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6000754338
Die vier letzten Lebensjahre
des
Grafen Ulricli IL von Cilli
■it besonderer Beruciuichtiguig
der Stände-Revolution in Oesterreicli
li dei Jakrei 14S1 u4 1452.
I^acli den Qaellen bearbeitet
TOB
Alex. Georg Snpan.
Motto:
Von der Parteien Hass und Gunst Terwirrt
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte
SehUlmr, WaÜmutetH. *
WIEN, 1868.
Wilhelm Branmüller
k. k. Hof- und Unlvenitttsbachhltiidler. {1 tf
1kl . e. ZLi9-
Meinem hochverehrten Vater
likdl Sipti
in kindlicher Liebe und Dankbarkeit
gewidmet.-
Vorwort.
Ich will vorliegendes Werk nur als einen Versuch be-
trachtet wissen, den Bann veralteter Traditionen, die sich
bezüglich der Geschichte des letzten Cillier Grafen gebildet and
bis zam heatigen Tage allgemeine Geltung gehabt, zu brechen.
Ich besitze gewiss so viel Einsicht, um die Schwierigkeiten
dieser Aufgabe zu erkennen, aber auch so viel Bescheidenheit,
um mir selbst zu gestehen, dass meine .schwachen Kräfte einer
endgiltigen Lösung derselben nicht gewachsen sind. Und dennoch
wage ich es, mit diesem Buche vor die Oeffentlichkeit zu treten,
wage es im Vertrauen auf die Milde des Lesers und in der
freudigen Gewissheit, dass nach mir ein Anderer, Berufenerer
kommen und das vollenden werde, wozu ich nur den Grund gelegt.
Was den Inhalt dieses Werkes betrifft, so dürfte ich auf
manchen Widerspruch stossen, doch glaube ich, dass meine
Anschauung von der politischen Thätigkeit Ulrich's v. Gilli eine
würdigere ist und der historischen Wahrheit ungleich näher
kommt, als jene,' die wir bisher in den Geschichtsbüchern
gefunden. Indess bin ich überzeugt, dass das scharfe Auge der
Kritik so manchen Irrthum entdecken wird, und auch stets
bereit, verständige Belehrung mit Dank anzunehmen. Bezüglich
der Form dürfte mir die Knappheit des ersten Buches und die
damit contrastirende Breite des zweiten den Tadel der Uneben-
heit zuziehen, doch mit Unrecht. Ueber die Vorgeschichte Uirich's
VI
konnte ich einerseits nicht stillschweigend hinweggehen, anderer-
seits sie auch nicht ausführlich behandeln, da sie ausser dem
Bereiche meiner eigentlichen Aufgabe lag, und die detail lirte
Darstellung der Stände-Revolutioo musste mir — abgesehen
davon, dass sie schon durch den Titel gerechtfertigt ist — als
Basis für das Folgende dienen, denn nur eine genaue Kenntniss
der Ereignisse in den Jahren 1451 und 1452 kann die Bedeutung
des Kampfes Ulrich's mit Eizinger und dessen Partei uns ver-
ständlich machen.
Ich kann nicht schliessen, ohne allen Jenen, die fördernd
und ermuthigend, direct oder indirect auf die Ausfuhrung dieses
Werkes eingewirkt haben, meinen tiefgefühlten Dank auszu-
sprechen. Vor allen gebührt dieser meinem hochverehrten Lehrer,
Herrn Professor Dr. Krön es, der mir durch manche Winke
und Andeutungen meine Aufgabe erleichtert, sowie auch meinem
Freunde und CoUegen Johannes Soiivan, der mir mit liebens-
würdiger Bereitwilligkeit zur Seite gestanden.
So übergebe ich diese Blätter der Oeffentlichkeit und be-
gleite sie mit dem heissen Wunsche, dass auch sie ihr geringes
Theil dazu beitragen mögen, die Geschichte unseres Vaterlandes,
die an dunkeln Partien leider noch allzureich ist, aufzuhellen.
Graz, im Dezember 1867.
Der Verfasser.
INHALT.
Erstes Buch.
Gapitel 1. Kurze Uebersicht der Geschichte Ulrich 's IT. von Cilli.
Capitei t. Verhftltnifis der Geschichtsschreiber Ulrich gegenüber.
Capital 3. Vorgeschichte der Grafen von GilH bis auf Ulrich IL
€apitel 4. Erhebnng der Grafen von Gilli zu unmittelbaren Reichs-
fürsten durch Kaiser Sigisraund.
Capitel 5. Jugendgeschichte Ulrich*«.
Capitel 6. Ulrich als Statthalter in Böhmen. Dessen Absetzung.
Oapitei 7. Tod und Testament König Albrechf's. Gebart Ladislaus'.
Wahl Wladislaw's von Polen zum ungarischen König.
Capitel 8, Bürgerkrieg in Ungarn. Krönung Ladislaus' in Stahl-
weissenburg.
Capitel 9. Uebertragung der Vormundschaft über Ladislaus an Herzog
Albrecht.
Capitel 10. Vorgänge in Böhmen von 1440—1444.
Capitel 11. Gefangennahme Ulrich^s v. Cilli bei Raab. Fried« zwischen
Wladislaw und den Cilliern. Tod der Königin Elisabeth
und de» Königs Wladislaw. Huniady, Gubernator von
Ungarn.
Capitel \%. Uebertragung der Vormundschaft übpr Ladislaus von
Herzog Albrecht auf König Friedrich. Hainburger Ver-
trag. Waffenstillstand zwischen König Friedrich und den
Grafen von Cilli. Zerwürtniss zwischen König Friedrich
und Ulrich Eizinger.
Capitel 13. Krieg zwischen Herzog Albrecht und König Friedrich.
Capitel 14. Einfall Albrech t^s im Bunde mit den Cilliern in Krain.
Die Verträge von Wr.-Neustadt und Graz.
Capitel 15. Einfälle des Pangracz de Sz. Miklos in Oesterreich. Zug
Ulrich's gegen denselben.
Capitel 16. Vorgänge in Bosnien nach König Tvarko'^s Tode.
Vffl
Gapitel 17. Inyasion der Ungarn im OillPschen Gebiet.
Capitel 18. Ulrich yermittelt einen Frieden zwischen den österreichi-
schen Ständen und Pangracz de Sz. Miklos.
Zweites Bach.
Capitel i '4 Ursachen der ständischen Reyolution.
Gapitel 5. Ulrich Eizinger. Dessen ZerwQrfniss mit dem Könige
Friedrich.
Gapitel 6. Erste Versammlung yon Eizinger'^s Partei zu Martperg.
Bündniss gegen Friedrich.
Gapitel 7. Zweite Versammlung in Wuldersdorf. Einher nfung des
Landtags nach Wien durch Eizinger. Gesaudschaften an
den König. Versammlung des königlich Gesinnten in
Sonnenberg.
Gapitel 8. Eizinger^s Agenten bearbeiten die Wiener. Der Magistrat
wird halb gezwungen zu seinen Gunsten gestimmt.
Gapitel 9. Eizinger^s Einzug in Wien. Anrede an das Volk in der
Garmeliterkirche. Folgen.
Gapitel 10. Der Wiener Landtag. Absetzung Friedrich''8 als Vormund.
Besetzung der königlichen Burg in Wien.
Gapitel 11. Die Stände-Revolution von 1452. Motive der dabei Be-
theiligten.
GnpiteHS- 13. Beitritt der Grafen yon Gilli. Ulrich yon Cilli. Seine
Persönlichkeit und sein Gharakter. Häusliche Verhältnisse.
Seine Liebschaft mit der Gemahlin eines Wiener Bürgers.
Gapitel 14. UlricVs Stellung dem König und dem Hofe gegenüber.
Ursachen des Bruchs.
Gapitel 15. Verbindung Ulrich^s mit den Revolutionären. fJnterhand-
lungen Friedrich's mit den Grafen von Gilli.
Gapitel 16. Zusammenkunft König Friedrich^s mit dem Grafen Fried,
y. Gilli zu Leibnitz. Deputation der Ungarn an den König
zur Auslieferung Ladislaus'. Gaspar, Hofmeister des jun-
gen Königs.
Gapitel 17. Wachsende Verlegenheit Friedrich's. Verhandlungen mit
Ulrich v. Gilli. Anklageschrift Ebersdorrs gegen Ulrich.
Gapitel 18. Ulrich kündet dem Könige den Dienst auf.
Gapitel 19. Der Landtag zu Wels. Abfall des Landeshauptmanns
Joh. von Schaumburg.
Gapitel 20. Friedrich in Florenz. Weitere Motive des Zerwürfnisses
zwischen ihm und Ulrich.
Gapitel 21. Goalition der österr. und ungar. Stände in Wien. Beson-
deres Bündniss zwischen Ulrich y. Gilli und Ulrich Eizinger.
IX
Capitel it, Augelpeck^B ReUe nach Rom zar Erlanguug der Zustim-
mung des Pabstes zur Reyolution.
Capitel 23. Krönung Friedrich's zum röm. Kaiser. Der Pabst ergreift
dessen Partei. Zweite Gesandtschaft der österr. uud ung.
Stände an den Pabst.
Capitel 24. Ein Brief der Gesandtschaft aus Florenz an den Kaiser
nach Ferrara. Schleunige Ruckkehr des Kaisers nach
Deutschland.
Capitel 25. Eutfuhrungsprojecte des Ladislaus mit Hilfe Caspar^s.
Dieser wird rom Kaiser gefangen gesetzt.
Capitel 26. Audienz der Gesandten in Rom. Der Pabst lehnt jede
Theil nähme an der ReYolution ab.
Capitel 27. Ulrich v. Cilli tritt in den Vordergrund. Unterhandlungen
mit dem Herzog y. Baiern.
Capitel 28. Gegenmassregeln Friedrich''s.
Capitel 29. Abreise des Kaisers nach Wiener-Neustadt.
Capitel 30. Fruchtlose Unterhandlungen.
Capitel 31. Huniady. Podiebrad. Rüstungen des Kaisers.
Capitel 32. Rüstungen der Rebellen. Die Oesterreicher setzen über
die Donau.
Capitel 33. Eröffnung der Feindseligkeiten. Belagerung und Erstür-
mung des Schlosses Ort durch die Rebellen. Siegreiches
Gefecht an der Donaubrücke.
Capitel 34. Weiterer Verlauf des Krieges. Unterhandlungen zwischen
Kaiser Friedrich und Huniady.
Capitel 35. Die Oesterreicher rücken Yor Wiener-Neustadt. Die Aus-
lieferung Ladislaus'* wird vom Kaiser verweigert.
Capitel 36. Belagerung yon Wr .-Neustadt. Erster Sturm. Die Kaiser-
lichen werden in die Stadt zurückgeworfen. Paumkircher.
Capitel 37. Waffenstillstand. Zusammenkunft des Kaisers mit den
österreichischen Anführern. Geheime Besprechung des
Kaisers und Ulrich'^s«
Capitel 38. Unterhandlungen. Friedensbedingungen der Oesterreicher.
Capitel 39. Friedensschluss.
Capitel 40. Auslieferung Ladislaus' an die Stände.
Drittes Buch.
Capitel 1. Ulrich y. Cilli und die Stände-Revolution.
Capitel 2. Ladislaus'' Einzug in Wien.
Capitel 3. Begrüssung Ladislaus"* durch ungarische Gesandte in Wien.
Verhandlung derselben mit den Kaiserlichen wegen Aut-
lieferung yon Krone und Festungen in Ungarn an Huniady.
X
Capitel 4. Ulrich v. Gilli und Ulrich Eiziuger und ihr beiderseitiger
Anhang.
Capitel 5. Gesandtschaft der Böhmen an Ladislaus.
Capitel 6. Der Wiener Congress. Verhandlungen zwischen den Stän-
den und Wr.-Neustadt. Huniady kommt nach Wien und
wird aufs glänzendste empfangen.
Capitel 7. Verhandlungen des Wiener Congresses.
Capitel 8. Bündniss zwischen Ulrich und Podiebrad«
Capitel 9. Ulrich y. Cilli und Eizinger. Verdrängung des letzteren
Yon dem Einflüsse auf die Regierung.
Capitel 10. Innere Verwaltung des Reiches durch Ulrich v. Cilli.
Capitel 11. Ulrich''s Stellung zu Ladislaus. Dessen Erziehung.
Capitel 191. Tägliche Lebensweise des Königs Ladislaus.
Capitel 13. Ulrich''s Politik nach Aussen. Die Pressburger Artikel.
Geheime Unterhandlungen mit Huniady.
Capitel 14. Eizinger. Briefe aus Böhmen. Smirzitzky.
Capitel 15. Eizinger verbündet sich mit den Ständen gegen Ulrich's
Absolutismus.
Capitel 16. Eizinger's Ansprache an seine Gesinnungsgenossen.
Capitel 17. Der Landtag zu Korneuburg. Ladislaus verspricht, Ulrich
zu verbannen.
Capitel 18. Rückkehr nach Wien. £izinger''s Massregeln gegen Ulrich.
Capitel 19. Sturz des Grafen Ulrich v. Cilli.
Capitel 80. Ulrich entfernt sich von Wien.
Viertes Buch.
Capitel 1. Landtag zu Krems. Anklageschrift Ulrich^s von Cilli.
Eizinger.
Capitel %, Charakter von Eizinger^s Regiment. Gesinnung der Stände
gegen ihn.
Capitel 3. Ladislaus im Verhältnisse zur Regierung,
Capitel 4. Ulrich''s Bemühungen, seine verlorene Stellung wieder zu
gewinnen. Er geht nach Böhmen zum Krönungsfeste.
Unterband lungen mit dem Kaiser, mit Venedig, mit
Sigmund v. Tyrol und den Grafen v. Görz. Rüstungen
gegen Oesterreich. Er wendet sich nach Kroatien, wird
aber von Huniady geschlagen.
Capitel 5. Ulrich wird zurückberufen. Abdankung Eizinger's. riricb's
zweite Regieruugsperiode.
Capitel 6. Ulrich's Intriguen zum Verderben Huniady's.
Capitel 7. Bündniss Ulrich's und Huniady's. Ulrich's und Ladislaus'
Verhältuiss dem Kaiser gegenüber.
XI
Capitel 8. Benehmen Ulrich''8 gegen die Stände. Ungarn mit Oester-
reich in engem Verband zu ziehen^ Hauptzielpunkt der
zweiten Regierungsperiode Uiricli''8.
Capitel 9. Türkeneinfall in Ungarn. Ulrich's Massregeln dagegen.
Capitel 10. Reise Ladislaus'* nach Ofen. Versöhnung mit Huniadj.
AV erbung eines Kreuzbeeres. Entführung Ladislaus' durch
Ulrich von Ofen nach Wien.
Capitel 11. Huniady's Sieg über die Türken bei Belgrad. Sein Tod.
Verhältnisse in Ungarn.
Capitel \t, Ladislaus geht nach Ungarn. Umtriebe der Huniadj'schen
Partei gegen Ulrich von Cilli.
Capitel 13. Landtag zu Futtak. Ujlak wird Oberfeldherr von Ungarn
gegen die Türken.
Capitel 14. Vergebliche Bestrebungen Ulrich's, Ladislaus Huniady
zu gewinnen. £r geht mit dem König nach Belgrad.
Capitel 15-16. Tod Ulrich's von Cillh
Capitel 17. Kritik der Berichte über den Tod.
Capitel 18. Bestattung Ulrich''s in der Minoritenkirche in Cilli.
Capitel 19. Ursachen wesshalb Ulrich von Cilli von Seite der Ge-
schichtsschreiber nicht richtig aufgefasst wurde.
Capitel ^0. Kurzer Ueberblick der politischen Wirksamkeit und Cha-
rakteristik Ulrich^s von Cilli. Schluss.
Noten.
Erstes Buch.
Zweites Buch.
Drittes Buch.
Viertes Bucb.
Stammtafel der Grafen von Cilli.
I. Buch.
YorgescMohte ülrich's v. Oilli. üebersioht der politisohen
Vorgänge in Oesterreich von 1439—1451.
1. Ich habe mir znm Vorwurf meiner historischen For-
schungen die Geschichte ülrich's IL v. Cilli erwählt und zwar
aus einem doppelten Grunde; erstens , weil dieser Mann nicht
sowohl durch den Reichthum und Glanz seines Geschlechtes,
als durch seine hohe staatsmännische Begabung, seine keine
Schranken und Hindernisse kennende Thatkrafb, seine bewun-
derungswürdige Grösse im Gxiten wie im Bösen berufen war,
eine hervorragende Rolle in der Geschichte unseres Vaterlandes
zu spielen. — Seine Geschichte ist mit der österreichischen
Geschichte auf das engste verknüpft, obwohl es dem Grafen
nicht vergönnt war, etwas Dauerndes zu schaffen. Er kam und
ging wie ein Blitz, der das Dunkel erhellt, der aber auch zer-
stört. Er war es, der mit mächtiger Hand Friede und Ordnung
in den von den Stürmen der Revolution und eines entsetzlichen
Bürgerkrieges verwüsteten Gauen Oesterreichs wieder herstellte
und kaum war dieses Friedenswerk beendigt, den Intriguen
kleinlicher Gegner zum Opfer fiel, zum Danke für seine Mühen
und Sorgen verbannt wurde, dann aber herrlicher denn früher
die Bühne der öffentlichen Wirksamkeit wiederum betrat, und
bald nachher auf dem Zenith seines Ruhmes unter den meuchel-
mörderischen Streichen wüthender Feinde, als der letzte seines
Geschlechtes, ein tragisches Ende fand. Wie ein Trauerspiel im
grossen Style spinnt sich sein Leben vor unsern Augen ab und
das Glück und Ende eines Mannes, der von Natur aus mit allen
Fähigkeiten Grosses zu schaffen, ausgestattet war, durch seinen
Supan, Ulrich v. Cilli. 1
unersättlichen und racksicbtslosen Ehrgeiz aber untergehen musste,
erweckt nothwendig nicht nur unsere Bewunderung, sondern auch
unsere Theilnahme.
2. Der zweite Umstand, der mich zur Behandlung der
Geschichte des letzten Cillier Grafen veranlasste, ist der, dass
Ulrich der II. bis jetzt noch niemals in seiner ganzen Bedeutung
gewürdiget worden ist.
Die gleichzeitigen Chronisten und Geschichtsforscher, wie
ein Aeneas Sylvias sprechen von ihm im Tone erbitterter
Parteimanner, die aber doch allgemein anerkannte Vorzüge
ihrem Gegner zugestehen müssen, während neuere Historiker
mit kleinlicher Auffassung und Beurtheilung ihn geradezu als
einen gemeinen Bösewicht bezeichnen. Sie gehen dabei insge-
sammt vom falschen Grundsatze aus, man könne die allgemeinen
Principien der Ethik auf Jeden anwenden.
Niemand wird sagen, dass Ulrich fleckenlos dastehe, er
hatte ja vor allem keine sittlichen Grundsätze, eben so wenig,
wie sein Vater und seine Tante Kaiserin Barbara oder sein Gegner
Eizinger. Er huldigte allerdings dem Ausspruche Machiavellis :
„Der Zweck heiligt das Mittel^ und Vertragsbrüche und Trea-
losigkeiten weiset seine Geschichte in Menge auf, aber Egoismas
und Ehrgeiz waren nicht die alleinigen Triebfedern seines
Handelns, wie man gewöhnlich meint, es schwebten ihm auoh
die höhern Ideen von einer festem Gonsolidirung der habsbur-
gisohen Erbländer, von einer Concentration der Monarchie vor,
Schlagwörter, die wir noch heute allgemein im Munde führen,
vor allem aber leitete ihn das Bestreben, der absoluten Königs-*
gewalt gegenüber den ständischen Privilegien Geltung zu ver-
schaffen. Er trat despotisch auf, aber ein so mächtiger Geist
und ein so mächtiger Wille, wie ihn Ulrich von Cilli besass,
duldet gewöhnlich keinen andern Willen neben sich. Er war
egoistisch, aber Egoismus ist ein Hauptcharakterzug des Mittel-
alters« Viele Fehler, die Ulrich anhaften, sind nur Fehler
seiner Zeit, denen sich am Ende auch die Besten nicht ganz
entziehen können.
3« Ulrich der II. stammte aus dem reichen und im
höchsten Ansehen stehenden G^ohlechte der Grafen von Cilli,
Herren in Ortenburg und Seger.
3
Schon Ulrich, der Herr von Sonegg, hatte bedeutende
Besitzungen. Ulrich's Sohn, Friedrich L, wurde vom Kaiser
Ludwig dem Baier wegen seiner Verdienste sowohl als auch
wegen seiner ausgebreiteten Herrschaft in den Grafenstand er-
hoben (1341), welche Erhebung Kaiser Karl IV. am 30.
September 1372 bestätigt« ^).
Durch glückliche Heirathen erweiterten die Grafen von Cilli
nicht nur ihren Territorialbesitz 3), sondern wurden auch mit
vielen hohen und einflussreichen Häusern verwandt, so mit der
badensischen, sächsischen, baierischen, bosnischen, polnischen,
luxemburgischen, habsburgischen und serbischen Dynastie; ja
Ulrich IL trat durch seine Vermählung mit Elisabeth Brau-
kovitsch sogar mit dem türkischen Sultan und dem byzan-
tinischen Herrscherhause in nähere verwandtschaftliche Be-
ziehungen.
Ulrich's Grossvater, Hermann II. hatte das Glüpk, seine
Tochter Barbara auf dem römisch -deutschen Kaiserthron zu
sehen. Barbara war ihrer Unsittlichkeit und Herrschsucht
wegen sehr verrufen , ja von ihren Zeitgenossen allgemein
„die zweite Messalina^ genannt, scheint aber bedeutende
geistige Fähigkeiten und grossen Hang zum Intriguiren gehabt
zu haben. In den letzten Lebensjahren ihres Gemahls, Kaiser
Sigomnd, bot sie Alles auf, sich die Nachfolge auf dem
böhmischen Throne zu sichern und verband sich deshalb heim-
lich mit der Utraquisten-Partei, doch wurden ihre Bestrebungen
entdeckt und sie selbst in Znaim gefangen genommen, nach
Sigmund's Tode aber von dem Gemahl ihrer Tochter Elisabeth,
Kaiser Albrecht III. freigelassen; lebte dann meist auf ihrem
Witwensitze Melnik in Böhmen, von einem männlichen Harem
umgeben, aber noch immer bestrebt, die böhmische Krone an
sich zu reissen ^}.
4. Ihr Bruder Friedrich IL wurde sammt seinem Sohne
Ulrich IL am 30. November 1436 von Kaiser Sigmund zum
unmittelbaren Reichsfürsten erhoben ^). Die nächste Folge
davon war ein Krieg mit den österreichischen Herzogen, deren
bisherige Lehensleute die Gillier gewesen waren. Doch dieses
greift schon in die Geschichte Ulrich des IL ein, und es sei
mir vorerst erlaubt die Jugend- und Vorgeschichte des letzten
4*
Cillier-Grafen, so weit sie mit dem eigentlichen Thema zosam—
menhängt and dieses theilweise erklärt, in wenigen Zügen zn
skizziren.
Ueber die Jagend Ulrich^s erzählen ans die Qaellenwerke
gar nichts and so sind wir nor daraaf angewiesen, ans die 6e~
schichte derselben nach bekannten Ereignissen in der Familie
der Cillier and Gharakterzügen Ulrich's za reconstrairen; anf
etwas Positives müssen wir bei diesem Vorgänge freilich verzichten.
S. Hermann IL hinterliess 6 Kinder, von denen die be-
deatendsten Friedrich, Vater anseres Ulrich, and die oben er-
wähnte Barbara waren. Beide Geschwister entbehrten darchaas
eines sittlichen Charakters. Von Friedrich liefert ans Aeneas
Sylvias ein nichts weniger als anziehendes Bild eines charakter-
losen Wüstlings, das freilich in allza düstem Farben gemalt
ist, wie alles, was der Bischof v. Siena über die Cillier sagt.
Friedrich eine hohe, majestätische Gestalt, war hart, wild,
graasam, blatdürstig, habsüchtig. In den Sachen der Religion
verfolgte er, wie seine Schwester Barbara, eine freigeisterische
Richtung und bezeichnend ist dafür die Grabschrifb, die er sich
selbst schrieb: „Haec mihi porta est ad inferos. Quid illic re-
periam, nescio. Scio, quae reliqui. Abundavi bonis omnibns, ex
quibus nihil fero mecum, nisi quod bibi, edi, quodque inexhausta
voluptas exhausit.^
Seine Gemahlin war Elisabeth Gräfin v. Modrusch, die ihm
zwei Knaben: Ulrich und Friedrich gebar. Letzterer starb schon
in jungen Jahren. Diese Gemahlin konnte den Grafen nicht be-
friedigen, er suchte ausser seiner Familie die Freuden, die ihm
in derselben nicht blühten. Es hatte ihn eine heftige Leidenschaft
zu der schonen, aber unglücklichen Veronika von Dessenitz
erfasst und diese trennte ihn noch mehr von seiner Gemahlin und
Familie. Unter solchen traurigen Eindrücken verlebte Ulrich seine
Jugend bei seinem Grossvater Hermann. Dieser, der Schwieger-
vater eines römischen Kaisers, pflanzte in die Seele des jungen
Grafen sowohl jenen hochfahrenden Adelsstolz, der sich später in so
manchen Zügen kundgab, als auch den Ehrgeiz, der Ulrich bei
allen Unternehmungen leitete. Inzwischen hatte sich Hermann
mit seinem Sohne Friedrich wieder ausgesöhnt. Friedrich kehrte
zu seiner Gemahlin zurück, die aber in einer Nacht plötzlich starb.
5
Den Verdacht, Friedrich habe sich durch Gift der verhassten
Gattin entledigt, steigerte die bald darauf erfolgte Vermählung
mit Veronika*).
Der stolze Vater, entrüstet über diese Befleckung seines
Adels, klagte seinen eigenen Sohn des Gattenmordes an. Friedrich
wurde vor das Tribunal des Kaisers gefordert, für schuldig er-
kannt und seinem Vater zur Bestrafung überliefert, der ihn als
Gefangenen nach Cilli abführen, die unschuldige Veronika aber
im Bade ertränken Hess. Später söhnten sich Vater und Sohn
wohl wieder aus, aber Friedrich blieb von dieser Zeit an düster
und verschlossen, er hasste seinen Vater, der ihm das Liebste
geraubt und in wüsten Vergnügungen suchte er Vergessenheit '').
6» Dass dieses Alles nicht dazu angethan war, Ulrich zu
einem edlen Charakter zu bilden, ist leicht einzusehen, doch hat
man bisher nie darauf hingewiesen. Das Beispiel, das ihm sein
Vater gab, musste am Ende noth wendigerweise jedes sittliche
Gefühl in dem jungen Manne ersticken. Auch sein Ehrgeiz wuchs
immer mehr, seit er und sein Vater, im Jahre 1436 zu reichs-
unmittelbaren Fürsten erhoben wurden*).
Zudem war er reich genug, um eine grosse Rolle in der
politischen "Welt spielen zu können und mit dem Nachfolger
Sigmund's, Albrecht von Oesterreich, dem Gemahl seiner Cousine®)
Elisabeth, nahe verwandt. Dieser berief ihn auch zum ersten
Male auf einen grössern Schauplatz öffentlicher Thätigkeit, indem
er ihn im Jahre 1438 als Statthalter nach Böhmen schickte.
Böhmen war bekanntlich damals in zwei Parteien gespalten,
was schon Barbara, Ulrich's Tante, für ihre egoistischen Absichten
zu benützen gesucht hatte.
Man beschuldigte Ulrich, nach der böhmischen Königs-
krone getrachtet zu haben und Albrecht selbst glaubte es
und zwang ihn, durch Einstellung der Geldsendungen, Böhmen
zu verlassen. Jedenfalls liegen keine positiven Beweise für
den Verrath Ulrich's vor, sonst hätte ihn Albrecht vor
Gericht gezogen. Man behauptete zwar, Ulrich habe das
Kriegsvolk in seinen Eid genommen, die festen Plätze besetzt,
die Gelder der Krone zu Bestechungen verwendet und einigen
Sißiner Genossen sein Vorhaben geoflfenbart. Doch mögen dies
wohl grösstentheils Verleumdungen gewesen sein. Auch hätte
Ulrich, im Falle er wirklich mit hochrerrätherischen Plänen
umgegangen wäre, sich mit den Utraquisten, wie Barbara,
nicht mit den Katholiken verbündet. Von einer Verbindung
mit Barbara, die damals aaf ihrem Witwensitze zu Melnik
ihre Pläne noch nicht aufgegeben hatte, und noch immer intri-
guirte, kann wohl keine Rede sein, da wir es nirgends ange-
deutet finden und auch späterhin die Wege Ulrich's und Barbara's
sich nie trafen**).
7« Albrecht war gestorben, der Erbe der ungarischen
und böhmischen Krone und des österreichischen Herzogshutes
noch nicht geboren, daher die Hinterlassenschaft des ver-
storbenen Königs, dem entsetzlichsten Widerstreite der Parteien
preisgegeben. Das Testament ^^} bestimmte zwar, dass im Falle
der Geburt eines Sohnes, Herzog Friedrich von der steirischen
Linie, als der Aelteste des Hauses, die Vormundschaft im
Vereine mit der Königin-Mutter und einem Regentschafbsrathe,
bestehend aus drei Ungarn, drei Böhmen, zwei Oesterreichern
nnd einem Prager zu führen habe und dass das Kind in Press-
burg erzogen werden soll. Doch bald zeigte es sich, wie wenig
die Stände der verschiedenen Länder geneigt waren, ein Kind
zu ihrem Könige zu erwählen. In Ungarn zeigte man sich zu-
erst schwierig; Furcht vor den Türken entschuldigt diesen
Vertragsbruch. Man wandte die Augen nach dem jungen that-
kräftigen König Wladislaw von Polen und setzte die Ver-
handlungen mit diesem auch nach der am 22. Februar 1440
erfolgten Geburt des Ladislans fort, trotzdem man Elisabeth
versprochen hatte, im Falle der Geburt eines Knaben, die
Unterhandlungen sofort abzubrechen **).
8. £s begann nun ein fürchterlicher Bürgerkrieg auf
ungarischem Boden. Beide Könige hatten einen bedeutenden
Anhang, doch war die Mehrzahl der ungarischen Magnaten für
den Polenkönig, der mit seinem Bruder Kasimir bereits in
Ungarn angekommen war. Unter den Parteigängern der Königin-
Mutter ragten vor allen Giskra von Brandeis, Friedrich und
Ulrich V. Cilli hervor, zu den Anhängern Wladislaw's gehörte
unter andern auch der nachmalige Gabernator Johannes Huniady.
Ulrich V. Gilli, der als ungarischer Magnat und Oheim Ladis-
laus', vor Allen dazu berufen war, eine hervorragende Rolle in
diesen Wirren zu spielen, gehörte von der Geburt des könig-
lichen Knaben an zu dessen trenesten nnd unermüdlichsten
Anhängern; die drei Länder Gestenreich, Ungarn and Böhmen
in der Person Eines Herrschers zu vereinigen, blieb die vor-
nehmste Aufgabe seines thatenreichen Lebens. Auf Ulrich*«
Anrathen und mit seiner Hilfe wurden die ungarischen Kron-
Insignien entwendet und Ladislaus, erst 3 Monate alt, zu
Stuhlweissenbnrg mit der Krone des heiligen Stephan gekrönt.
Ulrich hielt bei dieser Gelegenheit die Krone über dem Haupte
seines königlichen Neffen und leistete für ihn den Krönungseid ^^).
Wladislaw Hess sich inzwischen zu Ofen mit Stephan's Grabes-
krone krönen. Die eigentliche Krone verpfändete später Eli-
sabeth für 2500 Goldgulden an Kaiser Friedrich den HL
9. Die österreichischen Stände zeigten sich nicht
schwierig. Einem alten Hausgesetze der Habsburger nnd der
ausdrücklichen Bestimmung des Testamentes Albrecht's gemäss
übergaben sie noch vor der Geburt Ladislaus', dem Friedrich von
Steiermark die Vormundschaft. Die herzoglichen Brüder Albrecht
und Friedlich waren damals über das Erbe ihres Vaters in
Streit gerathen. Albrecht's intimer Freund war Ulrich v. Cilli
und seinem Einflüsse am Hofe Elisabeth's ist es zuzuschreiben,
dass diese dem Herzog Albrecht am 10. April 1440 die Vor-
mundschaft in Oesterreich über ihren Sohn, bis dieser das
16. Jahr erreicht hätte ^^), übergab. Dies war jedenfalls ein
Fehlgriff von Seite Ulrich's und Elisabeth's, da Albrecht bei
seiner Verschwendung und stetigen Geldnoth nicht die Mittel
besass, sein Mündel kräftigst unterstützen zu können. Ferner
verscherzte sie dadurch die Sympathien der Oesterreicher,
deren Willen sie entgegengearbeitet hatte, und machte sich
Friedrich, der bereits am 2. Februar 1440 zum römischen König
erwählt worden war, und in dieser Eigenschaft dem jungen
Könige viel hätte nützen können, zum Feinde.
10. Die Böhmen hatten auf dem Landtage am
29. Jänner ^*) 1440 zwar beschlossen, die Entbindung der
Königin abzuwarten, doch schritten sie am nächsten Landtage
zur Wahl eines anderen Königs; die Zerwürfnisse im Innern
des Landes, deren Beilegung nur einer kräftigen Herrscher-
hand gelingen konnte, entschuldigt theilweise dies Vorgehen,
8
das vom rechtlichen Standpunkte aas als Vertragsbrach
dorchaos zu verwerfen ist.
Die Krone wurde zuerst Albrecht von Baiem angeboten,
der sich anfangs in Unterhandlungen einliess, später aber,
wahrscheinlich aus politischen Gründen, dieselben vollständig
abbrach ^^}. Auch König Friedrich wollte sie nicht annehmen ^''),
Elisabeth hatte sich inzvrischen in Böhmen mehrere Anhänger,
darunter den mächtigen Ulrich v. Rosenberg erworben und den
Bestrebungen dieser gelang es, auf dem Prager Landtage im
Jahre 1441 die Wahl Ladislaus durchzusetzen, da sich jetzt
auch die Utraquisten für das königliche Kind entschieden
hatten. Man erwählte zwei Gubernatoren, den Utraquisten
Ptaczko v. Lippa und den katholischen Mainhard v. Neuhaus ^*}.
Nach dem Tode Ptaczko's im Jahre 1444 trat an dessen Stelle der
nachmalige König von Böhmen, Georg v. Kunstadt und Podiebrad.
11. Inzwischen wüthete der Bürgerkrieg in Ungarn fort.
Die beiden Grafen von Cilli, Ulrich und Friedrich, kämpften
für Elisabeth meist unglücklich. Friedrich musste die Ofner
Burg den Feinden übergeben ^^}. Ulrich kam zu spät, um
dieselbe retten zu können, und warf sich daher nach Raab, wo
er von Huniady belagert wurde. Wie die Cillier Chronik
erzählt, wollte er einst nach Pressburg reiten, um die Königin
Elisabeth um Hilfe zu bitten, wurde aber in einem Schar-
mützel von den Polen gefangen und an Wladislaw ausge-
liefert, nach kurzer Haft aber unter der Bedingung, 24 Geisein
zu stellen und auf den Ruf Wladislaw*s jederzeit zu erscheinen,
wiederum freigelassen ^.
Kaum war Ulrich auf freien Fuss gesetzt, so griff er
im Vereine mit Paul Ban£Fy wiederum zu den Waffen, wurde
aber bei Stetnamanger von Vitovec entscheidend geschlagen,
Banffy gefangen ^0 ^^^ ^^ Cillier am 19. April 1441 zum
Frieden gezwungen ^). Sie zogen sich hierauf aus Ungarn auf
ihre Grafschaft zurück.
War auch dadurch die Partei Elisabeth's bedeutend
geschwächt, so kämpfte man dennoch auf ungarischem Boden
noch immer fort. Ulrich war auch nach dem Friedensschlüsse,
als ihn der Vertrag mit Wladislaw an der activen Wirksam-
keit hinderte, zu Gunsten seiner Cousine und seines Neffen
9
thätig; so schickte ihr z. B. Wien aaf seine Zuspräche tausend
Krieger und schweres Geschütz nach Pressburg **). Inzwischen
waren aber beide Parteien des immerwährenden Kampfes
müde geworden und näherten sich einander, der päbstliche
Legat Cardinal Julian wandte alle Mühe an, nm den Frieden
zu Stande zu bringen, damit das einige Ungarn mit Erfolg den
Osmanen Widerstand leisten könne. Die Unterhandlungen
unterbrach der plötzlich eingetretene Tod der Königin Eli-
sabeth am 24. Dezember 1442. Zwei Jahre später starb ihr
Gegner König Wladislaw in der Schlacht bei Varna den
Heldentod und bald darauf erkannte der ungarische Landtag
Ladislaus als König an und übergab die Regentschaft, bis
zu dessen Volljährigkeit dem Johannes Huniady.
12. Elisabeth befand sich seit dem Tode ihres könig-
lichen Gemahls, in Folge der fortwährenden Kriege in bestän-
diger Geldnoth. Albrecht, der Vormund ihres Sohnes konnte
ihr nicht ans der Verlegenheit helfen und so musste Elisa-
beth zu König Friedrich, dem sie am 23. August 1440, in
Gegenwart des Herzogs Albrecht in Hainburg die Vormund-
schaft übertrug, ihre Zuflucht nehmen^). Es war dies für die
späteren Schicksale Oesterreichs ein verhängnissvoUer Schritt,
der Anfang einer Reihe der trübseligsten Verwicklungen.
Die erste Folge der Uebertragung der Vormundschaft
von Albrecht auf Friedrich war^ dass auch Oesterreich in den
unerquicklichen Streit beider Brüder hineingezogen wurde.
Zu Hainburg hatten diese sich verglichen, Albrecht
erhielt mehrere Städte und zwei Fünftheile der steirischen Ein-
künfte auf 2 Jahre und eine baar ausbezahlte Summe von
zehntausend Goldgulden zur Tilgung seiner Schulden 2^). Mit
den Häuptern der albrechtinischen Partei, den Grafen von
Gilli, unterhandelte Friedrich besonders; durch Vermittlung
des Bischofs Sylvester am Chiemsee, Vizedom Bossens,
Ritters Karl v. Schaumberg, Kaspar Künigs und Kaspar
Schlickes, Burggrafen von Eger und Elenbogen, kam eine
Waffenruhe (vom 23. August 1440 bis 24. Juni 1441) zwischen
Friedrich und dem Grafen v. Gilli, mit Einschluss des
Lamberger, Erasmus Steiner und Jobst Auer und der
Grafen Stefan, Martin und Ivan von Modrusch zu Stande.
10
Die Gefangenen sollten gegenseitig herausgegeben werden, eine
Tagsatznng zu endgültigen Friedensverhandlongen ward fest-
gesetzt *•).
Die Stände Oesterreichs fanden mancherlei Klagen gegen
das Regiment des Königs-Vormund. Darüber wird später aus-
führlicher gesprochen werden. Hier sei nur so yiel gesagt, dass
sich Friedrich mit Ulrich Eizinger, dem reichsten Manne des
österreichischen Adels, der in der Geschichte des letzten
Gllier Grafen eine bedeutende Rolle spielt, und daher weiter
unten eine ausführliche Behandlung erfahren wird, überwarf,
da er dessen Geldforderungen nicht geordnet hatte, obwohl ihm
von Albrecht in seinem Testamente dieser Mann besonders
war empfohlen worden. Eizinger klagte, dass er von Kaspar
Schlick, Heinrich v. Halnegker und einigen Kaufleuten wegen
20000 Goldgulden, — allerdings eine ansehnliche Summe
für die damalige Zeit, — welche er für Albrecht verbürgt
hatte, gedrängt werde und da Friedrich, der überhaupt in
Allem und Jedem zauderte, mit der Entscheidung warten liess,
so sagte Eizinger am 12. Mai 1441 dem Könige den Gehorsam
auf. 153 österreichische Edle und Bürger unterschrieben den
Absagebrief und das Heer der noch nicht befriedigten Söldner
trat zu Eizinger über^^). Doch wurde dieser Streit schon
am 7. Juli desselben Jahres beigelegt, indem Friedrich die
Schuld auszugleichen und überhaupt alle Rechnungen von König
Albrecht's Zeiten, die noch nicht revidirt waren, und die
Forderungen £izinger*s zu übernehmend^), die Söldner aber
aus den laufenden Einnahmen zu befriedigen versprach.
13. Zwischen den Cilliern und dem deutschen Könige hatte
sich ein friedliches Yerhältniss herausgebildet. Die bis 24. Juni
sich erstreckende Waffenruhe wurde am 4. < September*') und
dann am 1. November 1441 auf dem Landtage zu St. Polten
bis April 1442 hinaus geschoben. Ulrich v. Cilli begab sich
hierauf an den Hof König Friedrich's, und als dieser im Beginne
des Monates März 1442 das deutsche Reich besuchte, begleitete
ihn Ulrich mit den Herzogen Albrecht und Sigmund, dem
Grafen v. Wallsee u. a. ^.
Albrecht war mit den Bestimmungen des Hainburger Ver-
trages nicht zufrieden und so konnten neue Zerwürfnisse mit seinem
11
Brader nicht ausbleiben. Er forderte noch immer gleiche Theilong
der Erblande und die Uebergabe der Vormundschaft über Herzog
Sigmund y. Tirol. Schon in Salzburg oder Innsbruck muBste Albrecht
seinen Bruder verlassen haben, und nach Steiermark zurückgekehrt
sein, mit ihm wahrscheinlich auch Ulrich v. Gilli, denn im
April erschien Albrecht bereits auf dem Landtage zu Krems
und klagte über seinen Bruder, fand jedoch bei den Ständen
kein Gehör ^^). Indess scheint er sich schon während der
Reise mit Ulrich wegen eines Schutz* und Trutzbündnisses
▼erständigt zu haben. Nach der erfolglosen Interpellation beim
Kremser Landtag trat er in offene Unterhandlungen mit den
Grafen Friedrich und Ulrich v. Cilli, die endlich zum Vertrage
▼on Vorchtenstein ^ am 13. Mai 1442 führten, worin sie sich
gegenseitig gegen alle ihre Feinde, mit Ausnahme „der heiligen
christlichen Kirche, des römischen Reiches und der heiligen
Krone von Ungarn verbanden^. Dass die Spitze dieser Conföde«-
ration gegen den König Friedrich gerichtet war, liegt auf der
Hand.
14. Der Kampf brach bald aus, zunächst in Krain. Das
Kriegs Volk der Gillier Grafen, damals unter dem Befehle des
Böhmen Jan Vitovec belagerte erfolglos Laibach, welches TOn
Georg Apfalterer tapfer vertheidigt wurde, wofür die Stadt auch
später vom Könige das Recht erhielt, ihre Briefe roth zu siegeln.
Während der Belagerung Laibachs gelang den Verbündeten die
Occupation Krainburgs, das aber bald wieder an die Königlichen
verloren ging, •— - eine Ueberrumplung Rudolfswerts gelang nicht.
König Friedrich sandte ein Hilfscorps unter Hartmann von
Thurn zur Entsetzung Laibach's, welches einen Wagen voll
Kostbarkeiten, die Graf Friedrich von Sonegg nach Gilli schickte,
auffing. Als er vor Laibach ankam, waren die Feinde schon
abgezogen. Diese Invasion war somit ohne Erfolg. Die Gillier
verloren besonders bei den Stürmen auf Rudolfswert sehr viele
Leute »3).
Als König. Friedrich Anfangs Februar 1443 Oesterreich
wieder betrat, musste er dem Drängen der Stände nachgeben
und den fortwährenden Zwistigkeiten ein Ende machen. Die
Verhandlungen mit Herzog Albrecht begannen schon im März
1443 und wurden am 30. d. M. in Wiener Neustadt zu Ende
12
gefohlt^). Gegen eine bare Zahlung von 6000 Goldgalden
uberlipss Albrecht seinem Bruder alle seine Einkfinfte auf zwei
Jahre nnd wnrde zum Regenten in einigen Herrschaften jenseits
des Arlbergs, die im Eigenthum Herzogs Sigmund lagen, ernannt.
Hierauf wurde mit den Cilliem verhandelt, und am 16. August
1443 zu Neustadt ein Vertrag geschlossen ^) unter Zurückgabe
alles gegenseitig Genommenen und Bestellung des Herzogs von
Baiem als Obmann zur Ausgleichung der Streitigkeiten. Der
Neustädter Vertrag enthält kurz folgende Punkte:
a) Alles gegenseitig Genommene wird bis St. Michaelis
zurückgegeben.
b) König Friedrich verpflichtet sich, fOir sich, König La*
dislaus und den Herzogen Albrecht und Sigmund, den Grafen
wider Jedermann, die Kirche und das römische Reich ausge*
nommen, mit allen Kräften beizustehen^*).
c) König Friedrich erhebt die Grafen Friedrich und Ulrich
zu reichsunmittelbaren gefürsteteii Grafen von Cilli, Ortenburg
und Seger, ertheilt ihnen die vollkommene Landschrang in ihren
Gebieten, gibt ihnen das Recht Geld zu prägen, ihre Bergwerke
allein zu benutzen^'') und entledigt sie von der Pflicht ihre
Herrschaften vom Reiche zu Lehen zu empfangen^), wogegen
die Grafen einen Revers ausstellen, dass die Gerechtsame
Oesterreichs verwahrt bleiben sollen^*).
d) Die Grafen schliessen mit dem Hause Habsburg einen
Erbvertrag, wonach ihnen der König bei gänzlichem Aussterben
des Hauses Oesterreichs die Nachfolge im österreichischen Istrien,
den Grafschaften Mitterburg, Möttling mit dem Schlosse Meichen,
Rudolfswert, Landstrass, Tüfier, Hohenek, Sachsenfeld, Wippach
und Adelsberg zusichert, wogegen sie ihm die Grafschaften Gilli,
Ortenburg und Sternberg, im Falle des Erlöschens ihrer Familie,
verschrieben *®).
Soweit der Neustädter Vertrag.
Im September desselben Jahres verhandelten die Cällier
mit dem Könige Friedrich in Graz. Hier wurde am 21. Septem-
ber ein ewiges Bündniss zwischen beiden Theilen, wider alle
Feinde, mit Ausnahme der Kirche, des römischen Reiches ^0
und (nach dem Willen der Cillier) der angarischen Ejrone **),
geschlossen« Der König versprach auch den Grafen die Wille-
13
briefe des Kurfürsten, über die Erhebung in den Fürstenstand
und die Bestätigung des ihren Vorfahren vom Kaiser Karl IV.
ertheilten Briefes zu verschaffen, wiewohl sie derselben nicht
bedurften^), wogegen sich Ulrich von Gilli verschrieb, dass
nach seinem und seines Vaters Tode ihre Erben zu Ehren des
Königs Friedrich, den Herzogen von Oesterreich, anstatt des
gebrauchten Titels: „unsere lieben Herra^, hiefür „unsere gnä-
digen Herrn ^ schreiben sollen ^^). Ulrich wurde hierauf in den
königlichen Rath aufgenommen ^^).
IS. Vom Jahre 1443 bis 1451, also fast 8 Jahre, finden wir
Ulrich von Gilli theils in der Umgebung des römischen Königs,
im Kampfe gegen den räuberischen Grenzadel, theils in Privat-
fehden mit den Ungarn.
Unter den ungarischen adeligen Räubern, die an der öster-
reichischen Grenze hausten und die Verwirrung und Partei-
kämpfe in ihrem eigenen Lande zu Frevelthaten aller Art
benützten, that sich vor Allen durch Kühnheit und Grausamkeit
Pangracz de S^. Miklos *') hervor. Er hatte das Schloss
Skalitz in Mähren erobert ^'') und war von hier aus im Viertel
unter dem Manhartsberge verheerend eingefallen. Von der Feste
Neiiea aus hauste er in der fürchterlichsten Weise ^) und der ein-
heimische Adel that nichts dazu, um diesem Beginnen Einhalt
zu thun, umsomehr, als selbst aus seiner Mitte sich mehrere
auf das Raubhandwerk verlegten^*). Auch der König- Vormund
verhielt sich trotz der häufigen Klagen der Stände diesem
Treiben gegenüber mehr oder weniger passiv^}. Auf sein
Geheiss zog zwar Ulrich von Gilli gegen Pangracz, aber
es ist zu vermuthen, dass Ulrich diese Expedition auf eigene
Kosten unternahm, da das Gegentheil bei der Kargheit des
Königs und bei dessen sonstiger Haltung gegen die Raubritter
etwas unwahrscheinlich ist. Auch waren die Resultate dieses
kleinen Feldzuges keine weitreichenden. Mit Uebereinstimmung
erzählen die Quellen von der Einnahme des Schlosses Skalitz
durch Grafen Ulrich ^^), sonst ist uns nichts Bemerkenswer-
thes bekannt.
16* Wichtiger ist das Zerwürfniss zwischen der ungarischen
Regierung und den Gilliern. Der Grund hievon war folgender.
Ulrich*s Urgrossmutter, die Gemahlin des Grafen Hermann I.,
14
war eine Tochter des bosnischen Königs Stephan T?arko , der,
weil er keine mannlichen Nachfolger hatte, in einem mit
Grafen Hermann II. im Jahre 1427 abgeschlossenen and von
Kaiser Sigmand genehmigten Vertrage, des zweiten Hermann
Sohn, Friedrich zar Nachfolge in seinem Reiche bestimmte.
Tvarko starb im Jahre 1443 and dem Vertrage za Folge
sollte Ulrichs Vater den bosnischen Thron besteigen. Inzwi-
schen hatte aber Haniady gegen Friedrich intrigairt and
die Bojaren, denen ohnehin dieser als Fremder verhasst war,
zor Wahl eines einheimischen Königs aufgefordert. Es leitete
ihn dabei die Farcht, einen so mächtigen Anhänger Ladis-
laus im Bücken zu haben and vom politischen Standpunkte
aas ist daher Haniady's Handlangs weise leicht za erklären,
wenn auch nicht za rechtfertigen. Hätten die Gillier den Thron
Bosniens bestiegen, so hätten sie wahrscheinlich wiederam die
Waffen für das gate Recht des königlichen Kindes ergriffen
und in Ungarn selbst gab es noch eine Partei für Ladislaus,
die, wenn auch theil weise zum Schweigen gebracht, trotzdem
bei einer kräftigen Unterstützung von Aussen den kaum ge-
dämpften Bürgerkrieg wieder von neuem entzündet hätte. Hatte
sie ja schon gleich nach Elisabeth's Tode den König Fried-
rich als Vormund Ladislaus' aufgefordert, sich mit ihr zu
vereinigen. Daher glaubte Huniady alles daran setzen zu
müssen , um die Gillier von Bosnien ferne zu halten. Es wurde
Stephan Tbomasko gewählt und von Wladislaw als König
von Bosnien anerkannt.
17. Diese Vertragsverletzung konnten die Grafen nicht
ungerächt lassen und fielen daher in Kroatien ein. Inzwi-
schen war aber Huniady bereits mit einem Heerhaufen von
15000 (?) Mann ^2-) [^ ^j^s cillische Gebiet eingefallen, wobei
auch dem Lande König Friedrich's grosser Schaden zuge-
fügt wurde.
Die Ungarn rückten der Drau nach im cillischen Gebiete
ein ^^j, Warasdin wurde in Brand gesteckt und dann der Weg
nach Windisch -Feistritz genommen. Vitovec verfolgte mit
60 bis 80 Reitern die Spur der Feinde, um sie durch fort-
währende Attaques zu ermüden, langte aber noch vor ihnen
in Feistritz an, dessen Vertheidigung er leitete. Der erste
15
Sturm blieb erfolglo», als ein Söldner der Gillier, Ungar von
Geburt, einen Theil der Stadt in Brand steckte. Jedenfalls
war Verrath dabei, denn die Ungarn umstellten augenblicklioh
die Stadt, um den ans dem Feuer fliehenden Vitovec mit
dessen Truppen in ihre Gewalt zu bekommen« ludess scheint
der Brand bald gelöscht worden zo sein und ein zweiter An-
griff auf die Stadt erzielte ebenfalls keine Resultate. Inzwischen
sandte Huniady eine Heeresabtheilung gegen Gilli, welches
er anbesetzt glaubte; allein auch diese Expedition erreichte
ihren Zweck nicht. Nach solchen Misserfolgen zogen sich die
Ungarn bis an die Drau zurück. Beim Uebergange verloren
viele das Leben. Die beabsichtigte Belagerung Pettau's gab
Huniady auf, da ihn auch hier bereits Vitovec kampfge*
rästet erwartete und zog zwischen der Mur und Drau geg^n
Tschakathurn und Kopreiniz, welches auch eingenommen wurde.
Damit war die ungarische Invasion zu Ende; wie man sieht,
ganz ohne Erfolg. Dass die Ungarn fürchterlich hausten und
Mord und Brand ihren Weg bezeichneten, sagt die Cillier
Chronik ausdrücklich. Ulrich hatte inzwischen in Kroatien einige
Schlösser eingenommen, aber auf die Nachricht von dem Einfalle
Huniady 's in sein Gebiet, eilte er sofort nach Cilli, doch
waren die Feinde schon abgezogen. Es kam ein Vergleich zu
Stande, dem zu Folge Ulrich auch die eroberten Schlösser
behielt.
Von dieser Zeit an hasste Ulrich Huniady, der ihn
eines Königsthrones beraubt, auf das tödtlichste und schwur
dem ganzen Huniady'schen Geschlechte Rache. Wie diese
Feindschaft später für ihn selbst verbängnissvoll wurde , wird
die Folge lehren.
18. Auch der König hatte sich mit Huniady entzweit,
da dieser immer heftiger auf die Auslieferung des jungen
Ladislaus und der ungarischen Krone drang, worin Fried-
rich nicht einwilligte. Huniady ging so weit, mehrere Schlös-
ser zu erstürmen und die Stadt Wien zum Abfall von Fried-
rich's Sache zu bewegen^).
Nach vielen Unterhandlungen kam endlich am 1. Juni 1447
zu Radkersburg durch Vermittlung des Graner Erzbischofes
und des Grafen Friedrich von Gilli ein Waffenstillstand auf
16
2 Jahre zo Stande^). Indessen wurde von Seite Ungarns die-
ses Abkommen oftmals nicht zagehalten, weshalb die Stände
Oesterreichs auf dem Kremser Landtage im Jahre 1448 König
Friedrich aufforderten, energischer aufzutreten und sich selbst
an die Spitze eines Heeres zu stellen , welches sie ausrüsten
wollten ^}. Auch Pangracz de Sz. Miklos wiederholte noch
immer seine Raubeinfälle in Oesterreich, bis es kurz nach dem
Kremser Landtage, am 5. August 1448, dem Cardinal
St. Angeli und Ulrich von Gilli gelang, einen Frieden her-
beizufahren ").
Die Gefangenen sollten gegenseitig ausgeliefert, die Bür-
gen ihrer Verpflichtungen entbunden , die Schanzen an der
March abgebrochen und den Räubern 4000 Gulden, die bei
Ulrich hinterlegt wurden , ausgezahlt werden. Dass Ulrich
zum künftigen Schiedsrichter erwählt wurde^ zeigte bereits von
dem Einflüsse und der hohen Achtung, die er bei den öster-
reichischen Ständen genoss.
Aus welchen Motiven Ulrich dieses Vermittleramt über-
nahm, ist schwer zu entscheiden; entweder wollte er sich da-
durch beim päbstlichen Stuhle beliebt machen oder er han-
delte im Einverständnisse mit Pangracz , der ja auch ein
Anhänger Ladislaus', war. Motive rein humaner Natur sind
beim Charakter des Grafen nicht zu vermuthen.
n. Buch.
Die standisohe Bevolution bis zum Neustädter Frieden.
(Voin 14 October 1451 bis 4. September 1452.)
1. Wie bekannt, war König Friedrich ' seit dem Haim-
bnrger Vertrage vom 23. August 1440 Vormund des jungen
Ladislaus in Oesterreich geworden. Nach dem Hausgesetze der
Habsburger und dem letzten Willen Albrecht^s war er zu die-
sem schweren Amte berufen, das ihm aber fast durch zwölf
Jahre nichts als Kummer und Verdruss einbrachte, woran er
theilweise selbst die Schuld trug.
Das Testament Albrecht's *) wurde in zwei Punkten
verletzt, Ladislaus sollte in Pressburg erzogen werden , da
diese Stadt fast in der Mitte der drei Erbländer gelegen war.
Anstatt dessen führte ihn Friedrich nach Graz, also ganz
aus dem Territorium des Reiches Ladislaus*, was nicht nur
zur Folge hatte, dass -Gerüchte der gehässigsten Art über
das Leben Ladislaus' in Graz ausgesprengt wurden , sondern
auch die Hauptursache des Ausbruches der ständischen Revo-
lution war. Allerdings ist es wahr , dass bei den Wirren in
Ungarn in den Jahren 1444 und 1445 Ladislaus in Pressburg
nicht sicher gewesen wäre , aber das entschuldigt die Hand-
lungsweise Friedrich's noch immer nicht. Wäre Ladislaus in
Wien erzogen worden, so wäre die Revolution niemals ausge-
brochen.
Weiters befahl Albrecht's Wille die Mitvormundschaft
Elisabeth's , wovon selbst im Haimburger Vertrage nicht die
Rede war; vielleicht musste Elisabeth darauf verzichten. Da
Snpan, Dlrieh v. CiUi. %
18
die Königin bald daxanf starb, so hatte die Uebertretung die-
ses Panktes keine weiteren Folgen, als dass sie einen Anhalts-
punkt zu Klagen der unzufriedenen Landstände gab« Dass der
Regentschaftsrath , wie ihn der verstorbene König Albrecht
bestimmte, nicht zusammentrat, ist leicht erklärlich, da ja
Friedrich erst spät in Ungarn und Böhmen als Vormund aner-
kannt wurde.
2, Auch die Erziehung Ladislaus' scheint mangelhaft ge-
wesen zu sein. Wie wir den jungen König später kennen ler-
nen, war er ein verschlossener, ja heuchlerischer Charakter.
Dies beweist das oben Gesagte. Eine allzustrenge Erziehung,
die dem Kinde jede Freude versagt, bildet niemals freie, offene
Menschen. Dass ihm Bigotterie und Intoleranz eingeimpft
wurden, zeigt später sein schroffes Auftreten gegen die ütra-
quisten in Böhmen. Leiter der Erziehung war ein Mann aus
dem niederen Volke, mit Namen Kaspar^), der sich dem geist-
lichen Stande und den Wissenschaften widmete, später in die
österreichische Kanzlei kam und die Gunst König Friedrich'»
gewann , die Stelle eines Hofmeisters des Ladislaus erlangte,
mit Schätzen und Ehren überhäuft wurde und auch in der Diplo-
matie eine Rolle gespielt zu haben scheint. Dass dieser Kaspar
ein charakterloser Mann war und einzig und allein den Ein-
gebungen seines Ehrgeizes folgte, zeigen die späteren Ereig-
nisse ; daher konnte auch er keinen besonders gunstigen Ein-
fliiss auf die sittliche Bildung seines Zöglings nehmen.
3. Das Regiment des König- Vormunds gab den Land-
ständen genug Ursache zu beständigen Klagen. Friedrich war
nicht der Mann der That, sondern der ängstlichen Vorsicht,
der mit kleinlicher Genauigkeit alle Für und Wider abwog und
dadurch meist den günstigen Moment versäumte. Er schob alles
hinaus und meinte: „Zeit gewonnen, alles gewonnen.^ Weil er
eben zu bequem war, mit Gewalt den £lnoten zu durchhauen,
sondern ihn nur zu lösen suchte, musste er ihn immer mehr
verwickeln. Seine zweite hervorstechende Eigenschaft war der
Geiz, der ihn ebenfalls in eine Menge von unangenehmen
Situationen stürzte. Deshalb zeigte auch seine ganze fast
53jährige Regierung nur eine Reihe von Verwirrungen, Auf-
ständen und Unglücksfällen aller Art. Ein solcher Mann war
19
nicht dazu geschaffen, damals Oesterreich za lenken, wo
Energie nothwendig gewesen wäre und die besass Friedrich
eben nicht. Der Zustand in Oesterreich war damals ein höchst
trauriger. Die Taboriten machten noch immer rerheerende
Einfalle; die Söldnerschaaren, die noch nicht befriedigt waren,
durchstreiften raubend und sengend das Land; Pangracz de
Sz. Miklos und seine Spiessgesellen verwüsteten Oesterreich
bis gegen Wien hin, ja selbst die einheimischen Ritter, wie
Jakob Kyenberger, Reutter^ Leonhard Arberger, die Idungs-*
perger, Tobias Roxer u. s. w.^ schändeten durch Raub und
Mord ihren Adel , der Handel war gestört, das Land ver-
wüstet, der Wohlstand zu Grunde gerichtet. Dazu kamen noch
die fortwährenden Streitigkeiten mit Herzog Albrecht, die
nicht nur die Steiermark und Krain, sondern auch Oesterreich
berührten. Dem gegenüber verhielt sich König Friedrich fast
ganz unthätig. Es wurden wohl Landtage zusammen berufen,
aber auf diesen stritt man sich über Kleinigkeiten und verlor
dadurch die Zeit zum Handeln, doch hätte ein kräftiges
Vorgehen des Regenten die Stände ohne Zweifel auch ener-
gischer gestimmt. Kaum hatte Friedrich die Vormundschaft
übernommen, so forderte der Landtag die Aufstellung von
1000 Reitern zur Bewachung der Grenzen und die Befriedigung
der Söldner^). Keines von beiden geschah, und der Landtag
vom 30. November 1440 beklagte sich bitter darüber ^). Die
Stadt Steyei klagte über den Streit mit Albrecht, den Bruch
des Landfriedens und die Söldner: kein Landgericht, kein
Landmarschall ^ das ganze Land sei zerrüttet*). Die Söldner
wurden wohl befriedigt, aber den Räubereien des Adels kein
Einhalt geboten, und auch der Zug Ulrich's gegen Pangracz erzielte
keine Resultate. Nur ein einziges Mal raffte sich der König
aus seiner Unthätigkeit auf, zog gegen die ungarischen Raub-
ritter und Hess achtzig davon aufknüpfen^}.
4. Es ist nicht zu verkennen, dass Friedrich in seiner
Eigenschaft als Vormund einen schweren Stand hatte. Die
Forderungen der österreichischen, ungarischen und böhmischen
Stände konnte er unmöglich zu gleicher Zeit befriedigen, denn
alle forderten die Uebergabe des Königs; Ungarn stellte so-
gar das sonderbare Verlangen, dass die Krone und die von
91*
20
Friedrich besetzten Orte ausgeliefert werden sollten, ohne den
Pfandbetrag zu bezahlen •). Darauf konnte nun Friedrich nicht
eingehen, ebensowenig, wie auf den Antrag, Pressburg für
Stuhlweissenburg umzutauschen. Den hierauf entstandenen Krieg
beendigte der Radkersburger Vertrag. Am 22. October 1450
wurde in Pressburg mit den Ungarn ein endgilti^es Abkommen
getroffen, dem zu Folge Ladislaus bis zu seinem 18. Jahre unter
der vormundschaftlichen Gewalt Friedrich's bleiben und in Wien
erzogen werden sollte ®). Letzteres verlangten auch die öster-
reichischen Stände dringend und zu wiederholten Malen, doch
wiederum umsonst.
a. So stand es in Oesterreich bis zum Winter 1450 auf
1451. Immer näher ruckten die trüben Anzeichen der Revolution«
Oesterreich war auf das äusserste gebracht; vom Könige
Friedrich war nicht Hilfe zu erwarten, zudem verbreitete sich
noch das Gerücht, dieser wolle sein Mündel um Oesterreich
bringen. Dieses schien noch durch die Nachricht, der König
beabsichtige auf der bevorstehenden Römeifahrt Ladislaus mit
sich zu nehmen, bestätigt zu werden. Man war im Anfange
entrüstet über Friedrich und die Ungarn zürnten ihm, weil
er den Pressburger Vertrag gebrochen. Dazu kam noch, dass
sich der König mit dem einflussreichsten Manne in Oesterreich,
Ulrich Eizinger, überwarf. Da dieser die Hauptrolle in der
Revolution spielt, so ist es angezeigt, etwas näher auf dessen
Charakter und Schicksale einzugehen.
Ulrich Eizinger von Eizing war in Baiem geboren, da er
aber hier wenig Gelegenheit fand sich hervor zu thun, so wan-
derte er arm und unbekannt noch unter der Regierung Albrecht's
nach Oesterreich. Emsig und in der Arbeit von bewunderungs-
w^rther Ausdauer, gewann er bald die Gunst des Königs
Albrecht, der ihn zum Huebmeister erhob. In dieser Eigen-
schaft hatte er Gelegenheit, durch glückliche Käufe, Pfänder
u. s. w. reich zu werden. Eizinger muss ein bedeutendes
Finanzgenie gewesen sein, denn Aeneas Sylvius sagt von ihm
ausdrücklich, dass er alle andern Barone an Einsicht übertroffen
und König Albrecht sich oft geäussert habe, Eizinger sei ihm,
wie ein Orakel der Götter. Eizinger wurde Baron und Albrecht
vergass auch nicht, in seinem Testamente die Rechnungen
21
desselben seinem Nachfolger dringend zu empfehlen. Im Volke
erzählte man von ihm, dass er ein Freigeist sei, an kein zu-
künftiges Leben glaube, sondern meine, dem Menschen folge
nach dem Tode nur der Ruf. Eizinger scheint nach allem dem
ein kalter, entschlossener Politiker gewesen zu sein, so genial
und thatkräftig, wie Ulrich v. Cilli, war er nicht, wohl aber
vorsichtiger ^^.
Der Grund des Zerwürfnisses mit König Friedrich war
folgender. Herzog Albrecht wollte einige Schlösser in Ungarn
an der österreichischen Grenze verkaufen, darunter auch Forch-
tenstein. Als Eizinger dies hörte, kam er mit Albrecht zusam-
men, um sich über den Preis und die Zeit der Bezahlung zu
verständigen. Doch wurden sie darüber nicht einig, da Albrecht
die Kaufsumme in Gold ausgezahlt wissen wollte, Eizinger die-
selbe aber theils in Gold, theils in Silber auszuzahlen versprach.
Inzwischen wollte auch Friedrich das Schloss an sich bringen
und Hess sich mit seinem Bruder in Unterhandlungen ein, doch
musste sich Albrecht früher mit Eizinger besprechen, ob er
das Schloss dem Könige überlassen wolle und schickte deshalb den
königlichen Rath Hans Unguad und zwei von seinen Räthen an
ihn. Als die Gesandten die Nachricht brachten, dass Eizinger
bereitwilligst zurücktrete, wurde der Handel mit Friedrich ab-
geschlossen. Eizinger, der dies hörte, war im höchsten Grade
entrüstet, klagte Albrecht an und als dieser die Gesandten als
Zeugen vorgeführt hatte , dass Eizinger ja selbst das Schloss
dem Könige überlassen habe, läugnete er dies mit grosser Keck-
heit, forderte das Schloss oder Entschädigung und verliess, als
man keines von beiden ihm zu geben gewillt war, Wien mit der
Drohung, sich zu rächen ^*). Dieses sonderbare Benehmen Ei-
zinger's lässt darauf schliessen, dass er schon vor dieser Aflfaire
an einen Abfall von Friedrich gedacht und sich darüber viel-
leicht schon mit einigen andern besprochen habe. Jedenfalls ist
es klar, das Eizinger Streit mit Friedrich suchte und nur auf
den Moment wartete, die Gelegenheit dazu — freilich auf
eine plumpe Art — vom Zaune brechen zu können.
6. Die Erbitterung Eizinger's wuchs, als ihn der König-
Vormund bei der Ernennung der Regierungs-Stellvertreter für
die Zeit der Römerfahrt übergangen hatte. Unter diesen Stell-
22
Vertretern waren die hervorragendsten: die Grafen von Schaam-
bürg, Vater und Sohn, Georg v. Puchhaim, Rüdinger v. Star-
hemberg, Sigmund v. Ebersdorf und der Wiener Bürgermeister
Holzler ^^). Eizinger nnd sein Anhang scheint sich damals bitter
beschwert zu haben, dass bei der Wahl dieser Männer die Stande
nicht befragt wurden, denn bald nachher sandte der Kaiser zu
Eizinger mit der Bitte, auch diesen Regierungsmännern beizu-
treten, wodurch er ein indirectes Geständniss seiner Schwäche
ablegte und Eizinger nur noch hartnäckiger machte. Dieser
antwortete auch stolz, er werde ohne Zustimmung der Stände
kein Amt annehmen, ja er furchte, dass die Stände jene Stell-
vertreter des Königs nicht unangefochten lassen werden, wenn
der König nicht nach deren Willen Ladislaus nach Wien
schicken wüKde; geschehe dieses, so wolle er entweder Friedrich
auf dessen Römerzuge begleiten, oder das ihm angebotene Amt
annehmen ^^). Hierin sprach Eizinger ganz offen aus, dass die
Stände einen Gewaltact vorbereiteten. Friedrich hielt diese
Warnung för eine leere Drohung und begab sich nach Wiener-
Neustadt, um hier Vorkehrungen zu seiner Krönungsfahrt nach
Rom ztt treffen.
Eizinger blieb nicht auf halbem Wege stehen; fest und ent-
schlossen, wie er war, war er unablässig bemüht, seinen Anhang zu
verstärken. Er besuchte die vornehmsten der österreichischen
Barone, um sie für seine Pläne geneigt zu machen und Hess
durch seine Agenten öffentlich ausstreuen: Oesterreich werde
schlecht regiert, König Ladislaus in grausamer Zucht gehalten
u. dergl. Solche Reden fanden bei dem Volke ein gläubiges Ohr,
da es in Folge der vielen Unglücksfälle, die Oesterreich heim-
suchten, schon ohnehin pessimistisch gestimmt war. Als Eizinger
genug Anhänger gewonnen zu haben glaubte, suchte er eine
Gelegenheit, sich mit ihnen wegen der weitern Schritte zu
berathen. Eine solche bot sich ihm bald. Eizinger war nämlich
in einen Grenzstreit mit den Lichten steinern verwickelt und zum
Ausgleich dieser Streitigkeiten wurde eine Zusammenkunft in
Martperg an der mährischen Grenze verabredet. Hier sollte
denn auch der immer wachsende Anhang Eizinger's seine erste
Versammlung am 14. October 1451 halten.
23
Eizin^er sprach zaerst. Er zählte alle Fehler in der vor-
mnndschaftlichen Regierung auf, bezeichnete die drei Räthe
Friedrich's Ungnad, Neuberg und Zebinger, denen der König
allein folge, als diejenigen, die durch ihren schlechten Rath die
Hauptschuld trögen , behauptete, dass Friedrich die Einkünfte
verschlendere, Wiener-Neustadt und Graz mit österreichischem
Gelde verschönere, den Ladislaus unwQrdig behandle, nannte
die Stellvertreter des Königs Feinde des öffentlichen Wohles
and forderte zum Schlüsse die Anwesenden auf, während der
Abwesenheit des Königs in Italien im offenen Aufruhr die ver-
lorene Freiheit wieder zu erringen, ehe man jedoch zu diesem
äussersten Mittel greife, noch einmal durch Gesandte den König
bitten zu lassen, Ladislaus in ihre Mitte zu führen. Wie man
sieht, athmet diese Rede blinden Parteihass, doch gefiel sie
aber gerade deshalb **).
Die Folge des Martperger Gonvents war ein Bündniss ^^}
von 300 Adeligen zum Zwecke, Ladislaus von der vormund-
schaftlichen Gewalt Friedrich's zu befreien. Sie versprachen, gegen
Alle, die sich diesem Vorhaben widersetzten (also auch gegen
König Friedrich) feindlich aufzutreten, alles etwa Eroberte in
Ladislaus' Namen zu verwalten, wobei sie seiner Zeit um Scha-
denersatz bitten würden und jede Zwietracht unter sich selbst zu
«chlichten. Hiemit war dem König- Vormund der Fehdehandschuh
hingeworfen und Friedrich fehlte nur hierin, dass er denselben
nicht unverzüglich aufnahm.
7. Bald darauf am 31. October versammelte sich die
Paitei Eizinger*s zu Wuldersdorf, weil sie wahrscheinlich neue
Mitglieder gewonnen hatte. Hier werden Gesandte theils an die
Städte Krems und Stein, um diese zur Theilnahme an der
revolutionären Bewegung aufzufordern, theils an den König nach
Wr.-Neustadt beordert. Letztere waren Kadolt Wehing, Lorenz
Palterndorfer, Wolfgang Hinterholzer und Niklas Stockhorner ^®j.
* Sie überbrachten dem Könige die Beschlüsse von Martperg und
"Wuldersdorf, erhielten aber eine Antwort *'), die die erhitzten
Gemüther mit tausendmal Gesagtem beschwichtigen wollte. Der
König meinte nämlich, er könne Ladislaus nicht nach W^ien
schicken, da ihn ja auch die Ungarn und Böhmen verlangten —
seit dem Pressburger Vertrag war dieser Vorwand nichtig —
24
nnd die Bevorzagung eines Landes bei den andern Eifersucht
and Missgunst erregen würde, übrigens werde er nach der Rück-
kehr aus Italien sehen, was sich thun liesse.
Die ZQ Wuldersdorf Versammelten schrieben hierauf an
den König, dass auf den von ihnen zusammen berufenen Landtag
zu Wien ^^) die Antwort den versammelten Ständen unterbreitet
werden sollte, doch waren die revolutionären Gedanken noch
nicht so allgemein verbreitet und deshalb baten die königlichen
Räthe Friedrich, doch selbst nach Wien zu gehen, am die
Gemüther zu beruhigen; der König aber konnte nicht an eine
ernste Gefahr denken, hörte auf den Rath der treu ihm Er^
gebenen nicht, sondern reiste mit seinem Mündel nach Steier-'
mark, da er fest entschlossen war, Ladislaus nach Italien mit-
zuführen, nicht so sehr, um dessen Bildung auf classischem
Boden zu veredeln und dessen Weltkenntniss zu bereichern ^*),
sondern, wie die Cillier Chronik ganz richtig bemerkt, einer
gewaltsamen Entführung durch die österreichischen Stände
vorzubeugen *®).
Am 5. December fand zu Sonnberg eine Versammlung der
königlichen Räthe und des dem König- Vormun'i treu gebliebenen
Adels statt, die weiter keinen Zweck hatte, als die Wiener,
die übrigen Städte und die Prälaten von der Beschickung des
von der Eizinger' sehen Partei auf den 12. December einberu-
fenen Landtags abzumahnen ^^) ; auch wurde an Eizinger ein
königliches Schreiben gesandt, worin dieser noch einmal zur
Ruhe aufgefordert wurde. Doch war dieser schon zu weit ge-
gangen, um zurücktreten zu können. Die Partei wuchs von
Tag zu Tag an.
Ulrich von Sonnenberg, den Friedrich nach Wien geschickt
hatte, um den wahren Sachverhalt zu erforschen, fand ganz
Oesterreich in heftiger Aufregung und die Stellvertreter des
Königs eingeschüchtert und rathlos und beschwor daher den
König, verschiedene feste Plätze zu besetzen und mit Gewalt,
als dem einzigen Mittel zur Wiederherstellung der Ruhe, den
Aufständischen zu imponiren. Aber umsonst; Friedrich dachte
nur an Italien und die Kaiserkrone*^).
8, Die Stadt Wien hatte schon während der ungarischen
Invasion ihre Anhänglichkeit an König Friedrich bewiesen ^),
25
aach jetzt schien sie dem Vormnnde des Ladislans treu bleiben
za wollen. Dem Eizinger war dies unbequem, da sich der
Wiener Magistrat weigerte, am 12. December ihm und seiner
Partei die Thore der Stadt zu öffnen. Da Eizinger nicht den
Magistrat umzustimmen vermochte, Hess er durch geschickte
und verwegene Agenten das niedere Volk bearbeiten, indem
diese dem Wiener Pöbel einerseits vorstellten, wie Wien, die
Handelsstadt, bei einem grossen Zusammenflusse von Leuten
nur gewinnen könne, andererseits die alten Anklagen gegen
Friedrich, natürlich in noch grelleren Farben als sonst, auf-
tischten und ihm versicherten, Ladislaus werde sich, wenn er
befreit sei, erkenntlich zeigen. Der leicht erregbare Pöbel
war bald gewonnen und drohte den Vorstehern der Stadt,
wenn sie der Partei Eizinger^ s noch weitere Hindemisse in den
Weg legen worden, mit Kerker und Tod. Die Reichen — wie
diese überhaupt immer conservative Interessen verfolgen, —
wollten von den Neuerungen nichts wissen, doch waren ihrer
zu wenige und am Ende trug doch die Masse den Sieg davon.
Treue gegen Friedrich wurde für Wahnsinn erklärt und der
Magistrat, eingeschüchtert durch den Pöbel, beschloss endlich
den Landtag in Wien tagen zu lassen, sandte aber zugleich an
König Friedrich ein Schreiben, worin er sich entschuldigte und
erklärte, zu diesem Schritte gezwungen worden zu sein. Friedrich
ermahnte sie, den Neuerern kein Gehör zu geben, übrigens sei
der Aufstand von keiner Bedeutung und Eizinger stehe weder mit
dem Herzoge Ludwig von Baiem in Unterhandlungen, noch
mit den Grafen v. Gilli; die Ungarn seien auch nicht mit ihm
einverstanden und mit dem Gubemator Böhmens sei Friedrich
im besten Einvernehmen. Die Stellvertreter des Königs ver-
Hessen nach diesem Act des Wiener Magistrates die Stadt und
begaben sich theils zu Friedrich, theils auf ihre Güter**).
9. Der 12. December nahte heran. Unterdessen hatten
sich die Prälaten, Edlen und Deputirte der Städte bereits in
Wien eingefunden. Von den Baronen kamen wenige, da der
grösste Theil dem Friedrich gefolgt war. Eizinger mit seinem An-
hang zog wie im Triumph in Wien ein, wurde vom Volke mit
Jubel empfangen und als der weiseste und tapferste Patriot
begrüsst. Feste, Gastmähler wurden veranstaltet, Eizinger
26
wollte dadarch die Wiener gefugig machen and erreichte seinen
Zweck auch, denn ganz Wien schwamm in einem Freadentaumel,
ohne sich selbst den Grand davon angeben zu können. In-
zwischen hatte Eizinger einen erbärmlichen Theatercoup vor-
bereitet. Er berief das Volk in die Karmeliterkirche nnd be-
stieg hier dieselbe Kanzel, von welcher kurze Zeit vorher Johannes
Gapistrano, der viel berühmte Mönch, gesprochen hatte. An
seiner Hand fahrte er die Schwester Ladislaus% Elisabeth,
welche dürftig gekleidet, die Aufgabe hatte, die Tyrannei
Friedrichs handgreiflich zu beweisen und das Mitleid des leicht
beweglichen Haufens zu erregen, und nun hielt er eine hoch-
trabende Rede, worin König Friedrich fast als Landesverräther
bezeichnet wurde; die Revolution wollte er mit einem ähnlichen
Beispiel aus der Geschichte Albrecht des H. rechtfertigen, und
zum Schlüsse versicherte er den Versammelten, dass auch die
Ungarn, Böhmen, Mähren und Schlesier nicht säumen würden,
für Ladislaus zu deu Waffen zu greifen, dass Ludwig v. Baiem
Hilfe versprochen habe, Albrecht, Markgraf von Brandenburg
mit einem Heere zu den Aufständischen stossen werde und auch
die Grafen v. Gilli, als Blutsverwandte des Ladislaus, nicht
ferne bleiben könnten.
Vor allem spricht aus dieser Rede wiederum der Hass
gegen die Räthe des Königs, Ungnad und Zebinger. Nachdem
Eizinger seine Rede geendet, wurden die oben erwähnten Briefe
Friedliches vorgelesen und von Eizinger, oft sehr gezwungen,
aber immer in seinem Interesse interpretirt. Die Prinzessin
Elisabeth vergoss Thränen und bat inständig die Versammelten,
ihren Bruder zu erretten, sei es nun, dass sie wirklich glaubte,
Ladislaus leide so sehr als Eizinger sagte, sei es, dass sie von diesem
dazu commandirt wurde. Die Thränen der Prinzessin gaben der
Rede Eizinger's Kachdruck, man wurde aufgeregt und schimpfte
vorläufig weidlich auf Friedrich, dessen Räthe und Beamte«
Kein einziger wagte Friedrich oder sein Regiment zu vertheidigen,
denn diejenigen, die dem Könige noch anhingen, hatten sich
zurückgezogen. So war es dem Eizinger durch seinen pomp-
haften Einzug, Trinkgelage nnd Festlichkeiten und einige
pfiffige Theaterkniffe gelungen, das Wiener Volk ganz auf seine
Seite zu bringen 2^).
27
10, Der Landtag beschloss hierauf, nochmals den König-
Vormand zu bitten, Ladislaus nach Wien zu schicken. Dieses
Schreiben, welches gewöhnlich „das letzte schreiben von der
landschafft dem Römischen könig gethan^ ^^) genannt wird,
war nichts weiter als eine leere Formalität, denn an einen
Erfolg konnten sie nach so vielen abschlägigen Antworten
selbst nicht glauben.
Dass die Aufständischen zu einem friedlichen Ueberein*
kommen auch nicht mehr geneigt waren, beweist der weitere
Schritt, den sie thaten; allerdings nur eine nothwendige Gon-
Sequenz der Absetzung Friedrich's als Vormund. Ulrich £i-
zinger wurde nämlich zum obersten Lenker aller Länder-Ange-
legenheiten ernannt und ihm zwölf Verweser an die Seite
gegeben, denen unter andern auch die Entscheidung über Krieg
und Frieden zustand ^^). Ein weiterer Gewaltact war die
Ausstossung aller jener aus dem Landtage, die dem Könige
noch treu anhingen ^).
In Folge der beständigen Agitationen war es den Rebellen
auch gelungen, den Wiener Magistrat umzustimmen; am
17. December schrieb die Stadt Wien an König Friedrich
dass sie ihn, gleichwie die übrigen österreichischen Landstände
nicht mehr als Vormund des Königs Ladislaus anerkenne^').
Aus dem schwankenden, demüthigen Tone dieses Schreibens
ersieht man, dass der Magistrat mehr aus Furcht vor den Auf-
rührern als aus wirklicher Ueberzeugung der revolutionären
Partei sich beigesellt hatte. Friedrich ermahnte sie von Knittel-
feld ans schriftlich, sich zu bedenken und ihm als Vormund
treu zu bleiben ^, doch hatte auch dies voraussichtlich keinen
Erfolg. Dem Beispiele Wiens folgten die Städte Krems, Stein,
Klosterneuburg, Korneuburg und Tulln ä*), Steyer scheint einige
Zeit geschwankt zu haben '^. Die Stände gingen noch weiter,
indem sie die ob der ensischen Stände einluden, in Wels mit
ihren Bevollmächtigen zusammen zu treffen, und gleiche Sache
mit ihnen zu machen^), doch wurde eine Verständigung mit
diesen erst im nächsten Jahre herbeigeführt.
Ein weiterer Gewaltact der Aufständischen war die Be-
setzung der königlichen Burg, denn dass dies nicht durch die
Wiener Bürgerschaft geschah, leuchtet aus dem Schreiben der Stadt
28
Wien vom 2. Januar 1452 an König Friedrich hervor, worin
sie versprechen, dass den eigentlichen Befund der Sache der
Landeshauptmann und die von den vier Ständen erwählten
Verweser Ladislaus' dem Könige kund thun würden ^*).
11. Seit dem Landtage vom 12. December und dessen
Bestimmungen war die Revolution in eine Phase gelangt, in
welcher sie nicht mehr zurücktreten konnte, sondern das ein-
taial begonnene Werk vollenden musste, um sich selbst zu er-
halten. Mag man über Revolutionen wie immer denken, das
muss man doch eingestehen, dass dieser Aufstand den
Rechtsboden ganz und gar verlassen hatte, denn er basirte
auf einem Vertragsbruch. Auch kann er unsere Sym-
pathien nicht gewinnen, denn er trat nicht — wie etwa die
französische Revolution — für höhere Ideen ein und hatte seine
Wurzeln nicht im Volksboden; er war nur ein Gewaltact der
privilegirten Stände für egoistische Sonderinteressen. Er hatte
keine tiefer liegenden Ursachen, daher auch keine weiter ge-
henden Folgen. Man geht überhaupt irre, wenn man meint, die
Ursachen eines jeden historischen Ereignisses müssten sich
weiter verfolgen lassen, als der Laie denkt. Das gilt nur von
grossen epochemachenden Thatsachen. Eine solche war die
ständische Revolution vom Jahre 1452 nicht. Der Grund ihrer
Entstehung ist theilweise das schwache Regiment Friedrich's,.
grösstentheils aber Egoismus, Herrschsucht und verletzte Eitel-
keit. Friedrich wurde hauptsächlich deswegen gehasst, weil er
die österreichischen Stände und vor allen die Führer derselben
bei Seite geschoben, und nicht die Befreiung ihres jungen Königs,
nicht die Anhänglichkeit an ihren Erbherrn war die Trieb-
feder ihres Handelns, sondern das Streben, ihren verlornen Ein-
fluss wieder zu gewinnen, worauf sie sicher rechnen durften,
wenn der kaum 12jährige Knabe Ladislaus, der übrigens schon
aus Dankbarkeit verpflichtet war, seine Befreier zu belohnen,
die Zügel der Regierung in die Hände nahm. Daher dieser Hass
gegen die Räthe des römischen Königs, daher dieses drohende,
herrische Benehmen der Stände nach der Katastrophe von Neu-
stadt. Vor allen wurde das Haupt der Revolution Ulrich Eizinger
nur durch kleinliche Motive geleitet, und in ihm ist die Revolution
am schärfsten charakterisirt.
29
12. Dies die Geschichte der ständischen Revolution bis
zu dem Zeitpunkte, als zwei der mächtigsten und reichsten
Fürsten des deutschen Reiches, die Grafen v. Gilli ihm bei-
traten. Der damals schon fast 80jährige Graf Friedrich ver-
hielt sich mehr passiv; der greise Wüstling war zu erschlafft,
um in einer so bewegten Zeit thatkräftig wirken zu können.
Ein desto weiteres Feld der Wirksamkeit fand die schwellende
Thatkraft und der dem Höchsten zustrebende Ehrgeiz seines
Sohnes Ulrich, Wir haben diesen seltenen Mann in kurzen
Zügen bis zum Frieden von Wr. Neustadt und Graz begleitet
und zuletzt erfahren, dass er nach vollständiger Einigung mit
König Friedrich dessen Rath geworden war.
Ulrich stand jetzt in seinem fünfzigsten Lebensjahre;
seine Gestalt war hoch und gebietend, seine Brust ausserge-
wöhnlich breit, die Beine dünn, wie bei allen Lebemännern, der
Kopf sehr klein, das Antlitz regelmässig, aber blass, die Augen
gross und blutunterlaufen, die Stimme dumpf, verfehlte aber
in der Versammlung nie ihre Wirkung. Auf die Pflege seiner
Haare verwendete er viele Mühe. Die Gabe der Rede war ihm
im ausserordentlichen Maasse zu Theil, er wusste die Situation
schnell zu erfassen und zu beherrschen. In der Arbeit war er
eben so ausdauernd wie im Vergnügen, und dass er sich in den
leeren Freuden nicht übersättigt, zeigt von einer gewissen Frische
seines Willens, und der Umstand, dass seine Thatkraft, obwohl
er in Wollüsten versunken war, dennoch nicht erschlaffte, be-
weist die wunderbare Elasticität seines Geistes ^*).
Ulrich war vermählt mit Katharina, der Tochter des
serbischen Fürsten Georg Brankovitsch, welche sich durch Schön-
heit und Sittsamkeit auszeichnete^*). Aas dieser Ehe entsprossen
drei Kinder: Hermann, Georg und Elisabeth. Letztere wurde
noch als Kind im Jahre 1444 dem Grafen Johannes v. Görz
zur Ehe versprochen, später aber mit Huniady's Sohne, dem
nachmaligen Könige Mathias Corvinus, verlobt, und zwar in Folge
eines Vertrages zwischen dem ungarischen Gubernator und
Brankovitsch 3''). Doch starb auch sie, wie ihre beiden Brüder,
vor dem Vater ^). Da Ulrich auf keine Kinder mehr zu hoffen
hatte und sah, dass er der letzte seines Geschlechtes zu sein
bestimmt war, wurde er seiner Gemahlin immer mehr entr-
30
fremdet. Daza kam noch eine heftige Leidenschaft Ar die Ge-
mahlin eines Wiener Bürgers, der, wie es scheint, Handel trieb.
Jedenfalls war ihm die Fran anf dem halben Wege entgegen
gekommen. Um ungestört zu sein, nahm er den Gemahl seiner
Geliebten unter seine Clienten aaf und zog sich anf ein Schloss,
welches ungefähr 50 Meilen von Wien entfernt war, zurück«
Der Mann war natürlich den grössten Theil der Zeit seiner
Geschäfte wegen in der Stadt. Inzwischen merkte er doch bald,
was hinter seinem Rücken vorging, konnte aber nicht schweigen
und so kam es auch bald dem Grafen zu Ohren. Dieser befand
sich damals in Hainburg. Der Bürger bat ihn um die £rlaubniss,
nach Hause reisen zu dürfen; Ulrich gestattete dies, aber in
der Furcht, der getäuschte Ehemann werde sich an seiner un-
getreuen Gattin rächen, schickte er ihm Tier Diener nach.
Welchen Befehl der diesen ertheilt, ist unbekannt. Man fand
den Mann von Pfeilen durchbohrt im Walde ^•).
13. Dieses Weib, ehrgeizig und herrschsüchtig, wusste die
Leidenschaft des Cilliers auszubeuten. Dieser soll sogar schon
mit dem Plane umgegangen sein, die Maitresse zu seiner Ge-
mahlin zu erheben, doch lebte Katharina noch. Graf Friedrich
war über dieses Verhältniss im höchsten Grade entrüstet, nicht
wegen der Unsittlichkeit desselben, ^sondern vielmehr deshalb,
weil Ulrich durch seinen unsittlichen Lebenswandel die Hofinung
auf legitime Erben zerstörte. Daher berief er ihn öfter zu sich
und drohte mit Enterbung, wenn er nicht erschiene. Um dieser
Drohung mehr Nachdruck zu verleihen, gab er vor, sich von
neuem vermählen zu wollen, und als man diesem Gerüchte nicht
Glauben schenkte, Hess er seinen natürlichen Sohn Johannes
vom Pabst legitimiren. Diese energische Massregel verfehlte
ihre Wirkung nicht, Ulrich musste vor seinem Vater erscheinen.
Da er aber von seiner Geliebten sich nicht trennen konnte, so
sandte er dieselbe nach Cilli voraus; seinem Vater gegenüber,
der ihn aufforderte, zur verlassenen Gattin wieder zurück zu
kehren 9 betheuerte er, er wolle lieber sein Leben als jenes
Weib lassen. Von dieser Zeit an lebten der Graf und seine Ge-
mahlin getrennt*®).
Man sieht also, sittlicher Ernst und sittliche Grundsätze
mangelten dem Grafen, und dieses hat seinen Grund in der
31
fehlerhaften Erziehonf^. Ans seiner Jugend brachte er auch
einen brennenden Ehrgeiz mit, er sah schon damals den Reich-
thnm und die Macht seines Geschlechtes, sah sich den Fürsten
des deutschen Reiches beigezählt^ sah Fürsten und den König
selbst um seine Gunst buhlen und es ist daher ganz natürlich,
dass der Gedanke, die Grösse seines Stammes in seiner Person,
als dem letzten desselben, zur höchsten Höhe zu erheben, immer
tiefere Wurzeln schlug.
14. In der Nähe des römischen Königs fand er f&r seinen
Ehrgeiz keinen Wirkungskreis. Was konnte er als Rath auch
wirken ? Diese untergeordnete Stelle musste einem Manne, dem
nur Handeln Leben hiess, bald lästig werden und es ist ganz
begreiflich, dass Ulrich aus diesem engen Leben sich hinaus-
sehnte. Die fortwährenden Conflicte zwischen dem König- Vor-
mund und den Erbländern des Ladislaus mussten in ihm den
Gedanken erwecken, aus diesen Streitigkeiten Nutzen zu ziehen.
Zudem war er als Oheim des Ladislaus vor Allen berufen, für
den jungen König einzustehen. Dieser Plan muss ihn jedenfalls
schon sehr frühe beschäftiget haben und es ist zu vermuthen,
dass er mit den Ungarn deshalb schon vor dem Jahre 1445
Unterhandlungen, natürlich im Geheimen, anknüpfte, welche zur
Folge hatten, dass im Mai d. J. 1445 Gesandte nach Wien
geschickt wurden, welche Friedrich baten, Ladislaus dem Grafen
Ulrich zu übergeben. Damals konnte von der Gewährleistung
einer solchen Forderung keine Rede sein.
Den österreichischen Ständen blieb Ulrich ferne, auch an
Böhmen fand keine Annäherung statt und es blieb ihm auch später
ziemlich gleichgiitig. Mit König Friedrich hatte er bald Grund
genug unzufrieden zu sein. Aeneas Sylvius erzählt, der Graf
habe sich nicht hinlänglich belohnt geglaubt; detaillirter gibt
uns die Cillier Chronik die Gründe der Differenzen mit dem
Könige an, indem sie uns berichtet, Ulrich habe 1000 Gulden
für die Söldner vorgeschossen, die Friedrich nicht ersetzen
wollte; er habe die Stadt Brück an der Leitha entweder als
Belohnung, oder für obige Summe verlangt, die aber Hans
Ungnad bekommen, auch sei er oft nicht vorgelassen und vielfach
zurückgesetzt worden ^^). Alle diese Dinge klingen sehr wahr-
scheinlich. Jedenfalls musste der Graf mit der Umgebung des
32
Königs nicht im besten Einvernehmen stehen, da er sie ver-
drängen wollte, and dass gegen ihn stark intrignirt wnrde^ zeigt
schon eine gehässige Anklageschrift, die Sigmund v. Ebersdoif
zum Urheber hatte, und deren später noch Erwähnung gethan
wh'd. Ulrich wird sich auf diesem schlöpferigen und undankbaren
Boden keineswegs heimisch gefühlt haben, sein Genius rief ihn
auf andere Bahnen.
Aeneas Sylvius gibt uns noch ein anderes Motiv des Ab-
falles Ulrich's vom Könige Friedrich, und da er Zeitgenosse
war und den damaligen Begebenheiten sehr nahe stand, müssen
wir sein Zeugniss achten. Er erzählt uns nämlich, dass es die
Maitresse Ulrich's, von der wir schon oben gesprochen haben,
war, die den Grafen bestimmte, mit den österreichischen Ständen
gemeinsame Sache zu machen ^^). Bei der blinden, leidenschaft-
lichen Neigung Ulrich's zu diesem Weibe könnte man wohl
daran glauben, doch sind die Motive, die jene Frau leiteten,
unklar. That sie es aus Herrschsucht, oder, was näher liegt,
steckten sich die Aufrührer in die Falten dieses Weiberrockes,
um dadurch deti Grafen zu gewinnen? Letztere Vermuthung
gewinnt noch an Wahrscheinlichkeit, weil Ulrich damals sich
beständig in Oesterreich aufhielt. Sei dem wie es wolle, so
viel ist gewiss, dass die vornehmsten Beweggründe, von der
Partei des König-Vormunds abzufallen, im Charakter Ulrich's
und in andern Umständen, die oben näher erörtert wurden,
lagen.
15. Die ständische Revolution in Oesterreich kam Ul-
rich gerade recht. Wenn er sich auch erst später öffentlich
zur Partei Eizinger's bekannte, so ist doch gewiss, dass er bald
nach den Tagen von Martperg und Wuldersdorf mit ihr in
Verbindung trat. Er sandte Agenten zu den Aufständischen *^),
Hess sie auffordern, auf dem betretenen Wege kühn vorwärts
zu schreiten, versprach ihnen Unterstützung und Hilfe von den
Ungarn, unter denen er einen bedeutenden Anhang haben musste**).
Es ist nicht zu verkennen, dass Ulrich durch diese Versprechun-
gen schon die Revolution unterstützte und als auf dem Wiener
Landtage Eizinger auf die Hilfe des Cilliers hinwies, mögen die
Unterhandlungen zwischen den Ständen und Ulrich schon zu einem
für die Eizinger'sche Partei günstigen Resultate geführt haben.
33
Ulrich wartete nur noch, bis KOnig Friedrich den italienischen
Boden betreten, um die Maske abwerfen zu können.
Der König wurde von diesem Vorgange durch die Feinde
des Cilliers bald unterrichtet, doch glaubte er, es sei dies nur
eine Verleumdung und schickte, um Gewissheit 2U haben, Ge-
sandte zu den Grafen von Cilli, um diese zu einer Zusammen-
kunft mit 4ch einzuladen. Da jedoch diese Gesandtschaft keinen
Erfolg hatte, so bat Friedrich seinen Bruder Albrecht, das
Verraittleramt zu übernehmen Wie bekannt, war dieser schon
früher mit dem Grafen Ulrich auf das intimste befreundet
gewesen. In Passau kam Albrecht mit den beiden Grafen zu-
sammen, isuchte sie zu Gunsten seines königlichen Bruders zu
überreden, doch Ulrich war von dem einmal gefassten Entschlüsse
nicht abzubringen. Er spielte den Beleidigten, in seiner Ehre
Verletzten, xllbrecht wandte sich hierauf an den alten Grafen
und brachte ihn auch zu dem Versprechen, mit König Friedrich
in Leibnitz zusammenzutreffen, Ulrich hingegen weigerte sich
entschieden, dem Rufe des Königs zu folgen **).
18, Die Zusammenkunft zu Leibnitz war eben so erfolglos,
wie die zu Passau. Der König setzte dem Grafen auseinander,
dass er allein der berechtigte Vormund des jungen Ladislaus
sei, ferner, welche Unbilden er von den Österreichischen Ständen
erlitten und betheaerte zuletzt, er werde Rache nehmen. Hierauf
bat er den Grafen, sich nicht mit der Ständepartei zu ver-
binden und auch dessen Sohn davon abzuhalten. Det Graf ver-
sprach für seine Person, er werde stets ein guter Nachbar des
Königs bleiben, von der Gesinnung seines Sohnes habe er keine
Wissenschaft und könne für ihn auch nicht bürgen, doch werde
er ihn zu bestimmen suchen, dem Könige treu zu bleiben ^^).
König Friedrich glaubte, nun habe er nichts mehr zu fürchten,
trotzdem die Worte des alten Cilliers so allgemein gehalten
waren und nichts Positives aussprachen.
Von Leibnitz reiste der König nach Graz "). Hier hörte
er immer trübere Nachrichten aus Oesterreich; seine Räthe
beschworen ihn , dahin zurückzukehren und hätte damals
Friedrich energische Massregeln getrofi*en, so wäre die Re-
volution mit Leichtigkeit unterdrückt worden. Ulrich von
Cilli wäre nicht für sie eingestanden, um sich nicht zu com-
Supan.. Ulrich v. Cilli. 3
34
promittiren. Auch scheint er sich damals von den öster-
reichischen Ständen etwas zurückgezogen und mit den Un-
garn in Unterhandlungen eingelassen zu haben, denn in Graz
erschien eine ungarische Deputation, bestehend aus dem Bischof
von Erlau, dem Grafen Rupert von Prata und andern, welche
forderten, Ladislaus solle den Ungarn vor der Römerfahrt aus-
geliefert werden. Diese Bitte unterstützte der Gesandte Ulrich's
von Cilli, Benedikt Thuroczy, der sich den Ungarn angeschlossen
hatte. Die Ungarn, meinten die Gesandten, hätten den grössten
Anspruch auf den König Ladislaus, da er in diesem Lande geboren,
getauft und gekrönt worden sei, auch hätten sie sich mit den
Böhmen und Mähren dahin verständigt, dass Ladislaus zuerst
sie, dann die andern Länder besuchen sollte *®),
Der König gab erst in Leoben die Antwort: er sehe dies
als einen Treubruch an und könne diese Bitte den Ungarn nicht
gewähren; dem Grafen Ulrich Hess er aber sagen: man habe
ihm berichtet, Ulrich sei auch im Einverständnisse mit den
Oesterreichern; da nun die Oesterreicher fordern, Ladislaus
solle nach Oesterreich, die Ungarn aber, Ladislaus solle nach
Ungarn kommen, so könne er nicht begreifen, wie der Graf
für beide zugleich Partei nehmen könne. Uebrigens ermahnte er
ihn noch einmal „weder in Oesterreich, noch in Ungarn nach
Neuerungen zu streben" *^).
Als die Ungarn mit dieser Antwort nicht zufrieden waren
und immer energischer auftraten, suchte sie Friedrich, seiner
Ge«7ohnheit nach, mit leeren Versprechungen zu beschwichtigen,
indem er sagte, er werde nicht lange in Italien verweilen;
wenn er zurückkomme, werde er den König den Ungarn eher,
als den andern Völkern ausliefern. Da die ungarischen Gesandten
die Vergeblichkeit ihrer Bestrebungen einsahen, wandte sich
Bischof Paul an den schon früher erwähnten Kaspar, Hofmeister
des Ladislaus, um sich mit diesem wegen einer Entführung des
königlichen Knaben zu besprechen. Die Unterhandlungen, die
natürlich geheim blieben, führten vorläufig zu keinem Re-
sultate, doch muss Kaspar bestimmte Versprechuiigen in dieser
Richtung gegeben haben, wie die spätem Vorgänge in Italien
beweisen. Auch stand er während der italienischen Reise mit
dem Bischöfe im Briefwechsel ^), und wahrscheinlich wurden auf
35
diesem Wege alle Schritte König Friedricirs dessen Feinden ver-
rathen. Kaspar bestimmte zum Yerrathe seines Herrn lediglich
nur der Ehrgeiz, das Streben nach der bischöflichen Infel, welche
er auf diese Weise am schnellsten erreichen zu können glaubte.
17. In den Weihnachtstagen des Jahres 1451 befand sich
Friedrich auf seinem Zuge nach Italien in St. Veit in Kärn-
then^^). Hier musste er sehen, wie ein Edler nach dem andern
von ihm abfiel. Der erste unter diesen war Reinprecht v. Walsee,
bisher einer der treuesten seiner Anhänger. Er hatte dem
Könige versprochen, an der Römerfahrt Theil zu nehmen, ver-
liess ihn aber plötzlich und im Geheimen und kehrte mit seinem
Bruder Wolfgang nach Oesterreich zurück. Sie hinterliessen
einen Brief, der also lautete: „Obwohl wir Dir, o König, als
deine Vertrauten und Rathgeber, Treue gelobt haben, so können
wir doch nicht länger in deinem Rathe und Dienste verbleiben,
da uns einige Geschäfte obliegen und sagen Dir daher unsere
Dienste auf und entbinden uns unseres Versprechens. Wir bitten
dich, dass Du das nicht übel aufnehmen mögest.^ Aeneas Syl-
vius setzt hinzu: ^es ist ungewiss, ob sie dies aus Thorheit
t)der Bosheit gethan haben** **). Jedenfalls ist es aber gewiss,
dass damals eine mächtige Aufregung alle Gemüther er-
griffen hatte.
Da die Aussichten immer trüber und trüber wurden, musste
der König endlich einmal über die Gesinnung des mächtigen
Grafen Ulrich v. Cüli im Klaren sein. Stand der auf seiner
Seite, st) hatte Friedrich wenig, wenn nicht, alles zu fürchten.
Der König konnte noch immer nicht glauben, dass der Graf,
den er zum Reichsfürsten erhoben hatte, in das Lager seiner
Feinde übergehen könne, er meinte, Ulrich sei nur durch die
böswilligen Verleumdungen einiger königlichen Räthe, besonders
aber durch die Anklagen des Huebmeisters Sigmund v. Ebers-
dorf gegen ihn beleidigt und könne durch Ehren und Verspre-
chungen leicht beschwichtiget werden. Er lud ihn deshalb ein,
ihn nach Rom zu begleiten und versprach ihm, die Kosten
selbst zu tragen und ihn mit Ehren zu überhäufen.
Ulrich Hess sich dadurch nicht ködern. Im Einverständnisse
mit seinem Vater sandte er den Ritter Georg üngnad und seinen
Secretär Leonhard nach St. Veit. Diese erklärten dem Könige,
3*
36
Ulrich möchte ihm gerne folgen nnd die Krönung mit ansehen,
doch sei seine Anwesenheit in Gestenreich noth wendig, um eine
Verbindung zwischen Johann Honiady nnd Giskra zu hinter-
treiben. Auf diese Weise werde er ihm mehr nützen, als durch
seine Theilnahme am Bömerzuge. Was man aber von seiner
Allianz mit Eizinger spreche, sei erdichtet. Hierauf suchten die
Gesandten die Anklagepunkte des Sigmund y. Ebersdorf zb
widerlegen. Die^e bezogen sich auf die Belagerung von Skalitz
durch Ulrich und boten ein ganzes Sündenregister des Grafen:
er habe falsches Geld geprägt, nnd dieses den Soldaten als
Sold gegeben, das gute Geld aber von ihnen zurück veriangt;
er habe 300 Reiter weniger vor Skalitz gestellt, als er ver-
sprochen; die Unterbandlungen mit den Feinden derart in die
Länge gezogen, dass die Provinzialen überdrüssig die Belagerung
aufgegeben hätten; ferner den Kriegsplan den Baronen nicht
vorgelegt, wie es befohlen gewesen war; Anstalten zur Gefan-
gennahme des Huebmeisters getroffen, wie er den auch früher
schon Anklagen gegen denselben durch seine Söldner habe aus-
sprengen lassen, auch sei er mit dem Plane umgegangen, die
Stadt und Festung Laa an der mährisch-österreichischen Grenze
dem Könige im Geheimen zu entreissen ^).
Inwieferne diese Anklagen berechtigt waren, ist nicht zu
ermitteln, es ist nur so viel darauß ersichtlich, dass sich Ulrich
mit dem Huebmeister überwerfen hatte, vielleicht weil Sigmund
V. Ebersdorf dem verschwenderischen und daher trotz seiner
grossen Einkünfte stets geldbedürftigen Grafen nicht mit Staats-
mitteln aushelfen wollte. Einige Punkte sind jedoch sicherlich
falsch, denn die Einnahme von Skalitz spricht gegen sie.
18. Die Gesandten beklagten sich ferner darüber, dass
neben dem Huebmeister auch der Ritter Prokop v. Rabensteiu
und Ladislaus Forkacz böswillige Gerüchte über den Grafen
ausgestreut und dadurch dessen Ruf bei den Böhmen und Un-
garn empfindlichen Schaden zugefugt hätten; die Räthe des
Königs hätten diese Verleumder dazu aufgestachelt und der
König selbst habe sein Versprechen, das er dem Grafen bei
dessen Eintritte in den königlichen Rath gab, nichts zu ver-
heimlichen, was gegen Ulrich gesprochen würde, gebrochen.
Deshalb — und dies war der kurze Schluss der langen Rede —
37
sähe sich Graf Ulrich genötbigt, seine Dienste dem Könige
Friedrich aufzukünden *).
Aas dieser Instraction der Gesandten leuchtet das fast
ängstliche Bestreben Uhlch^s hervor, den Abfall vom Könige
so gat als möglich 2u entschuldigen. Der Verwand, den er an-
ffihrte, um sein Verbleiben in Oesterreich zu rechtfertigen, war
schlecht gewählt; denn einmal konnte es dem König Friedrich
so ziemlich gleichgiltig sein, ob sich Huniady und Giskra aus«**
stihnten oder nicht, und zweitens war Ulrich in dieser Richtung
gar nicht tbätig. Dass er behauptete, mit Eizinger sich noch
nicht eingelassen zu haben, ist nicht als freche Lüge anzusehen.
Ulrich meinte damit nur, er habe sich noch durch keinen Ver-
trag an die Partei Eizinger^s gebnnden und könne jeden Augen-
blick davon zurficktreten. Eizinger hatte schon auf dem Wiener
Landtage auf das bestimmteste erklärt, die Cillier hätten ihm
Bilfe zugesagt, und diese Aeusserung Eizinger's wollte nun
Ulrich damit widerlegen. Ein Vertrag zwischen dem Grafen
Ulrich und den Aufständischen war aber damals in der That
noch nicht geschlossen.
Der König konnte darauf nichts antworten, sondern lud
ihn noch einmal zur Theilnahme am Römerzuge ein und ver-
sprach ihm, ihn als Freund tmd mit gi*össter Aufmerksamkeit
zu behandeln. Was immer Ulrich gegen ihn unternommen habe,
sei vergeben und vergessen. Bezüglich der Anklagen und Ver-
leumdung des Huebmeisters, Rabensteiners und Forkacz bemerkte
er, er wisse nichts davon — offenbar eine Unwahrheit ^ übrigens
könne der Graf nach der Rückkehr aus Italien gegen jene ein-
schreiten ^^). Dass diese Antwort keinen Erfolg haben konnte,
und Ulrich nicht erscheinen werde, wusste Friedrich wohl selbst.
19. In den Tagen von Weihnachten bis Mitte Januar 1452
schienen die Unterhandlungen zwischen dem Grafen Ulrich und
den österreichischen Ständen, zum Abschlüsse gekommen zu
sein. Die Revolution gewann immer mehr Anhänger, und Tag
auf Tag bekam König Friedrich Absage- und Fehdebriefe.
Der Hauptstreich gelang Eizingern aber auf dem am 9. Januar
1452 abgehaltenen Landtage zu Wels ^*), Zu welchem auch die
niederösterreichischen Stände Abgesandte, nämlich: Sigmund
Potenbrunner, Walter Schellenberger^ Clemens Panhalm, Thomas
38
Wissant, Hans Pmckher and Wolfgang Freitag schickten and
durch diese ihre Unterwerfung unter das neae oberosterreichi^he
Regiment Eizinger's ankündigen Hessen. Doch stiessen sie noch
auf Hindernisse, denn der Landeshauptmann Graf Johann v.
Schaumburg, zugleich auch Marschall in Steier, war bisher ein
treuer Anhänger König Friedrich's. An diesen erliess Eizinger
am 11. Januar ein Schreiben ^''), worin er ihn aufforderte, sich
gegen Pottenbrunner, Wissant und Pruckher darüber auszu-
sprechen. Diesen Sendboten hatte er auch den Auftrag gegeben,
im Falle, dass Schaumbarg gegen Ladislaus sich erkläre, beim
Land tage zu Wels es dahin zubringen, dass dem Landeshanptmanne
ferner kein Gehorsam mehr geleistet werde. Das verfehlte bei
Schaumburg seine Wirkung nicht, er hatte seine einflnssreiche
Stelle zu lieb gewonnen, als dass er sie hätte aufgeben können.
Kaum hatte er den Brief Eizinger's empfangen, als er diesen
an Friedrieh schickte, sich von allem ihm geleisteten Eide entband
und ihn bat, die Feste Linz binnen kurzer Zeit in Empfang
nehmen zu lassen, da er fem^ keine Verantwortung mehr
deshalb haben wolle ^).
2#. König Friedrich hatte indessen den italischen Boden
betreten, in der zweiten Hälfte Januars befand er sich schon
in Florenz. Hier fand er Gesandte der Grafen v. Gilli, welche
ihm wiederum eine auf dessen letzte Einladung abschlägige
Antwort brachten, und den förmlichen Abfall, wenn auch noch
indirect, ihm ankündigten. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir
noch weitere Motive des Zerwürfnisses zwischem dem König
und den Grafen, falls diese nicht leere Vorwände waren, die die
Felonie bemänteln sollten. Bei der Belagerung des Schlosses
Lindau durch die Cillier, habe der König ihren Feinden Hilfe
gebracht und ihnen befohlen, die Belagerung einzustellen. Femer
habe Friedrich den Verwüstungen des cillischen Grebietes durch
die Ungarn, trotz vieler Bitten, theilnahmslos zugesehen, und
bei allen Friedensschlüssen mit diesem Volke seien die Grafen
übergangen worden.
Der König sah endlich ein, dass die Grafen Gründe suchten,
um sich mit ihm zu verfeinden. Bezüglich des Schlosses Lindaa
gibt er uns den Vorgang auf eine ganz andere Weise, als die
Gesandten der Cillier. Lindau sei nämlich durch die Natur and
31)
Kunst 80 stark befestiget gewesen, dass die Grafen daran ver-
zweifelt hätten, es einzunehmen. Deshalb hätten sie den König
gebeten, die Belagerung zu verbieten, um so wenigstens den
Schein zu retten. Sehr unwahrscheinlich! Ge^en die Ungarn und
Türken seien ihnen aber stets Soldaten zur Verfügung gestanden,
er rufe den Stabenberger zum Zeugen auf. Da Ulrich die For-
derung stellte, das Schloss Berchtoldsdorf, welches ihm an-
vertraut worden war, binnen 3 — 4 Wochen zu übernehmen, so
antwortete ihm der König, er könne darauf nicht reflectiren,
sondern werde das Schloss von ihm im frühern Zustande wieder
fordern. Dadurch glaubte er einen Druck auf die EntSchliessungen
Ulrich's ausüben zu können *•).
21, Ulrich, der auf dem einmal betretenen Wege und wäre
es auch der des Verbrechens, kühn vorwärts zu schreiten ge-
wohnt war und keine Gefahren kannte, weil er denselben zu
trotzen wusste, konnte eben so wenig durch diese Drohung ge-
schreckt, wie durch die Verheissungen von Ehren gewonnen
werden. Jetzt, da der König das deutsche Gebiet verlassen
hatte, hielt den Grafen nichts mehr davon ab, sich offen zur
revolutionären Partei zu bekennen. Er war es auch, der durch
sein Ansehen die ungarischen und österreichischen Stände zur
Erreichung des einen Zieles, der Befreiung des Königs Ladislaus,
vereinigte — denn bisher hatten sich die Ungarn geweigert, mit
den Oesterreichern in Coalition zu treten — und mit diesen beiden
verband er sich selbst am 5. März 1452 im Vereine mit seinem
Vater ®®j. Eine Menge von den angesehensten Männern waren
damals in Wien versammelt, von Seite der Ungarn der Guber-
nator Huniady selbst, der Cardinal und Erzbischof von Gran
Dionysius, die Bischöfe Johannes von Warasdin und Andreas
von Fünfkirchen, der Prälat von St. Martin Thomas de Debrenthe,
der Palatin Ladislaus de Gara, der Woywode Nicolaus de
Uylak, der judex curiae Ladislaus de Palocz, der Tavernicus
Johannes de Peren, der Ban von IVfathow Johannes de Korodgh
u. s. w. Von den Städten sandten ihre Vertreter: Ofen, Stuhl-
weissenburg, Pressburg, Kaschau, Bartfeld, Pest und Leutschau.
Von österreichischer Seite waren anwesend: Eizinger, die Aebte von
Molk; Kotwig, heiligen Ki'euz, Zwettl, die Vorsteher der Klöster
von St. Hippolyt, Waldhausen, Herzogsburg, St. Andreas und
40
Lilienfeld, Johann von Schaumbarg, Wolfgang von Walsee,
die Licbtenateiner u. s. w., ans Böhmen aber nnr der mächtige
Ulrich von Rosenberg mit beiden Söhnen,
Aus diesem Veraeichniss ersieht man, dass die höhere
GeistUchkeit in Oesterreich diu*chaas ai^f der Seite der Revo-
lution stand. Mit dem böhmischen Gubernator hatten sich die
Aufständischen noch nicht geeinigt; der schlaue Podiebrad traute
der Revolution nicht recht und wollte seinen eigenen Weg gehen^
Ulrich von Cilli schien sich mit seinem alten Feinde
Huniady vollständig ausgesöhnt zu haben, da dem Grafen auch
die Obhut über die Städte Kaschau, Leitschau und Bartfeld
anvertraut wurde ®*); im Innern dachte Ulrich freilich ganz anders.
In Wien wurde ein grosses Verbröderungsfest der nunmehr
zusammengehörigen Länder Oesterreich, Ungarn, Mähren und
Böhmen gefeiert und zum Zeichep der Einigkeit der vier Erb-
länder Ladislaus' die Fahnen dieser Länder auf dem Ttvurijne
des Stephai;isdoms aufgesteckt.
Am 19. März schlössen die Gillier und Bliziuger unter
sich allein, ohne Zuzieh,uug der Ungarn ein Biindaiss zu gegen-
seitigem Beistaude ^X welches von Ulrich Eizinger ^ obristei^
Hauptmann und den Ver^fre^era des Landes bestätigt wurde ^.
22« Die Revolution hatte sich durch das Bundniss mit
Ungarn und den mächtigen Cilliern innerlich gestäikt und g^*
kräftigt und sie bedurfte nur noch der Sanctioa des päbstlicbeuk
Stuhles, um den einmal gegebenen Thatsachen das g5ttliche
Siegel aufzudrücken. Auch wussten die (österreichischen Stände
wohl, dass Pabst Nicolaus Y. Friedri<^h's Freund war, das3 sich,
der römische K(^uig bei seiner Anwesenheit i^ Rom über die
GewaltActe der Stände bitter beklagen und dj^ päbstliche
Autorität gegen die AufstaRdis.chen zu. Hilfe rufen werde, und
bei der damaligen Macht der Kirche über die Gemüther des
Volkes iQiissteQ sie allerdings die Bannstrahlen der Curie fürchten.
Um Friedrich, zuvorzukommen, hatten sie schon, im Januar den
Domherrn zu St. Stephan in Wien, Thomas Angelpeck, den
auch seine juridischen Kenntnisse zi| einer solchen Mission
befähigten, nach Rom geschickt. Die Instruction, die ihm die
Stände gaben, wimmelte von Anklagen gegen Friedrich^ die
theilweise begründet, theilweise aber nur giftige Verleumdungen
41
und GebäsMgkeiteQ waren. So beisst es darin: ^ Er fahrte den
zarten Knaben (tiadislaus)^ ohne die Prälaten und Barone
Oesterreich» einstuladen, nach Italien, damit dieser dort in dem
ungewohnten Klima bald zvl Grunde gehe und ihm das Herzog-
thum (Oest^rreich) hinterlasse, welches er jetzt schon sein
nennt, wie er dean auch die Bewohner desselben als seine
Unterthanen ansieht^ und weiter unten beisst es: „So hat
Friedlich — wie gesagt wurde -«- blind vor Herrschsucht, den
Knaben nach Italien geführt ^ damit diesen, den er mit dem
Polche nicht zu tötdtea wagte ^ die unmässige italische Hitze
tödte.«
Nebeo dieser Instruction wurdteo dem Gesandten auch
zwei Briefe, der eine an die römisiche Curie ^), der andere an
den Cardinal St. Angeli, übergeben.. Letzterer war früher in
Oesterreieh gewesen, uad übc^rnabm im Vereine mit Uhieh y. Cilli
die YQirmittler^teUe in dem Streite mit Pangraez. de Sz. Miklos.
An dies<en wanditen sich^ nun die österreichischen Stände, indem
sie hoffte^ er werde ihre Bitten am p^bstlicben Hofe befür^
werten. Der Brief an die Coarie war nicht würdevoller gehalten,
als die Instruction Angelpeek's, auch er entbieh die stärksten
Ausdrücke gegeq Friedrich. So wivd dieser z. B. em „grausamer
Tyrann, wiie es uooh niemals ein^ solchen gegeben^ genannt
1). dgl* J^ehr. Auch beklagten sich die Stände in diesem Schreiben
über die standes,widrige Bekleidung und Verpflegung Ladislaus',
was bei deo^ allbekannten Geise Friedricjb sehr wahrscheinlich ist.
Da die Stände furcb.teteo, der Pabst siei schon in voraus
geg^n sie; eingenommjen, so ersannen sie eine eigenthümliche
Lißt, die man fost als Veij&pottung des röiojischien Köaigs an-
sehen kann. Friedrich hielt sich nämli^ damal» gerade in Siena
auf und hi^r besucl^te ibai Angelpeck auf seiner Reise nach
Rom un4 be^t ib9 um ei«- £m:pfeblungsschreiben an Nicolaus,
indem er vorgaib, er gehe in seinen. Angelegenheiten an den
päbstlii^Ken Hof. Friednich a^hnte die List, lies« dem Domherrn
das Empfeblungsschreiben geben, dann^ aber durch Bewaffnete
naclp^etzen, die ibnx die Bcief^ und die Instruction mit Gewalt
entrissen; Angelpeck selbst. entkam. Auf diese Weise fielen die
Scfaiiften in die Hände des Königs, der erbost war über die
lügnerisQben BesKsbuldigungea und gehässigen Verdächtigungen <}^)«
42
23. Da die erste Mission einen so unglücklichen Aasgang
genommen und man sich der Zustimmung des Pabstes nicht ent-
schlagen wollte, so wurden abermals Gesandte nach Rom ge-
schickt. Doch war es schon zu spät, denn der am 19. März
als Kaiser gekrönte Friedrich hatte mit Nicolaus über die
österreichischen Angelegenheiten bereits verhandelt und den
Pabst zu seinen Gunsten gestimmt ®®). Es war dies allerdings
nicht schwer, denn Nicolaus war dem Kaiser schon früher ge-
neigt und besass auch zu wenig Kenntniss von den Streitigkeiten
zwischen Friedrich und den österreichischen Ständen, um ein
genaues Urtheil fällen zu können, auf wessen Seite das Recht
oder Unrecht sei. Wie wir aus Aeneas Sylvins ersehen, wusste
sich der Kaiser völlig rein zu waschen, wobei die Stände in
ähnlicher Weise geschmäht wurden, wie diese früher Friedrich
geschmäht hatten. Der Pabst versprach dem Kaiser, sofort die
kirchlichen Strafen gegen die Aufrührer in Anwendung zu bringen,
forderte ihn aber zugleich auf, mit dem Schwerte die Rebellen
zum Gehorsam und zur Unterwerfung zu zwingen und so den
Bullen der Curie einen kräftigen Nachdruck zu geben.
Das zweite Schreiben der Stände *'') an den Pabst ist vom
7. März datirt und schlägt einen mehr bittenden und demüthigen
Ton an, als das erste. Da Huniady und mehrere ungarische Mag-
naten damals in Wien verweilten, so schlössen sie sich den
Bitten der österreichischen Stände an. Mit den Ungarn musste
der Pabst jedenfalls gelinder verfahren, weil diese das Bollwerk
des christlichen Europa's gegen die Türken waren. Als Gesandte
wurden der Bischof Augustin von Raab, der Oberstmundschenk
Ladislaus de Techews und der Domherr Dr. juris Albert de
Waches nach Rom abgeordnet •*).
24. Der Kaiser befand sich damals schon auf der Rückkehr
von Rom, als auch die Gesandten der Oesterreicher und Ungarn
den italischen Boden betraten. Auf ihrer Reise durch Italien
suchten sie allenthalben den Hass gegen den Kaiser zu wecken,
um diesem die Rückreise zu verzögern und zu erschweren und
so den Aufständischen Vorschub zu leisten. Diese konnten
inzwischen die Rüstungen vollenden, ehe der Kaiser noch im
deutschen Gebiete ankam. In Florenz erwarteten die Gesandten
den Kaiser, da sie nicht wagten, die Stadt Siena, wo Friedrich
43
«ich eben aufhielt, zu betreten, weil diese der kaiserlichen Partei
auf das eifrigste anhing. Man sieht also, dass man von der
österreichischen Revolution in ganz Italien schon Kenntniss
hatte. Der Kaiser hatte inzwischen bereits durch einige ita-
lienische Fürsten und Städte Nachricht von den Agitationen der
Gesandten erhalten und bestellte daraufliin diese nach Ferrara
unter dem Verwände, er bleibe nur Einen Tag in Florenz, in
Ferrara dagegen einige Zeit. In Florenz färchtete er eine Volks-
scene zu Gunsten seines Mündels. Als die Gesandten sahen, der
Kaiser wolle ihnen ausweichen, überschickten sie im Namen der
Ungarn, Mähren und Oesterreicher einen Brief, der würdevoll
aber unzweideutig abgefasst war. Nach Aeneas Sylvius ^®) lautete
er ungefähr folgendermassen : „Wir haben Deine Majestät oft-
mals gebeten, den König Ladislaus uns auszuliefern, damit
dieser seine Länder selbst regiere, da wir ohne dessen Anwesenheit
nicht länger mehr bestehen können. Du aber hast unsere Bitten
verachtet, das edle Blut, unsere Hoffnung, unsern Frieden, unser
Heil in ferne Länder weggeführt. Dies hat uns mit Kummer
erfüllt und nicht länger mehr können wir Deinen üebermuth
ertragen. Es ist unser aller Entschluss, unsern Gebieter aus
Deinen Händen zu befreien. Gibst Du ihn uns aus freiem Willen,
so werden wir Dir Dank wissen und dafür sorgen, dass zwischen
Deiner Majestät und unserm Könige Ladislaus ewiger Friede
und Freundschaft bestehen werde; verweigerst Du ihn uns, so
werden wir thun, was getreuen ünterthanen zukommt. Wenn
der Krieg entflammt, wenn die Aecker verwüstet, Mord und
Brand wüthen werden, so wisse, dass Du die Schuld daran tragest,
weil Du unserer gerechten Bitte kein Gehör geschenkt hast.
Das übrige wirst Du von unseren Gesandten vernehmen, denen
Du gnädigst Gehör und Glauben schenken mögest." Dass in
diesen Worten die Kriegserklärung lag, sah der Kaiser wohl
ein und eilte deshalb, ohne den Gesandten eine Antwort zu
geben, seiner Heimath zu.
25. Die Gesandten hatten inzwischen zu Florenz mit
Kaspar, dem Hofmeister Ladislaus', von Neuem Unterhandlungen
angeknüpft und ihn an seine frühern Versprechungen erinnert.
Es wurde ein Entführungsvorschlag, dem zu Folge Ladislaus in
.der Nacht mittelst einer Strickleiter aus seinem Schlafzimmer
44
in den Hof steigen und dann auf bereitgehaltenen Pferden ent-
fliehen sollte, zur Sprache gebracht, doch erhielt er nicht die
Billigung Kaspar's, theils weil ihm di^ Bewachung des Knaben
nicht anvertraut war, theils weil der Ausführung dieses Planes zu
viele Hinderniäise in dem Wege standen, da stets zwei Bitter im
Schlafgemaehe des Ladislaas schliefen, welche an jedem Abend
alles sorgfältig versperrten.
Da die Entführung des Ladislaus auf diese Weise auf
unübersteigbare Hindernisse stiess, so sannen die Gesandten
einen andern Anschlag ans, der sich auf die Abneigung des
florentinischen Volkes gegen den Kaiser stützte. Ein Bürger von
Florenz, den man in die Mitwissenschaft des Planes hineinzog,
versprach die Regierung zu Gunsten Ladislaus* zu stimmen.
Beim Abzüge des Kaisers aus der Stadt sollte Ladislans seinen
Vormund bis zu den Thoren begleiten und hier Abschied nehmen
unter dem Vorwande, er wolle noch einige Tage in Florenz
verweilen. Sollte nim Friedrich damit nicht einverstanden sein,
und Gewalt anwenden wollen, so solle Ladislaus airsrufen; er
sei frei, — Bewaffneite würden gleich ztir Hand sein. Kaspar
übernahm es, seinen königlichen Zögling fSir den Plan zni ge-
winnen. Ladislana war damit sogleich einverstanden, denn der
frühreife Knabe sehnte sich nach Freiheit und zudem musste
es ihm bei seinem kaiserlichem Vetter auch, nicht am besten
ergangen sein. Die glückliche Durchführung dieses Planes war
aber ganz von der Zustimmung des florentinischen Magistrates
abhängig, der sich j<edocfa mit dem Kaiser nicht verfeinden
wollte"'^ Da auch dieser Anschlag in Nichts zerrann, so versprach
Kaspar Ladislaus zu bereden, einen Brief ^^> an den Pabst zu
sehreiben und si<^h darin für die österreichischen und ungarischen
Stände zu verwenden«. Dies geschah auch. Ladislaus war leicht
dazu bewogen und von Bologna wurde das Schreiben an den
Pabst. gesandt. Kaspar genoss die Früchte seines Verrathes
nicht. In der Furcht, dass seine Verbindung mit den Aufstän-
£schen entdeckt würde, beschloss er, sich allein nach Oester-
reich durchzuschlagen. Als der Kaiser sich Venedig näherte,
verliess Kaspar unter dem Verwände, er könne eine Meerfahrt
nicht ertragen undi werde deshalb nach Treviso reisen und
dort Friedlrich erwarten,, das kaiserliche Gefolge; Friedrich aber
45
wandte sich nach Verona und Trient und auf diesem Wege
traf er einen Courier, der um die hochverrätherischen Umtriebe
Kaspar*s wusste und den Kaiser warnte. Alsogleich wurden
zwei Reiter dem nichts Ahnenden nachgeschickt. Er wurde
gefangen gesetzt und dem Aeneas Sylvius übergeben. Er ge-
stand sogleich alles und scheint zu längerer Haft vernrtheilt
worden zu sein '^.
26. Inzwischen waren die Gesandten in Rom angelangt.
Der Bischof von Raab setzte in einer langen Rede ''^^ alle Be-
schwerden der Stände auseinander, bat Nicolaus um seine Mitwir-
kung zur Befreiung Ladislaus', damit dadurch einem schrecklichen
Bürgerkrieg vorgebeugt würde und um die Zurücknahme aller
Bullen gegen die Aufständischen, von denen es hiess, Nicolans
habe sie dem Kaiser nach Oesterreich mitgegeben, da diese die
Revolution eher anfachen, als ersticken würden* Was die Bullen
beti ifft, so waren die Oesterreicher davon in der That recht be-
richtet. Friedrich führte wirklich solche mit sich. Die Bannbulle
gebot den Ständen bei Strafe der Excommunication die vom
Kaiser eingesetzte Regierung binnen vierzig Tagen zureconstituiren.
Auch bewilligte Nicolaus dem Kaiser, alle den Empörern sich
beigesellenden geistlichen Personen gefangen nehmen und ihre
Güter einziehen zu dürfen, ohne in den Bann zu verfallen ''^).
Der Pabst meinte, das Wohl der Rebellen und des Ladis-
laus sei nicht ein und dasselbe; Ladislaus bedürfe noch eines
Vormundes und keiner eigne sich dazu so, wie Friedrich. Habe
übrigens der Kaiser ungerecht gehandelt, so werde er ihn zurecht
weisen und ihn ermahnen, künftighin milder gegen das Mündel
und die Unterthanen zu verfahren. Einer der Gesandten, wahr-
scheinlich Ladislaus de Techews — denn die beiden Priester
hätten nicht gewagt, so zu sprechen — anworteten dem Pabste
sehr treffend: er solle sich mehr um das Rein geistliche kümmern,
die weltlichen Angelegenheiten seien eine Sache der Fürsten,
worauf Nicolaus die allbekannte Bibelstelle von den Schlüsseln des
Petrus citirte und commentirte. Zum Schlüsse erklärte er aber
kurz: entweder sollen die Oesterreicher den päbstlichen Befehlen
gehorchen, oder aus der Reihe der Christen treten.
Den festen Entschluss des Pabstes konnten die Gesandten
nicht wankend machen und kehrten sogleich, getäuscht in ihren
46
Hoffnungen, ohne irgend einen Erfolg erzielt zu haben, in grösst-
möglichster Eile und ohne irgendwo sich aufzuhalten, in ihre
Heimath zurück. Es scheint daraus hervor zu gehen, dass man
in Italien sehr übel auf die österreichische Revolution zu sprechen
war. In Oesterreich angekommen, meldeten sie die Erfolglosigkeit
ihrer Mission, beklagten sich besonders über den Cardinal St.
Angeli, in dem sie einen Freund der Oesterreicher gesucht und
einen Feind derselben gefunden hätten und riethen zuletzt zu
einem friedlichen Vergleiche '^). Von Rom aus kamen bald
darauf zwei Schreiben, das eine '•) an die österreichischen Stände
mit dem erneuerten Verbote, sich gegen Friedrich aufzulehnen,
das andere ''''3 an Johannes Huniady, worin dieser ermahnt wird,
keine Verbindung mit den Empörern einzugehen.
27, Die österreichische Stände-Revolution war inzwischen
aus der zweiten Phase ihrer Entwicklung in die dritte überge-
gangen. Die erste reicht bekanntlich von den ersten Anfangen
ihrer Entstehung bis zum Wiener Landtage vom 12. December
1451, wo die Stände ihren Abfall vom Vormunde ihres Königs
offen ausspra.chen und dessen Regierung stürzten; die zweite
Phase reicht vom 12. December 1451 bis 5. März 1452, sie ist
jetzt abgeschlossen. Eizinger, der den ersten Anstoss zur Em-
pörung gab, tritt von nun an immer mehr in den Hintergrand,
obwohl er noch immer oberster Hauptmann bleibt, und mnss
dem Grafen Ulrich v. Cilli weichen '®J.
Diese Wendung war der Rettungsanker für die Revolution
und vollzog sich daher rasch. Die österreichischen Stände standen
noch immer nicht auf sichern Füssen; von den Ungarn und
Böhmen hatten sie keine Hilfe zu hoffen, das Ausland verhielt
sich vollkommen neutral, auch war kein Geld vorhanden. Wenn
Eizinger z. B. von der Stadt Linz 200 Pfund Pfennige lieh '®), so
war damit den Aufständischen noch immer nicht geholfen. Die
Rüstungen zum bevorstehenden Kriege mit dem Kaiser ver-
schlangen grosse Summen und als Eizinger die Beisteuern
strenge eintreiben Hess, erregte er Unzufriedenheit unter seinen
eigenen Anhängern.
Allen diesen Calamitäten machte der Beitritt des Grafen
V. Cilli, der Ungarn u. s. w. ein rasches Ende. Die Motive des
Abfalles Ulrich vom Kaiser sind schon an einer andern Stelle
47
auseinander gesetzt worden. Ehrgeiz war jedenfalls die mäch-
tigste Triebfeder ülrich's, und er trat dem Bündnisse der öster-
reichischen Stände bei, nicht so sehr um seinen Neffen Laüislaus
zu befreien, als um durch die Revolution zur Herrschaft, die
sein Thätigkeitsdrang forderte, zu gelangen. Ein Mann, wie
Ulrich, konnte keinen Eizinger neben sich dulden, geschweige
sich ihm unterordnen, und dieser hatte wohl noch den Namen
des obersten Hauptmanns, aber in der That war es Ulrich.
Nachdem das grosse Werk der Vereinigung von Oesterreich,
Ungarn, Mähren und theilweise auch Böhmen vollbracht war,
dachte Ulrich daran, auch das Ausland in das Bündniss hinein
zu ziehen, vor allem um Geld zu erhalten. Mit Baiern wurden
sogleich Unterhandlungen angeknüpft und Herzog Ludwig streckte
nicht nur Geld vor gegen Verpfandung eines Theiles von Oester-
reich, sondern war auch geneigt, offen zu den Feinden des
Kaisers überzutreten. Graf Johann v. Schaumburg war mit der
Mission an den baierischen Hof betraut. Als dieser ein Schreiben
der österreichischen Stände an Ludwig, worin Eizinger wie ge-
wöhnlich oberster Hauptmann genannt wurde, vorlas, rief einer
aus der Umgebung, offenbar ein persönlicher Feind Eizinger's:
er bedauere den Grafen, der sich jetzt einem Menschen, wie
Eizinger, den das Vaterland als ein unnützes Subject ausge-
stossen, habe unterwerfen müssen. Um so greller wäre es für
den Herzog von Baiern gewesen, wenn er sich durch den Eintritt in
das österreichische Bündniss seinem frühern Lehensmanne gleich-
sam untergeordnet hätte ®^3.
28. Als der Kaiser im Mai 1452 den deutschen Boden
wiederum betrat, fand er die ganze Sachlage verändert. Die
Revolution, die bei seiner Abreise nach Italien nur ein Funke
gewesen war, den er durch kräftiges Auftreten sogleich hätte
ersticken können, war inzwischen zu einem mächtigen Brande
herangewachsen, der alle Erbländer Ladislaus' ergriffen hatte.
Als Friedrich in Villach ankam, traf er hier seinen getreuen
Rathgeber Neuperg, den er mit Walter Zebinger zur Beob-
achtung der Vorgänge in Oesterreich zurückgelassen hatte ^*).
Dieser entwarf dem Kaiser ein Bild von der Revolution, meinte
aber, durch Energie könne noch Alles auf den alten Standpunkt
zurückgeführt werden , denn den Oesterreichern mangle es an
48
Geld and daher auch an Soldaten; anch seien die meisten
Barone dem Kaiser noch treu geblieben und warteten nur auf
einen Aufruf, um sogleich gegen die Aufständischen Front zu
machen; Friedrich solle daher nicht zögern, sondern sofort zu
den Waffen greifen. Der Kaiser war aber aus seiner unthätigen
Ruhe nicht aufzuschrepken , trotzdem seine ganze Umgebung
für den Rath Neuperg's stimmte. Er glaubte noch immer, durch
Briefe und Drohungen Hesse sich der Brand dämpfen und erliess
demnach ein Schreiben an die Oesterreicher, worin er sie auf-
forderte, kein Geld dem Eizinger zu leihen, widrigenfalls sie
dem Kaiser später das dreifache zahlen müssten. Aus Absicht
oder Nachlässigkeit wurde dieser Brief zu spät abgeschickt,
wodurch übrigens der Sache des Kaisers kein Abbruch gethan
wurde, denn er hätte geringen oder gar keinen Erfolg gehabt ®^).
Von Villach reiste der Kaiser .nach Brück an der Mur,
wohin er die steiriscl^en Landstände berief. Unschlüssig, ob
er sich von hier aus nach Graz oder Wiener - Neustadt
begeben sollte, befragte er seine Rathgeber um ihre Meinung.
Da -Herzog Albrecht, dem die erste Stimme zukam, mit seiner
Ansicht zurückhielt, so sprach sich Aeneas Sylvius dahin aus,
der Kaiser solle nach Wr. -Neustadt gehen, dort sei der Sitz
des Herrschers vor der Römerfahrt gewesen und es wurde als
Furcht vor den Aufständischen erscheinen, wenn er nicht wiederum
dorthin Zurückkehren würde; seine Anwesenheit in Oesterreich
würde den Muth der Getreuen stärken, die Rebellen aber
furchtsam machen, in Wr.-Neustadt könne man auch bequem
alle Massregeln der österreichischen Ständebeobachten und wenn
möglich, mit den Ungarn und Böhmen Unterhandlungen an-
knüpfen, doch müsse man eilen, ehe die Feinde zu den
Waffen greifen, die Steirer sollten indessen ein Heer gegen
die Ungarn und das cillische Kriegsvolk aufstellen. Dieser
Ansicht stimmten nur Prokop v. Rabenstein und der Rechts-
gelehrte Härtung bei, während die übrigen, die eine Belagerung
des Kaisers in Wr.-Neustadt fürchteten und für einen Einfall
in Oesterreich von Steiermark aus waren, dagegen opponirten.
Friedrich, in einer momentanen Anwandlung von Heldenmuth,
entschied sich für den Rath des Bischofs v. Siena, war ihm
doch die Neustadt vor allem werth und lieb, und konnte er
49
auf die Treae der dortigen B&rger banen. Den Steirern befahl
er, ein Heer ausznrfisten, welches jeden Augenblick bereit sein
sollte, ihm nach Oesterreich za Hilfe zu kommen. In Brück
verabschiedete er sich von seinem Bruder Albrecht, den eigene
Angelegenheiten in die Schweiz riefen ®^).
29. Als der Kaiser Ende Juni nach Neustadt zurückkehrte,
fanden sich die noch getreu gebliebenen Barone Georg von Buch-
heim, Radiger von Starhemberg, Sigmund von Ebersdorf und
andere bei ihm ein, doch war deren nur eine geringe Zahl.
Friedrich gedachte mit dem Gubernator von Böhmen zu unter-
handeln, und eine Verbindung mit diesem wäre in so ferne von
grossem Erfolg gewesen, als dadurch die Rosenberge verhindert
worden wären, das österreichische Heer zu verstärken. Doch
rieth ihm der Bischof Aeneas Sylvius ernstlich davon ab, da der
Pabst ein Bündniss mit Häretikern nicht billigen würde ^^).
Die Ankunft des Kaisers in Oesterreich brachte in der
That unter den Aufständischen eine momentane Verwirrung her-
vor ^^}. Der Nimbus, der die römische Kaiserkrone noch immer
umgab, der Glaube, dass der Gesalbte des Herrn gegen die
Unglücksfälle gefeit sei, da er aus Italien glücklich zurück-
gekehrt war, machte die schwankenden Gemüther momentan an
ihrer eigenen Sache irre. Nur kaltblütige Politiker, wie Eizinger
and Ulrich v. Cilli Hessen sich nicht blenden und wussten zu
gut, dass der gekrönte Kaiser Friedrich nicht mächtiger sei,
als der erwählte König Friedrich. Eizinger war im höchsten
Grade über den Wankelmuth seiner Anhänger erzürnt ^®} und
drohte, nach Baiern wiederum zurückzukehren und die Oester-
reicher ihrem Schicksale zu überlassen. Freilich war dies nur
ein Schreckschuss, aber er that doch seine Wirkung. Graf
Ulrich bemühte sich zu zeigen, dass der Kaisertitel eben nichts als
ein leerer Titel sei und Friedrich nur deshalb glücklich aus Italien
zurückgekehrt wäre, weil er der Autonomie der dortigen Regie-
rungen keine Hindernisse in den Weg gelegt hatte. Diese Reden
sowohl als besonders auch das Versprechen Eizinger's, Frank-
reich und Baiern habe reichliche Geldunterstützungen zugesagt,
hoben bald wieder den Muth der Oesterreicher. Allenthalben
wurde gerüstet *'').
Sttpan, Ulrich v. CiUi. 4
50
30. Am 29. Jnni erliessen die österreichischen Stände ein
Ultimatum ^^) an den Kaiser, der ihnen gleich nach seiner in
Steiermark noch einmal in vier gleichlautenden Briefen (an die
vier Stände) befohlen hatte, zum Gehorsam gegen ihn zarück
zu kehren. Da Friedrich darin nur von einem „Anhange Eizin-
ger's^ sprach, so verwahrten sich die Stände gegen diese Be-
zeichnung, indem ein „geraainer landtac der vier parteyen* die
Absetzung des Vormundes ihres Erbherrn ausgesprochen hätte.
Zum Schlüsse des Schreibens an den Kaiser wird dieser noch ein-
mal aufgefordert, Ladislaus auszuliefern. Zugleich erliess die von
den Ständen eingesetzte Regierung eine Aufforderung ®^) an die
Oesterreicher, ungeachtet des von Eüdiger v. Starhemberg über-
brachten Verbotes des Kaisers, die ausserordentliche Kriegs-
steuer, vier Schillinge auf ein Haus, zu bezahlen. Dieses Schrei-
ben wurde in allen Theilen Oesterreichs auf den "Wochenmärk-
ten und in den Pfarrkirchen vorgelesen.
Trotz dieses Ultimatums lebte Kaiser Friedrich noch immer
im Wahne, er könne durch Abmahnungsschreiben •^) wenigstens
einzelne Anhänger der Revolution für sich gewinnen. Ein Herold,
der die Wiener und Ulrich Eizinger vor das kaiserliche Tribunal
berief, wurde zum Hohne mit seidenen Kleidern und Gold
beschenkt, und die Aufständischen Hessen durch ihn dem Kaiser
für die Milde und Güte danken, die er bewies ; denn sie hätten
geglaubt, Friedrich werde sie mit Waffen und nicht mit Briefen
bekämpfen ®*). Auf diese Weise machte sich der Kaiser nur
lächerlich und verlor alle Achtung in den Augen der Stände.
Dazu kam noch, dass alle Massregeln, die er zur Dämpfung
des Aufstandes ergriff, missglückten, so die Abmahnungsschrei-
ben, so auch die Bullen des Pabstes, die Friedrich endlich her-
vorzog. Die Bannbulle, die die Oesterreicher aus der Kirchen-
gemeinschaft ausschloss, falls sie binnen vierzig Tagen nach
deren Publication nicht zum Gehorsam gegen den Kaiser-
Vormund zurückkehren würden, wurde wie gewöhnlich durch
päbst liehe Notare verbreitet, fand aber nirgends eine gläubige
Aufnahme. Der Salzburger Erzbischof verbot den Notaren die
Bulle in der Kirche vorzulesen, das Domherrn-Capitel in Passau
ignorirte sie ganz und gar und so auch das in Olmütz. In Wien
erfuhren die Notare eine grausame Behandlung, sie wurden vom
51
Volke geschmäht und von der Regierung in den Kerker gewor-
fen •*). Ulrich V. Cilli und Eizinger, die überhaupt eine frei-
geisterische Richtung verfolgten, Hessen durch das Doctoren-
Gollegium die Bulle prGfen, weil sie etwas dein Wohle des
Volkes Zuwiderlaufendes forderte, verwerfen, und eine Appel-*
lation '^) an einen besser unterrichteten Pabst, oder an ein
ökumenisches Goncil, oder an die gesammte Kirche ausfertigen,
welche von den Wiener Theologen gutgeheissen, an die Pforten
des Stephansdoms angeheftet, und sogar in Salzburg mit Ein-
willigung des Erzbischofs publicirt wurde. Wie tief musste schon
damals der Glaube an die Autorität des Pabstes, vor dessen
Bannstrahlen früher die Welt erzitterte, gesunken sein, wenn
man in solcher Weise Hohn zu sprechen wagte.
Da auch der Fluch des römischen Bischofs nicht die er-
wünschte Wirkung that, so war jede Aussicht auf einen fried-
lichen Vergleich verschwunden. Zwar erschienen in Wr.-Neustadt
Gesandte der Herzoge Ludwig und Albert von Baiern und des
Markgrafen von Brandenburg, welche bei der Gelegenheit sich
als Vermittler anbieten Hessen, um wenigstens auf diese Weise
die Oesterreicher zu unterstützen, da sie in deren Bündniss
offen n icht eintreten konnten. Es war dieser Antrag eine Frucht
der Unterhandlungen, die Ulrich v. Cilli gleich nach dem Ver-
trage mit den obgenannten Fürsten eingeleitet hatte. Der Kaiser
aber meinte, es vertrüge sich nich^ mit seiner Ehre „mit Rebel-
len** zu unterhandeln und dankte höflich ^*).
31. In der ständischen Partei in Oesterreich waren in-
dessen keine bedeutenden Veränderungen vorgegangen. Ulrich
V. Gilli leitete fast alle Angelegenheiten und war überhaupt
durch seine Macht und sein Ansehen die Hauptstütze der Revo-
lution. Der finanziellen Galaiuität hatte wahrscheinlich Ludwig
von Baiern durch bedeutende Geldvorschüsse abgeholfen.
Auf die Treue der Oesterreicher konnte die revolutionäre
Regierung rechnen, die Städte, Klöster, der gesammte Glerus,
die Ritter waren auf ihrer Seite. Nur in Passau war noch die
Bürgerschaft für Kaiser Friedrich, während das Domcapitel
sich bereits enge an Eizinger angeschlossen hatte, doch scheint
sie in Folge der Drohung, ^^) man werde ihren Handel ganz
zerstören, der Ständepartei beigetreten zu sein. Auf die Ungarn
4*
52
darften die Oesterreicher nur theilweise zählen, da ihr Waffen-
stillstand mit dem Kaiser noch nicht abgelaufen war. Ja Hnniady
scheint überhaupt mit den Oesterreichern es niemals redlich
gemeint zu haben, denn im entscheidenden Momente machte er
plötzlich eine Schwenkung zur kaiserlichen Partei, fing mit
dieser zu unterhandeln an und bat, man möge ihm den Bischof
Piccolomini senden, um sich mit dem Kaiser verständigen zu
können "^). Doch unterblieb diese Gesandtschaft aus Gründen,
Yon denen später wird gesprochen werden. Mit dem böhmischen
Gubernator konnten die Stände sich nicht einigen, ihm konnte
ein unmündiger König nur erwünscht sein, und so zeigte er dem
Kaiser auch an, er wolle sich anheischig machen, bei erhöhtem
Solde der Truppen alle Feinde zu demüthigen. Der geizige
Friedrich, der nebenbei auch eine Verbindung mit einem Ketzer
scheute, willigte nicht ein. Uebrigens hoffte er auf die gött-
liche Hilfe.
Der Kaiser begann bereits im Juli zu rüsten, brachte aber nur
4000 Mann Gavallerie und eine grössere Anzahl Fussvolk zusam-
men ®^). £r hätte damit vielleicht günstige Resultate erzielen kön-
nen, wenn er sie auf Einen Punkt, in Wr.-Neustadt, concentrirt
hätte, um von hier aus mit der ganzen Streitmacht sich auf
die Feinde werfen zu können. Doch hier zeigt sich wieder die
angstvolle Behutsamkeit des Kaisers und die Unfähigkeit seiner
Räthe Neuperg, Ungnad und Zebinger, deren Meinung dem Kai-
ser Orakel war. Diesen ist vor allen die Zersplitterung der
Kräfte zuzuschreiben, die alles spätere Unheil verschuldete.
Die Furcht vor den Ungarn bewog sie wohl hauptsächlich dazu,
denn der mit diesen abgeschlossene Waffenstillstand dauerte
nur noch zwei Monate.
Die Aufstellung des kaiserlichen Heeres war folgende:
Rüdiger v. Starhemberg stand mit 2000 Reitern jenseits der
Donau und hatte die Aufgabe, von hier aus die Feinde anzu-
greifen und diesen die Zufuhr abzuschneiden ^), wohl auch
einen Einfall der Ungarn zu verhindern; ihm wurde Georg v.
Bucheim beigegeben; in Wr.-Neustadt selbst behielt Friedrich
nur 800 Reiter und eben soviel Infanterie, die übrigen unter
dem mährischen Baron Georg Tschernagora wurden in die ver-
schiedenen festen Plätze vertheilt. Johannes Neuperg hatte
53
im GefGLhle seiner Unfähigkeit die Befehlshaberstelle abge-
lehnt^).
32. Der Vorbote des blntigen Kampfes, wie leichte Blitze
vor einem Gewitter, war ein erbitterter Federkrieg zwischen
Ulrich Eizinger und Johannes Ungnad. ^®^). Die erste Veran-
lassung dazu boten die Ungnade durch ihr Absageschreiben ^^),
nicht, wie Aeneas Sylyius sagt, Eizinger. Nach den Proben, die
uns der genannte Historiker gibt, 'und die vielleicht noch etwas
übertrieben sein mdgen, können wir uns trotzdem von dem erbit«
terten , gereizten und gehässigen Tone, der damals zwischen
den feindlichen Lagern herrschte, einen Begriflf machen. Die
Briefe selbst, die wie Raketen von einem Lager in das andere
flogen und den Hass beiderseits nur noch mehr entzündeten,
sind zu unerquicklich, als dass sie hier eine nähere Erörterung
erfahren könnten.
Die Oesterreicher waren inzwischen mit den Rüstungen
beschäftigt. Die Energie, zu der sich Friedrich endlich, freilich
zu spät, aufraffte, frappirte seine Feinde. Auch herrschte Zwie-
tracht unter den Fahrern, wahrscheinlich vor allen zwischen dem
Grafen Ulrich und Eizinger, von denen sich der eine den An-
ordnungen des andern nicht fügen wollte. Die Thätigkeit, die
die Häupter der Revolution damals, gleichsam in der eilften
Stunde, entwickelten, gewinnt unsere Achtung. Nach Böhmen,
Mähren, Ungarn wurde eine Aufforderung um die andere gesandt,
Tag und Nacht ohne Unterlass gearbeitet, Söldner geworben,
Gelder eingebracht ^^). Man rieth damals einen tapferen Anfüh-
rer zu erwählen und mit dem gesammten Heere gerade aus
vor Wien zu marschiren, und in der That, wäre Friedrich die-
sem Rath gefolgt, so hätte er den Feind noch unterdrücken
können* Der langsame und bedächtige Charakter des Kaisers
konnte sich zu einer so energischen That nicht emporraffen
und seine drei Räthe bestärkten ihn in dem Vorhaben, sich voll-
ständig defensiv zu verhalten ^^^3. Man baute eben zu sehr auf
die Festigkeit der Mauern von Wr.-Neustadt und glaubte durch
einen langwierigen Krieg die Feinde zu ermüden und mürbe zu machen.
Um wie viel kräftiger traten die Oesterreicher auf, lenkte
sie doch der so rasche, energische Wille Ulrich's v. Cilli. Ob-
wohl keiner der Verbündeten erschien, und sie nur auf sich selbst
54
und die Söldnerschaaren der Cillier Grafen angewiesen waren,
übersetzten sie dennoch die Donau, wohl wissend, dass Kühn-
heit und Schnelhgkeit einem überlegenen, aber langsamen Feinde
gegenüber zum Siege führen muss.
33. Der Krieg begann mit der Belagerung ^®*) des Schlos-
ses Ort, eines der Erbgüter des Kaisers. Sechzig tapfere, junge
Männer, an ihrer Spitze die treuen Anhänger Friedrichs, Mitter-
dorfer und Aspan vertheidigten die stark befestigte Burg. Die
Oesterreicher hatten viele Belagerungsgeschütze mit sich ge-
bracht, trotzdem wurde acht Tage mit grösster Tapferkeit von
beiden Seiten gekämpft. Die Eingeschlossenen standen Tag und
Nacht in den Waffen, viele Oesterreicher fielen zum Opfer. Doch
verloren diese den Muth nicht, ein Sturm folgte auf den andern,
bis endlich der grösste Theil der Mauer eingestürzt, und die
Feinde theils todt, theils verwundet, unfähig waren weiteren
Widerstand zu leisten. Daher sah sich Aspan gezwungen, sich
auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die Oesterreicher waren
durch den langen Widerstand so erbittert, dass sie den Aspan
zusammenhauen wollten, doch befreite ihn Eizinger aus den
Händen der Wüthenden, weil er mit verwandtschaftlichen Ban-
den an ihn geknüpft war. Das Schloss wurde in Brand gesteckt
und geschleift.
Unterdessen war auch Rüdiger v. Starhemberg nicht müssig
gewesen. Er eroberte ein feindliches Schloss, zerstörte es und
drang dann unaufhaltsam unter schrecklichen Verwüstungen bis
zur Donaubrücke vor. Hier fand ein kleines Gefecht ^®*) statt,
in welchem er zurückgeschlagen wurde. Die Ankunft Starhem-
berg's an der Brücke machte die Wiener erzittern. Einige, die
sich von den nächsten Dörfern nach Wien flüchteten, brachten
die Nachricht, der Kaiser selbst habe bereits den Kahlenberg
besetzt, andere wollten das kaiserliche Banner und den Reichs-
adler gesehen haben. Die Aufregung war ungeheuer, die Ver-
wirrung allgemein. Indess brachte sie die Kunde von dem Siege
der Oesterreicher an der Donaubrücke bald wieder zur Besin-
nung *®').
34. Es ist nicht zu läugnen, dass die kaiserlichen Truppen
ausserordentliche Thaten der Tapferkeit vollbrachten. Ein Ritter
überrumpelte die Stadt Haimburg mit 40 Reitern und steckte
55
6ie in Brand. Ein Uzinger, dessen Vater das ihm anvertraute
Schloss während der Abwesenheit des Kaisers den Aufständi-
schen übergeben musste, wollte diese That wiederum gut machen,
Da er hörte, dass die Walsee^s dieses Schloss bewohnten, wagte
er sich als Weib verkleidet mit seinem jungern Bruder hinein.
Da nur die Gemahlin Wolfgang's v. Walsee mit zwei Dienern die
Besatzung bildete, war es den kühnen Jünglingen ein leichtes,
sich der Feste zu bemächtigen; doch wurde sie bald darauf
belagert und fiel, ehe noch die Hilfe vom Kaiser angekommen
war ^^).
Der Krieg verbreitete sich bald darauf über alle Theile
des unglücklichen Oesterreichs, beschränkte sich aber gross-
tentheils auf die Einnahme und Zerstörung von Schlössern
und Burgen, doch wurde das Land dabei einer schrecklichen
Verwüstung preisgegeben. Die Familien waren gespalten, der
Sohn kämpfte gegen seinen Vater, Bruder gegen Bruder; so
standen z. B. der alte Graf Schaumburg und dessen ältester
Sohn auf der Seite der Stände, während die übrigen Söhne zur
Parthei des Kaisers hielten *^).
Trotz einiger Errungenschaften war die Lage der Oester-
reicher doch nichts weniger als günstig. Die Hilfstruppen der
Böhmen, Mähren und Ungarn erschienen nicht, ja letztere tra-
ten sogar in oflFene Unterhandlungen mit dem Kaiser. Aeneas
Sylvius, ein genauer Kenner der damaligen Verhältnisse meint ^^®),
dass Huniady vor allen um seine Regentschaft besorgt war und
durch den üebertritt zur kaiserlichen Parthei dieselbe zu sichern
glaubte. Dieser Grund würde aber das frühere Verfahren des
ungarischen Gubernators nur dann erklären, wenn er schon
damals Kunde von dem Hasse des Grafen Ulrich und dem Be-
streben desselben, ihn zu stürzen, erhalten hätte. Genug daran,
Huniady bat, man möge ihm den Bischof von Siena senden;
schon waren die Geleitsbriefe ausgestellt, als Gesandte des Her-
zogs von Baiern und des Markgrafen von Brandenburg erschie-
nen, und sich nochmals als Vermittler zwischen den feindlichen
Partheien antrugen. Der Kaiser wurde etwas eingeschüchtert
durch die Nachricht, dass das Heer Eizinger's, zu welchem
Heinrich von Rosenberg mit 200 Reitern und 800 Mann Fuss-
truppen gestossen war, gegen Neustadt marschire. Darauf-
56
hin anterblieb die Gesandschaft an Huniady, da der Kaiser zu
einem friedlichen Uebereinkommen mit den Oesterreichern geneigt
war. Es ist sehr charakteristisch, dass Friedrich es vor allem
auf langwierige Unterhandlangen abgesehen hatte, mn die Ent-
scheidung immer weiter hinaus zu schieben und zu dem Zwecke
wollte er einen Congress der Fürsten, Verwandten des Ladislaus
und der Anhänger beider Partheien zusammenberafen.
35. Das österreichisch-böhmische Heer war schon in der
Nähe von Wr.-Neastadt angelangt, als es aaf die kaiserlichen
Gesandten stiess, die um einen Waffenstillstand baten. Wäh-
rend desselben sollte der Congress abgehalten werden. Die Ver-
bündeten schlössen daraus, dass der Muth des Kaisers schon
bedeutend gesunken sei und verweigerten daher den Waffenstill-
stand, wenn Friedrich ihren Ladislaus ihnen nicht ausliefern
würde. Mit dieser Antwort kehrten die Gesandten, denen das
ständische Heer auf dem Fusse folgte, nach Wr.- Neustadt
zurück.
Der Kaiser war nun wiederum unschlüssig, was zu thua
sei. In dem, aus acht Personen bestehenden, engern Rathe war
auch die Meinung getheilt: Aenea» Sylvius war für die Auslie-
ferung des jungen Königs, denn in kurzer Zeit müsse ihn Friedrich
aber unter ungünstigeren Bedingungen doch herausgeben. Rüdiger
V. Starhemberg und zwei Priester stimmten dem Bischöfe bei,
Ungnad aber, der wahrscheinlich schon lange auf den wach-
senden Einfluss Piccolomini's mit scheelem Auge herabgeblickt
hatte, erhob sich gegen ein solches Ansinnen, das die kaiser-
liche Majestät herabwürdige; Neuperg, anfangs unschlüssig,
erklärte sich endlich für Ungnad's Rath, der auch des erzürn-
ten Kaisers Billigung gewann. Es war dies wiederum ein kleiner
Triumph, den Ungnad über die Politik des einsichtsvolleren
Bischofs feierte.
Auf die Nachricht von dem Entschlüsse des Kaisers rück-
ten die Feinde gegen Wr .-Neustadt. Mit gedrückter Stimmung
und mit Angst sah Friedrich der Belagerung entgegen. Trotz-
dem wollte er von der Auslieferung seines Mündels noch immer
nichts wissen, obwohl die Bischöfe von Salzburg, Freising und
Regensburg als Abgesandte der Oesterreicher nach Wr.-Neu-
stadt gekommen waren, um noch einmal Frieden anzubieten.
57
Das Heer der Yerb&ncieten rückte diesem Friedensboten aaf
dem Fusse nach, am deren Forderungen Nachdruck zn geben.
Die Bischöfe kamen ihm sehr erwünscht, da er knrz vorher die
bairischen und brandenbnrgischen Gesandten entlassen hatte ^^^).
36. Am 27. Augast schlag das ständische Heer vor den Mauern
der Neustadt sein Lager auf. Ueber dessen Stärke sind die
Angaben verschieden ^"), sie betrug zwischen 12000 und 20000
Mann, da die Oesterreicher auf dem Marsche durch Zuzüge aus
dem Lande ob der Enns und aus Mähren verstärkt wurden;
selbst vor Wr.-Neustadt Hessen sich noch viele Beutelustige
anwerben, fiosenberg mit den Böhmen, worunter auch Taboriten
waren, besetzte die Badnerstrasse ^^^).
Die Ankunft der Feinde erregte in der Stadt Angst und
Verwirrung. Die Nacht vom 27. auf den 28. August war für
die Belagerten qualvoll. Schon in der Früh des andern Tages
rückten die ständischen Truppen in geschlossenen Reihen und
unter grossem Geschrei gegen die Festung. Die feindlichen
Vorposten waren bald zersprengt, jeder Widerstand vergeh-*
lieh 1^^). Aeneas Syivius, der alles mit angesehen, schildert
diesen Sturm folgendermassen ^^^) : „Beim ersten Zusammentreffen
entspann sich ein mörderischer Kampf vor den Tboren; Pfeile
mangelten nie, zahllose Geschosse fielen. Die Geschütze rich-
teten einen farchterlichen Schaden unter den Feinden an. Ein
bejammenswerther Anblick I Man sah die Gebeine der Menschen
und Pferde ringsum zerstreut liegen, Blut in Strömen fliessen.
Wo das Gewühl am dichtesten war, durchbrach ein abgeschleu-
derter Stein die Reihen, ebenso ein zweiter, und dritter. Bewaff-
nete stiessen auf Wehrlose, doch gab man den Kampf nicht
auf. Wo das Schwert zu entscheiden hatte, wo Mann mit Mann
focht, ein Reiter gegen den andern rannte, standen die Wag-
schalen des Kampfes gleich. Zuletzt aber flohen die Kaiser-
lichen, durch die Ueberzahl nicht durch die Tapferkeit besiegt,
and zogen sich eilends zurück.^ Die Oesterreicher verfolgten
die Fliehenden und wären beinahe in die Stadt eingedrungen,
wenn sich ihnen nicht der bekannte Paumkircher, ein riesen-
grosser und starker Mann ^^*), mit einigen Gefährten entgegen
gestellt hätte, bis die Thore geschlossen werden konnten, und die
Kaiserlichen sich wiederum gesammelt hatten ^^^}. Durch diese
58
kühne That erwarb sich Paumkircher den Beinamen des öster-
reichischen Horatins Codes.
Die Verbündeten zogen sich hierauf 1000 Schritt zurück
und stellten bei der Markuskirche ihr schweres Geschätz auf.
Bis Mittag wurde ununterbrochen gegenseitig gefeuert, der Ver-
lust auf Seiten der Oesterreicher ward wie natürlich bei weitem
grösser, als auf Seiten der Kaiserlichen. Nachmittags wurde
das Bombardement fortgesetzt, doch ohne besonderen Erfolg.
Man rühmt vor allen die Tapferkeit der Böhmen, besonders der
beutegierigen Taboriten. Die Helden des Tages waren Ulrich v.
Gilli, Heinrich von Rosenberg, Eizbger, Graf Bernhard von
Schaumburg, der ältere der Brüder r. Walsee und der mäh-
rische Landeshauptmann.
37. Eizinger Hess den Sieg, den die Oesterreicher bei
Wr.-Neustadt erfochten hatten, sogleich in bombastischer üeber-
treibung bei Trompetenschall in Wien verkündigen, um die dor-
tigen Bürger bei guter Laune zu erhalten. So unbedeutend das
Gefecht an und für sich war, so darf man doch seine Bedeu-
tung nicht unterschätzen. Es war entscheidend^ nicht sowohl
durch den Verlust auf der einen oder der andern Seite, als
durch die Folgen. Kaiser Friedrich gelangte zur Einsicht, dass
seine Macht doch zu gering sei , um der überlegenen Truppen-
anzahl der Feinde im offenen Kampfe Widerstand leisten zu
können. Die Festung selbst konnte sich bei dem anhalten-
den Bombardement auch nicht auf die Dauer halten und die
Ankunft eines böhmischen Entsatzheeres war ungewiss.
Eine weitere und schwer wiegende Folge des Sieges der
Oesterreicher war eine vollständige Demoralisation der kaiser-
lichen Truppen. Die Neustädter waren ebenfalls entmuthigt, man
versteckte das Getreide und klagte, man hätLe keine Lebens-
mittel mehr, kein Brot wurde feilgeboten, alle Schenken waren
geschlossen, die Männer verwünschten den Krieg, die Weiber
heulten. Der Kaiser musste einen Aufstand in der Stadt selbst
fürchten und 'sich daher, so schwer es ihm auch ankam, mit
dem Gedanken an die Auslieferung seines Mündels vertraut
machen.
Schon am 29. August begab sich der Erzbischof von Salz-
burg in das Lager der Verbündeten, um einen Waffenstillstand
59
zu erbitten. Man bewilligte nur einen Tag^ und als dieser unbe-
nutzt verflog, noch einen. Für diesen Tag, — es war der 30.
Augast, — war eine Zosammenkonft zwischen dem Kaiser und der
Häuptern der Gegenpartei verabredet. Als Friedrich erschien,
sprengten ihm die feindlichen Führer, mit Ausnahme Eizinger*s,
der nicht gekommen war, entgegen, stiegen dann von den Pfer-
den und huldigten dem römischen Kaiser auf die übliche Weise
durch Kniebeugung. Friedrich reichte ihnen die Hände und hiess
sie die Pferde wiederum besteigen.
Da er wohl wusste, dass Graf Ulrich die Hauptstütze
der gegen ihn gerichteten feindlichen Bewegung sei, lud er die-
sen zu einer geheimen Besprechung ein, die über eine und
eine halbe Stunde dauerte. Der Kaiser wurde durch das nach
Ungarn führende Thor geschützt, der Graf aber durch eine
Cavallerie-Abtheilungj, die in der Entfernung eines Pfeilschusses
aufgestellt war.
Ulrich stellte dem Kaiser mildere Bedingungen als die
übrigen, er forderte nur: Ladislaus solle -nach Pressburg ge-
bracht und nach den Bestimmungen des Testamentes Albrecht's
erzogen werden; geschähe dieses, so habe auch der Krieg ein
Ende. Möglicherweise wusste Ulrich damals schon von dem Her-
annahen eines böhmischen Hilfscorps und wurde dadurch zu
einem theilweisen Nachgeben bewogen; ein anderer Grund wäre
schwer anzugeben. Doch wollte der Kaiser auch von diesen
Bedingungen nichts hören, sondern bemühte sich, den Grafen
wiederum für sich zu gewinnen; aber umsonst. Ulrich rieth ihm
in der Nacht einen Beschluss zu fassen und am Morgen des
andern Tages seine Räthe zu den Friedensverbandlungen zu
senden. Der Waffenstillstand wurde auf den 31. August aus-
gedehnt *^*.)
38. Die Friedens- Verhandlungen zwischen sechs kaiserlichen
Häthen und den sechs Häuptern der Ständepartei wurden in Ge-
genwart der oberwähnten Bischöfe bis gegen Mittag geführt.
Es wurde bestimmt, dass der Kaiser erscheinen sollte, um den
Friedenstractat in Gegenwart beider Heere zu unterfertigen.
Friedrich kam aber erst zwei Stunden vor Sonnenuntergang,
von den österreichischen Führern war diesmal auch Eizinger
zugegen. Allein auch jetzt konnte sich der Kaiser zur Auslie-
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fernng Ladislaus^ nicht verstehen. Man schied unverrichteter
Dinge, und die Feindseligkeiten begannen ron Neuem, da eine
Verlängerung des Waffenstillstandes nicht bewilliget wurde.
Friedrich kehrte nach Wr.-Neustadt zurück, Hess aber
seinen Neffen, den Markgrafen Karl von Baden, im feindlichen
Lager zurück, und durch dessen Bemühung kam abermals ein
Waffenstillstand zu Stande, der zur Fortsetzung von neuen
Friedensbedingungen benützt wurde. An diesen Unterhandlungen
betheiiigten sich von kaiserlicher Seite nur der Markgraf und
die drei Bischöfe "»J.
Die Friedens-Bedingungen ^■®) waren folgende: die Be-
lagerung wird sogleich aufgehoben, das ganze Heer entlassen*
Am dritten Tage wird Ladislaus dem Grafen Ulrich v. Cilli
übergeben, bis durch eine Versammlung der Unterthanen und
Blutsverwandten des Königs und des Kaisers, mit Zustimmung
des letztern, festgestellt wird, wo sich Ladislaus aufhalten
und durch wenn er geleitet werden solle. Am nächsten Martini-
tag erscheinen in Wien die ungarischen, böhmischen, mährischen
und österreichischen Abgesandten, um sich über die Verwaltung
und den Aufenthaltsort des Königs zu berathschlagen. Früher
sollte jedoch Ladislaus nicht nach Wien gebracht
werden. Der Kaiser soll entweder selbst anwesend sein, oder
durch Gesandte sich vertreten lassen. Die drei Bischöfe, die
beiden Herzoge ron Baiern, der Markgraf von Baden und der
Markgraf V.Brandenburg erscheinen entweder selbst, oder schicken
geeignete Männer, und haben die Aufgabe, durch einen annehm-
baren Vertrag die Streitigkeiten zu beenden. Die Gefangenen
sollen von beiden Seiten freigelassen, das im Kriege Geraubte
zurückgestellt, und wenn es sich nicht mehr vorfindet, ersetzt,
und alle Unbilden gegenseitig vergessen werden.
39. Als dem Kaiser dieser Entwurf vorgelegt wurde, berief
er einen engern Rath. Zwei verwarfen die Bedingungen, als die
Majestät entwürdigend, die übrigen stimmten für den Frieden.
Friedrich, der vor allem den Schein retten wollte, sprach von
Hilfstruppen und der Stärke der Festungsmauer von Wr.-Neu-
stadt, entschloss sich aber zuletzt doch zum Frieden. Die Um-
stände zwangen ihn dazu. Allerdings war Podiebrad mit 17000
Mann ^^^3 schon auf dem Wege nach Neustadt, aber dies^
61
wnsste Friedrich nicht, und zudem wären die Böhmen vielleicht
nach dem Falle der Festung angekommen.
Der Kaiser begab sich wieder vor die Thore der Neustadt
and wurde mit den üblichen Ehrenbezeugungen empfangen. Bald
wären wieder Misshelligkeiten entstanden, da die Oesterreicher
die festgesetzten Bedingungen abändern wollten; aber die Bischöfe
und der Markgraf verhinderten dies. Man gab sich zum Zeichen
des Friedens die Hand und die österreichischen Anführer ver-
sprachen den Friedenstractat binnen acht Tagen schriftlich
auszuarbeiten.
Die Verkündigung des Friedens erregte in beiden Lagern
grossen Jubel, der Kaiser selbst schien heiter zu sein, denn er
nahmalle, mit Ausnahme des Eizinger und Schaumburg in seine
Gunst wiederum auf. Ah ersterer ihn bis zum Stadtthore beglei-
tete und bei dieser Gelegenheit wegen seines Verhaltens um
Vergebung bat, soll der Kaiser ihm gesagt haben: „Du hast
gethan, was Dir zu thun freistand; zwischen uns aber wird
Gott richten ^^}.^
Die Feindseligkeiten wurden sogleich eingestellt. DieOester-
reicher zogen sich acht Meilen zurück. Auch der Kaiser schrieb,
um unnöthige Auslagen zu vermeiden, den Brüdern Starhem-
berg die Werbungen in Baiern sogleich einzustellen, die Söldner
zu entlassen und die Gefangenen herauszugeben ^^).
40. Am 4. September erschien der Graf Ulrich und die
übrigen Anführer mit grossem Gefolge beim steinernen Kreuze
vor den Thoren der Neustadt, um dem Vertrage gemäss ihren
König in Empfang zu nehmen. Aeneas Sylvius, Neuperg und
noch zwei andere übergaben ihnen um 9 Uhr Vormittags den
lieblichen Knaben. Ungeheurer Jubel empfing den jugendlichen
König ^^^), und es muss fürwahr ein Moment des höchsten
Triumphes für die Häupter der ständischen Partei gewesen
sein, als sie das, wofür sie so lange gekämpft und gestritten,
nun plötzlich verwirklicht sahen. Ja man erzählt, dass Eizin-
ger Freudenthränen geweint habe; ob diese wahr oder erheuchelt
waren, lässt sich freilich ebensowenig entscheiden, wie bei den
Thränen Gäsar's an der Leiche des Pompejus. Für Grafen Ulrich
besonders war dieser Augenblick entscheidend für sein ganzes
Leben, in diesem Momente lag seine ganze Zukunft, sein höchster
62
Rahm, sein tiefer Fall wie in der Knospe verborgen. Wie sich
diese Zukunft entfaltet, werden die zwei letzten Bücher erzählen.
Friedrich scheidet nun aas unserer Geschichte. Ob er sich
beim Abschlüsse des Friedens überstürzt habe , ob er die Ent-*
wicklang des Krieges hätte abwarten sollen oder nicht, daran
liegt wenig. Der Historiker muss vor allem der Logik der That-
sachen huldigen. Kaiser Friedrich kann nur unsere Achtung
gewinnen, wenn er nicht durch einen unerspriesslichen Krieg das
Land Oesterreich der gänzlichen Verwüstung preisgeben wollte.
Hierin entrang er sich dem verderblichen Einflüsse seines Rathes
Johannes Ungnad, der der Hauptgegner des Friedens war. Fremde
Hilfe hätte ihn von Fremden abhängig gemacht, und der Umstand,
dass Podiebrad über den Friedensschluss so sehr erbittert war **^),
beweist schon, dass sein eigenes Interesse darunter litt.
m. Buch.
Die Begierungs-Feriode ülrioh's y. Gilli bis zu dessen Sturze.
(Vom 4. September 1452 bis 28. September 1453.)
1. Ulrich V* Cilli hatte nan erreicht, wornach er sich so lange
gesehnt; ihm war der König übergeben worden and er war nicht
gewillt, diesen jemals wieder aas seiner Gewalt zu entlassen.
Aach Ladislaas war seinem fürstlichen Oheim mit jener Ver*
ehrnng ergeben, die kindliche Gemüther einem grossen and
überlegenen Geiste gerne zollen.
Vor Ulrich lag nan ein anabsehbares Feld der Wirksam-
keit; sein Thatendrang, sein Ehrgeiz, seine Herrschsacht säe-
ten hier Unheil and ernteten es auch. Die Revolation war ihm
nar ein Mittel gewesen, jetzt, da er seinen Zweck erreicht
hatte, war es seine erste Aafgabe sie za stürzen, die Stände,
die auch darch den Aafstand ihre alte einflassreiche Stellung
wieder erobern wollten, von der Regierung auszuschliessen und
ein absolutistisches Regiment unter seiner Leitung einzufuhren.
Die Bestrebungen mussten natürlich zu Gonflicten mit den Stän-
den führen, und in diesem Kampfe wurde er besiegt.
2. Nach der Uebergabe des Königs Ladislaus an dessen
Oheim Ulrich führte ihn dieser auf sein Schloss Berchtoldsdorf,
wo Ladislaus einige Tage verweilte. Der Neustädter Friede hatte
bestimmt, dass der König vor dem Martinstage Wien nicht
betreten sollte; allein Ulrich, dem es vor allem darum zu thun
war, mit einem kühnen Griffe sich der Regierung zu bemächtigen,
und da er nicht wissen konnte, welche Anordnungen der auf
den Martinstag festgesetzte Gongress treffen werde, führte seinen
64
königlichen Neffen schon am 13. September nach Wien. Die
Stände willigten ein, da sie wünschen mussten, dass endlich
einmal eine geregelte Regierang der bisherigen Unordnung ein
Ende mache, konnten aber freilich nicht ahnen, dass sie dadurch
den Bestrebungen des Grafen Vorschub leisteten. Der Tag des Ein-
zugs Ladislaus' in Wien^) war ein Freudentag für ganz Oesterreich.
Der Clerus und der Magistrat empfingen den blondlockigen,
schönen, jugendlichen König, an dessen Seite der stolze Graf
V. Gilli ritt, an den Thoren, weissgekleidete Mädchen sangen
Siegeshymnen, und als Ladislaus zum erstenmale die Burg seiner
Väter betrat, empfing ihn hier seine Schwester Elisabeth, jubelnd
vor Entzücken, denn sie hatte nicht geglaubt, jemals ihren gelieb-
ten Bruder wieder zu sehen. „Allüberall nur Freude und Wonne;
die Wiener schätzten sich glücklich vor allen andern, weil es
ihnen gelungen war, ihren König mit Waffengewalt erobert zu
haben.^ Ladislaus wurde zugleich auch als König ausgerufen,
man huldigte ihm und Graf Ulrich erklärte, er entlasse seinen
Neffen gerne aus seiner Obhut und wolle lieber der Lenker
aller Regierungsgeschäfte als der Beschützer Ladislaus' sein ^).
Diesem Vertragsbruche schloss sich noch ein anderer an: der
Friedenstractat war noch immer nicht ausgefertigt. Zwar erschie-
nen kaiserliche Gesandte, aber Graf Ulrich und Eizinger be-
haupteten, man habe bei der Abschliessung des Friedens zu
rasch und oberflächlich verfahren, die Oesterreicher seien über-
Tortheilt worden, man müsse den Vertrag revidiren u. s. w.
Auch forderten sie vom Kaiser die Bestätigung der Lehen Ladis-
laus', um dadurch den Vertragsbruch gleichsam zu sanctioniren.
Auch die Zurückstellung des im Kriege Genommenen verweiger-
ten sie ^). Ob Kaiser Friedrich dieser Bestimmung des Vertrages
nachgekommen sei oder nicht, ist unbekannt. In diesem Gebah-
ren Ulrich's und der übrigen österreichischen Führer spricht
sich ein überm üthiger Trotz, Verachtung jedes Vertrags, die
stolze Gewissheit des Sieges aus. „Das Schwert ist das Recht*^
war der Wahlspruch Ulrich's v. Cilli.
3. Die Ungarn beeilten sich, durch Gesandschaften und
reiche Geschenke den König für sich zu gewinnen und wo mög-
lich ihn dahin zu bringen, sogleich ihr Land zu besuchen ^).
Huuiady misstraute dem Grafen Ulrich und wusste sehr wohl,
65
wie ihn dieser halste. Dies bestätigten ihm auch die gehässigen
Verleamdangen die Ulrich über ihn aasgestrent hatte ^): er
sei ein Tyrann, habe sein Heer an die TQrken verrathen, den
polnischen König getödtet u. dgl. Der Graf war in der That
Haniady^s anversöhnlicher Feind und es ist sehr wahrschein-
lich, da SS er schon damals die Statthalterschaft in Ungarn an
sich reissen wollte. Dass Ulrich v. Cilli den ungarischen Guber-
nator beim Könige stets verdächtigte und selbst ehrgeizige Ab-
sichten nach der Krone ihm unterschob, ist gewiss, und so
musste Huniady, um seine Stellung zu sichern, rasch Mittel
ergreifen, Ladislaus dem immer wachsenden Einflüsse des Gilliers
zu entziehen. Dieses war vor allem der Zweck der ersten Ge-
sandtschaft, die aus dem Gardinal-Eizbischofe Dionysius von
Gran, den Bischöfen von Grosswardein, Raab und Waitzen,
dem Woywoden Nikolaus Ujlak und dem Palatin Ladislaus
Gara bestand. 2000 Reiter begleiteten diesen stolzen Zug der
hervorragendsten Männer Ungarns, die Gesandten beglückwünsch-
ten den befreiten König und baten ihn nach Ungarn zu kommen,
worauf ihnen aber von Seiten Ulrich^s geantwortet wurde: „dies
hänge von dem auf den Martinstage einberufenen Gongresse ab.''
Da damals auch die kaiserlichen Gesandten Aeneas Syi-
vius, Ulrich v. Sonuenberg und der Rechtsgelehrte Kappel in
Wien anwesend waren ®3, so kamen sie auch mit den Ungarn
zusammen, begrüssten sie im Namen des Kaisers und setzten
die Gründe auseinander, wesshalb dieser die ungarischen
Gesandten in Florenz nicht vorgelassen habe. Die Ungarn hin-
gegen forderten von den kaiserlichen Gesandten die Auslieferung
der ungarischen Krone und der von Friedrich besetzten festen
Plätze in Ungarn. Aeneas Sylvius und die beiden andern ant-
worteten, der Kaiser sei gewillt, auch vor dem Gongresse mit
Ungarn zu verhandeln. Ueberhaupt scheint Friedrich bestrebt
gewesen zu sein, mit den Ungarn in nähere Beziehungen zu
treten, um im Verein mit diesen auf dem Martini-Gongresse die
Msgorität auf seiner Seite zu haben. Die ungarischen Gesand-
ten befragten Ladislaus um dessen Meinung, und stellten den kai-
serlichen die Bedingung: Friedrich solle die Krone und die von ihm
besetzten festen Plätze sogleich ausliefern. Der Sonnenberger war
Snpan, Ulrich v. CiUi. 5
66
hierüber aufgebracht und gab eine stolze Antwort, worauf er sich
mit den beiden andern Gesandten entfernte, der Grosswardeiner
ßischof eilte ihnen nach und als Aeneas ihm etwas zu übermüthig
antwortete, schieden sie als erbitterte Feinde.
4. Der König, zu jung und unerfahren, um ein Volk regie-
ren zu können, fast betäubt durch die vielen Gesandtschaften,
hatte sich im Gefühle seiner Unfähigkeit seinem hochbegabten
Oheim ganz ergeben und nur manchmal Hess er seinem Gefühle
freien Lauf, so bei der Gelegenheit als er mit den Stellvertre-
tern jeder Nation allein war. Diese traten berathschlagend zu-
sammen und der König stand allein bei einem Fenster, in höch-
ster Verlegenheit, was er jenen antworten solle. Plötzlich
wendete er sich zu den Ungarn und rief: „Ich bin ein Ungar,
bei euch will ich bleiben.* Schnell verbreitete sich durch unzäh-
lige Briefe diese Antwort in Ungarn, und der Graner Cardinal
erzählte es dreimal dem Aeneas. Die weiteren Verhandlungen
zwischen den beiden Kirchenfürsten blieben ohne Resultat und die
kaiserlichen Gesandten kehrten unverrichteter Sache nach Wr.-
Neustadt zurück, dessgleichen traten auch die Ungarn ihren
Heimweg an, unj, auf dem Ofner Landtage neue Instructionen
zu holen ').
Am königlichen Hofe begann inzwischen Eizinger eine
schroffe Stellung gegen Ulrich v. Cilli einzunehmen. Es sind
nicht die Personen der beiden Männer, die sich feindlich gegen-
übertraten, sondern die Principien, die sie vertraten. Allerdings
konnte neben einem Grafen Ulrich kein Eizinger herrschen,
aber nur desshalb, weil sie einander entgegengesetzte Principien
repräsentirten : der Cillier die absolute Königsgewalt, Eizinger
die ständischen Freiheiten. Die übrigen schaarten sich um diese
beiden, um Eizinger die Städte und der niedere Adel und der
Clerus, um den Grafen der hohe Adel ®j. So bildeten sich
allmälig zwei Parteien heraus; die erstere, die man die böh-
mische Partei nannte, forderte, Ladislaus solle in Wien bleiben
und von hier aus seine drei Länder regieren. Auf diese Weise
hätten die österreichischen Stände einen überwiegenden Einfluss
auf die Regierung genommen. Die Partei des Cillier's hingegen
wollte die Aufrechthaltnng des Testamentes Albrecht's, dem
zu Folge der König sich zu Pressburg aufhalten sollte. Von
67
dort aas hütte der Graf unumschränkt herrschen können, da er
hier so ziemlich jedem Einflüsse entrückt gewesen wäre ®).
Nur Einer stand ihm noch im Wege, Huniady.
5. In Böhmen war man über den Neustädter Frieden sehr
aufgebracht, besonders Podiebrad, der auf dem Landtage die
Alternative stellte, entweder solle Ladislaus sogleich nach Böh-
men kommen, oder man solle zu einer neuen Wahl schreiten.
Seine Partei stimmte für das letztere, drang aber nicht durch,
da die Gegenpartei meinte, es sei Charakterlosigkeit, Ladislaus
als König jetzt nicht anzuerkennen, da man ihn früher so oft
und so dringend vom Kaiser gefordert habe. Podiebrad erklärte
sich hiemit einverstanden, wenn Ladislaus die Freiheiten des
Landes und die Basler Compactaten bestätige ^®). So wurde eine
Gesandtschaft, darunter der Graf Starhemberg und Rosenberg
u. a., nach Wien beordert ^^). Sie brachten ihrem Könige keine
Geschenke, wünschten ihm zur Befreiung Glück und verlangten
trocken, ja fast gebieterisch, der König solle nach Böhmen kommen,
die Ordnung im Lande wfeder herstellen, alles vom Kaiser Sig-
mund und König Albrecht Bewilligte bestätigen, Rokyczanaals
Erzbischof von Prag einsetzen, alle Erlässe seit Albrecht's Tode
für giltig erklären u. s. w.
Ladislaus, der Zögling des intoleranten Friedrich war An-
fangs aufgebracht über diese Zumnthungen und antwortete kurz
„Wenn die Böhmen mich ihren König nennen wollen^ sollen
sie vorerst Christen werden und zwar Christen meines Glau-
bens^; allein auf die staatskluge Aeusserung des Grafen von
Schaumberg: es sei gleichgiltig, ob die Böhmen Christen oder
Heiden seien, wenn sie nur die Steuern zahlen^ hin, und wahr-
scheinlich auch auf Anregung des Grafen v. Cilli sagte Ladis-
laus die Genehmigung der Forderungen den Böhmen zu und
versprach zugleich am 24. Juni des nächsten Jahres in Iglau
zu erscheinen, von wo aus ihn dann die Gesandten nach Prag
zur Krönung geleiten sollten.
6. Unter diesen Verhandlungen war der Martinitag allmälig
hei^angerückt. Ladislaus musste die österreichische Landschaft ^^),
sowie seinen Vetter, den Herzog Sigmund von Tirol *^) zum
Congresse einladen. Es ist bezeichnend, dass in diesem Schrei-
bei nur der Graf Ulrich als Befreier des Königs genannt wird,
5*
68
was die österreichischen Stände und vor allen Eizinger, von dem
ja eigentlich die Anregung zum Aufstände ausging, verletzen
musste. Die Betheiligung an diesem Congresse versprach eine
bedeutende zu werden, trotzdem damals die Pest wüthete. Es
erschienen die Bischöfe von Freising und Regensburg, die Herzoge
Ludwig und Otto von Baiern, die Markgrafen von Brandenburg
und Karl von Baden, der Herzog Wilhelm von Sachsen, der
Bischof Johannes von Eichstädt; Sigmund, Erzbischof von Salz-
burg und Albrecht von Baiern schickten Gesandte. Auf Ansn*
chen des Kaisers gingen Ludwig von Bai er n und Albrecht von
Brandenburg nach Wr. - Neustadt , um sich mit diesem zu
besprechen, was zu dessen Gunsten sich thun liesse. Da indes-
sen die Pest immer heftiger auftrat, so baten die beiden Fürsten
den Kaiser, den Gongress an einen anderen Ort zu verlegen.
Allein Ulrich und die österreichischen Stände willigten nicht
ein, da ja auch die Ungarn und Böhmen erschienen und die
Anwesenheit in einer fremden Stadt eine Pression auf sie aus-
üben sollte. Der Herzog v. Sachsen kam ebenfalls zum Kaiser,
beleidigt durch die geringe Aufmerksamkeit, die ihm Ladislaus
geschenkt hatte, dessgleichen der päbstliche Legat und Brixner
Bischof, Nikolaus v. Cusa, der den Wiener Gongress besuchen
wollte, theils um Antheil an dem Friedenswerke zu nehmen,
theils um mit den Böhmen zu verhandeln, dem aber die Wiener
Regierung die Geleitsbriefe verweigert hatte.
Nach diesen Verhandlungen in Wr,- Neustadt gingen die
kaiserlichen Gesandten, unter welchen die hervorragendsten Aeneas
Sylvius und der Rechtsgelehrte Riederer waren, nach Wien ab.
Neuperg war verdächtig geworden, während des Krieges mit den
Oesterreichern in Verbindung gestanden zu sein, Ungnad und
Zebinger durften sich in Wien nicht blicken lassen, und waren
daher nicht bei der Gesandtschaft. In Wien versammelten sich
in den Gemächern des Aeneas Sylvius die Anhänger d^r kair
serlichen Partei zu Vorberathungen , die von Albrecht j^ Bran-
denburg geleitet wurden, aber ohne Resultat blieben, wie die
Besprechungen mit Ungarn, von denen der Gubernator selbst
in Begleitung der Erzbischöfe von Gran, Kalocsa, der Bischöfe
von Raab, Erlan, Grosswardein und Siebenbürgen, des Palatins
Gara und des Wojwoden Ujlak und anderer Magnaten erschie-
69
nen war. Haniady war nooh immer über die Unaafmerksamkeit
des Kaisers während des Krieges indignirt ^^). Der yornehmste
Grund, der ihn bewog, den Wiener Gongress za besuchen)
wird wohl der gewesen sein, dem Bestreben des Grafen Ulrich
V. Cilli, ihn za stürzen, durch seine Anwesenheit entgegen zu
treten. Der Graf, der endlich einsehen mnsste, dass dem Guber-
nator jetzt nicht beizukommen sei, da dieser sich kurz vor-
her mit Giskra verbunden hatte, wodurch er unangreifbar wurde,
sann darauf, seine Freundschaft zu erwerben, und ihn auf diese
Weise ungefährlich zu machen. Dass die Empfangs-Feierlich-
keiten, die dem Huniady bei seiner Anwesenheit in Wien zu
Theil wurden, ohne Mitwissen Ulrich^s veranstaltet worden ^^),
ist im höchsten Grade unwahrscheinlich. Ladislaus war zu sehr
von seinem Oheim abhängig, als dass er etwas ohne dessen
Einwilligung zu thun gewagt hätte. Die Auszeichnungeii, die
Huniady zu Theil wurden, waren eine bedeutende politische
That. Auf einem Gerüste bei den Carmelitern wurden in Ge-
genwart der Vornehmsten und des Königs selbst die Verdienste
Huniady's aufgezählt, dessen Wappen verbessert ^'3, dessen
Besitzungen durch die Verleihung des Nösner und Beszterczer
Landes in Siebenbürgen vermehrt ^^3 und ihm die Bewilligung
ertheilt, mit rothem Wachse zu siegeln. Huniady legte den
Titel eines Gubernators von Ungarn ab, und führte fortan den
eines königlichen General-Capitains und Erbgrafen v. Bistiitz ^^).
7. Die Verhandlungen des Wiener Congresses, an welchem
ausser den oberwähnten Männern auch Gesandte aus Böhmen
Mähren, Schlesien, ja selbst der geistlichen Churfursten Theil
nahmen, zogen sich in die Länge. Es wurden unerquickliche
Wortgefechte geliefert. Bei der Versammlung aller Fürsten
und Gesandten trat Ulrich von Cilli zum ersten Male öffentlich
als eigentlicher Regent auf. Auf die Forderungen des kaiser-
lichen Gesandten antwortete er nur: „Weder Gesetze, noch
Verträge binden den Sieger; Friedrich ist der Besiegte und
nur die Bewaffneten und Tapfern haben das Recht, Bedingun-
gen vorzuschreiben ^^).^ Diese Grundsätze gelten noch heut zu
Tage. Für Ulrich gab es nur ein Gesetz und das war sein
unbeugsamer Wille.
70
Indess wurden die Yerhandlüngen in die Länge gezogen;
Der Kaiser forderte die Aufrechthaltung des Neustädter Frie-
dens; die Oesterreichpr und Ungarn die Herausgabe der Krone
und aller festen Plätze in Ungarn und Oesterreich, die Friedrich
besetzt hielt. Da hier die Oesterreicher in Verbindung mit den
Ungarn genannt werden, so können wir darunter nur die Partei
Ulrich's verstehen. Man stritt sich lange herum; endlich wurde
festgesetzt: was der Kaiser als Pfand besitzt, solle er behalten,
was aber auf andere Weise in seinen Besitz gekommen, nebst der
ungarischen Krone, zurückstellen; zur Auslösung der verpfändeten
Güter werde ihm Oesterreich 80000 Goldgulden zahlen, wobei
er 50000 Gulden gewinne *®).
Diese Vorschläge überbrachte der Markgraf Albrecht,
Aeoeas Sylvius, Riederer und die andern Gesandten dem Kaiser,
der sie anfangs entschieden verwarf, so dass Albrecht dadurch
fast verletzt wurde. Auch den Aeneas Sylvius, der den Kaiser
aufgefordert hatte, durch unzeitigen Starrsinn nicht wiederum
einen Krieg herauf zu beschwören, fuhr dieser mit rauhen Wor-
ten an. Nur den Bemühungen des Herzogs Albrecht v. Oester-
reich gelang es, den Kaiser umzustimmen. Mit den ungarischen
und österreichischen Ständen schloss der Herzog einen Vertrag,
der jedoch keine Bedeutung hatte, weil er eben nur auf dem
Papiere blieb. Ulrich von Gilli, der sich damals in Pressbm'g
befand, um Vorbereitungen zur Ankunft des Königs zu treffen,
die Zeit aber auch dazu benützte, um mit einzelnen Magnaten
zu unterhandeln, hatte dem Könige aufgetragen, in den Ange-
legenheiten des Kaisers während seiner Abwesenheit nichts zu
unterzeichnen. Er durfte einen so wichtigen, politischen Act ohne
seine Mitwissenschaft nicht vollziehen lassen. Ladislaus hielt
sein Wort, trotzdem man ihm heftig zusetzte, und als Ulrich
nach Wien zurückkehrte, war an die Bestätigung des Vertrags
gar nicht zu denken *^).
8. Drei Männer waren es nun, die die Geschicke der Erblän-
der Ladislaus' lenkten: Podiebrad in Böhmen, Huniady in Ungarn,
Graf Ulrich v. Gilli in Oesterreich. Da letzterer sich in der unmit-
telbaren Nähe des Königs befand, so nahm er den grössten Ein-
fluss auch auf die übrigen Länder. Mit Huniady stand der Cillier,
wenn auch nicht auf dem besten, so doch auf keinem feindseli-
71
gen Passe. Beide misstraaten sich, fürchteten sich aber doch
gegenseitig. Uebiigens konnte Ulrich jetzt an den Sturz des
ungarischen General-Capitains nicht denken, einerseits, weil
dieser in seiner Macht sich immer mehr befestigte, andererseits,
weil er selbst noch einen harten Strauss mit der Ständepartei
nnter Eizinger durchzukämpfen hatte. Mit Podieforad durfte sich
Ulrich nicht verfeinden, da jener in der Revolutionszeit sich
kaiserlich gesinnt bewiesen hatte. Deshalb fand er es am ge-
rathensten, mit dem böhmischen Gnbernator ein Bündniss ab-
zußchliessen^^), welches Ladislaus bestätigte^). Dieser Vertrag
bestimmte nur, dass sich Podiebrad und Ulrich zu Gunsten
ihres Königs stets treulich beistehen wollten. Hiemit war die
Gefahr, die der Regierung des Grafen von Norden drohte,
glücklich beseitigt.
Nun galt es den Plan, eine absolutistische Herrschaft in
Oesterreich herzustellen, zu verwirklichen. Der Zustimmung
Ladislaus^ durfte Ulrich versichert sein, war ja der König ganz
und gar in den Händen seines Oheims. Verwirrt durch die vielen
Geschäfte und Pflichten eines Regenten, bedurfte der dreizehn-
jährige König nothwendig einer kräftigen Fährung. Darauf hatten
die Stände bereits gerechnet, und die Revolution war nur eine
Ausgeburt dieser egoistischen Absichten. Ulrich vod Gilli stand
ihnen jetzt entgegen, wie einst Friedrich, und desshalb musste
jener gestürzt werden wie dieser es wurde.
9. Die erste Niederlage hatten die Stände bereits auf
dem letzten Wiener Gongresse erlitten. Ihr Vertrag mit den
Ungarn und mit dem Kaiser wurde von Ladislaus, auf Veran-
lassung Ulrich's, nicht bestätiget.
Dieser Sieg ermunterte den Grafen auf der einmal be-
tretenen Bahn kühn und rücksichtslos vorwärts zu schreiten.
Die Landtage höi-ten auf, Ulrich herrschte unumschränkt. Nur
Eizinger stand ihm noch im Wege, aber Ulrich scheint sich
gescheut zu haben, mit diesem Manne vollkommen zu brechen,
denn dieser war reich und besass einen grossen Anhang, und
die letzte Revolution hatte den Grafen gelehrt, welche schwere
Folgen eine Beleidigung Eizinger's haben könnte. Grösseren
Einfluss auf die Regierung durfte man ihm nicht gestatten,
denn dadurch wäre das System de.s Absolutismus gefährdet
72
worden. Er suchte ihn daher mit Geschenken and Ehren zn
beschwichtigen und unschädlich za machen. So wurde Eizinger
mit der Feste Kamegk**), dessen Bruder Stefan mit demDorfe
Kirchling im Hackenthaie ^^), Oswald Eizinger mit der Feste,
Stadt und Herrschaft Drosendqrf^^) und ausserdem mit kleinen
Lehen und Zehenten zu Niederschleintz^^) beschenkt. Ersterer
wurde auch mit der Feste und Herrschaft Gors belehnt, als
Entschädigung für Forchtenstein , welches der Kaiser nicht
herausgeben wollte^).
Trotz Allem dem konnte Eizinger nicht vergessen, wie
sehr er sich in seiner Hoffnung auf einen erneuerten Aufschwung
der ständischen Verfassung getäuscht. Diese Partie in der
Innern Geschichte Oesterreichs ist dunkel und es werden uns
nur wenige Anhaltspunkte zu Conjecturen gegeben. Wir wissen
nur so viej, dass Eizinger durch Grafen Ulrich aus dem könig-
lichen Rathe ausgeschlossen wurde ^®). Was den Grafen zu
diesem Schritte zwang, ist ungewiss. Jedenfalls muss der Kampf
dieser beiden Männer um die Herrschaft ein heisser gewesen
sein. Die Ausschliessung fiel offenbar nach dem Pressburger
Landtage vor, denn auf diesem war Eizinger anwesend und soll
nach der Aussage Ulrich's, den König zur schnellen Rückkehr
nach Oesterreich bewogen haben.
10* Die Regierung Ulrich's v. Gilli nach Innen litt wohl
an vielen Mängeln. Vor allem war es die Finanznoth in Oester-
reich, die eine Menge Uebelstände in ihrem Gefolge hatte. Bei
der Prachtliebe Ulrich's war es natürlich, dass die Steuern
erhöht werden mussten, dadurch wurde aber der Pauperismus,
der sich schon ohnehin durch die Verwüstungen im letzten
Kriege und der dadurch bedingten Theuerung gesteigert hatte,
eine unerträgliche Last. Oesterreich hätte damals eines Re-
genten bedurft, der ihm die alten Wunden geheilt hätte, nicht
einen, der ihm neue schlug. Das niedere Volk in der Haupt-
stadt scheint selbst die Hand des Grafen am schwersten
gefühlt, die Kaufleute und Handwerker aber in Folge des
grossen Aufwandes Ulrich's nur gewonnen zu haben. Obwohl
der Gillier durch Eizinger und die Verweser des Landes sich
jährlich 6000 Gulden auf Oesterreich hatte anweisen lassen^},
obwohl seine ausgebreiteten Besitzungen eine ansehnliche Rente
j
73
ihm abgeworfen haben mochten, verkaufte er auch Aemter und
Würden an den Meistbietenden^^). Möglicherweise ist dies
jedoch nur eine leere Yerleumdang seiner Gegner. Dagegen
ist es aber gewiss, dass er alle Stellen mit seinen Creatoren
besetzte. Dies geschieht in allen absoluten Monarchien und
als eine solche müssen wir das Land Oesterreich i. J. 1453 ansehen.
Indess scheint auch die schon einmal erwähnte Maitresse, der
Ulrich in blinder Leidenschaft ergeben war, die nächste Veran-
lassung zu diesen Verschwendungen geboten zu haben; dies
behaupten wenigstens die Feinde Ulrich's^^. Die Wiener hassten
den Grafen besonders desshalb, weil er freche Eingriffe in das
Heiligthum der Familie sich erlaubte^). Mag man in dieser
Hinsicht immerhin übertrieben haben, so viel steht fest, dass
ein Hauptzug im Charakter Ulrich's sowohl wie dessen Vaters,
eine glühende Sinnlichkeit war, und dass den Rücksichtslosen,
über alle Schranken der Convenienz und Sittlichkeit kühn sich
hinwegsetzenden Grafen selbst die Bande der Ehe nicht ge-
bindert haben, seine Lüste zu befriedigen. Er hätte später diese
Uebergriffe beinahe mit dem Leben bezahlt. Sie sind jedenfalls
hässliche Flecken am Charakter des genialen Fürsten, die Niemand
wegznwaschen versuchen wird, doch darf man ihm desshalb
nicht jede sittliche Basis absprechen. Ein Mensch, der so treu,
so tief liebt, wie Ulrich jenes unwürdige Weib, kann nicht ganz
verkommen sein, am Grunde seines Herzens musste doch ein
edlerer Funken glimmen. Seine schlechte Erziehung, das Beispiel
des Vaters waren Schuld daran, dass dieser Funke nicht zur
hellen Flamme angefacht wurde.
!!• Ladislaus trug nur den Titel eines Königs, war aber
im Grunde genommen ein Diener seines Oheims. Gross ange-
legte Naturen, die bedeutende Anlage und Energie mit etwas
Lasterhaftigkeit zu einer interessanten Mischung verbinden, üben
stets eine magische Gewalt auf kindliche Gemüther aus. Ladis-
laus liebte den Grafen sehr, er fürchtete ihn nicht, denn sonst
hätte er gejubelt, als Ulrich gestürzt wurde. Auch die Prin-
zessin Elisabeth war dem Grafen sehr zugethan. Man überliess
ihm am Hofe gerne die Regierung, denn er war ja ein Mitglied
des königlichen Hauses, und hatte überdies noch die lästigen
Stände dem Könige vom Halse geschafft. Ladislaus fand es
74
beqaemer unter der Leitung des Grafen, als unter der Vormund-
schaft des knickerischen und rerdriesslichen Kaisers. Ulrich tfaat
seinem Neffen wenigstens keinen Zwang im Privatleben an, wie
Friedrich, ja er gab sich sogar Mühe, Ladislaus an eine freiere,
frischere, freilich etwas lockere Lebensart zu gewöhnen. Wenn
sich die ernste Natur des jungen Königs dazu auch nicht ver-
stehen konnte, so erbitterte ihn hier doch nicht das strenge,
kategorische „Muss^ seines Vormunds.
Was der Graf v. Cilli mit seiner eigenthümlichen Erzie-
hung des Königs erzwecken wollte, liegt nahe. Er wollte ihn
in sinnlichen Freuden begraben, um dann desto ungestörter herr-
schen zu können. Der Knabe Ladislaus mochte es gerne leiden,
dass ein Anderer die Zügel der Regierung, die seiner zarten Hand
entglitten, führte, aber wer konnte dafür bürgen, dass der Mann
Ladislaus nicht einmal das Joch des Grafen lästig finden werde?
Gegen eine solche Eventualität wollte sich Ulrich vorschützen,
freilich auf eine unverantwortliche Weise.
12. Die tägliche Lebensweise, wie sie der Graf Ulrich ein-
führte, war folgende ^} : Morgens, sobald der König aufgestan-
den, wurden ihm gesottene Nüsse und alter, griechischer Wein,
Malicatico genannt, vorgesetzt, doch musste er früher gekostet
werden, ob er nicht vergiftet sei. Hierauf ging Ladislaus zur
Kirche und nach dem Schlüsse der Messe durch die Schaaren
der versammelten Menschen in die Burg zurück, damit es nicht
den Anschein hätte, er sei ebenso verschlossen und mürrisch,
wie der Kaiser. Dem Rückgekehrten wurden gebratene Vögel,
Gebackenes und inländische Weine vorgesetzt. Ladislaus nahm
davon gewöhnlich nichts, oder doch nur sehr wenig, um nüchtern
dem Rathe beiwohnen zu können. Unterdessen wurde das Diner
zubereitet, es war reich und fett, und bestand wenigstens aus
1 2 Gerichten. Die stärksten österreichischen Weine wm*den auf-
getischt, Possenreisser, Parasiten, Zitherschläger und Sängerinnen
wurden vorgelassen, sie sangen Schmählieder auf den Kaiser,
und erhoben die Thaten Ulrichs v. Cilli, der überhaupt bestrebt
war, den König in dem Glauben zu erhalten, er allein habe
ihn befreit. Auf diese Weise kettete schon die Pflicht der
Dankbarkeit Ladislaus an den Grafen.
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Nach dem Diner schlief Ladislans gewöhnlich, jedoch nur
karze Zeit. Wenn er aufgewacht, so wurde ihm ein erfrischender
Trank, Aepfel oder Gonfect gereicht. Hierauf ging er in den
Rath, oder ritt durch die Stadt und besuchte jene Frauen und
Mädchen, die wegen ihrer Schönheit vorzüglich berühmt waren.
Der Graf wird wohl früher, als feiner Kenner weiblicher Schön-
heit, eine Auswahl getroffen haben. Das Souper dauerte meist
bis in die späte Nacht hinein; bevor Ladislaus zu Bette ging,
wurden ihm noch Wein und Aepfel vorgesetzt. Diese Lebens-
weise wurde damals theils getadelt, theils gelobt, Sie bil-
dete einen grellen Contrast zu der Tagesordnung Kaiser Frie-
drich's, und dieser Contrast sollte Ladislaus reizen. Allein
Ladislaus besass damals, also in seinem 14. Jahre, schon einen
so ausgebildeten Charakter, dass diese Lockungen der Sinnlich-
keit ihn nicht verderben konnten. Dies ist auch der einzige mil-
dernde Umstand bei der Beurtheilung dieses Verfahrens Ulrich's
von Cilli seinem Schutzbefohlenen gegenüber.
13. Die Regierung des Cilliers nach aussen, Böhmen und
Ungarn gegenüber, suchte vor allem den Frieden zu erhalten, und
die beiden Länder fester an Oesterreich zu knüpfen. Es schwebte
ihm dabei der Gedanke an eine Concentration des Reiches vor,
da er mit seinem Streben nach Absolutismus auf das innigste
zusammenhängte. Beide Ideen bezweckten die Zerstörung der
ständischen Verfassung, denn diese stand dem Principe des
Centralismus diametral entgegen.
In diesem Bestreben wurde Ulrich von Niemandem unter-
stützt, sondern zog sich dadurch nur Hass und Feindschaft zu.
Sein späterer Sturz war dadurch nothwendig bedingt, aber es
jgibt nur eine hohe Meinung von der geistigen Kraft des Grafen,
wenn wir ihn allein einen Kampf mit einer Unzahl mächtiger
Gegner aufnehmen sehen.
So sehr Ulrich den ungarischen Generalcapitain hasste,
so mnsste er doch die Ausführung seines Racheplanes vorläufig
vertagen. Mit Gewalt war Huniady nichts anzuhaben, eben so
wenig mit Intriguen, da dieser zu schlau war, als dass er gegen-
über dem Grafen, den er am ein Königreich gebracht, nicht
stets auf der Hut gewesen wäre. Vor der Hand mussten daher
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beide Männer die RoHen von intimen Freanden spielen, so gut
es eben ging.
In Pressbarg kamen sie Anfangs Febrnar 1453 bei Gele-
genheit der Anwesenheit des Königs daselbst zusammen ^). Von
seiner Friedens-Politik gab hier Ulrich ein glänzendes Beispiel.
Mit seiner Zustimmung — denn ohne diese handelte Ladislaus
nicht — unterschrieb der König die ihm vorgelegten Artikel ^,
die Vergebung von allem zu Gunsten Wladislaw*s Geschehenen,
Widerruf der von diesem und der Königin Elisabeth gemachten
Schenkungen, Bestätigung aller Erlässe Hnniady's während der
Zeit seiner Regentschaft als Gubernator, den Befehl, alle Raub-
schlösser niederzureissen, das Geraubte zurückzustellen, und das
Verbot neuer Schätzungen, enthielten. Huniady erhielt bei die-
ser Gelegenheit die Schlösser Georgen und Deva ^'').
Ulrich trat vor seiner Abreise mit Huniady in geheime
Unterhandlungen, die aber nur die Finanzfrage berührten. Letz-
terer verpflichtete sich für den königlichen Hofhalt 24000, für
den Ulrich aber 12000 Ducaten jährlich zu zahlen. Der ganze
Handel war etwas schmutzig und warf auf Huniady ein schie-
fes Licht, denn das Resultat dieser geheimen Unterhandlungen
blieb nicht lange unbekannt, wenn auch Actenstücke dafür
nicht vorlagen ^^. Indess zeigt sich hier, wie sehr Huniady den
Gillier Grafen fürchtete und sich sogar nicht scheute ihn mit
Geld zu gewinnen. Die Stände wurden desshalb nicht befragt,
obwohl diese Summe aus den Landesmitteln floss.
14. Indess musste Ulrich den König bald nach Wien zurück-
fuhren, um ihn nicht allzusehr dem ungarischen Einflüsse preis-
zugeben. Als Huniady sich darüber beschwerte, schob er die
Schuld dem Eizinger zu, um diese beiden Männer zu entzweien ^.
Es ist daher anzunehmen, dass Eizinger dem Generalcapitain
sich näherte. Ulrich wusste eine Verständigung dieser Beiden als
etwas für sein Interesse Gefährliches zu hintertreiben. Auch
mag Eizinger schon damals gegen ihn intriguirt haben. Unzu-
friedene Feinde des Grafen fand er in Menge, daher wandte
Ulrich alles auf, um ihn beim Könige zu verdächtigen, und
bald nach der Rückkehr nach Wien fiel die Ausschliessung
Eizinger's aus dem königlichen Rathe.
77
In Wien erwarteten den König Briefe aus Böhmen, von
denen einige ihn aufforderten^ schnell in das Land zu kommen,
sonst sei zu befürchten, dass man einen andern König wählen
werde, andere ihm jedoch davon abriethen ^®). Unter den letztern
war der wichtigste, der von Johannes Smirzitzky. Seinem Inhalt
nach lautete dieser Brief folgendermassen : „Komme so schnell
als möglich in dein Reich, aber um zu herrschen, nicht um zu
gehorchen. Nur, wenn du zwei Köpfe hast, von denen du den
einen in Wien bei deinen Freunden zurücklassen kannst, um
den andern der zweifelhaften Treue der Böhmen preiszugeben,
kannst du ohne ileer das Land betreten ^^j/ Ladislaui^
übergab diesen Brief seinem Oheim, der ihn sogleich an Podie-
brad sandte, denn mit diesem durfte er sich in keinem Falle ent-
zweien. Smirzitzky wurde auf Antrag Podiebrad^s enthauptet ^').
lt. Obgleich der üillier eifrigst bemüht war, den König
sobald als möglich nach Böhmen zu fQhren, um auch die Ange-
legenheiten dieses Landes zu ordnen, und ein intimeres und
freundlicheres Einvernehmen der Wiener Regierung mit den
Böhmen herbei zu führen, so wurde die Abreise des Königs
dennoch aus finanziellen Rücksichten aufgeschoben. Ulrich hatte
zwar in Ungarn eine ausserordentliche Steuer ausgeschrieben,
die aber von Seite dieser nicht bewilligt wurde ^^). Deshalb sah
er sich zu einem Schritte genöthigt, zu dem ihn nur die äusserste
Noth zwang, er wandte sich an die österreichischen Stände, die
er bisher zurückgesetzt, beleidigt, in ihrer Stellung vernichtet
hatte. Jetzt kam die Zeit der Rache; die erste Gelegenheit, die
sich ihnen bot, ihre Macht wieder zur Geltung zu bringen, wuss-
ten sie vortrefflich zu benützen.
Die Seele dieser Bewegung, wie einst der Revolution gegen
Kaiser Friedrich, war Eizinger. Dieser ehrgeizige und herrsch-
süchtige Mann hatte gehofft, durch die Befreiung Ladislaus
aus der Vormundschaft, den Einfluss, den er unter Albrecht
dem IL besessen, wiederum zu erringen. Er hatte sich an die
Spitze der ständischen Partei gestellt, um dieses zu erreichen,
allein seine Hoffnung war nicht in Erfüllung gegangen. Ulrich
y. Oilli hatte ihn verdrängt, die Stände unterdrückt, die Land-
tage verboten^ ihm somit jede Gelegenheit, eine bedeutende
Rolle im Staatsleben spielen zu können, geraubt; die Ausschlies*
78
sang ans dem königlichen Rathe gab der politischen Wirksam-
keit Eizinger's den Todesstoss. Zum zweiten Male stellte er sich
an die Spitze der Ständepartei, um gegen den Absolutismus
des Grafen Ulrich zu Felde zu ziehen. Die beiden Principien
mussten jetzt aufeinander stossen und die Folge wird lehren,
welches den Sieg davon trug.
16. Auf Eiziager's Anregung antworteten die Stände dem
Grafen auf dessen Forderung: das Geld könne nur auf einem
allgemeinen Landtage bewilligt werden **). Ulrich musste sich
dazu entschliessen, und schrieb daher auf den 18. September
einen Landtag nach Korneuburg aus ^^).
Eizinger, der überzeugt war, dass der verhasste Graf jetzt
gestürzt werden müsse, suchte inzwischen durch Vorbespre-
chungen den Kreis seiner Gesinnungsgenossen zu erweitem und
allenthalben Hass gegen den Grafen zu wecken. Die Rede, die
ihm Aeneas Sylvius *•) bei dieser Gelegenheit in den Mund legte,
ist allerdings nicht von ihm gehalten worden, gibt aber ein treff-
liches Bild von der damaligen Stimmung gegen den Grafen.
Eizinger soll demnach folgendermassen gesprochen haben:
„Was sollen wir thun, Männer von Oesterreich? werden
wir ewig die Handlanger des Gillier's bleiben? Haben wir darum
das Joch des Kaisers abgeschüttelt, um dem Grafen zu dienen?
Bei Gott! jener hat duldsamer, massiger geherrscht; jener war
in Oesterreich geboren, entsprossen aus dem Blute unserer Für-
sten und, wenn man die Wahrheit sagen darf^ der Herr unseres
Herrn. Weil er uns aber despotischer, als unsere bisherigen
Fürsten, regieren wollte, haben wir die Waffen ergriffen, seine
Anführer zu Boden geschtnettert , und unsern König erobert.
Dieser Fremdling (Graf Ulrich) aber, durch uns mit der Für-
stenwürde bekleidet, will uns alle zu Sclaven machen. Gelten
ihm etwas unsere Beschlüsse? Ohne unsere Einwilligung wurde
der König nach Ungarn geführt, und nur die Gnade der Magna-
ten liess ihn ungefährdet wieder zurückkehren. Ohne unser
Vorwissen versprach der Graf das Gleiche den Böhmen. Alle
ungarischen und böhmischen Angelegenheiten leitet einzig und
allein der Graf, um seine Leidenschaften befriedigen zu können.
Nicht zufrieden mit den Hilfsquellen zweier Königreiche, saugt
er auch Oesterreich aus, denn wie viel erhält der königliche
79
Hof? Alles übrige fällt dem Grafen zu« Er hat eine grössere
Dienerschaft als der König. Ich schweige von seiner Maitresse,
die wie eine Königin geachtet wird, nnd deren Gemahl, einen
unserer Mitbürger, o Wiener, er getödtet. Sein Palast ist
voll von Räubern and Dirnen, unter denen er die königlichen
Schätze ausstreut. Die Aemter, die Statthalterschaften, die
kirchlichen Würden verkauft er. Wenn die gestohlenen öflfent-
lichen Gelder nicht mehr ausreichen, streckt er nach dem Ver-
mögen der Privaten seine Hände aus. Das Mass seiner Sünden
ist heute voll, kein Zeitalter duldet, dass das Verbrechen unge-
straft bleibe. Die Unschuld hat keine sichere Stätte mehr; Ver-
brechen werden ohne Untersuchung gestraft; ist Jemand reich,
so sieht er diess als eine Beleidigung der Majestät an. Niemand
ist mehr seines Eigenthums sicher, eure Pferde, Diener, Kin-
der, Gattinen sind nur dazu da, um die Gelüste des Grafen zu
befriedigen, ihm ist alles erlaubt, er will nicht weniger als er
kann. Nun verlangt er einen gesteigerten Aufwand der königlichen
Hofhaltung, um nach Böhmen reisen zu können. Ich gestehe,
die Forderung ist nicht ungerecht , wenn nur nicht Betrug dabei
im Spiele wäre. Die Künste des Grafen haben mich vorsichtig
gemacht. Für sich, nicht für den König, verlangt er das Geld,
neue Hilfsmittel werden einen neuen Krieg gebären. Wenn wir
unglücklich sind, kann er ruhig sein, sein Friede ist für uns Krieg.
Unsere Nachlässigkeit hat ihn dreist gemacht. Ich schäme mich
unserer Geduld; wenn wir Männer wären, so könnten wir leicht
diesem Vorwurfe entgehen."
„Bisher waren die Zusammenkünfte verboten, jetzt aber
ist es uns gestattet, uns über das Wohl des Staates zu berath-
schlagen. Spannt eure Thatkraft an, versammelt um euch eure
Freunde, schaart euch um mich, ich werde entweder euch die
Freiheit, oder mir den Tod geben. Vor allem scheint es mir
angezeigt zu sein, dass man dem Könige das Geforderte nicht
abschlage, dass man einige Vornehme wähle, die zum Könige
gehen, und ihm die Lage des Landes auseinandersetzen sollen.
Ich zweifle nicht, dass ihr mir dieses Amt übertragen werdet,
und dass ich, wenn mir Gelegenheit geboten wird, vor dem Könige
zu sprechen, den Grafen verdrängen werde. **
80
Die Rede Eizinger's gefiel, man gelobte ihm mit Hand-
schlag, nicht eher za ruhen, als bis Ulrich v. Gilli gestürzt sei.
17. Dieser ahnte schon das Ungewitter, das sich über
seinem Haupte zusammenzog, und unterliess daher keine Vor-*
sichtsmassregel. Er umgab den König mit seinen Creaturen,
damit nicht einer von Eizinger's Partei diesen allein sprechen
könne, und vernichtete in der That so den Anschlag seiner Geg-
ner, die aber noch ein anderes Mittel in der Reserve hatten.
Der Landtag wurde am 18. September eröflfnet. Ulrich
begleitete den König dahin, um den Verhandlungen beiznwoh-«
neu. Auf diese Weise glaubte er sich gesichert. Er meinte, dass
seine Feinde nicht die Kühnheit haben würden, ihre Anklagen
ihm ins Gesicht zu schlendern, und baute, falls dieses doch
geschehen sollte, auf die unbedingte Ergebenheit des Königs.
Allein trotz aller seiner Vorsicht und Klugheit hatte er sich
doch verrechnet. Kaum war der Landtag eröffnet, als Eizinger
sich erhob und vom Könige in kurzen, feierlichen Worten for-
derte, alle diejenigen, die nicht in Oesterreich geboren seien,
sollten den Sitzungssaal sofort verlassen, denn die Stände hätten
mit ihrem Könige wichtige Dinge zu besprechen. Alle standen
auf und forderten dasselbe. Darauf war Ulrich nicht vorbereitet,
er wnsste, dass dies ihm gelte, und um Gewaltthätigkeiten aus-
zuweichen, begab er sich hinaus.
Der König und die Stände waren nun allein, und Eizinger
konnte ungehindert Lüge und Wahrheit durcheinander werfen.
Seine Rede war energisch und drohend; die Verbrechen des Grafen
wurden in grellen Farben geschildert und zum Schlüsse wurde mit
einer neuen Revolution gedroht, falls der König sich nicht bewe-
gen Hesse, Ulrich zu verbannen: „Wenn dii noch länger dem
Grafen die Regierung überlässt, so werden die Oesterreicher
gezwungen sein, das zu hassen, was sie so innig liebten, deine Ma-
jestät zu verwünschen, denn die Natur fordert nicht, dass wir die-
jenigen lieben sollen, von denen wir Böses empfangen.^ Ladislans
sah sich gezwungen^ den Ständen zu versprechen, er werde ihren
Willen erfüllen. Um aber den Verdacht, man habe über Ulrich
gesprochen, einzuwiegen, wurde dieser in den Sitzungssaal beru-
fen, und ihm hier erklärt, dass die ausserordentliche Steuer
für die Krönungsfahrt nach Böhmen genehmigt sei.
81
18. Indess täaschte sich Ulrich über den Inhalt der gehei-
men Sitzung nicht. In Wien f&rchtete er einen Aufstand, denn
der dortige Magistrat war von dem Ergebniss des Landtages
bereits in Kenntniss gesetzt, und wollteer daher den König bereden,
sogleich nach Böhmen zu reisen. Dort ho£fte er an Podiebrad,
dem er erst kürzlich durch die Uebersendung des Smirzitzky'-
schen Briefes einen Dienst erwiesen hatte, einen Verbündeten
zu finden, und im Vereine mit dem mächtigen Gubernator Böh-
mens hatte er von den Oesterreichern nichts zu fürchten. Allein
der König meinte, er müsse früher noch von den Wienern Ab-
schied nehmen. Der Graf musste in diesem kritischen Augen-
blicke Ladislans milder behandeln, und reiste daher noch an
demselben Tage mit dem Könige nach Wien zurück. In derselben
Nacht folgte ihm im Geheimen £izinger. Da dieser die fast
dämonische Gewalt, die der Gillier über Ladislaus besass, kannte,
und daher fürchten musste, dass der König sein Versprechen wieder
zurücknehmen werde, so war er entschlossen einen Gewaltact
auszuführen. Der Hilfe der Wiener durfte er versichert sein.
Der König hatte sich am Abend des 27. September in
die Burg zurückgezogen, der Graf war zu seiner Maitresse gegan-
gen, da er von der Anwesenheit Eizinger*s in Wien nichts wusste.
Dieser blieb nicht unthätig. In der Nacht berieth er sich bald mit
dem Magistrate, bald mit den Vornehmsten seiner Anhänger, und
vor Tagesanbruch legte er in das Augustiner- Kloster nächst
der Burg tausend bewaffnete Bürger; eine ungefähr gleiche Anzahl
Bewaffneter verbarg er an verschiedenen Orten ^^).
Am frühen Morgen begab er sich mit seinem ganzen An-
hange zum Könige, bevor dieser noch aufgestanden war. Die
Räthe beglückwünschten den König, dass er endlich das Joch
des Grafen abgeworfen habe. Ladislaus musste gute Miene zum
bösen Spiele machen. Die Anhänger Eizinger*s hatten alle Aus-
gänge in der Burg- besetzt, eine Menge bewaffneter Bürger stan-
den im Hofe und hatten die Aufgabe, Niemanden von der Partei
des Gillier's einzulassen. Auf solche Weise wollte Eizinger den
König zwingen. Dass er die Absicht gehabt habe, den Grafen zu
tödten, wie die Gillier Chronik behauptet, ist unwahrscheinlich.
19. Zuerst kam der Lamberger, ein intimer Freund ülrich's,
zur Burg, wurde aber vom Bruder Eizinger's zurückgewiesen,
Supan, Ulrich v. Cilli. 6
82
und als er sich über diese Behandlang beklagte, von jenem
mit rauhen Worten angefahren *•).
Kurz darauf kam Ulrich selbst. Schon auf dem Wege
zur Burg hatte er gehört, was vorgefallen sei, er wurde gewarnt,
aber kühn und energisch, wie immer, wollte er es noch einmal
versuchen, die Anschläge seiner Feinde zu nichte zu machen.
Als er die Thür zum Gemache des Königs verschlossen fand,
stless er so lange mit den Sporen gegen dieselbe, bis der König
zu öffnen befahl. Ein banger Augenblick für LadislausI Hier
sein Oheim, an den er mit den Banden der Verwandtschafti der
Dankbarkeit, der Bewunderung, der Liebe gefesselt ist, dort
Eizinger und sein Anhang, drohend, noch einmal die Fackel des
Aufruhrs zu erheben , wenn der Graf nicht gestürzt werde. Es
entstand allgemeines Schweigen. Schon sah Eizinger den König
schwanken, als er im entscheidenden Augenblicke das Wort
ergriff: „Wisset, dass von dieser Stunde an euch Reich und
Palast verboten sind, geht, wohin ihr wollt. Femer dürft ihr
weder den Titel eines Gubernators, noch den eines Mitgliedes
der königlichen Familie führen. Dieses befahl mir der König,
euch zu sagen. ^
Ulrich hörte sein Urtheil an, ohne die Miene zu verän-
dern. Stolz erwiederte er nur, es sei unwürdig, dem Könige
diese Worte aufzubürden, habe er doch dem Könige Albrecht, der
Elisabeth mit grösster Treue gedient, für Ladislaus selbst sein
Blut vergossen, ehe dieser geboren war. Die daraus entstandenen
Kriege habe er beendigt, Ketten getragen, das Erbe verschwen-
det, den Hass des Kaisers auf sich geladen, damit Ladislaus
das Erbreich erhalten bliebe; er wisse, dass er einen gütigen
König habe, der der empfangenen Wohlthaten eingedenk sei.
Die obigen Worte aber stimmen mit dem Charakter des Königs
nicht überein; Eizinger, der schon früher sein Feind gewesen sei,
weil er die königlichen Güter nicht nach Gelüst ausplündern
durfte, habe sie ausgedacht; er hoffe, dass der Hass seiner Feinde
nicht mehr vermöge als seine Verdienste, und die Schlechtigkeit
seiner Gegner nicht über die Güte des Königs den Sieg davontrage^
Ladislaus war sichtlich gerührt. Eizinger, der dies bemerkt,
unterbrach die peinliche Stille: „Ich spreche jenes auf Befehl
des Königs, er ist selbst zugegen und kann entscheiden. Ich
83
lYürde Verdientermassen gestraft werden, wenn ich euch, Graf,
meinen, nicht den Willen des Königs auseinandergesetzt' hätte.
Sage es endlich heraus, o gnädigster König, und lasse uns nicht
länger im Zweifel;^ worauf dieser yerlegen und still ant-
wortete: „auf meinen Befehl hat Eizinger gesprochen.''
Auf diese Worte hin verliess Ulrich das königliche Gemach,
und eilte hinab in den Vorhof zu den dort versammelten Edel-
leuten, setzte ihnen die ihm widerfahrene Schmach auseinander
und forderte Hilfe, aber auch diese wandten sich lieber der aufstei-
genden als der untergehenden Sonne zu. In seiner Angst ging er
2a seiner Nichte, der Prinzessin Elisabeth, die er in Thränen fand
Er fragte ob nirgends Hilfe zu finden sei, aber was konnte das
arme Mädchen für ihren Oheim thuni
20. Da Ulrich sah, dass nirgends Hilfe und Rettung zu
finden sei, beschloss er sich in das Unvermeidliche zu fügen.
Schweigend und verwirrt ritt er aus dem Burghof, nur von vier
Rittern begleitet* Seine Dienerschaft war schon früher geflohen.
Vor der Burg empfing ihn das erbitterte Volk mit Steinwürfen,
eine unwürdige Behandlung für eine gefallene Grösse, vor der
früher alles gezittert. . Nur dem Schutze Albrecht's v. Branden-
burg hatte es Ulrich zu danken, dass er mit seinem Leben
davon kam **). Wie es gewöhnlich geschieht, wurden nach die-
ser Katastrophe Verleumdungen der gehässigsten Art gegen ihn
ausgestreut. Ja es soll sogar eine Broschüre ^), worin er und
seine Maitresse, die besonders verhasst gewesen zu sein scheint,
verspottet wurden, verbreitet worden sein.
Bis hieher reicht die erste Regierungsperiode Ulrich's von
Cilli. Wie wir gesehen, ist diese besonders durch den Kampf
mit den Ständen, durch das ausgesprochene Bestreben nach abso-
luter Herrschaft charakterisirt. Sonst war seine Regierung in
dieser Periode bei weitem gemässigter, als in der folgenden. Als
Verfechter des Principes des Absolutismus ist Ulrich ein Vorläufer
der Neuzeit. Im 16. Jahrhundert war jenes Princip überall zur
Herrschaft gelangt; im 14. Jahrhundert war es noch zu unreif, zu
verfrüht. Deshalb musste Ulrich auch fallen, aber bald werden
wir den Grafen triumphirend über seine Feinde, unter dem Jubel
des Volkes in Wien wieder einziehen sehen.
6«
IV. Buch.
Ulrich in der Yerbannimg. Seine zweite Begierongs-Feriode*
Sein Tod. (Vom 28. September 1453 bis 8. November 1456.)
1. Mit der Verbannung Ulrich^s wurde der ständischen
Reaction Thür und Thor geöffnet ^). Eizinger wnsste die Stelle
des Grafen einzunehmen, und besetzte die wichtigsten Aemter
mit Anhängern seiner Partei. Es kam nun die Zeit der Land-*
tage^ zunächst der in Krems am 1. November 1453, wo bestimmt
wurde, dass 12 Anwälte aus den Ständen die Regierung zu leiten
hätten, bis Ladislans sein 20. Jahr vollendet. An die hier
versammelten Stände schickte Ulrich v. Gilli von Krumau in
Mähren aus, wohin er sich nach kurzem Aufenthalte in Berch-
toldsdorf *) zurückgezogen hatte, eine Anklageschrift*) gegen
Eizinger, die in Abschriften an die vier Stände vertheilt wurde.
Sie ist datirt vom 25. Oktober und wurde durch ülrich's Die-
ner Sigmund Sebriacher überbracht. Als Grund der Feindschaft
zwischen Eizinger und dem Gillier wird darin angegeben, dass
letzterer den König bewogen habe, ein Schloss, das Eizinger
noch immer besetzt hielt, von diesem zu fordern. Ulrich konnte
die eigentliche Ursache des Hasses Eizinger's gegen sich nicht
nennen, da bei der damals noch in voller Kraft bestehenden
ständischen Verfassung die Absicht, diese zu stürzen, die Ver-
bannung des Grafen vollkommen gerechtfertigt hätte.
In diesem Augenblicke vermochte die Anklage Eizinger und
dessen Partei nicht zu stürzen^ so sehr sie der König auch hassen
mochte und so wenig durch die Uebertragung der Regierung von
85
Ulrich auf Eizinger fftr das Land Oesterreieh auch gewonnen
war. Die Wunden, ans denen es schon so lange blutete, konnte
und wollte auch ein Eizinger nicht heilen. Auch das friche, poli-*
tische Leben in Oesterreieh, das die erste Begierungsperiode des
Gillier Grafen so sehr auszeichnet, wich seit dessen Verban-
nung dem alten Schlendrian. Eizinger war wohl ein gediegener
Finanzmann, aber noch immer kein Staatsmann. Er war eine
kalt berechnende Natur, verband aber mit derselben nicht die
Energie Ulrich's v. Gilli; nur wenn Hass ihn beseelte, handelte
er rasch und kräftig. Daher kommt es auch, dass wir in der
Geschichte der äusseren Politik Oesterreich*s damaliger Zeit sei*
Den Namen selten oder gar nie genannt finden.
2. Ladislaus fürchtete wohl die Macht und das Ansehen
Eizinger^s, hasste ihn aber im Grunde seines Herzens. Der Zau-
ber des Genies, der Ulrich umgab, mangelte Eizinger ganz und
gar, er war eben weiter nichts, als ein trockener, verständiger
Mann, dessen vornehmste Eigenschaft Habsucht war. Das hatte
er schon als Huebmeister Königs Albrechts bewiesen und es
war voraus zu sehen, dass er die Gelegenheit, zusammen zu
scharren, die sich ihm jetzt wieder bot, nicht unbenutzt vor-
übergehen lassen werde. In der That wurde sein Regiment in
Folge seiner Habsucht auch bald verhasst. Ja wie Aeneas Syl-
vius uns erzählt, soll er sogar durch Raub seine Leidenschaft
zu befriedigen gesucht haben. Der zweite Umstand, der die Re-
gierung Eizinger's dem Volke unerträglich machte, war der Nepo-
tismus, der jenen bei der Besetzung der Aemter leitete. Dadurch
musste er sich vor allem jene zu Feinden machen, die durch den
Grafen Ulrich befördert worden waren, sodann diejenigen, die
durch Verdienst oder Begabung Anspruch auf Aemter machen
konnten. Freilich waren letztere auch unter Ulrich wenig oder
gar nicht berücksichtigt worden, aber sie sehnten sich dennoch
nach einer neuen Ordnung der Dinge, nach einem andern Regen-
ten und sei es auch der despotische Graf von Gilli. Auch die
Barone hassten Eizinger als Emporkömmling. Sie hatten sich in
der Revolutionszeit von ihm abgewandt und an dem legitimen
Herrn, König Friedrich, gehalten, und auch später, als sie die
Revolution anerkennen mussten, um nicht selbst Rebelle zu
werden, sich lieber an den altadeligen Reichsfürsten Ulrich von
86
Cilli angeschlossen, als an einen neugebäckmien Baron Eizinger,
der noch keine Ahnen besass^). Die Böhmen and Ungarn igno-
rirten das neue Regiment in Oesterreich vollständig. Da das
ständische Princip mit dem Starze des Cillier's einmal zam
Durchbruche gekommen war, so wollten auch die ausseröster-
reichischen Stände sich geltend machen. Dies Streben zeigte sich
in Ungarn und Böhmen.
3. Der König war durch die Entfernung seines Oheims
eben so wenig frei geworden, als er es früher gewesen; auch
ganz natürlich, denn als dreizehnjähriger Knabe war er, ob-
wohl früh reif und ziemlich charakterfest, allen Einflüssen leicht
zugänglich, konnte er doch in den Qang der Staatsmaschine,
in die Pflichten eines Herrschers, in die Bedürfnisse seinem Lan-
des, dem er während der ganzen Zeit der Vormundschaft fremd
geblieben war, nicht so eingeweiht sein, um nicht stets der An*-
leitung erfahrener Männer zu bedürfen. Ausserhalb der öster-
reichischen Grenzen durfte er sich wohl etwas selbstständiger
bewegen, allein hierin zeigte sich gerade, dass er keinen politi-
schen Tact, keine staatsmännische Routine besass, und wi^
segensreich Ulrich gewirkt hatte. Mit Böhmen hatte der gegeu
religiöse Ueberzeugungen stets tolerante Graf ein friedliches Ein-
verständniss herbeigeführt, welches Ladislaus durch sein schroffes,
beleidigendes Auftreten gegen die Utraquisten, vor allen gegen
den Prager Erzbischof Rokyczana, das geistliche Haupt dersel-
ben, beinahe zerstört hätte*). Podiebrad war in seiner Würde
als alleiniger Gubernator schon am 1. Mai 1453 bestätigt wor-
den ®), also zu einer Zeit, wo Ulrich noch das Staatsruder lenkte,
und dass der König nicht den Versuch machte, den hussitischen
Gubernator zu stürzen, ist nicht so sehr sein Verdienst, als
durch die politische Sachlage erzwungen,
4. Graf Ulrich war inzwischen auf seine Stammgüter nach
Cilli zurückgekehrt. Er war so glücklich, seinen greisen Vater
noch am Leben zu finden. Dieser hatte an dem Ruhme und der
Macht seines Sohnes während dessen Regierungszeit den innig-
sten Antheil genommen und war so erzürnt, als er den Sturz
Ulrich's vernahm, dass er die Burgen Lemberg und Rabensberg,
die dem Ulrich v. Schaumburg, einem Freunde Eizinger's, gehör-
ten, überfiel und zerstöxte ').
87
Ulrich bot alles auf, um seine verlorne Stelle wieder zu
erlangen. Es musste diesem dem Höchsten zustrebenden Manne
allerdings schwer ankommen, der Machtfülle, die er besass, plötz-
lich entsagen zu müssen. Allerdings hätte er auch in seinem
Gebiete, das von Steiermark bis zur bosnischen Grenze reichte,
ein genug grosses Feld für seinen Thatendrang finden können,
aber auch dieser Schauplatz war ihm zu beschränkt. Er war
seinem ganzen Wesen nach nur zu einem despotischen Herr-
scher, nicht zu einem liebenden Vater seiner Unterthanen beru-
fen. Ihm schien es, dass er nur dann leben könne, wenn ihm in
der grossen politischen Welt eine hervorragende Rolle zugethcilt
war. Was galt ihm das Blut und der Schweiss seiner Unter-
thanen, wenn nur er gross, wenn nur er mächtig dadurch wurde!
Da seine Anklageschrift gegen Eizinger, die er an den
Kremser Landtag eingeschickt hatte, ohne Erfolg geblieben war?
so hatte er sich nach Böhmen zum Krönungsfeste begeben, um
hier mit Ladislaus zusammen zu treffen. Es war ihm nicht gelun-
gen. Er wandte sich hierauf an seinen geschwornen Feind, den
Kaiser ^), bat ihn mit geheuchelter Reue um Vergebung, ja
vermass sich sogar, ihm die Herrschaft über Oesterreich zu ver-
sprechen. Allerdings war dies blos ein Köder und wäre eben nur
Versprechen geblieben, aber er baute dabei auf die Habsucht
des Kaisers. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, Frie-
drich warf dem Grafen Treubruch vor, und verlangte als Zeichen
wahrer Reue die Uebergabe der Cilli'schen Besitzungen, worauf
Ulrich nicht eingehen konnte. Er wandte hierauf seine Angen
nach Venedig, welches eben mit Franz Sforza im Kriege stand,
und von diesem haxt bedrängt wurde. Er versprach der Republik
gegen angemessenen Sold mit böhmischen Söldnern zu Hilfe zu
kommen, allein die Venetianer wiesen diesen Antrag zurück,
weil die Truppen zu ferne und der Sold zu hoch war ®). Er
ging mit Sigmund von Tirol und dem Grafen v. Görz ein Bund-
niss wegen des ortenburgischen Gebietes ein, aber auch das konnte
ihm wenig helfen ^®).
Ueberall abgewiesen, beschloss er mit den Waffen in der
Hand mit der Wiener Regierung in Unterhandlungen zu treten Es
blieb aber nicht lange verborgen, wem seine Rüstungen galten, und
die Stände Oesterreich's ob der Enns wurden zur Wachsamkeit gegen
88
den Grafen aufgefordert**). Er gab daher seinen Entschluss auf,
da der Krieg einen sehr zweifelhaften Erfolg haben konnte, und
eine verlorne Schlacht die Rückkehr nach Oesterreich ihm ganz
und gar verschlossen hätte. Er wandte seine Streitmacht
gegen Kroatien, während Huntady gegen die Türken beschäftigt
war* Allein dieser eilte ihm entgegen und schlug ihn am 13. Juli
1454; aber kaum hatte der Generalcapitain diB Donau wiederum
übersetzt, als Ulrich von neuem in Kroatien einfiel, und das
Schloss Ostrovice nahm **).
5. In Oesterreich hatte sich das ständische Regiment, vor
allem Eizinger, aus eben erwähnten Gründen verhasst gemacht.
Auch Ladislaus sehnte sich nach seinem Oheime. Ulrich benützte
diese günstige Gelegenheit und knüpfte mit den Unzufriedenen,
besonders mit dem hohen Adel, Verbindungen an. Der grosse
Schatz, den er nach dem Tode seines Vaters entdeckt hatte *3),
kam ihm dabei trefflich zu statten. Es bedurfte nur geringer
Thätigkeit von Seiten des Gilli'schen Anhanges, um Ladislaus
zu bewegen, Ulrich zurück zu berufen.
Ende Februar, oder Anfangs März **) 1455 fand der feier-
liche Einzug des Grafen in Wien statt. Vor kaum zwei Jahren
war er verlassen von allen, nur von vier Getreuen begleitet,
gedemüthigt von dem triumphirenden Feinde, gehöhnt vom wü-
thenden Volke, unter Lebensgefahren aus dieser Stadt geflohen.
Wie seltsam hatte sich das Alles geändert! Jetzt nahte er der
Stadt, von tausend geschmückten Reitern umgeben, der König
empfing ihn vor dem Kärnthnerthore, umrauscht von dem Jubel
des Volkes, an der Seite seines* königlichen Neffen betrat er
das festlich geschmückte Wien.
Um diese Zeit verliess Eizinger, um den Triumph des ver-
hassten Grafen nicht mitansehen zu müssen, mit seinen Freunden
Wien und zog sich in freiwilliger Verbannung auf seine Güter
zurück. Dem Grafen Hess er sagen, er bewundere ihn und über-
lasse ihm gerne die Regierung, er sei müde des Hoflebens und
danke Gott, dass er in seine frühere bescheidene Stellung zurück-
kehren dürfe, seiner Ehre sei genug gethan, mehr verlange er
nicht. Die alte Fabel vom Fuchse und den sauren Trauben! Ulrich
meinte, Eizinger habe sehr klug gehandelt, denn ihn hätte ein
peinlicher Process und ein grausamer Tod erwartet, weun er
89
Yiicht freiwilig den Schauplatz verlassen hätte. So erzählt wenig-
stens Aeneas Sylvias ^^). Uebrigens blieb Eizinger auch in seiner
Znrückgezogenheit den politischen Tagesfragen zugekehrt und
harrte stets auf den günstigen Moment, um seinen frühem Ein-
flass wieder zurückzuerobern.
Graf Ulrich wurde in seine frühem Aemter und Wurden
wieder eingesetzt; dass damit die ständische Reaction vernichtet
wurde und dem absoluten Herrscherthum Platz machen musste,
versteht sich von selbst. Doch war diese zweite Regiernngs-
Periode Ulrich's bei Weitem nicht so gemässigt, als die erste.
Die Katastrophe vom 18. September 1453 hatte in ihm die Uebei^-
zeugung wachgerufen, dass nur eiserne Energie, nur tyrannische
Gewalt ihn auf der Höhe des Lebens erhalten könne. Er glaubte,
alle Feinde vernichten zu müssen, um nicht selbst vernichtet
zu werden. Ueberdies rückte er dem Greisenalter immer näher,
obwohl seine jugendliche Thatkraft ungeschwächt erhalten blieb,
aber er hatte das Höchste noch nicht erreicht. Mit fieberhafter
Ungeduld eilte er den lichtesten Sonnenhöhen des Ruhmes zu
und kaum waren diese erreicht, stürzte er in den Abgrund.
Dieser streng despotische Charakterzug der zweiten Re-
gierungsperiode Ulrich's trat vor allem in seinem Verfahren
gegen Huniady an den Tag. Dieser Mann musste gestürzt wer-
den. Es ist nicht der Neid, der Ulrich gegen den ungarischen
Helden so feindselig stimmte, sondern der heisse Drang nach Rache,
vielleicht auch der dunkle Gedanke an eine feste Centralisation
der Erbländer Ladislaus'.
6. Da Huniady's Macht auf zu festen Füssen stand, beschloss
der Graf auf Schleichwegen sein Ziel zu erreichen. Huniady geber-
dete sich in der That wie ein unumschränkter Herrscher, und
dies gab einen Anhaltspunkt zu weitern Verdächtigungen. Alte
Gerüchte, von Huniady's Feinden schon früher ausgestreut, wurden
wieder aufgefrischt, so widersinnig sie auch klangen, und durch
solche unwürdige Mittel brachte Ulrich seinen königlichen Neffen
zuletzt zu dem Glauben, der ungarische Generalcapitain sei in
der That der gefährlichste Feind der Wiener Regierung. Ladis-
laus gab seine Zustimmung zu Huniady 's Verderben und überliess
seinem Oheim die Wahl der Mittel.
90
In dieser Absicht wurde Hnniady nach Wien berufen, hier
sollte er gefangen genommen und ihm der Process gemacht wer-
den. Dieser war aber von dem Plane bereits unterrichtet und
antwortete auf das königliche Schreiben, er sei nicht verpflich-
tet ausserhalb des Reiches irgendwo zu erscheinen; in Ungarn
werde er dem Könige in Allem gehorchen.
Er wusste wohl, dass seine Feinde es nicht wagen würden,
in seinem Lande ihm Gewalt anzuthun. Hierauf kamen die Grafen
Ulrich V. Cilli, Magdeburg und Schaumberg, und der Herr v.
Wallsee nach Kitsee in Ungarn und beriefen Huniady dahin,
unter dem Verwände, sie hätten mit ihm Wichtiges zu bespre-
chen. Der Generalcapitain erschien mit 2000 Reitern und ver-
langte eine Unterredung auf offenem Felde. Der Graf hiess ihn
in die Stadt kommen^ indem er ihm sagen Hess, er sei hier als
Vertreter des Königs und desshalb gezieme es Huniady als
Unterthan des Königs zu ihm zu kommen, während dieser meinte,
die Gesandten ständen nicht höher, als der, an den sie gesandt
seien, übrigens könne er mit dem Grafen in keinem befestigten
Orte zusammen kommen, wenn nicht die Hälfte der Besatzung
aus Ungarn bestände.
Da auch dieser Plan an der Klugheit des Generalcapitains
scheiterte, so galt es ihn sorglos zu machen. Man berief ihn
nach Wien und verhiess ihm königliche Geleitsbriefe. Huniady Hess
sich bethören und erschien vor Wien. Etwa 8000 Schritte vor
der Stadt blieb er stehen und wartete auf die Geleitsbriefe.
Lamberger kam zu ihm und verkündete ihm, der König komme
ihm mit grossem Gefolge entgegen, mit diesem Graf Ulrich mit
den Geleitsbriefen. Huniady zog darauf hin etwa 4000 Schritte
weiter und erwartete auf einer Villa den König. Ulrich erschien mit
40 Reitern. Auf die Frage wo der König sei, antwortete er: „Der
König erwartet Dich der Hitze wegen bei jenem Obst- und Wein-
garten,*' — „und die Geleitsbriefe ?** — „Hat Ladislaus bei sich.*^
Da durchschaute Huniady den Plan des Grafen, zum Lamberger
gewandt, sagte er: „Du hast mich belogen," worauf dieser ver-
legen auf den Grafen wies. Zu diesem sprach Huniady: „So glaubst
Du mit mir zu spielen. Es gelüstet dich mich zu verderben. Was
hindert mich Rache an dir zu nehmen? nur die Ehrfurcht vor
dem König hält mich davon ab. Ihm schenke ich dein Leben,
m
nicht dir ^*).^ Dieser Bericht ist aber mit einer so auffallenden
Gehässigkeit gegen den Grafen geschrieben, dass wir uns
scheuen, ihn auf Treu und Glauben anzunehmen. Natürlich
müssen wir daher auch auf eine Darstellung des eigentlichen
Sachverhalts verzichten.
7. Da der Graf einsah, dass dem Huniady auf keine Weise
beizukommen sei, fand er es gerathen^ mit ihm sich zu verglei-
chen. Auch Ladislaus bewog er dazu. Der Friede zwischen Huniady
und dem Könige bestimmte, dass der Sohn des ersieren, Mathias,
als Geisel, und mehrere feste Plätze, die bisher der General-
capitain besetzt gehalten, Ladislaus ausgeliefert werden sollten ^^).
Am 4. August verband sich Huniady mit dem Grafen zum gegen-
seitigen Schutze ihrer Herrschaften. Diesen Frieden sollte eine
Familien-Verbindung besiegeln. Ulrich's Tochter Elisabeth wurde
nämlich mit Ladislaus Huniady verlobt ^^). Beide Männer waren
eben gegenseitig von ihrer Wichtigkeit zu sehr überzeugt, als
dass sie sich länger auf unnütze Weise hätten befeinden sollen.
Unklar in Folge des gänzlichen Mangels an urkundlichen
Belegen ist das Verhalten Ulrich's v. Cilli dem Kaiser gegen-
über. Es gab damals eine starke Partei im deutschen Reiche
gegen Friedrich, an deren Spitze die Witteisbacher standen.
^ Diese gingen mit dem Plane um, den Kaiser durch die Wahl
eines Goadjutors nicht so sehr seiner Würde als vielmehr seiner
Macht zu entkleiden. Erzherzog Albrecht, der, wie bekannt,
Init seinem kaiserlichen Bruder niemals auf gutem Fusse stand,
mag sich mit der Hoffnung geschmeichelt haben, selbst zum Goad-
jutor gewählt zu werden. Von einer förmlichen Absetzung Frie-
drich's als römischer Kaiser kann wohl keine Rede gewesen
sein. Albrecht war es nur darum zu thun, seinen Bruder aus
dessen Erblanden herauszudrängen, und dass Ulrich dazu die
Hand geboten, ist leicht begreiflich. Wie weit diese Pläne gingen,
wissen wir leider nicht, und dass Ulrich dabei ehrgeizige und
rachesüchtige Absicht verfolgte, ist eine Hypothese, für deren
Glaubwürdigkeit eben nur die subjective Ueberzeugung eintritt.
Wohl aber ersehen wir aus Urkunden, dass sich Ladislaus damals
mit Kaiser Friedlich überwerfen hatte. Wahrscheinlich auf Anre-
gung Ulrich's erhob der König erneuerte Ansprüche an den
Kaiser aus der. Zeit der Vormundschaft her ^^). Bischof Ulrich
92
von Passau, Markgraf Albrecht von Brandenbürg, Jakob Drugsess,
Rath Erzherzog Albrechts, and Hilbrand von Ainsideln, Ober-«
marschall Herzog Friedrich's von Sachsen, setzten als Bevoll-
mächtigte fest, Ulrich von Gilli and Markgraf Albrecht sollten
die beiderseitigen Geldforderungen bis 11. November 1455 ordnen,
das Schloss Ort stehe dem Könige za, und alle Fehden sollten
aufhören^. Letzterer Passus scheint auf thatsächliche Feind-
seligkeiten zwischen dem Könige und dem Kaiser hinzuweisen,
welche Annahme durch ein urkundliches Bündniss zwischen Ladis-
laus, Grafen Ulrich und Herzog Sigmund von Tirol gegen Kaiser
Friedrich an Wahrscheinlichkeit gewinnt*^).
Durch die Uebergabe der Sache an die genannten Schieds-
richter wurde der Abschluss nur verzögert, und an ein friedliches
Abkommen war gar nicht zu denken, da der Kaiser nicht gewillt
war, den Grafen Ulrich in den Frieden einznschliessen. Bei diesem
Umstände durften die Friedensvorschläge des Kaisers niemals
auf die Bestätigung Ladislaus* hoffen.
8. Dies im Kurzen über das Verhalten des Gillier Grafen
gegen Friedrich HI. Eine grössere Bedeutung darf man die-
sen allerdings feindseligen Schritten Ulrich^s gegen den Kaiser
nicht beilegen, konnte es jenem doch gleichgiltig sein, wer auf
dem römischen Throne sass, ja dem Grafen musste ein Herr-
scher von der trägen Natur Friedrich's nur erwünschter sein, als
z. B« Albrecht, der bei weitem energischer war als sein Bruder.
Friedrich legte dem Wirken Ulrich*s in den Ländern Ladislaus*
keine Hindemisse in den Weg, und dieser war zu sehr Politiker,
als dass Eingebungen gekränkter Ehre und leidenschaftlicher
Rachsucht seinen klaren staatsmännischen Blick getrübt hätten.
Und überdies hatte er sich grössere Aufgaben gesetzt, die seine
ganze Kraft in Anspruch nahmen.
In Oesterreich waren die Stände wohl wiederum von der
Theilnahme an der Regierung verdrängt worden, aber er scheint
sie dennoch gelinder behandelt zu haben, als in den Jahren
1452 und 1453, wenigstens beweist uns dies die Bemerkung
des Aeneas Sylvius, dass sich Eizinger auch nach der Rückkunft
des Grafen noch immer mit Politik beschäftigt habe. Dass damit
nur die innere Politik gemeint sein kann, liegt auf der Hand,
da wir ihn niemals nach Aussen hin thätig sahen. Wohl richtete
93
aber Graf Ulrich seine Blicke vorzüglich auf die Vorgänge in
Ungarn, nnd dies mag ihn gehindert haben, gegen die öster-
reichischen Stände mit jener eisernen Strenge aufzutreten, wie
früher. Ungaum in einen engern Verband mit Oesterreich zu ziehen,
war jetzt der Hauptzielpunkt seiner Bestrebungen, der vornehmste
Charakterzug seiner zweiten Regierungsperiode«
Ueber die politische Thätigkeit Eizinger's in dieser Periode
wissen wir nichts näheres, so viel ist gewiss^ dass er gegen die
Regierung Ulrich's wenigstens direct nicht mehr auftrat; die
geistige Grösse des Gillier Grafen musste ihm imponiren. Dieser
aber hatte den mächtigen Eizinger noch immer zu fürchten, und
die Katastrophe vom 18. September 1453 lehrte ihn vorsich-
tiger sein. Zudem War ihm Eizinger, ferne dem eigentlichen
Sitze der Regierung^ weniger gefährlich als in Wien selbst.
9, Inzwischen war die Türkengefahr immer näher gerückt.
Die südslavischen Fürsten und die Ungarn waren dadurch vor
Allen bedroht. Man rief die Kurfürsten, alle Reichsstände '^,
den Kaiser ^^), den Pabst und vor Allen aber die Wiener
Regierung um Hilfe an. Von Deutschland war nichts zu hoffen,
der Kaiser war selbst durch die Nachrichten von der immer
wachsenden Macht der Osmanen aus seiner trägen Ruhe nicht
aufzuschrecken, der Pabst, damals Galixtus III., sandte wohl
siebzehn Dreiruderer, den schon einmal erwähnten Capistrano
und den Cardinal St. Angeli nach Ungarn, um ein Kreuzheer aus-
zurüsten **), aber Ungarn war zu sehr von Parteiungen zer-
rissen, als dass es zu einem gemeinschaftlichen Widerstände
gegen den gemeinschaftlichen Feind sich hätte aufraffen können.
Die Wiener Regierung endlich wusste selbst nicht, welche Politik
sie in diesem kritischen Moment einschlagen sollte; einerseits
konnte sie das Land den Osmanen nicht preisgeben, anderer-
seits erlangte Huniady durch einen Krieg gegen den Erbfeind
eine Macht fülle, die ihm Ulrich nicht überlassen konnte, da sie
für diesen selbst hätte gefahrbringend werden können. Ueberdiess
war damals — am Anfange des Jahres 1456 — , der König mit
dem Generalcapitain noch nicht ausgesöhnt, der Vertrag, der
oben erwähnt wurde, noch nicht abgeschlossen.
Daher mussten vorerst diese Differenzen ausgeglichen
werden, ehe die geeigneten Massregeln zur Abwendung der Tür-
94
kengefahr getroffen werden konnten. Za dem Zwecke versprach
Graf Ulrich den ungarischen Gesandten, der König und er selbst
würden baldmöglichst nach Ofen kommen, dort könne man das
Weitere besprechen.
Dlrich hielt sein Versprechen ; er setzte alle Rachegedan-
ken, alle ehrgeizigen Pläne bei Seite, um Ungarn seinem König
za erhalten. Um im Bücken gesichert zu sein, wurde eine Ein-
ladung an Eizinger, mit bewaffneten Leuten den König zu begleiten,
erlassen^). Wahrscheinlich regte sich damals der gefürchtete
Gegner des Gillier Grafen wiederum, um während der Abwesen-
heit des König's und Ulrich^s in Ungarn im Trüben zu fischen.
Er lehnte diese Einladung ab und blieb in Oesterreich.
1#. Die Reise ging von Wien nach Pressburg und von da
nach Ofen, wo der König und der Graf feierlich empfangen
wurden^*). Huniady wurde dahin berufen, und erschien mit siche-
rem Geleite ^'^). Er wurde gnädig empfangen und söhnte sich mit
dem Könige aas. Auch mit Grafen Ulrich schloss er, im Vereine
mit seinem Sohne Ladislaus, am 31\ März 1456 ein erneuertes
Schutz- und Trutzbündniss, dem auch der Bischof Johannes von
Warasdin, der Palatin Ladislaus Gara, der siebenbürgische
Wojwode Ujlak, der Judex curiae Ladislaus de Palocz und
Ulrich's Freund und Rathgeber Friedrich Lamberger beitraten**)
Es schien, als ob alle Differenzen aasgeglichen wären, um die
ganze Kraft der Nation gegen die Osmanen aufzubieten, und
doch zeigte es sich wenige Monate später, wie alle diese Mag-
naten trotz des Bündnisses vom 31. März, das sie unterzeichnet
hatten, mit dem blutigen Gedanken an den Untergang des Grafen
umgingen.
Die Gleichgiltigkeit der Ungarn, die sich trotz Gapistrano*s
gluthrollen Reden, trotz Huniady's dringenden Aufforderungen
und Anstrengungen zu keinem energischen Auftreten gegen die
immer näher rückenden Osmanen verstehen wollten, wurde durch
die Nachricht, Sultan Mahomed habe Novobrdo mit den reichen
Silbergruben eingenommen in Furcht und unmännliche Angst ver-
wandelt. Nur Huniady, der im Kampfe ergraute Held, zeigte
sich auch jetzt wiederum als der Schild seines Vaterlandes.
Sein Feaereifer riss endlich auch die Unthätigen und Verzagten
mit sich fort. Man bat den König, er möge während des Kampfes
95
in Ofen bleiben, um durch seine Anwesenseit den Math seines
Volkes zn stärken und zu erheben.
Während Huniady mit seinem Heere gegen den Feind zog^
fährte Ulrich den König anter dem Vorwande einer Jagd heim-
lich von Ofen nach Wien ^). Dies hatte die schlimmsten Folgen ;
die Kreuzfahrer, die sich in Ofen gesammelt hatten, stoben aus-
einander, ohne Huniady Hilfe zu leisten, und so sah sich dieser
nur auf eine geringe Trnppenzahl beschränkt. Welche Beweg-
gründe den Grafen bei diesem Schritte geleitet, ist nicht genau
zu bestimmen, da uns gegründete Andeutungen darüber in den
Quellen fehlen. Möglicherweise hatte der Graf eine ständische
Bewegung in Gestenreich zu fürchten, die nur durch seine und
des Königs Anwesenheit in Wien erstickt werden konnte. Diese
Hypothese würde auch mit der Zusammenkunft Ulrich's mit
Podiebrad im mährischen Dorfe Treschkwitz, wobei sie ihr im
Jahre 1453 abgeschlossenes Schutz- und Trutzbündniss erneuer-
ten und ihre Macht sich gegenseitig garantirten ^), zusanunen-
hängen. Man würde aber fehl gehen, wenn man glaubte^
Ulrich habe durch die Entführung des Königs aus Ofen Huniady
verderben wollen. Dies stände im stricten Widerspruche mit
Reinem frühern Verhalten gegenüber der Türkengefahr, wie
überhaupt die Besetzung Ungarns durch die Türken seinen Plan
vernichtet haben würde.
11. Der Krieg mit den Osmanen wurde durch den glän-
zenden Sieg Huniady^s b^i Belgrad ^^3 beendigt, worauf bald
der Tod des glorreichen Siegers folgte. Huniady starb am 11.
Augast 1456 zu Semlin an einer Lagerseuche ^^3. Mit ihm fiel
die letzte Schranke, die den Grafen v. Gilli von seinem hohen
Ziele trennte. Huniady war in der That ein grosser Mann, seine
Nation blickte bewundernd zu ihm hinauf und ein Angriff auf
seine Person wäre als ein Angriff auf die ganze Nation ange«
sehen worden. Wäre es dem Grafen Ulrich auch wirklich ge-
lungen, Huniady zu stürzen, so hätte er trotzdem sein Ziel
nicht erreicht, das ganze ungarische Volk wäre wie Ein Mann
gegen den Mörder seines Helden aufgestanden. Dies konnte einem
so scharfsichtigen Politiker, wie Ulrich, nicht entgangen sein;
daher das letzte Bündniss mit dem Generalcapitain, das alle
frühern Feindseligkeiten vergessen machen sollte«
96
Kaum hatte der Cillier die Nachricht vom Tode Haniady's
erhalten, als er sogleich den König bewog, nach Ungarn zu zie-
hen ^). Es musste rasch gehandelt werden. Die Türken waren
durch die Niederlage bei Belgrad momentan besiegt, aber bei
weitem noch nicht überwunden. Ein frisches Heer, begierig, die
Schmach der Brüder zu rächen, war zu erwarten. Wenn die
Gefahr an die Thür klopft, muss im Hanse alles geordnet sein»
Ungarn war durch den Tod Huniady's den grössten Verwirrungen
preisgegeben. Zwar hatte dieser bei seinen Lebzeiten auch viele
Feinde gehabt, aber seine Kraft und Energie wusste sie in den
Schranken zu halten, und seine untadelige Verwaltung benahm
ihnen jeden Vorwand zu Feindseligkeiten. Jetzt war es anders.
Ladislaus besass keinen Funken von dem hohen Geiste seines
Vaters, sein Bruder Mathias war zu jung, als dass er eine Rolle
in der politischen Welt hätte spielen können. Es war zu befurch-
ten, dass die antihuniadysche Partei ihr Haupt wiederum erhe-
ben werde und ein Bürgerkrieg hätte den Türken erwünschten
Vorschub geleistet. Der König endlich war geradezu unfähig,
um in einem von Parteiungen zerrissenen Lande Ruhe und Ord-
nung herzustellen.
12« Aber ein Mann war noch übrig, der seiner Natur nach
dazu bestimmt war, mit kräftiger Hand diese Parteien nieder-
zuhalten, und nach Vollendung dieses Werkes die geeinigte Nation
gegen den Erbfeind der Christenheit zu führen. Dieser Mann
war Ulrich v. Gilli. Er hatte seine Aufgabe erkannt und setzte
nun alle Hebel zur Lösung derselben in Bewegung. Nur Schade,
dass er hierin zu rasch, zu überstürzt verfuhr.
Die Intriguen der Huniady'schen Partei, die Verwirrung im
Lande, die drohende Türkengefahr, mit einem Worte die Lage der
Dinge drängte ihn dazu, aber er hätte doch die gewöhnlichsten Vor-
sichtsmassregeln nicht ausser Acht lassen sollen. Es scheint fast,
als ob die Klarheit seines Blickes durch die Freude, nun bald den
Traum seines Ehrgeizes erfüllt zu sehen, getrübt worden wäre.
König Ladislaus hatte sich bereits am 26. August 1456
zu Schiff nach Ungarn begeben, mit ihm Herzog Otto von
Baiern, die Liechtensteiner, Johann von Rosenberg mit reisigem
Volke**), und eine Schaar deutscher Ejreuzfahrer. Ulrich eilte
ihm erst später nach.
97
Die Haniady'sche Partei, LadiRlans Ilaniady und deAsen
Oheim Michael Szilagyi an der Spitze, war unterdessen nicht
unthätig gewesen. Sie wasste oder ahnte wenigstens^ dass Ulrich
von Gilli, ihr geschworener Feind, mit dem Plane umgehe, die
Regierung in Ungarn an sich zu reissen, und wollte sich daher
eines festen Platzes versichern. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
sie zu offenem Kampfe entschlossen waren^ falls sich ihre Be-
f&rchtungen bezüglich des Gillier Grafen bestätigen sollten. Ob
sie aber schon damals den Gedanken gefasst, Ulrich aus dem
Wege zu räumen, ist eine Frage, die sich nicht mit Bestimmt-
heit beantworten lässt.
Ulrich hatte von den Umtrieben seiner Gegner bereits
Kenntnis» erhalten, und suchte den König, dessen Souveränitäts-
rechte durch die eigenmächtige Befestigung von Belgrad ja auch
verletzt wurden, zu energischen Gegenmassregeln zu bewegen.
Ladislaus verlangte von Huniady's Sohne und Szilagyi urkund-
liche Zusicherung der Oeffnungr der Festung, worauf diese ihm
nur ihren steten Gehorsam versicherten und dadurch den Ver-
dacht des Verrathes nur noch mehr bestärkten *^)*
13. Dieser Umstand trieb Ulrich zu raschem Handeln an.
Auf dem Landtage zu Futtak wurde der Graf zum Statthalter,
Nikolaus v. üjlak zum Oberfeldherm des Königreiches ernannt«
Ersterer adoptirte Ladislaus Huniady *"). Dadurch hoffte er die
Huniady'sche Partei zu gewinnen, einem Bürgerkriege vorzubeugen,
und die ganze Kraft der Nation für den Kampf gegen die Türken
aufzubewahren. Gegen diese wurde auf eben demselben Landtage
der Krieg beschlossen. Dem Grafen kam ein Kampf gegen die
Osmanen sehr gelegen, er sicherte sich dadurch die Sympathien
der ungarischen Nation und wurde gleichsam der Erbe der Ideen
des grossen Johannes Huniady. Allerdings überliess er dem Ujlak
den Kxiegsruhm, aber er blieb dennoch der oberste Leiter. Es
war auch ein wohldurchdachter politischer Schachzug, die Ober-
feldherrnstelle dem mächtigen Wojwoden von Siebenbürgen zu
überlassen, denn dadurch knüpfte er diesen an sein Interesse und
versicherte sich des Heeres, obwohl man andererseits sich wie-
der zugestehen muss, dass er sich dadurch die Hände band,
da er einem Zerwürfnisse mit dem Oberfeldherrn stets ausweichen
musste.
Supan, ülrioh v. Ciiu. 7
98
14. Um seine Amtsthätigkeit in Rahe und ohne Furcht
beginnen zu können, fand es Ulrich vor allem nothwendig, über
die Umtriebe des jungen Hnniady in Belgrad im Klaren zu sein.
Die spätem Vorgänge bewiesen, dass dieser in der That mit
hochverrätherischen Plänen umging, worin er von seinem Oheim
Szilagyi und, wie man erzählt, durch die Prophezeiungen eines
Astrologen und des mehr erwähnten Asceten Gapistrano bestärkt
wurde. Der Versuch Ulrich*s, Ladislaus Huniady durch Adoption
zu gewinnen, misslang, da Ulrich durch verschiedene, feindselige
Bestrebungen, den verstorbenen Huniady zu stürzen, verdächtig
geworden war. Man gewöhnte sich, seinem Thun und Lassen
jederzeit gehässige Motive zu unterschieben.
Der König und Graf Ulrich fuhren in Begleitung der aus
allen Ländern zusammen strömenden Kreuzfahrer auf der Donau
nach Belgrad. Sie sollen von den verrätherischen Plänen der
Huniady'schen Partei gewarnt worden sein, doch vertrauten sie
auf ihre starke Kriegsmacht ^''). Nach der Gllier Chronik schickte
Ulrich einen Spion nach Belgrad, um die Stärke der Besatzung
zu erforschen, doch ist dies unwahrscheinlich. Eine Reiterschaar
unter Rainold Rozgony zog voraus und wurde in Belgrad ein-
gelassen; als aber nach dem Könige, dem nunmehrigen Gouver-
neur von Ungarn, Grafen Ulrich und dem Gefolge^ die Kreuzfahrer
die Festung betreten wollten, wurde das Thorgitter vor ihnen
herunter gelassen. Als der König erstaunt über diesen Vorgang
um den Grund fragte, wurde ihm geantwortet: die Landes-
gesetze verböten den Einlass eines Fremden in eine Grenzfestung,
übrigens dürfe der König nichts befürchten, denn 1200 Ungarn
wären zu seinem Schutze bereit ^). Wie inconsequenti Wenn
jenes Gesetz durchgeführt werden sollte, so durfte auch Ulrich
von Cilli als Fremder Belgrad nicht betreten. Nur wehrlosen
Feinden gegenüber durfte Huniady eine so plumpe List wagen.
15. Wir nahen jetzt der furchtbaren Katastrophe des 8.
Novembers, an welchem Tage Graf Ulrich, getroffen von meuch-
lerischen Dolchen seiner Feinde, aus dem Leben schied.
Die Huniady'sche Partei muss schon früher daran gedacht
haben, den verhassten Gillier aus dem Wege zu räumen. Die
Ernennung des Grafen zum Gouverneur des Königreiches auf
dem Landtage zu Futtak brachte ihren Entschluss zur Reife^
99
-denn sie masste fflrchten, dass deijenii^e, der den verstorbenen
CFeneralcapitain so oft in die Falle locken wollte, jetzt, da er
die höchste Gewalt in Ungarn besass, den tödtlichen Hass vom
Vater auf dessen Söhne nnd Anhänger übertragen werde. Auch
war es den Ungarn von jeher nnerträglich gewesen, einem
Fremden gehorchen zu müssen; ihr starkes, trotz allen Ge-
waltmitteln unzerstörbares Nation albewusstsein lehrte sie ihr
Vaterland lieben, es gegen alle Feinde vertheidigen, ihre Rechte
bewahren, ihre Freiheit schützen, aber anch die Fremden hassen
und ihnen misstraaeu, ob mit Recht oder Unrecht. Zudem scheint
der tiefer liegende Plan Ulrich's, Ungarn der Wiener Regierang
direct zu unterordnen, bereits damals geahnt worden zu sein. Von
den Historikern der damaligen Zeit gibt uns Dobrovsky ^®) eine
Andeutung, indem er sagt: „Ulrich wollte Huniady stürzen und
dadurch die Regierung von Ungarn an den König bringen, wel-
chen er selbst beherrschte.^ Dass der Gedanke an eine Ver-
bindung Ungarns mit Oesterreich unter dem absoluten Regime
eines Herrschers zunächst seinem eigenen, egoistischen Interesse
entsprang, ist nicht zu läugnen, aber dadurch wird er in seiner
Existenz nicht aufgehoben, sondern erscheint lediglich als Gon-
sequenz seines ehrgeizigen Strebens, nicht als ursprüngliche Idee.
16. Nach Bonfin ^^} soll der erste Anstoss zur Ermor-
dung des Grafen Uirich's von Michael Szilagyi ausgegangen sein.
Ist dies richtig, so muss dieser Gewaltact schon früher beschlossen
worden sein, denn man muss annehmen, dass Ladislaus Huniady
damals, als er dem Könige auf dessen Verlangen, er solle ihm
die Oeffnung der Festung Belgrad zusichern, eine ausweichende
Antwort gab, der Tod Ulrich's schon eine ausgemachte Sache
war. Die Anhänger der Huniady'schen Partei wurden von dem
abscheulichen Plane in Kenntniss gesetzt und gaben ihre Zu-
stimmung. Man glaubte diesen politischen Mord mit der Phi-ase:
es sei verdienstvoll, den unerfahrnen König von einem so
verderblichen Rathgeber zu befreien, beschönigen zu können.
Ja man war sogar frech genug, diesem verbrecherischen Begin-
nen gleichsam das göttliche Siegel aufdrücken zu wollen, indem
man den Grosswardeiner Bischof Johannes Vitez um dessen Rath
fragte, worauf dieser die zweideutige Antwort gab: er könne zwar
als Verkündiger der Lehre des Friedens und der Versöhnung zum
7*
100
Morde nicht rathen, diesen aber auch nicht tadeln, wenn er voll-
bracht sei *^). Diese indirecte Zostimmang eines Kirchenforsten
sicherte dem Verbrechen die kirchliche Sanction.
Ueber den Tod Ulrich's v. Gilli liegen ans mehrere detail-*
lirte Berichte ^^) vor, die in die verschiedenen Geschichtswerke
übergingen, aberfast insgesammtvon geringem historischem Werthe
sind. Wir dürfen nämlich nie vergessen, dass beim Morde nur
die Hnniady'sche Partei zugegen war, and dass diese gewiss
keinen wahrheitsgetreaen Bericht geliefert haben wird. Dieses be-
weist die Erzählung selbst: Am 8. November früh wohnte Ulrich
der Messe bei und wurde nach deren Schluss durch Lamberger
eingeladen, einer Versammlung der ungarischen Magnaten beizu-
wohnen, um wichtige Staatsangelegenheiten zu besprechen. Der
Graf, der einige Zeit unentschlossen war, ob er der Aufforderung
folgen solle, oder nicht — denn er war schon früher gewarnt wor-
den — erschien in der Versammlung heimlich gepanzert. Ladislaus
Uuniady empfing ihn unbewafinet, mit dem Anrufe: „Verrätherl^
und legte ihm sogleich einen Brief vor, worin der Graf an seinen
Schwiegervater Brankovitsch geschrieben hatte, er werde ihm
von Belgrad zwei Kugeln senden, wie sie noch iN^iemand gesehen.
Als Ulrich die Autorschaft dieses Briefes läugnete, forderte der
junge Huniady augenblickliche Niederlegung aller seiner Würden
und Aemter in Ungarn, worauf jener einem Waffenträger das
Schwert entriss und auf Huniady einhieb. Dieser hielt schützend
seinen grossen Ring vor und erhielt nur eine Wunde an der
Hand. Auf seinen Hilferuf drangen die Ungarn unter Szilagyi's
Anführung herein und hieben den Grafen, der sich mit grosser
Geistesgegenwart vertheidigte, nieder.
17. Diese Erzählung enthält zu viel Widersprüche, als
dass sie der Geschichtsforscher ohne weiters annehmen könnte*
Die Huniady'sche Partei wollte den Mord als einen Act der Noth-
wehr darstellen und doch steht es ganz fest, dass die erste An-
regung zu dieser Gewaitthat von Szilagyi ausging, dass der
Grosswardeiner Bischof um seine Genehmigung gebeten* wurde
u. s. w.
Aber sehen wir davon ganz ab, und gehen auf die innem
Widerspruche des Berichtes selbst über. Alles spricht dafür, dass
der Mord schon vorbereitet war. Die Magnaten iiessen den Grafen
101
zu sich rufen, noi über Staatsangelegenheiten zn sprechen, aber
die Berichterstatter selbst gestehen ein, dass dies nur ein Vor-
wand gewesen. Also musste Huniady und seine Partei doch
schon früher den Entschluss gefasst haben, den Grafen in eine
Falle zu locken. Dass man ihn zunächst nicht tödten, sondern
zwingen wollte, der Statthalterschaft in Ungarn zu entsagen,
ist höchst unwahrscheinlich, da man dieses auf einem bequemern
und offenen Wege hätte erreichen können. Der König war ja in
den Händen der Ungarn und hätte ihnen die Entsetzung Ulrich's
als Gouverneur zugestehen müssen, wie einst in Korneuburg den
Oesterreichern. Aber das heimliche Beginnen der Huniady'schen
Partei beweist schon hinlänglich, dass sie etwas Schlimmeres,
welches das Auge der Welt scheuen musste, vorhatten. Und wozu
eine Unzahl Bewaffneter im Nebenzimmer, wenn man an einen
Gewaltact nicht dachte? Auch ist es sehr bezeichnend, dass gerade
Szilagyi, den Bonfin als Urheber des Mordplanes bezeichnet, der
Anführer jener Bewaffneten war. Wie plump der Bericht vom Tode
Ulrich*s ist, erhellet schon daraus, dass diesem der erste Gewalt-
act, das Eindringen mit dem Schwerte auf Ladislaus Huniady zu-
geschrieben wird, obwohl durchaus nicht anzunehmen ist, dass
Ulrich, der den Plan seiner Feinde offenbar ahnte, — denn sonst wäre
er nicht gepanzert erschienen — so unklug gewesen wäre, allein
gegen eine grosse Anzahl von Bewaffneten einen Kampf zu ver-
suchen. Die Cillier Chronik erzählt, dass einer von der Huniady'-
sehen Partei zuerst einen Dolch gezückt und darauf hin erst
Ulrich zum Schwerte gegriffen habe. So sehr wir auch sonst
Chroniken-Berichte mit grösster Behutsamkeit aufnehmen, so
müssen wir doch hier der Chronik beistimmen, weil sie der
Wahrheit ungleich näher kommt als die übrigen Geschichts-
bücher. Es scheint dem Chronisten der Bericht Holzler*s vor-
gelegen zu sein, wie auch Beide darin übereinstimmen, dass dem
Leichnam der Kopf abgehauen wurde. Auch Aeneas Sylvius
geht, obwohl ein Gegner des Grafen, über die Ermordungs-
geschichte mit auffallender Zurückhaltung hinweg, ein Beweis,
dass die Details bei ihm nicht Glauben fanden. In seiner böh-
mischen Geschichte nimmt er sie wohl theilweise auf, aber den-
noch abweichend von der gewöhnlichen Erzählung, so z. B. weiss
er nichts von einem Briefe UUich's an Brankovitsch. Was dieses
102
Schreiben anbelangt, so scheint es fingirt gewesen zu sein, denn
einerseits steht es mit der Politik des Grafen, der durch eine
Ermordung der beiden Huniady den Hass der Nation erweckt,
einen Kampf im Lande selbst hervorgerufen, und dadurch den
Krieg gegen die Türken verzögert hätte, im stricten Wider-
spruche, andererseits ist es sehr sonderbar, dass es Ladislaus
nicht dem Könige vorwies, als er den Mord entschuldigte, da
dieser Brief den Gewaltact, wenn auch nicht gerechtfertigt, so
doch entschuldigt hätte.
Das Resultat dieser Kritik ist im Kurzen folgendes: die
Ermordung Ulrich's war schon früher beschlossen, und ist als
ein Act theils gemeiner Rachsucht, theils politischer Rücksichten
anzusehen, üeber die Details des Todes Ulrich's v. Cilli wissen
wir nichts Bestimmtes, da sie in dem Berichte im Interesse
der Huniady'schen Partei, daher durchaus falsch dargestellt sind.
Der König empfing die Nachricht vom Tode des Grafen
mit erheuchelter Gleichgiltigkeit, da er für sein eigenes Leben
zittern musste, aber in seinem Innern gelobte er sich, fürchter-
liche Rache an den Mördern seines Oheims zu nehmen. Wie
tief erschüttert er auch war, ergab er sich doch mit bewun-
dernswürdiger, männlicher Resignation in das Unabänderliche
und sah mit Ruhe und Fassung seinem eigenen Tode entgegen ^).
Aber die Frechheit der Mörder ülrich's ging doch nicht so
weit, sich an dem Haupte ihres Königs zu vergreifen. Dass das
Kreuzheer vor den Mauern Belgrad's auf die Nachricht vom
Tode des Grafen die Festung erstürmen wollte, erwähnt nur die
Cillier Chronik.
18. König Ladislaus hatte eine prächtige Bestattung seines
unglücklichen Oheims anbefohlen**). Der Leichnam wurde verhüllt
nach Cilli gebracht, wo ihn die nunmehr verwitwete Gräfin
Katharina, von Rittern, Knappen, und der Bürgerschaft umgeben,
empfing und in die Kapelle des untern Schlosses begleitete.
Am Tage des Begräbnisses wurde der Leichnam aus der Kapelle
in die Minoritenkirche geführt und hier auf den Katafalk gelegt.
Die Witwe, eine grosse Anzahl von Rittern und Bürgern war
anwesend. Nach Schluss der Messe erschienen zwölf schwarz
gekleidete Pagen und legten auf den Katafalk den Panzer, Speer,
Schwert, Helm und Schild des ermordeten Grafen, ihnen folgte
103
ein geharnischter Ritter, der Schild, Helm und Wappen des
Grafen anf die Erde warf und dreimal mit lauter Stimme rief:
,»Grafen v. Gilli und nimmermehr Grafen v. Cillil^ worauf er
die Fahne der Cillier zerriss und das Wappen zerbrach, zum
Zeichen, dass mit Ulrich dem II. das Geschlecht der gefürsteten
Grafen von Gilli zu Grabe getragen sei.
Die Chronik findet keine Worte, um den Jammer und
das Wehklagen der Anwesenden zu beschreiben. Warf doch der
Glanz des Ruhmes, der ihren Fürsten umgab, einen Widerschein
auch auf sie selbst! Der plötzliche und unerwartete Tod musste
alle tief erschüttern, aber beklagen dürfen wir desshalb den
Grafen nicht. Im höchsten Taumel des Glückes, auf dem Zenith
seines Ruhmes und seiner Grösse ist er wie ein Heros geschie-
den, ehe das Alter seine Kraft gebrochen*^).
19. lieber vier Jahrhunderte modert Graf Ulrich II. in
seiner Gruft in der Minoritenkirche zu Gilli, und der Mann, vor
dem einst unser Vaterland gezittert, wurde von den folgenden
Generationen theils vergessen, theils verkannt. Selbst seit dem
erneuerten Aufschwung der österreichischen Geschichtsschreibung
ist man gegen Ulrich einerseits mit einem Parteihasse, der selbst
die persönlichen Feinde des Cilliers beschämen könnte, anderer-?-
seits mit hochmüthiger Verachtung und Geringschätzung ver-
fahren. Dass wir in den Quellenwerken einer einseitigen und
flachen Auffassung der politischen Wirksamkeit des Grafen
begegnen, ist leicht erklärlich, da die gleichzeitigen Schriftsteller
— mit ^^usnahme der Cillier Chronik, die aber an und für sich
geringe historische Bedeutung hat — durchaus der Gegenpartei
Ulrich's angehören; aber es ist höchst sonderbar, dass auch der
Blick neuerer Historiker von Leidenschaft und Vorurtheilen
getrübt ist. Dieses Factum beweist, wie schlecht es mit der
Quellenkritik in Oesterreich bestellt war, und wie die vaterlän-
dische Geschichtsschreibung grösstentheils nur auf Zusammen-
stellung der verschiedenen Berichte, ohne dass diese näher
untersucht wurden, basirte. Das Urtheil musste in Folge dessen
nothwendig schief ausfallen. So fand man in der Geschichte
Ulrich's V. Cilli Treulosigkeit, Egoismus, unsittlichen Lebens-
wandel und schloss daraus, der Graf müsse ein höchst verwerf-
licher Charakter gewesen sein. Aber hier sind die Prämissen
104
• • • »
und der Schluss falsch. Diese Historiker nahmen die Berichte
geschworner Feinde Ulrich's anf Treu nnd Glauben hin, ohne
vorerst den Massstab der Kritik angelegt zu haben. Der Ge-
schichtsforscher darf aber nichts glauben, ehe es nicht bewiesen
ist; Skepsis ist hier, wie bei allen Wissenschaften das erste
Erforderniss einer erfolgreichen Forschung.
Ein zweiter Umstand, der eine richtige Auffassung des
Grafen Ulrich niemals aufkommen liess, war die Gewohnheit
der meisten österreichischen Historiker, die Vergangenheit durch
die Gegenwart, nicht durch die Vergangenheit selbst zu erklären.
So erfuhr der sittliche Charakter Ulrich's eine ungerechte Beur-
theiinng, weil man die ümstäade, unter denen er sich entwickelte,
nicht würdigte; so verurtheilte man ihn als einen Herrschsuch-
tigen, Eigennützigen, Wortbrüchigen, ohne zu bedenken, das»
nach den einmal gegebenen Verhältnissen im Mittelalter nur
dann ein allen selbstischen Interessen entsagender Charakter sich
herausbilden konnte, wenn die Vorbedingungen dazu besonders
günstig waren, aber auch in diesem Falle meist eine abstossende
ascetische Färbung annahm. Dass diese Vorbedingungen bei
Grafen Ulrich nicht vorhanden waren, ist leicht einzusehen, und
republikanische Römertugend im Feudalstaat des Mittelalters
zu suchen, würde wenig historischen Sinn bezeugen.
Was unsern Historikern drittens fehlt, ist die philosophische
Vertiefung der Geschichte. Das Mittelalter, besonders in seinen
letzen Zügen, wird derart als Epoche des crassesten Egoismus
angesehen, dass man sich scheut, demselben Ideen zu unterlegen,
und doch treten solche in der Geschichte Ulrich's v. Cilli deutlich
hervor. Dadurch gewinnt aber erst das Leben dieses Mannes eine
höhere Bedeutung. Dass er als Vorkämpfer des Absolutismus
auftritt, daher der Neuzeit angehört, stempelt ihn zu einem
dramatischen Helden, während er in der Fassung aller neuern
Historiker als unbedeutend erscheint.
Dass in Folge dieser Mängel unserer historischen Schule
Ulrich in seiner politischen Wirksamkeit und in seiner Bedeutung
für Oesterreich in kein richtiges Licht gesetzt werden konnte,
ist selbstverständlich. Während man verrufene Persönlichkeiten,
wie Kleopatra, Messalina, Tiberius, Nero von allem Tadel freizu-
sprechen wagte, hatte keiner ein Wort der Entschuldigung,
105
geschweige denn der Rechtfertigang für Ulrich v. Cilli. Wenn
vorliegendes Werk seiner Aufgabe auch nicht in allen Theilen
gerecht wurde, so nimmt es doch das Verdienst in Anspruch, zu
einer neuen historischen Auffassung der Geschichte Ulrich's v. Gilli
den Anstoss gegeben zu haben. Die vier letzten Lebensjahre des
Grafen erscheinen hier in einem ganz anderen Lichte als gewöhn-
lich. Es ist dies nicht das Verdienst des Verfassers, sondern
der Zeit, die seit Lessing, Niebahr, Wolf und Strauss auf strenge
Kritik dringt.
20. Wir haben jetzt das politische Leben in Oesterreich,
wie **) es durch die schöpferische Hand des letzten Gillier Grafen
gestaltet wurde, in kurzen Zügen vor uns vor&berziehen gesehen.
Ulrich n. stellt sich uns als ein Mann von grossen Naturanlagen,
bedeutendem staatsmännischen Talente, kraftvoller Energie dar.
Aus seiner Jugend brachte er einen brennenden Ehrgeiz, den
Ruhm und Glanz seines Hauses auf die höchste Stufe zu heben,
mit; kaum waren aber die Zügel in seine Hand gelegt, wurde
er der Träger der Idee der absoluten Herrschergewalt, welche
Idee sich in seiner ganzen politischen Wirksamkeit zu offen
ausspricht, als dass man sie verkennen könnte. Allein die damali-
gen Verhältnisse in Oesterreich waren noch nicht dazu angethan,
als dass diese Idee hätte durchdringen können, und so war der Sturz
Ulrich's nothwendig bedingt.
Dass diese Idee dem Grafen Ulrich klar vorschwebte, wird
Niemand behaupten wollen, denn dies ist nur auf einer hohen
Gulturstufe, in einem philosophischen Zeitalter möglich. Luther
z. B. ist durchaus ein Vorkämpfer der freien Forschung, und nur
als solcher nimmt er eine hervorragende Steile in der Entwick-
lungs-Geschichte der Menschheit ein, und doch war er sich dessen
nicht bewusst, und nur dogmatische Gründe waren es, die
ihn zum Kampfe gegen die unbedingte Autorität der Kirche
trieben. Ferdinand H. ist der Begründer des Absolutismus in
Oesterreich, aber er hatte keine Ahnung davon, dass der Ab-
solutismus der nothwendige Uebergang ans dem Feadalstaat des
Mittelalters in den modernen Constitutionalismus war, und ver-
nichtete hauptsächlich nur aus confessionellen Gründen das
Ständethum. Kaiser Heinrich IV., die Staufer waren in ihrer
Art Vorkämpfer der Reformation, aber man würde sehr wenig
106
historischen Blick verrathen, wenn man glanben wurde, sie seien
ihrer eigentlichen, weltgeschichtlichen Bedeutung bewusst gewesen.
Es kann uns daher auch an Ulrich y. Gilli nicht irre machen,
wenn wir sehen, dass ihn seine Natur, sein Charakter zu einem
absolutistischen Herrscher stempelte, er bleibt trotz allem dem
doch der Träger einer Idee, ein Vorläufer der Neuzeit und
daher für die Geschichte unseres Vaterlandes von höchster
Bedeutung.
Der Charakter des Grafen liegt uns klar vor Augen. Der
Grundzug war Herrschsucht und kühnes Vertrauen auf sich selbst.
Daher suchte er die Unendlichkeit des Ich's in der Vernichtung
alles Aeussem, was dieser Unendlichkeit entgegenstrebte, daher
setzte er sich mit rücksichtloser Kühnheit über alle Schranken
. der Sittlichkeit hinaus, daher war er freigeisterisch, aber nicht
aus Ueberzeugung, daher war er in seinem ganzen Thun, in der
grossen politischen Welt sowohl, als auch in dem engen Kreis
der Familie durchaus despotisch. Zu jener erbärmlichen Schaar
von Ehrgeizigen, die sich mit Würden und Aemtern, mit dem
blossen Scheine begnügen, gehörte er nicht, und konnte seiner
gross angelegten Natur nach gar nicht gehören, sein tiefer Geist
drängte nach dem Wesen, er wollte herrschen und nicht bloss
zu herrschen scheinen.
List und Heuchelei konnten in seinem Charakter ursprüng->
lieh nicht liegen, sondern mussten durch die äussern Verhältnisse
hineingetragen werden. Die meisten politischen Gegner Ulrich's
waren Gewaltmitteln unzugänglich und daher war der Graf noth-
wendig auf Schleichwege angewiesen. Zudem waren Verleumdung,
List, Ränke und Kniffe die Waffen seiner Feinde, und diese
konnten nur mit gleichen Waffen bekämpft werden. Wäre ihnen
Ulrich rückhaltslos entgegengetreten, so wäre er offenbar im
Nachtheile gewesen.
Die andern Seiten des Charakters Ulrich's liegen uns nicht
so klar vor Augen, wir entbehren eben vertrauter Briefe und
Tagebücher, die uns allein über sein tiefstes Denken und Fühlen
genügenden Aufschluss geben könnten. Obwohl er vorwiegend
Verstandesmensch war, so war ihm Gefühl, und zwar tiefes
Gefühl doch nicht fremd, dies beweist seine glühende Leiden-
schaft zu jener Bürgersfran aus Wien. Er hatte sich seine Ziele
107
klar vor Augen gestellt, aber in der Wahl der Mittel zur Er-
reichung des Zieles war er oft anbesonnen and überstürzt. Dem
gedemüthigten Feinde verzieh er nicht, sondern übte graasame
Rache, doch konnte er diese Gefühle unterdrücken, wenn sie mit
seiner Politik .unvereinbar waren. Er schloss Verträge, am sie im
nächsten Augenblicke wieder zu brechen. Sein Wille war ihm das
höchste Gesetz und es war ihm gleichgiltig, ob seine Untei*thanen
dadurch gewannen oder verloren. Die Gesetze und Lehren der
Kirche fand er keiner Beachtung werth, aber nur aus Gleichgiltig-
keit, nicht aus Ueberzeugung. Gegen Andersgläubige bewies er sich
in höchstem Grade tolerant, aber nur aus politischen, nicht aus
humanistischen Gründen. Seine Tochter liess er im griechischen
Glauben erziehen, was sehr wenige der damaligen Katholiken
gewagt hätten. Naturen von dem Schlage Ulrich's verbinden oft
grosse, mit kleinlichen Eigenschaften. Cäsar z. B. war so eitel, dass
er sich durch einen Senatsbeschluss die Bewilligung ertheilen liess,
einen Lorbeerkranz tragen zu dürfen, um damit sein kahles Haupt
zu bedecken. Ulrich liess sich sein Haar kräuseln, den Bart
rasiren, und trug stets reiche Gewänder. Selbst in hohem Mannes-
alter verlor er nicht den Geschmack an galanten Abenteuern und
sein Haus glich nach der freilich unmassgeblichen Behauptung
seiner Zeitgenossen fast dem Serail eines türkischen Pascha.
Dessen ungeachtet dürfen wir sagen: Ulrich v. Cilli war ein
grosser Mann. Hätte er in einer andern Zeit gelebt, wäre er
unter andern Verhältnissen aufgewachsen, hätte er vor Allem
an dem Grundsatze festgehalten: dass der Mensch nicht um
seiner selbst, sondern um des Ganzen willen, auf Erden lebt,
so wäre er einer der bewunderungs- und verehrungswürdigsten
Männer aller Zeiten geworden. In ihm steckte ein Brutus und ein
Cäsar. Im Feudalstaate des Mittelalters konnte er sich zu keinem
Brutus herausbilden, er konnte nur der Mensch werden, wie ihn
uns jetzt die Geschichte vor Augen fuhrt. Sein tragisches Ende lässt
uns aber vieles vergessen. Seine grossen Eigenschaften erscheinen
uns nun im hellsten Glänze, und das, was an ihm verwerf ens-
werth war, müssen v^ir milder und gerechter beurtheilen und
aufsein Grab dürfen wir schreiben; „Er hat viel gesündigt
und viel gebüsst.^
NOTEN.
Erstes Buch.
*) J. C. AquiL Gesch. V. 301.
«) Ebendaselbst 385.
^) Beim Tode des letzten Gillier Grafen ergab sich folgender Terri-
torialbesitz: In Steiermark: Gilli, Osterwitz, Furgstall, Heken-
berg, Sonegg, Fr asslau, Pack, Prassberg, Altenburg ob Prassberg,
Riedeneck bei Rietz, Oberburg, Forchteneck, Katzenstein, Schöu-
stein, Schallegg, Eckenstein bei Wöllan, Helfenberg, Neubaus,
Rabensberg, Liemberg, Weitenstein, Gonobitz . Saldenhofen, Mauta,
Eibiswald, Hohenbnrg, Waldstein, Pfannberg, Murek, Truzenau,
Freistein, Rohitsch, Königsberg, Hörberg, Planina, Süssenheim,
Reichenegg, Pressing. In Kärnten: Orten bürg, Sternburg, Spital,
Paternion, Ober- und Unter-Drauburg, Someregg, Kelerberg,
Staierberg, Ober- und Unter-Stein, Weissenek, Uardneidstein,
Mautenberg, Bresnik, Falkenstein, Greifen bürg, Treben. In Kraiu:
Scharfenberg, Gurkfeld, Radmaunsdorf, Laas, Reifniz, Gottschee,
Friedrichstein, Pöllaud, Weijisenfels, Kostel, Ig, Flödnig, Kropp,
Pillichgraz, Görtschach, Waidenburg, Ortenek, Zobelsberg, Yinica,
Yalenberg, Grafen wert, Neid egg, Windisch-Büchl, Naklas, Gol-
denstein, Neuburg, Pemont. In Kroatien: Zagreb, Samabor,
Stenitschnik, Medyedgrad, St. Georgen, Kopreinitz, Warasdin, Tscha-
kathurn, Strigoyo, Krapina, Kaiserberg, Trockenstein, Bisterca,
Neodelec,Tirnlein, beide Kanieuic,Yrana,Kostajnica, Weker u. s. w.
In Oeterreich: Jochtenstein, Rohrau, Medling, Guntramsdorf,
Lichteustein, Marie-Entzersdorf. Als Pfand besassen die Grafen
You Cilli: Feistritz, Markt Tüffer, Sachsenfeld, Hochenegg, StrÖ-
chau, Moosberg in Kärnten, Ratschach, Stättenberg, Metlik, Laud-
strass, Rudolfswert, Sibenek, Weichselburg, Frankenburg, Attersee,
Mithau.
*) Aen. Sylr. Hist. hohem, c. 59, 83, — Gerardus de Roo lib. 5 —
Tugerus Spec. hon. austr. lib. 4.
^) J. C. Aquil. Gesch. III. 395 — Cill. Chronik ap. Halm p. 687; urk.
753 seq.
^) GUI. Chronik ap. Hahn p. 688, seq.
109
'') Aen. Sylr. Hist. Frid. III. ap. Kollar tom. II. p. 215 — Cili. Chron.
p. 682, seq.
«) Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 218.
•) Nicht ,,Nichte," wie sie Licbuowsky nennt. Vrgl. Stammtafel
*<>) J. Aquil. Annal. III. p. 401.
") Kurz K. Fridr. IV. I. urk.
") Baibin Epist. V. III. — Pray Annal. II. 339 — Ebendorffer ap.
Pez. I. 857.
") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 113 — Pray Annal. IL 342.
1*) Kollar Annal. Vindob. IL 834 seq. — Chmel Mat. L IL 10.
") Arch. cesky L 243.
^*) Freiberg. Samml. III. I. urk.
*') Aen. Sylr. Hist. bohem. c. 57—58.
*•*) Aen. Syly. Hist. bohem. c. 58. — Baibin. V. 3.
^»J Dlugoss Hibt. Pol. L c. 736.
^^) Dlugoss Hist. Pol. XU. 736 nennt Fridrich y. CiUi. - Cill. Chronik
ap. Hahn IL 703 aber Ulrich. Letzteres ist jedenfalls das rich-
tigere, da auch Aen. Syly. (Hist bohem.) dafür eintritt.
**) Thwrocz chron. Hungar. IV. c. 33.
2') Pray Annal IL 362.
^») Kollar Annal. Yind. L 1026 seq.
**) Kollar Anal. Vind. IL 845 — Chmel Reg. Nr. 98.
*^) Kurz Gesch. Frid. IV. L 38. urk. — Chmel Mat. L IL 82, Reg.
Nr. 95.
»•) Chmel Mat. L IL 85. Reg. Nr. 97.
*^) Kollar Annal. Vindob. IL 878 - Chmel Reg. Nr. 271.
*') Kollar IL 955.
«•) Chmel Reg. Nr. 367.
^) Aen. Syly. epist. 51.
'0 Ordinat. ingress. Frid. HL in urbem. ap. Pez 11. 561, seq.
»*3 Kurz K. Frid. IV. I. 253 urk. - Chmel Reg. Nr. 513.
«») Cill. Chronik 689 seq. — Ebendorflfer ap. Pez I. p. 859.
'»*) Kurz K. Frid. IV. I. 254 urk.
»^) Chmel Reg. Nr. 1509.
»•) Chmel Reg. Nr. 1510.
»') Nr. 1511. 1519.
»*») Nr. 1515.
«») Nr. 1516.
«») Nr. 1513, 1514.
**) Nr. 1531.
«) Nr. 1532.
") Nr. 1533.
**) Nr. 1534.
*S) Cill. Chronik p. 694.
HO
^) Ebendorffer I. 8f(9 nennt ihn irrthümlich einen Polen.
*') Ebendorffer L 859.
*^) Ebendaselbst. — Arenpeck 1256.
*•) Ebendorffer 859.
^) Ebendaselbst p. 861.
*») Aen. Syl. Bist. Frid. III. p. 163. — Ebendorffer 861. — Cill.
Chronik ap. Hahn 659. Lichnowsky zweifelt daran, doch wäre
bei einer solchen Uebereinstimmung der Quellen die Skepsis unge-
rechtfertigt. Zudem bezog sich auch die Anklageschrift Ebers-
dorFs gegen Ulrich auf die Belagerung von Skalitz. Es ist ja
möglich, dass Ulrich das befestigte Neiren umging; vielleicht war
er auch mit Pangracz im Einyerständnisse, welchen Verdacht auch
die oberwähnte Schrift ausspricht, und der duroh den günstigen
Frieden, den Ulrich dem Pangracz zu rerschaffen wusste, bestärkt
wird.
^) Cill. Chronik p. 704 seq. Sie erzählt auch, dass in dem Heere
Huniadj^s sich Türken und Wallachen befanden.
^) Joh. de Zreda ep. 21. — Bonfin L erzählen yon einem Angriff des
grazer Schlosshauptmanns auf das ungarische Heer, was auch
Fessler (IV. 628) aufgenommen hat. Abgesehen davon, dass die
Cill. Chronik, die diesen Krieg ausführlich beschreibt, nichts daron
weiss, beweist schon ein Blick auf die Karte die Unwahrheit
dieser Angabe, da Graz ja ganz und gar ausser der Marsch-
route lag. Vielleicht wollten die ungarischen Quellen durch dieses
Märchen die Verletzung des königlichen Gebietes entschuldigen.
^) KoUar Annal. Vind. II. p, 1266 seq.
**) Chmel Mat. I. II. 238; — Oest. Gesch.-Forscher H. 231 urk.
*•) Kollar Annal. Vind. I. c. IL 1327 seq.
^^) Kollar II. 1351 seq.
Zweites Buch.
*) Vrgl. I. 7.
^) Aen. SylT. Bist. Frid. III. ap. KoUar tom. IL p. 324.
*) Ebendorffer ap. Pez. I. c. 859, 860.
*) Kollar Annal. Vind. IL p. 837.
^) Kollar Annal Vind. IL p. 854 — Chmel Reg. Nr. 172.
*) Kollar, i032 seq.
'^) Aen. Syly* Bist. Frid. IIL ap. Kollar p. 419.
«) Dlngoss XIII. 24.
•) Kurz K. Frid. IV. L p. 258.
*») Aen, Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 483 seq.
") Aen. Syly. Eist. Frid. IIL ap. Kollar p. 485.
**) Ebendorffer ap. Pez I. c. 868.
*») Aen. Syly. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. 486.
") Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 494 seq.
15) Kurz K. Frid. IV. L 264.
^^) Chmel Reg. Nr. 2729. — Die Instruction für die Gesandten in Chmel
Mat. L IL 356.
") Chmel Mat. L IL 357.
") Chmel Mat. L IL 360.
*») Hist. Frid. IIL
^) Cill. Chronik ap. Hahn p. 742.
«») Chmel Mat. L CLXXX.
W) Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 203.
'8) Kollar Anal. Vind. IL p. 4269.
") Aen. Syly, Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 204 seq.
*0 Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 206 seq. — Urkundlich
belegt in Chmel Mat. L IL 363.
2«) Chmel Mat. I. IL 363.
«') Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 244 — Aen. Syly. Hist.
hohem, c. 60.
*^) Dubrayii Hist. hohem, lib. 28.
W) Chmel Mat. L IL 367.
»>) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 4604.
31) Chmel Reg. Nr. 2746.
112
**) Preuenhnber Annal. Styr. 99.
«») Kurz K. Frid. IV. I. 267.
**) Hormayr Wien IL p. 105.
•5) Aen. Sylv. Bist. Frid. III. ap. Kollar p. 3813.
'*) Giil. Chronik ap. Hahn ; p. 697. seq. Die Toleranz Ulricirs zeigt
sich hier wiederum im schönsten Lichte. Da Katharina im grie-
chischen Glauben erzogen war, gestattete ihr der Graf, einen
Priester der orientalischen Kirche nach Ciili mitzunehmen und
seine Tochter Elisabeth in ihrem Glauben zu erziehen.
«^) Thwrocz IV. 46. — Joh. de Zredna Ep. 39 ap. Schwandtner IL
57. Nach der Schlacht am Amselfelde im Oktober 1448 wurde
Joh. Huuiady von BrankoTitsch, dem Schwiegervater Ulrich's,
gefangen genommen. Bei seiner Auslieferung wurde festgesetzt,
dass Elisabeth y. Gilli mit Mathias Huniadj yerlobt werden solle.
»*) VrgL Stammtafel.
"*) Aen. Sjl. Hist. Frid. III. ap. Kollar p. S14. Es ist sehr wahr-
scheinlich, dass dieses Weib um den Mordbefehl wusste. Haselbach
nannte es daher eine zweite Herodias.
*«j Aen. Sjly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 217 seq.
*>) cm. Chronik ap. Hahn p. 696.
*0 Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 214.
"J Ebendaselbst.
**j Ulrich war in Folge seiner bedeutenden Besitzungen in Ungarn
einer der ersten Magnaten.
*^j Aen. Syly. Hist. Frid. IIL ap. Kollar p. 219.
**) Ebendaselbst.
*^) Ebendaselbst p. %iO.
*"*) Ebendaselbst p. %ti.
*"j Ebendaselbst p. 222.
^) Ebendaselbst p. 223.
^^) Ebendaselbst.
^^) Ebendaselbst p. 223 seq.
^) Ebendaselbst p. 224.
**J Ebendaselbst p. 225.
^^) Ebendaselbst p. 226.
^) Pachmayer AuaL 902.
*') Lichuowsky VL Reg. Nr. 1613.
*»j Lichuowsky VL Reg. Nr. 1617.
*•} Aen. Syly. Hist. Frid. HL ap. Kollar p. 25 i seq.
•»j Chmel Mat. L U. 374. — Pray Annal HL 89.
•*J Koyachich Vest. Suppl. IL 115.
«*) Kurz K. Frid. IV. L 271.
^) Ebendaselbst 273.
•»J Kurz K. Frid. IV. L 268.
113
•■i) Aen. Sylr. Hi»t. Frid. III. p. 258 seq.
^} Ebendaselbst p. 282 seq.
•') Chmel Mat. I. IL 376.
•**) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. ap. Kollar 322.
••) Ebendaselbst p. 322 seq. Der Brief, wie er uns hier rorliegt, ist
nicht vollkommen authentisch, sondern in einem elegantern Style
abgefasst, als die Urkunde selbst. Da uns ^ber diese verloren
gegangen ist, so müssen wir uns mit dem, was uns Aeneas Syl-
yius gibt, zufrieden stellen.
W) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 323 seq.
''^} Ebendaselbst p. 325 seq.
*») Ebendaselbst p. 326.
^') Ebendaselbst p. 339.
'») Chmel Mat. IL 2.
") Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 340.
''«) Chmel Mat. IL 4.
") Pray Annal. IIL 111.
«) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 321.
'») Lichuowsky VL Reg. Nr. 1637.
wj Aeneas Sylv. Hist. Frid. III p. Ui.
^0 Ebendaselbst p. 227.
^^) Ebendaselbst p. 343 seq.
^) Ebendaselbst p. 344 seq.
^) Ebendaselbst p. 347.
^'0 Ebendaselbst p. 348.
^^) Ebendaselbst. — Jo. N. Boecleri Adnotationes in Hist. Austr.
Aen. Sylv. ap. Kollar tom. IL XXIV.
«') Aen. Sylv. Hist. Frid. HL 349.
»*») Chmel Mat. IL 17.
"») Chmel Mat. IL 18.
•0) Pray Annal. IIL 114. — Hanthaler Fast. IL IL 394. - Chmel Reg.
Nr. 2899.
»») Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 351.
«*) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 351 seq. — Die Bulle in Chmel
Mat. IL 4.
»») Pray Annal IIL 112.
«*) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 353.
»5) Chmel Mat. IL 18.
»«) Aeu. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 375.
»^) Ebendaselbst p. 354.
»'*) Ebendaselbst p. 355.
»») Chmel Reg. Nr. 2911.
*00) Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. 3B5 seq.
»<>0' Ebendaselbst p. 357 seq.
Supan, Ulrich v. Cllli. 8
114
*•«) Chmel Mat. II. 19.
*»») Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 368.
"«*) Ebendaselbst p. 355.
^^^) Ebendaselbst p. 368 seq.
*••) Ebendaselbst p. 369.
*ö^) Ebendaselbst p. 370.
^^) Ebendaselbst P, 310 seq. Die Erzählangen mögen wohl etwas
ausgeschmückt sein.
*o») Ebendaselbst p. 373.
"*») Ebendaselbst p. 375.
"0 Ebendaselbst p. 376 sep.
^^^) Ebendaselbst p. 382. Hier wird das Heer auf ungefähr 1200 M.
geschätzt, während Ebendorffer ap. Pez. IL 870 die Stärke auf
24000 M. angibt.
"») Contin Pulk. I. c. 180.
"*) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 381.
"5) Hist. hohem, c. 60.
"•) Hinderbachii Contin. ap. KoUar II. p. 566.
"') Aen. SyW. Hist. Frid. III. p. 382. - Woifg. de Styra ap.
Pez II. 451.
"«} Aen. Sylv. Hist. Frid. III p. 383 seq.
"*) Ebendaselbst p. 385.
»'0) Chmel Mat. II. 26.
***) Aen. Syl7. Hist. hohem, c. 60 gibt das Heer Podiebrad"*» auf
16000 M. an.
'") Aen. Syl^. Hist. Frid. III. p. 386 seq.
"») Chmel Reg. Nr. 2983, 2984 — Lichnowky VI. Reg. 1700.
^") Aeu. Sylv. Hist. Frid. III. p. 394.
^") Aen. Sylv. Hist. Frid III. p. 394.
Drittes Buch.
^) Aeii. SjW. Hist. Frid. II. ap. Kollar, p. 396 — Hist. boheni. c. 60
£beiidorffer ap. Pez. 87 i.
') Dubrarii Hist. hohem, lih. 28.
') Aen. Sylr. Hist. Frid. III. p. 398.
*) Ebeudaselhst p. 399.
^) Ehendaselhst p. 404.
') Ehendaselhst p. 400.
''j Ehendaselhst p. 402.
*) Dass der hohe Adel, der sonst die stäadische Freiheit verfocht,
um den absolutistisch g^esinnten Ulrich sich schaarte, darf nicht
auffallen, da Eizinger, der Führer der Ständepartei , ron den
altadeligeu Geschlechtern als Emporkömmling gehasst wurde.
») Aen. Syl7. Hist. Frid. III. p. 404.
*«) Dubravii Hist. hohem, lib. 28.
^0 Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 405 seq.
«) Chmel Mat. II. 29.
") Chmel Mat. IL 28.
**) Aen. SylY. Hist. Frid. III. p. 406 seq.
**'*) Wie Lichnowsky (VI. p. 456) meint.
*•) Thwrocz IV. c. 50. — Arenpeck 1159 — Bonfin Decad. III. VII. 376.
") Pray Annal. III. 125.
^*) Katona Ep. IL 342.
**) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 60. *
«») Aen. SylT. Hist. Frid. HL p. 442-
'0 Ebendaselbst p. 438 seq. — Ebendorffer 873.
*0 Kurz K. Frid. IV. I. 276 urk.
^8) Lichnowsky VL Reg. Nr. 1780.
") Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1808.
^^) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1729.
") Chmel Mat. IL 31. — Lichnowsky VL Reg. Nr. 1728.
2') Lichnowsky VL Reg. Nr. 1828.
*^) Chmel Mat. IL 52.
*») Aen. Sylv. Hist. Frid. IIL p. Hl.
^) Lichnowsky VL Reg. Nr. 1711 b.
8*
116
•') Aen. Syly. Bist. Frid. IIL p. 447.
•*) Aen. Sylv. Bist, hohem, c. 61.
•*) Ebendaseihst.
»*) Aen. SylT. Hist. Frid. IIL p. 396 ^eq.
'^) Ehendaselhst p. 449 seq.
••) Corp. jur. hnngar. I. J07.
'^) Spiess Aufklärau^en 267.
»') Aen. Syly. ffist. Frid. III. p. 450. — Epist 462.
**) Ehendaselhst p. 448.
^) Ehendaselhst p. 446 — Aen. Sjlr. hohem, c. 60 — Arenpeck i 260
*"} Duhrayii Hist. hohem, lih. 28.
*') Ehendaselhst. — Aen. SjIt- Hist. Frid. IIT. p. 446 seq.
**) Koyachich Vest. suppl. IL H9.
**) Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 450.
**) Lichnowsky VL Reg. Nr. 4829.
^) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 61. — Die Form dieser Rede erinnert
auffallend an klassische Muster, hesonders an Demosthenes und
Cicero.
*') Aen. Syly. Hist. Frid. III. p. 450 seq. — Hist hohem, c. 64.
") Aen. Syly. Hist. Frid. IIL p. 455.
*•) Aen. Syly. Hist. hohem, c. 64. — Dnhravii Hist. hohem. 1. 28. —
Cillier Chronik ap. Hahu p. 743 seq. sagt uns, man hahe heabsich-
tigt, den Grafen zu tödten; doch muss dies nnentschieden bleiben.
— Arenpeck 4260.
^) Jo. Hinterhachii Contin. Aen. Syly. Hist. Austr. ap. Kollar IL
Viertes Buch.
^) Kollar Annal. Viud. II. p. 1381 seq. — Chmel Reg. 3132.
1) Cillier Chronik ap. Hahu 714.
s) Urk. in Kollar p. 1385 seq.
*) Aen. SylT. Hist. bohem. c. 62.
*) Dubrarii Hist. bohem. lib. 29. — Aen. Sylv. Hist. bohem. c. 62. —
Arenpeck1260 — Contin. Pulk. 181.
•) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 1781.
'') Orozen Krön. Ge\j. 82.
•*) Aen. Sylr. Hist. bohem. c. 62.
*) Ebendaselbst.
10) Chmel Mat. II. 76.
i>) Chmel Mat. II. 62
1') Cill Chronik ap. Hahn. p. 716.
") Orozen Krön. Celjska 83.
1*) Der Einzug muste jedenfalls nach dem 15. Februar stattgefunden
haben, denn an diesem Tage schrieb er noch von Warasdin aus.
**) Hist. bohem. c. 63.
1«) Aen. Sylv. Hist. Frid. III. p. 458 seq. — Hist. bohem. c. 64
*^) Bonfin III. Vir. 380.
i**) Chmel Mat. II. Nr. LXXI. LXXIL
^») Chmel Mat II. 95.
«0) Chmel Mat. IL 83.
") Lichnowsky VI. Nr. 2006, 2007.
") Lichnowsky VL Nr. 2104.
*») Pray Annal. 11 1. 154 — Chmel Reg:. Nr. 33Ö6.
'") Dubravii Hist. bohem. lib. 29.
^'^) Lichnowsky VL Nr. 2031.
**j Goldast de regno Bob. App. 189.
") Aen. Sylv. Hist. Frid. III.
«^) Thwrocz VI. 53.
**) Aen. Syly. Hist. Frid. IIL 461. Als Motiv dieses Schrittes wird
hier angegeben, dass der König den Ungarn nicht traute. Doch
ist dieser Grund wohl ungenügend, da sich Ladislaus damals
der Sympathien der Ungarn erfreute.
118
30) Chmel Mat. 11. Hl.
81) Pray Annal IIL 180.
8') Kovachich Vest. Suppl. IL i, — Aen. Sylv. Hist. bohera. c. 64.
8») Aen. Sylv. Hist. Frid. ÜI p. 463.
8*) Lichnowsky VI. Reg. Nr. 2147.
85) Hist. rer. aiistr. ab. a. 1451—1467, ed. Rauch p. 11 seq.
8») Cill. Chronik ap. Hahn p. 719 und 720.
8"') Ebendaselbst p. 721, seq.
8') Ebendorflfer ap. Pez. L c. IL 881 — Pray Annal. IH. 188.
8») Hist. bohera. lib. 29.
»0) Boiifin III. VIL 388.
*i) Ebendaselbst.
**) Hist. rer. austr. I. c. — Thwrocz IV. c. 53 ~ Aen. Sylr. Hist.
Frid. IIL 463; Hist. hohem, c. 66; epbt. 253 -^ Bonfin 388 —
Dlugoss p. 200 — Dubrarii hist. hohem, lib. 29 — Cillier Chronik
ap. Hahn p. 723 — Fontes rer. austr. 20. Bd. p. !01 seq.
*8) Aen. Sylr. Hist. Frid. IIL p. 464 - Dubrarti Hkt. boh€5m. lib. 2t».
") Cillier Chronik p. 725 seq.
^^) [\i der Minoritenkirche zu Cilli wurden im J. 1811 die Köpfe einiger
Grafen r. Cilli aufgestellt. Der Schädel Ulrich''s zeigt noch 2 Schwert-
hiebe. Die Inschrift lautet: „Ultinms ex illustri. farailia Comitum
de Cillie occis. per Ladislaym Hunyadi Belgradii 26. Martini 1456.^
Das Datum ist hier unrichtig angegeben.
^>ä38?3^
Berichtigungen.
Seite 3, Zeile 12 y. o., statt: Elisabet Braiikoyitsch, lies: Katarina B.
^19, ^ iO y. o., statt: Iduugsperger, lies: Iduiigspcuger.
^19, n 10 y. o., statt: Roxer, lies: Rorer.
■«.-■«.eo'v--»—
C Ucberrevter'sche Bnchdrnckarei (M. SaUer).
Smmo:. t
Graf
1. Mal«
vermilt mit Ml«,
GrafT.Ortembmrir
^
[ig EUsabeth
[ in dea gest. 1426. verm.
t— 1420. mit Grafen
Heiirick IV. v.
Gö».
Anna
verm. mit Grafen
MovUus tiara.
Barbara
goRt. am U. JuU
um, verm. mit
Kaiier 8lKaun4.
SUiabeth
ffest. am 19,I)or.
1442, verm, mit
KttnlgAlbreoktll.
*) Xach J
Ladiilaui
Foithumus
KtinlK V. Ungarn
Döhmen etc.
Herr zu SonegR, tl
Grd
▼erm&hlt snm 1. Mal
sogin V. Si
Anna*
▼ermält mit Ott«,
GrafT.Ortenbarg
Hg Elisabeth
i in den gest. 1426, verm.
r— 1420. mit Grafen
Heiirick IV. v.
Görz.
Anna
verm. mit Grafen
Nictiaus Gara.
Barbara
gest. am 11. Juli
1451, verm. mit
Kaiser Signand.
*) Nach J
Elisabeth
gest. am 19. Dez.
1442, verm. mit
König Albrecht II.
Ladislans
FoBthamns
König V. Ungarn
Böhmen etc.
• J-
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