PRESENTED
The University of Toronto
DIE
COPERNICUS-FEIER
zu
THOKN 18. UND 19. FEBEUAE 1873.
C-cl^&rnrcus, h/i'ca/aos
DIE
VIERTE 8ÄCULARFEIER
DER GEBURT VON
NICOLAÜS COPERNICÜS
THORN 18. UND 19. FEBRUAR 1873.
THORN 1874.
IN COMVTISSION DKK WEIDMANNSCHEN BUCHHANDLUNG
ZU BERLIN.
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9 hreupflicht war es für die Geburts-Stadt von Coperni-
1^
GUS, die Wiederkehr des Säculartages der Geburt ihres
I grossen Sohnes festlich zu begehen. Die ursprünglichen
Zurüstungen galten jedoch nur einer Feier, welche sich
bescheiden einfügen sollte in die Reihe der Festlichkeiten,
mit denen Universitäten und Akademieen die Säcular-Erinnerung
an den Begründer unserer heutigen Weltanschauung feiern wür-
den. Allein wider Erwarten war beschränkter das Wettiingen in
den Aeusserungen des Dankes , welcher der Geistesthat des
Copeiiiicus durch Veranstaltung von besondern Säcularfeiern ge-
zollt wurde: so ward durch die Gunst der Umstände Thorn
Mittelpunkt der 4. Säcularfeier der Geburt von Copernicus.
Die Vorbereitungen für die Thorner Copernicus-Feier gingen
von einem Vereine aus, welcher, an dem Enthüllungstage des
Copernicus-Denkmals in Thorn 1 853 gegründet, sich die Aufgabe
gestellt hat, das Andenken des grossen Mannes in seiner Geburts-
Stadt durch Förderung wissenschaftlicher und künstlerischer Be-
strebungen unter dem nachlebenden Geschlechte lebendig zu er-
halten .
Dieser »Cop enncus-Vereiii für Wissenschaft und
Kunst« hatte bereits im Jahre 1869 eine vorberathende Com-
mission eingesetzt, auf deren Vorschlag der Beschluss gefasst wurde
als angemessenste Grundlage für die Säcularfeier das Denkmal zu
erneuen, welches Copernicus sich selbst in seinem unsterblichen
Werke »de revolutionibus orbium coelestium« gesetzt hat.
Durch die Munificenz Seiner Majestät des Deutschen Kai-
sers und die fördernde Unterstützung des Reichskanzlers, Fürsten
VON BiSMARCK, Wie dcs Preussischen Cultusministers Dr. Falk,.
ist es dem Vereine ermöglicht worden einen diplomatisch berich-
tigten Abdruck des Copernicanischen Werkes in würdiger Form
erscheinen zu lassen*).
Für die Festlichkeiten der Säculartage selbst hatte sich die
Commission des Copernicus -Vereins durch Cooptation verstärkt.
Das Festcomite bildeten:
*) Durch den Deutschen Eeichskanzler Fürsten von Bismarck hatte der
Coperaicus-Verein die Erlaubniss erhalten, die Original-Handschrift des Werkes
de revolutionibus orbium caelestium zu benutzen, deren Aufbewahrungs-Ort
seit zwei Decennien der gelehrten Welt wieder bekannt geworden war. Die
Vergleichung mit der editio princeps erfolgte durch den vom Vereine nach
Prag entsandten Gymnasiallehrer M. Curtze. Für die Vergleichung der
editio princeps mit den drei nachfolgenden Ausgaben war eine besondere
Commission gebildet, bestehend aus den Gymnasial -Lehrern Dr. Brohm,
Oberlehrer Böthke, Herford und Professor Dr. Hirsch. Den so gewon-
nenen kritischen. Apparat sichtete Gymnasial-Lehrcr Curtze in Gemeinschaft
mit Oberlehrer Böthke, und ebenso haben beide unter fernerer Zuziehung
des Gymnasial-Lehrers Dr. Brohm den Druck des Werkes überwacht.
Die Säcular- Ausgabe , welche im Januar 1873 die Presse verliess, und
deren Widmung Seine Majestät Kaiser Wilhelm Allerhöchst anzunehmen
geruht haben, führt den Titel :
Nicolai CoperniciThorunensis orbium caelestium libri VI ex auctoris
autographo recudi curavit societas Copernicana Thorunensis. Accedit
Georgii Joachimi Khetici de libris revolutionuni narratio prima. Tho-
runi sumptibus societatis Copernicanae MDCCCLXXHI.
Bürgenueiöter Bänke ; Oberbürgermeister Bollmann; Oberlehrer
BöTHKE ; G3'mnasial-Lelirer Dr. Brohm ; Gymnasial-Lehrer Curtze ;
Kgl. Kreisgerichts-Director Ebmeier; Kaufmann Gie^dzynski, Stadt-
verordneter ; Kgl. Bankdirector Gnade ; Stadtrath und Syndicus
Hagemann ; Stadtbaurath Herrmann ; Professor Dr. Hirsch ; Kauf-
mann Gerson Hirschfeld ; Kgl. Landrath Hoppe ; Rittergutsbesitzer
vonKries, Kreisdeputirter ; Justizrath Kroll, Stadtverordneten-Vor-
steher ; Stadtrath Lambeck, Mitglied des Herrenhauses ; Kgl. Staats-
anwalt VON Lossow ; Justizrath Dr. Meyer , Mitglied des Reichs-
tages; Dr. A. Prowe, Director der höhern Töchterschule; Professor
Dr. L. Prowe, Stadtverordneter; Oberst von Reichenbach, Fe-
stungs-Commandant ; Kgl. Bauinspector Siecke; Stadrath G. Weese,
Mitglied des Abgeordnetenhauses; Fabrikant Wendisch, Stadtrath;
Rittergutsbesitzer von Wolff, Kreisdeputirter.
Das Fest-Programm wurde gegen Ende des Jahres 1872 end-
gültig festgestellt, den officiellen Einladungen beigegeben und Mitte
Januar 1873 durch die Presse veröffentlicht.
Besondere Einladungen wurden zunächst denjenigen Hoch-
schulen zugeschickt, welche einst die Bildungsstätten von Coper-
nicus gewesen waren, der Universität Cracau, wie den Italienischen
Universitäten Rom, Bologna und Padua.
Eine weitere Ausdehnung konnte den besondern Einladungen
für das Ausland nicht gegeben werden. Bei unbedingter Anerken-
nung des Grundsatzes, dass für die Gedenkfeier eines Mannes,
welcher der Welt angehört, die Schranken der Nationalität nicht
eingehalten werden dürften, war jene Beschränkung geboten; eine
Auswahl hätte nothwendig viele Unzuträglichkeiten zur Folge gehabt.
In Betreff Deutschlands führten ähnliche Erwägungen zu dem
entgegengesetzten Beschlüsse: die Universitäten und Sternwarten
8 ä mm t lieh einzuladen. Ausserdem wurden neben einigen ge-
lehrten Vereinen, welche eine besondere Beziehung zur Feier hatten,
die Gönner und Freunde des Vereins eingeladen, endlich eine Reihe
von Männern, deren staatliche Stellung zur Einladung verpflichtete.
Vielfach gelangten an den Verein ermuthigende Zusprachen,
als es feststand, dass in Thorn die Hauptfeier der Säcular-Erin-
nerung an Copernicus stattfinden werde. Vornämlich galt es als
günstige Vorbedeutung und war freudig begeisternd für den Ver-
lauf der Feier, dass unter den zustimmenden Kundgebungen zu-
nächst die freundlichsten Zusagen zur Beschickung des Festes aus
Italien eintrafen, von wo dem Vereine auch das erste Glückauf
zum Feste gekommen war*).
Die Universität Rom Hess bereits unter dem 1. Februar eine
Zuschrift an den Verein gelangen ; einige Tage später erfolgte die
Anzeige von der Wahl des Deputirten, welche einstimmig auf den
Professor der Lateinischen Sprache und Literatur Onorato Occioni
gefallen war**).
*) Bereits im Juni 1872 hatte sich der designirte Rector der Römischen
Universität Prof. Filippo Serafini mit dem Copernicus- Verein in Verbindung
gesetzt und unsern Zurüstungen zur Feier seine beifällige Zustimmung zu er-
kennen gegeben, indem derselbe zugleich Mittheilungen über die von der
Universität Rom projectirte Säcular-Feier des Geburtstages von Copernicus
beifügte.
**) Die beiden aus Rom an den Copernicus- Verein vor dem Feste ge-
langten Zuschriften lauten:
I. Societati Copernicanae Thorunensi
Romani Archigymnasii Rector
s. p. d.
Jucundissimae redditae sunt litterae Vestrae , quibus Vos, doctis-
simi Viri, Romanum Atlienaeum ad solcmnia Coperuici saecularia per-
humaniter vocastis.
Spero equidem fore ut ex doctoribus nostris die 19. Februarii ali-
quis adsit , qui apud Vos praesens testatur, Summi Viri nostram haud
defecisse memoriam, quae et in hoc Archigymnasio, tanti doctoris no-
mine olim insigni, titulo eadem die consecrabitur.
Restat, ut de legato deligendo in Academico Senatu agatur, qua de
re Vos paucos intra dies certiores faciam.
9
Der Delegirte der Römischen Universität war zugleich mit der
Vertretung der Universität Padua betraut.
Die Universität Bologna zeigte in einer Zuschrift vom 12. Fe-
bruar dem Vereine an. dass sie den Decan der philosophischen
Facultät Prof. Gaetano Pelliccioni zum Feste deputirt habe*).
In gleicher Weise, wie die beifälligen Zuschriften aus Italien,
wirkte ermuthigend auf die Festes- Stimmung, dass unter den deut-
schen Universitäten diejenige, welche in dem letzten Jahrzehnt die
Führung genommen, sich freudig bereit erklärte, einen Vertreter
zur Copernicusfeier nach Thorn zu entsenden. Nachdem eine zu-
stimmende Erklärung der Universität Leipzig bereits am 25. Ja-
Nunc vero non potui quin sine mora maximas Vobis gratias tum
meo tum Athenaei nomine referrem.
Romae Kai. Febr. 1873.
Philippus Seratini
Rector.
II. Societati Copernicanae Thorunensi
Romani Athenaei Rector
s. p. d.
Invitationem Vestram Academicus Senatus libentissime accepit et
doctorem Honoratum Occionium uno animo legatum elegit. De
quo Vos Praeclarissinn Viri quemadmodum nudius quartus persciipsi,
notiores facere gaudeo.
Romae die 6. Februarii 1873.
Prof. Dr. Serafini
Rector.
*) Rector Universitatis
literarura et artium Bononiensis
S. D. P.
Procuratoribus Societatis Copernicana(! 'J'horunensis.
Eques Gaietanus Pelliccionius Vir Clarissinius, huius Academiae
nomine atque auctoritate, Icgatus Tliorunum veniet sollemnibus saecu-
laribus, quae in honorem Nicolai Copernici a Vobis celebrantur, ad-
futurus. Eum Vobis de meliore nota commcndo.
8cribebam Bononiae pridie Idas Fcbruarias MDCCCLXXIII.
Rector Universitatis
litterarum et artium Bononiensis
Comes Caesar Albicini.
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niiar eingetroffen war, zeigte in einem officiellen Schreiben d. d.
8. Februar der derzeitige Rector Dr. H. Brockhaus dem Vereine
an, »dass der academische Senat einstimmig die Absendung
»eines Deputirten beschlossen habe, und dass ebenso einstimmig
»Prof. Dr. Bruhns zum Abgeordneten gewählt sei.«
Gleichzeitig mit der Benachrichtigung Seitens der Universität
Leipzig traf auch von dem academischen Senate zu Königsberg
die Anzeige ein, dass derselbe die Absendung eines Deputirten
beschlossen habe, und in einem zweiten Schreiben d. d. 1. Februar
erfolgte die Mittheilung, dass zur Vertretung der Universität der
zeitige Prorector Prof. Dr. Caspary gewählt sei und die auf ihn
gefallene Wahl angenommen habe.
Ausser Königsberg erwiesen unter den Preussischen Hoch-
schulen dem Vereine die Ehre, das Fest durch einen Deputirten
zu beschicken: die Universitäten zu Halle und Breslau. Die
officiellen Anzeigen von der Entsendung eines Delegirten wurden
von dem academischen Senate der Universitäten Halle und Breslau
Anfang Februar nach Thorn eingesandt.
Dienstag 18. Februar.
JJer dem Säcular-Tage vorhergehende 18. Februar war zu
einer in beschränkteren Grenzen gehaltenen Vorfeier bestimmt.
Allein die gehobene Stimmung der Festgenossen und die in dan-
kenswerthester Weise entgegenkommende Theilnahme der ge-
sammten Bevölkerung Thorns gestaltete bereits den 18. Februar
zu einem selbstständigen Festtage.
Die beiden aus Italien angemeldeten Ehrengäste, die Profes-
soren OcciONi und Pelliccioni, waren bereits am Abende des
17. Februar hierselbst eingetroffen. Der Morgenzug des 18. Fe-
bruar führte die Vertreter der Deutschen Universitäten nach Thorn
und mit dem Mittagszuge erschienen die übrigen Ehrengäste und
auswärtigen Festgenossen.
Eine Abtheilung des Fest-Comite hatte die Ehrengäste auf
dem Bahnhofe empfangen und in den für sie bereit gehaltenen
Equipagen nach ihren Wohnungen zur Stadt geleitet *) , in welcher
viele Häuser bereits ihren Festschmuck angelegt hatten.
*) In den für die Ehrengäste beschafften Wohnungen fanden dieselben
als Gastgeschenk vor: die Säcular-Ausgahe des Werkes de revoliitionibus
orbium coelestiura und die von Dr. L. Prowe als Festgabe herausgegebenen
kleinen Schriften von Copernicus.
12
Der Vormittag des 18 Februar wurde dazu benutzt, die
Ehrengäste untereinander und mit den hiesigen Festgenossen be-
kannt zu machen ; gleichem Zwecke diente ein gemeinschaftliches
Mittagessen (im Saale des Hotel de Sanssouci), zu welchem auch
die Berichterstatter der Presse eingeladen waren*). —
Die förmliche Eröffnung des Festes erfolgte Nachmittags im
Kathhause (im Saale des Kgl. Kreisgerichts), woselbst sich das
Fest-Comite, die städtischen Behörden und die Mitglieder des
Copernicus- Vereins versammelt hatten. Um 5 Uhr wurden die
auswärtigen Festgäste in den Saal geleitet.
Als Ehrengäste waren erschienen:
Se. Exe. der Regierungs-Präsident Graf Botho Heinrich zu Eulek-
BURG, Ober-Burggraf von Marienburg.
Onorato Occioni, Professor der lateinischen Literatur an der Uni-
versität zu Rom, Vertreter der Universitäten Rom und Padua.
Gaütano Pelliccioni, Professor der griechischen Literatur an der
Universität Bologna und Dekan der philosophischen Fakultät
daselbst, Delegirter der Universität Bologna.
Dr. Bruhns, Professor der Astronomie und Director der Sternwarte
zu Leipzig, Delegirter der Universität Leipzig.
Dr. Caspary, Professor der Naturwissenschaften und zeitiger Pro-
rector der durch ihn vertretenen Universität Königsberg, z u-
*) Eigene Correspondenten hatten hierorts sich gewonnen die Wiener
Zeitungen »Presse« und die »Neue freie Presse«, die »National-«,
»Spenersche« und »V o s s i s c h e Z e i t u n g«. Für mehrere andere Berliner
Zeitungen war ein gemeinschaftlich bestellter Reporter erschienen. Besondere
Berichterstatter hatten endlich entsendet die »Danziger«, »Posen er« und
»Brom b erger Zeitung«. Die »Schlesi sehe Zeitung« hatte einender
Ehrengäste für die Berichterstattung gewonnen. Ein anderer Ehrengast hat
in der zu Leipzig erscheinenden Zeitschrift »Aus allen Welttheilen« einen
eingehenderen Bericht über das Fest erstattet. — Von ausländischen Zeitungen
brachte die »Opinione« Original-Artikel über die Copernicus-Feier ; einen
ausführlicheren Bericht veröffentlichte sodann Occioni in der »Nuova An-
tologia«.
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gleich Abgeordneter der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft
daselbst.
Geheimer Regiernngs-Rath Dr. Knoblauch, Professor der Pliysik
und Vertreter der Universität Halle.
Dr. Galle, Professor der Astronomie und Director der Sternwarte
zu Breslau, Delegirler der Universität Breslau, zugleich Ver-
treter der Schlesischeu Gesellschaft für vaterländische Cultur und
des wissenschaftlichen Vereins der Stadt Reichenbach.
Dr. Caro, Prof. hon. an der Universität Breslau.
Dr. theol. et juris Joseph P. Thompson, auswärtiger Secretär der
geographischen Gesellschaft zu New-York.
Dr. CosACK, Stadt-Schulrath zu Danzig, Delegirter der Stadt Dan-
zig und Vertreter der drei höhern Lehranstalten Danzigs (des
Gymnasiums und der Realschulen erster Ordnung zu St. Johann
und der Petrischule) .
Prof. Dr. Bail, Director (und Vertreter) der naturforschenden Ge-
sellschaft zu Danzig.
Oberlehrer Dr. Schultz, Vertreter des Gymnasiums zu Culm.
Ober-Staatsanwalt Bartels aus Marienwerder.
Zur feierlichen Begrüssung der Ehrengäste ergriff im Namen
der Stadt Thom und des Fest-Comite zunächst Ober-Bürgermeister
BoLLMANN das Wort:
Hochgeehrte Anwesende!
Insbesonders Hochzuverehrende Ehrengäste!
Wenn mir als Vertreter der hiesigen Stadt die grosse Ehre
zu Theil geworden, beim Beginn des bevorstehenden Festes zuerst
das Wort zu ergreifen, so ist dies nicht als eine blosse Zufällig-
keit unseres Festprogramms anzusehen, sondern es knüpft sich
daran die Bedeutung der ganzen Feier als einer solchen, welche
die Einwohner der Stadt Thorn zum Gedächtniss ihres grössten
Mitbürgers, ihres unsterblichen Sohnes Nicolaus Copernicus be-
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reitet haben. — Naineiis dieser Stadt und des für die Feier ein-
gesetzten Festcomitö heisse ich Sie, Hochgeehrte Herren Ehren-
gäste, deshalb herzlich willkommen in unserer Mitte und spreche
Ihnen zugleich , sowie allen verehrlichen Corporationen , deren
Vertreter ich hier zu sehen mich freue, den tiefgefühltesten Dank
für die freundliche Bereitwilligkeit aus, mit welcher Sie von nahe
und aus weiter Ferne unsrer Einladung gefolgt sind, um mit
uns den Namen jenes grossen Mannes zu verherrlichen , den wir
mit gerechtem Stolze und heiliger Ehrfurcht den Unsrigen nennen.
Wir stehen heute am Vorabend des Tages, an welchem vor
400 Jahren der jetzt überall gefeierte Copernicus in unsern
Mauern das Licht der Welt erblickte, von wo aus er durch Gottes
Gnade berufen war, kraft seines unermüdlich forschenden Geistes
Licht und Wahrheit über die bis dahin kaum geahnte schöpfe-
rische Ordnung der Welt zu verbreiten. Es kann nicht meine
Aufgabe sein, Ihnen eine Schilderung des Lebens dieses grossen
Welt- Reformators und seines Schaffens im weiten Gebiete der
Wissenschaften vorzuführen ; dies soll vielmehr einer beredteren
Zunge für den Haupt-Festtag und der heutigen dramatischen Fest-
Aufführung vorbehalten bleiben. Nur auf das Eine will ich bei
dieser sich mir darbietenden Gelegenheit hindeuten: Die Stadt
Thorn, als Geburtsstätte des Copernicus hält es für ihre heilige
Verpflichtung, nicht nur das Gedächtniss an ihren grössten Sohn
durch äussere Zeichen ewig wach zu halten, sondern den Geist
des freien wissenschaftlichen Fortschritts nnd Strebens, welcher
sich in Copernicus vor Jahrhunderten so gewaltig verkörpert hat,
für alle Zeiten zu pflegen und zu fördern, damit die spätesten
Geschlechter noch davon Zeugniss ablegen, dass sie des unver-
gänglichen Ruhmes, Copernicus den Ihrigen nennen zu können.
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in ' Wahrheit würdig sind. Bürgschaft hierfür gewährt der seit
Jahren hier bestehende Verein für Kunst und Wissenschaft, wel-
cher den Namen des Copernicus trägt und das ihm zu Ehren
veranstaltete Fest durch eine neue nach der Original-Handschrift
verbesserte Pracht-Ausgabe seines grossen Werkes »de revolutio-
nibus orbium coelestium« verherrlicht hat.
Möge der morgen wiederkehrende 400jährige Geburtstag uns
und Allen, die ihn mit uns feiern, eine ernste Mahnung sein,
dieses geistige Streben niemals erkalten zu lassen; möge das
Licht des Geistes, mit welchem unser gefeierter Denker und For-
scher die ganze Welt so hell erleuchtet hat, immer mehr in unsere
Seele eindringen und uns die Wege bahnen zur besseren Erkennt-
niss unseres himmlischen Schöpfers und seiner unendlichen Werke.
— dann werden wir die bevorstehende Feier gewiss jenes un-
sterblichen Namens würdig begehen !
Mit diesem Wunsche begrüsse ich Sie, Hochgeehrte Herren,
nochmals als unsere willkommenen Ehrengäste und knüpfe daran
die Bitte, dass die von uns bereiteten bescheidenen Festlichkeiten
bei Ihnen eine milde Beurtheilung finden und dazu beitragen
möchten, der Geburtsstätte des gefeierten Copernicus, der alten
ehrwürdigen Stadt Thorn, auch für die Zukunft in Ihren Kreisen
ein freundliches Andenken zu sichern. —
Die erste Erwiderung dieser Ansprache geschah durch den
Vertreter der Universität Leipzig Prof. Dr. Buuhns, Vorstands-
Mitglied der Astronomischen Gesellschaft:
Am Vorabend des Tages, an welchem in dieser Stadt vor
400 Jahren Copernicus geboren wurde, beglückwünsche ich als
Vertreter der Universität Leipzig, sowie als Vorstands-Mitglied der
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Astronomischen Gesellschaft die Stadt Thoru, die das grosse
Glück gehabt bat, die Wiege des Mannes zu beherbergen, wel-
cher der Schöpfer und Vater der gegenwärtigen Astronomie ist.
Die Astronomische Gesellschaft, welche, vor fast zehn Jahren
gegründet, dahin strebt, die Astronomie nach allen Seiten zu för-
dern, baut diese Förderung auf den Lehren eines Copernicus,
Kepler und Newton, und es gereicht unserer Nation zur grossen
Ehre, dass alle drei Männer ihr gewissermassen angehören. Denn
während Copernicus an den Ostmarken des Deutschen Reiches
das Licht der Welt erblickte, wurde der zweite Reformator, Kep-
ler, im Südwesten Deutschlands geboren, und der grosse Brite
Newton gehört dem Lande an, dessen Einwohner von Deutschen
Völkerschaften abstammen. Die Stadt Thorn kann stolz darauf
sein, die Geburts-Stadt eines Copernicus genannt zu werden und
sie hat den Vorzug, dass ihr diese Thatsache nicht streitig ge-
macht werden kann, wie bei den Geburtsorten anderer Heroen
der Wissenschaft ; und wenn auch die Stadt Thorn noch das
Glück hat, als Geburtsstadt anderer Naturforscher zu gelten, so
überstrahlt doch Alle der Name Copernicus. Als Astronom freue
ich mich ganz besonders, der würdigen Feier des Jubeltages bei-
wohnen zu können. Das literarische Denkmal, welches Ihr Fest-
coniite zu dem Jubeltage herausgegeben hat, das grosse Werk
des Copernicus in seiner möglichst ursprünglichen Form, veran-
lasst vor Allem die Astronomen noch zum Danke gegen die Vater-
stadt des unsterblichen Mannes und wird das Andenken an die
Jubelfeier auf die späte Nachwelt übertragen.
Hierauf sprach im Namen der anwesenden Universitäts- Ver-
treter der Prorector der Universität Königsberg Prof. Dr. Caspary :
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Als Vertreter der Universität Königsberg und zugleich im
Namen und Auftrage der hier versammelten Vertreter anderer
Hochschulen sage ich dem Herrn Bürgermeister und dem Festaus-
schusse für den uns zu Theil gewordenen höchst freundlichen
Empfang besten Dank. Der Herr Ober-Bürgermeister hat klar
und richtig die wesentliche Bedeutung des Festes, das wir hier
begehen, hervorgehoben. Copernicus ist nicht blos ein Refor-
mator der Astronomie, sondern, indem er mit seinem System die
richtige Auffassung der Bewegung der Himmelskörper an Stelle
der falschen, von der Kirche gelehrten, setzte , zugleich ein Be-
freier von den Fesseln kirchlicher Orthodoxie und ein Vertreter
freier Forschung. Möge die Weihe, welche uns dies Fest ver-
leiht, darin bestehen, dass jeder von uns an seinem Theil und in
seinen Verhältnissen nach Erkenntniss der Wahrheit mit Treue
und Gewissenhaftigkeit trachte und die erkannte mit Muth und
Demuth zur Geltung bringe!
Die Empfangsfeierlichkeit schloss mit einer Ansprache des
Vorsitzenden der Stadtverordneten- Versammlung, Justizrath Kroll,
welcher im Namen der Thorner Bürgerschaft den auswärtigen
Gästen für ihr Erscheinen dankte.
Nach Beendigung der Empfangs-Feierlichkeit begaben sich
die Anwesenden — die Ehrengäste von dem Fest-Comitö geleitet
— aus dem Rathhause in das festlich geschmückte Stadt-Theater,
woselbst die Fest- Versammlung schon ihres Erscheinens harrte *) .
*) Bei der Beschränktheit des Stadttheaters konnte den Gesuchen um
Theilnahrae an der Fest-Aufführung nur in beschränkter Weise stattgegeben
werden. Das Fest-Comite liatte sich deshalb veranlasst gesehen, bereits die
General-Probe des Festspiels dem Publikum, zugänglich zu machen. Der
2
18
Sobald die Eingetretenen ihre Plätze eingenommen hatten, begann
die zur Einleitung der Fest-Aufführung gewählte Egmont-Ouver-
ture von Beethoven. Das Orchester, von Prof. Dr. Hirsch diri-
girt, war durch Dilettanten besetzt.
Das Festspiel, gedichtet von Director Dr. A. Prowe gab ein
dramatisches Gemälde in 5 Akten , »Bilder aus dem Leben
von C o p e r n i c u s « . Der Regie hatte sich der Reichstags- Ab-
geordnete Dr. Meyer (Vorsitzender des Copernicus-Vereins in den
Jahren 1 800 — 64 und 1 869; unterzogen. Die Prologe, welche den
einzelnen Akten voraufgingen, sprach dessen Gattin. Die
Rollen waren von Mitgliedern des Vereins und einigen andern
Bewohnern Thorns übernommen*). Der Dichter selbst spielte
den Hauptträger des Stückes, N i c o 1 a u s C o p e r n i c u s. Die übri-
gen Rollen waren folgendermassen besetzt:
Lucas Watzelrode, Grossvater von Coperniciis — Conrector Ott-
mann ; Niklas Koppernigk, Vater von 0., — Stadtrath Hagemann ;
Barbara Koppernigk, Mutter von C, — Fräulein Lindau ; Lucas
Watzelrode, Bischof von Ermland, Oheim von C, — Gymnasial-
lehrer Lewus; Tilraau von Allen, regierender Bürgermeister von
Thorn — Justizrath Dr. Meyer; Christine von Allen, die Gemahlin
Tilinans v. A., die Schwester der Mutter vonC, — Fräulein Donner ;
Andreas Koppernigk, Bruder von C, — Kaufmann Gerbis ; Bar-
bara Koppernigk, Schwester von C, — Fräulein M. Schultze;
Dominicus Maria di Novara, Professor der Astronomie in Bologna —
Gymn. -Oberlehrer Böthki:; Ce.sare Baronio, Professor der Theologie
— Rector Samietz ; Joachim Rheticus, Professor der Mathematik —
General-Probe folgte — wie bei der Fest-Aufführung selbst — ein geselliges
Zusammensein der Mitwirkenden und eines Theiles der Zuschauer in den
Räumen des Artushofes.
*) Von dem General-Intendanten der Königl. Schauspiele, Kammerherrn
VON Hülsen, waren dem Comite für die Fest-Aufführung- die vollständigen
Costüme gütigst überwiesen worden.
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Kaufmann Leop. Neumann; Ein Domherr — Kaufmann Nath.
Hirschfeld; Johannes Seifert — Dr. Henschke; Johannes
Auschwitz — Gymn.- Oberlehrer Feyerabendt; Ein Bauer —
Stadtrath E. Schwartz; Drei Studenten — Gymn. -Gesanglehrer
Referendarius Sammet, Gymn. -Zeichenlehrer Maler Windmüller,
Eisenbahn-Bauführer Wehowski: Ein Johannisschüler — Gymn.-
Zeichenlehrer Winümüller ; Ein Diener — Kaufmann Otto
GuKSCH. — Als Souffleur fungirte Rector Hasenbalg.
Der erste Akt des Festspiels, dessen Handlung der Dichter
in das Jahr 1493 nach Thorn verlegt hat, bietet uns einen Ein-
blick in die Verhältnisse der Familie von Copernicus. Daneben
wird der Charakter der alten Hansestadt geschildert, in welcher
Copernicus geboren war, das Patricier-Regiment der grossen Kauf-
herrn , zu deren Familien auch die Watzelrode und Koppernigks
gehörten. Ebenso zeichnet der Dichter mit einigen Strichen den
historischen und geistigen Hintergrund der ganzen Zeit: die re-
ligiösen Regungen des Jahrhunderts, die Restauration der Wissen-
schaften, die Entdeckung Amerika's.
Copernicus selbst tritt in dem 1. Akte nicht auf; im Jahre
1493 weilte er noch als Student zu Krakau. Durch einen von
der Universität heimkehrenden Landsmann Auschwitz erhalten
wir jedoch Mittheilungen über die Studien des Jünglings Coper-
nicus. Auschwitz berichtet, dass dieser sich der Astrcmomie
zugewandt habe und, um tiefer in die Wissenschaft einzudrin-
gen, nach Italien gegangen sei. Der Erzähler, eine praktische
Natur, kann einen leisen Spott über die idealistischen Bestrebun-
gen seines Studien-Genossen nicht unterdrücken. Ein anderer
Jugendfreund von Copernicus, Joh. Seiffert, dagegen steht schon
ganz unter dem Einfluss der neuen Geistes-Strömung. Freudig
berichtet er von den grossen Begebenheiten des Jahrhunderts :
2*
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Froh-jauchzend ruf icli : Wohl uns, dass wir jung sind!
Es kommt ein neu Jahrhundert, feuerhell,
Nacli langer, banger Nacht heraufgezogen,
Und Grosses schon sah dieses Saeculum!
Was unsre Väter selbst erlebt, durchkämpft,
Ihr wisst's. — Desselben gleichen aber stritt —
Wie wir am nord'schen Meer hier unten — muthig
Im fernen Süd hoch auf der Alpen Joch
Ein kleines Bauervolk, und schlug den Stolz
Des Ritter-Adels mannhaft-kräftig nieder.
Im Süden, ach, im schönen Süden klingen
Die Myrtenhaine wieder vom Gesang
Der hohen Dichter, die wir all' bewundern!
Im Süden fern, auf italischen blumigen Auen
Da sieht man alle Weisheit niedeithaueu
Vom reinsten Himmel, jenem ewig blauen,
Den kaum je trübt der Schatten einer Wolke —
Ein neuer Geist regt sich in allem Volke —
Gott wills! — will sich in Wettern offenbaren;
Wohl dem, der feststeht bei dem Einen Wahren !
Der erste Akt schliesst mit der prophetischen Vision des
Grossvaters Lucas Watzelrode:
Ein Adlergeist ist Niklas Koppernigk.
Ihr werdet einst am Firmament ihn sehen.
Wenn lang' schon unser Haupt in Staub zerfiel.
Wenn auch sein weltumfassendes Gehirn
Vermodert ist, wie das des grossen Salza —
Wenn nicht der weisse Aar mehr, wenn der schwarze.
Der neuerstarkte Kaiser-Adler Deutschlands,
Zum stolzen Schutz die Flügel über Thorn
Ausbreitet — wenn ein anderes Geschlecht
In diesen Mauern lebt, wenn Polen längst
Verschwand, zum Mährchen ward der Ritterorden —
Wenn die Familie Koppernigk verscholl,
21
Im Stadtarchiv aus staub'gen Bücherborden
Mühsam ihr Nam' erforscht wird — o ! dann soll
Noch Nikolaus Koppernigk auf Erden
In aller Völker Mund gepriesen werden!
Der zweite Akt führt uns nach Italien. Er bietet uns drei
grössere Bilder aus den Jahren 1493, 1494 und 1500.
In der ersten Zeit seines Aufenthalts in Italien erscheint Co-
pernicus noch als Anhänger des Ptolemaeischen Systems; doch
regen sich in ihm schon schwere Zweifel. Bezeichnend für seine
damalige Geistes-Stimmung ist der Monolog der 1. Scene:
Italia's Himmel, nachtumflort, ihr Sterne,
Wie gold'ne Nägel dort am Firmament
Auf schwarzen Sammt geheftet, Thronsaal Gottes!
Ich steh' im weiten Feld allein, ein Mensch —
Der Erde Sohn, der ihr doch alle dient.
Um unsern Mutterball schwingt ihr in Kreisen
Gleichmässig jeden Tag. Im Chor sind sieben
Kurfürsten euch gesetzt, Verwalter Gottes.
Mond, Venus und Merkur, ihr drei umwandelt
VertrauUch uns zunächst, ihr lieben Lichter !
Wen tröstet nicht des Abendsternes Schimmer?
Wem bringt der Morgenstern nicht Lust zur Tags'müh?
Und wem löst nicht den Gram der kranken Seele
Das bleiche Licht des wechselvollen Mondes?
Inmitten aber thront die Königin
Des Tages und der Jahreszeiten, Sonne —
Du allerschönster grossester Planet!
Und dann ihr drei, Beherrscher unsrer Staaten
(Der Weltgeschichte Lenker) schliesst den Reigen :
Blutrother Mars, du Gott der wilden Schlachten —
Und königlicher Jupiter, du Spender
Der Kunst und Weisheit, Herr der höchsten Ehren —
Als letzter dann, du, bleicher Fürst des Geldes,
Saturn mit deiner herben Zeiten-Sichel!
.).)
Drei Menscheiialter Labt ihr drei uns sclioii
Heraufgefühlt : von Gold, von Erz, von Blei, —
Ihr thront am fernsten, aber herrscht am stärksten!
Doch alle sieben ziehen, schlangenwandelnd,
•Am Himmel hin und ordnen ihre Heerden! —
Wie herrlich ist das Alles eingerichtet! ! —
Wie klar vor meinem Geiste steht die Ordnung
Des Universums ! Grosser Ptolemaeus !
Dein Kiesenhirn hat mehr noch als die Welt
In seinem Raum gefasst! Du hast die Ordnung
Begriffen, die das Weltall lenkt; — und ach!
Wie schwierig hat der Gottesgeist die Wahrheit
In hundert und in aber hundert Kreise
Dem menschlichen Verstand gehüllt, versteckt!
Könnt' ich dem Bauern wohl, dem einfach biedern.
Erklären, wie die Sonne ihre Bahn zieht?
Doch wie irrst auch und schwankst du, grosse Sonne,
Du Weltalls-Leuchter, Gottes Aether-Thronglanz !
Dir folgt mein Auge täglich, folgt mein Herz;
Du aber wandelst bald im Norden oben,
Bald tief im Süden, schwankend um das Centrum!
Wie kannst du Erdensklav, ob noch so gross —
Des Herren Aug', das Auge Gottes heissen!
Verschwunden bist und bleibst du jetzt zwölf Stunden.
Entzöge wohl so lang sein Gnadenantlitz
Der grosse Gott dem Erdkreis? — oder ist
Der Mond vielleicht, der schweigend heiter droben
Im Sternenchor jetzt stallt, manch schwere Nacht mir
Bei trüber Seelenarbeit Zeug und Beistand,
Gedanken-Freund und Freund der Herzensfülle,
Bist Du vielleicht des Herren zweites Auge? —
Doch welch' ein niedrer Dienst ist's : Andern leuchten !
Und kann dem stolzen König Erdball denn
Zum Fackelträger werden Gottes Licht-Aug'?
0! manches Mal hat dieser Zweifel mich
Im Innersten bedrängt; ich kann's nicht glauben!
23
Wie aber sonst deut ich das Dreli'n der Sterne?
Nicht find ich Rath, wohin ich betend blicke.
0, meines Lebens ew'ger Leitstern, — Weltgeist —
0, sende mir ein Zeichen deiner Nähe! — —
Dass ich vom Zweifel endlich mag genesen.
Lass mich die Wahrheit in den Sternen lesen !
In stets erneuten Innern Kämpfen sind bei seinen fortgesetz-
ten Studien die Zweifel des jugendlichen Forschers an der Wahr-
heit des Ptolemäischen Systems immer stärker hervorgetreten. Der
Dichter nimmt an, dass die kosmischen Ideen von Copernicus
auch schon in den wissenschaftlichen Kreisen Italiens bekannt
geworden seien. Dominicus Maria di Novara, der berühmte Pro-
fessor der Astronomie in Bologna, welcher von den seltsamen
Ansichten des jungen Preussen gehört, theilt dieselben einem
Freunde, dem Theologen Baronio mit. Zu ihnen tritt Copernicus
selbst, welcher Novara aufsucht, von dem er Förderung seiner
kosmischen Anschauungen erwartet.
Als ich dein Wort erfuhr, es sei in Cadix
Ganz offenbar um einen Grad der Pol
Seit Ptolemäi Zeiten fortgerückt:
Da schöpft' ich Hoffnung, dass dein lichter Sinn
Auch Ptolemäi Weltsystem nicht werde
Für unverrückbar halten.
Auf die Bemerkung Novara's, es sei zu ihm das Gerücht ge-
drungen , Copernicus habe seine Ansichten widerrufen , erwidert
dieser :
Mein edler Meister! brauch ich's dir zu sagen?
Die grosse Monge lärmt und schwärmt am Marktplatz
Des Lebens ohne Wahl dahin. Ks steht
Inmitten Millionen schwanker Gräser
Vereinzelt nur der Stamm des Wiesenbaumes;
24
Der Mond steht einsam unter tausend Sternen!
Wie kann der ernste Forscher sich dem Haufen,
Dem planlos, ziellos wankenden vertrauen?
Im Fortgänge der Unterredung weist Copernicus darauf hin,
dass schon die Pythagoreer eine Bewegung der Erde gelehrt hät-
ten. Als Novara, wohl auch wegen Baronio's Anwesenheit, er-
schreckt zusammenfährt darüber, dass der junge Student an dem
Stillestehn der Erde zweifle, schildert Copernicus, wie die Gedan-
ken der Pythagoreer in ihm Wurzel gefasst hätten :
Ich weiss, welch dunkler Schrecken Dich ergreift!
Es wankt vor dem bestürzten Geiste Dir,
Was fest stand durch Jahrtausende, was heil'ge
Was göttlich hohe Stimmen fest genannt.
Doch eine Feste nennt auch Gott den Himmel,
Die leere Luft, die blau zum Schein sich wölbt
In Einsamkeit verfloss mein Jugendleben.
Um Jahre von den anderen Geschwietern
Getrennt, von meiner Mutter unterrichtet,
Blieb still in unsers Hauses alten Räumen
Mein Knabengeist auf sich allein beschränkt.
Ein Thor ist nah' der Stätte, wo die Sonne
Zuerst mein Kinderauge blendete.
Dort ragen hohe Bäum' um einen Graben,
Der schon in grauer Vorzeit unsre Stadt
Vor preussischer Heiden wilden Horden schirmte.
In jenem breiten Schatten lag ich oft.
Wenn fern der Stadt, am Nebelstrand des Flusses
Die Sonne sich im Erdengrund verlor.
Lang' sah ich hin, wie sich die gelben Fluthen
Mit Purpurroth vermischten, wie die Wolken,
Geküsst vom letzten Strahl, errötheten.
Und bleich und bleicher weg von ihm sich zogen.
Wenn dann das rosig angehauchte Blau
Des Horizonts sich schwärzte, wenn die Nacht
25
Langsam vom Osten aufwärts stieg zu mir,
Wenn endlich auch der letzte Schimmer wich —
Und alles finster lag und bang und schweigend :
Ach dann, Dominicus Maria, dann
Umpresste mir die Brust ein tiefes Weh ;
Ich hätte schrei'n, ich hätte weinen mögen,
Dass all der Glanz der Erd' entrissen war!
»Nicht für die Erd' allein schuf Gott die Sonne«,
Das hat sich fest und fester mir ins Herz
Ja, in mein ganzes Wesen sich gebrannt!
Mir war, als müsst' ich nachziehn Gottes Bücken.
Ich sah die Blumen, sah die Bäume selbst -
In bitt'rer Sehnsucht sich nacli Westen wenden,
Den letzten Strahl vom Himmelslichte saugen —
Erschauernd vor dem Druck der kalten Nacht:
Da kam es zu mir her wie leise Flügel, —
Das Weh'n der Abendluft umgab mich rings
Gleich Engels- Schwingen; nach und immer nach
Zog ich, und wusste selbst nicht wie, der Sonne ;
Und mit mir wandte sich die alte Erde,
Die Thürme selbst, die Mauern und die Berge —
Sie alle kehrten sich zur Sonne!
Als Copernicus zu noch eingehenderer Kundgebung seiner
Ansichten vorschreitet , verlässt Baronio, der lange schweigend
zugehört, was Novara mit dem jungen Feuergeist verhandelt,
seinen Freund, indem er diesen entrüstet warnt, dass er sich nicht
entfernen lassen solle von dem Pfade, den streng die Kirche vor-
gesteckt. Copernicus aber, unerschüttert durch die Drohungen
des Ketzerrichters, erklärt auf die freundlichen Mahnungen No-
vara's :
Ich gehe selbst nach Rom, sobald du mich
Mit deinen Lehren gross gezogen hast.
Es drängt mich, in der Hauptstadt aller Welten
Und im Gewühl der rauschend grossen Welt
26
Mein armes Grübeln übers All der Welten
Vor Papst und Klerus laut und frei zu lehren.
Die 3. Scenc zeigt uns SeifFert unter den Hirten der Cani-
pagna bei Rom, wohin er sich zurückgezogen, um unter den freien
Söhnen der Natur seinen Menschenhass zu vergessen und sicher
zu sein vor den Verfolgungen, die er hatte erleiden müssen. Hier
trifft ihn in einer Locanda Andreas Koppernigk, der in Rom seinen
Bruder aufsuchen will und nun von Seiffert Einzelheiten über das
Leben desselben erfährt.
In dem letzten Abschnitte des 2. Aktes versetzt der Dichter
die Handlung in das Studirzimmer von Copernicus in Rom. Zu-
nächst tritt der junge Forscher selbst auf. In einem Monologe
desselben wird uns seine Seelen - Stimmung geschildert in der
Stunde, da er vor dem Papste und seinen Cardinälen die neue
Lehre zu verkünden sich anschickt.
Schon liegt ganz Rom gewaltig da, umnachtet!
So lag auf Rhodos jener Erzkoloss
Zerschellt, ein Trümmer-Haufen schwarz und gross!
Das war ein Bild vom Sonnengott, dess Macht
Verschwunden schien in langer Wahnesnacht — —
Apollo! Weisheits-Gott im Lorbeerkranz —
Du warst mir gnädig, dein fühl' ich mich ganz !
Aufricht' ich wieder deines Thrones Glanz — —
Und hier in Rom! dess Macht von wilden Horden
Zertrümmert schien, doch wieder ist geworden
Ein Sonnen- Abbild auf dem Erdenball,
Vor dem sich neigen Erdballs-Völker all! —
So wie du stiegst hervor aus tiefstem Fall,
0 Rom, steigt strahlend auf, machtvoll und gross
Die Sonn' als Gott auf's NeuM in Deinem Schooss
Hab' ich, ein Diener Deiner Kirch', erschaut
Die ewige Wahrheit, — hier ward sie vertraut
27
Von Gottes Engeln selbst mir! Offenbaren
Will ich vor Rom's erliab'nen Priesterschaaren
Die gottgegebne Fülle des Ewig-Wahren!
Der Grundstein ist gelegt. Nun, Gott und Herr,
Zeig Deine Kraft und Gnadenfüll' an mir!
Mit Feuerzungen lass' die Wahrheit künden
Von Deinem Knecht, den Du sie lehrtest finden! —
So klar scheint mir das Bild der Gotteswelt —
Doch anders wohl, als sonst es mir erschienen!
Er selber thront in Mitten Seiner Schöpfung!
Das ew'ge Sonnenrad, Sein Feuerauge,
Schaut wärmend und erleuchtend rings umher!
In Kugelform — so ist das All gestaltet —
(Die Kugel ist die höchste Form des Seins —
Der Wassertropfen und der breite Erdball,
Mond, Sonne, Staut, das Grösst' und Kleinst' ist Kugel]
Am Rande sind die grossen Sterne rings
Fest angeheftet und vertheilt im Weltraum —
Da fliegen brausend hin all' die Planeten,
In Kreisen rasch sich schwingend um die Sonne —
Die Erde fliegt und dreht sich wie ein Rad
Und mit ihr schiesst, in pfeilgeschwindem Fluge,
Der Mond hin durch den Aether um die Sonne !
Die Priester all', die Cardinäle sind
Versammelt, und, begnad'gend seinen Diener,
Weilt unter ihnen selbst als Kirchen-Sonne
Der heil'ge Vater! — — —
Sie warten schon, der Erde geist'ge Fürsten,
Im Saal hier. Gott, Du kennst mein heisses Dürsten
Nach Deiner Wahrheit. Wird es mir gelingen,
Verständlich ihrem Geiste nahzubringen,
Was klar vor meinem steht? — Du, allen Dingen
Die sind und waren und einst werden sein,
Nicht Schöpfer blos, auch Lenker und Berather,
Du musst mich jetzt zu Deinem Herold weih'n!
Gieb Du mir Rednerkraft, mein Herr »ind Vater!
28
Der Dichter, wie er diese ganze Scene sich frei erdacht,
Dimmt ferner an, Copernicus liabe statt des erhofften Erfolges hei
dem Oberhaupte der Kirche das entschiedenste Missfallen gefun-
den. Wie Copernicus nun niedergedrückt an seiner Mission zu
zweifeln beginnt , da findet er , aus dem Hörsaale zurückgekehrt,
ganz unerwartet in seiner Wohnung den Bruder, an dessem Herzen
er Trost und neuen Muth schöpft. Froh empfängt er von diesem
die Berichte aus der Heimath und entschliesst sich bald nach
dem Preussenlande zurückzukehren.
Der 3. Akt führt uns nach Thorn zurück. Der Vater von
Copernicus ist gestorben. Die beiden Oheime von der Mutter
Seite, der Bischof von Ermland, Lucas Watzelrode, und Tilman
von Allen , Bürgermeister von Thorn , sind jetzt die Häupter der
verwaisten Familie. Der erstere, welcher bereits den Neffen
Kirchenpfründen ertheilt hatte, sorgt auch für die Einkleidung der
Nichte, welche als Nonne in einem Kloster zu Culm leben soll.
Obgleich nach dem frommen Sinne der Familie dies Alles für ein
grosses Glück gelten muss, ist doch das Herz der Mutter voll
Trauer bei den unfruchtbaren Ehren, die zugleich einen ewigen
Abschied bedeuten. Ihre Schwester, Aliens Frau, redet ihr güt-
lich zu. Da erscheint der sehnlichst erwartete Sohn; ihm fliegt
das Mutterherz mit stürmischer Liebe entgegen.
Bevor die Ceremonie der Einkleidung seiner Schwester beginnt,
findet Copernicus Veranlassung, dem Oheim Tilman von Allen seine
neugewonnene Weltanschauung zu verkünden. Der Oheim ist An-
fangs erschreckt. Obwohl freigesinnt und der neuen Kirchen-
Lehre nicht abhold, bedeutet er den Neffen mit Ernst, die Zeit
der Zweifel sei für ihn vorüber. Im Dienste der Kirche stehend
29
habe -er sich den unwandelbaren Lehren derselben zu fügen. Allein
schliesslich versagt er nicht länger seine Anerkennung dem ernsten
Forschungseifer des Neffen. Copernicus wiederum, durch die
Mahnungen des Oheims ergriffen, steht ab von der vorschnellen
Veröffentlichung seiner Ansichten , indem er ihrer ernsten wissen-
schaftlichen Begründung sein Leben zu weihen sich vornimmt. In
voller Uebereinstimmung scheiden sie von einander; der Oheim
ermuntert ihn, indem er ihm auf den Pfad dornenvoller Forschung
zwei Bibelsprüche mitgiebt, standhaft auszuharren in seinem Leben
der Entsagung und mühevollen Arbeit. In ergreifender Rede führt
er ihm die Folgerungen vor, welche sich aus den bewiesenen
Hypothesen des jungen Forschers ziehen lassen und preist den
Mann, der dies vermag, als einen Heros, der, wie kaum Einer, die
grossartigste Umwälzung im Denken der Menschen bewirke.
Zwischen dem 3. und 4. Akte liegt eine längere Zeit. Die
Handlung des 4. Aktes ist nach Graudenz verlegt. Copernicus,
als Vertreter Ermlands zum Preussischen Landtage entsendet, trifft
dort die Jugendfreunde Auschwitz und Seiffert, die Abgeordneten
für Elbing und Thorn. Diese suchen den einflussreichen Vertreter
des Ermländischen Bisthums für ihre politischen Pläne zu gewinnen.
Sie wollen Westpreussen wieder von Polens Oberherrschaft befreien
und zu einer selbstständigen Mittelmacht gleich der schweizerischen
Eidgenossenschaft erheben. Sie hoffen dies durch einen Städte-
bund mit Hülfe der neuen kirchlichen Bewegung zu erreichen,
indem sie vorzugsweise auch auf die Hinneigung des Hochmeisters
Albrecht zu Luther's Lehre rechnen. Aber Copernicus, dessen
ganzes Sinnen seit Jahren auf die Durchforschung der endlos weiten
Himmelsräume gerichtet war, dem die Erde nur als einer der
kleinsten Sterne im Weltall erschienen, hat das Interesse für das
30
kleinliche Treiben der Erdbewohner, auch für die Unterschiede
der Religionen und Nationen verloren.
Hättet ihr bei Nacht
Einmal mit mir auf meinem alten Tliurme
Am Frauenburger Dom gesessen und
Hinauf geschaut zu jenen Welten droben —
Wie klein erschien Euch dieses Erden-Körnchen
Wie winzig klein gar seiner Länder Flicklein!
Vergeblich sind die Bitten und Drohungen seiner Freunde ; zornig
sagen sich Auschwitz und Seiffert von dem Manne los, der für
das, was ihnen das Höchste ist , für die politische 'und religiöse
Freiheit des Vaterlandes kein Herz zu haben scheine. Unter wieder-
holten Zornesworten und Drohungen verlassen sie Copernicus, der,
allein auf der Bühne zurückbleibend, den 4. Akt mit den Worten
schliesst :
Ach arme Menschheit! Blut und Gräuel dröhn
Um Worte — Namen! — Keimt ein Glaube neu,
Wird Lieb und Treu als Unkraut ausgerauft!
Heilt einst mein Weltsystem wohl dieser irdschen
Gotthelfer, Gottvertreter eitlen Erbwahn?
Tilmans Weissagung wird sie sich bewähren?
Die Jugend-Freunde könnt' ich nicht bekehren;
Sie schieden hassentflammt und raclisuchtvoU !
Ich aber gehe, wie ich kam, von Groll
Und Leidenschaft in tiefster Seele frei —
Froh dass der leere Meinungs-Streit vorbei.
War' erst die Amtslast ganz mir abgenommen! —
Ach, Miemand ahnt, wie schwer mir's war, zu kommen
Li dieser Eitel weit Partei-Gebrause !
Wie leicht und froh ich kehr' in meine Klause !
Der 5. Akt führt uns in das Sterbezimmer von Copernicus.
Zwanzig Jahre sind seit den im 4. Aufzuge geschilderten Ereig-
31
nissen vorübergegangen, Jahre strenger Forschung, ernst entsagen-
der Arbeit. Der müde Greis sehnt sich nach dem Tode, nach der
ewigen Ruhe. Zu ihm kommt, eine Zufluchtstätte suchend, der
geächtete Seiffert. Nach der Aussöhnung der einstigen Jugend-
freunde tritt Rheticus in das Zimmer ein, der begeisterte Schüler
von Copernicus und Verkünder seines Ruhmes. Er bringt das
bahnbrechende Werk seines grossen Meisters, welches durch ihn zu
Nürnberg dem Drucke übergeben war. Begeistert bringt er mit
dem ersten gedruckten Exemplare seinem geliebten Lehrer zugleich
die Gewissheit, dass seine Gedanken nicht mehr verloren gehen
können, dass sie Gemeingut der Menschheit geworden sind. Coper-
nicus erwacht bei dem Eintritt von Rheticus noch einmal aus dem
Schlummer, der ihn zum Tode hinüberführt ; er berührt das Buch,
das vor ihm liegt, und stirbt dann. Seine letzten Worte sind:
Vollendet ist es — — —
Wie Du befahlst, Herr, hab' ich es verkündigt:
Die Sonne steht, der Erdenball bewegt sich!
.... Mein Leben hat's gekostet — auf
Strebt jetzt mein ruheloser Geist. — Der Lauf
Des ird' sehen Daseins ist — für mich — geendet !
In diesem Werk hat sich's versteiut, vollendet — ,
In eins geballt 1 — Sein Müh'n war nicht verschwendet,
Nun nah' ich Ihm, der dazu mich gesendet,
Zu höherm, höchstem Ziel jetzt liin mich wendet,
Der dürstenden Seele reinste Labung spendet — —
Ich fühl's — — 0 Seligkeit — 0 Himmels- Wonne —
Der Erdball fliegt — mit mir — zur Geister-Sonne ! 1
32
Der gedankenreiche Inhalt, die schwungvolle Sprache, wie die
von Hingebung und Wärme durchzogene Aufführung des vorstehend
skizzirten Festspiels*) hatte — so verkündeten die fremden Be-
richterstatter rühmend in den öffentlichen Blättern — eine hohe
Festes- Stimmung in den Zuhörern geweckt. Gern folgten Alle
daher der Einladung zu einem einfachen Festmahle, welches in
den obern Räumen des Artushofes von dem Comite arrangirt war.
Hier ward bereits mancher Trinkspruch gewechselt. Man hatte
sich jedoch darüber verständigt, dass bei den. Toasten an diesem
Abende den für das Fest-Diner vorbehaltenen pflichtmässigen An-
sprachen nicht vorgegriffen werde: so machte es sich denn ge-
wissermassen von selbst, dass die Tischreden mehr einen vertrau-
lich-festlichen Ton anschlugen. Schon der erste Festgenosse,
welcher das Wort ergriff, der Regierungspräsident Graf zu Eulen-
burg , hob in der Einleitung seines Toastes auf die Damen und
Herren, welche bei dem Festspiele mitgewirkt, in gemüthvoll-
sinniger Weise hervor, dass die Gesellschaft sich nicht als feier-
liche Versammlung betrachten wolle, sondern mehr eine durch
freudige Verhältnisse vereinigte Familie bilde. Die Reihe der
nachfolgenden Trinksprüche bewahrte diesen Charakter vertraulicher
Fest-Stimmung, was selbstverständlich bei den von fern her er-
*) Durch die Munificenz Seiner Majestät des Deutseben Kaisers sind dem
Copernicus- Vereine so reiche Mittel huldvoll zugewiesen , dass ausser den
Herstellungskosten für den Druck der Säcular-Ausgabe und den vorliegen-
den Festbericht auch das Festspiel zum Dracke befördert und an die Fest-
gonossen nachträglich vertheilt werden konnte.
Der Oopernicus-Verein hat gleichzeitig darauf Bedacht genommen , das
Festspiel weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Die nicht zur Vertheilung
gekommenen Exemplare sind dem Buchhandel übergeben (die Weidmannsche
Buchhandlung in Berlin hat den Vertrieb übernommen).
33
schienenen Ehrengästen entschiedenes Wohlgefallen erregte. Unter
diesen nahm zuerst das Wort Occioni, welcher seinen Toast in
deutscher Sprache ausbrachte. Nach ihm sprach Pelliccioni in
italienischer, Dr. Thompson in englischer Sprache. Diese
drei Ehrengäste (wie die Vertreter der deutschen Universitäten: Prof.
Bruhns, Prof. Galle, Geh. Rath Knoblauch und Prof. Caspary)
gaben in ihren Tafelreden der wohlthuenden Empfindung Ausdruck,
welche durch das herzliche Entgegenkommen der Bewohner Thorns
in ihnen erregt sei; sie bekundeten die Freude über die lebhafte
Theilnahme, welche alle Schichten der Bevölkerung — die Damen
eingeschlossen — einem der ernsten Wissenschaft und rein gei-
stiger Erhebung gewidmeten Feste dargebracht hätten. Die Höhe
der Begeisterung, welche sich ungetheilt und allgemein kundgebe,
beweise, wie sehr die lebende Generation Thorns die Ehre zu
würdigen wisse, die Geburtsstadt von Copernicus zu bewohnen.
Prof. Dr. Bruhns schloss seine Rede mit einem Toaste auf die
Stadt Thorn, Prof. Dr. Galle auf den tlopernicus- Verein und das
Festcomite. Nachdem hierauf, an die letzte Rede anknüpfend,
Justizrath Dr. Meyer zu einem Hoch auf den Dichter aufgefordert
hatte, aus dessen Geiste das Festspiel entsprungen, nahm- Geh.
Reg.-Rath Dr. Knoblauch das Wort und schloss seine Tafelrede,
welche »der versöhnenden Macht der Wissenschaft« galt, mit einem
Hoch auf den Vorsitzenden des Festcomite, den Biographen des
Copernicus. In gleichem Sinne sprach auch Prorector Dr. Cas-
pary. Er hob in seiner Tafelrede die Bedeutung von Copernicus
hervor, dessen Forschungen nicht einer, sondern allen Nationen
zu Gute kämen ; das heutige Fest habe deshalb eine internationale
Bedeutung, was auch die Vertreter der verschiedenen Nationen
bewiesen, welche zu der Feier hierselbst erschienen seien. —
3
34
Erst zu sehr vorgerückter Stunde mochten sich die Meisten
von der frohen Tafelrunde trennen; gegen 2 Uhr Morgens ging
mau auseinander, in gehobener Stimmung und in noch höherer
Erwartung der für den Haupt-Festtag angeordneten Feierlich-
keiten.
A
Mittwoch 19. Februar.
Die Feier des Haupt-Festtages wurde — einer alten Thorner
Sitte gemäss — durch Choralmusik vom Thurme des Rathhauses
Morgens 7 Uhr eingeleitet mit den erhabenen Klängen des Chorals
»Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren«.
Die schon am 18. reichlich ausgesteckten Flaggen und Kränze
hatten sich an dem Haupt-Festtage noch vermehrt und die Strassen
ein noch festlicheres Aussehn gewonnen als Tags vorher.
Der Vormittag wurde von den Fest-Theilnehmern in freier
Weise benutzt. Das Comitö hatte eine kleine Ausstellung von
Copemicanischen Reliquien veranlasst, unter denen namentlich die
photographischen Nachbildungen von charakterischen Blättern aus
dem Original-Manuscripte des Werkes de revolutionibus orbium
coelestium die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Diese kleine Aus-
stellung wurde von den Festgästen zuerst aufgesucht. Hierauf
nahmen einige die baulichen und geschichtlichen Merkwürdigkeiten
der Stadt, die alterthümlichen Kirchen, die Eisenbahnbrücke u. a.
in Augenschein. Andere besuchten die von dem Gymnasium ver-
anstaltete Feier; hier hielt der erste Oberlehrer der Anstalt Prof.
Dr. Fasbender, Vorstands-Mitglied des Copernicus-Vereins , die
Festrede.
3*
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Gegen Mittag sammelten sich alle Festgenossen zu der Haupt-
feier in dem grossen Saale des Rathhauses, welcher (durch den
Hoflieferanten Hausotte aus Berlin) reich und mit sinniger Be-
ziehung auf die Bedeutung des Tages decorirt war.
Der Festactus wurde eingeleitet und geschlossen durch Gesang-
Aufführungen mit Instrumental-Begleitung unter der Direction des
Justizrath Dr. Meyer. Durch die musikalischen Aufführungen
war ein volles Drittel des Raumes in Anspruch genommen. Es
hatte daher die Zahl der Eintrittskarten, welche zu dem Fest-
actus ausgegeben werden konnten, auf 600 beschränkt werden
müssen.
Die Feier begann Mittags 12 Uhr mit dem von H. Mohr für
vierstimmigen Männerchor in Begleitung von Blasinstrumenten
componirten Hymnus von W. Sachs:
Jauchzend erhebt sich die Schöpfung vom Staube 2C.
Hierauf folgte die Festrede, gehalten von dem Vorsitzenden des
Copernicus- Vereins Prof. Dr. L. Prowe :
Hochzuverehrende Festversammlung !
Weihevolle Huldigung dem Andenken an einen Geistes-
Gewaltigen darzubringen sind wir heute hier vereint. Gehobener
Stimmung wollen wir dem hohen Fluge nachschauen; den ein
Sterblicher gewagt hat, um den Gedanken Gottes nachzudenken.
Wahrlich wenn wir uns in eines grossen Mannes Gedächtniss
vertiefen, dann ist die Stimmung unseres Geistes verwandt der
Andacht, in welcher wir uns der Anbetung der Gottheit zuwenden.
Dieser Weihegeist, welcher auch über der heutigen Festversamm-
lung schwebt, giebt mir die Hoffnung, dass Sie das schwache
37
Wort, welches von mir ausgehen soll, geneigten Sinnes aufnehmen
werden.
Mit der Bitte um Ihre gütige Nachsicht wende ich mich na-
mentlich an Sie, hochverehrte Herren, die Sie aus der Ferne her-
gekommen sind, Theil zu nehmen an unserer Feier, an Sie, die
berufenen Vertreter der Wissenschaft, wie an Sie, die Ihre hohe
Stellung im Staate hiehergefiihrt hat. Wir wissen ja, dass Sie
gewandert sind zu der kleinen Stadt mit dem GlefUhle , dass
Sie hier nicht als Empfangende erscheinen, sondern dass Sie die
Gebenden sind, dass Sie spenden wollen von Ihrem Reichthum,
unserer Feier die rechte Weihe zu verleihen!
Ja, hochverehrte Anwesende, viele Stimmen regten sich unter
uns warnend, dass wir ein Wagestück unternehmen, weit über
unsere bescheidenen Kräfte hinaus, wenn wir, hervortretend vor
Berufeneren, die Gedenkfeier einer Geistesthat veranstalteten, welche
einzig dasteht in der Geschichte der Menschheit. Der äussere Um-
stand, dass Copernicus das Licht der Welt hier erblickt habe, gebe
noch keine innere Berechtigung, wo die andern Vorbedingungen
fehlten. Aber wir mussten unsere Scheu niederkämpfen, da eben
kein anderer Mittelpunkt sich fand, und wir von berufener Stelle
ermuntert wurden unserer Pflicht eingedenk zu sein. Und — wie
der Spross eines alten Geschlechts sich zwar oft gedrückt fühlt
durch die Pflichten und Ansprüche, welche seine Abstammung an
ihn stellt, so empfängt er doch andrerseits durch die Tradition
des Geschlechts, durch die ganze geistige Umgebung mächtige
Impulse; die Ahnenbilder vor sein geistiges Auge gestellt geben
ihm Kräfte, die Schwingen des Geistes früh zu üben : So ist auch
unsere Stadt des hohen Vorzugs stets eingedenk, dass einer der
gewaltigsten Geister, die je unter den Sterblichen gewandelt, ihr
38
durch Geburt und Erziehung angehöre. Der stete Auf blick zu
Copernicus hat eine traditionelle Wärme und Ehrfurcht seinem An-
denken erzeugt, welche für die Festes-Stimmung nur wohlthuend
wirken kann. Aus der allgemeinen Betheiligung aller Stände, aus
dem Festgewande, mit dem sich trotz der winterlichen Jahres-
zeit die Stadt geschmückt hat, werden Sie, hochverehrte Gäste,
entnehmen, wie unsere Bevölkerung es mit Dank gegen den
Schöpfer unsers Daseins anerkennt, dass er in unsern Mauern
Copernicus zum Leben erweckt hat, den Stolz und die Zierde
unserer Stadt und unserer Provinz, deren Namen er über den
Erdkreis verbreitet hat.
Doch besorgen Sie nicht, hochverehrte Anwesende, dass ich
unter den localpatriotischen Gesichtspunkt das Bild stellen werde,
welches Sie mir gestatten, vor Ihnen zu entrollen. Auch nicht
der provinzielle oder nationale Standpunkt ist es, den ich vor
Ihnen zu vertreten habe. Bei aller Liebe, mit welcher Copernicus
seinem engern Vaterlande zugethan war, würde es dem Redner,
der heute vor Ihnen auftritt, übel anstehn, einen so kleinen Ge-
sichtskreis zu eröffnen. Denn auf dem ganzen Erdball werden
ja die Gebildeten aller Nationen, da sie Alle Theil haben an den
Segnungen seines Geistes, an den Eroberungen dieses Friedens-
königs, in dankbarer Erinnerung die Säcularfeier der Geburt von
Copernicus begehen. Aus dieser allgemeinen Dankes- Atmosphäre
werde ich suchen, die Wärme in das Wort hinüberzuleiten, welches
vor Ihnen gesprochen werden soll.
An einer mächtigen Völkerscheide hat die Wiege von Coper-
nicus gestanden. Thorn liegt an der Grenze des deutschen Le-
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bens. Nur eine Meile weit von ihr entfernt ist seit den Zeiten,
da hier Neii-Deutschland durch die Kreuzritter gegründet ward,
bis auf unsere Tage herab, die Grenze des von Slavenstämmen
besetzten Landes — einstmals des grossen Polnischen Reiches,
jetzt des weiten Ländergebietes, das den Russischen Namen trägt.
Von deutschen Colonisten erbaut, welche der Orden herbei-
gezogen, war Thorn durch seine Lage begünstigt bald zu einer
reichen Handelsstadt emporgebltiht , welche im 14. Jahrhunderte
den Verkehr der westlichen Länder Europa's mit Polen und
Ungarn vermittelte. Auf verschiedenen Handelswegen zogen die
Kaufleute Thom's durch die weiten sarmatischen Ebenen, die
Rohproducte derselben, so wie die in den ungarischen Bergwerken
gewonnenen Erze einzutauschen gegen die Erzeugnisse der west-
lichen Culturländer. Obwohl Thorn weit vom Meere entfernt
liegt, befuhren die Schiffe der Thorner Kaufleute, da Danzig
noch unbedeutend war, Ost- und Nordsee, um den grossen Welt-
markt in Brügge aufzusuchen und die Stapelplätze des Deutschen
Kaufmanns in den nördlichen Ländern. Um die Mitte des 14.
Jahrhunderts ist Thorn auch in die Hansa eingetreten und nimmt
in hervorragender Weise Theil an dem Verkehrsleben auf der Ostsee.
Diese hohe Blüthe Thorns ward erschüttert durch die stei-
gende Bedeutung Danzigs und die häufigen Kriege des Deutschen
Ordens mit Polen. Allein mehr untergraben wurde der Wohlstand
und die Bedeutung von Thorn erst durch den schweren Krieg,
welcher in den Jahren 1454 — 1466 das Weichselland verwüstete.
Dieser Krieg war von den Land- und Stadtherren Preussens gegen
den entarteten Orden unternommen, um von dessen Oberherrlich-
keit sich zu befreien und ein eigenes Staatswesen zu errichten.
Bald jedoch, als sie sahen, dass die Kräfte ihres Bundes nicht
40
ausreichen würden, die Freiheit gegen den Orden zu erkämpfen,
wandten sie sich an den mächtigen Nachbar und steten Gegner
der Deutschritter, an den König von Polen, ihm als Schutzherrn
sich unterwerfend. Derselbe nahm das dargebotene Geschenk an,
und nun begann der schwere Krieg, durch welchen der Deutsche
Orden die westliche Hälfte seines Landes ganz verlor und auch
Ostpreussen hur als Polnisches Lehen behielt.
Während dieses Krieges ist im Jahre 1462 Niklas Koppernigk,
der Vater von Copernicus, aus Krakau in Thorn eingewandert,
hieher den Sitz seines kaufmännischen Geschäfts verlegend.
Rege Handelsverbindungen hatten schon während eines vollen
Jahrhunderts zwischen Krakau und Thorn stattgefunden. Nicht
nur die Wasserstrasse verband die beiden Weichselstädte, sondern
der eine der grossen Verkehrswege , auf denen die Preussischen
Kaufleute nach Ungarn zogen , ging gleichfalls über Krakau.
Ueberdies war Polens Hauptstadt, gleich den übrigen Polnischen
Städten, von Deutschen gegründet und die Bürgerschaft im 15.
Jahrhunderte noch überwiegend Deutscher Geburt. Die grossen
Kaufmanns-Familien der beiden Städte waren oft verschwägert;
auch von der Familie Koppernigk scheint ein Zweig in Krakau,
ein anderer in Thorn geblüht zu haben.
So ist es denn leichter erklärlich, dass Niklas Koppernigk
in schwerer Zeit von Krakau, welches weitab lag von dem da-
maligen Kriegsgetümmel, seinen Wohnsitz nach Thorn verlegte.
Ueberdies hatte er selbst, als er noch in Krakau weilte, bereits
vielfach in geschäftlichen Beziehungen zu Preussen gestanden.
Diese frühem kaufmännischen Verbindungen und nicht we-
niger die angesehene Stellung, welche er in seiner Heimath ein-
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genommen, bewirkten es auch, dass Niklas Koppernigk, obwohl
Einzögling, bald nach seiner Uebersiedelung zu den Ehrenämtern
der Gemeinde berufen wurde; er ward 1465 in den Schöppen-
stuhl der Altstadt gewählt.
Niklas Koppernigk hatte bereits die reiferen Mannesjahre
erreicht, als er von der Königsstadt Polens nach Thorn tiber-
siedelte. Allein noch war er unbeweibt. Erst in Thorn schloss
er ein Ehebtindniss. Bald nach seiner Einwanderung ward er in
eine der ältesten Thorner Familien aufgenommen, indem er Bar-
bara Watzelrode als Gattin heimführte, deren Vater Lucas Watzel-
rode, einer der wohlhabendsten und angesehensten Männer seiner
Vaterstadt, damals den Vorsitz bei dem Altstädtischen Gerichte
führte. Eine ältere Tochter von Watzelrode war an Tilman von
Allen verheirathet , welcher siebenmal das Scepter des kleinen
Freistaats geehrt; auch im Geburtsjahre seines grossen Neffen
war er regierender Bürgermeister. Ausser den beiden Töchtern
hatte Watzelrode noch einen Sohn, welcher sich dem geistlichen
Stande gewidmet hatte. Er war zuerst Domherr in Culmsee,
trat dann in das Frauenburger Domstift über und bestieg im
Jahre 1489 die Ermländische Kathedra.
Copernicus ward als das jüngste unter vier Geschwistern
seinen Eltern geschenkt. Ein älterer Bruder war gleich ihm in
den geistlichen Stand getreten; er lebte ebenfalls später als Dom-
herr in Frauenburg. Von den beiden Schwestern nahm die eine
den Schleier im Kloster zu Culm, die zweite heirathete einen
Kaufmann Bartholomäus Gertner in Krakau.
In Betreff der Jugend von Copernicus sind wir darauf an-
gewiesen, uns auf Grundlage dürftiger Notizen und einzelner
42
Materialien, die aus den allgemeinen Culturverhältnissen der Zeit
zu entnehmen sind, mit Beihülfe der bildenden Phantasie ein
skizzirtes Bild zusammenzusetzen, um wenigstens, wenn es uns
auch nicht gelingt, einen sichern Einblick in die Entwicklung des
Knaben und Jünglings zu gewinnen, unserm geistigen Auge vor-
zufuhren, welche Anregungen ihm geworden sind, unter welchen
Einflüssen sich der jugendliche Geist emporgerankt hat.
In vielfacher Beziehung war durch äussere Verhältnisse die
Jugend von Copernicus begünstigt worden.
Als er das Licht der Welt erblickte , neigte sich das Mittel-
alter bereits ganz seinem Ende zu. Schon hatten sich die Kräfte
angekündigt, welche eine neue Epoche der Menschheit herauf-
führten; schon hatten sich die Pforten der neuen Zeit theilweise
geöffnet, welche auch er helfen sollte ganz zu erschliessen. In
seinem Geburtsjahre war Gutenbergs Erfindung bereits in die
meisten Culturländer Europa's eingezogen, und die neue Bildung,
die von der Wiederbelebung des klassischen Alterthums ausging,
hatte ebenso siegreich die Alpen überschritten, Ueberall in den
Culturländern Europa's keimte die Saat jenes Jahrhunderts, von
dem einer der muthigsten Vorkämpfer das stolze Wort gesprochen :
Jahrhundert, es ist eine Lust, in dir zu leben! —
Ebenso war das Land, in welchem Copernicus geboren ist
und in welchem er seine erste Jugend verlebte, wenngleich fernab
gelegen von den Centren Europa's, wohl geeignet, geistige Kraft
zu wecken. Viele Gegensätze, die das Leben der Völker damals
bewegten, wirkten auch hier gegen einander, mit dem Kampfe
Leben weckend: ein reich entwickeltes Städteleben, ein wohl-
habender streitfertiger Landadel, ein begüterter und nicht un-
gebildeter Klerus. Dazu kam noch der Gegensatz zweier Natio-
43
nalitäten, deren Widerstreit nur geruht hatte, so lange sie im
gemeinsamen Kampfe gegen den Deutschen Orden vereint waren.
Und nun noch dieser absterbende Ritterverein selbst! diese fast
zur Carricatur gewordene widerspruchsvolle Verschwisterung des
Ritterthums und Mönchthums, diese Verbindung zweier scheinbar
unversöhnlichen Pole ! Wahrlich, hier waren genug Elemente vor-
handen, Bewegung und Leben im Ringen der Geister zu ent-
zünden !
Neben des Landes Vorzügen waren aber auch die besondern
Verhältnisse, unter denen Copernicus aufwuchs, günstig für die
geistige Entwickelung des werdenden Jünglings und die harmonische
Ausbildung, die wir in dem Manne bewundern.
Zunächst das elterliche Haus und die Häuser der reichen
Verwandten und der dem Vater befreundeten Kaufherren! Hier
gewann der Knabe Eindrücke, wie sie nur der Grosshandel zu
geben vermag. Hier entwickelte sich ein buntes Treiben, ein
reiches Leben, unmittelbar vor dem Auge des Knaben.
Wie in allen Handelsstädten bildeten auch in Thorn die
Kaufherren das Patriziat, waren sie die regierenden Geschlechter.
Die Verwandten von Copernicus führten den Gerichtsstab und
hielten das Scepter, das im kleinen Kreise bevorzugter Familien
von Hand zu Hand ging. Wechselnde Lebensbilder zogen also
vor dem Knaben vorüber. Hatte er den Gesprächen der welt-
und lebensklugen Handelsherren zugehört, dann vernahm er
wiederum in demselben Kreise von dem Ernste der Verwaltung
und hörte verhandeln über die Principien und verwickelten Fragen
des Rechts.
Auch in ein drittes Lebens-Element ward der Spross einer
Handels-Aristokratie früh eingeführt durch der Mutter Bruder,
44
welcher, ehe er in die Ermländische Diöcese übertrat, Mitglied
des Domstifts in dem benachbarten Culmsee war. 80 schenkte
dem heranwachsenden Jünglinge die Gunst der Verhältnisse ausser
der geistigen Anregung, die er vom Oheim und dessen gelehrten
Freunden empfing, auch den frühen Einblick in die eigengeartete
Herrschaft des Krummstabs.
Soll ich nun noch reden von den unmittelbaren Bildungs-
mitteln, welche die Geburtsstadt dem Copernicus geboten? Auch
hierin war er bevorzugt vor Vielen, dass ihn das Schicksal in
einer Stadt geboren werden Hess von der Bedeutung , wie sie
Thorn hatte. Die reichen Städte waren damals in viel hervor-
ragenderer Weise als heutzutage die Träger der Cultur. Bildungs-
stätten für die patricische Jugend wurden in ihnen früh angelegt
und auf alle Weise gefördert — während für das Volk gerade so
wenig wie überall geschah.
Um das Bild zu vollenden, welches wir uns von dem Jugend-
leben des Copernicus entworfen, haben wir noch zu erwägen,
welchen Einfluss die Lage der Stadt, wie die Umgebungen, auf
den für die Natur so empfänglichen Sinn des Knaben geübt
haben.
Der mächtige Strom, an dem unsere Stadt liegt, wälzte seine
Wasserfülle in demselben Bette, wie heute, zum Meere. Aber
statt der hohen Wälle, welche die Stadt gegenwärtig einschnüren,
breiteten sich weite Vorstädte aus, und dieselben umkränzend
zogen sich die Villen und Gärten der Kaufherrn hin. Die son-
nigen Anhöhen am Ufer der Weichsel aber waren mit Reben
bepflanzt. Der Vater von Copernicus selbst besass einen Wein-
garten, der an der Bucht lag, welche die Weichsel bildet, indem
sie, die bisherige nördliche Richtung verlassend, nach Westen
45
sich zuwendet. Sie schauen, hochverehrte Anwesende, nach der
Stelle des Gartens hin, wenn Sie, auf der Eisenbahnbrücke ste-
hend, den Blick stromaufwärts nach Osten richten.
Hier hat der Knabe oft sein Auge geweidet, hinblickend auf
den weiten Wasserspiegel des in ruhiger Majestät dahingleitenden
Heimathstroms, den wir in jener Zeit uns viel reicher belebt
denken müssen von den mit Getreide, Holz und Metallen bela-
denen Traften und den schwellenden Segeln der stromaufwärts
gewandten Fahrzeuge. In der Ferne begrenzten ihm den Horizont
die trotzigen Thürme der Vaterstadt und nach Osten schweifte
der Blick weithin über die hügeligen Ebenen bis tief nach Polen
hinein.
Und wenn die Festzeit kam, oder die Tage, wo der Jüngling
ausruhen durfte von den Freuden und Mühen der Schule, da
gewann er wiederum Anschauung von einer andern Lebensthätig-
keit. Dem Gewühle der Stadt und dem drängenden Treiben der
belebten Strassen entflohen nahm ihn die freundliche Stille des Land-
lebens auf, indem die Landsitze der Verwandten aufgesucht wurden.
Unter so günstigen äussern Verhältnissen ist Copernicus auf-
gewachsen, so harmonisch gestaltete sich schon früh des Knaben
und Jünglings Leben, so war Copernicus bevorzugt vor Vielen,
die mit des Lebens Mühsal von frühauf zu kämpfen haben. Aber,
müssen wir andrerseits auch nicht gerade deshalb, weil des
Lebens gewaltiger Treiber, die Noth, ihn nicht anregte zu stets
erneuter Anstrengung, müssen wir nicht gerade deshalb rühmend
bewundern die Kraft, die in dem Knaben schon lebte, den Fleiss
und die Energie des Geistes, die er schon früh geübt, wie sie
seine Begleiterinnen waren auf der ganzen Bahn seines Lebens'?
Ueberdies lernte Copernicus auch schon früh des Lebens
46
bittern Ernst kennen, ward ihm früh das Schwerste nicht erspart.
Zehn Jahre alt fand er sich schon eine vaterlose Waise. Wie
lange der Mutter Auge über ihn gewacht, wissen wir nicht.
Wenn für den Verlust der Eltern ein Ersatz geboten werden
kann — er ward dem jungen Copernicus zu Theil. Die Ver-
wandten der Mutter nahmen sich der hinterbliebenen Kinder von
Niklas Koppernigk an, als dieser im Jahre 1483 gestorben war.
Namentlich waltete mit elterlicher Fürsorge der Oheim Lucas
Watzelrode über Copernicus.
Im Herbste 1491 verliess der achtzehnjährige Jüngling die
Vaterstadt, um sich den Studien auf der berühmten Jagellonen-
Universität zu widmen.
Bei der Wahl der Universität Krakau hat Mancherlei mit-
gewirkt. Zunächst war es die Nähe der durch die regsten Handels-
beziehungen verbundenen Schwesterstadt, welche schon früh die
Jünglinge Thorns nach Krakau zog.
Bei dem Jünglinge Copernicus traten für Krakau's Wahl
auch noch andere Gründe entscheidend hinzu. Der Vater selbst
war ja von Krakau nach Thorn eingewandert, hatte Geschäfts-
beziehungen mit seiner frühern Heimath erhalten. Auch die alten
Familien- Verbindungen waren bewahrt, neue hinzugekommen.
Der Oheim endlich hatte selbst auf der Krakauer Akademie
seinen Studien obgelegen. Und ausser den Genossen seiner Ju-
gend hatte Lucas Watzelrode, seit er den Bischofs-Stuhl von Erm-
land Ibestiegen, noch weitere Verbindungen gewonnen, welche
dem jungen Neffen von grossem Vortheil sein mussten. Als
Grosswürdenträger der Preussischen Lande stand er in unmittel-
barster Beziehung zu dem Könige Polens und seinen Käthen,
So eröffneten sich dem jungen Copernicus bei seinem Eintritt
47
in die grosse Welt sofort die reichsten Beziehungen. Nicht fand
er sich gleich vielen Andern isolirt, hinausgeworfen in die Fremde,
und auf den glücklichen Zufall neben der eigenen Kraft ver-
wiesen. Er brauchte die Beziehungen, die sich ihm von selbst
darboten, nur zu pflegen und fortzuführen. So ward auch hier
in reichem Maasse der Gesichtskreis des jungen Preussen erwei-
tert, den schon die Umgebungen in der Heimath nichts weniger
als beschränkt hatten.
Vor Allem aber die Universität selbst, welche reichen Bildungs-
Elemente schloss sie in sich! In hohem Ruhme strahlte damals
die Krakauer Akademie weithin über die Länder Europa's. Tau-
send Lernende sassen hier zu den Füssen berühmter Lehrer.
Auch aus den weiter entlegenen Deutschen Gauen kamen Scho-
laren nach der rauhen Weichselstadt. Das Jagellonische Studium
suchten sogar Männer auf, die selbst bereits als Lehrende auf-
treten konnten, die sich bereits die Würde eines Baccalaureus
auf einer Deutschen Universität oder zu Paris erworben hatten.
W^ahrlich, schon der damalige Weltruf Krakau's niusste den
jugendlichen Geist anlocken, dort seine Schwingen zu stärken.
In Krakau ward Copernicus auch schon unmittelbar von dem
Geiste der neuen Zeit angeweht. Noch herrschte zwar auf den
dortigen Lehrstühlen überwiegend die scholastische Anschauung
und Lehrweise. Aber früher als auf andern Universitäten dies-
seits der Alpen waren in Krakau Berührungspunkte mit der neuen
Zeit, die von Italien ausging, gewonnen worden. Bereits um die
Mitte des 15. Jahrhunderts waren Sendboten des Humanismus in
den fernen Osten vorgedrungen. Im Jahre 1489 war, als der
Boden für die neue Aussaat schon sehr gelockert schien, auch
noch der unermüdliche Verbreiter des Humanismus, Conrad Celtes,
48
nach Krakau gekommen, woselbst er sich zwei Jahre lang auf-
gehalten.
Wenige Monate waren erst verflossen, seit Celtes Polen ver-
lassen, noch wirkte in nachhaltiger Weise die geistige Anregung,
die er gegeben, als der junge Copernicus den Musensitz zu Krakau
aufsuchte. Derselbe ward an dem Immatriculations-Termine des
Winter-Semesters 1491 unter die Scholaren der Universität auf-
genommen.
In ein frisches geistiges Leben trat Copernicus hier ein. Eine
abgelebte Form des wissenschaftlichen Lebens, der Scholasticismus,
rang dort mit einer neuen Lehr- und Denkweise um das Dasein.
Noch schwankte der Sieg. Denn bewährte Kräfte vertheidigten
auch in Krakau das Althergebrachte, während die jungen Ma-
gister, wie überall, rüstig kämpfend für die neue Bildung ein-
traten.
Es war von grossem Einfluss auf die Entwickelung und Kräf-
tigung des jugendlichen Geistes, dass Copernicus schon gleich
beim Beginn seiner wissenschaftlichen Studien in so heisse Kämpfe
hineingeführt wurde, bei denen auch er Partei ergreifen musste.
Er konnte nicht schwanken. Der Keim, der in ihn vom Schöpfer
gelegt war, seine geistige Beanlagung, die jugendlichen Jahre —
Alles musste ihn wohl in das Lager der kühn aufstrebenden
Humanisten führen. Hier legte er den Grund zu der Sicherheit
des lateinischen Ausdrucks, der ihn auszeichnet. Die Kenntniss
der Griechischen Sprache blieb ihm noch verschlossen. Copernicus
entbehrte sonach während der Zeit seines Krakauer Universitäts-
lebens noch das Bildungselement und die Begeisterung, welche
sein Jahrhundert aus dem Studium der Griechischen Sprache und
Literatur schöpfte. Dagegen ward ihm das Glück, dass seine
V
49
Führer auf dem Gebiete der Römischen Sprache und Literatur
der neuen Zeit ganz angehörten. Die jungen Humanisten Krakau's
hatten das alte geistlose Herkommen verlassen und die starren
Formen der mittelalterlichen Lehrweise abgestreift. Dafür waren
sie um so eifriger bemüht, zu den eigentlichen Quellen der alt-
römischen Welt hinaufzusteigen und in den Geist der Sprache
und Schriftsteller Roms einzudringen. Indem sie so das freie
Denken aus den Fesseln befreiten, entzündeten sie in ihren Schü-
lern neben der Begeisterung für die Schätze des Alterthums ernstes
wissenschaftliches Streben, weckten sie in ihnen den Geist der
Forschung und selbständigen Denkens.
Aber so hoch der Gewinn zu veranschlagen ist. den Copernicus
aus den humanistischen Studien gewonnen, sie standen doch nicht
im Mittelpunkte seines geistigen Strebens. Eine andere Wissen-
schaft hatte ihn früh in höherem Maasse in Anspruch genommen.
Es war das Gebiet, auf dem er später eine vollständige Neu-
gestaltung durchführen sollte — Mathematik und Astronomie.
Beide Wissenschaften standen damals in hohem Ansehn.
Wenn ein idealer Zug in dem Jahrhundert des Wiederauflebens
der Wissenschaften die Geister mit unbezwinglicher Gewalt zu
den humanistischen Studien zog, so waren es hauptsächlich
äussere Anregungen, welche die mathematischen und astrono-
mischen Studien in hohem Grade förderten. Das ideale Motiv
ist ja selten das allein maassgebende. Das Ansehn, in welchem
der gelehrte Mathematiker stand, die Ehren, welche dem her-
vorragenden Astronomen zu Theil wurden, sie wirkten mächtig
zur Nacheiferung.
Auf keiner Universität diesseits der Alpen stand das Studium
der Mathematik und Astronomie in solcher Blüthe als zu Krakau.
50
Hier lehrte seit zwanzig Jahren der berühmte Albertus Blar de
Brudzewo (gewöhnlich Brudzewski genannt), dessen Name vor-
zugsweise die Studirenden aus den fernsten Gegenden Deutsch-
lands nach Krakau zog. Nun hatte zwar Brudzewski seine
öffentlichen Vorlesungen über Astronomie bereits abgeschlossen,
als Copernicus nach Krakau kam ; aber die Jüngern Lehrer der
Universität waren sämmtlich durch ihn gebildet.
Die wichtige Frage, was Copernicus der Schule Brudzewski's
verdankt, kann leider nur im Allgemeinen beantwortet werden,
indem man auf den Weltruf Krakau's hinweist, den Brudzewski
und durch ihn die Universität Krakau hatte. Den astronomischen
Vorträgen der Krakauer Professoren lagen die Arbeiten von
Peurbach und Regiomontanus zu Grunde ; Brudzewski selbst hatte
sie commentirt. Wie weit die Krakauer Schule über diese grossen
Meister hinausgegangen ist, und welche Keime der neuen Welt-
anschauung in Copernicus hier gelegt sind, muss zur Zeit unbeant-
wortet bleiben. Hierüber kann erst dann Licht verbreitet werden,
wenn die Reihe von mathematischen Manuscripten , welche die
Krakauer Universität besitzt, von sachkundiger Hand durchmustert
sein wird.
Copernicus selbst hat der Universität Krakau, die ihm zuerst
die Bahnen der Wissenschaft eröffnet hat, stets ein treues An-
denken bewahrt.
Nach Beendigung seiner Studien in Krakau verweilte Coper-
nicus einige Zeit in der Heimath. Bald jedoch eilte er dem Lande
seiner Sehnsucht zu, dem schönen Italien. Wie in unsern Tagen
die Reize des Südens und die Reminiscenzen des klassischen
Bodens den Nordländer dorthin ziehen, so war Italien im 15. und
10. Jahrhunderte durch die Wiederbelebung des klassischen Alter-
51
thums das gepriesene Land der neuen Bildung. Jeder hervor-
ragende Geist jenes Zeitalters glaubte seine Bildung nicht vollendet,
wenn er nicht in Italien die höhere Weihe erlangt hatte. Wett-
eifernd hatten die glänzenden Höfe, v^^ie die reichen Handels-
städte, des politisch zerrissenen Landes ihren Ruhm darin gesucht,
die neue Wissenschaft an ihren Boden zu fesseln. Ja, es hatten
sich, von der neuen Bewegung ergriffen, selbst die Pforten der
Curie dem heidnischen Alterthum erschlossen.
Noch zahlreicher als früher, da die Studirenden über die
Alpen pilgerten zu den Glossatoren, zogen gegen das Ende des
15. Jahrhunderts, wie aus Deutschland und den westlichen Cultur-
ländern Europa's, so auch aus dem fernen Norden und Osten
Jünglinge und Männer nach Italien, die Schätze des neu erschlos-
senen Hellenenthums zu heben und in ihr Vaterland zu führen.
Copernicus stand in dem empfänglichen Alter von 23 Jahren,
da er zuerst die Wunder der klassischen Welt erblickte und die
Wunder mit eigenen Augen sah, die sich auf dem Gebiete des
Geistes entwickelten.
Zum ersten Mal hat Copernicus die Alpen in dem Jahre 1495
überschritten. Damals suchte er die altbertihmte Hochschule zu
Bologna auf, welche vorzugsweise unter den Italienischen Univer-
sitäten die Studirenden der nördlichen Länder an sich gezogen
hatte. Auf dieser Universität, welche im Mittelalter Jahrhunderte
hindurch als die klassische Bildungsstätte der Juristen gegolten,
hat Copernicus seine kanonischen Studien erweitert und vollendet,
denen er sich im Hinblick auf das kirchliche Amt, für welches
ihn sein Oheim bestimmt hatte, widmen musste. Vor Allem aber
fesselten ihn auch hier seine Lieblingswissenschaften Mathematik
und Astronomie, in denen Dominicus Maria di Ferrara sein Lehrer
4*
52
war. Dieser erkannte bald die geistige Begabung des jungen
Preussen, welcher durch die Krakauer Studien schon einen sichern
Grund in seiner Wissenschaft gelegt hatte und der ge;*eifte Schüler
ward bald der Freund des Lehrers und der Genosse seiner Studien.
Im Jahre 1497 kehrte Copernicus nach Preussen zurück und
erhielt nun durch den Einfluss seines Oheims ein Kanonikat bei
der Frauenburger Kathedrale. Dadurch w^ard ihm eine gesicherte
Lebensstellung. Es war für den gewöhnlichen Sterblichen, der
nicht fürstlichem Geschlechte entsprossen war, auch in jenen
Zeiten ein seltenes Glück, in so jugendlichem Alter Mitglied einer
reichen Corporation zu werden, wie es der Senat des Ermlän-
dischen Bisthums war. Das Kollegium der Ermländischen Dom-
herrn besass die Herrschaft Über ein Gebiet von etwa 20 Quadrat-
meilen. Da bedarf es keiner Ausführung, dass die Einkünfte des
einzelnen Domherrn recht bedeutend waren. Viel wichtiger aber
war es, dass die neuen Verpflichtungen, welche Copernicus über-
nommen, ihn in dem Studium seiner Lieblingswissenschaften nicht
hinderten.
Früh schon hatte das Domkapitel Ermlands sich durch die
Pflege höherer Bildung ausgezeichnet. Und zu der Zeit, da Coper-
nicus in das Domstift eintrat, war die Sitte, dass die Capitularen
eijae höhere Bildung als der gewöhnliche Klerus zu erwerben such-
ten, bereits in die Form eines bindenden Statutes übergegangen.
Jeder neu eintretende Domherr musste, falls ihn das Capitel zum
Studium geeignet erachtete, nach einjährigem Aufenthalte bei der
Kathedrale eine Universität beziehn, um sich in einer der drei
höhern Facultäten einen akademischen Grad zu erwerben.
So erfüllte der junge Domherr nur eine Vorbedingung seiner
neuen Würde, wenn er wiederum nach Italien eilte, um seine
53
Studien, welche ihn in die Einsamkeit des Domstifts begleitet
hatten, in Gemeinsamkeit mit seinen gelehrten Freunden fort-
zusetzen. Der Urlaub ward ihm um so bereitwilliger zugestanden,
als er mit seinen sprachlichen und mathematischen Forschungen
das Studium der Arzneikunde verbinden wollte, welches seinen
Amtsgenossen unmittelbaren Nutzen versprach. Diesen Studien
soll Copernicus in Padua obgelegen haben, woselbst er auch,
wie berichtet wird, sich den Doctorgrad in der Medicin erwarb.
Allein vorzugsweise wird Copernicus wohl auch diesmal in Bo-
logna gelebt haben, mit Dominicus Maria und dessen Freunden
die astronomischen Betrachtungen fortzusetzen, seine Ansichten
über die Weltordnung auszutauschen und die mathematische
Grundlage für dieselbe festzustellen. Im Jahre 1500 begab er
sich nach Rom, woselbst der junge siebenundzwanzigjährige Dom-
herr mit der grössten Auszeichnung aufgenommen wurde. Durch
die Genossen seiner Studien hatte sich der Ruf seiner Gelehr-
samkeit weithin in Italien verbreitet. Ihm ward eine mathema-
tische Professur an der Universität zu Rom übertragen. Seine
Vorlesungen fanden grossen Beifall. Sie wurden nicht nur von
Studirenden besucht, sondern auch ältere und vornehme Männer,
Gelehrte und Künstler sassen zu den Füssen des jungen Preussen.
Es war eine bewegte und schwere Zeit für die Kirche, als
der jugendliche Domherr in die'' ewige Roma einzog — in dem
grossen Jubeljahre 1500. Die Verweltlichung der Kirche hatte
den höchsten Grad erreicht. Auf dem Stuhle Petri sass, ich sage
genug, wenn ich den Namen nenne, Alexander VI. Aber noch
stand fest, unerschüttert und in sich abgeschlossen, das hierarchische
Gebäude. Soll ich daran erinnern, wie noch zehn Jahre später
Luther geblendet ward von dem Glänze der Autorität? Der TbU-
54
ringische Bauernsolin, aus der einsamen Zelle kommend, klomm
die Stufen der Peterskirche gläubig hinan, in tief mystische Ge-
danken verhüllt. Anders Copernicus. In grossen Verhältnissen
aufgewachsen hatte er trotz seiner jungen Jahre schon vieler
Menschen Städte und Länder gesehen, kannte er das kleine Räder-
getriebe, welches die Kirche, die auseinander fallende, noch zu-
sammenhielt.
Allein, wenngleich Copernicus keine Illusionen einzubtissen
hatte, so konnte Rom keine dauernde Anziehungskraft auf ihn
ausüben. Er musste ohnehin in die Heimath zurückkehren, um
die Erlaubniss einer längeren Abwesenheit von der Kathedral-
kirche nachzusuchen.
Wie lange Copernicus sich bei dieser letzten Anwesenheit
in Italien aufgehalten habe, ist noch nicht ermittelt. Zwei Jahre
waren ihm dazu bewilligt worden und da wir Nichts von einer
Verlängerung seines Urlaubs hören, wird er wohl in den Jahren
1504 oder 1505 nach Preussen zurückgekehrt sein.
Copernicus stand in der Blüthe seines Mannesalters, als er,
auch innerlich gereift und mit einer vielseitigen Bildung aus-
gerüstet, sich den heimathlichen Gestaden zuwandte. Neben
seinen tiefen Kenntnissen in der Mathematik und Astronomie war
er eingeweiht in die gesammten Studien des Humanismus, ein
Kenner der klassischen Sprachen und ihrer Literatur. Den
Pflichten seines Berufs in hervorragender Weise zu genügen,
hatte er ausserdem theologische und juristische Studien getrieben
und namentlich die Gebiete durchforscht, wo beide Wissenschaften
sich berühren, war er Doctor des kanonischen Rechts geworden.
Endlich hatte er noch eine Wissenschaft aufgesucht, die ganz
verschieden war von den bisher genannten und die nach der
I
55
Meinung seiner Zeitgenossen mit seiner kirchlichen Stellung kaum
vereinbar schien — hatte er medicinische Studien getrieben und
auch in dieser Wissenschaft den höchsten akademischen Grad
errungen.
Eine solche Fülle menschlichen Wissens, wie sie Copernicus
sich durch seine umfassenden Studien erworben, lag nicht auf-
gespeichert in seinem Gedächtniss, wie die todten Kenntnisse bei
den gewöhnlichen Polyhistoren. Ernste philosophische Studien
hatten seinen Geist gestählt, dass sein Wissen nicht erstarrte,
sondern stets in lebendiger Bewegung erhalten ihm zu Gebote
stand, wenn er dessen bedurfte. Bei der eifrigsten Beobachtung
der einzelnen Erscheinung, bei der emsigsten Forschung im Ein-
zelnen hielt er stets den Blick fest auf das Ganze gerichtet; das
Einzelne hatte für ihn nur Bedeutung in seiner Beziehung zum
Ganzen. Der freie Blick des Philosophen ist es ja, welcher
Copernicus in seiner Wissenschaft so hoch gestellt hat. Er hat
ihn gekräftigt, den verschiedensten Vorurtheilen Trotz zu bieten,
die von allen Seiten auf ihn eindrangen, er hat ihn vorzugsweise
befähigt, der Reformator der bisherigen Weltanschauung zu
werden.
Aber Copernicus brachte nicht nur umfassende gelehrte Kennt-
nisse mit, als er wieder seinen Sitz im Kapitel einnahm, dem er
schon fast ein Jahrzehnt angehörte — er war auch in andrer
Weise gereift für die aussertheologischen Pflichten seiner amt-
lichen Stellung. Seine vielseitigen Studien hatten ihn zu keiner
Zeit den Beziehungen des praktischen Lebens entfremdet. Auf
seinen Reisen hatte er vielfach Gelegenheit gesucht und gefunden,
seinen praktischen Sinn zu üben, während eines langen Aufent-
halts in fremden Ländern reiche Erfahrungen gesammelt. Durch
56
eine solche Gunst der Verhältnisse war Copernicus früh vor der
Einseitigkeit des gewöhnlichen Gelehrten bewahrt worden, welcher,
nur in seinem Gedankenkreise heimisch, keine andere Welt
kennt, als die er sich bei der Lampe aufbaut.
Halten wir Alles zusammen, was über den reichen Bildungs-
gang von Copernicus angeführt ist, so darf es uns nicht Wunder
nehmen, dass derselbe bald eine sehr hervorragende 8tellung
unter seinen Amtsgenossen eingenommen.
Zunächst jedoch sollte die reiche Kraft des Copernicus dem
engern Kreise des Domkapitels noch nicht zu Gute kommen. Der
Bischof berief den gelehrten Neffen zu sich nach Heilsberg,
weniger wohl, dass er ihm mittragen helfe die Bürde als die
Würde des Amte«; er sollte ihm mehr Genosse sein der Müsse
als der Mühe.
Im Schlosse zu Heilsberg hat sich Copernicus sechs Jahre
hindurch aufgehalten, von seinem 34. bis zum 40. Lebensjahre;
es war die Zeit des rüstigsten Schaffens. Hier gelangten die
kosmischen Ideen, deren Keime, in Krakau gelegt, sich in Italien
mehr und mehr entfaltet hatten, zu immer festerer Gestaltung.
Hier wurden die Grundzüge zu dem unsterblichen Werke ent-
worfen, welches Copernicus sein ganzes Leben mit sich herum-
getragen und erst mit seinem letzten Athemzuge der Welt
übergeben.
Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten hat Copernicus zu
Heilsberg auch an der amtlichen Thätigkeit des Bischofs als ein-
sichtiger Berather regen Antheil genommen und später Zeugniss
davon abgelegt, in welche reiche Schule staatsmännischer Thä-
tigkeit er von dem Oheim eingeführt war.
Ausserdem hat Copernicus während seines Heilsberger Aufent-
57
haltes ein interessantes Denkmal seiner humanistischen Studien
der Oeffentlichkeit tibergeben, eine lateinische Uebersetzung der
Briefe des Theophylactus Simocatta.
Dieses kleine Buch — es erschien im Jahre 1500 zu Krakau
— ist in mehrfacher Beziehung geeignet, unser Interesse in An-
spruch zu nehmen. Zunächst hebe ich hervor, dass es die einzige
Schrift ist, welche Coperaicus aus eignem Antriebe veröffentlicht
hat. Sie bietet uns ferner ein vollgültiges Zeugniss für seine
vielseitige Thätigkeit und seine ausgebreiteten Kenntnisse. Vor
Allem aber kennzeichnet sie klar die Stellung, welche Copernicus
in den geistigen Kämpfen seiner Zeit eingenommen.
Die Uebersetzung der Briefe des Theophylactus Simocatta ist
das erste Buch, welches die Griechische Literatur im Weichsel-
lande vertritt. Es erschien zu einer Zeit, wo die humanistischen
Studien in Deutschland einen schweren Kampf um ihre Existenz
gegen die Anhänger des Alten zu bestehen hatten. Von letzterer
Seite war das Feldgeschrei ausgetheilt, wie es einst Gregor der
Grosse in scharfer Formulirung gegen die Beschäftigung mit den
klassischen Schriftstellern gegeben : ein und derselbe Mund könne
picht zugleich Jupiter und Christus preisen. Ganz besonders
wurde, da das Lateinische als Kirchensprache Absolution erhalten
musste. der Vorwurf der Ketzerei gegen das Griechische erhoben,
indem die unwissenden Verketzerer ganz unbeachtet Hessen, dass
das neue Testament in Griechischer Sprache verfasst sei.
Gerade im Anfange des 16. Jahrhunderts spitzten sich, be-
sonders in Deutschland, die Gegensätze immer schärfer zu. Da
galt es Farbe" zu bekennen, wenn der Sieg der neuen Richtung
zu Theil werden sollte.
Zu dieser Zeit nun trat auch Copernicus mit offnem Visir
k
58
auf den Kampfplatz. Der Domherr veröffentlicht mit einer Wid-
mung an einen Grosswürdenträger der Kirche die Früchte seiner
hellenistischen Studien.
So war diese Veröffentlichung mehr als eine wissenschaft-
liche That. Zwar war es ein christlicher Schriftsteller, den
Copernicus tibersetzt hat. Allein ganz abgesehen von der
Griechischen Sprache, waren die Anschauungen, auf denen die
Briefe aufgebaut sind, dem Alterthum angehörig. Bezeichnend
übrigens für die freie Stellung, welche ein Theil der Prälaten
zum Leben einnahm, war die Wahl des Buches, welches Coper-
nicus tibersetzt hat. Es sind rhetorisirte Episteln, von denen ein
Dritttheil den Stoff dem erotischen Gebiete entnimmt.
Nach dem Tode von Lucas Watzelrode, welcher im Jahre
1512 starb, verliess Copernicus den Bischofsitz Heilsberg und
begab sich nach Frauenburg, um nun endlich, anderthalb Decen-
nien nach seiner Aufnahme in das Ermländische Domkapitel, bei
der Kathedrale selbst Residenz zu halten.
Während eines ganzen Lustrum weilte Copernicus in Frauen-
burg. Dann verliess er wiederum seine Curie, um als Statthalter
des Kapitels in dem fernab gelegenen Schlosse Allenstein zu
residiren. Vier Jahre hindurch hat Copernicus die Verwaltung
des AUensteiner Gebiets geführt, ein Amt, welches praktische
Umsicht und mannigfach thätiges Eingreifen in die Verhältnisse
des Lebens erheischte. Noch schwieriger wurde die Stellung da-
durch, dass im Jahre 1520 der Krieg zwischen Polen und dem
deutschen Orden vorzugsweise in Ermland geführt wurde.
Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens hat Copernicus,
einige Reisen im Lande selbst abgerechnet, in Frauenburg zu-
gebracht. Ueber seine äussern Lebensverhältnisse während dieser
59
Zeit, über seine staatsmännische Thätigkeit auf den Preussischen
Landtagen, namentlich in Betreff der Regiüirung der Preussischen
Münze — über all dieses hat der Biograph zu berichten.
Der heutige Vortrag hat das Leben von Copernicus nur unter
einen Hauptgesichtspunkt zu stellen: der kühne Reformator
der Astronomie allein ist es, der unser Interesse heute in An-
spruch nimmt. Was Copernicus ausser seinen mathematisch-
astronomischen Studien trieb, galt ihm überdies nur als Neben-
beschäftigung, welcher er sich nicht entzog, die er aber nicht
suchte.
Neben der tieferen mathematischen Begründung der neuen
kosmischen Ideen fuhr Copernicus in Frauenburg fort, mit dem
grössten Eifer eigene astronomische Beobachtungen anzustellen,
um durch Vergleichung mit den bereits vorhandenen die Ver-
änderung der Elemente der Planetenbahnen kennen zu lernen.
Die Instrumente , mit denen er den Himmel beobachtete , waren
die zu seiner Zeit gebräuchlichen. Sie waren zum Theil von
ihm selbst aus Tannenholz gefertigt und die Grad-Eintheilung
mit Tintenstrichen gemacht. Copernicus selbst kannte am besten
die grosse UnvoUkommenheit seiner Instrumente ; offen erklärte
er seinen Freunden, wie wenig Genauigkeit er sich von ihnen
versprechen könne.
Der Ruf von den Forschungen des Copernicus hatte sich
schon seit seiner Rückkehr aus Italien über die ganze gelehrte
Welt verbreitet. Im Jahre 1516 war auf dem lateranischen Concil
die Verbesserung des Kalenders aufs Neue in Anregung gebracht,
und, obgleich auf Italiens Universitäten die ersten Astronomen
ihrer Zeit lehrten, wandte sich die Kirchenversammlung von Rom
aus an den in einsamer Zurückgezogenheit an den Grenzen der
60
cultivirten Welt lebenden Domherrn. Allein Copernicus trug-
Bedenken der Oeffentliclikeit zu übergeben, was er nicht als reif
betrachtete. Nur seinen gelehrten Freunden theilte er nach dem
Vorbilde der Pythagoreer, wie er selbst sagt, die neue kühne
Theorie mit.
Um das Jahr 1530 war das System bereits abgeschlossen,
und das grosse Werk, in welchem dasselbe niedergelegt ist,
ausgearbeitet. Im Jahre 1536 bittet der Kardinal Schönberg, in
einem aus Rom geschriebenen Briefe, Copernicus möchte ihm eine
Abschrift des Werkes zusenden , von dem er so viel Rühmens-
werthes gehört habe.
Noch grössere Freude musste dem greisen Forscher der be-
geisterte Schritt eines jungen Gelehrten, Georg Joachim Rheticus,
verursachen, welcher als Professor der Mathematik an der Uni-
versität Wittenberg lehrte. Ergriffen von der neuen Lehre, deren
Kunde auch zu ihm gedrungen war, legte derselbe im Jahre 1539
sein Lehramt nieder und begab sich unmittelbar aus dem Haupt-
sitze des Protestantismus, Gastfreundschaft erbittend, in die Mitte
eines katholischen Domstifts, um sich von dem Weisen selbst in
die Tiefen seiner neuen Weltanschauung einweihen zu lassen.
Mit der grössten Herzlichkeit wurde er von Copernicus und seinen
Freunden aufgenommen.
Nachdem Rheticus einige Monate in Frauenburg verweilt
hatte, gab er in der Form eines Briefes an seinen frühern Lehrer
Schoner in Nürnberg einen Bericht über das Werk des Copernicus
mit begeisterten Lobeserhebungen desselben heraus. Durch diese
Schrift war das Verlangen der gelehrten Welt nach dem Werke
des Copernicus immer grösser geworden. Allein dieser wider-
stand beharrlich den Bitten seiner Freunde. Er wusste, welchen
61
ADfeindungen sein System ausgesetzt sein würde. Man wird es
dem stillen Denker nicht verargen, w^enn er den Wunsch hegte,
den Abend seines Lebens in Ruhe hinbringen zu können. Aber
die Freunde Hessen nicht ab, ihn mit ihren Bitten zu bestürmen.
Endlich besiegten ihre Gründe die Bedenken des greisen Forschers ;
er willigte in die Herausgabe seines Werkes.
Er schrieb die meisterhafte Vorrede, mit der er die Frucht
seines vierzigjährigen Forschens dem Oberhaupte der Kirche, dem
Papste Paul III., widmete. Darauf übergab er das Manuscript
seinem bewährten Freunde, dem gelehrten Bischöfe von Culm,
Tiedemann Giese, und gestattete ihm, über die Herausgabe ganz
nach seinem Ermessen zu verfügen. Dieser schickte es hoch-
erfreut sofort an Rheticus, welcher das Manuscript nach Nürnberg
brachte und die Beaufsichtigung des Druckes zwei gelehrten Ma-
thematikern, seinem frühern Lehrer Schoner und dem durch seine
theologischen Streitigkeiten später bekannt gewordenen Andreas
Oslander, überlieferte. Das Werk wurde ausgegeben in den ersten
Monaten des Jahres 1543.
Oslander, welcher als der eigentliche Herausgeber zu betrachten
ist, hat mit Rücksicht auf die Vorurtheile seiner befangenen Zeit-
genossen dem Copernicanischen Werke aus Aengstlichkeit eine ano-
nyme Vorrede vorgeschoben, in welcher er die anstössige Lehre
von der Erdbewegung zu entschuldigen sucht und als blosse Hypo-
these bezeichnet. Copernicus selbst konnte gegen diesen Vor-
bericht, der im vollen Gegensatze zu seiner ganzen Darstellung
steht, nicht mehr Protest einlegen. Denn als Rheticus das erste
Exemplar des Werkes an seinen hochverdienten Lehrer nach
Preussen sandte , war derselbe , schwer erkrankt , bereits dem
Tode nahe. Er sah das Buch noch , sein Vermächtniss an die
62
Welt, er berührte es; aber sein Sinn war nicht mehr auf das
Zeitliche gerichtet. Copernicus starb am 24. Mai 1543.
Die Grundgedanken seines Weltsystems entwickelt Copernicus
in den ersten eilf Kapiteln des ersten Buches. Er beginnt mit
den uns geläufigen Beweisen für die Kugelgestalt der Erde.
Hieran schliesst er die Lehre von der täglichen Bewegung der
Erde um ihre Axe von Westen nach Osten, wodurch alle andern
Gestirne in entgegengesetzter Richtung sich zu bewegen scheinen.
Endlich giebt er die Reihenfolge der Planeten an, deren einer
unsere Erde ist; diese alle aber umkreisen die allein ruhende
Sonne.
»Inmitten der Planeten — ich führe des Copernicus eigene
Worte an — ruht die Sonne. Denn wer möchte wohl in dem
schönen Tempel der Natur die Weltleuchte an eine andere bessere
Stelle setzen, als dorthin, von wo sie das Weltall erleuchtet, die
ganze Familie kreisender Gestirne lenkend? Dort ruht sie wie
auf einem königlichen Throne. Bei einer solchen Anordnung der
Welt finden wir eine bewundernswürdige Symmetrie des Univer-
sum, einen sichern harmonischen Zusammenhang in der Bewegung
und Grösse der Bahnen der Himmelskörper.«
Nachdem Copernicus die Uebersicht seines Systems vorauf-
geschickt und die Principien entwickelt hat, auf welche seine Lehre
sich stützt, geht er zu der wissenschaftlichen Begründung im Ein-
zelnen über. Selbst wenn Sie mir gestatteten, in das Detail hin-
einzusteigen, würde ich vor der Warnung zurückschrecken, welche
Copernicus seinem Buche vorangestellt hat, indem er auf den Titel
die Worte gesetzt : Niemand trete ein, der nicht Mathematiker ist.
Aber dieser ausführende Theil seines Werkes gehört lediglich der
63
Geschichte der Astronomie an. Des Copernicus Weltordnung wird
von den Männern der Wissenschaft als unumstössliche Wahrheit
anerkannt; die Planeten-Theorie dagegen ist durch Keplers Ellipsen
eine wissenschaftliche Antiquität geworden.
Rühmend darf ich es verkünden, wie der geschulte Fach-
mann auch jetzt noch sich an der Strenge der mathematischen
Beweisführung erbaut, wie er neben der Klarheit der Beweise
die Arbeitskraft des Mannes bewundert, welcher Tage lang über
Auflösungen sich abgemüht hat, zu denen wir gegenwärtig, mit
unsern Hülfsmitteln versehen, in wenigen Minuten gelangen.
Und zu dem gediegenen Inhalte kommt nun noch die voll-
endete Form. Man suche hier freilich nicht den Stil eines Cicero.
Der tiefe Forscher, der Bahnbrecher auf wissenschaftlichem Ge-
biete, kann niemals in glatter Sprache schreiben ; er hat ja eben
keine gebahnten Wege vor sich. Der Stil des Copernicus ist
eigenartig. Aber die Beherrschung des Stoffes und die Herr-
schaft über die Sprache, die ihm gleich einer lebenden war,
geben die innere Berechtigung. Bald in wuchtiger Fülle, bald in
gemessener Kürze, schreitet die Darstellung vor, stets Zeugniss
ablegend von der tief geistigen Arbeit. Die Sicherheit in der
Wahl des Ausdrucks bekundet den genialen Meister. Er ver-
schwendet nicht Worte und erstrebt wiederum nicht ängstliche
Kürze. Alles ist bedacht und athmet trotz der sichern Ruhe
doch wiederum Leben.
Das Aufsehn, welches das Buch von Copernicus machte,
war ein gewaltiges. Allerdings ist auch kaum in der Geschichte
der Menschheit eine tiefer greifende Revolution verzeichnet, als
die Copernicus dem Zeitbewusstsein zumuthete. Die Erde, welche
bisher das Symbol des Starreu und Unbeweglichen gewesen, sollte
k
64
nur ein Ball sein gleich den andern Planeten, einem doppelten
Gesetze der Bewegung folgend, um die eigene Axe, und um den
grossen Centralkörper, die Sonne.
Obwohl der grosse Entdecker nicht mehr unter den Lebenden
weilte, erhoben sich zunächst die Neider seiner Grösse, denen
sich alsdann die stumpfen Anhänger des Alten anschlössen,
welche jeder Neuerung widerstreben, weil sie die Mühe des
Umlernens scheuen. Diese Gegner fanden lauten Beifall bei dem
Chore der Halbgebildeten, als sie mit den Waffen des Spottes
einen Gedanken verfolgten, der dem Sinnenschein so muthig ent-
gegentrat und eine tausendjährige Ueberlieferung anfocht.
Aber auch die ernsten Männer der strengen Wissenschaft
vermochten nicht, sich von der bisher geltenden kosmischen An-
schauung zu trennen. Um dies zu erklären, bitte ich zunächst,
hochverehrte Anwesende, zu erwägen, dass das sogenannte Ptole-
mäische System nicht das Werk eines Einzelnen ist. Es war
vielmehr aufgebaut auf dem Grunde, welchen die grössten Stern-
kundigen und Philosophen Griechenlands gelegt hatten, wissen-
schaftlich begründet von vorzüglichen mathematischen Talenten
und anerkannt von den scharfsinnigsten Geistern des Alterthums
und Mittelalters. Auch für die später hinzugekommenen Himmels-
Beobachtungen konnte durch dasselbe bei seiner Elasticität immer
noch das Problem der Astronomie gelöst werden, die Oerter der
Himmelskörper zu bestimmen.
Ein zweiter Grund für die Beharrlichkeit, mit der man an
dem Ptolemäischen System festhielt, war das Zeugniss der Sinne.
Die Grundgedanken des Ptolemäischen Systems sind bekannt-
lich: die Erde ruht; Sonne, Mond und Sterne bewegen sich um
die Erde. Diese Lehre schliesst sich also ganz an den Sinnen-
I
65
schein. Sie hatte sich so sehr in das ganze Denken der Men-
schen eingelebt, dass auch die gelehrtesten Männer sich auf das
Zeiigniss der Augen beriefen. Ich erinnere nur daran, wie selbst
ein Melanchthon den Sinnenschein vertritt. In seinem Lehrbuche
der Physik behandelt Melanchthon die Ansichten des Copernicus
mit Geringschätzung; er findet in der Lehre von der Erdbe-
wegung nur ein geistreiches Gedankenspiel, dessen Veröffent-
lichung geradezu schädlich sei. Darin sagt er wörtlich : Die
Augen sind deutliche Zeugen , dass der Himmel sich in vier und
zwanzig Stunden herumdrehe. (»Oculi testes sunt coelum circum-
agi viginti quatuor horis.c)
Endlich muss zur Erklärung der heftigen Opposition gegen
das Copernicanische System ganz besonders hervorgehoben werden,
wie die Lehre von der Erdbewegung für religionswidrig galt und
den stärksten Widerstand bei den Lehrern der verschiedenen Reli-
gionsparteien fand. Die frommen Anhänger des kirchlichen Dogma
glaubten sich nicht einer Weltanschauung zuwenden zu können,
welche die Autorität der Bibel, die Grundlage des Kirchen-
glaubens, zu zerstören drohte.
Die Reformatoren zumal mussten eine schärfere Stellung
gegen Copernicus einnehmen, weil sie besorgten, dass auch ihrem
Vorgehen auf kirchlichem Gebiete neue Angriffspunkte geboten
würden, wenn sie sich für die Lehre von der Erdbewegung ent-
schieden. Sie hatten die Pflicht ein conservatives Element zu
bekunden; denn jede vollzogene Neuerung ist genöthigt sieb
Grenzen zu setzen.
In der katholischen Kirche schützte eine Zeit lang der dem
Werke vorgesetzte Brief eines Cardinais und vor Allem die Wid-
mung an den Papst. Aber bald zeigte sich, wie richtig Copcrni-
5
66
cus seine Zeit beurtbeilt hatte , da er sich weigerte , sein Werk
zu veröffentlichen. In seinen letzten Lebensjahren hatten sich die
Anzeichen der kirchlichen Reaction vielfach gemehrt. Ich erinnere
daran, dass derselbe Papst Paul III, dem das Werk des Copernicus
gewidmet ist, unmittelbar vorher den Jesuitenorden bestätigt hatte.
Das Tridentiner Concil schloss die Periode der freien Bewegung.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der geistige Auf-
schwung, welcher nach der Flucht der Musen aus dem byzanti-
nischen Reiche das Abendland erfasst hatte, wiederum gelähmt
und der Kirche der Charakter starrer Unveränderlichkeit aufge-
drückt. Im, Verfolge dieser Gegenströmung wurde nun auch die
Lehre des Copernicus vor Gericht gezogen und jetzt schützte
weder die vorangestellte Widmung an den Papst, noch die still-
schweigende Anerkennung zweier Menschenalter. Es wurde von
der sogenannten heiligen Congregation des Index allen Gläubigen
verboten, das Werk des Copernicus zu lesen oder nur bei sich auf-
zubewahren.
Hochzuverehrende Festversammlung! Nur andeutungsweise
geziemt es, dies heute zu berühren. Gern verlasse ich diese trüben
Erinnerungen, um die Festfreude nicht zu stören. Auch ist es
nicht des Ortes anzugeben, wie mühsam sich die Wahrheit Bahn
brechen musste, welche schweren Geisteskämpfe noch durchzu-
kämpfen waren. Allmählich erst schwand die Opposition. Aber
während dieser Umschwung sich vorbereitete, und noch mehr,
als die Bahn bereits gebrochen war, als die Wissenschaft stets
neue Beweise für die wahre Weltordnung entdeckt hatte, als auch
die Kirche ihren Bann stillschweigend von derselben genom-
men: da begann man nach der andern Seite das Verdienst des
genialen Erfinders, welcher seiner Zeit weit vorangeeilt war, zu
67
schmälern und herabzusetzen. Es sei ja — sagte man nun —
in dem Grundgedanken seines Weltsystems nichts wesentlich
Neues; schon die Alten hätten denselben ausgesprochen, Coper-
nicus habe nur langbekannte Lehren der Griechen reproducirt.
Ich bitte, hochzuverehrende Anwesende, um Ihre gütige Erlaub-
niss diesen Punkt etwas eingehender behandeln zu dürfen, weil
bis in unsere Tage hinein die schrillen Töne der Verkleinerer des
Ruhmes unsers Copernicus erschallen.
Es ist allerdings richtig, und Copernicus selbst sagt es in
seinem Widmungsbriefe an Papst Paul III, dass Einzelne der
Pythagoreer die Axendrehung der Erde angestrebt haben, und
ebenso findet man bei ihnen die Lehre von der Bewegung der
Erde um einen Centralkörper, um ein Centralfeuer. Auch einer
der grössten Astronomen des Alterthums, Aristarchos von Samos,
hat nach den klaren Berichten von Plutarch die Rotation der
Erde gelehrt, und ebenso ist bei ihm das heliocentrische System
vorgedeutet. Allein die Ansichten der Pythagoreer, wie die Lehre
des Aristarch, hatten bei den Männern der Wissenschaft keine
Beachtung gefanden. Die grössten Sternkundigen des Alter-
thums, ein Hipparchos, ein Ptolemäus erklärten sich für die Un-
beweglichkeit der Erde: alle gelehrten Männer von Alexandria
verharrten bei der hergebrachten Theorie. Dreizehnhundert Jahre
blieb das Lehrgebäude des Ptolemäus in allgemeinster Anerken-
nung. Von den Arabern, den Trägern der Wissenschaft im
Mittelalter, wurde manche Beobachtung schärfer bestimmt. Aber
an den Fundamenten des Systems ward nicht gerüttelt. Da kam
Copernicus und trat als kühner Reformator der Wissenschaft auf.
Er beruft sich ausdrücklich* auf die Alten, und es ist möglich,
dass er von ilnicn die erste Idee zu seinem Weltsystem entlehnt
6S
hat. Aber ebenso ist es möglich, dass er ihre Autorität nur be-
nutzt habe, um den Neid und die Missgunst zu entwaffnen und
seiner Lehre bessern Eingang zu verschaifen. Jedenfalls waren
die Gedanken der Pythagoreer zu keiner astronomischen Lehre aus-
gebildet worden. Tausende hatten sie gelesen und nicht beachtet,
oder geradezu verspottet. Auch des einzigen Aristarchos helio-
centrische Weltanschauung wird ausdrücklich als Hypothese be-
zeichnet. — Wo nun die Alten gesagt hatten, es könne viel-
leicht so sein, da trat Copernicus mit der Zuversicht des Mannes
der Wissenschaft auf und bewies, dass es so sein müsse. Mit dem
sichern Blicke des Genie erfasst er den durch anderthalb Jahr-
tausende verstossenen Gedanken Griechischer Philosophen, be-
wahrt ihn treu bei sich während eines langen der Wissenschaft
geweihten Lebens und mit eisernem Fleiss erbaut er auf dieser
Grundlage ein vollständiges System I
Auch von der entgegengesetzten Seite ist der Versuch ge-
macht, das Verdienst von Copernicus zu schmälern, indem man
dem genialen Entdecker der Weltorduung den Vorwurf macht, er
sei in den Anschauungen seiner Zeit noch sehr befangen geblieben.
Ich will nicht davon sprecheu, dass gesagt wird, seine Beweisfüh-
rung schmecke noch ganz nach scholastischem Beiwerk. Denn Sie
werden einräumen, hochzuverehrende Anwesende, dass Copernicus
unmöglich sofort die ganze Aristotelische Naturphilosophie ab-
streifen konnte; man muss sich vielmehr darüber freuen, dass
Copernicus, da er noch nicht im Stande w^ar, sein System mit den
später gefundenen Bew^eisen zu stützen, den Gegnern wenigstens
mit gleichen Waffen entgegenzutreten verstand.
Gewichtiger klingt der weitere Tadel, Copernicus habe noch
viel von dem alten Ptolemäischen System behalten. Und aller-
69
dings ist das Gerüste des alten Systems erst durch Kepler voll-
ständig entfernt worden. Copernicus hält noch an der Ansicht
der Ptolemäischen Lehre fest, dass die Himmelskörper sich in
Kreisen bewegen, oder wenigstens in Bahnen, die aus Kreisen
zusammengesetzt sind. Ich darf aber auch hier wohl zunächst
fragen, ob wir wirklich das Recht haben zu verlangen, Copernicus
hätte auch noch Kepler und Newton zugleich sein sollen. So-
dann möchte ich gerade diese Gedankenreihe benutzen, um aus ihr
einen neuen Beleg zu entnehmen, wie gross unser Gefeierte ge-
wesen ist.
Sie haben mir gestattet, hochzuverehrende Anwesende, auszu-
führen, wie Copernicus die Keime, welche seine Vorgänger gepflanzt
hatten, sorgsam gepflegt, um aus ihnen eine ganz neue Schöpfung
emporwachsen zu lassen. Aber es lebte in ihm zugleich die vor-
ahnende Kraft des Genie, ..welche in sinnig idealer Verknüpfung
des bisher Ergründeten fast unbewusst das Ahnungsvermögen
leitet und durch eine begeistigende Kraft erhöht." Die grossen
Gedanken Kepler's und Newton's sind schon bei Co-
pernicus vorgedeutet.
Wer aufmerksam die ersten Kapitel des Copernicanischen
Werkes durchliest, findet in den Ausführungen des Verfassers einen
Anklang an die Newtonschen Gesetze der Gravitation. Auch
schon dadurch, dass Copernicus die Sonne zum Centrum der Pla-
neten erhob, welchen unsre Erde angehört, war .der erste Schritt
zur physischen Astronomie gethan. — Dass aber Copernicus auch
die Keplerschen Gedanken ahnte, hat der Herausgeber unsrer
Säcularausgabe durch einen interessanten Fund nachgewiesen.
In einer von Copernicus selbst später durchstrichenen Stelle
seines Manuskriptes zeigt Copernicus, dass die Libration des
k
70
Mondes, wenn die beiden eccentrischen Kreise ungleiche Durch-
messer haben, in einem Kegel- oder Cylinder-Durchschnitte vor
sich gehen werde, in einer Linie — so sagt Copernicus wört-
lich — welche die Mathematiker Ellipse nennen. In
diesen Worten ist zum ersten Male die Möglichkeit einer ellipti-
schen Bahn für die Bewegung der Himmelskörper angedeutet.
Hochzuverehrende Festversammlung! Mit Nachsicht und Ge-
duld haben Sie bisher aufgenommen, was ich im Stande war
Ihnen zu bieten. Sie werden, wo meine Kräfte nicht ausreichten,
die Schwierigkeiten der Aufgabe erwägend, selbst ergänzt haben,
was Ihnen fehlte, um in dem vollen Glänze, der seit Jahrhun-
derten seine Stirn umstrahlt, Copernicus, den Mann der
Wissenschaft, vor Ihr geistiges Auge treten zu lassen.
In ehrfurchtsvoller Bewunderung stehn wir ja Alle vor der
geistigen Grösse des gewaltigen Mannes und schauen hinauf zu
ihm, in dem sich geistige Vorzüge einten, dass er uns fast über-
menschlich erscheint, ein Wunder der Schöpfung.
Aber gern gehen wir gerade bei unsern grossen Männern
auch den allgemein menschlichen Beziehungen nach; wir mögen
gern erkunden, ob der Heros, der unnahbar auf einsamer Höhe
zu stehen scheint, uns geringeren Sterblichen nicht auch mensch-
lich nahe trete, ob er nicht auch für unsere kleinen Berufs- und
Lebens-Verhältnisse Leitstern werden kann und Vorbild. Gerade
der heutigen Weihestunde geziemt es, solche Mahnungen aufzu-
suchen, die wir in unser Alltagsleben hinübernehmen, auf dass
wir sittlich gehoben von hinnen gehn.
Und wenn ich der Tugenden Fülle zu rühmen beginne, die
in dem Gefeierten lebten, da werden Sie wohl zunächst mit mir
7t
hinblicken auf die hohe Pflichttreue, mit welcher Coperiiicus der
Arbeit zugewandt war. Die Gunst der Verhältnisse hat ihn in
seinem Leben sehr unterstützt. Drückende Sorgen hat er nicht
kennen gelernt. Aufgewachsen in wohlhabenden Verhältnissen
ist er in jugendlichen Jahren zu einem Kirchenamte gelangt, wel-
ches der äussern Güter reichlich darbot und wenig der Muhe
beanspruchte. Aber nimmer hat Copernicus sich behaglichem Ge-
nüsse hingegeben, vielmehr in strenger Arbeit, in steter Anspan-
nung seiner geistigen Kräfte, dem hohen Ziele nachgestrebt, das
er sich gesteckt; treu hat er die Mission erfüllt, welche Gott ihm
bestimmt. Wahrlich auch sein Leben widerlegt den weitverbrei-
teten Irrthum, dass es Günstlinge des Himmels gebe, denen
mühelos die Gaben des Glückes zufielen. Mensch gleich uns hat
Copernicus sich stählen müssen durch Willenskraft, hat er un-
ausgesetzten Fleiss anwenden müssen, um sein hohes Ziel zu
erringen. „Wohl kannte ich, sagt Rheticus, die Mühe und Ar-
beit, in denen sich Regiomontanus und Peurbach abrangen, um
die Astronomie auf ihren königlichen Thron zu setzen. Aber seit
ich Zeuge geworden der schweren Gedankenarbeit meines gelieb-
ten Lehrers Copernicus, da ward ich inne, dass ich auch nicht
eine leise Ahnung von der Mühe gehabt, welche ein Geistes-Heros
überwinden muss!"
Wie uns das arbeitsvolle Leben des Copernicus ein Ideal
hohen sittlichen Werthes bietet, so ist es nicht weniger die Tu-
gend der Resignation und Bescheidenheit, welche den echten
Weisen kennzeichnet. Auf der Höhe seines wissenschaftlichen
Ruhmes, als der Ruf von seinen Forschungen die ganze gelehrte
Welt erfüllte — nimmer erhob er sich in frevelndem Stolze. So
weit er auch seine Vorgänger überragte, redet er stets nur mit
72
Hochachtung von ihnen, bescheiden die eigenen Leistungen zurück-
stellend. Wie unrecht handelten doch die Gegner, da sie einem
solchen Manne Eitelkeit und Neuerungssucht vorwarfen!
Ja! selbstlos und rein war die That des Copernicus, mehr
als vieles Andere, was zu seiner Zeit geschah. Bei den
Entdeckungen der Spanier und Portugiesen beschleichen uns
immer die drückenden Gedanken, dass neben dem berechtig-
ten Ehrgeize der niedere Trieb nach Gold das Vorrücken der
abendländischen Gesittung bewirkte. Hier aber lag weitab auch
die Möglichkeit Gewinn zu erstreben. Die Nachtwachen,
wie die Denkarbeit des Tages, sie waren uneigennützigster For-
schung geweiht, den idealsten Zielen, der Vertiefung in die Ge-
danken Gottes.
Der dankbare Aufblick zu Copernicus, in welchem weite
Kreise sich heute erhebend einen, scheint fast zu der Hoffnung
zu ermuthigen, es werde unser Geschlecht sich abwenden von
dem abschüssigen Pfade, den wir betreten haben, zu der Hoff-
nung, es werde der Wettlauf nach leichtem Gewinne nicht noch
weiter verheerend um sich greifen. Mögen diese Hoffnungen in
Erfüllung gehen! Möge auch die Gedenkfeier an Copernicus dazu
helfen, dass die Wiedergeburt des sittlichen Sinnes in der Welt
der Arbeit und des Erwerbes bald eintrete ! Möge der vielge-
scholtene Idealismus unsers Volkes wieder bei uns einkehren und
den Ideengang der Menschheit in bessere Bahnen hinüberleiten ! —
Neben der ernsten Entsagung und Arbeitsfreudigkeit bietet
das Andenken an Copernicus noch andere Seiten, aus denen
wir ein Vorbild für unser Leben gewinnen und zugleich einen
Schild für drohende Gefahren.
Zur Nacheiferung diene uns zunächst die werkthätige Liebe
73
des grossen Mannes. Im schweren Berufe des Arztes scheute der
Forscher nicht, seine Studien zu unterbrechen, um in die Hütten
des Armen einzutreten, wie er den Amtsgenossen ein stets berei-
ter Beistand war. Bereits in hohem Alter stehend, 68 Jahre alt,
giebt er in unfreundlicher Jahreszeit die Ruhe seiner Curie auf,
nach Königsberg eilend, um auf die Bitte des Herzogs Albrecht
einem seiner Getreuen ärztlichen Beirath zu bringen.
Ebenso bereitwillig entzog Copernicus sich seinen Studien,
w^enn die Pflichten des Gemeinsinns zu üben waren. Getreu folgte
er dem Rufe, so oft sein Amt ihn forderte, dass er mithelfe, die
Gebrechen des Landes zu heilen. Und wenn er zu den preussi-
schen Landtagen abgeordnet ward, dann trat er, kein Sonder-
interesse beachtend, ohne Menschenfurcht für das ein, was dem
Ganzen frommte, was er als Recht erachtete. .
Mit demselben Ernste nahm er den Kampf auf, wenn es galt,
ungerechte Angriffe auf die Wissenschaft abzuwehren. Da wird
sein Wort herbe, so milden Geistes er sonst ist und so nachsich-
tig gegen menschliche Schwäche. Ganz besonders geschah dies,
wenn man die Autorität der Bibel missbrauchen wollte gegen die
Wissenschaft.
Ich will nur daran erinnern, wie Copernicus in der berühm-
ten Zuschrift an den Papst seine sittliche Entrüstung gegen die
leichtfertigen Angriffe unwissender Verketzerer nicht zurückhält.
„Sollten etwa, sagt er, leere Schwätzer, die von Mathematik
nichts verstehn, auf Grund irgend einer Stelle der heiligen Schrift,
welche sie böswillig für ihre Zwecke verdrehen, sich herausneh-
men, meine Lehre anzugreifen und zu verfolgen, so werde ich
mich um diese Menschen gar nicht kümmern, sondern ihr Urtheil
als eine Aumassung verachten. Es ist ja bekannt, dass der be-
74
rlilimte Lactantius, weil er zu wenig Mathematik verstand, recht
kindisch von der Gestalt der Erde spricht, indem er diejenigen
verspottet, welche sie für kugelförmig halten. Deshalb darf es
die Männer der Wissenschaft nicht Wunder nehmen, wenn der-
gleichen Leute auch mich verspotten werden. Mathematik wird
eben nur für Mathematiker geschrieben."
Copernicus war von tief religiösem Geiste erfüllt. Zu poeti-
schem Schwünge erhebt er sich, wenn er die Allmacht des Schö-
pfers preist und — ich spreche mit seinen eigenen Worten —
„die herrliche Anordnung des Weltgebäudes, welches so offen-
kundig in schönster Ordnung aufgestellt ist und durch die gött-
liche Weisheit geleitet wird!" „Wer sollte nicht
durch die stete Betrachtung, fast möchte ich sagen durch den
Umgang mit dem .Weltall zum Höchsten angetrieben und zur
Bewunderung des Baumeisters geführt werden, der Alles ge-
schafi'en, in dem die höchste Glückseligkeit ist, in dem al-
les Gute gipfelt? Denn nicht würde der gotterfüllte Psalmist
selbst singen, er sei entzückt in Gottes Schöpfung und frohlocke
bei den Werken seiner Hände, wofern wir nicht durch sie zur
Anschauung des höchsten Guten gleichsam emporgetragen würden ! "
Ein Mann von der tiefen Religiosität des Copernicus konnte
kein fanatischer Eiferer für die Glaubensform sein, welcher er
zugewandt war. Ein Vorbild vollendeter Duldsamkeit kannte er
in seiner von religiösen Gegensätzen aufgeregten Zeit nicht den
Hass der Meinungsverschiedenheit. Ein echter Priester der Hu-
manität musste Copernicus bemüht sein, das Einende aufzusuchen,
musste er die Schranken und Vorurtheile gering achten, welche
die Menschen trennend unter sich aufgerichtet. — Das grösste
Lob, welches seine grossen Geistesgenossen, welches Kepler und
\
75
Humboldt unserm Copernicus geben, fassen sie bezeichnend zu
sammen, wenn sie ihn den Mann freien Geistes nennen.
Der Mann freien Geistes — er ist es, dem auch unsre
Huldigung heute gilt ! Unsere Huldigung aber gewinnt in der Ge-
genwart eine grössere Bedeutung, da Gegensätze, die wir längst
verwischt glaubten, mit der ganzen Schärfe früherer Zeiten sich
feindlich gegenüberstehn. Treten wir getrosten Muthes, unsers
Copernicus hohes Bild vor Augen, in den angebotenen Kultur-
kampf ein! Der Bieg wird unser sein. Als gute Vorbedeutung
nehmen wir es, dass auch die Männer der Autorität und des
starren Dogma unserm Copernicus heute ihre Huldigung dar-
bringen.
Hochzu verehrende Festversammlung !
Unsere Feier hat sich jeder fremden Beimischung enthalten,
so nahe es auch lag, die Rede von patriotischer Wärme durch-
ziehen zu lassen. Die Schluss-Mahnung aber, die Beziehungen
auf die Gegenwart wird mir der Gefeierte gern verzeihen, —
oder mtisste ich nicht lieber sagen, er würde staunen, wollten
wir, die Jetztlebenden, den Blick nur in die Vergangenheit ver-
senken? Ja, ich spreche nicht zu kühn: wenn heut sein Geist
herniederstiege, wenn er mitten unter uns träte, er würde freu-
dig in den Dank einstimmen, mit dem ich in Ihrem Namen
schliesse, in den Dank gegen den geistesstarken Fürsten, der die
Geschicke unsers Volkes lenkt. Copernicus würde ihm mit uns
danken für die Losung, die er beim Antritt seiner Regierung
ausgegeben, dass es Preussens Bestimmung nicht sei, dem Ge-
nuas der erworbenen Güter zu leben; er würde ihm mit uns da-
für danken, dass bei Errichtung des deutschen Reiches er laut
vor aller Welt verkündet hat, er wolle sein allezeit Mehrer des
76
Reichs nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Werken
des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Frei-
heit und Gesittung; unserm Kaiser Wilhelm würde Coper-
nicus danken, dass Er, der Tf^ährige Fürst, mit jugendlichem
Muthe das Banner des freien Geistes erhoben hat und in dem
Kampfe für die edelsten Güter der Menschheit uns fest und sicher
voranschreitet !
Heil und Segen
sei auch ferner mit unserm Kaiser!
Nach dem Festredner betrat die Rednerbühne der Regierungs-
Präsident Graf zu Eulenburg, Ober-Burggraf von Marienburg.
Zunächst gab Graf Eulenburg im Auftrage des Ober- Präsidenten
der Provinz von Hörn dem Bedauern Ausdruck, dass der Pro-
tector des Vereins durch Krankheit leider behindert sei, an dem
heutigen hohen Feste zu erscheinen. Sodann bekundete Namens
aller Ehren-Gäste der Redner die volle Befriedigung über das
aufgestellte Fest - Programm und die würdige Durchführung des-
selben. Dass die Gedenkfeier eines Mannes wie Copernicus hier
habe unternommen und durchgeführt werden können, lediglich
durch die eigenen Kräfte einer nicht grossen Stadt, das sei nur
möglich geworden durch freudiges Zusammenwirken Aller, durch
entsagende Unterordnung des Einzelnen. Dieses Aneinander-
schliessen und feste Zusammenhalten sei altpreussische Art, eine
ehrenwerthe Eigenthümlichkeit der Provinz , welche durch ihre
Abgeschlossenheit und lange Entfremdung vom Deutschen Stamm-
lande sich gewöhnt habe, die eigene Kraft stets zu gebrauchen,
sich stets auf sich selber zu stützen. Der Mandatar des Kaisers
bezeugte ausdrücklich die huldvolle Theilnahme, welche Seine
77
Majestät Allerhöchstselbst an dem Feste nähmen, und über-
reichte hierauf dem Vorsitzenden des Copernicus-Vereins den ihm
von Seiner Majestät verliehenen Rothen Adlerorden.
An die Rede des Vertreters der Staatsbehörde schlössen sich
die Ansprachen, welche die zum Feste entsendeten Vertreter von
Corporationen hielten. Die Reihe derselben eröffneten, von d^r
ganzen Festversammlung bei ihrem Auftreten mit begeistertem
Dankes-Zurufe begrüsst, die Deputirten der Italischen Universitäten.
Zuerst sprach der Vertreter der Universitäten Rom
und Padua, Professor Onorato Occioni. Derselbe überreichte
zuvörderst die mit dem grossen Siegel der Universität versehene
Pergament- Rolle, welche die Adresse des akademischen Senats zu
Padua enthält, und hielt sodann folgende Anrede:
Vestrum est, Praeclarissimi viri, quibus tanta ingenii prae-
stantia. tam varia rerum doctrina suppeditat, Nicolai Coper-
nici laudes hoc die memorare. Mihi e longinqua Italia advecto
haud parva honoris causa quod societati Vestrae vocatus
intersim ; quae cum libentissime fatear, non modo magna cum
voluptate apud Vos hospitari, verum etiam solemnium istorum
partem esse facile aperiam.
Si optimi cives habentur, qui patriam vel manu vel consilio
juvent, perraris illis, qui maximo numinis afflatu perculsi, interiori-
bus naturae legibus perscrutandis, totius mortalium generis auxerint
('»Eure Saclie ist es, Hochverehrte Männer, denen hohe Begabung und
Fülle des Wissens zur Seite steht, am heutigen Tage dem Lobe des Nie.
Copernicus Ausdruck zu geben. Mir aber, der ich aus dem fernen Italien
komme, gereicht es zu nicht geringer Ehre, ein Gast Eures Vereins zu sein ;
und wenn ich dies gern bekenne, so wird es mir leicht sein, zu erklären,
dass ich mit grossem Vergnügen unter Euch weile und an den Festlichkeiten
Theil nehme.
78
sapientiam, niillo liniite patria praescribitur, iiulla sermonum varie-
tate morumve conditione Signatur, quippe qui ad omnes aetates ac
gentes, ut natura ipsa, pertineant.
Jure quidem optimo, in qua ortus est urbe, Copernici natalia
celebrantur ; idem tarnen et Italus habendus, quemadmodum Gali-
laeus Gennanus vel Polonus. Quis dubitet, quin totius mundi
civis, quin humani generis praestet magister, qui sui temporis
diffieultatibus retardatus, sacerdotali munere adstrictus, inepta
sacrorum codicuni interpretatione coercitus, eo tandem pervenit, ut
unius vcritatis studio duceretur, omnesque verbis et re illud per-
doceret homines : »ibi Dens, ubi veritas.«
Quod si Omnibus gentibus Copernicum sibi quodammodo vin-
dicare licet, singularia quaedam , Consultissimi Viri , accedunt,
quae mihi in hoc doctrinarum festo prorsus faveant. Romani
archigymnasii et Patavini, quod Romano adsensit, adsum legatus.
Nemo sane ignorat , tum temporis cum ad Italiae archigymnasia,
Wenn diejenigen für die besten Bürger gehalten werden, welche ihr
Vaterland durch Rath und That unterstützen, so wird jenen seltenen Män-
nern, welche, von dem Hauch der Gottheit getrieben, durch Erforschung der
Naturgesetze die Einsicht des ganzen Menschengeschlechts erhöhten , das
Vaterland durch keine Grenzen bezeichnet und durcii keine Verschiedenheit
der Spraclie oder Sitte angedeutet, da sie eben , wie die Natur selbst , allen
Zeiten und allen Völkern augehören. Mit vollem Rechte wird deshalb des
Copernicus Geburtstag in der Stadt gefeiert, in welcher er geboren ist; aber
er ist zugleich auch Italiener, gleichwie Galilei ein Deutscher oder Pole.
Denn wer möchte zweifeln, dass derjenige ein Bürger der Welt und ein
Lehrer des Menschengeschlechts ist, der, obschon durch die Fesseln seiner
Zeit zurückgehalten, durch das Priesteramt gebunden, durch abgeschmackte
Auslegung der Heiligen Schrift gehemmt, doch dahin gelangte, nur vom Eifer
für die Wahrheit sich leiten zu lassen und durch Wort und That die Men-
schen zu lehren: »wo die Wahrheit ist, da ist Gott!« Steht es daher allen
Völkern so zu sagen frei, sich den Copernicus anzueignen, so kommt für
mich an diesem Feste der Wissenschaft noch eine ganz besondere Berech-
tigung hinzu. Ich kam als Vertreter der Hochschulen von Rom und Padua.
Nun weiss aber Jeder, dass zu der Zeit, als man von überall her zu den
79
veluti ad bonarum artiiim domicilium , undique concursum est,
Nicolaum Copernicum in Romano Athenaeo mathematica tradidisse,
limaeque defectum anno MD. speculatum esse, in Patavino ex
uberrimis sapientiae fontibus hausisse; verum, quod non omnibns
notum, Vobis renuntio, tanti vel doctoris vel discipuli memoriam,
nedum defecerit, adhuc florentem cum amore coli et reverentia.
Vos hodie, Copernici Populäres, meis verbis salvere iubent Romana
litterarum Universitas et Patavina, quae tanto terrarum spatio
divisae, festum idem, Vobis animis votisque coniunctae, concele-
brant. Copernici laudes resonant hodie receptacula illa studiorum,
titulis hermisque decorantur parietes. Quod faustum equidem
nobismet ipsis tot in temporum difficultatibus gratulemur. Si non
adhuc illuxit dies, quo tandem gentes amicitia obstrictae ambitione
caedibusque pacem potiorem habeant, attamen fraternum hoc vin-
culum, quo docti tenemur, feliciorum temporum spem firmissimam
inducit. Nicolai Copernici nomine veluti doctrinae pignore
obligamur. Pergamus excelsius!
hochgeehrten Hochschulen Italiens, wie zu einer Wohnstätte der Wissenschaft
hinströmte, Nicolaus Coperni.nis im römischen Athenaeura Mathematik lehrte
und die Sonnenfinsterniss im Jahre 1500 beobachtete, im Paduanischen aber
aus der reichen Quelle der Weisheit schöpfte; und was vielleicht nicht allen
bekannt ist, das verkündige ich Euch : dass das Andenken an solchen Lehrer
und Schüler keineswegs geschwunden ist, sondern noch blüht und in Liebe
und Verehrung hochgehalten wird. Euch, Ihr Landsleute des Copernicus,
grüsst durch meinen Mund die Römische und Paduanische Universität, welche,
obschon durch so grosse Entfernung getrennt, doch mit Euch im Geiste ver-
bunden , dasselbe Fest feiern. Das Lob des Copernicus tönt heute in jenen
Hallen der Wissenschaft und ihre Wände werden durch Inschriften und Bild-
säulen geschmückt. Und dazu wünschen wir uns selbst in so schwierigen
Zeiten aufrichtig Glück. Zwar ist noch nicht der Tag angebrochen, an
welchem die Völker in Freundschaft verbimden den PYieden höher halten,
als Kampf und Vernichtung; aber das brüderliche Band, welches die Männer
der Wissenschaft umschlingt, giebt uns die sichere Hoffnung auf jene glück-
lichen Zeiten. Des Copernicus Name dient uns dabei zugleich zum Unter-
pfande ! Streben wir immer vorwärts !«)
80
Der Abgesandte der Universität Bologna, Professor
Gaetano Pelliccioni hielt nachstehende Ansprache :
Veniani peto a vobis, viri humanissimi, si germanicae linguae
non satis peritus latine exprimere conabor laeti aninii sensns, qui-
bus in imis niedullis permoveor, quod mihi in hoc celebri civium
advenarumque clarissimorum conventu antiquissimae Italiae ac fere
totius Europae, Bononiae inquam Universitatis Htudiorum vicem
gerere demandatum sit. Singulari scilicet fortunae beneficio,
quando ceteris meis sodalibus mente tantum ac votis hie adesse
licet, mihi uni obtigit, ut vestrum omnium ora hisce oculis intueri,
laetitiaeque vestrae particeps hos murorum ambitus, in quibus
lucem primum adspexit immortalis Vir, cuius hodie saecularia na-
talitia celebramus, invisere possem.
Verum ut id expleam, quod suscepti muneris ratio postulat,
nomine Senatus Academici et Conlegii Doctorum Athenaei Bono-
niensis salvere jubeo Ordinem amplissimum et populum Universum
Thorunensem, nee non inclytam hancce Societatem Copernicanam,
gratias quam maximas vobis omnibus agens, quod necessitudinis
(»Um Eure Nachsicht, hochverdiente Männer, bitte ich, wenn ich, der
deutschen Sprache unkundig , lateinisch die Gefühle auszudrücken versuche,
welche mich tief im Innersten darüber bewegen, dass mir der Auftrag ge-
worden ist, in dieser zahlreichen Versammlung ehrenwerther Bürger und
Gäste die älteste Universität Italiens, ja Europas, nämlich Bologna, zu ver-
treten. Durch eine besondere Gunst des Geschickes ist mir allein, während
meine Collegen nur im Geiste hier sein können, das Glück geworden, Euch
von Angesicht zu Angesicht zu schauen und theilnehmend an Eurer Freude
die Mauern zu sehen, in welchen der unsterbliche Mann, dessen 400jährigen
Geburtstag wir heute feiern, das Licht der Welt erblickte.
Um aber den mir gewordenen Auftrag zu erfüllen, begrüsse ich im Na-
men des akademischen Senats und des Professoren-Collegiums der Universität
Bologna die Behörden und die gesammte Bürgerschaft Thorns, gleichwie den
ausgezeichneten Copernicus-Verein und sage Euch Allen den wärmsten Dank
dafür, dass Ihr die Denkmäler, das Wohlwollen und die Gastfreundschaft,
81
atque hospitalitatis jnra et monimenta, quae inter immortalem
civem vestrum civitatemqiie nostram Bononiensem olim interces-
sernnt, vobis nunc renovare placuerit. Cuius quidem rei memo-
riam non litteris modo et titulis mandatam , verum animis etiam
insculptam nos perpetuo servaturos esse pollicemur.
Pluribus nunc ego vos, laudibus tanti viri retexendis impar.
non morabor. Copernici gloria eiusmodi est, quae verbis, tenuari
fortasse, amplificari atque exornari nullo modo possit. »Coeli
enarrant gloriam eius.«
Fortunate Copernice ! monumentum illis adeo celebratis Cariae
vel Aegypti molibus longe superbius perenniusque, quod non im-
petus procellarum , non temporis \ etustas , non hominum denique
rabies, pernicies omnium teterrima, labefactare atque abolere pot-
erit, in ipsis tibi sideribus exstruxisti. Dum hominum oculi in
caelum suspicient et miros astrorum coetus erroresque contuebuntur,
Tui nomen, qui illis jura legesque dare ausus es, omnium ore
celebrabitur.
welclie einst zwischen Eurem unsterblichen Landsraanne und der Stadt Bo-
logna bestanden, erneuert habt. Das Gedächtniss hieran geloben wir nicht
blos in Schrift und Erz zu bewahren, sondern auch in ui.sere Herzen einzu-
graben.
Ausser Stande, neues Lob dem Copernicus zu spenden, will ich Eure
Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Der Ruhm eines solchen Mannes ist
derartig, dass er durch Worte vielleicht abgeschwächt, niemals aber erhöht
werden kann.
r>Die Himmel erzählen seine Wireh(
»Glücklicher Copernicus!'« Ein Denkmal, das kein Andrang der Stürme,
kein Alter der Zeit, keine Wuth der Menschen (das schrecklichste aller
Schrecken) zu vernichten vermag; ein Denkmal, stolzer und dauernder als
die gefeierten Riesenbauten Cariens imd Aegyptens, hast Du Dir in den
Sternen selbst errichtet. So lange der Menschen Augen zum Himmel auf-
blicken und der Gestirne wunderbare Schaaren und Bahnen anschauen, wird
Dein Name, der Du ihnen Recht und Gesetz zu geben wagtest, gefeiert
werden.
82
Tuque Sol, qui mundi thronum eius ope a mortalium superbia
et siiperstitione vindicatum obtines, quique, quatuor ab eo nato
vix nondum exactis magnis annorum orbibus, gemiüas uationes
Germanicam atqiie Italicam post varias vices rerum , post multos
exaiitlatos labores taiidem aliquando favente Deo in sua jura re-
stitutas vidisti , possis utramqiie gentem Assertori tuo dilectam in
omne aevum conjunctis gressibus progredientem videre!
Unter den Deputirten der Deutschen Universitäten-
wurde zunächst auf die Redner-Bühne geleitet der Vertreter Leip-
zigs als der einzigen ausserpreussischen Hochschule, welche die
Feier beschickt hatte. Prof. Dr. Bruhns, Director der Sternwarte
zu Leipzig, sprach:
Im Namen der Universität Leipzig spreche ich der Stadt
Thorn und dem Comite, welches sich zur Feier des 400jährigen
Geburtstages Copernicus' gebildet hat, den herzlichsten Gruss aus.
Die Universität Leipzig steht zu der Stadt Thorn in einer ganz
besonderen Beziehung; eine grosse Anzahl Thorner Söhne voll-
bringen einen Theil ihrer Studienjahre an der Universität Leipzig.
Dieser Zug der Thorner nach Leipzig ist schon ein altes Her-
kommen, da unter den Stipendien, welche die Leipziger Universität ,
besitzt, die Thorner einen hervorragenden Platz einnehmen. Wenn
nicht durch verwandtschaftliche Verhältnisse veranlasst Copernicus
Und Du, Sonne, die Du durch ihn den vom Hoelimuth und Aberglauben
der Menschen zurückgewonnenen Thron wieder inne hast, die Du, nach
Verlauf von vier Jahrhunderten, nach manchem Wechsel der Dinge, nach
vieler Noth und Drangsal , endlich die beiden Völker, das deutsche
und das italienische, mit Gottes Hülfe in ihre Rechte wieder ein-
gesetzt hast, möchtest Du immer beide Nationen, die Dein Be-
freier liebte, in den Werken des Krieges und des Friedens durch
alle Zeiten vereint und gemeinsam vorwärts schreiten sehen!«
8H
nach der Jagelionischen Universität gegangen wäre, würde sein
Weg sicher nach Leipzig gewesen sein ; denn der vertraute Freund
des Copernicus , Rhaeticus , der die Herausgabe seines Werkes :
)^De revolutionibus« veranlasste, gehörte auch eine Zeitlang der
Leipziger Universität an.
Ich freue mich noch als Director der jüngsten neuerbauten
Sternwarte in Deutschland hier die Stadt Thorn begrüssen zu kön-
nen. Ich brauche wohl kaum zu versichern, dass die auf Coper-
nicus' Grundlagen beruhenden Lehren der Astronomie auch auf der
Leipziger Sternwarte gepflegt werden ; aber zur besonderen Freude
gereicht es mir, mittheilen zu können, dass, als der Bau der Stern-
warte vollendet war, der erste Schmuck, der sie zierte, die Büste
des Copernicus gewesen ist.
Mit grosser Freude habe ich, als ich gestern zum ersten Male
die Stadt Thorn gesehen, bemerkt, wie hoch hier das Andenken des
»Terrae motor solis caelique stator« in Ehren steht. Ein Monu-
ment mit dieser Inschrift ruft der Gegenwart die grossen Verdienste
des Thorner Bürgers ins Gedächtniss und verkündet sie den zu-
künftigen Geschlechtern, und auch das Geburtshaus ist mit einer
einfach würdigen Bezeichnung versehen. Dazu kömmt noch, dass
der Copernicus -Verein den Jubeltag durch die Herausgabe des
klassischen Werkes des Copernicus möglichst getreu nach dem
Original in echt wissenschaftlicher Weise begeht und die Astro-
nomie mit demselben so sinnig beschenkt. Ich freue mich daher,
das grosse Glück zu haben, der Stadt Thorn und dem Copernicus-
Verein in dieser Stadt den herzlichsten Glückwunsch der Univer-
sität Leipzig und den innigsten Dank der Astronomie aussprechen
zu können.
6*
S4
Dem Vertreter Leipzigs folgte der Abgesandte der be-
imchbarten Hochschule Halle- Wittenberg, Geh. Reg.-Rath
Dr. Knoblauch:
Die vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Witten-
berg sendet der Stadt Thorn, insonderheit Denen, welchen die
Feier des grössten Namens ihrer Geschichte am Herzen gelegen,
den Ausdruck ihrer aufrichtigsten Sympathie. Sie legt einen
besondern Werth darauf, bei dieser Feier durch eines ihrer Mit-
glieder sich betheiligt zu wissen, indem sie mit Stolz sich erinnert,
dass derselbe Rhäticus einst an der Hochschule Wittenberg ge-
wirkt, dem es im Verein mit Oslander vergönnt war, das welt-
berühmte Werk des Copernicus äusserlich zu vollenden, welches
zugleich der Schwanengesang dieses grossen Astronomen werden
sollte.
Wenn die gelehrten Corporationen von nah und fern, ja
selbst jenseit der Marken unsers Vaterlandes, zu einer Copernicus-
Feier in so grosser Zahl ihre Vertreter sandten aus den Gebieten
der Astronomie, Mathematik, Physik, Geographie, der Geschichte,
der Sprachforschung, haben sie damit nicht sowohl eine der
grossesten, scharfsinnigsten Entdeckungen, eine über die Grenzen
besonderer Disciplinen weit hinausragende ehren , als vielmehr
bekunden wollen, dass sie in dem Namen Copernicus mit der
wissenschaftlichen eine weltgeschichtliche Entdeckung
verknüpfen. Denn sie sind sich bewusst, dass die Geistesthat,
welche den Namen des »Copernicanischen Systems« trägt, nicht
nur an die Stelle geistreichster, aber verwickelter, Combinationen
den einfachen Ausdruck der Wahrheit setzte, welcher uns
befähigt, den grossen Gedanken der Schöpfung noch einmal zu
85
denken . sondern auch — gegenüber den Mächten , welche (und
nicht nur vor 4 Jahrhunderten) das gesamrate Weltall gleichsam
als ihr Filial betrachteten — die Befreiung des Gledankens
selber vollzog, die Begründung des nur sich selbst verantwort-
lichen, mehr noch als durch seine Vergangenheit, durch seine
Zukunft mächtigen Ringens nach Wahrheit.
Diese Anerkennung ist der Lorbeerkranz, welchen die Uni-
versitäten und Academien auf das 400jährige Gedächtniss des
grossen Bürgers von Thorn legen.
Im Namen der Universität Breslau hielt Prof. Dr.
Galle, Director der Sternwarte zu Breslau, die nachstehende
Rede ;
Von Seiten der Universität Breslau habe ich dem
wissenschaftlichen Verein dieser Stadt, welcher das heutige Fest
veranstaltet, und der Stadt selbst die Glückwünsche von Rector
und Senat zu der ruhmreichen Erinnerung zu tiberbringen, welche
diese Feier veranlasste, und den Dank für die Einladung zu der-
selben. Dieser gern Folge zu leisten, glaubte der Senat noch
besonderen Anlass in dem Umstände finden zu müssen, dass
Breslau ein Sammelpunkt für die Studirenden sowohl aus Schle-
sien als aus Posen ist, und diese Provinzen in gewissem Masse
gleichzeitig vertritt, die der Heimath-Provinz des Copernicus,
Preussen, die nächstliegenden sind. Wenn irgend eine der deut-
schen Universitäten auf den internationalen Charakter dieser
Erinnerungsfeier an Copernicus einen besondern Werth zu legen
hat, so ist es die Universität Breslau, wo an der Grenze der
deutschen und slavischen Nationalitäten diese in der wissenschaft-
lichen Seite der Feier sich vereinigen
86
Ausser von der Universität bin ich noch von Seiten des
Präsidiums der Schlesischen Gesellschaft für vaterlän-
dische Cultur beauftragt, ein Schreiben zu überreichen, welches
dem Copernicus- Verein die gleichen Glückwünsche und den Dank
ausspricht, dass derselbe diese über blos nationale Interessen
hoch sich erhebende Feier veranstaltete. — Ein so eben mir noch
zugegangenes telegraphisches Glückwunsch -Schreiben von dem
wissenschaftlichen Verein der Stadt Reichenbach giebt die
Theilnahme Schlesiens an dem heutigen Feste aus derjenigen
Gegend — unweit Frankenstein — kund, von welcher eine in
neuester Zeit in Thorn aufgefundene Urkunde gezeigt hat, dass
in diesen Grenzlanden entweder die Vorfahren des Copernicus
selbst , oder doch Verwandte von diesem zu suchen sein : was
nicht verfehlen konnte, in Schlesien ein weit sich verbreitendes
Interesse zu erregen.
Als der letzte unter den Vertretern der Deutschen Hochschulen
sprach der Prorector der Preussischen Landes-Uni-
versität Königsberg, Prof. Dr. Caspary:
Als Verti*eter der Universität Königsberg, welche mit dieser
alten, ehrwürdigen Stadt in derselben Provinz liegt und mit ihr
daher durch viele gemeinsame Beziehungen verbunden ist, zugleich
in Vertretung einer der naturwissenschaftlichen Schwester-Gesell-
schaften dieser Provinz, der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft
zu Königsberg, deren schriftlichen Festgruss ich hiermit dem Co-
pernicus-Verein zu überreichen die Ehre habe, — stehe ich hier
gleichsam unter Bekannten auf heimathlichem Boden und kann
mich daher kurz fassen. Sei es mir gestattet, meinen Dank und
meine Freude darüber dem Copernicus- Verein auszusprechen, dass
87
er, in richti^ier Erkeiintuiss der hohen Bedeutung' des Begründers
der heute geltenden Lehre der Bewegung der Himmelskörper, eine
so würdige und erhebende Feier des vierhundertjährigen Geburts-
tages des Copernicus veranstaltet hat! Copernicus hat ja nicht
bloss für die Astronomie, sondern für die freie, von äusserer
Autorität unabhängige, Forschung in allen Gebieten des Geistes
hohe Bedeutung. Durch die von ihm erkannte und ausgesprochene
astronomische Wahrheit wurde zum ersten Male in die Mauer
starrer kirchlicher Orthodoxie eine Bresche geschossen; denn die
damalige Lehre des Verhältnisses der Erde zur Sonne war zugleich
ein Glaubensartikel, gestützt auf die Autorität der Bibel. Seit der
Zeit des Copernicus hat die Naturwissenschaft zwar zahlreiche
andere Breschen in die Mauer starren kirchlichen Bekenntnisses
geschossen, dennoch ist dieselbe noch nicht gefallen. Ob wir
schon dazu gelangen werden, an dem entscheidenden Kampfe
Theil zu nehmen, der die äussere Autorität im Gebiete religiöser
Erkenntniss endlich niederwirft und uns Freiheit von dem Zwange
der Zumuthung schafft, uns fortgesetzt unter ein kirchliches Be-
kenntniss und unter kirchliche Einrichtungen vergangener Jahr-
hunderte unterzuordnen, die unseren heutigen Anschauungen und
Bedürfnissen zum grössten Theil völlig fremd geworden sind, —
das lässt sich nicht voraussehen. Ob aber der entscheidende
Kampf nah oder fern ist, folgen wir stets dem Beispiel der Treue
und Hingebung an die Wahrheit, das Copernicus uns vorhält, auf
allen Gebieten , wo wir den Irrthum erkennen , und mögen wir
warm uns von der Pflicht durchdrungen fühlen, Wahrheit an seine
Stelle zu setzen! Sind wir so stets auf der Wache, dann wird
es uns an innerer Weihe nicht fehlen, wenn die Zeit kommt, und
eintreten wird sie sicher, in welcher auch die Kirche und Theo-
88
logie, diirclidningen von dein Wesen des Geistes der Wahrheit,
die Bahn der Freiheit hetreten wird, indem durch Schöpfung
gesetzlich geregelter Organe , welche fortgesetzt aus dem freien
Bewusstsein der Gemeinde heraus dem Fortschritt der Erkenntniss
in religiösen und sittlichen Dingen einen der Zeitanschauung ent-
sprechenden Ausdruck im Bekenntniss zu geben vermag, dem
starren tödtenden Buchstabendienst ein Ende gemacht wird.
Aus der Reihe der übrigen Deputirten betrat zuerst die
Rednerbühne der Stadt-Schulrath Dr. Cosack aus Dan zig:
Auch die Schwesterstadt Danzig sendet zum heutigen Coper-
nicus-Jubeltage durch meinen Mund den hochgeehrten Festgenossen
freudigen Gruss und Glückwunsch. Sie schliesst sich dadurch
nicht ohne das wohlberechtigte Gefühl heimathlichen Stolzes allen
denjenigen an, welche von nah und fern nach Thorn gekommen
sind, um an der Stätte der Geburt das Andenken des Mannes
festlich zu begehen, der auf dem ganzen gebildeten Erdkreis als
der kühne und geniale Reformator astronomischer Wissenschaft,
ja als Schöpfer derselben gelten wird, so lange der Himmel sich
über uns wölbt und die Erde nach ewigen Gesetzen ihre Bahn um
die Sonne vollendet.
Die gastliche Stadt, das wackere Thorn, welches seit Jahr-
hunderten fest und treu die Wacht deutscher Sitte und deutscher
Bildung am Weichselstrome hält, hat die Ehre, diesen Mann als
ihren Sohn und ihr unschätzbares Kleinod bezeichnen zu können ;
aber sie hat auch das hohe Verdienst, dasselbe nicht nur undank-
barer Vergessenheit zu entreissen, sondern es mit liebender Sorg-
falt zu hegen und Alles aufzubieten, um es in dem rechten Licht
89
und Glänze der Wahrheit erscheinen zu lassen. So steigert sich
denn Gruss und Glückwunsch zu dem Dank gegen den Verein, der
zunächst seinem Copernicus die Ehre geben wollte, die ihm ge-
bührt: der aber sich nicht begnügte, nur sein Denkmal in Erz
aufzuführen, sondern als ein monumentum aere perennius in des
Meisters Namen hochhielt und hochhält das Panier freier For-
schung und geistiger That auf dem Gebiete der Wissenschaft.
Das dankt dem Thorner Copernicus- Verein vor allem die Provinz
des preussischen Vaterlandes, welche weitab von dem Herzen
Deutschlands gelegen, doch den lebendigen Pulsschlag gleicher
Cultur in sich fühlt und sich eins weiss mit allen geistigen Be-
strebungen, welche idealem Fortschritt huldigen. Solchen Dank
aber am Tage der 4. Säcularfeier von Nicolaus Copernicus der
Stadt Thorn und ihrem hochautblühenden Copernicus-Vereine offen
und laut auszusprechen, ist freudige Pflicht für den Vertreter des
westpreussischen Danzig, zumal er noch speciell im Namen und
Auftrage der drei hohen Bildungsstätten der Vaterstadt die ganz
besondere Theilnahme auszudrücken hat, welche die Lehrercolle-
gien des Gymnasiums, der Realschulen zu St. Petri u. St. Johan-
nis an dem Jubelfeste nehmen. Sie selbst, beredter als ich, sind
Dolmetscher ihrer Gefühle und Gesinnungen geworden und haben
unter dem Klange der Alcäischen Leier ein Festcarmen dem Co-
pernicus-Cultus geweiht. Mir -gereicht es zur Freude und Ehre,
Ihnen diese Ode zu tiberreichen und um Aufbewahrung der-
selben in Ihrem Archive zu bitten. Mein Schlusswort aber sei
das d^s Dichters: Freue dich mein Preussen, freue dich, du
Vaterstadt Thorn, ihr nehmet Theil an himmlischer Ehre! Gaude
tu, mea Prussia, tu, Thorunum natalc , gaude, aetherii comitcs
honoris ! "
90
Danzig hatte zu dem hohen Feste der Schwesterstadt noch
einen zweiten Vertreter entsendet, den Director der natur forsch en-
Gesellschaft Prof. Dr. Bail. Die Ansprache desselben lautete:
Obwohl die naturforschende Gesellschaft zu Danzig, der Stadt
des Hevelius, den heutigen Tag selbst festlich begeht, war es ihr
doch Bedürfniss. sich an demselben in Thorn persönlich vertreten
zu wissen. Sie hat deshalb mich, ihren Director, a])gesandt, um
der Stadt Thorn, vor Allem aber dem geistigen Mittelpunkte der-
selben, die herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Dies zu
meiner Rechtfertigung, wenn ich an dieser Stelle, von welcher aus
so eben die Vertreter von Rom, Bologna, Leipzig, Halle und Bres-
lau gesprochen haben, als zweiter Redner aus der nahen Stadt
Danzig auftrete. Es reicht durch mich die Naturforschende Ge-
sellschaft zu Danzig dem Copernicus-Vereine die Schwesterhand.
Sie fühlt sich vereint mit ihm, da auch sie während der 130 Jahre
ihres Bestehens stets gewahrt hat das Recht freier Forschung, da
beide Gesellschaften sieh betrachten dürfen als Pflanzstätten der
Wissenschaft in Westpreussen, und da drittens das verknüpfende
Band zwischen beiden die Astronomie bildet, der die eine geradezu
den Namen verdankt, während ihr die andre gleichfalls von jeher
einen hervorragenden Cultus geweiht. Es beglückwünscht unsre
Naturforschende Gesellschaft durch mich den Copernicus- Verein
zu den schönen Erfolgen, die derselbe durch sein unermüdliches
Streben trotz aller sich entgegenstellenden Hindernisse bereits er-
rungen hat. Möge, wenn nach 100 Jahren dieser Tag sich erneut,
und wenn er abermals, ja so oft er wiederkehrt, er den Coper-
nicus-Verein und die Stadt Thorn auf derselben Höhe der Ent-
wickeluug finden, mögen sich die Bürger derselben wie heut aus-
>
91
zeichnen durch echt deutsche Gesinnung und durch Hochschätzung
der Wissenschaft, möge auch dann blühen eine von Anniuth und
Geist geschmückte Damen-Flora (gestatten Sie den Ausdruck dem
Botaniker) , deren Betheiligung an dem heutigen Feste mit Freude
begrüssen die dankbaren Gäste der Stadt Thorn!
Den Festesgruss aus der Nachbarstadt Culm überbrachte Gymn.
Oberlehrer Dr. Schultz. Der Redner gedachte der freundnach-
barlichen Verhältnisse, in denen Thorn stets zu der gleichaltrigen
Stadt Culm gestanden ; er bat, man möge den von dort kommen-
den Glückwunsch zum Feste zugleich als Ausdruck des Dankes
betrachten des gesammten deutschen Culmerlandes — das, gemein-
sam mit Thorn, treue Wacht halte an den Grenzmarken des Deutsch-
thums gegen den Polonismus.
Die Ansprachen der Ehrengäste schlössen mit einer längeren
Rede, welche Dr. Thompson hielt, früher Vice-Präsident, gegen-
wärtig auswärtiger Secretair der geographischen Gesellschaft zu
New-York. Derselbe war, von reinster Begeisterung für den Zweck
der Copernicusfeier getrieben, aus freien Stücken von Berlin her-
beigeeilt, um die Festesgrüsse aus der andern Hemisphäre zu
überbringen. Als Oberbürgermeister Bollmann — welcher die
Vorstellung der fremden Festredner übernommen hatte — den
Vertreter Nordamerika's zur Rednerbühne geleitete, ward Dr.
Thompson mit freudigem Zurufe empfangen , welcher sich zu
lautestem Beifallsdanke steigerte, als er die schwungvolle mit
dem Feuer der Begeisterung vorgetragene Rede in dem fremden
Idiom beendete:
I am proud and grateful to participate in this Festival, and
to bring the respects and compliments of the American Geographical
92
Society to thc Copernican Society of Science and Art, to the
honorable Coimcillors and Magistrates of Thorn , and to her ho-
spi table Citizens.
Could I unfurl the flag of my country, its whole constellation
of seven and thirty stars, and its stripes of auroral light, would
dip in salutation to the name which you here honor, as belong-
ing not alone to Thorn, to Preussen, nor to Germany, but to the
World and to the centuries.
All honor to the birth-place of Copernicus! When he made
the Sun the center of the System, he made Thorn the center of
the earth — at least upon his birth-day ; and to-day the eyes of the
whole scientific world are turned toward you with admiration,
unmixed with envy. I do not wonder that races and nationalities
contend for the honor of Copernicus — as cities of Greece contended
over the birth of Homer. Like those brilliant meteors that flame
across the sky, leaving no trace of their origin, — though we
watch and note the point and instant of their going out — so his
("Ich bin stolz und dankerfüllt, dass es mir vergönnt ist, an diesem Feste
Theil zu nehmen, als Ueberbringer der achtungsvollen Grüsse der »Amerika-
nischen Geographischen Gesellschaft« an den Copernicus- Verein für Kunst
und Wissenschaft zu Thorn, an die ehrenwerthen Behörden, an die gastfreund-
lichen Bürger der Stadt.
Könnte ich hier das Banner meines Vaterlandes entfalten, es würde mit
all seinen sieben und dreissig Sternen, mit seinen dem lichten Morgenroth
gleichen Streifen, sich im Grusse neigen vor dem Namen, welchen Sie heute
hier feiern. Dieser Name gehört nicht Thorn allein an, nicht Preussen, nicht
Deutschland, — sondern der Welt und den Jahrhunderten. Ehre sei dem
Geburtsort des Copernicus ! Als er die Sonne zum Centrum des Sternensystems
machte, erhob er Thorn zum Centrum der Erde, wenigstens an seinem Ge-
burtstage. Die Augen der ganzen gebildeten Welt richten sich heute in neid-
loser Bewunderung hieher. Ich begreife, dass Nationen und Eacen sich um
die Ehre streiten, Copernicus zu besitzen, wie einst die Städte Griechenlands
sich um Homer stritten. Gleich jenen strahlenden Meteoren, welche wir durch
das Firmament hinflammen sehen , ohne eine Spur ihres Anfangs zu haben,
93
illustrious life, so luminous and beautiful in its close, may have
left bis antecedents obscure. Poles and Germans may dispute bis
parentage; but I would find tbe prototype of bis gcnealogy in
tbat Oriental Priest and king Melcbisedec, wbo figures so grandly
ou tbe early page of Jewisb bistory , dispensing gifts and
blessings to races yet unborn. As of Melcbisedec, so of Coper-
nicus in tbe grandeur of bis individuality it may be said tbat be
was »witbout fatber, witbout motber, witbout pedegree, baving
ueitber beginning of days, nor end of life« ; but tbe wise and good
of every race and clime come up to worsbip in tbat temple of
Science wbere be is tbe cbief Priest, and are enrolled in tbat
kingdom of knowledge and trutb wbere be rules. To tbat goodly
Company I would bring tbe tribute of a land wbicb, wben be rose
upon tbe world , was still a savage wilderness , of more savage
men. Over all tbat land to-nigbt, tbe silent watcbers of tbe
Stars in every observatory — aloug tbe Atlantic slope, in tbe vast
obwohl wir Ort und Zeit ihres Erlöschens beobachten — so' hat auch des
Copernicus ruhmwürdiges Leben, strahlend und schön im Abschluss, seinen
Anfang in Dunkel gelassen. Mögen Polen und Deutsche sich um die Natio-
nalität des Copernicus streiten — ich finde das Urbild seines Stammbaums
in jenem orientalischen Priesterkönige Melchisedech , welcher uns auf den
ersten Blättern der hebräischen Geschichte, als eine so grossartige Erschei-
nung entgegentritt, indem er Gaben und Segnungen noch ungebornen Ge-
schlechtern austheilt. Wie von Melchisedech, kann auch von Copernicus
in der erhabenen Grösse seiner Erscheinung gesagt werden, er sei »ohne
Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht und habe weder Anfang der Tage noch
Ende des Lebens.« Aber die Weisen und Guten jedes Volkes, jeder Zone
kommen, um anzubeten in jenem Tempel der Wissenschaft, wo er der Höhe-
Priester ist; sie lassen sich aufnehmen in das Reich des Geistes und der
Wahrheit, wo Er der Herrscher ist!
Dieser würdigen Genossenschaft überbringe ich den Tribut meines Lan-
des, welches, als Copernicus der Welt aufging, noch eine wilde Wüstenei
mit noch wilderen Menschen war. Heute Nacht aber werden in jenem ganzen
Lande die stillen Sternenwächter aller Warten von dort, wo es sich zum
94
basin of tlie Mississippi, and on the far-off shore of tbe Pa-
cific — tbese watcbers of tbe stars will tbink npon Copernicus, by
wbose laws tbey know tbe movements of tbe beavens, and wbose
calculations verify tbeir observations. In bis own glowing words,
be »sct tbe lamp of tbe world, tbe Sun, in tbe midst of tbe
beautiful tcmple of Nature , as on a kingly tbrone , ruling tbe
wbole family of stars tbat revolve aronnd bim«. So be too sits
entbroned, and Galtlei, Kepler, Newton, Laplace, revolve
around bim as tbeir central ligbt.
Bacon of Verulam, wbo never fuUy accepted bis tbeory, said,
»tbe opinion of Copernicus toucbing tbe rotation of tbe eartb
cannot be refuted, but may be corrected«.
In some minor points it bas been corrected — as for in-
stance , bis tbird motion of tbe eartb , tbat of declination in tbe
axis, and bis mode of accounting for tbe precession of tbe equinoxes,
were dispensed witb; bis ingenious and complicated epicycles
for explaining tbe eccentricities of tbe planets, were set aside by
atlantischen Meere senkt, durch das weite Becken des Missisippi hin, bis zur
fernen Küste des stillen Oceans, — alle diese SternenwUchter werden heute
mit Andacht des Copernicus gedenken, durch dessen System ihnen die
Bewegung des Himmels erschlossen und durch dessen Bereclinungen die
Wahrheit ihrer Beobachtungen verbürgt ist. Wie Er, um mit seinen eignen
glühenden Worten zu sprechen, »die Sonne als die Leuchte der Welt in die
Mitte des schönen Tempels der Natur stellte, wo sie, wie von königlichem
Throne, die ganze Familie der sie umkreisenden Sterne beherrscht«, — so
sitzt auch Er auf dem Throne, und Galilei, Kepler, Newton und Laplace
um ihn herum als ihre Central-Sonne.
Baco von Verulam, der seine Theorie niemals vollständig anerkannte,
sagte doch : »die Ansicht des Copernicus in Betreif der Erde kann nicht
widerlegt, wohl aber verbessert werden.« In wenigen Nebenpunkten ist sie
verbessert worden. So hat man z. B. seine dritte Bewegung der Erde, die
der Neigung der Axe und seine Erklärung für das Vorrücken der Nacht-
gleichen aufgegeben, seine gelehrten und verwickelten »Nebenkreise« (Epicy-
keln), als Erklärung für die Abweichung der Planeten, wurden durch Keplero
05
Kepler's laws ; and the final Solution of all was gathered up by
Newton in the sublime law of gravi tation. But these corrections
and improvements of the System of Copernicus grew out of bis
own principles and metbods ; tbey were all in tbe line of tbat
simplicity and symmetry wbicb be establisbed: and as Bacon
said, bis System bas not been, and cannot be, refuted. And tbis
was because of tbe aim and tbe metbod of Copernicus in bis
studies. Tbrougb tbese bis wortb to us as a teacber is even
greater tban bis glory as a discoverer. We sball best bonor bis
memory by imitating bis virtues; — tbat patience wbicb
sustained bim tbrougb tbe most laborious calculations of tbe bigber
matbematics; tbat modesty wbicb led bim to keep back for
more tban tbirty years tbe publication of bis book, because be
would test bis tbeory to tbeutmost; tbat independence wbicb
led bim to tbrow off traditions and conventionalities , to put bis
Matbematics against Majorities, and to follow strictly tbe patb of
scientific investigation ; tbat confidence in Trutb wbicb led
Gesetze beseitigt, und die Lösung aller dieser Fragen wurde schliesslich
gefunden und zusaunncngefasst in Newtons erhabenem Gravitations-Gesetze.
— Aber diese Berichtigungen und Forteutwickelungen des Copernicanischen
Systems entsprangen aus dessen Principien, folgten seiner Methode; sie
geschahen ganz in dem Geiste der Einfachheit und Symmetrie, welchen er
eingeführt hatte. Sein System ist, wie Baco sagte, nicht widerlegt, noch je
zu widerlegen. Und der Grund iiievon liegt in dem Ziele uud der Methode
der Studien des Copernicus. Durch diese ist sein Werth als Vorbild und
Lehrer für uns noch grösser, denn sein Ruhm als Entdecker. Wir werden sein
Andenken am besten durch die Nachahmung seiner Tugenden ehren: jener
Geduld, welche ihn durch die schwierigsten Berechnungen der höheren
Mathematik ausharren Hess — jener Bescheidenheit, welche ihn während
mehr als .'{0 Jahre von der Veröffentlichung seines Werkes zurückhielt, Aveil
er seine Theorie bis zum Aeusscrsten erproben wollte — jener Selbststän-
digkeit, welche ihn ermuthigte Ueberlieferungen und herkömmliche An-
nahmen abzuwerfen, seine Mathematik den Majoritäten entgegenzustellen,
und den Pfad wissenschaftlicher Forschung unbeirrt zu verfolgen — jener
96
him to say »tlie thoiiglits of a philosopher do not depend upon the
judgment of the mniiy : his study is, as permitted by God, to
seek out Truth.« And this reminds us of that immortal saying
of Kepler when he had veiified his own laws, — »I think thy
thoughts after Thee , 0 God ! I can well wait a Century for a
reader, since Thou hast waited six thousand years for an ob-
server«. It is this devotion to truth that makes one the master
of Nature in his discoveries, and the master of Time in his fame.
At this point I feel again how the name of Copernicus links
itself by association with my native land. The history of know-
ledge shows that, at certain eras, there are magnetie lines of
thought that quicken simultaneously minds in different countries,
whose names and discoveries brought together make their Century
famous. Copernicus had reached his majority, and was already
deep in astronomy, when Columbus, strong in his faith that the
earth was round, sailed westward to the Indies and found a
continent. Strong in the faith that the earth was round, and that
Zuversicht auf die Wahrheit, welche ihn sagen Hess: »die Gedanken des
Philosophen hängen nicht vom Urtheil der Menge ab, sein Studium ist, so-
weit es Gott gestattet, die Wahrheit zu suchen«. — Dies erinnert uns an den
unsterblichen Ausspruch Keplers, als er die Richtigkeit seiner Gesetze
bewiesen hatte : »ich denke Deinen Gedanken nach, o Gott ! Wohl kann ich
ein Jahrhundert auf einen Leser warten, da Du doch sechs Jahrtausende
auf einen Erklärer wartetest«. — Dieses Vertrauen auf die Wahrheit lässt
den Forscher durch seine Entdeckungen die Natur Überwinden und die Zeit
durch seinen Ruhm.
An dieser Stelle fühle ich wieder, wie der Name Copernicus sich durch
eine besondere Gedanken-Verbindung mit meinem Vaterlande verknüpft. Die
Geschichte der Wissenschaft beweist, dass es zu gewissen Zeiten magnetische
Gedanken-Strömungen giebt, welche gleichzeitig Geister in verschiedenen
Ländern erregen, deren Namen und Entdeckungen dann mit einander ver-
knüpft ihr Jahrhundert berühmt machen. — Copernicus stand schon im
Mannesalter, war tief versenkt in das Studium der Astronomie, als Columbus
fest in dem Glauben, die Erde sei rund, westwärts nach Indien segelte und
einen neuen Erdtheil fand ; — fest in dem Glauben, die Erde sei rund und
97
it moved round lipon its axis. Copernicus launclied fortli upon his
more adventurous voyage into the unknown and the infinite, and
there found the central sun. There liad been discoverers of
America before Columbus : but the moundbuilders of the Mississippi
Valley and the later Northmen on the Atlantic coast left no impress
upon human civilization. Before Copernicus there were pioneers
into the planetary Spaces, who made guesses at truth; but as
Columbus made his discovery for Man, so Copernicus made his
discoveries for Science. More fortunate than Columbus he gave
his name to his discoveries, and the Copernican System is written
over all the heavens. This earth in its diurnal and annual re-
volutions exhibits his birth-place to star after star. No one
Country can monopolize him as her son; no one Church can
enshrine him as her saint ; nor time nor distance can obscure his fame;
even the eclipses that darken the face of the sun. throw into
bolder relief that System of Copernicus by which their coming is
predicted and timed.
bewege sich um ihre Axe, wagte Copernicus auf seiner noch abenteuerlicheren
Reise sich hinaus in das Unbekannte und Unendliche, und fand dort die
Centralsonne.
Es hatte schon Entdecker Amerikas vor Columbus gegeben; aber die
Erdhiittenbauer im Mississippi-Thal, und die späteren Nordmänner an der
Küste des Atlantischen Meeres blieben ohne Einfluss auf die menschliche
Civilisation. Vor Copernicus hatten auch Pioniere im Planetenraum gearbeitet,
welche die Wahrheit dunkel ahnten: aber wie Columbus seine Entdeckung
für die Menschen, so machte Copernicus die seine für die Wissenschaft. Glück-
licher als Columbus, hat Copernicus seinen Entdeckungen auch seinen
Namen gegeben, und das Copernican ische System ist mit Sternenschrift
an die weite Himmelsdecke geschrieben. Die Erde zeigt bei ihrer täglichen
und jährlichen Umdrehung den Geburtsort des Copernicus einem Sterne nach
dem andern. Kein Land kann ihn ausschliesslich als seinen Sohn bean-
spruchen, keine Kirche ihn als ihren Heiligen anbeten; nicht Zeit, nicht Ent-
fernung können seinen Ruhm verdunkeln; selbst die Finsternisse, welche uns
das Antlitz der Sonne entziehen, lassen nur in um so kühneren Umrissen
08
In renewing- my tlianks to the Copernican Society and to the
honorable Committee for the generous and brilliant courtesies of
this oecasion, you will expeet me to say a word touching the
interests of Science in the United States ; — your time, however,
requires that this shall be very brief. In the present generation
a strong impulse has been given to physical science, and not
only to those departinents which have a practical value through
their application to the arts of life, but to those which cherish
Science for its own sake. The oldest Universities have established
schools of Science, in which the Student may be carried as far as
in the Universities of Europe. The Government also has endowed
such schools with grants of money and of land, and private
munificence has enriched some of these with Museums which will
compare favorably with those of this Continent. While such
names as Agassiz, Dana, Draper, Henry, Newberry, Pierce,
and others are already honored in the world of Science, a host of
das System des Copernicus hervortreten, durch welches die Zeit ihres Erschei-
nens längst vorherbestimmt ist.
Indem ich dem Copernicus- Verein und dem verehrten Festcomite noch-
mals meinen Dank für die freundliche und glänzende Aufnahme bei dieser
Feier ausspreche, werden Sie erwarten, dass ich mit einigen Worten erwähne,
welch ein Interesse für die Wissenschaft in den Vereinigten Staaten herrscht.
Ihre Zeit verlangt indessen, dass dies nur in Kürze geschieht.
Die gegenwärtige Generation hat den Naturwissenschaften einen mächtigen
Aufschwung gegeben, nicht nur in jenen Zweigen, welche durch Anwendung
auf die täglichen Lebensbedürfnisse von praktischem Nutzen sind, sondern
auch in jenen, welche die Wissenschaft um ihrer selbst willen pflegen. Die
ältesten Universitäten haben wissenschaftliche Schulen errichtet, in denen die
Studenten ebenso weit wie auf den Europäischen Universitäten gefördert
werden. Die Regierung hat diesen Schulen Geld und Ländereien geschenkt;
Privat-Freigebigkeit hat einige von ihnen mit Museen ausgestattet, welche
sich Wühl mit denen dieses Continents messen können. Während Namen
wie Agassiz, Dana, Draper, Henry, Newberry, Pierce und andere
schon geehrt in der wissenschaftlichen Welt dastehn, werden von einer Schaar
jüngerer Männer, welche in den besten Methoden geschult sind, einzelne
99
younger men, trained in the best methods, are pursuiiig specialties
witli promising- success. The Government lias given encourage-
nient and occupation to men of Science in its coast-survey, and its
geological explorations of the interior; and, in the interests of
Science at large, it has explored the Dead Sea, and is now aiding
in the survey of Palestine beyond the lordan ; it equipped ob-
servers of the solar eclipse of 1869, with special reference to the
phenomena of the corona and protuberances ; it has made an
appropriation for observing the transit of Venus in 1874 — thus
vieing with older nations in the fellowship of Science ; it has
provided for a scientific register of atniospheric changes, and it
has sent a new expedition to the North Pole. Private expeditions
have explored the coral reefs of the Golf of Mexico; and the
coasts of South America with reference to Fauna and Flora and
the traces of glacial action. Astronomy is furthered by several
well-appointed Observatories, and special attention has been given
to the phenomena of meteorology and to the Observation of the
Zweige mit vielversprecliendem Erfolge betrieben. Unsere Kegierung unter-
stützt und ermutliigt ferner die Männer der Wissenscliaft in ilirer Küsten-
Aufnahme und der geologisclien Erforschung des Innern; sie liat im all-
gemeinen Interesse der Wissenschaft das todte Meer erforsclit und wirkt mit
bei der Bereisung Palästinas jenseit des Jordan; sie hat Beobachte- aus-
gerüstet für die Sonnenfinsterniss von 18G9 mit besonderem Bezug auf die
Phänomene der Corona und der Protuberanzen; sie hat Vorkehrungen
getroffen zur Beobachtung des Durchgangs der Venus von 1874 und wett-
eifert so mit den älteren Nationen in dem Interesse für die Wissenschaft;
sie hat für eine wissenscliaftliche Aufzeichnung der atmosphärischen Schwan-
kungen gesorgt, und eine neue Nordpol-Expedition ausgesandt. Privatunter-
nehmungen haben die Korallenriffe im Golf von Mexico untersucht, wie auch
die lausten von Südamerika in Bezug auf ihre Fauna und Flora und die
Spuren der Eis-Thätigkeit. Die Astronomie wird auf mehreren wohl con-
struirten Sternwarten gefördert und gepflegt, und ganz besondere Aufmerk-
samkeit den meteorologis(tl»en Phänomenen und der Beobachtung der Stern-
schunppen zugewandt. Die Photographie ist zur Fixiiung der Mondphasen
7*
100
shootiiig Stars. Photograpliy has been applied to lunar pliases
with remarkable skill by M. Rütherford of New York. Our
Geographica! Society has a library of several thousand volumes
of Geography and Travel, and a valuable collection of charts.
It took the lead in the important polar expedition of Dr. Kane,
and has done much to collect and classify the statistics of the
country, and to diffuse scientific Information among the people.
Most heartily would the Society welcome at its monthly reunions
any of the honored members of tliis Society. I sliall at once re-
port to the Council the beauty and brilliancy of your Feast, the
enthusiasm of the people of Thorn for Science, and their Sterling
Copernican devotion to knowledge and truth.
But to-day we are assembled not as Americans nor as Ger-
mans, but as Copernicans ; — as Citizens of Science, which overlaps
and effaces all distinctions of nation and language. Let us emu-
late each other in the pursuit of wisdom. True to our great
leader, let us never be discouraged by difficulties nor intimidated
von RuTHERPORD in New York mit Erfolg in Anwendung gebracht worden.
Unsere geographische Gesellschaft besitzt eine Bibliothek von mehreren
tausend Bänden aus dem Gebiete der Geographie und der Reisen, wie auch
eine werthvolle Sammlung von Karten. Die Nordpol-Expedition des Dr. Kane
wurde von uns ins Leben gerufen; auch hat die Gesellschaft sich ganz besonderes
Verdienst erworben um die Statistik des Landes, so wie um die Verbreitung
wissenschaftlicher Bildung unter demVolke. Mit aufrichtiger Freude würde unsere
Gesellschaft jedwedes Mitglied dieses ehrenwerthen Vereins bei ihren monat-
lichen Zusammenkünften bewillkommnen. Sogleich werde ich an unsern Vor-
stand einen treuen Bericht senden über den Glanz und die Schönheit Ihres
Festes, über den Enthusiasmus der Thorner für Wissenschaft und Kunst,
über ihre echt copernicanische Hingabe an Forschung und Wahrheit.
Doch heute sind wir hier versammelt nicht als Amerikaner, nicht als
Deutsche, sondern als Copernicaner, als Bürger der Wissenschaft, welche
jeden Unterschied der Sprache und Nationalität auslöscht und aufhebt. Lasst
uns also wetteifern in dem Streben nach Erkenntniss, lasst uns, gleich unserm
grossen Führer, muthig vordringen, durch Widerstand und Schwierigkeiten
101
l)y Opposition. With modesty, yet with confidence, let us follow
after truth, trusting that we also may do something for tlie benefit
of mankind ; for, in the words of an American poet :
The doubts wc vainly seek to solve,
The truth we know are one;
The known and nameless stars revolve
Around the central Sun.
Nachdem sämmtlichc Ehrengäste gesprochen, welche bei dem
Festactus das Wort hatten nehmen wollen, betrat Prof. Prowe
nochmals die Rednerhühne, um im Namen des Copernicus- Vereins,
wie der Stadt Thorn, mit einigen Worten der Erwiederung auf die
eben vernommenen Ansprachen der Dankespflicht zu genügen. Er
wandte sich zunächst an den Regierungs-Präsidenten Grafen Eulen-
burg mit der Bitte für die huldvolle Anerkennung, w^elche Seine
Majestät den Bestrebungen des Vereins gezollt habe, Namens Aller-
höchstdesselben den ehrfurchtsvollsten Dank entgegenzunehmen.
Die Auszeichnung, welche durch Seine Majestät ihm heute gewor-
den, gelte, dessen sei er sich bew^usst, lediglich dem Vereine.
Anknüpfend an das Wort des Papstes Hadrian, dass sehr Viel auf
die Zeit ankomme, in welche das Leben des einzelnen Menschen
falle, hob Redner hervor, wie auch ihm die Gunst des Zufalls die
heutigen Ehren habe zu Theil werden lassen. Denn der Vorsitz
nicht zurückgeschreckt ; lasst uns mit Bescheidenheit und doch mit Zuversicht
die Wahrheit suchen, in deui Vertrauen, dass aucli wir etwas zum Besten
der Menschheit thun können. Denn um mit den Worten eines amerikanischen
Dichters zu schliessen :
Was Ihr als Wahrheit gläubig preist,
Ist das was Euch als Zweifel quält:
Dieselbe Weltall-Sonn' umkreist
Das Sternheer, namlos wie gezählt.«
102
im Vereine, welcher Anderen mehr gebühre, durch deren Verdienst
der Verein gegründet und erstarkt die heutige Lebenskraft ge-
wonnen habe, verdanke er lediglich dem äussern Umstände, dass
seine Studien seit zwei Decennien der Erforschung der Lebensver-
liältnisse von Copernicus zugewandt seien. Aber selbst wenn seine
Thätigkeit im Vereine von Belang wäre, so dürfe der Einzelne
nimmer ein besonderes Verdienst für sich in Anspruch nehmen.
Das Leben eines Vereins biete in vielen Beziehungen ein treues
Abbild des Staates ; beide könnten nicht anders bestehen, als wenn
Jeder an seiner Stelle selbstlos seiner Pflicht nachkomme. Das
Gelingen des heutigen bedeutsamen Festes habe nur dadurch ver-
bürgt werden können, dass in harmonischem Zusammenwirken die
Vereins-Mitglieder ihre Kräfte opferwillig zur Verfügung gestellt
hätten. Zum Schlüsse sprach der Redner dem Grafen Eulenburg
persönlich den ehrerbietigen Dank des Vereins dafür aus, dass
Derselbe die Pflichten des Berufes, wie der parlamentarischen
Thätigkeit, bereitwilligst unterbrochen habe, damit des Staates
Weihe dem Feste nicht fehle.
Hierauf wandte Prof. Pkowe sich an die Vertreter Italiens und
dankte, ihre Ansprache in lateinischer Sprache erwiedernd, dass
sie von den alten Culturstätten, von der ewigen Roma und dem
altberühmten Bologna, nach der kleinen Weichselstadt gewandert
seien, nicht scheuend weder die Unterbrechung ihrer akademischen
Thätigkeit, noch die weite Reise in der für den Südländer beson-
ders rauhen Jahreszeit. Ihre Anwesenheit gebe dem heutigen
Feste eine ganz besondere Weihe, die Verbrüderung Italiens und
Deutschlands bezeugend. Wie sehr Italien sich mit uns eins fühle,
das habe die schnelle Verständigung bekundet, in die wir mit
unsein Gästen eingetreten seien. Kaum 24 Stunden seien ver-
103
flosseD , seit wir ihnen zum ersten Mal die Hand gedrückt , und
schon könnten Avir sie als Freunde anreden. Dies sei nicht dem
Zufalle zuzuschreiben. Mit beredten Worten habe der Vertreter
von Bologna den Innern Grund angegeben: wir entnehmen aus
der Entsendung und dem Auftreten unserer Ehrengäste aus Italien
ein günstiges Anzeichen für die Zukunft.
Wie gleiche Geschicke die verbündeten Völker einander näher
geführt, wie sie gleichzeitig auf dem Schlachtfelde die Freiheit
und Einheit ihres Vaterlandes sich erkämpft haben: so könnten
wir auch mit Recht hoffen, dass sie treu zusammenstehen werden
in dem schweren Geisteskampfe, in den wir gegenwärtig ein-
getreten seien. In diesem Sinne heisse der Verein, heisse die
gesammte Bevölkerung Thorns die Vertreter Italiens zu unserm
Feste hoch willkommen — als die Verkünder und Befestiger der
auch durch die Wissenschaft enger geknüpften Freundesbande
zwischen dem italienischen und deutschen Volke.
An die Dankesworte für die Abgesandten Italiens schloss sich
der Dank an die Vertreter der deutschen Hochschulen.
Wenn in dem reichen Kranze der deutschen Universitäten —
so begann der Redner — uns Lücken nicht erspart werden konn-
ten, so wären die Hochschulen heute am schmerzlichsten ver-
misst worden, welche einst in unmittelbarer Beziehung zu Coper-
nicus und seinen Freunden gestanden. Um so grösser sei deshalb
unsere Freude, um so aufrichtiger und berechtigter unser Dank,
dass gerade diese Hochschulen unserer Einladung geneigte Folge
geleistet.
Zunächst trete Halle unter ihnen hervor, die Erbin von
Wittenberg. Mit vollem Rechte habe der Abgesandte von Halle
hervorgehoben, dass Wittenberg es gewesen sei, wo zuerst die
104
Gedaukcn von Coi)criiicas in dem cn)i)fänglic]ien Geiste von Klie-
ticus gezündet hätten, dass Rlieticus seine Professur in Wittenberg
aufgegeben, um von Copernicus selbst sich in die neue Welt-
anschauung einweihen zu lassen , und sie dann der Welt zu ver-
künden. Der Wittenberger Professor sei es gewesen, dem es
schliesslich gelungen, die Bedenken des greisen Forschers zu be-
siegen und die lange verzögerte Veröffentlichung des grossen
Werkes de revolutionibus orbium caelestium zu veranlassen.
Die Vorwürfe aber, welche der Neukatholicismus der Witten-
berger Schule mache, weil Luther und Melanchthon sich mit
Heftigkeit gegen das Copernicanische System erklärt hätten, dürften
wohl leicht auf das richtige Maass zurückzuführen sein, wenn
man erwäge, wie der Gei st , der die Reformatoren gross gezogen,
schützend seine Fittige ausgebreitet hätte, als feindliche Gewalten
das Werk des Copernicus verstümmeln wollten, als die Mächte
trägen Herkommens und dogmatischer Erstarrung den offenen
Kampf gegen die freie Forschung unternommen und die Wissen-
schaft zur Umkehr hätten zwingen wollen.
Dass Königsberg bei unserer Feier nicht fehlen würde,
sei bei der Universität der Heimath- Provinz jederzeit in sicherem
Vertrauen angenommen worden; wir fühlten uns jedoch zu be-
sonderem Danke verpflichtet, dass der Prorector selbst die Ver-
tretung übernommen habe. — Mit dem erlauchten Begründer der
Universität Königsberg habe Copernicus selbst, gleichwie seine
Freunde, erhaben über den Streit der Confessionen , persönliche
Beziehungen unterhalten. Ueberdies hätten die Gedanken, welche
zur Errichtung einer Hochschule in unsern nordischen Gegen-
den geführt, Copernicus und seinen einflussreichen Oheim
lange beschäftigt, sie selbst seien mit dem Plane umgegangen,
105
eine Pflanzschule der neuen Bildung an den Gestaden der Ostsee
zu errieb ten.
Mit Breslau, welches gleich Königsberg und Halle bei Leb-
zeiten des Copernicus noch keine Universität besessen , hätten
Copernicus und seine Familie mannigfache Beziehungen verknüpft.
Der Abgesandte Breslau's habe bereits darauf hingewiesen, wie
die ältesten Urkunden Schlesien als die Stammesheimath der
Familie Koppernigk bezeichneten. Den Vater von Copernicus
hätten ferner Handelsbeziehungen mit Schlesien's Hauptstadt ver-
bunden, schon zu der Zeit, da er noch zu Krakau gewohnt. Dem
könne endlich noch hinzugefügt werden, dass der gelehrte Freund
des Copernicus, Laurentius Corvinus, einen grossen Theil seines
Lebens in gleichem Amtsverhältnisse zu Thorn und Breslau
zugebracht, und dass Copernicus auch noch mit andern Gelehrten
Breslau's in freundschaftlichen Verhältnissen gestanden habe.
Nicht gleiche Beziehungen seien zur Zeit nachweisbar, welche
die Universität Leipzig mit Copernicus verbunden hätten. Aber
es müsse lediglich der Ungunst der Zeit zugeschrieben werden,
dass die urkundlichen Beweise für eine Verbindung des Copernicus
mit Leipzig unterdrückt seien ; ein grosser Theil der lernenden
Jugend sei ja damals aus den Weichselstädten gerade nach der
Leipziger Universität gepilgert — unter ihnen auch Tiedemann
Giese, der Freund von Copernicus. Ein nur wenig älterer Lands-
mann von Copernicus habe überdies die Verbindung Thorn's mit
Leipzig zu einer dauernden gemacht durch Gründung eines Sti-
pendiums, welches seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts alljähr-
lich drei Studirende aus Thorn nach Leipzig führe. So sei es
gekommen, dass die Mehrzahl auch des gegenwärtigen Geschlechts
in Thorn einen Theil ihrer Studienzeit in Leipzig verlebt hätten.
106
Redner selbst bekenne freudig, wieviel er der Universität Leipzig
verdanke, die ihn in das Heiligthum der Wissenschaft eingeführt
habe, und durch welche er vor mehr denn dreissig Jahren in die
gelehrte Zunft aufgenommen worden sei.
Die Erwähnung von Tiedemann Giese, des Freundes von
Copernicus, des gebornen D a n z i g e r 's und Culmischen Bischofs
führte den Redner zum Danke an die Abgeordneten der Schwester-
städte Danzig und Culm. Danzig stehe — was die histo-
rischen Beziehungen zum Leben von Copernicus betreffe — unter
den heimischen Städten nur hinter Frauenburg zurück, und neben
Culm dürften höchstens Elbing und Marienburg vermisst werden.
Die Handelsbeziehungen des Vaters von Copernicus hätten nach
Danzig gereicht, lange ehe er nach Thorn übergesiedelt, seit
welcher Zeit sie freilich noch reger geworden seien. Die erhal-
tenen Archivalien zeigten ferner, dass die Thorner Koppernigk
mit vielen Patrizier-Geschlechtern Danzig's verwandt gewesen seien.
Endlich sei noch zu erwähnen, dass zu Zeiten fast die Hälfte der
Ermländischen Domherrn aus Danzig gebürtig gewesen seien.
Mit Culm habe Copernicus früh die dort im Kloster lebende
Schwester verbunden; auch könne man vielleicht annehmen, dass
auf seine Vorbildung die Culmer Brüder vom gemeinsamen Leben
Einfluss gehabt haben.
Zum Schlüsse dankte der Redner dem Dr. Thompson für die
aus eigenster Initiative hervorgegangene Betheiligung, durch welche
der Feier ein eigen thümlicher Zauber gegeben, der internationale
Charakter scharf aufgeprägt sei; er bat den Vertreter Amerika's
neben dem Danke für seine eigene Betheiligung einen dankenden
Festesgruss nach dem jenseitigen Gestade des Oceans hinüber-
zutragen. —
107
Nachdem die Erwiderung- auf die einzelnen Anspraclien be-
endet war, verlas Prof. Prowe zunächst das nachstehende auf
Allerhöchsten Befehl dem Vereine zugegangene Schreiben:
Berlin den 17. Februar 1873.
Durch den Wirklichen Geheimen Rath Grafen von
Stillfried ist Seiner Majestät dem Kaiser und Könige
die Immediat-Eingabe des Vorstandes des Coperni-
cus-Vereins für Kunst und Wissenschaft vom 12. d. M.
und das mit derselben eingereichte Dedications-
Exemplar des Werkes von Copernicus: „De revo-
lutionibus orbium coelestium" vorgelegt worden.
Seine Majestät haben dasselbe mit dem besondern
Interesse entgegenzunehmen geruht, auf welches na-
mentlich in diesen Tagen der vierten Säcularfeier
des Copernicus die von dem Vorstand besorgte Aus-
gabe des berühmten Werkes Anspruch machen darf.
Indem Seine Majestät dem Vorstande für die Dar-
reichung des Werkes lebhaften Dank bezeigen, lassen
Allerhöchstdieselben den Verein zu der mit einem so
verdienstlichen Unternehmen eingeleiteten Feier von
ganzem Herzen beglückwünschen.
Der geheime Ka bin ets- Rath
VON WiLMOWkSKI.
Hierauf gab der Vereins-Vorsitzende Mittheilung von den
übrigen zur Feier eingegangenen Adressen, Glückwunsch-Schreiben
und Telegrammen.
10S
Den Scliluss des Fcstactus bildete eine musikalische Auffüh-
rung unter der Direction des Justizraths Dr. Meyer. Es wurde
vorgetragen der 100. Psalm nach der Composition von Händel
für fünfstimmigen Chor und Soli mit Begleitung des grossen Or-
chesters. Die Majestät der erhabenen Tondichtung entsprach der
Hochstimmung der Versammelten und bildete einen würdigen Ab-
schluss der Hauptfeier.
{
Unmittelbar an den Fest- Actus, welcher bis 3 Uhr Nachmit-
tags gedauert hatte, schloss sich das Festmahl. Bei der Be-
schränktheit der Räumlichkeit war eine Theilung der Festver-
sammlung für das Diner erforderlich gewesen. Das officielle —
vom Fest-Comite arrangirte — Diner fand in den Räumen des
Artushofes statt; zu einem andern Festmahle hatten sich die
Schützengilde und der Handwerker- Verein im Saale des Schützen-
hauses vereinigt. *)
Die Reihe der Toaste bei dem Festmahle im Artushofe eröff-
nete der Re gi er ungs- Präsident Graf Eulenburg, indem er
das Wohl Seiner Majestät des Kaisers ausbrachte. Der Redner
wies darauf hin, dass die Herrscher-Dynastie der Hohenzollern
*) Bei dem Diner im Schützenhause brachte der Vorsteher der Schützen-
Gesellschaft Kaufmann G. Prowe das Hoch auf Sc. Majestät den Kaiser
aus, Dr. Brohm sprach den Toast zum Andenken an Copernicus.
Die Schützen-Gesellschaft hatte bereits am Vorabende des Haupt-Fest-
tages eine besondere Feier veranstaltet. Durch musikalische und deklama-
torische Vorträge wurde die Festrede eingerahmt, welche Oberlehrer Böthke
hielt. Der Redner legte zunächst die Haupt-Momente aus dem Leben von
Copernicus dar und entwickelte sodann die Grundzüge der neuen Welt-
Anschauung, wie sie in dem Werke de revolutionibus orbium caelestiura
niedergelegt sind.
109
stets Beschützer der Wissenschaften gewesen seien. Dass Kaiser
Wilhelm das Banner der freien Wissenschaft hochhalte — mit
freudigem Danke gegen Seine Majestät werde dies allerseits an-
erkannt. In der Gegenwart gelte es einen schweren Kampf zu
Gunsten der Geistes-Freiheit durchzufechten und wohl sei das
Andenken an Männer wie Copernicus geeignet, die Herzen der
Kämpfenden zu stärken. Begeistert stimmte die Fest- Versamm-
lung ein in das Hoch auf Se. Majestät den deutschen Kaiser.
Unmittelbar an diese Rede knüpfte Prof. Dr. Bruhns an. Be-
ginnend mit dem Worte „Suum cuique" sagte er, nachdem man
dem Kaiser gegeben, was des Kaisers sei, müsse auch der
Wissenschaft das Ihrige werden. Der Redner stellte dann die
wunderbare Zeit, in welcher Copernicus gelebt, mit der nicht
minder bedeutenden Gegenwart in Parallele; er machte ferner
darauf aufmerksam, dass die vier Koryphäen der neuern Astronomie
geboren seien zu der Zeit , wo die Sonne von ihrem niedrigsten
Stande nach dem Winter-Solstitium aufsteige; Newton sei am 25.,
Kepler am 27. December geboren, Galilei am 18., Copernicus am
19. Februar. Nachdem der Redner sodann die Versammlung auf-
gefordert, ein stilles Glas dem Andenken an Copernicus zu wid-
men, bringt er ein Hoch aus auf das Gedeihen und Blühen der
Wissenschaften, besonders der Astronomie.
Der dritte Toast galt den Ehrengästen; er ward ausgebracht
durch den stellvertretenden Vorsitzenden des Copernicus -Vereins,
Staatsanwalt von Lossow. Derselbe dankte zunächst den
Vertretern der Wissenschaft und den hochgestellten Würdenträgern,
welche aus unserm Vaterlande zur Feier herbeigekommen, und
sprach dann einen gleichen Dank dem Vertreter der westlichen
Hemisphäre, Dr. Thompson, aus. Mit besonderem Nachdrucke
110
aber hob der Redner die Bedeutung hervor, welche die Anwesen-
heit der legitimen Vertreter Italiens für das Fest habe, „des
Landes, welches, unter der Regierung eines über freie Männer
herrschenden edeln Königs, in Krieg und Frieden durch Genossen-
schaft im Kampfe des Schwertes und des Geistes eng und hoffent-
lich für immer mit uns verbunden sei."
Die Ansprache schloss mit warmen Dankesworten an die
Delegirten der italischen Universitäten, „welche nicht die Weite
der Reise, nicht die Kälte des Winters scheuend, zum Feste hier
erschienen seien, um von ihrer Begeisterung für unsere gemein-
same Sache lautes Zeugniss abzulegen."
Während der vorstehenden Rede war die Adresse der
Berliner Universität, welche erst der Mittagszug nach Thorn
überbracht hatte, in die Hände des Fest-Comite gelangt. Sie
wurde von dem Jubelrufe der Festgenossen dankbar begrüsst und
sofort verlesen.
Die Rede-Pause ward ausserdem dazu benutzt, die seit dem
Beginn des Festactus eingetroffenen Telegramme mitzutheilen.
Ebenso wurde ein mit der Mittags-Post angekommener Brief ver-
lesen, den ein Locomotivführer der Hessischen Ludwig-Bahn,
Jacob Schick aus Castell am Rhein eingesandt hatte, um neben
seinem Festesgrusse anzuzeigen, dass zur Feier des Tages die
Locomotive „Copernicus", welche er führe, mit Kränzen ge-
schmückt sein werde, "^j
Nach dem Schlüsse dieser Mittheilungen nahm Prof. Occioni
*) An den Locomotivführer J. Schick wurde auf den Wunsch der Fest-
Versammlung sofort ein Dank-Telegramm übersandt. Derselbe überschickte
später als Gegengabe dem Copernicus-Vereine eine photographische Abbildung
seiner Locomotive, wie sie am 19. Februar, mit Kränzen geschmiickt, den
Dienst gethan hatte.
ni
das Wort, um für die freundlichen Gesinnungen des deutschen
Volkes gegen Italien, welchen die letztv.ernommene Rede einen
so warmen Ausdruck gegeben, Namens des italienischen Volkes
den Dank auszusprechen. Wenn er in die Heimath zurückkäme,
dann würde er Allen erzählen, wie man die Vertreter Italiens hier
aufgenommen habe. Er erhob sodann sein Glas auf die völker-
verbindende Kraft der Freiheit und der Wissenschaft.
Prof. Dr. Galle widmete ein Glas dem Copernicus - Verein
und dessen Vorsitzendem, Prorector Dr. Caspary dem Fest-Comite,
Geh. Reg.-Rath Dr. Knoblauch trank auf das gastliche Thorn.
Nachdem so sämmtlichen Vertretern der Universitäten das
Wort bei dem Festmahle eingeräumt worden war, erhob sich der
frühere Vorsitzende des Copernicus-Vereins, Justizrath Dr. Meyer,
um für die auf den Copernicus- Verein und das Fest-Comite aus-
gebrachten Toaste den Dank abzustatten.
Der Redner begann mit der Erklärung, dass der Copernicus-
Verein sich mit Freuden der mühevollen Aufgabe unterzogen habe,
das Fest in einer seiner Bedeutung würdigen Weise zu veran-
stalten. Der Verein sei hocherfreut und dankbar für die ihm ge-
wordene Anerkennung; nichts aber könnte dem Vereine und dessen
Fest-Comite erwünschter sein, als wenn die Gäste die Ueber-
zeugung mitnähmen und überall verkündeten , dass bei der Ver-
anstaltung der Feier jede beschränkte nationale Tendenz fern
gelegen habe Zwar hätten sich in unserer Stadt zwei Fest-
Comite s gebildet; aber es würde ganz unrichtig sein, von einem
deutschen und einem polnischen Coniite zu sprechen. Aller-
dings habe das letztere die nationale Tendenz scharf betont;
das erstere aber, dessen die Vorredner gedacht, habe seine Auf-
gabe vom internationalen Standpunkte aufgefasst, das be-
112
wiese schon der Umfjiiig* seiner Einladungen Angehörige fremder
Nationen und fremder. Zungen seien eingeladen, u. A. auch die
Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften zu Posen ; wenn von
letzterer Seite der P^inladung nicht Folge geleistet sei, so bedaure
der Copernicus- Verein dies lebhaft. Allerdings sei die von ihm
ausgegangene Feier überwiegend in deutscher Sprache ausgeführt,
weil eben der Ort der Feier eine deutsche Stadt sei. Thorn, von
Deutschen gegründet, von Deutschen zur Blüthe geführt, sei
immerdar gewesen und sei noch jetzt hier in der deutschen Grenz-
mark ein Sitz deutscher Bildung, deutschen Fleisses. Aber der
Geist, in welchem der Copernicus-Verein die Idee des Festes
erfasst habe, das sei der Geist der freien Wissenschaft, welcher
alle Nationen, die sich ihm weihen, verbinde und einige, und
welcher von allem Streite, der unter ihnen vorhanden sein möchte,
nur den Wettstreit im Dienste der Erforschung der Wahrheit an-
erkenne: sein Hoch gelte darum dem festen geistigen Bande,
welches das gemeinsame Streben im Dienste der freien Wissen-
schaft um die Nationen schlinge.
An den Gedankengang des letzten Redners anknüpfend nahm
Dr. Thompson das Wort und sprach, sichtbar tief ergriffen, seinen
Dank theils in englischer, theils in deutscher Sprache aus. Der
Redner wies auf die innige Verbindung der Begriffe Wissenschaft,
Licht, Leben hin und schloss seinen Toast auf die Gastfreund-
schaft der Thorner mit den Worten: „Hier bin ich kein Fremder,
hier bin ich zu Hause."
Es folgten hierauf noch einige Toaste, die von einheimischen
Festgenossen ausgebracht wurden : auf den Regierungs-Präsidenten
Grafen zu Eulenburg (Prof. Dr. L. Prowe), auf die Frauen und
Familien der Gäste (Stadtrath Lambeck) ; auf sämmtliche Fest-
I
113
genossen (Justiz-Rath Kroll); auf die Provinz Preussen, das
Heimatland nicht bloss von Copernicus, sondern auch von Kant
und Herder (Dr. Brohm).
Noch vor diesen letzten Tafelreden war eine Deputation der
Festgenossen aus dem SchUtzenhause , Kaufmann G. Prow^e und
Maurermeister Reinicke, erschienen, welche nach einer Ansprache
des Erstgenannten an der Festtafel Platz nahm — während aus
dem Artushofe nach dem Schützenhause Professor Occioni, Ober-
bürgermeister BoLLMANN und Profcssor Prowe entsendet wurden.
Kaum war diese Deputation nach dem Festsaale im Artus-
hofe zurückgekehrt, als ein Abgesandter des polnischen Comite*)
*) Das Polnische Comite zur Feier des Säculartages der Geburt von
Copemieus hatte sich im Frühjahr 1870 bei einer grösseren Zusammenkunft
Polnischer Gutsbesitzer zu Thorn gebildet. Noch in demselben Jahre hatte
dieses Comite jedoch die Vorbereitung und Leitung der ganzen Angelegen-
heit dem Vorstande der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften zu
Posen übertragen Von letzterer wurden in einer Bekanntmachung d. d. Posen
14. December 1870 die Grundzüge der projectirten Feier veröffentlicht.
Danach sollte — unter Ausschreibung eines Preises von 500 Thlr. — die
Abfassung einer queüenmässigen Biographie von Copemieus veranlasst wer-
den, in welcher der Nachweis der Polnischen Nationalität zu führen war.
Neben dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde die Prägung einer Jubel-Me-
daille vorbereitet, wie die Herausgabe eines Albums, welches verschiedene
Erinnerungen an Copemieus in photographischer Nachbildung enthalten sollte.
Für den Säculartag selbst war Anfangs nur eine kirchliche Feierlichkeit in
Aussicht genommen. In Folge späterer Berathungen wurde jedoch der letzte
Theil des Programms erweitert und noch ein Rede-Actus neben einem Fest-
Diner am 19. Februar 1873 angesetzt.
In welcher Weise das Programm für die polnische Copemicus-Feier aus-
geführt ist, weist der Fest-Bericht nach, welchen unter dem Titel: «Cztero-
wiekowy jubileusz urodzin Mikolaja Kopernika« J. Polkowski veröffent-
licht hat.
Von den eingeladenen Corporationen hatten Abgeordnete entsendet : die
Domkapitel zu Gnesen, Posen und Culm. Sodann waren neben den Dele-
girten, welche von dem Vorstande des Vereins für Volksauf klärung entsandt
waren, mehrere Abgeordnete der städtischen Behörden zu Krakau und Lem-
berg erschienen ; endlich hatte auch die auf den Universitäten Krakau, Lem-
berg , Berlin , Breslau , Leipzig und Greifswald studirende Polnische Jugend
Deputationen zur Feier entsendet.
8
114
angemeldet wurde (v. Sczaniecki-Nawra) , welcher ausser der
von den Polen auf den Festtag geschlagenen Medaille die auf
Veranlassung der Posener Gesellschaft der Freunde der Wissen-
schaften erschienenen Festschriften dem Vorsitzenden des inter-
nationalen Fest-Comit6 tibergab. Der polnische Abgesandte wurde
ersucht an der Festtafel Platz zu nehmen und ergriff hierauf
das Wort, um in deutscher Sprache den Zweck seiner Sendung
darzulegen ; er hoffe — so schloss die Ansprache — dass das ge-
meinschaftliche Andenken an Copernicus helfen werde, den Gegen-
satz der Nationalitäten zu versöhnen.
In Erwiderung dieser Begrüssung begab sich Prof. Provve in
die Fest- Versammlung der Polen. Hier wurde er in den Haupt-
saal geführt und ihm ein Stuhl neben dem Vorsitzenden an der
Festtafel eingeräumt. Nach einer kurzen Ansprache übergab der-
Die Begrüssung der aus allen einst Polnischen Landen zahlreich einge-
troffenen Fest-Theilnehmer erfolgte am Abende des 18. Februar im Gasthofe
zu den drei Kronen.
Die kirchliche Feier am Haupt-Festtage begann Vormittags 10 Uhr. Sie
fand in der St. Johanniskirche statt , in welcher eine schöne Marmorstatue
von Brodzki aufgestellt war. Das Hochamt celebrirte Prälat v. Pradzyxski aus
Pelplin; die Predigt hielt Probst Jazdzewski aus Zduny (Mitglied des deut-
schen Reichstages).
Für den Festactus war ein Gastlokal in der Neustadt gewählt worden.
Derselbe wurde durch den Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde der
Wissenschaften, Dr. Liebelt, um 2 Uhr Nachmittags eröffnet. Nach einer
längern Ansprache des Dr. v. Niegolewski und einer kurzen Erwiderung
Liebelt's verlas der Vorsitzende des Local-Comite, v. Slaski (Mitglied des
preuss. Herrenhauses) die eingegangenen Glückwunsch-Schreiben und Tele-
gramme. Hierauf folgte die Festrede, welche Domherr Polkowski hielt.
Derselbe trug nach Beendigung seiner Rede einige Fest-Gedichte vor, welche
von einer Polnischen Dichterin Deotyraa eingesandt waren. Nachdem hierauf
noch Th. V. DoNiMiRSKi eine Ansprache gehalten, schloss Liebelt den Fest-
Actus mit einigen Dankesworten an die Festgäste.
Das Fest-Diner fand in den Räumen des Gasthofes zu den drei Kronen
statt. Die dort gehaltenen Toaste sind in dem erwähnten Festberichte Pol-
kowski's mitgetheilt.
115
s6lbe die von dem Copernicus-Verein veranstaltete Säcular-Aus-
gabe des Werkes de revolutionibus orbium eaelestium und kehrte
sodann in den Artushof zurück. Nachdem hier der Bericht über
die Sendung zu den Polen abgestattet war, wurde die Tafel auf-
gehoben, da der Abend herangerückt war, welcher die Fest-
genossen in grösserer Zahl und im Vereine mit der Frauenwelt
im Rath hause gesellig vereinen sollte.
Auch hatte unterdessen die Illumination begonnen, glänzender
und allgemeiner, als seit langer Zeit eine in Thorn stattgefunden.
Es war ja kein Partei-Fest, dem dieselbe galt. Beide Nationali-
täten, welche die Stadt bewohnen, hatten zu Ehren des Gefeierten
Feste veranstaltet; von einer Betonung des confessionellen Ele-
mentes konnte noch weniger die Rede sein. Einen besonders
schönen Anblick gewährte die Südseite des altstädtischen Marktes.
Das Portal des Rathhauses prangte im Glänze zahlreicher Gas-
flammen und in gleicher Weise war die Statue des Copernicus
mit einem Flammenbogen von Gaslichtern umgeben. —
Für die Schlussfestlichkeit waren die weiten Räume des ersten
Stockwerkes im Rathhause von den städtischen Behörden, wie
von dem Koni gl. Kreisgerichte, bereitwilligst eingeräumt worden.
Dennoch reichten dieselben kaum hin, um die grosse Zahl der
Festgenossen für die gesellige Vereinigung aufzunehmen (es waren
gegen 900 Billete ausgegeben).
Die Stätten ernsthaftester Entscheidungen, die Sitzungssäle
des Magistrats und der Stadtverordneten, wie des Kreisgerichts,
waren zu Conditorei- und Restaurations-Lokalen eingerichtet , in
welchen zu lebhafter Unterhaltung Gelegenheit geboten wurde,
während in dem Haupt-Saale, Kopf an Kopf gedrängt, der Strom
geschmückter Menschen froh und hochgestimmt auf und nieder-
116
wogte. Nachdem die Schaulust befriedigt war, suchte die Jugend
zu ihrem Rechte zu gelangen; die tanzlustige Welt hatte sich
etwas Raum zu schaffen gewusst, und so gestaltete sich die ge-
sellige Vereinigung zu einem Ballfeste. Die ernste, wissenschaft-
liche Feier des erhabenen Genius war ein heiteres Geburtstags-
Fest geworden. Wenn auch die astronomischen Embleme, die
Zeichen der Himmelskörper, wie die Nachbildungen astronomischer
Instrumente, mit denen der Rathhaus-Saal geschmückt war, noch
an die wissenschaftlich-ernste Bedeutung des Tages erinnerten,
so wichen doch jetzt alle ernsten Gedanken, von denen man bis-
her in Anspruch genommen war, einer heitern Feststimmung,
welche sich dem frohen Genüsse der Gegenwart hingab. —
Der folgende Tag vereinte bei einem solennen Frühstücke
noch einmal die Ehrengäste pait den Mitgliedern des Fest-Comit6.
Nachmittags verliess die Mehrzahl der auswärtigen Festgenossen
Thorn, und der Abendzug entführte uns auch die beiden Italieni-
schen Abgeordneten. —
Mit freudiger Genugthuung und gerechtem Stolze kann die
Stadt Thorn auf das hohe Fest zurückblicken, welches sie zu
Ehren ihres grossen Sohnes gefeiert. Der Copernicus-Verein aber,
in dessen Auftrage der vorstehende Bericht abgefasst ist, schliesst
an die Veröffentlichung desselben den ehrerbietigen Dank für die
allseitige Förderung, durch welche allein es ermöglicht wurde, die
Gedächtnissfeier des Namen gebenden Heros in würdiger Weise
durchzuführen. —
ADRESSEN UND FESTGRÜSSE.
A. Universitäten.
Berlin den 30. Januar 1873.
[f^em Vorstande des Copernicus -Vereins für Wissenschaft und
'Kunst danken wir in Erwiderung auf das gefällige Sehreiben
vom 10. d. M. hierdurch verbindlichst für die Einladung zur
Theilnahme an dem von Ihnen am 18/19. Februar er. zu be-
gehenden Gedenkfeste der vor 400 Jahren zu Thorn erfolgten
Geburt des Copernicus.
Zu unserem lebhaften Bedauern sehen wir uns aber ausser Stande,
der Einladung Folge zu leisten, da die Feier nicht während unserer
Ferien stattfindet und, namentlich gegen die Schlusszeit der Vorlesungen
hin, ein Senats-Mitglied nicht wohl abkömmlich ist.
Die hiesige Universität wird indessen die Copernicus-Feier am 19.
Februar er. durch einen Act in ihrer grossen Aula begehen und be-
hält sich noch einen weiteren Ausdruck ihrer Theilnahme vor.
Rector und Senat
hiesiger Königlichen Friedrich-Wilhelm s-Universität.
Gneist.
120
D.
'en geehrten Männern der Stadt Thorn und den übrigen Fest-
genossen, die zur Erinnerungsfeier der vor vierhundert Jahren erfolgten
Geburt ihres grosseh Mitbürgers Nicolaus Coperkicus versammelt sind,
sendet der Senat der Friedrich- Wilhelms-Universität zu
Berlin, als Vertreter dieser der Wissenschaften geweihten Anstalt,
seinen Gruss und Glückwunsch. Denn wohl ist es ein Glück, unter
seinen Stadt- und Stammesgenossen einen Mann zählen zu dürfen, dem
die neuere Wissenschaft einen ihrer -frühesten und folgereichsten Fort-
schritte verdankt, einen Schritt, welcher eben so sehr dem eindringenden
Scharfsinn, wie der ausdauernden Arbeitskraft und dem Muthe seines
Urhebers zu unvergänglichem Kuhme gereicht.
Wir selbst, seit unserer frühesten Jugend geistig genährt mit den
Früchten seiner Arbeit, können uns nur schwer eine Anschauung bilden
von der Festigkeit der Vorurtheile, die er zu überwinden unternahm
und die er überwunden hat. Einige der tiefsinnigsten Denker des
Alterthums hatten die wahren Verhältnisse des Planetensystems schon
richtig erkannt, aber das Vorurtheil der rohen alltäglichen Erfahrung,
welches ihnen auch bei den Gebildetesten ihres Volkes entgegenstand,
nicht zu besiegen vermocht. Das Erkennen und Aussprechen der Wahr-
heit hatte nicht genügt. Ein mehr als tausendjähriges Vergessen hatte
die Früchte ihres Denkens begraben, und noch ein Jahrhundert nach
Copernicus hielten Astronomen von hoher Bedeutung die ältere Lehre
fest, und wurden die Schrecknisse der Inquisition gegen die seinige
losgelassen.
Durch ein siebzigjähriges Leben, neben mannigfacher anderer
Thätigkeit, in der er seine ungewöhnliche Geisteskraft auch für die
öflfentlichen Angelegenheiten nutzbringend verwerthete, ist er der Be-
geisterung seines Jünglingsalters für die Astronomie treu geblieben, und
hat den überraschend einfachen Zusammenhang der Thatsachen, den
er entdeckt hatte, und der vor ihm in dem überkünstlichen Systeme des
Ptolemaeus verhüllt war, durch lange Reihen mühsamer Beobachtungen,
121
noch nicht unterstützt vom Femrohr und der Pendeluhr, geprüft, wieder
geprüft und bestätigt. Das Ende seines langen Lebens nahte heran,
ehe er sein Werk für vollendet hielt. Diese seine Unabhängigkeit vom
sinnlichen Schein, dieses Vertrauen auf die bis in das Einzelnste drin-
gende Gesetzmässigkeit der Natur, und namentlich diese geduldige Arbeit
in der Durchführung eines grossen Gedanken verkünden schon die kenn-
zeichnenden Züge des mit ihm anhebenden Entwickelungsganges der
neuen abendländischen Wissenschaft.
Aber sein Werk blieb nicht auf die Astronomie beschränkt, deren
wahre Grundlagen er gefunden, nicht auf die Naturwissenschaften, für
deren neue Principien er das erste grosse Muster der Anwendung ge-
geben ; den ganzen Gedankenkreis unseres Geschlechts hat er geändert.
Zwar hat er dem Menschen den bevorzugten Standpunkt genommen,
auf dem er zu stehen glaubte, im Mittelpunkt der physischen Welt und
als Endzweck der Schöpfung. Aber ruhig überlegend und vorsichtig
rechnend hat er ihm als Heimath eine Welt gefunden , unendlich er-
habener in Grösse und Ordnung, als die kühnste Phantasie und die
wärmste Begeisterung vorher zu träumen hatte wagen können.
In diesen Gedanken nehmen auch wir den vollsten Antheil an
dem seltenen und bedeutsamen Erinnerungsfeste, welches Sie be-
gehen.
Rector und Senat
der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Üniversität
zum 19. Februar 1873.
Gneist. Lehnert. Dove. Dorner. Beseler.
ViRCHOw. Kirchhoff. Helmholtz. E. du Bois-Reymond.
Dillmann. Weierstrass.
122
Rector Universitatis litterärum et artiüm
bononiensis
S. P. D.
Procuratoribus Societatis Copernicanae
Thorunensis.
V.
aide probamus pietatem vestram et industriam, quam ad reno-
vandam consecrandamque Nicolai Copernici civis Thorunensis me-
moriam contulistis. Quod vero nos rogatis per litteras, ut feriis sae-
cularibus in eius honorem indictis aliquem nostro nomine atque aucto-
ritate legatum ad vos mittamus , agnoseimus humanitatem vesti-am , et
simul veterem illam studiorum cognationem, quae maioribus nostris cum
nobili Germanorum gente intercessit, nondum extinctam esse laetamur.
Viget enimvero, vigebitque in perpetuum apud nos nomen siunmi viri
et clarissimi civis vestri, qui Italiam nostram quasi alteram patriam
coluit, et in hac ipsa Academia mathematicis disciplinis operam dedit,
sub haud poenitendis magistris Dominico Maria Novara et Scipione De
Ferro, qui ut ingenii et doctrinae laude inter aequales floruerunt, ita
famam apud posteros eo maiorem consecuti sunt, quod Nicolaum Co-
pernicum auditorem et quasi alumnum disciplinae suae habuerunt.
De legatione nihil fuit nobis antiquius quam ut voluntati vestrae
satisfaceremus. Itaque legatus ex auctoritate huius ordinis lectus est
Caietanus Pelliccionius, Vir Clarissimus, Praeses disciplinae philosophi-
cae et litterariae, qui ex hac urbe propediem proficiscetur et itinera sie
componet, ut a. d. XIII Kai. Martias Thoruni sit. Is et universae
Academiae nomine gratias vobis aget diligenter et nostras erga vos vo-
luntates et studia libenter et prolixe testabitur. Utinam vero nobis
item Omnibus adire ad vos et immortalis viri virtutes et merita con-
iunctis studiis prosequi liceret! Verum tamen non plane toti a vobis
123
disiuncti sumus, neque vos Copernicana solemnia celebraturos mentes et
cogitationes nostrae deserent, quibus et absentes vos amplectemur et in
concilio vestro ac coetu assidue versabimur.
Praeterea vos scire volumus placitum esse huic ordini, ut eodem
die XI Kalendas Martias in aedibus üniversitatis Nicoiao Copernico ti-
tuliis inscribatur eiusque laudes in concione memorentur. Deberi enim
hoc a nobis tanto hominis ingenio putavimus, ut, cum illum Academiae
nosti-ae olim fuisse adscriptum gloriemur, hanc laudem prae nobis ferre-
mus et publico monumento testatam atque illustrem redderemus.
Valete, Viri amplissimi, societatis Copernicanae Procuratores op-
timi, diuque maiorum decora et civitatis dignitatem, ut facitis, sapienter
ac feliciter tuemini.
Bononiae VI Idus Februarias MDCCCLXXIII.
Rector üniversitatis litterarum et artium Bononiensis
CoMEs Caesar Albicini.
124
L
.ndem wir Ihnen, hochgeehrte Herren, zu unserm Bedauern mit-
theilen müssen, dass es uns wegen der weiten Entfernung und wegen
der ungünstigen Zeit mitten im Semester nicht möglich ist, Ihrer gü-
tigen Einladung gemäss einen Vertreter unserer Universität zur vierten
Säcularfeier des Geburtstages von Nie. Copernicus zu senden, können
wir nicht unterlassen, unserer lebhaften Theilnahme an Ihrem schönen
Feste Ausdruck zu geben.
Der Mann, dem diese Feier gilt, hat in so hervorragender Weise
zum Fortschritte der Erkenntniss und zur freieren Entwickelung des
menschlichen Geistes beigetragen, dass die Stadt, in deren Mauern er
geboren wurde und seine erste Ausbildung empfing, mit Recht stolz
auf ihn sein kann. Seine grosse Theorie über die Bewegung der Erde
um die Sonne bildete nicht nur einen Wendepunct in der Astronomie,
und wurde zur Grundlage eines neuen Aufbaues dieser schönen Wissen-
schaft, sondern übte auch auf andere geistige Bestrebungen einen mäch-
tigen belebenden Einfluss. Die überraschende Klarheit, welche sein
kühner Gedankengang über ein Gebiet ergoss , das von den ältesten
Zeiten her von so vielen grossen Meistern der Wissenschaft bearbeitet,
aber immer noch dunkel und räthselhaft geblieben war, musste auch
weiterhin zündend wirken, und dazu ermuthigen, die Schranken, welche
ein übermässiger Autoritätsglaube in allen Gebieten des Wissens dem
freien Forschen entgegenstellte , zu durchbrechen. So hat sein stilles
Arbeiten auf rein wissenschaftlichem Gebiete wesentlich mit beigetragen
zu dem gewaltigen geistigen Umschwünge, welcher sich in jener Zeit
vollzog, und dessen segensreiche Folgen wir noch jetzt geniessen. Wir
sagen daher der Vaterstadt des vor vierhundert Jahren geborenen grossen
Mannes unsern herzlichen Glückwunsch.
Bonn den 3. Februar 1873.
Rector und Senat
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Üniversität.
Nasse.
SCHAEFER. WiLLDENOW. KrAFFT. LANGEN.
Haelschneer. Pflüger. v. Stintzing. R. Clausius.
Knoodt. Bücheler. Hanstein.
fc
125
Erlangen den 28. Januar 1873.
Aus Ihrer freundlichen Einladung vom 10 (praes. 23.) d. Mts.
haben wir mit lebhafter Theilnahme ersehen, dass und wie Sie die
vierte Säcularfeier des Geburtstages von Nicolaus Copernicus zu begehen
gedeüken.
Zu unserem Bedauern müssen wir jedoch mit Rücksicht auf die
weite Entfernung auf persönliche Theilnahme an dieser Feier verzichten
und indem wir daher für Ihre gefällige Einladung zu derselben hiermit
verbindlichst danken, versichern wir Sie unserer vollkommensten Hoch-
achtung!
Der akademische Senat
der Königlichen Friedrich-Alexanders-Universität.
Beckmann.
Freiburg den 29. Januar 1873.
Der Senat und Prorector der Universität Freiburg
an
den verehrlichen Copernicus- Verein für Wissenschaft und Kunst
zu Thorn.
Wi
ir bedauern Ihre Einladung vom 10. d. Mts. damit beantworten
zu müssen, dass die gegebenen Verhältnisse uns verhindern, einen Ver-
treter unserer Hochschule zu Ihrem bedeutungsvollen Feste zu entsen-
den. Wir widmen aber nichts desto weniger Ihrem Feste aufrichtige
Theilnahme und wünschen demselben einen Ihren berechtigten Erwar-
tungen entsprechenden Verlauf.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Der Prorector
Dr. Behaghel.
126
Göttingen den 8. Februar 1873.
D.
'as Schreiben d. d. Thorn 10. Jannar d. J., durch welches Sie,
hochgeehrte Herren , mir angezeigt haben , dass der Copernicus- Verein
für Wissenschaft nnd Kunst das Gedenkfest der vor 400 Jahren er-
folgten Geburt des. Mannes, zu dessen Gedächtniss der Verein gegründet
ist, am 18. und 19. Februar zu feiern beabsichtigt, habe ich erst am
23. V. M. in später Abendstunde erhalten.
Der Inhalt des Schreibens musste mich veranlassen, dem Senate
unserer Universität die Frage vorzulegen, ob er Ihrer gütigen und
freundlichen Einladung, aus seiner Mitte einen Vertreter der Universität
zur Bezeugung ihrer Theilnahme an dem bedeutungsvollen Feste abzu-
senden, Folge geben wolle. Trotz möglichster Beschleunigung der An-
gelegenheit habe ich erst heute Antwort auf diese Frage erhalten.
Der Beschluss des Senats, von dem Ihnen, hochgeehrte Herren,
Kenntniss zu geben ich mich beeile, geht dahin, dass, wenn er auch
zu seinem Bedauern von der Absendung eines Deputirten zu dem Co-
pernicus-Feste, weil ihr nicht leicht wegzuräumende Schwierigkeiten in
den Weg treten, absehen müsse, doch seiner Theilnahme an der Feier
und seinem Danke für die Anordnung derselben ein Ausdruck gegeben
werden solle in einem dem Copernicus-Verein in den Tagen der Fest-
feier einzureichenden Schreiben.
Indem ich zunächst persönlich Ihnen, hochgeehrte Herren, den ge-
horsamsten Dank für die an unsere Universität ergangene Einladung
ausspreche, füge ich nur noch die Bitte hinzu, die mir unangenehme,
aber nicht zu vermeidende Verspätung der Antwort auf Ihr geehrtes
Schreiben vom 10/23. Januar entschuldigen zu wollen.
In hochachtungsvoller Ergebenheit
Der Prorector der Georg-Augusts-Universität
Berthe AU.
127
Göttingeii den 14. Februar 1873.
D,
'urch das Schreiben Ihres Fest-Comite vom 10. Januar d. J. haben
Sie, hochzuverehrende Herren, uns die Mittheilung gemacht, dass der
Copernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst in Thorn das Gedenk-
fest der vor 400 Jahren erfolgten Geburt des Coperniciis am 19. Fe-
bruar zu feiern beabsichtige, und unsere Universität eingeladen, einen
Vertreter aus ihrer Mitte zu der Feier zu entsenden.
Wie der in der deutschen Stadt Thorn zum Gedächtniss des durch
seine Geburt ihr angehörenden grossen Mannes gegründete Verein,
welcher als Vorposten an gefährdeter Stelle deutsche Wissenschaft in
Ehren halten und in ihrem Dienste wirken will , Anerkennung und
Würdigung seines Strebens vorzugsweise auch auf den deutschen Uni-
versitäten zu finden erwarten darf, so haben wir die Nachricht von
dem durch Ihre Bemühungen vorbereiteten bedeutungsvollen Gedenkfeste
mit freudiger Zustimmung zu Ihrem Beginnen und die an uns gerichtete
Einladung mit geziemendem Danke aufgenommen.
Leider stellten sich der Absendung eines Vertreters unserer Uni-
versität zu dem Thorner Feste nicht wegzuräumende Hindernisse - ent-
gegen ; wir geben uns aber der Hoffnung hin, dass auch der schrift-
lichen Begrüssung und Bezeugung unserer innigen Theilnahme ein
freundlicher Empfang gesichert ist.
Mögen die festlichen Tage Ihnen erwünschte Beweise bringen, dass
der Copernicus-Verein einen festen Halt hat an der Gemeinschaft der
Kraft und des Ernstes der deutschen Wissenschaft, und mögen sie ihn
kräftigen und fördern in seinen Bestrebungen, an den Grenzmarken des
Reiches der deutschen Volksthümlichkeit eine gesicherte Stätte zu be-
wahren.
Prorector und Senat der (jeorg-Au^usts-üniversität.
Bertheau.
128
Greifswald den 31. Januar 1873.
D.
'em hochgeehrten Comitä des Copernicus- Vereins für Wissenschaft
lind Kunst sprechen wir für die freundliche Einladung zur Theilnahme
an der vierten Säcularfeier des Geburtstages von Nicolaus Copernicus
unsern verbindlichsten Dank hiermit aus. Der Senat würde sich an
dieser Feier zu Ehren des grossen Mannes, welcher zn allen Zeiten
als eine Leuchte und Zierde deutscher Wissenschaft von allen deutschen
Männern verehrt worden ist und für alle Zukunft vom deutschen Volke
geehrt werden wird, durch Abordnung eines Deputirten gern und freudig
betheiligen, wenn nicht die Verhältnisse unserer Hochschule es zu un-
serm lebhaften Bedauern unthunlich erscheinen Hessen , im Laufe des
Semesters ein Mitglied des Lehrkörpers zu unserer Vertretung zu ent-
senden. Wenn wir aber hiernach auch bei den Festlichkeiten des 18.
und 19. Februar nicht vertreten sein können, so werden wir doch die
Feier mit unsern wärmsten Sympathien begleiten und erlauben uns,
den hochgeehrten Verein, welcher dieselbe so sinnig und ansprechend
vorbereitet hat, unserer aufrichtigen Theilnahme an dessen uns wohl-
bekannten Bestrebungen zu versichern und damit unsere besten Wünsche
für dessen ferneres Gedeihen zu verbinden.
Rector und Senat der Königl. Universität.
Franklin.
An die Vorsitzenden des Copernicus-Vereins Herrn Professor
Dr. L. PßOWE und Herrn Staatsanwalt von Lossov^.
L
129
Heidelberg den 28. Januar 1873.
.ndem Prorector und Senat der Universität Heidelberg sich beehren,
dem Hochlöblichen Festcomit^ des Copernicus-Vereins für Wissenschaft
und Kunst die ihnen unterm 23. d. Mts. zugekommene Einladung zur
Theilnahme an der vierten Säcularfeier des Geburtstages von Nicolaus
Copernicus bestens zu verdanken, wollen sie nicht verfehlen, ihr Be-
dauern darüber auszusprechen, dass sie in Folge des Umstandes, dass
gedachte Feier in die Mitte des Semesters fällt, ausser Stande sich be-
finden, die von ihnen vertretene Universität bei derselben durch eine
Abordnung aus ihrer Mitte repräsentiren zu lassen, und sich darauf
beschränken müssen, ihr Interesse an dem Gedenkfeste des grossen
Mannes brieflich zu bezeugen.
Renaud,
d. Z. Prorector.
Jena den 28. Januar 1873.
F,
ür die freundliche Einladung zur Theilnahme an der in den Tagen
des 18. und 19. künftigen Monats dort zu begehenden vierten Säcular-
feier des Geburtstages von Nicolaus Copernicus, dem hochgeehrten Fest-
Comitö ganz verbindlichst dankend, bedauern wir sehr, uns die per-
sönliche Betheiligung an dem Feste versagen zu müssen, da die Zeit
sämmtlicher Lehrer der Universität durch die noch andauernden Vor-
lesungen in Anspruch genommen ist.
Die zu begehende Feier und die Bestrebungen und Ziele des Co-
pernicus-Vereins mit freudigster Theilnahme und besten Wünschen be-
gleitend zeichnen hochachtungsvoll
Prorector und Senat
der Grossherzoglich und Herzoglich Sachs. Gesammt-Üniversität.
Preyer,
d. Z. Prorector:
130
Innsbruck den 14. Februar 187 3.
Hochgeehrte Herren!
D.
'er akademische Senat der Innsbrucker Hochschule hat mit hoher
Befriedigung Keuntniss genommen vou Ihrer freundlichen Einladung
zur erhebenden Feier, welche der Copernicus-Verein für Wissenschaft
und Kunst zur Erinnerung an die vor 400 Jahren erfolgte Geburt
dieses grossen Mannes veranstaltet. Der Copernicus-Verein erfüllt hier-
durch eine Pflicht, welche die Vaterstadt Thorn, das Land Preussen
und mit ihnen ganz Deutschland dem Andenken des kühnen Astronomen
schulden. Indem derselbe es unternommen hat, den Gefühlen, welche
die gesammte wissenschaftliche Welt bewegen, einen würdigen Ausdruck
zu geben, hat Er Sich die dankbare Anerkennung aller jener erworben,
welche gleich dem Altmeister Kepler, den unsterblichen Scharfsinn und
erhabenen P^reimuth Ihres grossen Landsmannes bewundern. Die Astro-
nomie hat dem Manne, der sie nach Jahrhunderte langem Stillstande
zu neuem Leben erweckte, dadurch ein bleibendes Denkmal gesetzt,
dass sie die Bahn nicht mehr verlassen , die seine kühne Forschung
ihr vorgezeichnet.
Sie hat daran festgehalten trotz des heftigen und thätlichen Wider-
standes von Seiten jener Macht, an welche sich Copernicus vertrauens-
voll gewandt hatte, dass sie das Recht der wissenschaftlichen Forschung
beschütze.
Heutzutage ist allerdings der offene Kampf der Theologie gegen
das Copernicanische Weltsystem erlahmt ; die vereinzelten Versuche, die
in neuerer Zeit noch gemacht wurden, die Herrschaft des todten Buch-
stabens wieder herzustellen, gehören nicht mehr der Wissenschaft an. —
Dieser unbestrittene Sieg der von Vorurtheilen befreiten Forschung
bietet einen weiteren und höheren Gesichtspunkt, die Bedeutung jener
131
Feier zu würdigen, welche den Zweck verfolgt, den Zeitgenossen das
Bild eines unermüdlichen Sti-eiters für Wahrheit und Wissenschaft wieder
vor die Augen zu führen.
Der akademische Senat nimmt lebhaften Antheil an dem Gedenk-
feste , das die Stadt Thorn im Laufe der nächsten Woche begehen
wird. Um so grösser ist sein Bedauern, dass er sich ausser Stande
sieht, dazu einen Vertreter der hiesigen Universität zu entsenden.
Für den akademischen Senat
der k. k. Leopold-Franzens-Üniversität.
L. ÜLLMANN,
d.Z.Eector.
9*
132
Kiel den 14. Februar 187B.
D.
'as akademische Consistorium der Kieler Universität beehrt sich
ganz ergebenst dem Copernicus-Vereiu für Wissenschaft und Kunst den
Empfang der freundlichen Einladung zu der öffentlichen Feier dankend
anzuzeigen, welche als Erinnerungsfest des 4ÜO-jährigen Geburtstages
von Nicolaus Copernicus in Thorn am 18. und 19. d. M. statt-
finden wird.
Obgleich die Verhältnisse zur Zeit es nicht füglich gestatten, der
geehrten Einladung durch persönliche Vertretungen Folge zu leisten, so
hat doch das Consistorium nicht ermangeln wollen, seine Werthschätzung
dieser Feier zu erkennen zu geben, indem es dem Copernicus- Verein,
aus dessen Mitte auch specielle wissenschaftliche Aufschlüsse über das
Leben und die Werke des grossen Reformators der Astronomie hervor-
gegangen sind, seine Glückwünsche zu dieser Säcularfeier darbringt.
Wenn die Feier jetzt einem Meister der Wissenschaft gilt, der
durch die Grösse seiner originellen Leistung als eine Zierde des Men-
schengeistes überhaupt angesehen wird, und der daher Allen angehört,
so konnten Sie in Thorn, seiner Vaterstadt deutschen Ursprungs, mit
Recht die nähere Veranlassung finden , dieser Feier einen öffentlichen
Ausdruck zu geben.
Nehmen Sie auch unsere Glückwünsche dazu entgegen, die zu
Ihnen gelangen vom Ufer der Ostsee, an deren Küste zu Frauenburg
einst Copernicus das grosse Werk nach langjähriger Arbeit vollendete,
welches nicht nur alte , sogar geheiligte Vorurtheile für immer zu be-
siegen vermochte, sondern auch damit eine epochemachende Grundlage
für die weitere freie Forschung geworden ist.
Das akademische Consistorium.
Dr. KUPFFER,
p. t. rector.
133
Krakau am 18. Januar 1873.
L
.ndem ich für die freundliche Einladung zum Gedenkfeste des un-
sterblichen Copernicus , welches am 18. und 19. Februar in Thorn
gefeiert werden wird , im eignen und im Namen der Krakauer Hoch-
schule verbindlichsten Dank sage, muss ich mit Bedauern mittheilen,
dass die Krakauer Universität am 19. Februar das Andenken des Co-
pernicus als ihres Schülers feiern wird, und dass nach dem am 9. d.
Mts. gefassten Beschlüsse des akademischen Senats an dieser Feier
sämmtliche Professoren unserer Hochschule Theil zu nehmen haben,
und von der Entsendung von Vertretern zur Theilnahme an der Be-
gehung derselben Feier an andern Orten Umgang genommen werde.
Ich werde jedoch nicht ermangeln, dem verehrten Vereine jene
Schriften zu übersenden, welche aus Anlass dieser Säcularfeier so eben
in der hiesigen Universität gedruckt werden.
Mit ausgezeichneter Achtung
Dr. FiERiCH,
d. Z. Rector.
arburg den 17. Februar 1873.
F.
ür Ihre freundliche Einladung zur Copernicus-Feier sagt der
unterzeichnete Senat seinen verbindlichsten Dank. Leider war es uns
bei der weiten Entfernung und während des laufenden Semesters nicht
möglich, einen Vertreter unserer Universität zur Theilnahme an der
Feier nach Thorn zu deputiren. Indess nehmen wir auch abwesend
an Ihrem Vorhaben den lebhaftesten Antheil, wünschen Ihnen zu der
bevorstehenden Feier von ganzem Herzen Glück und werden unserer-
seits an dem Tage selbst wenigstens in Gedanken bei Ihnen verweilen.
Der akademische Senat
der Königlichen Universität Marbnrg.
Arnold.
134
München den 10. Februar 1873.
Der akademische Senat
der k. Ludwig-Maximilians-Universität München
an den Copernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst.
\
D.
'er Tag, an welchem vor vierhundert Jahren Nicolaus Coper-
nicus das Licht der Welt erblickte , bleibt in den Annalen wissen-
schaftlicher Forschungen einer der unvergessenen Tage. Der pflicht-
treue Domherr von Frauenburg , der hilfreiche Arzt der Armen , ver-
stand es mit copernicanischem Ordnungssinn noch Zeit zu gewinnen,
um eine neue physische Weltanschauung zu begründen und neue Er-
kenntnissquellen zu eröflhen. Er hatte eine Lehrmeinung zu bekämpfen,
welche durch mehr als zwei Jahrhunderte sanctionirt und auch durch
den sinnlichen Schein unterstützt war , welche von den grössten Den-
kern des Alterthums, von Pythagoras , Plato, Aristoteles, Hipparch,
Archimedes festgehalten und welche zur Zeit des Copernicus sogar mit
dem Schutze der Infallibilität umgeben war. Sein Forschertrieb und
sein Trieb nach Erkenntniss der Wahrheit lehrten ihn die Mittel
finden, einen Theil des Schöpfungsplanes aufzudecken und der Begrün-
der einer neuen Epoche in der Astronomie zu werden. Die geistige
Kraft des Copernicus erscheint um so bewunderungswürdiger , je ge-
ringer die Hilfsmittel waren , die ein Zeitalter zu Beobachtungen bot,
welches fast hundert Jahre vor der Erfindung des Fernrohres gelegen
ist, und der Charakter des Copernicus erscheint um so verehrungs-
würdiger als er, der Domherr, furchtlos und vertrauensvoll dem Papste
Paul IIL die Resultate seiner Forschungen mit einer Dedication vor-
legt, welche gleichmässig die Bescheidenheit des grossen Mannes wie
jene unbesiegbare Festigkeit ausdrückt, die mit der Erkenntniss der
Wahrheit verbunden ist. Copernicus war nach dem Ausdruck von
Kepler: vir maximo ingenio et, quod in hoc exercitio magni momenti
est , animo Über.
135
Wenn es unternommen wird, dem Andenken eines solchen Mannes
am Tage und am Orte seiner Geburt durch eine Festfeier Ausdruck
zu geben , so will die Ludwig-Maximilians-Universität nicht zurück-
bleiben, ihre freudige Zustimmung den verehrten Männern zuzurufen,
welche zusammengetreten sind , das Andenken an einen der grössten
Forscher aller Zeiten festlich zu begehen, und wenn auch die Umstände
es uns nicht gestatteten, einen persönlichen Vertreter zu jener Fest-
feier abzuordnen, so sprechen wir hiermit auf schriftlichem Wege freu-
digst unsere geistige Theilnahme aus.
Der derzeitige Rector
J. W. Planck.
Münster den 29. Januar 1873.
D.
'er Unterzeichnete beehrt sich im Auftrage des Senats der König-
lichen Akademie auf das gefällige Schreiben vom 18. d. M. den Dank
der Königl. Akademie für die ehrenvolle Einladung zur Geburtstags-
feier des grossen Todten , dessen Scharfsinn die Wissenschaft es ver-
dankt, dass die folgenreiche Kenntniss einer der wichtigsten Thatsachen
zum Gemeingute des Menschengeschlechtes wurde, auszusprechen und
die innige Theilnahme der Akademie an den Bestrebungen des Vereins
zu bekunden. Leider muss die Akademie ihr Bedauern aussprechen,
dass es ihr nicht vergönnt ist, dieser ihrer Theilnahme persönlich Aus-
druck zu verleihen, insbesondere da die beiden Mitglieder der Akademie,
welchen durch Geburt und Studien diese hohe Festfeier zunächst und
zumeist am Herzen liegt, Herr Geh. Reg.-Rath Professor Dr. Winiewski,
geborner Thorner, und Professor Dr. Heis, der Astronom der Aka-
demie, durch die unliebsamen Beschwerden des Alters verhindert sind,
bei der Ungunst der Witterung eine so weite Reise zu unternehmen.
Mit besonderer Hochachtung
der z. Rector der Königlichen Akademie
Karsch.
136
Inclitae Societati Copeenicanae Thorünensi
ARCHIGYMNASn PatAVINI
Rector. Senatüs. Professores
S. P. D.
N,
atalis Nie. Copernici dies , quem celebrare vehementi studio
paratis, nemo est, politioris humanitatis modo non expers, cui laetus
et sacer esse non debeat; nobis autem vel maxime, qui tanto viro in
nostra olim coUegia cooptato jure meritoque gloriamur. Invitationi
itaque vestrae libenti animo obsecuti, clarissimum equitem Honorattim
Occioni, ab Romana Universitate legatum, nos quoque delegimus, qui
nostro insuper nomine et auctoritate bis saecularibus solemniis adfuisse
velit. Ne quis autem rerum nostrarum immemores aut negligentiores
in officio putet, nos quoque curare sciat, ut eodem natali die, in Aula
nostra Majori, oratio publice habeatur de Copernici laudibus, titulusque
e marmore pro nostri Galilei titulo ponatur, quo apertum sit nos duo
illa humanitatis lumina, ejusdem doctrinae auctorem unum, assertorem
alterum^ eodem simul honore ac veneratione complecti.
Patavii die 10. Februarii a. 1873.
Ferdinandus Coletti Rector Magnificus.
Joan. Bapt. Pertile, Director Facultatis Theologiae. — J. P. Tolomei,
Dir. Fac. Jurispr. — Vinc. Pinali, Dir. Fac. Med. —Dom. Turazza,
/ Dir. Fac. Math. — Jos. de Leva, Dir. Fac. Philos.
Steph. AGOSTiNi,Decanus Facultatis Theologicae. — Fr. Fantuzzi, Dec.
Fac. Jurispr. — Fr. Marzolo, Dec. Fac. Med. — Joan. Zambler, Dec.
Fac. Mathem. — Joan. Omboni, Dec. Fac. Philos.
Joannes Giudice,
Cancellarius et Notarius Universitatis Patavinae.
(L.S.)
137
Prag den 26. Januar 1874
L
.ndem wir für die uns mit geschätztem Schreiben vom 10. d. M.
zugekommene Einladung zu der am 19. Februar 1. J. abzuhaltenden
Coperuicus-Feier unseren besten Dank sagen, müssen wir mit Bedauern
eröffnen, dass der akademische Senat wegen der gerade zu dieser Zeit
im vollsten Gange befindlichen Vorlesungen nicht in der Lage ist, einen
officiellen Vertreter zu jenem Feste zu entsenden.
Mit dem Wunsche des schönsten Verlaufes der Feier zeichnet hoch-
achtungsvollst
Im Namen des akademischen Senates
der Karl-Ferdinands-Universität.
Dr. Schier.
d. Z. Rector.
Rostock den 8. Februar 1873.
D,
"em geehrten Copernicus-Verein habe ich Namens und im Auf-
trage der Universität Rostock den ergebensten Dank zu sagen für die
Einladung zur Theilnahme an dem vierten Säcularfeste des Nicolaus
CoPERNicus, welche das Festcomite so freundlich war uns zukommen
zu lassen.
Leider ist es uns zur Zeit, während der Dauer des Semesters,
nicht möglich , uns durch einen Deputirten aus unserer Mitte bei dem
so bedeutungsvollen Feste vertreten zu lassen; indessen nehmen wir im
Geiste Alle herzlichen Antheil an der Feier und wünschen, dass die-
selbe als ein helles Zeichen deutscher Wissenschaft und Bildung in der
fernen Grenzmark des Reiches erfreuliche Früchte bringen möge.
Der Rector der Landes-Universität
H. Schwanket.
138
Strassburg den 30. Januar 1873.
8.
)chon an dem Tage der feierlichen Eröffnung der Universität,
durften wir uns eines Grusses freuen , welchen der Copernicus- Verein
für Wissenschaft und Kunst in Thorn aus der fernen Ostmark an die
Westgrenze des deutschen Reiches gesendet hat.
Die innige Theilnahme an den Geschicken des wiedergewonnenen
Landes, welche der Copernicus- Verein dadurch bekundete, dass er als
einer der ersten wissenschaftlichen Vereine zu der Neugründung der
hiesigen Bibliothek in fördernde Beziehung trat, gab sich mit diesem
Grusse einen neuen Ausdruck. Auch jetzt, wo dieser Verein das Ge-
denkfest des grossen Astronomen vorbereitet, erweist er unserer Uni-
versität die Ehre, sie zu den Feierlichkeiten des 18. und 19. Februar
einzuladen.
Wir senden dafür dem Copernicus-Verein unsern innigsten Dank.
Wenn uns die weite Entfernung , und die an einer jungen Hochschule
doppelt nothwendige Regelmässigkeit des akademischen Unterrichtes
hindert, einen Vertreter aus unserer Mitte zu jenem Feste abzuordnen,
so bitten wir die hochverehrlichen Mitglieder des Copernicus-Vereins
dennoch die Ueberzeugung festzuhalten, dass wir hier in Strassburg mit
einer ganz besonderen Theilnahme des Tages gedenken, an dem deutsche
Männer, auf einem vielumstrittenen Boden, das Banner eines Namens
entrollen, der auf das rühmlichste bekundet, dass es eine alte deutsche
Culturstätte ist, die das Gedächtniss eines Heroen der Wissenschaft
begeht.
Möge der Copernicus-Verein aus der Festfeier und der lebhaften
Begeisterung, welcher dieselbe überall in deutschen Landen begegnet,
neue Anregung schöpfen, Wissenschaft und Kunst im Grenzlande zu
fördern, und möge derselbe unserer Hochschule wie bisher seine freund-
liche Gesinnung bewahren.
Der Rector der Universität
A. DE Bary.
139
Tübingen den 30. Januar 1873.
L
.hre verehrte Zuschrift vom 10. dieses Monats habe ich dem Senat
der Universität Tübingen in seiner heutigen Sitzung mitgetheilt. Der-
selbe hat von dem Vorhaben des Copernicus-Vereines , die vor 400
Jahren erfolgte Geburt Ihres grossen Landsmannes durch ein würdiges
Fest zu feiern, mit Interesse Kenntniss genommen und daukt Ihnen ver-
bindlichst für die Einladung zur Betheiligung, die Sie unserer Univer-
sität zukommen zu lassen die Freundlichkeit hatten.
Bei aller Anerkennung des schönen Zweckes, den das projectirte
Fest verfolgt, und neben dem lebhaften Wunsche, dass es nach allen
Richtungen hin ein gelungenes Fest werden möge , ist der Senat doch
nicht in der Lage, bei der Feier sich zu betheiligen.
Die grosse Entfernung Tübingens von Thorn und die Unzuträglich-
keiten, welche die längere Abwesenheit eines Deputirten während des
Semesters noth wendig mit sich bringen würden, lassen diesen Entschluss
wohl auch in Ihren Augen als gerechtfertigt erscheinen.
Ihrem Wunsche entsprechend beehre ich mich, Sie unmittelbar nach
dem gefassten Beschlüsse von solchem zu benachrichtigen.
Der derzeitige ßector der Universität Tübingen
Dr. Mandry.
An die Vorsitzenden des Copernicus-Vereins für Wissenschaft
und Kunst Herrn Prof. Dr. L. Prowe und Herrn Staatsanwalt
VON Lossow.
140
Wtirzburg am 28. Januar 1873.
Das Königliche Rectorat
der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
an das verehrliche Festcomite
des Copernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst in Thorn.
A,
.uf Ihre sehr geschätzte Zuschrift vom 10. (praes. 23.) laufenden
Monats beehre ich mich im Namen und Auftrag des k. akademischen
Senates zu erwidern, dass wir der 4. Säcularfeier des Geburtstages von
Nicolaus Copernicus, welche der nach diesem Unsterblichen genannte
Verein an seiner Wiege demnächst zu veranstalten gedenkt, unsere
wärmsten Sympathien entgegenbringen, dass uns aber zu unserem auf-
richtigsten Bedauern die Umstände nicht gestatten, für die mitten in das
Semester fallenden Tage der Festfeier einen Vertreter aus unserer Mitte
zu entsenden.
Mit den besten Wünschen für einen in jeder Hinsicht befriedigen-
den Verlauf Ihres grossartigen Gedenkfestes habe ich die Ehre zu
zeichnen
Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
Dr. RiscH,
d. Z. Rector.
I
B. Gelehrte Gesellschaften.
Breslau den 15. Februar 1873.
Unser Verein erlaubt sich, dem hochziiverehrenden Copernicus-
Verein für Wissenschaft und Kunst seinen ergebensten Dank für die
Veranlassung einer des wahrhaft grossen Mannes würdigen Feier aus-
zusprechen, den Thorn so glücklich ist, seinen Mitbürger nennen zu
dürfen. Fürwahr ein Festtag für die ganze gebildete, hoch über dem
Streite der Nationalitäten thronende Welt!
Das Präsidium
der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur.
GÖPPERT. VON GOERTZ. VON UeCHTRITZ.
KUTZEN. FrANCK.
142
Dresden den 2. Februar 1873.
R
'era geehrten Copernicns-Verein für Wissenschaft und Knnst
erlaube ich mir Namens der Kaiserlich L. C. Deutschen Akademie der
Naturforscher zu der bevorstehenden Säcularfeier die herzlichsten Glück-
wünsche zu übersenden, und bedaure tief, dass es mir unmöglich ist,
an dem 400jährigen Geburtstagsfeste Ihres glorreichen Mitbürgers per-
sönlich Theil nehmen zu können.
Der Präsident der Kaiaeii. L. C. Akademie der Naturforscher
Dr. Behn.
Frauenburg den 6. Februar 1873.
D.
"em sehr verehrten Vorstande des Copernicus-Vereins sagen wir
für die gütige Einladung zu der erhebenden Feier des 19. Februar
unsern verbindlichsten Dank. Da wir auch unsererseits in Verbindung
mit dem Domkapitel zu Frauenburg denselben Tag hier festlich zu be-
gehen gedenken, müssen wir leider auf die Freude verzichten, an jener
uns persönlich zu betheiligen. Indem wir Ihrem schönen Vereine aber
zu dem gemeinsamen Jubelfeste freudig unsere besten Wünsche dar-
bringen, hoffen wir mit Demselben auch für die Zukunft stets in be-
sonderer Weise geeint zu sein durch die Person des grossen Mitbürgers,
wie durch den Geist, welcher diesen fern vom Gezanke der Tages-
143
leidenschaft ernst und klar die Wahrheit des nnermesslichen Himmels-
raumes hat erforschen und darstellen lassen.
Genehmigen Sie , hochverehrte Herren , den Ausdruck unserer
vollen Hochschätzung , mit dem ich noch besonders persönlich mich
zeichne
ganz ergeben st
Domherr Dr. Thiel,
Präsident des historischen Vereins für Ermland.
Königsberg den 3. Februar 1873.
D.
'em Copernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst spreche ich
im Namen der Königlichen Deutschen Gesellschaft den ergebensten
Dank für die sehr gefällige Einladung zu der bevorstehenden Feier in
Thorn aus und füge mit aufrichtigem Bedauern die Bemerkung hinzu,
dass der ergebenst Unterzeichnete durch seine amtlichen Geschäfte ver-
hindert ist, an den vorbezeichneten Festlichkeiten Theil zu nehmen.
Der Director der Königlichen üeutRchen (Gesellschaft
SCHRADER.
144
Königsberg den 17. Februar 1873.
Hochverehrte Herren!
Si(
)ie haben das grosse Verdienst, eine würdige Feier des Geburts-
tages eines der grössten Gelehrten veranstaltet zu haben, auf welchen
nicht nur Ihre Stadt, als sein Geburtsort, sondern die ganze Provinz
stolz ist. Das ganze Vaterland , ja die ganze gebildete Welt , so weit
sie Stätten zur Pflege der Wissenschaften enthält, feiert diesen denk-
würdigen Tag. Dem grossen Copernicus verdankt die Menschheit die
richtige Erkenntniss des Verhältnisses der Erde zur Sonne , auf welcher
Erkenn tniss die Wissenschaft seit Jahrhunderten weiter gebaut hat.
Sein Ruhm ist unsterblich!
Ihnen aber , welche Sie seit vielen Jahren , mit regem Eifer und
grossem Erfolg, den persönlichen Verhältnissen des berühmten Astro-
nomen nachgeforscht und durch die jetzige Feier, sowie durch die
Herausgabe eines revidirten und correcten Druckes von Copernicus'
Hauptarbeit, sich ein besonderes Verdienst erworben haben, sind alle
Verehrer jenes Mannes zu besonderem Danke verpflichtet. Auch die
unterzeichnete Gesellschaft erkennt Ihr Verdienst gern an und entsendet
Ihnen Gruss und Dank.
Wir schliessen mit dem Wunsche:
Dem grossen Copernicus ewigen Ruhm,
Seiner Vaterstadt Thorn Glück und Gedeihen
Dem Copernicus-Verein Erfolg und Ehre.
Die Königliche physikalisch-ökonomische Gesellschaft.
Der derzeitige Präsident
Schieferdecker .
145
Posen (Brdowo bei Gollancz) den 4. Februar IS 73.
D.
'as gefällige Schreiben Eines hochlöblichen Vereins vom 16. Ja-
nuar c. bin ich erst heute im Stande ergebenst zu beantworten, da ich
von einer schweren Krankheit mich erst jetzt erholt habe.
Ich bedaure aufrichtig, dass das bevorstehende vierhundertjährige
Jubiläum in Thorn sich in zwei nationale Richtungen zersplittert, und
nicht einen internationalen Charakter angenommen hat. Das ist auch
der Grund, weshalb ich der mir sehr ehrenwerthen Einladung vom 16.
Januar c. , wofür ich im Namen der Gesellschaft der Freunde der
Wissenschaften meinen verbindlichsten Dank hiermit ausspreche, nicht
folgen, und nur den Wunsch aussprechen kann, dass beide Copernicus-
Vereine, durch gegenseitiges wohlwollendes Entgegenkommen beim Be-
suche der Merkwürdigkeiten der Geburtsstadt des grossen Astronomen,
den Beweis abgeben mögen, wie unendlich höher sie die geistige Be-
deutung des Jubiläums über das Zufällig-Nationale des Jubilars setzen.
Hochachtungsvoll
Dr. Carl Ltbelt,
Vorsitzender der Gesellschaft der
Freunde der Wissenschaften in Posen.
10
146
Wittenberg 12. Februar 1873.
Ziu dem feierlichen Acte, welchen der Copernicns- Verein zum
Andenken an den Mann begeht, mit dessen Namen er ^eine Aufgabe
und sein Bestreben in sinnreiclier Weise bezeichnet hat, glaubt der
Verein für Heimathkunde des Alt-Sächsischen Kurkreises zu Witten-
berg sich besonders mitveranlasst , einen Glückwunsch aus der Ferne
senden zu dürfen.
In den Jahren, da Copernicus zu Frauenburg seine sorgfältigen
Beobachtungen am Himmel anstellte, um den Schleier hinwegzunehmen,
welchen die Naturforschung der Alten und ihre philosophischen Lehren
über denselben ausgespannt, war hier ein Luther bemüht, das Bibel-
wort in seiner Reinheit zum allgemeinen Verständniss wieder vor die
Augen der Welt zu stellen. Der Eine machte der Menschen Augen
frei und sehend , damit sie den Lauf der Gestirne in seiner Einfach-
heit nach Gottes weiser Schöpfung überblickten, der Andere wollte den
Geist der Menschen fähig machen, Gottes Wort selbst zu lesen und
zu verstehen. Beider Bestrebungen, von so tief eingreifendem und
nachhaltigem Einfluss, sind schon dadurch mit einander verknüpft, dass
sie gleichzeitig eintraten, aber vor Allem doch auch dadurch, dass sie
in ihrem tiefsten Grunde dieselbe Aufgabe enthielten, den Menschen
von geistiger Sklaverei zu befreien und den ihm von Gott nach seiner
Menschenwürde gebotenen Weg der freien Forschung wieder zugänglich
zu machen.
Wenn so schon ein allgemeines Band die Stadt der Reformation
mit dem Manne der Wissenschaft, der einst zu Thorn der Welt zum
Segen geschenkt wurde, vereinigt, so ist es doch nocli in Sonderheit
ein anderer Beweggrund, der unsere Theilnahme mit vollem und freu-
digem Herzen an dem Copernicus-Feste unbedingt fordert.
Aus Wittenbergs Mauern eilte zu Anfang Mai des Jahres 1539
ein junger Professor der Mathematik zu dem Gestade der Ostsee, dem
147
es hier bei seinen Studien keine Ruhe liess, bevor er nicht in dem
grossen astronomischen Werke habe studiren dürfen, von dessen Vor-
handensein schon mehrfacli die Kunde unter den Gelehrten sich ver-
breitet hatte, und welches sein Verfasser bereits über ein Menschen-
alter in seinem Pulte verborgen hielt. Die kühne That des jungen
fünfundzwanzigj ährigen Georg Joachim Rheticus, der, wenn auch noch
unbekannt und, wie er selbst von sich sagt, von geringer Bedeutung,
aber von edler Wissbegierde erfüllt, nach Preusseu vordrang, sollte
dem gi'eisen und bedächtigen Copernicus Herz und Lippen öffnen, um
dem gelehrigen Schüler sein Buch zu entziffern und ihn in die Ge-
setze des Himmels einzuweihen. Wenige Monden waren verstrichen,
als schon im October jenes Jahres das Ergebniss dieser Studien an das
Licht trat. Die »Narratio prima« des Rheticus, diese erste genaue
Darlegung von der Bewegung der Erde um die Sonne, womit er seinen
hochgeehrten Lehrer Johannes Schoner in Nürnberg überraschte, ist
lange Zeit hindurch als eine Einleitung in das Copernicanische System
betrachtet und benutzt, während er selbst hierdurch das Vertrauen und
die Zuneigung seines greisen Gönners und Meisters sich in so hohem
Grade erwarb, dass es ihm nach Jahresfrist gestattet war, das viel-
besprochene astronomische Werk auf seiner Rückreise nach Wittenberg
mitnehmen zu dürfen, um nach seinem Vorschlage den Druck desselben
in Nürnberg besorgen zu lassen. Hiermit war ein Abschluss der
langen Zögerung, welche der gelehrte Mann seinen Freunden gegen-
über so hartnäckig gezeigt, eingetreten, und Wittenberg darf sich in
gewisser Weise hierzu durch jenen entschlossenen und für die Wissen-
schaft so begeisterten Mann, der gleichsam als Herold der Copernica-
nischen Lehre dasteht, in Beziehung wissen. Und wenn die Wissen-
schaft, so sie in Wahrheit und ohne Eigennutz die göttliche Erkenntniss
sucht, einerseits die engherzig gezogenen Grenzen dogmatischer Auf-
fassung und nationaler Beschränktheit aufhebt, so schlingt sie anderer-
seits ein um so festeres Band um diejenigen, welche im Ringen nach
Wahrheit nur den Weg einer strengen und objectiven Forschung dabei
zu verfolgen im Stande sind.
Mit diesem Festgrusse , wobei wir zugleich den aufrichtigsten
Wunsch hegen, dass die Feier zum Andenken des Copernicus die Herzen
10*
148
hoch erhebe und erquicke, reichen wir auch die Hand zu einem
geistigen Bunde im Sinne jenes grossen Mannes, dessen Name in der
Wissenschaft unsterblich ist, der aber auch nicht wollte, dass das Ge-
wöhnliche und Niedrige sein Werk bekrittele.
Die Mitglieder des Vereins für Heimathkuiide.
Dr. Schmieder, Consistorialrath. Steinbach, Bürgermeister.
Winter, Lehrer. Hinneberg, Lehrer. Prof. Dr. theoL Lom-
MATZSCH. C. Heyne, Buchhändler. Dr. Wachs, Sanitätsrath.
B. H. Rübener , Buchdruckereibesitzer. Knappe , Oberlehrer.
D. Müller, Oberlehrer. Dr. H. Schmidt, Gymnasialdir. a. D.
Dr. Eichelbaum, Arzt. Richter, Senator. Arnoldt, Kaufmann.
Prof. Dr. Bernhardt, Prorector, Lehmann,
Vorsitzender des Vereins. Lehrer, als Rendant.
C. Sternwarten.
V on den deutschen Sternwarten waren durch Abgeordnete ver-
treten: Breslau (Prof. Dr. Galle), Leipzig (Prof. Dr. Bruhns),
Danzig (Prof. Dr. Bail).
Glückwunsch-Schreiben mit der Erklärung , dass amtliche oder
persönliche Verhältnisse eine Vertretung nicht gestatteten, waren ein-
gegangen von den Sternwarten Berlin (Prof. Dr. Förster*), Bonn
(Prof. Dr. Argelander) , Königsberg (Prof. Dr. Luther) , Krems-
münster (Dr. Augustin Reslhuber**), Abt und Director der Stern-
warte) , Prag (Prof. Dr. Hornstein) , Strassburg (Prof. Dr.
Winnecke), Zürich (Prof. Dr. Wolf).
*) Prof. Dr. FÖRSTKii konnte seine ursprüngliche Absicht, der Coper-
nicus-Feier in Thorn beizuwohnen, nicht ausführen, weil er sich für ver-
pflichtet erachtete, bei dem in der Universitäts-Aula zu Berlin veranlassten
Actus den Fest- Vortrag zu übernehmen.
**) Dr. Reslhubku schliesst seinen »Sternwarte Kremsmünster am
7. Februar 1S7;}« datirten Festgruss mit den Worten: »Wir werden uns im
Geiste in Ihre Mitte versetzen und einstimmen in die Huldigungen, die Sie
dem grössten und geistreichsten Forscher seiner Zeit darbringen, dessen Name
ruhmvoll genannt wird , so lange unser festbcgründetes Sonnensystem fort-
dauert.«
150
Von den ausserdeutsclien Sternwarten hatten Festgrüsse eingesandt ;
die Kaiserl. Rnssische llanptstern warte zu Pulkowa Geh. Kath Dr
Otto von Struve), die K. K. Sternwarte zu Krakau (Prof. Dr. F,
Karlinski*) und die K. Sternwarte zu Florenz (G. B. Donati**
*) Prof. Dr. Karlinski — welcher dem Copernicus- Vereine seit einem
Decennium als Ehren-Mitglied angehört — konnte der Feier in Thorn nicht
beiwohnen, weil er »als zeitiger Decan der philosophischen Facultät und
Professor Ordinarius der Astronomie bei der von dem Senate der K. K.
Jagellonen-Universität veranstalteten Copernicus-Feier den Fest- Vortrag zu
halten hatte.« Dr. KaHlinski schliesst seinen d. d. 26. Januar 1873 nach
Thorn entsendeten Festgruss mit dem Wunsche, »dass es dem Copernicus-
Vereine gelingen möge, das Andenken des grossen Begründers der modernen
Weltanschauung durch Errichtung einer Sternwarte ersten Ranges zu Thorn
bald wieder zu feiern.«
**) Der Schluss des von Donati »R. Osservatorio di Firenze ad Arcetri
il di 9 Febbraio 1873« datirten Schreibens an den Copernicus-Verein lautet:
»In nome del R. Osservatorio mando le piü sincere congratulazioni e felici-
tazioni alla Patria di quel Celebre Homo, del cui Ritratto e stato recentemente
ornato anche questo R. Stabilimento.«
D. Danzig's gelehrte Schulen,
das Gymnasium und die Realschulen 1. Ordnung zu St. Johann
und St. Petri.
Q. B. F. F. F. Q. S.
CIVIBUS THORÜNENSIBUS
civis inclutissumi
NICOLAI COPERNIC
terrae motoris, caeli solisque statoris
Natalicia Qiiadrisaecularia
die XIX M. Februarii a. MDCCCLXXIII
soUemniter celebrantibus
congratulantiir
civitatis Gedanensis Scholae tres superiores
Gymnasium Johannitana Petrina.
C
aelestis ordo, sideream poli
nutu cliorearn qui regis indito,
divinc, quem prlmordiali
fudit ab ore pater supremiis,
152
cessante vasto tempora quom chao
coepere diici et per vacuorn aethera
ardescere orbitum cientes
igniculi uranii meatum: ^
non certior lex legibus est tiüs,
rhythmis tuis nil est numerosiiis,
sed nosse leges, nosse rhytlimos
ardua res anirao sagaci
mortalis aevi. tetrica veritas
ambage longa nititur; occupat
mentis vigorem blandus error
mosque vetus speciesque fallax,
sive astra signis didere callidus
Bell sacerdos multivagorum avet
arcana rimari planetum et
zodiaci duodena monstra,
Aegyptiae seu mysta peritiae
Nilive mensor dona Caniculae
captare suetus solis aevum et
Sothiacos meditatur annos,
seu Graius olim Pythagoras lyrae
mundum heptachordae fert similem ac globis
exaequat intervalla nervisque
harmoniam tribuens sonacem.
stant magna Graecis nomina : non tarnen
aut Archimedes aut Eratosthenes ,
non ceteri, quos excitare
longa mora est , valuere tantum ,
153
qiiantum reiectis, quos male creduli
motare mundi censuerant focum,
spretisque Aristarcho ac Seleuco
praevaluit Ptolemaeus, ille
per saecla solus dena qiiateriiaqiie
dux disciplinaeque arbiter astricae,
caeli rotatus circulorum
arte movens statiiensque terram.
sed veritatis noii manet in domo
annosiis error, vindice pellitnr
Prusso revictus. sol resumit
promeritum sibi principatum,
tellus movetur. sie sibi denique
caelestis ordo constat. adaugeat
tempus coliortem stellularum ,
ille tarnen sibi constat ordo.
cessasne Prussi, Miisa, Copernici
laudes referre? an, Graia, times lyrae
aptare Baltum Vistulaeque
tradere Niliacos lionores?
„mundanus ille est", has videor tuas
aiidire voces, ..ordine dum suo
mundiis vigebit, non fatiscet
fama viri. superavit ille
livorem et atros luce siia dolos
tenebrionum lusit ; abominor,
si quid simultas aemulatrix
invidiaeve odiive gestet.
154
regno Polono pariiit, indole
ortuque gentis Teutoniae tarnen
addictus in terra Borussa
cosmothetes fiüt imiversi.
liinc universi civis habebitur."
sie Musa. gaude tu , mea Prussia ,
tu, Thorunum natale, gaude,
aetherii comites honoris !
at vos Olympi a sede, Copernice,
Keplere, Newtone, o pia numina,
cavete ne obmutescat umquam
vox Galilea : „Tarnen movetur" !
E.
Berlin den 31. Januar 1873.
L
.m Auftrage Sr. Durchlaucht des Herrn Reichskanzlers
beehre ich mich, Ew. Hochwohlgeboren für das gefällige Schreiben
vom 16. d. Mts. und die Einladung zu der 4. Säcularfeier des Geburts-
tages von Copernicus verbindlichst zu danken.
Der Fürst von Bismarck hat mit lebhafter Befriedigung ver-
nommen, dass jener denkwürdige Tag dort festlich begangen werden
wird, und interessirt sich lebhaft für die von Ihnen in Aussicht ge-
nommene Feier, zu welcher er aber leider durch seinen Gesundheits-
zustand verhindert ist persönlich zu erscheinen.
Mit Vergnügen benutze ich diesen Anlass etc.
Der Königlich Preussischc Lei,^n.tioiis-Ratli
Frh. V. D. Brincken.
156
Frankfurt a/0. den 28. Januar 1873.
D.
'cm verelirlichen Copernicus-Verein für Wissenschaft und Kunst
beehre ich mich auf die gütige Zuschrift vom 16. d. M. — mir zu-
gegangen am 23. ejd. — ganz ergebenst anzuzeigen, dass ich der
so ehrenvollen Einladung zu den Festen des 18. und 19. k. M. zu
meinem innigsten Bedauern nicht im Stande bin die von mir auf das
Lebhafteste gewünschte Folge zu geben. Gesundheitliche und amtliche
Rücksichten machen mir meine Entfernung von Frankfurt um die
gedachte Zeit schlechthin unmöglich. So bleibt mir nur übrig, den
verbindlichsten Dank für die mir zugedachte Auszeichnung mit der
Versicherung zu begleiten, dass ich das schöne Fest mit dem ganzen
Antheil verfolgen werde , zu dem es auffordert, und den ich nur zu
gern in persönlicher Gegenwart bethätigt hätte.
Genehmigen Sie etc.
Dr. SiMSON.
Berlin den 28. Januar 1873.
D.
'er geehrte Verein hat die Aufmerksamkeit gehabt, mich zu der
am 18. und 19. Februar d. J. zu Thorn stattfindenden vierten Säcular-
feier des Geburtstages von Nicolaus Copernicus einzuladen. Un-
geachtet meiner vollkommenen und anerkennenden Würdigung der
Absicht , welche den verehrlichen Verein bei der in Aussicht genom-
menen Feier leitet, vermag ich doch zur Zeit noch nicht zu bestimmen,
ob meine Dienstgeschäfte mir gestatten werden , Ihrem Feste beizu-
wohnen. Gern würde ich übrigens Ihre altehrwürdige Stadt, in der
ich vor einer Reihe von Jahren , wenn auch nur kurze Zeit , gelebt,
bei diesem Anlass wiedersehen. Ich behalte mir deswegen vor, Ihrer
Einladung zu folgen, falls die Umstände es gestatten sollten, was ich
aber leider kaum zu hoffen wage.
Gr. V. RooN.
157
Berlin den 5. Februar 1873.
De
'em Copernicus-Verein ermangele ich nicht für die freundliche
Einladung zu der am 18. und 19. d. Mts. zu begehenden Feier meinen
ergebensten Dank abzustatten.
Ich wünsche, dass das bevorstehende Gedenkfest einen, des grossen
Gefeierten würdigen und den Veranstaltern zur vollen Befriedigung ge-
reichenden Verlauf nehmen möge, bin aber zu meinem Bedauern ge-
nöthigt, mir mit Rücksicht auf dringende Amtsgeschäfte die persönliche
Theilnahme an demselben zu versagen.
Der Minister des Innern
Gr. EULENBÜR(i.
Berlin den 25. Januar 1873.
B. 243.
D.
"em Copernicus-Verein danke ich auf das gefällige Schreiben vom
10. d. Mts. verbindlich für die Einladung zu der am 18. und 19. k. Mts.
daselbst stattfindenden 4. Säcularfeier des Geburtstages von Copernicus,
bedaure jedoch im Hinblick auf die gegenwärtig meinem Ministerium
obliegenden dringlichen Geschäfte, derselben weder persönlich noch
durch einen Stellvertreter beiwohnen zu können.
Falk.
158
Berlin den 31. Jannar 187 3.
D<
'em Copernicus- Verein für Wissenschaft und Kunst beehre ich
mich, meinen verbindlichsten Dank für die unter dem IG. d. Mts. er-
gangene Einladung zur Theilnahme an der Feier des vierhundertjährigen
Gedenkfestes der Geburt des grossen Forschers Copernict^s ergebenst
auszusprechen.
Von der mir als Vertreter des Herrenhauses erwiesenen Aufmerk-
samkeit werde ich nicht verfehlen, dem Hause Kenntniss zu geben,
das , wie ich nicht zweifle, gleich mir , dem Unternehmen des Vereins
seine volle Theilnahme zuwenden wird. Persönlich an der Feier Theil
zu nehmen , hindern mich zu meinem Bedauern die Rücksichten auf
die Oblieg^enheiten meiner amtlichen Stellung.
'ö'
Der Präsident des Herreiihanses
Gr. V. ST0LLBERC4.
Königsberg den 1. Februar 1873,
L
.n Erwiderung auf das gefällige Schreiben vom 14. v. M. nehme
ich das mir zugedachte Amt eines Protectors des dortigen Copernicus-
Vereins für Wissenschaft und Kunst hierdurch mit ergebenstem Danke an.
Der am 18. und 19. d. M. dort stattfindenden vierten Säcular-
feier des Geburtstages von Nicolaus Copernicus würde ich sehr gern
beiwohnen. Ich vermag aber zur Zeit noch nicht zu übersehen, ob
die Verhältnisse mir die Erfüllung dieses Wunsches gestatten werden,
und ich muss mir daher vorbehalten, Wohldemselben noch eine beson-
dere Anzeige für den Fall zugehen zu lassen, dass es mir möglich sein
sollte, der an mich ergangenen gefälligen Einladung Folge zu leisten.
Der Wirkliche Geheime Rath und Ober-Präsident
V. HORN.
159
Königsberg den Iß. Februar 1873.
L
.m Verfolg meines Schreibens vom 1. d. Mts. benachrichtige ich
den Vorstand ergebenst, dass ich nach längerer Abwesenheit soeben,
mit einer starken Erkältung behaftet, hier wieder eingetroffen, und
daher schon aus diesem Grunde, auch abgesehen von dringenden Dienst-
geschäften, die jetzt meine Gegenwart hierselbst erfordern, zu meinem
lebhaften Bedauern ausser Stande bin, der Säcularfeier des Geburts-
tages von NicoLAüS CopERNicrs beizuwohnen. Ich muss mich daher
darauf beschränken, schriftlich den Wunsch auszusprechen, dass die
Feier in jeder Weise durch die Umstände begünstigt werde und den
Leitern wie allen Theilnehmern zu voller Befriedigung gereichen möge.
Der Wirkliche Geheime Rath und Ober-Präsident
V. HORN.
D
Berlin den 23. Januar 1873.
em hochgeehrten Verein sage ich meinen allerverbindlichsten
Dank für das gütige Andenken, welches Sie mir durch die schmeichel-
hafte Einladung zur 4. Säcularfeier des Copernicus-Tages bewiesen
haben.
Leider bin ich nicht gesund genug, um in gegenwärtiger Jahres-
zeit weitere Reisen unternehmen zu können. Auch fesseln mich gerade
in den bezeichneten Februartagen verschiedene Verpflichtungen des Hof-
dienstes an Berlin. Sie wollen daher mein Ausbleiben gütigst ent-
schuldigen und mir auch fernerhin die bisherigen geneigten Gesinnungen
erhalten.
Mit grösster Verehrung
ganz ergebenst
Gr. Stillfuiei).
100
Berlin den 28. Januar 1873.
D.
'urch die Einladung, welche der Copernicus- Verein mir zu dem
bevorstehenden Gedenkfeste für Copernicus unter dem 16. d. M. hat
zugehen lassen, fühle ich mich hochgeehrt. Indessen muss ich es mir
versagen, derselben zu folgen, da meine sich fort und fort mehrenden
amtlichen Geschäfte meine Zeit vollständig in Anspruch nehmen. In-
dem ich dem Vereine daher für seine freundliche Aufmerksamkeit er-
gebenst danke, versichere ich den Verein meiner wärmsten Theilnahme
für sein schönes Unternehmen und wünsche von Herzen, dass das die
Augen der gesammten gebildeten Welt auf sich ziehende Fest sich in
glücklicher, harmonischer Weise vollziehen möge.
Der Geheime Kabinets-Kath
V. WiLMOVrSKI.
Berlin den 28. Januar 1873.
D.
"em geehrten Fest-Comite des Copernicus-Vereins sage ich ver-
bindlichsten Dank für die gütige Einladung zu der auf den 18. und
19. Februar anberaumten Feier. Zu meinem grossen Bedauern jedoch
sehe ich mich genöthigt hinzuzufügen, dass mein gegenwärtiger Ge-
sundheitszustand und die Beschränktheit meiner Zeit mir nicht gestatten,
der mir kundgegebenen, so überaus freundlichen Absicht zu entsprechen.
Mit dem Wunsche, dass die seltene Feier in den weitesten Kreisen die
ihrer Bedeutsamkeit gebührende Anerkennung und Theilnahme finden
möge, bin ich mit der vollkommensten Hochachtung
des geehrten Fest-Comites
ergebenster
V. Hülsen.
16J
Königsberg den 1. Februar 1873.
D.
'en geehrten Vorsitzenden des Copernicus- Vereins für Wissen-
schaft und Kunst beehre ich mich, auf das geehrte Schreiben vom
16. Januar, ganz ergebenst zu erwidern, dass ich zu meinem Bedauern
der Einladung zur Theilnahme an der 4. Säcularfeier des Geburtstages
von Copj:rnicus keine Folge geben kann, indem dienstliche Gründe,
speciell die Abwesenheit des Chefs des Generalstabes, mich verhindern,
die Garnison zu verlassen.
Hoch ach tu ngs voll
V. Barnekow,
Generallientenant, mit dem Range eines
commandirenden Generals.
Danzig den 14. Februar 1873,
All den Coperiiicus-Verein
fflr Wissenschaft und Kunst in Thorn.
D<
'em geehrten Vorstande des Copernicus- Vereins für Wissenschaft
und Kunst statte ich meinen aufrichtigsten und herzlichsten Dank für
die geneigte Einladung vom 16. v. Mts. hiermit ganz ergebenst ab.
Wenn dies erst jetzt geschieht, so bitte ich die stattgehabte Ver-
zögerung dadurch zu entschuldigen, dass es mein lebhafter Wunsch war,
mit dem Dank für die mir erwiesene Ehre zugleich die Anzeige zu
verbinden, dass ich im Stande sein würde, der gütigen Einladung zu
dem bedeutsamen Feste Folge zu leisten.
11
l(i^
Zu meinem aufrichtigen Bedauern ist mir dies selbst jetzt noch
nicht möglich , da parlamentarische Pflichten mich nach Berlin rufen
und ich nicht abzusehen vermag, ob dieselben mich nicht gerade für
die Festtage dort zurückhalten werden. Sollten die Verhältnisse es
irgend gestatten, dann werde ich wenigstens an den Festlichkeiten des
19. d. Mts. Theil zu nehmen mir die Ehre geben.
Um indess das Interesse der Stadt Danzig an der Feier unter
allen Umständen zu bethätigen , wird der Magistrat als Vertreter der
hiesigen gelehrten Schulen den Stadt-Schulrath Herrn Dr. Oosack zu
dem Feste abordnen, und bitte ich, denselben unter die Zahl der Gäste
freundlich aufnehmen zu wollen.
Unter Wiederholung des aufrichtigsten Dankes und mit den herz-
lichsten Wünschen für den unzweifelhaft glänzenden und würdigen
Verlauf der Feier habe ich die Ehre mich zu zeichnen
ganz ergebenst
V. Winter.
16:)
Ad L. Prowe et E. de Lossow
viros doctrixa et munere praestantissimos
Alois Chrysostomus Ferruccius
S. P. D.
E,
Igo vero videbor vobis vel parum gratus vel expers humanitatis
(quae tarnen in litteris esse solet humanior) qui invitationi vestrae per
epistolam datam X Kalend. Februar, hactenus rescribere distulerim
inexcusabili negligentia silentii. Dicam equidem quod vix credibile sit
in expeditissima tabellariorum excursione. Ea epistola perlata est ad me
in Bibliotheca Mediceo-Laurentiana, cujus praefectura fungor, III No-
nas Martias ! Hoc intervalli quasi miraculum testis sit apud vos inter-
ceptae voluntatis meae, cujus significatio cum censu memoris gratique
animi nimis diu passa est retardari maleficio alienae socordiae.
Pro certo liabete, me nihil aut magis acceptum, aut honorificum
magis liabuisse , quam munus invitantis epistolae vestrae. Qui enim
CoPERNicuM (quem mundanum civem licet appellare) venerari ac dili-
gere a studiis philosophicis juventutis jam didici, libens volens ad
ejusdem festa secularia me contulissem hospes oppido receptissimus,
nisi per lustra aetatis XVII necessaria excusatione rescribere ad vos
debuissem.
Nee ego respondens usus essem Gallica dictione; qui probe scio,
quanti apud vos sit Sermo Patrius ab Urbe profectus, quae patria est
omnium ingeniorum. Gallica enim dictio in curta veste procedens officit
nobilitati, quae Latinae linguae Patrimonium est a majoribus, ejusque
copiam nequidquam desiderat.
Pergite, illustres Viri, exercitationibus tueri possessionem in qua
estis Linguae, quam ab institutis et legibus fas est dicere imperatoriam.
Tempus enim adveniet, ex sententia cl. Lowe apud Anglos praepositi
ministerio rationum aerarii omnium, quo Sermo Patrius jura per Euro-
pain recipiet sua, virtuto propria, usu commodiore.
i64
Etenim incumbere in idiomata plura (hoc iino posthabito) furatui*
horas, ne dicam dies et annos doctrinis inter philosophos ciüuscunque
nationis communicaudis.
Baconem audite ; Copernicum ipsum aemulamini ! religione quadara
ad ejus exemplum formnti. Lingua enim Ciceronis, et Taciti (qiiidquid
in adversum circumsonet) lingua est perfeetae eloquentiae, significatio
potioris philosophiae. Qui Ciceronem carpunt ab orationibus, omittunt
eum aestimare philosophum tum verbis tum sententiis, sed praeeipue
judicio delectus incomparabilem.
Mitto ad vos libellum, qui est TTAPEPrON Fabularum mearum
cum praefatione , quam vos perlegere fert opus : missurus breviter
Fabularum fasciculos tres editos ante Fdecta Carmina, quae Lipsiae typis
J". A. Brockhaus prodierunt anno proxime elapso.
Valete.
d. Florentinae in R. Bibliotheca Mediceo-Laiirentiana
prid. Nonas Mart. A. MDCCCLXXIII.
Braunsberg den 12. Februar 1873.
De
'em hochverehrten Vorstande des Copernicus-Vereins für Wissen-
schaft und Kunst in Thoru bin ich erst jetzt — acht Tage vor der 4.
Säcularfeier des Geburtstages seines Patrones — in der Lage, auf die
unter dem IG. Januar d. J. an mich ergangene gütige Einladung zu
dem schönen und vielversprechenden Feste definitiv antworten zu können,
indem sich erst jetzt endgültig die Unmöglichkeit für mich herausge-
stellt hat, am 19. d. M. in Thorn anwesend zu sein. Die von dem
Ermlündischen Domkapitel für denselben Tag projectirte Copernicusfeier
nämlich macht es mir unter den hiesigen Verhältnissen geradezu zur
Pflicht, einer Einladung des Frauenburger Fest-Comite nachzukommen
und durch Vorzeigung und Erklärung der für diesen Zweck zusammen-
gebrachten Copernicanischin Schriften, Bücher, Bilder und Monumente
105
den in Franenbnrg versammelten Festgenossen nach Kräften Belehrung
und Genuss zu verschafl'en. Sie werden, hochgeehrte Herren, gewiss
gern meiner einfachen Versicherung glauben, dass es mich einige Ueber-
windung kostete, darauf zu verzichten, den vierhundertsten Geburtstag
des grossen Astronomen in der mir bis dahin noch unbekannten Ge-
burtsstadt desselben mit Ihnen nach dem so schönen und reichhaltigen
Programm, das Sie mir zu übersenden die Güte hatten, zu feiern —
allein wie die Sachen hier einmal liegen , muss ich es geradezu als
meine Pflicht ansehen, heute über acht Tage am Grabe und nicht an
der Wiege unseres Copernicus mich einzufinden. Und so werden Sie
denn — ich bin überzeugt — mit demselben Wohlwollen, das sich in
Ihrer Einladung aussprach, meine Entschuldigung und mit ihr zugleich
auch den Ausdruck n^eines aufrichtigen Dankes für Ihre Güte entgegen-
nehmen und ebenso als einen geringen Beweis meiner herzlichen Theil-
nahme und Ihrer Festesfreude die Gabe einer im Namen des historischen
Vereins für Ermland von mir herausgegebenen Jubelschrift, des »Spici-
1 e gi u m C 0 p e r n i c a n u m « , an dessen Schlüsse ich Gelegenheit gefunden
habe, den Mitgliedern Ihres geehrten Vereins, die mich dabei treulich
unterstützt haben, meine dankbare Anerkennung für deren verdienst-
liche Leistungen auch öffentlich auszusprechen.
Und so mögen denn Thorn und Ermland auch ferner in freund-
schaftlicher Weise mit einander wetteifern, das Andenken eines wahr-
haft grossen, edlen und weisen Mannes zu ehren, den beide mit Recht
den Ihrigen nennen können und in dessen Bewunderung und Nacheiferung
wir uns stets geeint finden werden in dem unablässlichen Aufstreben
nach der Sonne der ewigen Wahrheit, die in die Finsternisse dieses
Erdenlebens hineinleuchtet und in der — um mit Copernicus zu sprechen
— die Fülle der Seligkeit wohnt und alles Gute — in quo tota felicitas
est et (rmne honiim.
Genehmigen Sie, hochgeehrte Herren, bei dieser Veranlassung den Aus-
druck der besonderen Hochachtung, in der ich, unter den besten Wünschen
für die Wohlfahrt Ihres Vereines und einen glücklichen Ausgang Ihres
Festes, allezeit verharre.
Ihr ergebenster
Professor Ur. F. IHpler.
166
Leipzig den 15. Februar 1S73
Mi
it dem ergebensten Danke für die mich ehrende Einladung zu
Ihrem* hohen Feste, die ich gestern erhalten, muss ich leider das Be-
dauern vereinen, derselben nicht folgen zu können. Die Erde bewegt
sich freilich noch ganz munter trotz ihres hohen Alters, der Mensch
verliert leider mit den Jahren seine Beweglichkeit. In Gedanken werde
ich indess Ihrem Feste nahe sein; und wie die Erinnerungen an das
Gymnasium, an mein kleines Wohnstübchen in dem Copernicus-Hause
an der Ecke der Annen- und Bäckerstrasse, wo das Copernicus-Bild
mit dem dunkelrothen Wammse ernst auf mich herabgeschaut, wie die
Erinnerungen an das Wohlwollen , das ich in Thorn erfahren , mein
Dankgeftihl freudig bewegen : so ist mein Herz auch tief erregt von
den besten Wünschen für den glücklichen Verlauf Ihres frohen Festes
und für das allseitige Wohl unserer alten, guten deutschen Stadt Thorn.
Mit vorzüglicher hochachtungsvoller Ergebenheit
J. LÖWENBEßG.
Halberstadt den 25. Januar 1873.
D.
'urch Ihre gütige Einladung zu der Feier des 40 Osten Geburts-
tages unseres grossen Copernicus fühle ich mich sehr geehrt und hoch-
erfreut; gestatten Sie mir, dass ich Ihnen für dieselbe meinen ganz
ergebensten und wärmsten Dank darbringe.
Bei dem hohen Interesse, welches mich seit langen Jahren für den
welthistorischen, grossen deutschen Denker und sein unvergängliches
Werk beseelt, könnte es für mich nichts Erfreulicheres und Lieberes
geben, als dieser Ihrer Einladung zu folgen. Und doch, — nach reif-
lichstem Erwägen der Wege, auf denen ich meine persönliche Theil-
nahme an dem Feste ermöglichen könnte, — sehe ich , zu meinem
schmerzlichsten Bedauern, mich in der betrübenden Nothwendigkeit, mir
die Erfüllung dieses Herzenswunsches zu versagen.
167
Meine innigste Tlieilualime wiid aber aus der Ferne Ihrem schönen
Feste lebliaft zugewandt sein, und indem icli Sie angelegentlichst und
ganz ergebenst ersuche, meine gezwungene persönliche Abwesenheit bei
demselben geneigtest entschuldigen zu wollen, habe ich die Ehre, mich
zu zeichnen als
Ew. Hoch wohlgeboren hochachtungsvollst ergebener
Dr. Menzzer.
Gaste 11 in Rheinhesseh den 17. Februar 1873.
All E. Wohll. Vorstand der Coperiücanischen Gesellschaft
in Thorn.
Geehrte Herren!
ixus weiter Ferne rufe ich zu dem schönen Festtage ein herz-
liches »Glück auf«! Zur besonderen Ehre rechnend, dass ich an dem
Tage, wo es 400 Jahre sind, dass Copernicus das Licht der Welt
erblickte, die Locomotive dör Hess. Ludwigs-Bahn fahre, die den Namen
des grossen Gelehrten trägt , glaubte ich mir erlauben zu dürfen , die
Anzeige zu machen, dass auch hier am Rhein ein kleines Fest gefeiert
wird zu Ehren dessen, den Gott berufen, in trüber Zeit der Mensch-
heit eine Leuchte zu sein.
Die Gravitation ist das Gesetz, nach dem sich das grosse Sternen-
meer im unendlichen Weltraum bewegt; gleich diesem soll die Gravi-
tation der Geister das Gesetz sein, nach dem die Menschheit sich be-
wegt. Jeder soll wissen, dass er nur ein Theil des Ganzen ist. Vor-
wärts ist die Bahn aller getreu unserer Bestimmung »Gottähnlichen« ! —
Zur würdigen Feier des Tages (19. d. M.) ist meine Maschine mit
Kränzen geziert, und werde ich mich nicht wenig freuen, nach meinen
geringen Kräften mit beigetragen zu haben zur Erinnerung an den
grossen Gelehrten Copernicus.
Hochachtungsvoll
Jacob Schick, Locomotivf (ihrer.
168
ixusser den vorstehend Aufgeführten hatten Glückwunsch-Schreiben
zum Feste eingesandt, bez. die Behinderung an der Copernicus-Feier
Theil zu nehmen angezeigt : Appellation sgerichts-Präsident Breithaupt
zu Marienwerder, Dr. Cantor, Professor an der Universität zu
Heidelberg, Pastor Hepner zu Dan zig, Justizrath Hoffmann zu
Berlin, Dr. Alois Gruber zu Wien, Dr. Franz Hülskamp zu
Münster, Geh. Regierungs-Rath Koerner, früher Ober- Bürgermeister
von Thorn und Begründer des Copernicus-Vereins , Propst Lehmann
zu S c h k 0 e 1 e h bei Naumburg a/S . , Justizrath Lesse zu Berlin,
Geh. Regierungs-Rath von Quast, Conservator der Kunstdenkmäler in
Preussen, Dr. Röpell, Professor an der Universität zu Breslau,
Dr. Martin Schultze, Rector der höheren Töchterschule zu Cüstrin,
Major von Wichert zu Strassburg i/E., Dr. Winckler, Conrector
am Dom-Gymnasium zu Colberg.
De Nicoiao Copernico
die natali eius in secula IUI redeunte
(d. 19. Febr. 1873).
Aude aliquid malus — (monet hoc me saepe Camena
Interius) — permitte tibi te, praeter inanes
Effectu leges, incommoda vincula et usus ;
Quae liciti fines praescribunt, atque coartant
Iura voluntatis, sunt arbitrioque catenae. —
Proposito metae nullius it altius actus
Quam speravit homo, superatque cacumen Olympi.
Quod si praecipitet, bene praecipitavit ad imum,
Alteri ut alterius sint fundamenta ruinae.
Nunquam alias iunctis elementis ignis et undae
Per terras equitare fuit, per et aequora ponti
Electri virtute loqui, petere ardua caeli
Acre concluso in tenui levitate globorum :
Et quod stulticiae nomen tulit, esse in honore
Cepit, inaccessae neque terret gurges abyssus.
Non ideo experiar sortes ego vincere fati
Decreto huraani : nee aquas temerarius ibo
Ignotas penitus tentare, et vcrtere fundo,
Ingenii cymba fragili per operta vagante.
17(1
Coiiimemorare tarnen decet iillos mente sagaci
Sic valide instructos, sie iudicioque potentes,
Cuncta nova ex veteri ut facerent errore scliolaruin
Atque manu magna caelum ipsum paene moverent.
Quanta fuit nebulae vis, et tenebrosa meatu
Quae via, ne saeptis exires maximus index,
Idem etiam antistes novifcate, Copernice, motus?
Philolai vetus est sententia (pone magistrum
Pytliagoram Samium, quem pliilosopliia iocavit)
Sole regi medio positis systema planetis
In gyrum varia ratione modoque rotandi,
Scilicet 4n sese motu per aperta diurno,
Et circa Solem producto latius orbe.
Tempore quemque suo, iuxta praescripta Creantis.
Tu, Nicolae, facis redivivum hunc, a Ptolomaeo
Deficiens, tibi fautores et acumine mentis
Adiungis socios, quibus ausu maximus audis.
Pulsa throno Tellus accessus atque recessus
Tunc seit habere suos, comitesque in tramite Stellas,
Quae regina prius meruisse a Sole tributum
Lucis et immotam concentu stare putabat
Astrorum, et circa sese trahere orbibus orbes.
Tunc reges timuere sibi, Tellure repressa,
Ne caderent sua iura, et par fortuna daretur.
Sed Gabaon stupuit minus imperiosius illud
Verbum, quo losua assumpsit sibi sistere Solem,
Excidiumque suum a causis potioribus hausit.
Volvitur axe suo radiisque super volat omne,
Quod circa est, Sol immensus, virtute caloris
Corpora et invadit levitate rotantia cursus
Perpetui, quae formarum variare figuras,
Et proprii fecunda facit de luminis ictu.
Nulla intacta raanet pars integritatis eorum,
Nee latebrae officiunt, neque saxea viscera vitant
Incur^um, proliibetur aquis nee mascuUis ardor.
J71
Primus in orbe Dens (qui vere est eins imago)
Sol fiiit, et rapiiit ciiltum pieriimque videntiim.
Nunc etiani in genua effusus Solem Incas adorat
Quo vis mane novo, docet et genus omnium equorum,
Quos regit, id facere, eveniens dum prodit ab undis.
A Sole Auctorem ad summum brevis est gradus eius.
Si quid liabent homines quod sit ratione paratum,
Prona salutari iit superent animalia captu.
Omnia laetificat Sol : nee Natura resistit
Hiüc puero, cito qui iuvenis complectitur illam.
Et vespertinus trahit ad mysteria noctis.
Quare consiliis tenebrosa in crastinum aperto
Emergunt partu, inveniunt lucemque diei.
Extimuit lucem semper scelus, esse et in umbra
Virtus condoluit, quamvis radix sit honoris
Iure dati, si quando dabunt cunctantia fata.
Maeror liic, ille metus deberent nempe docere
Principiis sensu certis, et corde repostis
Quid sit Sol rerum, quid nox a Sole reducta,
Consociare sibi quam Sol tarnen ardet in actu.
Hie est primus amor, ceu prima redemptio gentis
Humanae, Dens ostendit quam Christus iniquis,
Hos et, prae iustis, promissa pace vocavit.
Si quis philosophus velit obtrectare, licebit ;
Pace carere tamcn patiatur, et esse suorum
Ipsum admissorum longa formidine servum.
Cur lumen fugit ingratus, nee Sole calescit
lustitiae, medius qui stat, sumatur ut inde
Vita nova, et vigeat sensu praestante voluntas?
Omnia ad occasum vergunt, breviterque fatiscunt
Exanimata locis, quibus iuduxere caduca
Corporum, inexpleta vice semper lucis et umbrae.
Spiritus obluctatur agens se (quis neget?) audax
Supra turpe lutum, et cineres putredine mixtos,
Vt videat Solem aeternum, (juem sperat ^nbelu?)
172
Libertatis homo, simul ac sua membra reliquit.
Hanc spem posthabita, Nicolae Copernice, terra
Provehis, in medio stellarum Sole locato,
Vnde iter ad solhim fiat sublime Creantis.
Sint a Keplero manifestae postea leges,
Per quas ellipsis curvamine quisque planeta
Se gerit in cursu, vacimmque per aera fertur
Mole sua : intuitu divino hoc tu prior illo
Novisti, scriptoque etiam nunc teste notasti.
Quod Galilaeus adhuc renovati motibus Orbis
Addidit invicta ratione, obatante caterva
Caecorum, si displicuit, potuitque morari,
Non ideo eripuit successum talis, itemque
Tautae doctrinae, quae suffragatur abunde
Divinae Fidei, cumulatque cacurfiine templum
Immortale Dei, cui rerum serviat ordo.
Hos igitur virtute pares omnis colet aetas,
Et tantum adjiciet meritis utriusque magistri,
Quantum caeca cohors visa est deducere honoris.
Vobis centeno tribuetur quolibet anno,
Philosophi insignes, laus multipHcata virorum
Conventu celebri et plausu concorditer uno,
Praecipue quia iudicii sententia vestri
Praestitit arbitrio, revocavit et ad sua iura
Solem hunc, lustitiae ad Solem ut sit rectius ire,
Cuius in orbe Deus sedet, aeternumque sedebit.
Florciitiae in R. Bibliotlieca Mediceo-Laurentiaiui Kai. Augiisü
A. MDCCCLXXII.
Aloisius Chrysostomus Ferruccius
eiusdem Bibliothecae Praefectus.
7*^
Nicolaus Copernicus.
Zur
Feier der 4 00 jähr. Wiederkehr seines Geburtstages
am 19. Februar IST 3.
Ja feiern wir Dich! heiif stehst Du vor uns, der Mann still
Schaftender Arbeit,
Den sinnenden Blick zum Himmel gewandt in des Geistes ernstester
Sammlung,
Bis Dir sich enthüllt , dem Denker zum Lohn , der wandelnden
Sterne Geheimniss.
Am Geiste Du gross, doch auch frei Du am Geist und
vereint mit den Rittern vom Geiste,
5 So riefst Du herbei, im Solde des Lichts, der Zeiten gewaltigen
Umschwung !
Derweil Du entfernt vom Geräusche der Welt die himmlischen
Kreise noch ordnest,
Vertiefte sich schon, vereinsamt zuerst, dass Frieden erfüllte die
Brust ihm,
hl des Glaubens Schacht des Bergmanns Sohn , der bibeldurch-
spähende Luther,
Und fördert zu Tage — schon harrt ja das Volk — das Gold
erlösender Wahrheit.
M» Doch wälirend Ihr uns die Himmel gewinnt, der eine den sterne-
geschmllckten,
\u
Der andere ihn, den das Herz ersehnt, wann tief es seufzet in
Drangsal :
Hat mit muthiger That — von ahnendem Sinn ward des Geistes
Segel geschwellt ihm —
Schon Christoph Colon, der kühne Pilot, gen Westen die
Erde entdeckt uns,
Dass länger nicht noch, als die himmlische Welt, die heimische
Erde uns fremd sei.
15 So stehet Ihr Drei im Dienste des Geists abhold der beengenden
Satzung,
Vom Muthe der Demuth innen gestählt und glaubend die Kräfte
der Wahrheit.
Im Morgenrothe des Tages verklärt, den selbst Ihr zum Siege
geführt habt!
Doch heute zumal begrüssen wir Dich, den Himmeldurchforscher
Kopernik !
Geweiheten Blicks hast klar Du geschaut in der himmlischen
Kreise Verschlingung.
20 Dir entwirrten sie sich : um die Eine gesellt , die lebenspendende
Sonne,
Vollbringen die andern, harmonisch gefügt, den majestätischen
Ringtanz,
Mit ihnen der Erde rollend Gestirn, uns allen die nährende
Heimat,
Doch um sie wieder sich schwingend der Mond, geleitend in
ruhiger Pracht sie.
0 herrlicher Bau ! „Wer möchte denn je — so riefst wie himm-
lisch entzückt Du — *)
25 Versetzen die Fackel an anderen Ort in diesem schönsten der
Tempel.
An besseren Ort, als wo sie zugleich den ganzen herrlich er-
leuchtet.
*) Nicol. Copern. de Revol. orb. cael. lib. I. eap. 10.
175
Mit trefflichem Wort von Manchem genannt ward längst die
Leuchte der Welt sie,
Von anderen sie die Seele der Welt und sie die Himmels-
regentin ;
Lenkt sicher sie doch familienhaft vom Throne die kreisende
Sternschaar.
.U) Und nicht mangeln der Erde die Dienste des Monds, dem selber
sie innig verwandt ist ;
Doch an der Sonne befruchtet sie sich in jährlich erneuerter
Zeugung.
0 staunenswtirdig die Ordnung der Welt, der Glieder symmetrische
Fügung:
Wie sie wandeln daher, wie an Grösse sie sind — nicht bessere
Ordnung erfindbar!"
So riefst Du dereinst, und mit sicherer Hand vollzogst Du der
Erde Entthronung,
35 Enthobst Du der Sonne hohes Gestirn sich lang hinschleppender
Knechtschaft,
Die der Irrthum ihr schuf, Jahrtausende lang gehegt von be-
quemer Gewohnheit.
Du fürchtetest nicht den versteinerten Wahn, nicht die lärmende
Phrase der Leerheit;
Nein ! verwegenem Wort , das die Wahrheit entstellt , hast volle
Verachtung gelobt Du !
Und was Du geahnt, ward köstlich erfüllt ! es drang ja kämpfend
zum Siege,
40 Als arbeitermüdet Dein Auge sich schloss, die Wahrheit, die Du
erschaut hast.
Zu vergleichen dem Tag, der die Wolken der Nacht, die Nebel
des Morgens durchdringt erst.
Bis in göttlicher Pracht allüberallhin die Sonne ihr Leben ent-
sandt hat.
Und es kam ja der Tag, der goldene Tag! die himmlischen
Sphären belauschend
17G
Hat Keplers Genie entfaltet vor uns der Wandelgestirue Ge-
setzbuch,
45 Und gigantischen Geist's hat Newton darauf, die Tiefen der
Dinge ermessend,
Üie Kraft uns gelehrt, die Staub an Staub, die Welten an Welten
geknüpft hält.
Ja feiern wir Dich und feiern den Tag, der Dich, Kopernik,
der Welt gab!
Wohl streiten sie heut', ob slavischen Bluts, ob Du germa-
nischer Art seist!
Doch frommt nicht der Streit , so eifrig entfacht ! gehörst doch
der denkenden Welt Du!
50 So , leuchtender Held , bist der Unsere Du , wie die leuchtende
Sonne gehört uns,
Und die Erde mit ihr, von der Sonne belebt, und die ihre Bahn
Du gelehrt hast.
Ja feiern wir Dich, hier festlich vereint.
Vom Danke beseelt, der reich Dir gebührt,
Dein geistiges Bild erneuernd in uns,
55 Zu der Wahrheit Dienst uns bindend aufs Neu',
Um lauteren Muths Dein würdig zu sein.
Der so lauter Du strahlst —
So feiern den festlichen Tag wir!
Karl Lehmann,
Propst in Schkölen bei Naumburg a/S.
G. Gruss-Telegramme.
Berlin 19. Februar 1873 2 U. 46 M. N.
An das deutsche Fest-Comite der Copernicus-Feier.
gehaltenen
Festlichen Gruss den Thorner Festgenossen von dem leider fern
Prof. Dr. W. Förster.
Berlin 19. Februar 1873 3 U. N.
Den Festgenossen senden herzlichen Gruss und Glückwunsch zwei
leider ferne Mitglieder des Copernicus-Vereins
Justizrath Hoffmann, Justizrath Lesse.
Berlin 19. Februar 1873 3 U. 15 M. N.
Seinen freudigen Antheil an der Copernicus-Feier bezeugend sendet
Festgruss aus der Ferne ein früheres Mitglied des Copernicus-Vereins
E. BöTHKE, Kgl. Kreisbaumeister a. D.
12
178
Berlin 19. Februar 1873 10 U. 15 M. N.
Die festlich versammelten Copernicaner aller Facultäten
senden der Fest-Versammlung in Thorn brüderlichen Gruss und ein
Hoch der Geburtsstadt des Copernicus.
Bologna 19. Februar 1873 12 U. 20 M. N.
ÜNIVERSITAS LlTTERARUM ET ArTIUM BoNONIENSIS
S. D. P.
SOCIETATI COPERNICANAE ThORUNENSI.
Quod bonum faustum felix fortunatumque sit, Universitas Bono-
niensis, quae olim Nicolaum Copernicum auditorem ac studiorum aemu-
lura habuit, hoc die sollemnia saecularia natalis ejus suramo studio
omnium Ordinum, maxima civium frequentia et laetitia concelebrat.
Doctores auditoresque et suo et populi Bononiensis totiusque Italiae
nomine civitatem Thorunum nobilem et illustrem Copernici patriam con-
salutant, eique et universae Germanicae nationi tanto hominis ingenio
partum honorem gratulantur. Haec populorum studia, hanc gentium
consensionem ex tam diversis tamque longinquis locis in unum conspi-
rantium, ut nomen viri optime meriti grata memoria prosequantur,
fausto omini vertunt et in spem adducuntur fore , ut sedato armorum
tumultu magnus ille saeculorum ordo redeat, quem Mantuanus noster
divino ore vaticinatus est, et regna tandem exoriantur virtutis, ingenii,
doctrinae, quae terrarum Imperium et generis humani regimen iam
pridem expostulant.
CoMES Caesar Albicini, Rector.
179
Brunn 19. Februar 1873 10 U. N.
An den Copernicus-Verein zu Thorn.
Herzlichen Gruss sendend begeht mit Euch im Geiste die schöne
Feier
der naturforschende Verein zu Brunn.
Prof. Dr. Niessl, Secr.
Crefeld 19. Februar 1873 11 U. 44 M. V.
Dem Copernicus-Verein und der Festgesellschaft zur heutigen
Jubelfeier freudigen Gruss! Möge der Geist jenes Gewaltigen auch
über unserer Zeit leuchtend schweben, dass vor der Wahrheit mächfgem
Siege verschwinde jedes Werk der Lüge!
Die Realschule zu Crefeld.
Dr. Ed. Schatienburg.
Danzig 19. Februar 1873 7 U. N.
Die zum Festmahl vereinigten Mitglieder und Gäste der natur-
forschenden Gesellschaft senden der Stadt Thorn und den dort
versammelten Festgenossen ihren wärmsten Gruss und Glückwunsch.
^ Dr. Semon.
12*
180
Ferrara 19. Februar 2 U. 4 M. N.
Onorevole Societä Copernicana di Thorn
La cittä di Ferrara
e oggi col cuore e coUa mente in mezzo a Voi altiera di essere stata
madre a Domenico Maria Novara che Timmortale Copernico aramaeströ
a scoprire quei veri che furono luce e maraviglia a tutti i popoli.
L. A. Trentini, f. f. di Sindaco.
Ferrara 19. Februar 1873 8 U. 1 M. V.
Ephisiüs Cugusi Persi Rector Athenaei Ferrariensis
SociETATi Copernicanae Thorunensi S.
Doctores Athenaei Ferrariensis salvere iubent Copernici populäres
solemnia saecularia natalis eins celebrantes, gaudentque posse hoc die
memorare Dominicum Mariam Novaram civem suum, qui in liac urbe
eam tradidit doctrinam, qua postea, quum Bononiae inclaruisset, dignum
sese praestitit, ut Copernicum Vestrum, praeclarum coeli siderumque
speculatorem disciplinae suae alumnum haberet. Valete.
Halle 19. Februar 1873 10 U. N.
Die Litteraria sendet den Festgenossen Gruss und bezeugt ihre
herzliche Theilnahme.
Dr. Thamhayn, Professor Dr. Gosche,
Dr. TsCHiscHWiTz.
181
Heidelberg 19. Februar 1873 U U. 28 M. V.
Sein nothgedrungenes Nicht-Erscheinen mit wiederholtem Bedauern
entschuldigend schickt der frohen Fest-Versammlung herzlichen Gross
aus dem deutschen Süden
Prof. Dr. M. Cantor.
Hohenstein in Ostpreussen 19. Februar 1873 4 U. 20 M. N.
Vereinigt zur Gedächtuissfeier des Mannes, welcher in geistiger
Freiheit die Schranken der Autorität durchbrechend eine neue Welt-
anschauung begründete, senden den dortigen Festgenossen Gruss und
Glückwunsch
die Festgenossen der Copernicusfeier in Hohenstein
Kusch. Trosien.
Königsberg i. Pr. 19. Februar 1873 11 U. 28 M. N.
Die polytechnische Gesellschaft zu Königsberg bringt
nach beendeter Feier des Copernicus-Tages von der Tafel ihren Gruss
den Festgenossen in Thorn.
Dr. Albrecht.
182
Krakau 19. Februar 1873 7 U. 15 M. N.
Die Krakauer Universität sendet dem Copernicus- Verein in
Thorn für das übersandte Fest-Telegramm innigsten Dank und Gruss.
Prof. Dr. FiERiCH, Rector.
Prag 19. Februar 1873 9 U. 20 M. N.
Die im deutschen Casino versammelten deutschen Professoren
der Prager Universität begrüssen die in Thorn zur Festfeier ver-
einigten Gesinnungs-Genossen.
Dr. E. Mach, z. Z. Decan.
Padua 19. Februar 1873 11 U. 50 M. V.
Societati Copernicanae Thorunensi
Universitas Patavina, dum uno vobiscum animo Copernici
solemniis operatur, salutem dicit.
Ferdinandus Coletti, Rector Magnificus.
I
183
Rom 19. Februar 1873 12 U. 40 M. N.
Societati Copernicanae Thorunensi
Gratias plurimas agit üniversitas literarum Romana sae-
cularia Copernicana celebrans et salutem dicit.
Dr. Serafini, Rector.
Reichenbach in Schlesien 19. Februar 1873 9 U. 40 M. V.
Der Verein Philoraathie zu Reichenbach bezeugt seinen
freudigen Antheil an der Copernicus-Feier.
Rosswein 19. Februar 1873 7 U. 40 M. N.
Wie alle gebornen Thorner, welche an der heutigen Feier nicht
Theil nehmen können, gedenke auch ich unsers grossen Landsmannes,
welcher die Menschheit von dem geistigen Banne befreite, der sie vor-
her gefangen gehalten hatte.
Hermann Kotze aus Bremen.
184
Ulm den 19. Februar 1873 9 U. 25 M. V.
Der Verein für Mathematik und Naturwissenschaft
in Ulm feiert den vierhundert-jährigen Geburtstag des Copernicus,
nimmt Antheil an der Feier in Thorn und bringt dem grossen Todten
seine Huldigung dar.
Der Vorstand.
Arlt, Oberst.
FEST-GESCHENKE.
A. Zuwendungen an Geld,
I. Von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige
VON PREUSSEN 2000 Thlr.
Die Allerhöchste Bewilligung von 2000 Thlr. erfolgte zunächst
zur Deckung der Herstellungs-Kosten der Säcular-Ausgabe des
Werkes »de revolutionibus orbium caelestium«. Seine Majestät
überwies jedoch, auch nachdem durch den buchhändlerischen Ver-
trieb des Werkes die Kosten grösstentheils gedeckt waren, dem
Copernicus-Verein die volle Garantie-Summe für die anderweiten
Zwecke der Säcular-Feier. Den Allerhöchsten Intentionen gemäss
ist zunächst der Festbericht und das Festgedicht in würdiger Aus-
stattung veröffentlicht. Sodann ist die ¥on Oberlehrer Dr. Menzzer
' in Halberstadt dem Vereine zur Verfügung gestellte deutsche
Uebersetzung des Werkes »de revolutionibus orbium caelestium«
für den Druck vorbereitet. Die nach Bestreitung dieser Aus-
gaben übrigbleibende Summe wird dem Fond für das Copernicus-
Stipendium (S. 188) zugewiesen.
IL Von den städtischen Behörden Thorns als Beihülfe zur
Bestreitung der Kosten für die Copernicus-Feier 505 Thlr. 27 Sgr. 3 Pf.
Die vorstehende Summe setzt sich zusammen aus einer vor dem
Feste erfolgten Baarbewilligung von 250 Thlr. und der nach-
träglich beschlossenen Uebernahme der sämmtlichen Kosten der
Gas-Einrichtung und des Gaskonsums auf die Stadtkasse im Ge-
sammtbetrage von 255 Thlr. 27 Sgr. 3 Pf.
188
III. Zur BegTüiidiiiig eines Copeunicus - Stipendiums , welches
alljährlich am 19. Februar in der öffentlichen Sitzung des
Copernicus-Vereins in Raten von 100 Mark zur Vertheilung
kommt :
1 . von einer Thornerin durch Pastor Hefner zu Danzig am Sä-
culartage eingesandt 25 Thlr.
2. Ertrag einer Sammlung bei der Copernicusfeier der natur-
forschenden Gesellschaft zu Danzig, eingesandt durch
Dr. Semon 21 Thlr.
3. von Kaufmann Adolph Schwartz zu Valparaiso (einem ge-
bornen Thorner) 20 Pfd. Sterl. = 134 Thlr.
4. von Bürgermeister Marquardt in Schippenbeil 1 Thlr.
5. Von den Mitgliedern des Copernicus-Vereins für Wissen-
schaft UND Kunst 128 Thlr.
B. Literarische Festgaben.
Zur Feier des 19. Februar 1873 ivurden dem Coperniciis-
Yerein für Wissenschaft und Kunst zugeeignet:
1. Grundzüge und Beiträge zur systematischen Behandlung
der Religions-Politik im Deutschen Staate von Theodor
KoERNER, Geheimer Regierungs-Rath.
Als Gedächtnissschrift zur vierten Säcularfeier des Geburts-
tages von Nicolaus Copernicus dem Copernicus- Verein fiir Wissen-
schaft und Kunst gewidmet.
Berlin 1873. Carl Heymann's Verlag.
2. Indogermanisch, Semitisch und Haraitisch. Von Dr. Martin
SCHULTZE.
Bei Gelegenheit der vierten Säcular-Feier des Geburtstages
von Nicolaus Copernicus dem Copernicus -Verein in Thorn
überreicht.
Berlin 1873. S. Calvary & Comp.
190
II.
Nachstehende als Festgaben zum 19. Februar 1873 erschienene
Schriften wurden zur Säcularfeier eingesandt:
l . Von den Universitäten zu Rom und Padua eine grö.>^sere , zur
Vertheilung an die Fest-Theilnehmer bestimmte, Anzahl von
Abdrücken der für die Copernicus-Feiei* daselbst veröffentlichten
Gedenkblätter. *)
*) Die von der Universität zu Rom dem Andenken an Coperni-
eus gewidmete Inschrift lautet:
NICOLAO . COPERNICO
QVOD . ASTRORVM . CIRCVITVS . LEGESQVE
DVM . DIVINITVS . MEDITATVR
VETERES . DISSIPATVRVS . ERRORES
MATHEMATICAM . IN . HOC . ARCHIGYMNASIO . TRADIDERIT
CAELIQUE . RATIONEM . DEFICIENTE . LVNA
ANNO . MD . SPECVLATVS
ROMANAE . SAPIENTIAE . DECVS . MAXIMVM
ASTRONOMORVM . MAXIMVS . PEPERERIT
QVADRINGENTESIMO . NATALI . DIE
DOCTORES . ET . ALVMNI
HONORIS . DEFERVNT . MONIMENTVM
XI . KAL. MAR . MDCCCLXXIIL
Die in der Aula der Universität zu Padua gesetzte Gedenktafel trägt
die Worte:
NIC. COPERNICO
QUO . DIE . XI . KAL . MART . AN . MDCCCLXXIII
EIUS . NATALITIA . IV . POST . SAECULO . CELEBRABANTUR
UNIVERSITAS . PATAVINA
TANTO . LAETA . VIRO . IN . SUUM . OLIM . SINUM . RECEPTO
TIT . POS .
191
2 . Von der Universität zu Krakau die Festschrift zur Copernicus-
Feier :
Natalem Nicolai Copernici olim üniversitatis Cra-
coviensis alumni, post elapsa quatuor saeciila die
Das zur Vertheilung bestimmte Gedenkblatt enthielt noch die nach-
stehende, vom Grafen Carlo Leoni verfasste Inschrift :
NICCOLO COPERNICO
DELLA SCIENZA ASTRONOMICA FONDATORE
ACCERTO L'ARMONIA PLANETARIA
CON LA POTENZA DEL GENIO
INTRAVIDE NATURA CORRER LE VIE PIU SEMPLICI
POGGIANDO A VERITA COME A BELLEZZA
DAGLI ASTRI TANTI E VARI
INDOVINÖ LA ROTAZIONE DIURNA
DA QUESTA LE MISURE
DEMOLI TUTTO L'ANTICO DOGMATISMO
POSE IL SOLE OVE TENACE IGNORANZA VOLEA LA TERRA
PREPARO L OPERA DI KEPLERO GALILEI NEWTON.
GIOVANE EBBE IN ITALIA ISPIRAZIONE GRADI CATTEDRA
COSTANTEMENTE PIO L'ARTE MEDICA PRODIGAVA A POVERI.
MORENTE GLI FU PRESENTATO IL SUO LIBRO
FRÜTTO DI CINQUANTENNE FATICA APPENA ESCITO DA TORCHI
LO GUARDÖ SORRISE SPIRO.
IL MONDO ACCOLSE L'ECO DELLA GRANDE ANIMA
E NEL SUO QUARTO SECOLO NATALE
L'UNIVERSITÄ PADOVANA
DI TANTO ALUNNO GLORIOSA
FESTEGGIA LA MEMORIA IN QUESTO Dl
SACRO ALLA SCIENZA UNIVERSA
n. a Thorn 19 febb. 1473. = m. a Frauenburg 25 mag. 1543.
192
19. Febriiarii 1873 in aula collegii Novoduorsciani
pie celebraridum indicit rector C. R. Universitatis
Cracoviensis cum Senatu Academico.
In Bologna fand die akademische Feier zu Ehren des Copernicus in der
grossen Aula der Universität statt , welche mit einem neuen , von Prof.
Capellini gefertigten, Bilde von Copernicus und zahlreichen Inschriften
zur Erinnerung an die berühmtesten Lehrer der Mathematik und Naturwissen-
schaften zu Bologna geschmückt war. Unter dem Bilde selbst befand sich
die Inschrift: ^
NICOLO COPERNICO
UDITORE DELLO STUDIO DI BOLOGNA
VERSO IL MCCCCXCVII
AIÜTATORE DI DOMENICO MARIA NOVARA
. NELLE CELESTI OSSERVAZIONI.
Ueber dem Haupt-Eingange des Universitäts-Gebäudes war die nach-
stehende, von dem Professor der Archäologie Cav. Rocchi verfasste, Inschrift
angebracht : ^
IN QUESTO^DI NATALIZIO
DI NICOLO COPERNICO
PADRE DELL'^ ASTRONOMIA
L'UNIVERSITA BOLOGNESE
GLORIANDO DI TANTO SUO ALUNNO
IL IV CENTENARIO FESTEGGIA.
Nach Beendigung des Actus begab sich die Versammlung in feierlichem
Zuge nach der Sternwarte, woselbst die Enthüllung einer über der Hauptthür
des Observatoriums angebrachten marmornen Gedenktafel erfolgte. Bei dieser
Feier waren ausser den Professoren und Studenten der Universität Bologna
zugegen : ein Vertreter des Unterrichts-Ministers, die Behörden von Bologna,
Abgesandte der Universitäten Parma, Modena, Ferrara, der Sternwarten zu
Mailand und Florenz, sowie mehrerer gelehrten Gesellschaften. Die Marmor-
Tafel trägt die Inschrift:
HONORI
NICOLAI . COPERNICI . THORUNENSIS
QUOD . APUD . NOS . ASTRONOMIAE . STUDIUM
ET . MATHEMATICORUM . PLACITA . AEMÜLATUS
SUI . NOMINIS . GLORIA
ATHENAEI . BONONIENSIS . DIGNITATEM . ADAUXERIT
CURATOR . IV . VIRI . DOCTORES . CUM . AUDITORIBUS . UNIVERSIS
SOLLEMNIA . SAECULARIA . NATALIS . EIUS . CELEBRANTES
XI . KAL . MART . AN . MDCCCLXXIII . DEDICARUNT.
193
Insunt: Nicolai Copernici Septem Sidera atque Com-
mentatio de vita et scriptis eius a Martino Radyminscio a. 1658
concinnata.
Cracoviae 1873. Mankowski.
3. Von der Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften
zu Posen*) :
a. Album wydane staraniem towarzystwa przyjaciol
nauk wPozuaniu w czterechsetni\ rocziiic^ urodzin
Mikolaja Kopernika.
Fotodruk Beyera i Dutkiewicza MDCCCLXXIII.
b. X. Ign. Polkowski. Zywot Mikolaja Kopernika.
Gniezno 1873. Lange.
4. Von Dr. Franz Hipler, ord. Professor an der theologischen
Facultät und Regens des Bischöflich-Ermländischen Priester-
Seminars zu Braunsberg (Ehren- Mitglied des Copernicus- Vereins) :
Spicilegium Copernicanum. Festschrift des historischen
Vereins für Ermland zum vierhundertsten Geburtstage des erm-
ländischen Domherrn Nicolaus Copernicus.
Braunsberg 1873. E. Petdr.
5. Von Dr. Fr. Karlinski, Director der K. K. Sternwarte und
Professor der Astronomie an der Universität zu Krakau
(Ehren-Mitglied des Copernicus- Vereins) :
Zywot Kopernika i jego naukowe zaslugi. Rzecz
czytana na publiczn^m posiedzeniu c. k. Uniwersytetu Jagiellon-
skiego. Krakau 1873. Mankowski.
*) Ausser den literarischen Geschenken übersandte die Gesellschaft der
Freunde der Wissenschaften — wie bereits S. 11-1 angegeben ist — ein
Exemplar der Medaille, welche die Polen zur Copernicus-Feier hatten schlagen
lassen.
13
194
6. Von DON BaLDASSARRE BoNCOMPAGNI DEI PrINCIPI DI PlOMBINO
in Rom (Ehren-Mitglied des Copernicus- Vereins) :
Sopra alcune scritti stampati, finora non c'onosciiiti,
di Domenico Maria Novara da Ferrara. Notizie
comunicate a richiesta del Principe Don B. Bon-
compagni alla Societä Copernicana ecc. daMassimi-
liano Curtze. Traduzione del Sig. Filippo Keller.
(Estratto dal Bullettino di Bibliografia e di Storia delle Scienze
Mat. e Fis. Tom. IV, Apr. 1871.)
Roma, 1873, Tipografia delle Scienze Mat. e Fis.
Ulteriori notizie intorno ad alcuni scritti stam-
pati, finora non conosciuti, di Domenico Maria No-
vara da Ferrara, comunicate per incarico del Prin-
cipe Don B. Boncompa'gni in Roma alla Societä
Copernicana ecc. da Massimiliano Curtze. Tradu-
zione del Sig. Filippo Keller. (Estratto dal Bullett. di
Bibliogr. e di Storia delle Scienze Matern, e Fisiche. Tom. IV,
Aprile 1871.)
Roma, 1873, Tipografia delle Scienze Matem. e Fisiche.
B. Boncompagni. Intorno ad un opiiscolo di Do-
menico Maria Novara. (Estratto dal Bullettino di Biblio-
grafia e di Stör, delle Scienze Matem. e Fisiche Tom. IV,
Agosto 1871.)
Roma, 1873, Tipografia delle Scienze Matem. e Fisiche.
7. Von Dr. Edler von Littrow, Director der K. K. Sternwarte
und Professor der Astronomie an der Universität zu Wien:
Nico laus Copernicus. (Beilage zu Littrow's Kalender 1873.)
8. Von G. V. ScHiAPARELLi , Director der K. Sternwarte der
Brera in Mailand :
I precursori di Copernico nell' antichitä. Ricerche
storiche. (Publicazioni del Reale osservatorio di Brera in Mi-
lane No. III.) Milano 1873. Hoepli.
195
9. Von Dr. Franz Hülskamp in Münster :
Nicolaus Copernicus. Ein Gedenkblatt. (No. 130 des
Literarischen Handweisers zunächst für das katholische Deutsch-
land. 1873. 12. Jahrgang No. 2.)
10. Von Prof. Dr. Leopold Prowe :
Monumenta Copernicana. Festgabe zum 19. Februar 1873.
Berlin 1873. Weidmann'sche Buchhandlung.
Anmerkung. Ausser den literarischen Festgaben war dem Copernicus-
Vereine am Säcular-Tage unter Kreuzband aus Italien eine pliotographische
Nachbildung jenes eigentliUmlichen Kunstwerkes zugegangen, welches durch
die Wiener Weltaussteihmg in weiteren Kreisen bekannt geworden ist.
Eine geflügelte Figur, welche über einer Erdkugel schwebt, entfernt die-
selbe mit der Linken von ihrem Postamente, indem sie mit der Rechten in
die Ferne weisend ihr die Umwälzung um die Sonne anzuweisen scheint. —
Auf dem Postamente stehen die Worte: Sistema Copernicale. (Movimento
della Terra verso il Sole.)
Unter der Photographie hatte der einsendende Künstler sich als G. Brutos
Ateniese bezeichnet.
]:v
196
III.
hi Anlass der Sä cular- Feier wurden dem Copernicus- Verein
ausserdem zugeivandt :
1 . Von der Universität zu Bologna :
Commemorazione di Nicolö Copernico nella Regia
Universitä di Bologna.
Bologna 1873. Societä Tipografica dei Compositori.
2 . Von der Universität zu Padua :
II quarto centenario di Nicolo Copernico nelT
'Universita di Padova.
Padova 187 3. Prosperini.
3. Von der Universität zu Krakau:
a. Sprawodzanie senatn akademickiejo uniwersy-
tetu Jagielloi'iskiego z uroczytosci czterechsetnej
rocznicy urodzin Mikolaja Kopernika odbytej w
tymze Uniwersy tecie dnia 19. Lutego 1873 roku.
Krakow 1873.
b. Codex diplomaticus Universitatis studii generalis
Cracoviensis. Pars I. 1365 — 1440.
Cracoviae 1870. Mankowski.
4. Von Prof. Cav. Onorato Occioni , Professor an der Univer-
sität zu Rom (Ehren-Mitglied des Copernicus-Vereins) :
a. II quarto centenario di Copernico in Tliorn.
Estratto dalla Nuova Autologia di scienze , lettere ed arti
Volum. XXII. fasc. III. Marzo 1873.
Firenze 1S73.
b. I Dilettanti di Lettere nelT antica Roma. Dis-
corso letto nella solenne inaugurazione deir anno scolastico
1873 — 74 nella R. Universitä di Roma.
Roma 1873. Civelli.
197
5. Von Professor Aug. Montanari in Padua:
Nicolo Copernico ed il siio libro de monetae cu-
dendae ratione.
Padova 1873. F. Sacchetto.
6. Von Prof. Dr. F. Hipler in Braunsberg:
Die Biographen des Nicolaus Copernicus. Ein
Gedenkblatt zur vierten Säcular-Feier seines Geburtstags. Se-
parat-Abdruck aus der Alt-Preussischen Monatsschrift Band X.
Braunsberg und Leipzig 1873. E. Peter.
7. Von dem Canonicus Ign. Polkowski :
Kopernikijana czyli Materyaly do pism i zycia
Mikotaja Kopernika. Tom 1. 2.
Gniezno 1873. Lange.
S. Von Gymnasiallehrer Maximilian Curtze:
Reliquiae Copernicanae (Aus der »Zeitschrift für Ma-
thematik und Physik« Th. XIX, Hft. 1 und Hft. 5 besonders
abgedruckt). 2 Hefte.
Leipzig 1874. Teubuer.
Fünf ungedruckte Briefe des Gemma Frisius.
Nach den Originalen in der Universitätsbibliothek
zu Upsala herausgegeben. (Separat-Abdruck aus Gru-
nert-Hoppe, Archiv der Mathematik, T. LVL)
Leipzig 1874. CA. Koch.
9. Von Prof. Dr. Fasbender :
a. Die Copernicanischen Sehnen- und Dreiecks-
Berechnungen. Thorn 1872.
b. Festvortrag bei der 400jährigen Feier des Ge-
burtstages von Nie. Copernicus. Thorn 1873,
198
10. Von Professor Comm. Dr. Filippo Serafini, Rector der Uni-
versität zu Rom (Ehren-Mitglied des Coperuicus-Vereins) :
Relazione e notizie intorno alla R. Universitä di
Roma.
Roma 1873. Stabilimento Civelli.
1 1 . Von dem Ober-Bibliothekar der Biblioteca Mediceo-Laurenziana
in Florenz, Cav. A. C. Ferrucci (Ehren -Mitglied des
Copernicus-Vereins) :
a. Della Biblioteca Mediceo-Laurenziana di Firenze.
Firenze 1872. Tofani.
b. Aloysii Chrysostomi Ferrucci Civis Romani
nAPEPrON Fabularum. AugustaeTaurinorumMDCCCLXXII.
12. Von Dr. Jos. P. Thompson (Ehren-Mitglied des Copernicus-
Vereins) :
a. Humboldt Commemoration. Journal of the American
Geographica! and Statistical Society. Vol. I. No. 8.
New-York 1859. John H. Schultz & Co.
b. Palestine exploration Society No. 1. First State-
ment. Jerusalem, The Moabite Stone, The Hauran.
New-York 1871.
c. Kirche und Staat in den Vereinigten Staaten
von Amerika.
Berlin 1873. Simion.
13. Von Geh. Reg.-Rath L. von Winter, Ober-Bürgermeister von
Danzig :
Festrede, gehalten bei der Legung des Grundsteins
zu dem Denkmale Friedrich's des Grossen in Marien-
burg am Tage der westpreussischen Säcular-Feier
den 13. September 1872. Danzig 1872. Kafemann.
199
14. Von Prof. Dr. Ofterdinger in Ulm :
a. Job. Kepler: Discurs, welcher Gestalt allerhand Ulmische
Masssachen in einander zu verknüpfen und zu conserviren
sein möchten. Nach dem Original-Manuscript herausgegeben.
Ulm 1872.
b. Zum Andenken an Johannes Kepler.
Ulm 1872.
IV.
Den vorstehend auffjel'ühtien Gaben ist endlich noch ein werth-
volles Geschenk anzureihen^ tvelches bei der Wiederkehr des
Jahrestages der Copernicus- Feier der Rector der Universität
Bologna, Graf Ces. Albicini, an den Copernicns- Verein nach
Thorn hat gelangen lassen — eine Reihe von ivisse^ischaftlichen
Werken, welche von Professoren der Universität Bologna in
den letzten Jahren dem Drucke übergeben sind:
1. Von Conte Cav. Cesare Albicini, Professore ordinario di di-
ritto constituzionale ed internazionale nell' Universitä di Bologna :
a. La disputa intorno alla natura delT anima ai
tempidelPomponazzo.
Torino 1869. A. F. Negro.
b. La nazionalitä.
Bologna 1871. N. Zanichelli.
c. Francesco Guicciardini.
Bologna 1870. Fava e Garagnani.
d. Atti della provinciale accademia delle belle
arti in Ravenna dell anno 1872.
Ravenua 1873. Calderini.
200
2. Von Prof. Luigi Bombicci :
a. La teoria delle associazioni poligeniche appli-
cata allo studio ed alla classificazione dei Si-
licati minerali.
Bologna 1868. Giacomo Monti.
b. Notizie di Mineralogia Italiana. Le forme cristal-
line di quarzo Elbano. II qiiarzo aeroidro di Porretta.
La bombiccite del Valdarno. L'analcime di Castelluccio
(Porretta).
Bologna 1869. Gamberini e Parmeggiani.
c. I foscati ed arseniati del regno minerale se-
condo la teoria delle associazioni poligeniche.
Bologna 1870. Gamberini e Parmeggiani.
d. Studi sui minerali del Bolognese.
Bologna 1871. Gamberini e Parmeggiani.
e. L'emiedria strutturale ed il quarzo plagiedro
in aggruppamenti paraboloidi.
Bologna 1872. Gamberini e Parmeggioni.
f. Descrizione della mineralogia generale della
provincia in Bologna.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
g. Cor so di Mineralogia. Seconda edizione. Volume L
Bologna 1873. Fava e Garagnani.
3. Von Professor Comm. Luigi Calori :
Della stirpe che ha popolata l'antica necropoli
alla Certosa di Bologna e delle genti affini. Discorso
storico-antropologico. Con XVII Tavole.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
201
4. Von Professor Comm. Giovanni Capellini :
a. Descrizione geologica dei dintorni del golfo
della Spezia e val di Magra inferiore (con tavole
e figure intercalate) .
Bologna 1864. Gamberini e Parmeggiani.
b. Les Phyllides cretacees du Nebraska par les prof.
J. Capellini et 0. Heer.
Zürich 1866. Zürcher et Fiirrer.
c. Fossili infraliassici dei dintorni del golfo della
Spezia.
Bologna 1866 — 67. Gamberini e Parmeggiani.
d. Cenni geologici siiUe valli dell' üfita del Calore
e del Cervaro. Con tavola.
Bologna 1869. Gamberini e Parmeggiani.
e. Di Nicola Stenone e dei suoi studii geologici in
Italia. Seconda edizione.
Bologna 1870. Giuseppe Vitali.
f. Carte geologique des environs de Bologne et
-d'une partie de la vallee du Reno. Tour les mem-
bres du V® Congres international d'anthropologie et d'ar-
cheologie prehistoriques 1871.)
g. Sul Felsinoterio sirenoide halicoreforme dei
depositi litorali pliocenici dell' antico Bacino
del Mediterraneo e del Marc Nero. (Con otto
Tavole) .
Bologna 1872. Gamberini e Parmeggiani.
h. Sulla Balcnna Etrusca (Con tre tavole).
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
i. Congresso internazionale di antropologia e ar-
cheologia preis to riebe. Sesta Sessione a Bruxelles
1872. Firenze 1873. G. Pellas.
202
k. Congres international d'anthropologi e et d'ar-
chcologie prehistoriques. Compte rendii de la cin-
quieme Session ä Bologne 1871. Avec planclies et figures
intercaldes dans le texte.
Bologne 1873. Fava et Garagnani.
5. Von Professor Giosue Carducci :
Commemorazione di G. A. Noel des Vergers.
Estratto della Rivista Bolognese Anno I. Fase. II.
6. Von Professor Dr. Giacomo Cassani :
Delle principali questioni politiche-religi ose.
Volume I : Dei rapporti fra la Cliiesa e lo Stato.
Volume II : Del Primato del Pontifice e del valore giuridico
del Concilio Vaticano.
Bologna 1872. Regia Tipografia.
7. Von Professor Dr. G. V. CiACCio :
a. Intorno alla minuta fabbrica della pelle della
rana esculenta osservazioni microscopiche. La-
voro premiato dall' Accademia degli aspiranti naturalisti di
Napoli.
Palermo 1867. Francesco Lao.
b. Ueber den feineren Bau der Pacini'schen Kör-
perchen des Menschen und anderer Säugethiere
sowie der Vögel. (Von dem Verfasser besorgter Aus-
zug aus einer am 26. April 1868 der Turiner Akademie
der Wissenschaften vorgelegten Abhandlung.)
Moleschott Untersuchungen X. (No. XXXIII).
c. Beobachtungen über den inneren Bau des Glas-
körpers im Auge des Menschen und derWirbel-
thiere im Allgemeinen.
Molescbott Untersuchungen X. (No. XXXIV).
•203
d. Esj)erienze comparative intorno all' azione di
alcuni fluid! aeriformi e materie vaporabili
sopra il movimento degli sperm atozoidi appar-
tenenti ad animali diversi.
Estratto dell Archivio per la Zoologia, rAnatomia e la
Fisiologia Serie II, Vol. II. — 1870.
e. Osservazioni intorno all' intima costituzione de'
corpuscoli della linfa, de' corpuscoli bianchi del
sangue, de' purulenti, de' muscosi e de' salivari.
ibid.
f. Nuove ricerche sull' interna tessitura dei teh-
dini. Estratto dalla Serie III, Tomo II delle Memorie
deir Accademia delle Scieuze dell' Istituto.
Bologna 1872. Gamberini e Parraeggiani.
g. Sul modo come terminano i nervi della congiun-
tiva deir Occhio Umano. (Qiiaglino Annali d'Ottalmo-
logia Anno II.)
8. Von Professor Comm. G. B. Ercolani :
a. Delle glandule otricolari dell' utero e dell' or-
gano glanduläre di nuova formazione che nella
gravidanza si sviluppa neU' utero delle femmine
dei mammiferi e nella specie umana.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
b. Sul processo formativo della porzione glandu-
läre 0 materna della placenta.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
c. Delle malattie della placenta.
Bologna 1871, Gamberipi e Parmeggiana,
204
d. Sulla parte che hanno le glandole otricolari delT
utero nella formazione della porzionc materna
della placenta e nella nutrizione dei feti nell'
alvo materno.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
e. Sulla dimorfobiosi o diverso modo di vivere e
riprodursi sotto duplice forma di una stessa
specie di animali osservazioni fatte sopra alcuni
nematoelminti. Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani .
f. Carlo Ruini curiosita sto riebe e bibliograficbe
intorno alla scoperta della circolazione del
sangue. Bologna 1873. Nicola Zanichelli.
9. Von Professor Cav. Gaetano Pelliccioni (Ehren-Mitglied des
Copernicus-Vereins) :
a. Commentariis doctorum virorum in Sophoclis
Oedipum Regem epimetron.
Bologna 1867. Mareggiani.
b. Sulla interpretazione di un passo di Tucidide.
Estratto dalla Rivista Bolognese Anno III, Fase. I.
10. Von Professor Giuseppe Regaldi:
Poesie scelte. Con prefazione di Eugenio Camerini.
Firenze 1874. Successori le Monnier.
11. Von Professor Cav. Francesco Rocchi:
a. Delle lodi del Canonico Luigi Nardi, s. a. et 1.
b. Di una iscrizione in onore di Geta Cesare sco-
perta in Ancona. 1864 s. 1.
c. Di un frammento d'iscrizione Forlivese restituta
agli Imperatori Caracalla e Geta. s. 1. et a.
205
d. Di un raoniimento Bolognese in onore di Antonio
Pio e della Augusta sua famiglia. Estr. dagli Atti
e Memorie della R. Deputazione di Storia Patria per le
provincie di Romagna. Anno settimo.
e. Elogio del Conte Giulio Perticari.
Bologna 1857. Aucora.
f. Come le lettere e le arti belle per toccare la loro
eccelenza debbono rispondere alla condizione e
air indole de' tempi e delle nazioni.
Ravenna 1862. Angeletti.
g. Iscrizioni latine per monumenti eretti dalla Acca-
demia delle scienze delF istituto di Bologna.
Bologna 1863. Gamberini e Parmeggiani.
h. Deir antichissima origine della cittä di Bologna.
Bologna 1865. Fava e Garagnani.
i. Del capo d'anno e delle strenne.
Bologna 1868. Monti.
12. Von Professor Cesare Taruffi:
a. Due casi di neuroma cirsoideo, operati dal Prof.
RizzoLi, descritti dal Dott. Barbieri ed illustrati dal Prof.
Tarüffi.
Bologna 1870. Gamberini e Parmeggiani.
b. Due casi di neuroma cerebrale.
Bologna 1871. Gamberini e Parmeggiani.
c. La Rachite.
Bologna 1872. Fava e Garagnani.
d. Sulla struttura delle capsule soprarenali. Dal
Bulletino delle Scienze Mediche di Bologna 1866, Vol. 2,
pag. 404.
Bologna 1873. Gamberini e Parmeggiani.
206
e. Delle ernie congenite del capo.
Bologna 1873. Fava e Garagnani.
13. Von Prof. S. Trinchese:
a. Memoria suUa terminazione periferica dei nervi
motori nella serie degli animali. Con quattro tavole.
Estratto dalla Liguria Medica.
Genova 1866.
b. Memoria sulla struttura del sistema nervoso dei
cefalopodi. Ilhistrata da sei tavole.
Firenze 1868.
14. Von Professor Cav. Camillo Versari :
Sei discorsi consecrati alla vita, alle opere, allo
eloglo, alle onoranze, alla sapienza filologica, filosofica e medica
di Giambbatista Morgagni.
Bologna 1872. Monti.
Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.
QB Die Vierte Sacularfeier der
36 Geburt von Nicolaus Copernicus
C8V5
187^
P»cASct\
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