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Full text of "Die Vierte Säcularfeier der Geburt von Nicolaus Copernicus, Thorn, 18. und 19. Februar 1873. [Hrsg. von dem Copernicus-Verein Für Wissenschaft und Kunst zu Thorn]"

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The  University  of  Toronto 


DIE 


COPERNICUS-FEIER 


zu 


THOKN  18.  UND  19.  FEBEUAE  1873. 


C-cl^&rnrcus,  h/i'ca/aos 


DIE 

VIERTE  8ÄCULARFEIER 

DER  GEBURT  VON 


NICOLAÜS  COPERNICÜS 


THORN  18.  UND  19.  FEBRUAR  1873. 


THORN  1874. 

IN  COMVTISSION    DKK  WEIDMANNSCHEN  BUCHHANDLUNG 
ZU  BERLIN. 


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9  hreupflicht  war  es  für   die  Geburts-Stadt  von  Coperni- 


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GUS,    die    Wiederkehr    des    Säculartages    der    Geburt    ihres 


I  grossen  Sohnes  festlich  zu  begehen.  Die  ursprünglichen 
Zurüstungen  galten  jedoch  nur  einer  Feier,  welche  sich 
bescheiden  einfügen  sollte  in  die  Reihe  der  Festlichkeiten, 
mit  denen  Universitäten  und  Akademieen  die  Säcular-Erinnerung 
an  den  Begründer  unserer  heutigen  Weltanschauung  feiern  wür- 
den. Allein  wider  Erwarten  war  beschränkter  das  Wettiingen  in 
den  Aeusserungen  des  Dankes ,  welcher  der  Geistesthat  des 
Copeiiiicus  durch  Veranstaltung  von  besondern  Säcularfeiern  ge- 
zollt wurde:  so  ward  durch  die  Gunst  der  Umstände  Thorn 
Mittelpunkt  der  4.  Säcularfeier  der  Geburt  von  Copernicus. 

Die  Vorbereitungen  für  die  Thorner  Copernicus-Feier  gingen 
von  einem  Vereine  aus,  welcher,  an  dem  Enthüllungstage  des 
Copernicus-Denkmals  in  Thorn  1 853  gegründet,  sich  die  Aufgabe 
gestellt  hat,  das  Andenken  des  grossen  Mannes  in  seiner  Geburts- 
Stadt  durch  Förderung  wissenschaftlicher  und  künstlerischer  Be- 
strebungen unter  dem  nachlebenden  Geschlechte  lebendig  zu  er- 
halten . 


Dieser  »Cop  enncus-Vereiii  für  Wissenschaft  und 
Kunst«  hatte  bereits  im  Jahre  1869  eine  vorberathende  Com- 
mission  eingesetzt,  auf  deren  Vorschlag  der  Beschluss  gefasst  wurde 
als  angemessenste  Grundlage  für  die  Säcularfeier  das  Denkmal  zu 
erneuen,  welches  Copernicus  sich  selbst  in  seinem  unsterblichen 
Werke  »de  revolutionibus  orbium  coelestium«  gesetzt  hat. 

Durch  die  Munificenz  Seiner  Majestät  des  Deutschen  Kai- 
sers und  die  fördernde  Unterstützung  des  Reichskanzlers,  Fürsten 
VON  BiSMARCK,  Wie  dcs  Preussischen  Cultusministers  Dr.  Falk,. 
ist  es  dem  Vereine  ermöglicht  worden  einen  diplomatisch  berich- 
tigten Abdruck  des  Copernicanischen  Werkes  in  würdiger  Form 
erscheinen  zu  lassen*). 

Für  die  Festlichkeiten  der  Säculartage  selbst  hatte  sich  die 
Commission  des  Copernicus -Vereins  durch  Cooptation  verstärkt. 
Das  Festcomite  bildeten: 


*)  Durch  den  Deutschen  Eeichskanzler  Fürsten  von  Bismarck  hatte  der 
Coperaicus-Verein  die  Erlaubniss  erhalten,  die  Original-Handschrift  des  Werkes 
de  revolutionibus  orbium  caelestium  zu  benutzen,  deren  Aufbewahrungs-Ort 
seit  zwei  Decennien  der  gelehrten  Welt  wieder  bekannt  geworden  war.  Die 
Vergleichung  mit  der  editio  princeps  erfolgte  durch  den  vom  Vereine  nach 
Prag  entsandten  Gymnasiallehrer  M.  Curtze.  Für  die  Vergleichung  der 
editio  princeps  mit  den  drei  nachfolgenden  Ausgaben  war  eine  besondere 
Commission  gebildet,  bestehend  aus  den  Gymnasial -Lehrern  Dr.  Brohm, 
Oberlehrer  Böthke,  Herford  und  Professor  Dr.  Hirsch.  Den  so  gewon- 
nenen kritischen.  Apparat  sichtete  Gymnasial-Lehrcr  Curtze  in  Gemeinschaft 
mit  Oberlehrer  Böthke,  und  ebenso  haben  beide  unter  fernerer  Zuziehung 
des  Gymnasial-Lehrers  Dr.  Brohm  den  Druck  des  Werkes  überwacht. 

Die  Säcular- Ausgabe ,  welche  im  Januar  1873  die  Presse  verliess,  und 
deren  Widmung  Seine  Majestät  Kaiser  Wilhelm  Allerhöchst  anzunehmen 
geruht  haben,  führt  den  Titel : 

Nicolai  CoperniciThorunensis  orbium  caelestium  libri  VI  ex  auctoris 
autographo  recudi  curavit  societas  Copernicana  Thorunensis.  Accedit 
Georgii  Joachimi  Khetici  de  libris  revolutionuni  narratio  prima.  Tho- 
runi sumptibus  societatis  Copernicanae  MDCCCLXXHI. 


Bürgenueiöter  Bänke  ;  Oberbürgermeister  Bollmann;  Oberlehrer 
BöTHKE  ;  G3'mnasial-Lelirer  Dr.  Brohm  ;  Gymnasial-Lehrer  Curtze  ; 
Kgl.  Kreisgerichts-Director  Ebmeier;  Kaufmann  Gie^dzynski,  Stadt- 
verordneter ;  Kgl.  Bankdirector  Gnade  ;  Stadtrath  und  Syndicus 
Hagemann  ;  Stadtbaurath  Herrmann  ;  Professor  Dr.  Hirsch  ;  Kauf- 
mann Gerson  Hirschfeld  ;  Kgl.  Landrath  Hoppe  ;  Rittergutsbesitzer 
vonKries,  Kreisdeputirter ;  Justizrath  Kroll,  Stadtverordneten-Vor- 
steher ;  Stadtrath  Lambeck,  Mitglied  des  Herrenhauses  ;  Kgl.  Staats- 
anwalt VON  Lossow ;  Justizrath  Dr.  Meyer  ,  Mitglied  des  Reichs- 
tages; Dr.  A.  Prowe,  Director  der  höhern  Töchterschule;  Professor 
Dr.  L.  Prowe,  Stadtverordneter;  Oberst  von  Reichenbach,  Fe- 
stungs-Commandant ;  Kgl.  Bauinspector  Siecke;  Stadrath  G.  Weese, 
Mitglied  des  Abgeordnetenhauses;  Fabrikant  Wendisch,  Stadtrath; 
Rittergutsbesitzer  von  Wolff,  Kreisdeputirter. 

Das  Fest-Programm  wurde  gegen  Ende  des  Jahres  1872  end- 
gültig festgestellt,  den  officiellen  Einladungen  beigegeben  und  Mitte 
Januar  1873  durch  die  Presse  veröffentlicht. 

Besondere  Einladungen  wurden  zunächst  denjenigen  Hoch- 
schulen zugeschickt,  welche  einst  die  Bildungsstätten  von  Coper- 
nicus  gewesen  waren,  der  Universität  Cracau,  wie  den  Italienischen 
Universitäten  Rom,  Bologna  und  Padua. 

Eine  weitere  Ausdehnung  konnte  den  besondern  Einladungen 
für  das  Ausland  nicht  gegeben  werden.  Bei  unbedingter  Anerken- 
nung des  Grundsatzes,  dass  für  die  Gedenkfeier  eines  Mannes, 
welcher  der  Welt  angehört,  die  Schranken  der  Nationalität  nicht 
eingehalten  werden  dürften,  war  jene  Beschränkung  geboten;  eine 
Auswahl  hätte  nothwendig  viele  Unzuträglichkeiten  zur  Folge  gehabt. 

In  Betreff  Deutschlands  führten  ähnliche  Erwägungen  zu  dem 
entgegengesetzten  Beschlüsse:  die  Universitäten  und  Sternwarten 
8 ä mm t lieh  einzuladen.  Ausserdem  wurden  neben  einigen  ge- 
lehrten Vereinen,  welche  eine  besondere  Beziehung  zur  Feier  hatten, 


die  Gönner  und  Freunde  des  Vereins  eingeladen,  endlich  eine  Reihe 
von  Männern,  deren  staatliche  Stellung  zur  Einladung  verpflichtete. 

Vielfach  gelangten  an  den  Verein  ermuthigende  Zusprachen, 
als  es  feststand,  dass  in  Thorn  die  Hauptfeier  der  Säcular-Erin- 
nerung  an  Copernicus  stattfinden  werde.  Vornämlich  galt  es  als 
günstige  Vorbedeutung  und  war  freudig  begeisternd  für  den  Ver- 
lauf der  Feier,  dass  unter  den  zustimmenden  Kundgebungen  zu- 
nächst die  freundlichsten  Zusagen  zur  Beschickung  des  Festes  aus 
Italien  eintrafen,  von  wo  dem  Vereine  auch  das  erste  Glückauf 
zum  Feste  gekommen  war*). 

Die  Universität  Rom  Hess  bereits  unter  dem  1.  Februar  eine 
Zuschrift  an  den  Verein  gelangen ;  einige  Tage  später  erfolgte  die 
Anzeige  von  der  Wahl  des  Deputirten,  welche  einstimmig  auf  den 
Professor  der  Lateinischen  Sprache  und  Literatur  Onorato  Occioni 
gefallen  war**). 


*)  Bereits  im  Juni  1872  hatte  sich  der  designirte  Rector  der  Römischen 
Universität  Prof.  Filippo  Serafini  mit  dem  Copernicus- Verein  in  Verbindung 
gesetzt  und  unsern  Zurüstungen  zur  Feier  seine  beifällige  Zustimmung  zu  er- 
kennen gegeben,  indem  derselbe  zugleich  Mittheilungen  über  die  von  der 
Universität  Rom  projectirte  Säcular-Feier  des  Geburtstages  von  Copernicus 
beifügte. 

**)  Die  beiden  aus  Rom  an  den  Copernicus- Verein  vor  dem  Feste  ge- 
langten Zuschriften  lauten: 

I.     Societati  Copernicanae  Thorunensi 
Romani  Archigymnasii  Rector 
s.  p.  d. 
Jucundissimae  redditae  sunt  litterae  Vestrae ,   quibus  Vos,   doctis- 
simi  Viri,  Romanum  Atlienaeum  ad  solcmnia  Coperuici  saecularia  per- 
humaniter  vocastis. 

Spero  equidem  fore  ut  ex  doctoribus  nostris  die  19.  Februarii  ali- 
quis  adsit ,  qui  apud  Vos  praesens  testatur,  Summi  Viri  nostram  haud 
defecisse  memoriam,  quae  et  in  hoc  Archigymnasio,  tanti  doctoris  no- 
mine olim  insigni,  titulo  eadem  die  consecrabitur. 

Restat,  ut  de  legato  deligendo  in  Academico  Senatu  agatur,  qua  de 
re  Vos  paucos  intra  dies  certiores  faciam. 


9 


Der  Delegirte  der  Römischen  Universität  war  zugleich  mit  der 
Vertretung  der  Universität  Padua  betraut. 

Die  Universität  Bologna  zeigte  in  einer  Zuschrift  vom  12.  Fe- 
bruar dem  Vereine  an.  dass  sie  den  Decan  der  philosophischen 
Facultät  Prof.  Gaetano  Pelliccioni  zum  Feste  deputirt  habe*). 

In  gleicher  Weise,  wie  die  beifälligen  Zuschriften  aus  Italien, 
wirkte  ermuthigend  auf  die  Festes- Stimmung,  dass  unter  den  deut- 
schen Universitäten  diejenige,  welche  in  dem  letzten  Jahrzehnt  die 
Führung  genommen,  sich  freudig  bereit  erklärte,  einen  Vertreter 
zur  Copernicusfeier  nach  Thorn  zu  entsenden.  Nachdem  eine  zu- 
stimmende Erklärung  der  Universität  Leipzig  bereits  am  25.  Ja- 


Nunc  vero  non  potui   quin   sine  mora  maximas  Vobis  gratias  tum 
meo  tum  Athenaei  nomine  referrem. 
Romae  Kai.  Febr.  1873. 

Philippus  Seratini 
Rector. 
II.    Societati  Copernicanae  Thorunensi 
Romani  Athenaei  Rector 
s.  p.  d. 
Invitationem  Vestram  Academicus  Senatus   libentissime  accepit  et 
doctorem  Honoratum  Occionium  uno  animo  legatum   elegit.     De 
quo  Vos  Praeclarissinn  Viri  quemadmodum  nudius  quartus  persciipsi, 
notiores  facere  gaudeo. 

Romae  die  6.  Februarii  1873. 

Prof.  Dr.  Serafini 
Rector. 

*)    Rector  Universitatis 
literarura  et  artium  Bononiensis 
S.  D.  P. 
Procuratoribus  Societatis  Copernicana(!  'J'horunensis. 
Eques  Gaietanus  Pelliccionius  Vir  Clarissinius,    huius    Academiae 
nomine  atque  auctoritate,  Icgatus  Tliorunum  veniet  sollemnibus  saecu- 
laribus,   quae  in   honorem  Nicolai  Copernici  a  Vobis  celebrantur,   ad- 
futurus.     Eum  Vobis  de  meliore  nota  commcndo. 

8cribebam  Bononiae  pridie  Idas  Fcbruarias  MDCCCLXXIII. 

Rector  Universitatis 

litterarum  et  artium  Bononiensis 

Comes  Caesar  Albicini. 


10 


niiar  eingetroffen  war,  zeigte  in  einem  officiellen  Schreiben  d.  d. 
8.  Februar  der  derzeitige  Rector  Dr.  H.  Brockhaus  dem  Vereine 
an,  »dass  der  academische  Senat  einstimmig  die  Absendung 
»eines  Deputirten  beschlossen  habe,  und  dass  ebenso  einstimmig 
»Prof.  Dr.  Bruhns  zum  Abgeordneten  gewählt  sei.« 

Gleichzeitig  mit  der  Benachrichtigung  Seitens  der  Universität 
Leipzig  traf  auch  von  dem  academischen  Senate  zu  Königsberg 
die  Anzeige  ein,  dass  derselbe  die  Absendung  eines  Deputirten 
beschlossen  habe,  und  in  einem  zweiten  Schreiben  d.  d.  1.  Februar 
erfolgte  die  Mittheilung,  dass  zur  Vertretung  der  Universität  der 
zeitige  Prorector  Prof.  Dr.  Caspary  gewählt  sei  und  die  auf  ihn 
gefallene  Wahl  angenommen  habe. 

Ausser  Königsberg  erwiesen  unter  den  Preussischen  Hoch- 
schulen dem  Vereine  die  Ehre,  das  Fest  durch  einen  Deputirten 
zu  beschicken:  die  Universitäten  zu  Halle  und  Breslau.  Die 
officiellen  Anzeigen  von  der  Entsendung  eines  Delegirten  wurden 
von  dem  academischen  Senate  der  Universitäten  Halle  und  Breslau 
Anfang  Februar  nach  Thorn  eingesandt. 


Dienstag  18.  Februar. 

JJer  dem  Säcular-Tage  vorhergehende  18.  Februar  war  zu 
einer  in  beschränkteren  Grenzen  gehaltenen  Vorfeier  bestimmt. 
Allein  die  gehobene  Stimmung  der  Festgenossen  und  die  in  dan- 
kenswerthester  Weise  entgegenkommende  Theilnahme  der  ge- 
sammten  Bevölkerung  Thorns  gestaltete  bereits  den  18.  Februar 
zu  einem  selbstständigen  Festtage. 

Die  beiden  aus  Italien  angemeldeten  Ehrengäste,  die  Profes- 
soren OcciONi  und  Pelliccioni,  waren  bereits  am  Abende  des 
17.  Februar  hierselbst  eingetroffen.  Der  Morgenzug  des  18.  Fe- 
bruar führte  die  Vertreter  der  Deutschen  Universitäten  nach  Thorn 
und  mit  dem  Mittagszuge  erschienen  die  übrigen  Ehrengäste  und 
auswärtigen  Festgenossen. 

Eine  Abtheilung  des  Fest-Comite  hatte  die  Ehrengäste  auf 
dem  Bahnhofe  empfangen  und  in  den  für  sie  bereit  gehaltenen 
Equipagen  nach  ihren  Wohnungen  zur  Stadt  geleitet  *) ,  in  welcher 
viele  Häuser  bereits  ihren  Festschmuck  angelegt  hatten. 


*)  In  den  für  die  Ehrengäste  beschafften  Wohnungen  fanden  dieselben 
als  Gastgeschenk  vor:  die  Säcular-Ausgahe  des  Werkes  de  revoliitionibus 
orbium  coelestiura  und  die  von  Dr.  L.  Prowe  als  Festgabe  herausgegebenen 
kleinen  Schriften  von  Copernicus. 


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Der  Vormittag  des  18  Februar  wurde  dazu  benutzt,  die 
Ehrengäste  untereinander  und  mit  den  hiesigen  Festgenossen  be- 
kannt zu  machen ;  gleichem  Zwecke  diente  ein  gemeinschaftliches 
Mittagessen  (im  Saale  des  Hotel  de  Sanssouci),  zu  welchem  auch 
die  Berichterstatter  der  Presse  eingeladen  waren*).  — 

Die  förmliche  Eröffnung  des  Festes  erfolgte  Nachmittags  im 
Kathhause  (im  Saale  des  Kgl.  Kreisgerichts),  woselbst  sich  das 
Fest-Comite,  die  städtischen  Behörden  und  die  Mitglieder  des 
Copernicus- Vereins  versammelt  hatten.  Um  5  Uhr  wurden  die 
auswärtigen  Festgäste  in  den  Saal  geleitet. 

Als  Ehrengäste  waren  erschienen: 

Se.  Exe.  der  Regierungs-Präsident  Graf  Botho  Heinrich  zu  Eulek- 
BURG,   Ober-Burggraf  von  Marienburg. 

Onorato  Occioni,  Professor  der  lateinischen  Literatur  an  der  Uni- 
versität zu  Rom,  Vertreter  der  Universitäten  Rom  und  Padua. 

Gaütano  Pelliccioni,  Professor  der  griechischen  Literatur  an  der 
Universität  Bologna  und  Dekan  der  philosophischen  Fakultät 
daselbst,  Delegirter  der  Universität  Bologna. 

Dr.  Bruhns,  Professor  der  Astronomie  und  Director  der  Sternwarte 
zu  Leipzig,  Delegirter  der  Universität  Leipzig. 

Dr.  Caspary,  Professor  der  Naturwissenschaften  und  zeitiger  Pro- 
rector  der  durch  ihn  vertretenen  Universität  Königsberg,  z  u- 


*)  Eigene  Correspondenten  hatten  hierorts  sich  gewonnen  die  Wiener 
Zeitungen  »Presse«  und  die  »Neue  freie  Presse«,  die  »National-«, 
»Spenersche«  und  »V  o  s  s  i  s  c  h  e  Z  e  i  t  u  n  g«.  Für  mehrere  andere  Berliner 
Zeitungen  war  ein  gemeinschaftlich  bestellter  Reporter  erschienen.  Besondere 
Berichterstatter  hatten  endlich  entsendet  die  »Danziger«,  »Posen er«  und 
»Brom  b  erger  Zeitung«.  Die  »Schlesi  sehe  Zeitung«  hatte  einender 
Ehrengäste  für  die  Berichterstattung  gewonnen.  Ein  anderer  Ehrengast  hat 
in  der  zu  Leipzig  erscheinenden  Zeitschrift  »Aus  allen  Welttheilen«  einen 
eingehenderen  Bericht  über  das  Fest  erstattet.  —  Von  ausländischen  Zeitungen 
brachte  die  »Opinione«  Original-Artikel  über  die  Copernicus-Feier ;  einen 
ausführlicheren  Bericht  veröffentlichte  sodann  Occioni  in  der  »Nuova  An- 
tologia«. 


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gleich  Abgeordneter  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft 
daselbst. 

Geheimer  Regiernngs-Rath  Dr.  Knoblauch,  Professor  der  Pliysik 
und  Vertreter  der  Universität  Halle. 

Dr.  Galle,  Professor  der  Astronomie  und  Director  der  Sternwarte 
zu  Breslau,  Delegirler  der  Universität  Breslau,  zugleich  Ver- 
treter der  Schlesischeu  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  und 
des  wissenschaftlichen  Vereins  der  Stadt  Reichenbach. 

Dr.  Caro,  Prof.   hon.  an  der  Universität  Breslau. 

Dr.  theol.  et  juris  Joseph  P.  Thompson,  auswärtiger  Secretär  der 
geographischen  Gesellschaft  zu  New-York. 

Dr.  CosACK,  Stadt-Schulrath  zu  Danzig,  Delegirter  der  Stadt  Dan- 
zig  und  Vertreter  der  drei  höhern  Lehranstalten  Danzigs  (des 
Gymnasiums  und  der  Realschulen  erster  Ordnung  zu  St.  Johann 
und  der  Petrischule) . 

Prof.  Dr.  Bail,  Director  (und  Vertreter)  der  naturforschenden  Ge- 
sellschaft zu  Danzig. 

Oberlehrer  Dr.  Schultz,  Vertreter  des  Gymnasiums  zu  Culm. 

Ober-Staatsanwalt  Bartels  aus  Marienwerder. 

Zur  feierlichen  Begrüssung  der  Ehrengäste  ergriff  im  Namen 
der  Stadt  Thom  und  des  Fest-Comite  zunächst  Ober-Bürgermeister 
BoLLMANN  das  Wort: 

Hochgeehrte  Anwesende! 
Insbesonders  Hochzuverehrende  Ehrengäste! 

Wenn  mir  als  Vertreter  der  hiesigen  Stadt  die  grosse  Ehre 
zu  Theil  geworden,  beim  Beginn  des  bevorstehenden  Festes  zuerst 
das  Wort  zu  ergreifen,  so  ist  dies  nicht  als  eine  blosse  Zufällig- 
keit unseres  Festprogramms  anzusehen,  sondern  es  knüpft  sich 
daran  die  Bedeutung  der  ganzen  Feier  als  einer  solchen,  welche 
die  Einwohner  der  Stadt  Thorn  zum  Gedächtniss  ihres  grössten 
Mitbürgers,    ihres   unsterblichen   Sohnes  Nicolaus  Copernicus  be- 


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reitet  haben.  —  Naineiis  dieser  Stadt  und  des  für  die  Feier  ein- 
gesetzten Festcomitö  heisse  ich  Sie,  Hochgeehrte  Herren  Ehren- 
gäste, deshalb  herzlich  willkommen  in  unserer  Mitte  und  spreche 
Ihnen  zugleich ,  sowie  allen  verehrlichen  Corporationen ,  deren 
Vertreter  ich  hier  zu  sehen  mich  freue,  den  tiefgefühltesten  Dank 
für  die  freundliche  Bereitwilligkeit  aus,  mit  welcher  Sie  von  nahe 
und  aus  weiter  Ferne  unsrer  Einladung  gefolgt  sind,  um  mit 
uns  den  Namen  jenes  grossen  Mannes  zu  verherrlichen ,  den  wir 
mit  gerechtem  Stolze  und  heiliger  Ehrfurcht  den  Unsrigen  nennen. 
Wir  stehen  heute  am  Vorabend  des  Tages,  an  welchem  vor 
400  Jahren  der  jetzt  überall  gefeierte  Copernicus  in  unsern 
Mauern  das  Licht  der  Welt  erblickte,  von  wo  aus  er  durch  Gottes 
Gnade  berufen  war,  kraft  seines  unermüdlich  forschenden  Geistes 
Licht  und  Wahrheit  über  die  bis  dahin  kaum  geahnte  schöpfe- 
rische Ordnung  der  Welt  zu  verbreiten.  Es  kann  nicht  meine 
Aufgabe  sein,  Ihnen  eine  Schilderung  des  Lebens  dieses  grossen 
Welt- Reformators  und  seines  Schaffens  im  weiten  Gebiete  der 
Wissenschaften  vorzuführen ;  dies  soll  vielmehr  einer  beredteren 
Zunge  für  den  Haupt-Festtag  und  der  heutigen  dramatischen  Fest- 
Aufführung  vorbehalten  bleiben.  Nur  auf  das  Eine  will  ich  bei 
dieser  sich  mir  darbietenden  Gelegenheit  hindeuten:  Die  Stadt 
Thorn,  als  Geburtsstätte  des  Copernicus  hält  es  für  ihre  heilige 
Verpflichtung,  nicht  nur  das  Gedächtniss  an  ihren  grössten  Sohn 
durch  äussere  Zeichen  ewig  wach  zu  halten,  sondern  den  Geist 
des  freien  wissenschaftlichen  Fortschritts  nnd  Strebens,  welcher 
sich  in  Copernicus  vor  Jahrhunderten  so  gewaltig  verkörpert  hat, 
für  alle  Zeiten  zu  pflegen  und  zu  fördern,  damit  die  spätesten 
Geschlechter  noch  davon  Zeugniss  ablegen,  dass  sie  des  unver- 
gänglichen Ruhmes,    Copernicus  den  Ihrigen  nennen  zu   können. 


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in  '  Wahrheit  würdig  sind.  Bürgschaft  hierfür  gewährt  der  seit 
Jahren  hier  bestehende  Verein  für  Kunst  und  Wissenschaft,  wel- 
cher den  Namen  des  Copernicus  trägt  und  das  ihm  zu  Ehren 
veranstaltete  Fest  durch  eine  neue  nach  der  Original-Handschrift 
verbesserte  Pracht-Ausgabe  seines  grossen  Werkes  »de  revolutio- 
nibus  orbium  coelestium«  verherrlicht  hat. 

Möge  der  morgen  wiederkehrende  400jährige  Geburtstag  uns 
und  Allen,  die  ihn  mit  uns  feiern,  eine  ernste  Mahnung  sein, 
dieses  geistige  Streben  niemals  erkalten  zu  lassen;  möge  das 
Licht  des  Geistes,  mit  welchem  unser  gefeierter  Denker  und  For- 
scher die  ganze  Welt  so  hell  erleuchtet  hat,  immer  mehr  in  unsere 
Seele  eindringen  und  uns  die  Wege  bahnen  zur  besseren  Erkennt- 
niss  unseres  himmlischen  Schöpfers  und  seiner  unendlichen  Werke. 
—  dann  werden  wir  die  bevorstehende  Feier  gewiss  jenes  un- 
sterblichen Namens  würdig  begehen ! 

Mit  diesem  Wunsche  begrüsse  ich  Sie,  Hochgeehrte  Herren, 
nochmals  als  unsere  willkommenen  Ehrengäste  und  knüpfe  daran 
die  Bitte,  dass  die  von  uns  bereiteten  bescheidenen  Festlichkeiten 
bei  Ihnen  eine  milde  Beurtheilung  finden  und  dazu  beitragen 
möchten,  der  Geburtsstätte  des  gefeierten  Copernicus,  der  alten 
ehrwürdigen  Stadt  Thorn,  auch  für  die  Zukunft  in  Ihren  Kreisen 
ein  freundliches  Andenken  zu  sichern.  — 

Die  erste  Erwiderung  dieser  Ansprache  geschah  durch  den 
Vertreter  der  Universität  Leipzig  Prof.  Dr.  Buuhns,  Vorstands- 
Mitglied  der  Astronomischen  Gesellschaft: 

Am  Vorabend  des  Tages,  an  welchem  in  dieser  Stadt  vor 
400  Jahren  Copernicus  geboren  wurde,  beglückwünsche  ich  als 
Vertreter  der  Universität  Leipzig,  sowie  als  Vorstands-Mitglied  der 


16 


Astronomischen  Gesellschaft  die  Stadt  Thoru,  die  das  grosse 
Glück  gehabt  bat,  die  Wiege  des  Mannes  zu  beherbergen,  wel- 
cher der  Schöpfer  und  Vater  der  gegenwärtigen  Astronomie  ist. 

Die  Astronomische  Gesellschaft,  welche,  vor  fast  zehn  Jahren 
gegründet,  dahin  strebt,  die  Astronomie  nach  allen  Seiten  zu  för- 
dern, baut  diese  Förderung  auf  den  Lehren  eines  Copernicus, 
Kepler  und  Newton,  und  es  gereicht  unserer  Nation  zur  grossen 
Ehre,  dass  alle  drei  Männer  ihr  gewissermassen  angehören.  Denn 
während  Copernicus  an  den  Ostmarken  des  Deutschen  Reiches 
das  Licht  der  Welt  erblickte,  wurde  der  zweite  Reformator,  Kep- 
ler, im  Südwesten  Deutschlands  geboren,  und  der  grosse  Brite 
Newton  gehört  dem  Lande  an,  dessen  Einwohner  von  Deutschen 
Völkerschaften  abstammen.  Die  Stadt  Thorn  kann  stolz  darauf 
sein,  die  Geburts-Stadt  eines  Copernicus  genannt  zu  werden  und 
sie  hat  den  Vorzug,  dass  ihr  diese  Thatsache  nicht  streitig  ge- 
macht werden  kann,  wie  bei  den  Geburtsorten  anderer  Heroen 
der  Wissenschaft ;  und  wenn  auch  die  Stadt  Thorn  noch  das 
Glück  hat,  als  Geburtsstadt  anderer  Naturforscher  zu  gelten,  so 
überstrahlt  doch  Alle  der  Name  Copernicus.  Als  Astronom  freue 
ich  mich  ganz  besonders,  der  würdigen  Feier  des  Jubeltages  bei- 
wohnen zu  können.  Das  literarische  Denkmal,  welches  Ihr  Fest- 
coniite  zu  dem  Jubeltage  herausgegeben  hat,  das  grosse  Werk 
des  Copernicus  in  seiner  möglichst  ursprünglichen  Form,  veran- 
lasst vor  Allem  die  Astronomen  noch  zum  Danke  gegen  die  Vater- 
stadt des  unsterblichen  Mannes  und  wird  das  Andenken  an  die 
Jubelfeier  auf  die  späte  Nachwelt  übertragen. 

Hierauf  sprach  im  Namen  der  anwesenden  Universitäts- Ver- 
treter der  Prorector  der  Universität  Königsberg  Prof.  Dr.  Caspary  : 


17 


Als  Vertreter  der  Universität  Königsberg  und  zugleich  im 
Namen  und  Auftrage  der  hier  versammelten  Vertreter  anderer 
Hochschulen  sage  ich  dem  Herrn  Bürgermeister  und  dem  Festaus- 
schusse für  den  uns  zu  Theil  gewordenen  höchst  freundlichen 
Empfang  besten  Dank.  Der  Herr  Ober-Bürgermeister  hat  klar 
und  richtig  die  wesentliche  Bedeutung  des  Festes,  das  wir  hier 
begehen,  hervorgehoben.  Copernicus  ist  nicht  blos  ein  Refor- 
mator der  Astronomie,  sondern,  indem  er  mit  seinem  System  die 
richtige  Auffassung  der  Bewegung  der  Himmelskörper  an  Stelle 
der  falschen,  von  der  Kirche  gelehrten,  setzte ,  zugleich  ein  Be- 
freier von  den  Fesseln  kirchlicher  Orthodoxie  und  ein  Vertreter 
freier  Forschung.  Möge  die  Weihe,  welche  uns  dies  Fest  ver- 
leiht, darin  bestehen,  dass  jeder  von  uns  an  seinem  Theil  und  in 
seinen  Verhältnissen  nach  Erkenntniss  der  Wahrheit  mit  Treue 
und  Gewissenhaftigkeit  trachte  und  die  erkannte  mit  Muth  und 
Demuth  zur  Geltung  bringe! 

Die  Empfangsfeierlichkeit  schloss  mit  einer  Ansprache  des 
Vorsitzenden  der  Stadtverordneten- Versammlung,  Justizrath  Kroll, 
welcher  im  Namen  der  Thorner  Bürgerschaft  den  auswärtigen 
Gästen  für  ihr  Erscheinen  dankte. 

Nach  Beendigung  der  Empfangs-Feierlichkeit  begaben  sich 
die  Anwesenden  —  die  Ehrengäste  von  dem  Fest-Comitö  geleitet 
—  aus  dem  Rathhause  in  das  festlich  geschmückte  Stadt-Theater, 
woselbst  die  Fest- Versammlung  schon  ihres  Erscheinens  harrte  *) . 


*)  Bei  der  Beschränktheit  des  Stadttheaters  konnte  den  Gesuchen  um 
Theilnahrae  an  der  Fest-Aufführung  nur  in  beschränkter  Weise  stattgegeben 
werden.  Das  Fest-Comite  liatte  sich  deshalb  veranlasst  gesehen,  bereits  die 
General-Probe   des  Festspiels   dem  Publikum,  zugänglich   zu  machen.     Der 

2 


18 


Sobald  die  Eingetretenen  ihre  Plätze  eingenommen  hatten,  begann 
die  zur  Einleitung  der  Fest-Aufführung  gewählte  Egmont-Ouver- 
ture  von  Beethoven.  Das  Orchester,  von  Prof.  Dr.  Hirsch  diri- 
girt,  war  durch  Dilettanten  besetzt. 

Das  Festspiel,  gedichtet  von  Director  Dr.  A.  Prowe  gab  ein 
dramatisches  Gemälde  in  5  Akten ,  »Bilder  aus  dem  Leben 
von  C  o  p  e  r  n  i  c  u  s « .  Der  Regie  hatte  sich  der  Reichstags- Ab- 
geordnete Dr.  Meyer  (Vorsitzender  des  Copernicus-Vereins  in  den 
Jahren  1 800 — 64  und  1 869;  unterzogen.  Die  Prologe,  welche  den 
einzelnen  Akten  voraufgingen,  sprach  dessen  Gattin.  Die 
Rollen  waren  von  Mitgliedern  des  Vereins  und  einigen  andern 
Bewohnern  Thorns  übernommen*).  Der  Dichter  selbst  spielte 
den  Hauptträger  des  Stückes,  N  i c o  1  a u  s  C  o  p  e  r  n  i  c u  s.  Die  übri- 
gen Rollen  waren  folgendermassen  besetzt: 

Lucas  Watzelrode,  Grossvater  von  Coperniciis  —  Conrector  Ott- 
mann ;  Niklas  Koppernigk,  Vater  von  0.,  —  Stadtrath  Hagemann  ; 
Barbara  Koppernigk,  Mutter  von  C,  —  Fräulein  Lindau  ;  Lucas 
Watzelrode,  Bischof  von  Ermland,  Oheim  von  C,  —  Gymnasial- 
lehrer Lewus;  Tilraau  von  Allen,  regierender  Bürgermeister  von 
Thorn  —  Justizrath  Dr.  Meyer;  Christine  von  Allen,  die  Gemahlin 
Tilinans  v.  A.,  die  Schwester  der  Mutter  vonC,  —  Fräulein  Donner  ; 
Andreas  Koppernigk,  Bruder  von  C,  —  Kaufmann  Gerbis  ;  Bar- 
bara Koppernigk,  Schwester  von  C,  —  Fräulein  M.  Schultze; 
Dominicus  Maria  di  Novara,  Professor  der  Astronomie  in  Bologna  — 
Gymn. -Oberlehrer  Böthki:;  Ce.sare  Baronio,  Professor  der  Theologie 
—  Rector  Samietz  ;  Joachim  Rheticus,  Professor  der  Mathematik  — 


General-Probe  folgte  —  wie  bei  der  Fest-Aufführung  selbst  —  ein  geselliges 
Zusammensein  der  Mitwirkenden  und  eines  Theiles  der  Zuschauer  in  den 
Räumen  des  Artushofes. 

*)  Von  dem  General-Intendanten  der  Königl.  Schauspiele,  Kammerherrn 
VON  Hülsen,  waren  dem  Comite  für  die  Fest-Aufführung-  die  vollständigen 
Costüme  gütigst  überwiesen  worden. 


19 


Kaufmann  Leop.  Neumann;  Ein  Domherr  —  Kaufmann  Nath. 
Hirschfeld;  Johannes  Seifert  —  Dr.  Henschke;  Johannes 
Auschwitz  —  Gymn.- Oberlehrer  Feyerabendt;  Ein  Bauer  — 
Stadtrath  E.  Schwartz;  Drei  Studenten  —  Gymn. -Gesanglehrer 
Referendarius  Sammet,  Gymn. -Zeichenlehrer  Maler  Windmüller, 
Eisenbahn-Bauführer  Wehowski:  Ein  Johannisschüler  —  Gymn.- 
Zeichenlehrer  Winümüller  ;  Ein  Diener  —  Kaufmann  Otto 
GuKSCH.  —  Als  Souffleur  fungirte  Rector  Hasenbalg. 

Der  erste  Akt  des  Festspiels,  dessen  Handlung  der  Dichter 
in  das  Jahr  1493  nach  Thorn  verlegt  hat,  bietet  uns  einen  Ein- 
blick in  die  Verhältnisse  der  Familie  von  Copernicus.  Daneben 
wird  der  Charakter  der  alten  Hansestadt  geschildert,  in  welcher 
Copernicus  geboren  war,  das  Patricier-Regiment  der  grossen  Kauf- 
herrn ,  zu  deren  Familien  auch  die  Watzelrode  und  Koppernigks 
gehörten.  Ebenso  zeichnet  der  Dichter  mit  einigen  Strichen  den 
historischen  und  geistigen  Hintergrund  der  ganzen  Zeit:  die  re- 
ligiösen Regungen  des  Jahrhunderts,  die  Restauration  der  Wissen- 
schaften, die  Entdeckung  Amerika's. 

Copernicus  selbst  tritt  in  dem  1.  Akte  nicht  auf;  im  Jahre 
1493  weilte  er  noch  als  Student  zu  Krakau.  Durch  einen  von 
der  Universität  heimkehrenden  Landsmann  Auschwitz  erhalten 
wir  jedoch  Mittheilungen  über  die  Studien  des  Jünglings  Coper- 
nicus. Auschwitz  berichtet,  dass  dieser  sich  der  Astrcmomie 
zugewandt  habe  und,  um  tiefer  in  die  Wissenschaft  einzudrin- 
gen, nach  Italien  gegangen  sei.  Der  Erzähler,  eine  praktische 
Natur,  kann  einen  leisen  Spott  über  die  idealistischen  Bestrebun- 
gen seines  Studien-Genossen  nicht  unterdrücken.  Ein  anderer 
Jugendfreund  von  Copernicus,  Joh.  Seiffert,  dagegen  steht  schon 
ganz  unter  dem  Einfluss  der  neuen  Geistes-Strömung.  Freudig 
berichtet  er  von  den  grossen  Begebenheiten  des  Jahrhunderts : 

2* 


20 


Froh-jauchzend  ruf  icli :   Wohl  uns,   dass  wir  jung  sind! 

Es  kommt  ein  neu  Jahrhundert,   feuerhell, 

Nacli  langer,   banger  Nacht  heraufgezogen, 

Und  Grosses  schon  sah  dieses  Saeculum! 

Was  unsre  Väter  selbst  erlebt,   durchkämpft, 

Ihr  wisst's.   —  Desselben  gleichen  aber  stritt  — 

Wie  wir  am  nord'schen  Meer  hier  unten    —    muthig 

Im  fernen  Süd  hoch  auf  der  Alpen  Joch 

Ein  kleines  Bauervolk,   und  schlug  den  Stolz 

Des  Ritter-Adels  mannhaft-kräftig  nieder. 

Im  Süden,   ach,  im  schönen  Süden  klingen 

Die  Myrtenhaine  wieder  vom  Gesang 

Der  hohen  Dichter,  die  wir  all'  bewundern! 

Im  Süden  fern,   auf  italischen  blumigen  Auen 

Da  sieht  man  alle  Weisheit  niedeithaueu 

Vom  reinsten  Himmel,  jenem  ewig  blauen, 

Den  kaum  je  trübt  der  Schatten  einer  Wolke  — 

Ein  neuer  Geist  regt  sich  in  allem  Volke  — 

Gott  wills!   —  will  sich  in  Wettern  offenbaren; 

Wohl  dem,   der  feststeht  bei  dem  Einen  Wahren ! 

Der    erste  Akt    schliesst    mit  der  prophetischen   Vision   des 
Grossvaters  Lucas  Watzelrode: 

Ein  Adlergeist  ist  Niklas  Koppernigk. 
Ihr  werdet  einst  am  Firmament  ihn  sehen. 
Wenn  lang'  schon  unser  Haupt  in  Staub  zerfiel. 
Wenn  auch  sein  weltumfassendes  Gehirn 
Vermodert  ist,  wie  das  des  grossen  Salza  — 
Wenn  nicht  der  weisse  Aar  mehr,   wenn  der  schwarze. 
Der  neuerstarkte  Kaiser-Adler  Deutschlands, 
Zum  stolzen  Schutz  die  Flügel  über  Thorn 
Ausbreitet  —  wenn  ein  anderes  Geschlecht 
In  diesen  Mauern  lebt,  wenn  Polen  längst 
Verschwand,  zum  Mährchen  ward  der  Ritterorden  — 
Wenn  die  Familie  Koppernigk  verscholl, 


21 


Im  Stadtarchiv  aus  staub'gen  Bücherborden 
Mühsam  ihr  Nam'  erforscht  wird  —  o !  dann  soll 
Noch  Nikolaus  Koppernigk  auf  Erden 
In  aller  Völker  Mund  gepriesen  werden! 

Der  zweite  Akt  führt  uns  nach  Italien.  Er  bietet  uns  drei 
grössere  Bilder  aus  den  Jahren  1493,   1494  und  1500. 

In  der  ersten  Zeit  seines  Aufenthalts  in  Italien  erscheint  Co- 

pernicus    noch  als  Anhänger  des  Ptolemaeischen  Systems;    doch 

regen  sich  in  ihm  schon  schwere  Zweifel.     Bezeichnend  für  seine 

damalige  Geistes-Stimmung  ist  der  Monolog  der  1.  Scene: 

Italia's  Himmel,  nachtumflort,  ihr  Sterne, 

Wie  gold'ne  Nägel  dort  am  Firmament 

Auf  schwarzen  Sammt  geheftet,  Thronsaal  Gottes! 

Ich  steh'  im  weiten  Feld  allein,   ein  Mensch  — 

Der  Erde  Sohn,  der  ihr  doch  alle  dient. 

Um  unsern  Mutterball  schwingt  ihr  in  Kreisen 

Gleichmässig  jeden  Tag.     Im  Chor  sind  sieben 

Kurfürsten  euch  gesetzt,  Verwalter  Gottes. 

Mond,  Venus  und  Merkur,  ihr  drei  umwandelt 

VertrauUch  uns  zunächst,  ihr  lieben  Lichter ! 

Wen  tröstet  nicht  des  Abendsternes  Schimmer? 

Wem  bringt  der  Morgenstern  nicht  Lust  zur  Tags'müh? 

Und  wem  löst  nicht  den  Gram  der  kranken  Seele 

Das  bleiche  Licht  des  wechselvollen  Mondes? 

Inmitten  aber  thront  die  Königin 

Des  Tages  und  der  Jahreszeiten,  Sonne  — 

Du  allerschönster  grossester  Planet! 

Und  dann  ihr  drei,   Beherrscher  unsrer  Staaten 

(Der  Weltgeschichte  Lenker)  schliesst  den  Reigen : 

Blutrother  Mars,  du  Gott  der  wilden  Schlachten  — 

Und  königlicher  Jupiter,   du  Spender 

Der  Kunst  und  Weisheit,  Herr  der  höchsten  Ehren  — 

Als  letzter  dann,  du,   bleicher  Fürst  des  Geldes, 

Saturn  mit  deiner  herben  Zeiten-Sichel! 


.).) 


Drei  Menscheiialter  Labt  ihr  drei  uns  sclioii 

Heraufgefühlt :  von  Gold,  von  Erz,  von  Blei,   — 

Ihr  thront  am  fernsten,  aber  herrscht  am  stärksten! 

Doch  alle  sieben  ziehen,   schlangenwandelnd, 

•Am  Himmel  hin  und  ordnen  ihre  Heerden!   — 

Wie  herrlich  ist  das  Alles  eingerichtet! !   — 

Wie  klar  vor  meinem  Geiste  steht  die  Ordnung 

Des  Universums  !     Grosser  Ptolemaeus ! 

Dein  Kiesenhirn  hat  mehr  noch  als  die  Welt 

In  seinem  Raum  gefasst!   Du  hast  die  Ordnung 

Begriffen,  die  das  Weltall  lenkt;   —  und  ach! 

Wie  schwierig  hat  der  Gottesgeist  die  Wahrheit 

In  hundert  und  in  aber  hundert  Kreise 

Dem  menschlichen  Verstand  gehüllt,  versteckt! 

Könnt'  ich  dem  Bauern  wohl,   dem  einfach  biedern. 

Erklären,  wie  die  Sonne  ihre  Bahn  zieht? 

Doch  wie  irrst  auch  und  schwankst  du,   grosse  Sonne, 

Du  Weltalls-Leuchter,   Gottes  Aether-Thronglanz ! 

Dir  folgt  mein  Auge  täglich,  folgt  mein  Herz; 

Du  aber  wandelst  bald  im  Norden  oben, 

Bald  tief  im  Süden,  schwankend  um  das  Centrum! 

Wie  kannst  du  Erdensklav,   ob  noch  so  gross  — 

Des  Herren  Aug',  das  Auge  Gottes  heissen! 

Verschwunden  bist  und  bleibst  du  jetzt  zwölf  Stunden. 

Entzöge  wohl  so  lang  sein  Gnadenantlitz 

Der  grosse  Gott  dem  Erdkreis?  —  oder  ist 

Der  Mond  vielleicht,   der  schweigend  heiter  droben 

Im  Sternenchor  jetzt  stallt,   manch  schwere  Nacht  mir 

Bei  trüber  Seelenarbeit  Zeug   und  Beistand, 

Gedanken-Freund  und  Freund  der  Herzensfülle, 

Bist  Du  vielleicht  des  Herren  zweites  Auge?  — 

Doch  welch'  ein  niedrer  Dienst  ist's :   Andern  leuchten ! 

Und  kann  dem  stolzen  König  Erdball  denn 

Zum  Fackelträger  werden  Gottes  Licht-Aug'? 

0!   manches  Mal  hat  dieser  Zweifel  mich 

Im  Innersten  bedrängt;   ich  kann's  nicht  glauben! 


23 


Wie  aber  sonst  deut  ich  das  Dreli'n  der  Sterne? 

Nicht  find  ich  Rath,   wohin  ich  betend  blicke. 

0,  meines  Lebens  ew'ger  Leitstern,  —  Weltgeist  — 

0,   sende  mir  ein  Zeichen  deiner  Nähe!   —  — 

Dass  ich  vom  Zweifel  endlich  mag  genesen. 

Lass  mich  die  Wahrheit  in  den  Sternen  lesen ! 

In  stets  erneuten  Innern  Kämpfen  sind  bei  seinen  fortgesetz- 
ten Studien  die  Zweifel  des  jugendlichen  Forschers  an  der  Wahr- 
heit des  Ptolemäischen  Systems  immer  stärker  hervorgetreten.  Der 
Dichter  nimmt  an,  dass  die  kosmischen  Ideen  von  Copernicus 
auch  schon  in  den  wissenschaftlichen  Kreisen  Italiens  bekannt 
geworden  seien.  Dominicus  Maria  di  Novara,  der  berühmte  Pro- 
fessor der  Astronomie  in  Bologna,  welcher  von  den  seltsamen 
Ansichten  des  jungen  Preussen  gehört,  theilt  dieselben  einem 
Freunde,  dem  Theologen  Baronio  mit.  Zu  ihnen  tritt  Copernicus 
selbst,  welcher  Novara  aufsucht,  von  dem  er  Förderung  seiner 
kosmischen  Anschauungen  erwartet. 

Als  ich  dein  Wort  erfuhr,   es  sei  in  Cadix 

Ganz  offenbar  um  einen  Grad  der  Pol 

Seit  Ptolemäi  Zeiten  fortgerückt: 

Da  schöpft'  ich  Hoffnung,  dass  dein  lichter  Sinn 

Auch  Ptolemäi  Weltsystem  nicht  werde 

Für  unverrückbar  halten. 

Auf  die  Bemerkung  Novara's,  es  sei  zu  ihm  das  Gerücht  ge- 
drungen ,  Copernicus  habe  seine  Ansichten  widerrufen ,  erwidert 
dieser : 

Mein  edler  Meister!  brauch  ich's  dir  zu  sagen? 

Die  grosse  Monge  lärmt  und  schwärmt  am  Marktplatz 

Des  Lebens  ohne  Wahl  dahin.      Ks  steht 

Inmitten  Millionen  schwanker  Gräser 

Vereinzelt  nur  der  Stamm  des  Wiesenbaumes; 


24 


Der  Mond  steht  einsam  unter  tausend  Sternen! 
Wie  kann  der  ernste  Forscher  sich  dem  Haufen, 
Dem  planlos,  ziellos  wankenden  vertrauen? 

Im  Fortgänge  der  Unterredung  weist  Copernicus  darauf  hin, 
dass  schon  die  Pythagoreer  eine  Bewegung  der  Erde  gelehrt  hät- 
ten. Als  Novara,  wohl  auch  wegen  Baronio's  Anwesenheit,  er- 
schreckt zusammenfährt  darüber,  dass  der  junge  Student  an  dem 
Stillestehn  der  Erde  zweifle,  schildert  Copernicus,  wie  die  Gedan- 
ken der  Pythagoreer  in  ihm  Wurzel  gefasst  hätten : 

Ich  weiss,   welch  dunkler  Schrecken  Dich  ergreift! 

Es  wankt  vor  dem  bestürzten  Geiste  Dir, 

Was  fest  stand  durch  Jahrtausende,   was  heil'ge 

Was  göttlich  hohe  Stimmen  fest  genannt. 

Doch  eine  Feste  nennt  auch  Gott  den  Himmel, 

Die  leere  Luft,  die  blau  zum  Schein  sich  wölbt 

In  Einsamkeit  verfloss  mein  Jugendleben. 

Um  Jahre  von  den  anderen  Geschwietern 

Getrennt,  von  meiner  Mutter  unterrichtet, 

Blieb  still  in  unsers  Hauses  alten  Räumen 

Mein  Knabengeist  auf  sich  allein  beschränkt. 

Ein  Thor  ist  nah'  der  Stätte,  wo  die  Sonne 

Zuerst  mein  Kinderauge  blendete. 

Dort  ragen  hohe  Bäum'  um  einen  Graben, 

Der  schon  in  grauer  Vorzeit  unsre  Stadt 

Vor  preussischer  Heiden  wilden  Horden  schirmte. 

In  jenem  breiten  Schatten  lag  ich  oft. 

Wenn  fern  der  Stadt,   am  Nebelstrand  des  Flusses 

Die  Sonne  sich  im  Erdengrund  verlor. 

Lang'  sah  ich  hin,  wie  sich  die  gelben  Fluthen 

Mit  Purpurroth  vermischten,  wie  die  Wolken, 

Geküsst  vom  letzten  Strahl,   errötheten. 

Und  bleich  und  bleicher  weg  von  ihm  sich  zogen. 

Wenn  dann  das  rosig  angehauchte  Blau 

Des  Horizonts  sich  schwärzte,  wenn  die  Nacht 


25 


Langsam  vom  Osten  aufwärts  stieg  zu  mir, 
Wenn  endlich  auch  der  letzte  Schimmer  wich   — 
Und  alles  finster  lag  und  bang  und  schweigend : 
Ach  dann,  Dominicus  Maria,   dann 
Umpresste  mir  die  Brust  ein  tiefes  Weh ; 
Ich  hätte  schrei'n,  ich  hätte  weinen  mögen, 
Dass  all  der  Glanz  der  Erd'  entrissen  war! 
»Nicht  für  die  Erd'  allein  schuf  Gott  die  Sonne«, 
Das  hat  sich  fest  und  fester  mir  ins  Herz 
Ja,  in  mein  ganzes  Wesen  sich  gebrannt! 
Mir  war,  als  müsst'  ich  nachziehn  Gottes  Bücken. 
Ich  sah  die  Blumen,  sah  die  Bäume  selbst  - 
In  bitt'rer  Sehnsucht  sich  nacli  Westen  wenden, 
Den  letzten  Strahl  vom  Himmelslichte  saugen  — 
Erschauernd  vor  dem  Druck  der  kalten  Nacht: 
Da  kam  es  zu  mir  her  wie  leise  Flügel,  — 
Das  Weh'n  der  Abendluft  umgab  mich  rings 
Gleich  Engels- Schwingen;  nach  und  immer  nach 
Zog  ich,   und  wusste  selbst  nicht  wie,  der  Sonne ; 
Und  mit  mir  wandte  sich  die  alte  Erde, 
Die  Thürme  selbst,  die  Mauern  und  die  Berge  — 
Sie  alle  kehrten  sich  zur  Sonne! 

Als  Copernicus  zu  noch  eingehenderer  Kundgebung  seiner 
Ansichten  vorschreitet ,  verlässt  Baronio,  der  lange  schweigend 
zugehört,  was  Novara  mit  dem  jungen  Feuergeist  verhandelt, 
seinen  Freund,  indem  er  diesen  entrüstet  warnt,  dass  er  sich  nicht 
entfernen  lassen  solle  von  dem  Pfade,  den  streng  die  Kirche  vor- 
gesteckt. Copernicus  aber,  unerschüttert  durch  die  Drohungen 
des  Ketzerrichters,  erklärt  auf  die  freundlichen  Mahnungen  No- 
vara's : 

Ich  gehe  selbst  nach  Rom,  sobald  du  mich 
Mit  deinen  Lehren  gross  gezogen  hast. 
Es  drängt  mich,   in  der  Hauptstadt  aller  Welten 
Und  im  Gewühl  der  rauschend  grossen  Welt 


26 


Mein  armes  Grübeln  übers  All  der  Welten 
Vor  Papst  und  Klerus  laut  und  frei  zu  lehren. 

Die  3.  Scenc  zeigt  uns  SeifFert  unter  den  Hirten  der  Cani- 
pagna  bei  Rom,  wohin  er  sich  zurückgezogen,  um  unter  den  freien 
Söhnen  der  Natur  seinen  Menschenhass  zu  vergessen  und  sicher 
zu  sein  vor  den  Verfolgungen,  die  er  hatte  erleiden  müssen.  Hier 
trifft  ihn  in  einer  Locanda  Andreas  Koppernigk,  der  in  Rom  seinen 
Bruder  aufsuchen  will  und  nun  von  Seiffert  Einzelheiten  über  das 
Leben  desselben  erfährt. 

In  dem  letzten  Abschnitte  des  2.  Aktes  versetzt  der  Dichter 
die  Handlung  in  das  Studirzimmer  von  Copernicus  in  Rom.  Zu- 
nächst tritt  der  junge  Forscher  selbst  auf.  In  einem  Monologe 
desselben  wird  uns  seine  Seelen  -  Stimmung  geschildert  in  der 
Stunde,  da  er  vor  dem  Papste  und  seinen  Cardinälen  die  neue 
Lehre  zu  verkünden  sich  anschickt. 

Schon  liegt  ganz  Rom  gewaltig  da,  umnachtet! 

So  lag  auf  Rhodos  jener  Erzkoloss 

Zerschellt,   ein  Trümmer-Haufen  schwarz  und  gross! 

Das  war  ein  Bild  vom  Sonnengott,  dess  Macht 

Verschwunden  schien  in  langer  Wahnesnacht  —  — 

Apollo!   Weisheits-Gott  im  Lorbeerkranz  — 

Du  warst  mir  gnädig,   dein  fühl'  ich  mich  ganz ! 

Aufricht'  ich  wieder  deines  Thrones  Glanz  —   — 

Und  hier  in  Rom!   dess  Macht  von  wilden  Horden 

Zertrümmert  schien,  doch  wieder  ist  geworden 

Ein  Sonnen- Abbild  auf  dem  Erdenball, 

Vor  dem  sich  neigen  Erdballs-Völker  all!    — 

So  wie  du  stiegst  hervor  aus  tiefstem  Fall, 

0  Rom,  steigt  strahlend  auf,  machtvoll  und  gross 

Die  Sonn'  als  Gott  auf's  NeuM   in  Deinem  Schooss 

Hab'  ich,  ein  Diener  Deiner  Kirch',  erschaut 

Die  ewige  Wahrheit,   —  hier  ward  sie  vertraut 


27 


Von  Gottes  Engeln  selbst  mir!   Offenbaren 

Will  ich  vor  Rom's  erliab'nen  Priesterschaaren 

Die  gottgegebne  Fülle  des  Ewig-Wahren! 

Der  Grundstein  ist  gelegt.     Nun,  Gott  und  Herr, 

Zeig  Deine  Kraft  und  Gnadenfüll'  an  mir! 

Mit  Feuerzungen  lass'  die  Wahrheit  künden 

Von  Deinem  Knecht,   den  Du  sie  lehrtest  finden!    — 

So  klar  scheint  mir  das  Bild  der  Gotteswelt  — 

Doch  anders  wohl,   als  sonst  es  mir  erschienen! 

Er  selber  thront  in  Mitten  Seiner  Schöpfung! 

Das  ew'ge  Sonnenrad,  Sein  Feuerauge, 

Schaut  wärmend  und  erleuchtend  rings  umher! 

In  Kugelform  —  so  ist  das  All  gestaltet  — 

(Die  Kugel  ist  die  höchste  Form  des  Seins  — 

Der  Wassertropfen  und  der  breite  Erdball, 

Mond,  Sonne,   Staut,   das  Grösst'  und  Kleinst'  ist  Kugel] 

Am  Rande  sind  die  grossen  Sterne  rings 

Fest  angeheftet  und  vertheilt  im  Weltraum  — 

Da  fliegen  brausend  hin  all'  die  Planeten, 

In  Kreisen  rasch  sich  schwingend  um  die  Sonne  — 

Die  Erde  fliegt  und  dreht  sich  wie  ein  Rad 

Und  mit  ihr  schiesst,  in  pfeilgeschwindem  Fluge, 

Der  Mond  hin  durch  den  Aether  um  die  Sonne ! 

Die  Priester  all',  die  Cardinäle  sind 

Versammelt,  und,  begnad'gend  seinen  Diener, 

Weilt  unter  ihnen  selbst  als  Kirchen-Sonne 

Der  heil'ge  Vater!  —  —  — 

Sie  warten  schon,  der  Erde  geist'ge  Fürsten, 

Im  Saal  hier.     Gott,  Du  kennst  mein  heisses  Dürsten 

Nach  Deiner  Wahrheit.     Wird  es  mir  gelingen, 

Verständlich  ihrem  Geiste  nahzubringen, 

Was  klar  vor  meinem  steht?  —  Du,  allen  Dingen 

Die  sind  und  waren  und  einst  werden  sein, 

Nicht  Schöpfer  blos,  auch  Lenker  und  Berather, 

Du  musst  mich  jetzt  zu  Deinem  Herold  weih'n! 

Gieb  Du  mir  Rednerkraft,   mein  Herr  »ind  Vater! 


28 


Der  Dichter,  wie  er  diese  ganze  Scene  sich  frei  erdacht, 
Dimmt  ferner  an,  Copernicus  liabe  statt  des  erhofften  Erfolges  hei 
dem  Oberhaupte  der  Kirche  das  entschiedenste  Missfallen  gefun- 
den. Wie  Copernicus  nun  niedergedrückt  an  seiner  Mission  zu 
zweifeln  beginnt ,  da  findet  er ,  aus  dem  Hörsaale  zurückgekehrt, 
ganz  unerwartet  in  seiner  Wohnung  den  Bruder,  an  dessem  Herzen 
er  Trost  und  neuen  Muth  schöpft.  Froh  empfängt  er  von  diesem 
die  Berichte  aus  der  Heimath  und  entschliesst  sich  bald  nach 
dem  Preussenlande  zurückzukehren. 

Der  3.  Akt  führt  uns  nach  Thorn  zurück.  Der  Vater  von 
Copernicus  ist  gestorben.  Die  beiden  Oheime  von  der  Mutter 
Seite,  der  Bischof  von  Ermland,  Lucas  Watzelrode,  und  Tilman 
von  Allen ,  Bürgermeister  von  Thorn ,  sind  jetzt  die  Häupter  der 
verwaisten  Familie.  Der  erstere,  welcher  bereits  den  Neffen 
Kirchenpfründen  ertheilt  hatte,  sorgt  auch  für  die  Einkleidung  der 
Nichte,  welche  als  Nonne  in  einem  Kloster  zu  Culm  leben  soll. 
Obgleich  nach  dem  frommen  Sinne  der  Familie  dies  Alles  für  ein 
grosses  Glück  gelten  muss,  ist  doch  das  Herz  der  Mutter  voll 
Trauer  bei  den  unfruchtbaren  Ehren,  die  zugleich  einen  ewigen 
Abschied  bedeuten.  Ihre  Schwester,  Aliens  Frau,  redet  ihr  güt- 
lich zu.  Da  erscheint  der  sehnlichst  erwartete  Sohn;  ihm  fliegt 
das  Mutterherz  mit  stürmischer  Liebe  entgegen. 

Bevor  die  Ceremonie  der  Einkleidung  seiner  Schwester  beginnt, 
findet  Copernicus  Veranlassung,  dem  Oheim  Tilman  von  Allen  seine 
neugewonnene  Weltanschauung  zu  verkünden.  Der  Oheim  ist  An- 
fangs erschreckt.  Obwohl  freigesinnt  und  der  neuen  Kirchen- 
Lehre  nicht  abhold,  bedeutet  er  den  Neffen  mit  Ernst,  die  Zeit 
der  Zweifel  sei  für  ihn  vorüber.     Im  Dienste  der  Kirche  stehend 


29 


habe  -er  sich  den  unwandelbaren  Lehren  derselben  zu  fügen.  Allein 
schliesslich  versagt  er  nicht  länger  seine  Anerkennung  dem  ernsten 
Forschungseifer  des  Neffen.  Copernicus  wiederum,  durch  die 
Mahnungen  des  Oheims  ergriffen,  steht  ab  von  der  vorschnellen 
Veröffentlichung  seiner  Ansichten ,  indem  er  ihrer  ernsten  wissen- 
schaftlichen Begründung  sein  Leben  zu  weihen  sich  vornimmt.  In 
voller  Uebereinstimmung  scheiden  sie  von  einander;  der  Oheim 
ermuntert  ihn,  indem  er  ihm  auf  den  Pfad  dornenvoller  Forschung 
zwei  Bibelsprüche  mitgiebt,  standhaft  auszuharren  in  seinem  Leben 
der  Entsagung  und  mühevollen  Arbeit.  In  ergreifender  Rede  führt 
er  ihm  die  Folgerungen  vor,  welche  sich  aus  den  bewiesenen 
Hypothesen  des  jungen  Forschers  ziehen  lassen  und  preist  den 
Mann,  der  dies  vermag,  als  einen  Heros,  der,  wie  kaum  Einer,  die 
grossartigste  Umwälzung  im  Denken  der  Menschen  bewirke. 

Zwischen  dem  3.  und  4.  Akte  liegt  eine  längere  Zeit.  Die 
Handlung  des  4.  Aktes  ist  nach  Graudenz  verlegt.  Copernicus, 
als  Vertreter  Ermlands  zum  Preussischen  Landtage  entsendet,  trifft 
dort  die  Jugendfreunde  Auschwitz  und  Seiffert,  die  Abgeordneten 
für  Elbing  und  Thorn.  Diese  suchen  den  einflussreichen  Vertreter 
des  Ermländischen  Bisthums  für  ihre  politischen  Pläne  zu  gewinnen. 
Sie  wollen  Westpreussen  wieder  von  Polens  Oberherrschaft  befreien 
und  zu  einer  selbstständigen  Mittelmacht  gleich  der  schweizerischen 
Eidgenossenschaft  erheben.  Sie  hoffen  dies  durch  einen  Städte- 
bund mit  Hülfe  der  neuen  kirchlichen  Bewegung  zu  erreichen, 
indem  sie  vorzugsweise  auch  auf  die  Hinneigung  des  Hochmeisters 
Albrecht  zu  Luther's  Lehre  rechnen.  Aber  Copernicus,  dessen 
ganzes  Sinnen  seit  Jahren  auf  die  Durchforschung  der  endlos  weiten 
Himmelsräume  gerichtet  war,  dem  die  Erde  nur  als  einer  der 
kleinsten  Sterne  im  Weltall  erschienen,  hat  das  Interesse  für  das 


30 


kleinliche  Treiben  der  Erdbewohner,  auch  für  die  Unterschiede 
der  Religionen  und  Nationen  verloren. 

Hättet  ihr  bei  Nacht 

Einmal  mit  mir  auf  meinem  alten  Tliurme 
Am  Frauenburger  Dom  gesessen  und 
Hinauf  geschaut  zu  jenen  Welten  droben  — 
Wie  klein  erschien  Euch  dieses  Erden-Körnchen 
Wie  winzig  klein  gar  seiner  Länder  Flicklein! 

Vergeblich  sind  die  Bitten  und  Drohungen  seiner  Freunde ;  zornig 
sagen  sich  Auschwitz  und  Seiffert  von  dem  Manne  los,  der  für 
das,  was  ihnen  das  Höchste  ist ,  für  die  politische  'und  religiöse 
Freiheit  des  Vaterlandes  kein  Herz  zu  haben  scheine.  Unter  wieder- 
holten Zornesworten  und  Drohungen  verlassen  sie  Copernicus,  der, 
allein  auf  der  Bühne  zurückbleibend,  den  4.  Akt  mit  den  Worten 
schliesst : 

Ach  arme  Menschheit!   Blut  und  Gräuel  dröhn 

Um  Worte  —  Namen!    —  Keimt  ein  Glaube  neu, 

Wird  Lieb  und  Treu  als  Unkraut  ausgerauft! 

Heilt  einst  mein  Weltsystem  wohl  dieser  irdschen 

Gotthelfer,   Gottvertreter  eitlen  Erbwahn? 

Tilmans  Weissagung  wird  sie  sich  bewähren? 

Die  Jugend-Freunde  könnt'  ich  nicht  bekehren; 

Sie  schieden  hassentflammt  und  raclisuchtvoU ! 

Ich  aber  gehe,   wie  ich  kam,  von  Groll 

Und  Leidenschaft  in  tiefster  Seele  frei  — 

Froh  dass  der  leere  Meinungs-Streit  vorbei. 

War'  erst  die  Amtslast  ganz  mir  abgenommen!    — 

Ach,  Miemand  ahnt,  wie  schwer  mir's  war,  zu  kommen 

Li  dieser  Eitel  weit  Partei-Gebrause ! 

Wie  leicht  und  froh  ich  kehr'  in  meine  Klause ! 

Der  5.  Akt   führt  uns  in   das  Sterbezimmer  von  Copernicus. 
Zwanzig  Jahre  sind  seit  den   im  4.  Aufzuge   geschilderten  Ereig- 


31 


nissen  vorübergegangen,  Jahre  strenger  Forschung,  ernst  entsagen- 
der Arbeit.  Der  müde  Greis  sehnt  sich  nach  dem  Tode,  nach  der 
ewigen  Ruhe.  Zu  ihm  kommt,  eine  Zufluchtstätte  suchend,  der 
geächtete  Seiffert.  Nach  der  Aussöhnung  der  einstigen  Jugend- 
freunde tritt  Rheticus  in  das  Zimmer  ein,  der  begeisterte  Schüler 
von  Copernicus  und  Verkünder  seines  Ruhmes.  Er  bringt  das 
bahnbrechende  Werk  seines  grossen  Meisters,  welches  durch  ihn  zu 
Nürnberg  dem  Drucke  übergeben  war.  Begeistert  bringt  er  mit 
dem  ersten  gedruckten  Exemplare  seinem  geliebten  Lehrer  zugleich 
die  Gewissheit,  dass  seine  Gedanken  nicht  mehr  verloren  gehen 
können,  dass  sie  Gemeingut  der  Menschheit  geworden  sind.  Coper- 
nicus erwacht  bei  dem  Eintritt  von  Rheticus  noch  einmal  aus  dem 
Schlummer,  der  ihn  zum  Tode  hinüberführt ;  er  berührt  das  Buch, 
das  vor  ihm  liegt,  und  stirbt  dann.     Seine  letzten  Worte  sind: 

Vollendet  ist  es  —  —  — 

Wie  Du  befahlst,   Herr,   hab'  ich  es  verkündigt: 

Die  Sonne  steht,   der  Erdenball  bewegt  sich! 


....  Mein  Leben  hat's  gekostet  —  auf 

Strebt  jetzt  mein  ruheloser  Geist.  —  Der  Lauf 

Des  ird' sehen  Daseins  ist  —  für  mich   —  geendet ! 

In  diesem  Werk  hat  sich's  versteiut,   vollendet  — , 

In  eins  geballt  1   —  Sein  Müh'n  war  nicht  verschwendet, 

Nun  nah'  ich  Ihm,  der  dazu  mich  gesendet, 

Zu  höherm,   höchstem  Ziel  jetzt  liin  mich  wendet, 

Der  dürstenden  Seele  reinste  Labung  spendet  —   — 

Ich  fühl's  —   —   0  Seligkeit  —  0  Himmels- Wonne  — 

Der  Erdball  fliegt  —  mit  mir   —  zur  Geister-Sonne !  1 


32 


Der  gedankenreiche  Inhalt,  die  schwungvolle  Sprache,  wie  die 
von  Hingebung  und  Wärme  durchzogene  Aufführung  des  vorstehend 
skizzirten  Festspiels*)  hatte  —  so  verkündeten  die  fremden  Be- 
richterstatter rühmend  in  den  öffentlichen  Blättern  —  eine  hohe 
Festes- Stimmung  in  den  Zuhörern  geweckt.  Gern  folgten  Alle 
daher  der  Einladung  zu  einem  einfachen  Festmahle,  welches  in 
den  obern  Räumen  des  Artushofes  von  dem  Comite  arrangirt  war. 
Hier  ward  bereits  mancher  Trinkspruch  gewechselt.  Man  hatte 
sich  jedoch  darüber  verständigt,  dass  bei  den.  Toasten  an  diesem 
Abende  den  für  das  Fest-Diner  vorbehaltenen  pflichtmässigen  An- 
sprachen nicht  vorgegriffen  werde:  so  machte  es  sich  denn  ge- 
wissermassen  von  selbst,  dass  die  Tischreden  mehr  einen  vertrau- 
lich-festlichen Ton  anschlugen.  Schon  der  erste  Festgenosse, 
welcher  das  Wort  ergriff,  der  Regierungspräsident  Graf  zu  Eulen- 
burg ,  hob  in  der  Einleitung  seines  Toastes  auf  die  Damen  und 
Herren,  welche  bei  dem  Festspiele  mitgewirkt,  in  gemüthvoll- 
sinniger  Weise  hervor,  dass  die  Gesellschaft  sich  nicht  als  feier- 
liche Versammlung  betrachten  wolle,  sondern  mehr  eine  durch 
freudige  Verhältnisse  vereinigte  Familie  bilde.  Die  Reihe  der 
nachfolgenden  Trinksprüche  bewahrte  diesen  Charakter  vertraulicher 
Fest-Stimmung,    was  selbstverständlich  bei  den  von  fern  her  er- 


*)  Durch  die  Munificenz  Seiner  Majestät  des  Deutseben  Kaisers  sind  dem 
Copernicus- Vereine  so  reiche  Mittel  huldvoll  zugewiesen ,  dass  ausser  den 
Herstellungskosten  für  den  Druck  der  Säcular-Ausgabe  und  den  vorliegen- 
den Festbericht  auch  das  Festspiel  zum  Dracke  befördert  und  an  die  Fest- 
gonossen  nachträglich  vertheilt  werden  konnte. 

Der  Oopernicus-Verein  hat  gleichzeitig  darauf  Bedacht  genommen ,  das 
Festspiel  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  machen.  Die  nicht  zur  Vertheilung 
gekommenen  Exemplare  sind  dem  Buchhandel  übergeben  (die  Weidmannsche 
Buchhandlung  in  Berlin  hat  den  Vertrieb  übernommen). 


33 


schienenen  Ehrengästen  entschiedenes  Wohlgefallen  erregte.  Unter 
diesen  nahm  zuerst  das  Wort  Occioni,  welcher  seinen  Toast  in 
deutscher  Sprache  ausbrachte.  Nach  ihm  sprach  Pelliccioni  in 
italienischer,  Dr.  Thompson  in  englischer  Sprache.  Diese 
drei  Ehrengäste  (wie  die  Vertreter  der  deutschen  Universitäten:  Prof. 
Bruhns,  Prof.  Galle,  Geh.  Rath  Knoblauch  und  Prof.  Caspary) 
gaben  in  ihren  Tafelreden  der  wohlthuenden  Empfindung  Ausdruck, 
welche  durch  das  herzliche  Entgegenkommen  der  Bewohner  Thorns 
in  ihnen  erregt  sei;  sie  bekundeten  die  Freude  über  die  lebhafte 
Theilnahme,  welche  alle  Schichten  der  Bevölkerung  —  die  Damen 
eingeschlossen  —  einem  der  ernsten  Wissenschaft  und  rein  gei- 
stiger Erhebung  gewidmeten  Feste  dargebracht  hätten.  Die  Höhe 
der  Begeisterung,  welche  sich  ungetheilt  und  allgemein  kundgebe, 
beweise,  wie  sehr  die  lebende  Generation  Thorns  die  Ehre  zu 
würdigen  wisse,  die  Geburtsstadt  von  Copernicus  zu  bewohnen. 
Prof.  Dr.  Bruhns  schloss  seine  Rede  mit  einem  Toaste  auf  die 
Stadt  Thorn,  Prof.  Dr.  Galle  auf  den  tlopernicus- Verein  und  das 
Festcomite.  Nachdem  hierauf,  an  die  letzte  Rede  anknüpfend, 
Justizrath  Dr.  Meyer  zu  einem  Hoch  auf  den  Dichter  aufgefordert 
hatte,  aus  dessen  Geiste  das  Festspiel  entsprungen,  nahm- Geh. 
Reg.-Rath  Dr.  Knoblauch  das  Wort  und  schloss  seine  Tafelrede, 
welche  »der  versöhnenden  Macht  der  Wissenschaft«  galt,  mit  einem 
Hoch  auf  den  Vorsitzenden  des  Festcomite,  den  Biographen  des 
Copernicus.  In  gleichem  Sinne  sprach  auch  Prorector  Dr.  Cas- 
pary. Er  hob  in  seiner  Tafelrede  die  Bedeutung  von  Copernicus 
hervor,  dessen  Forschungen  nicht  einer,  sondern  allen  Nationen 
zu  Gute  kämen ;  das  heutige  Fest  habe  deshalb  eine  internationale 
Bedeutung,  was  auch  die  Vertreter  der  verschiedenen  Nationen 
bewiesen,  welche  zu  der  Feier  hierselbst  erschienen  seien.  — 

3 


34 


Erst  zu  sehr  vorgerückter  Stunde  mochten  sich  die  Meisten 
von  der  frohen  Tafelrunde  trennen;  gegen  2  Uhr  Morgens  ging 
mau  auseinander,  in  gehobener  Stimmung  und  in  noch  höherer 
Erwartung  der  für  den  Haupt-Festtag  angeordneten  Feierlich- 
keiten. 


A 


Mittwoch  19.  Februar. 

Die  Feier  des  Haupt-Festtages  wurde  —  einer  alten  Thorner 
Sitte  gemäss  —  durch  Choralmusik  vom  Thurme  des  Rathhauses 
Morgens  7  Uhr  eingeleitet  mit  den  erhabenen  Klängen  des  Chorals 
»Lobe  den  Herren,  den  mächtigen  König  der  Ehren«. 

Die  schon  am  18.  reichlich  ausgesteckten  Flaggen  und  Kränze 
hatten  sich  an  dem  Haupt-Festtage  noch  vermehrt  und  die  Strassen 
ein  noch  festlicheres  Aussehn  gewonnen   als  Tags  vorher. 

Der  Vormittag  wurde  von  den  Fest-Theilnehmern  in  freier 
Weise  benutzt.  Das  Comitö  hatte  eine  kleine  Ausstellung  von 
Copemicanischen  Reliquien  veranlasst,  unter  denen  namentlich  die 
photographischen  Nachbildungen  von  charakterischen  Blättern  aus 
dem  Original-Manuscripte  des  Werkes  de  revolutionibus  orbium 
coelestium  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  zogen.  Diese  kleine  Aus- 
stellung wurde  von  den  Festgästen  zuerst  aufgesucht.  Hierauf 
nahmen  einige  die  baulichen  und  geschichtlichen  Merkwürdigkeiten 
der  Stadt,  die  alterthümlichen  Kirchen,  die  Eisenbahnbrücke  u.  a. 
in  Augenschein.  Andere  besuchten  die  von  dem  Gymnasium  ver- 
anstaltete Feier;  hier  hielt  der  erste  Oberlehrer  der  Anstalt  Prof. 
Dr.  Fasbender,    Vorstands-Mitglied  des  Copernicus-Vereins ,   die 

Festrede. 

3* 


36 


Gegen  Mittag  sammelten  sich  alle  Festgenossen  zu  der  Haupt- 
feier in  dem  grossen  Saale  des  Rathhauses,  welcher  (durch  den 
Hoflieferanten  Hausotte  aus  Berlin)  reich  und  mit  sinniger  Be- 
ziehung auf  die  Bedeutung  des  Tages  decorirt  war. 

Der  Festactus  wurde  eingeleitet  und  geschlossen  durch  Gesang- 
Aufführungen  mit  Instrumental-Begleitung  unter  der  Direction  des 
Justizrath  Dr.  Meyer.  Durch  die  musikalischen  Aufführungen 
war  ein  volles  Drittel  des  Raumes  in  Anspruch  genommen.  Es 
hatte  daher  die  Zahl  der  Eintrittskarten,  welche  zu  dem  Fest- 
actus ausgegeben  werden  konnten,  auf  600  beschränkt  werden 
müssen. 

Die  Feier  begann  Mittags  12  Uhr  mit  dem  von  H.  Mohr  für 
vierstimmigen  Männerchor  in  Begleitung  von  Blasinstrumenten 
componirten  Hymnus  von  W.  Sachs: 

Jauchzend  erhebt  sich  die  Schöpfung  vom  Staube  2C. 
Hierauf  folgte  die  Festrede,    gehalten  von  dem  Vorsitzenden  des 
Copernicus- Vereins  Prof.  Dr.  L.  Prowe  : 

Hochzuverehrende  Festversammlung ! 

Weihevolle  Huldigung  dem  Andenken  an  einen  Geistes- 
Gewaltigen  darzubringen  sind  wir  heute  hier  vereint.  Gehobener 
Stimmung  wollen  wir  dem  hohen  Fluge  nachschauen;  den  ein 
Sterblicher  gewagt  hat,  um  den  Gedanken  Gottes  nachzudenken. 
Wahrlich  wenn  wir  uns  in  eines  grossen  Mannes  Gedächtniss 
vertiefen,  dann  ist  die  Stimmung  unseres  Geistes  verwandt  der 
Andacht,  in  welcher  wir  uns  der  Anbetung  der  Gottheit  zuwenden. 
Dieser  Weihegeist,  welcher  auch  über  der  heutigen  Festversamm- 
lung schwebt,    giebt  mir  die  Hoffnung,    dass   Sie   das   schwache 


37 


Wort,  welches  von  mir  ausgehen  soll,  geneigten  Sinnes  aufnehmen 
werden. 

Mit  der  Bitte  um  Ihre  gütige  Nachsicht  wende  ich  mich  na- 
mentlich an  Sie,  hochverehrte  Herren,  die  Sie  aus  der  Ferne  her- 
gekommen sind,  Theil  zu  nehmen  an  unserer  Feier,  an  Sie,  die 
berufenen  Vertreter  der  Wissenschaft,  wie  an  Sie,  die  Ihre  hohe 
Stellung  im  Staate  hiehergefiihrt  hat.  Wir  wissen  ja,  dass  Sie 
gewandert  sind  zu  der  kleinen  Stadt  mit  dem  GlefUhle ,  dass 
Sie  hier  nicht  als  Empfangende  erscheinen,  sondern  dass  Sie  die 
Gebenden  sind,  dass  Sie  spenden  wollen  von  Ihrem  Reichthum, 
unserer  Feier  die  rechte  Weihe  zu  verleihen! 

Ja,  hochverehrte  Anwesende,  viele  Stimmen  regten  sich  unter 
uns  warnend,  dass  wir  ein  Wagestück  unternehmen,  weit  über 
unsere  bescheidenen  Kräfte  hinaus,  wenn  wir,  hervortretend  vor 
Berufeneren,  die  Gedenkfeier  einer  Geistesthat  veranstalteten,  welche 
einzig  dasteht  in  der  Geschichte  der  Menschheit.  Der  äussere  Um- 
stand, dass  Copernicus  das  Licht  der  Welt  hier  erblickt  habe,  gebe 
noch  keine  innere  Berechtigung,  wo  die  andern  Vorbedingungen 
fehlten.  Aber  wir  mussten  unsere  Scheu  niederkämpfen,  da  eben 
kein  anderer  Mittelpunkt  sich  fand,  und  wir  von  berufener  Stelle 
ermuntert  wurden  unserer  Pflicht  eingedenk  zu  sein.  Und  —  wie 
der  Spross  eines  alten  Geschlechts  sich  zwar  oft  gedrückt  fühlt 
durch  die  Pflichten  und  Ansprüche,  welche  seine  Abstammung  an 
ihn  stellt,  so  empfängt  er  doch  andrerseits  durch  die  Tradition 
des  Geschlechts,  durch  die  ganze  geistige  Umgebung  mächtige 
Impulse;  die  Ahnenbilder  vor  sein  geistiges  Auge  gestellt  geben 
ihm  Kräfte,  die  Schwingen  des  Geistes  früh  zu  üben :  So  ist  auch 
unsere  Stadt  des  hohen  Vorzugs  stets  eingedenk,  dass  einer  der 
gewaltigsten  Geister,  die  je  unter  den  Sterblichen  gewandelt,  ihr 


38 


durch  Geburt  und  Erziehung  angehöre.  Der  stete  Auf  blick  zu 
Copernicus  hat  eine  traditionelle  Wärme  und  Ehrfurcht  seinem  An- 
denken erzeugt,  welche  für  die  Festes-Stimmung  nur  wohlthuend 
wirken  kann.  Aus  der  allgemeinen  Betheiligung  aller  Stände,  aus 
dem  Festgewande,  mit  dem  sich  trotz  der  winterlichen  Jahres- 
zeit die  Stadt  geschmückt  hat,  werden  Sie,  hochverehrte  Gäste, 
entnehmen,  wie  unsere  Bevölkerung  es  mit  Dank  gegen  den 
Schöpfer  unsers  Daseins  anerkennt,  dass  er  in  unsern  Mauern 
Copernicus  zum  Leben  erweckt  hat,  den  Stolz  und  die  Zierde 
unserer  Stadt  und  unserer  Provinz,  deren  Namen  er  über  den 
Erdkreis  verbreitet  hat. 

Doch  besorgen  Sie  nicht,  hochverehrte  Anwesende,  dass  ich 
unter  den  localpatriotischen  Gesichtspunkt  das  Bild  stellen  werde, 
welches  Sie  mir  gestatten,  vor  Ihnen  zu  entrollen.  Auch  nicht 
der  provinzielle  oder  nationale  Standpunkt  ist  es,  den  ich  vor 
Ihnen  zu  vertreten  habe.  Bei  aller  Liebe,  mit  welcher  Copernicus 
seinem  engern  Vaterlande  zugethan  war,  würde  es  dem  Redner, 
der  heute  vor  Ihnen  auftritt,  übel  anstehn,  einen  so  kleinen  Ge- 
sichtskreis zu  eröffnen.  Denn  auf  dem  ganzen  Erdball  werden 
ja  die  Gebildeten  aller  Nationen,  da  sie  Alle  Theil  haben  an  den 
Segnungen  seines  Geistes,  an  den  Eroberungen  dieses  Friedens- 
königs, in  dankbarer  Erinnerung  die  Säcularfeier  der  Geburt  von 
Copernicus  begehen.  Aus  dieser  allgemeinen  Dankes- Atmosphäre 
werde  ich  suchen,  die  Wärme  in  das  Wort  hinüberzuleiten,  welches 
vor  Ihnen  gesprochen  werden  soll. 


An  einer  mächtigen  Völkerscheide  hat  die  Wiege  von  Coper- 
nicus gestanden.     Thorn  liegt  an  der  Grenze   des   deutschen  Le- 


39 


bens.  Nur  eine  Meile  weit  von  ihr  entfernt  ist  seit  den  Zeiten, 
da  hier  Neii-Deutschland  durch  die  Kreuzritter  gegründet  ward, 
bis  auf  unsere  Tage  herab,  die  Grenze  des  von  Slavenstämmen 
besetzten  Landes  —  einstmals  des  grossen  Polnischen  Reiches, 
jetzt  des  weiten  Ländergebietes,  das  den  Russischen  Namen  trägt. 

Von  deutschen  Colonisten  erbaut,  welche  der  Orden  herbei- 
gezogen, war  Thorn  durch  seine  Lage  begünstigt  bald  zu  einer 
reichen  Handelsstadt  emporgebltiht ,  welche  im  14.  Jahrhunderte 
den  Verkehr  der  westlichen  Länder  Europa's  mit  Polen  und 
Ungarn  vermittelte.  Auf  verschiedenen  Handelswegen  zogen  die 
Kaufleute  Thom's  durch  die  weiten  sarmatischen  Ebenen,  die 
Rohproducte  derselben,  so  wie  die  in  den  ungarischen  Bergwerken 
gewonnenen  Erze  einzutauschen  gegen  die  Erzeugnisse  der  west- 
lichen Culturländer.  Obwohl  Thorn  weit  vom  Meere  entfernt 
liegt,  befuhren  die  Schiffe  der  Thorner  Kaufleute,  da  Danzig 
noch  unbedeutend  war,  Ost-  und  Nordsee,  um  den  grossen  Welt- 
markt in  Brügge  aufzusuchen  und  die  Stapelplätze  des  Deutschen 
Kaufmanns  in  den  nördlichen  Ländern.  Um  die  Mitte  des  14. 
Jahrhunderts  ist  Thorn  auch  in  die  Hansa  eingetreten  und  nimmt 
in  hervorragender  Weise  Theil  an  dem  Verkehrsleben  auf  der  Ostsee. 

Diese  hohe  Blüthe  Thorns  ward  erschüttert  durch  die  stei- 
gende Bedeutung  Danzigs  und  die  häufigen  Kriege  des  Deutschen 
Ordens  mit  Polen.  Allein  mehr  untergraben  wurde  der  Wohlstand 
und  die  Bedeutung  von  Thorn  erst  durch  den  schweren  Krieg, 
welcher  in  den  Jahren  1454 — 1466  das  Weichselland  verwüstete. 
Dieser  Krieg  war  von  den  Land-  und  Stadtherren  Preussens  gegen 
den  entarteten  Orden  unternommen,  um  von  dessen  Oberherrlich- 
keit sich  zu  befreien  und  ein  eigenes  Staatswesen  zu  errichten. 
Bald  jedoch,    als  sie  sahen,   dass   die  Kräfte  ihres  Bundes  nicht 


40 


ausreichen  würden,  die  Freiheit  gegen  den  Orden  zu  erkämpfen, 
wandten  sie  sich  an  den  mächtigen  Nachbar  und  steten  Gegner 
der  Deutschritter,  an  den  König  von  Polen,  ihm  als  Schutzherrn 
sich  unterwerfend.  Derselbe  nahm  das  dargebotene  Geschenk  an, 
und  nun  begann  der  schwere  Krieg,  durch  welchen  der  Deutsche 
Orden  die  westliche  Hälfte  seines  Landes  ganz  verlor  und  auch 
Ostpreussen  hur  als  Polnisches  Lehen  behielt. 

Während  dieses  Krieges  ist  im  Jahre  1462  Niklas  Koppernigk, 
der  Vater  von  Copernicus,  aus  Krakau  in  Thorn  eingewandert, 
hieher  den  Sitz  seines  kaufmännischen  Geschäfts  verlegend. 

Rege  Handelsverbindungen  hatten  schon  während  eines  vollen 
Jahrhunderts  zwischen  Krakau  und  Thorn  stattgefunden.  Nicht 
nur  die  Wasserstrasse  verband  die  beiden  Weichselstädte,  sondern 
der  eine  der  grossen  Verkehrswege ,  auf  denen  die  Preussischen 
Kaufleute  nach  Ungarn  zogen ,  ging  gleichfalls  über  Krakau. 
Ueberdies  war  Polens  Hauptstadt,  gleich  den  übrigen  Polnischen 
Städten,  von  Deutschen  gegründet  und  die  Bürgerschaft  im  15. 
Jahrhunderte  noch  überwiegend  Deutscher  Geburt.  Die  grossen 
Kaufmanns-Familien  der  beiden  Städte  waren  oft  verschwägert; 
auch  von  der  Familie  Koppernigk  scheint  ein  Zweig  in  Krakau, 
ein  anderer  in  Thorn  geblüht  zu  haben. 

So  ist  es  denn  leichter  erklärlich,  dass  Niklas  Koppernigk 
in  schwerer  Zeit  von  Krakau,  welches  weitab  lag  von  dem  da- 
maligen Kriegsgetümmel,  seinen  Wohnsitz  nach  Thorn  verlegte. 
Ueberdies  hatte  er  selbst,  als  er  noch  in  Krakau  weilte,  bereits 
vielfach  in  geschäftlichen  Beziehungen  zu  Preussen  gestanden. 

Diese  frühem  kaufmännischen  Verbindungen  und  nicht  we- 
niger die  angesehene  Stellung,  welche  er  in  seiner  Heimath  ein- 


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genommen,  bewirkten  es  auch,  dass  Niklas  Koppernigk,  obwohl 
Einzögling,  bald  nach  seiner  Uebersiedelung  zu  den  Ehrenämtern 
der  Gemeinde  berufen  wurde;  er  ward  1465  in  den  Schöppen- 
stuhl  der  Altstadt  gewählt. 

Niklas  Koppernigk  hatte  bereits  die  reiferen  Mannesjahre 
erreicht,  als  er  von  der  Königsstadt  Polens  nach  Thorn  tiber- 
siedelte. Allein  noch  war  er  unbeweibt.  Erst  in  Thorn  schloss 
er  ein  Ehebtindniss.  Bald  nach  seiner  Einwanderung  ward  er  in 
eine  der  ältesten  Thorner  Familien  aufgenommen,  indem  er  Bar- 
bara Watzelrode  als  Gattin  heimführte,  deren  Vater  Lucas  Watzel- 
rode,  einer  der  wohlhabendsten  und  angesehensten  Männer  seiner 
Vaterstadt,  damals  den  Vorsitz  bei  dem  Altstädtischen  Gerichte 
führte.  Eine  ältere  Tochter  von  Watzelrode  war  an  Tilman  von 
Allen  verheirathet ,  welcher  siebenmal  das  Scepter  des  kleinen 
Freistaats  geehrt;  auch  im  Geburtsjahre  seines  grossen  Neffen 
war  er  regierender  Bürgermeister.  Ausser  den  beiden  Töchtern 
hatte  Watzelrode  noch  einen  Sohn,  welcher  sich  dem  geistlichen 
Stande  gewidmet  hatte.  Er  war  zuerst  Domherr  in  Culmsee, 
trat  dann  in  das  Frauenburger  Domstift  über  und  bestieg  im 
Jahre  1489  die  Ermländische  Kathedra. 

Copernicus  ward  als  das  jüngste  unter  vier  Geschwistern 
seinen  Eltern  geschenkt.  Ein  älterer  Bruder  war  gleich  ihm  in 
den  geistlichen  Stand  getreten;  er  lebte  ebenfalls  später  als  Dom- 
herr in  Frauenburg.  Von  den  beiden  Schwestern  nahm  die  eine 
den  Schleier  im  Kloster  zu  Culm,  die  zweite  heirathete  einen 
Kaufmann  Bartholomäus  Gertner  in  Krakau. 

In  Betreff  der  Jugend  von  Copernicus  sind  wir  darauf  an- 
gewiesen,   uns    auf   Grundlage    dürftiger   Notizen    und    einzelner 


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Materialien,  die  aus  den  allgemeinen  Culturverhältnissen  der  Zeit 
zu  entnehmen  sind,  mit  Beihülfe  der  bildenden  Phantasie  ein 
skizzirtes  Bild  zusammenzusetzen,  um  wenigstens,  wenn  es  uns 
auch  nicht  gelingt,  einen  sichern  Einblick  in  die  Entwicklung  des 
Knaben  und  Jünglings  zu  gewinnen,  unserm  geistigen  Auge  vor- 
zufuhren, welche  Anregungen  ihm  geworden  sind,  unter  welchen 
Einflüssen  sich  der  jugendliche  Geist  emporgerankt  hat. 

In  vielfacher  Beziehung  war  durch  äussere  Verhältnisse  die 
Jugend  von  Copernicus  begünstigt  worden. 

Als  er  das  Licht  der  Welt  erblickte ,  neigte  sich  das  Mittel- 
alter bereits  ganz  seinem  Ende  zu.  Schon  hatten  sich  die  Kräfte 
angekündigt,  welche  eine  neue  Epoche  der  Menschheit  herauf- 
führten; schon  hatten  sich  die  Pforten  der  neuen  Zeit  theilweise 
geöffnet,  welche  auch  er  helfen  sollte  ganz  zu  erschliessen.  In 
seinem  Geburtsjahre  war  Gutenbergs  Erfindung  bereits  in  die 
meisten  Culturländer  Europa's  eingezogen,  und  die  neue  Bildung, 
die  von  der  Wiederbelebung  des  klassischen  Alterthums  ausging, 
hatte  ebenso  siegreich  die  Alpen  überschritten,  Ueberall  in  den 
Culturländern  Europa's  keimte  die  Saat  jenes  Jahrhunderts,  von 
dem  einer  der  muthigsten  Vorkämpfer  das  stolze  Wort  gesprochen : 
Jahrhundert,  es  ist  eine  Lust,  in  dir  zu  leben!  — 

Ebenso  war  das  Land,  in  welchem  Copernicus  geboren  ist 
und  in  welchem  er  seine  erste  Jugend  verlebte,  wenngleich  fernab 
gelegen  von  den  Centren  Europa's,  wohl  geeignet,  geistige  Kraft 
zu  wecken.  Viele  Gegensätze,  die  das  Leben  der  Völker  damals 
bewegten,  wirkten  auch  hier  gegen  einander,  mit  dem  Kampfe 
Leben  weckend:  ein  reich  entwickeltes  Städteleben,  ein  wohl- 
habender streitfertiger  Landadel,  ein  begüterter  und  nicht  un- 
gebildeter Klerus.     Dazu   kam  noch  der  Gegensatz  zweier  Natio- 


43 


nalitäten,  deren  Widerstreit  nur  geruht  hatte,  so  lange  sie  im 
gemeinsamen  Kampfe  gegen  den  Deutschen  Orden  vereint  waren. 
Und  nun  noch  dieser  absterbende  Ritterverein  selbst!  diese  fast 
zur  Carricatur  gewordene  widerspruchsvolle  Verschwisterung  des 
Ritterthums  und  Mönchthums,  diese  Verbindung  zweier  scheinbar 
unversöhnlichen  Pole !  Wahrlich,  hier  waren  genug  Elemente  vor- 
handen, Bewegung  und  Leben  im  Ringen  der  Geister  zu  ent- 
zünden ! 

Neben  des  Landes  Vorzügen  waren  aber  auch  die  besondern 
Verhältnisse,  unter  denen  Copernicus  aufwuchs,  günstig  für  die 
geistige  Entwickelung  des  werdenden  Jünglings  und  die  harmonische 
Ausbildung,  die  wir  in  dem  Manne  bewundern. 

Zunächst  das  elterliche  Haus  und  die  Häuser  der  reichen 
Verwandten  und  der  dem  Vater  befreundeten  Kaufherren!  Hier 
gewann  der  Knabe  Eindrücke,  wie  sie  nur  der  Grosshandel  zu 
geben  vermag.  Hier  entwickelte  sich  ein  buntes  Treiben,  ein 
reiches  Leben,  unmittelbar  vor  dem  Auge  des  Knaben. 

Wie  in  allen  Handelsstädten  bildeten  auch  in  Thorn  die 
Kaufherren  das  Patriziat,  waren  sie  die  regierenden  Geschlechter. 
Die  Verwandten  von  Copernicus  führten  den  Gerichtsstab  und 
hielten  das  Scepter,  das  im  kleinen  Kreise  bevorzugter  Familien 
von  Hand  zu  Hand  ging.  Wechselnde  Lebensbilder  zogen  also 
vor  dem  Knaben  vorüber.  Hatte  er  den  Gesprächen  der  welt- 
und  lebensklugen  Handelsherren  zugehört,  dann  vernahm  er 
wiederum  in  demselben  Kreise  von  dem  Ernste  der  Verwaltung 
und  hörte  verhandeln  über  die  Principien  und  verwickelten  Fragen 
des  Rechts. 

Auch  in  ein  drittes  Lebens-Element  ward  der  Spross  einer 
Handels-Aristokratie   früh    eingeführt   durch    der   Mutter   Bruder, 


44 


welcher,  ehe  er  in  die  Ermländische  Diöcese  übertrat,  Mitglied 
des  Domstifts  in  dem  benachbarten  Culmsee  war.  80  schenkte 
dem  heranwachsenden  Jünglinge  die  Gunst  der  Verhältnisse  ausser 
der  geistigen  Anregung,  die  er  vom  Oheim  und  dessen  gelehrten 
Freunden  empfing,  auch  den  frühen  Einblick  in  die  eigengeartete 
Herrschaft  des  Krummstabs. 

Soll  ich  nun  noch  reden  von  den  unmittelbaren  Bildungs- 
mitteln,  welche  die  Geburtsstadt  dem  Copernicus  geboten?  Auch 
hierin  war  er  bevorzugt  vor  Vielen,  dass  ihn  das  Schicksal  in 
einer  Stadt  geboren  werden  Hess  von  der  Bedeutung ,  wie  sie 
Thorn  hatte.  Die  reichen  Städte  waren  damals  in  viel  hervor- 
ragenderer Weise  als  heutzutage  die  Träger  der  Cultur.  Bildungs- 
stätten für  die  patricische  Jugend  wurden  in  ihnen  früh  angelegt 
und  auf  alle  Weise  gefördert  —  während  für  das  Volk  gerade  so 
wenig  wie  überall  geschah. 

Um  das  Bild  zu  vollenden,  welches  wir  uns  von  dem  Jugend- 
leben des  Copernicus  entworfen,  haben  wir  noch  zu  erwägen, 
welchen  Einfluss  die  Lage  der  Stadt,  wie  die  Umgebungen,  auf 
den  für  die  Natur  so  empfänglichen  Sinn  des  Knaben  geübt 
haben. 

Der  mächtige  Strom,  an  dem  unsere  Stadt  liegt,  wälzte  seine 
Wasserfülle  in  demselben  Bette,  wie  heute,  zum  Meere.  Aber 
statt  der  hohen  Wälle,  welche  die  Stadt  gegenwärtig  einschnüren, 
breiteten  sich  weite  Vorstädte  aus,  und  dieselben  umkränzend 
zogen  sich  die  Villen  und  Gärten  der  Kaufherrn  hin.  Die  son- 
nigen Anhöhen  am  Ufer  der  Weichsel  aber  waren  mit  Reben 
bepflanzt.  Der  Vater  von  Copernicus  selbst  besass  einen  Wein- 
garten, der  an  der  Bucht  lag,  welche  die  Weichsel  bildet,  indem 
sie,    die    bisherige    nördliche  Richtung   verlassend,    nach    Westen 


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sich  zuwendet.  Sie  schauen,  hochverehrte  Anwesende,  nach  der 
Stelle  des  Gartens  hin,  wenn  Sie,  auf  der  Eisenbahnbrücke  ste- 
hend, den  Blick  stromaufwärts  nach  Osten  richten. 

Hier  hat  der  Knabe  oft  sein  Auge  geweidet,  hinblickend  auf 
den  weiten  Wasserspiegel  des  in  ruhiger  Majestät  dahingleitenden 
Heimathstroms,  den  wir  in  jener  Zeit  uns  viel  reicher  belebt 
denken  müssen  von  den  mit  Getreide,  Holz  und  Metallen  bela- 
denen  Traften  und  den  schwellenden  Segeln  der  stromaufwärts 
gewandten  Fahrzeuge.  In  der  Ferne  begrenzten  ihm  den  Horizont 
die  trotzigen  Thürme  der  Vaterstadt  und  nach  Osten  schweifte 
der  Blick  weithin  über  die  hügeligen  Ebenen  bis  tief  nach  Polen 
hinein. 

Und  wenn  die  Festzeit  kam,  oder  die  Tage,  wo  der  Jüngling 
ausruhen  durfte  von  den  Freuden  und  Mühen  der  Schule,  da 
gewann  er  wiederum  Anschauung  von  einer  andern  Lebensthätig- 
keit.  Dem  Gewühle  der  Stadt  und  dem  drängenden  Treiben  der 
belebten  Strassen  entflohen  nahm  ihn  die  freundliche  Stille  des  Land- 
lebens auf,  indem  die  Landsitze  der  Verwandten  aufgesucht  wurden. 

Unter  so  günstigen  äussern  Verhältnissen  ist  Copernicus  auf- 
gewachsen, so  harmonisch  gestaltete  sich  schon  früh  des  Knaben 
und  Jünglings  Leben,  so  war  Copernicus  bevorzugt  vor  Vielen, 
die  mit  des  Lebens  Mühsal  von  frühauf  zu  kämpfen  haben.  Aber, 
müssen  wir  andrerseits  auch  nicht  gerade  deshalb,  weil  des 
Lebens  gewaltiger  Treiber,  die  Noth,  ihn  nicht  anregte  zu  stets 
erneuter  Anstrengung,  müssen  wir  nicht  gerade  deshalb  rühmend 
bewundern  die  Kraft,  die  in  dem  Knaben  schon  lebte,  den  Fleiss 
und  die  Energie  des  Geistes,  die  er  schon  früh  geübt,  wie  sie 
seine  Begleiterinnen  waren  auf  der  ganzen  Bahn  seines  Lebens'? 

Ueberdies    lernte    Copernicus    auch    schon    früh    des   Lebens 


46 


bittern  Ernst  kennen,  ward  ihm  früh  das  Schwerste  nicht  erspart. 
Zehn  Jahre  alt  fand  er  sich  schon  eine  vaterlose  Waise.  Wie 
lange  der  Mutter  Auge  über  ihn  gewacht,  wissen  wir  nicht. 

Wenn  für  den  Verlust  der  Eltern  ein  Ersatz  geboten  werden 
kann  —  er  ward  dem  jungen  Copernicus  zu  Theil.  Die  Ver- 
wandten der  Mutter  nahmen  sich  der  hinterbliebenen  Kinder  von 
Niklas  Koppernigk  an,  als  dieser  im  Jahre  1483  gestorben  war. 
Namentlich  waltete  mit  elterlicher  Fürsorge  der  Oheim  Lucas 
Watzelrode  über  Copernicus. 

Im  Herbste  1491  verliess  der  achtzehnjährige  Jüngling  die 
Vaterstadt,  um  sich  den  Studien  auf  der  berühmten  Jagellonen- 
Universität  zu  widmen. 

Bei  der  Wahl  der  Universität  Krakau  hat  Mancherlei  mit- 
gewirkt. Zunächst  war  es  die  Nähe  der  durch  die  regsten  Handels- 
beziehungen verbundenen  Schwesterstadt,  welche  schon  früh  die 
Jünglinge  Thorns  nach  Krakau  zog. 

Bei  dem  Jünglinge  Copernicus  traten  für  Krakau's  Wahl 
auch  noch  andere  Gründe  entscheidend  hinzu.  Der  Vater  selbst 
war  ja  von  Krakau  nach  Thorn  eingewandert,  hatte  Geschäfts- 
beziehungen mit  seiner  frühern  Heimath  erhalten.  Auch  die  alten 
Familien- Verbindungen  waren  bewahrt,  neue  hinzugekommen. 
Der  Oheim  endlich  hatte  selbst  auf  der  Krakauer  Akademie 
seinen  Studien  obgelegen.  Und  ausser  den  Genossen  seiner  Ju- 
gend hatte  Lucas  Watzelrode,  seit  er  den  Bischofs-Stuhl  von  Erm- 
land  Ibestiegen,  noch  weitere  Verbindungen  gewonnen,  welche 
dem  jungen  Neffen  von  grossem  Vortheil  sein  mussten.  Als 
Grosswürdenträger  der  Preussischen  Lande  stand  er  in  unmittel- 
barster Beziehung  zu  dem  Könige  Polens  und  seinen  Käthen, 

So  eröffneten  sich  dem  jungen  Copernicus  bei  seinem  Eintritt 


47 


in  die  grosse  Welt  sofort  die  reichsten  Beziehungen.  Nicht  fand 
er  sich  gleich  vielen  Andern  isolirt,  hinausgeworfen  in  die  Fremde, 
und  auf  den  glücklichen  Zufall  neben  der  eigenen  Kraft  ver- 
wiesen. Er  brauchte  die  Beziehungen,  die  sich  ihm  von  selbst 
darboten,  nur  zu  pflegen  und  fortzuführen.  So  ward  auch  hier 
in  reichem  Maasse  der  Gesichtskreis  des  jungen  Preussen  erwei- 
tert, den  schon  die  Umgebungen  in  der  Heimath  nichts  weniger 
als  beschränkt  hatten. 

Vor  Allem  aber  die  Universität  selbst,  welche  reichen  Bildungs- 
Elemente  schloss  sie  in  sich!  In  hohem  Ruhme  strahlte  damals 
die  Krakauer  Akademie  weithin  über  die  Länder  Europa's.  Tau- 
send Lernende  sassen  hier  zu  den  Füssen  berühmter  Lehrer. 
Auch  aus  den  weiter  entlegenen  Deutschen  Gauen  kamen  Scho- 
laren nach  der  rauhen  Weichselstadt.  Das  Jagellonische  Studium 
suchten  sogar  Männer  auf,  die  selbst  bereits  als  Lehrende  auf- 
treten konnten,  die  sich  bereits  die  Würde  eines  Baccalaureus 
auf  einer  Deutschen  Universität  oder  zu  Paris  erworben  hatten. 
W^ahrlich,  schon  der  damalige  Weltruf  Krakau's  niusste  den 
jugendlichen  Geist  anlocken,  dort  seine  Schwingen  zu  stärken. 

In  Krakau  ward  Copernicus  auch  schon  unmittelbar  von  dem 
Geiste  der  neuen  Zeit  angeweht.  Noch  herrschte  zwar  auf  den 
dortigen  Lehrstühlen  überwiegend  die  scholastische  Anschauung 
und  Lehrweise.  Aber  früher  als  auf  andern  Universitäten  dies- 
seits der  Alpen  waren  in  Krakau  Berührungspunkte  mit  der  neuen 
Zeit,  die  von  Italien  ausging,  gewonnen  worden.  Bereits  um  die 
Mitte  des  15.  Jahrhunderts  waren  Sendboten  des  Humanismus  in 
den  fernen  Osten  vorgedrungen.  Im  Jahre  1489  war,  als  der 
Boden  für  die  neue  Aussaat  schon  sehr  gelockert  schien,  auch 
noch  der  unermüdliche  Verbreiter  des  Humanismus,  Conrad  Celtes, 


48 


nach  Krakau  gekommen,  woselbst  er  sich  zwei  Jahre  lang  auf- 
gehalten. 

Wenige  Monate  waren  erst  verflossen,  seit  Celtes  Polen  ver- 
lassen, noch  wirkte  in  nachhaltiger  Weise  die  geistige  Anregung, 
die  er  gegeben,  als  der  junge  Copernicus  den  Musensitz  zu  Krakau 
aufsuchte.  Derselbe  ward  an  dem  Immatriculations-Termine  des 
Winter-Semesters  1491  unter  die  Scholaren  der  Universität  auf- 
genommen. 

In  ein  frisches  geistiges  Leben  trat  Copernicus  hier  ein.  Eine 
abgelebte  Form  des  wissenschaftlichen  Lebens,  der  Scholasticismus, 
rang  dort  mit  einer  neuen  Lehr-  und  Denkweise  um  das  Dasein. 
Noch  schwankte  der  Sieg.  Denn  bewährte  Kräfte  vertheidigten 
auch  in  Krakau  das  Althergebrachte,  während  die  jungen  Ma- 
gister, wie  überall,  rüstig  kämpfend  für  die  neue  Bildung  ein- 
traten. 

Es  war  von  grossem  Einfluss  auf  die  Entwickelung  und  Kräf- 
tigung des  jugendlichen  Geistes,  dass  Copernicus  schon  gleich 
beim  Beginn  seiner  wissenschaftlichen  Studien  in  so  heisse  Kämpfe 
hineingeführt  wurde,  bei  denen  auch  er  Partei  ergreifen  musste. 
Er  konnte  nicht  schwanken.  Der  Keim,  der  in  ihn  vom  Schöpfer 
gelegt  war,  seine  geistige  Beanlagung,  die  jugendlichen  Jahre  — 
Alles  musste  ihn  wohl  in  das  Lager  der  kühn  aufstrebenden 
Humanisten  führen.  Hier  legte  er  den  Grund  zu  der  Sicherheit 
des  lateinischen  Ausdrucks,  der  ihn  auszeichnet.  Die  Kenntniss 
der  Griechischen  Sprache  blieb  ihm  noch  verschlossen.  Copernicus 
entbehrte  sonach  während  der  Zeit  seines  Krakauer  Universitäts- 
lebens noch  das  Bildungselement  und  die  Begeisterung,  welche 
sein  Jahrhundert  aus  dem  Studium  der  Griechischen  Sprache  und 
Literatur  schöpfte.      Dagegen  ward   ihm   das   Glück,    dass   seine 


V 


49 


Führer  auf  dem  Gebiete  der  Römischen  Sprache  und  Literatur 
der  neuen  Zeit  ganz  angehörten.  Die  jungen  Humanisten  Krakau's 
hatten  das  alte  geistlose  Herkommen  verlassen  und  die  starren 
Formen  der  mittelalterlichen  Lehrweise  abgestreift.  Dafür  waren 
sie  um  so  eifriger  bemüht,  zu  den  eigentlichen  Quellen  der  alt- 
römischen Welt  hinaufzusteigen  und  in  den  Geist  der  Sprache 
und  Schriftsteller  Roms  einzudringen.  Indem  sie  so  das  freie 
Denken  aus  den  Fesseln  befreiten,  entzündeten  sie  in  ihren  Schü- 
lern neben  der  Begeisterung  für  die  Schätze  des  Alterthums  ernstes 
wissenschaftliches  Streben,  weckten  sie  in  ihnen  den  Geist  der 
Forschung  und  selbständigen  Denkens. 

Aber  so  hoch  der  Gewinn  zu  veranschlagen  ist.  den  Copernicus 
aus  den  humanistischen  Studien  gewonnen,  sie  standen  doch  nicht 
im  Mittelpunkte  seines  geistigen  Strebens.  Eine  andere  Wissen- 
schaft hatte  ihn  früh  in  höherem  Maasse  in  Anspruch  genommen. 
Es  war  das  Gebiet,  auf  dem  er  später  eine  vollständige  Neu- 
gestaltung durchführen  sollte  —  Mathematik  und  Astronomie. 

Beide  Wissenschaften  standen  damals  in  hohem  Ansehn. 
Wenn  ein  idealer  Zug  in  dem  Jahrhundert  des  Wiederauflebens 
der  Wissenschaften  die  Geister  mit  unbezwinglicher  Gewalt  zu 
den  humanistischen  Studien  zog,  so  waren  es  hauptsächlich 
äussere  Anregungen,  welche  die  mathematischen  und  astrono- 
mischen Studien  in  hohem  Grade  förderten.  Das  ideale  Motiv 
ist  ja  selten  das  allein  maassgebende.  Das  Ansehn,  in  welchem 
der  gelehrte  Mathematiker  stand,  die  Ehren,  welche  dem  her- 
vorragenden Astronomen  zu  Theil  wurden,  sie  wirkten  mächtig 
zur  Nacheiferung. 

Auf  keiner  Universität  diesseits  der  Alpen  stand  das  Studium 
der  Mathematik  und  Astronomie  in  solcher  Blüthe  als  zu  Krakau. 


50 


Hier  lehrte  seit  zwanzig  Jahren  der  berühmte  Albertus  Blar  de 
Brudzewo  (gewöhnlich  Brudzewski  genannt),  dessen  Name  vor- 
zugsweise die  Studirenden  aus  den  fernsten  Gegenden  Deutsch- 
lands nach  Krakau  zog.  Nun  hatte  zwar  Brudzewski  seine 
öffentlichen  Vorlesungen  über  Astronomie  bereits  abgeschlossen, 
als  Copernicus  nach  Krakau  kam ;  aber  die  Jüngern  Lehrer  der 
Universität  waren  sämmtlich  durch  ihn  gebildet. 

Die  wichtige  Frage,  was  Copernicus  der  Schule  Brudzewski's 
verdankt,  kann  leider  nur  im  Allgemeinen  beantwortet  werden, 
indem  man  auf  den  Weltruf  Krakau's  hinweist,  den  Brudzewski 
und  durch  ihn  die  Universität  Krakau  hatte.  Den  astronomischen 
Vorträgen  der  Krakauer  Professoren  lagen  die  Arbeiten  von 
Peurbach  und  Regiomontanus  zu  Grunde ;  Brudzewski  selbst  hatte 
sie  commentirt.  Wie  weit  die  Krakauer  Schule  über  diese  grossen 
Meister  hinausgegangen  ist,  und  welche  Keime  der  neuen  Welt- 
anschauung in  Copernicus  hier  gelegt  sind,  muss  zur  Zeit  unbeant- 
wortet bleiben.  Hierüber  kann  erst  dann  Licht  verbreitet  werden, 
wenn  die  Reihe  von  mathematischen  Manuscripten ,  welche  die 
Krakauer  Universität  besitzt,  von  sachkundiger  Hand  durchmustert 
sein  wird. 

Copernicus  selbst  hat  der  Universität  Krakau,  die  ihm  zuerst 
die  Bahnen  der  Wissenschaft  eröffnet  hat,  stets  ein  treues  An- 
denken bewahrt. 

Nach  Beendigung  seiner  Studien  in  Krakau  verweilte  Coper- 
nicus einige  Zeit  in  der  Heimath.  Bald  jedoch  eilte  er  dem  Lande 
seiner  Sehnsucht  zu,  dem  schönen  Italien.  Wie  in  unsern  Tagen 
die  Reize  des  Südens  und  die  Reminiscenzen  des  klassischen 
Bodens  den  Nordländer  dorthin  ziehen,  so  war  Italien  im  15.  und 
10.  Jahrhunderte  durch  die  Wiederbelebung  des  klassischen  Alter- 


51 


thums  das  gepriesene  Land  der  neuen  Bildung.  Jeder  hervor- 
ragende Geist  jenes  Zeitalters  glaubte  seine  Bildung  nicht  vollendet, 
wenn  er  nicht  in  Italien  die  höhere  Weihe  erlangt  hatte.  Wett- 
eifernd hatten  die  glänzenden  Höfe,  v^^ie  die  reichen  Handels- 
städte, des  politisch  zerrissenen  Landes  ihren  Ruhm  darin  gesucht, 
die  neue  Wissenschaft  an  ihren  Boden  zu  fesseln.  Ja,  es  hatten 
sich,  von  der  neuen  Bewegung  ergriffen,  selbst  die  Pforten  der 
Curie  dem  heidnischen  Alterthum  erschlossen. 

Noch  zahlreicher  als  früher,  da  die  Studirenden  über  die 
Alpen  pilgerten  zu  den  Glossatoren,  zogen  gegen  das  Ende  des 
15.  Jahrhunderts,  wie  aus  Deutschland  und  den  westlichen  Cultur- 
ländern  Europa's,  so  auch  aus  dem  fernen  Norden  und  Osten 
Jünglinge  und  Männer  nach  Italien,  die  Schätze  des  neu  erschlos- 
senen Hellenenthums  zu  heben  und  in  ihr  Vaterland  zu  führen. 

Copernicus  stand  in  dem  empfänglichen  Alter  von  23  Jahren, 
da  er  zuerst  die  Wunder  der  klassischen  Welt  erblickte  und  die 
Wunder  mit  eigenen  Augen  sah,  die  sich  auf  dem  Gebiete  des 
Geistes  entwickelten. 

Zum  ersten  Mal  hat  Copernicus  die  Alpen  in  dem  Jahre  1495 
überschritten.  Damals  suchte  er  die  altbertihmte  Hochschule  zu 
Bologna  auf,  welche  vorzugsweise  unter  den  Italienischen  Univer- 
sitäten die  Studirenden  der  nördlichen  Länder  an  sich  gezogen 
hatte.  Auf  dieser  Universität,  welche  im  Mittelalter  Jahrhunderte 
hindurch  als  die  klassische  Bildungsstätte  der  Juristen  gegolten, 
hat  Copernicus  seine  kanonischen  Studien  erweitert  und  vollendet, 
denen  er  sich  im  Hinblick  auf  das  kirchliche  Amt,  für  welches 
ihn  sein  Oheim  bestimmt  hatte,  widmen  musste.  Vor  Allem  aber 
fesselten  ihn  auch  hier  seine  Lieblingswissenschaften  Mathematik 
und  Astronomie,  in  denen  Dominicus  Maria  di  Ferrara  sein  Lehrer 

4* 


52 


war.  Dieser  erkannte  bald  die  geistige  Begabung  des  jungen 
Preussen,  welcher  durch  die  Krakauer  Studien  schon  einen  sichern 
Grund  in  seiner  Wissenschaft  gelegt  hatte  und  der  ge;*eifte  Schüler 
ward  bald  der  Freund  des  Lehrers  und  der  Genosse  seiner  Studien. 

Im  Jahre  1497  kehrte  Copernicus  nach  Preussen  zurück  und 
erhielt  nun  durch  den  Einfluss  seines  Oheims  ein  Kanonikat  bei 
der  Frauenburger  Kathedrale.  Dadurch  w^ard  ihm  eine  gesicherte 
Lebensstellung.  Es  war  für  den  gewöhnlichen  Sterblichen,  der 
nicht  fürstlichem  Geschlechte  entsprossen  war,  auch  in  jenen 
Zeiten  ein  seltenes  Glück,  in  so  jugendlichem  Alter  Mitglied  einer 
reichen  Corporation  zu  werden,  wie  es  der  Senat  des  Ermlän- 
dischen  Bisthums  war.  Das  Kollegium  der  Ermländischen  Dom- 
herrn besass  die  Herrschaft  Über  ein  Gebiet  von  etwa  20  Quadrat- 
meilen. Da  bedarf  es  keiner  Ausführung,  dass  die  Einkünfte  des 
einzelnen  Domherrn  recht  bedeutend  waren.  Viel  wichtiger  aber 
war  es,  dass  die  neuen  Verpflichtungen,  welche  Copernicus  über- 
nommen, ihn  in  dem  Studium  seiner  Lieblingswissenschaften  nicht 
hinderten. 

Früh  schon  hatte  das  Domkapitel  Ermlands  sich  durch  die 
Pflege  höherer  Bildung  ausgezeichnet.  Und  zu  der  Zeit,  da  Coper- 
nicus in  das  Domstift  eintrat,  war  die  Sitte,  dass  die  Capitularen 
eijae  höhere  Bildung  als  der  gewöhnliche  Klerus  zu  erwerben  such- 
ten, bereits  in  die  Form  eines  bindenden  Statutes  übergegangen. 
Jeder  neu  eintretende  Domherr  musste,  falls  ihn  das  Capitel  zum 
Studium  geeignet  erachtete,  nach  einjährigem  Aufenthalte  bei  der 
Kathedrale  eine  Universität  beziehn,  um  sich  in  einer  der  drei 
höhern  Facultäten  einen  akademischen  Grad  zu  erwerben. 

So  erfüllte  der  junge  Domherr  nur  eine  Vorbedingung  seiner 
neuen  Würde,    wenn  er  wiederum   nach  Italien   eilte,    um   seine 


53 


Studien,  welche  ihn  in  die  Einsamkeit  des  Domstifts  begleitet 
hatten,  in  Gemeinsamkeit  mit  seinen  gelehrten  Freunden  fort- 
zusetzen. Der  Urlaub  ward  ihm  um  so  bereitwilliger  zugestanden, 
als  er  mit  seinen  sprachlichen  und  mathematischen  Forschungen 
das  Studium  der  Arzneikunde  verbinden  wollte,  welches  seinen 
Amtsgenossen  unmittelbaren  Nutzen  versprach.  Diesen  Studien 
soll  Copernicus  in  Padua  obgelegen  haben,  woselbst  er  auch, 
wie  berichtet  wird,  sich  den  Doctorgrad  in  der  Medicin  erwarb. 
Allein  vorzugsweise  wird  Copernicus  wohl  auch  diesmal  in  Bo- 
logna gelebt  haben,  mit  Dominicus  Maria  und  dessen  Freunden 
die  astronomischen  Betrachtungen  fortzusetzen,  seine  Ansichten 
über  die  Weltordnung  auszutauschen  und  die  mathematische 
Grundlage  für  dieselbe  festzustellen.  Im  Jahre  1500  begab  er 
sich  nach  Rom,  woselbst  der  junge  siebenundzwanzigjährige  Dom- 
herr mit  der  grössten  Auszeichnung  aufgenommen  wurde.  Durch 
die  Genossen  seiner  Studien  hatte  sich  der  Ruf  seiner  Gelehr- 
samkeit weithin  in  Italien  verbreitet.  Ihm  ward  eine  mathema- 
tische Professur  an  der  Universität  zu  Rom  übertragen.  Seine 
Vorlesungen  fanden  grossen  Beifall.  Sie  wurden  nicht  nur  von 
Studirenden  besucht,  sondern  auch  ältere  und  vornehme  Männer, 
Gelehrte  und  Künstler  sassen  zu  den  Füssen  des  jungen  Preussen. 
Es  war  eine  bewegte  und  schwere  Zeit  für  die  Kirche,  als 
der  jugendliche  Domherr  in  die'' ewige  Roma  einzog  —  in  dem 
grossen  Jubeljahre  1500.  Die  Verweltlichung  der  Kirche  hatte 
den  höchsten  Grad  erreicht.  Auf  dem  Stuhle  Petri  sass,  ich  sage 
genug,  wenn  ich  den  Namen  nenne,  Alexander  VI.  Aber  noch 
stand  fest,  unerschüttert  und  in  sich  abgeschlossen,  das  hierarchische 
Gebäude.  Soll  ich  daran  erinnern,  wie  noch  zehn  Jahre  später 
Luther  geblendet  ward  von  dem  Glänze  der  Autorität?  Der  TbU- 


54 


ringische  Bauernsolin,  aus  der  einsamen  Zelle  kommend,  klomm 
die  Stufen  der  Peterskirche  gläubig  hinan,  in  tief  mystische  Ge- 
danken verhüllt.  Anders  Copernicus.  In  grossen  Verhältnissen 
aufgewachsen  hatte  er  trotz  seiner  jungen  Jahre  schon  vieler 
Menschen  Städte  und  Länder  gesehen,  kannte  er  das  kleine  Räder- 
getriebe, welches  die  Kirche,  die  auseinander  fallende,  noch  zu- 
sammenhielt. 

Allein,  wenngleich  Copernicus  keine  Illusionen  einzubtissen 
hatte,  so  konnte  Rom  keine  dauernde  Anziehungskraft  auf  ihn 
ausüben.  Er  musste  ohnehin  in  die  Heimath  zurückkehren,  um 
die  Erlaubniss  einer  längeren  Abwesenheit  von  der  Kathedral- 
kirche nachzusuchen. 

Wie  lange  Copernicus  sich  bei  dieser  letzten  Anwesenheit 
in  Italien  aufgehalten  habe,  ist  noch  nicht  ermittelt.  Zwei  Jahre 
waren  ihm  dazu  bewilligt  worden  und  da  wir  Nichts  von  einer 
Verlängerung  seines  Urlaubs  hören,  wird  er  wohl  in  den  Jahren 
1504  oder  1505  nach  Preussen  zurückgekehrt  sein. 

Copernicus  stand  in  der  Blüthe  seines  Mannesalters,  als  er, 
auch  innerlich  gereift  und  mit  einer  vielseitigen  Bildung  aus- 
gerüstet, sich  den  heimathlichen  Gestaden  zuwandte.  Neben 
seinen  tiefen  Kenntnissen  in  der  Mathematik  und  Astronomie  war 
er  eingeweiht  in  die  gesammten  Studien  des  Humanismus,  ein 
Kenner  der  klassischen  Sprachen  und  ihrer  Literatur.  Den 
Pflichten  seines  Berufs  in  hervorragender  Weise  zu  genügen, 
hatte  er  ausserdem  theologische  und  juristische  Studien  getrieben 
und  namentlich  die  Gebiete  durchforscht,  wo  beide  Wissenschaften 
sich  berühren,  war  er  Doctor  des  kanonischen  Rechts  geworden. 
Endlich  hatte  er  noch  eine  Wissenschaft  aufgesucht,  die  ganz 
verschieden   war   von  den   bisher   genannten   und   die   nach    der 


I 


55 


Meinung  seiner  Zeitgenossen  mit  seiner  kirchlichen  Stellung  kaum 
vereinbar  schien  —  hatte  er  medicinische  Studien  getrieben  und 
auch  in  dieser  Wissenschaft  den  höchsten  akademischen  Grad 
errungen. 

Eine  solche  Fülle  menschlichen  Wissens,  wie  sie  Copernicus 
sich  durch  seine  umfassenden  Studien  erworben,  lag  nicht  auf- 
gespeichert in  seinem  Gedächtniss,  wie  die  todten  Kenntnisse  bei 
den  gewöhnlichen  Polyhistoren.  Ernste  philosophische  Studien 
hatten  seinen  Geist  gestählt,  dass  sein  Wissen  nicht  erstarrte, 
sondern  stets  in  lebendiger  Bewegung  erhalten  ihm  zu  Gebote 
stand,  wenn  er  dessen  bedurfte.  Bei  der  eifrigsten  Beobachtung 
der  einzelnen  Erscheinung,  bei  der  emsigsten  Forschung  im  Ein- 
zelnen hielt  er  stets  den  Blick  fest  auf  das  Ganze  gerichtet;  das 
Einzelne  hatte  für  ihn  nur  Bedeutung  in  seiner  Beziehung  zum 
Ganzen.  Der  freie  Blick  des  Philosophen  ist  es  ja,  welcher 
Copernicus  in  seiner  Wissenschaft  so  hoch  gestellt  hat.  Er  hat 
ihn  gekräftigt,  den  verschiedensten  Vorurtheilen  Trotz  zu  bieten, 
die  von  allen  Seiten  auf  ihn  eindrangen,  er  hat  ihn  vorzugsweise 
befähigt,  der  Reformator  der  bisherigen  Weltanschauung  zu 
werden. 

Aber  Copernicus  brachte  nicht  nur  umfassende  gelehrte  Kennt- 
nisse mit,  als  er  wieder  seinen  Sitz  im  Kapitel  einnahm,  dem  er 
schon  fast  ein  Jahrzehnt  angehörte  —  er  war  auch  in  andrer 
Weise  gereift  für  die  aussertheologischen  Pflichten  seiner  amt- 
lichen Stellung.  Seine  vielseitigen  Studien  hatten  ihn  zu  keiner 
Zeit  den  Beziehungen  des  praktischen  Lebens  entfremdet.  Auf 
seinen  Reisen  hatte  er  vielfach  Gelegenheit  gesucht  und  gefunden, 
seinen  praktischen  Sinn  zu  üben,  während  eines  langen  Aufent- 
halts in  fremden  Ländern  reiche  Erfahrungen  gesammelt.     Durch 


56 


eine  solche  Gunst  der  Verhältnisse  war  Copernicus  früh  vor  der 
Einseitigkeit  des  gewöhnlichen  Gelehrten  bewahrt  worden,  welcher, 
nur  in  seinem  Gedankenkreise  heimisch,  keine  andere  Welt 
kennt,  als  die  er  sich  bei  der  Lampe  aufbaut. 

Halten  wir  Alles  zusammen,  was  über  den  reichen  Bildungs- 
gang von  Copernicus  angeführt  ist,  so  darf  es  uns  nicht  Wunder 
nehmen,  dass  derselbe  bald  eine  sehr  hervorragende  8tellung 
unter  seinen  Amtsgenossen  eingenommen. 

Zunächst  jedoch  sollte  die  reiche  Kraft  des  Copernicus  dem 
engern  Kreise  des  Domkapitels  noch  nicht  zu  Gute  kommen.  Der 
Bischof  berief  den  gelehrten  Neffen  zu  sich  nach  Heilsberg, 
weniger  wohl,  dass  er  ihm  mittragen  helfe  die  Bürde  als  die 
Würde  des  Amte«;  er  sollte  ihm  mehr  Genosse  sein  der  Müsse 
als  der  Mühe. 

Im  Schlosse  zu  Heilsberg  hat  sich  Copernicus  sechs  Jahre 
hindurch  aufgehalten,  von  seinem  34.  bis  zum  40.  Lebensjahre; 
es  war  die  Zeit  des  rüstigsten  Schaffens.  Hier  gelangten  die 
kosmischen  Ideen,  deren  Keime,  in  Krakau  gelegt,  sich  in  Italien 
mehr  und  mehr  entfaltet  hatten,  zu  immer  festerer  Gestaltung. 
Hier  wurden  die  Grundzüge  zu  dem  unsterblichen  Werke  ent- 
worfen, welches  Copernicus  sein  ganzes  Leben  mit  sich  herum- 
getragen und  erst  mit  seinem  letzten  Athemzuge  der  Welt 
übergeben. 

Neben  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  hat  Copernicus  zu 
Heilsberg  auch  an  der  amtlichen  Thätigkeit  des  Bischofs  als  ein- 
sichtiger Berather  regen  Antheil  genommen  und  später  Zeugniss 
davon  abgelegt,  in  welche  reiche  Schule  staatsmännischer  Thä- 
tigkeit er  von  dem  Oheim  eingeführt  war. 

Ausserdem  hat  Copernicus  während  seines  Heilsberger  Aufent- 


57 


haltes  ein  interessantes  Denkmal  seiner  humanistischen  Studien 
der  Oeffentlichkeit  tibergeben,  eine  lateinische  Uebersetzung  der 
Briefe  des  Theophylactus  Simocatta. 

Dieses  kleine  Buch  —  es  erschien  im  Jahre  1500  zu  Krakau 
—  ist  in  mehrfacher  Beziehung  geeignet,  unser  Interesse  in  An- 
spruch zu  nehmen.  Zunächst  hebe  ich  hervor,  dass  es  die  einzige 
Schrift  ist,  welche  Coperaicus  aus  eignem  Antriebe  veröffentlicht 
hat.  Sie  bietet  uns  ferner  ein  vollgültiges  Zeugniss  für  seine 
vielseitige  Thätigkeit  und  seine  ausgebreiteten  Kenntnisse.  Vor 
Allem  aber  kennzeichnet  sie  klar  die  Stellung,  welche  Copernicus 
in  den  geistigen  Kämpfen  seiner  Zeit  eingenommen. 

Die  Uebersetzung  der  Briefe  des  Theophylactus  Simocatta  ist 
das  erste  Buch,  welches  die  Griechische  Literatur  im  Weichsel- 
lande vertritt.  Es  erschien  zu  einer  Zeit,  wo  die  humanistischen 
Studien  in  Deutschland  einen  schweren  Kampf  um  ihre  Existenz 
gegen  die  Anhänger  des  Alten  zu  bestehen  hatten.  Von  letzterer 
Seite  war  das  Feldgeschrei  ausgetheilt,  wie  es  einst  Gregor  der 
Grosse  in  scharfer  Formulirung  gegen  die  Beschäftigung  mit  den 
klassischen  Schriftstellern  gegeben :  ein  und  derselbe  Mund  könne 
picht  zugleich  Jupiter  und  Christus  preisen.  Ganz  besonders 
wurde,  da  das  Lateinische  als  Kirchensprache  Absolution  erhalten 
musste.  der  Vorwurf  der  Ketzerei  gegen  das  Griechische  erhoben, 
indem  die  unwissenden  Verketzerer  ganz  unbeachtet  Hessen,  dass 
das  neue  Testament  in  Griechischer  Sprache  verfasst  sei. 

Gerade  im  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  spitzten  sich,  be- 
sonders in  Deutschland,  die  Gegensätze  immer  schärfer  zu.  Da 
galt  es  Farbe"  zu  bekennen,  wenn  der  Sieg  der  neuen  Richtung 
zu  Theil  werden  sollte. 

Zu   dieser  Zeit  nun  trat  auch  Copernicus  mit   offnem  Visir 


k 


58 


auf  den  Kampfplatz.  Der  Domherr  veröffentlicht  mit  einer  Wid- 
mung an  einen  Grosswürdenträger  der  Kirche  die  Früchte  seiner 
hellenistischen  Studien. 

So  war  diese  Veröffentlichung  mehr  als  eine  wissenschaft- 
liche That.  Zwar  war  es  ein  christlicher  Schriftsteller,  den 
Copernicus  tibersetzt  hat.  Allein  ganz  abgesehen  von  der 
Griechischen  Sprache,  waren  die  Anschauungen,  auf  denen  die 
Briefe  aufgebaut  sind,  dem  Alterthum  angehörig.  Bezeichnend 
übrigens  für  die  freie  Stellung,  welche  ein  Theil  der  Prälaten 
zum  Leben  einnahm,  war  die  Wahl  des  Buches,  welches  Coper- 
nicus tibersetzt  hat.  Es  sind  rhetorisirte  Episteln,  von  denen  ein 
Dritttheil  den  Stoff  dem  erotischen  Gebiete  entnimmt. 

Nach  dem  Tode  von  Lucas  Watzelrode,  welcher  im  Jahre 
1512  starb,  verliess  Copernicus  den  Bischofsitz  Heilsberg  und 
begab  sich  nach  Frauenburg,  um  nun  endlich,  anderthalb  Decen- 
nien  nach  seiner  Aufnahme  in  das  Ermländische  Domkapitel,  bei 
der  Kathedrale  selbst  Residenz  zu  halten. 

Während  eines  ganzen  Lustrum  weilte  Copernicus  in  Frauen- 
burg. Dann  verliess  er  wiederum  seine  Curie,  um  als  Statthalter 
des  Kapitels  in  dem  fernab  gelegenen  Schlosse  Allenstein  zu 
residiren.  Vier  Jahre  hindurch  hat  Copernicus  die  Verwaltung 
des  AUensteiner  Gebiets  geführt,  ein  Amt,  welches  praktische 
Umsicht  und  mannigfach  thätiges  Eingreifen  in  die  Verhältnisse 
des  Lebens  erheischte.  Noch  schwieriger  wurde  die  Stellung  da- 
durch, dass  im  Jahre  1520  der  Krieg  zwischen  Polen  und  dem 
deutschen  Orden  vorzugsweise  in  Ermland  geführt  wurde. 

Die  letzten  zwanzig  Jahre  seines  Lebens  hat  Copernicus, 
einige  Reisen  im  Lande  selbst  abgerechnet,  in  Frauenburg  zu- 
gebracht.    Ueber  seine  äussern  Lebensverhältnisse  während  dieser 


59 


Zeit,  über  seine  staatsmännische  Thätigkeit  auf  den  Preussischen 
Landtagen,  namentlich  in  Betreff  der  Regiüirung  der  Preussischen 
Münze  —  über  all  dieses  hat  der  Biograph  zu  berichten. 

Der  heutige  Vortrag  hat  das  Leben  von  Copernicus  nur  unter 
einen  Hauptgesichtspunkt  zu  stellen:  der  kühne  Reformator 
der  Astronomie  allein  ist  es,  der  unser  Interesse  heute  in  An- 
spruch nimmt.  Was  Copernicus  ausser  seinen  mathematisch- 
astronomischen Studien  trieb,  galt  ihm  überdies  nur  als  Neben- 
beschäftigung, welcher  er  sich  nicht  entzog,  die  er  aber  nicht 
suchte. 

Neben  der  tieferen  mathematischen  Begründung  der  neuen 
kosmischen  Ideen  fuhr  Copernicus  in  Frauenburg  fort,  mit  dem 
grössten  Eifer  eigene  astronomische  Beobachtungen  anzustellen, 
um  durch  Vergleichung  mit  den  bereits  vorhandenen  die  Ver- 
änderung der  Elemente  der  Planetenbahnen  kennen  zu  lernen. 
Die  Instrumente ,  mit  denen  er  den  Himmel  beobachtete ,  waren 
die  zu  seiner  Zeit  gebräuchlichen.  Sie  waren  zum  Theil  von 
ihm  selbst  aus  Tannenholz  gefertigt  und  die  Grad-Eintheilung 
mit  Tintenstrichen  gemacht.  Copernicus  selbst  kannte  am  besten 
die  grosse  UnvoUkommenheit  seiner  Instrumente ;  offen  erklärte 
er  seinen  Freunden,  wie  wenig  Genauigkeit  er  sich  von  ihnen 
versprechen  könne. 

Der  Ruf  von  den  Forschungen  des  Copernicus  hatte  sich 
schon  seit  seiner  Rückkehr  aus  Italien  über  die  ganze  gelehrte 
Welt  verbreitet.  Im  Jahre  1516  war  auf  dem  lateranischen  Concil 
die  Verbesserung  des  Kalenders  aufs  Neue  in  Anregung  gebracht, 
und,  obgleich  auf  Italiens  Universitäten  die  ersten  Astronomen 
ihrer  Zeit  lehrten,  wandte  sich  die  Kirchenversammlung  von  Rom 
aus  an  den  in  einsamer  Zurückgezogenheit  an  den  Grenzen  der 


60 


cultivirten  Welt  lebenden  Domherrn.  Allein  Copernicus  trug- 
Bedenken  der  Oeffentliclikeit  zu  übergeben,  was  er  nicht  als  reif 
betrachtete.  Nur  seinen  gelehrten  Freunden  theilte  er  nach  dem 
Vorbilde  der  Pythagoreer,  wie  er  selbst  sagt,  die  neue  kühne 
Theorie  mit. 

Um  das  Jahr  1530  war  das  System  bereits  abgeschlossen, 
und  das  grosse  Werk,  in  welchem  dasselbe  niedergelegt  ist, 
ausgearbeitet.  Im  Jahre  1536  bittet  der  Kardinal  Schönberg,  in 
einem  aus  Rom  geschriebenen  Briefe,  Copernicus  möchte  ihm  eine 
Abschrift  des  Werkes  zusenden ,  von  dem  er  so  viel  Rühmens- 
werthes  gehört  habe. 

Noch  grössere  Freude  musste  dem  greisen  Forscher  der  be- 
geisterte Schritt  eines  jungen  Gelehrten,  Georg  Joachim  Rheticus, 
verursachen,  welcher  als  Professor  der  Mathematik  an  der  Uni- 
versität Wittenberg  lehrte.  Ergriffen  von  der  neuen  Lehre,  deren 
Kunde  auch  zu  ihm  gedrungen  war,  legte  derselbe  im  Jahre  1539 
sein  Lehramt  nieder  und  begab  sich  unmittelbar  aus  dem  Haupt- 
sitze des  Protestantismus,  Gastfreundschaft  erbittend,  in  die  Mitte 
eines  katholischen  Domstifts,  um  sich  von  dem  Weisen  selbst  in 
die  Tiefen  seiner  neuen  Weltanschauung  einweihen  zu  lassen. 
Mit  der  grössten  Herzlichkeit  wurde  er  von  Copernicus  und  seinen 
Freunden  aufgenommen. 

Nachdem  Rheticus  einige  Monate  in  Frauenburg  verweilt 
hatte,  gab  er  in  der  Form  eines  Briefes  an  seinen  frühern  Lehrer 
Schoner  in  Nürnberg  einen  Bericht  über  das  Werk  des  Copernicus 
mit  begeisterten  Lobeserhebungen  desselben  heraus.  Durch  diese 
Schrift  war  das  Verlangen  der  gelehrten  Welt  nach  dem  Werke 
des  Copernicus  immer  grösser  geworden.  Allein  dieser  wider- 
stand beharrlich  den  Bitten  seiner  Freunde.     Er  wusste,  welchen 


61 


ADfeindungen  sein  System  ausgesetzt  sein  würde.  Man  wird  es 
dem  stillen  Denker  nicht  verargen,  w^enn  er  den  Wunsch  hegte, 
den  Abend  seines  Lebens  in  Ruhe  hinbringen  zu  können.  Aber 
die  Freunde  Hessen  nicht  ab,  ihn  mit  ihren  Bitten  zu  bestürmen. 
Endlich  besiegten  ihre  Gründe  die  Bedenken  des  greisen  Forschers ; 
er  willigte  in  die  Herausgabe  seines  Werkes. 

Er  schrieb  die  meisterhafte  Vorrede,  mit  der  er  die  Frucht 
seines  vierzigjährigen  Forschens  dem  Oberhaupte  der  Kirche,  dem 
Papste  Paul  III.,  widmete.  Darauf  übergab  er  das  Manuscript 
seinem  bewährten  Freunde,  dem  gelehrten  Bischöfe  von  Culm, 
Tiedemann  Giese,  und  gestattete  ihm,  über  die  Herausgabe  ganz 
nach  seinem  Ermessen  zu  verfügen.  Dieser  schickte  es  hoch- 
erfreut sofort  an  Rheticus,  welcher  das  Manuscript  nach  Nürnberg 
brachte  und  die  Beaufsichtigung  des  Druckes  zwei  gelehrten  Ma- 
thematikern, seinem  frühern  Lehrer  Schoner  und  dem  durch  seine 
theologischen  Streitigkeiten  später  bekannt  gewordenen  Andreas 
Oslander,  überlieferte.  Das  Werk  wurde  ausgegeben  in  den  ersten 
Monaten  des  Jahres  1543. 

Oslander,  welcher  als  der  eigentliche  Herausgeber  zu  betrachten 
ist,  hat  mit  Rücksicht  auf  die  Vorurtheile  seiner  befangenen  Zeit- 
genossen dem  Copernicanischen  Werke  aus  Aengstlichkeit  eine  ano- 
nyme Vorrede  vorgeschoben,  in  welcher  er  die  anstössige  Lehre 
von  der  Erdbewegung  zu  entschuldigen  sucht  und  als  blosse  Hypo- 
these bezeichnet.  Copernicus  selbst  konnte  gegen  diesen  Vor- 
bericht, der  im  vollen  Gegensatze  zu  seiner  ganzen  Darstellung 
steht,  nicht  mehr  Protest  einlegen.  Denn  als  Rheticus  das  erste 
Exemplar  des  Werkes  an  seinen  hochverdienten  Lehrer  nach 
Preussen  sandte ,  war  derselbe ,  schwer  erkrankt ,  bereits  dem 
Tode   nahe.     Er   sah   das  Buch    noch ,    sein  Vermächtniss  an   die 


62 

Welt,    er  berührte  es;    aber   sein   Sinn  war  nicht  mehr  auf  das 
Zeitliche  gerichtet.     Copernicus  starb  am  24.  Mai  1543. 


Die  Grundgedanken  seines  Weltsystems  entwickelt  Copernicus 
in  den  ersten  eilf  Kapiteln  des  ersten  Buches.  Er  beginnt  mit 
den  uns  geläufigen  Beweisen  für  die  Kugelgestalt  der  Erde. 
Hieran  schliesst  er  die  Lehre  von  der  täglichen  Bewegung  der 
Erde  um  ihre  Axe  von  Westen  nach  Osten,  wodurch  alle  andern 
Gestirne  in  entgegengesetzter  Richtung  sich  zu  bewegen  scheinen. 
Endlich  giebt  er  die  Reihenfolge  der  Planeten  an,  deren  einer 
unsere  Erde  ist;  diese  alle  aber  umkreisen  die  allein  ruhende 
Sonne. 

»Inmitten  der  Planeten  —  ich  führe  des  Copernicus  eigene 
Worte  an  —  ruht  die  Sonne.  Denn  wer  möchte  wohl  in  dem 
schönen  Tempel  der  Natur  die  Weltleuchte  an  eine  andere  bessere 
Stelle  setzen,  als  dorthin,  von  wo  sie  das  Weltall  erleuchtet,  die 
ganze  Familie  kreisender  Gestirne  lenkend?  Dort  ruht  sie  wie 
auf  einem  königlichen  Throne.  Bei  einer  solchen  Anordnung  der 
Welt  finden  wir  eine  bewundernswürdige  Symmetrie  des  Univer- 
sum, einen  sichern  harmonischen  Zusammenhang  in  der  Bewegung 
und  Grösse  der  Bahnen  der  Himmelskörper.« 

Nachdem  Copernicus  die  Uebersicht  seines  Systems  vorauf- 
geschickt und  die  Principien  entwickelt  hat,  auf  welche  seine  Lehre 
sich  stützt,  geht  er  zu  der  wissenschaftlichen  Begründung  im  Ein- 
zelnen über.  Selbst  wenn  Sie  mir  gestatteten,  in  das  Detail  hin- 
einzusteigen, würde  ich  vor  der  Warnung  zurückschrecken,  welche 
Copernicus  seinem  Buche  vorangestellt  hat,  indem  er  auf  den  Titel 
die  Worte  gesetzt :  Niemand  trete  ein,  der  nicht  Mathematiker  ist. 
Aber  dieser  ausführende  Theil  seines  Werkes  gehört  lediglich  der 


63 


Geschichte  der  Astronomie  an.  Des  Copernicus  Weltordnung  wird 
von  den  Männern  der  Wissenschaft  als  unumstössliche  Wahrheit 
anerkannt;  die  Planeten-Theorie  dagegen  ist  durch  Keplers  Ellipsen 
eine  wissenschaftliche  Antiquität  geworden. 

Rühmend  darf  ich  es  verkünden,  wie  der  geschulte  Fach- 
mann auch  jetzt  noch  sich  an  der  Strenge  der  mathematischen 
Beweisführung  erbaut,  wie  er  neben  der  Klarheit  der  Beweise 
die  Arbeitskraft  des  Mannes  bewundert,  welcher  Tage  lang  über 
Auflösungen  sich  abgemüht  hat,  zu  denen  wir  gegenwärtig,  mit 
unsern  Hülfsmitteln  versehen,  in  wenigen  Minuten  gelangen. 

Und  zu  dem  gediegenen  Inhalte  kommt  nun  noch  die  voll- 
endete Form.  Man  suche  hier  freilich  nicht  den  Stil  eines  Cicero. 
Der  tiefe  Forscher,  der  Bahnbrecher  auf  wissenschaftlichem  Ge- 
biete, kann  niemals  in  glatter  Sprache  schreiben ;  er  hat  ja  eben 
keine  gebahnten  Wege  vor  sich.  Der  Stil  des  Copernicus  ist 
eigenartig.  Aber  die  Beherrschung  des  Stoffes  und  die  Herr- 
schaft über  die  Sprache,  die  ihm  gleich  einer  lebenden  war, 
geben  die  innere  Berechtigung.  Bald  in  wuchtiger  Fülle,  bald  in 
gemessener  Kürze,  schreitet  die  Darstellung  vor,  stets  Zeugniss 
ablegend  von  der  tief  geistigen  Arbeit.  Die  Sicherheit  in  der 
Wahl  des  Ausdrucks  bekundet  den  genialen  Meister.  Er  ver- 
schwendet nicht  Worte  und  erstrebt  wiederum  nicht  ängstliche 
Kürze.  Alles  ist  bedacht  und  athmet  trotz  der  sichern  Ruhe 
doch  wiederum  Leben. 

Das  Aufsehn,  welches  das  Buch  von  Copernicus  machte, 
war  ein  gewaltiges.  Allerdings  ist  auch  kaum  in  der  Geschichte 
der  Menschheit  eine  tiefer  greifende  Revolution  verzeichnet,  als 
die  Copernicus  dem  Zeitbewusstsein  zumuthete.  Die  Erde,  welche 
bisher  das  Symbol  des  Starreu  und  Unbeweglichen  gewesen,  sollte 


k 


64 


nur  ein  Ball  sein  gleich  den  andern  Planeten,  einem  doppelten 
Gesetze  der  Bewegung  folgend,  um  die  eigene  Axe,  und  um  den 
grossen  Centralkörper,  die  Sonne. 

Obwohl  der  grosse  Entdecker  nicht  mehr  unter  den  Lebenden 
weilte,  erhoben  sich  zunächst  die  Neider  seiner  Grösse,  denen 
sich  alsdann  die  stumpfen  Anhänger  des  Alten  anschlössen, 
welche  jeder  Neuerung  widerstreben,  weil  sie  die  Mühe  des 
Umlernens  scheuen.  Diese  Gegner  fanden  lauten  Beifall  bei  dem 
Chore  der  Halbgebildeten,  als  sie  mit  den  Waffen  des  Spottes 
einen  Gedanken  verfolgten,  der  dem  Sinnenschein  so  muthig  ent- 
gegentrat und  eine  tausendjährige  Ueberlieferung  anfocht. 

Aber  auch  die  ernsten  Männer  der  strengen  Wissenschaft 
vermochten  nicht,  sich  von  der  bisher  geltenden  kosmischen  An- 
schauung zu  trennen.  Um  dies  zu  erklären,  bitte  ich  zunächst, 
hochverehrte  Anwesende,  zu  erwägen,  dass  das  sogenannte  Ptole- 
mäische  System  nicht  das  Werk  eines  Einzelnen  ist.  Es  war 
vielmehr  aufgebaut  auf  dem  Grunde,  welchen  die  grössten  Stern- 
kundigen und  Philosophen  Griechenlands  gelegt  hatten,  wissen- 
schaftlich begründet  von  vorzüglichen  mathematischen  Talenten 
und  anerkannt  von  den  scharfsinnigsten  Geistern  des  Alterthums 
und  Mittelalters.  Auch  für  die  später  hinzugekommenen  Himmels- 
Beobachtungen  konnte  durch  dasselbe  bei  seiner  Elasticität  immer 
noch  das  Problem  der  Astronomie  gelöst  werden,  die  Oerter  der 
Himmelskörper  zu  bestimmen. 

Ein  zweiter  Grund  für  die  Beharrlichkeit,  mit  der  man  an 
dem  Ptolemäischen  System  festhielt,  war  das  Zeugniss  der  Sinne. 

Die  Grundgedanken  des  Ptolemäischen  Systems  sind  bekannt- 
lich: die  Erde  ruht;  Sonne,  Mond  und  Sterne  bewegen  sich  um 
die  Erde.     Diese  Lehre  schliesst  sich   also  ganz   an  den  Sinnen- 


I 


65 


schein.  Sie  hatte  sich  so  sehr  in  das  ganze  Denken  der  Men- 
schen eingelebt,  dass  auch  die  gelehrtesten  Männer  sich  auf  das 
Zeiigniss  der  Augen  beriefen.  Ich  erinnere  nur  daran,  wie  selbst 
ein  Melanchthon  den  Sinnenschein  vertritt.  In  seinem  Lehrbuche 
der  Physik  behandelt  Melanchthon  die  Ansichten  des  Copernicus 
mit  Geringschätzung;  er  findet  in  der  Lehre  von  der  Erdbe- 
wegung nur  ein  geistreiches  Gedankenspiel,  dessen  Veröffent- 
lichung geradezu  schädlich  sei.  Darin  sagt  er  wörtlich :  Die 
Augen  sind  deutliche  Zeugen ,  dass  der  Himmel  sich  in  vier  und 
zwanzig  Stunden  herumdrehe.  (»Oculi  testes  sunt  coelum  circum- 
agi  viginti  quatuor  horis.c) 

Endlich  muss  zur  Erklärung  der  heftigen  Opposition  gegen 
das  Copernicanische  System  ganz  besonders  hervorgehoben  werden, 
wie  die  Lehre  von  der  Erdbewegung  für  religionswidrig  galt  und 
den  stärksten  Widerstand  bei  den  Lehrern  der  verschiedenen  Reli- 
gionsparteien fand.  Die  frommen  Anhänger  des  kirchlichen  Dogma 
glaubten  sich  nicht  einer  Weltanschauung  zuwenden  zu  können, 
welche  die  Autorität  der  Bibel,  die  Grundlage  des  Kirchen- 
glaubens, zu  zerstören  drohte. 

Die  Reformatoren  zumal  mussten  eine  schärfere  Stellung 
gegen  Copernicus  einnehmen,  weil  sie  besorgten,  dass  auch  ihrem 
Vorgehen  auf  kirchlichem  Gebiete  neue  Angriffspunkte  geboten 
würden,  wenn  sie  sich  für  die  Lehre  von  der  Erdbewegung  ent- 
schieden. Sie  hatten  die  Pflicht  ein  conservatives  Element  zu 
bekunden;  denn  jede  vollzogene  Neuerung  ist  genöthigt  sieb 
Grenzen  zu  setzen. 

In  der  katholischen  Kirche  schützte  eine  Zeit  lang  der  dem 
Werke  vorgesetzte  Brief  eines  Cardinais  und  vor  Allem  die  Wid- 
mung an  den  Papst.    Aber  bald  zeigte  sich,  wie  richtig  Copcrni- 

5 


66 


cus  seine  Zeit  beurtbeilt  hatte ,  da  er  sich  weigerte ,  sein  Werk 
zu  veröffentlichen.  In  seinen  letzten  Lebensjahren  hatten  sich  die 
Anzeichen  der  kirchlichen  Reaction  vielfach  gemehrt.  Ich  erinnere 
daran,  dass  derselbe  Papst  Paul  III,  dem  das  Werk  des  Copernicus 
gewidmet  ist,  unmittelbar  vorher  den  Jesuitenorden  bestätigt  hatte. 
Das  Tridentiner  Concil  schloss  die  Periode  der  freien  Bewegung. 
Seit  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  wurde  der  geistige  Auf- 
schwung, welcher  nach  der  Flucht  der  Musen  aus  dem  byzanti- 
nischen Reiche  das  Abendland  erfasst  hatte,  wiederum  gelähmt 
und  der  Kirche  der  Charakter  starrer  Unveränderlichkeit  aufge- 
drückt. Im, Verfolge  dieser  Gegenströmung  wurde  nun  auch  die 
Lehre  des  Copernicus  vor  Gericht  gezogen  und  jetzt  schützte 
weder  die  vorangestellte  Widmung  an  den  Papst,  noch  die  still- 
schweigende Anerkennung  zweier  Menschenalter.  Es  wurde  von 
der  sogenannten  heiligen  Congregation  des  Index  allen  Gläubigen 
verboten,  das  Werk  des  Copernicus  zu  lesen  oder  nur  bei  sich  auf- 
zubewahren. 

Hochzuverehrende  Festversammlung!  Nur  andeutungsweise 
geziemt  es,  dies  heute  zu  berühren.  Gern  verlasse  ich  diese  trüben 
Erinnerungen,  um  die  Festfreude  nicht  zu  stören.  Auch  ist  es 
nicht  des  Ortes  anzugeben,  wie  mühsam  sich  die  Wahrheit  Bahn 
brechen  musste,  welche  schweren  Geisteskämpfe  noch  durchzu- 
kämpfen waren.  Allmählich  erst  schwand  die  Opposition.  Aber 
während  dieser  Umschwung  sich  vorbereitete,  und  noch  mehr, 
als  die  Bahn  bereits  gebrochen  war,  als  die  Wissenschaft  stets 
neue  Beweise  für  die  wahre  Weltordnung  entdeckt  hatte,  als  auch 
die  Kirche  ihren  Bann  stillschweigend  von  derselben  genom- 
men: da  begann  man  nach  der  andern  Seite  das  Verdienst  des 
genialen  Erfinders,    welcher   seiner  Zeit  weit  vorangeeilt   war,    zu 


67 


schmälern  und  herabzusetzen.  Es  sei  ja  —  sagte  man  nun  — 
in  dem  Grundgedanken  seines  Weltsystems  nichts  wesentlich 
Neues;  schon  die  Alten  hätten  denselben  ausgesprochen,  Coper- 
nicus  habe  nur  langbekannte  Lehren  der  Griechen  reproducirt. 
Ich  bitte,  hochzuverehrende  Anwesende,  um  Ihre  gütige  Erlaub- 
niss  diesen  Punkt  etwas  eingehender  behandeln  zu  dürfen,  weil 
bis  in  unsere  Tage  hinein  die  schrillen  Töne  der  Verkleinerer  des 
Ruhmes  unsers  Copernicus  erschallen. 

Es  ist  allerdings  richtig,  und  Copernicus  selbst  sagt  es  in 
seinem  Widmungsbriefe  an  Papst  Paul  III,  dass  Einzelne  der 
Pythagoreer  die  Axendrehung  der  Erde  angestrebt  haben,  und 
ebenso  findet  man  bei  ihnen  die  Lehre  von  der  Bewegung  der 
Erde  um  einen  Centralkörper,  um  ein  Centralfeuer.  Auch  einer 
der  grössten  Astronomen  des  Alterthums,  Aristarchos  von  Samos, 
hat  nach  den  klaren  Berichten  von  Plutarch  die  Rotation  der 
Erde  gelehrt,  und  ebenso  ist  bei  ihm  das  heliocentrische  System 
vorgedeutet.  Allein  die  Ansichten  der  Pythagoreer,  wie  die  Lehre 
des  Aristarch,  hatten  bei  den  Männern  der  Wissenschaft  keine 
Beachtung  gefanden.  Die  grössten  Sternkundigen  des  Alter- 
thums, ein  Hipparchos,  ein  Ptolemäus  erklärten  sich  für  die  Un- 
beweglichkeit  der  Erde:  alle  gelehrten  Männer  von  Alexandria 
verharrten  bei  der  hergebrachten  Theorie.  Dreizehnhundert  Jahre 
blieb  das  Lehrgebäude  des  Ptolemäus  in  allgemeinster  Anerken- 
nung. Von  den  Arabern,  den  Trägern  der  Wissenschaft  im 
Mittelalter,  wurde  manche  Beobachtung  schärfer  bestimmt.  Aber 
an  den  Fundamenten  des  Systems  ward  nicht  gerüttelt.  Da  kam 
Copernicus  und  trat  als  kühner  Reformator  der  Wissenschaft  auf. 
Er  beruft  sich  ausdrücklich*  auf  die  Alten,  und  es  ist  möglich, 
dass  er  von  ilnicn  die   erste  Idee  zu   seinem  Weltsystem  entlehnt 


6S 


hat.  Aber  ebenso  ist  es  möglich,  dass  er  ihre  Autorität  nur  be- 
nutzt habe,  um  den  Neid  und  die  Missgunst  zu  entwaffnen  und 
seiner  Lehre  bessern  Eingang  zu  verschaifen.  Jedenfalls  waren 
die  Gedanken  der  Pythagoreer  zu  keiner  astronomischen  Lehre  aus- 
gebildet worden.  Tausende  hatten  sie  gelesen  und  nicht  beachtet, 
oder  geradezu  verspottet.  Auch  des  einzigen  Aristarchos  helio- 
centrische  Weltanschauung  wird  ausdrücklich  als  Hypothese  be- 
zeichnet. —  Wo  nun  die  Alten  gesagt  hatten,  es  könne  viel- 
leicht so  sein,  da  trat  Copernicus  mit  der  Zuversicht  des  Mannes 
der  Wissenschaft  auf  und  bewies,  dass  es  so  sein  müsse.  Mit  dem 
sichern  Blicke  des  Genie  erfasst  er  den  durch  anderthalb  Jahr- 
tausende verstossenen  Gedanken  Griechischer  Philosophen,  be- 
wahrt ihn  treu  bei  sich  während  eines  langen  der  Wissenschaft 
geweihten  Lebens  und  mit  eisernem  Fleiss  erbaut  er  auf  dieser 
Grundlage  ein  vollständiges  System  I 

Auch  von  der  entgegengesetzten  Seite  ist  der  Versuch  ge- 
macht, das  Verdienst  von  Copernicus  zu  schmälern,  indem  man 
dem  genialen  Entdecker  der  Weltorduung  den  Vorwurf  macht,  er 
sei  in  den  Anschauungen  seiner  Zeit  noch  sehr  befangen  geblieben. 
Ich  will  nicht  davon  sprecheu,  dass  gesagt  wird,  seine  Beweisfüh- 
rung schmecke  noch  ganz  nach  scholastischem  Beiwerk.  Denn  Sie 
werden  einräumen,  hochzuverehrende  Anwesende,  dass  Copernicus 
unmöglich  sofort  die  ganze  Aristotelische  Naturphilosophie  ab- 
streifen konnte;  man  muss  sich  vielmehr  darüber  freuen,  dass 
Copernicus,  da  er  noch  nicht  im  Stande  w^ar,  sein  System  mit  den 
später  gefundenen  Bew^eisen  zu  stützen,  den  Gegnern  wenigstens 
mit  gleichen  Waffen  entgegenzutreten  verstand. 

Gewichtiger  klingt  der  weitere  Tadel,  Copernicus  habe  noch 
viel  von  dem   alten  Ptolemäischen   System  behalten.      Und  aller- 


69 


dings  ist  das  Gerüste  des  alten  Systems  erst  durch  Kepler  voll- 
ständig entfernt  worden.  Copernicus  hält  noch  an  der  Ansicht 
der  Ptolemäischen  Lehre  fest,  dass  die  Himmelskörper  sich  in 
Kreisen  bewegen,  oder  wenigstens  in  Bahnen,  die  aus  Kreisen 
zusammengesetzt  sind.  Ich  darf  aber  auch  hier  wohl  zunächst 
fragen,  ob  wir  wirklich  das  Recht  haben  zu  verlangen,  Copernicus 
hätte  auch  noch  Kepler  und  Newton  zugleich  sein  sollen.  So- 
dann möchte  ich  gerade  diese  Gedankenreihe  benutzen,  um  aus  ihr 
einen  neuen  Beleg  zu  entnehmen,  wie  gross  unser  Gefeierte  ge- 
wesen ist. 

Sie  haben  mir  gestattet,  hochzuverehrende  Anwesende,  auszu- 
führen, wie  Copernicus  die  Keime,  welche  seine  Vorgänger  gepflanzt 
hatten,  sorgsam  gepflegt,  um  aus  ihnen  eine  ganz  neue  Schöpfung 
emporwachsen  zu  lassen.  Aber  es  lebte  in  ihm  zugleich  die  vor- 
ahnende Kraft  des  Genie,  ..welche  in  sinnig  idealer  Verknüpfung 
des  bisher  Ergründeten  fast  unbewusst  das  Ahnungsvermögen 
leitet  und  durch  eine  begeistigende  Kraft  erhöht."  Die  grossen 
Gedanken  Kepler's  und  Newton's  sind  schon  bei  Co- 
pernicus vorgedeutet. 

Wer  aufmerksam  die  ersten  Kapitel  des  Copernicanischen 
Werkes  durchliest,  findet  in  den  Ausführungen  des  Verfassers  einen 
Anklang  an  die  Newtonschen  Gesetze  der  Gravitation.  Auch 
schon  dadurch,  dass  Copernicus  die  Sonne  zum  Centrum  der  Pla- 
neten erhob,  welchen  unsre  Erde  angehört,  war  .der  erste  Schritt 
zur  physischen  Astronomie  gethan.  —  Dass  aber  Copernicus  auch 
die  Keplerschen  Gedanken  ahnte,  hat  der  Herausgeber  unsrer 
Säcularausgabe  durch  einen  interessanten  Fund  nachgewiesen. 
In  einer  von  Copernicus  selbst  später  durchstrichenen  Stelle 
seines   Manuskriptes   zeigt   Copernicus,    dass    die   Libration   des 


k 


70 


Mondes,  wenn  die  beiden  eccentrischen  Kreise  ungleiche  Durch- 
messer haben,  in  einem  Kegel-  oder  Cylinder-Durchschnitte  vor 
sich  gehen  werde,  in  einer  Linie  —  so  sagt  Copernicus  wört- 
lich —  welche  die  Mathematiker  Ellipse  nennen.  In 
diesen  Worten  ist  zum  ersten  Male  die  Möglichkeit  einer  ellipti- 
schen Bahn  für  die  Bewegung  der  Himmelskörper  angedeutet. 

Hochzuverehrende  Festversammlung!  Mit  Nachsicht  und  Ge- 
duld haben  Sie  bisher  aufgenommen,  was  ich  im  Stande  war 
Ihnen  zu  bieten.  Sie  werden,  wo  meine  Kräfte  nicht  ausreichten, 
die  Schwierigkeiten  der  Aufgabe  erwägend,  selbst  ergänzt  haben, 
was  Ihnen  fehlte,  um  in  dem  vollen  Glänze,  der  seit  Jahrhun- 
derten seine  Stirn  umstrahlt,  Copernicus,  den  Mann  der 
Wissenschaft,  vor  Ihr  geistiges  Auge  treten  zu  lassen. 

In  ehrfurchtsvoller  Bewunderung  stehn  wir  ja  Alle  vor  der 
geistigen  Grösse  des  gewaltigen  Mannes  und  schauen  hinauf  zu 
ihm,  in  dem  sich  geistige  Vorzüge  einten,  dass  er  uns  fast  über- 
menschlich erscheint,  ein  Wunder  der  Schöpfung. 

Aber  gern  gehen  wir  gerade  bei  unsern  grossen  Männern 
auch  den  allgemein  menschlichen  Beziehungen  nach;  wir  mögen 
gern  erkunden,  ob  der  Heros,  der  unnahbar  auf  einsamer  Höhe 
zu  stehen  scheint,  uns  geringeren  Sterblichen  nicht  auch  mensch- 
lich nahe  trete,  ob  er  nicht  auch  für  unsere  kleinen  Berufs-  und 
Lebens-Verhältnisse  Leitstern  werden  kann  und  Vorbild.  Gerade 
der  heutigen  Weihestunde  geziemt  es,  solche  Mahnungen  aufzu- 
suchen, die  wir  in  unser  Alltagsleben  hinübernehmen,  auf  dass 
wir  sittlich  gehoben  von  hinnen  gehn. 

Und  wenn  ich  der  Tugenden  Fülle  zu  rühmen  beginne,  die 
in  dem  Gefeierten  lebten,    da  werden  Sie  wohl  zunächst  mit  mir 


7t 


hinblicken  auf  die  hohe  Pflichttreue,  mit  welcher  Coperiiicus  der 
Arbeit  zugewandt  war.  Die  Gunst  der  Verhältnisse  hat  ihn  in 
seinem  Leben  sehr  unterstützt.  Drückende  Sorgen  hat  er  nicht 
kennen  gelernt.  Aufgewachsen  in  wohlhabenden  Verhältnissen 
ist  er  in  jugendlichen  Jahren  zu  einem  Kirchenamte  gelangt,  wel- 
ches der  äussern  Güter  reichlich  darbot  und  wenig  der  Muhe 
beanspruchte.  Aber  nimmer  hat  Copernicus  sich  behaglichem  Ge- 
nüsse hingegeben,  vielmehr  in  strenger  Arbeit,  in  steter  Anspan- 
nung seiner  geistigen  Kräfte,  dem  hohen  Ziele  nachgestrebt,  das 
er  sich  gesteckt;  treu  hat  er  die  Mission  erfüllt,  welche  Gott  ihm 
bestimmt.  Wahrlich  auch  sein  Leben  widerlegt  den  weitverbrei- 
teten Irrthum,  dass  es  Günstlinge  des  Himmels  gebe,  denen 
mühelos  die  Gaben  des  Glückes  zufielen.  Mensch  gleich  uns  hat 
Copernicus  sich  stählen  müssen  durch  Willenskraft,  hat  er  un- 
ausgesetzten Fleiss  anwenden  müssen,  um  sein  hohes  Ziel  zu 
erringen.  „Wohl  kannte  ich,  sagt  Rheticus,  die  Mühe  und  Ar- 
beit, in  denen  sich  Regiomontanus  und  Peurbach  abrangen,  um 
die  Astronomie  auf  ihren  königlichen  Thron  zu  setzen.  Aber  seit 
ich  Zeuge  geworden  der  schweren  Gedankenarbeit  meines  gelieb- 
ten Lehrers  Copernicus,  da  ward  ich  inne,  dass  ich  auch  nicht 
eine  leise  Ahnung  von  der  Mühe  gehabt,  welche  ein  Geistes-Heros 
überwinden  muss!" 

Wie  uns  das  arbeitsvolle  Leben  des  Copernicus  ein  Ideal 
hohen  sittlichen  Werthes  bietet,  so  ist  es  nicht  weniger  die  Tu- 
gend der  Resignation  und  Bescheidenheit,  welche  den  echten 
Weisen  kennzeichnet.  Auf  der  Höhe  seines  wissenschaftlichen 
Ruhmes,  als  der  Ruf  von  seinen  Forschungen  die  ganze  gelehrte 
Welt  erfüllte  —  nimmer  erhob  er  sich  in  frevelndem  Stolze.  So 
weit  er  auch   seine  Vorgänger  überragte,    redet  er  stets  nur  mit 


72 


Hochachtung  von  ihnen,  bescheiden  die  eigenen  Leistungen  zurück- 
stellend. Wie  unrecht  handelten  doch  die  Gegner,  da  sie  einem 
solchen  Manne  Eitelkeit  und  Neuerungssucht  vorwarfen! 

Ja!  selbstlos  und  rein  war  die  That  des  Copernicus,  mehr 
als  vieles  Andere,  was  zu  seiner  Zeit  geschah.  Bei  den 
Entdeckungen  der  Spanier  und  Portugiesen  beschleichen  uns 
immer  die  drückenden  Gedanken,  dass  neben  dem  berechtig- 
ten Ehrgeize  der  niedere  Trieb  nach  Gold  das  Vorrücken  der 
abendländischen  Gesittung  bewirkte.  Hier  aber  lag  weitab  auch 
die  Möglichkeit  Gewinn  zu  erstreben.  Die  Nachtwachen, 
wie  die  Denkarbeit  des  Tages,  sie  waren  uneigennützigster  For- 
schung geweiht,  den  idealsten  Zielen,  der  Vertiefung  in  die  Ge- 
danken Gottes. 

Der  dankbare  Aufblick  zu  Copernicus,  in  welchem  weite 
Kreise  sich  heute  erhebend  einen,  scheint  fast  zu  der  Hoffnung 
zu  ermuthigen,  es  werde  unser  Geschlecht  sich  abwenden  von 
dem  abschüssigen  Pfade,  den  wir  betreten  haben,  zu  der  Hoff- 
nung, es  werde  der  Wettlauf  nach  leichtem  Gewinne  nicht  noch 
weiter  verheerend  um  sich  greifen.  Mögen  diese  Hoffnungen  in 
Erfüllung  gehen!  Möge  auch  die  Gedenkfeier  an  Copernicus  dazu 
helfen,  dass  die  Wiedergeburt  des  sittlichen  Sinnes  in  der  Welt 
der  Arbeit  und  des  Erwerbes  bald  eintrete !  Möge  der  vielge- 
scholtene Idealismus  unsers  Volkes  wieder  bei  uns  einkehren  und 
den  Ideengang  der  Menschheit  in  bessere  Bahnen  hinüberleiten !  — 

Neben  der  ernsten  Entsagung  und  Arbeitsfreudigkeit  bietet 
das  Andenken  an  Copernicus  noch  andere  Seiten,  aus  denen 
wir  ein  Vorbild  für  unser  Leben  gewinnen  und  zugleich  einen 
Schild  für  drohende  Gefahren. 

Zur  Nacheiferung  diene  uns  zunächst  die  werkthätige  Liebe 


73 


des  grossen  Mannes.  Im  schweren  Berufe  des  Arztes  scheute  der 
Forscher  nicht,  seine  Studien  zu  unterbrechen,  um  in  die  Hütten 
des  Armen  einzutreten,  wie  er  den  Amtsgenossen  ein  stets  berei- 
ter Beistand  war.  Bereits  in  hohem  Alter  stehend,  68  Jahre  alt, 
giebt  er  in  unfreundlicher  Jahreszeit  die  Ruhe  seiner  Curie  auf, 
nach  Königsberg  eilend,  um  auf  die  Bitte  des  Herzogs  Albrecht 
einem  seiner  Getreuen  ärztlichen  Beirath  zu  bringen. 

Ebenso  bereitwillig  entzog  Copernicus  sich  seinen  Studien, 
w^enn  die  Pflichten  des  Gemeinsinns  zu  üben  waren.  Getreu  folgte 
er  dem  Rufe,  so  oft  sein  Amt  ihn  forderte,  dass  er  mithelfe,  die 
Gebrechen  des  Landes  zu  heilen.  Und  wenn  er  zu  den  preussi- 
schen  Landtagen  abgeordnet  ward,  dann  trat  er,  kein  Sonder- 
interesse beachtend,  ohne  Menschenfurcht  für  das  ein,  was  dem 
Ganzen  frommte,  was  er  als  Recht  erachtete. . 

Mit  demselben  Ernste  nahm  er  den  Kampf  auf,  wenn  es  galt, 
ungerechte  Angriffe  auf  die  Wissenschaft  abzuwehren.  Da  wird 
sein  Wort  herbe,  so  milden  Geistes  er  sonst  ist  und  so  nachsich- 
tig gegen  menschliche  Schwäche.  Ganz  besonders  geschah  dies, 
wenn  man  die  Autorität  der  Bibel  missbrauchen  wollte  gegen  die 
Wissenschaft. 

Ich  will  nur  daran  erinnern,  wie  Copernicus  in  der  berühm- 
ten Zuschrift  an  den  Papst  seine  sittliche  Entrüstung  gegen  die 
leichtfertigen  Angriffe  unwissender  Verketzerer  nicht  zurückhält. 
„Sollten  etwa,  sagt  er,  leere  Schwätzer,  die  von  Mathematik 
nichts  verstehn,  auf  Grund  irgend  einer  Stelle  der  heiligen  Schrift, 
welche  sie  böswillig  für  ihre  Zwecke  verdrehen,  sich  herausneh- 
men, meine  Lehre  anzugreifen  und  zu  verfolgen,  so  werde  ich 
mich  um  diese  Menschen  gar  nicht  kümmern,  sondern  ihr  Urtheil 
als  eine  Aumassung  verachten.     Es  ist  ja  bekannt,   dass  der  be- 


74 


rlilimte  Lactantius,  weil  er  zu  wenig  Mathematik  verstand,  recht 
kindisch  von  der  Gestalt  der  Erde  spricht,  indem  er  diejenigen 
verspottet,  welche  sie  für  kugelförmig  halten.  Deshalb  darf  es 
die  Männer  der  Wissenschaft  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  der- 
gleichen Leute  auch  mich  verspotten  werden.  Mathematik  wird 
eben  nur  für  Mathematiker  geschrieben." 

Copernicus  war  von  tief  religiösem  Geiste  erfüllt.  Zu  poeti- 
schem Schwünge  erhebt  er  sich,  wenn  er  die  Allmacht  des  Schö- 
pfers preist  und  —  ich  spreche  mit  seinen  eigenen  Worten  — 
„die  herrliche  Anordnung  des  Weltgebäudes,  welches  so  offen- 
kundig in  schönster  Ordnung  aufgestellt  ist  und  durch  die  gött- 
liche Weisheit  geleitet  wird!" „Wer  sollte  nicht 

durch  die  stete  Betrachtung,  fast  möchte  ich  sagen  durch  den 
Umgang  mit  dem  .Weltall  zum  Höchsten  angetrieben  und  zur 
Bewunderung  des  Baumeisters  geführt  werden,  der  Alles  ge- 
schafi'en,  in  dem  die  höchste  Glückseligkeit  ist,  in  dem  al- 
les Gute  gipfelt?  Denn  nicht  würde  der  gotterfüllte  Psalmist 
selbst  singen,  er  sei  entzückt  in  Gottes  Schöpfung  und  frohlocke 
bei  den  Werken  seiner  Hände,  wofern  wir  nicht  durch  sie  zur 
Anschauung  des  höchsten  Guten  gleichsam  emporgetragen  würden ! " 

Ein  Mann  von  der  tiefen  Religiosität  des  Copernicus  konnte 
kein  fanatischer  Eiferer  für  die  Glaubensform  sein,  welcher  er 
zugewandt  war.  Ein  Vorbild  vollendeter  Duldsamkeit  kannte  er 
in  seiner  von  religiösen  Gegensätzen  aufgeregten  Zeit  nicht  den 
Hass  der  Meinungsverschiedenheit.  Ein  echter  Priester  der  Hu- 
manität musste  Copernicus  bemüht  sein,  das  Einende  aufzusuchen, 
musste  er  die  Schranken  und  Vorurtheile  gering  achten,  welche 
die  Menschen  trennend  unter  sich  aufgerichtet.  —  Das  grösste 
Lob,   welches  seine  grossen  Geistesgenossen,  welches  Kepler  und 


\ 


75 


Humboldt  unserm  Copernicus  geben,    fassen  sie  bezeichnend  zu 
sammen,  wenn  sie  ihn  den  Mann  freien  Geistes  nennen. 

Der  Mann  freien  Geistes  —  er  ist  es,  dem  auch  unsre 
Huldigung  heute  gilt !  Unsere  Huldigung  aber  gewinnt  in  der  Ge- 
genwart eine  grössere  Bedeutung,  da  Gegensätze,  die  wir  längst 
verwischt  glaubten,  mit  der  ganzen  Schärfe  früherer  Zeiten  sich 
feindlich  gegenüberstehn.  Treten  wir  getrosten  Muthes,  unsers 
Copernicus  hohes  Bild  vor  Augen,  in  den  angebotenen  Kultur- 
kampf ein!  Der  Bieg  wird  unser  sein.  Als  gute  Vorbedeutung 
nehmen  wir  es,  dass  auch  die  Männer  der  Autorität  und  des 
starren  Dogma  unserm  Copernicus  heute  ihre  Huldigung  dar- 
bringen. 

Hochzu verehrende  Festversammlung ! 

Unsere  Feier  hat  sich  jeder  fremden  Beimischung  enthalten, 
so  nahe  es  auch  lag,  die  Rede  von  patriotischer  Wärme  durch- 
ziehen zu  lassen.  Die  Schluss-Mahnung  aber,  die  Beziehungen 
auf  die  Gegenwart  wird  mir  der  Gefeierte  gern  verzeihen,  — 
oder  mtisste  ich  nicht  lieber  sagen,  er  würde  staunen,  wollten 
wir,  die  Jetztlebenden,  den  Blick  nur  in  die  Vergangenheit  ver- 
senken? Ja,  ich  spreche  nicht  zu  kühn:  wenn  heut  sein  Geist 
herniederstiege,  wenn  er  mitten  unter  uns  träte,  er  würde  freu- 
dig in  den  Dank  einstimmen,  mit  dem  ich  in  Ihrem  Namen 
schliesse,  in  den  Dank  gegen  den  geistesstarken  Fürsten,  der  die 
Geschicke  unsers  Volkes  lenkt.  Copernicus  würde  ihm  mit  uns 
danken  für  die  Losung,  die  er  beim  Antritt  seiner  Regierung 
ausgegeben,  dass  es  Preussens  Bestimmung  nicht  sei,  dem  Ge- 
nuas der  erworbenen  Güter  zu  leben;  er  würde  ihm  mit  uns  da- 
für danken,  dass  bei  Errichtung  des  deutschen  Reiches  er  laut 
vor  aller  Welt  verkündet  hat,    er  wolle  sein  allezeit  Mehrer  des 


76 


Reichs  nicht  in  kriegerischen  Eroberungen,  sondern  in  Werken 
des  Friedens,  auf  dem  Gebiete  nationaler  Wohlfahrt,  Frei- 
heit und  Gesittung;  unserm  Kaiser  Wilhelm  würde  Coper- 
nicus  danken,  dass  Er,  der  Tf^ährige  Fürst,  mit  jugendlichem 
Muthe  das  Banner  des  freien  Geistes  erhoben  hat  und  in  dem 
Kampfe  für  die  edelsten  Güter  der  Menschheit  uns  fest  und  sicher 
voranschreitet ! 

Heil  und  Segen 
sei  auch  ferner  mit  unserm  Kaiser! 


Nach  dem  Festredner  betrat  die  Rednerbühne  der  Regierungs- 
Präsident  Graf  zu  Eulenburg,  Ober-Burggraf  von  Marienburg. 
Zunächst  gab  Graf  Eulenburg  im  Auftrage  des  Ober- Präsidenten 
der  Provinz  von  Hörn  dem  Bedauern  Ausdruck,  dass  der  Pro- 
tector  des  Vereins  durch  Krankheit  leider  behindert  sei,  an  dem 
heutigen  hohen  Feste  zu  erscheinen.  Sodann  bekundete  Namens 
aller  Ehren-Gäste  der  Redner  die  volle  Befriedigung  über  das 
aufgestellte  Fest  -  Programm  und  die  würdige  Durchführung  des- 
selben. Dass  die  Gedenkfeier  eines  Mannes  wie  Copernicus  hier 
habe  unternommen  und  durchgeführt  werden  können,  lediglich 
durch  die  eigenen  Kräfte  einer  nicht  grossen  Stadt,  das  sei  nur 
möglich  geworden  durch  freudiges  Zusammenwirken  Aller,  durch 
entsagende  Unterordnung  des  Einzelnen.  Dieses  Aneinander- 
schliessen  und  feste  Zusammenhalten  sei  altpreussische  Art,  eine 
ehrenwerthe  Eigenthümlichkeit  der  Provinz ,  welche  durch  ihre 
Abgeschlossenheit  und  lange  Entfremdung  vom  Deutschen  Stamm- 
lande sich  gewöhnt  habe,  die  eigene  Kraft  stets  zu  gebrauchen, 
sich  stets  auf  sich  selber  zu  stützen.  Der  Mandatar  des  Kaisers 
bezeugte    ausdrücklich   die  huldvolle   Theilnahme,    welche  Seine 


77 


Majestät  Allerhöchstselbst  an  dem  Feste  nähmen,  und  über- 
reichte hierauf  dem  Vorsitzenden  des  Copernicus-Vereins  den  ihm 
von  Seiner  Majestät  verliehenen  Rothen  Adlerorden. 

An  die  Rede  des  Vertreters  der  Staatsbehörde  schlössen  sich 
die  Ansprachen,  welche  die  zum  Feste  entsendeten  Vertreter  von 
Corporationen  hielten.  Die  Reihe  derselben  eröffneten,  von  d^r 
ganzen  Festversammlung  bei  ihrem  Auftreten  mit  begeistertem 
Dankes-Zurufe  begrüsst,  die  Deputirten  der  Italischen  Universitäten. 

Zuerst  sprach  der  Vertreter  der  Universitäten  Rom 
und  Padua,  Professor  Onorato  Occioni.  Derselbe  überreichte 
zuvörderst  die  mit  dem  grossen  Siegel  der  Universität  versehene 
Pergament- Rolle,  welche  die  Adresse  des  akademischen  Senats  zu 
Padua  enthält,  und  hielt  sodann  folgende  Anrede: 

Vestrum  est,  Praeclarissimi  viri,  quibus  tanta  ingenii  prae- 
stantia.  tam  varia  rerum  doctrina  suppeditat,  Nicolai  Coper- 
nici  laudes  hoc  die  memorare.  Mihi  e  longinqua  Italia  advecto 
haud  parva  honoris  causa  quod  societati  Vestrae  vocatus 
intersim ;  quae  cum  libentissime  fatear,  non  modo  magna  cum 
voluptate  apud  Vos  hospitari,  verum  etiam  solemnium  istorum 
partem  esse  facile  aperiam. 

Si  optimi  cives  habentur,  qui  patriam  vel  manu  vel  consilio 
juvent,  perraris  illis,  qui  maximo  numinis  afflatu  perculsi,  interiori- 
bus  naturae  legibus  perscrutandis,  totius  mortalium  generis  auxerint 


('»Eure  Saclie  ist  es,  Hochverehrte  Männer,  denen  hohe  Begabung  und 
Fülle  des  Wissens  zur  Seite  steht,  am  heutigen  Tage  dem  Lobe  des  Nie. 
Copernicus  Ausdruck  zu  geben.  Mir  aber,  der  ich  aus  dem  fernen  Italien 
komme,  gereicht  es  zu  nicht  geringer  Ehre,  ein  Gast  Eures  Vereins  zu  sein ; 
und  wenn  ich  dies  gern  bekenne,  so  wird  es  mir  leicht  sein,  zu  erklären, 
dass  ich  mit  grossem  Vergnügen  unter  Euch  weile  und  an  den  Festlichkeiten 
Theil  nehme. 


78 


sapientiam,  niillo  liniite  patria  praescribitur,  iiulla  sermonum  varie- 
tate  morumve  conditione  Signatur,  quippe  qui  ad  omnes  aetates  ac 
gentes,  ut  natura  ipsa,   pertineant. 

Jure  quidem  optimo,  in  qua  ortus  est  urbe,  Copernici  natalia 
celebrantur ;  idem  tarnen  et  Italus  habendus,  quemadmodum  Gali- 
laeus  Gennanus  vel  Polonus.  Quis  dubitet,  quin  totius  mundi 
civis,  quin  humani  generis  praestet  magister,  qui  sui  temporis 
diffieultatibus  retardatus,  sacerdotali  munere  adstrictus,  inepta 
sacrorum  codicuni  interpretatione  coercitus,  eo  tandem  pervenit,  ut 
unius  vcritatis  studio  duceretur,  omnesque  verbis  et  re  illud  per- 
doceret  homines :  »ibi  Dens,  ubi  veritas.« 

Quod  si  Omnibus  gentibus  Copernicum  sibi  quodammodo  vin- 
dicare  licet,  singularia  quaedam ,  Consultissimi  Viri ,  accedunt, 
quae  mihi  in  hoc  doctrinarum  festo  prorsus  faveant.  Romani 
archigymnasii  et  Patavini,  quod  Romano  adsensit,  adsum  legatus. 
Nemo  sane  ignorat ,    tum  temporis  cum  ad  Italiae  archigymnasia, 


Wenn  diejenigen  für  die  besten  Bürger  gehalten  werden,  welche  ihr 
Vaterland  durch  Rath  und  That  unterstützen,  so  wird  jenen  seltenen  Män- 
nern, welche,  von  dem  Hauch  der  Gottheit  getrieben,  durch  Erforschung  der 
Naturgesetze  die  Einsicht  des  ganzen  Menschengeschlechts  erhöhten ,  das 
Vaterland  durch  keine  Grenzen  bezeichnet  und  durcii  keine  Verschiedenheit 
der  Spraclie  oder  Sitte  angedeutet,  da  sie  eben ,  wie  die  Natur  selbst ,  allen 
Zeiten  und  allen  Völkern  augehören.  Mit  vollem  Rechte  wird  deshalb  des 
Copernicus  Geburtstag  in  der  Stadt  gefeiert,  in  welcher  er  geboren  ist;  aber 
er  ist  zugleich  auch  Italiener,  gleichwie  Galilei  ein  Deutscher  oder  Pole. 
Denn  wer  möchte  zweifeln,  dass  derjenige  ein  Bürger  der  Welt  und  ein 
Lehrer  des  Menschengeschlechts  ist,  der,  obschon  durch  die  Fesseln  seiner 
Zeit  zurückgehalten,  durch  das  Priesteramt  gebunden,  durch  abgeschmackte 
Auslegung  der  Heiligen  Schrift  gehemmt,  doch  dahin  gelangte,  nur  vom  Eifer 
für  die  Wahrheit  sich  leiten  zu  lassen  und  durch  Wort  und  That  die  Men- 
schen zu  lehren:  »wo  die  Wahrheit  ist,  da  ist  Gott!«  Steht  es  daher  allen 
Völkern  so  zu  sagen  frei,  sich  den  Copernicus  anzueignen,  so  kommt  für 
mich  an  diesem  Feste  der  Wissenschaft  noch  eine  ganz  besondere  Berech- 
tigung hinzu.  Ich  kam  als  Vertreter  der  Hochschulen  von  Rom  und  Padua. 
Nun  weiss  aber  Jeder,    dass  zu  der  Zeit,   als  man   von  überall  her  zu  den 


79 


veluti  ad  bonarum  artiiim  domicilium ,  undique  concursum  est, 
Nicolaum  Copernicum  in  Romano  Athenaeo  mathematica  tradidisse, 
limaeque  defectum  anno  MD.  speculatum  esse,  in  Patavino  ex 
uberrimis  sapientiae  fontibus  hausisse;  verum,  quod  non  omnibns 
notum,  Vobis  renuntio,  tanti  vel  doctoris  vel  discipuli  memoriam, 
nedum  defecerit,  adhuc  florentem  cum  amore  coli  et  reverentia. 
Vos  hodie,  Copernici  Populäres,  meis  verbis  salvere  iubent  Romana 
litterarum  Universitas  et  Patavina,  quae  tanto  terrarum  spatio 
divisae,  festum  idem,  Vobis  animis  votisque  coniunctae,  concele- 
brant.  Copernici  laudes  resonant  hodie  receptacula  illa  studiorum, 
titulis  hermisque  decorantur  parietes.  Quod  faustum  equidem 
nobismet  ipsis  tot  in  temporum  difficultatibus  gratulemur.  Si  non 
adhuc  illuxit  dies,  quo  tandem  gentes  amicitia  obstrictae  ambitione 
caedibusque  pacem  potiorem  habeant,  attamen  fraternum  hoc  vin- 
culum,  quo  docti  tenemur,  feliciorum  temporum  spem  firmissimam 
inducit.  Nicolai  Copernici  nomine  veluti  doctrinae  pignore 
obligamur.     Pergamus  excelsius! 


hochgeehrten  Hochschulen  Italiens,  wie  zu  einer  Wohnstätte  der  Wissenschaft 
hinströmte,  Nicolaus  Coperni.nis  im  römischen  Athenaeura  Mathematik  lehrte 
und  die  Sonnenfinsterniss  im  Jahre  1500  beobachtete,  im  Paduanischen  aber 
aus  der  reichen  Quelle  der  Weisheit  schöpfte;  und  was  vielleicht  nicht  allen 
bekannt  ist,  das  verkündige  ich  Euch :  dass  das  Andenken  an  solchen  Lehrer 
und  Schüler  keineswegs  geschwunden  ist,  sondern  noch  blüht  und  in  Liebe 
und  Verehrung  hochgehalten  wird.  Euch,  Ihr  Landsleute  des  Copernicus, 
grüsst  durch  meinen  Mund  die  Römische  und  Paduanische  Universität,  welche, 
obschon  durch  so  grosse  Entfernung  getrennt,  doch  mit  Euch  im  Geiste  ver- 
bunden ,  dasselbe  Fest  feiern.  Das  Lob  des  Copernicus  tönt  heute  in  jenen 
Hallen  der  Wissenschaft  und  ihre  Wände  werden  durch  Inschriften  und  Bild- 
säulen geschmückt.  Und  dazu  wünschen  wir  uns  selbst  in  so  schwierigen 
Zeiten  aufrichtig  Glück.  Zwar  ist  noch  nicht  der  Tag  angebrochen,  an 
welchem  die  Völker  in  Freundschaft  verbimden  den  PYieden  höher  halten, 
als  Kampf  und  Vernichtung;  aber  das  brüderliche  Band,  welches  die  Männer 
der  Wissenschaft  umschlingt,  giebt  uns  die  sichere  Hoffnung  auf  jene  glück- 
lichen Zeiten.  Des  Copernicus  Name  dient  uns  dabei  zugleich  zum  Unter- 
pfande  !     Streben  wir  immer  vorwärts !«) 


80 


Der  Abgesandte  der  Universität  Bologna,  Professor 
Gaetano  Pelliccioni  hielt  nachstehende  Ansprache : 

Veniani  peto  a  vobis,  viri  humanissimi,  si  germanicae  linguae 
non  satis  peritus  latine  exprimere  conabor  laeti  aninii  sensns,  qui- 
bus  in  imis  niedullis  permoveor,  quod  mihi  in  hoc  celebri  civium 
advenarumque  clarissimorum  conventu  antiquissimae  Italiae  ac  fere 
totius  Europae,  Bononiae  inquam  Universitatis  Htudiorum  vicem 
gerere  demandatum  sit.  Singulari  scilicet  fortunae  beneficio, 
quando  ceteris  meis  sodalibus  mente  tantum  ac  votis  hie  adesse 
licet,  mihi  uni  obtigit,  ut  vestrum  omnium  ora  hisce  oculis  intueri, 
laetitiaeque  vestrae  particeps  hos  murorum  ambitus,  in  quibus 
lucem  primum  adspexit  immortalis  Vir,  cuius  hodie  saecularia  na- 
talitia  celebramus,  invisere  possem. 

Verum  ut  id  expleam,  quod  suscepti  muneris  ratio  postulat, 
nomine  Senatus  Academici  et  Conlegii  Doctorum  Athenaei  Bono- 
niensis  salvere  jubeo  Ordinem  amplissimum  et  populum  Universum 
Thorunensem,  nee  non  inclytam  hancce  Societatem  Copernicanam, 
gratias  quam  maximas  vobis  omnibus  agens,    quod  necessitudinis 


(»Um  Eure  Nachsicht,  hochverdiente  Männer,  bitte  ich,  wenn  ich,  der 
deutschen  Sprache  unkundig ,  lateinisch  die  Gefühle  auszudrücken  versuche, 
welche  mich  tief  im  Innersten  darüber  bewegen,  dass  mir  der  Auftrag  ge- 
worden ist,  in  dieser  zahlreichen  Versammlung  ehrenwerther  Bürger  und 
Gäste  die  älteste  Universität  Italiens,  ja  Europas,  nämlich  Bologna,  zu  ver- 
treten. Durch  eine  besondere  Gunst  des  Geschickes  ist  mir  allein,  während 
meine  Collegen  nur  im  Geiste  hier  sein  können,  das  Glück  geworden,  Euch 
von  Angesicht  zu  Angesicht  zu  schauen  und  theilnehmend  an  Eurer  Freude 
die  Mauern  zu  sehen,  in  welchen  der  unsterbliche  Mann,  dessen  400jährigen 
Geburtstag  wir  heute  feiern,  das  Licht  der  Welt  erblickte. 

Um  aber  den  mir  gewordenen  Auftrag  zu  erfüllen,  begrüsse  ich  im  Na- 
men des  akademischen  Senats  und  des  Professoren-Collegiums  der  Universität 
Bologna  die  Behörden  und  die  gesammte  Bürgerschaft  Thorns,  gleichwie  den 
ausgezeichneten  Copernicus-Verein  und  sage  Euch  Allen  den  wärmsten  Dank 
dafür,   dass  Ihr  die  Denkmäler,   das  Wohlwollen  und  die  Gastfreundschaft, 


81 


atque  hospitalitatis  jnra  et  monimenta,  quae  inter  immortalem 
civem  vestrum  civitatemqiie  nostram  Bononiensem  olim  interces- 
sernnt,  vobis  nunc  renovare  placuerit.  Cuius  quidem  rei  memo- 
riam  non  litteris  modo  et  titulis  mandatam ,  verum  animis  etiam 
insculptam  nos  perpetuo  servaturos  esse  pollicemur. 

Pluribus  nunc  ego  vos,  laudibus  tanti  viri  retexendis  impar. 
non  morabor.  Copernici  gloria  eiusmodi  est,  quae  verbis,  tenuari 
fortasse,  amplificari  atque  exornari  nullo  modo  possit.  »Coeli 
enarrant  gloriam  eius.« 

Fortunate  Copernice  !  monumentum  illis  adeo  celebratis  Cariae 
vel  Aegypti  molibus  longe  superbius  perenniusque,  quod  non  im- 
petus  procellarum ,  non  temporis  \  etustas ,  non  hominum  denique 
rabies,  pernicies  omnium  teterrima,  labefactare  atque  abolere  pot- 
erit,  in  ipsis  tibi  sideribus  exstruxisti.  Dum  hominum  oculi  in 
caelum  suspicient  et  miros  astrorum  coetus  erroresque  contuebuntur, 
Tui  nomen,  qui  illis  jura  legesque  dare  ausus  es,  omnium  ore 
celebrabitur. 


welclie  einst  zwischen  Eurem  unsterblichen  Landsraanne  und  der  Stadt  Bo- 
logna bestanden,  erneuert  habt.  Das  Gedächtniss  hieran  geloben  wir  nicht 
blos  in  Schrift  und  Erz  zu  bewahren,  sondern  auch  in  ui.sere  Herzen  einzu- 
graben. 

Ausser  Stande,  neues  Lob  dem  Copernicus  zu  spenden,  will  ich  Eure 
Zeit  nicht  weiter  in  Anspruch  nehmen.  Der  Ruhm  eines  solchen  Mannes  ist 
derartig,  dass  er  durch  Worte  vielleicht  abgeschwächt,  niemals  aber  erhöht 
werden  kann. 

r>Die  Himmel  erzählen  seine  Wireh( 

»Glücklicher  Copernicus!'«  Ein  Denkmal,  das  kein  Andrang  der  Stürme, 
kein  Alter  der  Zeit,  keine  Wuth  der  Menschen  (das  schrecklichste  aller 
Schrecken)  zu  vernichten  vermag;  ein  Denkmal,  stolzer  und  dauernder  als 
die  gefeierten  Riesenbauten  Cariens  imd  Aegyptens,  hast  Du  Dir  in  den 
Sternen  selbst  errichtet.  So  lange  der  Menschen  Augen  zum  Himmel  auf- 
blicken und  der  Gestirne  wunderbare  Schaaren  und  Bahnen  anschauen,  wird 
Dein  Name,  der  Du  ihnen  Recht  und  Gesetz  zu  geben  wagtest,  gefeiert 
werden. 


82 


Tuque  Sol,  qui  mundi  thronum  eius  ope  a  mortalium  superbia 
et  siiperstitione  vindicatum  obtines,  quique,  quatuor  ab  eo  nato 
vix  nondum  exactis  magnis  annorum  orbibus,  gemiüas  uationes 
Germanicam  atqiie  Italicam  post  varias  vices  rerum ,  post  multos 
exaiitlatos  labores  taiidem  aliquando  favente  Deo  in  sua  jura  re- 
stitutas  vidisti ,  possis  utramqiie  gentem  Assertori  tuo  dilectam  in 
omne  aevum  conjunctis  gressibus  progredientem  videre! 

Unter  den  Deputirten   der  Deutschen  Universitäten- 
wurde  zunächst  auf  die  Redner-Bühne  geleitet  der  Vertreter  Leip- 
zigs als  der  einzigen   ausserpreussischen  Hochschule,    welche  die 
Feier  beschickt  hatte.    Prof.  Dr.  Bruhns,  Director  der  Sternwarte 
zu  Leipzig,  sprach: 

Im  Namen  der  Universität  Leipzig  spreche  ich  der  Stadt 
Thorn  und  dem  Comite,  welches  sich  zur  Feier  des  400jährigen 
Geburtstages  Copernicus'  gebildet  hat,  den  herzlichsten  Gruss  aus. 
Die  Universität  Leipzig  steht  zu  der  Stadt  Thorn  in  einer  ganz 
besonderen  Beziehung;  eine  grosse  Anzahl  Thorner  Söhne  voll- 
bringen einen  Theil  ihrer  Studienjahre  an  der  Universität  Leipzig. 
Dieser  Zug  der  Thorner  nach  Leipzig  ist  schon  ein  altes  Her- 
kommen, da  unter  den  Stipendien,  welche  die  Leipziger  Universität , 
besitzt,  die  Thorner  einen  hervorragenden  Platz  einnehmen.  Wenn 
nicht  durch  verwandtschaftliche  Verhältnisse  veranlasst  Copernicus 


Und  Du,  Sonne,  die  Du  durch  ihn  den  vom  Hoelimuth  und  Aberglauben 
der  Menschen  zurückgewonnenen  Thron  wieder  inne  hast,  die  Du,  nach 
Verlauf  von  vier  Jahrhunderten,  nach  manchem  Wechsel  der  Dinge,  nach 
vieler  Noth  und  Drangsal ,  endlich  die  beiden  Völker,  das  deutsche 
und  das  italienische,  mit  Gottes  Hülfe  in  ihre  Rechte  wieder  ein- 
gesetzt hast,  möchtest  Du  immer  beide  Nationen,  die  Dein  Be- 
freier liebte,  in  den  Werken  des  Krieges  und  des  Friedens  durch 
alle  Zeiten  vereint  und  gemeinsam  vorwärts  schreiten  sehen!« 


8H 


nach  der  Jagelionischen  Universität  gegangen  wäre,  würde  sein 
Weg  sicher  nach  Leipzig  gewesen  sein ;  denn  der  vertraute  Freund 
des  Copernicus ,  Rhaeticus ,  der  die  Herausgabe  seines  Werkes : 
)^De  revolutionibus«  veranlasste,  gehörte  auch  eine  Zeitlang  der 
Leipziger  Universität  an. 

Ich  freue  mich  noch  als  Director  der  jüngsten  neuerbauten 
Sternwarte  in  Deutschland  hier  die  Stadt  Thorn  begrüssen  zu  kön- 
nen. Ich  brauche  wohl  kaum  zu  versichern,  dass  die  auf  Coper- 
nicus' Grundlagen  beruhenden  Lehren  der  Astronomie  auch  auf  der 
Leipziger  Sternwarte  gepflegt  werden ;  aber  zur  besonderen  Freude 
gereicht  es  mir,  mittheilen  zu  können,  dass,  als  der  Bau  der  Stern- 
warte vollendet  war,  der  erste  Schmuck,  der  sie  zierte,  die  Büste 
des  Copernicus  gewesen  ist. 

Mit  grosser  Freude  habe  ich,  als  ich  gestern  zum  ersten  Male 
die  Stadt  Thorn  gesehen,  bemerkt,  wie  hoch  hier  das  Andenken  des 
»Terrae  motor  solis  caelique  stator«  in  Ehren  steht.  Ein  Monu- 
ment mit  dieser  Inschrift  ruft  der  Gegenwart  die  grossen  Verdienste 
des  Thorner  Bürgers  ins  Gedächtniss  und  verkündet  sie  den  zu- 
künftigen Geschlechtern,  und  auch  das  Geburtshaus  ist  mit  einer 
einfach  würdigen  Bezeichnung  versehen.  Dazu  kömmt  noch,  dass 
der  Copernicus -Verein  den  Jubeltag  durch  die  Herausgabe  des 
klassischen  Werkes  des  Copernicus  möglichst  getreu  nach  dem 
Original  in  echt  wissenschaftlicher  Weise  begeht  und  die  Astro- 
nomie mit  demselben  so  sinnig  beschenkt.  Ich  freue  mich  daher, 
das  grosse  Glück  zu  haben,  der  Stadt  Thorn  und  dem  Copernicus- 
Verein  in  dieser  Stadt  den  herzlichsten  Glückwunsch  der  Univer- 
sität Leipzig  und  den  innigsten  Dank  der  Astronomie  aussprechen 
zu  können. 

6* 


S4 


Dem  Vertreter  Leipzigs  folgte  der  Abgesandte  der  be- 
imchbarten  Hochschule  Halle- Wittenberg,  Geh.  Reg.-Rath 
Dr.  Knoblauch: 

Die  vereinigte  Friedrichs-Universität  Halle-Witten- 
berg sendet  der  Stadt  Thorn,  insonderheit  Denen,  welchen  die 
Feier  des  grössten  Namens  ihrer  Geschichte  am  Herzen  gelegen, 
den  Ausdruck  ihrer  aufrichtigsten  Sympathie.  Sie  legt  einen 
besondern  Werth  darauf,  bei  dieser  Feier  durch  eines  ihrer  Mit- 
glieder sich  betheiligt  zu  wissen,  indem  sie  mit  Stolz  sich  erinnert, 
dass  derselbe  Rhäticus  einst  an  der  Hochschule  Wittenberg  ge- 
wirkt, dem  es  im  Verein  mit  Oslander  vergönnt  war,  das  welt- 
berühmte Werk  des  Copernicus  äusserlich  zu  vollenden,  welches 
zugleich  der  Schwanengesang  dieses  grossen  Astronomen  werden 
sollte. 

Wenn  die  gelehrten  Corporationen  von  nah  und  fern,  ja 
selbst  jenseit  der  Marken  unsers  Vaterlandes,  zu  einer  Copernicus- 
Feier  in  so  grosser  Zahl  ihre  Vertreter  sandten  aus  den  Gebieten 
der  Astronomie,  Mathematik,  Physik,  Geographie,  der  Geschichte, 
der  Sprachforschung,  haben  sie  damit  nicht  sowohl  eine  der 
grossesten,  scharfsinnigsten  Entdeckungen,  eine  über  die  Grenzen 
besonderer  Disciplinen  weit  hinausragende  ehren ,  als  vielmehr 
bekunden  wollen,  dass  sie  in  dem  Namen  Copernicus  mit  der 
wissenschaftlichen  eine  weltgeschichtliche  Entdeckung 
verknüpfen.  Denn  sie  sind  sich  bewusst,  dass  die  Geistesthat, 
welche  den  Namen  des  »Copernicanischen  Systems«  trägt,  nicht 
nur  an  die  Stelle  geistreichster,  aber  verwickelter,  Combinationen 
den  einfachen  Ausdruck  der  Wahrheit  setzte,  welcher  uns 
befähigt,    den  grossen  Gedanken   der  Schöpfung  noch  einmal  zu 


85 


denken .  sondern  auch  —  gegenüber  den  Mächten ,  welche  (und 
nicht  nur  vor  4  Jahrhunderten)  das  gesamrate  Weltall  gleichsam 
als  ihr  Filial  betrachteten  —  die  Befreiung  des  Gledankens 
selber  vollzog,  die  Begründung  des  nur  sich  selbst  verantwort- 
lichen, mehr  noch  als  durch  seine  Vergangenheit,  durch  seine 
Zukunft  mächtigen  Ringens  nach  Wahrheit. 

Diese  Anerkennung  ist  der  Lorbeerkranz,  welchen  die  Uni- 
versitäten und  Academien  auf  das  400jährige  Gedächtniss  des 
grossen  Bürgers  von  Thorn  legen. 

Im  Namen  der  Universität  Breslau  hielt  Prof.  Dr. 
Galle,  Director  der  Sternwarte  zu  Breslau,  die  nachstehende 
Rede ; 

Von  Seiten  der  Universität  Breslau  habe  ich  dem 
wissenschaftlichen  Verein  dieser  Stadt,  welcher  das  heutige  Fest 
veranstaltet,  und  der  Stadt  selbst  die  Glückwünsche  von  Rector 
und  Senat  zu  der  ruhmreichen  Erinnerung  zu  tiberbringen,  welche 
diese  Feier  veranlasste,  und  den  Dank  für  die  Einladung  zu  der- 
selben. Dieser  gern  Folge  zu  leisten,  glaubte  der  Senat  noch 
besonderen  Anlass  in  dem  Umstände  finden  zu  müssen,  dass 
Breslau  ein  Sammelpunkt  für  die  Studirenden  sowohl  aus  Schle- 
sien als  aus  Posen  ist,  und  diese  Provinzen  in  gewissem  Masse 
gleichzeitig  vertritt,  die  der  Heimath-Provinz  des  Copernicus, 
Preussen,  die  nächstliegenden  sind.  Wenn  irgend  eine  der  deut- 
schen Universitäten  auf  den  internationalen  Charakter  dieser 
Erinnerungsfeier  an  Copernicus  einen  besondern  Werth  zu  legen 
hat,  so  ist  es  die  Universität  Breslau,  wo  an  der  Grenze  der 
deutschen  und  slavischen  Nationalitäten  diese  in  der  wissenschaft- 
lichen Seite  der  Feier  sich  vereinigen 


86 


Ausser  von  der  Universität  bin  ich  noch  von  Seiten  des 
Präsidiums  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterlän- 
dische Cultur  beauftragt,  ein  Schreiben  zu  überreichen,  welches 
dem  Copernicus- Verein  die  gleichen  Glückwünsche  und  den  Dank 
ausspricht,  dass  derselbe  diese  über  blos  nationale  Interessen 
hoch  sich  erhebende  Feier  veranstaltete.  —  Ein  so  eben  mir  noch 
zugegangenes  telegraphisches  Glückwunsch -Schreiben  von  dem 
wissenschaftlichen  Verein  der  Stadt  Reichenbach  giebt  die 
Theilnahme  Schlesiens  an  dem  heutigen  Feste  aus  derjenigen 
Gegend  —  unweit  Frankenstein  —  kund,  von  welcher  eine  in 
neuester  Zeit  in  Thorn  aufgefundene  Urkunde  gezeigt  hat,  dass 
in  diesen  Grenzlanden  entweder  die  Vorfahren  des  Copernicus 
selbst ,  oder  doch  Verwandte  von  diesem  zu  suchen  sein :  was 
nicht  verfehlen  konnte,  in  Schlesien  ein  weit  sich  verbreitendes 
Interesse  zu  erregen. 

Als  der  letzte  unter  den  Vertretern  der  Deutschen  Hochschulen 
sprach  der  Prorector  der  Preussischen  Landes-Uni- 
versität  Königsberg,  Prof.  Dr.  Caspary: 

Als  Verti*eter  der  Universität  Königsberg,  welche  mit  dieser 
alten,  ehrwürdigen  Stadt  in  derselben  Provinz  liegt  und  mit  ihr 
daher  durch  viele  gemeinsame  Beziehungen  verbunden  ist,  zugleich 
in  Vertretung  einer  der  naturwissenschaftlichen  Schwester-Gesell- 
schaften dieser  Provinz,  der  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft 
zu  Königsberg,  deren  schriftlichen  Festgruss  ich  hiermit  dem  Co- 
pernicus-Verein  zu  überreichen  die  Ehre  habe,  —  stehe  ich  hier 
gleichsam  unter  Bekannten  auf  heimathlichem  Boden  und  kann 
mich  daher  kurz  fassen.  Sei  es  mir  gestattet,  meinen  Dank  und 
meine  Freude  darüber  dem  Copernicus- Verein  auszusprechen,  dass 


87 


er,  in  richti^ier  Erkeiintuiss  der  hohen  Bedeutung'  des  Begründers 
der  heute  geltenden  Lehre  der  Bewegung  der  Himmelskörper,  eine 
so  würdige  und  erhebende  Feier  des  vierhundertjährigen  Geburts- 
tages des  Copernicus  veranstaltet  hat!  Copernicus  hat  ja  nicht 
bloss  für  die  Astronomie,  sondern  für  die  freie,  von  äusserer 
Autorität  unabhängige,  Forschung  in  allen  Gebieten  des  Geistes 
hohe  Bedeutung.  Durch  die  von  ihm  erkannte  und  ausgesprochene 
astronomische  Wahrheit  wurde  zum  ersten  Male  in  die  Mauer 
starrer  kirchlicher  Orthodoxie  eine  Bresche  geschossen;  denn  die 
damalige  Lehre  des  Verhältnisses  der  Erde  zur  Sonne  war  zugleich 
ein  Glaubensartikel,  gestützt  auf  die  Autorität  der  Bibel.  Seit  der 
Zeit  des  Copernicus  hat  die  Naturwissenschaft  zwar  zahlreiche 
andere  Breschen  in  die  Mauer  starren  kirchlichen  Bekenntnisses 
geschossen,  dennoch  ist  dieselbe  noch  nicht  gefallen.  Ob  wir 
schon  dazu  gelangen  werden,  an  dem  entscheidenden  Kampfe 
Theil  zu  nehmen,  der  die  äussere  Autorität  im  Gebiete  religiöser 
Erkenntniss  endlich  niederwirft  und  uns  Freiheit  von  dem  Zwange 
der  Zumuthung  schafft,  uns  fortgesetzt  unter  ein  kirchliches  Be- 
kenntniss  und  unter  kirchliche  Einrichtungen  vergangener  Jahr- 
hunderte unterzuordnen,  die  unseren  heutigen  Anschauungen  und 
Bedürfnissen  zum  grössten  Theil  völlig  fremd  geworden  sind,  — 
das  lässt  sich  nicht  voraussehen.  Ob  aber  der  entscheidende 
Kampf  nah  oder  fern  ist,  folgen  wir  stets  dem  Beispiel  der  Treue 
und  Hingebung  an  die  Wahrheit,  das  Copernicus  uns  vorhält,  auf 
allen  Gebieten ,  wo  wir  den  Irrthum  erkennen ,  und  mögen  wir 
warm  uns  von  der  Pflicht  durchdrungen  fühlen,  Wahrheit  an  seine 
Stelle  zu  setzen!  Sind  wir  so  stets  auf  der  Wache,  dann  wird 
es  uns  an  innerer  Weihe  nicht  fehlen,  wenn  die  Zeit  kommt,  und 
eintreten  wird  sie  sicher,    in  welcher  auch  die  Kirche  und  Theo- 


88 


logie,  diirclidningen  von  dein  Wesen  des  Geistes  der  Wahrheit, 
die  Bahn  der  Freiheit  hetreten  wird,  indem  durch  Schöpfung 
gesetzlich  geregelter  Organe ,  welche  fortgesetzt  aus  dem  freien 
Bewusstsein  der  Gemeinde  heraus  dem  Fortschritt  der  Erkenntniss 
in  religiösen  und  sittlichen  Dingen  einen  der  Zeitanschauung  ent- 
sprechenden Ausdruck  im  Bekenntniss  zu  geben  vermag,  dem 
starren  tödtenden  Buchstabendienst  ein  Ende  gemacht  wird. 

Aus  der  Reihe  der  übrigen  Deputirten  betrat  zuerst  die 
Rednerbühne  der  Stadt-Schulrath  Dr.  Cosack  aus  Dan  zig: 

Auch  die  Schwesterstadt  Danzig  sendet  zum  heutigen  Coper- 
nicus-Jubeltage  durch  meinen  Mund  den  hochgeehrten  Festgenossen 
freudigen  Gruss  und  Glückwunsch.  Sie  schliesst  sich  dadurch 
nicht  ohne  das  wohlberechtigte  Gefühl  heimathlichen  Stolzes  allen 
denjenigen  an,  welche  von  nah  und  fern  nach  Thorn  gekommen 
sind,  um  an  der  Stätte  der  Geburt  das  Andenken  des  Mannes 
festlich  zu  begehen,  der  auf  dem  ganzen  gebildeten  Erdkreis  als 
der  kühne  und  geniale  Reformator  astronomischer  Wissenschaft, 
ja  als  Schöpfer  derselben  gelten  wird,  so  lange  der  Himmel  sich 
über  uns  wölbt  und  die  Erde  nach  ewigen  Gesetzen  ihre  Bahn  um 
die  Sonne  vollendet. 

Die  gastliche  Stadt,  das  wackere  Thorn,  welches  seit  Jahr- 
hunderten fest  und  treu  die  Wacht  deutscher  Sitte  und  deutscher 
Bildung  am  Weichselstrome  hält,  hat  die  Ehre,  diesen  Mann  als 
ihren  Sohn  und  ihr  unschätzbares  Kleinod  bezeichnen  zu  können ; 
aber  sie  hat  auch  das  hohe  Verdienst,  dasselbe  nicht  nur  undank- 
barer Vergessenheit  zu  entreissen,  sondern  es  mit  liebender  Sorg- 
falt zu  hegen  und  Alles  aufzubieten,  um  es  in  dem  rechten  Licht 


89 


und  Glänze  der  Wahrheit  erscheinen  zu  lassen.  So  steigert  sich 
denn  Gruss  und  Glückwunsch  zu  dem  Dank  gegen  den  Verein,  der 
zunächst  seinem  Copernicus  die  Ehre  geben  wollte,  die  ihm  ge- 
bührt: der  aber  sich  nicht  begnügte,  nur  sein  Denkmal  in  Erz 
aufzuführen,  sondern  als  ein  monumentum  aere  perennius  in  des 
Meisters  Namen  hochhielt  und  hochhält  das  Panier  freier  For- 
schung und  geistiger  That  auf  dem  Gebiete  der  Wissenschaft. 
Das  dankt  dem  Thorner  Copernicus- Verein  vor  allem  die  Provinz 
des  preussischen  Vaterlandes,  welche  weitab  von  dem  Herzen 
Deutschlands  gelegen,  doch  den  lebendigen  Pulsschlag  gleicher 
Cultur  in  sich  fühlt  und  sich  eins  weiss  mit  allen  geistigen  Be- 
strebungen, welche  idealem  Fortschritt  huldigen.  Solchen  Dank 
aber  am  Tage  der  4.  Säcularfeier  von  Nicolaus  Copernicus  der 
Stadt  Thorn  und  ihrem  hochautblühenden  Copernicus-Vereine  offen 
und  laut  auszusprechen,  ist  freudige  Pflicht  für  den  Vertreter  des 
westpreussischen  Danzig,  zumal  er  noch  speciell  im  Namen  und 
Auftrage  der  drei  hohen  Bildungsstätten  der  Vaterstadt  die  ganz 
besondere  Theilnahme  auszudrücken  hat,  welche  die  Lehrercolle- 
gien  des  Gymnasiums,  der  Realschulen  zu  St.  Petri  u.  St.  Johan- 
nis  an  dem  Jubelfeste  nehmen.  Sie  selbst,  beredter  als  ich,  sind 
Dolmetscher  ihrer  Gefühle  und  Gesinnungen  geworden  und  haben 
unter  dem  Klange  der  Alcäischen  Leier  ein  Festcarmen  dem  Co- 
pernicus-Cultus  geweiht.  Mir -gereicht  es  zur  Freude  und  Ehre, 
Ihnen  diese  Ode  zu  tiberreichen  und  um  Aufbewahrung  der- 
selben in  Ihrem  Archive  zu  bitten.  Mein  Schlusswort  aber  sei 
das  d^s  Dichters:  Freue  dich  mein  Preussen,  freue  dich,  du 
Vaterstadt  Thorn,  ihr  nehmet  Theil  an  himmlischer  Ehre!  Gaude 
tu,  mea  Prussia,  tu,  Thorunum  natalc ,  gaude,  aetherii  comitcs 
honoris ! " 


90 


Danzig  hatte  zu  dem  hohen  Feste  der  Schwesterstadt  noch 
einen  zweiten  Vertreter  entsendet,  den  Director  der  natur forsch en- 
Gesellschaft  Prof.   Dr.  Bail.     Die  Ansprache   desselben  lautete: 

Obwohl  die  naturforschende  Gesellschaft  zu  Danzig,  der  Stadt 
des  Hevelius,  den  heutigen  Tag  selbst  festlich  begeht,  war  es  ihr 
doch  Bedürfniss.  sich  an  demselben  in  Thorn  persönlich  vertreten 
zu  wissen.  Sie  hat  deshalb  mich,  ihren  Director,  a])gesandt,  um 
der  Stadt  Thorn,  vor  Allem  aber  dem  geistigen  Mittelpunkte  der- 
selben, die  herzlichsten  Glückwünsche  darzubringen.  Dies  zu 
meiner  Rechtfertigung,  wenn  ich  an  dieser  Stelle,  von  welcher  aus 
so  eben  die  Vertreter  von  Rom,  Bologna,  Leipzig,  Halle  und  Bres- 
lau gesprochen  haben,  als  zweiter  Redner  aus  der  nahen  Stadt 
Danzig  auftrete.  Es  reicht  durch  mich  die  Naturforschende  Ge- 
sellschaft zu  Danzig  dem  Copernicus-Vereine  die  Schwesterhand. 
Sie  fühlt  sich  vereint  mit  ihm,  da  auch  sie  während  der  130  Jahre 
ihres  Bestehens  stets  gewahrt  hat  das  Recht  freier  Forschung,  da 
beide  Gesellschaften  sieh  betrachten  dürfen  als  Pflanzstätten  der 
Wissenschaft  in  Westpreussen,  und  da  drittens  das  verknüpfende 
Band  zwischen  beiden  die  Astronomie  bildet,  der  die  eine  geradezu 
den  Namen  verdankt,  während  ihr  die  andre  gleichfalls  von  jeher 
einen  hervorragenden  Cultus  geweiht.  Es  beglückwünscht  unsre 
Naturforschende  Gesellschaft  durch  mich  den  Copernicus- Verein 
zu  den  schönen  Erfolgen,  die  derselbe  durch  sein  unermüdliches 
Streben  trotz  aller  sich  entgegenstellenden  Hindernisse  bereits  er- 
rungen hat.  Möge,  wenn  nach  100  Jahren  dieser  Tag  sich  erneut, 
und  wenn  er  abermals,  ja  so  oft  er  wiederkehrt,  er  den  Coper- 
nicus-Verein  und  die  Stadt  Thorn  auf  derselben  Höhe  der  Ent- 
wickeluug  finden,  mögen  sich  die  Bürger  derselben  wie  heut  aus- 


> 


91 


zeichnen  durch  echt  deutsche  Gesinnung  und  durch  Hochschätzung 
der  Wissenschaft,  möge  auch  dann  blühen  eine  von  Anniuth  und 
Geist  geschmückte  Damen-Flora  (gestatten  Sie  den  Ausdruck  dem 
Botaniker) ,  deren  Betheiligung  an  dem  heutigen  Feste  mit  Freude 
begrüssen  die  dankbaren  Gäste  der  Stadt  Thorn! 

Den  Festesgruss  aus  der  Nachbarstadt  Culm  überbrachte  Gymn. 
Oberlehrer  Dr.  Schultz.  Der  Redner  gedachte  der  freundnach- 
barlichen Verhältnisse,  in  denen  Thorn  stets  zu  der  gleichaltrigen 
Stadt  Culm  gestanden ;  er  bat,  man  möge  den  von  dort  kommen- 
den Glückwunsch  zum  Feste  zugleich  als  Ausdruck  des  Dankes 
betrachten  des  gesammten  deutschen  Culmerlandes  —  das,  gemein- 
sam mit  Thorn,  treue  Wacht  halte  an  den  Grenzmarken  des  Deutsch- 
thums  gegen   den  Polonismus. 

Die  Ansprachen  der  Ehrengäste  schlössen  mit  einer  längeren 
Rede,  welche  Dr.  Thompson  hielt,  früher  Vice-Präsident,  gegen- 
wärtig auswärtiger  Secretair  der  geographischen  Gesellschaft  zu 
New-York.  Derselbe  war,  von  reinster  Begeisterung  für  den  Zweck 
der  Copernicusfeier  getrieben,  aus  freien  Stücken  von  Berlin  her- 
beigeeilt, um  die  Festesgrüsse  aus  der  andern  Hemisphäre  zu 
überbringen.  Als  Oberbürgermeister  Bollmann  —  welcher  die 
Vorstellung  der  fremden  Festredner  übernommen  hatte  —  den 
Vertreter  Nordamerika's  zur  Rednerbühne  geleitete,  ward  Dr. 
Thompson  mit  freudigem  Zurufe  empfangen ,  welcher  sich  zu 
lautestem  Beifallsdanke  steigerte,  als  er  die  schwungvolle  mit 
dem  Feuer  der  Begeisterung  vorgetragene  Rede  in  dem  fremden 
Idiom  beendete: 

I  am  proud  and  grateful  to  participate  in  this  Festival,  and 
to  bring  the  respects  and  compliments  of  the  American  Geographical 


92 


Society  to  thc  Copernican  Society  of  Science  and  Art,  to  the 
honorable  Coimcillors  and  Magistrates  of  Thorn ,  and  to  her  ho- 
spi table  Citizens. 

Could  I  unfurl  the  flag  of  my  country,  its  whole  constellation 
of  seven  and  thirty  stars,  and  its  stripes  of  auroral  light,  would 
dip  in  salutation  to  the  name  which  you  here  honor,  as  belong- 
ing  not  alone  to  Thorn,  to  Preussen,  nor  to  Germany,  but  to  the 
World  and  to  the  centuries. 

All  honor  to  the  birth-place  of  Copernicus!  When  he  made 
the  Sun  the  center  of  the  System,  he  made  Thorn  the  center  of 
the  earth  —  at  least  upon  his  birth-day ;  and  to-day  the  eyes  of  the 
whole  scientific  world  are  turned  toward  you  with  admiration, 
unmixed  with  envy.  I  do  not  wonder  that  races  and  nationalities 
contend  for  the  honor  of  Copernicus  —  as  cities  of  Greece  contended 
over  the  birth  of  Homer.  Like  those  brilliant  meteors  that  flame 
across  the  sky,  leaving  no  trace  of  their  origin,  —  though  we 
watch  and  note  the  point  and  instant  of  their  going  out  —  so  his 


("Ich  bin  stolz  und  dankerfüllt,  dass  es  mir  vergönnt  ist,  an  diesem  Feste 
Theil  zu  nehmen,  als  Ueberbringer  der  achtungsvollen  Grüsse  der  »Amerika- 
nischen Geographischen  Gesellschaft«  an  den  Copernicus- Verein  für  Kunst 
und  Wissenschaft  zu  Thorn,  an  die  ehrenwerthen  Behörden,  an  die  gastfreund- 
lichen Bürger  der  Stadt. 

Könnte  ich  hier  das  Banner  meines  Vaterlandes  entfalten,  es  würde  mit 
all  seinen  sieben  und  dreissig  Sternen,  mit  seinen  dem  lichten  Morgenroth 
gleichen  Streifen,  sich  im  Grusse  neigen  vor  dem  Namen,  welchen  Sie  heute 
hier  feiern.  Dieser  Name  gehört  nicht  Thorn  allein  an,  nicht  Preussen,  nicht 
Deutschland,  —  sondern  der  Welt  und  den  Jahrhunderten.  Ehre  sei  dem 
Geburtsort  des  Copernicus !  Als  er  die  Sonne  zum  Centrum  des  Sternensystems 
machte,  erhob  er  Thorn  zum  Centrum  der  Erde,  wenigstens  an  seinem  Ge- 
burtstage. Die  Augen  der  ganzen  gebildeten  Welt  richten  sich  heute  in  neid- 
loser Bewunderung  hieher.  Ich  begreife,  dass  Nationen  und  Eacen  sich  um 
die  Ehre  streiten,  Copernicus  zu  besitzen,  wie  einst  die  Städte  Griechenlands 
sich  um  Homer  stritten.  Gleich  jenen  strahlenden  Meteoren,  welche  wir  durch 
das  Firmament  hinflammen  sehen ,   ohne  eine  Spur  ihres  Anfangs  zu  haben, 


93 


illustrious  life,  so  luminous  and  beautiful  in  its  close,  may  have 
left  bis  antecedents  obscure.  Poles  and  Germans  may  dispute  bis 
parentage;  but  I  would  find  tbe  prototype  of  bis  gcnealogy  in 
tbat  Oriental  Priest  and  king  Melcbisedec,  wbo  figures  so  grandly 
ou  tbe  early  page  of  Jewisb  bistory ,  dispensing  gifts  and 
blessings  to  races  yet  unborn.  As  of  Melcbisedec,  so  of  Coper- 
nicus  in  tbe  grandeur  of  bis  individuality  it  may  be  said  tbat  be 
was  »witbout  fatber,  witbout  motber,  witbout  pedegree,  baving 
ueitber  beginning  of  days,  nor  end  of  life« ;  but  tbe  wise  and  good 
of  every  race  and  clime  come  up  to  worsbip  in  tbat  temple  of 
Science  wbere  be  is  tbe  cbief  Priest,  and  are  enrolled  in  tbat 
kingdom  of  knowledge  and  trutb  wbere  be  rules.  To  tbat  goodly 
Company  I  would  bring  tbe  tribute  of  a  land  wbicb,  wben  be  rose 
upon  tbe  world ,  was  still  a  savage  wilderness ,  of  more  savage 
men.  Over  all  tbat  land  to-nigbt,  tbe  silent  watcbers  of  tbe 
Stars  in  every  observatory  —  aloug  tbe  Atlantic  slope,  in  tbe  vast 


obwohl  wir  Ort  und  Zeit  ihres  Erlöschens  beobachten  —  so'  hat  auch  des 
Copernicus  ruhmwürdiges  Leben,  strahlend  und  schön  im  Abschluss,  seinen 
Anfang  in  Dunkel  gelassen.  Mögen  Polen  und  Deutsche  sich  um  die  Natio- 
nalität des  Copernicus  streiten  —  ich  finde  das  Urbild  seines  Stammbaums 
in  jenem  orientalischen  Priesterkönige  Melchisedech ,  welcher  uns  auf  den 
ersten  Blättern  der  hebräischen  Geschichte,  als  eine  so  grossartige  Erschei- 
nung entgegentritt,  indem  er  Gaben  und  Segnungen  noch  ungebornen  Ge- 
schlechtern austheilt.  Wie  von  Melchisedech,  kann  auch  von  Copernicus 
in  der  erhabenen  Grösse  seiner  Erscheinung  gesagt  werden,  er  sei  »ohne 
Vater,  ohne  Mutter,  ohne  Geschlecht  und  habe  weder  Anfang  der  Tage  noch 
Ende  des  Lebens.«  Aber  die  Weisen  und  Guten  jedes  Volkes,  jeder  Zone 
kommen,  um  anzubeten  in  jenem  Tempel  der  Wissenschaft,  wo  er  der  Höhe- 
Priester  ist;  sie  lassen  sich  aufnehmen  in  das  Reich  des  Geistes  und  der 
Wahrheit,  wo  Er  der  Herrscher  ist! 

Dieser  würdigen  Genossenschaft  überbringe  ich  den  Tribut  meines  Lan- 
des, welches,  als  Copernicus  der  Welt  aufging,  noch  eine  wilde  Wüstenei 
mit  noch  wilderen  Menschen  war.  Heute  Nacht  aber  werden  in  jenem  ganzen 
Lande  die  stillen  Sternenwächter  aller  Warten  von  dort,    wo  es  sich   zum 


94 


basin  of  tlie  Mississippi,  and  on  the  far-off  shore  of  tbe  Pa- 
cific —  tbese  watcbers  of  tbe  stars  will  tbink  npon  Copernicus,  by 
wbose  laws  tbey  know  tbe  movements  of  tbe  beavens,  and  wbose 
calculations  verify  tbeir  observations.  In  bis  own  glowing  words, 
be  »sct  tbe  lamp  of  tbe  world,  tbe  Sun,  in  tbe  midst  of  tbe 
beautiful  tcmple  of  Nature ,  as  on  a  kingly  tbrone ,  ruling  tbe 
wbole  family  of  stars  tbat  revolve  aronnd  bim«.  So  be  too  sits 
entbroned,  and  Galtlei,  Kepler,  Newton,  Laplace,  revolve 
around  bim  as  tbeir  central  ligbt. 

Bacon  of  Verulam,  wbo  never  fuUy  accepted  bis  tbeory,  said, 
»tbe  opinion  of  Copernicus  toucbing  tbe  rotation  of  tbe  eartb 
cannot  be  refuted,  but  may  be  corrected«. 

In  some  minor  points  it  bas  been  corrected  —  as  for  in- 
stance ,  bis  tbird  motion  of  tbe  eartb ,  tbat  of  declination  in  tbe 
axis,  and  bis  mode  of  accounting  for  tbe  precession  of  tbe  equinoxes, 
were  dispensed  witb;  bis  ingenious  and  complicated  epicycles 
for  explaining  tbe  eccentricities  of  tbe  planets,  were  set  aside  by 


atlantischen  Meere  senkt,  durch  das  weite  Becken  des  Missisippi  hin,  bis  zur 
fernen  Küste  des  stillen  Oceans,  —  alle  diese  SternenwUchter  werden  heute 
mit  Andacht  des  Copernicus  gedenken,  durch  dessen  System  ihnen  die 
Bewegung  des  Himmels  erschlossen  und  durch  dessen  Bereclinungen  die 
Wahrheit  ihrer  Beobachtungen  verbürgt  ist.  Wie  Er,  um  mit  seinen  eignen 
glühenden  Worten  zu  sprechen,  »die  Sonne  als  die  Leuchte  der  Welt  in  die 
Mitte  des  schönen  Tempels  der  Natur  stellte,  wo  sie,  wie  von  königlichem 
Throne,  die  ganze  Familie  der  sie  umkreisenden  Sterne  beherrscht«,  —  so 
sitzt  auch  Er  auf  dem  Throne,  und  Galilei,  Kepler,  Newton  und  Laplace 
um  ihn  herum  als  ihre  Central-Sonne. 

Baco  von  Verulam,  der  seine  Theorie  niemals  vollständig  anerkannte, 
sagte  doch :  »die  Ansicht  des  Copernicus  in  Betreif  der  Erde  kann  nicht 
widerlegt,  wohl  aber  verbessert  werden.«  In  wenigen  Nebenpunkten  ist  sie 
verbessert  worden.  So  hat  man  z.  B.  seine  dritte  Bewegung  der  Erde,  die 
der  Neigung  der  Axe  und  seine  Erklärung  für  das  Vorrücken  der  Nacht- 
gleichen aufgegeben,  seine  gelehrten  und  verwickelten  »Nebenkreise«  (Epicy- 
keln),  als  Erklärung  für  die  Abweichung  der  Planeten,  wurden  durch  Keplero 


05 


Kepler's  laws ;  and  the  final  Solution  of  all  was  gathered  up  by 
Newton  in  the  sublime  law  of  gravi tation.  But  these  corrections 
and  improvements  of  the  System  of  Copernicus  grew  out  of  bis 
own  principles  and  metbods ;  tbey  were  all  in  tbe  line  of  tbat 
simplicity  and  symmetry  wbicb  be  establisbed:  and  as  Bacon 
said,  bis  System  bas  not  been,  and  cannot  be,  refuted.  And  tbis 
was  because  of  tbe  aim  and  tbe  metbod  of  Copernicus  in  bis 
studies.  Tbrougb  tbese  bis  wortb  to  us  as  a  teacber  is  even 
greater  tban  bis  glory  as  a  discoverer.  We  sball  best  bonor  bis 
memory  by  imitating  bis  virtues;  —  tbat  patience  wbicb 
sustained  bim  tbrougb  tbe  most  laborious  calculations  of  tbe  bigber 
matbematics;  tbat  modesty  wbicb  led  bim  to  keep  back  for 
more  tban  tbirty  years  tbe  publication  of  bis  book,  because  be 
would  test  bis  tbeory  to  tbeutmost;  tbat  independence  wbicb 
led  bim  to  tbrow  off  traditions  and  conventionalities ,  to  put  bis 
Matbematics  against  Majorities,  and  to  follow  strictly  tbe  patb  of 
scientific   investigation ;    tbat  confidence  in  Trutb   wbicb   led 


Gesetze  beseitigt,  und  die  Lösung  aller  dieser  Fragen  wurde  schliesslich 
gefunden  und  zusaunncngefasst  in  Newtons  erhabenem  Gravitations-Gesetze. 
—  Aber  diese  Berichtigungen  und  Forteutwickelungen  des  Copernicanischen 
Systems  entsprangen  aus  dessen  Principien,  folgten  seiner  Methode;  sie 
geschahen  ganz  in  dem  Geiste  der  Einfachheit  und  Symmetrie,  welchen  er 
eingeführt  hatte.  Sein  System  ist,  wie  Baco  sagte,  nicht  widerlegt,  noch  je 
zu  widerlegen.  Und  der  Grund  iiievon  liegt  in  dem  Ziele  uud  der  Methode 
der  Studien  des  Copernicus.  Durch  diese  ist  sein  Werth  als  Vorbild  und 
Lehrer  für  uns  noch  grösser,  denn  sein  Ruhm  als  Entdecker.  Wir  werden  sein 
Andenken  am  besten  durch  die  Nachahmung  seiner  Tugenden  ehren:  jener 
Geduld,  welche  ihn  durch  die  schwierigsten  Berechnungen  der  höheren 
Mathematik  ausharren  Hess  —  jener  Bescheidenheit,  welche  ihn  während 
mehr  als  .'{0  Jahre  von  der  Veröffentlichung  seines  Werkes  zurückhielt,  Aveil 
er  seine  Theorie  bis  zum  Aeusscrsten  erproben  wollte  —  jener  Selbststän- 
digkeit, welche  ihn  ermuthigte  Ueberlieferungen  und  herkömmliche  An- 
nahmen abzuwerfen,  seine  Mathematik  den  Majoritäten  entgegenzustellen, 
und   den  Pfad  wissenschaftlicher  Forschung  unbeirrt  zu  verfolgen  —  jener 


96 


him  to  say  »tlie  thoiiglits  of  a  philosopher  do  not  depend  upon  the 
judgment  of  the  mniiy :  his  study  is,  as  permitted  by  God,  to 
seek  out  Truth.«  And  this  reminds  us  of  that  immortal  saying 
of  Kepler  when  he  had  veiified  his  own  laws,  —  »I  think  thy 
thoughts  after  Thee ,  0  God !  I  can  well  wait  a  Century  for  a 
reader,  since  Thou  hast  waited  six  thousand  years  for  an  ob- 
server«.  It  is  this  devotion  to  truth  that  makes  one  the  master 
of  Nature  in  his  discoveries,  and  the  master  of  Time  in  his  fame. 
At  this  point  I  feel  again  how  the  name  of  Copernicus  links 
itself  by  association  with  my  native  land.  The  history  of  know- 
ledge  shows  that,  at  certain  eras,  there  are  magnetie  lines  of 
thought  that  quicken  simultaneously  minds  in  different  countries, 
whose  names  and  discoveries  brought  together  make  their  Century 
famous.  Copernicus  had  reached  his  majority,  and  was  already 
deep  in  astronomy,  when  Columbus,  strong  in  his  faith  that  the 
earth  was  round,  sailed  westward  to  the  Indies  and  found  a 
continent.    Strong  in  the  faith  that  the  earth  was  round,  and  that 


Zuversicht  auf  die  Wahrheit,  welche  ihn  sagen  Hess:  »die  Gedanken  des 
Philosophen  hängen  nicht  vom  Urtheil  der  Menge  ab,  sein  Studium  ist,  so- 
weit es  Gott  gestattet,  die  Wahrheit  zu  suchen«.  —  Dies  erinnert  uns  an  den 
unsterblichen  Ausspruch  Keplers,  als  er  die  Richtigkeit  seiner  Gesetze 
bewiesen  hatte :  »ich  denke  Deinen  Gedanken  nach,  o  Gott !  Wohl  kann  ich 
ein  Jahrhundert  auf  einen  Leser  warten,  da  Du  doch  sechs  Jahrtausende 
auf  einen  Erklärer  wartetest«.  —  Dieses  Vertrauen  auf  die  Wahrheit  lässt 
den  Forscher  durch  seine  Entdeckungen  die  Natur  Überwinden  und  die  Zeit 
durch  seinen  Ruhm. 

An  dieser  Stelle  fühle  ich  wieder,  wie  der  Name  Copernicus  sich  durch 
eine  besondere  Gedanken-Verbindung  mit  meinem  Vaterlande  verknüpft.  Die 
Geschichte  der  Wissenschaft  beweist,  dass  es  zu  gewissen  Zeiten  magnetische 
Gedanken-Strömungen  giebt,  welche  gleichzeitig  Geister  in  verschiedenen 
Ländern  erregen,  deren  Namen  und  Entdeckungen  dann  mit  einander  ver- 
knüpft ihr  Jahrhundert  berühmt  machen.  —  Copernicus  stand  schon  im 
Mannesalter,  war  tief  versenkt  in  das  Studium  der  Astronomie,  als  Columbus 
fest  in  dem  Glauben,  die  Erde  sei  rund,  westwärts  nach  Indien  segelte  und 
einen  neuen  Erdtheil  fand ;    —  fest  in  dem  Glauben,   die  Erde  sei  rund  und 


97 


it  moved  round  lipon  its  axis.  Copernicus  launclied  fortli  upon  his 
more  adventurous  voyage  into  the  unknown  and  the  infinite,  and 
there  found  the  central  sun.  There  liad  been  discoverers  of 
America  before  Columbus :  but  the  moundbuilders  of  the  Mississippi 
Valley  and  the  later  Northmen  on  the  Atlantic  coast  left  no  impress 
upon  human  civilization.  Before  Copernicus  there  were  pioneers 
into  the  planetary  Spaces,  who  made  guesses  at  truth;  but  as 
Columbus  made  his  discovery  for  Man,  so  Copernicus  made  his 
discoveries  for  Science.  More  fortunate  than  Columbus  he  gave 
his  name  to  his  discoveries,  and  the  Copernican  System  is  written 
over  all  the  heavens.  This  earth  in  its  diurnal  and  annual  re- 
volutions  exhibits  his  birth-place  to  star  after  star.  No  one 
Country  can  monopolize  him  as  her  son;  no  one  Church  can 
enshrine  him  as  her  saint ;  nor  time  nor  distance  can  obscure  his  fame; 
even  the  eclipses  that  darken  the  face  of  the  sun.  throw  into 
bolder  relief  that  System  of  Copernicus  by  which  their  coming  is 
predicted  and  timed. 


bewege  sich  um  ihre  Axe,  wagte  Copernicus  auf  seiner  noch  abenteuerlicheren 
Reise  sich  hinaus  in  das  Unbekannte  und  Unendliche,  und  fand  dort  die 
Centralsonne. 

Es  hatte  schon  Entdecker  Amerikas  vor  Columbus  gegeben;  aber  die 
Erdhiittenbauer  im  Mississippi-Thal,  und  die  späteren  Nordmänner  an  der 
Küste  des  Atlantischen  Meeres  blieben  ohne  Einfluss  auf  die  menschliche 
Civilisation.  Vor  Copernicus  hatten  auch  Pioniere  im  Planetenraum  gearbeitet, 
welche  die  Wahrheit  dunkel  ahnten:  aber  wie  Columbus  seine  Entdeckung 
für  die  Menschen,  so  machte  Copernicus  die  seine  für  die  Wissenschaft.  Glück- 
licher als  Columbus,  hat  Copernicus  seinen  Entdeckungen  auch  seinen 
Namen  gegeben,  und  das  Copernican ische  System  ist  mit  Sternenschrift 
an  die  weite  Himmelsdecke  geschrieben.  Die  Erde  zeigt  bei  ihrer  täglichen 
und  jährlichen  Umdrehung  den  Geburtsort  des  Copernicus  einem  Sterne  nach 
dem  andern.  Kein  Land  kann  ihn  ausschliesslich  als  seinen  Sohn  bean- 
spruchen, keine  Kirche  ihn  als  ihren  Heiligen  anbeten;  nicht  Zeit,  nicht  Ent- 
fernung können  seinen  Ruhm  verdunkeln;  selbst  die  Finsternisse,  welche  uns 
das  Antlitz    der  Sonne  entziehen,    lassen  nur  in  um   so  kühneren  Umrissen 


08 


In  renewing-  my  tlianks  to  the  Copernican  Society  and  to  the 
honorable  Committee  for  the  generous  and  brilliant  courtesies  of 
this  oecasion,  you  will  expeet  me  to  say  a  word  touching  the 
interests  of  Science  in  the  United  States ;  —  your  time,  however, 
requires  that  this  shall  be  very  brief.  In  the  present  generation 
a  strong  impulse  has  been  given  to  physical  science,  and  not 
only  to  those  departinents  which  have  a  practical  value  through 
their  application  to  the  arts  of  life,  but  to  those  which  cherish 
Science  for  its  own  sake.  The  oldest  Universities  have  established 
schools  of  Science,  in  which  the  Student  may  be  carried  as  far  as 
in  the  Universities  of  Europe.  The  Government  also  has  endowed 
such  schools  with  grants  of  money  and  of  land,  and  private 
munificence  has  enriched  some  of  these  with  Museums  which  will 
compare  favorably  with  those  of  this  Continent.  While  such 
names  as  Agassiz,  Dana,  Draper,  Henry,  Newberry,  Pierce, 
and  others  are  already  honored  in  the  world  of  Science,  a  host  of 


das  System  des  Copernicus  hervortreten,  durch  welches  die  Zeit  ihres  Erschei- 
nens längst  vorherbestimmt  ist. 

Indem  ich  dem  Copernicus- Verein  und  dem  verehrten  Festcomite  noch- 
mals meinen  Dank  für  die  freundliche  und  glänzende  Aufnahme  bei  dieser 
Feier  ausspreche,  werden  Sie  erwarten,  dass  ich  mit  einigen  Worten  erwähne, 
welch  ein  Interesse  für  die  Wissenschaft  in  den  Vereinigten  Staaten  herrscht. 
Ihre  Zeit  verlangt  indessen,  dass  dies  nur  in  Kürze  geschieht. 

Die  gegenwärtige  Generation  hat  den  Naturwissenschaften  einen  mächtigen 
Aufschwung  gegeben,  nicht  nur  in  jenen  Zweigen,  welche  durch  Anwendung 
auf  die  täglichen  Lebensbedürfnisse  von  praktischem  Nutzen  sind,  sondern 
auch  in  jenen,  welche  die  Wissenschaft  um  ihrer  selbst  willen  pflegen.  Die 
ältesten  Universitäten  haben  wissenschaftliche  Schulen  errichtet,  in  denen  die 
Studenten  ebenso  weit  wie  auf  den  Europäischen  Universitäten  gefördert 
werden.  Die  Regierung  hat  diesen  Schulen  Geld  und  Ländereien  geschenkt; 
Privat-Freigebigkeit  hat  einige  von  ihnen  mit  Museen  ausgestattet,  welche 
sich  Wühl  mit  denen  dieses  Continents  messen  können.  Während  Namen 
wie  Agassiz,  Dana,  Draper,  Henry,  Newberry,  Pierce  und  andere 
schon  geehrt  in  der  wissenschaftlichen  Welt  dastehn,  werden  von  einer  Schaar 
jüngerer  Männer,    welche  in  den  besten  Methoden  geschult  sind,    einzelne 


99 


younger  men,  trained  in  the  best  methods,  are  pursuiiig  specialties 
witli  promising-  success.  The  Government  lias  given  encourage- 
nient  and  occupation  to  men  of  Science  in  its  coast-survey,  and  its 
geological  explorations  of  the  interior;  and,  in  the  interests  of 
Science  at  large,  it  has  explored  the  Dead  Sea,  and  is  now  aiding 
in  the  survey  of  Palestine  beyond  the  lordan ;  it  equipped  ob- 
servers  of  the  solar  eclipse  of  1869,  with  special  reference  to  the 
phenomena  of  the  corona  and  protuberances ;  it  has  made  an 
appropriation  for  observing  the  transit  of  Venus  in  1874  —  thus 
vieing  with  older  nations  in  the  fellowship  of  Science ;  it  has 
provided  for  a  scientific  register  of  atniospheric  changes,  and  it 
has  sent  a  new  expedition  to  the  North  Pole.  Private  expeditions 
have  explored  the  coral  reefs  of  the  Golf  of  Mexico;  and  the 
coasts  of  South  America  with  reference  to  Fauna  and  Flora  and 
the  traces  of  glacial  action.  Astronomy  is  furthered  by  several 
well-appointed  Observatories,  and  special  attention  has  been  given 
to  the  phenomena  of  meteorology   and  to  the  Observation  of  the 


Zweige  mit  vielversprecliendem  Erfolge  betrieben.  Unsere  Kegierung  unter- 
stützt und  ermutliigt  ferner  die  Männer  der  Wissenscliaft  in  ilirer  Küsten- 
Aufnahme  und  der  geologisclien  Erforschung  des  Innern;  sie  liat  im  all- 
gemeinen Interesse  der  Wissenschaft  das  todte  Meer  erforsclit  und  wirkt  mit 
bei  der  Bereisung  Palästinas  jenseit  des  Jordan;  sie  hat  Beobachte-  aus- 
gerüstet für  die  Sonnenfinsterniss  von  18G9  mit  besonderem  Bezug  auf  die 
Phänomene  der  Corona  und  der  Protuberanzen;  sie  hat  Vorkehrungen 
getroffen  zur  Beobachtung  des  Durchgangs  der  Venus  von  1874  und  wett- 
eifert so  mit  den  älteren  Nationen  in  dem  Interesse  für  die  Wissenschaft; 
sie  hat  für  eine  wissenscliaftliche  Aufzeichnung  der  atmosphärischen  Schwan- 
kungen gesorgt,  und  eine  neue  Nordpol-Expedition  ausgesandt.  Privatunter- 
nehmungen haben  die  Korallenriffe  im  Golf  von  Mexico  untersucht,  wie  auch 
die  lausten  von  Südamerika  in  Bezug  auf  ihre  Fauna  und  Flora  und  die 
Spuren  der  Eis-Thätigkeit.  Die  Astronomie  wird  auf  mehreren  wohl  con- 
struirten  Sternwarten  gefördert  und  gepflegt,  und  ganz  besondere  Aufmerk- 
samkeit den  meteorologis(tl»en  Phänomenen  und  der  Beobachtung  der  Stern- 
schunppen   zugewandt.      Die  Photographie  ist  zur  Fixiiung  der  Mondphasen 

7* 


100 


shootiiig  Stars.  Photograpliy  has  been  applied  to  lunar  pliases 
with  remarkable  skill  by  M.  Rütherford  of  New  York.  Our 
Geographica!  Society  has  a  library  of  several  thousand  volumes 
of  Geography  and  Travel,  and  a  valuable  collection  of  charts. 
It  took  the  lead  in  the  important  polar  expedition  of  Dr.  Kane, 
and  has  done  much  to  collect  and  classify  the  statistics  of  the 
country,  and  to  diffuse  scientific  Information  among  the  people. 
Most  heartily  would  the  Society  welcome  at  its  monthly  reunions 
any  of  the  honored  members  of  tliis  Society.  I  sliall  at  once  re- 
port  to  the  Council  the  beauty  and  brilliancy  of  your  Feast,  the 
enthusiasm  of  the  people  of  Thorn  for  Science,  and  their  Sterling 
Copernican  devotion  to  knowledge  and  truth. 

But  to-day  we  are  assembled  not  as  Americans  nor  as  Ger- 
mans,  but  as  Copernicans ;  —  as  Citizens  of  Science,  which  overlaps 
and  effaces  all  distinctions  of  nation  and  language.  Let  us  emu- 
late  each  other  in  the  pursuit  of  wisdom.  True  to  our  great 
leader,  let  us  never  be  discouraged  by  difficulties  nor  intimidated 


von  RuTHERPORD  in  New  York  mit  Erfolg  in  Anwendung  gebracht  worden. 
Unsere  geographische  Gesellschaft  besitzt  eine  Bibliothek  von  mehreren 
tausend  Bänden  aus  dem  Gebiete  der  Geographie  und  der  Reisen,  wie  auch 
eine  werthvolle  Sammlung  von  Karten.  Die  Nordpol-Expedition  des  Dr.  Kane 
wurde  von  uns  ins  Leben  gerufen;  auch  hat  die  Gesellschaft  sich  ganz  besonderes 
Verdienst  erworben  um  die  Statistik  des  Landes,  so  wie  um  die  Verbreitung 
wissenschaftlicher  Bildung  unter  demVolke.  Mit  aufrichtiger  Freude  würde  unsere 
Gesellschaft  jedwedes  Mitglied  dieses  ehrenwerthen  Vereins  bei  ihren  monat- 
lichen Zusammenkünften  bewillkommnen.  Sogleich  werde  ich  an  unsern  Vor- 
stand einen  treuen  Bericht  senden  über  den  Glanz  und  die  Schönheit  Ihres 
Festes,  über  den  Enthusiasmus  der  Thorner  für  Wissenschaft  und  Kunst, 
über  ihre  echt  copernicanische  Hingabe  an  Forschung  und  Wahrheit. 

Doch  heute  sind  wir  hier  versammelt  nicht  als  Amerikaner,  nicht  als 
Deutsche,  sondern  als  Copernicaner,  als  Bürger  der  Wissenschaft,  welche 
jeden  Unterschied  der  Sprache  und  Nationalität  auslöscht  und  aufhebt.  Lasst 
uns  also  wetteifern  in  dem  Streben  nach  Erkenntniss,  lasst  uns,  gleich  unserm 
grossen  Führer,    muthig  vordringen,    durch  Widerstand  und  Schwierigkeiten 


101 


l)y  Opposition.  With  modesty,  yet  with  confidence,  let  us  follow 
after  truth,  trusting  that  we  also  may  do  something  for  tlie  benefit 
of  mankind ;  for,  in  the  words  of  an  American  poet : 

The  doubts  wc  vainly  seek  to  solve, 

The  truth  we  know  are  one; 

The  known  and  nameless  stars  revolve 

Around  the  central  Sun. 


Nachdem  sämmtlichc  Ehrengäste  gesprochen,  welche  bei  dem 
Festactus  das  Wort  hatten  nehmen  wollen,  betrat  Prof.  Prowe 
nochmals  die  Rednerhühne,  um  im  Namen  des  Copernicus- Vereins, 
wie  der  Stadt  Thorn,  mit  einigen  Worten  der  Erwiederung  auf  die 
eben  vernommenen  Ansprachen  der  Dankespflicht  zu  genügen.  Er 
wandte  sich  zunächst  an  den  Regierungs-Präsidenten  Grafen  Eulen- 
burg mit  der  Bitte  für  die  huldvolle  Anerkennung,  w^elche  Seine 
Majestät  den  Bestrebungen  des  Vereins  gezollt  habe,  Namens  Aller- 
höchstdesselben  den  ehrfurchtsvollsten  Dank  entgegenzunehmen. 
Die  Auszeichnung,  welche  durch  Seine  Majestät  ihm  heute  gewor- 
den, gelte,  dessen  sei  er  sich  bew^usst,  lediglich  dem  Vereine. 
Anknüpfend  an  das  Wort  des  Papstes  Hadrian,  dass  sehr  Viel  auf 
die  Zeit  ankomme,  in  welche  das  Leben  des  einzelnen  Menschen 
falle,  hob  Redner  hervor,  wie  auch  ihm  die  Gunst  des  Zufalls  die 
heutigen  Ehren  habe  zu  Theil  werden  lassen.     Denn  der  Vorsitz 


nicht  zurückgeschreckt ;  lasst  uns  mit  Bescheidenheit  und  doch  mit  Zuversicht 
die  Wahrheit  suchen,  in  deui  Vertrauen,  dass  aucli  wir  etwas  zum  Besten 
der  Menschheit  thun  können.  Denn  um  mit  den  Worten  eines  amerikanischen 
Dichters  zu  schliessen : 

Was  Ihr  als  Wahrheit  gläubig  preist, 

Ist  das  was  Euch  als  Zweifel  quält: 

Dieselbe  Weltall-Sonn'  umkreist 

Das  Sternheer,  namlos  wie  gezählt.« 


102 


im  Vereine,  welcher  Anderen  mehr  gebühre,  durch  deren  Verdienst 
der  Verein  gegründet  und  erstarkt  die  heutige  Lebenskraft  ge- 
wonnen habe,  verdanke  er  lediglich  dem  äussern  Umstände,  dass 
seine  Studien  seit  zwei  Decennien  der  Erforschung  der  Lebensver- 
liältnisse  von  Copernicus  zugewandt  seien.  Aber  selbst  wenn  seine 
Thätigkeit  im  Vereine  von  Belang  wäre,  so  dürfe  der  Einzelne 
nimmer  ein  besonderes  Verdienst  für  sich  in  Anspruch  nehmen. 
Das  Leben  eines  Vereins  biete  in  vielen  Beziehungen  ein  treues 
Abbild  des  Staates ;  beide  könnten  nicht  anders  bestehen,  als  wenn 
Jeder  an  seiner  Stelle  selbstlos  seiner  Pflicht  nachkomme.  Das 
Gelingen  des  heutigen  bedeutsamen  Festes  habe  nur  dadurch  ver- 
bürgt werden  können,  dass  in  harmonischem  Zusammenwirken  die 
Vereins-Mitglieder  ihre  Kräfte  opferwillig  zur  Verfügung  gestellt 
hätten.  Zum  Schlüsse  sprach  der  Redner  dem  Grafen  Eulenburg 
persönlich  den  ehrerbietigen  Dank  des  Vereins  dafür  aus,  dass 
Derselbe  die  Pflichten  des  Berufes,  wie  der  parlamentarischen 
Thätigkeit,  bereitwilligst  unterbrochen  habe,  damit  des  Staates 
Weihe  dem  Feste  nicht  fehle. 

Hierauf  wandte  Prof.  Pkowe  sich  an  die  Vertreter  Italiens  und 
dankte,  ihre  Ansprache  in  lateinischer  Sprache  erwiedernd,  dass 
sie  von  den  alten  Culturstätten,  von  der  ewigen  Roma  und  dem 
altberühmten  Bologna,  nach  der  kleinen  Weichselstadt  gewandert 
seien,  nicht  scheuend  weder  die  Unterbrechung  ihrer  akademischen 
Thätigkeit,  noch  die  weite  Reise  in  der  für  den  Südländer  beson- 
ders rauhen  Jahreszeit.  Ihre  Anwesenheit  gebe  dem  heutigen 
Feste  eine  ganz  besondere  Weihe,  die  Verbrüderung  Italiens  und 
Deutschlands  bezeugend.  Wie  sehr  Italien  sich  mit  uns  eins  fühle, 
das  habe  die  schnelle  Verständigung  bekundet,  in  die  wir  mit 
unsein   Gästen  eingetreten  seien.     Kaum   24  Stunden  seien  ver- 


103 


flosseD ,  seit  wir  ihnen  zum  ersten  Mal  die  Hand  gedrückt ,  und 
schon  könnten  Avir  sie  als  Freunde  anreden.  Dies  sei  nicht  dem 
Zufalle  zuzuschreiben.  Mit  beredten  Worten  habe  der  Vertreter 
von  Bologna  den  Innern  Grund  angegeben:  wir  entnehmen  aus 
der  Entsendung  und  dem  Auftreten  unserer  Ehrengäste  aus  Italien 
ein  günstiges  Anzeichen  für  die  Zukunft. 

Wie  gleiche  Geschicke  die  verbündeten  Völker  einander  näher 
geführt,  wie  sie  gleichzeitig  auf  dem  Schlachtfelde  die  Freiheit 
und  Einheit  ihres  Vaterlandes  sich  erkämpft  haben:  so  könnten 
wir  auch  mit  Recht  hoffen,  dass  sie  treu  zusammenstehen  werden 
in  dem  schweren  Geisteskampfe,  in  den  wir  gegenwärtig  ein- 
getreten seien.  In  diesem  Sinne  heisse  der  Verein,  heisse  die 
gesammte  Bevölkerung  Thorns  die  Vertreter  Italiens  zu  unserm 
Feste  hoch  willkommen  —  als  die  Verkünder  und  Befestiger  der 
auch  durch  die  Wissenschaft  enger  geknüpften  Freundesbande 
zwischen  dem  italienischen  und  deutschen  Volke. 

An  die  Dankesworte  für  die  Abgesandten  Italiens  schloss  sich 
der  Dank  an  die  Vertreter  der  deutschen  Hochschulen. 

Wenn  in  dem  reichen  Kranze  der  deutschen  Universitäten  — 
so  begann  der  Redner  —  uns  Lücken  nicht  erspart  werden  konn- 
ten,  so  wären  die  Hochschulen  heute  am  schmerzlichsten  ver- 
misst  worden,  welche  einst  in  unmittelbarer  Beziehung  zu  Coper- 
nicus  und  seinen  Freunden  gestanden.  Um  so  grösser  sei  deshalb 
unsere  Freude,  um  so  aufrichtiger  und  berechtigter  unser  Dank, 
dass  gerade  diese  Hochschulen  unserer  Einladung  geneigte  Folge 
geleistet. 

Zunächst  trete  Halle  unter  ihnen  hervor,  die  Erbin  von 
Wittenberg.  Mit  vollem  Rechte  habe  der  Abgesandte  von  Halle 
hervorgehoben,    dass  Wittenberg  es  gewesen   sei,    wo  zuerst  die 


104 


Gedaukcn  von  Coi)criiicas  in  dem  cn)i)fänglic]ien  Geiste  von  Klie- 
ticus  gezündet  hätten,  dass  Rlieticus  seine  Professur  in  Wittenberg 
aufgegeben,  um  von  Copernicus  selbst  sich  in  die  neue  Welt- 
anschauung einweihen  zu  lassen ,  und  sie  dann  der  Welt  zu  ver- 
künden. Der  Wittenberger  Professor  sei  es  gewesen,  dem  es 
schliesslich  gelungen,  die  Bedenken  des  greisen  Forschers  zu  be- 
siegen und  die  lange  verzögerte  Veröffentlichung  des  grossen 
Werkes  de  revolutionibus  orbium  caelestium  zu  veranlassen. 

Die  Vorwürfe  aber,  welche  der  Neukatholicismus  der  Witten- 
berger Schule  mache,  weil  Luther  und  Melanchthon  sich  mit 
Heftigkeit  gegen  das  Copernicanische  System  erklärt  hätten,  dürften 
wohl  leicht  auf  das  richtige  Maass  zurückzuführen  sein,  wenn 
man  erwäge,  wie  der  Gei  st ,  der  die  Reformatoren  gross  gezogen, 
schützend  seine  Fittige  ausgebreitet  hätte,  als  feindliche  Gewalten 
das  Werk  des  Copernicus  verstümmeln  wollten,  als  die  Mächte 
trägen  Herkommens  und  dogmatischer  Erstarrung  den  offenen 
Kampf  gegen  die  freie  Forschung  unternommen  und  die  Wissen- 
schaft zur  Umkehr  hätten  zwingen  wollen. 

Dass  Königsberg  bei  unserer  Feier  nicht  fehlen  würde, 
sei  bei  der  Universität  der  Heimath- Provinz  jederzeit  in  sicherem 
Vertrauen  angenommen  worden;  wir  fühlten  uns  jedoch  zu  be- 
sonderem Danke  verpflichtet,  dass  der  Prorector  selbst  die  Ver- 
tretung übernommen  habe.  —  Mit  dem  erlauchten  Begründer  der 
Universität  Königsberg  habe  Copernicus  selbst,  gleichwie  seine 
Freunde,  erhaben  über  den  Streit  der  Confessionen ,  persönliche 
Beziehungen  unterhalten.  Ueberdies  hätten  die  Gedanken,  welche 
zur  Errichtung  einer  Hochschule  in  unsern  nordischen  Gegen- 
den geführt,  Copernicus  und  seinen  einflussreichen  Oheim 
lange  beschäftigt,    sie   selbst  seien   mit  dem  Plane  umgegangen, 


105 


eine  Pflanzschule  der  neuen  Bildung  an  den  Gestaden  der  Ostsee 
zu  errieb ten. 

Mit  Breslau,  welches  gleich  Königsberg  und  Halle  bei  Leb- 
zeiten des  Copernicus  noch  keine  Universität  besessen ,  hätten 
Copernicus  und  seine  Familie  mannigfache  Beziehungen  verknüpft. 
Der  Abgesandte  Breslau's  habe  bereits  darauf  hingewiesen,  wie 
die  ältesten  Urkunden  Schlesien  als  die  Stammesheimath  der 
Familie  Koppernigk  bezeichneten.  Den  Vater  von  Copernicus 
hätten  ferner  Handelsbeziehungen  mit  Schlesien's  Hauptstadt  ver- 
bunden, schon  zu  der  Zeit,  da  er  noch  zu  Krakau  gewohnt.  Dem 
könne  endlich  noch  hinzugefügt  werden,  dass  der  gelehrte  Freund 
des  Copernicus,  Laurentius  Corvinus,  einen  grossen  Theil  seines 
Lebens  in  gleichem  Amtsverhältnisse  zu  Thorn  und  Breslau 
zugebracht,  und  dass  Copernicus  auch  noch  mit  andern  Gelehrten 
Breslau's  in  freundschaftlichen  Verhältnissen  gestanden  habe. 

Nicht  gleiche  Beziehungen  seien  zur  Zeit  nachweisbar,  welche 
die  Universität  Leipzig  mit  Copernicus  verbunden  hätten.  Aber 
es  müsse  lediglich  der  Ungunst  der  Zeit  zugeschrieben  werden, 
dass  die  urkundlichen  Beweise  für  eine  Verbindung  des  Copernicus 
mit  Leipzig  unterdrückt  seien ;  ein  grosser  Theil  der  lernenden 
Jugend  sei  ja  damals  aus  den  Weichselstädten  gerade  nach  der 
Leipziger  Universität  gepilgert  —  unter  ihnen  auch  Tiedemann 
Giese,  der  Freund  von  Copernicus.  Ein  nur  wenig  älterer  Lands- 
mann von  Copernicus  habe  überdies  die  Verbindung  Thorn's  mit 
Leipzig  zu  einer  dauernden  gemacht  durch  Gründung  eines  Sti- 
pendiums, welches  seit  dem  Anfange  des  16.  Jahrhunderts  alljähr- 
lich drei  Studirende  aus  Thorn  nach  Leipzig  führe.  So  sei  es 
gekommen,  dass  die  Mehrzahl  auch  des  gegenwärtigen  Geschlechts 
in  Thorn  einen  Theil  ihrer  Studienzeit  in  Leipzig  verlebt  hätten. 


106 


Redner  selbst  bekenne  freudig,  wieviel  er  der  Universität  Leipzig 
verdanke,  die  ihn  in  das  Heiligthum  der  Wissenschaft  eingeführt 
habe,  und  durch  welche  er  vor  mehr  denn  dreissig  Jahren  in  die 
gelehrte  Zunft  aufgenommen  worden  sei. 

Die  Erwähnung  von  Tiedemann  Giese,  des  Freundes  von 
Copernicus,  des  gebornen  D a n z i g e r 's  und  Culmischen  Bischofs 
führte  den  Redner  zum  Danke  an  die  Abgeordneten  der  Schwester- 
städte Danzig  und  Culm.  Danzig  stehe  —  was  die  histo- 
rischen Beziehungen  zum  Leben  von  Copernicus  betreffe  —  unter 
den  heimischen  Städten  nur  hinter  Frauenburg  zurück,  und  neben 
Culm  dürften  höchstens  Elbing  und  Marienburg  vermisst  werden. 
Die  Handelsbeziehungen  des  Vaters  von  Copernicus  hätten  nach 
Danzig  gereicht,  lange  ehe  er  nach  Thorn  übergesiedelt,  seit 
welcher  Zeit  sie  freilich  noch  reger  geworden  seien.  Die  erhal- 
tenen Archivalien  zeigten  ferner,  dass  die  Thorner  Koppernigk 
mit  vielen  Patrizier-Geschlechtern  Danzig's  verwandt  gewesen  seien. 
Endlich  sei  noch  zu  erwähnen,  dass  zu  Zeiten  fast  die  Hälfte  der 
Ermländischen  Domherrn  aus  Danzig  gebürtig  gewesen  seien. 

Mit  Culm  habe  Copernicus  früh  die  dort  im  Kloster  lebende 
Schwester  verbunden;  auch  könne  man  vielleicht  annehmen,  dass 
auf  seine  Vorbildung  die  Culmer  Brüder  vom  gemeinsamen  Leben 
Einfluss  gehabt  haben. 

Zum  Schlüsse  dankte  der  Redner  dem  Dr.  Thompson  für  die 
aus  eigenster  Initiative  hervorgegangene  Betheiligung,  durch  welche 
der  Feier  ein  eigen thümlicher  Zauber  gegeben,  der  internationale 
Charakter  scharf  aufgeprägt  sei;  er  bat  den  Vertreter  Amerika's 
neben  dem  Danke  für  seine  eigene  Betheiligung  einen  dankenden 
Festesgruss  nach  dem  jenseitigen  Gestade  des  Oceans  hinüber- 
zutragen. — 


107 


Nachdem  die  Erwiderung-  auf  die  einzelnen  Anspraclien  be- 
endet war,  verlas  Prof.  Prowe  zunächst  das  nachstehende  auf 
Allerhöchsten  Befehl  dem  Vereine  zugegangene  Schreiben: 

Berlin  den  17.  Februar  1873. 

Durch  den  Wirklichen  Geheimen  Rath  Grafen  von 
Stillfried  ist  Seiner  Majestät  dem  Kaiser  und  Könige 
die  Immediat-Eingabe  des  Vorstandes  des  Coperni- 
cus-Vereins  für  Kunst  und  Wissenschaft  vom  12.  d.  M. 
und  das  mit  derselben  eingereichte  Dedications- 
Exemplar  des  Werkes  von  Copernicus:  „De  revo- 
lutionibus  orbium  coelestium"  vorgelegt  worden. 
Seine  Majestät  haben  dasselbe  mit  dem  besondern 
Interesse  entgegenzunehmen  geruht,  auf  welches  na- 
mentlich in  diesen  Tagen  der  vierten  Säcularfeier 
des  Copernicus  die  von  dem  Vorstand  besorgte  Aus- 
gabe des  berühmten  Werkes  Anspruch  machen  darf. 
Indem  Seine  Majestät  dem  Vorstande  für  die  Dar- 
reichung des  Werkes  lebhaften  Dank  bezeigen,  lassen 
Allerhöchstdieselben  den  Verein  zu  der  mit  einem  so 
verdienstlichen  Unternehmen  eingeleiteten  Feier  von 
ganzem  Herzen  beglückwünschen. 

Der   geheime  Ka bin ets- Rath 

VON    WiLMOWkSKI. 

Hierauf  gab  der  Vereins-Vorsitzende  Mittheilung  von  den 
übrigen  zur  Feier  eingegangenen  Adressen,  Glückwunsch-Schreiben 
und  Telegrammen. 


10S 


Den  Scliluss  des  Fcstactus  bildete  eine  musikalische  Auffüh- 
rung unter  der  Direction  des  Justizraths  Dr.  Meyer.  Es  wurde 
vorgetragen  der  100.  Psalm  nach  der  Composition  von  Händel 
für  fünfstimmigen  Chor  und  Soli  mit  Begleitung  des  grossen  Or- 
chesters. Die  Majestät  der  erhabenen  Tondichtung  entsprach  der 
Hochstimmung  der  Versammelten  und  bildete  einen  würdigen  Ab- 
schluss  der  Hauptfeier. 


{ 


Unmittelbar  an  den  Fest- Actus,  welcher  bis  3  Uhr  Nachmit- 
tags gedauert  hatte,  schloss  sich  das  Festmahl.  Bei  der  Be- 
schränktheit der  Räumlichkeit  war  eine  Theilung  der  Festver- 
sammlung für  das  Diner  erforderlich  gewesen.  Das  officielle  — 
vom  Fest-Comite  arrangirte  —  Diner  fand  in  den  Räumen  des 
Artushofes  statt;  zu  einem  andern  Festmahle  hatten  sich  die 
Schützengilde  und  der  Handwerker- Verein  im  Saale  des  Schützen- 
hauses vereinigt.  *) 

Die  Reihe  der  Toaste  bei  dem  Festmahle  im  Artushofe  eröff- 
nete der  Re gi er ungs- Präsident  Graf  Eulenburg,  indem  er 
das  Wohl  Seiner  Majestät  des  Kaisers  ausbrachte.  Der  Redner 
wies   darauf  hin,    dass   die  Herrscher-Dynastie  der  Hohenzollern 


*)  Bei  dem  Diner  im  Schützenhause  brachte  der  Vorsteher  der  Schützen- 
Gesellschaft  Kaufmann  G.  Prowe  das  Hoch  auf  Sc.  Majestät  den  Kaiser 
aus,  Dr.  Brohm  sprach  den  Toast  zum  Andenken  an  Copernicus. 

Die  Schützen-Gesellschaft  hatte  bereits  am  Vorabende  des  Haupt-Fest- 
tages eine  besondere  Feier  veranstaltet.  Durch  musikalische  und  deklama- 
torische Vorträge  wurde  die  Festrede  eingerahmt,  welche  Oberlehrer  Böthke 
hielt.  Der  Redner  legte  zunächst  die  Haupt-Momente  aus  dem  Leben  von 
Copernicus  dar  und  entwickelte  sodann  die  Grundzüge  der  neuen  Welt- 
Anschauung,  wie  sie  in  dem  Werke  de  revolutionibus  orbium  caelestiura 
niedergelegt  sind. 


109 


stets  Beschützer  der  Wissenschaften  gewesen  seien.     Dass  Kaiser 
Wilhelm   das  Banner  der  freien  Wissenschaft  hochhalte  —  mit 
freudigem  Danke  gegen  Seine  Majestät  werde  dies  allerseits  an- 
erkannt.    In  der  Gegenwart  gelte  es   einen  schweren  Kampf  zu 
Gunsten  der  Geistes-Freiheit   durchzufechten   und   wohl    sei    das 
Andenken  an  Männer  wie   Copernicus  geeignet,    die  Herzen  der 
Kämpfenden  zu  stärken.     Begeistert  stimmte  die  Fest- Versamm- 
lung   ein  in  das  Hoch   auf  Se.  Majestät   den   deutschen    Kaiser. 
Unmittelbar  an  diese  Rede  knüpfte  Prof.  Dr.  Bruhns  an.     Be- 
ginnend mit  dem  Worte  „Suum  cuique"    sagte  er,   nachdem  man 
dem  Kaiser    gegeben,    was    des    Kaisers    sei,    müsse    auch    der 
Wissenschaft  das  Ihrige  werden.      Der  Redner   stellte  dann  die 
wunderbare  Zeit,    in  welcher   Copernicus    gelebt,    mit  der  nicht 
minder   bedeutenden  Gegenwart   in  Parallele;    er  machte    ferner 
darauf  aufmerksam,  dass  die  vier  Koryphäen  der  neuern  Astronomie 
geboren  seien  zu  der  Zeit ,    wo  die  Sonne  von  ihrem  niedrigsten 
Stande  nach  dem  Winter-Solstitium  aufsteige;  Newton  sei  am  25., 
Kepler  am  27.  December  geboren,  Galilei  am  18.,  Copernicus  am 
19.  Februar.     Nachdem  der  Redner  sodann  die  Versammlung  auf- 
gefordert,  ein  stilles  Glas  dem  Andenken  an  Copernicus  zu  wid- 
men,   bringt  er   ein  Hoch   aus  auf  das  Gedeihen  und  Blühen  der 
Wissenschaften,  besonders  der  Astronomie. 

Der  dritte  Toast  galt  den  Ehrengästen;  er  ward  ausgebracht 
durch  den  stellvertretenden  Vorsitzenden  des  Copernicus -Vereins, 
Staatsanwalt  von  Lossow.  Derselbe  dankte  zunächst  den 
Vertretern  der  Wissenschaft  und  den  hochgestellten  Würdenträgern, 
welche  aus  unserm  Vaterlande  zur  Feier  herbeigekommen,  und 
sprach  dann  einen  gleichen  Dank  dem  Vertreter  der  westlichen 
Hemisphäre,    Dr.   Thompson,    aus.      Mit  besonderem  Nachdrucke 


110 


aber  hob  der  Redner  die  Bedeutung  hervor,  welche  die  Anwesen- 
heit der  legitimen  Vertreter  Italiens  für  das  Fest  habe,  „des 
Landes,  welches,  unter  der  Regierung  eines  über  freie  Männer 
herrschenden  edeln  Königs,  in  Krieg  und  Frieden  durch  Genossen- 
schaft im  Kampfe  des  Schwertes  und  des  Geistes  eng  und  hoffent- 
lich für  immer  mit  uns  verbunden  sei." 

Die  Ansprache  schloss  mit  warmen  Dankesworten  an  die 
Delegirten  der  italischen  Universitäten,  „welche  nicht  die  Weite 
der  Reise,  nicht  die  Kälte  des  Winters  scheuend,  zum  Feste  hier 
erschienen  seien,  um  von  ihrer  Begeisterung  für  unsere  gemein- 
same Sache  lautes  Zeugniss  abzulegen." 

Während  der  vorstehenden  Rede  war  die  Adresse  der 
Berliner  Universität,  welche  erst  der  Mittagszug  nach  Thorn 
überbracht  hatte,  in  die  Hände  des  Fest-Comite  gelangt.  Sie 
wurde  von  dem  Jubelrufe  der  Festgenossen  dankbar  begrüsst  und 
sofort  verlesen. 

Die  Rede-Pause  ward  ausserdem  dazu  benutzt,  die  seit  dem 
Beginn  des  Festactus  eingetroffenen  Telegramme  mitzutheilen. 
Ebenso  wurde  ein  mit  der  Mittags-Post  angekommener  Brief  ver- 
lesen, den  ein  Locomotivführer  der  Hessischen  Ludwig-Bahn, 
Jacob  Schick  aus  Castell  am  Rhein  eingesandt  hatte,  um  neben 
seinem  Festesgrusse  anzuzeigen,  dass  zur  Feier  des  Tages  die 
Locomotive  „Copernicus",  welche  er  führe,  mit  Kränzen  ge- 
schmückt sein  werde,  "^j 

Nach  dem  Schlüsse  dieser  Mittheilungen  nahm  Prof.  Occioni 


*)  An  den  Locomotivführer  J.  Schick  wurde  auf  den  Wunsch  der  Fest- 
Versammlung  sofort  ein  Dank-Telegramm  übersandt.  Derselbe  überschickte 
später  als  Gegengabe  dem  Copernicus-Vereine  eine  photographische  Abbildung 
seiner  Locomotive,  wie  sie  am  19.  Februar,  mit  Kränzen  geschmiickt,  den 
Dienst  gethan  hatte. 


ni 


das  Wort,  um  für  die  freundlichen  Gesinnungen  des  deutschen 
Volkes  gegen  Italien,  welchen  die  letztv.ernommene  Rede  einen 
so  warmen  Ausdruck  gegeben,  Namens  des  italienischen  Volkes 
den  Dank  auszusprechen.  Wenn  er  in  die  Heimath  zurückkäme, 
dann  würde  er  Allen  erzählen,  wie  man  die  Vertreter  Italiens  hier 
aufgenommen  habe.  Er  erhob  sodann  sein  Glas  auf  die  völker- 
verbindende Kraft  der  Freiheit  und  der  Wissenschaft. 

Prof.  Dr.  Galle  widmete  ein  Glas  dem  Copernicus  -  Verein 
und  dessen  Vorsitzendem,  Prorector  Dr.  Caspary  dem  Fest-Comite, 
Geh.  Reg.-Rath  Dr.  Knoblauch  trank  auf  das  gastliche  Thorn. 

Nachdem  so  sämmtlichen  Vertretern  der  Universitäten  das 
Wort  bei  dem  Festmahle  eingeräumt  worden  war,  erhob  sich  der 
frühere  Vorsitzende  des  Copernicus-Vereins,  Justizrath  Dr.  Meyer, 
um  für  die  auf  den  Copernicus- Verein  und  das  Fest-Comite  aus- 
gebrachten Toaste  den  Dank  abzustatten. 

Der  Redner  begann  mit  der  Erklärung,  dass  der  Copernicus- 
Verein  sich  mit  Freuden  der  mühevollen  Aufgabe  unterzogen  habe, 
das  Fest  in  einer  seiner  Bedeutung  würdigen  Weise  zu  veran- 
stalten. Der  Verein  sei  hocherfreut  und  dankbar  für  die  ihm  ge- 
wordene Anerkennung;  nichts  aber  könnte  dem  Vereine  und  dessen 
Fest-Comite  erwünschter  sein,  als  wenn  die  Gäste  die  Ueber- 
zeugung  mitnähmen  und  überall  verkündeten ,  dass  bei  der  Ver- 
anstaltung der  Feier  jede  beschränkte  nationale  Tendenz  fern 
gelegen  habe  Zwar  hätten  sich  in  unserer  Stadt  zwei  Fest- 
Comite  s  gebildet;  aber  es  würde  ganz  unrichtig  sein,  von  einem 
deutschen  und  einem  polnischen  Coniite  zu  sprechen.  Aller- 
dings habe  das  letztere  die  nationale  Tendenz  scharf  betont; 
das  erstere  aber,  dessen  die  Vorredner  gedacht,  habe  seine  Auf- 
gabe vom    internationalen    Standpunkte    aufgefasst,    das  be- 


112 


wiese  schon  der  Umfjiiig*  seiner  Einladungen  Angehörige  fremder 
Nationen  und  fremder. Zungen  seien  eingeladen,  u.  A.  auch  die 
Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften  zu  Posen ;  wenn  von 
letzterer  Seite  der  P^inladung  nicht  Folge  geleistet  sei,  so  bedaure 
der  Copernicus- Verein  dies  lebhaft.  Allerdings  sei  die  von  ihm 
ausgegangene  Feier  überwiegend  in  deutscher  Sprache  ausgeführt, 
weil  eben  der  Ort  der  Feier  eine  deutsche  Stadt  sei.  Thorn,  von 
Deutschen  gegründet,  von  Deutschen  zur  Blüthe  geführt,  sei 
immerdar  gewesen  und  sei  noch  jetzt  hier  in  der  deutschen  Grenz- 
mark ein  Sitz  deutscher  Bildung,  deutschen  Fleisses.  Aber  der 
Geist,  in  welchem  der  Copernicus-Verein  die  Idee  des  Festes 
erfasst  habe,  das  sei  der  Geist  der  freien  Wissenschaft,  welcher 
alle  Nationen,  die  sich  ihm  weihen,  verbinde  und  einige,  und 
welcher  von  allem  Streite,  der  unter  ihnen  vorhanden  sein  möchte, 
nur  den  Wettstreit  im  Dienste  der  Erforschung  der  Wahrheit  an- 
erkenne: sein  Hoch  gelte  darum  dem  festen  geistigen  Bande, 
welches  das  gemeinsame  Streben  im  Dienste  der  freien  Wissen- 
schaft um  die  Nationen  schlinge. 

An  den  Gedankengang  des  letzten  Redners  anknüpfend  nahm 
Dr.  Thompson  das  Wort  und  sprach,  sichtbar  tief  ergriffen,  seinen 
Dank  theils  in  englischer,  theils  in  deutscher  Sprache  aus.  Der 
Redner  wies  auf  die  innige  Verbindung  der  Begriffe  Wissenschaft, 
Licht,  Leben  hin  und  schloss  seinen  Toast  auf  die  Gastfreund- 
schaft der  Thorner  mit  den  Worten:  „Hier  bin  ich  kein  Fremder, 
hier  bin  ich  zu  Hause." 

Es  folgten  hierauf  noch  einige  Toaste,  die  von  einheimischen 
Festgenossen  ausgebracht  wurden :  auf  den  Regierungs-Präsidenten 
Grafen  zu  Eulenburg  (Prof.  Dr.  L.  Prowe),  auf  die  Frauen  und 
Familien  der  Gäste  (Stadtrath  Lambeck)  ;  auf  sämmtliche  Fest- 


I 


113 


genossen  (Justiz-Rath  Kroll);  auf  die  Provinz  Preussen,  das 
Heimatland  nicht  bloss  von  Copernicus,  sondern  auch  von  Kant 
und  Herder  (Dr.  Brohm). 

Noch  vor  diesen  letzten  Tafelreden  war  eine  Deputation  der 
Festgenossen  aus  dem  SchUtzenhause ,  Kaufmann  G.  Prow^e  und 
Maurermeister  Reinicke,  erschienen,  welche  nach  einer  Ansprache 
des  Erstgenannten  an  der  Festtafel  Platz  nahm  —  während  aus 
dem  Artushofe  nach  dem  Schützenhause  Professor  Occioni,  Ober- 
bürgermeister BoLLMANN  und  Profcssor  Prowe  entsendet  wurden. 

Kaum  war  diese  Deputation  nach  dem  Festsaale  im  Artus- 
hofe zurückgekehrt,  als  ein  Abgesandter  des  polnischen  Comite*) 


*)  Das  Polnische  Comite  zur  Feier  des  Säculartages  der  Geburt  von 
Copemieus  hatte  sich  im  Frühjahr  1870  bei  einer  grösseren  Zusammenkunft 
Polnischer  Gutsbesitzer  zu  Thorn  gebildet.  Noch  in  demselben  Jahre  hatte 
dieses  Comite  jedoch  die  Vorbereitung  und  Leitung  der  ganzen  Angelegen- 
heit dem  Vorstande  der  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften  zu 
Posen  übertragen  Von  letzterer  wurden  in  einer  Bekanntmachung  d.  d.  Posen 
14.  December  1870  die  Grundzüge  der  projectirten  Feier  veröffentlicht. 
Danach  sollte  —  unter  Ausschreibung  eines  Preises  von  500  Thlr.  —  die 
Abfassung  einer  queüenmässigen  Biographie  von  Copemieus  veranlasst  wer- 
den, in  welcher  der  Nachweis  der  Polnischen  Nationalität  zu  führen  war. 
Neben  dieser  wissenschaftlichen  Arbeit  wurde  die  Prägung  einer  Jubel-Me- 
daille vorbereitet,  wie  die  Herausgabe  eines  Albums,  welches  verschiedene 
Erinnerungen  an  Copemieus  in  photographischer  Nachbildung  enthalten  sollte. 
Für  den  Säculartag  selbst  war  Anfangs  nur  eine  kirchliche  Feierlichkeit  in 
Aussicht  genommen.  In  Folge  späterer  Berathungen  wurde  jedoch  der  letzte 
Theil  des  Programms  erweitert  und  noch  ein  Rede-Actus  neben  einem  Fest- 
Diner  am  19.  Februar  1873  angesetzt. 

In  welcher  Weise  das  Programm  für  die  polnische  Copemicus-Feier  aus- 
geführt ist,  weist  der  Fest-Bericht  nach,  welchen  unter  dem  Titel:  «Cztero- 
wiekowy  jubileusz  urodzin  Mikolaja  Kopernika«  J.  Polkowski  veröffent- 
licht hat. 

Von  den  eingeladenen  Corporationen  hatten  Abgeordnete  entsendet :  die 
Domkapitel  zu  Gnesen,  Posen  und  Culm.  Sodann  waren  neben  den  Dele- 
girten,  welche  von  dem  Vorstande  des  Vereins  für  Volksauf klärung  entsandt 
waren,  mehrere  Abgeordnete  der  städtischen  Behörden  zu  Krakau  und  Lem- 
berg  erschienen ;  endlich  hatte  auch  die  auf  den  Universitäten  Krakau,  Lem- 
berg ,  Berlin  ,  Breslau ,  Leipzig  und  Greifswald  studirende  Polnische  Jugend 
Deputationen  zur  Feier  entsendet. 

8 


114 


angemeldet  wurde  (v.  Sczaniecki-Nawra)  ,  welcher  ausser  der 
von  den  Polen  auf  den  Festtag  geschlagenen  Medaille  die  auf 
Veranlassung  der  Posener  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissen- 
schaften erschienenen  Festschriften  dem  Vorsitzenden  des  inter- 
nationalen Fest-Comit6  tibergab.  Der  polnische  Abgesandte  wurde 
ersucht  an  der  Festtafel  Platz  zu  nehmen  und  ergriff  hierauf 
das  Wort,  um  in  deutscher  Sprache  den  Zweck  seiner  Sendung 
darzulegen ;  er  hoffe  —  so  schloss  die  Ansprache  —  dass  das  ge- 
meinschaftliche Andenken  an  Copernicus  helfen  werde,  den  Gegen- 
satz der  Nationalitäten  zu  versöhnen. 

In  Erwiderung  dieser  Begrüssung  begab  sich  Prof.  Provve  in 
die  Fest- Versammlung  der  Polen.  Hier  wurde  er  in  den  Haupt- 
saal geführt  und  ihm  ein  Stuhl  neben  dem  Vorsitzenden  an  der 
Festtafel  eingeräumt.     Nach  einer  kurzen  Ansprache  übergab  der- 


Die  Begrüssung  der  aus  allen  einst  Polnischen  Landen  zahlreich  einge- 
troffenen Fest-Theilnehmer  erfolgte  am  Abende  des  18.  Februar  im  Gasthofe 
zu  den  drei  Kronen. 

Die  kirchliche  Feier  am  Haupt-Festtage  begann  Vormittags  10  Uhr.  Sie 
fand  in  der  St.  Johanniskirche  statt  ,  in  welcher  eine  schöne  Marmorstatue 
von  Brodzki  aufgestellt  war.  Das  Hochamt  celebrirte  Prälat  v.  Pradzyxski  aus 
Pelplin;  die  Predigt  hielt  Probst  Jazdzewski  aus  Zduny  (Mitglied  des  deut- 
schen Reichstages). 

Für  den  Festactus  war  ein  Gastlokal  in  der  Neustadt  gewählt  worden. 
Derselbe  wurde  durch  den  Vorsitzenden  der  Gesellschaft  der  Freunde  der 
Wissenschaften,  Dr.  Liebelt,  um  2  Uhr  Nachmittags  eröffnet.  Nach  einer 
längern  Ansprache  des  Dr.  v.  Niegolewski  und  einer  kurzen  Erwiderung 
Liebelt's  verlas  der  Vorsitzende  des  Local-Comite,  v.  Slaski  (Mitglied  des 
preuss.  Herrenhauses)  die  eingegangenen  Glückwunsch-Schreiben  und  Tele- 
gramme. Hierauf  folgte  die  Festrede,  welche  Domherr  Polkowski  hielt. 
Derselbe  trug  nach  Beendigung  seiner  Rede  einige  Fest-Gedichte  vor,  welche 
von  einer  Polnischen  Dichterin  Deotyraa  eingesandt  waren.  Nachdem  hierauf 
noch  Th.  V.  DoNiMiRSKi  eine  Ansprache  gehalten,  schloss  Liebelt  den  Fest- 
Actus  mit  einigen  Dankesworten  an  die  Festgäste. 

Das  Fest-Diner  fand  in  den  Räumen  des  Gasthofes  zu  den  drei  Kronen 
statt.  Die  dort  gehaltenen  Toaste  sind  in  dem  erwähnten  Festberichte  Pol- 
kowski's  mitgetheilt. 


115 


s6lbe  die  von  dem  Copernicus-Verein  veranstaltete  Säcular-Aus- 
gabe  des  Werkes  de  revolutionibus  orbium  eaelestium  und  kehrte 
sodann  in  den  Artushof  zurück.  Nachdem  hier  der  Bericht  über 
die  Sendung  zu  den  Polen  abgestattet  war,  wurde  die  Tafel  auf- 
gehoben, da  der  Abend  herangerückt  war,  welcher  die  Fest- 
genossen in  grösserer  Zahl  und  im  Vereine  mit  der  Frauenwelt 
im  Rath hause  gesellig  vereinen  sollte. 

Auch  hatte  unterdessen  die  Illumination  begonnen,  glänzender 
und  allgemeiner,  als  seit  langer  Zeit  eine  in  Thorn  stattgefunden. 
Es  war  ja  kein  Partei-Fest,  dem  dieselbe  galt.  Beide  Nationali- 
täten, welche  die  Stadt  bewohnen,  hatten  zu  Ehren  des  Gefeierten 
Feste  veranstaltet;  von  einer  Betonung  des  confessionellen  Ele- 
mentes konnte  noch  weniger  die  Rede  sein.  Einen  besonders 
schönen  Anblick  gewährte  die  Südseite  des  altstädtischen  Marktes. 
Das  Portal  des  Rathhauses  prangte  im  Glänze  zahlreicher  Gas- 
flammen und  in  gleicher  Weise  war  die  Statue  des  Copernicus 
mit  einem  Flammenbogen  von  Gaslichtern  umgeben.  — 

Für  die  Schlussfestlichkeit  waren  die  weiten  Räume  des  ersten 
Stockwerkes  im  Rathhause  von  den  städtischen  Behörden,  wie 
von  dem  Koni  gl.  Kreisgerichte,  bereitwilligst  eingeräumt  worden. 
Dennoch  reichten  dieselben  kaum  hin,  um  die  grosse  Zahl  der 
Festgenossen  für  die  gesellige  Vereinigung  aufzunehmen  (es  waren 
gegen  900  Billete  ausgegeben). 

Die  Stätten  ernsthaftester  Entscheidungen,  die  Sitzungssäle 
des  Magistrats  und  der  Stadtverordneten,  wie  des  Kreisgerichts, 
waren  zu  Conditorei-  und  Restaurations-Lokalen  eingerichtet ,  in 
welchen  zu  lebhafter  Unterhaltung  Gelegenheit  geboten  wurde, 
während  in  dem  Haupt-Saale,  Kopf  an  Kopf  gedrängt,  der  Strom 
geschmückter  Menschen  froh  und  hochgestimmt  auf  und  nieder- 


116 


wogte.  Nachdem  die  Schaulust  befriedigt  war,  suchte  die  Jugend 
zu  ihrem  Rechte  zu  gelangen;  die  tanzlustige  Welt  hatte  sich 
etwas  Raum  zu  schaffen  gewusst,  und  so  gestaltete  sich  die  ge- 
sellige Vereinigung  zu  einem  Ballfeste.  Die  ernste,  wissenschaft- 
liche Feier  des  erhabenen  Genius  war  ein  heiteres  Geburtstags- 
Fest  geworden.  Wenn  auch  die  astronomischen  Embleme,  die 
Zeichen  der  Himmelskörper,  wie  die  Nachbildungen  astronomischer 
Instrumente,  mit  denen  der  Rathhaus-Saal  geschmückt  war,  noch 
an  die  wissenschaftlich-ernste  Bedeutung  des  Tages  erinnerten, 
so  wichen  doch  jetzt  alle  ernsten  Gedanken,  von  denen  man  bis- 
her in  Anspruch  genommen  war,  einer  heitern  Feststimmung, 
welche  sich  dem  frohen  Genüsse  der  Gegenwart  hingab.  — 

Der  folgende  Tag  vereinte  bei  einem  solennen  Frühstücke 
noch  einmal  die  Ehrengäste  pait  den  Mitgliedern  des  Fest-Comit6. 
Nachmittags  verliess  die  Mehrzahl  der  auswärtigen  Festgenossen 
Thorn,  und  der  Abendzug  entführte  uns  auch  die  beiden  Italieni- 
schen Abgeordneten.  — 


Mit  freudiger  Genugthuung  und  gerechtem  Stolze  kann  die 
Stadt  Thorn  auf  das  hohe  Fest  zurückblicken,  welches  sie  zu 
Ehren  ihres  grossen  Sohnes  gefeiert.  Der  Copernicus-Verein  aber, 
in  dessen  Auftrage  der  vorstehende  Bericht  abgefasst  ist,  schliesst 
an  die  Veröffentlichung  desselben  den  ehrerbietigen  Dank  für  die 
allseitige  Förderung,  durch  welche  allein  es  ermöglicht  wurde,  die 
Gedächtnissfeier  des  Namen  gebenden  Heros  in  würdiger  Weise 
durchzuführen.  — 


ADRESSEN  UND  FESTGRÜSSE. 


A.    Universitäten. 


Berlin  den  30.  Januar  1873. 

[f^em  Vorstande  des  Copernicus -Vereins  für  Wissenschaft  und 
'Kunst  danken  wir  in  Erwiderung  auf  das  gefällige  Sehreiben 
vom  10.  d.  M.  hierdurch  verbindlichst  für  die  Einladung  zur 
Theilnahme  an  dem  von  Ihnen  am  18/19.  Februar  er.  zu  be- 
gehenden Gedenkfeste  der  vor  400  Jahren  zu  Thorn  erfolgten 
Geburt  des  Copernicus. 

Zu  unserem  lebhaften  Bedauern  sehen  wir  uns  aber  ausser  Stande, 
der  Einladung  Folge  zu  leisten,  da  die  Feier  nicht  während  unserer 
Ferien  stattfindet  und,  namentlich  gegen  die  Schlusszeit  der  Vorlesungen 
hin,  ein  Senats-Mitglied  nicht  wohl  abkömmlich  ist. 

Die  hiesige  Universität  wird  indessen  die  Copernicus-Feier  am  19. 
Februar  er.  durch  einen  Act  in  ihrer  grossen  Aula  begehen  und  be- 
hält sich  noch  einen  weiteren  Ausdruck  ihrer  Theilnahme  vor. 


Rector  und  Senat 

hiesiger  Königlichen  Friedrich-Wilhelm s-Universität. 

Gneist. 


120 


D. 


'en  geehrten  Männern  der  Stadt  Thorn  und  den  übrigen  Fest- 
genossen, die  zur  Erinnerungsfeier  der  vor  vierhundert  Jahren  erfolgten 
Geburt  ihres  grosseh  Mitbürgers  Nicolaus  Coperkicus  versammelt  sind, 
sendet  der  Senat  der  Friedrich- Wilhelms-Universität  zu 
Berlin,  als  Vertreter  dieser  der  Wissenschaften  geweihten  Anstalt, 
seinen  Gruss  und  Glückwunsch.  Denn  wohl  ist  es  ein  Glück,  unter 
seinen  Stadt-  und  Stammesgenossen  einen  Mann  zählen  zu  dürfen,  dem 
die  neuere  Wissenschaft  einen  ihrer -frühesten  und  folgereichsten  Fort- 
schritte verdankt,  einen  Schritt,  welcher  eben  so  sehr  dem  eindringenden 
Scharfsinn,  wie  der  ausdauernden  Arbeitskraft  und  dem  Muthe  seines 
Urhebers  zu  unvergänglichem  Kuhme  gereicht. 

Wir  selbst,  seit  unserer  frühesten  Jugend  geistig  genährt  mit  den 
Früchten  seiner  Arbeit,  können  uns  nur  schwer  eine  Anschauung  bilden 
von  der  Festigkeit  der  Vorurtheile,  die  er  zu  überwinden  unternahm 
und  die  er  überwunden  hat.  Einige  der  tiefsinnigsten  Denker  des 
Alterthums  hatten  die  wahren  Verhältnisse  des  Planetensystems  schon 
richtig  erkannt,  aber  das  Vorurtheil  der  rohen  alltäglichen  Erfahrung, 
welches  ihnen  auch  bei  den  Gebildetesten  ihres  Volkes  entgegenstand, 
nicht  zu  besiegen  vermocht.  Das  Erkennen  und  Aussprechen  der  Wahr- 
heit hatte  nicht  genügt.  Ein  mehr  als  tausendjähriges  Vergessen  hatte 
die  Früchte  ihres  Denkens  begraben,  und  noch  ein  Jahrhundert  nach 
Copernicus  hielten  Astronomen  von  hoher  Bedeutung  die  ältere  Lehre 
fest,  und  wurden  die  Schrecknisse  der  Inquisition  gegen  die  seinige 
losgelassen. 

Durch  ein  siebzigjähriges  Leben,  neben  mannigfacher  anderer 
Thätigkeit,  in  der  er  seine  ungewöhnliche  Geisteskraft  auch  für  die 
öflfentlichen  Angelegenheiten  nutzbringend  verwerthete,  ist  er  der  Be- 
geisterung seines  Jünglingsalters  für  die  Astronomie  treu  geblieben,  und 
hat  den  überraschend  einfachen  Zusammenhang  der  Thatsachen,  den 
er  entdeckt  hatte,  und  der  vor  ihm  in  dem  überkünstlichen  Systeme  des 
Ptolemaeus  verhüllt  war,  durch  lange  Reihen  mühsamer  Beobachtungen, 


121 


noch  nicht  unterstützt  vom  Femrohr  und  der  Pendeluhr,  geprüft,  wieder 
geprüft  und  bestätigt.  Das  Ende  seines  langen  Lebens  nahte  heran, 
ehe  er  sein  Werk  für  vollendet  hielt.  Diese  seine  Unabhängigkeit  vom 
sinnlichen  Schein,  dieses  Vertrauen  auf  die  bis  in  das  Einzelnste  drin- 
gende Gesetzmässigkeit  der  Natur,  und  namentlich  diese  geduldige  Arbeit 
in  der  Durchführung  eines  grossen  Gedanken  verkünden  schon  die  kenn- 
zeichnenden Züge  des  mit  ihm  anhebenden  Entwickelungsganges  der 
neuen  abendländischen  Wissenschaft. 

Aber  sein  Werk  blieb  nicht  auf  die  Astronomie  beschränkt,  deren 
wahre  Grundlagen  er  gefunden,  nicht  auf  die  Naturwissenschaften,  für 
deren  neue  Principien  er  das  erste  grosse  Muster  der  Anwendung  ge- 
geben ;  den  ganzen  Gedankenkreis  unseres  Geschlechts  hat  er  geändert. 
Zwar  hat  er  dem  Menschen  den  bevorzugten  Standpunkt  genommen, 
auf  dem  er  zu  stehen  glaubte,  im  Mittelpunkt  der  physischen  Welt  und 
als  Endzweck  der  Schöpfung.  Aber  ruhig  überlegend  und  vorsichtig 
rechnend  hat  er  ihm  als  Heimath  eine  Welt  gefunden ,  unendlich  er- 
habener in  Grösse  und  Ordnung,  als  die  kühnste  Phantasie  und  die 
wärmste  Begeisterung  vorher  zu  träumen  hatte  wagen  können. 

In  diesen  Gedanken  nehmen  auch  wir  den  vollsten  Antheil  an 
dem  seltenen  und  bedeutsamen  Erinnerungsfeste,  welches  Sie  be- 
gehen. 

Rector  und  Senat 

der  Königlichen  Friedrich-Wilhelms-Üniversität 

zum  19.  Februar  1873. 

Gneist.     Lehnert.     Dove.     Dorner.     Beseler. 

ViRCHOw.     Kirchhoff.     Helmholtz.     E.  du  Bois-Reymond. 

Dillmann.     Weierstrass. 


122 


Rector  Universitatis  litterärum  et  artiüm 

bononiensis 

S.  P.  D. 

Procuratoribus  Societatis  Copernicanae 

Thorunensis. 


V. 


aide  probamus  pietatem  vestram  et  industriam,  quam  ad  reno- 
vandam  consecrandamque  Nicolai  Copernici  civis  Thorunensis  me- 
moriam  contulistis.  Quod  vero  nos  rogatis  per  litteras,  ut  feriis  sae- 
cularibus  in  eius  honorem  indictis  aliquem  nostro  nomine  atque  aucto- 
ritate  legatum  ad  vos  mittamus ,  agnoseimus  humanitatem  vesti-am ,  et 
simul  veterem  illam  studiorum  cognationem,  quae  maioribus  nostris  cum 
nobili  Germanorum  gente  intercessit,  nondum  extinctam  esse  laetamur. 
Viget  enimvero,  vigebitque  in  perpetuum  apud  nos  nomen  siunmi  viri 
et  clarissimi  civis  vestri,  qui  Italiam  nostram  quasi  alteram  patriam 
coluit,  et  in  hac  ipsa  Academia  mathematicis  disciplinis  operam  dedit, 
sub  haud  poenitendis  magistris  Dominico  Maria  Novara  et  Scipione  De 
Ferro,  qui  ut  ingenii  et  doctrinae  laude  inter  aequales  floruerunt,  ita 
famam  apud  posteros  eo  maiorem  consecuti  sunt,  quod  Nicolaum  Co- 
pernicum  auditorem  et  quasi  alumnum  disciplinae  suae  habuerunt. 

De  legatione  nihil  fuit  nobis  antiquius  quam  ut  voluntati  vestrae 
satisfaceremus.  Itaque  legatus  ex  auctoritate  huius  ordinis  lectus  est 
Caietanus  Pelliccionius,  Vir  Clarissimus,  Praeses  disciplinae  philosophi- 
cae  et  litterariae,  qui  ex  hac  urbe  propediem  proficiscetur  et  itinera  sie 
componet,  ut  a.  d.  XIII  Kai.  Martias  Thoruni  sit.  Is  et  universae 
Academiae  nomine  gratias  vobis  aget  diligenter  et  nostras  erga  vos  vo- 
luntates  et  studia  libenter  et  prolixe  testabitur.  Utinam  vero  nobis 
item  Omnibus  adire  ad  vos  et  immortalis  viri  virtutes  et  merita  con- 
iunctis  studiis   prosequi   liceret!     Verum  tamen   non  plane  toti  a  vobis 


123 


disiuncti  sumus,  neque  vos  Copernicana  solemnia  celebraturos  mentes  et 
cogitationes  nostrae  deserent,  quibus  et  absentes  vos  amplectemur  et  in 
concilio  vestro  ac  coetu  assidue  versabimur. 

Praeterea  vos  scire  volumus  placitum  esse  huic  ordini,  ut  eodem 
die  XI  Kalendas  Martias  in  aedibus  üniversitatis  Nicoiao  Copernico  ti- 
tuliis  inscribatur  eiusque  laudes  in  concione  memorentur.  Deberi  enim 
hoc  a  nobis  tanto  hominis  ingenio  putavimus,  ut,  cum  illum  Academiae 
nosti-ae  olim  fuisse  adscriptum  gloriemur,  hanc  laudem  prae  nobis  ferre- 
mus  et  publico  monumento  testatam  atque  illustrem  redderemus. 

Valete,  Viri  amplissimi,  societatis  Copernicanae  Procuratores  op- 
timi,  diuque  maiorum  decora  et  civitatis  dignitatem,  ut  facitis,  sapienter 
ac  feliciter  tuemini. 

Bononiae  VI  Idus  Februarias  MDCCCLXXIII. 

Rector  üniversitatis  litterarum  et  artium  Bononiensis 
CoMEs  Caesar  Albicini. 


124 


L 


.ndem  wir  Ihnen,  hochgeehrte  Herren,  zu  unserm  Bedauern  mit- 
theilen müssen,  dass  es  uns  wegen  der  weiten  Entfernung  und  wegen 
der  ungünstigen  Zeit  mitten  im  Semester  nicht  möglich  ist,  Ihrer  gü- 
tigen Einladung  gemäss  einen  Vertreter  unserer  Universität  zur  vierten 
Säcularfeier  des  Geburtstages  von  Nie.  Copernicus  zu  senden,  können 
wir  nicht  unterlassen,  unserer  lebhaften  Theilnahme  an  Ihrem  schönen 
Feste  Ausdruck  zu  geben. 

Der  Mann,  dem  diese  Feier  gilt,  hat  in  so  hervorragender  Weise 
zum  Fortschritte  der  Erkenntniss  und  zur  freieren  Entwickelung  des 
menschlichen  Geistes  beigetragen,  dass  die  Stadt,  in  deren  Mauern  er 
geboren  wurde  und  seine  erste  Ausbildung  empfing,  mit  Recht  stolz 
auf  ihn  sein  kann.  Seine  grosse  Theorie  über  die  Bewegung  der  Erde 
um  die  Sonne  bildete  nicht  nur  einen  Wendepunct  in  der  Astronomie, 
und  wurde  zur  Grundlage  eines  neuen  Aufbaues  dieser  schönen  Wissen- 
schaft, sondern  übte  auch  auf  andere  geistige  Bestrebungen  einen  mäch- 
tigen belebenden  Einfluss.  Die  überraschende  Klarheit,  welche  sein 
kühner  Gedankengang  über  ein  Gebiet  ergoss ,  das  von  den  ältesten 
Zeiten  her  von  so  vielen  grossen  Meistern  der  Wissenschaft  bearbeitet, 
aber  immer  noch  dunkel  und  räthselhaft  geblieben  war,  musste  auch 
weiterhin  zündend  wirken,  und  dazu  ermuthigen,  die  Schranken,  welche 
ein  übermässiger  Autoritätsglaube  in  allen  Gebieten  des  Wissens  dem 
freien  Forschen  entgegenstellte ,  zu  durchbrechen.  So  hat  sein  stilles 
Arbeiten  auf  rein  wissenschaftlichem  Gebiete  wesentlich  mit  beigetragen 
zu  dem  gewaltigen  geistigen  Umschwünge,  welcher  sich  in  jener  Zeit 
vollzog,  und  dessen  segensreiche  Folgen  wir  noch  jetzt  geniessen.  Wir 
sagen  daher  der  Vaterstadt  des  vor  vierhundert  Jahren  geborenen  grossen 
Mannes  unsern  herzlichen  Glückwunsch. 

Bonn  den  3.  Februar  1873. 

Rector  und  Senat 
der  Rheinischen  Friedrich-Wilhelms-Üniversität. 

Nasse. 

SCHAEFER.         WiLLDENOW.         KrAFFT.         LANGEN. 

Haelschneer.      Pflüger.      v.  Stintzing.      R.  Clausius. 
Knoodt.     Bücheler.     Hanstein. 


fc 


125 


Erlangen  den  28.  Januar  1873. 

Aus  Ihrer  freundlichen  Einladung  vom  10  (praes.  23.)  d.  Mts. 
haben  wir  mit  lebhafter  Theilnahme  ersehen,  dass  und  wie  Sie  die 
vierte  Säcularfeier  des  Geburtstages  von  Nicolaus  Copernicus  zu  begehen 
gedeüken. 

Zu  unserem  Bedauern  müssen  wir  jedoch  mit  Rücksicht  auf  die 
weite  Entfernung  auf  persönliche  Theilnahme  an  dieser  Feier  verzichten 
und  indem  wir  daher  für  Ihre  gefällige  Einladung  zu  derselben  hiermit 
verbindlichst  danken,  versichern  wir  Sie  unserer  vollkommensten  Hoch- 
achtung! 

Der  akademische  Senat 

der  Königlichen  Friedrich-Alexanders-Universität. 

Beckmann. 


Freiburg  den  29.  Januar  1873. 

Der  Senat  und  Prorector  der  Universität  Freiburg 

an 

den  verehrlichen  Copernicus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst 

zu  Thorn. 


Wi 


ir  bedauern  Ihre  Einladung  vom  10.  d.  Mts.  damit  beantworten 
zu  müssen,  dass  die  gegebenen  Verhältnisse  uns  verhindern,  einen  Ver- 
treter unserer  Hochschule  zu  Ihrem  bedeutungsvollen  Feste  zu  entsen- 
den. Wir  widmen  aber  nichts  desto  weniger  Ihrem  Feste  aufrichtige 
Theilnahme  und  wünschen  demselben  einen  Ihren  berechtigten  Erwar- 
tungen entsprechenden  Verlauf. 

Mit  vorzüglicher  Hochachtung 

Der  Prorector 
Dr.  Behaghel. 


126 


Göttingen  den   8.   Februar   1873. 


D. 


'as  Schreiben  d.  d.  Thorn  10.  Jannar  d.  J.,  durch  welches  Sie, 
hochgeehrte  Herren ,  mir  angezeigt  haben  ,  dass  der  Copernicus- Verein 
für  Wissenschaft  nnd  Kunst  das  Gedenkfest  der  vor  400  Jahren  er- 
folgten Geburt  des.  Mannes,  zu  dessen  Gedächtniss  der  Verein  gegründet 
ist,  am  18.  und  19.  Februar  zu  feiern  beabsichtigt,  habe  ich  erst  am 
23.  V.  M.  in  später  Abendstunde  erhalten. 

Der  Inhalt  des  Schreibens  musste  mich  veranlassen,  dem  Senate 
unserer  Universität  die  Frage  vorzulegen,  ob  er  Ihrer  gütigen  und 
freundlichen  Einladung,  aus  seiner  Mitte  einen  Vertreter  der  Universität 
zur  Bezeugung  ihrer  Theilnahme  an  dem  bedeutungsvollen  Feste  abzu- 
senden, Folge  geben  wolle.  Trotz  möglichster  Beschleunigung  der  An- 
gelegenheit habe  ich  erst  heute  Antwort  auf  diese  Frage  erhalten. 

Der  Beschluss  des  Senats,  von  dem  Ihnen,  hochgeehrte  Herren, 
Kenntniss  zu  geben  ich  mich  beeile,  geht  dahin,  dass,  wenn  er  auch 
zu  seinem  Bedauern  von  der  Absendung  eines  Deputirten  zu  dem  Co- 
pernicus-Feste,  weil  ihr  nicht  leicht  wegzuräumende  Schwierigkeiten  in 
den  Weg  treten,  absehen  müsse,  doch  seiner  Theilnahme  an  der  Feier 
und  seinem  Danke  für  die  Anordnung  derselben  ein  Ausdruck  gegeben 
werden  solle  in  einem  dem  Copernicus-Verein  in  den  Tagen  der  Fest- 
feier einzureichenden  Schreiben. 

Indem  ich  zunächst  persönlich  Ihnen,  hochgeehrte  Herren,  den  ge- 
horsamsten Dank  für  die  an  unsere  Universität  ergangene  Einladung 
ausspreche,  füge  ich  nur  noch  die  Bitte  hinzu,  die  mir  unangenehme, 
aber  nicht  zu  vermeidende  Verspätung  der  Antwort  auf  Ihr  geehrtes 
Schreiben  vom   10/23.  Januar  entschuldigen  zu  wollen. 

In  hochachtungsvoller  Ergebenheit 

Der  Prorector  der  Georg-Augusts-Universität 
Berthe AU. 


127 


Göttingeii  den   14.  Februar   1873. 


D, 


'urch  das  Schreiben  Ihres  Fest-Comite  vom  10.  Januar  d.  J.  haben 
Sie,  hochzuverehrende  Herren,  uns  die  Mittheilung  gemacht,  dass  der 
Copernicus-Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  in  Thorn  das  Gedenk- 
fest der  vor  400  Jahren  erfolgten  Geburt  des  Coperniciis  am  19.  Fe- 
bruar zu  feiern  beabsichtige,  und  unsere  Universität  eingeladen,  einen 
Vertreter  aus  ihrer  Mitte  zu  der  Feier  zu  entsenden. 

Wie  der  in  der  deutschen  Stadt  Thorn  zum  Gedächtniss  des  durch 
seine  Geburt  ihr  angehörenden  grossen  Mannes  gegründete  Verein, 
welcher  als  Vorposten  an  gefährdeter  Stelle  deutsche  Wissenschaft  in 
Ehren  halten  und  in  ihrem  Dienste  wirken  will ,  Anerkennung  und 
Würdigung  seines  Strebens  vorzugsweise  auch  auf  den  deutschen  Uni- 
versitäten zu  finden  erwarten  darf,  so  haben  wir  die  Nachricht  von 
dem  durch  Ihre  Bemühungen  vorbereiteten  bedeutungsvollen  Gedenkfeste 
mit  freudiger  Zustimmung  zu  Ihrem  Beginnen  und  die  an  uns  gerichtete 
Einladung  mit  geziemendem  Danke  aufgenommen. 

Leider  stellten  sich  der  Absendung  eines  Vertreters  unserer  Uni- 
versität zu  dem  Thorner  Feste  nicht  wegzuräumende  Hindernisse  -  ent- 
gegen ;  wir  geben  uns  aber  der  Hoffnung  hin,  dass  auch  der  schrift- 
lichen Begrüssung  und  Bezeugung  unserer  innigen  Theilnahme  ein 
freundlicher  Empfang  gesichert  ist. 

Mögen  die  festlichen  Tage  Ihnen  erwünschte  Beweise  bringen,  dass 
der  Copernicus-Verein  einen  festen  Halt  hat  an  der  Gemeinschaft  der 
Kraft  und  des  Ernstes  der  deutschen  Wissenschaft,  und  mögen  sie  ihn 
kräftigen  und  fördern  in  seinen  Bestrebungen,  an  den  Grenzmarken  des 
Reiches  der  deutschen  Volksthümlichkeit  eine  gesicherte  Stätte  zu  be- 
wahren. 

Prorector  und  Senat  der  (jeorg-Au^usts-üniversität. 
Bertheau. 


128 


Greifswald  den  31.  Januar  1873. 


D. 


'em  hochgeehrten  Comitä  des  Copernicus- Vereins  für  Wissenschaft 
lind  Kunst  sprechen  wir  für  die  freundliche  Einladung  zur  Theilnahme 
an  der  vierten  Säcularfeier  des  Geburtstages  von  Nicolaus  Copernicus 
unsern  verbindlichsten  Dank  hiermit  aus.  Der  Senat  würde  sich  an 
dieser  Feier  zu  Ehren  des  grossen  Mannes,  welcher  zn  allen  Zeiten 
als  eine  Leuchte  und  Zierde  deutscher  Wissenschaft  von  allen  deutschen 
Männern  verehrt  worden  ist  und  für  alle  Zukunft  vom  deutschen  Volke 
geehrt  werden  wird,  durch  Abordnung  eines  Deputirten  gern  und  freudig 
betheiligen,  wenn  nicht  die  Verhältnisse  unserer  Hochschule  es  zu  un- 
serm  lebhaften  Bedauern  unthunlich  erscheinen  Hessen ,  im  Laufe  des 
Semesters  ein  Mitglied  des  Lehrkörpers  zu  unserer  Vertretung  zu  ent- 
senden. Wenn  wir  aber  hiernach  auch  bei  den  Festlichkeiten  des  18. 
und  19.  Februar  nicht  vertreten  sein  können,  so  werden  wir  doch  die 
Feier  mit  unsern  wärmsten  Sympathien  begleiten  und  erlauben  uns, 
den  hochgeehrten  Verein,  welcher  dieselbe  so  sinnig  und  ansprechend 
vorbereitet  hat,  unserer  aufrichtigen  Theilnahme  an  dessen  uns  wohl- 
bekannten Bestrebungen  zu  versichern  und  damit  unsere  besten  Wünsche 
für  dessen  ferneres  Gedeihen  zu  verbinden. 

Rector  und  Senat  der  Königl.  Universität. 
Franklin. 


An  die  Vorsitzenden  des  Copernicus-Vereins  Herrn  Professor 
Dr.  L.  PßOWE  und  Herrn  Staatsanwalt  von  Lossov^. 


L 


129 


Heidelberg  den  28.  Januar   1873. 


.ndem  Prorector  und  Senat  der  Universität  Heidelberg  sich  beehren, 
dem  Hochlöblichen  Festcomit^  des  Copernicus-Vereins  für  Wissenschaft 
und  Kunst  die  ihnen  unterm  23.  d.  Mts.  zugekommene  Einladung  zur 
Theilnahme  an  der  vierten  Säcularfeier  des  Geburtstages  von  Nicolaus 
Copernicus  bestens  zu  verdanken,  wollen  sie  nicht  verfehlen,  ihr  Be- 
dauern darüber  auszusprechen,  dass  sie  in  Folge  des  Umstandes,  dass 
gedachte  Feier  in  die  Mitte  des  Semesters  fällt,  ausser  Stande  sich  be- 
finden, die  von  ihnen  vertretene  Universität  bei  derselben  durch  eine 
Abordnung  aus  ihrer  Mitte  repräsentiren  zu  lassen,  und  sich  darauf 
beschränken  müssen,  ihr  Interesse  an  dem  Gedenkfeste  des  grossen 
Mannes  brieflich  zu  bezeugen. 

Renaud, 
d.  Z.  Prorector. 


Jena  den  28.  Januar   1873. 


F, 


ür  die  freundliche  Einladung  zur  Theilnahme  an  der  in  den  Tagen 
des  18.  und  19.  künftigen  Monats  dort  zu  begehenden  vierten  Säcular- 
feier des  Geburtstages  von  Nicolaus  Copernicus,  dem  hochgeehrten  Fest- 
Comitö  ganz  verbindlichst  dankend,  bedauern  wir  sehr,  uns  die  per- 
sönliche Betheiligung  an  dem  Feste  versagen  zu  müssen,  da  die  Zeit 
sämmtlicher  Lehrer  der  Universität  durch  die  noch  andauernden  Vor- 
lesungen in  Anspruch  genommen  ist. 

Die  zu  begehende  Feier  und  die  Bestrebungen  und  Ziele  des  Co- 
pernicus-Vereins mit  freudigster  Theilnahme  und  besten  Wünschen  be- 
gleitend zeichnen  hochachtungsvoll 

Prorector  und  Senat 
der  Grossherzoglich  und  Herzoglich  Sachs.  Gesammt-Üniversität. 

Preyer, 
d.  Z.  Prorector: 


130 


Innsbruck  den    14.   Februar    187  3. 


Hochgeehrte    Herren! 


D. 


'er  akademische  Senat  der  Innsbrucker  Hochschule  hat  mit  hoher 
Befriedigung  Keuntniss  genommen  vou  Ihrer  freundlichen  Einladung 
zur  erhebenden  Feier,  welche  der  Copernicus-Verein  für  Wissenschaft 
und  Kunst  zur  Erinnerung  an  die  vor  400  Jahren  erfolgte  Geburt 
dieses  grossen  Mannes  veranstaltet.  Der  Copernicus-Verein  erfüllt  hier- 
durch eine  Pflicht,  welche  die  Vaterstadt  Thorn,  das  Land  Preussen 
und  mit  ihnen  ganz  Deutschland  dem  Andenken  des  kühnen  Astronomen 
schulden.  Indem  derselbe  es  unternommen  hat,  den  Gefühlen,  welche 
die  gesammte  wissenschaftliche  Welt  bewegen,  einen  würdigen  Ausdruck 
zu  geben,  hat  Er  Sich  die  dankbare  Anerkennung  aller  jener  erworben, 
welche  gleich  dem  Altmeister  Kepler,  den  unsterblichen  Scharfsinn  und 
erhabenen  P^reimuth  Ihres  grossen  Landsmannes  bewundern.  Die  Astro- 
nomie hat  dem  Manne,  der  sie  nach  Jahrhunderte  langem  Stillstande 
zu  neuem  Leben  erweckte,  dadurch  ein  bleibendes  Denkmal  gesetzt, 
dass  sie  die  Bahn  nicht  mehr  verlassen  ,  die  seine  kühne  Forschung 
ihr  vorgezeichnet. 

Sie  hat  daran  festgehalten  trotz  des  heftigen  und  thätlichen  Wider- 
standes von  Seiten  jener  Macht,  an  welche  sich  Copernicus  vertrauens- 
voll gewandt  hatte,  dass  sie  das  Recht  der  wissenschaftlichen  Forschung 
beschütze. 

Heutzutage  ist  allerdings  der  offene  Kampf  der  Theologie  gegen 
das  Copernicanische  Weltsystem  erlahmt ;  die  vereinzelten  Versuche,  die 
in  neuerer  Zeit  noch  gemacht  wurden,  die  Herrschaft  des  todten  Buch- 
stabens wieder  herzustellen,  gehören  nicht  mehr  der  Wissenschaft  an.  — 
Dieser  unbestrittene  Sieg  der  von  Vorurtheilen  befreiten  Forschung 
bietet  einen  weiteren  und  höheren  Gesichtspunkt,    die  Bedeutung  jener 


131 


Feier  zu  würdigen,  welche  den  Zweck  verfolgt,  den  Zeitgenossen  das 
Bild  eines  unermüdlichen  Sti-eiters  für  Wahrheit  und  Wissenschaft  wieder 
vor  die  Augen  zu  führen. 

Der  akademische  Senat  nimmt  lebhaften  Antheil  an  dem  Gedenk- 
feste ,  das  die  Stadt  Thorn  im  Laufe  der  nächsten  Woche  begehen 
wird.  Um  so  grösser  ist  sein  Bedauern,  dass  er  sich  ausser  Stande 
sieht,  dazu  einen  Vertreter  der  hiesigen  Universität  zu  entsenden. 

Für  den  akademischen  Senat 
der  k.  k.  Leopold-Franzens-Üniversität. 

L.    ÜLLMANN, 

d.Z.Eector. 


9* 


132 


Kiel  den   14.   Februar   187B. 


D. 


'as  akademische  Consistorium  der  Kieler  Universität  beehrt  sich 
ganz  ergebenst  dem  Copernicus-Vereiu  für  Wissenschaft  und  Kunst  den 
Empfang  der  freundlichen  Einladung  zu  der  öffentlichen  Feier  dankend 
anzuzeigen,  welche  als  Erinnerungsfest  des  4ÜO-jährigen  Geburtstages 
von  Nicolaus  Copernicus  in  Thorn  am  18.  und  19.  d.  M.  statt- 
finden wird. 

Obgleich  die  Verhältnisse  zur  Zeit  es  nicht  füglich  gestatten,  der 
geehrten  Einladung  durch  persönliche  Vertretungen  Folge  zu  leisten,  so 
hat  doch  das  Consistorium  nicht  ermangeln  wollen,  seine  Werthschätzung 
dieser  Feier  zu  erkennen  zu  geben,  indem  es  dem  Copernicus- Verein, 
aus  dessen  Mitte  auch  specielle  wissenschaftliche  Aufschlüsse  über  das 
Leben  und  die  Werke  des  grossen  Reformators  der  Astronomie  hervor- 
gegangen sind,  seine  Glückwünsche  zu  dieser  Säcularfeier  darbringt. 

Wenn  die  Feier  jetzt  einem  Meister  der  Wissenschaft  gilt,  der 
durch  die  Grösse  seiner  originellen  Leistung  als  eine  Zierde  des  Men- 
schengeistes überhaupt  angesehen  wird,  und  der  daher  Allen  angehört, 
so  konnten  Sie  in  Thorn,  seiner  Vaterstadt  deutschen  Ursprungs,  mit 
Recht  die  nähere  Veranlassung  finden ,  dieser  Feier  einen  öffentlichen 
Ausdruck  zu  geben. 

Nehmen  Sie  auch  unsere  Glückwünsche  dazu  entgegen,  die  zu 
Ihnen  gelangen  vom  Ufer  der  Ostsee,  an  deren  Küste  zu  Frauenburg 
einst  Copernicus  das  grosse  Werk  nach  langjähriger  Arbeit  vollendete, 
welches  nicht  nur  alte ,  sogar  geheiligte  Vorurtheile  für  immer  zu  be- 
siegen vermochte,  sondern  auch  damit  eine  epochemachende  Grundlage 
für  die  weitere  freie  Forschung  geworden  ist. 

Das  akademische  Consistorium. 

Dr.    KUPFFER, 

p.  t.  rector. 


133 

Krakau  am   18.  Januar   1873. 


L 


.ndem  ich  für  die  freundliche  Einladung  zum  Gedenkfeste  des  un- 
sterblichen Copernicus ,  welches  am  18.  und  19.  Februar  in  Thorn 
gefeiert  werden  wird ,  im  eignen  und  im  Namen  der  Krakauer  Hoch- 
schule verbindlichsten  Dank  sage,  muss  ich  mit  Bedauern  mittheilen, 
dass  die  Krakauer  Universität  am  19.  Februar  das  Andenken  des  Co- 
pernicus als  ihres  Schülers  feiern  wird,  und  dass  nach  dem  am  9.  d. 
Mts.  gefassten  Beschlüsse  des  akademischen  Senats  an  dieser  Feier 
sämmtliche  Professoren  unserer  Hochschule  Theil  zu  nehmen  haben, 
und  von  der  Entsendung  von  Vertretern  zur  Theilnahme  an  der  Be- 
gehung derselben  Feier  an  andern  Orten  Umgang  genommen  werde. 

Ich  werde  jedoch  nicht  ermangeln,  dem  verehrten  Vereine  jene 
Schriften  zu  übersenden,  welche  aus  Anlass  dieser  Säcularfeier  so  eben 
in  der  hiesigen  Universität  gedruckt  werden. 


Mit  ausgezeichneter  Achtung 


Dr.  FiERiCH, 
d.  Z.  Rector. 


arburg  den   17.  Februar   1873. 


F. 


ür  Ihre  freundliche  Einladung  zur  Copernicus-Feier  sagt  der 
unterzeichnete  Senat  seinen  verbindlichsten  Dank.  Leider  war  es  uns 
bei  der  weiten  Entfernung  und  während  des  laufenden  Semesters  nicht 
möglich,  einen  Vertreter  unserer  Universität  zur  Theilnahme  an  der 
Feier  nach  Thorn  zu  deputiren.  Indess  nehmen  wir  auch  abwesend 
an  Ihrem  Vorhaben  den  lebhaftesten  Antheil,  wünschen  Ihnen  zu  der 
bevorstehenden  Feier  von  ganzem  Herzen  Glück  und  werden  unserer- 
seits an  dem  Tage  selbst  wenigstens  in  Gedanken  bei  Ihnen  verweilen. 

Der  akademische  Senat 
der  Königlichen  Universität  Marbnrg. 
Arnold. 


134 


München  den   10.  Februar   1873. 

Der  akademische  Senat 
der  k.  Ludwig-Maximilians-Universität  München 

an  den  Copernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 


\ 


D. 


'er  Tag,  an  welchem  vor  vierhundert  Jahren  Nicolaus  Coper- 
nicus das  Licht  der  Welt  erblickte ,  bleibt  in  den  Annalen  wissen- 
schaftlicher Forschungen  einer  der  unvergessenen  Tage.  Der  pflicht- 
treue Domherr  von  Frauenburg ,  der  hilfreiche  Arzt  der  Armen ,  ver- 
stand es  mit  copernicanischem  Ordnungssinn  noch  Zeit  zu  gewinnen, 
um  eine  neue  physische  Weltanschauung  zu  begründen  und  neue  Er- 
kenntnissquellen zu  eröflhen.  Er  hatte  eine  Lehrmeinung  zu  bekämpfen, 
welche  durch  mehr  als  zwei  Jahrhunderte  sanctionirt  und  auch  durch 
den  sinnlichen  Schein  unterstützt  war ,  welche  von  den  grössten  Den- 
kern des  Alterthums,  von  Pythagoras ,  Plato,  Aristoteles,  Hipparch, 
Archimedes  festgehalten  und  welche  zur  Zeit  des  Copernicus  sogar  mit 
dem  Schutze  der  Infallibilität  umgeben  war.  Sein  Forschertrieb  und 
sein  Trieb  nach  Erkenntniss  der  Wahrheit  lehrten  ihn  die  Mittel 
finden,  einen  Theil  des  Schöpfungsplanes  aufzudecken  und  der  Begrün- 
der einer  neuen  Epoche  in  der  Astronomie  zu  werden.  Die  geistige 
Kraft  des  Copernicus  erscheint  um  so  bewunderungswürdiger ,  je  ge- 
ringer die  Hilfsmittel  waren ,  die  ein  Zeitalter  zu  Beobachtungen  bot, 
welches  fast  hundert  Jahre  vor  der  Erfindung  des  Fernrohres  gelegen 
ist,  und  der  Charakter  des  Copernicus  erscheint  um  so  verehrungs- 
würdiger als  er,  der  Domherr,  furchtlos  und  vertrauensvoll  dem  Papste 
Paul  IIL  die  Resultate  seiner  Forschungen  mit  einer  Dedication  vor- 
legt, welche  gleichmässig  die  Bescheidenheit  des  grossen  Mannes  wie 
jene  unbesiegbare  Festigkeit  ausdrückt,  die  mit  der  Erkenntniss  der 
Wahrheit  verbunden  ist.  Copernicus  war  nach  dem  Ausdruck  von 
Kepler:  vir  maximo  ingenio  et,  quod  in  hoc  exercitio  magni  momenti 
est ,   animo  Über. 


135 


Wenn  es  unternommen  wird,  dem  Andenken  eines  solchen  Mannes 
am  Tage  und  am  Orte  seiner  Geburt  durch  eine  Festfeier  Ausdruck 
zu  geben ,  so  will  die  Ludwig-Maximilians-Universität  nicht  zurück- 
bleiben, ihre  freudige  Zustimmung  den  verehrten  Männern  zuzurufen, 
welche  zusammengetreten  sind ,  das  Andenken  an  einen  der  grössten 
Forscher  aller  Zeiten  festlich  zu  begehen,  und  wenn  auch  die  Umstände 
es  uns  nicht  gestatteten,  einen  persönlichen  Vertreter  zu  jener  Fest- 
feier abzuordnen,  so  sprechen  wir  hiermit  auf  schriftlichem  Wege  freu- 
digst unsere  geistige  Theilnahme  aus. 

Der  derzeitige  Rector 
J.  W.  Planck. 


Münster  den  29.  Januar   1873. 


D. 


'er  Unterzeichnete  beehrt  sich  im  Auftrage  des  Senats  der  König- 
lichen Akademie  auf  das  gefällige  Schreiben  vom  18.  d.  M.  den  Dank 
der  Königl.  Akademie  für  die  ehrenvolle  Einladung  zur  Geburtstags- 
feier des  grossen  Todten ,  dessen  Scharfsinn  die  Wissenschaft  es  ver- 
dankt, dass  die  folgenreiche  Kenntniss  einer  der  wichtigsten  Thatsachen 
zum  Gemeingute  des  Menschengeschlechtes  wurde,  auszusprechen  und 
die  innige  Theilnahme  der  Akademie  an  den  Bestrebungen  des  Vereins 
zu  bekunden.  Leider  muss  die  Akademie  ihr  Bedauern  aussprechen, 
dass  es  ihr  nicht  vergönnt  ist,  dieser  ihrer  Theilnahme  persönlich  Aus- 
druck zu  verleihen,  insbesondere  da  die  beiden  Mitglieder  der  Akademie, 
welchen  durch  Geburt  und  Studien  diese  hohe  Festfeier  zunächst  und 
zumeist  am  Herzen  liegt,  Herr  Geh.  Reg.-Rath  Professor  Dr.  Winiewski, 
geborner  Thorner,  und  Professor  Dr.  Heis,  der  Astronom  der  Aka- 
demie, durch  die  unliebsamen  Beschwerden  des  Alters  verhindert  sind, 
bei  der  Ungunst  der  Witterung  eine  so  weite  Reise  zu  unternehmen. 

Mit  besonderer  Hochachtung 

der  z.  Rector  der  Königlichen  Akademie 
Karsch. 


136 


Inclitae  Societati  Copeenicanae  Thorünensi 

ARCHIGYMNASn   PatAVINI 

Rector.  Senatüs.  Professores 
S.  P.  D. 


N, 


atalis  Nie.  Copernici  dies ,  quem  celebrare  vehementi  studio 
paratis,  nemo  est,  politioris  humanitatis  modo  non  expers,  cui  laetus 
et  sacer  esse  non  debeat;  nobis  autem  vel  maxime,  qui  tanto  viro  in 
nostra  olim  coUegia  cooptato  jure  meritoque  gloriamur.  Invitationi 
itaque  vestrae  libenti  animo  obsecuti,  clarissimum  equitem  Honorattim 
Occioni,  ab  Romana  Universitate  legatum,  nos  quoque  delegimus,  qui 
nostro  insuper  nomine  et  auctoritate  bis  saecularibus  solemniis  adfuisse 
velit.  Ne  quis  autem  rerum  nostrarum  immemores  aut  negligentiores 
in  officio  putet,  nos  quoque  curare  sciat,  ut  eodem  natali  die,  in  Aula 
nostra  Majori,  oratio  publice  habeatur  de  Copernici  laudibus,  titulusque 
e  marmore  pro  nostri  Galilei  titulo  ponatur,  quo  apertum  sit  nos  duo 
illa  humanitatis  lumina,  ejusdem  doctrinae  auctorem  unum,  assertorem 
alterum^  eodem  simul  honore  ac  veneratione  complecti. 

Patavii  die   10.  Februarii  a.    1873. 

Ferdinandus  Coletti  Rector  Magnificus. 

Joan.  Bapt.  Pertile,  Director  Facultatis  Theologiae.  —  J.  P.  Tolomei, 
Dir.  Fac.  Jurispr. — Vinc.  Pinali,  Dir.  Fac.  Med.  —Dom.  Turazza, 
/  Dir.  Fac.  Math.  —  Jos.  de  Leva,  Dir.  Fac.  Philos. 

Steph.  AGOSTiNi,Decanus  Facultatis  Theologicae.  — Fr.  Fantuzzi,  Dec. 

Fac.  Jurispr. — Fr.  Marzolo,  Dec.  Fac.  Med.  —  Joan.  Zambler,  Dec. 

Fac.  Mathem.  —  Joan.  Omboni,  Dec.  Fac.  Philos. 

Joannes  Giudice, 

Cancellarius  et  Notarius  Universitatis  Patavinae. 

(L.S.) 


137 


Prag  den  26.  Januar   1874 


L 


.ndem  wir  für  die  uns  mit  geschätztem  Schreiben  vom  10.  d.  M. 
zugekommene  Einladung  zu  der  am  19.  Februar  1.  J.  abzuhaltenden 
Coperuicus-Feier  unseren  besten  Dank  sagen,  müssen  wir  mit  Bedauern 
eröffnen,  dass  der  akademische  Senat  wegen  der  gerade  zu  dieser  Zeit 
im  vollsten  Gange  befindlichen  Vorlesungen  nicht  in  der  Lage  ist,  einen 
officiellen  Vertreter  zu  jenem  Feste  zu  entsenden. 

Mit  dem  Wunsche  des  schönsten  Verlaufes  der  Feier  zeichnet  hoch- 
achtungsvollst 

Im  Namen  des  akademischen  Senates 

der  Karl-Ferdinands-Universität. 

Dr.  Schier. 

d.  Z.  Rector. 


Rostock  den  8.  Februar   1873. 


D, 


"em  geehrten  Copernicus-Verein  habe  ich  Namens  und  im  Auf- 
trage der  Universität  Rostock  den  ergebensten  Dank  zu  sagen  für  die 
Einladung  zur  Theilnahme  an  dem  vierten  Säcularfeste  des  Nicolaus 
CoPERNicus,  welche  das  Festcomite  so  freundlich  war  uns  zukommen 
zu  lassen. 

Leider  ist  es  uns  zur  Zeit,  während  der  Dauer  des  Semesters, 
nicht  möglich ,  uns  durch  einen  Deputirten  aus  unserer  Mitte  bei  dem 
so  bedeutungsvollen  Feste  vertreten  zu  lassen;  indessen  nehmen  wir  im 
Geiste  Alle  herzlichen  Antheil  an  der  Feier  und  wünschen,  dass  die- 
selbe als  ein  helles  Zeichen  deutscher  Wissenschaft  und  Bildung  in  der 
fernen  Grenzmark  des  Reiches  erfreuliche  Früchte  bringen  möge. 

Der  Rector  der  Landes-Universität 
H.  Schwanket. 


138 


Strassburg  den  30.  Januar   1873. 


8. 


)chon  an  dem  Tage  der  feierlichen  Eröffnung  der  Universität, 
durften  wir  uns  eines  Grusses  freuen ,  welchen  der  Copernicus- Verein 
für  Wissenschaft  und  Kunst  in  Thorn  aus  der  fernen  Ostmark  an  die 
Westgrenze  des  deutschen  Reiches  gesendet  hat. 

Die  innige  Theilnahme  an  den  Geschicken  des  wiedergewonnenen 
Landes,  welche  der  Copernicus- Verein  dadurch  bekundete,  dass  er  als 
einer  der  ersten  wissenschaftlichen  Vereine  zu  der  Neugründung  der 
hiesigen  Bibliothek  in  fördernde  Beziehung  trat,  gab  sich  mit  diesem 
Grusse  einen  neuen  Ausdruck.  Auch  jetzt,  wo  dieser  Verein  das  Ge- 
denkfest des  grossen  Astronomen  vorbereitet,  erweist  er  unserer  Uni- 
versität die  Ehre,  sie  zu  den  Feierlichkeiten  des  18.  und  19.  Februar 
einzuladen. 

Wir  senden  dafür  dem  Copernicus-Verein  unsern  innigsten  Dank. 
Wenn  uns  die  weite  Entfernung ,  und  die  an  einer  jungen  Hochschule 
doppelt  nothwendige  Regelmässigkeit  des  akademischen  Unterrichtes 
hindert,  einen  Vertreter  aus  unserer  Mitte  zu  jenem  Feste  abzuordnen, 
so  bitten  wir  die  hochverehrlichen  Mitglieder  des  Copernicus-Vereins 
dennoch  die  Ueberzeugung  festzuhalten,  dass  wir  hier  in  Strassburg  mit 
einer  ganz  besonderen  Theilnahme  des  Tages  gedenken,  an  dem  deutsche 
Männer,  auf  einem  vielumstrittenen  Boden,  das  Banner  eines  Namens 
entrollen,  der  auf  das  rühmlichste  bekundet,  dass  es  eine  alte  deutsche 
Culturstätte  ist,  die  das  Gedächtniss  eines  Heroen  der  Wissenschaft 
begeht. 

Möge  der  Copernicus-Verein  aus  der  Festfeier  und  der  lebhaften 
Begeisterung,  welcher  dieselbe  überall  in  deutschen  Landen  begegnet, 
neue  Anregung  schöpfen,  Wissenschaft  und  Kunst  im  Grenzlande  zu 
fördern,  und  möge  derselbe  unserer  Hochschule  wie  bisher  seine  freund- 
liche Gesinnung  bewahren. 

Der  Rector  der  Universität 
A.  DE  Bary. 


139 


Tübingen  den  30.   Januar   1873. 


L 


.hre  verehrte  Zuschrift  vom  10.  dieses  Monats  habe  ich  dem  Senat 
der  Universität  Tübingen  in  seiner  heutigen  Sitzung  mitgetheilt.  Der- 
selbe hat  von  dem  Vorhaben  des  Copernicus-Vereines ,  die  vor  400 
Jahren  erfolgte  Geburt  Ihres  grossen  Landsmannes  durch  ein  würdiges 
Fest  zu  feiern,  mit  Interesse  Kenntniss  genommen  und  daukt  Ihnen  ver- 
bindlichst für  die  Einladung  zur  Betheiligung,  die  Sie  unserer  Univer- 
sität zukommen  zu  lassen  die  Freundlichkeit  hatten. 

Bei  aller  Anerkennung  des  schönen  Zweckes,  den  das  projectirte 
Fest  verfolgt,  und  neben  dem  lebhaften  Wunsche,  dass  es  nach  allen 
Richtungen  hin  ein  gelungenes  Fest  werden  möge ,  ist  der  Senat  doch 
nicht  in  der  Lage,   bei  der  Feier  sich  zu  betheiligen. 

Die  grosse  Entfernung  Tübingens  von  Thorn  und  die  Unzuträglich- 
keiten, welche  die  längere  Abwesenheit  eines  Deputirten  während  des 
Semesters  noth wendig  mit  sich  bringen  würden,  lassen  diesen  Entschluss 
wohl  auch  in  Ihren  Augen  als  gerechtfertigt  erscheinen. 

Ihrem  Wunsche  entsprechend  beehre  ich  mich,  Sie  unmittelbar  nach 
dem  gefassten  Beschlüsse  von  solchem  zu  benachrichtigen. 

Der  derzeitige  ßector  der  Universität  Tübingen 
Dr.  Mandry. 

An  die  Vorsitzenden  des  Copernicus-Vereins  für  Wissenschaft 

und  Kunst  Herrn  Prof.  Dr.  L.  Prowe  und  Herrn  Staatsanwalt 

VON  Lossow. 


140 


Wtirzburg  am  28.  Januar   1873. 

Das  Königliche  Rectorat 
der  Julius-Maximilians-Universität  Würzburg 

an  das  verehrliche    Festcomite 
des  Copernicus-Vereins  für  Wissenschaft  und  Kunst  in  Thorn. 


A, 


.uf  Ihre  sehr  geschätzte  Zuschrift  vom  10.  (praes.  23.)  laufenden 
Monats  beehre  ich  mich  im  Namen  und  Auftrag  des  k.  akademischen 
Senates  zu  erwidern,  dass  wir  der  4.  Säcularfeier  des  Geburtstages  von 
Nicolaus  Copernicus,  welche  der  nach  diesem  Unsterblichen  genannte 
Verein  an  seiner  Wiege  demnächst  zu  veranstalten  gedenkt,  unsere 
wärmsten  Sympathien  entgegenbringen,  dass  uns  aber  zu  unserem  auf- 
richtigsten Bedauern  die  Umstände  nicht  gestatten,  für  die  mitten  in  das 
Semester  fallenden  Tage  der  Festfeier  einen  Vertreter  aus  unserer  Mitte 
zu  entsenden. 

Mit  den  besten  Wünschen  für  einen  in  jeder  Hinsicht  befriedigen- 
den Verlauf  Ihres  grossartigen  Gedenkfestes  habe  ich  die  Ehre  zu 
zeichnen 

Euer  Hochwohlgeboren 

ganz  ergebenster 

Dr.   RiscH, 
d.  Z.  Rector. 


I 


B.    Gelehrte  Gesellschaften. 


Breslau  den   15.  Februar   1873. 

Unser  Verein  erlaubt  sich,  dem  hochziiverehrenden  Copernicus- 
Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  seinen  ergebensten  Dank  für  die 
Veranlassung  einer  des  wahrhaft  grossen  Mannes  würdigen  Feier  aus- 
zusprechen, den  Thorn  so  glücklich  ist,  seinen  Mitbürger  nennen  zu 
dürfen.  Fürwahr  ein  Festtag  für  die  ganze  gebildete,  hoch  über  dem 
Streite  der  Nationalitäten  thronende  Welt! 

Das  Präsidium 
der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur. 

GÖPPERT.   VON  GOERTZ.   VON  UeCHTRITZ. 
KUTZEN.   FrANCK. 


142 


Dresden  den  2.   Februar   1873. 


R 


'era  geehrten  Copernicns-Verein  für  Wissenschaft  und  Knnst 
erlaube  ich  mir  Namens  der  Kaiserlich  L.  C.  Deutschen  Akademie  der 
Naturforscher  zu  der  bevorstehenden  Säcularfeier  die  herzlichsten  Glück- 
wünsche zu  übersenden,  und  bedaure  tief,  dass  es  mir  unmöglich  ist, 
an  dem  400jährigen  Geburtstagsfeste  Ihres  glorreichen  Mitbürgers  per- 
sönlich Theil  nehmen  zu  können. 


Der  Präsident  der  Kaiaeii.  L.  C.  Akademie  der  Naturforscher 
Dr.  Behn. 


Frauenburg  den  6.  Februar  1873. 


D. 


"em  sehr  verehrten  Vorstande  des  Copernicus-Vereins  sagen  wir 
für  die  gütige  Einladung  zu  der  erhebenden  Feier  des  19.  Februar 
unsern  verbindlichsten  Dank.  Da  wir  auch  unsererseits  in  Verbindung 
mit  dem  Domkapitel  zu  Frauenburg  denselben  Tag  hier  festlich  zu  be- 
gehen gedenken,  müssen  wir  leider  auf  die  Freude  verzichten,  an  jener 
uns  persönlich  zu  betheiligen.  Indem  wir  Ihrem  schönen  Vereine  aber 
zu  dem  gemeinsamen  Jubelfeste  freudig  unsere  besten  Wünsche  dar- 
bringen, hoffen  wir  mit  Demselben  auch  für  die  Zukunft  stets  in  be- 
sonderer Weise  geeint  zu  sein  durch  die  Person  des  grossen  Mitbürgers, 
wie  durch   den  Geist,    welcher   diesen   fern   vom  Gezanke   der   Tages- 


143 


leidenschaft  ernst  und   klar  die  Wahrheit  des  nnermesslichen  Himmels- 
raumes hat  erforschen  und  darstellen  lassen. 

Genehmigen  Sie ,  hochverehrte  Herren ,  den  Ausdruck  unserer 
vollen  Hochschätzung ,  mit  dem  ich  noch  besonders  persönlich  mich 
zeichne 

ganz  ergeben  st 

Domherr  Dr.  Thiel, 
Präsident  des  historischen  Vereins  für  Ermland. 


Königsberg  den  3.  Februar   1873. 


D. 


'em  Copernicus-Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  spreche  ich 
im  Namen  der  Königlichen  Deutschen  Gesellschaft  den  ergebensten 
Dank  für  die  sehr  gefällige  Einladung  zu  der  bevorstehenden  Feier  in 
Thorn  aus  und  füge  mit  aufrichtigem  Bedauern  die  Bemerkung  hinzu, 
dass  der  ergebenst  Unterzeichnete  durch  seine  amtlichen  Geschäfte  ver- 
hindert ist,  an  den  vorbezeichneten  Festlichkeiten  Theil  zu  nehmen. 


Der  Director  der  Königlichen  üeutRchen  (Gesellschaft 

SCHRADER. 


144 


Königsberg  den   17.   Februar   1873. 
Hochverehrte  Herren! 


Si( 


)ie  haben  das  grosse  Verdienst,  eine  würdige  Feier  des  Geburts- 
tages eines  der  grössten  Gelehrten  veranstaltet  zu  haben,  auf  welchen 
nicht  nur  Ihre  Stadt,  als  sein  Geburtsort,  sondern  die  ganze  Provinz 
stolz  ist.  Das  ganze  Vaterland ,  ja  die  ganze  gebildete  Welt ,  so  weit 
sie  Stätten  zur  Pflege  der  Wissenschaften  enthält,  feiert  diesen  denk- 
würdigen Tag.  Dem  grossen  Copernicus  verdankt  die  Menschheit  die 
richtige  Erkenntniss  des  Verhältnisses  der  Erde  zur  Sonne ,  auf  welcher 
Erkenn tniss  die  Wissenschaft  seit  Jahrhunderten  weiter  gebaut  hat. 
Sein  Ruhm  ist  unsterblich! 

Ihnen  aber ,  welche  Sie  seit  vielen  Jahren ,  mit  regem  Eifer  und 
grossem  Erfolg,  den  persönlichen  Verhältnissen  des  berühmten  Astro- 
nomen nachgeforscht  und  durch  die  jetzige  Feier,  sowie  durch  die 
Herausgabe  eines  revidirten  und  correcten  Druckes  von  Copernicus' 
Hauptarbeit,  sich  ein  besonderes  Verdienst  erworben  haben,  sind  alle 
Verehrer  jenes  Mannes  zu  besonderem  Danke  verpflichtet.  Auch  die 
unterzeichnete  Gesellschaft  erkennt  Ihr  Verdienst  gern  an  und  entsendet 
Ihnen  Gruss  und  Dank. 

Wir  schliessen  mit  dem  Wunsche: 

Dem  grossen  Copernicus  ewigen  Ruhm, 
Seiner  Vaterstadt  Thorn  Glück  und  Gedeihen 
Dem  Copernicus-Verein  Erfolg  und  Ehre. 


Die  Königliche  physikalisch-ökonomische  Gesellschaft. 
Der  derzeitige  Präsident 


Schieferdecker  . 


145 


Posen   (Brdowo  bei  Gollancz)   den  4.  Februar  IS 73. 


D. 


'as  gefällige  Schreiben  Eines  hochlöblichen  Vereins  vom  16.  Ja- 
nuar c.  bin  ich  erst  heute  im  Stande  ergebenst  zu  beantworten,  da  ich 
von  einer  schweren  Krankheit  mich  erst  jetzt  erholt  habe. 

Ich  bedaure  aufrichtig,  dass  das  bevorstehende  vierhundertjährige 
Jubiläum  in  Thorn  sich  in  zwei  nationale  Richtungen  zersplittert,  und 
nicht  einen  internationalen  Charakter  angenommen  hat.  Das  ist  auch 
der  Grund,  weshalb  ich  der  mir  sehr  ehrenwerthen  Einladung  vom  16. 
Januar  c. ,  wofür  ich  im  Namen  der  Gesellschaft  der  Freunde  der 
Wissenschaften  meinen  verbindlichsten  Dank  hiermit  ausspreche,  nicht 
folgen,  und  nur  den  Wunsch  aussprechen  kann,  dass  beide  Copernicus- 
Vereine,  durch  gegenseitiges  wohlwollendes  Entgegenkommen  beim  Be- 
suche der  Merkwürdigkeiten  der  Geburtsstadt  des  grossen  Astronomen, 
den  Beweis  abgeben  mögen,  wie  unendlich  höher  sie  die  geistige  Be- 
deutung des  Jubiläums  über  das  Zufällig-Nationale  des  Jubilars  setzen. 


Hochachtungsvoll 

Dr.  Carl  Ltbelt, 


Vorsitzender  der  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Wissenschaften  in  Posen. 


10 


146 


Wittenberg   12.   Februar   1873. 


Ziu  dem  feierlichen  Acte,  welchen  der  Copernicns- Verein  zum 
Andenken  an  den  Mann  begeht,  mit  dessen  Namen  er  ^eine  Aufgabe 
und  sein  Bestreben  in  sinnreiclier  Weise  bezeichnet  hat,  glaubt  der 
Verein  für  Heimathkunde  des  Alt-Sächsischen  Kurkreises  zu  Witten- 
berg sich  besonders  mitveranlasst ,  einen  Glückwunsch  aus  der  Ferne 
senden  zu  dürfen. 

In  den  Jahren,  da  Copernicus  zu  Frauenburg  seine  sorgfältigen 
Beobachtungen  am  Himmel  anstellte,  um  den  Schleier  hinwegzunehmen, 
welchen  die  Naturforschung  der  Alten  und  ihre  philosophischen  Lehren 
über  denselben  ausgespannt,  war  hier  ein  Luther  bemüht,  das  Bibel- 
wort in  seiner  Reinheit  zum  allgemeinen  Verständniss  wieder  vor  die 
Augen  der  Welt  zu  stellen.  Der  Eine  machte  der  Menschen  Augen 
frei  und  sehend ,  damit  sie  den  Lauf  der  Gestirne  in  seiner  Einfach- 
heit nach  Gottes  weiser  Schöpfung  überblickten,  der  Andere  wollte  den 
Geist  der  Menschen  fähig  machen,  Gottes  Wort  selbst  zu  lesen  und 
zu  verstehen.  Beider  Bestrebungen,  von  so  tief  eingreifendem  und 
nachhaltigem  Einfluss,  sind  schon  dadurch  mit  einander  verknüpft,  dass 
sie  gleichzeitig  eintraten,  aber  vor  Allem  doch  auch  dadurch,  dass  sie 
in  ihrem  tiefsten  Grunde  dieselbe  Aufgabe  enthielten,  den  Menschen 
von  geistiger  Sklaverei  zu  befreien  und  den  ihm  von  Gott  nach  seiner 
Menschenwürde  gebotenen  Weg  der  freien  Forschung  wieder  zugänglich 
zu  machen. 

Wenn  so  schon  ein  allgemeines  Band  die  Stadt  der  Reformation 
mit  dem  Manne  der  Wissenschaft,  der  einst  zu  Thorn  der  Welt  zum 
Segen  geschenkt  wurde,  vereinigt,  so  ist  es  doch  nocli  in  Sonderheit 
ein  anderer  Beweggrund,  der  unsere  Theilnahme  mit  vollem  und  freu- 
digem Herzen  an  dem  Copernicus-Feste  unbedingt  fordert. 

Aus  Wittenbergs  Mauern  eilte  zu  Anfang  Mai  des  Jahres  1539 
ein  junger  Professor  der  Mathematik  zu  dem  Gestade  der  Ostsee,  dem 


147 


es  hier  bei  seinen  Studien  keine  Ruhe  liess,  bevor  er  nicht  in  dem 
grossen  astronomischen  Werke  habe  studiren  dürfen,  von  dessen  Vor- 
handensein schon  mehrfacli  die  Kunde  unter  den  Gelehrten  sich  ver- 
breitet hatte,  und  welches  sein  Verfasser  bereits  über  ein  Menschen- 
alter in  seinem  Pulte  verborgen  hielt.  Die  kühne  That  des  jungen 
fünfundzwanzigj ährigen  Georg  Joachim  Rheticus,  der,  wenn  auch  noch 
unbekannt  und,  wie  er  selbst  von  sich  sagt,  von  geringer  Bedeutung, 
aber  von  edler  Wissbegierde  erfüllt,  nach  Preusseu  vordrang,  sollte 
dem  gi'eisen  und  bedächtigen  Copernicus  Herz  und  Lippen  öffnen,  um 
dem  gelehrigen  Schüler  sein  Buch  zu  entziffern  und  ihn  in  die  Ge- 
setze des  Himmels  einzuweihen.  Wenige  Monden  waren  verstrichen, 
als  schon  im  October  jenes  Jahres  das  Ergebniss  dieser  Studien  an  das 
Licht  trat.  Die  »Narratio  prima«  des  Rheticus,  diese  erste  genaue 
Darlegung  von  der  Bewegung  der  Erde  um  die  Sonne,  womit  er  seinen 
hochgeehrten  Lehrer  Johannes  Schoner  in  Nürnberg  überraschte,  ist 
lange  Zeit  hindurch  als  eine  Einleitung  in  das  Copernicanische  System 
betrachtet  und  benutzt,  während  er  selbst  hierdurch  das  Vertrauen  und 
die  Zuneigung  seines  greisen  Gönners  und  Meisters  sich  in  so  hohem 
Grade  erwarb,  dass  es  ihm  nach  Jahresfrist  gestattet  war,  das  viel- 
besprochene astronomische  Werk  auf  seiner  Rückreise  nach  Wittenberg 
mitnehmen  zu  dürfen,  um  nach  seinem  Vorschlage  den  Druck  desselben 
in  Nürnberg  besorgen  zu  lassen.  Hiermit  war  ein  Abschluss  der 
langen  Zögerung,  welche  der  gelehrte  Mann  seinen  Freunden  gegen- 
über so  hartnäckig  gezeigt,  eingetreten,  und  Wittenberg  darf  sich  in 
gewisser  Weise  hierzu  durch  jenen  entschlossenen  und  für  die  Wissen- 
schaft so  begeisterten  Mann,  der  gleichsam  als  Herold  der  Copernica- 
nischen  Lehre  dasteht,  in  Beziehung  wissen.  Und  wenn  die  Wissen- 
schaft, so  sie  in  Wahrheit  und  ohne  Eigennutz  die  göttliche  Erkenntniss 
sucht,  einerseits  die  engherzig  gezogenen  Grenzen  dogmatischer  Auf- 
fassung und  nationaler  Beschränktheit  aufhebt,  so  schlingt  sie  anderer- 
seits ein  um  so  festeres  Band  um  diejenigen,  welche  im  Ringen  nach 
Wahrheit  nur  den  Weg  einer  strengen  und  objectiven  Forschung  dabei 
zu  verfolgen  im  Stande  sind. 

Mit    diesem    Festgrusse ,    wobei    wir    zugleich    den    aufrichtigsten 
Wunsch  hegen,  dass  die  Feier  zum  Andenken  des  Copernicus  die  Herzen 

10* 


148 


hoch  erhebe  und  erquicke,  reichen  wir  auch  die  Hand  zu  einem 
geistigen  Bunde  im  Sinne  jenes  grossen  Mannes,  dessen  Name  in  der 
Wissenschaft  unsterblich  ist,  der  aber  auch  nicht  wollte,  dass  das  Ge- 
wöhnliche und  Niedrige  sein  Werk  bekrittele. 

Die  Mitglieder  des  Vereins  für  Heimathkuiide. 

Dr.  Schmieder,  Consistorialrath.  Steinbach,  Bürgermeister. 
Winter,  Lehrer.  Hinneberg,  Lehrer.  Prof.  Dr.  theoL  Lom- 
MATZSCH.  C.  Heyne,  Buchhändler.  Dr.  Wachs,  Sanitätsrath. 
B.  H.  Rübener  ,  Buchdruckereibesitzer.  Knappe  ,  Oberlehrer. 
D.  Müller,  Oberlehrer.  Dr.  H.  Schmidt,  Gymnasialdir.  a.  D. 
Dr.  Eichelbaum,  Arzt.     Richter,  Senator.    Arnoldt,  Kaufmann. 

Prof.  Dr.  Bernhardt,  Prorector,  Lehmann, 

Vorsitzender  des  Vereins.  Lehrer,  als  Rendant. 


C.     Sternwarten. 


V  on  den  deutschen  Sternwarten  waren  durch  Abgeordnete  ver- 
treten:  Breslau  (Prof.  Dr.  Galle),  Leipzig  (Prof.  Dr.  Bruhns), 
Danzig  (Prof.   Dr.  Bail). 

Glückwunsch-Schreiben  mit  der  Erklärung ,  dass  amtliche  oder 
persönliche  Verhältnisse  eine  Vertretung  nicht  gestatteten,  waren  ein- 
gegangen von  den  Sternwarten  Berlin  (Prof.  Dr.  Förster*),  Bonn 
(Prof.  Dr.  Argelander) ,  Königsberg  (Prof.  Dr.  Luther) ,  Krems- 
münster  (Dr.  Augustin  Reslhuber**),  Abt  und  Director  der  Stern- 
warte) ,  Prag  (Prof.  Dr.  Hornstein)  ,  Strassburg  (Prof.  Dr. 
Winnecke),  Zürich   (Prof.  Dr.   Wolf). 


*)  Prof.  Dr.  FÖRSTKii  konnte  seine  ursprüngliche  Absicht,  der  Coper- 
nicus-Feier  in  Thorn  beizuwohnen,  nicht  ausführen,  weil  er  sich  für  ver- 
pflichtet erachtete,  bei  dem  in  der  Universitäts-Aula  zu  Berlin  veranlassten 
Actus  den  Fest- Vortrag  zu  übernehmen. 

**)  Dr.  Reslhubku  schliesst  seinen  »Sternwarte  Kremsmünster  am 
7.  Februar  1S7;}«  datirten  Festgruss  mit  den  Worten:  »Wir  werden  uns  im 
Geiste  in  Ihre  Mitte  versetzen  und  einstimmen  in  die  Huldigungen,  die  Sie 
dem  grössten  und  geistreichsten  Forscher  seiner  Zeit  darbringen,  dessen  Name 
ruhmvoll  genannt  wird ,  so  lange  unser  festbcgründetes  Sonnensystem  fort- 
dauert.« 


150 


Von  den  ausserdeutsclien  Sternwarten  hatten  Festgrüsse  eingesandt ; 
die  Kaiserl.  Rnssische  llanptstern warte  zu  Pulkowa  Geh.  Kath  Dr 
Otto  von  Struve),  die  K.  K.  Sternwarte  zu  Krakau  (Prof.  Dr.  F, 
Karlinski*)   und  die  K.  Sternwarte  zu  Florenz   (G.  B.  Donati** 


*)  Prof.  Dr.  Karlinski  —  welcher  dem  Copernicus- Vereine  seit  einem 
Decennium  als  Ehren-Mitglied  angehört  —  konnte  der  Feier  in  Thorn  nicht 
beiwohnen,  weil  er  »als  zeitiger  Decan  der  philosophischen  Facultät  und 
Professor  Ordinarius  der  Astronomie  bei  der  von  dem  Senate  der  K.  K. 
Jagellonen-Universität  veranstalteten  Copernicus-Feier  den  Fest- Vortrag  zu 
halten  hatte.«  Dr.  KaHlinski  schliesst  seinen  d.  d.  26.  Januar  1873  nach 
Thorn  entsendeten  Festgruss  mit  dem  Wunsche,  »dass  es  dem  Copernicus- 
Vereine  gelingen  möge,  das  Andenken  des  grossen  Begründers  der  modernen 
Weltanschauung  durch  Errichtung  einer  Sternwarte  ersten  Ranges  zu  Thorn 
bald  wieder  zu  feiern.« 

**)  Der  Schluss  des  von  Donati  »R.  Osservatorio  di  Firenze  ad  Arcetri 
il  di  9  Febbraio  1873«  datirten  Schreibens  an  den  Copernicus-Verein  lautet: 
»In  nome  del  R.  Osservatorio  mando  le  piü  sincere  congratulazioni  e  felici- 
tazioni  alla  Patria  di  quel  Celebre  Homo,  del  cui  Ritratto  e  stato  recentemente 
ornato  anche  questo  R.  Stabilimento.« 


D.    Danzig's  gelehrte  Schulen, 

das  Gymnasium  und  die  Realschulen  1.  Ordnung  zu  St.  Johann 
und  St.  Petri. 


Q.  B.  F.  F.  F.  Q.  S. 
CIVIBUS  THORÜNENSIBUS 
civis  inclutissumi 
NICOLAI       COPERNIC 

terrae   motoris,    caeli    solisque   statoris 

Natalicia  Qiiadrisaecularia 

die   XIX   M.   Februarii    a.    MDCCCLXXIII 

soUemniter   celebrantibus 

congratulantiir 

civitatis  Gedanensis  Scholae  tres  superiores 

Gymnasium  Johannitana  Petrina. 


C 


aelestis  ordo,  sideream  poli 
nutu  cliorearn  qui  regis  indito, 
divinc,   quem  prlmordiali 
fudit  ab  ore  pater  supremiis, 


152 

cessante  vasto  tempora  quom  chao 
coepere  diici  et  per  vacuorn  aethera 
ardescere  orbitum  cientes 
igniculi  uranii  meatum:  ^ 

non  certior  lex  legibus  est  tiüs, 
rhythmis  tuis  nil  est  numerosiiis, 
sed  nosse  leges,  nosse  rhytlimos 
ardua  res  anirao  sagaci 

mortalis  aevi.     tetrica  veritas 
ambage  longa  nititur;  occupat 
mentis  vigorem  blandus  error 
mosque  vetus  speciesque  fallax, 

sive  astra  signis  didere  callidus 
Bell  sacerdos  multivagorum  avet 
arcana  rimari  planetum  et 
zodiaci  duodena  monstra, 

Aegyptiae  seu  mysta  peritiae 
Nilive  mensor  dona  Caniculae 
captare  suetus  solis  aevum  et 
Sothiacos  meditatur  annos, 

seu  Graius  olim  Pythagoras  lyrae 
mundum  heptachordae  fert  similem  ac  globis 
exaequat  intervalla  nervisque 
harmoniam  tribuens  sonacem. 

stant  magna  Graecis  nomina :    non  tarnen 

aut  Archimedes  aut  Eratosthenes , 

non  ceteri,  quos  excitare 

longa  mora  est ,  valuere  tantum , 


153 

qiiantum  reiectis,  quos  male  creduli 
motare  mundi  censuerant  focum, 
spretisque  Aristarcho  ac  Seleuco 
praevaluit  Ptolemaeus,  ille 

per  saecla  solus  dena  qiiateriiaqiie 
dux  disciplinaeque  arbiter  astricae, 
caeli  rotatus  circulorum 
arte  movens  statiiensque  terram. 

sed  veritatis  noii  manet  in  domo 
annosiis  error,  vindice  pellitnr 
Prusso  revictus.     sol  resumit 
promeritum  sibi  principatum, 

tellus  movetur.     sie  sibi  denique 
caelestis  ordo  constat.     adaugeat 
tempus  coliortem  stellularum , 
ille  tarnen  sibi  constat  ordo. 

cessasne  Prussi,  Miisa,   Copernici 
laudes  referre?     an,   Graia,   times  lyrae 
aptare  Baltum  Vistulaeque 
tradere  Niliacos  lionores? 

„mundanus  ille  est",  has  videor  tuas 
aiidire  voces,   ..ordine  dum  suo 
mundiis  vigebit,  non  fatiscet 
fama  viri.     superavit  ille 

livorem  et  atros  luce  siia  dolos 
tenebrionum  lusit ;    abominor, 
si  quid  simultas  aemulatrix 
invidiaeve  odiive  gestet. 


154 

regno  Polono  pariiit,  indole 
ortuque  gentis  Teutoniae  tarnen 
addictus  in  terra  Borussa 
cosmothetes  fiüt  imiversi. 

liinc  universi  civis  habebitur." 
sie  Musa.     gaude  tu ,  mea  Prussia  , 
tu,  Thorunum  natale,   gaude, 
aetherii  comites  honoris ! 

at  vos  Olympi  a  sede,  Copernice, 
Keplere,  Newtone,  o  pia  numina, 
cavete  ne  obmutescat  umquam 
vox  Galilea :     „Tarnen  movetur"  ! 


E. 


Berlin  den  31.  Januar   1873. 


L 


.m  Auftrage  Sr.  Durchlaucht  des  Herrn  Reichskanzlers 
beehre  ich  mich,  Ew.  Hochwohlgeboren  für  das  gefällige  Schreiben 
vom  16.  d.  Mts.  und  die  Einladung  zu  der  4.  Säcularfeier  des  Geburts- 
tages von  Copernicus  verbindlichst  zu  danken. 

Der  Fürst  von  Bismarck  hat  mit  lebhafter  Befriedigung  ver- 
nommen, dass  jener  denkwürdige  Tag  dort  festlich  begangen  werden 
wird,  und  interessirt  sich  lebhaft  für  die  von  Ihnen  in  Aussicht  ge- 
nommene Feier,  zu  welcher  er  aber  leider  durch  seinen  Gesundheits- 
zustand verhindert  ist  persönlich   zu  erscheinen. 

Mit  Vergnügen  benutze  ich  diesen  Anlass  etc. 


Der  Königlich  Preussischc  Lei,^n.tioiis-Ratli 
Frh.  V.  D.  Brincken. 


156 


Frankfurt  a/0.  den  28.  Januar  1873. 


D. 


'cm  verelirlichen  Copernicus-Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst 
beehre  ich  mich  auf  die  gütige  Zuschrift  vom  16.  d.  M.  —  mir  zu- 
gegangen am  23.  ejd.  —  ganz  ergebenst  anzuzeigen,  dass  ich  der 
so  ehrenvollen  Einladung  zu  den  Festen  des  18.  und  19.  k.  M.  zu 
meinem  innigsten  Bedauern  nicht  im  Stande  bin  die  von  mir  auf  das 
Lebhafteste  gewünschte  Folge  zu  geben.  Gesundheitliche  und  amtliche 
Rücksichten  machen  mir  meine  Entfernung  von  Frankfurt  um  die 
gedachte  Zeit  schlechthin  unmöglich.  So  bleibt  mir  nur  übrig,  den 
verbindlichsten  Dank  für  die  mir  zugedachte  Auszeichnung  mit  der 
Versicherung  zu  begleiten,  dass  ich  das  schöne  Fest  mit  dem  ganzen 
Antheil  verfolgen  werde ,  zu  dem  es  auffordert,  und  den  ich  nur  zu 
gern  in  persönlicher  Gegenwart  bethätigt  hätte. 
Genehmigen  Sie  etc. 

Dr.  SiMSON. 


Berlin  den  28.  Januar   1873. 


D. 


'er  geehrte  Verein  hat  die  Aufmerksamkeit  gehabt,  mich  zu  der 
am  18.  und  19.  Februar  d.  J.  zu  Thorn  stattfindenden  vierten  Säcular- 
feier  des  Geburtstages  von  Nicolaus  Copernicus  einzuladen.  Un- 
geachtet meiner  vollkommenen  und  anerkennenden  Würdigung  der 
Absicht ,  welche  den  verehrlichen  Verein  bei  der  in  Aussicht  genom- 
menen Feier  leitet,  vermag  ich  doch  zur  Zeit  noch  nicht  zu  bestimmen, 
ob  meine  Dienstgeschäfte  mir  gestatten  werden ,  Ihrem  Feste  beizu- 
wohnen. Gern  würde  ich  übrigens  Ihre  altehrwürdige  Stadt,  in  der 
ich  vor  einer  Reihe  von  Jahren ,  wenn  auch  nur  kurze  Zeit ,  gelebt, 
bei  diesem  Anlass  wiedersehen.  Ich  behalte  mir  deswegen  vor,  Ihrer 
Einladung  zu  folgen,  falls  die  Umstände  es  gestatten  sollten,  was  ich 
aber  leider  kaum  zu  hoffen  wage. 

Gr.  V.  RooN. 


157 


Berlin  den  5.  Februar  1873. 


De 


'em  Copernicus-Verein  ermangele  ich  nicht  für  die  freundliche 
Einladung  zu  der  am  18.  und  19.  d.  Mts.  zu  begehenden  Feier  meinen 
ergebensten  Dank  abzustatten. 

Ich  wünsche,  dass  das  bevorstehende  Gedenkfest  einen,  des  grossen 
Gefeierten  würdigen  und  den  Veranstaltern  zur  vollen  Befriedigung  ge- 
reichenden Verlauf  nehmen  möge,  bin  aber  zu  meinem  Bedauern  ge- 
nöthigt,  mir  mit  Rücksicht  auf  dringende  Amtsgeschäfte  die  persönliche 
Theilnahme  an  demselben  zu  versagen. 

Der  Minister  des  Innern 

Gr.    EULENBÜR(i. 


Berlin   den  25.  Januar  1873. 
B.   243. 


D. 


"em  Copernicus-Verein  danke  ich  auf  das  gefällige  Schreiben  vom 
10.  d.  Mts.  verbindlich  für  die  Einladung  zu  der  am  18.  und  19.  k.  Mts. 
daselbst  stattfindenden  4.  Säcularfeier  des  Geburtstages  von  Copernicus, 
bedaure  jedoch  im  Hinblick  auf  die  gegenwärtig  meinem  Ministerium 
obliegenden  dringlichen  Geschäfte,  derselben  weder  persönlich  noch 
durch  einen  Stellvertreter  beiwohnen  zu  können. 


Falk. 


158 
Berlin   den  31.  Jannar  187  3. 


D< 


'em  Copernicus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  beehre  ich 
mich,  meinen  verbindlichsten  Dank  für  die  unter  dem  IG.  d.  Mts.  er- 
gangene Einladung  zur  Theilnahme  an  der  Feier  des  vierhundertjährigen 
Gedenkfestes  der  Geburt  des  grossen  Forschers  Copernict^s  ergebenst 
auszusprechen. 

Von  der  mir  als  Vertreter  des  Herrenhauses  erwiesenen  Aufmerk- 
samkeit werde  ich  nicht  verfehlen,  dem  Hause  Kenntniss  zu  geben, 
das ,  wie  ich  nicht  zweifle,  gleich  mir ,  dem  Unternehmen  des  Vereins 
seine  volle  Theilnahme  zuwenden  wird.  Persönlich  an  der  Feier  Theil 
zu  nehmen ,  hindern  mich  zu  meinem  Bedauern  die  Rücksichten  auf 
die  Oblieg^enheiten  meiner  amtlichen  Stellung. 


'ö' 


Der  Präsident  des  Herreiihanses 

Gr.    V.    ST0LLBERC4. 


Königsberg  den   1.  Februar  1873, 


L 


.n  Erwiderung  auf  das  gefällige  Schreiben  vom  14.  v.  M.  nehme 
ich  das  mir  zugedachte  Amt  eines  Protectors  des  dortigen  Copernicus- 
Vereins  für  Wissenschaft  und  Kunst  hierdurch  mit  ergebenstem  Danke  an. 
Der  am  18.  und  19.  d.  M.  dort  stattfindenden  vierten  Säcular- 
feier  des  Geburtstages  von  Nicolaus  Copernicus  würde  ich  sehr  gern 
beiwohnen.  Ich  vermag  aber  zur  Zeit  noch  nicht  zu  übersehen,  ob 
die  Verhältnisse  mir  die  Erfüllung  dieses  Wunsches  gestatten  werden, 
und  ich  muss  mir  daher  vorbehalten,  Wohldemselben  noch  eine  beson- 
dere Anzeige  für  den  Fall  zugehen  zu  lassen,  dass  es  mir  möglich  sein 
sollte,    der  an  mich  ergangenen   gefälligen  Einladung  Folge  zu  leisten. 

Der  Wirkliche  Geheime  Rath  und  Ober-Präsident 

V.    HORN. 


159 


Königsberg  den  Iß.  Februar   1873. 


L 


.m  Verfolg  meines  Schreibens  vom  1.  d.  Mts.  benachrichtige  ich 
den  Vorstand  ergebenst,  dass  ich  nach  längerer  Abwesenheit  soeben, 
mit  einer  starken  Erkältung  behaftet,  hier  wieder  eingetroffen,  und 
daher  schon  aus  diesem  Grunde,  auch  abgesehen  von  dringenden  Dienst- 
geschäften, die  jetzt  meine  Gegenwart  hierselbst  erfordern,  zu  meinem 
lebhaften  Bedauern  ausser  Stande  bin,  der  Säcularfeier  des  Geburts- 
tages von  NicoLAüS  CopERNicrs  beizuwohnen.  Ich  muss  mich  daher 
darauf  beschränken,  schriftlich  den  Wunsch  auszusprechen,  dass  die 
Feier  in  jeder  Weise  durch  die  Umstände  begünstigt  werde  und  den 
Leitern  wie  allen  Theilnehmern  zu  voller  Befriedigung  gereichen  möge. 

Der  Wirkliche  Geheime  Rath  und  Ober-Präsident 

V.    HORN. 


D 


Berlin  den  23.  Januar  1873. 

em  hochgeehrten  Verein  sage  ich  meinen  allerverbindlichsten 
Dank  für  das  gütige  Andenken,  welches  Sie  mir  durch  die  schmeichel- 
hafte Einladung  zur  4.  Säcularfeier  des  Copernicus-Tages  bewiesen 
haben. 

Leider  bin  ich  nicht  gesund  genug,  um  in  gegenwärtiger  Jahres- 
zeit weitere  Reisen  unternehmen  zu  können.  Auch  fesseln  mich  gerade 
in  den  bezeichneten  Februartagen  verschiedene  Verpflichtungen  des  Hof- 
dienstes an  Berlin.  Sie  wollen  daher  mein  Ausbleiben  gütigst  ent- 
schuldigen und  mir  auch  fernerhin  die  bisherigen  geneigten  Gesinnungen 
erhalten. 

Mit  grösster  Verehrung 

ganz  ergebenst 

Gr.  Stillfuiei). 


100 
Berlin  den  28.  Januar  1873. 


D. 


'urch  die  Einladung,  welche  der  Copernicus- Verein  mir  zu  dem 
bevorstehenden  Gedenkfeste  für  Copernicus  unter  dem  16.  d.  M.  hat 
zugehen  lassen,  fühle  ich  mich  hochgeehrt.  Indessen  muss  ich  es  mir 
versagen,  derselben  zu  folgen,  da  meine  sich  fort  und  fort  mehrenden 
amtlichen  Geschäfte  meine  Zeit  vollständig  in  Anspruch  nehmen.  In- 
dem ich  dem  Vereine  daher  für  seine  freundliche  Aufmerksamkeit  er- 
gebenst  danke,  versichere  ich  den  Verein  meiner  wärmsten  Theilnahme 
für  sein  schönes  Unternehmen  und  wünsche  von  Herzen,  dass  das  die 
Augen  der  gesammten  gebildeten  Welt  auf  sich  ziehende  Fest  sich  in 
glücklicher,  harmonischer  Weise  vollziehen  möge. 

Der  Geheime  Kabinets-Kath 

V.    WiLMOVrSKI. 


Berlin  den  28.  Januar  1873. 


D. 


"em  geehrten  Fest-Comite  des  Copernicus-Vereins  sage  ich  ver- 
bindlichsten Dank  für  die  gütige  Einladung  zu  der  auf  den  18.  und 
19.  Februar  anberaumten  Feier.  Zu  meinem  grossen  Bedauern  jedoch 
sehe  ich  mich  genöthigt  hinzuzufügen,  dass  mein  gegenwärtiger  Ge- 
sundheitszustand und  die  Beschränktheit  meiner  Zeit  mir  nicht  gestatten, 
der  mir  kundgegebenen,  so  überaus  freundlichen  Absicht  zu  entsprechen. 
Mit  dem  Wunsche,  dass  die  seltene  Feier  in  den  weitesten  Kreisen  die 
ihrer  Bedeutsamkeit  gebührende  Anerkennung  und  Theilnahme  finden 
möge,  bin  ich  mit  der  vollkommensten  Hochachtung 


des  geehrten  Fest-Comites 


ergebenster 


V.  Hülsen. 


16J 


Königsberg  den   1.  Februar   1873. 


D. 


'en  geehrten  Vorsitzenden  des  Copernicus- Vereins  für  Wissen- 
schaft und  Kunst  beehre  ich  mich,  auf  das  geehrte  Schreiben  vom 
16.  Januar,  ganz  ergebenst  zu  erwidern,  dass  ich  zu  meinem  Bedauern 
der  Einladung  zur  Theilnahme  an  der  4.  Säcularfeier  des  Geburtstages 
von  Copj:rnicus  keine  Folge  geben  kann,  indem  dienstliche  Gründe, 
speciell  die  Abwesenheit  des  Chefs  des  Generalstabes,  mich  verhindern, 
die  Garnison  zu  verlassen. 


Hoch  ach  tu  ngs  voll 


V.  Barnekow, 


Generallientenant,   mit  dem  Range  eines 
commandirenden  Generals. 


Danzig  den   14.  Februar  1873, 

All  den  Coperiiicus-Verein 
fflr  Wissenschaft  und  Kunst  in  Thorn. 


D< 


'em  geehrten  Vorstande  des  Copernicus- Vereins  für  Wissenschaft 
und  Kunst  statte  ich  meinen  aufrichtigsten  und  herzlichsten  Dank  für 
die  geneigte  Einladung  vom   16.  v.  Mts.  hiermit  ganz  ergebenst  ab. 

Wenn  dies  erst  jetzt  geschieht,  so  bitte  ich  die  stattgehabte  Ver- 
zögerung dadurch  zu  entschuldigen,  dass  es  mein  lebhafter  Wunsch  war, 
mit  dem  Dank  für  die  mir  erwiesene  Ehre  zugleich  die  Anzeige  zu 
verbinden,  dass  ich  im  Stande  sein  würde,  der  gütigen  Einladung  zu 
dem  bedeutsamen  Feste  Folge  zu  leisten. 

11 


l(i^ 


Zu  meinem  aufrichtigen  Bedauern  ist  mir  dies  selbst  jetzt  noch 
nicht  möglich ,  da  parlamentarische  Pflichten  mich  nach  Berlin  rufen 
und  ich  nicht  abzusehen  vermag,  ob  dieselben  mich  nicht  gerade  für 
die  Festtage  dort  zurückhalten  werden.  Sollten  die  Verhältnisse  es 
irgend  gestatten,  dann  werde  ich  wenigstens  an  den  Festlichkeiten  des 
19.  d.  Mts.   Theil  zu  nehmen  mir  die  Ehre  geben. 

Um  indess  das  Interesse  der  Stadt  Danzig  an  der  Feier  unter 
allen  Umständen  zu  bethätigen ,  wird  der  Magistrat  als  Vertreter  der 
hiesigen  gelehrten  Schulen  den  Stadt-Schulrath  Herrn  Dr.  Oosack  zu 
dem  Feste  abordnen,  und  bitte  ich,  denselben  unter  die  Zahl  der  Gäste 
freundlich  aufnehmen  zu  wollen. 

Unter  Wiederholung  des  aufrichtigsten  Dankes  und  mit  den  herz- 
lichsten Wünschen  für  den  unzweifelhaft  glänzenden  und  würdigen 
Verlauf  der  Feier  habe  ich  die  Ehre  mich  zu  zeichnen 

ganz  ergebenst 
V.  Winter. 


16:) 


Ad  L.  Prowe  et  E.  de  Lossow 

viros  doctrixa  et  munere  praestantissimos 

Alois  Chrysostomus  Ferruccius 

S.  P.  D. 


E, 


Igo  vero  videbor  vobis  vel  parum  gratus  vel  expers  humanitatis 
(quae  tarnen  in  litteris  esse  solet  humanior)  qui  invitationi  vestrae  per 
epistolam  datam  X  Kalend.  Februar,  hactenus  rescribere  distulerim 
inexcusabili  negligentia  silentii.  Dicam  equidem  quod  vix  credibile  sit 
in  expeditissima  tabellariorum  excursione.  Ea  epistola  perlata  est  ad  me 
in  Bibliotheca  Mediceo-Laurentiana,  cujus  praefectura  fungor,  III  No- 
nas  Martias !  Hoc  intervalli  quasi  miraculum  testis  sit  apud  vos  inter- 
ceptae  voluntatis  meae,  cujus  significatio  cum  censu  memoris  gratique 
animi  nimis  diu  passa  est  retardari  maleficio  alienae  socordiae. 

Pro  certo  liabete,  me  nihil  aut  magis  acceptum,  aut  honorificum 
magis  liabuisse ,  quam  munus  invitantis  epistolae  vestrae.  Qui  enim 
CoPERNicuM  (quem  mundanum  civem  licet  appellare)  venerari  ac  dili- 
gere  a  studiis  philosophicis  juventutis  jam  didici,  libens  volens  ad 
ejusdem  festa  secularia  me  contulissem  hospes  oppido  receptissimus, 
nisi  per  lustra  aetatis  XVII  necessaria  excusatione  rescribere  ad  vos 
debuissem. 

Nee  ego  respondens  usus  essem  Gallica  dictione;  qui  probe  scio, 
quanti  apud  vos  sit  Sermo  Patrius  ab  Urbe  profectus,  quae  patria  est 
omnium  ingeniorum.  Gallica  enim  dictio  in  curta  veste  procedens  officit 
nobilitati,  quae  Latinae  linguae  Patrimonium  est  a  majoribus,  ejusque 
copiam  nequidquam  desiderat. 

Pergite,  illustres  Viri,  exercitationibus  tueri  possessionem  in  qua 
estis  Linguae,  quam  ab  institutis  et  legibus  fas  est  dicere  imperatoriam. 
Tempus  enim  adveniet,  ex  sententia  cl.  Lowe  apud  Anglos  praepositi 
ministerio  rationum  aerarii  omnium,  quo  Sermo  Patrius  jura  per  Euro- 
pain recipiet  sua,   virtuto  propria,   usu  commodiore. 


i64 


Etenim  incumbere  in  idiomata  plura  (hoc  iino  posthabito)  furatui* 
horas,  ne  dicam  dies  et  annos  doctrinis  inter  philosophos  ciüuscunque 
nationis  communicaudis. 

Baconem  audite ;  Copernicum  ipsum  aemulamini !  religione  quadara 
ad  ejus  exemplum  formnti.  Lingua  enim  Ciceronis,  et  Taciti  (qiiidquid 
in  adversum  circumsonet)  lingua  est  perfeetae  eloquentiae,  significatio 
potioris  philosophiae.  Qui  Ciceronem  carpunt  ab  orationibus,  omittunt 
eum  aestimare  philosophum  tum  verbis  tum  sententiis,  sed  praeeipue 
judicio  delectus  incomparabilem. 

Mitto  ad  vos  libellum,  qui  est  TTAPEPrON  Fabularum  mearum 
cum  praefatione ,  quam  vos  perlegere  fert  opus :  missurus  breviter 
Fabularum  fasciculos  tres  editos  ante  Fdecta  Carmina,  quae  Lipsiae  typis 
J".  A.  Brockhaus  prodierunt  anno  proxime  elapso. 

Valete. 

d.  Florentinae  in  R.  Bibliotheca  Mediceo-Laiirentiana 
prid.  Nonas  Mart.  A.  MDCCCLXXIII. 


Braunsberg  den   12.  Februar  1873. 


De 


'em  hochverehrten  Vorstande  des  Copernicus-Vereins  für  Wissen- 
schaft und  Kunst  in  Thoru  bin  ich  erst  jetzt  —  acht  Tage  vor  der  4. 
Säcularfeier  des  Geburtstages  seines  Patrones  —  in  der  Lage,  auf  die 
unter  dem  IG.  Januar  d.  J.  an  mich  ergangene  gütige  Einladung  zu 
dem  schönen  und  vielversprechenden  Feste  definitiv  antworten  zu  können, 
indem  sich  erst  jetzt  endgültig  die  Unmöglichkeit  für  mich  herausge- 
stellt hat,  am  19.  d.  M.  in  Thorn  anwesend  zu  sein.  Die  von  dem 
Ermlündischen  Domkapitel  für  denselben  Tag  projectirte  Copernicusfeier 
nämlich  macht  es  mir  unter  den  hiesigen  Verhältnissen  geradezu  zur 
Pflicht,  einer  Einladung  des  Frauenburger  Fest-Comite  nachzukommen 
und  durch  Vorzeigung  und  Erklärung  der  für  diesen  Zweck  zusammen- 
gebrachten  Copernicanischin  Schriften,    Bücher,    Bilder  und  Monumente 


105 


den  in  Franenbnrg  versammelten  Festgenossen  nach  Kräften  Belehrung 
und  Genuss  zu  verschafl'en.  Sie  werden,  hochgeehrte  Herren,  gewiss 
gern  meiner  einfachen  Versicherung  glauben,  dass  es  mich  einige  Ueber- 
windung  kostete,  darauf  zu  verzichten,  den  vierhundertsten  Geburtstag 
des  grossen  Astronomen  in  der  mir  bis  dahin  noch  unbekannten  Ge- 
burtsstadt desselben  mit  Ihnen  nach  dem  so  schönen  und  reichhaltigen 
Programm,  das  Sie  mir  zu  übersenden  die  Güte  hatten,  zu  feiern  — 
allein  wie  die  Sachen  hier  einmal  liegen ,  muss  ich  es  geradezu  als 
meine  Pflicht  ansehen,  heute  über  acht  Tage  am  Grabe  und  nicht  an 
der  Wiege  unseres  Copernicus  mich  einzufinden.  Und  so  werden  Sie 
denn  —  ich  bin  überzeugt  —  mit  demselben  Wohlwollen,  das  sich  in 
Ihrer  Einladung  aussprach,  meine  Entschuldigung  und  mit  ihr  zugleich 
auch  den  Ausdruck  n^eines  aufrichtigen  Dankes  für  Ihre  Güte  entgegen- 
nehmen und  ebenso  als  einen  geringen  Beweis  meiner  herzlichen  Theil- 
nahme  und  Ihrer  Festesfreude  die  Gabe  einer  im  Namen  des  historischen 
Vereins  für  Ermland  von  mir  herausgegebenen  Jubelschrift,  des  »Spici- 
1  e gi u m  C  0 p  e r  n i c a n u m « ,  an  dessen  Schlüsse  ich  Gelegenheit  gefunden 
habe,  den  Mitgliedern  Ihres  geehrten  Vereins,  die  mich  dabei  treulich 
unterstützt  haben,  meine  dankbare  Anerkennung  für  deren  verdienst- 
liche Leistungen  auch  öffentlich  auszusprechen. 

Und  so  mögen  denn  Thorn  und  Ermland  auch  ferner  in  freund- 
schaftlicher Weise  mit  einander  wetteifern,  das  Andenken  eines  wahr- 
haft grossen,  edlen  und  weisen  Mannes  zu  ehren,  den  beide  mit  Recht 
den  Ihrigen  nennen  können  und  in  dessen  Bewunderung  und  Nacheiferung 
wir  uns  stets  geeint  finden  werden  in  dem  unablässlichen  Aufstreben 
nach  der  Sonne  der  ewigen  Wahrheit,  die  in  die  Finsternisse  dieses 
Erdenlebens  hineinleuchtet  und  in  der —  um  mit  Copernicus  zu  sprechen 
—  die  Fülle  der  Seligkeit  wohnt  und  alles  Gute  —  in  quo  tota  felicitas 
est  et  (rmne  honiim. 

Genehmigen  Sie,  hochgeehrte  Herren,  bei  dieser  Veranlassung  den  Aus- 
druck der  besonderen  Hochachtung,  in  der  ich,  unter  den  besten  Wünschen 
für  die  Wohlfahrt  Ihres  Vereines  und  einen  glücklichen  Ausgang  Ihres 
Festes,  allezeit  verharre. 

Ihr  ergebenster 

Professor  Ur.  F.  IHpler. 


166 


Leipzig  den   15.  Februar   1S73 


Mi 


it  dem  ergebensten  Danke  für  die  mich  ehrende  Einladung  zu 
Ihrem*  hohen  Feste,  die  ich  gestern  erhalten,  muss  ich  leider  das  Be- 
dauern vereinen,  derselben  nicht  folgen  zu  können.  Die  Erde  bewegt 
sich  freilich  noch  ganz  munter  trotz  ihres  hohen  Alters,  der  Mensch 
verliert  leider  mit  den  Jahren  seine  Beweglichkeit.  In  Gedanken  werde 
ich  indess  Ihrem  Feste  nahe  sein;  und  wie  die  Erinnerungen  an  das 
Gymnasium,  an  mein  kleines  Wohnstübchen  in  dem  Copernicus-Hause 
an  der  Ecke  der  Annen-  und  Bäckerstrasse,  wo  das  Copernicus-Bild 
mit  dem  dunkelrothen  Wammse  ernst  auf  mich  herabgeschaut,  wie  die 
Erinnerungen  an  das  Wohlwollen ,  das  ich  in  Thorn  erfahren ,  mein 
Dankgeftihl  freudig  bewegen :  so  ist  mein  Herz  auch  tief  erregt  von 
den  besten  Wünschen  für  den  glücklichen  Verlauf  Ihres  frohen  Festes 
und  für  das  allseitige  Wohl  unserer  alten,  guten  deutschen  Stadt  Thorn. 

Mit  vorzüglicher  hochachtungsvoller  Ergebenheit 

J.    LÖWENBEßG. 


Halberstadt  den  25.  Januar   1873. 


D. 


'urch  Ihre  gütige  Einladung  zu  der  Feier  des  40 Osten  Geburts- 
tages unseres  grossen  Copernicus  fühle  ich  mich  sehr  geehrt  und  hoch- 
erfreut; gestatten  Sie  mir,  dass  ich  Ihnen  für  dieselbe  meinen  ganz 
ergebensten  und  wärmsten  Dank  darbringe. 

Bei  dem  hohen  Interesse,  welches  mich  seit  langen  Jahren  für  den 
welthistorischen,  grossen  deutschen  Denker  und  sein  unvergängliches 
Werk  beseelt,  könnte  es  für  mich  nichts  Erfreulicheres  und  Lieberes 
geben,  als  dieser  Ihrer  Einladung  zu  folgen.  Und  doch,  —  nach  reif- 
lichstem Erwägen  der  Wege,  auf  denen  ich  meine  persönliche  Theil- 
nahme  an  dem  Feste  ermöglichen  könnte,  —  sehe  ich ,  zu  meinem 
schmerzlichsten  Bedauern,  mich  in  der  betrübenden  Nothwendigkeit,  mir 
die  Erfüllung  dieses  Herzenswunsches  zu  versagen. 


167 


Meine  innigste  Tlieilualime  wiid  aber  aus  der  Ferne  Ihrem  schönen 
Feste  lebliaft  zugewandt  sein,  und  indem  icli  Sie  angelegentlichst  und 
ganz  ergebenst  ersuche,  meine  gezwungene  persönliche  Abwesenheit  bei 
demselben  geneigtest  entschuldigen  zu  wollen,  habe  ich  die  Ehre,  mich 
zu  zeichnen  als 

Ew.  Hoch  wohlgeboren   hochachtungsvollst  ergebener 

Dr.  Menzzer. 


Gaste  11  in  Rheinhesseh  den   17.  Februar   1873. 

All  E.  Wohll.  Vorstand  der  Coperiücanischen  Gesellschaft 
in  Thorn. 

Geehrte    Herren! 

ixus  weiter  Ferne  rufe  ich  zu  dem  schönen  Festtage  ein  herz- 
liches »Glück  auf«!  Zur  besonderen  Ehre  rechnend,  dass  ich  an  dem 
Tage,  wo  es  400  Jahre  sind,  dass  Copernicus  das  Licht  der  Welt 
erblickte,  die  Locomotive  dör  Hess.  Ludwigs-Bahn  fahre,  die  den  Namen 
des  grossen  Gelehrten  trägt ,  glaubte  ich  mir  erlauben  zu  dürfen ,  die 
Anzeige  zu  machen,  dass  auch  hier  am  Rhein  ein  kleines  Fest  gefeiert 
wird  zu  Ehren  dessen,  den  Gott  berufen,  in  trüber  Zeit  der  Mensch- 
heit eine  Leuchte  zu  sein. 

Die  Gravitation  ist  das  Gesetz,  nach  dem  sich  das  grosse  Sternen- 
meer im  unendlichen  Weltraum  bewegt;  gleich  diesem  soll  die  Gravi- 
tation der  Geister  das  Gesetz  sein,  nach  dem  die  Menschheit  sich  be- 
wegt. Jeder  soll  wissen,  dass  er  nur  ein  Theil  des  Ganzen  ist.  Vor- 
wärts ist  die  Bahn  aller  getreu  unserer  Bestimmung  »Gottähnlichen« !  — 

Zur  würdigen  Feier  des  Tages  (19.  d.  M.)  ist  meine  Maschine  mit 
Kränzen  geziert,  und  werde  ich  mich  nicht  wenig  freuen,  nach  meinen 
geringen  Kräften  mit  beigetragen  zu  haben  zur  Erinnerung  an  den 
grossen  Gelehrten  Copernicus. 

Hochachtungsvoll 

Jacob  Schick,  Locomotivf (ihrer. 


168 


ixusser  den  vorstehend  Aufgeführten  hatten  Glückwunsch-Schreiben 
zum  Feste  eingesandt,  bez.  die  Behinderung  an  der  Copernicus-Feier 
Theil  zu  nehmen  angezeigt :  Appellation sgerichts-Präsident  Breithaupt 
zu  Marienwerder,  Dr.  Cantor,  Professor  an  der  Universität  zu 
Heidelberg,  Pastor  Hepner  zu  Dan  zig,  Justizrath  Hoffmann  zu 
Berlin,  Dr.  Alois  Gruber  zu  Wien,  Dr.  Franz  Hülskamp  zu 
Münster,  Geh.  Regierungs-Rath  Koerner,  früher  Ober- Bürgermeister 
von  Thorn  und  Begründer  des  Copernicus-Vereins ,  Propst  Lehmann 
zu  S  c  h  k  0  e  1  e  h  bei  Naumburg  a/S . ,  Justizrath  Lesse  zu  Berlin, 
Geh.  Regierungs-Rath  von  Quast,  Conservator  der  Kunstdenkmäler  in 
Preussen,  Dr.  Röpell,  Professor  an  der  Universität  zu  Breslau, 
Dr.  Martin  Schultze,  Rector  der  höheren  Töchterschule  zu  Cüstrin, 
Major  von  Wichert  zu  Strassburg  i/E.,  Dr.  Winckler,  Conrector 
am  Dom-Gymnasium  zu  Colberg. 


De  Nicoiao  Copernico 

die   natali   eius    in    secula  IUI   redeunte 

(d.  19.  Febr.  1873). 

Aude  aliquid  malus  —    (monet  hoc  me  saepe  Camena 
Interius)   —  permitte  tibi  te,  praeter  inanes 
Effectu  leges,  incommoda  vincula  et  usus ; 
Quae  liciti  fines  praescribunt,  atque  coartant 
Iura  voluntatis,  sunt  arbitrioque  catenae.  — 
Proposito  metae  nullius  it  altius  actus 
Quam  speravit  homo,  superatque  cacumen  Olympi. 
Quod  si  praecipitet,  bene  praecipitavit  ad  imum, 
Alteri  ut  alterius  sint  fundamenta  ruinae. 
Nunquam  alias  iunctis  elementis  ignis  et  undae 
Per  terras  equitare  fuit,   per  et  aequora  ponti 
Electri  virtute  loqui,  petere  ardua  caeli 
Acre  concluso  in  tenui  levitate  globorum  : 
Et  quod  stulticiae  nomen  tulit,  esse  in  honore 
Cepit,  inaccessae  neque  terret  gurges  abyssus. 
Non  ideo  experiar  sortes  ego  vincere  fati 
Decreto  huraani :  nee  aquas  temerarius  ibo 
Ignotas  penitus  tentare,  et  vcrtere  fundo, 
Ingenii  cymba  fragili  per  operta  vagante. 


17(1 


Coiiimemorare  tarnen  decet  iillos  mente  sagaci 
Sic  valide  instructos,  sie  iudicioque  potentes, 
Cuncta  nova  ex  veteri  ut  facerent  errore  scliolaruin 
Atque  manu  magna  caelum  ipsum  paene  moverent. 

Quanta  fuit  nebulae  vis,   et  tenebrosa  meatu 
Quae  via,  ne  saeptis  exires  maximus  index, 
Idem  etiam  antistes  novifcate,  Copernice,  motus? 
Philolai  vetus  est  sententia    (pone  magistrum 
Pytliagoram  Samium,    quem  pliilosopliia  iocavit) 
Sole  regi  medio  positis  systema  planetis 
In  gyrum  varia  ratione  modoque  rotandi, 
Scilicet  4n  sese  motu  per  aperta  diurno, 
Et  circa  Solem  producto  latius  orbe. 
Tempore  quemque  suo,  iuxta  praescripta  Creantis. 
Tu,  Nicolae,  facis  redivivum  hunc,  a  Ptolomaeo 
Deficiens,  tibi  fautores  et  acumine  mentis 
Adiungis  socios,  quibus  ausu  maximus  audis. 
Pulsa  throno  Tellus  accessus  atque  recessus 
Tunc  seit  habere  suos,  comitesque  in  tramite  Stellas, 
Quae  regina  prius  meruisse  a  Sole  tributum 
Lucis  et  immotam  concentu   stare  putabat 
Astrorum,  et  circa  sese  trahere  orbibus  orbes. 
Tunc  reges  timuere  sibi,   Tellure  repressa, 
Ne  caderent  sua  iura,   et  par  fortuna  daretur. 
Sed  Gabaon  stupuit  minus  imperiosius  illud 
Verbum,  quo  losua  assumpsit  sibi  sistere  Solem, 
Excidiumque  suum  a  causis  potioribus  hausit. 
Volvitur  axe  suo  radiisque  super volat  omne, 
Quod  circa  est,  Sol  immensus,  virtute  caloris 
Corpora  et  invadit  levitate  rotantia  cursus 
Perpetui,    quae  formarum  variare  figuras, 
Et  proprii  fecunda  facit  de  luminis  ictu. 
Nulla  intacta  raanet  pars  integritatis  eorum, 
Nee  latebrae  officiunt,  neque  saxea  viscera  vitant 
Incur^um,  proliibetur  aquis  nee  mascuUis  ardor. 


J71 


Primus  in  orbe  Dens   (qui  vere  est  eins  imago) 
Sol  fiiit,  et  rapiiit  ciiltum  pieriimque  videntiim. 
Nunc  etiani  in  genua  effusus  Solem  Incas  adorat 
Quo  vis  mane  novo,  docet  et  genus  omnium  equorum, 
Quos  regit,  id  facere,  eveniens  dum  prodit  ab  undis. 
A  Sole  Auctorem  ad  summum  brevis  est  gradus  eius. 
Si  quid  liabent  homines  quod  sit  ratione  paratum, 
Prona  salutari  iit  superent  animalia  captu. 
Omnia  laetificat  Sol :    nee  Natura  resistit 
Hiüc  puero,  cito  qui  iuvenis  complectitur  illam. 
Et  vespertinus  trahit  ad  mysteria  noctis. 
Quare  consiliis  tenebrosa  in  crastinum  aperto 
Emergunt  partu,  inveniunt  lucemque  diei. 
Extimuit  lucem  semper  scelus,  esse  et  in  umbra 
Virtus  condoluit,   quamvis  radix  sit  honoris 
Iure  dati,    si  quando  dabunt  cunctantia  fata. 
Maeror  liic,  ille  metus  deberent  nempe  docere 
Principiis  sensu  certis,  et  corde  repostis 
Quid  sit  Sol  rerum,  quid  nox  a  Sole  reducta, 
Consociare  sibi  quam  Sol  tarnen  ardet  in  actu. 
Hie  est  primus  amor,  ceu  prima  redemptio  gentis 
Humanae,   Dens  ostendit  quam  Christus  iniquis, 
Hos  et,  prae  iustis,   promissa  pace  vocavit. 
Si  quis  philosophus  velit  obtrectare,   licebit ; 
Pace  carere  tamcn  patiatur,   et  esse  suorum 
Ipsum  admissorum  longa  formidine  servum. 
Cur  lumen  fugit  ingratus,  nee  Sole  calescit 
lustitiae,  medius  qui  stat,  sumatur  ut  inde 
Vita  nova,  et  vigeat  sensu  praestante  voluntas? 

Omnia  ad  occasum  vergunt,  breviterque  fatiscunt 
Exanimata  locis,  quibus  iuduxere  caduca 
Corporum,  inexpleta  vice  semper  lucis  et  umbrae. 
Spiritus  obluctatur  agens  se   (quis  neget?)   audax 
Supra  turpe  lutum,  et  cineres  putredine  mixtos, 
Vt  videat  Solem  aeternum,  (juem  sperat  ^nbelu?) 


172 


Libertatis  homo,   simul  ac  sua  membra  reliquit. 
Hanc  spem  posthabita,   Nicolae  Copernice,  terra 
Provehis,  in  medio  stellarum  Sole  locato, 
Vnde  iter  ad  solhim  fiat  sublime  Creantis. 
Sint  a  Keplero  manifestae  postea  leges, 
Per  quas  ellipsis  curvamine  quisque  planeta 
Se  gerit  in  cursu,  vacimmque  per  aera  fertur 
Mole  sua :  intuitu  divino  hoc  tu  prior  illo 
Novisti,  scriptoque  etiam  nunc  teste  notasti. 
Quod  Galilaeus  adhuc  renovati  motibus  Orbis 
Addidit  invicta  ratione,  obatante  caterva 
Caecorum,  si  displicuit,  potuitque  morari, 
Non  ideo  eripuit  successum  talis,  itemque 
Tautae  doctrinae,  quae  suffragatur  abunde 
Divinae  Fidei,   cumulatque  cacurfiine  templum 
Immortale  Dei,   cui  rerum  serviat  ordo. 
Hos  igitur  virtute  pares  omnis  colet  aetas, 
Et  tantum  adjiciet  meritis  utriusque  magistri, 
Quantum  caeca  cohors  visa  est  deducere  honoris. 

Vobis  centeno  tribuetur  quolibet  anno, 
Philosophi  insignes,  laus  multipHcata  virorum 
Conventu  celebri  et  plausu  concorditer  uno, 
Praecipue  quia  iudicii  sententia  vestri 
Praestitit  arbitrio,  revocavit  et  ad  sua  iura 
Solem  hunc,  lustitiae  ad  Solem  ut  sit  rectius  ire, 
Cuius  in  orbe  Deus  sedet,   aeternumque  sedebit. 


Florciitiae  in  R.  Bibliotlieca  Mediceo-Laurentiaiui  Kai.  Augiisü 
A.  MDCCCLXXII. 


Aloisius  Chrysostomus  Ferruccius 
eiusdem  Bibliothecae  Praefectus. 


7*^ 


Nicolaus  Copernicus. 

Zur 
Feier  der  4 00 jähr.  Wiederkehr  seines  Geburtstages 

am  19.  Februar  IST 3. 


Ja    feiern    wir   Dich!    heiif  stehst   Du    vor    uns,    der  Mann   still 

Schaftender  Arbeit, 
Den  sinnenden  Blick  zum  Himmel  gewandt  in  des  Geistes  ernstester 

Sammlung, 
Bis  Dir  sich  enthüllt ,    dem  Denker   zum  Lohn ,    der   wandelnden 

Sterne  Geheimniss. 
Am  Geiste  Du  gross,    doch  auch  frei  Du  am  Geist  und 

vereint  mit  den  Rittern  vom  Geiste, 
5    So  riefst  Du  herbei,   im  Solde  des  Lichts,   der  Zeiten  gewaltigen 

Umschwung ! 
Derweil    Du    entfernt   vom   Geräusche   der   Welt  die   himmlischen 

Kreise  noch  ordnest, 
Vertiefte  sich  schon,   vereinsamt  zuerst,    dass  Frieden    erfüllte  die 

Brust  ihm, 
hl   des  Glaubens  Schacht   des  Bergmanns   Sohn ,    der   bibeldurch- 

spähende  Luther, 
Und   fördert  zu   Tage  —  schon  harrt  ja   das  Volk  —  das  Gold 

erlösender  Wahrheit. 
M»    Doch  wälirend  Ihr  uns  die  Himmel  gewinnt,  der  eine  den  sterne- 

geschmllckten, 


\u 


Der  andere  ihn,    den  das  Herz  ersehnt,    wann   tief  es  seufzet  in 

Drangsal : 
Hat  mit  muthiger  That  —  von   ahnendem  Sinn   ward   des  Geistes 

Segel  geschwellt  ihm  — 
Schon   Christoph   Colon,    der    kühne   Pilot,    gen  Westen    die 

Erde  entdeckt  uns, 
Dass  länger  nicht  noch,    als   die  himmlische  Welt,    die   heimische 

Erde  uns  fremd  sei. 
15   So  stehet  Ihr  Drei   im  Dienste  des  Geists  abhold  der  beengenden 

Satzung, 
Vom  Muthe  der  Demuth   innen  gestählt   und   glaubend   die  Kräfte 

der  Wahrheit. 
Im  Morgenrothe   des   Tages   verklärt,    den   selbst   Ihr  zum    Siege 

geführt  habt! 
Doch   heute   zumal  begrüssen  wir  Dich,    den  Himmeldurchforscher 

Kopernik ! 
Geweiheten    Blicks    hast    klar    Du    geschaut    in    der    himmlischen 

Kreise  Verschlingung. 
20    Dir  entwirrten  sie  sich :    um  die  Eine  gesellt ,    die  lebenspendende 

Sonne, 
Vollbringen   die   andern,    harmonisch   gefügt,    den  majestätischen 

Ringtanz, 
Mit    ihnen    der    Erde    rollend   Gestirn,    uns    allen    die    nährende 

Heimat, 
Doch    um    sie  wieder    sich    schwingend    der    Mond,    geleitend    in 

ruhiger  Pracht  sie. 
0  herrlicher  Bau !    „Wer  möchte  denn  je  —  so  riefst  wie  himm- 
lisch entzückt  Du  — *) 
25   Versetzen    die  Fackel    an   anderen   Ort   in    diesem   schönsten   der 

Tempel. 
An   besseren    Ort,    als    wo   sie   zugleich   den   ganzen   herrlich  er- 
leuchtet. 


*)  Nicol.  Copern.  de  Revol.  orb.  cael.  lib.  I.  eap.  10. 


175 


Mit    trefflichem    Wort    von    Manchem    genannt    ward    längst    die 

Leuchte  der  Welt  sie, 
Von    anderen    sie    die    Seele    der    Welt    und    sie    die    Himmels- 

regentin ; 
Lenkt    sicher    sie    doch    familienhaft    vom    Throne    die    kreisende 

Sternschaar. 
.U)   Und  nicht  mangeln  der  Erde  die  Dienste  des  Monds,    dem  selber 

sie  innig  verwandt  ist ; 
Doch    an    der   Sonne    befruchtet   sie    sich    in   jährlich    erneuerter 

Zeugung. 
0  staunenswtirdig  die  Ordnung  der  Welt,   der  Glieder  symmetrische 

Fügung: 
Wie  sie  wandeln  daher,  wie  an  Grösse  sie  sind  —  nicht  bessere 

Ordnung  erfindbar!" 
So   riefst   Du   dereinst,    und   mit   sicherer  Hand   vollzogst  Du  der 

Erde  Entthronung, 
35   Enthobst  Du   der  Sonne   hohes   Gestirn   sich    lang  hinschleppender 

Knechtschaft, 
Die   der  Irrthum   ihr   schuf,    Jahrtausende    lang   gehegt   von   be- 
quemer Gewohnheit. 
Du  fürchtetest  nicht  den  versteinerten  Wahn,    nicht   die  lärmende 

Phrase  der  Leerheit; 
Nein !    verwegenem  Wort ,    das  die  Wahrheit   entstellt ,    hast  volle 

Verachtung  gelobt  Du ! 
Und  was  Du  geahnt,  ward  köstlich  erfüllt !   es  drang  ja  kämpfend 

zum  Siege, 
40   Als  arbeitermüdet  Dein  Auge  sich  schloss,    die  Wahrheit,    die  Du 

erschaut  hast. 
Zu  vergleichen  dem  Tag,    der   die  Wolken  der  Nacht,    die  Nebel 

des  Morgens  durchdringt  erst. 
Bis   in   göttlicher   Pracht    allüberallhin    die  Sonne  ihr  Leben  ent- 
sandt hat. 
Und    es    kam    ja    der   Tag,    der   goldene  Tag!     die    himmlischen 

Sphären  belauschend 


17G 


Hat   Keplers   Genie   entfaltet   vor   uns   der    Wandelgestirue  Ge- 
setzbuch, 
45   Und  gigantischen    Geist's   hat    Newton    darauf,    die   Tiefen   der 
Dinge  ermessend, 
Üie  Kraft  uns  gelehrt,  die  Staub  an  Staub,  die  Welten  an  Welten 

geknüpft  hält. 
Ja  feiern  wir  Dich  und  feiern  den  Tag,    der  Dich,    Kopernik, 

der  Welt  gab! 
Wohl  streiten  sie  heut',    ob  slavischen  Bluts,    ob  Du  germa- 
nischer Art  seist! 
Doch  frommt  nicht  der  Streit ,    so  eifrig  entfacht !    gehörst   doch 
der  denkenden  Welt  Du! 
50    So ,    leuchtender  Held ,    bist   der   Unsere  Du ,    wie   die   leuchtende 
Sonne  gehört  uns, 
Und  die  Erde  mit  ihr,    von  der  Sonne  belebt,    und  die  ihre  Bahn 
Du  gelehrt  hast. 
Ja  feiern  wir  Dich,  hier  festlich  vereint. 
Vom  Danke  beseelt,  der  reich  Dir  gebührt, 
Dein  geistiges  Bild  erneuernd  in  uns, 
55  Zu  der  Wahrheit  Dienst  uns  bindend  aufs  Neu', 

Um  lauteren  Muths  Dein  würdig  zu  sein. 

Der  so  lauter  Du  strahlst  — 
So  feiern  den  festlichen  Tag  wir! 

Karl  Lehmann, 
Propst  in  Schkölen  bei  Naumburg  a/S. 


G.    Gruss-Telegramme. 


Berlin  19.  Februar  1873  2  U.  46  M.  N. 
An  das  deutsche  Fest-Comite  der  Copernicus-Feier. 


gehaltenen 


Festlichen  Gruss   den    Thorner   Festgenossen   von  dem  leider  fern 

Prof.  Dr.  W.  Förster. 


Berlin   19.  Februar   1873  3  U.  N. 

Den  Festgenossen  senden  herzlichen  Gruss  und  Glückwunsch  zwei 
leider  ferne  Mitglieder  des  Copernicus-Vereins 

Justizrath  Hoffmann,  Justizrath  Lesse. 


Berlin   19.  Februar  1873  3  U.   15  M.  N. 

Seinen  freudigen  Antheil  an  der  Copernicus-Feier  bezeugend  sendet 
Festgruss  aus  der  Ferne  ein  früheres  Mitglied  des  Copernicus-Vereins 

E.  BöTHKE,  Kgl.  Kreisbaumeister  a.  D. 


12 


178 


Berlin   19.   Februar   1873   10  U.    15  M.  N. 


Die  festlich  versammelten  Copernicaner  aller  Facultäten 
senden  der  Fest-Versammlung  in  Thorn  brüderlichen  Gruss  und  ein 
Hoch  der  Geburtsstadt  des  Copernicus. 


Bologna  19.  Februar  1873   12  U.   20  M.  N. 

ÜNIVERSITAS    LlTTERARUM   ET    ArTIUM    BoNONIENSIS 

S.  D.  P. 

SOCIETATI   COPERNICANAE   ThORUNENSI. 


Quod  bonum  faustum  felix  fortunatumque  sit,  Universitas  Bono- 
niensis,  quae  olim  Nicolaum  Copernicum  auditorem  ac  studiorum  aemu- 
lura  habuit,  hoc  die  sollemnia  saecularia  natalis  ejus  suramo  studio 
omnium  Ordinum,  maxima  civium  frequentia  et  laetitia  concelebrat. 
Doctores  auditoresque  et  suo  et  populi  Bononiensis  totiusque  Italiae 
nomine  civitatem  Thorunum  nobilem  et  illustrem  Copernici  patriam  con- 
salutant,  eique  et  universae  Germanicae  nationi  tanto  hominis  ingenio 
partum  honorem  gratulantur.  Haec  populorum  studia,  hanc  gentium 
consensionem  ex  tam  diversis  tamque  longinquis  locis  in  unum  conspi- 
rantium,  ut  nomen  viri  optime  meriti  grata  memoria  prosequantur, 
fausto  omini  vertunt  et  in  spem  adducuntur  fore ,  ut  sedato  armorum 
tumultu  magnus  ille  saeculorum  ordo  redeat,  quem  Mantuanus  noster 
divino  ore  vaticinatus  est,  et  regna  tandem  exoriantur  virtutis,  ingenii, 
doctrinae,  quae  terrarum  Imperium  et  generis  humani  regimen  iam 
pridem  expostulant. 

CoMES  Caesar  Albicini,  Rector. 


179 


Brunn   19.  Februar  1873   10  U.  N. 

An  den  Copernicus-Verein   zu  Thorn. 

Herzlichen  Gruss   sendend   begeht   mit  Euch  im  Geiste  die  schöne 
Feier 

der  naturforschende  Verein  zu  Brunn. 

Prof.  Dr.  Niessl,  Secr. 


Crefeld  19.  Februar   1873   11  U.  44  M.  V. 

Dem  Copernicus-Verein  und  der  Festgesellschaft  zur  heutigen 
Jubelfeier  freudigen  Gruss!  Möge  der  Geist  jenes  Gewaltigen  auch 
über  unserer  Zeit  leuchtend  schweben,  dass  vor  der  Wahrheit  mächfgem 
Siege  verschwinde  jedes  Werk  der  Lüge! 

Die  Realschule  zu  Crefeld. 
Dr.  Ed.  Schatienburg. 


Danzig  19.  Februar  1873  7  U.  N. 

Die  zum  Festmahl  vereinigten  Mitglieder  und  Gäste  der  natur- 
forschenden  Gesellschaft  senden  der  Stadt  Thorn  und  den  dort 
versammelten  Festgenossen  ihren  wärmsten  Gruss  und  Glückwunsch. 

^  Dr.   Semon. 


12* 


180 


Ferrara  19.  Februar  2  U.  4  M.  N. 

Onorevole   Societä   Copernicana  di   Thorn 

La  cittä  di  Ferrara 

e  oggi  col  cuore  e  coUa  mente  in  mezzo  a  Voi  altiera  di  essere  stata 
madre  a  Domenico  Maria  Novara  che  Timmortale  Copernico  aramaeströ 
a  scoprire  quei  veri  che  furono  luce  e  maraviglia  a  tutti  i  popoli. 

L.  A.  Trentini,  f.  f.  di  Sindaco. 


Ferrara  19.  Februar  1873  8  U.    1  M.  V. 

Ephisiüs  Cugusi  Persi  Rector  Athenaei  Ferrariensis 
SociETATi  Copernicanae  Thorunensi  S. 

Doctores  Athenaei  Ferrariensis  salvere  iubent  Copernici  populäres 
solemnia  saecularia  natalis  eins  celebrantes,  gaudentque  posse  hoc  die 
memorare  Dominicum  Mariam  Novaram  civem  suum,  qui  in  liac  urbe 
eam  tradidit  doctrinam,  qua  postea,  quum  Bononiae  inclaruisset,  dignum 
sese  praestitit,  ut  Copernicum  Vestrum,  praeclarum  coeli  siderumque 
speculatorem  disciplinae  suae  alumnum  haberet.     Valete. 


Halle   19.  Februar  1873   10  U.  N. 

Die  Litteraria   sendet  den   Festgenossen   Gruss   und   bezeugt   ihre 
herzliche  Theilnahme. 

Dr.  Thamhayn,  Professor  Dr.  Gosche, 
Dr.  TsCHiscHWiTz. 


181 


Heidelberg  19.  Februar  1873   U  U.   28  M.  V. 

Sein  nothgedrungenes  Nicht-Erscheinen  mit  wiederholtem  Bedauern 
entschuldigend  schickt  der  frohen  Fest-Versammlung  herzlichen  Gross 
aus  dem  deutschen  Süden 

Prof.  Dr.  M.  Cantor. 


Hohenstein  in  Ostpreussen  19.  Februar  1873  4  U.  20  M.  N. 

Vereinigt  zur  Gedächtuissfeier  des  Mannes,  welcher  in  geistiger 
Freiheit  die  Schranken  der  Autorität  durchbrechend  eine  neue  Welt- 
anschauung begründete,  senden  den  dortigen  Festgenossen  Gruss  und 
Glückwunsch 

die  Festgenossen  der  Copernicusfeier  in  Hohenstein 
Kusch.     Trosien. 


Königsberg  i.  Pr.  19.  Februar  1873   11  U.  28  M.  N. 

Die  polytechnische  Gesellschaft  zu  Königsberg  bringt 
nach  beendeter  Feier  des  Copernicus-Tages  von  der  Tafel  ihren  Gruss 
den  Festgenossen  in  Thorn. 

Dr.  Albrecht. 


182 


Krakau   19.  Februar  1873  7  U.    15  M.  N. 


Die  Krakauer  Universität   sendet  dem  Copernicus- Verein  in 
Thorn  für  das  übersandte  Fest-Telegramm   innigsten  Dank  und  Gruss. 

Prof.  Dr.  FiERiCH,   Rector. 


Prag  19.   Februar  1873  9  U.   20  M.  N. 

Die  im  deutschen  Casino  versammelten  deutschen  Professoren 
der  Prager  Universität  begrüssen  die  in  Thorn  zur  Festfeier  ver- 
einigten Gesinnungs-Genossen. 

Dr.   E.  Mach,  z.  Z.  Decan. 


Padua  19.  Februar  1873   11   U.   50  M.  V. 
Societati  Copernicanae  Thorunensi 

Universitas    Patavina,      dum     uno     vobiscum     animo     Copernici 
solemniis  operatur,  salutem  dicit. 

Ferdinandus  Coletti,  Rector  Magnificus. 


I 


183 


Rom   19.  Februar   1873   12  U.   40  M.  N. 
Societati  Copernicanae  Thorunensi 

Gratias   plurimas   agit  üniversitas   literarum   Romana  sae- 
cularia  Copernicana  celebrans  et  salutem  dicit. 

Dr.  Serafini,  Rector. 


Reichenbach  in  Schlesien  19.  Februar  1873  9  U.  40  M.  V. 

Der   Verein    Philoraathie    zu   Reichenbach    bezeugt   seinen 
freudigen  Antheil  an  der  Copernicus-Feier. 


Rosswein   19.  Februar  1873  7  U.   40  M.  N. 

Wie  alle  gebornen  Thorner,  welche  an  der  heutigen  Feier  nicht 
Theil  nehmen  können,  gedenke  auch  ich  unsers  grossen  Landsmannes, 
welcher  die  Menschheit  von  dem  geistigen  Banne  befreite,  der  sie  vor- 
her gefangen  gehalten  hatte. 

Hermann  Kotze  aus  Bremen. 


184 


Ulm  den   19.   Februar   1873  9  U.   25  M.   V. 

Der  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaft 
in  Ulm  feiert  den  vierhundert-jährigen  Geburtstag  des  Copernicus, 
nimmt  Antheil  an  der  Feier  in  Thorn  und  bringt  dem  grossen  Todten 
seine  Huldigung  dar. 

Der  Vorstand. 
Arlt,   Oberst. 


FEST-GESCHENKE. 


A.    Zuwendungen  an  Geld, 


I.    Von  Seiner  Majestät  dem  Deutschen  Kaiser  und  Könige 
VON  PREUSSEN  2000  Thlr. 

Die  Allerhöchste  Bewilligung  von  2000  Thlr.  erfolgte  zunächst 
zur  Deckung  der  Herstellungs-Kosten  der  Säcular-Ausgabe  des 
Werkes  »de  revolutionibus  orbium  caelestium«.  Seine  Majestät 
überwies  jedoch,  auch  nachdem  durch  den  buchhändlerischen  Ver- 
trieb des  Werkes  die  Kosten  grösstentheils  gedeckt  waren,  dem 
Copernicus-Verein  die  volle  Garantie-Summe  für  die  anderweiten 
Zwecke  der  Säcular-Feier.  Den  Allerhöchsten  Intentionen  gemäss 
ist  zunächst  der  Festbericht  und  das  Festgedicht  in  würdiger  Aus- 
stattung veröffentlicht.  Sodann  ist  die  ¥on  Oberlehrer  Dr.  Menzzer 
'  in  Halberstadt  dem  Vereine  zur  Verfügung  gestellte  deutsche 
Uebersetzung  des  Werkes  »de  revolutionibus  orbium  caelestium« 
für  den  Druck  vorbereitet.  Die  nach  Bestreitung  dieser  Aus- 
gaben übrigbleibende  Summe  wird  dem  Fond  für  das  Copernicus- 
Stipendium   (S.    188)  zugewiesen. 

IL    Von  den  städtischen  Behörden  Thorns  als  Beihülfe   zur 
Bestreitung  der  Kosten  für  die  Copernicus-Feier  505  Thlr.  27  Sgr.  3  Pf. 

Die  vorstehende  Summe  setzt  sich  zusammen  aus  einer  vor  dem 
Feste  erfolgten  Baarbewilligung  von  250  Thlr.  und  der  nach- 
träglich beschlossenen  Uebernahme  der  sämmtlichen  Kosten  der 
Gas-Einrichtung  und  des  Gaskonsums  auf  die  Stadtkasse  im  Ge- 
sammtbetrage  von  255  Thlr.   27  Sgr.   3  Pf. 


188 


III.  Zur  BegTüiidiiiig  eines  Copeunicus  -  Stipendiums  ,  welches 
alljährlich  am  19.  Februar  in  der  öffentlichen  Sitzung  des 
Copernicus-Vereins  in  Raten  von  100  Mark  zur  Vertheilung 
kommt : 

1 .  von    einer  Thornerin    durch  Pastor  Hefner   zu  Danzig  am  Sä- 

culartage  eingesandt  25  Thlr. 

2.  Ertrag    einer    Sammlung    bei    der    Copernicusfeier   der    natur- 

forschenden   Gesellschaft    zu    Danzig,     eingesandt    durch 
Dr.  Semon  21   Thlr. 

3.  von  Kaufmann   Adolph  Schwartz   zu  Valparaiso    (einem  ge- 

bornen  Thorner)   20  Pfd.   Sterl.  =   134  Thlr. 

4.  von  Bürgermeister  Marquardt  in  Schippenbeil  1  Thlr. 

5.  Von  den  Mitgliedern  des  Copernicus-Vereins  für  Wissen- 

schaft UND  Kunst  128  Thlr. 


B.   Literarische  Festgaben. 


Zur   Feier   des   19.  Februar   1873   ivurden   dem    Coperniciis- 
Yerein  für  Wissenschaft  und  Kunst  zugeeignet: 

1.  Grundzüge  und  Beiträge  zur  systematischen  Behandlung 
der  Religions-Politik  im  Deutschen  Staate  von  Theodor 
KoERNER,  Geheimer  Regierungs-Rath. 

Als  Gedächtnissschrift  zur  vierten  Säcularfeier  des  Geburts- 
tages von  Nicolaus  Copernicus  dem  Copernicus- Verein  fiir  Wissen- 
schaft und  Kunst  gewidmet. 

Berlin   1873.     Carl  Heymann's  Verlag. 

2.  Indogermanisch,  Semitisch  und  Haraitisch.    Von  Dr.  Martin 

SCHULTZE. 

Bei  Gelegenheit  der  vierten  Säcular-Feier  des  Geburtstages 
von  Nicolaus  Copernicus  dem  Copernicus -Verein  in  Thorn 
überreicht. 

Berlin   1873.     S.   Calvary  &  Comp. 


190 


II. 

Nachstehende  als  Festgaben  zum  19.  Februar  1873  erschienene 
Schriften  wurden  zur  Säcularfeier  eingesandt: 

l .  Von  den  Universitäten  zu  Rom  und  Padua  eine  grö.>^sere ,  zur 
Vertheilung  an  die  Fest-Theilnehmer  bestimmte,  Anzahl  von 
Abdrücken  der  für  die  Copernicus-Feiei*  daselbst  veröffentlichten 
Gedenkblätter.  *) 


*)  Die  von  der  Universität  zu  Rom  dem  Andenken  an  Coperni- 
eus  gewidmete  Inschrift  lautet: 

NICOLAO  .  COPERNICO 

QVOD  .  ASTRORVM  .  CIRCVITVS  .  LEGESQVE 

DVM  .  DIVINITVS  .  MEDITATVR 

VETERES  .  DISSIPATVRVS  .  ERRORES 

MATHEMATICAM  .  IN  .  HOC  .  ARCHIGYMNASIO  .  TRADIDERIT 

CAELIQUE  .  RATIONEM  .  DEFICIENTE  .  LVNA 

ANNO  .  MD  .  SPECVLATVS 

ROMANAE    .    SAPIENTIAE    .    DECVS    .    MAXIMVM 

ASTRONOMORVM  .  MAXIMVS  .  PEPERERIT 

QVADRINGENTESIMO  .  NATALI  .  DIE 

DOCTORES  .  ET  .  ALVMNI 

HONORIS  .  DEFERVNT  .  MONIMENTVM 

XI  .  KAL.  MAR  .  MDCCCLXXIIL 

Die  in  der  Aula  der  Universität  zu  Padua  gesetzte  Gedenktafel  trägt 
die  Worte: 

NIC.  COPERNICO 

QUO  .  DIE  .  XI  .  KAL  .  MART  .  AN  .  MDCCCLXXIII 
EIUS  .  NATALITIA  .  IV  .  POST  .  SAECULO  .  CELEBRABANTUR 

UNIVERSITAS  .  PATAVINA 
TANTO  .  LAETA  .  VIRO  .  IN  .  SUUM  .  OLIM  .  SINUM  .  RECEPTO 

TIT  .   POS  . 


191 


2 .   Von  der  Universität  zu  Krakau  die  Festschrift  zur  Copernicus- 
Feier : 

Natalem  Nicolai  Copernici  olim  üniversitatis  Cra- 
coviensis    alumni,    post    elapsa   quatuor   saeciila   die 


Das  zur  Vertheilung    bestimmte  Gedenkblatt    enthielt    noch    die  nach- 
stehende, vom  Grafen  Carlo  Leoni  verfasste  Inschrift : 

NICCOLO  COPERNICO 

DELLA  SCIENZA  ASTRONOMICA  FONDATORE 

ACCERTO  L'ARMONIA  PLANETARIA 

CON  LA  POTENZA  DEL  GENIO 

INTRAVIDE  NATURA  CORRER  LE  VIE  PIU  SEMPLICI 

POGGIANDO  A  VERITA  COME  A  BELLEZZA 

DAGLI  ASTRI  TANTI  E  VARI 

INDOVINÖ  LA  ROTAZIONE  DIURNA 

DA  QUESTA  LE  MISURE 

DEMOLI  TUTTO  L'ANTICO  DOGMATISMO 

POSE  IL  SOLE  OVE  TENACE  IGNORANZA  VOLEA  LA  TERRA 

PREPARO  L  OPERA  DI  KEPLERO  GALILEI  NEWTON. 

GIOVANE  EBBE  IN  ITALIA  ISPIRAZIONE  GRADI  CATTEDRA 

COSTANTEMENTE  PIO  L'ARTE  MEDICA  PRODIGAVA  A  POVERI. 

MORENTE  GLI  FU  PRESENTATO  IL  SUO  LIBRO 

FRÜTTO  DI  CINQUANTENNE  FATICA  APPENA  ESCITO  DA  TORCHI 

LO  GUARDÖ  SORRISE  SPIRO. 

IL  MONDO  ACCOLSE  L'ECO  DELLA  GRANDE  ANIMA 

E  NEL  SUO  QUARTO  SECOLO  NATALE 

L'UNIVERSITÄ    PADOVANA 

DI  TANTO  ALUNNO  GLORIOSA 

FESTEGGIA  LA  MEMORIA  IN  QUESTO  Dl 

SACRO  ALLA  SCIENZA  UNIVERSA 


n.  a  Thorn  19  febb.  1473.  =  m.  a  Frauenburg  25  mag.  1543. 


192 


19.  Febriiarii  1873  in  aula  collegii  Novoduorsciani 
pie  celebraridum  indicit  rector  C.  R.  Universitatis 
Cracoviensis  cum  Senatu  Academico. 


In  Bologna  fand  die  akademische  Feier  zu  Ehren  des  Copernicus  in  der 
grossen  Aula  der  Universität  statt ,  welche  mit  einem  neuen ,  von  Prof. 
Capellini  gefertigten,  Bilde  von  Copernicus  und  zahlreichen  Inschriften 
zur  Erinnerung  an  die  berühmtesten  Lehrer  der  Mathematik  und  Naturwissen- 
schaften zu  Bologna  geschmückt  war.  Unter  dem  Bilde  selbst  befand  sich 
die  Inschrift:  ^ 

NICOLO  COPERNICO 

UDITORE  DELLO  STUDIO  DI  BOLOGNA 

VERSO  IL  MCCCCXCVII 

AIÜTATORE  DI  DOMENICO  MARIA  NOVARA 

.      NELLE  CELESTI  OSSERVAZIONI. 

Ueber  dem  Haupt-Eingange  des  Universitäts-Gebäudes  war  die  nach- 
stehende, von  dem  Professor  der  Archäologie  Cav.  Rocchi  verfasste,  Inschrift 
angebracht :  ^ 

IN  QUESTO^DI  NATALIZIO 

DI  NICOLO  COPERNICO 

PADRE  DELL'^  ASTRONOMIA 

L'UNIVERSITA  BOLOGNESE 

GLORIANDO  DI  TANTO  SUO  ALUNNO 

IL  IV  CENTENARIO  FESTEGGIA. 

Nach  Beendigung  des  Actus  begab  sich  die  Versammlung  in  feierlichem 
Zuge  nach  der  Sternwarte,  woselbst  die  Enthüllung  einer  über  der  Hauptthür 
des  Observatoriums  angebrachten  marmornen  Gedenktafel  erfolgte.  Bei  dieser 
Feier  waren  ausser  den  Professoren  und  Studenten  der  Universität  Bologna 
zugegen :  ein  Vertreter  des  Unterrichts-Ministers,  die  Behörden  von  Bologna, 
Abgesandte  der  Universitäten  Parma,  Modena,  Ferrara,  der  Sternwarten  zu 
Mailand  und  Florenz,  sowie  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften.  Die  Marmor- 
Tafel  trägt  die  Inschrift: 

HONORI 

NICOLAI   .   COPERNICI   .   THORUNENSIS 

QUOD  .  APUD  .  NOS  .  ASTRONOMIAE  .  STUDIUM 

ET  .  MATHEMATICORUM  .  PLACITA  .  AEMÜLATUS 

SUI  .  NOMINIS  .  GLORIA 

ATHENAEI  .  BONONIENSIS  .  DIGNITATEM  .  ADAUXERIT 

CURATOR  .  IV  .  VIRI .  DOCTORES  .  CUM  .  AUDITORIBUS  .  UNIVERSIS 

SOLLEMNIA  .  SAECULARIA  .  NATALIS  .  EIUS  .  CELEBRANTES 

XI  .  KAL  .  MART  .  AN  .  MDCCCLXXIII  .  DEDICARUNT. 


193 


Insunt:  Nicolai  Copernici  Septem  Sidera  atque  Com- 
mentatio  de  vita  et  scriptis  eius  a  Martino  Radyminscio  a.  1658 
concinnata. 

Cracoviae   1873.     Mankowski. 

3.    Von  der  Gesellschaft  der  Freunde  der  Wissenschaften 

zu  Posen*)  : 

a.  Album  wydane  staraniem  towarzystwa  przyjaciol 
nauk  wPozuaniu  w  czterechsetni\  rocziiic^  urodzin 
Mikolaja  Kopernika. 

Fotodruk  Beyera  i  Dutkiewicza  MDCCCLXXIII. 

b.  X.   Ign.   Polkowski.     Zywot  Mikolaja  Kopernika. 

Gniezno   1873.     Lange. 


4.  Von  Dr.  Franz  Hipler,  ord.  Professor  an  der  theologischen 
Facultät  und  Regens  des  Bischöflich-Ermländischen  Priester- 
Seminars  zu  Braunsberg  (Ehren- Mitglied  des  Copernicus- Vereins) : 

Spicilegium  Copernicanum.  Festschrift  des  historischen 
Vereins  für  Ermland  zum  vierhundertsten  Geburtstage  des  erm- 
ländischen  Domherrn  Nicolaus  Copernicus. 

Braunsberg  1873.     E.  Petdr. 

5.  Von  Dr.  Fr.  Karlinski,  Director  der  K.  K.  Sternwarte  und 
Professor  der  Astronomie  an  der  Universität  zu  Krakau 
(Ehren-Mitglied  des  Copernicus- Vereins)  : 

Zywot  Kopernika  i  jego  naukowe  zaslugi.  Rzecz 
czytana  na  publiczn^m  posiedzeniu  c.  k.  Uniwersytetu  Jagiellon- 
skiego.  Krakau  1873.     Mankowski. 


*)  Ausser  den  literarischen  Geschenken  übersandte  die  Gesellschaft  der 
Freunde  der  Wissenschaften  —  wie  bereits  S.  11-1  angegeben  ist  —  ein 
Exemplar  der  Medaille,  welche  die  Polen  zur  Copernicus-Feier  hatten  schlagen 
lassen. 

13 


194 


6.  Von    DON  BaLDASSARRE    BoNCOMPAGNI  DEI  PrINCIPI  DI  PlOMBINO 

in  Rom  (Ehren-Mitglied  des  Copernicus- Vereins)  : 

Sopra  alcune  scritti  stampati,  finora  non  c'onosciiiti, 
di  Domenico  Maria  Novara  da  Ferrara.  Notizie 
comunicate  a  richiesta  del  Principe  Don  B.  Bon- 
compagni  alla  Societä  Copernicana  ecc.  daMassimi- 
liano  Curtze.  Traduzione  del  Sig.  Filippo  Keller. 
(Estratto  dal  Bullettino  di  Bibliografia  e  di  Storia  delle  Scienze 
Mat.   e  Fis.  Tom.  IV,   Apr.    1871.) 

Roma,    1873,  Tipografia  delle  Scienze  Mat.   e  Fis. 

Ulteriori  notizie  intorno  ad  alcuni  scritti  stam- 
pati, finora  non  conosciuti,  di  Domenico  Maria  No- 
vara da  Ferrara,  comunicate  per  incarico  del  Prin- 
cipe Don  B.  Boncompa'gni  in  Roma  alla  Societä 
Copernicana  ecc.  da  Massimiliano  Curtze.  Tradu- 
zione del  Sig.  Filippo  Keller.  (Estratto  dal  Bullett.  di 
Bibliogr.  e  di  Storia  delle  Scienze  Matern,  e  Fisiche.  Tom.  IV, 
Aprile   1871.) 

Roma,    1873,  Tipografia  delle  Scienze  Matem.   e  Fisiche. 

B.  Boncompagni.  Intorno  ad  un  opiiscolo  di  Do- 
menico Maria  Novara.  (Estratto  dal  Bullettino  di  Biblio- 
grafia e  di  Stör,  delle  Scienze  Matem.  e  Fisiche  Tom.  IV, 
Agosto  1871.) 

Roma,    1873,  Tipografia  delle  Scienze  Matem.   e  Fisiche. 

7.  Von  Dr.  Edler  von  Littrow,  Director  der  K.  K.   Sternwarte 
und  Professor  der  Astronomie  an  der  Universität  zu  Wien: 

Nico  laus  Copernicus.    (Beilage  zu  Littrow's  Kalender  1873.) 

8.  Von    G.    V.  ScHiAPARELLi ,     Director    der    K.    Sternwarte    der 
Brera  in  Mailand : 

I  precursori  di  Copernico  nell'  antichitä.  Ricerche 
storiche.  (Publicazioni  del  Reale  osservatorio  di  Brera  in  Mi- 
lane No.  III.)  Milano   1873.     Hoepli. 


195 


9.    Von  Dr.  Franz  Hülskamp  in  Münster : 

Nicolaus  Copernicus.  Ein  Gedenkblatt.  (No.  130  des 
Literarischen  Handweisers  zunächst  für  das  katholische  Deutsch- 
land.   1873.    12.  Jahrgang  No.   2.) 

10.    Von  Prof.  Dr.  Leopold  Prowe  : 

Monumenta  Copernicana.    Festgabe  zum  19.  Februar  1873. 
Berlin   1873.     Weidmann'sche  Buchhandlung. 


Anmerkung.  Ausser  den  literarischen  Festgaben  war  dem  Copernicus- 
Vereine  am  Säcular-Tage  unter  Kreuzband  aus  Italien  eine  pliotographische 
Nachbildung  jenes  eigentliUmlichen  Kunstwerkes  zugegangen,  welches  durch 
die  Wiener  Weltaussteihmg  in  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden  ist. 

Eine  geflügelte  Figur,  welche  über  einer  Erdkugel  schwebt,  entfernt  die- 
selbe mit  der  Linken  von  ihrem  Postamente,  indem  sie  mit  der  Rechten  in 
die  Ferne  weisend  ihr  die  Umwälzung  um  die  Sonne  anzuweisen  scheint.  — 
Auf  dem  Postamente  stehen  die  Worte:  Sistema  Copernicale.  (Movimento 
della  Terra  verso  il  Sole.) 

Unter  der  Photographie  hatte  der  einsendende  Künstler  sich  als  G.  Brutos 
Ateniese  bezeichnet. 


]:v 


196 


III. 

hi    Anlass   der    Sä cular- Feier   wurden   dem  Copernicus- Verein 
ausserdem  zugeivandt  : 

1 .  Von  der  Universität  zu  Bologna  : 

Commemorazione  di  Nicolö  Copernico  nella  Regia 
Universitä  di  Bologna. 

Bologna   1873.     Societä  Tipografica  dei  Compositori. 

2 .  Von  der  Universität  zu  Padua  : 

II    quarto    centenario    di    Nicolo  Copernico    nelT 

'Universita  di  Padova. 

Padova   187  3.     Prosperini. 

3.  Von  der  Universität  zu  Krakau: 

a.  Sprawodzanie  senatn  akademickiejo  uniwersy- 
tetu  Jagielloi'iskiego  z  uroczytosci  czterechsetnej 
rocznicy  urodzin  Mikolaja  Kopernika  odbytej  w 
tymze  Uniwersy tecie  dnia   19.  Lutego   1873  roku. 

Krakow  1873. 

b.  Codex  diplomaticus  Universitatis  studii  generalis 
Cracoviensis.     Pars  I.    1365 — 1440. 

Cracoviae  1870.     Mankowski. 

4.  Von  Prof.   Cav.   Onorato  Occioni  ,    Professor   an   der  Univer- 
sität zu  Rom   (Ehren-Mitglied  des  Copernicus-Vereins)  : 

a.  II  quarto  centenario  di  Copernico  in  Tliorn. 
Estratto  dalla  Nuova  Autologia  di  scienze ,  lettere  ed  arti 
Volum.   XXII.   fasc.   III.   Marzo   1873. 

Firenze   1S73. 

b.  I  Dilettanti  di  Lettere  nelT  antica  Roma.  Dis- 
corso  letto  nella  solenne  inaugurazione  deir  anno  scolastico 
1873 — 74  nella  R.   Universitä  di  Roma. 

Roma   1873.     Civelli. 


197 


5.  Von  Professor  Aug.  Montanari  in  Padua: 

Nicolo  Copernico  ed  il  siio  libro  de  monetae  cu- 
dendae  ratione. 

Padova   1873.     F.  Sacchetto. 

6.  Von  Prof.  Dr.   F.   Hipler  in  Braunsberg: 

Die  Biographen  des  Nicolaus  Copernicus.  Ein 
Gedenkblatt  zur  vierten  Säcular-Feier  seines  Geburtstags.  Se- 
parat-Abdruck  aus  der  Alt-Preussischen  Monatsschrift  Band  X. 

Braunsberg  und  Leipzig  1873.     E.   Peter. 

7.  Von  dem  Canonicus  Ign.  Polkowski  : 

Kopernikijana  czyli  Materyaly  do  pism  i  zycia 
Mikotaja  Kopernika.     Tom   1.   2. 

Gniezno   1873.     Lange. 

S.    Von  Gymnasiallehrer  Maximilian  Curtze: 

Reliquiae  Copernicanae  (Aus  der  »Zeitschrift  für  Ma- 
thematik und  Physik«  Th.  XIX,  Hft.  1  und  Hft.  5  besonders 
abgedruckt).     2  Hefte. 

Leipzig   1874.     Teubuer. 

Fünf  ungedruckte  Briefe  des  Gemma  Frisius. 
Nach  den  Originalen  in  der  Universitätsbibliothek 
zu  Upsala  herausgegeben.  (Separat-Abdruck  aus  Gru- 
nert-Hoppe,  Archiv  der  Mathematik,  T.  LVL) 

Leipzig   1874.     CA.  Koch. 

9.    Von  Prof.  Dr.  Fasbender  : 

a.  Die    Copernicanischen    Sehnen-    und    Dreiecks- 
Berechnungen.  Thorn   1872. 

b.  Festvortrag  bei   der   400jährigen  Feier  des  Ge- 
burtstages von  Nie.   Copernicus.         Thorn   1873, 


198 


10.  Von  Professor  Comm.  Dr.  Filippo  Serafini,  Rector  der  Uni- 
versität zu  Rom   (Ehren-Mitglied  des  Coperuicus-Vereins)  : 

Relazione  e  notizie  intorno  alla  R.  Universitä  di 
Roma. 

Roma  1873.     Stabilimento  Civelli. 

1 1 .  Von  dem  Ober-Bibliothekar  der  Biblioteca  Mediceo-Laurenziana 
in  Florenz,  Cav.  A.  C.  Ferrucci  (Ehren -Mitglied  des 
Copernicus-Vereins)  : 

a.  Della  Biblioteca  Mediceo-Laurenziana  di  Firenze. 

Firenze   1872.     Tofani. 

b.  Aloysii     Chrysostomi     Ferrucci     Civis      Romani 
nAPEPrON  Fabularum.  AugustaeTaurinorumMDCCCLXXII. 

12.  Von  Dr.  Jos.  P.  Thompson  (Ehren-Mitglied  des  Copernicus- 
Vereins)  : 

a.  Humboldt  Commemoration.     Journal  of  the  American 
Geographica!  and  Statistical  Society.     Vol.  I.  No.   8. 

New-York  1859.     John  H.  Schultz  &  Co. 

b.  Palestine  exploration  Society  No.    1.     First  State- 
ment. Jerusalem,  The  Moabite  Stone,  The  Hauran. 

New-York    1871. 

c.  Kirche    und    Staat    in    den    Vereinigten    Staaten 

von  Amerika. 

Berlin   1873.     Simion. 

13.  Von  Geh.  Reg.-Rath  L.  von  Winter,  Ober-Bürgermeister  von 
Danzig : 

Festrede,  gehalten  bei  der  Legung  des  Grundsteins 
zu  dem  Denkmale  Friedrich's  des  Grossen  in  Marien- 
burg am  Tage  der  westpreussischen  Säcular-Feier 
den   13.  September  1872.      Danzig  1872.     Kafemann. 


199 


14.    Von  Prof.   Dr.  Ofterdinger  in  Ulm  : 

a.  Job.  Kepler:  Discurs,  welcher  Gestalt  allerhand  Ulmische 
Masssachen  in  einander  zu  verknüpfen  und  zu  conserviren 
sein  möchten.    Nach  dem  Original-Manuscript  herausgegeben. 

Ulm   1872. 

b.  Zum  Andenken  an  Johannes  Kepler. 

Ulm   1872. 


IV. 

Den  vorstehend  auffjel'ühtien  Gaben  ist  endlich  noch  ein  werth- 
volles  Geschenk  anzureihen^  tvelches  bei  der  Wiederkehr  des 
Jahrestages  der  Copernicus- Feier  der  Rector  der  Universität 
Bologna,  Graf  Ces.  Albicini,  an  den  Copernicns- Verein  nach 
Thorn  hat  gelangen  lassen  —  eine  Reihe  von  ivisse^ischaftlichen 
Werken,  welche  von  Professoren  der  Universität  Bologna  in 
den  letzten  Jahren  dem  Drucke  übergeben  sind: 

1.    Von  Conte  Cav.   Cesare  Albicini,    Professore   ordinario  di  di- 
ritto  constituzionale  ed  internazionale  nell'  Universitä  di  Bologna : 

a.  La    disputa    intorno    alla    natura    delT   anima   ai 
tempidelPomponazzo. 

Torino    1869.     A.   F.  Negro. 

b.  La  nazionalitä. 

Bologna   1871.     N.   Zanichelli. 

c.  Francesco  Guicciardini. 

Bologna   1870.     Fava  e  Garagnani. 

d.  Atti    della    provinciale    accademia    delle    belle 
arti  in  Ravenna  dell  anno  1872. 

Ravenua  1873.     Calderini. 


200 


2.  Von  Prof.  Luigi  Bombicci  : 

a.  La  teoria  delle  associazioni  poligeniche  appli- 
cata  allo  studio  ed  alla  classificazione  dei  Si- 
licati  minerali. 

Bologna  1868.     Giacomo  Monti. 

b.  Notizie  di  Mineralogia  Italiana.  Le  forme  cristal- 
line  di  quarzo  Elbano.  II  qiiarzo  aeroidro  di  Porretta. 
La  bombiccite  del  Valdarno.  L'analcime  di  Castelluccio 
(Porretta). 

Bologna  1869.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

c.  I  foscati  ed  arseniati  del  regno  minerale  se- 
condo  la  teoria  delle  associazioni  poligeniche. 

Bologna  1870.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

d.  Studi  sui  minerali  del  Bolognese. 

Bologna   1871.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

e.  L'emiedria  strutturale  ed  il  quarzo  plagiedro 
in  aggruppamenti  paraboloidi. 

Bologna  1872.     Gamberini  e  Parmeggioni. 

f.  Descrizione  della  mineralogia  generale  della 
provincia  in  Bologna. 

Bologna  1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

g.  Cor  so  di  Mineralogia.     Seconda  edizione.      Volume  L 

Bologna   1873.     Fava  e  Garagnani. 

3.  Von  Professor  Comm.  Luigi  Calori  : 

Della  stirpe  che  ha  popolata  l'antica  necropoli 
alla  Certosa  di  Bologna  e  delle  genti  affini.  Discorso 
storico-antropologico.     Con  XVII  Tavole. 

Bologna  1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 


201 


4.    Von  Professor  Comm.  Giovanni  Capellini  : 

a.  Descrizione  geologica  dei  dintorni  del  golfo 
della  Spezia  e  val  di  Magra  inferiore  (con  tavole 
e  figure  intercalate) . 

Bologna  1864.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

b.  Les  Phyllides  cretacees  du  Nebraska  par  les  prof. 
J.  Capellini  et  0.  Heer. 

Zürich   1866.     Zürcher  et  Fiirrer. 

c.  Fossili  infraliassici  dei  dintorni  del  golfo  della 
Spezia. 

Bologna   1866 — 67.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

d.  Cenni  geologici  siiUe  valli  dell'  üfita  del  Calore 
e  del  Cervaro.     Con  tavola. 

Bologna   1869.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

e.  Di  Nicola  Stenone  e  dei  suoi  studii  geologici  in 
Italia.     Seconda  edizione. 

Bologna  1870.     Giuseppe  Vitali. 

f.  Carte    geologique    des    environs    de    Bologne    et 
-d'une  partie  de  la  vallee  du  Reno.     Tour  les  mem- 

bres  du  V®  Congres    international    d'anthropologie    et   d'ar- 
cheologie  prehistoriques   1871.) 

g.  Sul    Felsinoterio     sirenoide    halicoreforme    dei 

depositi    litorali    pliocenici    dell'   antico    Bacino 

del    Mediterraneo    e    del    Marc    Nero.       (Con  otto 

Tavole) . 

Bologna  1872.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

h.  Sulla  Balcnna  Etrusca   (Con  tre  tavole). 

Bologna   1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

i.  Congresso  internazionale  di  antropologia  e  ar- 
cheologia  preis to riebe.  Sesta  Sessione  a  Bruxelles 
1872.  Firenze    1873.     G.  Pellas. 


202 


k.  Congres  international  d'anthropologi  e  et  d'ar- 
chcologie  prehistoriques.  Compte  rendii  de  la  cin- 
quieme  Session  ä  Bologne  1871.  Avec  planclies  et  figures 
intercaldes  dans  le  texte. 

Bologne   1873.     Fava  et  Garagnani. 

5.  Von  Professor  Giosue  Carducci  : 

Commemorazione     di    G.    A.    Noel     des     Vergers. 
Estratto  della  Rivista  Bolognese  Anno  I.  Fase.   II. 

6.  Von  Professor  Dr.   Giacomo  Cassani  : 

Delle  principali  questioni  politiche-religi  ose. 

Volume  I :  Dei  rapporti  fra  la  Cliiesa  e  lo  Stato. 

Volume  II :     Del  Primato  del  Pontifice  e  del  valore  giuridico 
del  Concilio  Vaticano. 

Bologna   1872.     Regia  Tipografia. 

7.  Von  Professor  Dr.   G.   V.   CiACCio : 

a.  Intorno  alla  minuta  fabbrica  della  pelle  della 
rana  esculenta  osservazioni  microscopiche.  La- 
voro  premiato  dall'  Accademia  degli  aspiranti  naturalisti  di 
Napoli. 

Palermo  1867.     Francesco  Lao. 

b.  Ueber  den  feineren  Bau  der  Pacini'schen  Kör- 
perchen des  Menschen  und  anderer  Säugethiere 
sowie  der  Vögel.  (Von  dem  Verfasser  besorgter  Aus- 
zug aus  einer  am  26.  April  1868  der  Turiner  Akademie 
der  Wissenschaften  vorgelegten  Abhandlung.) 

Moleschott  Untersuchungen  X.    (No.  XXXIII). 

c.  Beobachtungen  über  den  inneren  Bau  des  Glas- 
körpers im  Auge  des  Menschen  und  derWirbel- 
thiere  im  Allgemeinen. 

Molescbott  Untersuchungen  X.   (No.  XXXIV). 


•203 


d.  Esj)erienze  comparative  intorno  all'  azione  di 
alcuni  fluid!  aeriformi  e  materie  vaporabili 
sopra  il  movimento  degli  sperm atozoidi  appar- 
tenenti  ad  animali   diversi. 

Estratto  dell  Archivio    per    la  Zoologia,    rAnatomia  e  la 
Fisiologia  Serie  II,  Vol.  II.  —  1870. 

e.  Osservazioni  intorno  all'  intima  costituzione  de' 
corpuscoli  della  linfa,  de'  corpuscoli  bianchi  del 
sangue,  de' purulenti,  de'  muscosi  e  de'  salivari. 

ibid. 

f.  Nuove  ricerche  sull'  interna  tessitura  dei  teh- 
dini.  Estratto  dalla  Serie  III,  Tomo  II  delle  Memorie 
deir  Accademia  delle  Scieuze  dell'  Istituto. 

Bologna   1872.     Gamberini  e  Parraeggiani. 

g.  Sul  modo  come  terminano  i  nervi  della  congiun- 
tiva  deir  Occhio  Umano.  (Qiiaglino  Annali  d'Ottalmo- 
logia  Anno  II.) 

8.    Von  Professor  Comm.  G.  B.   Ercolani  : 

a.  Delle  glandule  otricolari  dell'  utero  e  dell'  or- 
gano  glanduläre  di  nuova  formazione  che  nella 
gravidanza  si  sviluppa  neU'  utero  delle  femmine 
dei  mammiferi  e  nella  specie  umana. 

Bologna    1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

b.  Sul  processo  formativo  della  porzione  glandu- 
läre 0  materna  della  placenta. 

Bologna  1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

c.  Delle  malattie  della  placenta. 

Bologna   1871,     Gamberipi  e  Parmeggiana, 


204 


d.  Sulla  parte  che  hanno  le  glandole  otricolari  delT 
utero  nella  formazione  della  porzionc  materna 
della  placenta  e  nella  nutrizione  dei  feti  nell' 
alvo  materno. 

Bologna   1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

e.  Sulla  dimorfobiosi  o  diverso  modo  di  vivere  e 
riprodursi  sotto  duplice  forma  di  una  stessa 
specie  di  animali  osservazioni  fatte  sopra  alcuni 
nematoelminti.    Bologna  1873.  Gamberini  e  Parmeggiani . 

f.  Carlo  Ruini  curiosita  sto riebe  e  bibliograficbe 
intorno  alla  scoperta  della  circolazione  del 
sangue.  Bologna   1873.     Nicola  Zanichelli. 

9.    Von  Professor  Cav.  Gaetano  Pelliccioni    (Ehren-Mitglied   des 
Copernicus-Vereins)  : 

a.  Commentariis  doctorum  virorum  in  Sophoclis 
Oedipum  Regem  epimetron. 

Bologna   1867.     Mareggiani. 

b.  Sulla  interpretazione  di  un  passo  di  Tucidide. 
Estratto  dalla  Rivista  Bolognese  Anno  III,  Fase.  I. 

10.  Von  Professor  Giuseppe  Regaldi: 

Poesie  scelte.     Con  prefazione  di  Eugenio  Camerini. 

Firenze   1874.     Successori  le  Monnier. 

11.  Von  Professor  Cav.  Francesco  Rocchi: 

a.  Delle  lodi  del  Canonico  Luigi  Nardi,     s.  a.   et  1. 

b.  Di  una  iscrizione  in  onore  di  Geta  Cesare  sco- 
perta in  Ancona.      1864  s.  1. 

c.  Di  un  frammento  d'iscrizione  Forlivese  restituta 
agli  Imperatori  Caracalla  e  Geta.     s.  1.  et  a. 


205 


d.  Di  un  raoniimento  Bolognese  in  onore  di  Antonio 
Pio  e  della  Augusta  sua  famiglia.  Estr.  dagli  Atti 
e  Memorie  della  R.  Deputazione  di  Storia  Patria  per  le 
provincie  di  Romagna.     Anno  settimo. 

e.  Elogio  del  Conte  Giulio  Perticari. 

Bologna  1857.     Aucora. 

f.  Come  le  lettere  e  le  arti  belle  per  toccare  la  loro 
eccelenza  debbono  rispondere  alla  condizione  e 
air  indole  de'  tempi  e  delle  nazioni. 

Ravenna  1862.     Angeletti. 

g.  Iscrizioni  latine  per  monumenti  eretti  dalla  Acca- 
demia  delle  scienze  delF  istituto  di  Bologna. 

Bologna  1863.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

h.  Deir  antichissima  origine  della  cittä  di  Bologna. 
Bologna  1865.     Fava  e  Garagnani. 

i.    Del  capo  d'anno  e  delle  strenne. 

Bologna   1868.     Monti. 

12.    Von  Professor  Cesare  Taruffi: 

a.  Due    casi    di    neuroma    cirsoideo,    operati    dal    Prof. 

RizzoLi,   descritti  dal  Dott.  Barbieri  ed  illustrati  dal  Prof. 

Tarüffi. 

Bologna   1870.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

b.  Due  casi  di  neuroma  cerebrale. 

Bologna   1871.     Gamberini  e  Parmeggiani. 

c.  La  Rachite. 

Bologna   1872.     Fava  e  Garagnani. 

d.  Sulla  struttura  delle  capsule  soprarenali.  Dal 
Bulletino  delle  Scienze  Mediche  di  Bologna  1866,  Vol.  2, 
pag.   404. 

Bologna  1873.     Gamberini  e  Parmeggiani. 


206 


e.    Delle  ernie  congenite  del  capo. 

Bologna   1873.     Fava  e  Garagnani. 

13.  Von  Prof.  S.  Trinchese: 

a.  Memoria  suUa  terminazione  periferica  dei  nervi 
motori  nella  serie  degli  animali.  Con  quattro  tavole. 
Estratto  dalla  Liguria  Medica. 

Genova   1866. 

b.  Memoria  sulla  struttura  del  sistema  nervoso  dei 
cefalopodi.     Ilhistrata  da  sei  tavole. 

Firenze   1868. 

14.  Von  Professor  Cav.   Camillo  Versari  : 

Sei  discorsi  consecrati  alla  vita,  alle  opere,  allo 
eloglo,  alle  onoranze,  alla  sapienza  filologica,  filosofica  e  medica 
di  Giambbatista  Morgagni. 

Bologna  1872.     Monti. 


Druck  von  Breitkopf  und  Härtel  in  Leipzig. 


QB  Die  Vierte  Sacularfeier  der 

36  Geburt  von  Nicolaus  Copernicus 

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187^ 


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