Schaumberg, und der Herr v. 
Wallsee nach Kitsee in Ungarn und beriefen Huniady dahin, 
unter dem Verwände, sie hätten mit ihm Wichtiges zu bespre- 
chen. Der Generalcapitain erschien mit 2000 Reitern und ver- 
langte eine Unterredung auf offenem Felde. Der Graf hiess ihn 
in die Stadt kommen^ indem er ihm sagen Hess, er sei hier als 
Vertreter des Königs und desshalb gezieme es Huniady als 
Unterthan des Königs zu ihm zu kommen, während dieser meinte, 
die Gesandten ständen nicht höher, als der, an den sie gesandt 
seien, übrigens könne er mit dem Grafen in keinem befestigten 
Orte zusammen kommen, wenn nicht die Hälfte der Besatzung 
aus Ungarn bestände. 

Da auch dieser Plan an der Klugheit des Generalcapitains 
scheiterte, so galt es ihn sorglos zu machen. Man berief ihn 
nach Wien und verhiess ihm königliche Geleitsbriefe. Huniady Hess 
sich bethören und erschien vor Wien. Etwa 8000 Schritte vor 
der Stadt blieb er stehen und wartete auf die Geleitsbriefe. 
Lamberger kam zu ihm und verkündete ihm, der König komme 
ihm mit grossem Gefolge entgegen, mit diesem Graf Ulrich mit 
den Geleitsbriefen. Huniady zog darauf hin etwa 4000 Schritte 
weiter und erwartete auf einer Villa den König. Ulrich erschien mit 
40 Reitern. Auf die Frage wo der König sei, antwortete er: „Der 
König erwartet Dich der Hitze wegen bei jenem Obst- und Wein- 
garten,*' — „und die Geleitsbriefe ?** — „Hat Ladislaus bei sich.*^ 
Da durchschaute Huniady den Plan des Grafen, zum Lamberger 
gewandt, sagte er: „Du hast mich belogen," worauf dieser ver- 
legen auf den Grafen wies. Zu diesem sprach Huniady: „So glaubst 
Du mit mir zu spielen. Es gelüstet dich mich zu verderben. Was 
hindert mich Rache an dir zu nehmen? nur die Ehrfurcht vor 
dem König hält mich davon ab. Ihm schenke ich dein Leben, 



m 

nicht dir ^*).^ Dieser Bericht ist aber mit einer so auffallenden 
Gehässigkeit gegen den Grafen geschrieben, dass wir uns 
scheuen, ihn auf Treu und Glauben anzunehmen. Natürlich 
müssen wir daher auch auf eine Darstellung des eigentlichen 
Sachverhalts verzichten. 

7. Da der Graf einsah, dass dem Huniady auf keine Weise 
beizukommen sei, fand er es gerathen^ mit ihm sich zu verglei- 
chen. Auch Ladislaus bewog er dazu. Der Friede zwischen Huniady 
und dem Könige bestimmte, dass der Sohn des ersieren, Mathias, 
als Geisel, und mehrere feste Plätze, die bisher der General- 
capitain besetzt gehalten, Ladislaus ausgeliefert werden sollten ^^). 
Am 4. August verband sich Huniady mit dem Grafen zum gegen- 
seitigen Schutze ihrer Herrschaften. Diesen Frieden sollte eine 
Familien-Verbindung besiegeln. Ulrich's Tochter Elisabeth wurde 
nämlich mit Ladislaus Huniady verlobt ^^). Beide Männer waren 
eben gegenseitig von ihrer Wichtigkeit zu sehr überzeugt, als 
dass sie sich länger auf unnütze Weise hätten befeinden sollen. 

Unklar in Folge des gänzlichen Mangels an urkundlichen 
Belegen ist das Verhalten Ulrich's v. Cilli dem Kaiser gegen- 
über. Es gab damals eine starke Partei im deutschen Reiche 
gegen Friedrich, an deren Spitze die Witteisbacher standen. 
^ Diese gingen mit dem Plane um, den Kaiser durch die Wahl 
eines Goadjutors nicht so sehr seiner Würde als vielmehr seiner 
Macht zu entkleiden. Erzherzog Albrecht, der, wie bekannt, 
Init seinem kaiserlichen Bruder niemals auf gutem Fusse stand, 
mag sich mit der Hoffnung geschmeichelt haben, selbst zum Goad- 
jutor gewählt zu werden. Von einer förmlichen Absetzung Frie- 
drich's als römischer Kaiser kann wohl keine Rede gewesen 
sein. Albrecht war es nur darum zu thun, seinen Bruder aus 
dessen Erblanden herauszudrängen, und dass Ulrich dazu die 
Hand geboten, ist leicht begreiflich. Wie weit diese Pläne gingen, 
wissen wir leider nicht, und dass Ulrich dabei ehrgeizige und 
rachesüchtige Absicht verfolgte, ist eine Hypothese, für deren 
Glaubwürdigkeit eben nur die subjective Ueberzeugung eintritt. 
Wohl aber ersehen wir aus Urkunden, dass sich Ladislaus damals 
mit Kaiser Friedlich überwerfen hatte. Wahrscheinlich auf Anre- 
gung Ulrich's erhob der König erneuerte Ansprüche an den 
Kaiser aus der. Zeit der Vormundschaft her ^^). Bischof Ulrich 



92 

von Passau, Markgraf Albrecht von Brandenbürg, Jakob Drugsess, 
Rath Erzherzog Albrechts, and Hilbrand von Ainsideln, Ober-« 
marschall Herzog Friedrich's von Sachsen, setzten als Bevoll- 
mächtigte fest, Ulrich von Gilli and Markgraf Albrecht sollten 
die beiderseitigen Geldforderungen bis 11. November 1455 ordnen, 
das Schloss Ort stehe dem Könige za, und alle Fehden sollten 
aufhören^. Letzterer Passus scheint auf thatsächliche Feind- 
seligkeiten zwischen dem Könige und dem Kaiser hinzuweisen, 
welche Annahme durch ein urkundliches Bündniss zwischen Ladis- 
laus, Grafen Ulrich und Herzog Sigmund von Tirol gegen Kaiser 
Friedrich an Wahrscheinlichkeit gewinnt*^). 

Durch die Uebergabe der Sache an die genannten Schieds- 
richter wurde der Abschluss nur verzögert, und an ein friedliches 
Abkommen war gar nicht zu denken, da der Kaiser nicht gewillt 
war, den Grafen Ulrich in den Frieden einznschliessen. Bei diesem 
Umstände durften die Friedensvorschläge des Kaisers niemals 
auf die Bestätigung Ladislaus* hoffen. 

8. Dies im Kurzen über das Verhalten des Gillier Grafen 
gegen Friedrich HI. Eine grössere Bedeutung darf man die- 
sen allerdings feindseligen Schritten Ulrich^s gegen den Kaiser 
nicht beilegen, konnte es jenem doch gleichgiltig sein, wer auf 
dem römischen Throne sass, ja dem Grafen musste ein Herr- 
scher von der trägen Natur Friedrich's nur erwünschter sein, als 
z. B« Albrecht, der bei weitem energischer war als sein Bruder. 
Friedrich legte dem Wirken Ulrich*s in den Ländern Ladislaus* 
keine Hindemisse in den Weg, und dieser war zu sehr Politiker, 
als dass Eingebungen gekränkter Ehre und leidenschaftlicher 
Rachsucht seinen klaren staatsmännischen Blick getrübt hätten. 
Und überdies hatte er sich grössere Aufgaben gesetzt, die seine 
ganze Kraft in Anspruch nahmen. 

In Oesterreich waren die Stände wohl wiederum von der 
Theilnahme an der Regierung verdrängt worden, aber er scheint 
sie dennoch gelinder behandelt zu haben, als in den Jahren 
1452 und 1453, wenigstens beweist uns dies die Bemerkung 
des Aeneas Sylvius, dass sich Eizinger auch nach der Rückkunft 
des Grafen noch immer mit Politik beschäftigt habe. Dass damit 
nur die innere Politik gemeint sein kann, liegt auf der Hand, 
da wir ihn niemals nach Aussen hin thätig sahen. Wohl richtete 



93 

aber Graf Ulrich seine Blicke vorzüglich auf die Vorgänge in 
Ungarn, nnd dies mag ihn gehindert haben, gegen die öster- 
reichischen Stände mit jener eisernen Strenge aufzutreten, wie 
früher. Ungaum in einen engern Verband mit Oesterreich zu ziehen, 
war jetzt der Hauptzielpunkt seiner Bestrebungen, der vornehmste 
Charakterzug seiner zweiten Regierungsperiode« 

Ueber die politische Thätigkeit Eizinger's in dieser Periode 
wissen wir nichts näheres, so viel ist gewiss^ dass er gegen die 
Regierung Ulrich's wenigstens direct nicht mehr auftrat; die 
geistige Grösse des Gillier Grafen musste ihm imponiren. Dieser 
aber hatte den mächtigen Eizinger noch immer zu fürchten, und 
die Katastrophe vom 18. September 1453 lehrte ihn vorsich- 
tiger sein. Zudem War ihm Eizinger, ferne dem eigentlichen 
Sitze der Regierung^ weniger gefährlich als in Wien selbst. 

9, Inzwischen war die Türkengefahr immer näher gerückt. 
Die südslavischen Fürsten und die Ungarn waren dadurch vor 
Allen bedroht. Man rief die Kurfürsten, alle Reichsstände '^, 
den Kaiser ^^), den Pabst und vor Allen aber die Wiener 
Regierung um Hilfe an. Von Deutschland war nichts zu hoffen, 
der Kaiser war selbst durch die Nachrichten von der immer 
wachsenden Macht der Osmanen aus seiner trägen Ruhe nicht 
aufzuschrecken, der Pabst, damals Galixtus III., sandte wohl 
siebzehn Dreiruderer, den schon einmal erwähnten Capistrano 
und den Cardinal St. Angeli nach Ungarn, um ein Kreuzheer aus- 
zurüsten **), aber Ungarn war zu sehr von Parteiungen zer- 
rissen, als dass es zu einem gemeinschaftlichen Widerstände 
gegen den gemeinschaftlichen Feind sich hätte aufraffen können. 
Die Wiener Regierung endlich wusste selbst nicht, welche Politik 
sie in diesem kritischen Moment einschlagen sollte; einerseits 
konnte sie das Land den Osmanen nicht preisgeben, anderer- 
seits erlangte Huniady durch einen Krieg gegen den Erbfeind 
eine Macht fülle, die ihm Ulrich nicht überlassen konnte, da sie 
für diesen selbst hätte gefahrbringend werden können. Ueberdiess 
war damals — am Anfange des Jahres 1456 — , der König mit 
dem Generalcapitain noch nicht ausgesöhnt, der Vertrag, der 
oben erwähnt wurde, noch nicht abgeschlossen. 

Daher mussten vorerst diese Differenzen ausgeglichen 
werden, ehe die geeigneten Massregeln zur Abwendung der Tür- 



94 

kengefahr getroffen werden konnten. Za dem Zwecke versprach 
Graf Ulrich den ungarischen Gesandten, der König und er selbst 
würden baldmöglichst nach Ofen kommen, dort könne man das 
Weitere besprechen. 

Dlrich hielt sein Versprechen ; er setzte alle Rachegedan- 
ken, alle ehrgeizigen Pläne bei Seite, um Ungarn seinem König 
za erhalten. Um im Bücken gesichert zu sein, wurde eine Ein- 
ladung an Eizinger, mit bewaffneten Leuten den König zu begleiten, 
erlassen^). Wahrscheinlich regte sich damals der gefürchtete 
Gegner des Gillier Grafen wiederum, um während der Abwesen- 
heit des König's und Ulrich^s in Ungarn im Trüben zu fischen. 
Er lehnte diese Einladung ab und blieb in Oesterreich. 

1#. Die Reise ging von Wien nach Pressburg und von da 
nach Ofen, wo der König und der Graf feierlich empfangen 
wurden^*). Huniady wurde dahin berufen, und erschien mit siche- 
rem Geleite ^'^). Er wurde gnädig empfangen und söhnte sich mit 
dem Könige aas. Auch mit Grafen Ulrich schloss er, im Vereine 
mit seinem Sohne Ladislaus, am 31\ März 1456 ein erneuertes 
Schutz- und Trutzbündniss, dem auch der Bischof Johannes von 
Warasdin, der Palatin Ladislaus Gara, der siebenbürgische 
Wojwode Ujlak, der Judex curiae Ladislaus de Palocz und 
Ulrich's Freund und Rathgeber Friedrich Lamberger beitraten**) 
Es schien, als ob alle Differenzen aasgeglichen wären, um die 
ganze Kraft der Nation gegen die Osmanen aufzubieten, und 
doch zeigte es sich wenige Monate später, wie alle diese Mag- 
naten trotz des Bündnisses vom 31. März, das sie unterzeichnet 
hatten, mit dem blutigen Gedanken an den Untergang des Grafen 
umgingen. 

Die Gleichgiltigkeit der Ungarn, die sich trotz Gapistrano*s 
gluthrollen Reden, trotz Huniady's dringenden Aufforderungen 
und Anstrengungen zu keinem energischen Auftreten gegen die 
immer näher rückenden Osmanen verstehen wollten, wurde durch 
die Nachricht, Sultan Mahomed habe Novobrdo mit den reichen 
Silbergruben eingenommen in Furcht und unmännliche Angst ver- 
wandelt. Nur Huniady, der im Kampfe ergraute Held, zeigte 
sich auch jetzt wiederum als der Schild seines Vaterlandes. 
Sein Feaereifer riss endlich auch die Unthätigen und Verzagten 
mit sich fort. Man bat den König, er möge während des Kampfes 



95 

in Ofen bleiben, um durch seine Anwesenseit den Math seines 
Volkes zn stärken und zu erheben. 

Während Huniady mit seinem Heere gegen den Feind zog^ 
fährte Ulrich den König anter dem Vorwande einer Jagd heim- 
lich von Ofen nach Wien ^). Dies hatte die schlimmsten Folgen ; 
die Kreuzfahrer, die sich in Ofen gesammelt hatten, stoben aus- 
einander, ohne Huniady Hilfe zu leisten, und so sah sich dieser 
nur auf eine geringe Trnppenzahl beschränkt. Welche Beweg- 
gründe den Grafen bei diesem Schritte geleitet, ist nicht genau 
zu bestimmen, da uns gegründete Andeutungen darüber in den 
Quellen fehlen. Möglicherweise hatte der Graf eine ständische 
Bewegung in Gestenreich zu fürchten, die nur durch seine und 
des Königs Anwesenheit in Wien erstickt werden konnte. Diese 
Hypothese würde auch mit der Zusammenkunft Ulrich's mit 
Podiebrad im mährischen Dorfe Treschkwitz, wobei sie ihr im 
Jahre 1453 abgeschlossenes Schutz- und Trutzbündniss erneuer- 
ten und ihre Macht sich gegenseitig garantirten ^), zusanunen- 
hängen. Man würde aber fehl gehen, wenn man glaubte^ 
Ulrich habe durch die Entführung des Königs aus Ofen Huniady 
verderben wollen. Dies stände im stricten Widerspruche mit 
Reinem frühern Verhalten gegenüber der Türkengefahr, wie 
überhaupt die Besetzung Ungarns durch die Türken seinen Plan 
vernichtet haben würde. 

11. Der Krieg mit den Osmanen wurde durch den glän- 
zenden Sieg Huniady^s b^i Belgrad ^^3 beendigt, worauf bald 
der Tod des glorreichen Siegers folgte. Huniady starb am 11. 
Augast 1456 zu Semlin an einer Lagerseuche ^^3. Mit ihm fiel 
die letzte Schranke, die den Grafen v. Gilli von seinem hohen 
Ziele trennte. Huniady war in der That ein grosser Mann, seine 
Nation blickte bewundernd zu ihm hinauf und ein Angriff auf 
seine Person wäre als ein Angriff auf die ganze Nation ange« 
sehen worden. Wäre es dem Grafen Ulrich auch wirklich ge- 
lungen, Huniady zu stürzen, so hätte er trotzdem sein Ziel 
nicht erreicht, das ganze ungarische Volk wäre wie Ein Mann 
gegen den Mörder seines Helden aufgestanden. Dies konnte einem 
so scharfsichtigen Politiker, wie Ulrich, nicht entgangen sein; 
daher das letzte Bündniss mit dem Generalcapitain, das alle 
frühern Feindseligkeiten vergessen machen sollte« 



96 

Kaum hatte der Cillier die Nachricht vom Tode Haniady's 
erhalten, als er sogleich den König bewog, nach Ungarn zu zie- 
hen ^). Es musste rasch gehandelt werden. Die Türken waren 
durch die Niederlage bei Belgrad momentan besiegt, aber bei 
weitem noch nicht überwunden. Ein frisches Heer, begierig, die 
Schmach der Brüder zu rächen, war zu erwarten. Wenn die 
Gefahr an die Thür klopft, muss im Hanse alles geordnet sein» 
Ungarn war durch den Tod Huniady's den grössten Verwirrungen 
preisgegeben. Zwar hatte dieser bei seinen Lebzeiten auch viele 
Feinde gehabt, aber seine Kraft und Energie wusste sie in den 
Schranken zu halten, und seine untadelige Verwaltung benahm 
ihnen jeden Vorwand zu Feindseligkeiten. Jetzt war es anders. 
Ladislaus besass keinen Funken von dem hohen Geiste seines 
Vaters, sein Bruder Mathias war zu jung, als dass er eine Rolle 
in der politischen Welt hätte spielen können. Es war zu befurch- 
ten, dass die antihuniadysche Partei ihr Haupt wiederum erhe- 
ben werde und ein Bürgerkrieg hätte den Türken erwünschten 
Vorschub geleistet. Der König endlich war geradezu unfähig, 
um in einem von Parteiungen zerrissenen Lande Ruhe und Ord- 
nung herzustellen. 

12« Aber ein Mann war noch übrig, der seiner Natur nach 
dazu bestimmt war, mit kräftiger Hand diese Parteien nieder- 
zuhalten, und nach Vollendung dieses Werkes die geeinigte Nation 
gegen den Erbfeind der Christenheit zu führen. Dieser Mann 
war Ulrich v. Gilli. Er hatte seine Aufgabe erkannt und setzte 
nun alle Hebel zur Lösung derselben in Bewegung. Nur Schade, 
dass er hierin zu rasch, zu überstürzt verfuhr. 

Die Intriguen der Huniady'schen Partei, die Verwirrung im 
Lande, die drohende Türkengefahr, mit einem Worte die Lage der 
Dinge drängte ihn dazu, aber er hätte doch die gewöhnlichsten Vor- 
sichtsmassregeln nicht ausser Acht lassen sollen. Es scheint fast, 
als ob die Klarheit seines Blickes durch die Freude, nun bald den 
Traum seines Ehrgeizes erfüllt zu sehen, getrübt worden wäre. 

König Ladislaus hatte sich bereits am 26. August 1456 
zu Schiff nach Ungarn begeben, mit ihm Herzog Otto von 
Baiern, die Liechtensteiner, Johann von Rosenberg mit reisigem 
Volke**), und eine Schaar deutscher Ejreuzfahrer. Ulrich eilte 
ihm erst später nach. 



97 

Die Haniady'sche Partei, LadiRlans Ilaniady und deAsen 
Oheim Michael Szilagyi an der Spitze, war unterdessen nicht 
unthätig gewesen. Sie wasste oder ahnte wenigstens^ dass Ulrich 
von Gilli, ihr geschworener Feind, mit dem Plane umgehe, die 
Regierung in Ungarn an sich zu reissen, und wollte sich daher 
eines festen Platzes versichern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass 
sie zu offenem Kampfe entschlossen waren^ falls sich ihre Be- 
f&rchtungen bezüglich des Gillier Grafen bestätigen sollten. Ob 
sie aber schon damals den Gedanken gefasst, Ulrich aus dem 
Wege zu räumen, ist eine Frage, die sich nicht mit Bestimmt- 
heit beantworten lässt. 

Ulrich hatte von den Umtrieben seiner Gegner bereits 
Kenntnis» erhalten, und suchte den König, dessen Souveränitäts- 
rechte durch die eigenmächtige Befestigung von Belgrad ja auch 
verletzt wurden, zu energischen Gegenmassregeln zu bewegen. 
Ladislaus verlangte von Huniady's Sohne und Szilagyi urkund- 
liche Zusicherung der Oeffnungr der Festung, worauf diese ihm 
nur ihren steten Gehorsam versicherten und dadurch den Ver- 
dacht des Verrathes nur noch mehr bestärkten *^)* 

13. Dieser Umstand trieb Ulrich zu raschem Handeln an. 
Auf dem Landtage zu Futtak wurde der Graf zum Statthalter, 
Nikolaus v. üjlak zum Oberfeldherm des Königreiches ernannt« 
Ersterer adoptirte Ladislaus Huniady *"). Dadurch hoffte er die 
Huniady'sche Partei zu gewinnen, einem Bürgerkriege vorzubeugen, 
und die ganze Kraft der Nation für den Kampf gegen die Türken 
aufzubewahren. Gegen diese wurde auf eben demselben Landtage 
der Krieg beschlossen. Dem Grafen kam ein Kampf gegen die 
Osmanen sehr gelegen, er sicherte sich dadurch die Sympathien 
der ungarischen Nation und wurde gleichsam der Erbe der Ideen 
des grossen Johannes Huniady. Allerdings überliess er dem Ujlak 
den Kxiegsruhm, aber er blieb dennoch der oberste Leiter. Es 
war auch ein wohldurchdachter politischer Schachzug, die Ober- 
feldherrnstelle dem mächtigen Wojwoden von Siebenbürgen zu 
überlassen, denn dadurch knüpfte er diesen an sein Interesse und 
versicherte sich des Heeres, obwohl man andererseits sich wie- 
der zugestehen muss, dass er sich dadurch die Hände band, 
da er einem Zerwürfnisse mit dem Oberfeldherrn stets ausweichen 
musste. 

Supan, ülrioh v. Ciiu. 7 



98 

14. Um seine Amtsthätigkeit in Rahe und ohne Furcht 
beginnen zu können, fand es Ulrich vor allem nothwendig, über 
die Umtriebe des jungen Hnniady in Belgrad im Klaren zu sein. 
Die spätem Vorgänge bewiesen, dass dieser in der That mit 
hochverrätherischen Plänen umging, worin er von seinem Oheim 
Szilagyi und, wie man erzählt, durch die Prophezeiungen eines 
Astrologen und des mehr erwähnten Asceten Gapistrano bestärkt 
wurde. Der Versuch Ulrich*s, Ladislaus Huniady durch Adoption 
zu gewinnen, misslang, da Ulrich durch verschiedene, feindselige 
Bestrebungen, den verstorbenen Huniady zu stürzen, verdächtig 
geworden war. Man gewöhnte sich, seinem Thun und Lassen 
jederzeit gehässige Motive zu unterschieben. 

Der König und Graf Ulrich fuhren in Begleitung der aus 
allen Ländern zusammen strömenden Kreuzfahrer auf der Donau 
nach Belgrad. Sie sollen von den verrätherischen Plänen der 
Huniady'schen Partei gewarnt worden sein, doch vertrauten sie 
auf ihre starke Kriegsmacht ^''). Nach der Gllier Chronik schickte 
Ulrich einen Spion nach Belgrad, um die Stärke der Besatzung 
zu erforschen, doch ist dies unwahrscheinlich. Eine Reiterschaar 
unter Rainold Rozgony zog voraus und wurde in Belgrad ein- 
gelassen; als aber nach dem Könige, dem nunmehrigen Gouver- 
neur von Ungarn, Grafen Ulrich und dem Gefolge^ die Kreuzfahrer 
die Festung betreten wollten, wurde das Thorgitter vor ihnen 
herunter gelassen. Als der König erstaunt über diesen Vorgang 
um den Grund fragte, wurde ihm geantwortet: die Landes- 
gesetze verböten den Einlass eines Fremden in eine Grenzfestung, 
übrigens dürfe der König nichts befürchten, denn 1200 Ungarn 
wären zu seinem Schutze bereit ^). Wie inconsequenti Wenn 
jenes Gesetz durchgeführt werden sollte, so durfte auch Ulrich 
von Cilli als Fremder Belgrad nicht betreten. Nur wehrlosen 
Feinden gegenüber durfte Huniady eine so plumpe List wagen. 

15. Wir nahen jetzt der furchtbaren Katastrophe des 8. 
Novembers, an welchem Tage Graf Ulrich, getroffen von meuch- 
lerischen Dolchen seiner Feinde, aus dem Leben schied. 

Die Huniady'sche Partei muss schon früher daran gedacht 
haben, den verhassten Gillier aus dem Wege zu räumen. Die 
Ernennung des Grafen zum Gouverneur des Königreiches auf 
dem Landtage zu Futtak brachte ihren Entschluss zur Reife^ 



99 

-denn sie masste fflrchten, dass deijenii^e, der den verstorbenen 
CFeneralcapitain so oft in die Falle locken wollte, jetzt, da er 
die höchste Gewalt in Ungarn besass, den tödtlichen Hass vom 
Vater auf dessen Söhne nnd Anhänger übertragen werde. Auch 
war es den Ungarn von jeher nnerträglich gewesen, einem 
Fremden gehorchen zu müssen; ihr starkes, trotz allen Ge- 
waltmitteln unzerstörbares Nation albewusstsein lehrte sie ihr 
Vaterland lieben, es gegen alle Feinde vertheidigen, ihre Rechte 
bewahren, ihre Freiheit schützen, aber anch die Fremden hassen 
und ihnen misstraaeu, ob mit Recht oder Unrecht. Zudem scheint 
der tiefer liegende Plan Ulrich's, Ungarn der Wiener Regierang 
direct zu unterordnen, bereits damals geahnt worden zu sein. Von 
den Historikern der damaligen Zeit gibt uns Dobrovsky ^®) eine 
Andeutung, indem er sagt: „Ulrich wollte Huniady stürzen und 
dadurch die Regierung von Ungarn an den König bringen, wel- 
chen er selbst beherrschte.^ Dass der Gedanke an eine Ver- 
bindung Ungarns mit Oesterreich unter dem absoluten Regime 
eines Herrschers zunächst seinem eigenen, egoistischen Interesse 
entsprang, ist nicht zu läugnen, aber dadurch wird er in seiner 
Existenz nicht aufgehoben, sondern erscheint lediglich als Gon- 
sequenz seines ehrgeizigen Strebens, nicht als ursprüngliche Idee. 
16. Nach Bonfin ^^} soll der erste Anstoss zur Ermor- 
dung des Grafen Uirich's von Michael Szilagyi ausgegangen sein. 
Ist dies richtig, so muss dieser Gewaltact schon früher beschlossen 
worden sein, denn man muss annehmen, dass Ladislaus Huniady 
damals, als er dem Könige auf dessen Verlangen, er solle ihm 
die Oeffnung der Festung Belgrad zusichern, eine ausweichende 
Antwort gab, der Tod Ulrich's schon eine ausgemachte Sache 
war. Die Anhänger der Huniady'schen Partei wurden von dem 
abscheulichen Plane in Kenntniss gesetzt und gaben ihre Zu- 
stimmung. Man glaubte diesen politischen Mord mit der Phi-ase: 
es sei verdienstvoll, den unerfahrnen König von einem so 
verderblichen Rathgeber zu befreien, beschönigen zu können. 
Ja man war sogar frech genug, diesem verbrecherischen Begin- 
nen gleichsam das göttliche Siegel aufdrücken zu wollen, indem 
man den Grosswardeiner Bischof Johannes Vitez um dessen Rath 
fragte, worauf dieser die zweideutige Antwort gab: er könne zwar 

als Verkündiger der Lehre des Friedens und der Versöhnung zum 

7* 



100 

Morde nicht rathen, diesen aber auch nicht tadeln, wenn er voll- 
bracht sei *^). Diese indirecte Zostimmang eines Kirchenforsten 
sicherte dem Verbrechen die kirchliche Sanction. 

Ueber den Tod Ulrich's v. Gilli liegen ans mehrere detail-* 
lirte Berichte ^^) vor, die in die verschiedenen Geschichtswerke 
übergingen, aberfast insgesammtvon geringem historischem Werthe 
sind. Wir dürfen nämlich nie vergessen, dass beim Morde nur 
die Hnniady'sche Partei zugegen war, and dass diese gewiss 
keinen wahrheitsgetreaen Bericht geliefert haben wird. Dieses be- 
weist die Erzählung selbst: Am 8. November früh wohnte Ulrich 
der Messe bei und wurde nach deren Schluss durch Lamberger 
eingeladen, einer Versammlung der ungarischen Magnaten beizu- 
wohnen, um wichtige Staatsangelegenheiten zu besprechen. Der 
Graf, der einige Zeit unentschlossen war, ob er der Aufforderung 
folgen solle, oder nicht — denn er war schon früher gewarnt wor- 
den — erschien in der Versammlung heimlich gepanzert. Ladislaus 
Uuniady empfing ihn unbewafinet, mit dem Anrufe: „Verrätherl^ 
und legte ihm sogleich einen Brief vor, worin der Graf an seinen 
Schwiegervater Brankovitsch geschrieben hatte, er werde ihm 
von Belgrad zwei Kugeln senden, wie sie noch iN^iemand gesehen. 
Als Ulrich die Autorschaft dieses Briefes läugnete, forderte der 
junge Huniady augenblickliche Niederlegung aller seiner Würden 
und Aemter in Ungarn, worauf jener einem Waffenträger das 
Schwert entriss und auf Huniady einhieb. Dieser hielt schützend 
seinen grossen Ring vor und erhielt nur eine Wunde an der 
Hand. Auf seinen Hilferuf drangen die Ungarn unter Szilagyi's 
Anführung herein und hieben den Grafen, der sich mit grosser 
Geistesgegenwart vertheidigte, nieder. 

17. Diese Erzählung enthält zu viel Widersprüche, als 
dass sie der Geschichtsforscher ohne weiters annehmen könnte* 
Die Huniady'sche Partei wollte den Mord als einen Act der Noth- 
wehr darstellen und doch steht es ganz fest, dass die erste An- 
regung zu dieser Gewaitthat von Szilagyi ausging, dass der 
Grosswardeiner Bischof um seine Genehmigung gebeten* wurde 

u. s. w. 

Aber sehen wir davon ganz ab, und gehen auf die innem 
Widerspruche des Berichtes selbst über. Alles spricht dafür, dass 
der Mord schon vorbereitet war. Die Magnaten iiessen den Grafen 



101 

zu sich rufen, noi über Staatsangelegenheiten zn sprechen, aber 
die Berichterstatter selbst gestehen ein, dass dies nur ein Vor- 
wand gewesen. Also musste Huniady und seine Partei doch 
schon früher den Entschluss gefasst haben, den Grafen in eine 
Falle zu locken. Dass man ihn zunächst nicht tödten, sondern 
zwingen wollte, der Statthalterschaft in Ungarn zu entsagen, 
ist höchst unwahrscheinlich, da man dieses auf einem bequemern 
und offenen Wege hätte erreichen können. Der König war ja in 
den Händen der Ungarn und hätte ihnen die Entsetzung Ulrich's 
als Gouverneur zugestehen müssen, wie einst in Korneuburg den 
Oesterreichern. Aber das heimliche Beginnen der Huniady'schen 
Partei beweist schon hinlänglich, dass sie etwas Schlimmeres, 
welches das Auge der Welt scheuen musste, vorhatten. Und wozu 
eine Unzahl Bewaffneter im Nebenzimmer, wenn man an einen 
Gewaltact nicht dachte? Auch ist es sehr bezeichnend, dass gerade 
Szilagyi, den Bonfin als Urheber des Mordplanes bezeichnet, der 
Anführer jener Bewaffneten war. Wie plump der Bericht vom Tode 
Ulrich*s ist, erhellet schon daraus, dass diesem der erste Gewalt- 
act, das Eindringen mit dem Schwerte auf Ladislaus Huniady zu- 
geschrieben wird, obwohl durchaus nicht anzunehmen ist, dass 
Ulrich, der den Plan seiner Feinde offenbar ahnte, — denn sonst wäre 
er nicht gepanzert erschienen — so unklug gewesen wäre, allein 
gegen eine grosse Anzahl von Bewaffneten einen Kampf zu ver- 
suchen. Die Cillier Chronik erzählt, dass einer von der Huniady'- 
sehen Partei zuerst einen Dolch gezückt und darauf hin erst 
Ulrich zum Schwerte gegriffen habe. So sehr wir auch sonst 
Chroniken-Berichte mit grösster Behutsamkeit aufnehmen, so 
müssen wir doch hier der Chronik beistimmen, weil sie der 
Wahrheit ungleich näher kommt als die übrigen Geschichts- 
bücher. Es scheint dem Chronisten der Bericht Holzler*s vor- 
gelegen zu sein, wie auch Beide darin übereinstimmen, dass dem 
Leichnam der Kopf abgehauen wurde. Auch Aeneas Sylvius 
geht, obwohl ein Gegner des Grafen, über die Ermordungs- 
geschichte mit auffallender Zurückhaltung hinweg, ein Beweis, 
dass die Details bei ihm nicht Glauben fanden. In seiner böh- 
mischen Geschichte nimmt er sie wohl theilweise auf, aber den- 
noch abweichend von der gewöhnlichen Erzählung, so z. B. weiss 
er nichts von einem Briefe UUich's an Brankovitsch. Was dieses 



102 

Schreiben anbelangt, so scheint es fingirt gewesen zu sein, denn 
einerseits steht es mit der Politik des Grafen, der durch eine 
Ermordung der beiden Huniady den Hass der Nation erweckt, 
einen Kampf im Lande selbst hervorgerufen, und dadurch den 
Krieg gegen die Türken verzögert hätte, im stricten Wider- 
spruche, andererseits ist es sehr sonderbar, dass es Ladislaus 
nicht dem Könige vorwies, als er den Mord entschuldigte, da 
dieser Brief den Gewaltact, wenn auch nicht gerechtfertigt, so 
doch entschuldigt hätte. 

Das Resultat dieser Kritik ist im Kurzen folgendes: die 
Ermordung Ulrich's war schon früher beschlossen, und ist als 
ein Act theils gemeiner Rachsucht, theils politischer Rücksichten 
anzusehen, üeber die Details des Todes Ulrich's v. Cilli wissen 
wir nichts Bestimmtes, da sie in dem Berichte im Interesse 
der Huniady'schen Partei, daher durchaus falsch dargestellt sind. 

Der König empfing die Nachricht vom Tode des Grafen 
mit erheuchelter Gleichgiltigkeit, da er für sein eigenes Leben 
zittern musste, aber in seinem Innern gelobte er sich, fürchter- 
liche Rache an den Mördern seines Oheims zu nehmen. Wie 
tief erschüttert er auch war, ergab er sich doch mit bewun- 
dernswürdiger, männlicher Resignation in das Unabänderliche 
und sah mit Ruhe und Fassung seinem eigenen Tode entgegen ^). 
Aber die Frechheit der Mörder ülrich's ging doch nicht so 
weit, sich an dem Haupte ihres Königs zu vergreifen. Dass das 
Kreuzheer vor den Mauern Belgrad's auf die Nachricht vom 
Tode des Grafen die Festung erstürmen wollte, erwähnt nur die 
Cillier Chronik. 

18. König Ladislaus hatte eine prächtige Bestattung seines 
unglücklichen Oheims anbefohlen**). Der Leichnam wurde verhüllt 
nach Cilli gebracht, wo ihn die nunmehr verwitwete Gräfin 
Katharina, von Rittern, Knappen, und der Bürgerschaft umgeben, 
empfing und in die Kapelle des untern Schlosses begleitete. 
Am Tage des Begräbnisses wurde der Leichnam aus der Kapelle 
in die Minoritenkirche geführt und hier auf den Katafalk gelegt. 
Die Witwe, eine grosse Anzahl von Rittern und Bürgern war 
anwesend. Nach Schluss der Messe erschienen zwölf schwarz 
gekleidete Pagen und legten auf den Katafalk den Panzer, Speer, 
Schwert, Helm und Schild des ermordeten Grafen, ihnen folgte 



103 

ein geharnischter Ritter, der Schild, Helm und Wappen des 
Grafen anf die Erde warf und dreimal mit lauter Stimme rief: 
,»Grafen v. Gilli und nimmermehr Grafen v. Cillil^ worauf er 
die Fahne der Cillier zerriss und das Wappen zerbrach, zum 
Zeichen, dass mit Ulrich dem II. das Geschlecht der gefürsteten 
Grafen von Gilli zu Grabe getragen sei. 

Die Chronik findet keine Worte, um den Jammer und 
das Wehklagen der Anwesenden zu beschreiben. Warf doch der 
Glanz des Ruhmes, der ihren Fürsten umgab, einen Widerschein 
auch auf sie selbst! Der plötzliche und unerwartete Tod musste 
alle tief erschüttern, aber beklagen dürfen wir desshalb den 
Grafen nicht. Im höchsten Taumel des Glückes, auf dem Zenith 
seines Ruhmes und seiner Grösse ist er wie ein Heros geschie- 
den, ehe das Alter seine Kraft gebrochen*^). 

19. lieber vier Jahrhunderte modert Graf Ulrich II. in 
seiner Gruft in der Minoritenkirche zu Gilli, und der Mann, vor 
dem einst unser Vaterland gezittert, wurde von den folgenden 
Generationen theils vergessen, theils verkannt. Selbst seit dem 
erneuerten Aufschwung der österreichischen Geschichtsschreibung 
ist man gegen Ulrich einerseits mit einem Parteihasse, der selbst 
die persönlichen Feinde des Cilliers beschämen könnte, anderer-?- 
seits mit hochmüthiger Verachtung und Geringschätzung ver- 
fahren. Dass wir in den Quellenwerken einer einseitigen und 
flachen Auffassung der politischen Wirksamkeit des Grafen 
begegnen, ist leicht erklärlich, da die gleichzeitigen Schriftsteller 
— mit ^^usnahme der Cillier Chronik, die aber an und für sich 
geringe historische Bedeutung hat — durchaus der Gegenpartei 
Ulrich's angehören; aber es ist höchst sonderbar, dass auch der 
Blick neuerer Historiker von Leidenschaft und Vorurtheilen 
getrübt ist. Dieses Factum beweist, wie schlecht es mit der 
Quellenkritik in Oesterreich bestellt war, und wie die vaterlän- 
dische Geschichtsschreibung grösstentheils nur auf Zusammen- 
stellung der verschiedenen Berichte, ohne dass diese näher 
untersucht wurden, basirte. Das Urtheil musste in Folge dessen 
nothwendig schief ausfallen. So fand man in der Geschichte 
Ulrich's V. Cilli Treulosigkeit, Egoismus, unsittlichen Lebens- 
wandel und schloss daraus, der Graf müsse ein höchst verwerf- 
licher Charakter gewesen sein. Aber hier sind die Prämissen 



104 

• • • » 

und der Schluss falsch. Diese Historiker nahmen die Berichte 
geschworner Feinde Ulrich's anf Treu nnd Glauben hin, ohne 
vorerst den Massstab der Kritik angelegt zu haben. Der Ge- 
schichtsforscher darf aber nichts glauben, ehe es nicht bewiesen 
ist; Skepsis ist hier, wie bei allen Wissenschaften das erste 
Erforderniss einer erfolgreichen Forschung. 

Ein zweiter Umstand, der eine richtige Auffassung des 
Grafen Ulrich niemals aufkommen liess, war die Gewohnheit 
der meisten österreichischen Historiker, die Vergangenheit durch 
die Gegenwart, nicht durch die Vergangenheit selbst zu erklären. 
So erfuhr der sittliche Charakter Ulrich's eine ungerechte Beur- 
theiinng, weil man die ümstäade, unter denen er sich entwickelte, 
nicht würdigte; so verurtheilte man ihn als einen Herrschsuch- 
tigen, Eigennützigen, Wortbrüchigen, ohne zu bedenken, das» 
nach den einmal gegebenen Verhältnissen im Mittelalter nur 
dann ein allen selbstischen Interessen entsagender Charakter sich 
herausbilden konnte, wenn die Vorbedingungen dazu besonders 
günstig waren, aber auch in diesem Falle meist eine abstossende 
ascetische Färbung annahm. Dass diese Vorbedingungen bei 
Grafen Ulrich nicht vorhanden waren, ist leicht einzusehen, und 
republikanische Römertugend im Feudalstaat des Mittelalters 
zu suchen, würde wenig historischen Sinn bezeugen. 

Was unsern Historikern drittens fehlt, ist die philosophische 
Vertiefung der Geschichte. Das Mittelalter, besonders in seinen 
letzen Zügen, wird derart als Epoche des crassesten Egoismus 
angesehen, dass man sich scheut, demselben Ideen zu unterlegen, 
und doch treten solche in der Geschichte Ulrich's v. Cilli deutlich 
hervor. Dadurch gewinnt aber erst das Leben dieses Mannes eine 
höhere Bedeutung. Dass er als Vorkämpfer des Absolutismus 
auftritt, daher der Neuzeit angehört, stempelt ihn zu einem 
dramatischen Helden, während er in der Fassung aller neuern 
Historiker als unbedeutend erscheint. 

Dass in Folge dieser Mängel unserer historischen Schule 
Ulrich in seiner politischen Wirksamkeit und in seiner Bedeutung 
für Oesterreich in kein richtiges Licht gesetzt werden konnte, 
ist selbstverständlich. Während man verrufene Persönlichkeiten, 
wie Kleopatra, Messalina, Tiberius, Nero von allem Tadel freizu- 
sprechen wagte, hatte keiner ein Wort der Entschuldigung, 



105 

geschweige denn der Rechtfertigang für Ulrich v. Cilli. Wenn 
vorliegendes Werk seiner Aufgabe auch nicht in allen Theilen 
gerecht wurde, so nimmt es doch das Verdienst in Anspruch, zu 
einer neuen historischen Auffassung der Geschichte Ulrich's v. Gilli 
den Anstoss gegeben zu haben. Die vier letzten Lebensjahre des 
Grafen erscheinen hier in einem ganz anderen Lichte als gewöhn- 
lich. Es ist dies nicht das Verdienst des Verfassers, sondern 
der Zeit, die seit Lessing, Niebahr, Wolf und Strauss auf strenge 
Kritik dringt. 

20. Wir haben jetzt das politische Leben in Oesterreich, 
wie **) es durch die schöpferische Hand des letzten Gillier Grafen 
gestaltet wurde, in kurzen Zügen vor uns vor&berziehen gesehen. 
Ulrich n. stellt sich uns als ein Mann von grossen Naturanlagen, 
bedeutendem staatsmännischen Talente, kraftvoller Energie dar. 
Aus seiner Jugend brachte er einen brennenden Ehrgeiz, den 
Ruhm und Glanz seines Hauses auf die höchste Stufe zu heben, 
mit; kaum waren aber die Zügel in seine Hand gelegt, wurde 
er der Träger der Idee der absoluten Herrschergewalt, welche 
Idee sich in seiner ganzen politischen Wirksamkeit zu offen 
ausspricht, als dass man sie verkennen könnte. Allein die damali- 
gen Verhältnisse in Oesterreich waren noch nicht dazu angethan, 
als dass diese Idee hätte durchdringen können, und so war der Sturz 
Ulrich's nothwendig bedingt. 

Dass diese Idee dem Grafen Ulrich klar vorschwebte, wird 
Niemand behaupten wollen, denn dies ist nur auf einer hohen 
Gulturstufe, in einem philosophischen Zeitalter möglich. Luther 
z. B. ist durchaus ein Vorkämpfer der freien Forschung, und nur 
als solcher nimmt er eine hervorragende Steile in der Entwick- 
lungs-Geschichte der Menschheit ein, und doch war er sich dessen 
nicht bewusst, und nur dogmatische Gründe waren es, die 
ihn zum Kampfe gegen die unbedingte Autorität der Kirche 
trieben. Ferdinand H. ist der Begründer des Absolutismus in 
Oesterreich, aber er hatte keine Ahnung davon, dass der Ab- 
solutismus der nothwendige Uebergang ans dem Feadalstaat des 
Mittelalters in den modernen Constitutionalismus war, und ver- 
nichtete hauptsächlich nur aus confessionellen Gründen das 
Ständethum. Kaiser Heinrich IV., die Staufer waren in ihrer 
Art Vorkämpfer der Reformation, aber man würde sehr wenig 



106 

historischen Blick verrathen, wenn man glanben wurde, sie seien 
ihrer eigentlichen, weltgeschichtlichen Bedeutung bewusst gewesen. 
Es kann uns daher auch an Ulrich y. Gilli nicht irre machen, 
wenn wir sehen, dass ihn seine Natur, sein Charakter zu einem 
absolutistischen Herrscher stempelte, er bleibt trotz allem dem 
doch der Träger einer Idee, ein Vorläufer der Neuzeit und 
daher für die Geschichte unseres Vaterlandes von höchster 
Bedeutung. 

Der Charakter des Grafen liegt uns klar vor Augen. Der 
Grundzug war Herrschsucht und kühnes Vertrauen auf sich selbst. 
Daher suchte er die Unendlichkeit des Ich's in der Vernichtung 
alles Aeussem, was dieser Unendlichkeit entgegenstrebte, daher 
setzte er sich mit rücksichtloser Kühnheit über alle Schranken 
. der Sittlichkeit hinaus, daher war er freigeisterisch, aber nicht 
aus Ueberzeugung, daher war er in seinem ganzen Thun, in der 
grossen politischen Welt sowohl, als auch in dem engen Kreis 
der Familie durchaus despotisch. Zu jener erbärmlichen Schaar 
von Ehrgeizigen, die sich mit Würden und Aemtern, mit dem 
blossen Scheine begnügen, gehörte er nicht, und konnte seiner 
gross angelegten Natur nach gar nicht gehören, sein tiefer Geist 
drängte nach dem Wesen, er wollte herrschen und nicht bloss 
zu herrschen scheinen. 

List und Heuchelei konnten in seinem Charakter ursprüng-> 
lieh nicht liegen, sondern mussten durch die äussern Verhältnisse 
hineingetragen werden. Die meisten politischen Gegner Ulrich's 
waren Gewaltmitteln unzugänglich und daher war der Graf noth- 
wendig auf Schleichwege angewiesen. Zudem waren Verleumdung, 
List, Ränke und Kniffe die Waffen seiner Feinde, und diese 
konnten nur mit gleichen Waffen bekämpft werden. Wäre ihnen 
Ulrich rückhaltslos entgegengetreten, so wäre er offenbar im 
Nachtheile gewesen. 

Die andern Seiten des Charakters Ulrich's liegen uns nicht 
so klar vor Augen, wir entbehren eben vertrauter Briefe und 
Tagebücher, die uns allein über sein tiefstes Denken und Fühlen 
genügenden Aufschluss geben könnten. Obwohl er vorwiegend 
Verstandesmensch war, so war ihm Gefühl, und zwar tiefes 
Gefühl doch nicht fremd, dies beweist seine glühende Leiden- 
schaft zu jener Bürgersfran aus Wien. Er hatte sich seine Ziele 



107 

klar vor Augen gestellt, aber in der Wahl der Mittel zur Er- 
reichung des Zieles war er oft anbesonnen and überstürzt. Dem 
gedemüthigten Feinde verzieh er nicht, sondern übte graasame 
Rache, doch konnte er diese Gefühle unterdrücken, wenn sie mit 
seiner Politik .unvereinbar waren. Er schloss Verträge, am sie im 
nächsten Augenblicke wieder zu brechen. Sein Wille war ihm das 
höchste Gesetz und es war ihm gleichgiltig, ob seine Untei*thanen 
dadurch gewannen oder verloren. Die Gesetze und Lehren der 
Kirche fand er keiner Beachtung werth, aber nur aus Gleichgiltig- 
keit, nicht aus Ueberzeugung. Gegen Andersgläubige bewies er sich 
in höchstem Grade tolerant, aber nur aus politischen, nicht aus 
humanistischen Gründen. Seine Tochter liess er im griechischen 
Glauben erziehen, was sehr wenige der damaligen Katholiken 
gewagt hätten. Naturen von dem Schlage Ulrich's verbinden oft 
grosse, mit kleinlichen Eigenschaften. Cäsar z. B. war so eitel, dass 
er sich durch einen Senatsbeschluss die Bewilligung ertheilen liess, 
einen Lorbeerkranz tragen zu dürfen, um damit sein kahles Haupt 
zu bedecken. Ulrich liess sich sein Haar kräuseln, den Bart 
rasiren, und trug stets reiche Gewänder. Selbst in hohem Mannes- 
alter verlor er nicht den Geschmack an galanten Abenteuern und 
sein Haus glich nach der freilich unmassgeblichen Behauptung 
seiner Zeitgenossen fast dem Serail eines türkischen Pascha. 

Dessen ungeachtet dürfen wir sagen: Ulrich v. Cilli war ein 
grosser Mann. Hätte er in einer andern Zeit gelebt, wäre er 
unter andern Verhältnissen aufgewachsen, hätte er vor Allem 
an dem Grundsatze festgehalten: dass der Mensch nicht um 
seiner selbst, sondern um des Ganzen willen, auf Erden lebt, 
so wäre er einer der bewunderungs- und verehrungswürdigsten 
Männer aller Zeiten geworden. In ihm steckte ein Brutus und ein 
Cäsar. Im Feudalstaate des Mittelalters konnte er sich zu keinem 
Brutus herausbilden, er konnte nur der Mensch werden, wie ihn 
uns jetzt die Geschichte vor Augen fuhrt. Sein tragisches Ende lässt 
uns aber vieles vergessen. Seine grossen Eigenschaften erscheinen 
uns nun im hellsten Glänze, und das, was an ihm verwerf ens- 
werth war, müssen v^ir milder und gerechter beurtheilen und 
aufsein Grab dürfen wir schreiben; „Er hat viel gesündigt 
und viel gebüsst.^ 



NOTEN. 



Erstes Buch. 

*) J. C. AquiL Gesch. V. 301. 

«) Ebendaselbst 385. 

^) Beim Tode des letzten Gillier Grafen ergab sich folgender Terri- 
torialbesitz: In Steiermark: Gilli, Osterwitz, Furgstall, Heken- 
berg, Sonegg, Fr asslau, Pack, Prassberg, Altenburg ob Prassberg, 
Riedeneck bei Rietz, Oberburg, Forchteneck, Katzenstein, Schöu- 
stein, Schallegg, Eckenstein bei Wöllan, Helfenberg, Neubaus, 
Rabensberg, Liemberg, Weitenstein, Gonobitz . Saldenhofen, Mauta, 
Eibiswald, Hohenbnrg, Waldstein, Pfannberg, Murek, Truzenau, 
Freistein, Rohitsch, Königsberg, Hörberg, Planina, Süssenheim, 
Reichenegg, Pressing. In Kärnten: Orten bürg, Sternburg, Spital, 
Paternion, Ober- und Unter-Drauburg, Someregg, Kelerberg, 
Staierberg, Ober- und Unter-Stein, Weissenek, Uardneidstein, 
Mautenberg, Bresnik, Falkenstein, Greifen bürg, Treben. In Kraiu: 
Scharfenberg, Gurkfeld, Radmaunsdorf, Laas, Reifniz, Gottschee, 
Friedrichstein, Pöllaud, Weijisenfels, Kostel, Ig, Flödnig, Kropp, 
Pillichgraz, Görtschach, Waidenburg, Ortenek, Zobelsberg, Yinica, 
Yalenberg, Grafen wert, Neid egg, Windisch-Büchl, Naklas, Gol- 
denstein, Neuburg, Pemont. In Kroatien: Zagreb, Samabor, 
Stenitschnik, Medyedgrad, St. Georgen, Kopreinitz, Warasdin, Tscha- 
kathurn, Strigoyo, Krapina, Kaiserberg, Trockenstein, Bisterca, 
Neodelec,Tirnlein, beide Kanieuic,Yrana,Kostajnica, Weker u. s. w. 
In Oeterreich: Jochtenstein, Rohrau, Medling, Guntramsdorf, 
Lichteustein, Marie-Entzersdorf. Als Pfand besassen die Grafen 
You Cilli: Feistritz, Markt Tüffer, Sachsenfeld, Hochenegg, StrÖ- 
chau, Moosberg in Kärnten, Ratschach, Stättenberg, Metlik, Laud- 
strass, Rudolfswert, Sibenek, Weichselburg, Frankenburg, Attersee, 
Mithau. 

*) Aen. Sylr. Hist. hohem, c. 59, 83, — Gerardus de Roo lib. 5 — 
Tugerus Spec. hon. austr. lib. 4. 

^) J. C. Aquil. Gesch. III. 395 — Cill. Chronik ap. Halm p. 687; urk. 
753 seq. 

^) GUI. Chronik ap. Hahn p. 688, seq. 



109 

'') Aen. Sylr. Hist. Frid. III. ap. Kollar tom. II. p. 215 — Cili. Chron. 
p. 682, seq. 

«) Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 218. 

•) Nicht ,,Nichte," wie sie Licbuowsky nennt. Vrgl. Stammtafel 

*<>) J. Aquil. Annal. III. p. 401. 

") Kurz K. Fridr. IV. I. urk. 

") Baibin Epist. V. III. — Pray Annal. II. 339 — Ebendorffer ap. 
Pez. I. 857. 

") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 113 — Pray Annal. IL 342. 

1*) Kollar Annal. Vindob. IL 834 seq. — Chmel Mat. L IL 10. 

") Arch. cesky L 243. 

^*) Freiberg. Samml. III. I. urk. 

*') Aen. Sylr. Hist. bohem. c. 57—58. 

*•*) Aen. Syly. Hist. bohem. c. 58. — Baibin. V. 3. 

^»J Dlugoss Hibt. Pol. L c. 736. 

^^) Dlugoss Hist. Pol. XU. 736 nennt Fridrich y. CiUi. - Cill. Chronik 
ap. Hahn IL 703 aber Ulrich. Letzteres ist jedenfalls das rich- 
tigere, da auch Aen. Syly. (Hist bohem.) dafür eintritt. 

**) Thwrocz chron. Hungar. IV. c. 33. 

2') Pray Annal IL 362. 

^») Kollar Annal. Yind. L 1026 seq. 

**) Kollar Anal. Vind. IL 845 — Chmel Reg. Nr. 98. 

*^) Kurz Gesch. Frid. IV. L 38. urk. — Chmel Mat. L IL 82, Reg. 
Nr. 95. 

»•) Chmel Mat. L IL 85. Reg. Nr. 97. 

*^) Kollar Annal. Vindob. IL 878 - Chmel Reg. Nr. 271. 

*') Kollar IL 955. 

«•) Chmel Reg. Nr. 367. 

^) Aen. Syly. epist. 51. 

'0 Ordinat. ingress. Frid. HL in urbem. ap. Pez 11. 561, seq. 

»*3 Kurz K. Frid. IV. I. 253 urk. - Chmel Reg. Nr. 513. 

«») Cill. Chronik 689 seq. — Ebendorflfer ap. Pez I. p. 859. 

'»*) Kurz K. Frid. IV. I. 254 urk. 

»^) Chmel Reg. Nr. 1509. 

»•) Chmel Reg. Nr. 1510. 

»') Nr. 1511. 1519. 

»*») Nr. 1515. 

«») Nr. 1516. 

«») Nr. 1513, 1514. 

**) Nr. 1531. 

«) Nr. 1532. 

") Nr. 1533. 

**) Nr. 1534. 

*S) Cill. Chronik p. 694. 



HO 

^) Ebendorffer I. 8f(9 nennt ihn irrthümlich einen Polen. 

*') Ebendorffer L 859. 

*^) Ebendaselbst. — Arenpeck 1256. 

*•) Ebendorffer 859. 

^) Ebendaselbst p. 861. 

*») Aen. Syl. Bist. Frid. III. p. 163. — Ebendorffer 861. — Cill. 
Chronik ap. Hahn 659. Lichnowsky zweifelt daran, doch wäre 
bei einer solchen Uebereinstimmung der Quellen die Skepsis unge- 
rechtfertigt. Zudem bezog sich auch die Anklageschrift Ebers- 
dorFs gegen Ulrich auf die Belagerung von Skalitz. Es ist ja 
möglich, dass Ulrich das befestigte Neiren umging; vielleicht war 
er auch mit Pangracz im Einyerständnisse, welchen Verdacht auch 
die oberwähnte Schrift ausspricht, und der duroh den günstigen 
Frieden, den Ulrich dem Pangracz zu rerschaffen wusste, bestärkt 
wird. 

^) Cill. Chronik p. 704 seq. Sie erzählt auch, dass in dem Heere 
Huniadj^s sich Türken und Wallachen befanden. 

^) Joh. de Zreda ep. 21. — Bonfin L erzählen yon einem Angriff des 
grazer Schlosshauptmanns auf das ungarische Heer, was auch 
Fessler (IV. 628) aufgenommen hat. Abgesehen davon, dass die 
Cill. Chronik, die diesen Krieg ausführlich beschreibt, nichts daron 
weiss, beweist schon ein Blick auf die Karte die Unwahrheit 
dieser Angabe, da Graz ja ganz und gar ausser der Marsch- 
route lag. Vielleicht wollten die ungarischen Quellen durch dieses 
Märchen die Verletzung des königlichen Gebietes entschuldigen. 

^) KoUar Annal. Vind. II. p, 1266 seq. 

**) Chmel Mat. I. II. 238; — Oest. Gesch.-Forscher H. 231 urk. 

*•) Kollar Annal. Vind. I. c. IL 1327 seq. 

^^) Kollar II. 1351 seq. 



Zweites Buch. 

*) Vrgl. I. 7. 

^) Aen. SylT. Bist. Frid. III. ap. KoUar tom. IL p. 324. 

*) Ebendorffer ap. Pez. I. c. 859, 860. 

*) Kollar Annal. Vind. IL p. 837. 

^) Kollar Annal Vind. IL p. 854 — Chmel Reg. Nr. 172. 

*) Kollar, i032 seq. 

'^) Aen. Syly* Bist. Frid. IIL ap. Kollar p. 419. 

«) Dlngoss XIII. 24. 

•) Kurz K. Frid. IV. L p. 258. 
*») Aen, Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 483 seq. 
") Aen. Syly. Eist. Frid. IIL ap. Kollar p. 485. 
**) Ebendorffer ap. Pez I. c. 868. 
*») Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 486. 
") Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 494 seq. 
15) Kurz K. Frid. IV. L 264. 
^^) Chmel Reg. Nr. 2729. — Die Instruction für die Gesandten in Chmel 

Mat. L IL 356. 
") Chmel Mat. L IL 357. 
") Chmel Mat. L IL 360. 
*») Hist. Frid. IIL 
^) Cill. Chronik ap. Hahn p. 742. 
«») Chmel Mat. L CLXXX. 
W) Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 203. 
'8) Kollar Anal. Vind. IL p. 4269. 
") Aen. Syly, Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 204 seq. 
*0 Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 206 seq. — Urkundlich 

belegt in Chmel Mat. L IL 363. 
2«) Chmel Mat. I. IL 363. 
«') Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 244 — Aen. Syly. Hist. 

hohem, c. 60. 
*^) Dubrayii Hist. hohem, lib. 28. 
W) Chmel Mat. L IL 367. 
»>) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 4604. 
31) Chmel Reg. Nr. 2746. 



112 

**) Preuenhnber Annal. Styr. 99. 

«») Kurz K. Frid. IV. I. 267. 

**) Hormayr Wien IL p. 105. 

•5) Aen. Sylv. Bist. Frid. III. ap. Kollar p. 3813. 

'*) Giil. Chronik ap. Hahn ; p. 697. seq. Die Toleranz Ulricirs zeigt 
sich hier wiederum im schönsten Lichte. Da Katharina im grie- 
chischen Glauben erzogen war, gestattete ihr der Graf, einen 
Priester der orientalischen Kirche nach Ciili mitzunehmen und 
seine Tochter Elisabeth in ihrem Glauben zu erziehen. 

«^) Thwrocz IV. 46. — Joh. de Zredna Ep. 39 ap. Schwandtner IL 
57. Nach der Schlacht am Amselfelde im Oktober 1448 wurde 
Joh. Huuiady von BrankoTitsch, dem Schwiegervater Ulrich's, 
gefangen genommen. Bei seiner Auslieferung wurde festgesetzt, 
dass Elisabeth y. Gilli mit Mathias Huniadj yerlobt werden solle. 

»*) VrgL Stammtafel. 

"*) Aen. Sjl. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. S14. Es ist sehr wahr- 
scheinlich, dass dieses Weib um den Mordbefehl wusste. Haselbach 
nannte es daher eine zweite Herodias. 

*«j Aen. Sjly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 217 seq. 

*>) cm. Chronik ap. Hahn p. 696. 

*0 Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 214. 

"J Ebendaselbst. 

**j Ulrich war in Folge seiner bedeutenden Besitzungen in Ungarn 
einer der ersten Magnaten. 

*^j Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 219. 

**) Ebendaselbst. 

*^) Ebendaselbst p. %iO. 

*"*) Ebendaselbst p. %ti. 

*"j Ebendaselbst p. 222. 

^) Ebendaselbst p. 223. 

^^) Ebendaselbst. 

^^) Ebendaselbst p. 223 seq. 

^) Ebendaselbst p. 224. 

**J Ebendaselbst p. 225. 

^^) Ebendaselbst p. 226. 

^) Pachmayer AuaL 902. 

*') Lichuowsky VL Reg. Nr. 1613. 

*»j Lichuowsky VL Reg. Nr. 1617. 

*•} Aen. Syly. Hist. Frid. HL ap. Kollar p. 25 i seq. 

•»j Chmel Mat. L U. 374. — Pray Annal HL 89. 

•*J Koyachich Vest. Suppl. IL 115. 

«*) Kurz K. Frid. IV. L 271. 

^) Ebendaselbst 273. 

•»J Kurz K. Frid. IV. L 268. 



113 

•■i) Aen. Sylr. Hi»t. Frid. III. p. 258 seq. 
^} Ebendaselbst p. 282 seq. 
•') Chmel Mat. I. IL 376. 
•**) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar 322. 

••) Ebendaselbst p. 322 seq. Der Brief, wie er uns hier rorliegt, ist 
nicht vollkommen authentisch, sondern in einem elegantern Style 
abgefasst, als die Urkunde selbst. Da uns ^ber diese verloren 
gegangen ist, so müssen wir uns mit dem, was uns Aeneas Syl- 
yius gibt, zufrieden stellen. 
W) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 323 seq. 
''^} Ebendaselbst p. 325 seq. 
*») Ebendaselbst p. 326. 
^') Ebendaselbst p. 339. 

'») Chmel Mat. IL 2. 

") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 340. 

''«) Chmel Mat. IL 4. 

") Pray Annal. IIL 111. 

«) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 321. 

'») Lichuowsky VL Reg. Nr. 1637. 

wj Aeneas Sylv. Hist. Frid. III p. Ui. 

^0 Ebendaselbst p. 227. 

^^) Ebendaselbst p. 343 seq. 

^) Ebendaselbst p. 344 seq. 

^) Ebendaselbst p. 347. 

^'0 Ebendaselbst p. 348. 

^^) Ebendaselbst. — Jo. N. Boecleri Adnotationes in Hist. Austr. 
Aen. Sylv. ap. Kollar tom. IL XXIV. 

«') Aen. Sylv. Hist. Frid. HL 349. 

»*») Chmel Mat. IL 17. 

"») Chmel Mat. IL 18. 

•0) Pray Annal. IIL 114. — Hanthaler Fast. IL IL 394. - Chmel Reg. 
Nr. 2899. 

»») Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 351. 

«*) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 351 seq. — Die Bulle in Chmel 
Mat. IL 4. 

»») Pray Annal IIL 112. 

«*) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 353. 

»5) Chmel Mat. IL 18. 

»«) Aeu. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 375. 

»^) Ebendaselbst p. 354. 

»'*) Ebendaselbst p. 355. 

»») Chmel Reg. Nr. 2911. 
*00) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 3B5 seq. 
»<>0' Ebendaselbst p. 357 seq. 

Supan, Ulrich v. Cllli. 8 



114 

*•«) Chmel Mat. II. 19. 

*»») Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 368. 

"«*) Ebendaselbst p. 355. 

^^^) Ebendaselbst p. 368 seq. 

*••) Ebendaselbst p. 369. 

*ö^) Ebendaselbst p. 370. 

^^) Ebendaselbst P, 310 seq. Die Erzählangen mögen wohl etwas 

ausgeschmückt sein. 
*o») Ebendaselbst p. 373. 
"*») Ebendaselbst p. 375. 
"0 Ebendaselbst p. 376 sep. 
^^^) Ebendaselbst p. 382. Hier wird das Heer auf ungefähr 1200 M. 

geschätzt, während Ebendorffer ap. Pez. IL 870 die Stärke auf 

24000 M. angibt. 
"») Contin Pulk. I. c. 180. 
"*) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 381. 
"5) Hist. hohem, c. 60. 

"•) Hinderbachii Contin. ap. KoUar II. p. 566. 
"') Aen. SyW. Hist. Frid. III. p. 382. - Woifg. de Styra ap. 

Pez II. 451. 
"«} Aen. Sylv. Hist. Frid. III p. 383 seq. 
"*) Ebendaselbst p. 385. 
»'0) Chmel Mat. II. 26. 
***) Aen. Syl7. Hist. hohem, c. 60 gibt das Heer Podiebrad"*» auf 

16000 M. an. 
'") Aen. Syl^. Hist. Frid. III. p. 386 seq. 
"») Chmel Reg. Nr. 2983, 2984 — Lichnowky VI. Reg. 1700. 
^") Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. p. 394. 
^") Aen. Sylv. Hist. Frid III. p. 394. 



Drittes Buch. 

^) Aeii. SjW. Hist. Frid. II. ap. Kollar, p. 396 — Hist. boheni. c. 60 
£beiidorffer ap. Pez. 87 i. 

') Dubrarii Hist. hohem, lih. 28. 

') Aen. Sylr. Hist. Frid. III. p. 398. 

*) Ebeudaselhst p. 399. 

^) Ehendaselhst p. 404. 

') Ehendaselhst p. 400. 

''j Ehendaselhst p. 402. 

*) Dass der hohe Adel, der sonst die stäadische Freiheit verfocht, 
um den absolutistisch g^esinnten Ulrich sich schaarte, darf nicht 
auffallen, da Eizinger, der Führer der Ständepartei , ron den 
altadeligeu Geschlechtern als Emporkömmling gehasst wurde. 

») Aen. Syl7. Hist. Frid. III. p. 404. 

*«) Dubravii Hist. hohem, lib. 28. 

^0 Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 405 seq. 

«) Chmel Mat. II. 29. 

") Chmel Mat. IL 28. 

**) Aen. SylY. Hist. Frid. III. p. 406 seq. 

**'*) Wie Lichnowsky (VI. p. 456) meint. 

*•) Thwrocz IV. c. 50. — Arenpeck 1159 — Bonfin Decad. III. VII. 376. 

") Pray Annal. III. 125. 

^*) Katona Ep. IL 342. 

**) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 60. * 

«») Aen. SylT. Hist. Frid. HL p. 442- 

'0 Ebendaselbst p. 438 seq. — Ebendorffer 873. 

*0 Kurz K. Frid. IV. I. 276 urk. 

^8) Lichnowsky VL Reg. Nr. 1780. 

") Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1808. 

^^) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1729. 

") Chmel Mat. IL 31. — Lichnowsky VL Reg. Nr. 1728. 

2') Lichnowsky VL Reg. Nr. 1828. 

*^) Chmel Mat. IL 52. 

*») Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. Hl. 

^) Lichnowsky VL Reg. Nr. 1711 b. 

8* 



116 

•') Aen. Syly. Bist. Frid. IIL p. 447. 

•*) Aen. Sylv. Bist, hohem, c. 61. 

•*) Ebendaseihst. 

»*) Aen. SylT. Hist. Frid. IIL p. 396 ^eq. 

'^) Ehendaselhst p. 449 seq. 

••) Corp. jur. hnngar. I. J07. 

'^) Spiess Aufklärau^en 267. 

»') Aen. Syly. ffist. Frid. III. p. 450. — Epist 462. 

**) Ehendaselhst p. 448. 

^) Ehendaselhst p. 446 — Aen. Sjlr. hohem, c. 60 — Arenpeck i 260 

*"} Duhrayii Hist. hohem, lih. 28. 

*') Ehendaselhst. — Aen. SjIt- Hist. Frid. IIT. p. 446 seq. 

**) Koyachich Vest. suppl. IL H9. 

**) Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 450. 

**) Lichnowsky VL Reg. Nr. 4829. 

^) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 61. — Die Form dieser Rede erinnert 

auffallend an klassische Muster, hesonders an Demosthenes und 

Cicero. 
*') Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 450 seq. — Hist hohem, c. 64. 
") Aen. Syly. Hist. Frid. IIL p. 455. 
*•) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 64. — Dnhravii Hist. hohem. 1. 28. — 

Cillier Chronik ap. Hahu p. 743 seq. sagt uns, man hahe heabsich- 

tigt, den Grafen zu tödten; doch muss dies nnentschieden bleiben. 

— Arenpeck 4260. 
^) Jo. Hinterhachii Contin. Aen. Syly. Hist. Austr. ap. Kollar IL 



Viertes Buch. 

^) Kollar Annal. Viud. II. p. 1381 seq. — Chmel Reg. 3132. 

1) Cillier Chronik ap. Hahu 714. 

s) Urk. in Kollar p. 1385 seq. 

*) Aen. SylT. Hist. bohem. c. 62. 

*) Dubrarii Hist. bohem. lib. 29. — Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 62. — 

Arenpeck1260 — Contin. Pulk. 181. 
•) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1781. 
'') Orozen Krön. Ge\j. 82. 
•*) Aen. Sylr. Hist. bohem. c. 62. 
*) Ebendaselbst. 
10) Chmel Mat. II. 76. 
i>) Chmel Mat. II. 62 
1') Cill Chronik ap. Hahn. p. 716. 
") Orozen Krön. Celjska 83. 
1*) Der Einzug muste jedenfalls nach dem 15. Februar stattgefunden 

haben, denn an diesem Tage schrieb er noch von Warasdin aus. 
**) Hist. bohem. c. 63. 

1«) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 458 seq. — Hist. bohem. c. 64 
*^) Bonfin III. Vir. 380. 
i**) Chmel Mat. II. Nr. LXXI. LXXIL 
^») Chmel Mat II. 95. 
«0) Chmel Mat. IL 83. 
") Lichnowsky VI. Nr. 2006, 2007. 
") Lichnowsky VL Nr. 2104. 
*») Pray Annal. 11 1. 154 — Chmel Reg:. Nr. 33Ö6. 
'") Dubravii Hist. bohem. lib. 29. 
^'^) Lichnowsky VL Nr. 2031. 
**j Goldast de regno Bob. App. 189. 
") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. 
«^) Thwrocz VI. 53. 
**) Aen. Syly. Hist. Frid. IIL 461. Als Motiv dieses Schrittes wird 

hier angegeben, dass der König den Ungarn nicht traute. Doch 

ist dieser Grund wohl ungenügend, da sich Ladislaus damals 
der Sympathien der Ungarn erfreute. 



118 

30) Chmel Mat. 11. Hl. 

81) Pray Annal IIL 180. 

8') Kovachich Vest. Suppl. IL i, — Aen. Sylv. Hist. bohera. c. 64. 

8») Aen. Sylv. Hist. Frid. ÜI p. 463. 

8*) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 2147. 

85) Hist. rer. aiistr. ab. a. 1451—1467, ed. Rauch p. 11 seq. 

8») Cill. Chronik ap. Hahn p. 719 und 720. 

8"') Ebendaselbst p. 721, seq. 

8') Ebendorflfer ap. Pez. L c. IL 881 — Pray Annal. IH. 188. 

8») Hist. bohera. lib. 29. 

»0) Boiifin III. VIL 388. 

*i) Ebendaselbst. 

**) Hist. rer. austr. I. c. — Thwrocz IV. c. 53 ~ Aen. Sylr. Hist. 
Frid. IIL 463; Hist. hohem, c. 66; epbt. 253 -^ Bonfin 388 — 
Dlugoss p. 200 — Dubrarii hist. hohem, lib. 29 — Cillier Chronik 
ap. Hahn p. 723 — Fontes rer. austr. 20. Bd. p. !01 seq. 

*8) Aen. Sylr. Hist. Frid. IIL p. 464 - Dubrarti Hkt. boh€5m. lib. 2t». 

") Cillier Chronik p. 725 seq. 

^^) [\i der Minoritenkirche zu Cilli wurden im J. 1811 die Köpfe einiger 
Grafen r. Cilli aufgestellt. Der Schädel Ulrich''s zeigt noch 2 Schwert- 
hiebe. Die Inschrift lautet: „Ultinms ex illustri. farailia Comitum 
de Cillie occis. per Ladislaym Hunyadi Belgradii 26. Martini 1456.^ 
Das Datum ist hier unrichtig angegeben. 



^>ä38?3^ 



Berichtigungen. 



Seite 3, Zeile 12 y. o., statt: Elisabet Braiikoyitsch, lies: Katarina B. 
^19, ^ iO y. o., statt: Iduugsperger, lies: Iduiigspcuger. 
^19, n 10 y. o., statt: Roxer, lies: Rorer. 



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C Ucberrevter'sche Bnchdrnckarei (M. SaUer). 



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Graf 
1. Mal« 



vermilt mit Ml«, 
GrafT.Ortembmrir 



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[ig EUsabeth 

[ in dea gest. 1426. verm. 
t— 1420. mit Grafen 

Heiirick IV. v. 
Gö». 



Anna 

verm. mit Grafen 
MovUus tiara. 



Barbara 

goRt. am U. JuU 
um, verm. mit 
Kaiier 8lKaun4. 



SUiabeth 

ffest. am 19,I)or. 
1442, verm, mit 
KttnlgAlbreoktll. 



*) Xach J 



Ladiilaui 
Foithumus 

KtinlK V. Ungarn 
Döhmen etc. 



Herr zu SonegR, tl 



Grd 
▼erm&hlt snm 1. Mal 
sogin V. Si 

Anna* 

▼ermält mit Ott«, 
GrafT.Ortenbarg 



Hg Elisabeth 

i in den gest. 1426, verm. 
r— 1420. mit Grafen 
Heiirick IV. v. 
Görz. 



Anna 

verm. mit Grafen 
Nictiaus Gara. 



Barbara 

gest. am 11. Juli 

1451, verm. mit 

Kaiser Signand. 



*) Nach J 



Elisabeth 

gest. am 19. Dez. 
1442, verm. mit 
König Albrecht II. 



Ladislans 
FoBthamns 

König V. Ungarn 
Böhmen etc. 



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