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V.273
1889
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ARTONWERKER
DELFT .
THIS BOOK MUST NOT BE TAKEN
FROM THE LIBRARY BUILDING.
«O — AUG. 68 FORM Z
Dingler's
^^nliitrrfinisrlrs Innraal
Unter Mitwirkang von
Professor Dr. C. Engler in Karlsruhe
herausgegeben von
Ingenieur A. Hollenberg und Docent Dr. H. Käst
in Stuttgart. in Karlsruhe.
Sechste Reihe. Dreiundzwanzigster Band.
Jahrgang 1889.
Mit 124 in den Text gedruckten und 30 Tafeln Abbildungen.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
Dingler's
'^nlijtprlnisrlps InnriiaL
Unter Mitwirkung von
Professor Dr. 0. Engler in Karlsruhe
herausgegeben von
Ingenieur A. Hollenl)erg «nd Docent Dr. H. Käst
Zweihundertdreiundsiebenzigster Band.
lahrpng 1889.
Mit 124 in den Text gedruckten und 30 Tafeln Abbildungen.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger,
Druck \on Gebrüder Krbner in Stuttgart.
Inhalt des zweihundertdreiundsiebenzigsten Bandes.
(1889.)
Abhandlungen, Berichte u. dgl. S. 1. 49. 97. 145. 193. 241. 289. 337. 385. 433.
481. 529. 577.
Kleinere MittheUungen S. 44. 96. 143. 189. 237. 335. 384. 430. 477. 528. 574.
600.
Namen- und Sachregister des 273. Bandes von Dingler's polytechn. Journal S. 601.
Sclireil)weise chemisclier Formeln und Bezeiclmmig der Citate.
Um in der Schreibweise der chemischen Formeln Verwechslungen möglichst
zu vermeiden und das gegenseitige Verständnifs der neuen und alten Formeln
zu erleichtern, sind die alten Aequivalentformeln mit Cursiv- (schräger) Schrift
und die neuen Atomformeln mit Antiqua- (stehender) Schrift bezeichnet. (Vgl.
1874 212 145.)
Alle Dinglers polytechn. Journal betreffenden Citate werden in dieser Zeit-
schrift einfach durch die auf einander folgenden Zahlen: Jahrgang^ Band (mit
fettem Druck) und Seitenzahl ausgedrückt. * bedeutet: Mit Abbild.
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^^\^s;j^lä!^
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
(Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd. 271 S. 58.)
Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 2.
Im verflossenen halben Jahre sind Neuerungen an Handwirkstühlen
nicht bekannt geworden, es sind vielmehr die letzten der für dergleichen
Erfindungen ertheilten Patente vollends erloschen. Es ist nun zwar
hieraus ein treffender Schlufs auf den Werth dieser Erfindungen oder
den Werth der Hand stuhle für die Fabrikation überhaupt nicht zu ziehen,
aber es ist sonst bekannt, dafs Handwirkstühle für die zumeist ver-
langten glatten Waaren nur noch vereinzelt verwendet werden können,
während sie für manche Musterarbeiten (Deckmaschinenwaaren und
zum grofsen Theile auch Patinetmuster) gar nicht zu entbehren sind;
im ersteren Falle arbeiten sie zu langsam und im letzteren gestatten
sie Abwechselungen und Mannigfaltigkeiten, unter deren Einflufs der
Betrieb mechanischer Stühle wesentlich verschlechtert werden würde.
Es ist deshalb keineswegs zu sagen, dafs die Handwirkerei ausstürbe
oder entbehrlich würde, wenn auch Fortschritte und Neuerungen in ihr
selten und in geringer Anzahl bekannt werden.
In den mechanischen flachen Kulirstühlen finden sich folgende drei
Neuheiten vor: Unter dem eigenthümlichen Titel: Flacher Slrumpfkulir-
stuhl von Schubert und Salzer in Chemnitz ("""D. R. P. Nr. 45388 vom
15. November 1887) ist eine i-echt zweckmäfsige Bufferanordnung patentirt
worden, welche zur Begrenzung der Fadenführerwege auf der Innen-
seite dann verwendet wird, wenn an den Strumpfläugen die beiden
Fersentheile angearbeitet werden. Für den Längen A (Fig. 1 Taf. 1)
eines Strumpfes ist bekanntlich nur ein Fadenführer zu verwenden,
welcher den Weg der ganzen Breite M bis 1 zu durchlaufen hat und
auf beiden Seiten an die bekannten Bufferstücke P (Fig. 2 und 3) an-
stöfst. Wenn die Ferse ßB beginnt, so kommt ein zweiter Führer in
Betrieb und dieser sowie der erstere gehen nun nur auf die Breite L
bis 2 und F bis J, sie stofsen dabei aufsen an die Buffer P an und
zwar der eine, L, rechts und der andere, F, links; innen ist nun zur Be-
grenzung ihres Ausschubes das Bufferstück DE (Fig. 2 und 3) ange-
bracht, welches eine der Oeffnung 2 bis F (Fig. 1) entsprechende Breite
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 1. 1889/111. 1
2 Ueber Neueniiigeii an Wirkfreimabcliiiieii.
hat, so dafs au dasselbe der Führer L rechts- und der Führer F links-
seitig anstülst. Dieser Buffer DE ist um H drehbar und während dei-
Längenarbeit in der Stellung, welche Fig. 2 zeigt ^ es kann also der
Führer L ungehindert an ihm vorbei gehen, und der Führer F steht
während dieser Zeit überhaupt in Kühe. Beim Arbeiten der Ferse M'ird
er in die Lage Fig. 3 (oben) gebracht und zwar einfach dadurch, dafs
der Führer F in seine Arbeitsstellung geschoben wird und dabei mit
der schiefen Ebene C unter D gelangt und den Hebel DE in die Arbeits-
lage dreht. Nun stöfst L an E und F an D-^ da aber die Schiene >'
sich ein wenis; wendet, um die Fadenführer am Ende ihres Weaes
durch die Nadelreihe hinab schwingen zu lassen, so stöfst der Arm E
am Gestelle G an und wird, wie Fig. 3 (unten) zeigt, etwas zurück-
geschoben. Hierbei drehen sich die Hebelarme D und E im Kreisbogen
um H und sie schieben die Fadenführer um ein kleines Stück x wieder
nach aufsen zurück, d. i. um eine halbe Nadeltheilung, so dafs die über
einer Nadel stehenden Führer nun über eine Nadellücke rücken und
in derselben hinab schwingen können. Durch den Anstofs des neu an-
kommenden Führers wird der Buffer DE immer wieder in die richtige
Lage gebracht; die Gröfse des letzteren richtet sich nach der Weite 2
bis F und man müfste deshalb für verschiedene Strumpfgröfsen auch
verschiedene Buffer D E zum Auswechseln an demselben Stuhle vor-
räthig halten.
Der mechanische Kulirwirkstuhl mit lothrechlen yadela und doppelt
geführten Kulirplalinen von Giistav Heidler in Chemnitz (" D.R. P. Nr. 47 251
vom 22. August 1888) ist ein Cotton-Stuhl, in welchem jedoch die sonst
diesem Systeme eigenen Schwingen fehlen, welcher aber trotzdem fallende
und stehende Platinen enthält, also kulirt und vertheilt. Die Vorzüge
eines solchen sogen. Zweinadelstuhles werden vielfach von ganz falschen
Ursachen abgeleitet: Der Wirkstuhl ist nachweislich ursprünglich als
Einnadelstuhl erfunden worden; erst mit dem Bedürfnisse, ihn feiner
zu bauen, also seine Nadeltheilung kleiner zu machen, hat sich die
Nothwendigkeit gezeigt, ihn zweinädlig einzurichten, also ihm fallende
und stehende Platinen zu geben, so dafs er nun nach dem Kuliren noch
vertheilen mufs, weil sonst bei immer weiter gehender Feinheit des
Stuhles die Schwingen zu dünn und flattrig wurden. Das Vertheilen,
welches sich also zunächst als Nothwendigkeit eingeführt hat, wird viel-
fach als ein grofser Vortheil für Herstellung guter gleichmäfsiger Waare
angesehen; das ist jedoch nur insoweit der Fall, als man in einem
Stuhle auf ein ungleichmäfsiges Kuliren rechnet, dann nützt das Ver-
theilen, indem es die Schleifen wieder ausgleicht; wird indessen gut
und regelmäfsig kulirt, so kann das Vertheilen nichts weiter nützen.
Die zweinädligen Stühle sind aber gewöhnlich Schwingenstühle, und
hierin liegt wohl ihr Vorzug gegen die meisten Einnadelstühle, welche
eben als solche gewöhnlich keine Schwinsen haben. Dieser Vortheil
Ueber Neuerungen au Wirkereimaschineu. 3
erklärt sich dadurch, dafs die Schwingen mit ihren kulirenden Platinen
mit gvöfserer Kraft auf den Faden drücken, also auch einen stärkeren
Faden verarbeiten können als die dünnen und leichten Platinen allein
welche oft genug nach dem Kuliren durch die Elasticität des Fadens
wieder zurückgeschoben oder empor gehoben werden. Es haben des-
halb die bisherigen Versuche, Zweiuadelstühle ohne Schwingen zu bauen
nicht zu befriedigenden Resultaten geführt und das ist ein deutlicher
Beweis dafür, dafs nicht das „Zweinädligsein^', sondern das Wirken der
schweren Schwingen die wirklichen Vortheile bringt. In dem vorliegenden
Stuhle sind nun zwar auch die Schwingen weggelassen worden aber
man hat ihre Wirkung doch beachtet und auf dieselbe nicht verzichtet,
sondern sie durch eine besondere Schwere der fallenden Platinen er-
setzt. Die Fig. 4, 5 und 6 Taf. 1 zeigen die langen fallenden Platinen f
abwechselnd neben den kurzen stehenden s und für die ersteren die
beiden Führungen s, s.^ und f, f.,, für die letzteren aber blofs eine solche,
.*, So. Hinter dieser vorderen Führung sind nun die fallenden Platinen f
auf beiden Seiten beschlagen, d. h. es sind Platten 2 2 an dieselben
genietet und sie führen sich in dieser vermehrten Stärke in /", /:,, werden
auch an dem starken Ende vom Röfschen r getrotten. Durch diese
Verstärkung werden die Platinen f beschwert, in der längeren Führung
erhalten sie auch entsprechend Reibung, so dafs sie auch wohl mit
gröfserer Masse auf den Faden drücken und von ihm nicht zurück-
geschoben werden können. Das Röfschen r endlieh kann die verstärkten
Enden nicht beschädigen und auch die Führungswände in /"[ /:, nicht
verbiegen, weil diese eben auch wesentlich stärker sind als diejenigen
in 5, So. Es scheint also, dafs man in dieser Anordnung bei Verein-
fachung des Cotton- Stuhles doch seinen ursprünglichen Werth als
Schwingenstuhl zu erhalten beabsichtigt hat.
Zur Sicherung des gleichförmigen Ganges hat endlich Theodor Lieber-
knecht in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen einen mechanischen Kulincirk-
stuhl mit slofsfrei ein- und ausgerückter Minderwelle gebaut ("D. R. P.
Nr. 46507 vom 24. August 1888). In diesem Stuhle (Fig. 7, 8 und 1»
Taf. 1) wird eine einzige Excenterwelle e sowohl zur Arbeit der Mascheu-
bildung als auch zum Mindern verwendet und zu dem Zwecke in ihrer
Längsrichtung verschoben, so dafs sie in einer Lage {10 11 Fig. 9) die
Theile zur Mascheubildung und in der anderen, wenn 13 auf 14 trifft,
diejenigen zum Mindern bewegt. Mit dieser Verschiebung ist zugleich
eine Veränderung der Umdrehungsgeschwindigkeit verbunden, da man
beim Mindern gern vorsichtig und langsam arbeitet, die Reihenbildung
aber wegen der gröfseren Liefermenge thunlichst beschleunigt. Um
diese Umsteuerungen ohne Stöfse eintreten zu lassen, ist zwischen die
Antriebwelle a und die Excenterwelle e ein Vorgelege auf dem Bolzen c
eingeschaltet worden, dessen beide Riemenscheiben c^ c, abwechselnd von
der Welle a gedreht werden und je eine besondere Verbindung mit
4 Üebor NeUL-rungcn uu Wirkereimascliineu.
der Exceuterwelle e habeu: Die Scheibe c, sitzt auf der langen Nabe
des Rades rf,, welche auf c sich dreht und mit dj^i die Welle e treibt,
und c.^ bildet mit dem Rade i^ ein Stück, dreht sich auf der eben er-
^vähntenNabe und treibt durch d.^i^ die Welle e. Die beiden Räder «i ^^
l)ilden ein Stück und sind auf e befestigt. Der gewöhnliche Betrieb des
Stuhles für die Herstellung von Maschenreihen erfolgt durch c^ di i und
ein gewöhnlicher Zählapparat f (Fig. 7) bestimmt die Zeiten zum Mindern
in folgender Weise: Die Zählkette f hebt mit einer Erhöhung auf einem
ihrer Glieder den Hebel g und wendet durch den Stab h die Kurbel 2k
mit Platte / (Fig. 7 und 8):, auf letztere wirkt nun das Excenter </, so
dafs der Bolzen r mit den Ausrückarmeu ss^ (Fig. 9) gewendet wird,
worauf t an s stöfst und sich und die Welle e nach rechts verschiebt.
Gleichzeitig drückt der Stab n (Fig. 9) auf den Winkelhebel oj} und
verschiebt durch diesen die Riemenführerstange ^, welche den Riemen b
von c, nach c^ zieht. Nun überträgt d.^i, die Drehung auf e und die-
selbe erfolgt deshalb langsamer als vorher; man hat mit der Wahl der
Räderuaare d^d-^i^ii die Möglichkeit in der Hand, das Mindern ^.^
oder -3 so schnell erfolgen zu lassen wie das Reiheubilden. Das Gleiten
des Riemens von Cj auf c^ vermeidet endlich jede stofsweise Verände-
runo- und wenn die Erhöhung der Zählkette f weiter gerückt ist, so
fällt gkkl herab, die Ausrücker ss^ kommen in ihre frühere Lage, in
welcher t an «j sich mit e nach links verschiebt, und die Feder 4 zieht
die Riemenführerstange wieder zurück von C2 nach c^.
Die mechanischen Kettenstühle, und darunter speciell diejenigen
mit zwei Nadelreiheu, also die Fangkettenstühle oder sogen. Rachel-
(Raschel-)Maschinen zeigen zwei neue Einrichtungen: Der Fangketten-
stuhl für erhaben gemusterte Wirkwaare von Fedor Köbner in Breslau
(*D. R. P. Nr. 46198 vom 31. August 1887) ist in Fig. 12 Taf. 1 so weit
verdeutlicht, dafs seine Eigenthümlichkeit, die Nadelbarren UiU:^ mit
den Abschlagschieneu s, .s.^ seitlich gegen einander zu verstellen, sichtbar
ist. Der gewöhnliche Fangkettenstuhl hält die eben genannten Theile, so
wie Fig. 10 zeigt, immer in derselben gegenseitigen Lage zu einander und
liefert daher Waare, deren Rechts- undRechts-Maschenstäbchena;a?| immer
gleichweit von einander abstehen, während der vorliegende Eöbnersche
Stuhl im Verlaufe der Arbeit die Nadelbarren und Abschlagschienen
von einander entfernt und einander wieder nähert, so dafs in der von
ihm hergestellten Rechts- und Rechtswaare die Maschenstäbchen uv
(Fig. 11) abwechselnd weiter oder weniger weit von einander abstehen.
Es sind an diesen» Stuhle die Führungswinkel aa^ nicht auf dem Ge-
stelle fest geschraubt, sondern in Langlöchern hin und her zu schieben
(Fig. 13 und 14), und zwischen ihnen wird an jeder Gestellwand ein
Keil h hin und her bewegt. Beide Keilstücke b sind auf der Schiene c
befestigt, welche von de und einer Gegenfeder verschoben wird; dabei
treiben die Keilstücke b die Winkel und Nadelbarren aus einander und
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. 5
lassen sie durch Federn wieder nahe an einander rücken. Da die
Kettenmaschinen ntj 7/1., ihre Fäden abwechselnd auf beide Nadelreihen ni/j.,
leoen, so behalten die Maschenstäbchen bei jedem Abstände von ein-
ander ihre geordnete Verbindung mit einander durch die Platineu-
maschen p.
Ein anderer Fangkettenstuhl von Wilhelm Kniestedt in Berlin (*D.R.P.
Nr. 45 791 vom 29, Februar 1888) erreicht eine gröfsere Arbeitsgeschwin-
dio-keit dadurch, dafs nicht nur seine Nadelbarren, sondern auch seine
Abschlagschieneu sich bewegen. Die Nadelbarren nm (Fig. 18 Taf. 2)
werden von Stäben n^m^^ und Hebeln «.2?».) getragen und auf die letz-
teren wirken Excenter b der Triebwelle a. Ebenso werden die Ab-
schlagschienen i von den Stäben ^^ und Hebeln 12 getragen, welche
auch durch Excenter der Triebwelle Bewegungen erhalten, und zwar
heben sich die Absclilagschienen t, wenn die Nadelbarren nm sich
senken, so dafs von jedem Theile nicht der volle, sondern nur der halbe
Weg zurückzulegen ist, und daraus eine Vermehrung der Geschwindig-
keit sefoleert werden kann. Die Excenter b sollen nach Art der Ge-
triebe-Ketten aus einzelnen um eine Nabe herum gelegten Gliedern zu-
sammengesetzt werden, damit man leicht für eine Umdrehung der Welle
mehrere Hebungen und Senkungen anbringen und während dieser Zeit
mehrere Maschenreihen herstellen kann.
Die Häkelmaschine für Zierfaden- Posamenten von Sander und Grajf
in Chemnitz (*D.R. P. Nr. 46202 vom 14. Februar 1888) ist wohl auch
als ein Kettenstuhl zu bezeichnen, denn sie enthält vor der mit Zungen-
nadeln z (Fig. 15 und 16 Taf. 1) versehenen beweglichen Nadelbarre a
die Kettenmaschine c mit den Lochnadeln n. Diese Maschine c schwingt
um ihre Mittelachse, so dafs ihre Lochnadeln unter und über den Zungen-
nadeln liegen können, sie wird auch mit ihrem Lagerträger in ihrer
Länosrichtung; verschoben und kann somit ihre Fäden über die Zuugen-
nadeln z legen. Vor dem Abschlagkamme m der letzteren werden
Fadenführer v hin und her bewegt, welche Schufsfäden s in verschiedener
Anzahl und Weite quer in die Waare w einlegen. Die vorgehenden
Nadeln z gelangen über diese Schufsfäden und halten dann, wenn sie
neue Maschen gebildet haben, die ersteren durch die entstandenen
Platinenmaschen fest. Während die Nadeln z vorrücken, fallen ihre
Maschen nach rückwärts über die Zungen hinab, und damit hierdurch
die Zungen nicht wieder nach vorn springen und die Haken schliefsen,
so ist eine Lochschiene u angebracht, durch deren OetTnungen die Nadeln z
treten und an deren Kante die vorspringenden Zungen anschlagen und
sich wieder zurücklegen. Die entstehende Waare ist Schufskettenfilet,
wie Fig. 17 in einer Ausführungsform zeigt; die Maschenstäbchen w^
von je einem Faden immer auf derselben Zungennadel hergestellte
Maschen, halten die verschiedenartig geführten Schufsfäden s fest zu-
sammen.
6 Ueber Neuerungen an Wiikei'eimaschinen.
Die Ertindungeu an Kundwirkstühleu beschränken sich auf zwei
Neuenumen von Willtehn HeidiUnann in Stuttgart: deren erste betrifft
einen französischen liuncltvirksluhl mit sleligein \]'aarenabzuge ("'D. R. P.
Nr. 45 238 vom 20. Mai 1888), wie er in Fig. 19, 20 und 21 Taf. 2
skizzirt ist. Es ist nothwendig, die Waare xo mit gewisser Spannung
von den Nadehi n abzuzieiien, weil sie sonst durch die Elasticität dei'
Fadenlagen in den obersten Reihen leicht so hoch empor gehoben wird,
dafs die letzten, eben von den Nadeln abgeschlagenen alten Maschen
wieder auf die Nadeln aufspringen. Man hat deshalb gewöhnlich eine
kreisrunde Scheibe innen in die Waare eingebunden, welche mit der
Waare herabsinkt und von Zeit zu Zeit empor gehoben und frisch ein-
gebunden werden niufs. Zur Vermeidung dieser Arbeit ist im vor-
liegenden Stuhle die Gewichtsscheibe durch eine Anzahl einzelner Ge-
wichtshebel cab ersetzt worden, welche radial liegend an einem von
der Nadelscheibe «, getragenen Ringe f hängen und in deren äufsere
Rinne die Waare w auch durch ein Band h eingebunden ist. An einer
Stelle des Umfanges werden die inneren Hebelenden c durch ein l^eil-
förmiges Stück e niedergedrückt und an derselben Stelle wird die
Schnur /<, wie Fig. 20 zeigt, durch vier Leitrollen von der Waare und
den äufseren Hebelenden b abgelenkt und (Fig. 21) schräg nach oben
geführt, um so viel wie jeder Hebel bei b sich hebt, wenn er von <-
bei c gesenkt wird. An dieser Stelle ist also der Hebel nicht mit der
Waare verbunden, er hebt sich empor und tritt alsbald wieder in die
höher liegende Schnur ein, welche die Waare nun auch an einer höher
gelesenen Stelle an ihn herandrückt. Während der weiteren Drehung
sinkt nun jeder Hebel wieder herab und bildet somit ein stetig wirkendes
Waarengewicht, welches selbsthätig die Waare von Neuen» erfafst und
herabzieht, so dafs sie dann lose in den Waarenkorb k fällt. Die Trag-
stange l des letzteren ist eine Röhre und in ihr reicht eine Stange />
von dem Handhebel o hinauf bis zu dem von Armen / getragenen Ringe r,
mit welchem man sämmtliche Gewichtshebel a empordrücken, also die
Waare entlasten kann, wenn das wegen etwaiger Reparaturen, Auf-
stofsen von Masehen u. s. w. nöthig wird. Nach der für verschiedene
Waaren etwa erforderlichen verschiedenen Spannung müfste man freilich
auch das Gewicht der Hebel /> verändern, aber es wird das wohl
ebenso selten vorkommen, wie man jetzt das Gewicht der Abzugsscheibe
verändert.
Der weitere französisc/ie Jiunüwiikstuhl mit selbsthäiiger Waaren-
xvätjunfj von WUhdm JJeiilelmunn in Stuttgart (''D. R. P. Nr. 46 539 vom
1. September 1.S88) ist in Fig. 22 und 23 Taf. 2 gezeichnet. Die in
der Verlängerung der Rundstuiiluchse liegende Welle b ist nicht direkt
fest mit dem Waarenkcjrbe a verbunden, sondern geht bei x lose durch
seinen Roden hindurch. Es sind aber die vier Ringe f fest an der
Welle b imd xon ihnen reichen Führungs-Geleukstücke eg bis an die
Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. 7
Säulen A, welche im Boden des Waarenkorbes a befestigt sind. Hier-
mit wird eine Geradführung des letzteren erreicht und vermieden, dafs
der Korb a, wenn er durch die zugeführte Waare belastet wird und
sinkt, sich einseitig senkt und an b festklemmt. Es hängt nun weiter
der Waarenkorb mit den Federn c an dem oberen Ringe f der Welle b
und er trägt eine kleine Querwelle Ä, welche innen mit einem Zahn-
rädchen / in die ebenfalls an f festhängende Zahnstange m eingreift,
aufsen aber eine getheilte Kreisscheibe q trägt. Sinkt also der Korb o
durch vermehrten Zugang von Waare, so dreht sich / an m und durch A-
wird die Scheibe q gedi-eht, an deren Theilung ein Zeiger i das Ge-
wicht der im Korbe liegenden Waare angibt. Die Scheibe q ist nach
der Spannung der Federn c durch Einlegen bekannter Gewichte ein-
getheilt worden. Man kann also jederzeit während der Arbeit das
Waarengewicht bei i ablesen und das mag deshalb nützlich erscheinen,
weil für das Arbeiten von Stoffstücken am Rundstuhle vielfach der
Lohn nach dem Gewichte des Garnes oder der Waare berechnet wird.
Die Lamb^sche Strickmaschine hat wiederum Gelegenheit zu mehr-
fachen Verbesserungen nach verschiedenen Richtungen hin gegeben und
€s ist da zunächst die Lamb^sche Strickmaschine für Waaren mit ver-
setztem Muster von August Strudel in Reutlingen (* D. R. P. Nr, 45 778
vom 30. März 1888) zu nennen. Die sogen, versetzte oder verschobene
Rechts- und Rechtswaare entsteht in der Weise, dafs zwei Nadelreihen ie
und i[ e^ (Fig. 24 und 25 Taf. 2) nicht immer in derselben gegenseitigen
Lage zu einander belassen werden, sondern dafs z. B. in einer Reihe
irgend eine Nadel 2 nach Fig. 24 ihre Masche zwischen den Gegen-
Nadeln b und c, in der nächsten Reihe aber nach Fig. 25 zwischen den
Gegen-Nadeln o und b herstellt. Zur Erreichung solcher Versetzungen
hat man bisher entweder das eine Nadelbett gegen das andere seitlich
verschoben, oder, um gröfsere Abwechselung zu erreichen, ein Nadel-
bett in einzelne Theile, je mit wenig Nadeln, getheilt und diese Theile
in verchiedener Weise seitlich verschoben. Nach der vorliegenden Ein-
richtung sollen jedoch die Nadelbetten ruhig liegen bleiben und nur die
einzelnen Nadeln nach Bedarf aus ihrer geraden Lage abgebogen werden.
Deshalb sind die Führungsrinnen in den Nadelbetten kurz, die Nadeln
liegen oben auf ein langes Stück frei und werden dort von Klammern
einzelner Schienen aba^b^ erfafst. Diese Schienen sind mit der Hand
direkt oder unter Vermittelung einer Schieberplatte C zu verschieben,
sie nehmen dann die einzelnen Nadeln, während dieselben noch unten
in der Einschliefsstellung liegen, mit fort und bringen sie in schiefe
Lagen, so dafs sie beim Emporsteigen sich gegenseitig in anderer Weise
kreuzen, als wenn sie geradeliegend sich heben, wie Fig. 25 gegen
Fig. 24 zeigt.
Lamb^sche Strickmaschine für plattirte Waaren von Claes und Flentje
in Mühlhausen in Thüringen (•'•'D. R. P. Nr. 46199 vom 4. Oktober 1887).
8 Ueber Neuerungen an VVirkereimaschinen.
In plattirten Waaren wird jede Masche aus zwei Fäden derart gebildet,
dals einer den anderen überdeckt und nur der erstere auf der Waaren-
vorderseite sichtbar oben aufliegt. In den gewöhnlichen Wirkstühlen
werden diese beiden Fäden so hinter einander auf die Nadeln gelegt,
dafs der Platlirungsfaden der hinterste ist, also am weitesten nach dem
Stuhle hin liegt, denn die Waare hängt so an den Nadeln, dafs sie ihre
Vorderseite nach dem Stuhle hin wendet, es kommt also dann der eben
genannte Faden auf die Waarenvorderseite. In einer Strickmaschine
ist zu gleichem Zwecke erförderUch, dafs der Plattirungsfaden f.^^ (Fig. 26
Taf. 2) am weites-ten nach unten auf die Nadeln n gelegt wird, und dazu
ist wieder nöthig, dafs er in der Ausschubrichtung dem anderen Faden /",
voranläuft. Es ist deshalb der Fadenführer u mit zwei Bohrungen ver-
sehen (Fig. 28), deren jede einen Faden führt, und er liegt drehbar in
einem Lager /, damit er am Ende eines Hubes um 1800 gedreht werden
kann und auch nach der entgegengesetzten Schubrichtung hin der
Faden f^ wieder voran geht. Zum Zwecke dieser Drehung trägt die
Welle des Führers v oben ein Zahnrädchen fc, in welches eine ver-
schiebbare Zahnstange z greift. Diese Zahnstange stöfst kurz vor Be-
endigung des Schlittenhubes auf jeder Maschinenseite au einen Riegel r
(Fig. 27 und 28j, verschiebt sich an demselben und wendet den Faden-
führer r. Die Federn Cj c^ halten die Zahnstange in den Einschnitten e. f.>
fest und vermeiden die willkürliche Verstellung, und die Stifte rf, d<i
begrenzen den Weg ihrer Verschiebung. Da in Ränderwaaren der
Plattirungsfaden auf der Stuhl- und Maschinenseite oben aufliegt, so
erhält man durch solch stetes Wenden des Führers eine Waare, die
auf beiden Seiten ein und dieselbe Farbe zeigt und eine andere Farbe
nur in den Platinenmaschen versteckt liegend enthält. Wenn man die
seitlichen Riegel r entfernt und den Fadenführer v um 90^ wendet,
also so fest stellt, dafs die beiden Fäden /", f^ nicht hinter, sondern neben
einander über die Nadelreihe gelegt werden, so erhält die eine Waaren-
seite im Wesentlichen das Aussehen des Fadens /"j und die andere das-
jenige von fi , und wenn man endlich nur einen der Seitenriegel r in
Thätigkeit läfst, so dafs der Führer immer in der Stellung Fig. 28 ver-
bleibt, so plattirt nach rechts hin der Faden f-i und nach links hin
derjenige /", und die Reihen erhalten abwechselnd die eine und die
andere Farbe.
Da das Plattiren von Fäden verschiedener Farben niemals Sicher-
heit gewährt, die Fäden vielmehr leicht von einander abgleiten und der
unten liegende nach oben hin mit sichtbar wird, also die Waare mehr
ein melirtes Aussehen erhält, so wird mehr vorgezogen, in Fäden von
verschiedenen Materialien und gleicher Farbe zu plattiren.
In der von Perssun ülsson in Stockhohn gebauten iLam^'schen Strick-
maschine (*D. R. P. Nr. 46013 vom 4. März 1888) ist nur die Feder neu,
welche unten am Nadelbette unter jeder Zungennadel angebracht ist,
lieber Neuerungen an Wirkei'eimaschinen. 9
um deren jeweilige Lage zu sichern. Gewöhnlich sind solche Federn
an Strickmaschinen nur in der Ausführung vorhanden, dafs sie klammern-
förmig das Nadelbett umfassen und nur durch Reibung an demselben
in einer bestimmten Stellung erhalten werden, in welcher sie dann selbst
wieder die an sie stofsenden Zungennadeln erhalten; sie werden aber
sehr leicht matt und gewähren dann nicht mehr die nöthige Sicherheit
als Stützfedern. Die neue Einrichtung (Fig. 29 und 30 Taf. 2) zeigt da-
gegen die Federn o mit einer Spiralwindung, um ihre Elasticität zu er-
höhen, und ferner mit einer Hakenform am inneren Ende, mit welchem
sie in eine Rinne o des Nadelbettes eingreifen. Der Fufs b der Zungen-
nadel hat nun eine solche Gestalt erhalten, dafs die immer fest liegende
Feder ihn entweder so wie in Fig. 29 oder wie in Fig. 30 stützt und da-
mit die Nadel entweder in der Arbeitslage oder ausgerückt bis unter
die Arbeitsstellung (Fig. 29) festhält. Es können auch zwei Federn,
welche neben einander liegen, aus einem Stücke Draht hergestellt
werden, sie haben dann ihre Verbindung an der Stelle a und treffen
mit den beiden freien Enden die Zungennadeln b.
Die Sirickmaschine für Waaren mit verschiedener Länge der Maschen-
reihen von Lambert Herlitschka in Böhmisch-Kamnitz ("D. R.P. Nr. 46385
vom 29. December 1887) ist in der dargestellten Ausführung nicht eigent-
lich eine Strick-, sondern mehr allgemein eine flache Wirkmaschine zu
nennen, weil es sich ja doch empfiehlt, mit dem Namen „Strickmaschinen"
nur diejenigen Wirkmaschinen zu bezeichnen, welche sowohl die Maschen-
bildung als auch namentlich die Vollendung der Waaren als fertige Ge-
brauchsgegenstände nach Art des Handstrickens vornehmen. Die vor-
liegende Maschine enthält aber eine gei-ade gestreckte Nadelreihe und
arbeitet an derselben flache Waarenstücke; die Neuheit in ihr ist die
Art der Herstellung von verschieden langen oder breiten Maschenreihen.
Von den Maschinen, welche gleichem Zwecke dienen, unterscheidet sie
sich durch die Form der Nadelfüfse, welche Fig. 31 Taf. 2 zeigt. Diese
Füfse enthalten einzelne Stufen, reichen mit denselben über das Nadel-
bett hinaus und werden durch Anschlagen eines Jacquardprismas im
Nadelbette verschieden weit vorwärts getrieben, je nachdem die Jacquai'd-
karten an den Stellen, mit denen sie die Nadeln treffen, gar nicht odei-
in verschiedener Gröfse durchlocht sind, so dafs sie die Nadeln ent-
weder schon bei / anstofsen und sehr weit fortschieben, oder erst bei 2
oder 5 treffen und nun weniger weit verschieben, oder gänzlich in der
untersten Stellung liegen lassen. Das Jacquardprisma bewirkt also an
Stelle des Mitteldreieckes eines Schlosses das Heben der Nadeln in die
Arbeits- oder Fangstellung oder läfst sie in der Einschliefs- oder Ab-
schlagstellung und das Schlofs besteht nur aus einem Dreiecke zum
Herab- oder Hereinziehen der Nadeln behufs des Abschlagens. Man
kann somit ein kurzes oder längeres Stück der Nadelreihe zur Arbeit
einer Maschenreihe einrücken und folglich diese Maschenreihen verschieden
10 Kick, über Bestimmung der Härte.
lang auf einander arbeiten lassen. Die hierdurch entstehende Waare
enthält an verschiedenen Stellen ihrer Breite verschiedene Länge und
um sie stetig von den Nadeln abzuziehen, hat man in der Maschinen-
breite eine Anzahl Gewichtshebel angebracht, deren hintere Enden von
Excentern zeitweilig ausgehoben werden, worauf beim Verlassen des
Excenters die vorderen mit Spitzen oder Zähnchen besetzten Enden in
die- Waare einfallen und dieselbe herabziehen.
Lanj//sche Strickmaschine zur Herstellung einer doppelßächigen^ stellen-
ueise erhabenen Slrickwaare von G. F. Grofser in Markersdorf bei Burg-
städt in Sachsen ("D. K.P. Nr. 47129 vom 18. Juli 1888). Der Zweck
der vorliegenden Neuerung ist die Herstellung einer Rechts- und Rechts-
waare, welche an verschiedenen Stellen verschiedenartige Fadenverbin-
dung hat, z. B. im Allgemeinen aus gewöhnlicher Ränderwaare besteht,
an einzelnen Stellen aber Perlfangwaare, vielleicht mit besonders grol'sen
Perlmaschen enthält, so dafs an diesen Stellen die breiter bauende Perl-
waare in der übrigen Waarenebene nicht Platz findet, sondern auf-
staut, wie dies z. B. für die Corsetts mit Zwickeln erforderlich ist. Man
erhält diese verschiedenen Waaren dadurch, dafs man die Nadeln der
einen Maschinenseite durch ein gewöhnliches Schlofs, diejenigen der
anderen Seite aber, welche länger sind als die erstereu und zwei Arbeits-
füfse tragen, durch zwei Schlösser bewegen läfst und durch ein Jacquard-
prisma an ihren unteren Enden so abbiegt, dafs einzelne von ihnen zur
Maschenbildung und andere zur Doppelmaschenbildung gelangen. Jede
Maschenreihe kann hierdurch an verschiedenen Stellen verschiedene
Fadenverbindunsen erhalten. Prof. Willkomm.
Bestimmung der Härte; von Prof. Friedr. Kick.
Ais vorläuligt' Mittheilung sei als Resultat mannigfacher Versuche
die Behauptung aufgestellt, dafs die Härte der Materialien durch den
Ahscherungswiderstand für die Flächeneinheit ziffermäfsig ausgedrückt werden
knnn^ wenn dieser Widerstand so ermittelt wird, dafs eine Inanspruch-
nahme des Materiales auf Biegung ausgeschlossen ist.
Bei den gewöhnliehen Scheren, selbst bei jenen, deren Scher-
backen vollkommen dicht an einander streifen, ist dies nicht der Fall;
wird aber das abzuscherende Material allseits umschlossen und sind die
Scherbacken durch Schabarbeit ähnlich den Whilworth'Hchtü Richtplatten
exakt hergestellt, so gelingt eine reine Abscherung, und dann erhält
man für den Ahscherungswiderstand ziffermäfsige Werthe, welche pro-
portional der Härte sind. Ist dies richtig, so müssen zwei ihrer Natur
nach ganz verschiedene Körper, welche sich gegenseitig nicht ritzen
lassen, also nahezu gleich hart sind, auch gleichen Ahscherungswider-
stand aufweisen. Schellack und Zinn lassen sich bei sewöhnlicher Tem-
Keuere Hammerconstructionen.
11
peratur von etwa 20 bis 250 C. nicht gegenseitig ritzen. Scharfe Kanten
jedes dieser Materialien stumpfen sich an glatten Flächen des anderen
ab, ohne Ritze hervorzubringen. Bei diesen Temperaturen mufs auch
der Abscherungswiderstand derselbe sein, ich fand etwa 2\1 auf den
Quadratmillimeter für Schellack und für Zinn. Sehr schwierig ist es,
das Material, wenn es ein spröder Körper ist, allseits so dicht zu um-
schliefsen, dafs die reine Abscherung erhalten wird, aber es ist möglich.
Prag, den 18. Juni 1889.
Neuere Hammerconstructionen.
Mit Abbildungen.
Glossofs Schmiedehammer mit Kraflbetrieb und Luftivirkung.
Die Eigenthümlichkeit dieses in
Fig. 1 dargestellten Hammers liegt
in der bequemen Regelung der Schlag-
stärke und Hubgröfse. Derselbe be-
steht aus dem mit einer Kolbenstange
veroundenen und im Hammergestelle
geführten Hämmerbar, dessen Kolben
im Luftcylinder 234>"m Weg frei hat,
während der durch das Kurbeltrieb-
werk in Hubbewegung versetzte
Luftcylinder blofs 130^^ Hub erhält,
so dafs im günstigsten Falle der
Hammerbär einen Gesammthub von
234 -f 130 = 364mm erreichen kann.
(D. R. P. Nr. 44407 vom 22. Januar
1888.)
Nach The
Engineer^ 1888
Bd. 66 S. 79,
sind am oberen
Kie 1.
Fig. 2.
Theile des Luftcylinders zwei Luftsaugveutile und
an dessen Vorderseite zwei Druckregelungsventile
angeordnet. Dieses in Fig. 2 zur Ansicht gebrachte
Luftdruckventil besitzt einen kleinen Kolben D,
M'elcher mittels einer gewundenen Drahtfeder nicht
nur das Ventil C belastet, sondern auch die im
Ventilgehäuse A vorgesehenen Austrittsöffnungen E
verengt oder verschliefst, je nachdem dieser Kol-
ben D seitens der stellbaren Keilvorrichtung (Text-
lig. 1) mehr oder weni2;er zurückaestellt wird.
12
Neuere Hammerconstructionen.
Die in der Büchse B geführte Kolbenstange D gleitet während der
Cyiinderltewegung an der Vorderfläche des angestellten Keilstückes.
Die Wirkungsweise dieses Hammers ist in Kürze folgende: Je nach
der Höhe des Werkstückes steht der Hammerkolben annähernd in der
Mitte des Luftcjünders in dessen Tiefstellung. Im Aufgange des Luft-
cy linders wird die eingeschlossene Luft unter dem Kolben verdichtet,
demnach der Hammer gehoben, welcher je nach Malsgabe der ein-
tretenden Luftverdichtung über dem Kolben bis an den oberen Cylinder-
deckel ansteigen kann. Im Niederhube des Luftcylinders wirkt das
obere Luftpolster beschleunigend auf den fallenden Hammer ein, wäh-
rend eine Luftverdünnung durch die früher erwähnten Saugventile ver-
hindert wird.
Hackney's Krafthammer mit Luftpujfer.
Um die Schlagstärke während des Betriebes zu regeln, wird mittels
eines Hebelwerkes eine Platte parallel zur Hammerführung angestellt.
Dadurch kann die Eröffnung eines an der Cylinderrückwand angeord-
neten Luftausströmungsventiles, dessen Ventilstift an dieser Stellplatte
gleitet, ganz oder theilweise verhindert werden, wodurch die oberhalb
Fip. 3.
Fig. 4
Neuere Hammerconstructioiien.
13
Pia. 5.
des Hammerkolbeus verdichtete Luft als treibende Kraft mehr oder
"weniger wirksam wird.
Nach American Machinist ^ 1888 Bd. 11 Nr. 36 ■"" S. 1, befinden sich
in der Vorderwand des durch eine Triebkurbel bewegten Luftcylinders
zwei Luftansaugeventile, um die unvermeidlichen Luftverluste in den
beiden Cylinderräumen zu ersetzen. Der an die Kolbenstange des Luft-
cylinders befestigte Hammerbär ist in der Cylinderführung geleitet, deren
Schienen von beiden Seiten stellbar sind. Die Kolbenstangenstopfbüchse
ist luftdicht hergestellt, während der Steuerungstritt als eine Schlinge
rings um den Ambofsfufs ausgebildet ist, damit die Hammersteuerung
von allen Seiten bequem ermöglicht sei (Fig. 3 und 4).
Massex/ s Gesenk- Dampfhammer.
Bei diesem einfach wirkenden Dampfhammer (Fig. 5) wird das
Heben des Hammerbärs mit Dampf be-
werkstelligt, wobei der Bär durch den
unter dem Kolben befindlichen Dampf
so lange in der Hochstellung gehalten
wird, bis durch Umsteuerung das Ueber-
strömen in den Cylinderraum über dem
Kolben der Fall eingeleitet wird. Eine
auf die durchgehende Kolbenstange
wirkende gewundene Blattfeder mildert
den Stofs im Auf hübe, begrenzt den
Hub und beschleunigt den .Fall. Die
Hammerführung wird durch zwei zwi-
schen dem Dampfcylinder und der
Ambofsplatte mittels durchgehender
Schrauben eingespannte Röhren ge-
bildet, während die Gegendruckfeder
an einem Querbügel sich stützt. Das
Ausheben der Bodeugesenke erfolgt
rasch mittels eines Tritthebels, wäh-
rend das Hammergesenk durch einen
Seitenkeil sehalten wird.
Massey's Blechhammer mit Dampfbetrieb.
Dieser kleine mit Selbstbetrieb ein-
gerichtete Dampfhammer (Fig. 6) wird
freihängend an irgend einem Querbalken
in passender Höhe aufgeschraubt, wäh-
rend das über eine Querstange ge-
schobene oder gelegte Werkstück der Hammerwirkung ausgesetzt wird.
Dieser Dampfhammer leistet in Kessel- oder Kupferschmieden für
u
Neuere Haauuerouustruclionen.
Blecharbeiten gewils gute Dienste. Die vorstehenden Massey'schen Häm-
mer entnehmen wir aus Uhland's Technische Rundschau^ 1888 Nr. 8 S. 61.
Fic. f.. t'iS- 7-
Ainsworllis Fallhammer.
Die bei den gewöhnlichen Fallhämmern auftretenden Abnützungen
der hölzernen Hammerschiene oder der Abmachung der gufseisernen
Grithvalzen, welche todten und unregelmäfsigen Gang der Hammer-
bewegung im Gefolge haben, soll durch eine geeignete Wahl des
Schienen- bezieh. Rollenmaferiales möglichst beseitigt werden.
Nach American Machinist ^ 1888 Bd. 11 Nr. 8 S. 1, ist bei diesem
Fallhammer (Fig. 7) die Hammerschiene aus Stahl gefertigt, während
die Griffrollen aus geprefstem Papier bestehen. Die Hammerschiene
ist mittels Beilagen aus Gummi oder Kork in
den Hammerbär eingeklemmt, wodurch die Rück-
wirkung der Schläge auf die Hammerschiene
Licmildert wird.
Das aus zwei Riemensciiwungscheiben, einer
l'estgelagerten Rollenwelle und einem Zahnräder-
paare zusammengesetzte Triebwerk (Fig. 8) be-
thütigt die im excentrischen Hebellager laufende
zweite Klemmrolle, während durch Verdrehung
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 15
des Hebellagers mittels dex- herabreichenden Stange sowohl der Betrieb
eingeleitet, als auch die Hubhöhe begrenzt wird.
E. Hammesfahr in Solingen betreibt einen Fallhammer mit Wickel-
riemen nach D. R. P. KL 49 Nr. 44326 vom 10. Juli 1887 mittels
Reibungsrollen. Der Umfang der treibenden Reibungsrolle ist auf der
Strecke 1, 2 zurückgesetzt, dadurch wird die Welle mit der Wickelrolle
frei, der am Riemen hängende Hammerbär fällt, wird aber sofort ge-
hoben, sobald die Stelle 2 der treibenden Rollen an die Rolle gelangt.
Beim Fallhammer von M. Hasse in Berlin (vgl. 1879 234 """364 und
D. R. P. Nr. 2685 vom 12. April 1878} ist die Hammerschiene nach
oben zu allmählich verstärkt, dadurch wird es bei einer entsprechenden
Verstellung der Reibungstriebrollen möglich, den Hammer in beliebiger
Höhe nicht nur schwebend zu erhalten, sondern auch denselben der
Rollenstellung gemäfs in bestimmter Höhe aufzufangen, so dafs die
volle Schlagstärke nur dann eintritt, wenn die Triebrollen in die Ent-
fernung, welche der dicksten Stelle der Hammerschiene entspricht,
gebracht werden.
Um ein Spalten und eine all zu rasche Abnützung der Hammer-
schiene zu vermeiden, ist dieselbe aus drei Brettern zusammengeleimt
und mit harten Holzstiften verbunden, die Faserlage aber so gewählt,
dafs sich deren Richtungen möglichst unter spitzen Winkeln kreuzen.
Das Mittelbrett ist aus Rüstern-, die Aufseubretter sind aus Weifsbuchen-
holz gefertigt. Pr.
Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfall-
verhütung in Berlin 1889.
Das Interesse für die Unfallverhütung in gewerblichen Anlagen, für
den Schutz der Arbeiter gegen die ihn bei Ausübung seines Berufes
bedrohenden Gefahren ist keineswegs so neuen Datums, wie meist an-
genommen wird. Die anscheinend ersten durchgreifenden und heute
noch mafsgebenden Schritte unternahm im J. 1867 die Gesellschaft zur
Verhütung von Fabrikunfällen zu Mülhausen im Elsafs^ welche vom rein
philantropischen Standpunkte für ihren Wirkungskreis den Schutz der
Arbeiter ausübte und in ihrem Leiter Engel- Dollfufs den Ausspruch
predigte, dafs die Industrie sich nicht genügen lassen dürfe, dem Arbeiter
nur den Lohn zu zahlen und ihn damit als abgefunden zu betrachten.
Diese Gesellschaft, deren segensreiches Wirken durch die ötfent-
lichen Blätter weiteren Kreisen bekannt wurde, hat trotz aller Be-
mühungen über den Mülhauser Bezirk hinaus keine Schule gemacht;
sie wurde seitens unserer Industrie gewissermafsen mit Verwunderung
darüber angestaunt, dafs sich praktische Leute mit solchen gar nicht
durchführbaren Ideen abgeben könnten. Selbst die Einführung des Haft-
16 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
))tlichtgesetzes vom 7. Juui 1871 in Deutschland hatte lauge Zeit nicht
deu Erfolg, Schutzvorrichtungen in Fabriken einzuführen, vielmehr
herrschte und herrscht sogar noch immer die Ansicht, dafs ein wirk-
samer Schutz für die meisten Maschinen gar nicht geschaffen werden
k<"»nne, dafs sogar die Gefahr für den Arbeiter nach Anbringung von
Schutzvorrichtungen um so gröfser werde, als dem Arbeiter im Hin-
blicke auf die Schutzvorrichtung das Bewufstsein für die Gefahr der
Maschine verloren gehe und er dadurch nur leichtsinniger in der Be-
dienung der Maschine werde.
Das Streben der Gewerberäthe und Fabrikeninspektoren, welche
mit dem Jahre 1874 ihre öffentliche Thätigkeit begannen, i-ichtete sich
in erster Linie auf Einführung gröfserer Betriebssicherheit in den ge-
werblichen Anlagen. Man hat aber nur die Jahresberichte dieser Be-
amten zu Studiren, um herauszufinden, wie noch jetzt das Verständnifs
für den Werth von Schutzvorrichtungen oft vollständig mangelt, und
zwar sowohl bei den Arbeitgebern wie bei den Arbeitnehmern, welch
letztere in der Schutzvorrichtung mehr oder weniger nur ein Arbeits-
hindernifs erblicken und den einzigen sicheren Schutz gegen Beschädi-
gung durch die Maschine in der Erkenutnifs der Gefahr, Verständnifs
für die Eigenart der Maschine und in der eigenen Geschicklichkeit bei der
Bedienung suchen.
Trotz der geringen Beachtung, welche das Streben nach Unfall-
verhütung im Allgemeinen fand, wurde doch schon — Mahrscheinlich
nur in Anerkennung der Mülhauser Bestrebungen — auf der internationalen
Ausstellung für Hygiene und Rettuugswesen in Brüssel vom Jahre 1876
laut dem aufgestellten Programme eine besondere Abtheilung für die
Zwecke der Unfallverhütung und des Arbeiterschutzes unter der Be-
zeichnung: Hygiene moyens pre'ventifs et sauvetoge applifjue's ä l Industrie
geschaflen. Diese Klasse bot nur wenige einschlägliche Gegenstände,
welche geeignet gewesen wären, den Nutzen der Schutzvorkehrungen
zu beweisen. Diese Ausstellung fand deshalb keinerlei Beachtung und
verlief völlig ohne Ein\\irkung.
Ein zweiter Versuch wurde gelegentlich der Düsseldorfer Gewerbe-
Ausstellung im J. 1880 vom ISiederrheinischen Vereine für öffentliche Ge-
xund/ieitupßege unternommen. Aber auch dieser Versuch hatte rück-
sichllich der gar zu mangelhaften und ungeeigneten Vorführung von
Schutzmitteln keinerlei Erfolge.
Das Jahr 1882 bot in London eine Ausstellung beschränkten Um-
fanges für Apjtarate und Einrichtungen zum Schutze von Menschenleben,
bei welcher der gewerbliche Betrieb eine geringe, unbedeutende Ver-
tretung gefunden hatte.
Den ersten einigermafsen erfolgreichen Versuch, das Wesen der
Schutzvorrichtungen im industriellen Betriebe zu beweisen und gröfseren
Kreisen versiiindlieli zu maehon. unternahm die wohl noch in vieler
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 17
Erinnerung stehende Berliner Hygiene- Ausstellung des Jahres 1882 — 83.
Hier fand die Unfallverhütung bereits eine stattliche, bisher jedenfalls
noch nicht erreichte Vertretung- hier konnten zum ersten Male wirkliche
Schutzvorkehrungen für den Arbeiter gezeigt und ihre praktische Brauch-
barkeit verständlich bewiesen werden.
Im nächsten Jahre 1883 bot endlich die schweizerische Landesaus-
stellung in Zürich eine nicht unbedeutende Sammlung von Schutzmitteln
für den Fabrikbetrieb.
Die in den letzteren Jahren vielfach abgehaltenen kleinereu Gewerbe-
Ausstellungen fanden sich veranlafst, dem „Zuge der Zeif*' nachzugeben
und in ihre Programme stets eine Gruppe für Schutzvorrichtungen und
Oewerbe-Hygiene aufzunehmen. Es kann aber nicht gesagt werden,
dafs damit etwas hervorragend Nützliches für die praktische Einführung
von Schutzmitteln geleistet worden wäre.
Die ganze Frage des Arbeiterschutzes hat erst Bedeutung für Deutsch-
land in Folge des am 1. Oktober 1885 in Kraft getretenen ünfallver-
sicherungsgesetzes erlangt, in dessen Ausübung seitens der Genossen-
schaften auf strenge Durchführung des Arbeiterschutzes gesehen wird,
um durch Verminderung der Unfälle die Kosten der Unfallentschädigungen
herabzusetzen. Nur dem Zwange, welchen die Berufsgenossenschaften
■durch die ihrerseits erlassenen Unfallverhütungsvorschriften ausüben,
ist es zuzuschreiben, dafs sich einerseits die Praxis für Anwendung der
ünfallverhütungsmafsregeln zugängig zeigt und andererseits der Erfin-
dung neuer und zweckmäfsiger Formen des Arbeiterschutzes Vorschub
geleistet wird.
Der Erlafs der Unfallverhütungsvorschriften seitens der Berufsge-
nossenschaften setzte die Industrie zu einem grofsen Theile in nicht
geringe Verlegenheit, weil eben keinerlei Vorstellungen über das Wesen
und die Form eines wirksamen Schutzes der gefahrbringenden Arbeits-
theile, Maschinenelemeute u. s. w, bisher verbreitet war. Wort und
Schrift konnten nicht genügen, um geeigneten Begriffen Bahn zu brechen,
so dafs sich in erster Linie das Reichsversicherungsamt entschlofs, eine
Sammlung von Unfallverhütungsmafsnahmen zu veranstalten und in
einem ständigen Museum zu vereinigen. Eine gleiche ständige Aus-
stellung besitzt das k. k. österreichisch-ungarische Handelsministerium
in Wien.
Eine solche Sammlung ist aber namentlich im jetzigen Zustande
keineswegs geeignet, Belehrung über die so mannigfach unterschiedliche
Anwendung der Schutzmittel zu bieten, andererseits liegen im Bereiche
der Wirksamkeit jeder Berufsgenosseuschaft besonders geartete Gefahren,
deren Erkennung und Verhütung deshalb nur hier möglich wird. Unter
-diesem Gesichtspunkte machte sich in den Kreisen der Berufsgenos sen-
sehaften die Neigung stark bemerkbar, besondere Unfallverhütungsaus-
stellungen für den Rahmen der Thätigkeit der einzelnen Berufsgenossen-
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 1. 18891II. 2
18 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Uniallverhütung in Berlin.
schiften zu veranstalten, um den Berufsgenossen ein anschauliches und
namentlich geschlosseues Bild der Unfallverhütung in den einzelnen
indu.striellen Betrieben zu bieten.
Einen thatsächlichen Anfang hiermit machte zuerst die Norddeutsche
Holz-Berufsgenossenschaft mit der Veranstaltung einer Ausstellung für
Schutzvorrichtungen an Holzbearbeitungsmaschinen in Köln. Es folgte
im März des Jahres 1887 eine in Chemnitz vom sächsischen Müller-
verbande veranstaltete Ausstellung von Müllereifahrstühlen aus den Ge-
sichtspunkten der Unfallverhütung und im Sommer desselben Jahres das
Project einer im J. 1889 in Berlin zu veranstaltenden Ausstellung von
Apparaten und Einrichtungen zur Verhütung von Unfällen im Brauge-
werbe. Dieses letztere Project sollte indessen für sich allein nicht zur
Ausführung gelangen, weil dasselbe bereits im Oktober 1887 in dem
gröfseren Plane der alle Gewerbe umfassenden nunmehrigen Deutschen
Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung aufging.
Naturgemäfs können die Sonderausstellungen einzelner Gewerbe
auch nur ein Sonderinteresse haben, so dafs es als ein sehr glücklicher
Gedanke bezeichnet werden mufste, als es hiefs, dafs an Stelle der Aus-
stellung der Brauereiberufsgenossenschaft eine grol'se allgemeine Aus-
stellung für Berlin 1889 geplant werde. Es würde zu weit führen, den Ent-
wickelungsgang des Gedankens einer solchen allgemeinen Ausstellung
hier wiederzugeben. Es sei deshalb nur kurz mitgetheilt, dafs das von
Prof. Delbrück-BerVm aufgestellte Programm einer Brauereiausstellung
seitens der Brauereiberufsgenossenschaft bereits weit verwirklicht war,
als auf Anregung des Kegierungsraths lieichel vom Keichsversicherungs-
amte der Plan zu der allgemeinen, alle Gewerbe einschliefsenden Ausstel-
lung gefafst wurde, welche in dem seiner Zeit für die Zwecke der Berliner
Hygieneausstellung 1883 gebauten Ausstellungsgebäude jetzt stattfindet.
Die Ausstellung, wie sie am 30. April d. J. durch den Kaiser er-
öffnet wurde, hat ihren Stoff in 22 Gruppen vertheilt, zu denen etwa
1100 Aussteller beigetragen haben. Da das aufgestellte Programm ein
gutes Bild gibt, in welcher Form und Gestaltung die Ausstellung ge-
dacht war, so sei dasselbe hier abgekürzt wiedergegeben.
AhlhelUiiKj A. Schul zmafgnahmen von gemeinsamem Interesse für die
cersicherlen Betriebe.
Gruppe 1. Verhütung von Unfällen an bewegten Maschinentheilen
im Allgemeinen: Schutzvorrichtungen an Transmissionswellen, Zahn-
rädern, Riemenzügen u. s. w. 1) Sc/iulzcorrichlunf/en an Wellen. Stehende
und liegende Wellen — oder „Modelle, Zeichnungen und Photographien '•'•
von Wellen und Wellenleitungen — mit zweckmäfsigen Umwehrungen
zum Schulze der Arbeiter, Umliiillung, Versenkung, Vermeidung vor-
stehender Keile und Schrauben bei Welleneinrichtungen (Kup])elungen)
und bei der Befestigung von Maschinentheilen (Kiemenscheiben, Zahn-
Deutsche Allgemeine Ausstellung lür ünl'allverhütung in Berlin. 19
rädern, Stellringen u. s. \v.) auf Wellen. Gegenüberstellung gefährlicher
Kuppelungen mit vorstehenden Theilen und von Kuppelungen mit Um-
hüllungen oder mit neueren constructiven Verbesserungen vom Stand-
punkte der Unfallverhütung. 2) Schutzvorrichtungen an Zahnrädern.
Zahnradgetriebe an Transmissionen und Arbeitsmaschinen mit zweck-
mäfsigen Umhüllungen (Kapseln, Gitter, Schutzschirme aller Art), ins-
besondere unter Berücksichtigung der Wahrung einer leichten Zugäng-
lichkeit bei Rädern, welche öfters ausgewechselt oder geschmiert werden
müssen, und der Wiedergewinnung umhergeschleuderten Schmiermaterials.
Anordnungen, bei welchen durch Verlegung der Räder eine Gefahr für
die Arbeiter durch Construction von Hause aus vermieden wird. 3) Schutz-
vorrichtungen beim Rieinenbetriebe. Riemenscheiben, welche aus den Ge-
sichtspunkten der Unfallverhütung Interesse bieten : Vermeidung von
Lücken im Rande des Kranzes bei Scheiben, welche aus zwei oder
mehreren Theilen zusammengesetzt sind ^ Vollscheiben 5 schmiedeeiserne
und Wellblechscheiben u. a. m.; Riemen Verbindungen (Riemenschlösser)
ohne vorstehende Theile. Zugehörige Werkzeuge. Gegenüberstellung
gefährlicher und ungefährlicher Riemenverbindungen. Vorkehrung zur
Verhütung des Abgleitens der Riemen von der Scheibe. Riemenscheiben
mit Rand oder mit Wulst in der Mitte; eiserne Dollen neben den
Scheiben 5 Verwendung von Spannrollen; Anwendung von Riemen, vi^elche
sich nicht dehnen in feuchten Räumen, u. a. m. Vorrichtungen an
Riemenzügen zur Verhütung gefährlicher Berührung, sowie zum Schutze
gegen schlagende, abfallende oder zerreissende Riemen (Umwehrungen,
Schutzrinnen, Faugbäume u. a, m.). Vorrichtungen zur Aufnahme ab-
geworfener Riemen und zum Auf- und Abwerfen von Riemen: Riemen-
haken, -gabeln, -träger; getingerte Staugen; Riemenstangen und Riemen-
träger zusammen wirkend und mechanische Riemeuaufleger jeder Art.
4) Die gleichen Gesichtspunkte (J bis 5) in ihrer Anwendung auf Achsen
und Maschinenspindeln — auf Zahnstangengetriebe — auf Seil-, Ketten-
uud Schnurtriebe auf Schwungräder und umlaufende, pendelnde, stofsende
Maschiuentheile überhaupt. (48 Aussteller.)
Gruppe 2. Ausrück-, Brems- und Schmiervorrictitungen u. a. m.
1) Ausrück- und Bremsvorrichtungen. Losscheiben (Leerscheiben, todte
Scheiben) und Ausrückgabeln an Transmissionen und Arbeitsmaschinen,
Reibungsantriebe für Arbeitsmaschinen und lösbare Kuppelungen (ins-
besondere neuere Systeme von Reibungs- und Centrifugal-Kuppeluugen.
Vorkehrungen zur Verhütung selbsthätigen Einrückens: Losscheiben mit
kleinerem Durchmesser als die Riemenscheibe; Absonderung der Los-
scheibe (Anbringung auf besonderen festen Hülsen u. a. m.); Feststellung
der Riemengabeln und bezieh, der Ausrückhebel an Kuppelungen durch
Schrauben oder mittels Einkerbungen, Stiften, Haken, Federn. Verbin-
dung der Ausrückvorrichtungen mit Bremsvorrichtungen. Vorkehrungen,
welche dem Arbeiter bei Gefahr (z, B. beim Erfassen der Hände durch
20 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Wakenpaare) das Ausrücken „ohne Gebrauch der Hände" gestatten
(Trittbretter, gespannte Schnüre u. a. m.). Einrichtungen, welche das
Abstellen gröfserer Arbeitsmaschinen oder von Transmissionen von ver-
schiedenen Stellen bezieh, von entfernten Punkten aus ermöglichen.
2) Sc/imiervurrichtungen. Verbesserte Oelkannen, welche zufolge ihrer
Einrichtung ein Vergiefsen von Schmiermaterial (und damit Schlüpfrig-
werdeu des Bodens) verhüten oder sonst eine Verminderung der Gefahr
für den Arbeiter herbeiführen; Anbringung auf Stangen zur gefahrlosen
Erreichung hochliegender Lager u. s. w. Selbsthätige Schmiervorrich-
tungen aller Art für flüssiges und consistentes Schmiermaterial zum Ge-
brauche bei festen und schwingenden Lagern, bei Losscheiben u. s. w.
Selbstschmierende Lagerfutterungen. 3) Stangenbürsten und ähnliche Ge-
räthe zur Verminderung der Gefahr beim Einfetten von Zahnrädern, beim
Auftragen von Kiemeuschmiere, beim Putzen (Abschmirgeln) von Wellen,
Kuppelungen, Riemenscheiben, Walzen und anderen bewegten Maschinen-
theilen mehr. 4) Leitern mit besonderen Vorrichtungen (z. B. oben mit
Haken oder unten mit Spitzen und bezieh. Gummiüberzügeu), Laufbretter,
Gallerieu, Handgritfe und sonstige Geräthe und Vorkehrungen, welche
durch Schaffung eines festen Standortes die Gefahr für den Arbeiter
beim Schmieren, Putzen, Ausbessern und bei sonstigen Verrichtungen
an Transmissionen und bewegten Maschinentheilen vermindern. 5) Dienst-
vorschriften (Anweisungen) für Transmissionswärter und für die Arbeit
an Maschinen im Allgemeinen. 6) Vorführung ganzer Transmissions-
anlagen mit musterhafter Ausrüstung vom Standpunkte der Unfallver-
hütung. (57 Aussteller.)
Gruppe 3. Schutzmafsnahmen beim Betriebe von FahrstüMen,
Aufzügen, Erahnen und Hebezeugen. Umwehrung der Fahrstuhl- und
Aufzugölfnungen. Selbsthätige Abschlüsse. Korbdächer zum Schutze
gegen herabfallende Gegenstände. Vorrichtung zur Feststellung der
Aufzugsschale beim Beladen und Abladen. Antrieb-, Abstell- und
Bremsvorrichtungen. Fangvorrichtungen. Signalsysteme zur Anzeige der
Bewegung des Fahrstuhles. Signaltafeln, Warnungstafeln. Betriebsan-
weisungen. Hydraulische und pneumatische Aufzüge. Elevatoren. Krahne
aller Art. Sicherheitskurbeln und -winden. Sicherheitsketteu , Seile,
Gurte ii. a. m. Vorführung ganzer Fahrstuhleinrichtungeu. (55 Aus-
steller.)
Gruppe 4. Schutzmafsnahmen an Motoren. 1) Dampfmaschinen.
Umwehrung des Schwungrades, der Kurbel, der durchgehenden Kolben-
stangen bei liegenden Cjlinderu, der conischen Rädergetriebe an den
Regulatoren, der Regulatoren selbst (bei tiefer Lage der Schwuugkugeln),
des Hauptriemens oder Hauptzahnradgetriebes, der Wellenverbindung bei
do]>pelten oder zusammenwirkenden Maschinen, der vorstehenden Wellen-
köpfe und der sonstigen bewegten Theile. Vorrichtungen zur gefahr-
losen Erreichung hochliegender Theile der Maschine (Laufbretter, Gallerien
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 21
u. s. w.). Selbsthätige Schmiervomchtungen an den Kurbelzapfen und
Kveuzkopflagern, den Excentern u. s. w. Vorkehrungen zum gefahrlosen
Andrehen des Schwungrades (Hebelvorkehrungen, Klinkwerke, Reibungs-
antriebe), sowie zum Bremsen und zum sicheren Feststellen bei Aus-
führung von Ausbesserungen. Mittheilungen über das Zerspringen von
Schwungrädern. Bezügliche constructive Schutzvorrichtungen und Be-
triebsanweisungen. Absperrventile, welche ein zuverlässiges und schnelles
Stillsetzen der Maschine ermöglichen. Signalsysteme zum Z^'ecke der
Verständigung zwischen Dampfmaschine und Arbeitsraum und umgekehrt
beim Anlassen der Maschine und bei Unfällen an Arbeitsmaschinen.
Vorkehrungen zum jederzeitigen direkten Abstellen der Dampfmaschine
von den Arbeitsräumen aus (einfache Drahtzüge, Anwendung elektrischer
und pneumatischer Einrichtungen). Dienstanweisungen für Dampfma-
schinenwärter. Schulen zur Ausbildung von Maschinisten. Vorführung
ganzer Dampfmotorenanlagen, welche nach Construction der Maschine,
baulicher Einrichtung des Maschinenraumes und Ausrüstung im Einzelnen
allen Anforderungen der Unfallverhütung Genüge leisten. Sinngemäfse
Anwendung der vorstehenden und von sonstigen einschlägigen Gesichts-
punkten (z. B. Fürsorge für Dichthaltung der Schützzeuge bei Wasser-
motoren, der Rohrleitungen bei Gasmotoren u. a. m.) auf: 2) Turbinen
und Wasserräder-^ 3) GajATa/"f- (Petroleum-, Benzin-) imd Beifshiflmotoren-^
4) Elektrische u. 5) Thieri&clie Motoren (Rofs-, Göpelwerke). (78 Aussteller.)
Gruppe 5. Schutzmafsnahmen beim Betriebe von Dampfkesseln
und sonstigen Apparaten unter Druck. 1) Dampfkessel (Dampfentwickler).
Ausrüstuugsgegenstände für die Sicherheit : Wasserstandsanzeiger, Schutz-
hülsen für Wasserstandsgläser, Vorkehrungen zum selbsthätigen Ab-
schlüsse von Dampf und Wasser beim Bruche der Gläser, Manometer,
Sicherheitsventile, selbsthätige Speisevorrichtungen, selbsthätige Appa-
rate zur Löschung des Kesselfeuers bei Gefahr, Sicherheitsapparate mit
Signal- und Alarm Vorrichtungen zur x4nzeige zu niedrigen Wasser-
standes, zu hoher Dampfspannung u. dgl. m. Vorkehrungen zur Reini-
gung des Speisewassers. Verpackung der Dampfleitungen. Mafsnahmen
zu sicherer Absperrung benachbarter Kessel von einander und sonstige
Vorsichtsmafsregeln bei Reinigung der Kessel. Kesselsteinbildungen.
Theile explodirter Kessel. Kesselbaumaterial. Prüfung desselben. Kessel-
systeme. Bauliche Einrichtung von Kesselhäusern. Kesselrevisionswesen.
Dienstvorschriften für Kesselwärter. Heizerschulen. Vorführung ganzer
Kesselanlagen von musterhafter Ausrüstung. 2) Dampf- ^ Koch- xind
Trockenapparate und sonstige Apparate unter Druck (von Dämpfen, Gasen,
Luft und Flüssigkeiten) von mehr als 1^^. Ausrüstungsgegenstände für
die Sicherheit: Druckverminderungs-Entluftungsventile u.a.m. Revisions-
wesen. Vorführung ganzer Kochapparate u. s. w., so weit sie zu all-
gemeinerem Gebrauche in verschiedenen Gewerbszweigen bestimmt sind.
(74 Aussteller.)
22 Deutsclie Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Gruppe 6. Vorbeugungsmittel gegen und Rettungsmittel bei Feuers-
gefahr in versicherten Betrieben. 1) Feuersir/ierc Bamomtruclion im
Allgemeinen (Anlage und Material von Zwischenmauern und -decken,
Dachdeckung, Feuerlluiren u. a. m.)- Sichere Lagerung von Vorräthen
und Abfällen. Mafsnahmen gegen Selb.stentzündung von Materialien.
Unverbrennbare Vorhänge zur Verhütung der Weiterverbreitung den
Feuers in Arbeitsräumen. Feuersichere Imprägnirung von Holztheilen,
Stoffen und Arbeitsräumen. Asbest und seine Verwendung für die Feuer-
sicherheit. Vorsichtsmal'sregeln bei der Heizung: Apparate zum gefahr-
losen Kochen von Lack, Pech und anderen feuergefährlichen Stoffen
u. a. m. Funkenfänger. Blitzableiteranlagen. 2) Apparate^ welche zu
hohe Temperaturen in Trnckenräumen und den Aufbruch von Feuer anzeigen.
Selbsthätige Löscheinrichtungen. Hydranten, Systeme von Rohrleitungen,
Verwendung des Kesseldampfes zum Löschen. Benutzung der vorhan-
denen Triebwerke zum Betriebe von Löschvorkehrungen. Wasser-
behälter, Löscheimer, Hand-, Dam])f-, Gasspritzen, Extinkteure, Löscli-
bomben. 3) Featf und bewegliche Uettungsleilern. Sprungnetze und -tücher,
Rettungssäcke, -seile u. a. m. Organisation von Betriebsfeuerwehren;
Ausrüstung der Lösch- und Rettungsmannschaft; Darstellung der Räume
und Einrichtungen zur Bereithaltung der Lösch- und Rettungsgeräthe:
Verhaltungsvorschriften. (95 Aussteller.)
Grup|)e 7. Fürsorge für gute Beleuchtung und Verhütung von
Unfällen durch die Beleuchtungseinrichtungen. Apparate und Gegen-
stände aller Art, welche zur Beleuchtung geschlossener Arbeitsräume
und von Arbeitsstätten im Freien dienen, Lampen, Laternen u. s. w.
Einrichtungen zur Erleuchtung feuer- oder explosionsgefährlicher Räume
von aufsen. Sicherheitslampen und -laternen. Sicherbeitsfeuerzeuge.
Elektrische Gasanzünder. Anwendung von Leuchtfarben. Sicherheits-
behälter für Betriebsanlagen zur Aufnahme gröfserer Vorräthe an Erdöl
und Brennöl. A])i)arate zu gefahrloser und reinlicher Entnahme kleinerer
Oelmengen aus den Behältern (Kleinausgabe für den Tagesbedarf). Ein-
richtungen zu gefahrloser Selbsterzeugung von Leuchtgas (aus Kohlen,
Oel und Abfällen). Elektrische Beleuchtungsanlagen für Betriebe, ins-
besondere aus dem Gesichtsi)unkte der Verwerthung vorhandener Be-
Iriebskräfte. Organisation des Beleuchtungswesens in Betriebsanlagen:
Vorschriften über das Füllen, Anzünden und Auslöschen von Oel-
lampen, — über die Behandlung von Gasleitungen, über das Verhalten
bei drohender Gasexplosion, — ülier die Wartung elektrischer Licht-
maschinen und Leitungen u. a. m. (35 Aussteller.)
Gruppe H. Verhütung von Unfällen durch giftige und ätzende
Stoffe, durch schädliche Gase und Verschiedenes. (190 Aussteller).
Grup])e 1). Persönliche Ausrüstung der Arbeiter. Arbeitskleider,
geeignet zum Gebrauche für Transmissionswärter, sowie für Arbeiter
und Arbeiterinnen an Maschinen überhaupt. Schutzbrillen und Gesichts-
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 23
niasken aller Art zum Schutze gegen absplitternde Stücke Aon Arbeits-
materialien. Respiratoreu aller Art zum Schutze gegen Staub und Gase
bei der Arbeit. Eingehende Mittheilungen über die Erfahrungen, welche
insbesondere mit den verschiedenen Systemen von Schutzbrillen und
Respiratoren in den versicherten Betrieben gemacht worden sind, zur
Erzielung eines Ausscheidens des wirklich Brauchbaren aus dem Werth-
loseu. (61 Aussteller.)
Gruppe 10. Fürsorge für Verletzte. Anleitungen zur ersten Hilfe-
leistung bei Unfällen, zum Gebrauche für das Personal in versicherten
Betrieben. Geeignetes Verbandmaterial, Verbandkästen. Tragbahren,
Tragkörhe, Transportwagen u. dgl. m. Einrichtung von Verbandzimmern
(Krankenstuben) in Betriebsanlagen. Einrichtungen von Arbeiter-Kranken-
und Invalidenhäusern. Künstliche Glied mafsen für Verstümmelte, sowie
mechanische Vorrichtungen zur Unterstützung Verstümmelter bei leichteren
Arbeiten (z. B. Uhrwerke, welche einen künstlichen Arm selbsthätig
gewisse Arbeitsbewegungen ausführen lassen. Mittheilung von Beschäfti-
gung von Invaliden bei der Arbeit). (73 Aussteller.)
Abtheitung ß.
Schutzmafsnahmen, vorwiegend von Interesse für einzelne Gewerbe-
zweige oder i'ür Gruppen von Gewerbezweigen.
Es sind hier die folgenden Gesichtspunkte ins Auge zu fassen:
Arbeitsmaschinen der einzelnen Gewerbe — oder „Modelle, Zeich-
nungen und Photographien*' von Arbeitsmaschinen — mit musterhafter
Ausrüstung: Umfriedigung bewegter Theile, zweckmäfsige Ausrück-
uud Schmiervorrichtungen; Vorkehrungen gegen das Ausspringen um-
laufender Werkzeuge: Vorrichtungen (an den Maschinen) zum Schutze
der Arbeiter gegen absplitternde Theile der Arbeitsstücke und fortge-
schleuderte Materialien, gegen Staub, der bei der Arbeit der Maschine
sich entwickelt, gegen schädliche Dämpfe u. s. w.; selbsthätige Zufüh-
rungsvorrichtungen, sowie Maschinen und maschinelle Vorrichtungen aller
Art, welche an Stelle des Arbeiters gefährliche Arbeit verrichten (z. B.
selbsthätige Einführung von Stoffen und Materialien in Stampf-, Knet- und
Walzwerke; Ersatz der Handarbeit an Laugebottichen durch selbsthätige
Rühr- und Schöpfwerke u. a. m.). Gegenüberstellung von Maschinen (oder
Abbildungen von Maschinen) „mit''- und „ohne" Schutzvorrichtungen.
Apparate unter Druck und sonstige Apparate, welche den einzelnen
Gewerben eigenthümlieh sind, mit musterhafter Ausrüscung vom Stand-
punkte der Unfallverhütung und des Arbeiterschutzes überhaupt.
Schutzmafsnahmen an Ofenanlagen und Feuerungen, an Bassins und
Vertiefungen, gegen stürzende Gegenstände, bei der Behandlung explo-
siver, feuergefährlicher, ätzender Stoffe und sonstige Vorkehrungen
aller Art zum Schutze von Leben und Gesundheit bei der Arbeit in
den einzelnen Gewerben, je nach der Eigenart derselben.
24 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Bezügliche Dienstvorschriften^ Warnungsplakate, Anweisungen.
Darstellung ganzer Betriehsanlagen oder Betriebsabtheilungen vod
musterhafter Gesammtanlage (Modelle, Pläne, Photographien, Beschrei-
bungen). Situation. Bauliehe Anlage (Baumaterial, Bauart). Zweck-
mäfsige Gesammtdisposition der Arbeitsstätten und Betriebseinrichtungen
aus den Gesichtspunkten der Unfallverhütung: Lage des Kesselhauses,,
Aufstellung der Motoren und Transmissionen, Gruppiruug der Arbeits-
maschinen und Betriebsapparate, Lage der Treppen, der Aufzugsvor-
richtungen, der Vorrathsräume und Lagerplätze, der Schienenwege, An-
schlufsgeleise, der Wasserkanäle u. s. w. — Beleuchtung, Heizung,
Lüftung, Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter.
Entwürfe von Musteranlagen für die einzelnen Gewerbe.
Anwendung in den nachfolgenden Gruppen:
Gruppe 11. Metallindustrie. (58 Aussteller.)
Gruj)pe 12. Holzindustrie. (70 Aussteller.)
Gruppe 18. Textilindustrie. (60 Aussteller.)
Gruppe 14. Papier-, Leder- und polygraphische Industrie. (29 Aus-
steller.)
Gruppe 15. Industrie der Nahrungs- und Genufsniittel. (77 Aus-
steller.)
Gruppe 16. Chemische, Glas- und keramische Industrie. (41 Aus-
steller.)
Gruppe 17. Bergbau- und Steinbruchsindustrie. (62 Aussteller.)
Gruppe 18. Baugewerbe. (35 Aussteller.)
Gruppe 19. Verkehrsgewerbe (Verkehr zu Lande). (76 Aussteller.)
Gruppe 20. Verkehrsgewerbe (Verkehr zu Wasser). (33 Aussteller.)
Gruppe 21. Land- und Forstwirthschaft. (17 Aussteller.)
Gruppe 22. Literatur und Bibliothek.
Gehen wir nun auf eine Betrachtung der Ausstellung selbst ein,
so müssen wir zunächst sagen, dafs sie weder eine Ausstellung für Un-
fallverhütung, noch eine Industrie-Ausstellung ist, dafs sie vielmehr nur
ein unvollständiges Bild vom Stande einzelner Gewerbszweige unter
Berücksichtigung mancher der zum Schutze der Arbeiter getroffenen
bezieh, zu treffenden Mafsregeln bietet.
Sollte das Unternehmen die Bezeichnung ,,Unfallverhütungs-Aus-
stellung''^ mit Recht verdienen, so müfste doch ganz gewifs auch der
Begriff einer Unfallverhütung für den gewerblichen Arbeiter mehr in
den Vordergrund geschoben, schärfer betont worden sein, als dies that-
sächlich geschehen ist. Wer die Ausstellung ernst und ohne Voreinge-
nommenheit ])riift, mufs sehen, kann nicht überblicken, dafs eine gi'ofse
Zahl der Unfall verhütungsmafsregeln eben nur als nothwendiges Bei-
werk sich ausweist, um die Vorführung der bezüglichen Maschine ao
diesem Orte zu erklären. Man erkennt leicht in vielen Fällen, dafs
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 25
üicht die Maschine der zu erläuternden Schutzvorrichtung halber zur
Ausstellung gelangte, sondern dafs der Fabrikant der Maschine eine
Schutzvorkehrung oft sehr nothdürftiger Art beigab, nur um die Aus-
stellung der Maschine auf einer den grofsen Namen „Unfallverhütungs-
Ausstelluug'' führenden Veranstaltung zu rechtfertigen. Augenfällig
wird gar oft, wie sehr die Schutzvorrichtungen als Nebending ange-
sehen sind und wie oft sie au die dem Beschauer zu zeigende Maschine
angeflickt wurden.
Ganz besonders haben wir hier die Behandlung einiger Triebwerke
und namentlich vieler Kraftmaschinen im Sinne.
Der unbedingteste Freund einer Ausstellung, wie sie hier vor uns
liegt, wird die einfache ümfriedigung einer Kraftmaschine mit einer
Schnur oder einer etwa 1°° hoch an senkrechten Pfosten gestützten
Stange als Schutzvorrichtung, in einem Sinne, wie sie dem Programme
der Ausstellung entspricht, kaum vertheidigen wollen. Ganz gewifs
bietet eine Absperrung durch ein Geländer oder ein Gitter auch einen
Schutz gegen Unfälle, aber nicht in dem hier zur Anschauung zu
bringenden Sinne gegen Unfälle des die Maschine bedienenden Arbeiters.
Wenn für eine Kraftmaschine eine Leiter zur Erklimmung der Cylinder
behufs Besichtigung der Ventile u. s. w. nothwendig wird , so darf ein
einfaches Geländer für diese Leiter nicht als einzige Schutzvorrichtung
leuchtend roth bezeichnet sein. Oder soll der Beschauer wirklich zu
dem Glauben veraulafst werden, dafs die Ausstellung von Kraftmaschinen
nothwendig war, um zu zeigen, wie eine Leiter bei Benutzung eines
Geländers leichter und sicherer zu besteigen ist, und dafs ein Geländer,
welches die Maschine gegen jede Annäherung abschliefst, auch Unfälle
durch deren Gangwerk verhindert?! Was haben das Poetsch'sehe Ge-
frierwerk, was das Theater, die Vorstellungen des Tauchers, die Kugel-
mühlen hier zu erläutern? Was nutzt hier die Ausstellung von Panzer-
schiffen und Torpedobooten?! Gerade weil die Mehrzahl der als
Uufallschutzmittel bezeichneten Dinge durch rothen Anstrich ausge-
zeichnet sind , fällt deren häufige Nebensächlichkeit und Unbedeuten-
heit am meisten auf. Oder soll man an den Eisenbahnwagen die Hand-
griffe, welche das Besteigen der Wagenabtheilungen (Coupee) überhaupt
er.st ermöglichen, als Schutzmittel gegen Unfälle wirklich ansehen?!
Es ist unbestreitbar, dafs noch niemals ein Programm voll und ganz
Erfüllung gefunden hat: bei einem Unternehmen, welches unter der
Empfehlung des Reichsversicherungsamtes beschlossen wurde, durfte
aber der Grundzug des Programms nicht in so erheblicher Form abge-
ändert werden, wie es hier geschehen ist. Wenn es dem geschäfts-
führenden Ausschusse nicht gelang, eine hinreichend stattliche Ziffer
von Ausstellern zusammenzubringen, welche sich verpflichteten, das Aus-
stellungsprogramm völlig zu erfüllen, so hätte der Wertk der Ausstel-
lung darunter in den Augen des Fachmannes nicht verloren, die Aus-
2t) ÜL'iusche Allgeiueiiie Ausstellung lur Unl'aUveihiiluug in Utilni.
Stellung hätte aber dann ihrem Namen wenigstens entsprochen und die
Strenge des Ausschusses wäre verdientermafsen anerkannt. Nun hat
sieh der Ausschufs aber zu allen möglichen Cnncessionen herbeigelassen,
so dal's sowohl die allgemeine Industrie, ohne Rücksicht auf die allein
zur augenfälligen Darstellung zu bringende Unfallverhütung, als auch
das Interesse des grofsen Publikums, welches nur zur Befriedigung seiner
Schaulust ein häutiger Besucher eines Ausstellungsunternehmens wird,
einen ganz unbegründeten und unzulässigen grofsen Eintlufs gewonnen
haben.
Einerseits sieht man, wie die Vorführung eigentlicher Arbeiter-
schutzmafsnahmen völlig zurücktritt hinter der Schaustellung grofsartiger
Industrieleistungen, andererseits staunt man über die Kühnheit, mit
welcher Schaustellungen wie das Theater, der Taucher, die Schocoladeu-
fabrik und Ausstellungsstücke wie Betten, zusammenlegbare Möbel u.s.w.
in den Rahmen des Programms eingezwängt werden konnten. So kommt
es, dafs sehr oft das wirklich Beachtenswürdige und Bemerkenswerthe
der Ausstellung in einem gar nicht hierher gehörigen Wust gewöhn-
licher Massenartikel oder Schaustücke verloren geht.
Gehen wir auf die Gegenstände der Ausstellung ein, so bleiben als
hervorragende Punkte der allgemeinen Beachtung werth in erster Linie
die Ausstellung der Gesellschaft zur Verhütung von Betriebsunfällen in
Mülhausen im Elsafs, die Ausstellung der Augsburger Textilindustriellen,
sowie die Sammlung der österreichischen Abtheilung.
Während eine grofse Zahl der im Betriebe ausgestellten Schutz-
mafsnahmen den offenbaren Eindruck hervorbringt, nur als Beweis für
die Zulässigkeit der geschützten Maschine zur Ausstellung zu dienen,
findet man hier bei diesen Sonderausstellungen in wohlthuendster Form
ausschliefslich zum Ausdruck gebracht, was geschützt werden mufs und
wie geschützt werden kann. Hier war es wirklich nur darum zu thun,
durch Herbeiziehung von Maschinen zur Ausstellung das Wesen der
Schutzvorrichtungen klar zur Anschauung zu bringen und allgemeiner
verständlich zu machen.
Für eine grofse Zahl unserer Fabrikanten von Arbeitsmaschinen
wird dieser Standpunkt aber erst dann erreichbar sein, wenn sie es
aufgeben, die Schutzvorrichtungen noch immer als ,,Specialität" zu be-
handeln und erst nach FertigsteUung der Maschine „auf Wunsch^' des
Bestellers anzuflicken. Eine Schutzvorrichtung kann aber nur wirklich
gut sein, wenn ihre Anordnung und Anpassung bereits beim Entwürfe
der zu schützenden Maschine berücksichtigt worden ist. Zu diesem
Slandpimkte wird aber hoffentlich die Industrie im eigensten Interesse
bald kommen. Dann erst wird der Begriff' des Arbeiterschulzes richtig
verstanden sein, wenn der entwerfende Constructeur immer und stets
auf die richtige und glückliche Anordnung der Schutzvorkehrungen Rück-
sicht nimmt. Es wird nicht geleugnet werden können, dafs vielfache
Sandwell's elektrischer Eisenbahnwagen. 27
Schutzmafsnahmeu bereits durch entsprechende Lage der bezüghchen
Masehinentheile im Gestelle geschaffen werden, dafs aber jedenfalls alle
Schutzmittel besser stehen und nicht so hindern, wenn sie im Entwürfe
vorgesehen waren. (Fortsetzung folgt.)
Sandweirs elektrischer Eisenbahnwagen mit Beiwagen
für die Speicherbatterien.
Um namentlich den Uebergang von dem Betriebe mit Pferden bei
Strafsenbahnen in Städten (vgl. Ward^ Omnibus^ 1889 272 335) zum
Betriebe mittels Elektricität zu erleichtern, bringt W. D. Sandwell^
Ingenieur der Victor Emjineering Works in Holloway, London, die Speicher-
batterien auf einem besonderen, niedrigen Beiwagen oder Karreu au.
Dadurch soll ein solcher Betriebswechsel mit möglichst wenig Aende-
vungen an den Bahnen und den vorhandenen Wagen durchführbar ge-
macht werden; zugleich läfst sich dann das Laden der Batterien in be-
quemster Weise bewirken, und es leiden dieselben keinen Schaden
durch das Einsetzen und Herausnehmen aus dem Wagen; auch werden
die Anlagekosten geringer, da man nicht entweder grofse Speicher-
batterien anschaffen mufs, oder — wie bei Anwendung besonderer elek-
trischer Locomotiven — doppelte Motoren nebst Zubehör nöthig hat,
ebenso wenig aber auch den Wagen zuzumuthen braucht, auch noch
das schwere Gewicht der Speicherbatterien zu tragen. Mit einem solchen
Wagen sind jüngst auf einer Strafsenbahn in Holloway (zwischen Hollo-
way und Moorgate-Street) Versuche angestellt worden, wobei der Batterie-
karren vor oder hinter dem den Motor und die üebertragung enthaltenden
Personenwagen angehängt wurde.
Sandiccll bringt aber nach dem Londoner Electrica! Engineer vom
17. Mai 1889, •"'S. 390, ferner noch zwei Anker auf gemeinschaftlicher
Welle an und lagert die Feldmagnete des Motors so auf einem Schlitten,
dafs sie nach Bedarf auf den einen oder auf den anderen Anker wirken :
dabei können entweder verschieden grofse Betriebskräfte beschafft werden,
oder es wird der zweite Anker benutzt, sobald der erste beim Empor-
fahren auf Steigungen sich erhitzt hat oder irgendwie Schaden leidet;
letzteres hat Sandwell besonders im Auge.
Der Batteriekarren läuft auf niedrigen Rädern, hat aber dieselbe
Spurweite wie der Personenwagen; die Batterien stehen auf Bänken
und bleiben beständig mit einander verbunden. Der Deckel läfst sich
aufklappen, damit man die Batterien nachsehen kann; die Pole bilden
biegsame Verbindungsstücke, die in geeigneter Entfernung an einem
Griff'e befestigt sind, der sich in eine doppelte Federverbindung ein-
zulegen vermag. Die Batterie besteht aus 68 Zellen der jüngsten Form
der Electrical Power Storage Elemente für Züge: die nutzbare elektro-
28 Sandwell's elektrischer Eisenbahnwagen.
motorische Kraft während der Fahrt beträgt 130 Volt auf dem Wagen;
das Leistungsvermögen der Batterie bezitiert sich auf 140 Ampere-
Stunden. Die Zellen bleiben beständig auf dem Karren und sind daher
so leicht zu behandeln, dal's ihre Lebensdauer beträchtlich gröfser ist.
Dazu tritt eine merkliche Arbeitsersparnifs. Endlich fallen die Be-
lästigungen der Fahrenden durch die Säuren weg und ein gelegent-
liches Ausschnai)peu der Lösungen.
Der von SandweU benutzte Personenwagen ist ein von der North
Metropolitan Tramivmj Company geliehener Moorgate-Street-Strafsen-
wagen. Es sind zur Uebertragung der Bewegung auf die Radachse zwei
Zahnräderpaare vorhanden, so dafs man zwei verschiedene Fahrgeschwin-
digkeiten erreichen kann. Von der Achse des Motors wird die Be-
wegung mittels eines Kieniens auf eine Achse übertragen; auf letzterer
sind aber zwei Riemenscheiben vorhanden, und es kann der Riemen
auf die eine oder auf die andere Scheibe gelegt werden; diese Zwischen-
achse ist nun eigentlich doppelt, indem die eine Scheibe und das eine
Zahnrad auf einer massiven Achse sitzt, während die zweite Scheibe
und das zweite Zahnrad auf eine die massive Achse röhrenartig um-
gebende hohle Achse aufgesteckt ist. Die Umlegung des Riemens und
dadurch die Umänderung der Geschwindigkeit kann sowohl von dem
vorderen, wie von dem hinteren Wagentritt aus bewirkt werden; ebenso
die elektrischen Umschaltungen, die Einschaltung der Widerstände und
die Verschiebung der Feldmagnete; es wird dies durch geeignet ange-
ordnete Hebel erreicht.
Der Motor besitzt einen (rramme'schen Anker, die Feldmagnete
aber haben dieselbe Anordnung, wie bei den ersten Siemens'schen
Dynamomaschinen (vgl. 1875 217*260). Der Anker ist 0^,241 lang,
hat 0f",305 Durchmesser und besitzt 580 Windungen aus 0"\0023 dickem
Drahte. Bei Verschiebung der Feldmagnete von einem Anker zum
anderen werden auch die Bürsten in der nöthigen Weise verschoben.
Aufserdem können die Bürsten zum Zwecke der Umkehrung der Be-
wegung verschoben werden. Zum Einschmieren des Räderwerkes be-
nutzt SandwcU Vaseline und lindet, dafs dasselbe befriedigend und sauber
wirkt, ohne dafs das Schmiermittel umherspritzt.
Der dem Motor während der Fahrt zugeführte Strom hat 35 bis
45 Ampere; auf ebener Strecke sind zum Anfahren ohne Ladung 20^
mit Ladung 30 Ampere erforderlich. Der Wagen fährt in seiner der-
zeitigen Einrichtung Iteipiem mit gewöhnlicher Geschwindigkeit auf einer
Steigung von 1:30 und kann, wenn nöthig, selbst eine von 1:20 er-
steigen. Bei sehr steilen Steigungen sollen am Fufse derselben die
Speicherbiitterien zurückgelassen und der Strom mittels einer der Länge
der Steigung gleichen Leitung zugeführt werden. Die angestellten
Messungen haben für den Motor im Mittel 7,8183 KP und 9,4604 elek-
trische IP ergeben, also einen Wirkungsgrad von 85 Proe. Der Motor
Zsigmondy, über die Löslichkeit der Sulfide im Glase. 29
und das Räderwerk wiegen nahezu 750*^, der Wagen selbst 2750'^: die
volle Ladung mit Personen kann zu 2600"^ angenommen werden. Batterie
und Batteriekarren wiegen 20001^. Der Wagen läuft mit einem frisch
geladenen Karren S9^^ weit^ der Karren soll für jeden Wagen täglich
zweimal gewechselt werden.
Die Kosten können nur angenähert angegeben werden, es kann
aber angenommen werden, dafs die Umänderung des Wagens 500 M.
kostet. Die Batterien kosten 2200 M., da für jeden Wagen wegen
des Wechsels und der Ausbesserungen 2^J2 ^^^^ nöthig sind. Motor
und Räderwerk kosten für jeden Wagen etwa 3600 M. Die Be-
triebskosten berechnen sich so, dafs Linien mit 1:30 nicht über-
steigenden Steigungen zum Satze von 37,5 Pf. befahren werden können,
sofern die Steigungen 20 Proc. der Länge nicht übersteigen. Sandicelt
hat seine Einrichtungen bisher nur für sich persönlich durchgeführt, da
aber Geldmänner hinter ihm stehen, so werden sie jetzt in ihren Einzel-
heiten vervollkommnet und bald auf schon bestehenden Strafseubahn-
linien eingeführt werden.
Die Löslichkeit der Sulfide im Glase (neue Farben) ; von
Richard Zsigmondy.
Die gelbe bis braungelbe Färbung, welche dem Glase ertheilt wird,
wenn dem gewöhnlichen weifsen Glassatze verkohlende Substanzen, wie
Weinstein, Zucker, Rinde, Borke zugesetzt werden, ist eine dem Prak-
tiker seit langem bekannte Thatsache. Als man anfing, chemische
Kenntnisse zur Erklärung der Erscheinungen der Glasindustrie zu ver-
werthen, wurde diese Gelbfärbung mit ziemlich richtigem Blicke der
Reduction von Sulfaten, die aus der Potasche stammen, zugeschrieben.
Schon im J. 1839 theilte Splitgerber {Pogg. Bd. 47 S. 166, Bd. 95 S. 472)
seine Beobachtungen darüber mit, und erklärt die Färbung durch Bil-
dung von Alkalisulfiden, die mit dem Glase zusammenschmelzen: Ein
durch organische Substanz gelb gefärbtes Glas wird durch 10 bis
15 Minuten dauerndes, nicht bis zum Erweichen gesteigertes Rothglühen
dunkelroth und endlich undurchsichtig. Durch stärkeres Erhitzen bis
zum beginnenden Erweichen wird das Glas wieder durchsichtige diese
Erscheinungen sollen darin ihre Erklärung finden, dafs die Schwefel-
metalle analog dem freien Schwefel beim Erhitzen in die rothe und
schwarze Modification übergehen.
Direkte Beweise für die Löslichkeit von Schwefelalkalien im Glase
finden sich mehrere in der Literatur (vgl. Pelouze^ Comp. 7'end.^ Nr. 60
S. 985- Ann. Chim. Phys. [4] Bd. 6 S. 467: J. B. 1865 S. 802). Ferner
Seleznew. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft., Bd. 15 S. 1191).
oO Zbigmundy, über die Luoiiclikeil der Sullide im ülase.
Eiuraeli-Selnvefelalkalieü sollen das Glas intensiv loth, ins Braune,
Mehrfach-Schwefelalkalieu schön roth färben.
l'. thell fand, dals freier Schwefel geschmolzenes Glas, welches
mehr Alkalien enthält, als der Formel 2H.^0, 5SiO., entsprechen, gelb
färbt, dagegen ein kieselsäurereiclieres nicht, und schreibt daher dem
neutralen Glase die obige Formel zu.
Ohne mich in eine Discussion über diese interessanten, noch weiterer
Untersuchung werthen Erscheinungen einzulassen, will ich gleich zu
der Besprechung meiner eigenen Versuche übergehen.
In einer vor etwa 2 Jahren verölf'entlichten Abhandlung ^ habe ich
darauf aufmerksam gemacht, dafs Sullide der Schwermetalle und speciell
das Schwefelcadmium unverändert vom geschmolzenen Glase gelöst
werden. Es ist diese Thatsache nicht nur interessant vom Standpunkte
des Glastechnikers, der dadurch in Stand gesetzt wird, eine Reihe neuer
Farbstotl'e für Glas zu gewinnen, sondern auch von dem des Chemikers,
da im Glase ein Lösungsmittel für einen Körper gefunden wurde, der
bisher ohne Zersetzung nicht in Lösung gebracht werden konnte.
Es wurde in der eben citirteu Abhandlung darauf aufmerksam
gemacht, dafs die Farbe durch Oxydationsmittel verschwindet, dafs das
Glas während des Abkühlens dieselben Farbenwandlungen durchmacht,
wie das Cadmiumsullid; ferner auf die eigenthümliche Erscheinung des
Zerfallens eines durch Schwefelcadmium gefärbten Glases in Tausende
von kleinen Blättchen, eine Erscheinung, die durch das Bestreben des
Cadmiumsultids erklärt wurde, noch während des Erkaltens aus dem
ihm unbe(|uemen Lösungsmittel auszufallen, was im kalten Glase nicht
ohne Aufhebung des Zusammenhanges möglich ist. Diesem Berichte wäre
noch beizufügen, dafs bei allzuhoher Temperatur das Glas gispig wird,
sich nicht gut läutern läfst, wahrscheinlich in Folge partieller Ver-
flüchtigung von Schwefelcadmium aus dem Glase. Bei der Arbeit wird
das Glas durch öfteres Erwärmen dunkler gelb. (Vgl. Büchner^ Chem.
Zeitung Nr. HS. 1108.)
Die oben beschriebenen Schwierigkeiten sind inzwischen voll-
ständig überwunden worden, und das gelbe Glas wird auf einer öster-
reichischen Hütte im Grofsen fabricirt. Auf der Wiener Jubiläums-
Gewerbeausstellung war unter dem Namen Kaisergelb eine Reihe von
Luxusgegenständen ausgestellt, mit CdS gefärbte Gläser, die sich durch
ihre satt gelbe, feurige Farbe mit einem schwachen Stich ins Grünliche
von den bräunlich-gelben Silbergläsern unterschieden, und von denen
eine bedeutende Menge aus Oesterreich exportirt wird.
Durch diese Erfolge ernmthigt, unternahm ich es in Gemeinschaft
mit Herrn C. Hader ^ Chemiker aus Prag, eine Reihe von Versuchen
über die Löslichkeit anderer Sullide im Glase anzustellen.
1 JJeue Lichter und Farben aui' Glas 18b7 206 36ü.
Zsigmondy, über die Löslichkeit der SiiHide im Glase. 31
Zunächst wollten wir feststellen, in welcher Weise Glas sich gegen
einen grofsen üeberschufs von Schwefelalkalimetallen verhält. Zu
diesem Zwecke wurde folgender Satz geschmolzen:
Nr. 1. Sand 130tig
Soda 20
Mehrfacli-Schwefelkalium ... 36
Kalk 18
Die angewendeten Materialien waren möglichst rein, eisenfrei, die
Potasche 85 bis DOprocentig, die Soda nach dem Ammoniakprozesse
gewonnen, der Kalk gebrannt und an der Luft zerfallen. Das Glas
wurde in kleinen , etwa 2^ fassenden Thontiegeln von der Form der
gewöhnlichen Hafen geschmolzen; sie wurden von den Arbeitern mit
besonderer Geschicklichkeit mit Hilfe einer zweizinkigen Eisengabel
gepackt, und auf die einander zugekehrten Randtheile zweier benach-
barter Hafen in der Weise aufgestellt, dafs der kleine Tiegel förmlich
die Brücke von einem Hafen zum anderen bildet. Unsere Versuche
wurden mit laufenden Nummern versehen, die ich hier beibehalten
will, und von denen viele hier nicht angeführt sind, theils weil sie zur
Erledigung ganz specieller Fragen angestellt wurden, theils aber, weil
die Resultate mancher von geringerem Interesse waren.
Das Glas Nr. 1 wurde in 2 Stunden erschmolzen; es war schwarz,
stark glänzend und spröde. Nach einigen Tagen zersprang der aus-
gegossene Kuchen in mehrere Stücke ohne äufsere Veranlassung, viel-
leicht deshalb, weil wir ihn nicht genügend langsam gekühlt hatten.
Auf Krystall überfangen, gibt es ein schwarzbraunes, an Dunkelumbra
erinnerndes Glas. Schwefelleber schmilzt also mit dem Glase zu-
sammen, selbst wenn man dieselbe in grofser Menge zusetzt; Glasgalle
war nicht zu bemerken.
Da wir uns durch Vorversuche überzeugt hatten, dafs Metallsulfide
in den kleinen Tiegeln durch Einwirkung der Flammengase sehr leicht
oxydirt werden, und die Anbringung von Deckeln auf den Tiegeln nicht
gut durchführbar war, wurde zum Schutze der Sultide etwas Einfach-
Schwefelnatrium zugesetzt, in Mengen von \ bis 3 Proc, von dessen
Färbevermögen wir uns durch besondere Proben überzeugt hatten; da
dasselbe grofsentheils oxydirt wird, färbt es nur lichtbraungelb, eine
Färbung, die sich von den weit intensiveren Färbungen der Sulfide
von Schwermetallen leicht unterscheiden läfst, und auf die stets Rück-
sicht genommen wurde bei der Beurtheilung der erschmolzenen Gläser.
Nr. 3. Uransaures Natron und Schwefelnatron
Sand 65
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
üransaures Natron . 0,75
Schwefelnatron . . . 1,5
Hier wurde versucht, eine Umsetzung zwischen Uransilicat und
;32 Zsigraondy, über die Loslichkeit der Öullide irn Glase.
Na-jS zu veranlassen. Das Glas war lichtgelb bräunlich, die Farbe des
Urans war verdeckt: eine Umsetzung hat wahrscheinlich nicht statt-
gefunden, da Uransultid jedenfalls weit intensiver gefärbt haben würde.
Ein Versuch mit Schwefelwolfram unter Zusatz von SchM'efel-
natrium gab ein unscheinbar röthlichgelbes Glas.
Mehr Interesse bieten die Proben mit Molybdän.
Nr. 17. Sand 65
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
Molybdänglanz ... 3
Na2S 2
Es resultirte ein dunkelrothbrauner Rubin. In dünneren Schichten
erschien das Glas licht braungelb, auf Opal überfangen wurde es
schmutzig schwai-zbraun. Wir haben diese Erscheinung auch bei an-
deren Sulfiden beobachtet; sie ist darauf zurückzuführen, dafs das
Sulfid aus der ziemlich concentrirten Lösung bei wiederholtem An-
wärmen ausfällt. Während das zuerst ausgegossene und erkaltete Glas
schön rothbraun und durchsichtig ist, wird das nochmals eingewärmte
dunkelbraun und undurchsichtig, offenbar hat sich ein Niederschlag
gebildet. Gläser, die mit Schwefelcadmium übersättigt sind, zeigen
diese Erscheinung noch deutlicher, sie verändern ihre Farbe nicht,
werden aber oi)ak.
Wir haben es hier mit einer ganz allgemeinen Erscheinung der
Glaschemie zu thun, die nicht genug Berücksichtigung finden kann.
Milchgläser, die anfangs nicht oder wenig getrübt erscheinen, werden
durch ein- bis zweimaliges Anwärmen völlig opak. Durch Edelmetalle
gefärbte Gläser erhalten ihre, ihnen eiuenthümliche Färbung, wenn sie
farblos erkaltet sind, erst durch Nachwärmen. Auch die Trübung der
mit Oxyden gesättigten Boraxperle durch Flattern gehört hierher.
Wir sehen an diesen Beispielen, dafs für die Bildung gröfserer Mole-
cularcomplexe bezieh, die .sich darin vollziehenden Umlagerungen (wir
können es bei Goldgläsern mit verschiedenen Isomeriearten zu thun
haben) eine Temperaturänderung vielleicht speciell die ansteigende
Temperatur besonders begünstigend wirkt.
Nr. 27 war wie Nr. 17 zusammengesetzt, nur dafs statt 65 Th.
Sand 50 Th. angewendet wurden. Nach 3 Stunden war das Glas ge-
läutert, enthielt aber viel Galle. Im Uebrigen hatte es die Eigenschaften
des Glases Nr. 17. Nach IG Stunden fiel der Tiegel durch Zufall in
den daneben siehenden Hafen, der mit Opalglas beschickt war. Nach
einiger Mühe konnte der Thontiegel wieder herausgezogen werden,
sein Inhalt war aber mit dem des grofsen Hafens gemischt und zeigte
schön carne(jlar(ige Streifung und Bänderung.
Nr. 28. Aehnlich wie Nr. 17 zusammengesetzt, wurde mit Minium
versetzt, um zu ))rüfen, ob Bloigehalt des Glases verändernd auf die
2,5
5
3
3
4.5
2
2
Zsigmondy, über die Löslichkeit der Sultide im Glase. 33
f'arbe einwirkt. Das Glas war gelbbraun ; auf Opal überfangen, wurde
es schwarzbraun.
Nr. 30. Sand 50Jg
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
Molj'^bdäiiglanz ... 1
Schwefelnatrium . . 2
Hier wurde nur der dritte Theil an Schwefelmolybdän verwendet;
das Glas war gelb, stark anlaufend, wurde nach 24 Stunden Schmelz-
zeit mit Opal überfangen. Diesmal war der sepiafarbige Niederschlag
nicht aufgetreten, und das Glas feurig orange-rothbraun gefärbt.
Nr. 31. Ein Kryolithglas mit Schwefelmolybdän versetzt.
Sand 40dg
Potasche . .
Soda . . .
Kryolith . .
Flufsspath
Feldspath . .
Molybdänglanz
Schwefelnatron
Schwärzlieh-grünbraun, zeigte schöne Wolken, wo langsam er-
kaltet, wurde das Glas opak (weifslich vom Kryolith). Ein Glas von
dieser Zusammensetzung hat offenbar ein sehr geringes Lösungsvermögen
für Schwefelmolybdän und dieses hat sich lebrig ausgeschieden.
Nr. 33. Derselbe Satz wie Nr. 31, nur wurden statt 2dg MoSj und
2dg NaoS je y.,''^ cler beiden Substanzen verwendet. Das Glas war
gelbbraun, der Kryolith ausgeschürt, wahrscheinlich in Folge zu langer
Einwirkung des Feuers.
Nr. 40. Herr C. Haller hatte die Freundlichkeit, mir nachträglich
noch folgenden, in gröfserem Mafsstabe ausgeführten Versuch mit-
zutheilen.
Sand 9 Wr.-Pfd. entsprechend 10 Th.
Potasche ... 3 „ „ 3,3
Soda 0.25 „ „ 0,27
Kalk 1,5 „ „ 1,64
Molybdänglanz . l,5dg „ 0,03
Der Satz wurde in einem 10 bis IS'' fassenden Probehafen nieder-
geschmolzen, ohne Zusatz von Schwefelnatrium, der hier nicht nöthig,
da eine Oxydation nur an der Oberfläche zu befürchten war. Das
Glas war durch den geringen Zusatz von 0,3 Proc. Schwefelmolybdän
röthlich-gelb gefärbt mit sehr schönem Stich ins Rothe. Aufserdem
wurde sehr starke Gallenbildung beobachtet.
Nr. 16. Färbung durch Schwefelantimon. Folgender Satz gab ein
farbloses Glas:
Sand 65dg
Potasche 15
Soda 9
SboSg 5
Na^S 1
Dingler's polyt. Journal Bd. 27H Nr. 1. 1889/III, 3
34 Zsigmondy, über die Löslichkeit der Sulfide im Glase.
Der SchwefelantimoD scheint sich zu verfUichtigen. Ein Kryolith-
glas mit Schwetelantimou und Schwefeinatron versetzt, gab ein braun-
gelbes Glas; die Färbung kann hier vom Schwefelnatrium herrühren,
da etwa 6 Proc. des letzteren zugesetzt wurden. Eine Wiederholung
dieses Versuches mit etwa 4'' Sand, 250f^' Kryolith, lOOs Schwefel-
antimon und 2008 Schwefel hat Herr C. Haller ausgeführt; er erhielt
ein schön rothbraunes, durchaus nicht sprödes Glas.
Der Glassatz von Nr. 16 statt mit Schwefelantimon mit 2^^« Zinn-
sulfür und 2'^s Schwefeinatrium versetzt, gab ein schwach grünlichgelb
gefärbtes Glas. Der Tiegel war jedenfalls ungünstig gestellt, so dafs
das Schwefelzinn entweder verflüchtigt oder oxydirt vi'orden war.
Mit Schwefelkupfer wurden mehrere Glasproben versetzt.
Nr. 11. Sand 100 Th.
Potasche 26
Soda 1,8
Kalk 12
Schwefelkupl'er ... 1,7
Schwefelnatrium . . 2,3
Das Glas war sepia- bis sienafarbig, dunkelbraun, so dunkel, dafs
man durch die einigermafsen dicke Schicht nicht mehr hindurchsehen
konnte; dennoch war es klar und ungetrübt. Durch Nachwärmen
wurde es wieder schmutzig schwarzbraun und getrübt. Wird dieses
Glas mit Schleifglas verdünnt und auf Opal überfangen, so erhält man
angenehm warme sepiafarbige Töne, die in beliebiger Intensität her-
stellbar, dem sogen. Naturpapiere der Maler gleichen und sich wohl
als Hintergrund für Zeichnungen oder edlere Glasmalerei eignen dürften.
Nr. 13. Sand 60
Potasche 4
Soda 8
Kryolith 5 ^
FInfsspath .... 5
Feldspatii 7
Schwei'elkiipfer . . . 0,8
Schwefelnalriuni . . 1,2
Der Hafen war gesprungen, der gröfsere Theil des Glases aus-
gelaufen; der Rest des Glases hatte chocolatbraune Farbe und war opak.
Nr. 14. Sand 65
Potasche 20
Soda 10
Kalk 9
Kiipfernibinglas . . 6
SchwofelkupCer . . 0,5
Schwefelnatrium . . 1,1
Der intensiv gefärbte Kupferrubin wurde zugesetzt, um die Farbe
des Glases in rothbraun umzuändern. Trotzdem war die Färbung
ähnlich der durch Versuch 11 erzielten und kaiun ins Rothe nüancirt,
ein Beweis, dafs die färbende Kraft von Schwefelkupfer sehr bedeutend
ist. Ebenso hatte ein Zusatz von Schwefelcadmium keinen Einllufs auf
die Nuance des Kupfersulfidglases.
Zsigmondy, über die Löslichkeit der Sulfide im Glase. 35
Herr C. Baller hat noch folgende Versuche ausgeführt:
Nr. 37a. Sand 10 Pfd.
Potasche 3
Kalk 1,2
Soda 0.25
Schwefelkupfer . . . 7,5dg
Schwefelnatrium . . 10,5
Borax 9,5
Er erhielt ein schön kupferrubinrothes Glas.
Nr. 37b war eine Wiederholung von 37a. unter Hinzugäbe von
2<i?,5 CdS und 3(^8.5 Schwefelnatrium; es wurde ein rothes Glas mit
bräunlichem Stich erhalten. Es mag auffallend erscheinen, dafs die
letzten zwei Versuche rothe Gläser ergeben haben, während durch
Schwefelkupfer sonst stets braune Gläser erzielt wurden. Uns sind
derartige unerwartete Farbwandlungen öfter bei Sulfidgläsern begegnet.
Kleine Differenzen in der Zusammensetzung, Temperaturunterschiede,
Abänderung der Gröfse der Gefäfse können dieselben bedingen und er-
schweren einigermafsen das Studium der Sulfidgläser.
Ein Versuch, Glas mit Schwefelwismuth zu färben, schlug fehl, das
Glas war fast farblos und das Sulfid wahrscheinlich verflüchtigt worden.
Schwefelblei wurde aus der Lösung von Bleinitrat mit Schwefelwasser-
stoff gefällt und der abfiltrirte und gewaschene Niederschlag verwendet.
Kr. 34. Sand 50ilg
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
Schwefelblei .... 1
Schwefelnatrium . . 1
Das Glas war spröde und sah schwärzlich lebrig aus: zu einem
dünnen Kölbchen aufgeblasen, hatte es noch immer das dunkle Aus-
sehen; sehr grelles Licht kann durch dasselbe gesehen werden, erscheint
aber roth, wie durch berufstes Glas betrachtet.
Nr. 36. Sand 50dg
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
Schwefelblei .... 0,5
Schwefelnatrium . . 0,5
gab ein schmutzigbraunes Glas; im Ueberfang erschien es ähnlich dem
Glase Nr. 1. Auch hier hat sich trotz der Verdünnung Bleisulfid aus-
geschieden und es mufste erst durch noch stärkere Verdünnung fest-
gestellt werden, welche Anlauffarbe dem gelösten Bleisulfide zukommt.
Auch das Schwefelsilber wurde durch Fällen von Nitrat mit Schwefel-
wasserstoff gewonnen.
Nr. 35. Sand 56
Potasche 15
Soda 5
Kalk 9
Schwefelsilber ... 1
Schwefelnatrium . 1
36 Zsigmondy, über die Loslichkeit der Sullide im Glase.
Das Glas, anfangs schwärzlich-rubinroth, wurde nach längerem
Schmelzen gelbbraun, streifig, ähnlieh einem schlecht geschmolzenen
Silberrubin. Auch hier mulsten weitere Versuche mit passenden Modi-
ticationen unsere Beobachtungen über dieses Glas ergänzen.
Durch Zusatz von i 2 Proc. Schwefelnickel zu einem gewöhnlichen
Glassatze erhielt Herr Hallcr ein schön amethystviolettes Glas.
Durch Mittheilung der hier angeführten Versuche wollte ich darauf
aufmerksam machen, dafs man im Stande ist, durch Lösen von Metall-
sultiden in Gläsern denselben neue, vielleicht sehr brauchbare Färbungen
zu ertheilen. Allerdings sind die durch Sullide gefärbten Gläser nicht
so leicht herzustellen, wie die durch Silicate gefärbten, dies liegt in
der Natur der Sulüde, in ihrer leichten Oxydirbarkeit, verhältnifsmäfsig
gröfseren Flüchtigkeit und dem Umstände, dafs die Metallsulfide von
der Substanz des Glases gänzlich verschieden sind, sich mit ihnen daher
nicht in beliebiger Menge zusammenschmelzen lassen. Ein weiterer
erschwerender Umstand liegt in der Sprödigkeit vieler Gläser, der die
Verarbeitung erschwert, und in der Veränderlichkeit der Farbe; letztere
kann aber unerwartet zu ganz neuen Färbungen führen; andererseits
kann man sicher sein, dafs wenn man stets dieselben Bedingungen ein-
hält, man auch stets gleich gefärbte Gläser erhalten wird.
Es genügt nicht, um die Farbe eines Sulfids zu beurtheilen, einen
einzigen Versuch, etwa in einem kleinen Tiegel, auszuführen, dies wird
in den meisten Fällen zu Mifserfolgen führen. Das sicherste Resultat
geben Schmelzproben in gröfserem Mafsstabe mit 10 bis 20"^ und bei
nicht zu starker Hitze; es ist sogar nothwendig, will man nicht allzu
verschwenderisch mit dem Materiale umgehen, derartige Versuche an-
zustellen, bevor man irgend ein in kleineren Tiegeln erschmolzenes Glas
in den Grofsbetrieb einführt.
Die hier mitgetheilten Versuche sollen das Gebiet nur andeuten,
das noch der Bearbeitung fähig ist; da jedes Metallsulfid ein eigenes
Studium erfordert, ist es dem Einzelnen nicht gut möglich, alle hierher
gehörigen Proben auszuführen, weitere Mittheilungen von Fachgeuossen
werden uns daher stets willkommen sein. Die Sulfidgläser dürften, nament-
lich mit andersfarbigen Gläsern gemischt, brauchbare Nuancen geben.
Aber auch einem bisher mit Unrecht stark vernachlässigten Zweige
der Wissenschaft, ich meine die Chemie feuerfiüssiger Körper, dürften
derartige Versuche werthvoU sein. Während die Reactionen der Körper
bei niedriger Temperatur schon auf den weitverzweigtesten Gebieten
eingehend studirt wurden, blieb die Erkenntnifs der Reactionen feuer-
fiüssiger Körper in einer Periode der Entwickelung stehen, die nicht
weit hinter dem Zeitalter der Phlogistontheorie liegt. Der Grund davon
mag darin zu suchen sein, dafs derartige Versuche nicht so leicht an-
zustellen sind, wie solche in der Eprouvette, theils auch darin, dafs
dieses Gebiet dem forschenden Chemiker etwas abseits liegt.
Zur Technologie des Glases. 37
Eine seit etwa 100 Jahren in der analytischen Chemie zur Tren-
nung von Metallen gebrauchte Operation ist die Fällung derselben mit
Schwefelwasserstoff bezieh, mit Schwefelalkalien. Nachdem wir jetzt
erkannt haben, dafs sowohl Silicate der Schwermetalle als auch
Schwefelalkalieu in gröfserer Menge im Glase gelöst werden können.^
welch letzteres hier die Rolle einer neutralen Flüssigkeit spielt, ferner
-dafs die Sulfide der Schwermetalle in flüssigem Glase theils in gelöstem,
theils in suspendirtem Zustande beständig sind, wäre es gewifs nicht
uninteressant zu erfahren, in welcher "Weise diese Körper in feuer-
flüssiger Lösung auf einander einwirken, ob die Silicate der Eisengruppe
oder vielleicht die der Bleigruppe mit Schwefelnatrium in Reaction
treten oder ob derartige Umsetzungen überhaupt nicht stattfinden.
Unsere Arbeit gab uns bereits einige Anhaltspunkte zur Ent-
scheidung dieser Frage; wir wollen die Versuche in dieser Richtung
gelegentlich noch fortsetzen und erst, wenn wir einen tieferen Einblick
in die Natur dieser Reactionen gewonnen haben, darüber Mittheilung
machen.
München, im Mai 1889.
Zur Technologie des Glases.
Prof. Rudolf Weber^ der Entdecker der Thatsache, dafs die gleich-
zeitige Anwesenheit von Kali und Natron die Ursache der Depressions-
erscheinungen an Thermometern ist, hat weitere werthvolle Mittheilungen
über den Einflufs der Zusammensetzung des Glases auf die Depression der
Thermometer im Sprechsaal^ Jahrg. 21 S, 242, gegeben. Zunächst wird die
Analyse des thonhaltigen Martinsrodaer Sandes angeführt, da mit dem-
selben mehrere Schmelzproben durchgeführt wurden:
AI2O3 3,82 Proc.
CaO 0,14 „
K2O 2,65 „
Na^O 0,29 „
SiO.^ 93,10 „
Die chemische Zusammensetzung, das Verhältnifs der Aequivalente
A'on SiO.) zu CaO, K2O, Na20 und AI2O3 und die Depression in Graden
Celsius sind in einer grofsen Tabelle zusammengestellt. Der Vergleich
der Resultate ergibt folgendes: Der Gehalt an Kieselsäure kann in weiten
Grenzen schwanken, ohne auf die Depression von Einflufs zu sein. Der
Kalkgehalt variirt zwischen 10 und 15 Proc. bei abwechselnden Ver-
hältnissen zum Alkali; eine namhafte Influenz auf die Depression macht
sich nicht geltend; ein gröfserer Kalk- oder Kieselsäuregehalt kann den
Fehler, den das gleichzeitige Vorhandensein von Kali oder Natron her-
vorruft, nicht corrigiren. Selbst ein hoher Natrongehalt (2,4 Aeq. auf
8 Aeq. Si02 und 1 Aeq. CaO) gibt gute Resultate. Thonerde wurde
38 Zur Technologie des Glases.
von 0,28 Proc. bis zu 4,39 Proc. dem Glase zugesetzt, sie hat keineo
Einflufs auf die Depression, erleichtert aber die Verarbeitung (vgl.
O. Schott weiter unten). Besonders wichtig ist die vollkommene Durch-
sehmelzung und Homogenität der Gläser. Für die Praxis wichtig ist
auch die Beobachtung, dafs der Gehalt an Kali in Natrongläsern selbst
1 Proc. übersteigen kann, ohne den Depressionsbetrag wesentlich zu
steigern. Aus Versuchen, die in kleineren Mengen mit 1 bis 2'^ der
reinsten Materialien in 5c^er'öchen Schmelzöfen ausgeführt wurden, so-
wie aus früheren Arbeiten des Verfassers geht zur Evidenz hervor, dafs
reines Kali oder reines Natron^ in richtiger Menge dem Glassatze zu-
gefügt, Gläser gibt, die den höchsten Anforderungen an die daraus
gefertigten Thermometer Genüge leisten.
R. Weber bespricht ferner die Herstellung von Thermometern für
höhere Temperaturen (vorläufige Mittheilungen, gegeben in der Sitzung
des Vereins zur Beförderung des Gewerbe fleifses in Preufsen vom 18. Oktober
1888; Sprechsaal^ Jahrg. 22 S. 193). Quecksilberthermometer, die längere
Zeit auf Temperaturen gegen 3000 C. erhitzt vi^erden, erleiden eine
wesentliche, oft auf 7 bis 10° C. sich beziffernde Veränderung, ein Nach-
theil, von dem nicht nur wissenschaftliche Untersuchungen, sondern auch
vielfach Fabrikanten betroffen werden, namentlich solche, welche höher
siedende Zwischenproducte durch fractionirte Destillation zu trennen
haben. Besonders scharf hervortretende Abweichungen sind von Friedet
iComptes rendus^ 2. August 1880 S. 291) angeführt worden. Es wurde
bei Thermometern, die auf 440" C. erhitzt wurden, eine Erhöhung der
Temperatur um 12 bis 170 C. beobachtet. Andere Beobachter con-
statirten eine Erhöhung von 110 C. schon bei 8200, Die Ergebnisse
der Versuche von Weber sind in Kürze folgende:
Ein aus Bleiglas gefertigtes Thermometer (aus Ehrenfeld)
^"'Tn"pro°"""^ Atomverhältnifs
SiO.2 56,74' 6,4
PbO 29,86 1,0
CaO 0,18 —
K^O 12,48 0,9
ergab schon bei zweistündiger Erhitzung auf 3200 C. eine Abweichung
um 20.
Ein altes Thermometer aus weichem Thüringer Glase zeigte beim
achttägigen Erhitzen auf 2600 C. eine Erhöhung um 40. Das Glas hatte
die Zusammensetzung:
AtomvQjihältnifs:
fj?? 65,18 gjQ ' ge
AI2O3 1,16 ^^ n . ^-^
K,0 15,16 l""!^ 2,26
Na.20 17,47 ^'^^ '
Da diese weichen Gläser im Handel die Hauptrolle spielen, so er-
klärt sich daraus die so wiederholt befühlte Calamität.
Zur Technologie des Glases. 39
\
In Gemeinschaft mit Greiner und Friedrichs in Stützerbach wurden
viele Gläser geschmolzen und zu Thermometern verarbeitet. Ein weiches
Natronglas von folgender Zusammensetzung
Atomverhältnifs:
SiOj 69,84 ..^ ..
Cad 8,18 SiO S,0
Al.Og 1.30 Jjf^Q ^^«
KjU 1,97 V.^ [ 2,1
SiO.2
65,42
A1203
0.93
CaO
13,67
K2O
19,46
Na2U 18,71 ^2^ -
A\'urde durch 8 Tage auf 220 bis 260° C. erhitzt, zeigte dann ein An-
steigen um 50 C.
Ein kalkreichere.s, aber natronärmeres Glas
Atomverhältnirs:
SiO) 67,33 ^.^ _^
AI2O3 3.94 ^f^ 5,0
CaO 12,42 *^^y. j ■^^"
K2O 0,49 ^f i 1,2
Na20 15,82 ^^•^'-' '
verhielt sich ähnlich, denn es zeigte nach achttägigem Erhitzen auf
etwa 2600 ein Ansteigen von 50 C, welches sich um etwa 1^ ver-
mehrte, als die Erhitzung nochmals 8 Tage lang vorgenommen wurde.
Ein weiches Kaliglas, das ein sehr genaues Thermometer, fast
depressionsfrei, zwischen 0 und 100" C. ergab, und das enthielt:
Atomverhältnifs:
Si02 4,4
K2O 1,0
CaO 0,84
erfuhr bei achttägigem Erhitzen auf 260" ein Ansteigen von 1,6".
Das sehr harte Kaliglas
Atomverhältnifs:
Si02 6,0
CaO 1,0
K2O 1,0
gab Thermometer, die, durch 8 Tage auf 2600 C. erhitzt, ein Ansteigen
von 1,2 bezieh. 1,1" C. zeigten. Ein nochmaliges Erhitzen durch 8 Tage
veränderte nichts.
Gläser von der Zusammensetzung 6 SiO,, INaoO, ICaO gaben auch
gute Resultate.
Weber behält sich weitere Mittheilungen von Details vor.
Versuche über die Standänderungen der Thermometer nach Er-
hitzung auf höhere Temperaturen von H. F. Wiebe {Zeitschrift für
Inslrumentenkunde^ 1888 S. 362) führten zu folgenden Schlufsfolgerungen:
1) CrafCs Annahme, dafs bei lang andauernder Erhitzung auf eine und
dieselbe Temperatur die Eispunktserhebung schliefslich ein Maximum
erreicht, scheint sich zu bestätigen. 2) Lang andauernde Erhitzungen
auf höhere Temperaturen machen den Eispunkt für niedere Temperaturen
nahezu beständig. Für chemische Thermometer aus Jenaer Normal-
SiO.)
69,04
A12Ö3
0,89
CaO
12,21
K2O
18,52
40 '^i"' Technologie des Glases.
/
glas dürfte in den meisten Fällen eine etwa 24 stündige Erhitzung auf
300" C. vor Herstellung der Scale ausreichen, um die beim Gebrauche ein-
tretenden Eispunktserhebungen auf unerhebliche Gröfsen einzuschränken.
3) Thermometer aus englischem Bleiglase und solche aus Thüringer
Gins verhalten sich beim Erhitzen ungünstiger als Thermometer aus
Jenaer Gläsern und aus dem bei älteren deutschen Thermometern an-
gewandten Kaliglase. 4) Das Jenaer Normalglas verhält sich in dieser
Beziehung mehr als dreimal so günstig als das gewöhnliche Thüringer
Glas. 5) Zwischen den durch andauernde Erhitzung hervorgerufenen
Eispunktsaustiegen und den durch kurze Erwärmung auf 1009 erzeugten
vorübergehenden Erniedrigungen des Eispunktes besteht für die hier
untersuchten Gläser die Beziehung, dafs einem gröfsereu Abstieg auch
ein höherer Anstieg entspricht. — Schliefslich ist zu erwähnen, dafs die
durch andauernde Erhitzungen bewirkten Eispunktserhebungen meistens
von einer Gasabscheidung begleitet sind, welche sich durch kleine Blasen
im Thermometergefäfse zu erkennen gibt. Der Annahme, dafs das ab-
geschiedene Gas aus dem Quecksilber herrühre, steht der Umstand ent-
gegen, dafs die kleinen Bläschen selbst nach tagelangem Liegen von
dem umgebenden Quecksilber nicht wieder aufgenommen werden. Es
dürfte demnach die Annahme gerechtfertigt sein, dafs das durch Er-
hitzen abgeschiedene Gas aus der Glasmasse herrühre. Uebrigens nöthigen
die Gasabscheidungen nach langem Erhitzen dazu, die Capillare von
Thermometern oben mit einer Erweiterung zu versehen, da es sonst
häufig nicht möglich ist, das abgeschiedene Gas in den leeren Theil
der Capillare über das Quecksilber zu schaffen, so dafs das Thermo-
meter in der Regel unbrauchbar wird. — Mit der Eispuuktserhebung
geht auch eine Aenderung des Ausdehuungscoefficienten des Glases Hand
in Hand. Es ist daher zu empfehlen, Thermometer für höhere Tem-
peraturen vor der Herstellung der Scale längeren Erhitzungen auszu-
setzen.
Die Fehler an Libellen sind schon öfters der Gegenstand eingehender
Untersuchungen geworden (vgl. z. B. Hicth 1887 264 501j. Es wird
einerseits angenommen, dafs die Beschall'enheit des Glases dabei eine
mafsgebende Rolle s])iele, andererseits das Auftreten von Beschlägen
auf die Natur der Flüssigkeit zurückgeführt. Durch mehr als 4 Jahre
währende Beobachtungen hat nun Prof. Weber die Frage ihrer Entschei-
dung zugeführt (Sjirechiaal^ Jahrg. 21 S. 471). Nach wiederholtem Aus-
waschen mit Alkohol und Salzsäure wurden die Röhren mit Wasser,
Alkohol, Aelher und schliefslich einige Male mit der Füllflüssigkeit aus-
gespiUt. Die Röhren wurden nun einerseits mit Aether gefüllt, der
über gebranntem Marmor gestanden, dann bei sehr gelinder Temperatur
destillirt wurde und sofort zur Anwendung kam, andererseits mit Aether,
der durch Stehen in undichten Flaschen Feuchtigkeit angezogen hatte.
Die geprüften Glasröhren hatten folgende Zusammensetzung:
Zur Technologie des Glases. 41
I
II
III
IV
VI
SiO.2 .
. . 65,4
69,0
74,1
78,4
69,8
AI2O3 .
. . 0,9
0,9
0,1
1.3
1,1
CaO. . ,
. 13,7
12,2
7,2
6,75
3.0
K.^O . . .
. 19,8
18,5
18,9
13,7
8^9
Ka.20 .
0,5
17,0
Nr. I ist ein für Thermometer sehr bewährtes, etwas weiches,
.Nr. II ein etwas härteres, sehr widerstandsfähiges Glas, das nahezu der
Formel öSiO^, ICaO, IK.O entspricht; Nr. III und IV sind die Ana-
\jsen von Böhmischem Glase, III von Weber und IV von Otto (Mus-
pratfs Encycl.^ III S. 191) ausgeführt, die Gläser V, VI und VII, von
denen hier blofs VI angegeben, sind weiche Libellengläser des Handels.
Die Versuche mit weichen, leicht beschlagenden Gläsern ergaben, dafs
sowohl bei Anwendung von schlechtem, als auch von rectificirtem Aether
Beschläge auftraten, im ersteren Falle schneller als im letzteren. Auch
die Röhren I und II zeigten Verschiedenheiten. In der Röhre I ent-
spannen sich Beschläge, wenn auch in weit geringerem Mafse als bei
den Werkstattröhren. Die Röhren Nr. II liefsen nur eine sehr gerinae
Veränderung erkennen: die mit wässerigem Aether gefüllte Libelle
zeigte sporadisch auftretende Beschlagspartikel, wogegen das mit reinem
frisch rectificirten Aether gefüllte Rohr frei von allen Sedimenten, von
allen der Blasenbewegung entgegentretenden Hindernissen war. Bei der
Constatirung dieser Verhältnisse wurden die empfindlichsten Libellen-
prüfer, die exactesten Instrumente verwendet. Das Glas Nr. II ent-
spricht vollständig allen Anforderungen, wenn es mit gutem Aether ge-
füllt wird. Da die Verarbeitung von Libellen aus böhmischem Glase
auf Schwierigkeiten stöfst, so wäre es erwünscht, auch das Verhalten
von ganz wasserfreiem, mit Natrium geschütteltem Aether auf weichere
Röhren kennen zu lernen. Versuche in dieser Richtune, sowie unter
Anwendung von Petroläther als Füllmaterial werden später vom Ver-
fasser mitgetheilt werden.
Libellen aus böhmischem Hartglase mit 73,9 Proc. SiO^, 1,3 Proc.
AI2O3, 9,99 Proc. CaO und 14,83 Proc. K2O wurden 3 Monate laug
mit wässerigem Aether besetzt; die Innenwand der Röhre war mit den
bekannten Ansätzen wie übersäet. Hartes Glas schützt also gegen
schlechten Aether nicht, die Feuchtigkeit greift auch das härteste Glas
an {Sprechsaal^ Jahrg. 21 S. 717).
Prof. Weber hat auch Untersuchungen über den Einflufs von Spiritus
auf die Libellen angestellt {Sprechsaal^ Jahrg. 21 S. 768), Der Inhalt der
Libellen des Handels für gewerbliche Zwecke ist etwa 93 procentiger
Alkohol. Selbst hartes Glas von der Zusammensetzung: 7Si02, ICaO,
l,2Na20 wird von solchem Alkohol heftig angegriffen. Es ist daher
dringend anzurathen, die Röhren des Handels mit absolutem Alkohol
anzufüllen. Röhren, die mit reinem Alkohol angefüllt waren, zeigten
nach einem halben Jahre keine Veränderunsr.
42 Zur Technologie des Glases.
Es ist eine dem ChemikLn- wohl bekannte Tiiatsache, dais Gefäfse
aus Glati, wenn sie längere Zeit mit lieifser Lauge oder mit kochendem
Wasser in Berührung stehen, zahh-eiche Risse bekommen und oft eine
weitergehende Zersetzung zeigen. Häutig wird die OI)erfläche solcher
Gläser derart verändert, dafs beim Erhitzen derselben über den Siede-
punkt des Wassers, amorphe Schuppen sich ablösen, während die übrige
Glasmasse keine Veränderung zeigt. Diese Erscheinung ist nicht blofs
auf eine chemische Action zurückzuführen, sondern auch dem Eindringen
des Wassers in die Glasoherßäche zuzuschreiben. Eine Untersuchung über
diesen Gegenstand hat 0. Schott in Jena in der Zeitschrift für Inslru-
mentenkunde, 1889 Bd. 9 S. 86, veröfFentlicht.
Verschiedene Glassorten wurden in Form von Röhren oder Scheib-
chen 5 Tage lang mit heifsem destillirten Wasser gekocht, vor und nach
der Behandlung mit Wasser und nach dem Erhitzen auf 1500 C. gewogen.
Das Ergebnifs der Prüfung war folgendes:
1) Thüringer Glas, untergeordneter Qualität T. Analyse: K^O
7,3 Proc; NajO 15,87; CaO \66; Al.^03 + Fe.pg 2,11; MgO 0,24;
SiO.^ 68,69.
Sechs Röhren von l,666qJ'^ Oberfläche mit einem Gewichte von
328,9073.
rt) Gewichtsverlust nach Behandlung mit Wasser 0^,0176
ß) „ für Iqdm Oberfläche .... Og,0107
;•) „ nach Erhitzen auf 1500 C. . . Og,0081
S) „ lür Iqdm Oberiläche .... 0g,0049
Nach Erwärmen im Wasser war die Glasoberfläche unverändert;
nach Erhitzen auf 1500 C. im Luftbade corrodirte sie vollständig und
liefs reichlich Oberflächenpartikelchen in Form kleiner Schuppen ab-
fallen. Der Verlust von 8mg,l ist also nicht allein Wasser gewesen.
2) Besseres Thüringer Glas F — Analyse: KjO 3,38 Proc; NajO
16,0; CaO 7,2; Al.Og 3; Fe.^Og 0,4; MgO 0,3; MnO 0,4; As.Og 0,24';
SiO.2 — 69,0 wurde in 3facher Art untersucht:
a) Nach zweijährigem Liegen an der Luft.
b) Nach voraufgegangener Erwärmung auf 1500.
c) Nach Erliitzen bis zum beginnenden Erweichen.
a) Zwei Röhren von 3qdn\956 Oberfläche und einem Gewichte von
23K,4598.
a Og,0139
ß 08,0035
V 0g,0032
's Og,0008
(a, /5*, ;', S haben dieselbe Bedeutung wie oben.)
i Der Gehalt an AS.2O5 wird im Thüringer Glas öfters gefunden und er-
klärt sich durch das Verfahren, die Ueberbleibsel von der Anfertigung der
mit Emaille belegten Rühren den nächsten Glasschmelzungen beizumischen.
Die Emaille enthält 9 bis 10 Proc. As.,05; diese kann sich in solchem Mafse
in den Röliren ansammein, dafs dieselben während der Verarbeitung braun
werden.
Zur Technologie des Glases. 43
Nach der Entnahme der Röhren aus dem Wasser war die Ober-
fläche des Glases unverändert; nur nach dem Erhitzen im Trocken-
schranke bemerkte man sehr feine, die Oberfläche bedeckende Risse,
ohne dafs Glaspartikelchen abgesprungen wären. Die bessere Beschaffen-
heit dieses Glases erklärt die geringere Veränderung,
b) Zwei Röhren von S^idm^e? Oberfläche und einem Gewichte von
18§,2912 wurden auf 1500 c. erhitzt und dann mit Wasser behandelt.
a 0g,0094
ß 0g,0025
y Og,0031
rT 0g,0008
Die nach dem Erhitzen im Trockenschranke entstandenen Risse
waren sehr klein und kaum zu erkennen. Die Resistenz der Oberfläche
war gröfser geworden.
c) Zwei Röhren von 3q'*™,626 Oberfläche mit einem Gewichte von
228,1298.
a Og,Ü067
ß 0g,0018
'-, 0g,0023
5 0g,0006
Es waren bei diesem Glase auch mit bewatihetem Auge keine
Oberflächenrisse zu sehen. Eine frisch ausgeglühte Glasoberfläche ist
widerstandsfähiger als eine solche, die schon längere Zeit atmosphärischen
Einflüssen ausgesetzt war.
3) Eine im Jenaer Laboratorium hergestellte Glasröhre XVIII von
der Zusammensetzung: Na.20 13 Proc, PbO 10 Proc, ZnO 7 Proc..^
B2O3 8 Proc, 810.2 66 P''OC. gab einen Gewichtsverlust {ß) bei W^
von 0g,00r2 und keinen Gewichtsverlust beim Erhitzen auf 150^ C. Die
Obei'fläche zeigte einen bläulichen Schiller ohne sonstige Veränderung.
4) Glas XXII (Zusammensetzung: Na20 14, K^O 14, CaO 6, SiO.,
66 Proc). Die Röhren zeigten schon nach 36 stündigem Aufenthalte
in warmem Wasser zahlreiche, unregelmäfsige Sprünge und zerfielen
theilweise.
5) Das Jenaer Glas 3'i> (Zusammensetzung: NajO 16, CaO 16,
AI2O3 2, B2O3 4, Si02 62 Proc). 15 Röhren von 10qdm,i4 Oberfläche
und einem Gewichte von 98g,9257.
n Og,0566
ß 0g,0055
Die Röhren hatten einen schwach bläulichen Schimmer angenommen.,
zeigten sonst keine Veränderung.
6) Glas 6"! (Zusammensetzung: Na20 15, KjO 5, AI2O3 5, BjOg 2,
Si02 73 Proc). Der Gewichtsverlust ß bei l^dm betrug 0g,0009, nach
Erhitzen auf 150» C. S 0g,0007.
7) Glas 15»i (Zusammensetzung: Na.^O 8, K2O 9, CaO 7, ZnO 7,
AI2O3 2, Si02 67 Proc). Der Gewichtsverlust ß betrug 0g,0009, 8
0g,00006.
44 Kleinere Mittheilungen.
8) Glas 13"i cZusammeusetzung: K.^0 15, ZnO 20, B.^03 7, SiOj
58 Proc). 11 Röhren mit 7Qdm^90 Oberfläche und einem Gewichte von
74?,8306.
a 0^.0126
ß U5-'.0016
y U?.ÜÜ19
fj 0?,OU024
Man ersieht aus diesen Zahlenangaben einen auffallenden Unter-
schied zwischen Kali- und Natrongläsern, während die letzteren ein
Erhitzen auf 150" C. gestatten, ohne ihr Gewicht zu ändern, ist bei
ersteren — besonders in den w^eniger widerstandsfähig zusammenge-
setzten Arten — ein erheblicher Gewichtsverlust zu constatiren, der sich
öfters durch Veränderung der OberflächenbeschafFenheit zu erkennen
gibt. Solche Gläser ziehen leicht aus der Luft genügend Wasser an,
um nachher beim Erhitzen Erscheinungen zu zeigen, die bei oberfläch-
licher Betrachtung für Entglasung gehalten werden könnten. Das Rissig-
werden der Oberfläche bei Lampencylindern gehört hierher.
Kaligläser mit 33 bis 40 Proc. KjO bedeckten sich nach längerem
Liegen an der Luft mit einer Schicht, die mit dem Messer wie Hörn
abgeschabt werden konnte.
Reichlich Natron haltige Gläser sind ebenso wenig beständig wie
die Kaligläser, bedecken sich aber mit einer leicht ablösbaren kryslal-
linischen Kruste. Wasserhaltiges Kalisilicat erscheint stets glasartig
amorph, wasserhaltiges Natronsilicat krjstallinisch. Für Fenstergläser
ist daher schlecht zusammengesetztes Kaliglas dem Natronglase über-
legen: für die Verwendung zu chemischen und physikalischen Zwecken
wird aber das Natronglas stets vorzuziehen sein.
Rayrs Hilfssignal für Eisenbahnzüge.
Die in D. p. J. 1888 270 517 gegebenen Mittheilungen über die für W. Rayl
in Wien patentirte Hilfssignaleinrichtung für Eisenbahnzüge mögen nach dem
Centralblalt für Elektrotechnik^ 1889 * S. 353, woselbst u. a. namentlich auch eine
etwas abweichende Anordnung der Contacttheile beschrieben ist, durch
folgendes ergänzt werden.
Die Stromläufe werden in drei verschiedenen Weisen ausgeführt: ent-
weder laufen zwei isolirte Leitungen entlang dem ganzen Zuge, aber es ist
nur an der Spitze des Zuges ein Läutewerk eingeschaltet; oder es ist beim
Vorhandensein zweier isolirter Leitungen sowohl am Ende wie an der Spitze
des Zuges ein Läutewerk aufgestellt; oder es wird an der Spitze und am
Ende des Zuges ein Läutewerk eingeschaltet, es ist jedoch nur eine durch-
laufende isolirte Leitung vorhanden, während die Rückleitung durch die
Vacuumröhre gebildet wird. Die letztere Anordnung ist die gebräuchlichste.
Dabei ist in dem ersten und in dem letzten Wagen des Zuges eine Batterie
(von 6 Lec/anc/ie-Elementen) aufgestellt; die beiden Batterien sind auf Gegen-
strom geschaltet; daher wird für jede Batterie ein geschlossener Stromkreis
hergestellt, sobald an irgend einer Stelle des Zuges die Leitung mit der Rück-
leitung in leitende Verbindung gebracht wird. Dazu läuft auf der Decke
jedes Wagens eine Welle, welche vom Bremsersitze aus und von jeder Wagen-
abtheilung aus durch eine in die letztere hinabreichende Schnur um OOf* ge-
Kleinere Mittheilungen. 45
dreht werden kann und dadurch einen Contactstift mit einer Contactfeder und
so beide Leitungen mit einander in Berührung bringt.
Als Läutewerk dient ein gewöhnlicher Rasselwecker; der Klöppel des-
selben kann jedoch während der Fahrt nicht an die Glocke schlagen, denn
er wird daran durch einen Winkelhebel verhindert, so lange kein Strom die
Spulen des Elektromagnetes durchläuft.
Frisch's Messung des Gesammt-Isolationswiderstandes elektrischer
Anlagen während des Betriebes.
In der Zeitschrift für Elektrotechnik^ 1889 "'S. 218, hat Gustiw Frisch^ Assistent
am elektrotechnischen Institute der k. k. technischen Hochschule in Wien, ge-
zeigt, wie man den Gesammt-Isolationswiderstand einer elektrischen Anlage
messen kann, ohne den Betrieb einstellen zu müssen.
Da der Isolationszustand einer elektrischen Anlage wesentlich die Be-
triebssicherheit derselben bedingt, empfiehlt es sich, in entsprechenden Zeit-
räumen Isolationsmessungen an dem Leitungsnetze vorzunehmen, weil dadurch
etwa auftretende Mängel rechtzeitig, also noch ehe sie zu Betriebsstörungen
Anlafs geben könnten, entdeckt und einer Ausbesserung unterzogen werden
können. Zu diesem Behüte genügt zunächst die Bestimmung des Gesammt-
Isolationswiderstandes der ganzen Anlage gegen Erde und erst wenn der so
erhaltene Werth als unzureichend gefunden wird, dann tritt die Nothwendig-
keit heran, die Leitungsgruppen und endlich die Einzelnleitungen zu unter-
suchen, um so die fehlerhaften ausfindig zu machen.
Bei allen bisher benutzten Bestimmungsweisen des Gesammt-Isolations-
widerstandes ist jedoch die Einstellung des Betriebes für die Dauer der Messung
unbedingt erforderlich. Manche Anlagen sind jedoch in ihrem ganzen Um-
fange, oder doch wenigstens theilweise immerwährend im Betriebe. So
z. B. die Beleuchtungsanlagen der beiden Hoftheater in Wien, bei denen
einige Leitungsgruppen auch während des Tages beansprucht sind, desgleichen
manche elektrische Kraftübertragungsanlagen u. s. w. Könnte nun die Isolations-
messung während des Betriebes ausgeführt werden, so hätte dieselbe überdies
den wesentlichen Vortheil, dal's die Messungen unter den thatsächlich voi--
herrschenden Betriebsverhältnissen erfolgen, ein Umstand auf den besonders
Uppenborn aufmerksam gemacht hat.
A. a. 0. entwickelt nun Frisch^ wie sich die Messung während des Be-
triebes ausführen lasse und findet den Satz:
Der Isolationswiderstand X einer beliebigen elektrischen Anlage gegen
Erde kann während des Betriebes in der Weise ermittelt werden, dal's man
mit einem geeigneten Galvanometer, dessen Widerstand R (einschliefslich Zu-
satzwiderstand) bekannt ist, die Stromstärken Jj und J^ bestimmt, welche man
erhält, wenn dieses Galvanometer einerseits an Erde, andererseits nach ein-
ander an zwei Punkte a und b der Leitung angelegt wird, deren Spannungs-
unterschied (zJ) bekannt ist. Es ist sodann die Summe aus dem Isolations- und
dem Galvanometerwiderstande gleich dem Quotienten aus jenem Spann ungs-
unterschiede und der Difl'erenz der beiden (mit ihren Vorzeichen genommenen)
Stromstärken; oder es ist: X=zJ:(«7| + J2) — R-
Sollte die Messung ergeben, dafs J^ und J2 entgegengesetzte Richtungen
haben, so ist die Summe derselben zu nehmen und die Formel lautet sodann:
.Y = J:(J, +J^)-R..
Die Punkte a und 6, von denen aus die Messung der Stromstärken Jj
und J.) erfolgt, können natürlich beliebig gewählt werden, sofern nur ihr
Spannungsunterschied A vor der Messung bekannt ist. Am einfachsten wird
es sein, wenn man unmittelbar zu beiden Seiten der Stromquelle anlegt, denn
dann ist A die (ohnedies bekannte) Betriebsspannung.
Frisch zeigt schliel'slich a. a. 0. noch, wie sich selbst die kleinste Anlage
ohne wesentliche Kosten und ohne Hinzuziehung neuer Instrumente für diese
Zwecke einrichten lasse, und dafs die gefundene Formel, wenn nicht Strom-
stärken, sondern Spannungsdiiferenzen ri abgelesen werden, in die Formel:
X=r( — 1 ) übergeht.
46 Kleinere Mittheilungen.
Die Herstellung der GlüMampen.
Ueber die Herstelhnig dvv Lilühlamiieii hat J. Zacharias im Centralblatt für
Elektrotechnik^ lö89 0.103, nachfolgende Darstellung aller Arbeitsstulen gegeben.
Die Glasbirnen beziehen die meisten Fabriken aus den Hütten, fertig ge-
blasen. Für die weitere Verarbeitung ist die erste Arbeit die Vorbereitung
der Liläser zur Aufnahme des Kohlenfadens. Letzterer ist bekanntlich an
kurzen Platindrähten befestigt, welche in besonders vorgerichtetem Glase ein-
geschmolzen sind.
Zur Herstellung der Fäden, die in den verschiedenen Fabriken in oft sehr
abweichender Weise erfolgt, verwendet man : Baumwollfäden (Sifan), Gelatine
oder nitrirte Cellulose {Khotinski^ Lane-Fvx)^ Ptlanzenfaser von Gräsern oder
Bäumen (^Edison^ Siemens u. A.). Andere Fabrikanten benutzen eine natür-
liche Faser unter Anwendung eines chemischen Verfahrens {Langbans. Cruio^
Seel). Je nach dem Materiale ist auch die Verarbeitung desselben zu einem
Faden von mögliehst gleichmäfsiger Stärke sehr verschieden. Die Einen haben
Zieheisen, die Anderen Walzen dazu nöthig, oder sie schneiden von der
plastischen Masse Streifen. Um dann die so erzeugte Faser zu einer festen
Kohle zu verwandeln, packt man die Fäden entweder in kleine feuerfeste
Kästen und setzt sie längere Zeit einer hohen Hitze aus, oder man macht sie
dui'ch Tränken in geeigneten Flüssigkeiten etwas leitend und erhitzt sie durch
einen elektrischen Strom. Beide "\'erfahren bezwecken, die Faser leitend zu
machen und auf einen gewissen Widerstand zu bringen. Da derselbe jedoch
noch nicht hinreichend gleichmäl'sig ausfällt, so gibt man durch Niederschlagen
von KohlenstotT auf der Faser derselben genau den gewünschten Widerstand.
Das Niederschlagen von Kohlenstoff geschieht gleichfalls in sehr ver-
schiedener Weise und ist durch zahlreiche Patente den einzelnen Fabriken
geschützt. Die Patente zerfallen in drei Gruppen: Die Einen verwenden hierzu
Gase, Andere flüssige Kohlenwasserstoffe und die Dritten feste Kohlenwasser-
stoffe, Einige auch zwei dieser Stoffe. Der Erfolg ist stets derselbe, nur die
Kosten der Herstellung und die Gleichmäfsigkeit des Niederschlages dürften
verschieden sein. Jeder Fabrikant behauptet natürlich, das beste Verfahren
anzuwenden, hauptsächlich deshalb wohl, weil er die anderen Verfahrungs-
weisen wenig oder gar nicht kennt oder probirt hat, bezieh, nicht anwenden
darf. Ein sehr einfaches Verfahren besteht z. B. darin, die zuvor zu Kohle
verwandelte Faser in Erdöl zu tauchen und in dieser Flüssigkeit zum Glühen
zu bringen.
Hat man die so erzeugten Kohlenfäden auf die geeignete Länge geschnitten,
so werden sie mit den Platindrähten verbunden. Auch hierin weichen die
verschiedenen Fabriken sehr von einander ab. Edison klemmt die Fäden ein
und schlägt Kupfer auf die Enden galvanisch nieder, Lane-Fox und Swan
schlagen gröfsere Mengen Kohlenstoff an der Verbindungsstelle auf, während
Andere wieder einen geeigneten Kitt hierzu anwenden. Seit einiger Zeit
scheint man den Kupferniederschlag verlassen zu haben und nur noch Kohlen-
stoff zur innigen Verbindung anzuwenden.
Es folgt nun das Einsetzen der befestigten Fäden in die Glasbirnen : ent-
weder hat man beide Platinenden gemeinschaftlich in ein Stück Glas ein-
geschmolzen, das man nun mit dem Halse der Birne vereinigt, oder die Drähte
werden getrennt gehalten und sitzen in einem gemeinschaftlichen Obertheile,
dessen Ränder mit der Birne innig zusammengeschmolzen werden. Zu gleicher
Zeit hat .man an der Glasbirne entweder unten oder oben ein langes, schwaches
Rohr angeblasen, um durch dasselbe die Luft auszupumpen.
Das Auspumpen der Lam|)en bewirkt man durch die bekannten Queck-
silber-Luftpumpen. Entweder sind es Pumpen wie die Geister sehe und deren
zahlreiche Abarten, oder die Sprengel'sche mit fallendem (iuecksilberstrahle.
Letztere wird jetzt ausschliefslich für diesen Zweck verweiuiet, weil sie wenig
Aufsiciit verlangt und am schnellsten ein hohes Vacuum erzeugt. Zwei bis
zehn Lampen, je nach deren Gröl'se, schmilzt man auf ein gemeinsames Rohr
an und verbindet dieses mit je einer Pumpe.
An sich ist die Glühlampe nun zwar fertig, bis sie jedoch zur Verwendung
geeignet ist, hat sie lujch mancherlei Stufen zu durchlaufen. Zunächst unter-
Kleinere Mittheilungen. 47
sucht man, ob die Lampen ohne Fehler sind, und merzt dabei den Ausschul's
aus; dann wandern die guten Lampen zur Bestimmung der Helligkeit zum
Photometer. Die Lampen werden nach Helligkeit, Spannung und Strom-
verbrauch genau sortirt und in Lagerräumen in geeigneten Regalen auf-
bewahrt. Die in Bestellung erhaltenen wandern in die Gypserei und hier werden
an sie zunächst kurze Kupferdrähte angelöthet ; dann gypst man die verlangten
Contactstücke daran und löthet schliefslich die Kupferdrähte an den Metall-
theilen der Contacte fest. Vor dem Versandt in Kisten oder Fässern erhält
jede Lampe noch die erforderliche Bezeichnung und Verpackung.
Wollte man für alle verschiedenen Ansprüche bezüglich der Spannung,
Kerzenstärke und der Contacte stets Lampen in Vorrath halten, so gäbe das
Hunderte von verschiedenen Sorten. Am meisten gebraucht werden Lampen
von 16 Kerzen und 65 bezieh. 100 bis 110 Volt.
Grofs ist die Zahl von Contacten bezieh. Lampenfassungen, die man all-
mählich eingeführt hat. Nur wenige genügen allen an sie zu stellenden An-
forderungen voll und ganz. Wenn auch fast alle sichere Leitung des Stromes
gewähren, so genügen sie nicht für Lampen, welche wie in Mühlen oder auf
Schilfen Erschütterungen ausgesetzt sind. Bei Lampen, welche in geneigter
oder wao-erecht^r Lage brennen, krümmen die Kohlenfäden sich oft nach
unten; es gibt hiergegen ein sehr einfaches Mittel, nämlich die Lampen so zu
drehen, dafs sie die Krümmung der Faser nach oben haben. Die allerwenigsten
Arten der Fassungen tragen jedoch diesem Umstände Rechnung.
Reckenzauns Elektricitätszähler.
Die Achse, welche das Zählwerk in Gang setzt, stellt A. Reckenzann in
London nach seinem Englischen Patente Nr. 13 529 vom 19. September 1888
lothrecht und steckt auf sie eine Reibungsrolle auf, welche die Bewegung von
einem sich mit seiner Stirnseite an die Rolle anlegenden und von einem Mot
getriebenen Reibungsrade übernimmt. Die Rolle ist auf eine Röhre aufge-
steckt, die mit demröhrenförraigen Kerne eines Solenoids verbunden ist. Sind
die Lampen nicht eingeschaltet, so treibt der Strom blofs den Motor, der Kern
befindet sich in seiner tiefsten Stelle, und dabei berührt die Rolle das immer
mit gleicher Geschwindigkeit umlaufende Reibungsrad gerade in dessen Mitte,
wird also von ihm nicht in Umdrehung versetzt. Werden die Lampen ein-
geschaltet (oder wird die Elektricität zu anderen Zwecken verbraucht), so
wächst mit ihrer Zahl die Stärke- des das Solenoid durchlaufenden Stromes,
die Rolle steigt mit dem Kerne empor nnd dreht sich mit einer der Lampen-
zahl entsprechenden Geschwindigkeit, das Zählwerk aber zählt ihre Um-
drehungen. Ein mit der Röhre verbundener Hebel bewegt gleichzeitig den
Kern in einem zweiten Solenoide. um dadurch die mit der Stellungsänderung
des Kernes im ersteren eintretende Aenderung der Stärke der von diesem
ersteren auf seinen Kern ausgeübten Anziehung auszugleichen.
Pumpelly's Speicherbatterie.
In Pumpelly's Speicherbatterie werden (nach dem Electricien , durch das
Centralblatt für Elektrotechnik, 1889 S. 398) zwar als Elektroden wie sonst
gitterförmige Bleiplatten verwendet, welche mit einer activen 3Iasse angefüllt
sind, dieselben werden aber zur Verhütung einer Kurzschliefsung durch ab-
fallende Theilchen mittels Kautschukbänder gegen einander isolirt und mit
Asbestgewebe bedeckt, damit die abbröckelnden Theilchen der Platten auf
diesem Gewebe liegen bleiben.
Die gleichartigen Platten sind unter einander durch je einen Kupferstab
verbunden, welcher zum Schutze gegen den Angriff der Säure mit Blei über-
zogen ist. Jede Batterie-Abtheilung besteht aus 11 positiven und 12 negativen
Platten von 15cm^5 Seite, welche sich in einem Kautschukgefäfse befinden, und
wiegt 14l<,5; ihre Capacität ist 240 Ampere-Stunden, also 16 Ampere-Stunden
für Ik des Gesammtgewichtes; die normale Entladung geschieht mit 25 Ampere.
Der Gebrauch der Asbestblätter zur Trennung der Platten vermehrt den
inneren Widerstand nur unmerklich, denn dieser beträgt blofs 0.003 Ohm.
48 Bücher-Anzeigen.
E. Tyer's galvanische Zelle.
Um die eine Elektrode einer galvanischen Zelle auf grölsere oder ge-
rinu-ere Tiefe der ErregiingsÜüssigkeit aussetzen, dieselbe auch, und zwar ohne
sie^in die freie Luft°zu bringen, ganz von der Flüssigkeit abschliolscn zu
können, ordnet E. Tyer in London nach seinem Englischen Patente Nr. 3312
vom 3. März 1888 die Zelle in folgender Weise an. Die Zinkelektrode erhält
die Form einer Röhre, die mit ihrem unteren Ende in eine ringlormige Rinne
im Boden des Gefafses eingesetzt wird: die Rinne ist mit Quecksilber gelullt
und dieses wird durch einen in dem Boden und der Wandung des Gefafses
fortgeführten isolirten Draht mit der Klemmschraube verbunden, üeber die
Zinkröhre wird eine Glocke aus Glas oder Steinzeug gestürzt, die mittels einer
Prefsschraube in gröfserer oder geringerer Höhe festgestellt werden kann; in
ihrer tiefsten Lage sitzt sie auf dem Boden des Gefafses auf; je höher sie ge-
hoben wird, desto mehr gibt sie von der Zinkröhre der Flüssigkeit preis. Der
Raum innerhalb der Zinkröhre wird zum grofsten Theil von einem massiven
Kern ausgefüllt, damit sich der Spiegel der Flüssigkeit im Gefäfse beim Heben
und Senken der Glocke möglichst wenig ändert. Die andere Elektrode bilden
Kohlenblöcke, welche in dem Räume zwischen Glocke und Geial'swand im
Kreise angeordnet sind.
Bücher-Anzeigen.
Handbuch der Tiefbohrkunde voia Th. Tecldenburg. Band 111. Das
Diamantbohr System. Leipzig 1889. Baumgärtner. 14 Mk.
Der vorliegende Band sei nicht nur den eigentlichen Bohrleuten, sondern
allen Freunden der Technik empfohlen. Behandelt er doch im Diamant-
bohren denjenigen Zweig des Bohrfaches, welcher sich durch sinnreiche
Einrichtung seiner Apparate und erstaunliche Leistungen auszeichnet. Gleich
seinen Vorgängern ist der neue Theil dem praktischen Bedürfnisse der Bohr-
unternehmer angepafst, woraus sich erklärt, dafs mitunter maschinelle Ein-
richtungen eingehender behandelt sind, als es für das Yerständnil's geschulter
Intfenieure erforderlich gewesen wäre.
Wenngleich die in Deutschland ausgeführte grofsartigste Bohrung der
Welt mit dem Diamantbohrer bewerkstelligt ist und die Zahl der Diamant-
bohrungen von Jahr zu Jahr sich mehrt, so fehlt doch noch viel daran, dafs
alle Bohrungen, welche ihrer Natur nach die Diamantbohrung erheischten,
auch nach dieser vollendetsten Methode ausgeführt würden. Der Grund für
diese Thatsache liegt wohl gröfstentheils in der Unbekanntschaft der Unter-
nehmer mit den schon zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln. Diesem Mangel
wird durch den vorliegenden Band gründlichst abgeholfen.
Die 30 beschriebenen Diamantbohrmaschinen, von denen 20 amerikanischen,
4 englischen, .6 deutschen Ursprunges sind, umfassen alle Einrichtunjjien dieser
Art , welche Beachtung verdienen. Die Form der Beschreibung eröffnet das
Verständnifs für Jedermann, wobei die vortrefflichen Abbildungen eine
wesentliche Unterstützung bieten.
Zur Gewinnung oines Urtheiies darüber, ob im gegebenen Falle eine
Diamantbolirung am Platze bezieh, welche Maschine am geeignetsten erscheint,
dient die ausführlich gegebene Darstellung von Bohrungen, welche alle er-
hältlichen Daten über Leistungen, Kosten, Kraftaufwand u. dgl. zuverlässig
wiedergibt. Wer über einzelne Punkte noch eingehendere Belehrung sucht,
findet in dem reichhaltigen Literaturnachweise alle Quellen, weiche bis zum
Abschlufs des Bandes zugänglich gewesen sind.
Hoffentlich regen die gebotenen Darstellungen zu neuen Bestrebungen an
und bringen auch diesen Zweig der Technik zu immer vollerer Entfaltung.
E. Qad.
Verlag der J. ü. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neuerungen an Sicherheitslampen. 49
Neuerungeii an Sicherheitslampen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 264 S. 381.)
Mit Abbildungen auf Tafel 3 und 4.
Am 30. April hat die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfall-
verhütung in Berlin ihre Pforten geöffnet, eine Ausstellung, welche dem
Schutze des Arbeiters gewidmet ist und sich aus der Reihe der letzt-
jährigen Ausstellungen edler und würdiger heraushebt, als beispielsweise
der vorjährige „Grand concours" in Brüssel. Die Ausstellung ist reich-
haltig beschickt und gewährt, dank den Bemühungen aller betheiligten
Kreise und den erzielten Resultaten, die Aussicht, dafs Leben und
Gesundheit der Arbeiter in Zukunft mehr als bisher gesichert sein
werden. Sie wird daher zweifellos eine nachhaltige "Wirkung ausüben
und mit dazu beitragen, den Frieden zwischen Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer zu fördern und zu befestigen.
Es ist naturgemäfs, wenn auf einer derartigen Ausstellung auch die
dem Bergbaue so unentbehrlichen Sicherheitslampen reich vertreten
sind, und zwar haben eine ganze Reihe Firmen, auch ausländische,
theils bewährte, theils neue Constructionen ausgestellt. Der Catalog
enthält etwa 17 Nummern, von denen indessen noch einige fehlen.
Unter den Ausstellern sind hervorzuheben die Eönigl. Bergwerksdirektion
zu Saarbrücken, das Reichsversicherungsamt ^ Gebr. Slern in Essen an
der Ruhr, W. Seippel in Bochum und vor allem Friemann und Wolf in
Zwickau i. S., welche letzteren Firmen zugleich eine Reihe Neuerungen
vorführen. Ferner sind noch zu nennen S. Elster in Berlin und J. Pintsch
in Berlin. Auch vom Seiten der belgischen Industrie sind Lampen zur
Ausstellung gebracht, und zwar von A. Merlin in Ans-lez-Liege und
von A. Verschueren in Antwerpen, von denen die letztere indefs bei
Reinigung von Abortanlagen Verwendung findet (Räumung der Fäkal-
stoff"e der Stadt Antwerpen). Im Folgenden sei nun sowohl über die
auf der Ausstellung vertretenen Lampen, als auch überhaupt über die
an Sicherheitslampen getroffenen Abänderungen berichtet.
Von den ausgestellten Lampen sei zunächst die Lampe der Königl.
Bergwerksdirektion zu Saarbrücken genannt, welche Lampe bekanntlich
eine Abänderung der iWüse/er-Lampe ist und sich von dieser dadurch
unterscheidet, dafs der innere Blechschornstein und das diesen ein-
schliefsende, über dem Gl ascy linder befindliche wagerechte Drahtgeflecht
fehlt (vgl. Zeitschrift für Berg-., Hütten- und Salinenwesen., Bd. 31 und
Bd. 33).
Ferner sind in mehreren Exemplaren von Heckel und Nonweiler in
Saarbrücken gefertigte, mit Magnetverschlufs versehene Schondorf' sehe
und Wenderoth' sehe Lampen ausgestellt (vgl. die D. R. P. Nr. 15150 und
Nr. 16566); auf letztere werden wir bei einem späteren Berichte aus-
führlicher zurückkommen.
Dingler-s polyt. Journal Bd. 273 Nr. 2. 1889/111. 4
50 • Neaerungen an öicherheitslampen.
Eine bevyährte Lampe 'h^t auch das Reichsversicherungsamt vorge-
führt, und zwar die nach den Vorschriften der König!. Preufsischen
Wettercommission hergestellte, für Rüböl bestimmte Lampe von W. Seippel
in Bochum in W. mit dem untei- Nr. 24547 patentirten Plombencontrol-
verschlufs, der in etwa 25000 Exemplaren zur Ausführung gelangt ist.
W. Seippel hat ferner, wie erwähnt, selbst Lampen verschiedener Systeme
für Oel und Benzin ausgestellt, theils mit einer neuen Zündvorrichtung.
Die Abänderungen und Vervollkommnungen, welche in den letzten
Jahren von deutscher Seite an der i>ai'«/'scheu Sicherheitslampe getroffen
worden sind, erstrecken sich überhaupt in der grofsen Mehrzahl, und
die Ausstellung bestätigt dies theilweis, auf die zuerst von C. Wolf in
Zwickau i. S. vorgenommene Anbringung einer von aufsen zu bethäti-
genden Zündvorrichtung^ um dadurch dem Arbeiter jede Veranlassung
zu nehmen, die Lampe bei eingetretenem Erlöschen zu öffnen. An
diesen Verbesserungen der Zündvorrichtung, über deren Werth die Mei-
nungen noch getheilt sind, ist C. Wolf selbst mit einer Reihe von Con-
structionen betheiligt. Einige der anderen Anordnungen zeigen einen
direkten Zusammenhang mit der oben erwähnten Wolf sehen Construction.
Ein Theil der Neuerungen läfst indefs auch das Bestreben erkennen,
die Sicherheit des Korbes zu erhöhen und so die Möglichkeit zu ver-
ringern bezieh, zu beseitigen, dafs die im Inneren des Korbes sich
bildende Explosionsflamme sich nach aufsen fortpflanze.
Hinsichtlich der Zündvorrichtungen sei zuerst die Anordnung von
H. Catrice in Peruwelz, Belgien, genannt (*D. R. P. Nr. 41140 vom
22. December 1886), bei welcher ein Reibzündhölzchen dicht neben dem
Dochtende zur Entzündung gelangt. Die Anwendung von Reibzünd-
hölzchen bietet den Vortheil, dafs auch ein mit schweren Oelen ge-
tränkter Docht sicher angezündet werden kann, während bei anderen
Anordnungen der Gebrauch von flüchtigen, leicht brennbaren Stoffen
erforderlich ist.
Die in Fig. 1 und 2 Taf. 3 dargestellte Construction besteht in einem,
an entsprechender Stelle der Lampe angebrachten cylindrischen Ge-
häuse a von 20'"'" Durchmesser und 25'^^'^^ Höhe, in welches eine Trommel n
lose eingesetzt wird. Am inneren Umfange derselben sind die zur Auf-
nahme der Streichhölzer bestimmten Röhrchen e angelöthet. Dieselben
sind von etwas geringerer Höhe als die Trommel, so dafs die zwischen
die Röhrchen gelötheten Theilungswände die letzteren überragen und
mit der äufseren Trommelwand Schutzfächer bilden, in welchen die
Streichholzköpfe vollständig von einander getrennt sind, damit durch
Ueberspringen eines Funkens die ganze Ladung sich nicht auf einmal
entzünden kann. Oberhalb der Röhrchen e ist auf dem Gehäuse a da&
viereckige Rohr b befestigt, welches mit den Röhrchen e durch ein
Loch in Verbindung steht. Rohr b enthält im Inneren die flache Feder c,
welche mit ihrem unteren Ende an die Rohrwand gelöthet ist und sieb
Neuerungen an Sicherheitslampen. 51
oben gegen eine gerauhte Fläche der gegenüberliegenden Rohrwand
legt. Das obere Ende der Feder ist rechtwinkhg umgebogen und ist
auf diesen Winkel ein Plättchen p gelöthet, welches die Mündung des
Rohres vollständig verschliefst. Das Gehäuse a hat unten einen ziem-
lich hohen Flansch A-, auf welchem der Deckel d drehbar befestigt ist.
Der Deckel wird durch Ausschnitt i und Stift i^ verschlossen gehalten,
wobei der durch Rohr r gesteckte Draht u mit seinem unteren Ende
in der Höhlung v des Deckels steht. Auf dem Deckel d befindet sich
an entsprechender Stelle eine Erhöhung </, welche mit einer Curven-
nuth z von solcher Länge versehen ist, dafs dieselbe ungefähr über zwei
Rohrmündungen reicht, so dafs also die Trommel n jederzeit mittels
des Stiftes in Drehung versetzt bezieh, ein Streichholz unter Rohr b
eingestellt werden kann. Am Eingange von b sind noch zwei Federn f
angebracht, welche das hinaufgedrückte Streichholz in dieser Stellung
festhalten.
Zur Entzündung der Lampe wird nun mittels eines durch den
Schlitz z eingeführten Stiftes ein Streichholz unter Rohr b eingestellt
und kräftig hinaufgedrückt, wobei die Feder c zurückweicht, das Streich-
holz auf der rauhen bezieh, chemisch präparirten Fläche sich entzündet
und neben dem Dochte aufflammt. Das obere Plättchen p weicht dabei
ebenfalls mit der Feder c zurück und hält im Uebrigen den Apparat
gegen Eindringen von Gasen verschlossen. Die Streichhölzchen sind
etwa 20™"! lang und können dicker als gewöhnliche Zündhölzchen sein;
sie werden fest in die Röhrchen e eingesteckt, damit sie nicht von
selbst herausfallen können. Die Zündvorrichtung wird von unten loth-
recht in die Lampe eingesetzt und am Umfange des Flansches k mit
dem Lampenboden verlöthet, so dafs in dieser Lage das Rohrende b
gerade mit dem Dochte in gleicher Höhe liegt (vgl. auch Comptes rendus
de la socie'te de findustrie minerale^ 1887 S. 237).
Wie bereits erwähnt, liegen neuere Zündvorrichtungseonstructionen
auch von Friemann und Wolf in Zwickau i. S. vor, welche Neuerungen
zum Theil auch auf der Ausstellung vertreten sind.
C. Wolf hatte seine Zündvorrichtung früher bereits mit einer Schutz-
kappe versehen (vgl. 1887 263 132), um ein Verspritzen der Zündpillen-
theilchen nach oben in den Drahtschornstein oder seitlich an den Glas-
eylinder zu verhindern. Neuerdings ist nun an dieser Schutzkappe ein
Messer zum Abschneiden des verbrauchten Zündstreifens angebracht, um
der aus Entzündung des Streifens entstehenden Gefahr vorzubeugen
und so die Veranlassung zu Durchschlägen zu beseitigen (*D. R. P.
Nr. 43234 vom 30. Juni 1887). Das Messer b (Fig. 3) ist unterhalb des
wagerechten Theiles der bei c drehbaren Schutzkappe o angebracht,
und die letztere ist an einer Seite mit einer gekrümmten Verlängerung d
versehen, welche durch Stifte g h der Schiebestange e beeinflufst wird.
Beim Bethätigen der Zündvorrichtung (Herabziehen von e) erfährt daher
52 Neuerungen an Sicherheitslampen.
die Schutzkappe a eine eutsprechende Drehung, wobei ihr Messer b
den über die Zündvorrichtung hinausragenden Papierstreifen b^ ab-
schneidet. Beim Emporschieben der Stange e tritt dann die Kappe a
wieder zurück und ermöglicht damit das weitere Vorschieben des Zünd-
streifens, dessen Zündung wie bekannt erfolgt.
Während die eben genannte Zündvorrichtung für mit Benzin ge-
speiste Sicherheitslampen bestimmt ist, hat sich C. Wolf in Firma Friemann
und Wulf in Zwickau i. S. in neuerer Zeit eine Zündvorrichtung pa-
tentiren lassen für Sicherheitslampen, in welchen schwere Oele oder
ein Gemisch von Erdöl und Paraffin gebrannt werden C^D. R. P. Nr, 44392
vom 24. Februar 1888). Zum Entzünden des Dochtes ist in diesem
Falle eine länger andauernde Flamme erforderlich, als durch Zünd-
pillenstreifen zu erzeugen möglich ist. Es werden deshalb Streifen mit
Zündpillen verwendet, die nicht durch Schlag, sondern durch Reibung
entzündet werden und eine lang andauernde Flamme abgeben.
Fig. 4 zeigt die Zündvorrichtung im Querschnitte, während Fig. 5
die im Gehäuse a gelagerte und durch den Oelbehälter der Lampe
hindurchtretende Spindel m zeigt, durch welche die Zündvorrichtung
bethätigt wird. Durch das nur am oberen Ende theilweise offene Ge-
liäuse o der Zündvorrichtung geht ein fest gelagerter Bolzen 6, welcher
innerhalb des Gehäuses zwei zur Transportirung des an der Platte f
geführten Zündstreifens e dienende Zahnräder c und zwischen diesen
den eigentlichen Reiber d aufnimmt. Dieser Reiber d ist in der Mitte
mit einem Schlitze versehen, der gröfser als der durch ihn tretende
Stift b ist, so dafs der Reiber nicht allein eine Auf- und Abwärts-
bewegung, sondern auch eine seitliche Bewegung ausführen kann. Im
unteren Theile des Reibers d ist ein zweiter Führungsschlitz vorgesehen,
durch den ein gleichfalls in dem Gehäuse a gelagerter Stift g hindurch
tritt. Ein am Reiber d befestigter Stift h ist durch einen Schlitz des
Gehäuses a nach aufsen geführt und wird hier von dem einen Ende
einer um einen Bolzen gewickelten Feder / ergriffen, welche bestrebt
ist, den Stift h und hierdurch den Reiber d selbst hochzuschnellen.
Soll der Reiber d zur Bethätigung der Zündvorrichtung nach unten
gezogen und die Feder l gespannt werden, so dreht man die aus dem
Oelbehälter der Lampe heraustretende Spindel m in der Pfeilrichtung
(Fig. 4) herum, wobei die an dem excentrischen Stifte o sitzende Nase n
der Spindel den Reiber d zuerst nach der Seite drückt, so dafs der aus
dem Kasten a heraustretende Arm ^Z, mit dem zugespitzten gebogenen
Ende d^ des Reibers d von dem Zündstreifen e abgehoben und in dieser
abgehobenen Lage nach unten geführt wird, ohne den Papierstreifen n
mitzunehmen. Zwischen der Nase n und den Theilen m w, der Spindel
ist genügender Zwischenraum , um ein Hindurchtreten der Transport-
räder c zu ermöglichen. Bei weiterer Drehung der Spindel und nach
Abheben des Reibers von dem Zündstreifen e greift der excentrische
Neuerungen an Sicherheitslampen. 53
Stift 0 in die Zähne der Transporträder c ein, dreht die letzteren um
einen Zahn herum und schiebt dadurch gleichzeitig den Papierstreifen e
um die Entfernung zweier Zündpillen in die Höhe. Der Reiber d wird
durch die Nase n in seiner untersten Lage so lange festgehalten, bis
letztere bei weiterer Drehung der Spindel m den Schulteransatz am
Reiber d verlassen hat. Nun kann die Schlagfeder / in Wirkung treten,
die zuerst durch den Angriff' an den Stift h den Reiber d nach rechts
drückt, damit die Spitze d.^ des Armes rfj fest an dem Papierstreifen e
zur Anlage kommt, und alsdann den Reiber d in gerader Führung
schnell nach oben treibt, wobei die Spitze des Reibers die Zündpille
aufreifst und dadurch eine Zündung herbeiführt.
Um nicht ein Abreifsen der Zündpille ohne Zündung derselben zu
veranlassen, empfiehlt es sich, dieselbe in der Mitte zu schHtzen. Die
durch die besondere Art Zündmasse durch Reibung derselben erzeugte
Flamme brennt ausreichend lange, um den mit schweren Oelen oder
Erdöl und Paraffin gespeisten Docht zum Entflammen zu bringen.
Um indefs diese Zündvorrichtung auch für Benzinsicherheitslampen
verwendbar zu machen, hat dieselbe in einem neuesten Patente (* Zu-
satzpatent Nr. 47 638 vom 24. Februar 1888) eine Abänderung dahin
erfahren, dafs der Reiber für den Zündstreifen wieder durch einen
Hammer ersetzt ist, der indefs durch eine Feder nur einen begrenzten
Antrieb erhält, so dafs er den letzten Theil seines zur Ausführung des
Schlages nothwendigen Hubes durch sein Beharrungsvermögen zurück-
legt. Diese Einrichtung hat den Vortheil, dafs der Hammer zur Zün-
dung der Pille nur einen momentanen Schlag ausführt, während das
Ausbrennen derselben unbehindert durch den Hammer erfolgt.
Der gufseiserne Lampenölbehälter enthält einen kastenförmigen
Raum, in den die Zündvorrichtung, in einem leicht* auseinandernehm-
baren Gehäuse untergebracht, von unten eingeschoben und durch einen
aufschraubbaren Ring festgehalten wird. Durch die Gehäuseplatten a
(Fig. 6 und 7) der Zündvorrichtung führt ein Stift fe, auf welchem in
derselben Weise wie bei der Vorrichtung des Patentes Nr. 44392 die
Transporträder c sitzen, zwischen denen sich der Schlaghammer d auf
und ab bewegen kann. Dieser Hammer erhält, wie Fig. 7 erkennen
läfst, dadurch eine Geradführung, dafs der Stift b in einem Schlitze des
Hammers und ein Stift e des letzteren in einem Schlitze Cj des Ge-
häuses geführt wird. Die Bewegung des Hammers erfolgt wie bei der
Hauptconstruction durch eine mit Nase p versehene Spindel o und
mittels einer Feder f. Diese letztere sitzt auf den Stiften g und g^ und
ist derart ausgebildet, dafs das wirksame gegen den Hammer d drückende
Ende in dem mit Anschlagnase versehenen anderen festen Ende der
Feder seinen Anschlag findet, so dafs der Hammer d den letzten Theil
seines Weges durch seine lebendige Kraft zurücklegen mufs.
Das Spannen der Feder bezieh, die Abwärtsbewegung des Ham-
54 Neuerungen an Sicherheitslampen.
mers d erfolgt durch Drehung der Spindel o in der Pfeilrichtung, indem
die Nase p des excentrischen Stiftes q sich gegen den Ausatz rfj ^^^
Hammers legt. Ehe aber die Nase bei weiterer Drehung der Spindel
den Hammer freigibt, schiebt der Stift q durch Eingriff in die Zähne
der Transporträder c den Zündstreifen um die Entfernung zweier Zünd-
l)illen in die Höhe. Zur sicheren Functionirung des Mechanismus wird
der Hammer d dabei auch dann noch in gespannter Lage von der
Nase p gehalten, wenn der Vorschub des Zündstreifens bereits vollendet
ist. Gibt nun die Nase p den Hammer frei, so zündet derselbe durch
seinen Anschlag an die Ambosplatte /j die darunter liegende Pille und
fällt dann sofort etwas zurück. Durch die Kappe m W|, welche zugleich
als Schutz gegen versprengte Theilchen der Zündpille dient, wird der
Feuerstrahl dem Benzindochte zugeleitet und dieser leicht entzündet.
Die Drehung der Spindel o erfolgt von dem zur Herausnahme der
Zündvorrichtung zurückziehbaren Bolzen r aus. Der Zündstreifeu i ist
in der gezeichneten Weise bezieh, durch einen Ansatz f/, des Hammers
geführt und kann zufolge der ganzen Anordnung des Hammers d
zwischen den letzteren und der Ambosplatte l eingeführt werden, ohne
eine Bewegung der Theile uöthig zu machen. Alle beweglichen Theile
der Vorrichtung sind von Stahl und gehärtet und mit Rücksicht auf
das Rosten noch vei-zinnt.
Wie der Zündstreifenabschneider ist auch diese letzte Zündvorrich-
tung auf der Unfallverhütungs-Ausstellung in mehreren Exemplaren ver-
treten. Die Friemann und Wolf sehe Ausstellung ist überhaupt die
i-eichhaltigste auf dem Gebiete der Sicherheitslampen, und sind ferner
die jPie/er"sche Untersuchungslampe, eine Anzahl Markscheiderlampen
mit beweglichen und feststehenden Glaslinsen (vgl. 1888 267 288), eine
Sicherheitslampe mit gefaltetem und längsgeschlitztem Schutzmantel
gegen grofse Wettergeschwindigkeiten und eine Reihe Universalsicher-
heitslampen mit Zündvorrichtung vorgeführt. Auch der Magnetver-
schlufs, der Apparat zum gefahrlosen Füllen der Sicherheitslampen und
der Probirapparat zur Untersuchung der Lampen auf ihre Sicherheit
gegen Gase sind ausgestellt.
Die jüngste Wolfsche Zündvorrichtung (D. R. P. Nr. 47638 vom
24. Februar 1888), bei welcher das Anschlagen der Zündpille von der
Rückseite aus erfolgt, so dafs das Sprühfeuer unbehindert gegen den
Docht geleitet wird, zeigt damit eine gewisse Verwandtschaft mit der
um wenige Monate älteren Zündvorrichtung von W.Seippel in Bochum i.W.
(*D. R. P. Nr. 44776 vom 28. December 1887), welch letztere als aus
der ältesten Wolf'schen Consti'uction hervorgegangen angesehen werden
darf. Bei dieser und bei den späteren Constructionen wird der Zünd-
streifen durch eine Transportvorrichtung vor der Zündstelle gegen die
feststehende Gehäusewand gedrückt und an derselben entlang geschoben.
Hierbei wird öfters die Zündpille verletzt und unbrauchbar gemacht,
Neuerurigen an Sicherheitslampen. 55
oder der Züudstreifeu wird sich, besonders /wenn er etwas. faucht '^er
worden ist, vor der Zündstelle in Fähen legen, so dafs die Zündpille
durch den aufschlagenden Haimmer nicht getroffen wird und eine Zun-/
düng nicht eintritt. -
Diese Umstände sucht W. Seippel zu vermeiden, indem er den
ZUndstreifen hinler der Zündstelle erfafst und den Hammer von rücki-
wärts aufschlagen läfst. Der Zündstreifen s (Fig. 8) mit seinen Zünd^/
pillen a, die in möglichst gleichen Abständen von einander auf dem
Streifen , angebracht sind, wird von einer Rolle innerhalb der Zwischen-i
wände w und Wj (Fig. 9) vor die Zündöffnung e geführt. Diese Zünd-
öffnung e besteht aus einer kurzen Röhre und ist mit ihrer Oeffnung
nach dem zu entzündenden Dochte gerichtet. Die ZündrÖhre besitzt
nach innen einen Steg s, auf welchem die Entzündung der Pille a durch
Schlag vor sich geht. Der Zündstreifen z ward damit von hinten ge-
schlagen, und die Zündpille sprüht durch die freie Oeffnung der Zünd-
röhre das Feuer unmittelbar gegen den Docht. Der schwache Steg s,
welcher vorzugsweise den Schlag des Hammers aufnehmen mufs, ist
dem Sprühfeuer nur wenig hinderlich. Dabei verdeckt der Hammer c
beim Aufschlagen die Oeffnung e der Zündröhre voll und ganz, so dafs
ein Zurücktreten von Sprühfeuer in das Innere des Zündapparates ver-
mieden ist.
Die Transportvorrichtung für den Zünd streifen besteht aus einem
Schieber 6, der mittels einer am Gehäuse gut geführten Druckstange d
auf und ab bewegt wird und der einen Schlitz f besitzt, durch den das
verbrauchte Zündband hindurch geführt ist.:, Am oberen Ende des
Schiebers b ist ein Daumen n drehbar, welcher einerseits den Schlag-
hammer bethätigt, andererseits den Vorschub des Zündstreifens bewirkt.
Der Hammer c sitzt an dem freien Ende der im Gehäuse festgenieteten
Schlagfeder A, welche an geeigneter Stelle eine Nase m trägt.
Beim Niederziehen des Schiebers b mittels der Stange d wird nun
die Nase n desselben gegen die: schräge Fläche der Nase m der Schlag-
feder h und damit der im Schlitze f des Schiebers b befindliche Zünd-
streifen z fest gegen die mitbewegte Rück^'and des Schiebers b ge-
drückt und somit festgeklemmt. Beim w^eiteren Niederziehen des
Schiebers b wird daher der festgeklemmte Zündstreifen z nach unten
gezogen und hierbei die folgende Zündpille vor die Oeffnung e der Zünd-
röhre gebracht. Bei dieser Bewegung ist auch durch die Nase n und m
die Schlagfeder k gespannt, und indem die beiden Nasen an einander
vorbei gehen, schlägt der Hammer c kräftig auf die vor der Oeffnung e
befindhche Zündpille und bringt sie zur Entzündung. Beim Hochschieben
der Stange d wird der Daumen n durch die Nase m nach unten ge-
drückt, so dafs die Klemmwirkung auf den Zündstreifen aufhört und
der letztere in Ruhe bleibt.
Vorausgesetzt, dafs der Zündstreifen immer iutact bleibt und ein
56 Neuerungen an Sicherheitslarapen.
sicheres Functioniren der Vorrichtung gestattet, würde diese Art des
Transportes des Züudstreifens auch den Vortheil gewähren, dafs der
verbrauchte Züudstreifen im Gehäuse bleibt und nicht in den Lampen-
raum tritt, und dafs der Zündstreifen beim Transport nicht gegen
festliegende Gegenflächen gedrückt wird, sondern gegen mitbewegte
Klemmflächen, so dafs ein Beschädigen des Zündstreifens durch Reibung
vermieden ist.
Die Firma IV. Seippel hat, wie erwähnt, ebenfalls ihre Lampen mit
Plombenverschlufs (D. R. P. Nr. 24547 vom 2. Februar 1883) auf der
Ausstellung vorgeführt, und sind 4 der 16 ausgestellten Lampen mit der
genannten Zündvorrichtung versehen.
Auch die Zündvorrichtung von Fischer in Homberg a. Rh. (*D. R.P.
Nr. 44958 vom 28. December 1887) lehnt sich an die Wolf sehe Con-
structioQ an, indem der Schlaghammer durch einen Reiber ersetzt wird
unter Verwendung einer aus Schwefel und Phosphor bestehenden Zünd-
masse.
An der Schiebestange e (Fig. 10 Taf. 3) sitzt drehbar ein Schieber 6,
welcher beim Emporschieben der Stange e (von der punktirt gezeich-
neten Lage aus) mit seinem hakenförmigen Ende den Zündstreifen c
und mit dem anderen Ende den Reiber a in einer Einkerbung erfafst
und entgegen der Feder f mit in die Höhe führt, bis er gegen den
festen Bolzen d stöfst. Beim weiteren Heben von e dreht sich daher
jetzt der Schieber b und gibt den Reiber a frei, welcher, von der
Feder m an den Zündstreifen c angedrückt, jetzt unter dem Ein-
flüsse der Feder f über die Züudmasse gezogen wird und letztere ent-
flammt. Das Erfassen des Züudstreifens und des Reibers erfolgt beim
Herunterziehen der Schiebestange e durch Aufsetzen des Schiebers b
auf den Bolzen /.
Wie Catrice verwendet auch /. Müller auf 'Zeche Mathias bei
Essen a. d. Ruhr für seine Zündvorrichtung Streichhölzer, welche er
mittels einer Schublade in das Innere der Lampe einführt (*D. R. P.
Nr. 45317 vom 29. Februar 1888).
Als Vorrathsgehäuse ist aufsen am Oelbehälter 0 (Fig. 12 Taf. 3)
ein Gehäuse g angebracht, in dem aufrecht stehend eine Anzahl Streich-
hölzer $ enthalten sind, welche durch Federn f stets nach der Oeffnung
des Gehäuses hin vorgedrückt werden. Diese Oeffnung mündet in einen
schmalen, in das Innere des Oelbehälters hineingebauten, ungefähr bis
an die Dochthülse reichenden Kasten A, in welchem der mit Halter h
ausgerüstete Schieber i schubladenartig verschiebbar ist. Der Halter h
dient zur Aufnahme der aus den» Gehäuse^ vorgedrückten Streichhölzer»
und ist mittels eines Ansatzes h^ in einem Schlitze m des Schiebers t
senkrecht verschiebbar. Eine weitere Führung erhält der Halter h durch
den Zapfen A.^, der in dem Schlitze a der im Kasten k besonders be-
festigten Platte p gleitet (Fig. 11). Zufolge dieser Schlitzführungen
Neuerungen an Sicherheitslampen. 57
mufs daher der Halter h beim Verschieben des Schiebers i eine auf und
ab steigende Bewegung ausführen.
Soll nun die Lampe angezündet werden, so zieht man den Schieber t,
so weit als der Zapfen h^ es gestattet, heraus. Der Halter h geht dabei
an der Oeffnung des Vorrathsgehäuses g vorbei, kann aber jetzt kein
Streichholz aufnehmen, da sich in ihm noch der Rest des vorher be-
nutzten abgebrannten Streichholzes befindet. Diesen Rest entfernt man
durch die im äufseren Theile des Kastens k angebrachte Oeffnung 6,
welche indefs nur so hoch ist, dafs wohl das abgebrannte Stück durch
dieselbe herausgenommen, nicht aber ein ungebrauchtes Streichholz nach
aufsen gebracht werden kann. Schiebt man nun die Schublade i ein-
wärts, so nimmt der Halter beim Passiren der Oeffnung des Gehäuses g
ein Streichholz in sich auf und führt es in das Innere des Kastens,
während die Oefi'nung des Gehäuses 5 durch die Seitenwand desSchie-^
bers i verschlossen wird. Beim weiteren Einschieben des Schiebers i
aber macht der Halter h zufolge der Schlitzführungen a und m eine
aufsteigende Bewegung und führt dadurch das in ihm enthaltene Streich-
holz s an der gerauhten oder präparirten federnden Platte c entlang.
Das Streichholz gelangt dadurch in unmittelbarer Nähe des Dochtes zur
Entzündung, so dafs dieser bei einiger Neigung der Lampe angezündet
werden kann. Das Zündholz (Wachszündhölzer) läfst man bis auf den
Halter h abbrennen.
Zum Einfüllen neuer Streichhölzer erhält das Gehäuse g eine ver-
schliefsbare Oeffnung, so dafs bei der Abgabe der Lampe die Streich-
hölzer unzugänglich sind und die Zündung derselben nur im Inneren
der Lampe bewirkt werden kann. Dieser Verschlufs des Vorraths-
gehäuses dürfte allerdings ein wunder Punkt der Construction sein,
da ein einfacher Verschlufs dem Arbeiter ein unbefugtes Oeffnen und
Entnahme von Streichhölzern sehr nahe legt und ein complicirter Ver-
schlufs sich mit Rücksicht auf die praktische Verwendbarkeit der Lampe
wenig empfehlen würde.
In neueren Ausführungsformen ist die Schublade und das Vorraths- -
gehäuse durch eine Revolverzündvorrichtung ersetzt, und mit derartiger
MüWcr'scher Streichholzzündung versehene Sicherheitslampen sind von
der Firma Gebr. Stern in Essen a. d. Ruhr in mehreren Exemplaren auf
der Ausstellung vorgeführt.
Als letzte Construction auf diesem Gebiete ist endlich noch die
Zündvorrichtung von E. Bovermann in Essen a. d. Ruhr zu nennen
(*D.R.P. Nr. 46257 vom 26. Mai 1888), bei welcher ein durch Schlag
entzündbarer Zündsatz in Kugelform Verwendung findet.
An dem Boden des Lampenbehälters o (Fig. 13 Taf. 3) befinden sich
im Inneren zwei senkrecht zum Boden stehende, nach unten offene
Röhren. In einer derselben ruht eine spiralförmig gewundene Feder /;, .
deren Enden einerseits an dem Deckel der Röhre, andererseits an einem
58 Neuerungen an Sicherheitslampen.
Knopfe g befestigt sind. An diesem Knopfe sitzt noch ein Schlag-
bolzen e, welcher in der am oberen Ende mit einer rechtwinklig zur
Achse stehenden, dem Dochthalter zugewendeten OefFnung m versehenen
zweiten Röhre geführt wird. Vom oberen Kande des Gefafses a ist an
einer Seite ein Rührchen h angebracht, welches in absteigender Rich-
tung in das vorbeschriebene Rohr mündet und dadurch eine Verbindung
von aufsen her mit dem Schlagbolzenrohre herstellt. Dieser Kanal
dient als BehäUer für die Zünd kugeln. Ein um den Deckel des Brenn-
stofi'behälters geschraubter Ring c, an welchem die Sicherungen für
den Cylinder d angebracht sind, schliefst den Kanal von oben.
Sobald der Knopf g vom Boden genügend abgezogen wird, spannt
sich die Feder b und die Oberkaute des Schlagbolzens e tritt unter die
Einmündung des mit Zündkugeln gefüllten Kanales ä, wodurch eine
derselben aus diesem in die Schlagbolzenröhre gelangt. Wird der
Knopf g losgelassen, so schnellt vermöge der gespannten Feder b der
Schlagbolzen wieder in die Röhre hinein und entzündet durch den ent-
stehenden Schlag die vor dem Bolzen gelagerte Kugel am oberen Ende
der Röhre bei der seitlich mündenden OefFnung m. Der aus m hervor-
sprühende Feuerstrahl entzündet dabei den im Dochthalter befindlichen
Docht. Eine vereinfachtere Anordnung würde sieh noch ergeben, wenn
die Schlagfeder b unmittelbar um den Bolzen e gelegt würde.
Wenden wir uns nun zu den Neuerungen an Sicherheitslampen,
welche speciell eine Erhöhung der Sicherheit gegen Explosionsgefahr
bezwecken, so ist zunächst die Anordnung von J. Jaffin Wien (*D.R. P.
Nr. 41755 vom 21. Mai 1887) zu erwähnen, bei welcher über den Draht-
korb ein Mantel gelegt ist, der aus einer Reihe von neben bezieh, über
einander liegender Wickelungen einer Art Perlenschnur besteht. Die
Schnur ist durch Hohlkügelchen a (Fig. 15 Taf. 3) aus Eisen oder Stahl
gebildet, die auf einem Drahte aufgefädelt und daran gelöthet sind.
Diese Schnur wird nun in wagerechten Lagen um das Drahtgeflecht d
(Fig. 14) gewickelt, und bilden diese über einander liegenden Reihen
eine Art Mantel, welcher wirksamen Schutz gegen Explosionsgefahr
bieten soll. Der Anfangs- und Endpunkt dieser Schnur wird in ge-
eigneter Weise (mittels eines feinen Drahtes oder durch Löthen) an
dem Korbe befestigt. Auch kann man nach Belieben einzelne oder
sämmtliche Lagen der Perlenschnur durch senkrechte Drähte, welche
nach Art der Gewebefaden die einzelnen Lagen der Schnur durch-
laufen, versteifen, um die Festigkeit der Umhüllung zu erhöhen. Der
Drahtkorb hat oben zwei Lagen Geflecht, zwischen denen entweder
eine Perlenschnur spiralförmig zusammengerollt angebracht ist, oder es
sind die hohlen Eisenkügelchen a einfach in den Raum zwischen die
beiden Lagen des Drahtgeflechtes eingestreut, so dafs der ganze innere
Raum oberhalb des Glascylinders von dem Drahtgeflechte und der Um-
hüllung; o umschlossen ist.
Neuerungen an Sicherheitslampen. 59
Die Fig. 14 zeigt an der Lampe noch einen doppelten, mit A.us-
sclinitten c versehenen Schirm b b^ , durch den mittels Verdrehung der
Theile auf einander der Luftzutritt zur Lampe beim Vorhandensein von
Explosionsgasen ganz abgeschnitten werden kann.
Eine v^^enig Vertrauen erweckende Schornsteinconstruction schlägt
H. Siebeck in Bochum i. W. vor ("D. R. P. Nr. 44243 vom 18. November
1887). Die durch den gebräuchlichen Drahtschornsteiu gebotene Sicher-
heit gegen Entzündung der Schlagwetter in den Gruben ist insofern
nur eine mäfsige, als die Möglichkeit, die Verbrennung der Schlag-
M-etter auf das Lampeninnere zu beschränken, mit der Zunahme der
Wetterstromgeschwindigkeit abnimmt. Bei einer gewissen Geschwin-
digkeit versagt dann der Korb seinen Dienst, indem der an der einen
Seite des Korbes eintretende Wetterstrom die innerhalb der Lampe
verbrennenden Gase durch die andere Seite des Drahtgeflechtes hin-
durchtreibt und eine Entzündung der Grubengase herbeiführt. Um nun
diese Wirkungen starker Wetterströme auf das Lampeninnere zu ver-
meiden, ohne dabei die Leuchtkraft der Lampe zu schwächen oder
eine Erhitzung der letzteren herbeizuführen, bringt B. Siebeck den in
Fig. 16 Taf. 3 dargestellten Schornstein in Vorschlag, a, 6, c, d und e
sind conische Blechhülsen, von denen der in der Pfeilrichtung ankom-
mende Wetterstrom in seiner Geschwindigkeit gebrochen und verlang-
samt wird, dann an denselben heruntergleitet und durch die mit /■, ^, ä, i
und k bezeichneten ringförmigen Drahtgewebe in das Innere der Lampe
treten kann. Je nach der Wettergesehwindigkeit kann man nun diese
Drahtgewebe ganz wagerecht, wie bei ^, A, i und ft, oder bei geringerer
Wettergeschwindigkeit, wie bei f gezeichnet, etwas geneigt anordnen.
Eine Erhöhung der Betriebssicherheit bezweckt auch die Lampen-
construction von J. Pearson in Levenshulme bei Manchester (Englische
Patente AD 1888 Nr. 1500 und 3071). Die Sicherheitslampe [st mit
einer Auslöschvorrichtung versehen, welche durch einen Ring aus leicht
schmelzbarem Metalle in gespannter Lage erhalten und bei gefahr-
drohender Temperaturerhöhung des oberen Lampentheiles durch Schmelzen
des Ringes ausgelöst wird (vgl. Clapp und Sandbrook und Marshatl^ 1887
263 ■"" 134). Die zweite Construction, Nr. 3071, ist eine Vervollkomm-
nung des erstereu, Patent Nr. 1500, indem bei jener bei bevorstehender
Gefahr auch die Luftein- und Luftauslässe der Lampe geschlossen werden.
Diese Anordnung zeigen die Fig. 17 und 18 Taf. 4.1 Auf dem Oel-
behälter der Lampe ist ein Ständer m errichtet, an dem die mehrfach
gekröpfte Stange j geführt ist, welche von dem aus leicht schmelzbarer
Legirung gemachten Ringe / in gehobener Lage gehalten wird. Diese
Stange j trägt oben eine Platte f und unten den Auslöscher /V, den eine
1 Auf der Tafel ist anstatt Pearson irrthümlich Sandbrock und Marshall
angegeben.
QQ Neuerungen an Sicherheitslampen.
Spiralfeder ft, über die Flamme zu stülpen sucht, woran sie durch die
gehobene Stellung der Stange j gehindert ist.
Die Lufteinlässe a sind an der oberen Glascylinderführung ange-
bracht, und über denselben ist eine mit correspondirenden Löchern e
versehene Platte b drehbar. Eine Spiralfeder d (Fig. 18) sucht diese
Platte so zu verstellen, dafs die Löcher c nicht mit den Löchern o
übereinstimmen, dafs mithin die Lufteinlässe geschlossen sind. Diese
Drehung wird aber dadurch verhindert, dafs ein Stift ;; der Platte b an
dem kleinen am Gestelle drehbaren Hebel o Anlage findet, dessen
anderer in das Lampeninnere reichender Arm in eine Oese der Stange j
hineinreicht.
Wird nun die Temperaturerhöhung im Drahtkorbe eine gefahr-
drohende, so kommt der Ring l zum Schmelzen, die Stange j verliert
ihre Unterstützung und sinkt herab. Damit kommt die Spiralfeder /cj
zur Wirkung und dreht die Kappe k über die Flamme, so dafs die
letztere erstickt wird. Mit der Stange j aber senkt sich einerseits auch
die Platte f auf den Ring g und deckt den Luftauslafs ab, während
andererseits der Hebel o derart gedreht wird, dafs der Stift p der
Platte b seine Anlage verliert. Die Platte b kann daher dem Zuge der
Spiralfeder d bis zur Anlage des Stiftes r an den Steg s folgen und die
Lufteinlässe werden geschlossen, so dafs auch jede Luft- oder Gasbe-
wegung abgeschnitten wird.
Endlich sei noch einer neueren Sicherheitslampenconstruction von
F. D. Cambtssedh in Douai gedacht (*D. R. P. Nr. 45 751 vom 15. März
1888), welche Construction aber den unerläfslichen Bedingungen der
Praxis, einfach und dauerhaft gebaut zu sein, nur wenig zu entsprechen
scheint. Cambessedes bezweckt mit seiner Construction, die Leuchtkraft
der Lampe zu erhöhen und den Oelverbrauch dadurch genau zu regeln,
dafs mittels einer pneumatischen Röhre der Oelspiegel im Dochtrohre
constant erhalten wird. Gleichzeitig ist die Lampe durch Zulötheu ge-
schlossen, so dafs sie von Seiten des Arbeiters wohl gelöscht, aber nicht
geöffnet werden kann.
Zur Festlegung des Oelspiegels im Dochtrohre b (Fig. 19 Taf. 4)
wird die sogen. Mariotte^ sehe Flasche verwendet, indem in den dem
Brenner gegenüber höher gelegenen, luftdicht geschlossenen Oelbehälter o
das an beiden Seiten offene Röhrchen q eingesetzt ist, dessen untere
OefFnung bekanntlich den Oelspiegel im communicirenden Rohre b in
einer durch dieselbe gelegten Wagerechtebene cc ß festlegt. Sinkt beim
Brennen der Lampe der Oelspiegel in 6, so treten zur Ausgleichung des
Druckes Luftbläschen durch das Röhrchen q in den Oelbehälter, so dafs
der Oelspiegel im Dochtrohre constant bleibt. Dieser seitliche Oelbe-
hälter hat eine sectorförmige Gestaltung und nimmt fast ein Drittel des
Lampenumfanges ein, so dafs dem Vortheile einer gleichmäfsig gespeisten
Flamme der Nachtheil einer Begrenzung des Beleuchtungsfeldes gegen-
Neuerungen an Sicherheitslampen. 61
übersteht. Bei Verwendung von Erdöl ist der seitliehe Behälter über-
flüssig und wird dasselbe im Räume u untergebracht.
Besonders hebt Cambessedes noch an seiner Lampe die Luftführung
hervor. Die Verbrennungsluft tritt bei m in einen mit Drahtgewebe
versehenen Ringraum i und von hier durch die nahezu gleichmäfsig
ringsherum vertheilten Lampenstützen h in die Kammer ^, von wo der
gröfsere Theil durch den Conus e dem Brenner von aufsen zugeleitet
wird, während ein Theil durch die Bohrungen n zum Inneren der
Flamme tritt. Der Schornstein r ist oben ebenfalls durch Metallgewebe
abgedeckt. Durch diese Luftführung wird dem Brenner sowohl gleich-
mäfsig vertheilte, als auch vorgewärmte Luft zugeführt, und diese beiden
Eigenschaften in Verbindung mit der Anordnung eines constanten Oel-
spiegels hebt Cambessedes als die Hauptvorzüge seiner Construction hervor.
Nach angestellten Versuchen soll die Lampe bei einer vierfachen Leucht-
kraft gegenüber den Müseler -Lampen kaum die Hälfte des Oelver-
brauches erreichen (vgl. Comptes rendus de la socie'te de Vindustrie mine-
rale^ 1887 S. 26 und 1888 S. 72). Zur weiteren Untersuchung der
Lampe wurde von der genannten Gesellschaft eine Commission von
sechs Mitgliedern eingesetzt, deren Arbeiten indefs noch nicht abge-
schlossen sind.
In derselben Quelle (1888 S. 92 und 125) wird auch über die Lampe
Fumat berichtet. Von Seiten Mallard's und Le Chäteliefs unternommene
Versuche ergaben, dafs die Lampe sich in einem wagerechten Wetter-
strome von 4'^\5 Geschwindigkeit in der Secunde bei senkrechter Stel-
lung gut verhielt, dafs sie bei Neigung mit der Haube gegen den Strom
lebhafter brannte, während sie bei Neigung des Bodens gegen den Strom
verlöschte. Die Lampe erhielt dann bezüglich der Luftein- und Luftaus-
lässe eine verbesserte Construction, so dafs Wetterströme irgend welcher
Richtung nie direkt in das Innere der Lampe gelangen konnten. Die
weiteren Versuche ergaben dann, dafs kein Durchschlag erfolgte, wäh-
rend die Lampe 20 Minuten einem explosiblen Wetterstrome von 4™,5
Geschwindigkeit in der Secunde ausgesetzt wurde, welches auch die
Stellung der Lampe gegenüber den Wetterströmen war.
Eine neuere Ausführungsform dieser Lampe zeigen Fig. 20 und 21
Taf. 4. Der Blechschornstein besitzt unten und oben Löcher zur Zu-
und Abführung der Luft. Concentrisch zum Glascylinder ist eine zu-
gleich als Reflector dienende Luftkammer angeordnet, welche sich un-
gefähr auf i'j des Umfanges erstreckt und durch welche die Luft in
der Pfeilrichtung der Flamme zugeführt wird. Zufolge dieser Luftfüh-
rung soll die Flamme selbst in den heftigsten Strömen sich ruhig ver-
halten haben. Die Lampe Fumat ist seit längerer Zeit in den Minen
von Grand' Combe in Gebrauch. Kn.
02 Neuheiieu in der Explosivstoff-Industrie und Spreng teclinik.
Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und Sprengtechnik.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
England scheint gegenwärtig das Eldorado der Explosivstolf-Industrie
zu sein. Es gibt kaum einen Sprengstoff, dessen Einführung in die
allezeit willigen Kreise englischer Gründer und Speculanten nicht schon
versucht wurde, es ist aber bisher auch nicht ein Fall bekannt, wo
ein solches mit allen Mitteln der Reclame in die Welt gesetztes Spreng-
mittel dauernde Erfolge aufweisen konnte. Zwei in den Jüngsten Tagen
versuchte Gründungen haben die öffentliche Aufmerksamkeit lebhaft
beschäftigt. Die erste ist die Bildung einer „Bellite-'-Gesellschaft. Der
Prospect und die denselben begleitende Broschüre behaupten ganz eigen-
thümliche Dinge. Danach wäre Bellit (vgl. 1888 268 * 520) so „harm-
los wie Sägespäne^', stärker als Schiefsbaumwolle, Dynamit und Schiefs-
pulver, könne durch Reibung, Druck, Schlag und Blitz nicht zur
Explosion gebracht werden, entwickelt keine schädlichen Gase, sei
keiner chemischen Veränderung unterworfen und billiger zu er-
zeugen als Dynamit. Zum Beweise für diese Behauptungen werden
alle möglichen Gutachten vorgebracht, u. A. von dem bekannten Paul
F. Chalon (vgl. 1887 263 149), welcher hier als „die leitende Autorität
Frankreichs für Explosivstoffe'' eingeführt M'ird. Wir wollen die Leser
mit einer Kritik der einzelnen Versuche verschonen. Es genügt zu
erwähnen, dafs der Fall eines schweren Gewichtes auf ein Bündel Pa-
tronen, das Werfen von Patronen in ein Schmiedefeuer u. dgl. keinen
Beweis gestatten, da dasselbe vor vielen Jahren schon ebenso mit Dy-
namit gemacht wurde, ohne dafs man behaupten M'oUte, Dynamit sei
unempfindlich gegen Schlag und Feuer. Wie wenig manche der ihr
Gutachten abgebenden Herren von Sprengtechnik verstehen, ersieht man
aus einem der Berichte, wonach Bellit und Dynamit auf 1^" starken
Kesselblechplatten detonirt wurden, und wobei Dynamit entweder Bruch
innerhalb einer kleinen Fläche erzeugte oder ein Stück heraussprengte,
während Bellit die Platten mehr ausbauchte oder auf einer gi-öfseren
Fläche Risse erzeugte. Diese Umstände gestatten nun dem begut-
achtenden Herrn zu sagen, dafs die Kraft des Bellites ein wenig
gröfser war als die von Dynamit! Die billigere Erzeugung ist auch so
eine für gewöhnlich uncontrolirbare Behauptung. Die „Gründer''-
scheinen zu glauben, dafs man zu den in Aussicht genommenen jähr-
lichen 1052' das Nitrobenzol und den Ammoniaksalpeter auf dem
Markte kaufen könne, und scheinen keine Ahnung von den Preisen
oder Gestehungskosten derselben zu haben. Obzwar es auch noch sehr
fraglich ist, ob die englische Regierung eine Licenz für die Erzeugung
des Belhtes geben werde, so wollen die Gründer doch für das Patent
allein 2800000 Mk. bezahlen und nur 1100000 Mk. für Bau- und Be-
triebscapital behalten.
Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und Sprengtechnik. 63
Viel interessanter uocli ist die Gründung einer ..r. Dahmen Sicher-
heits-Dijnainit-Gesellschaff. Dieses Sicherhcits-Dijnamit wurde in Frank-
reich am 21. Januar 1889 unter Nr. 194656 an Johann Ritter v. Dahmen
in Wien und Abraham Straufs-ColUn in London gegeben. Dahmen und
Straufs mischen das Gl3'cerin mit drei oder mehr Proceuten Nitrobenzol,
nitriren dieses Gemisch auf gewöhnliche Weise unter fortwährender
Zuführung von Stickstoffe waschen den entstandenen Nitrokörper bei 50»
und mischen ihn dann mit Kieseiguhr. Die Erfinder behaupten, dafs
die Fabrication und das so erzeugte Dynamit ganz ungefährlich seien,
dafs sich keine nitrosen Dämpfe bilden, dafs ferner (nach dem Prospecte
und Zeitungsartikeln) dieses Dynamit Temperaturen von — 40° und
-\- 90° vertrage und überhaupt molekular ganz verschieden sei. Ver-
schiedene Unrichtigkeiten im Patente, z. B. dafs man gegenwärtig dem
Nitroglycerin Lösungsmittel (?) hinzufüge, dafs man es sonst nur bei
210 waschen könne u. dgl., seien nur gestreift.
Die Eigenschaft des Nitrobenzols, den Gefrierpunkt des Nitro-
glycerins herabzusetzen, wurde schon vor 4 Jahren ziemlich gleichzeitig
von Alfred Nobel und dem Referenten beobachtet, und der Letztere hat
dann gefunden, dafs noch viele andere Körper der Benzol- und Phenol-
Reihe, einschliefslich der Pyridinbasen und Salze, denselben Einflufs
ausüben. Dieser Einflufs darf jedoch keineswegs hoch geschätzt werden.
Es gelang allerdings nicht, eine Mischung von z. B. Nitroglycerin und
Nitrobenzol in irgend einer Kältemischung zum Gefrieren zu bringen,
wohl aber gefror sie, der Winterkälte ausgesetzt, ganz leicht. Warf
man in solches Nitrobenzol-Nitroglycerin einen Krystall gewöhnlichen
Nitroglycerins, so erstarrte es sofort und, einmal zum Gefrieren gebracht,
konnte dies stets erreicht werden. Es ist aus verschiedenen Gründen
anzunehmen, dafs v. Dahmen und Straufs^ deren Namen in der Ex-
plosivstoff-Industrie unbekannt sind, blofs Laboratoriums- Versuche an-
stellten und so die Enttäuschung des Gefrierens noch zu erleben haben,
trotzdem sie, — wohl nur um nicht das iVotcfsche Patent zu verletzen
— das Nitrobenzol schon vor der Nitrirung zum Glycerin mischen.
Dieser Zusatz ist aber deshalb werthlos — und dies veranlafste uns
die Sache nicht weiter zu verfolgen — weil selbst ein halbes Procent
Nitrobenzol schon die Wirkung des Dynamites um 2 Procent verminderte
und dies sich ziemlich regelmäfsig steigerte. Die Einführung von Stick-
stoff, um die Bildung nitroser Dämpfe zu verhindern (selbst wenn man
wüfste, M'ie solchen Stickstoff im Grofsen erzeugen und wie einführen),
die Behauptung, dafs das Nitroglycerin bei 50^ gewaschen werden müsse,
dafs dieses Nitroglycerin gegen Schlag unempfindlich sei, sind ebenso
viele Ungeheuerlichkeiten, und geradezu ein Problem ist es, wie sich
Leute finden sollen, um 2000000 Mk. Capital für England und Frankreich
und 3000000 Mk. für die übrigen Länder herzugeben, von dem der be-
scheidene Antheil von 3500000 Mk. dem „Erfinder" bezahlt werden soll.
64 Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und Sprengtechnik.
Das Emmensit^ von welchem gleichfalls viel die Rede war, ins-
besondere wegen der vielfachen früheren Gründungen des Erfinders
Dr. Emtnens^ hat gleichfalls eine interessante Herstellungsweise. Nach
den Annales industrielles^ 1889 S. 102, löst Dr. Emmens bei mäfsiger
Temperatur einen Ueberschufs von Pikrinsäure in Salpetersäure von
50 bis 60" B. Beim Abdampfen scheiden sich zuerst gelbe rhombische
Krystalle, dann andere von lichterer Farbe und endlich ein graues
Pulver ab; Dr. Emmens hält diese 3 Stoffe für isomer, trotzdem er sie
noch nicht untersucht hat und es scheint, dafs er einfach mit schwefel-
saurer Thonerde verfälschte Piki'insäure verarbeitete. Dr. Emmens
mischt dann 5 Th. der wie oben erhalteneu Krystalle mit 5 Th. Am-
moniaksalpeter, indem er sie auf einem Paraftinbade zusammenschmilzt,
was bei 200° geschehen soll. Das ist nun die oftgenannte „Emmens-
säure", welche wohl Nichts als reine Pikrinsäure ist, während bei der
angegebenen Temperatur das Ammounitrat wahrscheinlich nur von der
schmelzenden Pikrinsäure umhüllt wird.
Viel Hoffnungen werden auf ein neues Patent von Alfred Nobel ge-
setzt, welcher salpetersaures Kupferoxyd- Ammoniak als Sprengstoff ein-
zuführen gedenkt, insbesondere in Verbindung mit Nitroglycerin-Prä-
paraten. Es wird abzuwarten sein , welchen Einflufs die Hygroskopi-
cität und die Veränderlichkeit an der Luft bei diesem und ähnlichen
Körpern auf die Verwendbarkeit in Sprengstoffen üben wird.
E. Kubin und A. Siersch in Wien mischen zum Dynamit 20 bis
50 Proc. schwefelsaures oder chlorsaures Ammon (Englisches Patent
Nr. 3759 vom 10. März 1888), um die Explosionstemperatur herab-
zusetzen und die Explosionsgase zu verdünnen. Diese Mischung gehört
demnach in die Kategorie der Wetter dijnamite.
Oberingenieur Joh. Mayer in Poln.-Ostrau, dem die Schlagwetter-
frage in jüngster Zeit wohl die meisten positiven Resultate zu verdanken
hat, versuchte sowohl Soda-Wetterdynamit (vgl. 1888 267 ""' 373) wie
Ammon- Wetter dynamit in ausgedehnterem Mafse {Oesterr eichische Zeit-
schrift für Berg- und Hüttenwesen^ März 1889 u. ff.) und fand, dafs
letzteres mit wenigen Ausnahmen, ersteres aber stets absolut unge-
fährlich in Schlagwettern und Kohlenstaub sei, vorausgesetzt, dafs die
Ladungsmenge 150^? nicht übersteigt. Bei gröfsereu Mengen wird, wie
wir dies oft vertheidigten, die locale Wärme- und Druckentwickelung
unverhältnifsmäfsig gesteigert, aber 150^ sind in den meisten Fällen
für Schüsse in Kohlengruben vollkommen ausreichend, 100? sind in der
That die Kegel.
Die Lauer sehen Reibungszünder (vgl. 1888 267 * 373) sind seit ihrer
Einführung wesentlich verbessert worden; wie wir einem Berichte von
Joh. Mayer (Oesterr eichische Zeitschrift für Berg- und Hüttemvesen^ 1889
S. 62) entnehmen, sind unsere von vornherein geäulserteu Bedenken
durch die Praxis vollinhaltlich bestätigt und die Zünder unter Rück-
Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und .Sprengtechnik. 65
sichtnahme auf dieselben geändert worden. Dieselben sind iu ihrer
neuen Gestalt in Fig. 1 Taf. 4 abgebildet. Jeder Zünder wird nun in
der Fabrik einem Zuge von 8 bis 10*^, einem Schlage mit einem hölzernen
Fallgewichte und einem Falle aus l"i,5 Höhe auf eine Eisenplatte unter-
zogen, was einen ganz entsprechenden Grad von Sicherheit bietet. Unter
diesen Voraussetzungen kann man nun wohl mit Mayer annehmen, dafs
die LoMer'schen Zünder sogar Vortheile gegenüber der elektrischen
Zündung bieten, und die seitdem erfolgte ausgedehnte Erprobung im
Grofsen hat deren ausgezeichnete Brauchbarkeit auch bewiesen.
Es ist begreiflich, dafs dieser günstige Erfolg eine Reihe gleich-
artiger Zündungsweisen ertinden liefs, welche wir im Nachstehenden an
der Hand von Mayer s Bericht kurz anführen.
Sicher heitszilnder von Dr. C. Roth in Charlottenbui^- (Fig. 2 bis 3).
Die Zündschnur ist von einer Blechhülse oder einem Drahtgewebe H
umgeben, eine Zündpille p wird entweder durch einen Stecher s, oder
durch einen Tropfen Schwefelsäure, oder durch einen Reibedraht ent-
zündet. Zweck: Die Stichflamme in einem geschlossenen Räume ent-
stehen zu lassen.
Aehnlich — durch Zerdrücken einer kleinen Glaskugel a mit
Schwefelsäure — wirkt der Sicherheitszünder von Bickford und Comp.
(Fig. 4 und 5).
Die Pistole von Müller und Comp, in Clermont ist aus der Zeich-
nung (Fig. 6) ohne Weiteres verständlich. Ein späteres Patent der-
selben Firma (Oesterreichisches Patent vom 9. Oktober 1888) läfst die
Entzündung innerhalb einer Drahthülse durch ein Zündhütchen erfolgen,
welches durch einen mittels Federkraft gespannten Schlagbolzen de-
tonirt wird (Fig. 7).
Der Sc Mag Zünder von Nawratil (Fig. 8 und 9) ist eigentlich dem
Lauer sehen ähnlich. Ein besonders geformtes Führungsstück f läfst
durch seine Zacken s s^.^ welche sich an ein Stahlplättcheu g legen, die
Zündpille k vom Dorne d abstehen; wird aber der Draht a angezogen,
so scheren sich die Zacken ab und der Dorn wird in die Zündpille
geti'ieben. Die Knallquecksilber-Zündhütchen werden erst vor dem Ge-
brauche eingeführt und die Oeffnung verklebt, i
Ein Schlagbolzenzünder von F. Tamann und H. Tirmann (Fig. 10)
ist aus der Zeichnung erklärlich. Der Schlagbolzen s ist durch die
Feder vom Zündsatze entfernt gehalten, bis durch einen Zug am Drahte
die Oese o abgerissen und der Bolzen vorgetrieben wird.
Bei dem pneumatischen Zünder von li. Zschokke in Witkowitz wird
1 Mayer nimmt irriger Weise an, dafs wir die Trennung von Zündvorrich-
tung tmd Zündhütchen als wesentlich bezeichneten, weil wir hervorhoben,
dafs die Beförderung der Lauerschen Zünder auf Eisenba^hnen eigentlich nicht
gestattet sei: wir sind vielmehr stets Feinde der „Fabriken vor Ort" gewesen.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 2 1889IIII. 5
66 Neuheiten in dei' Explosivstoff-Industrie und Sprengtechnik.
eine durch eine Feder in entsprechender Entfernung gehaltene Nadel
mittels Luftdruck in den Zündsatz getrieben (Fig. 11 und 12).
Bei dem chemischen Zünder von Zschokke wird ein in einem U-förmigen
Röhrchen befindlicher Tropfen Schwefelsäure durch Luftdruck zum Zünd-
satze getrieben. Die Fig. 13 und 14 zeigen, wie mehrere solcher Schüsse
verbunden werden.
A. und R. Hahn in Cassel haben an ihrem bekannten Gasdruck-
messer für Gewehrpulver die Veränderung vorgenommen, dafs sie den
Stauchappavat etwa 20 bis 25'^"!' vom Geschosse entfernt anbringen,
weil an dieser Stelle sich der höchste Gasdruck befindet. Dadurch kann
nun die gewöhnliche Patrone verschossen werden.
Lieutenant James W. Graydon von der Marine der Vereinigten
Staaten scheint das Problem, Dynamit in Granaten zu werfen^ der Lösung
näher gebracht zu haben. Bisher haben solche Versuche meist schlecht
geendet, ja eine europäische Macht hatte sogar die Zertrümmerung einer
Kanone in einem solchen Falle zu beklagen. Graydon theilt die Ladung
in viele kleine, wasserdicht eingewickelte Abtheilungen, welche durch
Asbest getrennt sind, und der Schlagbolzen des Zünders wird durch
eine starke Feder fern gehalten, welche im Augenblicke des Aufschlages
erst niedergedrückt werden mufs und so der Granate eine gewisse Zeit
zum Eindringen in das Ziel läfst, um eine gute Wirkung zu erreichen.
Versuche mit einer Granate von 55'^, geladen mit V^^2 Dynamit und
abgefeuert mit einer Pulverladung von 104"^ gegen eine Panzerthurm-
platte von 35'^°", 5 Dicke haben sehr schöne Resultate geliefert.
Ueber das Rohurit werden in England jetzt vielfach Klagen ge-
hört, dafs dessen Explosionsgase gesundheitsschädlich seien. Verhand-
lungen darüber wurden in der Märzsitzung der Geologischen Gesellschaft
von Manchester geführt, nach welchen es scheint, dafs die Explosions-
gase viel Kohlenoxyd enthalten. Auch der schädliche Einflufs auf den
menschlichen Körper beim Handhaben der Patronen wurde hervor-
gehoben. Dem Referenten hat wieder ein Bauunternehmer gesagt, seine
Leute hättien regelmäfsig Diarrhöe-Anfälle erlitten. Es ist jedenfalls
unmöglich, einen Explosivstoff herzustellen, welcher ganz vollständig
verbrennt und nur Kohlensäure entwickelt, ja selbst stöchiometrisch
richtig gemischte Gase lassen einen Theil aufser Reaction, aber anderer-
seits gibt es Mischungen, welche schon von Haus aus eine schlechte
Verbrennung vermuthen lassen und bei deren Herstellung besondere
Sorgfalt verwendet werden sollte.
In dieser Zeit der rauchlosen Pulver wird natürlich eine Menge
neuer Patente augemeldet. Von solchen sind zu erwähnen:
J. W. Skoglund. Mischung von Nitrocellulose oder Pikrinsäure mit
kohlensaurem oder oxalsaurem Ammon.
Hirum Stevens Maxim in London. Schiefswolle im luftleeren Räume
durch Essigätherdämpfe gelöst, sodann geprefst und nach Art des Kiesel-
Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und Sprengtechnik. 67
pulvers zerschnitten. (Eine vollständige Anlehnung an das v. Förster sehe
Patent.)
Carl Friedr. Hengst. Von allem Beiwerk entkleidet, handelt es
sich einfach um Strohnitrocellulose, deren Stroh auf eine nicht ange-
gebene Weise angeblich von Kieselsäure befreit ist.
Das sogen. Amid-Pulver von F. Gaens enthält 101 Th. Kalisalpeter
80 Th. Ammoniaksalpeter und 40 Th. Holzkohle.
Die neueren rauchlosen Pulver enthalten meist Schiefswolle oder
andere Nitrocellulose, deren Brisanz durch besondere Zusätze herab-
gemindert wird. Die Zusammensetzung wird meist geheim »ehalten.
Dergleichen Pulver werden u. A. von Vieille für das Lf6e/-Gewehr, von
der Pulverfabrik Rotticeil- Hamburg und von Wolff und Comp, in Wals-
rode hergestellt. Alfred Nobel in Paris erzeugt eine stark mit Kampher
versetzte Sprenggelatine zu demselben Zwecke. Nach einem Vortrage
von W. H. Deering {Industries^ 3. Mai 1889) macht Nobel zwei Mischungen,
welche die Grenzen der Veränderungen ergeben. Zur ersten werden
100 Th. Nitroglycerin mit 10 Th. Kampher gelöst, 200 Th. "Benzol
hinzugefügt (dies ot^'enbar, um das Dickwerden der Masse zu verhindern)
und dann 50 Th. lösliche Nitrocellulose eingeknetet; das Benzol wird
abgedampft, die Masse zwischen mit Dampf auf 50 bis 60*' geheizten
Walzen verarbeitet, in Blätter gewalzt und zu Körnern zerschnitten.
Zur zweiten werden 100 Th. Nitroglycerin, 10 bis 25 Th. Kampher
und 200 bis 400 Th. Amylessigäther gemischt, 200 Th. lösliche Nitro-
cellulose eingeknetet und wie vor behandelt.
Die englischen Explosivstoff-Inspektoren haben ihren Bericht für
das Jahr 1888 veröffentlicht (vgl. 1883 250 184. 1884 253 74. 1885
258 222. 1886 261 29. 1887 265 278. 1888 268 525).
Am Ende dieses Jahres bestanden 112 Fabriken für Explosivstoffe
(-|--i}i 20 Fabriken für Kleinfeuerwerk, 11 für Spielfeuerwerk ( — 2).
Es wurden 43 Zusatzlicenzen ertheilt, Magazine bestanden 353 (-f- 5),
Lager 1972, Verkaufsläden 22 262. 114 Eisenbahn- und 107 Kanal-
gesellschaften befördern Explosivstoffe, 15 bezieh. 11 nicht. Die Ein-
fuhr betrug: 376 022»^ Pulver (-f 6147), 508395"^ Dynamit (+187471),
680k Cooppafs Pulver, 10000^ Roburit, 8674^ Knallquecksilber (—1270^),
7415000 Stück Sprenghütchen (+4840000), die Ausfuhr von Pulver
betrug 6156350k (+1717090). Es fanden 123 Unglücksfälle statt (—7),
wobei 37 Personen getödtet und 97 verwundet wurden. Diese Fälle
vertheilen sich wie folgt:
p, i .f v^.. Gebrauch
E^- y. A"'- , ^Z- und Summe
Zeugung bewahruDg frachtung verschied.
Schiefsptilver 19 2 1 26 ' 48
Dynamit und Schiefswolle . . 5 — — 27 32
Knallquecksilber — — — — —
Munition 17 — — 8 25
Feuerwerkskörper 9 — — 5 14
Verschiedene StoflFe .... — 1 — 3 4
68 Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und öprengtechnik.
Während z. B. iu Oesterreich- Ungarn bei der Herstellung von
Magazinen ein möglichst leichler Holzbau zur Vermeidung des Umher-
fliegens von Sprengst ticken vorgeschrieben ist, wird in England das
Hauptgewicht auf die Einbruchsicherheit gelegt, und lautet die neueste
Vorschrift wie folgt: „Die Mauern der Magazine (welche nicht weniger
als 18 Zoll [55^=™] dick sein müssen) sollen gut und massiv aus gutem
Portlandcenient-Beton gebaut sein, welcher nicht weniger als 1 Th. besten
Portlandcement und 5 Th. reinen, scharfkantigen Quarzschotter oder
Steinschlag mit einer genügenden Menge von Sand enthält. Das Dach
soll entweder ebenso wie die Mauern hergestellt, oder mit Schiefer oder
Ziegeln gedeckt sein und im Inneren durch dicke Tränie oder Holz-
kreuze, welche in kurzen Zwischenräumen gelegt sind, oder durch dickes
Eisendrahtgewebe, Bandeisen, Platten von Wellblech oder anderes geeig-
netes Material so gesichert sein, dafs es nach Ansicht eines Regierungs-
Inspektors gegen unerlaubten Eintritt genügende Sicherheit bietet. Das
Magazin soll vollständig mit Holz verkleidet und mit einem dicht-
gezimmerten Fufsboden versehen sein, sowie mit zwei guten und mas-
siven Thüren, welche in sicherer Weise an das Gebäude befestigt sind
und deren Angeln, soweit als möglich, von aufsen unzugänglich sind.
Besagte Thüren sollen nach aufsen öffnen, und die äufsere soll aus
Eisen oder äufserlich mit Eisen beschlagen sein. Jede dieser Thüren
soll mit wenigstens zwei starken Schlössern versehen sein oder mit
einem dreiriegligen Schlosse. Die Schlösser sollen solcher Art sein,
dafs sie von aufsen nicht leicht beschädigt oder erbrochen werden.
Sollte es zu irgend einer Zeit dem Minister wünschenswerth erscheinen,
dafs eine Mauer oder ein Zaun um das Magazin oder einen Theil des-
selben errichtet werden solle, so ist eine solche Mauer oder Zaun sofort
zu erbauen und zu erhalten nach der Vorschrift des Ministers in seinem
Auftragsschreiben, und diese Mauer oder Zaun soll als ein Theil
der Wälle, Gebäude oder Werke in oder in Verbindung mit dem
Magazine angesehen werden.^'
In Aden (Arabien) haben innei-halb weniger Wochen zwei Ex-
plosionen von 3 bezieh. 4' Sprenggelatine innerhalb der Festung statt-
gefunden. Es erscheint als naheliegend, dafs eine Zersetzung durch
zu grofse Hitze erfolgte. Die Temperatur an einem Tage wurde mit
310 im Freien beobachtet; diese allein würde nicht genügen, um eine
Zersetzung zu erklären, es ist aber anzunehmen, dafs die Construction
der betreffenden Vorrathsräume eine sijlche war, welche eine Concen-
trirung der Wärmestrahlen und wenig Lüftung gestattete. Dem Referenten
ist ein Fall bekannt, wo tadellos erzeugtes Kieselguhr-Dynamit nach
längerem Lagern in einem der Sonne stark ausgesetzten, mit schwarzer
Dachpappe gedeckten Magazine so sehr alles Nitroglycerin ausschwitzen
liefs, dafs die Patronen gar nicht mehr entzündet werden konnten.
Wird aber Sprenggelatine einer Temperatur von 70" durch lange Zeit
Neuerungen an Eohrmaschinen. 69
ausgesetzt, so erleidet deren Schiefswolle eine immer weiter um sich
greifende Zersetzung, welche unter ungünstigen Umständen sich bis zur
Entzündung steigern kann.
In der Schiefswollfabrik in Düren brannten IS??"^' trockener Bers;-
werkspatronen (50 Proc. Schiefswolle, 50 Proc. Barytsalpeter) und 1085'^
nasser Schiefswolle ohne Explosion ab.
In Folge einer grofsen Erdöl-Explosion auf einem Schiffe in Bristol
waren die Explosivstoff-Inspektoren bemüht, Vorkehrungen gegen die
Wiederholung solcher Ereignisse zu treffen, und es dürften wohl bald
besondere Vorschriften zu diesem Zwecke erscheinen.
Zur Beleuchtung unserer oft ausgesprochenen Ansicht über Blitz-
ableiter an Explosivstoff-Gebäuden dient der Bericht über die im April
stattgehabte Explosion eines Pulvermagazines in der Festung Neisse,
wovon es heifst, dafs ,,die drei auf dem betreffenden Pulvermagazine
angebrachten Blitzableiter erst vor wenigen Tagen geprüft und in
bester Ordnung befunden wurden. '' In England hat übrigens soeben
Dr. Oliccr Lodge einen Kampf gegen die bisherige Blitzableitertheorie
unternommen, welche viel Aufsehen erregt, weil er alle seine Be-
hauptungen experimentell beweist: es scheint als ob ein Gebäude,
welches Maschinen enthält und an dem Rohrleitungen vorübergehen,
durch Blitzableiter noch viel mehr gefährdet wird. Sobald die für und
wider geltend gemachten Ansichten sich geklärt haben, wollen wir
uns eingehender damit beschäftigen. Oscar GuUmann.
Neuerungen an Bohrmaschinen.
Mit Abbildungen.
Hichards^ Flügelbohrmaschine. ^ Um den Uebelständen abzuhelfen,
welche mit rasch laufenden Winkelrädern verknüpft und die nament-
lich bei Flügelbohrmaschinen wegen ihrer gröfseren Anzahl störend sind,
zu begegnen, baut G. Richards., Atlantic Works in Manchester, eine Flügel-
bohrmaschine mit ausschliefslich Riemenbetrieb, wobei nur für die
kleineren Umlaufszahlen der Bohrspindel ein Rädervorgelege eingeschaltet
wird, das unmittelbar auf der Bohrspindel liegt und nach Drehbanksart
augeordnet ist (Engineering., 1888 Bd. 46 '"■ S. 468).
An der Fufsplatte der Staudsäule (Fig. 1) läuft auf festem Zapfen die
Stufenscheibe und treibt mittels eines Winkelriemens eine Riemenrolle,
von welcher läng-s des Flügels ein zweiter wagerecht laufender Riemen
über die Triebscheibe auf der Bohrspindel und eine entsprechende End-
1 Ueber Flügelbohrmaschinen vgl. Asquith. 1887 264r '•' 597. Berry., 1887 264
"630. Radial Drill Co., 1887 265 * 314 und 266 * 586. Hülse. 1887 266*583.
Nile.", 1887 266*584. Bett. 1888 270*398. Grant, 1888 270 "399.
70
Neuerungen an Bohrmaschinen.
rolle geführt ist, \vol)ei eine Spannrolle die bessere Anlage dieses
Riemens an die Triebscheibe vervollständigt. Auf einem stehenden
Zapfen ist das ausrückbare
Rädervorgelege für den lang-
samen Gang angeordnet, dessen
Excenterzapfen am Bohr-
sehlitten sitzt. Letzterer ist
nach oben in einem leicht-
gebauten Rahmen erweitert,
welcher die Lager für die
Steuerungstheile und den die
Bohrspindel entlastenden Ge-
wichtshebel enthält. Dieser
ist mittels Hängestangen mit
der runden Zahnstange der
Spindelverlängeruug durch eine
Zapfennufs verbunden, so dafs
nach erfolgter Auslösung der
oberen Steuerungsschnecke das
Gegengewicht wirksam und die
Bohrspindel gehoben wird.
Die Universal- Flügelbohr-
maschine der Universal Radial
Drill Co. in Ciucinnati, Ohio,
zeigt nach American Machinist.,
1888 Nr. 46 * S. 4, die schon früher beschriebene Bauart (vgl. Radial
Drill Co., 1887 265 ''314 und Niles, 1887 266*584), nur dafs hier der
Ausladearm noch um seine wagerechte Achse drehbar, daher die Bohr-
spindel auch in jeder Ebene schräg stellbar ist.
Die glatte cylindrische Bohrsäule stützt sich vermöge eines Spur-
zapfens auf einen Säulenstumpf, welcher auf der Grundplatte befestigt
ist. Nur bei schwerer Arbeit wird diese leicht drehbare Bohrsäule
mittels der im Fufsrande vorgesehenen, in einer Ringnuth laufenden
Schraube mit der Grundplatte fest verbunden. Um dadurch aber die
leichte Beweglichkeit nicht zu verlieren, ist das innere Spurlager der
Bohrsäule auf einer federnden Platte befestigt, welche die Bohrsäule
von der Grundplatte abhebt, sobald die Schrauben gelüftet werden.
Der Betrieb erfolgt von einer wagerechten Deckenwelle aus durch
Winkelräder auf die mittlere Welle der Bohrsäule, welche aus der-
selben verschiebbar ist, um den Eingriff der Winkelräder den örtlichen
Verhältnissen anpassend zu ermöglichen. Mittels Stirnradjjaares wird
eine aufsen hängende Seitenwelle betrieben, welche durch ein Winkel-
radi)aar die Riemenstufenscheiben und von diesen aus die liegende
Antriebswelle im Flügel bethätigt.
Neuerungen an Bohrmaschinen.
71
Diese Scheiben- sowie Räderwerke sind am Hintertheile eines ver-
schiebbaren Kohrstückes angeordnet, an dessen Vordertheil der Aus-
ladearm um einen Scheibenzapfen mittels Schneckenradtriebwerkes
Fis. 2.
verdrehbar ist. Zwischenräder vermitteln den Betrieb zwischen Flügel-
welle und untere Stufenscheibenwelle, während die am Schlitten schräg
zu stellende Bohrspindel mittels Winkelräder getrieben wird. Die
Steuerun<^ wird durch zwei Paar Stirnräder von ungleicher Uebersetzung
in der Weise nach beiden Richtungen erzielt, dafs vermöge einer
zwischenliegenden ausrückbaren Kuppelung immer je eines dieser Rader
mit der Steuerwelle gekuppelt wird. Da nun beim unteren Radpaare
72
Neuerungen an Bohrmaschinen.
noch ein Zwischenrad eingelegt ist, so folgt, dal's bei einer mit dem
abgekröpfteu Handhebel erfolgten Verstellung dieser Kii])pelung ent-
weder Stillstand oder langsamer Steuerungsgang in der Bohrrichtung
oder rascher selbsthätiger Rückgang der Bohrspindel in recht einfacher
Weise erhalten wird.
Bei Hulse's Flügelbüfirmaschine ist die Anordnung des Triebwerkes
und die Einrichtung zum Heben und Senken des Flügels mittels Kraft-
betrieb bemerkenswerth.
Genau in der Drehungsachse des Flügels ist eine stehende Welle
gelegt, welche mittels des an der Rückseite der Standsäule angebrachten
Triebwerkes bekannter Anordnung bethäligt wird. An der durch den
oberen Flügelzapfen gehenden Verlängerung ist ein schwaches Winkel-
rad aufgekeilt, welches durch eine* ausrückbare Keilbüchse ein Wende-
getriebe und dadurch die oben liegende Riemenscheibenwelle nach
irgend einem Drehsinn in Thätigkeit setzt. Hierdurch wird mittels
Neuerungen an Bohrmaschinen.
73
eines Riemens die untere Schneckenwelle betrieben und ein Mutter-
schneckenrad gedreht, welches auf der inneren Staudspindel aufgreift,
wodurch der Flügellagerschlitten getragen wird.
Längs des Flügels ist ferner die wagerechte Triebwelle abgezweigt,
geht an der Bohrspindel vorbei und treibt diese durch Vermittelung
einer stehenden Zwischenwelle durch ein Stirnradpaar die Bohrspindel-
hülse. Am unteren Theile dieser Zwischenwelle wird die Steuerscheibe
durch Winkelräder betrieben und die Steuerung nach üblicher Art
davon abgeleitet (^Industries vom 11. Januar 1888 "■ S. 29).
G. Booth's Ausbohrmaschine ^ bei welcher namentlich der Bohr-
spindelschlitten bemerkenswerth erseheint, ist nach The Engineer^ 1888
Bd. 65 ■"' S. 531, von George Booth and Co. in Halifax gebaut (vgl. iVt'/e«,
1888 267 * 583). An die mit Führungsschlitzen und Spannlöchern ver-
sehene Grundplatte von 5029 zu 1956°^°! Länge und Breite ist eine
Querwange angesetzt, auf welcher mit 1524™'" Verschiebung die Stand-
säule mittels Zahnstangenbetrieb sich einstellen läfst. An deren loth-
rechter Seitenführung gleitet der Bohrschlitten, welcher in seinem weit
vorragenden Arme Führung für das verschiebbare Bohrspindellager
74
KeiuTimgen an Bolirmaschinen.
gewährt. Die Huclistellung der Bohrspindel wird bis 1830°^% die Aus-
schiebiing in der Achsenriehtung bis r220'"°i ermöglicht. Der Betrieb
der giiisstählernen 100"i"> starken Bohrspindel erfolgt nach üblicher
Art von einem Spindelstockvorgelege durch Vermittelung der liegenden
und stehenden Zwischenwelle und eines Stirnradpaares, während die
von 0,8 bis 6">ni beliebig abgestufte Schaltung der Bohrspindel sich iu
vortheilhafter Weise vor älteren Einrichtungen dieser Art unterscheidet,
indem die Schaltungsgröfse nicht von Differentialrädern oder Stufen-
.scheiben abhängig ist, sondern mittels Versatzrädern, wie bei einer
Drehbank, beliebig bemessen werden kann.
Dies wird dadurch erreicht, dafs das als Spurlager ausgebildete
Bohrspindellager mittels einer Leitspindel schlittenartige Bewegung
erhält. Diese Leitspindel wird von einer gleichliegenden Welle von
der Bohrspindel aus betrieben, indem auf einem, am Armende befind-
lichen drehbaren Schlitzlager (Schere) nach üblicher Anordnung die
gewählten Versatzräder die erforderliche Verbindung herstellen. Durch
eine Ausrückkuppelung wird
der Selbstgang abgestellt und
alsdann der Vorschub mit
Handrad bewerkstelligt.
ßicliford's freistehende Bohr-
maschine unterscheidet sich vor
den bekannten amerikanischen
Bohrmaschinen (vgl. Gould-
Eberhardt, 1886 262*395 und
Currier-Synder, 1888 268 * 20)
mir iu unwesentlichen Aen-
derungen der Steuerungsan-
ordnung und in weniger ge-
fälliger Formgebung. Auch
wird durch den Wegfall der
üblichen Rückenstrebe die
Standfestigkeit der ganzen
Maschine vermindert. Der
Steuerungsriemen läuft auf
wagerechten Stufenscheiben,
betreibt unmittelbar von der
Bohrs])indel aus die stehende
Steuerwelle, welche vermöge
Winkelrad und Schnecken-
triebwerk die Zahnstangen-
hülse der Bohrspindel bethätigt.
Sowohl diese Zahnstangenhülse als auch das untere Schlittenlager sind
durch selbständige Gewichte entlastet.
Vorsichtsmafsregeln gegen Grubenbrände.
75
Fi.2. 6.
Der den unteren cjlindrisch abgedrehten Säulenfufs lagerartig um-
fassende Tischwinkel führt eine stehende Zahnstange, welche sich an die
Säule anlegt und auf den unteren Rand derselben stützt, zur Höhen-
verstellung des Bohrtisches dient und mit dem Tischwinkel um die
Säule gedreht werden kann; während eine Klemmschraube die Fest-
stellung sichert (American Machinist^ 1888 Bd. 11 Nr. 36 ""■ S. 7).
Von W. Lodge und B. Dreses
in Cincinnati, Ohio, wird nach dem
Amerikanischen Patent Nr. 385 063
vom 24. December 1887 eine Aus-
rückvorrichtung der Steuerung für
Bohrmaschinen gebaut, welche aus
einer mittels Handhebel F (Fig. 6)
auf der Getriebswelle C verschieb-
baren Zahnkuppelung E besteht,
welche in das lose laufende Schnecken-
rad D greift. Federstifte a und h
und eine Stellplatte i sichern die
Einstelluno; des in der Gabel der
Getriebswelle C um einen Stift drehbaren Handhebels F.
Pr.
Vorsichtsmafsregeln gegen Grubenbrände.
In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen^ 1889
S. 235, bespricht J. Juzek im Anschlüsse an die in derselben Zeitschrift
dargelegten Ansichten A. HonCs {D. p. J. 1889 272 19) zunächst die
Abbaumethoden auf einigen Braunkohlenwerken mit Beziehung zum
Grubenbrande.
In Sagor in Krain wird die 36 bis 60™ mächtige gute Braunkohle
von geringer Festigkeit, welche von bituminösem Hangendletten bedeckt
ist, mittels Querbau in 5°^ hohen Abtheilungen von oben nach unten
abgebaut. In jeder Abtheilung gelangt die untere Hälfte zuerst zum
Aushiebe, es wird voller Versatz eingebracht und sodann die obere
Hälfte gewonnen. Die Vorrichtung konnte bei guter Wetterversorgung
mittels einer einzigen Strecke bis zur Abbaugrenze erfolgen, dann wurde
rückwärts abgebaut. Der Versatz bildete für die nächstuntere Abthei-
lung ein gutes Dach und einen guten Abschlufs gegen den alten Mann;
auf reinen Abbau wurde besonderer Werth gelegt und so Grubenbraud
glücklich vermieden.
Der Oistroer Kohlenbergbau war durch unreinen Abbau, sowie im
abgebauten Felde zurückgelassene Kohlenpfeiler sehr von Grubenbrand
bedrängt. Juzek gelang es, durch Aufführen gut hergestellter Versatz-
dämme an zweckentsprechenden Orten den Grubenbrand zu bewältigen.
76 Schränibetrieb im Kohlenrevier von St. Loiiis.
Der Knmmerbau im nordwestböhmischen Braunkohlenrevier besteht
in einer Theilung des Abbaufeldes in Quadrate, die Kammern werden
12"! im Geviert in Streckenhöhe ausgeweitet, durch Stempel versichert
und dann die Decken von 2 zu 2°^ Höhe abgeschlitzt und herabgenommen.
So wird bis S)^ Höhe fortgefahren, der Rest des 12 bis 14"^ mächtigen
Flötzes sammt mehreren Kohlenpfeilern bleibt angebaut, so dafs etwa
50 Proc. Kohlen verloren gehen. Juzek schreibt dieser Art des Abbaues
nicht nur die Entstehung vieler Grubenbrände zu, sondern spricht auch
die Ansicht aus, dafs der Wassereinbruch vom 28. November 1887 im
Victoriaschachte wesentlich mit durch den Kammerbau veraulafst worden
sei, da durch denselben sehr grofse Flächen des Liegenden für längere
Zeit entblöföt werden.
Auf dem 24°' mächtigen Lignittlötze zu Daviüxthal im Falkenuuer
Reviere hat die Firma Stark einen Etagenbau mit vom Tage herab-
gebremstem Versätze eingeleitet. Die Kosten des vollen Versatzes stellen
sich auf 1 Centner Kohle zu 1,6 Kreuzer. Die Grube soll durch diesen
Abbau vor Bränden und Wassereinbrüchen gesichert sein.
Ferner gedenkt der Verfasser der an mehreren Stellen genannter
Zeitschrift ausgesprochenen Ansicht des Oberingenieurs Johann Mayer ^
dafs unreiner Abbau und im abgebauten Felde zurückgelassene Kohlen-
pfeiler vielfach zu Grubenbrand Veranlassung gegeben haben.
Juzek schlägt folgende Mafsnahnien zur Hintanhaltung von Gruben-
bränden vor, namentlich mit Rücksicht auf die vielfach stattgehabte Gefähr-
dung von Menschenleben dui'ch Grubenbrand, sowie in Bezug auf den durch
unreinen Abbau und dadurch hervorgerufenen Brand veranlafsten Ver-
lust volkswirthschaftlich wichtiger Kohlenmengen:
1) Es ist mit aller Strenge auf einen reinen Abbau zu sehen.
2) In den Abbauen dürfen keine Kohlen-, sondern nur Versatzpfeiler
zurückgelassen werden.
3) Verdrückte Flötztheile ebenso wie der Brandschiefer müssen aus
der Grube entfernt werden.
4) Es mufs für eine gute Ventilation Sorge getragen werden.
5) Bei der Vorrichtung dürfen nur die nöthigsten Strecken getrieben
werden und mufs man auf leichte Absperrung der verschiedenen Abbau-
felder stets Rücksicht nehmen.
Der maschinelle Schrämbetrieb im Kohlenrevier von
St. Louis in Nordamerika.
Nach .^School of Mines Quarlerly\ Vol. IX Nr. 4, theilt F. Poeck in
Nr. 11 der Oeslerreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenivesen^ 1889,
mit, dafs in etwa 25 im Kohlenrevier von St. Louis gelegenen Gruben
mit rund 2 ''3 Millionen Tonnen .Jahresförderung Schrämmaschinen in
öclirämbetrieb im Kohlenrevier von St. Louis. 77
Gebrauch sind. Veranlafst wurde die Ingebrauchnahme der Maschinen
durch die häutig wiederkehrenden Arbeitseinstellungen und den damit
verbundenen Arbeitermangel. Vorwiegend wird nur ein Flötz von 2^'^
Mächtigkeit und regelmäfsiger flacher Lagerung abgebaut. Die Leistuns;
eines Häuers mittels Handarbeit beträgt in der zehnstündigen Schicht
4f, das Häuergedinge ist 50 Cents und die gesammten Gestehungskosten
sind 75 Cents für die Tonne, während der Verkaufspreis in St. Louis
1,50 Doli, beträgt.
Drei verschiedene Maschinen stehen zur Zeit in Verwendung, die
Harrison-^ die Yoch- und die Le^^-Maschine. Die beiden ersten arbeiten
mit stofseudem Meifsel, doch ist die jETarr^son-Maschine handlicher. Die
Le^^-Maschine schrämt mittels einer mit Messern versehenen und in
Umdrehung gesetzten Welle, sie erfordert häufige Reparaturen und
ist daher nur noch wenig in Betrieb.
Die jETarr/son-Maschine ist etwa 2°i,4 lang und wiegt -SdO*^, sie wird
durch Prefsluft von 5^' üeberdruck betrieben und verbraucht in der
Minute O^bm^.s bis 0,4: die Luftpresse ist so bemessen, dafs auf jede
Schrämmaschine 6 TP kommen. Der Kolben hat lOcm Durchmesser und
25'^in Hub, die Kolbenstange ist durch die Stopfbüchse abgedichtet und
trägt vorn den Meifselbohrer, welcher durch ein Metallfutter so geführt
wird, dafs die Schneide stets senkrecht steht. Die Steuerung erfolgt
durch einen lauggebauteu Muschelschieber, welcher von einer kleinen
umlaufenden Maschine mit Hilfe eines Spiralnuthenrades bewegt wird.
Zum Ingangsetzen dient ein Handrad. Die Maschine soll mindestens
7 Jahre betriebstüchtig bleiben, in dieser Zeit sind nur die Dichtungen
zu erneuern: sie läuft auf 2 Rädern und kann mittels zweier Hand-
haben leicht geführt werden. Am Arbeitsorte wird die Maschine auf
einen Bretterboden von 2"i,5 Länge und 0"i,9 Breite mit geringer Xeigung
nach vorn aufgestellt. Der Maschinenführer nimmt die Maschine in
sitzender Stellung zwischen seine Füfse und versetzt sie mittels der
Handgriffe in langsam schwingende Bewegung, wobei gleichzeitig lang-
sam vorgerückt wird. Bei 200 bis 220 Schlägen in der Minute wird
bei jeder Aufstellung ein Schräm von 0°i,9 bis l'",35 Breite und 1^1,2
Tiefe hergestellt. Die Abbaupfeiler haben etwa eine Breite von 13™,5,
so dafs die Maschine zehnmal seitlich verstellt werden mufs, bis der
Schräm fertig ist und die Schiefsarbeit beginnen kann. Das Wieder-
aufstellen der Maschine erfordert etwa 7^., Minuten, die Ausarbeitung
des Schrames in einer Stellung etwa 16 Minuten. Die Leistung der
Maschine beträgt im Mittel 19i\5 Länge bei li",2 Schramtiefe oder
23'i'^,5 Schramfläche in der zehnstündigen Schicht; die gröfste Leistung
betrug 48qm. In der Schicht werden 50' Kohle gewonnen, zu der
gleichen Arbeit würden 10 gute Häuer erforderlich sein. Der Schräm
wird an der Sohle zwischen dem Liegendthon und der Kohle hergestellt.
Zur Bedienung der Maschine ist aufser dem Maschinenführer noch
78 £• JJelüeu s selbsthätige Eisenbahnsignale.
ein Hilfsarbeiter nöthig, welcher mit einer eigenartig geformten Schaufel
das Bohrmehl entfernt. Nachdem der Arbeitsstols auf die ganze Breite
unterschrämt worden ist, wird die Maschine in einen anderen Abbau
übergeführt. Die unterschrämte Kohle wird von einem Schufsmeister
hereingeschossen und durch 4 Förderleute gefördert. Für jede Maschine
müssen 5 Abbaue vorhanden sein , damit die einzelnen Arbeiten unge-
stört in einander greifen.
Die Anlagekosten für die Einrichtungen zum maschinellen Schrämen
belaufen sich für eine Grube mit 400^ täglicher Förderung wie folgt:
1 Verbund -Luttpresse mit Antriebsmaschine
und Kessel für 50 IP 5000 Doli.
Baulichkeiten 2500 „
Rohrleitungen u. dgl 4590 „
10 Schrämmaschinen sammt Zubehör . . . 6620
Frachten u. s. w 1290 „
Sumraa~"2()Ö0Ö Doli.
Die Gewinnungskosten für 50^ Kohle mittels Maschinenarbeit
stellen sich:
Löhne 15,50 Doli.
Schmiedekosten und Material 1,94
BeschatTung der Prefsluft 0,69 ,,
Verzinsung des Anlagekapitals 0,84 „
Tilgung „ „ 1,00 „
Summa 19,97 Doli.
oder für 1^ Kohle 40 Cents gegen 50 Cents bei der Handarbeit, mithin
beträgt die Ersparung durch die Maschinenarbeit 10 Cents auf 1^ Kohlen.
üeber E. Delfleu's selbsthätige Eisenbahnsignale.
Mit Abbildung.
In dem Journal te'le'graphique vom 25. Mai 1889, Bd. 13 * S. 106,
beschreibt der Post- und Telegrapheucassirer Emil Delßeu in Alais in
Frankreich elektrische Signaleinrichtungen, durch welche die Sicherheit
des Eisenbahnbetriebes erhöht werden soll. Der Zweck dieser Ein-
richtungen ist ein mehrfacher. Zunächst wird beabsichtigt, dafs jeder
Zug bei seiner Ausfahrt aus einem Bahnhofe selbsthätig ein Signal nach
dem Bahnhofe, wohin er fährt, gebe und dafs dieses so lauge ertöne,
bis der Zug daselbst eintritft. Ferner soll der Zug an gewissen Stellen
von dem Bahnhofe aus zum Stillstehen gebracht werden können und
dann sich in telegraphischen Verkehr mit diesem Bahnhofe zu setzen
vermögen. Endlich wird es unmöglich gemacht, dafs zwei Züge gleich-
zeitig in entgegengesetzter Richtung dasselbe Geleise zwischen zwei
Bahnhöfen befahren.
1) Selbsthätige Meldung der Abfahrt auf doppelgeleisigen Bahnen. Da
hier jedes Geleise blofs in einer Richtung befahren wird, so fällt die
E. Delfieu's selbsthätige Eisenbahnsignale.
79
Einrichtung sehr einfach aus. An der Ausfahrtstelle wird ein um eine
Achse drehbarer Hebel angebracht, dessen Spiel durch zwei Stell-
schrauben begrenzt wird; ein
Gegengewicht hält den Hebel
für gewöhnlich auf der untern
Stellschraube fest. Fährt ein
Zug aus, so drückt jedes Rad
den Hebel nieder, legt daher
durch ihn eine Contactfeder auf
eine zweite und entsendet einen
Strom in eine nach dem Bestim-
mungsorte geführte Signalleitung, mit welcher die zweite Feder ver-
bunden ist, während die erste mit dem einen Pole einer Batterie, der
zweite Pol der Batterie aber mit der Erde leitend verbunden ist. Am
Bestimmungsorte führt die Leitung durch die Rollen des Elektromagnetes
einer elektrischen Klingel für einfache Schläge zur Erde:, ein durch
diesen Elektromagnet gehender Strom löst ein Stäbchen zugleich aus,
das beim Emporspringen eine Localbatterie durch einen Rasselwecker
schliefst, weshalb die Rasselklingel läutet, bis der Zug am Bestimmungs-
orte ankommt und daselbst mittels eines ebenfalls durch die Wagen-
räder niedergedrückten gleichen zweiarmigen Hebels das Stäbchen wie-
der nach unten in seine Ruhelage zurückführt.
2) Selbsthätige Meldung der Abfahrt auf eingeleisigen Bahnen. Wenn
die Züge in beiden Richtungen auf demselben Geleise verkehren, so
braucht Detßeu in jedem Bahnhofe drei Hebel, die in der beigegebenen
Skizze des Abfahrtsbahnhofes mit fij, Hy und H^ bezeichnet sind.
Hl ist von Hy in der Richtung nach dem nächsten Bahnhofe hin um
etwas mehr als die Länge des längsten Güterzuges entfernt und H^
von H-i aus dann noch um etwa 25«!. Indem der ausfahrende Zug zu-
nächst auf Hy wirkt, schliefst er den Strom durch einen bei H^ liegenden
ÄM^Aes-Elektromagnet M und bringt dessen Anker o zum Abfallen, da-
durch aber wird die mit dem einen Pole an Erde E liegende Batterie ß
mit dem zweiten Pole über a an die zweite Contactfeder bei H^ ge-
legt; gehen dann die Räder über j^^i ^^ ^^^^ durch die erste Contact-
feder der Stromweg weiter bis zum Punkte x der Signalleitung L her-
gestellt; hier verzweigt sich der (positive) Strom: der eine Zweig geht
im Abfahrtsbahnhofe durch einen polarisirten Elektromagnet iV, der
blofs auf negative Ströme anspricht (daher jetzt unthätig bleibt), zur
Erde Ey E und zum negativen Pole der Batterie ß zurück; der andere
Zweig dagegen durchläuft L und einen in der Skizze nicht mehr sicht-
baren gleichen Elektromagnet P im Ankunftsbahnhofe, der jedoch auf
positive Ströme anspricht, jetzt also ebenfalls ein Stäbchen auslöst, das
beim Emporspringen eine Localbatterie durch eine Rasselklingel schliefst.
Die beiden Stromzweige sind nahezu gleichstark, da der Widerstand
80 E. Delfieu's selbsthätige Eisenbahnsignale.
im Kreise des ersteren 500 Ohm, der beim zweiten 600 Ohm beträgt.
Beim Hinwegfahren über H^ legt der Zug durch B.^ den Anker a des
//«f//<fs-Elektromagnetes M wieder auf dessen Pole und schaltet die
Batterie B von der Contactfeder in E.^ ab. Dasselbe würde er auch
beim Einfahren in den Bestimmungsort thun, falls dort etwa der Anker a
durch einen zur unrechten Zeit entsendeten Strom abgeworfen worden
sein sollte. Beide Bahnhöfe haben ganz gleiche Einrichtung und sind
blofs durch eine einzige Leitung L mit einander verbunden. Die Rassel-
klingel ist in der Skizze nicht angedeutet; sie wird am einfachsten von
der einen Klemme aus durch den Draht n an die Erde E^ gelegt, wäh-
rend ihre zweite Klemme durch das Auslösestäbchen des Elektromag-
netes iV und den zugehörigen Contact über z mit dem positiven Pole der
Batterie B verbunden wird.
Die Signalbatterien B beider Bahnhöfe sind natürlich mit entgegen-
gesetzten Polen an Erde E gelegt, damit jede nur in dem Elektro-
magnete P bezieh. iV des anderen Bahnhofes wirken kann.
3) Bremsung des Zuges vom Bahnhofe aus. Am Tender bringt Delßeu
fest und steif eine Eisenstange an, auf deren Spitze eine Contactbürste
isolirt befestigt ist; von der Bürste führt eine Leitung, welche sich
durch eine elektrische Klingel und durch einen seinen Anker für ge-
wöhnlich auf seinem magnetischen Kerne festhaltenden Auslöse-Elektro-
magnet verzweigt, schliefslich zur Wagenachse und über die Räder zu
den Schienen und zur Erde. In Abständen von je 100°^ sind an der
entlang der Bahn laufenden Signalleitung L 6"^'" dicke, bis auf 4", 55
über den Schienen herabreichende Eisendrähte angebracht. Wird daher
in einem der beiden Bahnhöfe der polarisirte Elektromagnet durch einen
bei ü vorhandenen Umschalter ausgeschaltet und mittels eines (nebst
den sonst noch erforderlichen telegraphischen Apparaten) zwischen y
und z eingeschalteten Tasters ein Strom dauernd der Leitung L zuge-
führt, so geht der Strom, sobald die Metallbürste unter einen der Drähte
gelangt, durch die Klingel und den Auslöse-Elektromagnet auf dem
Tender zur Erde, die Rasselklingel ertönt, der Elektromagnet wirft
seinen Anker ab, schiebt dadurch einen Auslösehebel zur Seite und
gibt ein Fallgewicht frei, das nun das Ventil der Luftbremse ötTnet, die
verdichtete Luft entweichen läfst und den Zug bremst.
4) Zur Ermöglichung des telegraphischen Verkehrs zwischen dem Zuge
und dem Bahnhofe braucht vom Zuge aus nach dem Bremsen nur ein
Draht an die Signalleitung angelegt zu werden, durch welchen ein vom
Zuge mitgeführter Apparatsatz nebst Batterie eingeschaltet wird. Auch
im Bahnhofe ist dazu ein Apparatsatz einzuschalten, falls dies nicht
bereits bei Einschaltung des Tasters geschehen sein sollte.
5) Um zu verhüten, dafs auf demselben Geleise zwei Züge sich ent-
gegenfahren.^ braucht in jedem Bahnhofe von der einen (mit z und dem
positiven Batteriepole verbundenen) Klemme der Rasselklingel nur noch
E. Delfieu's selbsthätige Eisenbahnsignale. 81
ein Leitungsdraht nach einem Drahte geführt zu werden, der ähnheh
wie die von der Leitung L herabreichenden, zur Bremsung dienenden
Drähte angeordnet ist. Während ein von dem einen Bahnhofe abge-
fahrener Zug auf der Strecke fährt und daher im anderen Bahnhofe
die Rasselkhngel arbeitet, wird dann jede Locomotive, welche von dem
zweiten Bahnhofe noch auszufahren versucht und dabei dem von dem
ersteren Bahnhofe bereits abgefahrenen Zuge begegnen müfste, mittels
der Stange am Tender die Localbatterie durch ihren Auslöse-Elektro-
magnet schliefsen und so sich selbst bremsen.
6) Vorschlag zur Aenderung der Anordnung Delfieus. Bei Unter-
brechung der Signalleitung und selbst bei starken Ableitungen an dieser
Leitung wird es bei der von Detfieu gewählten Anordnung geschehen
können, dafs die Abfahrt nicht selbsthätig nach dem Bestimmungsorte
gemeldet wird, und davon wird man an der Abfahrtsstelle nicht die
geringste Kenntnifs erhalten; der Zug wird daher in der Voraussetzung,
dafs seine Abfahrt richtig gemeldet sei, dann um so mehr gefährdet
sein. Dem wird sich bei zweigeleisigen Bahnen leicht und einfach da-
durch abhelfen lassen, dafs man die Batterie nicht in dem Bahnhofe
aufstellt, von dem der Zug ausfährt, sondern in demjenigen, nach dem
er fährt, und dafs man in ersterem noch eine Klingel in die Leitung
einschaltet, welche das Ertönen des Signals am Bestimmungsorte meldet.
Bei eingeleisigen , in beiden Richtungen befahrenen Geleisen dürfte es
sich empfehlen, die Schaltung auf Gegenstrom zu wählen, also in beiden
Bahnhöfen gleich starke Batterien in entgegengesetztem Sinne in die
Leitung zu legen, so dafs diese für gewöhnlich auch stromlos ist. Der
Hebel B2 wird dann für jede der beiden Batterien einen neuen ge-
schlossenen Stromkreis herstellen, doch wird die neue Schliefsung jetzt
in jedem Bahnhofe von der Linie aus hinter dem polarisirten Elektromag-
nete erfolgen müssen, damit die beiden polarisirten Elektromagnete der
beiden Bahnhöfe stets gleichzeitig vom Strome einer und derselben
Batterie durchlaufen werden und der Strom in ihnen verschiedene Rich-
tung hai, je nachdem die neue Schliefsung in dem einen oder in dem
anderen Bahnhofe erfolgt.
Wollte man nun dabei in verwandter Weise auch die Bremsung
des Zuges von den Bahnhöfen aus möglich machen, so würden beim Hin-
weggehen der Bürste unter einem der von der Leitung L herabreichenden
Drähte beide Batterien einen Strom von derselben Richtung durch die
Klingel und den Auslöse-Elektromagnet senden, und beide dürften auf
diesen Strom ebenso wenig ansprechen, wie zu Folge der Stromlosig-
keit während der Zeit, wo die Bürste keinen der Drähte berührt; da-
gegen müfsten beide in zuverlässiger Weise etwa für die Ausschaltung
der Batterie in dem einen Bahnhofe empfindlich gemacht werden, oder
für die Umkehrung des Stromes des einen Bahnhofes, oder am besten
wohl unter Anwendung polarisirter Elektromagnete für die Umkehrung
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 2. 1889/111. 6
82 Zur Technologie des Glases.
der Stromrichtung ohne gleichzeitige Aenderung der Stromstärke bei
vereinter Thätigkeit beider Bahnhöfe. Es geht daraus hervor, dafs die
hier zu lösende Aufgabe noch verwickelter ist und die Schwierigkeiten
bei ihr noch gröfser sind, als bei der von F. v. Ronneburg (vgl, 1875
217*208. Zetzsche, Handbuch der elektrischen Telegraphie, Bd. 4* S. 323)
vorgeschlagenen Art und Weise des Telegraphirens zwischen einem
fahrenden Eisenbahnzuge und den benachbarten Bahnämtern unter gleich-
zeitis;er Coutrole der Fahrgeschwindigkeit des Zuges. E. Z.
Zur Technologie des Glases.
(Fortsetzung des Berichtes S. 37 d. Bd.")
Untersuchungen über die Löslichkeit von Glas in Wasser wurden von
F. Mylius und F. Foerster ausgeführt. Zunächst wurde die Einwirkung
von Wasser auf Natron- und Kaliwasserglas studirt.
18s,5 Natronwasserglas wurden als grobes Pulver 9 Tage lang unter
häufigem Umschütteln mit 70^^ Wasser von 20» C. in Berührung ge-
lassen. Die entstandene Lösung enthielt in 60cc 0^,045 Natron (Na.^O)
und 0-,014 Kieselsäure (SiOo). Mithin hatten sich nur 0,37 Proc. des
Glases gelöst. Als bei derselben Glasmenge die Behandlung mit Wasser
3 Monate dauerte, betrug das in Lösung gegangene 0,81 Proc. des
Olases. Bei diesen Versuchen betrug die wirkende Oberfläche des
Glases mindestens S'i"". Nach der Analyse kamen im Wasserglase auf
je 1 Mol. Na.^O 3,2 Mol. 810.2, die in Lösung gegangene Substanz be-
trug aber im ersten Versuche auf 1 Mol. Na.^O 0,32 Mol. Si02, im
zweiten 0,55 Mol. Aus diesen Versuchen geht hervor, dafs das Natron-
wasserglas als solches im Wasser unlöslich sei. Der in Lösung gegangene
Theil des Glases ist an Alkali viel reicher als der Rückstand. Der
Rückstand der Extraction von fein gepulvertem Glase mit viel Wasser
war Kieselsäure und enthielt etwa 1 Proc. Na20, und an der Luft auf-
bewahrt 25 Proc. H2O, wovon die Hälfte durch Stehen über Schwefel-
säure entzogen werden konnte, der Rest beim Glühen entwich.
Aus diesen und ähnlichen Versuchen geht hervor, dafs der Ge-
brauch der atomistischen Formel Na2Si40c, für Natronwasserglas un-
statthaft ist.
Nach Ebell's Versuchen (1878 228 47 und 160) bedarf 1 Mol. Na20
etwa 2,5 Mol. SiO^ zur Sättigung, und die überschüssige Kieselsäure
ist im Glase als solche vorhanden. Man kann aber leicht zeigen, dafs
aus einem Glase, w^elches weniger als 2,5 Mol. Si02 enthält, sich solche
durch Wasser abscheidet, was gegen EbeWs Annahme spricht.
Durch Auflösen von Kieselsäure in Natronlauge, Eindampfen und
kurzes Glühen des Rückstandes wurde eine ungeschmolzene, bimsstein-
Zur Technologie des Glases. 83
artige Masse erhalten, die durch passende Behandlung mit Wasser in
4 Fractionen von folgender Zusammensetzung zu spalten war:
Angewendete Menge: 2g,5.
Es enthielten
NajO
SiOj
das ursprüngliche Material .
Fraction I
II
III
„ IV
34,07 Proc.
88,13
41,64
30,31
3,1
65,93 Proc.
11,87
58,33
69,69
96,7
Fraction I war durch 5 Minuten dauernde Behandlung der zer-
riebenen Substanz mit kaltem Wasser, Fraction II durch Waschen mit
heifsem Wasser, Fraction III durch viertelstündiges Kochen mit Wasser
erhalten worden, während Fraction IV 0s,5 im Rückstande blieb. Die
Natriumverbindungen der Kieselsäure werden also nach der Formel-
gleichung
Na20(Si02)x + HoO = 2NaH0 + xSiO,
zersetzt. (Hierbei bedeutet Si02 die ungelöste Kieselsäure ohne Rück-
sicht auf den Wassergehalt.)
Es gelang niemals, die Lösung ganz frei von Kieselsäure zu er-
halten. Die Auflösung der letzteren wird durch eine secundäre Wirkung
des freien Alkalis bewirkt, die vielleicht in einer Uebertragung von
Wasser an die Kieselsäure besteht. Damit im Widerspruche scheint
der Umstand zu stehen, dafs aus Lösungen von Wasserglas wohldefinirte
Silicate des Natriums (NaoSiOg + 10 H,,0 und Na2Si409 -|- 12H.,0) er-
halten werden können. Dieser Widerspruch löst sich bei der Betrach-
tung, dafs nach neueren Ansichten die Hydrate von Natron und Kiesel-
säure in einer Lösung neben einander vorhanden sein können, ohne zu
einem Salze vereinigt zu sein. Auch ist es wahrscheinlich, dafs die aus
wässerigen Lösungen der Kieselsäure erhaltenen Salze Additionsverbin-
dungen jener Hydrate sind, worin also das sogen. Krystallwasser als Hydrat-
wasser auf das Natron und auf die Kieselsäure zu vertheilen wäre.
Kaliwasserglas. Gemäfs seiner stärkeren Affinität ist die hydrati-
sirende Wirkung des Kalis auf Si02 gröfser als die des Natrons. Durch
Schütteln von geglühter Kieselsäure mit äquivalenten Mengen von Kali-
und Natronlauge von verschiedener Concentration wurde dies gezeigt.
So wurden von einer zweifach normalen Kalilösung 2s,5 Si02 in Lösung
gebracht, von der äquivalenten Natronlösung nur 0s,66. Daraus ergibt
sich auch, dafs das Kali Wasserglas viel leichter löslich ist als das Natron-
wasserglas, andererseits, dafs man aus ersterem bei weitem schwerer
die Kieselsäure abscheiden kann, als aus letzterem.
Die grofse Verwandtschaft des Kaliwasserglases zum Wasser geht
auch aus der bedeutenden Wärmeentwickelung bei geeigneter Berührung
hervor; so stieg die Temperatur einer Mischung von 50s Wasserglas
mit wenig Wasser von 18 auf 320 c.
84 Zur Technologie des Glases.
Die Eigenschaft des Kali Wasserglases, durch Aufnahme von Wasser
zu einer viscosen Lösung und bei Zusatz von wenig Wasser zu einer
festen Gallerte aufzuquellen, erklärt auch das mörtelartige Erhärten des-
selben unter Wasser. Die Theilchen des pulverförmigen Glases werden
durch das Quellungsproduct innig verkittet und man erhält in 2 Tagen
eine steinharte, glasige Masse, deren Wassergehalt (bis zu 50 Proc.)
beim starken Erhitzen unter Aufschäumen entweicht. Diese Erschei-
nungen treten bei Natronwasserglas in weitaus geringerem Mafse auf.
Die Erscheinung, dafs Kaligläser eine gröfsere Verwandtschaft zum
Wasser haben als Natrongläser , findet sich selbst bei kalkhaltigen
Gläsern des Handels vor^ 0. Schott {^Zeitschrift für Instrumentenkunde^
Bd. 9 S. 86) hat darauf hingewiesen, dafs bei derartigen Gläsern nach
einiger Zeit eine wasserhaltige Oberflächenschicht entsteht, welche die
Haltbarkeit derselben wesentlich vermindert (vgl. diesen Bericht weiter
oben). Dieselbe kann erst durch Erwärmen entdeckt werden, indem
sie sich durch die Erscheinung des Abblätterns leicht verräth (vgl. auch
Geuther^ Wagner s Jahresbericht^ 1869 S. 166. Splittgerber^ 1861 159 158.
Vogel und Reischauer^ 1859 152 181. R. Weber^ Wiedemanris Annalen^
Bd. 6 S. 431).
Die Löslichkeit der Natrongläser verglichen mit derjenigen der Kali-
gläser. Wie Schott gezeigt hat, sind die Kaligläser weniger widerstands-
fähig als die Natrongläser. Um einen ziffernmäfsigen Nachweis der
Unterschiede in der Löslichkeit der Gläser zu bringen, wurden folgende
Gläser verschmolzen :
I. 2K2O, 6Si02 IL 2Na.20, 6Si02
III. 13/4 K2O l fio.^ IV. 13/,K20 ) ,, CT.
V. 11/2 K2O l fio-n VI. Vh^a^iO) ^ or»
VII. II/4K2O ( ß^.^ VIII. ll/4Na20/ ...^
IX. IK2O l fio-n X. lNa20 f ßc-^
Um dem Glase eine möglichst grofse, aber doch annähernd mefs-
bare Oberfläche zu geben, wurde das grobe Pulver durch 2 Siebe, von
denen das eine 72, das andere 121 Maschen auf den Quadratcentimeter
hatte, auf ein bestimmtes Korn gebracht. Gleiche Volumina der ver-
schiedenen Gläser entsprechen dann annähernd gleichen Oberflächen.
Die Gesammtoberfläche der Glasfragmente wurde unter Annahme der
Kugelgestalt zu 763ficm berechnet.
Als Mafs für die angewendete Menge der Glasfragmente diente das
Volumen von 20s Jenaer Thermometerglas. Diese Mengen wurden in
einem Kolben aus Platinblech 5 Stunden lang mit 70*^^ Wasser von
100^ C. erhitzt^ der Platinkolben, welcher in ein siedendes Wasserbad
tauchte, war dabei mit einem kleinen Rückflufskühler aus Platin und
Zur Technologie des Glases.
85
zum Schutze gegen die Luft mit einem Liebig^scheu Kaliapparat ver-
bunden. Nach dem Abkühlen wurde die Lösung filtrirt und in 60cc des
Filtrates die gelösten Bestandtheile bestimmt.
Die Bestimmung der Löslichkeit nach dieser Methode gibt nur an-
nähernde Werthe^ die Hauptfehlerquelle sind die Schwankungen der
Oberflächengröfse. Die Zahl der Fragmente in einem bestimmten Volumen
wurde festgestellt, und dafür Sorge getragen, dafs ein bestimmtes Volumen
Glas immer eine bestimmte Anzahl von Fragmenten enthält, wodurch
der genannte Fehler auf ein kleineres Mafs reducirt wird.
Die Wassergläser hatten sich nur theilweise gelöst, und an Stelle
der Glasfragmente befand sich nach deui Erkalten eine amorphe Masse.
Von den anderen Gläsern verhielt sich blofs das Glas III den Wasser-
gläsern ähnlich.
2
TS
e
2
0 « ac
ClO
s
s
S
0
71 60
i|
z
Molekularformel
es L.
= c
e
0
0
0
Mi
-1^
<
'i
iZ
iS
Z
•<
^-
1?
6Si02, 2K2O
18,824
7300
6624
4246,8
2377,2
404,6
0,36
IL
6Si02, 2Na20
18,979
7492
2987
2144,7
—
842,4
217,3
0,38
III.
68102,13/4X20, i/4CaO
18,948
7420
4674
2997,6
1675,8
—
285,2
0,36
IV.
6Si02, 13/4Na20, V4CaO
18,979
7510
507,6
303,9
—
202,8
52,3
0,64
V.
68102,11/2^201 V2CaO
19,002
7595
223,5
65,1
158,4
—
26,9
1,56
VI.
68102, lV2Na20,V2CaO
19,118
7338
42,4
8,1
—
34,3
8,9
4,1
VII.
68109,11/4X20, 3/_jCaO
19,072
7624
32,1
5,4
26,69
—
4,5
3,15
VIII.
68102, li/4Na20,3/4CaO
19,257
7620
17,4
5,9
—
11,5
2,9
1,9
IX.
68102, IK2O, ICaO
19,125
7424
9,5
3,5
5,99
—
1,0
1,1
X.
6SIO2, lNa.20, ICaO
19,381
7500
7,4
3,2
—
4,19
1,1
1,27
Aus nebenstehender Tabelle geht zunächst die bekannte Thatsache
hervor, dafs die Löslichkeit der Gläser in schneller Weise mit dem
zunehmenden Kalkgehalte abnimmt. Wichtiger ist das Ergebnifs, dafs
die Natrongläser gegen den Einflufs des Wassers widerstandsfähiger
sind als die Kaligläser. Die Beobachtung zeigt jedoch, dafs der Unter-
schied um so mehr verschwindet, je kalkreicher die Gläser werden. Die
Beobachtungen der Verfasser stehen hier mit denen von F. Schwarz
in Uebereinstimmung, welcher fand, dafs es für die Angreifbarkeit der
Gläser von der Formel R'jO, R"0, 6Si02 ohne Belang sei, ob sie Kali
oder Natron enthalten.
Beachtenswerth ist das Verhältnifs des in Lösung gegangenen AlkaHs.
Während die Lösung I und II auf 6 Mol. SiOj etwa 2 Mol. Alkali ent-
hält, steigt das Alkali gegenüber der Kieselsäure, je mehr Kalk dem
Glase zugefügt und je mehr Alkali ihm entzogen wird, um in der
Natronreihe bei dem Glase von der Formel li/2Na20, i|2CaO, 6Si02 und
in der Kalireihe bei demjenigen der Formel II/4K2O, 3/^CaO, 6Si02 ein
Maximum zu erreichen. Bei diesen Gläsern gingen nämlich auf 6 Mol.
SiOa 24,6 bezieh. 18,9 Mol. Alkali in Lösung. Die Verfasser schliefsen
86
Zur Technologie des Glases.
daraus, dafs der Kalk anfangs einen erheblichen Autheil SiO^ gebunden
enthält: bei gröfserem Zusätze von Kalk wirkt dieser auch auf das Alkali
bindend., mithin sind in guten Gläsern Doppeiverbindungen von Alkali-
Kalksilicaten wirksam, wie auch gewöhnlich angenommen wii-d.
Vergleichende Bestimmungen der Löslichkeit von Glassorten des
Handels sind schon öfter angestellt worden (vgl. z. B. H. 5cÄtt'arz, Ver-
handlungen des Vereins zur Beförderung des G e werbe ßeifses^ 1887 S. 204).
Man verwendete dazu Kolben oder Röhren. Verfasser haben nun die oben
beschriebene Methode zur Bestimmung der Löslichkeit von Glassorten
des Handels benutzt, und ihre Versuchsresultate in 2 Tabellen zusammen-
gestellt. Tabelle I gibt die Löslichkeit verschiedener Glassorten an, II ihre
Zusammensetzung (M bedeutet: Mylius^Y: Foerster als Beobachter).
I.
S
o
■5 ^
ES
tr.
E
a
s
k^
z
Glassorten
ü
a>
Ol.
= g =
a> —
13
O
q
q
z
1.
Gelbes, alkalireiches Glas
M.
2,514
19,451
249
80.0
60,0
95,0
43,6
2.
Schlechtes Thüringer Glas
F.
2,472
19,125
7497
91,4
14.3
18,1
59,0
18,4
3.
Glas von Tutel und Comp.
in Geiersthal ....
M.
2,495
19,304
7601
30,4
8,7
7,8
13,9
4,92
4.
Flaschenglas von Schilling
in Gehlberg ....
F.
2.466
19,079
7666
10,4
4,3
1,76
4,39
1,43
5.
Böhm. Glas von Kavalier
M.
2,387
18,468
7686
10,1
5,6
4.5
—
0,77
6.
Rheinisches Fensterglas .
F.
2,451
18,963
7612
9,4
4,5
—
4,87
1.26
■7.
Bleikrvst. aus Ehrenfeld
M.
3,043
23,543! 7525
8,5
24
6,4
—
1,09
8.
Grünes Flaschenglas aus
Charlottenburg . . .
M.
2,606
20,162 7200
6,5
3,7
—
2,76
0,71
9.
Thermometerglas löH' aus
Jena
F
2,585
3.596
20,000 7330
27,814 7156
5,4
3,3
2,0
1.9
1,4
3.39
0,87
10.
Bleiglas Nr. 483 aus Jena
M.
0,24
11.
Bleisilicat
M.
6,336
49,021
—
0,6
0,6
—
—
u.
Nr. 1 SiOz
AI2O3
Fe^Oa
MnO
ZnO
PbO
CaO
MgO
K2O
NaaO
ASjOj
B2O3
s
1.
60,94
1.77
3,90
_
_
5,42
0,05
13.3
15.4
_
_
0,22
2.
69,9
2,95
0,40
—
—
3,72
0,08
6.6
16,5
—
—
—
3.
71.5
0,4
0,2
—
—
6,7
0,2
7.1
14,3
—
—
—
4.
75,2
0.7
—
—
8,3
Spur
4.2
11,9
—
—
—
5.
78,3
0,5
—
—
—
6,8
—
13,3
1,4
—
6.
71,2
1,6
—
—
13,4
—
13,5
7.
56,0
—
—
31,2
—
0,06
12,1
0.6
—
—
8.
63.5
4.9
2.9
—
14.0
3,9
1,3
9,5
—
9.
67.5
2,5
—
7,0
—
7,0
—
14.0
—
2,0
—
10.
44,7
0,5
0,05
47,0
7,3
0.2
0,2
11.
21,7
—
—
78,3
—
—
—
—
—
Die Glassorten sind in der vorstehenden Tabeile nach dem Ge-
wichtsverluste geordnet, den sie durch heifses Wasser erleiden; diese
schwanken aufserordentlich stark , zwischen 0,6 und 250"^". Das Glas
von Tittel und Comp, ist für Glasbläserversuche noch brauchbar, da-
Zur Technologie des Glases. 87
gegen die voranstehenden nicht mehr und es würde ein grofser Gewinn
sein, wenn solche Gläser aus dem Handel verschwinden würden. Glas
Nr. 2 ist nach kurzer Zeit mit einer Schicht von NajCOg bedeckt. Die
Gläser 1 und 2 waren, abgesehen von Carbonaten und Sulfaten, mit
einer verwitterten Oberflächenschicht von ilso^^"^ bedeckt, die sich bei
schwachem Erwärmen oder beim Liegen über Schwefelsäure abblätterte.
Die Flintgläser sind gegen reines Wasser sehr widerstandsfähig,
was bemerkenswerth, da sie von Alkalien wie von Säuren leicht zer-
setzt werden. — Obenstehende Zahlenreihe bezieht sich auf fünfstündiges
Behandeln der Glassorten mit heifsem Wasser; gegen kaltes Wasser
verhalten sich die Glassorten ähnlich, wenn auch mit kleinen Ab-
weichungen, wie durch Prüfung mit Eosin (siehe diesen Bericht weiter
oben) gezeigt wurde. Durch vorliegende Abhandlung ist auch eine
frühere Ansicht, dafs die Bestaudtheile des Glases bei der Behandlung
mit Wasser in demselben Verhältnisse in Lösung gehen, in welchem
sie im Glase selbst enthalten sind, widerlegt. Die Ergebnisse der Ver-
suche lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen:
1) Wasserglas zersetzt sich mit Wasser in freies Alkali und Kiesel-
säure, von welcher ein Theil, je nach Zeit, Concentration und Tem-
peratur, durch Alkali hydratisirt und dadurch gelöst wird.
2) Die Kaligläser sind bei Weitem löslicher als die Natrongläser,
die Unterschiede verschwinden aber in dem Mafse, als die Gläser reicher
an Kalk werden.
3) Natron und Kali werden im Glase sowohl durch Kieselsäure als
durch Kalk gebunden. Die Widerstandsfähigkeit von Glas gegen Wasser
wird durch das Vorhandensein von Doppelsilicaten von Kalk und Natron
oder Kali bedingt.
4) In heifsem Wasser sind von allen bekannten Glassorten die blei-
haltigen Flintgläser am wenigsten löslich.
5) Die relative Angreifbarkeit der Gläser durch heifses Wasser ist
von derjenigen durch kaltes Wasser verschieden {Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft^ Bd. 22 S. 1092).
E. Hussak und Schumacher untersuchten das Kalksilicat des Glases
und der Glasuren (^Sprechsaal^ 1888 .S. 881). Als Lösungsmittel diente
ein Glas von der Zusammensetzung SNajO.SiOj und 2CaOB203, in
welches Calciumsilicat CaSiOg eingeführt wurde. — Das Glas loCaO B 0 '
schmolz vollkommen klar und zeigte sich nach dem Erkalten frei von
Ausscheidungen. Das Glas CaSiOj ioCaü ß 0^ schmolz zu reinem Glase,
ist jedoch stellenweise reich an Bläschen und erfüllt von zahlreichen
Sprüngen. An Stellen, wo eine ganz dünne Glashaut über der Tiegel-
wandung sich hinzieht, bemerkt man jedoch schon einzelne säulen-
förmige, farblose Kryställchen. Die dritte Probe 2CaO.Si02 v2CaÖ.B 0^
88 Zur Technologie des Glases.
zeigte in reinem Glase schon zahlreiche Ausscheidungen, vereinzelte,
sich öfter durchkreuzende farblose Stäbchen, die auch oft zu radial-
strahligen Kügelchen aggregirt, besonders häufig auf der Oberfläche des
Glases sich vorfinden. — Die Mischung 3CaO.Si02 j2Ca6.B. 0 ^ erstarrte
jedoch, wenigstens an der Oberfläche, fast vollkommen krystallinisch,
die mikroskopische Untersuchung zeigte aber die Anwesenheit von
Lösungsmittel. Die Oberfläche der Schmelzmasse ist blasig und in die
einzelnen Hohlräume ragen die Kryställchen spiefsig hinein. Die auf
diese Weise ausgeschiedenen Krystalle wurden als Wollastonit erkannt.
Neben dem monoklinen Kalksilicat CaSiOg wurde auch hexagonales
Kalksilicat bemerkt, und es ist wahrscheinlich, dafs letzteres bei zu-
nehmender Concentration ausschliefslich aufgetreten wäre. Das Silicat
CaSiOg für sich allein geschmolzen erstarrt immer in hexagonaler Form ;
es läfst sich, wie die Versuche zeigen, in Wollastonitform auf schmelz-
flüssigem Wege ohne Anwendung von Wasserdämpfen oder irgend
welchen Aenderungen der Abkühlungsweise aus Gläsern zur Ausschei-
dung bringen, worauf auch das Vorkommen des Wollastonits in den
Hochofenschlacken hinweist.
Eine interessante Untersuchung über sphärolilhische Entglasungs-
producte hat Dr. E. Hussak in Bonn ausgeführt {Sprechsaal^ Bd. 21 S. 221).
Die besprochenen Sphärolithe stammten aus der Siemens'schen Glas-
hütte in Elbogen, und hatten sich am Boden der Glaswannen, sowohl
aus braunem, wie aus grünem Glase ausgeschieden. Es sind solche Aus-
scheidungen bis zu 10c°i Durchmesser beobachtet worden, und finden
sich theils einzeln, theils in Gruppen zu gröfseren Klumpen vereinigt.
Die kleineren, 1 bis 3^^ im Durchmesser grofs, sind aus höchst feinen,
radial gestellten, farblosen, grünlich oder röthlichen (vom Mn-Gehalte)
Fasern aufgebaut, die oft einen Schiller, ganz ähnlich dem der sogen.
Katzenaugen, zeigen. Der Kern zeigt sich mehr krystallinisch als die
Rinde. Die chemische Analyse, von A. Haslam ausgeführt, ergab die
in nebenstehender Tabelle zusammengestellten Werthe. Unter I ist das
aus zwei Analysen gezogene Mittel von der Glaszusammensetzung II das
Mittel der zwei Sphärolithanalysen.
I II
SiOo 63,24 61,00
AloOg 9,84 16,79
Fe.iOg 4,17 6,70
MnO 10,48 3,61
CaO 4,47 3,88
MgO 0.31 -
KoO 0,97 0,74
n4o 5,16 7,62
Glühverlust . . ■ 0,15 0,06
Summe 98,795 100,41
spec. Gewicht j 2,637 j ^^^'^^ ^^Ol
Zur Technologie des Glases. 89
Stellt man die Molekularverhältnisse der Gläser und der Sphärolithe
gegenüber:
Glas Sphärolith
Si02 1,06827 1,01387
AljOg + FeaOg . . 0,12420 0,20584
K2O 0,01039 0,00789
Na^O 0,08431 0,12250
so ist das Verhältnifs von K2O : Na20 = 1 : 8 im Glase, dagegen im
Sphärolithen annähernd wie 1 : 16. Das Kali hat sieh im Glase eon-
centrirt, während das Natron und die Thonerde sieh als oligoklas-
ähnliches Silicat ausgeschieden haben. Diese Thatsachen stehen im Ein-
klänge mit den Beobachtungen von A. Lagorio über die natürlichen
Sphärolithe (Tschermak^s Mineralogische und Petrographische Mittheihmgen^
Bd. 8 N. F. S. 440).
Prof. Fr. Knapp gibt einen sehr interessanten Beitrag zur Kenntnifs
getrübter Gläser in der Chemiker -Zeitung., Bd. 8 S. 388 (vgl. Weinreb.,
1885 256 361, Zsigmondy, 1889 271 36 und Tedesco, 1889 271 425).
Die mitgetheilten Beobachtungen wurden schon vor Jahren gemacht.
Norweger Feldspath, im Porzellanofen geschmolzen, gab eine unansehn-
liche, undurchsichtige, aber auch keineswegs dem Milch- oder Alabaster-
glase ähnliche Schmelze. Schon bei schwacher Vergröfserung unter
dem Mikroskope gibt sie sich als ein feinblasiger Schaum aus völlig
klarem Glase zu erkennen. Offenbar absorbirt das schmelzende Mineral
im feurigen Flusse Gase, die beim Erkalten erst spät, erst bei schon
vorgeschrittener Dickflüssigkeit, und darum unvollkommen entweichen.
Anders erschien das Schmelzproduct, als man den Feldspath mit
Zusatz von Kalk, und zwar in steigendem Gewichtsverhältnisse, schmolz.
Bei dem kleinsten Kalkzusatze zu dem Feldspath entstand ein voll-
kommen farbloses, blasenfreies Glas mit lebhaftem Glänze und schönstem
Spiegel der glatt geflossenen Oberfläche. — Mit einem stärkeren Zu-
sätze von Kalk erhielt man Schmelzen von gleichem Spiegel und Glänze,
aber mit einer zarten, lichten, in Blau spielenden Trübung, ein Opal-
glas, dessen schönes, höchst ansprechendes, schon dem natürlichen Opal
nahe kommendes Ansehen hohen Beifall fand. — Mit nochmals ge-
steigertem Kalkzusatze gab die Schmelze ein vollkommenes Milchglas,
undurchsichtig, ohne Opalisiren, aber mit gutem Glänze und Spiegel. —
Diese Versuche stellen aufser Zweifel, dafs eine milchige Trübung auch
ohne Zusatz von Phosphaten und Fluorverbindungen im Glase auf-
treten kann.
Im Sprechsaal, Bd. 21 S. 394 und 414, finden sich einige Vorschriften
zur Entfärbung von durch Eisen grünlich gefärbtem Glase; Braunstein
allein, der von Agricola schon 1530 in seiner Wirkung auf Glas be-
sprochen wurde, ist nicht genug zuverlässig, da die röth liehe Farbe
seines Silicates durch reducirende Einflüsse zu leicht zerstört wird. Mit
Mansan allein entfärbte Gläser nehmen an der Sonne leicht einen gelben
90
Zur Technologie des Glases.
Stich an. Sehr geringe Mengen von Kobaltoxyd schwächen die Farbe
ab und sind als Zusatz auzurathen. Die besten Resultate ergibt der
Zusatz von Nickeloxydul. Ein Gemenge von 68 Th. Pyrolusit, 23 Th.
grünem Nickeloxydul und 2,8 Th. Kobaltoxyd gibt einem stark grünen
halbweifsen Glase, in geeigneter Menge (diese mufs durch Versuch fest-
gestellt werden) zugesetzt, ein sehr brauchbares weifses Glas. Der
Nickelfärbung ist ein schwacher Stich ins Graue eigenthümlich. Antimon
wirkt nicht farbenveräudernd.
Das Thüringer Glas hat bekanntlich die vorzügliche Eigenschaft,
sich wiederholt bis zum Erweichen erwärmen zu lassen, ohne zu ent-
glasen. Dr. Schott fand durch Untersuchung des für die Herstellung von
Thüringer Glas verwendeten Sandes, dafs der hohe Alumiuiumgehalt
die Ursache dieser Beständigkeit sei. Ein in der Hütte aus solchem
Sande geschmolzenes Thüringer Glas zeigte folgende Zusammensetzung.
SiOj 67,7 Proc.
Al.,03 3.0 „
Fe^Og 0,4 „
CaO 7,4 „
MgO 0,3
Mn<,03
K2Ö .
As.)05
0,5
3,4
16.0
0^24
Durch Zusatz von Thonerde zu Glassorten, die sich vor der Lampe
nicht verarbeiten lassen, wurden diesem Zwecke entsprechende Gläser
erschmolzen. Die Thonerde scheint die Neigung der Gläser, zu krystalli-
siren, abzuschwächen {Sprechsaal^ Bd. 21 S. 125).
Um die Stellung zu charakterisiren, welche die Thonerde in der
Zusammensetzung des Glases einnimmt, hat A. Frank viele Gläser analy-
sirt und die Analysen jener Gläser, deren Widerstandsfähigkeit durch
langen Gebrauch erwiesen war, besonders hervorgehoben. Die Analysen
einiger widerstandsfähiger Flaschengläser ist in Folgendem zusammen-
gestellt:
I
II
III
IV
SiÜ2
AI.2Ü3
Fe-fi^
MnO
CaO
MgO
Na.20
Verhältnils von CaO,Na20
und MnO zu Si02 wie
60,4
8,1
1,2
23,4
1,1
5,7
1 : 1,85
56,7
9,7
24,3
0,5
7,3
57,3
10,5
1,3
24,4
1,5
4,9
1 : 1,72
57,4
10,6
2,3
23,9
0,4
5,4
1 : 1,82
56,7
10,3
1,3
7,5
13,9
10,4
1:18
1 : 1,67
Nr. I ist das grüne Glas einer Champagnerflasche, Clicquot Veuve,
also einem Glase entnommen, an das in chemischer, wie in mecha-
nischer Hinsicht grofse Anforderungen gestellt werden, da es wech-
selndem Drucke, sowie der Einwirkung von Kohlensäure und organischen
Eder, über Fortschritte der Photographie. 91
Säuren dauerud Widerstand leisten mufs. — Nr. II und III, grün ge-
färbt — eine Burgunder- und Pouilloc-Flasche, war nachweislich lange
auf dem Lager gewesen. Nr. IV hatte lange Zeit der Einwirkung von
Alkalicarbonaten widerstanden. Nr. V war eine sehr gute Rheinwein-
flasche von braunem 5«emens'schen Glase. Während für gutes Alkali-
kalkglas das Verhältnifs von Kieselsäure zu Basen =3:1 gefordert
wird, ist hier das Verhältnifs = 1 : 1,8. Verfasser schliefst daraus, dafs
die Thonerde in den Gläsern die Rolle einer Säure spielt, was ja auch
mit anderen Beobachtungen übereinstimmt. Die Ei-fahrung lehrt, dafs
Thonerde haltige Gläser viel Kalk erfordern, um blank zu schmelzen.
Als Beweis gibt Verfasser die Analyse zweier Glasschichten, die sich
bei Benutzung von Porphyr gebildet hatten; die obere A war undurch-
sichtig, lavaartig, die untere B ein gutes Glas
A B
SiO, 61,4 63.3
AloÖg 5,1 1,2
FeaOg 3,0 2,5
MnO 4,4 5,2
CaO 14,5 14,8
MgO 0,7 1,2
Alkalien .... 10,8 11,8
Durch Zusatz von Kalk verschwanden die beiden Schichten, und
man erhielt blanke, gleichmäfsige Schmelzen (Diamant^ Bd. 11 Nr. 6).
C. Barus und F. Slrouhal haben Glasthränen mit verdünnter Flufs-
säure behandelt und gefunden, dafs die Theilchen der Glasthräne schon
einen gewissen Zusammenhalt zeigen, wenn man auf diese Weise eine
Schichte von 0°'°\03 ablöst, dagegen die Neigung zum Explodiren ganz
verschwindet, wenn die abgelöste Schicht 0™'",5 ausmacht {Sprechsaal^
Bd. 21 S. 307).
Herrn Direktor 0. Rauter ist es gelungen, massives Goldrubinglas
herzustellen, eine Kunst, die trotz zahlreicher Versuche seit KunkeCs
Zeit verloren gegangen ist. Derartige rothe Gläser sind von der Bhei-
nischen GlashUlten-Actienge Seilschaft in mehreren Ausstellungen exponirt
worden. Die Erfindung hat Herrn Rauter mehrere gehässige Angriffe
zugezogen, auch wurde die Priorität der Erfindung bestritten (Sprech-
saal^ 1887, auch Centralblatt der Keramik und Glasindustrie).
lieber die Fortschritte der Pliotographie und der photo-
mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder
in Wien.
In Folge der raschen Steigerung der Bedeutung der Photographie
und photographischen Druckverfahren für die Druckgewerbe, sowie
für künstlerische und wissenschaftliche Zwecke wuchs das Bedürfnifs
92 Eder, über Fortschritte der Photographie.
nach dem Unterrichte in diesen Fächern. Es ist für Lithographen, Aetzer,
Zeichner u. s. w. die Photographie ein unentbehrliches Hilfsmittel ge-
worden, und es schlössen sich z. B. die Grennalschulen der Stein- und
Kupferdrucker in Wien an die daselbst neu errichtete Kaiser!. Königl.
Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsver fahren
an. Es wird an dieser Anstalt in drei Jahrgängen die Theorie und
Praxis der einschlägigen Methoden gelehrt und in den Ateliers und
Druckersälen praktisch geübt und auch Lichtdruck, Photolithographie,
Zinkätzung, Photozinkographie als obligate Gegenstände gelehrt. Auch
in Amerika (Washington) werden Vorarbeiten zur Errichtung eines
grofsen Institutes und Museums für graphische Methoden an dem
y^Smithsonian institution'-'- vorgenommen.
Photographische Objective.
Wie schon mehrmals in diesen Berichten erwähnt wurde, gaben
die Arbeiten des glastechnischen Laboratoriums in Jena und Prof. Abbes
wissenschaftliche Arbeiten neue Impulse zur Herstellung von photo-
graphischen Linsen. Nachdem Zeifs in Jena zuerst .^.^Apochromate^ für
mikroskopische Zwecke erzeugt hatte, verwertheten Voigtländer (Braun-
schweig), Sleinheil (München), Fritsch (Wien) die neuen Glassorten zu
gröfseren Objectiven. Ersterer construirte mittels der Jenenser Baryt-
gläser einfache Landschaftslinsen, sowie neue Eryskope, bei denen der
Vortheil dieses Glases (nämlich grofse Farblosigkeit und Durchlässig-
keit für chemisch wirksame Strahlen) zur Geltung kommt; dadurch
haben die neuen Instrumente bei derselben Oeffnung und Brennweite
einen gröfseren scharfen Bildkreis und gröfsere Schärfe bei voller Oeff-
nung. Sleinheil lieferte hervorragende Arbeiten auf dem Gebiete der
Fernrohrobjective (^Eders Jahrbuch für Photographie für 1889 S. 326), und
Fritsch in Wien construirte „Weitwinkel- Apochromate"-'. Es ist jedoch
bemerkenswerth, dafs die mit gewissen neuen Jenenser Glassorten herge-
stellten Linsen den Witterungseinflüssen mehr zugänglich sind als die ge-
wöhnlichen Flint- und Crownglassorten. Hartnack (Potsdam) fertigt sehr
gute Projectionsobjective an, welche zu Vergröfserungszwecken dienen,
einen Bildwinkel von 25 bis 26^ haben und ein bis zum Rande gleich-
mäfsig scharfes Bild geben.
Bei den neuen Objectivconstructionen werden häufig sogen, „/m-
diaphragmen^^ angebracht, welche wohl schon seit langer Zeit bekannt
sind, jedoch erst seit ungefähr einem Jahre in ausgedehntei'em Mafse
angewendet werden.
Aufnahmen mit der Lochcamera.
Bekanntlich erhält man in einer Camera obscura ein mehr oder
weniger deutliches Bild, wenn man statt der Linse an der Vorderwand
ein kleines Loch anbringt. Mit dem Studium dieser Camera hat man
sich mehrfach beschäftigt, und A. Miethe {^ Photographische Miltheilungen^
Eder, übei- Fortschritte der Photographie. 93
1888 Bd. 24 S. 276) rechnet Tabellen über die Bestimmung der günstigsten
Oeflfnungen der Loehcamera für verschiedene Cameralängen. A. Wagner
(Wien) stellte hübsche derartige Aufnahmen her mit einem Lochdurch-
messer von 0'^™,3 und einem Plattenabstande von 10^™^ bei einer Be-
lichtung von ungefähr einer Minute. Derartige Photographien sind in-
sofern interessant, als sie frei von jeder Verzerrung sind.
Photochemie.
Ueber Anfangswirkung des Lichtes und Effect intermittirender Licht-
wirkungen auf Bromsilbergelatiueplatten stellten A. und L. Lumiere in-
teressante Versuche an {Moniteur de la Photogr.., 1888. Edefs Jahrbuch.^
Bd. 3 S. 346).
Um festzustellen, ob bei sehr kurzen schwachen Lichtwirkungen überhaupt
kein Eindruck auf der Platte vorhanden ist oder ob der Entwickler nur nicht
im Stande ist, so schwache Eindrücke hervorzurufen, liefsen die Autoren zu-
nächst ein constantes Licht 3 Secunden lang auf einen Theil einer Platte
wirken; dann liefsen sie dasselbe Licht mit Hilfe angemessener Apparate auf
andere Theile der Platte in intermittirender Weise so fallen, dafs die einzelnen
Lichteindrücke nur Viooo oder V4000 Secunde betrugen, dafs sich aber in jedem
einzelnen Falle so A'iel davon folgen , um zusammen eine Belichtung von
3 Secunden auszumachen. Beim Entwickeln waren die Lichteindrücke auf
der Platte in allen Fällen genau dieselben, daraus folgt, dafs auch die schwächste
Belichtung einen genau proportionalen Eindruck hervorbringt, dafs aber der
Entwickler nicht genügt, ihn hervorzurufen. (Andererseits sind zahlreiche
Beobachtungen aus der Praxis vorhanden, welche gegen die genaue Gültigkeit
dieser Regel sprechen. Anm. d. Referenten.)
Ueber Lichtempfindlichkeit verschiedener Farbstoffe, welche in der
Druckindustrie verwendet werden, machte Inspektor G. Fritz der Wiener
Hof- und Staatsdruckerei Mittheilung {Photographische Correspondenz.,
1888 S. 243). Wir verweisen auf den ausführlichen Bericht und be-
merken hier nur, dafs Anilinfarben auf Holzstoffpapier im Sonnenlichte
viel rascher zerstört wurden, als dieselben auf Hadernpapier.
Ueber die Photographie dunkler Wärmestrahlen stellte Ives Ver-
suche an.
Ives liefs das Licht eines Kalklichtes in eine Camera fallen und
stellte einen metallischen Gegenstand vor, so dafs ein Schattenbild ent-
stand. Dann schob er vor das in einem Kasten befindliche Kalklicht
einen schwarzen Glasschirm, welcher nur die Wärmestrahlen durch-
läfst, und brachte dann an die Stelle der Visirscheibe eine mit Leucht-
farbe bestrichene phosphorescirende Tafel. Die Wärmestrahlen löschten
nun an den Bildstellen das Phosphorescenzlicht aus, und wenn er die
Tafel mit einer Bromsilberplatte in Contact brachte, entstand ein posi-
tives Bild. Heifses Eisen an Stelle des Kalklichtes erwies sich nicht
brauchbar, indem seine Strahlen durch Wasserdampf der Luft absorbirt
wurden {Philadelphia Photogr.., 1887 S. 180).
Photo grammetrie und Aufnahme von Baudenkmälern.
Für das preufsische Cultusministerium werden photographische Auf-
nahmen von Baudenkmälern im Formate von 40cm jm Quadrate ange-
Ö4 Eder, über Fortschritte der Photographie.
fertigt, nach Nvelcheu die geometrischen Zeichnungen angefertigt werden;
als Linse dient das Pautoscop von 24 bis 52cm Brennweite.
Nach Dr. Meydenbauer's Mittheilungen wurden diese Negative auf
Bromsilbergelatinepapier vergröfsert. Hierzu diente ein Kasten aus
dünnen Brettern, etwa SOc'" lang. Der Querschnitt beträgt im Lichten
42CD1 im Quadrat. Innen sind 4 Spiegel so angebracht, dafs sie an
einem Ende den Seitenwänden anliegen, am anderen jedoch einen recht-
eckigen Raum von 12^^ Breite und 35"" Höhe in symmetrischer An-
ordnung einschliefseii, woraus die geneigte Lage der Spiegel sich von
selbst ergibt. Die grofse Oeffnung ist durch eine leicht herauszunehmende
matte Spiegelscheibe, deren Ecken abgeschnitten sind, geschlossen; am
anderen Ende befindet sich eine leicht gehende Thür, innen mit weifsem
Papier bekleidet. Endlich befindet sich in geringem Abstände von der
Thiirseite eine durch die Kastendecke und oberen Spiegel geschnittene
kreisförmige Oelfnung von S^m Durchmesser und darüber ein nach dem
Schornsteine führendes Blechrohr von gleichem Durchmesser. Soll das
Negativ belichtet werden, so wird der Kasten mit der matten Scheibe
dicht an das Negativ gedrückt, welches vergröfsert wird, unter der
Oeffnung an den Draht eine oder zwei Magnesiumspiralen (von 3 bis
14'^°" Länge) angehängt, angezündet und die Thür nicht ganz geschlossen,
damit Luft eintreten kann. Die Bilder werden mit 5<emÄej7-Aplanat
Serie VI, Nr. 3 von 60cm Breite auf 1^,7 Bilddurchmesser vergröfsert
{Photographisches Wochenblatt^ 1888 S. 170).
Ueber Photogrammetrie erschien ein ausführliches Werk von C. Koppe
(y,Die Photogrammetrie'-'- ^ Weimar 1889), welches den Gegenstand er-
schöpfend behandelt. (1889 272 383.)
Anwendung der Photographie in der Mikroskopie^ Spectralanalyse
und Astronomie.
Die Mikrophotographie hat durch die Einführung der orthochroma-
tischen Platten und Apochroniate sehr schöne Erfolge erzielt. Von
Wichtigkeit sind Dr. Zettnow's Untersuchungen, nach welchen man bei
grünem Lichte photographirt und die Platten grünempfindlich macht.
Man bringt vor dem Condensor des Mikroskops eine Glaswanne an,
welche mit einer Lösung von 175? Kupfervitriol, 17? Kaliumbichromat,
2cc Schwefelsäure und 1/2 bis 1' Wasser gefüllt ist.
Besser noch wirkt eine Lösung von 160? Kupfernitrat, 14s Chrom-
säure und 250CC Wasser, welche Licht von der Wellenlänge 570 bis 550
durch läfst.
Der Referent verwendet auch mit Erfolg eine concentrirte wässei'ige
Pikrinsäurelösung mit Zusatz von etwas Indigoschwefelsäure. Die Platten
werden in Erythrosivlösung in der bekannten Weise gebadet. Bei der
Anwendung dieser Methode, sowie bei Anwendung von Eosinsilber-
platten, deren Empfindlichkeit dem grünen Lichte des Kupferchrom-
Eder, über Foi'tschritte der Photographie. 95
filters entspricht, ist es nicht nur möglich, blau und violett gefärbte
Bacillen zu photographiren, sondern man kann auch mit mangelhaft
achromatisirten mikroskopischen Linsen scharfe Photographien erhalten,
weil das durchgelassene grüne Licht einen schmalen Streifen des Spectrums
repräsentirt und Achromatisirungsfehler weniger ins Gewicht fallen.
Auf diese Weise kann man sowohl mittels des Sonnenlichtes, als
mit dem Zirkonlichte sehr gute Vergröfserungen erhalten. Nähere An-
gaben siehe Eders Jahrbuch für Photographie für 1880, sowie C. Fränkel
und Pfeiffers Schrift: ^^Das Verfahren der pholographischen Darstellung
von Bakterien- Präparaten'"'- (Berlin), was in dem Institute Prof. Koches
abgefafst und mit mustergültigen Photographien versehen ist. Dieselben
sind mit Sonnenlicht (mit Hilfe eines Heliostaten) aufgenommen und
die damit erzielte Schärfe ist mit künstlichen Lichtquellen unerreichbar.
In Ermangelung von Sonnenlicht leistet das Zirkonlicht in der von
Schmidt und Haensch in Berlin ausgeführten Form sehr gute Dienste, und
es wurden an der Kaiserl. Königl. Lehr- und Versuchsanstalt für Photo-
graphie in Wien mit vielem Erfolge Mikrophotographien bis 1500facher
Vergröfserung hergestellt.
Zur Färbung von Bakterien oder Bacillen zum Zwecke der Photo-
graphie bedient man sich am besten rother, brauner oder schwarzer
Farben. Am leichtesten und bequemsten ist die Färbung mit Anilin-
roth, welches sowohl bei gewöhnlichen photographischen Platten, als
auch ganz besonders hinter gi'ünen Lichtfiltern und Eosinplatten gute
mikrophotographische Bilder gibt. Nevhaus empfiehlt auch die Schwarz-
färbung {Photographisches Archiv^ 1888 S. 393): Man löst Campeche-
holzextract in kochendem Wasser und filtrirt die Lösung möglichst
heifs. Nachdem dieselbe mindestens 8 Tage gestanden hat, wird sie
vor jedem Gebrauche stark angewärmt. Man läfst nun die zu färbenden
Deckgläschen (mit den Bakteinen) unter leichtem Aufkochen 10 Minuten
auf der Lösung schwimmen^ darauf spült man in heifsem Wasser ab
und legt durch längere Zeit auf eine ganz schwache Lösung von neu-
tralem chromsauren Natron. In der Regel mufs, um ein tiefes Schwarz
zu erzielen, der ganze Vorgang drei- oder viermal wiederholt werden.
Manche Bakterien kommen über ein dunkles Braun nicht hinaus. Man
erhält beim Photographiren derartig schwarz tingirter Bakterien kräftige,
scharf gezeichnete Negative. Die Details der Bakterien (Sporen u. s. w.)
treten nach Netihaus mit grofser Deutlichkeit hervor. Auch die Geifseln,
welche Anilinfarben nicht annehmen, färben sich schwarz.
Mitunter färbt man Bakterien blau (mit Methylenblau) oder violett
(Anilinviolett) ^ solche sind mit weifsem Lichte und auf gewöhnlichen
photographischen Platten nicht gut zu photographiren, sondern es müssen
gelbe, grüne oder orangegelbe Lichtfilter angewendet werden und die
Platten mit Eosinsilber oder Erythrosinsilber gelbempfindlich gemacht
werden.
96 Kleinere Mittheilungen. «
Die Photographie des Speetrums wird immer mehr angewendet.
Insbesondere ist die Arbeit von Prof. Kayser und Runge in Hannover
bahnbrechend {Berliner Akademie der Wissenschaften^ 1888), welche das
normale Spectrum des Eisens mit einem Bowland' sehen Gitter photo-
graphirten. Prof. Simony (Wien) photographirte mit einem Schumann-
schen Quarzspectrographen auf den Canarischen Inseln von einem hohen
Berge aus; er fand ganz neue Erscheinungen im brechbarsten Theile
des Sonnenspectrums und lieferte eine wichtige Ergänzung zu dem be-
rühmten Cornw'schen Normalspectrum der Sonne.
Die Vorbereitungen zur Herstellung der photographischen Himmels-
karte schreiten rüstig vorwärts und man holft, dafs an einigen Stern-
warten noch im J. 1889 die Arbeit begonnen werden kann.
(Fortsetzung folgt.)
Schallenberger's Elektricitätszähler für Wechselströme.
In dem von dem Elektriker der Westinghouse Electric Company^ 0. B^
Schallenher ger in Rochester, angegebenen und von der Weslinghouse Electric Company
für Glühlampenanlagen mit Wechselstrombetrieb benutzten Elektricitätszähler
werden nach dem Telegraphic Journal^ 1888 Bd. 23 ^ S. 349, und dem Engineering
and Mining Journal vom 4. Mai 1889 * S. 412 die (secundären) Wechselströme
durch eine aus wenigen Windungen isolirten Drahtes bestehende Rolle hin-
durch geführt. In dieser Rolle, und zum gröfsten Theil von ihr umschlossen,
liegt ein aus Kupferringen gebildeter Leiter, dessen magnetische Achse einen
Winkel von 450 mit derjenigen der Rolle einschliefst; beide Achsen sind
wagerecht und der Winkel zwischen ihnen kann durch Verschiebung und
darauf folgendes Feststellen der Kupferringe regulirt werden; von diesem
Winkel hängt die Calibrirung des Zählers ab.
Auf einer lothrechten Welle, deren Lager sehr klein und gut polirt sind,
so dafs praktisch keine Reibung in ihnen vorhanden ist, sitzt eine leichte
metallene Scheibe. Wenn nun die Wechselströme durch die Rolle gehen, in-
duciren sie auch Ströme in dem Leiter, und diese beiderlei Ströme wirken
auf die Scheibe magnetisirend und versetzen sie zufolge der Anziehung und
Abstofsung in Umdrehung. Die Kraft der Drehung ist proportional dem
Quadrate der Stromstärke. Deshalb wird auf die Achse der Scheibe noch-
ein empfindlicher Windfang aufgesteckt, dessen Aluminiumtlügel in der Luft
einen mit dem Quadrate der Geschwindigkeit wachsenden, verzögernden
Widerstand finden. Dadurch kann der Stromverbrauch unmittelbar vom Zähler
abgelesen werden, da die Umdrehungen der Scheibe einfach durch ein Zähl-
werk gezählt werden. Strenge Prüfungen haben ergeben, dafs der Zähler
durch die Zahl der Umdrehungen der Scheibe genau den Elektricitätsverbrauch
der Lampen angibt. Die Gesellschaft baut solche Zähler für 25, 50 und!
100 Lampen von 16 Kerzen.
Bent's Stahlhalter.
Um einen langen Stahlstab als Werkzeug zu verwenden und denselben
bis auf ein kurzes Endstück auszunutzen, wird der Schaft des Stahlhalters
hohlgebohrt, der Schneidstahl durchgeschoben und mittels eines geschlitzten
Schraubbolzens am Winkelende festgeklemmt (vgl. 1887 264*105). Der ge-
kröpfte Schneidstahl wird hierbei durch die Kopftläche des Schraubbolzens an
die obere Fläche des Halterwinkels geprefst {Engineering^ 1889 Bd. 67*S. 541).
Verlag der J. Ü. Cotta'schen Buchhandlung Nachfol|.er in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neuerungen an Pumpen. 97
Neuerungen an Pumpen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 272 S. 541.)
Mit Abbildungen auf Tafel 5.
Die in Fig. 1 bis 3 dargestellte Pumpe ist eine direkt wirkende
Duplexpumpe und für den Betrieb eines hydraulischen Aufzuges be-
stimmt. Besonderen Werth legen die Erbauer derselben, Smith und
Stevens^ auf eine sicher wirkende selbsthätige Auslösung für den Fall,
dafs der Accumulator seine zulässige Spannung überschreitet. Diesen
Zweck soll die in Fig. 3 dargestellte Vorrichtung erfüllen. Die Dampf-
cylindcr Fig. 1 zeichnen sich vor der gebräuchlichen Bauweise dadurch
aus, dafs sie an jeder Seite zwei Kanäle haben, von denen der innere als
Ausströmungskanal dient. Es soll dadurch, wie leicht zu übersehen
ist, ein weicherer Gang erzielt werden. Der Pumpenkörper ist mit dem
Dampfcylinder durch Stahlstangen verbunden und bietet nichts Be-
sonderes.
Die Auslösungsvorrichtung Fig. 3 steht stets unter dem Drucke des
in B befindlichen Dampfes, welcher das Ventil zu öffnen strebt. Diesem
Drucke entgegen wirkt der durch das Rohr A auf den Kolben gegebene
Wasserdruck des Accumulators. Der durch zwei Stopfbüchsen ab-
gedichtete Kolben läfst bei gewöhnlichem Betriebe das in B befindliche
Ventil geöffnet. Letzteres schliefst sich jedoch sofort, wenn der Druck
im Accumulator eine bestimmte Höhe übersteigt. Diese Regelung voll-
zieht sich geräuschlos, was im vorliegenden B'alle, wo der Aufzug in
einem Gasthofe verwendet wird, nur angenehm ist. Der erforderliche
Hub der Auslösevorrichtung beträgt ö™'».
Die Woodward-Fum])e hat eigenthümliche Ventile, welche, wie
Fig. 4 und 5 zeigen, aus segmentförmigen Klappen C bestehen, welche,
um zwei Zapfen drehbar, sich an die cylindrisch ausgebohrten Ventil-
gehäuse anlegen. Wie aus Fig. 5 zu ersehen, haben die Zapfen ihre
Führung in zwei Deckeln 6, welche zum Verschlusse der Seitenöflnungen
des Ventilgehäuses dienen. Nebenbei sei erwähnt, dafs die für Dampf-
und Pumpenkolben gemeinschaftliche Kolbenstange so eingerichtet ist,
dafs der Pumpenkolben abgetrennt und die Pumpe als gewöhnliche Be-
triebsdampfmaschine benutzt werden kann. Die Pumpe wird von der
„ Woodward Steam Pump Comp.'-'- in New York City angefertigt und soll
sich auch für ziemlich dickflüssige Stoffe, als Syrup, Leim, Theer u. dgl.,
gut bewähren.
Unter den Maschinen der letzten amerikanischen Ausstellung war
nach Industries vom 25. November 1887 eine direkt wirkende Dampf-
pumpe, die sogen. ^TaW-Pumpe, deren Einrichtung aus dem Längsschnitt
(Fig. 7), sowie aus den schematischen Zeichnungen (Fig. 6 und 8) zu
ersehen ist. Die Pumpe ist als Zwillingspumpe construirt, hat beide
Kolben mit einer Kolbenstange direkt verbunden, und wird, wie bei der
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 3. 1889/111. 7
yy Neuerungen an Pumpen.
fFor/Ain^/on-Pumpe, die Umsteuening der einen Pumpe von der neben-
liegenden bewirkt. Die Danipfkanäle sind wie bei der vorhin be-
sprochenen Pumpe von Smilh und Stevens doppelt vorhanden. Die be-
merkenswerthe Umsteuerung ist nach den angezogenen Fig. 6 und 8
wohl zu übersehen.
Zum leichteren Verständnifs fassen wir die augenblickliche Stellung
ins Auge. Bei dem Cylinder I hat der Kolben, der sich in der Rich-
tung des Pfeiles bewegt, soeben die OefFnung €2 dem Dampfe frei ge-
geben und demselben somit gestattet, mittels des Doppel- Muschel-
schiebers xx^ durch den Kanal C2 hinter den Kolben P^ zu treten.
Dadurch entsteht in dem Räume Gi eine Spannung, welche genügt,
den zur Steuerung des Cylinders II dienenden Kolben P^ in der Richtung
des Pfeiles zu verschieben. Der Dampf im Räume vor dem Kolben P^
steht gleichzeitig durch das Rohr d2 mit dem Doppel-Muschelschieber
von Cylinder I in Verbindung und kann hier entweichen. Es wieder-
holt sich nunmehr der ents})rechende Vorgang in leicht zu übersehender
Weise bei Cylinder li, an welchem die einzelnen Theile mit dem
Cylinder I entsprechenden Buchstaben bezeichnet sind. Um den Gang
der Ventile P^ und P2 weich zu machen, ist an jedem Ende der Boh-
rung Gl und G2 der Kanal g angeordnet, welcher den eigentlichen
Kolben von P an beiden Enden überragt und somit ein Dampfkissen
bildet. Wir wollen die weitere ermüdende Beschreibung unserer Quelle
vermeiden, da wir die Zeichnung zum Verständnifs für vollständig aus-
reichend halten.
Die in der Ausstellung befindliche Pumpe, von der Hall Steam Pump
Company in New York angefertigt, hatte geringe Gröfsenverhältnisse
und zwar 5 Zoll Hub, 4 Zoll Durchmesser für den Dampfcyliuder,
2,5 Zoll für den Pumpencylinder und lieferte bei 100 bis 200 Hüben
in der Minute 20 bis 40 Gallonen Wasser.
Fielding und Platt in Gloucester verwenden nach Revue industrielle
vom 18. Februar 1888 zu ihrer Doppelpumpe nur einen Schieber. Wie
die Fig. 9 bis 11 zeigen, ist ein Schieber verwendet, dessen Gleitfläche
nach einer Cyliuderfläche geformt ist und welcher auf eigenthümlich
geformte Kanäle wirkt. Der Schieber erhält neben der hin und her
gehenden Bewegung noch eine Drehung, was durch eine geeignete
Hebelverbinduno; bewirkt wird. Die erreichten Vortheile sollen in ein-
facher Ausführung und weicherem Gang bestehen. Aus der Lage der
Kanäle ist nach dem Vorstehenden leicht zu ersehen, in welcher Weise
die Vertheilung des Dampfes erfolgt. '
Die Pumpe von Ellice-Clark und Chapman in London (Englisches
Patent Nr. 16986 vom 9. December 1887) umgeht die Einströmungs-
ventile dadurch, dafs das Cylinderfutter in der Längsrichtung verschiebbar
I In der Zeichnung Fig. 11 sollte die Schral'tirung der Kanalwand links
voni Schieber oberhalb des Schieberspiegels wegl'allen.
Neuerungen an Pumpen. 99
ist. Bei der in Fig. 12 dargestellten Pumpe bewegt sich der Kolben
nach links, er nimmt dabei den Cylinder mit nach links, wo ev sich
an dem eingeschwalbten Ringe F von weichem Metalle dichtet, so dafs
das Wasser aus dem Räume C durch die beiden dort befindlichen
Ventile entweicht. Der Eintritt des Wassers erfolot durch die Sauge-
Öffnung D und den frei gewordenen ringförmigen Schlitz in der durch
die Pfeile angegebenen Richtung. Das Spiel wiederholt sich beim Rück-
gänge des Kolbens an dem entsprechenden anderen Ende.
Eine Vorrichtung zur Steuerung an sogen. Duplexpumpen haben
sich T. Jefferiss und Tangijes durch das Englische Patent Nr. 15944 vom
19. November 1887 schützen lassen. Die Steuerung Fig. 13 und 14 be-
zweckt, den Schieber der einen Pumpe von dem Kolben der anderen
Pumpe zu bewegen, wie dies bekanntlich bei den Worthington-Fampeü
üblich ist. Der Anschlufs an die Kolbenstangen J wird durch die
Büchsen D L bewirkt, welche mittels einer Bohrung den Bolzen F des
Führungsstückes E aufnehmen. In einer Bohrung des Führungsstückes E
gleitet das Ende des Armes G^ welcher durch die im Maschinenrahmen
gelagerte Achse I mit dem kürzeren Arme H verbunden ist. Das Ende
des letzteren ist zu einem Daumen erweitert, welcher an die Schieber-
stange K mittels des Auges R anlenkt. An der anderen Kolbenstange
ist eine ähnliche Vorrichtung angebracht. Wegen des Spieles im
Auge H wirkt der Daumen von H nur während einer bestimmten Hub-
zeit, die nach Bedarf gewählt werden kann.
Die vielfach bestätigte Erfahrung, dafs bei rasch gehenden Pumpen
in Folge der Bewegungsbeharrung des Wassers mehr als die theoretische
Menge Flüssigkeit gefördert wird, will Henry bei seiner Pumpe Fig. 15,
nach Porlefeuille e'conomique^ ausnutzen.
Der zugespitzte Pluuger C wird durch ein Kurbelgetriebe Z), E in
schnelle Bewegung versetzt und macht etwa 200 bis 300 Hübe in der
Minute. Bei so schneller Tourenzahl mufs gute Schmierung vorhanden
sein und um ein Umherspritzen des Oeles zu verhüten, ruht der Kurbel-
mechanismus sammt Stopfbüchse des Plungers in einem kastenartigen
Gehäuse. Die durch den Plunger C in Bewegung gesetzte Wasser-
säule B öffnet das Ventil A während des Rückganges des Plungers.
Nach den Erfahrungen des Berichterstatters sollte in solchen Fällen
nicht, wie es hier geschehen ist, ein gröfseres Ventil zur Verwendung
kommen, sondern statt desselben mehrere kleinere, womöglich Gummi-
klappen, welche rasch schliefsen und keine Sehläge verursachen. Bei
dem raschen Gange ist diese Vorsicht unbedingt geboten.
Es ist vielfach bei dem Fördern solcher Flüssigkeiten, welche die
zum Pumpenbau gebräuchlichen Stoffe angreifen, ein Futter verwendet
worden, welches der Einwirkung der Flüssigkeit widei-steht. Eine ein-
fache Vorrichtung, bei welcher zugleich der Kolben durch eine elastische
Wand ersetzt bezieh, gebildet wird, ist von A, L. G. Dehne in Halle auf
■^QQ JNeiierungeu an Pumpen.
den Markt gebracht. In der Fig. 16 i.st das schützende Futter durch
Schraftirung hervorgehoben. Der Pumpenkolben ist von der zu pum-
penden Flüssigkeit durch eine elastische Wand getrennt, welche die
ihm feindliche Flüssigkeit abhält. Die Bewegung der elastischen Wand
wird wie ersichtlich, oben und unten durch eine durchbrochene Wand
begrenzt, und somit vor Platzen geschützt. Zur Vorsicht ist seitlich
am Pumpenstiefel ein Sicherheitsventil angebracht, welches den Fall
vorsieht, dafs sich durch irgend einen Zufall im Pumpenstiefel zu viel
Wasser angesammelt haben sollte. Als schützendes Material dient je
nachdem Blei, Hartgummi, Zinn u. dgl.
Einige bemerkenswerthe Neuerungen bieten die rotirenden Pumpen,
die, wenngleich die Dichtung schwierig ist, doch den Vortheil der un-
unterbrochenen Förderung bieten und aus diesem Grunde zu Ver-
besserungen auffordern.
Bei der Pumpe von Jakobs (D. R. P. Nr. 43403 vom 23. September
1887) werden die Ventile gänzlich vermieden. Wie Fig. 17 zeigt, ist
die liegende Pumpe rotirend, von fester und loser Kiemenscheibe ge-
trieben. Der Kolben F ist während seiner Umdrehung auf der Achse /),
die zu diesem Zwecke einen quadratischen Querschnitt bekommen hat,
in der Längsrichtung verschiebbar. Diese Bewegung wird durch die
Knaggen J bewirkt, welche den spiralförmigen Rändern des Kolbens
als Führung dienen.
Berrenherga rotirende Pumpe (Fig. 18), welche nach dem Techniker
von den Boston Rotary Pump Works gebaut wird, benutzt zum Ab-
schliefsen der Sauge- und Druckvi-assersäule kreisförmige Büchsen,
welche leicht herausgenommen und ausgewechselt werden können.
Es sind dies einfach Messingröhren, welche sich dem Verschleifs gemäfs
einstellen lassen. Alle Begrenzungslinien sind Kreisbögen, so dafs die
Maschine sehr leicht läuft und das Wasser weniger aufrüttelt, als dies
bei rotirenden Pumpen gewöhnlich der Fall ist. Die beanspruchten
Theile, als Lager u. s. w,, sind aus Bronze. Die Pumpe ist für schweren
Dienst berechnet, hat doppelte Räderübersetzung, um die arbeitenden
Theile von Spannungen zu entlasten, und conische Lager, um allen
Verschleifs zu compensiren, so dafs die Kolben jederzeit centrisch laufen.
Die Sehcig'nche rotirende Pumpe (D. R. P. Nr. 47089 vom 19. Sep-
tember 1888) ist in Fig. 19 dargestellt. Ihre Eigenthümlichkeit besteht
darin, dafs sie aus zwei excentrisch zu einander liegenden Rädern gebildet
ist, welche in Verbindung mit einem festliegenden halbmondförmigen
Stücke das Wasser in der Richtung der Pfeile vorwärts bewegen. Bei
der vorliegenden Ausführung hat das gröfsere Rad sechs Aussparungen,
in welche die drei Zähne des kleineren Rades eingreifen. Der Betrieb
erfolgt von einer Riemenscheibe aus in gewöhnlicher Weise. Die Sauge-
hühe wird zu 4 bis 6"^ angegeben, die ganze Förderhöhe zu 50°'.
Die Maschinenfabrik von Sehcig und Lange hat verschiedene Gröfsen
Technische Neuerungen auf dem Gebiete dei* Brauindustrie. 101
ausgeführt und zwar von 80°i°i Durchmesser mit 450 Umdrehungen in
der Minute, ISO™"! Riemenseheibendurchmesser, 0',18 auf die Umdrehung
bei 10"^ Förderhöhe an, bis zu oTS^nm Durchmesser, 8701^^ Riemenscheibe,
141,56 Fördermenge für jede Umdrehung entsprechend 1470' in der
Minute, wobei 112 Umdrehungen vorausgesetzt sind.
Bei der rotirenden Pumpe von Hoppe in Frankfurt a. M. (Fig. 20
bis 22) dienen die Pumpenflügel zugleich als Antriebszahnräder. Nach
Uhland's praktischem Maschinenconstructeur dienen hier als eigentliche
Pumpmaschine zwei in einem gemeinsamen ausgebohrten und aus-
geschlitfenen Gehäuse drehbare fünfarmige Flügelwerke, von denen das
eine als Antriebs- und Saugrad dient, während das andere lediglicii
als Auftriebrad benutzt wird. Das Antriebs-Flügelwerk ist auf der
Antriebswelle, auf der zugleich eine Fest- und eine Losscheibe sich
befinden, aufgekeilt, während das Uebertragungs-Flügelwerk auf einer
zweiten, in zwei geschlossenen Büchsen gelagerten Welle befestigt
wurde. Beide Flügelwerke rollen sich auf einander ab, wodurch ihre
Leistung gegenüber ähnlichen Maschinen bedeutend erhöht wird.
Ebenso sind die Lager in achsialer und in radialer Richtung conisch
nachstellbar, wodurch die Flügelachse stets centrisch geführt wird.
Aufserdem ist eine Abnutzung der Achsen selbst fast vollständig aus-
geschlossen, da die auf ihnen befestigten Conen aus bestem Gufsstahl
hergestellt sind und, ohne eine Demontage der Pumpe selbst nöthig zu
machen, jederzeit leicht abgenommen und nachgearbeitet werden können.
Man hat nur nöthig, die Lagerbüchse nach Lösung einiger Muttern
herauszunehmen, um dadurch den Stahlgufsconus freizulegen. Zum
Schmieren der Lager dient consistentes Fett, weil letzteres sich in den
Achsenbüchsen weniger festsetzt als Schmieröl. Unter gewöhnlichen
Verhältnissen saugt die Pumpe das Wasser in der durch einen Pfeil
gekennzeichneten Richtung an und drückt dasselbe durch den an der
höchsten Stelle des Gehäuses ansieordneten Stutzen nach aufsen.
Uel}er technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-
industrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-
Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
(Schlafs des Berichtes Bd. 272 S. 82.)
Mit Abbildungen.
L. A. Enzinger^ der Erfinder und rührige Verfechter der vielfach
beliebten Papierfiltration, hatte seine patentirten Filterapparate, deren
Construction durch mehrfache Besprechung bekannt ist, in allen Gröfseu
ausgestellt und führte dieselben, wie die gleichfalls bekannten Flaschen-
abfüllapparate für zwei und acht Flaschen (letzteren als Revolverapparat)
im vollen Betriebe vor.
1U2 Technische Neuerungen auf dem Gebiete der ßrauiudustrie.
Enzinger hatte übrigens auch diesmal zwei Neuheiten vorgeführt,
und zwar eine verbesserte Fafsabfüllmaschine und eine Flascheusehwenk-
maschine. Die neue Farsablüllniaschiue ist in ihrem Aeulseren der
älteren Construetion ähnlich und besteht aus dem erhöht auf einem
Tische stehenden Gegendruckkessel, den FafsabfüUhähnen mit Schläuchen
und den Fafsauf lagern, deren Ständer zur Aufhängung der Fafsabfüll-
hähne dienen. Am Boden des Kessels befindet sich der Einlaufhahn
von 40""" lichter Weite, welche Weite auch der Zuleitungsschlauch
haben soll. Unten an der Vorderseite des Kessels ist der Auslauf-
stutzen angebracht, an dessen drei Armen die 20 bezieh. 25'""i weiten
Bierschläuche der Abfüllhähne angeschraubt werden^ die 15"^'" weiten
Luftschläuche der Hähne werden ebenfalls mittels Verschraubung au
den Gewindestutzen auf der unteren Seite der drei Arme befestigt. Die
7aim weiten Abspritzschläuche der Hähne werden durch die an der
Unterseite befindliche Schlauchöse gesteckt und in ein unter den Tisch
gestelltes Gefäfs geleitet. Auf dem Auslaufstutzen ist eine Glaslaterne
angebracht und in dieser ein Schwimmerventil, welches selbsthätig den
Austritt der überschüssigen Luft und damit den Zulauf des Bieres
regelt. — Die Aufstellung des Apparates geschieht in folgender Weise:
Die Fafsauf lager werden, nachdem vorher die kleinen Tische mit Leuch-
tern an den Ständern angeschraubt wurden, an der Vorderseite des
Kessels in gerader Linie aufgestellt und zwar ein Auflager vor der
Mitte des Kessels, die beiden anderen rechts und links davon so weit
entfernt, dafs genügend Platz vorhanden, wenn die gröfsten Fässer auf-
liegen, also etwa 800 bis 1000"im von Mitte zu Mitte. Die Universal-
gelenke, durch welche die Stangen der Hähne gehen, werden dann mit
ihren Zapfen oben in die Bohrungen der Ständer gesteckt und mittels
Stellschrauben vor dem Herausfallen gesichert, worauf dann die Schläuche
der Hähne an den Auslauf- bezieh. Luftröhren des Kessels angeschraubt
werden.
Die neue,£'nz«>j^er'sche patentirte Flaschenschwenkmaschine hat den
Vortheil, dafs bei derselben, entgegen den meisten anderen Constructionen,
anstatt der Bürste die Flasche rotirt und man die erstere, welche je
nach de:- Form der Flasche besonders geformt ist, im Inneren der
Flasche ganz nach Belieben dirigiren kann. Die Handhabung der
Maschine ist die denkbar einfachste; indem man durch den an der
Maschine angebrachten Fufstritt das senkrecht stehende Schwungrad
der Maschine in Bewegung setzt, beginnt sofort die Umdrehung der
oben eingelegten wagerechten Welle, an welcher ein bezieh, zwei Bolzen
befestigt sind. Hier wird die zu reinigende Flasche mit ihrem unteren
Ende aufgesteckt und rotirt sofort. An dem oberen Theile des ange-
brachten, unten mit einem verschiebbaren Gewichte versehenen zwei-
armigen Hebels befindet sich ein Aufsatz mit einem Mundstücke, durch
welchen die Flasche geführt wird, ohne dafs letztere in ihrer Rotation
Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie.
103
gehindert ist. Durch dieses Mundstück ist selbst bei der schnellsten
Umdrehung mit Leichtigkeit die Bürste einzuführen, und die vollständige
Reinigung der Flasche geht durch einfaches Anlegen der Bürste an der
inneren Wandung vor sich. Der Hebel ist in den unteren Seitenarmen
des Gestelles verschiebbar und durch eine Stellmutter verstellbar, um
den Aufsatz je nach der Gröfse der Flasche richten zu können, so dafs
man mit dieser Maschine Flaschen verschiedenster Gröfse reinigen kann.
Heinrich Stockheim in Mannheim, der Erfinder der Cellulosefilter,
hatte die Ausstellung mit einer Collection seiner Filterapparate be-
schickt.
Die Construction des Stockheim' sehen Filterapparates mit senkrechter
Filtertrommel ist durch die aufserordentiiche Verbreitung zu bekannt,
um noch einer besonderen Beschreibung zu bedürfen. Wir erwähnen
nur der neuerlich angebrachten vortheilhaften Verbesserung einer cen-
tralisirten Entlüftung und einer automatischen Leerfiltration, die, vv'enn
gewünscht, im geeigneten Augenblicke ermöglicht ist; ferner die An-
ordnung an dem nunmehr constructiv sehr vereinfachten Apparate, die
Abfüllhähne erforderlichenfalls mit einem praktischen und sehr ein-
fachen isobarometrischen Spundhahne versehen zu können. — Recht
zweckmäfsig und empfehlenswerth erscheint auch der ausgestellte Röhren-
kühler, der bei glutintrüben Bieren zwischen Lagerfafs und Filter ein-
zuschalten ist, um das gelöste Glutin durch Abkühlung von der Filtration
auszuscheiden und im
Filter zurück zu behal-
ten. Ferner eine neue
Anzapfvorrichtung, Pat.
Stockheim ^ welche den
Vortheil hat, dafs man
den Hahn leicht und ein-
fachaufsetzen kann, ohne
Bierverlust , bei vollem
und kräftigem Ausflusse,
und dafs man das im
Fafsgrunde lagernde Bier
mit Hilfe einer gebo-
genen Ansatzröhre voll-
ständig leer ziehen kann,
ohne die festsitzend blei-
bende Hefe wie durch
das sonst übliche Kippen
aufzurütteln, so dafs
dieses Restbier gleich
unter dem bestehenden
Pressionsdrucke ohne
104 Technisclie Neuerungen aiil' dem Ciebiete der Brauiudustrie.
Kohlensäureverlust durch das Filter getrieben wird. Dieser Universal-
anstichhahn wird in zwei verschiedenen Constructionen ausgeführt.
Fio-. 1 zeist die Ausführung ohne die Kükenhahnen mit seitlichem
Ausgange, bei welchem nach erfolgtem Ausstofse des Pfropfens der mit
Gummidichtung versehene Stöpsel die Abdichtung gegen die Wandung
der Büchse bewirkt. Nachdem die Schlauchleitung an den seitlichen
Ausgang angeschraubt ist, wird der Stöfser zurückgezogen, und der
Ausflufs des Bieres erfolgt so lange, bis der Stöfser nach innen gedrückt
wird. Fig. 2 zeigt einen Kükenhahnen mit einem gebohrten Durch-
gange, bei welchem die Durchlafsvorrichtung an das vordere Gewinde
geschraubt wird.
Die Firma Heinrich Gehrke in Berlin brachte ihre neu construirten
Bierfiltrir- und Abfüllapparate, System und Patent Gehrhe-Wohlfarth^
durch vier complete Filteranlagen zur Ausstellung. Der Filter hat
Glockenform, liegt wagerecht und ist mit einem Kühlmantel umgeben:
das Ganze ist auf einem Wagen montirt und sowohl um seine senk-
rechte als auch wagerechte Achse drehbar.
In Folge der Drehbarkeit des Filterapparates um seine wagerechte
Achse läfst sich das Bier nicht allein von unten nach oben, sondern
auch umgekehrt von oben nach unten filtriren. Letztere Anwendung
empfiehlt sich besonders bei solchen Bieren, die nicht sehr stark ge-
spundet sind und wobei es auf eine hohe und quantitative Leistung
abgesehen ist; erstere Anwendung ist dagegen bei stark gespannten
Bieren vorzuziehen. Wird von unten nach oben tiltrirt, so wird am
Schlüsse der Filtration der Apparat (mittels Zahnrad und Schnecke)
um seine wagerechte Achse gestürzt; das Auslaufrohr des Apparates,
das durch die Achse des Filters aus- und in den sogen. Schaumverhüter
einmündet, braucht dabei nicht gelöst zu werden. An einem Dreiwege-
hähnchen des Luftabsperrkessels und dem Leerlaufhähnchen des Filters
ist je ein Luftschlauch angebracht, der gegebenen Falls durch Schlauch-
verschraubungen verkuppelt werden kann. Beim Einziehen des Lager-
fasses, wenn sich die Ventilkugel gesenkt und den Zugang zum Filter
abgesperrt hat, wird der Filtrirapparat in oben beschriebener Weise
gestürzt. Die comprimirte Luft dringt vom Lagerfasse durch den Bier-
leitungsschlauch in den Luftabsperrkessel und aus dem Dreiwegehähuchen
durch die verkuppelten Luftschläuche in den umgestürzten Filterapparat
und drückt auch den letzten Rest Bieres in tiltrirtem Zustande nach
dem Al)füllapparate, wo ersterer in der gewöhnlichen Weise auf die
Versandt- bezieh. Schenkfässer übergefüllt wird.
Unter den zahlreichen von der Firma Otto Fromme in Frank-
furt a. M. ausgestellten Gegenständen waren gleichfalls Filterai)parate
eigenen Systemes vertreten. Dieselben bestehen im Wesentlichen aus
einer oben und unten ollenen cylindrischen, durch Deckel verschliefs-
baren Trommel, die mittels zweier Drehzapfen auf einem fahrenden
Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindusti-ie. 105
Gestelle wagerecht gelagei-t und durch einen in der Mitte desselben
angebrachten schrägen Boden in zwei gleiche über einander liegende
Kammern getheilt ist. In diesen Kammern wird die breiartige Filter-
masse zwischen gelochten Kupferblechen und Drahtsieben derart ein-
gelegt, dafs zuerst die oberen Kammern bis zum Rande gefüllt, darauf
der Deckel aufgesetzt und die Schrauben fest verschlossen werden, wo-
durch dann derselbe tief in die Trommel eindringt und die eingebrachte
Filtermasse stark zusammenprefst. Nach halber Drehung der Trommel
um ihre Achse, so dafs jetzt die untere Kammer oben ist, wird in
gleicher Weise die Füllung auch dieser Kammer vorgenommen. Die
Filtermasse besteht aus zwei verschiedenen Materialien, nämlich die
eine Schichte aus Cellulose, die andere aus feiner Baumwollfaser; letz-
tere tiltrirt feiner und wird daher so eingelegt, dafs das Bier dieselbe
zuletzt passirt. Da für diese Filtermassse nur bestes, chemisch reines
Material ohne irgend welchen schädlichen oder verbotenen Zusatz in
Verwendung kommt, so ist deren Wirkung eine durchaus gute; die
Masse selbst kann nach dem Gebrauche ausgewaschen und von Neuem
gebraucht werden.
Am Apparate selbst, und zwar am höchsten Punkte desselben, ist
der Luftabsperrkesse! angebracht, durch den bei Inbetriebsetzung zu-
nächst die Zuleitung vom Lagerfasse zum Apparate entlüftet wird. Von
hier aus dringt das Bier in den Apparat, bei doppelten Apparaten gleich-
zeitig in beide Trommeln und prefst die über den Filterschichten vor-
handene Luft durch Lufthähnchen, die am höchsten Punkte neben dem
Einlaufe angebracht sind, heraus. Die unter den Filterschichten befind-
liche Luft wird durch das nun stark zuströmende Bier durch die untere
Oeffnung mit nach dem Schaumverhüter fortgerissen, wo sie in die
Laterne aufsteigt und dort abgelassen wird. Ist der Apparat auf diese
Weise vollständig entlüftet, so kann keine Luft mehr hineindringen, da
der erwähnte Luftabsperrkessel alle Luft, die etwa noch in einer Biegung
des Zuleitungsschlauches verblieb und nachträglich fortgerissen wird,
abhält. Auch ein Freiwerden von Kohlensäure, also ein Schäumen
des Bieres, kann, nachdem der Apparat in Betrieb gesetzt ist, aus den
oben angeführten Gründen nicht vorkommen. Wenn das Lagerfafs leer
ist, sinkt das Bier im Luftabsperrkessel, ein darin schwimmender Gummi-
ball setzt sich auf die Ablaufötfnung und verschliefst luftdicht den Ein-
gang der Oeffnung. Sowohl der Filter selbst als auch der Luftabsperr-
kessel und Schaumverhüter mit Abfüllbock sind in allen ihren Theilen
aus innen gut verzinntem Kupfer, Messing und Rothgufs hergestellt, so
dafs die ganze Einrichtung einen bedeutenden Metallwerth repräsentirt.
Ein weiterer bekannter und bewährter Filterapparat ist der von der
Maschinen- und Armatur fahr ik Frankenthal vorm. Klein ^ Schanzlin und
Becker ausgestellte. Derselbe hat in jüngster Zeit gleichfalls wesent-
liche Verbesserungen durch den Erfinder, den Mitchef der Firma, Herrn
106 Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie.
Klein^ erfahren und mufs gleichfalls als einer der praktischsten und
leistungsfähigsten Celluloselilter bezeichnet werden. Die neueste Ver-
besserung des Filters besteht hauptsächlich darin, dafs durch eine beson-
dere Entluftungsvorrichtung der Filter nicht gekippt zu werden braucht,
dafs ferner durch eine besondere Construction der Siebeinsätze er-
möglicht wird, die Filtermasse nach Wunsch oder Erfordernifs stärker
oder schwächer zu pressen, um die Filtratiousfähigkeit nach Bedarf zu
erhöhen.
Unter anderen Apparaten stellt die Firma Otto Fromme in Frank-
furt a.M. noch als neu Lagerfafsbüchsen, System Munz-Göbel^ aus, die sich
von den anderen bekannten Fafsbüchsen durch wesentliche Vorzüge
auszeichnen. Diese Lagerfafsbüchse mit Abfüllhahnen wurde nach An-
gabe des verstorbenen Herrn Max Munz^ Braumeisters der Wiirttem-
bergi&ch-Hohenzoüer seilen Brauereigesellschaft in Stuttgart angefertigt und
entspricht allen Anforderungen, die an eine derartige Einrichtung ge-
stellt werden können. Es ist dies eine äufserst einfache, sehr prak-
tische und mit gröfster Leichtigkeit zu handhabende Construction. Der
ganze Hahn besteht aus zwei Stücken, -welche unmöglich in Unordnung
gebracht werden können. VV^enn das Gehäuse in das alte Loch des
Fafsthürchens eingeschraubt ist, so dafs das 0-Zeiehen nach oben steht,
wird der Hahn immer von selbst die richtige Stellung einnehmen. Wenn
weiter mit dem Schlüssel die innere Büchse eingedreht ist, werden die
Einlaufötinungen stets nach unten stehen, wodurch erreicht wird, dafs
aus einem Fasse etwa l'^' Bier mehr abgefafst werden kann als bei
anderen Systemen. Sehr vortheilhaft ist es auch, die Büchse statt in
das Thürchen von unten ins Fafs, in der Nähe des Thürchens, also in
die Daube einzuschrauben, dann ist es möglich, alles brauchbare Bier
aus dem Fasse zu ziehen. Es empfiehlt sich dies besonders da, wo
Filterapparate benutzt werden. Beim Pichen der Fässer wnd. entweder
die innere Büchse fest angezogen oder besser noch ein äufserer Schutz-
deckel innen eingeschraubt, damit sich kein Pech ansetzen kann.
Von bereits bekannten Constructionen der Filterapparate sind
noch die schon früher beschriebenen /*ü'//ie-Filter, ausgestellt von Arnold
und Schirmer in Berlin, rühmlichst hervorzuheben. Die Construction der
ausgestellten Apparate zeigt wesentliche Verbesserungen gegenüber den
früheren Ausführungen, und zwar ist der Luftabscheider mit dem Apparate
jetzt verbunden, während er früher von detnselben getrennt montirt war.
Der Entschäimier ist durch eine patentirte Neuerung derart construirt,
dafs selbst hoch gespundete Biere mittels derselben spundvoll abgefüllt
werden können. Es waren die Apparate in je drei Modellen, und zwar
für Wasser- und Bierfiltratiou ausgestellt, welche sich durch hübsche
und elegante Ausführung auszeichneten. Besondere Beachtung verdient
ein neu construirter, sehr einfacher und praktischer Apparat für die
Reinigung der in diesem Filter verwendeten Filtermasse. Derselbe be-
Technische Keueruiigen auf dem Gebiete der Brauindustrie. 107
steht aus einem Holzkasten, der durch eine in dessen Mitte rotirende
Trommel aus Metallgaze in zwei Abtheilungen geschieden ist. An dieser
Gazetrommel liegt eine Filz walze an, welche durch zwei Hebel in
federndem Zustande erhalten wird. Die durch den Wassergegenstrom
aus dem Filterapparate gespülte Filtermasse fliefst in die mit Holzboden
versehene erste Abtheilung des Waschapparates. Durch Drehen einer
Kui-bel wird der Gazecylinder und mit ihm gleichzeitig die Filzwalze
bewegt und drückt das gewaschene Filtermaterial vollständig aus. Das
Waschwassser fliefst durch die Gazetrommel ab. Die Filzwalze trans-
portirt die Filtermasse selbsthätig in die zweite Abtheilung des Wasch-
apparates, welche mit Siebboden aus Metallgaze versehen ist, durch
welchen das Wasser vollständig abtropft. Dieser Waschprozefs kann
beliebig oft mit kaltem oder heifsem Wasser vollzogen werden, und er-
fordert die gesammte Reinigung höchstens 30 Minuten. Der Apparat
dürfte sich wegen seiner einfachen Handhabung rasch einführen. Der
Piefke sehe Filterapparat war auch während des Brauertages in Betrieb
zu sehen, und zwar in der Brauerei von B. Rettenmeyer in Stuttgart
und in der Bachner sehen Brauerei in Tübingen.
Die Methode von Wasserfiltration nach Dr. Gerson in Hamburg
war sowohl in einem Modelle als auch in einer kleinen in Betrieb
stehenden Anlage in der Ausstellung vertreten. Dieses Filtrationssystem
versucht, von festen Grundsätzen ausgehend, sich möglichst den An-
forderungen der Praxis anzubequemen. Es thut dies zunächst, indem
es die Filtration des Wassers in eine Vor- und Nachfiltration zerlegt,
von dem Prinzipe ausgehend, dafs dem Besitzer nicht derselbe Kosten-
aufwand verursacht Averden darf, wenn er gutes Nutzwasser, als wenn
er tadelloses Trinkwasser ei'zielen will. Die Vorfiltration ist dazu be-
stimmt, die gröberen mechanisch suspendirten Bestandtheile aus dem
Wasser zu entfernen und so ein gutes, klares Nutzwasser zu erlangen.
Sie functionirt unter einem Drucke von 5°'. Die Nachfiltration unter
Hochdruck {9^} verwandelt das so filtrirte Wasser in schönes, reines
Trinkwasser, welches an Qualität gutem Quellwasser wenig nachgibt.
Will man ein Wasser erzielen, welches selbst dem schönsten Quell-
wasser ebenbürtig an die Seite gestellt werden darf, so kann der Nach-
filtration unter Hochdruck noch die Nachfiltration unter schwachem
Drucke (0°\8) folgen. Um in diesem Falle dem Wasser alle Eigen-
schaften des Quellwassers zu geben, werden ihm noch durch einen sehr
einfachen, selbsthätigen Apparat Luft und Kohlensäure in denselben
Mengen zugeführt, wie dieselben im Quellwasser vorhanden.
Das Wasser tritt in zwei parallelen Bahnen von unten nach oben
durch die Filter, und bilden zwei solcher Cylinder immer einen Apparat.
Bei der oben erwähnten Gegenspülung passirt nun, in Folge des Um-
drehens eines Hahnes, das filtrirte Wasser des einen Cylinders den zu
reinigenden Filter, statt wie gewöhnlich von unten nach oben, von oben
108
Technische Neiieningen auf dem Gebiete der Braiiindustrie.
nach unten und treibt so die hauptsächlich im unteren Theile des
Cylinders befindlichen Schmutztheile heraus. Bei den Vorfiltern wird
die Wirkung dieser Reinigungsuiethode noch dadurch erhöht, dafs das
elastische Filtermaterial (mit Eisentannat impräguirte Schwämme) durch
den Druck der unteren Schraube comprimirt und so die Schmutzpartikel
vollkommen herausgepref'st werden, wohingegen bei den Nachfiltern,
in welchen sich nur die feineren organischen Bestandtheile absetzen,
die Reinigung durch einfache Gegenspülung genügt. Nach einem halben
Jahre (bei sehr schmutzigem Wasser noch früher) wird es nöthig, die
Vorfilter neu zu füllen, doch ist dann das alte Filtermaterial nicht un-
brauchbar geworden, sondern mufs nur gründlich ausgewaschen werden
und kann dann wieder als neu functioniren, so dafs selbst, wenn ein
Besitzer den Betrieb nie unterbrechen will, er mit einem Reservefilter-
material für immer genug hat. Die Nachfilter können sogar 11/2 bis
2 Jahre ungestört functioniren; auch dann ist es möglich, die Filter-
stoffe (mit Eisentannat imprägnirter Bimsstein) durch Auswaschen wieder
zu reinigen, doch ist es häufig, speciell wenn das Wasser viel organische
Substanzen enthält, vorzuziehen, eine vollkommene Neufüllung eintreten
zu lassen.
Der von der Firma Luhhardt und Alten in Kassel ausgestellte neue
hydraulische Patent-Spuudapparat ist in beistehender Figur dargestellt.
Die schlechten Erfahrungen, welche mit den seither bekannten Spund-
apparaten mit Leitungen von Wasser oder Quecksilbersäule allgemein
gemacht worden sind, haben die genannte
Firma veranlafst, einen Apparat zu cou-
struiren, welcher jedes Fafs für sich unter
einem beliebigen Drucke spundet. Der hy-
draulische Patent-Spundapy^arat ist in allen
Theilen solid gehalten, dabei einfach und
praktisch eingerichtet. Derselbe besteht
aus zwei Hohlräumen A und Ä, welche
eine Plattenfeder 5 von einander trennt.
In dem oberen Hohlräume A befindet sich
eine Flüssigkeit, auf welche durch Nieder-
pressen der Plattenfeder 5 ein Druck aus-
geübt wird, welcher demjenigen gleich-
kommt, den man auf dem Bier halten will.
Durch einen Manometer wird jeder Ap-
parat genau controlirt. Das Ventil / in
dem Hohlräume Ä, welches auf der
Plattenfeder S befestigt, kann sich also
erst dann öffnen, wenn der Druck von unten die eingestellte Höhe
überschreitet, während sich das Ventil sofort wieder schliefst, sobald
der Ueberdruck abgeführt wird. Ein Ueberspunden des Bieres ist also
Fig. 3.
Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie. 109
vollständig ausgeschlossen. Durch die untere Mutter, welche an dem
Abzugsrohre V befestigt ist, läfst sich der Druck verstärken und ver-
ringern. Man kann also jedes Fafs für sich im Verhältnisse zu dem
gewünschten Mousseux spunden. Soll das betreffende Fafs abgefüllt
werden, so entfernt man den Theil C des Apparates, nachdem der
Hahn H vorher geschlossen worden ist, und schraubt einen Luftwinkel
mit dem Schlauche der Luftpumpe bei M an.
Die ausgestellten hydraulischen Patent-Spundapparate, welche unter
Kohlensäuredruck arbeiteten, erregten allgemeines Interesse. Es wurde
flüssige Kohlensäure verwendet in Flaschen von lOi^' Inhalt und etwa
60at Druck. Durch einen sehr sinnreichen hier zum erstenmal öftent-
lich gezeigten Hochdruckred ucirer, welcher der Firma Lukhardt und
Alten ebenfalls patentirt ist, wurde dieser Druck bis auf i/jQ^t ver-
mindert. Liefs man nun langsam den Druck entsteigen, so öffneten
sich die Ventile der Spundapparate in dem Augenblicke, wo das Mano-
meter einen höheren als den eingestellten Druck anzeigte und der
Ueberdruck wurde pfeifend abgeführt. Der Hochdruckred ucirer wird
für Bierpression mittels flüssiger Kohlensäure, die jetzt sehr billig ge-
worden ist, eine grofse Zukunft haben.
K. T. Petrovitsch^ Braumeister der Exportbrauerei Glück auf in
Ueckendorf-Gelsenkirchen, hatte seine verstellbare Universal-Hefe- und
Bier-Ablafs-Spundbüchse für Gährbottiche und Lagerfässer ausgestellt.
Diese verstellbare Universal-Spundbüchse hat den Zweck, das Spund-
loch am Gährbottich unnöthig zu machen und das Zapfenloch gleich-
mäfsig sowohl für das Abziehen des Bieres, als auch für das Heraus-
lassen der Hefe und Mischen des Bieres und Satzes mittels geprefster
reiner Luft zu bewirken. Dieselbe besteht: 1) Aus der zum Heraus-
uud Hineinschrauben eingerichteten, mit Skala versehenen Büchse^ 2) aus
dem Mutterringe, welcher mittels sechskantiger Mutter im Gährbottich-
boden in der V^eise befestigt wird, dafs der obere Rand der Büchse
mit dem Bottichboden ganz gleich steht; 3) aus dem Schlauch bezieh.
Luftschlauch nebst zwei Schlauch verschraubungen, von denen die eine
zum Befestigen des Luftschlauches und die andere zum Befestigen des
Bierschlauches dient, und endlich 4) aus dem Doppelventil. Der Hahn
fuuctionirt wie folgt: Ist der Mutterring im Gährbottich befestigt, so
dreht man die Büchse so weit, als es geht, in den Bottich hinein, ver-
sieht denselben mit Doppelventil und schlaucht das Bier zum Bottich;
hierauf dreht man den Schlauchhahn in die Büchse und versieht den-
selben mit der zum Luftschlauch passenden Schlauchverschraubung,
bringt den Schlauch mit der vorhandenen Luftpumpe in Verbindung,
öffnet den Schlauchhahn langsam, läfst so viel Luft in den Bottich ein-
dringen als erforderlich, um das Bier genügend in Bewegung zu bringen
und gibt Satz. Der Satz wird vorerst in einem SchäfFel mit Bier auf-
gelöst, indem man denselben mit einem Besen durchpeitscht, sodann
110 Techiiidche Neuerungen auf dem (jebiete der Brauiudustrie.
den Lufthahn aufreibt und den Satz der durch den Luftdruck ent-
sprudelnden Würze langsam zugiefst. Nach stattgehabtem Gährprozesse
schraubt man den Schlauchhahn (welcher inzwischen an einen anderen
Bottich gebracht worden) wieder in die Büchse, versieht denselben mit
der zum Bierschlauche passenden Verschraubung, nimmt das Doppel-
ventil aus der Büchse und öffnet den Schlauchhahn, wodurch das Bier
entweder selbsthätig oder mittels Würgelpumpe in den Lagerkeller zum
Lagerfasse gefafst werden kann. Durch Retourschraubeu der Büchse
kann der letzte Tropfen Bier von der Hefe abgelassen werden. Ist das
Bier abgeschlaucht, so entfernt man den Hahn und stellt die Hefe-
wanne unter den Bottich, dreht die Büchse, an welcher eine Scala mit
Centimetermafs angebracht, so weit zurück, als die oberste Hefeschichte
lagert, und streift die letztere mittels Krücke ab; dieses wiederholt
sich bei jeder Hefeschichte.
Zu jedem Gährbottich ist eine vorstellbare Universal-Spundbüchse
erforderlich, jedoch genügt für etwa 30 Bottiche ein Hahn mit einer
Bier- und Luftschlauchverschraubung, um ungestört arbeiten zu können.
Ein anderer sehr einfacher und äufserst zweckmäfsiger Keller-
apparat, den neuesten Abfüllhahn unter Luftgegendruck, hatte nebst
zahlreichen anderen praktischen Hilfsapparaten für den Brauereibetrieb
der Braumeister Osivald Kropf in Nürnberg als seine jüngste Erfindung
ausgestellt. Der Kropf sehe Hahn ist der erste Apparat, welcher mittels
eines einzigen Reibers (Wirbel) durch eine kleine Drehung das Bier
mit Voi'druck ins Fafs bringt und während des Bierzulaufes den Gegen-
druck in beliebiger Stärke regulirt.
Die Vortheile dieses neuen Abfüllhahnes sind daher: Das Bier wird
vom Mutterfasse ohne jeden Verlust an Kohlensäure und Bier in das
Transportgebinde gebracht, wodurch dasselbe haltbarer wird und längere
Zeit am Zapfen Trieb hält, so dafs sich der Hahn in Kürze bezahlt
macht. Nur auf diese Weise kann man Bier mit hohem Kohlensäure-
druck im Lagerfasse auf Fässer derart abfüllen, dafs während des üeber-
füllens die Spannung des kohlensauren Gases nicht verringert wird und
dasselbe sich durch Kohlensäurereichthum auszeichnet. Das häufige
Heben des Fafsgelägers ist ganz ausgeschlossen; man kann die Biere
stärker spunden und das Abfüllen unterbrechen, da auch theilweise ab-
gefafste Fässer keine Kohlensäure durch den Druck verlieren. Jedes
Nachfüllen der Fässer ist hierdurch erspart, da durch den Gegendruck
das Bier schaumfrei in das Fafs tritt und dasselbe sofort zugeschlagen
wird. Eine allenfalls nöthige Reinigung des Hahnes von Werg uud
Pech, die bei allen bisherigen Apparaten sehr zeitraubend und nur durch
Dampfdruck ermöglicht wurde, ist durch das einfache Abschrauben des
Schaftes auf die leichteste, schnellste und gründlichste Art zu bewerk-
stelligen und sonach die Gefahr des Platzens der Fässer vollkommen
aufgehoben. Der Hahn kann vermöge seiner Einfachheit von jedem
Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie. 111
Laien leicht bedient werden, da die ganze Handhabung desselben in
einer Viertelsdrehung von rechts nach links und retour besteht. In
wenigen Seeunden wird durch den einzigen Reiber (Wirbel), den der
Hahn besitzt, schlechte oder warme Luft, wenn nöthig, ausgelassen, Vor-
druck mit reiner, kalter Luft erzeugt und Bier unter fortwährendem,
beliebig regulirbarem Gegendrucke bei gleichmäfsig starkem Einlaufe
eingeführt, nach dem Vollsein wird obige Drehung nur entgegengesetzt
ausgeführt.
Ein neues Verfahren zum Spülen von Flaschen u. s. w. war von
G. Reininghaus in Mainz vorgeführt. Bei dem vorliegenden Spülapparate
benützt man einen geprefsten Luftstrom, welchen eine Pumpe oder ein
Gebläse erzeugt.
Der zu reinigende Gegenstand wird mit geeigneter Spülflüssigkeit
versehen und der Luftstrom eingeleitet, welcher bei geringer Kraft an-
gewendet eine reinigende intensive Wirkung ausübt.
Bei Flaschenreinigung wird nach und nach die ganze Spültlüssig-
keit aus der Flasche herausgedrückt und dieselbe durch den den Hals
umschliefseuden Stülp nach dem Spülbassin zurückgeführt.
Eine mittelgrofse Pumpe genügt, um in einer Batterie von 10 bis
12 Flaschen den nöthigen Luftstrom zu erzeugen.
Ebenso war von G. Reininghaus in Mainz eine Neuerung an Spund -
dauben für Fässer ausgestellt.
Die Spundlöcher der Fafsdauben bei Bierfässern werden gewöhn-
lich, um dieselben dauerhafter zu erhalten, durch eine Metallbüchse
ausgebüchst, welche in die Fafsdaube eingeschraubt wird. Es ist nun
ein bekannter Uebelstand, dafs beim Pichen die um die Büchse liegenden
Holztheile mehr oder weniger verkohlen und die Fässer dadurch un-
dicht werden.
Die ausgestellte Spunddaube soll dies vermeiden. Ein weiterer
Vortheil derselben ist, dafs man Lager- und Transportfässer schnell und
billig repariren kann, indem der schadhafte Theil einer Daube aus-
geschnitten und durch die eiserne Spunddaube ersetzt wird.
Von Hoz und Kempter in Constanz war ein Turbinen-Hefeaufzieh-
und Lüftungsapparat vorgeführt. Der Apparat besteht aus einem conischen
Gefäfse, in dem sich ein ähnlich geformter Einsatz- oder Circulations-
Cylinder befindet, welcher nicht bis auf den Boden reicht und Schlag-
leisten besitzt. Oben auf dem Blechn^antel ist lose aufgelegt ein durch-
löcherter Boden. An der durchgehenden Welle befindet sich eine
Flügelschraube, welche durch die Handkurbel bewegt wird. — In den
Apparat wird das für einen Bottich benöthigte Quantum Hefe und
Würze gebracht und die Kui-bel in rasche Drehung versetzt, wodurch
die Flügelschraube wie auch der Inhalt des Apparates in Rotation ge-
langt. Durch diese Rotation wird das Gemenge von Hefe und Würze
beim Anprall an die Schlagleisten innigst gemischt und gleichzeitig inner-
112 Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie.
halb des Circulationscylinders nach unten, sowie von da aus ringsherum
zwischen Circulationscjlinder und äufserer Gefäfswand in die Höhe ge-
drückt. Diese im äufseren Zwischenräume aufsteigende Masse gelangt
oben über den Rand des Circulationscylinders wieder nach innen, d. h.
nach der Mitte des Apparates, auf den durchlöcherten Boden und er-
giefst sich durch denselben in feiner Vertheilung mit freiem Falle regen-
artig zu der unten in Mischung befindlichen Masse zurück. Dieser
ununterbrochene Kreislauf vollzieht sich, so lange gedreht wird, und ist
zu einer innigen Mischung und Lüftung etwa 1 bis 2 Minuten erforder-
lich, worauf der Apparat durch den am Boden betindlichen Hahn ent-
leert wird.
Es erfolgt also im unteren Theile des Apparates die Mischung und
im oberen die Lüftung und zwar in einer sehr intensiven Weise. Zur
Reinigung ist es nur erforderlich, die zw^ei seitlichen Klemmschrauben
von Hand zu lösen, worauf der ganze Mechanismus — Rührwerk und
Circulationscjlinder — gleichzeitig herauszuheben und mit der Bürste
überall leicht zugänglich ist. — Der Apparat ist für etwa 40' Hefe und
Würze berechnet (inclus. Steigraum etwa 80').
Dieselbe Specialfirma Hoz und Kempter in Constanz hatte aufser
ihren Kühlapparaten noch ein reiches Sortiment verschiedener Pich-
apparate ausgestellt, darunter eine neue Heifsluft-Pichmaschine für Lager-
und Transportfässer. Die Transportfässer werden mit dem Spundloche
nach unten auf die seitlichen Arme gelegt, die Lagerfässer ebenfalls
mit dem Spund loche nach unten vor den mittleren Stutzen. Das ver-
schiebbare grofse, gebogene Rohr, welches beim Pichen von Lager-
fässern frei durchs Thürchen ins Fafs ragt, besitzt im vorderen Theile
doppelte Wandung, deren Zwischenraum mit Isolirmasse ausgefüllt ist.
Es wird hierdurch jede Beschädigung der Thürstücke vermieden. In
dem ausgemauerten Ofen wird ein Koksfeuer unterhalten. Das an der
Maschine befindliche Gebläse prefst Luft durch den glühenden Koks in
die aufgelegten Transportfässer oder das vorgelegte Lagerfafs. Diese
in Glühhitze befindliche Luft bringt das alte Pech sehr rasch zum
Schmelzen und Auslaufen, worauf die Fässer mit frischem Pech aus-
gegossen werden.
Fleischer und Mühlich in Frankfurt a. M. hatten einen Abseihbier-
Klärapparat (sogen. Fafsgeläger-Reinigungsmaschine) ausgestellt, welche
den Zweck hat, das sogen. Restbier, auch Abseihbier genannt, dem
Bierbrauer wieder dienstbar zu machen, so dafs bei Anwendung dieses
Geräthes der betreffenden Brauerei jährlich ein namhafter Gewinn er-
wächst. In dem conisch erweiterten Stutzen, woran die Filtersäcke
befestigt sind, ist ein zweiter trichterförmiger Metallkörper eingesetzt,
welcher das von oben aus dem Reservoir kommende Bier zwingt, sich
ringförmig an den Innenwänden des Sackes ganz gleichmäfsig zu ver-
theilen, wodurch eine gröfsere Leistungsfähigkeit erzielt wird. Auch
Pregel's Scheibenkuppelung.
113
wird das Bier vor dem plötzlichen Einsturz, wie bei dem alten System
bewahrt, wodurch nur die im Filtersack befindlichen Hefentheile un-
nöthig aufgerüttelt werden. Eine weitere Verbesserung besteht in der
Auflage von Gummi auf dem conischen Stutzen zur Befestigung der
Säcke. Durch diese Gummiauflage wird eine absolute dichte Verbindung
zwischen Filtersack und Stutzen hergestellt, so dafs kein ungeklärtes
Bier nach oben entweichen kann. Ferner ist der Bierauslauf nicht
seitlich am Apparate, sondern im conisch gearbeiteten Boden desselben
angebracht, wodurch der letzte Tropfen ausfliefsen kann und der Apparat
auch leicht zu reinigen ist.
Hiermit dürften die wesentlichen Neuerungen, welche auf der Stutt-
garter Fachausstellung für Brauwesen zur Ausstellung gelangt waren
und welche gleichzeitig ein Bild des gegenwärtigen Standes der Technik
der Brauindustrie vorführen sollten, in ihren wichtigsten Objecten er-
schöpfend besprochen sein und glauben wir damit den Bedürfnissen der
Leser dieses Blattes, soweit sich dieselben für diesen speciellen Zweig
der Technologie besonders interessiren, vollkommen entsprochen zu haben.
Th. Pregel's Scheibenkuppelung.
Mit Abbildung.
Leitender Grundsatz bei der Ausführung dieser Wellenkuppelung
war, eine möglichst centrische Einstellung der Wellenmittel und dabei
einfache Sicherung der Kuppelungsschrauben gegen Abscheren mittels
an- und eingedrehter Reibungsringe, leichtes Lösen oder Lostreiben der
Kuppelungsscheiben durch einige Druckschrauben, namentlich aber ein
durch die Freilegung der sonst durch eine Blechkapsel verdeckten
Schraubenmuttern erleichtertes Anziehen derselben zu erreichen.
Beachtenswerth ist besonders dieser letztere Umstand, weil dadurch
der gewöhnlich auf einer Leiter stehende Arbeiter durch die bequeme
Arbeitslage gegen Ausgleiten gesichert erscheint, was bei den älteren
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 3. 1889I1II. 8
114 Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen.
Scheibenkuppelungen, wo ein fester Bordrand die Muttern überdeckt,
nicht der Fall ist, wo besonders bei kleineren Abmessungen die Muttern
beinahe ganz unzugänglich sind.
Ueber die Berechnung der Antriebstheile von
Bohrmaschinen.
Mit Abbildungen.
Nicht nur für den Erbauer von Bohrmaschinen, sondern überhaupt
für jeden Betriebstechniker ist die Wahl zweckentsprechender Ge-
schwindigkeitsverhältnisse der im Betriebe befindlichen Bohrmaschinen
von hoher Wichtigkeit. Namentlich seit der allgemeineren Einführung
der Spiralbohrer gewinnt diese Frage an Bedeutung.
Es dürfte daher die Besprechung einer einfachen Bestimmungsweise
dieser Geschwindigkeitsverhältnisse erwünscht sein.
Schon früher ist in den Mütheilungen des Technologischen Gewerbe -
Museums, 1887 Bd. 3 Nr. 56 S. 156, dieser Gegenstand von C. Pfaff be-
handelt worden.
Erfahrungsmäfsig beträgt die Geschwindigkeit der äufsersten Bohrer -
kante für härtere Metalle, wie Gufseisen, 50'"'^, für das weichere
Schmiedeeisen annähernd 100°i'n für 1 Secunde. Da nun die Gröfse
des Bohrervorschubes von der Festigkeit des Bohrers abhängt, so folgt
daraus, dafs bei geringer Zahl von Spindelumdrehungen das Bohren
kleiner Löcher verhältnifsmäfsig mehr Arbeitszeit erfordert als das
Bohren gröfserer Löcher.
Bezeichnet d den Bohrerdurchmesser, n die minutliche Umlaufszahl
und V die Geschwindigkeit des Bohrerumfanges in ""'"sec, so folgt
{nd.n') : 60 = v"""^ die Geschwindigkeit,
demnach dn = (60.v) : 7i^=C
Constante, weil v unveränderlich angenommen ist.
d.n = C entspricht aber der Gleichung der gleichseitigen Hyperbel.
Es ist daher ^/n =:(/!«!,
wenn n, die Umlaufszahl für die Bohrung rfj bei gleichbleibender Schnitt-
geschwindigkeit V ist.
Zeichnet man daher eine gleichseitige Hyperbel (Fig. 1) auf eine Stand-
linie ox', auf welcher die Bohrungen rf"^"" aufgetragen werden, auf Grund
einer beliebig angenommenen Geschwindigkeit r, so ergeben die Ordi-
naten der einzelnen Punkte sofort die zugehörigen Umlaufszahlen n. ^
1 Die Aufzeichnung der gleicliseitigen Hyperbel erfolgt, indem man z. B.
für d = 20 die Umlaufszahl n = o bestimmt, dieselbe als Strecke in beliebigem
Mafsstabe aufträgt, so zwar, dafs (20,a) = (60/) = »? ist, das Dreieck 0,(60)/'
zeichnet und den Schnittpunkt g der schrägen Seite mit der o-Linie auf die
Lothrechte 60 überträgt, so ist die Strecke (60,6) = n die gesuchte Umlaufszahl
bezieh, der Hypcrbelpunkt.
Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen.
115
Es verhält sich zum Beispiel:
6 : a = 20 : 60, d. h. es ist
a . 20 = 6 . 60
o = 6 (60 : 20) oder
a = S .b.
Ebenso folgt für d = 100mm ^ = 10, entsprechend für d = 10mm
n = 100. Daraus ergibt sich die Schnittgeschwindigkeit:
V = {nd . n) : 60
V =: (3,14 . 10 . 100) : 60 = 52mm.
Ist der Mafsstab so gewählt, dafs einer minutlichen Umdrehung
1mm Ordinate entspricht, so werden in derselben Hyperbel für die Ordi-
nate 1mm und für die doppelte Schnittgeschwindigkeit zwei Umdrehungen
entsprechen.
Hiernach ergeben sich die den vorbezeichneten Bohrungen von
5 bis 100mm zugehörigen Umlaufszahlen.
d- 5 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100mm
für Gufseisen . . n = 200 100 50 33 25 20 16,7 14,3 12,5 11 10
und Schmiedeeisen n = 400 200 100 66 50 40 33,4 28,6 25 22 20 in d. Minute .
Soll nun eine Bohrmaschine entworfen, oder eine im Betriebe be-
findliche untersucht und abgeändert werden, so wird man einer leicht -
gebauten die gröfseren, einer schweren Bohrmaschine jedoch möglichst
alle Umlaufszahlen zuweisen, weil in schweren Werkstücken nur zu
oft schwache Bohrungen
(Vorbohren oder Oellöcher)
vorkommen, sofern die Rä-
dertriebwerke der Bohr-
maschine einen derartigen
Schnellgang zulassen. Um
aber möglichst allen Boh-
rungen zweckentsprechende
Geschwindigkeiten zuzu-
weisen, wird auf der Vor-
gelegewelle ein zweiter Satz
Antriebscheiben vorgesehen,
deren Betrieb bei geschick-
ter Wahl der Durchmesser
ein und derselbe Riemen
übernehmen kann. Dadurch
werden die Umlaufszahlen
der Bohrspindel verdoppelt,
so dafs hiermit bei einer
vierstufigen Scheibe ohne Räderwerk acht verschieden abgestufte Um-
laufszahlen entstehen.
Die Riemengeschwindigkeit ist für die zusammenlaufenden Scheiben />i
und Z>4 (Fig. 2) gleich der Umfangsgeschwindigkeit
- m=^
woraus *
"'4
116 Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen.
— (;r/>in) = g^(^ß4 .714) oder
Z), n = i>4n<l ,. .,.
n n diviQirt, entsteht
sowie Z>4n = />, ni\ '
^_/>4 n^
/)4-2>ini
-7)4" K n,
das Scheibenverhältnifs oder die üebersetzung folgt.
Ist das Geschwindigkeitsverhältnifs für Löcher in Schmiedeeisen
von 5 bis 40'"°i angenommen
n4 _ 400 _ 200 _
so ist das Scheibenverhältnifs i = Ys = 2,83 gefunden.
Das Verhältnifs der Scheibenunterschiede ist hingegen:
Wird dieses Verhältnifs durch die um 1 abgeminderte Stufenzahl a
dividirt, so erhält man eine Verhältnifszahl a?, weiche die Berechnung
der Zwischenstufen ermöglicht, ohne dafs man ihre eigentlichen Durch-
messer zu kennen braucht.
Ist daher
i-1
x=. j
a — 1
so entstehen die folgenden Zwischenübersetzungen:
1 83
Sobald X = -^ = 0,61 ist (d. \. x = 2,83 und a = 4),
(i>i : i>4) = (i : 1) = (2,83 : 1) = 2,83
{D^ : D3) = {i — x) ■.{i — 2x') = (2,22 : 1,61) = 1,38
(/>3 : aj = (i — 2x}:{i — x) = (1,61 : 2,22) = 0,725
(D4 : Z)i) = (1:0 = (1 : 2,83) = 0,353
«3 = 1,38 . n.
Ist hingegen n,/^ = 400 die gröfste Umlaufszahl,
also D^n = Dj^ .n^
und n = ^.n4=^ = 0,353. 400,
daher die gesuchte Umlaufszahl der Deckenwelle
n = 141,2 V) 140.
Mit dieser Umlaufszahl n = 140 folgen die Spindelumdrehungen
entsprechend Bohrungen in Gufseisen von
in Schmiedeeisen von
z. B.
"4
"3
"'2
"1
396
193
102
49,5
—
5
10
20mm
5
10
20
40mm
Berechnung der Antriebstheile von Bohrmaschinen.
117
Diese Spindelumdrehungen sind aber für Löcher von 15, 25 und
35mm Durchmesser nicht gut passend.
Entnimmt man aus der Hyperbel (Fig. 1) die der Bohrung d = 16'^'^
entsprechende Umlaufszahl n^ = 67 und setzt man Uq statt n als Um-
laufszahl der Deckenwelle (Fig. 2), so erhält man
n„ = (Z>2 : /Jg) . «6 = 1,38 . ng
Hq = 1,38 . 67 = 92,5.
Rundet man dies ab auf uq =: 90, so entstehen die Spindel-
drehungen
255
für Bohrungen in Gufseisen ei = 4
und in Schmiedeeisen d= 8
«7
"6
"5
124
65
32
8
11,4
32,5min
16
23
65.
Das Uebersetzungsverhältnifs y
maschine wird nach der verlangten
kleinsten Umlaufszahl der Bohrspindel
bestimmt, wobei das Deckenvorge-
lege für den langsamen GangWQ = 90
eingestellt wird und Wiederholungen
von Umlaufszahlen zu vermeiden sind.
Ist n^g := 6 die kleinste Spindel-
. , w. 32 ^ „„
drehung, so wird — ^ = -^ = 5,33 = y
die Räderumsetzung. Werden, wie
üblich, die Räderpaare gleich ge-
macht, so ist die Uebersetzung eines
Radpaares Yy = 2,31.
Durch Hinzunahme eines Räder-
vorgeleges und eines doppelten Satzes
Riemenscheiben auf der Decken-
welle werden der Bohrspindel die
folgenden 16 Umlaufszahlen ertheilt.
im Rädervorgelege einer Bohr-
n:rl40
«0 = 90
ohne Räder
mit
Rädervorgelege
ohne Räder RäderwJgelege
396
193
102
49,5
74
36,2
19
9,3
255
124
65
32
47,8
23,2
12,1
6
Eine Bohrmaschine mit Rädertriebwerk ist für hohe Umlaufszahlen
ungeeignet.
118 Guibal's Ventilator mit Einlaufs-Conusen.
Seilers hat die in Fig. 3 angedeutete Anordnung mit Winkelriemen-
trieb und seitlich stehendem Rädervorgelege angewendet, wobei Winkel-
räder vermieden sind.
Indem hierbei das Rädervorgelege nur bei mittleren und kleinen
Umlaufszahlen eingerückt wird, umgeht man in einfacher Weise zu
grofse Zahnkreisgeschwindigkeiten, während man der Bohrspindel die
höchsten Umlaufszahlen ertheilen kann. Pregel.
Guibal's Ventilator mit Einlaufs-Conusen.
In der Oesterr eichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen^ 1888
Nr. 51 S. 671, berichtet A. Käs über Versuche, welche an einem Guibal-
Ventilator der Grube Heinitz bei Saarbrücken angestellt wurden und
die zufolge der hierbei in Anwendung gebrachten beiderseitigen Seiteu-
Einlauf-Conuse, mit einer in den Flügelraum hineinreichenden Zwischen-
wand, einen höheren Wirkungsgrad ergaben, was mit Recht der rich-
tigeren Lufteinführung zugeschrieben wird. Der in einem gemauerten
Gehäuse eingebaute Ventilator von ll^" Raddurchmesser und S'" Flügel-
breite hat zwei Eintrittsöffnungen von je 4fi°i,93 Querschnitt und saugt
die Luft von einem Wetterschacht von 15'it" freier Oeffnung.
Versuclisnummer 4 5 6
Minutliche Umlaufszahl des Flügelrades n 39,4 45,9 50,5
Druckverminderung h in Millimeter Wasser-
säule 45 60 73,4
Secundliche Wettermenge Q in Cubikmeter
(auf 00 C. und Normal-Barometerstand
bezogen) 47,81 55,53 60,41
Nutzleistung iVe = 0,01333. Q.A .... 28,7 44,4 59,1
Indicatorleistung Ni in Pferdestärken . . 43,8 67,7 89,7
Wirkungsgrad rj = ~ 0,66.
Wird für einen mittleren Zustand der Grubenwetter das specifische
Gewicht y = 1,2'^/cbm angenommen, so ergibt sich bei radialem Auslaufe
der Flügelenden der Coefficient
C = 0,0183 (n.D: Yä),
sofern n minutliche Umlaufszahl, D Flügelraddurchmesser in Meter und
h Manometerstand in Millimeter Wassersäule bedeutet.
Der manometrische Wirkungsgrad ist dann
Ä = (1:C2),
d. h. je richtiger die Construction in theoretischer Hinsicht ist, desto
mehr mufs sich K der Einheit nähern.
Für den Gutfta/- Ventilator in Heinitz ist daher
C = 0,2013 (n : YÄ),
demnach C und der manometrische Wirkungsgrad K für die Versuchsreihe
1 Ueber Grubenventilatoren vgl. 1888 267 ^ 1 und 1889 272 * 73.
Kohn's galvanisches Element.
119
Nr. 4 5 6 Mittel
Coefficient C 1,18 1,19 1,19 1,19
Manometrischer "Wirkungsgrad K 0,72 0,71 0,71 0,715
d. h. die tangentiale Flügelradgeschwindigkeit mufste zur Erzeugung
der beobachteten Druckverminderung um 19 Proc. gröfser sein, als es
ein theoretischer Ventilator erfordern würde. Pr.
M. Kohn's galvanisches Element.
Mit Abbildungen.
Die üebelstände, welche sich bei nur selten benutzten galvanischen
Elementen zeigen, von denen man jedoch während des Gebrauches eine
grofse Constauz fordert, will der Inspector der Südbahn, Moritz Kohn
in Wien, nach der Zeitschrift für Elektrotechnik^ 1889 S. 127, durch
folgende Anordnung umgehen.
In das Glasgefäfs A ist oben ein Schraubengewinde eingeprefst;
auf den Hals und auf den ßand des Glases wird je ein Kautschukring h
gelegt, worauf dasselbe mit der entsprechenden Flüssigkeit gefüllt wird.
Die negative Elektrode B^ welche zugleich den Deckel des Glasgefäfses
bildet, ist eine Scheibe aus Blei, Kupfer, Kohle, Eisen, Siliciumeisen
u. s. w., durch deren Mitte die Verbindungs-
schraube o für den Zinkpol C isolirt geführt
ist. Diese Isolirung wird durch einen kleinen
Cylinder und Ring aus Kautschuk bewirkt.
Der obere Theil des amalgamirten Zinkpoles
ist kegelförmig und enthält die Schrauben-
mutter für die Schraube a. In die Thonzelle />,
welche vom Boden bis beiläufig zur Mitte
und vom oberen Rande bis etwa lOi^in nach
abwärts aufsen und innen glasirt oder in
Wachs, Paraffin u. dgl. getränkt ist, wird
verdünnte Schwefelsäure und etwas Queck-
silber gegeben. Aufserdem benöthigt man
einen conisch geformten, in der Mitte durch- -v ^_
lochten Stöpsel b aus Kautschuk. Schliefslich
ist noch eine Schraubenmutter aus Zinnblech d erforderlich, an welche
3 Messingfüfschen angelöthet sind, von denen eines e als Verbindungs-
klemme für die negative Elektrode dient.
Um das Element zusammenzustellen, wird der Kautschukstöpsel
auf den Zinkcylinder gesteckt, in welch letzteren sodann die durch die
negative Elektrode isolirt geführte Verbindungsschraube a eingedi-eht
wird. Hierauf gibt man den Zinkpol sammt dem Kautschukstöpsel in
die Thonzelle, legt den Verbindungsdraht f unter den Kopf der Ver-
bindungsschraube a und zieht diese mäfsig fest an. Durch dieses An-
120 Guerin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter.
ziehen wird der Kautsehukstöpsel nicht nur an das Zink, sondern auch
an die Thonzelle und an die innere Fläche der negativen Elektrode
luftdicht angeprefst. Nunmehr wird die Thonzelle mit beiden Elektroden
in das Glasgefäfs gestellt und dieses durch Drehung der Schrauben-
mutter d bezieh, in Folge der hierdurch bewirkten Pressung der nega-
tiven Elektrode an die Kautschukringe luftdicht verschlossen. Dabei
wird auch eine metallische Verbindung der Schraubenmutter bezieh,
der Klemme e mit der negativen Elektrode hergestellt.
Wenn Schraubenmuttern aus Steingut, Porzellan oder Hartgummi
verwendet werden, so mufs eine besondere metallische Verbindung für
die negative Elektrode angebracht werden. Ebenso sind besondere
Contacte nothwendig, wenn bei Elementen mit Salpetersäure nicht
Eisen-, sondern Kohlenscheiben verwendet werden, deren äufsere
Flächen mit Paraffin getränkt werden müfsten, um das Entweichen der
Gase zu verhüten.
Um das Element in Thätigkeit zu setzen, wird dasselbe gestürzt
und auf die Füfschen gestellt.
Ist das Element erschöpft oder will man blofs die Gase und Dämpfe
entweichen lassen, so wird die Schraubenmutter gelöst.
Die leichte Handhabung und der lange Zeit ziemlich gleich bleibende
Widerstand dieser Elemente, sowie der Umstand, dafs weder das Zink
noch die Lösungselektroden während der Ruhe angegriffen werden,
dürfte die Anordnung für die angegebenen Zwecke empfehlen.
Guerin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter.
Mit Abbildungen.
Der Widerstand W der Erdleitung pflegt bei Blitzableitern in ähn-
licher Weise wie bei Telegraphenleitungen mit Hilfe zweier Hilfserd-
leitungen gemessen zu werden, so dafs man, wenn die Widerstände der
beiden letzteren W und W" sind, zunächst W-[- FF', W-{- W" und
fF' + W" bestimmt und daraus JF ermittelt. Der Hauptmann Gue'rin der
technischen Abtheilung der französischen Artillerie, der mit der Ausführung
der Blitzableiter auf den militärischen Gebäuden betraut ist, hat nach
dem Genie civü^ 1889*8.396, ein Prüfungsinstrument angegeben, mit
welchem die Messungen mit hinreichender Genauigkeit ausgeführt werden
können, das sich aber au Ort und Stelle leicht handhaben läfst, ohne
dafs der Messende ein hohes Mals von Geschick und Erfahrung zu be-
sitzen braucht.
Die Messung beruht auf der bekannten Verwendung der Wheatstone-
sehen Brücke. Besitzen in Fig. 1 die vier Seiten der Brücke die Wider-
stände tüj, w.^^ tt'3 und u'4, und liegt in der Diagonale A D die Batterie 6,
so bleibt das in der Diagonale BC enthaltene Galvanometer G stromlos,
sofern tu, : w^ = iV) '■ w.^. Gewöhnlich nimmt man n'.^ und 1^3 unver-
Guerin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter.
121
änderlich, und mifst w^ (=X) durch Veränderung von w^. Nach
Schwendler besitzt dabei das Galvanometer die gröfste Empfindlichkeit
wenn w'^ + tu^ = m?2 + "'s ist; im Allgemeinen also, wenn alle vier
Widerstände einander gleich sind.
Man kann aber auch beim Messen des Widerstandes w^ = X als
veränderlichen Widerstand W=w^ wählen, und dann mufs iü^:X =
Fig. 2.
W2 : W sein und zur Erreichung der gröfsten Empfindlichkeit noch
ti\ -{- X = u'2 -j- W. Hieraus findet sich dann X= W und w^ = Wj.
Wenn nun aber X und W sehr grofs im Vergleiche mit w^^ und 1^2
sind, so nimmt fast der ganze Strom von b den Weg ABD^ und das
Galvanometer G erhält nur einen sehr schwachen Stromzweig; da man
weiter im Freien unmöglich Spiegelgalvanometer verwenden kann, so
wird es sich empfehlen, bei Blitzableiterprüfungen w^ und w-i zwar
unter sich gleich zu machen, sie aber jederzeit proportional mit W
wachsen zu lassen, so dafs also w^ : X=iW2: W= C bleibt, worin C eine
unveränderliche Gröfse ist.
Dies ist nun der Gedanke, von welchem sich Guerin bei der Her-
stellung seines Mefsinstrumentes hat leiten lassen und welchen er ge-
schickt in folgender Weise durchgeführt hat.
Jeder der Widerstände lo^, 1^2 ^^^ ^ besteht aus acht Rollen; in
W haben diese der Reihe nach 1, 2, 2, 4, 10, 20, 40 und 80 Ohm Wider-
stand, in tü^ und ^2 dagegen nur den zehnten Theil davon, also 0,1, 0,2,
0,2, 0,4, 1, 2, 2, 4; in W kann man daher im Ganzen 159, in il\ und
M?2 aber 15,9 Ohm einschalten. Die Ausschaltung der einzelnen Rollen
erfolgt aber nicht durch Stöpselung, sondern dadurch, dafs — wie es.
in Fig. 1 angedeutet ist — eine Feder m auf einen Contact n aufge-
drückt wird und einen kurzen Schlufs zur Rolle herstellt. Wird nun
eine Rolle in W ausgeschaltet, so mufs gleichzeitig auch die entsprechende
Rolle in w^ und in 1^2 ausgeschaltet werden. Deshalb sind acht Gruppen
zu je drei zusammen gehörigen Rollen gebildet, und es sind die drei
zugehörigen Federn m, wie Fig. 2 erkennen läfst, so neben einander
gestellt, dafs sie von einer am Hebel h befestigten Ebonitwalze g zu-
122 Giarin's Erdleituugsprüfer für Blitzableiter.
gleich auf ihre Contacte n aufgedrückt werden, sobald der vorstehende
Stift e des Hebels h von einem Vorsprunge der um eine Achse dreh-
baren Scheibe S erfafst und der Hebel /* sammt g und den drei Federn m
nach rechts geschoben wird.
Die acht Gruppen der Widerstandsrollen sind symmetrisch zu beiden
Seiten der Achse der acht Scheiben S angeordnet. Mittels eines Hand-
griffes läfst sich aber unmittelbar nur der Theil der Achse drehen, auf
welchem die vier Scheiben sitzen, welche den Einern des Widerstandes W
entsprechen; der Theil mit den vier den Zehnern entsprechenden
Scheiben wird von dem ersteren Achsentheile aus in derselben Weise
schrittweise in Umdrehung versetzt, die ganz gewöhnlich in Zählwerken
benutzt wird.
Man kann indessen auch zwei besondere Achsen anwenden und
jede unabhängig von der anderen mittels einer Kurbel drehbar machen.
In beiden Fällen wird auf jeden der beiden Achsentheile bezieh.
Achsen noch ein als Zeiger dienendes Rad aufgesteckt, von denen das
eine auf dem Umfange die zehn Ziffern 0 bis 9 trägt, das andere da-
gegen die 0 und die 15 Zehner von 10 bis 150. Durch ein im Gehäuse
angebrachtes Fensterchen können stets zwei Ziffern erblickt und aus
ihnen abgelesen werden, wie viel bei der derzeitigen Stellung der beiden
Achsen Widerstand in W eingeschaltet ist; den Widerstand in w^ und
M"2 findet man dann durch Division mit 10.
Wie die Vorsprünge auf den acht Scheiben S zu gestalten sind,
damit sie stets richtig bei jeder Stellung der Achsen die entsprechenden
Rollen kurz schliefsen, ist sehr leicht aufzufinden.
Um auch Widerstände über 159 Ohm messen zu können, sind noch
drei Hilfswiderstände zu 150 bezieh. 15 und 15 Ohm vorhanden, die
sich durch den Druck auf einen Knopf in die Stromkreise bringen lassen,
so dafs man dann mit gleicher Empfindlichkeit und Bequemlichkeit bis
309 Ohm messen kann.
Vier Klemmen am Apparate dienen zur Einschaltung des zu messenden
Widerstandest (d. h. der Erdplatten) und der Batterie ft; zwei andere
Klemmen dagegen gestatten, die Rollen W^ unter Ausschaltung des
Galvanometers, als gewöhnlichen Widerstand zu benutzen.
Gui'rin gibt nun ferner noch seinem Blitzableiterprüfer nicht einen
gewöhnlichen Stromschliefser J bei, sondern er rüstet ihn mit einem
Unterbrecher und Stromumkehrer aus. Die Erfahrung hat nämlich ge-
lehrt, dafs die vorhandenen Erdströme, welche die Galvanometernadel
je nach der Richtung, in welcher sie durch die Windungen hindurch-
geführt werden, nach rechts oder nach links ablenken, die Nadel ruhig
auf Null stehen lassen, wenn ihre Richtung in den Windungen mittels
eines Stromumkehrers in entsprechend rascher Folge umgekehrt wird.
Der Unterbrecher und Umkehrer enthält einfach zwei Contactfedern,
welche durch ein Uhrwerk mittels zweier Stufenscheiben gleichzeitig
Blitzschutzvorrichtungen für Telegraphen. 123
auf und nieder bewegt werden und dabei in naheliegender Weise die
beiden X einschaltenden Erdplatten zwischen D und C umschalten, vor
jeder ümschaltung aber den Strom der Batterie b unterbrechen.
Dieser Unterbrecher und ümkehrer wirkt aufserdem noch vortheil-
haft, indem er die Polarisation der Batterie und der Erdplatten verzögert.
Die Blitzschutzvorrichtungen für Telegraphen von Czeija
und Nissl und von Pawluk.
Mit Abbildung.
In dem von Dr. A. v. Urbanitzky in der Zeitschrift für Elektrotechnik^
1889 "■ S. 122, erstatteten Berichte über die Blitzschutzvorrichtungen und
die Blitzableiterprüfungsapparate auf der Jubiläums-Gewerbe- Ausstellung
in Wien 1888 wird bemerkt, dafs in denselben ein besonders bemerkens-
werther Fortschritt nicht zu verzeichnen ist und betont, dafs den Blitz-
schlägen und den durch dieselben Jahr für Jahr bewirkten Schäden
noch lange nicht jene Aufmerksamkeit zugewendet wird, welche sie
schon der ökonomischen Seite wegen verdienen. Von Prüfungsapparaten
werden (a. a. 0.* S. 179) nur diejenigen von Carl König beschrieben, von
Schutzvorrichtungen dagegen die von Czeija und Nissl in Wien (a. a. 0.
*S. 124) und von dem Telegraphencontroleur J. Pawluk (a. a. 0.""S. 126).
Der Apparat von Czeija und Nissl ist zum Schutze der Umschalter
in Telephon- Vermittelungsämtern bestimmt; sämmtliche Luftlinien lassen
sich durch eine einzige Kurbeldrehung unmittelbar mit der Erde ver-
binden. Dieser Telephon-Blitzableiter besteht aus einer Messingstange,
in die der Länge nach eine Nuth eingefräst ist. In diese Nuth werden
ebensoviele mit Seidenband ganz bedeckte Messingplättchen eingelegt,
als Linien eingeführt werden sollen. Damit die Handhabung nicht zu
umständlich wird, geht man dabei nicht über 50 Linien, sondern stellt
lieber einen zweiten Apparat auf. Je eine Schraube hält je zwei der
genannten Blättchen an den zusammenstofsenden Enden fest. Auf
jedem dieser in Seidenband gehüllten Plättchen ruht eine Feder auf,
welche die Fortsetzung einer Aufsenleitung bildet und diese mit dem
Hauptumschalter verbindet. Die Messingstange ist drehbar gelagert und
an einem Ende mit einer Kurbel versehen. Bei der jetzigen, nur Raum-
ersparnifs bezweckenden Anordnung sind die Leitungen an abwechselnd
in zwei Reihen stehende, messingene Klemmen geführt, deren jede durch
einen in der hohlen Grundplatte liegenden Draht mit einer auf der
anderen Seite der Messingstange liegenden gleichen Klemme verbunden
ist und von der die Leitung nach dem Umschalter weiter geht. Auch
die letzteren Klemmen sind in zwei Reihen angeordnet und die Federn
nach den in Seidenband gehüllten Plättchen gehen abwechselnd von
einer Klemme auf der einen und einer auf der anderen Seite der
124 I31itzsclmtzvorriclilungen l'tlr Telegraphen.
Messingstange aus, stets aber von einer Klemme in der der Stange am
nächsten liegenden Reihe. Hält man es bei sehr heftigen Gewittern
für geboten, den Telephonverkehr trotz dieser Blitzschutzvorriehtung
einzustellen, so genügt eine Drehung der Walze durch die Kurbel, um
sofort alle Linien an die Erde zu legen; die Federn gelangen nämlich
hierdurch von den Seidenisolirungen auf die blanke Mantelfläche dei-
Walze und setzen dadurch die Aufsenleitungen mit der Erdleitung in
ununterbrochene metallische Verbinduns.
In Pawluk^s Schutzvorrichtung werden die Leitungen an eine Reihe
von kurzen Messingschienen geführt 5 jede Schiene ist an der Unterseite
des lOofnm langen, TOi^ii breiten und 14mQi hohen Holzklötzchens durch
eine Messingspirale mit einer der an der anderen Langseite des Klötz-
chens in einer Reihe aufgeschraubten Schienen verbunden, von denen
aus die Leitungen nach den Telegraphen weiter geführt werden. In der
Mitte zwischen den beiden Schienenreihen läuft
eine lange Messingschiene, welche Pawluk die all-
gemeine Entladungsschieue nennt. Von jeder Lei-
tungsschiene reicht eine gebogene Feder bis über die
Mittelschiene und legt sich mit einem an ihr be-
festigten, abgerundeten Kohlenstücke auf die Mittel -
schiene auf, doch ist zwischen beide ein isolirender
Papierstreifen dazwischen geschoben. An dem
einen Ende ist die Mittelschiene sägezahnartig aus-
gefeilt, und es steht ihr hier das ebenso gestaltete
Ende der Erdschiene in 1°^" Entfernung gegenüber.
Das andere Ende der Erdschiene ist im rechten Winkel umgebogen
und auf ihr ruht, seitwärts von der gezahnten Stelle und diese nicht
verdeckend, auch eine Feder mit ihrem Kohlenstücke und ebenfalls mit
zwischengelegten Papierstreifen. Jede Feder läfst sich mittels eines
Ebonitknopfes emporheben, wenn der Papierstreifen ausgewechselt
werden soll. Die Mittelschiene und die Erdschiene sind mit Klemm-
schrauben zur Einschaltung eines Weckers nebst Batterie versehen. Durch
Einstecken eines Stöpsels lassen sich zwei benachbarte Leitungsschieneu
unter sich und mit der Erde in Verbindung setzen; im letzteren Falle
reicht der Stöpsel bis auf eine mit der Erdleitung verbundene Schiene
an der Unterseite des Brettes.
Gehen nun nur schwache atmosphärische Entladungen durch den
Blitzableiter, so durchbohren diese das Papier ihrer Leitung, gehen
dann durch den Wecker und mahnen durch dessen einmaliges An-
schlagen an die Auswechselung des durchbohrten Streifens. Stärkere
Entladungen durchbohren auch den die Feder der Mittelschiene gegen
die Erdschiene isolirenden Streifen und bringen den Wecker dauernd
zum Ertönen. Noch stärkere Entladungen vertheilen sich auf diese
beiden Wege und springen zugleich zwischen den Zähnen über, und
Magnetelektrische Klingel fiir einzelne Schläge.
125
diese Vertheilung wird als Vorzug dieses Blitzableiters geltend gemacht.
Die Anwendung der Kohle verhindert ein Zusammenschmelzen der
Theile. A. a. 0. werden ein paar Fälle erwähnt, wo der Blitzableiter
sich besonders gut bewährt hat.
Cox-Walker's und Swinton's magnetelektrische Klingel für
einzelne Schläge.
Mit Abbildung.
Namentlich für Eisenbahnen, Bergwerke und andere die Benutzung
galvanischer Batterien nicht wünschenswerth machende und grofse Ein-
fachheit fordernde Verhältnisse liefern Cox- Walker in Darlington und
A. A. Campbell Swinton in London magnetelektrische Klingeln, welche
sich als Einzelnschläger gut zum Signalisiren eignen. Sowohl in der
Klingel, als in dem zugehörigen Geber wird ein Siemens^ scher Cylinder-
Inductor mit J-förmigem Kerne verwendet. Im Geber liegt derselbe
nach Telegraphic Journal^ 1888 S. 125 und 521 und dem Londoner Elec-
trical Engineer vom 3. Mai 1889 "'' S. 351 auf wagerechter Achse zwischen
den Schenkeln des ebenfalls wagerechten kräftigen Stahlmagnetes; an
der Achse ist ein Druckknopf angebracht, so dafs durch den Druck des
Fingers der Inductor in rasche Umdrehung versetzt werden kann,
worauf ihn eine kräftige Feder in seine Ruhelage zurückführt. Bei
Klingeln für dauerndes Läuten wird der Inductor mittels einer Kurbel
ringsum gedreht. In der Klingel steht bei der durch die Abbildung
erläuterten neuesten Ausführung der aus mehreren Lagen bestehende
126
Immisch's elektrische Locomotive für Bergwerke.
kräftige Stahlmagnet und der Inductor aufrecht, und es ist an dem lu-
ductor ein Klöppel angebracht, welcher einen kräftigen Schlag gegen die
punktirt angedeutete 152°!°^ Glocke ausführt, wenn ein Strom die Inductor-
rolle durchläuft. Bei der derzeitigen Bewickelung des Inductors arbeitet
die Klingel gut in gewöhnlichen Leitungen bis zu 1000 Ohm Wider-
stand, und vermag selbst in Leitungen von 2000 Ohm noch zu arbeiten.
Diese Klingeln sind mit gutem Erfolge auf der Cambrian RaiUcay
und verschiedenen Bergwerken im Norden Englands eingeführt worden.
Immiscli's elektrische Locomotive für Bergwerke.
Mit Abbildungen.
Die von Immisch und Comp. (vgl. 1889 271 45) für die Whamcliffe
Silkstone Kohlenwerke gebaute und daselbst (nach Iran vom 8. Februar
1889, *S. 138) bei 0^,53 Spurweite in einem Stollen von 1^,22 Höhe
und l'",o7 Breite laufende elektrische Locomotive ist für den Betrieb
mit Speicherbatterien eingerichtet;, ihr Gesammtgewicht in arbeitsfähigem
Zustande sollte 2^,5 nicht übersteigen. Mit ihr wurden von E. ß. Walker
auf einer Bahn über Tage Versuche angestellt; die Bahn hatte nur auf
einer kurzen Strecke keine Steigung, auf 1821^ 1:70, auf 137°^ 1:40,
auf 228m 1 : 25 und auf 182^ 1 : 40. Auf der Steigung 1 : 70 vermochte
die Locomotive einen Zug von 20 geladenen Wagen von zusammen
11^ Gewicht gerade in Bewegung zu setzen, während mit 15 Wagen
von 8^,5 Gewicht eine Geschwindigkeit von 4'^'",8 in der Stunde er-
Fig. 1.
reicht wurde, wobei die Stromstärke 45 Ampere bei 100 Volt betrug.
Auf der Steigung 1:40 war die höchste Ladung 8 Wagen, auf der
Immisch's elektrische Locomotive für Bergwerke. 127
1 : 25 aber 6 Wagen, wobei die Greschwindigkeit ein wenig über 3'''",2
mafs. Auf der wagerechten Strecke konnte die Locomotive 30 Wagen
ziehen, bei 45 Ampere.
Wie die Textfig. 1 sehen läfst, ruht der Rahmen auf Federn aufser-
halb der Räder auf den Achslagern. Um möglichste Gleichmäfsigkeit
zu sichern, sind 4 Sätze von Speicherbatterien vorhanden, die vor und
hinter den Rädern und auf dem Rahmen untergebracht sind. Die Rad-
achsen haben 914°i°i Abstand, und die Räder sind gekuppelt, damit das
Gewicht möglichst für das Anhaften ausgenützt wird. Der Rahmen
hat 3^,10 Länge und 0^,72 Breite^ die Puffermitte liegt 226mm über
dem Geleise.
Die Speicherbatterie besteht aus 44 abgeänderten JafAam-Elementen^
jede Zelle mifst 250 X 165mm bei 280mm Höhe. Die Zellen sind mit
Blei bekleidet und stehen zu 3 in hölzernen Trögen. Jede Zelle ent-
hält 19 Platten von 175 X 106 X 5'^'»,5 und besitzt ein Leistungsvermögen
von 150 Ampere-Stunden; das Gewicht beträgt 24'^. Die Entladung er-
folgt bei 25 bis 50 Ampere und beim Anlaufen gelegentlich mit 65 Ampere.
Nimmt man im Mittel 40 Ampere, so kommen bei diesen Speicher-
zellen auf 1 BP etwa 227^ Gewicht und auf 1 IP-Stunde 608"^.
Der unter dem Wagenboden und zwischen den Rädern unter-
gebrachte Motor (Textfig. 2) hat im Wesentlichen die gewöhnliche
Im/n«scÄ-Anordnung (vgl. 1887 265 * 106. 1889 272 "■ 123). Der Anker
hat 254™in Durchmesser und ist aus Draht Nr. 12 S. W. G. gewickelt;
der Widerstand mifst 0,23 Ohm. Der Stromabgeber hat 48 Abtheilungen.
Das Feld besteht aus doppelten Hufeisen, ist aus Draht Nr. 9 S. W G.
gewickelt und besitzt 560 Windungen; Widerstand 0,14 Ohm. Bei
1000 Umdrehungen hat der Strom 45 Ampere mit 100 Volt Klemmen-
spannung. Das Gewicht des Motors beträgt 203"^; er gibt bei 800 Um-
drehungen in der Minute 4 W. Auf der Ankerwelle sitzt ein kleines
Getriebe aus Phosphorbronze; dieses steht mit 4 Stahltrieben im Ein-
griffe, die in derselben Ebene angeordnet sind und um 90" von ein-
ander abstehen. Diese Triebe haben Kanonenmetallfutter und laufen
auf Stiften, die von einer Gufseisenscheibe getragen werden. Die Scheibe
dreht sich auf einem Zapfen aufserhalb der Motorlager. Auf der Aufsen-
seite, aber in derselben Ebene mit den Trieben ist ein ringförmiges
Gufsstüek von Kanonenmetall befestigt, mit nach innen gerichteten
Zähnen. Die Stahltriebe greifen in den Ring ein, welcher als Stütze
für sie dient, wenn die Motorwelle umläuft. Die Kraft wird von der
Gufseisenscheibe mittels eines auf der Innenseite neben dem Motor auf-
gekeilten Kettentriebes übertragen, und eine Stahlkette verbindet diesen
Trieb mit einem ihm entsprechenden Rade, das auf eine der Achsen
aufgesteckt ist, während die andere Achse mit dieser durch zwei Stangen
gekuppelt ist. Die Fig. 2 zeigt den Motor mit einer Riemenscheibe an
Stelle der die Gesehwindiskeit vermindernden Uebertragung, welche im
128
Kapp's Inductor-Regulator für Wechselstrom-Anlagen.
vorliegenden Falle wegen des beschränkten Raumes und des grofsen
Gesehwindigkeitsuntersehiedes zwischen Motorwelle und Triebachse an-
gewendet werden mufste.
Fig. 2.
Zur Umkehrung der Bewegungsrichtung dient ein Umschalter, der
die Pole des Feldes umkehrt. Zur Geschwindigkeitsregulirung sind
Widerstandsrollen vorhanden. Auch eine Bremse ist vorhanden. Die
Ladung der Speicherbatterien besorgt eine imwi/scA-Dynamo, die mittels
Riemen von einer IF<//ans-Dampfmaschine getrieben wird.
G. Kapp's Inductor-Regulator für Wechselstrom-Anlagen.
Mit Abbildung.
Für elektrische Anlagen mit Wechselstrombetrieb wendet Gisbert
Kapp als Regulator zur Erzeugung unveränderlicher Spannung an den
einzelnen Verbrauchsstellen für jeden Verbrauchsstromkreis einen be-
sonderen kleinen Inductor an, der die Spannung in der Verbrauchsstelle
gerade um soviel erhöht, als sie zufolge des Leitungswiderstandes im
Stromkreise vermindert wird. Die primäre Rolle dieses Inductors wird
mit den Klemmen der Dynamo verbunden, die secuudäre dagegen ist
in eine Anzahl Abtheilungen getheilt, von denen mittels eines Kurbel-
umschalters gerade die nöthige Anzahl eingeschaltet werden kann.
Ein solcher Regulator ist nach den Industries vom 12. April 1889
* S. 353 z. B. in einer Anlage für eine elektrische Hausbeleuchtung
angewendet worden. Inductor und Umschalter sind auf einem gemein-
schaftlichen Brette angebracht. Hier sollte die Möglichkeit zu einer
Erhöhung und Erniedrigung der Spannung im Lampenstromkreise be-
schaut werden. Die secundäre Rolle erhielt daher 7 Abtheilungen und
Zur Technologie des Glases.
129
der Umschalter 7 Contacte; steht die Kurbel in ihrer Ruhelage, so sind
alle 7 Abtheilungen ausgeschaltet und der Lampenstromkreis empfängt
blofs den Strom aus der secundären Rolle des Hauptstromumsetzers.
Wird die Kurbel nach links
herum auf die Contacte 1
bis 5 gestellt, so werden 1
bis 5 Abtheilungen des Re-
gulators in gleichem Sinne
wie im Hauptinductor ein-
geschaltet und die Lampen
erhalten beziehentlich 2 bis
10 Volt mehr Spannung.
Dreht man dagegen die
Kurbel rechts herum auf
den nächsten oder zweit-
nächsten Contact, so wird
eine bezieh, zwei Abthei-
lungen des Regulatoi's ein-
geschaltet und die Span-
nung um 2 bezieh. 4 Volt
erniedrigt, weil diese Ab-
theilungen in einem der
secundären Rolle des Hauptstromumsetzers entgegengesetzten Sinn
gewickelt sind. Die primäre Rolle des Regulators liegt in einem Neben-
schlüsse zum Verbrauchsstromkreise, sie kann aber durch einen Um-
schalter ausgeschaltet werden, wenn der Regulator nicht gebraucht wird.
Zur Teclinologie des Glases.
(Schiurs des Berichtes S. 82 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Im Verein zur Befördervng des Geioerbefleifses zu Berlin hielt
Dr. 0. Schott-Jena, einen Vortrag über Glasschmelzerei für optische und
andere wissenschaftliche Zwecke. Verfasser entwirft zunächst ein Bild
von der Entstehung der glastechnischen Versuchsstation, sowie der in
Gemeinschaft mit Abbe und Dr. Zeifs in Jena begründeten Fabrik optischer
Gläser. Diese sind aus dem Bestreben hervorgegangen, neue Glassorten
zu schmelzen, die für optische Zwecke geeigneter sind als die bisher
verwendeten. Dies konnte geschehen durch Ausdehnung der Schmelz-
versuche auf eine Reihe von neuen Körpern, wie Borsäure, Phosphor-
säure, Lithium, Zink, Cadmium, Cer, Didym, Erbium, ThalHum, Wis-
muth, Antimon, Molybdän u. s. w. Der für die Versuche verwendete
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 3. 1889iIII. 9
130 ^ur Technologie des Glases.
Ofen war der von Fleischer-^ Verfasser beschrieb die Einrichtung des-
selben. In erster Linie wurde getrachtet, die chromatischen Differenzen
der sphärischen Aberration zu beseitigen. Die Möglichkeit dazu war
gegeben durch die Borsäure, welche eine specifische Contraction des
blauen, bezüglich Erweiterung des rothen Endes des Spectrums ver-
anlafst, durch das Fluor, das Kalium und Natrium, welche in umge-
kehrtem Sinne ihre Wirkung geltend machen. Bei allen übrigen Elementen
ist der Gang der Dispersion der gewöhnliche, wie bei den Silicatgläsern.
Da die Flintgläser eine Drehung nach dem blauen Ende des Spectrums
zeigen, so ist in diese Borsäure einzuführen; thatsächlich wurde die-
selbe die Grundlage für Flintgläser, die eine Verminderung des secun-
dären Spectrums geben sollen. Für Crowngläser wäre der Gehalt an
Kalium zu erhöhen; da man davon aber nicht mehr als 30 Proc. in das
Glas einführen kann, wurden Versuche mit Fluor angestellt; letzteres
läfst sich in grofser Menge in Phosphatgläser einführen. Da man aber
von silicatischen Schmelzgefäfsen absehen mufste wegen der Entwicke-
lung von F'luorsilicium, und selbst aus Platingefäfsen Fluorverbiudungen
entweichen, mufste von weiteren Versuchen abgesehen werden.
Die Phosphorsäure gibt mit vielen Metalloxyden Gläser, deren
Dispersion gering und deren Brechungsexponent grofs ist; diese mit
Borsäure- Flintgläsern combinirt können Fernrohrobjective geben, bei
denen fast das ganze secundäre Spectrum verschwindet.
Bei Boraten und Phosphaten dürfen die Alkalien nur in sehr ge-
ringer Menge verwendet werden, da sonst eine Zerstörung der Politur
durch Einflufs der Atmosphärilien unvermeidlich ist. Durch Zusatz
gröfserer Procentsätze von Thonerde, Zinkoxyd u. s. w. konnten hygro-
skopische Gläser brauchbar gemacht werden. Da die Grenzen der Zu-
sammensetzung, innerhalb welcher glasige Erstarrung vor sich geht,
enge gezogen sind, konnten viele Elemente bei solchen Gläsern nicht
angewendet werden, deren Zusatz in optischer Hinsicht sehr wünschens-
werth wäre. Für Phosphate gab die Beobachtung, dafs Magnesia, Thon-
erde und Kali die geringste Dispersion liefern, zur Herstellung eines
Crownglases Veranlassung, dessen Dispersionswerth weit unter dem der
bisher angewendeten Glasflüsse stand. Baryt und Phosphorsäure geben
Crowngläser mit niedriger Dispersion und Abstufungen im Brechungs-
index von 1,55 bis 1,59.
Die Herstellung von schlierenfreien Gläsern war besonders schwierig;
Porzellantiegel mit Kührvorrichtung erwiesen sich als unbrauchbar; selbst
ein Platintiegel von 3' Inhalt ging zu Grunde. Platingefäfse lassen sich
nur für Borat, nicht für Phosphatgläser anwenden, da letztere das Platin
metallisch lösen und bei der Abkühlung in grauem Zustande ausscheiden.
Zur Abkühlung der geschmolzenen Gläser \\nirde eine ganz neue Methode
eingeführt: Statt wie bisher die Kühlung durch Ausstrahlung und Mit-
theilung eines im Mauerwerke gesammelten gröfseren Wärmevorrathes
Zur Technologie des Glases. 131
zu bewirken, wurde dieselbe durch automatische Reguliruug einer sich
stetig vermindernden Wärmequelle bewirkt. Ein cylindrischer Kupfer-
kessel — das Kühlgefäfs — liegt im Strome einer grofsen Gasflamme
und steht in Verbindung mit einem Quecksilbei-dampfdruckthermometer.
Man kann dadurch eine bestimmte Temperatur beliebig lang andauern
lassen und auch den Abfall der Temperatur beliebig lange ausdehnen;
dies ist in diesem Falle sehr wichtig: Die Maximaltemperatur, bei der
jedes Glas die vorhandene Spannung auslöste, war 465^ C, die Minimal-
temperatur, unterhalb welcher jedes Glas vollkommen erhärtet, ist
3700 C. Das Intervall 370« bis 465» C. umfafst also die Erstarrungs-
temperaturen aller bekannten Gläser. Dieser Abfall von 95^ C. wurde
von wenigen Tagen auf 4 Wochen ausgedehnt, und es wurden Kühlungs-
resultate erhalten, die weitaus günstiger sind, als alle bisherigen.
Hierauf wurden die Einrichtungen und Operationen des Betriebes
besprochen. Der Vortragende hat an der i*üfscÄ''schen Wechselhaube
eine Neuerung eingeführt, die gestattet, den Wechsel des Gasstromes
mit Gas und Luft gleichzeitig vorzunehmen. In den glühenden Hafen
werden Glasbrocken eingeworfen, nachdem diese geschmolzen, wird der
Glassatz in mehreren Parthien zugefügt; vor Zusatz der letzten Parthie
wird zweckmäfsig „geblasen''. Das Lauterschüren dauert 6 bis 8 Stunden
und ist mit grofser Vorsicht durchzuführen. Nach dem Abfeinen wird
der eigenthümlich construirte Rührer in das Glas gebracht, hier längere
Zeit gelassen und nach Verlauf einer Stunde zum Durchmischen der
Masse auf und ab bewegt. Nachdem die Masse durch Abkühlung zäh-
flüssig geworden, zieht man den Hafen aus dem Ofen und bringt ihn
in den Temperofen, woselbst er nach 3 Tagen völlig abgekühlt ist. Die
Bruchstücke des Glases werden sorgfältig sortirt und die brauchbaren
in Chamottekapseln bis zum beginnenden Schmelzen erhitzt, um ihnen
passende Formen zu geben, und schliefslich nach zehn- bis zwölftägigem
Abkühlen geschliffen und auf Schlieren u. s. w. geprüft. Zum Schlüsse
sprach der Vortragende noch über seine Beobachtungen über Thermo-
meterglas (vgl. 1886 260 94 und Sprechsaal, Jahrg. 21 S. 920, 939, 958
und Jahrg. 22 S. 118).
F. Mylius gibt ein neues Verfahren zur Prüfung des Glases durch
Farbreactionen an (Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1889 S. 50). Nach-
dem Verfasser sich überzeugt hatte, dafs eine Mischung von klarer
Stärkelösung mit reiner, wässeriger Jodlösung durch Glaspulver sofort
gebläut wird (JK gibt Veranlassung zur Bildung von Jodstärke), schritt
er zur Ausbildung einer Methode, durch die die Oberflächenbeschaffen-
heit der Gläser in schärfster Weise geprüft werden kann. Als Grund-
lage dieser Methode diente die Thatsache, dafs feuchter Aether durch
seinen Wassergehalt zerstörend auf die Gefäfswände einwirkt (vgl.
Weber, 1889 273 41), indem dem Glase Alkalisilicat entzogen wird,
das sich auf der Oberfläche ansetzt. Um nun das lösliche Silicat dem
132 '^ui' Technologie des Glases.
Auge sichtbar zu machen, wird dasselbe mit ätherischer Eosinlösung
in Berühruno; gebracht. Die angegrillene Stelle des Glases färbt sich
durch Bildung des Kali- oder Natronsalzes von Eosin purpurroth. Bei
Anwendung von Jodeosin, das besonders empfehlenswerth, spielen sich
folgende Reactionen ab:
I. Na,0(Si0.2)x + H.^0 = 2NaH0 + xSiO,
IL 2NaH0 + C.^oH.JjOg = C2oHfiNa.,J405 + H.^0.
Man sollte eigentlich die zu prüfenden Glasgegenstände mehrere
Stunden mit wasserhaltigem Aether stehen lassen und diese Flüssig-
keit für einige Minuten durch ätherische Eosinlösung ersetzen. Zweck-
mäfsiger ist es aber, die Eosinlösung sogleich zuzufügen; diese w^ird
hergestellt durch Schütteln von käuflichem Aether mit Wasser bei ge-
wöhnlicher Temperatur und durch Zusatz von 0",1 Jodeosin zu lOO'^^
dieser Flüssigkeit.
Glasgegenstände, deren Oberfläche geprüft werden sollen, müssen
durch sorgfältiges Abspülen mit Wasser, Alkohol und Aether von den
anhaftenden Verwitterungsproducten gereinigt werden, und kommen so-
gleich mit Eosinlösung in Berührung. Es ist vortheilhaft, die Ein-
wirkung jedesmal 24 Stunden andauern zu lassen. Der Glasgegenstand
wird dann mit Aether abgespült. Je nach der Angreifbarkeit ist nun
die Oberfläche mit einer mehr oder weniger intensiv gefärbten Schicht
bekleidet, welche gewöhnlich durchsichtig, nur bei sehr schlechten
Gläsern undurchsichtig trübe erscheint. Die bleihaltigen Gläser er-
scheinen besonders stark angegritfen. In der Originalabhandlung sind
zur Erläuterung des Textes Farbentafeln beigegeben. Verwitterungs-
erscheinungen geben sich durch solche Prüfung deutlich kund. Ein Glas-
rohr nach Warburg (Wiedemanris Annalen^ Bd. 21 S. 622) der Elektro-
lyse unterworfen, zeigt sich an der Berührungsstelle der Anode gegen
Eosinlösung unempfindlich, an der der Kathode wird es stark gefärbt.
Durch mehrtägige Behandlung von schlechtem Glase mit Wasser und
nachheriges Erhitzen auf 300 bis 4000 C. kann diesem eine völlig wider-
standsfähige Oberfläche gegeben werden. Das beste Glas färbt sich
auf frischen Bruchflächen mit Eosinlösung sogleich, ein Beweis, wie
locker die Bestandtheile des Glases mit einander verbunden sind.
Gasofen zu Probeschmelzungen für Flüsse und Glasuren. Nach H. Röfsler
ist in den kleinen Ofen ein durchloch ter, unten abgerundeter Schmelz-
tiegel a CFig- 1) eingesetzt, welcher von oben gefüllt wird, ohne dafs
man denselben aus dem Ofen zu nehmen braucht, während der ge-
schmolzene Flufs durch das Loch am Boden in ein untergestelltes Ge-
fäfs mit Wasser läuft. — Trotz der Kleinheit des Apparates kann man
doch in der Stunde mehrere Kilogramm Flufs schmelzen, und der Gas-
verbrauch ist nur ein sehr geringer. Was den Ofen aber besonders
brauchbar macht, ist eine einfache Vorrichtung, um die Masse erst
dann abfliefsen zu lassen, wenn sie vollständig gleichmäfsig durch-
Zur Technologie des Glases. 133'
geschmolzen ist. Auf dem Boden des Tiegels liegt nämlich eine Kugel
von Porzellan, welche, sobald die ganze Masse in Flufs ist, in der
Schmelze in die Höhe steigt, wodurch die Oeflnung frei wird, und alles
durchfliefst. Hierauf setzt sich die Kugel wieder auf die Oeffnung und
verschliefst sie so lange, bis die frische Füllung ganz lauter geschmolzen
ist. Das Gas kommt durch das Rohr b des ßunserischeu Brenners und
tritt, mit Luft gemischt, aus den Löchern des eisernen Hohlringes e,
wo es angezündet wird. Die Flamme schlägt zunächst um den Tiegel
herum und dann zwischen dem inneren, aber offenen, und dem äufseren
Mantel wieder herunter nach dem Schornsteine 5. Dieser wird, wenn
der Ofen mitten im Zimmer zu stehen hat, durch den Gasbrenner v
angewärmt, kann aber durch jeden gut ziehenden, gemauerten Schorn-
stein ersetzt werden. Selbst strengflüssigere Bleiglasuren lassen sich in
diesem Ofen schmelzen (Sprechsaal^ 1888 Jahrg. 21 S. 883).
Eine nicht uninteressante und für unsere Zeit charakteristische Er-
scheinung der Industrie ist Ashley's automatischer Flaschenblasapparai und
die damit verbundene Bewegung. Die Erfindung bezweckt, bei der Her-
stellung von Wein-, Bierflaschen u. s. w. die Arbeit der Menschenhände
durch die von Maschinen zu ersetzen, würde also für die Glasindustrie
etwa das bedeuten, was die Erfindung der mechanischen Webstühle für
die Textilindustrie. Die Bekanntmachung des neuen Apparates wurde
mit grofser Reclame durchgeführt. Mit Hilfe des neuen Apparates sollte
man im Stande sein, den Arbeitspreis für das Grofs Flaschen von
3 Schilling und 10 Pence auf 3 Pence (24 Pfg.) zu reduciren, 3 Arbeiter
sollten im Stande sein, 80 Grofs Flaschen in einem Tage fertig zu
stellen. Nach englischen Journalen soll sich eine Gesellschaft zur Aus-
beutung der neuen Erfindung mit 600 000 Pfd. Sterl. Actienkapital ge-
bildet haben 5 man sprach schon von einer Umgestaltung des Betriebes
der Glasfabriken von ganz Europa. Die deutschen Fachmänner ver-
hielten sich gleich anfangs der neuen Erfindung gegenüber sehr reservirt«
so brachte der Sprechsaal mehrmals Artikel , in denen starke Zweifel
über die Leistungsfähigkeit der Maschine ausgedrückt wurden {Sprech-
saal^ Jahrg. 21 S. 165, 203, 244, 338, 619). Trotzdem dauerte die Be-
wegung in England fort, und es war zwei Gesellschaften bereits ge-
glückt, dem Betriebe fernstehende Kapitalisten zu namhaften Beiträgen
zu bewegen.
Der Apparat soll etwa folgender Weise functioniren : Das ge-
schmolzene Glas fliefst in eine Form, die nur das für eine Flasche er-
forderliche Quantum Glas aufnimmt; an dem unteren Theile des Be-
hälters findet sich der Theil für den Flaschenhals und in diesen dringt
ein hohler Stempel, der comprimirte Luft in die Glasmasse treibt, so
dafs der Hals der Flasche sammt dem Wulste, dem Kragen, gebildet
wird. Im geeigneten Momente wird der Apparat umgestürzt, so dafs
der Hals nach oben kommt, ein Stempel, der das Eindringen der Glas-
134 ^'^"' Technologie des Glases.
masse in den Bauch der Hohlform verhindert hat, weicht bis zum Boden
der Flasche zurück, und das Glas wird nunmehr durch die nach-
strömende Luft zur vollständigen Flasche ausgeblasen. — Dem Fach-
manne wird sofort auffallen, dafs ein wichtiges Moment der Flaschen-
bildung, nämlich das Marbeln, ganz aufser Acht gelassen ist; ohne
Bearbeitung auf der Motze ist es nach bisherigen Erfahrungen nicht
möglich, eine in der Wandung gleichmäfsige Flasche zu erzielen.
Da bald viele Actionäre einsahen, dafs sie durch die schwindel-
haften Anpreisungen irregeführt wurden, und die eingezahlten Beträge
zurückforderten, endete die Actienunternehmung mit einer Auflösung
der European and American Machine-Made Bottle Company. Dadurch
liefs sich der Erfinder aber dui-chaus nicht abschrecken, schreitet zu
weiteren Verbesserungen des Apparates und hat in vielen Ländern, so
auch in Deutschland, um Patentertheilung nachgesucht. Nach Erthei-
lung des deutschen Patentes soll der Apparat eingehend beschrieben
werden.
Die Glasgalle, welche besonders in Fabriken von ordinärem Hohl-
glase, die mit billigen Materialien arbeiten, sich in unangenehmer Weise
bemerkbar macht, soll sich bei Anwendung der Glasschmelzwanne von
Oswald Lippert (Fig. 2) von dem übrigen Glase unschwer trennen lassen.
Das Material wird bei d in den Raum a eingeführt. Die neuen Auf-
lagen verdrängen die schon halb geschmolzene Masse in der Pfeil-
richtung durch e f in die Galle-Absonderungsräume b. Da nun bekannt-
lich die Galle sofort nach oben steigt, sobald die Flamme keinen Einflufs
ausübt, und die Temperatur etwas herabgedrückt ist, sondert sich die-
selbe ab und kann leicht abgelassen werden. Nachdem die Glasmasse
in b von der Glasgalle gereinigt ist, tritt dieselbe bei g in den Schmelz-
raum a hinüber, in welchem die sogen. Blankschmelze vollzogen wird,
um bei h in den Verarbeitungsraum / zu gelangen und in i verarbeitet
zu werden (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45 063 vom 13. Mai 1888).
Um dünne Glas- oder Basaltplatten unter Abschlufs kalter Luft
giefsen, auswalzen und abkühlen zu können, ist nach dem Verfahren
von Josef Trassel in Oberwarmensteinach und Heinrich Lindner in Fichtel-
berg (D. R. P. Nr. 44 517 vom 16. Juli 1887) die Einrichtung (Fig. 3)
getroffen, dafs dieselben mit den von der Aufsenluft abgeschlossenen
Kanälen B und K in Verbindung gebracht werden, welche zeitweise
direkt oder durch abziehende Feuergase auf Glühhitze erwärmt werden,
in welchen Kanälen die Formwagen W und iV eingebracht werden, die
entweder eine grofse Zahl senkrechter oder schräger Einzelformen oder
eine einzelne wagerechte Form enthalten.
Apparat zum Herausheben und Einsetzen von Glaswannen aus dem
Ofen bezieh, in denselben von der Socie'te des Manufactures de Glaces u. s. w.
in Brüssel (D. R. P. Kl. 32 Nr. 40 718 vom 17. December 1886). Die
Trommel M (Fig. 4) ist mit Rillen für zwei Ketten X und V versehen.
Zur Technologie des Glases. I35
Das eine Ende der Ketten ist an je einem Ende der Trommel befestio't,
während das andere Ende bei V und Y an den Enden des Waoeus T
angreift. Dieser Wagen ist an dem Ende, welches dem Ofen zuge-
kehrt ist, mit einer Zange zum Erfassen der Glaswannen ausgerüstet
und wird einestheils durch die mit den Rädern m versehene Achse Z
getragen, anderentheils dadurch gestützt, dafs die Schenkel T in dem
Zwischenraum zwischen der Trommel M und einer darunter liegenden
Walze 0 hindurchgehen. Walze O und Trommel M liegen in einem
Rahmen Ä, welcher an einem Kolben sitzt, der im Cylinder E durch
Dampf, Wasser oder Luft passend auf und ab bewegt werden kann.
Auf diese Weise kann der linke Theil von T auf und nieder bewegt
werden. Durch zwei kleine Kolben, welche in dem Cjlinder F sich
verschieben, wird die Trommel M gedreht, wodurch der Wagen T vor-
und rückwärts bewegt wird.
Einrichtung an einer mit der Glasbläserpfeife verbundenen Luftpumpe^
um den Druck nach beendetem Blasen aufzuheben-^ von R. E. Donovan^
F. Hazlett und /. Johnston in Dublin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 42 230 vom
16. Juli 1887). Die nach dem Hochziehen in der Kammer a (Fig. 5)
und der Pfeife b vorhandene atmosphärische Luft wird einerseits durch
den auf dem unteren Ende von b gefangenen Glasklumpen und anderer-
seits durch Niederdrücken der Kappe gh der hohlen Kolbenstange d
in n, h und d eingeschlossen, hierauf durch Abwärtsbewegen des Kolbens e
verdichtet und in die weiche Glasmasse eingeprefst. Nach Vollendung
des Gegenstandes entfernt der Arbeiter seine Hand vom Knopfe ^, wo-
rauf die verdichtete Luft, deren Spannung durch die Hitze des ge-
schmolzenen Glases noch vermehrt wurde, die Knagge gf hebt und
durch die Löcher der Hülse gh entweicht, so dafs Druckausgleich
zwischen der Innen- und Aufsenseite des gefertigten Gegenstandes her-
gestellt wird.
Ein neues Verfahren zur Herstellung von Ballons aus Glas mit in-
nerem Luftzuführungsrohre für Erdöl- u. dgl. Lampen beschreiben August
Walther und E. Kaiser zu Moritzdorf in Sachsen. Die Erfindung be-
zweckt, die bisher gebräuchlichen Oelbehälter durch die vollkommen
dichten und bedeutend reinlicheren Behälter aus Glas zu ersetzen (D.R.P.
Kl. 32 Nr. 45 979 vom 18. Januar 1888. Oesterreichisches Patent Kl. 4
vom 1. November 1888) (Fig. 6 und 7). Zur Herstellung des Glas-
ballons B mit Innenrohr R dienen die aus Untertheil U und den beiden
Obertheilen O 0 bestehende, auf dem Gestelle G gelagerte Form, sowie
die mittels des Tritthebels H im Gestelle G senkrecht bewegbare Spindel 5.
Der Glasmacher entnimmt mit seiner Pfeife P aus dem Glasofen ein
Kölbchen oder eine Birne Rohglas, setzt sie auf die Spindel S auf, und
bewegt während des Blasens diese allmählich aufwärts, so dafs schliefs-
lich das Rohr R gebildet wird. Gleichzeitig erhielt auch der Ballon
in der Form seine Gestaltung. Durch Umschlagen von 0 0 wird der
136 7mi' Technologie des Glases.
Ballon aus seiner Form befreit, und es erübrigt nur noch, die Ränder ab
und c d abzusprengen und die Fülldose D aufzusetzen.
Eine mechanmhe Schere zum Formen von Flaschenmündungen (Fig. 8)
wurde von fV. Blumberg in Düsseldorf beschrieben (D. R. P. Nr. 45062
vom 1. Mai 1888). Am Ende der rotirenden Spindel C ist eine Seheibe J
befestigt, in welcher sich die Formrollen IS radial bewegen können,
während sie gleichzeitig mit ihr um ihre eigenen Achsen rotiren. Die
radiale gegenseitige Näherung bezieh. Entfernung der Rollen wird mittel-
bar von der Achse 6' regiert, indem diese mittels Schneckengetriebes RS
ein Excenter T in Drehung versetzt, das durch Schubstangen V einen
Winkelhebelmechanismus und einen auf der Achse C verschiebbaren
MufF X die Verschiebung der Formrollen in der Scheibe J bewirkt.
Grofse Vortheile vor anderen Maschinen zu gleichem Zwecke soll
die Maschine zum Auswalzen von Flaschenmündungen von Klein und
Herb in Burbach bei Saarbrücken bieten (D. R. P. Nr. 44619 vom
18. November 1887). Zur Herstellung von Flaschenmündungen mit
innerem Gewinde wird der während des Auswalzens feststehende Dorn e
(Fig. 9) angewendet, dessen Gewinde durch das um die ebenfalls fest-
stehende Flasche rotirende und formgebende Walzenpaar cc in die Glas-
masse eingeprefst wird, worauf, entweder durch den Conus t (Fig. 10)
oder, bei Fufsbetrieb, durch das Zusammenwirken devTheüe iklmnopq r$
der Dorn selbsständig aus der Flaschenmündung herausgeschraubt wird.
Durch diese Maschine lassen sich enge, weite, sowie mit Schrauben-
gewinde versehene Flaschenmündungen herstellen. Die mit Schrauben-
gewinde versehenen Flaschen sollen eine Verkapselung mit Draht er-
sparen, indem der abgerundete Schraubengang den Kork derart festhält,
dafs die durch Kohlensäure u. s. w. hervorgerufene innere Spannung
der Gase denselben nicht herauszutreiben im Stande ist.
Henri Leufant in Paris stellt Brillengläser und andere optische Glas-
gegenstände her durch Blasen derselben in Formen, deren vielflächige
Innenwandung der einen Fläche des zu formenden Gegenstandes ent-
spricht. Dadurch wird eine nochmalige Erweichung der Glasmasse
überflüssig. Die Gläser haben nunmehr, wie z. B. in der Abbildung
(Fig. 10) dargestellt, auf der einen Seite eine so gebogene Fläche abc^
dafs sie nur auf der anderen Seite abgearbeitet zu werden brauchen
(D. R.P. Kl. 32 Nr. 42596 vom 23. Juni 1887).
Herstellung von Metallglanzätze auf Glas oder keramischen Gegenständen
von Reich und Comp. (D. R. P. Nr. 44949 vom 24. August 1887). Zur
Herstellung einer hellgelben, grünen bis dunkelbraunen Metallglanzätze
vom Silberglanze bis zum tiefsten Goldgianze setzen Reich und Comp.
die auf gewöhnliche Weise geätzten Gegenstände dem Einflüsse re-
ducirender Gase aus. Trägt man z. B. auf Glas ein Gemenge von 1 Th.
Chlorsilber und 5 Th. ungebrannter Gelberde, trocknet, brennt den
Scherben in der Mullel bei schwachem Farbenfeuer, wischt dann die
Zur Technologie des Glases. 137
Erde ab und brennt zum zweiten Male etwa 5 bis 6 Minuten, indem
man den Scherben der Einwirkung von Kohlengasen aussetzt, so erhält
man eine grünlich-bräunlich durchscheinende, goldglänzende Fläche,
während das Glas nach dem ersten Feuer nur einen schwach gelblichen
Anflug zeigte. Hat man statt der Gelberde ungebrannten Ocker ver-
wendet, so sind die Farben noch intensiver. Ein Gemenge von 1 Th.
Chlorsilber und 20 Th. Gelberde erzeugt nach dem Brennen einen kaum
erkennbaren gelben Anflug. Wird derselbe in einer Kohlenoxydgas-
atmosphäre 5 bis 6 Minuten lang schwach erhitzt, so erhält man ein
stark gelb durchscheinendes glänzendes Glas (vgl. 1887 266 364).
Ein ^^verbessertes Verfahren^ Glas zu decoriren'-'-^ ist von R. E. Frank an-
gegeben und ihm patentirt. Die zu ornamentirende Fläche wird mit einem
lichtempfindlichen Firnisse überzogen, das Bild oder Muster aufgelegt,
und das Ganze dem Lichte exponirt. Nach genügender Einwirkung
wird die Fläche mit färbenden Oxyden oder Emails eingestaubt, die
verschieden stark auf der Fläche haften, je nach der Einwirkung des
Lichtes auf dieselbe. Als Firnifs kann folgende Mischung dienen : 500 Th.
filtrirtes Wasser, 1 Th. Gelatine, 10 Th. Gummitraganth, 3 Th. Quitten-
kerne, 40 Th. Chromsalz (Kaliumbichromat). Die Proportionen variiren
je nach der Temperatur, Feuchtigkeit u. s. w. Die Oxydschicht wird
durch einen Ueberzug von dickem Terpentin geschützt, und der Ueber-
schufs an Firnifs durch Essig weggenommen. Nach dem Trocknen und
Ausbessern wird der Gegenstand noch mit Oxyden colorirt, und in
einem Ofen gebrannt (Näheres Hannover' sches Gewerbeblatt.^ 1889 S. 90).
Maschine zum Aufreihen von Perlen von Haller und Berthold in Buch-
holz, Sachsen (D. R. P. Kl. 32 Nr. 40914 vom 9. März 1887). Eine
Nadel n von ungefähr 1°^ Länge besitzt oben eine Oese (Fig. 12) und
ist unten schraubenförmig gebogen. Die Nadel wird oben an einer
Spindel b festgeklemmt und wird durch diese Spindel gedreht. Der
schraubenförmige Theil der Nadel taucht hierbei in den Perlenbehälter c
und nimmt nach und nach die Perlen auf, die sieh auf dem Schafte
der Nadel aufreihen. Ist die Nadel mit Perlen besetzt, so wird sie
von der Spindel b abgenommen, an der Oese wird ein Faden befestigt,
und dann werden die Perlen auf diesen geschoben.
Eine andere Perlenaufreihmaschine von denselben Erfindern datirt
vom 6. December 1887 (D. R. P. Kl. 32 Nr. 44 620). Die Perlen werden
von einer rotirenden Spirale b oder einer anderen geeigneten Trans-
portvorrichtung gegen das vordere Ende der nicht rotirenden, mit dem
Faden t verbundenen Nadel n getrieben, von denen die zufällig mit der
Oellhung auf die Nadel treflenden auf dieselbe und darüber hinweg auf
den Faden gelangen, so dafs die Maschine ohne Unterbrechung die
Perlen auf den Faden reihen kann. Die Nadel n wird abwechselnd
von den Zangen d^ d^ d^ erfafst, nachdem die rotirenden Bürsten ey e^ e^
von den betreffenden Stellen der Nadel die Perlen weggeschoben haben.
138 Zur Technologie des Glases.
Die Spiralen Sj «2 «3 s^ transportiren die Perlen von einer Bürste zur
anderen.
Die bisher angewendete Methode zum Schleifen von Glasperlen,
die darin besteht, dafs die abgesprengten Glasrohrstücke auf Draht auf-
gezogen und vom Schleifer an die Schleifscheibe angedrückt werden,
erfordert bei einem gröfseren Fabriksbetriebe eine nicht geringe An-
zahl geschickter Arbeitskräfte; um diesem Uebelstande zu begegnen,
bringt Emanuel Boessler in Wiesenthal (Oesterreichisches Patent Kl. 32
vom 19. November 1888. D. R. P. Nr. 44712 vom 2. März 1888) ein
neues Verfahren zur Anwendung, nach welchem es möglich ist, das
Schleifen vollkommen automatisch durchzuführen. Der wesentliche Theil
des Apparates besteht in einer an ihren Rand- und Seitenflächen mit
concentrischen Ringkanälen versehenen Schleifscheibe o (Fig. 14), die in
einem mit Wasser gefüllten Troge cdef rotirt. In den letzteren Averden
die rohen Glasperlen eingefüllt, und gelangen auf die zwei in den Trog
eingebauten, gegen die Schleifscheibe geneigten Rutschflächen ghi^
welche mit kleinen Löchern versehen sind. Durch die Reibung, theils
gegen die Scheibe, theils gegen einandei-, werden die Perlen abgeschliffen,
und fallen, wenn sie genügend klein sind, durch die Löcher in den
Trog cdef.
Bürette und Pipette mit Patenthahn von Greiner und Friedrichs [Zeit-
schrift für analytische Chemie^ Bd. 27 S. 470). Die Bürette unterscheidet
sich von den gewöhnlichen Glashahnbüretten dadurch, dafs sie neben
der Ausflufsspitze ein zweites Röhrchen trägt, welches im rechten Winkel
nach hinten gebogen ist, und mit dem Reservoir für die Titerflüssigkeit
verbunden wird. Durch den mit zwei schrägen Bohrungen versehenen
Hahn 1 kann jedes der beiden Röhrchen mit dem Inneren der Bürette
verbunden werden.
Die Pipette ist ein cylindrisches Gefäfs, welches am unteren ver-
engten Ende den zweimal schräg gebohrten Hahn, die Auslaufspitze
und das gebogene Zuflufsrohr trägt, genau so, wie bei der eben be-
schriebenen Bürette, oben aber in eine offene Röhre ausläuft; letztere
trägt mittels eines Stopfens eine flache, doppelt tubulirte Glasglocke
(genau wie die des Hüfnefschen Apparates zur Bestimmung des Stick-
stoffes im Harn), in die sie ziemlich hoch hineinragt. Die Pipette wird
gefüllt, indem man durch das Zuflufsrohr die Flüssigkeit eintreten läfst,
bis sie in die Glocke überzufliefsen beginnt. Der Ueberschufs kann
durch eine zweite Tubulatur der Glocke entleert werden.
R. Zsigmondy.
1 Vgl. 1887 263 481.
Müller- Jacobs, über die sogen. Resinatfarben. 139
Ueber die sogen. Resinatfarben; von A. Müller- Jacobs.
Vor mehreren Jahren machte Verfasser dieses die Beobachtung, dafs
die Niederschläge, welche durch Ausfällen wässeriger Harzseifenlösungen
mit beliebigen Metallsalzen erhalten werden, sich mit sämmtlichen Anilin-
farbstoffen basischen Charakters zu besonderen Molekularverbindungen
vereinigen lassen.
Die auf solche Art gefärbten harzsauren Metalloxyde sind seither
unter dem Namen „Resinatfarben'' in die Industrie eingeführt worden.
Im Nachstehenden möge es mir nun gestattet sein. Näheres über die-
selben mitzutheilen, da solche ihrer leichten Darstellbarkeit, ihrer merk-
würdigen Eigenschaften und ihrer vielseitigen Anwendbarkeit wegen
wohl ein allgemeineres Interesse beanspruchen dürften.
Darstellung der Resinatfarben.
Man bereitet sich zunächst eine Harzseifenlösung, indem man
100 Gew.-Th. helles Colophonium mit 10 Gew.-Th. trockenem kaustischen
Natronhydrat (96 Proc), 33 Gew.-Th. krystallisirtem kohlensauren Natron
(Na2C03 -f- 10 aq) und 1000 Gew.-Th. Wasser während einer Stunde
unter Umrühren kocht und hierauf die Temperatur der Lösung durch
Zugabe fernerer 1000 Th. kalten Wassers auf etwa 50° C. abkühlt.
Dieser Seife wird nun die filtrirte Lösung eines basischen Anilin-
farbstofFes, z. B. von Fuchsin, Methylviolett, Brillantgrün, Safranin,
Chrysoidin, Auramin, Methylenblau, Rhodamin u. s. w,, und zwar je
nach der gewünschten Intensität von 5 bis 15 Proc. vom Gewichte des
angewandten Harzes zugegeben.
Bei niedrigerer Temperatur und zu hoher Concentration der Seifen-
lösung scheiden sich die betreffenden Farbbasen als harzige Abietate
(Resinate) aus, was unbedingt zu verhüten ist. Die so dargestellte
alkalische Farbmischung wird nun mit kleinen Portionen der verdünnten
wässerigen Lösungen eines Metallsalzes versetzt und zwar unter stetem
Umrühren, bis vollständige Fällung eingetreten ist, was leicht durch Ein-
tauchen eines Streifens Filtrirpapier in die Flüssigkeit erkannt wird. Ein
geringer Ueberschufs an Metallsalz erleichtert das nachträgliche Filtriren
und Auswaschen. — Bei der Fällung z. B. mit Zink verwende ich für
obige Quantität Harz etwa 55 Th. Zinksulfat, gelöst in 1000 Th. Wasser.
Es sei noch bemerkt, dafs die mechanische Beschaff'enheit des Nieder-
schlages wesentlich von der Menge des angewandten Wassers abhängt.
Das Präcipitat wird nunmehr auf Filtertücher gebracht und sorg-
fältig ausgewaschen, was übrigens auch mittels Filterpressen geschehen
kann, wobei harte Kuchen mit 18 bis 25 Proc. Resinatfarbgehalt erzielt
werden, ein Beweis für die aufserordentlich feine Beschaffenheit der
wässerigen Paste. Eine Ausnahme in dieser Richtung machen die Mag-
nesiumresinatfarben, welche, wenn sie nicht aus sehr verdünnter Lösung
140 .Müller-Jacobs, über die soyen. llesinatrarben.
gefällt werden, harzig zusainmeabacken. Diese Niederschläge werden auf
Filtertüchern gewaschen und bei möglichst hoher Temperatur getrocknet.
Von hier gelangt die Waare, falls sie nicht als wässerige Paste
verwendet wird, in Trockenräume, die auf 40 bis 500 C., für Magnesium-
niederschläge auf 70^ C. erwärmt sind und bleibt darin so lange, bis
kleine Proben bei mehrmaligem Wägen in Zwischenräumen von einigen
Stunden keine Gewichtsabnahme mehr zeigen.
Eigenschaften der Resinat färben.
Dieselben stellen im trockenen Zustande äufserst leichte Stücke oder
zart anzufühlende, amorphe, pulverige Niederschläge von ungemeiner
Farbenfrische und Schönheit dar. Mehr noch als die gewöhnlichen
Harze werden sie durch Reiben stark elektrisch. Luft und Feuchtigkeit
beeinflussen sie in keiner Weise. Sie geben weder an kaltes noch an
heifses Wasser irgend welche nennenswerthen Mengen des aufgenom-
menen Farbstoffes ab. Schwache Säuren und Alkalien sind ebenfalls
gänzlich ohne Wirkung und selbst starke Lösungen von unterchlorigsauren
Salzen vermögen die Farbkörper erst nach längerer Zeit etwas anzugreifen,
vorausgesetzt, dafs solche nicht zuvor dem Lichte ausgesetzt wurden,
in welchem Falle sie durch Oxydationsmittel leicht zerstört werden.
In Alkohol sind sie mehr oder weniger löslich, und zwar hängt
diese Eigenschaft innig mit der zum Abietat verbundenen metallischen
Basis zusammen. Während sich nämlich die ungefärbten oder gefärbten
Abietate des Aluminiums, des Berylliums, Eisens, Nickels, Maugans und
des Kupfers nur wenig in Alkohol lösen, sind die Zink-, Blei-, Cad-
mium- und Silbersalze schon bedeutend löslicher. Die Calcium-, Strontium-
und Bariumsalze lösen sich ziemlich gut, sehr leicht löslich ist das Mag-
nesiumsalz.
In Benzol und seinen Homologen, ferner in Aether, Chloroform,
Acetal und vielen ätherischen Oelen lösen sie sich im trockenen Zu-
stande im Verhältnisse von 1 : 1 und bilden damit je nach der Menge
des Lösungsmittels mehr oder Aveniger dickflüssige Firnisse, welche auf
glatter Oberfläche rasch zu einem glänzenden, harten, transparent ge-
färbten Ueberzug einti'ocknen. An sich allein wird dieser leider in
kurzer Zeit sprüngig und fällt ab. — Die innere Natur und Haltbarkeit
solcher Schichten hängt ebenfalls wesentlich ab von der metallischen
Basis der Resinatfarbe.
Die Präcipitate sind fernerhin leicht löslich in Alkohol-, Benzin-
oder Terpentinöllirnissen, in schmelzendem Wachs, in Harzen, Palmitin-
und Stearinsäure, in Oelsäure und deren Homologen, in ranzigen Oelen
und gekochtem Leinöl. Ihre Löslichkeit nimmt mit höherem Farbstoff-
gehalte — der überhaupt 20 Proc. vom Gewichte des Harzes nicht
übersteigen darf — ab. In Terpentinöl und den Kohlenwasserstoffen
der Erdölreihe (C,oHi^), z. B. in Benzin, sind sie völlig unlöslich.
Müller-Jacobs, über die sogen. Resinatfarben. 141
Einige der Metallresinate, z. B. die Aluminiiimsalze, zersetzen sich
in Lösung, selbst bei Lichtabschlufs, in verhältnifsmäfsig kurzer Zeit
unter Abseheidung von Metalloxyd- oder Oxydhydrat, während andere,
wie das Zink-, Blei-, Calcium- und Magnesiumresinat, sich unbegrenzte
Zeit unverändert halten.
Etwas über 100*^ erhitzt, beginnen die Farbkörper ohne Zersetzung
zu schmelzen; bei höheren Temperaturen tritt Zersetzung ein. In
offener Flamme verbrennen sie, ähnlich dem gewöhnlichen Colophonium
mit rufsender Flamme unter Hinterlassung des entsprechenden Metall-
oxydes. Dem Lichte widerstehen die Resinatfarben ziemlich gut, weit
besser als die ebenfa 11s benzollöslichen direkten Verbindungen der
Anilinfarbbasen mit Oelsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure und Abietin-
säure. Am ungünstigsten zeigte sich stets Brillantgrün (Sulfat des
Tetraäthyldiamidotriphenylcarbinols) und zwar in allen Metallcombina-
tionen; sehr gut dagegen Methylviolett, Safranin, Chrysoidin, Auramin(?)
und namentlich Rhodamin (Chlorhydrat des Diäthylamidophenolphtaleins),
abgesehen von der hervorragenden Brillanz dieses Farblackes. An Alu-
minium- oder Chromabietat gebunden, bleichen sie im Allgemeinen leichter
aus als in Vereinigung mit Zink- oder namentlich mit Magnesiumabietat.
Durch Einwirkung des Lichtes namentlich auf dünne Schichten
verlieren die Farben ihre Löslichkeit in Benzol vollständig und ver-
halten sich in dieser Beziehung ähnHch den Harzen, vornehmlich dem
Asphalt. Es kann dabei als sicher angenommen werden, dafs das Licht
zunächst den Molekularzusammenhang aufhebt und die Verbindung in
freien Farbstoff und Metallabietat zerlegt, welches letztere nun noch
weiter verändert wird. Der frei gemachte Farbstoff kann jetzt durch
warmes Wasser oder Alkohol, durch Säuren oder Alkalien, durch unter-
chlorigsaure Salze oder andere Oxydationsmittel — überhaupt durch jede
Substanz, die ihn im gewöhnlichen Zustand lösen oder zerlegen würde,
abgezogen werden. An den belichteten Stellen verliert z. B. Papier,
das mit einem Resinattirnifs überzogen ist, seine Farbe durch Einlegen
in verdünnten Alkohol oder in Eau de Javelle, während der nicht
insolirte Theil unaugegriffen bleibt.
Diese Lichtreaction tritt bei den alkohollöslichen Metallabietaten
weit schneller ein als bei den anderen; aber auch die optische Natur
des Farbstoffes spielt dabei eine wichtige Rolle. In einer weiteren, ge-
trennten Abhandlung „über die Verwendung der Resinatfarben zur
photographischen Reproduction*-' werde ich Gelegenheit haben, auf diese
Verhältnisse näher einzutreten.
Verwendung der Resinatfarben.
Wie aus den oben beschriebenen Eigenschaften dieser Körper er-
hellt, können solche sowohl im teigförmig-wässerigen, wie im trockenen
Zustande zu den verschiedensten Zwecken angewandt werden.
142 Müller-Jacobs, über die sogen. Resinatfarben.
Zunächst zur Darstellung transparenter Oel- oder Benzinfirnisse.
Die Resinatfarben werden in einer zur Erreichung der gewünschten
Intensität geeigneten Menge den Rohfirnissen einfach direkt oder in
benzolischer Lösung beigegeben, wodurch gleichzeitig noch der sogen.
„Körper" der Firnisse erhöht wird. Ich verwende hierzu gewöhnlich
Zink-, Eisen-, Kupfer- oder Magnesiumresinate mit nicht über 8 bis
12 Proc. Farbstoflgehalt vom Gewichte des Colophoniums. Durch Zu-
gabe von Kautschuk- oder Guttaperchalösungen wird die Elasticität und
Dauerhaftigkeit der Firnisse wesentlich erhöht. Eine derartige Zu-
sammenstellung von besonderer Güte ist folgende, welche sowohl für
sich allein, als auch als Zugabe zu anderen Firnissen benutzt werden
kann: Man löse 30 Th. Magnesiumresinatfarbe in 80 Th. Benzol und
20 Th. Chloroform und vermische mit 150 Th. einer 1 1/2 procentigen,
durch Erhitzen geklärten Lösung von Kautschuk in Schwefelkohlenstoff
und Benzol.
Derartige Firnisse eignen sich vortrefflich zur Decoration glänzender
Metalloberflächen (Zinnfolie), von Holz, Papier, Leder, Glas u. s. w.
In vielen Fällen, namentlich für Holzanstriche sind die schon an sich
gefärbten Metall resinate des Eisens, Chroms, Kupfers, Mangans u. s. w.
in Combination mit Bismarckbraun oder anderen Farbstoffen vorzuziehen,
einerseits aus Billigkeitsrücksichten, andererseits um dadurch die Licht-
echtheit zu erhöhen. Sehr hübsche dunkelbraune bis schwarze Nuancen
werden durch geeignete Mischungen von Resinatfuchsin, -grün oder
-blau, -chrysoidin oder -auramin erhalten und eignen sich zu gewöhn-
lichen Drucker- und Lithographentinten, zu Schnellwichse u. s. w.
Mit den verdünnten benzolischen Lösungen der Resinatfarben lassen
sich ferner Textilstoffe, einzeln oder gemischt, in einem Bade färben —
leider nur für helle, zarte Töne — und diese Methode wird für Seide,
Seidenbänder und Satin, sowie für Kunstblumen, die nicht abfärben
dürfen, hier bereits im Grofsen, sowie in der Hausindustrie — zum Um-
färben — umfangreich benutzt.
Weiterhin lassen sich die Körper zum Färben und Drucken von
Kautschuk und Kautschukwaaren, von Celluloid, von Wachstuch und
Linoleumteppichen benutzen, ebenso zum Färben von Bleiweifs, Zink-
weifs, Zinksulfid, Schwerspath, Kreide u. s. w.
Im ungetrockneten, pasteförmig-amorphen Zustand eignen sie sich
zur Fabrikation von Farbstiften, mit Thragant, Gummi, Stärke oder
Albumin versetzt für den Tapetendruck u. s. w., M'obei gleichzeitig er-
wähnenswerth erscheint, dafs dieselben durch Einwirkung der Dämpfe
ihrer Lösungsmittel in den gelösten, transparenten Zustand übergehen^
in welchem sie sich auf jeder Fläche firnifsartig befestigen.
New York im Juni 1889.
Kleinere Mittheilungen.
143
Bogenfeile zur Herstellung innerer Schlitze,
Während man zum Einschneiden des Mittelbruches der Schlüsselbärte und
der äufseren Einschnitte oder Reifen die gewöhnliche Bogenfeile oder Metall-
säge benutzen kann, stand bisher zur Herstellung der inneren, in den Mittel-
bruch des Bartes einmündenden Einschnitte nur ein höchst unvollkommenes
Werkzeug zu Gebote. Mit der Spitze einer ganz kleinen Flachfeile mufste
man diese inneren Einschnitte, besonders im Beginne der Arbeit, mehr ein-
kratzen als einfeilen.
Die Maschinenfabrik von Wilh. Hartmann und Comp, in Fulda, welche seit
einigen Jahren die wegen ihrer eigenthümlichen hervorragenden Härte „Diamnnt-
Metallsägen" genannten Bogenfeilen liefert, hat nun neuerdings das Ein-
schneiden der inneren Bartreifen dadurch zu einer
leichten und bequemen Arbeit gemacht, dafs sie Säge-
blätter von der in Fig. 1 und 2 veranschaulichten
Einrichtung anfertigte. Diese Blätter, welche in jeden
Sägebogen eingespannt werden können , sind aus
gewöhnlichen flachen Sägeblättern entstanden, von
denen man einen dreieckigen, die Zähne enthalten-
den Theil a^ gegen den Rest a winkelrecht abge-
bogen hat. Es entsteht auf diese Weise ein Blatt
ähnlich demjenigen, welches man bei der Holzbear-
beitung zum Ausschneiden des Grundes von Zinken-
schlitzen verwendet.
Die Anwendungsweise der neuen Säge wird aus
Fig. 3 ersichtlich. Den vorderen flachen Theil a^ führt
man in den Mittelbruch b des Schlüsselbartes ein
und beginnt nun, mit der Spitze des gezahnten Drei-
eckes oj zu arbeiten. Da der an dieser Spitze lie-
gende Winkel sehr klein ist, so kommt, auch wenn
der Mittelbruch b, wie üblich, nur eng ist, sogleich eine ziemlich lange Reihe
von Zähnen zur Wirkung, die man bei langsamer Hin- und Herbewegung des
Werkzeuges so weit anwachsen läfst, dafs der Reifen oder Einschnitt, welcher
bekanntlich der im Schlosse angebrachten Besatzung zu entsprechen hat, in
der gewünschten Tiefe entsteht. Da die Blätter nach demselben Verfahren
wie die gewöhnlichen glatten Diamantstahlsägen gehärtet sind, mufs jeder
Druck auf den Sägebogen vermieden werden. Sonst springen leicht die glas-
harten Zähne aus, welche bei richtiger Behandlung ungemein schnell in Eisen
und weichen Stahl einschneiden.
Auch im Maschinenbau dürfte sich für das neue Werkzeug hier und da
eine geeignete Verwendung finden; vielleicht läfst es sich zum Ausschneiden
des Grundes von Schlitzen in Fällen, in denen die Benutzung des Kreuz-
meifsels nicht zulässig ist, verwenden. G.
D. Kuhnliardt's Vielfachtelegrapli ohne synchrone Laufwerke.
Während in der absatzweisen mehrfachen Telegraphie die Einrichtung imd
Schaltung der einzelnen Apparatsätze kaum wesentlich von der für das ein-
fache Telegraphiren erforderlichen Einrichtung und Schaltung abzuweichen
braucht, wird das Mehrfach-Telegraphiren dadurch erschwert, dal's die einzelnen
Apparatsätze in regelmäfsiger Folge mit der Telegraphenleitung verbunden
werden müssen, was gewöhnlich durch synchron laufende Triebwerke bewirkt
wird, welche in jedem der beiden Aemter einen Vertheilerarm in Umdrehung
versetzen. Einen Versuch, ohne Verwendung von synchron laufenden Trieb-
werken bewegter Vertheiler, einen Vielfachtelegraphen, und zwar einen sol-
chen für Huypes Typendrucker, betriebsfähig zu machen, hat bereits im J. 1876
M. Koch in Chur gemacht (vgl. 1877 326 500; 1878 228 "• 515). Ein neuerer
Vorschlag dazu ist von Datid Kuhnhardt in Aachen (*D. R. P. Kl. 21 Nr. 44585
vom 1. Juni 1887) ausgegangen. Kuhnhardt beabsichtigt, die Ein- und Aus-
schaltung jedes einzelnen Morse- Apparatsatzes zur rechten Zeit auf elektrischem
144 Bücher- Anzeigen.
Wege zu bewirken und entsendet daher vor und nach jedem Morse-Zeichen
einen Strom, dessen Richtung derjenigen der Telegraphirströme entgegengesetzt
ist; natürlich werden diese beiden Ströme unabiiängig von den Telegraphir-
strömen und durch besondere Hilfsmittel entsendet, also auch dann, wenn
etwa einmal nach der Einschaltung eines Apparatsatzes in der Zeit, während
welcher er an der Leitung liegt, gar kein Zeichen telegraphirt werden sollte.
Die Morse-Strome lafst Kuhnhardt nicht durch die Hand des Telegraphisten
entsenden, sondern dieser hat stets nur eine dem zu telegraphirenden Buch-
staben ents])rechende Taste zu drücken, welche dann gedrückt bleibt, bis in
der bekannten Weise die erforderlichen Ströme durch unter der Taste hin-
streichende Contact machende Nasen entsendet sind. Die Nasen und die Tasten
mit ihren Contaclfedern sind unter (bezieh, neben) einander auf einem stehenden
Kegel (bezieh, auf einer wagerechten Walze) angebracht. Auf dem Kegel (bezieh,
der Walze) sind so viele Sätze Tasten und Contacttheile angebracht, als im
empfangenden Amte in regelmäfsiger Abwechselung Empfänger an die Linie
gelegt werden soll. Im empfangenden Amte braucht Kuhnhardt für jeden
Apparatsatz nicht weniger als fünf Elektromagnete und für alle Sätze zu-
sammen noch ein gemeinschaftliches Relais mit zwei Elektromagneten, und
diese Häufung von Apparaten macht seinen Vorschlag zweifellos unausführbar.
Vergleicht man damit die Einfachheit der von Koch, gegebenen Lösung, so
drängt sich die Vermuthung auf, dafs die Aufgabe sich sicher in der einfachsten
Weise dadurch wird lösen lassen, dafs man im empfangenden Amte einen
Walzenumschalter aufstellt, der zur rechten Zeit durch einen den Telegraphir-
strömen entgegengesetzten Strom (oder in einer anderen geeigneten Weise)
um einen Schritt gedreht wird und dadurch den nächstfolgenden Empfänger
mit der Telegraphenleitung verbindet, den bisher mit ihr verbunden gewesenen
aber abschaltet. E. Z.
Bücher-Anzeigen.
Verzeichniss der technischen Hochschulen, Kunstakademien und Kunst-
schulen, Bergakademien und höheren Militär- und Marine-Bildungs-
anstalten und der verschiedenen gewerblichen Fachschulen, als:
Gewerbe-, Bau- und Maschinenbauschulen, Berg- und Seemauns-
Schulen, Weberei-, Wirkerei-, Färberei- und anderer Schulen der
Industrie, Städtische Handwerker- und Fortbildungs-Schulen etc. etc.
des Deutschen Reichs, Oesterreich-Ungarns und der Schweiz, sowie
einer grossen Anzahl ähnlicher Lehranstalten der übrigen Staaten
des europäischen Continents, herausgegeben von A. Seydel. Verlag
der Polytechnischen Buchhandlung in Berlin W., Mohrenstrasse 9.
Preis 4 Mark.
Das Heftchen enthält eine Zusammenstellung der aufgeführten Lehr-
anstalten unter namentlicher Aufführung des Leiters und der Fachlelirei".
Verlag der J. ü. Cotta'schen Buchhandlung Nnchfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
üeber Rauhmaschinen. I45
lieber Rauhmaschinen.
(Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes Bd. 268 S. 299.)
Mit Abbildungen auf Tafel 7 und 8.
Beim Rauhen wollener und baumwollener Zeuge kommt es be-
kanntlich darauf an, einen dichten Besatz oder Stapel bei möglichster
Schonung des Stoffes und einem geringen Verlust durch Ausflocken zu
erzielen; dementsprechend also ein zu festes Anliegen des Stoffes gegen
die Karden zu vermeiden.
Gustav Marcel Bauche und Henry Alexandre Bauche in Paris wollen
bei ihrer durch D. R. P. Nr. 45 752 vom 16. März 1888 geschützten und
in den Fig. 1 bis 3 Taf. 7 dargestellten Rauhmaschine eine schöne
und dichte Decke bei möglichster Schonung des Stoffes dadurch er-
reichen, dafs sie die Rauhwalzen in rotirenden Scheiben in verstell-
bare Lagerschalen einlegen, welche auf Federn ruhen, durch deren
Spannung die elastische Lagerung der Rauhwalzen bezieh, die auto-
matische Bremswirkung der Lagerschalen auf die Walzen je nach der
Natur des zu behandelnden Stoffes regulirt wird.
1 sind die mit Kratzen bezogenen Rauhwalzen, von denen beispiels-
weise je drei auf einem Paar Scheiben B gelagert sind. Die Anzahl
der Scheibenpaare und demgemäfs auch die Zahl der Rauhwalzen kann
geändert werden.
Das zu rauhende und in den genannten Figuren durch eine punk-
tirte Linie a—a angegebene Gewebe wird in der ersichtlichen Pfeil-
richtung über Leit- oder Führungswalzen b geführt, die es in die Nähe
der die Rauhwalzen tragenden Scheiben Äj Bo B^ B^ bringen. Die
Vorrichtungen zur Zuführung des Stoffes können beliebige sein; in der
vorliegenden Maschine ist P eine Holztrommel, um welche das Gewebe
herumläuft; B ist eine Schraubenspindel zum Anspannen und Nach-
lassen eines als Bremse wirkenden Riemens, durch die der Widerstand
genannter Trommel gegen den Anzug des Gewebes vermehrt oder ver-
ringert werden kann. Q ist ein Rad, in dessen Zähne die Klinke S
«ingreift, V eine Hemmwalze für das Gewebe. Am anderen Maschinen-
ende befindet sich die Zugwalze H^ gegen welche eine Druckwalze
wirkt. Zwischenrad J überträgt den Antrieb auf die Abzugswalze H.
MO ist die Faltvorrichtung für das gerauhte Gewebe.
Beim Herankommen des Gewebes an die Scheiben B^ wird das-
selbe zum ersten Male der Einwirkung der Rauhwalzen unterworfen,
geht dann auf der anderen Seite der Scheiben nach unten, um ein
zweites Mal von den Rauhwalzen getroffen zu werden. Die Scheiben B
erhalten ihre Bewegung von der Antriebswelle.
Die Achsen A der Rauhwalzen ruhen in den verstellbaren Lager-
schalen 2^3 in den Scheiben B^ während die Lagerschalen selbst wieder
auf Federn K aufsitzen. Die Federung der letzteren, welche nach Art
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 4. 1889i'III. 10
14G Ueber Kauhmaschiuen.
der Zeichnung sektoravtig gestaltet sein können, wird durch denjenigen
Widerstand hervorgerufen, welchen das Gewebe bei seiner Berührung
mit den Karden der Rauh walzen dem letzteren darbietet, so dafs die-
selben nur der der Feder innewohnenden Elasticität entsprechend in
das zu rauhende Gewebe eintreten, welche mau je nach Mafsgabe des
zu bearbeitenden Gewebes reguliren kann.
Aus Vorstehendem ergibt sich, dafs jede Rauh walze / der com-
binirten Einwirkung einer selbsthätig verschiebbaren Bremse und einer
sektorartig gestalteten Feder K unterliegt, die durch Druck auf die
Achse A der Rauhwalzen wii-kt. Genannte Bremse wird durch die
beiden über einander liegenden Lagerschalen 2 und o gebildet, von
denen immer die obere 5 durch eine auf die Scheiben B aufgeschraubte
gebogene Platte 6 auf die Achse der Rauhwalze gedrückt wird. Ueber
jeder Lagerschale 5 ist zum Einbringen von Schmieröl eine Aus-
sparung 9 vorgesehen, deren Boden mit Baumwolle belegt sein kann
und welche durch ein Kanälchen 10 mit der Achse der Rauhwalze in
Verbindung steht, so dafs Schmiervorrichtung und Lagerschale ein
Stück bilden. Die unteren Lager schalen tragen je einen mit Gewinde
besetzten Zapfen ö, auf welchem eine als Zahnrad ausgebildete, sich
gegen Feder K anlegende Mutter 4 sitzt. In letztere greifen die Zähne
eines Getriebes 7 ein, durch dessen Drehung nach rechts oder links
die Muttern 4 entweder nach ein- oder auswärts geschoben und da-
durch der Druck gegen die Federn K vermehrt oder vermindert wird,
was zur Folge hat, dafs die Lagerschalen 2 mehr oder weniger fest
gegen ihre Achsen A angeprefst werden, so dafs sich die Rauhwalzen
mehr oder weniger schwer drehen. Nach Mafsgabe des auftretenden
Widerstandes dringt hierbei das Gewebe in den Kratzenbeschlag ein,
ohne dafs es verschoben wird.
Die Drehung des Zahn triebe s 7 kann durch Einstecken eines
Bolzens in die hinter den Zähnen liegenden Bohrungen 8 bewirkt werden.
Bei der Berührung einer Rauh walze i mit dem Gewebe durch
Drehung der Seheiben Ä, B^ erleidet die Rauhwalze einen radialen
Druck, der die Feder K in der Weise biegt, dafs die Kratzen nur in
der das Rauhen richtig bewirkenden Weise ohne Verschiebung des Ge-
webes auf letzteres einwirken, woraus folgt, dafs, wenn mau durch
Drehung des Triebes 7 in der einen oder anderen Richtung die Feder K
mehr oder weniger anspannt, man auch das Gewebe mehr oder weniger
bearbeiten kann, da dann die Bremswirkung der Lagerschalen eine mehr
oder weniger starke ist.
Die Berührung des Gewebes mit den Kratzen erfordert eine äufserst
genaue Einstelkmg des letzteren. Dieselbe erfolgt im vorliegenden Falle
durch zwei Zahnstangen in folgender Weise: Die beiden verschiebbar
angeordneten Schienen E E^ (Fig. 1 Taf. 7) sind an den Enden der
einen Seite mit Zähnen besetzt und können in am Gestelle angebrachten
Ueber Rauhmaschinen. I47
Backen nach vor- oder rückwärts verschoben werden. Eine durch die
Maschine hiudurchgeführte Welle trägt an jedem Ende ein Zahnrad,
das sich auf den genannten Zähnen L L^ der Zahnstangen abwälzt. Auf
jeder der beiden Schienen E E^ sind durchgehende Führungs- oder Leit-
walzeu b angebracht, die sich nach Mafsgabe des gesonderten Angriffs
der Rauhwalzen parallel mit den Schienen verschieben. Ein zu beiden
Seiten des Maschinengestelles angebrachtes Handstellrad dient zur Ein-
stellung der gesammten Vorrichtung, ohne dabei von der Anzahl der
die Rauhwalzen tragenden Scheiben abhängig zu sein.
Bei der dargestellten Rauhmaschine von Bauche sind sämmtliche
Lagerschalen nur von einer Feder, die drei Sektoren bildet, unterstützt.
An Stelle von nur einer Feder kann auch für jede Rauhwalze eine be-
sondere Feder gewählt werden, und zwar wird dies immer dann der Fall
sein müssen, wenn jede Rauhtrommel eine grofse Anzahl Rauhwalzen
trägt. Eine derartig ausgeführte Rauhmaschine zeigt uns das Amerika-
nische Patent Nr. 344981 von Frederick Ott in Philadelphia. Die Lager
der einzelnen Rauhwalzen ruhen auf Spiralfedern, und der Antrieb der
Rauhwalzen erfolgt nicht wie bei der vorbeschriebenen Maschine durch
den Widerstand, welchen die Karden bei Umdrehung der Rauhtrommel
im Zeuge finden, sondern unter Vermittelung von Reibungsrollen, welche
auf den Lagerachsen der Rauhwalzen sitzen und sich bei Drehung der
Trommel auf einem dieselben umschliefsenden Geleise abwälzen. Die
Führung des Stoffes durch die Maschine geschieht in solcher Weise,
dafs die Rauhwalzen denselben nur leicht berühi*en. Die Leitwalzen für
denselben werden positiv bewegt.
Die besondere Einrichtung der Rauhmaschine ergibt sich aus den
Fig. 4, 5 und 6 Taf. 7. In den beiden Gestellwänden f ist die Welle a
gelagert, welche die zwei Armkreuze c trägt, in deren Armen auf den
Spiralfedern g die Lagerschalen d für die Rauhwalzen b ruhen. Die
auf den Achsen der letzteren sitzenden Reibungsrollen h wälzen sich,
sobald die Trommel ac mittels des Riementriebes ik in Umdrehung
versetzt wird, auf den in die Seitenwände f des Gestelles eingesetzten
Geleisen e ab und erhalten dadurch ihre Umdrehung. Der in punktirten
Linien angegebene Stoff läuft durch die Zuführwalzenpaare Im und no
in die Maschine ein und gelangt von letzteren über die Stege p p^ nach
der ersten Leitwalze q und von da über die Leitwalzen ?i ^2 • • "°^ ^^^
^tegjJi3 wieder nach aufsen zu den Abzugswalzenpaaren ?j mj und nj Oj .
Zwischen je zwei Leitwalzen q kommt der Stoff mit den Rauhwalzen
in Berührung, die Leitwalzen q werden, wie bereits erwähnt, zwang-
läufig in Umdrehung versetzt, und zwar erfolgt dieses durch die beiden
über die Rollen r laufenden Riementriebe s und t.
Die Hauptwelle a macht nach Angabe des deutschen Wollengewerbes
100 bis 120 Umdrehungen.
Die Rauhwalzen können anstatt durch Reibungsrollen auch durcl\
148 Ueber Rauhmaschinen
Zahngetriebe in Umdrehung versetzt werden, oder es können auch so-
wohl die Riementriebe für die Stoffleitrollen, als auch die auf den Rauh-
walzen sitzenden Triebrollen unabhängig von einander bewegt werden,
wie es z. B. bei den Maschinen von Grosselin pere et fils in Sedan (1888
268 299) der Fall ist, und hierdurch beliebige Wirkungsgrade erzielt
werden.
Wesentlich verschieden von den bisher betrachteten Rauhmaschinen
ist die Maschine von Edward Michaelis^ Alfred Smelhurst und Charles
Wood in Cable Mills (Oldham Road), Manchester, England. Bei der-
selben erfolgt das Rauhen nicht durch eine Rauhtrommel, deren Um-
fang mit Karden besetzt ist, oder durch Rauhwalzen, sondern durch
Rauhtrommeln, welche mit Kardenträgern versehen sind, die gegen die
rotirenden Ti'ommeln eine regulirbare Hin- und Herbewegung in senk-
rechter Richtung zu Radialebenen der Trommeln besitzen.
Die durch das D. R. P. Nr. 46357 vom 8. Juli 1888 geschützte
Maschine ist in den Fig. 7 bis 9 Taf. 7 u. 8 wiedergegeben. In dem Ge-
stelle a ist die Hauptwelle b mit ihrer festen und losen Riemenscheibe b^ b^
gelagert; zwei Reibungsräder cc^ geben die Bewegung der Welle an
die Reibungsrollen d d^ weiter und drehen so die Wellen e Cj , deren
Geschwindigkeit durch Anwendung der Schraubenstellung f^ f^ geregelt
werden kann, welche den Reibrollen dd^ ihre Stellung näher oder
weiter von dem Mittelpunkte der Scheiben c q geben. Die Kegelrad-
getriebe ^2 g-i vermitteln von der Welle e^ aus die Drehung der Achsen g^
und der auf ihnen befestigten Rauhtrommeln g g^. Jede Trommel be-
steht aus zwei Scheiben h (Fig. 9 Taf. 7), welche auf der Achse g^
festsitzen, und jede Scheibe hat vier Schlitze Äj, symmeti-isch nahe der
Peripherie vertheilt. Diese sind gewöhnlich geradlinig und werden von
dem sie rechtwinkelig schneidenden Durchmesser der Rauhtrommeln
halbirt, können aber auch etwas gekrümmt angeordnet sein. In jedem
Schlitze gleitet ein Schlitten i, welcher die Karden j trägt und mit dem
entsprechenden Schlitten i an der gegenüberliegenden Seite der Trommel
fest verbunden ist. Diese Schlitten erhalten eine gleitende Bewegung
durch die Winkelhebel /c, die ihre Drehpunkte in den Zapfen k^ der
Scheibe h haben. Ihre Bewegung erhalten die Winkelhebel durch eine
Profilscheibe /, auf deren Umfang die an dem einen Winkelhebelarme um
Zapfen k^ drehbaren Rollen ftg laufen, so dafs eine schwingende Be-
wegung der Wiukelhebel erzielt wird. Nach der Anzahl der Er-
höhungen auf dem Umfange der Profilscheibe richtet sich die Anzahl
der Hebelschwingungen bei einer Umdrehung der Scheiben h. Der
Paarschlufs zwischen den Rollen k^ und der Profilscheibe / wird durch
die feste Verbindung je zweier gegenüberliegender Rollenzapfen er-
reicht. Diese Verbindungsglieder sind in Fig. 9 Taf. 7 punktirt an-
gegeben und enthalten in ihrer Mitte eine OefFnung für den freien Durch-
gang der Achse g^. Aufserdem hat jedes einen Kopf m mit verstellbarem
lieber Rauhmaschinen. I4.9
Lager zum genauen Einstellen. Die zweiten Arme der Winkelhebel k
greifen an Zapfen t^ der Kai-denträger i mit Spielraum an und bewegen
sie so in ihren Schlitzen Aj hin und her. Zweckmäfsig wird man an
jedem Trommelende, d. h. neben jeder Seheibe h eine solche Profil-
scheibe anbringen, um einen gleichmäfsigen Antrieb der einzelnen
Kardeuträger zu sichern. Jede dieser Scheiben ist dann an der Nabe
eines auf der Achse ^3 lose drehbaren Zahnrades n befestigt. Diese
Zahnräder n erhalten ihren Antrieb von der Welle e aus mittels der
Räder e^ 0^ 0 und es wird auf diese Weise die Relativdrehung der
Räder n gegen die Scheiben h sich zusammensetzen aus den beiden Dreh-
bewegungen gegen das feste Gestell a.
Der zu behandelnde Stoff gelangt in der Richtung des Pfeiles (Fig. 7)
in die Maschine, läuft über die Rollen jo zur ersten Rauhtrommel ^|, über
die Rollen r^ (nochmals) zur zweiten Berührungsstelle mit dieser Trommel
und dann in gleicher Weise über die Rolle jOj an die zweite Trommel
über r zu dieser zurück und über die Rollen f^ zur Faltvorrichtung S.
Diese erhält ihre Bewegung von der Kurbel der Scheibe 5|, die von
der Rolle 63 der Achse h getrieben wird. Die Führungsrollen rr^ werden
durch Riementrieb von der Rolle 64 aus bewegt.
Um die Kardenzähne bequem schleifen zu können, sind die Lager t
der einen Rauhtrommel g^ durch Schrauben t^ verschiebbar angeordnet.
Durch eine Verschiebung dieser Lager kommt die Trommel in Folge
des Eingriffs zwischen e^ und g^ in eine der Trommel g gleichgerichtete
Bewegung. Allenfalls kann man die Kardenzähne durch Herausnehmen
der Beschläge gleichgerichtet einsetzen. Natürlich mufs hierbei die
Welle Ol gesenkt, d. h. aufser Betrieb gebracht werden.
Der im vorliegenden Falle angewendete Mechanismus zur Bewegung
der Kardensektoren kann auch durch jeden anderen ersetzt werden.
Aus der Combination der Bewegungsrichtungen und Geschwindig-
keiten der Trommeln gegen die des Zeuges und die der Karden relativ
zu der der Trommeln ergeben sich eine grofse Anzahl von Wirkungs-
graden der Maschine. Der höchste Grad von Wirkung der Karden
wird offenbar erzielt, wenn beide Trommeln entgegengesetzt der Zeug-
richtung sich bewegen. Der niedrigste, wenn sie sich mit der Zeug-
richtung umdrehen, da in diesem Falle nur die Bewegung der Karden
gegen die der Trommeln zur Geltung kommt. Durch Aenderung der
Relativgeschwindigkeit der Karden gegen die Trommeln kann gemäfs
der Art des Stoffes jeder beliebige Grad von Aufrauhung erzielt werden.
Auf demselben Grundgedanken, wie die im letzten Berichte (1888
268 305) erwähnte Hansori sehe Rauhmaschine beruht die in Fig. 10
Taf. 7 wiedergegebene und durch das Amerikanische Patent Nr. 358136
geschützte Maschine von Joseph Woelfel in Philadelphia. Der. Rauh-
prozefs erfolgt durch eine Anzahl sternförmiger Rauhtrommeln a, deren
mit Karden besetzte Arme zwischen Führungsstäben hindurchgreifen.
150 üeber Rauhmascliinen.
über welche das Zeug geführt wird. Diese Führungsstäbe b sind nicht,
wie bei der Maschine von Hangon^ fest in den beiden Seitenwänden
des Gestelles gelagert, sondern es ruht jeder in zwei Lagern rf, die
mit Hilfe von Stellschrauben c in Führungsschlitzen e derart verstellt
werden können, dafs die Stäbe einander genau parallel zu stehen
kommen und aufserdem das Gewebe u. s. w. mehr oder weniger stark
von den Rauhkarden getroffen wird. Das Gewebe läuft in Richtung der
eingezeichneten Pfeile über die Führungswalzen gh zu den Stäben 6,
zwischen welchen es seine Bearbeitung erfährt, und geht von da über
die Leitwalze k nach der Führungsrolle t, welche es einer rotirenden
Bürste / zuführt, die den Flor niederstreicht und etwaigen Staub ent-
fernt.
Die Rauhwalzen selbst werden ebenfalls durch eine rotirende
Bürste n von den ihnen anhaftenden Fasern u. s. w. befreit, und zwar
erfolgt dies unterhalb der Arbeitsstellen der Karden. Das Schutzblech o
fängt den von der Bürste n abgelösten Abfall auf.
Zum Schlüsse sei noch einer StotFklemme Erwähnung gethan, welche
das umständhche Aneinandernähen einer Anzahl Gewebestücke, wie es
in der Appreturtechnik entweder durch Hand oder mit der Maschine
gebräuchlich ist, ersetzen soll. Diese StotFklemme rührt von Alfred
F. Binsmore in Boston, Massachusetts, her und ist durch das Amerika-
nische Patent Nr. 356455 geschützt. Fig. 12 Taf. 7 zeigt diese Stotf-
klemme im Querschnitt und Fig. 11 Taf. 7 veranschaulicht deren An-
wendung. Die Verbindung der beiden Stoffstücke erfolgt mit Hilfe der
beiden Leisten a und b in der Weise, dafs die Enden der StofFstücke
auf die auf der Leiste o befindlichen Nadeln c aufgedrückt und auf
denselben durch die Leiste 6, welche mit den Nadeln entsprechenden
Aussparungen d versehen ist, gehalten werden. Das Zusammenpressen
der Stoff klemme a b geschieht einestheils durch die auf der einen Seite
auf die Stäbe aufgeschobene Kappe e, welche in ihrer Lage durch eine
Druckschraube gehalten wird; anderentheils durch die Kappe /", welche
-die beiden anderen Stirnenden der Stäbe ab aufnimmt. Eine in diese
Kappe eingeführte Schraube g verschiebt den Stab b gegen a in Folge
ihrer Wirkung auf die schräge Fläche h und prefst hierdurch den erst-
genannten Stab um so fester auf den zweiten, je fester die an ihm
sitzenden schrägen Gleitstücke i unter die schräggeschnitteneu Nasen k
gedrückt werden. ,
Um den Stoff vor einer Beschädiguna; durch die Klemme zu schützen,
sobald dieselbe eingewickelt wird, ist auf dem Stabe a ein Ueberzug /
angeheftet, welcher auf dem Stabe b durch die Knöi)fe m gehalten wird.
H. Glafey.
Gad, über Keuerungen in der Tiefbohrtechnik. 151
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad
in Darmstadt.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Die in meinem früheren Berichte (D. p. J., 1889 271 295) als bevor-
stehend erwähnte IV. Bohrtechniker-Versammlung hat am 9. bis 11, Juni
1889 zu Budapest stattgefunden.
Es kam daselbst ein sehr interessanter Bericht des Herrn Berg-
ingenieur Gnstav Dehnhardt zum Vortrage über die Tief bohrung Jessenitz^ 11.^
welche bei Lübtheen in Mecklenburg mittels des combinirten Bohr-
systems in der Zeit vom 18. März bis 8. August 1886 bis 451™,5 Teufe
durchgeführt worden ist.
Nachdem durch Kies und Gerolle abwechselnd mit Schappe und
22^^,5 starker Geröllstampfe unter Wasserspülung, bei gleichzeitigem
Einpressen einer Röhrentour von 26'^™,2 äufserem Durchmesser, die Teufe
von 135™,5 erreicht war, ging man behufs Durchbohrung der daselbst
angetroflenen Gypsschicht zunächst zur Anwendung der Stofsbohrung
mit Fabian schem Freifallinstrument über. Da man aber nach Arbeit
von zwei Schichten mit der Teufe von 137™,9 glaubte festgestellt zu
haben, dafs der angetroffene Gyps zu dem erwarteten Hauptlager ge-
höre, so hofl'te man mit der Diamantbohrung noch günstigere Resultate
zu erzielen. Diese Hofinung ging in Erfüllung. Das Bohren mit 17c'",5
starker Federringkrone, sowie das Verrohren mit gleich starker Röhren-
tour machte bis 181^ Teufe sehr gute Fortschritte, ohne Nachfall
zu ergeben. Die Bohrkerne kamen tadellos zu Tage. Von 181°^ bis
260"^, woselbst man das Steinsalzlager erreichte, fand ein Vorbohren
mit 7-™,5-Krone und Erweiterung mit 12'^™,5-Krone, sowie Verrohrung
bis zu Tage mit 12^^,5 starken Röhren statt. Bei Fortsetzung der
Bohrung durch Salz mit 7cm^5-Krone führte die Laugespülung einige
unwesentliche Klemmungen des Bohrapparates herbei, worauf besondere
Sorgfalt auf Reinhaltung des Gestänges und des Bohrapparates ver-
wandt wurde. Bei 360™,7 bis 414'^,5 Teufe traf der Bohrer das er-
wartete Kalisalz, weiterhin bis zu 451™, 4 das ältere Steinsalzlager. Von
Gyps, Stein- und Kalisalzen wurden etwa 90 Proc. Kerne gefördert.
Der Durchmesser der Salz- und Kalibohrkerne betrug 4^^% im Gesammt-
gewicht von 278'^',45.
Die zur Arbeit gebrauchten Doppelschichten vertheilen sich wie
folgt:
1) Auf das Einlassen, Bohren und Ziehen des Gestänges . 65,8
2) Aufarbeiten des Kachfalles und verlorene Kerne ... 8,4
3) Herstellung und Reparatur der Werkzeuge 13,9
4) (Verrohrungen) Erweiterungen 11,0
5) Verrohrungen 10,3
6) Wiederinbetriebsetzen des Bohrloches nach Unfällen 6,5
Summa 115,9
Doppelschichten
152 Gad, über Neuerungen in der Tief bohr technik.
Der Fortschritt in 24 Stunden war:
1) In Berücksichtigung der ganzen Arbeitszeit von 115,9 Doppel-
schichten: 3'n,92.
2) In Betracht der auf das Bohren verwendeten Zeit: 6™,81.
Diese sehr glücklich verlaufene Diamantbohrung spricht durchaus
dafür, diese Methode möglichst allgemein vor dem Schachtabteufen in
Anwendung zu bringen, um die so wichtigen Deckgebirge klar zu legen
und so für das folgende Schachtabteufen viel Geld zu ersparen.
Wesentlich zur Klärung der Frage betreffs zweckmäfsiger Anwend-
barkeit der Diamantbohrinelhode wird übrigens der inzwischen erschienene
III. Band der Tiefbohrkunde von Tecklenburg beitragen, welcher gerade
dieses Feld behandelt. Ich habe diesen Theil des verdienstvollen Werkes
in D. p. J., S. 48 d. Bd. besprochen.
Herr Fauck stellte in der Bohrtechniker- Versammlung ein neues
Bohrverfahren in Aussicht , worüber er u. a. auch schon öffentlich im
Wiener ßergwerksverein am 7. Februar 1889 gesprochen hatte und dessen
Patentirung in nächster Aussicht steht. Es handelt sich um die von
ihm bereits erprobte Durchführung der Wasserspülung ohne Hohl-
gestänge, indem die Sicherheitsröhren als Spülröhren verwendet werden.
Grofse Vortheile dürften sich an dieses Verfahren knüpfen; so könnte
man unter Beibehaltung des gewöhnlichen Bohrgestänges das Löffeln voll-
ständig entbehren und die Verrohrung stets freigespült und gängig er-
halten.
Ein fernerer Gegenstand von bedeutendem Interesse, besonders für
die Verhältnisse des Oesterreich -Ungarischen Kaiserreichs, wurde von
Herrn Julius Noth auf die Tagesordnung gebracht, indem er auf die
Entwickelungsfähigkeit der Erdölausbeute in der südlich der Karpathen
in Ungarn gelegenen Oelregionen hinwies, welche bei rationellen Ab-
bohrungen mindestens dieselben Ergebnisse versprächen, als die am
Nordabhange der Karpathen in Galizien betriebenen Oelbrunnen.
Die nächste Bohrtechniker- Versammlung, die fünfte, ist für das
nächste Jahr im September in Prag in Aussicht genommen.
Von den mannigfachen Bohrungen, welche neuerdings ausgeführt
bezieh, in Betrieb gesetzt sind, verdienen folgende besondere Erwähnung:
Im Herzoglich Anhaltischen Salzbergwerke Leopolüshall ist am 15. Mai
1889 nach Arbeit von 1 Jahr und 5 Monat die durchaus gelungene
Abbohrung eines Schachtes nach dem Kind-Chaudron sehen Verfahren
zur Vollendung gekommen, welche Arbeit Herr Ingenieur E. Hülsbruch
im Auftrage der Bohrunternehmer Hantel und Lueg in Düsseldorf seit
dem December 1887 geleitet hat.
Der Schacht wurde bis 104"^ Teufe von Hand abgeteuft und steht
jetzt bis lOO"" bei 4f",65 Durchmesser in Mauerung.
Als bei 104"! auf der Berührungsfläche zwischen blauen Letten und
Gyps etwa Ißcbm Wasser in der Minute angefahren wurden, stellte man
Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 153'
das Abteufen von Hand ein und ging zum Kind-Chaudron sehen Bohr-
verfahren über.
Um den Schacht von den in ihm befindlichen Einstrichen, Bühnen,-
Pumpen u. s. w. frei zu machen, wurden die Wasser durch einen Beton-
pfropfen abgesperrt, welcher den Schacht bis zu 95"" Teufe auffüllte.
Nach Freilegung des Schachtes begann im December 1887 die Bohrung
mit einem Vorbohrer von 2°i,5 Durchmesser und 160001^ Gewicht.
In Teufe von 95°^ bis 129", also im Ganzen in Si^ wurden durch-
s unken:
Beton 9m
Blaue Letten und Gyps .... 3
Gyps und Anhydrit 22
Summa Sim.
Diese Abbohrung dauerte 74 Tage mit 011,46 durchschnittlichem
Fortgange im Tag und einer Maximalleistung von 0^,98 in Gyps an
einem Tage. Gewöhnlich fand der Kindische Freifallapparat mit Bohr-
cylinder und Schwengel Anwendung, wobei durchschnittlich 17 Schläge
in der Minute bei 35 bis 40cm Hub erfolgten.
Nachdem etwa 16™ abgebohrt waren, verursachte der Bruch des
Bohrschaftes einen Aufenthalt von 128 Tagen. Herbeigeführt wurde
der Bruch durch aufsergewöhnlich ungleichmäfsige Beanspruchung, da
beim Verlassen des Schachtes Holz- und Eisentheile in demselben ver-
blieben waren. Der Bruch trat an einer ganz ungewöhnlichen Stelle
ein. Die vorhandenen Fanggeräthe reichten nicht aus, und während
ein besonderer Fänger construirt und angefertigt wurde, setzte sich der
Gjpsschlamm um das Bruchstück so fest, dafs dieses bei einem Ge-
wichte von 8000"^ mit dem Fänger trotz einer Anwendung von 50000*^
Zugkraft nicht los zu machen war.
Man sah sich daher genöthigt, die Fangarbeit einzustellen, das»
Bruchstück dagegen mit dem Erweiterungsbohrer freizubohren, wobei
man noch mit einigen Djnamitschüssen nachhelfen mufste.
Die Erweiterung des Vorschachtes von 2m,5 Weite fand mit einem
Bohrer von 4m,3 Durchmesser und 18 000^ Gewicht statt, theils mit der
Rutschschere, theils mit dem Kindischen Freifallinstrumente, bei durch-
schnittlich 15 Schlägen in der Minute und etwa 30cm Hub. Durch-
geführt wurde die Erweiterung 31m tief bis zu 126m Teufe, woselbst
sich der Anhydrit völlig dicht und abschlufsfähig bewies. Es hatten
dies schon vorausgegangene Versuchsbohrungen vermuthen lassen. Diese
Durchbohrung von 31™ mit dem grofsen Bohrer hatte 100 Arbeitstage
beansprucht, so dafs sich eine Durchschnittsleistung von 0™,31 im Tage
bei einem gröfsten Tagesfortschritte von 0m,48 ergab.
Da sich bei der Schachterweiterung die blaue Lette als nicht ständig
genug zeigte, so wurde zur Sicherung der Schachtwandung eine schmiede-
eiserne Röhrentour von 10™ Höhe, 4m,33 lichter Weite und 30mm Wand-
stärke eingebaut, welche mit 108™ Teufe mit dem Fufse in Gyps auf-
154 Gad, über Neuerungen in der Tief bohrtechnik.
steht und nach oben noch 2"^ in die Schachtmauerung hineinragt. Diese
Verrohrung erforderte 35 Tage.
Nach Fertigstellung des gebohrten Schachtes erhielt derselbe eine
eiserne Verrohrung von hO^ unter Wasser, aus einzelnen Ringen von
3'^,65 lichtem Durchmesser, l'",5 Höhe und von oben nach unten wach-
senden Wandstärken von 33 bis 45i"™. Das Einhängen der Verrohrung
war nach 48 Tagen beendigt. Dann erfolgte die Ausfüllung des Zwischen-
raumes zwischen dieser Verrohrung und dem Schachtstofs mit Beton
mittels eines besonders zu diesem Zwecke construirten Betonlöffels ; dies
war in 11 Tagen durchgeführt, worauf die Arbeit etwa 6 Wochen bis
zur Verhärtung des Betons ruhte. Nachdem alsdann das Abpumpen
des Wassers stattgefunden hatte, konnte festgestellt werden, dafs die
Absperrung des Wasserzudranges von IQcbm Wasser in der Minute voll-
ständig gelungen war, so dafs einem weiteren Abteufen auf trockener
Sohle von Hand nichts im Wege stand. Sämmtliche Arbeiten wurden
in 3 Schichten zu 8 Stunden Tag und Nacht, auch Sonntags, betrieben.
Bei den Bohrarbeiten arbeiteten in jeder Schicht 6 Mann aufser dem
Maschinenführer, Kesselwärter und den Schmieden zur Anfertigung von
Reparaturen.
In den Brucher Kohlenwerkeu bei Ossegg in Böhmen hat der
Bohrmeister Herr Julius Thiele in der Zeit vom 12. November 1888 bis
zum 2. März 1889, also in 112 Tagen, eine sehr glückliche Bohrung
mit den einfachsten Mitteln niedergebracht. Mit Löffelbohrer, Spiral-
bohrer und Schmantbüchse am steifen Gestänge wurden von einem 4™
tiefen, 2^ weiten Bohrschacht aus durch drehendes Bohren mittels eines
Handkrahnes und Menschenkraft 388in,6 Teufe erreicht, in abnehmenden
Weiten des Bohrloches von 220 bis 75"^ Durchmesser. Allerdings
. führte die Arbeit durch günstige Braunkohlenlette mit etwa 15 Sphäro-
sideritschichten von 100 bis 400"°' Mächtigkeit, welche aber auch an-
dererseits eine durchgehende Verrohrung beanspruchte, die mit patent-
geschweifsten Röhren von 220, 156, 120, 95 und 76"°' Stärke durchgeführt
wurde. Der Grundwasserspiegel lag 56°' unter der Oberfläche. Das
Resultat bestand im Anfahren eines etwa 32"' mächtigen Braunkohlen-
flötzes. In Tag- und Nachtschichten waren im Ganzen 26 Mann be-
schäftigt, und diese erreichten stündlich einen durchschnittlichen Bohr-
fortschritt von 0°',14, welcher sich in einer Stunde auf 8°' steigerte.
Die ganze Bohrung kostete nur 8351 M., von denen 280 M. auf Be-
schaffung des Handkrahnes, sowie 100 bis 140 M. auf Bohrer und
Schmantbüchsen entfielen.
Seit Anfang April 1889 wird bei Gleiwitz sehr eifrig nach Kohle
gebohrt. Der preufsische Fiskus hatte zunächst im dortigen Kreise
4 Bohrungen bei Schönwald, Nieboro^vitz, Deutsch-Zernitz und Gieralto-
witz unter Oberleitung des Herrn Oberberginspektor Köbrich mit dem
oeübten Personal und dem bewährten Geräth von Schönebeck begonnen.
Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 155
wozu im Mai noch eine fünfte Bohrung bei Sczyglowitz getreten ist.
Die Versuche haben unter den bäuerlichen Besitzern der Umgegend ein
förmliches Kohlenfieber entfacht, das sich in 10 oder 12 verschiedenen
Bohrunternehmungen, oft mit recht unzulänglichen Mitteln, äufsert. In-
zwischen ist Anfang Mai in einem dem belgischen Grofsindustriellen
Suermondt gehörigen Bohrloche bei Trynek in dortiger Gegend in 181°^
Tiefe Steinkohle gefunden worden, welche abbauwürdig zu sein scheint.
Der Fortgang der von der Königl. Württembergischen Regierung
veranlafsten Tief bohrung bei Sulz am Neckar ist im vergangenen Jahre
ein recht guter gewesen, indem das Bohrloch die Tiefe von 700°^ er-
reicht hat. Es ist eine mächtige Schicht des Rothliegenden getroffen.
Von den Tief bohrungen, welche in Berlin auf dem Alexanderplatze,
gegenüber dem Polizeipalaste, Luisenufer 11, Friedrichstrafse 8, Lützow-
strafse 74, Wedding, Paulstrafse 6, Leibnitzstrafse 87, in Charlotten-
burg und Lichterfelde vor Jahr und Tag auf Veranlassung des glück-
liehen Soolefundes im Admiralsgarten in Betrieb gesetzt wurden, waren
Anfang Mai 1889 die am Alexanderplatz, am Luisenufer, in der Lützow-
strafse und in Moabit auf Soolquellen fündig geworden. Die gröfste
Tiefe war in Lichterfelde mit 333°^ erreicht, und dafs die mit 260™
angebohrten, aber damals noch nicht durchsunkenen Tlione dem Unter-
oligocän angehören, findet darin Bestätigung, dafs aus der gleichen
Formation in Moabit mit dem Bohrkerne die Versteinerung Natica hau-
toniensis gefördert ist.
Einen bedeutenden Erfolg hat Herr Olaf Terp vor kurzer Zeit als
sachverständiger Bohrtechniker durch Begutachtung einer Tiefbohrung
bei Bunzlau erzielt. Am 11. Mai 1889 wurde derselbe zur Untersuchung
des Standes eines Bohrloches herangezogen, welches mit 400°^ Tiefe
das gesuchte Trinkwasser nicht erschlossen hatte und dessen Aufgabe
in Folge dessen in Frage stand. Es stellte sich heraus, dafs bereits
bei einer Tiefe von 136°^ ein poröser, grobkörniger, weicher Sandstein
vorhanden ist, welcher grofse Wassermengen, etwa 2chm in der Minute,
abgibt, die auch durch eigenen Druck über der Erdoberfläche aus-
strömen würden, wenn dies nicht eine 35°^ unter Tage mit dem Bober
in Verbindung stehende Schliefersandschicht durch Aufsaugen verhin-
derte. Dafs das aufsteigende Wasser aber Zutritt zu der oberen ab-
leitenden Schicht fand, ist dem verhängnifsvollen Umstände zuzuschreiben,
dafs undicht genietete Blechröhren statt patentgeschweifster Bohrröhren
mit Verschraubung zur Bekleidung verwandt worden waren. Das ganz
zweck- und nutzlose Tieferbohren von 136 bis 400™ mit einem Kosten-
aufwande von etwa 25000 M. war mithin vielleicht die Folge einer
falschen Sparsamkeit.
Ich habe schon in meinem Artikel: ^^Der neueste artesische Brunnen
zu Paris'' {D. p. J., 1888 270 252) auf die grofse Wichtigkeit einer
sorgfältigen Absperrung der höheren wasserableit enden Schichten durch
156 Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
gute Verrohrung bei artesischen Brunnen hingewiesen. Jener Brunnen
auf dem Hebert-PIatz zu Laehapelle im Nordtheile von Paris, welcher
im Oktober 1887 718°i Tiefe die wasserreiche Grünsandschicht erreicht
hatte, läfst zur Zeit seine im Tage mit 3000cbm bemessene Wasser-
menge in einem Kanäle mit 4:^ unter Tage abfliefsen. Dieses Wasser-
quantum bleibt indefs weit hinter dem zu erwartenden Resultate zurück,
und es hat sich herausgestellt, dafs der gröfste Theil sich in den durch-
sunkenen Klüften der 583'" mächtigen Kreideschichten und den durch-
lässigen, 135™ mächtigen Tertiärformationen verliert, was nur an der
Undichtigkeit der Verrohrung liegen kann. Der Muuizipalrath von Paris
hat nun im Mai 1889 die Mittel zur völligen Herstellung dieses Brunnens
bewilligt und den Plan des Bohrunternehmers desselben, des Herrn Ed. Lipp-
mann in Paris, zur Ausführung einer ausreichenden Dichtung des ganzen
Brunnens angenommen.
Gelegentlich der Erweiterung der Wasserwerke für die Stadt Crefeld
wurden in letzter Zeit unter Leitung des Wasserwerksinspektors
Herrn Zschau Tiefbohrungen ausgeführt, bei denen einige technische
Einzelheiten durchaus neu waren und für die Zukunft hohe Beachtung
verdienen.
Es handelte sich zunächst um eine grofse Anzahl von Versuchs-
bohrungen in den gröfstentheils zum Tertiär gehörigen Schichten zwischen
Crefeld und dem Rheine behufs Ermittelung der günstigsten Brunnen-
bohrstellen. Zu dem Zwecke wurden Schlagbrunnen (Fig. 1 und 2) durch
Rammen von Röhren mit der einen Seiher tragenden Stahlspitze unter
theilweiser Wasserspülung niedergetrieben. Die Construction der dazu
verwendeten Pumpen kam dabei nicht in Betracht, falls nur deren Aus-
führung eine durchaus sorgfältige war und die Ventile besonders tadellos
schlössen. Eine Spülung erfolgte in der Regel bei jedem Aufsetzen eines
neuen Röhrenstückes und begann mit dem im Schachte angesammelten
Grundwasser, nachdem eine zweite, engere Röhrentour innerhalb des
äufseren Röhrenzuges bis zur Bohrsohle geführt und oben mit den
Pumpen verbunden war. Nach dem Verbrauche des meist nur geringen
Wasservorrathes im Schachte fand das Pumpen dennoch, und zwar mit
Luft Fortsetzung. Dies führte zu folgenden überraschenden Resultaten:
Vor dem Ausspülen stand Grundwasser in den Rammröhren meist in
einer gewissen Höhe, während der Boden mit Schlamm, Sand und
solchen Partikeln erfüllt war, wie die Seiheröffnuugen durchzulassen im
Stande waren. Das eingeführte Spülrohr nahm sodann Wasser auf,
welches eine Strecke von mehreren Metern unter Tage blieb. Ein durch
die Wasserpumpen ausgeübter Luftdruck hatte nunmehr erst die auf
dem Wasser ruhende Luftsäule zusammenzupressen, ehe die Wasser-
säule diesem Drucke nach unten weichend nachgeben mufste. Sobald
darauf das Wasser unten aus dem Spülrohre herausgedrängt war, strömte
die zusammengedrückte Luft nach und dehnte sich bei dem Austritte
Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 157
aus dem Rohre plötzlich aus, wobei sie den Bohrschmant kräftig auf-
wühlte und hoch oben zum Rammrohre herausschleuderte. Mit zu-
nehmender Tiefe wuchs der Druck, z. B. bei 20°^ Tiefe bis auf 2^^
Das ausgespritzte Material gab völlig ausreichenden Anhalt zur Fest-
stellung der durchsunkenen Schichten.
Dieses Ausspülen und Ausblasen griff überdies die Bohrwand aufser-
halb des Seihers kräftig an und lockerte dieselbe wesentlich zu einem
erleichterten Fortgange der Rammarbeit. Der Bohrfortschi-itt betrug
mindestens 6^ im Tage, mitunter bis zu 12™, je nachdem in zähem Thon
oder in günstigem Sand und Kies gearbeitet wurde. In ersterem Falle
ging man nur etwa 20°^ tief, während man anderenfalls bis 40°i tief
bohrte.
Die Wasserbrunnen (Fig. 3), deren im Ganzen 17 in Aussicht sind,
fanden bereits zum Theil an besonders günstig erscheinenden Stellen ihre
Ausführung. Bemerkenswerth hierbei war die Construction des Schuhs
an der Verrohrung. Dieser trug einen inneren Verstärkungswulst, wäh-
rend sein geschärfter unterer Rand sich unten bis auf l°i,60 erweiterte,
so dafs derselbe 40^™ über die 1™,20 äufseren Durchmesser betragende
Verrohrung überstand. Diese Erweiterung hatte den sehr wichtigen
Zweck, während des Niederpressens der Verrohrung durch Wagen-
winden einer Kiesschicht von 20^™ Stärke Raum zu schaffen, die wäh-
rend des Niederganges stets nachgefüllt wurde. Dadurch erfolgte ein
Schutz der Rohrwand vor der Berührung mit den zähen Thonschichten,
welche sonst so oft das Versenken von Verrohrungen erschwert.
Die Sackbohrer (Fig. 4 und 5) dienten zum Ausschöpfen des Bohr-
materials in den Futterrohren.
Die Hebervorrichtung (Fig. 3 und 6), aus etwa 30cm starken Röhren
gefertigt und mit Windkesseln versehen, holt 4™ tief alles Wasser auf
und leitet das Wasser sicher auf weiten Entfernungen nach dem Sammel-
brunnen, von dem es in das Hochreservoir gepumpt wird. Von Zeit
zu Zeit mufs die Luft aus dem Windkessel entfernt werden.
Die Abzweigungsröhren (Fig. 6) von dem Hauptstrange nach dem
Brunnen sind aus Kupfer, damit sie federn und beim Setzen des Mauer-
werks nicht brechen.
Mit grofsem Intei-esse wird man die projektirte Tiefbohrung in
Teplitz verfolgen können, welche auf Grund des Stadtverordneten-
Beschlusses vom 29. April 1889 gemäfs der Vereinbarung mit den Be-
sitzern der inundirten Dux-Ossegger Schächte an den Bohrtechniker
Herrn A. Fauck übergeben ist und am 1. Juli 1889 begonnen werden
mufs. Die Aufgabe ist, mit einer Tiefbohrung bis zu 500™ Teufe,
bei oberem Minimaldurchmesser von 60^™ und unterem Minimaldurch-
messer von 15^™, eine möglichst reichlich ausströmende Thermalquelle
zu erschliefsen. Man wünscht die grofsen Kosten des Abpumpens des
Heilwassers, wie es jetzt betrieben wird, und wohl auch das damit ver-
158 Gad, über Neuerungen in der Tief bohrteclmtk.
bundene Vorurtheil zu vermeiden. Das Bohrloch selbst soll im Kur-
garten und zwar zwischen der Jubiläumssäule und dem Theater in Au-
griti" genommen werden, ein Platz, der nach anderen als geologischen
Rücksichten gewählt zu sein scheint.
Zwei gelungene Schachtabteufungen nach der /*oe<scA'schen Gefrier-
methode sind folgende:
Die erste Arbeit kam im Kohlenwerke Houssu, Haine-Saint-Paul
in Belgien am 12. December 1887 zum Abschlüsse. Es war ein Schacht
von 60"^ Tiefe, dessen Abteufung bereits 800000 M. Kosten verursacht hatte
und durch schwimmende Sandschichten völlig in Stillstand gekommen
war, als Herr Poetsch das Werk iu die Hand nahm. Nach dem Abpumpen
des Wassers wurde eine Erweiterung des Schachtes 54"^ tief von 4^^
Durchmesser auf 6"^ durchgeführt. Dann erfolgte in dem Triebsaude
auf der Schachtsohle das Niederbringen von 20 schmalen Bohrlöchern
auf weitere 22"^ Tiefe. Als darauf die Gefrierröhren in Thätigkeit ge-
setzt wurden, trat der unerfreuliche Umstand ein, dafs nur die eine
Schachthälfte zum Gefrieren zu bringen war. Als Erklärung stellte
sich alsbald heraus, dafs Condensationswasser, welches von der Hebe-
maschine eines benachbarten Schachtes durchsickerte, die Erkältung
verhinderte. Diesem Uebelstande wurde alsbald abgeholfen. Mit T?"!^
Teufe traf man auf festen Thon und bekleidete nunmehr den Schacht
mit gufseisernen Röhren, welche eine 0™,25 starke Cementhinterfülluug
erhielten. Die von Herrn Poetsch ausgeführten Arbeiten verursachten
80000 M. Kosten, das Doppelte von dem, was ohne den Unfall mit dem
Condensationswasser erforderlich gewesen wäre.
Das zweite derartige Unternehmen wurde in der Zeit vom 1. Juni
1886 bis zum 5. Juli 1888 im Kalisalzbergwerk zu Jessenitz bei Lübtheen
in Mecklenburg durchgeführt. Hier war ein 5^ weiter Schacht 80"°
tief durch klüftiges und wasserführendes Gestein, Kalk, Gyps und An-
hydrit, herzustellen und mit Eisen zu bekleiden. Die Vorarbeit bestand
in Abbohrung von 20 Bohrlöchern 70 bis 100'" tief, theils mit Köbrich-
schem Freifallinstrument und Meifselbohrer, theils mit Diamantbohrung
von einem 7^ tiefen, 9"\28 weiten Bohrschacht aus, in welche Bohr-
löcher die Gefrierröhren geleitet wurden. Die Herstellung des Frost-
cylinders von 9"^ Durchmesser und 77"^ Tiefe war in 108 Tagen mit
80000 Calorien stündlicher Leistung erreich t, worauf die Abteufung de&
Schachtes wie in festem, trockenem Gestein vor sich ging.
Andere Ausführungen stehen jetzt in England in Aussicht.
In der diesjährigen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin bietet
der Poelsch^chü „Gefrierungsschacht^' einen der anziehendsten und be-
lehrendsten Gegenstände der Ausstellung überhaupt.
Ein sehr wichtiger Fortschritt in Bezug auf das Stollen- bezieh.
Tunnelbohren ist die Uebertragung des Poetsch^ sehen Gefrierverfahrens
auf diese Arbeit. Herr Poetsch hat persönlich auf dem Allgemeinen
Tj'pen-Stauzapparat. 159-
Bergmanustag zu Wien im September 1888 eingehend seine Vorsehläge
zum Vortrage gebracht, wonach 1°^ Tunnel von 6°^^ Höhe und 6°^
Breite, fertig in Eisen ausgebaut, etwa 3000 bis 4000 M. Kosten bean-
spruchen soll.
In Bezug auf das maschinelle Stollenbohren überhaupt läfst sich
schon jetzt die Ueberzeugung aussprechen, dafs die nächste Zukunft
einen wichtigen Wandel insofern bringen wird, als neben dem alten
Verfahren mit Vorbohren von Schufslöcheru und Absprengen des Ge-
birges ein neues Abbohren von Strecken im vollen Querschnitte immer
mehr Eingang finden würd.
Von den alten Gesteinsbohrmaschinen hatte man besonders zwei
Gruppen zu unterscheiden , die der Stofsbohr- und die der Drehbokr-
Apparate. Die Zahl der ersteren Constructionen ist sehr grofs, doch
haben sich nur wenige im praktischen Gebrauche erhalten, von denen
bei uns in Deutschland und Oesterreich die von Frölich^ Meyer ^ Jäger.
Schräm und Ferroux zu nennen sind. Diesen steht von Drehbohr-
maschinen eigentlich nur das System Brandt gegenüber, welches bisher
durch kein weiteres überholt ist.
Neuerdings auf den Mansfelder Gruben stattgehabte Concurrenz-
versuche zwischen den S^^stemen Frölich und Brandt haben in Bezug
auf Gestehungskosten und Fortschritte wesentliche Unterschiede nicht
ergeben; in mildem Gebirge stellte sich beiderseitig der laufende Meter
auf etwa 100 M., in festem Gebirge auf etwa 130 M., während der
Fortschritt im Maximum 6^,5 in 2-1: Stunden betrug. Die Brandt^sche
Drehbohrmaschine wird mit Wasserturbine getrieben und eignet sich
daher für tiefe Schächte, wo natürlicher, wenn auch geringer Wasser-
druck vorhanden ist, während die Frölich''sche Stofsbohrmaschine ilirer
Triebkraft durch comprimirte Luft wegen bei Stollenläugen bis 3000°^
vortheilhaft zur Verwendung kommt, weil das Auspuffen der geprefsten
Luft noch die nöthige Ventilation besorgt. (Schlui's folgt.)
Typen-Stanzapparat.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Man hat bekanntlich seit Langem versucht, die gebräuchliche Her-
stellung der Druckschriften und des Drucksatzes dadurch zu umgehen,
dafs man einerseits alle diese Arbeiten auf rein mechanischem Wege
vornahm, oder andererseits die Typen eines zu bildenden Drucksatzes
mittels Stahlstempel in eine bildsame Masse, etwa Blei, einschlug und
die so hergestellte Druckform entweder stereotypirte oder unmittelbar
benutzte. Derartige Constructionen fallen natürlich, namentlich wenn
sie alle beim Handsatze nöthigen Hantirungen, wie Ausschliefsen des
Satzes u. s. w., vereinigen sollen, sehr complicirt aus, und diese Viel-
160 Typen-Stanzapparat.
theiligkeit in Verbindung mit dem hohen Preise solcher Maschinen und
die in der Verwendung eines Schriftsatzes liegende Beschränkung sind
Veranlassung gewesen, dafs diese, namentlich auch von amerikanischer
Seite gepflegten Constructionen sich meist nur eines kurzen Daseins zu
erfreuen hatten und für die Praxis interessante Versuche blieben, welche
aber keine schnellere und billigere Herstellung einer Druckform brachten.
Von diesen complicirten Maschinen unterscheidet sich vortheilhaft
ein von dem Belgier A. J. Engelen in St.-Josse ten Noode bei Brüssel
construirter einfacher kleiner Apparat, der zwar schon einige Jahre be-
kannt ist (D. R. P. Nr. 34214 vom 16. Juni 1885), in neuerer Zeit aber
Verbesserungen erfahren und erhöhtere praktische Bedeutung gewonnen
hat (Zusatzpatent Nr. 43 762 vom 4. Oktober 1887). Der Apparat, der
von der Maschinenfabrik Gustav Maack in Köln-Ehrenfeld ausgeführt
wird, stanzt den Satz mittels stählerner, vertieft geschnittener Matrizen-
stempel in schrifthohe und mit dem Kegel der betreffenden Schrift über-
einstimmende Holzplättchen in die obere Hirnfläche erhaben, und die
so hergestellten Typen werden dann in Rahmen zu Formen vereinigt,
welche für den Druck wie die gebräuchlichen Druckformen behandelt
werden. Als Typenmaterial eignet sich hierzu besonders mit Oel, Fett,
W^alrath imprägnirtes Holz, gehärtetes oder mit Kautschuk, Harz oder
Lack überzogenes Holz, Blei, Celluloid, Holzstoff, Papiermasse u. s. w.
Der in den Fig. 4 bis 8 Taf. 9 dargestellte Apparat besteht im
Wesentlichen aus einer Platte A von der Form eines Kreissectors,
welche von Füfsen getragen und wagerecht auf einen Tisch gestellt
wird. An der Spitze trägt die Platte eine senkrechte Büchse, welche
dem unter gelinder Reibung darin drehbaren Bolzen B als Lagerung
dient. An diesem Bolzen B ist oben parallel zur Platte A der stählerne
Sector D mittels der federnden Arme E befestigt, an dessen Unter-
seite (Fig. 6j die Typen und verschiedenen Druckzeichen, welche in
Relief hergestellt werden sollen, vertieft angeordnet sind. Unterhalb
der Grundplatte A ist mit dem Drehbolzen B noch der Arm C ver-
bunden, dessen Vorderende derart aufgebogen ist, dafs es um den Rand
der Platte herumgreift und so, wie Fig. 5 und 7 zeigen, einen Zeiger
bildet, der auf der am Rande von A angebrachten Buchstabenscala
spielt. Die Reihenfolge dieser Buchstaben steht dabei, ähnlich wie
bei Typenschreibmaschinen (vgl. Becher^ 1887 266*530), in solcher
Beziehung zu den vertieften Typen des Sectors Z), dafs sich bei Ein-
stellung des Zeigers C von Hand auf ein Zeichen der Platte A das ent-
sprechende Zeichen des Sectors D sich über der Mittellinie der Platte A
befindet.
In dieser Mittellinie von A gleitet nun in einer Nuth das zur Her-
stellung der Typen dienende, in einem Schlitten F gelagerte Holz-
klötzchen, das eine Feder O beständig gegen die Spitze des Sectors
vorzuschieben trachtet. Der Abstand des Sectors D von der Platte A
Typen-Stanzapparat. 161
genügt dabei für den Durchgang des Holzes. Drückt man nun den
Sector D auf das Holzklötzchen herab, was bei der Biegsamkeit der
Arme E möglich ist, so wird bei einem genügenden Drucke das ein-
gestellte Zeichen auf dem Holze gestanzt werden. Zur Ausübung dieses
Druckes ist an der Platte A ein Bügel G befestigt, in dessen über der
Mittellinie von A befindlicher Oefinung ein Stempel H mit Hilfe eines
um den Bolzen K im Bügel G drehbaren Hebels J nach abwärts be-
wegt werden kann. Im Stempel H selbst sitzt wieder ein kleiner, zu-
gespitzter Centrirstift Ji, der durch eine Feder nach abwärts gedrückt
wird. Dieser Stift tritt beim Senken des Stempels H in das gegenüber
jeder Type befindliche Centrirloch ein und legt damit die Stellung des
Sectors />, welche mittels des Zeigers (' ungefähr bestimmt wurde, ge-
nau fest.
Der Niedergang des Sectors D wird durch den auf der Platte an-
gebrachten Bügel N begrenzt und dadurch auch die Tiefe der Stanzung
bestimmt. Dieser Bügel, an dem noch Führungstheile für das Holz
sitzen, enthält auch die verschiebbare Arretirung P, an welcher das
von der Feder O vorgeschobene Holzklötzchen Anlage findet. Die
Arretirung wird dabei von einer Feder Q^ die stärker als die Feder 0
ist, in ihrer Lage erhalten, wird aber beim Niedergange des Sectors D
durch dessen schräge Fläche zurückgeschoben. Der Eindruck des Sectors
in das Holz bewirkt nun, dafs der gestanzte Theil des Klötzchens, so-
bald der Sector sich hebt, unter der Arretirung hinweggeht, während
der durch das Stanzen hinter der Type gebildete Absatz gegen die
Arretirung stöfst und das Klötzchen in der zum Stanzen des nächsten
Zeichens erforderlichen Stellung hält.
Bei der neueren Ausführung ist diese Arretirung P durch eine
Arretirung z (Fig. 8) ersetzt, welche durch einen vorstehenden Rand
am Sectorrande selbst gebildet wird. Wenn der Sector in seiner höchsten
•Stellung steht, so kann das Holzklötzchen unter dem Eande D her-
gleiten, nicht aber unter der Arretirung z. Es legt sich deshalb in
Folge der Wirkung der Feder 0 mit seiner Stirnfläche gegen die
Arretirung z. Wenn nun durch Niederdrücken des Sectorrandes D das
Zeichen gestanzt wird, so vermindert sieh an dieser Stelle die Höhe
des Holzklötzchens um so viel, dafs nach dem Zurückgehen des Sector-
randes in seine höchste Stellung die gestanzte Fläche unter dem An-
sätze z durchgeht, bis der hinter dem gestanzten Zeichen entstandene
Absatz des Holzklötzchens sich gegen die Arretirung z anlegt, wie es
Fig. 8 zeigt.
Das Klötzchen wird so durch die Feder 0 um die Breite des ge-
stanzten Zeichens vorgeschoben und steht nun in der Lage, welche für
das Stanzen des folgenden Zeichens erforderlieh ist.
Da die Höhe der Arretirung z klein ist, ebenso wüe auch die Höhe
des Absatzes, welche sich hinter zuletzt gestanzten Zeichen bildet, so
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 4. 1889(111. 11
162 Typen-Stanzapparat.
ist es nothwendig, die Höhe, bis zu welcher der Sector nach dem
Stanzen zurückgeht, genau zu begrenzen. Diesem Zweclce dient die
Schraube X^ gegen welche der Sector in Folge der Federung seiner
Arme E beim Zurückgehen anschlägt. Die Schraube läfst sich genau
auf die erforderliche Höhe einstellen. Der Hub des Sectors nach
unten wird wieder durch Aufschlagen auf den Bock N begrenzt. Der
als Arretirung dienende Rand z bildet beim Stanzen eine Querrinne
auf dem Holzklötzchen und mufs, damit die Rinne nicht zu breit wird,
abgeschärft sein.
Damit die Anfangsbuchstaben der einzelnen Zeilen genau unter
einander zu stehen kommen, empfiehlt es sich, bei Beginn einer neuen
Zeile jedesmal eine Ausschliefsung zu stanzen , ebenso ist dafür Sorge
zu tragen, dafs der letzte Buchstabe der Zeile nicht zu nahe an die
Kante kommt. Das Justiren erfolgt, indem die Klötzchen zwischen den
einzelnen Worten aus einander geschnitten und die nöthigen leeren
Klötzchen (Spatien) eingeschoben werden. Das Zerschneiden wird in
der Weise vorgenommen, dafs man die Klötzchen flach auf eine ge-
neigte Ebene legt, so dafs der Arbeiter die gestanzten Typen lesen und
die Punkte bezeichnen kann, wo die Schnitte mit dem transversal
zum Holz angeordneten und um ein Ende drehbaren Messer geführt
werden sollen. Dieses Messer kann auf der Platte der Stanzmaschine
drehbar befestigt sein.
Der Schlitten des Holzklötzchens mufs stets leicht und frei gehen,
ist dies nicht der Fall und zeigen sich Unregelmäfsigkeiten in der
gleichen Entfernung der Buchstaben von einander, so mufs der Schlitten
durch Lösen der ihn haltenden Spiralfeder frei gemacht und heraus-
genommen werden. Das Reinigen desselben und seiner Bahn geschieht
mit einem weichen Lappen, der mit ein wenig Erdöl getränkt ist, und
darauf folgendem Nachpoliren mit einem trockenen Lappen. Schmier-
material darf nicht angewendet werden, ausgenommen, aber nur selten,
an den Scharnieren und Drehpunkten mit Oel bester Qualität. Ueber-
haupt ist der Apparat so viel als möglich vor Staub zu schützen und
deshalb nach Beendigung der Arbeit gut zuzudecken.
Wenn nach einiger Zeit die Buchstaben nicht mehr scharf und
rein kommen, so ist das ein Zeichen, dafs sich in den Matrizen Holz-
theile festgesetzt haben. Der Stahlbogen mufs dann herausgenommen
werden und wird mit den Matrizen nach oben auf einen Tisch gelegt
und mit einer kleinen harten Bürste ausgebüi-stet. Es empfiehlt sich,
dann noch mit einer Lupe nachzusehen, ob sich noch Holzsplitterchen
versteckt vorfinden, welche mit einer feinen Nadel herauszustechen sind.
Da sich beim Stanzen meist an den oberen Kanten der Holzklötzchen
ein Grat bildet, so ist es zweckmäfsig, an der Seite der Maschine einen
Bogen feines Sandpapier auf dem Tische zu befestigen, um nach Be-
endigung einer Zeile den Grat darauf abzuschleifen. Sobald eine Zeile
Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinnste u. dgl. 163
gestanzt ist, ist sie durchzulesen, von etwa darin vorkommenden Fehlern
durch Ausschneiden und Richtigstanzen zu befreien und in der ano-e-
gebenen Weise auszuschliefsen.
Zum Waschen der Formen darf nur Terpentin zur Verwendung
kommen, und zum Druck ist starke, aber fein vertheilte Farbe in ge-
ringer Menge am geeignetsten. Von einer Form sollen bei sorgfältiger
Behandlung 25000 Bogen gedruckt werden können, was dadurch er-
klärlich wird, dafs die in die Poren des Holzes eindringende fette Farbe
dasselbe conservirt (^Archiv für Buchdrucker kunst^ 1889 Heft 5),
Nach dieser Methode wird stets mit neuer Schrift gedruckt. Die
Haarstriche der Buchstaben kommen zwar nicht so zart wie bei Metall-
typen, das Lesen macht indefs einen wohlthuenden Eindruck auf die
Augen. Im Archiv für Buchdruckerkunst wird ferner bemerkt, dafs die
Nr. 27 des bei Franz Greven in Köln gedruckten und in dessen Verlag
erscheinenden Witzblattes y^Alaaf Köln'-'- bezüglich des glatten Textes
(etwa 71I2 Seiten) ganz auf dem £'n^e/en'schen Stanzapparate hergestellt,
und das Aussehen der Nummer sowohl bezüglich des Satzes wie auch
des Druckes nur zu loben ist. Besonders gibt die Nummer den Be-
weis, dafs die gestanzten Holzzeilen sich in Massen an einander stehend
besser drucken als vereinzelt.
Die Leistungsfähigkeit der Maschine wird je nach der Gewandtheit
des sie Bedienenden zu 2000 bis 3000 Buchstaben in der Stunde an-
gegeben. Ihr Gewicht beträgt Ib^ und ihr Preis 350 M, Dieser ist
im Vergleiche zu den Matrizenstanz-, oder den Setz- und Ablege-
maschinen natürlich ein niedriger. Nach einer angestellten Rechnung
würden für ein Jahr von 350 Tagen 700000 Holzplättchen im Werthe
von 2450 M. (für 1000 3 M. 50 Pf.) gebraucht. Für Setzen und Stanzen
sind 5600 M. in Ansatz gebracht, zusammen also 8050 M. Da sich die
Herstellung eines gleichen Quantums Handsatz einschliefslich der Kapital-
zinsen für das Schriftmaterial auf 12000 M. belaufen würde, so würde
sich eine Ersparnifs von 33 Proc. ergeben, die sich durch den geringen
Lokalzins und andere Nebenumstände bis zu 40 Proc. steigern könnte.
Ein beachtenswerther Vortheil liegt auch darin, dafs die Anschaffung von
Setzkasten, Regalen und manchen anderen Geräthen und der von diesen
in Anspruch genommene grofse Raum wegfällt. Kn.
Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinnste u. dgl.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Zugfestigkeitsprüfungen geben nicht allein Aufschlufs über die Festig-
keitseigenschaften des fertigen Erzeugnisses, sondern ermöglichen auch
ein Urtheil über die bei der Herstellung derselben angewendeten Ar-
beitsmethoden, ob dieselben von Vortheil oder Nachtheil für die Ver-
164 Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinn ste u. dgl.
änderung der Festigkeitseigenschaften des angewendeten Rohmaterials
gewesen sind. In neuerer Zeit finden Zugfestigkeitsprüfungen eine
immer gröfsere Aufnahme und ist deren Vornahme besonders bei Be-
hörden und grofsen Gesellschaften für Lieferungen zum Theil Beding-
nifs. Die Folge davon ist, dafs man auch bemüht gewesen ist, die
Apparate zur Ausführung derartiger Prüfungen möglichst zu vervoll-
kommnen, gleichzeitig aber auch derart zu vereinfachen, dafs ihre
Handhabung eine möglichst leichte ist. Es sei deshalb gestattet, im
Nachstehenden Zugfestigkeitsprüfer, welche für Prüfungen von Papier,
Gespinnsten, Geweben u. dgl. Anwendung finden, einer näheren Be-
trachtung zu unterziehen.
Der erste hier zu nennende und in den Fig. 9 bis 11 Taf. 9 dar-
gestellte Apparat rührt von Alexander Wendler her und ist Gegenstand
des D. R. P. Kl. 42 Nr. 39189 vom 6. Oktober 1886. Derselbe gestattet
ein direktes Ablesen der Dehnung und Bruchbelastung und hat die
nachfolgende Einrichtung.
Der Apparat besteht im Wesentlichen aus zwei parallelen, auf
Metallblöcken ruhenden Schienen, auf welchen ein kleiner zweirädriger
Wagen läuft. Die Achse dieses Wagens ist auf der einen Seite mit
der kräftigen Spiralfeder R verbunden, auf der anderen Seite sitzt die
Klemme f. Hier wird bei der Prüfung ein Ende des Versuchsstückes ein-
gespannt. Das andere Ende wird von der gleichartigen Klemme d ergritten
und durch Antrieb der Schraubenspindel H bis zum Reifsen gespannt.
Nach dem Einspannen und bevor der Versuch beginnt, mufs die
Länge des Versuchsstückes genau ermittelt werden, und es mufs der
feststehende Nullstrich des Mafsstabes M mit dem beweglichen Null-
strich der Marke 9, und andererseits der Nullstrich von Mafsstab h mit
dem von Marke n zusammenfallen. Um die erstgenannten Nullpunkte
in Uebereinstimmung zu bringen, hält man durch Anziehen der Schraube /
die Zugfeder auf dem Punkte fest, welchen sie im Zustande der Un-
thätigkeit einnimmt, und rückt das auf der Schiene gleitende Metall-
stück g hart an den mit einem Kniestücke an der Wagenachse be-
festigten Schlepper c an. Jetzt bezeichnet der Nullstrich auf g die
Stelle, auf welcher bei vollständig mangelnder Kraftwirkung der Null-
strich des Mafsstabes M stehen mufs. Durch Schrauben kann der Mafsstab,
falls er nicht schon dort stehen sollte, an diese Stelle gerückt werden,
von welcher die Abmessung der Kraftwirkung ihren Anfang nimmt.
Um die Nullstriche des Mafsstabes h und der Marke n in Ueber-
einstimmung zu bringen, kann man die Verbindung der Schraubenspindel fl
mit der Schraubenmutter im Zahnrade E lösen, so dafs sich erstere
ohne Zeitverlust verschieben läfst. Diese Loslösung geschieht in ein-
facher Weise durch eine Drehung der am Rade E befindlichen Kapsel G
um etwa 450, wobei die Spindel vom Eingrifle des zweitheilig aus-
geführten Muttergewindes befreit wird. Dann verschiebt man die
Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinnste u. dgl. 165
Spindel H mit dem Querstücke K so lange, bis die Nullstriche von h
und n zusammenfallen, und macht dann durch Wiedereinsetzen der
Mutterschraubentheile auch die zweite Klemmvorrichtung unbeweglich.
Nun kann man das Versuchsstück zwischen f und d fest und straff
einspannen. Die wellig gestalteten Klemmbacken beider Mäuler sind
mit feinem Leder überzogen, so dafs stärkste Reibung entsteht und der
einmal eingespannte Gegenstand nicht wieder herausgleiten kann. Sitzt
derselbe mit mäfsiger Spannung fest, so löst man auch die Hemmung
der Feder R und bewirkt die Spannung durch Drehung des Rades E'
oder, bei genaueren Untersuchungen, durch Drehung der Kurbel F.
Wenn das Versuchsstück reifst, verharrt nicht allein Spindel fi,
sondern auch der Wagen mit Feder R fest auf dem zuletzt innegehabten
Platz. Dies wird dadurch erreicht, dafs in die Zahnstange k zwei Sperr-
klinken s und Sj eingreifen. So lange die Feder angezogen wird, gleiten
sie lose über die Verzahnung, fassen aber sofort ein, wenn die Feder
nach Ueberwindung des vom Versuchsstücke gebotenen Widerstandes
zurückschnellen will. Um störende Erschütterung zu verhüten, sind die
beiden Sperrklinken differenzirt. Wenn nämlich die eine Klinke sich
fest gegen einen Zahn stemmt, ruht die andere locker auf dem schrägen
Rücken eines anderen Zahnes. Der Rückgang der Feder nach erfolgtem
Risse wird dadurch auf kleinste Mafse verringert.
Auf dem Mafsstabe M ergibt jetzt der Abstand der beiden Null-
striche die Gröfse der zum Zerreifsen des Versuchsstückes aufgewendeten
Kraft. So viele Einheiten dort notirt sind, so viele Kilo waren zum
Zerreifsen erforderlich. Die Marke n notirt auf der Scala h die Gröfse
der Dehnung in Procenten. An beiden Stellen gibt also der Apparat
direkte und absolute Gröfsen, welche eine Umrechnung entbehrlich
machen. Wie man aus dem ermittelten Kraftwerthe die Reifslänge
berechnet , ist mehrfach erläutert worden und kann wohl als bekannt
gelten.
Die Dehnung wird durch folgende Vorrichtung ermittelt.
Wenn die Feder R dem Zuge des von der Schraubenspindel be-
wegten Prüfungsstückes folgt, stöfst der Schlepper c die Marke g vor
sich her. Stand letztere beim Beginne der Spannung auf dem Null-
punkte der Scala M, so mufs ihr Stand nach erfolgtem Risse den Werth
der angewendeten zum Dehnen und Zerreifsen des Stückes erforder-
lichen Kraft angeben.
Genau den gleichen Weg wie das auf der Schiene sich bewegende
Gleitstück g legt aber auch das gleichartige, damit verbundene Gleit-
stück, auf welchem Scala h befestigt ist, zurück. Es begleitet also
beim Antriebe der Spindel die Marke n ein gutes Stück. Die Marke n
aber, welche am Querstücke K festsitzt und dem unelastischen Zuge
der Schraubenspindel folgt, mufs noch einen um so viel längeren Weg
zurücklegen, als das Stück sich unter der Spannung dehnt. Der Ab-
166 Zugfestigkeitsprüfer für Papier, üespinnste u. dgl.
stand der beiden Nullstriche von g und n ergibt also das Mafs der
Dehnung, und zwar in Millimeter. War z. B. die Einspannlänge 250ii°^
und der Dehnungszeiger n gibt am Mafsstabe h 5™"", so haben wir auf
250™ni Einspannlänge 5"^™ Dehnung, also 2 Proc.
Dem Appai-ate sind mehrere Zugfedern beigegeben, von denen die
schwächeren für feine leicht zerreifsbare Objekte, die stärkeren dagegen
für stärker zu belastende Versuchsstücke anzuwenden sind.
Um die Federn auszuwechseln, zieht man die am Wagen befestigte
Federbrücke o gegen den Wagen an. Dadurch wird eine kleine Spiral-
feder, welche zwischen Wagen und Brücke die Zugstange unischliefst,
zusammengeprefst, zwei Ausschnitte im Lager der Brücke gleiten au*
ihrem Schutze von zwei vorragenden Schraubköpfen heraus, und durch
eine Viertelsdrehung der Brücke kann man diese selbst und die Feder
vom Wagen loslösen. Nun zieht man den Wagen nebst der Führungs-
stange aus der cylindrischen Oeffnung der Gestellwand C heraus, nimmt
die Feder ab und setzt die andere ein, indem man dieselben Hantirungen
in umgekehrter Reihenfolge ausführt.
Zur Nachprüfung der Federkraft wird jedem Apparate die ober-
halb von Aufrifs und Grundrifs gezeigte Vorrichtung beigegeben, welche
eine Art Wage darstellt, au deren einem Balken (L) die Feder zieht,
während an einem anderen, rechtwinkelig dazu stehenden Balken L2
mittels des Hakens t Gewichte angehängt werden. Um diese Vorrich-
tung anzubringen, wird die an der Spindel H befindliche Klemme d
entfernt, die Verbindungsschraube q gelöst, das noch aus dem Quer-
stücke vorragende Ende der Spindel zurückgeschoben und die Verbin-
dungsschraube wieder angezogen. An Stelle des Prüfungsstückes tritt
die Stange r, welche mit einem Ende statt der Klemme f am Wagen e
befestigt wird, mit dem anderen, als Haken ausgebildeten Ende am
Hebel Lj ansetzt.
Die Feder mufs regelrecht eingelegt sein, der zugehörige Kräfte-
bezieh. Millimetermafsstab mufs mit seinem Nullpunkte unter der Marke
des Gleitstückes stehen. Werden an dem wagerechten Schenkel L2
Gewichte angehängt, so wird sich die Feder ausdehnen und demzufolge
sich der senkrechte Schenkel L^ an das Querstück K legen. Durch
Drehung des Handrades E bei eingerückter Mutter bewegt man das
Querstück mit gespannter Justirvorrichtung nach dem Handrade zu, bis
der obere Schenkel Lj wieder senkrecht einsteht, d. h. bis sich die
Feder der Hebelbelastung entsprechend ausgedehnt hat.
Beim Anhängen der verschiedenen Gewichte mufs die Feder sieh
jedesmal bis zu einer bestimmten Stelle ausdehnen, welche mit dem
entsprechenden Kräftemafsstabpunkte zusammenfällt. Sollte dies im
Laufe der Zeit nicht mehr der Fall sein, so ist es nöthig, sich eine
Correctionstabelle anzufertigen. Mit Hilfe dieser leicht herzustellenden
Tabelle erzielt man dieselben Ergebnisse wie vorher.
Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinnste u. dgl. 167
Die Wendler sehen Apparate, mit deren Vertrieb sich die Firma
Fromme und Kroseberg in Berlin befafst, sind vielfach eingeführt, unter
anderem besitzt die Kgl. Prüfungsanstalt zu Charlottenburg deren fünf
und die Kaiserl. Reichsdruckerei einen solchen.
Der zweite hier zu nennende Festigkeitsprüfer rührt von M. M.
Schlumberger^ Sohn und Comp, in Mühlhausen i. E. her und ist in deren
Etablissement in Anwendung gekommen. Das Bulletin de la socie'te' de
Mulhouse gibt von dem in den Fig. 12 bis 14 Taf. 9 dargestellten Apparat
folgende Beschreibung: Das Versuchsstück wird in die beiden Klem-
men Äj ^2 eingespannt, deren eine h.2 mit einer Stange in Verbindung
gebracht ist. welche einen Kolben k trägt, der sich in einem mit dem
auf der Fundamentplatte c angeordneten Lagerstücke 0.2 verbundenen
Cylinder führt. Die Kolbenstange ist über diesen Cylinder hinaus um
die Länge des letzteren verlängert und besitzt an ihrem Ende eine
Scheibe, welche einer Spiralfeder l als Widerlager dient, die den Kolben
umgibt und sich gleichzeitig gegen dessen Träger öq anlehnt. Die
zweite Klemme h^ trägt eine Spindel e, welche in einem als Mutter
ausgebildeten, im Lager Oj angeordneten Futter ihre Führung erhält
und mit Hilfe desselben von der Kurbel f aus unter Vermittelung des
Triebes g und des auf der Mutter sitzenden Zahnrades d in der einen
oder anderen Richtung bewegt werden kann. Die beiden Lager-
ständer Äj Ä-2 sind durch zwei Traversen b^ b.^ , deren erste zwei Gleit-
bahnen trägt, in welchen sich der Mafsstab, auf welchem die Dehnung
und Belastung abzulesen ist, führt, verbunden.
Beim Verwenden des Apparates wird nach dem Einspannen des
Versuchsstückes der Mafsstab an die Klemmbacke ^2 herangeschoben
und somit die Marke m mit dem Nullpunkte der Scala n, welche die
Belastung angibt, in Uebereinstimmung gebracht und die Stellung des
am Wagen ä, sitzenden Nonius auf der Scala p vermerkt. Beim Drehen
der Kurbel (also einem Anspannen des Versuchsstückes), wird der
Wagen ^2 den Mafsstab vor sich herschieben und ihn beim Bruche
desselben stehen lassen, während er zurückgehen wird. Damit das
letztere nicht plötzlich erfolgt, ist der den Kolben k enthaltende Cylinder
mit Oel gefüllt, welches bei Bewegung des Kolbens von rechts nach
links der Zeichnung durch ein im Kolben vorgesehenes Ventil denselben
passiren kann, beim Bruche des Versuchsstückes aber ein Zurück-
schlagen des Wagens Aj, wie es die Feder l veranlafst, verhindert.
Der Weg des Wagens (Klemme) h^ ergibt sich aus der Belastung
der Feder /, und es wird somit der Mafsstab n mit Hilfe von m die
Anzahl der Kilogramm anzeigen; die Scala j) dagegen, auf welcher
sich der Nonius 0 um ein Stück bewegt, welches gleich ist Belastung
und Dehnung, der Mafsstab sich aber auch um den Betrag der Belastung
verschiebt, wird direkt die Dehnung angeben.
Auf der mit Papier umspannten Trommel q werden gleichzeitig
168 Nicholson's MutterntVäsmaschine.
Dehnung und Belastung des Versuchsstückes graphisch linear aufge-
zeichnet werden.
Soll der Apparat für viele Versuche Verwendung finden, so wird
der Kurbelantrieb fg durch einen Maschinen trieb mit selbsthätiger Aus-
rückung ersetzt.
Ein dritter hierher gehörender Apparat des durch den Bau von Zug-
festigkeitsprüfern bekannten Oskar Leuner in Dresden ist 1888 270 * 165
bereits beschrieben und sei auf denselben hiermit verwiesen.
H. Glafey.
T. Hateley's G-rundgewinde-Schiieidiiiaschiiie.
Mit Abbildung auf Tafel 9.
Die Verwendung gewöhnlicher freistehender Bohrmaschinen mit
Zahustangengetriebschaltung zum Schneiden von Grundgewinden in
gröfseren Werkstücken hat Verbi-eitung aus dem Grunde nicht gefunden j
weil die Schneidbohrer bei dieser Arbeit aufserordentlich gefährdet sind.
Durch Einschaltung von den Widerstand begrenzenden Einrichtungen
(vgl. J. Hartnefs^ 1886 261 ""' 241) hat man diese Unzuträglichkeit zu
beheben gesucht.
Erfolgreicher ist die Sicherung der Gewindeschneidbohrer durch
entsprechende Ausgestaltung von besonderen zum Gewindeschneiden
geeigneten Maschinen zu erreichen, indem hierbei leicht die Triebkraft
in ein bestimmtes Verhältnifs zur Festigkeit des Werkzeuges gebracht
werden kann. Nach dem Englischen Patent Nr. 6653 vom 26. Januar
1889 besteht die Maschine von T. Hatcleij aus der Triebwelle A mit
einem verschiebbaren Reibungskegelpaar D (Fig. 15), welches zwischen
den Lagerstellen B liegt. Durch irgend ein bekanntes Mittel wird je
nach dem Drehungssinne einer dieser Reibungskegel an die Kegel-
scheibe F mit bestimmter Druckkraft angeprefsfc , wodurch die Hohl-
spindel E und damit auch die den Gewindebohrer tragende Spindel L
in Drehung versetzt wird. Der die Hohlspindel E umfassende Gewichts-
hebel Mi\ hält die Spindeln E und L in der Schwebe und sichert auch
hiermit das Werkzeug, während die im Lagerrahmen H angeordneten
Stützrollen I nur die Bundreibung der Kegelscheibe F herabzumindern
bestimmt sind.
Nicholson's Mutternfräsmaschine.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 9.
Um die Kopfflächen von Muttern und Schraubenbolzen mittels
Messerfräser zu bearbeiten, hierbei aber die sonst durch das Einspannen
der Werkstücke verlorene Zwischenzeit zu gewinnen und für die selbs-
thätige Bearbeitung nutzbar zu machen, bauen Nicholson und Watern^anJ
Nicholson's Mutternfräsmaschine.
169
Providence, R. I., Amerika, eine Maschine mit zwei Spindeln, von
welchen nur je eine auf einmal kreist, während die andere, stillstehende
zur Aufnahme des Werkstückes bereit steht, so dafs jeder Aufenthalt
möglichst beschränkt wird (Textfigur).
Nach American Machinist ^ 1889 Bd. 12 Nr. 18 ""' S. 5, schwingt in
Ringlagern ein Spindelstück (Fig. 18); dasselbe wird mittels eines Griff-
kreuzes gewendet und durch einen Federriegel festgestellt, so dafs
immer nur eine Spindel in die Achse des Werkstückhalters föllt,
während die andere darüber steht. Dadurch bethätigt der lothrecht von
einer gröfseren Deckenscheibe herablaufende Betriebsriemen nur die
untere Spindel, während die obere freiliegt und stillsteht.
Der Stahlhalter (Fig. 16) erhält keine Drehung, sondern blofs achsiale
Längs Verschiebung in einem Führungslager durch ein besonderes Riemen-
und Schneckentriebwerk mittels einer Daumenscheibe. Tritt der Leit-
stift in den kleineren Absatz der Daumenscheibe ein, so wird der kolben-
artige Messerhalter durch ein Gegengewicht zurückgestellt und so lange
in dieser Stellung gehalten, bis der höhere Absatz der Daumenscheibe
bei fortschreitender Drehung wieder eintrifft. Während dieses Zeit-
raumes wird die Wendung des Spindellagers vorgenommen und das
während des Arbeitsganges vorher bereits aufgespannte Werkstück in
den Wirkungsbereich der Formmesser gebracht. Die Arbeitsgeschwin-
digkeit wird durch eine Stufenscheibe am Schneckentriebwerk des Messer-
halters geregelt und dadurch die Länge der Arbeitsperiode eines Werk-
stückes bemessen. In Fig. 17 ist der Aufspannbolzen für Mutternbearbeituug
dargestellt, während gewöhnliche Kopfbolzen in die Hohlspindeln ge-
schoben und mittels selbstspannender Futter gehalten werden. Pr.
170 Neuere ■Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Spritzkühler für Condensationswasser von See. In einer der letzten
Sitzungen des Gewerbevereins für Nordfrankreieh haben die Gebr. See
in Lille die Vorzüge ihres Condensationswasser-Spritzkühlers gegen-
über den in Zuckerfabriken viel verbreiteten Reisig-(Gradir-)Kühlern
auseinandergesetzt {Sucrerie indigene , Bd. 32 Nr. 8 S. 195 vom 19. Fe-
bruar 1889).
Wie Fig. 1 zeigt, besteht der Spritzkühler in einer gufseisernen,
mit vielen Löchern versehenen Büchse, in welche das heifse Wasser
durch die Kreiselpumpe gedrückt wird, so dafs es daraus unter Druck
in Gestalt einer Wassergarbe hinausbefördert wird. Das Wasser er-
fährt dadurch eine Abkühlung bis unter die umgebende Temperatur.
Die Kosten der Einrichtung sind unbedeutend, die Unterhaltungs-
kosten Null.
Die oben genannte Gesellschaft hat den Herren See für den Wett-
bewerb 1888 eine silberne Medaille ertheilt. Man erwartet, da auch
• der Wasserverlust geringer sein soll, zahlreiche Anwendungen in Zucker-
fabriken.
Eine neue Art der Vacuumeinrichtung wurde W. Greiner in Braun-
schweig patentirt (*D. R.P. Nr. 31022).
Es wird namentlich die Beseitigung zweier Arten von Verlusten
beim Kochen im Vacuum durch diese Vacuumbeheizung angestrebt.
Das Kochen mit gespannten, also heifsen Dämpfen bewirkt be-
kanntlich :
a) an den Wandungen der Heizkörper Zersetzungen in der Füll-
masse ;
b) bei der grofsen Differenz zwischen Dampf- und Füllmassen-
temperatur ein Ueberreifsen von Zuckertheilchen aus dem Kochraume
heraus nach dem Condensator hin, welche nur zum Theil wiedergewonnen
werden können.
Als die gemeinschaftliche Ursache ist die zu hohe Temperatur des
Heizdampfes bekannt. Ueber beide täuscht man sich gern hinweg.
Ersteren verschweigt man, dem anderen sucht man mit dem Saftfänger
beizukommen.
Es gibt nach W. Greiner aber nur ein naturgemäfses Mittel, die ge-
nannten Verluste zu vermeiden oder doch auf ein sehr kleines Mafs
zurückzuführen, und das ist ruhiges, langsames Kochen.
Unter Berücksichtigung einer mittleren Heizdampftemperatur von
etwa 115 bis 120» C. bedarf man freilich des langsameren Kochens wegen
gröfserer Füllmassenräume und erweiterter, den Bedingungen entspre-
chend gestalteter Heizfläche. Da dieser Dampf ein 2,2 mal gröfseres
Volumen hat als der Dampf von 145» C, so müssen andere Verhält-
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 171
nisse zwischen der Heizflächeoeinheit und den Dampfdurchgangsquer-
schnitten eingeführt werden, — andere, als man bis jetzt bei den
Schlangen gewohnt war.
In dem (rretncr''schen Systeme von Heizkörpern ist es möglich ge-
worden, Heizdampf von geringer Spannung zu verwenden und trotz
des grofsen Volumens dieser Dämpfe durch reichlich bemessene Quer-
schnitte die Heizkörper so mit Dampf zu füllen und gefüllt zu erhalten,
dafs ein Spannungsverlust kaum eintritt, beispielsweise mit Rückdampf
zu kochen.
Wenn man ferner das schnelle Ab- und Ausfliefsen des Condens-
wassers in Betracht zieht, so wird man die Richtigkeit dieses Systemes
anerkennen.
Im Allgemeinen wird man sich mit gedrosseltem direkten Dampfe
behelfen müssen, da besondere Kessel für die Beheizung des Vacuums
selten zur Disposition stehen werden. Man mufs sich dabei an den Er-
folgen des verlustfreien Kochens genügen lassen.
Am besten jedoch wird Heizdampf verbraucht, welcher in möglichst
dünnwandigen Kesseln unter geringer Spannung erzeugt und verwendet
wird und in welche das Condenswasser von selbst zurückfliefst. Dieses
System der einfachen Dampfheizung, welches gar keine Wärmeverluste
in sich trägt, ist in Groningen und Wegeleben eingerichtet, wo es sich
nun bereits zwei Campagnen hindurch bestens bewährt hat. Eine Reihe
älterer Kessel ist hier verwendet worden.
Einen Regen-Gegenstrom-Condensator liefs F. Schultze in Berlin
patentiren (D. R. P. Kl. 89 Nr. 46 014 vom 21. März 1888).
In den in Fig. 2 Taf. 9 dargestellten zusammengesetzten cylindri-
schen Körper K K strömt bei B der Brüden ein. Letzterer umspült
den in K lose eingehängten Cylinder CC und tritt bei P in denselben
ein, dem Luftpumpenanschlusse L zustrebend. Das Kühlwasser wird
bei W eingeführt, verbreitet sich in einem noch näher zu beschreibenden
Napfe N N^ fällt durch dessen Boden zertheilt herab und nimmt wäh-
rend des Fallens die Wärme des Brüdens auf, um schliefslich im Fall-
rohre F herabzusinken.
Der eintretende Brüden trifft also den von innen gekühlten Cy-
linder C, mufs dann das zwar schon erwärmte, aber doch minder heifse
Wasser bei P durchstreichen und zieht nun dem stetig kälteren frei
fallenden frischen Wasser aufwärts entgegen.
So ist der vollkommene Gegenstrom hergestellt, und die zur Luft-
pumpe geführten nicht condensirten Brüden oder nicht condensirbaren
Gase verlassen den Condensator an dessen kühlstem Theile.
Die Vorrichtungen für die thunlichste Ausnutzung des Kühlwassers
sind nun folgende:
Um auf dem Napfe iV das Spritzen eines einfallenden Wasser-
strahles zu vermeiden, wird das Wasser von unten eingeführt und dessen
172 Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
weiteres Emporsteigen durch eine vor die Mündung des Rohres gehaltene
Platte verhindert.
Der im Boden concentriseh ausgeschnittene Napf N liegt indirekt
(durch eine elastische Zwischenlage geschieden) auf dem erweiterten
Rande mm des Wasserrohres. Durch mehrere Schrauben s kann der
Napf wagerecht eingestellt werden.
Der Boden des Napfes enthält Röhrchen, welche in Kreisen Vy r.^ . . .
stehen und zugleich in jedem Kreise verschiedene Höhen haben, gleich-
viel in welcher Folge. Durch diese Röhrchen fällt das Wasser regen-
artig aus dem Napfe iV in den Condensationsraum ab. Das Hervor-
ragen der Röhrchen, auch der kürzesten, aus dem Boden des Napfes
hat den Zweck, ein festes Aufsitzen von etwa mitgeführten Theilen
(Blättern u. s. w.) zu verhindern, indem das von unten nachströmende
Wasser solche Theile stets abhebt, während ein einfach gelochter Boden
des Napfes bald verstopft sein würde.
Die verschiedeneu Höhen der Röhrchen bewirken, dafs bei geringer
Verdampfung, also auch bei entsprechend geringem Wasserbedarfe, ein
geringer Theil Wasser zugelassen werden kann, und dieser dennoch,
durch den Kreis der niedrigsten Rohre abfallend, einen geschlossenen
Kranz von fallenden Wasserstrahlen unterhalb des Napfes bilden mufs.
Bei Mehrbedarf und gröfserem Wasserzuflusse steigt der Wasserspiegel
im Napfe, und ein zweiter Kreis von Röhrchen tritt in Thätigkeit;
dieser letztere Zweck der Röhrchen könnte auch durch Etagenbleche
erreicht werden.
Der Napf iV ist zum Auswechseln eingerichtet.
Ueber die Arbeit mit und ohne Knochenkohle wurde von Herherger
in Waghäusel eingehend berichtet {Zeitschrift des Vereins für Rüben-
zuckerindustrie des Deutschen Reiches^ 1889 Bd. 39 S. 279).
In einer sehr treffenden Kennzeichnung der vielfach unrichtig be-
gründeten Anschauungen über diese beiden Arbeitsweisen bezeichnet der
Verfasser als Grund derselben vorzugsweise die meist zum Vergleiche
benutzte unrationelle Knochenkohlenarbeit, nämlich diejenige mit un-
bedeutenden Mengen Knochenkohlen und mit unrichtiger Verwendung
der Absüfswasser, in Vergleich zu welcher allerdings die gänzliche
Weglassung der Knochenkohle berechtigt sei. Reichlich und richtig
angewandte Knochenkohle werde dagegen, namentlich so lange die
Käufer reinen und weifsen Zucker zum Verbrauche beanspruchten, einst-
weilen nicht entbehrt und auch bei den jetzt reicheren und reineren
Rübensäften durch die Nichtfiltration mit Anwendung von schwefliger
Säure nicht ersetzt werden.
Das Wesen der richtig verstandenen und gut geleiteten Knochen -
kohlenfiltration bestehe nicht sowohl in einer Aufbesserung des Reinheits-
quotienten, welche vielfach nur 1 bis 2 Proc. betrage, als in dem Um-
stände, dafs das spätere Verhalten der filtrirten Producte in Bezug auf
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken, 173
Ausbringung und Beschaffenheit ein so verschiedenes von dem des un-
filtrirten zeigt, dafs anzunehmen sei, es bestehe das Wesen der Knochen-
kohlenfiltration in erster Linie in einer qualitativen Veränderung in der
Zusammensetzung der Nichtzuckerstoffe, und erst in zweiter Linie in einer
quantitativen Absorption derselben. Daher könne sehr wohl eine grofse
Verbesserung der Farbe, des Geschmackes und des Krystallisationsver-
mögens von einer nur geringen Aufbesserung des Reinheitsquotienten
begleitet sein. Die Beschaffenheit und Eigenthümiichkeit eines Saftes
sei durchaus nicht ausschliefslich nach dessen Reinheitsquotienten zu
beurtheilen, vielmehr auch die Natur des Nichtzuckers in Betracht zu
ziehen.
Bestimmte Versuche, welche zu einem strengen, anwendbaren Ver-
gleich zwischen beiden Arbeitsweisen führen können, sind trotz der seit
Jahren dauernden Erörterungen über diesen Gegenstand nicht angestellt,
oder wenigstens nicht veröffentlicht worden, und die allgemeinen Be-
richte über den Erfolg der Nichtfilti-ation entbehren so lange der be-
weisenden Grundlage, als solche einwandsfreie Vergleichsversuche nicht
vorliegen. Der Verfasser theilt daher zur Ausfüllung dieser fühlbaren
Lücke die Ergebnisse eines derartigen, vor einigen Jahren in Waghäusel
ausgeführten Versuches mit, welcher derartig angelegt war, wie es ein
richtiger Vergleich nach den unbestreitbar richtigen Grundsätzen er-
fordert, d. h. sie schliefseu alle anderen Faktoren, die das Ergebnifs zu
Gunsten der einen oder anderen Arbeitsweise verschieben könnten, aus,
indem sie ein gleiches Rübenmaterial verwenden, die gleichen Kalk-
mengen verbrauchen, mit derselben Scheidung und derselben ersten und
zweiten Saturation arbeiten und erst dann auseinandergehen, wo sich
beide Verfahren im Prinzipe unterscheiden. Wo bei der Knochenkohlen-
arbeit die Filtration des Dünn- und Dicksaftes über ein angemessenes
Quantum Kohle eintritt, da tritt bei der Nichtfiltration die ihrem Wesen
eigene dritte Schwefligsäuresaturation, verbunden mit einer Filtration
durch Pressen und über Kies, für welch letzteren indessen auch ein ge-
ringes, ihm gleich zu achtendes Quantum Knochenkohle, das also rein
mechanisch wirkt, eingestellt werden kann.
Die in den Versuchen zu Tage tretenden niedrigen Zahlen erklären
sich bald, wenn man in Betracht zieht, dafs die Versuche volle 5 Jahre
hinter der Gegenwart zurück liegen, und wenn man weiter in Erfahrung
bringt, dafs die Fabrik bis in die letzten Jahre hinein mit einer äufsei'st
mittelmäfsigen Rübenqualität hat arbeiten müssen, bis es ihr gelungen
ist, durch geeignete Samen aus wähl und Selbstzucht dem auch für süd-
deutsche Verhältnisse noch ungünstigen Boden eine lohnende Rüben-
qualität abzuringen, obwohl, wie bekannt, der süddeutsche Roh-
zuckerfabrikant nie mit den Zahlen hat rechnen können, wie sie in
Norddeutschland allenthalben gang und gebe waren.
Gerade deshalb zeigen aber die Versuche um so schlagender, dafs
174
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
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176 Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
bei einer relativ nicht so guten Rübenqualität der Unterschied zwischen
Filtration und Nichtfiltration ein recht in die Augen springender ist.
Die Versuche wurden doppelt in zwei verschiedenen Perioden der
Campagne 1883,'84 angestellt, und zwar wurde in der Zusammenstel-
lung stets der Versuch über die Arbeit mit schwefliger Säure mit der
darauf folgenden Betriebswoche verglichen. Das Rübenmaterial war um
diese Zeit — und die Zahlen ergeben das ebenfalls — von nahezu
gleichem Zuckergehalte und gleichem Quotienten. Beide Arbeitsweisen
sind nach dem damals noch hier üblichen Verfahren der getrennten
Scheidung und Saturation ausgeführt. Man arbeitete natürlich mit
gleichen Kalkmengen, und zwar l^j^ Proc. Aetzkalk, der nach der für
hiesige Verhältnisse am besten bewährten Methode in der Weise ver-
theilt wurde, dafs etwa 1,5 Proc. auf die Scheidung und 1/4 Proc. auf
die zweite Saturation kam.
Bei der Arbeit ohne Knochenkohle geschah die dritte Saturation
mit schwefliger Säure bis auf 0,02 Proc. Alkalität. Was die Verarbei-
tung bei dem Versuche mit schwefliger Säure anbetrifft, so ging die-
selbe wie überall anderwärts von Statten. Der von der dritten Satu-
ration kommende Dünnsaft lief durch Filterpressen, wurde in den
Verdampf körpern zu Dicksaft concentrirt und lief von da, um von der
beim Verdampfen ausgeschiedenen Substanz mechanisch filtrirt zu werden,
über Filter, die — da die Anwendung des Kieses versagt war — mit
Knochenkohle gefüllt waren, deren geringes Quantum in Bezug zur
ganzen Verarbeitung indessen als verbessernd gar nicht in Betracht
kommen konnte. Der so rein mechanisch filtrirte Dicksaft wurde als-
dann im Vacuum verkocht. Die hierbei gemachten Beobachtungen
waren kurz folgende: Die Verdampfung der Säfte in den Verdampf-
körpern ging augenscheinlich etwas langsamer vor sich, ebenfalls brauchte
beim Verkochen derselben im Vacuum jeder einzelne Sud etwas mehr
Zeit als bei solchen, die der Knochenkohlenfiltration entstammten. Die
erhaltene Füllmasse erwies sich kurz und auch mit gut ausgebildetem
Korne, freilich zeigte sie eine bedeutend dunklere Farbe als die hellgelben
Massen der Knochenkohlenarbeit. Was natürlich der Füllmasse anhaftete,
war auch an dem Zucker auszusetzen, der nicht die rein gelblich-weifse
Farbe der filtrirten Producte, sondern die den meisten geschwefelten
Producten mehr oder minder anhaftende unreine Schattirung zeigte.
Die normale Ai'beit mit Knochenkohle ging wie gewöhnlich vor
sich. Man arbeitete mit 12 Proc. Knochenkohle, liefs die DünnsaftHlter
auf die Dicksaftfilter übersteigen und sandte die Absüfswasser in die
Kalklöschstation. (S. Tabelle S. 174 und 175.)
Da die Versuche zur Genüge für sich selbst sprechen, so ist es
wohl kaum nöthig, einen weiteren Commentar an dieselben zu knüpfen.
Nur so viel sei erwähnt, dafs sich also nach dem aus beiden Versuchen
berechneten Mittel ein gleiches Rübenmaterial auf 100^ Füllmasse
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 177
a) bei der Arbeit ohne Kohle 64,9 Proc. eiues Zuckers v. 94,3
b) ^ ,, -, mit ,. 68,2 ,. „ „ ,, 94,7
ergab; oder dafs aus 100*^ Rüben entfielen:
a) b.d. Arbeit ohne Kohle: 8.49 l.Prod.. 1.21 II. Prod.. in Sa. 9.70 Zucker, 2.92 Proc Melasse
b) ., ,. .. mit .. 8.98 .. 0,99 .. ., .. 9,97 .. 2.48
Unterschied: —0.49 l.Prod. +0.22 11. Prod., _0,27Zucker. +0.44 Proc. Melasse
Die Versuche zeigen also, dafs bei der Arbeit ohne Kohle einem
Mindergewinne von 0,49 Proc. I. Product für lOO"^ Rüben ein Mehr-
gewinn von 0,22 Proc. II. Product und 0,44 Proc. Melasse gegenüber-
steht. Bei einer täglichen Verarbeitung von 5000 Centner Rüben würde
mithin der Ausfall von 24,5 Centner I. Product durch einen Mehrgewinn
von 11 Centner II. Product und 22 Centner Melasse und durch die se-
ringeren Filtrationsspesen zu decken sein.
Sicherlich dürfte Jeder auf den ersten Blick sehen, dafs die Preis-
differenz in dem Werthe der auf beiden Seiten erzielten Producte eine
mehr als hinlängliche ist, die gröfseren Verarbeitungskosten der Knochen-
kohlenarbeit zu decken; ein Umstand, der also unter den obwaltenden
Bedingungen sicherlich zu Gunsten der oben genannten Arbeitsweise
spricht. Wenn man nun auch andererseits wieder zugeben mufs, dafs
in Folge besseren Rübenmaterials und anderer Arbeit sich das Verhält-
nifs in den Ausbeuten beider Arbeitsweisen für die Kichtfiltration
günstiger stellen wird und mufs, als die obigen Versuche ergeben haben,
so wird man doch immer, auch beim besten Rübenmateriale, den Mehr-
aufwand, der bei der Knochenkohlenarbeit aus den Filtrationsspesen be-
steht, mit Leichtigkeit durch die Mehrproduction an I. Product, die
nothgedrungen eintreten mufs, decken können. Freilich wird man bald
mit dem Einwurfe bereit sein, um eine erfolgreiche Arbeit ohne Knochen-
kohlen bei den Versuchen zu erzielen, hätte man mit bedeutend mehr
Kalk arbeiten müssen, man hätte mindestens 3 bis S^j Proc. verwenden
sollen. Ganz abgesehen nun davon, dafs früher in der That mit solchen
Kalkmengen auch bei der NichtfiJtration gearbeitet wurde, so ist doch
wiederum nicht zu verkennen, dafs diese hohen Kalkmengen sicherlich
auch bei der Knochenkohlenfiltration den gleichen wohlthätigen Einflufs
ausgeübt haben würden : hätte man sie hier angewandt, so wäre ein
richtiger Vergleich nicht möglich.
Wie dem auch sein mag, so viel geht aus den augeführten Ver-
suchen zur Evidenz hervor, dafs bei schlechtem Rübenmaterial die
Knochenkohlenarbeit unstreitig nicht nur die bessere, sondern auch die
rentablere ist, da sie allein wieder gut machen kann, und, wenn richtig
und sachgemäfs angewandt, auch wieder gut macheu wird, woran der
Boden bezieh, eine schlechte Saftreinigung der Rüben gefehlt haben.
B. Jelinek in Prag und M. Taussig in Sedlitz bei Kuttenberg ist ein
Verfahren zum gleichmäfsigeu Anwärmen und Auslaugen von Rübeu-
schuitzeln patentirt worden (D. R. P. Kl. 89 Nr. 46023 vom 27. Mai
1888), welches im Wesentlichen darin besteht, dafs man den Saft eines
Dingler's polvt. Journal Bd. 273 Nr. 4. 1889,111. 12
17S
Neuere Verrahren uiul Apparate für Zuckerfabriken.
Ditruseuvb einmal oder mehrmals durch den Calorisator und den DifFuseur
eirkuliren läfst. Bei dem bisherigen Verfahren werden die Säfte in den
Calorisatoren oder in den Vorwärmepfannen (oder auch durch Anwärme-
injectoren) bedeutend höher erwärmt, als die Temperatur des Dilfuseurs
sein soll, wenn die Mischung des erhitzten Saftes mit den Schnitzeln
stattgefunden hat. In Folge dessen werden diejenigen Schnitzel, welche
vom heifsen Safte zuerst getroffen werden, verbrüht, während die
übrigen Schnitzel kalt bleiben und daher nicht genügend extrahirt
werden. Die Cirkulation wird hier durch Uentrifugalpumpen oder auch
andere Pumpen (eventuell Injectoren) hervorgerufen.
Die Wichtigkeit der vollkommenen Gleichmäfsigkeit der Tempe-
raturen in jedem Gefäfse ist wohl bisher nicht genügend beachtet wor-
den, doch bleibt es fraglich, ob die Erzielung derselben nicht auf einem
zu umständlichen Wege angestrebt wird.
H. J. Vrabec in Wegstädtl hat nach Beobachtungen in 14 böhmischen
Zuckerfabriken einen Vergleich zwischen der DiffUsionsarbeit aufgestellt
{Böhmische Zeilschrift für Zuckerindustrie ^ Bd. 13 Heft 5 S. 828), wie
dieselbe im Vorjahre unter dem früheren und in diesem Jahre unter
dem neuen österreichischen Zuckergesetze (vgl. 1888 270 89) ausgeführt
worden ist. Es zeigt sich darin, wie abhängig die Arbeitsweise von
der Besteuerungsart ist und wie viel richtiger dieselbe geworden ist,
seit sie sich nicht mehr allein auf die zu erzielenden Steuervortheile
zu richten hat.
1887,88
1888:89
Die DitTusionsbatterie enthielt Körper . .
davon in Thätigkeit
Auslangeraum 1 Körpers
„ im Durchschnitt ....
Aaslaugezeit
„ im Durchschnitt . . . .
Füllung für l'il Aaslaugeraum ....
„ im Durchschnitt
Täglich abgefertigte Diffaseure ....
„ im Durchschnitt
Tägliche Rübenverarbeitang pr. Batterie .
„ „ „ Zuckerfabr.
„ „ im Durchschnitt
„ Verarbeitung pr. l'i' Auslaugeraum
„ „ im Durchsciinitt .
Abgezogene Saftmenge vom Inhalt . . .
„ „ im Durchschnitt .
„ „ pr. lüük Rübe . .
„ „ im Durchschnitt .
Der abgezogene DitTusionssaft hatte . .
Durchschn. Zusammensetzung des Saftes .
„ Quotient des Rübensaftes . .
Aufbesserung des Quotienten
Die aasgelaugten Schnitte polar
„ „ „ im Durchschnitt
Auslaugetemperatur
9
8
710-11471
9221
25,6 Min.
25,6 „
57,5 -68,1k
63,9k
450
450
2079—3393 MC.
2079 -4590 „
2840 iMC.
3236 -3832k
3593k
9.') -114,61
102,21
149 -177,7
161
8,7-11,3 S
9,82-8,31—84,5
83,4
1,1
0,34—0,65
0,5
81—900 c.
10-14
9-11,5
1700-37831
26791
43,3—82 Min.
62,2 Min.
44,9-58,7k
52,3k
200—308
241
2700—4222 MC.
2700—5778 „
3739 MC.
935— 1748k
1229k
51,8-83,81
65,01
108,8-142,9
124,6
10,0—12,8 S
11,5-9,85-85,6
83,0
2,6
0,10—0,30
0,204
63—850 C.
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimraung. 179
Vorstehende Tabelle enthält den Vergleich der beiden Arbeits-
methoden. (Schlui's folgt.)
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestim-
mung; von Constantin Klinge.
(Mit Abbildungen auf Tafel 11.)
Dank der Anregung, welche Paterno und Nasini ^^ sowie Victor
Meyer- gegeben, hat die Raoult'sche Methode der Molekulargewichts-
bestimmung im Laufe der letzten zwei Jahre gewaltige Fortschritte
erfahren.
Trotzdem die diesbezügliche Literatur leider verschiedene Wider-
sprüche, sowie bis jetzt noch offen stehende Fragen aufzuweisen hat,
so ist doch durch zahlreiche Forscher, welche sich mit diesem Thema
eingehend beschäftigt haben, theils durch wissenschaftliche Grundlagen,
theils durch praktische Verbesserungen bezieh. Vereinfachungen des
Verfahrens, die Methode gegenwärtig auf einen Staudpunkt der Ent-
wickelung gelangt, welcher jedem Chemiker in einer grofsen Anzahl von
Fällen gestattet, sich dieser Methode der Molekulargewichtsbestimmung
ohne gröfsere Schwierigkeiten und mit geringen Hilfsmitteln zu bedienen.
Die Fülle von Arbeiten, welche über diesen Gegenstand in den
verschiedensten Zeitschriften veröffentlicht worden sind, haben den Ver-
fasser bewogen, eine einheitliche Darlegung der Methode, so weit das
bis jetzt überhaupt durchführbar ist, zu geben.
Bei Abfassung der nachstehenden Abhandlung ist das Hauptgewicht
auf eine eingehende Besprechung der praktischen Anwendung der
Methode gelegt worden, um allen denjenigen, welche in Zukunft der-
artige Molekulargewichtsbestimmungen auszuführen gedenken, einen
kurzen Leitfaden an die Hand zu geben, woher denn auch von der Be-
sprechung einiger theoretischer Fragen, welche in das Bereich der
mathematischen Physik gehören und zur Zeit zum Theil auch noch
keine genügende Beantwortung gefunden haben, Abstand genommen
worden ist.
Der Abhandlung liegen die Arbeiten von: F. 31. Raoult., Paterno.,
van fHoff., Victor Meijer^ K. Auwers., Ostwald., Beckmann., Hollemann.,
Hentschell., Fabinyi und Eykmann zu Grunde.
L Theoretischer Theil.
Das Prinzip der Methode beruht auf der Beobachtung, dafs der
Erstarrungspunkt irgend eines lösenden Mediums bei Gegenwart einer
in demselben gelösten fremden Substanz herabgedrückt wird.
1 Berichte, XIX, 2530.
2 Berichte. XXI. 539.
180 Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestiramung.
Umfassende üntersuehungeu, welche früher von Bladgen^^ Rüdorff^
und Coppet^ mit wässerigen Lösungen, in neuester Zeit von Raoult*' auch
mit einer Reihe von anderen lösenden Medien angestellt worden waren,
hatten zur Erkenntnifs bestimmter Gesetzmäfsigkeiten bezüglich des
Einflusses geführt, welchen die chemische Natur und die Menge eines
gelösten Körpers auf den Erstarrungspunkt des Lösungsmittels ausüben,
und auf dieser Grundlage arbeitete Raoult eine neue Methode der Mole-
kulargewichtsbestimmung aus.
Leber die Gesetze, durch welche Raoult seine Methode begründet,
hat K. Auwers'' folgende kurze Zusammenstellung gegeben:
Die Erniedrigung des Erstarrungspunktes (Depression), welche ein
Lösungsmittel durch Auflösen eines festen, flüssigen oder gasförmigen
Körpers erfährt, ist innerhalb gewisser Grenzen und unter gewissen
Bedingungen der Menge des gelösten Körpers direkt, der Menge des
Lösungsmittels aber umgekehrt proportional.
Bezeichnet man mit C die Depression, welche durch P'^ Substanz
in L§ Lösungsmittel hervorgebracht werden, mit A dieselbe Gröfse für
1" Substanz und lOOfe' Lösungsmittel, so gilt die Gleichung:
P . 100-
Multiplicirt man die Gröfse A^ welche Raoult den Depressions-
coefficienten (coefficient d'abaissementj der betreftenden Substanz für
das betreffende Lösungsmittel nennt, mit dem Molekulargewicht der ge-
lösten Substanz M^ so erhält man nach der Gleichung
M.A=T
die sogen, molekulare Depression des fraglichen Körpers. Für jeden
Körper ändert sich der Werth von A und folglich auch von T mit der
Natur des Lösungsmittels: dagegen ergab sich aus den genannten Unter-
suchungen, besonders denen von Raoult^ dafs bei Anwendung desselben
Lösungsmittels der Werth von T für gröfse Klassen chemisch analog
zusammengesetzter Stoffe einen constanten oder doch annähernd eon-
stanten Werth annimmt, mit anderen Worten, dafs Verbindungen von
analoger chemischer Constitution gleiche Molekulardepressionen besitzen.
Raoult fand jedoch noch allgemeinere, umfassendere Gesetzmäfsig-
keiten auf. Berechnet man nämlich nicht die Depression, welche 1"
Substanz in 100? Lösungsmittel hervorruft, also die Gröfse A^ sondern
diejenige Depression, welche durch Auflösung von einem Molekül der
betreffenden Substanz in 100 Molekülen des Lösuns-smittels bewirkt
3 Phil, trans.. LVIII. 277.
i Pogo. Ann. CXIV. (J3. CXVI, 55.
5 Ann. chim. pht/s.. [4] XXIII. 366. XXV. 5<)'2. XXVI. 98.
6 ^nn. chim. phys.. [5] XX. 217. XXVIII. 133. [6| II. (5i). 03. 99, lli
IV, 401. VII [. 289. 317. Compt. rend.. CII, 1307.
< Berichte. XXI. 701.
Die Raoulfsche Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 181
wird, so erhält man, wenn M, wie früher, das Molekulargewicht des
gelösten, Mi dasjenige des lösenden Körpers ausdrückt, die Gleichung:
M T
Aus derselben ei-gibt sich zunächst unmittelbar, dafs die neue
Gröfse Jj einen coustauten Werth besitzt, so lange T constant bleibt.
Führt man aber diese Rechnungen für eine Anzahl verschiedener
Lösungsmittel durch, so gelangt man zu dem höchst bemerkenswerthen
Ergebnisse, dafs, obwohl die Gröfse J, wie erwähnt, von einem Medium
zum anderen ihren Werth ändert, und zwar in erheblichster Weise,
die Gröfse Tj dennoch mit grofser Annäherung constant bleibt. Be-
zeichnet man mit ?], t.j^ fg .... die Werthe von T für eine Anzahl
beliebiger Lösungsmittel, mit »»j, m,, m^ . . . . die Molekulargewichte
der letzteren, so gilt mithin:
lL^il^ii = j Const.
mj nio '«3
Der Werth der Constanten schwankt nach den Versuchen von Raoult
zwischen 0,590 und 0,650 und ist im Mittel gleich 0,630 zu setzen. In
Worten lautet das Gesetz^: Löst mau 1 Molekül einer beliebigen Sub-
stanz in 100 Molekülen eines beliebigen Lösungsmittels, so wird der
Erstarrungspunkt des letzteren um 0,630 herabgedrückt.
Dieses Gesetz bezeichnet Raoult mit dem Namen des ..allgemeinen
Gesetzes der Erstarrung" (loi generale de la congelation). Dieses Ge-
setz gilt zunächst für das Temperaturintervall 0 bis 800 Q^ (j^ der
Schmelzpunkt aller der von Raoult benutzten Lösungsmittel innerhalb
dieser Grenzen lag, während noch zu untersuchen bleibt, ob das Gesetz
seine Gültigkeit behält auch für Medien, welche einen höhei-en oder
niedrigeren Schmelzpunkt besitzen.
Aber auch innerhalb des bezeichneten Intervalls gilt das Gesetz
nicht ausnahmslos. Bei seiner soeben gegebenen Formulirung ist still-
schweigend die Voraussetzung gemacht, dafs der Werth von T bei
gleichbleibendem Lösungsmittel nicht allein innerhalb grofser Körper-
klassen constant bleibe, wie dies oben als der Wirklichkeit entsprechend
ausgeführt ist, sondern dafs diese Constanz überhaupt für alle Körper
gelte. Zieht man nur die organischen Verbindungen in den Kreis der
Betrachtung, so scheint es in der That eine Reihe von Lösungsmitteln
zu geben, welche letzterer Forderung genügen, d. h. sämmiliche orga-
nische Substanzen zeigen in ihnen die nämliche molekulare Depression.
Bei einer Reihe anderer Medien ist die Bedingung wenigstens für die
weitaus überwiegende Mehrzahl der Substanzen erfüllt, während eine
kleine Menge von Körperu — regelmäfsig Alkohole, Phenole und
Säuren — in denselben Depressionen hervorrufen, welche nur halb so
grofs sind wie die .,normalen'' der übrigen Substanzen.
8 Ann. chim. phys.. [6] II. 92.
182 l->if Kauultbclie Methode der ilolekulargevviclitsbestiiumuiig.
Ein gäuzlich abweichendes Verhalten von allen übrigen untersuchten
Lö^^ungsmitteln, die siimmtlich in der erwähnten mehr oder weniger
vollkouinienen Weise dem allgemeinen Gesetz der Erstarrung gehorchen,
zeigt jedoch das Wasser, das ja auch in vielen anderen Beziehungen
eine besondere Stellung einnimmt. Allerdings besitzen, nach den bis
jetzt vorliegenden Erfahrungen, alle organischen Substanzen im Wasser
eine annähernd gleiche molekulare Depression J", allein aus derselben
berechnet sich nicht der normale Werth T^ =0,63, sondern ein Werth,
der etwa zwischen 0,920 und 1,27^ schwankt.
Noch weniger trifft das allgemeine Gesetz auf wässerige Lösungen
anorganischer Substanzen zu, indem bei diesen T für jede Klasse von
Salzen einen besonderen Werth annimmt. Da es sich jedoch in erster
Liuie darum handelt, die Methode zur Molekulargewichtsbestimmuug
organischer Substanzen, welche ja, wie gesagt, dem Raoult schftxx Ge-
setze unterworfen sind, nutzbar zu machen, so soll auf die soeben er-
wähnten abnormen Verhältnisse nicht weiter eingegangen werden, zumal
dieselben zur Zeit noch keine genügende Beurtheilung zulassen.
Wie schon oben bemerkt, rufen verschiedene organische Substanzen
in einigen Lösungsmitteln Depressionen hervor, welche nur halb so grofs
sind wie die normalen der übrigen Substanzen. — Demgemäfs gibt auch
Hnoult für jedes Lösungsmittel stets zwei Werthe der molekularen De-
pression T an.
T
normal anormal
Wasser 19 9,5
Benzol 49 25,0
Eisessig 39 18.5
Naphtalin 82 41,0
Die Substanzen, welche anormale Depressionen zeigen, existiren
nur in kleiner Zahl, und meist ist dieselbe nicht gleich für die ver-
schiedeneu Lösungsmittel; die Essigsäure bietet eine sehr kleine Zahl
von Ausnahmen dar, während das Benzol die Hälfte der normalen
Depression für die Alkohole, die Säuren und die Phenole nach den
Untersuchungen von RaouU und auch für die Oxime nach denjenigen
von Beckmann-^ ergibt, und ist es erwähnenswerth, dafs diese Körper,
welche in jedem Lösungsmittel normale und anormale Depression her-
vorrufen, wohlbestimmten Gruppen angehören, ii'
Das Raoult sehe Gesetz, welches sich lediglich auf eine experimentelle
Grundlage stützt, ist rein empirisch, und seine Gültigkeit, wie es sich
schon am Wasser gezeigt hatte und neuerdings aus den Arbeiten von
HenlscheU^^ hervorgeht, keineswegs allgemein.
Nach Oslwald^'i würde der Satz von Haotdt dann allgemeine Gül-
9 Berichte, XXI, 766.
10 Raoult, Ann. chim. phys., [6] II, 88. Paferno. Berichte. XXIL 465.
11 Zeitschr. für phys. Chem., II, 306.
12 Zeitschr. für phys. Chem.. II, 311.
Die Raoult'sche Methode der Molekiilareewicbtsbesiimmung.
183
tigkeit habeu, -neun die molekulare latente Schmelzwärme dem Quadrat
der absoluten Schmelztemperatur proportional wäre: dies scheint that-
sächlich in einigen Fällen stattzufinden, aber nicht in allen.
Dagegen hat van t'Hoß^^ der Methode eine sichere wissenschaft-
liche Grundlage gegeben.
Derselbe beweist durch die homologen Beziehungen, welche das
Losen und Verdampfen der Körper in Bezug auf ihre molekularen Ver-
hältnisse zeigen, dafs die molekulare Depression eines Lösungsmittels
in einfacher Beziehung zur latenten Schmelzwärme dieses Lösunos-
mittels steht.
Bezeichnet man mit T die absolute Erstarrungstemperatur (also
Erstarruugstemperatur -f- 273) des Lösungsmittels und mit TT' die latente
Schmelzwärme desselben, so läfst sich nach der Formel
0,02. -pp = f
die molekulare Depression berechnen.
Diese Formel ist thermodynamisch begründet und daher allgemein
gültig 1^.
Die nach dieser Formel von van l Hoff berechneten Werthe stimmen
thatsächlich mit denjenigen, welche Raoult^^ durch zahlreiche Versuche
festgestellt hatte, vollkommen übereiu.
Lösungsmittel
Gefrierpunkt rLat„S.hme^-
0.02. P j Mol.
IT 1 Depression
Wasser
Essigsäure
Ameisensäure ....
Benzol
Kitrobenzol
273
273 -f 16,7
273 -t- 8.5
273 -i- 4.9
273 4- 5,3
79
43.2H
55,6 *t
29.1 f
22.3 1
18.9
38,8
28.4
53.0
69.5
IS. 5
38.6
27.7
50.0
70.7
""■ Berthelot. Essai de mecanique chimique.
f Pelterson. Journal für praktische Chemie (2) XXIV, 129.
Für ein bei 38^ schmelzendes Phenol berechnete Eykmann^^ nach
der van t Hoff' scheu Formel die Constante J=76. während die mole-
kulare Depression des Phenols, aus der iJaoM/fscheu Formel (0,62 X Mole-
kulargewicht des Phenols) berechnet, blofs 58,3 beträgt. Zahlreiche Ver-
suche, welche Eykmann mit Phenol gemacht hat, um experimentell die
molekulare Depression dieses Körpers festzustellen, haben zu einem
Werthe geführt, der mit dem van f Ho ff' sehen übereinstimmt.
Für Naphtalin gibt /?ao«7f i- die molekulare Depression T=S2 an,
während nach der ran t'Hoff'schen Formel sich dieser Werth auf 69.4
13 Zeitschr. für phys. Chem.. I. 497.
1-1 Zeitschr. für phys. Chem.. IL 311.
15 Ann. chim. phys.. [5] XXVIII. [6J XI.
16 Zeitschrift für^phys. Chem.. III, 113.
1< Compt. rend.. CIl'. 1307.
184 Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestiramung.
berechnen läfst. R. Fabinyi i^ erhält nun für Naphtalin einen Werth
T= 70, welcher sich dem Äaow/rschen nähert, jedoch erweist sich um-
gekehrt aus den Untersuchungen Eykmanns i*^, dafs die molekulare De-
pression des Naphtalins mit dem aus der van CBol]"schen Formel be-
rechneten Werthe übereinstimmend ist.
Diese Widersprüche können zum Theil darin eine Erklärung finden,
dafs Raoult mit einer willkürlich gewählten Concentration des Lösungs-
mittels arbeitete und seine Werthe für die molekularen Depressionen
daher immer die gleichen bleiben, unabhängig von der Concentration
des lösenden Mediums.
Durch die van fHoffsche Relation ändert sich die molekulare
Depression eines Lösungsmittels stetig mit der Concentration desselben,
da der Erstarrungspunkt, welcher ja mit der Concentration immer
wechselt, ein Hauptfactor der Formel ist.
Ueberhaupt spielt die Concentration des Lösungsmittels bei der
praktischen Durchführung der Methode eine äufserst wichtige Rolle.
Die Äaou/t''schen Gleichungen gelten nur für sehr verdünnte Lösungen.
Bei zunehmender Concentration des Lösungsmittels ergibt sich meist
ein gleichmäfsiges Ansteigen der Molekulargewichte. Diese Verhält-
nisse hat Beckmann'^o durch Curventafeln veranschaulicht, in welchen
die beobachteten Depressionen als Abscissen, die Molekulargewichte als
Ordinalen eingetragen sind (Fig. A und B Taf. 11).
Dieses Ansteigen der Werthe ei-klärt Beckmann'^ ^ aus der Veränder-
lichkeit der molekularen Depressionen mit der Erstarrungstemperatur,
auf welchen Umstand vorhin schon aufmerksam gemacht wurde.
Andererseits aber darf die Verdünnung auch nicht unter ein gewisses
Maafs herabsinken 22^ wenn man zu normalen Werthen gelangen will.
So gibt beispielsweise RaouW^^ als Grenzen für die regelmäfsigen
Werthe, bei Anwendung von Benzol als Lösungsmittel, Depressionen
an, welche zwischen 0,50 und 2,50 liegen, doch hat neuerdings Beck-
mann'-^ bei Depressionen von 0,2^ und weniger schon brauchbare Werthe
erhalten.
Eine Hauptbedingung für die Anwendbarkeit der RaoulC s,c\\Qn
Methode ist, dafs zwischen der gelösten Substanz und dem lösenden
Medium keine chemische Wirkung stattfindet. '^5 Ausgenommen sind
hierbei die Fälle, in denen die gedachte Wirkung sich auf ein einfaches
Zusammentreten der beiden Körper nach bekannten Gewichtsverhält-
1^ Zeitschr. für phys. Chem.^ III, 38.
19 Zeitschr. für phys. Chem., III, 113.
'^0 Zeitschr. für phys. Chem..^ II, 719.
21 Zeitschr. für phys. Chem..^ II, 740.
22 Aiiicers^ Berichte., XXI, 705.
23 Ann. chim. phys.., [G] VIII, 259.
24 Zeitschr. für phys. Chem., II, 718.
25 Auicers.^ Berichte., XXI, 705.
Die Raoult'sche 3Iethode der Molekulargewichtsbestimmung. 185
nissen beschränkt, wie z. B. bei der Auflösung eines der Hydratbildung
fähigen Körpers in Wasser oder einer organischen Base in Eisessig
u. s. w. Mau hat in diesen Fällen nur die Menge l des Lösungsmittels,
welche von den P§ gelöster Substanz fixirt werden, entsprechend in
Rechnung zu tragen, wodurch die Gleichung
C.L
A =
in die Form
.4 =
P .100
C.(L — l)
... ., (P + l). 100
übergeht.
Hiermit mögen die Gesetzmäfsigkeiten, aufweiche sich die Methode
stützt, sowie die Bedingungen, unter welchen dieselben zutreffen, p-e-
nügend skizzirt sein.
Bemerkt sei noch, dafs Baoulfi^ bei der Untersuchung von etwa
loO organischen Verbindungen nur zweimal zu Ergebnissen gelangte.
die mit der gebräuchlichen Formulirung der Körper in Widerspruch
standen : für Jodoform und Morphin fand er nämlich die Molekulargewichte
doppelt so grofs, als dieselben allgemein angenommen werden.
Aus den neueren Untersuchungen von Paterno'^-'^ ergibt sich jedoch,
dafs die durch das Jodoform bewirkte Depression des Benzols als normal
angesehen werden mufs und dafs, wenn sie sich wirklich von der
Norm entfernt, dies im entgegengesetzten Sinne erfolgt, um eine höhere
molekulare Complexität anzunehmen, und sie würde höchstens beweisen,
dafs das Jodoform eine theil weise Zersetzung erleidet, was auch that-
sächlich der Fall zu sein scheint. Ueberhaupt sind alle Abnormitäten
höchst wahrscheinlich auf Dissociationserscheinungen zurückzuführen.
H. Praktischer Theil.
Will man das Molekulargewicht eines beliebigen Körpers mittels
der Raoulf sehen Methode bestimmen, so wird es sich empfehlen, die
molekulare Depression T des gewählten Lösungsmittels zuerst theoretisch,
mit Hilfe der van t Hoff" sehen Formel, zu berechnen, und dann die-
selbe Gröfse durch Versuche mit Substanzen von bekanntem Molekular-
gewichte experimentell festzustellen.
Ist dies geschehen, so findet man das Molekulargewicht jeder Sub-
stanz, indem mau durch eine Reihe von Versuchen den Depressions-
coefficienten ^ bestimmt und mit dem gefundenen Werthe in Jdividirt2^:
T
Mit der Raoult'sehen Methode erhält man im Allgemeinen keine
26 Auwers. Berichte. XXI. 704.
2T Berichte. XXII. 465.
2*^ Autcers. Berichte. XXI. 704.
186 iJie Kaoult sehe Methucie der Molekulargewichtsbeslinimung.
absolut genauen Werthe für die Molekulargewichte, sondern nur Nähe-
rungswerthe.
Was die Schärfe der Resultate anlangt, die man mit der Methode
zu erreichen vermag, so bemerkt K. ylwu-^rs^«, dafs dieselbe wesent-
lich durch zwei Punkte bestimmt wird: erstens durch die Strenge, in
der das /{aouU'sche Gesetz überhaupt gültig ist, und zweitens durch den
Grad der Genauigkeit, mit dem man den Erstarrungspunkt der Lösungen
zu bestimmen vermag.
Der erste Punkt braucht nach dem, was im theoretischen Theile
gesagt worden ist, nicht näher erörtert zu werden: was jedoch den
zweiten Punkt anbelangt, so ist die Genauigkeit der Resultate einerseits
von der Wahl des Apparates, andererseits aber von der Wahl und Cou-
centration des Lösungsmittels abhängig.
Die Apparate.
Das von Raoult ursprünglich angewandte Verfahren hat auf Grund
neuerer Untersuchungen über diesen Gegenstand mannigfache Abände-
rungen erlitten, und sind namentlich in der letzten Zeit verschiedene
Ai)parate zur Bestimmung des Molekulargewichtes aus der Gefrierpunkts-
erniedrigung in Vorschlag gebracht worden, deren Einrichtung und Hand-
habung jetzt näher bespi'ocheu werden soll.
Apparat von Auwers^^ (Fig> 1 Taf. 11). Der untere Theil eines Glas-
mantels, wie er zur UmhüUuug von Dampfdichteapparateu dient, wird ab-
gesprengt, und dieses Gefäfs, etwa 4,5 bis 5cm ^yeit und 13 bis 16^°» hoch,
durch einen \ierfach durchbohrten Korkstopfen verschlossen. In die mitt-
lere Bohrung wird das Thermometer eingesetzt, und zwar so tief, dafs
seine Kugel sich in der Mitte der Flüssigkeit beiludet. Hinter dem Ther-
mometer befindet sich eine Röhre mit Chlorcalcium, um die bei der Ab-
kühlung des Apparates einströmende Luft zu trocknen. In der Bohrung A
steckt eine kurze, weite Glasröhre, die ihrerseits durch einen kleinen
Kork verschlossen ist; diese Röhre wird nur geöffnet, wenn durch sie
ein Krystall von Eisessig in die Flüssigkeit geworfen wird, um die Er-
starrung einzuleiten. In die Bohrung ß ist gleichfalls eine kurze Glas-
röhre eingesetzt, in der sich der Stab der Rührvorrichtung aus Glas auf
und ab bewegt. Um den kleinen Zwischenraum zwischen Röhre und
Stab — in der Skizze der Deutlichkeit halber weiter gezeichuet als in
Wirklichkeit — von der Luft abzuschliefsen, was durchaus nothwendig
ist, wenn man eine Reihe von Versuchen mit derselben Lösung anstellen
will, wird ein kleiner Ballon aus sehr dünnem Gummi mit Ansatzstück,
wie sie gelegentlich zu Vorlesungszwecken benutzt werden, in den man
oben ein Loch »eschnitten hat — oder ein sehr dünnwandiger, weiter
29 Berichte. XXI, 708.
30 Berichte. XXI. 711.
Die Raoult'sclie Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 187
Gummischlauch — über Röhre und Glasstab gezogen und an denselben
so befestigt, dafs er den Bewegungen des Rührers folgen kann, ohne
dieselben zu hindern oder selbst gespannt zu werden. Zur sicheren
Befestigung werden über Röhre und Glasstab kurze, dicke, eng anlie-
gende Stückchen Gummischlauch gezogen und an ihnen der Ballon mit
Seide festgebunden. Der ganze Apparat wird in eine Klammer an
einem Stativ eingespannt. In eine zweite, höher betiudliche Klammer ist
ein Stückchen Holz eingespannt, an welchem um ein Paar Nägel zwei
Rollen drehbar sind, die man sich aus eingekerbten Korkstückchen
herstellen kann, üeber die Rollen läuft ein seidener Faden, der
mittels eines Platinöhres an dem Stab des Rührwerkes befestigt ist:
durch eine passende Uebertragung kann man das Rührwerk mit einer
kleinen Turbine in Verbindung setzen, oder man bewegt dasselbe
während des Versuches mit der Hand, was die Beobachtung in keiner
Weise stört.
Zur Messung der Temperatur wird ein gewöhnliches Thermometer
benutzt, welches von 0 bis 50^ in ^'^^ Grade getheilt ist. Die Ablesung
geschieht mit einer Lupe, die in passender Entfernung vor der Scala
an einem kleinen Stativ einges])annt wird.
Mittels einiger Uebung gelingt es, Auge, Lupe und Theilung stets
in die gleiche Lage zu einander zu bringen: nöthigenfalls kann die Ab-
lesung auch mit einem Fernrohre geschehen, was anfangs zur Controle
der direkten Ablesungen empfehlenswerth ist. — Die Körperwärme des
in grofser Nähe betindlichen Beobachters kann keinen merklichen Ein-
flufs auf die Angaben des Thermometers ausüben, da nach den Beob-
achtungen von HaouU^ selbst wenn die Temperatur der Gesammtumge-
bung des Apparates w^ährend des Erstarrungsprozesses um 200 geändert
wird, die Ditl'erenzen in den Angaben nie mehr als 0,01*^ betragen. Der
mögliche Fehler der Ablesung beträgt etwa 0,005 bis 0,01": hierzu kann
noch ein möglicher Fehler der Theilung treten, dessen Betrag etwa
eben so hoch geschätzt werden darf. Die Bestimmung des Erstarrungs-
punktes kann also, was die beiden erwähnten Fehlercjuellen anlangt, im
ungünstigsten Falle bis zu Ji ^lO^o fehlerhaft ausfallen. Jedoch darf
angenommen werden, dafs diese extremen Fälle nur äufserst selten vor-
kommen; der durchschnittliche Fehler würde vielmehr ^h ^-Ol" nicht
übersteigen. Auch müssen jedesmal eine Reihe von Controlbestimmungeu
angestellt werden, um etwaige Fehler der Einzelbestimmungen möglichst
auszugleichen.
Jedenfalls ist aber, falls man nicht in der Lage ist, geprüfte Thermo-
meter mit feinerer und weiterer Theilung zu benutzen, auf eine mög-
lichst genaue Ablesung des Thermometers das gröfste Gewicht zu legen,
da schon eine verhältnifsmäfsig kleine Ungenauigkeit hierbei den Werth
einer Bestimmung gänzlich illusorisch machen kann. Die Versuche
wurden von Auxi-ers in folgender Weise anoestellt: In das Gefäfs wurden
188 Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung.
etwa 100s Eisessig 31 abgewogen — es genügt, bis auf zehntel Gramme
zu wägen — und darauf der Apparat in ein grofses Becherglas mit
Wasser gesenkt, dessen Temperatur sieh etwa 1 bis 20 unter der jedes-
maligen Erstarrungstemperatur befand, also im Mittel etwa 140 betrug.
Unter beständigem Rühren wurde der Eisessig langsam bis etwa ^^ bis
^'2^ unter seinen Erstarrungspunkt abgekühlt und darauf durch einen
eingeworfenen Krystall die Erstarrung eingeleitet. Zunächst sank der
Quecksilberfaden noch um 2 bis 3 zehntel Grade, darauf stieg er erst
rasch, dann langsamer, um nach kurzer Zeit seinen höchsten Stand zu
erreichen, auf dem er lange Zeit unbeweglich verharrte; danach begann
er äufserst langsam zu sinken. Während der ganzen Operation wurde
das Rührwerk bewegt. Man braucht das Sinken des Quecksilbers nicht
abzuwarten, sondern kann den Versuch unterbrechen, sobald man sicher
ist, dafs sich die Kuppe des Quecksilbers fest eingestellt hat. Dieser
höchste Stand des Thermometers wurde nach Raoult als der wahre Er-
starrungspunkt angenommen. — Nach Beendigung des Versuches wurde
der Apparat auf ein Wasserbad gesetzt, doch so, dafs er nicht von den
Dämpfen umspült werden konnte ; der Eisessig, von dem nur ein kleiner
Theil erstarrt war, wieder völlig aufgethaut und nun sofort die zweite
Bestimmung des Erstarrungspunktes des Eisessigs in der nämlichen
Weise wie die erste vorgenommen u. s. f. Hierbei zeigte es sich, dafs
der fragliche Punkt in der Regel bei der zweiten Bestimmung gegen-
über der ersten um 0,01 0, 0,02", auch 0,030 herabgedrückt w^ar; in
einigen Fällen zeigte sich auch bei der dritten Bestimmung eine noch-
malige kleine Depression gegenüber der zweiten, die jedoch nie mehr
als 0,0050 betrug. In anderen Fällen ergaben die beiden ersten Be-
stimmungen denselben oder fast denselben Werth für den Erstarrungs-
punkt, alsdann trat die stärkere Depression bei der dritten Bestim-
mung auf.
In allen Fällen ergab jedoch meist die dritte, spätestens die vierte
Bestimmung einen Werth, der nun bei allen weiteren zur Controle
unternommenen Bestimmungen sich als völlig constant erwies.
Es mag dahin gestellt bleiben, wie diese anfänglichen Unregel-
mäfsigkeiten zu erklären sind, bei denen jedenfalls die' Feuchtigkeit, die
zu Anfang jeder Versuchsreihe an den Wänden des Apparates und im
Inneren des Ballons haftet, eine wesentliche Rolle spielt : aus der That-
sache ergab sich die praktische Regel, nie früher Substanz in den Ap-
parat zu bringen, bevor nicht der Eisessig einen constanten Erstarrungs-
punkt zeigte. Sobald dies der Fall war, wurde eine abgewogene Menge
Substanz — es genügt, bis auf Milligramme zu wägen — in den Apparat
gebracht, durch Rühren aufgelöst, nöthigenfalls unter gleichzeitigem,
gelindem Erwärmen, und darauf wie beim reinen Eisessig in der Regel
31 Auwers hat mit Eisessig die besten Resultate erzielt und daher den-
selben ausschliefslich als Lösungsmittel angewandt.
Kleinere Mittheilungen. 189
dreimal hinter einander der Erstarrungspunkt des Gemisches bestimmt. —
Die erhaltenen Werthe zeigten zwischen der ersten und dritten Be-
stimmung eine DitFerenz von höchstens 0,010. Hierauf wurde eine neue
Menge Substanz zugegeben und abermals in der Regel drei Versuche
angestellt, die mit derselben Annäherung unter einander übereinstimmten.
Bei dieser zweiten Reihe von Versuchen wurden sämmtliche Depressionen
auf den Erstarrungspunkt bezogen, der sich bei der letzten Bestimmung
der ersten Reihe ergeben hatte. Was die Zeit anlangt, die diese Ver-
suche in Anspruch nahmen, so erforderte eine einzelne Bestimmung
etwa 10 Minuten^ eine ganze Reihe von gewöhnlich 11 zusammen-
gehörigen Bestimmungen liefs sich mit den dazu nöthigen Vorbereitungen
und Wägungen bequem in 3 bis 4 Stunden ausführen.
Die Schärfe der Resultate, welche Auwers mit seinem Verfahren
erzielt hat, sind aus folgendem Versuchsbeispiele 3^ ersichtlich.
In der Tabelle bedeutet:
E den Erstarrungspunkt der Lösungen,
C die beobachtete Depression,
A die für Is Substanz und 100? Eisessig berechnete Depression,
M das daraus berechnete Molekulargewicht.
Die Zahlen sind mit Hilfe des von Baoitlt für die molekulare De-
pression des Eisessigs aufgestellten Werthes T =S9 berechnet.
Naphtalin^ C^qE^^ M= 128.
Erstarrungspunkt des Eisessigs: 16,1000.
Angewanc
It: lg,7865 ]
S^aphtaliu
in 101g,0 ]
Eisessig. Gefunden :
E
15,5950
15,5950
15,5950
C
0,5050
0,5050
0.5050
A
0,2860
0.2860
0,2860
0,2860
136
136
136
136.
Zugesetzt;
: 0?,7937 Naphtalin.
Gefunden :
E
15,3800
15,3800
15,3800
C
0.2150
0.2150
0.2150
A
0.2740
0.2740
0.2740
0,2740
M
142
142
142
142.
Theorie
M = 128
Mittel der Versu
il/ = 139.
iche
(Schlafs folgt.3
Regeln für die Erhaltung anfgefundener Alterthümer.
Das preufsische Cultusministerium hat vor kurzem eine Reihe von Regeln
für die Erhaltung von Alterthümern veröffentlicht, welche den Zweck haben,
eine Anleitung zu der ersten Behandlung der Alterthümer bei der Auffindung
derselben zu geben, damit sie nicht von vornherein so sehr beschädigt werden,
dafs eine spätere Behandlung nicht mehr von Erfolg ist. Wir glauben, dafs
32 Berichte. XXL 715.
190 Kleinere JMittheilungen.
unseren Lesern die Mittheilung der gedachten Regeln willkommen sein wird,
und geben dieselben daher nachstehend wieder:
1) Holz muls vor zu schnellem Trocknen und Zerreil'sen an der Luft
durch Lagerung in Wasser oder Bedecken mit feuchtem Moor, Rasen, Moos
geschützt und zum Transport mit einer dicken Schicht von Moos oder Heu
umgeben und mit 8troh dicht umwickelt werden. — Erhaltung: Tränkung mit
einem Gemisciie von Erdöl und Anstreiclierlirnifs (Rezept 1) • unter mög-
lichster Beibehaltung der das Austrocknen aufhaltenden Hüllen. Kleinere
Gegenstände werden mit der Harzlösung (Rezept II) getränkt oder können
aucii (aber nicht solche von Eichenholz) in einer starken Alaunlösung gekocht
werden.
2) Knocheu^ Zähne^ Hirschhorn^ Elfenbein^ Koralle dürfen ebenfalls nur ganz
allmählich trocknen. Sehr mürbe Stücke sind in der umgebenden Erde zu be-
lassen und erst nach der Erhärtung durch die Tränkung herauszuschälen. —
Erhaltung: Tränkung mit der Harzlösung (Rezept H).
3) Leder und Gewebe sind ebenfalls nur allmählich zu trocknen. — Erhal-
tung: Tränkung mit der Harzlösung (Rezept II). Wenn es bereits hart und
brüchig ist, mit der Mohnöl-Benzinraischung (Rezept III).
4) Bronze ist höchst vorsichtig zu behandeln, da sie oft sehr mürbe und
brüchig ist. Auf Spuren von anhaftendem Holze, Haaren und Gewebe ist
sorgfältig zu achten, ebenso auf das Vorkommen von Einlagen in Gold, Silber,
Knochen, Koralle, Glastlufs (Email), Bernstein. — Reinigung durch behutsames
Abspülen in lauw-armem Wasser; wenn die Patina fester ist und ersteres nicht
genügt, durch Einlegen in Seifenwasser oder sehr dünne Lösung von reiner
Pottasche und nachheriges Abspülen in lauwarmem Wasser oder Bürsten mit
ganz weichen Bürsten oder Haarpinseln. — Erhaltung: Schön grüne, feste
Patina erfordert keine weitere Behandlung. Sehr mürbe und lose aufsitzende
Patina wird mit der Harzlösung (Rezept 11) getränJvt, trübe, aber feste Patina
mit der Mohnöl-Benzinmischung (Rezept III) und darin mit anfangs weicheren,
später mit härteren Bürsten gebürstet. Stücke mit krystallinischer Patina
(Salzpatina) müssen in temperirtem Wasser, dem etwas chemisch reine Soda
(Natrum carbonicum) zugesetzt ist, ausgelaugt, in reinem lauwarmem Wasser
abgebürstet und abgespült und nach dem Trocknen mit der Harzlösung ge-
tränkt wei'den. Einzelne später ausblühende Stellen werden mit dünnem Fisch-
leime oder der Schellacklösung (Rezept V) betupft.
5) Gold ist nur von anhaftenden Verunreinigungen durch Abspülen mit
lauwarrtiem Wasser zu reinigen.
6) Silber ist sehr vorsichtig zu behandeln, da es häufig sehr mürbe und
brüchig ist. — Reinigung wie Bronze. - Erhaltung: Feste, noch ganz metal-
lische Stücke sind in dünner Ammoniaklösung zu waschen, dann in lau-
warmem Wasser abzuspülen und vorsichtig zu erwärmen, um das Ammoniak
wieder zu entfernen. Brüchige Stücke sind nach vorsichtiger Reinigung (Ab-
spülen in lauwarmem Wasser) mit der Harzlösung (Rezept II) zu tränken
und zu weiterer Behandlung einem erfahrenen Gold- oder Silberarbeiter
(Hofgoldschmied P. Te/pe, Berlin C, Holzgartenstrafse Nr. 8, ist zu empfehlen)
zn ül)ergeben.
7) Blei und Zinn sehen knochenähnlich, weifslich grau aus und sind meist
aufserordcntlich mürbe und zerbrechlich. Sie sind in warmem Wasser abzu-
spülen und ganz vorsichtig zu trocknen. — Erhaltung: Tränkung mit der
Harzlösung (Rezept II).
8) Eisen. Abbröckelnde Eisentheile, wenn es auch nur Rost ist, müssen
sorgfältig aufbewahrt und mit Fischleim oder Hausenblase wieder angekittet
werden. Vollständig gut erhaltenes Eisen mit schwarzblauem „Edelröste" ist
abzuspülen und mit einem die Luft abhaltenden dünnen Ueberzuge (erwärmtes
weifses Wachs oder ParalTm in Benzin u. s. w. gelöst [Rezept IV]) zu ver-
sehen. Gerostetes Eisen mufs mit Gaze umhüllt und in lauwarmem Wasser,
dem etwas chemisch reine Soda (Natrum carbonicum) oder ungelöschter Kalk
zugesetzt ist, ausgelaugt werden, bis das täglich zu erneuernde Wasser keinen
1 Die „Rezepte" siehe weiter unten.
Kleinere Mittheilungen. 191
braunen Niederschlag mehr gibt. Die Gegenstände werden hierauf getrocknet,
6 bis 8 Tage in absoluten Alkohol gelegt und bei gelinder Wärme wieder
allmählich getrocknet. Grölsere Stücke werden alsdann in einer Mischung von
Leinöl oder Firnils und Erdöl zu gleichen Theilen, am besten auf dem Wasser-
bade gekocht oder in erwärmtem Zustande wiederholt mit dieser Mischung
getränkt. Kleine Gegenstünde dagegen werden mit der Harzlösung (Rezept II)
getränkt. Zeigen sich Spuren von Einlagen (Tauschirung u. s. w.), so sind
die Gegenstände zunächst nur in reinem Wasser auszulaugen und dann einer
bewährten Anstalt zur weiteren Behandlung zuzusenden. (Das Römisch-Ger-
manische Museum in Mainz ist darauf eingerichtet, für andere Institute solche
Arbeiten zu übernehmen.) Ganz durchgerostete Stücke sind, wenn sie nicht
zu bröckelig sind, ebenfalls in Gaze zu hüllen, vorsichtig einige Tage eist in
Wasser, später in Alkohol auszulaugen und dann allmählich zu trocknen; die
etwa abgebrochenen Theile werden darauf mit Hausenblase oder Fischleira
angekittet und die Gegenstände schliefslich ebenfalls mit Leinölßrnifs und
Erdöl oder noch besser mit einer Lösung von gebleichtem Schellack in Al-
kohol, dem ein ganz geringes Quantum von Ricinusöl (Rezept V) zugesetzt
ist, getränkt. Drohen dergleichen Stücke schon gleich nach der Auffindung
zu zerfallen, so tränke man sie sogleich mit obiger Schellacklösung (Re-
zept V), hülle sie in Gaze und bewahre sie an einem warmen trockenen
Orte auf. Die Tränkung ist dann mehrfach zu wiederholen, auch noch nach
längerer Zeit.
9) Thovgegenstände wei'den vorsichtig getrocknet, bis der Thon wieder fest
ist, dann mit weichen Stielbürsten abgebürstet, mit reinem Wasser mittels
eines Schwamnies abgespült, wieder getrocknet und abgebürstet; dabei wird
aber sorgfältig auf Bemalung geachtet, damit durch das Abbürsten nicht die
etwa zum Vorschein kommenden Erdfarben mit abgebürstet werden. Zum
Kitten bedient man sich des Fischleimes, am besten des amerikanischen oder
des kaltflüssigen Leimes (Rezept VI). Zum Ergänzen und Ausfüllen der Fugen
der Steinpappe (Rezept VII). — Erhaltung: Sehr mürbe Stücke werden mit
Belmont3'löl getränkt oder in Ermangelung dessen mit der Harzlösung (Re-
zept II). Die Glättung wird durch Tränkung der Oberfläche mit Mohnöl-
ßenzinlösung (Rezept III) und vorsichtiges Bürsten nach dem Trocknen wieder
hervorgerufen, ebenso die farbigen Verzierungen.
10) Glas. Farbiges Glas wird in lauwarmem -Wasser vorsichtig abgespült. —
Erhaltung: Tränkung mit Mohnöl-Benzinlösung (Rezept III), bei starker Ver-
witterung mit der Harzlösung (Rezept II). Zum Kitten wird Fischleira oder
Hausenblase angewendet. Weifses Glas mit irisirender Schicht erfährt, wenn
nicht schon gänzlicher Zerfall droht, jetzt gewöhnlich keine Behandlung.
11) Bernstein wird wie Glas behandelt. —
Die „Rezepte", welche für die Bereitung der besonderen Erhaltungsmittel
gegeben werden, sind folgende:
I. Firnifs-Erdölmischung. Bester Anstreicherfirnifs, bestes gereinigtes Erdöl
zu gleichen Theilen zu mischen.
IL Harzlösung. 15g Dammarharz werden in 130g reinsten Benzins gelöst,
dieser Lösung ein Gemenge von 20g gebleichten Mohnöls und 150g Terpentin-
spiritus bester Qualität hinzugesetzt. Letzteres Gemenge ist als solches (nicht
die Substanzen einzeln) der Lösung hinzuzusetzen. Bei längerem Stehen wird
die Lösung dick, sie mufs dann zum Gebrauche wieder mit Benzin, dem etwas
Terpentinspiritus zugesetzt ist, genügend verdünnt werden.
III. Mohnöl-Benzinmischung. 20g gebleichten Mohnöls werden mit 270g
besten gereinigten Benzins gemischt.
IV. Eisensalben, a) Weifses Wachs wird in Benzin oder Terpentinspiritus
gelöst, b) Paraffin wird in Benzin oder Terpentinspiritus gelöst, c) Virginia-
Vaseline, d) Belmont_ylöl (zu haben bei Polborn. Berlin S, Kohlenufer Nr. 2,
e) Cerotine (zu haben bei Dr. Jacobsen. Berlin N, Sellerstrafse Nr. 26).
V. Schellacklösung. Gebleichter Schellack wird in einer reichlichen Menge
Alkohol gelöst und der recht dünnflüssigen Lösung ein ganz geringes Quantum
(einige Tropfen) Ricinusöl zugesetzt.
VI. Kaltflüssig-er Leim für Knochen und Thongegenstände als Nothbehelf
192 Kleinere Mittheilungen.
für Fischleim zu verwenden. In eine dünnflüssige, warme Lösung Cölner
Leim wird etwa das Doppelte ihres Volumens arabisches Gummi eingerührt,
bis die Masse die Consistenz des Honigs hat, und dann ein wenig Glycerin
zugesetzt.
VIL Steinpappe. 5(X)g Cölnischer Leim werden ziemlich dick eingekocht,
hierin drei Bogen starkes weil'ses Flieispapier oder vier Bogen weifses Seiden-
papier, das vorher in mögliclist kleine Stücke zerzupft wird, zerrührt, bis das
Ganze einen gleiclimäl'sigen Brei bildet. Man kocht denselben dann gut durch,
fügt unter stetem Umrühren und Kneten mittels eines dicken Stabes 2^,5 recht
fein gesiebte, trockene Schlemrakreide und, nachdem dies Gemisch tüchtig
durchgearbeitet ist, 80" Leinöl hinzu, welches ebenfalls durch tüclitiges Kneten
wieder gleichmäl'sig vertheilt werden mufö. Um das Faulen des Leimes zu
verzögern, setzt man dem Gemische zuletzt noch 50S venetianischen Terpentin
zu, doch ist dies nicht gerade dui-chaus erforderlich, tüchtiges gleicbmäfsiges
Durchkneten der Masse ist die Hauptsache.
Die in Wandtafelform gedruckten Regeln schliefsen mit der Warnung,
dafs, da Erdöl, Terpentin, Alkohol und namentlich Benzin sehr leicht, letzteres
schon bei verhältnifsmäfsig niederen Hitzegraden, entzündlich sind, mit diesen
Stoffen nur in einem Räume gearbeitet werden dürfe, in welchem sich kein
hellbrennendes Feuer befindet. Die Erwärmung der zu behandelnden Gegen-
stände dürfe, wenn nicht ein besonderer Raum mit passender Feuerungs- und
Trockenanlage vorhanden sei, nur in abgeschlossenen Röhren von Kachelöfen
geschehen. Am besten seien solche Oefen, welche von einem Kebenraume
aus geheizt werden.
Goolden's feuersichere Widerstandsralimen.
Für die Prüfungszwecke und die Regulirung elektrischer Ströme fertigen
Goolden und Comp, feuersichere Rahmen für Drahtwiderstände an. Die kleineren
haben nach dem Etectrician, 1889 Bd. 23* S. 203, eine Weite von 305mm und
eine dem nöthigen Widerstände entsprechende Länge bis zu 860mm. Sie be-
stehen aus einem Gufseisenstück oben und unten und zwei diese beiden Stücke
verbindenden Eisenstäben zur Seite. Die beiden Längsstücke sind hohl und
in ihre Höhlungen sind Schieferplatten eingesetzt, die durch durchgehende
Bolzen befestigt sind. Der eine Rand jeder Platte steht über das Gufsstück
vor und an ihm sind mittels durch den Schiefer gehender messingener Schrauben
und Muttern die Enden der Widerstandsspiralen befestigt. Im unteren Gufs-
stücke ist ein kreisbogenförmiger Schlitz angebracht, in welchem von der
Schieferplatte her Contactsäulchen stehen, so dafs mittels einer Contactkurbel
mehr oder weniger Widerstände eingeschaltet werden können.
In der gröl'sei'en Form tragen die beiden gufseisernen Rahmenstücke oben
und unten je 10 in der Gufsform eingesetzte Schmiedeisenstifte; auf letzteren
sind durch geschlitzte Stifte Isolatoren befestigt, woran die Enden der Wider-
standsdrähte befestigt sind; die Enden von je 2 benachbarten Drähten sind
durch ein Verbindungsstück vereinigt, von dem ein Draht nach dem in der
Mitte des Rahmens angeordneten Kurbelumschalter geführt ist; der Umschalter
enthält auf einer auf ein eisernes, an den seitlichen Verbindungsstangen be-
festigtes Querstück aufgeschraubten Schieferplatte die nöthigen Contaetstücke.
Die Weile des Rahmens mifst 457mm ^ die Länge bis zu lm.83. Die Wider-
standsdrähte bestehen aus Platinoid, Keusilber, verzinntem oder galvanisirtem
Eisen, je nach dem Zweck.
Die kleineren Rahmen reichen bis etwa 1000 oder 2000 Watt aus, ohne
sich zu erwärmen, die gröfseren bis etwa 8000 bis 10000 Watt.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neuerungen in der Aufbereitung. 193
Neuerungen in der Aufbereitung.
.Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Julius Miehe in Neuhofwäsehe und Heinrich Zeitner in Friedrichs-
grube haben einen schwingenden Muldenherd construirt, welcher bei-
spielsweise zur weitereu Verarbeitung der Rückstände aus den Fein-
setzmaschinen, der Schlämme von den Planherden und ähnlichen Gutes
in der Hauptwäsche der Friedrichsgrube (Schlesien) in Benutzung ge-
nommen ist. Der in Fig. 1, 2 und 3 dargestellte Apparat besteht aus
dem muldenförmigen Herde A^ der Aufhängevorrichtung B B^ und der
excentrischen Bewegung C.
Der Herd wird durch die Excentervorrichtung in schwingende Be-
wegung versetzt: die Geschwindigkeit richtet sich nach der Korngröfse
des zu waschenden Gutes. Bei feinen Schlämmen werden etwa
150 Schwingungen erforderlich.
Das zu verarbeitende Gut wird bei c über die ganze Breite des
Herdes A unter Wasserzuführung, am besten aus einem Vorschlämm-
kasten, aufgetragen. Durch die vom Hei-de ausgeführten Schwingungen
entstehen auf denselben Wellen, welche das Leichte über die Herd-
fläche führen, während das specifisch Schwerere auf dem Boden von
A nach den Austragungen d und e gelangt und seitlich abfliefst. Die
Austragungen sind durch die Rinnen ff^^ welche an Schrauben g g^
hängen, durch letztere stellbar. Der muldenförmige Boden ist für diese
Austragungen nöthig, weil je nach dem Material das specifisch Leichtere
abgeschieden werden kann. Die Schwingherde können über einander
augeordnet werden und richtet sich deren Länge und Breite nach der
beanspruchten Leistung (vgl. D. R. P. Nr. 40419 vom 9. Oktober 1886).
Ein dachförmiger Waschherd (Fig. 4, 5 und 6) ist Georg Scherbentng
in Lipine (Oberschlesien) unter Nr. 46 760, gültig vom 19. Oktober
1888 ab, in Deutschland patentirt M'ordeu.
Der Herd besteht aus einem je nach der Dichtigkeit und Schwere
des aufgegebenen Materials verschieden breiten Tuche ohne Ende f,
welches aus Zinkblech, Gummituch, Leinwand o. dgl. besteht und über
eine Anzahl Führungs- und Laufrollen von verschiedenem Durchmesser
mittels Riemen- oder Zahnradverbindung fortbewegt werden kann. Die
Anordnung der Rollen ist folgende: In zwei hölzernen oder eisernen,
gleich oder ungleich langen Rahmen b sind mehrere Führungsrollen r
fest gelagert.
Die beiden Rahmen sind dann auf ein hölzernes oder eisernes Unter-
gestell a so aufgelegt, dafs zwei Hauptrollen r^ auf den entgegen-
gesetzten Enden desselben ihren Stützpunkt finden und um ihre Achse
eine Drehung jedes einzelnen Rahmens b ermöglichen. Die einander
zugekehrten Enden der beiden beweglichen Rahmen b können zwischen
schmiedeeisernen, durchlochten Führungen c durch Vorstecker d mit
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 5. 1889illl. 13
]^94 Neuerungen in der Aufbereitung.
Splinten, durch Zahnstangen oder in anderer zweckdienlicher Weise
höher oder niedriger festgestellt werden. Zwischen den an a fest-
sitzenden Winkeleisenschienen e werden die Rahmen b seitlich geführt.
Das über sämmtliche Rollen geführte Tuch ohne Ende t erhält durch
diese Einrichtung in der Längsrichtung zunächst eine unter beliebigem
Winkel verstellbare dachförmige Theilung.
Der ganze Apparat ist nun noch in seiner Querrichtung verstellbar,
so dafs er auch in dieser Richtung eine beliebige Steigung gegen die
Wagerechte erhält. Diese Verstellbarkeit wird hier dadurch erreicht,
dafs das Untergestell a auf einer Seite bei f (Fig. 5) scharnierartig ge-
lagert ist, so dafs durch Drehen der Spindel s die andere Seite hoch-
gehoben werden kann.
Statt dieser Einrichtung läfst sich die Querverstellung auch durch
auf einer Seite untergelegte Keile, durch Zahnstangengetriebe oder auf
sonstige Weise erzielen.
Wie leicht ersichtlich, erfährt das Tuch ohne Ende damit auf
jeder Seite die stärkste Steigung in der Diagonale xxj^zij jedes Flügels
(Fig. 6).
Die erzführende Trübe wird auf den einen Flügel der dachförmigen,
schräg geneigten Ebene nahe dem Gipfel in der Nähe des höchsten
Punktes des Herdes mittels eines der üblichen Vertheilungsapparate auf-
gegeben, während das Tuch ohne Ende durch Drehung der Rollen rri
eine der herabfliefsenden Trübe entgegengesetzte Bewegung erhält, wie
die Pfeile in Fig. 4 und 6 anzeigen. Auf jeden Flügel kann ferner
nahe dem Gipfel durch ein über die ganze Breite des Tuches reichendes
Brauserohr gg klares Wasser aufgegeben werden, während andere
starke Wasserstrahlen durch Rohre h einzeln auf beliebige Stellen der
Ebene vertheilt wirken können.
Die Arbeitsweise des Apparates ist folgende:
Die schwersten, in der Trübe suspendirten Theilchen bleiben gleich
in der Nähe der Aufgabestelle v auf dem Tuche ohne Ende haften und
werden über den höchsten Punkt der Ebene hinweg dem entgegen-
gesetzten, gewöhnlich kürzeren Flügel als Aufgabegut zugeführt. Die
aus den Brauserohren gg ausströmenden, verhältnifsmäfsig schwachen
Wasserstrahlen sondern nun auf jeder Seite die leichteren Bestand-
theile von den si)ecifisch schwereren ab und bewirken eine fächer-
förmige Vertheilung der in der Trübe aufgegebenen Massen nach dem
specidschen Gewichte über die ganze Ebene hin, indem die leichtesten
und feinsten Mehle dem tiefsten Punkte zugeführt werden. Diese Art
der Vertheilung ist durch strichpunktirte Linien in Fig. 6 angedeutet.
Die stärkeren Wasserstrahlen, die aus Rohren h mehr an dem tief-
liegenden Ende jedes Flügels immer auf einen beliebig kleinen Sonder-
theil der Ebene aufgespritzt werden, spülen dann Producte von ganz
bestimmter Beschaffenheit in gesonderte Rinnen «, . . . i^■ unter der
Neuerungen in der Aufbereitung. 195
Ablaufkante des Tuches ab und führen so eine mehrfache Theilung des
Ganzen und eine Anreicherung der erzführenden Bestandtheile herbei.
Der in der Fig. 7 dargestellte Apparat von Hering und Hardt soll
namentlich dazu dienen, die bei der Aufbereitung fallenden Schlämme
so zu klassiren, dafs Fertigproducte, Halbproducte und taube Trübe
entstehen.
Der Apparat besteht aus einem schmalen, verhältnifsmäfsig hohen
und langen Kasten aus Blech oder Holz, welcher nach oben durch eine
mehr oder weniger geneigte Decke i i fest verschlossen und nur am
Ende der geneigten Decke bis zum Abflüsse q offen ist. Nach unten
zu besitzt der Kasten Spitzkasten (Trichter) l^ Z., . . . als Enden von Ab-
theilungen P[ P2 • • -i die durch die angebrachten Querwände A-j /c., . . .
innerhalb des Kastens gebildet werden. Diese Querwände können senk-
recht oder entweder der Eintragseite oder der Austragseite zu geneigt
stehen oder auch in passender Weise und Richtung gekrümmt sein; sie
können fest angebracht oder in der einen oder anderen passenden
Weise verstellbar oder drehbar angebracht sein.
Diese Querwände k^ Ä2 . - . endigen nach oben in eine gedrehte
Ebene, die parallel zur geneigten Decke i des Kastens so liegt, dafs die
am unteren Ende der geneigten Decke i eingeführte Trübe in diesem
Spielräume 0 emporsteigen mufs. Die Decke i kann flach oder in der
einen oder anderen Richtung gebogen, im Apparate fest oder in passender
Weise drehbar bezieh, verstellbar angeordnet werden.
Die Trübe läuft durch eine Rinne a über eine Vertheilungsplatte b
in den Trichter c ein. Vor b^ wie auch in c, sind je ein oder mehrere
Siebe d bezieh, rf, angebracht, um die Vertheilung der Trübe zu ver-
vollkommnen, sowie auch, um die Gleichmäfsigkeit derselben zu be-
wirken. Durch den an den Trichter c anschliefsenden schmalen Kanal e
wird die Trübe in den Waschkasten am unteren Ende der geneigten
Decke 1 eingeführt. Kurz unter diesem Eintritte wird aus g durch einen
schmalen Spalt f Klarwasser zugeführt. Der Spalt f reicht über die
lichte Breite des Kastens; das Klarwasser wird unter gröfserem Drucke
gewöhnlich in einer zur geneigten Decke parallelen Richtung zugeleitet^
doch kann dies unter Umständen auch in einer zweckentsprechenden
anderen Richtung geschehen. Hierdurch werden die Schlämme ver-
waschen, das specifisch Schwere sondert sich leichter aus dem Strome
ab und fällt in die ersten der Abtheilungen p, /?,..., während die
leichteren Theilchen vom Wasserstrome weiter nach oben getragen
werden und in den entsprechend weiter liegenden Abtheilungen zum
Niederschlage gelangen.
Es ist augenscheinlich, dafs beim Emporsteigen der Trübe unter
gröfserem Drucke eine Trennung nach dem specifischen Gewichte
wesentlich befördert wird, und dafs die Klarwasserzuführung in der an-
gegebenen Weise die Reinheit der abgetrennten Masse noch mehr erhölit.
196 Neuerungen in der Aufbereitung.
Die sich ausscheidenden Erzeugnisse legen sich in den Abthei-
lungen ;)| P2 • • • ^^ ""^ werden aus diesen durch die Ablafsrohre mj »«2 . . .
von Zeit zu Zeit oder geeignetenfalls auch beständig abgelassen und
besonders aufgehängt; die taube Trübe oder das specifisch Leichteste
oder bezieh. Feinste fliefst dagegen stetig bei q ab.
Wie ersichtlich, ist der Apparat ein coutinuirlich wirkender Wasch-
apparat, der weiter keine Kraft gebraucht, als zum Heben der Massen
und Flüssigkeiten erforderlich ist (D. R. P. Nr. 47 024 vom 12. August
1888).
Ein anderer Apparat zum Aufbereiten von Schlamm, erfunden von
J. Nastainzik in Beuthen (Obei'schlesien), ist in Fig. 8 dargestellt. Der-
selbe besteht im Wesentlichen aus zwei communicirendeu Behältern A ^j
und B nebst dem Gutaufgabetrichter b und den am Boden von B ein-
gesetzten Röhren /?, durch welche das von A durch J, kommende
Wasser fliefst und eine wallende Bewegung im Schlammrumpfe ß her-
vorbringt, wodurch die specifisch leichten Theile oben bei e abfliefsen
und das schwere Gut durch den nach Bedürfnifs mittels Schiebers d
YAi stellenden Schlitz f auf eine rauhe und verstellbare Herdfläche C
lliefst und darauf nach seiner specifischen Schwere abgesetzt wird.
Fig. 9 und 10 zeigen die von 0. Bilharz in Freiberg i. S. erfundene
Bolzenmühle zur Zerkleinerung von Erzen (D. R. P. Nr. 45 780 vom
21. April 1888).
Dieser Mahlapparat besteht im Wesentlichen aus einer aufgerän-
derten, nach dem Centrum zu geneigten runden Schale a, welche im
Centrum eine AbflufsöfFnung hat. Diese Schale hat eine auswechsel-
bare Hartgufseiulage c?, ist äufserlich mit einem Zahnkranze versehen,
in welchen ein Getriebe eingreift, und rotirt mittels Rollen auf 'einer
kreisrunden Schienenbahn. Eine durch die im Centrum befindliche Ab-
flufsöfFnung hindurchreichende stehende Welle b trägt eine au derselben
mittels Stellringe höher oder tiefer zu stellende Scheibe c mit zahlreichen
Löchern. In dieselben werden Stahlbolzen stehend eingestellt, so dafs
sie sich frei auf und nieder bewegen; dieselben üben durch ihr Eigen-
gewicht einen Druck auf die Hartgufseiulage d aus.
Der Scheibe c mit ihren Stahlbolzen wird eine raschere Drehung
gegeben als der Schale a, und zwar in entgegengesetztem Sinne. An
der Peripherie der letzteren sind feststehende Aufgabegefäfse e an-
gebracht, welche die zu trennenden Substanzen regenartig auf die
Schalenwand abfliefsen lassen, wonach sie von den Stahlbolzen gefafst,
um je nach dem Grade der Widerstandsfähigkeit mehr oder weniger
zerrieben zu werden.
Das auf diese Weise durch die Stahlbolzen hindurchgelangte Gut
wird durch die Mitte der Schale mittels einer Lutte der Sej)aralions-
trommel f zugeführt, in welcher die Trennung des Stoffes nach Korn-
sröfse auf einfache Weise bewirkt wird.
Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen Telegraphie. 197
Ein Pochwerk (Fig. 11), bei welchem zwar die Einrichtung der
Pochstempel und die Art und Weise, dieselben anzuheben und nieder-
fallen zu lassen, nichts Neues bieten, ist von Wilhelm Schwamborn in
Deutz-Cöln construirt worden (D. R. P. Nr. 46031 vom 20. Juli 1888).
Das Eigenthümliche der Einrichtung besteht darin, dafs die Pochstempel
auf eine cylinderförmige Sohle aufschlagen, welche sich um eine wage-
rechte Sohle a dreht.
Die Sohle A selbst besteht aus einem Kerne b mit sechseckigem
oder anderem passenden Querschnitte. Der Kern 6 sitzt auf der Achse a
fest, und es ist um denselben ein ringförmiger Mantel oder Cylinder A^
dessen lichte Oetfnung dem Kernquerschnitte entspricht, aufgezogen.
Das Holzfutter c bildet eine elastische Zwischenlage zwischen dem
Kerne und dem am besten aus Gufsstahl oder Hartgufs bestehenden
Mantel.
Die bewegliche Sohle kann aber- auch zweckmäfsige andere Ein-
richtungen haben, gerade so, wie eine Walze eines beliebigen Erzwalk-
werkes.
Der Mantel von A^ dessen Breite der Anzahl der neben einander
angeordneten, nach einander wirkenden Pochstempel entspricht, ist an
beiden Seiten mit ringförmigen Schutzblechen d versehen.
Die von dem Amerikaner W. L. Card erfundene Vorrichtung (D. R.P.
Nr. 45832 vom 17. Mai 1888) zum Scheiden metallischer Theilchen vor
ihrer Gangart, die namentlich für Aufbereitung von Edelmetallen be-
stimmt ist, besteht im Wesentlichen aus einem Desintegrator A (Fig. 12),
einem unterhalb desselben geneigt angeordneten Rüttelsiebe B^ einem
Separator C mit seitlicher Rüttelbewegung und einem Gebläse D zur
Erzeugung eines den Separator (Erzbett) in aufsteigender Richtung
durchdringenden Windstromes. (Fortsetzung folgt.)
Ueber die Anwendung des polarisirten Lichtes in der
optischen Telegraphie für militärische Zwecke.
Mit Abbildungen.
Die neuesten Untersuchungen des Ingenieurs Raoul Ellie^ vormaligen
Zöglings der Ecole centrale^ sind der Gegenstand eines ausführlichen
Berichtes im Genie civil ^ 1889 S. 6, dem wir in Folgendem das Wich-
tigste entnehmen.
Der heutzutage am häutigsten in Anwendung kommende optische
Telegraph für mittlere oder gröfsere Entfernungen besteht im Wesent-
lichen aus einer im Brennpunkte einer Objectivlinse oder eines Hohl-
spiegels angeordneten Lichtquelle. Ein mit dem Instrumente verbundenes
Fernrohr dient zum Richten des Lichtsignals auf die Station, mit welcher
man sich in telegraphische Verbindung zu setzen wünscht, und zugleich
198 Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen Telegraphie.
zum Beobachten der von dieser Station gegebenen Zeichen. Das Signal
selbst ist nur in dem Orte des konjugirten Bildes der Lichtquelle sichtbar.
Bringt mau die Lichtquelle in geeignetem Abstände von einer Linse
oder zwei planconvexen Linsen an, so lassen sich die von ihr aus-
gehenden Strahlen im Brennpunkte des Objectivs vereinigen. Das von
dieser Stelle ausstrahlende Lichtbündel läfst sich so ansehen, als käme
es aus der Lichtquelle selbst, die man nun mit Hilfe eines Diaphragmas
abgrenzen kann.
Die Sisnale bestehen aus Lichtblitzen und lanuen oder kurzen Ver-
dunkelungen, welche dadurch hervorgebracht werden, dafs man die
Lichtstrahlen mit Hilfe eines beweglichen Schirmes längere oder kürzere
Zeit unterbricht. Ein kurzer Lichtblitz entspricht dem Punkte, ein
längerer Lichtblitz dem Striche des iWorse'schen Alphabetes. Im Uebrigen
sind für die optische Zeichengebung folgende Regeln eingeführt:
1) Ein Strich ist gleich vier« Punkten.
2) Der Raum zwischen zwei Signalen, welche einen Buchstaben
oder eine Ziffer bilden, ist gleich einem Punkte.
3) Der Raum zwischen zwei Buchstaben eines Wortes oder zwei
Ziffern einer Zahl entspricht vier Punkten oder einem Striche.
4) Der Raum zwischen zwei Worten oder zwei Zahlen entspricht
acht Punkten oder zwei Strichen.
Der Signalempfänger schliefst aus dem Unterschiede in der Dauer
der Lichtblitze und Verdunkelungen auf den signalisirten Buchstaben
des Alphabetes. Die Signale müssen, um sie leicht von einander unter-
scheiden zu können, rasch und taktmäfsig dargestellt werden. Die
Schirmvorrichtuug ist daher bei dem Apparate ohne Beleuchtungslinse
so nahe wie möglich an der Lichtquelle, bei dem Apparate mit Be-
leuchtungslinse sehr nahe am Brennpunkte des Objektivs anzubringen.
Ein Apparat der letzteren Art läfst einen kleinen und leichten Schirm
zu und gestattet daher ein sehr schnelles Signalisiren. Allein diese
Schnelligkeit hat eine Grenze, welche von der Dauer des Lichteindrucks
im Auge abhängt. W^ürde man zu schnell signalisiren, so würden die
Eindrücke der Lichtblitze in einander verschwimmen. Nach Mangin
sollte das Maximum der Geschwindigkeit die Hälfte der bei der elek-
trischen Telegraphie erreichbaren Geschwindigkeit nicht übersteigen.
Bei Anwendung der Polarisation für die Zwecke der optischen
Telegraphie hat EUie darauf Bedacht genommen, die Transmissions-
geschwindigkeit durch gleichzeitige Hervorbringung der Signalelemente
eines Buchstabens zu erhöhen. Sein Apparat kann Licht entsenden,
welches in einer wagerechten oder senkrechten Ebene polarisirt ist,
sowie auch natürliches Licht. Als Empfangsajjparat bedient man sich
eines Fernrohrs, welches ein Rochon sches Prisma als Analyseur ent-
hält. Bei einem polarisirten Signal kann man den liuchon so anordnen,
dafs mau nur ein einziges Signal rechts oder links wahrnimmt, während
Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen Telegraphie. 199
man mit uatürlichera Lichte ein Signal doppelt sieht. Man kann also
nach Ellie drei elementare Signale erzeugen und z. B. den Punkt des
3for»Y'schen Alphabetes durch das Signal links, den Strich durch das
Doppelsignal, und die Trennung der Buchstaben durch das Signal rechts
darstellen. Es scheint leichter zu sein, die Signale der Lage als der
Zeitdauer nach zu unterscheiden. Jedenfalls erfordert die von der Zeit
unabhängige Manipulation, wobei nur drei Tasten niederzudrücken sind,
keine besondere Uebung, und geht auf diese Weise die Signahsiruug
rascher als mit dem gewöhnlichen Apparate vor sich.
Die nachstehende Figur dient zur Veranschaulichung des Ellie'schen
Systemes. S ist die Lichtquelle, E die Beleuchtungslinse, 0 die Objectiv-
linse. Zwischen diesen sind zu beiden Seiten ihres gemeinschaftlichen
Brennpunktes Sj zwei isländische Doppelspathe J und J^ von gleicher
Dicke und gleichem Hauptschnitte in umgekehrter Lage angeordnet. Ein
von der Linse E herkommender Lichtstrahl (Strahlenbündel) wird durch
den Doppelspath J in zwei senkrecht zu einander polarisirte Strahlen
zerlegt. Der ordentliche Strahl bleibt in der Hauptachse : er ist in der
Ebene des Hauptschuittes — dieselbe mag hier wagerecht angenommen
werden — polarisirt, der aufserordentliche Strahl wird seitwärts abgelenkt.
Diese Ablenkung ist aber nicht für alle Farben des Spectrums die gleiche.
Für die gelben Strahlen ist ihr Werth = e.fan^ 6^^ 13' 42", wenn e die
Dicke des Doppelspaths und 6^ 13' -42 " den Ablenkungswinkel der Achse
des Strahleukegels im Späth bezeichnet. Uebrigens ist dieser Strahl in
der auf dem Hauptschnitte senkrechten Ebene polarisirt. Aber der
zweite Doppelspath J^ führt denselben in die Achse des Apparates zu-
rück, so dafs er mit dem gewöhnlichen Strahle zusammenfällt und nun
beide Strahlen in geometrischem Sinne auf gleiche Weise wirken: sie
haben augenscheinlich den nämlichen virtuellen Brennpunkt in 53.
Es ist nun möglich, in 5j und S-i zwei kleine Schirme anzubringen,
welche den einen oder den anderen Strahl, oder beide zusammen,
äquivalent einem Strahle natürlichen Lichtes, durchlassen werden. Die
Apparate haben daher drei Tasten, wovon die beiden äufseren die zwei
Schirme, jeden für sich allein, bewegen, während die mittlere ihnen
eine gemeinschaftliche Bewegung ertheilt. Es empfiehlt sich, ein mit
200 AiiweiRhuig dos pularisirleu Lichtes in der uptischen Telegraphie.
zwei Oeffnungen durchbohrtes verschiebbares Diaphragma in Si und S2
anzubringen, mit dessen Hilfe sich, wenn man es wünscht, das Sicht-
barkeitsfeld abgrenzen läfst. Dasselbe ist unerlälslich, wenn man sich
des Sonnenlichtes bedient, und dient auf alle Fälle zur Regulirung. Mit
dieser Anordnung ist man im Stande, zwei Depeschen gleichzeitig in
der nämlichen Richtung abzusenden. Jeder der beiden Telegraphirenden
bedient sich alsdann nur einer Taste und läfst immer eines und das-
selbe Strahlenbündel spielen. Auf der Empfangsstation hat jeder der
beiden Beobachter ein Fernrohr, dessen Analyseur ein einziges Bild
gibt. Aber beide Analyseurs sind so angeordnet, dafs der eine Beob-
achter die von dem anderen empfangenen Signale nicht wahrnimmt.
Ein Uebelstand haftet an der Anwendung der Polarisation, be-
sonders mit zwei Doppelspathen, nämlich die erhebliche Schwächung
der speciflschen Lichtstärke im Vergleiche mit einem gewöhnlichen
Apparate, als Folge der Reflexion des Lichtes beim Durchgange durch
die beiden Krystalle. Die Verdoppelung vermindert gleichfalls bei Ent-
sendung eines einzigen Strahles die Intensität des von dem Objectiv
ausstrahlenden Lichtes um die Hälfte. Diesem liefse sich durch Be-
nützung einer intensiveren Lichtquelle, statt der Erdöllampe z, B. einer
elektrischen Lampe, abhelfen.
Bei Anwendung der Doppelspathe müssen die Bilder 5^ und S2 der
Lichtquelle hinreichenden Abstand von einander haben, so dafs sie sich
nicht, auch nicht zum Theil, vermischen. Die Gröfse dieser Bilder mufs
zu der sphärischen Aberration der Objectivlinse in richtigem Verhält-
nisse stehen. Das kleinste der von Ellie angewendeten Objective ist
eine planconvexe Linse von 16^°" Durchmesser und 44^" Brennweite
für die centralen Strahlen. Bei Anwendung homogenen Lichtes — um
die ganze Linsenfläche auszunützen — mufs für diesen Durchmesser der
kleinste Durchmesser des Bildes der als ebene Fläche angenommenen
Lichtquelle gleich sein dem Durchmesser des Schnittes des Randstrahlen-
kegels mit der kaustischen Fläche. Für obiges Objectiv beträgt der-
selbe ungefähr Idi'^,5. Bei weifsem Lichte ist dieser Werth, um der
Abweichung der Brechbarkeit Rechnung zu tragen, bis zu ungefähr
2mm^5 2u vergröfsern. Hieraus leitet man die den Doppelspathen zu
gebende Dicke ab:
e =
9 ^
■> =23'"'".
lang 60 13' 42'
Bei einem ähnlichen und gröfseren Objectiv bedarf es verhältnifs-
mäfsig gröfserer Doj)pelspathe. Es gibt indessen wegen der Seltenheit
und Kostspieligkeit grofser Exemplare eine Grenze, welche nicht über-
schritten werden kann. In diesem P'alle wäre die Wahl eines Objectivs
von sehr geringer sphärischer Abweichung, z. B. Mangins Reflector-
linse, vorzuziehen.
Aber selbst bei Anwendung eines vollkommenen optischen Systems
Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen Telegraphie. 201
würde die Einschaltung von Doppelspathen Abweichungen hervorrufen.
Zieht man zunächst nur das homogene Licht in Betracht, so zeigt e&
sich, dafs hauptsächhch der aufserordeutliche Strahl merkbare Aende-
rungen erleidet. So verwandelt sich z. B. die Kegelfläche der Kand-
strahlen in eine Fläche ziemlich complexer Natur. Es dürfte wohl
genügen, die Längsabweichungen für diejenigen Strahlen zu berechnen,
welche den Krystall in der Ebene des Hauptschnittes, und für diejenigen,
welche ihn in der auf letzterer senkrechten Ebene durchlaufen, indem
man den Brennpunkt der gewöhnlichen Centralstrahlen als Fixpunkt
betrachtet. Es bezeichne:
e die Dicke des Doppelspathes,
i den halben Winkel an der Kegelspitze der einfallenden Randstrahlen ;
a und b die Geschwindigkeiten des ordentlichen und des aufser-
ordentlichen Strahls, wenn die Einfallsebene senkrecht, o^ und b^ die
Geschwindigkeiten, wenn sie parallel zur Hauptachse des Krystalls ist.
Für die der Linie D des Sonuenspectrums entsprechende Lichtgattung
findet man
a = 0,60297, 6 = 0,67273;
6 = 450 23' 20" der Winkel, welchen die Achse des Krystalls mit
der Eintrittsfläche bildet;
6^, bestimmt durch die Gleichung
62
fang «i = — tang 50« 50' 22":
R Ablenkungswinkel der Achse des conischen Strahlenbündels im
Doppelspath, bestimmt durch die Relation
tang R = — „- , f„ ,
^ a* tang e -f" ^
woraus i? = 6° 13' 42" für die Linie ß.
ab
A/a2 sin'^ £ -f- 62 cos2 e
0,63545
a 6
61 = „, = 0,64211
Va2 5/n2 fci -\- b'^ cos'^ e^
Nimmt man für die Dicke des Spathes obigen Werth e = 23°^°^ und
den Winkel « = 100, so ergibt sich, indem man die Abstände auf der
Seite der ßeleuchtungslinse als positiv bezeichnet:
Abstand der Centralstrahlen und der ordentlichen Randstrahlen :
.^ .^ . . -a\ = - Onin.^135.
tangt VI — a' smt J
Abstand in der Richtung der Achse des Apparates: der ordentlichen
und aufserordentlichen Centralstrahlen im Hauptschnitte:
der ordentlichen und aufserordentlichen Centralstrahlen in dem zum
Hauptschnitte senkrechten Schnitte:
202 Anwendung des polarisii-ten Lichtes in der optisclien Telegraphie.
r ü — « = + 2"!"' 438:
|_o, cos n J ' ' '
ralstrahlen und der aufserordeu
ö^ lang i cos R VI — Oj '^ sin'^ i J
der ordentlichen Centralstrahlen und der aufserordeutlichen Randstrahlen
im Hau])(schnitte:
der ordentlichen Centralstrahlen und der aufserordeutlichen Randstrahlen
in dem zum Hauptschnitte senkrechten Schnitte :
[}ß sin i "j
b, lang i cos H Vi — b'^ sin'^ i J
2n>"',300.
), lang i cos
Man kann indessen, ohne sich mit der vollständigen Untersuchung
des Querschnittes der aufserordeutlichen Fläche zu befassen, nach den
vorstehenden Resultaten voraussehen, dafs dieser Schnitt in senkrechtem
Sinne in die Länge gezogen ist, -w&un die schneidende Ebene dem
Brennpunkte der ordentlichen Strahlen nahe liegt. Näher der Beleuch-
tungslinse wird das Bild eines Punktes rund; dann verlängert es sich
in wagerechtem Sinne, während zugleich das ordentliche Bild nach allen
Richtungen sich erweitert. Es ist aber von Belang, dafs die ordent-
lichen Strahlen auf dem Diaphragma zu einem klaren Bilde sich ver-
einigen, damit das aufserordentliche Bild sich nicht allzusehr erweitere.
Der zweite Späth verdoppelt diese Abweichungen. Diese Ergebnisse
finden auf experimentellem Wege ihre Bestätigung, wenn man sich
einer achromatischen Beleuchtungslinse bedient und die Lichtquelle in
hinreichender Entfernung anbringt.
Es gibt auch chromatische, im Verhältnisse zu den genannten je-
doch nur schwache Abweichungen. Für die den Linien C und F des
Sonnenspectrums entsprechenden Lichtgattungen z. B. läfst sich R leicht
berechnen. Für C erhält man R=zQ^ h' 50", für F ergibt sich R =
6^ 23' 22". Die transversalen Abstände der entsprechenden Brennpunkte
bezüglich der Achse des Apparates sind 2"i°i,5101 und 2'"m,5789. Unter-
schied = 0mQi,0688, stets unter der Annahme, dafs e = 23"im.
Es wurde endlich angenommen, sämmtliche Strahlen des polarisirten
Lichtbündels seien in der nämlichen Ebene polarisirt, was jedoch nicht
streng genau ist. Wie gering übrigens diese Ursache des Verlustes ist,
davon kann man sich überzeugen, wenn man aus hinreichender Ent-
fernung das Objectiv mit einem ÄocAon'schen Fernrohr betrachtet. Eines
der Bilder des Objectivs erscheint alsdann sehr lichtschwach und sogar
von einem schwarzen Kreuz durchzogen.
Der Glanz eines polarisirten Signals ist ohne Analyseur halb so
grofs als der eines Doppelsignals. Mit Rochons Prisma haben alle
Signale den gleichen Glanz. Aber es ist leicht, den Hintergrund halb
so lichthell zu machen, wodurch die relative Sichtbarkeit ungefähr die-
selbe wird wie mit einem gewöhnlichen Apparate. Zu diesem Zwecke
braucht man nur im Brennpunkte der Objectivlinse ein Diaphragma
Miller-Hauenfels' Theorie der Aetherbewegungen. 203
mit kleiner Oetfnung anzubringen. Zwischen diesem und dem Oeular
schaltet man das Rochon'sche Prisma ein. Man sieht alsdann zwei
Bilder der Oeffnung, welche aber nicht über einander greifen dürfen.
Die Helligkeit des Hintergrundes ist dabei nur halb so grofs als ohne
Diaphragma, während das polarisirte Signal die absolute Lichtstärke bei-
behält, wodurch es deutlicher sichtbar ist. Bei Nacht müfste man das
Diaphragma schwach beleuchten, etwa mit Hilfe eines in der Nähe an-
gebrachten und auf galvanischem Wege glühend gemachten Platindrahtes.
Etile hat mit den in Rede stehenden Apparaten im September 1887
mehrere Versuche angestellt, wozu er sich des Sonnenlichtes bediente.
Ein Versuch mit beiden Apparaten auf 5*^™ Entfernung gelang sehr gut.
Dank der Intensität der Lichtquelle wirkte das Signal auf das Auge
beinahe blendend. Man konnte es beobachten, indem man einfach den
liochon vor das Auge brachte. Der entscheidendste Versuch wurde auf
20km Entfernung angestellt. In neuester Zeit bedient sich Ellie einer
Erdöllampe. Auf 5*^™ Entfernung ist das Signal dem blofsen Auge nicht
sichtbar, durch ein Fernrohr mit 20facher Vergröfserung Jedoch leicht
zu unterscheiden.
Es verdient hervorgehoben zu werden, dafs das Geheimnifs der
Correspondenz jedem gegenüber, der nicht im Besitze eines liochon ist,
gewahrt bleibt: und hierin liegt auch hauptsächlich der Grund, warum
das Prinzip der Polarisation in der optischen Telegraphie für militärische
Zwecke eingeführt ist. Es läfst sich allerdings nicht in Abrede stellen,
dafs der entsendete Lichtstrahl in Folge von Reflexionen wohl die Hälfte
seiner Intensität einbüfst, dagegen aber ist zu bemerken, dafs der
Analyseur den Glanz des Hintergrundes um die Hälfte vermindert.
während das Signal selbst nur sehr wenig geschwächt wird.
Richtigstellung der in bisheriger Fassung unrichtigen
mechanischen Wärmetheorie und Grundzüge einer all-
gemeinen Theorie der Aetherbewegungen; von
V. Miller-Hauenfels/
Verfasser erklärt es in der wie vorstehend betitelten Studie als eine
willkürliche Annahme, dafs die innere Wärme blofs von dem Anfangs-
und Endzustande eines Körpers abhänge, indem er die Unzulässigkeit
speciell hei den Gasen durch Gegenüberstellen der Resultate nachweist,
welche entweder aus der Theorie gefolgert oder durch das Experiment
gewonnen wurden. Bei der Aufstellung; eines neuen Ausdrucks für die
innere Wärme bemerkt der Verfasser, dafs wir bei der Erwärmung des
Constanten Volumens eines Gases zweierlei wahrnehmen: Erstens eine
1 Wien 1S89. Verlaor von Manz.
204 Millei'-Haiienlels' Theorie der Aetlierbewegungen.
Erwärmuug unserer Hand und zweitens ein Wachsen der Spannung.
Dann fährt er fort: .,Da hier deutlieh zweierlei Wirkungen auf dasselbe
Sinnesorgan (das Gemeiugefühl, zugleich Tastsinn) erfolgen, so werden
wir auch nothwendig annehmen müssen, dafs jede derselben ihren beson-
deren Energieaufwand erfordere.-' Verfasser nimmt daher an, dafs stets
ein und dieselben Nerven Temperatur und Druck empfinden, während
dies von mediciuischer Seite nicht als allgemein gültig betrachtet wird.
Diesen Einwand ahnt der Verfasser selbst, da er am Schlüsse des ersten
Theils in einem Anhange darauf zurück kommt, indem er trotz dieses
Einwandes die doppelte Energieannahme zu rechtfertigen sucht.
In der allgemein mathematischen Ausdrucksweise für das Wärme-
increment ist die Temperatur vernachlässigt, weil bei ihrer Aufstellung
die bisherige Voraussetzung einer allgemein gültigen Abhängigkeit
zwischen Temperatur, Druck und Volumen zu Grunde gelegt wurde.
Diese Vernachlässigung sei unstatthaft, weil sie in einem besonderen
Falle mit der Erfahrung im Widerspruche stehe, auch werde man unter
obiger Annahme auf allgemein nicht integrabele Werthe geführt.
Vorläufig sieht der Verfasser von jeder Annahme über den Bau
der Moleküle und deren inneren, uns unsichtbaren Bewegungsweise ab
und fafst die durch die Wärme an den Körpern hervorgebrachten Er-
scheinungen einfach nur als das Ergebnifs anziehender und abstofsender
Kräfte auf. Nunmehr werden die Unterschiede zwischen der Massen-
und Molekularanziehung hervorgehoben und darauf der Nachweis ge-
liefert, dafs die Molekularanziehung und ihre Unterarten, insbesondere
die Krystallisation ebenfalls dem Gesetze für Centralkräfte unterliegen.
Die eigenartige Aufstellung der allgemeinen Temperaturgleichung
fühlt selbst der Verfasser, indem er sagt: Allfällige Zweifel gegen die
Richtigkeit dieser Formel werden dadurch behoben, dafs sich dieselbe
später aus der allgemeinen Wärmegleichung ableiten lasse. Letztere
erleidet je nach dem Aggregatzustande gewisse Kürzungen. Absicht-
lich wurde die sogen, absolute Temperatur vermieden, weil dieser Be-
griff" nur für Gase zulässig sei und in diesem Falle als Verdampfungs-
temperatur eines als vollkommen gedachten Gases zu bezeichnen wäre.
Bei den Gasen ergibt sich die Abweichung von dem iWarto«e'schen
Gesetze als eine Zusammenwirkung dreier Kräfte, der Massen- und
Molekularanziehung und der Cohäsionskraft.
Die Ausdehnungscurven, d. h. die Beziehung zwischen Volumen
und Temperatur, bestehen nach des Verfassers Ableitungen bei Gasen
und Flüssigkeiten aus Hyperbelzweigen, bei starren Körpern jedoch
aus einem Parabelstück. — Bei dem Versuche, ein Bild von der Tem-
peraturfunction in den drei Aggregatzuständen zu erhalten, dehnt der
Verfasser das Dulung-Petü''s(ihe Gesetz der constanten Atomwärme bei
starren Körpern zunächst auf Gase aus und findet hier als Constante
3,431, welche Zahl mit Rücksicht auf die von ihm aufgestellte Formel
Gollner, zur Festigkeitslehre. 205
für die specifische Wärme bei constantem Drucke der Wahrheit näher
komme als die Zahl 6, . . . welche für starre Körper gefunden worden
ist. Auch bei den Flüssigkeiten gelte das Gesetz der constanten Atom-
wärme, das sich aber direkt nicht erkennen lasse, weil das zweite Glied
in der soeben erwähnten Formel zu sehr vorherrsche. Es bestehe dem-
nach kaum mehr ein Zweifel, dafs das Gesetz der constanten Atom-
wärme ein wirkliches Naturgesetz sei, und es sei sehr wahrscheinlich,
dafs die Temperaturfunction einen für alle Körper und alle Aggregat-
zustände gemeinsamen Bau besitze. Die Ursache des eigenthümlichen
Verhaltens bei Aeuderung des Aggregatzustandes, wie es sich in Ueber-
schmelzung u. s. w. zu erkennen gibt, ist in dem Bestreben zu suchen,
dem Tem))eraturgesetze um jeden Preis gerecht zu werden.
Nachdem noch eiumal ausdrücklich hervorgehoben worden ist, dafs
die Cohäsion bei jedem der drei Aggregatzustände einen positiven Werth
besitze, wird die Frage ventilirt, ob denn in der Schöpfung nicht auch
ein „Etwas" existiren könnte, bei welchem die Cohäsion negativ wäre.
Ein solches Gebilde, welches sich im Weltall körper- und umfanglos
verbreiten mufs, ist in dem Aether repräsentirt. Nunmehr wird der
feste Boden der naturwissenschaftlichen Erkenntnifs völlig verlassen.
Der zweite, gröfsere Theil des Buches ist lediglich eine mathematisch-
philosophische Ausarbeitung der Grundzüge einer allgemeinen Theorie
der Aetherbewegungen. So interessant auch dieser Theil ist, so würde
hier ein näheres Daraufeingehen zu weit führen, zumal es sich schliefs-
lich doch nur um ein „Glauben oder Nichtglauben"^ handeln kann.
Momentan müssen wir unsere gröfsere Aufmerksamkeit noch dem ersten
Theil des Buchs zuwenden. Erst wenn hier eine völlige Einigung statt-
gefunden hat, sind wir berechtigt, weiter zu gehen, um dem rascheren
Gedankenfluge des Verfassers zu folgen.
So oft wir auch den ersten Theil des Buchs betrachten, immer
kommen wir wieder auf die erste Hypothese zurück und können uns
mit derselben bis jetzt noch nicht ganz befreunden, zumal die oft eigen-
artige Ableitung specieller Formeln an einigen Stellen den Eindruck
macht, als ob das Resultat nur erreicht worden wäre, weil es schon
vorher bekannt war. — Wenn wir demnach nicht vollständig mit dem
Verfasser einverstanden sind, so sei damit sein Verdienst in keiner Weise
geschmälert, die mechanische Wärmetheorie von einer neuen, allge-
meineren Seite aus betrachtet zu haben, was für die Theorie selbst nur
fruchtbringend ist, indem dadurch neue Gedanken angeregt werden.
Zur Festigkeitslehre; von Prof. H. Gollner.
Die experimentelle Festigkeitslehre ist neuerdiugs durch eine von Prof.
liach durchgeführte Arbeit i bereichert worden, welche einerseits eine
1 Zeilsckrift des Vereins deutscher Lipeiiieure^ 1889 S. 137.
206 Gollner, zur Festigkeitslehre.
Ueberprüfung dei* alten und neueren Theorie der Dreluingsfestigkeif^
andererseits die Ermittelung der zulässigen Inanspruchnahme von Stäben
zum Zwecke hatte, welche, auf Drehfestigkeit beansprucht, das U-, H ,
-{--Profil besitzen.
Bach verwendet für seine interessanten Untersuchungen Probestäbe
aus Gufseisen^ obwohl sich dieses Material wegen der Veränderlichkeit
des Elasticitäts-Modulus nicht vollkommen eignet für Untersuchungen,
deren Ergebnisse zur Controle von Theorien verwerthet werden sollen,
weil erstens die Herstellung solcher Probestäbe verhältnifsmäfsig billig
ist, und weil zweitens die angedeutete Veränderlichkeit des Schub-
Elasticitäts-Modulus nicht so bedeutend ist, als dafs die Versuchs-
ergebnisse und deren Vergleichungen mit den Ergebnissen der Theorie
— welche allerdings die Unveränderlichkeit des bezeichneten Modulus
voraussetzt — nicht noch als Näherungswerthe aufgefafst und ver-
werthet werden könnten.
Ueber die Veränderlichkeit des Schub -Elasticitäts-Modulus des
Materiales in einem bearbeiteten cylindrischen Gufseisen-Probestab gibt
folgende Zusammenstellung Aufschlufs, deren Werthe von einer durch
den Referenten erledigten einschlägigen Untersuchung mit Probestäben
aus böhmischem Maschinen- Gufseisen herrühren. Es sei noch bemerkt,
dafs bis zu einer gewissen Grenze der Inanspruchnahme dieses eigen-
artigen Materiales, die auch als eine Art Fliefsgrenze bezeichnet werden
könnte, mit genügender Annäherung für gewisse Inanspruchnahme-
Grenzen mehrerer Schub-Elasticitäts- Module sichergestellt werden können,
deren Werthe mit der Erhöhung der Inanspruchnahme abnehmen.
Die bis zu der obenbezeichneten „Fliefsgrenze''^ ermittelten Schub-
Elasticitäts-Module haben folgende Werthe:
Probestab: Durchmesser (/ = 6cm,98, Probelänge / = 40cm,0, Dreh-
moment Md in Kg. ^^^ absolute Verdrehung (3~o in cm, specifischer Dreh-
winkel im Bogenmafs (für / = 4, = 1) Ö = {Ö^):^l)^ Inanspruchnahme
der Drehfestigkeit ffd'''S Schub-Elasticitäts-Modulus G->'.
Md = 0-7 500, 7 500-15 000, 15 000-22 500, 22 500-30 000
Z<z = 0-112,4, 112,4-224,8, 224,8-337,2, 337,2—449,6
So = 0.0102, 0,0228, 0,0370, 0,0560
d' =0,000072, 0,000163, 0,000264, 0,000401
G = 440,000, 395,000, 365,000, 321,000.
In Folge der Inanspruchnahme mit 449'it,6 auf Drehung ist die
Fliefsgrenze des Probemateriales erreicht. Die Festigkeitsgrenze Ka
liegt bei 14G0",9. Die Zugfestigkeit Ä/t desselben Materiales wurde
mit 1375",1 ermittelt, daher Ka : K^ = 1,06.
Nach Gegenüberstellung der Hauptergebnisse der alten und neueren
(von de Saint Venant herrührenden) Theorie auf Drehung beanspruchter
Körper und zwar dafs im Sinne der alten Theorie die gröfste Inan-
Gollner, zur Festigkeitslehre. 207
spruchnahme (Tmay.) in jenen Querschnittspunkten eintrete, welche am
weitesten von der Stabachse abstehen, dafs nach den Ergebnissen der
Theorie nach de Saint Venant die gröfste Schubspannung in denjenigen
Umfangspunkten des Querschnittes eintritt, welche der Stabachse am
nächsten liegen, werden die Resultate der neueren Theorie für fünf
Querschnittsformen übersichtlich zusammengestellt, welche den kreis-
und kreisringförmigen, den elliptischen und elliptisch-ringförmigen um-
fassen; an diese gewöhnlichen Querschnittsformen reiht sich die ana-
lytische Behandlung des gleichseitigen Dreieckes und Sechseckes als
Querschnittsform für auf Drehung beanspruchte stabförmige Körper.
Es werden hierbei hauptsächlich zwei Gleichungen aufgestellt und
entsprechend specialisirt; die eine bezieht sich auf den Werth der
maximalen Inanspruchnahme (Tmax), die zweite behandelt die Beziehung
des specifischen Verdrehungswinkels 8 zu den mafsgebenden Gröfsen.
Bezeichnet (p und ip je einen Coefficienten, 0 das kleinere der
beiden Haupt-Trägheitsmomente des Stabquerschnittes, 0p das polare
Trägheitsmoment desselben, Md das Drehmoment, F die Gröfse des
Stabquerschnittes, ist endlich 6 = p, gleich dem Radius des Vollkreises
und der halben kleinen Achse der Vollellypse, sowie dem äufseren
Radius bezieh, der äufseren kleinen Halbachse des Ellypsenringes, so
nehmen die Gleichungen für Tmax und S folgende allgemeine Form an:
Tmax = cp.^.b und § = ^p. — .—.
Es folgen im Weiteren die Sonderwerthe der Coefficienten (p und ip
für die bezeichneten Querschnittsformen, wobei hervorzuheben ist, dafs
nach Venanfs, Theorie für den rechteckigen Querschnitt der Werth
yj=:f(b:h) ist. Dieser Werth ip variirt zwischen 42,68 und 38,5 für
die Grenzwerthe ä : 6 = 1 : 1 und ä : 6 = 8 : 1 , wofür der abgerundete
Werth i// = 40,0 eingeführt wird.
Bach erörtert das zur Verfügung stehende Versuchsmaterial zur
Prüfung der Theorie nach de Saint Venant für die verschiedenen Quer-
schnittsformen und erwähnt hierbei das von Bauschinger gelieferte Ma-
terial durch Untersuchung von 10 gufseisernen Wellen, von welchen
je zwei den kreis- und ellypsenförmigen, den quadratischen und recht-
eckigen Querschnitt (6 : A = 1 : 2 und 1 : 4) nachweisen.
de Venant's Theorie liefert für die bezeichneten Stäbe der Reihe
nach folgende Verhältnisse der specifischen Verdrehungswinkel für
d
(^=1=1) und zwar:
Sa:§b:öc:öd:de=l: 1,25 : 1,13 : 1,40 : 9,1
Nach Bauschinger wurde gemessen = 1 : 1,24 : 1,20 : 1,47 : 9,65
Grashofs Gleichungen ergaben = 1 : 1,25 : 1,43 : 1,79 : 12,30.
Bauschinger hat noch Stahlwellen von kreisförmigem und quadratischem
208
Gollner, zur Festigkeitslehre.
Querschnitte auf Drehfestigkeit erprobt uud für 13 Wellenpaare den
folgenden mittleren Verhältnifswerth 5\ : ö-i^^ '■ 0,696 festgestellt.
Die alte Theorie würde ergeben: =1:0.589
die neuere Theorie : 1 : 0,833.
Die ältere Theorie liefert demnach zu geringe Formänderungen;
diese DifFerenz wird um so gröfser, je mehr sich der Querschnitt von
der Kreisform entfernt.
Die nun von Bach in neuerer Zeit durchgeführten Drehversuche
mit Probestäben aus Gufseisen (unbearbeitet) und von rechteckigem,
kreis-, kreisringförmigem und hohl quadratischem Querschnitte liefern
folgende Durchschnittswerthe betreffend jTmax und das Verhältniss Ka : Äj,
welche als sehr instructive Versuchsergebnisse zu bezeichnen und in
der fola;enden Tabelle übersichtlich zusammens-estellt sind.
Querschnittsform
b:h
quadratisch
rechteckig
1:1
1:2,5
1:5
1:9
Kd : lU
2228
2529
2366
2508
1,42 : 1
1,60 : 1
1,50 : 1
1,59 : 1
Bach weist weiters nach, dafs die neuere Theorie die Beziehung
zwischen Tmnx und den Wertheu b und h für den rechteckigen Stabquer-
schnitt nicht vollkommen richtig darstellt'^, wobei allerdings noch auf
die Beschatienheit des Probemateriales Rücksicht zu nehmen sein wird,
wenn obige Verhältnifswerthe für Ka : Kz zur Controle der Fenanfschen
Gleichung Tjnax = 'ip (Md'-b'^h)^ wobei yj = 4^5 ist, verwerthet werden.
Die ältere Theorie liefert hingegen für Tmax ganz unbrauchbare
Werthe, wenn nämlich die Gleichung Tmax = QMd'- bh ('Vft'^ -f- A'^) aus-
genützt wird. Die mittleren Versuchsergebnisse mit den Probestäben
von kreis-, kreisringförmigem und hohlquadratischem Querschnitte be-
treffend dieselben Gröfsen Tmnx und Kd : Kz. sind in der folgenden Ta-
belle enthalten:
Querschnittsform
Durchmesser
, Seitenlänge
T'max'^''
Kd : K,
aufsen
innen
kreisförmig
10,3cm
—
1618
1,02 : 1
kreisringförmig . . .
10,2cm
7,0cm
1234
0,82 : 1
hohlquadratisch . . .
6,2cm
3,2cm
1788
1,13 : 1
Eine Vergleichung der Drehungsfestigkeit für Probestäbe mit voll-
und liohl(|uadratischem, sowie von kreis- und kreisringförmigem Quer-
schnitte hat das interessante Ergebnifs geliefert, dafs für beide Quer-
schnittsgruppen der Vollquerschnitt um 25 Proc. widerstandsfähiger ist
2 Vgl. § 341 insbesondere S. KiU von Bach's Elasticität und Festigkeit. (S.
I)ücheranzeige S. 240.)
Gollner, zur Festigkeitslehre. 209
als der zugehörige Hohlquersehnitt. Hieraus folgert Bach mit Recht,
dafs die Ausmitzung der Fo//quersehnitte eine günstigere ist, als bisher
angenommen wurde.
Die „Rippenquerschnitte'', welche allerdings im modernen Maschinen-
bau als auf Drehfestigkeit beanspruchte Querschnitte von Maschineu-
elementeu immer seltener verwendet werden, besonders wenn diese aus
Gufseisen hergestellt werden sollen, erweisen sich als instructive Yer-
suchsobjecte an Verdrehungs-Probestäben, über dei'en zahlreiche Er-
gebnisse nachgelesen werden mufs. Es sei hier nur hervorgehoben,
dafs schon die Art des Entstehens der ersten Brüche, ferner die Aen-
derung der Widerstandsfähigkeit der schon angebrochenen Probestäbe
bemerkenswerthe Resultate sind und dafs endlich auch das Verhältnifs
der Festigkeit des Rippenquerschnittes zum rechteckigen Querschnitte
von gleichen Hauptdimensionen (6 und h) je nach der Querschnittsform
ein eigenartiges wird.
So hat Bach sicher gestellt, dafs a) die U-Querschnitte gegenüber
Inanspruchnahme auf Drehfestigkeit an sich von geringer Widerstands-
fähigkeit sind, dafs b) derselbe Querschnitt nicht wesentlich mehr
widersteht, als der aus dem Stege des Querschnittes gebildete recht-
eckige Querschnitt; c) die Gleichung für Jmax als Ergebnifs der neueren
Theorie für den in Rede stehenden Querschnitt nicht brauchbar ist;
d) als mafsgebend die Festigkeitsgleichung Md = "^l^b-h . Jmax vorläufig
angenommen werden kann.
Für die H- Probequerschnitte ist folgendes mafsgebend: a) die
Gleichung nach de Saint Venant für Tmax ist auch für diese Quer-
schnitte nicht brauchbar; b) es mag bis auf Weiteres benutzt werden:
A/d ^ '^., T'maxs'^ (A -f-.2io), wenn bedeutet: s die Stegstärke sowie die
Flanschenstärke, ferner bo=:(b — s), wobei b die Breite der Flansche
bezeichnet.
Für den -j-'P^'obequerschnitt kann genommen werden:
iMd = '^,TraaxsHh + hi-s).
hierbei bedeuten h und h^ die Höhen, s die Stärke der beiden Rippen.
Ein besonderes Interesse bieten weiters die abgebildeten Bruch-
stücke hinsichtlich der Form der Brüche, der Lage der Bruchlinien,
ferner die Beobachtungen, aus welchen die Art der Entstehung der
Bruchlinien abzuleiten wäre.
Die Probestäbe mit den einfachen Querschnitten sind durchaus
plötzlich und ohne vorherige Anzeichen gebrochen. Bei den Stäben
mit voll- und hohlquadratischem Querschnitte scheint der Bruch in der
Mitte der Flächen (und nicht an den Kanten) begonnen zu haben; das
Umgekehrte scheint für die Probestäbe mit rechteckigem Querschnitte
zutretfend zu sein. Ge'naue einschlägige Beobachtungen und solche
Ergebnisse wären für die Controle der de Saint Venant scheu Gleichungen
von entscheidender Wichtigkeit.
Dinglers polyt. Journal Bd. 273 Nr. ö. 1889;lll. 14
210
Gollner, zur Festigkeitslehre.
Bei den Probestäben mit sogen. Rippenquerschnitten treten die
Brüche zuerst in den (Querrippen) Flanschen ein, wobei das Dreh-
moment sinkt. Dieses kann wieder gesteigert werden, so dafs der
Probestab mit eingerissenen Querrippen ividerstandsfähiger ist als im
unverletzten Zustande. Der Bruch des Steges erfordert in der Regel
ein gröfseres Drehmoment, als jenes ist, welches zum ersten Einreifsen
der Flanschen erforderlich war.
Es ist wohl richtig, vorauszusehen, dafs sich dieselben Probestäbe
im „bearbeiteten'' Zustande gegenüber der Inanspruchnahme auf Dreh-
festigkeit anders verhalten hätten als im unbearbeiteten Zustande, in
welchem sie durchaus der Probe unterworfen wurden.
Von Interesse ist überhaupt die Kenntnifs des Einflusses der Gufs-
haut auf die verschiedenen Festigkeitsarten. Bach ermittelt für Probe-
stäbe im bearbeiteten und unbearbeiteten Zustande folgende Verhältnifs-
werthe für die Biegefestigkeiten (Ab):
a) quadratischer Probequerschnitt 2765 : 2295 = 1,17,
b) H- „ 2254:2026 = 1,11,
ferner für die Biegefestigkeit (Ab) zur Zugfestigkeit K^ desselben Ma-
teriales im bearbeiteten Zustande:
c) (juadratischer Probequerschnitt Eb : Kz = 1,73 : 1,
d) H- „ Zb :Ä= = 1,45:1-
Diese Angaben, welche zunächst erkennen lassen, dafs der Einflufs
der Gufshaut von der Querschnittsform abhängig ist, sollen durch die
folgenden ergänzt werden, die vom Referenten durch einschlägige Unter-
suchungen mit gutem böhmischen Maschinen-Gufseisen gewonnen
wurden, wobei die wichtigsten Arten der statischen Festigkeitsarteu
berücksichtigt wurden.
Die Biegestäbe erhielten rechteckigen Probequerschnitt (A : ft = 9 : 5),
alle übrigen, also jene für Zug, Druck, Drehungs- und Abscherproben,
den Arejsförmigen Probequerschnitt.
Die folgende Tabelle zeigt die Mittelwerthe der mafsgebenden
Gröfsen in übersichtlicher Zusammenstellung:
B
o
S
N
Zustand
Zug-
festigkeit
Z^at
Druck-
festigkeit
/fj.at
Biege-
festigkeit
ifb^t
Dreh-
festigkeil
/i.iat
Scher-
festigkeit
ÜT^at
a
Beai'beitet ....
1237,5
6188,7
2202,3
1562,7
1233,2
6
Unbearbeitet . . .
1375,1
7295,0
1961,0
1791,6
1256,6
a
b
Verliältnifs ....
Ü,90
0,85
1,12
0,87
0,98
Bearbeitet
K, = 1,00
5,00 Kz
1,78 Kz
1.26 Kz
0,99 Kz
Uni
jearbeitot
if, = 1,00
5,30 Kz
1,43 Kz
1,30 üTs
0,91 Kz
Diese Tabellenwerthe lassen erkennen:
1) dafs mit Ausnahme der Scherfestigkeit alle übrigen statischen
Controlapparate für den Betrieb elektrischer Beleuchtungsanlagen. 211
Festigkeiten im bearbeiteten und unbearbeiteten Zustande desselben
Gufseisens gröfser sind als dessen Zugfestigkeit-
2) dafs mit Ausnahme der jß/e^cfestigkeit alle übrigen statischen
Festigkeiten desselben Gufseisens in Folge des Einflusses der Gufshaut
herabgedrückt werden;
3) dafs die Gröfse des Einflusses der Gufshaut auf die Veränderung
der Festigkeiten bei gleicher Querschnittsform für die einzelnen Festig-
keitsarten ein verschiedener ist und überhaupt von der Form des
Querschnittes abhängig ist.
W. E. Fein's Controlapparate für den Betrieb elektrischer
Beleuchtungsanlagen.
Mit Abbildungen.
Um ein« vollkommen gleichmäfsiges Licht der Bogen- und Glüh-
lampen und zugleich eine möglichst lange Brenndauer der letzteren zu
erzielen, mufs die Klemmenspannung der Dynamomaschine möglichst
unveränderlich erhalten wei'den. Soll deshalb, namentlich bei Anlagen
mit einem Betriebsmotor mit veränderlicher ümlaufszahl, der Wärter
so oft als nur thunlich die Spannung seiner Maschine an einem Volt-
meter beobachten, so ist dies umständlich und unzuverlässig, v^^eil ja die
Scalen dieser Mefsinstrumente sich nicht leicht in so grofsen Dimensionen
ausführen lassen, dafs ihr Ablesen mit Sicherheit von einiger Entfernung
aus erfolgen kann. Man hat schon mehrfach sogen. Spannungswecker
hergestellt, die jede die normalen Grenzen in einer unzulässigen Weise
überschreitende Spannungsänderung der Dynamomaschine durch ein von
Ferne sichtbares oder hörbares Signal selbsthätig anzeigen und dem
Maschinisten bestimmt angeben, ob und in welcher Weise er die Touren-
zahl seiner Dynamomaschine zu verändern bezieh. Widerstände ein-
oder auszuschalten hat.
W. E. Fein in Stuttgart erreicht dies durch die im Nachfolgenden
beschriebenen und abgebildeten Apparate und verwendet für gröfsere
Beleuchtungsanlagen gewöhnlich zwei derartige Apparate, von welchen
der eine im Maschinenräume, der andere im Bureau des Betriebsbeamten
aufgestellt wird, damit auch dieser die Spannung und zugleich die dies-
bezügliche Thätigkeit des Maschinisten controliren kann. Für solche
Fälle, wo dies nicht fortwährend möglich ist, kann der Spannungs-
wecker mit einem Registrirapparate in Verbindung gebracht werden,
welcher selbsthätig aufzeichnet, ob und wann die Spannung der Ma-
schine zu hoch oder zu nieder geworden ist, was besonders für Be-
leuchtungsanlagen, welche die ganze Nacht hindurch im Betriebe sind,
sehr zu empfehlen ist.
212 Controlapparate Idr den Betrieb elektrischer Bclenclitungsanlagen.
Nachstehende Figur zeigt die innere Einrichtung des Spanuungs-
weckers. Der Zeiger Z des Voltmeters F ist mit zwei Contactfedern ver-
sehen, welche zwischen den beiden Contaclschrauben / und 2 spielen;
diese sind in entsprechend weiten Grenzen verstellbar und lassen sich
dadurch leicht auf die ge-
wünschte Maximal- und Mini-
malspannung einstellen. Sie
stehen mit den beiden Glüh-
ampen G^ und (r., derart in
Verbindung, dafs entweder die
eine oder die andere zum Bren-
nen kommt, je nachdem der
Zeiger des Voltmeters nach
rechts oder links ab-
gelenkt wird, d. h. je
nachdem die Span-
nung der Maschine
zu hoch oder zu
niedrig geworden
ist, bei normaler
Spannung berührt
keine der beiden
Federn ihre Con-
tactschraube. Vor
den beiden Glüh-
lampen sind in
dem den ganzen
Apparat bedecken-
den Metallgehäuse zwei kreisrunde Ausschnitte angebracht und in die-
selben Glasscheiben eingesetzt, wovon die eine roth, die andere grün
gefärbt ist; aufserdem ist jede Scheibe, behufs Ausschliefsuug jeder Ver-
wechselung oder Täuschung beim Beobachten derselben, noch mit einer
Inschrift versehen, welche beim Erglühen der Lampe weithin sichtbar
wird; die grüne linke Scheibe zeigt die Inschrift: „Tourenzahl zu klein",
wenn die Spannung der Maschine zu niedrig geworden ist, wogegen
rechts die Inschrift: „Tourenzahl zu grofs-"- in rothem Lichte erscheint,
im Falle die Spannung die zulässige Gröfse übersteigt. Das Metallgehäuse
des. Apparates ist nicht fest, sondern durch die beiden Scharniere rj und r-^
mit der gufseisernen Grundplatte verbunden, so dafs mau zur inneren
Einrichtung leicht gelangen kann, im Falle ein Auswechseln der Glüh-
Iami)en mit der Länge der Zeit nothwendig wird.
In den Stromkreis beider Glühlampen ist ferner der Wecker I ge-
schaltet, welcher mit dem Erglühen der einen oder anderen Lampe ein
hörbares Signal gibt, und zwar so lange, bis der Wärter seine Dynamo
Lockwood"s Anordnung zum Schutze der Telephonleitungen. 213
wieder auf die richtige Umdrehungsgeschwindigkeit gebracht oder Ab-
hilfe mittels seines Stromregulators geschaffen hat 5 ein ]S'ichtbeachten
des Signals erscheint daher vollständig ausgeschlossen, besonders da
erforderlichenfalls mit dem Apparate noch ein zweites Läutewerk ver-
bunden werden kann, das sich in jedem beliebigen anderen Räume auf-
stellen läfst.
Damit die Contacte dieses Weckers nicht schadhaft werden können
und dessen Selbstunterbrechung das Brennen der Lampen nicht stört,
ist parallel zu dem Elektromaguete desselben der aus Neusilberdraht
hergestellte, unter dem Elektromaguete befindliche Widerstand W ge-
schaltet, und so bemessen, dafs nur ein ganz geringer Theil des Stromes
durch das Läutewerk selbst seht.
Da das Voltmeter T' keine Stahlmagnete, sowie keine verstellbaren
Gegengewichte oder Federn besitzt, so wird auch die Richtigkeit seiner
Angaben durch äufsere Einwirkungen nicht beeinflufst.
Für manche Fälle, besonders zur Coutrole des Maschinenwärters
genügt schon ein hörbares Signal: dann verwendet Fein einen etwas
einfacheren Apparat. An demselben wird der Wecker L und die
beiden Glühlampen G, und G.^ durch eine Lampe und zwei Läutewerke
von verschiedenem Klange ersetzt; von letzteren kommt das eine oder
das andere in Thätigkeit, je nachdem die Spannung der Maschine zu
hoch oder zu niedrig wird.
Lockwood's Anordnung zum Schutze der Telephonleitungen
gegen Induction aus anderen Leitungen.
Mit Abbildung.
T. D. Lockwood in Boston hat sich kürzlich eine Anordnung paten-
tireu lassen, welche die schädlichen inducirenden Einwirkungen von
Licht- und Motoren-Leitungen beseitigen soll und nicht, wie andere
dasselbe bezweckende Anordnungen, das Telephoniren schwächt, son-
dern eher noch verbessert. In der zugehörigen Abbildung ist L eine
Telephonleitung, welche dem Einflüsse einer
mit Wechselströmen arbeitenden elektrischen
Leitung ausgesetzt ist. Von ihr wird vor dem
Telephone T bei x eine Abzweiguno; zur
Erde E angelegt, in welche ein Elektro-
magnet e von geringem Widerstände, aber
hoher Selbstinduction eingeschaltet ist. Wäh-
rend nun aber die von der Lichtleitung indticirten Ströme in Folge der
verhältnifsmäfsig geringen Anzahl ihrer Richtungs- bezieh. Stärken-
wechsel einerseits und in Folge des geringen Widerstandes von e der
Hauptsache nach ihren Weg über den Elektromagnet e nehmen, gehen
214
Warnungssignale für eine bestimmte Fahrtrichtung.
die Telephonströme wegen des hohen Widerstandes, welchen die hohe
Selbstinduction von e so raschen Stromänderungen, wie sie die Grund-
lage der telephonischen Uebertragung bilden, entgegensetzt, im Wesent-
lichen über T zur Erde E^ d. h. die störende Wirkung der durch die
Lichtleitung inducirten Ströme auf T wird erheblich verringert. Das
als Geber benutzte Mikrophon M wird durch die aus der Lichtleitung
inducirten Ströme nicht gestört, und deshalb kann die secundäre Win-
dung seines Inductors in die Leitung L vor x eingeschaltet werden;
es wird dadurch die Wirksamkeit des Gebers erhöht.
In Mittelstationen kann natürlich eine Abzweigung x E zur Erde
nicht angebracht werden; in ihnen wird daher der Elektromagnet e in
eine Nebenschliefsuug zum Telephon gelegt und kann mittels eines Um-
schalters ausgeschaltet werden.
Lockwood hat gefunden, dafs für gewöhnlich ein Elektromagnet
mit Eisenkern und Eisenhülle und von ungefähr 10 Ohm Widerstand
genügt.
Warnungssignale und Schienencontacte für eine bestimmte
Fahrtrichtung.
Mit Abbildung.
Wenn an eingeleisigen Nebenbahnen unbewachte Wegübergänge
durch elektrische Läutewerke geschützt werden sollen, welche durch
neben den Schienen angebrachte, durch die Räder des fahrenden Zuges
in Thätigkeit versetzte Contacte zum Läuten gebracht werden, so sind
diese Contacte so einzurichten, dafs sie den Strom nur schliefsen, wäh-
rend der Zug in der einen Richtung fährt, damit der sonstige Verkehr
nicht durch Warten auf einen Zug aufgehalten wird , der bereits über
den üebergang hinaus ist.
Zu diesem Zwecke hat der Eisenbahn-Telegraphenaufseher H.Seseman
in Erfurt den Contact in folgender Weise ein-
gerichtet. In einem in genügender Entfernung von
der Schiene auf einer Eisenplatte befestigten Kugel-
lager wird eine Welle c gelagert, auf welche neben
der Schiene ein kleines Stahlrädchen drehbar auf-
gesteckt ist, worüber die Räder laufen; auf dem
anderen Ende der Welle c dagegen sitzt eine eben-
falls drehbare Rolle £", welche, wenn die Räder
auf das Rädchen wirken, je nach der Fahrtrichtung
links oder rechts in dem Ausschnitte F einer Füh-
rungsplatte emporgeht und dabei einen der beiden,
durch die Federn k und k^ zurückgehaltenen Con-
tact i und i'i auf seinen Ambofs legt und so einen elektrischen Strom-
kreis schliefst und das Läutewerk auslöst. Auch das Stahlrädcheu
Warnungssignale für eine bestimmte Fahrtrichtung. 215
liegt in dem Ausschnitte einer Führuugsplatte, die jedoch, F entgegen-
gesetzt, die geneigten Flächen oben liegen hat. Eine auf c wirkende
Feder zieht E beständig im Ausschnitte F nach unten.
Der abgebildete Contact vermag zwei Läutewerke für zwei zu
beiden Seiten des Contactes liegende Uebergänge auszulösen, bei jeder
Fahrtrichtung jedoch stets nur eines und zwar das in der Richtung der
Fahrt liegende. Auch würde ein solcher Contact dem Weichensteller,
welcher weit entfernt liegende oder nicht sichtbare Weichen zu be-
dienen hat, die Vor- oder Rückwärtsbewegung eines Zuges an den frag-
lichen Stellen bestimmt anzeigen können. In verwandter Weise würde
der eine der beiden Contacte für die selbsthätige Controle der Fahr-
geschwindigkeit benutzt werden können.
Liegt blofs auf der einen Seite des Contactes ein Uebergang, so
ist blofs ein Läutewerk nöthig, aber es mufs auf jeder Seite des Ueber-
ganges in geeigneter Entfernung (1300"i bis 1500°^) ein Schienencontact
angebracht werden, dieser braucht aber nur einen einzigen Contactstift.
Siemens und Halske in Berlin verwenden für derartige Fälle ihren
Schienendurchbiegungs-Quecksilbercontact (vgl. 1888 261 * 374). Sie
lassen dabei nach der Elektrotechnischen Zeitschrift^ 1889 S. 40, alle
Läutewerke etwa 2 Minuten lang läuten, aber nur alle 6 bis 7 Secunden
einen Schlag geben, damit dasselbe beim Verkehre von 15 Zügen täg-
lich doch nur jeden Tag einmal aufgezogen zu werden braucht. Das
Spindelläutewerk wird zu besserem Schutze gegen muth willige Angriffe
etwas höher gebaut. Es gibt nach jeder Auslösung 2 Schläge. Die
erste Auslösung geschieht durch den Schienencontact. Dabei zieht das
Läutewerk ein Neben werk auf, dessen Ablaufen durch ein Pendel werk
verlangsamt wird. So lange das Nebenwerk läuft, hält es die elek-
trische Leitung unterbrochen; zum vollständigen Ablaufen braucht es
8 bis 10 Minuten, und deshalb kann auch ein langsam fahrender Zug
beim Hinwegfahren über den in der Fahrtrichtung hinter dem Läute-
werke liegenden zweiten Schienencontact hinwegkommen, ohne das
Läutewerk noch ein zweites Mal auszulösen. Das Nebenwerk löst
immer nach Ablauf von 6 bis 7 Secunden das Läutewerk mechanisch
aus, so dafs es 2 Schläge gibt; dies geschieht für die Dauer von 2 Mi-
nuten. Mit dem so gegebenen hörbaren Warnungssignale kann auch
noch ein sichtbares verbunden werden, das hauptsächlich dazu bestimmt
ist, den Locomotivführer des vorüberfahrenden Zuges davon in Keuntnifs
zu setzen, dafs das Läutewerk das Warnungssignal wirklich gegeben
hat. Dieses sichtbare Signal erscheint, wenn das Warnungssignal durch
den Einflufs des Nebenwerkes beginnt, und verschwindet wieder, wenn
der Zug vorüberfährt, oder wenn er vorübergefahren ist.
216
Wagner's Mikrophon.
Westinghouse's Umsclialter für elektrische Lichtleitungen.
Mit Abbildung.
Der nebeustehend abgebildete Um-
.schalter wird von der fVestinghouse Company
in ihren Lichtanlagen verwendet, wo die-
selbe Dynamomaschine abwechselnd mit
zwei verschiedenen Stromkreisen ver-
bunden werden soll. Die beiden von der
Dynamo kommenden Poldrähte werden
an die beiden in der Mitte des Um-
schalters links und rechts sichtbaren
Klemmen geführt. Die beiden oben lie-
genden Klemmen nehmen die Leitungen
des einen Stromkreises auf, die unteren
diejenigen des anderen. Bei der gezeich-
neten Lage des Umschalterhebels wird
also der Strom dem ujateren Stromkreise
zugeführt. Soll der obere den Strom be-
kommen, so wird der Griff rasch nach
oben bewegt und die beiden Klingen am
Hebel in die beiden oberen Zangen hin-
eiugedrückt. Der Handgritf besteht natür-
lich aus einem isolirenden Stoffe.
H. J. Wagner's Mikrophon.
In
Mit Abbildung.
dem Mikrophon der Geraer Elektrotechnischen Fabrik H. J.
Wagner in Cuba bei Gera (*D. R. P. Kl. 21
Nr. 444-65 vom 21. Januar 1888) wird der
Körper durch die dem Mikrophon bei-
gegebene Inductionsspule gebildet, deren
vordere, vergröfserte Flanschenscheibe b
die Platte g und den Schalltrichter f trägt,
während auf den hinteren Flanschet eine
Schlufsscheibe l aufgeschraubt ist, welche
den Hohlraum der Spule luftdicht ab-
schliefst. Im Inneren der Spule ist ein
Weichgummicy linder k angebracht, gegen
dessen nach aufsen gebauchten Boden
sich ein in der Spule dicht eiugeschliffener
Contact i anlegt. Ein an der Platte g
Die Raoiüt'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmiing. 217
sitzender Contaet h steht mit dem Contacte i in Berührung. Die in
dem zwischen der Platte g und der Flansehenscheibe b betindlichen,
luftdicht abgeschlossenen Räume m enthaltene Luft wirkt als Dämpfer
für die Schwingungen der Platte. Dieses Mikrophon ist gleich gut für
lange und kurze Entfernungen zu benutzen. In ihm sind die Contacte
besonders gut gegen Verstaubung und Beschädigung von aufsen ge-
schützt. Da es in jeder Stellung gut arbeitet, läfst es sich bequem
tragbar machen.
Die Raoult'sche Methode der Molekiilargewic]itsl)estim-
mung; von Constantin Klinge.
(Fortsetzung der Abhandlung S. 179 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
A. F. HoUemann^^ hat ein noch einfacheres Verfahren in Anwen-
dung gebracht.
Das Gefäfs, worin sich die auf ihren Gefrierpunkt zu untersuchende
Flüssigkeit befindet, ist ein weites Probirrohr (etwa 2^°^ Durchmesser);
es wird durch die Klemmschraube eines Stativs festgehalten. Im Probir-
rohre hängt ein in ijo Gi'ade getheiltes, emptindliches Thermometer;
weiter ist noch ein Rührer (ein am unteren Ende umgebogener Glas-
stab) darin befindlich. Als Kühlgefäfs wird ein mit Eiswasser gefülltes
Becherglas benutzt, das am selben Stativ auf einem mit Drahtnetz ver-
sehenen Ring steht und während des Versuches auf und ab gehoben
wird, wogegen die relative Lage von Probirrohr und Thermometer un-
verändert bleiben.
Bei Ausführung eines Versuches kühlt man die zu untersuchende
Flüssigkeit (wovon 30 bis 40§ ausreichen) ungefähr ab bis 0,5" unter
den Gefrierpunkt des Lösungsmittels; der Rührer wird dabei mit der
Hand in Bewegung gehalten. Danach wird das Becherglas mit Eis-
wasser ganz vom Probirrohre weggenommen. Durch Reiben mit dem
Rührer an der Glaswand , oder sicherer durch Einbringen eines mini-
malen Krystallflitterchens wird jetzt die Krystallisation eingeleitet. So-
bald diese eintritt, sieht man die Temperatur, die bis dahin noch stets
sinkend geblieben ist, plötzlich steigen. Man wartet einige Augen-
blicke, rührt die Flüssigkeit nun um und liest die Temperatur ab mit
einer kleinen fFo//as/on"schen Lupe, wie sie auch sonst im Laboratorium
oft benutzt wird. Dies wird in kurzen Intervallen noch zwei- bis dreimal
wiederholt, vor jeder Ablesung erst gerührt, um sich zu überzeugen,
dafs Constanz der Temperatur eingetreten ist.
Man thaut jetzt die Kryställchen wieder auf, das Probirrohr mit
der Hand oder mit ein wenig lauwarmem Wasser erwärmend, und
33 Berichte^ XXI, 860.
218 Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung.
^viederholt dann in derselben Weise die Gefrierpunktsbestimmuug noch
zweimal. Die drei so erhaltenen Gefrierpunktszahlen differireu dann
höchstens um '^ loo Grad.
Als Beweis, dafs dieses höchst einlache Verfahren für den Zweck
ausreicht, gibt Hollemann die folgenden Molekulargewichtsbestimmungen,
die danach ausgeführt worden sind, an :
Gefiierpunkts-
Erniedrigui:i;
1) Benzamid
1,96
0,62;
0,61; 0,61
0,31
126
121
2) Phtalsäiireanliydrid
1,57
0,35;
0,35; 0,35
0,23
169
148
3) Acetoiihenon ....
1,82
0,55;
0,55; 0,55
0,30
130
120
4) Naplitalin
1,87
0,54;
0,55; 0,55
0,29
134
128
Die Ausführung einer Molekulargewichtsbestimmung nach diesem
hier beschriebenen Verfahren dürfte, das Herstellen der Lösung, wie
auch die Gefrierpunktsbestimmung des Lösungsmittels selber mitgerechnet,
kaum mehr als '^[^ Stunden in Anspruch nehmen.
Auf Veranlassung des Herrn Prof. Engler habe ich mich längere
Zeit mit der i?ao«/f sehen Methode beschäftigt. Durch die von mir ge-
machten Beobachtungen wurden schliefslich die beiden eben angegebenen
Verfahren gewissermafsen mit einander vereinigt und die Versuche in
folgender Weise angestellt:
Der Mantel zur Aufnahme der Flüssigkeit erhielt die Gröfse, dafs
50s Lösungsmittel denselben ungefähr bis zur Hälfte füllten.
Zum Schutze gegen die Feuchtigkeit der Luft wurde der Mantel
mit einem doppelt durchbohrten Kork verschlossen. In die eine Bohrung
wurde ein in zehntel Grade getheiltes Thermometer, in die andere ein
Rührwerk, welches genau in der von Auwers angegebenen Weise aus-
geführt war, gesteckt. Der ganze Apparat wurde in ein grofses Becher-
glas mit Wasser gesenkt, dessen Temperatur sich etwa 20 unter der
jedesmaligen Erstarrungstemperatur des Lösungsmittels befand, und die
Versuche unter Einhaltung der von Auwers angegebenen Vorschriften
angestellt. Nur habe ich den Krystalleinwurf ganz weggelassen, da
beim Abkühlen des Lösungsmittels (Eisessig oder Phenol) auf etwa 0,50
unter seinen Erstarrungsi)unkt die Erstarrung von selbst vor sich geht
und man ganz normale Werthe erhält. — Auf diese Weise wurde
erreicht, dafs zwischen den drei Gefrierpunktszahlen fast niemals
sich eine Temperaturdifferenz ergab, so dafs in der Folge schon der
erste beobachtete Werth als brauchbar angenommen werden konnte.
Ich neige mich daher zu der Ansicht, dafs diese Differenzen bei
Auwers durch den Krystalleinwurf, bei Eolleinnnn dagegen durch den
Umstand, dafs ein offenes Gefäfs angewandt wird, hervorgerufen werden.
Die Raoult"sche Methode der MolekulargewichtsbestimmuDg. 219
Für meine Resultate mag das folgende Yersuchsbeispiel sprechen:
Trijilienylpyridin^ Cy^H^-l^^ iVi = 307.
Erstarrungspunkt des Phenols: 39,000.
Angewandt: 0?,3235 Triphenylpjridin in 52?,0 Eisessig.
Gefunden :
E
33,840
33,830
33.830
C
0,160
0,170
0,170
A
0,2570
0,2730
0,2730
3/
311
296
296
Mittel
0,2680
300.
Erstarrungspunkt des Phenols: 39,100.
Angewandt: 0?,2050 Triphenylpjridin in 52?,8 Eisessig.
Gefunden :
E C A M
38.9600 0,1400 0.2590 309
38.9600 0.1400 0.2590 309
38,9600 0,1400 0,2590 309
Mittel 0,2590 3Ü97
Theorie Mittel der Versuche
3/ =307 i¥ = 304,5.
Handelt es sieh um die Bestimmung des Molekulargewichtes einer
Substanz in einem Lösungsmittel, dessen molekulare Depression T schon
bekannt ist, so wird man bei Anwendung eines der drei eben be-
schriebenen Verfahren in den meisten Fällen befriedigende Werthe er-
halten.
Hentschell^ welcher Versuche über das gegenseitige Verhalten von
Benzol und Eisessig angestellt und zu seinen Bestimmungen ausschliefs-
lich Substanzen von flüssigem Aggregatzustande verwendet hat, be-
nutzt einen Apparat ^^ (Fig- 2), der von dem ^Mioers'schen abweicht.
Zu genaueren Bestimmungen ist es, zumal wenn man das leicht-
flüchtige Benzol als Lösungsmittel benutzt, unbedingt nöthig, im abge-
schlossenen Räume zu arbeiten, namentlich, wenn man durch Ausführung
einer Reihe von Bestimmungen das Verfahren in die Länge zieht. Die
Bewegung der theilweise erstarrten Flüssigkeit wird durch das Wirbeln
eines an der Glasbläserlampe hergestellten Flügelrades erzielt, dessen
Stiel A den Stöpsel des Versuchsgefäfses durchsetzt, wobei durch ein
eingeschobenes Glasröhrchen für leichte Führung gesorgt ist; diese
Achse des Flügelrades steht etwas schief, so dafs das flügeltragende
Ende des Stieles genau im Mittelpunkte der Gefäfskuppel steht. Die
drehende Bewegung des Flügelrades wird dadurch bewirkt, dafs man
leise an dem aufgekitteten Glasrohre B entlang fährt; ist alles sorgfältig
eingerichtet, so genügt diese Bewegung, um den Inhalt des Gefäfses
heftig durch einander zu wirbeln.
Da es sich meist um Reihen von Bestimmungen handelt, so wird
34 Zeitsr.hr. für phys. Chem.., II, 306.
22U i-'ie iiauull sehe Metliude der Jlulekulargewiclitsbesliinmung.
die zu untersuchende Flüssigkeit in ein mit eingeschliffenem Tropfrohre
versehenes Flaschchen gethan, welches nach jedesmaligem Eintragen
von Flüssigkeit zurückgewogen wird.
Das Eintragen geschieht durch den mit Kork verschlossenen Stutzen C.
Die Beobachtung des Erstarrungspunktes kann in zweierlei AA^eise ge-
schehen. Mau läfst entweder die Lösung erstarren und beobachtet unter
beständigem Umrühren den Wärmegrad des Thermometers, bei welchem
eine eben noch sichtbare Wolke von Krystalleu übrig geblieben ist,
oder man läfst vor dem Eintragen der zu untersuchenden Flüssigkeit
einen Theil des Lösungsmittels oder der bereits gewonnenen Lösung er-
starren, um nun erst von jener Flüssigkeit zuzutropfen; bei gleich-
mäfsigem Rühren sinkt die Temperatur jetzt sehr rasch und stellt sich
um so genauer auf den Erstarrungspunkt ein, je zarter der Flor von
Kr^'stallen ist, welcher nach Zusatz der Versuchsflüssigkeit dem Ver-
thauen widerstanden hat. Natürlich ist der Versuch mifsglückt, Avenn
alle Krjstalle nach dem Eintragen verschwinden, und wird dann die
Bestimmung des Schmelzpunktes nach dem zuerst angeführten Verfahren
nachgeholt. Das zweite Verfahren eignet sich besonders bei Benutzung
von Eisessig als Lösungsmittel; das Verfahren beruht auf dem aufser-
ordentlichen Ueberwiegen der latenten Schmelzwärme gegenüber der
specifischen Wärme.
Bei Bestimmung der Schmelzpunkte der Lösungsmittel selbst thut
man gut, dieselben vorsichtig überkalten zu lassen, worauf sie in ihrer
ganzen Masse in kleinen, leichtlöslichen Krystallen erstarren, anderen-
falls scheiden sich leicht Krusten an den Wänden des Gefäfses ab,
welche genaue Bestimmungen unmöglich machen 5 mit Zunahme des ge-
lösten Körpers hört diese Krustenbildung auf.
Man hält zweckmäfsig doppelwandige Staudgefäfse (vgl. D D auf
Fig. 2) bereit, welche man trocken als Schutzmittel zur Abhaltung
von warmer Zimmerluft oder, mit Eiswasser gefüllt, zur Kühlung der
Lösungen benutzt.
Bezüglich der Resultate sei auf die Originalarbeit ^5 verwiesen.
Für sehr genaue Untersuchungen, z. B. bei Bestimmung der mole-
kularen Depression eines Lösungsmittels, leistet ein von Beckmann^^'
construirter Apparat (Fig. 3) vortreffliche Dienste. Das Gefäfs A^
welches die zu prüfende Flüssigkeit aufnimmt, besteht aus einem stark-
waudigen grofsen Probirrohre, welches seitlich einen Stutzen trägt, be-
hufs Einfüllung der Substanz. Um eine Bestimmung auszuführen, gibt
man in das zuvor mit einigen scharfkantigen Platinschnitzeln beschickte
und tarirte Probirrohr, welches bis zum Stutzen etwa 25cc fafst, unge-
fähr 15^ Lösungsmittel, trocknet den oberen Theil des Rohres mittels
Filtrirpapier und wägt nun bis auf Centigramme geuau. Nachdem der
35 Zeüschr. für phys. Chem., II, 308.
36 Zeüschr. für phys. Chem.., II, 638.
Die Raoulfsche Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 221
aus dickem Platindrahte bestehende Rührer eingelassen ist, wird das
Thermometer mittels Kork aufgesetzt. Um das Probirrohr befestigt
man zunächst mit Kork einen weiteren Cylinder Ä, der als Luftmantel
dient, erst dieser wird in das Batterieglas C eingesenkt, welches mit
Kühlflüssigkeit gefüllt ist.
Zweckmäfsig hält man die Temperatur in dem Batterieglase etwa
2 bis 50 unter dem Erstarrungspunkte der zu prüfenden Flüssigkeit.
Bei Arbeiten mit Eisessig, dessen Schmelzpunkt bei rund 160 Hegt, läfst
sich eine zu hohe Temperatur durch Einwerfen von Eisstüeken und
Umrühren mit dem äufseren Rührer herabdrücken. Ohne Luftmantel
wäre das natürlich während der Arbeit nicht statthaft. Wird Benzol,
welches bei rund 5,5^ schmilzt, verwendet, so füllt man das äufsere
Gefäfs zum grofsen Theile mit Eisstücken und läfst es dann voll Wasser
laufen. Die Sorge um die äufsere Temperatur fällt hier bei genügend
vorhandenem Eise fort, bis der Gefrierpunkt der zu prüfenden Lösung
unter 2^ sinkt. Wird stärkere Abkühlung nothwendig, wie es bei An-
svendung von Wasser als Lösungsmittel von vornherein der Fall ist,
so gibt man zu der Mischung von Eis und Wasser im äufseren Gefäfse
unter Umrühren so viel Kochsalz, bis die gewünschte Temperatur er-
reicht ist. Ein beständiges Sichtbarbleiben des Gefriergefäfses ist ganz
überflüssig. Nach einiger üebung braucht man die äufsere Temperatur
gar nicht mehr mit dem Thermometer zu controliren; die Schnelligkeit,
mit welcher die Temperatur im inneren Gefäfse sinkt, genügt zur Be-
urtheiluug.
Nach dem Abkühlen der Flüssigkeit unter ihren Gefrierpunkt wird
für den Beginn der Krystallabscheidung Sorge getragen und das bei
beständigem Rühren nun rasch steigende Quecksilber des Thermometers
gibt in seinem höchsten Stande den Gefrierpunkt an. Auch bei diesem
Verfahren wird das Einwerfen von Krystallen, um die Erstarrung ein-
zuleiten, weggelassen. Um die Möglichkeit einer Abkühlung des Lösungs-
mittels zu beschränken, ist das Probirrohr mit Platinschnitzeln be-
schickt und mit einem auf und ab gehenden, Erschütterungen erzeugenden
Rührer versehen worden. Bei Anwendung von Benzol hat dies den
Erfolg, dafs der Quecksilberfaden nur wenige Hundertstel-Grade unter
den Gefrierpunkt sinkt, um sich in Folge einer geringen feinpulverigeu
Krystallabscheidung alsbald sehr genau auf den Gefrierpunkt einzu-
stellen.
Eisessig läfst sich unter diesen Bedingungen etwas stärker, bis zu
0,50, Wasser bis zu lo überkühlen. Für die Bestimmung des Gefrier-
punktes der reinen Lösungsmittel ist die in den letzteren beiden Fällen
auftretende stärkere Eisabscheidung ohne Belang: wie für concentrirtere
Lösungen der entstehende Fehler leicht vermieden wird, soll sogleich
erörtert werden.
Nachdem der Gefrierpunkt des Lösungsmittels auf diese Weise be-
222 Die Raonlt'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung.
stimmt und nach Aufthauen des abgeschiedenen Eises durch wieder-
holte Bestimmung auf seine Constanz geprüft worden ist, wird die zu
untersuchende Substanz durch den Stutzen eingeführt und nach erfolgter
Lösuno- — dem Stutzen anhaftende Partikeln können durch Neigen weg-
o-espült werden — der Gefrierpunkt aufs Neue zweimal bestimmt.
Durch Subtraction erfährt man ohne Weiteres die stattgehabte Erniedri-
gung. Nach Zufügung einer weiteren Menge Substanz kann sofort die
Bestimmuno- für höhere Concentrationen angeschlossen werden. Bei der
Untersuchung von Lösungen tritt mit steigender Conceutration immer
mehr die Nothwendigkeit hervor, eine stärkere Ueberkühlung möglichst
zu vermeiden, d. h. die Menge des ausfrierenden Lösungsmittels thun-
lichst zu beschränken. Da nur dieses sich ausscheidet, mufs mit dessen
Entfernung die zurückbleibende Lösung concentrirter werden und einen
immer niedrigeren Schmelzpunkt zeigen. Die möglichen Fehler werden
bei obio^em Verfahren um so gröfser, wenn, wie das besonders bei Eis-
essig und Wasser der Fall ist, durch die gelöste Substanz die Krystall-
abscheidung in höherem Mafse, unter Umständen um viele Grade, hint-
angehalten wird. Aber auch in diesen Fällen kann man ohne Einbringen
von fertigem Eise einen hohen Grad von Genauigkeit erreichen. Nach-
dem Eisausscheidung durch Abkühlung ohne Luftmantel bei kräftigem
Umrühren hervorgerufen ist, läfst man während kurzer Ruhe am Boden
des Gefriergefäfses eine ganz dünne Schicht des Lösungsmittels anfrieren,
thaut sodann die in der Flüssigkeit schwebende feinzertheilte Abbchei-
dung, welche viel leichter zergeht als die dünne Eiskruste, fast völlig
auf, sistirt weitere Erwärmung durch Einsetzen in Luftmantel und
Kühlflüssigkeit und führt, wenn das Thermometer zu sinken beginnt,
die Bestimmung wie früher aus. Durch einige üebung gelingt es leicht,
den Versuch so zu leiten, dafs bei einer Ueberkühlung von 0,1^ und
weniger Graden bereits genügend feinzertheiltes Eis ausgeschieden ist,
um das Thermometer wieder aasteigen zu lassen.
Zur Vermeidung grober Täuschungen verlasse man sich bei diesen
Versuchen nie allein auf den Gang des Quecksilberfadeus, sondern
betrachte die Beobachtung nicht eher als sicher, bis man sich
von der wirklich erfolgten Abscheid ung fein zertheilten Eises über-
zeugt hat.
Zum Einbringen fester Substanz in den A])parat dient ein einseitig
zugeschmolzenes Glasrohr von einem Durchmesser, dafs es bequem
durch den Stutzen geht. Für die Einführung von Flüssigkeiten empfiehlt
sich überaus der nachstehend abgebildete (Fig. 4), leicht aus Glas her-
zustellende Api)arat, welcher nur eine Modilication des Sprengel-Ostwald-
schen Pyknometers 3' darstellt. Der Apparat wird gefüllt, indem man
die Kapillare, welche unten am cylindrischen Gefäfse angeschmolzen
37 J. /. pr. Chevi., [2] 16, 396.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 223^
ist, in die Flüssigkeit eintaucht, das obere Knierohr zum Schutze gegen
Feuchtigkeit mit einem Chlorcaiciumrohre verbindet und nun ansaugt.
Die Entnahme von Substanz geschieht durch Einblasen, während die
Kapillare in den Stutzen geschoben ist. Eines vollkommenen Abtropfens
halber ist die Kapillare an der Mündung abwärts gebogen und schief
angeschlitfen.
Auch sehr leicht flüchtige Flüssigkeiten können vor einem Ver-
dunsten bewahrt werden, wenn man die Kapillare recht eng nimmt
und das obere Rohr, wie in der Figur, an einer Stelle kapillar auszieht.
Was aber den Apparat besonders vor den vorhergehenden aus-
zeichnet, ist das empfindliche, von Beckmann eigens für den Apparat
construirte Thermometer (Fig. 3 /)), welches durch Billigkeit, Hand-
lichkeit, Zuverlässigkeit und Anwendbarkeit bei allen hier in Betracht
kommenden Temperaturen von — 60 bis -\- 60^ ausgezeichnet ist. ^8
(Schlufs folgt.)
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
(Schlufs des Berichtes S. 170 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Ueber das Vorkommen und die Anhäufung der Raffinose in den
Säften und Producten der Rübenzuckerfabrikation veröffentlicht J. Ceck
in Dobrowitz Untersuchungen (Oesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie, Bd. 18 Heft 1 S. 26. Vgl. 1889 272 130, 132).
Die Untersuchung erstreckte sich auf jene Säfte der Rohzucker-
fabrikation, welche nach Beendigung der einzelnen Operationen des
Zuckergewinnungsprozesses einer anderen Station zugeführt werden,
also eine chemische oder mechanische Umwandlung vollständig durch-
gemacht haben. Es waren dies:
1) der DifFusionssaft von der Batterie,
2) der aussaturirte Rübensaft,
3) der über Spodium filtrirte Dünnsaft,
4) der filtrirte Dicksaft,
5) die Füllmasse,
6) das aus der Füllmasse ausgeschleuderte (I.) Product, und
7) der von den Centrifugen ablaufende Syrup (H. Product), deren
direkte Polarisationszahlen mit jenen nach der Inversionsmethode ge-
fundenen in Betracht gezogen werden sollten.
38 Der ülastechniker F. 0. R. Goftz-e in Leipzig liefert dieses Thermometer
aus Jenaschem Normalglase zum Preise von 25 M. Derselbe fertigt auch die
obigen Apparate, welche übrigens mit den Hilfsmitteln eines jeden Labora-
toriums leicht hergestellt werden können.
224
Keuere Veiiahruii uiul Apparate für Zuckerfabriken.
Zucker nach
Trocken-
Direkte
der
Nummer
Differenz
substanz
Polarisation
Inversions-
methode
Diffusionssaft
1
12,0
10,23
10,15
0.08
2
12,4
10.45
10,45
0.00
3
13,5
11,82
11,67
o;i5
4
12,6
11,05
11,07
-0.02
5
12,5
10,20
10,11
0i09
6
12,0
9,93
9,90
0.03
7
13,0
11,07
10,82
0,25
8
12,7
11,02
10,93
0,09
Aussaturirter
1
12.3
10,94
10,96
-0.02
Saft
2
11,7
10,59
10,53
0,06
3
13,4
12,25
12,05
0,20
4
13,4
12,25
12.23
0,02
5
12,6
11,90
11,75
0,15
6
12,2
11.34
11.24
0,10
7
12,4
11,28
11,34
-0,06
8
13,2
12,18
12,00
0,18
Filtrirter
1
13,5
12,45
12,43
0,02
Diinnsaft
2
12,8
11,73
11,74
—0,01
3
11,6
10,52
10,44
0,08
4
11,5
10,51
10.45
0,06
5
12,4
11,21
11,14
0,07
6
12,6
11.27
11,25
0,02
7
11,7
10,72
10,65
0,07
Dicksaft
1
49,0
44,9
44,63
0,27
2
52,0
47,8
47,64
0,16
3
49,4
45,5
45,14
0,36
4
47,2
43,25
42,98
0,27
5
50,1
45.95
45,53
0,42
6
47,6
43,4
43,07
0,33
7
46,2
42,1
41,79
0,31
Füllmasse
1
93.82
87,5
87,02
0,48
2
93,56
86,3
85,89
0,41
3
93.59
86.6
86,08
0,58
4
92^90
86,0
85,42
0,58
5
93,25
87,2
86,70
0,50
6
92.93
86,7
86,03
0,67
I. Product
1
99,32
98,5
98,48
0,02
2
98.87
97,9
97,81
0,09
3
98,94
97,8
97,73
0,07
4
98.89
97,6
97.54
0.06
5
98,95
97,9
97.80
0,10
6
98,72
97,5
9747
0,03
Ablaufsyrup
1
80,3
67,0
65.99
1.01
2
80,95
68,4
67,47
0,93
3
80,15
67,7
66,51
1,19
4
81,20
68,1
67,01
1,09
5
81.35
68,4
67,15
1,25
G
81.70
68,9
67,46
1,44
teuere Vert'ahren und Apparate für Zuckerfabriken. 225
Diese und eine weitere Reihe von angeschlossenen Versuchen be-
stätigen nicht die Wahrnehmung Pellets^ sie spreclien im Gegeutlieile
für die Ausführungen Dr. v. Lippmann s^ also für dessen Anschauung,
dafs die Raffinose bereits in der Rübe vorkommt: sie beweisen ferner,
dafs die heutige Fabriksmanipulation mit den Säften eine Bildung der
Raffinose aus dem Rohrzucker nicht verursachen kann.
Um höhere Ausbeuten aus den Füllmassen zu erzielen, empfiehlt
Svoboda in Pecek die Abkühlung sorgfältiger zu regeln {Böhmische Zeit-
schrift für Zuckerindustrie ^ Bd. 13 Heft. 5 8. 357), und zwar in folgender
Weise:
Man läfst die Füllmasse in 11™ lange, 0^,65 hohe, 2^,3 breite
Reserven ab, zwischen denen sich ein ebenso langer Schneckentrans-
porteur befindet, der die Füllmasse der Maische zuführt. In diesen
Reserven behält die Füllmasse aber noch nach 12 Stunden eine der-
artige Tempei'atur, dafs man eine raschere Abkühlung bewirken mufs.
Zu diesem Behufe wird die offene Rinne des Schneckeutransporteurs
mit einem Mantel mit Gegenstrom-Kühlung versehen, wobei die Füll-
masse, schraubenartig in dünnen Schichten vorwärts geschoben, wieder-
holt mit den kalten Wandungen der Rinne in Berührung kommt.
Bei einer solchen Einrichtung kann die Füllmasse auf einen be-
liebigen Wärmegrad abgekühlt werden, in Folge dessen eine 3 bis 4 Proc.
höhere Ausbeute an erstem Producte entfällt.
Ein Verfahren zur Entzuckeruug von Melassen oder anderen Zucker-
lösungen mittels Calciumoxychlorides oder basischen Chlorcalciums
wurde C. Böge! in Brieg patentirt (D. R. P. Nr. 46019 vom 25. Februar
1888).
Dieses Verfahren der ZuckergeM-innung aus Melasse oder anderen
wässerigen oder alkoholischen Zuckerlösungen beruht auf der Thatsache,
dafs, wenn man in eine mit Kalk gesättigte Zuckerlösung Calciumoxy-
chlorid oder basisches Chlorcalcium einführt, die auf solche Weise zu-
geführte Kalkmenge ausreicht, allen in der Auflösung enthaltenen
Zucker als in Wasser unlöslichen Zuckerkalk niederzuschlagen. Um
auf billige Weise Aetzkalk im Status nascendi zu erhalten, wird ein
basisches Chlorcalcium, welches wasserärmer ist als das durch Kochen
von Chlorcalcium mit Wasser und Kalk erhaltene, in folgender Weise
dargestellt: Man nimmt Chlorcalcium in Pulverform, mischt es mit ge-
pulvertem gebrannten Kalk und bespritzt das Gemenge mit Wasser.
Die Operation geschieht am besten auf einem Kollergange, um eine
recht innige Vermischung hervorzubringen.
Auf der Eigenschaft, sich im kalten Wasser in Chlorcalcium und
Calciumoxydhjdrat zu zersetzen, beruht nun die Anwendung des basi-
schen Chlorcalciums zur Gewinnung des Zuckers aus Melasse oder
Syrupen und Pflanzensäften. Gibt man nämlich in eine kalte, mit Kalk
gesättigte wässerige Zuckei'lösung, deren Concentration nicht zu hoch
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 3. 1889/111. 15
226 Meuere Verlaine ii und Apparate lur Zuckerl'abrikeii.
ist (also etwa 5 bis 12'' Zucker in l'''j auf einmal oder allmählich dieses
Pulver von basischem Chlorcalcium unter stetem Umrühren hinzu, und
zwar wegen der bedeutenden Wärmeeutwickelung in einem Gefälse mit
Kühlvorrichtung, so fällt fast sämmtlicher Zucker der Lösung als un-
löslicher Zuckerkalk nieder; die Flüssigkeit trennt man vom Nieder-
schlage mittels irgend einer mechanischen Filtrirvorrichtung und reinigt
den gesammelten Niederschlag des unlöslichen Zuckerkalkes mittels
Auswascheus mit heifsem Wasser und verarbeitet dann den so gerei-
nigten Zuckerkalk in bekannter Weise auf Zucker. Die Laugen werden
calcinirt und das so erhaltene Chlurcalcium wieder zur Darstellung von
basischem Chlorcalcium verwendet, bis durch die wiederholte Benützung
ein Umkrystallisiren des Chlorcalciums nothwendig wird.
Es ist aber nicht nothwendig, den ganzen Zucker der Lösung durch
Zusatz und Zersetzung von basischem Chlorcalcium auszuscheiden, son-
dern man kann auch wie folgt verfahren: Man setzt nur so viel basisches
Chlorcalcium zu der mit Kalk gesättigten Zuckerlösung, dafs ungefähr
50 Proc. des Zuckers der Lösung ausgefällt werden; hierauf trennt man
mittels Filterpressen die Flüssigkeit vom Zuckerkalke; die Mutterlauge
erhitzt man zum Sieden und gibt kurz vor dem Beginne des Kochens
Natron oder Kali hinzu. Dadurch wird Chlornatrium bezieh. Chlor-
kalium gebildet, welches in Lösung bleibt, während der andererseits
gebildete Zuckerkalk unlöslich sich ausscheidet; der so erhaltene Zucker-
kalk wird ebenfalls mittels Filterpressen von der Flüssigkeit getrennt,
gereinigt und auf bekannte Art auf Zucker verarbeitet. Die Mutter-
lauge, falls man Melasse oder Syrupe verarbeitet hat, enthält regel-
mäfsig etwas Chlorcalcium und Spuren von Zucker, aus welchem Grunde
man dieselbe zur Verdünnung der Melasse oder Syrupe statt Wasser
anwendet. Die Wiederbenützung geht so lange, bis die Flüssigkeit zu
salzhaltig ist.
Patent- Ansprik/ie: 1) Verfahren zur Entzuckerung von Melasse oder
anderen Zuckerlösungen mittels Calciumoxychlorid.s oder basischen Chlor-
calciums, darin bestehend, dafs man wässerige oder alkoholische Zucker-
lösungen oder Zuckerkalklösuugen zur Fällung von Zuckerkalk mit
basischem Chlorcalcium versetzt. 2} Herstellung des zu dem unter 1)
angegebenen Verfahren erforderlichen basischen Chlorcalciums durch
Vermischen von gebranntem Kalke und Chlorcalcium in Pulverform und
Bespritzen des Gemisches mit Wasser.
Ein Verfahren und Apparat zur Darstellung von Kafliuade aus
Sandzucker wurde N. Tscherikowski in Smiela (Rufsland) patentirt (D. K. P.
Kl. 89 Nr. 46745 vom L December 1887).
Diese.'^i Verfahren bezweckt die Herstellung von Kaftinade aus remem
weifsen Krystallsandzucker oder Zuckermehl, ohne dafs es nöthig wäre,
den zu verarbeitenden Zucker zu lösen, die Zuckerlösung zu klären, zu
liltriren und einzuk(jchen.
Neuere Verjähren und Apparate für Zuckerfabriken. 227
Das Verfahreo besteht wesentlich darin, den Sandzucker oder das
Zuckermehl durch Einwirkung direkten Dampfes von 2 bis 3at Span-
nung in der Zeit von li,, bis 3 Minuten in einen füllmasseartigen, un-
gefähr 100" C. heifsen Zuckerbrei umzuwaudehi, der noch Krvslalle
enthält, und alsdann diesen Brei schnell auf 29 bis 33« C. abzukühlen.
Behufs Ausführung des Verfahrens bringt Tscherikowski den zu raf-
tinirenden Sandzucker oder das Zuckermehl in einen Maischapparat der in
der Fig. 3 Taf. 9 im Längsschnitte dargestellt ist. Dieser Maischapparat
besteht aus einer wagerechten, mittels Zapfen M und IS in Gestellböcken D
drehbar gelagerten Trommel F, die mit Einfüllloch L und Luft- und
Probirhahn n versehen ist. Dem Einfüllloche L diametral oeaenüber
ist die Trommel F mit mehreren Ablafsöflnungeu a versehen welche
in einer Reihe hinter einander liegend, durch einen mit Handgritfen F^
ausgerüsteten Schieber h verschlossen und geöffnet werden können. An
der inneren Trommelwand sind Rührschaufeln Z angeordnet. Der
Zapfen M der Trommel ist hohl, und durch denselben geht ein Rohr P
hindurch, in die Trommel hinein bis zur gegenüberliegenden Stirnwand
derselben. Das Rohr P ist innerhalb der Trommel perforirt, am hinteren
Ende geschlossen und wird durch einen am Gestelle D befestigten
Arm k festgehalten, so dafs es sich bei der Drehung der Trommel nicht
mitdrehen kann. Durch einen Dreiwegehahn G steht das Rohr P mit
einer Dampfleitung und einem ins Freie führenden Condensationswasser-
Ableitunosrohre in Verbinduuo-.
Die Trommel F wird etwa bis zu zwei Drittel ihres Inhaltes mit
zu raftinirendem Sandzucker angefüllt und das Einfüllloch mit dem
Deckel m verschlossen. Die Trommel wird alsdann in Umdrehung ver-
setzt, das in der Dampfleitung etwa vorhandene Condensatiouswasser
durch den Hahn G in die Condensationswasserleitung abgelassen und
hierauf der Hahn G so eingestellt, dafs der Dampf in das Rohr P und
durch dieses in die Trommel F eintritt. Mau läfst den Dampf, welcher
eine Spannung von 2 bis m haben mufs, nur 1,5 bis 3 Minuten lang
auf den Zucker einwirken und erhält dadurch einen füllmasseartigen
Brei, welcher sich von gewöhnlicher Füllmasse dadurch unterscheidet,
dafs der Zucker nicht vollständig aufgelöst ist, sondern die Krystalle
zum Theil intact erhalten sind. Der Zuckerbrei, welcher hierbei eine
Temperatur von 97 bis lOOO C. annimmt, wird alsdann aus der Trommel
abgelassen, indem man durch Oeffnen des Schiebers b den Zuckerbrei
durch die Abflufsöffnungen a hindurch in die unter denselben befind-
lichen Formen Q abfliefsen läfst.
Im Anfange, so lange durch Erfahrung und Uebung der Zeitpunkt
des Ablassens der fertigen Zuckermasse noch nicht festgestellt ist,
nimmt man zuvörderst durch den Hahn n eine Probe, zu welchem
Zwecke der Dampfhahn G geschlossen, der Cylinder mit dem Hahne n
nach unten gekehrt und letzterer geöffnet wird. Fliefst die Füllmasse
228 Neuere Veii'ahren und Apparate für Zuckerfabriken.
durch den Hahn in Gestalt eines weifsen Breies heraus, so sieht mau
die Operation als beendet an.
Die Formen Q sind an der Spitze geschlossen und stehen auf einem
\\'agen, welcher aus einem auf Rädern ruhenden Kasten R besteht, der
die Zuckerformen Q enthält, oben durch einen Deckel r geschlossen
und mit Wasser angefüllt ist zum Kühlen der Formen. Nachdem
sämmtliehe Formen des Wagens gefüllt sind, befördert mau deu Wagen
in jene Fabrikabtheiluug, in welcher die endgültige Abkühlung der
Zuckermasse durch rasche künstlich geregelte Kühlung vorzunehmen
ist. Zu diesem Zwecke ist an der einen Seite des Kastens U ein Rohr 5
mit einem Trichter s angebracht; von diesem Rohre aus durchlaufen
den Kasten quer zwischen den Formenreihen die perforirten Röhrcheu q.
In den Trichter s läfst man nun kaltes Wasser eiufliefsen, welches sich
durch die Röhrchen q im Kasten vertheilt. Die Ableitung des Wassers
geschieht durch das Ueberlaufrohr /. In l^/^ bis 3 Stunden, je nach
der Temperatur des kühlenden Wassers und dem Umfange der zu
kühlenden Formen, erstarrt die Zuckermasse so weit, dafs sie auf die
Centrifuge zur Ausschleuderung des zwischen den Krystallen befind-
lichen Sjrups gebracht werden kann.
Nach dem Ausschleudern ist der Zucker nur noch zu trocknen;
man hat dann verkaufsfähige Waare.
Ueber dieses Raffiuations verfahren Tscherikowsky's berichtet J.Bocquin
(Journal des fahr, de sucre^ Bd. 30 Nr. 5 vom 30. Januar 1889) nach
seinen im November 1888 in der dem Grafen ßobrinsktj gehörigen Raf-
finerie Smela gemachten Wahrnehmungen.
Die Brode waren von ö'/^ bis 7^12 Pfund russisch, und vorzugsweise
zur Ausfuhr nach Persien und Mittelasien bestimmt.
Es werden durch das Tcherilwivski/ sehe Verfahren alle fehlerhaften
Brode, alle (reinlichen) Abfälle von Raffinade, geschnittenem oder ge-
brochenem Zucker der gewöhnlichen Verfahren ausgenutzt. Alles dies
geht erst durch einen Carr^schen Zerkleiuerer oder eine Mühle mit glatten
Steinen, um ein gleichmäfsiges Mehl zu erhalten. Dieses Mehl fällt
durch einen Trichter in einen Mischer. In diesem Mischer wird aus
dem Zuckermehle Raftinadefüllmasse in folgender Weise hergestellt.
Man öffnet das Mannloch, setzt den Fülltrichter auf und bringt eine
Ladung von 40 Broden ein. Dann schliefst man das Mannloch, öffnet
den Luft- und den Dampfhahn, verjagt die Luft mittels Dampf, schliefst
den Lufthahn wieder und setzt das Rührwerk in Bewegung, welches
40 Umdrehungen in der Minute macht. Den Dampfdruck lüfst man
bis 2at steigen und das Umrühren 2 bis 3 Minuten dauern, worauf die
Ladung des mit Gegenklingen versehenen Mischers in eine gleichförmige,
der fertigen Raffinadefüllmasse ähnliche Masse umgewandelt ist. Man
stellt nun das Rührwerk still und füllt die Formen. Die Formen stehen
je in einem gemeinschaftlichen Kühlkasten, worin Wasser von 50 R.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 229
enthalten ist. Das Ausfüllen gcbchieht bei 80 bis Sl« R. Nach 25 bis
30 Minuten ist der Inhalt der Formen auf 24 bis 270 R. erkaltet und
fest geworden^ alsdann kommen die Formen in Schleudertrommeln, zu
40 in zwei Reihen, die Spitze nach innen. Bei Umdrehung der Schleuder
wird der Syrup durch den mit einer Filzscheibe bedeckten Boden
hinausgeschleudert, und das Brod kann nach 30 bis 40 Minuten heraus-
genommen werden. Der Syrup beträgt 16 Proc, ist weifs und wird
direkt verkocht. Die mit einer Papierkappe bedeckten Brode werden
senkrecht in einer Trockenkammei-, System TikUein^ aufgestellt. Diese
Trockenkammern sind Cy linder von l'^,10 Durchmesser, mit Deckeln
vom selben Durchmesser, die mittels Ketten und Rollen bewegt werden
und luftdicht schliefsen. In eine Kammer kommen 150 Formen, der
Deckel wird geschlossen und innerhalb der Kammer durch eine Luft-
pumpe eine Luftleere von lOO^nm erhalten. Dadurch wird Luft ein-
gesaugt, welche vorher durch einen Dampfröhrenkörper geht und heifs
und trocken in die Kammer gelangt. Die Temperatur in der Kammer
steigt von 38 auf 53 bis 550 ß. Die Luftzu- und -ableitungsröhren haben
50mm Durchmesser, das Trocknen dauert 30 bis 35 Stunden, worauf
die Brode wie gewöhnlich behandelt werden.
Das Verfahren von Tcherikowsky kann nach Bocrjuin in der Roh-
zuckerfabrik in Anwendung kommen. Man braucht nur sehr weifse
Krystallzucker zu machen und zu feinem Mehl zu mahlen, was sehr
leicht durch eine Cylindermühle oder einen (?rtrr sehen Zerkleinerer ge-
schieht. Man- erzielt das gleiche Product ans sehr weifsem Krystall-
zucker, wie aus Abfallbroden der gewöhnlichen Raffinerie, sowie auch
aus ifß Lompskrystallen und '^'3 verdorbenen Raftineriebroden.
Stammer.
lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 272 S. 29.)
I. Rohmaterialien und Malz.
Lkber die Resultate der Anbauversuche der deutschen Kartoffelkultur-
station im J. 1888 erstattete der Vorsteher dieser Station, Dr. r. Ecken-
brecher., in der Generalversammlung des Vereins der Spiritu.tfnhrikanten
in Deutschland Bericht {Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 9 Ergänzungs-
heft S. 36 und 68). Wir können auf die sehr umfangreiche, mit Sach-
kenntnifs und grofsem Fleifse ausgeführte Zusammenstellung hier nicht
näher eingehen, um so mehr, als von den Versuchen eines Jahres und
noch dazu des ersten Versuchsjahres, bei der grofsen Schwierigkeit,
welche eine derartige, umfangreiche Versuchsanstellung in der Organi-
sation und Ausführung bereitet, definitive Resultate unmöglich erwartet
werden können. Ebenso können wir auf den Bericht über vergleichende
2oU Uebcr Furlächrille iu der bpiriluölabrikaiiuii.
AnOauversuchc mit verschiedenen Karloß'elspielarten^ ausgeführt im J. 1888
in Emersleben, mitgetheilt von F. Heine in der angeführten Zeitschrift
S. 97, sowie ferner auf die Mittheilung von W. Paulsen (S. 107) über
PaithenH Pßanzincthocle der Karlo/J'ein^ ähnlich der von Gülicli^ hier nur
auiinerksain machen.
Das Thermomcler zur Mietenconlrole empfiehlt W. Martin in der
Zeilschrift für Spirilusindustrie^ Bd. 12 S. 14. Derselbe hat bei Mes-
sungen in der Temperatur der Kartollelmieten grofse Schwankungen
von 6 bis 250 gefunden. In. den Mieten mit etwa 60 waren die Kartoffeln
gesund, in denjenigen mit hoher Temperatur dagegen stark gekeimt und
im Beginne zu faulen, so dafs eine schnelle Verarbeitung dieser Kartoffeln
geboten war. Eine Temperatur von etwa 6^ hält der Verfasser für die
geeignetste. Er empfiehlt dringend, die Temperatur in den Mieten öfter
zu ermitteln, um, wo die Temperatur zu hoch ist, durch geeignete
Mafsregeln dem Verderben der Kartoffeln rechtzeitig vorbeugen zu
können.
Ueber das Verarbeiten von int Herbst eingefrorenen Kartoffeln im Früh-
jahre macht G. Heinzeinwnn in der Zeitschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 12
S. 137, Mittheihing. Danach liefsen sich Kartoffeln, welche im Herbst
eingefroren und im April wieder ausgegraben wurden, noch ohne grofse
Schwierigkeiten und mit gutem Erfolge verarbeiten. Die eingefrorenen
Kartoffeln stellten Stärkeklumpen von mehr oder weniger trockener
Beschaffenheit dar, welche noch lose von der eingeschrumpften Kartoffel-
schale umhüllt wurden. Die Stärke war theilweise noch weifs, theil-
weise grau bis braun gefärbt und zeigte unter dem Mikroskop aesunde
und durch Pilze verletzte Körner; das Zellgewebe schien zum Theil
zersetzt zu sein. Die Kartoffeln wurden durch Sieben von Erde be-
freit, da beim Waschen ein grofser Theil der Stärke verloren gegangen
wäre. Es erwies sich als zweckmäfsig, das Dämpfen genau in der-
selben Weise wie beim Mais oder Getreide vorzunehmen, d. h. den
Dampf von Anfang an nur von unten in den Henze^schen Apparat ein-
zuführen, wähi-end man oben etwas Dampf abblasen liefs. Dämpfzeit
etwa 2 Stunden bei 4 bis 4*^1,5. Ferner war eine Entschalung der
Maische nothwendig, wobei sich der Müller sehe Apparat sehr bewährte.
Die enttrebertc Maische war sehr dünnflüssig und gebrauchte deshalb
nur sehr geringen Steigraum, da ein Steigen und Fallen der Maische
während der Gährung nicht stattfand. Der Inhalt der Gährbottiche be-
trug im Durchschnitt 3333' und zu diesen wurden verarbeitet etwa 3^'
gesunde, 25''' erfrorene Kartoffeln und 2001^ Grünmalz, einschliefslich
Hefe. Die Maische zeigte nach dem Abstellen im Gährbottich 25 bis
260 B. und enthielt noch unaufgeschlossene Stärkekörner. Die Ver-
gährung diesei- Maische war nicht gut, was Verfasser darauf schiebt,
dafs es der Hefe an stickstoff"haltigen Nährstoffen mangelte. Die Aus-
beute war jedoch besser, als man erwarten konnte, denn es wurden im
lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 231
Durchschuitt von einer bis zur anderen amtlichen Abnahme, wobei
stets 2/3 des Maischmaterials an gefrorenen Kartoffeln verarbeitet wurde,
9,7 Proe. vom Maischraum erzielt. Von einer Maische, deren Alkohol-
gehalt nach Analyse 10,2 bis 11,7 Proc. betrug, wurde eine Probe,
nachdem der Alkohol verdunstet war, zunächst mit etwas Diastase,
dann von Neuem mit Hefe in Gährung versetzt; es wurden noch
3 Vol. -Proc. Alkohol gebildet. Die chemische Untersuchung dieser
Maische hatte noch 5,1 Proc. Maltose und 2,67 Proc. Dextrin ersehen.
Die Qualität des Alkohols war dieselbe wie die des gewöhnlichen Roh-
spiritus. Die Abfälle und Treber wurden vom Vieh gern und mit
Vortheil aufgenommen. Ob sich in allen Fällen eingefrorene Kartoffeln
so gut halten werden, mufs dahingestellt bleiben: Boden- und Witte-
ruugsverhältnisse spielen dabei gewifs eine grofse Rolle.
üeher das Mälzen von Mais und Gerste auf pneumatischem Wege
nach Galland theilt Schrohe in der Zeitschrift für Spiritiisindustrie, Bd. 12
S. 45, die Erfahrungen mit, welche man mit der pneumatischen Mälzerei
nach Patent Galland in der Brennerei der Distilleric Franco Argentine
in Conchitas bei Buenos- Ayres (vgl. 1889 271 281) gemacht hat. Danach
functionirt die Anlage in jeder Weise vorzüglich und zur gröfsten Zu-
friedenheit, lieber denselben Gegenstand mit besonderer Berücksich-
tigung der verschiedenen Systeme der pneumatischen Mälzerei (vgl. 1888
269 275) berichtete Verfasser auch in der Generalversammlung des
Vereins der Spiritusfahrikanten (Ergänzungsheft S. 51).
Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, dafs die pneu-
matische Mälzerei für die gröfseren Prefshefefabriken, welche Tag und
Nacht arbeiten, mit Vortheil Verwendung findet: ob dieselbe auch für
die Spiritusfabrikation sich brauchbar erweisen wird, wird davon ab-
hängen, ob es möglich sein wird, die Bewegung des Apparates wäh-
rend der Nacht oder wenigstens für einen Theil der Zeit zu umgehen;
Erfahrungen darüber liegen noch nicht vor.
Ueber das Verhältnifs zwischen Proteinkörpern und Amiden in einigen
aus böhmischen Gerstenmalzen bereiteten Auszügen veröffentlicht J. Bana-
mann in der Altgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung, 1889 Nr. 1 (auch
Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6 S. 5) Untersuchungen, aus denen wir
hier nur das auch für die Spiritusfabrikation Wichtige mittheilen. Danach
entsprach die Menge des löslichen Stickstoffs in den verschiedenen Malz-
sorten nicht dem Gesammtstickstoffe des Malzes. Das Verhältnifs des
Protein- und Pepton-Stickstoffs einerseits zum Amidstickstoff anderer-
seits im löslichen Stickstoff war ein sehr verschiedenes, indem bei den
verschiedenen Malzsorten von 100 Th. löslichen Stickstoffs in minimo
37,261, in maximo 52,941 Th. in Form von Protein und Peptonen ge-
funden wurden. Die schon bekannte Beobachtung, dafs durch längeres
Wachsen des Malzes der Amidstickstoff eine Zunahme erfährt, fand auch
bei diesen Versuchen eine Bestätiguns.
232
Ueber Fortscliritte in der Spiritusfabrikation.
Im Auschlusye hieran wollen wir kurz über die sehr interessanten
älteren Untersuchungen Lintntr's (^Zeitschrift für Spiritusinduslrie^ Bd. 6
S. 979) berichten. Lintner untersuchte 15 Malzproben und erhielt dabei
folgende Zahlen:
Nummer
Gerste
(Stickstollprocente
der Trocken-
Malz
(StickstolTprocente
dei Trocken-
Lösliches Eiweils
(StickstolTprocente
der Trockensubstanz
Maltosezuwnchs
in lOOcc Versuchs-
flüssigkeit
substanz)
substanz)
des Mnizes)
1
1,926
1,756
U.2(I3
0.609
0
1.438
1,516
0.224
0,665
3
l,ti77
1,880
0,245
0,758
4
1,432
1,718
0.258
0,802
5
1,168
1,381
U.258
0,810
6
1,760
1,754
0,254
0,819
7
1.591
1,414
0.282
0,906
8
1.459
1,785
0.271
0,910
9
1,696
1,598
0^290
0,977
10
1,537
1,477
0,349
1,088
11
1,424
1,646
0,314
1,106
12
2,150
2,170
0.312
1.203
13
1,357
1,394
0,367
1.318
14
1,424
1,800
0,381
1,420
15
1,795
1,760
0,428
1,616
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgendes: 1) Die diastatische Wirkung
des Malzes steht nicht, wie man bisher vielfach glaubte, im Zusammen-
hange mit dem StickstolFgehalte der Gerste, aus welcher das Malz her-
gestellt wurde;, dagegen bilden 2) die löslichen Eiweifsstoti'e des Malzes
ein Mafs für die diastatische Wirkung desselben. Dafs unter Umständen
eine stickstoffreiche Gerste ein sehr wirksames Malz geben kann, ist
aus obiger Zusammenstellung zu ersehen^ es spricht daher nichts gegen
die Anwendung stickstoffreicher Gerste für Brennereizwecke, nur darf
man nach Lintner's Untersuchungen nicht glauben, dafs eine stickstofl-
reiche Gerste auch stets ein gutes Malz geben mufs.
Eine einfache Vorrichtung zum Waschen des Malzes beschreibt B. Bahr-
Bomsdorf in der Zeitschrift für Spiritusindustrie.^ Bd. 12 S. 8. Dieselbe
wurde hergestellt aus einem kupfernen Hefental'seiusatz, in welchen ein
herauszunehmender, durchlöcherter Boden, S^°^ von dem unteren ent-
fernt, eingesetzt wurde; an dem unteren Boden wurde ein Wasser-
abflufs- und Zuflufsrohr angebracht. Das Malz wird hineingeschüttet,
Wasser hinzugefügt und kräftig durchgerührt. Dann lülst man von unten
Wasser eintreten und das mit dem Schmutze beladene Wasser durch
ein im oberen Theil angebrachtes Abflufsrohr abfliefsen imd setzt dies
80 lange fort, bis das Wasser nicht mehr schmutzig erscheint. Das
Prinzip dieses Apparates ist jedenfalls ein richtiges, wie es auch bei
den Quellstöcken zur Anwendung kommen sollte. Der Zutritt des
Wassers von oben und der Abflufs von unten ist entschieden zu ver-
werfen, denn bei dieser Einrichtung liltrirt das mit Schmutz beladene
Oeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 233
Wasser wieder durch die Gerste bezieli. durch das Malz hindurch und
A'erunreiniat dieses von Neuem. Dafs das Waschen des Malzes em-
pfehlenswerth, bei mangelhaftem, mit Pilzen behaftetem Malz, besonders
für die Malzmenge, welche zur Hefebereituug verwendet wird, sogar
sehr erwünscht ist, ist bekannt.
II. Dämpfen und Maischen.
Ueber das Dämpfen mit dem Henze sehen Apparate macht K. Kruis
in der Oesterreidmch- Ungarischen Brenner eizeüung., Bd. 13 8. 2, sehr be-
achtenswerthe Mittheilungen. Der Verfasser bespricht die verschiedenen
Constructionen, welche der ^enze'sche Apparat in den 16 Jahren seit
seiner Erfindung erhalten hat, von denen die rein conische Form, wie
sie H. Paucksch in Landsberg baut, oder diejenige, welche aus einem
langgedehnten Conus mit einer nur kurzen cylindrischen Zarge besteht,
entschieden den Vorzug vor der cylindrischen Form verdient, da bei
den couischen Formen in allen Fällen zwei Dampfeinströmungen ge-
nügen, um eine gleich mäfsig fortschreitende Durchkoehung und gute
Aufschliefsung zu erreichen. Bei den Dämpfern mit conischer Form
ist eine geringere Dauer des Dämpfens ausreichend, und dieselben liefern
daher durchweg eine lichtere Maische, woraus auf eine geringere Zer-
setzung des gährungsfähigen Materials während der Dämpfzeit ge-
schlossen werden kann. Der Verfasser bespricht eingehend die ver-
schiedene Arbeitsweise mit den Apparaten verschiedener Construction,
sowie die verschiedenen Zerkleiuerungsvorrichtungen und macht noch
besonders in Bezug auf die Armatur darauf aufmerksam, dafs es sehr
wünschenswerth ist, alle Ventile von einer Stelle aus erreichen und
von derselben Stelle aus auch die Ablesungen am Manometer vornehmen
zu können.
Ein einfaches Dampfmaischholz., welches als Vorzüge Billigkeit (Preis
6,50 M.), gute Haltbarkeit und bequeme Handhabung besitzen soll, be-
schreibt Heinrich Konkart in Rondsen bei Graudenz in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie., Bd. 12 S. 92. Die Verwendung eines Dampfmaisch-
hulzes zum Anwärmen des Hefegutes empfiehlt C. Besage in Czerbienschin
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 12 S. 52.
Ueber die Nachtheile des Kühlschiffes berichtet A. Schneider-'Sedlitz
in der Zeitschrift für Siiritusindustrie., Bd. 12 S. 107. Es ist dem Ver-
fasser nicht gelungen, bei Verwendung des Kühlschifies bakterienfreie
Maischen zu erzielen. Nachdem das Kühlschiff durch einen Gährbottich-
kühler einfachster Art ersetzt war, wurde eine um 2*^" Sacch. bessere
Vergährung erreicht. Entgegen dieser Ansicht hält Schultz in Bärfelde
(^Zeitsc/irift für Spiritusinduslrie., Bd. 12 S. 124) das Kühlschitf sehr wohl
für brauchbar, da es ihm gelungen ist, damit eine Vergährung bis auf
0,5° Sacch. zu erreichen. Bei Ersatz des Kühlschiffes durch Kühl-
bottiche kommt, wie Verfasser bemerkt, auch der Wasserverbrauch in
234 Ueber Fortschritte in der Spiritiisl'abrikatioii.
Frage. Die Kedaction der genannten Zeitschrift bemerkt dazu, dafs die
Uehelstände des Kühlschiffs sich besonders in der heifsen Jahreszeit
geltend machen, während im Winter und Frühjahr das Kühlschiff dem
Kühlbottich als gleichwerthig zu erachten ist. Ferner bietet die Gähr-
bottichkühlung, deren geringer Wasserbedarf wohl stets zu decken sein
wird, ein vorzügliche^ Mittel, um die Kühldauer abzukürzen und da-
durch die Gefahren des Kühlschiffs zu vermeiden. In einer weiteren
Abhandlung S. 144 gibt Schneider zu, dafs sein Kühlschiff sehr ungünstig,
nämlich in der Nähe von Stallungen gelegen war, so dafs es unmöglich
war, damit bakterienfreie Maische zu erzielen. Er berechnet sich zu
Gunsten der Wasserkühlung, nach Abzug der Kosten für Einrichtung,
einen Gewinn von 2872,3 M. für die Campagne.
Im Anschlüsse hieran weist H einzelmann noch darauf hin, dafs die
Gährbottichkühlung es ermöglicht, die Maische bedeutend wärmer ab-
zustellen, so dafs dieselbe nur verhältnifsmäfsig kurze Zeit auf dem
Kühlschiffe zu verweilen haben wird. Endlich bemerkt Schrohe S. 123,
dafs für die Prefshefefabrikation das Kühlschiff schwer zu ersetzen sein
dürfte, da hier die Lüftung der Maische, welche auf dem Kühlschiffe
stattfindet, unentbehrlich ist.
Welche Vortheile bietet dax Hesse'sche Verfahren^ die Maische am zweiten
Tage zu erwärmen und mittels der Kühl- bezieh. Wärm schlangen zu be-
wegen ?
Bekanntlich bezweckt das Verfahren von Hesse (vgl. 1889 271 284)
in erster Linie eine möglichste Beschränkung des Steigraumes, indem
über 50 Proc. des sonst gebrauchten Steigraumes mit Maische befüllt
werden. Die Hauptpunkte des Verfahrens sind kurz folgende:
1) Die Vergähruug darf bis zum zweiten Tage nicht zu stürmisch sein.
2) Die Hauptgährung wird durch Erwärmen der Maische am zweiten
Tage mittels heifsen Wassers, welches durch die beweglichen Gähr-
bottichkühlschlangen geleitet wird, schnell hervorgerufen.
3) Die Maische mufs während der Giilirung auf einer Temperatur
von 29 bis 30^ durch Abkühlung mittels kalten Wassers erhalten werden.
4) Die Maische wird mit lauem Wasser bei fallender Gährung so
weit verdünnt, dafs die Bottiche während der Nachgährung bis zum Kande
gefüllt sind.
Dem Verfahren liegt der Gedanke zu Grunde, die Hauptgährung
zu einer Zeit schnell eintreten zu lassen, in welcher sie fortwährend
beol)achtet werden kann, also bei Tage, ferner die während der Zucker-
bildung entstandene Maltose schnell durch Gährung aus der Maische zu
entfernen, um dann möglichst viel Zeit für die Nachgiihrung, also für
die Dextringährung zu gewinnen. Vergleichende Versuche, welche
Heinzelmann nach dem ^esse'schen Verfahren mit und ohne Bewegung
des Kühlers ausführte und worüber er in der Zeitschrift für Spirilus-
industrie., Bd. 12 S. 123, berichtet, ergaben für die mit der Bewegung
üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 235
des Kühlers verarbeitete Maische eine Mehrausbeute von 0,64 Proc.
Alkohol vom Maischraume: im Allgemeinen veranschlagt der Verfasser
die Mehrausbeute an Alkohol auf 0,50 bis 0,75 Proc, Als ein Mangel
des Verfahi-ens wird hervorgehoben, dafs die Maschine zur Beweguns;
des Kühlers 12 Stunden in Betrieb bleiben mufs. Nach neueren Er-
fahrungen soll es jedoch gelungen sein, die Zeit, in welcher die Kühl-
schlange bewegt werden mufs, auf 6 Stunden zu beschränken. Ferner
ist man bestrebt, die Bewegung des Kühlers durch das Kühlwasser selbst
zu bewirken. Derartige Constructionen sind schon mehrfach, so auch
von G ontar d-'Mockau. angegeben (Zeltschrift für Spiritusinduslrie^ Bd. 12
Ergänzungsheft S. 149, wo auch Delbrück Mittheilungen darüber macht).
Wenn es auch dahingestellt sein mufs, ob diese Frage durch die bisher
angegebenen Constructionen schon vollständig für die Praxis seJöst
ist — denn Gontard erreicht mit seinem Apparate nur eine Hubhöhe
von 12 bis 15*^°\ während nach Hesse die Hubhöhe fast Q'^^h betragen
soll, in welchem Falle der Wasserverbrauch wohl ein zu grofser sein
würde — so ist doch anzunehmen, dafs es der Technik gelingen wird,
diese Schwierigkeiten bald zu beseitigen.
Wie viel Grüivnalz ist zur Umwandelung eines Kilogramms Stärke in
Maltose und Dextrin erforderlich? Zur Entscheidung dieser Frage hat
J. E. Brauer Versuche ausgeführt {Zeilschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12
S. 131), indem er 500? Primastärke verkleisterte und mit verschiedenen
Malzmengen (Gemisch aus i., Roggen-, 1/4 Gerste- und i^ Hafermalz)
versetzte und nach Beendigung der Reaction mit Jod prüfte. Aus den
Resultaten dieser Versuche berechnet er die für 50^ Kartoffeln, ent-
sprechend lO"^ Stärkemehl, erforderliche Menge Malzgetreide und kommt
zu dem Schlüsse, dafs mindestens 1^,5 Malzkorn, entsprechend 2'^',25
Malz, auf 50"^ Kartoffeln verwendet werden müssen. Die Redaction der
Spirituszeitschrift macht darauf aufmerksam, dafs bei dieser Umrech-
nung ein Fehler stattgefunden hat, indem der Verfasser den Wasser-
gehalt der verwendeten Stärke, welcher ungefähr 20 Proc. beträgt, un-
berücksichtigt gelassen hat, so dafs er in Wirklichkeit nicht 500?,
sondern 400? Stärke zu seinen Versuchen verwendet hat. Dafs man
aber die trockene Stärke für die Umrechnung zu Grunde legen mufs,
ist selbstverständhch, da der procentische Stärkegehalt der Kartoffeln
sich natürlich auf wasserfreie Stärke bezieht. Die Zahlen des Ver-
fassers sind daher durchweg zu niedrig und nach der entsprechenden
Umrechnung ergibt sich als Minimalgabe l'^',88 Malzgetreide, entsprechend
2^8 Grünmalz, für 50^ KartofTeln. ^
Ueber das Entsc/wlen der Maische und die dazu construirten Apparate
berichtet Prof. Delbrück in der Generalversammlung des Vereins der
Spiritusfabrikanten in Deutschland (Zeitschrift für Spiritusinduslrle^ Bd. 12
Ergänzungsheft S. 148). Eine gewisse Menge von Trebern ist in der
Maische nothwendig, denn die Hefe bedarf eines Stoffes, welcher sich
23t5 lieber Fortschritte in der öpiritusl'abriliation.
zwischen sie lagert, woran sie sich reibt oder stöfst, und hierzu sind
die Treber sehr geeignet. Ein Uebermafs von Trebern ist andererseits
aber von Nachtheil, weil dadurch die durch die Versuche von Delbrück
und Foth (vgl. 1887 263 530) als nothwendig erwiesene Bewegung der
Maische leidet. Von diesen Gesichtspunkten aus sind die Ei-folge der
Maischeentschalung zu beurtheilen. Die Entschalung wird nur da am
Platze sein und befriedigende Resultate liefern, wo ein Uebermafs von
Trebern vorhanden, also die Entfernung eines Theiles der Treber er-
wünscht ist. Dieser Fall liegt vor einmal bei sehr dicken Maischen,
andererseits bei Verarbeittmg sehr dickschaliger Kartot!eln. In diesen
Fällen werden die Eut.schalungsapparate stets gute Dienste thun. Es
kann hiernach aber nicht Wunder nehmen, dafs die Antwort auf die
Frage, wie sich die Entschaluugapparate bewährt haben, im Allgemeinen
sehr verschieden ausfallen mufs; denn es ist sehr wahrscheinlich, dafs
die Enttreberungsapparate vielfach angewendet werden, wo sie gar
nicht hingehören. Der Enttreberungsapparat hat nur dort einen Sinn,
wo so viele Treber in der Maische sind, dafs durch sie ein unver-
hältnifsmäföiger Raum in Anspruch genommen oder die Gährung ge-
hemmt wird. In dünner Maische verwendet, gewähren die Enttreberungs-
apparate sicherlich keinen Nutzen. Auch bei höheren Concentrationen
der Maische können die Apparate zuweilen überflüssig sein, so be-
sonders bei der Verarbeitung sehr dünnschaliger Kartoffeln. Nach den
dem Verein zugegangenen Mittheilungen sind bis jetzt im Ganzen
über 300 Entschalungsapparate im Gebrauche und zwar 297 Apparate
von Eberhard- Müller in Bromberg, 5 Apparate von C. G. Böhm in Freders-
dorf und 3 Apparate von Vof$ in Neuenburg in Westpreufsen. Ueber
die Frage, wie sich die einzelnen Constructiouen in der Praxis bewährt
haben, äufsert sich Delbrück in folgender Weise. An der Spitze steht
der Müller aoXxe, A])parat. Im Grofsen und Ganzen sollen die Resultate
günstig gewesen sein, nur soll der A]ii)arat leicht reparaturbedürftig
sein; doch wird vom Fabrikanten mitgetheilt, dafs er, um diesem Fehler
zu begegnen, jetzt Gufsstahl im Inneren zur Verwendung bringt. Als
ein weiterer üebelstand werden die grofsen Dimensionen des Apparates
und die dadurch hervorgerufene Schwierigkeit des Aufsteilens in der
Brennerei bezeichnet (vgl. 1889 272 36); doch sollen auch in dieser
Beziehung Verbesserungen angebracht sein und jetzt Apparate in kürzerer
Form geliefert werden. Ueber den Ai)parat von Böhm lautet das Urtheil
nach den Beobachtungen der Vereinstechniker Ueinzelmnnn und Stenglein
günstig. Der Apparat ist kleiner als der 37»7/('r"sche, so dafs er über
dem Vormaischbottich angebracht werden kann, inid also die heraus-
gedrückten, flüssigen Theile direkt bei der Entschalung in den Maisch-
bottich zurückfliefsen. Nach Delbrück^ Ansicht würde es günstig sein,
die Apparate so zu liefern, dafs man die Maische durch den Apparat
hindiirelii)umpen kann, so lange dieselbe noch warm ist; denn nach er-
Kieiiiere Miilheilungen. 237
folgter Abkühlung is^t jede VerzögeruDg der Gähvthätigkeit, jedes Duvch-
pumpen durch Apparattheile, die nicht unbedingt reiniguugsfahig sind,
sehr bedenklich. Es würde sich empfehlen, die Construction so zu
machen, dafs die süfse Maische enttrebert \A'ird, so lauge sie noch im
Maischbottich bei 62,5» steht. Der Apparat von T'o/s, dessen nähere
Beschreibung nicht vorliegt, ist in drei Brennereien eingeführt und soll
nach Mittheiluusen von Dams gut fuuctioniren. (Fortsetzung folgt.)
üeber elektrolytische Zerlegung durch Wechselströme.
J. Chappuis und G. Maneuviier theilen in den Comptes rendus ^ 1888 Bd. Iü7
S. 31, folgende Erfahrungen über die Elektrolyse durch Wechselströme mit.
Nimmt man in dem Platindraht-A^oltameter statt des angesäuerten AVassers
eine concentrirte Kupfervitriollösung, so geben Ströme von 2.5 Ampere mitt-
lerer Stärke, welche vorher reichliches Knallgas lieferten, in dem Sulfat aufser
einer starken Erwärmung nichts mehr. A'erkleinert man aber alsdann Durch-
messer und Länge der Elektroden bis zu bezieh. Otnm^l und 20mm (ungefähr
6qnim Oberfläche), so entsteht auf einmal eine Gasentwickelung und Kupfer-
ausscheidung. Ebenso gut gelingt die Elektrolyse mit Kupferelektroden von
derselben Dimension. Man sieht beim Durchgang der Ströme einen Strom
feiner Glasbläschen gleichzeitig mit einer braunrothen Wolke Kupferpulvers
aufsteigen, und die Elektroden selbst nehmen rasch das Aussehen schwam-
migen frischreducirten Kupfers an.
Aus den Versuchen beider Physiker scheint im Ganzen hervorzugehen,
dafs es bei der Elektrolyse durch Wechselströme immer möglich ist, eine Art
Gleichgewicht zwischen der Geschwindigkeit der Zerlegung des Elektrolyten und
der Geschwindigkeit der Wicderrereinigung seiner Elemente zu bewerkstelligen.
Ist dieses Gleichgewicht einmal hergestellt, so hört die eigentliche Elektrolyse
auf. Dann aber werden alle Umstände, welche die Geschwindigkeit der Zer-
legung über die der Wiederverbindung vorherrschen lassen, die Producte der
Elektrolj'se wieder zum Vorschein bringen, dagegen alle diejenigen, bei welchen
das Umgekehrte der Fall sein wird, dieselben ton 2\euem verschwinden lassen.
Unter den die Elektrolyse beschleunigenden Umständen nimmt die Strom-
dichte., d. h. das Yerhältnifs der mittleren Stromstärke zur Oberfläche der
Elektroden den ersten Rang ein. Es ist einleuchtend, dafs durch die Ver-
mehrung der den Elektrolyten durchströmenden Elektricitätsmenge einerseits,
und die Verminderung der Elektrodenfläche andererseits die Schnelligkeit der
Zerlegung gröfser, als die der Wiederverbindung gemacht und das Auftreten
der Producte der Elektrolyse begünstigt wird. Die Versuche haben dieses
bei der Elektrolyse des Wassers bestätigt. Ebenso ist es begreiflich, dafs
die Elektroden und der Elektrolj't vermöge ihrer chemischen Verwandtschaften
oder ihrer physikalischen Eigenschaften auf die Schnelligkeit der Wieder-
verbindung einen Einflufs haben können. Die Leichtigkeit der Elektrolyse
mufs also auch von der Natur der Elektroden und des Elektrolyten abhängen.
Und dieses haben die vergleichenden Versuche der Herren Chappuis und Ma-
neurrier bei der Elektrolvse des Wassers und des Kupfervitriols mittels Elek-
troden aus Platin und Kupfer bewiesen.
Es läfst sich endlich voraussehen, dafs die mehr oder weniger grofse
Geschwindigkeit der Stromwechsel unter gleichen übrigen Umständen eine
wichtige Rolle im Auftreten und Verschwinden der elektrolytischen Erschei-
nungen spielen mufs. Denn angenommen, die Aufeinanderfolge der beiden
Ströme wäre so langsam, dafs die Producte der Elektrolyse des ersten Stromes
schon vor Erscheinung derjenigen des umgekehrten Stromes, sei es durch
direkte Lösung oder durch Diffusion, verschwunden sein würden, so wäre
eine Wiederverbindung nicht mehr möglich: jeder der Wechselströme würde
sich in dem Voltameter. einer nach dem anderen, verbalten, wie ein stetiger
2oS Kleineie Miltlieilungeu.
Strom von kurzer Dauer. Man sieht also, dals die Verlangsaraung des Strom-
wechsels unter gleichen übrigen Umständen das Auftreten der Elektrolyse
erleichtern, die Beschleunigung desselben aber das Umgekehrte bewirken mul's.
Direkte Versuche haben dieses bestätigt.
Die Anwendung dynamo-elektrischer Maschinen mit yetrennttm Erreger
gestattet die Geschwindigkeit des Strom wechseis, unbeschadet der mittleren
Stärke und Dichte der Ströme, zu ändern. In der That wurde einerseits
durch Steigerung der Geschwindigkeit der Maschine von 1500 Umdrehungen
in der Minute auf 2600 die Zahl der Stromwechsel von 100 auf 173 in der
Secunde gebracht; andererseits konnte durch geeignete Aenderung der Inten-
sität des magnetischen Inductionsfeldes mittels des Erregerstronies die mittlere
Stärke der inducirteu Ströme constant erhalten werden.
Folgendes ist das Ergebnifs zweier unter diesen Bedingungen angestellter
Versuche.
1) Wenn die Maschine mit ihrer gewöhnlichen Geschwindigkeit, d. h.
2000 Umdrehungen in der Minute und 133 Stromwechseln in der Secunde
umläui't, so stellt man durch geeignete Regelung der Stromstärke den Gleich-
gewichtszustand her, wobei alle Gasentwickelung im Voltameter aufhört.
Mindert man in diesem Augenblicke die Geschwindigkeit bis zu 1500 Um-
drehungen, so sieht man das Gas wieder erscheinen und sich reichlich an
den Elektroden entwickeln.
2) Wenn die Maschine mit ihrer gewölmlichen Geschwindigkeit im Gang
ist, leitet man durch Regelung der Stromdichte eine kräftige und regelmäfsige
Gasentvvickelung ein. Steigert man nun die Geschwindigkeit auf 2600 Um-
drehungen, so hört die Gasentwickelung sofort auf. In dem einen oder dem
anderen Falle läfst sich übrigens die Wirkung dieser Geschwindigkeits-
änderung durch entsprechende Aenderung der Stromdichte aufheben. Ebenso
kann man beim ersten Versuch durch Vergröl'serung der Elektrodentläche das
Gas verschwinden, beim zweiten Versuch durch Verminderung dieser Fläche
wieder ei'scheinen lassen.
Man sieht also, dafs die Geschwindigkeitsänderungen der Stromwechsel
und die Dichtigkeitsänderungen der Ströme die Elektrolyse in entgegen-
gesetztem Sinne beeinflussen, und dafs man die Elektrolyse mit Strömen von
mittelmäfsiger Dichte erzielen kann, wenn man nur die Stromwechsel hin-
reichend verlangsamt. So erklärt es sich, dafs de la Rive schon im J. 1837
das angesäuerte Wasser durch die wechselnden Ströme der damals erfundenen
magnet-elektrischen Maschinen leicht zerlegen und an grofsen Platinelektroden
bis zu 8qc Oberfläche Knallgas erzeugen konnte. Für ihn scheint die Be-
seüiyuny der Gase schwer gewesen zu sein, während die Schwierigkeit für
uns darin besteht, sie zum Vorschein zu bringen. Dieser Unterschied kommt
daher, dafs der Elektromotor, dessen sich de la Rire bedient hat, höchstens
50 Wechsel in der Secunde bewirkte , während unsere , Dynamomaschinen
deren mindestens 100 hervorbringen.
C. V. Boys' Versuche mit Seifeiiblasen.
In der physikalischen Abtheilung der Royal Society stellte nach Engitietring^
Mai 1888 S. 488, C. V. Boys eine Reihe sehr lehrreicher Versuciie mit Seifen-
blasen an, um zu beweisen, dafs es der Einflufs einer zwischenliegenden Luft-
schicht ist, welche die thatsächliche Berührung zweier Seifenblasen von
gleichem Stolfe verhindert. Er liefs zunächst eine Seifenblase zwei senkrecht
und parallel einander gegenüberstehenden Drahtringen sicii anhängen und er-
zeugte in ihrem Inneren eine zweite, kleinere Blase. Durch Entfernung beider
Ringe von einander wurde die äufsere Blase in ähnlicher Weise, wie dieses
schon Plateau an seinen „GleichgewicKtsiiguren" gezeigt hat, zu einem Cylinder
aus einander gezogen. In diesem Cylinder rollte die kleinere Blase, wenn
der eine oder der andere Drahtring gehoben wurde, von einem Ende bis zum
anderen. Wurde die innere Blase mit Wasserstoffgas statt mit Luft gefüllt,
so rollte sie auf der oberen Seite des Cylinders. Bei dem nächsten Versuche
zog Boys die äufsere Seifenblase zwischen beiden Drahtringen so weit in die
Länge, dafs ihr äiiuatorialer Durchmesser bis zu dem der Ringe sich ver-
Kleinere Mittheüungeii. 239
kleinerte. Hatte nun die innere Blase einen grölseren Durchmesser als die
Ringe, so wurde sie durch die Seiten der äul'seren Blase in Eiform gedrückt,
zum Beweis, dafs beide Blasen trotz des verhältnifsmäfsig starken Druckes
sich nicht vereinigten. Um diese Eigenschaft auch noch auf einem anderen
Wege zu zeigen, legte Boys eine Seifenblase auf einen Drahtring von bedeutend
kleinerem Durchmesser als die Blase selbst; dann spannte er durch Eintauchen
in Seifenbrühe ein Flüssigkeitshäutchen über einen anderen Drahtring. Mit
diesem Häutchen zwängte er jene Seifenblase durch den Ring, wobei die
Blase ganz aus ihrer Form kam. Sehr hübsch nahm sich folgendes Experi-
ment aus. Innerhalb einer luftgefüllten Seifenblase, welche an einem Faden
eine kleine Papiergondel trug und auf einem Drahtringe ruhte, wurde eine
mit Gas gefüllte kleinere Blase erzeugt, welche nun die erstere von dem
Ringe löste und bis zur Decke des Hörsaales mitnahm.
Als ein interessanter Beweis der Ditfusion der Gase diente folgender Ver-
such. Eine Seifenblase wurde mittels Adhäsion einem befestigten Ringe an-
gehängt, und innerhalb derselben eine mit einer Mischung von Gas und Luft
gefüllte kleinere Blase erzeugt, welche sofort au die höchste Stelle der äul'seren
Blase schwebte. Ueber das Ganze wurde eine Glasglocke gedeckt, in welche man
Leuchtgas einströmen liefs. Nach wenigen Secunden sah man die innere
Seifenblase auf den Boden der äufseren herabsinken, zum Beweis, dafs durch
das Häutchen der letzteren DitYusion stattgefunden, in deren Folge das speci-
lische Gewicht ihrer Füllung abgenommen hatte, um die Diffusion noch an
einem anderen Beispiele darzulegen, wurde eine mit SauerstoÖ'gas gefüllte
Seifenblase wenige Secunden in eine Glasglocke getaucht, welche Aetherdämpfe
enthielt. Als die Blase herausgenommen und einem Lichte genähert wurde,
verpuffte sie mit einer Flamme, zum Beweis, dafs in der kurzen Zeit, wo ihi'e
Oberfläche den Aetherdünsten ausgesetzt war, in Folge eingetretener Dilfusion
ein explosives Gemenge von Sauerstoff und Aetherdampf die Stelle des reinen
Sauerstoffes eingenommen hatte.
Die elektrisclie Beleuclituiig der Pariser Ausstellung.
Kach den Mittheilungeu, welche //. Fontaine in einem Vortrage der inter-
nationalen Gesellschaft der Elektriker gemacht hat (vgl. Industries vom 19. April
1889 ■"■ S. 378), sind die Gesammtkosten, welche die jetzige Pariser Ausstellung
der französischen Regierung und der Stadt Paris verursacht, auf lOOÜUÜÜÜ M.
zu schätzen. Von den 50 000 Ausstellern werden im Mittel 2100 M. gezahlt,
so dafs die Kosten im Ganzen auf 160000000 M. steigen. Die Einnahmen
aus Ausstellungen hängen u. a. von der Zahl der Stunden ab, während welcher
dieselben besucht werden können. Ohne künstliche Beleuchtung würde die
Stundenzahl der Pariser Ausstellung 1620 betragen, durch die elektrische Be-
leuchtung erhöht sich dieselbe auf 2520, und es vermindern sich dadurch die
stündlichen Kosten von 100000 auf ein wenig über 60000 M. Trotzdem hat
die Verwaltung die elektrische Beleuchtung nicht auf eigene Kosten hergestellt,
auch bezahlt sie für das Licht nicht einen festen Preis, wie für Wasser, Dampf,
Gas u. s. w., sondern sie überläfst den Ausstellern die Hälfte der Einnahmen
von Abendbesuchern, für die der Eintrittspreis in der Woche 1,6 M., Sonntags
0,8 M. beträgt, bis zum Betrage von 2 880 000 Mk., darüber hinaus nimmt
der Staat mehr.
Die Beleuchtung ist einer Reihe von Firmen überlassen worden und
bietet prächtige Gelegenheit zu Vergleichen. Die Maschinenhalle mit 77000'ini
Bodentläche und 2000000cbm Inhalt wird von Bogenlampen von verschiedener
Gröfse erleuchtet. Die gröfsten (von 60 Ampei-e, mit 25mm Kohlen) hängen
in 1 Gruppen zu 12 Lampen dicht unter dem Dachlirst. Ferner sind 86 Lampen
von 25 Ampere in 5 Längsreihen vertheilt und hängen etwa I5m über dem
Boden. Die Seitengallerien der Maschinenhalle und die anliegenden Räume
erhalten 276 Lampen zu 8 Ampere in 5Qi Höhe über dem Boden. Aufserdem
liefern Woodtiouse und Rawson 8 Glülilampen zu 200, Garnot 10 zu 250, Jarriant
360 zu 8 und Cromptou 160 zu 8 Kerzen.
Der den Eisenbahnausstellungen eingeräumte Nebenraum von nahezu
öOOOqm Bodentläche wird durch 5 Larapen zu 25 Ampere und 30 zu 8 Ampere
240 Bücher- Anzeigen.
von Borssat orleucUtet, wälirend der grol'se Mitteldom von der Soc'iete Gramme
mittels 48 Gliililampen von 50Ü Kerzen beleuchtet wird. Vei-schiedene andere
Nebenräume und Höfe erhalten eigene Anlagen. Die offenen Räume werden
vorwiegend mit Gleichstrom und Jablochkoß'-lierzen beleuchtet, worein sich
die Pariser Edison Co.^ die Rothschild- Deprez-Gvmppt'^ Ducommun und die Societe
C Eclairage Electriqut theilen. Der gi'ol'se Springbrunnen wird von der Pariser
Gramme Co. mit 48 Bogenlampen erleuchtet, die etwa 25Ü iP brauchen. Ein
zweiter Springbrunnen wird mit 18 Bogenlampen zu 60 Ampere beleuchtet.
Fontaine gibt folgende Zusammenstellung, in der 1 Carcel = 10 Kei'zen
gesetzt sind; streng genommen ist 1 Carcel nur = 9,6 Kerzen, wodurch die
iJchtmenge auf etwa 1700000 Kerzen herabsinkt.
51 Bogenlampen zu 60 Ampere 510 000 Kerzen
100 „ „ 25 „ 350 000
10 „ „15 „ 20 000
726 „ „ 8 „ 726 000
97 JahlochkotT-Kerzen .... 38800
16 Sonnenlampen 16 000 „
72 Glühlampen zu 500 Kerzen 36 000
10 „ „ 250 „ 2 500
3500 „ „ 10 „ 35 000
6500 „ „ 5 „ 32 500
Summe 1 766 800 Kerzen.
Noch weiter ins Einzelne gehende Mittheilungen enthält der EUctrician.^
Bd. 23 S. 5.
Bücher-Anzeigen.
Musterbucll für Eisenconstructioiieil von C. Scharoiosky. Erster Theil.
4. Lieferung. Leipzig. Spamer. 1,50 Mk.
Die lange erwartete Schluislieferung enthält als Schlufs der Abtheilung
über Dächer die flachen Kuppeldächer und als vierte Abtheilung die Treppen,
und zwar die Treppenconstructionen, die eisernen Wangen und Podestträger.
In der fünften Abtheilung werden die Fufswegbrücken nach Constructions- und
Gröfsenverhältnissen besprochen. Der lehrreiche Anhang zeigt die Anwendung
an einem durchgeführten Beispiele für ein Geschäfts- und Wohnhaus. Die
Ausstattung ist ebenso vorzüglich wie bei den vorhergehenden Lieferungen
und die ebenso gewählten als unterrichtenden Abbildungen verdienen alle
Anerkennung.
Das nunmehr in seinem ei-sten Theile, der als abgeschlossenes Werk an-
gesehen werden kann, fertige Musterbuch, sollte in jedem Baugeschäfte zu
finden sein; es wird sich als Ratligeber für die gewöhnlich vorkommenden
Verwendungen des Eisens bei Bauten vollständig ausreichend erweisen und
sich in kui'zer Zeit wegen seiner praktischen Verwendbarkeit unentbehrlich
machen.
Richtigstellung der in bisheriger Fassung unrichtigen mechanischen
Wärmetheorie und Grundzüge einer allgemeinen Theorie der Aether-
bewegungen, von v. Miller- Hauenfeh. Wien. Monz' Verlag. (Vgl.
5. 20a dieses Heftes.)
Elasticität und Festigkeit. Die für die Technik wichtigsten Sätze und
deren erfahningsmäfsige Grundlage von C Bach. Erste Lieferung.
Berlin. Jul. Springer. 210 S. 8 Mk. (Vgl. S. 206 dieses Heftes.)
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stut^art.
Blinden-Schreibapparate. 241
Blinden - Schreibapparate.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 12.
Die Schreibapparate für Blinde lassen sieh bekanntlich insofern in
zwei Klassen theilen, als sie entweder auf die Anwendung der Braille-
Schrift berechnet sind oder in irgend einer Weise die Herstellung ge-
wöhnlicher Schriftzeichen ermöglichen. Die Ausführung und Verbreitung
der ÄrmV/e- Schrift bezieh, den die letztere und die gewöhnliche Schrift
zulassenden Maulef sehen Schreibapparat haben wir in unserem letzten
Berichte besprochen (vgl. 1888 267 202) und es sei daher heute auch
einiger kleiner Apparate gedacht, welche für diejenigen Blinden be-
stimmt sind, denen ihr Augenlicht in späteren Jahren verloren gegangen
ist und denen die ^raj7/e-Schrift nicht geläufig ist.
Ein kleiner, sehr einfacher derartiger Schreibapparat ist der von
F. A. Boudard in Paris, Bectographe genannt, welcher, ohne die Viel-
seitigkeit des Maulef scheu Apparates zu besitzen, doch in seiner Ein-
fachheit Vortheile darbietet, welche ihn für viele Fälle geeignet machen
werden. Der Apparat besitzt eine Grundplatte aus Holz, Pappe u. s. w.,
von einer Dicke von 3 oder 4"°^ und von rechteckiger P'orm, deren Ab-
messungen der zu verwendenden Papiergröfse entsprechen. Diese
Platte ist mit in der Schreibrichtung verlaufenden Nuthen versehen,
deren Tiefe etwa 0°^'^,5 beträgt und deren Breite der Höhe der zu
schreibenden kleinen Buchstaben (m, r u. s. w.) entspricht, also etwa
gmm. Diese Nuthen stehen genügend weit von einander ab, um eine
freie Entfaltung mittlerer und grofser Buchstaben, wie z. B. g, Z, zu
ermöglichen.
Ueber dieser Grundplatte ist eine zweite Platte von l°i"\5 Dicke
m Scharnier drehbar angebracht, welche dadurch einen gitterartigen
Anblick gewährt, dafs sie mit langgezogenen, rechteckigen Ausschnitten
versehen ist, deren Entfernung unter einander bezieh, deren Länge mit
den oben genannten, in der Grundplatte vorhandenen Nuthen überein-
stimmt. Nach links laufen diese Ausschnitte, deren Kanten zum leichten
Einführen des Schreibstiftes verbrochen sind, in eine dreieckige Kerbe aus.
Um den Apparat zu gebrauchen, stellt man ihn auf einen Tisch,
hebt die gitterartige obere Platte auf und legt das zu beschreibende
Papier auf die Grundplatte, derart, dafs es gegen die Scharniere zur
Anlage kommt. Dann schlägt man das Gitter wieder nieder und regelt
mit den Händen die seitliche Lage des Papierblattes. Nun kann das
Sehreiben beginnen, indem man den Zeige- oder Mittelfinger in die
links befindliche, dreieckige zur Bezeichnung der Zeile dienende
Kerbe einlegt, und den Schreibstift in den rechteckigen Längsausschnitt
des Gitters einführt, wobei zur Bestimmung des Zeilenanfanges die
rechte Hand den in der Kerbe liegenden Zeigefinger der linken Hand
berührt. Diese Lage der linken Hand mufs der Blinde natürlich bis
Dingler's polyt. Journal Bd. 1>73 Nr. 6. 1889,111. 16
242
Blinden-Schreibapparaie.
zur Beendigung der Zeile beibehalten, um nicht in eine falsche Zeile
zu gerathen.
Indem nun so der Blinde, vom linken Zeigefinger ausgehend, zu
schreiben beginnt, zeigt ihm die in der Grundplatte beliudliche Nuthe^
welche bequem durch* das Papier hindurch zu fühlen ist, an, wie grofa
die kleinen Buchstaben zu schreiben sind, während der rechteckige
Längsausschnitt eine Begrenzung der gröfseren Buchstaben, wie b, h, P,
gibt. Dabei gelangt man nach kurzer Uebung dahin, am Schlüsse der
Worte den Schreibstift vom Papiere ein wenig abzuheben, zur Bildung
der Wortzwischenräume. Das Ende einer Zeile wird durch die rechts-
seitige Begrenzung des Längsausschnittes angezeigt, und man legt dann
zur Bestimmung der nächsten Zeile den linken Zeigefinger in die nächste
Kerbe. Ist auf diese Weise die ganze Seite beschrieben, so hebt man
die obere, gitterartige Platte des Apparates auf, wendet das Papier
und legt es jetzt derart wieder ein, dafs es nicht gegen die Scharniere
antrifft, sondern gegen die untere Kante der Grundplatte. Durch diese»
Mittel kommen die Zeilen der Rückseite zwischen die Zeilen der Vorder-
seite zu stehen, so dafs beide Seiten selbst dann leicht lesbar bleiben,
wenn der Schreibstift etwas stark aufgedrückt wurde.
Das Arbeiten mit dem Apparat ist leicht, derart, dafs es ohne be-
sondere Vorübung gelang, im Dunklen eine ganze Seite zu schreiben,
welche vollkommen lesbar war {^Bulletin de la Socie'te d' Encouragement^
1888 S. 411).
Ein ähnlicher Apparat ist neuerdings von einem Oesterreicher
Namens Costel angegeben, welcher Apparat sich ebenfalls aus einem
kleinen, die Hand des Blinden stützenden Pulte mit im Scharnier be-
weglicher Oberplatte
,_^-^^;i^'\ zusammensetzt. Diese
Oberplatte besitzt
ebenfalls einen recht-
eckigen Längsaus-
schnitt zum Einführen
des Schreibstiftes^
während indefs beim
Apparat von Boudard
so viel Ausschnitte
vorhanden sind, als
Linien zu schreiben
sind, besitzt hier die
Oberplatte, wie die
Textfigur zeigt, nur einen einzigen Ausschnitt, und es mufs demgemäfs
hier das zu beschreibende Papier bewegt werden. Zu dem Zwecke ist
oben der kleine Holzcy linder gelagert, auf dem das Papier befestigt ist
und welcher mittels eines gekerbten Rädchens und Sperrfeder in seinei*
Blinden-Schreibapparate. 243
jeweiligen Lage gehalten wird. Unterhalb des Längsaussehnittes ist als
Führung für die Hand ein kleines Lineal in entsprechendem Abstände
mittels ansitzender Zapfen befestigt.
Der Längsausschnitt hat eine der zu schreibenden Schrift ent-
sprechende Höhe, und in demselben gleitet ein mit Knopf ausgerüsteter
Schieber, welcher, indem er mit der linken Hand der Schrift nach-
geschoben wird, die Stelle anzeigt, wo im betreffenden Augenblicke ge-
schrieben worden ist, um so eine Verwirrung der Schrift zu vermeiden.
Ob die Grundplatte hier auch wie beim Apparate von Boudard mit einer,
der Höhe der kleinen Buchstaben entsprechenden Längsnuth versehen
ist, läfst unsere Quelle nicht erkennen. Die Zeilenlänge ist natürlich
durch den Längsausschnitt der Oberplatte bestimmt, und man hat nach
Beendigung einer Zeile nur nöthig, den kleinen Schieber an das linke
Ende zurückzuführen und den Papiercylinder zur Einstellung der neuen
Zeile um eine dem Abstand der Kerben entsprechende Gröfse zu drehen.
Nach Beendigung der Seite wendet man das Papier, auf dem übrigens
auch mit Tinte geschrieben wei'den kann, indem der kleine Schieber
einen gewissen Abstand vom Papiere hat, um die Schriftzeichen nicht
zu verwischen. Wie beim Apparate von Boudard kann auch beim
Schreibapparate von Costel auf mehreren Papierlagen geschrieben werden.
Wie ein Vergleich mit dem Maulef soh^w Schreibapparate zeigt
(vgl. 1888 267 205), besitzen beide Apparate Boudard und Costel zu-
folge der Verwendung flacher Schrift nicht die schätzenswerthe Eigen-
schaft, ein Nachlesen des Geschriebenen seitens des Blinden zu ermög-
lichen; bei der Einfachheit und Billigkeit der Apparate werden sie indefs
doch in vielen Fällen gute Dienste leisten können und mit dazu bei-
tragen, das Schicksal der Blinden zu erleichtern {Bulletin de la Sooiete
d' Encouragement^ 1889 S. 165).
Zum Schlüsse sei noch eine Schreibmaschinenconstruction für Braille-
schrift von B. Stockbauer und F. Woerz in Haspe genannt (D. R. P.
Nr. 45947 vom 16. August 1887). Diese Maschine besitzt als wesent-
lichen Theil sechs auf einer Achse d (Fig. 1 bis 3 Taf. 12) gelagerte
Hebel rf, bis rfg, welche am einen Ende Tasten a und am anderen je
einen Druckstift e tragen, und zwar sind die sechs Druckstifte in der
bekannten Punktschriftform zusammengestellt, wie Fig. 3 zeigt. Die
Druckstifte e erhalten in zwei Platten Führung, und ihnen gegenüber
befindet sich die mit sechs entsprechenden Aushöhlungen versehene
Matrize g. Zwischen diese und die eine Platte g^ wird das zu be-
schreibende Papier eingelegt, dessen Transport entweder von Hand oder
durch eine besondere mechanische Vorrichtung erfolgen kann. Zum
Schreiben werden nun 1, 2 bis alle 6 Tasten niedergedrückt, entsprechend
der Punktgruppirung des zu schreibenden Buchstabens, wobei sich die
Druckstifte e heben und in die Aushöhlungen der Matrize g eintreten,
so den Buchstaben erhaben in Ärat7/e- Schrift auf dem Papiere erzeugend.
244 Slrolilmt-Nähmaschine.
In der Patentschrift ist noch eine vieltheiligere Maschine dargestellt,
bei welcher für jeden Buchstaben oder für jedes Zeichen eine besondere
Anschlagtaste vorhanden ist. Diese Anordnung bedingt natürlich die
Verwendung weiterer Zwischenmechanismen, welche die Maschine, die
wohl mehr für den Verkehr der Sehenden mit den Blinden geeignet
sein dürfte, complicirter machen. Die Anordnung der Druckstifte und
Matrize bleibt im Uebrigen dieselbe. Kn.
Strohhut-Nähmaschine von Ernst Köckritz, Clemens Köck-
ritz und Franz Schüller in Radeberg bei Dresden.
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Die Bildung des Hutdeckels erfolgt bei dieser durch D.R.P. Kl. 52
Nr. 43456 vom 26. April 1887 geschützten Nähmaschine selbsthätig
unter Benutzung eines mit dem Werkstücke in lösbare Verbindung ge-
brachten Formkörpers n, welcher in einem nach allen Seiten frei-
schwingenden Rahmen a^d? aufgehängt ist, dadurch, dafs dieser Form-
körper vom StotFschieber der Nähmaschine aus unter Vermittelung des
Werkstücks in Umdrehung versetzt wird und hierbei gleichzeitig an
einer Schiene o gleitet (Fig. 1 Taf. 13).
Die Bildung des Seitenstücks des Hutes geschieht selbsthätig da-
durch, dafs, sobald der Hutdeckel den gewünschten Durchmesser er-
reicht hat, das Werkstück durch Anstofsen einer am schwingenden
Rahmen abx sitzenden Nase v^ gegen einen an der Gleitschiene o
befindlichen Anschlag xc (Fig. 2 Taf. 13) um einen einstellbaren Winkel
geneigt und in die für das Nähen des Seitenstücks erforderliche Lage
gebracht wird, während gleichzeitig der Formkörper n aufser Berührung
mit der Gleitschiene o kommt und der an der letzteren sitzende An-
schlag w aus der Bewegungsrichtung des das Werkstück tragenden
Rahmens entfernt wird (Fig. 3 Taf. 13).
Die selbsthätige Bildung der Hutkrempe wird dadurch ermöglicht,
dafs der den Formkörper n tragende Rahmen abx in einer solchen
Lage aufgehängt werden kann, dafs der Formkörper, nachdem das Werk-
stück um den für die Bildung des Seitentheils erforderlich gewesenen
Winkel zurückgedreht worden ist, wieder mit der Schiene o in Be-
rührung kommt.
An dem Winkeleisenkörper a sitzt verschiebbar eine Flacheisen-
schiene 6, mit welcher durch ein Querstück c das Rohr d verbunden
ist. Am unteren Ende ist dieses Rohr zu einem Gelenk e ausgebildet
(Fig. 5 Taf. 13), an welchem bei f eine Platte g befestigt ist, die dem
Hutkörper als Stützpunkt dient und durch den federnden Haken //, der
sich auf einem mit der Platte g verbundenen Stabe i verschiebt und die
Schiene b umfafst, in jede beliebige Schrägstellung gebracht werden
Strohhut-Nähmaschine. 245
kann. An einer über e geschobenen drehbaren kleinen Muffe k wird
der Hutanfang befestigt. Das Rohr d wird von einem Rohre / um-
geben, welches sich um d drehen kann, sobald ein Ansatz m der Muffe /r,
wie in Stellung Fig. 2, in einen entsprechenden Ausschnitt des Rohres
eingreift. Auf dem Rohre / sitzt der elliptische Formkegel n, welcher
an der Stange o gleitet. In dem inneren Rohre d belindet sich eine
Stange p, in deren Kopf p^ das Ende eines kleinen, auf c drehbaren
Hebels q eingreift, der mit seinem anderen Ende an das Hauptgestell o
sich anlegt. Das untere Ende p^ ^^^' Stange p wirkt durch die Feder r
(Fig. 4 und 5 Taf. 13) auf das Gelenk e des Rohres d. Befindet sich
der Apparat in einer Stellung, wie Fig. 1 zeigt, so ist diese Wirkung
aufgehoben, da dann der Hebel q die Stange p nach oben zieht, wobei
die Nase 5j eines Hebels unter den Kopf p^ greift und die Stange stützt.
Mit c ist ein Ausatz t verbunden, der sich auf die Nase eines auf dem
Hauptkörper a gelagerten Hebels u legt, welche durch den in ihn ein-
greifenden Arm i'i des Hebels v bewegt wird, sobald an den Arm r^
des Hebels v angestofsen wird. Wird die Nase von u unter t weg-
gezogen, so können die Schiene b und die mit ihr verbundenen Rohre
in den Schlitzen des Hauptkörpers a nach abwärts gleiten. Hebel-
arm Wi stöfst, wenn der Apparat aus der Stellung in Fig. 1 in die in
Fig. 2 gelangt, an die Platte lo einer auf Schiene w befindlichen An-
stofsvorrichtung. Nach oben endigt der Hauptkörper a in eine Flach-
schiene X, auf der sich eine Aufhängevorrichtung J befindet, mittels
welcher der ganze Apparat auf die Schiene z bezieh, z^ so gehängt
wird, dafs er nach allen Seiten frei schwingen kann. Zg ist ein Ge-
wicht zum Ausgleichen der Massen. Die Schienen 2 und z^ werden
von den beiden Ständern A und A^ gehalten, die auf den Tisch B einer
Nähmaschine aufgeschraubt werden, z^ ist durch ein Zwischenstück r.,
so angeordnet, dafs es höher oder tiefer gestellt werden kann.
Die Wirkungsweise der ganzen Vorrichtung ist nun folgende: In
der ersten Stellung Fig. 1 wird der Hutboden fertig genäht. Zu diesem
Zwecke wird ein kleiner Strohhutanfang bei k eingeklemmt und die
Nähmaschine C in Thätigkeit gesetzt. Der Stotfschieber F derselben
wirkt nach jedem Stich an der Peripherie des Strohhutanfanges fort-
schiebend. Hierdurch wird derselbe und mit ihm das äufsere Rohr,
welchem durch den Knaggen m die Bewegung mitgetheilt wird, in Um-
drehung versetzt. Durch den Formkörper /(, welcher sich mit dreht
und hierbei an der Schiene o gleitet, wird diese Bewegung in eine
entsprechende elliptische verwandelt, so dafs der Hutboden eine ellip-
tische Form erhält. Die Gröfse des Hutbodens hängt von der Ein-
stellung der Anstofsvorrichtung w ab. Hat derselbe die gewünschte
Gröfse erhalten, so hat sich die ganze Vorrichtung, wie in Fig. 2 ge-
zeigt, eingestellt, wo eine Umlegung der die Hutplatte tragenden Theile
um 900 bevorsteht.
246 Gad, über Neuerungen in der Tierbohrlechnik.
Stöfst jetzt Arm i"2 des Hebels v (Fig. 2) an die Platte iv der An-
stofsvorrichtung, so geschieht folgendes: Die Nase des Hebels u wird
unter t weggezogen und die mit der Schiene b verbundenen Rohre
machen eine Bewegung nach abwärts. Das äuCsere Rohr l wird hier-
bei durch den Haken G^ (Fig. 4), der sich in das Halslager einlegt,
zunächst so lange zurückgehalten, bis das Gelenk e des inneren Rohres (/
aus dem Rohre / herausgetreten ist. Ist dieses geschehen, so drückt
die Feder r auf die Stange p, so dafs deren unteres Ende P2 auf e
drückt und das Gelenk nebst dem unter der Platte g befestigten Hut-
boden G um 900 umgeklaj^pt wird, womit die dritte Stellung (Fig. 3)
eingenommen wird.
Bei der Anstofsvorrichtung geschieht hierbei gleichzeitig folgendes:
Die senkrecht zur Bildebene stehende Platte iv (Fig. 1 und 2) mufs,
damit die Vorrichtung noch weiter nach links ausschwingen kann, in
die Ebene zurückklappen. Dies geschieht dadui-ch, dafs beim Sinken
der Rohre ein Arm J (Fig. 4) auf den Arm K der Anstofsvorrichtung
drückt. Dadurch wird eine an der Platte ic sitzende Nase aus einem
im Arme K vorgeseheneu Ausschnitte gelöst, so dafs die Spiralfeder N
die Platte iv in die Ebene zurücklegen kann.
Hierauf wird in der dritten Stellung (Fig. 3) die Seitenwand des
Hutes fertig genäht. Ist dieses geschehen, so ist noch die Krempe
zu nähen.
Zu diesem Zwecke wird die Vorrichtung wieder zusammengeschoben,
wie in Stellung Fig. 1, und mittels der Vorrichtung J auf die um die
gewünschte Kopfhöhe höher eingestellte Schiene Zj gehäugt. Es wird
nunmehr die Krempe in ganz derselben Weise wie der Hutboden fertig-
gestellt. Ist derselbe vollendet, so wird der Hut herausgenommen, ein
neuer Anfang eingesetzt und der Nähprozefs beginnt von Neuem.
H. G.
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad
in Darmstadt.
(Schlufs des Berichtes S. 151 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 8 und 12
Zur Zeit haben die Herren T. H. IM, Middlesbrough, A. L. Stevenson,
Durham, und li. Cloug/t, Willington, Durham, eine sehr vervollkommnete
Drehbohrmaschine (Fig. 9 und 10 Taf. 8) in den Betrieb gebracht, welche
das Englische Patent Nr. 2928 vom 27. Februar 1888 erhalten hat. Es
handelt sich hierbei hauptsächlich um die Verbesserungen des Englischen
Patents Nr. 9985 vom Jahre 1885 derselben Erlinder, dafs die damalige
Wasserturbine durch schwingende Cjlinder für comprimirte Luft er-
setzt ist, und dafs diese Cylinder zur Abbalancirung der vorderwichtigen
Bohrslanue dienen.
Gad. über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 247
Der Drehbohrer a ist voru au der Bohrspindel b befestigt. Die Bohr-
spindel überkommt die Drehung durch das Getriebe c, rf, e und f. Das
Triebrad c treibt die Bohrspindel mittels Keil und Nuthe, so dafs die
Bohrspindel während der Drehung fortschreiten kann. Die Schrauben-
mutter g pafst auf das äufsere Schraubengewinde der Bohrspindel und
wird durch das Getriebe h in eine Drehung A-on geringerer Geschwin-
digkeit gesetzt, als die Hülse des Rades c hat. Die Schraubenmutter g
ist aus zwei Theilen gefertigt und kann mithin abgenommen werden,
um die Bohrspindel zurückzustellen. Das Bohrgetriebe ruht mit der
Platte t, durch die Flansche k gehalten, auf dem Vorderende der Bohr-
stange /, so dafs sich jede Winkelstellung in wagerechter Richtung
zwischen Bohrspindel und Bohrstange annehmen läfst. Das Kegelrad f
sitzt fest vorn an der Spitze der Bohrstange /, welche ihrerseits die
Drehung von den mit comprimirter Luft arbeitenden, schwingenden
Ojlindern m erhält. Die Bohrstange kann frei durch die Hülse n mit
dem gezahnten Segment o gleiten. Die Mutterschraube p correspondirt
mit dem äufseren Schraubengange der Bohrstange, so dafs eine Drehung
■der Mutterschraube die Bohrstange in wagerechter Richtung bewegt.
Das Zahnrad q ist im Inneren mit einer Feder versehen, wodurch die
Bohrstange in der ersteren freie Längsbewegung hat. Mit Hilfe des
Hebels r und des Schneckenrades s kann man das Rad q und damit
-die Bohrstange in jede gewünschte Stellung drehen.
Die Hülse n ist am oberen Ende des gegabelten Pfeilers i gelagert,
■welcher bei u auf dem Luftreservoir v aufsteht. Die Schneckeuwelle w
dient dazu, mittels eines Hebels durch Eingreifen in die Zähne des
Segmentes o die Bohrstange in lothrechter Richtung umzustellen. Durch
die Schneckenwelle x nebst Hebel y am unteren Theile des Pfeilers t
wird der Azimuth der Bohrstange geändert.
Es ist auch eine Bewegungsvorrichtung für das ganze Fahrzeug
unter Benutzung der Kraftcylinder vorgesehen. Zu dem Zwecke führt
die endlose Kette :; über ein Klauenrad an der Bohi'stange /, und diese
ist durch ein Hebelwerk mit dem Getriebe zur Bewegung der Rad-
Achsen einzustellen.
Diese Maschine leidet, wie fast alle Gesteinsbohrmaschinen an einer
gewissen Complicirtheit. Im Ganzen sind die Stofsbohrmaschinen ein-
facher gehalten, weil man bei diesen meist auf die selbsthätige Vor-
schubeinrichtung verzichtet.
Die englische Stofsbohrmaschine von James Mc Culloch^ Manchester,
welche bereits am 16. August 1887 unter Nr. 11 192 in England pateutirt
war, hat auch neuerdings in Amerika am 26. Februar 1889 das Patent
Nr. 398 637 erhalten.
Eine speciell für Kohlengewinnung bestimmte Handbohrmaschine
ist in Amerika dem Herrn Josef Noice^ What Cheer, Jowa, am 2. April
1889 unter Nr. 400 593 patentirt worden.
248 Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Bei aller Vollkommenheit der Gesteiiisbohrmaschinen alter Art
scheint, wie gesagt, deren Gebrauch doch zurückgedrängt zu werden.
Die hauptsächlichen mit dem Systeme untrennbar verbundenen Nach-
theile sind folgende:
1) In Schlagwettergruben ist jede Sprengung gefährlich.
2) Das Beräumen nach dem Absprengen setzt den kostspieligen
Apparat auf die halbe Arbeitszeit still.
3) Um den maschinellen Betrieb lohnend zu machen, wird ein mög-
lichst festes, also geradezu ungünstiges Gestein verlangt.
Alle diese Nachtheile kommen in Fortfall, wenn es gelingt, die
maschinelle Arbeit des Stollenbohrens als Schrämmarbeit in fortdauerndem
Betriebe zu erhalten, wobei also die Schüttmassen während des Fort-
ganges beseitigt werden müssen.
Die Idee, einen vollen Stollen von 2"\1 bis 2'",2 Durchmesser zu
bohren, beschäftigt eine Reihe von Ingenieuren schon seit langer Zeit.
Dennoch hat von allen Constructionen bezieh, Projekten erst die Stan-
ley^ sehe Streckenbohrmaschine allgemeine Beachtung gefunden. Herr
W. Scholz in Aachen gibt in der Zeitschrift Glückauf vom 9. Januar
1889, S. 18, eine Beschreibung dieser Maschine, wie er sie während der
Jubiläumsausstellung in Newcastle 1887 in Thätigkeit gesehen hat, wo-
von das Wichtigste folgt: (Vgl. 1888 271 67.)
Die Maschine ist in den Fig. 11 und 12 Taf. 8 dargestellt. Der Bohr-
kopf o mit zwei wagerechten Armen 6, welche mit Stahlschneiden c be-
setzt sind, bohrt einen Kern von etwa l"i,6 Durchmesser und 1"^ Länge
aus. Die Bohrspindel d erhält die Bewegung durch das Getriebe f, ^, g^ h
von der W^elle i übertragen, welche mittels Pleuelstangen von der auf
dem Bohrwagen stehenden, durch geprefste Luft getriebenen Zwillings-
maschine k gedreht wird, unter Ausgleich durch das Schwungrad /.
Die Bohrspindel d ist hinten mit einem Schraubengewinde versehen,
das durch die feste, zweitheilige Mutter m geht. Bei jeder Umdrehung
der Bohrspindel rückt also der Bohrkopf um die Ganghöhe des ge-
dachten Schraubengewindes vor. Ist letzteres soweit aus der Mutter
herausgeschraubt, dai's kein weiterer Vorschub mehr möglich ist, so
schiebt man, nach vorheriger Aufklappung der Mutter hj, entweder die
Bohrspindel nebst Bohrkopf zurück, oder den Bohrwagen vor, um letz-
teren dann nach Schliefsung der Mutter von Ort wegzufahren. Um
den Bohrwagen wähi'end des Bohrens festzustellen, sind die ausschraub-
baren Spreizen n angebracht, welche selbstredend bei jeder Verschiebung
des Bohrwagens gelockert werden müssen.
Der Preis der beschriebenen Maschine beträgt 4000 M. Stanteij
construirt aber noch eine andere Maschine für 5000 M., welche unter
Fortfall des Schraubengewindes an der Bohrspindel einen selbsthätigeu
Vorschub des Bohrwagens besitzt. Bei der letzteren Einrichtung ist
allerdings mehr Platz hinter dem Bohrkopfe zur Fortschntfung des Bohr-
Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. 249"
mehls während der Arbeit. Die Wegräumung des Kerns ist aber auch
nicht ohne Zurückschieben der Maschine möglich. Es geht hieraus
hervor, dafs die Stanley sehe Maschine in ihrer beschriebenen Form die
gestellte Aufgabe noch keineswegs löst. In festem Gebirge leistet sie
nichts, kann also bei wenig mächtigen Flötzen das Hangende und
Liegende nicht mit ausbohren und ist auch nur dort zu gebrauchen,
wo z. B. in mächtigen Flötzen der Kern der Kohle auch noch nach
dem Abbohren hält. Die angegebene Leistung, dafs 2 Mann in acht-
stündiger Schicht in der Nuneaton-Grube bei Nuueaton, Warwickshire,
4qi abgebohrt haben, als äufserste Leistung 1^^ Strecke in 45 Minuten,
läfst auf sehr günstige Gebirgsverhältnisse an der Arbeitsstelle schliefsen.
Die Slanleij'äche Maschine ist indefs bereits durch die von ßeaumont
und Enylish überholt, bei der die Fortschatfung der Trümmermassen
vom Ortsstofse selbsthätig ohne Unterbrechung der Bohrarbeit erfolgt.
In Thätigkeit war letztere Maschine schon aufser in Steinkohlenwerken,
auch in Versuchsstrecken für den Kanaltunnel.
Auch die österreichische Streckenbohrmaschine der Herren Hziha
und Heska ist vollkommener. Für dieselbe ist Antrieb mit geprefstem
Wasser vorgesehen. Die durchbrochene, mit Messern besetzte Bohr-
scheibe am Ende des Prefskolbens erhält ihre Drehbewegung durch
zwei Wassersäulenmaschinen. Festgestellt wird die Maschine durch
sechs hydraulische Pressen mit Pistons. Bei der Drehung unter Vor-
schub durch den Prefskolben schaben die Messer concentrische Ringe
aus dem Gestein. Die ringförmigen Kerne fallen zerbröckelt auf die
Stolleusohle, von wo sie während der Arbeit fortgeschaufelt werden,
während zugleich Wasser den Schabsand fortspült. Ein Nachrücken
des Maschinengestelles wird erforderlich, sobald der Bohrfortschritt dem
Hube des Prefskolbens entsprochen hat.
Der Tiefbohr-Ingenieur Herr Olaf Terp in Breslau hat neuerdings
ein Verfahren patentiren lassen bezieh, im Auslande zum Patent an-
gemeldet, welches die Erhöhung der Ergiebigkeit von Erdöl-Bohrlöchern
und Schächten bezweckt. Er geht von der Ansicht aus, dafs die oft
bedeutende Abnahme des Oelzuflusses zu der Brunnensohle nach ver-
bal tnifsmäfsig kurzer Zeit keineswegs auf dem Versiegen der Quelle
überhaupt beruhe, sondern durch Paraftinbildung au den AusflufsöfFnungen
und Verstopfung der Gesteinsklüfte herbeigeführt werde. Der Vorgang
hierbei wird folgendermafsen gedacht: Wenn in einem Bohrloche da&
ölführende Gestein (gewöhnlich poröser Sandstein) angebohrt wird, SQ
bildet sich in demselben Augenblicke eine ganz dünne Paraffinerstarrungs-
kruste auf der Sohle und an den Wänden des Bohrloches in Folge des
Zutritts von Kälte und Feuchtigkeit. Diese Paraffinkruste wird bei
jedesmaligem Abpumpen des Oeles bezieh. Leerpumpen des Bohrloches
um ein klein wenig dicker, mit der Zeit aber so dick, dafs der Oel-
zuflufs zum Bohrloche ganz bedeutend durch die klebrige und zähe
250 Gad, über Neuerungen in der Tiefbohrteclniik.
Substanz gehemmt wird. Dazu kommt, dafs die an das Bohrloch zu-
strömenden Gase und zufliefsenden Oele stets ganz feine Sandkörner
und Gesteinspartikelchen mitführen, welche an der Aufsenseite der
Paraffinschicht haften bleiben und die Undurchlässigkeit verstärken.
' Schliefslich fallen wohl auch von oben Gesteinsstücke in das Bohrloch
und das Tageswasser setzt losgespülte Thon- und Schiefertheile u. dgl.
auf der Sohle ab. so dafs mit der Zeit eine vollständig-e Vertheeruns:,
Verschlammung und Verstopfung des ölführenden Gesteins und Ab-
sperrung des Oelzuflusses erfolgt.
Bestärkt wird die Wahrscheinlichkeit dieses Vorganges allerdings
durch die Thatsachen, dafs oft nach dem Versiegen von drei mit etwa
30°i im gegenseitigen Abstände gebohrten Brunnen ein vierter nachträglich
in der Mitte der ersteren gesunkener ergiebig wird, ebenso dafs ein
Tieferbohren in frisches ölführendes Gestein um einen halben oder ganzen
Meter oft die geschwundene Productivität einer Bohrung hebt, welchen
Erfolg auch wiederholtes Torpediren für einige Zeit aufzuweisen hat.
Terp'a Vorschläge sind nunmehr zweierlei Art, indem er einmal
der Bildung einer Paraffinkruste in einem neuen Bohrloche durch Er-
wärmung desselben vorbeugen, zweitens eine schon gebildete Kruste
aus einem alten Brunnen durch Ausbürsten entfernen will.
Dem ersten Zwecke soll die Vorrichtung Fig. 9 Taf. 12 dienen.
Ueberhitzter Dampf oder heifses Wasser wird durch ein Rohr zur Bohi*-
lochsohle geführt, daselbst in einem Schlangenrohre zur Erzielung einer
gröfseren Wärmefläche circulii'en gelassen und von dort durch ein Steig-
rohr wieder zur Oberfläche geleitet, woselbst das Coudensationswasser
zum Kesselspeisen zu benutzen ist.
Auch möchten wohl erhitzte Körper, welche man mit Hilfe von
Drahtseilen oder Ketten niederführt, oder elektrische Ströme von ent-
sprechend grofser Widerstandsfähigkeit, die man durchleitet, eine hin-
reichende Erwärmung bewirken.
Zur Erreichung des zweiten Zweckes ist der Apparat Fig. 10 Taf. 12
bestimmt. Es handelt sich dabei um eine Reinigung der Bohrlochswand
mit einer Drahtbürste am Hohlgestänge, unter Spülung mit heifsem
Wasser. Es drängt sich hierbei allerdings das Bedenken auf, dafs ein
solches Ausbürsten eine Bohrlochswandung von der Glätte eines Kanonen-
rohres oder Lampencylinders beanspruchen möchte.
Neuerdings hat Herr Terp nun seinen Erwärmungsapparat eben-
falls zur Gewinnung von Erdwachs (Ozokerit) in Vorschlag gebracht.
Zur Zeit wird dieser Stoff noch auf kostspielige bergmännische Weise
gewonnen, wobei viele Lagerstätten in feinen Klüften u. s. w. ihrer ge-
ringen Mächtigkeit wegen unberücksichtigt bleiben. Die Gewinnungs-
methüde, das Wachs, welches bei 50" schmilzt, durch 200 bis 300"
heifse Dämpfe flüssig zu machen und dann wie gewöhnliches Erdöl
abzupumpen, hat viel Verlockendes; es ist nur die Frage, ob es geht.
Edoux" Fahrstuhl auf dem Eiffelthurm. 251
Was neue Tiefbohrapparate betrifft, so ist in Bezug auf Diamaut-
bohrung als sehr bemerkenswerthe Erfindung zu bezeichnen, dafs es
einem Schweden. Herrn P. A. Craelius in Engelsberg, gelungen ist, eine
Diamantschürf bohrmaschiue füv Handbetrieb herzustellen. Dieselbe (Fig. 11
Taf. 12) schliefst sich durchaus an die bekannten amerikanischen Apparate
an, ist nur noch leichter construirt, da gerade die zum Versuche ge-
langten amerikanischen Maschinen sich für die betretTenden schwedischen
Bergwerksverhältnisse als noch zu platzraubend erwiesen hatten.
Im Laufe des Jahres 1888 haben acht dergleichen Maschinen in
2375 Schichten 2613^,17 abgebohrt, d. h. über 1™ für die Schicht, was
in Anbetracht des harten Gesteins beträchtlich ist, etwa das 15 fache der
anderweitigen Bohrarbeiten bei bedeutend geringeren Kosten.
Ein Erdbohrer zum Vorbohren von Löchern für Pfosten ist von
Herrn Nelson Neicman^ Springfield, Illinois, erfunden und am 9. April
1889 unter Nr. 400939 für die Vereinigten Staaten von Nordamerika
patentirt. Der Bohrkopf besteht aus einem Stück Metall, welches in
zwei entgegenstehende Blätter von concaver bezieh, convexer Form ge-
bogen ist, deren jedes für sich unten in eine abgerundete Schürfe übergeht.
Der Bohrkopf ist an einem gewöhnlichen Stiel mit Griff befestigt.
Edoux' Fahrstuhl auf dem Eiffelthurm.
Mit Abbildungen auf Tafel 12.
Von der zweiten Plattform bis zur Spitze des Eiffelthurmes, für
eine Förderhöhe von 160^,4 ist nach Edoux' System ein Fahrstuhl mit
zwei Kammern angenommen, welche sich in halber Förderhöhe (80™,2)
gleichstellen, i Beide sind mit über Rollen laufende Kabel derart ver-
bunden, dafs dem Aufstieg der einen Kammer in der oberen Weghälfte
die Niederfahrt der anderen in der unteren Hälfte entspricht. Weil
aber die eine mittels Druckkolben gehobene Kammer A nur die obere
W^eghälfte von 80'^,2, dagegen die an Kabeln hängende Kammer B nur
die untere Förderhöhe befährt, so ist an der Zwischenplattform ein
Umsteigen der Fahrgäste aus einer Kammer in die andere erforderlich.
Diese Anordnung bietet den grofsen Vorzug einer vortheilhaften Ge-
wichtsausgleichung, Einfachheit und Sicherheit des Betriebes.
Die hierbei zu erfüllenden Bedingungen hat A. Käs in der Oester-
reichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen^ 1889 Bd. 37 Nr. 3"-"S. 25,
dargelegt, deren gedrängte Wiedergabe hier gestattet sei.
An der Thurmspitze, in H =z 160™,4 Höhe, ist der Sammelkasten S
(Fig. 4 und 5) für das Druckwasser, an der Wechselstelle in der Höhe
V2 H ist der Behälter W für das Rücklaufwasser angeordnet. Aus diesem
1 Vgl. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. 1888 Bd. 32 * S. 1016
und 1042.
252 Edoux' Fahrstuhl auf dem Eill'elthurni.
entnehmen die tieferliegenden Prel'spumpen das Betriebswasser und heben
es nach S. Die Rohrleitungen r und q stellen die Verbindung der beiden
Treibröhren mit den Behältern S und Wher. Da sieh die Gewichte der
beiden Fahrkammern ausgleichen, so bleibt die Nutzlast Q^ das Eigen-
gewicht der Treibkolben G, das Gewicht des überhängenden Kabels
(p in 1"^ für 1"! Länge) und die Wassersäule (7 = 1000'' für Icbm) jq
Rechnung zu ziehen, wobei jy der Wirkungsgrad beim Kolbenfall und
(f beim Kolbenaufstieg und f die Summe der Kolbenquerschnitte ist.
Bestimmung des Kabelgexjcichles.
a) Bedingung für die Auffahrt zur Wechselstelle. B ist belastet, A ist
leer, Rohrleitung q otFen. Beim Anhub (Fig. 4)
t;G = H.p-j-Q 1)
beim Hubende an der Wechselstelle (Fig. 5)
rjG = 0,^.y.H.f+0 2)
durch Gleichstellung folgt
p = 0,5.y.f 3)
b) Bedingung für die Auffahrt von der Wechselstelle zur Thurm-
spitze. Kammer^ ist belastet, Ä ist leer, die Rohrleitung 7 geschlossen,
r aber offen.
Beim Anhub (Fig. 5)
q).y.f.H=G^Q 4)
beim Hubende an der Spitze (Fig. 4)
(p(0,5;'.^^+;).^):=ö + (? 5)
Aus der Gleichsetzuug folgt Gl. 3)
P^O.hy.f.
Soll daher für diesen Fall die treibende Kraft gleichbleibenden
Werth behalten, so mufs das Kabelgewicht der Längeneinheit (l"")
gleich dem Gewichte einer Wassersäule sein, welche bei derselben
Einheit die halbe Fläche der Treibkolben zum Querschnitte hat,
p = y{0,hn
Bestimmung des Treibkolbengesammtgeivichtes G.
Bedingung für die Anfangsstellungen im Aufhube
t]G-p.H=Q 1)
und cp.y.f.H—G = Q 4)
oder wenn für yf:=2p 3)
gesetzt wird
cf .2p.H — G = Q 4a)
Bei Gleichsetzung von 4a) und 1) folüt
«^W^-"-« «)
während sich die Gesammtfläche der beiden Treibkolben aus Gl. 2)
ergibt, wie folgt:
Higginson's Regulator. 253
2iriG-Q)
oder aus 3):
Wird dieser Werth für die Kolbenfläche in Gl. 7) gesetzt und das
so gefundene p in die Gl. 6) eingeführt, so erhält man eine unmittel-
bare Beziehung zwischen Kolbengewicht G und Nutzlast Q.
G = rzr-- ■' 8)
Werden sämmtliche Widerstände \eruachlässigt, also jj = (f=l
gemacht, so folgen als Näherungswerthe
G = SQ 8)
und p = — o- 4a)
Die Verhältnisse des £c/oMa?"schen Aufzuges am Eiftelthurme in
Rechnung gebracht, erhält man bei einer Förderhöhe H = 160™,4, Hub
der Treibkolben 0,5 Jff = 80'i\2, Nutzlast oder Besetzung einer Kammer
mit 60 Fahrgästen Q z= AOOO^ ^ und da die zwei gleichen Treibkolben,
von denen jeder c?=32cm Durchmesser hat, ein Gesammtgewicht
(r = 19200*^ besitzen, und da ferner das Gewicht eines Meters Kabelseil
P .
zu j = 20'^ angegeben ist, demnach Gesammtgewicht der vier Seile
p = SO'' für 1™ Länge, der Wirkungsgrad beim Kolbenfall ?; := 0,876
und für den Auf hub qj = 0,904, wegen verminderter Rollenzapfenreibung
angenommen wird, so folgt durch Rechnung für ^ = 19205'^, für
/" = 0,16'im^ entsprechend für einen Treibkolben 0,5 /" = 0,08^11^ oder
d = 32cm und für p = 0,5 . 1000 . 0,16 = 80^. Pr.
J. Higginson's Regnlator.
Mit Abbildung auf Tafel 1'2.
In der Peel Mill Spinning Comp, in Bur}', England, ist nach Industries
vom 12. April 1889 "' S. 340 an der 1300 HP Betriebsdampfmaschine ein
Regulator mit offenen Stangen angebracht, an dessen Stellzeug eine
i^Uiecksilberwage eingeschaltet ist.
Mit dem Zapfen A (Fig. 8) des Hülsenhebels schwingt eine W^age
mit zwei Gefäfsen By und B^^ welche durch die Rohre C und D ver-
bunden sind.
Durch dieselben tritt in der Tiefstelluns der Regulatorhülse das
254
Haas' Triebwerkskuppelung für Hobelmaschinen.
Quecksilber in das Gefäfs 5,, wodurch ein, einem verstärkten Hülsen-
widerstand entsprechendes Uebergewicht hervorgerufen wird. Wenn
aber in Folge einer durch die erhöhten Umläufe der Maschine bedingte
Hülseuverschiebung eintritt, so entsteht durch das Ueberfliefsen des
Quecksilbers nach dem Gefäfse B^ eine Drehkraft von wechselnder
Stärke, welche in ihrer Wirkung einer Aenderung des mittleren Be-
lastungsgewichtes gleichkommt.
Hiernach wird dieses Gewicht in der Hochstellung durch die Queck-
silberwage entlastet, in der Tiefstellung der Kugeln aber stärker be-
lastet. Zur Regelung der Durchflufsdauer des Quecksilbers dient der
Hahn C. Mittels in den Gefäfsen B^ oder B^ eingelegten Eisenstücken
kann eine Kraft von bleibender Stärke hinzugefügt werden, während
die angewendete Quecksilberfüllung die Wirkuugsstärke der veränder-
lichen Kraft bedingt.
M. Haas' Triebwerkskuppelung für Hobelmaschinen.
xMit Abbildungen im Texte und auf Tafel 12.
Um eine scharfe Hubbegrenzung des Hobeltisches bei fortlaufender
Antriebswelle zu erhalten, schaltet man eine ausrückbare doppelseitige
Klauenkuppelung ein, welche, durch geeignete Räderwerke verbunden,
den Vor- und Rücklauf des Hobeltisches hervorbringt.
Das D. R. P. Nr. 39 771 vom 24. September 1886 bezweckt einen
stofsfreieu Gang dieser Einrichtung bezieh, eine von den Schwungmassen
des Triebwerkes unabhängige Tischbewegung am Hubwechsel.
Zur Erklärung dieser Vorrichtung diene die in Fig. 1 bis 7 dar-
gestellte einfache Ausrückkuppelung.
Fig. 6. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 7.
Fig. 3.
^ Fig. 1.
Fig. 2.
TilTin's Schraubenschneidmaschine. 255
Auf der Welle a ist eine Schwungscheibe frei, d. i. ohne Keil auf-
geschoben, so dafs bei auftretenden gröfseren Widerständen diese Scheibe
die Welle a überholen kann. Die für den gewöhnlichen Betrieb er-
forderliche Reibung zwischen Welle und Nabenbohrung des Schwung-
rades (Fig. 7) wird durch die Stirnscheibe s (Fig. 6), welche mittels
Nase in der Stirnfläche des Wellenendes einsetzt, vermöge der Schraube u
geregelt.
Auf der Welle a verschiebt sich an einem Längskeil die Zahn-
kuppelung c (Fig. 1 und 2), rückt dadurch die Zahnscheibe d (Fig. 4),
treibt durch Vermittelung federnder Zwischenglieder das Zahnstangen-
getrieb b und hiermit den Hobeltisch. Der hintere cylindrische Theil der
Zahnscheibe d ist, wie Fig. 5 zeigt, abgeflächt. Auf die Fläche f legt
sich die Nase l eines kleinen Hebels i (Fig. 2 und 3), dessen Dreh-
zapfen in einem auf das Getriebe b geschraubten Formringe h (Fig. 3)
liegt, in welchem auch eine kleine Drahtfeder k eingesetzt ist. Dieser
Federstift drückt den Hebel i beständig auf die Fläche f und bringt
dadurch während der Auslösung der Kuppelung am Hubende des Tisches
die Scheibe d in eine bestimmte Lage zur Scheibe h. Wenn nun un-
mittelbar nach erfolgter Einrückung die Zahnscheibe c einsetzt und (/
kuppelt, so hebt diese zuerst den Hebel e, welcher die Drahtfeder k
zusammendrückt, und erst dann im weiteren Verlaufe der Drehung wird
der Mitnehmerstift g die Scheibe h bezieh, das Getriebe b für die Zahn-
stange treiben.
Aufserdem ist noch eine federnde Verbindung der Zahnstange mit
dem Hobeltische von iM. Haas zu erwähnen, welche nach Vhland's
Technischer Rundschau^ 1889 Bd. 3 Nr. 29 S. 189, in Folgendem besteht.
An die untere Tischfläche (Fig. 6 und 7 Taf. 12) sind je zwei Stahl-
bänder a angeschraubt, welche vermöge ihrer V-förmigen Kröpfungen
die durch die Zahnstange gesteckten Bolzen b übergreifen und dadurch
die Zahnstange c an die Tischleiste mit einer bestimmten Kraft an-
pressen. Irgendwo in der Tischmitte greift ein Mitnehmerstift d der
Zahnstange in ein Schlitzloch der Tischplatte ein und treibt dieselbe
erst beim Anschlag desselben.
Dies bedingt aber einen todten Hub von der Gröfse der Schlitz-
lochlänge, während welchem die Zapfen b der Zahnstange die beiden
Ueberlegbänder a, o spannen, wodurch vermöge der verstärkten Reibung
zwischen Zahnstange und Tischleiste ein sanfter Anhub ermöglicht wird.-
Pr.
Tiffin's Schraubenschneidmaschine.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 12.
Von der National Machinery Co. in Tiffin, Ohio, wird nach Ame-
rican Machinist., 1889 Bd. 12 Nr. 16 * S. 3, eine Schraubenbolzen-Schneid-
256
Tillin's 8chraub'Jiischneidmaschiiie.
maschine gebaut, deren Verbesserung in einem rasch wirkenden Aus-
rüekschlols besteht, wodurch es möglich wird, Gewinde von ganz
bestimmter Länge an Schraubenbolzen zu schneiden.
Wie aus dem Schaubilde leicht zu ersehen ist, liegt zwischen dem
Schneidkopfe und dem Spindellager eine Kuppelungshülse, welche ver-
möge des am Winkelarme angehängten Zapfenringes sich verschieben
läfst, wobei in deren Rechtsstellung durch dessen Eingriff die Mitnahme
des Kopfes und demzufolge der Vorschub der Gewindestähle erfolgt.
Diese Einstellung wird durch den Handhebel L (Fig. 12) erhalten und
dadurch gesichert, dafs die Gelenkpunkte vom Hebel /), Lenkerschiene F
und Zapfen ring H in eine durch den Hebeldrehpunkt C gehende gerade
Linie fallen. In dieser gestreckten Lage der Verbindungsglieder /), F
und H vermag die an der Zugstange R angreifende Spiralfeder nicht
zu wirken und es ist hierdurch der Schlufs einzig durch die Rechtslage
des Handhebels L erreicht.
An dem Handhebel L ist ferner eine drehbare Nufs iV angebracht,
durch welche sich die am Einspannschlitten angehängte Steuerstange M
schiebt und die stellbaren Anschläge P und 0 trägt.
X-^
Wenn nun in Folge der links gerichteten Schlittenbewegung der
Anschlag P an dem Hebel A', L trifft, so genügt ein einziger Ruck, um
■die gestreckte Zwangslage der Glieder i), F und H zu stören und da-
durch die Feder auf R wirken zu lassen. Diese schwingt den Hand-
hebel in die punktirt gezeichnete Linksstellung bis an den Anschlag 0,
Kreissäge-Schärfmaschinen. 257
während gleichzeitig die Auslösung der Kuppelung und hiermit das
Zurückschieben der Gewindstähle im Schneidkopfe vor sich geht.
Um aber die Schlufsstellung des Hebels L zu sichern bezieh, die
Lage der Glieder Z), F und H hierfür zu regeln, ist die Stellschraube S
vorgesehen, welche auf die untere Nase B des Handhebels L triflft.
Bemerkenswerth ist noch die Einspannvorrichtung (Fig. 13) für den
Schraubenbolzen, deren achsiale Einstellung dadurch erleichtert wird,
dafs die rechts- und linksgängige Backenspindel in einer Hülse lagert,
welche im eigentlichen Schlittenauge verschiebbar ist. Die grobe
Spiralnuth dient für den Einsatz der Stellschraube und Feststellung
•der Spindelbüchse. Pr.
Kreissäge-Schärfmaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 13.
Sowohl in Holz- als auch in Melallsägewerken bietet eine Schärf-
maschine unzweifelhaft Vortheile gegenüber dem Nachschärfen mittels
Hand dar. Je nach der Gröfse einer Werksanlage wird eine einfache
oder eine Maschine mit selbsthätigem Betriebe zu wählen sein. In
folgendem werden einige neuere Maschinen, welche vorzugsweise zum
Schärfen von Kreissägeblättern eingerichtet sind, beschrieben.
Das Werkzeug, ein kreisendes Schleifrad, seltener eine hin und
her gehende Feile, darf die Schleiffläche des Zahnes nur mit einem
Drucke bestreichen, welcher eine Erhitzung der Arbeitsstelle vollständig
ausschliefst. Deshalb sind auch manche Schleifmaschinen mit Pumpen
zum Nafsschleifen vorgesehen, sofern wegen ungleicher Zahntheilung
des Sägeblattes ein unvermuthet stärkerer Angriff zu befürchten steht.
Je nach der Zahnlücke wird sich nicht nur der Formquerschnitt des
Schleifrades richten, sondern auch dessen Achsenlage zum eingespannten
Sägeblatt. Die Schleiffläche des Sägezahnes wird radial bei Metall-
sägen, manchmal nach einem gewissen Zugkreise bei Holzsägen ge-
richtet, also etwas unterschnitten sein. Immer sollte aber die Ebene
der Schleiffläche etwas schräg gegen die Sägeblattebene angestellt sein,
wobei zur Aufhebung des dadurch bedingten Seitendrucks abwechselnd
«in rechts und links geschränkter Zahn auch nach rechts und links zu
schärfen wäre.
Hieraus folgen von selbst die Bedingungen für den Bau solcher
Maschinen.
A. Ransome's Schärfmaschine.
Das mit 700 minutlichen Umläufen kreisende Schleifrad lagert in
einem Bügelrahmen (Fig. 1), welcher um Zapfen, die in einem stell-
baren Ringe liegen, schwingt. Hierdurch kann die Achse des Schleif-
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 6. 1889I1II. 17
258
Kreissäge-Schärfmaschinen.
Fig. 1-
rades bequem in Sehrägstellungen zur Wagerechten verlegt werden,
indem Kreissehlitze und Stellschrauben die Verstellung dieses Bügel-
rahmens am Gestellbocke ermöglichen.
Ein Gegengewicht hebt
beständig den Bügelrahmen,
während mittels eines Hand-
grifles und mit leichtem An-
drucke das Schleifrad an da&
Sägeblatt geführt wird, wo-
bei eine Stellschraube am
Hebellager den Hub begrenzt.
Der Betrieb des Schleifrades
erfolgt mittels eines über Leit-
rollen geführten schmalen
Riemens, und erfordert eine
halbe Pferdestärke, während
die Einstellung des Sägeblattes
und die eigentliche Schaltung
des Werkzeuges, wie schon be-
merkt, mit Handbetrieb durch-
geführt wird. Zum Schärfen
von geraden und Bandsäge-
blättern ist die am Gestellfufse
liegende Backenvorrichtung am
Tisch Winkel anzuschrauben.
Das Gewicht dieser Maschine
ibt zu ÖUU'- angegeben (Revue industrielle^ 1889 ^' S. 229).
Heiherington s Schärfmaschine.
Auf dem wagerechten Tischwinkel (Fig. 2) ist der Bolzenschlitten
entsprechend der Gröfse des Kreissägeblattes stellbar, der Bolzen mit
der Kreissäge wird aber vermöge einer Umwickehmgsschnur und durch
ein angehängtes Gewicht beständig in einer Richtung zu drehen ge-
sucht, daran aber durch einen Stellzahn gehindert. Wird dieser durch
irgend ein Mittel zeitweilig aus dem Sägezahne zurückgehoben, so wird
sich das Kreissägeblatt so lange drehen, bis dieser oder irgend ein
zweiter Stellzahn wieder in Eingriff kommt. Hiermit ist die Grund-
lage einer selbsthätigen Schaltung angedeutet.
Der Lagerschlitten mit dem Schleifrade wird mittels eines Kurbel-
triebwerkes an dem stehenden Führungsbocke in lothrechte Hubbewegung
versetzt, so dafs der Seitenumfang des kreisenden Schleifrades längs
dem Sägezahne geführt wird. Nach jedem einfachen Aushube erfolgt
mittels Anschlag des Lagerschlittens die Auslösung des vorbeschriebenen
Stellzahnes, hiermit die Schaltung des Sägeblattes. Dieser Maschine
Kreissäae-Schärfmascliinen.
259
Fis. '2
ist eine kleine Fächerpumpe zum Nafsschleifen beigegeben (Industries^
1889 S. 224).
J. Hill's Säge-Schärfmaschine.
Die hohle Standsäule (Fig. 3) trägt seitlich einen in der Lothrechten
stellbaren Schlitten mit dem Schaltwerk bezieh, dem Aufspanndorn
für das Kreissägeblatt. Die absatzweise erfolgende Verdrehung oder
Schaltung der Kreissäge erfolgt mittels eines Schneckenradtriebwerks und
fein gezahntem Schaltrade, dessen Sperrkegel von einem Schlitzhebel
vermöge einer schwachen Verbindungsstange bethätigt wird. Durch
Verschiebung des Stangenzapfens im Hebelschlitze wird die Schaltungs-
gröfse der Zahntheilung der Kreissäge entsprechend gemacht. Dieser
Winkelhebel wird durch einen Kurbelzapfen in Schwingungen versetzt,
welcher im Schlitze des anderen Hebelschenkels einsetzt. Auf diesem
Kurbelzapfeu ist aber frei eine eigenartige Hebelstange aufgeschoben,
welche gleichsam die Verbindung zwischen diesem Kurbelzapfen und
einem federnden Hebel herstellt, der die Fortsetzung des um Schild-
zapfen schwingenden Lagers des Schleifrades ist.
Hierdurch wird dieses Schleifrad in auf- und absteigende Schwingungen
versetzt, welchen vermöge des federnden Zwischenhebels eine gewisse
Druckkraft zugemessen ist. Die Hubgrenzen dieser Schwingungen werden
durch zwei Stellschrauben im feststehenden Gabellager geregelt. Der
Betrieb des Schleifrades und des Schalt- und Hubwerkes erfolgt von
gleicher Welle aus, das Schleifrad mit Riemen, das Letztere mittels
Zahnradgetriebes.
260
Kreissäge-Schärfmasclünen.
Das Verstelleo des Kreissägeschlittens mit dem angeschlossenen
Schaltwerke wird vom hinteren Handrade durch Vermittelung eines
Fig. 3.
Zahnstangengetriebes beM'erkstelligt (Industries^ 1888 ■"S. 149 bezieh.
Engineering, 1889 Bd. 67 '' S. 277).
C. F. Eax^ selbsthätige Kreis- und Blattsägen-Schärfmaschine.
Diese Maschine arbeitet mit einem Schleifrade und mit einer Feile
zugleich, oder beliebig mit je einem dieser Werkzeuge allein. Nach
dem D. R. P. Nr. 41954 vom 29. März 1887 sind auf dem Gestellrahmen
(Fig. 6 und 7 Taf. 13) zwei wagerechte Stöfselführungen vorgesehen,
in denen der Feilenschlitten und der Lagerschlitten mit dem Schleif-
rade durch Vermittelung von zwei Räderpaaren und wagerecht liegenden
Kurbelscheiben derart bewegt werden, dafs der Feilenschlitten fünfmal
so viel Hübe macht, als in gleicher Zeit der Schleifradschlitten.
Von der ersten stehenden Kurbelwelle zweigt mittels Winkelräder
das Triebwerk für die Schaltung ab, indem am Fufse der vorderen
stehenden Welle eine wagerechte Daumenscheibe ein Hebelwerk be-
thätigt, welches im oberen Theile den Sperrhaken trägt. In Folge der
knappen Abmessung des steuernden Daumens erfolgt der Vorschub des
Peacock's Schleiimaschine für Rundlöclier. 261
Sägeblattes um einen Zahn möglichst rasch am Hubwechsel der Schlitten,
sowie es selbstverständlich ist, dafs die Vorschubgröfse regelbar sein
mufs. Bemerkenswerth ist noch die Aufspannvorrichtung für das Säge-
blatt. Der Aufspannrahmen ist um die vordere stehende Steuerwelle
in Schräglagen zur Hubriehtung der Stöfsel stellbar, so dafs der Schleif-
fläche des Sägezahnes eine beliebige Neigung zur Blattebene gegeben
werden kann, während durch Verstellung des Spannbolzens nicht nur
gebührende Rücksicht auf den Blattdurchmesser der Säge genommen
wird, sondern vermöge der feinen Stellspindel auch der Andruck an
die Werkzeuge gehörig zu bemessen ist.
Aufserdem wird die schärfende Feile beim Rücklaufe aus dem Ein-
griffe gehoben, was mittels eines federnden Schlofsgrifffes und ent-
sprechender Anschläge erfolgt. Pr.
R. Peacock's Schleifmaschine für Rundlöcher.
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Zum Ausschleifen bezieh. Richtigstellen von Bohrungen mittels des
Schleifrades baut Peacock in Manchester eine Maschine mit doppelt
excentrisch gelagerter Schleifspindel, wodurch es möglich wird, die
Berührungslinie des kreisenden und zugleich achsial schwingenden
Schleifrades in beliebig grofsen Kreisen zu führen.
Nach dem Enghschen Patent Nr. 696 vom 24. Januar 1888 bezieh.
Engineering vom 20. April 1888, Bd. 45 S. 399, sind auf dem stellbaren
Lagerschlitten (Fig. 8} ein Seil- und ein Kurbeltriebwerk angeordnet,
während im eigentlichen Spindellager eine Büchse A sich vermöge eines
Schneckentriebwerkes langsam um ihre Achse dreht. Um dieselbe
Achse dreht sich, durch den Längs- und Verschiebungskeil H mit-
genommen, die Büchse 6, welche zwischen Bunden den Hebel K fafst,
welcher durch das Kurbeltriebwerk /, m der Büchse b eine schwingende
Längsbewegung ertheilt und zugleich vermöge eines Gegengewichtes p
das ganze Spindelwerk entlastet.
In der Büchse b (Nebenfigur zu Fig. 8) ist eine zweite Büchse f,
durch ein Handrad mit Gegenmutter f excentrisch stellbar, während
zu c excentrisch die durch die Seilrolle i getriebene Schleifspindel d
mit dem Schleifrad E lagert. Hierdurch wird die kreisende Schleifrolle
mit einem berührenden Element im Kreise herumgeführt, dessen der
Lochgröfse entsprechender Durchmesser durch die excentrische Ein-
stellung durch das Handrad f bestimmt wird.
262 Hub der direkt wirkenden Fürderraasclüuen.
Ist der grofse Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen
zweckmäfsig? Von A. Bauer, Professor an der Berg-
akademie in Leoben.'
Die neueren eincylindrigen oder Zwillingsbetriebs-Dampfmaschinen
erhalten einen Hub, der von dem zweifachen Cvlinderdurcbmesser in
der Kegel nur wenig abweicht. Dies Verhältnifs laTst sich zwar nicht
rechnungsmäfsig ableiten, hat sich aber im Laufe der Jahre als zweck-
mäfsig herausgestellt. Einzelne Maschinenfabriken, insbesondere ameri-
kanische, vergrülsern den Hub eincylindriger Maschinen bis zum Di'ei-
fachen der Cjlinderbohrung.
g
Direkt wirkende Zwillings-Fördermaschinen zeigen ein Verhältnifs -j^
welches zwischen 2 und 4 schwankt, ja bei einzelnen noch über letzteres
Mafs hinausgebt. Insbesondere sind es belgische und französische Ma-
schinen, die einen aufserordentlich grofsen Hub besitzen- sie zeichnen
sich in Folge der geringen Gröfsen ihrer Steuerungsbestandtheile durch
die Leichtigkeit aus, mit welcher das Umsteuern vor sich geht, und fallen
auf durch ihre schlanken Formen.
Zwei Umstände sind es hauptsächlich, welche zu Gunsten des
grofsen Hubes angeführt werden: die geringe Kraft, welche das Ein-
greifen in die Steuerung erfordert, und die gröfsere Kolbengeschwindig-
keit, welche erreicht wird. Auch werden manchmal die geringeren
Dampfverluste hervorgehoben, welche diese Maschinen in Folge ihres
kleineren Cylinderdurchmessers besitzen sollen.
Die Umdrehungszahl der Maschine wird durch die Fördergeschwin-
digkeit und durch die Gröfse der Treibkörbe bestimmt; aus dem Durch-
messer der letzteren und aus der Förderlast ergibt sich auch die an
der Maschinenwelle für jede Umdrehung erforderliche Arbeitsleistung.
Zum Vergleiche werden nun zwei Maschinen gewählt, welche für die-
selbe Förderanlage bestimmt und mit vollständig gleichen Treibkörben,
Seilen u. s. w. ausgerüstet sind; ihre Umdrehungszahlen und elFectiven
Arbeiten für den Hub sind daher in gleichen Zeitabschnitten des Auf-
zuges dieselben. Dies gilt auch für den mittleren Ueberdruck p ihrer
Indicator- Diagramme, wenn beide mit einerlei Anfangsspannung und der-
selben Damj)fvertheilung arbeiten.
Einstweilen werde angenommen, dafs der NutzefTect, das Verhält-
nifs zwischen gebremster und indicirter Leistung, bei beiden Maschinen I
und n den gleichen Werth besitze, so dafs nicht nur die effectiven,
sondern auch die indicirten Leistungen für jeden Hub dieselben sind und
1 Nach einem uns vom Herrn Verfasser freundlich eingesandten Separat-
abdrucke aus der Ocsterreichisclien Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 37. Jahr-
gang, 1889.
Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen. 263
-^— p Sj = -— -^ p s,^ ist. liiS wird also : f{Sy=z /., s.^ sein, d. h, bei beiden
Maschinen durchläuft der Kolben denselben Raum. Hierin bezeichnet d
71 d
den Durchmesser, s den Hub und f=—^ den Querschnitt des Cjlinders.
Der Einflufs des Kolbenstangenquerschnittes wird bei dieser angenäherten
Rechnung vernachlässigt.
In gleichen Kurbelstellungen besitzen die Maschinen Kolbengeschwin-
digkeiten (c), die sich zu einander verhalten wie die Hübe Sj und S2;
von diesen Stellungen ausgehend, werden daher die Kolben in darauf-
folgenden gleichen Zeiten denselben Raum hinter sich lassen. Beide
Maschinen bedürfen daher in entsprechenden Kurbelstellungen dieselben
Aus- und Einströmungscjuerschnitte, also genau die gleiche äufsere und
innere Steuerung, z. B. denselben Schieber mit dazu gehörigem Hube.
Die Maschine mit langem Hube ist daher nicht leichter umzusteuern
als diejenige mit kurzem, letztere wird im Gegentheile bei Coulissen-
steuerungen eine geringere Kraftanstrengung von Seite des Wärters er-
fordern, weil sie kürzere und leichtere Excenterstangeu besitzt. Die
irrige Anschauung, welche in dieser Hinsicht ziemlich allgemein ver-
breitet ist, dürfte auf die veraltete und unrichtige Constructionsregel
zurückzuführen sein, dafs die Ein- und Ausströmungsquerschnitte zur
Kolbenfläche in einem bestimmten Verhältnisse stehen sollen, welches
je nach der Umdrehungszahl der Maschine ein verschiedenes ist.
Die gröfsere Kolbengeschwindigkeit langhubiger Fördermaschinen
ist nicht mit den gleichen Vortheilen verknüpft, wie diejenige gewöhn-
licher Betriebsmaschinen. Eine der letzteren Gattung, welche früher
mit 30 bis 35 Umdrehungen lief, wird bei einer Verdoppelung ihrer
Kolbengeschwindigkeit bei gleichem mittleren Ueberdrucke auch die
doppelte Leistung geben — bei der Fördermaschine sind Geschwindig-
keit und Leistung von vornherein festgelegt. Eine gröfsere Kolben-
geschwindigkeit gibt im Zusammenhange mit höherem Dampfdrucke
und weiter gehender Expansion einen ruhigeren Gang; nun sind aber
auch die neueren Fördermaschinen meist mit Steuerungen versehen,
welche für die kleinsten Füllungen keine günstige Dampfvertheilung
mehr geben. Eigentliche Präcisionssteuerungen werden — und wie ich
glaube mit Recht — zu Gunsten der Betriebssicherheit und Einfachheit
gern vermieden. Es mufs an dieser Stelle bemerkt werden, dafs auch
bei neueren Fördermaschinen die Regelung häufig nicht durch Verände-
rung der Expansion, sondern durch Drosselung des Dampfes bewerk-
stelligt wird; die Schuld liegt hierbei weniger auf Seite des Wärters,
als auf jener der ausführenden Maschinenfabrik. Weil die Bewegung
des Steuerhebels einen zu grofsen Kraftaufwand erfordert, benützt der
Maschinist denselben lediglich zur Umsteuerung, stellt ihn auf volle oder
nahezu volle Fülhmg und regelt mit der Drossel. Wer selbst versucht hat,
264 Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen.
wie schwer die Steuerhändel meistens zu bewegen sind, wird einsehen^
dafs das andauernde Ueberwinden dieses Widerstandes während der
ganzen Fahrt von dem ohnedies in jeder Hinsicht sehr in Anspruch ge-
nommenen Maschinenwärter kaum zu verlangen ist. Soll der Gang der
Maschine wirklicli durch die Expansionsänderung beherrscht werden,
so mufs die Verstellung der Steuerung keinen besonderen Kraftaufwand
erfordern, weil sie ja während der ganzen Fahrt vorgenommen werden-
soll und nicht wie bei Locomotiven nur innerhalb bestimmter Zeiträume.
Um die mafsgebenden Umstände zu überblicken, werde angenommen,
dafs bei den verü,lichenen Maschinen ^ = 2 und -7^ = 4 sei — Verhält-
(/, (/.,
nisse, welche bei Fördermaschinen nach unten und oben nur selten über-
schritten werden. Es folgt hieraus weiter :
d^^ = (2d2}^^ also: t/j = 1,26 (/., "od f^ =1,6/12, sowie: «2 = 1:6*1
und C) =: 1,6 c^. Die hin und her gehenden Massen des G^pstänges werden
bei der kurzhubigen Maschine etwas gröfser als bei der mit grofsem
Kolbenwege, was insbesondere in dem schwereren Kolben und Kreuz-
kopfe liegt. (Die Kolbendrücke verhalten sich zu einander wie 1,6 : 1.)
Ihr Einflufs wächst aber mit dem Quadrate der Kolbengeschwindigkeit,
so dafs der sogen. Beschleunigungsdruck, das ist jener Theil des Dampf-
druckes, welcher in einer bestimmten Kurbelstellung zur Bewegung der
Massen aufgewendet, oder von denselben bei ihrer Verzögerung abge-
geben wird, bei der Maschine I entschieden kleiner ist, als bei der
zweiten Maschine. Da nun die erstere aufserdem einen gröfseren Kolben-
druck besitzt, haben bei ihr die hin und her gehenden Massen einen
viel oeriuo-eren Einflufs. Diese bewirken aber gerade bei Maschinen
von stark wechselndem Dampfdrucke, also hoher Expansion, den Aus-
gleich der Kräfte, weshalb in dieser Hinsicht die Construction der
Maschine II, der lange Hub, vorzuziehen ist. Es ist aber ofl nicht
möglich, diese Gesetze einzuhalten; man denke z. B. nur an die Wende-
Walzenzugmaschinen, welche mit hoher Kolbengeschwindigkeit und
grofser Füllung arbeiten, dabei aber bedeutende hin und her gehende
Massen besitzen. Bei Fördermaschinen sind nun die Verhältnisse nicht
derart, dafs eine kleinere Kolbengeschwindigkeit auch unbedingt einen-
unruhigen Gang nach sich ziehen müfste.
Andere Vorzüge als den besseren Kräfteausgleich besitzt aber der
grofse Hub bei Fördermaschinen nicht. Die Eigenwiderstände der Ma-
schine I können nur unbedeutend gröfser sein als jene der Maschine IL
Die Wege der hin und her gehenden Theile des Gestänges, also auch
der entsprechenden Keibungen stehen bei beiden Maschinen im Ver-
hältnisse 1:1,6, die normal zur Führung gerichteten Componenten des
Kolbendruckes haben das umgekehrte Verhältnifs, nämlich 1,6 : 1. Die
Gewichte der geradlinig bewegten Theile: des Kolbens, Kreuzkopfes
u. s. w. und die Kolbenreibung betragen in ihrer Gesammtheit bei der
Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen. 265
Maschine I aber jedenfalls weniger als das 1,6 fache der gleichen VVerthe
von der zweiten Maschine, so dafs also erstere dnrch die Reibung dieser
Theile bei jedem Hube eine kleinere Arbeit verliert als letztere, wäh-
rend an den Zapfen und am Kurbellager das Entgegengesetzte eintritt.
Alles zusammen genommen, kann der Nutzeffect der Maschine mit
kurzem Hube nicht wesentlich kleiner sein, als jener mit grofsem
g
Kolbenwege. Geht man unter das Verhältnifs -^ = 2 herab, so wird
derselbe wegen der zunehmenden Zapfenreibung jedenfalls ziemlieh rasch
sinken.
Wäre die Entfernung zwischen dem Cylinderdeckel und dem in
seiner äufsersteu Stellung betindlichen Kolben bei beiden Maschinen
gleich grofs, so würden sich die entsprechenden Antheile an den schäd-
lichen Räumen wie die Kolbenflächen, also wie 1,6 : 1 verhalten. Wegen
der gröfseren Länge mufs aber der Maschine H auch ein gröfserer
Deckelspielraum gegeben werden, so dafs sich diese Umstände gegen-
seitig wieder ausgleichen. (? d. R.)
Der Verlust durch Dampf lässigkeit des Kolbens ist bei der Maschine I
jedenfalls gröfser, weil ihr Durchmesser das 1,25 fache desjenigen der
zweiten Maschine beträgt. Die neuereu Versuche haben aber gezeigt,
dafs dieser Verlust bei guter Ausführung überhaupt sehr klein ist und
von dem Abkühlungsverluste der Innenseite des Cylinders um ein Viel-
faches übertroffen wird. Dieser hat bekanntlich darin seine Ursache,
dafs die Überfläche des Cylinders und Kolbens eine Temperatur besitzt.^
welche zwischen der des Einlafs- uud Ausputfdampfes liegt. Während
der Einströmung und eines Theiles der Expansion schlägt sich aus dem
Dampfe Wasser nieder, welches noch gegen Ende der Expansion oder
beim Beginne der Ausströmung auf Kosten der Wärme der Cylinder-
wand wieder theilweise verdampft, wovon hauptsächlich die Erniedri-
gung dieser Temperatur herrührt. Unter den gemachten Voraussetzungen
wird bei beiden Maschinen das Condensiren des Dampfes bis zur gleichen
Kurbelstellung dauern, also während eines Kolben weges as^ bezieh, cis.^.
Zum angenäherten Vergleich des Verlustes kann hierbei die Oberfläche O
benutzt werden, auf welcher die Condensation stattflndet, da alle anderen
Umstände, die auf die Menge des niedergeschlagenen Wassers von Ein-
flufs sind, sich bei beiden Maschinen gleichen. Nun sind:
Ol — — 7 \- nd^a *-i und 0., = , ^ -j- n d.^ a .s ;
da die Fläche des Kolbens I gröfser ist als jene des zweiten, wird es
von dem Verhältnisse a abhängen, welche der beiden Oberflächen einen
höheren Werth erreicht. Bei den gewählten Maschinen | -^ = 2, 3^ = 4 1
wird Oy^^O-i^ wenn c^ =; 0,36 ist. Ist u gröfser als 0,36, so wird
0^ <i O2, indem die Mantelfläche gegenüber der Oberfläche des Deckels
26G Hub der direkt wirkenden Fördermascliineu.
und Kolbens das Uebergewicht erhält und die Maschine mit langem
Hube wird für den Hub, also auch für die indicirte Pferdekraft und
Arbeitsstunde einen gröfseren Dampfverlust besitzen als die Maschine I.
Arbeiten die Maschinen mit gröfserer Füllung und ungeheiztem Cy-
linder, so beginnt das Nachdampfen erst beim Auspuffe, der Coefticient a
wird also angenähert gleich 1 und das Verhältnifs Oj : 0~^ = 12,5 : 14.
Besitzen die Cylinder Dampfmäntel, so hört die Condensation bei kleiner
Füllung schon vor Ende der Expansion auf, doch dürften bei Förder-
maschinen so geringe Füllungen selten verwendet werden, dafs dies
schon vor Erreichung von 0,36 des Kolbenweges der Fall ist. Aufserdem
bewirkt die weiter unten besprochene Abkühlung während des End-
laufes eine Verlängerung der Condensationsperiode, so dafs im Allge-
meinen die Maschine mit kurzem Hube einen kleineren Dampfverbrauch
für die gleiche Zeit und Leistung besitzen wird, als jene mit grofsem
Kolbenwege. Da nun der Abkühlungsverlust einen sehr bedeutenden
Einflufs übt und bei stetig laufenden Auspuffmaschinen mit Expansion
den nutzbaren Dampf verbrauch um 25 bis 50 Proc. erhöht, wird mit
Rücksicht auf das Verhältnifs der Nutzeffecte die Maschine I mit kurzem
Hube 1-^ = 2) höchstens gleich viel Dampf brauchen als die Maschine H,
g
bei welcher ^ = 4 ist.
a
Die hier gefundenen Ergebnisse werden manchen befremden, nach-
dem ja doch bekannt ist, dafs gerade die Erhöhung der Kolben-
geschwindigkeit den Abkühlungsverlust sehr herabdrückt. Versuche,
bei welchen eine und dieselbe Maschine mit verschiedenen Umdrehungs-
zahlen, also auch verschiedener Kolbengeschwindigkeit arbeitete, zeigten,
dafs die Verluste für die Stunde und indicirte Pferdekraft sich unter
sonst gleichen Umständen angenähert wie die reciproken Kolben-
geschwindigkeiten verhielten. Mafsgebend für den Abkühlungsverlust
sind bei einerlei Dampfdruck und gleicher Dampfvertheilung die Ober-
fläche und die Zeit, innerhalb welcher die Abkühlung vor sich geht.
Läuft die Maschine nur mehr mit halber Geschwindigkeit, so ist für
einen Hub die doppelte Zeit erforderlich. Nun bleibt die während des
Hubes geleistete Arbeit — wenigstens näherungsweise — ungeändert,
während der Abkühlungsverlust dieser Periode entsprechend der längeren
Zeitdauer steigt, und zwar schätzungsweise auf den doppelten Betrag,
weshalb der verbal tnifsmäftiige Verlust gröfser wird. Bei Fördermaschinen
bleibt die Dauer eines Hubes und die Arbeit, welche der Dampf wäh-
rend desselben leistet, auch bei der Wahl einer anderen Kolben-
geschwindigkeit, eines gröiseren oder kleineren Hubes ungeändert, so
dafs der Verlust für die Arl)L'itseinheit beinahe ausschliefsiich nur von den
Veränderungen der abkühlenden überlläche beeiuflufst wird. Auch bei
Betriebsmaschinen sind ähnliche Betrachtungen am Platze; insbesondere
Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen. 267
bei starken inneren Abkühlungen (bei Condeusationsmaschinen) ist ein
zu grofser Hub nicht zweckmäfsig.
Es ist bekannt, dafs die Fördermaschinen gegenüber anderen Motoren
häufig einen sehr grofsen Dampfverbrauch ausweisen: die Ursache Hegt
einerseits in der schlechten Dampfvertheilung, insbesondere dem hohen
Gegendrücke und der geringen Expansion, andererseits zeigen diese
Maschinen aber aufserordentliche Dampfverluste ^ indem der wahre
Dampfverbrauch manchmal das Doppelte oder sogar noch mehr des
nutzbaren, aus dem Diagramm bestimmten beträgt. Da die Dampf-
lässigkeit verhältnifsmäfsig geringfügig ist, müssen diese Verluste der
Abkühlung zugeschrieben werden, welche, wie mau häufig annimmt,
während des Stillstandes der Maschine in so ungünstiger Weise wirkt.
Die Wärmeabgabe der Dampfleitung und des Cjlinders au ihre Um-
gebung sind jedoch nicht so bedeutend, dafs durch sie allein die schlechte
Wirkungsweise zu erklären wäre, insbesondere bei sorgfältiger Um-
hüllung dieser Theile. Dies zeigen alle in neuerer Zeit an Dampflei-
tungen gemachten Versuche. Die Innenwand des Cyliuders kann auch
dann, wenn die Verbindung mit dem Ausström ungsraume hergestellt
ist, keine erhebliche Wärme ableiten, weil keine Circulation vorhanden
ist. Der einzige Verlust, welcher eintreten kann, wird durch das Ver-
dampfen des im Cylinder befindlichen Wasserrestes herbeigeführt.
Ein Umstand ist es, dem meiner Ansicht nach ein wesentlicher
Antheil an der ungünstigen Wirkungsweise zugeschrieben werden mufs:
der verhältnifsmäfsig lange Endlauf.
Dieser nimmt bei gröfseren Fördergeschwiudigkeiten einen be-
nierkenswerthen Bruchtheil der ganzen Förderzeit ein, und zwar bei
Schächten von geringerer und gröfserer Teufe. Bei ersteren aus dem
Grunde, weil bei ihnen die Zeit eines Aufzuges überhaupt nicht grofs ist,
bei letzteren, weil das niedergehende Seil einen bedeutenden Eiuflufs übt.
Der Endlauf, bei welchem die Maschine nicht mehr als Motor wirkt,
vollzieht sich je nach der Art der Steuerung in verschiedener Weise.
Bei Coulissensteuerungen mit nur zwei Excentern ist die Dampfverthei-
lung in der Mittellage der Coulisse derart, dafs eine sehr frühe Voi-aus-
strömung mit einer hohen Compression und frühzeitigen Voreinströmung
vereint ist. Insbesondere bei geschlossenem Absperrventil sinkt die
Spannung am Ende der Expansion meist unter die atmosphärische, so
dafs beim Beginne der Vorausströmung Luft aus dem Auspuffrohre in
den Cylinder gesaugt wird, welche bis zum Hubwechsel nachströmt.
Die durch die Compression hervorgerufene Spannung kann eine be-
deutende Höhe erreichen, was besonders dann der Fall ist, wenn der
Schieber wegen sehr grofser äufserer Deckung den Einströmungskanal gar
nicht öffnet, weil dabei die Compression bis zum Hubwechsel dauert.
Die tödte Lage der Coulisse wird deshalb auch seltener verwendet.
Ist die Steuerung der Drehungsrichtuns entsprechend gestellt, der
2(>ö Hub der direkt wirkenden Furdermaschinen.
Hebel also ganz oder theilweise ausgelegt und das Absperrventil oder
die Drossel geschlossen, so bildet sich zu Ende der Expansion im Cy-
linder ein theilweises Vacuum, so zwar, dafs beim Beginne der Aus-
strömung Luft eintritt, welche beim Rückgange des Kolbens wieder
hinausgeschoben wird. Der Endlauf der Maschine vollzieht sich bei
Ceulissensteuerungen meist in dieser Weise. Die zur Entleerung des
Cyliuders aufgewendete Arbeit, welche von den bewegten Massen und
vom niedergehenden Seile bestritten wird, und die zu Beginn der Förde-
rung vom Dampfe geleistet werden mufste, wird hierbei zerstört, d. h.
durch die hereinstürzende Luft in Wärme verwandelt und mit dieser
wieder fortgeführt.
Aber auch in anderer Weise wirkt der Endlauf schädlich auf den
Dampfconsum. Das Ein- und Ausströmen der Luft kühlt die Cylinder-
wand ab, was zur Folge hat, dafs beim nächsten Aufzuge eine beträcht-
liche Condensation des Admissionsdampfes eintreten mufs. Ist auch das
Auspuffrohr zu Beginn des Endlaufes mit Dampf von atmosphärischer
Spannung gefüllt, so wird dieser, insbesondere bei niederer Aufsen-
temperatur, durch die nachgesogene Luft condensirt, so dafs nach einigen
Drehungen der Maschine und kurzer Leitung direkt kalte Luft in den
Cylinder gelangt. In dieser Hinsicht ist während des Endlaufes das
Fahren mit geschlossenem Admissionsventile und ganz ausgelegter Steue-
rung am schlechtesten.
Werden die Ein- und Auslafsorgane von getrennten Mechanismen
bewegt, so können unter Umständen die Verluste des Endlaufes herab-
gezogen werden. Die bekannte Steuerung von Kraft- Brinlmont z. B.
gelangt in zweierlei Ausführung zur Verwendung: in der Mittellage
zwischen Vor- und Rückwärtsgang bleiben stets beide Einlafsventile
geschlossen, die Auslafsventile werden bei dieser Stellung entweder
ebenfalls geschlossen gehalten, oder sie sind — und zwar jedes während
der ganzen Drehung — etwas geöffnet. Bei der ersten Anordnung
arbeitet der Cylinder während des Endlaufes gerade so, als wenn er
überhaupt keine Ventile hätte und die im schädlichen Räume enthaltene
Dampfmenge wird abwechselnd comprimirt und expandirt. Jede Cy-
linderseite mufs dabei mit einem verläfslich arbeitenden Sicherheits-
ventile ausgestattet werden, damit bei der ersten Compression nach dem
Einstellen der Steuerung in die todte Lage der zusammengedrückte
Dampf ins Freie gelassen wird, wobei also das Sicherheitsventil gleichsam
die Rolle des Ausströmungsventiles übernimmt. Mit dieser Anordnung
sind keine wesentlichen Verluste verbunden, aber der Nachtheil, dafs
die Maschine, wenn sie bei einer gewissen Kurbelstellung zur Ruhe
kommt, sich nach dem Lüften der Bremse wieder von selbst etwas be-
wegen kann, und zwar in Folge des eingeschlossenen Dampfes. Bei
der zweiten Anordnung stehen beide Cylinderseiten während des End-
laufes fortwährend mit dem Auspuffrohre in Verbindung. Das gleiche
Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen. 269
Volumen, welches auf der einen Kolbenseite angesaugt wird, schiebt
die andere Seite hinaus, so dafs der Dampf (von atmosphärischer Span-
nung) durch die geötTneten Auslafsventile von einer Kolbenseite auf die
andere wechselt. Stofsen aber die Auspuffräume beider Cylinderseiten
unter einem spitzen Winkel zusammen, wie es eine gute Führung des
abströmenden Dampfes verlangt, so wird ein theilweises Rückströmen
und Einziehen von äufserer Luft stattfinden. Das Gleiche tritt ein, wenn
die rückwärtigen und vorderen Auslafsventile beider Maschinen — der
linken und rechten — mit einander verbunden sind. Ist die Eröffnung
der Ausströmungsventile in der todten Lage der Steuerung nur eine ge-
ringe, so wirkt der Cjlinder aufserdem nach Art eines Luftkataraktes
bremsend auf die Maschine.
Es liegt wohl auf der Hand, dafs die Abkühlungsverluste von der
Gröfse der inneren Oberfläche wesentlich beeinflufst werden; da beim
Hubwechsel das Maximum der eingesogenen Luft vorhanden ist, mufs
die Oberfläche entsprechend der Todtlage der Kurbel bestimmt werden,
so dafs bei beiden verglichenen Maschinen ein gegenseitiges Verhältnifs
derselben von 12,5 : 14 vorhanden ist, weshalb die Maschine H auch in
dieser Hinsicht ungünstiger arbeitet.
Alles zusammengenommen, kann wohl ausgesprochen werden, dafs
der Dampfconsum beider Maschinen höchstens gleich sein wird, wenn
er nicht bei der Maschine I ein niedrigerer ist. Zieht man noch das
gröfsere Gewicht, also den höheren Preis der Maschine mit langem Hube
und die bedeutenderen Kosten ihres Fundamentes in Betracht, so mufs
der Maschine mit mäfsigem Verhältnisse zwischen Kolbenhub und Cy-
linderbohrung entschieden der Vorrang eingeräumt werden.
Die Achse der Maschine wird wohl beim kurzen Hube durch den
gröfseren Dampfdruck stärker in Anspruch genommen; bei der gewöhn-
lichen Entfernung beider Kurbellager von einander bestimmt sich aber
die Stärke im Lager ohnedies weniger nach der Biegungsbeanspruchung,
welche die Schubstangenkraft an dieser Stelle hervorruft, als mit Rück-
sicht auf die Wellenstärke in der Mitte der Maschine, indem starke
Querschnittsveränderungen vermieden werden müssen.
g
Das Verhältnifs 3 = 2 ist also dann empfehlenswerth, wenn die
Fördermaschine mit ungeheizten Mänteln, mit mittlerem Dampfdrucke
und mäfsiger Expansion arbeitet. Ueber dasselbe hinauszugehen, etwa bis
s
- = 3 ist nur dann am Platze, wenn hohe Spannungen und kleine Fül-
lungen zur Anwendung gelangen, wenn der Cylinder ein Dampf hemd
besitzt und die Steuerung derart construirt ist, dafs beim Endlauf keine
bedeuteuden Abkühlungen stattfinden. Das Verhältnifs , aber noch
gröfser zu nehmen, ist durch nichts gerechtfertigt.
270 Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen.
Nachdem in dieser kleinen Studie auch etwas näher auf das un-
o-üDstio-e Arbeiten der Fördermaschinen eingegangen wurde, sollen zum
Schlüsse auch noch jene Mittel besprochen werden, welche den grofsen
Dampfeonsum derselben herabzudrücken im Stande sind. Dafs diese
Maschinen mit Expansion arbeiten sollen, dafs bei ihnen unter Um-
ständen sogar das Verbundsystem am Platze ist und auch schon mit
Erfolo- Verwendung fand, wurde schon öfter hervorgehoben. Conden-
sation dürfte nur bei flottem Betriebe und dann gerechtfertigt sein,
wenn während des Endlaufes keine Verbindung zwischen den Cylindern
und dem Ausblaseraume (dem Condensator) hergestellt ist, weil sonst
zu grofse Wärmeverluste mit in den Kauf genommen werden müssen.
Weil aber die Condensation auch bei Eincylindermaschinen nicht
von jenen Erfolgen begleitet ist, als man früher erwartete, ist ihre An-
wendung bei reinen Zwillings-Fördermaschinen ohne Verbundwirkung
nicht empfehlenswerth, denn die verhältnifsmäfsig geringen durch sie
erzielten Vortheile werden hier durch den Nachtheil der verwickeiteren
Bauweise meistens aufgewogen. Das Folgende bezieht sich daher auch
nur auf Auspuff-Zwillingsmaschinen.
Während der Fahrt soll die Maschine in erster Linie durch die
Expansion geregelt werden und die Steuerung deshalb leicht zu be-
herrschen sein; die Drossel soll erst später und die Bremse nur zu
allerletzt Verwendung finden. Besitzt die Maschine Coulisseusteuerung,
so soll beim Endlaufe eine solche Dampfvertheilung vorhanden sein,
bei welcher Arbeitsverluste möglichst vermieden sind und die aus dem
Auspuffrohre angesaugte Luftmenge auf das geringste Mafs gebracht
wird. Dabei darf die Spannung am Ende der Expansion — beim Be-
ginne der Vorausströmung nicht viel von der atmosphärischen abweichen,
es soll abwechselnd dasselbe Volumen comprimirt werden und expan-
diren. Dies wird bei geschlossenem Absperrventil dann der Fall sein,
wenn Admission und Expansion beim Vorwärtsgange des Kolbens den-
selben Weg einnehmen, als Compression und Voreinströmung beim Rück-
laufe desselben, wobei eine zu hohe Spannung durch eine genügend
frühe Eröffnung der Einströmung verhindert werden niufs. Unvermeid-
lich ist es dabei, dafs bei der Vorausströmung ein Ansaugen und bei
der Ausströmung ein Hinausschieben von Luft stattfindet, weshalb diese
Perioden möglichst abgekürzt werden sollen. Bei Ventilsteuerungen mit
Gegenhebeln kann sich der Endlauf auch bei vollständig geschlossenen
Ein- und Auslafsorganen vollziehen, was bei Schiebersteuerungen nicht
leicht durchführbar ist; in beiden Fällen müssen aber Sicherheitsventile
zur Anwendung gelangen. Dies sind jene Verhältnisse, welche anzu-
streben sind; wie weit dies bei den einzelnen Steuerungen möglich ist,
ohne dafs hierdurch die Dampfvertheilung während des eigentlichen
Arbeitens der Maschine verschlechtert wird, mufs eine specielle Unter-
suchung derselben zeigen.
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 271
Steuerungen, bei welchen man die Dampfvertheilung der todten
Lage vollständig in der Hand hat, wie die Kraff sehe Ventilsteuerung^
sind den anderen vorzuziehen, weil man bei ihnen die Arbeits- und
Abkühlungsverluste während des Endlaufes sehr herabziehen kann.
Dieser kann sich dabei entweder bei vollständig geschlossenen Ein- und
Auslafsventilen vollziehen, oder es können die Ein- oder Auslafsorgane
offen gehalten werden.
Sind die Auslafsventile allein offen, so mufs das Ueberströmen des
Dampfes von der einen zur anderen Kolbenseite erleichtert und da&
Eindringen von Luft durch das Auspuffrohr vermieden werden. Es
wäre dabei zweckmäfsig, die Dampfableitung eines Cylinders oder beider
zusammen durch einen leichten, genieteten Sammelraum zu erweitern.^
der vor Wärmeverlusten geschützt ist und von welchem das gemein-
schaftliche Auspuffrohr abzweigt.
Vollzieht sich der Endlauf und Stillstand der Maschine bei offenen
Einlafsventilen mit gedrosseltem Absperrventil, so stellt sich dabei in
den Cjlindern die volle Kesselspannung ein, wodurch die Abkühlung
der Innenwand vollständig vermieden wird. Dies ersetzt theilweise
einen Dampfmantel, nur mufs für eine selbsthätige Entfernung des
Condensationswassers gesorgt werden und eine Einrichtung vorhanden
sein, welche es gestattet, den Dampf nach Schlufs des Absperrventilea
hinauszulassen. Diese Construction ist aber hinsichtlich der Betriebs-
sicherheit nicht über jeden Zweifel erhaben.
Wie bei allen Maschinen, welche starken Abkühlungsverlusten aus-
gesetzt sind, empfiehlt sich auch bei P'ördermaschiueu die Anwendung
eines Dampfmantels.
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestim-
mung; von Constantin Klinge.
(Schluls der Abhandlung S. 217 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
Dem Thermometer eigenthümlich ist das besonders (Fig. 5) abge-
bildete, an die Kapillare angeschmolzene, nach abwärts gebogene Queck-
silberreservegefäfs.
Der Quecksilbervorrath in dem Thermometer ist so grofs, dafs davon
beim Eintauchen in Eis die Kapillare bis zum oberen Theile der Scala
gefüllt wird. Gesetzt nun, man wolle Gefrierpunktsbestimmungen in
Eisessig ausführen, so mufs so viel Quecksilber aus der Kapillare ent-
fernt werden, dafs bei 160 und darunter Ablesungen gemacht werden
können. Zu dem Behufe taucht man das Instrument in Wasser von
170 bis 180 mj(j schleudert darauf das aus der Kapillare ausgetretene
Quecksilber durch einen kurzen Stofs nach abwärts auf den Boden des
Reservegefäfses. Beim Abkühlen wird nun die Temperatur auf der
272 Uie Kaoullsclie Methode der iMolekulargewiclilsbestimmuug.
Scala ablesbar werden, wenn nickt, wird das Ausschleudern wiederholt.
War zu viel Quecksilber entfernt, so läfst sich der Schaden schnell
wieder gut machen, indem man durch leichtes seitliches Anklopfen an
das Reservegefäfs Qaecksilbertrö])fchen in die Nähe der Kapillare ver-
spritzt und diese mit dem durch Wärme überzutreibenden Quecksilber-
faden zusammenfliefsen läfst, bis derselbe beim Abkühlen die gewünschte
Länge zeigt. Die Vereinigung des gesammten Quecksilbervorrathes ge-
schieht leicht, indem man das Thermometer umkehrt, etwas Quecksilber
in das Reservegefäfs treten läfst und nun leicht nach unten aufstöfst.
Ein Zurückfallen des abgetrennten Quecksilbers ist bei der getroffenen
Anordnung natürlich ausgeschlossen, aber auch ein Loslösen des Queck-
silbers von der Kapillare, wenn es theilweise in das Reservegefäfs über-
getreten ist, findet beim Arbeiten niemals statt; man kann also ohne
Entfernung des Thermometers schwerlösliche Körper sonder Bedenken
durch Erwärmen und Rühren in Lösung bringen. Bei wagerechter Lage
des Thermometers haftet natürlich das Quecksilber weniger fest.
Die Scala ist in i|j(,q genaue Celsiusgrade getheilt, aber mit will-
kürlicher Bezifferung versehen und umfafst etwa sechs Gi*ade. Um die
Kapillare, den theuren Theil des Listrumentes, für die Ablesung völlig
auszunutzen, ist zwischen dieselbe und das Quecksilbergefäfs ein längerer
Olasstiel eingeschaltet. Das Quecksilbergefäfs ist ziemlich grofs und
stark im Glase ausgeführt worden, um einen leichten und sicheren Gang
des Quecksilberfadens zu erreichen.
Nach diesem Verfahren sind bereits Hunderte von Versuchen aus-
geführt worden, und gehören die Resultate 3'' wohl zu den genauesten,
welche bis jetzt mit Hilfe der RaoulCschen Methode erzielt woi'den sind.
Ein äufserst einfaches Verfahren hat ferner Eykmann^^ in Voi'schlag
gebracht. Der Apparat (Fig. 6) besteht aus einem kleinen Kölbchen
von etwa lO^c Inhalt, worin ein kleines Thermometer, über etwa 50
in Zehntel getheilt, eingeschliffen ist. Nachdem vorher mit dem Appa-
rate der Gefriei-punkt des Lösungsmittels festgestellt worden ist, -wird
in das Kölbchen etwa 0,002 Grammmolekül (bis auf mg genau ge-
wogen) der Substanz hineingebracht, ferner etwa bis zur Höhe d (ent-
sprechend 6 bis 88) Lösungsmittel eingegossen, das Thermometer ein-
gesetzt und die Gesammtmenge des Lösungsmittels -f- Substanz durch
Wägung des ganzen Apparates, dessen Tara bekannt ist, bestimmt.
Nachdem die Substanz sich gelöst hat, wird der Lihalt zur partiellen
Krystallisation gebracht und sodann durch Erwärmen wieder so weit
aufgethaut, bis nur noch wenige Kr^^stallnadeln in der Flüssigkeit
schweben, wobei man Sorge trägt, dafs die Temperatur nicht erheblich
über den Gefrierpunkt des Gemisches steigt. Durch Hin- und Her-
schwenken des Aj)parates, welchen man bequem zwischen drei Fingern
39 Beckmann, Zeitschr. für phys. Chem.^ IL 717.
40 Zeitschr. für phya. Chem., II. 964.
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 273
(bei r/, 6, c) fafst, wird der Inhalt sanft geschüttelt. Die Temperatur
geht zunächst einige Zehntel unter den wahren Gefrierpunkt herab, um
sodann unter theilweisem Ausfrieren des Lösungsmittels schnell zu
steigen und nachher wieder zu sinken, wobei das genügend lange con-
stant bleibende Maximum zu notiren ist (^/loo Grrade sind zu schätzen,
w^o nöthig unter Anwendung einer Lupe). Durch Wiederaufthauen
u. s. w. kann die Bestimmung öfters wiederholt werden, was nur wenige
Minuten in Anspruch nimmt. Bei richtigem Handhaben bekommt man
Resultate, die höchstens um ein paar Yioo'C^rade differiren. Erfolgt die
anfängliche Krystallisation des Lösungsmittels nicht ohne Weiteres von
selbst, so wird dieselbe durch kurzes Eintauchen in eine kleine Menge
eines Kältegemisches hervorgerufen. Die Luft, worin das Schütteln vor-
genommen werden soll, kann, wo nöthig, mittels eines mit kaltem
Wasser beschickten Kalorimetergefäfses abgekühlt werden, oder auch
der ganze Apparat in eine weite Reagensröhre hineingesteckt und
mittels Glaswollepfropfen oben und unten festgehalten, zu gleichem
Zwecke in kaltes Wasser getaucht werden. Als Vorzüge des Verfahrens
mögen hervorgehoben sein, dafs das Einwerfen von Krystallen und
das Oeffnen des Apparates während der Operation, sowie die Rührvor-
richtung umgangen werden, so dafs die Bestimmung mit derselben Menge
Substanz ohne irgend welchen schädlichen Einflufs öfters wiederholt
werden kann.
Die molekularen Depressionen von Phenol ^^ und Naphtalin^a sind,
unter Anwendung dieses Verfahrens, von Eykmann festgestellt worden.
Der Vollständigkeit halber sei noch ein Apparat erwähnt, welchen
R. Fabinyi zur Bestimmung der molekularen Depression des Naphtalins
in Benutzung gezogen hat. Da derselbe jedoch schwerlich allgemeine
praktische Anwendung finden dürfte, so sei bezüglich näherer Angaben
auf die Originalarbeit (Zeitschr. für phys. Chem.^ III, 38) verwiesen.
Zum Schlüsse sei noch ein Apparat von Ciamician^^ beschrieben,
welcher gestattet, das Raoulf sehe Gesetz einem gröfseren Publikum zu
demonstriren, und daher zu Vorlesungszwecken empfehlenswerth ist.
Der Apparat (Fig. 7), der im Wesentlichen aus einem Luftthermo-
meter besteht, ist schon aus der Zeichnung leicht verständlich. Ein
gröfseres Reagensglas von ungefähr 16cm jjöhe und 2cm^5 Durchmesser,
zur Aufnahme der Lösungen bestimmt, befindet sich in einer Kälte-
mischung, die, weil die Versuche mit wässerigen Lösungen ausgeführt
wurden, aus Schnee und etwas Kochsalz bestand. In die zu unter-
suchende Lösung taucht, in der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise,
ein Luftthermometer, dessen cylindrisches Gefäfs eine Länge von 12cm
und einen Durchmesser von lcm^5 besitzt; letzteres ist an ein enges,
41 Zeitschr. für phys. Chem.^ II, 965.
42 Zeitschr. für phys. Chem., III, 113.
43 Berichte, XXII, 'Sl.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 6. 1889/III. lg
274 Üie Raoultsche Methode der Molekulargewichtsbestimmung.
zweimal rechtwinklig gebogenes Glasrohr von etwa l^^^b Lichtweite,
welches in ein Becherglas mit gefärbtem Wasser taucht, angeschmolzen.
Das etwa 70^" lange Rohr ist an zwei Stellen kugelförmig angeblasen,
die obere Kugel sichert vor einem Zui-ücksteigen der Flüssigkeit bei zu
starker Abkühlung, die untere verhindert das Auftreten der Luft bei
zu starker Erwärmung.
Mau beginnt die Versuche mit der Bestimmung des Gfefrierpunktes
des Wassers; beim Eintauchen des Reagensrohres A in die Kälte-
mischung und lebhaftem Rühren mit dem Rührer a steigt das gefärbte
Wasser sehr rasch in dem engen Rohre, und da in der Regel Ueber-
kaltung eintritt, sinkt bei der beginnenden Eisbildung die Säule plötz-
lich auf eine bestimmte Höhe, auf welcher sie dann unverändert stehen
bleibt. Auf diese Weise wird die Erscheinung sehr schön auch von
der Ferne sichtbar, und man liest den Stand des gefärbten Flüssigkeits-
fadens entweder auf einer papierenen Scala ab oder markirt ihn durch
einen Gummiring.
Macht man jetzt den Versuch mit verschiedenen Lösungen, die in
dem gleichen Volumen Wasser (etwa 100'^'^) molekulare Mengen ver-
schiedener organischer Verbindungen enthalten, so stellt sich bei den
einzelnen Bestimmungen die Flüssigkeitssäule ziemlich genau auf der-
selben Höhe ein, und zwar natürlich höher als bei Anwendung von
reinem Wasser. Die Differenz betrug bei den Versuchen von Ciamician
mit Lösungen von je 348,2 Rohrzucker, 188,2 Mannit, 58,8 Aceton, 6?,0
Eisessig gelöst in lOO'^c Wasser mehrere Centimeter und war daher
auch von der Ferne recht gut bemerkbar. Die Lösungen können wäh-
rend der Vorlesungen bereitet werden, und es läfst sich somit auf diese
Weise recht schön zeigen, dafs isotonische Lösungen dieselbe Gefrier-
punktserniedrigung besitzen.
Lösungsmittel.
Als lösende Mittel benutzte Raoult im Laufe seiner Untersuchungen
Wasser, Benzol, Nitrobenzol, Aethylenbromid, Ameisensäure, Essigsäure,
Thymol und Naphtalin.
In neuerer Zeit sind folgende Lösungsmittel in Anwendung ge-
bracht worden. ,. , rx ■ .,.
Mol.;^ Depression f
Wasser 19
Benzol 49
Eisessig 39
Phenol 76
Naphtalin 10 (80).
Da die Zahl der organischen Verbindungen, welche hinreichend in
Wasser löslich sind, eine relativ geringe ist, so kann das Wasser als
Lösungsmittel keine ausgedehnte Anwendung finden ^f und würde das-
selbe vornehmlich bei der Bestimmung des Molekulargewichtes von
Alkoholen, Phenolen und Säuren zu gebrauchen sein. ^^ Raouh schreibt
»4 Auwers.^ Berichte, XXI, 705.
Die Raoult'sche Methode der Molekulargewichtsbestimmung. 275
vor, bei Anwendung von Wasser die Concentration so zu wählen, dafs
die Depression etwa 1" beträgt. Da nun die molekulare Depression
des Wassers 19 beträgt, so ergibt sich durch einfache Rechnung, dafs,
um diesen Vorschriften Raoulfs zu genügen, ziemlich grofse Substanz-
mengen erforderlich sind, namentlich wenn das Molekulargewicht der
zu untersuchenden Substanz ein sehr hohes ist. Dagegen empfiehlt sich
das Wasser durch seine stark dissociirenden Eigenschaften. *^ .Bedeutend
günstiger liegen die Verhältnisse beim Benzol, welches in seiner Hand-
habung das bequemste und die relativ gröfsten Erniedrigungen liefernde
Lösungsmittel ist. Bei seiner geringen dissociirenden Kraft ist bisweilen
starke Verdünnung erforderlich, um zu normalen Werthen zu gelangen.
Alkohole, Phenole und Säuren rufen in Benzol anormale Depressionen
hervor. Für diese Körperklassen gibt Raoult die molekulare Depression
des Benzols T=2b an.
Die allgemeinste Anwendung hat Eisessig gefunden. Auch dieser
wirkt stark dissociirend und liefert meist normale, von der Concentration
unabhängige Werthe. Ein günstiger Umstand liegt ferner darin, dafs
man in Folge der hohen Erstarrungstemperatur des Eisessigs mit ihm
bei Temperaturen arbeiten kann, welche von der mittleren Zimmer-
temperatur wenig oder gar nicht abweichen. Hierzu kommt, dafs es
im Allgemeinen nicht nöthig ist, den Eisessig für diese Bestimmungen
absolut wasserfrei anzuwenden. Auivers^^ empfiehlt daher, wo es nur
irgend angängig ist, in erster Linie Eisessig als Lösungsmittel zu benutzen.
Phenol, das neben seiner Billigkeit und leicht zu habender Rein-
heit eine grofse Lösungsfähigkeit für die meisten Körper besitzt, ist
von Eykmann ^^ mit grofsem Erfolge als Lösungsmittel angewandt worden.
Für die molekulare Depression des Naphtalins sind zwei verschie-
dene Werthe aufgestellt worden, und zwar T=70 {Eykmann) und
T = 80 (Fabinyi)^ doch dürfte wohl der kleinere Werth als richtiger
angenommen werden, da derselbe mit dem aus der van f Hoff' sehen
Formel berechneten Werthe übereinstimmt.
Es ist schon im theoretischen Theile darauf hingedeutet worden,
welche wichtige Rolle die Concentration des Lösungsmittels bezüglich
der Schärfe der Resultate spielt. — Um sich daher vor Täuschungen
zu sichern, erscheint es immer gerathen, sich durch den Versuch ein
Urtheil über die Abhängigkeit der Werthe von der Concentration zu
bilden. Man führt eine Versuchsreihe aus, welche sich über Depressionen
von etwa 0,2 bis 2 oder mehr Graden erstreckt. Ob gröfsere Ab-
weichungen der niedrigsten Werthe auf Versuchsfehlern beruhen, wird
durch Betrachtnnff der folgenden Werthe sofort ersichtlich. Je höher
■lö Beckmann^ Zeitschr. für phvs. Chem.^ II, 742.
46 Berichte, XXI, 708.
4^ Zeitschr. Jür phys. Chem., II, 964.
276 Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur.
die Gehalte sind, um so leichtei* fallen durch theilweises Ausfrieren des
Lösungsmittels die Erniedrigungen zu grofs aus. ^^
Die Resultate, welche bis jetzt durch die Methode erzielt worden
sind, ergeben, dafs dieselbe nicht dazu dienen kann, etwa zwischen
zwei nahe bei einander liegenden Formeln von wenig verschiedener
procentischer Zusammensetzung eine Entscheidung zu treffen, wie dies
häufig durch eine Dampfdichtebestimmung möglich ist. Dagegen wird
die RaouWsche Methode in einer grofsen Anzahl von Fällen, in denen
eine Dampfdichtebestimmung unmöglich ist, als einzig überbleibendes
Mittel zur Bestimmung der Molekulargröfse treffliche Dienste leisten,
namentlich wenn es sich darum handelt, zwischen irgend einer Formel
und einem Multiplum oder Submultiplum derselben zu entscheiden."*^
Die Bedeutung der Methode wird am besten durch die Worte
Victor Meyer's^^: „Die HaouU'sche Methode der Molekulargewichts-
bestimmung ist ohne Zweifel die bedeutungsvollste Bereicherung, welche
der Vorrath an physikalischen Hilfsmitteln, über den die chemische
Forschung verfügt, seit der Entdeckung der Dulong-Petif scheu Methode
der Atomgewichtsbestimmung erfahi'en hat'\ charakterisirt.
Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur
und erhöhten Druck bei Gegenwart von Wasser; von
H. Taufs.
(Aus dem ehem. techn. Laboratorium der technischen Hochschule in Graz.)
Die immer weiter sich ausbreitende Anwendung des reinen Zell-
ßtoffes, der Cellulose aus Holz, zur Erzeugung von Papier, die immer
mehr oder weniger geheimnifsvolle Fabrikation desselben nach den ver-
schiedensten Patenten und Vorschriften, wobei die gröfsere oder ge-
ringere Ausbeute, die Reinheit des gewonnenen Productes von Factoren
abhängig ist, die heute noch nicht genügend aufgeklärt sind, macheu
es wünschenswerth , Angaben über das Verhalten des Holzes gegen
höhere Temj)eraturen und höheren Druck 1) bei Gegenwart von Wasser,
2) von verdünnten Säuren, 3) von Natronlauge, 4) von saurem schwef-
ligsauren Kalke zu erhalten. Ebenso wünschenswerth ist es aber
auch, die Angreifbarkeit der reinen Cellulose unter denselben Bedin-
gungen festzustellen und so, durch Gegenüberstellung beider Resultate,
Aufschlüsse über die Zersetzungsproducte der sogen, inkrustirenden
Substanzen zu erfahren.
48 Beckmann, Zeitschr. für phys. Chem.^ H, 743.
49 Auwers^ Belichte^ XXI. 719.
50 Berichte, XXI, 53'J.
Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur. 277
Nach den bis jetzt bekannt gewordenen Untersuchungen enthalten
die verschiedenen Hölzer wechselnde Mengen von Cellulose und holz-
inkrustirenden Substanzen.
So enthält:
Holzarten*
Wasser
Wasserextract
Harz
Zellstofif
inkrust. Subst.
Birken . . . .
12.48
2.65
1.14
55.52
28.21
Buchen . . . .
12.57
2.41
0.41
45^47
39,14
Bucbsbaum . .
12,90
2.63
0.63
48,14
35,70
Ebenholz . . .
9.40
9.99
2.54
29,99
48,08
Eichen . ' . . .
13,12
12,20
0.91
39.47
34.30
Erlen . . . .
10.70
2.48
0.87
54.62
31.33
Inajak . . . .
10.88
6.06
15,63
32.22
35.21
Linden ....
10.10
3.56
3.93
53.09
29.32
Kastanien . . .
12,03
5.41
1.10
52.64
18.82
Kiefer ....
12.87
4.05
1.63
53.27
28.18
Mahagoni . . .
12^39
9,91
1.02
49.67
27.61
Pappel (schwarzj
12.10
2.88
i;37
62.77
20.88
Tannen ....
13.87
1.26
0.97
56.99
26.91
Teak
11,05
3.93
3.74
43.12
38.16
Weiden ....
11.66
2.65
1.23
55,72
28,74.
■■ Wagnei\ Chem. Technologie^ 519.
Ueber das Verhalten der Cellulose gegen erhöhte Temperatur und
Druck bei Gegenwart von Wasser sind schon vielfach Untersuchungen
angestellt worden. Mulder ^ fand schon, dafs sich beim Erhitzen von
Cellulose mit Wasser über 200" etwas Gljcose bildet, Hoppe-Seyler\
der reines schwedisches Filtrirpapier mit Wasser in Glasröhren ein-
schmolz und auf etwa 200^ durch 4 bis 6^ erhitzte, fand, dafs Papier
sich stark bräunte, eine gelbe Farbe annahm ; in der Flüssigkeit schwammen
metallisch glänzende Blättchen. Es entwich beim Oeffnen der Röhre
Kohlensäure. Die Flüssigkeit destillirt, lieferte Ameisensäure, Essig-
säure, als Rückstand (über Schwefelsäure verdunstet) blieb ein Syrup,
in welchem Brenzcatechin leicht nachzuweisen war. Williams 3 fand
darin Furfurol. Münk * fand beim Erhitzen mit Wasser auf hohe Tem-
peratur einen redncirenden, nicht gährungsfähigen Körper.
Ueber das Verhalten der inkrustirenden Substanzen gegen höhere
Temperaturen und höheren Druck bei Gegenwart von Wasser ist bis
jetzt noch wenig bekannt. Die ersten Untersuchungen über ,,inkrusti-
rende Materie'' rühren von Payen'^ her, später haben sich damit be-
schäftigt Schulze^ Fremy^ Terrail u. s. w. Erdmann^ nennt das mit
Alkohol, Aether, verdünnter Essigsäure erschöpfte Holz von Pinus abies
Glucolignose und gibt an, dafs sich dasselbe beim Kochen mit Säure
in Lignose und Traubenzucker zersetze. Fr. Beute'' wiederholte die
letzteren Untersuchungen, bezweifelt nach seinen Resultaten die Erd-
J Journ. f. prakt. Chem.^ 63. 565.
2 Bert. Btr.^ 4, 15.
3 Chem. News^ 265, 281 bis 293.
4 Zeitschrift f. phys. Chemie., I S. 357.
5 Näheres siehe Sachse. Kohlenhtidrale.
6 Ann. Chem. Pharm., 138 S. 5, 223.
"i Berl. Ber.
278 Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur.
mann sehe Anaahme, dafs die Glucolignose ein chemisches Individuum sei,
und ermittelte, dafs sich 25 Proc. der Glucolignose bei der Zersetzung
mit HCl iu der Flüssigkeit als Traubenzucker wiederfanden, Thomson^
löste aus dem Holze verschiedener Laubbäume mittels kalter verdünnter
Natronlauge wechselnde Mengen (8 bis 26 Proc.) einer der Cellulose iso-
meren Substanz, welche er Holzgummi nennt; dasselbe wird durch ver-
dünnte Schwefelsäure nicht in Zucker übergeführt. Friedrich Koch"^ erhält
ein Holzgumrni, das beim Kochen mit verdünnten Säuren eine bisher
unbekannte, leicht und schön krjstallisirende, schwach rechts drehende
Zuckerart liefert, welche selbst der alkoholischen Gähruno- fähig- ist und
mit Phenylhydrazin eine bei 160*^ schmelzende Verbindung liefert.
Als Kennzeichen des Vorhandenseins von inkrustirender Substanz
im Holze oder im Holzschliffpapiere oder der Holzcellulose dienen ge-
wisse Farbenreactionen, hervorgerufen durch salzsaures Anilin, nach
Runge und Hoffmann^ schwefelsaures Anilin, Phloroglucin in Verbindung
mit Salzsäure nach Wiesner ^ durch Phenol in Verbindung mit Salzsäure
nach Höfinel^ durch Orcin, Resorcin u. s. w.
Nach Max Singer 'o^ der diese Holzstoffreactionen auf ihre Empfind-
lichkeit prüfte, ist das sicherste und beste das Phloi-ogluciu in Verbin-
dung mit Salzsäure. Später veröffentlichte Ihl^^ mit den Farbenreac-
tionen der Phenole mit Kohlenhydraten eine ganze Reihe von Reagentien
auf holzinkrustirende Substanz. Er verwendet dazu alkoholische Lö-
sungen von Phenolen, bringt sie kalt oder erwärmt gleichzeitig mit Salz-
oder Schwefelsäure auf das Papier. So gibt dann Orcin mit Salzsäure
auf Holz eine prachtvoll dunkelrothe Färbung; reine Cellulose wird
nicht verändert, Resorcin und Salzsäure färbt Holz und Holzstolipapier
dunkelgrün, reines Cellulosepapier wird rothviolett, Pyrogallussäure und
Salzsäure färben blaugrün, Carbolsäure und Salzsäure gelbgrün. Phloro-
glucin und Salzsäure färben Holz und Holzstoffpapier blauviolett, reine
Cellulose wird nicht gefärbt.
Aehnliche Reactionen geben diese Phenole auch mit Zuckerarten,
so wird Phloroglucin mit Rohrzucker bei schwachem Erwärmen intensiv
gelbroth, ebenso Traubenzucker, Dextrin wird gelb, Dextrose roth.
In einer nachfolgenden Mittheilung führt IM '"•* alle diese Reactionen
auf Färbungen von Gummisubstanzen, Zersetzungsproducte der Zucker-
arten zurück. Die Färbungen sind nach Seliwanoip-^ wenig beständig;
mit Ausnahme der Rohrzuckerfärbung verschwinden alle beim Ver-
düDDen mit Wasser.
H Journ. f. prakt. Chem., 19 n. F. 116.
9 Bert. Ber. R. 20, 145. Pharm. Zeitsch. f. Rußland. To.
lü Manatihefle f. Chem..^ 1882, 3!)(3.
11 Cliem. Zeug., 8, 457.
12 Chem. Zeitq., 87, 24. 77. 19.
13 Chem. Zeitg., 87, 24. 181.
Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur. 279
In neuester Zeit schlägt Wurster ^^ (selbst zur quantitativen Be-
stimmung) als Reagens auf HolzsehlifFpapier das Dimethjlparaphenylen-
diamin vor, welches dabei fuchsroth gefärbt wird. — Als Ursache der
Färbungen mit Phenolen führt Singer ^'^ einen geringen Gehalt von
Vanillin und Coniferin im Holze an. Durch Auskochen von Fichten-
holz mit destillirtem Wasser erhält er wässerige Extracte, die deutlich
nach Vanillin riechen und die alle Holzstofi'reactionen zeigen. Doch liefs
sich in dem rückständigen Holze trotz monatelangem Auskochen keine
Abnahme der Färbung wahrnehmen. Aehnlich wie Fichtenholz gibt
auch Rothbuchenholz solche Auszüge, Singer erhielt mit reinem Vanillin
alle die Holzstotfreactionen, gibt aber an, dafs die Nuancen nicht immer
übereinstimmen. So gibt Vanillin mit Phloroglucin und Schwefelsäure
eine ziegelrothe, mit Resorcin und derselben Säure eine zinnoberrothe
Färbung, während verholzte Gewebe mehr violett bis blauviolett ge-
färbt werden. Die Blaufärbung der Holzsubstanz mit Phenol führt
Singer auf einen Gehalt an Coniferin zurück, gibt aber auch hier an,
dafs die höchstempfindliche Reaction auf Coniferin nach Kübel ^ eine
Rothviolettfärbung desselben mit Schwefelsäure, weder im Holze noch
im Cambium, das reichlich Coniferin enthält, eintrat, und hat die An-
sicht, dafs die Anwesenheit gewisser Körper jene Coniferinreactionen
bald zu verhindern, bald zu verändern im Stande ist.
Nachdem ich mich seit längerer Zeit schon damit beschäftigt habe,
die aus einer Fabrik stammenden Sulfitabfallslauge enthaltenen Körper
zu studireu, habe ich dabei die Beobachtung gemacht, dafs diese Laugen
stets mit Phloroglucin und Salzsäure die Reaction auf inkrustirende
Substanzen zeigten, freilich nur dann, wenn ich reines schwedisches
Filtrirpapier mit der Lauge, oder besser mit einem ätherischen Aus-
zuge aus derselben tränkte und trocknete. Es trat dann jedesmal die
violette Reaction ein, wenn das Papier mit Phloroglucin und Salzsäure
betupft wurde. Der weitereu Untersuchung jedoch waren der Gehalt
an Kalk und an schwefliger Säure sehr hinderlich. Da durch Singer
schon bekannt geworden, dafs ein Kochen mit destillirtem Wasser ein
theilweises Auslösen der inkrustireuden Substanzen herbeiführt, so lag
der Gedanke nahe, die lösende Wirkung des Wassers durch höheren
Druck zu verstärken.
Meine Versuche theilen sich nun wie folgt ein :
1) Auskochuugen von reiner Cellulose und von Holz (Buchenholz und
Fichtenholz) mit destillirtem Wasser durch 3'^ bei gewöhnlichem Drucke.
2) Auskochungen von reiner Cellulose und von Holz (Buchenholz
und Fichtenholz) mit destillirtem Wasser durch 3^ bei höherem Drucke
von 5at.
3) Auskochungen von reiner Cellulose und von Holz (Buchenholz
» Berl. Ber.. 87, 808.
15 Monatshefte, 1882, 396.
280 Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur.
und Fichtenholz) mit destilhrtem Wasser durch 3'' bei höherem Drucke
von 10'".
4) Auskochungen von reiner Cellulose und von Holz (Buchenholz
und Fichtenholz) mit destillirtem Wasser durch 3'' bei höherem Drucke
von 20"'.
Als Material verwendete ich einerseits reines schwedisches Filtrir-
papier, andererseits feine Späne von Buchenholz und Fichtenholz. Die
Auskochungen bei gewöhnlichem Drucke wurden in einem Glaskolben
vorgenommen. Der höhere Druck wurde erzielt in einem Hoehdruck-
digestor nach Müncke^ worin sehr leicht ein Druck von 22'^' erreicht
werden konnte.
Ich erhielt dabei stets eine mehr oder weniger gelblich gefärbte
klare Lösung, welche sich an der Luft, jedoch langsam, bräunte und
beim Eindampfen einen schwarz gefärbten, harzartigen, in Alkali leicht
löslichen Körper ausschied.
Diese Lösungen wurden durch Filtriren, wiederholtes Auspressen
mit Wasser vollkommen vom Rückstande getrennt und dann weiter
untersucht. Sie enthielten wechselnde Mengen von Trockenrückstand,
reducirtenalleFeA/m^''schen alkalischen Kupferlösungen, liefsen mit Aether
einen geringen Antheil ausschütteln; derselbe zeigte mit Phloroglucin
und Salzsäure wechselnde Farbenreactionen. Die Menge des Trocken-
rückstandes erhielt ich durch Eindampfen, vorsichtiges Trocknen bei
1000 durch 3'' und Wägen. Der Gehalt an Zuckerbestandtheilen wurde
nach Fehling mit der S chwarz" scheu ^'" Abänderung bestimmt und als
Dextrose berechnet. Die Farbenreactionen mit den Phenolen wurden
so durchgeführt, wie ich schon früher erwähnte, oder ich liefs einen
Theil der ätherischen Lösung in einem Porzellanschälchen eintrocknen,
brachte die alkoholische Lösung des Phenols dazu, vertrieb den Alkohol
auf dem Wasserbade. Der Zusatz eines Tropfens concentrirter Salz-
säure, oder oft auch schon der Dampf derselben genügte, um sofort die
prachtvollsten Farbenreactionen hervorzurufen. Als Phenol benutzte
ich der gröfsten Mehrzahl nach das Phloroglucin.
Die auftretenden Farben zeigten dabei ganz charakteristische
Nuancen. Während die Auszüge der Cellulosekochungen stets rothe
Färbungen ergaben, die der IhCschen Reaction auf Dextrose vollkommen
gleichen i^, erhielt ich mit den Auszügen der Holzauskochungeu stets
blauviolette Färbungen, in ihrer Nuance vollkommen mit der direkten
Reaction auf Holzspäne übereinstimmend.
Nach diesen Bemerkungen stellen sich nun meine Untersuchungs-
resultate wie folgt zusammen:
16 Ann. Chem. Pharm.., 84, 84.
'" Um möglichst gleiche Verhältnisse zu haben, habe ich lOf! reine Dextrose
mit destillirtem Wasser bei 5'it durch 3h erhitzt; Lösung larbte sich gelb, liefs
mit Aether kleinen Antheil ausschütteln, der mit Phenol und HCl deutliche
schöne Rothfärbung ergab.
Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur. 281
I. Auskochung von Cellulose und Holz bei normalem Drucke.
20s Cellulose, mit 1' destillirtem Wasser ausgekocht, ergaben sehr
geringe, nicht wägbare Mengen Extract, doch liefs sich mit der coa-
centrirten Lösung deutlich die Kupferoxjdulausscheidung aus Fehling-
scher Lösung erkennen. Phloroglucin und Salzsäure ergaben Rothfär-
bung. Mit der gleichen Substanz wiederholt ausgeführte Kochungeu
ergaben dieselben Resultate.
208 Buchenholz, dreimal hinter einander durch je 3^ mit 1^ destil-
lirtem Wasser ausgekocht, ergaben:
Trockenrückstand 12 3 Summe
für 20g 0,760g 0,440g 0,250g 1.450g
„ 100g 3,80g 2,20g 1,25g 7,25g
davon ist Zucker:
aus 20g 0,313g 0,140g 0,020g 0,473^
„ 100g 1,565g 0,700g 0,100g 2,365g
Mit Phloroglucin und Salzsäure tritt deutliche Rothfärbung ein.
20? Fichtenholz mit 1' destillirtem Wasser durch 3^ ausgekocht,
ergaben : i^
Trockenrückstand 1
für je 20g . . . 0,236g
„ „ 100g . . . 1,180g
davon ist Zucker:
aus 20g . . . . 0,035g
„ 100g .... 0,1758
Reaction mit Phloroglucin und Salzsäure wie vorher.
Die Behandlung mit Wasser bei normalem Drucke ergab, dafs aus
der reinen Cellulose Spuren von Zucker ausgelöst werden können (selbst
aus dem reinsten schwedischen Filtrirpapiere); dafs aber eine, wenn
auch oft nach längerem Warten erst auftretende Rothfärbung des Pa-
pieres mit Phloroglucin und Salzsäure durchaus nicht mafsgebend ist
für das Vorhandensein von holzinkrustirenden Substanzen, sondern auf
einen geringen Zuckergehalt zurückzuführen ist.
Aus Buchenholz löst kochendes Wasser gröfsere Mengen 7,08 Proc.
aus, wovon 2,37 Proc. Zuckersubstanzen sind. Aus Fichtenholz wird
viel weniger ausgelöst.
Die gesammten wässerigen Auszüge gaben mit Phloroglucin und
Salzsäure rothe Färbungen, gleich der Dextrosereaction.
IL Auskochungen von Cellulose und Holz unter Druck von ö^^.
20g Cellulose ergaben, mit l' Wasser 3h erhitzt:
Trockenrückstand 12 3 Summe
für 20g .... 0,148g 0,080g 0,049g 0,277g
„ 100g .... 0,740g 0,400g 0.245g 1,385g
J8 Ich habe bei den Auskochungen von Fichtenholz die Wiederholungen
nicht ausgeführt, weil sie von keinem wesentlichen Einlluis auf das Resultat
waren.
282 Verhalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur.
davon ist Zucker:
aus 20g .... 0,021g 0,0025g 0,0012g 0,0247g
„ 100g .... 0,105g 0,0125g 0,0060g 0,1235g
Mit Phlorogluciu und Salzsäure tritt deutliche Rothfärbung ein.
20g Buchenholz durch 3'^ mit 1' Wasser erhitzt, ergaben:
Trockenrückstand 1
für 20g .... 4,320g
„ 100g .... 21,60g
2
0,800g
4,00g
3
0,250g
1,25g
Summe
5,35g
26,75g
davon ist Zucker:
aus 20g .... 1,971g
„ 100g .... 9,85g
0,237g
1,185g
0,030g
0,150g
2,238g
11,190g
20g Fichtenholz ergaben un
ter den gleichen Verhältnissen:
Trockenrückstand 1
von 20g ... . 3,08g
„ 100g .... 15,40g
2
0,613g
3,065g
3
0,142g
0,710g
Summe
3,835g
19,175g
davon ist Zucker:
aus 20g .... 1.60g
„ lOUg .... 8,00g
0,20g
1,00g
0,015g
0,075g
1,815g
9,075g
Mit Phloroglucin und Salzsäure treten blaue bis blauviolette Farben auf.
Die Behandlung von Cellulose und Holz unter Druck ergab, dafs
die Cellulose bei 5'*' noch wenig angegriffen wird, selbst wiederholtes
Auskochen lieferte nur 1,38 Proc. des angewandten Materiales als ge-
lösten Antheil, dafs aber vom Buchen- wie vom Fichtenholze beträcht-
liche Mengen ausgezogen M^erden, von ersterem 26,75 Proc, von letz-
terem 19,17 Proc. und dafs fast die Hälfte des gelösten Antheiles als
Zuckersubstanz enthalten ist, von Buchenholz 11,19 Proc, von Fichten-
holz 9,072 Proc.
Durch diese Behandlung werden auch die, charakteristische Farben-
reactionen gebenden, inkrustirenden Substanzen gröfstentheils in die
lösliche Form übergeführt. Die Nuancen gleichen ganz denen bei der
direkten Prüfung aus Holzbestandtheilen erscheinenden.
Ich habe in diesem Falle nicht nur die Reaction mit Phloroglucin
und Salzsäure, sondern auch alle anderen früher angegebenen Phenole
zur Prüfung verwendet. Es ergaben alle die bezeichneten Farben-
reactionen auf holzinkrustirende Substanzen.
III. Auskochungen von Cellulose und Holz unter Druck von /ö"'.
10« i** Cellulose mit 1' Wasser durch 3'' erhitzt, ergaben:
Trockenrückstand 12 3 Summe
für 10g .... 0,944g 0,384g 0.020g 1,348g
„ 100g .... 9,44g 3,84g 0,20g 13,48g
davon ist Zucker:
aus log .... 0,394g 0,145g 0,010g 0,549g
„ 100g .... 3,94g 1,45g 0,10g 5,49g
Mit Phloroglucin und Salzsäure trat deutliche Dextrosereaction ein.
ly Um die Zersetzung vollkommen zu machen, habe ich nur 10g Cellulose
angewandt.
Verbalten von Holz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur. 283
lOs Buchenholz mit 1' destillirtem Wasser durch 3'^ erhitzt, ergaben :
Trockenrückstand 12 3 Summe
von 10g .... 1,368g 0,412g 0,061g 1,841g
„100g .... 13,68g 4,12g 0,61g 18,41g
davon ist Zucker: ,
aus 10g .... 0,424g 0,086g 0,021g 0,531g
„ 100g .... 4,24g 0,86g 0,21g 5,31g
10s Fichtenholz unter denselben Verhältnissen ergaben:
Trockenriickstand 12 3 Summe
von 10g .... 1,178g 0,312g 0,120g 1,610g
„ 100g .... 11,78g 3,12g 1,20g 16,10g
davon ist Zucker:
aus 10g .... 0,340g 0,085g — 0,425g
„ 100g .... 3,40g 0,85g — 4,25g
Mit Phloroglucin und Salzsäure erscheinen blauviolette Farben.
Bei der Behandlung unter Druck von lO^t zeigte sich, dafs die
Cellulose sich ziemlich stark zersetzt, in der Lösung fanden sich
13,48 Proc, wovon 5,49 Proc. Zuckersubstanzen sind.
Auch aus dem Holze lösten sich noch beträchtliche Mengen, doch
sinkt der Zuckergehalt. Nur 1/4 bis ^j^ der Gesammtmenge ist Zucker-
substanz.
IV. Auskochung von Cellulose und Holz unter Druck von W^^.
Dabei zeigte sich die Cellulose vollkommen verändert, sie vs^urde
gallertig, trocknete dann zu einer sehr harten Masse aus, die sich
pulvern liefs. Nachdem ich "einen Theil fein gerieben, gut gewaschen
und bis zum constanten Gewichte getrocknet hatte, unterwarf ich ihn
der Elementaranalyse und erhielt, auf aschenfreie Substanz gerechnet:
C 42,37 Proc.
H 6,30 „
0 51,33 „
100,00 Proc.
Die Cellulose hatte Wasser aufgenommen; das hydratisirte Product
ähnelte der Zusammensetzung der Hydrocellulose, für welche Girard"^^
die Formel C12H22O11 aufgestellt hat, entsprechend 42,10 Proc. C,
6,43 Proc. H, 51,47 Proc. 0. Girard stellte dieselbe dar durch längere
Behandlung von reiner Cellulose mit Schwefelsäure. In der Lösung
fand sich nur ein sehr geringer Zuckergehalt. Mit Phloroglucin und
HCl trat Rothfärbung ein.
10g Buchenholz, dem sehr hohen Drucke unterworfen, wurden eben-
falls braun und ergaben Lösungen mit dem Trockenrückstand :
für 10g ... . 0,326
„ 100g .... 3,336
davon ist Zucker:
aus 10g ... . 0,14
„ 100g .... 1,408
•-'*! Berl. Ber.^ 9, 65.
284 Verhalten von Jlolz und Cellulose gegen erhöhte Temperatur.
Mit Phloroglucin und Salzsäure zeigten sich blauviolette Farben-
nüancen.
Bei diesem hohen Druck tritt natürlich schon eine theilweise Zer-
setzung des gebildeten Zuckers ein, daher die Menge desselben in der
Lösung sehr gering ist.* Eine Hydratisirung der Cellulose im Holze
unter gleichzeitigem Gallertigwerden konnte hier nicht beobachtet
werden.
Ich habe bei den Berechnungen der Zuckersubstanzen stets an-
genommen, dafs sich Dextrose bildet. Aus der reinen Cellulose entsteht
auch nach F/ecAs/^ 21 Dextrose. Der Zucker aus den Holzbestandtheilen,
welcher bei Ö^t Druck (und höherem Druck) entsteht, zeigte aber von
der Dextrose abweichende Farbenreactionen. Ich versuchte gröfsere
Mengen desselben darzustellen, indem ich die Behandlung von Holz
unter Druck von 5^^ öfter wiederholte, die Extractlösungen eindampfte
und auf Zucker verarbeitete. Durch Fällen mit Alkohol wurde stets ein
dextrinartiger Körper abgeschieden. Filtrirte ich, um zu entfärben,
über Knochenkohle, so erhielt ich eine ziemlich reine Zuckerlösung
(Bestimmung des Zuckers nach Fehling ergab die gesammte Menge
Trockensubstanz). Die Lösung zeigte nur schwache Rechtsdrehung;
durch Phenylhydrazin schied sich eine schöne gelbe Krystallverbindung
ab, die den Schmelzpunkt 1830 zeigte, gegen 204^ des von Fischer^"^ dar-
gestellten Glucosazon. Der Zucker ist gährungsfähig. Es mufs nacH
diesem angenommen werden, dafs neben .der Dextrose noch eine andere
Zuckerart entsteht.
Die Farbenerscheinungen, die Reactionen auf inkrustirende Sub-
stanzen wurden von Singer^ wie schon erwähnt, auf einen minimalen
Gehalt an Vanillin und Coniferin zurückgeführt. Ich habe alle die
wässerigen Auszüge auf Vanillin untersucht. Ich konnte keinerlei
Geruch wahrnehmen, selbst wenn ich sie destillirte, wobei das Vanillin
mit den Wasserdämpfen übergehen mufste. Weder die ursprüngliche
Lösung, noch das Destillat gaben an Aether Vanillin ab, obwohl der
ätherische Rückstand die prachtvollsten Farbenerscheinungen zeigte.
Auch eine Oxydation mit sauerm chromsaurem Kali und Schwefelsäure
lieferte kein Vanillin.
Dafür gleichen diese Farbenreactionen ungemein den 7/i/'schen
Reactionen auf Kohlenhydrate, sind ebenso schön, auch ebenso unbe-
ständig gegen Wasser.
Ich bin durch diese Untersuchungen zu folgenden Resultaten gelangt:
Cellulosepapier, selbst reinstes Filtrirpapier, gibt beim Kochen mit
destillirtem Wasser unter gewöhnlichen Druckverhältnissen Spuren von
Zucker ab. Durch höheren Druck vermehrt sich der Zuckergehalt in
21 Zeitschr. f. physiol. Ch., 75, 23. 540.
32 Berl. ßer., 17, 579.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 285
der Lösung, aber erst bei 20^^ Druck hydratisirt sieh die Cellulose voll-
kommen und geht in Hydroeellulose C^^^ii^ii über.
Eine Rothfärbuug des Papieres mit Phloroglucin und Salzsäure
rührt von dem Zucker her, ist aber kein Beweis für das Vorhandensein
inkrustirender Substanzen.
Holz gibt beim Kochen mit destillirtem Wasser in offenen Gefäfsen
ziemlich beträchtliche Mengen lösbarer Körper an dasselbe ab. Bei
gesteigertem Drucke vermehrt sich die lösende Wirkung des Wassers
bedeutend und erreicht bei S^t Druck das Maximum. Ueber 5^^ ver-
ringert sie sich ^neder. Unter den günstigsten Verhältnissen werden
dem Buchenholze 26,75 Proc, dem Fichtenholze 19,17 Proc. entzogen.
Davon sind im erstereu Falle 11,19 Proc, im zweiten Falle 9,07 Proc.
Zuckersubstanz. Diese ist nicht Dextrose allein. Neben dem Zucker
finden sich noch dextrinartige, durch Alkohol fällbare Bestandtheile in
den Extracten. Aus allen Auszügen des Holzes lassen sich durch
Aether braun gefärbte Zersetzungsproducte ausziehen, welche nach dem
Verdunsten des Aethers mit Phenolen und Salzsäure prachtvolle Farben-
reactionen ergeben. Die Auszüge bei höherem Druck zeigen Erschei-
nungen, die vollkommen mit jenen übereinstimmen, welche als Nach-
weisungen von holzinkrustireuder Substanz direkt auf der Holzfaser
hervorgebracht werden können. Die wässerigen wie die ätherischen
Flüssigkeiten und Rückstände nach Eintrocknen oder Verdunsten haben
keinen Vanillingeruch, zeigen keine anderweitige Reaction auf dasselbe.
Dafür gleichen alle diese Farbenerscheinungen ungemein den /Ärschen
Reactionen der Phenole und Salzsäure mit den Zersetzungsproducten
von Kohlenhydraten; sie dürfen daher nicht auf einen Gehalt der holz-
inkrustireuden Substanzen an Vanillin oder Coniferin, sondern müssen
auf die Umwandlung der Holzsubstanz in Kohlenhydrate und deren
Zersetzungsproducte zurückgeführt werden.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentldasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 229 d. Bd.)
III. Gährung und Hefe.
Ueber den Einflufs der Kohlensäure auf das Wachsthum und die Gähr-
thätigkeit der Hefe und ihre Bedeutung für die Conservirung des Bieres
von Georg Foth (1889 272 475).
Erfahrungen über die Schaumgährung theilt £?esse-Czerbienschin in
der Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 12 S. 13, mit. Die Vermuthung,
dafs die Schaumgährung verschiedene Ursachen haben kann, fand Ver-
fasser bestätigt. In einer Brennerei, in welcher ein Röhrenkühler von
Venuleth und Ellenberger benutzt wurde, trat stets Schaumgährung auf.
286 üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikaiion.
wenn die Rohre nicht sehr sorgfältig gereinigt wurden 5 dieselbe konnte
aber stets mit Sicherheit beseitigt werden, sobald die Reinigung mit
gröfster Sorgfalt ausgeführt wurde. In einer anderen Brennerei dagegen
waren alle wiederholten Bemühungen, durch peinlichste Reinigung
sämmtlicher Appai-ate die Schaumgährung zu beseitigen, ohne jeden
Erfolg. Der Verfasser beobachtete verschiedene Formen der Schaum-
gährung. So trat bei Verarbeitung stark säurehaltiger, zum Theil er-
frorener Kartoffeln, welche nur schwach oder kürzere Zeit gedämpft
wurden, der Schaum nicht wie gewöhnlich bei 250 auf, sondern so-
gleich nach der Angährung, nachdem der Bottich sich etwa um einen
Grad erwärmt hatte, bildete sich ein dicker, zäher, dunkel gefärbter
Schaum, welcher gegen Oel beinahe gar nicht, gegen Erdöl auch nur
sehr schwach reagirte. Diese Art der Schaumgährung blieb aber so-
fort und mit Sicherheit aus, wenn die Kartoffeln besser gedämpft wurden.
Durch sehr concentrirtes Einmaischen, in diesem Falle durch Erzeugung
einer sehr consistenten Maische aus stärkearmen Kartoffeln dadurch,
dafs man absichtlich mangelhaft zerkleinerte und die Treber nicht ent-
fernte, trat der Schaum bei der Hauptgährung zwar in verminderter
Menge auf, konnte aber niemals ganz unterdrückt werden. Ein Wechseln
der Mutterhefe, bezogen aus einer Brennerei, in welcher niemals Schaum-
gährung vorkam, hatte nur für die ersten 2 bis 3 Bottiche Erfolg. Auch
das Unterlassen des Versteilens der Hefe war ohne Einflufs auf die Art
der Gährung. Der Verfasser schliefst aus seinen Versuchen, dafs es
Fälle gibt, in denen die Schaumgährung durch keines der sonst ge-
bräuchlichen Mittel beseitigt werden kann. Wohl aber ist bei An-
wendung dieser Mittel eine bedeutende Abnahme der schäumenden
Gährung zu bemerken, so dafs man bei richtiger Gährungsführung be-
quem und ohne jeden Verlust durch Uebergähren arbeiten kann. Auf
eine Anfrage, nach welcher die Ursache der Schaumgährung in der
Hefebereitung zu liegen schien, wird in der genannten Zeitschrift, S. 21,
Einhaltung der richtigen Temperatur von 47,50 für die Säuerung, pein-
lichste Reinlichkeit, richtige Hefeuführung und sorgfältiges Waschen
der Gerste und des Malzes empfohlen. Mit Bezug auf dieselbe Frage
empfiehlt fV. Mann^ S. 27, längeres Dämpfen und Abtödten des Milch-
säurefermentes nach dem Säuern der Hefe, bemerkt jedoch, dafs dieses
Verfahren bei ihm wenig Erfolg gehabt hat. Endlich wird S. 58 eben-
falls in Beantwortung einer Anfrage darauf aufmerksam gemacht, dafs
ein Zusatz von Oel zur Beseitigung des Schaumes der Genehmigung
der Steuerbehörde bedarf, dafs diese Genehmigung aber voraussichtlich
ertheilt werden wird.
Ueher Milchsäure und Reinlichkeit der Gährung bringt Ig. Krieser in
der Zeitschrift für Spiritus- und Prefshefeindu$trie ., Bd. 10 S. 3, einen
ausführlichen Aufsatz, welcher zwar nicht über neuere Untersuchungen
berichtet, aber eine sehr beachtenswerthe Zusammenstellung der be-
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 287
kannten Erfahrungen enthält. Als vielleicht nicht allgemein bekannt
und wohl auch nicht genügend beachtet wollen wir hier nur die Mit-
theilung hervorheben, dafs als Ursache für die bei einem üebermafse
von Milchsäure so oft eintretende schlechte Vergährung neben der ünter-
di-ückung der Hefe durch das Milchsäureferment auch besonders die
schädigende Wirkung herangezogen wird, welche die Milchsäure auf
die Diastase ausübt, wodurch die so unentbehrliche Nachwirkung der
Diastase beeinträchtigt wird.
Ueber Hefeverfahren^ insbesondere über die Bereitung verschiedener
Hefearten als Schlämpehefe, Darrmalzhefe, Hafer-, Roggen-, Malzhefe,
Fischer'sche Hefe u. s. w. schreibt Wilhelm Keller in der Zeitschrift für
Spiritus- und Prefshefeindustrie^ Bd. 9 S. 523.
Die Bereitung einer continuirlichen Kunsthefe zur Prefshefefabrikation
wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 12 S. 8, beschrieben.
Erfahrungen mit den Hefeverfahren mit kurzer Säuerungszeit und mit
Andampfen des invertirten Hefenguts bis 75^ theilt Johann Ernst Brauer
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 12 S. 77, mit. Derselbe fand
das Verfahren von Boehme-Gurzno (vgl. 1889 271 330), bei welchem
die reine Säuerung durch Innehaltung der normalen Säuerungstemperatur
während einiger Stunden am Maischungstage und darauf durch sofortige
Abkühlung des Hefegutes auf die Anstelltemperatur erzielt wird, sehr
brauchbar, besonders bei mehrfachem Betriebe, während dasselbe bei
einfachem Betriebe unbequem sein soll, weil die Kühlung des Hefen-
gutes nach Beendigung des Betriebes erfolgen mufs, wo es oft an Wasser
und an Arbeitern mangelt. Das Verfahren des Verfassers (vgl. 1888
269 328), welches die reine Säuerung durch Andampfen des Hefen-
gutes mittels eines Dampfmaischholzes oder einer Dampfschlange bis
750 (nach vier- bis fünfstündiger Zuckerbildungsdauer), um während
der Nacht die normalen Säuerungstemperaturen von 52,50 bis 47,5^
innehalten zu können, bewerkstelligt, soll namentlich dann vortheilhaft
sein, wenn schlechtes Maischmaterial, z. B. verfaulte Kartoffeln, zur
Verfügung steht. Die Befürchtung, dafs das Milchsäureferment durch
die Temperatur von 75^^ nachtheilig beeinflufst wird, ist nach den mit-
getheilten Versuchen des Verfassers unbegründet, denn derselbe hat bei
seinem Hefeverfahren bis 59,8 Proc. Alkohol vom Kilogramm einge-
maischter Stärke und eine durchschnittliche Vergährung der Maischen
während der Campagne von 1,6^ B. erzielt.
Ein Verfahren zur Bereitung von Hefe mit kurzer Sduerungszeit be-
schreibt A. Schneider in der Zeitschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 12 S. 116.
288 Büclier- Anzeigen.
Bücher-Anzeigen.
Elemente der Festigkeitslehre in elementarer Darstellung mit zahl-
reichen, theilweise gelösten Uebungsbeispielen und bewährten Con-
struetionsregeln von Dr. J. J. lohnen. Weimar. B. J. Voigt.
Der, übrigens recht gut durchgearbeitete, die Festigkeitslehre entwickelnde
Theil des Lehrbuches bietet keine besondere Eigenthünalichkeiten. Die zahl-
reichen, gut ausgewählten und methodisch angeordneten Aufgaben, welche je
am Schlüsse der Abschnitte sich befinden, machen das Werk entschieden
werthvoll, um so mehr, als der Verfasser Gelegenheit nimmt, auch solche
Nebenumstände, welche, obschon nicht unmittelbar der Festigkeitslehre zu-
gehörig, doch für das Verständnifs der Aufgabe von Wichtigkeit sind, in
Betracht zu ziehen. Zwar läfst sich über einzelne Annahmen, die der Ver-
fasser zu Gunsten einfacher Grundbedingungen macht, streiten, doch thut
dies den hervorgehobenen Vorzügen keinen Eintrag.
Graphisclie Behandlung der Schiebersteuerungen nach Zeuner's Dia-
gramm von P. Kirchhof. 42 Seiten. 8 lithographirte Tafeln. Mitt-
weida. H. Schlüter.
Auf Grund 12j ähriger Erfahrung behandelt der Verfasser in elementarer
Weise seine Aufgabe zunächst als Unterrichtsmittel für seine Schüler, jedoch
auch mit Rücksicht auf die Verwendung für die Praxis, insbesondere für den
Entwurf von Steuerungen. Die Methoden zur Einführung der endlichen Längen
der Zugstangen haben ihre Würdigung gefunden. Wenngleich wir nicht
sehr für das Zewner'sche Verfahren eingenommen sind , insbesondere nicht
bei etwas verwickelten Kanalverhältnissen, so können wir doch dem voi'-
liegenden Werke wegen seiner kurzen und klaren Darstellungs weise unsere
Anerkennung nicht versagen.
Der Bau, Betrieb und die Reparaturen der elektrischen Beleuchtungs-
anlagen. Ein Leitfaden für Monteure, Werkmeister, Techniker etc.
Herausgegeben von Grünwald. II. Aufl. 181 Seiten. Halle a. G.
W. Knapp. 3 Mk.
Nach einer kurzen, auf das Nöthigste beschränkten theoretischen Einleitung
geht der Verfasser zu dem Haupttheile seiner Aufgabe, die praktische Seite
des Beleuchtungswesens seinen Lesern, denen ja die Hantirung solcher An-
lagen zufällt, klar zu machen. Die Behandlung ist so sorgfältig, dafs der
Praktiker, der sich den Stoff angeeignet hat, schwerlich in Verlegenheit ge-
rathen wird, oder doch sich aus dem Werke stets Rath holen kann. Eine
angenehme Zugabe bilden die am Schlüsse des Werkes befindlichen Tabellen.
Leitfaden der praktischen Haustelegraphie. Das Wissenswertheste aus
dem Gebiete der Haustelegraphie, insbesondere die Herstellung,
Unterhaltung und Reparatur elektrischer Telegrapheneinrichtungen.
Für Mechaniker, Uhrmacher, Schlosser und verwandte Berufszweige,
bearbeitet von M. Lindner. 72 Seiten. Mit 72 Abbild. Halle a. S.
W. Knapp. 1,50 Mk.
Die in dem Titel angegebene Bestimmung des Werkchens, als praktisches
Hilfsmittel zu dienen, ist in ausreichendem Mafse und in geschickter Weise
erreicht worden. Da der Verfasser naturgemäfs voraussetzt, dafs die Apparate
aus einer zuverlässigen elektrotechnischen Fabrik bezogen werden , so be-
schreibt er dieselben nicht weiter, als zum Verständnifs erforderlich ist und
legt mit Recht das Hauptgewicht auf gute Anlage und Handhabung der
Haustelegraphen.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stiittsart
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). 289
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
(Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd. 272 S. 163. i)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel H.
1) H. C. Bull und Comp, und Henry Clay Ball in London ordnen
nach ihrem Englischen Patente Nr. 10 200 vom 21. Juli 1887 die Feld-
magnete ^, wie die beiden Schnitte Fig. 1 und 2 sehen lassen, in drei
Gruppen., jede zu drei Magneten, um den Umfang eines sich drehenden
eisernen oder stählernen Cylinders B an, welcher mit irgend welcher
Bewickelung nicht versehen ist und mit seinen Endzapfen in den gegen
die Grundplatte E isolirten Lagern b ruht. Die frei durch den Cy-
linder B gehende Welle C der Maschine (Dynamo, oder Motor) liegt
in den Lagern D und trägt an einer Seite die Scheibe rf, welche mit
einem Stifte rfj von nicht leitendem Material versehen ist, der in eine
Scheibe b.i greift, die mit dem Lagerhalse des einen Deckels b des
Cylinders B aus einem Stücke gegossen ist. Auf diese Weise ist B
vollständig isolirt. Jeder einzelne Magnet A ist eigen thümlich gebildet^
er besteht aus einem metallischen Kerne Oj und daneben aus nicht
leitendem Material Oj; darum ist eine Spule a^ von Draht mit zur
Achse C parallel laufenden Windungen gewickelt. Aufserhalb dieser
Spule, und zwar auf der Seite des nichtleitenden Materials, ist die zweite
metallische Hälfte a^ des Kernes angebracht. Von links nach i-echts hin
kommt also zuerst Metall, dann die eine Seite der Windungen, dann
das isolirende Material, dann wieder Metall und endlich die zweite Seite
der Windungen. Die Theile des Kernes werden durch Klammern a,
von denen sie isolirt sind, getragen und mittels derselben an den
Seitenständern F befestigt, welche auf der Grundplatte E festgemacht
sind. Der Kern a^ ist auf der Aufsenseite mit Nuthen zur Aufnahme
der Spule a^ vei'sehen. Der ganze erzeugte bezieh, verbrauchte Strom
geht durch die Spule. Ebenso ist auch der äufsere metallene Theil a^
des Magnetes mit Nuthen versehen, damit er über die Wickelung a^
pafst. Die inneren, wirksamen Flächen der Magnete A sind ausgebohrt,
so dafs die Aufsenfläche des Cylinders B sich ganz nahe an ihnen
bewegt, ohne sie zu berühren. Durch diese Anordnung der Magnete
sind die elektrischen Kraftlinien gezwungen, sich nur in einer Richtung
zu bewegen, so dafs dadurch gleichzeitig der Commutator an der Dy-
namo bezieh, dem Motor erspart wird.
Da der Cylinder B ohne Wickelung ist, so kann derselbe sehr rasch
gedreht werden, und hat dabei in den Spulen Strom zu erzeugen.
2) L. Hanson in Halifax stellt die Schenkel a der Elektromagnete
(Fig. 3) aus weichen Eisendrähten her; die Enden derselben werden in
1 Vgl. auch Immisch 1889 273 ■"■126; Kapp 1889 273*128; Sandwell 1889
273 27.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 7. 1889/111. 19
290 Neueningen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
geeignete Formen eingelegt und diese hierauf mit flüssigem Eisen aus-
geo-ossen, welches, die Drähte innig verbindend, die Polstücke b bezieh,
den Buo- oder das Joch b^ bildet. In b^ brauchen die Drähte der beiden
Schenkel nicht getrennt zu sein. (Englisches Patent Nr. 10240 vom
22. Juli 1887; Zusatz zu Nr. 15 230 vom Jahre 1886.)
3) 5. Z. de Ferranli in London erhielt das Englische Patent Nr. 12418
vom 13. September 1887 auf Verbesserungen in der Fortleitung des
elektrischen Stromes und der Verwendung desselben als bewegende Kraft.
Die Verbesserung in den Leitungen besteht darin, dafs er einen
elektrischen Leiter bezieh, ein Kabel mittels Lederriemen an Drähten
aufhängt, deren jeder mit seinen beiden Enden au zwei Isolatoren be-
festigt ist, die auf zwei benachbarten Stangen angebracht sind. Jeder
Lederriemen wird um das Kabel herum gelegt und sein Ende wird
durch einen über dem Kabel im Riemen angebrachten Schlitz gesteckt.
Bei der Verwendung von Wechselströmen als Betriebskraft führt
Ferranti nach Fig. 4 und 5 die Wechselströme durch einen aus zwei
Elektromotoren gebildeten Apparat. Der Hauptmotor hat keinen Com-
mutator uud ist so eingerichtet, dafs, wenn er mit geeigneter Geschwin-
digkeit umläuft, diese Geschwindigkeit immer aufrecht erhält und sich
mit den Wechseln des durch ihn gehenden Stromes in Uebereinstim-
mung hält. Der zweite Motor ist viel kleiner, mit Commutator ver-
sehen und kann sich sofort in Thätigkeit setzen, sobald der Strom durch
ihn hindurchgeht. Sein Anker ist entweder mit dem des ersten Motors
durch Räder gekuppelt, oder beide sitzen auf derselben Welle, so dafs,
wenn anfänglich der Stromkreis geschlossen wird, der kleine Motor
zunächst den Hauptmotor treibt und ihn in diejenige Geschwindigkeit
versetzt, bei welcher er in üebereinstimmung mit dem ihm aus der
Leitung gelieferten Strome arbeitet.
Der in Fig. 6 skizzirte Motor hat ebenfalls keinen Commutator uud
ersetzt für den gedachten Zweck die beiden in Fig. 4 uud 5 dargestellten
Motoren. Der ringförmige Anker iV ist innerhalb eines Ringes 0 an-
gebracht, welcher zwischen Rollen P ruht, die mit Flanschen versehen
und an seinem Umfange in angemessenen Abständen vertheilt sind.
Der Anker bewegt sich zwischen zwei im Kreise angeordneten Reihen
von Elektromagneten (?,(?, welche abwechselnd Nord- und Südpol
haben und von der zum Ringe 0 concentrischen Welle R getragen
werden. In seiner drehenden Bewegung kann der Anker mittels eines
Bremsbackens S angehalten werden. Um die Maschine in Gang zu
setzen, werden die Wechselströme mit Hilfe der Drähte a und b in den
Anker geleitet, während der Anker gleichzeitig mit der Hand in Um-
drehung gesetzt wird; diese Bewegung wird durch <len Strom unter-
stützt, uud die Magnete mit ihrer Welle bleiben hierbei in Ruhe. Wird
nun die Bremse S allmählich gegen den Ring 0 geprefst, so wird auch
der Anker allmählich zur Ruhe gelaneen, wobei aber die Magnete mit
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). 291
ihrer Welle allmählich in Bewegung kommen; ihre Geschwindigkeit
nimmt in dem Alalse zu, wie die des Ankers abnimmt, und wächst so
lange, bis dieser zur Ruhe gekommen ist, wobei dann die Welle die-
jenige Geschwindigkeit besitzt, welche der Strom selbst ihr ertheilt.
Die hierbei der Welle ertheilte motorische Kraft kann durch Riemen-
übertragung 0. dgl. nutzbar gemacht werden.
4) Eine Dynamomaschine ohne Magnetkern ist von L'ppenborn und
später von Prof. Forbes angeregt (vgl. Centralblatt für Elektrotechnik^
Bd. 8 S. 794: Bd. 9 S. 305) und von R. Eickemeyer in New York zuerst
ausgeführt worden. Fig. 7 ist eine Längenansicht nach Fortnahme der
einen Eisendecke, Fig. 8 und 9 sind Querschnitte derselben. Der Anker
liegt innerhalb der Magnetisirungsspulen, die durch die Seitentheile oder
den Mantel zusammen gehalten werden, welcher den Anker möglichst
dicht umschliefst und nur die eisernen Verbindungsstücke der Magnet-
kerne anderer Maschinen ersetzt. Die Vortheile dieser Anordnung sind
folgende. Die Magnetisirung des Ankers erfolgt unmittelbar durch die
umgebenden Drahtwinduugen; die Kraftlinien nehmen daher ihren An-
fang im Eisenkerne des Ankers, und es wird in Folge dessen nahezu
der ganze Magnetismus, bis auf einen ganz geringen, kaum nachweis-
baren Theil, nutzbar gemacht. Wird der Eisenumhüllung überall ge-
nügender Querschnitt gegeben, so können in der Aufsenseite keine
Kraftlinien auftreten, und überdies würden sie, wenn sie überhaupt auf-
treten wüi'den, nicht als eigentlicher Verlust an Magnetismus betrachtet
werden können, da sie den Eisenkern des Ankers bereits durchlaufen
haben.
Der Anker Fig. 10 ähnelt in seiner Wickelung dem schon früher
von /?. Alioth und Comp, in Basel ("D. R. P. Kl. 21 Nr. 34783 vom
17. März 1885; vgl. 1887 265 "• 436) benutzten. Bei der in Fig. 7 ab-
gebildeten Maschine hat der Anker 44 Abtheilungen, jede mit vier Win-
dungen; die Abtheilungen haben die in Fig. 11 dargestellte Form und
werden auf entsprechenden Holzrahmen vorher gewickelt, alsdann mit
Schellackfirnifs gut getränkt und nachdem sie getrocknet sind, mit
Seidenband zusammen gehalten, worauf sie nach nochmaligem Firnissen
und Trocknen auf dem cylindrischen Ankerkern befestigt und durch
Bänder zusammengehalten werden. Durch diese Anordnung wird der
Anker in allen Abtheilungen vollkommen gleichwerthig, alle Windungen
jeder Abtheilung und die Abtheilungen selbst sind parallel, und da sie
sich auf den Stirnflächen des Ankerkernes nicht über einander legen,
so wird weniger Raum beansprucht, auch ist die Gefahr des Durch-
schlagens geringer als bei anderen Wickelungsmethoden; endlich ist
auch die Herstellung der Wickelung einfach. — Nach angestellten Ver-
suchen ist die Materialausnutzung bei dieser Maschine sehr günstig;
auch soll die Maschine nur sehr geringe Funkenbildung zeigen. {^Central-
blatt für Elektrotechnik, 1888 "S. 477; vgl. auch -'8.681.)
292 Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
5) ^'icola Tesifi hat iu einem vor einiger Zeit in dem American
Institute of Electrical Eugineers (vgl. Transactiuns of the Institute^ Bd. 5
* S. 308 und 325) gehaltenen Vortrage einen neuen Motor angegeben,
welcher mit Wechselströmen arbeitet und auf der elektrodynamischen
Wirkuno- beruht, welche zwei mit ihren Achsen rechtwinklig zu ein-
ander gestellte, von Wechselströmen durchlaufene Spulen auf das mag-
netische Feld ausüben. Mittels solcher Motoren will Tesla die Wechsel-
ströme zur Vertheilung von Elektricität und zur Kraftübertragung nutzbar
machen.
In den Dynamomaschinen werden Wechselströme erzeugt und mit
Hilfe des Commutators, der eine wesentliche Veranlassung für häutige
Betriebsstörung ist, in Gleichstrom umgewandelt. Dieser Gleichstrom
kann nicht unmittelbar im Motor Verwendung finden, sondern er mufs
wieder mit Hilfe eines ähnlichen Mittels in seinen ursprünglichen Wechsel-
strom-Zustand zurückgeführt werden. Die Thätigkeit des Commutators
ist daher nur eine rein äufserliche, die innere Arbeit der Maschine iu
keiner Weise beeinflussende, und während hiernach alle Maschinen
thatsächlich Wechselstrommaschinen sind, erscheint der Gleichstrom nur
im äufseren Stromkreise, auf seinem Wege vom Stromerzeuger zum
Motor. In Hinblick auf diese Thatsache empfehlen sich die Wechsel-
ströme als eine mehr unmittelbare Anwendung der elektrischen Arbeits-
kraft, während die Anwendung von Gleichstrom nur dann gerechtfertigt
erscheinen würde, wenn die Dynamomaschine denselben unmittelbar
erzeugt, und wenn der Motor unmittelbar durch ihn betrieben werden
könnte.
Die Thätigkeit des Commutators an einem Motor beschränkt sich
aber nicht blofs auf die soeben besprochene Umkehrung der Ströme,
sondern er veranlafst auch eine selbsthätige, fortschreitende Verschie-
bung der Pole in dem einen der magnetischen Glieder des Motors.
Könnte man also die Umwandlung der Wechselströme des Stromerzeugers
und ebenso die Rückverwandelung des Gleichstromes im Motor um-
gehen, so würde, um eine Drehung des Motors zu veranlassen, noch
immer die fortschreitende Verschiebung der Pole eines seiner magneti-
schen Glieder nothwendig sein.
Um diesen Zweck durch die unmittelbare Wirkung der Wechsel-
ströme zu erreichen, verwendete Tesla bei seinen ersten Versuchen
einen Trommelanker, der mit zwei rechtwinklig zu einander liegenden
Spulen {€ C und 6', 6'i) versehen war, deren Enden in der gewöhnlichen
Weise mit zwei Paaren isolirter Contactringe verbunden wurden. Ein
aus dünnen, gegen einander isolirten Eisenblechen hergestellter Ring
wurde ferner mit vier S])ulen f,,c.2, C3 und c^ bewickelt, von denen je
zwei einander gegenüberstehende so mit einander verbunden wurden,
dafs sie freie Pole an einander gerade entgegengesetzten Stellen des
Ringes erzeugten. Die übrig bleibenden freien Enden der Spulen wurden
Neuerungen an Elektromotoren (^Dynamomaschinen). 293
mit den Contactringeu des Ankers im Stromerzeuger verbunden, so
dafs zwei unabhängige Stromkreise entstanden, wie in Fig. 12 ange-
deutet ist.
Da das magnetische Feld des Erzeugers unabhängig erregt wird,
so erregt die Umdrehung des Ankers in den Spulen 6" C Ströme, die in
bekannter Weise in Stärke und Richtung wechseln. Während bei der
in Fig. 13 abgebildeten Stellung der Strom in den Spulen C C Null ist,
besitzt der in den Spulen 6\ 6'i seine gröfste Stärke, die Verbindungen
aber sind so gewählt, dafs der Ring durch die Wirkung der Spulen 6\ C^
so mao-netisirt wird, wie es die Buchstaben iV und S in Fig. 13 an-
deuten; die magnetisirende Wirkung der Spulen Cj, Co ist gleich Null,
da diese Rollen in dem Stromkreise der Spule C liegen.
Ist die Drehung der Ankerspulen um \ Umdrehung in der Pfeil-
richtuuü weiter fortgeschritten (Fig. 14), so erzeugt die Spule Cj einen
Strom von der nämlichen Richtung, jedoch schwächer wie vorher,
welcher die Pole «j, Sj auf dem Ringe hervorruft; die Spule C da-
o-eaen «ibt ebenfalls einen Strom von derselben Richtung und erregt die
Pole n, s auf dem Ringe; hieraus ergibt sich dann für letzteren die
Polarität N S, welche um ^^ Umdrehung in der Pfeilrichtung gegen die
in Fig. 18 vorhandene Lage IS S vorgeschritten ist.
Bei vollendeter Vierteldrehung des Ankers hat die Spule C ihren
stärksten Strom, Cj dagegen befindet sich in ihrer neutralen Stellung
und ist stromlos; die Polarität N S des Ringes stimmt daher jetzt mit
HS in Fig. 14 überein, ist also nunmehr ebenfalls um 1/4 Umdrehung
gegen Fig. 13 fortgeschritten. Bei vollendeter Halbdrehung des Ankers
ist der Strom in C Null, dagegen in C^ am stärksten ; die Polarität des
Ringes rührt von C^ allein her und ist jetzt gerade entgegengesetzt zu
Fig.'' 13.
Bei der folgenden halben Umdrehung des Ankers wiederholen sich
dieselben Erscheinungen wie vorher, jedoch unter entgegengesetzter Lage
der Pole S und N.
Während einer ganzen Umdrehung des Ankers durchlaufen also die
Pole des Ringes den ganzen Kreisumfang, und da jede Umdrehung das
nämliche Spiel erzeugt, so entsteht ein schneller Wirbel der Pole.
Werden die Verbindungen bei einem der Stromkreise des Ringes um-
gekehrt, so drehen sich seine Pole im entgegengesetzten Sinne.
Diese Drehung der Pole läfst sich auf verschiedene Arten beweisen.
Wird z. B. eine, auf einem Zapfen leicht drehbare Stahlscheibe in die
Nähe des Ringes gebracht, so wird dieselbe in schnelle Umdrehung ver-
setzt, deren Richtung mit der Stellung der Scheibe wechselt, und zwar
ist, falls die Scheibe sich innerhalb des Ringes befindet, ihre Um-
drehungsrichtung entgegengesetzt zu der, welche sie aufserhalb des
Ringes annimmt (vgl. Fig. 12); dagegen bleibt sie in Ruhe, sobald sie
in eine, zum Ringe symmetrische Stellung gebracht wird. Diese Er-
294 Neuerungen an Elektromotoren (Djnaraoraaschinen).
scheinungen erklären sich durch folgendes: Sobald sich ein Pol nähert,
erzeugt er in dem nächstgelegenen Punkte der Scheibe einen entgegen-
gesetzten Pol, so dafs dieser Punkt der Scheibe angezogen wird. Da
sich nun der Pol des Ringes von der Scheibe entfernt, so wird eine
tangentiale Wirkung auf dieselbe ausgeübt, die sich fortwährend wieder-
holt, so dafs eine Drehung der Scheibe eintritt. Ist aber die Scheibe
symmetrisch zum Ringe angeordnet, so sind solche Tangentialkräfte auf
beiden Seiten der Scheiben thätig und heben sich auf, so dafs dieselbe
in Ruhe verbleibt. Die Wirkung wird durch die magnetische Trägheit
der Scheibe bedingt, daher ist eine Scheibe aus gehärtetem Stahle vor-
zuziehen. Mit einer solchen Scheibe kann man allen Uiiregelmäfsig-
keiten in der Wirkung nachspüren. Hält man Eisenfeilspäne auf einem
Papiere aufsen nahe an den Ring, so gerathen sie in schwingende Be-
wegung und bleiben an der Stelle, wenngleich man das Papier vor und
zurück bewegt; hebt man das Papier in eine gewisse Höhe, so werden
sie weggeworfen, stets in einer der Drehung der Pole entgegengesetzten
Richtung. Legt man das Papier flach auf den Ring und gibt plötzlich
Strom, so sieht man den magnetischen Wirbel ganz leicht.
Die Drehung der Pole erzeugt natürlich entsprechende Inductions-
wirkungen und kann zur Erzeugung von Strömen in einem geschlossenen
Leiter nutzbar gemacht werden, welcher sich innerhalb des Wirkungs-
kreises der Pole befindet. Hierzu ist es zweckmäfsig, den Ring mit
zwei über einander gelegten Spulen zu bewickeln, von denen die eine
den primären, die andere den secundären Stromkreis bildet, wie in
Fig. 15 angedeutet ist. Der magnetische Kreis mufs, um die beste
ökonomische Wirkung zu erzielen, geschlossen sein.
Die auf die secundären Spulen ausgeübte Inductionswirkung wird
liauptsächlich eine Folge der Verschiebung oder Bewegung der mag-
netischen Thätigkeit sein; doch werden in den Stromkreisen auch Ströme
in Folge der Veränderung in der Stärke der Pole erzeugt werden.
Letztere Wirkung kann jedoch durch geeignete Anordnung des Strom-
erzeugers und durch geeignete Bestimmung der magnetisirenden Wir-
kung der primären Spulen beseitigt werden. Wird die Stärke der
Pole unveränderlich erhalten, so wird die Wirkung des Apparates eine
vollkommene sein, und es wird sich damit dasselbe leisten lassen, als
wenn die Polverschiebung mit Hilfe eines Commutators mit unendlich
vielen Abtheilungen oder Streifen bewirkt wurde.
Die Anwendung dieser Grundsätze hat zum Baue zweier Grund-
formen von Motoren geführt. Die eine derselben hat eine verhältnifs-
mäfsig geringe Drehwirkung bei der Ingangsetzung, arbeitet aber mit
vollkommen gleichbleibender Geschwindigkeit bei allen Belastungen
und wird „synchron*' genannt. Die zweite Gattung hat eine starke
Drehkraft beim Angehen und ist in ihrer Geschwindigkeit abhängig von
der Belastung;. Diese Motoren können auf drei verschiedene Weisen
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). 295
betrieben werden: 1) durch die Wechselströme der Quelle allein,
2) durch die vereinigte Wirkung dieser Ströme und inducirter Ströme,
S) durch vereinigte Wirkung von Wechselströmen und Gleichstrom.
Die einfachste Form des synchronen Motors ist in Fig. 12 dar-
sestellt und besteht in einem, aus dünnen Platten hersestellten, mit
polartigen Hervorragungen versehenen Ring, der mit vier in der vorher
beschriebenen Art verbundenen Spulen bewickelt ist. Eine eiserne,
runde Scheibe, von der auf zwei gegenüberstehenden Seiten ein Stück weg-
geschnitten ist, dient als Anker; sie kann sich innerhalb des Ringes
möglichst dicht an dessen Polen drehen. Diese Scheibe wird in Folge
des Bestrebens, sich immer in die Stellung zu bringen, in welcher sie
die gröfste Zahl der Kraftlinien fassen kann, der fortwährend sich ver-
schiebenden Polarität unmittelbar folgen und wird dabei synchron mit
dem Anker des Stromerzeugers bleiben. In der Anordnung nach Big. 12
gibt der Anker bei jeder Umdrehung zwei Stromwechsel in jedem
Stromkreise. Würde der Anker bei jeder Umdrehung eine gröfsere
Zahl von Strömen liefern, so würde die Geschwindigkeit des Motors
entsprechend zunehmen. Da die auf die Scheibe ausgeübte Anziehung
dann am gröfsteu ist, wenn sich die Scheibe in nächster Nähe der Pole
befindet, so wird ein solcher Motor bei allen Belastungen innerhalb der
Grenzen seiner Leistungsfähigkeit immer dieselbe Geschwindigkeit bei-
behalten.
Um das Angehen des Motors zu erleichtern, kann die Scheibe
mit einer in sich selbst geschlossenen Spule versehen werden. Die
in der Spule beim Anlassen erzeugten Ströme erregen zunächst die
Scheibe sehr kräftig, so dafs die vom Ringe auf sie ausgeübte Anziehung
verstärkt wird, und da in dieser Spule so lange Ströme erregt werden,
als die Geschwindigkeit des Ankers noch geringer ist als die der Pole,
so kann ein solcher Motor eine beträchtliche Leistung geben, auch wenn
die Geschwindigkeit unter der normalen ist. Da die Polstärke sich nicht
ändert, so werden in der Spule keine Ströme mehr erzeugt, wenn der
Motor mit normaler Geschwindigkeit läuft.
Anstatt die Spule in sich selbst zu schliefsen, können ihre Enden
auch mit zwei isolirten Schleifringen verbunden werden, denen ein Gleich-
strom von einem passenden Erzeuger zugeführt wird. Die zweck-
mäfsigste Art, einen solchen Motor anzulassen, besteht darin, dafs man
zunächst die Spule in sich schliefst, und zwar so lange, bis die normale
Geschwindigkeit ganz oder nahezu ganz erreicht ist, worauf der Gleich-
strom zugeführt wird. Die Scheibe darf, wenn der Motor überhaupt
angehen soll, durch den Gleichstrom nur so weit erregt werden, dafs
die magnetisirende Wirkung des Ringes noch überwiegt. Die Drehung
eines solchen Motors kann nicht durch Umkehrung des durch die Spule
gesendeten Gleichstromes umgekehrt werden.
Der Synchronismus solcher Motoren kann am besten durch folgenden
296 Neuerungen an Elektronaotoreii (Dynamomaschinen),
Versuch bewiesen werden. Bei einem Motor mit feststehendem Feld-
magnete, zwischen welchen sich der Anker dreht, wie in Fig. 16, wird
durch die Verschiebung der Pole des Ankers eine Drehung des letzteren
im entgegengesetzten Sinne hervorgebracht; hieraus folgt, dafs, wenn
die normale Geschwindigkeit erreicht ist, die Ankerpole eine feste Stel-
lung gegen den Feldmagnet einnehmen werden, wobei letzterer durch
Induction magnetisirt wird, mit einem bestimmten Pole an jedem Pol-
stücke. V^ird dem Feldmagnete beim Angehen des Motors ein Stück
weichen Eisens genähert, so wird es in Folge der Umkehrungen in der
Polarität des Magnetes mit schnellei', schwingender Bewegung angezogen,
die Schwingungen werden aber mit zunehmender Geschwindigkeit des
Motors allmählich seltener, bis sie zuletzt ganz aufhören. Dann wird
das Eisen zwar schwach, aber gleichmäfsig angezogen, und beweist,
dafs der Synchronismus erreicht und der Magnet durch Induction er-
regt ist. — Ebenso wird sich die Scheibe, wenn sie dicht an den Anker
gehalten wird, so lange drehen, als die Geschwindigkeit der Drehung
der Pole diejenige des Ankers übersteigt; ist aber die normale Ge-
schwindigkeit erreicht, so steht die Scheibe still, weil sie dauernd an-
gezogen wird.
In synchronen Motoren ist es wüuschenswerth, die Menge des ver-
schiebenden Magnetismus unveränderlich zu erhalten, besonders wenn
die Magnete nicht mit entsprechenden Unterabtheilungen versehen sind.
Um eine Drehwirkung in diesen Motoren zu erlangen, mufste die Anord-
nung so getroffen werden, dafs, während die Pole des einen Gliedes des
Motors durch die Wechselströme der Quelle verschoben werden, die auf
dem anderen Gliede desselben erzeugten Pole stets in demselben Verhält-
nisse zu den ersteren verbleiben, ohne Rücksicht auf die Geschwindig-
keit des Motors.
Dies ist der Fall bei einem Gleichstrommotor; bei einem synchronen
Motor, wie der beschriebene, ist diese Bedingung dagegen nur erfüllt,
wenn die Geschwindigkeit die normale ist.
Der Zweck ist durch Anbringung eines entsprechend abgetheilten
cylindrischen Eisenkernes innerhalb des Ringes erreicht worden, der
mit mehreren in sich selbst geschlossenen Spulen bewickelt ist. Ob-
wohl zwei rechtwinklig zu einander gestellte Spulen wie in Fig. 17 ge-
nügen, ist es doch vortheilhafter, mehrere anzuwenden. In Folge dieser
Anordnung werden, sobald die Pole des Ringes verschoben werden, in
den geschlossenen Ankerspulen Ströme erzeugt, die an oder nahe bei
den Punkten der gröfsten Dichte der Kraftlinien am stärksten sind und
Pole auf dem Anker erzeugen, die — wenigstens theoretisch — recht-
winklig zu denen des Ringes liegen. Da nun diese Wirkung, so weit
die Stellung der Pole in Betracht kommt, vollständig unabliäniiig von
der Geschwindigkeit ist, so wird ein beständiger Antrieb auf den Um-
fang des Ankers ausgeübt. In mancher Beziehung ähneln diese Motoren
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen). 297
den Gleichstrommotoren. Wird die Belastung vermehrt, so vermindert
sieh die Geschwindigkeit und auch der Widerstand des Motors und es
geht mehr Strom durch die erregenden Spulen, vv'odurch der Trieb ver-
gröfsert wird. Wird die Belastung weggenommen, so wächst die elektro-
motorische Gegenkraft und es geht weniger Strom durch die primären
oder erregenden Spulen. Ohne jede Ladung ist die Geschwindigkeit
derjenigen der verschiebenden Pole des Feldmagnetes nahezu gleich.
Eine besonders bezeichnende Eigenschaft derartiger Motoren ist die
Leichtigkeit, mit welcher ihre Bewegung umgekehrt werden kann. Es
ist dies eine Folge ihrer eigenthümlichen Wirkung. Angenommen, der
Anker sei in Bewegung und es werde die Drehungsrichtung der Pole
umgekehrt: Der Apparat stellt alsdann eine Dynamo dar, in welcher
die zu ihrem Betriebe nöthige Kraft das im Anker aufgespeicherte
Moment ist und deren Geschwindigkeit die Summe der Geschwindig-
keit des Ankers und der der Pole darstellt.
Da nun die Kraft zur Bewegung einer solchen Dynamo nahezu
proportional der dritten Potenz der Geschwindigkeit sein würde, würde
schon aus diesem Grunde die Ankerbeweguug schnell umkehren. Aber
gleichzeitig mit der Umkehruug tritt noch ein anderes Element in Thätig-
keit; sobald nämlich die Bewegungsrichtung der Pole gegen die des
Ankers umgekehrt wird, wirkt der Motor als ein Stromumsetzer (Trans-
formator), in welchem der Widerstand des secundären Stromkreises
ganz aufserordentlich vermindert wird durch Erzeugung einer zusätz-
liehen elektromotorischen Kraft in diesem Stromkreise. Die Umkehrung
erfolgt aus diesem Grunde augenblicklich.
Will man unveränderliche Geschwindigkeit und zugleich eine ge-
wisse Drehwirkung beim Angehen sichern, so erreicht man dies unter
anderem dadurch, dafs man zwei Anker, einen für Drehung und den
anderen für Synchronismus, auf derselben Achse befestigt und dem einen
oder dem anderen das Uebergewicht gibt. Oder es kann ein Anker
für Dreh Wirkung bewickelt, ihm aber eine gröfsere oder kleinere Nei-
gung zum Synchronismus durch die besondere Einrichtung des Eisen-
kernes gegeben werden.
Die erforderlichen Stromphasen in den beiden Stromkreisen kann
man — allerdings umständlicher — auch anders als durch zwei recht-
winklig zu einander gestellte Spulen erlangen. Jede der gegen-
wärtig gebräuchlichen Dynamo kann leicht für diesen Zweck geschickt
gemacht werden, indem man Verbindungen nach geeigneten Punkten
der erzeugenden Spulen herstellt. In Ankern mit geschlossenem Strom-
kreise, wie sie bei Gleichstrommaschinen üblich sind, wird dies am
besten erreicht, wenn man vier Abzweigungen von ebenso viel gleich-
weit entfernten Punkten oder Streifen des Commutators macht und jede
Ableitung mit einem isolirten Schleifringe auf der Welle verbindet. Es
ist dann jeder der Motorstromkreise mit zwei einander genau gegen-
298 Neuerungen au Elektromotoren (Dynamomaschinen).
überliegenden Streifen des Commutators verbunden. Bei einer solchen
Anordnung kann der Motor auch mit halbem Potential arbeiten und in
Dreidrahtleitungen, wenn man die Motorstromkreise in richtiger Ord-
nung mit dreien der Contactringe verbindet.
Mehrpolige Maschinen werden für den gedachten Zweck geeignet
gemacht, wenn man auf dem Anker zwei Reihen von Spulen so wickelt,
dafs die eine Reihe derselben den stärksten Strom erzeugt, wenn die
andere genau oder nahezu in ihrer neutralen Stellung ist, wobei beide
Spulenreihen gleichzeitig oder nach einander der inducireuden Wirkung
der Feldmagnete ausgesetzt sind.
Im Allgemeinen werden die Stromkreise im Motor ähnlich ange-
ordnet. Am einfachsten und zweckmäfsigsten ist es aber, primäre Strom-
kreise auf feststehenden Theilen des Motors anzuordnen und dabei Schleif-
contacte zu vermeiden. Die Magnetspulen werden dann abwechselnd
zu den beiden Stromkreisen verbunden, also die Nummern 1, 3, 5 u. s. w.
zu dem einen, 2, 4, 6 u. s. w. zu dem anderen. Die Spulen derselben
Reihe werden entweder alle in derselben Weise, oder abwechselnd in
entgegengesetztem Sinne verbunden; im letzteren Falle wird ein Motor
mit der halben Polzahl erhalten.
Die Anwendung mehrpoliger Motoren bietet bei einer derartigen
Einrichtung der Maschinen den bei dem Gleichstrombetriebe nicht er-
reichbaren Vortheil, dafs der Motor genau mit der vorher bestimmten
Geschwindigkeit läuft, unbeeinflufst von Unvollkommenheiten der Aus-
führung, von der Belastung und innerhalb bestimmter Grenzen auch un-
beeinflufst von der elektromotorischen Kraft und der Stromstärke.
Für eine Anlage zur allgemeinen Vertheilung des Stromes empfiehlt
Tesla folgenden Plan zu Grunde zu legen. In der Centralstation ist ein
Stromerzeuger mit einer beträchtlichen Anzahl von Polen zu verwenden.
Die von demselben getriebenen Motoren sollen „synchrone" sein, aber
genügende Drehwirkung beim Angeheu besitzen. Unter Beobachtung
bestimmter Bauregeln mag die Geschwindigkeit jedes Motors nahezu im
umgekehrten Verhältnisse zu seiner Gröfse stehen, und die Polzahl soll
dementsprechend gewählt werden. Nur bei ausnahmsweisen Anforde-
rungen soll man von dieser Regel abgehen. Mit Rücksicht hierauf ist
es vortheilhaft, jeden Motor mit einer gröfseren Zahl von Polvorsprüngen
oder Spulen zu versehen; deren Zahl soll vorzugsweise ein Vielfaches
von 2 oder 3 sein. Durch einfache Veränderung der Verbindung der
Spulen kann man dann den Motor für verschiedene Anforderungen
zweckentsj)rechend machen.
In den jetzt gebräuchlichen Stromumsetzern (Transformatoren)
werden die Ströme im secundären Stromkreise durch Veränderung der
Stärke der primären oder erregenden Ströme erzeugt. Findet hier eine
Proportionalität zum Eisenkerne statt, so wird die auf die secuudäre
Spule ausgeübte Inductionswirkung proportional sein der Summe der
Neuer Uligen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
299
in der Zeiteinheit stattfindenden Stärkenäuderungen in dem erzeugenden
Strome. Hieraus folgt, dafs für eine gegebene Aenderung die Verlänge-
rung des primären Stromes einen entsprechenden Verlust zur Folge
haben wird. Um schnelle Veränderungen in der Stromstärke, wie sie
für wirksame Induction erforderlich sind^ zu erhalten, mufs eine grofse
Zahl von Schwingungen angewendet wei'den. Hierdurch werden aber
die Kosten erhöht, und die Nutzwirkung des Erzeugers wird verringert;
es wird mehr Arbeitskraft durch Erhitzung des Kernes verloren und die
Leistung des Umsetzers verriugei-t, weil der Kern, in Folge der zu
schnellen Umkehrungen, nicht vollständig nutzbar gemacht wird. Durch
Anwendung von Teslas Verschiebung der Pole in einem Umsetzer
werden diese Nachtheile vermieden.
In Fig. 18 ist nach Power-Steam vom Mai 1889 "• S. 10 ein Wechsel-
strommotor von Tesla ohne Commutator abgebildet. Er enthält eine
Reihe von Feldmagneten
mit zwei Gruppen von
Spulen, deren Enden an
zwei Klemmschrauben
geführt sind, in denen
der Betriebsstrom zuge-
führt wird. Letzterer
wird der gewöhnlichen
Beleuchtungsanlage ent-
nommen, aber unter An-
wendung einer Rücklei-
tung, welche es möglich
macht, dafs gleichzeitig
zwei Wechselströme
durch das Feld geleitet
werden. Der Anker ähnelt dem gewöhnlichen Siemens- Trommelanker
ohne Commutator, seine Wickelung ist aber einfacher, besteht aus nur
wenigen Windungen verhältnifsmäfsig dünnen Drahtes und ist in sich
geschlossen. Dieser Motor ist gedrängter als ein mit unmittelbarem Strome
arbeitender Motor und leichter im Vergleiche zu der gelieferten Kraft.
6) Die Schmjler-Compamj (vgl. 1884 254 "'■ 471) gibt dem Anker
(Fig. 19), welcher die Trommelform hat und aus Ringen von Eisenblech
zusammengesetzt ist, vier Spulen, die durch Holzstreifen von einander
getrennt sind. Der Anker ist zwecks guter Ventilation an den Enden
oiYen. Jede Spule besteht aus zwei einander im Durchmesser gegen-
über liegenden Wickelungen, deren innere Enden verbunden sind, um
die richtige Stromrichtung zu sichern. Hierdurch bleiben die beiden
Enden an der Aufsenseite frei, und es ist nicht nöthig die ganze Spule
zu erneuern, falls das innere Ende bricht. Bei dieser Art der Verbin-
dung und unter Benutzung eines Commutators geht der Strom beständig
300 Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
in Parallelschaltung durcli zwei Spulen und durch eine Spule in Hinter-
einanderschaltung, während die vierte zwischen den Bürsten ausgeschaltet
ist. Man hat noch den Vortheil, dafs, falls eine Spule beschädigt wird,
die Verbindung mit ihrer Naclibarin aufgehoben werden und die Maschine
nnit geringerer Bela.^tung weiter arbeiten kann. Die Enden der Spulen
sind mit einem isolirten Ringe verbunden, von welchem parallel zur
Welle liegende Drähte nach dem Commutator geführt sind. {Etcclrical
World durch Electricol Engineer vom 19. Oktober 1888 * S. 329.)
7) Nach dem von G. E. ( (thnnvUaa in Nanteuil-le-Haudoie, Frank-
reich (*D. K. P. Nr. 43910 vom 25. Februar 1886) gemachten Vorschlage
werden die homologen Spulen, d. h. die in gleicher Weise inducirten
Spulen einer Dynamo mit Ringanker und mehr als zwei Polen in fol-
gender Weise geschaltet. Zunächst werden so viel Gruppen angeordnet,
als Polpaare vorhanden sind, wobei die einzelnen Spulen der Gruppen
hinter einander geschaltet sind; ebenso werden auch die Gruppen selbst
hinter einander geschaltet. Liegen bei einem Felde mit erregenden viei'
Polpaaren auf dem Anker im Kreise herum auf einander folgend die
Spulen 7 ', ^1 S^, 'l\ t^ 8'^, 'l\ "2'i <S'3, 1\2^ 8\ so
sind z. B. die Spulen 7\ 7\ 7\ 7^ und die Spulen 8\ 8\ 8% 8^ in Hinter-
einanderschaltung zu je einer Gruppe vereinigt, während durch die Ver-
bindung von 7^ mit S' die Gruppen hinter einander geschaltet werden.
Auf dem Stromsammler sind ebenso viel Streifen als Spulen angebracht,
welche in gleicher Weise wie letztere eingetheilt und geschaltet sind,
also /i, /2, /3^ '/J und 8\ S'^ 8'\ 8^ unter einander. Durch diese Schal-
tung wird erreicht, dafs nur je eine Spule jeder Grupj)e mit je einem
Streifen des Stromsammlers verbunden zu werden braucht, während
zwischen den anderen Spulen und Streifen keine Verbindung erforder-
lich ist.
Diese Schaltung kann mit einigen Abänderungen auch auf Trommel-
ankern angewendet werden.
8) Henrion's Dynamo xind liegulatoren. Zur Beleuchtung der jetzigen
Pariser Ausstellung (vgl. 1889 273 239) hat die von Krizih (jetzt in
Prag) angegebene sogen. Pilsen-Lampe (vgl. 1882 243 428. 1884 251
* 68) in einer grofsen Zahl (etwa 160) Verwendung gefunden. In der
Maschinenhalle sind im Schiffe vier solcher Lampen zu 24 Ampere,
sechs zu 8 Ampere in der unteren und zwei in den oberen Gallerien ;
die vier ersteren und die vier Paare der letzteren sind parallel geschaltet,
wobei jedem Paare etwas mehr als 2 Ohm und jeder grofsen Lampe
5 Ohm Widerstand zugeschaltet sind. Als Motor dient eine 24pferdige
dopi)elcjlindrige Lenoir-Gasmaschine, die 150 Umdrehungen macht und
die Dynamo mit 680 Umdrehungen mittels Riemen treibt; letztere liefert
150 Ampere bei 110 Volt und wiegt im Ganzen 16801^. Diese Lam])e
wird für Frankreich von Fabiiis Umrion und Comp, in Nancy geliefert.
Die von derselben Fabrik gebaute, in Fig. 20 abgebildete Dynamo er-
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
301
zeugt den Strom für die Pilsen-Lampen in der Maschinenhalle; sie ist
(nach dem Engineer vom 21. Mai 1889 * S. 457) eine Vierpolmaschine
mit gemischter ^Yickelung und besitzt einen Gramme s^ahen Scheiben-
Fig. 20.
anker. Fufsplatte, Feldelektromagnetträger und Lager sind in einem
Stücke gegossen. Der Anker, welcher auf einen weichen Eisendraht-
kern gewickelt ist, ist an einer Kupferscheibe befestigt, deren Rand so
gebogen ist, dafs er den inneren Rand der Spule umfafst. Letztere ist
dann centrirt und wird durch Kupferarme in ihrer Stellung erhalten,
die an einem Ende an die Scheibe angenietet sind. Die Verbindung
der sich im Durchmesser gegenüber liegenden Spulen, Avelche in einer
Vierpolmaschine beständig das nämliche elektrische Potential besitzen,
ist in gewöhnlicher Weise durch eine Reihe von Messingringen her-
gestellt, welche gegen einander isolirt sind und neben einander längs
der Welle zwischen Anker und Commutator angebracht sind: jeder
Ring bildet eine obere und untere Verbindung zu einem Paare gegen-
überliegender Spulen. Diese Ringe nehmen eine nahezu der Länge der
Feldmagnete gleiche Länge des Schaftes ein, so dafs der Commutator
und die Bürsten ganz frei liegen. Es sind blofs zwei Gruppen von
Bürsten vorhanden; diese stehen um 90^ von einander ab und lassen
sich mit einander auf einem beweglichen Rahmen drehen. Jede Gruppe
enthält zwei Bürsten und jede derselben kann unabhängig von der anderen
auf den richtigen Druck eingestellt werden. Nachdem die Bürste li
(Fig. 21) in den Halter eingesteckt und in ihm durch die Schraube N
festgemacht ist, kann sie durch Bewegung des Handgriffes H gegen die
F'eder S von dem Commutator C entfernt werden oder auf ihn aufgelegt.
302 Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen).
unter entsprecheoder Regulirung des Druckes; in der ihr ertheilten
Stellung wird dann die Bürste durch Einschrauben des Handgriffes selbst
festgemacht.
Jede Dynamo mit guter gemischter Wickelung besitzt doch nur bei
einer bestimmten Geschwindigkeit die richtige Wickelung. Daher wird
bei Beleuchtung von Fabriken, wo die Maschine von der Fabriksmaschine
oder Betriebswelle aus getrieben wird, eine weitere Kegulirung der Ge-
schwindigkeit nöthig. Einen guten Regulator hat Henrion entworfen
und schon bei vielen Anlagen mit Erfolg angewendet. Derselbe ist in
Fig. 22 abgebildet; seine Aufgabe ist die selbsthätige Einschaltung von
Widerständen in die Nebenschlafswindungen der Feldmagnete bei zu
grofser Geschwindigkeit und umgekehrt. Durch Geschwindigkeitsände-
rungen herbeigeführte Aenderungen in der Stärke des durch die Maschine
in den Lampenstromkreis gelieferten Stromes werden also durch Wider-
standsrollen von richtiger Gröfse ausgeglichen. In erster Linie wird
auf mechanische Weise einem zwei Sperrkegel R tragenden Hebel eine
hin und her gehende Bewegung ertheilt. In Fig. 22 geschieht dies
durch einen Riemen, der von der Dynamowelle oder einer anderen
Welle um die am unteren Ende sichtbare Rolle gelegt ist; in dieser
Rolle ist in einiger Entfernung vom Mittelpunkte ein Stift angebracht,
welcher in einen Schlitz im unteren Ende des Hebels hineinragt und
somit den Hebel hin und her bewegt. Am oberen Ende des Hebels
befindet sich der Zapfen für einen doppelten Sperrkegel, der sich frei
um den Zapfen drehen kann und für gewöhnlich in seiner Gleich-
gewichtslage erhalten wird. Auf derselben Achse mit dem Hebel, jedoch
nicht drehbar mit demselben, sitzen zwei Sperrräder'-, die fest mit ein-
ander und mit einem Contactarme C verbunden sind ; ihre Zähne sind
aber entgegengesetzt geschnitten. Die Pole zweier über dem Doppel-
sperrkegel liegenden Elektromagnete 5, S sind der Krümmung desselben
entsprechend ausgenommen; geht ein Strom durch einen der Elektro-
magnete, so zieht er den unter ihm liegenden Sperrkegel an sich heran
und legt dadurch den anderen in die Zähne seines Sperrrades ein; bei
der Drehung des Hebels wird daher das eine Sperrrad um einen Zahn
fortgeschoben und der Umschalterarm C mitgenommen, also Widerstand
ein- oder ausgeschaltet. Die beiden Klemmschrauben (4- und — ) der
Maschine, deren Potential bei veränderlicher Geschwindigkeit unverändert
erhalten werden soll, sind unmittelbar mit dem oben liegenden Solenoid A
aus dünnem Drahte verbunden. Bei regelrechter Thätigkeit der Maschine
wird der Eisenkern des Solenoids in einer bestimmten Lage in der
Rolle A erhalten; wächst aber das Potential der Dynamo, so wird der
Kern nach unten gezogen und schliefst so einen Stromweg nach dem
linken Elektromagnete 5; nun ist aber der Kern selbst durch ein bieg-
'^ In Fig. 22 ist nur das eine D gezeichnet.
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Rettungswesens. 303
sames Glied mit dem einen Pole der Maschine verbunden, der andere
Pol dagegen mit den inneren (unteren) Enden der Rollen S, S • daher
geht bei der Zunahme des Potentials ein Strom durch den linken
Elektromagnet S, zieht den linken Sperrkegel an, legt den rechten in
sein Sperrrad und dreht den Contactarm C nach links, so dafs mehr
Widerstand in den Nebenschlufsstromkreis der Feldmagnete eingeschaltet
wird und dadurch das Potential wieder vermindert wird. Beim Fallen
des Potentials geht der Kern an den oberen Contact hinauf, der rechte
Elektromagnet S kommt zur Wirkung, C wird nach links bewegt und
eine entsprechende Zahl von Widerstandsrollen ausgeschaltet.
Eine gleiche Anordnung hat Henrion auch einem selbsthätigen
Regulator der Bürstenstellung gegeben. Die Stellung der Bürsten auf
dem Stromsammler (Commutator) hängt blofs von dem von der Dynamo
gelieferten Strome ab: deshalb ist das in Fig. 23 oben sichtbare, die
Regulirung vermittelnde Solenoid A aus dickem Drahte gewickelt und
vom Hauptstrome durchlaufen. Der Kern dieses Solenoids spielt
wieder zwischen einem oberen und einem unteren Contacte, welche
genau wie in Fig. 22 mit zwei Solenoiden S aus feinem Drahte ver-
bunden sind. Die beiden entgegengesetzt geschnittenen Reihen von
Sperrradzähnen sind auf einem Yiertelkreisbogen angebracht und mit
dem hin und her beweglichen Rahmen verbunden, der die Bürsten trägt:
das Ganze wird selbsthätig vorwärts und rückwärts geschoben, wenn
die Stromstärke zu- oder abnimmt. In diesem Regulator wird die
schwingende Bewegung dem Hebel, welcher die beiden Sperrkegel
trägt, durch das in Fig. 24 sichtbare grofse Zahnrad mitgetheilt. Ein
an der Stirnfläche dieses Rades sitzender Stift wirkt in einem Schlitze
des Hebels. Das grofse Zahnrad wird durch ein kleineres in Umdrehung
versetzt, welches seinerseits durch eine in Fig. 24 nicht sichtbare, auf
derselben Achse hinter dem Apparate sitzende Schnurscheibe getrieben
wird.
Neue Erscheimmgeii auf dem Gebiete des Rettungswesens.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Von den Apparaten zur Rettung in Wassersgefahr erregt zunächst
ein Geschofs zum Werfen von Rettungsleinen unser Interesse, welches
unter Nr. 40063 Armand Eugene Marie du Bourblanc in Paris patentirt
worden ist. Dasselbe wird durch ein Geschütz oder eine Handfeuer-
waffe abgeschleudert, um einem in Gefahr gerathenen Schiflfe eine
Rettungsleine zuzuführen.
In der Zeichnung zeist Fis:. 1 einen Längsschnitt durch das Ge-
schofs, Fig. 2 die Ansicht desselben im Laufe einer Handfeuerwaffe.
Das Geschofs besteht aus dem Metallcylinder A. welcher der Länge
nach durchbohrt ist. um die mit der Spiralfeder F umwickelte Stange BC
304 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Rettungswesens.
aufzunehmen. Die Spiralfeder findet in der Erweiterung G des Cylinders
Platz und legt sich gegen die durch die Schraube D gehaltene Scheibe E
der Stange. Mit der Stange BC ist ein Ring I verbunden, in welchen
die Oese J einer Stange H greift, an deren Querst tick L das Ende der
Rettungsleine befestigt ist.
Der Cjlinder A liat eine seitliche Rinne, in welche die Stange H
gelegt wird, wenn das Geschofs in den Lauf des Geschützes oder Ge-
wehrs eingeführt wird.
Hat das Geschols den Lauf verlassen, so legt sich die Stange B
nach hinten und zieht die Leine R nach sich. Die Feder F dient dem
Zwecke, den harten Schlag beim Auffallen des Geschosses und eine
Beschädigung des Schiffes u. s. w. zu vermeiden. Ein Geschofs, welches
durch ein Geschütz geworfen wird, hat ein Gewicht von 4 bis 6^^ wäh-
rend ein durch eine Handfeuerwaffe geschleudertes Geschofs nur etwa
100 bis 200g wiegt.
Eigenartig ist auch die F. W. Brewstcr in Westminster, England,
unter Nr. 40175 patentirte Rettungsleiter für Schiffbrüchige construirt. —
Die Seile i dieser Leiter sind durch die Schwimmkörper 2 schwimm-
fähig gemacht. Letztere bestehen zweckmäfsig aus einer Hülle oder
einem Sack 5 aus starkem Segeltuche oder dünnem Blech u. s. w. Sie
können eine Ausfüllung 4 aus gebranntem Kork erhalten und werden
in passenden Abständen von einander auf dem Seile / festgehalten,
z. B. durch Knoten 5, welche in das Seil geschlagen sind und im In-
neren der Schwimmkörper fest anliegen. Zwei oder mehr solcher
schwimmfähig gemachten Seile sind durch Querseile oder Querverbin-
dungen 6 aus Holz 0. dgl. derart mit einander verbunden, dafs eine
Boje entsteht, an welcher schiffbrüchige Personen einen passenden Halt
für ihre Rettung finden können.
Zweckentsprechend dürfte sich auch das dem Engländer Robert Dawson
Kay in Warrington unter Nr. 42 859 patentirt>e Ventil an Rettungsapparaten
erweisen. In der Zeichnung Fig. 4 bis 9 ist dasselbe in der Anwendung
für Rettungsapparate, die, um den Hals getragen und mit Luft gefüllt,
die Gefahr des Ertrinkens beseitigen sollen, dargestellt, a ist ein ring-
förmiger Luftbehälter aus wasserdichtem Zeuge, welcher mittels des
elastischen Bandes g kragenartig am Halse gehalten wird. An a be-
findet sich die Gummiröhre 6, welche an ihrem freien Ende von der
Gummikappe c umschlossen wird. In c ist nun das Ventil d so ein-
geschoben, dafs es einestheils, auf der Röhre b aufsitzend, sie zusammen-
drückt, d. h. in unbenutztem Zustande letztere schliefst, und anderen-
theils mit der Kajjpe c abschliefst. Das Ventil selbst besteht aus zwei
an einem Stifte e beweglichen Theilen rf, und rfj, welche durch die
auf e sitzende Feder f das Rohrende b geschlossen erhalten. Zum Auf-
enthalt im Wasser setzt man den Apparat dadurch in Thätigkeit, dafs
man cd mit dem Munde eriireift und zusammendrückt. Hierdurch wird
Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Rettungswesens. 305
das Rohr & geöffnet, und man kann den Luftbehälter a soweit aufblasen, dafs
er seinen Zweck, als Träger im Wasser zu dienen, zu erfüllen vermag.
Die Erfindung des Charles Joseph Pigeon und Louis Justin Tristan
Lacroix in Paris — P. R. Nr. 44965 — betrifft eine für den Fall eines
Schiffbruches zu benutzende Rettungsvorrichtung, welche für gewöhn-
lich als Matratze für die Schiffsbetten dienen soll. Dieselbe besteht aus
einer Anzahl geeigneter luftdicht geschlossener Cylinder A (Fig. 10, 11
und 12). Letztere sind entweder aus einem mit einer Leinwandhülle
umgebenen Kautschukrühre oder aus einer von zwei mit Kautschuk ge-
tränkten Geweben eingeschlossenen Kautschukplatte hergestellt. Diese
so gebildeten C^'linder werden neben einander durch Nähte vereinigt
und aufserdem, falls die Vorrichtung als Matratze dienen soll, in einen
gemeinsamen leinenen Ueberzug untergebracht. Um jeden der Cylinder
nach Bedarf mit Luft o. dgl. anfüllen oder von dieser entleeren zu
können, ist an dem einen Ende derselben ein Hahn C vorgesehen.
Zwischen den beiden centralen Cylindern ist ein wasserdichter Sack E
angebracht, welcher die Gestalt des unteren Theiles eines Nachens be-
sitzt und in wasserdichter Weise mit zwei wasserdichten Beintheilen FF
verbunden ist. Letztere endigen in Fufstheile, deren Sohle durch eine
Bleiplatte beschwert wird. Beim Gebrauche als Rettungsmittel nimmt
man, nachdem die mittleren Cylinder aus einander geschoben worden,
in dem Sack und den Beintheilen Platz, schnallt einen an dem Sack
vorgesehenen Riemen um den Leib, um das Eindringen des Wassers
zu hindern, und legt um die Schultern ein Band J, welches gestattet,
den Apparat bis zum Sturze in das Wasser leichter zu tragen. Die
Bleiplatten bringen den Apparat immer in seine richtige Lage, so dafs
der Obertheil und der Kopf des Schiffbrüchigen stets über Wasser bleiben.
Die Rettungsmatratze ist an den Seiten mit Ringen oder Stricken K
versehen, welche fest mit einem den ganzen Umfang des Röhrensystems
schützenden Kabel J verbunden sind. Diese Ringe oder Stricke ge-
statten, die Matratzen an einander zu koppeln, so dafs in letzterem
Falle ein un versenkbares Flofs gebildet wird.
Bei der durch die Fig. 13 und 14 gekennzeichneten Abänderung
bestehen die mittleren Cylinder je aus drei kürzeren Cylindern LMiV,
welche derartig angeordnet sind, dafs in dem Mittelpunkte ein leerer
Raum entsteht, sobald die Cylinder MM^ welche mit den hinteren
Cylindern NN durch ein Scharnier von Stoff verbunden sind, umge-
klappt werden. Die aus Cylindern zusammengesetzte Matratze eignet
sich auch sehr gut zu Feldbetten. Der Schwefel der Kautschukcylinder
übt auf den Menschen keine schädlichen Einwirkungen aus, vielmehr
bekämpft derselbe mit Erfolg die Ansteckungsstoffe des Typhus, der
Cholera und anderer Krankheiten.
Auch der John Beynard Hargin in Elizabeth, New Yersey, Nord-
amerika, unter Nr. 46639 patentirte Gegenstand bezieht sich auf eine
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 7. 1889/III. 20
306 Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Rettungswesens.
Luftmatratze, die, leicht aufgeblasen, in Verbindung mit anderen als
Rettungsflofs Verwendung finden kann. Der innere Raum dieser Matratze
ist durch Querwände in mehrere luftdichte Abtheilungen getheilt, von
denen jede durch Schläuche g (Fig. 15, 16 und 17) mit der Luftkammer
eines Blasebalges verbunden ist. Letzterer zieht bei der Aufwärts-
bewegung der Klappe G die Aufsenluft durch Ventile e und Oelfnungen e^
und €2 in die Punipenkammer und prefst dieselbe bei seiner Abwärts-
bewegung durch Ventile in die Luftkammer F und von da durch
Ventile g in die Abtheilungen. Zur Verbindung dieser Luftmatratze
mit anderen gleichartigen sind auf jeder Seite derselben je zwei Bügel
äuge bracht, dei-en Kuppelung dadurch erfolgt, dafs die mit schrägen
Anlaufflächen U (Fig- 18 und 19) und Durchbohrung /j versehene Nase t
zwischen zwei im anderen Bügel befindliche Bolzen Sj geprefst wird,
die durch Spiralfedern s., in die Durchbohrung der Nase gedrückt werden.
Die Lösung der Verbindung erfolgt durch einen Keil ir, der zwischen
zwei an den Bolzen befestigte Niete vv gedrückt wird und dadurch
erstere aufser Eingriff mit der Durchbohrung der Nase bringt.
Zur Verhütung von Menschenverlusten auf See, welche durch Ueber-
bordfallen aus den Masten oder durch Sturzseen, welche die Leute von
Deck über Bord schlagen, herbeigeführt werden, dient die Wilhelm Küpper
und der Firma J. U. Rösing im Nordseebad Wangerooge unter Nr. 46069
patentirte Nachtrettungsboje. Läfst man diese Boje, welche am Heck
eines Schiffes befestigt ist, sobald der Ruf ertönt: „Mann über Bord'-',
ins Meer fallen, so bewirkt der ziemlich hohe Fall, dafs dieselbe zu-
nächst ganz untertaucht. Hierbei füllt sich der Raum b (Fig. 20 und 21)
durch die unten angebrachten Oeffnungen c mit Wasser, während die
in diesem Räume befindliche Luft durch die Röhren d entweicht.
In dem Räume h befindet sich der Schwimmer /, der an der Zünd-
stange f befestigt ist, welche letztere durch die Führungen gk bis
unter den Abdruckhebel h hinaufreicht. Gleich nachdem die Nacht-
rettungsboje aus dem Wasser zur Oberfläche emporgeschnellt ist, wird
sich durch das hinlänglich in den Raum b eingedrungene Wasser der
Schwimmer / mit der Zündstange f heben und den Abdruckhebel /*
des bis dahin luftdicht verschlossenen Zündapparates i zum Abdrucke
bringen. Letzterer in den Fig. 22 bis 29 dargestellte Apparat ist in
folgender Weise eingerichtet: Fig. 26 stellt den Apparat in gespanntem,
also zum Zünden bereiten Zustande dar. Dadurch, dafs der Schlitten a
in die bezeichnete Lage gebracht worden ist, wurde die Feder 6 an-
gespannt und ebenso die Feder c, welche gegen die Zündholzbehälter d
und diese gegen die Reibfläche drücken. Der Schlitten a ist in einer
senkrechten Führung t und die Zündholzbehälter d in einer wagerechten
Führung q verstellbar. In vorbezeichneter Stellung docken sich die
Löcher f im Schlitten und in der Führung Fig. 26, und durch einen
eingesteckten Stift werden die Federn b und c in Spannung gehalten.
yeiie Erscheinungen auf dem Gebiete des Rettungswesens. 307
Sobald sich mm die Schwimmerstange aufwärts bewegt, zieht sie
den Stift aus den Löchern ff (Fig. 25), und der Schlitten a wird mit
Hilfe der Feder in die in Fig. 22 bezeichnete Stellung gebracht. Die
kleinen Zündholzbehälter d werden mit Hilfe der Feder c durch die
Oeffnungen g hinaustreten; sie werden jedoch durch einen kleinen
Knasgen vor dem gänzlichen Herausfallen behütet. Durch die ent-
standene Reibung der Zündhölzer an der Reibfläche haben sich erstere
entzündet, und indem sie durch die Oeffnungen g treten, entzünden sie
auch die präparirten Kerzen h. Die beiden Knaggen i und ä begrenzen
den Hub des Schlittens, um ein genaues Functioniren zu sichern. Ein
kleiner mit dem Schlitten o verbundener Mitnehmer r ist mit einer
Stange s (Fig. 20 bis 29) verschraubt, welche zu einem Tellerventil v
führt. Sobald nun der Zündapparat ausgelöst wird, geht der Mit-
nehmer r sammt der Stange $ in die Höhe und öffnet das Tellerventil.
Durch das Oeffnen des Tellerventils im Schornsteine n (Fig. 20 und 21)
wird ermöglicht, dafs die durch das Licht sich entwickelnde heifse und
verbrauchte Luft aus unten offenen und am Schornsteine angebrachten
Rohren o ausströmen kann, während durch die in den Tubus rj ofi'en
mündende Röhre p bewirkt wird, dafs immer frische Luft den Kerzen
zuströmt. Der Raum b (Fig. 20) wird sich nur bis zur Aufsenwasser-
linie mit Wasser füllen, während oberhalb der Wasserlinie stets von
aufsen durch die Röhren d frische Luft einströmen kann, welche Luft
dann durch die Röhre p zunächst in den Raum des Tubus q. von hier
in den Raum t und mit diesem in Verbindung stehenden Raum u weiter
geführt wird und so das gute Brennen der Kerzen sichert.
Die Wellen werden dadurch geebnet, dafs im unteren Theile des
Luftraumes f, rings umlaufend, ein Oelbehälter ic angebracht ist, dessen
Inhalt von dem Moment an, dafs die Nachtrettungsboje ins Wasser
fällt, langsam durch die Röhren z ausströmt (1888 267 * 113).
An zwei entgegengesetzten Seiten der Nachtrettungsboje sind die
Oesen m (Fig. 20) angebracht, an welchen durch 2°^ lange Taue n zwei
besonders construirte Rettungsgürtel befestigt sind. Diese Rettungsgürtel
sind so eingerichtet, dafs die beiden Hälften eines Gürtels in dem
Scharnier A der Fig. 10 bis 12 leicht offen gehalten und zugeklappt
werden können. Erreicht nun der Verunglückte den Gürtel, so wird
es ihm ein Leichtes sein, in die Oeffnung hineinzuschwimmen, die Hälften
zusammenzuhalten und den leicht beweglichen Haken D über den
Knopf E zu schieben und auf diese Weise den Ring zu schliefsen. Damit
ist aber der Mann auch schon gleichsam gerettet, denn einestheils wird
es ihm nun selbst im erschöpften Zustande möglich sein, sich über
Wasser zu halten, anderentheils wird man von Bord aus oder aus den
Masten des Schiffes das 3i., Stunden brennende Licht im Auge behalten
haben und bereits zurüeksegeln oder zurückdampfen, um den Mann
wieder aufzunehmen.
308 Neuere Wägemaschinen.
Der in Fig. 32 bis 34 dargestellte Apparat, welcher Dr. Josef
Rudolf xj in Szegedin, Ungarn, unter Nr. 40981 patentirt worden ist, dient
dazu, die Thätigkeit der Lunge bei in Wasser, Rauch oder schlagenden
Wettern Verunglückten zu unterstützen. Es wird dies durch zwei Blase-
bälge erreicht, welche durch Ansaugen der in der Lunge betindlichen
Luft das Ausathmen, durch Einpressen reiner Luft die Einathmung er-
setzen bezieh, unterstützen.
Die Maske o wird über Mund und Nase aufgesetzt und dabei das
Mundstück b zwischen die Zähne, oder wenn diese fest auf einander
geprefst sind, zwischen die Lippen gebracht. Die beiden Flanschen /
und wi, welche excentrisch an den Rohren in ihren Mittelpunkten um
einen Stift drehbar befestigt sind, werden so gestellt, dafs die Verbin-
dung der Rohre e und n stattfindet. Darauf wird durch Hochziehen
der Blasebälge Luft angesaugt, welche bei dieser Anordnung aus den
Lungen und dem Luftbehälter zuströmen mufs. Darauf werden die
Flanschen um 900 gedreht, der Apparat also von dem Luftbehälter ab-
geschlossen, und die in den Blasebälgen befindliche Luft wird durch
Zusammendrücken derselben in die Lungen geprefst. Alsdann werden
die Scheiben in ihre vorherige gegenseitige Stellung gebracht, durch
Heben der Bälge Luft angesaugt, die Flanschen zurückgedreht und die
Luft in die Lungen geprefst u. s. w. In einem der Blasebälge ist au
einem Stabe ein Schwämmchen g befestigt, auf welches Ammoniak durch
eine dicht verschliefsbare Oeffnung h geträufelt wird. Dadurch wird
die zur Lunge zu führende Luft mit Ammoniakgas geschwängert, was
einen günstigen Reiz auf die inneren Organe ausübt. Dicht an jedem
Balge befindet sich je ein Zeiger j, welcher erkennen läfst, wie weit
der betreffende Balg comprimirt wurde; an einem der Zeiger ist ein
Schallsignal k angebracht, damit die den Verunglückten behandelnden
Feuerwehrleute sich unter einander und mit den Aufsenstehenden ver-
ständigen können. Sfd.
Neuere Wägemascliineii.
Mit Abbildungen.
Zählwage von Vincent und Vialalton.
Zur Bestimmung der Anzahl gleichartiger kleiner Gegenstände, wie
Knöpfe, Schreibfedern, Perlen u. dgl., bedient man sich mit Vortheil
des Wägeverfahrens, mittels dessen eine bestimmte Menge abgezählter
Gegenstände mit der übrigen Menge verglichen wird.
Zu solchem Zwecke werden aber besondere Wagen benützt, von
welchen eine der neuesten nach ühland^s Industrielle Rundschau^ 1888
Nr. 10 * S. 91, die oben benannte ist.
Dieselbe besteht aus einem Doppelhebel, dessen langer Schenkel
mit 'J'heilstrichen versehen ist, welche die Uebersetzungszahl angeben
Neuere Wägemaschinen.
309
im Verhältnisse zu jeaem kurzen Hebelarme, an dem die grofse Wäge-
schale hängt, während am linken glatten Hebel ein Laufgewicht gleich-
zeitig und gegensätzlich zur Zählschale am Strichhebel sich verschiebt.
Dies wird mittels zweier über Rollen laufender Kettchen erreicht,
und zwar ist die Zählschale am unteren, das Laufgewicht aber am
oberen Kettenzug angehängt. Die auf gemeinschaftlicher Achse be-
findlichen Röllchen sind aber im Verhältnisse der Hebellänge bezieh,
der laufenden Gewichte bemessen, so dafs bei deren Verschiebung be-
ständig das Gleichgewicht von selbst hergestellt wird. Nun ist aufser-
dem die leere Wägeschale ebenfalls durch ein Gegengewicht ausge-
glichen.
Wird nun eine abgezählte Menge in die Zählschale gelegt, die
übrige Menge aber in die Wägeschale geworfen, so wird bei erreichter
Gleichgewichtslage die bekannte Zahl in der kleinen Schale, mit der
am Strichhebel abgelesenen Uebersetzungszahl multiplicirt, die Anzahl
Gegenstände in der Wägeschale ergeben.
Brückenwage für 20^ von Monchicourt und Rondet (Fig. 1).
Die Uebersetzungen dieser Brückenwage i sind nach Annales in-
dustrielles^ 1888 Bd. 20 •"• S. 14, derart vertheilt, dafs genau (1 : 100) auf
Fig. 1.
die Brückenhebel und (1 : 10) auf die Schnellwagenhebel entfällt, so
1 Vgl. Guillaumin^ 1888 269 * 496.
310 Neuere Wägemaschineu.
dalö die Gesammtübersetzuug (1 : 1000) wird. Die Hebelläuge sind
135mm fiii- den Laslarm und demgemäfs 1350"i"' für die Hebellänge bis
zur Taraschale, während genau 1000°i°i für die Eintheilung, welche
genau nach Centimetern erfolgt, frei bleiben. Auf sauber abgedrehten,
parallelen Hebelstangen verschieben sich zwei Laufgewichte, deren
scharfe Bordränder an dem Strichhebel gleiten. Der Strichhebel selbst
ist auf einer besonderen Leitspindeldrehbank eingetheilt.
Die Bestimmung der Laufgewichte erfolgt nach folgendem Ver-
fahren: Wird das Laufgewicht P (Fig. 2) zuerst in die Nullstellung ge-
Fi?- 2. bracht, so mufs zur Herbeiführung
h- h >i des Gleichgewichtes ein bekanntes
\' '*T I "■ ' Gewicht </ in die Taraschale ge-
; 1 i I legt werden. Wird hiernach das
I in I Taragewicht o entfernt und das
' Gleichgewicht durch Verlesung
des Laufgewichtes P in die Endstellung der Theilung / wieder her-
gestellt, so erhält man zwei Bedingungsgleichungeu, aus welchen die
Gröfse des Laufgewichtes leicht berechnet werden kann.
0 = Pl + qL — Ql (1)
o=pa+i)-Qi
P = -1'<1 (3)
r -I QK A
Nun ist -T = L-^:^ = 1,35 und y = 10'^, so folgt f = 13 1^,5, das Ge-
wicht des gTofsen Läufers, und für ein bekanntes Laufgewicht folgt die
Theilungslänge
l = Lj, (4j
z. B. für q = l und P = lo^,h wird, da L = 1350 ist, / = lOO^i^ =
lOcm sein.
Nun ist 1000 q die Brückenlast, folglich entspricht einer Strecke
von lOcm eine Last von 1000*^ oder l^ni einer solchen von lOO"^.
Da nun das kleine Laufgewicht f = 135^, der hundertste Theil des
P
grofsen, also p^= ^j- ist, so entspricht eine diesbezügliche Verschiebung
von 1''" einer wirklichen Last von l"^.
Mit diesen beiden Laufgewichten ist man demnach im Stande, eine
Brückenlast von 10' zu verwiegen. Uebersteigt jedoch die Brücken-
last diese Grenze, so wird einfach an die Taraschale ein Gewicht von
10"^ angehängt und mit P und p bis 20' weiter gewogen.
B. Trayvous Schnelhvage.
Die scheinbar sehr einfache Bedingung, dafs eine tragbare Schnell-
wage unbelastet ins Gleichgewicht zu bringen sei, d. h. dafs die Unter-
Neuere Wägemaschinen.
311
suchung ihrer Genauigkeit ohne Zuhilfenahme von Gegengewichten
möglich werde, dafs also die Eintheilung des Hebels von Null aus be-
ginne, diese Aufgabe ist erst in neuerer Zeit gelöst worden, und ist als
eine gelungene Lösung die Wage Trayvous zu bezeichnen, welche in
der Revue industrielle vom 19. Mai 1888, '"'S. 106, beschrieben worden ist.
Der lange Strichhebel ist nach der entgegengesetzten Seite der
Aufhängepunkte verlängert, die von Null aus beginnende Eintheilung
des kurzen Hebels aber
so getroffen, dafs das
auf die Nullstellung ein-
gestellte Laufgewicht
(Fig.3) den langen Strich-
hebel leer ins Gleich-
gewicht bringt, während
die von Null bis 10'^ rei-
chende Eintheilung des
kurzen Hebels für kleine Lasten zureicht.
Die Wage besitzt zwei Hängeringe, welche nach entgegengesetzter
Richtung umschlagen und dadurch zwei verschiedene Hebelübersetzungen
darbieten; deshalb ist Fig. 4.
der Lasthaken in einer
Schleife nach beiden
dieser Richtungen be-
quem umzulegen (Fig. 4).
Dementsprechend ist die
Eintheilung des langen
Strichhebels für die kleine
Uebersetzung (Fig. 4)
von 10 bis 40^ auf einer Seite, und für die grofse Hebelübersetzung
(Fig. 3) von 40 bis 100^ auf der anderen Seite des Strichhebels an-
geordnet.
Hierdurch wird nicht nur die Untersuchung der Wage erleichtert,
sondern auch vermöge der breiteren Strichtheilung die Genauigkeit der
Wägung erhöht.
Eill's selbsthätige Getreidewage (Fig. 5).
Die allzurasche Thätigkeit der schliefsenden Gefäfsklappe oder das
zu energische Hochdrehen der Kippschale einer Getreidewage kann
Veranlassung sein, dafs ein Rest schon abgewogenen Getreides ab-
gefangen wird, zur erneuerten Abwägung gelangt und dadurch die Rich-
tigkeit der Messung beeinflufst wird.
Dies ist um so bedeutungsvoller, weil dieser fehlerhafte Vorgang
gar nichts mit der Genauigkeit der Wage zu thun hat und lediglich
davon abhängt, ob das zur Verwiegung gelangende Getreide mehr oder
812
Neuere Wägemaschinen.
weniger das Bestreben rascher Bewegung besitzt, d. h. in Folge ver-
stärkter Reibung oder Anhaftungsfähigkeit längere Zeit zur Entleerung
Fig. 5.
braucht, als demselben durch die Wägethätigkeit zugewiesen ist. Es
wird selbstverständlich jede Wage diesbezüglich zu regeln sein, doch
darf nicht übersehen werden, dafs bei feuchtem, staubigem Getreide
dieser Fall unversehens eintreten kann. Darin ist auch die Schwierig-
keit der Herstellung einer sicher wirkenden selbsthätigen Mehhvage be-
gründet (vgl. Reuther und Reixert, 1888 269 * 309).
Dem bereits abgewogenen Getreide Zeit zur Entleerung zu lassen,
ohne deshalb die Wägegeschwindigkeit herabzumindern, scheint Ver-
anlassung zur Bauart der Hiltschen Wage gewesen zu sein.
Diese von The Pratt und Whitney Co.^ Hartford, Conn., Amerika,
gebaute Wägemaschine besteht nach American Machinist ^ 1888 Bd. 11
Nr. 4^ * S. 1, aus zwei Gerüstständern, deren obere Querverbindung den
Neuere Wägemaschinen. 313
Einlauftrichter C bildet. An dem Doppelhebel /* ist der Gewiehts-_
balken H mit den Gewichtsstücken q^ sowie gegensätzlich ein Rahmen
angehängt, zwischen welchen in Zapfen lagernd das Wägegefäfs derart
schwingt, dafs abwechselnd eine der beiden unteren Mündungen frei-
liegt, die andere aber über eine Blechmulde zu stehen kommt und da-
durch verschlossen bleibt.
Die Wägeschale ist durch eine stehende Scheidewand in zwei
gleich grofse Abtheilungen getheilt, von welchen immer nur jene unter
dem Einlaufe steht, deren untere Mündung abgeschlossen ist.
Deshalb besitzt der Hängerahmen zwei solcher Blechmulden, die,
zwischen sich einen freien Raum lassend, zugleich Querverbindungen
desselben bilden. Durch das Uebergewicht der gefüllten Abtheilung und
behufs der Entleerung neigt sich das frei gewordene Wägegefäfs nach
der gefüllten Seite, wodurch die untere Auslafsöffnung frei gelegt wird.
Schon bei einer theilweisen Entleerung beginnt das Heben des Wäge-
gefäfses, während dasselbe vermöge des Schliefshakens / und des An-
schlagklötzchens m in der eingenommenen Schräglage dauernd erhalten
wird. Um hierbei das Pendeln der Wägeschale zu verhindern, dient
der am Gestellarme n drehbare Einlegehebel o, dessen Einschnitt sich
an einem an der Hängeschiene angebrachten Zapfen anlegt.
Ist die Schale in die Höchststellung gelangt, so läfst der abwärts
drehende Wagehebel h einen Gewichtshebel k frei, welcher die Ein-
lafsklappen bethätigt. Dementsprechend wird vor beendeter Schalen-
füllung und im Niedergange der Schale dieser Hebel h vermöge einer
Stellschraube g den Gewichtshebel k hochdrehen und dadurch die innere
Klappe c schliefsen, so dafs durch einen kleinen Ausschnitt derselben
nur ein schwacher Strahl behufs genauer Einstellung nachfliefsen wird,
Ist dies erfolgt, so beendet die Aufsenklappe d den vollständigen Ver-
schlufs der Einlauföffnung. Der Schliefshaken l der niedergehenden
Hängeschiene stöfst an den Gestellarm n an, hebt sich über das An-
schlagklötzchen m, wodurch das frei gewordene Wägegefäfs sich nach
der schweren, gefüllten Seite neigt, wodurch die untere Ausströmungs-
öffnung freigelegt wird und die Entleerung stattfindet.
Zur Regelung der Wägegeschwindigkeit ist sowohl die Stellschraube ^,
als auch das Schiebegewicht k vorgesehen, während zur Richtigstellung
der Füllungsmenge das am inneren Wagenhebel angeordnete Schiebe-
gewicht p dient.
Das Zählwerk t wird von der Einlafsklappenwelle bethätigt, die
Einströmung durch Hand aber mittels Schliefshaken a, h abgestellt,
während vermöge einer im Zählwerke angebrachten Abstellungsvorrich-
tung s nach r der Einlauf nach einer vorbestimmten, abgewogenen Ge-
treidemenge selbsthätig unterbrochen und der Betrieb der Wage hier-
durch endgültig eingestellt wird. Pr.
314
Mefswerkzeuge.
Mefswerkzeuge.
Mit Abbildungen.
a) Lochlehren. D. G. Brown und W. Lancaster in Philadelphia bauen
nach dem Englischen Patent Nr. 13 703 vom 10. Oktober 1887 die in
Fig. 1 dargestellte Mefövorrichtung, bei welcher die auf
die Mittelschraube D aufzuschraubende Büchse A zur Ver-
meidung jeden todteu Ganges gespalten und mittels der
Schräubchen C gespannt wird. Die mit der Mittel-
schraube D fest verbundene Hülse F ist an ihrem ab-
geschrägten Rande in 25 Theile getheilt, so dafs mit der
Ganggröfse der Mittelschraube, welche ^;,q eines Zolles
beträgt, es möglich wird, ein Tausendstel eines Zolles
(0,026ßim) zu messen.
b) J. Tickeil in Cleveland, Ohio, hat nach American
Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 10 S. 2, die Lochlehre zum
Verlängern eingerichtet, indem in die Mefshülse A mittels
der Schraube L die Stifthülse H derart eingeschoben
'{ ^ wird, dafs sie aus der Hülse A mehr
:Pv I ^r^^T?^-- oder weniger herausragt. Um nun die
geradlinige Verschiebung jedesmal ab-
lesen zu können, sind in der Hülse A
^ drei Schlitze mit entsprechenden Thei-
^-::^
fiiiiiiMfi^
Fig. 2.
Fig. 1.
lungen in verschiedener Höhenlage
vorgesehen, von welchen in der Fig. 2
nur der mittlere sichtbar ist. M ist
die GrilFscheibe, an welcher die mittlere
Mefsschraube steckt.
c) W. Haddoxiis Mefsvorrichtung.
Um Höhenabsätze an Werkstücken un-
mittelbar am Hobeltisch genau zu be-
stimmen oder Dicken und Innenabstände messen zu können, dient das
mit Fühlhebel ausgerüstete, von Baddow in Newton, Mass., Amerika,
gebaute Mefswerkzeug. Dieses besteht nach American Machinist, 1888
Bd. 11 Nr. 27 S. 6, aus einem Böckchen ^ (Fig. 3), der Mefsschraube />,
deren am Bügel geführte Mutter zwei Verlängerungen besitzt, von denen
die eine den Drehzapfen für den Fühlhebel ß, die andere C die Marke
für den Fühlhebel und zwei Abschärfungen enthält, welche zum Ablesen
der Messungen auf der Theilschiene dienen.
Beim Messen von Dicken wird der Schieber E unter den Fühlhebel
gebracht und zwar sind diese Bestand! heile derart eingerichtet, dafs die
Ablesungen an der Scala bei Stärkenmessungen von der oberen Kante
von 6\ hingegen bei Abmessungen von Hohlräumen von der unteren
Armkante erfolgen.
Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rufslands.
315
d) Enos' Neigungswagserwage (Fig. 4). Das gebogene Glasrohr besitzt
an einem Ende eine kleine Blase, in welcher Luft abgefangen wird.
Fifr 4.
Fi2. 3.
Fig. 5.
Wünscht man bei vvagerechter Lage dieses Instrumentes eine längere
Luftblase im Rohr zu haben, so wird dieses mit dem Blasenende zuerst
hochgestellt, dann langsam gesenkt, damit die Luft in das Rohr treten
kann. Ebenso wird durch rasche Kippbewegung Luft in der Blase ab-
gefangen und dadurch die Luftblase im Rohr für Winkelmessungen ent-
sprechend verkürzt. Knapp um das Rohr ist eine Gradtheilungsschiene
angelegt. (^Scientific American vom 3. März 1888.)
e) Wasserwage. In den Werkstätten von Bement und Miles in Phila-
delphia wird nach American Machinist., 1888 Bd. 11 Nr. 17 S. 6, die in
Fig. 5 dargestellte Wasserwage verwendet, bei welcher die Glasröhre
in die mittlere Aussparung des Richtscheites mittels feiner Schräubcheu
eingestellt wird.
Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rufslands im J. 1886.
Dem kürzlich erschienenen statistischen Tabellenwerke über den
Stand der Montanindustrie in Rufsland im J. 1886, welches Bergingenieur
S. Kulibin nach officiellen Quellen zusammengestellt hat, entnehmen wir
die nachstehenden Daten.
Gold. Verwaschen wurden im J. 1886 rund 201/4 Millionen Tonnen
goldhaltigen Sandes und Quarze. Dabei wurden 31246'^',874 Gold aus
316 Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rulslands.
dem Sande und 2205'^,299 aus dem Gesteine gewonnen, somit im Ganzen
um rund 434*^ mehr als im J. 1885. Die gröfste Ausbeute an Wasch-
gold ergab sich iu Sibirien im Olekminsker Bergbezirk (7646'^,763j, am
Amur (5657^,670) und im Perm'schen Gouvernement (5008^,253). In
der Production von Berggold stehen dagegen die Gouvernements Oren-
burg mit 1120'<,067 uud Perm mit 524'^',2 obenan. Der Goldgehalt des
verarbeiteten Sandes betrug im Mittel Immg^ßj Gold für 1000^ Sand und
erreichte 8ni°i?,22. Betrieben wurden 1446 Goldwäschen und Bergwerke,
mit 73612 Arbeitern. Die Laboratorien in Irkutsk, Barnaul und Jeka-
terinburg gewannen aus dem ihnen zum Einschmelzen eingeschickten
Gold und Silber 28174*^,583 chemisch reines Gold. — Bemerkenswerth
ist, dafs im J. 1886 der Anfang einer Gewinnung des Goldes auf
chemischem Wege gemacht wurde durch eine specielle Anlage in
Uspensk im Lande der Oi-enburger Kosaken.
Platin. Die Ausbeute an Platin beschränkt sich bekanntlich auf
das Gouvernement Perm. Daselbst wurden an 83 Fundorten 4317'^,148
gewonnen, um 1732"^ mehr als im Vorjahre; überhaupt die bedeutendste
Production des letzten Jahrzehnts.
Silber. Auf 11 Hüttenwerken wurden rund 27 700^ Silbererze ver-
schmolzen und 13272'^,989 Silber erzeugt, um 2012'*^ mehr als im Vor-
jahre. Der Löwenantheil fällt auf den Bergbezirk des Altai (10044'^,5).
Nach der angestellten Probe enthielt das erzeugte Silber 12492*^,434
chemisch reines Metall; fügen wir die dem Kohgolde entzogeneu
2476'<,634 Silber hinzu, so erhalten wir eine Gesammtausbeute von
14969'^',068 chemisch reinem Silber.
ßlei wurde als Neben product der Silberschmelze auf 11 Hütten-
werken gewonnen, und zwar 777'^,470, um 61/4' mehr als im Vorjahre,
aber weniger als in den 70er Jahren.
Kupfer. An der Kupferproduction betheiligten sich 20 Hütten
(davon je 8 im Ural und im Kaukasus), welche aus rund 100 400' Erz
4571'^,283 Kupfer erzeugten, um 150' weniger als im J. 1885. Davon
kamen auf den Ural 2452^,960 und auf den Kaukasus 1545^,832. Die
bedeutendsten Kupferhütten sind die von Bogoslowsk und Wyja im Ural
(1176 und 829') und Kedabek im Kaukasus (852'). Der' grofsartige
Aufschwung der Kupfergewinnung in der ganzen Welt (von 152000'
im J. 1883 auf 262000' im J. 1886) hatte ein Sinken des Kupferpreises
auf dem Weltmarkte zur Folge und dadurch eine Verstärkung der Con-
currenz des ausländischen Kupfers mit dem russischen im Lande selbst.
Dies veranlafste die Regierung, den Zoll auf importirtes Kupfer auf
2,5 Rubel Metall für das Pud a92,60 Rubel Metall für die Tonne) zu
erhöhen.
Zink. Im Gouvernement Petrikau (Polen) arbeiteten vier Hütten-
werke, welche aus 38181',5 Erz 4195',776 Zink erzeugten, um 390'
weniger als im Vorjahre. Aus dem gewonnenen Metalle wurden
Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rufslands. 317
3213t,067 Zinkbleche ausgewalzt und 738t Zinkweifs dargestellt. Die
bedeutendste Hütte ist Paulina mit einer Production von fast 2900' Zink.
Zinn. Das einzige Hüttenwerk, welches Zinn producirt, ist Pitka-
rauta, Gouvernement Wyborg, und selbst da ist die Gewinnung eine
unbedeutende, nämlich 17'.
Kubalt. Im Daschkessan-Bergwerke , Gouvernement Jelisawetpol
(Kaukasus), sank im J. 1886 die Förderung der Erze auf 1^,9. Das Berg-
werk gehört den Gebr. Siemens.
Quecksilber. Bei Nikitoffka, Station der Kursk-Asoff-Bahn, wurden
2818f,097 Zinnober gebrochen, aber nicht weiter verarbeitet, da die hierzu
erforderlichen Oefen noch im Bau begriffen waren. Das Werk gehört
der Firma Auerbach und Comp.
Mangan. Im Gouvernement Kutais wurden 69377,5, in den Gouverne-
ments Tiflis, Jekaterinoslaw und Perm 5022, insgesammt 74 399' Man-
ganerz gewonnen, um 13867' mehr als im Vorjahre. Der gröfsere Theil
(54440',6) wurde über Batum oder Poti fast ausschliefslich ins Ausland
versandt.
Kohle. An Steinkohlen wurden 3971651',654 gefördert; hiervon
kommen 1942000' auf das Königreich Polen, 1571000' auf das Becken
des Donetz, 233000' auf das Moskauer Bassin, 198000' auf den Ural.
Den gröfsten Ertrag weisen die Gruben Georg und Ignaz im Gouverne-
ment Petrikau, Eigenthum der Bergwerksgesellschaft von Kramsta, mit
426000 und 250000', auf.
Änthracit wurde ausschliefslich im Donetz-Becken gefördert, und
zwar 5369041,079.
An Braunkohle wurden nur 67909',580 gewonnen, hauptsächlich in
Polen und im Moskauer Bassin (je 23590').
Die Zunahme der Gesammtgewinnung fossilen Brennmaterials be-
trug 308000' oder 71/4 Proc, eine Folge des Bestrebens, die Zollgebühren
auf ausländische Kohlen zu erhöhen. Dieselben waren im J. 1884 schon
auf 2 Kopeken Gold für das Pud oder 122 Kopeken für die Tonne für
die Zufuhr über die Schwarzmeerhäfen gestiegen und wurden 1886 auf
3 Kopeken Gold für das Pud oder 183 Kopeken für die Tonne erhöht.
Seitdem (1887) ist auch die Einfuhr ausländischer Kohlen über die
preufsisch-russische Grenze und über die Baltischen Häfen mit 2 bezieh.
1 Kopeken oder 122 bezieh. 61 Kopeken für die Tonne besteuert worden.
Unsere Quelle fügt im Speciellen über den Brennmaterialverbrauch
der russischen Eisenbahnen einige Notizen bei: Die Länge der Bahnen
betrug 26 150km, ausschliefslich Finnland und Transkaspien. Verbraucht
wurden 8010' Holzkohle, 5514222cbm Holz, 112277',136 Änthracit,
1 035364',616 Steinkohle, 17 163',292 Steinkohlenbriquetts, 3665',090 Koks,
33048',845 Torf und 94815',712 Naphta. Denkt man sich die einzelnen
Posten durch Cubikmeter Holz nach Mafsgabe des Heizwerthes ersetzt,
so erhält man als Resultat, dafs dem mineralischen Brennmateriale
318 Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rufslands.
7018862cbin Holz bei gleichem Heizeffecte entsprechen, gegenüber
5500168c'j°i vegetabilischen Brennmateriales, d, h. 56 Proc. bezieh.
U Proc.
Naphta. Gewonnen wurden 1 972 330^984 Naphta (Zunahme gegen
das Vorjahr G9915') und 134316^ Erdwachs, hiervon rund 1950000' im
Gouvernement Baku und 17500' im Kuban-Gebiete. Die weitere Ver-
arbeitung ergab 1003^,766 Benzin, 619775',072 Leuchtöle (Zunahme
60600') und 41378t,911 Schmieröle.
Roheisen. In 128 Hüttenwerken wurden rund 1041800' Erze und
43 808' Schlacken und Abfälle verschmolzen und 532094',750 Roheisen
(Zunahme gegen 1885: 4570') gewonnen. Davon wurden 442260' oder
83,5 Proc. mit Holzkohle, 12,8 Proc. mit m.ineralischem und 3,7 Proc.
mit gemischtem Brennmaterial erblasen. Von den 192 Hochöfen arbeiten
107 mit Winderhitzung. Die gröfste Production weist das Uralgebiet
auf, 344 000' Roheisen, geliefert von 61 Hütten mit 106 Hochöfen. Nach
Gouvernements geordnet folgen sich : Perm mit 240114', Ufa mit 55 102"^
und Jekaterinoslaw mit 46994' Roheisenproduction. — Die Einfuhr aus-
ländischen Roheisens (260000') hat im J. 1886 um 65 500' gegenüber
1885 zugenommen 5 vermuthlich hat darauf die für das Jahr 1887 in
Aussicht genommene Erhöhung des Zolles auf Roheisen von 15 Kopeken
auf 25 Kopeken Gold beim Seetransport und 30 Kopeken Gold für das
Pud (9,16 bezieh. 15,25 bezieh. 18,32 Rubel für die Tonne) Einflufs
gehabt.
Schweifseisen. In 190 Hütten mit 497 Frischherden, 622 Puddelöfen,
473 Schweifsöfen und 450 Glühöfen wurden gewonnen 78007',129 ge-
frischtes und 373419',709 gepuddeltes Eisen. Aufserdem ergaben sechs
Schachtöfen in Finnland durch die Rennarbeit (direkt aus den Erzen)
668',484 Eisen. Das gesammte Rohmaterial ergab bei weiterer Bear-
beitung 363002',716 fertiger Handelswaare, worunter 248000' Flach-
und Faconeisen, 91800' Bleche, 19600' Kessel-, Schilfs- und Panzerbleche,
im Ganzen um 720' mehr als im Vorjahre. Auch hierin hat das Ural-
gebiet die gröfste Production, rund 200000'. Unter den Gouvernements
steht das Gouvernement Perm mit 155000' den anderen weit voran.
Es folgen die Gouvernements Petrikau mit 41000' und St. Petersburg
mit 28500'.
Stahl. Mit der Stahlbereitung beschäftigten sich 34 Hütten mit
17 Convertern, 67 Martinöfen, 31 Cementiröfen und 282 Tiegelöfen.
Hergestellt wurden 241 790',569 Stahl, und zwar 1620',132 Cementstahl,
5775',980 Puddelstahl, 67831',955 Bessemerstahl, 116 615',592 Martinstahl
und 4476',490 Tiegelstahl; bei rund 48000' fehlt die Angabe der Art
der Gewinnung. Aus diesem Material wurden u. A. 114000' Schienen
und 9219' Bleche ausgewalzt. Die Zunahme gegen 1885 betrug 49000'.
Am meisten Stahl produciren die Gouvernements St. Petersburg (74059'),
Jekaterinoslaw (46118') und Warschau (25 956').
Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Rul'slands. 319
Gufs- und Schweifseisenwaaren^ Maschinentheile u. s. w. Die Hütten-
werke Rufslands lieferten 1886: 63485t,177 Gufseisenwaaren , 1444^,454
emaillirtes Geschirr, 51 774^,706 sonstige schweifseiserne und stählerne
Waaren, darunter 14087t Draht und Drahtnägel ^ endlich 1004^,143
Kupfer- und Bronzewaaren, Maschinentheile u. dgl. Nicht eingerechnet
sind 432 Waggons, die zum Theil neu hergestellt, zum Theil reparirt
wurden, drei Dampfschiffe, ferner Gewehrläufe, Stahlgeschosse, Sicheln
u. dgl. Im gleichen Zeiträume stellten die 1075 der Metallindustrie
dienenden Fabriken Rufslands, welche sich nicht zugleich mit metal-
lurgischen Prozessen beschäftigten. Eisen- und Metallwaaren im Werthe
von 86,5 Millionen Rubeln her, darunter die Maschinenfabriken Waaren
im Werthe von 41 1/4 Millionen Rubeln. — Auf diesen Fabriken finden
85446 Arbeiter Beschäftig-ung.
Kochsalz. Steinsalzlager wurden hauptsächlich im Gouvernement
Jekaterinoslaw ausgebeutet, sie ergeben von Jahr zu Jahr immer gröfsere
Mengen Steinsalz, 1886: 230071^,321. Noch mehr Salz (rund 6290000
producirten die Salzgärten in den Gouvernements Taurien, Astrachan u.a.,
welche zur Abscheidung von Salz aus dem Meer- und Seewasser dienen.
Dagegen geht die Gewinnung von Salz aus den Soolen, speciell im
Gouvernement Perm, zurück (1886: 339 569^,505, in Perm davon 217 000^
in Folge der grofsen Entfernung der Quellen von den Verkehrscentren
und des dadurch bedingten theuren Transports. — Zunahme der Pro-
duction gegen 1885: 63 650t.
Glaubersalz. Gewonnen wurden 4466t,220 in den Gouvernements
Tiflis, Wologda, Tomsk (hier die Seen von Mormjschansk, welche allein
2685t,714 lieferten) und dem Kubangebiete.
Schwefel. In Kchint (Daghestan) wurde aus 9828t Schwefelerz
1180t Schwefel erschmolzen.
Porzellanerde. Hauptsächlich im Gouvernement Tschernigoff wurden
5589t Kaolin gefördert.
Phosphorite kommen vor im Flufsgebiete des Dnjestr (Gouverne-
ments Podolien und Bessarabien) und in den Gouvernements Kostroma
und Kursk. Die Gröfse der Production läfst sich nicht genau angeben,
doch kann man annehmen, dafs im Dnjestrthale 18000t gewonnen
wurden, ^wovou der gröfste Theil zur Ausfuhr gelangte. Der Gehalt an
Phosphorsäure beträgt 23 bis 38 Proc. Die Ausbeute in Kostroma und
Kursk ist geringer.
Die Zahl der Arbeiter an den Hüttenwerken betrug 356283 (6964
mehr als im Vorjahre); davon waren 197488 in den Eisenhütten und
zugehörigen Bergwerken, 74950 auf den Gold- und Platin waschen,
33 158 in den Kohlengruben angestellt. Auf den Ural kommen 196 573 Ar-
beiter, auf Süd- und Südwestrufsland 46681, auf Ostsibirien 28391, Mittel-
rufsland 24484, Polen 20999 Mann.
Verletzungen erhielten 721 Arbeiter, und zwar 181 mit tödtlichem
320 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Ausgange. Ungünstig stellt sich der nördliche Bezirk durch die grofse
Zahl allerdings sehr leichter Verletzungen (von 10130 Mann wurden
185 verletzt, 6 starben) und der südliche durch die grofse Zahl der
schwer Verletzten (86 Verletzungen, wovon 62 mit tödtlichem Aus-
gange).
Zahl der Motoren. Die Hüttenwerke Rufslands verfügen über
1196 Wasserräder mit 26 902 HP, 55 Räder ohne Angabe der Leistung,
200 Turbinen mit 11471 HP, 1690 Dampfmaschinen und Locomobilen
mit 61935 W und 22 Dampfmaschinen ohne Angabe der Arbeitskraft.
D.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 285 d. ßd.)
IV. Destillation und Rectißcation.
Ueber die Reinigung des Spiritus ., über die Gewinnung des Spiritus
direkt aus der Maische und über die Schädlichkeit der Verunreinigungen
des Spiritus wurden bei Gelegenheit der Referate über den Reinigungs-
zwang in chemischer, technischer und hygienischer Beziehung in der
Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten (Bd. 12 Er-
gänzungsheft S. 31) Mittheilungen gemacht, denen wir hier das Folgende
entnehmen. Ueber den Gehalt des Spiritus an Fuselöl, Aldehyd und
Säure berichtet Hayduck nach Untersuchungen von Gronoio. Von
22 Proben erwies sich nur eine als aldehydfrei, alle anderen zeigten
mehr oder weniger starke Reaction. In allen Fällen zeigte der Roh-
spiritus eine saure Reaction, jedoch betrug der Gehalt an Säure, auf
Essigsäure bezogen, ungefähr 0,01 Proc, nur in einem Falle 0,1 Proc.
Die Säure erwies sich als Ameisensäure, nicht, wie man vielfach an-
nimmt, Essigsäure. Der Fuselölgehalt, bezogen auf 100 Proc. Alkohol,
schwankte bei 38 Proben Kartoffelspiritus zwischen 0,02 und 0,42 Proc,
bei 8 Proben Kornspiritus zwischen 0,4 und 0,6 Proc; eine neunte Probe
Kornspiritus von 94 Vol.-Proc. Alkohol enthielt nur 0,2 Proc. Fuselöl.
Bei der Untersuchung mehrerer aus einer Brennerei stammender Proben
zeigte sich die Gesetzmäfsigkeit, dafs der Spiritus um so weniger Fuselöl
enthielt, je hochprocentiger er war; bei Proben aus verschiedenen Bren-
nereien traten hierin jedoch vielfach Ausnahmen ein (vgl. hierüber auch
1889 272 87). Ueber die Entstehung des Fuselöles konnte nichts
Sicheres ermittelt werden. Theilweise bildet sich dasselbe bei der
Gährung durch den Einflufs der Hefe (vgl. die Untersuchungen von
Ordonneau und von Claudon und Morin.^ 1887 265 330 und 1888 268
182), theilweise entstehen Verunreinigungen auch durch die Destillation,
wie z. B. das Fui-furol und Acetal. Ein Einflufs der Construction der
Brennapparate auf den Gehalt an Fuselöl konnte nicht festgestellt werden.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 321
in höherem Grade wie die Construction scheint die Art und Weise, wie
der Apparat geführt wird, von Einflufs zu sein. Eine Untersuchung
von 2 Proben Maische auf Fuselöl ergab, auf 100 Proc. Alkohol be-
zogen, einen Gehalt von 0,352 bezieh, von 0,305 Proc; die aus den-
selben Brennereien stammenden Rohspiritusproben enthielten 0,1 bis
0,2 Proc. Fuselöl. Es scheint demnach ein grofser Theil des in der
Maische enthaltenen Fuselöls nicht in den Rohspiritus zu gelangen. Die
Resultate der Rohspiritusuntersuchungen ergaben, dafs derselbe schon
durch richtig geleitete Destillation in einem sehr reinen Zustande ge-
wonnen werden kann; doch besitzt derselbe immer einen sehr unan-
genehmen, wahrscheinlich von flüchtigen, aus den Rohstoffen stammenden
Substanzen herrührenden Geruch. Dieser schlechte Geruch kann fast
vollständig durch Behandlung des Spiritus mit Kohle beseitigt werden,
so dafs man dann ein Product erhält, welches wahrscheinlich allen
Anforderungen der Reinheit, sowie auch des Geruches und Geschmackes
entspricht. Die Verwendung der Kohle zur Reinigung verdient daher
jedenfalls grofse Beachtung und dieses um so mehr, als die vielfach
geäufserte Ansicht, dafs durch die Einwirkung der Kohle auf Spiritus
Aldehyd gebildet wird, sowie andererseits, dafs durch die Kohle das
eigentliche Fuselöl nicht entfernt wird, durch diesbezügliche Versuche
nicht bestätigt wurde. Es zeigten diese Versuche vielmehr bei Ge-
mischen von Alkohol mit Bestandtheilen des Fuselöls nach der Behand-
lung mit Kohle stets eine Abnahme des letzteren, allerdings kein gänz-
liches Verschwinden desselben. Eine Bildung von Aldehyd konnte
ebenfalls nicht constatirt werden; es fand im Gegentheile eine be-
deutende Verminderung daran statt. Verfasser kritisirt nun einige der
bekanntesten Reinigungsverfahren, mit welchen Versuche angestellt
wurden. Das Verfahren von Bang und Rufßn (vgl. 1889 272 34) ist
jedenfalls rationell; es fragt sich jedoch, ob dasselbe sich für den Be-
trieb kleinerer Brennereien eignen würde. Durch das Verfahren von
Grote und Pinette (vgl. 1888 269 329) gewonnener Spiritus zeigte zwar
einen geringeren Fuselgehalt, war aber keineswegs fuselfrei. Weiter
wurden Proben untersucht, welche nach dem Verfahren von Traube
dargestellt waren (vgl. 1889 272 34). Die eine Probe aus Daher ent-
hielt noch 0,37, eine andere aus Braunschweig 0,39 Proc. Fuselöl. Von
einer vollständigen Entfuselung war also hier keine Rede; doch waren
beide Proben vollständig frei von Aldehyd und zeichneten sich in sehr
vortheilhafter Weise durch einen viel besseren Geruch und Geschmack
vor allen anderen Proben aus. Von den genannten Reinigungsmethoden
hat nach Ansicht des Verfassers wohl die meiste Aussicht auf An-
wendung im kleineren Betriebe die Verwendung der Kohle, da diese
bereits seit langer Zeit sich bewährt hat und noch den grofsen Vor-
theil besitzt, dafs sie keine kostspieligen Betriebseinrichtungen erfordert.
Doch glaubt der Verfasser bei den günstigen Resultaten, die er bei der
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 7. 1889/111. 21
322 lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Untersuchung von Rohspiritusproben, welche doch nur einen verhält-
nifsmäfsig geringen Fuselölgehalt besafsen, erhielt, die Hoffnung aus-
sprechen 7Ai können, dafs es mit einem brauchbaren Destillirapparate
bei richtio^er Leitung der Destillation schon ohne weitere Reinigungs-
mittel o-elingeu wird, einen Spiritus in der Breunerei zu erzeugen,
welcher allen gesetzlichen Anforderungen der Reinheit genügen wird.
Delbrück weist darauf hin, dafs es in erster Linie darauf ankommen
wird in den Brennereien direkt Sprit aus der Maische zu gewinnen.
Dafs dieses möglich sein wird, unterliegt keinem Zweifel, denn die
Versuche haben gezeigt, dafs man mit guten Brennapparaten sehr wohl
einen hochprocentigen und fuselarmen Si)rit erzeugen kann. Es wird
aber weiter darauf ankommen, dem Sprit auch den schlechten Geruch,
der für den Consum das Ausschlaggebende ist, zu nehmen. Hierzu
dürfte die Filtration über Kohle, indem man an den Brennapparat ein
Kohlefilter anschliefst, geeignet sein. Die Kohle, welche voraussichtlich
schnell unbrauchbar werden würde, könnte durch überhitzten Dampf
wohl leicht regenerirt werden,
Zuntz geht auf die Versuche über die Schädlichkeit des Fuselöls
näher ein und erwähnt besonders die Versuche von Strafsmann ^ über
welche wir bereits berichtet haben (1889 272 89). Aus allen bisherigen
Erfahrungen zieht er vorläufig den Schlufs, dafs man nicht berechtigt
ist, eine Fuselölmenge von 0,3 bis 0,4 Proc. auf 100 Proc. Alkohol für
besonders schädlich zu halten.
Ueber das Eni fuselurigsver fahren von J. Traube (vgl. 1889 272 34)
liegen mehrere Aeufserungen in der Zeitschrift für Spiritusinduslrie, Bd. 12
S. 7, 108, 116 und Ergänzungsheft 63, vor. Zunächst berichtet r. Diest-
Daber, über die Resultate seiner Versuche mit diesem Verfahren, welche
sehr günstig lauten. Veranlafst durch die Mittheilung Bayduck^^ dafs
die Untersuchung zweier Proben von nach Traul/e's Verfahren ge-
reinigtem Spiritus noch 0,37 bis 0,39 Proc. Fuselöl ergeben habe, be-
hauptet Traube^ dafs diese Verunreinigung nicht eigentliches Fuselöl
gewesen sein könne, und dafs das zur Prüfung benutzte Verfahren von
Jiöse aufser Fuselöl auch andere Verunreinigungen angäbe. Er erklärt,
im Stande zu sein, aus einem Gemische von reinem Alkohol und einer
bestimmten Menge Fuselöl das letztere nach seinem Verfahren voll-
ständig wieder abzuscheiden. Wenn die Versuche in Daher und in
Braunschweig noch nicht ganz befriedigende Resultate ergeben haben,
so läge dieses daran, dafs einmal die ersten Apparate nicht ganz nach
Wunsch construirt, und dafs andererseits, wie dieses in Braunschweig
der Fall war, die Vorrichtungen noch nicht derart gewesen seien, um
die nöthige Zahl von Abhebungen^ welche im Interesse der absoluten
Reinigung nothwendig sind, erzielen zu können. Hierzu würden vielleicht
20 bis 25 Abhebungen nothwendig sein. Nach dem Verfasser ist es mög-
lich, 20 bis 30 Abhebungen innerhalb li|2 Stunden, bei vollkommener
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 323
Construction sogar in noch kürzerer Zeit, zu machen, so dafs es auch
für kleinere Brennereien möglich sein würde, auf diese Weise eine
vollständige Entfuselung vorzunehmen. Verfasser ist überzeugt, auch
den ersten Ansprüchen der Raffineure durch den alleinigen Effect seines
Verfahrens genügen zu können, läfst es aber dahingestellt, ob dieses in
allen Fällen zweckmäfsig sein würde, oder ob nicht vielmehr die ab-
solute Entfuselung durch Combination seines Verfahrens mit anderen
noch besser zu erreichen sein würde. In Daher z. B. habe die Ver-
bindung mit einer Rectificationscolonne eine ganz erhebliche Verbesse-
rung der Waare ergeben. Dieses bestätigt v. Diest an einer anderen
Stelle, indem er anführt, dafs eine in Regen walde von Birner unter-
suchte Probe als fuselfrei bezeichnet wurde und dafs nach der neuer-
dings dem Apparate gegebenen Gestaltung ein völlig fuselfreier Sprit
von guter Qualität und zwar bis zu 95 Proc. von der angewandten
Rohwaare erhalten wurde. Die Redaction der Spirituszeitschrift be-
merkt hierzu, dafs der erzielte Reinheitsgrad auch der mit der Colonne
bewirkten Rectification zugeschrieben werden könne, worauf Traube an
einer anderen Stelle nochmals hervorhebt, dafs die Colonne nicht noth-
wendig ist, sondern dafs es nach seinem Verfahren gelingt, selbst bei
einer Füllung von nur wenigen hundert Litern Rohspiritus bis etwa
95 Proc. der angewandten Rohwaare als völlig fuselfreien Sprit von
guter Qualität zu erhalten. — P'afst man alle diese Ausführungen zu-
sammen, so mufs man wohl die Frage nach der Brauchbarkeit des
Traube sehen Verfahrens zur Zeit als eine noch nicht vollständig ge-
löste bezeichnen.
Verfahren zur Reinigung von Rohalkoholen mit Hilfe der Alkalibisulfite ^
allein oder im Gemische mit neutralen Alkalisulfiten -^ von la socie'te francaise
des alcools purs in Paris (D. R. P. Nr. 46627 vom 13. Mai 1888 ab). Das
Verfahren ist gekennzeichnet durch: a) Die Eliminirung des Gesammt-
gehaltes an Aldehyd und Aceton als Vorlauf und Umwandelung des-
selben in Aldehydsulfite bezieh. Acetonsulfit mittels einer concentrirten
Bisulfitlösung; b) bei Gegenwart von Butylaldehjd im Rohalkohol in
Aldehydsulfit durch Zusatz von neutralem Sulfit zu dem Alkalibisulfit;
c) die Destillation der nach a) oder b) erhaltenen Gesammtmasse zur
Trennung des Alkohols von den Aldehyd- und Acetonsulfiten, welche
im Rückstande verbleiben; d) nochmalige Destillation des unter c) er-
haltenen Destillates in Gegenwart einer Base, wie Natron, Kali, Kalk
behufs Bindung der unter c) mit übergegangenen schwefligen Säure und
Gewinnung chemisch reinen Alkohols im Destillat; e) die Destillation
der bei der Fractionirung verbleibenden, schwerer flüchtigen Fraction
nach der einer bekannten Arbeitsweise. (Die Verbinduogen der Aldehyde
und des Acetons können zur Gewinnung dieser Stoffe benutzt werden.)
Zur Beurtheilung und Controle des Destillationsbetriebes empfiehlt
Carl Huber in den Berichten der österreichischen Gesellschaft zur Förderung
324 lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
der chemischen Industrie^ Bd. 10 S. 145, die Feststellung der Temperatur
an allen charakteristischen Stellen des Apparates. Aus diesen Daten
kann man unter Zuhilfenahme der latenten Wärme des Alkohols (210)
und des Wassers (550), sowie der specifischen Wärme, des Alkohols
(0,7) und derjenigen der Alkoholdämpfe (0,45) und endlich aus der
stündlichen Verarbeitung an Maische, sowie aus der stündlichen Produetion
von Spiritus durch Rechnung finden: a) den Verbrauch an Wasser,
b) den Verbrauch an Dampf, c) die Menge des gebildeten Lutterwassers,
d) die Menge der erzeugten Schlampe.
V. Schlampe.
Füllerungsversuche über die beste Verwerthung wasserreicher Futter-
mittel.^ insbesondere der Schlampe der Kartofjelspiritus- und Kornbrannt-
wein-Brennereien.
Hierüber berichtet Prof. Märcker in der Generalversammlung des
Vereins deutscher Spiritusfabrikanten {Zeitschrift für Spiritusindustrie.^ Bd. 12
Ergänzungsheft S. 42). Im Winter 1887 bis 1888 wurden umfangreiche
Fütterungsversuche von praktischen Landwirthen unter Mitwirkung der
Versuchsstation Halle zur Ausführung gebracht. Die Versuche erfolgten
nach einem einheitlichen, von Prof. Märcker entworfenen Plane und
unter strenger, analytischer Controle durch die Versuchsstation. Durch
die Versuche sollten vor Allem zwei Fragen entschieden werden, nämlich
erstens, wie man die Schlampe verhältnifsmäfsig am besten ausnutzt., und
zwar in der Richtung, dafs man genau die Grenze festzustellen hat,
bis zu welcher die Schlampe von den Thieren noch vortheilhaft ver-
werthet wird — zweitens, wie man bezüglich des Gehaltes an Nährstoffen.,
sowohl stickstoffhaltigen wie stickstofffreien., die Rationen einzurichten hat.,
um die höchste Rente und die beste Ausnutzung des Grundfutlers zu er-
zielen. Nachdem der Verfasser zunächst die Nachtheile, welche ein
Uebermafs von Wasser in der Ration durch Schädigung der Produetion
im Gefolge hat, des Näheren dargelegt hat (vgl. hierüber unser Referat
1888 269 331), geht derselbe näher ein auf die Zusammensetzung der
Schlampe. Die zu den Versuchen verwendete KartofT'elschlämpe ent-
hielt im Durchschnitt zahlreicher Analysen etwa 7 Proc. Trocken-
substanz; diese besteht zu etwa 25 Proc. aus stickstotFhaltigen und zu
50 Proc. aus stickstofffreien Stoffen, so dafs sich einschliefslich des
Fettes, welches etwa 3 bis 4 Proc. der Trockensubstanz ausmacht, ein
NährstoffVerhäJtnifs von 1 :2 berechnet, ein Verhältnifs, wie es nur in
Kraftfuttermitteln, z. B. den Oelkuchen, vorkommt. Es ist also die
Trockensubstanz der Schlampe als ein sehr intensives Nährmittel zu
bezeichnen und die Erfolge, welche man mit derselben erreicht, ent-
sprechen auch denjenigen der Kraftfuttermittel vollständig. Dazu kommt
noch die hohe Verdaulichkeit der stickstoffhaltigen Stoffe, welche sich
nach den zahlreich ausgeführten Bestimmungen im Durchschnitt zu 82,
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 325
in maximo zu 88 Proc. ergaben. Die stickstofffreien Stoffe sind zu
etwa 85 Proc. in Wasser löslich und dadurch für die Production des
Thierkörpers ausgezeichnet zu verwerthen. Eine der interessantesten
Erfahrungen, die bei den Versuchen gemacht wurden, ist die, dafs man
in Form von Schlampe den Thieren weit gröfsere Wassermengen zu-
führen kann, ehe die Production geschädigt wird, als in Form von an-
deren wasserreichen Futtermitteln, in denen Wasser in kaltem Zustande
oder auch in anderem Verhältnisse zu den sonstigen Nährstoffen den
Thieren geboten wird. Denn während z. B. bei Versuchen an Mast-
thieren mit Diffusionsrückständen schon bei einer Gabe von 35 bis 40"^
Wasser für das Thier von etwa 600"^ Lebendgewicht eine Schädigung
der Production eintrat, mithin also 30 bis AO^ Wasser als die Grenze
der Wassergabe bezeichnet Averden müssen, konnten bei der Schlampe
651^ Wasser in der Ration gegeben werden, ehe ein Sinken der Production
hervortrat. Bei Verabreichung von Schlampe kann man also den Thieren
sehr grofse Wassermengen zumuthen und erreicht damit doch eine zu-
friedenstellende Production. Aber eine gewisse Gi'enze hat die Schlämpe-
gabe auch, und um diese festzustellen wurden Versuche mit verschiedenen
Schlämpemengen, denen in der Ration Wassergaben von 55 bis 72*^,5
entsprachen, ausgeführt. Bei diesen Versuchen sind aus einander zu
halten diejenigen, welche mit Maatthieren und andererseits diejenigen,
welche mit Milchkühen ausgeführt wurden. Bei einem Versuche mit
Mastochsen ^ ausgeführt von Amtsrath Wagner in Warmsdorf, wurden
z. B. folgende Resultate erhalten:
bei 55k Wasser in der Ration = 0^,914 Lebendgewichtszunahme
„ 65k „ ^, .. ., =ik.i41
„ 72,k5 „ „ „ „ =0k.845
Durch die hohe Schlämpegabe fand also eine sehr erhebliche, etwa
26 Proc. betragende Verminderung in der Lebendgewichtsproduction
statt und man mufs nach diesen Erfahrungen sagen, dafs die äufserste
zulässige Schlämpegabe für Mastochsen bei höchstens 70' liegt. Bis zu
dieser Gabe wird die Schlampe noch in einer, ihrem Nährstoffgehalte
entsprechenden Weise zur Wirkung gelangen. Zwar erreicht man auch
durch hohe Schlämpegaben noch einen hohen Masterfolg, jedoch einen
verhältuifsmäfsig geringeren und damit in Verbindung eine Verringerung
der Rente. So betrug z. B. in Warmsdorf bei der mittleren Schlämpegabe
die Rente 21,7 Pf. für Tag und Stück; durch die hohe Gabe sank die-
selbe auf 8,2 Pf. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei den Milchkühen.
Hier gaben die höchsten Schlämpegaben das beste Resultat in Bezug auf
den Milchertrag und es fand durch die hohe Wassergabe auch nicht ein
ungünstiger Einflufs auf die Beschaffenheit der Milch statt: denn es
zeigte dieselbe den gleichen Gehalt an Trockensubstanz und Fett wie
bei der geringen Gabe. Während nun aber durch die Erhöhung der
Schlämpegabe eine Steigerung des Milchertrages von beispielsweise 1^
beobachtet wurde, fand in Bezug auf das Lebendsewicht bei den Milch-
326 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
küheu genau dasselbe statt wie beiden Mastthieren; mit Erhöhung der
Sehlämpegabe verminderte sich die Lebeudgewiehtszunahme, denn es
betrug dieselbe z. B. in einem Versuche bei der kleinsten Wassergabe
0'',586 Zunahme, bei der höchsten jedoch nur noch Oi^'iOg. Die An-
regung, welche durch grofse Wassermengen für die Milchproduction
gegeben wird, geschieht also auf Kosten des Lebendgewichts. Gibt man
gleiche Nährstoffmengen bei schwacher und bei starker Schlämperatiou,
so bekommt man durch die starke Gabe mehr Milch, aber weniger
Lebendgewicht, durch die schwache mehr Lebendgewicht und weniger
Milch. Ob das Eine oder das Andere vortheilhafter ist, mufs die Rech-
nung für den speciellen Fall ergeben. Die günstigen Erfolge, welche
hohe Schlämpegabeu auf die Milchproduction ausüben, treten jedoch
nur dann zu Tage, ivenn daneben hohe Gaben an verdaulichen^ stickstoff-
haltigen Stoffen verabreicht werden. Es zeigte sich dieses sehr deutlich
bei einem von Amtsrath Oesterreich in Siegersleben ausgeführten Ver-
suche, [)ei weichem durch einen unbeabsichtigten Zufall neben der
höchsten Schläm])egabe eine geringere Menge Protein verabreicht wurde.
Dies hatte im Gefolge, dafs der Milcherti-ag, welcher bei der geringsten
Sehlämpegabe 141^,19 betrug und welcher durch die höhere Gabe auf
141^,49 gesteigert wurde, durch die höchste Sehlämpegabe in Folge der
unzureichenden Menge von Protein auf 12'',63 herabsank. Aus diesen
Beobachtungen folgt, dafs man die Rationen in den Brennerei- Wirthschaften
sehr stickstoffreich einrichten mufs^ reicher als dies bisher geschehen ist,
wenn man rentabel arbeiten will.
Endlich richteten sich die Versuche darauf, festzustellen, wie grofs
man die Gaben von stickstoffhaltigen und stickslolffreien Nährstoffen
bemessen müsse, um die höchste Production zu erzielen. Nach den
Wolffschen Normen werden für 500*^ Lebendgewicht l'^',25 verdauliche
stickstoffhaltige Nährstoffe erfordert, und auf dieser Grundlage hat man
bisher allgemein die Kationen aufgebaut. Es wurde nun versucht, die
siicksloffhaltigen Nährstoffe bis auf 2*^ zu steigern, und das Resultat dieser
Versuche war ein aufserordentlich günstiges, denn nicht in einem ein-
zigen Falle ist diese bedeutende Erhöhung ohne Erfolg gewesen. Ueberall
ist die extremste Stickstoffration die allerbilligste gewesen, sie hat sich
gröfstentheils durch die Production selbst bezahlt gemacht, und wo dieses
nicht der Fall war, durch die viel billigere Erzeugung des Düngers.
Je stickstoffreicher die Ernährung, um so billiger wird der Dünger
producirt. Als Beleg für diese Schlufsfolgerungen möge aus den vielen
übereinstimmenden Versuchen nur der eine von Amtsrath /Umpan in
Schlanstedt ausgeführte hier mitgetheilt werden:
Sticksiüirh.iltitjp Niilir- Lebendpewichtsziinnhme Heute pro Tag und
stoiTe in der Ration pro Tae und Sliicl< Stiicii
k k Pf.
1,60 1,1 !)6 4,4
1,85 1,279 12,6
2,09 1,303 16,7
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 327
In einer anderen Versuchsreihe fand nun eine einseitige Vermehrung
<ier stickstofffreien Nährstoffe statt. Das Resultat war hier das umgekehrte,
indem auch nicht in einem einzigen Falle von allen 15 zur Ausführung
gelangten Versuchen durch eine Vermehrung der stickstofffreien Nähr-
stoffe über das jetzt gebräuchliche Mafs hinaus ein günstiger Erfolg er-
zielt wurde. Bei den meisten Versuchen fand überhaupt keine Erhöhung
der Production statt ^ aber auch bei den Versuchen, bei welchen eine
Mehrproduction an Milch oder Lebendgewicht erzielt wurde, machte
sich diese in keinem Falle bezahlt. Es ergibt sich aus diesen Versuchen,
•dafs die Wolff'schen Zahlen über das Quantum stickstofffreier Nährstoffe
für die Praxis durchaus zutreffend sind, während die Normen für die
stickstoffhaltigen Stoffe, wenigstens bei sehr wasserreicher Ernährungi
zu gering bemessen sind. Als die wichtigsten Resultate aller Versuche
ergeben sich folgende Sätze: 1) Die Darreichung extremer Schlämpe-
gaben ist weder vortheilhaft für die Production, noch auch rentabel.
2) Die Thiere können in Form von heifser Schlampe innerhalb gewisser
Grenzen mehr Wasser vertragen als in Form von anderen kalten, wasser-
reichen Futtermitteln. 3) Hierzu ist jedoch unerläfsliche Voraussetzung,
dafs beim Verfüttern wasserreicher Futtermittel die Ration einen sehr
hohen Stickstoffgehalt besitzen mufs. 4) Als zweckmäfsige Höhe der
Oabe von stickstoffhaltigen Nährstoffen ist zwar noch nicht die extremste
zu empfehlen, wohl aber ist zu erwarten, dafs l^^b stickstoffhaltige,
verdauhche Nährstoffe auf SOOi^ Lebendgewicht nicht zu viel sein werden,
keinerlei Uuzuträglichkeiten hervorrufen und die höchste und billigste
Production leisten werden. (Der Referent kann noch hinzufügen, dafs
die in noch gröfserem Umfange im W^inter 1888 bis 1889 ausgeführten
Fütterungsversuche die Resultate der vorjährigen Versuche durchweg
bestätigt haben.)
In der an den Vortrag sich schliefsenden Debatte bemerkt Professor
Märcker auf eine Frage, bei welcher Temperatur man die Schlampe
verfüttern solle, dafs er es für zweckmäfsig halte, dieselbe so heifs wie
möglich zu verabreichen (iVewÄauss-Selchow gibt 50 bis 600 als die ge-
eignetste Temperatur an), v. BockelbergSchönow berichtet über seine
Erfahrungen, welche er bei der Verfütterung der Süfsmaische oder Kunst-
schlampe (vgl. 1888 269 332), einem Futtermittel, welches bei der
jetzigen Steuergesetzgebung sehr an Bedeutung gewinnt, gemacht hat.
Er hat Anstofs genommen an der dünnen Beschaffenheit dieses Futters,
hervorgerufen durch einen gröfseren Malzzusatz, und hält dasselbe daher
für geringwerthiger. Märcker macht auf das Unzutreffende dieser Ansicht
aufmerksam^ durch das Malz wird die Stärke gelöst, daher die Masse
dünnflüssiger, die Nährstoffe bleiben natürlich dieselben, werden im
Gegentheile durch mehr Malz noch vermehrt. Im weiteren Verlaufe
der Debatte wird noch das Aufkochen der Süfsmaische, um dieselbe
haltbar und bekömmlich zu machen, als dringend nothwendig bezeichnet.
328 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Der Referent möchte noch hinzufügen, dafs bei einem in diesem Jahre
ausgeführten Versuche an Milchkühen die Süfsmaische ein überraschend
günstiges ResuUat ergeben hat. Als ein Theil der DifFusionsrückstände
durch Süfsmaische ersetzt wurde, fand bei gleichbleibenden Nährstoft-
meugen eine bedeutende Steigerung im Milchertrage statt.)
In der Zeitschrift für Spiritusindustrie ^ S. 65, 72, 81, werden noch
andere Futtermischungen als Ersatz für die Schlampe mitgetheilt, ver-
anlafst dadurch, dafs die Verfütterung von Süfsmaische bei hohen Kartoffel-
preisen sich nicht rentiren soll.
Auf eine Verfälschung der getrockneten Schlampe durch Keishülseny
welche Prof. Schulze in letzter Zeit mehrfach feststellen konnte, wird
in der Zeitschrift für Spiritus- und Prefshefeindustrie^ Bd. 9 S. 501, auf-
merksam gemacht. Dafs durch die Beimengung der für die Ernährung
ganz werthlosen Reishülsen eine bedeutende Verringerung des Nähr-
werthes der getrockneten Schlampe verursacht wird, liegt auf der Hand.
Die Frage, ob eventuell im Futter des Milchviehs enthaltene flüchtige
Fettsäuren in die Milch übergehen^ erörtert Prof. WeisU in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie ^ Bd. 12 S. 8 (daselbst nach Der Landwirth). Be-
kanntlich beobachtet man bei manchen Futtermitteln einen ungünstigen
Einflufs auf den Geschmack der Milch. Zu diesen Futtermitteln ge-
hören unter anderen auch solche, welche Säuren enthalten, wie z. B»
Schlampe, Sauerfutter u. s. w., und bei diesen will man auch vielfach
gefunden haben, dafs die Milch der mit ihnen ernährten Thiere leicht
säuert. Dieses hat zu der Vermuthung geführt, dafs die Säure dieser
Futtermittel direkt in die Milch übergehe und das Säuern derselben,
sowie den schlechten Geschmack verursache. Exacte Versuche von
Soxhlet haben jedoch gezeigt, dafs diese Ansicht unrichtig ist und dafs
die ungünstige Wirkung auf die Milch vielmehr darauf zurückzuführen
ist, dafs die genannten Futtermittel, welche reich an Spaltpilzen sind,
die Stallluft mit diesen stark iuficiren, und dafs nun aus der Stallluft
beim Melken die Pilze in die Milch gelangen und die geringere Halt-
barkeit derselben verursachen. Aehnlich dürfte es sich nach Weiske''s
Ansicht bezüglich des Geruchs und Geschmacks der Milch verhalten,
denn wenn auch manche Futtermittel sehr beträchtliche Mengen von
Säuren, darunter auch übelriechende, flüchtige Fettsäuren, enthalten
(z. B. die gesäuerten Diffusionsrückstände nach Untersuchungen des
Referenten bis zu einem Drittel der Trockensubstanz auf Milchsäure
berechnet), so ist doch anzunehmen, dafs unter normalen Verhältnissen
diese Säuren im Thierkörper verbrannt werden und nichts davon in
die Milch gelangt. Diese Annahme fand Weiske durch eiaen Versuch
bestätigt. Er gab einer Ziege täglich 1*-' Buttersäure unter den nöthigen
Vorsichtsmafsregeln, so dafs nichts von dem Buttersäuregeruche in die
Stallluft gelangen konnte. Der Geruch und Geschmack der Milch blieb
vollständig rein und frei von Buttersäure. Auch die chemische Prüfung
üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 329
der Milch ergab in derselben keinen gröfseren Säuregehalt als bei
normaler Fütterung. Verfasser schliefst daraus, dafs, sofern nicht zu
grofse Quantitäten von organischen Säuren zur Aufnahme gelangen und
sofern durch die Säureaufuahme keine Verdauungsstörungen, sowie andere
der Gesundheit nachtheilige Folgen eintreten, ein Uebergaug dieser
Säuren in die Milch nicht stattzufinden scheint, sondern vielmehr auch
hier die verunreinigte Stallluft als die Ursache der schlechten Beschaffen-
heit der Milch anzusehen sein dürfte.
Ueber den Glyceringehalt der Branntweinachlämpe veröffentlicht Bans
Graf V. Torring in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen^ 1889 Bd. 36
S. 23, eine umfangreiche Arbeit. Der Verfasser prüfte nach einer von
ihm ausgearbeiteten Methode (ähnlich der von Dietz^ vgl. 1888 268 128)
7 Proben Schlampe auf ihren Gehalt an Glycerin und fand im Durch-
schnitte auf 1^ Schlampe 2?,520 oder auf lOOs Schlämpetrockensubstanz
3?,12 Glycerin. Diese Zahlen bleiben erheblich unter denen, welche
sich aus dem Alkoholgehalte der Maischen auf Grund der von Pasteiir
ermittelten Zahlen berechnen lassen. Diese Differenz ist wohl dadurch
zu erklären, dafs ein Theil des Glycerins durch Nebengährungen wieder
zerstört wird. Möglicherweise bildet sich durch diese Zersetzung des
Glycerins der im Rohspiritus enthaltene Propyl- und ßutylalkohol. In
der getrockneten Schlampe fand Verfasser, auf wasserfreie Substanz
berechnet, nur 1,9 Proc. Glycerin, während 100 Th. Trockensubstanz
der frischen Schlampe 2,57 bis 3,92 Th. Glj^cerin enthielten. Es geht
also beim Trocknen fast die Hälfte des Glycerins verloren. Verfasser
berechnet die Menge Glycerin, welche die Thiere in den üblichen
Schlämpegaben erhalten, und glaubt nach den bis jetzt vorliegenden
Beobachtungen über die Ausnutzung und Bekömmlichkeit des Glycerins,
dafs diese Mengen, besonders in der grofsen Verdünnung, nicht nur
ohne Nachtheil für die Gesundheit der Thiere sein werden, sondern
auch voll zur Ausnutzung gelangen, d. h. eine ihrem Verbrennungs-
werthe entsprechende Menge Wärme liefern werden. Da nun 100 Th.
Glycerin dieselbe Wärmemenge liefern wie 110 Th. Stärke und da
andererseits das Glycerin leicht löslich und resorbirbar und vollständig
verdaulich ist, so hält Verfasser dasselbe für einen sehr werthvollen
Bestandtheil der Schlampe. Andererseits macht Verfasser darauf auf-
merksam, dafs in Folge des Gehaltes der Schlampe an Holzfaser und
incrustirenden Substanzen die Annahme, dafs die gesammten stickstoff-
freien Extractstoffe der Schlampe den Werth der Stärke besitzen, un-
zutreffend sei und eine ungerechtfertigte üeberschätzung des wirklichen
Nährwerthes dieser Stoffe in sich schliefsen. (So viel dem Referenten
bekannt ist, bringt man auch nur 85 Proc. der stickstofffreien Stoffe als
verdaulich in Rechnung.)
Die Frage, weshalb sich auf Maismaischen ^ welche mittels Hochdruck
hergestellt sind ^ kein Oel absondert^ während bei Maischen, nach altem
330 üeber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Verfahren bereitet, eine bedeutende Oelabsonderung stattfindet, wird in
der Zeilschrift für Spiritusindustrie^ Bd. 12 S. 144, von Heinzehnann dahin
beantwortet, dafs das Oel sich hauptsächlich in den Zellen des Embryo
vorfindet, und dafs durch das Zerkleinern des Maiskorns durch Schroten
der Embryo von den Umhüllungen befreit und dadurch das Oel blofs-
gelegt wird. Beim Dämpfen unter Hochdruck ohne Zerkleinerung findet
eine solche Freilegung der ölhaltigen Zellen wahrscheinlich nicht in
dem Mafse statt. Jedenfalls aber ist eine Zersetzung des Oeles, wie
der Fragesteller sie vermuthet, nach den Versuchen, welche Heinzelmann
durch Erhitzen von Maisöl mit Wasser unter hohem Drucke ausgeführt
hat, nicht zu befürchten. (Fortsetzung folgt.)
üeber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Ueber die Reinigung der Abgang swüsser aus der Brauerei von Franz
Schicackhöfer {Millheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei
und Mälzerei in Wien^ IL Heft, Wien 1889. Wochenschrift für Brauerei^
1889 Bd. 6 S. 313).
Im Laufe des vorigen Jahres wurden in Niederösterreich eine ganze
Reihe von Fabriken wegen ungenügender bezieh, ganz unterlassener
Reinigung ihrer Abgangswässer und Auslaufenlasseu in ein öffentliches
Gerinne von Seite der Behörde beanstandet. Darunter befinden sich auch
zwei gröfsere Brauereien. Die chemische und bakteriologische Unter-
suchung der Abwässer derselben fiel dem Laboratorium der Versuchs-
station an der k. k. Hochschule für Bodenkultur zu.
Beide Brauereien besitzen Reinigungsanlagen, in welchen Kalkmilch
als Desinfectionsmittel in Anwendung kommt. Die eine Brauerei hat
hierfür eine eigene maschinelle Einrichtung mit Rührbottichen und ge-
schlossenen Filtern, die andere hingegen nur eine Sedimentäranlage,
bestehend aus langen, mehrfach gewundenen gemauerten Kanälen von
geringem Gefälle, in welchem der durch die Kalkfällung erzeugte Nieder-
schlag zum Absitzen gebracht wird.
Der Verfasser theilt in dem Originalaufsatze nur die Resultate mit,
welche er bei Untersuchung des Abwassers aus der Brauerei mit
maschineller Einrichtung erhielt. Die bei dem Abwasser der anderen
Brauerei erzielten hält Verfasser nicht für mafsgebend, da die kommissio-
nelle Erhebung und Probenahme in der Brauerei nach dreitäüisem
Regenwetter stattfand, wodurch das in der olFenen Reinigungsanlage
sich befindende Abwasser stark verdünnt wurde und somit reiner er-
schien, als es in Wirklichkeit sein konnte.
Bezüglich der erhaltenen Zahlen auf das Original verweisend be-
gnügen wir uns hier damit, das Gesammtergebnifs der Untersuchung
mitzutheilen wie folgt:
üeber Fortschritte in der Bierbrauerei. 331
Die Reinigung der Brauereiabwässer mit Aetzkalk. erfüllt ihren
Zweck nur unvollständig. Eine ausgiebige Wirkung ist nur bezüglich
der suspendirten Stoffe und des Bakteriengehaltes zu verzeichnen. Auf
die gelösten Stoffe (mit Ausnahme der Phosphorsäure) wirkt die Kalk-
fällung so gut wie gar nicht und ist summarisch sogar eine Zunahme
dieser Substanzen wahrzunehmen. Der organische Antheil dieser letzleren
gibt einen guten Nährboden für die Mikroorganismen ab und wenn
neuerdings eine lufection durch Luft, Staub und Boden stattfindet, wie
das in einem offenen Gerinne der Fall ist, so gehen diese Wässer (bei
geringem Kalküberschusse. D. Ref. Vgl. König ^ Die Verunreinigung
der Gewässer u. s. to. S. 237. Berlin J. Springer 1887) in der wärmeren
Jahreszeit alsbald wieder in Zersetzung über. Die dadurch entstandene
Kalamität wird um so gröfser, je weniger Wasser das offene Gerinne führt.
Nach Schwackhöfer ist die Kalkfällung und nachfolgende Filtration
leider das einzige zweckmäfsige Verfahren der Abwasserreinigung,
vi^elches man bis heute kennt. Zusätze von Eisenchlorid, Mauganchlorür,
Alaun u. s. w. vertheuern die Verfahren und bleiben ohne erheblichen
Erfolg.
Die Beseitigung der Abwässer aus der Brauerei bespricht Prof. Friedrich
Zajicek {Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung ^ 1889 Bd. 29 S. 605, aus
dem 18. Jahresberichte der I. österreichischen Brauerschule an der
landwirthschaftlichen Lehranstalt Francisco- Josephiuum in Mödling
1887/88). In einem längeren Aufsatze verbreitet sich Verfasser über
die zu dem Zwecke der Ableitung der Abwässer dienenden Einrich-
tungen in den einzelnen Brauereigebäuden, so in der Malztenne, dem
Sudhause, dem Gähr- und dem Lagerkeller, dann über die Ableitung
der Abwässer durch entsprechend angelegte Kanäle, endlich über Be-
seitigung der schädlichen Sinkstoffe des Kaualwassers.
Die ziceite mährische Braugerste- Ausstellung in Brunn. Bericht er-
stattet an den Centralausschufs der k. k. mährisch-schlesischen Ackerbau-
gesellschaft von Prof. Dr. A. Zoebl (im Auszuge: Allgemeine Brauer- und
Eopfenzeitung, 1889 Bd. 29 S. 853).
Die mährisch-schlesische Ackerbaugesellschaft hat in der richtigen
Erwägung der grofsen Bedeutung der Braugersteproduction für Mähren
und in der Absicht, die Gerstenkultur zu heben, die Veranstaltung von
Gerstenausstellungen beschlossen, deren erste im August des Jahres 1886,
die zweite 1887 in Brunn stattfand.
An der zweiten Ausstellung betheiligten sich 808 Aussteller mit
975 Gerstenproben.
Wir entnehmen der umfangreichen mit zahlreichen Tabellen aus-
gestatteten Abhandlung lediglich die folgende Uebersicht, welche die
von Prof. F. Schindler., Prof. S. Adametz und Prof. E. Fischer ermittelten
Grenzwerthe und Durchschnittsergebnisse der Qualitätszahlen für 20 mit
den ersten Preisen ausgezeichnete Gerstenproben enthält.
332
Ueber Fortsclirittc in der Bicrbraueiei.
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lieber Fortschritte in der Bierbrauerei. 333
Es übertraf also unter den mit ersten Preisen ausgezeichneten
Gersten die Hannagerste alle übrigen im Hektolitergewiehte und in der
Vollkörnigkeit auch bezüglich des Proteingehaltes verhielt sie sich am
günstigsten. Im Extractgehalte war die Goldmeloneugerste die beste ^
am dünnspelzigsten war die Pfauengerste, welche auch zu den grofs-
körnigsten zählte. Durch Grofskörnigkeit zeichneten sich auch einzelne
Nummern der Goldmelonen-, Oregon- und Chevaliergerste aus.
Ein Vergleich der für die „hochfeinen" Gersten erhaltenen Durch-
schnittswerthe mit jenen der nächst besten „feinen" zeigt die ersteren
überlegen in Korngröfse und auch im Hektolitergewiehte^ um ein Ge-
ringes ist bei den „hochfeinen" Gersten auch das Verhältnifs der Länge
und Breite der Körner günstiger. Dagegen ergeben sich bezüglich der
übrigen Eigenschaften keine nennenswerthen Unterschiede. Immerhin
zeigt der bedeutende Unterschied in der Korngröfse, dafs die Preisrichter
auf diese Eigenschaft ein grofses Gewicht legen. Ein anderes schwer
in die Wagschale fallendes Beurtheilungsmoment war die Farbe der
Körner, welche allerdings in den vorliegenden Untersuchungsresultaten
nicht zum Ausdrucke gelangt.
Ein Rückblick auf die bei beiden Ausstellungen erzielten Resultate
zeigt, dafs unter den Eigenschaften der Gerste — ausreichende Wachs-
thumsbedingungen vorausgesetzt — die Gröfse und Gestalt des Kornes noch
die gröfste Constanz in der Vererbung zeigen, während die übrigen Eigen-
schaften von den äufseren Vegetationsverhältnissen (Klima, Boden) beein-
flufst werden. »In dem günstigen Zusammenwirken dieser Factoren liegt
ohne Zweifel das Schwergewicht für die Production vorzüglicher Braugerste,
Ueber die Resultate der im J. IS88 in Schleswig- Holstein ausgeführten
Anbauversuche mit Braugerste macht Dr. A. Emmerling {Zeitschrift für
das gesammte Brauwesen^ 1889 Bd. 12 S. 135) Mittheilung. Da über die
Beziehungen der Qualität zu den inneren Eigenschaften der Gersten-
körner mit Rücksicht auf den laudwirthschaftlichen praktischen Zweck
dieser Versuche eingehendere Untersuchungen nicht unternommen wurden,
so begnügen wir uns hier mit dem Hinweise auf den Bericht. Nur das
eine liefs sich in Uebereinstimmung mit dem vorjährigen Ergebnisse
(vgl. 1888 270 279) feststellen, dafs die geringeren Qualitäten im
Durchschnitte die gröfste Zahl der glasigen und die geiüngste Zahl der
mehligen (inclusive halbmehligen Körner) enthalten, wie folgende Zu-
sammenstellung lehrt:
Durchschnittliche Procentzahlen der mehligen und glasigen
Qualität: glasig Körner: mehlig halbmehlig
über mittel 25,3 6,4 68,2
mittel 26,4 4,7 69,0
unter mittel 29,0 3,5 67,5
71,0
334 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Gleichfalls mehr landwirthschaftliches Interesse beanspruchen die unter
der Leitung des Prof. Märcker in der Provinz Sachsen ausgeführten Gersten-
culturversuche {Altgemeine Brauer- und Hopfenzeitung.^ 1889 Bd. 29 S. 1164).
Ueber das Wasserbinden der Malztrockensubstanz beim Lagern^ beim
Einteigen und beim Maischen., und im Zusammenhange damit über die
indirekten Ejctractbestimmungsmvthoden von Dr. W. Schnitze {Miltheilungen
der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien.^
II. Heft. — Zeitschrift für das gesummte Brauwesen.^ 1889 Bd. 12 S. 126).
Die Resultate seiner umfangreichen Arbeit, welche in innigem Zusammen-
hange mit einer 1884 Bd. 7 S. 53 letztgenannter Zeitschrift erschienenen
Untersuchung von Franz Heim steht (vgl. auch Zeitschrift für das ge-
sammte Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 85, 164, 179), fafst Dr. Schultze in
folgenden Sätzen zusammen:
I. Wenn trockenes Malzschrot mit Wasser eingeteigt vrird, so bindet
das Malzschrot einen Theil des Wassers.
II. Die Wasserbindung durch trockenes Malzschrot ist die Ursache
der beim Einteigen frei werdenden Wärme.
Aus I und II folgt:
1) Da 100 Gew.-Th. Versuchsmalz, bestehend aus 98,2 Trockensub-
stanz und 1,8 sogen. Feuchtigkeit, 4,21 Th. Wasser binden, so dürfen
1,8 Th. sogen. Feuchtigkeit, welche bereits vor dem Einteigen vorhanden
waren, nicht als blofs adhärirendes, sondern diese müssen als ge-
bundenes Wasser angesehen werden. Jede Malztrockensubstanz hat
ein gewisses wasserbindendes Vermögen. Bei Malzsorten mit Wasser-
gehalten, die über das wassei-bindende Vermögen derselben hinaus-
gehen, ist zwischen dem gebundenen und dem freien Wasser zu unter-
scheiden.
2) Es erklärt sich jetzt, warum bei Trockeugehaltsbestimmungen
das Wasser aus dem Malze so schwer völlig zu entfernen ist.
3) Wenn gut ausgedarrtes Malz an der atmosphärischen Luft lagert,
so absorbirt und bindet es Feuchtigkeit; hierbei wird Wärme im lagernden
Haufen frei.
4) Kommt Malzschrot zur Einmaischung, dessen wasserbindendes
Vermögen bereits während der Lagerung durch atmosphärisches Wasser
gesättigt worden ist, so kann beim Einteigen keine Wärme mehr frei
werden.
5) Bei dem in früheren Zeiten üblichen Einsprengen des Malzes
mit 5 bis 10 Proc. Wasser unmittelbar vor dem Zermahlen auf ge-
wöhnlichen Malzmühlen hat jedenfalls dann eine Wasserbindung statt-
gefunden, wenn das Wasserbindungsvermögen des betretfenden Malzes
nicht bereits während der Lagerzeit gesättigt worden war. Die alten
Brauer haben dann thatsächlich, wenn auch nicht absichtlich die Wasser-
bindung im Maischbottiche schon auf der „Einspi'enge'-' vorweg ge-
nommen. Unter diesem Gesichtspunkte verliert die Methode des Ein-
Kleinere Mittheilungen.
335
sprengens für den heutigen Brauer, der dieselbe in Folge Einführung
der Quetschmühlen nicht mehr anwendet, das Befremdende. (Das „Ein-
sprengen" wird auch heutzutage zuweilen noch angewendet, wenn es
sich darum handelt, die Hülsen des Malzes durch Befeuchten geschmei-
diger zu machen, so dafs sie auf der Schrotmühle weniger stark zer-
kleinert werden und nachher beim Abläutern eine bessere Filtrirschicht
abgeben können. D. Ref.)
III. Wird eingeteigtes Malzschrot gemaischt, so findet während des
Maischens eine abermalige Wasserbindung statt.
100 Gew.-Th. des Versuchsmalzes = 98,2 Gew.-Th. Trockensub-
stanz banden
a) als sogen. Feuchtigkeit 1,80 Th. Wasser = 1,83 Proc. der Malztrockensiibst.
b) beim Einteigen . . . 4,21 „ „ = 4,58 „ „ „
c) beim Maischen . . . 1,11 „ „ = 1,13 » « u
insgesammt 7,12 Th. Wasser = 7,24 Proc. der Malztrockensubst.
IV. Das gesammt gebundene Wasser geht theils in die Substanz
des Würzeextractes, theils in die Substanz der Trebern ein.
V. Die allgemein gebräuchliche Annahme, dafs 100*^ Malzschrot
den Raum von 75^ einnehmen, oder mit anderen Worten, dafs das
specifische Gewicht des Malzschrotes = 1,3333 und sein specifisches
Volumen = 0,75 sei, ist falsch. (Fortsetzung folgt.)
J. Comstock's Cirkelmesser-ScMelfmaschine.
Das auf einen Bolzen gespannte Scheibenmesser dreht sich mittels eines
Winkelrades in langsamer Gangart, während die Schleifscheibe vermöge Räder-
umsetzungen rascher kreist. Den verschiedenen Messergröfsen entsprechend,
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wird die Schleifscheibenwelle sammt ihren Lagerbüchsen im Lagerbocke ver-
schoben, während das Vorderlager selbst in der Höhe einstellbar ist, um die
Zuschärfungswinkel zu regeln , weil sonst die Schrägstellnng des Aufspann-
dornes zur Schleifradwelle unveränderlich ist.
Die elektrische Stadtbahn in Budapest.
1^- Ueber die am 22. Juli d. J. eröffnete und am 30. dem öffentlichen Ver-
kehr übergebene elektrische Stadtbahn in Budapest bringt der Elelttrotechniker^
1889 Bd. 8 S. 138, folgende Mittheilungen;
336 Kleinere Mittheilungen.
Die Bahn ist durchwegs mit eisernem Oberbau ausgeführt. Die Schienen
sind symmetrische Doppelschienen. Unter dem einen Schienenstrange belindet
sich die unterirdische Stromzuleitung in einem eiförmigen Betonkana], welcher
oben aufgeschlitzt ist und mit dem Schlitze zwischen den Doppelschienen in
Verbindung steht. Die elektrische Stromzuleitung vermitteln zwei gegenüber
stehende Winkeleisen, welche in dem Betonkanal mitteis Isolatoren befestigt
sind; die im Strafsenpllaster liegenden Faiirschienen werden zur Stromzuleitung
nicht benutzt. In diesem unterirdischen Kanäle läuft unter jedem Wagen ein
sogen. Contactschitf , welches den Strom von der beschriebenen Leitung zur
Wagenmaschine führt.
Die Weichen des beschriebenen Oberbaues mufsten natürlich für den voi*-
liegenden Zweck besonders eingerichtet werden; sie sind einfach und zweck-
mäfsig. Selbstredend raufste jede einzelne Weiche nach ihrer Verlegung ganz
genau ausgerichtet, nachgearbeitet und ausprobirt werden. Die Aufstellung
und Ausrichtung der Weichen konnte bei der Neuheit der Construction mit
dem auf letztere noch nicht eingeübten Arbeiterpersonal nur sehr langsam
vor sich gehen. Die Weichen werden von den Wagen selbsthätig gestellt.
Bis die Weichen ganz geläufig gehen, wird jedoch die Stellung mit der Hand
vorgenommen.
Die Wagen unterscheiden sich äufserlich fast in Nichts von den üblichen
Strafsenbahnwagen, nur dafs sie durchwegs haltbarer und demzufolge auch
etwas schwerer sind. Zwischen den Wagenachsen unter dem Wagenkasten
liegt die secundär getriebene Dynamomaschine, welche durch den durch das
Contactschitf ihr zugeführten elektrischen Strom in Bewegung gesetzt wird.
Die Umdrehungen der elektrischen Maschine werden mittels elastischer Stahl-
spiralschnüre auf die Wagenachsen übertragen. Die Maschine wird durch den
Ausschalter, welcher an jedem Wagentritte angebracht ist, ein- bezieh, aus-
geschaltet. Es geschieht dies durch Einstecken eines Schlüssels, welcher die
Form einer Kurbel hat. Je nachdem die Einschaltung erfolgt, fährt der
Wagen langsamer oder schneller, vor- oder rückwärts. Durch allmähliche
Einschaltung oder Ausschaltung wird ein sanftes Anfahren oder Stehenbleiben
des Wagens bewirkt. Doch kann durch schnelles Ausschalten auch ein sehr
schnelles Stehenbleiben des Wagens veranlafst werden. Im Falle von Gefahr
kann sogar durch Anwendung von Gegenstrom der Wagen fast augenblicklich
zum Stehen gebracht werden. Die Ausschaltung wird vom Wagenführer mit
der linken Hand bewirkt, während er mit der rechten Hand die Bremse
handhabt. Da der Wagenführer den Ausschalter und die Bremse nicht aus
der Hand lassen soll, so ist die Anordnung getroffen, dafs er die Signal-
glocke, welche an jedem Perronende angebracht ist, mit dem Fufse in Be-
wegung setzt.
Die Bahn erhält den elektrischen Strom von einer Centralstelle. Die
Centralstelle ist die erste derartige gröfsere elektrische Centralstelle in der
Monarchie und jedenfalls die erste ungarische Anstalt für elektrische Kraft-
übertragung, wie denn überhaupt eine elektrische Bahn in dem Umfange des
genehmigten Netzes und in der beschriebenen Vollkommenheit der Anordnung
noch nirgends vorhanden ist.
Die Centralstelle hat vorläufig drei Dampfkessel, drei Dampfmaschinen
zu je lüü H* und dem entsprechend drei Dynamomaschinen, welche nach
Belieben einzeln in die Kabel der einzelnen Linien oder mittels Parallel-
schaltung gemeinschaftlich in das verbundene Kabelnetz arbeiten können.
Verlag der J. ü. Cotta'schen Uuchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neuerungen an Oefeu für verschiedene gewerbliche Zwecke. 33^7
Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke.
Mit Abbildungen auf Tafel 16 und 17.
Emaillirofen von Friedrich Siemens. Derselbe ist mit zwei oder
mehr Ofenkammern 0 0^ ausgestattet, welche die Muffel vertreten. Ein
stetiges Emailliren wird dadurch ermöglicht, dafs mittels einer Rege-
nerativgasfeuerung immer mindestens eine Ofenkammer von innen (nicht
von aufsen) erhitzt und mindestens eine andere zum Emailliren benutzt
wird und die beiden so bezeichneten Vorgänge in regelmäfsiger Weise
zwischen den zwei paarweise zusammengehörigen Ofenkammern ab-
wechseln.
In den Fig. 1 bis 8 sind zwei verschiedene Ausführungsformen von
Emailliröfen mit Regenerativgasfeuerung dargestellt, welche gestatten,
dafs ohne Unterbrechung emaillirt wird. Es wird dies nach Fig. 1 bis 4
durch zwei derart vereinigte selbständige Oefen mit Regeneratoren
ohne Zugumkehr erreicht. Hierbei gestattet nur eine Gaswechselklappe
und eine Luftwechselvorrichtung den Ofenbetrieb so einzurichten, dafs
in der Kammer 0 des einen Ofens ohne Flamme emaillirt, während
die Kammer des zweiten Ofens 0^ zu gleichem Zwecke vorgewärmt
wird. Der Betrieb der beiden Oefen wird demnach wie derjenige eines
einzigen Ofens mit zwei getrennten Kammern geführt. Wird z. B. in
der Ofenkammer Oj emaillirt, so wird die Ofenkammer 0 gleichzeitig
vorgewärmt. Die Stellung der Regelungs- bezieh. Wechselklappen ist
dann derart, dafs Luft- und Gaszutritt zu Ofenkammer Oj , sowie ihr
Schornsteinzug offen, die entsprechenden Regelungsmittel der Ofen-
kammer 0 aber geschlossen sind. In letzterer herrscht also vollkommene
Ruhe. Durch entsprechende Umstellung der Wechselklappen und des
Schornsteins wechseln die Ofenkammern und unter übrigens gleichen
Umständen ihre Thätigkeit.
In der dieser Construction entsprechenden Zeichnung ist das Gas-
regulirungsventil mit B bezeichnet. Gas wechselklappe mit K^ die Zu-
führungskanäle mit g bezieh, g^^ die Luftzuführungskanäle mit / bezieh, /j,
der Gasfuchs mit G bezieh. Gj, der Luftfuchs mit L bezieh. Z<i, der
Abgangsfuchs der Verbrennungsproducte mit V bezieh. }\. Die Luft-
zuführungskanäle l bezieh, /j, sowie die Abzugskanäle v bezieh, v^ nach
dem Essenkanal 5 sind behufs Regulirbarkeit mit Schiebern Sj $2 bezieh.
«3 «4 versehen.
Fig. 5 bis 8 stellen die zweite Ausführungsform von Emailliröfen
mit Regenerativgasfeuerung dar, welche ebenfalls gestattet, dafs ohne
Unterbrechung emaillirt wird.
Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Ausführungsformen
liegt darin, dafs, während der in Fig. 1 bis 4 dargestellte Ofen Rege-
neratoren ohne Zugumkehr, sogen. Gegenstrom- oder Leitungsregene-
ratoren besitzt, der in den Fig. 5 bis 8 dargestellte Ofen mit Regene-
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 8. 1889|HI. 22
338 Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke.
ratoren mit Zugumkehr, sogen. Oberflächenregeneratoreo, versehen ist.
Der letztgenannte Ofen besitzt zwei Ofenkammern 0 0^ und unter
diesen angeordnet zwei Oberflächenregeneratoren R H^ zum Vorwärmen
der Verbrennungsluft, während das Gas unvorgewärmt durch das Re-
gulirungsventil V und den in der Trennwand beider Ofenkammern ge-
legenen Gaskanal g zu- und aus dem Gasfuchs G ausströmt. Die
Brennluft tritt durch die Luftwechselklappe K ein, durchströmt den
einen Regenerator Ä, wird dort vorgewärmt und gelangt heifs durch
die Füchse L in die Ofenkammer O, wo sie im Flammenfuchs F mit
dem Gas zusammentrifft und mit diesem als Heizflamme nach der
Ofenkammer Oj abzieht; in dieser hat die Heizflamme freien Raum
zu unt^ehinderter Entwickelung, beschreibt ein doppeltes, nahezu in
einer Wagerechtebene gelegenes Hufeisen, vollendet dort das active
Stadium ihrer Verbrennung und gibt strahlende Wärme an die Ofen-
kammerwandungen ab; die Verbrennungsproducte entweichen durch
die Füchse Lj nach dem Regenerator Ä|, geben dort ihre Wärme durch
Berührung ab für spätere Vorwärmung der Brennluft und gelangen
dann, die Klappe K passirend, nach dem Essenkanal 5, dessen Zug-
wirkung durch den Schieber s geregelt wird. Während also die Ofen-
kammer Ol erhitzt wird, wird in der Ofenkammer 0 ohne Flamme
unter ausschliefslicher Benutzung der von den Kammerwandungen aus-
o-estrahlten Wärme emaillirt.
Ist die Beschickung gar gebrannt, entfernt man sie aus dem Ofen O
und legt die Luftklappe K auf die andere Seite, dann kehren sich die
Verbrennungsvorgänge im Ofen in bekannter Weise um. Die Heiz-
flamme wird durch den Essenzug nach Ofenkammer 0 gebracht und
Ofenkammer 0^ ist zum Einbringen einer neuen Beschickung bereit.
Ein solcher Ofen mit Oberflächenregeneratoren ist sehr leistungsfähig,
weil man die Temperatur der Heizflamme durch die Oberflächen-
regeneratoren erheblich steigern kann. Er ist deshalb für gröfsere
bezieh, dickere zu emaillirende Stücke, wie Gährbottiche, Badewannen,
Waschkessel bestimmt. Ein Uebelstand, welcher für feinere Waare in
Betracht kommen könnte, ist der, dafs in dem beschriebenen Ofen die
zur Verbrennung strömende heifse Brennluft die mit der Beschickung
besetzte Ofenkammer passirt. Obgleich diese Luft fast ebenso heifs
wie die Ofenwandungen und staubfrei ist, auch der Wirkung der strah-
lenden Wärme auf die Beschickung kein Hindernifs bietet, so könnte
doch für kleinere Waaren erster Güte vollkommene Ruhe in der Ofen-
kammer erwünscht sein, derart, dafs das Arbeiten in derselben dem-
jenigen in einer von aufsen beheizten Muffel genau entspricht. Diesen
Bedingungen wird durch die in den Fig. 1 bis 4 dargestellte Ausführungs-
form eines Emaillirofens genügt. (D. R. P. Nr. 45838 vom 15. Juli 1888.)
Da bei dem vorstehend gekennzeichneten Emaillirofen die Zeit zur
Aufspeicherung der Wärme während des Anheizens der Arbeitskammer,
Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke. 339
sowie die aufgenommene Wärmemenge die für die Leistung des Ofens
bestimmenden Factoren sind, so mufs eine erhebliehe Steigerung der
Ofenleistung eintreten, wenn die Aufnahme- bezieh. Abgabezeit ver-
mindert und die ausgetauschte Wärmemenge gleichzeitig vermehrt
werden kann. Da nun Aufnahme- und Abgabezeit, sowie die dabei in
Frage kommende Menge von Wärme in bedeutendem Mafse von den
Abmessungen der den Wärmeaustausch vermittelnden Oberfläche ab-
hängen, so wird durch Vergröfserung der Innenfläche der Arbeits-
kammer eine Steigerung der Ofenleistung unmittelbar herbeigeführt
werden. Diese Oberflächen vergröfserung bewirkt Siemens nach dem
Zusatzpatente Nr. 46742 vom 25. September 1888 dadurch, dafs er die
Innenflächen gewellt herstellt oder Längsrippen, Querrippen, Buckel
oder sonstige Vorsprünge in den Innenflächen der Arbeitskammern
anbringt.
Rivas Schachtofen zum Brennen von Gyps. Der obere Theil des
dem Alberto Riva in Mailand patentirten Schachtofens zum Brennen
von Gyps (D. R. P. Nr. 45 969 vom 30. Mai 1888) unterscheidet sich nur
wenig oder gar nicht von bekannten Kalköfen, der untere Theil besteht
aus einem Lufterhitzungsapparat, welcher eine genügende Menge Luft
auf 3000 c. erhitzt. Dieser Temperaturgrad ist erforderlich, um Gyps
zu brennen, denn, obwohl der letztere schon bei viel niederer Tem-
peratur sein Wasser verliert, so mufs doch die Luft, welche in die
Gypsmasse einströmt, eine höhere Temperatur haben, um die verschie-
denen Wärmeverluste, welche beim Brennen vorkommen, zu ersetzen.
Der Lufterhitzungsapparat (Fig. 9 und 10) besteht aus einer Feu-
erung a und einem System von Heizröhren, durch welche die Ver-
brennungsgase hindurchziehen. Diese Heizröhren sind vorn und hinten
in Wänden äA, gelagert und in Abtheilungen angeordnet, welche durch
senkrechte Scheidewände b (Fig. 10) und wagerechte Platten b^ ge-
bildet werden. Solcher Abtheilungen sind im Ganzen 12 vorhanden.
Die rechts und links gelegenen Abtheilungen sind von unten nach oben
mit I, II, III, IV und die mittleren vier Abtheilungen von oben nach
unten mit V, VI, VII, VIII bezeichnet.
Die Verbrennungsgase strömen nun aus dem Feuerraum zunächst
durch die Röhren in den Abtheilungen VII und VIII von vorn nach
hinten, dann durch die Röhren der Kammern IV und V von hinten
nach vorn, dann links und rechts durch die Röhren der Kammern IV
und III von vorn nach hinten und schliefslich durch die Röhren der
Kammern II und I von hinten nach vorn und durch Kanäle d zum
Schornstein. Unter den Feuerungsrost wird durch seitliche Kanäle c
Luft eingeblasen. Die Kanäle e sind zu beiden Seiten der Feuerung
von Kanälen e abgezweigt, durch welche Luft mit Hilfe eines Ven-
tilators eingeblasen wird. Die Kanäle c münden in die Abtheilungen I.
Die durch e eintretende Luft strömt durch die Abtheiluneen I von vorn
340 Neuerungen an Oelen lur verschiedene gewerbliche Zwecke.
nach hinten, tritt iu die Abtheilungen 11, durchströmt diese von hinten
nach vorn, durchströmt dann die Abtheiluugen III von vorn nach
hinten, dann die Abtheilungen IV von hinten nach vorn, tritt dann vorn
in die Abtheilung V ein und hinten aus derselben aus, um die Ab-
theilung VI von hinten nach vorn, dann die Abtheil uug VII von vorn
nach hinten und schliefslich die Abtheilung VIII von hinten nach vorn
zu durchströmen. Auf diesem Wege hat sich die Luft bis auf 3000 C.
erhitzt. Sie strömt nunmehr senkrecht nach oben und tritt durch
Kanäle f und Schlitze g zu den im Ofenschacht befindlichen Gy])sstücken.
In die Kanäle c sind Schieber Cj (Fig. 10) eingeschaltet, durch
welche die Menge der unter dem Rost einströmenden Luft regulirt wird.
An das untere Ende des Ofenschachtes schliefst sich ein Trichter k
an, welcher in ein schräg liegendes Ablaufrohr k^ ausmündet, das am
Ende mit einer Thür k^ verschlossen ist. Der im Ofenschacht in faust-
grofsen Stücken liegende Gyps wird durch das RohrA-j, das aus Gufs-
eisen besteht, von Zeit zu Zeit ausgesogen und oben wird in den Ofen
eine gleich grofse Menge rohen Gypses aufgegeben. Um ein etwaiges
Versacken des Ofens durch Aufblähen der Gypsstücke leicht beseitigen
zu können, sind zwei einander gegenüberliegende OefFnungen ii vor-
gesehen, durch welche man mit einer eisernen Stange den Gyps auf-
stofsen kann.
Glühofen der Well's Bustless Iron Co. (New York). Die genannte
Gesellschaft bringt (vgl. Uhland., Prakt. Maschinenconstructeur .^ Nr. 35
S. 238) Stahl- und Eisenerzeugnisse auf den Markt, welche durch eine
schwarze Oxydschicht vor dem Rosten geschützt sind. Zur Herstellung
dieser Oxydsehicht müssen die betreffenden Gegenstände einem beson-
deren Glühprozesse ausgesetzt werden, bei welchem von Well construirte
Oefen benutzt werden (Fig. 11 bis 16). Die betreffenden Gegenstände
von Eisen und Stahl finden in einer Menge von etwa 12000 engl. Pfd.
in der Heizkammer desselben Platz und werden im Laufe von 12 Stunden
allmählich auf starke Rothglut erhitzt. Nach dem Eintritt der Roth-
glut wird bei geschlossenem Essenschieber ein Gemisch von Dampf
und Kohlensäuregas in die Kammer gebracht, welchem Gasgemenge
die Gegenstände noch etwa 5 Stunden ausgesetzt werden, worauf sich
die gewünschte Oxydschicht bilden soll. Der Ofen wird durch Gase,
welche mit einem i>?emens-Generator erzeugt sind, geheizt. Dieselben
treten durch eine unterhalb der geschlossenen Dampfdüse H (Fig. 12)
gelegene Klappe ein und entnehmen die geringe Menge der zur Ver-
brennung erforderliehen Luft aus einem Ventil über H. Die innige
Mischung von Luft und Gas geschieht beim Durchgang durch die durch-
löcherte Wand P (Fig. 12, 14 und 15). Alsdann gelangen die Gase in
die Verbrennungskammer hinter P und nehmen ihren Weg durch den
Kanal 0 (Fig. 14), um durch die in der Decke des letzteren befind-
lichen Oelfnuugen h in die darüber liegende Heizkammer zu gelangen.
Neuerungen an Rotationsdnickpressen. 341
Auf der entgegengesetzten Seite der letzteren gehen die Gase durch
eine zweite Serie Oeffnungen ä, nachdem sie die zu erhitzenden Gegen-
stände gleichmäfsig umspült haben, in den Kanal E und entweichen
endlich in den Kamin F (Fig. 13). Nachdem Rothglut erreicht ist,
werden die Einlafsschieber für Gase und Luft geschlossen, und während
man den Essenschieber D geschlossen hält, wird durch die Düse H
Dampf eingelassen, welcher sich mit der vorhandenen Kohlensäure
mischt.
Stroekmer's Koksofen^ welcher in Fig. 17 bis 19 dargestellt ist, be-
sitzt die eigen thümliche Einrichtung, dafs die vom Theer und Ammoniak
befreiten Gase theils in Hohlräume der Ofenwände treten behufs Ver-
brennung mit zugeführter Luft, theils in die Oefen selbst, wo sie Kohlen-
stotf absetzen und Ammoniak entführen. (D. R. P. Nr. 46 595 vom
17. Juli 1888.) (Fortsetzung folgt.)
Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
Patentklasse 15. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 18.
Die Rotationsdruckmaschinen, deren grofse Vortheile in der Ver-
wendbarkeit endlosen Papieres und stetigen Drehung der Druckcylinder
liegen, sind bekanntlich amerikanisch-englischen Ursprunges und ver-
hältnifsmäfsig jungen Alters, haben aber wohl von allen Druckmaschinen
zufolge des grofsen Aufschwunges des Zeitungswesens die bedeutendste
Entwickelung durchgemacht. In Deutschland war die Augsburger Ma-
schinenfabrik diejenige Firma, welche 1872 den Rotationsmaschinenbau
zuerst in die Hand nahm (vgl. 1882 244 "429), und diese Augsburger
Maschinen sind auch insofern bemerkenswerth, als sie die ersten Ma-
schinen waren, die dauernd zum Werkdruck (^Pierers Lexikon und
Meyers Conversationslexikon) und ferner zum Illustrationsdrucke (^HaU-
berger sehe Illustrirte Blätter) verwendet wurden. Bald folgten auch
Koenig und Bauer in Oberzell bei Würzburg u. A.
Die Rotationsmaschine hat bekanntlich die Beschränkung au sich,
dafs ein und dieselbe Maschine stets das gleiche Format liefert und das
Papier für dieselbe in entsprechender Breite angefertigt werden mufs.
Die Maschine kann daher immer nur zur gleichen Arbeit bezieh, zu
Arbeiten gleichen Formats verwendet werden, welcher Nachtheil für
Zeitungsdruck nicht hervortritt, da hier zu einem Wechsel des Formates
eine Veranlassung nicht vorliegt, hingegen bei Werkdruck bemerkbar
wird. Diese Einseitigkeit der Rotationsmaschine hat ihre unangenehme
Seite für die liefernde Maschinenfabrik, da diese bei der grofsen Ver-
schiedenheit der Zeitungsformate selten in der Lage sein wird, die be-
tretfende Maschinengröfse in einer gröfseren Reihe von Exemplaren
auszuführen, .sondern häutig zur Neubeschaffung von Modellen wird
schreiten müssen. Diese Verhältnisse haben naturgemäfs den Anlafs
342
Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
Neuerungen an Rotationsdruekpressen. 343
gegeben, auf den Bau von Rotationsmasehinen hinzuwirken, welche die
Benutzung verschiedener Formate bezieh, einen Wechsel des Formates
gestatten, und war es hier Jules Derriey in Paris, welcher 1876 die Be-
schreibung einer derartigen Maschine veröffentlichte. Die Maschine,
welche auf der Pariser Ausstellung 1878 vertreten war, bewirkte den
Wechsel des Formates durch Schneiden des Papieres vor dem Drucke
und mittels Einlaufwalzen mit veränderlicher Geschwindigkeit, scheint
indessen nur ein Ausstellungsdasein geführt zu haben.
In neuerer Zeit haben nun Koenig und Bauer diese Frage wieder
aufgenommen, und ist es dieser Firma gelungen, eine Rotationsmaschine
für wechselnde Formate zu bauen, welche den an eine derartige Maschine
zu stellenden Anforderungen in der vollkommensten Weise entspricht.
Der Wechsel des Formates wird ebenfalls mittels Einlaufwalzen mit
veränderbarer Geschwindigkeit erreicht, die genaue Führung der ab-
geschnittenen Bogen beim Schön- und Widerdruck und zum Ausleger
aber erfolgt unter Vermeidung von Bändern oder Greifern auf pneu-
matischem Wege. Diese Einrichtungen sind der Firma unter Nr. 36 459
vom 10. November 1885 patentirt.
Die Textfigur gibt eine perspectivische Ansicht der ganzen Maschine,
an deren vom Beschauer abgewendeten Gestellseite ganz rechts die für
den Wechsel des Formates getroffene Einrichtung angeordnet ist, welche
in den Fig. 1 bis 4 Taf. 18 gesondert zur Darstellung gebracht ist. Das
zu bedruckende Papier wickelt sich in bekannter Weise von der Papier-
rolle ab und wird zwischen Leitwalzen, den Einlaufwalzen E E^ und
den Schneidcylindern 5 S^ hindurchgeführt, wobei das Abschneiden der
einzelnen Bogen bezieh, das Umstellen der Maschine für ein anderes
Format in folgender Weise bewirkt wird. Die Schneidcylinder, von
denen der eine S das Schneidmesser oder vielmehr Perforirmesser, der
andere S^ die Nuth enthält, werden durch Zwischenräder vom Druck-
cylinder aus getrieben, haben somit dieselbe Umfangsgeschwindigkeit
wie dieser, und da aufserdem der das Schneidmesser enthaltende Cj-
linder 5 den gleichen Durchmesser wie der Druckcylinder hat, so wird
bei jeder Umdrehung des letzteren ein Bogen abgeschnitten. Würden
die Einlaufwalzen E Ei dieselbe Umfangsgeschwindigkeit haben wie
SSy^ SO müfsten selbstredend Bogen abgeschnitten werden, welche in
ihrer Länge genau dem Umfange des oberen Schneidcylinders S bezieh,
des Druckcylinders entsprechen. Verringert man dagegen die Geschwin-
digkeit der Walzen EE^^ so dafs das Papier langsamer von der Rolle
abgewickelt und durch die sich nur im Moment des Schnittes berührenden
Schneidcylinder geführt wird, so werden, wie leicht ersichtlich, ent-
sprechend kleinere Bogen abgeschnitten. Man hat es sonach in der
Hand, durch Aenderung der Geschwindigkeit der Walzen E E^ beliebige
Formate herzustellen, indem man die Walze E mit einem gröfseren oder
kleineren Wechselrade W versieht.
344 Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
Zu dem Zwecke ist auf den Zapfen des Cylinders 5^ ein schwin-
gender, mittels Schlitz g und Stift /* in verschiedenen Lagen festzu-
stellender Arm f aufgesteckt, welcher das auf einem Stifte sich drehende
Zwischenrad Z trägt. Dieses doppelt breite Rad ist sowohl mit dem
Rade des Cylinders S als auch mit dem Wechselrade W in Eingriff
und überträgt mithin die Bewegung von 5, auf E.
Fig. 1 stellt die Vorrichtung für das gröfste Format dar. In diesem
Falle ist das kleinste Wechselrad W aufgesteckt und steht der Arm f
in seiner äufsersten Stellung rechts.
Um schnell den richtigen Eingriff" der Zahnräder bei jedem Wechsel
des Formates zu linden, ist an der Seitenwand der Maschine eine Scala k
angebracht, welche so viele Stationslöcher enthält als Formate gedruckt
werden sollen. Durch Einstecken eines Stellstiftes i in das entsprechende
Loch ist der Arm f sofort in die für das gewünschte Format erforder-
liehe Lage gebracht.
Hat z. B. das Druckcylinderrad bezieh, das Rad an S 60 Zähne
und das Rad an E 30 Zähne, so wird (wenn man den halben Umfang
des Druckcylinders als kleinstes Format annimmt) das Wechselrad W
für diesen Fall 60 Zähne haben müssen, dagegen für das gröfste Format,
welches gleich dem Umfange des Druckcylinders weniger der Ausspa-
rung l (Fig. 5) ist, ein Wechselrad mit 32 Zähnen erforderlich sein.
Man kann demnach durch abwechselndes Einschalten von Wechselrädern,
deren Zähnezahl von 32 bis 60 immer um 1 wächst, 29 verschiedene
Längenformate herstellen.
Die Zuführung der einzelnen abgeschnittenen Bogen mufs selbst-
verständlich, um ein genaues Register zu erzielen, eine durchaus exaete
sein. Es wird dies dadurch erreicht, dafs die gleichmäfsig gespannten
Bänder zwischen Schneid- und Druckcylinder mittels Walzen, welche
durch Zwischenräder mit dem Druckcylinderrade in Verbindung stehen,
mit der Umfangsgeschwindigkeit des Druckcylinders getrieben werden.
Aufserdem ist es für die registerhaltige Zuführung der Bogen nach
dem Druckcylinder erforderlich, bei dem Umstellen der Maschine für
ein anderes Format jedesmal die Schneidcylinder so einzustellen, dafs
der abgeschnittene Bogen genau an der Stelle eintrifft, wo er vom
Druckcylinder übernommen wird. Um diese genaue und feine Einstel-
lung zu ermöglichen, sind die äufseren Schneidcylinderräder S Sy nicht
direkt auf den Zapfen aufgekeilt, sondern sitzen jedes auf einem mit
dem Zapfen fest verbundenen Frictionsconus, auf welchem sie mittels
Schraube fest aufgeprefst werden können (Fig. 3). Nach Lösen dieser
Schrauben kann man die Schneidcylinder mittels eines auf der ver-
längerten Achse von S mit Nuth und Feder sitzenden Schneckenrades r.^
(Fig. 3 und 4) und einer am Rade S gelagerten Schnecke rg, sowie der
inneren, auf den Achsen von S und S, festsitzenden Räder S.^S^ be-
liebig gegen die hierbei still stehen bleibenden eigentlichen Triebräder SSi
Neuerungen an Rotationsdi'uckpressen. 345
verstellen. Fig. 3 und 4 veranschaulichen zugleich die eine genaue Ein-
stellung sichernde Scala d und den Zeiger d^^ erstere am Triebrade 5,
letzterer am Schneckeurade r, angebracht.
Diese Einrichtung zum Wechseln des Formates hat bei der in der
Reichsdruckerei in Berlin aufgestellten, für Werk- und Tabellendruck
bestimmten Maschinen insofern später eine Abänderung erfahren, indem
die Scala k in Fig. 1 zu einer Scalenplatte k^ ausgebildet und der Arm f
in seiner Länge veränderbar gemacht ist. Die Mannigfaltigkeit der
möglichen Formate ist damit natürlich sehr gesteigert.
Die Eingangs genannte pneumatische Führung der so abgeschnittenen
Bogen durch den Schön- und Widerdruck nach dem Falz- oder Ablege-
apparate, ohne Anwendung von Bändern oder Greifern, ist in Fig. 5
dargestellt. Die Anordnung besteht im Wesentlichen erstens aus einem
stetig wirkenden, ganz unabhängig von dem Bewegungsmechanismus
der Maschine betriebenen Luftverdünnungsapparat, zweitens aus einem
denselben mit den beiden Druckcylindern verbindenden Rohrsysteme, in
welchem durch ersteren eine dauernde Luftverdüunung erzeugt wird, und
drittens aus einer doppelten Hahnsteuerung, welche bewirkt, dafs das
Papier abwechselnd angesaugt und durch Unterbrechen des Saugens,
sowie gleichzeitige Luftzuführung wieder abgegeben wird.
Die Druckcylinder D D^ , welche in einer Wagerechtebene liegen,
währenü die beiden Flattencylinder P P, im Winkel zur Centrallinie
der Druckcylinder gestellt sind, tragen jeder in einer Vertiefung eine
um Zapfen drehbare Stange m bezieh. OTj, welche, gleichzeitig mittels
eines Hebelarmes das Festklemmen des Druckfilzes bewirkend, das
Werkzeug zum Festhalten des Papierbogens auf dem Druckcylinder
bildet. Dieselbe ist mit einer der Breite des gröfsten Formates ent-
sprechenden durchlaufenden Nuth n versehen, welche durch gleichmäfsig
vertheilte Stege in mehrere längliche Saugschlitze abgetheilt wird, um
das Hineinsaugen des Papieres zu verhüten. Unterhalb der Nuth n ist
die Stange durch den einen Zapfen hindurch bis zur Mitte ausgebohrt
und an dieser Stelle diese Bohrung o durch einen länglichen Schlitz mit
der Nuth n in Verbindung gesetzt. Die Bohrung o steht durch ein ge-
bogenes Rohr p mit einer durch den Zapfen der Druckcylinderwelle
gehenden Bohrung q in Verbindung, an welche sich wieder ein durch
eine Stopfbüchse gestecktes, nach dem Steuerungshahne r führendes
Rohr s anschliefst. Die beiden Hähne r r^ sind durch ein Rohr l mit
einander verbunden, in welches schliefslich das von dem Luftverdün-
nungsapparate abgeleitete Rohr tt mündet.
Die Hahnkegel, welche, wie aus der Zeichnung deutlich erkennbar,
mit einem gerade durchgehenden und einem im Winkel in diesen mün-
denden Kanal versehen sind, werden mittels der Excenter v Vj und der
zweiarmigen Hebel tüte,, welche an ihrem oberen Ende eine Rolle und
an ihrem unteren ein in das Zahnrädchen z eingreifendes Zahnsegment
346 Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
tragen (vgl. auch die Textfigur), abwechselnd in eine kurze Drehung
versetzt, wodurch einmal die Verbindung der Stange m mit dem Saug-
rohre u hergestellt, das andei-e Mal dieselbe geschlossen und dagegen
bei y der äufseren Luft Eintritt gewährt wird.
Fig. 5 zeigt die Stellung der Druckcylinder, bei welcher der von
den Schneidcylindern kommende Bogen an die obere, geschlitzte Fläche
der Stange m angesaugt wird, während der vorhergehende, bereits um
D und Dl herumgeführte Bogen von wjj losgelassen bezieh, abgestofsen
und dem Ausgangsbändersysteme übergeben wird.
Diese Hahnsteuerung arbeitet sehr zuverlässig, so dafs die Ueber-
führung der Bogen von dem einen Cylinder auf den anderen augen-
blicklich erfolgt und die Maschine mit einer Geschwindigkeit laufen
kann, welche die Herstellung von etwa 10000 auf beiden Seiten be-
druckten Exemplaren in der Stunde ermöglicht. — Eine wesentliche
Bedingung für das gute Arbeiten der pneumatischen Vorrichtung bildet
dabei natürlich eine glatte, faltenlose Papierrolle.
Auch dieser Theil der Rotationsmaschine hat in neuerer Zeit Ver-
besserungen erfahren, und zwar betrifft dies den Steuerungsapparat,
indem die Hähne rr^ durch Ventile ersetzt sind, deren Anbringungs-
stelle und Antrieb im Wesentlichen gleichartig ist. Die Maschine der
Reichsdruckerei besitzt bereits eine derartige Ventilsteuerung, während
unsere Textfigur noch eine Maschine mit Hahnsteuerung zeigt.
Eine weitere Vervollkommnung hat die Maschine erfahren durch
Anordnung einer Abschmut trolle für Werk- und Illustrationsdruck, welche,
wie die Textfigur erkennen läfst, auf einem Wagen gelagert ist, der
auf die Grundplatte der Maschine ungefähr in die Mitte der letzteren
hineingeschoben wird. Das Papier wird über den Widerdruckcylinder
geleitet und wickelt sich nachdem wieder auf eine Achse auf, welche
in Lagern eines gleichen Wagens am Ende der Maschine (Textfigur
links) ruht. Bei der Schnelligkeit, mit der die Maschine zu arbeiten
bestimmt ist, und welche zwischen 8000 bis 14000 Exemplaren in der
Stunde (gewöhnlich 12000) liegt, schien es für Werk- und Illustrations-
druck unerläfölich, Vorkehrungen gegen das Abschmutzen zu treffen,
die Schwierigkeit aber lag darin, da der Bogen unmittelbar an den
Druckcylinder angesaugt wird, das Abschmutzpapier zwischen beiden
hindurchzuführen ohne die Saugwirkung auf den Bogen zu beeinträch-
tigen. Dem ist man dadurch begegnet, dafs das Abschmutzpapier, ehe
es den Widerdruckcylinder erreicht, durch eine Perforirvorrichtung geführt
und an der Ansaugstelle gelocht wird, so dafs für den mit dem Schön-
drucke versehenen Bogen die Verbindung mit dem Saugapparate her-
gestellt wird. Bei der Maschine der Reichsdruckerei hat eine Benutzung
der Abschmutzrolle bis jetzt nicht stattgefunden.
Bei dieser für alle feineren Arbeiten bestimmten Maschine sind
naturgemäfs auch möglichst vollkommene Farbwerke vorgesehen, welche,
Neuerungen an Rotationsdruckpressen. 347
wie die Textfigur zeigt, unterhalb des Schöndruek- und oberhalb des
Widerdruckcylinders liegen. Sie enthalten je vier Auftragwalzen grofsen
Durchmessers und fünf Nacktcjlinder verschiedenen Durchmessers mit
seitlicher Bewegung, nebst allen dazu gehörigen Masse- und Vertheilungs-
walzen.
Die fertig bedruckten Exemplare werden entweder zu fünf oder
zehn Stück auf einer Trommel gesammelt und dann packweise aus-
gelegt (Maschine der Reichsdruckerei), oder zur Verhütung des Ab-
schmierens durch einen pneumatischen Ausleger einzeln ausgelegt, welcher
eine vierte wesentliche Vervollkommnung der Maschine bildet (Maschine
von C. G. Naumann in Leipzig). Dieser Ausleger ist auf der Textfigur
ganz links unten, direkt über dem Ausführungstuche, durch das Gestell
hindurch sichtbar und besteht aus fünf schmalen, mit Saugschlitzen ver-
sehenen Scheiben von dem doppelten Durchmesser der Druckcylinder,
die auf einer hohlen, mit den Schlitzen und der Luftpumpe in Verbin-
dung stehenden Welle sitzen, und zwar so, dafs die beiden äufseren je
nach der Breite der Papierrolle enger zusammen oder weiter aus ein-
ander gerückt werden können (^Journal für Buchdruckerkunst^ 1888 Nr. 34).
Diesen Scheiben werden die Bogen, sowie sie den Widerdruckcylinder
verlassen, durch Bänder, die nur im Mittelstege und an den Rändern
doppelt laufen, zugeführt, und, sobald sie dieselben berühren, an ihrem
Vorderrande angesaugt und so lange festgehalten, bis sich die Scheiben
um ihren halben Umfang gedreht haben, worauf die Saugwirkung auf-
hört und sie mittels leicht gebogener dünner Rundstäbe, die nur einen
kleinen Weg zwischen den Scheiben auf und nieder machen, auf ein
unterhalb der letzteren angebrachtes endloses Tuch ausgelegt werden.
Haben sie sich hier in genügender Menge angesammelt, so wird das
Tuch mittels einer nur einen Handgriff erfordernden übersetzten Kurbel-
bewegung rasch nach vorn geschoben und der Stofs weggenommen.
Die im Vorstehenden beschriebene Maschine, welche zur Zeit ohne
Nebenbuhlerin dasteht und zur vollen Zufriedenheit ihrer Besitzer ar-
beitet, zeigt, in welch grofsartiger Weise Koenig und Bauer die Aufgabe,
eine Rotationsmaschine für wechselnde Formate zu schaffen, gelöst haben.
Die Maschine, deren Preis alles in allem etwa 40000 M. beträgt, ist
natürlich mit der Sorgfalt ausgeführt, welche an Koenig und Bauer sehen
Maschinen bekannt ist, und ist bis jetzt in fünf Exemplaren in Arbeit
bezieh, zur Ausführung gelangt: die erste und fünfte für C. G. Naumann
in Leipzig und die übrigen drei für die deutsche Reichsdruckerei in
Berlin, für die österreichische Hof- und Staatsdruckerei in Wien und für
die Druckerei des heiligen Synods in St. Petersburg.
Eine Rotatiousmaschine für wechselnde Formate ist auch von
J. Missong in Höchst a. M. construirt worden C"D. R.P. Nr. 43544 vom
15. December 1886). Dieser Construction scheint die genannte Koenig
und Bauer sehe Maschine zum Ausgangspunkte gedient zu haben und
348 Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
soll auch dieselbe die Einstellung des Schneidapparates beim Wechsel
des Formates und die Führung der abgeschnittenen Bogen zum Schön-
druckcy linder mittels Bänder vermieden werden. Auch würden damit
eine Reihe von Zwischenrädern für den Antrieb der Band walzen ent-
behrlich, wodurch das Geräusch der Maschine und auch die Länge der
letzteren verringert würde. Die Führung des Bogens erfolgt demgemäfs
bei dieser Construction in der Weise, dafs der Bogen unmittelbar nach
dem Schnitte am hinteren Rande (vor der Schnittlinie) an den unteren
Schneidcyünder angesaugt und von diesem an den Schöndruckcylinder
unmittelbar übergeben wird.
Die Fig. 6 Taf. 18 zeigt ein schematisches Bild der ganzen Maschine.
Das zu bedruckende endlose Papier a wird von der Rolle R durch die
Leitwalzen /j /2 geführt, von den Speisewalzen L; L.,, welche das Papier
ruckweise verschieben, erfafst und entsprechend der Bogenlänge durch
die einen Zwischenraum lassenden Schneidcyllnder C| C-, geführt, und
in die in der Figur dargestellte senkrechte Lage gebracht. Nachdem
so das Papier um die Formatlänge zwischen den Schneidcylindern sowie
dem unteren Schneidcyünder C^ und dem Schöndruckcylinder S hin-
durchgeschoben ist, erfolgt das Abschneiden des Papierbogens, und in
demselben Augenblicke wird derselbe am hinteren Rande (vor der
Schnittlinie) an den unteren Schneidcyünder C\ angesaugt und so lange
gehalten und geführt, bis die Uebergabe au den Schöndruckcylinder S
erfolgt, während gleichzeitig der vordere Rand des endlosen Papieres
mittels einer gemeinsamen oder einer getrennten Saugvorrichtung eben-
falls angesaugt und zwischen Cj und 5 eingeführt wird. In der ge-
zeichneten Stellung wird somit das Abschneiden des unbedruckten Bogens
bewirkt, alsdann erfolgt die Uebergabe des Bogens an den Schöndruck-
cylinder S, welcher ihn mit dem Schöndruck versieht und dann dem
Widerdruckcyünder W übergibt, wobei die Theile wieder die in der
Fig. 6 gezeichnete gegenseitige Stellung einnehmen. Nach dem Wider-
drucke erfolgt das Loslassen des beiderseitig bedruckten Bogens und
Erfassen seitens des ebenfalls mit Saugvorrichtung versehenen Führungs-
cyünders f^ worauf der Bogen zwischen den Bändern xy nach dem
Falz- oder Auslegeapparate geführt wird.
Die obere Speisewalze Z-j ist eine gewöhnliche cylindrische Walze,
welche durch ihr Eigengewicht und eine elastische Feder gegen die
untere Speisewalze L^ geprefst wird und im Berührungsfalle mit der
Arbeitsfläche der letzteren das Vorziehen des Papieres bewirkt. Die
untere Speisewalze Lj dagegen besteht aus mehreren gegen einander
verstellbaren Scheiben Oj a.^ (Fig. 7 und 8), von denen wechselsweise
eine fest und die andere lose auf einer gemeinsamen Achse d sitzen.
Die auf der Achse d festsitzenden Scheiben Oj sind mit einem Schütze b
und die losen Scheiben a,, mit einer Nabe c (Fig. 7) versehen, durch
welche eine runde Stange e lose hindurchgesteckt ist, auf welcher auf
Neuerungen an Rotationsdruckpressen. 349
einer Seite ein Zahnrad z^ fest aufgekeilt ist, während auf deren anderen
Seite ein Zahnrad Sg sitzt, welches, durch Nuth und Feder gegen
Drehung auf der Stange e gesichert, in achsialer Richtung verschieb-
bar ist.
Die Zahnräder Zj und z^ stehen in Eingriff mit den auf der Welle d
festsitzenden Zahnrädern Z2 und z^ , und durch diese beiden Räder-
paare Zj und Zo, und Z3 und z^ wird die Verstellung der Scheiben a^
und «2 gegen einander bewirkt.
Das Feststellen der Stange e und mit dieser der Scheiben a^ und a.^
wird durch die Mutter m bewirkt. Die Stange e ist an beiden Enden
mit einem Vierecke für eine kleine Kurbel versehen. Der Zeiger z zeigt
auf einer Scala die Länge des von der oberen Speisewalze L2 berührten
ümfanges der unteren Speisewalze L^ , d. i. die Länge des jeweiligen
Formates, an.
Beim Wechseln bezieh. Einstellen des Formates wird die Mutter m
gelöst und mittels auf die Stange e gesteckter Kurbeln die Scheiben Oj
und 02 so gegen einander verstellt, bis der Zeiger z die gewünschte
Formatlänge anzeigt, worauf die Mutter m wieder angezogen wird.
Die Mantelfläche der gegen einander verstellbaren Scheiben a^ a.^ . . .
der Speisewalze L^ ist somit in ihrem Umfange in zwei Hälften ab-
gesetzt in der Weise, dafs die eine Hälfte mit dem gröfseren Radius
von der oberen gewöhnlichen Speisewalze Lj berührt und demnach das
Papier je nach der gegenseitigen Stellung der Scheiben a^ a^ mehr oder
weniger ruckweise vorgeschoben wird. Dieses ruckweise Vorschieben
des Papieres ermöglicht, dafs dasselbe mit der Umfangsgeschwindigkeit
der Druck- und Schneidcylinder zugeführt wird, und somit auch das
Ansaugen des vorderen Papierbogenrandes an den unteren Schneidcylinder.
Die Formatlänge kann bis auf die Hälfte des Maximalformates reducirt
werden, und wenn die obere Speisewalze £2 durch die gleiche Walze
wie Z,j ersetzt wird, so kann man die Formatläuge beliebig verringern.
Die Steuerung für die verschiedeneu Luftzu- und Abführungen er-
folgt mittels eines Flachschiebers, welcher durch eine unrunde Scheibe
bethätigt wird, wobei die letztere auf einer Welle sitzt, welche die
gleiche Anzahl Umdrehungen macht wie die Druckcylinder.
Die beschriebene Führung des Papieres läfst sich mit entsprechenden
Abänderungen auch für Schön- und Widerdruckmaschinen mit hin und
her gehendem Typenfundamente verwenden (vgl. ferner 1889 271*566),
wobei sich die Einschaltung eines über dem Schöndruckcylinder liegenden
Führungscylinders zwischen dem unteren Schneidcylinder und dem Schön-
druckcylinder nothwendig macht, um Platz für den in die senkrechte
Lage gebrachten Papierbogen zu gewinnen, weil bei unmittelbarer Ueber-
gabe an den Schöndruckcylinder die Höhe zwischen dem hin und her
gehenden Typenfundament und der Druckcylindermitte für das gröfste
Format nicht ausreicht.
350 Neuerungen an Rotationsdruckpressen.
Eine weitere Neuerung im Rotationsmasehinenbaue liegt von Seiten
der bekannten Firma J. H. Buccton^ D. Braithwaite und M. Smith in
Manchester, England, vor, und zwar betreffs der Einfügung wichtiger
Nachrichten, wenn die cylindrischen Platten bereits gegossen und auf-
geschraubt sind. Nach dem Archiv für Buchdruckerkunst ^ 1889 Heft 4,
werden zu diesem Zwecke in England und Amerika beispielsweise
folgende Verfahren angewendet. Handelt es sich darum, bei Wettrennen
die Namen der Sieger nachträglich noch den Stereotypplatten der
Rotationsmaschinen einzuverleiben, so werden die Platten an den be-
treffenden Stellen hochgegossen, so dafs sie hier schwarze Felder drucken.
Sobald nun die betreffenden Namen gemeldet werden, schlägt man sie
mittels Stahlstempel ein, so dafs dieselben weifs auf schwarzem Grunde
erscheinen. Zuweilen stellt man die „Letzten Nachrichten'^ auch wohl
als schmale Stereotypleiste her, welche in irgend einen Steg des
Stereotypcy linders eingeschoben wird, falls man es nicht vorzieht, in
einen der geraden genutheten Stege des Stereotypcy linders einen mit
der gesetzten Zeile ausgestatteten Setzkasten einzuschieben.
Dieses Verfahren soll nach Printer s Register in der Druckerei der
Midland Press in Wolverhampton in Anwendung sein, und ist der ge-
nannte Setzkasten ein kleines flaches Kästchen, dessen dünner Boden
der Rundung des Schriftcylinders angepafst und genau so stark ist, dafs
das Bild der eingefügten Schrift mit dem Bilde der Schrift der Stereotyp-
platte in ein und dieselbe cylindrische Ebene fällt. Da die Dicke der
gekrümmten Stereotypplatten nur 9 bis 12'»'" beträgt, also etwa halb
so viel als die Schrifthöhe, so müssen die zu solchem Satze bestimmten
Lettern vorher durch Abhobeln auf entsprechende Höhe gebracht werden.
Es ist indefs nicht immer zu erreichen, dafs die Bildflächen der Lettern
genau in die Druckfläche des Stereotypcylinders fallen, so dafs deren
Druck nicht immer regelmäfsig wird, wenn er auch deutlich und gut
lesbar bleibt.
Bei den lediglich von Typen gedruckten Zeitungen hat es sich als
zu umständlich erwiesen, späte Nachrichten dadurch einzufügen, dafs
man eine ganze Columne vom Cylinder abnimmt, in den Setzersaal
bringt, daselbst aus einander nimmt, von Neuem wieder setzt und dann
auf die Maschine schraubt. Dieses Verfahren verlangt meist mehr Zeit
als wenn man nur eine Stereotypplatte auszuwechseln hätte.
Man ist daher in neuerer Zeit dazu übergegangen, noch einen be-
sonderen kleinen Nebenformencylinder in der Maschine anzuordnen, der,
gewünschten Falles mit einem besonderen Farbwerke ausgestattet, er-
möglicht, die „Letzten Nachrichten" in anderer Farbe, z. B. in Roth,
einzudrucken, wie das von Alauzet in Paris bewirkt wird. Dieses Ver-
fahren, zu Reclamezwecken einzelne Theile oder Annoncen der Zeitung
farbig zu drucken, scheint überhaupt neuerdings in Frankreich eine
ausgedehntere Anwendung zu finden, und wird theilweise auch der in
Neuerungen an Rotationsdruckpressen. 351
einer zweiten Farbe druckende Theil der Schriftform oder der Stereotyp-
platte in dieser beweglich angeordnet, derart, dafs er mittels Curven-
scheiben, Hebel u. s. w. über die übrige Druckformfläche herausgehoben
und besonders eingefärbt wird, worauf er in die Druckform wieder
zurücktritt und nun mit der ganzen Form wie sonst gedruckt wird.
Die weiter oben genannte Neuerung von J. H. Buccton^ D. ßrailh-
waite und M. Smith in Manchester betrifft nun ebenfalls die Anordnung
eines solchen Nebenformencylinders zum Eindrucken der „Letzten Nach-
richten" (*D. R. P. Nr. 45850 vom S.März 1888), und ist dessen An-
ordnung, sowie Befestigung und Anordnung seiner Typen in Fig. 9 bis 13
zur Darstellung gebracht. Dieser Nebenformcyliuder ß ergänzt die auf
dem Hauptcylinder A nicht ausgefüllten Theile des Letternsatzes bezieh,
der Zeitungsspalten und ist in der Rotationspresse, wie Fig. 9 und 10
zeigen, angeordnet. C bezeichnet darin den Cylinder, über den sich das
Papier bewegt; E sind die Färb walzen für den Nebenformen- und für
den Hauptformencylinder A. Das Farbwerk kann natürlich auch ge-
trennt werden, so dafs der Nebenformcylinder ein eigenes Farbwerk,
eventuell in einer zweiten Farbe, erhält. Der Cylinder ß wird mittels
eines Excenters T an den Papiercylinder C entsprechend angeprefst und
mittels der Theile UI in der Druckstellung festgestellt. Zur Aufnahme
der Typenkästen besitzt der Nebenformcylinder am Umfange parallel
der Achse verlaufende schwalbenschwanzförmige Ausschnitte, in welche
die Kästen mit entsprechenden Ansätzen K eingeschoben werden.
Die Einrichtung dieser Typenkästen zeigen Fig. 11 und 12. Der
Kasten ist segmentförmig gestaltet und besteht aus dem Segmentringe F
mit Schwalbenschwanzkörper fi, aus den bei M ausgeschnittenen Seiten-
wänden F und aus den schmalen Stirnwänden R Äj , von denen die
letztere drehbar angeordnet ist und von der mit Hakennase n versehenen
Feder P geschlossen gehalten wird. Der Kasten ist ferner mit einer
Ausbuchtung versehen, zur Aufnahme der Feder P des auf dem Cy-
linder B ihm benachbarten Typenkastens, so dafs die einzelneu Typen-
segmente auf dem Nebenformencylinder eine fortlaufend sich an einander
schliefsende Druckfläche bilden können. Die einzelnen Typen sind
natürlich keilförmig gestaltet und werden durch eingelegte gekerbte
Regletten H^ deren Gestalt aus Fig. 13 ersichtlich ist, in Linien gehalten.
Die Regletten H greifen mit ihren Ansätzen S in die seitlichen Nuthen M
der Wände F und sichern im Vereine mit den Ausfüllstücken iV die
Lage der Typen im Segmentkasten. Die Anordnung macht natürlich
ein sorgsames Schliefsen des Satzes nöthig, wenn das bei der schnellen
Umdrehung stets drohende Herausfallen von Satztheilen verhütet werden
soll. Die Befestigung der Typensegmentkästen auf dem Nebenformen-
cylinder erfolgt einerseits mittels der Schwalbenschwänze Ä", anderer-
seits mittels einer ebenfalls mit schwalbenschwanzförmigen Ausschnitten
versehenen, am Cylinder ß drehbaren Ringplatte. Sind durch diese
352
Neville's Hobelmaschine.
die Kästen eingeschoben, so wird diese Ringdeckplatte entsprechend
verdreht und mittels eines Federstiftes in ihrer Lage gesichert. En.
J. G. Neville's Hobelmaschine.
Mit Abbildung.
Diese eigenartig zusammengestellte Hobelmaschine weist bemerkens-
werthe Eigenthümlichkeiten auf, durch welche eine Fertigstellung schwerer
Gufsstücke mit möglichst wenig Umspannungeu angestrebt wird. Zu
diesem Behufe ist die nach Industries vom 21. September 1888 * S. 280 in
der Textfigur dargestellte und von Julius G. Neville in Liverpool gebaute
Maschine mit zwei Hobelsupporten ausgerüstet, von welchen der eine zum
Querhobeln mit selbständigem Antriebe eingerichtet ist. Die im Quer-
balken gelagerte starke Schraubenspindel trägt an ihrer Verlängerung die
Antriebsriemenscheiben in bekannter Anordnung für zwei Riemen, während
die Ausrückstange über den Querbalken der Hobelmaschine gelegt ist.
Durch diese wird nicht nur die Schnittbewegung des Supports geregelt,
sondern auch der Hobeltisch nach jedem Querhube mittels des fein-
zähnigen Schneckenrades um die Spandicke vorgerückt.
Die Tischbewegung für das Langhobeln ist mittels eines schweren
Schneckentriebwerkes und Zahnstangengetriebe mit raschem Rücklaufe
durchgeführt. Auf dieser Schneckenwelle sitzt das früher erwähnte
Schneckenrad für die Steuerung des Hobeltisches, deren Schnecke beim
Langhobeln ausgehoben wird. Zum Seitenhobeln ist ein besonderer
Ständer an das Bett angeordnet, dessen Supportschlitten selbsthätige
Höhenverstellung von den Umsteuerungstheilen des Hobeltisches erhält.
Aufser diesen zum Hobeln bestimmten Theilen ist auf dem Quer-
balken noch ein vom Hobelwerke unabhängiges Bohrwerk angebracht
Heineiiiann's Hobelmaschinen für das Kleingewerbe.
353
mit welchem 406™'i^ tiefe Löcher gebohrt werden können. Die Ab-
messungen dieser 28^,5 schweren Maschine sind :
Tischlänge 6096^"™, innere Ständerentfernung 1830™% Verschiebung
des seitlichen Einzel. Ständers längs des Bettes 3048°^™, Höhenverstellung
des Stichelkastens 1830™% Theilung des Autriebschneckenrades 63™™,5.
Pr.
Heinemann's Hobelmaschinen für das Kleingewerbe.
Mit Abbildungen.
Von Gebr. Heinemann in St. Georgen, Schweiz, war in München
1888 eine kleine Hobelmaschine mit freier Arbeitsseite (vgl. Detrick
und Harvey., 1888 267*161) ausgestellt, die für Handbetrieb eingerichtet
ist, und sich recht gut für das Kleingewerbe eignet.
Fia. 1.
Fis. 2.
Nach Uhland's Technische Runduiiau, 1889 Bd. 3 Nr. 29*8. 190,
beträgt die Hobellänge derselben 350™™, die Tischbreite 225™™, die
Oingler-s polyt. Journal Bd. 273 Nr. 8. 1889 III. 23
354
Brownell's Rollendrucklager für Bohrspindeln.
durch die freie Arbeitsseite ermöglichte Hobelbreite aber bis 350°"%
die Werkstückhühe 120'n«i. Das Gewicht der Maschine erreicht 215''.
Wie aus dem beigegebenen Schaubilde (Fig. 1) zu ersehen ist,
überragt der Arm mit der Supportführung den Hobeltisch, an welchem
seitlich eine kleine Schraubstockeinrichtung angeschraubt wird. Um
den Stofs beim Schnittbeginu zu mildern, welcher durch die lebendige
Kraft des gleichmäfsig kreisenden Schwungrades bedingt wäre, ist eine
federnde Ausrückkuppelung von M. Haas (D. R. P. Nr. 39771) im Trieb-
werk eingeschaltet (vgl. 1889 273*254). Mit Vortheil werden an solchen
kleinen Hobelmaschinen noch Fräsevorrichtungeu angeordnet, wodurch
für das Kleingewerbe aufserordentlich nützliche Hilfsmaschinen ent-
stehen.
Eine solche Hobelmaschine mit Fräsewerk ist im Schaubilde, Fig. 2,
dargestellt, welche ebenfalls von Gebr. Heinemann herrührt. Dieselbe
ist für Fufsbetrieb eingerichtet und mit Haas federnder Kuppelung
versehen. Das Fräsewerk wird an den Hobelsupport aufgeschoben und
mittels Schnurtrieb mit zweierlei Geschwindigkeit bethätigt. Hierbei
wird der Tisch in der Längsrichtung mittels einer Schraubenspindel
durch Handkurbel A geschaltet, wähi'end die Querschaltung des Fräsers
durch die Spindel B im Querstück vermittelt wird. Die Abmessungen
dieser Maschine sind 550mm^ 330 und 220 Hobellänge, Breite und Höhe,
deren Gewicht 350"^.
G. L. BrowneU's Rollendrucklager für Bohrspindeln.
Mit Abbildung.
Um die Ringflächeni'eibuug an der
Berührungsstelle zwischen Bohrspindel und
Druckspindel zu vermindern, wird nach
American Machinist ^ 1888 Bd. 11 Nr. 42
S. 1, in den Bohrmaschinen von Currier
und Synder (vgl. 1888 268*20) das Rollen-
lager von Brownell in Worcester, Mass.,
Amerika, eingeschaltet.
Die Eigenthümlichkeit desselben be-
steht in einem freien dreieckförmigen Rah-
men, an dessen Zapfen drei Kegelrollen
frei umlaufen. Die Richtungen der kegel-
erzeugenden schneiden sich in der Bohr-
spindelachse, liegen an einer schrägen
Ringplatte eines den Rolleukörper öldicht
umschliefsenden Gehäuses auf, welches mit
der Bohrspindel kreist und werden von
Kammen'orwänner und Kühlei* „Sj'stem Klein".
355
einem gleichfalls kegelförmigen Stahlring überdeckt, der an der hohlen
Druckspindel sitzt.
Hierdurch wird die gleitende Ringflächen- oder Bundreibung in
eine rollende umgewandelt, wobei natürlich ein Walzprozefs sich ab-
spielt, dessen Wirkungen nur durch die hohe Härte der reibenden
Flächen erst nach längerer Betriebsdauer ersichtlich wird, und die in
einer Verdichtung des Rollenmaterials bezieh, einer wellenförmigen
Streckung der Druckringe bestehen. Die Dreirollenunterstützung hat
aber den Vorzug einer gleichmäfsigeren Druckübertragung gegenüber
vier oder mehreren Rollen, da in Folge des vorhandenen Spielraumes
die Einstellung des Zapfenrahmens selbsthätig vor sich geht, weil die
radial nach aufsen wirkenden drei Druckcomponenten sich das Gleich-
gewicht halten müssen, was bei vier Rollen nicht der Fall zu sein
braucht, indem hierzu schon zwei Rollenkräfte genügen, so dafs zwei
gegenüberliegende Rollen gänzlich unbelastet sein können, während
zwei davon den ganzen achsialen Druck zu übertragen haben.
Die hohe Umlaufszahl der auf schwachen Zäpfchen laufenden
Rollen dürfte störend sein und den praktischen Werth dieser zweifellos
kraftsparenden Einrichtung sehr in Frage stellen. Die Rollenzäpfchen
sind aber unumgänglich erforderlich, um den Abstand der Druckrollen
zu sichern, dadurch wird eine langsame Relativverdrehung des Dreieck-
rahmens hervorgerufen, welche bei der geringsten Verbiegung der Zäpf-
chen eine nicht unbeträchtliche Zapfenreibung bedingt. Pr.
Kammervorwärmer und Kühler „System Klein".
Mit Abbildungen.
Es ist allgemein bekannt, dafs sich Rippenheizkörper vorzüglich
zum Ueberführen von Wärme aus Dampf in Luft oder Wasser eignen.
Kig. 1.
356
Kamiuervorwärmer und Kühler „System Klein"
Wenn man die Heizkörper als flache hohle Kasten ausführt und auf
die Ränder derselben Leisten giefst, so kann man diese Kasten zu
einemygrofsen Körper zusammensetzen und man erhält dabei zweierlei
Kammern.
Die eine Serie der Kammern ist ringsum zugegossen. Dieselben
werden mit Dampf gefüllt. Die übrigen Kammern entstehen durch die
Nebeneinanderreihung der hohlen Kasten, die mit Wasser gefüllt werden.
Die unter sich gleichen flachen Kasten werden zu einem lang gestreckten
Apparate zusammengebaut, die Wärmeüberführung von Dam])f in
Wasser ist hierbei eine aufserordentlich grofse. Auf l'i"' Heizfläche
bezieh. Kühlfläche wird 70^ Dampf in der Stunde coudensirt, wobei
die Rippen an den Wänden noch als Kühlfläche gerechnet sind.
Die Hohlkörper sind wie eine Filterpresse zusammengesetzt und
können daher leicht oeveinigt werden. Man kann auch zwei Apparate
Fi2. 2
Flg. 3.
*-Wasseraasfflff
über einander setzen, um Raum zu
ersparen, wie Fig. 2 zeigt. Des-
gleichen kann man die Platten auch
auf einander legen, wie Fig. 3 dar-
stellt.
Diese Apparate dienen zum An-
wärmen von Kesaehpeiaeivasser^ Zucker-
säften u. s. w., zum Kühlen von Spiritus^ Schlampe^ Anilinöi u. dgl.
Vielfache Verwendung finden diese Apparate bei der Speiseuasser-
reinigung nach System Spengler. Bei dieser Art der Reinigung wird
das mit Chemikalien versetzte Wasser erhitzt und dann in einer Filter-
presse filtrirt. Zum Erhitzen des Wassers nahm man früher Rnhren-
vorwärmer. Dieselben waren aber sehr theuer, nahmen viel Platz in
Anspruch und konnten nur schwer gereinigt werden. Zu dem vor-
genannten Zwecke wird das Gestell der eigentlichen Filterpresse länger
Kammervorwärmer und Kühler „System Kl ^lu
357
gemacht und werden die Heizplatten an die hohle Kopfwand vor die
Filterplatten gesetzt. (Man kann auch den Vorwärmer über die eigent-
liche Filterpresse, ähnlich Fig. 2 setzen.) Die Wärmeplatten haben die
gleiche Gröfse wie die Filterplatten, nur sind dieselben etwas dicker.
Dieselben werden mit der gleichen Spindel der Filterpresse zugespannt
(Fig. 4).
Eine solche Presse mufs alle 8 Tage gereinigt werden, dabei kann
man die Wärmplatten ruhig sitzen lassen. Erst bei dem sechstmaligeu
Fie. 4.
VttSSER-AUSTfilir
^.nLTERKSMMCRf.l.--MHE'2Ka*MERN....»;
Oeffnen der Presse werden auch die Wärmplatten aus einander ge-
schoben und gereinigt.
Die meiste Verwendung werden die beschriebenen Apparate in
Zukunft als Oberßächencondensatoren finden.
Wenn man dieselben grofs genug macht und entsprechend Wasser
hindurch laufen läfst, so wird aller Dampf condensirt. Es erübrigt
dann nur noch, eine Luftpumpe an den Apparat zu setzen und der
Oberßächencondensator ist fertig.
Ein solcher Apparat wird nach dem Gegenstromprinzip ausgeführt,
d. h. das Wasser tritt an der Stelle in den Apparat ein, wo die Luft
und das Condensat abgesogen werden und es tritt da aus, wo der
frische Dampf einströmt. Die Folge davon ist, dafs das Condensat und
die Luft den Apparat mit einer niederen Temperatur verlassen als der
des abgehenden Kühlwassers oder mit anderen Worten, das Vacuum
wird höher als es der Temperatur des abgehenden Kühlwassers ent-
sprechen würde.
Das abgehende Kühlwasser verläfst den Apparat mit einer Tem-
peratur von etwa 65^ C. Man braucht auf 1' Condensat 9^ Kühlwasser.
Bei gewöhnlichen Einsprilzcondensatoren braucht man dagegen das 20-
bis 25 fache. Das Kühlwasser wird nicht von Fett verunreinigt und
kann defswegen für gewerbliche Zwecke als Kesselspeisewasser sehr
vortheilhaft verwendet werden.
Der Oberflächencondensator kann auch an einem Vacuumapparat
angewendet werden (Fig. 5). Derselbe braucht weniger Wasser als
ein Einspritzcondensator und darf das Kühlwasser unrein sein. Bei
358
Karamervorwärmer uml Kühler „System Klein".
Fi?. 5.
QberFlächen Condensator
1 rr ijL^
3lllilllllllllillllllHillllllllllllllllllllillllllllllillli
sehr grofsen Anlagen werden auch mehrere Condensatoren neben ein-
ander gestellt und mit einander durch Röhren mit Absperrventilen
verbunden.
Man kann dann nach Belieben ein oder das andere System aus-
schalten (Fig. 6).
LiifKOSl.
lll'|&3<— .
Hie und da stellt man auch 2 Condensatoren hinter einander auf,
wenn man als Kühlwasser aufser reinem Wasser noch Abwasser ver-
l^asseraustrltt.
Fig. 7.
iVasserubertntf r... OßmpfeinMtt. Misseraustritt
ihn
ipfeintrilt
Kammervorwärmei" und Kühler „Sjstem Klein".
359
wenden will. Es liefert dann der eine Condensator für sich reines, sehr
heifses Wasser, welches zum Kesselspeisen u. s. w. verwendet wird,
während von dem zweiten Condensator das weniger warme, unreine
Abwasser unbenutzt fortläuft.
Fig. 8,
Die Reinigung des Apparates geht sehr leicht von statten, während
die älteren Oberflächencondensatoren mit Röhren hier zu viel Zeit er-
fordern. Man kann sich auch einen Satz Reserverahmen (Fig. 7) halten
und beansprucht deren Einwechselung behufs Reinigung der ersten
Rahmen keine nen-
nenswerthe Zeit.
Um zu verhüten,
dafs jemals Luft in den
zellenartigen Apparat
in den Stofsfugen ein-
treten könnte, wird
der ganze Apparat in
ein Wasserbad gesetzt
(Fig. 8). Sollte an
der Verdichtung je-
mals eine schadhafte
Stelle entstehen, st^
würde nur Wasser in
den Dampfraum rin-
nen, das durch die
Brüdenpumpe weg-
genommen würde und
nicht schaden könnte.
Ein solcher Oher-
ßächencondensator^
der sehr gut functio-
nirt, ist vor Kurzem für den Norddeutschen Lloyd in Bremen aufgestellt.
,^,'>:|
J>^
360 Bernstein's Glühlampenanordnung.
In Fällen, in denen man auch diesem geringeren Wasserbedarf
nicht genügen kann, mufs man einen Verdunstapparat zu Hilfe nehmen.
Nach Vereinbarung mit Herrn Professor Linde in Wiesbaden darf die
Maschinen- und Armaturfabrik^ vorm. Kiein^ Schanzlin und Becker^ dessen
bewährtes Patent auf Verdunstanlagen zum Kühlen anwenden (Fig. 9).
(Das Patent Linde stimmt zwar in dem Prinzip mit dem Patent Theisen
überein, doch ist das Erstere 2 Jahre älter als das Letztere.) Das zu
kühlende Wasser wii*d in Tröge gebracht, in denen Seheiben rotiren,
an welchen Luft vorbei geblasen wird. Das Wasser geht von einem
Trog zum anderen, wird immer kühler und das kälteste Wasser wird
alsdann nach dem Condensator gedrückt (1888 267 * 585),
Es findet auch hier Gegenstrom statt, wobei nur kaltes Wasser an
den letzten Dampfproducten des Condensators vorbeigeht und das Va-
cuum erhöht wird.
A. Bernstein's Glühlampenanordnung.
Mit Abbildungen.
Die Hintereinanderschaltung oder Reihenschaltung der elektrischen
Glühlampen ist zuerst von Alexander Bernstein in London zur Durch-
führung gebracht worden; bei ihr arbeitet die Anlage mit constantem
Strom, bei der Nebeneinanderschaltung oder Parallelschaltung der
Lampen dagegen mit constanter Spannung. Bei der Reihenschaltung
sind die Kraftverluste geringer, die Leitungen in den Häusern billiger
und die Anwendung dickerer Kohlenstäbe wirkt auf das Auge an-
genehmer, als die bei der Parallelschaltung benutzten dünnen Fäden
(vgl. 1888 269 167). Bei der Reihenschaltung sind keine Schmelzdrähte
nöthig, aber die vorhandene höhere Spannung macht eine bessere Iso-
lation erforderlich.
Zur Erzeugung eines eonstanten Stromes (von 10 Ampere) bedient
man sich am besten einer gut construirten Dynamo mit (rramme'schem
Commutator, welche unmittelbar von einer Dampfmaschine getrieben
wird. Beseitigt man an dieser Dampfmaschine den Centrifugalregulator,
so regulirt sich die Geschwindigkeit der Maschine von selbst, je nach
der Anzahl der Lampen im Stromkreis, d. h. wenn diese Anzahl grofs
ist, dann läuft die Dampfmaschine rasch, wird die Anzahl der Lampen
verringert, so verringert sich auch von selbst die Umdrehungszahl der
Dampfmaschine. In vielen Fällen ist diese Regulirung genügend, wenn
jedoch die Anzahl der auszuschaltenden Lampen sehr grofs ist, so mufs
die Dampfmaschine mit einem elektrischen Regulator versehen sein;
alsdann ist die Regulirung vollkommen.
Diese Einrichtung bietet folgende Vortheile: 1) die Dampfmaschine
arbeitet bei grofser Belastung ebenso wie bei kleiner mit dem höchsten
unveränderlichen Grade der Expansion, daher mit der gröfsten erreich-
Bernsteins Glühlampenanoidnung.
361
baren Oekonomie^ 2) die Abnutzung der Maschine ist wesentlich ver-
ringert, indem die Maschine bei geringer Last eine verhältnifsmäfsig
geringe Tourenzahl macht; 3) die Bürsten am Commutator der Dynamo-
maschine können immer in der normalen funkenlosen Lage verbleiben,
da sowohl der Strom in den Feldmagneten wie im Anker constant bleibt.
In der neuesten Form seiner Glühlampe (vgl. 1886 261 * 24. 1888
269 " 168) hat Bernstein in wesentlich einfacherer Weise als früher
(vgl. 1887 264 190 und 1888 269 '"' 167. 1887 264 '' 609) die Unter-
brechung der Leitung innerhalb der Lampe beim Brechen des Kohlen-
stabes und beim Herausheben der Lampe aus ihrem Halter verhütet.
Der leuchtende Körper hat (vgl. Zeitschrift für Elektrotechnik^ 1889
* S. 233) jetzt die Form eines geraden Kohlenstabes o, welcher an den
Enden der Zuleitungsdrähte b und 6, befestigt ist. Diese Drähte sind
Fig. 1 Flg. 2.
so gebogen, dafs sie sich an der etwas verstärkten Stelle c fast be-
rühren, d und d^^ sind zwei Hülsen aus isolirendem Material, welche
die Zuleitungsdrähte umgeben; diese Hülsen werden durch eine Spiral-
feder e aneinander gedrückt, doch kann diese Spiralfeder auch weg-
bleiben, wenn man einen der Drähte b und 6j federnd macht.
So lange nun die Kohle o unverletzt ist, verhindert diese selbst
ein Berühren der Drähte bei c; entsteht jedoch ein Fehler in der Kohle,
so dafs der Strom an dieser Stelle eine Verzehrung der Kohle bewirkt,
so drückt die Feder e die Zuleitungsdrähte langsam zusammen, bis an
der Stelle c der Kurzschlufs in der Lampe hei'gestellt wird. Dabei ist
aufserdem die Bildung eines Lichtbogens in der Lampe, mit den dadurch
entstehenden Nachtheilen, vollständig vermieden.
362 Bernsteins Glühlampenauordaung.
Diese Lampen werden meist von 16 bis 50 Kerzen hergestellt.
Eine gröfsere Kerzenstärke, z. B. zur Beleuchtung von Plätzen, beschafft
man durch Gruppirung mehrerer solcher Lampen in einer Laterne.
Es ist dies besser als die Anwendung einzelner Lampen von sehr hoher
Kerzenstärke, da letztere Lampen meist keine sehr lange Lebensdauer
haben und aufserdem das Versagen einer Lampe das Erlöschen der
Laterne zur Folge hat. Der Ersatz von kleinen Bogenlampen durch
derartige Glühlampen ist von grofsem Vortheil^ die jetzt in Deutschland
beliebte parallele Anordnung kleiner Bogenlampen ist ganz unvortheil-
haft, weil ein sehr grofser Betrag der Leistung der Dynamomaschine
in den Ausgleichungs- Widerständen nutzlos verschwindet und überdies
die Beleuchtungswirkung dieser kleinen Bogenlampen nur ein sehr
geringer ist.
Bei diesen Lampen für Reihenschaltung wird eine Unterbrechung
des Sti'omes beim Herausnehmen einer Lampe aus dem Halter dadurch
verhindert, dafs eine Entfernung der Lampe nur dann möglich ist,
wenn vorher ein Kurzschlufs im Halter selbst hergestellt ist; ferner
kann dieser Kurzschlufs auch nur dann aufgehoben werden, wenn sich
eine Lampe in dem Halter befindet.
Der Halter ist in Fig. 2 dargestellt. Eine Platte aus isolirendem
Material h trägt zwei Metallhülsen i und tj , in welche die quadi*a-
tischen Stifte g und g^ (Fig. 1) der Lampenkappe n hineinpassen. Um
einen guten Contact zwischen den Stiften und den Metallhülsen zu er-
zielen, sind die vordem Wände der letzteren durch zwei Blattfedern A-
und k^ ersetzt. Die Zuleitungsdrähte werden durch Schrauben an den
Metallhülsen befestigt. Das S-förmige Stück m, welches von aufsen
durch einen Griff gedreht werden kann, hat im Halter einen Kurzschlufs
herzustellen, indem es sich in wagerechter Lage an die beiden auf den
Innenseiten der Metallhülsen i und ij angebrachten Blattfedern anlegt;
die an i befindliche ist unten etwas umgebogen, an der Blattfeder Äj
aber ist unten ein Stift angebracht, welcher nach der Herstellung des
Kurzschlusses und dem Herausziehen der Stifte g und j, aus i und i,
eine Drehung des Stückes m verhindert; es kann daher dann ein
Oeffnen des Stromkreises nicht stattfinden.
Wird jedoch die Lampe in den Halter eingesetzt, so heben g und ^i
die Blattfedern k und Äi, der an letzterer befindliche Stift kommt jetzt
aufserhalb des Bereiches von m, und m kann in die Stellung Fig. 2
gedreht werden. Während dieser Stellung geht der Strom durch die
Lampe. Jetzt aber kann die Lampe aus dem Halter nicht entfernf
werden, weil das S-förmige Stück m über den Kopf des Stiftes f
(Fig. 1) an der Lampenkappe n hinüber greift. Dagegen kann nach
Belieben der Strom an- und abgedreht werden. Will man die Lampe
entfernen, so mufs zuerst das Stück m wieder in die wagerechte Lage
gedreht werden, d. h. Kurzschlufs im Halter hergestellt sein.
Mix und Genest's neuere Telephon-Einrichtungen. 363
Sollen ganze Gruppen von Lampen zugleich ausgeschaltet werden,
so verwendet man einen gewöhnlichen Umschalter zur Herstellung des
Kurzschlusses in der Leitung.
Es empfiehlt sich, an der Dynamomaschine ein Amperemeter ein-
zuschalten.
Für die Strafsenbeleuchtung bietet diese Einrichtung gegenüber
der Anwendung von Bogenlampen noch den grofsen Vortheil, dafs man
von der Centralstelle aus nach Belieben die gesammte Beleuchtung zu
solchen Zeiten verringern kann, in denen eine helle Beleuchtung der
Strafsen nicht erforderlich ist, was bei Anwendung von Bogenlampen
nicht möglich ist. Hierdurch wird erheblich an Kosten erspart.
Neuere Telephon-Einrichtungen von Mix und Genest.
Mit Abbildungen.
In den letzten Jahren haben sich in Deutschland in den telepho-
nischen Sprecheinrichtungen manchei'lei Aenderungen vollzogen^ es sind
namentlich handlichere und weniger Raum einnehmende, dabei aber
eher leistungsfähigere Apparate eingeführt worden. Auch in den im
Betrieb der Deutschen Reichs-Telegraphenverwaltung stehenden städ-
tischen Telephonanlagen macht sich dies merkbar. Die vor einigen
Jahren ausschliefslich benutzten, grofsen und schweren Telephone sind
verdrängt worden; das zum Sprechen benutzte durch Mikrophone, das
zum Hören benutzte aber durch ein Paar leichtere und Fig. i.
bequemere Telephone, die nach ihrer Gestalt allgemein
als Lö/fel-Telephone — reichsamtlich als „Fernhörer" — be-
zeichnet werden.
Ein solches Löffel-Telephon, wie es von Mix und Genest
in Berlin ausgeführt wird, zeigt Fig. 1 ; dasselbe wird zweck-
mäfsig an dem am eigentlichen Telephon befindlichen Haken
aufgehängt und die Leitungsschnur tritt unten am Bug des
Hufeisenmagnetes heraus. ^ Die Löffel-Telephone werden
links und rechts an dem Kasten angehängt, der jetzt eine
wesenthch kleinere und gefälligere Form hat erhalten können,
selbst — z. B. auch von Mio; und Genest — als ein künst-
lerisch ausgestattetes Gehäuse ausgeführt worden ist, be-
sonders für Haustelephonanlagen.
1 Die umgekehrte Anordnung hatten Siemens und FJalske für ihre Löffel-
Telephone gewählt. Die Löffel-Telephone von Mix und Genest unterscheiden
sich von den iStemen*'schen sonst nur noch durch die Art und Weise, wie das
die Sprechplatte tragende Mundstück auf den mit den Drahtrollen und einem
Schraubengewinde versehenen Hufeisenmagnet aufgeschraubt, damit zugleich
der Abstand zwischen Magnetkernen und Sprechplatte bestimmt und dann die
Theile in ihrer gegenseitigen Lage festgehalten werden.
364 'Mi-"^ 111(1 Geneet's neuere Telephon-Einrichtungen.
Aufser den Lötfel-Telephonen werden nicht selten auch solche mit
stabförmigem Magnet benutzt.
Wenn nun die Apparate in einem an der Wand hängenden Ge-
häuse untergebracht werden, so bleibt immerhin eine gewisse Un-
bequemlichkeit im Gebrauche derselben, denn man mufs sich von einem
bequemen Sitze erheben, zu einem, wenn auch nur einige Schritte ent-
fernten Sprechapparate gehen und das Gespräch stehend, in einer mehr
oder weniger gezwungenen Stellung führen; darin liegt für jeden eine
Unbequemlichkeit, für viele ist es ein Opfer, für manchen, z. B. für
Kranke, Gelähmte u. dgl., eine Unmöglichkeit.
Daher schritt man zur Herstellung von Tischgehäusen, die mit den
in ihnen untergebrachten Apparaten auf dem Tische aufgestellt werden
können. Damit war indessen die Unbequemlichkeit nicht ganz beseitigt,
da man meistens nahe an dem Mikrophon sprechen und dieses an sich
heranziehen oder lauter sprechen mufste. Besser vermindert man die
genannten Unzuträglichkeiten durch die seit einiger Zeit in Gebrauch
kommenden tragbaren Sprechapparate, welche namentlich auch in
hübscher Form und Ausstattung von der Aktiengesellschaft Mix und Genest
in Berlin in den Handel gebracht werden. Der Sprechappai-at, den die
genannte Firma zuerst vor 3 Jahren zum Gebrauche in den Telephon-
Vermittelungsämtern baute, hat jetzt die aus Fig. 2a und b ersichtliche
Anordnung: einen Durchschnitt der älteren Ausführung zeigt Fig. 3. Dieses
f'S- -a Fi2- -h tragbare Mikrotelephon
besteht aus einem Löffel-
Telephon, an dessen Griff
mittels eines gebogenen
Metallrohres ein Mikro-
phon von Mix und Genest
(vgl. 1887 265 * 266.
1889 272 477) derart be-
festigt ist, dafs, während
man die Muschel des
Telephons an das Ohr
legt, das Mikrophon mit
seiner Sprechplatte sich
unmittelbar vor dem
Munde befindet. Das
1^ Umschalter ohne UmschniieT Lölfel-Telephon unter-
scheidet sich nicht von dem oben erwähnten. Das jetzige Mikrotelephon
ist entweder nach Fig. 2b angeordnet oder es ist nach Fig. 2a an der
inneren Seite des Griffes noch ein federnder Contact angebracht, der den
Sprechapparat einschaltet und die Mikrophonbatterie schliefst Der aus
dem Griffe heraustretende Contacthebel schliefst sich beim Halten des
Telephons ganz mühelos von selbst. Das Mikrophon ist bezüglich der
Mix und Genest's neuere Telephon-Einrichtungen. 365
Bewegung seiner Theile gegen einander etwas anders eingerichtet als an
den feststehenden Apparaten, wodurch es befähigt wird, in jeder Lage —
sosar während der Bewegung — ohne Nebengeräusche gut und klar zu
sprechen. Die Leitungsschnüre treten aus dem gebogenen Rohre heraus.
In Fig. 3 ist das Mikrophon unten verschiebbar in einem Schlitze
des Messingbügels C angeordnet. Die früher aus Tannenholz gefertigte,
durch Lackanstrich segen Feuchtiskeit seschützte Sprech- ^
platte m ist jetzt auf beiden Seiten mit Glimmer belegt,
und zwischen dem Mundstück F und der Messingdose D
eingeklemmt. Auf der Platte sind nur die beiden Kohlen-
lager b.b befestigt, welche mit den Stromzuführungsdrähten
in leitender Verbindung stehen. Zwischen beiden war
früher die Kohlenrolle K gelagert, welche durch die
Bremsfeder f gegen die Platten gedrückt wurde: jetzt
erhalten die Mikrophone drei Kohlenrollen. Die Fort-
setzung des schon erwähnten Messingwinkels C trägt das
beim Hören zu benützende Telephon, welches, dem be-
sonderen Zwecke entsprechend, mit seitlicher HöröflFnung
eingerichtet wurde.
Die conisehe Messingbüchse E. welche die Eiseu-
blechplatte i\ und das Mundstück 0 trägt, ist auf der
Innenseite mit einem Mutter- m p
gewinde versehen und auf die
Platte R aufgeschraubt. Ver-
mittels dieses Gewindes erfolgt
zugleich die Regulirung des
Telephons, d. h. die mehr oder minder grofse Annäherung der Platte A
an die Magnetkerne. Ein bei s angebrachter kleiner Druckhebel mit
Schraube dient dazu, die Theile R und E in der einmal ermittelten gün-
stigsten Stellung festzuhalten. Den Hufeisenmagnet h und den Messing-
bügel C umgibt ein aus Ebenholz hergestellter Handgriff H: die Ent-
fernung der Telephonöffnuug 0 von dem Bügel C liefs sich früher nach
Lüftung der Schraube 5-2 ändern, damit das Instrument jeder Kopfform
angepafst werden kann. Neuerdings erscheint diese Verschiebbarkeit
überflüssig.
Die vom Mikrotelephon ausgehende vierfache Leitungsschuur endet
an einem Verbindungsstöpsel, welcher mit seinem rechteckigen vorderen
Ende in eine entsprechend geformte Oetfnung des Stöpselkastens hinein
gesteckt wird. Die weitere Ausführung ist nun verschieden, insofern
entweder Tischsehäuse angewendet werden, welche sämmtliche zum Be-
trieb erforderliche Apparate enthalten, oder auf den Tisch zu stellende
Untersätze, welche nur einige der erforderlichen Apparate aufzunehmen
bestimmt sind. Einen Apparat ersterer Art zeigen die Fig. -i bis 6 in
perspectivischer Ansicht und in zwei Durchschnitten. K ist ein reich aus-
366
Mix und Genest s neuere Telephon-Einrichtungen.
H'ig. 4.
gestatteter Kasten von Nufsbaumholz mit Bronzebeschlägen und Füfsen,
aus dessen schmalen Seitentheilen unten zwei halbkreisförmige, mit Tuch,
Plüsch o. dgl. belegte Flächen ^j und A2 hervorragen, deren eine dem
Mikrophon als Auflager
dient, während der Griff
des Telephons nahe am
oberen Ende auf den
entsprechend geformten
Haken des Umschalte-
hebels hl zu liegen
kommt. Der Hebel A,
hat sein Lager in Aj und
liegt entweder im Ruhe-
zustande auf dem Con-
tacte Cj oder beim Spre-
chen auf dem Contacte c.,.
Im letzteren Falle
schliefst der Umschalte-
hebel zugleich beim,,7n2dieMikrophonbatterie^ es kann demzufolge auch
ein Sprechapparat angewendet werden, welcher den federnden Contact
an dem Griffe des Telephons (Fig. 2) nicht besitzt. G ist die Glocke;
aus ihr steht oben der Weckknopf T vor, dessen Schaft J, durch den
Ständer der Glocke hindurchgeht; /r, r, o sind die inneren Theile der
Taste, welche an dem Deckel D befestigt sind. An dem Deckel ist auch
der Wecker iv angebracht, der insofern eigenartig eingerichtet ist, als
sich in einem festen Metallstücke zwei Regulirschrauben »•, und s.2 be-
finden, welche es gestatten, die Glocke entweder als Wecker mit
Selbstunterbrechung oder als Wecker mit Selbstausschaltung durch
Mix und Genest's neuere Telephon-Einrichtungen.
367
Nebenschlufs einzuschalten. Im ersteren Falle kommt die Schraube Sj,
im zweiten dagegen die Sehraube S2 zur Verwendung. Der Deckel
kann an dem Scharnier aufgeklappt werden, die drei Federn f2 dienen
bei verschlossenem Zustande des Kastens zur Verbindung der am Deckel
befestigten Klemmschrauben, deren Verbindung mit der Zimmerleitung
durch Leitungsschnüre bewirkt wird.
Zwei andere Formen von Untersätzen zeigen Fig. 7 bis 9. Diese
Untersätze besitzen an Nebenapparaten nur die Anruftaste und dienen
imUebrigen nur dem Sprech- Fig. 7.
apparate als Auflager. Das
Gestell (Fig. 7) besteht aus
einem Kästchen aus polir-
tem Nufsbaumholz ; der
Knopf der Anruftaste sieht
aus der mittelsten von drei
Rosetten hervor. Die beiden
anderen Rosetten können
ebenfalls zu Tasten für eine
zweite und dritte Leitung
benutzt werden. Das mit
Füfsen aus vergoldeter Bronze versehene Kästchen trägt ein künstlerisch
geformtes Gestell von demselben Material. Die weiteren Zubehörstücke
(Wecker, Inductionsrolle,
Mikrophon batterie u. s. w.)
betinden sich in einem klei-
nen Wand kästchen, welches
an einem unauffälligen Orte,
z. B. hinter einem Vorhange,
in einem Möbel u.dgl. unter-
gebracht werden kann.
Der in Fig. 8 und 9 ab-
gebildete Untersatz besteht
aus einem Rahmen aus ver-
nickeltem Eisengufs, von Obere Ansicht.
vergoldeter Bronze u. s. w., dessen mit grünem Plüsch u. dgl. bezogene
Holzfüllung dem Sprechapparate als Auflager dient. Von den drei auf
der Innenseite des Rahmens Fig. 9.
betindlichen Rosetten ent-
hält wieder die mittlere den
Druckknopf.
Die Metalltheile der
Sprechapparate selbst sind
entsprechend der Ausstat-
tung der Untersätze ver- -^eiien-Ansicin
3t>8 L'eber FuilschriUe iu der jDpiriLusl'abrikaliou.
nickelt oder vergoldet. Die Ausstattung aller Apparate ist eine solche,
dafs sie auch dem verwöhntesten Geschmacke genügen und den ele-
gantesten Räumen zur Zierde gereichen. Besonders hervorgehoben mag
aber noch werden, dafs die vorstehend beschriebenen Apparate selbst
beim Sprechen auf die gröfsten Entfernungen benutzt werden können,
dafs sie daher nicht blofs in der Telephonie für häusliche Zwecke,
sondern ebenso gut auch in den städtischen Telephonnetzen, etwa als
zweite, dritte u. s. w. Apparate benutzt werden können und beim
Sprechen von einer Stadt zur andern.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 320 d. Bd.)
VI. Apparate.
Einen Maischdestillirapparat zur Gewinnung eines möglichst fuselfreien
Spiritus hat die Kupferwaareufabrik von Fr. Rath in Neuhaldenslebeu
hergestellt. Die Firma ist bereit, einen neuen Apparat ihrer Construction
in einer Brennerei von nicht zu kleinem Umfange aufzustellen, und
falls wider Erwarten der Spiritus nicht möglichst rein sein sollte, den
Apparattheil, welcher die Entfuselung bewirken soll, zurückzunehmen,
ohne dafs dem Besteller Kosten dadurch entstehen, während der übrige
Apparat in den Händen des Besitzers bleibt.
Deslillirapparat zur direkten Gewinnung von Feinsprit., Vorlauf und
Nachlauf aus der Maische von Georg Braun in Dürkheim a. H., Pfalz
(D. K.P. Nr. 46112 vom 15. Juli 1888).
Coinbinirler Maisch-., Brmn- und Spiritusrectißcirapparat von Joseph
Scheibner in Berlin (D. R. P. Nr. 46389 vom 9. August 1888. Zusatz-
patent zu Nr. 42 907 vom 11. August 1887). Nach dem Hauptpatent
wurde die Maischcoloune bezieh, die Maisch- und Luttercolonne mit
einer daneben stehenden Spritblase verbunden. Nach dem vorliegenden
Patent wird die Luttercolonne allein und direkt mit einer daneben
stehenden Spritblase mittels der Alkoholdampfübersteigrohre und der
Phlegmarücklaufrohre verbunden, während die anderen, darunter liegen-
den Colonnentheile abgeschlossen und mit Wasser ausgefüllt sind (vgl.
auch 1889 271 365).
Dampfdeslillircolonne zur Destillation von dicken Flüssigkeilen oder
deren Behandlung mittels Gasen von Paul Alfred Mallet und Tiburce Albert
Pagniez in Paris (D. K. P. Nr. 46523 vom 28. April 1888. Zusatzpatent
zu Nr. 31003 vom 17. Februar 1884).
Condensations- und Kühlapparat von Langen und Hundhausen in
Grevenbroich (D. R. P. Nr. 44920 vom 1. December 1887. Zusatzpatent
zu Nr. 37 534 vom 26. Juli 1885).
lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 369
Neuerungen an diesem Apparate unter D. R. P. Nr. 46 570 vom 8. Mai
1888. Zweites Zusatzpatent zu Nv. 37 534 vom 26. Juli 1885.
Weitere Neuerungen an demselben Apparate unter D. R.P. Nr. 46889
vom 6. Mai 1888. Zusatzpatent zu Nr. 37 250 vom 26. Juli 1885.
Gährbottich- und Hefenbottichkühler^ beiceglich durch das zum Kühlen
gebrauchte Wasser von Julius Geyer in Löbau, Westpreufsen (D. R. P.
Nr. 46406 vom 16. August 1888). Die Umsteuerung des Kühlwasser-
zuflusses geht in der Weise vor sich, dafs durch die Zunge a, des die
Kühlschlange tragenden Wagebalkens a unter Vermittelung eines Hebels h
ein Kipprad (oder Kipphebel) k bethätigt wird, welches durch Zugkraft-
orgaue mit im Wasserzuflufsbehälter d angeordneten Ventilen d^ rf., ^'^^-
bunden, diese abwechselnd öffnet und schliefst, während gleichzeitig die
am oberen Ende der Kühlschlangen in den Behältern bx und by be-
findlichen Ventile v und r, durch am Wagebalken befestigte Zugkraft-
organe abwechselnd geschlossen und geöffnet werden.
In der Zeitschrift für Spiritusinduslrie ^ Bd. 12 S. 16, berichtet der
Erfinder noch über einige Veränderungen an seinem Apparate, welche
er für die Zwecke der Gährbottichkühlung in Folge Anordnung der
Steuerbehörde angebracht hat. Daselbst ward auch mitgetheilt, dafs
die Hubhöhe jeder Schlange 35 bis 50^^ beträgt, und dafs in der Minute
2 bis 3 Hub, jeder zu 3 bis 4^ Wasser, stattfinden.
Apparat zum Kühlen und Erhitzen von Flüssigkeiten von J. Fischer
in Wien (D. R. P. Nr. 46104 vom 22. April 1888. Zusatzpatent zu
Nr. 31 794 vom 2. December 1884).
Maisch- und Kühlapparat mit rotirendem oder oscillirendem Gehäuse
von Johann Hampel in Dresden (D. R. P. Nr. 46646 vom 4. April 1888).
Verfahren und Apparat zum Weichen von Gerste von Karl Kern-
reulher und Wilhelm Kumpf milier in München (D. R. P. Nr. 46440 vom
14. März 1888. Zusatzpatent zu Nr. 43 758 vom 28. December 1887).
Einen elektrischen Signalapparat zum Anzeigen des Kohlensäuregehaltes
der Luft^ welcher bei einem Gehalte der Luft von 6 Proc. Kohlensäure
in Thätigkeit tritt, hat Dr. Emmerlich in München in Gemeinschaft mit
C. Martini angefertigt. Nach den Sitzungsberichten der Münchener Ge-
sellschaft für Morphologie und Physiologie^ 1888 Heft 2, gründet sich der
Apparat auf der Ausdehnung eines Metallstabes durch die Wärme einer
unter dieser befindfichen Flamme, welche, sobald der Kohlensäuregehalt
der Luft auf 6 Proc. steigt, kleiner wird und bei 8 Proc. erlischt. Durch
die Verminderung der Wärmequelle und die dadurch bedingte Zu-
sammenziehung des Metallstabes wird der Läuteapparat in Thätigkeit
gesetzt. Durch Versuche wurde festgestellt, dafs ein Gehalt der Luft
von 6 Proc. Kohlensäure für den Menschen noch nicht gefährlich ist,
die Gefahr vielmehr erst bei 15 bis 20 Proc. beginnt. Der Apparat
warnt also rechtzeitig. Seine Aufstellung ist in Eisfabriken, Prefshefe-
fabriken, Gährkellern u. s. w. angezeigt. Da ein sehr grofser Kohlen-
Dingler's polyt Journal Bd. 27^ Nr, S. 1889,111. 24
370 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Säuregehalt der Luft auch für die Gährung ungünstig wirkt, so kann
der Apparat auch Verwendung linden, um die Nothwendigkeit der Luft-
veränderung in Kellern anzuzeigen. Zur Erwärmung kann jede be-
liebitre Flamme (Erdöl, Gas, Kerze u. s. w.) benutzt werden. Preis des
Apparates 20 M.
VIL Analyse.
(Jeher den Nachweis von Fuselöl in Spiritus veröffentlicht L. v. Udransky
in der Zeilschrift für physiologische Chemie., Bd. 13 S. 248, eine Unter-
suchung, welche sich an seine Arbeiten über Furfurolreactioneu, über
welche wir bereits berichtet haben (1889 271 371), anschliefst. Der
Verfasser fand, dafs der käufliche Amylalkohol stets Verunreinigungen
enthält, zu denen auch das Furfurol gehört und in Folge dieser Ver-
unreinigungen ganz andere Eigenschaften besitzt als absolut reiner Amyl-
alkohol, welchen der Verfasser sich nach einem sehr umständlichen
Verfahren darstellte. Dieses reine Product besafs den widrigen, die
Schleimhäute intensiv reizenden Geruch in viel geringerem Mafse, gab
beim Schütteln mit Wasser nur eine vorübergehende Opalescenz und
zeigte vor Allem ein ganz anderes Verhalten gegen Alkalien und Säuren,
Während das käufliche Product mit diesen Reagentien intensive Färbungen
gibt, blieb der gereinigte Amylalkohol auch bei der Behandlung mit
oTÖfsereu Mengen Alkalien oder Säuren entweder vollständig farblos
oder zeigte doch nur ganz schwach gelbe Färbungen. Der Verfasser
schliefst aus seinen Versuchen, dafs das Furfurol es ist, welches im
käuflichen Amylalkohol die Verfärbung und Verharzung verursacht;
denn als er dem reinen Präparate 0,15 Proc. Furfurol zusetzte, erhielt
er mit Natronlauge, Salzsäure und Schwefelsäure dieselben Farben-
erscheinungen wie mit dem käuflichen Producte. Giefst man zu einer
Lösung von einigen Tropfen furfurolfreien Amylalkohols und zwei
Tropfen 0,5 procentigen Furfurolwassers in l^c reinsten Aethylalkohols
etwa 2"^^ concentrirte Schwefelsäure, so entsteht an der Berührungs-
fläche ein lebhaft indigorother (?) Farbenring, welcher bei passender
Ausführung des Experimentes recht lange Zeit gleich bleibt und erst
allmählich violettfarben wird. Neben diesem rothen bezieh, blauen
Farbenton ist auch noch ein brauner bei der Reaction zu bemerken;
er ist jedoch sehr schwach und zwar um so schwächer, je vorsichtiger
die Reaction ausgeführt wird. Im Spectroskop zeigt diese Rothfärbung
eine kräftige Absorption, welche zwischen E und b beginnt und bis F
oder noch etwas darüber hinaus reicht. Die Reaction ist sehr beständig,
und die Spektralerscheinungen sind noch nach Wochen ganz rein und
scharf zu erkennen. Rohspiritus zeigt schon direkt bei Behandlung mit
concentrirter Schwefelsäure, jedenfalls in Folge seines Gehaltes an
Furfurol, dieselbe Reaction, jedoch sind die Farbenerscheinungen wegen
anderer Verunreinigungen nicht so deutlich. Dieser störende Einflufs
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 371
läfst sich aber beseitigen, wenn man den Rohsprit mit reinstem Aethyl-
alkohol verdünnt und noch Furfurolwasser hinzufügt.
Der Verfasser benutzt nun diese Reaction, welche Amylalkohol
mit Furfurol und Schwefelsäure gibt, zum Nachweise des Amylalkohols
und verfährt dabei wie folgt: 5'^'^ des zu prüfenden Weingeistes werden
mit 2 Tropfen 0,5 procentigen Furfurolwassers versetzt. Dann läfst man
5cc concentrirte Schwefelsäure zufliefsen, indem man durch Abkühlen
dafür sorgt, dafs die Temperatur nicht über 600 steigt. Bei Gegenwart
von Fuselöl entsteht an der Berührungsfläche ein rother, allmählich in
Violett übergehender Farbeuring, welcher nach unten und oben durch
einen bräunlichen Saum begrenzt ist. Bei viel Fuselöl ist die Roth-
färbung gleich so intensiv, dafs die Prüfung im Spectralapparate vor-
genommen werden kann. Ist der Fuselölgehalt gering, so läfst man
eine halbe Stunde stehen und befördert durch langsames Schwenken
unter Abkühlung das Vermischen der Flüssigkeiten. Bei sehr geringem
Fuselgehalte empfiehlt sich fractionirte Destillation und Prüfung der
letzten Fraction. Die Reaction soll noch bei einer Verdünnung von
1 : 10000 Amylalkohol auffinden lassen^ doch ist in diesem Falle die
Färbung schon so schwach, dafs die spectroskopische Prüfung ein
negatives Resultat gibt. Für diese Prüfung liegt die Grenze bei 1 : -±000
bis 1 : 5000. Als charakteristisch für den Amylalkohol darf nur die in
violett übergehende Rothfärbung und der Absorptionsstreifen gelten.
Verunreinigungen, welche der Spiritus beim Aufbewahren in Holz-
gefäfsen aufnimmt, geben auch die Furfurolreaction, jedoch in anderer
Weise bezüglich der Farbe ^ auch zeigen diese Reactionen keine Spectral-
erscheinungen. Verfasser hat auch versucht, die Reaction zur quanti-
tativen Bestimmung des Fuselöls zu benutzen, jedoch sind, wie bekannt,
derartige colorimetrische Methoden mit grofsen Unsicherheiten behaftet.
Eine Zusammenstellung und kritische Besprechung der zahlreichen^ zum
Nachweise und zur Bestimmung des Fuselöls in Trinkbranntweinen in Vor-
schlag gebrachten Methoden bringt Karl Windisch in den Arbeiten aus dem
kaiserlichen Gesundheitsamt ^ Bd. 5 S. 373 (auch Zeitschrift für Spiritus-
industrie^ Bd. 12 S. 143 und 158). Der Verfasser bespricht zunächst
die Methoden zum qualitativen Nachweise des Fuselöls, von denen wir
diejenigen von v. Udransky (siehe voriges Referat), Godefroy^ Uffelmann
und Ekmann an dieser Stelle bereits erwähnt haben (vgl. 1886 261 442.
1889 271 371). Der Verfasser kommt zu dem Schlüsse, dafs von allen
in Vorschlag gebrachten Methoden nur die folgenden empfohlen werden
können. Man macht zunächst die Geruchsprobe durch Riechen am stark
verdünnten Branntwein- ferner extrahirt man den Branntwein nach
Marquardl mit Chloroform, verdunstet letzteres, oxydirt den Rückstand
des Chloroformauszuges entweder nach Wagner mit Platinmohr oder
nach Otto und Marquardt mit Kaliumpermanganat und Schwefelsäure
und prüft alsdann durch den Geruch. Ist Amylalkohol vorhanden, so
372 Ueber Forlsclirilte in der Spirituslabrikation.
entsteht nach einander dei* Geruch nach Valeraldehyd, Valeriansäure-
amyläther und zuletzt nach Valeriansäure; man soll auf diese Weise
noch 0'-*^,005 Amylalkohol nachweisen können. Zu bemerken ist, dafs
;itheri>che Oele den Geruch verdecken und die Prüfung vielfach ganz
unmöglich macheu. Es ist daher eine Abscheiduug derselben vorher
nothwendig. Nach Hager soll diese mittels Glycerin oder mittels ge-
schmolzenen Wachses oder Paraffins geschehen können. Auch Aldehyd,
Furfurol und Fettsäureäther machen die Prüfung oft unmöglich. Wenn
man den Spiritus nach Rose untersucht, so kann man die Chloroform-
schicht in der Bürette, welche das Fuselöl enthält, nach der Entfernung
des Aethylalkohols mit Wasser zur Oxydation nach Marquardl benutzen.
Als weitere Methode empfiehlt Verfasser die U ß'e Im ann sehe Melhylviulett-
probe. Zur Darstellung der Reagensflüssigkeit löst man 1 Th. Methyl-
violett in 100 Th. Wasser und setzt so viel 2procentige Salzsäure zu,
bis die Lösung deutlich grün ist. Aus dieser grünen, frisch bereiteten
Lösung nimmt Amylalkohol den Farbstoff in seiner natürlichen Farbe,
also violett, heraus. Setzt man daher in einer Porzellanschale zu dem
Verdunstungsrückstande des Chloroformauszuges etwa die vierfache
Menge dieser Lösung zu, so entstehen bei Anwesenheit von Amylalkohol
violette Tröpfchen, welche auf der grünen Flüssigkeit schwimmen. Die
Methode liefert, wie Verfasser sich überzeugt hat, gute Resultate; doch
ist zu beachten, dafs auch einige andere Körper dieselbe oder doch
eine sehr ähnliche Reaction geben. So sollen Furfurol, Cassiaöl und
Nitrobenzol sich genau so verhalten wie Amylalkohol, nur sollen die
Tröpfchen am Boden schwimmen und beim Furfurol rasch mifsfarben
werden; auch kommen Cassiaöl und Nitrobenzol im Spiritus wohl kaum
vor. Normaler und Isobutylalkohol geben ebenfalls Tröpfchen, doch
sind diese blau, nicht violett. Einige ätherische Oele geben theils blaue,
theils violette Trö])fchen, jedoch erst bei starkem und anhaltendem
Schütteln, während sie bei Amylalkohol sofort und ohne Schütteln auftreten.
Von den Methoden zur quantitativen Bestimmung des F'uselöls er-
wähnt Verfasser zunächst diejenige von Marquardt und das Diaphano-
meter von Savalle. Die Unsicherheit beider Methoden ist bekannt und
wird vom Verfasser bestätigt. Ebenso ist die Ekinann sehe Methode
(188'J 271 371) nur in beschränktem Mafse brauchbar. Zu der Möse-
schen Methode erwähnt Verfasser eine von ihm angegebene Verbesse-
rung der Her zfeldi sehen Schüttelbürette, welche eine wesentlich ge-
nauere Ablesung, nämlich bis zu 0'^'^,01, mit absoluter Sicherheit ermöglicht.
Die Verbesserung l)esteht darin, dafs Verfasser der Röhre einen Radius
von nur 2'n"',l gibt, so dafs 1'"^ in der Röhre eine Längenausdehnung
von 7cm^2 besitzt. Die Röhre des neuen Apparates ist IS^m lang und
fafst nur 2cc^5. In Bezug auf die Jrau/^e'schen Verfahren macht Ver-
fasser darauf aufmerksam, dafs zwischen der Steighöheuerniedrigung
im Capillarimeter und der Tropfenzahlenvermehrung des Stalagmometers
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 373
eine Beziehung besteht, in der Art, dafs bei Anwendung derselben Sub-
stanzen das Verhältnifs der Erhöhung der Tropfenzahl, gemessen in
Tropfen, zu der Erniedrigung der Steighöhe, gemessen in Millimetern,
eine constante Zahl ist^ dieselbe war bei den im Gesundheitsamt be-
nutzten Apparaten = 1,7. Zum Schlüsse geben wir nach der Zeitschrift
für Spiritusindustrie nachstehend eine Zusammenstellung der umfang-
reichen Literatur des besprochenen Gegenstandes:
1) Hager^ Pharmaceutische Centralhalle^ 1881 Nr. 25. Chemisches Centralblatt^
1881 S. 712.
2) Allen, Archiv für Pharmacie, 1880 I. Hälfte S. 232.
3) Bolley^ Bolleys Handbuch der chemisch-technischen Untersuchung, S. 743.
I) Stein, Ebendaselbst.
5) Otto, Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 6 S. 275.
6) Betelli. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 8 S. 72.
7) Vffelmann. Archiv für Hygiene, 1886 Bd. 4 S. 232.
8) Wagner, Gerhardts org. Chemie von Wagnir, Bd. 2 S. 782.
9} Otto und Marquardt, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
S. 1665.
10) Hager, Pharmaceutische Centralhalle^ 1881 Nr. 25. Chemisches Centralblatt,
1881 S. 712 ff.
II) Savalle, Stenberg, Wagner, Bär, Die Verunremi(,ung des Trinkbranntweins,
insbesondere in hygienischer Beziehung. Bonn 1885, bei StrauJS.
12) F. L. Ekmann, Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 564.
13) Bang, Calcool, la sante publique et le budget par L. Grandeaxi. Paris 1888.
Librairie du Temps.
14) L. Godefroy, Comptes rendus, 1888 Bd. 106 S. 1018.
15) Ä. Rocques, Comptes rendus, 1888 Bd. 106 S. 1296.
16) W. Windisch, Zeitschrift für Spiritnsindustrie, 1888 Bd. 11 S. 145.
17) Jorissen, Bull. Acad. Beige, Bd. 50 S. 108. Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1880 Bd. 8 S. 2439.
18) K. Förster, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 Bd. 15
S. 238.
19) Böttger, Bolley's Handbuch der chemisch-technischen Untersuchung, S. 743.
20) Bouvier, Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 11 S. 343.
21) Flügge, Ftügge's Handbuch der hygienischen Untersuchungsmethoden.
22) Uff'eimann, Archiv für Hygiene, 1883 Bd. 1 S. 445. 1886 Bd. 4 S. 229.
23) W. Windisch, Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886 Bd. 9 S. 517.
24) Uffelmann, Archiv für Hygiene, 1886 Bd. 4 S. 339.
25) Hager, Pharmaceutische Centralhalle, 1881 Nr. 25. Chemisches Centralblatt,
1881 S. 712.
26) Savalle, Das Diaphanometer, Abbildung des ganzen Apparates und der
Typen des Diaphanometers siehe Märcker, Handbuch der Spiritus fabrikation.i 3. Aufl.
S. 210; 4. Aufl. S. 171.
27) F. L. Ekmann, Om Bräurins finkelolja och deß quantitativa Bestämnivg.
Stockholm 1887. Ref. hierüber: Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 11 S. 564. Zeit-
schrift für Spiritusindustrie, 1888 Bd. 11 Nr. 19 S. 145.
28) W. Windisch, Zeitschrift für Spiritusindusirie, 1888 Bd. 11 Nr. 19 S. 145.
29) Marquardt, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft , 1882 Bd. 15
S. 1370 und 1661.
Zur Untersuchung des Spiritus gibt H. Bornträger in der Zeitschrift
für analytische Chemie., Bd. 28 S. 60, eine Zusammenstellung über das
Verhalten der wichtigsten Verunreinigungen des Handelsspiritus, nämlich
des Aldehyds, des Acetals und des Amylalkohols, welches diese in
reinem Zustande oder wenn sie in erheblichen Mengen im Spiritus ge-
löst sind, zeigen. Wir lassen diese Zusammenstellung hier folgen:
374
Ueber Forlsclirille in der Sinritusl'abrikation.
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 375
Die Farbenreactionen werden am besten in einer kleinen weifseu
Porzellanschale gemacht.
1) Eine Probe desselben verdünnt man mit viel Wasser und be-
obachtet, ob sich obenauf ölige Tropfen ansammeln, Ist dies der Fall,
so prüft man dieselben nach obiger Vorschrift auf Acetal mit con-
centrirter Schwefelsäure und Kalilauge (Acroleingeruch) und auf Amyl-
alkohol mit conceutrirter Salzsäure und Anilinöl. Eine weitere Probe
prüft man auf Aldehyd mit Jodkalium und saurer schwefligsaurer
Natriumfuchsinlösung (Spuren von Aldehyd enthält jeder Spiritus).
2) Scheiden sich keine Tropfen ab, so prüft man
a) wie oben auf Aldehyd,
b) eine weitere Probe verdünnt man mit 2 Th. Wasser, schüttelt
mit etwas Chloroform, trennt dasselbe, läfst bei gelinder Temperatur
verdunsten und prüft den etwa bleibenden Rückstand wie oben auf
Acetal und Amylalkohol. Auch die spanische Pi-üfung des Spiritus,
nur mit concentrirter Schwefelsäure und Kalilauge, ist nach Ansicht
des Verfassers recht gut und genügt für die meisten Fälle, denn wenn
beide Lösungen für sich den Spiritus nicht färben, so enthält derselbe
obige 3 Stoffe entweder gar nicht oder nur in ganz geringen Spuren.
In derselben Zeitschrift, 1889 S. 26 (auch Zeitschrift für angewandte
Chemie^ 1889 S. 112) empfiehlt /. Traube zur Untersuchung des Spiritus
das Geifskr sehe Vaporimeter. Setzt man die vaporimetrische Queck-
silberhöhe = 0, so ergaben sich folgende Höhen :
Concentration 50 Volumprocent.
Sprit rein 0
„ mit 0,25 Volumproc. Aldehyd . . . +16,2
„ 0,25 „ Kartoffelfuselöl . — 2,1
„ „ 0,25 „ Kornfuselöl . . — 1,7
„ „ 0,25 „ Maisfuselöl . . — 1,1
„ „ 0,25 „ Isoamj-lalkohol . — 2,5
Concentration 10 Volumprocent.
Sprit rein 0
„ mit 0,05 Volumproc. Aldehyd . . . +6,0
„ „ 0,05 „ Kartoffelfuselöl . + 0,5
„ „ 0,05 „ Kornfuselöl . . +0,5
„ „ 0,05 „ Maisfuselöl . . +0,0
„ „ 0,05 „ Isoamylalkohol . + 0,6.
VIII. Allgemeines und Theoretisches.
Ueber das Verhalten der Stärke beim Erhitzen mit Wasser und über
die Kleisterb ildung einiger Stärkesorten hat C. J. Lintner Untersuchungen
ausgeführt {Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 12 S. 91, daselbst nach
Brauer- und Mälzer- Kalender). Bekanntlich sind die Temperaturen, bei
welchen die verschiedenen Stärkesorten verkleistern, sehr verschieden.
Die hierüber vielfach gemachten Angaben entsprechen jedoch nicht
völlig den thatsächlichen Verhältnissen; namentlich gilt dieses für die
Stärke der Getreidearten, für welche die angeführten Werthe durch-
weg zu niedrig sind und mit vielen neueren Beobachtungen nicht über-
37G Uebcr Foriscliritle in der Spirituslabrikaliun.
einstimmen. Dieses gab die Veranlassung zu den vorliegenden Ver-
suchen, bei welchen der Verfasser das Verhalten der Stärke beim
Erhitzen mit Wasser in der Weise prüfte, dafs in Zwischenräumen
von 5 zu 5 Graden die Veränderungen, welche das Stärkekorn erlitten
hatte, durch das Mikroskop und mittels der Jodreaction festgestellt
wurden. In der einen Versuchsreihe wurde die Stärke mit viel Wasser,
in einer anderen zur Erzeugung eines steifen Stärkekleisters nur mit
wenig Wasser ei-hitzt. Den Angaben des Verfassers über die beob-
achteten Veränderungen entnehmen wir hier nur die Temperaturen,
bei welchen vollständige Kleisterbildung eintrat. Es verkleisterten:
Kartoffel .
. bei
650 c
Gerste . .
n
800 „
Hafer . .
«
850 „
Roggen .
))
800 „
Weizen
)5
800 „
Reis . . .
J?
800 „
Mais . . .
)J
750 „
Lul'traalz .
))
850 „
Darrmalz .
n
800 „
Beobachtungen über die Zuckerbildung durch Diaslase theilt L. Lindet
in Comptes rendus^ 1889, 608. 453, mit. Die Zeitschrift für Spiriius-
industrie^ Bd. 12 S. 109, berichtet über diese interessanten Unter-
suchungen, wie folgt:
..Die Zersetzung der Stärke in Maltose und Dextrin unter dem
Einflufs der Diastase ist stets von einer secundären Reaction begleitet,
während welcher die Diastase die Dextrine in Maltose umwandelt.
Diese Reaction ist indefs nie vollständig; sie kommt zum Stillstand,
sobald sich eine bestimmte Menge Maltose gebildet hat, welche dann
ein Hindernifs für jede weitere Verzuckerung der Dextrine bildet.
Nach Payen^ der diese Beobachtung machte, ist das Hindernifs nur
vorübergehend, indem bei der Entfernung der Maltose durch alkoholische
Gährung in dem Mafse, wie dieselbe verschwindet, die Diastase von
neuem Maltose auf Kosten der Dextrine zu erzeugen vermag. Diese
Theorie ist von O'SuUivan und von Kjeldahl in Zweifel gezogen worden.
Nach ersterem wird die Verzuckerung des Dextrins durch die gleich-
zeitige Einwirkung der Diastase und der Bierhefe bewirkt. Kjeldahl
behauptete, dafs die spätere Wirkung der Diastase während der Gäh-
rung nicht auf die Entfernung des Zuckers zurückzuführen ist und dafs
in der Flüssigkeit bei genügend langem Stehen die Verzuckerung die-
selben Grenzen erreicht, als wenn die Flüssigkeit dtu- Gährung unter-
worfen ist. Diese Widersprüche veranlafsten Lindet^ die Maltose mittels
Phenylhydrazin als unlösliches Phenylmaltosazon zu fällen, wobei sich
stets zeigte, dal's nach der Entfernung der Maltose die Diastase ihre
Thätigkeit wieder aufnimmt und die Dextrine verzuckert. Man muls
also annehmen, dafs die Anhäufung der Maltose in der Würze die
Ursache des Stillstandes im Verzuckerungsprozefs ist und dafs mit
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 377
dem Verschwinden derselben die Diastase ihre verzuckernde Wirkung
gegenüber den Dextrinen wieder erlangt. Lindet glaubt somit, Paxjens
Theorie bestätigen zu könnend' Für die Ansicht Lindefs dürfte auch
die bekannte Erfahrung sprechen, dafs es in Dickmaischen niemals
gelingt, mehr als 80 Proc. Maltose zu erzeugen, während in dünnen
Maischen, also in verdünnten Lösungen, wie sie z. B. Cuisinier für sein
Verfahren anwendet, es sehr wohl möglich ist, fast die ganze Menge
der Kohlehydrate in Maltose umzuwandeln, jedenfalls, weil in diesen
verdünnten Lösungen die hemmende Wirkung auf die Diastase durch
den gebildeten Zucker eine nur geringe ist. (Der Ref. vgl. über diese
Frage auch unser Referat über die Untersuchungen von Müller-Turgau^
1887 265 224 und ebendaselbst S. 465 über die Arbeit von Porion.)
Ein Verfahren zur Umwandlung der Stärke durch Malz zu Maltose
bezieh. Maltose-Dextrin ist Paul Degener in Berlin patentirt (D. R. P.
Nr. 46110 vom 1. Juni 1887). Die Umwandlung geschieht in der Weise,
dafs man die Stärke nicht mit Wasser, sondern mit einer mehr oder
weniger concentrirten Lösung bereits verzuckerter Stärke verkleistert
und danach durch Malz oder Malzaufgufs invertirt.
Kohlehydrate als Oxydationsproducte der Eiweifsstoffe. In einer Ab-
handlung in den Berichten der deutschen botanischen Gesellschaft., Bd. 7
S. 126, kommt W. Palladin auf Grund eigener Untersuchungen wie Be-
obachtungen anderer Forscher zu dem Schlufs, dafs aufser durch den
Assimilationsprozefs auch durch unvollständige Oxydation der Eiweifs-
stoffe Kohlehydrate in der Pflanze gebildet werden.
L-Acrose., eine neue Zuckerart., haben E. Fischer und T. Tafel syn-
thethisch dargestellt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft., 1889
S. 97). Die L-Acrose ist die erste künstliche Zuckerart der Hexanreihe,
welche mit Hefe gährt. Sie liefert alle charakteristischen Reactionen
der natürlichen Zuckerarteu, wie Dextrose, Lävulose und Galactose und
unterscheidet sich von diesen nur durch die optische Inactivität. Den-
selben Körper erhielten E. Fischer und Passmore (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft., 1889 S. 359) aus dem zuckerähnlichen Product
(Formose), welches Loew (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft.,
1889 S. 470. 482) durch Condensation des Formaldehyds erhalten hatte
und welches sich als Gemisch von drei verschiedenen Aldehyd- bezieh.
Keton-Alkoholen erwies. Loeic beschreibt in der angeführten Arbeit
auch das Verfahren, um durch Condensation des Formaldehyds die
gröfste Menge gährungsfähigen Zuckers zu erhalten. Dieser gährungs-
fähige Zucker ist der Lävulose ähnlicher als der Dextrose. Loew nennt
ihn Methose.
Untersuchungen über Mannose haben E. Fischer und J. Birschherger
ausgeführt (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft., Bd. 22 S. 365).
Danach ist die Mannose ein Oxydationsproduct des Mannits, also der
Aldehyd des Mannits, und besitzt dieselbe Constitution wie die Dextrose.
378 Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Dextrose und Mannose bilden demnach in der Zuckergruppe zwei
Isomere, welche gleiche Structur besitzen und in einander übergeführt
werden können. (Schhifs folgt.)
üeber Fortschritte in der Bierbrauerei.
(Schlafs des Berichtes S. 328 d. Bd.)
Schullze berechnet aus seinen Versuchen
a) specifisches Gewicht des Malzschrotes 1,4540.
b) „ Volumen „ „ 0,6877.
VI. Die Proportinalitätsmethode, wie sie bisher allgemein gehaud-
habt wird, "gibt die Extractausbeute aus einem Malze stets um mehr
als ein Procent zu hoch an, und zwar deshalb, weil die durch die ver-
maischte Malztrockensubstanz gebundene Wassermenge bei der Berech-
nung des Maischwassergewichtes nicht in Abzug gebracht wird. Sobald
jedoch das gebundene Wasser ermittelt und in Abrechnung gebracht
wird, so stimmen die Angaben der Proporüonalitätsmethode gut überein
mit den Angaben der Zweifiltratsmethode, sonst gleiche Umstände vor-
ausgesetzt.
Zur Beantwortung der Frage, nach welcher Methode die Extract-
ausbeute aus einem Malze ermittelt werden soll, unterwirft der Ver-
fasser die drei gegenwärtig zur Verfügung stehenden Methoden einer
kritischen, vergleichenden Untersuchung, nämlich:
a) Die Proportionalitätsmethode ohne oder mit Berücksichtigung des
gebundenen Wassers.
b) Die Treberfiltratsmethode.
c) Die Zweifiltratsmethode.
ad a) Die Proportionalitätsmethode ohne Berücksichtigung des ge-
bundenen Wassers kann überall da, wo eine exacte Extractbestimmung
erforderlich ist, z. B. bei der Erforschung der Entstehungsbedingungen
des Extractes aus dem Malze, nicht zur Anwendung kommen, weil sie
erwiesenermafsen die Extractausbeute um mehr als 1 Proc. zu hoch
ergibt. In allen Fällen jedoch, wo es auf ein paar Zehntelprocent zu
viel nicht ankommt (und das sind doch wohl die häufigeren. D. Ref.),
kann man sie der Einfachheit wegen dulden, wenn von der errechneten
Extractausbeute 1,2 Proc. abgezogen und der verbleibende Rest als un-
gefähre Extractausbeute gegeben wird.
Die Proportionalitätsmethode mit Berücksichtigung des gebundenen
Wassers ist eine exacte Methode, verlangt aber mehr Arbeit, mehr Material
und mehr Apparate; denn sie fordert:
a) dafs die aus den gewöhnlichen 50:- Malzschrot erhaltene Maische
nach dem Abkühlen in einem Halb- oder Ganzliterkolben verdünnt,
durch etwa 3 Stunden mittels einer Wasserluftpumpe entlüftet, dann
Ueber Fortscliritte in der Bierbrauerei. 379
bei 150 C. im Wasserbade teraperirt und endlieh sorgfältig auf die
Marke des Kolbens eingestellt werde;
ß) dafs das Erdölvolumen ermittelt werde. Des Erdöles bedient
sieh SchuUze zur Ermittelung des wahren Volumens des Malzschrotes.
Das Erdöl erwies sich hierzu geeignet wegen seines geringen Lösungs-
vermögens gegenüber dem Malzschrote. Es ist das in einem Halb- oder
Ganzliterkolben befindliche Maischschrotgewicht nach völliger Entlüftung
und bei 150 C. aufzufüllen.
ad b) Die Methode der Extractbestimmuug aus dem Treberfiltrate
führt zu Extractausbeuten , welche mit denen der richtigen Proportio-
nalitäts- und denen der Zweifiltratsmethode übereinstimmen, wenn die
Trebern völlig ausgewaschen und das absolute Gewicht, sowie das
specifische Gewicht des Filtrates (dieses bis auf die 5. Decimale) sorg-
fältig ermittelt werden, natürlich unter Anwendung der Schultze- Osler-
??iaMn'schen Extracttabelle.
Die Methode, zu welcher nach Schultze nicht mehr als 7?,5 Malz-
schrot zu verwenden sind, ist des Aussüfsens der Trebern wegen zeit-
raubend und daher für Laboratorien mit massenhaften Extractbestim-
muugen nicht geeignet.
ad c) Die Zweifiltratsmethode erfordert den geringsten Zeitaufwand
und hat deshalb am meisten Aussicht, nach dem Hinfalle der gewöhn-
lichen Proportionalitätsmethode in allgemeine Aufnahme zu kommen
(s. o. D. Ref.).
In der Voraussetzung, dafs die Zweifiltratsmethode allgemeine
Annahme bei den Brautechnikern finden werden, hat Schultze die Aus-
rechnung der bei dieser Methode in Betracht kommenden Gehaltsfactoren
P Q P ^ i P ^ \ '^
4~ und -jTT^ und des Productes 250 i 4^ j mit der grofsen Thomafs-
schen Rechenmaschine ein für allemal ausgeführt und die drei Gröfsen
in zwei Tabellen zusammengestellt.
Bei den Versuchen über die Proportionalitätsmethode mit Berück-
sichtigung des gebundenen Wassers machte Schultze eine Beobachtung,
welche er in Satz VH niederlegt^ nämlich:
Vn. Das wahre Volumen aus Extract -|- Trebern in 1' Maische ist
immer gleich dem wahren Volumen der Malzschrotmenge, aus welcher
der Extract und die Trebern durch Maischung entstanden sind. Oder:
Bei der Umwandlung von Malzschrot in Extract und Trebern wird das
wahre Volumen nicht verändert.
Das IL Heft der oben genannten Mittheilungen aus der österreichischen
Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien enthält ferner:
Beobachtungen von S. Bohn über die Aenderungen^ welche im Laufe
der Zeit im Rauminhalte der Schankfässer eintreten.
Es ergab sich:
3bO üeber Fortschritte in der Bierbrauerei.
1) Bei den Hektoliterfässern treten bereits nach einjährigem Ge-
brauche bedeutende Schwankungen im Fafsinhalte ein.
2) Da diese Schwankungen sowohl in Ab- als auch in Zunahmen
des Volumens bestehen, so erhält sich der mittlere Falsinhalt selbst in
drei Jahren auf nahezu gleicher Höhe.
3) Bei Einhalb-Hektoliter- und Einviertel-Hektoliterfässern unter-
liegt der Inhalt selbst nach dreijährigem Gebrauche keinen wesent-
lichen Veränderungen.
4) Beim Abziehen des Bieres ohne besondere Abziehvorrichtung
entsteht in Anbetracht der niederen Temperatur des Bieres (ungefähr
-f- 2" C.) nur wenig Schaum.
5) Der in Folge des Bierschaumens beim Füllen der Fässer sich
ergebende, zum Theil mit Schaum erfüllte Raum ist sehr gering und be-
trägt im Mittel nur 0,5 Proc.
6) Selbst das (mittels eines Apparates von Stocbheim) filtrirte Bier
schäumt wenig und übersteigt der Abgang an leerem Baume auch hier
nicht 0,5 Proc.
Ueber die Temperatur der Pfannenböden von Franz Schwackhöfer.
Als Versuchsgegenstände dienten ein Maischkessel aus Kupfer, eine
Würzepfanne, deren Boden theils aus Eisen und theils aus Kupfertafeln
zusammengesetzt ist und eine neue eiserne Pfanne, welche sowohl zum
Maisch- als zum Würzekochen dient. Es wurden auf der Innen- und
Aufsenseite Platten angelöthet, welche aus Legirungen von bekannten
Schmelzpunkten bestanden. Dabei zeigte es sich, dafs die Temperatur
auf den Aufsenseiten der Pfannen unmittelbar über den Feuerbrücken
mehr als 192^0. betragen kann, während auf den correspondirenden
Stellen der Innenseiten die Temperatur höchstens 1300 (j. und im übrigen
Theile der Pfanne durchschnittlich 1150 C. war.
Eine darauf folgende Mittheilung von S. Hohn und Dr. H. Wichmann
betrifft einen bemerkensiverihen Fall von einem unreinen Tiefbrunnenwasser.
Das Bohrloch von der Erdoberfläche an ist 168"^ tief; ein gemauerter
Brunnenschacht geht 30°i tief in den Boden. Da, wo dieser Schacht
auf dem Erdreiche aufsitzt, sind seitliche Zuflüsse vorhanden, welche
sich dem aus dem 138™ tiefen Bohrloche kommenden Wasser zu-
mischen. Es wurde zufliefsendes Wasser und solches aus dem Bohr-
loche gesondert aufgefangen und untersucht. Die chemische Analyse
beider Wässer ergab:
in 11 Wasser Milligramm oben (30ni) unten (168m)
üesammtabdampfrückstand . . 875,6 818,0
Chlor 38,0 9,1
Salpetersäure 84,0 2.8
Salpetrige Säure 0,6 1,3
Ammoniak Spuren 20,2
Organische Substanz .... 59,6 94,8
Sauerstoir zur Oxydation erfor-
derlich 3,1 2.2
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. 381
Schliefslich wird noch eine gutachtliche Aeufserung des Prof. Schivack-
höfer mitgetheilt über die Frage, ob die Anwendung von geschwefeltem
Hopfen in der Bierfabrikation als gesundheitsschädlich anzusehen sei
bezieh, sich als gesundheitsschädlich erwiesen habe.
Die Frage wurde dahin beantwortet, dafs vom sanitären Staud-
punkte aus die Verwendung von geschwefeltem Hopfen, namentlich
wenn dieser nach der Schwefelungsprocedur noch einige Zeit hindurch
aufbewahrt wird, nicht beanstandet werden kann. (Dafs geschwefelter
Hopfen bei seiner Verwendung in der Brauerei keine gesundheitsschäd-
liche Wirkung des Bieres bedingt, wurde bereits von Liebig nachge-
wiesen. D. Ref )
Zur Frage des Einßusses der aus Würze erzeugten Röststoffe auf die
Gährung veröffentlicht W. Irmisch (Wochenschrift für Brauerei., 1889
Bd. 6 S. 413, neue Versuche, welche zum Theil schon vor den bereits
verötfentlichten (1889 272 474) im Vereinslaboratorium von Niemeyer
ausgeführt wurden. Bei den Versuchen wurde Caramel, Farbmalzauszug
und Producte der trockenen Destillation von Malz und Würze zu Rohr-
zuckerlösungen gesetzt, welche in Gährung versetzt wurden. In keinem
Falle wui'de ein gährungshindernder Einflufs wahrgenommen.
Durch Erhitzen von Würze unter Hochdruck bei 3,5 bezieh. 3"'
(135 bis 140" C.) wurde nachher ein niedriger Vergährungsgrad erzielt.
Die Dunkelfärbung der Würzen, die Ausscheidung von braunen Massen
und im Zusammenhange damit die niedriger gewordene Saccharometer-
anzeige, der geringere Vergährungsgrad, der höhere Säuregehalt u. s. w.
weisen darauf hin, dafs die Erhitzung der Würze unter Hochdruck
weitgehende Veränderungen derselben hervorruft.
Die Erniedrigung des Vergährungsgrades könnte nach Irmisch davon
herrühren, dafs durch die sich ausscheidenden Massen, die wohl Eiweifs-
körper sein könnten, der Hefe ein Nährstoff entzogen wird. (Sollte es
nicht wahrscheinlicher sein, dafs durch Erhitzen der Würze auf 135 bis
1400 etwas Maltose caramelisirt und dadurch unvergährbar geworden
ist? D. Ref.)
Ueber bakteriologische Wasseruntersuchung., sowie Anwendung der Hefe-
reinzucht bei der Obergährung hielt E. Chr. Hansen im Laboratoriums-
klub zu London einen Vortrag (nach The Brewer's Journal in Wochen-
schrift für Brauerei., 1889 Bd. 6 S. 474). Im ersten Theile seines Vor-
trages sucht Hansen die Vorzüge seines Verfahrens gegenüber dem
hygienischen zur Prüfung auf Bakterien im Brauwasser darzulegen.
Neue Thatsacheu wurden indessen hierbei nicht vorgebracht (vgl. 1888
268 564).
Was die Anwendung der Hefereinzucht bei der Obergährung be-
trifft, so ergeben sich vorläufig noch Schwierigkeiten für die Einführung
derselben. Hansen zweifelt indessen nicht, dafs es den englischen
Technikern gelingen wird, sein Verfahren der englischen Brauerei an-
382 lieber Fortschritte in der Bierbrauerei.
zupassen. Im grofsen Ganzen liegen die Verliältnisse gegenwärtig ähn-
lich in England wie vor der Einführung der Reinzucht in den unter-
"ährisen Brauereien. Hansens und die Untersuchungen anderer haben
dargethan, dafs die englische Satzhefe nicht aus einer einheitlichen
Hefeart besteht, sondern aus mehreren Arten, und dafs sie gewöhnlich
von sehr verschiedener Zusammensetzung ist, welche selbst in derselben
Brauerei zu verschiedenen Zeiten wechselt, und welche daher Biere
von verschiedenen Eigenschaften erzeugt und damit eine unregelmäfsige
Biererzeugung zur Folge hat. Um die Gährung zu beherrschen, ist es
daher sicher nöthig, mit systematisch gezüchteter Hefe zu arbeiten. Die
Schwierigkeit liegt nun lediglich darin, dafs noch nicht entschieden ist,
ob die Gährungen mit einer einzigen Hefe geführt werden können, oder
ob, wie die englischen Brautechniker vielfach der Meinung sind, deren
mehrei'e nöthig sind, und zwar eine Hefe für die Hauptgährung und
andere „wilde Hefen^' für die Nachgährung, Man scheint gegenwärtig
in England allgemein der Ansicht zu sein, dafs sich das Reinzuchtver-
fahren wohl für sogen. Jungbiere, aber nicht für Lagerbiere eigne.
Letztere sollen ihre charakteristischen Eigenschaften erst durch eine
zweite Gährung erhalten, welche abhängig sein soll von der Zersetzung
von Maltodextrin oder dextrinartigen Körpern, welche nur durch ge-
wisse wilde Hefeformen vergohren werden könnten. Ein Beweis für
die Richtigkeit dieser Ansicht ist bis jetzt noch nicht geliefert worden
(dürfte auch nicht so leicht zu liefern sein, denn diese Ansicht hat doch
sehr viel Unwahrscheinlichkeit. D. Ref.).
In Australien, wo ebenso gebraut wird wie in England, wurde die
Reinzucht wiederholt ohne Abänderung mit bestem Erfolge eingeführt,
und soll die allgemeine Einführung reingezüchteter Hefe in den austra-
lischen Colonien bevorstehen.
Viele dänische und ausländische Brauereien, so in Rotterdam, Ham-
burg, in Frankreich, arbeiten mit reingezüchteter Oberhefe.
In Burton on Trent dagegen wurden Versuche ohne entscheidendes
Resultat gemacht. Es wurden Versuche augestellt in grofsem Mafsstabe
mit mehreren Arten Reinhefe, welche sich sehr unter einander unter-
schieden bezüglich des Vergährungsgrades, des Feuers, Geruches und
Geschmackes des daraus fabricirten Bieres, Unterschiede, welche lange
Zeit constant blieben. Das Bier klärte sich jedoch äufserst langsam.
Aus diesem Grunde wurde keine der erprobten Hefen als tauglich für
die Burtoner Gährung befunden.
Ueber die Anzahl der Hefezellen im Biere von Dr. M. Wahl (nach
„Mittheilung aus der Versuchsstation für Brauereien in Chicago'-' aus
dem dort erscheinenden Braumeister in der Allgemeinen Brauer- und
Hopfenzeitung, 1889 Bd. 29 S. 1179).
In l<i>mm wurde die folgende Anzahl von Hefezellen gefunden:
Uebei' Fortschritte in der Bierbrauerei. 383
Durchschnitt
von Zellen
Zählungen
1) Würze nach Zusatz von ll/o Pfund Hefe per Barrel 10 =21600
2) 4 Tage nach dem Anstellen 3 =67 200
3) 8 Tage nach dem Anstellen 3 =64 800
•4) Nach der Gährung 18 Tage ^ a) das Bier ist lauter 4=1 600
nach dem Anstellen f b) das Bier ist grün 2 = 9 200
5) 3 Wochen auf R„h ! ^-^-^f^^f ! ! ! ! ! ! \ Z ^fS>
6, 6 vvochen auf Ruh J |,t,lf -'1^,^,,. : ; ; ; ; l Z ^
7, 3 Mouate auf Ruh j Sj^lf rbgese.n l ! ! ! ! l l l^
8) Bier 10 Tage im Vacuu. j '^ ^ ; ; ; ; \ Z 3«
9) Bier nach dem Auf krausen 3=1 830
10) Bier vor dem Spunden 5 = 62
i staubig 6 = 82
fein 8 = 18
glanzfein 4 = 5
12) Filtrirtes Bier durch \ ^°^' ^j^^' ^llf^;!«" f ^^^ig .6=5
Stockheim-Filter ) ^«^' ^/^' F^\^|f^^^.°" ^''f : . • ^ = 1
( vor der Piltration glanztem 4 = i/^
Als besonders merkwürdig erseheint, dafs ein Bier, das gewöhn-
lich als glanzfein bezeichnet wird, noch fünf Zellen im Cubikmillimeter
ergab, also in 1' nicht weniger als fünf Millionen Hefezellen.
Auf der 7. ordentlichen Generalversammlung des Vereins ^^Versuchs-
und Lehranstalt für Brauerei^'- in Berlin kamen in Form von Vorträgen
eine Reihe bedeutsamer Fragen für die Brauindustrie zur Sprache, be-
züglich deren wir auf den Bericht über die Versammlung in der
Wochenschrift für Brauerei^ 1889 Bd. 6 S. 557, verweisen müssen. Hier
sei nur bemerkt, dafs Prof. Delbrück über das Kühlschiff, als einen
Apparat, in dem besonders leicht Infectionen der Würze stattfinden
können, und über den Ersatz desselben durch andere eine Infection ver-
hütende Apparate sprach. Als solche Apparate wurden angeführt, der
Apparat zum Sterilisiren und Kühlen der Würze von Hoffmann und
Ebert (1888 269 79), der Apparat von Ergang in Magdeburg, ein Satz-
bottich mit gewellten Wänden, an denen das Kühlwasser herunter-
rieselt, so dafs Klären und Kühlen zugleich stattfindet. Auf diesen
Apparat, sowie auf den als Kühlbottich dienenden Satzbottich von
Eckert in Berlin werden wir noch zurückkommen; ferner wurde noch
erwähnt die Klärcentrifuge von Burmeister und Wains in Kopenhagen.
Der Vortrag Dr. Lindner' s behandelte die Organismen^ welche In-
fectionen verursachen, und die Wege, auf welchen derartige Infectionen
stattfinden können. Als derartige Organismen kommen in Betracht:
wilde Hefen, von Bakterien im Grofsen und Ganzen nur zwei: die
Sarcina und allenfalls auch das Milchsäureferment und Schimmelpilze,
welche weniger einen direkten Einflufs, als vielmehr einen indirekten
ausüben, indem durch Wucherungen derselben auf der Malztenne eine
Zersetzung organischer Substanz hervorgerufen wird , wodurch dumpfe
384 Kleinere Mittheilungen.
Gerüche, schimmeliger Geschmack u. s. w. entstehen, die sich schliefs-
lich dem Biere mittheilen. Solche Mikroorganismen finden sich mm
reichlich auf der Gerste, feuchten und trockenen Trebern, Malzstaub,
auf dem Stalldünger u. s. w. und können durch die Luft oder das
Wasser der Würze bezieh, dem Biere sich mittheilen.
Dr. Heinke machte nach Versuchen in der Praxis Mittheilungen über
den Vergährungsgrad und über Eiweifstrübung.
Ingenieur Goslich endlich theilt Beobachtungen über die Controle
der Leistungen von Feuerungsanlagen und Dampfmaschinen mit und
empfiehlt schliefslich dem Vereine die Anstellung eines Lehrheizers,
der nach solchen Brauereien hingeschickt werden soll, welche thatsäch-
lich zu viel Kohlen brauchen.
Gelegentlich der Generalversammlung veranstaltete der genannte
Verein eine sehr bemerkenswerlhe Ausstellung von Apparaten zur Verhütung
der Infection in der Brauerei mit besonderer Berücksichtigung der Einrichtungen
zum Ersätze des Kühlschiffes^ der Hefereinzucht und der Hefewasch und
Aufziehapparate. Ueber die wichtigsten der dort vertretenen Apparate
soll in dem nächsten Berichte Mittheilung gemacht werden.
C. J. Lintner.
Sheldon's elektrisclies Löthrohr.
Von der Eigenschaft des Lichtbogens einem, von einem ilim genäherten
kräftigen Magnetpole abgestofsen zu werden, macht Prof. S. Sheldon an der
Harvard Universität Gebrauch zur Herstellung eines elektrischen Löthrohres.
In den Stromkreis einer gewöhnlichen Bogenlampe fügt er in Hintereinander-
schaltung einen Elektromagnet ein ; wird ein Pol desselben dem Lichtbogen
ganz nahe gebracht, so wird der letztere abgestofsen und nimmt eine Ge-
stalt an, welche der gewöhnlichen Lcthrohrflamme mit seiner Spitze ganz
ähnlich ist und eine so hohe Temperatur besitzt, dafs in ihr ein K.upferdraht
Nr. 14 augenblicklich schmilzt. Noch erscheint aber das Ganze für den Ge-
brauch noch nicht handlich genug zu sein. {Engineering, Bd. 47 S. 188, vom
22. Februar 1889.)
R. Kennedy's elektrischer Regulator.
Nach seinem Englischen Patente Nr. 1162 vom 16. Januar 1889 will
R. Kennedy in Glasgow den Centrifugal-Regulator einer Dampfmaschine, welche
eine Dynamo treibt, durch den Strom der letzteren so beeinllussen, dafs die
Dampfmaschine schneller läuft, wenn die Dynamo stärker belastet wird. Er
bringt dazu in der Verlängerung des Centrifugal-Regulators einen von zwei
Solenoiden umgebenen Eisenkern an, von denen das obere, feindrähtige, in
einen Nebenschlufs zu den Klemmen der Dynamo gelegt wird, das untere,
dickdrähtige, dagegen in den Hauptstromkreis selbst. Bei Dynamo mit un-
veränderlicher Spannung unterstützt das dickdrähtige Solenoid die Federn des
Regulators in ihrem Bestreben, der Maschine mehr Dampf zuzuführen, wogegen
der dünndrähtige Solenoid den Federn entgegenarbeitet.
Verlas der J. G. Gotta'schen Riichliandlung Nachfolger in Stuttgart.
DruoL' von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 385
Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfall-
verhütung in Berlin 1889.
(Fortsetzung des Berichtes S. 15 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 19 und 21.
AbStellvorrichtungen für Dampfmaschinen.
Auf der Ausstellung sind die in Betrieb befindlichen Dampfmaschinen
sämmtlich mit Vorrichtungen ausgerüstet, welche ein mehr oder weniger
schnelles Anhalten der Dampfmaschine bezieh, des von derselben be-
thätigteu Triebwerkes gestatten sollen. Eine erhebliche Anzahl solcher
Vorrichtungen ist ferner in Modellen und Zeichnungen zur Anschauung
gebracht, so dafs wohl die Vollzähligkeit der auf diesem Gebiete be-
kannten Systeme behauptet werden kann.
Bei der Beurtheilung der Abstellvorrichtungen ist zu beachten, dafs
derartige Anordnungen nicht nur im Interesse der Sicherung der im
bezüglichen Kraftbetriebe thätigen Arbeiter vor Verletzungen durch das
Triebwerk zu treffen sind, sondern dafs auch die Sicherung des Trieb-
werkes selbst durch Anwendung einer Absteilvorrichtung erreichbar ist.
Wie oft kommt es vor, dafs durch Zerreifsung eines Treibseiles, durch
einen Zahnbruch u. dgl. das gesammte Getriebe einer ernsten Beschä-
digung ausgesetzt wird, wenn nicht eine zeitige Absperrung des Trieb-
werkes herbeigeführt werden kann.
Immer kommt es darauf an, das Triebwerk bezieh, die treibende
Dampfmaschine so schnell wie möglich zum Stillstande zu bringen. In
dieser Beziehung ist es beachtenswerth, dafs einige der auf der Aus-
stellung gezeigten Ausführungen den Stillstand der Dampfmaschine be-
reits nach einer Viertelumdrehung zweifellos erreichen, während aller-
dings bei den meisten Anordnungen noch drei, ja fünf und sechs volle
Umgänge verstreichen, bevor die Stillsetzung bewirkt ist.
Nach Lage der Sache kann von Absteilvorrichtungen im Interesse
der Sicherung der Arbeiter und des Betriebes ein Nutzen nur erhofft
werden, wenn die möglichst sofortige Stillsetzung gewährleistet ist.
Man kann auf verschiedenen Wegen zu diesem Ziele kommen. Einmal
durch Abstellung des Dampfes von der Dampfmaschine, sodann durch
Trennung des Triebstranges von der Dampfmaschine. In beiden Fällen
wird der Erfolg durch Anwendung von Bremsen erhöht. Es gibt ferner
Einrichtungen, bei denen durch Einwirkung auf die Steuerung der
Dampfcjlinder gewissermafsen als Bremse benutzt wird, indem durch
Abschlufs des Auspuffes der eingeschlossene Dampf als Buffer dienen
soll, um zu verhindern, dafs der Dampf kolben seinen Weg vollendet.
Die Einwirkung auf den Dampfabschlufs findet sich am häufigsten
ausgeführt. Rücksichtlich des Umstandes, dafs die lebendige Kraft des
Schwungrades meist selbst bei Anwendung einer gleichzeitig wirkenden
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 9. 188911II. 25
386 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Bremse nur schwer in der erforderlichen Schnelligkeit zu vernichten
sein wird, erscheint es im Allgemeinen zweckmäfsiger, die Sicherung
in der Abtrennung des Triebwerkes von der Dampfmaschine zu suchen.
Zu diesem Behufe wird zwischen die Haupttriebwelle und die Dampf-
maschine eine Kuppelung eingeschaltet, deren Lösung naturgemäfs auch
ohne Anwendung einer Bremse den Stillstand des Triebwerkes schneller
herbeizuführen vermag, da'die bedeutende lebendige Kraft des Schwung-
rades nun nicht mehr zu vernichten nöthig ist. Jedenfalls vermag der
schnelle Stillstand mit geringeren Gewaltmitteln erzwungen zu werden
und ohne Gefährdung der Dampfmaschine durch die Bremsung selbst.
Gegen diese Anordnung spricht jedoch die Thatsache, dafs die Lösung
einer solchen Kraftkuppelung recht schwierig sich gestaltet, weil zu
ihrer Lösung selbst unter Berücksichtigung der neuen, später zur Be-
sprechung gelangenden Ausführungen immerhin eine beträchtliche Kraft
gehört, welche durch eine Leitung nicht immer zu übertragen ist;
andererseits befinden sich erfahrungsgemäfs solche Kuppelungen meistens
in schlechtem Zustande, während sie endlich noch wesentlich zur Ver-
theuerung der Anlage beitragen.
Die Bethätigung der Abstellvorrichtungen bedarf einer gewissen
Kraft, welche meist durch Herabfallen eines entsprechend schweren
Gewichtes geliefert wird. Die Auslösung des letzteren erfolgt gewöhn-
lich durch eine elektrische Leitung, mittels welcher durch Stromschlufs
oder Stromunterbrechung ein Elektromagnet die das Gewicht haltende
Klinke frei gibt. So viele Annehmlichkeiten die elektrische Leitung
gerade für diese Zwecke hat, wo es darauf ankommt, von möglichst
vielen Stellen der Werkstatt aus die Vorrichtung bethätigen zu können,
so darf doch trotz des Standes unserer Elektrotechnik nicht vergessen
werden, dafs gerade diese Leitungen meist der schwächste Punkt der
ganzen Anlage sind. Die elektrische Leitung ist bei sorgfältigster Iso-
lirung der Drähte in der Werkstatt wohl niemals vor Beschädigung zu
sichern. Eine feuchte Stelle an der Wand, ein unvorsichtig einge-
schlagener Nagel sind im Stande, die Zuverlässigkeit der elektrischen
Leitung in Frage zu stellen, weil durch diese Zufälligkeiten ein Neben-
schlufs herbeigeführt wird, welcher den Strom einen anderen als den
zur Abstellung des Betriebes erforderlichen Weg schickt.
Wird ständig ein Strom durch die Leitung geschickt, so dafs die
Wirkung erfolgt bei Unterbrechung der Leitung, so hat man den besten
Schutz gegen die angedeuteten Gefahren. Diese Einrichtung findet sich
bei der Vorrichtung von Siemens und Halske (Berlin). Es wird jedoch
meist ein Ruhestrom angewendet, so dafs die Wirkung erst bei Schlufs
der Leitung statthat. Für letzteren Fall bleibt es aber unbedingte Noth-
wendigkeit, zur Sicherung der Wirksamkeit der Absteilvorrichtung eine
weitere Sicherung anzubringen, welche in Controlleitungen o. dgl. be-
stehen mufs.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 387
Einige der ausgestellten Abstellvornchtungen besitzen keine elek-
trische Leitung, sondern einen mechanischen Zug zur Bethätigung
der Schutzvorrichtung. Es findet dies statt bei zwei Modellen (einer
mechanischen Schreinerei und einer Dreherei), welche von der Königl.
preufsischen Staatseisenbahnverwaltung ausgestellt sind, sowie bei der
Schutzvorrichtung von Richard Wens in Berlin. Hier wird eine Ab-
lösung des gesammten Triebstranges von dem unbeeinflufst bleibenden
Motor durch Drahtzüge bewirkt, »welche die verbindende Kuppelung
von mehreren Punkten der Werkstatt durch Bewegung eines Hebels
ausrücken.
Die Verwendung von Schnur- oder Drahtzügen ist jedoch nur,
wie in diesem Falle, zu treffen, wenn die Leitung nicht zu lang und
möglichst ohne Winkel geführt werden kann; sonst ist der Kraftauf-
wand selbst unter Hinzuziehung von Gewichten schwerlich zu leisten.
Des Weiteren haben wir in je einem Falle der Verwendung von
Leitungen für Prefsluft, verdünnte Luft und Druckwasser zu gedenken.
Diese Leitungen scheinen am zweckdienlichsten zu sein, weil sie in
Bezug auf Abwinkelung selbst der elektrischen Leitung ebenbürtig sind,
während sie dieselbe bezüglich der Sicherheit entschieden überragen.
Der in den Leitungen zur Bethätigung der Auslösevorrichtungen er-
forderliche Druck ist so gering, dafs Undichtigkeiten kaum zu befürchten
sind. Der Preis ist allerdings erheblich höher.
Wir gehen nunmehr auf die Besprechung der einzelnen Vorrich-
tungen ein.
Bei einer im Modell gezeigten Ausführung der Königl. preufsischen
Staatseisenbahnverwaltung bewirkt der Schlufs der elektrischen Leitung
unter Vermittelung eines Elektromagneten die Oeffnung eines Ventiles,
durch welches nun der frische Kesseldampf aus der Dampfzuleitung in
einen kleinen Dampfcjlinder tritt, dessen vorwärts getriebener Kolben
nunmehr mittels eines doppelarmigen Hebels die Kuppelung zwischen
Schwungradachse und Triebwelle löst und gleichzeitig ein Bremsband
auf letzterer anzieht.
Die von der Firma Siemens und Halske in Berlin ausgestellte Vor-
richtung wird selbstverständlich mit ausgedehntester Verwendung elektri-
scher Einrichtungen bethätigt. Der Apparat wirkt im Allgemeinen
derart, dafs im Dampfmaschinenraume und an allen betreffenden Ar-
beitsorten Läutewerke in Thätigkeit gesetzt werden, zugleich aber auch
die Drosselklappe im Dampfzuleitungsrohre für die Betriebsmaschine
sich zudreht und eine kräftige Bremse auf das Schwungrad dieser Ma-
schine einwirkt.
Fig. 1 zeigt die Wand des Dampfmasehinenraumes mit dem Läute-
werke (mit abgehobenen Schutzkasten) und den damit verbundenen,
zur Bethätigung der Drosselklappe, sowie der Schwungradbremse
dienenden Mechanismus. Ferner ist noch ein elektrischer Umschalter,
388 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
sowie ein Aussehalter vorhanden, womit der Maschinist bezieh, die
Läutewerke der Arbeitsorte behufs Hervorbringung der vorschriftsmäfsigen
Signale für das Anlassen der Dampfmaschine, sowie für Ruhepausen in
Thätigkeit setzen, oder bei Beginn jeder Ruhepause den ganzen Mecha-
nismus auslösen mufs, um sich von dessen orduungsmäfsigem Zustande
zu überzeugen. Fig. 2 zeigt in schematischer Darstellung den vollstän-
digen Apparat nebst dem Dampfmaschinencj'linder.
Der Apparat ist so eingerichtet,, dafs für gewöhnlich, d. i. im regel-
mäfsigen Gange des Dampfbetriebes, der Strom der dazu dienenden
kleinen elektrischen Batterie durch alle Apparate hindurchgeht, wobei
die Läutewerke in Ruhe bleiben und die Auslösemechanismen für
Drosselklappe und Schwungradbremse gesperrt, d. i. unwirksam erhalten
werden. Der Apparat arbeitet daher mit Ruhestrom, d. h. derselbe
kommt erst zur Thätigkeit, wenn der elektrische Stromkreis unterbrochen,
also der Strom von den Apparaten ausgeschaltet oder in Ruhe versetzt
wird. So lange der elektrische Strom durch die Läutewerke geht, sind
deren Elektromagnete wirksam, so dafs dieselben ihre Anker festhalten,
damit die Wirkung der Zuggewichte hemmen und zugleich die mit
ihnen durch Zugdrähte verbundenen Auslösemechanismen für Drossel-
klappe und Schwungradbremse aufgesperrt erhalten. Wird aber der
elekti'ische Strom in der Leitung an irgend einer Stelle unterbrochen,
so verlieren die Elektromagnete der Läutewerke sofort ihre Kraft, ihre
bewegbaren Anker werden durch Federn zurückgezogen und damit der
ganze Signal- und Abstellmechanismus ausgelöst. Unter der Wirkung
der herabsinkenden Gewichte schlagen dann die Hämmer der Läute-
werke gegen die Glocken, die Drosselklappe sperrt den Dampf nach
dem Dampfmaschinencylinder ab und die Bremse wird durch einen
langen Gegengewichtshebel kräftig gegen den Umfang des Dampf-
maschinenschwungrades gedrückt, so dafs die Dampfmaschine so rasch
als möglich ihre Umdrehung einstellt und alle Transmissionen fast
augenblicklich zum Stillstande kommen.
In der schematischen Darstellung Fig. 2 bezeichnet D das Drossel-
klappengehäuse und .S das Schwungrad der Dampfmaschine; B ist die
mit einem langen, kräftig wirkenden Gegengewichtshebel H versehene
Schwungradbremse. Am freien Ende des Bremshebels ist ein dünnes
Drahtseil f, welches über zwei oberhalb angebrachte Leitrollen nach
der Wand geführt und unterhalb über eine Rolle gewunden ist, auf
deren Achse ein kleines Schwung- und Handrad K sitzt. Am Umfange
dieses Rades ist eine Nase angebracht, welche sich auf eine kleine
Welle c auflegt, die an der Auflegestelle halb cylindrisch angefeilt ist,
um bei einer gewissen Stellung die Nase vorbeigehen zu lassen und
dem Rade K unter der Wirkung des vom niedersinkenden und dadurch
die Bremse gegen das Schwungrad pressenden Bremshebels H ange-
zogenen Drahtseiles t die Umdrehung zu gestatten. Durch die Drehung
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 389
dieses Rades wird das Anziehen der Bremse insoweit gemäfsigt, dafs
kein Stofs erfolgt. Am hinteren Ende der erwähnten Welle c sitzt ein
Hebelarm, welcher durch einen Zugdraht mit dem oberhalb befindlichen,
durch ein kleines Gewicht angezogenen Kreuzhebel b in Verbindung
steht, und dieser Kreuzhebel ist wiederum durch zwei überkreuzte Zug-
drähte mit einem doppelarmigen Hebel a verbunden, welcher auf einer
langen unterhalb der Zimmerdecke gelagerten Welle f liegt, deren
anderes Ende sich oberhalb der Drosselklappe D befindet und mittels
eines Hebelarmes durch einen Zugdraht mit dem Gegengewichtshebel
der Drosselklappe derartig verbunden ist, dafs die Drosselklappe offen
bleibt, so lange die Nase des Rades K auf dem halbcylindrischen Ende
der Welle c aufliegt, während der Gegengewichtshebel die Drossel-
klappe sofort schliefst, wenn durch eine geringe Drehung der Welle c
das Rad K dem Zuge des Bremshebels folgen kann.
Die Welle f trägt an dem an der Wand befindlichen Ende einen
kleinen Hebelarm, der mit dem Läutewerke L des Dampfmaschinen-
raumes durch einen Zugdraht verbunden ist, so dafs das unter dem Ein-
flüsse des elektrischen Stromes im Ruhezustande, d. i. gesperrt erhaltene
Läutewerk den Abstellmechanismus der Dampfmaschine ebenfalls ge-
sperrt erhält. Die übrigen, an den verschiedenen Arbeitsorten ver-
theilten Läutewerke L sind einfach mit der elektrischen Stromleitung
verbunden und bleiben in Ruhe, so lange der Strom durch dieselben
hindurchgeht und demzufolge deren Elektromagnete ihre Anker fest-
halten.
Tritt nun an einem der Arbeitsorte ein Umstand ein, welcher das
rasche Abstellen der Dampfmaschine erwünscht erscheinen läfst, so wird
auf den Knopf des zunächst befindlichen Stromausschalters A^ gedrückt
und damit der elektrische Strom in der ganzen Leitung unterbrochen,
so dafs sämmtliche Läutewerke ihr lang andauerndes Signal geben und
die Abstellvorrichtung der Dampfmaschine zur Wirkung kommt. Die-
selbe Auslösung des ganzen Apparates kann der Maschinist auch durch
einen Druck auf den Knopf des Ausschalters R bewirken, um sich von
dem arbeitsfähigen Zustande des ganzen Apparates zu überzeugen. Zur
Abgabe kurz andauernder Läutesignale, durch welche gewöhnliche
Ruhepausen, insbesondere der Arbeitsschlufs zur Mittags- und Feier-
abendszeit angezeigt wird, bedient der Maschinist sich des Stromum-
schalters -4, indem er dessen durch eine Spiralfeder stets nach rechts,
zum allgemeinen Stromschlusse gezogene Kurbel nach links dreht; da-
durch wird für die in den Arbeitsräumen angebrachten Läutewerke Lj
der Stromkreis unterbrochen, so dafs dieselben zum. Anschlagen kurzer
Signale, wie solche zur Angabe der gewöhnlichen Ruhepausen dienen,
gebi-acht werden. Das im Maschinenräume befindliche, mit dem Ab-
stellmechanismus verbundene Läutewerk L, dessen Thätigkeit hierbei
unnöthig ist, wird durch die Umstellung dieses Umschalters mit einem
390 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Theile der elektrischen Batterie in kurzen Sehlufs gebracht und im
Ruhezustande erhalten.
Der elektrische Abstellapparat mit Alarmvorrichtung von H. Mohren-
berg in Reicheuau bei Zittau besteht im Wesentlichen aus einem kräf-
tigen Elekti'omagnete und drei Hebeln, von welchen der eine den
Magnetanker trägt, der andere als Zwischenhebel dient und der dritte
als Gewichtshebel mit einem mehr oder minder schweren Gewichte in
Verbindung steht. Alle drei Hebel haben ihre Auflage und Drehpunkte
an einem Gestelle, auf welchem auch der Elektromagnet und ein Con-
taet für das Alarmsignal sich befindet.
Die Wirkung des Abstellapparates ist folgende: Durch eine ge-
nügend starke Batterie wird so viel Elektricität erzeugt, um in einem
Elektromagnete eine kräftige Erregung hervorzubringen, sobald durch
den einen oder den anderen der an verschiedenen Orten angebrachten
Contacte der elektrische Stromkreis geschlossen wird. Der Elektro-
magnet A (Fig. 3) zieht nun den schwingenden Anker a an, wodurch
die anderen Hebel b c ihre Auflagepunkte verlieren und das Gewicht d
niederfallen kann, um hierbei die mit demselben verbundene Drossel-
klappe zu schliefsen.
Die Vorrichtung kann auch zum Abstellen von Wasserrädern dienen,
indem man den fallenden Gewichtshebel mit einer Nothschütze ver-
bindet. Ebenso kann der Stillstand von Wellenleitungen durch Auslösen
von Kuppelungen^ Ueber schieben der Riemen von Los- auf Festscheibe und
umgekehrt bewerkstelligt werden.
Mix und Genest in Berlin bewirken mit der ihrerseits ausgestellten
Einrichtung keine Abstellung des Betriebes, sondern lassen nur ein
Signal an den Maschinenwärter abgeben, um diesen zum Abstellen der
Maschine zu veranlassen. Natürlich entspricht eine solche einfache
Klingelvorrichtung in keiner Weise den hier zum Ausdruck zu bringenden
Grundsätzen.
Das gröfste Interesse beanspruchen jene Vorrichtungen, welche den
Dampf selbst zur Leistung der Aufhalte- bezieh. Bremsarbeit für die
Dampfmaschine verwenden. Zur Einleitung der Bewegung werden
meist Drahtzüge benutzt, seltener eine elektrische Leitung.
So ist in der Abtheilung der Königl. preufsischen Eisenbahnverwaltung
das Modell einer Dampfmaschine ausgestellt, bei welchem durch einen
Drahtzug der Grundschieber von der Excenterstange losgelöst wird, so
dafs die Dampfvertlieilung aufhört und der im Cylinder eingeschlossene
Dampf als Buffer bezieh. Bremse wirken mufs. Der Drahtzug wirkt
auf einen Winkelhebel, welcher die Excenterstange von der Grund-
schieberstange aushebt.
Eine vom königl. Maschineuinspektor Oelert in Halberstadt ersonnene
Absteilvorrichtung wird von der König-Friedrich- August- Hütte in Pot-
schappel ausgestellt. Die Ausführung ist in Fig. 4 abgebildet. Die-
Deutsche AHgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 391
selbe stimmt im Wesentlichen mit der eben beschriebenen Anordnuna;
überein.
Bei dieser Vorrichtung ist zur Verbindung der Excenter- mit der
Schieberstange kein geschlossenes, sondern ein offenes gabelförmiges
Auge zur Verwendung gebracht, wodurch es möglich wird, die Ex-
centerstauge von der Schieberstange sofort zu trennen und den Ver-
theilungsschieber zum Stillstande zu bringen. Der Cylinder füllt sich
in Folge dessen, da das Dampfzulafsventii offen bleibt, entweder vor
oder hinter dem Kolben in demselben Augenblicke mit Dampf und
wird die ganze Dampfkraft, welche bis dahin die Dampfmaschine und
durch diese die bezüglichen Maschinen in Bewegung setzte, nicht allein
in diesem Sinne aufgehoben, sondern in eine direkte und zwar sehr
elastische Bremskraft verwandelt.
Der von dem Kessel zuströmende Dampf, welchem durch den Still-
stand des Schiebers nur eine einseitige Füllung des Cjlinders gestattet
ist, arbeitet der Bewegung des Kolbens entgegen und bewirkt den Still-
stand der Maschine innerhalb kurzer Zeit, ohne irgend welchen nach-
theiligen Stofs auf die Maschine oder das Triebwerk.
Die Vorrichtung wird durch den Drahtzug h angelassen, welcher
an dem Winkelhebel w befestigt ist. Auf den Ansatz i des Winkel-
hebels w legt sich der Gewichtshebel ^, welcher an seinem kleineren
Schenkel unterhalb der auszulösenden Excenterstange eine Rolle trägt.
Der Hebel a, welcher um den Punkt h schwingt, wird mittels der Spiral-
feder c mit der an der Excenterstange angebrachten Rolle d so lange
in Berührung gehalten, bis der am oberen Ende des Hebels a befind-
liche kleine Anschlag e sich gegen den Ansatz f des grofsen Hebels g
legt. Bewegt sich nun die Excenterstange weiter nach rückwärts, so
trennt sich die Rolle d von dem Hebel a so lange, bis die Excenter-
stange ihren Lauf nach vorwärts wieder begonnen hat und den Hebel o
wieder in die gezeichnete Stellung drückt. Dieser Vorgang wiederholt
sich bei jeder Umdrehung der Maschine.
Wenn nun dem langen Hebel g durch Ziehen an dem Drahte h
seine Unterstützung in i genommen wird, so kann derselbe nur dann
herunterfallen und die Trennung der Schieberstange von der Excenter-
stange veranlassen, wenn der Ansatz f des langen Hebels g nicht direkt
über dem Hebel a steht, in welchem Falle der Schieber seinen gröfsten
Hub erreicht hat. Wird der Hebel g in einer anderen Stellung als ge-
zeichnet ausgeklinkt, so legt sich der Ansatz f auf die obere Fläche
des Hebels a, in welcher Lage derselbe so lange liegen mufs, bis die
Excenterstange bezieh, die daran angebrachte Rolle d den Hebel a auf
die Seite schiebt und den Hebel g fallen läfst.
Der Schieber kann in Folge dieser Vorrichtung nur bei zurück-
gelegtem gröfsten Wege stillgestellt werden, wodurch eine volle Fül-
lung der einen Cylinderhälfte mit frischem Kesseldampfe und hierdurch
392 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
jedesmal der gröfstmögliche EtFeet in Bezug auf das Stillstellen der
Maschine erreicht wird.
Es kann auch auf diese Weise in dem Cjlinder nach erfolgter
Ausrückung durch die vielleicht noch erfolgende 1- oder 2 malige Be-
wegung des Kolbens ein Zusammenpressen des Dampfes nicht statt-
finden, da dem Dampfe der Rückgang nach dem Kessel offen ge-
blieben ist.
Soll nun die Excenterstange mit der Schieberstauge wieder ver-
bunden und somit die Maschine wieder betriebsfähig gemacht werden,
so hat man zunächst das Dampfventil zu schliefsen, die Cylinderablafs-
hähne zu öffnen und dann die Excenterstange mit der Schieberstange
wieder zu verbinden. Die ganze Arbeit der Wiederinbetriebsetzung der
Maschine dauert mithin kaum eine Minute.
Die Absteilvorrichtung von P. Brennicke und Comp, in Berlin, welche
in Fig. 5 veranschaulicht ist, hat ihren Sitz ebenfalls zwischen der Ex-
centerstange und dem Schieberkasten. Dieselbe besteht aus einem
Rahmen a, welcher in seinem kreissegmentartigen oberen Ende mit
mehreren Eintheilungen versehen ist, in welche ein senkrecht stehender
Hebel b entsprechend, der beabsichtigten Inanspruchnahme der vorhan-
denen Dampfkraft eingelegt wird. Dieser Hebel ist nach rechts oder
links beweglich. Mit demselben stehen mittels eines senkrechten Ge-
lenkstückes zv\'ei andere wagerecht und über einander liegende Hebel-
arme cd in Verbindung, welche in einer sogen. Führung drehbar sich
bewegen können, während dieses Führungsstück wieder in Verbindung
mit der Excenterstange e steht. An dem unteren Ende des Rahmens o —
gegenüber — sind beispielsweise Elektromagnete gelagert.
Soll nun die Dampfmaschine abgestellt werden, so ist die Einwir-
kung der Vorrichtung folgende:
Durch Anziehen des unteren Theiles des Rahmens a wird ein Vor-
wärtsschlagen des oberen Theiles des Rahmens eintreten, wodurch der
eingestellte Hebel b ausgelöst wird und dieser, der Schwere folgend,
sinkt. Gleichzeitig tritt eine Aufwärtsbewegung der Excenterstange e
ein und da in Folge seiner kreisartigen Bewegung das Führungsstück
sich ebenfalls nach abwärts bewegt, so wird die Schieberstange weiter
hervorgezogen. Hierdurch wird aber der Schieber in eine Lage ge-
bracht, welche beide Dampfströmungen in allen Stellungen abschliefst.
Der Zweck ist nun hiermit erreicht, denn dadurch, dafs der Schieber
aufser Wirkung gesetzt ist und die Dampf-Ein- und Ausströmungen ge-
schlossen sind, bilden sich auf beiden Seiten des Kolbens zwei von
einander vollständig gesonderte Dampfkissen, welche den Kolben sofort
derart bremsen, dafs die Maschine im Momente sanft und ohne Rück-
schlag zum Stillstande gelangt.
Die Absteilvorrichtung für Compoundmaschinen von R. Wolf in
Buckau-Magdeburg ist in Fig. 6 bis 9 dargestellt. Dieselbe erzielt ihre
Deutsche Allgemeine Ausstellung lür Unfallverhütung in Berlin. 393
Wirkung dadurch, dafs der abgehende Dampf des kleinen Cylinders
beim üebertritte nach dem Receiver durch einen cylindrischen Schieber^
beim Heben des Hebels B abgesperrt wird und nun im kleinen Cy-
linder verbleibend, bei der Weiterbewegung des Dampf kolbens, ver-
dichtet, durch den entstandenen Gegendruck letzteren im Laufe hemmt
und festhält.
Beim Schliefsen des hohlen Bremsschiebers wird zugleich die Oeff-
nung des Rohres C frei; der Recei verdampf entweicht durch dasselbe
und entlastet in Folge dessen den grofsen Cylinder.
Um auch den frischen Dampf vom Schieberkasten nach dem kleinen
Cylinder zum Abschlüsse zu bringen, ist auf der Drehstange der Ex-
pansionssteuerung ein Hebel D angeordnet, welcher in Verbindung mit
der Welle E beim Einstellen des Bremsschiebers den Expansionsschieber F
bis zur Procent-Füllung herumdreht.
Das Gewicht G^ welches auf der Welle E aufgekeilt ist, soll die
Einschaltung der Bremse mechanisch oder unabhängig vom Maschinisten
machen. Die Festhaltung des Gewichtes geschieht von einer am Hebel B
beiindlichen Klinke H^ welche sich auf das Segmentstück des Dreh-
zapfens J stützt, sobald durch Drehung des Segmentstückes der Klinke
ihr Stützpunkt entzogen wird, fällt das Gewicht G und bringt den
Bremsmechanismus zur Wirkung. Leitet man von dem Hebel -fiT, wel-
cher auf dem Drehzapfen J befestigt ist, Zugstangen oder Drähte durch
die Fabrikanlage, so kann man mit Hilfe dieser von jeder beliebigen
Stelle aus die Maschine anhalten.
Noch besser läfst sich dies dadurch bewerkstelligen, dafs, wie es
auch bei der ausgestellten Maschine geschehen ist, eine von der Firma
Siemens und Hahke in Berlin gefertigte elektrische Ausschaltevorrich-
tung, verbunden mit einem Läutewerke, an eine Zugstange in der Nähe
der Maschine angeschlossen wird.
Von dieser Aussehaltevorrichtung aus laufen nach den verschiedenen
Fabrikstationen Leitungsdrähte mit Contacten. Ein leichter Druck auf
irgend einen dieser Contacte genügt, um die elekti-ische Ausschaltung
und mit ihr die Bremse an der Maschine in Bewegung zu setzen, wo-
durch der ganze Betrieb zum Stillstande gebracht wird, während das
Läutewerk durch seine Glockensignale den Vorgang weithin zur An-
zeige bringt.
Durch Einwirkung auf die Steuerung des Expansionsregulirapparates
wird an der Ausführung von Keil und Meisler in Glauchau die Ab-
stellung des Dampfes hervorgebracht. Fig. 10 zeigt den Expansions-
apparat, dessen wagerecht bewegte Klinken f beim regelmäfsigen Be-
triebe auf das Drehventil b einwirken und den Dampfzulafs steuern.
Mittels eines Zugdrahtes können die Klinken f aufser EingriflE" mit b ge-
bracht werden. Der Hebel e gestattet die Wiedereinrückung der Klinken.
Aehnlich wirkt die an der Betriebsmaschine der Spindler' B,c\ie,xi Ab-
394 Deutsche Allgemeine Ausstellung fiir Unfallverhütung in Berlin.
theilung angeordnete Vorrichtung. Durch einen Drahtzug wird hier das
Dampfzulaföventil am Regulirapparate ausgelöst, so dafs es durch seine
eigene Schwere zur Wirkung gelangt, d. h. den Dampfzulafs abstellt.
Ebenfalls auf gleicher Grundlage beruhen die Vorrichtungen von
Dr. Pröll in Dresden, bei dessen bekanntem Expansionsregulirapparate
das Zulafsventil mittels einer elektrischen Leitung zum Abschlüsse ge-
bracht wird.
An einem gröfseren gangbaren Modelle wird die drastische Wirkung
der Absteilvorrichtung von Döring und Rückert in Charlottenburg ver-
anschaulicht. In einer durch die Fabrikräume gelegten Rohrleitung
(Fig. 11), welche in das theilweise mit Wasser gefüllte Gefäfs 6 aus-
mündet, wird nur durch Aufziehen der Glocke a eine geringe Luftver-
dünnung herbeigeführt. Diese Glocke dient nun zur Feststellung von
Klinken c und eines Gesperres f/, durch welche Theile das Gewicht e
hochgehalten wird. Wenn nun eine der in der Rohrleitung an passenden
Stellen angebrachten Gummipapierhülsen so durchstofsen wird, dafs die
Atmosphäre in das Rohr eindringen kann, so wird die Luftverdünnung
in der Rohrleitung aufgehoben, die Glocke a sinkt, Hebel c löst aus
und das Gewicht e fällt nieder. Hierbei wird die Welle h so weit ge-
dreht, dafs ein mit ihr verbundenes Bremsband g in der Pfeilrichtung
niederrutscht und sich zwischen die Riemenscheibe d und den Treib-
riemen einklemmt. Die Bremsung erfolgt fast augenblicklich, da auch
gleichzeitig der Dampfzulafs durch Gestängeübertragung abgesperrt ward.
Das Bremsband ist ein kräftiger, auf der Innenseite mit feinem
Stahlbleche und einem nachgiebigen Bremsklotze ausgerüsteter Riemen.
Diese Anordnung dürfte sich noch mehr zur Sicherung der einzelnen
Triebstränge einer Werkstatt eignen als zum Stillstellen von Dampf-
maschinen.
Bei der Absteilvorrichtung von G. Hambruch in Berlin wird eine
mit Druckwasser gefüllte Rohrleitung angewendet. Die bezügliche Ein-
richtung sei mit Bezug auf Fig. 12 bis 19 erläutert, indem der Fall
vorausgesetzt ist, dafs die Druckflüssigkeit aus dem Betriebsdampfkessel
entnommen wird.
Fig. 12 zeigt den Durchschnitt eines Fabrikgebäudes mit Kesselhaus
und Dampfmaschine.
An dem Dampfkessel sitzt das Dampfventil a mit der zur Dampf-
maschine führenden Dampfleitung q.
Eine dünne Rohrleitung i führt von dem Kesselwasser aus durch alle
Räume, von denen aus das Ventil beeinflufst werden soll, nach dem
Ventile a. nn sind Dreiwegehähne, durch deren Drehung die Kessel-
wassercirculation in ii unterbrochen wird. / ist ein Rohr, in welchem
das Druckwasser vom Sicherheitsabsperrventile abläuft.
Fig. 13 stellt das Sicherheitsabsperrventil ohne Einrichtung für die
Maschinenbremse dar.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverliütung in Berlin. 395
Das Ventilgehäuse a ist mit dem Flansch a gegen den Kesseldom
geschraubt. Von dem entgegengesetzten Flansch führt eine Rohrver-
bindung nach der Dampfmaschine, h ist das absperrende Ventil. An
das Gehäuse schliefst sich rechtwinkelig zu der Ventilachse ein Doppel-
cylinder mit einem DifFerentialkolben cd an, von denen der kleine
Kolben c dem Ventilgehäuse zugekehrt ist. Dieser Cylinder ist mit
einem Deckel versehen, in den das Kesselwassercirculationsrohr i
mündet, k ist eine Verbindung des Raumes zwischen beiden Kolben
mit der Atmosphäre.
Das Kuiehebelsystem e/"^ verbindet den DifFerentialkolben mit dem
Ventile h und dem festen Drehpunkte g.
Tritt Dampf in das Ventilgehäuse a ein, so drückt derselbe auf den
Kolben c, treibt diesen heraus und schliefst mittels des Kniehebels efg
das Ventil h mit grofser Pressung, zu welcher noch der auf dem Ventile
lastende direkte Druck addirt. Wird die Druckflüssigkeit durch das
Rohr i hinter den Kolben d geleitet, so bewegt derselbe, weil d gröfser
als c ist, den DifFerentialkolben nach vorn und öfinet das Ventil, hält
es auch so lange geöffnet, als der Druck auf d lastet. Ein Brechen des
Kniehebels hat stets den Schlufs des Ventiles h zur Folge.
Fig. 14 und 15 zeigen das Absperrorgan, durch einen Schieber er-
setzt, der so construirt ist, dafs er gleichzeitig mit der Unterbrechung
der Dampfverbindung nach der Maschine eine Verbindung mit der
Bremsvorrichtung herstellt.
a ist ein Schiebergehäuse, welches mit Rohr 2 an den Dampfkessel
augeschraubt ist. Rohr 1 führt zum Schieberkasten der Dampfmaschine,
Rohr 4 zur Bremse, während 3 in die Atmosphäre mündet. Der
Muschelschieber b ist an den DifFerentialkolben d c angeschlossen und
schafFt abwechselnd eine Verbindung zwischen 2 und ^, sowie 4 und 3
oder 2 und 4, sowie 3 und /. Tritt die Umlaufsflüssigkeit hinter den
Kolben c, so wird der DifFerentialkolben und mit ihm der Schieber b
nach links geschoben, OefFnung i mit dem Inneren des Gehäuses, 4 mit
der Atmosphäre verbunden. Die Dampfmaschine erhält also Kessel-
dampf, während die Bremse geöffnet ist. Wird der Druck aus der
Druckleitung hinter dem Kolben c entfernt, so schiebt der auf d wirkende
Dampf den Schieber b in die Stellung Fig. 14. Das nach der Dampf-
maschine führende Rohr 4 wird geschlossen, der im Schieberkasten
noch befindliche Dampf entweicht nach der Atmosphäre durch 5, wäh-
rend die Bremse durch Rohr 4 Dampf erhält.
Verdichtete Luft aus einer Rohrleitung wird zur Bethätigung der
Abstellvorrichtung von G. A. Schütz in Würzen benutzt. Die Leitung
geht wie üblich durch das zu schützende Gebäude. Durch den Zulafs
von verdichteter Luft zu einem Ventile an der Maschine wird zunächst
der Dampf abgesperrt und dann das Schwungrad gebremst.
Tritt bei Maschinen mit Ridersteuerung , wie die Fig. 20 und 21
396 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
veranschaulichen, bei Abgabe der Nothsignale verdichtete Luft in den
kleinen Cylinder / durch E ein, so hebt dieselbe den Kolben k und mit
diesem das ganze Regulatorstellzeug, wodurch der Riderschieber auf
0 Füllung gestellt wird, d. h. den Dampfzutritt absperrt.
Bei Maschinen mit Ventilsteuerung wird in gleicher Weise wie bei
der Ridersteuerung der Regulator gehoben, so dafs die von den Steuer-
exceutern bewegten Klinken der Einlafsventile nicht gehoben und letztere
nicht geöffnet werden können.
In beiden Fällen ist der Luftcylinder so construirt, dafs die ver-
dichtete Luft, nachdem sie den Kolben in die höchste Stellung getrieben
hat, durch eine besondere OefFnung entweicht und mittels einer Rohr-
leitung zum Bremscylinder L geführt wird. Bei E^ tritt sie in denselben
ein, wodurch der Kolben K mit dem Hebel H niedergedrückt und die
Bremse fest angezogen wird. — Das Entweichenlassen der verdichteten
Luft durch OefFnen des Hahnes h bewirkt, (fafs Regulator und Bremse
selbsthätig in ihre vorige Lage zurückkehren. Sind ferner in Fabrik-
betrieben Transmissionsleitungen durch Kuppelungen ausschaltbar, so
können auch diese durch direkten Eingriff aus beliebiger Entfernung
selbsthätig ausgelöst werden. An der ausgestellten Maschine wird
gleichzeitig als Signal ein Pfiff gegeben.
Bei der Anordnung von Rieh. Werts in Berlin wird durch einen
Drahtzug eine durch ihr eigenes Gewicht wirkende Bandbremse aus-
gelöst, welche vor Beginn ihrer Bremsarbeit eine Kuppelung zwischen
der Maschinenwelle und der Triebwerkswelle ausrückt.
Die Abstellvorrichtung von Ed. Herbertz in M.-Gladbach wirkt auf
Abstellung des Dampfzulafsventils zum Schieberkasteu durch Nieder-
fallen eines Gewichtes, welches auf elektrischem Wege zur Auslösung
gebracht wird. Die getroffene Einrichtung ist in den Textfiguren dar-
gestellt unter Anwendung auf eine C'or/is5-Damj)fmaschine, für welche
die Abstellung durch Auslösung der Klinken für die Einlafsventile
bewirkt wird.
Fig. 2 zeigt eine Cor/m-Dampfmaschine. Der Regulator R steht
durch Hebel B C mit der Steuerung in direkter Verbindung. Diese
Verbindung, welche sonst eine feste ist, wird bei Anwendung des Ap-
parates auslösbar hergestellt. Auf der Achse des Hebels ß C sitzt ein
Gewichtshebel C, welcher dem oben am Regulator angebrachten Ge-
wichtshebel Z das Gleichgewicht hält. Wird nun die Verbindung mit
dem Regulator beiz durch einen von F kommenden Zug ausgelöst, so
hat das Gewicht C^ freie Wirkung und in Folge dessen drückt der
Hebel RC auf die Klinken B derart, dafs letztere nicht mehr bei J
einhaken können, wodurch die Einlafsschieber vollständig geschlossen
bleiben und somit die Dampfmaschine sofort zum Stillstand gelangen mufs.
Die Regulator- Auslösung bei z, also der Zug von F erfolgt durch
einen eingeschalteten elektro-magnetischen Apparat G (Fig. 1). Ein
Deutsche Allgemeine Ausstellung für UnfallverMtung in Berlin. 397
Elektromagnet A zieht, wenn der Strom diesen passirt, den Anker b
an. Der letztere, um d drehbar, wird durch eine Feder f und Prefs-
schraube C in bestimmter Stellung gehalten und trägt mittels der Nase t^
S.VVi-.^'A.Vx^V.'.^sV^V.^^V'^V,^ V V y.^-Xx. ^.V-.Ns'^^Wvs ■-.',-,■ A.'v.^.V V'^V.^VV^..V;
den Wagebalken 1 1 nebst den auf der Spindel sitzenden Gewichten m
und m^. Das auf der Spindel fest aufgeschraubte Gewicht »ij ist so
justirt, dafs es für sich allein den Wagebalken tt nach rechts drehen
würde, wenn bei t^ eine Auslösung erfolgte. Ist dieses der Fall, so
gleitet m sofort nach, legt sich an m^ an und wirkt dann das Gesammt-
gewicht m-\-m^ als Zugkraft in F, welcher Zug stark genug ist, die
Regulator-Auslösung bei z zu bewirken.
Eine Batterie Ä" erzeugt den Strom ^ mit derselben und dem Elektro-
magneten A sind nun die in allen Fabrikräumen angebrachten Lei-
tungen L in Verbindung gebracht. Ein Druck auf einen Knopf 0 genügt
nun, um den Strom passiren zu lassen, wodurch, wie gesagt, der
Magnet A den Anker b anzieht, t^ auslöst und durch Drehung von tt
den Zug F bewirkt und die Maschine zum Stillstand bringt.
Schliefslich sind noch einige interessante Ausführungen zu erwähnen,
398 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
welche in der Abtheilung der Königl. Staatseisenbahn- Verwaltung an
Modellen erläutert sind.
Durch einen Drahtzug kann die Drosselklappe unter Vermittelung
eines belasteten Hebels geschlossen und eine am Schwungrade ange-
brachte Bremse ausgelöst werden, so dafs sich diese festbremst.
Für eine Corlifsmaschine wird vorgeschlagen, mittels Drahtzuges
die Steuerklinken auszuheben, so dafs diese den Dampfzulafs abspei'ren.
Auch hier ist noch eine Bremse vorgesehen.
Als Dampfbremse ist eine Vorrichtung zu bezeichnen, bei welcher
durch Umlegen eines Stellhebels der frische Dampf durch Abschliefsen
der Drosselklappe von der Maschine abgesperrt, aber ein auf das
Schwungrad wirkender Dampf bremskolben gleichzeitig durch eine vom
Hebel geöffnete Nebenleitung mit frischem Dampfe gespeist wird, wel-
cher unterhalb der Drosselklappe entnommen wird.
Eigenthümlich berührt es den Beschauer, dafs trotz der schai'fen
Concurrenz auf dem Gebiete der Kleinkraftmaschinen für keine der
zahlreich ausgestellten Gasmaschinen eine besondere Vorrichtung zur
Abstellung bezieh. Stillstellung vorgesehen ist, trotzdem hier doch ge-
rade die Verhältnisse für bezügliche Constructionen sehr einfach liegen.
(Fortsetzung folgt.)
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Mit Abbildungen auf Tafel 20 und 21.
Quecksilber.
Gustav Kroupa bespricht in der Oesterreichischen Zeitung für Berg-
und Hüttenwesen^ 1889 Nr. 2 bis 6, B. Christys Broschüren: Quicksilver-
Reduclion at New-Almaden und Quicksilver-Condensation at New-Almaden
(vgl. Transactions of the American Inst, of Mining Engineers^ Bd. 13
und 14), welche in Bezug auf die Metallurgie des Quecksilbers über-
haupt, sowie insbesondere über die Gewinnung desselben in Californien
interessante Mittheilungen enthalten und daher auszugsweise hier wieder
gegeben werden sollen.
A) Die Erze.
Gediegenes Quecksilber kommt selten vor, meistens wird Zinnober
gewonnen, der in der Regel von zerbrechlichem, glänzend schwarzem
Bitumen und zuweilen von Pyriten begleitet ist und verschiedene Schichten
von Chlorit- nnd Talkschiefer imprägnirt. Das erzführende Gestein ist
mit kleinen Serpentin- oder Dolomitadern durchzogen. Mitunter er-
scheint das Bitumen flüssig wie Steinkohlentheer.
Durch die Aufbereitung werden die Erze in folgende Klassen
zerlegt:
a) Granza ... 3,5 bis 9 Zoll, reich, Stufferze
b) Terrero . . . 3 5 „ 6 „ arm, J (. ^^^ .^^
c) Granzita . . II/4 „ 31/2» arm,) °
d) Tierras . . Staub „ IV4 „ arm, Feingries.
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 399
B) Oefen^ deren Construction^ Arbeit^ Betriebsresultate.
Was die Oefen anbetrifft, so sind Oefen a) mit intermittirendem
und b) mit continuirliehem Betriebe vorhanden.
a) Oefen mit intermittirendem Betriebe :
Nur einer von den vielen hier erbauten derartigen Oefen hat sich
erhalten iChristy''s Ofen), dessen Construction aus den Fig. 1 bis 3 er-
sichtlich ist.
Der eigentliche Ofenschacht O ist durch Gewölbemauern von der
Feuerung F auf der einen und von der Gaskammer auf der anderen
Seite getrennt. Die Scheidemauern bekamen die Form eines mit dem
convexen Theile gegen den Ofenraum gekehrten Gewölbes, damit ihre
Widerstandsfähigkeit gegen den seitlichen Druck der Erzsäule erhöht
werde. Die Scheidemauern sind mit einer grofsen Anzahl von Oeff-
nungen versehen, durch welche die Feuerungsgase von der Feuerung
aus eintreten und durch die Erzsäule gegen die Gaskammer auf der
linken Seite ziehen. Die Erze werden in Körben oben in den Ofen-
schacht eingelassen. Auf dem Boden des Ofens wird aus groben Erz-
stücken eine Anzahl Kanäle derart gebildet, dafs dieselben eine Fort-
setzung der Oeffnungen in der Scheidemauer bilden 5 früher hat man
Erzziegel hierzu verwendet.
Nach Vollendung dieser Reihe von Kanälen wird eine Lage von
2 bis 3 Fufs Dicke der grobkörnigen Erze eingetragen und dann werden
wieder auf früher erwähnte Art mit der zweiten Reihe der Löcher über-
einstimmende Kanäle in der Erzsäule ausgespart. Dies wiederholt sich,
bis der Ofen bis zur Gicht beschickt ist. Um der natürlichen Neigung
der Flamme, sich nach oben zu verbreiten, entgegen zu wirkeu, werden
die Kanäle im oberen Theile des Ofens kleiner gemacht ; auch wird aus
diesem Grunde zu den grobkörnigen Erzen in diesem Falle vor der Be-
schickung etwas Feinkörniges zugeschlagen. Der Erzschacht ist im
Inneren 12 Fufs lang, 9 Fufs breit und 17 Fufs 6 Zoll hoch.
Die Beschickung beträgt 80 bis 100*. Der Ofen hat auf jeder Seite
zwei ZiehölFnungen, welche während des Brandes zugemauert sind. In
ihnen befinden sich Schaulöcher, welche durch je einen luttirten Ziegel
verschlossen werden. Das Beschicken geschieht durch acht Arbeiter
in einem Tag. Auf die oberste Schicht des beschickten Ofens kommen
Stücke von altem Eisen, und darauf in 2 bis 3 Zoll dicker Lage Stroh-
dünger und schliefslich eine ebenso dicke Lage von feuchtem Lehm zu
liegen. Nun kann die Röstperiode, welche in der Regel fünf Tage
und vier Nächte dauert, erfolgen. Den Ofen bedient ein Arbeiter in
zw-ölfstündiger Schicht. Der Arbeiter hat die Feuerung zu bedienen,
die in den zugemauerten Ziehöffnungen entstehenden Risse zu ver-
schmieren und die Sprünge in der Lehmdecke an der Gicht mit Asche
zu bedecken. Nach beendeter Röstperiode folgt das Abkühlenlassen
4üü Neuerungen im iMetailhuttenwesen.
des Ofens. Dies verlangt natürlich keine Arbeit und geschieht in drei
Tagen und drei Nächten. Die Luft zieht durch den Ofen und reifst die
etwa noch im Ofen eingeschlossenen Quecksilberdämpfe mit in die Con-
densatoren, welche aus gemauerten Kammern mit auf- und absteigendem
Zuge bestehen. Nach dieser Zeit sind die ausgebrannten Erze derart
abgekühlt, dafs sie aus dem Ofen gezogen werden können. Diese Arbeit
besorgen vier Arbeiter. Vor dem Ziehen wird die Decke an der Gicht
weggebrochen, damit ein kräftiger Zug nach oben hergestellt werde. Es
dauert somit eine Beschickung oder ein Brennen 10 Tage und können
daher nur drei Brände im Monate gemacht werden.
Früher währte ein Brand in Ermangelung guter Oefen nicht so
lange. Die Rückstände waren aber haltig und die beim Ziehen be-
schäftigten Arbeiter hatten durch Hitze und Quecksilberdämpfe viel
zu leiden. Zu bemerken wäre noch, dafs in dem ersten Condensator
zwei Trockenkammern für Erze eingebaut sind, was auch aus Fig. 1
und 3 ersichtlich ist.
An Holz und Arbeit kostet eine Tonne Erz 1,368 Doli, bei der
Verarbeitung und die Erzeugung an Quecksilber beträgt 1,873 Flaschen.
b) Oefen mit continuirlichem Betriebe und zwar
1) Grobkornöfen.
Als solche dienen Schachtöfen, welche nach dem Muster des von
Exeu in Idria aufgestellten Schachtofens erbaut sind (vgl. Berg- und
Hüttenmännische Zeitung, 1874 S. 79 Taf. 3 Fig. 18 bis 20 und 1876 S. 79
85. 1879 S. 239. 1888 S. 411). Dieselben werden zunächst bis über das
Niveau der drei Holzfeuerungen mit Rückständen und dann bis zum
obersten Schauloch mit Erzen gefüllt. Ueber der Erzsäule bleibt ein
Raum von 140 Cubikfufs frei, in welchem sich die Gase vor dem Aus-
tritte aus dem Ofen sammeln. Die Erze werden mit II/2 Proc. Kohle,
Holzkohle oder Koks aufgegichtet, wodurch bezweckt werden soll, die
Erzsäule lockerer und die Temperatur auch im höheren Ofentheile mög-
lichst beständig zu erhalten. In den Beschickungstrichter kommen als
Satz 276'^ Erz und 1,5 Proc. Koks oder Kohle. Der Trichter wird ent-
leert, nachdem ein Theil Erz in den Aschenfall gezogen ist, was geschieht,
sobald sich im obersten Schauloch Dunkelrothglut zeigt. Alle 2 Stunden
wird gegichtet und man setzt in 24 Stunden 8^,71 durch. Die ganze
Ofenfüllung beträgt 19^,05. Eine Post verweilt etwas über 52 Stunden
im Ofen. Die Kosten betragen für 1^ Erz bei 7 Proc. Ausbringen
(= 1,831 Flaschen Quecksilber) an Brennmaterial und Arbeitslöhnen
0,9527 Doli., d. h. nur 70 Proc. der Betriebskosten der intermittirenden
Oefen.
2) Grobgriesöfen {Granzitaöfen).
Oefen für dieses Material sind von Scott und Hiitlner den älteren
Hasenclever- Helbig''sahen Schüttröstöfen nachgebildet. Der Granzitaöfen
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 401
Nr. i ist in der Metallurgie von Dr. Stölzel^ S. 1459, beschrieben und ab-
gebildet und besitzt 4 Rutschschäciite. Der Ofen verarbeitet in 24 Stunden
36t (engl. Tons) = 32^,66 (metr. Tonnen) bei 45 engl. Tons Füllung.
Jede Post verweilt 30 Stunden im Ofen. Die Kosten betragen für die
englische Tonne (0,9072 metr. Tonn.) verarbeitetes Erz 0,640 Doli.
Der Granzitaofen Nr. 2 (Fig. 4 bis 6) besitzt nur zwei Schächte mit
einem gemeinschaftlichen Beschickungstrichter a und zwei Essen oder
Gaskammern g^ welche durch zwei Scheider derart eingetheilt sind, dafs
der Scheider oberhalb der Feuerung im ersten unteren Drittel der Höhe
und in der zweiten Gaskammer im mittleren Höhendrittel sich befindet.
Die Feuergase durchstreichen zunächst das unterste Drittel des Ofens,
kommen in die zweite Gaskammer und treten hier, gezwungen durch
den Scheider wieder in den Ofen, durchziehen sein zweites Drittel und
treten in den oberen Theil der Gaskammer über der Feuerung ein.
Von da strömen sie wieder durch das letzte Drittel des Ofens zu der
oberen Hälfte der zweiten Gaskammer, von wo sie schliefslich durch
das Rohr zu den Condensatoren geleitet werden. Der Beschickungs-
trichter ist in Abtheilungen getheilt, deren jede abwechselnd mit 1000 Pfund
(453'^,6) beladen, in 40 Minuten geleert wird, nachdem eine Ziehung
durch zwei Ziehöffnungen h auf jeder Seite und an einem Ende des
Ofens stattgefunden hat. Aus jeder Oeffnung werden 250 Pfund ge-
zogen. Nach 40 Minuten wird aus den übrigen vier Oeffnungen gezogen,
was sich in 40 Minuten abwechselnd wiederholt. Beim Ziehen der aus-
gebrannten Erze bewegt sich die ganze Erzsäule, das Gut rollt über
unter 45^ geneigten Thonplatten hinab, mischt sich und bietet dem
Feuer neue Oberflächen. Die Erze werden also automatisch gewendet
und gekrählt. Die Kosten der Verarbeitung von 1 engl. Tonne Erz
(0,9072 metr. Tonnen) mit 2,09 Proc. Quecksilber beträgt 1,006 Doli.
3) Tierraöfen {Feingries- und Schliechöfen).
Der Ofen Nr. 3 dient zur Verarbeitung von feinkörnigen Erzen.
Derselbe hat drei Paar Ofenschächte (Fig. 7 und 8) und daher eine
eigenthümliche Entleervorrichtung.
Die beiden äufseren Paare der Erzschächte haben einen Platten-
spalt von 3 Zoll und das innere Paar einen solchen von 5 Zoll. Das
letztere Paar war ursprünglich zum Rösten der „granzita^' bestimmt;
doch wird nun im ganzen Ofen nur „tierra" geröstet. Die Entleer-
vorrichtung, die Feuerungen, die Mauern mit den Ein-, und Austritts-
öffnungen, die Gaskammern und der „Erzrechen" zum Auflockern der
zusammengefrittenen Erze in dem obersten Theile sind ganz so wie
beim Ofen Nr. 1 hergestellt.
Unter jedem Paar Schächten befindet sich aber ein Kanal zum
Unterfahren der Rückstandswagen, welche von einer Eisenbahn herein-
gefahren werden. Der ganze Ofen ruht auf einer geneigten Ofenplatte,
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 9. 1889)111. 26
402 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
die für je zwei Ofenschächte Ablalsöllbungen ausgespart hat. Die beiden
äufseren Oeflbungen sind 3 Zoll und die mittlere 5 Zoll breit. Un-
mittelbar unter jeder AblafsöfTnung befindet sich ein flacher gufseiserner
Träger o, welcher dreimal so grofs ist wie die Ablafsöffnung über ihm.
Der Träger ruht an seinen beiden Enden auf Rollen, und zwar bewegt
er sich in einer zu seiner Längenausdehnung senkrechten Richtung.
Jeder dieser Träger ist mit einem Hebelarme h verbunden, durch
welchen von aufsen die Platte in eine hin und her gehende Bewegung
gebracht werden kann. Wenn .sich der Träger in der mittleren Lage
befindet, so ruht auf ihm die ganze Erzsäule, indem die Erze so lange
ausströmen bis sich auf allen Kanten des Trägers der natürliche Böschungs-
winkel gebildet hat, wodurch die ganze Erzsäule im Gleichgewichte er-
halten bleibt.
Wenn aber dem Träger mittels des Hebels li eine kleine hin und
her gehende Bewegung ertheilt wird, so wird die Erzsäule aus dem
Gleichgewichte gebracht und die ausgebrannten Erze fallen von allen
Kanten des Trägers in die untergestellten Wagen herab. Die Scheide-
mauern zwischen zwei Erzkammern ruhen auf gufseisernen hohlen
Trägern e.
Ursprünglich war der Raum unter diesem Träger gegen die Aus-
strömungsöffnung in der Bodenplatte frei. Da es aber oft geschah, dafs
die Erze des einen Schacht-Paares die Erze des zweiten im Herab-
strömen hemmten, ja oft den Ausflufs desselben vollständig verhinderten,
so mufste man bei e eiserne Scheider anbringen, welche an die hohlen
Träger befestigt wurden.
Die Thonplatten sind bei diesem Ofen etwas anders angebracht als
bei den Oefen Nr. 1 und 2.
Die Feuerung des Ofens befindet sich 5 Fufs über der Ziehöffnung
und die zur Verbrennung nöthige Luft wird durch die heifsen, aus-
gebrannten Erze unter den Rost geleitet. Hierdurch werden die auf
den austragenden Träger angelangten Rückstände möglichst von den
eingeschlossenen Quecksilberdämpfen und der lästigen Hitze frei. Beim
Ofen Nr. 1 und 2 ist die Feuerung fast in gleicher Höhe mit den Zieh-
öffnungen augebracht, und die ausgebrannten Erze kühlen nur in den
Ziehöllhungen aus.
Der Ofen Nr. 3 ist von einem aus grofsen Eisenblechplatten be-
stehenden Mantel gänzlich eingeschlossen. Der vorhandenen Anzahl der
Thonplatten entspricht auch eine gerade so grofse Anzahl der in der
Ofenansicht Fig. 8 ersichtlich gemachten Schaulöcher, durch welche man
bei eintretenden Verstopfungen nöthigenfalls mittels einer Stange nach-
helfen kann. Die gewöhnliche Leistung dieses Ofens ist 36 engl. Tonnen
= 32,659 metr. Tonnen.
Der Ofen fafst 51 engl. Tonnen = 46,267 metr. Tonnen. Eine Be-
schickuno verweilt 34 Stunden im Ofen.
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 403
Die Arbeit bei diesem Ofen ist folgende: Die Träger oder Rüttelplatten
werden in Zeitpausen von 10 bis 15 Minuten so in Bewegung gesetzt,
dafs aus jeder Ablafsöffnung 1' in 2 Stunden herausströmt. Insoweit
nun die Erzsäule in den verschiedenen Ofenschächten in Folge des
Ziehens nachgeht, wird oben aus den betreffenden Beschickungstrichtern
gegichtet. Es wird stets 1^ Erz für einen der drei Trichter zugeführt;
dieselben werden der Reihe nach, aber in Zwischenräumen von 40 zu
40 Minuten, gefüllt, so dafs mit mit anderen Worten in 2 Stunden durch
jeden Trichter It (0,9072 metr. Tonnen) Erz zugeführt wird.
Die Kosten der Verarbeitung betrugen für die Tonne (oder
0,9072 metr. Tonnen) 0,721 oder für 1 metr. Tonne = 0,795 Doli.
Ofen Nr. 4 war ein intermittirender Ofen, welcher abgetragen werden
mufste.
Ofen Nr. 5 war der Versuchsofen von Büttner and Scott -^ die
Leistungsfähigkeit betrug ursprünglich nur 6', später, nach der Ver-
gröfserung desselben, leistete er das Doppelte. Wegen seiner geringen
Höhe wird das Brennmaterial nicht genügend ausgenützt und stellen
sich in Folge dieses Umstandes auch die Kosten höher, so dafs der Ofen
sich nur selten im Betriebe befindet.
Ofen Nr. 8 ist der letzte in der Reihe der Oefen für feinkörnige Erze;
er wurde bereits früher von M. G. Rolland veröffentlicht (vgl. auch Langer :
,,Z>te Quecksilbergewinnung in Californien'-'-). Er besteht eigentlich aus zwei
ganz getrennten Oefen, welche in einem Ofen massiv vereinigt sind.
Jeder Ofen besitzt zwei Schächte, eigene Feuerung und Gaskammern.
Die Feuerung befindet sich 3 Fufs über der Entleeröffnung, so dafs
der untere Theil des Ofens als Kühlraum fungirt. Das Einsetzen der
Thonplatten geschieht wie beim Ofen Nr. 3. Die letzten Platten — nahe
an der Entleeröffnung — sind aus Gufseisen hergestellt. Der Ofen ist
mit Eisenpanzer versehen. Seine normale Leistung beträgt 24^ in
24 Stunden, die Ofenfassung beträgt 82*, und dem zu Folge bleibt eine
Post 82 Stunden im Ofen.
Gegichtet wird 1' (engl.) Erz auf einmal und für einen Ofen.
Die Entleervorrichtung bei diesem Ofen beruht auf demselben Grund-
satze wie diejenige des Ofens Nr. 3, nur hat hier die Rüttelplatte eine
andere Form und wird auf eine andere Art in Bewegung gesetzt. Sie
ruht nicht auf Rollen, sondern ist auf einem grofsen gufseisernen Rahmen
befestigt, welcher die Form des Buchstaben H besitzt. Die Füfse des-
selben ruhen in Lagern, welche eine hin und her gehende Bewegung
des ganzen Stückes zulassen. Die Verbindungsstangen des Rahmens
befinden sich unter der Hüttensohle und tragen eine Platte, auf welcher
auf einem Geleise ein niedriger Blockwagen steht. Dieser Blockwagen
hat ebenfalls ein Geleise (in senkrechter Richtung auf das Geleise der
Platte), auf welchem ein 7 Fufs langer Rückstandswagen unterhalb,
genau an die Entleerplatte, eingeschoben wird.
4ü4 Neuerungen im Metallhiittenweseu,
Setzt man uim mit Hilfe vou Hebeln den H-föimigen Rahmen in
Bewegung, so bewegt sich damit auch die Platte und somit auch der
Rückstandswagen und es müssen dem zu Folge die von der Entleer-
platte herabrutschendeu Erze in den Rückstandswagen fallen.
It Erz (0,9072 metr. Tonnen) mit 1,298 Proc. Hg erforderte 0,837 Doli.
Kosten = 0,9225 Doli, für die metr. Tonne.
Im J. 1887 wurden beispielsweise in Neu-Almadeu 12648300 Pfd.
grobkörnige und 51 503000 Pfd. feinkörnige Erze bei einem Erfolge von
2000 Flaschen (Flasche = 75,5 Pfd.) verarbeitet, was einem Ausbringen
von 2,38 Proc. entspricht.
Was das Geschichtliche der Oefen anbetriff't, so behandelte man
anfangs die Erze unter Kalkzuschlag in Retorten. Hierbei bedurfte
man aber bei kostspieligem Betriebe reicher Erze (weshalb man zur
billigeren Röstung derselben überging und intermittirende Oefen ein-
richtete, von denen sich aber nur der oben erwähnte erhalten hat, in-
dem solche Oefen grofse Quecksilberverluste und für die Arbeiter Ge-
sundheitsschädigung herbeiführen und sich nur Stückerze verarbeiten
lassen, weshalb man die Schliege mit Thon zu Ziegeln anbalzen mufste.
Dies wurde durch Einführung von Exeli-Schachtöien für grobes Korn
und Scott-Hüllner sehe (eigentlich Hasenclever-Helbüf sehe) Oefen für Gries
und Schliege vermieden.
C. Condensatoren.
Die benutzten Systeme beruhen auf nachstehenden Grundsätzen:
Kühlen der Ofengase durch Berührung mit der Luft oder dem Wasser
ausgesetzten grofsen strahlenden Oberflächen; Condensation der Dämpfe
in grofsen, die Geschwindigkeit des Gasstromes vermindernden Kammern:
Wirkenlassen der Adhäsionskraft dui-ch Anbringung von Reibungsflächen
und Benutzung von Querströmen und Wirbelbewegungen. Die Constructiou
der Condensatoren ist nachstehende:
1) Gemauerte Condensatoren.
Dieselben sind besonders bei intermittirenden Oefen in Anwendung.
Man sieht aus Fig. 9, 10 und 11, dals jeder Condensator eine kleine
und enge Kammer ist, die durch eine senkrechte Scheidemauer in zwei
Abtheilungen getheilt ist. Die Gase treten in den Condensator nahe
an der Decke ein, gehen in einer Abtheiluug herab und ziehen unten
durch überwölbte Oeffnungen in der Scheidemauer in die andere Ab-
theilung, aus welcher sie oben dann in einen zweiten Condensator aus-
treten. Früher waren die Condensatoren oben mittels eines gemauerten
Kanals verbunden, neuerlich benützt man zu diesem Zwecke mit Vor-
theil Röhren aus Thon und Eisen.
Die Decken der heifsen Condensatoren siud zeitweise aus gufs-
eisernen Platten hergestellt. Diese Decken werden zum Trocknen der
feuchten „tierra'^ benützt. In anderen Fällen sind sie mit flachen ge-
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 405
mauerten Gewölben bedeckt. Der Boden hat, wie Fig. 9 zeigt, eine Nei-
gung von 10*^ von der Mitte nach beiden Enden zu. Dies bezweckt das
beständige Abfliefsen des Quecksilbers in die Ablafsrinnen. Der Boden
ist sehr sorgfältig und dicht gemauert und dann mit einer Lage von
Cement versehen. Darauf kommt bei allen Condensatoren — die
heifsesten ausgenommen —'eine Schutzdecke von Asphalt. In den End-
mauern am Boden sind Mannlöcher von 2 Fufs im Quadrat gelassen,
welche zur Reinigung der Condensatoren dienen. Bei den heifsen Con-
densatoren sind diese Löcher durch eiserne Platten geschlossen, die mit
Letten und Asche luttirt werden.
In den kalten Condensatoren müssen — weil sie saure Wasser ent-
halten — zum Verschlusse Glas-Schiebfenster angewendet M^erden.
Die Condensatoren sind in einer Reihe neben einander derart auf-
gestellt, dafs zwischen jedem Paar ein Luftraum entsteht. Das früher
erwähnte Gerinne geht auf beiden Seiten einer Reihe von Condensatoren
und erhält das von den Condensatoren abfliefsende Quecksilber. Dieses
Gerinne ist gemauert und mit Cement und Asphalt ausgefüttert. Durch
eine angemessene Neigung führt dieses Gerinne die Producte der Con-
densation zu Kästen, aus welchen dieselben mittels Röhren in das Wäg-
und Verpackungslokal geleitet werden. Jeder Ofen hat sein eigenes
Wäg- und Verpackungslokal.
Ein gemauerter Condensator, verbunden mit Ti'oekenkammern für
„tierras") ist in der Zeichnung des intermittirenden Ofens angegeben.
Es sind in den Condensator zwei senkrechte Kammern T eingebaut, in
welche die zu trocknende „tierra" oben eingebracht und unten im heifsen
Zustande auf die Sohle vor den Ziehöffnungen ausgebreitet wird. Die
Feuchtigkeit dunstet rasch aus. Die heifsen Gase des Ofens circuliren
um die Trockenkammern. Eine Verbesserung dieses Entwurfes zeigen
die Fig. 12, 13 und 14. Diese Form ist ein Theil der Condensations-
anlage des Ofens Nr. 3. Bei dieser Anordnung ist die Trockenkammer
mit Thonplatten versehen, welche so gestellt sind, wie in dem Ofen
von Scott- Hüttner. Die Platten ruhen auf eisernen Querstangen.
Die Art, auf welche die getrocknete „tierra" aus der Trocken-
kammer gezogen wird, ist aus der Zeichnung ersichtlich. Die Ofen-
gase gehen um die Kammern herum und erhitzen deren Inhalt. Der
aus der Feuchtigkeit erzeugte Wasserdampf entweicht durch die
in den hohlen Wänden der Kammern gebauten Kanäle in die Atmo-
sphäre.
Um Quecksilberverluste zu vermindern, werden diese Conden-
satoren unterkanalisirt und mit geneigten, mit Theer gestrichenen Eisen-
platten in Fundamenten versehen.
Um das Mauerwerk vor dem Einflüsse der Säure zu schützen, wird
dasselbe nach Randol mit einer heifsen Mischung von Asphalt und Stein-
kohlentheer gestrichen.
406 Neuerungen im Metallliüttenwesen.
2) Eiserne Condensatoren.
Dieselben besitzen mehr Kühlungsflüssigkeit als gemauerte. Sie
wurden zuerst 1873 von Fiedler in Gestalt eines grofsen Kastens (vgl.
Berg- und HüttenmänniiKhe Zeitung^ 1879 S. 239 Fig. 21 bis 23 Taf. 7
und 1889 S. 145) eingeführt, der sich aber wegen zu grofsen Zuges und
raschen stellenweisen Wegfressens des Eisens nicht bewährte.
Schachtöfen für Stückerze sind mit einer Flugstaubkammer ver-
sehen, aus welcher Gase und Dämpfe durch drei 20 Fufs lange, 22 Zoll
weite und unter lOO geneigte Blechröhren in einen aus mehreren U-Röhren
bestehenden Condeusator treten.
RandoCs Oberflächencondensator (Waterback) hat in den beiden
Endmauern des gemauerten Condensators gufseiserue, durch eine wage-
rechte Scheidewand in zwei Theile getheilte Kästen von 3 Fufs 6 Zoll
Länge, 16,5 Fufs Höhe und 14,5 Zoll Tiefe mit 3(^ Zoll dicken Wänden,
welche durch eiserne Röhren, in denen Wasser circulirt, oben und
unten mit einander verbunden sind. Diese Einrichtung wird hauptsäch-
lich am ersten gemauerten Condensator jedes Systems angebracht, wo
dann in Folge der herrschenden Hitze das saure Wasser nicht angi-eift.
Die Anschallüngskosten sind gering und ein solcher Condensator wirkt
so viel wie drei gewöhnliehe gemauerte. Durch Anstrich mit Asphalt
und Steinkohlentheer sucht man das Eisen vor dem Verderben zu
schützen.
3) Condensatoren aus Holz und Glas.
Randol und Fiedler liefsen sich einen solchen Condensator patentiren.
Der Zweck desselben war, das schwere Mauerwerk überhaupt, besonders
aber, wo die Temperaturen niedrig und die sauren Wasser sehr ätzend
sind, durch eine leichtere Construciion von Holz und Glas zu ersetzen.
Man entnimmt aus Fig. 15, dafs alle Seiten eines solchen Conden-
sators aus Glasscheiben gemacht sind, welche ohne Glaserkitt eingesetzt
werden. Die Holzbestand theile sind sehr gering- Nägel und andere
Metallbestandtheile sind zur Herstellung dieser Condensatoren nicht be-
nützt worden. Der sanft geneigte Boden ist aus geschnittenen Glas-
scheiben nach Art der Schindeln auf einem Dache zusammengelegt.
Die Glasscheiben sind am unteren Ende in V-Form geschnitten. Ueber
diesen geneigten Boden fliefst das condensirte Quecksilber in ein hölzernes
Gerinne.
Die Hauptfigur des Condensators ist ein <|uadratisches Prisma
(4^2' ^'i ^12' X 25'), bedeckt mit einem Glasdache. Die Condensatoren
sind durch kurze Lutten verbunden, welche den Prismen ähnlich con-
struirt sind.
Diese Lutten verbinden abwechselnd die Prismen oben und unten
4 Fufs über dem Boden. Es steigen dem zu Folge die Gase in einem
Prisma auf und gehen im zweiten herunter.
Damit die condensirten Kügelchen aus der Wirkuna; des Stromes
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 407
weggeschafft werden, ist in jedem Prisma ein todter Raum gelassen
(oben und unten), wo die Kügelchen die nöthige Zeit zum Absetzen
gewinnen. Diese Condensatoren widerstehen den sauren Wassern gut,
und so lange sie in continuirlichem Betriebe sich befinden, arbeiten sie
auch gut.
Nur im Falle einer zeitweiligen Stockung des Ofenbetriebes trocknen
sie aus und in Folge dessen schrumpfen die Holzbestandtheile zusammen,
wodurch der Condensator leck und der Ofenzug dann gestört wird.
Diesem zeitweiligen Uebel läfst sich aber abhelfen, wenn die Holz-
bestandtheile nach dem Auspumpen der Luft aus den Poren mit Stein-
kohlentheer oder heifsem Asphalt imprägnirt werden. Da nur wenig
Holz bei der Constructiou angewendet wird, werden auch die Imprä-
gnirungskosten unwesentlich sein.
Als den Säuren am besten widerstehendes Holz ist das der Fichte
erkannt worden.
4) Frictions-Condensatoren.
Sie werden vorzugsweise in Gestalt von Drehsieben in gemauerten
und eisernen Condensatoren angebracht. Statt Scheidemauern sind in
denselben drei Drehsiebe angebracht.
Jedes Sieb besteht aus einer schweren hölzernen Achse, deren
Lager sich im Mauerwerke des Condensators befinden, so dafs man von
aufsen der Achse eine beliebige Lage ertheilen kann. Jede dieser drei
Achsen trägt eine Sperrklappe von dicken Bohlen. Ist diese Klappe
wagerecht gestellt, so versperrt sie den Durchgang der Gase gänzlich.
Wenn alle drei Klappen senkrecht stehen, so ist der Condensator
in zwei Abtheilungeu getheilt und bei Aenderung der Winkel werden
auch dem Gasstrome verschiedene Richtungen vorgeschrieben.
Aufserdem trägt die Achse hölzerne Arme, die ähnlich den Zähnen
eines Kammes angebracht, jedoch so vertheilt sind, dafs hierdurch die
Elemente einer Schraubenfläche gebildet werden. Diese Arme bieten
dem Zuge der Gase ein kleines Hindernifs, verursachen aber mehrfache
Richtungsänderungen derselben und geben Veranlassung zur Wirbel-
bildung, wobei sie natürlicher Weise gleichzeitig eine beträchtliche
Frictions- und Adhäsionsoberfläche bilden.
Der Condensator, sowie auch die Siebe sind mit einer starken
Schicht von Asphalt bedeckt.
Aus den Condensatoren treten die abgehenden Gase durch Baker sehe
Holzlutten (Fig. 16) von 36 X 36 Zoll zu gemauerten Thürmen und werden
von da durch am Bergabhange gemauerte theilweise in die Erde eingebaute
Kanäle zur Esse geführt. Die Lutten sind doppelt. Die einzelnen
Theile werden mit Feder und Nuth eingepafst^ zwischen die einzelnen
Lagen wird eine Schicht von Asphaltpapier oder Asphaltfilz gebracht.
Am Fufse der Thürme sind Hilfsfeuerungen angebracht oder diese
werden durch einen mittels Wasserrades betriebenen GuibaCschen Ven-
4ü8 Neuerungen im Metallhültenwesen.
tilator ersetzt. Dertselbe hat Vorzüge vor den Feuerungen, indem dabei
die früher geheizte lange Kanalleitung als Theil eines Condensators
betrachtet werden kann. Der kürzeste Weg für die Gase bis zu ihren»
Austritte in die Atmosphäre darf nicht unter 690 Fufs betragen.
Die höchste Temperatur in einem Ofen betrug 946^ C, die Dämpfe
entwichen mit 372^' C. in die Condensatoren und verliefsen dieselben
bei 13 bis 14" C.
Der Quecksilberverlust in den Rückständen beträgt nach Christy
nur 0,05 Proc, dagegen werden durch die Esse gröfsere Mengen von
Quecksilber in festem und flüssigem Zustande fortgeführt, während der
Verlust im Condensator gleich Null ist, da das ins Gemäuer eindringende
Quecksilber beim Abreifsen der Condensatoren wieder gewonnen wird.
Der durchschnittliche Quecksilberverlust in New-Almaden liegt zwischen
4 und 5 Proc.
D) Die Condensationsproducte.
An den inneren Flächen der Condensatoren u. s. w. bildet sich
neben Quecksilber Rufs, die sogen. Stupp, welche aus Kohlenstoff und
Kohlenwasserstoff besteht und feinvertheiltes Quecksilber, Sulfide, Queck-
silbersalze u. s. w. eingeschlossen enthält. Die Stupp enthält auch
Bruchstücke aus den gemauerten Condensatoren. In den Glas- und Holz-
condensatoren ist sie mit verdünnter Schwefelsäure gemischt.
Die Stupp der letzteren wird in besonderen Setzkästen separirt und
filtrirt. Letztere sind aus starken Bohlen construirt und besitzen senk-
rechte Scheidewände, die den Strom zu einem Wege in Schlangenlinie
zwingen. In den einzelnen Abtheilungen befinden sich Filter von Holz-
kohle und Koks, welche von Zeit zu Zeit herausgenommen und er-
neuert werden. Die benutzten Filter werden der Beschickung zuge-
schlagen, das durchgegangene Quecksilber wird vom Boden durch ein
Rohr abgeleitet.
Die trockene Stupp wird auf geneigten Flächen aus Cement nach
Zusatz trockener Holzasche kräftig durchgekrückt, wobei etwa 4 bis
5 Proc. Hg ausfliefsen. Der Rückstand geht in die Beschickung zurück.
Die Arbeiter leiden zuweilen an Quecksilbervergiftung, weshalb die
Handarbeit, wenn möglich, durch hydraulische Pressen ersetzt werden soll.
Man schützt die Stupparbeiter vor Vergiftung durch Anwendung
von Masken und dadurch, dafs man sie fleifsig Bäder nehmen läfst.
Wegen der Analyse derjGasj)roducte und der daran geknüpften, sehr
interessanten Erörterungen wird auf die S. 65 u. ff. der Quelle verwiesen.
E) Zukünftige Verbesserungen der Quecksilber condensation.
Christy schlägt auf Grund seiner Erfahrungen die folgenden vor:
1) Das Volumen der sogen, permanenten Gase, welche den Con-
densator durchstreichen, mufs auf ein Minimum gebracht werden.
Diese Reduction des Volumens steht in einem direkten Verhält-
Neuerungen im Metalllüittenwesen. 409
nisse mit dem Quecksilberdampfverluste. Der Verlust an flüssigem
Quecksilber würde sich hierdurch verhältnifsmäfsig noch kleiner ge-
stalten. Wenn beispielsweise das Volumen der entweichenden Gase
auf die Hälfte reducirt wird, so reducirt sich der Quecksilberdampf-
verlust auf die Hälfte und der Verlust an flüssigem Quecksilber wird
nicht mehr als 1/4 des gegenwärtigen Verlustes betragen. Der Verlust
an flüssigem Quecksilber (durch die Esse) wird eine Function der Ge-
schwindigkeit sein, oder des Volumens" der entweichenden Gase.
Dieser Verlust wird sich wahrscheinlich mit dem Quadrate der Ge-
schwindigkeit ändern. Ferner wäre durch Reduciren des Volumens
auch die Zahl der Wärmeeinheiten, welche der Condensator zu kühlen
hat, verringert und daher die Leistungsfähigkeit der bestehenden Con-
densatorsanlage vergröfsert, oder es wäre die frühere Leistung durch
kleinere Anlage zu erzielen.
Es mufs bemerkt werden, dafs die Bedingungen für eine voll-
kommene Condensation und eine ökonomische Verhüttung im direkten
Widerspruche stehen.
Die beste Condensation müfste bei Benützung des alten Retorten-
systems und des Kalkzuschlages zu erzielen sein. Dies ist aber die
theuerste Verhüttung. Man kann deshalb die Hüttenmanipulation und
die Hütteneinrichtung in New-Almaden als die am meisten ökonomische
von allen, welche zur Zeit in dieser Art bestehen, betrachten, obwohl
das Volumen und dem zu Folge der Verlust viel gröfser ist, als er
bei einem gut geleiteten Retortensysteme sein würde.
Da die Quecksilbergewinnung nur einen kaufmännischen Vortheil
bezweckt und nicht der Zweck wissenschaftlicher Versuche ist, so mufs
nur eine Erwägung der beiden Umstände bestimmen, ob und wie die
Verbesserungen in dieser Richtung — ohne dabei das kaufmännische
Interesse zu schädigen — platzgreifen sollen.
Die einfachste Einführung, welche in grofsen Hüttenanlagen ange-
wendet werden könnte, wäre die Benützung des Gases statt des festen
Brennmaterials. Das Lowe-Strong-Gas (Wassergas) würde das zweck-
mäfsigste sein.
Die Oefen müfsten von aufsen zu heizen sein; in das Innere der
Retorten dürfte nur so viel Luft zugeführt werden, als gerade zur
Oxydation des Schwefels nothwendig ist. Dies wäre vom gröfsten Vor-
theil für die Condensation, doch wäre der Brennmaterialverbrauch hier-
bei grofs, die Ofenconstruction schwer und die Ausbesserungen des
Ofens theuer.
2) Wichtig ist ferner ein hinreichendes Volumen zum Absetzen des
Quecksilbers und eine genügende Reibungs- und Kühloberfläche.
Der Verlust an flüssigem Quecksilber (durch die Esse) scheint nach
dem früher Angeführten jetzt zwei- bis dreimal so grofs zu sein als
der Quecksilberdampfverlust. Es scheint möglich, dafs in dieser Rieh-
410 Neuerungen im MelallhUltenwesen.
tung eine Reduction des Verlustes durch Verminderung der Geschwindig-
keit und bei Benützung einer grofseren Reibungsoberfläche zu erreichen
wäre.
Die Anwendung des Condensators von Pelouze und Audoin wäre
vielleicht von Vortheil.
3) Die Temperatur beim AustriUe darf nicht 75" oder 20^ übersteigen.
Es ist schon früher gesagt worden, dals eine Kühlung unter 150 keinen
Einflufs auf Verminderung des -Quecksilberdampfverlustes ausübt, und
es kann deshalb von der Anwendung der Eismaschinen (zur künstlichen
weiteren Kühlung) keine materielle Erhöhung der Leistung des Conden-
sators erwartet werden.
In Gegenden, wo das Brennmaterial billig und Wasserkraft im
Ueberflusse vorhanden ist, wäre die Benützung der künstlichen Kühlung
nur aus dem Grunde zu rechtfertigen, weil die Condensationsanlagen
bedeutend kleiner sein könnten, aber eine gröfsere Oekonomie düi-fte
nicht zu erwarten sein.
Es gibt noch einen Umstand, der gegen die Anwendung der Eis-
maschinen spricht- die plötzliche Condensation des Quecksilberdampfes
würde stärkere Bildung von kleineren Kügelchen verursachen, als es
bei allmählicher Kühlung der Fall ist, und es würde dem zu Folge
ein gröfserer Verlust an flüssigem Quecksilber (durch die Esse) folgen.
4) Weitere Erwähnung verdient der künstliche Zug^ die gröfste Noth-
wendigkeit zur Kühlung der Gase.
Hilfsfeuerungen und üampfstrahlgebläse sind öfters benützt worden,
doch waren beide eine Verschwendung an Kraft und Wärme.
Ein einfacher Saugventilator — ähnlich dem ,.Guibal" — oder ein
modiücirter und entsprechend modificirter Rootblovver wären die besten
Anordnungen.
5) Material für den Bau der Condensatoren. Dieses bildet noch ein
offenes Feld für Erfindungen. Das Material mufs möglichst dünn und
ein guter Wärmeleiter sein, mufs jedoch dem Abreiben und der wech-
selnden Einwirkung von Wärme und Kälte, ohne zu springen oder Risse
zu bekommen, widerstehen und gleichzeitig der Einwirkung von Queck-
silber und verdünnter Schwefelsäure Widerstand leisten. Vielleicht em-
pfiehlt sich das Barff'sche nichtrostende Eisen.
Die Condensatoren müssen leicht und ohne Unterbrechung des Be-
triebes gereinigt werden können.
Nach den Annales des mines., 1887 Nr. 1 S. 136, wird zu Almaden
in Spanien der gewonnene Zinnober in grobe Stücke und Kleinerz ge-
trennt. Man verarbeitet die groben Stücke und einen Theil der Klein-
erze in 22 Aludelöfen und in 2 Idriaöfen. Ein Theil des Kleinerzes
dagegen wird in zwei neueren Oefen, den sogen. Ljvermore-Oefen , zu
Gute gemacht. Sie ähneln den Hasenclever-Oefeu. Das Erz rutscht in
einer Reihe paralleler Rinnen allmählich hinab, während die Feuer-
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 411
gase einer am unteren Ende des Ofens vorhandenen Rostfeuerung in
dem Ofen emporsteigen. Kleine Vorsprünge aus Mauerwerk auf der
Sohle und am Gewölbe verhindern, dafs das Erz zu schnell hinab-
rutscht, und drücken die Flamme auf die Erzschicht. Die Ofensohle ist
7"! lang und um 470 geneigt. Der eine der genannten Oefen besitzt 10,
der andere 12 Rinnen. Die Condensatoren sind aus Mauerwei'k, Blech,
Schiefer oder auch aus Glas hergestellt, wenn sie nahe an der Esse
liegen.
Bei einem Kohlenverbrauche von 300 bis 350' werden in den Oefen
bis zu 8t Erze in 24 Stunden verarbeitet. Schnabel berichtet in der
Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure^ 1888 S. 425, über Idria nach
eigener Anschauung folgendes:
Im J. 1886 sind daselbst 5001 metr. Centner (100*^) gewonnen worden.
Der Quecksilbergehalt der Erze beträgt bei
Stufferzen . . . 0,30 bis 0,50 Proc.
Grobgries . . . 0,40 „ 0,60 „
Feingries . . . 0,80 „ 1,00 „
Sogen. „Erzen" . 3,00 „ 10,00 „
Oefen und Condensatoren zeigen eine hohe Stufe der Vollkommenheit.
Das Werk gedeiht daher bei einem Durchschnittsgehalte von noch nicht
1 Proc.
Die Stufferze werden in gepanzerten Schachtöfen verarbeitet, der
Feingries zum Theil in Fortschaufelungsöfen, zum Theil in Schüttöfen,
der Grobgries in Alberti- Flammöfen und die sogen. Erze in Fort-
schaufelungsöfen.
Als Condensatoren werden gabelförmige Gufseisenrohre in Ver-
bindung mit einem Kasten aus Eisen (^Czermalische Condensatoren) ver-
wendet. Der Quecksilberverlust wird angegeben bei Schachtöfen und
Czerinak^ sehen Condensatoren zu 5 Proc, bei Albert i-Oei'en zu 14,80 Proc,
bei Fortschaufelungsöfen zu 10 bis 12 Proc, bei Schüttöfen zu 6,5 Proc.
In Almaden sowohl wie in Idria ist das Verfahren der Quecksilber-
gewinnung ein Oxydationsvorgang, indem durch den Sauerstoff der Luft
der Schwefel des Zinnobers zu schwefliger Säui-e oxydirt wird, während
das frei gewordene Quecksilber verdampft (Brenn- und Verdampfungs-
verfahren). Hingegen werden zu Cornachino in Toscana die Erze mit
Kalk (140K Erz mit 84^ Kalk) in Muffeln (2°i,7 lang, 64"=^ breit, 32cm
hoch) aus Gufseisen geglüht (Niederschlags- und Verdampfungsverfahren),
wobei das Quecksilber je einer Ladung in 6 Stunden abdestillirt.
Blei bezieh. Silber.
Im Nachstehenden finden wir eine Abänderung des bekannten
Zinkentsilberungsverfahrens {Parkes- Prozefs).
Nach dem üblichen Verfahren der Entsilberung des Werkbleies
mittels Zink wird dieses in das Bleibad eingerührt und nach einer ge-
wissen Ruhepause der sich auf der Oberfläche ansammelnde silber-
412 Neuerungen im Metallhiittenwesen.
haltige Zinkschaum abgeschöpft. Da diese Behandhingsweise einen
grofsen Zeitaufwand und viele Entsilberungskessel erfordert, auch an
den Arbeiter grofse Anforderungen gestellt werden, so schlägt E. Honold
in Bleihütte Binsfeldhammer bei Stolberg (Rheinland) ein abgeändertes
Verfahren und einen Apparat vor, wodurch die Arbeit mehr zu einer
continuirlichen und mehr mechanischen gemacht werden soll.
Nach Honold^ Verfahren (D. R. P. Nr. 47218 vom 7. Oktober 1888)
wird das Zink nicht mehr in das Werkblei eingerührt, sondern das Blei
wird in geschmolzenem Zustande in feinen Strahlen durch ein Zinkbad
geleitet, indem das auf die Oberfläche des letzteren niederrieselnde Blei
von selbst durch das Zinkbad hindurchstreicht, weil das Blei specifisch
schwerer als das Zink ist.
Das Zinkbad entzieht dem Werkblei seinen Silbergehalt, wobei der
Zinkschaum nach oben steigt und sich auf der Oberfläche des Zink-
bades ansammelt.
Zur Ausführung dieses Verfahrens dient die in Fig. 17 und 18 dar-
gestellte Einrichtung.
Die Batterie enthält hier fünf bis sechs etagenförmig angeordnete
Einzelapparate A^ bis A^. Jeder Apparat besteht aus einem trichter-
förmigen Zinkbadbehälter a, welcher einen durchlöcherten Boden a^
besitzt. Dieser Trichter ist in ein gleichgestaltetes, etwas gröfseres Ge-
fäfs b eingesetzt, an dessen Boden, durch einen Krümmer c vermittelt,
sich ein nach oben steigendes Rohr d anschliefst, so dafs a und d com-
municirende Röhren bilden.
Auf die Mündung des Behälters a wird ein Sieb a.^ gelegt. Rohr d
besitzt einen Abflufs e, welcher nach dem nächsten Apparat führt.
Die Feuergase durchziehen in Richtung der Pfeile die ganze Batterie
der Länge nach, wobei sie zuerst den oberen Theil der Apparate und
dann die Krümmer c bestreichen.
Behufs Ingangsetzens der Batterie werden die Trichter o mit Kauf-
blei beschickt und dasselbe eingeschmolzen. Wenn dies geschehen,
wird das Zink aufgegeben und ebenfalls eingeschmolzen.
Der Stand des Bleies ist dann ungefähr der aus der Zeichnung er-
sichtliche; das Zink wird in a entsprechend dem geringeren specifischen
Gewichte höher stehen als das Blei in d. Aus dem Einschmelzkessel,
welcher seinen Platz auf der linken Längsseite der Batterie findet, ge-
langt das Werkblei auf das Sieb a^ des ersten Apparates A^ und rieselt
von hier in feinen Strahlen auf das Zink nieder und durchstreicht das-
selbe, sein Silber abgebend.
Das zum gröfsten Theil entsilberte Blei geht seinen Weg weiter
durch c und d nach A.^^ um hier weiter entsilbert zu werden. So wird
das Blei durch sämmtliche Apparate geführt und fliefst aus dem letzten
Apparate ^5 silberarm ab; aus diesem gelangt das Blei nach einem auf
der rechten Seite aufgestellten Kessel, um hier in üblicher Weise mittels
Eder, über Fortschritte der Photographie. 413
Wasserdampfes vom mitgefiihrten Zink befreit zu werden. Der sich
bildende Zinkschaum wird in Folge seines leichteren specifischen Ge-
wichtes in dem Gefäfse a zurückbleiben und sich auf der Oberfläche
des Metallbades ansammeln. Von Zeit zu Zeit wird der Betrieb unter-
brochen, die Gefäfse werden durch Unterbrechung der Feuerung ab-
gekühlt und dann mittels einer Hebevorrichtung auf einmal heraus-
gezogen. Das verbleibende Metall tritt durch den durchlöcherten Boden a^
zurück, während der Zinkschaum auf demselben liegen bleibt, um von
hier entfernt zu werden.
Sollte es nun z. B. wünschenswerth erscheinen, den Reichschaum
bezieh. Goldschaum vor dem Herausnehmen aus den Trichtern a noch
vorher besser auszusaigern, so könnte dies, nachdem die Batterie ab-
gekühlt war, einfach dadurch geschehen, dafs man die' Feuerung derart
absperrt, dafs nur die beiden ersten Kessel gefeuert werden.
Die Krümmer c liegen in einer kälteren Zone der Feuerung. Dies
hat den Zweck, zu verhindern, dafs nicht wie bei den bisherigen Feue-
rungsanlagen der Entsilberungskessel durch die Circulation des von
unten nach oben steigenden wärmeren Bleies eine schlechte Abscheidung
des Zinkschaumes erfolgt, sondern dafs dieser Schaum und das ein-
geschmolzene Zink ruhig auf dem Blei schwimmen, ohne sich weiter
mit demselben zu mischen.
Die Feuerungsanlage ist ferner derart einzurichten, dafs die vier
bis fünf ersten Kessel sehr stark geheizt werden können, während die
Temperatur der folgenden Kessel mehr oder weniger niedrig gehalten
werden kann, um während des Entsilberns zu bewirken, dafs die aus
den heifsen Kesseln mit übergerissenen Zinkschaumtheilchen iu den letz-
teren kälteren Gefäfsen zum Ausscheiden gebracht werden.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber die Fortschritte der Pliotographie und der photo-
mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder
in Wien.
(Fortsetzung des Berichtes S. 91 d. Bd.)
Pholoyraphie bei künstlichem Lichte.
Bereits in unserem Berichte (Z>. p. J., 1888 267 174 ff.) haben wir
auf die durch Gädike und Mielhe eingeführte Photographie mit Magnesium-
blilzUcht hingewiesen, welche aus einer blitzartig abbrennenden Mischung
von Magnesiumpulver, Kaliumchlorat und Schwefelantimon bestand.
Diese Mischung gab wegen ihrer Explodirbarkeit hier und da zu Un-
fällen Veranlassung und wurde durch das reine Magnesiumpulver ersetzt.
Bringt man Magnesiumpulver (i|2 bis Is) in eine Glasröhre und bläst
dasselbe durch eine Kerzen- oder Weinaeistflamme, so verbrennt es
414 Eder, über Fortschritte der Photographie.
momentan mit so bedeutender Lichtentwickelung, dals man Photographien
von Porträts, Gruppen, Interieur« u. s. w. herstellen kann. Diese Vor-
richtungen wurden besonders durch Prof. Schirm (Breslau) verbessert,
welcher das Magnesiumpulver niclit qxier^ sondern in der Längsrichtung
der Flamme durch eine ringförmige Weingeisttlamme mit Hilfe eines
Kautschukballons bläst. Man kann mit kleinen Verbinduugsröhren und
Kautschukschläucheu auch zwei oder mehrere Lampen verbinden und
mit einem Drucke des Ballons mehrere Magnesiumblitzlampen zugleich
zur Wirkung bringen. Diese von Meyer in Breslau (Paulstrafse 20) in
den Handel gesetzten Lampen bewährten sich gut. Aufserdem wurden
später verschiedene Anordnungen auf ähnlicher Grundlage getroffen
{Edefn Jahrbuch für Photographie für 1889, S. 373. Mit Figuren).
Die Photographie bei Magnesiumblitzlicht fand bereits zahlreiche
Anwendung nicht nur von Photographen, welche Interieurs oder Gruppen
bei Nacht oder Porträts bei Bällen aufnahmen, sondern auch von Aerzten
zur Aufnahme von anatomischen Pi'äparaten, von Vorgängen in Kranken-
häusern u. s. w., wie solche z. B. in der Lehr- und Versuchsanstalt für
Photographie ausgestellt waren. Es ist bemerkenswerth, dafs die Photo-
graphien bei geschickter Anbringung von weifsen Reflectoren sowie
Scheiben von transparentem Papier (um die Grellheit des direkt auf-
fallenden Lichtes zu mildern) an künstlerischem Werthe den Tages-
aufnahmen vollkommen ebenbürtig sind.
Eine eigenthümliche Form von orthochromatischem Blitzlichte em-
pfiehlt Newcomb {Phot. Times, Bd. 19 S. 247. Phot. Archiv, 1889 S. 212),
welcher auf 1 Th. Magnesiumpulver 5 bis 7 Th. reines trockenes Natrium-
nitrat mit Hilfe eines Hornspatels mischt und anzündet (mittels eines
langen Zünders), um ein gelb brennendes Blitzlicht zu erhalten. Gegen
dieses sind orthochromatische Platten sehr empfindlich und es hat den-
selben Effect wie eine Gelbscheibe bei der Aufnahme. Es soll hierbei
ein reiciies Detail in den dunklen Tönen des Bildes, sowie eine sehr gute
Farbenwirkung auf orthochromatischen Platten erhalten werden. Newcomb
hat auf diese Weise in einem grofsen Theater in New York den Zu-
schauerraum photographirt und ein gut durchgearbeitetes Negativ erhalten.
Auch gewöhnliche bengalische Feuer liefern so viel aclinisches
Licht, dafs man Photographien herstellen kann, ßoissonas in Genf stellt
photographische Aufnahmen des Genfer Sees bei bengalischer Beleuch-
tung her und zwar bei rothem, als grünem Lichte. Die auffallende
Erscheinung, dafs bei rothem bengalischen Lichte gute Photographien
erhalten wurden, erklärt sich jedenfalls daraus, dafs Strontiumsalze be-
nutzt wurden, in deren Licht viel Blau enthalten ist.
Photographie leuchtender Käfer und Bakterien.
Mit Hilfe empfindlicher Trockenplatten gelang es, die leuchtenden
Bakterien zu photographiren, welche das Leuchten der Seefische be-
Eder, über Fortschritte der Photographie. 415
wirken {Photographisches Wochenblatt^ 1888 S. 493. Edefs Jahrbuch für
Photographie für 1889 S. 379). E. v. Gothard beobachtete, dafs nicht
nur die Johanniskäfer, sondern auch die schwächer leuchtenden Larven
derselben binnen 10 Secunden ein deutliches photographisches Bild auf
Bromsilbertrockenplatten geben. Viel heller ist das Licht tropischer
Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca), bei welchem Vanrout in St. Louis,
sowie Farini sogar photographische Diapositive herstellten, welche Photo-
graphie in Fachjournalen abgebildet wurde (Eders Jahrbuch^ S. 379).
Herstellung von Bromsilbergelatine.
Die Erzeugung der Bromsilbergelatine geht immer mehr in die
Hände der grofsen Fabriken über. Publikationen neuerer Darstellungs-
methoden werden wenige veröffentlicht.
Als wichtige Beobachtung theilte L. Belitski in Nordhausen mit, dafs
der Uebelstand des unsicheren „Reifens'^ der Bromsilbergelatineemulsion
beim ammoniakalischen Prozesse hauptsächlich darauf zurückzuführen
sei, dafs die in der Wärme digerirten Gemische von ammoniakalischer
Silbernitratlösung, Bromkalium und Gelatine nach Unterbrechung der
Digestion ungleichmäfsig abkühlen und das Ammoniak während des
mehrstündigen Erstarrens einen nicht genau controlirbaren Einflufs auf
die Empfindlichkeit des Bromsilbers und die Widerstandskraft der
Gelatine ausüben. Belitski stellt deshalb Emulsion mittels Silberoxyd-
ammoniak (nach Eders Methode) her und fügt nach beendigter Digestion
in der Wärme eine genau gemessene Menge verdünnter Schwefelsäure
hinzu. Da man die Grenze der Neutralisirung im Dunklen bei rothem
Lichte nicht beobachten kann, so wird die Menge des Ammoniaks und
zur Neutralisation dienenden Schwefelsäure zuvor genau festgestellt, je-
doch um 5 Proc. weniger Säure zugesetzt, als zur völligen Neutralisation
des Ammoniaks erforderlich ist {Eder's Jahrbuch für 1889, S. 107).
Der Referent beschreibt {Photographische Correspondenz.^ 1880) eine
Methode zur Herstellung von Emulsion mit citronensaurer Silberoxyd-
ammoniaklösung, welche für Platten mittlerer Empfindlichkeit empfehlens-
werth ist.
Es werden gelöst:
A) 24g Bromkalium,
6cc Jodkaliumlösung (1 : 10),
20g Winterthur-Gelatine,
250CC Wasser.
B) 30g Silbernitrat,
3g Citronensäure,
250CC Wasser,
wozu man nach erfolgter Lösung so viel Ammoniak hinzufügt, bis sich
die anfangs stark milchig trübe Flüssigkeit vollkommen geklärt hat.
Man bringt sowohl A als B auf die Temperatur von 40 bis 50° C,
mischt beide in der Dunkelkammer bei rothem Lichte, läfst in einem
Wasserbade bei ungefähr 400 C. durch 1/2 bis ^j^ Stunden stehen, fügt
416 Eder, über Fortschritte der Photographie.
dann noch 15 bis 20- im Wasser gequollene und geschmolzene Gelatine
hinzu und giefst zum Erstarren in flache Schalen aus, worauf die Emulsion
gewaschen wird.
Die einzelnen Details über Herstellung empfindlicher Emulsionen,
sowie von Maschinen zum Begielsen von Emulsiousplatten siehe Eder's
Photographie mit Bromsilbergelatine^ 4. Auflage (Halle a. S.).
lieber orthochromatische Gelatineemulsion ist zu bemerken, dafs gegen-
wärtig fast alle in den Handel kommenden derartigen Emulsionsplatten
mittels des vom Berichterstatter zuerst in die Photographie eingeführten
Erythrosins gefärbt sind.
Perutz in München bringt Obernetter und VogeVs Eosinsilberplatten in
den Handel, bei welchen die Emulsion in geeigneter Weise mit Eosiu-
silberlösung (oder Erythrosinsilber) versetzt ist. Sie sind ohne Gelb-
scheibe verwendbar (besonders zu Landschaflsaufnahmen), sobald nicht
viel Blau oder Violett in dem zu reproducirenden Objecte vorhanden ist.
Die Anwendung der orthochromatischen Platten zu Gemäldereproduc-
tionen u. s. w. ist bekannt.
Gegenwärtig benutzt man nach Dr. Zeltnow grünempfmdliche Ery-
throsinplatten zur Mikrophotographie^ indem man zwischen Lichtquelle
und Mikroskop ein grünes Lichtfilter einschaltet. Dr. Zeltnow verwendet
Erythrosinplatten und eine Lösung von
160g Kupfernitrat,
14g Chromsäure,
welche mit Wasser zu 250cc aufgelöst sind. Damit wird eine plan-
parallele Glaswanne von ungefähr l^ra Abstand der Gläser gefüllt. Der
Referent benutzt Eosinsilberplatten^ welche durch Baden von Bromsilber-
gelatinetrockenj)latten in folgender Lösung durch 2 Minuten und Trocknen
hergestellt sind:
25CC einer Lösung von krystallisirtem Eosin (1 : 1000),
Icc Silbernitratlösung (1 : 80),
1 bis 2cc Amnioniali,
75CC Wasser.
Als grünes Lichtfilter dient eine Mischung von Indigoschwefelsäure
und Pikrinsäure, als Entwickler die bekannte Mischung von Pyrogallol
und Soda (Eder).
Zur Erledigung der Frage: Welchen Einfiufs übt eine sich steigernde
Menge von Ery throsin auf die Gelbempfindlichkeit aus? badete V. Schumann
Bromsilberplatten in ammoniakalischen Erythrosiulösungen von folgen-
der Concentration: a) 1:170000, b) 1:85000, c) 1:28000, d) 1:14000,
e) 1:7000, f) 1:3500: es erschien:
das Blau das Gelb also Blau Gelb
bei a mit 13 bis 14 Secunden, mit 5 bis 6 Secnnden wie 1:2 bis 2V'2
„ b „14 „ „ 4 bis 5 „ „1:3 bis 31/2
„ c „ 12 bis 13 „ „ 2 „ „ 1:61/2
„ d und e „ 6 bis 8 „ „1 „ „1:6 bis 8
„ f „5 bis () „ „ 1 „
schon stark wie 1 : 5 bis 6.
Eder, über Fortschritte der Photographie. 417
Die Emulsion gewann also mit Vermehrung des Farbstoffes an Ge-
sammt- und Gelbempfindlichkeit; auch gewann der Beleg im Gelb an
Intensität und konnte die Zunahme der Kraft noch bei den beiden
stärksten Lösungen bemerkt werden (Photographische Correspondenz^ 1889).
Eosinsilber ist ein rother Niederschlag, welcher sich beim Mischen
von Eosin mit Silbernitrat bildet und ist ein sehr guter Sensibilisator.
Die Farbe ist mehr bläulichroth als jene des Eosins; im Ammoniak
löst sich der Niederschlag unter Zersetzung, indem sich Eosin und
Silberoxj'dammoniak bildet; beim Verdunsten bildet sich wieder Eosin-
silber und bleibt zurück. Der Absorptionsstreifen liegt weiter gegen
Orange als jener von Eosin.
Dr. E. Zettnow fand (Photographische Cofrespondenz ^ 1889), dafs
Erythrosinsilber bei Gegenwart von Bromkalium zersetzt wird (in Brom-
silber und Erythrosin), dafs jedoch der Farbstoff das Bromsilber in
Lösung hält und zwar ungefähr das 21/2 bis 7 fache seines Gewichtes.
Aehnlich verhält sich Chlor- und Jodsalz.
In reinem Wasser löst sich Erythrosinsilber im Verhältnisse von
1 : 60000 bis 1 : 80000, je nach der Sorte des Erythrosins.
Methyleosinsilber löst sich in 1125 Th. Wasser; Rose bengalsilber
dagegen erst in 100000 Th. Wasser.
Dr. Zettnow stellt Eosinsilber oder Erythrosinsilber dar, indem er
Is Farbstoff in 200^^ Wasser löst, auf 60 bis 80" C. erhitzt und hierauf
Is Silbernitrat gelöst in lO^c Wasser zusetzt; man läfst den Nieder-
schlag absetzen und filtrirt nach dem Abkühlen; das Auswaschen des
Niederschlages am Filter geschieht so lange, bis die durchlaufende
Flüssigkeit gefärbt erscheint. Alsdann wird das Filter durchstofsen,
der Niederschlag abgespritzt und mit Wasser so weit verdünnt, dafs
sein Volumen 250cc beträgt, 1^^ der gut umgeschüttelten Flüssigkeit, in
welcher die fein vertheilte Silberverbinduug gleichmäfsig aufgeschwemmt
ist, entspricht also ^^^s des ursprünglich genommenen Farbstoffes. Bei
Eosinsilber und Methyleosinsilber ballt sich nach 6 bis 8 Tagen der
Niederschlag zusammen und setzt sich am Boden fest, bei Rose bengal-
silber und Erythrosinsilber läfst sich der Niederschlag tadellos noch
nach Monaten aufschütteln.
Dr. Zettnow untersuchte Eosin, Erythrosin, Methyleosin und Rose
bengal, sowie deren Silberverbindungen im Spectrum und fand:
1) Dafs Erythrosin und Erythrosinsilber den anderen Eosinen so
aufserordenthch überlegen ist, dafs nur dieser Farbstoff in Betracht
kommen kann, wenn es sich darum handelt, eine Platte von starker
Oelb- und hoher Gesammtempfindlichkeit herzustellen.
2) Es zeigte sich, dafs der Unterschied zwischen der mit dem
reinen Farbstoffe und seiner Silberverbindung gefärbten Emulsion sehr
gering ist; durchschnittlich zeichnet die Silberverbindung eine Wenig-
keit brillanter und klarer. Die Ursache findet er in der bereits oben
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 9. 1889I1I1. 27
418 Eder, über Fortschritte der Photographie.
abgegebenen Erklärung in folgender Betrachtung: Von Brom- bezieh,
Chlorverbindungen ist keine Emulsion völlig zu befreien, vielleicht auch
dann nicht, wenn man zuletzt anhaltend mit destillirtem Wasser wäscht.
Unter Umständen genügt schon der Chlorgehalt des in der gewaschenen
Emulsion zurückgehaltenen Wassers, um die Silberverbindungen um-
zuwandeln. Nach Zetinow hat man in allen Fällen bei Gelatineemulsionen
die öchliefsliche Wirkung nicht der Silberverbindung zu verdanken,
sondern dem freien Erythrosin-, versetzt man absichtlich Erythrosin-
emulsion mit so viel einer löslichen Silberverbindung, dafs dieselbe vor-
herrscht, oder badet man eine Platte in einem Gemische von Erythrosin
und mehr Silbersalz, als zur Zersetzung des Bromkaliums in der Platte
noch nothwendig ist, so erhält man je nach der Menge des leicht re-
ducirbaren Silbersalzes schwachen oder starken dichroitischen Roth-
schleier.
3) Die Eosine uud die wässerigen Lösungen ihrer reinen Silber-
verbindungen zeigen dasselbe Spectrum, dagegen die festen Silber-
verbindungen ein anderes 5 besonders auffallend ist der Unterschied bei
Rose bengalsilber.
4) Die neuen „Eosinsilberplatten" des Handels verhalten sich genau
so, wie mit Erythrosin gefärbte Emulsion, und dieselben verdanken in
Wirklichkeit diesem Farbstoffe bezieh, seiner Silberverbindung ihre ortho-
chromatische Wirksamkeit.
Wie zuerst F. Schumann mittheilte, ist eine mit Cyauin gefärbte
Emulsion besonders gut empfindlich für Gelb und Orange, wenn sie auf
die Platten gegossen, getrocknet und dann mit Ammoniak gebadet wird.
Die Emulsion darf kein Jod enthalten; gut wirkt Eder's Silberammoniak-
emulsion, welche bei 40 bis 44^' C. gemischt und dann auf je 100''^
Emulsion mit 50 Tro])fen alkoholischer Cyaninlösung 1 : 500 versetzt
wird. Man digerirt 1 Stunde bei 40 bis 37» C, giefst in eine Schale,
läfst mehrere Stunden erstarren und wäscht im fliefseuden Wasser.
Kurz vor dem Begiefsen der Platten wird der Emulsion 5 Proc. Alkohol
zugesetzt. Diese Emulsion ist wenig empfindlich; die Platte hat eine
relativ bessere Rothem])findlichkeit, aber wenig Gelbempfindlichkeit, und
die Negative sind dünn. Das Verhalten ändert sich vollständig, wenn
man die Platten mit Ammoniak badet, z. B. in 100™ destillirtem Wasser
und 1/2 bis 6«' Ammoniak und dann nochmals trocknet. Die Empfind-
lichkeit steigt dadurch bedeutend (P/ioto(iraphischc liundschau^ 1889 S. 143).
linrhack j)liotographirte den infrarothen Theil des Sonnenspectrums
mittels des /foit7an «/-Gitters und Cyaninplatten von der Fraunhofer sehen
Linie A bis Wellenlänge 9900. Er erhielt 52 Linien mit 7100 bis 8000,
während Abney nur 24 Linien erhalten hatte. Die Färbung der Platten
wurde folgendermaCsen hergestellt: 15" Cyanin, 480- Chloralhydrat,
2' Wasser wurden 3/4 Stunden erwärmt, 480^0 Ammoniak zugesetzt, wo-
rauf unter Aufschäumen (Entweichen von Chloroform) sich Cyanin nieder-
Eder, über Fortschritte der Photographie. 419
schlägt, welches man sammelt, in 1500^0 Alkohol löst und 128 Chinin-
sulfat in 100^*^ Alkohol zusetzt; die ganze Flüssigkeit wird mit Alkohol
auf 4' gebracht. Zum Gebrauche verdünnt man stark mit Wasser, fügt
Ammoniak zu und badet die Platten durch 4 Minuten (Photographisches
Archiv, 1889 S. 61; aus Philos. Magaz., 1888 Ser. 5 Vol. 26 S. 391).
Orthochromatische CoUodionemulsion.
Die orthochromatische CoUodionemulsion hat vor der analogen
Gelatineemulsion den Vorzug, dafs sie eine relativ viel gröfsere Em-
pfindlichkeit für Gelb und Grün besitzt und Gemäldereproductionen
mittels der ersteren ohne Gelbscheibe gemacht werden können. Seit
1888 bringt Dr. E. Albert in München solche Emulsion in den Handel.
Sie besteht aus gewaschener Bromsilber-Collodionemulsion von geringer
Empfindlichkeit. Erst durch Zusatz einer Lösung von Eosiosilber in
alkoholischem Ammoniak, bei welcher das überschüssige Ammoniak
und Pikrinsäure neutralisirt ist, wird die Emulsion sehr farbenempfind-
lich. Man übergiefst damit Glasplatten, exponirt sie im feuchten Zu-
stande, wäscht nachher mit Wasser gut ab und ruft mit Hydrochinon
hervor.
Die Emulsion ist unter Umständen so empfindlich wie Gelatine-
emulsion und können damit Porträts in einigen Secunden angefertigt
werden. Jedoch scheint die Darstellung unsicher, da die Emulsionen
selten diese hohe Empfindlichkeit besitzen; ferner scheint die Emulsion
während des Aufbewahrens an Empfindlichkeit einzubüfsen.
Auch andere in dieser Richtung angestellte Untersuchungen führten
zu keiner definitiven Lösung dieser Aufgabe (siehe Eder's Jahrbuch für
Photographie für 1889 S. 402).
Entivickelung von Trockenplatten.
Die neueren Untersuchungen über die Verwendbarkeit verschiedener
stark reducirender organischer Substanzen ergaben, dafs die Eigenschaft,
das latente Lichtbild auf Bromsilbergelatine hervorzurufen, vielen Sub-
stanzen zukommt. Das Pyrogallol wurde (neben Eisenoxalat) bis vor
Kurzem fast ausschliefslich verwendet. Dann wurde Hydrochinon, dessen
Eigenschaften als Entwickler schon vor längerer Zeit von Abney (für
Bromsilberplatten), sowie von Eder und Pizzighelli (für Chlorsilbergelatine)
entdeckt wurden, allgemeiner als Entwickler verwendet, da es im Preise
wesentlich gesunken ist und durch von Balagny in Paris (1889) ver-
öffentlichte Vorschriften das Arbeiten mit dem Hydrochinonentwickler
vereinfacht wurde. Balagny zeigte, dafs man Hydrochinon, Soda und
Natriumsulfit im Vorrathe mischen und als Entwickler sofort oder nach
längerem Aufbewahren verwenden kann, dafs die Mischung sich lange
Zeit farblos erhält und nicht wie Pyrogallol die Platten und die Hände
braun färbt. Balagny löst 1 Th. Natriumsulfit in 4 Th. Wasser, an-
420 Edcr, Über FortschriUe der Photograpliie.
dererseits 1 Th. Natriumcarbonat in 4 Th. Wasser; zur Herstellung des
Entwicklers mischt er Tö^c der Sultitlösung mit löO^c der Natrium-
carbonatlösung und löst darin 58 Hjdrochinon auf. Als Verzögerer (und
um etwaige Verschleimung der Platten zu vermeiden) kann man auf
100 Th. des Entwicklers 10 Tropfen Eisessig zusetzen. — Verwendet
man an Stelle des Natriumearbonats das kräftiger wirkende Kalium-
carbonat, so wirkt der Entwickler rascher, worauf Baltin u. A. auf-
merksam machten. Folgende von Eder und Lenhard (^Photographische
Correspondenz^ 1889) angegebene Vorschrift wirkt sehr günstig:
Hydrochinonlösung :
Hydroehinon 10?
Katriumsulfit 40g
Wasser 400cc
Potaschenlösung :
Potasche 20g
Wasser 200cc
Man mischt 40cc Hydrochinonlösung mit 20^^ Potaschenlösung; die
Ent Wickelung dauert länger als Pyrosoda, ungefähr 4 bis 8 Minuten.
Man kann auch 40*^^ Potaschenlösung mit 20^^ Hydrochinonlösung nehmen
und bekommt dadurch mehr Kraft und kürzere Entwickelungsdauer:
auch gleiche Theile Hydroehinon und Potasche geben grofse Kraft.
Durch Verdünnen des Entwicklers mit Wasser, sowie Zusatz von etwas
Essigsäure kann man zu lang belichtete Platten gut entwickeln. Manche
Plattensorten zeigen während der Entwickelung einen grauen Schleier,
welcher beim Fixiren grofsentheils verschwindet und der Copirfähigkeit
nicht schadet. Dieselbe Hydrochinonlösung kann auch zum Sodaentwickler
benützt werden. ^
Derartige fertig gemischte Hydrochinonentwickler kommen in ver-
schlossenen Flaschen in den Handel und werden unter verschiedenen
Namen, z. B. Universalentwickler u. s. w., verkauft.
Pyrocaiechin (C,;H4(OH).2) wurde von Eder und Töth im J. 1880
zuerst in der Photographie verwendet und dessen Eigenschaften als
Entwickler für Bromsilberplatten (nach Zusatz von Ammoniak) ent-
deckt. Damals wurde gezeigt, dafs das Resorcin^ welches dem Pyro-
caiechin isomer ein sehr geringes Entwickelungsvermögen besitzt, wäh-
rend das gleichfalls isomere Hydroehinon kräftig wirkt. Neun Jahre
später machte Dr. Arnold neuerdings Versuche mit Pyrocaiechin, welches
er mit Kaliumcarbonat alkalisch machte und gute Erfolge erzielte. Die
daran von Dr. ßannow^ E. Vogel^ C. Srna angeschlossenen Versuche er-
gaben widersprechende Resultate.
In Anbetracht dieser verschiedenen Angaben untersuchte der Referent
neuerdings das Brenzeatechin als Entwickler. Das reine Brenzcatechin
1 Z. B. gleiche Theile obiger Hydrochinonlösung und Sodalösung (1 Th.
krystallisirte Soda gelöst in 8 Th. Wasser), oder 2 Th. Hydrochinonlösung und
1 Th. Sodalösun"-.
Eder, über Fortschritte der Photographie. 421
stammte aus der chemischen Fabrik von Dr. Schuchard in Görlitz und
entwickelte mit Potasche das latente Bild auf Bromsilbergelatine rasch
und kräftig. Das Silber wurde mit kaffeebrauner Farbe reducirt; die
Flüssigkeit färbte sich bald braun. Gut wirkte folgende Vorschrift:
A) 1 Th. Brenzcatechin, 4 Th. Natriumsulfit, 40 Th. Wasser. B) 4 Th.
Potasche in 40 Th. Wasser. Man mischt 1 Vol. von A mit 2 Vol. von B.
Dieser Entwickler hält sich viel besser klar, als bei Abwesenheit von
Natriumsulfit ^ die Entwickelung erfolgt weniger rasch, aber immer noch
viel rascher als bei Verwendung eines analog zusammengesetzten Hydro-
chinonentwicklers. Der Brenzcatechinentwickler gibt die gleiche oder
eine etwas höhere Empfindlichkeit als der Hydrochinonentwickler, und
die Platten nehmen schneller die nöthige Kraft an. Selbst wenn man
die Menge des Brenzcatechins auf ein Drittel herabsetzt, ist die ent-
wickelnde Kraft noch eine grofse.
Daraus geht hervor, dafs das Brenzcatechin eine vortreffliche Ent-
wickelungssubstanz ist, welche neben den gegenwärtig gebräuchlichen
Entwicklern (Pyrogallol, Hydrochinon und Eisenoxalat) vollste Beach-
tung verdient und deren vielseitiger Anwendung nur der hohe Preis im
Wege steht.
Von neuen Entwicklersubstanzen entdeckte M. Andresen in Berlin
(D. R. P. Nr. 46915 vom 1. August 1888. Photographische Mittheilungen^
1889 Bd. 26 S. 28), dafs Paraphenylendiamin, Paratoluydendiamin und
Xylidendiamin Entwickler für Brom-, Chlor- und Jodsilber enthaltende
Schichten sind, sobald man sie in schwach alkalischer wässeriger Lösung
anwendet. In der Patentbeschreibung wird die Klarheit der Matrizen
und Durcharbeitung in allen Tonabstufungen hervorgehoben.
Nach einigen vorläufigen Versuchen, welche ich unter Mitwirkung
von Herrn Ritter v. Reisinger anstellte, wirkt das Paraphenylendiamin
(CßH4(HN)2), welches aus der chemischen Fabrik von Dr. Schuchard in
Görlitz stammte, gut als Entwickler für Bromsilber-Gelatineplatten. Es
gibt ungefähr dieselbe Empfindlichkeit (bei Belichtungsproben am War-
ner/ie-Sensitometer) wie Pyro- oder Hydrochinonentwickler. Es wurde
1 Th. Paraphenylendiamin hydrochloric. in 50 Th. Wasser gelöst und
1 Vol. dieser Lösung mit 1 bis 2 Vol. einer Potaschelösung (1 : 10)
vermischt. Die Entwickelung erfolgte regelmäfsig, die Farbe des Silber-
niederschlages ist grau und das Bild zart. Schwefligsaures Natron hält
die Lösung länger farblos, verzögert aber die Hervorrufung in sehr
hohem Grade.
Von allen diesen neu in die Photographie eingeführten Entwickler-
substanzen verdient das von den Anilinfarbenfabriken (Actiengesell-
schaft) in Berlin erzeugte, von Dr. M. Andresen als Entwickler zum
Patente angemeldete ^^Eikonogen'-'- besondere Beachtung. Unter dem
Namen „Eikonogen"' kommt das Natriumsalz der Amido-/? Naphtol-/?-
Monosulfosäure
422 Eder, über Fortschritte der Photographie.
, SOgNa
C,oH,5 OH
' NH.^
seit Juni 1889 in den Handel. Es ist im Preise nicht höher als Pyro-
gallol oder Hydrochiuou; der Entwickler bräunt sich nicht an der Luft,
ruft Bromsilberplatten rasch hervor, ist nicht giftig und besitzt gröfsere
Haltbarkeit als Pyrogallol.
Vorschriften zum Entwickeln.
I. Für getrennte Lösungen:
A. 2008 schwefligsaures Natron werden in 3' destillirtem Wasser
gelöst. Zu dieser Lösung fügt man 50? Eikonogen, welches sich bald
auflöst.
B. 150s krystallisirte Soda werden in 1' destillirtem Wasser gelöst.
Zum Gebrauche mischt man: 3 Th. Lösung A
1 r „ B.
Lösung A wird nicht angesäuert.
IL Für gemischte Lösungen:
2008 schwefligsaures Natron und 150s krystallisirte Soda werden
in 4' destilUrtem Wasser kalt gelöst, und zuletzt 50" Eikonogen als
trockenes Pulver in die Flasche gegeben. Diese Lösung verwendet man
direkt zum Entwickeln, ohne Wasserzusatz.
Für diese in A und B angegebenen Vorschriften genügt die halbe
Expositionszeit, bezogen auf das Eisenoxalat. Für noch kürzere Ex-
position wendet man das Vorbad an.
Für längere Expositionen mufs mit etwa der Hälfte Wasser ver-
dünnt, oder Bromkali zugesetzt werden.
Die krystallisirte Soda braucht durchaus nicht chemisch reine, son-
dern kann solche sein, wie sie in jedem Haushalte benutzt wird.
HL Für sehr kurze Momentaufnahmen:
Man löst 10s schwefligsaures Natron und 5s Potasche in ISO"^^*^
destillirtem Wasser und fügt alsdann 5s Eikonogen hinzu.
Nach E. Vogel (Photographische Mittheilungen., Bd. 26 S. 95) kann
man die Menge des Eikonogen im Entwickler herabsetzen: Es werden
gelöst: A) 45s Natriumsultit, 5s Eikonogen, 500^^ Wasser. B) 60 bis
75s Kalium- oder Natriumcarbonat (calcinirt). Man mischt vor dem
Gebrauche gleiche Volumen von A und B.
Vor dem Fixiren legt man in ein Alaunbad, dann wird gewaschen
und mit Fixirnatron fixirt. Die Farbe des Silberniederschlages ist grau-
schwarz. (Fortsetzung folgt.)
Wetzke's Spreewasser-Analysen, 423
Spreewasser- Analysen; von Dr. Th. Wetzke.
Unter die Flüsse, deren Verunreinigung seit längerer Zeit beklagt
wird, gehört die Spree. Um zu sehen, inwieweit diese Klagen berech-
tigt seien, und da auch für mich persönlich die Wasserverhältnisse der
Lausitz Interesse bieten, habe ich an verschiedenen Stellen genannten
Flusses Proben entnommen und untersucht. Die Wasserproben sind
geschöpft von der Spreequelle bis zu dem nahe der preufsischen Landes-
grenze gelegenen Kirchdorfe Klix.
Die Spree entsteht aus dem Zusammenflusse einiger sehr kleiner
Quellen. Die Festschrift des Ehershacher Humboldt-Vereins (1886) nennt
deren vier, die eigentlichen Spreequellen, Dorfbach, Flüssel und Ritter-
bach. Die eigentliche Spreequelle, bei Alt- und Neu- Gersdorf auf den
Pfarrwiesen entspringend, in der Minute etwa 28' Wasser liefernd, ver-
eint sich noch auf der Flur desselben Ortes mit der Quelle des Spree-
häuschens, letztere etwa 10' Wasser in der Minute gebend. Dorfbach,
Flüssel und Ritterbach führen ebenfalls nur sehr geringe Wassermengen.
Dasselbe kann von den weiteren sichtbaren Zuflüssen gesagt werden,
welche die Spree innerhalb des sächsischen Gebietes aufnimmt. Da
aber der Wasserreichthum des Flusses in Verfolg des Laufes sichtlich
wächst, so mufs der Zuwachs auf unterirdische Zuflüsse von Grund-
wasser gesetzt wei-den. Leider habe ich über die von der Spree an
den einzelnen Orten geführten Wassermassen, sowie über die Strom-
geschwindigkeit nichts in Erfahrung bringen können, auch keine Ge-
legenheit gehabt, darüber Untersuchungen anzustellen.
Die Probeentnahme selbst ist au 20 verschiedenen Stellen erfolgt,
und zwar sind die Proben an ein und demselben Tage annähernd zur
gleichen Stunde in der Menge von 3 bis 4' mitten aus dem Flusse ent-
nommen. Durch das ganze Gebiet hatte es 12 Tage hindurch nicht
geregnet, der Wasserstand der Spree war unter Mittel, doch nicht gerade
klein. Die Zeit der Probeentnahme fällt in den September auf einen
Tag, als alle Fabriken in voller Thätigkeit waren.
Ueber die einzelnen Schöpfstätten sei folgendes bemerkt: Nr. 1
und 2 sind den beiden Spreequellen, Nr. 1 auf den Pfarrwiesen, Nr. 2
•der Quelle im Spreehäuschen, entnommen. Die Probe Nr. 3 ist im
Wiesenthal geschöpft, dicht hinter Alt- und Neu-Gersdorf, und zwar
sind dort mit der Spree bereits die Abflüsse aus den zahlreichen und
grofsartigen Fabriken genannten Dorfes vereint. Das zeigt sich auch
an Farbe und Geruch des Wassers. Die 4. Schöpfstelle liegt vor Ebers-
bach oberhalb, die 5. dicht unterhalb der Wünsche'schen Fabrik. Die
€. und 7. Schöpfstelle befinden sich vor und hinter dem Flecken Neu-
salza, unweit der 7. Schöpfstelle stromauf liegt dicht am Spreeflusse
«ine grofse Bleicherei ; Schöpfstelle 8 und 9 schliefsen das grofse Kirch-
dorf Postwitz ein, in welchem wohl Landwirthschaft, aber keine nennens-
424 Wetzke's Spreevvasser-Analysen.
werthe Industrie getrieben wird. Die 10. Schöpfstelle liegt bei Klein-
Döbschütz, oberhalb derselben die Spinnerei Heinilz. Durch diese Probe
sollte der Zustand des Wassers ermittelt werden, bevor dasselbe die
bei Sinkwitz (11), Schiungwitz (12) und Grubschütz-Doberschau (13) ge-
legenen Papierfabriken passirt. Die Schöpfstellen 11, 12, 13 liegen
dicht hinter den betrelfenden Fabriken. Die 14. Wasserprobe (Schüler-
Weinberg) soll über die Bestandtheile des Wassers Aufschlufs geben,
bevor es in das Weichbild der Stadt Bautzen tritt. Die folgenden
Schöpfstellen 15 (Heilige Geist-Brücke), 16 (Wasserkunst), 17 (Seidau)
und 18 (Kupferhammer) liegen unmittelbar im Bereiche der Abwässer
von Bautzen und dem Vorort Seidau und wenig von einander entfernt.
Vor 15 liegen eine Färberei und eine Brauerei, vor 16 Wasch- und Bade-
anstalten, sowie eine Lohgerberei, vor 17 die ehemals Mörbitz'sche
Tuchfabrik und Kunstmühle, eine Walke; die kleinen Häuser von Seidau
treten dicht an den Flufs heran, vor 18 endlich befindet sich ein weiterer
Theil von Seidau, eine Papierfabrik, die städtische Gasanstalt, sowie
auch ein Kupferwerk. Die beiden letzten Schöpfstellen 19 (Nimschütz)
und 20 (Klix) sind gewählt, um über die Selbstentmischuug bezieh.
Selbstreinigung des Spreewassers einigen Aufschlufs zu erhalten. Zwischen
Bautzen und Nimschütz befinden sich an der Spree nur Mahlmühlen,
eine Pulvermühle, dann die kleinen Dörfer Oehna und Malsitz, zwischen
Nimschütz und Klix keinerlei gewerbhche Aulagen. Wie aus Vor-
stehendem erhellt, hat der Spreeflufs reichlich Gelegenheit, sich mit
häuslichen und industriellen Abfallstoffen zu beladen. Um einen Ein-
blick zu erhalten, ob durch einzelne gewerbliche Anlagen dem Flusse
erhebliche Verunreinigungen zugeführt werden, sind die Schöpfstellen,
wo angängig, so gewählt, dafs sie die betreffende Anlage einschliefsen,,
so die Wünschesche Fabrik in Ebersbach, Bleicherei bei Neusalza, so
die Spinnerei in Heinitz, die Papierfabriken in Obergurig (11), Schlung-
witz (12) und Doberschau (13). Bemerkt soll noch werden, dafs, da
die Spree vielfach von Wehren durchkreuzt und zum Zwecke der
Wassernutzung in Kunstgräben abgeleitet ist, die Proben an solchen
Stellen entnommen sind, wo die gesammte Wassermenge des Flusses
in einem Bette dahinfliefst.
Bestimmt sind in jeder Wasserprobe die suspendirten Stoffe und
ihr unverbrennlicher Antheil, der Gesammtrückstand, dessen Glühverlust,
die organische Substanz durch Ermittelung des Verbrauchs von über-
mangansaurem Kali, das Chlor, das Ammoniak und die Schwefelsäure,
in den meisten die Salpetersäure, der Kalk, in einigen die Alkalien.
Der Glühverlust ist ermittelt durch schwaches Glühen des Gesammt-
rückstandes, nachheriges Befeuchten mit kohlensaurem Ammoniak und
wiederholtem Glühen bis zu constantem Gewicht. Zur Ermittelung der
organischen Substanz mittels übermangansauren Kalis ist nach Fresenius
( Quant. Analyse.^ Bd. 2 S. 169) verfahren. Die Salpetersäure ist nach der
Wetzke's Spreewasser-Analysen. 425
Tieinann sehen Modification des Schlösing' scheu Verfahrens bestimmt, das
Ammoniak durch Ausfällen desselben mit iVefslerschem Reagenz und
Feststellung des Quecksilbers im abgeschiedenen Niederschlage {Fleck').
Zur Bestimmung der Alkalien wurde der geglühte Gesammtrück-
stand verwendet, die Nichtalkalien durch Barytwasser (unter thun-
lichster Vermeidung des Ueberschusses) und Ammoniumcarbonat gefällt,
die Summen der Chloralkalien gewogen und diese dann mit Platinchlorid
getrennt. Chlor, Schwefelsäure und Kalk sind nach den üblichen
Methoden ermittelt. Bemerkt sei übrigens, dafs in sämmtlichen Wasser-
proben diejenigen Bestandtheile, welche einer Zerstörung oder Aende-
rung unterworfen sein konnten, wie Schwefelsäure, Ammoniak, Salpeter-
säure und organische Substanz, so rasch als möglich (innerhalb 14 Tagen)
nach dem Eintreffen der Proben bestimmt wurden. Ob bei den stark
verunreinigten Wässern 3, 4 und 5 nicht, ehe dieselben untersucht
werden konnten, schon Reductionsvorgänge eingetreten sein können, ob
also die analjsirte Wasserprobe von diesen drei Schöpfstellen wirklich
ein getreues Bild des im Flufslaufe befindlichen Wassers bietet, mufs
dahingestellt bleiben. Die erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle
niedergelegt (vgl. S. 426 und 427) :
Aus den erhaltenen Versuchsergebnissen kann man ei'kennen, dafs
die Spreequellen zunächst ein sehr gutes, zu Genufs- und Haushaltungs-
zwecken brauchbares Wasser liefern. Dasselbe wird jedoch nach kurzem
Laufe durch die Abwässer der grofsen Gersdorfer Fabriken in hohem
Grade verunreinigt, so dafs seine Benutzung zu irgend einem Zwecke
ausgeschlossen erscheint. Lassen sich doch in dem suspendirten Schlamme
dieses Wassers Stärkekörner mikroskopisch und chemisch, Kupfer (16™?
Kupferoxyd im Schlamme eines Liters), ferner Zinn, Eisen und Thon-
erde nachweisen, dazu der stark hervortretende Geruch nach Schwefel-
wasserstoff. Kein Wunder, wenn in solchem Wasser kein Thier und
keine Pflanze fortzukommen vermag. Wohl haben die Gersdorfer
Fabriken Anlagen für Reinigung ihrer Abwässer, doch können dieselben
nur sehr unvollkommen functioniren. Allerdings ist auch zu berück-
sichtigen, dafs die Fabriken in Gersdorf zu einer Zeit entstanden sind,
wo niemand an Flufsverunreinigung und deren Hintanhaltung dachte.
Weiter liegen diese Fabriken auf verhältnifsmäfsig engem Räume zu-
sammen, verfügen über ein nur geringes Wasserquantum, müssen also das
zur Verfügung stehende Wasser nach Möglichkeit ausnutzen und mit den
unvermeidUchen Abfallstofien stark beladen. Andererseits erscheint nach
den Erfahrungen, die man anderwärts gemacht hat, eine entsprechende Rei-
nigung des Wassers durchaus nicht unmöglich. Wenigstens als wünschens-
werth mufs die Entfernung der schweren Metalle und der grofsen Mengen
Schwefelsäure gefordert werden, um so mehr als sich diese Entfernung
durch eine einfache Kalkreinigung bewirken liefse. Als Bach mit mifs-
farbenem Wasser von üblem Geruch durchläuft die Spree die Strecke
426
Wetzke's Spreewasser- Analysen.
Spreewasser-Analysen
11 Wasser enthält
Benennung der Schöpfstelle.
o S =
3 3 2
1. Spreequelle .
2. Spreehäuschen
3. Wiesenthal .
4. Ebersbach, oberh. Wünsche's Fabrik .
5. Ebersbach, unterh. Wünfche''s Fabrik .
6. Neusalza, vor der Stadt
7. Neusalza, hinter der Stadt ....
8. Postwitz, vor dem Dorfe
9. Postwitz, hinter dem Dorfe ....
10. Döbschütz
11. Sinkwitz
12. Schiungwitz
13. Grubschütz
14. Schüler- Weinberg
15. Brücke zum heiligen Geist ....
16. Wasserkunst
17. Seidau
18. Kupferhammer
19. Nimschütz
20. Klix
5,0
fehlen
1036,0
208,5
51,0
16,0
7,0
unwägb,
6,5
5,0
13,0
17,0
17,5
21,5
7,5
32,0
unwägb.
22,0
3,0
9,0
2,5
fehlt
384,0
114,0
144,0
1111,0
8,22
6,96
165,74
73,0
14,0
880,0
474,0
5,0 176,0
2,0
fehlt
5,5
7,0
4,0
9,0
11,5
2,0
24,0
fehlt
14,0
1,0
6,0
196,0
128,0
129,0
138,0
131,0
148,0
178,0
140,0
228,0
226,0
160,0
156,0
144,0
166,0
70,22
62,63
32,00
33,21
22,14
22,14
21,00
23,41
25,62
24,67
21,12
26,57
27,21
22,77
25,94
21,63
31,63
Wetzke's Spreewasser-Analysen.
427
von Dr. Wetzke.
in Milligrammen
u
o
o
p
?5
CO
3
S
>
3
3
o
g
<
Bemerkungen.
8,75
1,72
25,00
1,22
—
20,0
fehlt
klar, wasserhell.
8,75
fehlt
20,00
—
—
24,0
fehlt
klar, wasserhell.
69,16
250,72
282,50
211,72
50,57
304,0
0,52
starker , schwarzer Absatz,
riecht nach Schwefelwasser-
stoff, das klare Wasser gelb,
enthält auf 11 4mg schwere
durch Schwefelwasserstoft"
füllbare Metalle, 8mg Eisen.
36,45
181,79
167,50
65,81
75,23
174,0
0,52
schwarzer Absatz, Farbe des
Wassers dunkelgelb, riecht
nach Schwefelwasserstoff.
36,45
24,01
120,00
24,12
35,14
166,0
0,56
schwarzer Absatz, Farbe des
Wassers gelb, riecht nach
Schwefelwasserstoff.
19,52
13,72
27,50
—
41,0
0,62
wenig Absatz, Farbe gelb-
lich, riecht schwach nach
Schwefelwasserstoft".
26,63
22,96
40,00
—
—
0,62
wenig Absatz, schwach gelb-
lich, riecht nicht.
12,42
8,58
27,50
—
—
20,0
0,54
hell.
12,42
10,15
30,00
—
—
20,0
0,54
hell.
12,42
7,72
40,00
—
—
32,0
0,54
hell.
12,20
10,29
35,00
—
—
25,0
0,58
hell.
15,98
13,72
37,50
—
—
26,0
0,62
gelblich weifs, wenig Absatz.
16,96
14,58
40,00
—
—
26,0
0,62
gelblich weifs.
17,75
13,72
65,00
7,72
15,79
22,0
0,62
gelblich weifs.
17,75
12,01
50,00
6,75
61,12
27,0
0,82
gelblich.
17,75
11,15
40,00
6,75
58,47
32,0
0,86
gelblich.
17,75
11,15
40,00
6,37
18,26
32,0
0,92
gelblich.
22,08
13,72
40,00
6,56
22,06
32,0
1,52
gelblich, trübe.
17,75
11,15
40,00
5,86
15,85
29,0
0,56
hell.
19,26
13,54
—
—
40,0
—
ins Gelbliche spielend.
428 Wetzke's Spreewasser-Analysen.
von Gersdorf bis Ebersbaeh, stellenweise die Landesgreuze gegen üester-
reich bildend. In Ebersbach vor der Wünsche' sehen Fabrik sind die-
jenigen Verunreinigungen, welche in Gersdorf zugetreten waren, theil-
weise als Schlamm niedergesunken.'' Durch das grofsartige Etablissement
von Wünsc/ie^ das allein an 3000 Weber beschäftigt, werden dem Wasser
der Spree nicht nur keine weiteren Verunreinigungen mehr zugeführt,
sondern die vorzüglich functionirenden Wasserreinigungsanlagen daselbst
gestatten sogar, das Wasser erheblich reiner zu entlassen, als wie es
in die Fabrik eintrat. Früher war dort das Hulwa sehe Verfahren ein-
geführt und arbeitete zur Zufriedenheit des Besitzers, die jetzigen Er-
folge sind durch einfache Kalkreinigung erreicht. Besonders hervor-
tretend ist der Rückgang der suspendirten StofTe und der Schwefelsäure.
Ein Vergleich zwischen dem hinter der Wünsche' ^chen Fabrik und dem
vor Neusalza geschöpften Wasser bietet ein Beispiel, wie verhältnifs-
mäfsig rasch die Selbstreinigung — Selbstentmischung — eines stark
verunreinigten Flufslaufes sich vollzieht. Die direkte Entfernung zwischen
Schöpfstelle 5 und 6 beträgt wenig über 4^^^ die vielfach gewundene
Spree mag wohl über die doppelte Strecke zurücklegen. Während
dieses Laufes verliert das Wasser einen grofsen Theil seiner suspen-
dirten und gelösten verunreinigenden Stoffe; die Farbe des Wassers,
welche noch bei Ebersbach im Flufsbette tief schwarz erscheint, wird
heller und durchsichtig, die durch industrielle Anlagen hervorgerufenen
Verunreinigungen treten zurück und die aus menschlichen Wohnungen her-
rührenden putriden Abfallstoffe beginnen vorzuherrschen. Den Charakter
putrider Verunreinigung bewahrt nunmehr das Wasser der Spree bis
zum Verlassen des sächsischen Gebietes. Die kleine Stadt Neusalza
mit anliegendem Friedersdorf ändert die Zusammensetzung der Mineral-
bestandtheile des Wassers nur wenig, und die geringe Erhöhung, welche
der Chlor-, Schwefelsäure- und Kalkgehalt erfährt, darf wohl auf Rech-
nung der in Neusalza dicht bei der 7. Schöpfstelle gelegenen grofsen
Bleicherei gesetzt werden. Das grofse Kirchdorf Postwitz übt einen
uachtheiligen Einflufs auf die Spree nicht aus und dasselbe läfst sich
von der Spinnerei Heinitz und den bei Singwitz, Schiungwitz und Dober-
öchau-Grubschütz gelegenen Papierfabriken sagen. Die Fabrik in Schlung-
witz verarbeitet Stroh auf Papiermasse, und gerade diese Strohstotf-
fabriken stehen allgemein im Rufe, die ärgsten Verunreiniger der Flufsläufe
zu sein.
Wenn nun durch vorliegende Untersuchungen eine Verschlechterung
des Spreewassers seitens der Schlungwitzer Strohstoil'fabrik nicht hat con-
statirt werden können, so ist dies ein Beweis, dafs die dortigen Wasser-
reiniiiuuss- und Kläranlagen eut functioniren. Zudem arbeitet die Fabrik
1 Schwere Metalle lassen sich weder im Wasser selbst, noch in den darin
suspendirten Stoflfen mehr nachweisen.
^yetzke"s Spreewasser-Analysen. 429
nach einem Verfahren (Sulfat), welches nur geringe Mengen wenig ver-
unreinigten Abwassers liefert. Die Schöpfstelle 14 (Schüler- Weinberg)
constatirt die Zusammensetzung des Spreewassers kurz vor Bautzen.
Die in letzterer Stadt geschöpften Wasserproben lassen stromabwärts
eine, wenn auch nur geringe Steigerung von Salpetersäure und Am-
moniak erkennen. Auffällig ist die Vermehrung des Gesammtrück-
standes in den an der Brücke zum heiligen Geist und an der Wasser-
kunst entnommenen Wässern; diese Vermehrung ist besonders auf
Steigerung des Natrongehaltes zu setzen. Zur Erkläi-ung mag die Be-
merkung dienen, dafs gerade zwischen jenen Orten eine ganze Anzahl
viel benutzter Wäscheschweifen sich befinden. Wie es nun kommen
mag, dafs der Gehalt an Gesammtrückstand bezieh, an Natron bei der
Schöpfstelle Seidau wieder auf den Gehalt etwa gesunken ist, welchen
das Spree wasser vor Eintritt in die Stadt zeigte, weifs ich nicht zu
erklären, denn besondere wasserreiche Zuflüsse sind auf dieser Flufs-
strecke nicht zu verzeichnen. Auch die Papierfabrik in Seidau und die
Gasanstalt der Stadt Bautzen verunreinigen das Spreewasser nicht
wesentlich, überhaupt zeigt sich die auch schon anderwärts beobachtete
Erscheinung, dafs die Effluvien einer immerhin volkreichen Stadt
(Bautzen hat zuzüglich Seidau eine Einwohnerzahl von etwa 22000) mit
mancherlei industriellen Anlagen keine erhebliche Abänderung in der
Zusammensetzung des Wassers eines selbst geringe Wassermengen
führenden Flufslaufes hervorrufen. Bis Nimschütz, etwa S^'^^h von
Bautzen entfernt, ist eine entsprechende Klärung und Selbstentmischuug
des Spreewassers eingetreten, bei Klix aber zeigt sich wiederum eine
Zunahme des Gesammtrückstandes und des Chlorgehaltes. In Folge
nicht ausreichender Probemenge konnte die Analj^se dieses Wassers
nicht in demselben Umfange wie bei den übrigen Proben durchgeführt
werden. Zur Erklärung der Zunahme der Verunreinigungen im Klixer
Wasser mag die Bemerkung dienen, dafs die Spree das ganze Kirch-
dorf durchfliefst, dafs einzelne Wirthschaften daselbst dicht an den Flufs
herantreten, dafs die Ufer sehr flach sind, weshalb das Wasser bei nur
irgend gesteigerter Fluth aus dem Bett auf die umliegenden Wiesen
übertritt, jedoch seinen Rücklauf ins Flufsbett nimmt, sobald dort die
Wassermenge abnimmt. Zur Zeit der Probeentnahme war, wie be-
merkt, das Wasser der Spree im Rückgange.
Mufs nach vorstehenden Untersuchungen das Wasser der Spree in
der That als ein verunreinigtes bezeichnet und kann den eingangs er-
wähnten Klagen über die Verunreinigung eine Berechtigung nicht ab-
gesprochen werden, so mufs doch auch constatirt werden, dafs die
"N erunreinigung besonders durch industrielle Anlagen vor wenigen Jahren
eine bedeutendere gewesen ist als heute. So wenigstens versichern
übereinstimmend glaubhafte Leute, die darüber ein Urtheil wohl haben
können. Also eine Wendung zum Besseren ist schon eingetreten und
430 Kleinere Älittheilungen.
dafs die Bemühungen in dieser Hinsicht fortgesetzt werden, erscheint
gewifs wünschenswerth. Es ist eine unerfüllbare Forderung, zu ver-
langen, dafs Wasser, welches industriellen Zwecken gedient hat, in
demselben Zustande dem Flufslaufe zurückgegeben werde, wie es ent-
nommen wurde. Was aber erreichbar, sollte erstrebt werden. Das
liegt nicht nur im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege, sondern
auch in dem der Industrie und des Gewerbes selbst. Es wurde nur in
der Wünsche'' scheu Fabrik in Ebersbach über das zu stark verunreinigte
Wasser geklagt; auch stellen sich im Hochsommer in den Papierfabriken,
welche auf fertige Papiere arbeiten, Schwierigkeiten im Betriebe bei
kleinem Wasserstande ein und es läfst sich recht wohl denken, dafs
die Schwierigkeiten durch das in der Fabrikation benutzte Wasser her-
vorgerufen werden, welches, durch hohe Temperaturen in seiner Auf-
nahmefähigkeit für allerhand Stoffe gesteigert, solche dann in gröfseren
Mengen mit sich führt als gewöhnlich. Mit der Entwickelung der
Industrie ist naturgemäfs der Fischreichthum der Spree qualitativ und
quantitativ zurückgegangen, besonders sind die feineren Fischarten Forelle
und Barbe (Salmo fario und Barbus fluviatilis) vollständig verschwunden.
Mit hoch entwickelter Industrie verträgt sich eine ausgiebige Fischzucht
ebenso wenig, wie ein starker Hoch- und Schwarzwildstand mit inten-
siver Landvvirthschaft. Eine längst anerkannte Thatsache und geradezu
incommensurabel ist die Zahl der Menschen, welche je gleichzeitig von
dem Erträgnifs der Fischerei in der Spree in der Oberlausitz gelebt
haben können, mit der, welche gegenwärtig aus der Industrie ihren
Lebensunterhalt zieht. Und doch sollte auch im Interesse der Fisch-
zucht die möglichste Reinhaltung des Spreewassers angestrebt werden,
denn dies Gewerbe ist von hoher Bedeutung für die Niederlausitz, deren
grofse, zahlreiche Teiche vielfach von der Spree aus gespeist w^erden.
Wie wenig geeignet das Spreewasser in seiner jetzigen Zusammensetzung
für die Fischzucht ist, mag aus folgenden Zahlen erhellen: Bei Strich-
überwinterung (Karpfen) rechnet man einen regelmäfsigen Verlust von
15 bis 30 Proc, in einem Quellwasserteiche des Rittergutes Caupa be-
trug der Verlust der Ueberwinterung 1887 bis 1888 15,2 Proc, in einem
Spreewasserteiche desselben Gutes 94,68 Proc.
Selbstrichtende Schleifsteine.
Zwei mit den Riickenlläclien sich berührende und iiacli entgegengesetztem
Sinne umlaufende Schleil'steine sind in einem Troge derart gelagert, dal's bei
jeder Umdrehung der eine der beiden Steine eine hin und her gehende achsiale
Bewegung gegen den anderen, festgelagerten erhält, welche durch Andruck
einer Kamrascheibe zu dem Zwecke hervorgebracht wird, die Steine wäh-
rend des regelrecliten Hetriebes sich selbst abrichten zu lassen. {Portefeuille
iconomique des Machines^ 1888 Bd. 13 ^^ S. 75, nach American Machinist.^
Kleinere Mittheilungen.
431
J. W. Dennis' Klammer.
Dieses Werkmittel zum Spannen, Ver-
schliefsen von Formkasten u. dgl. besteht nach
American Machinist^ 1888 Nr. 8 "■ S. 4, aus zwei
hakenartigen Winkelschlitten A und B (Fig. 1
und 2). Während in der Rückwand des einen,
J5, zahnstangenförmig Muttergewinde C ein-
gefräst ist, trägt der andere Fiihrungstheil .4,
zwischen einen Verschlufsdeckel gelagert, die
zugehörige Schraube D. Das Gewinde der-
selben ist an einer Seite abgeflacht, so dafs
dadurch der Eingriff aufgehoben und die
Schlitten fi-ei angeschoben werden können.
Der Verschlufs erfolgt durch Drehung der
Schraube D mittels des Griffes E.
J. Birkenhead's Bohrer und Billing s
Holzbohrer.
Zum Nachbohren bezieh. Ausreiben fer-
tiger Löcher erzeugen John Birkenhead in Mans-
field, Mass., Amerika, den nebengezeichneten A
Bohrer (Fig. 3). Die abgeflächte Bohrstange ist
mit zwei Schwalbenschwanznuthen versehen,
in welche die Schneidstähle passen. Durch das
Querloch wird die (vergröfserte) Kopfschraube
geschoben, welche sich in das linke Mutter-
stück einschraubt, vermöge des freiliegenden
Zwischenstückes die beiden auf Lochgröfse
eingestellten Schneidstähle klemmt und an Ort
festhält. ^American Machinist ^ 1888 Bd. 11 Nr. 24 S. 7.)
Um einen und denselben Bohrer für verschiedene Lochgröfsen gebrauchen
zu können, wird nach Billing der Schneider als Plättchen ausgebildet (Fig. 4),
Fig. 2.
Fig. 4,
Fig. 3.
welches durch ein Deckplättchen geführt und mittels Zähnchen in der gegebenen
Einstellung gehalten wird. Die eingeschlossene Feder hebt beim Lösen der
Schraube das Führungsplättchen und erleichtert dadurch wesentlich die Ver-
legung des Lochschneiders. {American Machinist^ 1887 Bd. 10 Nr. 25 S. 2.)
Ein phonographisch-telephonischer Versuch.
Bei Gelegenheit eines Vortrags über Edison s Erfindungen hat W.J. Hammer
aus East-Orange, N.J.. zwischen New York und Philadelphia einen inter-
432 Kleinere Mittheiluugen.
essanten Versuch angestellt, bei welchem er drei Erfindiinjren Edison''3 benutzte.
In New York wurde (nach Engineering vom 15. März 1889 * S. 260) gegen
einen Phonographen (vgl. 1878 227 409. 22{)*264. 1888 2ö9 *247. 1889 271 44)
gesprochen. Die vom empfangenden Stifte in den Wachscylinder eingegra-
benen Schwingungslinien setzten den die Rede wiedergebenden Stift in Be-
wegung, und dieser wirkte auf ein Kohlen-Mikrophon (1878 227 51. 229 "263):
die durchs Mikrophon verursachten Stromschwankungen übertrug ein Inductor
als Wechselströme in eine geschlossene (zweidrähtige) Leitung zwischen New
York und Philadelphia; in dieser 165kni langen Linie lag ein nahezu lOkm
langes unterirdisches Kabel, dessen Leiter in den einen Draht eingeschaltet
war, während die Schutzhülle einen Theil des zweiten Drahtes ersetzte. In
Philadelphia wirkten die Wechselströme zunächst in einem Motograph-Em-
pfänger (vgl. 1874 214 255) und setzten durch diesen den empfangenden Stift
eines Phonographen in Bewegung, dessen gebender Stift wieder auf ein
Kohlen-Mikrophon wirkte und durch dieses unter Mithilfe eines Inductors
endlich einen zweiten Motographen in Thätigkeit versetzte, der aber so laut
sprach, dafs die Zuhörerschaft es deutlich hören konnte.
Zwergbatterie zum Nachweise der Empfindlichkeit des Telephons.
Um die Empfindlichkeit des Telephons nachzuweisen, hat J. H. Farnham
eine Zwergbatterie aus einer kleinen Glasperle so hergestellt, dafs er durch
dieselbe einen feinen Kupferdraht und einen feinen Eisendraht hindurchsteckte
und das Ende jeden Drahtes auf den Draht aufwickelte, in die noch bleibende
OefTnung aber ein Tröpfchen angesäuertes oder mit Salmiak u. dgl. versetztes
Wasser hineinbrachte. Diese Batterie liefert einen Strom, dessen Stärke völlig
hinreicht, um im Telephon vernommen zu werden; ja es konnten sogar
Signale auf einem Drahte von über 300km Länge gegeben werden. (Vgl.
1881 242 390.)
Elektrische Kraftübertragung in der Comstock-Grube.
Nach dem Engineering and Mining Journal^ 1889 ** S. 498, wird in der
Comstock Grube von der Sohle des Sutro-Tiuinels in dem Chollar-Schachte
die Kraft elektrisch nach der Nevada Mühle übertragen, auf 850m Entfernung.
Die Anlage ist von der Brush Electric Company ausgeführt worden. In dem
1650-Fufs-Niveau ist eine Kammer von 15m Länge, 7m.5 Breite und 4m Höhe
ausgehöhlt worden und frei von allem Holzwerk; darin befinden sich die
D3mamomaschinen und die Wasserräder. Von dem Behälter, worin die un-
geheueren Tagewässer sind, gehen zwei Gufseisenrohre nach der Kraftkammer,
eines von 250mm^ Jas andere von 200mm Durchmesser. Auf dem Grunde des
Schachtes vereinigt ein Y'I^o'"' ^^i^ beiden Rohre zu einem von 350mm and
von diesem gelien sechs I50mm Rohre nach den Pelton-Rädern, welche die
sechs ßruiA-Maschinen treiben. Jede Dynamo liefert 130 IP; es sind D3rnamo
mit gemischter Wickelung für unveränderlichen Strom; ihre Stromkreise laufen
nach einem Umschalter, in dem jede Dynamo auf jeden der sechs abgehenden
Motor-Stromkreise geschaltet werden kann. Im Chollar-Schachte empor gehen
die Stromleiter aus Kupferdraht, einer für jeden Stromerzeuger; vom Schacht
gehen sie über Tage nach dem Motorraume in der Nevada Mühle, einem Poch-
werke mit 60 Stampfen. Jeder Stromkreis ist etwas über Ikm^ß lang.
Im Motorraume stehen sechs ßras/i-Dynamo für unveränderlichen Strom,
jede von 80 LP; sie stehen in einer Reihe parallel zu der gemeinschaftlichen
Triebwelle, die sie in gewöhnlicher Weise mittels Riemen treiben. Sie laufen
mit 850 Umdreiiungen in der Minute und arbeiten in beliebiger Zahl zu-
sammen, für sich allein oder zusammen mit einem Wasserrade. Die befürch-
teten Uebelstände aus dem Zusammenarbeiten der Motoren auf einer und der-
selben Welle haben sich nicht eingestellt.
Der gesammte Wirkungsgrad ist etwa 0,70; es werden also 70 Proc. der
der Welle des Stromerzeugers zugeführten Arbeit der Welle in der Mühle
überliefert.
Verlag der J. ü. Cotta'schen Buchhnndlung Nachfolger in Stuttgart.
Oruclc von (lebrüder Kroner in Stuttgart.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 433
Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfall-
verhütung in Berlin 1889.
(Fortsetzung des Berichtes S. 385 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
Trieb Werkskuppelung €71 und Einrichtungen zu deren Auslösung.
Der Construction und Anwendung von Ausrückevorrichtungen ist
erst in der jüngsten Zeit erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Erst jetzt ist
es zur Regel geworden, möglichst jeden einzelnen Betriebsstrang für
sich abstellbar und ohne Störung des Hauptbetriebes ausrückbar zu
machen, so dafs man jeden beliebigen Zweig eines Triebwerkes für sich
beherrscht. Diese Einrichtung hat sich als nothwendig erwiesen, um
den gesammten Betrieb möglichst zweckmäfsig zu leiten. Die früher
für hinlänglich erachtete Anordnung einer Abstellung für jede einzelne
Arbeitsmaschine, entweder eine Klauenkuppelung oder nur die An-
bringung einer losen Scheibe, hat sich doch nicht als ausreichend er-
wiesen, so dafs die Neuzeit die Verbindung jeder Zweigwelle mit der
Hauptwelle durch eine leicht lösbare und ebenso leicht einstellbare
Kuppelung als Erfordernifs ansieht.
Zwei Gesichtspunkte sprechen entschieden für diese Trennung des
Triebwerkes durch Kuppelungen. Es sind dies die Sicherung des Be-
triebes selbst, sowie die Sicherung der in dem Betriebe beschäftigten
Arbeiter.
Hatte der Hinweis auf die Sicherung der Arbeiter den hauptsäch-
lichsten Anstofs zur Einführung der Kuppelungen für die Zweigleitungen
gegeben — die Gev.'erberäthe in erster Linie und sodann die Beauftragten
der Genossenschaften sind die ursprünglichen Vertreter dieser Forde-
rung — und wurde die Einschaltung der Kuppelungen zunächst nur als
eine rein arbeiterfreundliche Einrichtung angesehen, so ergab sich doch
durch die Praxis, dafs durch die Einführung der Kuppelungen eine
wesentliche Sicherung des Betriebes herbeigeführt werde. Es ergab
sich, dafs die Möglichkeit einer stofsfreien Aus- und Einrückuug der
Zweigleitungen hervorragende Vortheile bietet.
Dem Zwecke der Ausstellung entspricht es naturgemäfs, nur den
M'ohlthätigen Einflufs des Vorhandenseins von Kuppelungen auf die
Sicherung der Arbeiter darzuthun und zu zeigen, dafs bei einer Gefähr-
dung des Arbeiters durch das Triebwerk die Gröfse der Gefahr M^esent-
lich herabgemindert wird, wenn es möglich ist, das gesammte Trieb-
werk möglichst schnell zum Stillstande zu bringen. Es können unter
diesem Gesichtspunkte die Ausrückekuppelungen an den Triebwerken
als wesentliche Ergänzungen, ja vielleicht sogar stellenweise als ein
vollgültiger Ersatz der früher besprochenen Absteilvorrichtungen für die
Kraftmaschinen betrachtet werden.
Dingler's polyt Journal Bd. 273 Nr. 10. 1889/111. 28
434 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverliütung in Berlin.
Wenn letztere für kleinere und mittlere Betriebe nothwendig am
Platze sein werden, kann eine genügende Sicherung für grofse und stark
verzweigte oder über mehrere Stockwerke vertheilte Betriebe nur durch
ausgiebige Verwendung von Zweigkuppelungen erzielt werden. Dem-
gemäfs ist auf entsprechende Ergänzung beider Ausrückearten für die
Praxis Bedacht zu nehmen und ihre gleichzeitige Anwendung oder die
Wahl der einen oder anderen Art von Fall zu Fall jedesmal sorgfältig
zu entscheiden.
Die Kuppelungen müssen den Bedingungen einer stofsfreien Aus-
und Einrückung des Betriebsstranges vollständig genügen, sollen sie ihre
Aufgabe erfüllen. Namentlich die allmähliche stofsfreie Einrückung des
Triebstranges mufs im Interesse der Beanspruchung der Kraftmaschine
wie auch des ruhigen, ungestörten Weiterlaufes des übrigen Triebwerkes
unbedingt gefordert werden. Aus diesem Grunde hat die sogen. Rei-
bungskuppelung sich wohl allgemeineren Eingang verschatTt und hat als
Grundlage für eine Unzahl meist sehr zweckdienlicher und eigenartiger
Ausführungsformen gedient. Nur durch die Reibungskuppelung erscheint
es möglich, den beim Einrücken eines schweren Triebstranges unver-
meidlichen Stol's auf das vorhergehende Triebwerk und die Kraftmaschine
derart zu mildern, dal's zunächst nur ein Gleiten der mit einander ver-
bundenen Theile an einander erfolgt und erst allmählich nach und nach
ein sicheres Mitnehmen stattfindet.
Andererseits darf sich eine Kuppelung nicht schwer lösen lassen:
es mufs vielmehr möglich sein, ohne grofse Kraftaustrengung die Lösung
herbeizuführen, damit es angängig ist, die Kuppelung auch von entfern-
teren Punkten mittels Drahtzuges oder elektrischer Leitung abzustellen.
So weit sich beurtheilen läfst, genügen die ausgestellten Ausfidi-
rungen diesen Grundbedingungen, so dafs für ihre praktische Anwen-
dung der Preis, die Leichtigkeit der Anbringung und die Instandhaltung
in Frage kommen.
Eine gröfsere Triebwerksanlage mit ausrückbaren Reibungskuppe-
lungen hat die /ieriin-Anhaltische Maschinenfabrik in Dessau geliefert.
Die Kuppelungen nach dem Systeme Dohmen- Leblnnk linden sich noch
an ver.^chiedenen Stellen in der Ausstellung; dieselben zeigen gegenüber
den älteren Anordnungen (D.K.P. Nr. 16952, vgl. D. p. J. 1882 243"27M)
manche beachtenswerthe Aenderungen. Eine solche Kupi)elung i«t in
Fig. 1 dargestellt.
Auf der Welle A sitzt die Hülse C. welche sich mit der Welle A
dreht und sich auf derselben verschieben läfst. Auf der Welle B sitzt
fest die Scheibe S. Durch Verschiebung der Hülse C auf der Welle A
werden mittels hakenförmiger Druckstangen die vier Gleitklötze F in
einem aufyl festsitzenden Armkreuze (r verschoben und entweder gegen
die innere Ringfläche der Scheibe 5 gedrückt oder von dieser entfernt.
Im ersteren Falle wird durch die entstehende Reibung die Welle B
Deutsche Allgemeine Ausstellung für ünfallverliütung in Berlin. 435
mit A verkuppelt, im letzteren Falle dagegen wird die Reibung auf-
gehoben, und es erfolgt Stillstand der Welle J?, sobald die Kuppelung
gelöst ist.
Die hakenförmigen Schubstangen /i", welche aus Stahl gefertigt
werden, sind elastisch und können dementsprechend in der Druckrich-
tung nachgeben. Sie werden beim Einrücken der Kuppelung über die
Mittelebene hinausgeschoben, wodurch Selbstauslösung verhindert ist.
Bei kleinen Geschwindigkeiten ist es ohne wesentlichen Einflufs,
ob die Welle A die stetig sich drehende Antriebwelle ist, oder dif^
Welle ß. Man vermeide jedoch, die Welle A zur Äntriebwelle zu
nehmen , insbesondere bei gröf'seren Umlaufsgeschwindigkeiten. Man
sorge vielmehr dafür, dafs die Kuppelungshülse S stetig umläuft, weil
dann im ausgerückten Zustande die Bremsklötze in Ruhe sind und die
Fliehkraft derselben, welche sich durch andauernden Druck auf den
Ausrückring schädlich äufsert, nicht erst durch eine besondere Vorrich-
tung aufgehoben zu werden braucht.
Die Bremsringkuppelung von Max Friedrich und Comp, in Plagwitz
ist in Fig. 2 und 3 abgebildet. Sie besieht aus der Hülse ^, gegen
welche der ßremsring C durch Auseinandersperren der Hebel c c ge-
prefst wird. Werden die Hebel b b durch die übliche Handstange in
die Hülse hineingeschoben, so sperren die Hebel cc den Ring C aus
einandei*. Mitnehmer B B sind beiderseits angeordnet. Der kegelför-
mige Bolzen o dient zur Verstellung der Hebel c c.
Das Anbringen von Glockensignalen zum Alarmiren bei Schnellig-
keitsabweichungen ist zu empfehlen, sobald es darauf ankommt, Ab-
weichungen der Schnelligkeit bezieh. Geschwindigkeit der Kuppelungs-
übertragung sofort zu erkennen. Diese Alarmglocken bestehen aus einer
Glocke und einem anschlagenden Klöppel bezieh. Stifte. In der Skizze
Fig. 3 ist die Glocke x an der Kuppelung und der Klöppel y an dem
Ausrücker angebracht, oder umgekehrt, und zwar derart, dafs auch mit
Zurückziehung des Ausrückers gleichzeitig ein Ausschalten der Alarm-
glocke stattfindet, durch Trennen der Glocke x und des anschlagenden
Klöppels y, so dafs also ein Anschlagen der Alarmglocke im ausge-
rückten Zustande der Kuppelung ausgeschlossen ist.
Fig. 4 und 5 erläutern die Kuppelung von Lohmann und Slolterfoht
in Berlin (vgl. 1887 265 "" 530).
Auf der treibenden Welle ist der mit Zähnen versehene Körper c,
auf der getriebenen Welle der mit Reibungsflächen ausgestattete Körper a
festgekeilt, b ist ein loser Reibungskegel, welcher bewegliche Klinken g
trägt und durch Druckring d mittels Schrauben gegen a so stark an-
geprefst wird, dafs die zu übertragende Kraft bei guter Oelung der
Reibungsflächen ohne Gleiten derselben übertragen werden kann. Der
Druck ist sehr elastisch durch unter die Schrauben gelegte Gummiringe.
Der Reibuneswiderstand bleibt sowohl im aus- wie eingerückten Zu-
436 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Stande bestehen, und geschieht das Ein- und Ausrücken mittels der
Klinken. Dieselben werden selbsthätig ausgehoben durch excentrische
Anlaufflächen der gegen die Kuppelung geschobenen Ausrückhülse /c,
welche letztere durch den Ausrückhebel an Drehung verhindert und
leicht auf der Welle verschiebbar ist. Eingerückt werden dieselben
durch Zurückziehen der Hülse, welche alsdann ganz aufser Verbindung
mit der Kuppelung ist. Um das Gleiten der Reibungsflächen wahr-
nehmbar zu machen, ist eine Signalglocke t angebracht, welche bei
jedesmaligem Schleifen ertönt. Dieses Signal ertönt beim jedesmaligen
Einrücken und überzeugt man sich unwillkürlich durch die Dauer des-
selben von der zuverlässigen Einrückung wie von dem guten Zustande
der Anlage.
Sollen Kiemenscheiben u. s. w. ausrückbar gemacht werden, so werden
dieselben auf die entsprechend verlängerte Nabe von a festgekeilt, und
läuft alsdann dieser Theil lose auf der Welle.
Bei Kuppelungen, welche nur den Antrieb von Reservemotoren ver-
mitteln, ist a treibend zu nehmen. Ebenso kann in den Fällen, wo
das treibende Wellenende zu kurz ist oder die Kuppelung mit einer
die Welle antreibenden Riemenscheibe verbunden wird, die Anordnung
umgekehrt sein.
Die Kuppelung von St. Lentner und Comp» in Breslau ('■'D. R. P.
Nr. 44460 und 45190) ist 1889 272*437 erläutert.
Die Gawron-Ku'p'pelung^ ausgestellt von der Königl. Staatseisenbahn-
verwaltung und den Gebr. Gawron in Stettin, hat gegen die frühere Aus-
führung (1888 269*53) eine constructive Aenderung erfahren (*D.R.P.
Nr. 41757 und 42529). Fig. 6 bis 9 stellen diese Lamellenkuppelung dar,
welche besonders durch ihre geringen Abmessungen den übrigen Kuppe-
lungen gegenüber auffällt. Die Kuppelung ist im eingerückten Zustande
dargestellt, wie sie die beiden Wellen o und b kuppelt. Das treibende
oder getriebene Gehäuse c wird oft als Riemenscheibe benutzt. Die
Zwischenlamellen g sind durch Nabe f, mit der sie meist in einem
Stücke hergestellt werden, auf der hier als treibend angenommenen
Welle a befestigt. Das Gehäuse c ist dagegen mit den Lamellen d
und (/; auf der Welle b befestigt. Die Lamellen d sind durch Schrauben h
und die Lamellen rfj durch Schrauben h^ in dem Gehäuse c drehbar
gelagert und durch Zahnräder unmittelbar mit einander verbunden, so
dafs eine Rechtsdrehung der Schrauben i eine Linksdrehung der Zahn-
räder zur Folge haben wird und umgekehrt. Bei einer Drehung der
Schrauben h nach der einen oder der anderen Richtung werden die
Lamellen rfrf( in Richtung der Wellenachse einander genähert oder von
einander entfernt.
Bei einer Näherung der Lamellen d und rfj werden die Zwischen-
lamellen g festgeprefst und die mit Nabe f befestigte Welle a durch
Reibung mitgenommen. Werden die Lamellen d und d^ von einander
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 437
entfernt, so wird die Pressung der Zwischenlamellen g aufgehoben und
die Nabe f mit den Lamellen auf der Welle o nimmt an der Drehung
der Welle b nicht mehr Theil.
Die Einrückung und Ausrückung bezieh, das Nähern und Entfernen
der Lamellen wird durch folgende Einrichtung erreicht.
Ein Paar gegenüberliegende Schrauben h oder Äj sind nach aufsen
verlängert und mit je drei Ausrückarmen n «j «2 verbunden. Der Aus-
rücker l besteht aus den beiden Curvenstücken m, welche in den Cy-
linder p übergehen; er sitzt lose auf der Welle a und ist durch einen
Ausrückhebel k nur in der Richtung der Wellenachse verschiebbar.
Soll jedoch das Gehäuse getrieben werden, so ist der Ausrücker
mittels Feder auf Welle a verschiebbar und mufs dann an der Drehung
der letzteren theilnehmen.
Um auszurücken, mufs der Ausrücker / gegen die Kuppelung be-
wegt werden , so dafs dabei die Ausrückarme n n^ n., der Reihe nach
von den Curven m auf den Cy linder p gehoben werden. Die Abbil-
dungen lassen die verschiedenen Stellungen der Arme erkennen. Die
Bewegung der Arme wird auf die Schrauben übertragen und die
Lamellen d und rfj werden von einander entfernt, so dafs die Kuppe-
lung ausgerückt ist.
Um einzurücken, wird der Ausrücker l entgegengesetzt verschoben,
so dafs die Federn g die Arme n n^ n,, in die Anfangsstellung zu-
rückbringen, die Lamellen rfrfj also einander genähert werden und
durch Pressung der Zwischenlamellen g die Kuppelung stofsfrei erfolgt.
Ausgestellt sind ferner noch die Kuppelungen von Frederking in
Leipzig und Oeser in Penig, welche bereits früher in D. p. ./. 1887 265
* 531 und * 533 beschrieben wurden.
Die Mehrzahl der ausgestellten Kuppelungen gestattet ihre Lösung
von entfernteren Punkten der Werkstatt durch Drahtzüee oder auf
elektrischem Wege. Zur Leistung der Ausrückarbeit, welche trotz der
Leichtbeweglichkeit der Kuppelungen nicht gering ist, wird meistens
ein Gewicht benutzt, dessen Fallkraft nach Auslösung eines Stützhebels
die Kuppelung öffnet. Im Allgemeinen gelten für diese Fernausrückungen
die Grundsätze, welche bei Besprechung der Abstellvorrichtungen für
die Kraftmaschinen entwickelt worden sind.
Die Verwendung von Drahtzügen ist bei zwei Modellen in der Ab-
theilung der Königl. preufsischen Slaatseisenbahnvericallung zu erkennen.
Bei dem einen Modelle führen Drahtzüge zu einer gemeinsamen Aus-
lösevorrichtung an dem Belastungshebel einer Bremse, welche gleich-
zeitig mit der Lösung der Kuppelung in Thätigkeit tritt.
Bei dem zweiten Modelle einer Holzbearbeitungswerkstatt, für
welche das gesammte Triebwerk unter dem Fufsboden angeordnet ist,
wird die Kuppelung durch Drahtzüge, welche durch Einschaltung von
Winkelhebehi abgewinkelt sind, ausgerückt.
438 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Bei der von Hichard Wens iu Berlin ausgestellten Vorrichtung wird
durch Anziehen eines durch den ganzen Arbeitsraum klingelzugartiu
irezoueuen Drahtes eine durch ihr eie,enes Gewicht wirkende Band-
bremse ausgelost und also zur Wirkung gebracht. Diese Bremse löst
ihrerseits, bevor dieselbe zur vollen Wirkung gebracht ist, die Ver-
kui)|)elung zwischen der treibenden und der getriebenen Welle, so dafs
diese zum sofortigen Stillstande gelangt, während jene sich weiter
bewegt.
Eine sehr interessante Ausrückevorrichtung hat Freäerking in Leipzig
für seine Kuppelungen ausgestellt ("D. R. P. Nr. 46409). Neben der
Kuppelung A (Fig. 10) ist ein Rahmen mit zwei Coulissen a und b an-
geordnet, von welcher die Coulisse a nur eine senkrecht auf und nieder
gehende Bewegung machen kann, während der in der Coulisse h an-
geordnete Stein c mit der lösbaren Kuppelungshälfte verbunden ist.
Wird nun die Stange d durch ein Gewicht niedergezogen, \velches
durch Fortziehung eines Stützhebels auf elektrischem Wege frei wird,
so wird die Coulisse a niederfallen und dabei der Stein c durch die
schräg ansteigende Coulisse b nach links geschoben werden, so dafs iu
Folge der Verbindung von c mit der beweglichen Kuppelungshälfte die
Kuppelung ausgerückt wird.
Vom Civilingenieur Fr. Selffert iu Berlin ist das Modell einer
„Momentausrückuug^- ausgestellt. Angenommen ist ein Wellenstrang
von 45'"'" Durchmesser mit Klauenkuppelung bei 300 Umläufen iu der
Minute (Fig. 11).
Die Wellenhälfte rechts ist der treibende, die Wellenhälfte links
der getriebene Strang. Auf dem mittels Kuppelung getriebenen Strange
sitzt die verschiebbare Ku])pelungshälfte, an welcher flaches Gewinde
von SO"!'" Steigung eingeschnitten ist, ferner eine Lagerstelle mit zwei
Bunden. Ueber der letzteren und der mit Gewinde versehenen halben
Kuppelung ist ein Bock an der Decke angebracht, in welchem eine
Gabel mittels Index festgehalten wird. Au dem Index befindet sich ein
Anker, welcher bei Berührung eines Knopfes mit einem Elektromagneten
in Verbindung gesetzt, von letzterem angezogen und ausgelöst wird.
Durch die Lösung des Index fällt die Gabel nun einerseits in die
Lagerstelle, andererseits in den Gewindegang. Die Gabel wird an einer
Seite in der Lagerstelle festgehalten, folglich auch der an der anderen
Seite der Gabel befindliche Gewindezahn, an welchem das Gewinde sich
abwickeln mufs. Da nun der Schraubengang fest an der verschiebbaren
halben Kuppelung sitzt, wird die Kuppelung aus der anderen Kuppe-
lungshälfte, Avelche auf der treibenden Welle festsitzt, herausgezogen;
da die Auslösung bei einer Umdrehung der Welle erfolgt, wird bei
300 Umläufen in der Minute die Auslösung in 1/5 Seeunde erfolgen.
Soll die Auslösung mechanisch wirken, wird an dem am Index
befindlichen Anker ein Draht zug nach verschiedenen Richtungen in die
Deutsche Ailgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 439
Fabrikräume gelegt: ein Zug genügt, um die Gabel fallen zu lassen
und in oben beschriebener Weise die Auslösung zu veranlassen.
Die Kraft der Ausrückung geht immer von der zu lösenden Welle
aus, mithin wirkt das Beharrungsvermögen der auszulösenden Welle
gleichzeitig als Bremse.
Bei der ebenfalls durch Elektricität bethätigten Ausrückevorrichtung
von C. Blanke in Barmen wird die Auslösung durch den Anker eines
Elektromagneten gebildet; dieser Anker stützt einen Hebel, der die
Sperrung derjenigen Achse vermittelt, auf deren Drehung der Druck
des den auszurückenden Maschinentheil beeinflussenden Hebels gerichtet
ist. Der letztere wird nun von einem Arme gehalten, weicher mit der
vorbezeichueten gesperrten Achse der Vorrichtung durch ein Knie derart
in Verbindung steht, dafs nur ein Theil des Gewichtes des Ausrück-
hebels auf Drehung der mehrerwähnten Achse wirkt, so dafs also der
Widerstand, den der Anker des Elektromagneten bei der Auslösung der
Vorrichtung zu überwinden hat, ein ganz geringer wird. Durch die so
erzielte fast völlige Entlastung des Ankers gibt derselbe dem Anzüge
des Magneten in jedem Falle nach, sobald die Vorrichtung durch Schlufs
des Stromes in Thätigkeit gesetzt werden mufs. Durch eine geeignete
Verbindung des von dem Anker gehaltenen Hebels mit einem auf der
gesperrten Achse angebrachten Mechanismus kommt die Vorrichtung
ohne Weiteres wieder zur Einstellung, sobald der Ausrückehebel mit
seinem Gewichte gehoben, d. h. die Kuppelung oder der ausgerückt
gewesene Maschinentheil Avieder eingerückt wird.
Au dieser Stelle sei noch einer Ausrückevorrichtung von L. Heller
in Liebenstein in Thüringen gedacht, welche besonders das Ein- und
Ausrücken schwerer Massen, in diesem Falle eines Schleifsteines be-
wirken soll. In Fig. 12 bis 14 ist die Einrichtung veranschaulicht.
In der Ausstellung ist die Vorrichtung mit einem Schleifsteine von
1™,5 Durchmesser verbunden.
Die Einrichtung gestattet, den schwersten Schleifstein bei voller
Transmissionsgeschwindigkeit, ohne Rutschen des Treibriemens im Be-
triebe einzurücken und die für das Schleifen nothwendige Umgangs-
geschwindigkeit mit dem Kleinerwerden des Steines gleichmäfsig zu
erhalten. Bei plötzlichem Anhalten der Kraftmaschine bezieh. Still-
setzen der Triebwerkswellenleitung tritt die treibende Riemenscheibe
selbsthätig aufser Verbindung mit dem laufenden Schleifsteine und gleich-
zeitig mit der Wellenleitung in Stillstand; dagegen läuft der Stein, ent-
sprechend der aufgespeicherten Kraft, weiter und kommt allmählich zur
Ruhe. Der Antriebriemen kann senkrecht, wagerecht, offen oder ge-
kreuzt laufen und das sonst so oft vorkommende Abspringen des Riemens
ist ausgeschlossen.
Die Riemenscheibe für verschiedene Geschwindigkeiten besteht aus
der massiven Scheibe / fFig. 12 und 13) und den aufgesetzten wechsel-
4iO Deutsche Allgemeine Ausstellung lür L'nlallverhutung m Berlin.
baren, aus je zwei Hälften bestehenden Rändern i und J, welche sieh
nach Bedürtnil's vermehren lassen. Die Riemenscheibe / sitzt lose auf
der Schleifsteinwelle 4. Vor der Riemenscheibe sitzt auf der Welle der
BremsmufF 5 mit dem KlauenmufFe 6 (Fig. 14) , welche beide mittels
Hebel 7 und S auf Keilen wagerecht verschiebbar sind.
Zur Inbetriebsetzung des Schleifsteines wird mittels Hebel 7 der
Bremsmuff ö, welcher an der Bremsfläche mit Leder 10 gefüttert ist,
gegen die umlaufende Riemenscheibe / gedrückt. Durch die Reibung
wird alsbald der Stein aus seiner Ruhe gebracht und nimmt allmählich
die Geschwindigkeit der Riemenscheibe an. Ist diese Geschwindigkeit
erreicht, dann wird der Klauenmutf 6 mittels Hebels 8 mit seinen zwei
Klauen 9 in die entsprechenden Aussparungen der Riemenscheibe / ein-
gerückt und der Bremsmuff wird frei. — Die willkürliche Ausrückung
während des Betriebes geschieht einfach durch entgegengesetzte Be-
wegung des Hebels <S, wodurch die Riemenscheibe von dem Klauen-
muffe 6 frei wird.
Bei unerwartetem plötzlichen Stillstande der Triebwerkswellenlei-
tung wird der Klauenmuff durch die Beharrung des Schleifsteines mit
Leichtigkeit durch die schrägen Gleitflächen 9 der Klauen (Fig. 14)
selbsthätig von der Riemenscheibe gelöst und der Schleifstein läuft sich
aus, während die Riemenscheibe gleichzeitig mit der Wellenleitung zum
Stillstande kommt.
Es ist für den ruhigen Antrieb des Schleifsteines unbedingt noth-
wendig, dafs der Bremsmuff so lange gegen die umlaufende Riemen-
scheibe geprefst wird, bis der Stein die gleiche Geschwindigkeit der
Riemenscheibe erlangt hat und dann erst darf der KlauenmutT eingerückt
werden. Zuweilen dauert es einige Secunden, bis die Klauen den Aus-
sparungen in der Riemenscheibe gegenüberstehen. Es ist besser, den
BremsmufF etwas zu lange anzupressen und dann den KlauenmufF einzu-
rücken, als den KlauenmufF einzurücken, bevor der Stein die gleiche
Geschwindigkeit der Riemenscheibe hat.
Es ist bekannt, dafs die Praxis den Ausrückevorrichtungen, soweit
dieselben als Sicherheitsmafsregeln für die im Betriebe thätigen Arbeiter
dienen sollen, theilweise noch sehr ablehnend gegenübersteht. Zur
Erläuterung dieses Standpunktes sei eines Briefwechsels zwischen
Dr. Bock und Herrn FilUner^ dem Aussteller der grofsen Papiermaschine,
gedacht, welcher in der Papierzeüung ^ 1889 S. 1002 und 1047, abge-
druckt ist.
Herr Dr. Bock schreibt:
.. ... Eine Ausrückevorrichtung ist bei langsam laufenden Maschinen
überall am Platze und bereits lange in Thätigkeit. Bei den Theilen
der Papiermaschine aber, die etwa mit 70"^ in der Minute laufen, sind
nur Vorrichtungen am Platze, die ein Hineingerathen absolut verhindern.
Und solche Vorrichtungen haben allein Werth. Ich selbst bin in den
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 441
Papiermaschinen-Kalander hineingekommen, bei einer Geschwindigkeit.,
die derart war, dafs mein ganzer etwa 90'"'^ lauger Zeigefinger bereits>
zerquetscht war, ehe mir die Empfindung, von der Maschine erfafst zu
sein, zum Bewufstwerden kam. Man nimmt au, dafs eine Siebentel
Secunde verstreicht, ehe vou der Fingerspitze feinfühliger Menschen die
Empfindung des Schmerzes gedacht wird. Wenn auch der Umgang mit
schnellgehenden Maschinen die daran beschäftigten Leute zu schnelleren
Nervenübertragungen erzieht, wird das angegebene Mafs immer die ge-
ringste Gröfse bleiben. Nun verstreicht wiederum ein Bruchlheil einer
Secunde bis zur unbewufsten Reflexbewegung, so dafs, ehe der Finger
zurückgezogen werden kann, er bereits mit einem ganzen Stücke des
Armes verloren ist. Ganz unmöglich ist aber, darauf zu rechnen, dafs
man schreie, denn gerade diese Aeufserungen erscheinen erst nach so
langer Zeit, dafs durch eine zweite Person, bei der auch erst ein geistiges
Erfassen des Vorganges und Erkenntnifs, was zu thun, eintreten mufs,
keine wirkliche Hilfe mehr zu erwarten ist. Leider habe ich in meiner
langen Erfahrung gesehen, dafs die schweren Verunglückungen immer
ohne jeden Laut erlitten werden.
„Es sollte einmal aufhören, dafs bei den Behörden der Eindruck
hervorgerufen wird, als ob wir Fabrikanten nur durch Geistesträgheit
oder Böswilligkeit daran verhindert würden, so einfache Vorrichtungen
anzubringen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die Ausstellung zu
sehen, aber bei allen Erörterungen über Unfallverhütung, die mir zu
Gesicht gekommen sind, ist der oben geschilderte Vorgang im mensch-
lichen Körper aufser Beachtung geblieben.
.,Auch die Vorschrift, dafs keine Maschine schneller gehen dürfe,
als die Nerventransmission im Körper leitet, würde nichts helfen, weil
eben diese bei fast allen Menschen verschieden ist, und sogar bei ein
und demselben Individuum zu verschiedenen Zeiten um bedeutende Mafse
schwankt."
Hierauf antwortet nun Herr Füllner:
..... Ich bin sehr zufrieden, wenn ich mit meinen Schutzmafs-
regelu erreicht habe, dafs manche Unfälle unmöglich werden und augen-
blickliches Stillstehen der Maschine vou jedem Punkte aus möglich ist,
wenn trotz aller sonstigen Unfallverhütungsmafsregeln ein Unglück ein-
tritt und der Schmerz zum Bewufstsein kommt. Nach Herrn Dr. Bock's
Meinung mufs man sich nach eingetretenem Unglücke in das Unver-
meidliche fügen und es dem Zufalle überlassen, wie grofs das Unglück
wird.
„So wie mich im Eisenbahnwagen das Gefühl beruhigt, den Hebel
der Carpenterbremse zur Hand zu haben, ohne dafs ich dadurch jedes
Unglück ganz abwenden kann, so wird manchen Papierfabrikanten —
allen kann man es nicht recht machen — das Gefühl beruhigen, im
Augenblicke und an jeder Stelle der Papiermaschine deren Herr zu sein.
442 iSeiierungen an Ueleii l'iir versciiiedene gewerbliclie Zwecke.
,. Geistesträgheit oder Böswilligkeit der Fabrikanten sind sicher nicht
schuld, wenn manche Unfallverhütungsvorrichtungen nicht angebracht
werden. Vor allem mul's man die Unfallverhütungsvorrichtungen, auch
■wenn solche nachher noch so einfach erscheinen, kennen lernen, und
dazu ist die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung ins
Leben gerufen worden. ■■• (Fortsetzung folgt.)
Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke.
(Fortsetzung des Berichtes S. 337 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 23.
Oskar Bilharz in Freiberg in Sachsen hat (vgl. ü. R. P. Nr. 47992
vom 4. Se])tember 1888) einen Glühofen für körnige Stoffe construirt.
Der in Fig. 1 im Längenschnitte, in Fig. 2 im Querschnitte und in
Fig. 3 in Hinteransicht dargestellte Ofen besteht aus einem oder einer
Reihe über Rostfeuer eingesetzter cylinderförmiger Blechgefäfse A mit
conusartigen Enden C und C^.
Diese Cylinder sind aus starken schmiedeiserneu Rippen gebildet,
die mit den conischen Stirnenden C und C'j fest verschraubt sind. Jene
Rippen umschliefst ein Mantel von schwachem Eisenbleche, die Stirn-
endeu aber laufen in Röhren O und 0, aus.
Der zu glühende Stoff wird durch die Röhren 0 in den C^'linder
eingeführt, und nachdem er längere oder kürzere Zeit darin geglüht
worden ist, wird er durch das entgegengesetzte Rohr O, hinausbefördert.
Während des Glühprozesses wird der Cylinder in langsame Um-
drehung versetzt. Die durch Riemen angetriebene Welle X hat einen
Wurm r, welcher das Wurmrad W antreibt und so den Cylinder in
Umdrehung versetzt.
Der Cylinder selbst hat eine nach hinten geneigte Lage, und würde
der Stoff allmählich nach hinten wandern, wenn nicht die Längs-
rippen LL desselben so schräg zur Achse gestellt wären, dafs dies
Bestreben dadurch aufgehoben wird. Der Stolf wird also, wenn die
Umdrehung in diesem Sinne erfolgt, innner im Cylinder gleichmäfsig
verbreitet bleiben.
Hat nun eine Probeentnahme gezeigt, dafs die Post genügend ge-
glüht ist, so wird der Cylinder in die entgegengesetzte Umdrehung ver-
setzt, die erwähnten schräg gestellten Längsrippen LL befördern den
Stoff nach hinten, vou wo er durch die spirali'örmig gestellten Ripjjen
des Coilus 6'i zur Oeffnung O^ hinausgeschafft wird.
Die Wand, welclie zwei Feuerherde trennt, ist durch gewölbte
Schlitzöll'nungen S S S unterbrochen. Dadurch soll eine rauchlose Ver-
brennung der Kohlen erzielt werden.
Der Feuerraum ist über dem Blechcvlinder durch ein Eisengewölbe
Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke. 443
mit Chamotteausfütterung abgeschlossen; dasselbe besteht aus zwei
Hälften, die Scharniere haben und aufgeklappt werden können. Der
Rauchkanal K ist durch Oetlnungen mit demselben verbunden. Diese
Oeffnungen sind so angeordnet, dafs eine gleichmäfsige Vertheilung der
Flamme erzielt wird.
Das Aufklappen des Gewölbes hat den Zweck, den Cjliuder A be-
hufs Ausbesserns des Blechmantels herausnehmen zu können.
Der Patentanspruch, welcher sich auf die Combination der einzelnen
Theile erstreckt, lautet:
,,Ein Grlühofen für körnige Stoffe mit einem oder mehreren cylindri-
schen Gefäfsen A^ deren innere Rippenanordnung L L so getroffen ist,
dafs das durch 0 eingeführte Röstgut bei Drehung in der einen Rich-
tung gleichmäfsig vertheilt und bei Drehung in der anderen Richtung
durch 0[ hinausgefördert wird, wobei jedes G-efäfs A mit einem um
Scharniere aufklappbaren Gewölbe versehen ist."
Wegen ähnlicher Rösttrommeln vgl. Kerl's Gmndrifs der allgemeinen
Hüttenkunde, 2. Aufl. S. 293.
Fig. 4 stellt eine Einrichtung von Schachtöfen mit Vorwärmern zum
continuirlichen Brennen von Cemeut und Kalk dar. Diese Einrichtung
ist von F. Kaicalewski und L. du Pasquier in Grandchamp bei Veytaux-
Chillon (Schweiz) angegeben worden (D. R. P. Nr. 48293 vom 18. Sep-
tember 1888). Nach dem Patentansprüche ist eine eigenartige Verbin-
dung geschützt, nämli'ch die „Combination zweier oder mehrerer, je aus
einem Vorwärmer £", einem Schmelzraume B mit Gewölbe D und Oeff-
nungen P und d und einem mit durch den Rost C hindurchreichenden
Kegel R versehenen Kühlraume A bestehenden Schachtöfen und eines
Kamins F mittels der mit Schiebern L und M bezieh. L, und M^ ver-
sehenen Kanälen NO bezieh. N^ O^ in der Weise, dafs die aus dem
ersten Ofen unbenutzt entweichenden Gase durch den Schmelzraum des
zweiten Ofens geführt werden, bevor sie in den Kamin entweichen, und
umgekehrt".
Zur näheren Erläuterung möge Folgendes dienen:
Der senkrecht unter dem Schmelzraume B befindliche und durch
eine stufenförmige Erweiterung mit demselben verbundene Kühh-aum A
enthält einen durch den Rost C hindurchreichenden Kegel R, welcher
bezweckt, das Herunterfallen des gebrannten Cementes derartig zu
regeln, dafs die im Centrum des Schmelzraunies befindliche Masse,
welche gewöhnlich zu schnell herunterfällt, zurückgehalten wird, wäh-
rend die am Umfange des Ofens befindliche Masse frei herunterfällt.
Ferner sind im Gewölbe D mehrere senkrechte Kanäle d ange-
bracht, welche so angeordnet sind, dafs ein durch dieselben hindurch-
dringendes Werkzeug den Wänden des Ofens entlang laufe. Endlich
ist im Centrum des Gewölbes D eine zum Einwerfen des Brennmaterials
bestimmte Oeffnung P vorgesehen.
44-1: JS'eiierungL'ii an Oel'eii lür verschiedene gewerbliche Zwecke.
Der Voi'wärmer Zi, welcher sich zwischen dem Schmelzraume B
und dem Kamine F befindet, enthält eine mechanische Vorrichtung zum
Vorschieben der zu brennenden Steine. Jene Vorrichtung besteht aus
zwei Trommeln G und H^ über welche zwei oder mehr endlose Ketten I
laufen, auf welche die zu brennenden Steine durch die OeiFnung J ein-
gesetzt werden. Ein eiserner Schieber K schützt die mechanische Vor-
richtung vor dem zerstörenden Einflüsse der vom Schmelzraume in den
Vorwärmer ziehenden Flammen.
Die Kette / wird mittels der einen oder anderen der verzahnten
Trommeln G oder H in Bewegung versetzt und durch Rollen i unterstützt.
Mittels eines Schiebers L kann die Verbindung des Vorwärmers E
mit dem Kamine F abgeschnitten werden. Gleichzeitig wird durch
OefTnen des Schiebers M die Verbindung von E mit dem nach unten
laufenden Kanäle i\ und mit dem wagerechten Kanäle 0 hergestellt.
Letzterer führt entweder direkt oder, wie in der Zeichnung angenommen,
in zwei um den zweiten Ofen herumlaufende Zweigkanäle zertheilt, in
den unteren Theil des Schuielzraumes B^ des linken Ofens.
Die eben beschriebene Verbindung des Vorwärmers E des rechten
Ofens mit dem Schmelzraume B^ des linken Ofens wird in dem Augen-
blicke hergestellt, in welchem Brennmaterial in den rechten Ofen ein-
geworfen wird, wobei während einer gewissen Zeit sehr viele Gase un-
verbrannt und unbenutzt aus dem Vorwärmer E in den Kamin entweichen
würden. Dieselben werden statt dessen im Schmelzraume B^ des zweiten
Ofens verwerthet. Hierbei sind in letzterem der Schieber Ly geöffnet
und iVi geschlossen, so dafs der Vorwärmer E^ des linken Ofens direkt
mit dem Kamine F in Verbindung steht. Nach einer gewissen Zeit
wird durch Verstellen der vier Schieber die entgegengesetzte Verbin-
dung hergestellt und das Brennmaterial im linken Ofen aufgegeben, wobei
dann die Gase von E^ durch iYj öj nach B gelangen, um nach ihrer
Verbrennung durch E in den Kamin zu entweichen.
Für Interessenten dürfte zu empfehlen «ein, die Oefen von C. Dietzsch
in Saarbrücken, welche gleichfalls zum continuirlichen Brennen von
Cement, Kalk u. s. w. bestimmt sind (D. R. P. Nr. 23 919 nebst Zusätzen)
in Betracht zu ziehen (1887 264 191. 1888 270 "■ 294).
Die Actiengesdlschaft der vereinigten chemischen Fabriken zu Leopolds-
hall hat unter Nr. 48 050 ein vom U.Oktober 1888 laufendes D. R. P.
für einen Ofen zum Brennen von cementartigen Stoffen erhalten. Der
in den Fig. 5 bis 9 dargestellte Ofen ist ein Fächerbrennofen für con-
tinuirlichen Betrieb mit Führung der zu brennenden Körper durch ge-
furchte Seitenwände und geschlitzten Deckel. Er ist, wie gesagt, mit
Rücksicht auf solche Stoffe construirt, welche beim Garbrennen müi'be
werden und zerfallen.
Der Hauptbrennraum besteht aus einer Kammer A^ an der zwei
gegenüberliegende Wände mit parallelen Vertiefungen oder Furchen
Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliclie Zwecke. 445
versehen sind. Die Kammer verengt sieh an ihrem unteren Theile bei
JJ dadurch, dafs die Furchen aufhören. Unter der Kammer ist ein
herdartiger Raum H angeordnet, an dessen seitlicher OetYnung B die
beliebig erzeugten Heizgase eintreten. Oben an einer gefurchten Seite
der Kammer ist der Fuchs C zum Austritte der Heizgase; jF ist eine
OefJhuug zum Ausziehen gebrannten Materials. Oben ist die Kammer
durch einen Deckel D geschlossen, der mit Schlitzen sss versehen ist,
deren schmalere Baden genau mit den Furchungen der Seitenwände
übereinstimmen.
Die Arbeit vollzieht sich nun in folgender Weise: Das zu brennende
Material wird in Tafeln geformt, deren Querschnitt genau den Schlitzen
des Deckels entspricht. Nachdem der Ofen (wobei natürlich die Schlitze
des Deckels zunächst bedeckt werden) angeheizt ist, werden diese
Tafeln durch die Schlitze des Deckels eingeführt und so weit hinab-
gelassen, bis sie auf der Verengung des Ofens bei J J aufstehen, wäh-
rend die oberen Enden über den Deckel durch die Schlitze herausragen
und dadurch diese abschliefsen. Der Ofen bildet nun eine Zahl von
engen Abtheilungen, Fächern, deren Scheidewände das zu brennende
Material (die Tafeln) darstellen. Unten sind diese Fächer bei J J offen,
oben durch den Deckel geschlossen, während seitlich bei C die Heiz-
gase ihren Ausweg finden. Die Heizgase treten durch den Herd H in
die Kammer A bezieh, die Fächer, durchstreichen diese und ziehen
durch den Fuchs C ab.
Der untere Theil der Tafeln bei B empfängt naturgemäfs die
stärkste Hitze, brennt sich deshalb früher gar als die oberen Theile.
Er erweicht also oder zerbröckelt, und durch ihre eigene Schwere sinkt
die Tafel, durch den Deckel und die Furchungen der Wände geführt,
entsprechend, wie sie sich gar brennt, langsam nach.
Das erweichte, gar gebrannte Material fällt herab auf den Herd B^
um dort noch etwas nachzubrennen, und wird, sobald es sich ansammelt,
durch die Oeffnung P herausgezogen.
Sobald die Tafeln so weit nachgesunken sind, dafs ihre oberen
Enden in den Schlitzen des Deckels verschwinden, werden neue Tafeln
auf die Schlitze aufgesetzt, die, der ersten Tafel folgend, durch die
Schlitze in den Ofen nachsinken, um in gleicher Weise gebrannt zu
werden.
Der Betrieb kann in dieser Weise ohne Unterbrechung fortgeführt
werden, so lange Material zum Brennen vorhanden und der Ofen nicht
der Ausbesserung bedürftig ist.
Die Stellung der Ofenkammer A braucht nicht genau senkrecht zu
sein, sondern kann in einem beliebigen Winkel geneigt hergestellt
werden; dies würde z. B. nothwendig sein, wenn das Gewicht der
Tafeln zu grofs und dadurch der Prozefs des Nachsinkens ein zu
rascher wäre.
440 Neuerungen an Oefeu für verscliiedene gewerbliche Zwecke.
Helmuth Dueherg in Berlin hat Neuerungen an Ringöfen zum Brennen
von Ziegeln und anderen Materialien vorgeschlagen (vgl. D. R. P. Nr. 48071
vom 19. Januar 1889), welche im Wesentlichen darin bestehen, dals der
Brennkanal nicht in einer Wagerechtebene angeordnet ist, sondern in
zwei oder mehreren verschiedenen Höhen. Zweck dieser Neuerungen
ist entweder eine Ersparnifs an dem für den Ofen erforderlichen Bau-
platze oder aber eine Anpassung des Ofens an eine bestehende Fabrik-
einrichtung mit mehreren Stockwerken u. s. w.
In Fig. 10 und 11 ist ein Ringofen dargestellt, dessen Brenukanal
aus zwei Theilen o und a, besteht, welche in zwei verschiedenen Höhen
senkrecht über einander angeordnet sind. Zwischen denselben befindet
sich ein Zwischenraum b von genügender Höhe, um dem Brenner das
Betreten des unteren Theiles a des Brennkanales zu ermöglichen. Beide
Theile a und «j des Brennkanales sind durch die senkrechten Züge c
mit einander verbunden, so dafs der Zug und das Feuer im Ofen einen
ununterbrochenen Kreislauf machen kann, dessen Richtung in den
Figuren durch Pfeile angedeutet ist. Dieser Kreislauf liegt bei der in
Rede stehenden Ofenconstruction in einer senkrechten Ebene, während
er bei den bisherigen Ringöfen in einer wagerechten Ebene liegt.
Die Rauchabzüge d d^ liegen bei der in Rede stehenden Con-
htruction naturgemäfser Weise auch in verschiedenen Höhen; die oberen
Rauchabziige d^ führen mittels transportabler Rohre e in den Rauch-
sammler /■; letzterer steht mit dem Schornsteine in Verbindung.
In den Fig. 12 und 13 ist eine andere Construction des Ringofens
dargestellt, bei welcher der Brennkanal ebenfalls aus zwei in verschie-
denen Höhen gelegenen Theilen o a^ besteht, Avelche jedoch nicht senk-
recht über einander, sondern terrassenförmig angeordnet sind, wie aus
dem Schnitte in Fig. 12 ersichtlich ist. Beide Theile des Brennkanales
stehen durch die schräg geneigten Züge c mit einander in Verbindung,
welche den continuirlichen Kreislauf des Feuers ermöglichen, dessen Rich-
tung in den Figuren durch Pfeile angedeutet ist.
Die Rauchabzüge dd^ führen auch hier in einen Rauchsammler f
und durch diesen in den Schornstein.
Der Brennkanal des Ringofens kann bei beiden Constructionen
offenbar auch aus mehr als zwei Theilen bestehen, welche in drei oder
mehr verschiedenen Höhen angeordnet sind und an ihren Enden durch
senkrechte oder schräg geneigte Züge mit einander in Verbindung stehen.
Die Befeuerung der beschriebenen Ofenconstructiouon kann entweder
mittels direkter oder mittels Gasfeuerung geschehen.
Es handelt sich also, wenn man den Zweck der vorgeschriebenen
Einrichtung zusammenfafst, darum, Ringöfen zu construiren, deren
Brennkanal aus zwei oder mehr Theilen besteht, welche in verschie-
denen Höhen liegen, sei es, dafs die einzelnen Theile des Brennkanales
senkrecht über einander oder terrassenförmig angeordnet sind.
Xeiieriiugen an Üel'en für veröclücLleue gewerbliche Zwecke. 447
Andere Neuerungen an Ringöfen sind von Dr. Ludmg Erdinenger
in Misburg bei Hannover und dem oben genannten Belmitth Dueberg in
Berlin angegeben worden (vgl. D. R. P. Nr. 48046 vom 29. August 1888).
Fig. 14 bis 17 stellen diese Neuerungen dar. A A ist der in sich
zurückkehrende Brennkanal, in welchem das Feuer den continuirlichen
Kreislauf macht. B B ist der sogen. Rauehsammler, welcher durch den
unterirdischen Rauchkanal C mit einem aufserhalb des Ofens stehenden
Schornsteine in Verbindung steht. D D sind die Thürötfnungen zur
Beschickung und Entleerung der Ofenabtheilungen; ZZ sind die im
Gewölbe des Brennkanales angebrachten Heizlöcher zur Befeuerung des
Ofens.
Die Erfinder bezwecken namentlich, in den Ringöfen mit einem
stärkeren Luftzuge arbeiten zu können, als wie es bei deren bisheriger
Einrichtung möglich war.
Die bisher gebräuchlichen Rauchabzüge bestehen in Rauchkanälen
oder Füchsen, welche meistens am unteren Theile der inneren oder
äufseren Ringmauer des Brennkanales beginnen und von dort in den
Rauchsammler führen, wo sie mit einem Glockenventile zur Regelung
bezieh. Absperrung des Zuges versehen sind. Durch Vermehrung dieser
bisher gebräuchlichen Rauchabzüge läfst sich allerdings eine Verstärkung
des Luftzuges im Ringofen erzielen, aber nicht in dem oft wünschens-
werthen Mafse, weil die Anzahl der in bisheriger Weise von unten in
den Rauchsammler einmündenden Füchse durch die Ausdehnung des
ersteren begrenzt ist. Die Erfinder vertheilen die Rauchabzugsöffnungen
oder Füchse auf die äufsere und die innere Ringmauer des Brenn-
kanales, wie aus dem Grundrisse und aus dem Querschnitte in Fig. 15
ersichtlich ist.
g g sind Rauchabzüge, welche beispielsweise von der äufseren Seite
des Brennkanales abgehen, von unten in den Rauchsammler B eintreten
und hier in bekannter Weise mit Ventilen versehen sind; lihh^h^ sind
neue Rauchabzüge, welche unten an der inneren Seite des Brennkanales
beginnen, dagegen von oben durch die Hauben oder Dome ii in den
Rauchsammler B einmünden.
Eine andere Art und Weise des Rauchabzuges ist in der rechten
Hälfte der Fig. 14 (in der oberen Ansicht des Ofens) und im Quer-
schnitte in Fig. 16 dargestellt. Hier geschieht der Rauchabzug, aufser
durch die bereits bekannten Füchse g^ ^j, durch die Oeffnungen kk im
Gewölbe der Thüröffnungen D D mittels der transportablen Rohre Ä-^ Aj,
welche mit den Hauben ei und durch diese von oben mit dem Rauch-
sammler B in Verbindung stehen.
Da die vorstehend beschriebenen Rauchabzüge h hy bezieh, kk^
hauptsächlich nur zur Verstärkung des Luftzuges dienen sollen, während
das Regeln desselben durch die Glockenventile der bereits früher an-
gewendeten Füchse geschieht, so brauchen diese neuen Rauchabzüge
448 "Neuerungen an Oel'en für verschiedene gewerbliche Zwecke.
nicht auch noch mit Ventilen zum Zugregeln versehen zu werden. Die
in Rede stehenden neuen Rauchabzüge werden einfach dadurch in
Thätigkeit gesetzt, dafs man die transportablen Rohre h^ h^ bezieh, k^ A,
an den betreflenden Stellen einschaltet. Um dieselben aufser Thätigkeit
zu setzen, werden die eben genannten Rohre fortgenommen und die
dadurch frei werdenden Oeffnungen mittels ents))rechender Deckel ver-
schlossen. In Fällen, wo bei den in Rede stehenden Rauchabzügeu
dennoch eine Vorrichtung zum Regeln des Zuges wünschenswert!! sein
sollte, wird solche am einfachsten in einer Drosselklappe innerhalb der
transportablen Rohre h^ bezieh, k^ bestehen.
Um den Luftzug im unteren Theile des Brennkanales noch mehr
zu verstärken, d. h. um ihn zu zwingen, durch das geschwundene bezieh,
gesinterte Brenugut zu passiren, machen die Erfinder bei Oefen zum
Brennen von ausnahmsweise stark schwindendem Material den Gewölbe-
scheitel nicht wagerecht, sondern construiren das Gewölbe aus stark
geneigten Absätzen mit abwärts gerichteten Vorsprüngen //, wie aus
dem Schnitte in Fig. 17 deutlich ersichtlich ist. Diese in kurzen Ab-
ständen einander folgenden, nach unten gerichteten Vorsprünge des
Ofeugewölbes bilden jedesmal eine Unterbrechung des in Folge der
Schwindung des Brenngutes im oberen Theile des Brennkanales ent-
standenen leeren Raumes.
Um die Unterbrechungen dieses leeren Raumes noch vollständiger zu
machen, schüttet man während des Brandes noch Brenngut durch die
Heizlöcher z z in den Brennkanal, und zwar wird man hierzu am besten
diejenigen Heizlöcher benutzen, welche unmittelbar neben den Vor-
sprüngen // liegen, weil das auf diese Weise nachgefüllte Brenngut
sich hier an diesen Vorsprüngen ablagern und auf diese Weise einen
vollständigen Abschlufs des in Rede stehenden leeren Raumes bilden kann.
Fafst man also die beabsichtigten Neuerungen kurz zusammen, so
sollen erstens zwecks Verstärkung des Luftzuges im Brennraume der
Oefen die Rauchabzugskanäle A A, und hk^ angebracht werden, welche
entweder vom unteren Theile des Brennraumes oder von dessen Thür-
öffnungen ausgehen und von oben in den Rauchsammler B einmünden.
Zweitens sollen in Verbindung mit den Rauchabzugskanälen Ä/tj, kk^
oder g g^ zwecks Verstärkung des Luftzuges im unteren Theile des
Brennraumes die Brennkanalgewölbe aus einzelnen in der Zugrichtung
stark geneigten Gewölben mit abwärts gerichteten Vorsprüngen II con-
struirt werden. (Fortsetzung folgt.)
lieber Schleifräder und Schleifmaschinen. 449
Ueber Schleifräder und SchleifmascMnen.
Mit Abbildungen auf Tafel 24.
In der Revue generale des macfünen-outils ^ 1888 Bd. 2 Nr. 5 ""' 8. 85
bezieh, in ArmengauiTs PubHcation industrielle^ 1889 Bd. 32 Nr. 9*8. 193,
ist das Schmirgelschleifrad und die zugehörigen Maschinen in eingehender
Weise von Higoni bezieh, Poulot besprochen worden, Arbeiten, welche
als recht bemerkenswerthe zu bezeichnen sind.
Das Schleifrad aus Naxos-8chmirgel, welches die Leistung von achtzig
Feilen überbietet und mit hundertmal gröfserer Arbeitsgeschwindigkeit
wirkt als diese, welches mit 1*^ abgenutzten Schleifradmaterials an-
nähernd b^ vom härtesten Spanmaterial liefert, ist für die Bearbeitung
harter Metalle und gehärteter Werkzeuge unentbehrlich, eigentlich für
gewisse Zweige des Metallgewerbes das Zukunftswerkzeug geworden,
bei'ufen. Feile und Meifsel zu verdrängen und die Handarbeit zu be-
schränken.
Der in zwanzig und mehr Abstufungen nach Korngröfse gesichtete
Schmirgelsand wird mit einem Bindemittel im Verhältnisse 9 zu 1 ge-
mengt und unter starkem Druck in die entsprechenden Seheibenformen
geprefst.
Während hauptsächlich nur der Corundsand aus Naxos in Griechen-
land bezieh, aus Smyrna in Kleinasien zu Schleifrädern verwendet wird,
sind die verschiedensten Bindemittel, welche zum Theile Geheimnifs der
Sehleifradfabriken geblieben sind, in Anwendung. Da aber das Binde-
mittel nicht nur Einflufs auf die Eigenschaft, Leistungsfähigkeit, Festig-
keit und das Verhalten des Schleifrades während der Arbeit besitzt,
sondern auch den eigentlichen Werth dieses Werkzeuges bedingt, so
ist die Bedeutung dieser Bindemittel einleuchtend.
Der Magnesia-Cement ^ ein billiges und energisches Bindemittel, ist
h3^droskopisch, die Kohlensäure der Luft bedingt Volumenänderung des
Scheibenkörpers, dem zu Folge innere Spannungen auftreten, welche zu
gefährlichen Brüchen Veranlassung geben können. Uebrigens wird die
Bindung zu kompakt. Andere mineralische Cemente sind weniger wirksam
und daher auch weniger in Anwendung.
Das Wasserglas^ ein flüssiges Silicat, Bindemittel bei Ransome'a
Schleifrad, gibt harte Schleifscheiben, welche im Betriebe die Lebhaf-
tigkeit des Griffes nur kurze Zeit behalten und die aufserdem sehr
spröde und zerbrechlich sind.
Bindemittel, die bei einer Temperatur von 130" zum Abgüsse der
Schmirgelmasse verwendet werden, wie Leim, Gummi mit Leinöl, sind
wohl gut, es haftet aber solchen Scheiben der Uebelstand an, dafs sie
beim Warmarbeiten weich werden, die Form verlieren und sich dann
verschmieren.
Dingler's polyt. Journal Bd. 27a Nr. 10. 1889/111. 29
450 lieber Sclileiiräder und Schleifmaschinen.
Das Bindemittel der bekannten vorzüglichen amerikanischen Tanil-
Schmirgelscheihen ist eine Gelatine-, Tannin- und Leimmischung.
Die Schmirgelscheiben von Poulot erhalten als Bindemittel vulkani-
slrten Kautschuk^ wodurch die Scheiben bei einiger Elasticität grofse
Widerstandsfähigkeit und ein stets offenes Korn besitzen. Auch sind
dieselben gegen die schädlichen Einflüsse von Luft und Feuchtigkeit
gesichert.
Schwefel als Bindemittel soll sich nicht bewährt haben, da er die
Scheiben bröcklig, übelriechend und leicht entzündbar macht.
Alle sonstigen fremdartigen Beimischungen zum Schmirgelmateriale
entwerthen die Schleifscheiben.
Die Härte der Scheiben hängt von dem Verhältnisse des Schmirgel-
sandes zum Bindemittel und von der Stärke der Formpressung ab.
Im Allgemeinen arbeitet eine weiche Schmirgelscheibe rascher bei
gleichzeitig stärkerer Abnützung als eine hartgeprefste.
Weiche Scheiben dienen zum Schärfen der Stahlwerkzeuge und
der Sägen, überhaupt überall dort, wo man die Härtung der Schneide
schonen will.
Die mittelharten Schmirgelscheiben verwendet man als eigentliches
Ersatzwerkzeug an Stelle von Feile, Dreh- und Hobelstahl, während
die harten als Schleif- und Polirscheiben für kleinere Werkstücke in
grofser Wiederholung Verwendung finden.
Die Korngröfse, d. i. die Angrifisfähigkeit der Scheibe, bedingt die
Stärke und Art der Arbeit, sowie ebenfalls die Abnützung der Scheibe
selbst. Je gröfser die Kornstärke und je schwächer das Bindemittel,
desto auffälliger die Abnützung, welche aber bei harten Scheiben oder
solchen von ungleicher Zusammensetzung dadurch zur Erscheinung
kommt, dafs die Scheiben den Griff verlierend, unrund werden oder
ausbröckeln.
Eines wie das andere bedingt ein Nachdrehen der Scheibe, welches
am besten mittels eines schwarzen Diamanten bei einer Umlaufgeschwin-
digkeit, welche annähernd ein Zehntel der Arbeitsgeschwindigkeit ist,
durchgeführt wird.
Diese Arbeitsgeschwindigkeit ist für Scheiben mit den folgenden
Bindemitteln in Metern für eine Secunde:
Alafrne.siacement .... . . ISm
Leimbindung 18
Kautschuk 25
Tanitsclieiben 2(>
Wenn eine rundlaufende, sonst aber unverletzte Scheibe glatt ge-
worden ist und den Grill" verloren hat, so kann man dieselbe mit ver-
dünnter Schwefelsäure behandeln, mufs sie aber nachher sorgfältig
mit reinem Wasser abwaschen und vor der Wiederverwendung geh()rig
abtrocknen lassen; oder man rauht die Fläche mit dem Bruchstücke
einer Säge oder P'eile auf. Auch soll während der Betriebsstillstände
Ueber Schleifräder und Schleifmaschinen. 451
bei Nafsschleifscheiben darauf gesehen werden, dafs nicht etwa die
Schmirgelscheibe im Trogwasser eingetaucht bleibt denn sonst wird
dieselbe Feuchtigkeit anziehen, excentrisch werden und leicht der Zer-
störung anheimfallen.
In Bezug auf die Gefahr des Zerspringens rasch kreisender Schmirgel-
räder obwalten insofern noch Irrthümer, als die allgemeine Ansicht die
Schmirgelräder von grofsem Durchmesser als die gefährlicheren, also
die schwächeren bezeichnet.
Die Centralkraft, welche zwei zugehörige Scheibenhälften trennt, ist:
TT f^'V'
n = = mr . lü'ä = ;^ r . n-
r
1)2 _
mr .
w'^
m
~9Ö^
K =
G
900
. r.
n^
oder annähernd
wenn (G : g}=: m die Masse einer Scheibenhälfte vom Gewichte G,
g = 9,81 die Beschleunigung der Schwerkraft,
r der Scheibenhalbmesser in m,
V Umfangs-, w Winkelgeschwindigkeit und n minutliche Um-
laufszahl sind.
Daraus folgt, dafs die Fliehkraft für eine Masseneinheit im ein-
fachen Verhältnisse zum Halbmesser, im quadratischen zur ümlaufszahl
zunimmt, demnach die absolute Festigkeit des Sehmirgelradmateriales
für sonst gleiche Umfangsgeschwindigkeit zweier ungleich grofser Scheiben
mit abnehmendem Durchmesser zunehmen mufs. Die tangentiale Wurf-
kraft für gleich grofse Bruchstücke ist aber gleichbleibend.
Die Schmirgelräder der Norton Emery Wheel Co. in Worcester,
Mass. (vgl. American Machbust vom 27. Oktober 1888 Bd. 11 * S. 5),
haben für allgemeine Schleifarbeit 300 bis 175™'" Durchmesser, zum
Werkzeugschleifen 175 bis 100"°"", und die Schleifräder zum Aus-
schleifen von Bohrungen 50 bis 20'"°i Durchmesser.
Die Schleifmaschinen bestehen in der Hauptsache aus einem sorg-
fältig ausgeführten Spindellager für das Schleifrad und einer Auflage
für das Werkstück, welche nach Erfordernifs zu einem Support von
entsprechender Vollkommenheit ausgebildet ist. Hiernach unterscheidet
man Maschinen für allgemeinen Schleif betrieb, Schleifmaschine für
Schneidwerkzeuge, Bohrer, Fräser u. dgl., und endlich Sondermaschinen
zum Schleifen. Poliren u. s. w.
Weil aber das Schleifrad ein rauh w^irkendes Werkzeug ist, welches
überdies mit hoher Umlaufsgesehwindigkeit arbeitet, so mufs das ganze
Maschinengestell derart fest und massig ausgeführt werden, dafs
Schwingungen und Stöfse ohne merklichen Einflufs auf die Arbeits-
führung bleiben. Um sich der möglichst günstigen Arbeitsgeschwindig-
keit zu nähern, sollen für den Antrieb Stufenscheiben schon aus dem
Grunde vorgesehen sein, weil mit der Abnahme des Durchmessers stets
eine Zunahme der minutliehen Umlaufszahl Schritt halten sollte. Um
452 üeber Schleifräder und Schleifmaschinen.
dieses zu umgehen, benützt mau für gewisse Arbeitsverrichtung sogen.
Tellerscheiben, das sind Scheiben, die mit ihrem winkelrecht vorstehenden
schmalen Bordrand arbeiten. Im Allgemeinen können Schleifräder mit
dem ebenen, schrägen oder abgerundeten Umfange oder mit ihren Stirn-
flächen wirken, man kann mit denselben trocken oder nafs, mit Wasser
und Oel schleifen.
Das Trockenschleifen bietet den Vortheil einer genaueren Beobach-
tung des Arbeitsganges und der sorgfältigsten Arbeitsführung, hat je-
doch den Nachtheil, dafs bei kräftiger Wirkung eine Erhitzung und
lästige Staubbildung nicht zu vermeiden ist. Deshalb umschliefst man
das Schleifrad mit einem nur an der Arbeitsstelle etwas offenen Helm
und saugt den sich bildenden Staub mit Ventilatoren ab. — Beim Nafs-
schleifen ist der Verlauf der Arbeit nicht genau zu verfolgen, man be-
darf daher geeigneter Spannvorrichtungen für das Werkstück, die ein
genaues Anstellen ermöglichen. Ueberdies verliert die Arbeitsfläche des
Werkstückes an Politur und wird leicht rostig. Eine kleine Fächer-
])umpe und entsprechende Strahlrohi-e sind hierzu selbstverständlich er-
forderlich.
Das Schleifen mit Oel wendet man nur an, wenn höhere Politur
erforderlich ist. Die Lager der Schleifradspindel müssen reichlich be-
messen, gut geölt und gegen Staub und Spülwasser gut gesichert sein.
Entsteht beim Schleifen ein Druck in der Achsrichtung, so mufs dieser
im Hinterlager durch stellbare Spurzapfen unbedingt aufgefangen werden.
Die Verbindung und Centrirung des Schleifrades auf die Spindel
wird bei der Vorführung der betreuenden Maschinen Erwähnung flnden.
Schleifmaschinen^ welche mit dem Scheibenumfange arbeiten.
Grofse Schleifmaschine (Fig. 1 und 2). Das Schleifrad M von lOOG^m
Durchmesser und 200'^ti^ Breite greift in eine Aussparung des Hohlgufs-
ständers B ein, welcher Auflage und Führung einer Tischplatte T ge-
währt, die mittels der Spindel V angestellt werden kann. Das durch
eine Stufenscheibe C bethätigte Schleifrad kreist mit 500 minutlichen
Umdrehungen.
Die kleine Schleifmaschine (Fig. 3 und 4) arbeitet mit zwei Schleif-
rädern von 850"'"' Durchmesser und GO"^'"! Breite, deren gemeinschaft-
liche Spindel mit 1400 minutlichen Umdrehungen läuft, während die
zugehörige Vorgelegewelle blofs 350 Umdrehungen macht. Die Aus-
rückung wird durch den in Fig. 4 und deren Nebenfigur dargestellten
Drehgriff mit Gabelschlitten F durchgeführt. Um feste Zapfen des Tisch-
winkels T sind Arme s drehbar, in welchen die Auflagen T für das
Werkstück drehbar und in der Hochrichtung stellbar sind. Die Koru-
gröfse, der Griff oder die Härte dieser Scheiben kann nach Bedarf ver-
schieden gewählt sein.
Die in Fig. 5 dargestellte Maschine ist zum Nafsschleifen einge-
Ueber Schleifräder und Schleifmaschinen. 453
richtet. Zu diesem Behufe ist der Helm d mit dem Strahlrohre e ver-
sehen, welchem das Wasser von der Fächerpampe a zugeführt wird.
Die feste Auflage b ist über einem am Gestelle angegossenen Tische
mit Seitenrändern angeordnet, v/elcher das Spritzwasser sammelt und
einem im Gestelle vorgesehenen Behälter zuleitet.
Flachschleifmaschine (Fig. 6, 7 und 8). Bei dieser Maschine wird
das Werkstück nicht gegen den Umfang des Schleifrades, sondern längs
desselben bewegt, wobei eine gröfsere ebene Fläche des Werkstückes
abgeschliffen werden soll. — Deshalb ragt nur eine kleine, durch die
Tischstellung regelbare Zone des Schleifrades über die Tischebene vor.
Diese Maschine ist mit zwei Schleifrädern ausgerüstet, von welchen das
eine grobkörnig für die Vorarbeit, das andere feinkörnig für das Glatt-
schleifen bestimmt wird.
Bemerkenswerth ist die Befestigung des Schleifrades auf der Spindel,
die Hochstellung der Winkeltische und die Lagerung der Spindel. Die
Scheiben von 600 und 280"i°i Durchmesser und Breite machen 800 minut-
liche Umläufe.
Gewöhnlich wird der Spindel der zehnte Theil des Schleifraddurch-
messers als Stärke zugemessen. Um den Arbeitsraum nicht zu be-
schränken, ist ein Betrieb mit wagerecht laufenden Riemen empfehlens-
werth.
Für gewisse Zwecke in Schlofsfabriken u. dgl. ist die in Fig. 9
dargestellte Maschine mit stehend laufender Spindel recht brauchbar,
wobei die obere Stirnfläche, sowie auch der Umfang zum Abschleifen
benutzt werden kann. Eine Tischauflage ist bei einer gewissen Klein-
heit der Werkstücke kaum erforderlich.
Schleifmaschinen^ welche mit der Stirnfläche des Schleifradea xvirken.
Grofse Planschleifmaschine (Fig. 10 bis 12). Bei dieser Maschine
ist die Festklemmung des Schleifringes M von 1000™°' Durchmesser bei
130mm Breite durch mehrere Riugsectoren J?, deren Bordränder den
Schleifring fassen, beachtenswerth. Diese an der Rückseite der Plan-
scheibe G geführten Sectoren werden durch Schrauben g centrisch an-
gestellt. Zu bemerken ist noch die auch in Fig. 12 abgebildete Lagerung,
die Gegendruckschraube a am Hinterlager und die Riemenverstellung.
• An der Arbeitsseite befindet sich ein glatter, durch die Spindel e
austellbarer Tisch J, auf welchem die in Fig. 13 und 14 abgebildeten
Spannvorrichtungen die erforderliche Auflage finden. — Die winkel-
artige Spannvorrichtung K (Fig. 14) mit Schraubstock / und J^ besitzt
zwei Griffschlitze, während jene Fig. 13 mit zwei Handgriffen aus-
gestattet ist.
Kleiner Planschleifer (Fig. 15 und 16). Der Schleifring M von 350
und 80™°! Durchmesser und Breite wird durch einen schmalen Aufsen-
bord der Planscheibe G und durch eine etwas abgeschrägte Gegen-
454 lieber Schleifräder und Sclileifmaschiaen.
Scheibe Gi durch die Mittelschraube g gehaheu, während der Quer-
tiöch T vermöge zweier Säulenstützeu t getragen wird. Die S])indel
macht 1400 minutliche Drehungen. Bei dieser Befestigungsweise ist auf
die verschieden grofse Ausdehnung durch die Wärme, der beiden
Materialien, der Planscheibe und des Schleifringes keine Rücksicht ge-
nommen, ein Umstand, der bei grofsen Ausführungen leicht zu Mifs-
stäuden Veranlassung geben kann.
Setbsthätige Messerschleifmaschine. Zum Schleifen der Hobelmesser
für Holzhobel-, Papierschneidemaschinen u. s. w., unter Winkel bis zu
90*^, ist die in Fig. 17 und 18 zur Ansicht gebrachte Maschine mit
Tellerscheibe von 225 zu 100Q"ii Durchmesser und Breite bestimmt.
Von der mit 1200 miuutlichen Umläufen kreisenden Schleifradspindel
wird mittels der Scheiben P^ und P eine untere Seitenwelle f getrieben,
welche wieder mittels Rollen c und C eine seitlich am Tischwinkel ge-
lagerte Welle e mit annähernd 130 minutlichen Umgängen treibt. Auf
dieser Welle ist ein aus drei Winkelrädern r und einer Zwischenkuppe-
lung d zusammengesetztes Wendegetriebwerk angeoi-dnet, durch welches
die Tischspindel v bethätigt und dadurch der Tischschlitten K in be-
grenzte Hubbewegung versetzt wird. Auf diesen ist ein Querschlitten Ä^j
mit zwei Lagerflügeln anstellbar, zwischen welchen der Aufspannwinkel L
mittels durch die beiderseitigen Bogenschlitze gesteckte Schrauben n in
die dem Schleifwinkel entsprechende Winkellage eingestellt wird. Eine
Steuerstange F mit Anschlagklötzchen f vermittelt die selbsthätige Hub-
bewegung des Tischschlittens K.
Doppelle Schleifmaschine (Fig. 19). Auf beiden Enden der Haupt-
spindel sind fliegend eine einfache Schleifscheibe mit Auflage und eine
Tellerscheibe mit stellbarem Tischwinkel und verschiebbarem Kreuz-
supportschlitten angeordnet. Durch diese Verdoppelung entsteht eine
für kleinere Betriebe recht brauchbare Schleifmaschine, Prege'l.
1 Ueber Schleif- und Schmirgelscheiben vgl. 1879 232 381. 1881 230 413
bezieh. 240 405. 241 76. 242 ^'' 173. 1882 245 45. 1884 253 301. 254*335.
1885 256 487 bezieh. 257 111). 1886 261*402. 1887 263**366. Röh- 1887
264 46. Geiger 1887 264 139. 266 283 bezieh. ^'334. 1888 268 '•■288. Schmirgel-
scheiben auf Naxos 1889 272 598.
2 Ueber Schleifmaschinen vgl. Thomas und Sterne 1878 220 202 bezieh. 1879
231*106. 1880 237 "269. 240*349. Pfaff 1882 244*35. Tanite 1883 248
* 158. Oppenheim 1881 251 * 395 bezieh. Sondermann und Stier 253 * 19. 1885
258*437. Laurent 1885 256*21. Päschke 1886 250*218. Munker und Schuckert
261*11 bezieh. Brown und S/tarpe * 157. Reinecker 262*68. 1887 266*300
bezieh. Luke und Spencer * 359 bezieh. Sterne * 392. Oppenheim 1888 260 * 414
bezieh. Parks * 433. Shoemaker 1889 271 * 251. 272 * 18.
Querschlags-Betrieb. 455
Querschlags-Betrieb.
lu Nr. 8 uud 9 der OeMerreichischen Zeitschrift^ 1889, bespricht
A. TschebuU die von dem Neuschachte des Braunkohlenbergbaus Annathal
bei Gran (Ungarn) mittels Handbohrarbeit ausgeführten Querschlags-
betriebe, und besonders eingehend den in 50"^ Schachtteufe auf etwa
€00™ Länge zur Ausrichtung eines verworfenen Feldtheiles aufgefahrenen
oberen Querschlag. Die zu durchörternden Gesteine waren schieferige
Sandsteine und Schieferthon der Eocänformation, sowie Kalke der Trias-
formation ^ die Schichten Helen flach nach dem Orte zu ein. Die Ab-
messungen waren bei 1"\8 Breite, 2™,2 Höhe, somit betrug die Quer-
schuittsfläche etwa 4^1'".
Die Mannschaft bestand aus 9 Häuern in drei Dritteln, dazu die
uöthigen Förderleute. Um die oft beobachteten Fehler beim Orts-
betriebe : unrichtige Anlage der Bohrlöcher in Rücksicht auf die Schichtung
und das sonstige Verhalten des Gesteins, sowie unzweckmäfsige Sparsam-
keit mit dem Sprengstoffe zu vermeiden, wurde der Betrieb derart ein-
gerichtet, dafs die Richtung, Tiefe und Neigung der Löcher jedesmal
von einem Steiger angegeben und die richtige Ausführung genau über-
wacht wurde, dabei betrug die Tiefe der Bohrlöcher selten unter 1"^.
Das Laden der Löcher war ausschliefslich Sache der Steiger, welche
auch die erforderliche Sprengstoffmenge bestimmten. In Folge dessen
waren Dynamit, Kapseln und Zünder nicht im Gedinge mit einbegriffen,
€s war vielmehr das Hauptgedinge lediglich nach dem Cubikmeter ge-
stellt und zwar anfänglich auf 2 fl. 50 kr., später 2 fl. 70 kr. Hierin
war auch der Verdienst der Förderleute mit eingeschlossen. Letztere
hatten die gewonnenen Massen bis zum Schichtwechsel wegzufüllen und
zu fördern, sie erhielten 1 fl. für die Schicht, gegen 65 bis 80 kr. bei
den anderen Betrieben. Die Leistung beim Wegfüllen wurde übrigens
■wie seiner Zeit beim Betriebe des Arlbergtunnels dadurch wesentlich er-
höht, dafs vor dem Wegthun der Schüsse die Sohle mit Blechtafeln
belegt wurde, auf welchen der gröfste Theil des Haufwerkes liegen
blieb. Die ebene Unterlage war für die Arbeit mit der Schaufel oder
mit Trog uud Kratze sehr vortheilhaft.
Die Bohrlöcher wurden je nach der GesteinsbeschafFenheit ent-
weder mittels Meifselbohrern von 27"i'" Schneideubreite oder mittels
Oewindebohrern hergestellt. In der achtstündigen Schicht vertheilten
sich im grofsen Durchschnitte die Arbeiten wie folgt:
Ansetzen und Bohren der Löcher . . . . 5 bis 51/2 Stunden
Besetzen und Wegthun 1 „
Versäumnifs wegen Rauch I/2 » ^U "
Abtreiben von Sohle, Firste und ühnen . . II/2 „ 3/^ „
Im Gedinge eingeschlossen war auch das Nachlegen der Eisenbahn
und der Ausbau in schwachem Eichenholz. Diese Arbeiten wurden
456 Legirungen von Nickel und Eisen.
gewöhnlich vun dem abgelösten Drittel, zum Theil mit Hilfe des neuen
Drittels schnell ausgelührt. Der Schichtwechsel fand stets vor Ort statt.
Die Sehmiedelöhne und der Materialaufgang beliefen sich auf etwa
1 fl. 50 kr. täglich, wurden jedoch bei den Kosten des Ortsbetriebes
nicht mit in Rechnung gebracht.
Die Wetterführung wurde dadurch erreicht, dafs ein Theil der ge-
hobenen Schachtwasser in eisernen Rohren in den Schacht fallen ge-
lassen und die mitgerissenen Wetter in Lutten vor Ort geführt wurden.
Die Leistung in einer achtstündigen Häuerschicht war im Mittel
0'^,28 oder l'^''"!,!!, der Dynamitverbrauch betrug auf den laufenden
Meter 4'',1 im Werthe von 6 fl. 57 kr. einschliefslich Zünder und Kapseln,
so dafs auf l^'m 1 fl. 66 kr. entfallen. Die Gesammtkosten für den
laufenden Meter beliefen sich auf 17 fl. 87 kr. und für den Cubikmeter
auf 4 fl. 45 kr., doch sind hierbei die Sprengmittel 20 Proc. über dem
Anschaffungspreise berechnet, so dafs reine Gestehungskosten nur 16 fl.
48 kr. bezieh. 4 fl. 12 kr. erwuchsen^ dabei betrug der Schichtverdienst
der Häuer durchschnittlich 2 fl. 44 kr.
Die tägliche Leistung im Durchschnitt der 7 Betriebsmonate war
2'",57, im günstigsten Monat betrug dieselbe 3ß\31 und die gröfste täg-
liche Auffahrung erreichte 4%2, für reine Handarbeit eine sehr hohe
Leistung.
Als ein ferneres Beispiel für hohe Leistung bei Ausschlufs der Schiefs-
arbeit wird das Folgende angeführt: Im J. 1887 wurde auf dem Leontinen-
flötz zu Annathal in ziemlich fester Kohle eine Förderstrecke 90°^ im
Monat aufgefahren. Das Schiefsen wurde hier vermieden, um die
Streckenulmen nicht zu zerklüften und um so an Unterhaltungkosten
zu sparen, da die Strecke auf diese Weise in der Kohle zum Theile
ohne Ausbau stand.
Legirungen von Nickel und Eisen.
Auszug aus einem Vortrage von James Riley bei der Frühjalirsversammlung 1889
des „Iren and Steel Institute" in London.
Legirungen von Nickel und Eisen können, die erforderliche Hitze
vorausgesetzt, in jedem Flammofen hergestellt werden; das Einschmelzen
derselben erfolgt in derselben Zeit wie das einer gewöhnlichen Schrott-
charge — 7 bis 8 Stunden — und beansprucht einen besonderen Auf-
wand von Sorgfalt nicht. Ihre Zusammensetzung ist leicht und mit
Sicherheit zu controliren. Die gewöhnliche Pfanne und Koquille genügt
für den Gufs, für den überhaupt aufsergewöhnliche Anordnungen völlig
entbehrlich sind. Wenn das Einschmelzen in Ordnung verlief, geht das
Nickel nahezu gänzlich in das Metall und kaum etwas davon in die
Schlacke über, wodurch sich das Nickel wesentlich vom Chrom unter-
scheidet.
Legirungen von Nickel und Eisen.
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458 Legirungen von Nickel und Eisen.
Das Metall ist in den Koquillen ruhig und dünnflüssiger als ge-
wöhnliches Flufsmetall, es erstarrt schneller und erscheint durch und
durch homogen. Die Blöcke haben ebene und glatte Oberflächen, die
nickelreich.sten aber machen gröfsere Pfeifen, als Blöcke gewöhnlichen
Flufsmetalles. Die Metalloide sondern sich in denselben weniger ab,
weshalb durch diese sonst veranlafste Uebelstände hier zurücktreten.
Der bei der Bearbeitung entstehende Abfall kann ohne Verlust au Nickel
wieder eingeschmolzen werden.
Das Wärmen der Blöcke zum Ausschmieden und zum Walzen be-
ans])rucht keine besondere Vorsicht; sie ertragen gleichstarke Erhitzung
wie nickelfreie Blöcke mit gleichem Kohlengehalte, es sei denn, der
Nickelgehalt übersteige 25 Proc, in welchem Falle eine etwas ge-
ringere Temperatur und gröfsere Sorgsamkeit beim Schmieden erfor-
dert Mird.
Wurde das Metall ordentlich hergestellt und war seine Zusammen-
setzung richtig, so erträgt es, sei der Nickelgehalt grofs oder klein,
Schmieden und Walzen gut; wohl aber kann dasselbe in anderer Rich-
tung so schlecht sein, dafs es bei der Bearbeitung rissig wird, wie dies
auch bei gewöhnlichem Flufsmetalle der Fall möglich ist.
Die vorstehende Tabelle enthält die Resultate einer Reihe an Eisen-
nickelmetall ausgeführter Zerreifsproben.
Der Kohlengehalt der Probe Nr. 6 (0,22 Proc.) ist klein genug, um
Vergleichungen mit sewöhnlichem Flufseisen zu g-estatten, welches nach
dem Ausglühen folgende Resultate gibt: Elasticitätsgrenze 251^ für l'inini
Zerreifsbelastung 471^ für Itimm^ Verlängerung auf 203mm,2 23 Proc. und Con-
traction der Bruchfläche 48 Proc. Es hat also hier eine Beimischung
von 4,7 Proc. Ni die Elasticitätsgrenze von 25 auf 44'^',11 und die Zer-
reifsbelastung von 47 auf 63'^,95 gehoben, ohne dafs die Verlängerung
und die Contraction wesentlich vermindert worden wären.
Die Probe Nr. 3 gab bei nur 3 Proc. Ni und auf 0,35 Proc. ver-
gröfsertem Kohlengehalte nahezu gleiche Resultate.
Die Proben Nr. 2 und Nr. 5 sind sehr hart, theils in Folge hohen
Kohlengehaltes, theils aber auch durch den grofsen Gehalt an Nickel;
bei Probe Nr. 9 mit mäfsigem Kohlengehalte mufs aber die Härte vor-
zugsweise dem zehnprocentigen Nickelgehalte zugeschrieben werden.
Die Härte wächst mit dem Nickelgehalte, doch tritt in dieser Be-
ziehung eine Aenderung wieder ein, sobald derselbe 20 Proc. erreicht
und übersteigt; das Metall wird dann wieder weicher, dehnbarer und
neutralisirt sogar den Einflufs der Kohle, wie aus Probe 11 ersichtlich
ist, welche 20 Proc. Ni und 0,82 Proc. C enthält.
In Hinsicht aul" die durch Erhöhung des Nickelgehaltes hervorge-
rufene Härte gleicht letztere Probe dem von Mr. Hadficld beschriebenen
Eisenmanganmetalle; aber es ist erfreulicher Weise zu constatiren, dafs,
bevor die Grenze gröfserer Bearbeitungsschwierigkeit erreicht wird, eine
Legrirungen von Nickel uad Eisen.
459
Reihe von Nickellegiruugeu möglich bleibt, die für eine Menge von
Zwecken vom höchsten Werthe sind.
Eisenuickelmetall mit 25 Proc. Ni hat eigenthümliche und beachteus-
Averthe Eigenschaften. Bei nach dem Auswalzen nicht wieder ausge-
glühten Stücken ist die Zerreifsbelastung grofs und auch die Elasticitäts-
grenze liegt einigermafsen hoch; aber im ungeglühten Zustande bleibt
die Zerreifsbelastung gut, während die Elasticitätsgrenze auf ungefähr
1/3 der Zerreifsbelastung zurückgeht. In beiden Fällen ist wieder die
durch die Verlängerung vor dem Zerreifsen ausgedrückte Dehnbarkeit
merkwürdig: sie beträgt bei 203™™,2 bis zu 40 Proc. Eine andere
Eigenschaft, welche aus den Proben Nr. 10 und 11 hervorgeht, am
deutlichsten aber durch die geringe Contraction der Querschnittsfläche
von Nr. 10 nachgewiesen wird, ist die, dafs die Verlängerung sich nahezu
gleichmäfsig auf das ganze Stück erstrecken mufs.
Die Härtungsproben geben die Möglichkeit an die Hand, die Zer-
reifsbelastung, Elasticitätsgrenze und Härte dieser Legirungen sehr er-
heblich zu steigern. Es sind Stücke probirt worden, deren Zerreifs-
belastung bis zu ISTi^^Oö und deren Elasticitätsgrenze 81'^,91 betrug, und
sogar 150,59 bezieh. 85*^,06 sind erreicht worden, während sich die Ver-
längerung auf 9,37 Proc. bei 101aiD\6 und die Contraction auf 49,2 Proc.
stellte. Zwei von Mr. Kirkaldy geprobte Stücke ergaben als Zerreifs-
belastung 148,36 und 147'<,85, als Elasticitätsgrenze 81,93 und 83^,94,
als Verlängerung 7,8 und 8,2 Proc. und als Contraction 52,4 und
50 Proc.
Die nachfolgende Torsionsproben tabelle gibt in der Colonne „Be-
merkungen'' die Nummerirung nach der vorher mitgetheilten Tabelle,
0
Durchmesser der
Stange 25,* mm
Hebellänee
30i,8mm
Zustand
Hestandtheile
in Procenten
Bemerkungen
Elas-
ticitäts-
grenze
Bruch-
be-
lastung
Ni
Mn C
1
l'/s
k
388,8
k
838,9
geschmiedet
1,0
0,58
0,42
Nr. 1 nicht ausgeglüht
l
'^Vs
307,2
683,7
))
5,0
0,30
0,30
» ' 11 11
3
1%
301,7
784,4
»
3,0
0,57
0,35|
n 3 ,, „
i
l'/8
281,7 677,3
n
4,7
0,25
0,22
„ 6 „ „
5
2%
250,9 1 705,0
))
50,0
—
0,35
— —
)
3
231,4
884,7
)>
25,0
0,85
0,27
Nr. 10 nicht ausgeglüht
2%
316,2
296,2
820,7
673,7
geschmiedet
u. ausgeglüht
1,0
5,0
0,53
0,36
0,42
0,30
„ 1 ausgeglüht
,1 7
A.
23/8
295,8
654,7
n
4,7
0,23
0,22
11 6 „
A.
5
163,3
952,7
n
25,0
0,85
0,27
„ 10
c=:
H5/16
272,7
766,3
ri
—
—
0,51
absol. Festigkeit 74k,35 für Iqmm
: 0
19/16
272,7
769,9
geschmiedet
—
—
0,51!
79k,39 „ imrn
?. 2
31/2
201,9
557,6
n
—
—
—
47k,41 „ iqmm
460 Legirungen von Nickel und Eisen.
um danach leicht die Zerreifshehistung u. s. w. der Proben in dieser
aufsuchen zu können. Diese Proben sind am Metalle theils unmittelbar
nach dem Schmieden, theils nach darauf vorangegangenem Ausglühen
ausgeführt worden; sie sind nach ihrer Güte geordnet und ist dabei
auf Festigkeit, Elasticitätsgrenze und Dehnbarkeit, letztere bestimmt
durch die Anzahl der ausgehalteneu Windungen, gerücksichtigt.
Es bedarf nicht der Anwendung der nickelreichsten Sorten, um die
besten Resultate zu erhalten, denn in beiden Klassen enthalten die am
höchsten stehenden Proben nur 1 Proc. Ni. Am Schlüsse der Tabelle
sind auch die Resultate einiger Torsionsproben an gewöhnlichem Martin-
metalle aufgeführt. Nr. 7 und 8 sind Proben eines Stahles, theils nach
vorausgegangenem Ausglühen nach dem Schmieden, theils unausgeglüht,
der eine absolute Festigkeit von 74,35 und 79*^,39 besitzt. Beim Ver-
gleiche dieser beiden Proben mit einander zeigt sich eine ganz un-
bedeutende Verbesserung durch das Ausglühen. Vergleicht mau die-
selben weiter mit Nr. 9, einer Probe gewöhnlichen Flufsmetalles mit
47'*,41 absoluter Festigkeit, so wird man finden, dafs es besser ist, etwas
von der durch eine gröfsere Anzahl von Windungen angezeigten Dehn-
barkeit zu opfern, um eine etwas gröfsere Stärke zu haben, wie die
höhere Elasticitätsgrenze und Zerreifsbelastung bei Nr. 7 und 8 angeben.
Es ist gebräuchlich geworden, Propeller- uud andere Achsen aus
weichem Metalle anfertigen zu lassen; es dürfte aber gestattet sein,
anzunehmen, dafs die erforderliche Widerstandskraft derselben gegen
Spannung und Verschleifs durch Anwendung eines härteren Metalles
mit trotzdem hinreichender Dehnbarkeit vergröfsert werden könnte.
Es ist interessant zu sehen, mit welcher Schärfe die vorstehende
Probereihe das bestätigt, was durch die zuerst mitgetheilte Tabelle vor-
geführt wurde. Sowohl die Elasticitätsgrenze wie die Zerreifsbelastung
bei den geglühten und ungeglühten Proben stimmen überein und stehen
im gleichen Verhältnisse zu einander in beiden Reihen, während die
Zahl der Windungen genau mit der Verlängerung bei den Zerreifsproben
einig geht.
Einige Eigenschaften der Eisennickellegirungen seien nachfolgend
kurz aufgeführt.
Das specifische Gewicht des Nickels soll 8,66 sein (8,86 ?), das des
Eisennickels mit 25 Proc. Ni ist 8,08, das des zehnprocentigen 7,866,
und bei 5 Proc. Ni beträgt es 7,846, während das specifische Gewicht
gewöhnlichen geschmiedeten Flufsmetalles 7,84 ist.
Sämmtliche Nickellegirungen bis zu 50 Proc. Ni hinauf nehmen
gute Politur mit schöner Fläche an; ihre Farbe wird mit steigendem
Ni-Gehalte immer heller.
In Rücksicht auf die sehr wichtige Frage des Verrostens ist fest-
zustellen, dafs die nickelreichen Legirungen praktisch genommen un-
verrostbar sind und dafs die nickelärmeren anderes Flufsmetall in dieser
Legirangen von Nickel und Eisen. 461
Beziehung weit hinter sich zurücklassen. Angestellte Versuche haben
ergeben, dafs im Vergleiche zu Flufsmetall mit 0,18 Proc. C fünfproceu-
tiges Eisennickelmetall rostet wie 10 : 12 und verglichen mit Flufsmetall
mit 0,4 Proc. C und 1,6 Cr wie 10 : 15. Gehen die Gehalte an Ni bis
zu 25 Proc. in die Höhe, so stellen sich diese Verhältnisse wie 10 : 870
bezieh. 10 : 1160. Einige Proben der nickelreicheren Legirungen, welche
mehrere Wochen hindurch der Einwirkung der Atmosphärilien ausge-
setzt waren, zeigen jetzt noch reine Bruchflächeu.
Legirungen mit bis 5 Proc. Ni lassen sich ziemlich leicht mit Dreh-
und Hobelstahl bearbeiten, mit weiter steigendem Ni-Gehalte wird
dies schwieriger. Die nickelärmeren lassen sich besonders gut lochen,
sowohl wenn sie nach dem Walzen ausgeglüht wurden als auch un-
ausgeglüht. Die Löcher können einander bis auf 3°i°i nahe stehen, ohne
dafs ein Reifsen eintritt.
Legirungen mit bis 1 Proc. Ni schweifseu recht gut; darüber hinaus
verringert sich die Schweifsbarkeit mit jeder weiteren Steigerung des
Ni- Gehaltes.
Die nickelarmen Legirungen besitzen keinen Glanz, die reicheren
aber sind glänzend nach Beseitigung des Glühspanes.
Die Erfinder dieser Legirungen huldigen der Ansicht, dafs der Stahl
zusammengesetzt sei von Krystallen metallischen Eisens, zusammen-
cementirt durch ein Eisencarburet, und halten dafür, dafs die grofse
Stärke ihres Produetes darauf basire, dafs das Nickel mit diesem Eisen-
carburet einen stärkeren Cement bilde, dafs der Raum zwischen den
Eisenkrystallen vollständiger ausgefüllt und die Kohäsion zwischen den-
selben energischer werde und dafs die Erstarrungspunkte des Cementes
und der Krystalle einander näher liegen und dadurch ein festerer Zu-
sammenschlufs der Elemente befördert werde.
Sie halten aufserdem die Art ihres Herstellungsverfahrens für un-
erläfslich, um den Nickel zum Eingehen der Verbindung mit dem Eisen
zu zwingen und eine homogene Legirung zu bilden ; ohne dies Verfahren
werde nur eine mechanische Mischung gebildet werden, welcher weder
Gleichmäfsigkeit noch Schmiedbarkeit und Dehnbarkeit eigen wäre.
Es bedarf keiner reichen Phantasie, eine Anzahl von passenden
Verwendungszwecken für diese Legirungen nachzuweisen, und es fällt
schwer, in diesem Punkte nicht Enthusiast zu werden, denn die viel-
fachen besonderen Eigenschaften derselben qualiüciren sie zur Verwen-
dung fast für jeden denkbaren Zweck.
Das 25procentige Eisennickelmetall mit seiner grofsen Festigkeit
und Dehnbarkeit und nach dem Ausglühen der niedrig gelegenen Elasticitäts-
grenze ist für alle Operationen gut geeignet, welche eine ansehnliche
Formveränderung einbegreifen wie Austeufen oder Treiben, während
seine Widerstandskraft gegen das Rosten es unschätzbar für eine Menge
anderer Zwecke erscheinen läfst.
462 Legiruiigen von Nickel und Eisen.
Diese Eigenschaften zusammen mit der im unausgeglühten Zu-
stande immer noch hohen Elasticitätsgrenze machen es für alle Zweciie
passend, bei denen die Materialkosten im Vergleiche zu den Kosten der
Bearbeitung keine Rolle spielen und für einzelne Specialzwecke, z. B.
kleine Dampfkessel und solche von Specialtjpen, Locomotivfeuerbüchsen,
Schrauben für Torpedo- und andere Fahrzeuge, bei denen Leichtigkeit,
Stärke und Widerstand gegen das Rosten von wesentlichem Gewichte
sind, und die Legirungen von 25 bis herab zu 5 Proc. Ni bieten zahl-
reichste Möglichkeiten, ein Material zu Werkzeugstahl herzustellen,
ebenso gut, wenn nicht besser, als bisher bekannt.
Aber erst bei 5 Proc. Ni und darunter ist dem Eisennickelmetalle
ein hochgradiges Interesse seitens der Consumenten sicher in Aussicht
zu stellen.
Die in neuerer Zeit auf die Anwendung höherer Dampfspannung
sich stützenden Fortschritte in der Construction von Seedampfmaschinen
wären nicht möglich gewesen, hätte dem Ingenieur nicht ein besseres
Material als Puddeleisen zur Verfügung gestellt werden können. Man
denke sich nun die Möglichkeiten, die sich durch ein Metall eröffnen
wie Nr. 6 der ersten Tabelle, welches nach dem Ausglühen noch eine
um 30 Proc. gröfsere absolute Festigkeit und eine um 60 bis 70 Proc.
höhere Elasticitätsgrenze hat als gewöhnliches Flufsmetall, während
seine Dehnbarkeit fast unvermindert ist und es besser dem Rosten
widersteht. Für die derzeitig benutzte Dampfspannung kann bei seiner
Anwendung das Gewicht erheblich reducirt werden und viele Con-
structionsschwierigkeiten fallen dann weg, oder aber die Dampfspannung
könnte in Folge der gröfseren Stärke des Metalles noch weiter erhöht
werden.
Diese Metalle sind ebenso wichtig für den Schitfsbauer wie für den
Civilingenieur. Ersichtlich wird dies, wenn man die Vortheile erwägt,
welche ihre Verwendung bei »rofsen Bauwerken gewähren kann. Man
denke hierbei an die Forthbrücke und an den Eilfelthurm. Hätten den
Ingenieuren für diese Bauwerke Metalle zur Verfügung gestanden mit
63'' absoluter Festigkeit und 44'^ Elasticitätsgrenze anstatt mit 47 bezieh.
27'^ im einen und mit nahezu 35 bezieh. 22 bis 'Ib^ im anderen Falle,
wie viele Schwierigkeiten zu überwinden wäre ihnen dann durch das
geringere Gewicht des Materials erspart geblieben; die Forthbrücke
wäre leichter und luftiger, der Eillelthurm geschmackvoller ausgefallen,
als sie nun sind.
Der Militäringenieur hat noch kein Material gehabt, welches sich
zu Panzer und Kanone so eignet, wie das Eisennickelmetall. Schon
im ursprünglichen Zustande hat dasselbe viele Eigenschaften, welche
sie für diese Zwecke empfehlen; nachdem aber auch das beste Verfahren
gefunden sein wird, sie zu härten, werden sie unübertrefflich für Her-
stellung von Panzern sein. Dr. Leo.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 463
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Schlufs des Berichtes S. 368 d. Bd.)
Ueber die in den Samen als Heservestoff abgelagerte Cellulose und eine
daraus erhaltene neue Zucker art^ die Seminose^ berichtet Ä. Reis in den
Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft^ 1889 S. 609.
Ueber polar istrobometrisch-chemische Analyse hat A. Landolt im Vereine
mit F. Rathgen und F. Schutt eine grofse Arbeit über die Zahlen, welche
man bei Rechnungen und Beobachtungen auf dem Gebiete der Polari-
sation zu Grunde legen soll, in den Sitzungsberichten der königl. preufsischen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin^ 1887 Bd. 48, verötientlicht, auf
welche wir hier nur aufmerksam machen können.
Ueber Zuckerbildung und andtre Fermentationen der Hefe hat E. Sal-
kowski Untersuchungen angestellt {Wochenschrift für Brauerei^ Bd. 6
S. 462). Bewahrt man Hefe in Chloroformwasser auf, so findet keine
Selbstgährung statt, dagegen eine Reihe anderer Vorgänge, nämlich die
Bildung von Zucker, Leucin und Tyrosin und die Spaltung von Nuclein.
Diese Prozesse sind fernientativ, denn bei Anwendung sterihsirter Hefe
findet die Zersetzung des Nucleins nur in beschränktem Umfange, die
anderen Vorgänge gar nicht statt. Da die Lebensäufserungen der Hefe
beim Aufbewahren in Chloroformwasser erlöschen, so müssen die Prozesse
durch lösliche Fermente, Enzyme, bedingt sein, welche unabhängig von
dem Leben des Protoplasmas auch nach dem Tode desselben fortwirken.
Die Menge des gebildeten Zuckers betrug zwischen 4,24 und 8,47 Proc.
des Trockengewichtes der Hefe. Derselbe stammte jedenfalls aus einem
Kohlehydrat der Hefe, wahrscheinlich aus dem Hefegummi.
Ueber einen reducirenden Bestandtheil der Hefe berichtet Griesmayer
in der Allgemeinen Brauer- und Hopfen- Zeitung^ Bd. 29 S. 476. J. de Bey
Peilhade hatte in der Hefe und später auch in verschiedenen Thier- und
Pflanzentheilen durch Extraction mit Methylalkohol eine Substanz er-
halten, welche ein so starkes Reductionsvermögen besafs, dafs sie
Schwefel in Schwefelwasserstoff umzuwandeln vermochte, und welchen
er ,.Philothion'" nannte. Griesmayer hält diesen Stot! für Diamid oder
Hydracin bezieh, für ein Salz desselben. Denn nach Curtius soll das
Hydracin das stärkste Reductionsmittel sein, welches beim Erhitzen
seines Sulfates zum Schmelzen die Schwefelsäure nicht nur zu Schwefel,
sondern zu Schwefelwasserstoff redueiren soll.
Ueber künstliche Diastase berichtet A. Reychler in den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft^ Bd. 22 S. 414 (auch Zeitschrift für Spiritus-
industrie^ Bd. 12 S. 109). Durch Digeriren von frisch bereitetem Weizen-
kleber mit sehr verdünnten Säuren oder sauren Salzen — Salzsäure,
Kaliumbisulfit, Phosphorsäure, Alkalimonophosphat, Essigsäure, Wein-
säure und Milchsäure — bei 30 bis 40« erhält man eine opalisirende
Flüssigkeit, wel6he folgende Reactionen zeigt:
464 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Durch Kochen wird die Lösung nicht coagulirt. Durch äufserst
verdünnte KaHlauge entsteht ein Niederschlag, welcher sich in geringem
Ueberschusse an Kali wieder löst. Durch wenig Alkohol wird die
Flüssigkeit geklärt, durch mehr Alkohol getrübt. Kaliumferrocyanid
bewirkt einen in viel Essigsäure löslichen Niederschlag. Quecksilber-
chlorid scheint ohne Wirkung zu sein. Mit Guajaktinktur und Wasser-
stoffsuperoxyd entsteht eine intensive blaue Färbung, diese Reaction
bleibt jedoch aus, wenn die Lösung vorher gekocht oder mit viel Säure
versetzt wurde. Die Lösung zeigt diastatische Wirkung, denn ein Kleister
aus 28 Stärke mit 250^^ Wasser, welcher mit 2''c einer Fermentlösung,
die durch Digeriren des aus 20" Weizenmehl gewonnenen Klebers mit
lOOcc einer 0,2 procentigen Kaliumphosphatlösung erhalten war, versetzt
und 5 Stunden auf 50 bis GO*^* erwärmt wurde, war im Stande, 135^^
alkalischer Kupferlösung zu reduciren. Diese fermentative Wirkung,
sowie das Verhalten gegen Guajaktinctur, welches nach Lintner für
Diastase charakteristisch ist, lassen auf die Anwesenheit eines mit der
Diastase identischen oder ihr doch sehr ähnlichen Fermentes schliefsen.
Aus anderen Eiweifskörpern, wie Albumin und Gelatin, gelang es
lieychler nicht, ein gleich wirksames Ferment zu bereiten. Dagegen
läfst sich, wie schon Lintner beobachtet hat, mit den löslichen Eiweifs-
stofFen des Weizenmehles ebenfalls Diastasereaction hervorrufen und
auch eine gewisse Zuckerbildung bewirken, welche durch wenig Säure
noch erhöht wird. Auch in ungekeimter Gerste konnte die diastatische
Wirkung nachgewiesen werden. Auch hier erhöhte ein Zusatz einer
äufserst geringen Säuremenge die Umsetzung der Stärke um einige
Procente, während eine gröfsere Menge Säure hemmend wirkt. Der
Verfasser hält es nach seinen Untersuchungen für nicht unwahrschein-
lich, dafs beim Keimungsprozesse der Gerste und anderer Samen die
Löslichkeit und Fermentkraft eines Theiles der Eiweifskörper durch
eine ähnliche Reaction bewirkt werde, wie beim Auflösen des Klebers
in sehr verdünnter Säure (vgl. auch die Untersuchungen Bernlieim's^
welcher die Bildung von Diastase aus Kleber durch Bakterien beob-
achtete, 1889 272 89).
Die Frage^ üb Matz ein oder zwei Fermente enthält sucht O. E. Nykander
in der Deulschen Brauindustrie^ Nr. 13 S. 48, zu beantworten. Entgegen
den Beobachtungen Lintner s und Anderer (vgl. 1889 272 90) soll nach
dem Verfasser sowohl das Malz aus verschiedenen Getreidearten, wie
auch der Speichel zwei Fermente enthalten.
[Jeher die Ausführung der Jodprobe schreibt K. Kruis in der Oester-
reichisch- Ungarischen Brennereizeiiung^ Bd. 12 S. 65. Die richtige Art der
Ausführung der Prüfung als bekannt voraussetzend, heben wir hier nur
hervor, dafs de^ Verfasser die Prüfung der Maische unmittelbar nach
dem Ausblasen empfiehlt. Er hat die Beobachtung gemacht, dafs bei
guter Beschaffenheit des Malzes dann niemals eine Rothfärbung eintritt,
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 465
während bei schlechtem Malze die Rothfärbung vorhanden ist und erst
nach 20 bis 25 Minuten die farblose Reaction eintritt. In der unmittelbar
nach beendigtem Ausblasen vorgenommenen Jodprobe hat man daher,
nach Ansicht des Verfassers, ein verläfsliches und sehr werth volles
Mittel zur Beurtheilung eines der wichtigsten Prozesse der Spiritus-
erzeuouna:, sowie namentlich ein untrügliches Mittel zur Bestimmuna
der Wirksamkeit des verwendeten Grünmalzes. Dieser Ansicht tritt,
besonders in Bezug auf die Dickmaischen, Heinzelmann in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie^ Bd. 12 S. 99, entgegen. Er läfst gelten, dafs man
bei Dünnmaischen einen Anhalt für die Qualität des Zuckerbildungsvor-
ganges an der kürzeren oder längeren Zeit des Verschwindens der
Rothfärbung besitzen kann, bemerkt aber andererseits, dafs es ihm in
einer ganzen Reihe von Brennereien, mit Vormaischbottichen verschie-
dener Systeme, selbst bei Steigerung des Malzes bis zu 5 Proc. des
Kartoffelgewichtes, nicht geglückt ist, Maischen zu erhalten, welche mit
Jod keine Rothfärbung mehr zeigten. Es trat stets eine intensive Roth-
färbuug ein, welche erst nach 10 bis 35 Minuten verschwand. Trotz-
dem liefs die Vergährung nichts zu wünschen übrig. In den Dick-
maischen steht die Menge des Achroodextrins zu derjenigen der Maltose
in einem Verhältnisse von 1 :5 oder gar 1:4; es sind daher hier grofse
Mengen von Dextrin durch die Nachwirkung der Diastase zu verarbeiten
und man hat sehr oft die Beobachtung gemacht, dafs die Vergährung
mangelhaft war, auch dann, wenn das Malz durchaus normal, d. h. für
die Zuckerbildung ausreichend gewesen war; es reichte dann die Diastase-
menge doch nicht mehr für die Nachwirkung aus, besonders auch, weil
die bei Dickmaischen während der Nachgährung einzuhaltende niedrigere
Tempei-atur von etwa 29° für die Diastasewirkung weniger günstig ist
als die höhere Temperatur von etwa 33^, welche man bei Dünnmaischen
einhalten kann. Heinzelmann ist daher der Ansicht, dafs bei Dick-
maischen die Jodreaction für die Beurtheilung des weiteren Verlaufes
der Gährung von gar keinem Nutzen ist, und dafs man nur durch eine
Mehrgabe von Malz dem Uebelstande der schlechten Vergährung ab-
helfen kann.
Gährversuche mit Galactose^ Arabinose^ Sorbose und anderen Zucker-
arten haben Stone und Tollens ausgeführt (Zeitschrift für Spiritusitidustrie^
Bd. 12 S. 109, daselbst nach Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie ^ 1889
Nr. 4). Aus diesen Versuchen werden folgende Schlufsfolgerungen ge-
zogen: Die Galactose gährt mit Bierhefe und Nährlösung annähernd
ebenso vollständig wie Dextrose, wenn auch langsamer. Auch Sorbose
gährt (nach einem Versuche zu urtheilen) mit gewöhnlicher Bierhefe
und Nährlösung, wenn auch langsam und unvollständig. Arabinose
' gährt mit Bierhefe und Nährlösung sehr langsam und unvollständig, mit
rein gezüchteter Hefe gar nicht. Milchzucker hat" noch schwächere
Gährung als Arabinose gezeigt. Nach den beschriebenen Versuchen
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 10. 1889/111. 30
466 üeber Fortschritte in der Spirituslabrikation.
kann man die betrachteten Zuckerarten nach ihrer gröfseren oder ge-
ringeren Gährungsfähigkeit in folgende Reihe bringen: Dextrose, Lävu-
lose, Galactose, Sorbose (Arabinose, Milchzucker). Ueber Galactose vgL
auch 1889 271 418.
Zur Beseitigung des üblen Geruches von Spiritus aus angefaulten Kar-
toffeln wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie Filtration durch Kies-
lilter empfohlen, oder, falls der Spiritus noch einmal destillirt werden
kann ein Zusatz von Kaliumpermanganat, wodurch bei Trennung des
Vorlaufes und Nachlaufes ein ziemlich reines Hauptproduct zu erzielen
sein dürfte. An derselben Stelle wird ein in einem Falle beobachteter
Fettgeruch eines sonst guten Spiritus auf den durch die Schmiermittel
veranlafsten Fettgehalt des Retourdampfes zurückgeführt und zur Be-
seitigung des Uebelstandes die Anwendung indirekten Dampfes ange-
rathen. Für denselben Zweck wird S. 20 die Verwendung eines sehr
reinen Talges statt des Mineralöles zum Schmieren empfohlen.
Eine Zusammenstellung über den Fuselölgehalt der Branntweine auf Grund
der im Reichsgesundheitsamte ausgeführten Untersuchungen (vgl. 1889
272 87) bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie ^ Bd. 12 S. 19. Eine
Gegenüberstellung der wesentlich Kornbranntwein herstellenden Gegenden
zu den hauptsächlich Kartoffeln verarbeitenden Gebieten ergibt folgende
Zahlen :
a) Gebiet des Kornbranntweinx.
Westfalen 0,397 Proc. Fuselöl in 100 Proc. Alkohol
Rheinprovinz . . . 0,332 „ „ „ 100 „ „
Schleswig-Holstein . 0,321 „ „ „ 100 „ „
Bremen 0,291 „ „ „ 100 „
Hannover 0,201 „ „ „ 100 „
Ostpreul'sen .
Posen . . .
Westpreulsen
Pommern . .
Schlesien . .
Brandenburg
Mittel 0,3025 „ „ „ 100 „
b) Gebiet des Kartojfelbranntweins.
. 0,381 Proc. Fuselöl in 100 Proc. Alkohol
0,365 „ „ „ 100 „
. 0,326 „ „ „ 100 „
. 0,264 „ „ „ 100 „
. 0,263 „ „ „ 100 „
. 0,162 „ „ „ 100 „
Mittel 0,3215 „ „ „ 100 „
Zu diesen Zahlen ist jedoch zu bemerken, dais der annähernd
gleiche Fuselgehalt beider Kategorien keine Schlüsse auf den Stand der
Brennerei und auf die Beschaffenheit des Rohspiritus zu ziehen ge-
stattet, denn es ist zu berücksichtigen, dafs in den östlichen Gebiets-
theilen in grofsem Umfange Rohspiritus zur Fabrikation von Trink-
branntwein verwendet wird, während in den westlichen Gebietstheilea
zum Theil eine mehrmalige Rectification des Rohspiritus stattfindet, zum
Theil ein Verschneiden mit Sprit üblich ist, also Maisnahmen, durch
welche der Gehalt an Fuselöl vermindert wird. Berücksichtigt man
dieses, so kommt man zu dem Schlüsse, dafs der Kornrohspiritus dem
Kartotfelrohspiritus gegenüber der fuselreichere ist.
Üeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 467
(Jeher den Einflufs des Aethylalkohols auf den Stoffwechsel des Menschen
hat B. Keller Untersuchungen ausgeführt {Zeitschrift für physiologische
Chemie^ 1889 S. 128), welche zu folgenden Resultaten führten :
1) Eine erhebliche diuretische Wirkung am Alkoholtage, überein-
stimmend mit allen Autoren. 2) Eine geringe Verminderung der Stick-
stoffausscheidung am Alkoholtage, was vielleicht aus einer durch den
Alkohol bewirkten Störung der Verdauung und Resorption zu erklären
wäre. An dem dem Alkoholtage folgenden Tage zeigte sich eine leichte
Vermehrung der Stickstoftausscheidung , was aus einer nachträglichen
Resorption erklärt werden könnte. 3) Die Angabe über vermehrte
Phosphorsäureausscheidung kann Verfasser nicht mit Sicherheit be-
stätigen. 4) Die Chlorausscheidung ist nicht unbedeutend vermehrt
(vgl. auch 1887 265 366).
Statistische Erhebungen über die durchschnittliche Lebensdauer der
Trinker und Nichttrinker hat die British medical Society veranlafst {Oester-
reichisch- Ungarische Brennereizeitung^ Bd. 13 S. 61, daselbst nach Amer.
Bierbrauer). Dieselben ergaben, dafs den mäfsigen Gewohnheitstrinkern
im Durchschnitte eine beträchtlich längere Lebensdauer (etwas über
9 Jahre) beschieden ist als den Total-Abstinenzlern.
Denaturirler Spiritus. Reinhardt erhebt in der Zeitschrift für ange-
wandte Chemie., 1888 S. 684, Klagen über den denaturirten Spiritus, weil
derselbe Metalle, besonders Messing, stark angreifen soll. Schenkel macht
in derselben Zeitschrift, 1889 S. 66, darauf aufmerksam, dafs nicht das
Denaturirungsmittel diese Eigenschaft besitzt, sondern dafs dieselbe durch
einen Zusatz von Säure im Ueberschusse, welcher vielfach zur Neutra-
lisirung der Pyridinbasen ausgeübt wurde, veranlafst ist. Jetzt ist dieser
Uebelstand beseitigt, nachdem durch den Beschlufs des Bundesrathes
vom 21. Juni 1888 jeder Zusatz zu dem denaturirten Spiritus, durch
welchen das Denaturirungsmittel ganz oder theilweise aus dem Spiritus
ausgeschieden oder durch welchen die Wirkung des Denaturirungsmittels
in Bezug auf Geschmack oder Geruch verändert wird, verboten ist.
Einen Spiritusprobenehmer beschreibt Vinc. Th. Magerstein in Troppau
in der Oesterreichisch- Ungarischen Brennereizeitung., Bd. 13 S. 101. Der-
selbe besteht im Wesentlichen aus einem Blechrohre, dessen untere
Oeflfhung durch eine besondere Vorrichtung mittels eines Pfropfes ver-
schlossen werden kann, nachdem das otfene Blechrohr in das Fafs ein-
gesenkt worden ist. Es wird also hierdurch eine ganze Spiritussäule
durch die ganze Tiefe des Fasses herausgestoehen und dadurch, wenn
der Spiritus nicht gut gemischt war, eine bessere Durchschnittsprobe
erhalten, als sie durch den Stechheber gewonnen werden kann.
Ueber Beziehungen zwischen den Angaben eines Vohimen und eines
Gewichts- Alkoholometers bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie., Bd. 12
S. 1, nach den Mittheilungen der kaiserlichen Normalaichungscommission
folgende Tabelle zur Umwandlung der Volumprocente in Gewichtsprocente.
468
Ueber Fortschritte in der Öpiritusl'abrUiatioii.
' s
Sc
3 0)
Gewichtsprocente
Sc
Gewichtsprocente
Gewichtsprocente
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
0,04
0,85
1,66
2,47
3,27
4,08
4,88
5,69
6,50
7,31
8,12
8,94
9,75
10,57
11,39
12,22
13,05
13,88
14,72
15,55
16,39
17,23
18,08
18,92
19,76
20,60
21,44
22,28
23,13
23.99
24,85
25.71
26,57
27,43
0,81
0,81
0,81
0,80
0,81
0,80
0,81
0,81
0,81
0,81
0,82
0,81
0,82
0,82
0,83
0,83
0,83
0,84
0,83
0,84
0,84
0,85
0,84
0,84
0,84
0,84
0,84
ü,85
0,86
0,86
0,86
0,86
0,86
0,86
34
28,29
35
29,16
36
30,03
37
30,90
38
31,78
39
32,66
40
33,54
41
34,43
42
35,33
43
36,23
44
37,13
45
38,04
46
38,94
47
39,86
48
40,78
49
41,71
50
42,64
51
43,58
52
44,53
53
45,48
54
46,44
55
47,40
56
48,37
57
49,35
58
50,33
59
51,32
60
52,31
61
53.31
62
54,32
63
55,33
64
56.35
65
57,37
66
58,40
67
59,44
0,87
0,87
0.87
0'87
0.88
0,88
0,89
0.90
0,90
0,90
0,91
0,90
0,92
0,92
0,93
0,93
0,94
0,95
0,95
0,96
0,96
0,97
0,98
0,98
0,99
0,99
1,00
1,01
1,01
1,02
1,02
1,03
1,04
1.04
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
60,48
61,53
62,59
63,66
64,74
65,83
66,92
68,02
69,13
70.26
71.39
72,53
73,68
74,84
76,00
77,18
78.37
79,58
80,80
82,03
83,28
84,54
85,82
87,12
88.44
89,79
91,16
92,56
93,99
95.45
96,95
98.51
100.13
1,05
1,06
1,07
1,08
1,09
1,09
1,10
1,11
1,13
1,13
1,14
1,15
1,16
1,16
1,18
1,19
1,21
1,22
1,23
1,25
1,26
1.28
1,30
1,32
1,35
1,37
1,40
1,43
1,46
1.50
1.56
1.62
Die Tabelle gibt für die bei verschiedenen Temperaturen abge-
lesenen scheinbaren Volumproeente die scheinbaren Gewichtsprocente au.
Letztere müssen alsdann mit Hilfe der Tabellen für die Gewichtsalkolo-
meter in die wahren Gewichtsprocente bei Normaltemperatur um-
gewandelt werden, wobei jedoch zu beachten ist, dafs die Volumen-
alkoholometer Thermometer nach Keaumur haben, während die Tafeln
für die Gewichtsalkoholometer nach dem hunderttheiligen Thermometer
angeordnet worden sind. Hat man also die Temperatur beim Volumen-
alkoholometer nach Reaumur abgelesen, so mufs dieselbe erst in Grade
Celsius umgerechnet werden, bevor man die Keduction der scheinbaren
Stärke auf die wahre Stärke mit Hilfe der Tabellen für das Gewichts-
alkoholometer vornimmt. Zu der hier mitgetheilten Tabelle ist noch
zu bemerken, dafs die rechts von den Gewichtsproceuten stehenden
Zahlen die 1 Volum|)roeeut entsprechende Differenz in Gewichtsprocenten
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 469
anseben und dazu dienen, um Bruehtheile der Volumprocente in Ge-
wichtsprocente umzurechnen.
In der Zeitschrift für Spirituiindustrie ^ Bd. 12 S. 115, wird darauf
aufmerksam gemacht, dafs neuerdings Gewichtsalkoholometer zu sehr
billigen Preisen angeboten werden, deren Zuverlässigkeit aber vielfach
keine absolute ist, trotzdem sie den Aichungsstempel tragen, denn da
in dem aichamtlichen Prüfuugsverfahren die Richtigkeit der Instrumente,
namentlich für die Alkoholometerscala, immer nur an einzelnen wenigen
Stellen untersucht wird, so bleibt in einem gewissen Umfang die Zu-
verlässigkeit der Instrumente trotz der Aichung ausschliefslich von der
Sorgfalt der auf die Herstellung verwendeten Arbeit abhängig.
Ueber die Producte der alkoholischen Gährung^ mit specieller Berück-
sichtigung der Gli/cerinbildung haben V. Thylmann und .4. Hilger {Archiv
für Hygiene^ Bd. 8 S. 451) eine grofse Reihe von Gährversuchen aus-
geführt mit Lösungen von verschiedenen Zuckerarten, bei verschiedenen
Temperaturen, bei Luftzutritt und Luftabschlufs, mit und ohne Nähr-
lösung, bei verschiedener Gälirdauer, ferner theils mit reiner, normaler
Bierhefe, theils mit Reinculturen. Die Resultate dieser Versuche waren
folgende: 1) bei langsamer Gährung und niederer Temperatur ist die
Glycerinbildung vermindert^ 2) bei Zuckerlösungen, welche einen Zusatz
von Nährlösungen erhalten haben, ist die Glycerinbildung meistens in
erhöhtem Mafse zu beobachten; 3) ob die Gährung bei Zutritt oder
Abschlufs von Luft stattfindet, ist von keinem merklichen Einflufs auf
die Glycerinbildung- 4) die Temperatur von 340 verlangsamt die Gäh-
rung, zugleich aber auch die Glycerinbildung. Das Optimum liegt
zwischen 25 und 300. ßei 150 geht die Gährung langsam, aber sehr
regelmäfsig vor sich; 5) eine starke Concentration der Zuckerlösungen
verlangsamt die Gährung, aber nicht die Glycerinbildung. Es ist daher
das Verhältnifs von Glyeerin zu Alkohol in vermehrtem Mafse zu be-
obachten und zwar am erheblichsten bei Luftzutritt.
Ueber das Vorkommen von Bakterien im normalen Pflanzengeivebe^
welches Hernheim beobachtete (vgl. 1889 272 89), hat Buchner Versuche
angestellt {Münchener medicinische Wochenschrift^ 1888 Nr. 52 S. 906),
welche die Beobachtungen Bernheim''s nicht bestätigen. Der Verfasser
konnte niemals Bakterien auffinden und hält, wenn solche im Inneren
von vegetabilischen Geweben vorkommen, dieses Auftreten für eine
pathologische Erscheinung. Der von Bernheim beobachtete Hof in den
Kulturen besteht nach den Untersuchungen des Verfassers nicht aus
Bakterien, sondern aus fein vertheiltem Fette.
Untersuchungen über die Zuckersloß'e einiger Pilzarten veröflentlicht
E. M. Bourquelot im Comptes rendus^ 1889 Bd. 108 S. 568.
Ueber den Einflufs des Saccharins auf verschiedene Fermente hat
A. Stift Versuche ausgeführt {Zeitschrift für Bübenzuckerindustrie der
österreichisch-ungarischen Monarchie^ 1889), welche zum Theil in Wider-
470 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Spruch mit denen vuu Bruylants (1889 272 91) zu dem Resultate führten,
dafs durch Saccharin sowohl die Pepsin- wie die Pankreas-Verdauung
und ebenso auch die diastatische Wirkung nicht unerheblich gehindert
wird, demnach das Saccharin nach Ansicht des Verfassers als ein ver-
dauungsstörender und daher gesundheitsschädlicher Stoff anzusehen ist.
Entfärbunyspulver für dunkelgefärbte, insbesondere für invertirte
Melasse- und Zuckerlösungen, ferner für Fuselöl, Holzgeist, Spiritus,
Essigsäure u. s. \v. von A. Gawalowsktj. Dasselbe wird nach der All-
gemeinen Zeilschrift für Spiritus- und Prefshefeindustrie^ Bd. 9 S. 453, ge-
wonnen durch auf einander folgende Behandlung des sogen. Salzpulvers
der Blutlaugensalzfabriken mit Salzsäure und Sodalösung- es soll selbst
die dunkelst gefärbten Melasse- und Zuckerlösuugen, wie solche insbe-
sondere bei der Rafßnosebestimmung nach der luvertmethode resultireu,
fast wasserhell entfärben, ohne dafs hierdurch die Drehung alterirt
wird. Preis für 1^ 18 bis 20 Kreuzer österr. W.
Eine Uebersicht über di^ Thätigkeit des kaiserl. Patentamtes mit beson-
derer Berücksichtigung der Patentklasse VI bringt die Zeitschrift für Spiritus-
industrie^ Bd. 12 Ergänzungsheft S. 108.
IrisReagenspapier^ bereitet durch Tränken von Filtrirpapier mit
einem heifs bereiteten, wässerigen Auszuge von frischer Iris versicolor,
welches durch Säuren magentaroth, durch Alkalien grün gefärbt wird,
wird in der Zeitschrift für Spiritus- und Prefshefeindustrie^ Bd. 9 S. 483,
daselbst nach .4»). Journ. pharm. ^ zum Nachweise von Säuren und
Alkalien empfohlen.
Oxalsäuregährung an Stelle von Alkoholgährung bei einem typischen.^
endosporen Saccharomyceten (^Sacch. Hansenii n. sp.) beobachtete W. Zopf
{Wochenschrift für Brauerei.^ Bd. 6 S. 457, daselbst nach Berichten der
deutschen botanischen Gesellschaft). Der Pilz war aus dem Substrat von
Baumwollsaatmehl isolirt. Er vermag sowohl Zuckerlösungen der Trauben-
zuckerreihe (Galactose, Traubenzucker) als auch der Rohrzuckerreihe
(Rohrzucker, Milchzucker, Maltose) als auch mehrwerthige Alkohole
(Dulcit, Glycerin, Mannit) zu Oxalsäure zu oxydiren.
Die antiseptischen Eigenschaften des Hydroxylamins prüfte G. Marp-
mann ( Wochenschrift für Brauerei.^ Bd. 6 S. 482, daselbst nach Pharma-
ceutische Centralhalle.^ neue Folge, 1889 Bd. 10 S. 145). Die Untersuchungen
des Verfassers ergeben, dafs Hydroxylamin eines der stärksten Pilzgifte
ist, die bis jetzt bekannt geworden sind. In einer Verdünnung von
1 : 5000 \verden beispielsweise Gähruugen verhindert, auch dann, wenn
die Flüssigkeiten sowohl reich an organischer Substanz überhaupt als
auch an entwickelungsfähigen Keimen sind. Keimfreie Substanzen werden
schon durch bedeutend gi-öfsere Verdünnung geschützt. Nährgelatine
mit 1:30000 Hydroxylamin wurde in Glasschälchen 4 Stunden offen
im Arbeitszimmer stehen gelassen, dann mit einer Glasplatte bedeckt
und nach 24 Stunden untersucht. Während drei Schälchen ohne Zusatz
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 471
Ton Hydroxylamin je 8 bis 20 Colonien entwickelt hatten, fanden sich
auf sechs Hydroxylaminschälchen keine Entwickelungen. Morgen.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
1) Prüfung von Cement.
Ein neues Werk über Portland-Cement y^Etude pratique sur k ciment
de Portland^'- von M. Candlot bespricht B. le Chatelier {Bulletin de la
societe d'encouragement., 1889 S. 212 bis 229). Dieses Werk befafst sich
mit dem eingehenden Studium der Methoden, die zur Prüfung der
Cemente Anwendung finden. Der eigentliche Werth des Buches besteht
darin, durch Ziffern, die aus einer grofsen Anzahl von "Versuchen sich
ergeben haben, die unbestimmten und häufig sich widersprechenden
Angaben der Fachleute in Frankreich richtiggestellt und in wissen-
schaftlicher Weise zum Ausdruck gebracht zu haben. Der Reihe nach
werden folgende Prüfungsmethoden der Cemente besprochen:
Die chemische Analyse.
Probe auf Feinheit der Mahlung.
Dichtebestimmung.
Ermittelung der Bindezeit.
Prüfung der Zug- und Druckfestigkeit.
Einige Beispiele, in welcher Weise Candlot den Stoff behandelt,
mögen hier gegeben werden:
1) Die chemische Analyse. Durch eine Zusammenstellung von mehr
als 30 Analysen von Portland-Cementen verschiedener Länder findet
der Verfasser, dafs die Zusammensetzung derselben nur zwischen engen
Grenzen schwankt. Berechnet man aus diesen Analysen die Zusammen-
setzung der Cemente in Aequivalenten, so erhält man auf 1 Mol. SiO.^ :
AI2O3 0,14 bis 0,27, FejOg 0,03 bis 0,07, CaO 2,77 bis 8,26 und MgO
0,07 bis 0,10 Mol. — Die Analysen beziehen sich auf möglichst aschen-
freie Cemente. Die chemische Analyse allein erlaubt aber nur einige
Cemente von besonders schlechter Qualität auszuscheiden, sie gestattet
keinen Einblick in die physikalischen Eigenschaften der besseren
Cemente.
2) Feinheit der Mahlung. Körner, die durch ein Sieb von 900 Maschen
auf das Quadratcentimeter nicht hindurchgehen, betrachtet Candlot als
indifferent und dem Sande gleichwerthig; die feinsten Cementtheilchen,
welche durch das Seidensieb hindurchgehen, haben allein Einflufs auf
die Erhärtung der Mörtel während der ersten Periode des Erhärtens.
Jene Theilchen, die durch ein Sieb von 5000 Maschen auf l^^m hin-
durchgehen, erhärten sämmtlich früher oder später und tragen zur end-
giltigen Festigkeit der Mörtel bei, ebenso sehr wie die feineren Theil-
chen. Die Bestimmung der Feinheit der Mahlung ist schon deshalb
472 üeber die rntersiiclumg und das V^erlialteii von Cement.
nothwendig, weil grofse Körner als Cement bezahlt werden und wie
Sand wirken, noch wichtiger erscheint diese Probe aber unter einem
anderen Gesichtspunkte: Die Feinheit der Cemente hat einen wesent-
lichen Einflufs auf gewisse Eigenschaften derselben, die gewöhnlich
auch Gegenstand der Untersuchung bilden, nämlich die Dichtigkeit und
die Bindezeit. Der Bestimmung der letzteren ohne Bezug auf die Fein-
heit der Mahlung kann nicht viel Werth beigelegt werden,
3) Dichtigkeit. Die Bestimmung der Dichte wird deshalb aus-
geführt, weil man eine bestimmte Relation annimmt zwischen der
Dichte und dem Grade des Brandes. Nach Versuchen von Candlot
schwankt der Werth für die „absolute- Dichte zwischen 3,154 und
3,108; erstere Zahl bezieht sich auf normal gebrannten Portland-Cement,
letztere auf schlecht gebrannten Cement: man könnte bei diesen ge-
ringen Schwankungen die Bestimmung der absoluten Dichte weglassen
(vgl. 1885 256 551 und 552). Die Bestimmung der scheinbaren Dichte
wird allein heute noch ausgeführt; aber diese hängt nicht vom Grade
des Brennens, sondern von einer Keihe von anderen Umständen ab.
In erster Linie von der Art des Aufschichtens; ein und derselbe Cement
kann auf verschiedene Weise aufgeschichtet, die Dichten 1,2 bis 2,3
ergeben. Einen wesentlichen Einflufs auf die Dichte hat auch die Gröfse
der Gefäfse; so erhielt Candlot folgende Werthe:
Gröfse des Gefäfses
DichtP
0.010'
1,150
1
1,250
100
1,450
Ferner ist sie abhängig von der Feinheit der Mahlung. Die Dichte
jener Portland-Cemente, die vollständig durch ein Sieb von 5000 Maschen
hindurchgingen, war sehr nahe an 1,000. Da aber auch hier die Unter-
schiede zwischen den Dichten gut und schlecht gebrannter Cemente
innerhalb der Grenzen unvermeidlicher Versuchsfehler lieaen, ist der
Werth dieser Bestimmung vollkommen illusorisch. Man schrieb früher
dem Brande einen bedeutenden Eintlul's auf die scheinbare Dichte zu;
dies geschah aber nur, weil man ungleich feine Cemente mit einander
verglich. Schlecht gebrannte Cemente geben bei gleicher Mahlung ein
viel feineres Pulver als gargebrannte.
4) Bindeznt. Da die Anwendung verschiedener Nadeln zur Be-
stimmung der Bindezeit sehr abweichende Resultate gibt, so wird der
Gebrauch der Nadel von 300^^ Gewicht und l"im Querschnitt empfohlen,
die von Vient vorgeschlagen wurde, und auch in Deutschland in An-
wendung kommt (vgl. 1886 261 345). Die Dauer der Bindezeit ver-
ändert sich auffallend mit der Temperatur, wie folgende von Candlot
ausgeführte Versuche ergeben :
Temperatur der Masse 7*'
1. Cement . . . . 4'"
2. ^ .... 28'
15"
200
250
300
350 C.
3h
21118'
25'
10'
augenblicklich
14'
10'
9'
8'
.,
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
47S
verzögern , während
Versuche mit Chlor-
20
40 60
1211
8h 6ii
Candlot
hat gezeigt,
"at und
Chlorid des
Eine Veränderung der Temperatur um 230 C. genügt, um die
Bindezeit von 4 Stunden auf 10 Minuten herabzusetzen. Die SehnelHg-
keit des Abbindens hängt auch ab von der Menge des zugesetzten
Wassers. Aus der Tabelle von Candlot ist folgendes Beispiel entnommen:
Wasser auf 100 Th. Cement 24 Th. 28 Th. 32 Th. 34 Th.
1. Cement 5' 20' 42' 45'
2. „ Ih lh37' 3h37' 4h
Mörtel, die aus Cement und Saud bestehen, binden immer lang-
samer ab als reine Cemente, da die nöthige Menge Wasser bei ersteren
gröfser ist. — Candlot fand, dafs alle Kalksalze — das Sulfat, Chlorid,
Nitrat u. s. w. — das Abbinden der Cemente
Kochsalz auf die Bindezeit keinen Einflufs ausübt,
calciumlösungen ergaben z. B. folgende Werthe:
Gramme Chlorcalcium in 1' 0 2 5 10
Biudezeit 52' Ih 10h 10h
Meerwasser verzögert sehr das Abbinden,
dafs diese Verzögerung ausschliefslich dem Sul
Calciums zuzuschreiben ist, die durch Umsetzung zwischen den Mag-
nesiumsalzen des Meerwassers und dem Kalke der Cemente entstanden
sind. Welchen Einflufs die atmosphärische Luft auf die Bindezeit der
Cemente ausübt, geht aus der folgenden Versuchsreihe hervor. Dei^
Cement wurde in Säcken an einem trockenen Orte aufbewahrt, und
vor jedem Versuch der Inhalt derselben tüchtig durchgeschüttelt.
Zeit der Lufteinwirkung in Monaten .1 2 3 4
Bindezeit auf Süfswasser bezogen . 40' Ih 4h 25' 11h 50'
„ „ Meerwasser „ . 3h 6h 40' 10h 25' 14h 20'
Der Gehalt an Kohlensäure und Wasser war nach 4 Monaten 2,45 Proc.
Candlot befafst sich eingehend mit der Bestimmung der Zugfestig-
keit und bespricht nicht die Druckfestigkeit, da letztere, obgleich weit-
aus zuverlässiger, weniger gebräuchlich ist (vgl. die deutschen Normen).
An ersterer hat er allerlei auszusetzen; so stimmen die Angaben der
Probekörperchen untereinander nicht überein, wenn sie auch aus dem-
selben Materiale und auf die gleiche Art hergestellt wurden. Ein
anderer, sehr bedeutender Fehler besteht darin, dafs die Zugfestigkeit
nicht dem Querschnitt der Probekörper proportional ist. Candlot erhielt
folgende Resultate mit Probekörperchen von 16qcm und 5qcm Querschnitt:
Zugfestigkeit in Kilogrammen für Iqc.
Quer-
schnitt
7 Tage
28 Tage
3 Mon.
6 Mon. 9 Mon.
1. Cement
Mörtel 1:3 ...
2. Cement .....
Mörtel 1:2 . . .
( 5qc
neqc
\ 5qc
?16qc
\ 5qc
} 16qc
S 5qc
( 16qc
34,6
14
13
8,1
32,2
14,8
15,9
8,4
53,5
37,9
16
9,7
58,4
28,7
18,6
11,8
68,9
47,2
16,5
10,5
64,9
29,7
21,8
12,2
58
40,0
16,2
10,6
68,4
32
24,4
14,7
56,6
41
18
10,5
72,6
28,1
25,4
16,3
474 Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Ceraent.
Die Zugfestigkeit scheint eher dem Umfange als der Fläche pro-
portional zu wachsen.
Aenderung der Festigkeit mit der Zeit. Guter Cement nimmt an
Festigkeit zu, bis er nach einer bestimmten Zeit ein Maximum der-
selben erreicht hat, auf welchem sich die Festigkeit ohne merkbare
Abnahme erhält. Andere Cemente nehmen nach einiger Zeit an Festig-
keit bedeutend ab, so z. B. Bindemittel, die zu viel Kalk enthalten
oder unvollständig gebrannt sind ; nachdem sie die Festigkeit der besten
Cemente erreicht haben, bekommen sie Risse und zerfallen nach einem
oder mehreren Jahren. Eine ähnliche Erscheinung zeigen auch zu-
weilen gute Cemente unter gewissen Umständen. Reiner Cement,
genügend fein gemahlen und mit Meerwasser befeuchtet, zeigt ein
Maximum der Festigkeit zwischen dem 3. und 6. Monat der Erhärtung.
Die schliefsliche Festiokeit ist etwas seringer. Aber in diesem Falle
ist die scheinbare Anomalie die Folge der Vorgänge bei den Versuchen 5
sie bezeichnet keine Verminderung des wahren Zusammenhalts des
Cementes, denn man findet sie nicht wieder in den daraus hergestellten
Mörteln. Diese scheinbare Verminderung der Festigkeit ist nur bei
Probekörpern zu beobachten, die im Bruche sich dem Glase ähnlich
verhalten, die nicht am kleinsten Querschnitt, sondern an verschiedeneu
anderen Stellen brechen, bei denen der Bruch häutig von der AngrifFs-
stelle der Eisenzaugen seinen Ausgang nimmt (vgl. W. Michaelis .^^Zur
Beurtheilung des Cementes'-' BerHn 1876). Die Zahlen für die Zugfestig-
keit schwanken in solchen Fällen sehr bedeutend, eine Probe ergibt
oft den doppelten Werth der anderen. — Aus den Tabellen des Herrn
Candlot ist auch zu ersehen, dafs die Erhärtung der Cemente nach
8 bis 50 Tagen ein nur sehr unvollständiges Bild gil)t von der Festig-
keit der Cemente nach 1 bis 2 Jahren.
Die Menge Anmachwasser wird besprochen, ebenso die Beschaffenheit
des letzteren. Das Meerwasser gibt andere Festigkeiten als Süfswasser;
aus seinen Tabellen konnte der Verfasser aber keine bestimmte Regel
ableiten. Die Unterschiede schwanken mit der Natur der Cemente,
der Menge des Anmachwassers, des zugesetzten Sandes u. s. w. Die
Abweichungen sind aber nie sehr bedeutend.
Die Temperatur hat nicht nur Einflufs auf die Bindezeit, sondern
auch auf die Widerstandsfähigkeit der Cemente, die mit zunehmender
Temperatur etwas abzunehmen scheint. Aber die Versuche sind hier
nicht sehr beweiskräftig: Candlot scheint nur sehr kalkreiche Cemente
untersucht zu haben, auf die allerdings der Einflufs der Temj)eratur
unbestreitbar ist; ihre Zugfestigkeit nimmt in hohem Mafse ab mit der
Steigerung der Temperatur. Hier wären noch weitere Versuche wün-
schenswerth.
Candlot fand, dafs Mörtel, die mit Meerwasser angemacht und dann der
Luft ausgesetzt wurden, fester wurden, als wenn sie im Wasser verblieben:
üeber die Untersuchung und das Vei-halten von Cement.
475
3 Monate 6 Monate 9 Monate
Wasser .... 15,6 20,7 19,5
Luft 29,5 36 42
Bei Süfswasser waren die Resultate zweifelhaft. Man hat hier
den Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu berücksichtigen (vgl. die Versuche
von Dyckerhoff weiter unten). Bei Meerwasser scheint der Gehalt an
hygroskopischen Salzen die Erhärtung zu begünstigen.
Poröse Oberflächen verursachen eine schnellere Erhärtung als
solche, die kein Wasser aufzunehmen vermögen. Dafs die Natur des
Sandes, die Quantität desselben, die Menge des Anmachwassers die
Festigkeit beeinflussen, ist bekannt. Alle bisher besprochenen Umstände
von Einflufs auf die Festigkeit sind von der Natur der Cemente un-
abhängig; sie verändern die Resultate der Festigkeitsprüfung und würden
Fehler hervoi-rufen, wenn man sie nicht berücksichtigen würde. Die
wichtigsten Eigenschaften der Cemente selbst, welche die Art ihrer
Erhärtung bedingen, sind die Zusammensetzung, der Grad des Brandes,
des Alters und die Feinheit der Mahlung.
Abweichungen in der Zusammensetzung haben zwei ganz entgegen-
gesetzte Wirkungen, je nachdem der Kalk- oder der Thongehalt vor-
herrscht. Ein Ueberschufs an Kalk gibt Cemente, die schnell erhärten,
aber bald rissig werden und zerfallen; ein Ueberschufs an Thon be-
wirkt, dafs der Cement während des Erkaltens zu Staub zerfällt, lang-
sam bindet, aber seine Festigkeit beibehält.
I 7 Tage 28 Tage 3 Mon. 6 Mon. 9 Mon
38
49
25
49
41
35
56
58
35
38
Normaler Cement 21
Cement mit viel Kalk .... I 37
Schwerer kieselreicher Staub . H 18
Cemente, die nicht genügend gebrannt sind, verhalten sich wie
solche mit einem Ueberschufs an Kalk.
Die sicherste Schlufsfolgerung, die man aus den Experimenten
Candlot's ziehen kann, ist die, dafs die Proben auf Zugfestigkeit kein
Bild von der wahren Widerstandsfähigkeit der Cemente geben. Die
Zugfestigkeit hängt in der That aufser von der Qualität der Cemente
auch noch von einer grofsen Anzahl äufserer Umstände ab. So ändert
sich der Widerstand auf l^cm mit dem Querschnitte; er ist von der
Temperatur, der Menge und Beschaffenheit des Anmachwassers ab-
hängig; endlich wird der Cement meist nicht auf Zug-, sondern ge-
wöhnlich auf Druckfestigkeit beansprucht.
Die Proben mit heifsem Wasser verwirft Candlot vollständig, ohne
für seine Anschauung die genügende Anzahl von Beweisen zu bringen.
Le ChateUer rügt diesen Mangel, indem Versuche mit heifsem Wasser
doch gewisse Vortheile bieten : heifses Wasser beschleunigt die Hydra-
tisation der Cemente und läfst einen Ueberschufs an Kalk und andere
Mängel eher erkennen, als die Versuche mit kaltem Wasser.
476 Uebcr die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Nachdem Candlot in höchst genauer Weise alle Umstände studirt
hat, die auf die Untersuchung der Cemente von Einflufs sein können,
trachtet er eine Methode anzugeben, diese Proben möglichst fehlerfrei
auszuführen. In der That, eine Schlufsfolgerung, die man aus der
Arbeit des Verfassers ziehen kann, ist die, dafs die Proben, man möge
sie mit der peinlichsten Genauigkeit ausführen, nur sehr wenig von
den wahren Eigenschaften der Cemente erkennen lassen. Man wird
mit ihrer Hilfe in bestimmten Fällen mit Sicherheit sagen können, dafs
ein Cement schlecht, aber niemals, dafs er wirklich gut ist, was zu
wissen viel interessanter wäre. Zum Schlüsse des Referates wird
hervorgehoben, welche Eigenschaften der Cemente für die Praxis zu
bestimmen wünschenswerth wäre.
Die Arbeit von Candlot ist jedenfalls als recht werthvoU der Auf-
merksamkeit der Fachmänner zu empfehlen. Die wenigen hier wieder-
gesehenen Zahlenangaben sind aus Tabellen des Werkes entnommen,
das viele Hunderte derselben enthält, und diese selbst wieder sind aus
Verzeichnissen von Versuchen ausgezogen, die Tausende derselben
enthalten. Die so bestimmten Zahlen verdienen ein ganz besonderes
Vertrauen. — Aufserdem enthält das Werk CandloCs noch sehr nützliche
Anweisungen über den Gebrauch der Portland-Cemente im Allgemeinen,
über den rasch bindenden Portland-Cement und über die Anwendung
von Chlorcalcium, um die Eigenschaften desselben zu verändern.
Die Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung von Portland-
Cement (vgl. 1886 2ßl 344) sind nach Erlafs vom 28. Juli 1887 des
Ministers für öffentliche Arbeiten von den ihm unterstehenden Behörden
in Zukunft den Lieferungen von Cement zu Grunde zu legen. An dem
Entwürfe wurden vorher wenige kleine Abänderungen vorgenommen.
Statt „Definition'' ist „Begriflserklärung"' gewählt. Die Begründung
zu I ist geändert worden; sie heifst jetzt:
„Im Interesse der Verkäufer und des sicheren Geschäftes ist die Durcli-
führung eines einheitliclicn Gewichtes dringend geboten. Hierzu ist das weit-
aus gebräuclilichste und im Weltverkehr fast ausschliefslich geltende Gev?icht
von 180k Brutto = etwa 400 Pfd. englisch gewählt worden."
Der zweite Absatz fällt weg. In den Erläuterungen zu II ist das
Wort „Consistenz''' durch „Dickflüssigkeit" ersetzt worden. Im 2. Ab-
satz heifst es:
„Für genaue Ermittelung der Bindezeit und zur Feststellung des Beginnes
des Abbindens, welche (da der Cement vor dem Beginne des Abbindens ver-
arbeitet werden mufs) bei rasch bindenden Cementen von Wiclitigkeit ist,
bedient man sich einer Normaiuadel von SÜUp Gewicht, welche einen cylin-
drischen (? D. Ref.) Querscluiitt von Iqmni Fläche hat und senkrecht zur
Achse abgeschnitten ist."
Eine der wichtigsten Aenderungen betrifft den Absatz über die
Volumenbeständigkeit. Derselbe lautet jetzt:
„Portland-Cement ioll volumenheständig sein.^'
Die Worte: „Als vorläufige, eine rasche Beurtheilung gestattende
Kleinere Mittheilungen. 477
Probe wird die Darrprobe empfohlen'- sind gestrichen worden, ebenso
die Erläuterungen zu III, worin die Durchführung der Darrprobe aus-
einandergesetzt ist, und desgleichen ist im ersten Absatz der Erläute-
rungen hinter den Eingangsworten „Zur Ausführung der" das Wort
„entscheidenden" gestrichen worden. Der Antrag auf Fortfall der Darr-
probe wurde vom Vorstande des Vereins deutscher Cementfabrikanten
selbst beantragt, und zwar weil sie in zwei Richtungen zu schweren
Irrthümern Veranlassung geben kann. Sie kann einen Cement als nicht
\ olumenbeständig darstellen, der in der That volumenbeständig ist, und
kann einen Cement als volumenbestäudig darstellen, der es nicht ist.
In der Begründung zu Nr. V: „Festigkeitsproben" sind die Worte
am Schlüsse des 3. Satzes: „Die Zugsprobe soll nur als Controlprobe
für die Gleichmäfsigkeit der gelieferten Waare gelten" gestrichen worden.
Der Vorstand des Vereins deutscher Cementfabrikanten macht in
einem Rundschreiben noch besonders darauf aufmerksam, dafs die
Normen, wie schon ihre Ueberschrift ergibt, nur zum Vergleiche ver-
schiedener Portland-Ceviente unter einander, nicht aber zur Werthver-
gleichung mit anderen hydraulischen Bindemitteln benutzt werden können.
Durch alleinige Prüfung auf Bindekraft zu Sand, wie sie die Normen zur
Prüfung von Portland-Cement vorschreiben, kommen nicht alle Eigen-
schaften eines hydraulischen Bindemittels zum Ausdrucke. Dieselben
zeigen in Bezug auf Volumenbeständigkeit, Festigkeit mit anderen Sand-
zusätzen und bei anderen Erhärtungsweisen, wie die in den Normen
vorgeschriebenen, ferner in Bezug auf Wasserundurchlässigkeit, ihre
Widerstandskraft gegen Witterungseinflüsse u. s. w. ein sehr verschie-
denes Verhalten. Sie müssen daher auch in dieser Richtung geprüft
werden. (Fortsetzung folgt.)
Die Prüfung des Schweifseiseiis der Kettenbrücke in Kiew
bildete den Gegenstand einer Mittheilung, welche der Brückenbau-Ingenieur
Professor Belelvbski in einer Sitzung der Kaiserlich Russischen Technischen
(Gesellschaft vorgetragen hat. Die in Rede stehenden Prüfungen sind im me-
chanischen Laboratorium des Petersbui-ger Instituts der Verkehrsingenieure
ausgeführt und liefern einen werthvollen Beitrag zur Beantwortung der Frage,
ob das Eisen der Brücken nach langjähriger Beanspruchung einer Aenderung
seiner mechanischen Eigenschaften aiisgesetzt ist oder nicht. Der Frage konnte
nähergetreten werden, da sich im Magazin der Kiewer Kettenbrücke einige
Kettenglieder befanden, die bei der Herstellung des Bauwerkes übrig geblieben
waren. Die Prüfungen fanden an zwei Gruppen von Probestücken statt, von
denen die einen aus einem der Brücke entnommenen Kettengliede, die anderen
aus einem der im Magazin vorhandenen Vorrathsglieder, und zwar unter Be-
nutzung einander entsprechenderstellen der Stäbe, hergestellt waren. Die
mittels einer W^erder'schen Maschine ausgeführten Versuche haben ergeben, dafs:
1) das vor mehr als vierzig .Jahren zubereitete Eisen vollständig den Be-
dingungen entspricht, welche gegenwärtig an das Brückeneisen gestellt werden 5
2) dafs nennenswerthe Aenderungen der mechanischen Eigenschaften des
Eisens durch dessen vierzigjährige Beanspruchung nicht hervorgerufen worden
sind. Das letztere Ergebnifs deckt sich mit den Schlufsfolgerungen über die
478
Kleinere Mittheilungen.
Beständigkeit der Eigenschaften des Eisens, zu welchen Professor Baufchinger
in München auf Grund seiner Untersuchungen des Eisens aus alten Brücken
und bei Prüfungen mit wiederholten Beanspruchungen gelangt ist.
Die Länge derjenigen Probestücke der Kiewer Brücke, bei welchen die
Beanspruchung parallel zur AValzriehtung erfolgte, betrug SOOcnni. Das aus
einem der Kettenglieder der Brücke entnommene Eisen zeigte eine Zugfestig-
keit von rund 3J:1<,5 auf l'imm, eine relative Ausdehnung von rund 14 Proc,
eine Zusammenziehung des Querschnittes von rund 17.4 Proc; das aus einem
der Vorrathsglieder entnommene Eisen dagegen zeigte eine Zugfestigkeit von
rund 35k auf Iqmm ^ eine relative Ausdehnung von rund 13,4 Proc. und eine
Zusamraenziehung des Querschnittes von rund 18,8 Proc. (Nach Centralblatt
der Baurerwaltung vom 24. August 1889.)
Schwungrad mit aus Draht gewickeltem Schwungringe.
Die sich stets wiederholenden und namentlich im Walzvverksbetriebe (vgl.
1887 265*65) vorkommenden Schwuiigradexplosionen haben wiederholt die
Frage angeregt, ob das bisher zu den Schwungrädern benutzte Material nicht
durch ein widerstandsfähigeres zu ersetzen sei. Aus diesem Bestreben gingen
die Constructionen aus Schmiedeeisen hervor, in denen entweder das ganze
Schwungrad aus Schmiedeeisen hergestellt wurde oder aber es wurde wenig-
stens der Schwungring aus Schmiedeeisen hergestellt. Im ersteren Falle
wurden die Speichen durch zwei geschlossene, llach kegelförmige Wände von
Kesselblech ersetzt, deren radiale Verbindungsstellen durch Laschen vernietet
wurden, welche zugleich zum Abstützen dienten. Der Schwungring besteht
aus Flacheisen, welche in einfacher Weise und mit versetzten Stöfsen ent-
weder hochkantig oder llach gebogen, zum Ringe zusammengebaut werden.
Im anderen Falle beschränkte man sich darauf, nur den Ring aus Schmiede-
eisen herzustellen oder aber den Gufseisen-Schwungring durch warm umgelegte
schmiedeeiserne Ringe zu verstärken; wobei in Folge des Schwindens des
Ringes ein für das feste Gefüge des Schwungringes vortheilhaftes Zwängen
entsteht. Nicht selten wählte man zu diesem Verstärkungsringe ein breites
Flacheisen, um dasselbe zugleich als Riemscheibe benutzen zu können.
Neuerdings hat sich R. Manneimann eine Schwungradoinrichtung patentiren
lassen (D. R. P. Nr. 47209 vom 12. August 1888), bei welcher der Schwungring
aus straff gewickeltem Drahte besteht und welche stab- oder ringförmige
Speichenstützen aufweist. Die Absicht des Ertinders ist, alle auf Ueberwin-
dung von Zugkräften berechneten Verbindungen des Schwungringes mit den
zwischen dem Schwungringe und der Nabe befindlichen Gliedern des Schwung-
rades zu vermeiden. Demgemäfs wird Draht um eine Nahe, mit oder ohne
Einschaltung loser, lediglich Druckkräften Widerstand leistender Zwischen-
glieder mit einer so hohen Spannkraft aufgewickelt, dafs bei der für das
Schwungrad bestimmten Umfangsgeschwindigkeit" die beim Aufwickeln dem
Drahte ertheilte Zugspannung einschliefslich der durch die Fliehkraft in der
Bewickelung erzeugten Zugspannung noch eben unter der zulässigen höchsten
lüeinere Mittheilungen. 479.
Beanspruchung des Drahtes bleibt. Die Zwischenglieder brauchen demnach
nur die durch die Wickelung erzeugten Druckspannungen auszuhalten und
kann deshalb die Umfangsgeschwindigkeit gegenüber der gebräuchlichen um
das Doppelte erhöht werden, ohne dal's Explosionen zu befürchten wären.
Das Schwungrad besteht nach der Textfigur aus der Gufseisennabe a, den
daran geschraubten zwei seitlichen Blechscheiben 6 und den Stützen r, welche
mit b verschraubt sind. Der Draht wird so über die Stützen gewickelt, dal's
er sich gleichmäfsig zwischen die Scheiben b legt. Der Stahldraht hat am
besten einen Durchmesser von 4mm und wird auf das Schwungrad gewickelt,
während die fertig aufgestellte Maschine dieses langsam dreht.
Zum Anspannen des Drahtes dient ein Richtwalzwerk, durch welches
derselbe über drei untere Rollen streicht, auf welche er durch zwei obere,
anstellbai-e Rollen aufgedrückt wird. Zur genauen Regelung der Spannung
ist zwischen dem Rieht walz werke und dem Schwungrade ein Gewicht an-
gebracht, welches mit einer Rolle auf dem Drahte gleitet. Zur Führung des
Drahtes behufs richtiger Aufwickelung dient ein nahe vor der Aufwickelungs-
stelle angebrachtes Führungsauge. Es bedarf wohl nicht der Erwähnung,
dafs es nicht genügt, das Schwungrad lediglich gegen die Einwirkung der
Fliehkraft zu sichern. Mit besonderer Sorgfalt wird man auch darauf zu
achten haben, dafs die Construction bei Störungen in der Bewegungsrichtung,
wie es bei Walzwerken gar häutig vorkommt, hinreichend fest ist. Dieser
Bedingung kann durch die Wahl der Blechstärke b in jedem Falle genügt
werden.
Verllütmig des Abblätterns von Oelfarbenanstrieli auf Cementverputz.
Dem bekannten Uebelstand des Abblätterns von Oelfarbenanstrich von
Cementvei-putz wird bekanntlich durch sogen. Tödten des freien Aetzkalkes
begegnet. Bisher wurde für diesen Zweck Eisenvitriol verwendet; viel besser
kommt man nach Dr. Sels zum Ziele, wenn man statt Eisenvitriol freie Leinöl-
fettsäure anwendet. Der frische Cementverputz ist mehrmals mit Wasser gut
abzuspritzen, um das Alkali zu entfernen, die Fläche zweimal mit Leinöl-
fettsäure zu tränken, worauf man nach dem Trocknen die Leinölfarbe streichen
kann (^Chemiker- Zeitung. 1889). Zg.
Neues optisches Glas.
üeber ein neues optisches Glas, das in Schweden seit Kurzem hergestellt
werden soll , haben schon mehrfach kleinere Notizen die technische Literatur
durchlaufen. Nach einer Notiz im Diamant.^ 1889 S. 347, ist das neue Glas
absolut durchsichtig, sehr hart und nimmt eine vorzügliche Politur an. Es
wird dies durch geringe Zusätze von Phosphor und Bor erreicht, von Stoffen,
welche bisher niemals in der Glasfabrikation Verwendung fanden. (Diese
Angabe ist wohl auf einen Irrthum zurückzuführen, indem Bor oder Phosphor,
als solche dem Glassatze zugesetzt, sich entweder vertlüchtigen oder Färbungen
hervorrufen würden : es soll wohl heifsen Borsäure und Phosphorsäure. Körper,
mit denen Schott auch gute Erfolge erzielt hat. Vgl. 1889 273 129. D. Ref.)
Die werthvollste Eigenschaft der neuen Glasmasse soll darin liegen, dafs
sich daraus mit Leichtigkeit vollkommen achromatische, d. h. keine störenden
Farbenränder zeigende Linsen herstellen lassen. Die bisher gebrauchten .
Mikroskoplinsen gestatten das Erkennen von i/jgQQQmm^ die neuen Linsen sollen
^/SSOOOOO™"^ noch erkennen lassen, also mehr als SOOmal so leistungsfähig sein
als die bisher gebräuchlichen Gläser (!). Dafs der Besitz eines solchen Glases
allerdings bedeutende Umwälzungen hervorrufen würde in jenen Wissen-
schaften, deren Entwickelung auf die Brauchbarkeit optischer Instrumente
angewiesen ist, liegt klar auf der Hand: vorläufig müssen wir die Nachricht
etwas vorsichtig aufnehmen. Zg.
Tafelgeschirre ans Metallschlacken.
Gegenwärtig sollen in grofsem Mafsstabe in dem Staate Colorado der
Vereinigten Staaten Amerikas Tafelgeschirre aus Metalischlacken erzeugt werden.
In den Gold-, Silber- und Kupfer-Schmelzhütten, welche die Stadt Argo um-
geben, wird jährlich eine kolossale Menge von Metallschlacken erzeugt. Nach
4bU BucllLT-AuZClgtJJl.
langem, vergeblichem Sinnen, diese Abfälle zu verwertlien . hat man neuer-
dings angelangen, diese Sclilacken nochmals einzusclmielzen, um alle mög-
liclien Tafelgeschirre und Ziergefiifse daraus herzustellen. Trinkgefäfse,
Schüsseln, Teller, Schalen, Vasen, Krüge u. s. w. aus diesem Materiale bilden
gegenwärtig einen beliebten Luxusartikel in den Vereinigten Staaten.
Da die geschmolzonen Schlacken sich sehr llüssig erweisen, so lassen sich
die zartesten Formen daraus giefsen. Die hergestellten Gegenstände nehmen
sich ganz reizend aus, und die wellenförmigen, in herrlichen Farben schillern-
den Flammen und Linien, welche das Material durchziehen, geben demselben
eine Aulsentläche von opalartigem oder onj'xälmlichem Aussehen. Dazu
kommt noch, dafs die Geschirre aus dem metallischen Glase grofse Wider-
standsfähigkeit gegen Zerbrechen zeigen, welche nach Scientific American sogar
der des Gufseisens nahe kommen soll.
Die Schlacke soll zunächst bei intensiver Hitze geschmolzen und dann
in Wasser abgelassen werden. Nach dem Abkühlen wird die Schlacke mit
einem sauren Zuschlag versehen, nochmals eingeschmolzen und gegossen.
Die als färbende Zusätze verwendeten Metalloxyde sind Geheimnifs der
Fabriken. Jedenfalls verdient die neue Industrie auch bei uns volle Beachtung
{Bayerisches Industrie- inid Gewtrheblatl). Zy.
Darstellung von Cement unter Benutzung von Alkallsalzen.
Ein verbessertes Verfahren der Fabrikation von Cement unter Anwendung
von Alkalisalzen liefsen sich A. Brandreth und 0. Tropp in Wien patentiren.
Die Schlacke, wie man sie bei der Roheisenerzeugung erhält, Kalkstein,
Dolomit oder Kreide, und, wenn die Schlacke arm an Thonerde ist, auch
noch Bantit oder ein demselben gleich zusammengesetztes künstliches Ge-
menge, werden fein gepulvert und gemischt, so dafs das Gemenge
60 bis GS Proc. CaO
22 „ 26 „ SiO.,
6 „ 10 „ Al.^Ög
enthält; die Mischungsverhältnisse werden aus der chemischen Anal3'se be-
rechnet. Dieses Gemenge wird mit der wässerigen Lösung eines Alkalisalzes,
z.B. Chlorkalium, Steinsalz, Salpeter, Soda u. s. w. gemengt, zu Klumpen
oder Ziegeln geformt, welche getrocknet, gebrannt, zerkleinert werden, und
zwar in derselben Weise, wie dies gewöhnlich bei der Fabrikation von Port-
land-Cement gebräuchlich, bis derselbe zum Gebrauch fertig ist. Die Menge
des zugesetzten Alkalisalzes beträgt 0,3 bis 1 Proc. des Ilohraateriales (Oester-
reichisch-Ungarisches Patent vom 27. Januar 1889). Zq.
Bücher-Anzeigen.
Tecliniscli-cliemische Rechenaufgaben von Kalwann und Morawski. Wien
A. Holder. 44 S.
Die Verfasser haben ihre Aufgaben dem Gebiete der chemischen Tech-
nologie entnommen, um dem Unterrichte in demselben mehr Anreguno- zu
geben. Die ersten 7 Abschnitte behandeln Theile aus der anorganischen
Chemie: 1) Verlirenuung, 2) Schwefel und Salpetersäure, 3) Kochsalz, Sulfat,
Salzsäure, Soda, Natron, Chlor, 4) Kalisalze, Brom, Jod, Ammoniak, 5) Kalk,
Cement, Glas, Keramik, 6) Eisen, 7) Beizmittei. Die folgenden Abschnitte
sind 8) der Stärke- und Zuckerfabrikatiou, ü) Bierbrauerei, 10) Spiritus-, Li-
queur- und Essigi'abrikation, 11) Fettindustrie, 12) der Düngerfabrikatioii ge-
widmet. Die Aufgaben sollen den Sinn für die Praxis wecken und als
Wiederholung der betreffenden Theile der Technologie dienen. Wenngleich
die Sammlung zunächst nur für Gewerbeschulen (technische Mittelschulen)
bestimmt ist, so wird sie doch auch anderen Kreisen willkommen sein.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neue Prefsluftanlagen. 481
Neue Prefsluftanlagen.
Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 27.
Die Einrichtung der Prefsluftanlagen in Paris, Leeds, Birmingham
u. s. w, (vgl. 1889 272 * 108) und deren erfolgreicher Betrieb haben
veranlafst, dafs die Technik sich der Ausbildung der Kraftleitungen mit
besonderer Sorgfalt hingibt, um sowohl die Verwendung der in den
Leitungen fortgeführten Prefsluft zu erweitern, als auch die Einzelein-
richtungen für die Anlagen einfacher zu gestalten.
Der Constructeur der Pariser Prefsluftanlage, Victor Popp in Paris,
bringt eine neue Art der Verwendung verdichteter Luft zur Bethätigung
von Dynamomaschinen behufs Erzeugung elektrischen Lichtes in Vorschlag
.(-"■D. R. P. Kl. 46 Nr. 47 546 vom 25. December 1887). Eine solche An-
lage hat naturgemäfs nur dort Zweck und Aussicht auf praktische Ver-
wendbarkeit, wo — wie dies eigenthiimlicher Weise in Paris der Fall
ist — die Erzeugung elektrischer Ströme an Centralstellen und deren
Fortleitung an die Gebrauchsorte nicht eine so vorzügliche und grofsartige
Ausdehnung gefunden hat wie in Deutschland.
Die in folgendem zu beschreibende Anlage soll in Paris vielfache
Verwendung bereits erfahren haben und mit bestem Erfolge seit Jahres-
frist in Thätigkeit sein.
Handelt es sich um die Herstellung von elektrischem Lichte, so
mufs der Arbeitsdruck auf den Kolben des Cjlinders der Betriebs-
maschine und die Kraft zur Erzeugung dieses Druckes im Verhältnisse
stehen zu der Elektricitätsmenge, welche durch eine bestimmte Anzahl
im Betriebe befindlicher elektrischer Lampen verbraucht wird. Aus
diesem Verbrauche bestimmt sich dann die auf eine Dynamomaschine
zu übertragende Kraft. Nöthig ist es also, in jedem Augenblicke selbs-
thätig den betreffenden Schwankungen Rechnung zu tragen, damit nicht
die Lampen beschädigt oder mehr Kraft verbraucht wird als nothwendig
ist, und ferner eine Erhitzung der Dynamomaschine verhindert wird.
Aufserdem ist auch durch eine selbsthätige und ununterbrochene Schmie-
rung der Theile dafür zu sorgen, dafs ein Heifslaufen nicht eintritt.
Diesen Anforderungen entspricht die in Fig. 1 dargestellte Ein-
richtung.
Die verdichtete Luft, die den Hahn A^ gleichviel unter welchem
Drucke, durchströmt, nachdem sie bei B von mitgeführtem Wasser be-
fi-eit worden ist, tritt bei C in einen Apparat ein, der den Druck und
den Widerstand in der elektrischen Stromleitung selbsthätig regulirt.
Der Apparat enthält entlastete Ventile und wird auf den gewünschten
Druck und für veränderliche Leistung eingestellt. Durch eine Gasuhr
bei E wird die Menge der durchstreichenden Luft gemessen. Die Lutt
durchströmt bei F einen Wärmofen mit ununterbrochener Heizung und
Rauchabzug f und tritt dann gegen den Kolben einer als Betriebsmaschine
Dingler-s polyt. Journal Bd. 273 Nr. 11. 1889/111. 31
482 Neue Prefsluftanlagen.
dienenden rotirenden Maschine G mit selbsthätiger Schmierung. Die
bei H ausströmende Luft wird gegen die Dynamo geleitet, um diese
kühl zu erhalten.
Der selbsthätige Apparat enthält eine Riemenscheibe und einen
Kugelregulator und steht mit der Dynamo J in Verbindung, um die
Einlafsöffnung für Luft mehr oder weniger zu öffnen oder zu schliefsen,
je nach der Umdrehungszahl, welche die Dynamo hat. Druck und
Menge der gegen den Kolben der Maschine zu lassenden Luft oder dea
Dampfes werden vermindert oder vermehrt, indem man ihre Leistung
an Kraft und Geschwindigkeit je nach dem Wechsel in der Geschwin-
digkeit der Dynamo vermehrt oder vermindert.
Der Hebel c 'folgt der Auf- und Abbewegung des Regulatorstell-
zeuges, und mehrere vom Hebel Cj getragene Eisenspitzen tauchen je
nach der Hebelstellung in ein oder mehrere mit Quecksilber gefüllte
Gefäfse c^ ein. Mit diesen sind Widerstände verbunden, die von dem
elektrischen Strome in gröfserer oder kleinerer Anzahl zu durchfliefsen
sind, je nachdem die Anzahl der in das Quecksilber eintauchendea
Spitzen eine gröfsere oder kleinere ist.
Diese Regulirung durch die Geschwindigkeit der Dynamo und einen
selbsthätigen Widerstand vermeidet unrichtigen Gang des Motors und
begegnet jedem Wechsel der Geschwindigkeit der Dynamo und einer
übermäfsigen Leistung derselben im Verhältnisse zu dem Verbrauche
der Lampen.
Fig. 2 zeigt im Senkrechtschnitte einen Regulator, durch welchen
mittels mechanischer Einwirkung der Dynamo der Luftdruck selbsthätig
geregelt wird. Der Regulator soll bei der elektrischen Beleuchtung
einerseits die Betriebskraft und andererseits den Widerstand in der
elektrischen Stromleitung regeln. Derselbe enthält einen Ventilkasten A.
Ein Ständer mit zwei Füfsen B auf diesem Kasten dient zur Lagerung
eines Schwungkugelregulators, und die Ventilstange r ist bei s an die
Stange i angekuppelt, die durch die Hohlspindel n führt, auf welcher
das Kegelrad f festsitzt. Bei v ist die Stange i mit der Regulatormuffe
verbunden; sie folgt also dem Steigen oder Sinken der Kugeln nj. Oben
bei B^ VAi die Spindel n am Ständer drehbar gelagert. Der bei X an
die Regulatormuffe angreifende Hebel h ist bei Aj an einem Halter am
Ständer drehbar und steht bei A,i durch einen Bolzen mit dem läng-
lichen Auge eines zweiten Hebels h in Verbindung, welcher einen Dreh-
punkt A, an einem zweiten Halter ,hat. An diesem Hebel ist mittels
Kautschuklage eine Contactschiene k isolirt und von dieser führen
Spitzen l von verschiedener Länge abwärts in Gefäfse m, die Queck-
silber oder ein anderes leitendes Metall enthalten. In diese Gefäfse
münden andererseits elektrische Leitungsdrähte ein, die mit elektrischen
Widerständen verbunden sind. Bei o schliefst sich der Leitungsdraht
an die Klemme k an', die den Strom weiter leitet. Wenn nun der
Neue Prefsluftanlagen. 483
Hebel h gegen die Gefäfse m gesenkt wird und mehrere Spitzen l in
deren Inhalt eintauchen, so wird dem elektrischen Strome ein vermehrter
Leitungswiderstand gegeben. Mit dem Kegelrade f der Regulatorspindel
ist das Kegelrad /"j in Eingriff, auf dessen Welle eine Schnurscheibe e
sitzt, von welcher eine Treibschnur nach einer Scheibe der Welle der
Dynamo führt.
Wenn nun z. B. mehrere Lampen gelöscht werden, so würde dies
einen geringeren Bedarf an Elektricität erfordern, es würde aber die
motorische Kraft nicht geändert werden. Die Geschwindigkeit der
Maschine wird also etwas zunehmen, und diese Zunahme wird durch
die Kegelräder //", auch auf die Regulatorspindel n übertragen. Die
Kugeln des Regulators heben sich dann und vermindern unter Hebung
der Ventile b mittels der Stange r das Volumen Luft, das durch den
Stutzen c nach dem Motor strömt, während die Spitzen l aus dem Queck-
silber mehr heraustreten und den Leitungswiderstand des nach den noch
brennenden Lampen fliefsenden Stromes vermehren.
Eine sehr interessante Einrichtung zur Regulirung von Lüftungs- und
Heizungsanlagen durch verdichtete Luft bringt der wohl erste Urheber
der Verwendung verdichteter Luft aus Leitungen , C. A. Mayrhofer in
Berlin (*D. R. P. Kl. 36 Nr. 46579 vom 16. November 1887) in Vor-
schlag. Die Erfindung Mayrhofer s bezweckt die in einem Gebäude an
beliebigen Stellen vorhandenen Ventilations- und Luft- oder Dampf-
heizungsvorrichtungen, welche von der verschiedensten Art sein können,
von einer Centralstelle aus durch Prefsluft zu steuern und den jeweiligen
Stand dieser Vorrichtungen ebenfalls auf pneumatischem Wege an der
Centralstelle selbsthätig zur Anzeige zu bringen.
In Fig. 3 ist eine solche Centralregulireinrichtung für verschiedene
etwa in einem Gebäude vorhandene Lüftungs- bezieh. Heizungsvorrich-
tungen schematisch dargestellt.
Von dem mit unter einem bestimmten Drucke befindlicher Luft ge-
füllten Betriebskessel Ä aus führt eine Rohrleitung R nach der Central-
stelle, an welch letzterer für jede in dem Gebäude befindliche Lüftungs-
eiurichtung u. s. w. je eine bezieh, je zwei Rohrleitungen r^r-^r^ . . . von
dem Rohre R abgezweigt sind. In diese Zweigrohrleitungen sind an
der Centralstelle je ein tasterähulicher Dreiwegehahn Ai A2 A^ . . . ein-
geschaltet, mittels dessen die betreffende Rohrleitung geöffnet und ge-
schlossen werden kann, so dafs die verdichtete Luft entweder zu der
entsprechenden Lüftungsvorrichtung gelangt und dieselbe umstellt oder
von derselben abgesperrt wird. Von den Zweigleitungen rj r2 rg . . .
sind, kurz bevor dieselben bei der zugehörigen Lüftuugseinrichtung in
die dort befindliche Stellvorrichtung ausmünden, je ein weiteres Rohr
«I «2 % . . . abgezweigt, welche von dort nach der Centralstelle zurück-
führen und hier in Anzeigeapparate Ä, B., B^ . . , ausmünden, von welchen
je einer bei einem der Tasterhähne Ai A2 A^ . . . bezieh, bei zwei der-
484 ^'eue Prelsiuftanlagen.
selben angeordnet ist, und welche den Zweck haben, dem die Taster
Bedienenden anzuzeigen, dafs die von ihm beabsichtigte Anordnung in
der Stellung der betreffenden Lüftungs- oder Heizungsvorriehtungen
auch wirklich eingetreten ist. Zu diesem Zwecke ist die Arbeit dieser
Anzeigeapparate von der richtigen Arbeit der betreffenden Stellvorrich-
tungen abhängig gemacht. Es ist nämlich in jede der Rohrleitungen Sj «2 «3
. . . kurz nach ihrem Beginne bei der Lüftungseinrichtung ein Hahn t
eingeschaltet, welcher die Rückleitung s^ .s., S3 . . . gewöhnlich verschliefst
und von der Stellvorrichtung der Lüftungseinrichtung erst geöffnet werden
mufs, bevor der betreffende Anzeigeapparat B arbeiten, d. h. die Stel-
lung der Lüftungseinrichtung anzeigen kann.
In der Zeichnung sind fünf verschiedene Lüftungs- bezieh. Heizungs-
einrichtungen angenommen. Der Tasterhahn ^, dient zum Stellen eines
Lüftungsschiebers M, welcher nur zwei verschiedene Lagen einnehmen,
d. h. die Lüftungsöffnung entweder ganz frei lassen oder ganz ver-
schliefsen soll; der Hahn A2 steht mit einer Klappenjalousie iV in Ver-
bindung; die Hähne A^ und A^ bethätigen einen Lüftungsschieber O,
welcher in verschiedenen Höhenlagen festgestellt werden soll, so dafs
eine gröfsere oder kleinere Lüftungsöffnung hergestellt werden kann:
der Hahn A^ bedient eine Vorrichtung, mittels welcher zwei Schieber P
und /*!, welche etwa für den Einlafs von kalter und warmer Luft be-
stimmt sein können, umgestellt, und zwar der eine geöffnet und der
andere geschlossen wird, und der Hahn A^ dient zum Oeflnen und Ab-
sperren einer Dampfleitung Q für Dampfheizung.
Die Stellvorrichtung des Lüftungsschiebers M veranschaulicht Fig. 4
in gröfserem Mafsstabe. Der Schieber M ist an einer Kette m aufge-
hängt, welche über eine Führungsrolle t und eine Kettenscheibe k läuft
und an ihrem anderen Ende ein Gegengewicht ^, trägt. Auf der Achse
der Kettenscheibe k ist ein Zahntrieb h befestigt, in welches eine Zahn-
stange / eingreift, deren untere Verlängerung in das Luftgehäuse Oj
hineinragt und dort mit einer in dem letzteren befindlichen Membran x
verbunden ist. Neben der Zahnstange / ist der bereits oben erwähnte
Hahn t angebracht, dessen gabelig gestalteter Griff um einen an der
Zahnstange l befestigten Stift l^ greift. Wird nun der Tasterhahn A^
fFig. 3) geöffnet, so strömt die verdichtete Luft aus dem Rohre R durch
die Leitung r^ nach dem Luftgehäuse a, (Fig. 4), drückt hier die Mem-
bran X und mit ihr die Zahnstange l nach oben und bewirkt dadurch
die Drehung des Triebes h und des Kettenrades k in der Richtung des
Pfeiles, so dafs der Schieber M gehoben wird. Die Gröfse des Triebes h
und der Kettenscheibe k ist so gewählt, dafs bei der Hebung der Mem-
bran X von der untersten in die oberste Lage auch der Schieber A7
von seiner tiefsten in seine höchste Lage gehoben wird, uud umgekehrt.
Das Hochgehen der Zahpstange / bewirkt aber auch das Umstellen des
Hahnes f, welcher vorher die Luftleitung «1 verschlossen hielt, so dafs
Neue Prefsluftanlagen. 485
nunmehr ein Theil der durch r^ strömenden Luft durch die Leitung Sj
nach dem Anzeigeapparate -ßj (Fig. 3) zurückströmen kann. In das
Rohr Tj ist unterhalb des Gehäuses a^ ein Hahn y eingeschaltet, damit
die Vorrichtung abgesperrt werden kann, wenn sie nicht von der Central-
stelle aus beeinflufst werden soll.
Die Dreiwegehähne A^ A2 A^ . . . und die Anzeigeapparate B^ Bo B^
. . . können, anstatt einzeln angeordnet zu werden, zweckmäfsig auch
zu je einem einzigen Apparate mit einander vereinigt sein. Die Fig. 5
und 6 zeigen im Querschnitte und in Vorderansicht einen solchen den
Dreiwegehahn ^1 und die Anzeigevorrichtung 5, enthaltenden Apparat.
Das Gehäuse b desselben ist über der Hauptrohrleitung R an der Wand
oder auf einem Tische angebracht. Auf der Zweigstütze R^ des
Rohres R ist der Dreiwegehahn A^ aufgeschraubt, dessen zweiter Weg
mit der Leitung rj in Verbindung steht und dessen dritter Weg A* ins
Freie führt. Der Griff des Hahnes ^1 ist zu einem Taster c ausgebildet,
welcher durch eine am Gehäuse b befestigte Feder Cj stets nach oben
gedrückt wird, dagegen in der niedergedrückten (punktirten) Lage durch
eine zweite an b befestigte und über die an c sitzende Nase Co greifende
Feder c^ festgehalten wird. Hinter dem Rohre r^ ist auf dem Boden
des Gehäuses b ein Luftbalg fej (oder ein mit einer Membran versehenes
Luftgehäuse) befestigt, in welchen die von der Lüftungseinrichtung
zurückführende Controlleitung Sj einmündet. Auf dem Balge b^ ist ein
Halter b.^ augebracht, der ein mit den Bezeichnungen ..zu" und ..offen'''
(Fig. 6) versehenes Anzeigeschild 63 trägt, welches letztere in an dem
Gehäuse b angebrachten Führungen b^ auf und ab beweglich ist, derart,
dafs durch eine in b vorgesehene entsprechende Oeffnung 65, je nachdem
das Schild 63 sich in der unteren oder in der oberen Lage befindet, die
Bezeichnung y,su'' oder ..offen'^ von aufsen sichtbar wird.
Befindet sich der Taster c in der oberen Lage (Fig. 5), so ist die
Hauptleitung R verschlossen und es kann aus derselben keine Luft in
die Leitung r, übertreten. Wird dagegen der Taster c niedergedrückt bis
in die punktirte Lage, so strömt die verdichtete Luft aus R nach der
Leitung r^ und durch diese nach dem Luftgehäuse a^ (Fig. 4), bewirkt
dort das Oeffnen des Schiebers iW, sowie das Umstellen des Hahnes f,
strömt in Folge dessen durch die jetzt geöffnete Controlleitung s, nach
dem Luftbalge 6j (Fig. 5), bläht denselben auf und schiebt dadurch
das Anzeigeschild b nach oben, so dafs nunmehr durch die Oeffnung 65
die Bezeichnung .^offen^^ sichtbar ist.
Will man den Schieber M wieder schliefsen, so drückt man nur
auf den Knopf der Feder C3. Dadurch wird der Taster c frei und geht
in Folge der Wirkung der Feder Cj wieder nach oben, wodurch die
Leitung R verschlossen, dagegen die Leitung Tj mit dem dritten Wege -4*
des Hahnes A^ io Verbindung gebracht wird. Die vorher in r geprefste
und bis nach a^ und b^ gelangte Luft strömt nun durch r^ zurück und
486 Neue PrefBluftanlagen.
entweicht durch A^ ins Freie, der Schieber M und mit ihm die Zahn-
stange / senken sich wieder, da der Druck auf die Membran x auf-
gehört hat, der Hahn t wird wieder geschlossen und gleichzeitig hat
sich auch der Luftbalg 6, wieder zusammengezogen und das Anzeige-
schild 63 niederbewegt, so dafs wieder die Bezeichnung „su^' sichtbar ist.
Die Fig. 7 und 8 zeigen die Einrichtung zum Oeffnen und Schliefsen
einer Klappenjalousie N (Fig. 3) in Vorder- und Seitenansicht. Die ein-
zelnen Kla])pen der Jalousie sind mit Kurbeln j versehen, deren äufsere
Enden in einer gemeinschaftlichen senkrechten Verbiudungsstangen dreh-
bar befestigt sind, welche letztere zwei seitlich hervorstehende wagerechte
Arme n, und «2 trägt. An den oberen Arm n^ ist ein Gewicht g^ an-
gehängt, welches bestrebt ist, die Stange n nach unten zu drücken und
dadurch die Jalousie zu schliefsen. An der in dem Luftgehäuse a^ be-
findlichen Membran ist das untere Ende der Stange 0 befestigt, welche
mit einem seitlichen Stifte o, versehen ist, auf welchem der Arm n.^
der Stange n aufruht; um einen am oberen Ende der Stange 0 sitzenden
zweiten seitlichen Stift o^ greift der gabelförmige Griff' des Hahnes t
der Controlleitung s-i. Wird der Dreiwegehahu ^2 C^ig- 3), welcher,
wie auch der zugehörige Controlapparat H^^ die in den Fig. 5 und 6
dargestellte Ausführung zeigt, durch Niederdrücken seines Tastergriffes c
geöffnet, so strömt Luft durch die Leitung r-^ nach dem Luftgehäuse «2
(Fig. 7 und 8), hebt die in demselben befindliche Membran und mit ihr
die Stange o hoch, wodui-ch einestheils der Arm n-i und mit ihm die
Stange n gehoben, die Kurbeln j gedreht und die Klappen der Jalousie
geöffnet werden und anderentheils auch der Hahn / geöffnet wird. Die
Luft strömt in Folge dessen durch die Leitung «2 weiter nach dem
Controlapparate Bi und stellt sein Anzeigeschild fcg auf ^^offen'-'-. Wird
der Hahn A2 wieder geschlossen, so bewirkt das Gewicht g^ das
Schliefsen der Jalousie, sowie das Herabdrücken der Stange 0 und da-
durch das Schliefsen des Hahnes f, und mittlerweile hat sich auch der
Controlapparat B.^ wieder auf „zm^' eingestellt.
In Fig. 9 ist eine Vorrichtung dargestellt, mittels welcher ein Lüf-
tungsschieber 0 (Fig. 8) in verschiedenen Höhenlagen festgestellt werden
kann, und die Fig. 10, 11 und 12 veranschaulichen den zugehörigen
Controlapparat ^3, welcher dem an der Centralstelle befindlichen Be-
amten die jeweilige Höhenlage des Schiebers O anzeigt.
Das Kettenrad k (Fig. 9 und 3), über welches die den Schieber O
tragende Kette m läuft, ist mit einer von der Gröfse des Kettenrades
im Verhältnisse zur Hubhöhe des Schiebers abhängigen Anzahl, z. B.
mit vier seitlichen Stiften Ai, versehen. An der mit der Membran des
Luftgehäuses «3 verbundenen Stange 7;, welche durch ein Gewicht p^
belastet ist, ist eine Nase p2 drehbar befestigt, welche beim Aufwärts-
gange der Stange p sich gegen einen der Stifte /c, des Kettenrades an-
legt und das letztere um einen gewissen Betrag (hier um 900) dreht,
Neue Preisluftanlagen. 487
•wodurch der Schieber 0 (Fig. 3) sich um ein entsprechendes Stück ab-
wärts bewegt, während beim Abwärtsgange der Stange p die Nase f<^
an dem betreffenden Stifte /cj vorbeigleitet und das Kettenrad k ;nicht
beeinflufst. Das an der Kette m angehängte Gegengewicht ^g ist schwerer
als der Schieber 0 und daher bestrebt, das Kettenrad k in der der Wir-
kung der Nase y>^ entgegengesetzten Richtung zu drehen. Um nun das
Kettenrad und damit den Schieber in jeder ihm von der Nase f-^ er-
theilten Stellung festzuhalten, ist ein Winkelhebel q,^ q^ angeordnet,
dessen einer Arm q^ mit einer Stange ^g drehbar verbunden ist, welche
in ein Luftgehäuse 04 hineinragt und dort entweder mit einer Membran
verbunden ist oder einen Kolben trägt. Die Stange gg ist durch ein
Gewicht q^ belastet, welches bestrebt ist, den Arm q^ des Winkelhebels
stets gegen einen festen Anschlag q^ zu drücken. In dieser Lage des
Winkelhebels, d. h. wenn der Arm ^j des letzteren an dem Anschlag ^5
anliegt, liegt stets einer der Stifte k^ des Kettenrades k an dem anderen
Arm q^i des Winkelhebels an, so dafs sich das Kettenrad nicht zurück-
drehen kann, d, h. gesperrt ist. Die Gröfse des Kettenrades k ist hier
so gewählt, dafs dasselbe zwei volle Umdrehungen machen mufs, bis
der Schieber 0 von seiner höchsten in die tiefste Lage oder umgekehrt
befördert wird, so dafs, da das Kettenrad vier Stifte ftj besitzt, der
Schieber 0 in acht verschiedenen Höhenlagen festgestellt werden kann.
Der Controlhahn t ist, ähnlich wie bei den vorigen Einrichtungen, neben
der Stange p angeordnet und sein gabelförmiger Griff greift um einen
an p sitzenden Stift pg. Das Luftgehäuse 03 steht durch die Rohrlei-
tung Tg mit dem Dreiwegehahne A^ (Fig. 3) und das Luftgehäuse a^
durch die Leitung T/^ mit dem Dreiwegehahne A;^ in Verbindung, und
zwar dient der Hahn A-^ nur zum OefFnen und der Hahn .4^ nur zum
Schliefsen des Schiebers 0. Wird der Hahn A^ geöffnet, so strömt
Luft durch rg nach dem Gehäuse Og und hebt die Stange p hoch, die
Nase P2 erfafst den zunächstliegenden /q des Kettenrades k und dreht
letzteres um 900; hierbei bewegt sich der über dem von der Nase pa
erfafsten Stift \ liegende Stift k^ gegen den Winkelhebel q^ q^ , stöfst
sodann an den Arm q,^ des letzteren und dreht denselben so weit zur
Seite, bis er an ihm vorbeigleiten kann, worauf der Arm q~i unter der
Wirkung des Gewichtes g'^ in seine senkrechte Lage zurückschwingt
und nun den unter ihm liegenden Stift \ verhindert, sich wieder zurück-
zubewegen. Dadurch ist der Schieber 0 um den achten Theil seines
Hubes gesenkt, d. h. geöffnet worden. Sehliefst man ;den Hahn A<^
wieder, so strömt die in rg gedrungene Luft ins Freie, die Stange p mit
der Nase P2 sinkt unter dem Einflüsse des Gewichtes pj herab, ohne
das Kettenrad k zu bewegen, und der Schieber O verharrt in der
ihm ertheilten Lage. Wird darauf der Hahn ylg abermals geöffnet, so
wird das Kettenrad wieder um 90" gedreht und der Schieber O um Ys
seines Hubes weiter geöffnet u. s. w. Soll der Schieber 0 wieder ge-
488 Neue Prel'sluftanlagen.
schlössen werden, so öflnet man den Dreiwegehahn Aj^ (Fig. 3), wodurch
Luft durch rj in das Gehäuse a^ (Fig. 9) eintritt, die Stange g^ und den
Arm 5»! des Winkelhebels hochhebt und den anderen Arm />2 ^^^
letzteren zur Seite bewegt, so dafs der an dem Arme q^ anliegende
Stift Äj von demselben abgleitet und das Kettenrad sich unter der Wir-
kung des Gewichtes ^3 zurückdreht, bis der nächste Stift A, an q^ an-
liegt. Damit bei diesem Zurückdrehen des Kettenrades ft, wenn der
Winkelhebel ^j ^2 zur Seite bewegt ist, nicht auch der nächste Stift k^
bezieh, alle folgenden Stifte bis zum vollständigen Schlüsse des Schie-
bers O an dem Arme (/2 vorbeigleiten können, ist der Winkelhebel mit
einer Sicherheitsvorrichtung versehen.
Der in den Fig. 10, 11 und 12 veranschaulichte Controlapparat B^
ist folgend ermafsen eingerichtet. An einer um eine feste wagerechte
Achse d drehbaren Hülse rf^ sind zwei kleine Scheiben d^ und d^ be-
festigt, von denen die äufsere d,^ ein rundes Anzeigeschild d^ trägt,
welches mit den aus Fig. 12 ersichtlichen Bezeichnungen versehen ist,
während an der inneren Scheibe ^3 eine entsprechende Anzahl (hier
neun) wagerechter Stifte d^ angebracht sind. Seitwärts von der Achse d
ist bei Cq ein einarmiger Hebel e gelagert, dessen freies Ende eine dreh-
bare Klinke e^ trägt, welche durch eine an e befestigte Feder e^ stets
gegen einen ebenfalls an e sitzenden Anschlagstift e^ gedrückt wird.
Mit dem Hebel e ist bei e^ die an der Membran des Luftgehäuses Sj
befestigte und durch ein Gewicht e^ belastete Stange e^ drehbar ver-
bunden. Wird die Stange e^ durch Druck auf die Membran des Ge-
häuses Sj nach oben bewegt, so erfafst der Hebel e den zunächst
liegenden Stift d^ der Scheibe ^3 und dreht letztere um einen bestimmten
Betrag (hier um ^y einer Umdrehung), während beim Abwärtsgange
der Stange e^ die drehbare Klinke e^ des Hebels e an dem nächste»
Stifte rfj vorbeigleitet, ohne die Scheibe d^ zu beeinflussen. Die Scheibe d^
steht unter dem Einflüsse einer mit dem einen Ende an d^ und mit
dem anderen Ende an der festen Achse d befestigten Spiralfeder </,;,
welche die Scheibe d^ in der der Wirkung des Hebels e entgegen-
gesetzten Richtung zu drehen sucht. Um die Scheibe d^ in jeder ihr
von dem Hebel e ertheilten Stellung festzuhalten, ist ein Sperrhebel q^
angeordnet, gegen welchen sich in dessen Normallage stets einer der
Stifte d^ anlehnt, während der Sperrhebel, wenn er ausgelöst ist, nur
je einen Stift rfj an sich vorbeigleiten läfst. In das Luftgehäuse S^ des
Hebels e mündet die von dem Controlhahne t (Fig. 9) kommende Control-
leitung «3 und in das Luftgehäuse ^2 des Sperrhebels 7* die gleich
hinter dem Dreiwegehahne A:^ von der Leitung r^ abgezweigte Lei-
tung «4 (Fig. 3). Das Gehäuse des Controlapparates B^ ist mit einem
passenden Ausschnitte B^ (Fig. 12) versehen, durch welchen stets eine
der auf dem Anzeigeschilde d^ befindlichen (neun) Aufschriften von
aufsen sichtbar ist.
Neue Prefsluftanlagen. 489
Ist der Schieber O vollständig geschlossen, so ist durch den Aus-
schnitt B^ des Anzeigeapparates B^, die Bezeichnung ^^zu'-'- sichtbar.
Drückt man nun den Taster des Dreiwegehahnes A^ (Fig. 3) nieder, so
wird der Schieber O um \ seines vollen Hubes, welcher in dem vor-
liegenden Beispiele 1™ betragen soll, geöffnet und zugleich auch der
Controlhahn t (Fig. 9) geöffnet. Die Luft strömt nun weiter durch die
Leitung s^ zum Gehäuse S^ (Fig. 10} und bewirkt die Drehung der
Stiftenscheibe d^ um i/y-ümdrehung, wodurch hinter dem Ausschnitte B^
die folgende Aufschrift ,J/q Meter ofjen'-'- sichtbar wird. Wird der Hahn Jg
wieder geschlossen, so kehren die Stangen p (Fig. 9) und e^ (Fig. 10)
in ihre Anfangslage zurück und bei einer zweiten Oeffnung des Hahnes J3
wird der Schieber 0 um ein weiteres Achtel Meter geöffnet und in
Folge dessen die folgende Aufschrift „1/4 Meter offen'''- hinter den Aus-
schnitt B^ befördert. Ist auf diese Weise der Schieber 0 nach und nach
vollständig geöffnet worden, so befindet sich der Controlapparat B^ in
der in den Fig. 10 bis 12 gezeichneten Stellung, in welcher er „1 Qü/efer
offen'-'' anzeigt (wobei angenommen ist, dafs die Breite des Schiebers O
ebenfalls V^ betrage). Würde nun der Hahn A^ nochmals geöffnet, so
würden der Stellapparat und der Controlapparat in der beschriebenen
Weise weiter arbeiten; der Stellapparat wäre aber nicht im Stande, an
der Stellung des Schiebers 0 noch etwas zu ändern, da derselbe schon
vollständig offen ist, während dagegen beim Controlapparate die fol-
gende Bezeichnung „sm'-' zum Vorscheine käme, die der Stellung des
Schiebers nicht entspricht. Um eine solche falsche Angabe des Control-
apparates unmöglich zu machen, ist zwischen den Scheiben (/., und rfg
(Fig. 10 und 11) ein Anschlagstift d~ und an dem Gestelle des Control-
apparates ein fester Anschlag 6-= angeordnet. In der gezeichneten End-
stellung der Stiftenscheibe und des Anzeigeschildes stöfst der Stift rf^
gegen den Anschlag 6^, und es ist unmöglich, das Auzeigeschild in
dieser Richtung noch weiter zu drehen. Soll der Schieber 0 wieder
zurückgestellt werden, so öffnet man den Hahn A^ (Fig. 3). Die Luft
strömt dann zugleich durch die Leitung r^ zum Gehäuse 04 (Fig. 9),
wo sie die Auslösung des Sperrhebels q^ q^ und dadurch die Zurück-
stellung des Schiebers O bewirkt, und durch die Leitung «4 zum Ge-
häuse 5.2 (Fig. 10), wo sie die Auslösung des Sperrhebels 7^ und die
Zurückstellung des Anzeigeschildes ^4 veranlafst. Die Leitung «4 ist
deshalb schon gleich hinter dem Hahne A^ von der Leitung r^ abge-
zweigt und ihre Oeffnung nicht von dem Sperrhebel q^ q.^ (Fig. 9) ab-
hängig gemacht, weil für die Auslösung des letzteren so wenig Kraft
erforderlich ist, dafs die Auslösung bei Oeffnung des Hahnes A^ jedesmal
sicher erfolgt. Aus diesem Grunde ist bei der getroffenen Anordnung
keine Gefahr vorhanden, dafs beim Zurückstellen des Schiebers 0 der
Controlapparat eine Stellung anzeigen wird, die der Schieber nicht
wirklich eingenommen hat.
490 Neue Prefslurtanlagen.
Ist der Schieber 0 auf die beschriebene Weise wieder vollständig
geschlossen worden, wobei der Controlapparat B^ „zu^" anzeigt, so stöfst
der Anschlagestift d- gegen die andere Seite des festen Anschlages 6*.
Es ist deshalb nicht möglieh, bei etwaigem weiteren Oeffnen des
Hahnes A^ das Anzeigeschild noch weiter zurückzustellen, wobei die
Bezeichnung „1 □ iWetcr offen^'- sichtbar würde, die dem geschlossenen
Schieber 0 nicht entspräche.
Damit beim Oeffnen des Schiebers O nach einmal stattgehabter
Oefiuung des Hahnes A-^ der letztere nicht eher wieder geöffnet wird,
als bis die Stange /) mit der Nase 'p.i (Fig. 9) und die Stange e^ mit
dem Hebel e (Fig. 10) sich wieder bis unter die nächstfolgenden Stifte ftj
bezieh, d-^ gesenkt haben, ist an dem Controlapparate A3 eine Vorrich-
tung angebracht, welche anzeigt, ob die Stange e^ sich in der gehobenen
oder gesenkten Lage befindet. Dieselbe besteht aus einem am Deckel
des Apparates drehbar gelagerten Hebel /", welcher an seinem freien
Ende eine Signalscheibe f^ trägt. Wird die Stange Cg bei geöffnetem
Hahne A^ nach oben bewegt, so hebt sie den Hebel f empor und die
Scheibe f^ , die durch einen im Deckel vorgesehenen Schlitz /^ hin-
durchtritt, wird von aufsen sichtbar (Fig. 12). Nun darf der Hahn A^
nicht eher wieder geöffnet werden, als bis die Scheibe fj sich wieder
so weit gesenkt hat, dafs sie von aufsen unsichtbar ist, denn erst dann
ist die Stange e^ so weit zurückgegangen, dafs die Klinke Cj unterhalb
des das nächste Mal von ihr zu erfassenden Stiftes rfg liegt. Da die
Stange p des Stellapparates (Fig. 9) höchstens ebenso viel Zeit braucht,
um sich vollständig zu senken, als die Stange e^ des Controlapparates,
so dient das Verschwinden der Scheibe /"[ auch gleichzeitig als Zeichen
dafür, dafs sich auch die Stange y mit der Nase p^ genügend ge-
senkt hat, um bei Wiederöffnung des Hahnes ^3 den nächsten Stift Aj
des Kettenrades k erfassen zu können.
Die Kalt- und Warmschieber P und Pj (Fig. 3) sind mit derselben
Stell- und Controlvorrichtung versehen wie der Schieber M (Fig. 4)^
es ist hier einfach an die Kette m anstatt des Gegengewichtes g^ der
zweite Schieber P^ augehängt. Dagegen ist hier noch eine Einrichtung
getroffen, mittels welcher die Schieber P und P^ , anstatt von Hand
mittels des Tasterhahnes ^5 geöffnet und geschlossen zu werden, durch
die in dem betreflendeu Räume herrschende Temperatur selbsthätig um-
gestellt werden. Zu diesem Zwecke ist das Rohr H (Fig. 3) mit einem
Vierwegehahne C verbunden, dessen gegenüberliegender Weg durch ein
Rohr 7^1 mit der Rohrleitung r^ in Verbindung steht. Einer der zwischen-
liegenden Wege des Halmes C ist durch ein Rohr Ri mit dem Rohre Äj
verbunden und der vierte Weg 11^ führt ins Freie. An der Verbin-
dungsstelle der Rohre Äj und r^ ist ein von Hand zu verstellender
Hahn T angebracht. Soll die Stellvorrichtung der Schieber P P^ durch
einen Beamten mittels des Tasterhahnes A^ bethätigt werden, so wird
Neue Prefsluftanlagen. 491
der Hahn T so gestellt, dafs das Rohr Ry abgesperrt ist, dagegen in
der Leitung r^ Verbindung zwischen dem Hahne A^ und der Stellvor-
richtung besteht. Soll dagegen die letztere durch die Temperatur des
betreffenden Raumes automatisch bethätigt werden, so wird der Hahn T
so gestellt, dafs er zwischen dem Rohre R^ und der Leitung r^ Ver-
bindung herstellt und den Theil rg^ der letzteren von der übrigen Lei-
tung Tg absperrt.
Der Vierwegehahn C bezieh, dessen Küken ist durch eine Kette Dq
mit einem Uhrwerke D verbunden, welches mit einer Hemmvorrichtung
bekannter Construction versehen ist, die durch einen Elektromagneten
ausgelöst werden kann. Hat die Temperatur in dem betreffenden Räume
den höchsten Grad der Zulässigkeit erreicht, so wird durch ein Ther-
mometer ein elektrischer Strom geschlossen. In Folge dessen wird das
Uhrwerk ausgelöst und dreht den Hahn C.
Die in dem betreffenden Räume herrschende Temperatur bewirkt
selbsthätig den Einlafs der erforderlichen warmen oder kalten Luft
bezieh, den Abschlufs derselben und regelt demnach die Temperatur
sich selbst. Das Uhrwerk wird bei jeder zweiten Auslösung selbsthätig
aufgezogen, indem durch ein von dem Rohre Äj abgezweigtes Rohr Tq
Luft zu einem Luftgehäuse a^^ (Fig. 3) geführt wird, welche dort eine
-Zahnstange hochtreibt, die mittels eines Triebes und Zahnrades das Auf-
ziehen des Uhrwerkes bewirkt.
Die an der Hand der Fig. 4 für den Lüftungsschieber M beschriebene
Stellvorrichtung ist in Fig. 3 rechts oben auch zum Oeffnen und Schliefsen
einer für Dampfheizung bestimmten Dampfleitung Q angewendet. Der
Zahntrieb h (Fig. 4) ist hier auf der Achse eines in die Dampfleitung Q
eingeschalteten Hahnes Q^ befestigt, so dafs der letztere durch Oeffnen
und Schliefsen des Dreiwegehahnes A^ und dadurch bewirktes Heben
und Senken der Zahnstange / geöffnet und verschlossen werden kann,
wobei der jedesmalige Stand des Hahnes Q^ durch den Controlappa-
rat J5g, ebenso wie dies für den Schieber M beschrieben wurde, ange-
zeigt wird.
Der die Hauptrohrleitung R speisende Betriebskessel K (Fig. 3) ist
■mit Luft gefüllt, welche stets unter einem gewissen mäfsigen Drucke
steht. Um diesen zum Betriebe der verschiedenen oben beschriebenen
Apparate erforderlichen Druck stets in dem Kessel K zu erhalten, steht
derselbe durch eine Rohrleitung K^ L2, in welche ein Druckminde-
rungsventil F eingeschaltet ist, mit einem Hochdruckkessel L in Ver-
bindung, welcher mit sehr hochgespannter Luft gefüllt ist. Der Kessel L
ist mit einem Ventile Ly versehen, von welchem aus das Rohr L^ nach
dem Miuderungsventile V führt.
Diese Anlage ist in Zusammenhang mit einem eigenen Luftkessel
beschrieben und dargestellt, um deren Unabhängigkeit von einer Luft-
leitung darzustellen. Naturgemäfs ist für eine derartige Anlage, welche
492 Neue Prelsluftanlagen.
sich auf den Bereich eines grölseren Hauses erstrecken soll, die allge-
meine öfrentliche Luftleitung keine Vorbedingung.
Für die Verwendung der Prefsluft und deren Fortleitung auf gröfsere
Entfernungen haben sich besondere Einrichtungen nothwendig gemacht,
auf welche bereits in dem Aufsatze in D. p. J. 1889 272 * 204 hinge-
wiesen wurde. Genauere Angaben über diese Einrichtungen, von deren
sorgfältiger Anordnung der Wirkungsgrad der Anlage wesentlich ab-
hängt, finden sich in der Popii^ichen Patentschrift Nr. 47 546.
Wenn man verdichtete Luft oder Dampf durch Leitungen nach
den Wohnungen einer Stadt leiten will, so ist es zunächst erforderlich,
dafs der Admissionsdruck selbsthätig je nach Bedarf geregelt werden
kann. Das Condensationswasser mufs aus diesen Flüssigkeiten aufserdem
fortgeschaß't werden, bevor sie an der Gebrauchsstelle ankommen. Um
nun insbesondere bei verdichteter Luft einen gröfseren Nutzeffect zu
erhalten, ist es nothwendig, dafs sie zuvor auf irgend eine Weise
selbsthätig erwärmt wird, und zwar mufs die auf die Luft bei ihrer
Fortleitung zu übertragende Wärme so lange einwirken, als die Luft
gebraucht wird.
Fig. 13 stellt einen selbsthätigen Wasserabieiter dar. Die Luft tritt
in diesen Apparat bei a ein, stöfst sich an der Wand B des Behälters A
und streift das mitgeführte Wasser an dem Metallgewebe C ab. Das
Wasser fliefst durch das Gewebe ab, auf diesem bleiben aber feste
Körper, die geeignet wären, die Leitungen und die Ventile zu verstopfen,
liegen. Im unteren Theile c des Behälters sammelt sich das Wasser.
Der an A angeschraubte Boden h trägt ein mittels Hahnes It verschliefs-
bares Rohr /. Dasselbe ist am oberen Ende mit einem Ringansatze m
versehen, an welchem ein kleiner Cylinder n geschraubt werden kann,
dessen oberer Theil o einen kugeligen Hohlraum enthält. Am oberen
und am unteren Theile dieses Raumes befinden sich zwei runde Oeff-
nungen ^, die den beiden Kegelventilen f als Sitz dienen. Letztere sind
durch eine Stange x mit einander verbunden, deren obere Verlängerung
mit einem Schwimmer d aus Holz oder Kork verbunden ist. Die Ventil-
stange X ist in der Decke des centralen Rohres e geführt, dessen unterer
erweiterter Theil kleine Löcher g enthält. Das in c gesammelte und
unter dem Drucke der verdichteten Luft stehende Wasser übt auf den
oberen Theil des Ventiles f einen Druck aus, der das Ventil zu schliefsen
strebt. Ein gleicher Druck in entgegengesetzter Richtung wird auf das
untere Ventil f durch das Wasser ausgeübt, das durch i zutreten kann.
Da die beiden Drucke sich gegenseitig aufheben, so findet eine Oeff-
nung der Ventile nicht statt. Wenn aber der Wasserstand steigt, so
wird der Schwimmer gehoben, die Ventile f werden durch die Stange x
geöffnet und die Verbindung zwischen dem Behälter A und dem
Abflufsrohre / wird hergestellt. Das Wasser fliefst nun so lange ab,
bis der Spiegel so weit sinkt, dafs der Schwimmer d seine frühere
Neue Prefsluftanlagen. 493
Stellung wieder einnimmt und die Ventile f auf ihren Sitz zurück-
fallen. Ein Hahn k am Abflufsrohre l gestattet OefFnen und Schliefsen
desselben.
Fig. 14 zeigt eine Vorrichtung mit entlastetem Ventil zur selbs-
thätigen Regulirung des Volumens und des Druckes der zu verthei-
lenden Luft.
Die Vorrichtung enthält ein Ventilgehäuse A mit zwei Rohrstutzen m
und n und zwei Ventilsitzen. Oben bei D ist ein Cylinder c an das
Ventilgehäuse geschraubt. In diesem Cylinder ist ein Kolben p mit
einer Stange E beweglich, an welcher die beiden Ventile o sitzen. Die
Stange E führt durch den Kolben /; hindurch und steht oben bei F
durch einen Bolzen g mit einer Stange H in Verbindung, die bei Ä]
an dem Hebel J angreift, der am Halter K drehbar ist. Der Hebel J
ist durch ein Gegengewicht q belastet und enthält eine Anzahl von
Bohrungen r^Vor^r^ zum Einhängen des Gewichtes, das mau durch
Auflegen von Scheiben q^ beschweren kann. Je nachdem man das
Gewicht q bei r oder r^ anhängt oder Scheiben auflegt oder entfernt,
erhält man einen mehr oder minder starken, vorher bestimmten Druck.
Wenn z, B. Luft mit einer Spannung von 4^1 bei m eintritt und das
Gewicht q bei r^ aufgehängt ist, so würde der Kolben p mit einem
Gewichte belastet werden, das einem nothwendigen Drucke von S^t am
Austritte n entspricht, und das die Ventile o wenig von ihrem Sitze
abgerückt halten würde und ein Volumen Luft durchströmen liefse, das
genau der Austrittsmenge bei n entspricht, wobei die Spannung am
Austritte auf 3^^ erhalten würde.
Falls die Spannung der verdichteten Luft am Eintritte m vermindert
werden sollte, so vermindert sich der auf den Kolben p wirkende Druck
ebenfalls und das Gegengewicht q wirkt dann durch die Stange H auf
den Kolben und auf die Ventilstange E^ so dafs die Ventile sich ent-
sprechend der Abnahme des auf den Kolben p entfallenden Druckes
senken. Die Ventile vergröfsern dann den Durchlafs, und indem ein
gröfseres Volumen Luft durchströmt, wird die Spannung constant er-
halten. Die beiden Ventile sind dadurch entlastet, dafs sie ihre obere
und untere Fläche dem Luftdrucke darbieten; man vermeidet dadurch
einen aus einem Druckunterschiede sich ergebenden Belastungswechsel.
Es genügt demnach die Verlegung des Gegengewichtes ^, um in der
Leitung eine bestimmte Menge Luft mit constantem Drucke zur Verthei-
lung zu bringen.
In der Fig. 15 ist ein Ofen zum Heizen der verdichteten Luft dar-
gestellt. Durch Rohr i wird die verdichtete Luft eingeführt; dieselbe
strömt durch die Kanäle / von oben abwärts und von unten aufwärts
durch die Kanäle m und weiter durch Rohr n unmittelbar nach dem
Motor. Die Kanäle l sind von einem Gufseisenmantel k umgeben, der
auf einem Untersatze l angeordnet ist, und das Ganze umschliefst ein
494 Neue Prefsluftanlagen.
Blechmantel o, der oben einen Deckel p trägt. Nach Abnahme dieses
Deckels wird von oben der Brennstofi" eingeführt. Derselbe schichtet
sich auf dem Roste q auf, während die Asche in den im Untersatze t
gebildeten Aschenkasten fällt. Die vom Herdfeuer aufsteigende Wärme
erhitzt die Luft bei ihrem Durchgange durch die erhitzten Kanäle,
welche selbst von beiden Seiten her erwärmt werden, und zwar zunächst
von innen her und dann durch die Heizgase, welche durch die Oeff-
nungen r zwischen dem Gufsmantel und dem Blechmantel fortströmen,
bevor sie in den Abzug S gelangen.
Fig. 16 zeigt einen Apparat zum ununterbrochenen und selbsthätigen
Schmieren des Motors. Der Apparat enthält ein Blechgefäfs o von
cylindrischer Form, das oben offen ist. Die vom Motor abströmende
Luft, die beständig Oel mit sich führt, tritt durch Rohr f in einen
Raum g ein, der von Filz und Metallgewebe umgeben ist und das Oel
aus dem Luftstrome zurückhält. Die Luft strömt also gereinigt durch
das Metallgewebe. Das Oel tropft durch das Filter und sammelt sich
gereinigt im tiefsten Theile h des Gefäfses o. In o taucht ein zweiter
Behälter k in das Oel ein, und an den Deckel dieses Behälters sind zwei
kleine Röhren m und n angelöthet. Das Rohr n hat Anschlufs an das
Schmiergefäfs z, das auf das zu schmierende Organ geschraubt wird,
während das Rohr m an die Luft-, Dampf- oder Gasleitung sich an-
schliefst, die diese Flüssigkeiten unter Druck den Motoren zuführt.
Unten im Behälter befindet sich ein aus einer Stahlfeder i gebildetes
Ventil, das geschlossen ist, wenn der Druck durch das Rohr m kommt
und auf die Oberfläche des Oeles sich überträgt. Dies Ventil öffnet
sich aber, wenn ein Vacuum durch Ansaugen im Behälter k erzeugt
wird. Schliefst man den Hahn, der vor dem Rohre m der Vertheiluugs-
zuleitung für Luft und Dampf angeordnet ist, so macht der Motor immer
noch einige Umdrehungen und wirkt dann wie eine Pumpe. Er erzeugt
dadurch ein theilweises Vacuum in dem Behälter ä, durch den Gegen-
druck öffnet sich das Ventil und dadurch wird Oel in den Behälter k
angesaugt. Setzt man dann den Motor wieder in Gang, indem man den
Einlafshahn für die verdichtete Luft öflnet, so pflanzt sich dieser Druck
zugleich auf die Oberfläche des Oeles im Behälter k fort und das Oel
•tritt dann durch das Rohr n in das Schmiergefäfs z (Fig. 17) über und
schmiert den betreffenden Theil. Das Oel wird dem Gefäfse z durch
Rohr n, also unter Druck zugeführt. Durch Einstellen der Schraube r
kann man die Oelzufuhr nach z regeln, andererseits läfst sich durch den
Glascylinder ( die Zuführung beobachten.
Zur Gesammteinrichtung gehört endlich noch eine Vorrichtung zum
Reinigen und zur Benutzung von abströmender Luft (Fig. 18). Bei q
tritt die Luft in diese Vorrichtung ein und bei « entweicht sie aus der-
selben, nachdem sie einen Behälter r durchströmt hat, der eine Filter-
hülle t aus Filz und Metallgewebe enthält. Das von der Luft mitge-
Ansaldi's Krummzapfen-Drehbank mit kreisenden Werkzeugstählen. 495
führte Wasser oder Oel wird in diesem Filter t zurückgelassen und
sammelt sich allmählich am Boden des Behälters, von welchem es
mittels Ablafshahnes u abgelassen werden kann.
G. Ansaldi's Krummzapfeii-Drelibaiik mit kreisenden Werk-
zeugstählen.
Mit Abbildungen auf Tafel 25.
Zum Abdrehen der Kurbelzapfen gekröpfter Schiffsmaschinenwellen,
zum Abstechen der Gufsköpfe an Dampfcjlindern, zum Ausstechen kreis-
förmiger Löcher in Kesselplatten, überhaupt zu manchen Nebenarbeiten
an schweren Werkstücken, wie beispielsweise Abfräfsen der Fufsflächen
grofser Maschinengestelle u. s. w., ist diese in Revue industrielle^ 1889
Bd. 3 Nr. 4 """ S. 26, beschriebene Werkzeugmaschine recht wohl geeignet
(vgl. Craven 1887 263*319).
Der grofse Bettrahmen gewährt in den Seitentheilen A (Fig. 1 und 2)
Führung einem Ringkörper C, dessen Füfse B und B^ zur Auflage dienen.
Seitlich am Ringkörper C dreht sich eine Planscheibe D, die eine
eigenthümliche Aussparung (Fig. 3) besitzt und welche zwei schmale
SupportschHtten G H bezieh, (rj Hi trägt.
Der Betrieb erfolgt seitens der Stufenscheibe Q, der Keilnuthwelle iV,
dem am Ringkörper gelagerten Zwischenradpaare Ä,Äi auf das Getriebe E^
welches aus Rothgufs besteht, und endlich durch Vermittelung des Zahn-
kranzes F. Die mit der Planscheibe D kreisenden Supporte bezieh, ihre
Stahlhalter erhalten blofs radiale Verstellung durch Sternkreuze, welche
auf den Spindeln aufgesteckt sind, während die Schaltung in der Achs-
richtung durch Verschiebung des ganzen Ringkörpers erhalten wird.
Hierzu dient das von der Betriebswelle N bethätigte Schnecken-
radtriebwerk 0 mit den Stufenscheiben P, das Wendetriebwerk M und
die Querwelle L. Von dieser Steuerwelle L zweigen die durch selb-
ständige Schneckentriebwerke bethätigten Steuerspindeln J, welche in
Muttern des Ringkörpers eingreifen und dadurch die Verschiebung des-
selben hervorrufen können.';
Die Abstellung und Umkehrung dieser Bewegung wird durch den
Handhebel m am Wendetriebwerke bequem erreicht.
Die Kurbelachse wird in Lagerkörpern S, S^ derart eingespannt, dafs
die Achse des Kurbelzapfens in die Mittellinie der Maschine, d. i. in
ihre geometrische Achse fällt. Mit dieser Maschine können aber nicht
nur die Kurbelzapfen, sondern ebenso wohl auch die Wellenenden der
Kurbelachse abgedreht werden. Pr.
496 Bollino's Getreideentladevorrichtung.
J. W. Walles' Ingotschere.
Mit Abbildungen auf Tafel 2ö.
Die Köj)fe der Stahlgufsblöcke, sogen. lugots, werden nach dem
Englischen Patente Nr. 1668 vom 1. März 1889 mittels einer Kreisschere
abgeschnitten, welche in Fig. 6 und 7 abgebildet ist.
Der Block e stützt sich auf zwei nach gleichem Drehsinne kreisende
Walzen ^, welche in Gestellrahmen c lagern und durch ein Räderwerk d
bethätigt werden.
Zwischen den Gestellführungen a verschiebt sich ein Kreuzkopf 9,
in welchem ein Rollenkörper f mit eingespanntem Scheibenmesser i frei
lagernd kreist. Dieser Kreuzkopf wird vermöge des angesetzten Kolbens h
und mittels Druckwasser an den kreisenden Stahlgufsblock geprefst,
wodurch derselbe beschnitten werden kann.
Nach beendetem Schnitte wird der an Hängestangeu m schwebende
Kreuzkopf durch den oberen Druckwasserkolben k hochgehoben. An
den im oberen Querstücke angeordneten Druckwassercylinder _;' und l
sind die üblichen Steuerungsventile vorgesehen, welche aus den Fig. 6
und 7 nicht zu ersehen sind.
Bollino's Getreideentladevorrichtuiig.
Mit Abbildung aul Tafel ib.
Zur Fortbewegung von Getreide in der Wagerechten bedient man
sich schon seit langer Zeit der Schneckenwerke mit Vortheil; zum
Heben von Getreide jedoch wendet man mit Vorliebe die bekannten
Becherwerke an, welche beinahe auch ausschliefslich als Entladevorrich-
tung für Getreide auf Schiffen benützt werden.
Diese vom Staden aus betriebenen Becherwerke hängen an Ki'ahne,
um den jeweiligen Wasserständen sowohl, als auch der abnehmenden
Getreidemenge im Schiffsräume entsprechend nachgestellt zu werden.
Bei der in L'industria vom 10. März 1889 bezieh. Revue industrielle^
1889 Bd. 3 Nr. 4*8.29, beschriebenen und in Fig.4 und 5 dargestellten Ent-
lade Vorrichtung kommen ausschliefslich doppelgängige Flachschnecken, in
dichtumschliefsenden Rohrleitungen laufend, zur Anwendung. Die Ueber-
tragung der Bewegung in den Abzweigungen erfolgt mittels Gelenk-
kuppelungen, der Antrieb durch aufsenliegende Winkelräder D. Die
als Hohlkugeln ausgebildeten Eckgelenke F sind sammt dem Zu- und
Abführungsrohre ß um das Hauptrohr A drehbar.
Die Schneckenspindel macht angeblich 300 minutliche Umläufe.
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen. 497
Gegenstromcondensation für DampfmascMneiiaiilageii
nach Weiss.
Mit Abbildungen.
In einer Versammlung des Eisenhüttenvereins hielt Herr Civilingenieur
F. J. Weiss-Bsisel nach Stahl und Eisen^ 1889 Nr. 8, einen Vortrag über
eine neuere Art von Misehcondensation , nämlich über Gegenstrom-
condensation (im Gegensätze zur gewöhnlichen, der Parallelstromconden-
sation), welch erstere sich besonders zum Condensiren grofser Dampf-
massen eignet, also für grofse Dampfmaschinen und für Centralcondensation
für mehrere Dampfmaschinen.
Eine jede Condensation besteht aus zwei zusammenarbeitenden
Theilen:
a) dem eigentlichen Condensator, welcher durch eingeführtes Kühl-
wasser die Dämpfe möglichst vollständig zu tropfbarer Flüssig-
keit verdichten soll;
b) einer Luftpumpe, welche die Luftverdünnung im Condensator
herstellt und unterhält, indem sie die dort verhandene, im Kühl-
wasser absorbirt gewesene oder durch undichte Stellen einge-
führte Luft absaugt.
Wenn die Luftpumpe zugleich mit der Luft auch das warme Wasser
aus dem Condensator zu schaffen hat, so nennt man sie eine ,,nasse
Luftpumpe'-'. Findet aber die Warmwasserabfuhr aus dem Condensator
getrennt von der Luftausfuhr statt (entweder durch eine Warmwasser-
pumpe, oder durch ein mindestens 10™ hohes Wasserbarometerrohr oder
„Abfallrohr^'), hat also die Luftpumpe nur die Luft aus dem Condensator
zu schaffen, so nennt man sie eine „trockene Luftpumpe".
Der in einem jeden Condensator herrschende Gesammtdruck Pq setzt
sich zusammen aus zwei Theilen:
1) dem Druck d des im Condensator anwesenden Dampfes,
2) dem Druck / der im Condensator anwesenden Luft, und zwar
60, dafs
Po = d + l (1).
Diesen Gesammtdruck p^ mit möglichst kleinen Mitteln (kleiner
Kühlwassermenge, kleiner Luftpumpe, geringer Betriebskraft) möglichst
niedrig zu halten, ist die Aufgabe der Condensationsanlage.
Der eine Theil dieses Gesammtdruckes poi nämlich der Dampf-
druck d, hängt — zweckentsprechend gute Vertheilung des Kühlwassers
vorausgesetzt — nur von der Temperatur t' des ablaufenden Warm-
wassers ab, und diese wiederum nur von der Menge (und Temperatur)
des zur Verfügung stehenden oder in Verwendung genommenen Kühl-
wassers. Dieser Theil des Gesammtdruckes hat also unter gegebenen
Verhältnissen ein für allemal eine bestimmte Gröfse, von der nichts ab-
zumarkten ist.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 11. 1889;in. 32
498 Gegenstromcondensation Jür Dampfmaschinenanlagen.
Den anderen Theil jenes Gesammtdruckes pj,, den Druck / der an-
wesenden Luft, können wir aber beliebig weit herabmindern; er hängt
wesentlich ab von der Art und Weise, wie diese Luft aus dem Con-
denpator geschafft wird, d. h. wie und wo die Lufij)umpe am Con-
densator angreift, und hier kommen wir auf den Kernpunkt der Sache.
Während bei richtiger Anlage die Luftpumpe ein Gasgemenge aus dem
Condensator saugt, das nur aus Luft bestehen soll, ist sie bei der ge-
wöhnlichen Condensation so angelegt, dafs jenes Gasgemenge zum weitaus
gröfsten Theile aus Dampf und nur zum geringsten Theile aus Luft be-
steht. Dampfabsaugen aus dem Condensator hat aber durchaus keinen
Zweck; das Vacuum wird dadurch nicht erhöht, weil Dampf im Con-
densator in einer für die Luftpumpe unerschöpflichen Menge vorhanden
ist bezieh, aus dem vorhandenen Wässer sich sofort wieder erzeugt.
Der Dampf soll eben im Condensator möglichst vollkommen condensirt
werden, und zwar vor Eintritt in die Luftpumpe.
Dies kann nun dadurch bewirkt werden, dafs man den Dampf
unten, das kalte Wasser aber oben in den Condensator treten läfst, und
dafs man die Luftpumpe ebenfalls oben am Condensator die Luft ab-
saugen läfst. Der zu condensirende Dampf strömt somit dem nieder-
gehenden Kühlwasser entgegen und die Luftpumpe saugt ihre Luft an
der Stelle aus dem Condensator, wo er am kältesten ist, weil eben dort
auch das frische Kühlwasser eintritt, und wo in Folge der Kälte kein
bezieh, nur wenig condensirter Dampf vorhanden ist.
Im Gegensatze zu dieser Gegenstromcondensation darf man die ge-
wöhnliche Condensation mit nasser Luft- bezieh. Warmwasserpumpe,
wo Wasser und Luft zusammen abgeführt werden, als Parallelstrom-
condensation bezeichnen.
Ein Beispiel mag nun die grundverschiedene Wirkungsweise der
beiden Condensationsarten darthun:
Man habe Kühlwasser von Iq = 15^ und gebe so viel davon bei,
dafs die Temperatur des ablaufenden warmen Wassers (' = 400 werde;
dabei zeige das Vacuummeter einen Gesammtdruck von pg = O^^^IO abs.
Hat man es nun mit gewöhnlicher Condensation zu thun, so herrscht
hinter dem Kolben der Luftpumpe während ihres Saugens natürlich
auch der Condensatordruck /)q = 0'",10 abs. (abgesehen von kleinen
Differenzen, herrührend von Widerständen der Ventile u. s. w.). Da
aber aufser der Luft auch noch Wasser in der Luftpumpe ist, und zwar
warmes Wasser von t' = 40°, so beträgt der Druck des Dampfes aus
diesem warmen Wasser nach RegnauUs Damjjftabollen allein schon
,/^„ = 0«t,072 abs.
Für den Luftdruck in der Pumpe bleibt sonach nur ein Druck
übrig von
/par. = Po — dv = 0,100 — 0,072 = 0'S028.
Wir saugen also die Luft in sehr verdünntem Zustande ab; damit
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen.
499
Fig. 1.
wir also genügend Luft absaugen, nämlich in der Zeiteinheit gerade so
viel, als in den Condensator eintritt, mufs die Luftpumpe sehr grofs
sein, oder mit anderen Worten: Weil an dem Orte, wo die nasse Luft-
pumpe die Luft aus dem Condensator absaugen mufs, warmes Wasser
vorhanden ist, so mufs dort nutzlos eine Masse Dampf abgesaugt werden,
mit welchem die zu entfernende Luft, auf welche es einzig und allein
abgesehen sein sollte, vermischt ist.
Haben wir nun aber einen Gegenstromcondensator mit trockener
Luftpumpe (siehe Fig. 1), so wird oben, wo das Kühlwasser eintritt
und wo die Luftpumpe ihr Gas-
gemenge absaugt, der kühlste
Ort im Condensator sein; es wird
sich also dort oben der Dampf
— bis auf einen ganz geringen
Rest — kräftig niederschlagen ^
dadurch will aber dort der Druck
abnehmen; es entsteht daher,
um diesen Druck wieder herzu-
stellen, eine lebhafte Strömung
des unteren Gasgemenges dort-
hin, aus dem sich immer wieder
der Dampf condensirt, so dafs
schliefslich die Luft dort oben so
dicht ist, dafs sie nahezu allein
schon den Gesammtdruck po
ausübt.
In einem Gegenstromconden-
sator concentrirt sich also die
schädliche Luft nach oben, wo sie
in concentrirtem Zustande von der
(trockenen) Luftpumpe weggeholt wird, während der Dampf nach unten
gedrängt wird; wir haben unten in dem Gegenstromcondensator, beim
Dampfeintritt, wo es heifs ist, dichten Dampf und dünne Luft = Ge-
sammtdruck Pq-^ und oben, beim Eintritt des Kühlwassers, wo es kalt
ist, und von wo die Luftpumpe die schädliche Luft absaugt, dünnen
Dampf und dichte Luft = demselben Gesammtdruck p,,, wie das in dem
Diagramm neben Fig. 1 versinnbildlicht ist.
Es kann nun der oben abzusaugenden Luft genügend Oberfläche
zur Abkühlung am kalt eintretenden Kühlwasser gegeben werden, dafs
die Temperatur t" oben im Condensator gleich oder nur wenige Grade
höher ist als die Temperatur ^o des eintretenden Kühlwassers. Ange-
nommen, diese Temperatur t" sei in unserem Fall <" = 200; dem ent-
spricht ein Dampfdruck rft"=0at,023 absolut. Da wir sonst nichts ge-
ändert haben, so wird der Gesammtdruck />o im Condensator derselbe
500 Gegenstroracondensation für Dampfraaschinenanlagen.
geblieben sein wie vorhin, d. h. wieder Pq^O'^^^IO. Also bleibt jetzt
für die Luft im oberen Theile des Condensators, von wo aus die Luft-
pumpe ihr Gasgemisch absaugt, ein Druck l übrig, der sich wieder aus
Gl. (1) ergibt:
l = Po — rft" = 0,10 — 0,023 = 03f,077
Die Luft ist also im oberen kühleren Theile des Gegenstromconden-
0 077
sators in einem tttt^ö = 2,75 mal dichteren Zustande vorhanden als bei
Parallelstrom; die trockene Luftpumpe bei Gegenstrom saugt also ihre
Luft in diesem 2,75 mal dichteren Zustande ab: ihr Hubvolumen kann
also 2,75 mal kleiner sein als derjenige Theil des Hubvolumens der
„nassen'^ Luftpumpe, der auf Förderung der Luft verwendet wird: da-
durch wird aber bei der trockenen Luftpumpe und bei Gegenstrom auch
die Arbeit 23 4 mal kleiner.
Das ist der eine Vortheil von Gegenstromcondensation gegenüber
Parallelstromcondensation: bedeutend kleinere Luftpumpe, und dem-
entsprechend bedeutend verminderte Betriebsarbeit für dieselbe.
Der andere Vortheil des Gegenstroms über Parallelstrom betrifft
die Kühlwasserersparnifs.
Im Fall einer nassen Luftpumpe saugt die Pumpe die Luft und das
warme Wasser am selben Orte ab. Die Luft bezieh, das Gasgemenge,
bestehend aus Luft -f- Wasserdampf, hat natürlich den Gesammtdruck Pq,
der im Condensator herrscht. Dieser Gesammtdruck p^ besteht aus der
Summe: Luftdruck / -f" Dampfdruck d. Der Luftdruck / ist dabei immer
vorhanden, weil eben dort die Luftpumpe die Luft absaugt. Also mufs
der Druck d des Dampfes des warmen Wassers nothwendigerweise um
eben diesen Luftdruck l kleiner sein als der Gesammtdruck p^ (oder
das ,.Vacuum") im Condensator. Von diesem Dampfdruck d hängt aber
unmittelbar die Temperatur t' ab, auf welche sich das ablaufende Wasser
erwärmen kann; und da dieser Dampfdruck d kleiner ist als der Ge-
sammtdruck p,„ so folgt nothwendig, dafs auch die Temperatur des ab-
laufenden Wassers kleiner ist, als dem Vacuum im Condensator ent-
sprechen würde.
Nehmen wir beispielsweise an, wir hätten im Condensator einen
Gesammtdruck (oder ein Vacuum) von /Jq = Ö^S^Ö absolut, so würde
diesem Druck eine Dampftemperatur, also auch eine Temperatur des
ablaufenden warmen Wassers von 46^ C. entsprechen. So warm kann
aber hierbei das ablaufende Wasser nicht werden; denn seine Dämpfe
würden allein schon den Gesammtdruck p,, = 0'",10 ausüben, für die
Luft bliebe nichts mehr übrig. Es darf und kann sich nicht bis auf
jene Temperatur erwärmen, damit der Druck seiner Dämpfe kleiner
bleibe, also nur einen Theil des Gesammtdruckes ausmache, dem Druck
der Luft den anderen Theil überlassend.
Ganz anders bei Gegenstrom: Hier wird aus dem unteren Theile
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen. 501
des Condensators die Luft nach oben verdrängt. Und wenn die Luft-
pumpe eine bestimmte zu berechnende Gröfse hat, so wird die Luft
vollständig aus dem unteren Theile des Condensators nach oben ver-
drängt. Es ist also l = 0 geworden, und der Gesammtdruck Pq besteht
lediglich nur aus Dampfdruck. Alsdann aber kann sich das ablaufende
warme Wasser bis vollständig auf die dem Vacuum entsprechende Tem-
peratur erwärmen (was bei Parallelstrom eben nicht möglich ist),
und es erwärmt sich dann auch vollständig bis zu jener höchstmöglichen
Temperatur, wenn nur für eine gute Kühlwasserzertheilung gesorgt ist^
denn jedes Wassertheilchen kommt am Ende seines Weges im Con-
densator, bevor es denselben verläfst, noch mit den eben anlangenden
heifsesten Dämpfen in innige Berührung, und der Wärmeaustausch von
Wasserdampf und Wasser, wenn sich beide unmittelbar berühren, ist
ungemein energisch.
Wenn sich aber das Kühlwasser bis völlig auf die dem Vacuum
im Condensator entsprechende Temperatur erwärmt, so ist klar, dafs
dann die Kälte des Kühlwassers vollständig ausgenützt wird, und dafs
man also unter diesen Umständen die geringstmögliche Menge davon
braucht. Die Arbeit, die zur Förderung dieses Wassers gebraucht wird,
und zwar sowohl in den Condensator hinein, als aus demselben hinaus,
wird dann dabei ebenfalls die kleinstmögliche.
Ein richtig angelegter Gegenstromcondensator erfüllt folgende zwei
Bedingungen:
1) Sein oberer Theil, und insbesondere das Verbindungsrohr zur
Luftpumpe hin, soll sich kalt anfühlen; alsdann ist man sicher, dafs
die Luftpumpe nur Luft absaugt, weil eben in einem kalten Gemenge
von Luft und Wasserdampf letzterer nur in sehr verdünntem Mafse ent-
halten sein kann. Die Luftpumpe — und damit auch deren Arbeit —
wird also möglichst klein.
2) Das ablaufende Warmwasser erwärmt sich vollständig bis auf
die dem Vacuum entsprechende Temperatur, d. h. man braucht nur so
viel Wasser zu geben, dafs es sich wirklich bis auf diese Temperatur
erwärmt, womit auch der Kühlwasserverbrauch sein Minimum, und der
Kraftverbrauch für Förderung des Wassers ebenfalls sein Minimum erreicht.
Mifst man z. B. an einem gewöhnlichen Dampfmaschinencondensator
(also mit Parallelstrom und nasser Luftpumpe) nur die Temperatur des
Kühlwassers (to) und die des ablaufenden warmen Wassers (t'), so er-
hält man durch Einsetzen dieser beiden Werthe in die bekannte Formel
625 — t'
das vorliegende Kühlwasserverhältnifs n (d. h. das Verhältnifs des in
den Condensator eingeführten Kühlwassers zu dem gleichzeitig einge-
tretenen Dampfe), ohne dafs man nöthig hätte, Dampfmenge und Kühl-
wassermenge jede für sich zu messen.
502 Gegeustioracondensation für Darapfmaschinenanlagen.
Liest mau dann auch noch den Vacuummeterstand ab, so hat man
den Druck p^)^ der zur Zeit der Beobachtung im Condensator herrscht.
Mit diesem Druck findet man nach den RegnauW sehen Dampftabellen
die diesem Drucke ents])rechende Temperatur gesättigten Wasser-
dampfes; und diese Tem])eratur {t') ist nach den vorhergehenden Ent-
wickelungen diejenige, auf die sich das Wasser im Condensator er-
wärmen könnte und würde, wenn man Gegenstromcondensation verwendet
hätte. Setzt man dann auch diese Temperatur in die Formel für das
Kühhvasserverhältnifs n ein, so findet man nun, wie viel oder vielmehr
wie wenig Kühlwasser bei Gegenstrom gebraucht worden wäre anstatt
bei Parallelstrom, und zwar unter sonst gleichen Umständen, d. h. bei
gleicher Temperatur des Kühlwassers und bei gleicher Höhe des Vacuums.
Bei einem Versuche an einem gewöhnlichen Condensator wurde
gefunden: Kühlwassertemperatur <o = 18'* coustant und die Temperatur
des ablaufenden Warmwassers t' = 29«, 36» und 57".
Die erste Temperatur von t' = 29^ war vorhanden bei der Stellung
des Einspritzhahnes (also derjenigen Zugabe von Kühlwassermenge),
die der Wärter der betreffenden Maschine als die nach seiner Meinung
vortheilhafteste von sich aus ausgewählt hatte, die er immer einhielt
und wobei er ein Vacuum von 64cii erhielt. Bei Zufuhr von mehr und
von wenigfer Wasser wurde das Vacuum geringer. Die zweite Tem-
peratur f = 360 ergab sich, als der Einspritzhahn etwas mehr zugedreht
und gewartet wurde, bis wieder Beharrungszustaud eingetreten war; die
dritte Temperatur l' = 57" wurde erhalten durch Nochmehrzudrehen des
Kaltwasserhahnes.
Setzen wir nun diese Werthe der Temperaturen t^^ und t' in die
Formel für n ein, so erhalten wir:
n = 66 33 14,5.
Im ersten Fall, den der Maschinist für den günstigsten hielt und
wo mit „höchstem Vacuum-' gearbeitet wurde, gebrauchte also der
Condensator eine enorme Kühlwassermenge, nämlich das 66 fache Ge-
wicht von dem in derselben Zeit condensirten Dampf.
Es waren dann auch gleichzeitig die Vacuummeterstände abgelesen
worden, und ergaben diese für die 3 Fälle:
64 62,5 51cm,5
also /Jo = 0,15 0,18 0^",32 absolut.
Diesen Drucken entsj)rechen aber nach Hegnault'a Dampftabellen
Temperaturen von
'Wenslr. = 550 58" 71",
auf welche das Kühlwasser bei Gegenstrom sich hätte erwärmen können
und sollen.
Setzen wir diese Werthe von t' (und den gleichbleibenden Werth
von fj) = 18") in die Formel für n ein, so ergibt sich:
ngeg. = 15 14 10,5.
Gegenstromcondensation für Dampt'maschiiienanlagen. 503
Anstatt, dafs man also bei Parallelstrom das 66-, 33- und 14 1/2 fache
vom Dampfgewiehte thatsächlieh gebraucht hat, hätte man bei Gegen-
strom nur das 15-, 14- und IOI/2 fache gebraucht, man hätte also ent-
sprechend i|4, V2 ^^^ etwa 2|g so viel Wasser in Verwendung nehmen
müssen, als wie bei Parallelstrom.
Man könnte nun sagen, dafs dort, wo Wasser in reichlicher Menge
vorhanden ist, es auch nichts mache, wenn man mehr davon brauche,
da es ja nichts koste! Diese Meinung ist aber nicht richtig. Der Nutzen
der Condensation für die Dampfmaschine, an der sie wirkt, besteht in
der Arbeitssteigerung der letzteren durch vermehrte Druckdifferenz auf
Vorder- und Hinterseite der Dampfkolben, jedoch abzüglich der Arbeit,
die der Betrieb der Condensation selber wieder erfordert; oder in der
durch die Anbringung der Condensation erzielten Dampf- also Kohlen-
ersparnifs abzüghch der Kosten, die man für den Betrieb der Conden-
sation selber wieder ausgeben mufs, bei welcher der Kraftverbrauch
proportional dem Kühlwasserverbrauch ist.
Aber die Arbeit zur Förderung der Luft — nämlich die Compres-
sionsarbeit, um die Luft vom niedrigen Condensatordruck auf den Druck
der vollen Atmosphäre zu bringen und selbe in diese hinauszuschieben —
ist der absorbirten Luft wegen auch proportional der verwendeten
Kühlwassermenge. Da aber Gegenstromcondensation mit der jeweiligen
kleinstmöglicheu Kühlwassermenge auskommt, so ist schon aus diesem
Grunde ihr Kraftbedarf zum eigenen Betriebe der kleinstmögliche.
Zu dieser Verminderung des Kraftverbrauches, welche von ver-
mindertem Kühlwasserverbrauche herrührt, kommt noch deren weitere
Verminderung, welche davon herrührt, dafs das Hubvolumen der Luft-
pumpe kleiner sein kann, w-eil sie die Luft in coucentrirtem Zustande
absaugt. Die Arbeit der Luftpumpe ist ihrem Hubvolumen auch immer
proportional, gleichgültig, ob das letztere nützlicherweise nur mit Luft,
oder unuützerweise auch mit Dampf erfüllt sei.
Der Gesammtaufwand an Arbeit zum Betriebe der Condensation
ist bei Gegenstrom der kleinstmögliche; also ist auch der Nutzen dieser
Art Condensation für die Dampfmaschine der überhaupt höchsterreich-
bare.
Nachdem im Vorstehenden die grundsätzlichen Unterschiede zwischen
gewöhnlicher Parallelstrom- und Gegenstromcondensation gewonnen,
führte der Vortragende eine bestimmte Ausführungsform solcher Gegen-
stromcondensation vor, wie sie ihm und der Sangerhauser Actienmaschinen-
fabrik patentirt ist, und welche eine Reihe Eigen thümlichkeiten enthält.
Eine solche Anlage wird zur Zeit für die Condensation des Ab-
dampfes einer 1200 pferdigen Gebläsemaschine der Bochumer Gesellschaft
für Stahlindustrie ausgeführt; eine andere als Centralcondensation für
den Abdampf von 7 Dampfmaschinen mit zusammen etwa 750 ff der
Zellstofffabrik Waldhof bei Mannheim.
504
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen.
Bei der schematischen Darstellung (Fig. 2) saugt eine Kaltwasser-
pumpe M das Kühlwasser an und fördert es in ein Gefäfs F, von
welchem aus es vom Condensator C angesogen wird. In diesem föllt
Fig. 2.
es über eine Stufenfolge von Tellern herab, dem durch das Rohr B
einströmenden zu condensirenden Dampfe entgegen. Durch das 10°^
hohe Fallrohr A^ welches unter Wasser ausmündet, wird das warme
Wasser selbsthätig aus dem Condensator entfernt, indem eine Wasser-
säule von der Höhe A, welche der jeweilig herrschenden Saugkraft im
Condensator entspricht, in diesem Abfallrohre hängen bleibt, und unten
an diesem Rohre gerade so viel Wasser ausläuft, als oben zufliel'st.
Oben im Condensator saugt durch das Rohr E die trockene Luft-
pumpe L die Luft ab, und zwar, wie vorhin gezeigt, möglichst nur
Luft und nicht auch Dampf, weil sie die kühlsten Orte des Condensators
angreift, wo das frische Kühlwasser eintritt.
Als besondere Einrichtungen bei dieser Condensationsanlage be-
spricht der Vortragende folgende:
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen. 505
Eine Untugend an den erstgebauten Gegenstromcondensatoren war,
dals, obsehon die Condensationskörper C weit naehr als die Wasser-
barometerhöhe — 10™,3 — über dem Unterwasserspiegel Z—Z lagen,
trotzdem die Luftpumpe stromweise Wasser zog. Das darf natürlich
die als trockene Luftpumpe eingerichtete Pumpe nicht. Man wollte
dies Vorkommnifs damit erklären, dafs im Condensator starke Dampf-
und Luftströmungen herrschen, welche das Wasser bis in die Höhe
zum Luftrohre reifsen können. Es ist das eine völlig unrichtige An-
schauung. Oben im Condensator über dem Kühlwasser und wo keine
Condensation mehr stattfindet, herrscht keine stärkere Strömung und
kann keine stärkere Strömung herrschen, als wie sie durch die Luft-
pumpe erzeugt wird, und diese Geschwindigkeit der Dämpfe oder Luft
Volumen des durch die Luftpumpe angesogenen Gasgemenges
ist = j=: r — TT • Ö16
Querschnitt
ist in dem weiten Condensator so gering, dafs durch sie sicherlich kein
Wasser in die Höhe gehoben wird. Mag der Dampf unten in den
Condensator mit 100 und 200™ Geschwindigkeit in der Secunde ein-
strömen, oben findet nur die geringe Strömung statt, welche von der
Luftpumpe herrührt, und deren Hubvolumen entspricht.
Die Gründe für die erwähnte Erscheinung sind folgende:
al Die freihängende Wassersäule im Fallrohre A kann durch irgend
welche Einflüsse in senkrechte Schwingungen gerathen, welche in der
That so grofs sein können, dafs das Wasser zu oberst in den Conden-
sator hinaufschlägt. Es ist ja auch bekannt, wie die Quecksilbersäule
eines gewöhnlichen Quecksilberbarometers in starke Schwankungen ge-
räth, wenn man das Instrument nur wenig bewegt. Dergleichen Ein-
flüsse sind aber vorhanden: so entnimmt die Luftpumpe ihre Luft dem
Condensator stofsweise, und stofsweise kommt auch der Dampf in den
Condensator. Stehen zufälliger Weise die Intervalle zwischen diesen
kleinen Dampf- und Luftstöfsen in einem einfachen Zahlenverhältnisse
zurSehwingungsdauer der Fallwassersäule, so addiren sich ihre Wirkungen
und bringen so die gröfsten Schwankungen hervor.
Die Schwankungen der Fallwassersäule kann man in einfacher und
sicherer Weise durch Anbringung einer Klappe K am unteren Ende des
Fallrohres verhindern. Bei Schwankungen nach abwärts läfst die Klappe
das Wasser wohl austreten: bei der nun beginnenwollenden Schwan-
kung nach aufwärts schliefst aber die Klappe und verhindert so diese
Schwankung und damit auch die naturgemäfs folgende nach abwärts,
so dafs der Wasserspiegel x — y ruhig bleibt. Dabei wird dann auch
das zu fürchtende Rücklaufen von Fallwasser in das Abdampfrohr B
vermieden, und zwar ohne dafs man nöthig hätte, den Condensator
mehr als die Wasserbarometerhöhe (10^,3) über den Unterwasser-
spiegel Z, Z zu legen.
Wir haben aber noch eine freischwebende Wassersäule, die Saug-
506 Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen.
Wassersäule im Zulaufrohre 0; auch hier könnten wir nicht gewollte
Schwankungen durch das gleiche Mittel wie vorhin verhindern, nämlich
durch Anbringen eines Kückschlagventiles K^. Diese Klappen und
Ventile brauchen nicht dicht zu sein; ihre Wirkung, Schwankungen zu
verhindern, äulsern sie doch.
Wenn hiernach Schwankungen des Wassers im Condensator unmög-
lich gemacht sind, so gibt es doch noch einen zweiten Grund zum
Wasserüberreifsen in der Luft])umpe. * Liefse man nämlich das Kühl-
wasser direkt in den Condensator treten, so würde es dort heftig auf-
schäumen, da sich die im Wasser absorbirt gewesene Luft unter dem
verminderten Drucke frei macht. Dieses Aufschäumen kann leicht so
stark werden, dafs, wenn der Condensatorhut nicht übermäfsig hoch
und weit ist, die Luftpumpe schaumiges Wasser ansaugt. Deswegen
bringen wir ein Entluftungsgefäfs G an und lassen das Wasser zuerst
in dieses eintreten, in welchem es anstandslos aufschäumen und seine
Luft abgeben kann, wonach es durch das Verbindungsrohr Q entlüftet
und ruhig in den Condensator tritt. Die Luft, die sich im Entlüfter G
frei macht, tritt durch Rohr P in den Condensator, und weil es nach
abwärts gerichtet ist, wird auch etwa mitgerissenes Wasser nach ab-
wärts in das übrige Wasser laufen und von der Luft abgeschieden.
Indem wir so die Entlüftung des Kühlwassers in einem besonderen
Gefäfse, dem Entlüfter G vornehmen, liegt nun der weitere Gedanke
nahe, diese Luft gar nicht in den eigentlichen Condensationsraum ein-
treten zu lassen, wo sie nur schaden kann, indem sie die am Wasser
sich condensirensollenden Dampftheilchen mit einer isolirenden Luft-
schicht umgibt, sondern sie unmittelbar der Luftpumpe zuzuführen. Das
erreichen wir durch einfaches Ueberstülpen einer Glocke J über den
1 Ein weiterer Grund kann allerdings bei unzweckmäl'siger Anlage noch
existiren : wenn der Condensator sein Wasser aus einem hochgelegenen Be-
hälter ansaugt — was, wie wir weiter unten sehen werden, immer unzweck-
mäfsig ist — und wenn das Saugrohr eng ist oder ein Regulirhahn — der
bei unserer Anordnung gar nicht vorhanden sein darf — nur wenig geöffnet
ist, so stürzt sich ein Wasserstrahl mit gröfster Heftigkeit in den luftver-
dünnten Raum im Condensator, und es können dann die Flächen (Nietköpfe
n. s. w.), auf die der Strahl auftrifft, zulallig derart liegen, dafs der ganze
Strahl oder ein Theil desselben gegen die Luftabsaugeöffnung hinaufspritzt
und dort von der Luftpumpe angesogen wird. Dem wird abgeholfen, indem
man, wie in Fig. 2 angedeutet, das Wasser mittels eines weiten Rohres in
den Condensator füln-t, wodurch es ruhig einläuft, ohne zu spritzen. Man hat
bei Gegenstromcondensation sich überhaupt von dem Bcgritf „Einspritzung"
vollständig frei zu machen: das Wasser soll ruhig einlaufen, auf dafs man
sicher sei, dafs es thatsächlich auch den ihm vorgeschriebenen Weg einschlägt.
Grundsätzlich soll das Saugrohr D (Fig. 2) genau so weit sein, wie das Ab-
fallrohr .4, weil beide dieselbe Wassermenge, abgesehen von dem Condens-
wasser, zu fördern haben, und beide dies mit einer mäfsigen Geschwindigkeit
(0,5 bis ltn,3, wachsend mit der Rohrweite) thun sollen. Wenn man dann in
der Praxis das Abfallrohr A noch weiter macht, so hat das seinen berechtigten
Grund darin, dafs dieses Rohr in gröfserem Mafse der Bildung von Ansätzen,
Kesselstein u. s. w., ausgesetzt ist, als das Saugrohr des Kaltwassers.
Gegenstromcondeasation für Darapfmasclünenanlageu. 507
obersten Teller, welche dem Wasser wohl den Eintritt in den Couden-
sationsraum gestattet, die Luft aber von diesem abhält.
Die geringen Luftmengen, welche durch Undichtheiten an Stopf-
büchsen'der Dampfcylinder, Ventilen, Rohrleitungen u. s. w. eingedrungen
sein können und welche vermöge des G-egenstromprinzipes im Conden-
sator nach oben gedrängt werden, treten durch das Röhrchen R eben-
falls in den Raum über der Glocke und werden von dort auch von der
Luftpumpe fortgeholt. Die Abhaltung der Luft von dem eigentlichen
Condensationsraume bewirkt eine kräftigere Condensation.
Der Vortragende erwähnt zum Schlüsse die eigenartige Kühlwasser-
zuführung zum Condensator. Die Kaltwasserpumpe M pumpt ihr Wasser
in ein i-ohrförmiges Zwischengefäfs F, aus welchem der Condensator
sein Wasser durch das Rohr D selbsthätig ansaugt. Es ist klar, dafs
bei dieser Anordnung die ganze Saugkraft des Condensators voll aus-
genützt wird, dafs sich der Wasserspiegel m — n jeweilen von selbst so
tief einstellt, als es der jeweiligen Saugkraft des Condensators entspricht.
Die Kaltwasserpumpe hat also ihr Wasser nicht auf die volle Höhe bis
zum Condensator hinauf zu heben, sondern nur auf die kleinstmögliche
Höhe fiQ. Dabei wird auch die Arbeit der Kaltwasserpumpe ein Mini-
mum und wird bei dieser Anordnung die Arbeit zur Wasserfbrderung
(die letztere, im allgemeinsten Sinne genommen als Summe von Arbeit
zur Förderung des kalten und des warmen Wassers) überhaupt die
kleinstmögliche und ist insbesondere kleiner als bei gewöhnlicher Con-
densation mit Parallelstrom.
Bei Condensatoren, die ihr Wasser selber ansaugen sollen, und zwar
auf die gröfstmögliche Höhe, treten oft Betriebsstörungen durch Fallen-
lassen des Wassers ein, wenn durch irgend einen Zufall einmal die
Kühlwasserzufuhr unterbrochen wird. Man kann einen gewöhnlichen
Condensator alsdann nur wieder in Gang bringen, wenn man ihn auf um-
ständliche Weise wieder abkühlt. Dieser Uebelstand ist bei unserer
Einrichtung folgendermafsen vermieden : Wäre hier einmal der Conden-
sator heifs geworden und in Folge dessen der Luftdruck in ihm so weit
gestiegen, dafs er sein Wasser hätte fallen lassen, so wird, wenn sowohl
Luftpumpe L als auch Kaltwasserpumpe M ruhig weiterarbeiten, der
Wasserspiegel m — n sowohl in Rohr F, und nachher in Röhrchen Fj,
als auch in Rohr D steigen, und zwar bis zum Condensator hinauf
(deswegen mufs das Röhrchen jFj bis über ihn hinaus geführt werden),
worauf von selber sich das Kühlwasser in den Condensator ergiefst;
dadurch kühlt er sich sofort von selber wieder ab, die Dämpfe werden
wieder condensirt, das Vacuum steigt, der Wasserspiegel m — n senkt
sich wieder, und die Kaltwasserpumpe hat ihr W^asser nur wieder auf
ihre normale Höhe h^ zu heben, während sie es vorher — vorüber-
gehend — auf eine gröfsere Höhe, selbst bis h^^ -\- h^^ zu heben hatte.
Betriebsstörungen durch Fallenlassen des Wassers sind also bei unserem
508 Gegeiistromcondeneation i'ür Dampl'maschinenanlagen.
Condensator von vornherein ausgeschlossen, und zwar trotzdem die volle
Saugkraft desselben ausgenutzt wird.
Aber ebenso wenig darf ein Leersaugen des Behälters, aus dem der
Condensator ansaugt, vorkommen, indem solches Leersaugen die' gleichen
Folgen bewirken würde, wie das Fallenlassen des Wassers. Solches
Leersaugen des Kühlwasserbehälters kommt dann leicht vor, wenn man
nicht viel Kühlwasser zur Verfügung hat bezieh, in Verwendung nimmt.
Es wird bei unserer Einrichtung von vornherein dadurch ausgeschlossen,
dafs wir die untere Mündung des Saugrohres D mindestens um die
Wasserbarometerhöhe, d. h. mindestens um 10", 3 unterhalb des Ober-
wasserspiegels verlegen. Alsdann nimmt der Condensator gerade so
viel oder so wenig Wasser aus dem Zwischengefäfse F weg, als die
Kaltwasserpumpe diesem Gefäfse zubringt. 2 Selbst wenn die Kaltwasser-
pumpe einmal gar kein Wasser mehr zubringen würde, so würde das
Gefäfs F doch nicht leergesogen, sondern es würde im Steigrohre D
einfach eine Wassersäule bewegungslos hängen bleiben, und zwar vom
Zwischengefäfse F aus so hoch, dafs die Höhe dieser hängenden Wasser-
säule gerade der zur Zeit im Condensator herrschenden Saugkraft ent-
spräche, gerade wie auch im Fallrohre A immer eine solche Wasser-
säule hängt. Die geschilderten Zwecke unserer besonderen Art der
Kalt wasserzufuhr: geringste Betriebsarbeit in Folge Ausnutzung der
vollen Saugkraft des Condensators, unter gleichzeitiger Verhinderung
von Betriebsstörungen einerseits durch Fallenlassen des Wassers, anderer-
seits durch Leersaugen des Kaltwasserbehälters hätte man auch er-
reichen können, wenn man das Zwischenrohr F ganz weggelassen, und
das Druckrohr iV der Kaltwasserpumpe direkt an das Saugrohr D an-
geschlossen hätte. Alsdann würde aber auch solche Luft, die etwa
durch undichte Stellen in der Saugleitung der Kaltwasserpumpe oder
durch deren Stopfbüchse eingedrungen wäre, oder welche man vielleicht
absichtlich zur Verhinderung von Ventilschlägen — im Falle einer
Kolbenpumpe — beigegeben hätte, solche Luft würde dann mit in den
Condensator gelangen, was natürlich vom Uebel wäre, indem dadurch
das Vacuum vermindert würde und die Lufpumpe nutzlos mehr Arbeit
bekäme. Diesen Uebelstand verhindern wir nun mit unserem „Zwischen-
rohre-' F, indem wir das Druckrohr N etwas über der Mündung des
Saugrohres D in dieses Zwischenrohr führen. Dadurch macht sich
■^ Eine Regelungsvorrichtung (Ventil, Halm, Drosselklappe u. s. w.) darf
in der Kaltwasserzuleitung nicht angebracht werden; es würde dadurch der
eine Zweck unserer Anordnung, die Verminderung der Arbeit der W^asser-
pumpe auf ein möglichst geringes Mals, geradezu vereitelt. Eine Drosselung
im Rohre D hätte sofort eine Hebung des Wasserspiegels m— n, damit eine
Veniiehruiig der Hubhöhe Äq und damit eine nutzlose Vermehrung der Arbeit
der Kaltwasserpumpe zur Folge.
Die Regelung der Kühlwassermenge soll durch die Kaltwasserpumpe M
selber bewirkt werden, und zwar, indem man deren Umdrehungszahl ver-
änderlich Triaelit.
Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen. 509
solche eingedrungene oder absichtlich beigegebene Luft in diesem
Zwischengefäfse in aufsteigenden Blasen frei und entweicht durch das
Röhrchen F^ ins Freie, gelangt also nicht in den Condensator.
Als Kaltwasserpumpe kann jede Pumpe dienen, nur nicht eine
Centrifugalpumpe. Denn wenn sie auch ihr Wasser während des regel-
mäfsigen Betriebes nur auf die geringe und wenig veränderliche Mini-
malhöhe Äq zu heben hat, so mufs sie es doch ausnahmsweise auch
höher heben können, unter Umständen sogar bis zum Condensator hinauf.
Das könnte eine Centrifugalpumpe ohne Aenderung ihrer Umdrehunss-
zahl nicht. Als Kaltwasserpumpe genügt hier eine billige Kapselpumpe,
welche auf beliebige Höhe hebt.
Fassen wir die Eigenschaften dieser Condensation zusammen:
Vermöge des Gegenstromprinzipes erhalten wir kleinstmösliche
Kühlwassermenge, kleinstmögliche Luft- und Wasserpumpe, und dann
auch kleinstmögliche Betriebsarbeit zum Betriebe der Condensation.
Diese Betriebsarbeit wird vermöge der eigenartigen Art der Wasserfüh-
rung bei unserem Condensator nochmals vermindert, weil die schon in
Folge des Gegenstromes verminderte Wassermenge auch noch weniger
hoch gehoben werden mufs. Die Gesammtarbeit zum Betriebe solcher
Patentcondensationen beträgt unter gewöhnlichen Umständen nur 1 bis
1,5 Proc. der gesammten Maschinenleistung.
Vermöge der besonderen Anordnungen sind sämmtliche Betriebs-
störungen, die sonst bei solchen Condensatoren vorkommen, unmöglich,
als: Falsches Wasserüberreifsen. sowohl nach dem Luftabsaugerohr als
nach dem Abdampfrohre hin. Fallenlassen des Wassers und Leersaugen
des Kaltwasserbehälters. Durch Abhaltung des Hauptquantums der Luft
vom eigentlichen Condensationsraume wird der Vorgang der Conden-
sation erleichtert und wirksamer.
Das verwendete Kühlwasser endlich braucht nicht rein zu sein, weil
es nur eine Kaltwasserpumpe, nicht aber eine empfindliche nasse Luft-
pumpe zu durchstreichen hat. Daher können auch Betriebswässer, die
schon anderen Zwecken gedient haben, verwendet werden, und welche
durch Verstopfungen und Verlegen von Ventilen die nasse Luftpumpe
einer gewöhnlichen Condensation bald aufser Betrieb bringen würden.
Unter solchen Umständen wird auch die vorhin erwähnte Centralcon-
densation der Zellstofffabrik Waldhoff arbeiten, wo schleimige und faser-
haltige Betriebswässer für unsere Condensation verwendet werden, welche
für gewöhnliche Condensation nicht gebraucht werden könnten. Wenn
wir früher dargethan haben, dafs die Gegenstromcondensation weniger
Wasser von derselben Temperatur gebraucht, als die Condensation mit
nasser Luftpumpe, so können wir natürlich auch sagen, dafs wir mit
Gegenstrom auch bei wärmerem Kühlwasser, aber in gleicher Menge,
ein ebenso hohes Vacuum erzielen können als mit Parallelstrom, d. h.
dafs sich Gegenstrom auch mit wärmerem Kühlwasser begnügt.
510 Gegenstromcondensation fiir Darapiraaschinenanlagen.
Das ist an solcher Stelle von Bedeutung, wo wegen Wassermangel
immer ein und dasselbe Wasser zur Kühlung verwendet wird, indem
mau es in seinem Kreislaufe auf irgend eine Weise wieder abkühlt. ^
Es ist da natürlich sehr angenehm, wenn man es nicht sehr tief abzu-
kühlen braucht, weil dann die Kühlungsanlage viel kleiner, einfacher
und sicherer wirkend wird, besonders auch im heifsen Sommer, Heifses
Wasser auf z. B. -|- 400 abzukühlen , ist unvergleichlich viel leichter,
als wenn es auf 80" oder auf 250 abgekühlt werden müfste. Und wenn
man das Wasser nur bis auf -|-400 kühlt, so erreicht man bei Gregen-
strom, wo eben das Kühlwasser vollständig ausgenützt wird, doch noch
schöne Ergebnisse, wie das Beispiel zeigt, das ich Ihnen zum Schlüsse
noch geben möchte:
Ein Walzwerk, das bis jetzt wegen Wassermangels nicht condeusirt
hat, möchte für seine verschiedenen Walzenzugdampfmaschinen Central-
condensation nach unserem Systeme einführen und stellte, um sich zu
Orientiren, die Frage, wenn beispielsweise eine Walzenzugmaschine von
lOOOnim Cylinderdurchmesser, 1250'n'n Hub und 100 Umdrehungen in
der Minute machend, bei 6^^ absoluter Spannung, und ohne Conden-
sation mit 1/5 Füllung arbeitend, nun mit Condensatiou versehen würde,
wie es mit der erreichten Dampfersparnifs, dem Wasserverbrauche
u. s. w. stände, und zwar unter der Voraussetzung, dafs die Maschine
die gleiche Arbeit leiste als wie vorhin ohne Condensation.
Der Vortragende führte die Untersuchung durch unter der Annahme,
dafs man gar kein Wasser zuzugeben habe, sondern stets dasselbe
Wasserquantum, das man sich ein für allemal verschafft habe, benütze,
und kühle es nach Verlassen des Condensators immer wieder ab, und
zwar nur bis auf +400, vvas leicht auch im Sommer zu erreichen
sein sollte, welche Abkühlung aber bei Parallelstrom nicht genügen
würde.
Alsdann ergibt sich folgendes: Wird das 15 fache Gewicht Kühl-
wasser von 40" von dem gleichzeitig zu eondensirenden Dampfgewichte
verwendet (also n = 15), so gibt sich ein Vacuum von po = 0^i',41 ab-
solut, und in Folge dessen sich der nöthige Füllungsgrad des Dampf-
cy linders von 1/5 auf 1/- erniedrigt, damit die Maschine die gleiche
Arbeit leiste, wie vorhin ohne Condensation; diese Reduction des Fül-
lungsgi-ades von ^j^ auf ^/^ entspricht einer Dampfersparnifs von 28 Proc.
Läfst man das 28 fache Gewicht Kühlwasser (also n = 28) vom Dampf-
gewichte circuliren, so erhält man ein Vacuum von po = O'^^IO absolut,
wobei sich der Füllungsgrad von 1/5 auf '/g verringert und eine Dampf-
ersparnifs von 37 Proc. erzielt wird.
Also selbst von so warmem Kühlwasser (40") braucht man mit
Gegenstrom nur so wenig, nämlich nur das 15- bezieh. 28 fache vom
3 1888 267 '' 586 Theisen's Obertlächen-Condensator.
Ergebnisse mit dem Freretschen Holztrocknungsverfahren. 511
Dampfsewichte, und erhält dabei doch schon Dampfersparnisse von 28
bezieh. 37 Proc.
Wenn man aber nur wenig Kühlwasser braucht, so werden auch
die Anlasekosten der Condensation geringer, weil diese hauptsächlich
von der Kühlwassermenge abhängen, indem alle Querschnitte von Con-
densator, Rohrleitungen und Pumpen dieser Kühlwassermenge entsprechen
müssen.
Ergebnisse mit dem Freret'schen Holztrocknungsverfalireii.
Ueber das vorstehende Verfahren und die zu demselben erforderlichen
Einrichtungen wurde 1875 218 106 bereits berichtet. In dem Organ für die
Fortschritte des Eisenbahnwesens. 1889 S. 89, veröffentlicht Geh. Oberbaurath Funk
einige Beti'iebsergebnisse, die mit einer nach der an angezogener Stelle ge-
gebenen Abbildung einer Freret'schen Holztrocknungsvorrichtung in den Eisen-
bahnwerkstätten zu Dortmund erzielt worden sind. Die mit den betreffenden
Hölzern angestellten Festigkeitsversuche verdienen ebenfalls Beachtung. Wir
lassen den Bericht nachstehend folgen.
Die ziemlich verbreitete Ansicht, dafs durch künstliche Trocknung die
Festigkeit des Holzes beeinträchtigt werde, hat sich nach den Versuchen in
der Central- Wagenwerkstätte zu Dortmund bei Kiefernhölzern, welche nach
dem f rereTschen Verfahren getrocknet waren , nicht bestätigt. Diese ver-
gleichenden neueren Versuche mit frischen polnischen und Ostseekiefern sind
in der Weise angestellt, dafs aus ein und derselben, thunlichst von Aesten
und sonstigen Fehlern freien Bohle von 55mni Stärke vier Abschnitte von je
lm.250 Länge und llömm Breite der Dicke nach in gleiche Hälften zerschnitten
wurden, und dafs die eine Hälfte vor den Versuchen 8 Tage hindurch in der
FrereVschen Trockenkammer getrocknet wurde, während die andere Hälfte
nach dem Schneiden etwa 1 bis 5 Wochen an der Luft gelegen hatte. Die
Abschnitte wurden 770™ni freitragend in der Mitte unter langsamer Zunahme
der Gewichte mittels eines Hebels bis zum Eintritte des Bruches belastet.
Diese Versuche ergaben für die Stücke von jeder einzelnen Bohle:
L Aus frischen polnischen Kiefern.
Durchbiesuna
Bruch bei
vor Bruch
Belastung mit
mm
k
Bohle 1.
a) frisch ....
18
1700
b) getrocknet . .■
19
2242
Bohle 2.
a) frisch ....
27
1750
b) getrocknet . .
24
2130
Bohle 3.
a) frisch ....
21
1810
b) getrocknet . .
16
2195
IL Aus frischen Ostseekiefern.
Bohle 1. a) frisch ....
25
2275
b) getrocknet . .
22
2500
Bohle 2. a) frisch ....
23
2015
b) getrocknet . .
23
2370
Bohle 3. a) frisch ....
24
2050
b) getrocknet . .
22
2550
Durchschnitt a) frisch . . .
23
194U
b) getrocknet .
21
2331
Aus diesen neueren, sowie aus den schon im .J. 1878 an derselben Stelle
angestellten ähnlichen Versuchen mit lufttrockenem Holze ergibt sich, dafs
1 Vgl. auch 1889 271 228.
512 Ergebnisse mit dem Freret'schen Holztrocknungsverfahren.
durch das Räucherverfahren die Festigkeit sowohl des frischen wie des luft-
trockenen Holzes nicht unerheblich erhöht wird und zwar
a) bei frischem Kiefernholze durchschnittlich um 20 Proc,
b) bei Holz über 4 Jahre an der Luft getrocknet um 8 Proc, dafs dagegen
das Kiefernholz dadurch an seiner Elasticität und Biegsamkeit um ein Ge-
ringes verliert.
Die Ermittelung des Schwindmafses bei dem Räucher^'erfahren hat bei
den frischen Kiefernbohlen
a) nach der Breite (in der Richtung der Markstrahlen) durchschnittlich
2 Proc,
b) nach der Dicke (in der Richtung der Jahresringe) durchschnittlich
4 Proc. ergeben,
wobei die Breiten-Abnahme am Zopfende am stärksten ist und nach dem
Stammende gleichraäfsig geringer wird, während umgekehrt die Abnahme in
der Dicke der Bohlen am Stammende am stärksten und in der Mitte am
schwächsten war.
Versuche über Wasseraufnahme bei Kiefei'nhölzern mit frischem Holze
(vier bis fünf Wochen nach dem Schneiden) mit lufttrockenem (vierjähriger
Lagerung) und mit geräuchertem (aus frischem Holze) haben ergeben, dals,
nachdem die Hölzer 18 Tage unter Wasser gehalten waren, die Gewichts-
zunahme betragen hat:
1. bei frischem Holze a) vom Stammende = 9 Proc.
b) „ Zopfende = 24 „
2. bei lufttrockenem Holze a) „ Stammende = 18 „
b) „ Zopfende =27 „
3. bei geräuchertem Holze a) „ Stammende = 16 „
b) „ Zopfende =33 „
Was die Kosten der Holzräucherung nach dem Freret'schen Verfahren an-
betrifft, so stellen sich diese bei einem einigermafsen starken Holzverbrauche
als sehr gering heraus. Für das Ein- und Ausbringen des Holzes und für
die Bedienung der Feuerung wurden für das Cubikmeter 0,50 Mk. verausgabt.
Als Brennmaterial wurden nur Schrupphobelspäne aus harten Hölzern ver-
wendet, die sonst schlecht zu verwerthen sind und als minderwerthiges
Material nicht verrechnet wurden, und von denen für Icbm zu trocknendes
Holz 74k verbraucht worden sind.
Von den beiden Trockenkammern ist die eine im J. 1877 mit einem
Kostenaufwande von 7720 Mk., die andere, lnn,8 längere, im J. 1884 mit einem
Kostenbetrage von 8776 Mk. hergestellt. Im J. 1885 86 wurden in den beiden
Trockenkammern bei 56 Füllungen 2742cbin^5i Kiefernbohlen getrocknet und
hat das Trocknen der einen Hälfte des Holzes einschlielslich 4 Proc. Verzin-
sung und 10 Proc. Tilgung der Anlagekosten in der ersten Kammer
1371,25 X 0,50 + 77,20 X 4 + 77,20 X 10 = 1713 Mk.,
und das Trocknen der anderen Hälfte in der zweiten Kammer
1371,25 X 0,50 + 87,76 X 4 + 87,76 X 10 = 1913 Mk.,
zusammen also 3626 Mk. oder für das Cubikmeter = 1,33 Mk. gekostet.
Hätte dieses Holz, dessen AnschafTungskosten rund 145000 Mk. betragen
haben, eine dreijährige Lagerung vor seiner Verwendung durchgemacht, welche
mindestens erforderlich gewesen wäre, um es genügend lufttrocken zu machen,
80 wäre bei einem Zinsfufse von 4 Proc. ein Verlust von 6277 Mk. zu ver-
zeichnen gewesen, welchen Kosten noch die Beträge der Verzinsung und
Tilgung der Anlagekosten für die Holzschuppen hinzuzurechnen sein würden.
— Die Kosten der künstlichen Trocknung sind daher nicht unerheblich billiger
als die Kosten der natürlichen Trocknung.
Aus den vorstehend beschriebenen Versuchen in Verbindung mit den
Wahrnehmungen, welche durch eine Reihe von 9 Jahren in der Central-
Wagenwerkstatt zu Dortmund mit künstlich getrockneten (geräucherten)
Kiefernbohlen gemacht worden sind, ergeben sich für dieses Verfahren, der
Lufttrocknung solcher Hölzer gegenüber, folgende Vortheile:
1) das nach dem Verfahren von Freret künstlich getrocknete Holz hat
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 513
einen höheren Grad von Trockenheit als drei bis vier Jahi-e lang in gut an-
gelegten Schuppen gelagertes Holz;
2) in dem künstlich getrockneten Holze sind die verderblichen Eiweifs-
stoffe unschädlich gemacht;
3) die Bruchfestigkeit wii'd um ein Wesentliches hoher;
4) das Reifsen und Werfen tritt in geringerem Mafse ein ;
5) der Farbenanstrich auf derart künstlich getrocknetem Holze, namentlich
wenn derselbe bald nach dem Trocknen vorgenommen wii'd, ist durch ein
festeres Anhaften ein haltbarerer und vermag nicht den schädlichen Einflufs
auszuüben, den ein Anstrich auf nicht völlig trockenes, gelagertes Holz in
Folge der Zurückhaltung der Verdunstung der im Inneren eingeschlossenen
Feuchtigkeit unter dem Einflüsse der nicht unschädlich gemachten Eiweil's-
stoffe haben mufs;
6) die Kosten der künstlichen Trocknung, einschliefslich der Verzinsung
und Tilgung der Anlagekosten der Trockenkammern, sind nicht unerheblich
geringer als die Verzinsung drei Jahre gelagerter Holzvorräthe und der Ver-
zinsung und Tilgung der Anlagekosten der grofsen Lagerschuppen;
7) es kann frisch geschnittenes Holz sofort verwendet werden, was für
Fälle unvorhergesehenen Bedürfnisses von grofsem Vortheile ist.
Wenn in den vorstehenden Mittheilungen auch meist bekannte Thatsachen
enthalten sind, so dürfte es doch nicht ohne Interesse sein, die Aufmerksam-
keit betheiligter Kreise von Neuem auf dieses Verfahren zur Trocknung und
Erhaltung von Kiefernhölzer zu lenken, da dasselbe nach neunjähriger Er-
fahrung an Kiefernbohlen zum Wagenbau der früheren Köln-Mindener Eisen-
bahn-Gesellschaft und der jetzigen Kgl. Eisenbahn-Direction (rechtsrheinischen)
zu Köln mit voller Ueberzeugung zur Anwendung empfohlen werden kann.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
Patentklasse 89,
Bekanntlich hatte A'. Rillieux im J. 1878 am 20. Februar ein Reichs-
patent (Nr. 3852) auf einen ^^Vacmimverdampfapjjarat unter Auwendung
von mehr als drei Körpern für Zuckersäfte und anderen Flüssigkeiten",
sowie (vom 14. Januar ab) im J. 1881 das Reichspatent Nr. 15569 (ab-
gedruckt mit den 11 Patentansprüchen in Stammer s Lehrbuch der Zucker-
fabrikation^ 2. Aufl. S. 825 ff.) auf „Neuerungen an Yacuumkochapparaten
für Zuckersäfte und andere Flüssigkeiten'-' erhalten.
In Folge der vielfachen Belästigungen, welche den Zuckerfabrikanten
hierdurch erwuchsen, erhob F. Walkhoß' in Magdeburg die Nichtigkeits-
klage in Betreff der wesentlichsten obiger Patentansprüche, und das
kaiserl. Patentamt hat durch Entscheidung vom 29. November 1888 das
Patent Nr. 3852 eingeschränkt, sowie das Patent Nr. 15 569 in Bezug
auf die Ansprüche 2 und 3 vernichtet.
N. Rillieux hat gegen dieses Urtheil beim Reichsgericht Berufung
eingelegt, und zwar in Bezug auf die Einschränkung des Patentes
Nr. 3852 und auf die Vernichtung des Anspruches 2 des Patentes
Nr. 15569.
In der Sitzung vom 1. Juni 1889 hat jedoch das Reichsgericht, erster
Civilsenat, die Entscheidung des Patentamtes vom 29. November 1888 be-
Dingler's polyt. Journal Bi 273 Nr. 11. 1889 III. 33
514 ^'euei'f Vtirahifu und Apparate lür Zuckeilabiikeii.
sUitiyt und die Kosten des Berufungsvertahrens dem Berufungskläger
auferlegt.
Hierdurch ist, auch nach dem Zugeständnisse RiUieux\ endgültig
entschieden, dafs dessen Patentansprüche auf die Verwendung gespannter
Dämpfe, sowie auf die alternirende Brüdenentnahme zu Verkochzwecken
nicht als patentfähig im Sinne der deutschen Patentgesetzgebung zu er-
achten sind.
Indem hier auf die Besprechung des sogen. Äe'/ZifMa;- Verfahrens in
Stammer s oben genannten Lehrbuch S. 776, 825 und 834 verwiesen wii*d,
mag noch mitgetheilt werden, dafs F. Walkhoff in einem Rundschreiben
vom Juli 1889 den Wortlaut der Entscheidung des Reichsgerichtes mit
der Begründung veröffentlicht und genau angegeben hat, in welcher
zeitlichen Reihenfolge die Patente auf die einzelnen Formen der Mehr-
verdampfkörper bezieh, die mehrfache Benützung der Wärme ertheilt
worden sind. Es wird nun endgültig die Zuckerindustrie nicht weiter
durch Ausnutzung von zu Unrecht ertheilten Patenten beunruhigt werden,
und es können nun nicht mehr, wie in den letzten Jahren, die Ver-
dienste anderer Erfinder herabgewürdigt und die Urheberschaft für Ver-
dampfeinrichtungen unrechtmäfsiger Weise in Anspruch genommen
werden.
J. Hyros in Böhm.-Brod berichtete über den neuen Kasalovsky^achttn
Vacuumverkochapparat für continuirlichen Betrieb {^Oesterreichisch- Unga-
rische Zeitschrift für Zuckerindustrie ^ Bd. 18 Heft 2 '"■ S. 203). Dieser
Apparat besteht aus zwei oder mehreren Abtheilungen, selbständigen
Vacuums, und ist zu dem Zwecke abgetheilt, um bei Brüdendampf-
Beheizung eine continuirliche Verkochung bezieh, eine ununterbrochene
Entnahme der Dämpfe aus den Verdampfapparaten zu bewirken, also
eine höhere Wirkung der letzteren zu erzielen. Gleichzeitig gewährt die
ununterbrochene Verkochung auch den Vortheil einer rationellen Aus-
nützung der Heizfläche des Vacuumapparates.
Wie allgemein bekannt ist, mufs man im gewöhnlichen Vaeuum
zuerst auf Kornbildung verkochen, was in der Weise geschieht, dafs
man den untei-en Theil des Vacuums mit Dicksaft füllt und so lange
mit dem untersten Theile der Heizfläche kocht, bis sich das nöthige
Korn gebildet hat. Dabei wird, wie begreiflich, der gröfste Theil der
Heizfläche durch längere Zeit gänzlich aufser Betrieb gelassen.
Beim Kasalovskif sahen Vaeuum ist dies nicht der Fall, da sich stets
in einer der Abtheilungen ein mit Korn durchsetzter Saft vorfindet, so
dafs ein bestimmtes Quantum von diesem in den unteren Theil der
eben entleerten Abtheilungen abgelassen werden kann, und es auf diese
Weise möglich ist, beide Heizkammern bezieh, die ganze Heizfläche
der betreifenden Abtheilung sofort in Thätigkeit zu setzen, wenn man
zuvor noch frischen Dicksaft nachgezogen hat.
Es ist klar, dafs man mil einem solchen Vaeuum unter sonst
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 515
e;leichen Umständen eine gröfsere Leistung zu erreichen vermag, bezieh,
dafs man bei derselben Leistung mit Dampf niedrigerer Temperatur,
welcher billiger zu beschaffen ist als der einer höheren Temperatur,
sein Auskommen findet.
Das Kasalovsky'' sehe Vacuum mit continuirlichem Betriebe gewährt
in Hinsicht auf die Ax-t der Verkochung bezieh, der Kornbildung
wenigstens dieselben Vortheile wie andere grofse Vacuums, die eben-
falls , wie dieses , darauf berechnet sind , den Sud weit längere Zeit
hindurch andauern zu lassen, als es bei den alten Apparaten der Fall
ist, wo mangels Heizfläche und Raum der Sud in einigen Stunden bei
Anwendung von hochgespanntem Dampfe beendigt sein mufs.
Dieses Vacuum bietet nach dem Berichterstatter folgende Vorzüge:
1) Eine continuirliche Verwerthung der von den Verdampfapparaten
kommenden Brüdendämpfe zur Beheizung des Verkochapparates durch
die ununterbrochene Verkochung, daher eine günstigere Wirkung und
eine gleichmäfsigere Arbeit der Verdampfanlage ^
2) eine ökonomische Ausnützung der Brüdendämpfe mittels des Strahl-
apparates, da Dämpfe niedriger Ordnung vorwiegend Verwendung finden ;
3) eine rationellere Benützung der Heizfläche und eine leichtere
Wartung der Kocharbeit durch das Ueberziehen des mit Korn durch-
setzten Saftes aus einer Abtheilung in die andere^
4) die leicht mögliche Vergröfserung des Vacuums durch Zustel-
lung einer oder mehrerer Abtheilungen zu den vorhandenen zu dem
Zwecke, um entweder von Retourdämpfen auf Brüdendämpfe zu über-
gehen oder um die Leistung zu erhöhen^
5) die kurze, daher sichere Lagerung der Heizrohre, die kleinen
Dampf kammern (gegen Bruch), die Versteifung des ganzen Körpers
durch die Scheidewände, als auch die rasche Entleerung des Sudes;
6) wegen abtheilungsweisen Ablassens kleinerer Raum- bezieh.
Pfannenbedarf für die entleerte Füllmasse, oder die MögHchkeit , mit
einem kleinen Kühler auszureichen.
Ein anderes Vacuum ist von Samuel Morris Lillie in Philadelphia
construirt worden ("D. R. P. Nr. 46377).
Diese Erfindung betrifft eine Vereinigung mehrerer, eine besondere
Construction besitzender Verdampfer zu einem Mehrkörpersysteme, ferner
eine Reihe von Oberflächenheizern, welche in Verbindung mit dem Mehr-
körpersysteme angeordnet sind und in der Weise arbeiten, dafs ein
Theil der von den verschiedenen Verdampfern ausgehenden Dämpfe zum
Heizen entweder einer einzigen, von dem kältesten zu dem wärmsten
Heizer übergehenden Flüssigkeit oder mehrerer in den verschiedenen
Heizern untergebrachten Flüssigkeiten dient.
Die Patentansprüche lauten:
Ein Verdampfapparat, bei welchem nachstehende Einrichtungen
gleichzeitig vorhanden sind :
516 Neuere Verlalueu und Apparate lür Zuckerfabriken.
a) Zwei oder mehr Verdampfer /, 2 . . ., von welchen jeder eine
Sammelkammer P an seinem Boden, eine mit Rohren und einer für
diese K«jhre dienenden Zuführungsvorrichluug G und Dampfabführuugs-
rohren ausgestattete Heizkammer und ein die Verdampfer verbindendes
Dampfrohr erhalten hat, um ein Mehrkörpersystem zu bilden:
b) die Anordnung von Rohren, welche die Kammer P des einen
Verdampfers mit der Zuführungsvorrichtuug (? desselben und des nächsten
Verdampfers verbinden, zu dem Zwecke, durch eine Pumpe oder gleieh-
werthige Mittel die Flüssigkeit entweder nach demselben oder nach dem
nächsten Verdampfer überzuführen:
c) Oberflächenheizer, von welchen einer zu jedem Verdampfer ge-
hört, und welche mit einander durch Flüssigkeitsrohre verbunden sind
und mit Dampf von den verschiedenen Verdampfern versehen werden,
in Combination mit einem Zuführungsrohre an dem ersten und einem
Enleerungsrohre an dem letzten Heizer.
Das neue Sexjferth' sehe Reinigungsverfahren für Rohzucker, das sogen.
Paraffinerieverfahren , beruht (f. Lippmann ^ Cfieiniker-Zeitung^ Bd. 13
Nr. 61 S. 995) nach einer Beschreibung, die Dr. Cunze^ der Direktor der "
Zuckerfabrik Waghäusel, gelegentlich der Prüfung desselben gab, auf der
Anwendung von Paraftinöl (vom Siedepunkte 220 bis 2500). Rohzucker-
füllmasse wird in der Centrifuge nach dem Abschleudern des Syrups
direkt mit einem breiten Strahle Paraftinöl ausgedeckt, welches den den
Krystallen noch anhaftenden Syrup so vollständig verdrängt, dafs
eine Nachdecke mit Wasser (Sprühregen unter Druck) entweder ganz
unnöthig ist oder sich auf ein Minimum beschränken läfst. Syrup und
Oel laufen gemeinsam in einen Behälter, in welchem das specifisch viel
leichtere Oel rasch nach oben steigt, von dem schweren und darin ganz
unlöslichen Syrupe abgezogen wird und sofort wieder zu neuer Verwen-
dung bereit ist.
Den Zucker erhält man binnen 20 bis 30 Minuten in Gestalt fast
weifser und trockener Waare, und zwar entspricht sein Gewicht fast
quantitativ jenem des in der ursprünglichen Füllmasse enthaltenen Kry-
stallzuckers. Die Füllmasse wird also nicht in mehr oder minder
syruphaltigen Rohzucker und in Syrup zerlegt, sondern direkt in Syrup
und fast reinen Krystallzucker. Diesem haftet jedoch etwas Paraftinöl
an, dessen übler Geruch die sämmtlichen Rohproducte des Verfahrens
zum direkten Consum ungeeignet macht. Durch Auflösen und Kochen
des Zuckers, also beim Raffinationsj)rozesse, verliert sich aber dieser
Geruch vollständig. Nach genauen Versuchen mit entsprechenden Füll-
massen und laut Berechnung, gemäfs den in Waghäusel herrschenden
Verhältnissen, würde die neue Methode für lOOi^ Rohzuckerfüllmasse
etwa 2,48 M., oder für lOOi^ Rübe etwa 40 bis 50 Pf. Mehrertrag geben,
wenn man in beiden Fällen bestimmte, zu einer gewissen Zeit gültig
gewesene Preise zu Grunde legt.
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 517
Der zur Raffination bestimmte Rohzucker kann ebenfalls, trocken
oder gemaischt (eventuell mit durch Auflösen festen Paraffines ver-
dicktem Oele), in Centrifugen gefüllt und mit Paraffinöl ausgewaschen
werden, wobei gleichfalls ein hoher Prozentsatz fast reinen Krystall-
zuckers gewonnen wird, der als Einwurf für die Verfeinerungsarbeit
dient; der nöthige Deckzucker kann auf dem nämlichen Wege her-
gestellt werden. Die Analyse zeigte, dafs von den Aschenbestaudtheilen
vorzugsweise die Alkalisalze entfernt werden, indem z. B. das Verhält-
nifs derselben zu den Kalksalzen von 100 : 5,6 auf 100 : 39,1 stieg. Dies
ist jedoch deshalb unbedenklich, weil die Knochenkohle gerade "für die
Kalksalze ein hohes Absorptionsvermögen besitzt, und daher schliefslich
trotzdem aschenarme Füllmassen gewonnen werden. Laut Versuch und
genauer Berechnung liefern in Waghäusel 100 MC. Rohzucker von
95,8 Proc. Pol. bisher 65,24 Proc. weifser Waare, 28 Proc. Nachpro-
ducte und 6 Proc. Melasse, während die neue Methode 86,22 Proc,
4,85 Proc. und 8,25 Proc. der nämlichen Producte ergibt, so dafs statt
25 Proc. nur mehr 4 Proc. des Einwurfes wieder in den Arbeitskreis-
lauf zurückgehen. Der reine Nutzen für lOO"^' Rohzucker berechnet sich
hiernach auf 1,26 M. bis 1,70 M.
Hiernach und durch den günstigen Ausfall gröfserer Versuche (mit
emigen lOO Centner Zucker) bewogen, hat die Zuckerfabrik Waghäusel
die sofortige Einführung des Seyferlh' sehen Verfahrens im Grofsen be-
schlossen. Bei den dortigen Verhältnissen wird dies für die Rohzucker-
fabrik etwa 5 bis 6000 M., für die Raffinerie 100000 M kosten Die
Befürchtungen, dafs der Paraffingeruch des Zuckers nicht zu vertreiben
sei, dafs das flüchtige Paraffinöl grofse Verluste durch Verdunstung be-
dmgen und feuergefährlich sein werde, sowie dafs sich das Verfahren
für geringere Rohzucker und Nachproducte überhaupt nicht eigne
sollen nach den bisherigen Versuchen unbegründet sein; doch bedürfen
diese Momente jedenfalls noch der genaueren Prüfung im Grofsbetriebe.
Das Steffen sehe Auslaugeverfahren dagegen (vgl. 1888 269 377) zer-
legt Rohzucker oder Füllmassen gleichfalls durch Auswaschen m weifse
Waare und Syrup, bedient sich jedoch hierzu blofs wässeriger Zucker-
losungen verschiedener Reinheit unter Anwendung des Gegenstrom-
prinzipes. In Rübenzuckerfabriken wird direkt die Füllmasse ausge-
waschen, in Raffinerien aber aufserdem noch der Rohzucker vorgereintgt
und dann entweder dem üblichen Verfeinerungsprozesse zugeführt, oder
in Form von Füllmasse nochmals dem Waschverfahren unterworfen.
Zur Ausführung dieses letzteren dienen sogen. Wannen, welche 8 bis
10 tentner fassen, den beim Strontianitverfahren gebräuchlichen Nutschen
nachgebildet und einzeln oder zusammen mit Luftpumpen verbunden
sind. Die Füllmassen bezieh, die Rohzucker (letztere eventuell einge-
maischt) werden in dünner Schicht in die Wanne gebracht und da'nn
systematisch mit 16 bis 32 einzelnen Antheilen Syrup von immer stei-
51b Meuere Verlahren und Appuraie lür Zuckerlabriken.
gender Reinheit ausgewaschen, indem man jede derselben für sich auf-
bringt, sie mit Hilfe der Luftleere die Masse durchdringen läfst und
dann wieder für sich auffängt. Bei vollem Betriebe wäre der Ideal-
zustand erreicht, wenn die ersten Lösungen als Melasse abflössen, die
folgenden, von langsam steigender Reinheit, bei der nächsten Arbeit
als Vordecken Verwendung finden könnten, und die letzten Lösungen
aus reiner, neu in Betrieb genommener Deckkläre beständen, so dafs
schliefslich weifser, mit reiner Deckkläre durchtränkter Krystallzucker
zurückbliebe. In der Praxis kann dies natürlich nicht erreicht ■werden.
Weder besteht der ausgewaschene Zucker (das sogen. Waschgut) blofs
aus feuchtem Zucker, noch findet die Trennung vom Sjrupe so quan-
titativ statt, dafs als anderes Endproduct wirkliche Melasse erzielt wird.
Man erhält vielmehr Syrupe von 70 und mehr Quotient, aus denen noch
1 bis 2 Nachproducte gekocht werden können, und Waschgut von sehr
hoher, aber nicht absoluter Reinheit. Die Dauer des Waschprozesses be-
trägt 12 bis 16 Stunden und mehr, wobei jedoch sehr viel auf die Güte
und gleichförmige Beschaffenheit des Rohmaterials ankommt.
Was die Verarbeitung von Rübenfüllmassen anbelangt, so hat das
Verfahren noch die Feuerprobe zu bestehen, insbesondere liegen über
das Verhalten geringer Füllmassen (ohne Einwurf hergestellt) keine
genügenden Erfahrungen vor. Für den Betrieb hat es sich indessen
als sehr wichtig herausgestellt, möglichst gleichmäfsig zusammengesetzte
und in gleichbleibender Korngröfse gekochte Füllmassen anzuwenden,
da das Auswaschen, das sonst leicht und ohne besondere Schwierigkeit
erfolgt, anderenfalls unangenehmen Störungen ausgesetzt ist. Für den
Raffineriebetrieb gilt dasselbe bezüglich der Rohzucker;, je gleichmäfsiger
deren Korn und deren Zusammensetzung ist, desto glatter geht das Aus-
waschen von statten, während die Behandlung ungleichförmiger Mi-
schungen schwierig, zuweilen selbst unmöglich, oder mindestens un-
rationell ist. Bis zu gewissem Grade kann man sich indessen durch
vorheriges Einmaischen der Rohzucker, sowie durch Sieben oder Sor-
tiren helfen.
Das Auswaschverfahren ist bereits in einer Anzahl von Raffi-
nerien eingeführt, war jedoch in der eben zu Ende gehenden Cam-
pagne meist nur kurze Zeit in Betrieb, theils technisclier Gründe wegen,
theils weil die Arbeit in Folge der Marktverhältuisse frühzeitig einge-
stellt wurde. Man wird daher über dieses, sowie auch über Seijferlh'b
Verfahren jedenfalls erst im Laufe der kommenden Cami)agne genauere
Aufklärung erhalten können und Klarheit darüber gewinnen, in welchem
Umfange der Grofsbetrieb die gehegten ganz aufserordentlichen Erwar-
tungen bestätigt und die hohen Patent- und Anlage-Kosten gerechtfertigt
erscheinen läfst.
Die licslimniung der liaffmose in Hohzuckern (vgl. 1888 270 227)
wird nach 77/. Breycr (New York) in Amerika folgendermafsen (Chemiker-
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 519
Zeitung, Bd. 13 Nr. 35 S. 499) auf etwas abgekürztem Wege ausgeführt:
Die Zuckerlösuüg wird nach vollendeter Inversion durch Einstellen in
kaltes Wasser rasch abgekühlt und dann in dem Räume, wo sie pola-
risirt werden soll, für einige Stunden sich selbst überlassen. Nach
genauem Auffüllen bis zur Marke und vielleicht nothwendigem Ent-
färben mittels 0?,2 bis 0?,5 mit Salzsäure ausgezogener und ge-
trockneter Knochenkohle wird durch ein gut bedeckt zu haltendes
Filter in einen bedeckten Cylinder tiltrirt. Die Lösung wird zum Pola-
risiren in ein Glasrohr gefüllt, das ein weites Ansatzrohr für das Ther-
mometer hat.
Aus der Polarisation vor und nach der Inversion und der Ther-
mometerablesung wird der scheinbare Rohrzuckergehalt nach Clerget s
Formel berechnet. Ergibt sich eine Differenz von 0,5 oder darüber, so
ist die Anwesenheit von optisch activen Substanzen neben Rohrzucker
als erwiesen zu erachten. Ist der nach Clergefs Formel gefundene
Rohrzuckergehalt geringer als die direkte Polarisation, und sind keine
Fehling'sche Lösung reducirenden Substanzen vorhanden, so wird der
wahre Rohrzuckergehalt nach folgender Formel, die eine Combination
von Clerget 8 und Creydt's Formeln ist, berechnet. Die Differenz aus
der so gefundenen Rohrzuckerzahl und der direkten Polarisation wird
als von einem Gehalte an Raffinose herrührend angesehen und dem-
gemäfs berechnet.
Rohrzucker Rafflnose
A. Direkte Polarisation ... +100 + 100
B. Pol. nach der Inversion bei <o — 1 44 — n\ + ^^i'^
C. Differenz für je lo Ursprung- / 100+44 — x 0 493
lieber Polarisation ( -h-j^j
z Pioc. Rohrzucker R Proc. Raffinose
1) A = Z -f 1,85 R.
100 + 44 — .^
2) C = jöö ^ + ^'^^ ^ ^ ^''^^^•
3) 0,493^ = 0,493 Z + 1,85 R X 0,493.
144-^
(2—3) C - 0,493 A = —jöö~ ^ ~ ^'493/.
C — 0,493^ C — 0,493^
— 0,498
100
1^85"
^ Z
R = ., c,- . Ff wird aus u achstehender Tabelle entnommen.
520
Neuere VerJahren und Apparate für Zuckerfabriken.
U-i — .5
Tabelle für Ft = ^^^^ "^ — 0,493.
t Ft t
Ft
t
Ft
t
Ft
15,0
0.8720
20,0
0,8470
25,0
0,8220
30,0
0,7970
15,5
0,8695
20,5
0,8445
25,5
0.8195
30,5
0,7945
16,0
0.8670
21,0
0,8420
26,0
0,8170
31,0
0,7920
16,5
0,8645
21,5
0,8395
26,5
0.8145
31,5
0,7895
17,0
0,8620
22,0
0,8370
27,0
0,8120
32,0
0,7870
17,5
0.8595
22,5
0,8345
27,5
0,8095
32,5
0,7845
18,0
0,8570
23,0
0,8320
28,0
0.8U7O
33,0
0,7820
18,5
0,8545
23,5
0,8295
28,5
0.8045
33,5
0,7795
19,0
0,8520
24,0
0,8270
29,0
0.8020
34,0
0,7770
19.5
0,8495
24,5
0,8245
29,5
0,7995
34,5
35,0
0,7745
0,7720
Gegen diese Art der Berechnung würde nun einzuwenden sein,
dafs dabei die von Creydt für die Temperatur 20° C. und die Concen-
tration 16,575 festgestellte Drehungseonstante der invertirten Raftinose-
lösung bei anderen Temperaturen und Concentrationen als gültig an-
genommen wird. Dem ist das Folgende zu entgegnen.
Die Produete der Inversion der Raffinose sind Lävulose, Galactose
und vielleicht Dextrose.
Der Einflufs der Concentration wird auch in Creydt's Formel ver-
nachlässigt. Derselbe wird aber, wie aus MeissCs Formel für die spec.
Drehung der Galactose hervorgeht, nur ein geringer sein können. Da
nach der Inversion noch eine bedeutende Rechtsdrehung bestehen bleibt,
und da die Galactose für mittlere Temperaturen nur wenig stärker nach
rechts als die Lävulose nach links dreht, so mufs mehr Galactose als
Lävulose vorhanden sein. Die Rechtsdrehung der Galactose und die
Linksdrehung der Lävulose werden durch Temperaturerhöhung erniedrigt.
Die Drehungsänderungen heben sich also theilweise auf. Der Einflufs
der Temperatur auf das Drehungsvermögen der Galactose ist geringer
als auf das der Lävulose, andererseits ist aber mehr Galactose als
Lävulose vorhanden. Aus diesem Grunde wird man nicht sehr fehl
gehen, wenn man annimmt, dafs sich die durch Temperaturänderungen
hervorgebrachten Drehungsänderungen nahezu aufheben.
Der direkte Versuch bestätigt die vorstehende Annahme. Die
Drehung einer invertirten Raffinoselösung ist bei niederer Temperatur
geringer als bei höherer, ist aber bei Weitem nicht in dem Mafse, wie
die Drehung einer invertirten Rohrzuckerlösung, von der Temperatur
abhängig. Da die Rohrzucker verhältnifsmäfsig wenig Raffinose ent-
halten, so kann die für die Temperatur nöthige Correctur innerhalb
gewisser Grenzen vernachlässigt werden.
Die vorstehende Abänderung des Creydt'schen Verfahrens war für
New Yorker Verhältnisse darum angezeigt, weil bei der dort im Som-
mer oft sehr hohen Temperatur und dem dabei sehr hohen Feuch-
Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. 521
tiskeitssehalte der Luft die Polarisation bei 200 Q. nur mit gvofsen
Scliwierigkeiten in Folge des Beschlagens der Deckgläser auszuführen
ist. Aufserdem erlaubt diese Abänderung selbstverständlich ein rascheres
Arbeiten.
T. L. Phipson berichtete {Chemical News^ Bd. 59 S. 255) über die
Gegenwart von Zinn in gewissen Zuckern (über Zusatz von Zinnsalze
bei der Zuckerfabrikation vgl. 1886 259 322), den Einflufs des Zinnes
auf die Gesundheit und ein Mittel zu seiner Entdeckung.
Eine Dame, die den sogen. Demerara-Zucker in ihrem Haushalte
verwandte, hatte heftige kolikartige Diarrhöe bei dessen Genufs be-
kommen, die sofort ausblieb, als der Gebrauch dieses Zuckers ausgesetzt
wurde. Auch die Dienerschaft der Dame hatte sich gegen den Genufs
des Zuckers siesträubt, wiewohl er von sehr angenehmem aromatischen
Geruch und sehr süfsem Geschmack ist; die Farbe ist goldgelb. Bei
der Untersuchung auf Metalle, die vorgenommen wurde, indem eine
gröfsere Menge des Zuckers in Wasser gelöst, ohne Filtration mit Salz-
säure und Schwefelwasserstoff versetzt und dann mindestens 48 Stunden
im verschlossenen Gefäfs stehen gelassen wurde, ergab sich ein ziemlich
reichlicher Niederschlag von Schwefelzinn, der einer Menge von 0,04 Proc.
Zinnoxyd entsprach. Aufser dem Zinn war von fremden Substanzen
nur noch etwas Glycose und 2,7 Proc. einer aus Kalk, Eisenoxyd und
Kalkphosphat bestehenden Asche in dem Zucker vorhanden. Verfasser
hatte selbst früher angegeben, dafs ein sehr kleiner Zusatz von Zinn-
chlorid, der vielfach angewandt wird, um dem Zucker eine goldgelbe
Farbe zu geben, nicht schädlich sei, kann aber diese Ansicht nicht
mehr für die, wie es scheint, jetzt ausgiebigere Verwendung von Zinn-
chlorid aufrecht erhalten, zumal nach den Untersuchungen von Ungar
und Bodländer bewiesen ist, dafs durch die Aufnahme von Zinn in den
Organismen nicht nur akute, sondern bei fortgesetzter Einführung kleiner
Mengen chronische Vergiftungen, die selbst zum Tode führen, bewirkt
werden. Bei der grofsen Verwendung des Zuckers ist die Gefahr vor-
handen, dafs durch Aufspeicherung auch kleiner, täglich mit demselben
aufgenommener Mengen Zinn eine ernstliche Gesundheitsstörung bewirkt
werde, und Verfasser hält es deshalb für rathsam, bei Zuckerunter-
suchungen, die im hygienischen Interesse vorgenommen werden, auf die
Gegenwart von Zinn besonders zu prüfen.
Die Verwendung des .,flüssigen Fruchtzuckers'', d. h. des jetzt
fabrikmäfsig dargestellten Invertzuckers an Stelle des Rohrzuckers, soll
für Haushaltungen bei Zubereitung von eingemachten Früchten, Frucht-
suppe, Creme, Compot, süfse Speisen, Bowle, Limonade u. s. w. nach
Fühting's landuirthschafiHche Zeitung^ Bd. 38 Heft 15 vom 1. August 1889
S. 548, folgende Vortheile gewähren:
1) Fällt das lästige, zeitraubende und verlustgebende Lösen und
Läutern weg und es ist die Verwendung des Fruchtzuckers eine sehr
522 Neue künstliche Medicameule.
bequeme, indem 1' Fruchtzuekersyrup 1*^ Fruchtzucker von lOO Procent
enthält, somit 1' einem Kilo geläuterten, reinsten Zucker gleichzuachteu
ist; da jedoch der Fruchtzucker eine sehr starke versüfsende Wirkung
übt, so hat die Erfahrung einen sparsameren Verbrauch des Frucht-
zuckers ergeben.
2) Versüfst mau Früchte mit derselben Zuckerart von mildem
Geschmack, die sie bei der Reife natürlich enthalten, während Raffinade
(Hutzucker) eine ganz andere Zuckerart ist.
3) Krystallisirt der Fruchtzucker nicht aus den damit versüfsten
Producten aus, wie es bei Raffmade häufig der Fall unter Erzeugung
ungleichmäfsiger Süfse, wie z. B. in körnig gewordenem Gelee.
4) Tritt das natürliche Aroma der Früchte, Speisen, Getränke u. s.w.
beim Gebrauch des Fruchtzuckers vi'eit mehr hervor als es bei An-
wendung von Raffinade der Fall sein kann.
5) Indem man den flüssigen Fruchtzucker den einzumachenden
Früchten hinzugefügt und allmählich und gleichmäfsig bei gelindem
Feuer (besser noch im Wasserbade) erwärmt, wird die Form und
Struktur der Früchte geschont und ein Weichwerden und Aufplatzen
verhindert, wie es sehr leicht stattfindet beim Zusammenbringen heifser
Raffinadelösung mit kalten Früchten. In gut verschlossenen, sauberen
Gefäfsen, vor Licht und Kälte geschützt, kann der Fruchtzucker un-
verändert bewahrt werden.
Neue künstliche Medicamente : Cocain, Cocainderivate,
Narcein, Hydrazin, Moschusersatz.
(Nacli den einschlägigen Patentschriften.)
In den Cocablättern kommen bekanntlich neben dem Cocain nicht
unbeträchtliche Mengen amorpher Nebenalkaloide vor, welche die
physiologische Wirkung des Cocains stark beeinträchtigen und daher
vom Cocain geti-ennt bezieh, aus dem Rohcocaiu entfernt werden müssen,
bevor das Cocain zur therapeutischen Benutzung gelangt. Löst man
dieses Rohcocaiu in der Wärme in wenig Alkohol, so krystallisirt nach
dem Erkalten und längerem Stehen das Cocain gröfstentheils heraus,
während die amorphen Basen in Lösung bleiben und durch Abdampfen
des Alkohols gewonnen werden.
Diese amorphen Nebenbasen ^ welche bisher als recht unliebsame
Nebenproducte der Cocaingewinnung angesehen wurden, lassen sich
nach einem von Dr. Carl Liebermann in Berlin und Dr. Friiz Giesel
in Braunschweig (D. R. F. Nr. 47 602 vom 14. August 1888) ange-
gebenen Verfahren auf Cocain verarbeiten, indem durch Spaltung der-
selben leicht und in reichlicher Menge Ecgonin gewonnen wird, welches
benzoylirt, sich nach bekannten Methoden leicht in Cocain überführen
Keue künstliche Medicamente. 523
läfst. Die Spaltung der Kebenbasen kann sowohl durch Säuren als
durch Alkalien und alkalische Erden — theihveise und unvollkommen
sogar durch überhitzten Wasserdampf — bewirkt werden. Die Spal-
tungsproducte sind Ecgonin, organische Säuren und meist Methylalkohol.
Am vortheilhaftesten ist es, die Spaltung durch Kochen mit Salzsäure
zu bewerkstelligen. Die Concentration und die Mengen der über-
schüssigen Salzsäure sind dabei von nur geringer Bedeutung, doch ist
der Salzsäure von 1,1 bis 1,2 spec. Gew., die in beträchtlichem Ueber-
schusse anzuwenden ist, der Vorzug zu geben. Je nach der Concentration
der Säure und den angewendeten Mengenverhältnissen vollendet sich
die Reactiou in kürzerer Zeit oder in 1 bis 2 Stunden. Die bei der
Spaltung ausgeschiedenen organischen Säuren werden nach dem Er-
kalten abfiltrirt und das salzsaure Ecgonin enthaltende Filtrat zur
Trockne verdampft. Der Salzrückstand, mit etwas warmem Alkohol
gewaschen, ist fast reines salzsaures Ecgonin, aus dem durch die
äquivalente Menge Alkali oder Alkahcarbonat die Base freigemacht
wird. Die letztere wird, wenn nöthig, durch Umkrystallisiren aus Al-
kohol gereinigt.
Das auf vorbeschriebene Weise hergestellte Ecgonin läfst sich leicht
in Benzoylecgonin verwandeln. Die Benzoylirung kann sowohl durch
Benzoylchlorid wie durch Beuzoesäureanhjdrid, und sowohl mit Ecgonin
in trockenem Zustande als auch bei Gegenwart von etwas Wasser be-
werkstelligt werden. Am zweckmäfsigsten verfahrt man in folgender
Weise :
Eine bei Siedetemperatur gesättigte wässerige Lösung von Ecgonin
(etwa 2 Th. Ecgonin auf 1 Th. Wasser) — 1 Molekül — wird mit
etwas mehr als der äquivalenten Menge Benzoesäureanhydrid (1 Molekül)
versetzt und zur Vollendung der Reaction kurze Zeit, etwa ^,2 ^^^
1 Stunde, auf der Siedetemperatur der Mischung erhalten. Zur Ent-
fernung der gebildeten Benzoesäure aus der Reactionsmasse wird diese
nach dem Erkalten einige Male mit Aether ausgeschüttelt. Die rück-
ständige wässerige Lösung erstarrt schon beim Schütteln oder nach
kurzem Stehen zu einem Krystallblei von Benzoylecgonin. Die Krystalle
werden von der Mutterlauge durch Absaugen getrennt und mit sehr
wenig Wasser ausgewaschen. Die zurückbleibenden Krystalle sind
Benzoylecgonin mit allen Eigenschaften des bisher bekannten. Die
Mutterlauge enthält das der Benzoylirung entgangene Ecgonin. Sie kann
entweder direkt zu neuen Benzoylirungen benutzt oder aus ihr das
Ecgonin wiedergewonnen werden.
Merck (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft^ Bd. 18 S. 29
und 53) hat vergeblich versucht, die vorstehend beschriebene, leicht und
glatt verlaufende Benzoylirung des Ecgonins auszuführen.
Zum Theil lag dies nach Ansicht Liebermanns in der Anwendung
solcher Methoden seitens Merck' s^ z. B. Behandlung von Ecgonin mit
524 Neue künstliche Medicamente.
Benzoesäure, Wasser und etwas Salzsäure, welche überhaupt nicht zum
Ziele führen, zum Theil aber auch wie bei dem Versuch mit trockenem
Eegonin und Benzoesäureanhydrid, der ja nach Obigem Benzoylecgonin,
wenn auch in ungemein viel schlechterer Ausbeute als bei gleicher
Anwesenheit von Wasser liefert, wohl darin, dafs die Zeitdauer der
Reaction zu kurz gewählt wurde.
C. F. Böhringer und Söhne in Waldhof bei Mannheim (D. R. P.
Nr. 47 713 vom S.November 1888) stellen Cocain und homologe Alka-
loide aus den Estern des Ecgonins durch Einführung von Säureradi-
calen in die letztei-en dar. Als solche finden namentlich der salzsaure
Ecgoninmethyl- und -äthylester, als Säureradieale Benzoesäure, Phtal-
säure, Phenylessigsäure und Isovaleriansäure Anwendung. Zur Dar-
stellung des Ecgoninmethylesters wird 1"^ salzsaures Eegonin mit 10'*
absolutem Methylalkohol auf 60^ erhitzt und trockenes Salzsäuregas bis
zur Sättigung während 2 bis 3 Stunden eingeleitet. Die Flüssigkeit
wird abkühlen gelassen, mit lOi^ Aether versetzt, wobei der salzsaure
Ecgoninmethylester auskrystallisirt, während unangegrifFenes Eegonin in
der Lösung verbleibt. Die Krystalle des salzsauren Esters werden
tiltrirt, mit etwas Aether gewaschen und geti-ocknet. Der salzsaure
Ecgoninmethylester ist in absolutem Alkohol, Aether, Benzol und Benzin
schwer löslich, in Wasser sehr leicht löslich, mit Alkalien nicht fällbar
und durch solche leicht zersetzlich in Eegonin und Methylalkohol.
Starke Mineralsäuren führen in der Wärme ebenfalls diese Zersetzung
herbei. Zur Darstellung des Cocains aus salzsaurem Ecgoninmethyl-
ester und Beuzoylchlorid wird l"* salzsaurer Ecgoninmethylester fein
gepulvert, mit l^ Benzoylchlorid einige Stunden in einem Glaskolben
im kochenden Wasserbade erhitzt, bis die Salzsäuregasentwickelung
nachgelassen hat und die Mischung zusammengeschmolzen ist. Die
Schmelze wird in 10' kaltes Wasser vertheilt, wobei sich Benzoesäure
abscheidet. Diese wird abtiltrirt und mit Wasser gewaschen. Das
Filtrat wird mit Sodalösung niedergeschlagen, das ausfallende Cocain
mit Wasser gewaschen, getrocknet und in bekannter Weise gereinigt.
Es besitzt alle Eigenschaften des natürlichen Cocains. Aus der alka-
lischen Lauge kann durch Eindampfen derselben und Extraction des
Verdampfungsrückstandes mit Alkohol Eegonin wiedergewonnen werden.
In gleicher Weise wird unter Anwendung von Aethylalkohol (statt
Methylalkohol) aus salzsaurem Eegonin der salzsaure Ecgoninäthylester
dargestellt und unter den gleichen Bedingungen in Benzoylecgoninäthyl-
ester verwandelt, welcher Cocäthylin oder Homcocain genannt wird.
Aus gleichen Gewichtstheilen salzsaurem Ecgoninmethylester und
Orthophtalylchlorid erhält man unter Entwickelung von Salzsäuregas
bei 5 stündigem Erwärmen im kochenden Wasserbade eine halbfeste
Schmelze, welche, in Sodalösung vertheilt, den freien Phtalyldiecgonin-
met/njlester :
Keue künstliche Medicameute. 525
.CO.C,oHi,N03
^6H4.cO.C,oH,,N03
in Form eines Harzkuchens ergibt. Die freie Base mit Bromwasser-
stofFsäure in alicoholischer Lösung neutralisirt, ergibt ein bromwasser-
stofFsaures Salz in kleinen körnigen Kry stallen. Die freie Base ist in
Wasser unlöslich, in Sprit leicht lösUch. Die Salze mit Mineralsäuren
sind leicht löslich in Wasser.
Gleiche Gewichtstheile salzsaurer Ecgoninmethjlester und Isovalenjl-
chlorid werden am Rückflufskühler im kochenden Wasserbade erhitzt.
Die Reaction geht unter lebhafter Entwickelung von Salzsäuregas vor
sich und ist in i|2 Stunde beendigt. Die geschmolzene Masse wird in
Wasser gegossen und mit Soda der freie Isovalerylecgoninmethijtester:
C5H9O . C^oHi^NOg in Form eines Oeles ausgefällt. Dieses wird, von
der alkalischen Flüssigkeit getrennt, in absoluter alkoholischer Lösung
mit Jod- oder BromwasserstofFsäure neutralisirt. Es kr^-stallisiren beide
Salze in schönen Krystallblättern. Die Salze dieser Verbindung mit
Mineralsäuren sind in Wasser löslich. Schwer löslich ist das Ferro-
cjanat. Das freie Alkaloid ist in Wasser schwer löslich.
Phenylacetylchlorid und salzsaurer Ecgoninmethjlester werden zu
gleichen Theilen in einem Glaskolben im kochenden Wasserbade wäh-
rend 4 Stunden erhitzt. Die geschmolzene Masse wird in Wasser ge-
gossen, der gebildete Phenylacetykcgoninmethylester:
CfiH^CH^CO.CioHieNOg
mit Soda gefällt. Die freie Base fällt ölig aus und wird in absoluter
alkoholischer Lösung mit JodwasserstofFsäure neutralisirt. Auf Zusatz
von etwas Aether fällt das JodwasserstofFsäure Salz in kleinen Blättchen
aus. Das jod- und bromwasserstoffsaure Salz, sowie das schwefelsaure
Salz des Phenylacetylecgoninmethylesters sind in Wasser leicht löslich.
Die freie Base ist ölig, in Wasser unlöslich und in Sprit leicht löslich.
Die genannten neuen Alkaloide sollen in gleicher Weise wie Cocain zu
medicinischen Zwecken Anwendung finden.
Weitere physiologisch xmrksame Cocainderivate stellen C. F. ßöhringer
und Söhne in Waldhof bei Mannheim (D. R. P. Nr. 48274 vom 9. Ok-
tober 1888) dar.
Die Spaltuugsproducte des Cocains: Benzoylecgoniu und Ecgoniu
gehen bei der Oxydation mit übermangansaurem Kali in verdünnter
wässeriger Lösung in um 1 KohlenstofFatom und 2 WasserstofFatome
ärmere stickstofFhaltige Säuren über. Die Säure aus Benzoylecgoniu,
von den Erfindern Cocaylbenzoyloxyessigsäure genannt, und nach der
Formel C,gHj-N04 zusammengesetzt, krystailisirt aus Alkohol oder
Wasser in Prismen vom Schmelzpunkte etwa 2300.
Die Säure aus Ecgonin wird Cocayloxyessigsäure genannt; sie ist
nach der Formel C3H13NO3 zusammengesetzt und bildet weifse Krystalle,
die bei etwa 2330 schmelzen. Diese Verbindungen, welche zugleich
526 Nene künstliche Medicamente.
saure und basische Eigenschaften besitzen, bilden Salze und Ester, die
zum Theil eigenthümliche physiologische Wirkungen zeigen und zu
medicinischen Zwecken verwendet werden sollen.
Andere physiologisch wirksame Cocainderivate stellen C. F. Böhringer
und Söhne in Waldhof bei Mannheim (D. R. P. Nr. 48273 vom 9. Ok-
tober 1888) durch Halogenalkylirung des Cocains dar. Cocain addirt
schon in der Kälte, aber leichter bei mehrstündigem Erhitzen unter
Druck molekulare Mengen Halogenalkyle. Diese neuen Verbindungen
sind meistens schön krystallisirt und physiologisch wirksam.
Erwärmt man z. B. 30 Gew.-Th. Cocain mit 14 bis 15 Gew.-Th.
Methyljodid im Autoclaven 2 Stunden auf lOOO, so entsteht das Cocain-
jodmethylat C|-H.2iNO,CH3J, welches aus absolutem Alkohol in Blätt-
chen vom Schmelzpunkte 164^ krystallisirt. In Wasser suspendirt, geht
es durch Schütteln mit Chlorsilber in Cocainchlormethylat über,
Ci^H.iNO^CHgCl,
welches sich aus absolutem Alkohol bei Zusatz von Aether in weifsen
Krystallen vom Schmelzpunkte 152,5^ abscheidet.
Erwärmt man äquivalente Mengen Cocain und Brommethyl im
Autoclaven 2 Stunden auf 100^', so entsteht das Cocai'nbrommethylat,
welches z. B. aus Alkohol in weifsen Krystallen erhalten werden kann.
Dr. W. Roser in Marburg (D. K. P. Nr. 44890 vom 1. November
1887) stellt Narce'in und dessen Homologe durch Behandlung der Alkyl-
halogen-Additionsproducte des Narcotins mit verdünnten Alkalien dar.
Zur Darstellung von Narce'in versetzt man hiernach Narcotinmethyl-
chlorid in wässeriger Lösung mit Natronlauge, wodurch eine bei ge-
wöhnlicher Temperatur halbfeste Verbindung, wahrscheinlich Narcotin-
methylhydroxyd, gefällt wird. Diese Verbindung geht beim Stehen von
selbst in Narcein über, entsprechend der Gleichung:
CojH.^gNO, — CHgCOH) + 3H2O = C^gH.^yNO, -h 2H2O.
Schneller findet diese Umwandlung beim Erwärmen mit Wasser
statt. Das gebildete Narcein wird durch Krystallisation aus Wasser
leicht in reinem Zustande erhalten.
Homonarce'in wird aus Narcotinäthylchlorid in ganz derselben Weise
erhalten wie das Narcein aus Narcotinmethylchlorid. Das Homonarcein
gleicht in seinen Eigenschaften dem Narcein und krystallisirt aus Wasser,
in dem es ziemlich schwer löslich ist, in farblosen kleinen, concentrisch
gruppirten Nädelchen.
Die anderen Homologen werden in ganz analoger Weise dargestellt.
Es ist selbstverständlich, dafs an Stelle der Alkylchlorid-Additionspro-
ducte des Narcotins auch die entsprechenden Bromide und Jodide ver-
wendet werden kitnnen.
Zur Darstellung von als Medicamente und in der Photographie ver-
wendbaren Hydrazinrerbindungen benutzt Dr. Ph. Cxirtiua in Erlangen
(D. K. P. Nr. 47600 vom 7. August 1888) die Triazoessigsäure^ welche aus
Neue künstliche Medicamente. 527
Diazoessigestern mittels Aetzalkalien gewonnen wird. Die Triazoessig-
säure liefert beim Kochen mit einer eoncentrirten iSäure Hjdrazinsalz.
Hiernach gestaltet sich die Ausführung des Verfahrens wie folgt:
Zu 4'* auf 1000 erhitzter concentrirter Natronlauge (2 Th. Aetznatron
und 3 Th. Wasser) lälst man l"^ Diazoessigäther CHN2CO2C2H5 unter
beständigem Umrühren allmählich zufliefsen und digerirt die gelbe,
breiige Masse so lange, bis der Geruch nach Diazoessigäther ver-
schwunden ist.
Nach der Gleichung:
/CO,Na
3CHN2CO2C2H5 + 3NaOH = CaHgNfi— CO^Na + 3C2H5OH
\CO2Na
Diazoessigäther triazoessigsaures Natron
entsteht triazoessigsaures Natron.
Man versetzt mit Ih^ 90 procentigen Alkohol, rührt das abgesaugte
und mit Alkohol ausgewaschene, lufttrockene Salz (Ausbeute etwa 174"")
mit 4'^,5 verdünnter Schwefelsäure (2 Th. Wasser und 1 Th. Schwefel-
säure) an und filtrirt nach zwölfstündigem Stehen die ausgeschiedene
Triazoessigsäure
/COOK
CoHoNe^-COOH
\COOH
(Schmelzpunkt 1510) ab. 1^ Triazoessigsäure wird mit 8' Wasser und
i^ concentrirter Schwefelsäure zum Kochen erhitzt, bis unter Entfärbung
der Lösung die Gasentwickelung beendet ist. Nach dem Erkalten
scheidet sich das nach der Gleichung:
/COOH
C3H3Nt^^COOH-f3S04H2 + 6H20 = 3N2H4SO,H2 + HCOOH + 3COo
\COOH 42^2 2442-r -r,2
Triazoessigsäure Hydrazinsulfat
in berechneter Menge gebildete schwer lösliche Hydrazinsulfat in reinem
Zustande aus.
Um aus den sauren, beliebig verdünnten und selbst stark verunrei-
nigten Mutterlaugen alles Hydrazin zu gewinnen, werden dieselben so
lange mit Bittermandelöl geschüttelt, als noch nach der Gleichung:
N2H4SO4H2 -f 2C,iH5CHO = N2(CHCfiH5)2 + 2H2O -|- SO4H2
Hydrazinsulfat Benzalazin
(Benzylidenhj'drazin)
eine Ausscheidung von in Wasser und Säuren ganz unlöslichem Benzalazin
(Benzylidenhydrazin N2(CHCßH5)2 — Schmelzpunkt 93« — entsteht.
Letzteres wird abfiltrirt und durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
(bezieh. Salzsäure u. s. w.) in Hydrazinsulfat (bezieh. Hydrazinchlorid
u. s. w.) und Bittermandelöl zurückverwandelt:
N2(CHCeHg)2 -f 2 H2O -f SO4H2 = N2H4SO4H2 + 2 C.HgCHO.
Einen billigen Moschusersatz stellt Dr. Albert Baur in Gispersleben
(D. R. P. Kl. 12 Nr. 47 599 vom 3. Juli 1888) in folgender Weise dar.
528
Kleinere Mittheüungen.
Toluol wird mit den Halogenverbindungen des Butans gemischt und
am Rückflufskühler unter Zusatz von Aluminiuuiehlorid oder Aluminium-
brumid gekocht. Das Reactionsproduct wird mit Wasser versetzt und
mit Wasserdampf destillirt, die zwischen 170 bis 200" C. übergehende
Fraction aufgefangen und mit rauchender Sal])etersäure und rauchender
Schwefelsäure behandelt. Das erhaltene Product wird nach dem Waschen
mit Wasser aus Alkohol umkrystallisirt. Die gelblich weifsen, stark
nach Moschus riechenden Kr>'stalle werden in Alkohol gelöst und mit
einer Spur Ammoniak oder kohlensaurem Ammonium versetzt, wodurch
eine der Moschustinctur höchst ähnliche Flüssigkeit erhalten wird. Der
intensive Geruch dieses neuen Präparates nach Moschus ist geradezu
enorm. Dr. Ulrich Sachse.
Wärmofen für Nieten.
Einen bemerkenswerthen drehbaren Wärniol'en l'iir Nieten gibt Revue
industrielle in der Kummer vom 22. Juni 1889 nach den Angaben Enfer^s
(Fig. 19 bis 22 Taf. 27). Der Ofen ist entweder für feste Aufstellung in der
Werkstatt (Fig. 21 und 22) oder für die Aufstellungsarbeiten beweglich ein-
gerichtet. Im ersteren Falle ruht er auf einer Gul'seisensäule, im zweiten
Falle ist er nach Art der Feldschmieden mit cylindrischem Blasbalge ein-
gerichtet. Der Ofen bietet den Vortheil , dafs die Nieten nicht mit dem
Brennmaterial in unmittelbare Berührung kommen , sondern nur von den
Gasen umspült werden, wodurch die Gefahr des Verbrennens der Nieten ver-
mindert wird. Der obere Theil, der eigentliche Ofen, ist auf einem Zapfen,
durch welchen der Wind zugeführt wird, drehbar, so dafs der Arbeiter, ohne
seinen Platz zu wechseln, durch einfaches Drehen des Oberstückes die vier
Stellen, an welchen die Nieten liegen, erreichen kann. Diese Einrichtung
erleichtert aufserdem etwaige Reparaturen und gestattet ein sofortiges Aus-
wechseln des Oberstückes. Die mit vier Bohrungen
versehene Düse bei Fig. 19 kann leicht ersetzt wer-
den. Bei der feststehenden Anordnung (Fig. 21)
ist anstatt der Düse eine durchlöcherte Platte ver-
wendet. Der Ofen ist behufs Reinigen von kSchlacken
nach dem Lösen weniger Schrauben in allen Theilen
zugänglich, auch können die feuerfesten Wände durch
Umlegen zweimal verwendbar werden.
D. B. Morison's Indicatorkolben.
Der hohle, durch einen Deckel mit olfenem
Rohrstutzen abgeschlossene Kulbenkörper bildet
einen Behälter, aus welchem das eingebrachte Oel
durch kleine Querlöchcr der Kolbenwand in Ring-
nuthen des Kolbenmantels vermöge des auf der
Oelschicht wirkenden Dampfdruckes lliefst, wo-
durch das Oel nicht nur als Schmierung, sondern
zugleich als Dichtung wirkt (^Indusiries vom 3. Mai
1889, *S. 416).
Verla« der J. ü. Cotta'schen Huchhindlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neuere Drehbänke.
529
Neuere Drehbänke.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28 und 29.
Lodge und Davis Drehbank für Rothgufsarbeüen (Fig. 1).
Um Hähne, Ventile und dergleichen Bestandtheile mit möglichst
wenigen Umspannungen fertig zu stellen und doch regelrechte Bearbei-
Fig. 1.
tung zu ermöglichen, bauen Lodge^ Davis und Comp, in Cincinnati, Ohio'
Amerika, eine Drehbank, welche mit stärkerem Spindelbetriebe, selbs-
thätiger Schlittenverschiebung, drehbarem Stichelsatz und selbständiger
Gewiudschneidevorrichtung ausgerüstet ist.
Nach American Machinist,. 188S Bd. 11 Nr. 25*S. 1, liegen die
Eigenthümlichkeiten dieser Drehbank in der besonderen Ausführung
des doppelten Querschlittens, wodurch bei festgelegter Einstellung der
Werkzeuge eine gröfsere Unabhängigkeit für die Planarbeit erhalten
wird. Der obere Parallelschlitten, auf welchem der drehbare Stichel-
satz angebracht ist, besitzt Spindelverstellung durch die Griffkurbel,
rasche Verschiebung aber mittels eines sperrenden Griff hebeis.
Der Hauptschlitten wird nach gewöhnlicher Art mittels Stufen-
scheiben, Schneckentriebwerk und Zahnstangengetrieb selbsthätig und
nach erfolgter Auslösung des eingeschalteten Reibungsschlosses auch
durch Hand bethätigt.
Auf der durch ein Belastungsgewicht zurückgezogenen, hinter der
Wange liegenden Parallelwelle ist das Gewindeschneidzeug angebracht,
welches aus einem die Wange übergreifenden Winkel besteht, um
Dingler's polyt. Journal Bd. 27:? Nr. 12. 1889/III. 34
530
Neuere Drehbänke.
dessen Zapfen der Schneidstahlsupport schwingt, und nach Bedarf zurück
gelegt werden kann.
Diese Parallelwelle wird mittels Stirnräder von der Drehbanks-
sjnndel in Drehung versetzt, während durch eine aufgeschobene Gewinde-
patrone die Längsverschiebung in deren Achsrichtung dadurch hervor-
gebracht wird, dafs ein geführter Gewindbacken an dieselbe angeschoben
wird. Behufs richtiger Anstellung ist der Schneidstahl in einem kleinen
Schlitten eingespannt.
G. Birch und Comp, in Salford bei Manchester bauen nach Indmtries
vom 27. Mai 1887 S. 532 eine Mechaniker-Drehbank, welche mit Doppel-
Fig. 2.
Spindel und mit allen Vorrichtungen zum Drehen, Theilen, Schrauben-
schneiden und Fräsen ausgerüstet ist, welche hohen Ansprüchen an Ge-
nauigkeit entspricht (Fig. 2).
Aufser der vorderen Zeigertheilscheibe ist auf der Drehbanksspindel
noch eine zweite Schneckenradtheilscheibe mit Interpolationsvorrichtung
(Zwischentheiler) vorgesehen, mittels welcher es möglich wird, Schlitten-
verschiebungen bis TK?^ Zoll nachzuweisen. Das auf der Leitspindel
vorgesehene Spindeltriebwerk bietet in Verbindung mit Versatzrädern
ein bequemes Hilfsmittel zu Bogen- und Lineareintheilungen, sowie zu
Schlittenverschiebungen. Die Reitstockspindel, sowie die Bewegungs-
spindel für den Querschlitten sind mit Mikrometerscheiben ausgerüstet,
so dafs die feinsten Quer- und Tiefstellungen erhältlich werden. Der
Betrieb der zweiten Spindel, welche für Gravirarbeit von Medaillonen
bestimmt ist, erfolgt in langsamer Gangart mittels Räderumsetzungen
von der Hauptsi)indel aus, der Arbeitsvorgang ist hierbei dem Panto-
graph])rinzipe ents])rechend.
Von der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwigshafen., Geiger und Hessen-
Neuere Drehbänke. 531
müller^ sind in München 1888 unter anderem aucii einige Drehbänke
ausgestellt worden, von denen eine, nach Uhlands Technische Rundschau^
1889 Bd. 3 Nr. 29 * S. 190, auf Fig. 1 und 2 Taf. 28 dargestellt ist.
Nebst den recht gefälligen Verhältnissen dieser Drehbank ist die
Trittbewegungsvorrichtung bemerkenswerth. Durch die eigenthümliche
Anordnung der Kurbelstange an einem Winkelhebel in einer gewissen
Schräglage zum Schwingungsbogen wird erreicht, dafs der Weg im
Kurbelzapfenkreise für den Niedergang des Trittes gröfser wird, als
für den Aufgang desselben. Hiernach wird aber auch die Zeitdauer
für die Kraftäufserung durch den Fufs verlängert, während für den
Rückgang, für das Heben des Fufses eine kleinere Zeit gebraucht wird,
oder der Tritt dem sich erhebenden Fufse rasch folgt. Diese aus Fig. 1
und 2 Taf. 28 leicht verständliche Drehbank ist mit Rädervorgelege
und Leitspindel ausgestattet.
Drehbank mit Fufsbetrieb für Feinmechaniker.
Von der London Lathe and Tool Company wird nach The Engineer
vom 17. Februar 1888 ''■" S. 138 eine Fufsdrehbank gebaut, welche be-
merkenswerthe Eigenthümlichkeiten zeigt.
Die Verbindung der Antriebwelle mit dem Tritthebel ist mittels
Kette und Kettenräder durchgeführt (Fig. 3 und 4), von denen das
untere lose und excentrisch auf der Trittspindel läuft, wodurch ein
rascher Rücklauf und bequeme Hubregelung erhalten wird. Ein leichtes
Gerüst aus Eisenrohr mit Wandstreben trägt das Vorgelege für Fräser-
arbeit, von welchem mittels Schnurrolle und Schneckentriebwerk die
Leitspindel für den Fall bethätigt wird, wenn die Drehbankspindel steht.
Die Sicherung dieser Spindel erfolgt durch den federnden Stellstift,
welcher in die Theilscheibe eingesetzt wird. Um die Leitspindel un-
abhängig von dem Versatzräderwerke zu machen, ist dieselbe getheilt
und diese Theile mit einer Zahnkuppelung leicht zu verkuppeln (Fig. 3).
Der Schlitten gleitet an der Vorderseite der Wange und wird bei Hand
durch ein Getriebe verstellt, welches in die festgestellte Leitspindel
eingreift, die gleichsam als Zahnstange wirkt, während beim Selbst-
betriebe dieses Getriebe durch einen federnden Sperrzahn (Fig. 3)
festgelegt, die Wirkung einer Spindelmutter erfüllt. Auf dem Quer-
schlitten wird ein Drehstück aufgeschraubt, in welchem nach Bedarf
der Stahlhalter für die gewöhnliche Dreharbeit oder ein Fräsersupport
eingesetzt wird, der für das Räderfräsen sowohl als für besondere Fräse-
arbeit eine Fräsegabel trägt. Zum Freidrehen kann in dem Halter
entweder eine Stahlauflage oder eine Führungsplatte für das Bohren
eingestellt werden. Selbstverständlich sind sämmtliche Schlittenverschie-
bungen bei theilweisen Spindeldrehungen aus der Zahl der Sperrzähne
leicht zu bestimmen, so dafs beispielsweise der Querschlitteu um -^ttx Zoll
532 Neuere Drehbänke.
vorgeschoben wird, sobald das 25 zähnige Sperrrad um einen Zahn vor-
gedreht wird.
J. Benz Rohrßanschen-Doppeldrehbank.
Nach einem bei den Locomotivräderdrehbänkeu verwendeten Grund-
satze ist diese Doppeldrehbank ausgeführt, nur dafs hierbei die kreisende
Reitstockspindel keinen selbständigen Antrieb besitzt, sondern durch das
Werkstück mitgedreht wird.
Eigenthümlich und bemerkenswerth ist nach dem Praktischen Ma
schinen-Constructeur^ 1889 Bd. 22 * S. 101, die dem Zwecke des Flanschen-
drehens recht gut entsprechende Anordnung der Supporte, deren Schlitten-
winkel (Fig. 5 und 6), seitlich vorragend, an dem Vorderlager des
Spindel- bezieh. Reitstockkörpers angegossen sind. Besonders einfach
ist die Einspannvorrichtung für gleichartige Rohrstutzen mittels Spann-
büchse und Kegel durchgeführt, welche auf den inneren Spindeln der
Drehbank aufgeschraubt, mittels Handradmuttern gegensätzlich an-
geschoben werden, wodurch sich die geschlitzte Spannbüchse in das
abzudrehende Rohrwerkstück einprefst. Selbstverständlich ist diese
Drehbank für die verschiedensten Rohrlängen eingerichtet.
Geiger und HessenmüUer's Säulenfräse- und Drehbank.
Verzierte Holzsäulen, Füfse u. dgl. werden auf der mit Fräsevor-
richtung ausgerüsteten Drechselbank rasch und sauber bearbeitet, mit
geraden und gewundenen Canellirungen, Sternwulsten, Perlenleisten in
beliebiger Theilzahl versehen.
Die in der Bevue industrielle des Machines outils^ 1889 Bd. 3 Nr. 4*S. 25,
beschriebene und in Fig. 1 bis 4 Taf. 29 dargestellte, mit Tritt- und
Riemenantriebstheilen ausgerüstete Maschine hat nebst den einer Drechsel-
bank eigenthümlichen Bestandtheilen, wie Spindel- und Reitstock, sowie
Stahlauflage, noch einen drehbaren Kreuzsupport mit der Fräsespindel,
sowie die zu deren Betriebe erforderliche Schnurleitung.
Aufserdem ist die Spindel mit Theilvorrichtung ausgerüstet, und zur
Erzeugung von Gewindnuthen am Werkstücke ist noch eine die Haupt-
spindel mit den Supporttheilen verbindende üebertragungswelle vor-
gesehen.
Soll nun der auf dieser oder einer anderen Drechselbank glatt ab-
gedrehte Säulenfufs verziert werden, so wird vorerst der Schnurtrieb
über drei Leitrollen 6, c und d in wagerechter Ebene, und gleichzeitig
die Fräserrolle f umschlingend, längs der Wange dreieckförmig ab-
geleitet.
Für die Bildung von Perlenschnüren wird alsdann die Üebertragungs-
welle m ausgerückt und der dadurch selbständig gewordene Fräser-
support an die zu verzierende Leiste angestellt, die Hauptspindel mit
dem Werkstücke aber durch den Stellhebel s (Fig. 3) und mittels der
Theilscheibe i festgestellt. Bei entsprechender Dreh Verstellung der Theil-
Neuerungen an standfesten Bohrmaschinen. 533
Scheibe i werden mittels ausgewählter Formfräser Perlen- und Knopf-
verzierungen mittels der Handkurbel g angearbeitet. Zur Herstellung
erhabener und vertiefter Sternmuster in Wülsten ist zwischen Fräser-
lager und Kreuzsupport eine Formplatte eingeschaltet, welche sonst bei
glatter Arbeit festgestellt ist.
Die gleiche Einrichtung besteht für die Erzeugung gerader Schaft-
canellirungen, nur dafs hierbei die Bethätigung der Fräserspindel durch
die Handkurbel h bewerkstelligt wird, wobei zur genauen Begrenzung
der Nuthenlänge Stellklötzchen r, r am Supporte a angeordnet werden.
Selbstverständlich wird der Support a der Kegelform des Säulenschaftes
entsprechend schräg anzustellen sein.
Wenn aber spiralig gewundene Nuthen einzufräsen sind, so braucht
blofs zwischen der Leitspindel h im Supporte a und der Hauptspindel
eine Verbindung durch die gelenkige Uebertragungs welle m mittels
eigens gewählter Versatzräder /r, / stattzufinden, um die geradlinige
Fräserschlittenbewegung durch h zu einer verhältnifsmäfsig bemessenen
Drehbewegung des Werkstückes mit verwenden zu können.
Bei mehrfachen Gewindnuthen wird nach Beendigung jeder Nuth
der Stellzeiger s in einem beliebigen Punkte der Theilscheibe i einge-
stellt, das Räderwerk ausgerückt, die der Nuthzahl entsprechende Ver-
drehung des Werkstückes vorgenommen, das Räderwerk Ä, / wieder
eingerückt, der Stellzeiger s zurückgestellt und der Fräsebetrieb in
früherer Weise wiederholt.
Zur Bildung ebener Sternrosetten ist die aus Fig. 4 ersichtliche
Anordnung getroffen, wobei y und z die Leitrollenträger bedeuten.
Pr.
Neuerungen an standfesten Bohrmaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28.
R. G. Fuges freistehende Bohrmaschine für Handbetrieb bietet in der
baulichen Zusammenstellung und in den Theilausführungen Bemerkens-
werthes. Dieselbe ist nach Engineering^ 1888 Bd. 46 * S. 541 , haupt-
sächlich für Schlosserwerkstätten und kleinere Werke ohne Dampf kraft
bestimmt und dementsprechend ausgebildet.
Auf eine gabelförmige Grundplatte (Fig. 8 und 9) ist eine glatt-
gedrehte hohle Standsäule aufgeschraubt, auf welcher mittels eines
durchgehenden Schraubenbolzens der Lagerrahmen befestigt ist. Die
durch eine Rohrhülse geschobene Bohrspindel wird mittels Handrades
oder Kurbel durch Vermittelung zweier Stirnräderpaare mit verschieden
grofser Uebersetzung betrieben und vermöge der angesetzten Schrauben-
spindel durch Excenterbetrieb gesteuert, während die als Kegelrad aus-
gebildete Spindelmutter mittels eines Handrädchens gedreht werden
534
Neuerungen an standfesten Bohrmaschinen.
kann. Die Steuerspindel wird durch den angesetzten festen Bügel,
welcher sich an der Antriebswelle führt, gegen Verdrehung gehalten.
Eine eigenthümliche Anordnung weist der auch im Textbilde l)e-
sonders dargestellte Bohrtisch auf. Um die glatte Standsäule ist der-
selbe sammt der Zahnstange leicht drehbar, durch Vermittelung eines
mit der Kui'bel zu bethätigenden Schneekenradtriebwerkes an der stehen-
den Zahnstange hochstellbar, durch das kleine Zahnstangeurädchen wird
der in Führungen laufende Auslader herausgeschoben, während sich auf
demselben der aus zwei Theilen bestehende Tisch, einen Schraubstock
bildend, führt. In den durch eine rechts und links geschnittene Schrauben-
spindel verstellbaren Gleitstücken ist aufserdem jede Kreisplattenhälfte
drehbar, deren Griftflächen mit S(ahlj)latten belegt sind.
J. Wilden Bohrmaschinensteuerung. Nach dem Englischen Patent
Nr. 16086 vom 23. November 1887 wird durch diese Einrichtung eine
Umgehung der Kuppelung zwischen Bohr- und Steuerspindel bezweckt;
es ist hiernach das Gewinde der Steuerspindel unmittelbar an den
oberen Theil der Bohrspindel angeschnitten. Die achsiale Verschiebung
der Bohrspindel oder deren Vorschub erfolgt mittels des bekannten
Differentialtriebwerkes, wodurch eine kleine Vor- oder Nacheilung der
Spindelmutter gegen die Bohrspindeldrehung hervorgerufen wird. Nebst-
dem wird durch die in Fig. 10 Taf. 28 zur Darstellung gebrachte Ein-
richtung noch eine zweite Gangart der Selbststeuerung, rasche Rück-
stellung der Bohrspindel und Handeinstellung angestrebt.
Das auf der Bohrspindelhülse f sitzende Rad a treibt durch Ver-
mittelung des auf den Excenterzapfen lose laufenden Radpaares (6, c)
Harris' Herstellung plüschartiger Teppiche durch Benähen. 535
das Rad d auf der Spindelmutter r. In Folge der in diesen Rädern
vorgesehenen Uebersetzung entsteht die den Vorschub bedingende relative
Verdrehung der Spindelmutter gegen die Bohrspindel s. Das Radpaar c, d
kann bei Drehung des exceutrischen Bolzens aufser Eingriff gesetzt
werden. Mit dem Rade a steht auch g in Eingriff, sowie das Rad /
an dem oberen Theile der Spindelmutter fest ist, während das Rad A, der
Reibungskegel i und die stellbare Hülse j ein Stück bilden. Wird nun
vermöge des Handrades o der Hebel n und dadurch die Rohrhülse j
niedergezogen, so wird eine selbsthätige Spindelsteuerung entstehen, die
durch die Räder a, g^ h und / vermittelt wird, die entsprechend der
Räderübersetzung verschieden von der ei-steren bemessen ist. Beim
Hochstellen der Hülse j wird i ausgerückt, dafür aber das Rad h an
einen feststehenden Reibungskegel k gedrückt und festgehalten, wodurch
die Bohrspindel in rascher Gangart hochgeht. In der Mittelstellung
von j wird mittels Handrad p und Rad m der Bohrer nach Belieben
eingestellt.
Zwischen der unteren Lagerfläche und dem Rade d ist ein Druck-
Rollkugellager zur Verminderung der Reibung eingeschaltet. Obwohl
diese Steuerungseinrichtungen bei langsam kreisenden Bohrwerken aus-
gedehnte Verwendung finden, so dürften dieselben bei rasch laufenden
Bohrmaschinen schon wegen der vielen Räder weniger zweckentsprechend
sein, nichtsdestoweniger ist die soeben beschriebene Einrichtung be-
achtenswerth , schon wegen der Einschaltung des zum Rücklaufe mit-
verwendeten zweiten Differentialtriebwerkes. Pr.
Herstellung plüschartiger Teppiche durch Benähen; von
Henry Barham Harris in London.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Teppiche mit plüschartiger Oberfläche werden entweder auf dem
Webstuhl und zwar nach Art der Sammtweberei oder in der Weise
hergestellt, dafs Chenillefäden bezieh. Florbänder neben dem Grund-
schufs in das Kettenfach eingetragen werden, oder es erfolgt die Flor-
bildung durch einen Knüpfprozefs (vgl. 1888 270 339).
H. B. Harris in London schlägt nun vor, den Flor durch einen
Nähprozefs zu bilden, und zwar besteht sein durch D. R. P. Kl. 52
Nr. 47631 vom 29. August 1888 geschütztes Verfahren darin, dafs die
Polfäden mittels Nadeln in einen Grundstoff derart eingetragen werden,
dafs die Nadeln den um eine Kante geführten Stoff zweimal bei jedem
Hub durchdringen und die Nadelfadenschleifen von Hakenmessern ge-
fangen werden, die sie beim Verschieben des Stoffes selbsthätig auf-
schneiden.
536 Harris' Herstellung plüschartiger Teppiche durch Benähen.
Die Fig. 10 uud 11 Taf. 29 zeigen die nach diesem Verfahren erzielte
Knotenbildung, welche, wie sich aus dieser schematischen Darstellung
ergibt, identisch ist mit einer Abart des Smyrnaknotens (1888 270 385).
Würde z. B. der Florfaden CxDx nur einfach durch das fertige Gewebe
gezogen, so würde ein Zug an dem einen Fadenende genügen, um ihn
herauszuziehen. Legt man das Gewebe doppelt und streckt dasselbe,
nachdem man den Florfaden durch die umgelegte Kante gezogen, so
erreicht man zwar, dafs beide Fadenenden auf einer Seite des Gewebes
liegen, indessen ist der Florfaden noch immer lose uud leicht heraus-
zuziehen. Wird dagegen der Faden wie in Fig. 10 Taf. 29 zweimal
durch die umgelegte Kante einer doppelten Lage des Gewebes gezogen
und dieses dabei entsprechend weiter geführt, so wird in dem wieder
gestreckten Gewebe eine Schleife gebildet, welche etwa die Form
einer liegenden Acht (Fig. 11 Taf. 29) hat und zugezogen im Gewebe ^, J?,
festgehalten ist.
Das freie Ende des Grundgewebes A^ wird von der Trommel A
ab über das auf die Rollen C geführte endlose Band C^ geleitet, durch
das mit Nadeln besetzte, auf den Walzen D E geführte Vorschubtuch E^
dem keilförmigen Führungsstück K zugeführt, um die abgerundete mit
"Nadelführungen ausgestattete polirte Kante desselben herumgelegt und
unter die Abzugsrollen F aus Gummi zurückgeleitet.
Der Antrieb der Vorschubvorrichtung erfolgt durch einen auf der
Welle a sitzenden Daumen (Fig. 12 Taf. 29), welcher einen die Schalt-
klinke c tragenden Arm e anhebt und dadurch das auf gleicher Welle
mit der Walze D sitzende Schaltrad bethätigt. Der Ausschlag des
Hebels e kann mittels einer Stellschraube d regulirt werden, durch
Bewegung desselben mit der Hand kann das Gewebe, während die
übrigen Organe stillstehen, nach Belieben verschoben werden.
Die zur Florbildung dienenden Fäden sind entweder auf eine
Trommel B aufgewickelt oder sie werden in verschiedenen Farben
einer Reihe von Spulen entnommen und in die auf der Schiene N an-
geordneten Nadeln 77 eingezogen; diese in Fig. 15 Taf. 29 dargestellten
Nadeln weichen von den gewöhnlichen Nähmaschinennadeln insofern
ab, als erstens die Spitze derselben grabstichelförmig zuläuft, und
speciell insofern, als das Auge der Spitze nicht quer hindurch, sondern
in einem kurzen Bogen von einer Seite ausgehend durch die anstofsende
Seite geführt ist und dann einseitig in eine lange liefe Rinne ausläuft.
Die der einseitigen Spitze gegenüberstehende gerade Kante der Nadel
ist dem Rahmen K zugewendet (Fig. 14 Taf. 29) und das aus der Seite
des Oehrs ohne Rinne austretende Fadenende zur Seite angeordnet,
während das entgegengesetzte Fadenende in der von dem Rahmen K
abgewendeten Rinne liegt. Die Nadelstange N wird durch eine Herz-
scheibe O (Fig. 12 Taf. 29) bethätigt, und zwar hebt sie sich zunächst
bis zu ihrer höchsten Stellung, wobei die Nadeln durch die um-
O 7
Räuber's Blechpolirmaschine. 537
gelegte Kante des Stoffes dringen (Fig. 13 Taf. 29), schwingt dann
ein wenig zurück, um das Garn freizulassen, steht einen Augenblick
still und senkt sich dann ganz.
Hinter dem Stickrahmen K ist einer jeden Nadel gegenüber ein in
der Höhenrichtung einstellbares Hakenmesser auf einer quer und parallel
zur Nadelstange laufenden Schiene angeordnet. Der Messerträger m
wird durch eine Herzscheibe R (Fig. 12 Taf. 29) so bewegt, dafs die
Hakenmesser G in die beim Abwärtsgehen der Nadeln sich bildenden
Fadenschlingen eintreten. Die sich auf den wagerechten Theil der
Messer G auflegenden Schlingen werden durch je eine Nase verhindert,
vorn abzugleiten und schieben sich, der Bewegung des Stoffes folgend,
auf den horizontalen Kanten der Messer weiter, bis sie an die zu diesen
in einem Winkel ansteigenden Schneidkanten gelangen und von diesen
beim weiteren Vorgehen des Stoffes aufgeschnitten werden. Durch die
besondere Anordnung der Nadeln wird jedem Hakenmesser immer nur
eine Fadenschlinge gegenüber gebracht, und es können dieselben auch
immer nur auf der gleichen Seite der Nadeln gefafst werden. Damit
hierbei auch immer eine regelrechte Stichbildung zu Stande kommt, ist
parallel zur Nadelstange eine Serie oder ein einziger durchgehender
Fadenhebel angeordnet, welche die Fäden straff ziehen, nachdem die
Nadeln durch das Gewebe hindurchgetreten sind; hinter diesen Faden-
hebeln sind die Fadenspanner, mittels welcher die Spannung der Fäden
selbst regulirt werden kann, angeordnet und zwar können dieselben in
Form von Spannscheiben direkt auf den Fadenhebel M untergebracht
werden. Einer jeden Nadel gegenüber steht der Haken oder Zahn einer
Drückerstange Z,, welche das Gewebe gegen den Rahmen K andrückt
und die Fäden fafst, wenn die Nadeln das Gewebe verlassen; dieselben
dagegen bei der Herstellung der nächsten Stichreihe freigibt, so dafs
sie beim Aufsteigen der Nadeln festgezogen werden können.
Bei Beginn der Arbeit werden die Florfäden zunächst durch je
ein Auge J am Stoffdrücker L gezogen, dann um den Hebel M mit den
Spannscheiben / gelegt, durch ein zweites Auge / des Stofifdrückers
und von der vorderen Seite durch das Nadelöhr geführt und vor dem
Ingangsetzen der Maschine mit je einem Knoten versehen, die sich beim
ersten Eintritt der Nadeln in den Stoff in diesen festsetzen. H. Gl.
Räuber's Blechpolirmascliine.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Feinbleche aus Eisen, Kupfer, Nickel u. s. w. werden mittels einer
Polirmasehine geglättet, die in der Hauptsache aus einem mit 13%3 Um-
fangsgeschwindigkeit kreisenden Schmirgelcylinder k (Fig. 5 bis 7) von
320 zu 650™™ Durchmesser und Länse und einer schwächeren frei-
538 Räuber's Blechpol irmaschine.
kreisenden Gegenwalze l von gleicher Längenabmesbung, die mit ver-
änderlichem Andruck das zu polirende Blech an die Schmirgelwalze
prefst. Dieses Blech wird mittels eines starken Seilzuges, der Be-
wegungsrichtung der Schmirgelwalze entgegen, durchgezogen. Um nun
in der Blechoberfläche Riflenbilduugen zu vermeiden, wird dem Tisch /<,
in welchem die Uuterwalze / lagert, eine um den Stützzapfen v schwin-
gende Bewegung in der Achsrichtung der \Valzen ertheilt. Hierzu
dient das an der Vorgelegewelle b vorgesehene Excenter f (Fig. 5),
welches mittels t und des Wiukelhebels s (Fig. 7j die Tischplatte in
dem vorerwähnten Sinne bethätigt. Drei stellbare Federschrauben wi
(Fig. 5 und 6) ermöglichen die Regelung des Andruckes der Rolle l
dadurch, dafs dieselbe zugleich drei Stützpunkte für den Tisch h ab-
geben.
Die Blechtafel wird ferner möglichst in der Mittellinie von der
Zange q erfafst, diese aber in einem Schlitz des Tisches h geführt,
während das um eine Rolle geführte Zugseil auf die Trommel o des
unteren von der Vorgelegewelle b betriebenen Windwerkes aufge-
wickelt wird.
Die Schnelligkeit dieser Seilbewegung wird ferner durch eine mit
Fufshebel r bethätigte Bremse geregelt, die Ausrückung dieses Trieb-
werkes aber mittels der, durch den Handhebel y verbundenen Zahn-
kuppelung bewerkstelligt. Alsdann wirkt der mit 800 minutlicheu Um-
gängen kreisende Schmirgelcylinder k als Triebwerk, zieht die Blechtafel
zurück und wickelt das Zugseil von der freigewordenen Trommel ab,
wobei nach wiedererfolgter Einrückung durch y der Arbeitsvorgang
wiederholt werden kann.
Soll aber ein neues, auf den festen Vorfisch p aufgelegtes Blech
eingespannt werden, so wird der Tisch h sammt der Gegeurolle durch
den Fufshebel w gesenkt, wobei die Spannung der Andruckfedern r/i
überwunden werden mufs. Zur Sicherung dieser Tiefstellung des
Tisches h ist ein Riegel vorgesehen, während die Abstellung der Ma-
schine dui'ch die Riemengabel z erreicht wird. Das Vorgelege besteht
aus Fest- und Losscheibe c, c, der Triebscheibe d für den Schmirgel-
cylinder A, der Scheibe e für den Betrieb des Windwerkes 7i, o, dem
Excenter f für die schwingende Querbewegung des Tisches ä, welche
sämmtlich auf einer in den Lagern a laufenden Welle b angeordnet
sind (Annales indusirielles, 1889 Bd. 21 * S. 218). Pr.
Die Lartigue'schen einschienigen Eisenbahnen. 539
E. Slanina's Schleif- und Polirmascliiiie für Glas-, Stein-
und Metallplatten.
Mit Abbildungen auf Tafel 29.
Nach dem Oesterreichisch-Ungarischen Patente vom 14. August
1888 werden Platten mittels Schmirgelpulver oder Sand in der Weise
geschliffen, dafs über die, auf einer elastischen Kautschukunterlage
gespannte Platte, ein Schleifhobel unter federndem Andruck hin und
her bewegt wird.
Die zu polirende Platte A (Fig. 8 und 9) wird mittels Winkel b au
den Stirnseiten eingespannt und durch das Querstück C auf die im
Tisch ß eingelassene Gummiplatte geprefst.
Dieses Querstück C mit der Druckfeder E und den Druckregulirungs-
schrauben e bildet sammt den beiden Seitenständern den Schleifhobel.
Diese an Seitenprismen C, der Tischplatte B geführten Ständer werden
mittels Kurbelstangen f, der Schlitzkurbel F. den Rädern g. von einem
Handkurbelrade betrieben. Um das Schleifwasser abzufangen, ist der
Tischrand ringsum als Rinne ausgebildet.
Die Lartigue' sehen einscliienigen Eisenbalinen.
Mit Abbildungen.
Die Bahnen mit einer einzigen auf Pfosten oder Boekgestellen ge-
lagerten Fahrschiene wurden lange Zeit als Spielerei betrachtet, haben
aber in jüngster Zeit einige Erfolge aufzuweisen, die es rechtfertigen,
wenn dem System mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ueber die
Vorläufer der Lartigue'schen Bahnen findet sich im Engineering vom
24. December 1886 * eine durch Zeichnungen erläuterte Zusammen-
stellung, aus welcher hier angeführt sein mag. dafs die erste einschienige
Bahn 1821 von Henry Robinson Palmer construirt wurde. Eine fort-
laufende Schiene war auf hölzernen Balken befestigt, die durch eine
Reihe von Pfosten unterstützt waren. 1876 stellte der General Le Roy
Stone in Philadelphia eine Bahn im Betriebe aus, welche auf Pfosten
von 35 Fufs Höhe ruhte und welche aufser der Tragschiene noch zwei
seitliche Leitschienen besafs.
Die erste ausgedehnte praktische Anwendung fanden die ein-
schienigen Bahnen in Algier zur Ernte des Espartograses (Alfa). Nach
La Chronique Industrielle. 1883 S. 546. waren 1882 bereits lOo^m solcher
Bahn, und zwar nach dem System Lartigue.^ verlegt. Dieses System
zeigte in der damaligen Gestalt eine durch eiserne Böcke von rund
80cm Höhe und 14^ Gewicht unterstützte, etwa 3" lange, 15"^ schwere
1 V?l. 1886 262*498.
540 Die Lartigue'schen einschienigen Eisenbahnen.
Bandeisenschiene, die in beliebigen Krümmungen gebogen werden konnte.
Seitliche Leitschienen waren nicht vorhanden, weshalb der Schwerpunkt
der sattelartigen Fahrzeuge ziemlich tief gelegt werden mufste, damit
sich bei ungleicher Belastung der beiden Hälften des Fahrzeuges das-
selbe nicht zu schief gegen die Bahn stellte.
Der Umstand, dafs die Bahn nicht theurer war als eine Feldbahn,
der bequemeren Verlegung wegen, und dafs ferner der Flugsand den
Bahnbetrieb gar nicht beeinträchtigte, während gewöhnliche Feldbahnen
darunter sehr zu leiden hatten, verschallte dem System für die in Rede
stehenden Verhältnisse eine bedeutende Ueberlegenheit über die Mit-
bewerber. Aehnliche Verhältnisse walten in denjenigen Gegenden ob,
in welchen die Bahnen dem Betriebe von Bergwerken u. dgl. dienen
und häufigen Schneeverwehungen ausgesetzt sind, wie beispielsweise
am Amur.
Für deutsche Verhältnisse könnte vielleicht einmal die Anlage einer
solchen Bahn angezeigt erscheinen, wie sie zum Betriebe der Minen von
Ria (östliche Pj'renäen) ausgeführt ist. Diese Bahn besitzt Krümmungs-
halbmesser bis zu S"" (?) und Steigungen bis 1 : 12. Sie wird dadurch
betrieben, dafs der zu Thal fahrende Zug nicht im eigentlichen Sinne
gebremst wird, sondern seine verfügbare Arbeit mittels einer Dynamo-
maschine in elektrischen Strom umsetzt, welcher durch einen besonderen
seitlichen Leiter weitergeführt und zum Heraufziehen eines leeren Zuges
wieder verwendet wird. Die kleine, beim Bergabfahren Strom liefernde,
beim Bergauffahren Strom verzehrende elektrische Locomotive wiegt 640''.
Nach längeren Versuchen auf einem Grundstücke der Victoriastrafse,
Westminster, London, wurden die Lartigue'schen Eisenbahnen so weit
ausgebildet, dafs sie jetzt für befähigt erachtet werden können, den
Personen- und Güterverkehr von Nebenbahnen aufzunehmen.
Engineer bringt in der Nummer vom 2. März 1888 einen durch
Constructionszeichnungen des Oberbaues und schaubildliche Darstellungen
der Betriebsmittel erläuterten Bericht über die Bahn zwischen Listowel
und Ballybunion, Grafschaft Kerry, Irland, die nach Larligue'scher Bau-
art ausgeführt wurde und zwar an Stelle einer anderen vom Parlamente
bereits genehmigten Bahn zwischen diesen beiden Orten, so dafs von
der Linienführung des ersten Entwurfs nicht mehr wesentlich abge-
wichen werden durfte. In den Annales des Ponts et Chausse'es vom
August 1888 ist ein von zwei Blatt Zeichnungen des Oberbaues be-
gleiteter Bericht veröllentlicht, den der Oberingenieur Nicou des Departe-
ments der Loire an den Minister der öffentlichen Arbeiten über seine
Wahrnehmungen auf der gedachten Bahn erstattet hat. Diesem Be-
richte und dem zur Feier der Einweihung vom 29. Februar 1888 er-
schienenen Schriftchen sind die folgenden Bemerkungen entnommen.
Die Bahn liegt in Südwesten von Irland und verbindet Listowel,
eine Station der Kerry-Eisenbahn, mit Ballybunion, einem kleinen auf-
Die Lartigue'schen einschienigen Eisenbahnen.
541
blühenden Seebade. Die Länge der Bahn zwischen den beiden Orten
beträgt ISi^n^. Die Bahn geht aber noch über Ballybunion hinaus und
ist dem Strande entlang gelegt, woselbst Sandlager zur Aufhöhung von
Grundstücken in Listowel ausgebeutet werden. Der kleinste Krümmungs-
halbmesser beträgt 25™, die gröfste Steigung 1 : 50 (letztere auf 640^'
Länge).
Die Gestalt der Böcke, der Trag- und Leitschienen ist aus den
Fig. 1 bis 3 zu ersehen. Die Entfernung der Böcke beträgt in der
tig. 1. Fig. 2. Flg. 3. Fig. 7.
Fig. 8.
ßegel 1™, am Stofs der Tragschiene, der schwebend angeordnet ist,
50cm. j)ie Tragschienen sind 9^,5, die Leitschienen 6^ lang. In der
Mitte jeder Fahrschiene sind zwei benachbarte Böcke durch Andreas-
kreuze verbunden. Der
ganze Oberbau ist aus
Stahl und wiegt 471^ auf
1™ Länge. Hieran be-
theiligen sich die Fahr-
schiene mit 13,3 und
die Leitschienen mit je
5^,5. An besonders
sumpfigen Stellen sind
die Böcke durch Faschi-
nen, Dielenunterlagen
und selbst durch Länes-
balken unterstützt.
Die Weichen sind
eigentlich Drehscheiben,
unter der Bezeichnung
..Drehscheiben mit ge-
krümmtem Schienen-
Fig.4.
Fig. 5.
542
Die Lartigue'schen einschienigen Eisenbahnen.
Strange, Lartigue\che Eisenbahnbau-Gesellsckaft in London'-' für Deutsch-
land unter Nr. 45962 patentirt. Durch die Krümmung RR (Fig. 4)
des Schienenstranges können nicht blofs einzelne Fahrzeuge, sondern
ganze Züge beispielsweise vom Geleise A auf das Geleise D oder .E
geleitet werden. Die Scheibe ist am Zapfen P (Fig. 5) durch zwei
Räder V unterstützt, die auf der Gufseisenplatte laufen. Eine weitere
Unterstützung erhält der 7™,8 lange Träger durch Räder an seinen
Enden, welche auf einem ringförmigen Schienenstrange von 7%4 Durch-
messer laufen. Der Krümmungshalbmesser der beweglichen Bahn-
strecke RR beträgt 30% ihr Gewicht 750^
An Betriebsmitteln sind vorhanden: drei Verbund - Locomotiven
Mallet'scheT Form, jede mit zwei wagerechten, l'",6 in den Achsen von
einander entfernten Kesseln und einem Tender, der eine kleine Hilfs-
maschine besitzt, also auf Steigungen auch als Locomotive wirkt (Fig. 6).
Die Gesammtheizfläche einer Locomotive beträgt 13nm^4, der Cjlinder-
durchmesser 178'^'" uhd der Hub 305°^"i. Die Locomotiven haben ein
Fig. 6.
Leergewicht von 4^,5 und ein Dienstgewicht von 6^,5. Ein Tender
wiegt leer 3^,1 und kann 900' Wasser und 500"^ Kohlen aufnehmen.
Die Maschine hat drei gekuppelte Räder, die das Befahren äufserst
scharfer Krümmungen ermöglichen. Nach der auch in Deutschland unter
Nr. 39126 an Anatole Maltet in Paris patentirten Einrichtung sind die
Achsen A (Fig. 7) des mittleren Triebrades W und der beiden äui'seren
Triebräder W^ auf die gewöhnliche Weise gekuppelt. Nur das Rad W
sitzt aber fest auf seiner Achse , während die anderen W^ mit einer
kugelförmigen Höhlung auf einem Gleitstück N sitzen, das auf der
Achse A sich hin und her schieben kann und durch zwei runde Nocken n
das Rad mitnimmt. Hierbei kann das Rad fF, sich stets der Krümmung
der Tragschiene R entsprechend einstellen.
An Betriebsmitteln sind ferner vorhanden : drei Personenwagen
L/II. Klasse und 4 Wagen UL Klasse 4"',9 lang, 2'",5 weit, im un-
belasteten Zustande rund 2^,7 schwer. Sie bieten 20 bis 24 Reisenden
Die Lartigue"schen einschienigen Eisenbahnen. 543
Platz und haben drei Laufräder von öl^'^ Durchmesser und an jeder
Seite zwei Leiträder (mit lothrechter Achse) von 30^™ Durchmesser und
12cm Kranzhöhe. Aufser verschiedenen Güterwagen für Pferde und
Schlachtvieh besitzt die Bahn noch 20 Sandwagen für je 4' Nutzlast.
Die Züse sind mit der Westinghousebremse ausgerüstet, und verkehren
mit einer re^elmäfsigen Geschwindigkeit von 21'^°^ in der Stunde. Bei
den Probefahrten wurde bis zu 35'^'" Geschwindigkeit gegangen, ohne
dafs das Durchfahren der Krümmungen Schwierigkeiten bot.
Was nun die Aussichten der Lartigue' scheu Bahnen, insoweit sie
mit gewöhnlichen Nebenbahnen in Wettbewerb treten, anlangt, so eignen
sich dieselben für ebenes oder nur mäfsig welliges Gelände sicher nicht.
Selbst wenn der Bau und Betrieb nicht theurer als der einer Schmal-
spurbahn zu stehen kommen würde, so würde doch die Unmöglichkeit,
feste Uebergänge in Höhe der Fahrschiene zu schaffen, die Bewirth-
schaftung der angrenzenden Ländereien bedeutend erschweren. Diese
Eigenschaft der Bahn, dafs das Geleis auf ebenem Boden eine fort-
laufende l°i hohe Schranke bildet, macht sich selbst für den Betrieb
der Bahnhöfe in so lästiger Weise bemerkbar, dafs man als Aushilfs-
mittel besondere Wagen baute, die keinen anderen Zweck haben als
den, verstellbare Treppen für Ueberschreitung der Geleise zu schallen.
.Je welliger aber das Gelände wird, je mehr Erdarbeiten also auch eine
Schmalspurbahn erfordern würde, um so günstiger liegen die Verhält-
nisse für den Bau einer Lar t ig ue' sehen Bahn. In einem Einzelfalle wurde
der Preis einer Bahnlinie, die mit Schmalspur ausgeführt 120000 M.
das Kilometer gekostet haben würde, durch Anwendung der Lartigue-
schen Bahn auf 48000 M. ermäfsigt. Die Gesellschaft hat denn auch
bereits weitere Linien im Bau, so eine 23^^ lange Strecke von Listowel
nach Tarbert, femer besitzt sie in England selbst die Bauerlaubnifs für
rund ei"^"^. nämlich die Lynton-Bahn (Devonshire) und die Langbourne-
Thal-Bahn (Berkshire). Auch in Frankreich soll, Mittheilungen dortiger
Blätter zu Folge, im Loire-Departement eine derartige Bahn in Angriff
genommen worden sein.
Für städtische Hochbahnen eignet sich das System, abgesehen von
der Möglichkeit der Durchführung scharfer Krümmungen, namentlich
noch deshalb, weil es nur einen Träger, also keine Plattform besitzt
und somit von allen Systemen den Lichteinfall in den Strafsen am
wenigsten beeinträchtigt.
Seitens der Lartigue" sehen Eisenbahnbau-Gesellschaft wird beab-
sichtigt, solche Bahnen als Nebenbahnen der zu erbauenden Pariser
Stadtbahn in den volkreichen, aber weniger feinen Stadtvierteln her-
zustellen. Nach einem Berichte von Leon Donnet ^ namens des mit
Prüfung der Stadtbahnfrage beauftragten Ausschusses an den Stadtrath
von Paris soll der Betrieb auf Ringlinien (die also in sich zurückkehren)
erfolgen, so dafs die Züge stets in derselben Richtung laufen. Jeder
544 Die elektrische Eisenbahn zu Northüeet.
Zug soll aus einer elektrischen Locomotive und zwei Wagen bestehen.
Ein- und Aussteigen, Fahrscheinabnahme u. s. w. soll wie bei den
kleinen Flulsdampfern erfolgen, so dals die mit dem Bürgersteig durch
je zwei Treppen verbundenen Stationen nicht länger als 5"" zu sein
brauchen (Fig. 8). Der Stadtrath von Paris hat zunächst die Bau-
erlaubuils für eine Versuchslinie ertheilt, die entweder auf dem rechten
Ufer der Seine mit dem Trocaderoplatz als Anfangs- und Endpunkt, oder
auf dem linken Ufer mit dem Montparnasse-Bahnhof als Anfangs- und
Endpunkt ausgeführt werden soll. (Nach Cenlralblatt der Bauverwallung.)
Die elektrische Eisenbalin zu Northfleet mit in Reihen-
schaltung fahrenden Wagen.
Mit Abbildungen auf Tafel 2«.
Nach dem Londoner Electrical Engineer^ 1889*8.215 (vgl. auch
Engineering vom 15. März 1889, Bd. 47 * S. 219) hat im Frühjahre 1889
das Series Electrical Traction Syndicate in London, das die Patente der
Prof. Ayrlon und Perry und des verstorbenen Prof. Fteeming Jenkin er-
worben hat, zu Northfleet, Kent, die erste elektrische Eisenbahn Europas
gebaut, auf welcher die Wagen in Hintereinanderschaltung fahren. Das-
selbe haben Jenkin^ Ayrton und Perry schon bei dem (Telpher-)Seil-
bahn-Betrieb für Güter (vgl. 1886 259*410. 1884 252*114. 1883 248
419) gethan, während Prof. Short diese Schaltungsweise auf elektrischen
Eisenbahnen in Amerika mit Erfolg zur Durchführung gebracht hat.
Elektrische Bahnen mit oberirdisch geführten Leitern sind in den neuen
Städten Amerikas sehr beliebt i, im Allgemeinen dürften sie sich aber
fürs Land empfehlen; in belebten Städten dagegen dürften nur Wagen
1 Im Electrical Engineer^ 1889 '^S. 170, linden sich Mittheilungen über einige
solche amerikanische Üahnen, die in jüngster Zeit von der Sprapue Company
gebaut worden sind. Auf der etwa 6km^4 langen IJahn zu ßrokton, auf der
4 Wagen im Betriebe sind, wurden versuchsweise alle 4 Wagen an einer vom
Maschinenhause möglichst entfernten Stelle hinter einander aufgestellt und
gleichzeitig in Betrieb gesetzt. Der Versuch gelang vollkommen. Obgleich
die Kraft für alle Wagen aus 3 bis 5km Entfernung geliefert wurde, liefen die
Wagen pünktlich an und fuhren schnell. — Bei der Spra^weschen oberirdischen
Leitung ist der eigentlich arbeitende Draht ein dünner Siliciumbronzedraht,
der über der Mitte des Geleises auf Querstangen hingeführt wird; der Haupt-
theil des Stromes geht aber durch einen Hauptleiter, der alle 33 bis 66m mit
dem arbeitenden Leiter verbunden ist und entweder unterirdisch oder ober-
irdisch zur Seite der ßaliii geführt wird. Der Querschnitt des arbeitenden
Leiters ist weder von der Zahl der Wagen, noch von der Länge der Bahn
abhängig. Die Gesellscliaft in Brokton bezieht ihre Elektricitäl von der dortigen
Beleuciitungsgesellschaft. Die Bahn in Wilmington City hat sich so gut be-
währt, dafs nach achtmonatlichem Betriebe die Zahl der Wagen vergröfsert
worden ist. Im Vergleiche mit dem Pferdebetriebe erweist sie sich entschieden
billiger und leistungsfähiger. Die Zahl der nach Sprapue's Weise betriebenen
Bahnen wächst sehr rasch.
Die elektrische Eisenbahn zu Northfleet. 545
mit Speicherbatterien und Bahnen mit unterirdisch in Kanälen geführten
Leitern zulässig sein. Im letzteren Falle legt man gewöhnlich zwei
Leiter in die Kanäle und schaltet die Motoren mehrerer zu gleicher
Zeit fahrender Wagen parallel zu einander in das Leiterpaar ein. Bei
der Reihenschaltung werden die Motoren sämmtlicher Wagen hinter
einander in den einen Leiter eingeschaltet und der andere Leiter bildet
eine stets ununterbrochene, zusammenhängende Rückleitung.
Die Reihenschaltung bietet hier, ähnlich wie bei Glühlampen (vgl.
1889 273 360), den grofsen Vortheil, dafs der Querschnitt des Rupfer-
kabels nur so grofs zu sein braucht, als es für einen Motor nöthig ist,
■weil ja derselbe Strom alle Motoren nach einander durchläuft; daher
gewährt die Reihenschaltung grofse Ersparnifs in den Kosten fürs Kupfer
und im Kraftverluste in den Leitern. Dagegen mufs die Spannung in den
Leitern sehr grofs sein, weil der Strom die ganze Folge von Motoren
durchläuft; dies erschwert aber die Isolirung und beraubt alle Motoren
des Stromes, falls eine Linienunterbrechung eintritt. Bei einer Bahn
von 8^^ Länge würden, wenn die Spannung an den Klemmen eines
Motors zu 200 Volt angenommen wird und 400 HP mit dieser Spannung
bis zum Mittelpunkte der Linie übertragen werden sollen, bei einem
sehr dicken Leiter von etwa 0,1 Ohm Widerstand in 1^^ (was 3^ Kupfer
auf 1 engl. Meile, oder 1900^ auf l^m entspricht) am Anfange der Linie
2500 ff erforderlich sein, wobei das Mehr durch den Widerstand der
Leiter verloren geht. Bei der Reihenschaltung würden für dieselbe
Spannung von 200 Volt an jedem Motor etwa 405 ff im Maschinen-
hause erforderlich sein. Bei gröfserer Spannung — etwa 400 Volt —
würde der Verlust bei der Parallelschaltung viel kleiner sein, indessen
ist die Erhöhung der Spannung an den Motoren über eine gewisse Grenze
hinaus nicht sicher, und die Kraftersparnifs beim Laufen mehrerer
Wagen auf derselben Bahn ist stets bei der Reihenschaltung weit vor-
wiegend.
Die ausgeführte Bahn ist blofs ein Theil der Gravesend-Rosherville-
Northfleet-Pferdebahn und reicht von der Station Northfleet bis zu dem
Magazine der Gesellschaft; sie hat eine Länge von etwa l'^™,2; zu ihrem
Betriebe reichen 2 Wagen aus, doch eignet die Bahn sich zu einem
Versuche mit der neuen Betriebsweise und ist gleich von Anfang zum
elektrischen Betriebe bestimmt worden. Es sind einige steile Steigungen
von 1 : 30 und 1 : 42 da; wagerechte Strecken; eine Weiche; ein Magazin
mit sehr scharfer Krümmung: doppeltes Geleise; einfaches Geleise mit
Kreuzungen. Die Enge an der einen Stelle hat nicht gestattet, ein ein-
faches Geleise in die Mitte zu legen, deshalb hat man, um Raum für vor-
überfahrende Wagen zu schaffen, ein doppelt-einfaches Geleise gelegt,
nämlich (wie aus dem in Fig. 14 gegebenen Querschnitte ersichtlich wird)
drei Schienen, von denen zwei über Leitungskanälen liegen, während die
dritte eine gewöhnliche Langschwellenschiene ist: beim Fahren in beiden
Dingler's poljrt. Journal Bd. 273 Nr. 12. 1889)UI, 35
546 Die elektrische Eisenbahn zu Northfleet.
Richtungen läuft der Wagen auf der Mittelschiene, welche aber bei
der Fahrt in der einen Richtung als Zuleitung.sschiene dient, bei der
Fahrt in der anderen Richtung als gewöhnliche Laufschiene. An den
Weichen mufsten die Kanäle unter dem Erdboden besondere Einrich-
tungen bekommen und besondere Weichenzungen angeordnet werden,
damit der Wagen stets von selbst auf die linke Seite der Strafse ge-
leitet werde. An dem Gabelende bei der Station Northfleet kann der
Wagen mittels eines Hebels in das gewünschte Geleise gelenkt werden.
Der Grundgedanke des Betriebs läfst sich mit Hilfe von Fig. 13 er-
läutern. Die Dynamo hat die für sämmtliche hinter einander geschaltete
Motoren nöthige Spannung zu liefern; ein Leiter leitet den Strom ent-
lang der ganzen Bahn und mufs ihn den Motoren zufühi-en können; ein
zweiter Leiter führt ihn zur Maschine zurück; im ersteren Leiter sind
Contacte nöthig, welche den Strom nach den Motoren abführen können,
jedoch ohne dafs dabei der Stromkreis unterbrochen wird. Solche Con-
tacte sind 0, b und y, h in Fig. 13, jedes Contactpaar wird durch Federn
für gewöhnlich an einander gedrückt, kann aber durch ein als ..,PfeiF
bezeichnetes, vom Wagen herabreichendes Contactstück getrennt werden,
das sich zwischen den Contactpaaren hindurch drängt und etwas länger
als der Abstand zweier benachbarter Contactpaare ist, so dafs es jedes
Paar erst verläfst, nachdem es in das nächstfolgende schon eingetreten
ist. Der Pfeil ist zu beiden Seiten mit einem Kupferstreifen n und u
belegt, welche jeder um das eine Pfeilende herum geführt sind; von
den Streifen n und u gehen die beiden Drähte d^ d aus, in welche der
Motor M auf dem Wagen eingeschaltet ist. Bei der in Fig. 13 gezeich-
neten Stellung liegen die Contacte b und g an nichtleitenden Stellen
des Pfeiles, der Strom nimmt daher den Weg oc^ a, w, rf, AI, rf, n, ä, i.
Geht in Fig. 13 der Wagen von links nach rechts, so trennt der Pfeil,
wenn er zwischen a und b tritt, zunächst dieses Contactpaar, ohne die
leitende Verbindung zwischen beiden zu unterbrechen: g liegt jetzt noch
an M, und der Strom nimmt den Weg ar, a, u (6, c, ^, m), rf, 3/, rf, ä, i;
dann folgt die in Fig. 1 gezeichnete Stellung des Pfeiles; endlich ge-
langt b an n und g an n bezieh, in unmittelbare Berührung mit A, und
dann ist der Stromweg x^ a. m, d, M^ rf, w, 6, c, ^, ä, i. So lange der
Pfeil sich nicht innerhalb der Paare a, b und ^, /* befindet, geht der
Strom von x nach a, 6, c, g^ ä, t. Es können dabei beliebig viele
Wagen gleichzeitig auf der Bahn laufen.
Das Geleise sieht nicht viel anders aus, als bei jeder gewöhnlichen
Stral'senbahn. Der Kanal für die Leiter liegt nämlich nicht in der Mitte,
wie es sonst bei elektrischen Bahnen üblich ist, sondern unter der einen
Schiene. Diese Schiene ist geschlitzt, wie dies Fig. 14 sehen läfst; der
Schlitz ist reichlich 21°ini breit und durch ihn geht der Träger des
Pfeils hinab in den Kanal. Die federnden Contacte sind seitwärts vom
Sclilitze angebracht, so dafs sie durch den Schlitz nicht gesehen werden
Die elektrische Eisenbahn zu Northfleet. 547
können: auch kann durch den Schlitz eindringender Regen und Sehmutz
nicht zu den Verbindungsstellen gelangen; ferner können unachtsame
und neugierige Personen keinen elektrischen Schlag erhalten. Die Kanäle
sind stark genug ausgeführt, dafs sie den schweren Verkehr der Grofs-
städte aushalten können: zugleich sind sie möglichst klein gehalten, so
dafs sie den Wasser- und Gasröhren unter der Strafsenfläche thunlichst
wenig in den Weg kommen. Das Strafsenwerk ist nach den Zeich-
nungen des Gesellschaftsingenieurs Kincaid^ die elektrischen Anlagen
unter der Aufsicht des Direktors der United Electrical Enginering Company
E. ManvHle ausgeführt worden.
Das in Gravesend hergestellte Rohr des Kanals ist 203™°i weit und
liegt mit dem Boden 330™'" unter der Strafsenfläche. Der Schlitz, durch
welchen die Leitung vom Leiter nach dem Motor auf dem Wagen her-
gestellt wird, wird dadurch gebildet, dafs zwei Schienenköpfe einen
Spalt von 21™™ zwischen sich lassen: die Schienen sind den gewöhn-
lichen Vignolschienen ähnlich, 113™™ hoch, mit 44™™ breiten Köpfen.
Die äufsere von diesen beiden Schienen dient als Pfad für das Wagen-
rad, die innere entspricht dem Spurrande einer gewöhnlichen Strafsen-
bahnschiene. Die Schienen stehen durch ihren Steg mit gufseisernen
Stühlen oder Jochen in Verbindung, in Abständen von etwa 1™,2: die
Joche lassen unter sich einen freien Raum unter der unteren Schienen-
kante von 330™™ Höhe und 203™™ Breite. Die Wände des Kanals sind
152™™ dick von Portlandcement hergestellt. Die Schienen haben eine
Länge von 6™,4: die Joche sind zu beiden Seiten der Schienstöfse in
430™™ Abstand, von Mitte zu Mitte, angebracht, und es ist eine Kammer
gebildet, worin diese Stöfse liegen, welche den Zugang zu den federnden
Contacten gewähren, die Entfernung des sich etwa in der Röhre an-
sammelnden Schmutzes gestatten und einen Zugang zu den Laschen
des Stofses ermöglichen. Die zugehörige zweite Schiene liegt wie bei
den gewöhnlichen Strafsenbahnen auf Langschwellen: die Geleisweite
wird durch Verbindungsstücke gefestigt, welche an den letzteren Schienen
und den gufseisernen Jochen angebracht sind.
Auf jeder Seite des Geleises liegt in dem Cement eine 75™™ weite
Thonröhre, deren Enden in die Kammern unter dem Kanäle hinein-
ragen und hier offen und zugänglich sind. In diese Röhren sind Längen
von etwa 6™,4 A'on Henletj's gut isolirtem Ozokerit-Kautschuk- Kabel (von
12 000 Megohm Widerstand auf 1"^™) eingezogen. Auch das aus einem
Ganzen bestehende Rückleitungskabel ist in solche Röhren eingezogen,
da es hier sehr wesentlich ist, dafs die Erde keinen Leitungsschlufs
bilde. Die kurzen Kabelstücke verbinden die federnden Contacte mit
einander.
In jeder Kammer des Kanales liegt ein Contactpaar. Dieses besteht
nach Fig. 15 aus einem Paar glasirter Thonwaarenblöcke (355x75X100™™),
die auf an die Joche angegossenen Stützen ruhen; die Blöcke liegen an
548 Die elektrische Eisenbahn zu Northfleet.
den entgegengesetzten Seiten der Röhre. An jedem Block ist mittels
einer doppelten Spiralfeder ein Gufsstiiek aus Kanonenmetall angebracht,
das an seinen Enden gebogen, in der Mitte aber flach ist; die Federn
drücken die beiden Stücke fest mit S^ Druck gegen einander.
Der Pfeil liegt unter dem Wagen in dessen ganzer Länge. Er
besteht aus zwei Kautschukriemen, und auf jeden ist fast auf die ganze
Länge ein Messingstreifen genietet. An jedem Ende ist die Nase des
Pfeiles mit in eine Schneide auslaufendem Schmiedeisen belegt, so
dafs der Pfeil leicht zwischen die Contactpaare eindringen kann. Die
gröfste Dicke des Pfeiles beträgt 25'"°^. Der an jeder Seite des Pfeiles
angebrachte Leiter greift um das eine Pfeilende herum, läfst aber nahe
am Ende zwischen sich und dem zweiten Leiter einen nichtleitenden
Zwischenraum, der an Länge die Contactfläche des Contactes etwas
übertrifft.
Die Contacte lassen sich in dem Kanäle leicht und in wenigen
Minuten abnehmen und auswechseln. Damit aber bei einer solchen
Auswechselung eines Contactes der Dienst nicht unterbrochen werde,
sind Vorkehrungen zur Kurzschliefsung getroffen, so dafs der Strom-
kreis ununterbrochen bleibt; auf die Länge von 6'^^S aber vermag der
im Gange befindliche Wagen bequem durch seine Trägheit zu laufen,
und dann bekommt er ja von Neuem Strom. Die Contacte sind sehr
einfach und billig; sie machen an ihren gegen einander geprefsten Ober-
flächen einen ganz guten Contact und der Widerstand der Leitung ist
nur sehr wenig gröfser, als er sich nach dem blofsen Widerstände der
Kabel berechnet.
Die Wagen sind in den Falcon Engine and Car Works in Lough-
borough gebaut. Die Motoren sind eine besonders von EhveU-Parker in
Wolverhampton erbaute (vgl. 1888 267 ''''404) Sorte und besonders schmal,
damit sie in die auf dem nur 1",067 breiten Geleise laufenden Wagen
passen. Vorn ruht der Motor in zwei Lagern auf der Triebachse des
Wagens, hinten wird er von einer vom Wagenkörper herabreichenden
starken Spiralfeder getragen. Die Motorwelle wirkt durch doppelte
Schneckenräder unmittelbar auf die Wagenachse, bei einem Verhält-
nisse 1 : 4,5 der Räder. Der Motor läuft mit 400 Umdrehungen in der
Minute und leistet dabei, wenn die Feldmagnete vollständig erregt sind,
15 IP an der Bremse. Der verhältnifsmäfsig grofse Motor läuft also
langsam; es ist dies zwar etwas theuerer, allein die ausführenden In-
genieure hielten es für besser, als die Verwendung eines kleinen und
rasch laufenden Motors.
Der Pfeil liegt unter der einen Seite des Wagens. Er wird in
Abständen von l"",? auf fünf gufseisernen Blöcken, welche entlang der
Oberfläche der Schiene gleiten und durch eiserne Stangen unter ein-
ander verbunden sind, die jede Beanspruchung auf Zug von dem Kaut-
schukriemen fernhalten angebracht.
Glendale's Blitzableiter für Telegraphen. 549
Zur Regulirung der Wagengeschwindigkeit läfst sich ein Neben-
schlufs von ijg, oder von '^/g zu den Feldmagneten des Motors herstellen,
oder eine Kurzschliefsung derselben. Die Bürsten lassen sich umstellen
und dadurch die Bewegungsrichtungen umkehren; diese Umstellung der
Bürsten bildet zugleich eine sehr wirksame Bremsung und ermöglicht,
den Wagen sehr rasch zum Stillstehen zu bringen. Doch ist auch eine
gewöhnliche Fufsbremse vorhanden. Jede Dynamo ist mit einem Ampere-
meter versehen, auf welchem die normale Stromstärke (50 Ampere)
durch einen rothen Strich markirt ist. Einer der Wagen wird mittels
Bernsteinlampen von geringem Widerstände (vgl. 1888 269 •' 168. 1889
273 "'' 360) elektrisch beleuchtet, unter Mitbenutzung von drei Electrical
Power Sfora^e-Zellen, welche grofs genug sind, um nöthigenfalls die
Lampen allein zu speisen.
Für die Reihenschaltung mufs der Strom in der Leitung sehr un-
veränderlich erhalten werden; die Spannung hat sich nach der Bean-
spruchung und der Zahl der laufenden Wagen zu richten. Deshalb hat das
Syndicat eine Dynamo mit unveränderlichem Strom von Statter und Comp.
(vgl. 1888 268 * 359) gewählt, welche sich für diesen Zweck ganz zu-
friedenstellend erweist. Die Spannung ändert sich von wenigen Volt
bis über 400.
Der Verlust in der Linie erscheint bei dieser Bahn etwas hoch; er
wird praktisch zu etwa ^'4 der ganzen Kraft angegeben. Es ist aber
das Kabel möglichst dünn genommen worden, weil sein Preis niedriger
sein sollte. Der Verlust wird auch nicht gröfser, ob 1 oder 12 Wagen
laufen.
Die Probefahrten im März waren sehr befriedigend. Die Wagen
liefen, sehr wenig lärmend, mit 16^°^^ Geschwindigkeit in der Stunde.
Die Linie soll mit voller Ausrüstung 120000 bis 140000 M. kosten.
Der Preis einer gewöhnlichen Strafsenbahnlinie beträgt 140000 M. für
1 engl. Meile (87 500 M. für l^m)- für Anlage der Leitung kommen
30000 M. hinzu (knapp 20000 für 1^^). Die Umwandelung einer schon
bestehenden Linie dürfte 25 000 bis 51000 M. kosten; der Motor nebst
Zubehör kostet für jeden Wagen wenig über 4000 M.
Glendale's Blitzableiter für Telegraphen.
Mit Abbildung auf Tafel 28.
Dieser Blitzableiter nimmt sehr wenig Platz weg und läfst sich
schnell und bequem aufstellen. Nach Lumiere Electrique vom 3. August
1889, Bd. 238 * S. 238, besteht er aus einem 25™'" langen runden Holz-
zapfen z, der sich bequem in ein gleichgrofses Loch einsetzen läfst.
Am unteren Ende desselben befinden sich zwei Klemmschrauben A, /r,
welche mit zwei auf seiner oberen Fläche befestigten Federn /", f
550 Maytield's Amperemeter.
leitend verbunden sind. Diese Federn berühren sicli für gewöhnlich,
aber ihre Keriihruug wird durch ein dazwi.schen gesteckte« Papierblatt
aufgehüben, durch welches die Entladung hindurchgeht. Ströme von
gefahrbringender Stärke durchbohren das Papier hinreichend, um eine
metallische Verbindung der Federn unter sich und dadui'ch mit der
Erde herzustellen. Nach dem Gewitter werden die Papierblätter aus-
gewechselt und, wenn sie aufgehoben werden, mit der Nummer der
Leitung, dem Datum und der Zahl der Löcher beschrieben. Je dünner
das Papier ist, desto wirksamer ist der Blitzableiter. Am besten ist
Seidenpapier, Die eine Klemmschraube k wird mit der Leitung, die
andere mit der Erde verbunden.
Auf der Tisch])latte wird der Zapfen durch zwei in seine bogen-
förmigen Metallstücke eingeschraubte Holzschrauben befestigt. Durch
die ganze Länge des Zapfens gehen noch zwei Löcher, so dafs man
die Drähte mit den Klemmen hinter der Tisch])latle verbinden oder
unter die Köj)fe der Schrauben in den bogenförmigen Metallstücken
legen kann.
Will man den Blitzableiter in anderer Weise unmittelbar in die
Linie einschalten, so werden die Federn zangenartig verlängert und
zwischen sie ein Holzblock eingesetzt, welcher sie trennt. Die beiden
Federn sind durch auf Papier aufgeleimtes Blattgold metallisch mit ein-
ander verbunden. Das Blattgold bildet somit einen Theil der Leitung
selbst und schmilzt unter der Wirkung eines gefahrdrohenden Stromes
und läfst die Leitung offen. Nach dem Gewitter mufs das Blatt er-
neuert werden, man kann aber auch den Holzblock rasch herausziehen,
um die Leitung wieder zu schliefsen. Man hält vorbereitete Blätter
vorräthig und kann sie rasch auswechseln, man wird aber auch einige
fertige Blitzableiter in Vorrath Iia]ten.
Mayfleld's Taschen-Ampere- und -Voltmeter.
Mit Abbildung aul Talel 30.
Mayfield und Comp, in London liefern nach dem Londoner Eleclrical
Engineer vom 7. Juni 1889 *S. 456 für Elektriker kleine und nette Taschen-
instrumente, sowohl Amp^remeter als Voltmeter, Wie die Abbildung
(Fig. 17) sehen läfst, haben dieselben die Gestalt einer Taschenuhr. Sie
sind äufserlich mit Nickel platirt. im Inneren befindet sich ein Solenoid
mit einem gekrümmten, nach vorn zu schwächer werdenden Kerne. Die
lange, spirallörmig gewundene Uhrfeder ist aus einem besonderen Material
hergestellt, welches den Temperaturwechseln widersteht. Die Instru-
mente reichen theils bis 5, theils von 10 bis 50 Ampere; die Voltmeter
bis 5, von 10 bis 50 und von 20 bis 100 Volt. Die Zuleitungen sind
oben und unten angebracht. Oben ist noch eine Schraube vorhanden,
Ueber die Untei'suchung und das Verhalten von Cenient. 551
welche mittels eines Fingers die Nadel festklemmt, während das Instru-
ment nicht gebraucht wird. Die Zapfen des Zeigers liegen in Stein-
lagern. ^^^^
Selbsthätiger Verkauf elektrischen Lichtes und telephonischer Anschlüsse.
D. H. Davies in Leeds (York) und J. Mesny Tourtel in Westminster (Middlesex)
erhielten durch *D. R. P. Nr. 46091 vom 8. April 1888 einen Apparat paten-
tirt, in dem nach dem Einwerfen einer Münze von bestimmter Gröfse durch
Eindrücken eines Knopfes mittels eines Zwischenhebels ein Contacthebel ge-
dreht und der Stromweg durch einen Elektromagnet nach der Lampe herge-
stellt wird; zugleich wird ein Uhrwerk ein Stück aufgezogen. Ist Strom vor-
handen, so hält der Elektromagnet seinen am Zwischenhebel sitzenden Anker
und dadurch beide Hebel und läfst die Münze in die Kasse fallen. Ist kein
Strom vorhanden, so geht der Zwischenhebel sofort zurück und wirft die
Münze in einen Spalt, durch den sie wieder aus dem Kasten herausfällt. Ist
die Münze zu klein, so geht der Stift des Knopfes über sie hinweg und ver-
mag den Zwischenhebel nur so weit zu verschieben, dafs die Münze ebenfalls
durch den Spalt wieder herausfällt.
Die selbsthätige Einhebung der Gebühr für telephonische Gespräche will
Charles Wittenberg in Indianopolis, Nordamerika ('""D. R. P. Nr. 45135 vom
11. Januar 1887) durch einen Apparat elnkassiren, in welchem die einge-
worfene Münze durch einen Winkelhebel einen Schieber frei macht, so dafs
er nach dem Abheben des Telephons durch eine Feder gehoben werden kann,
wobei selbsthätig die Verbindung nach dem Vermittelungsamte hergestellt
und dieses angerufen wird. Konnte der vom Rufenden gewünschte Anschlufs
hergestellt werden, so wird beim Wiedereinhängen des Telephons die Münze
in die Kasse befördert; war dagegen der gewünschte Theilnehmer besetzt, so
sendet dei Beamte des Vermittelungsamtes einen Strom durch einen Elektro-
magnet, der die Münze in eine Rinne fallen macht, aus der es entnommen
■werden kann.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cenient.
(Fortsetzung des Berichtes S. 471 d. Bd.)
Die Anfertigungsweise der Probekörper bespricht R. Dyckerhoff^. So
lange Zug- und Druckproben durch Handarbeit hergestellt wurden, war
man bestrebt, für beide Arten der Probekörper gleiche Dichte zu er-
zielen. Nach Einführung des Rammapparates zur Anfertigung der
Würfel gab man 150 Schläge ä 2^ mit dem .ßöÄme'schen Hammer-
apparate (vgl. 1884 256 492) und erzielte dadurch die gleiche Dichte,
wie bei Anfertigung durch Handarbeit. Als die Zugproben ebenfalls
mit dem Hammerapparate hergestellt wurden, war man bestrebt, die
seitherige Zugfestigkeit zu erhalten. Zufällig waren da auch 150 Schläge
ä 2"^ noth wendig; die Dichte mufs aber in diesem Falle gröfser ausfallen,
als bei den Druckproben, indem der gleiche Arbeitsaufwand auf eine
5 mal kleinere Masse verwendet wird. Gibt man aber nur 30 Schläge,
so erhält man Probekörper von der gleichen Dichte wie bei der Hand-
arbeit, aber die Festigkeit ist erheblich geringer. Als Beleg dafür mag
die folgende Tabelle angeführt werden.
1 X. Generalversammlung des Vereins deutscher Cementfabrikanten.
552
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
1 Cement : 3 Norraalsand.
arke
An f e r
t i g u n g
Wasser-
Zusatz
Spec. Gew.
Festigkeit
28 Tage
S
Zug
Druck
Zug
Druck
A
Schlagapparat
Handapparat .
Schlagapparat
150 Schläge . .
10 Proc.
10 „
10 „
2,304
2.228
2,220
22,1
22,4
18,6
224,0
W
30 Schläge . .
2.232
—
—
B
Schlagapparat
Handarbeit
Schlagapparat
150 Schläge . .
10 Proc.
10 „
10 „
2.304 2,230
2,235 —
2,228 1 —
20,5
20,6
193,6
n
30 Schläge . .
15,6
—
Der Grund, warum die Handarbeit bei gleiciier Festigkeit geringere
Dichte gibt, liegt jedenfalls in der verschiedenen Art der Bearbeitung.
Die mit der Hand hergestellten Probestücke sind weicher und elastischer
als die mit dem Apparate hergestellten, welche auffallend fest sind.
Wie Dyckerhoff schon früher gezeigt hatte, ist sogar die Festigkeit ver-
schieden bei gleicher Dichte und gleichem Arbeitsaufwande, wenn die
Arbeit in verschiedener Weise ausgeführt wurde. Die Dichte kann
daher nur dann ein Mafsstab für die richtige Anfertigung der Probe-
körper für Zug und Druck sein, wenn die beiden Proben in gleicher
Form und auf dieselbe Weise hergestellt werden.
Zur Normirung der Schlagzahl mit dem 2'^-Hammer für die Her-
stellung der Zugprobekörper hat Böhme wiederholt verschiedene Ver-
suchsreihen ausgeführt, bei welchen wechselnde Schlagzahlen benutzt
wurden. Es ergab sich für Normalproben aus 1 Th. Cement und 3 Th.
Normalsand:
Mittleres
Gewicht
nach dem
lEinschlagen
Mittlere
Zuglestig-
keit na eil
7 Tagen
T
durch Handarbeil
160,0
158,0
159,5
159,5
159,0
2,225
2,246
2,246
2,239
16,06
II.
III.
IV.
V.
„ Apparatarbeit 75 Schläge
100
125 „
150
ä 2k .
ä 2k ...
12,75
13,25
14,56
15,56
Mithin bei 150 Schlägen eine Differenz gegen die Handarbeit um
0k,5. Wenn also behauptet wird, dafs die Handarbeit gröfsere Zug-
festigkeit gibt, so erklärt dies Böhme dahin, dafs dieselbe zu lebhaft
durchgeführt wurde. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dafs beim Ab-
schneiden und Glätten der Apparatproben gefehlt wurde, indem auch
hier die bekannte Uebung in der Handhabung des Formkastens eine
unerläfsliche Bedingung ist. Auch die Dichte der Apparatzugprobe-
körper und der Apparatdruckprobekörper ist fast ganz gleich.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
553
Töpffer bestätigt, dafs man mit dem Böhme sehen Apparate sehr
gleichmäfsige Resultate erhält, und führt Versuche an, die mit z\vei
verschiedenen Apparaten durchgeführt wurden.
Dyckerhoff bemerkt, dafs er schon wiederholt Verschiedenheiten in
den Dichtigkeitsverhältnissen der Zug- und Druckprobekörper bemerkt
hat, will auf die Dichte aber kein besonderes Gewicht legen, indem
man hauptsächlich darauf zu sehen hat, dafs man mit der Maschine die-
selbe Zugfestigkeit erhält, wie mit der Hand.
Schumann bespricht die Herstellung der Druckprobekörper.'- Läfst
man dieselben in der Form erhärten, so ergeben sich andere Festig-
keitszahlen, als beim Ablösen derselben gleich nach der Anfertigung.
Bei der Mischung von 1 Cement : 3 Sand mit 10 Proc. Wasser wurden
z. B. folgende Festigkeitszahlen erhalten:
In der Form erhärtet
Form gleich abgelöst
Differenz
Cement 1
244,0
227,0
17,0
,, 2
242,0
208,0
34,0
,, 3
222,0
195,0
27,5
4
220,0
201,6
18,4
„ 5
166,0
142,0
24,0
Die Würfel, welche in der Form erhärteten, haben sämmtlich eine
höhere Festigkeit geliefert, als jene, die gleich herausgenommen wurden,
aber aus den Differenzen läfst sich keine bestimmte Regel ableiten. —
Böhme bestätigt, dafs derartige Unterschiede vorkommen, bei seinen
Versuchen aber von höchstens 10 bis ll"*. — Schott macht darauf auf-
merksam, dafs die Differenzen abhängig sind von dem gröfseren oder
geringeren Gehalte an Feuchtigkeit. Man erhält bei weichem Mörtel
nach dem Auseinandernehmen der Form leicht keine Würfel, sondern
abgestumpfte Rhomboeder. Die Versammlung beschliefst, die Druck-
probekörper erst 24 Stunden nach dem Einschlagen aus der Form zu
nehmen.
Schiffner bespricht die Prüfung rasch bindender Cemente nach den
Normen. Diese ist mitunter recht schwierig, da wirklich rasch bindende
Cemente häufig abbinden, bevor man im Stande ist, die Probekörperchen
herzustellen; besonders zu berücksichtigen ist dabei der Einflufs der
Temperatur. Bei schnell bindenden Cementen sollte die Temperatur nie
höher als 15 bis 180 C sein, da sonst die Festigkeitszahlen in Folge
theilweiser Abbindung während der Verarbeitung zu Ungunsten des
Cementes ausfallen. (Ueber den Einflufs der Temperatur auf die Binde-
zeit vgl. das Werk Candlofs.) Wenn selbst bei niedriger Temperatur
die Abbind ung zu rasch stattfinden sollte, so schlägt Schiffner vor, die
Probekörper nicht mit der Maschine, sondern mit der Hand herzustellen,
und die Mörtelquantitäten der Bindezeit entsprechend, so gering zu
'■* XI. Generalversammlung des Vereins deutscher Cementfabrikanten.
554 Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Ceraent.
nehmen, dafs je nach der Schnelligkeit nur Mörtel für 1 bis 2 Zug-
proben verarbeitet und die Proben mit möglichster Schnelligkeit her-
gestellt werden. In gleicher Weise hergestellte Maschinen])robekörper
ergaben bei sehr schnell bindenden Cementen nur 2^3 der Festigkeit
der Probekörper von Handarbeit.
Die strenge Prüfung eines Cementes hat lange nicht den ihr an-
gemessenen Werth, wenn die Sicherheit dafür fehlt, dafs am Bauplatze
der Mörtel in dem zuvor bestimmten Verhältnisse zusammengesetzt
wird: es ist daher zur zeitweiligen Controle wünscheuswerth, ein Ver-
fahren zur Untersuchung der Cemenlniörtel auf dem Bauplatze zu besitzen.
Der russische Ingenieur P. Goloubialnikuw schlägt nun ein einfaches
Verfahren vor, das sich bewährt haben soll und das auf der Bestimmung
der Siebfeinheit beruht. Man schlägt 100" Cemeut durch ein 900 maschiges
Sieb und bestimmt so die Procente a des Siebfeinen. Ebenso bestimmt
man 6, die Procente Sand, welche das gleiche Sieb hindurchläfst.
Nimmt man nun 100^ der Mischung, enthaltend C" Cement und Z"
Sand, so erhält man eine durchgesiebte Menge M und es ist:
C-f Z=100 und ac-l-hz = M,
aus welchen Gleichungen sich c und Z leicht bestimmen läfst. Es ist:
,. M—lOOh , ,, 100 a — 3/
6 = ^ ; — und Z = ; — .
a — u a — b
Durch Versuche wurde ermittelt, dafs die Summe der beiden mög-
lichen Fehler höchstens 4,5 Proc. beträgt, während bei Bestimmung des
Bruchgewichtes 10 Proc. Fehler nicht ausgeschlossen sind.
r. TT , . -n c , T^ . . . , . . , . . M— 1006
üas Verhaltnils ^ dessen Ermittelung wichtig, ist gleich ^7:7^ =5.
"Wenn a = 6, so wählt man ein andermaschiges Sieb.
Auch für feuchte Mörtel eignet sich das Verfahren: mau macht den
Mörtel mit viel Wasser zu einem dünnen Brei an und verdampft das-
selbe unter stetem Umrühren auf freier Flamme. Der KücUstand läfst
sich mit den Fingern zu Mehlfeinheit zerdrücken und in der Korngröfse
der Cemente hat sich nichts geändert (Deutsche ßauzeitung^ 1888).
M. Meyer berichtet in einem über den Dielz'^vlxen Etagenofen ge-
haltenen Vortrage über Bestimmungen der Sinlerungsiempiraturen der
Cemente, die im Laboratorium für Thonindustrie ausgeführt wurden.
Sechs verschiedene Cementrohmassen wurden zu Tetraedern geformt,
diese möglichst enge an einander auf eine Thonplatte gestellt und damit
Vorversuche angestellt^ dieselben ergeben, dafs der Schmelzpunkt
sämmtlicher Massen zwischen der Garbrenntemperatur des Hartporzellans
und der des Segerporzellans liegt. Weitere Versuche im Senfströmofen
ergal)en, dafs Sinterungspunkt und Schmelzpunkt der Proben sehr nahe
an einander liegen bei den einzelnen Proben, und dafs auch die Schmelz-
punkte verschiedener Massen nicht fern von einander liegen. Um zu
genaueren Resultaten zu gelangen, wurde das Brennmaterial abgewogen.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 555
Es zeigt sich, dafs die Tetraeder zu Glas zusammeuschmelzen, wenu
der Seger sehe Normalkegel 15 noch nicht geschmolzen war. Da die
Thonuuterlage einen gewissen Einflufs auf die Schmelzbarkeit der Proben
ausübt, wurde zunächst Marmorpulver und dann gesiebte Koke als
Unterlage verwendet. Bei einem Brennmaterialverbrauche von llOOs
Koks zeigten sämmtliche Proben ein poröses Aussehen, während bei
1150g Koks sämmtliche Pi'obeu zu Tropfen zusammengeschmolzen waren.
Die geschmolzenen Proben zerfielen spontan. Nach der Schmelzbarkeit
geordnet enthielten die Rohmassen folgende Mengen kohlensauren Kalk-
in Procenten ausgedrückt:
1 76,6 3 75,2 5 77,4
2 76,2 4 76,3 6 78,8
Nr. 3 enthielt viel Magnesia, Nr. 1 und 2 enthalten viel Eisenoxyd.
Berücksichtigt mau dies, so ergibt sich die Schmelzbarkeit abhängig
von der Zusammensetzung des Rohmaterials, aber nicht von der Ab-
stammung desselben.
Um einen Einblick in die bei der Einwirkung des Kalkes auf den
Cement auftretenden Wärmeverhältnisse zu gewinnen, wurden einige
calorimetrische Versuche angestellt: Ein Erlenmey er scher Kolben wurde
nach aufsen gut isolirt, mit 250cc lOprocentiger Salzsäure und mit 20§
mit Säure gereinigtem Normalsande gefüllt: der Apparat wurde auf
Zimmertemperatur gebracht, die Temperatur mittels eines in Voo*' ^•
getheilten Thermometers abgelesen, dann unter Umschwenken rasch der
auf das Feinste gepulverte Cement eingeworfen, die Flasche gut ge-
schüttelt und in jeder Minute das Thermometer abgelesen. So war
binnen 2 bis 3 Minuten das Maximum der Wärme erreicht, und es be-
gann dann ein regelmäfsiges Sinken derselben. Der Wasserwerth des
Apparates, sowie die Correctur für die Verluste durch Strahlung wurden
durch Füllung desselben mit warmem Wasser, sowie durch Auflösen
mit reinem Aetzkalke in demselben bestimmt.
Die sechs verschiedenen Cemente geben, nach ihrer Schmelzbarkeit
geordnet, folgende Zahlen:
Kalkgehalt
1 1,760 C. 60,3
2 1,770 „ 61,1
3 1,780 „ 61,1
4 1,820 „ 63,8
5 1,800 „ 65,3
6 1,800 „ 67,7
Die Differenzen sind hier vom Kalkgehalte abhängig. Weiter hat
sich ergeben, dafs je stärker ein Cement gebrannt ist, um so geringere
Wärmemengen von ihm abgegeben werden; da die Endproducte die-
selben sind, so mufs beim Garbrennen eine Wärmeentwickelung vor
sich gehen. Ein ungleichmäfsig gebranntes Stück Cement wurde in
drei Theile zerlegt, je nachdem die Hitze eingewirkt hatte. Beim Auf-
lösen entwickelte das Ungare auf 1? 20 C, der bessere Brand 1,940 und
55t) Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
der Garbrand 1,820, Basische Hochofenschlacken ergaben : ungranulirt
0,80, granulirt 1,80. — Die calorimetrische Prüfung gibt also ein ein-
faches Mittel, Cemente auf Gehalt an Schlacken zu prüfen.
Einwirkung der Luft^ des Süfs- und Seewassers ^ des Frostes auf Cement.
a) Vor der Verwendung.
Dr. Tomei in Oppeln berichtet über die Einwirkung der Luft auf
Cement im Anschlüsse an frühere Mittheilungen, bei welchen sich er-
geben hafte, dafs
1) die Einwirkung der Luft am intensivsten nachzuweisen ist bei
Proben mit reinem Cement,
2) die trockene Kohlensäui-e nicht wesentlich nachtheilig, in einzelnen
Fällen sogar bessernd,
3) die feuchte Luft bei längerer Einwirkung unbedingt schädlich
wirkt.
Der Cement war in festgeschlossenen Kästen ausgebreitet der Ein-
wirkung von Kohlensäure bezieh. Luft ausgesetzt. Die Trocknung der
Luft wurde mit Chlorcalcium und Schwefelsäure bewii-kt.
Um Aufschlufs über das sogen. Nachfeinen der Cemente zu er-
halten, wurden genaue Siebproben angestellt, dabei aber gefunden, dafs
dieselben keinerlei wesentlichen Unterschied ergeben. Die Temperatur-
erhöhung hat bei Einwirkung von feuchter Luft regelmäfsig abgenommen.
Aus den Zahlen einer beigegebenen Tabelle ibt sowohl die schädliche
Einwirkung der feuchten Luft als auch der trockenen und feuchten
Kohlensäure zu ersehen. Eine besonders grofse Verschlechterung tritt
bei der Einwirkung von Feuchtigkeit ein. Diese Versuche beweisen,
dafs ein rationelles Lagern des Cementes bessernd auf denselben ein-
wirkt, mindestens nicht schädlich wirkt, während nicht sachgemäfses
Lagern besonders bei feuchter Luft entschieden nachtheilig den Cement be-
einflufst (XI. Generalversammlung des Vereins deutscher Cementfabri-
kanten).
b) Nach der Verwendung.
Für die praktische Verwendung von Portland-Cement ist es nicht
unwichtig, das Verhalten des Cementes unter verschiedenen Bedingungen
der Erhärtung kennen zu lernen. Untersuchungen über diesen Gegen-
stand hat H. Dijckerhoff'^ angestellt. Um die Festigkeit der Cemente
zu prüfen, wenn sie nicht nach 24 Stunden unter }^^asser gebracht werden.,
sondern früher^ wurden drei Reihen von Würfeln in der Mischung von
1 Cement : 3 Sand nach dem Normenverfahren hergestellt und nach 6^
12 und 24 Stunden unter Wasser gebracht. Einer der geprüften Cemente
hatte eine Bindezeit von 6 Stunden und, nach Normen geprüft, 24^ Zug-
3 Protokoll der XI. Generalversammlung des Vereins deutscher Cement-
fabrikanten.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cemeut. 557
festigkeit. Die Druckfestigkeit der drei Würfelreihen betrug nach
28 Tagen:
nach 6 Stunden 12 Stunden 24 St. unter Wasser gebracht
244,0 250,0 252k/qcm
Die Festigkeiten sind also annähernd die gleichen, gleichgültig, ob
man die Proben nach 6, 12 oder 24 Stunden unter Wasser bringt.
Fettere Cemente können noch früher unter Wasser gebracht werden,
magere werden dagegen durch Eindringen des Wassers zerstört.
Wird der Mörtel statt mit 10 Proc. Wasser mit 12 oder 15 Proc.
Wasser angemacht, so bindet er später ab und kann daher erst später
unter Wasser gebracht werden. Man darf also Cementmörtel unter
Wasser setzen, sobald sie abgebunden haben.
Wird dagegen der Cementmörtel xmhrend des Abbindens einem Wasser-
drucke ausgesetzt, so erhärtet er nur theilweise, unter Umständen auch
gar nicht. Beweise dafür wurden bei Versuchen mit einer Cisterne er-
bracht. Eine solche wurde aus Ziegelsteinen aufgeführt, und zwar 2"^
hoch mit 50^™ lichter Weite. Die Wandstärke betrug i'.. Stein: der
Mörtel bestand aus 1 Portland-Cement : 3 Sand. Nach einigen Tagen
wurde die Cisterne mit Wasser gefüllt, welches im unteren Theile durch
Fugen und Steine drang. Zwei Tage später wurde das Wasser ab-
gelassen und eine Seite mit Mörtel 1 Cement : 1 Sand verputzt und mit
reinem Cemente eingeschlifFen. Der Verputz war vollkommen wasser-
dicht^ ein Versuch, die anderen drei Seiten unter Wasser zu verputzen
gab ein ungünstiges Resultat, da nur der Mörtel im oberen Drittel das
Wasser gut hielt, unten aber durchlässig war. Bei steigendem Wasser-
andrange nimmt also die Erhärtungsfähigkeit der Cemente ab, und
wird bei einem gewissen Drucke gleich Null. Man hat bei Wasser-
andraug den Druck desselben nach Möglichkeit zu beseitigen und —
kann dies nicht vollständig geschehen — einen rasch bindenden Cement
anzuwenden, in der Mischung 1 Cement : 1 Sand oder bei der Mischung
1 : 3 unter Zusatz von 1/4 Kalkhydrat (um den Mörtel dicht zu machen).
Probekörper aus dieser Mischung erhärteten nach 1/4 Stunde.
Verhalten der Cementmörtel beim Erhärten an der Luft. Aus der
nachstehend wiedergegebenen Tabelle lassen sich folgende Schlüsse ziehen -
Der benutzte Cement, welcher bei 5 Stunden Bindezeit nach der Normen-
probe 211^,0 Festigkeit ergab — also kein Cement von aufsergewöhn-
licher Festigkeit war — lieferte nach Jahresfrist beim Erhärten in
Wasser 321^,9. Vergleicht man die Versuchsreihe 1 mit den Reihen 2
bis 10, so ersieht man, dafs die Festigkeit in der Luft unter allen an-
gewendeten Verhältnissen höher ist, als im Wasser, woraus folgt, dafs
Portland-Cement auch ausgezeichnete Luftmörtel liefert. Für die End-
festigkeit ist es unwesentlich, ob der Mörtel nur einige Tage oder
mehrere Wochen unter Wasser war. Erhärtet der Mörtel im Freien,
wobei er zeitweilig nafs wird, so ergibt er die gröfste Festigkeit.
558 Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Festigkeit der Portland-Cement-Mörtel beim Erhärten in Wasser und an der Luft.
Mörtel -
Mischung
Erhär t u ngsart
Z ugfey t
iglieil
in k/qcm
>«
1 Woche
4 Wocli.
13 W.
26 \V.
t Jahr
1
1 Gera. : 3 Sand
Im Wasser
17,5
21,0
22,7
28,2
32,9
2
,,
An d. otrenen Luft im Zimmer
17,9
22,7
26,1
32,4
35,6
3
1 Tag im Wasser, dann an
der Luft im Zimmer . .
18,7
25,4
29,3
34,1
38,4
4
2 Tage im Wasser, dann an
der Luft im Zimmer . .
19,3
26,9
31,5
38,1
40,1
5
i Tage im Wasser, dann an
der Luft im Zimmer . .
18,0
28,9
33,4
38,7
41.3
6
1 Woche im Wasser, dann an
der Luft im Zimmer . .
17,4
28,2
34,9
39,4
41,9
7
2 Wochen im Wasser, dann
an der Luft im Zimmer .
—
26,5
35,2
40,0
42,2
8
4 Wochen im Wasser, dann
an der Luft im Zimmer .
—
21,3
34,9
41,2
42,9
9
Im Freien
16,1
27,6
25,5
35,4
53,5
10
1 Woclie im Wasser, dann
ins Freie
17,6
22,1
30,3
33,9
56,1
11
1 Gem. : 6 Sand
Im Wasser
8,0
12,0
16,6
20,1
23,8
12
1/., Kalkhydrat
Im Freien
8,6
13,5
22,9
24,1
35,1
13
1 Woche im Wasser, dann
im Freien ....
—
12,6
23,6
24,2
40,2
Sämmtliche Proben wurden normengemäfs mit dem Hammerapparate ein-
geschlagen und die ersten 24 Stunden in einem feuchten Räume aufbewahi-t.
Schumann berichtet über das Verhalten des Portland-Cementes beim
Erhärten in Seewasser. Das verwendete Seewasser stammte aus der
Nordsee. Zur Herstellung der Mörtel wurde gewöhnlicher Mauersand
verwendet.
9 OJ
= 3
Zugfestigk
e i t in k/qcm
Mit Sülswasser
angemacht,
in Süfswasser
erhärtet
.Mit Süfswasser
angemacht,
in Seewasser
erhärtet
Mit Seewasser
angemacht,
in Sülswasser
erhärtet
Mit Seewasser
angemacht,
in Seewasser
erhärtet
1 Woche
4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
1 Woche! 4 Wochen
1 Woche
4 Wochen
A
8
20,9
26,7
18,6
25,1
17,1 1 '24,8
16,9
23,2
B
6
— ■
25,6
17,5
22,4
—
22,8
15,5
20,6
G
6
18,1
23,6
16,7
21,2
14,9
20,5
15,3
19,3
D
6
15,6
21,1
13,8
19,3
11,4
18,0
11,0
17,7
E
V2
15,4
20,4
14,9
18,6
12,9
17.1
12,0
17,0
Alle Proben, bei welchen Mörtel mit Seewasser in Berührung kam,
haben eine etwas geringere Festigkeit ergeben, als bei der gewöhnlichen
Prüfungsweise. Am schädlichsten wirkt das Anmachen des Cementes
mit Seewasser; man wird deshalb wo möglich den Cement mit Süfs-
wasser anmachen müssen. Dem zerstörenden Einflüsse des Seewassers
entgegen wirkt das rasche Erhärten des Cementes, der ein weiteres
Eindringen des Wassers und damit auch der darin gelösten Magnesia-
salze verhindert. Dafs dabei die Dichtigkeit eine grofse Rolle spielt,
üeber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 559
geht schon daraus hervor, dafs, wenn man z. B. den Mörtel 1 Cement
zu 3 Sand durch Zusatz von Kalkhydrat dichter macht, dieser wider-
standsfähiger wird, obgleich gerade Kalkhjdrat der Einwirkung des
Seewassers leichter zugänglich ist, als Portland-Cement. Dafs der
Cementmörtel in der That in Seewasser gut erhärtet, geht auch aus
Mittheilungen des Oberinspektors ßömches hervor, wonach Probekörper,
die 1 Jahr lang im Seewasser gelegen hatten, an Festigkeit beständig
zunahmen, und dafs Prismen aus 1 Cement : 3 Sand nach 20 monatlichem
Liegen im Seewasser vollkommen hart und scharfkantig sich erwiesen.
Entgegen diesen Erfahrungen sind neuerdings Bedenken gegen die
Haltbarkeit des Portland-Cementes geltend gemacht worden, und zwar
auf Grund gewisser Laboratoriumsversuche von Prof. Brazier und der
in neuerer Zeit an verschiedenen Häfen Englands beobachteten Zer-
störungen durch Einwirkung des Meerwassers. Insbesondere lenkten
die Schäden am Hafendamme zu Aberdeen die Aufmerksamkeit der
Fachmänner auf diesen Gegenstand. Der Wellenbrecher zu Aberdeen
wurde wie folgt hergestellt:
Auf dem Meeresboden wurden zunächst grofse, mit Gufsbeton ge-
füllte Säcke von 1000001^ Gewicht verlegt und die Oberfläche durch
Taucher möglichst eben gemacht. Die Mischung des Betons war 1 Th.
Cement, 21/2 Th. Sand und 31/2 Th. Kies. Auf diese Betonsäcke kamen
zunächst Betonblöcke zu liegen, welche aus Gufsbeton in der Mischung
1 Cement : 4 Sand : 5 Kies hergestellt und an der Luft erhärtet waren.
Dem Beton waren noch gi-ofse Steinstücke einverleibt. Das Gewicht
der Blöcke betrug anfangs 7500 bis 18 000^, später 10000 bis 240001^'.
Diese Blöcke wurden mit offenen Fugen über einander gesetzt bis zu
8™ Höhe und bis 30cm über Niedrigwasser. Auf die Betonblöcke kam
endlich eine 5°\5 hohe Schicht aus Gufsbeton zu liegen, welcher zwischen
Spundwänden eingebracht wurde und aus der Mischung 1 Cement : 3 Sand
und 4 Kies bestand. Die mittlere Dicke des Wellenbrechers betrug
etwa 12™. Die verwendeten Materialien waren angeblich gut. — Schon
nach einigen Jahren zeigten sich nun bedeutende Schäden. Bei schweren
Stürmen waren einzelne Betonblöcke aus dem Damme herausgeschleudert
worden. (Aehnliche Erscheinungen sind nicht selten, so wurde z. B.
an der Nordsee beobachtet, dafs 20000"^ schwere Blöcke bei schwerem
Seegange 5°i hoch gehoben und über den Damm geworfen wurden.)
Durch die entstandenen Spalten konnte das Seewasser eindringen und
bewirkte weitere Zerstörung des Dammes, In einzelnen Fugen und
Spalten wurde das Auftreten eines rahmartigen Schlammes beobachtet,
der nach Untersuchung von Prof. Brazier aus Magnesia und kohlen-
saurem Kalke bestand.
Nach dem ürtheile von Fachmännern ist es fehlerhaft, Betonblöcke
von so geringem Gewichte anzuwenden. Ein zweiter Fehler ist der,
dafs man mit dem Cement zu sehr gespart hat. Nach Schumann sollte
660 Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
selbst bei gestampftem Beton kein schwächeres Mischungsverhältuifs
als 1 Cement : 2 Sand : 3 Kies angewendet werden, an jenen Stellen,
die dem Angrille des Meerwassers direkt ausgesetzt sind. Die Zer-
störung des Hafens zu Aberdeen ist also mechanischen Einflüssen zu-
zuschreiben. Hätte man in Aberdeen so gebaut, wie jetzt in Holland
gebaut wird, so wären die Schäden nicht aufgetreten. In Deutschland
wird bei Hafenbauten seit 20 bis 25 Jahren reichlich Purtland- Cement
verwendet, es sind aber nur ausnahmsweise üble Erfahrungen damit ge-
macht worden, und dies in vereinzelten Fällen, wenn schlechtes Material
zur Verwendung kam.
M. V. Froidevitle^ und Schott machen darauf aufmerksam, dafs
Mörtel, die mit einem Ueberschusse von Wasser angemacht werden, im
Froste sich leicht abblättern- die Ursache davon ist das unter der Ober-
fläche eingeschlossene Wasser, welches als Eis schädlich wirkt. Manske
bestätigt, dafs Betonbauten aus magerem Mörtel dem Froste gut wider-
stehen, fand aber in Uebereinstimmung mit Schott und Froideville^ dafs
bei Betouarbeiten, bei denen ein glattes Abreiben der Oberfläche stalt-
flndet, der Frost dieselbe zerstört.
Delbrück erinnert an den Bau eines Schornsteines von SO"^ Höhe,
der bei 10 bis 12» Kälte aufgeführt wurde; das Abtragen dieses Schorn-
steines war sehr schwierig, da der Mörtel sich nur mit grofser Mühe
von den Mauersteinen trennen liefs.
Ueber den Einflufs des Frostes auf die Festigkeit der Cemente hat
Dr. Böhme (Mittheilungen aus den königl. technischen Versuchsanstalten zu
Berlin^ 1889 S. 43) eine Reihe von Versuchen angestellt und die Resultate
derselben in vier Tabellen wiedergegeben. Die Ausfühi-ung der Versuche
erfolgte für jede der benutzten zehn Cementmarken :
1) in Bezug auf die allgemeinen Eigenschaften der Cemente,
2) auf Zugfestigkeit und Druckfestigkeit derselben mit reinem Cement
und einem Gemenge aus 1 Gew.-Th. Cement -\- 3 Gew.-Th. Normal-
sand, und zwar für 7 Tage und 28 Tage alte Normenproben,
3) auf Abnutzbarkeit des reinen Cementes und der Möi'tel aus
1, 2, 3 und 4 Gew.-Th. Normalsand auf 1 Gew.-Th. Cement an Probe-
körpern, welche
a) im feuchten Räume an der Luft,
b) die ersten 24 Stunden an der Luft, die übrige Zeit unter Wasser
erhärteten,
c) die ersten 24 Stund.en an der Luft erhärteten und hierauf durch
Frost beansprucht wurden, indem sie 20 Stunden in den Frost von
— 12° C. bis — 15° C, hierauf 4 Stunden zur Aufthauung unter Wasser
von 18" C, dann nochmals 20 Stunden in den Frost, schliefslich 4 Stunden
zur Aufthauung kamen und die übrige Zeit unter Wasser gesetzt wurden.
4 Protokoll der XI. Generalversammlung des Vereins deutscher Cement-
fabrikanten.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 561
Die Angaben über den Ursprung der benützten Cemente sind weg-
gelassen.
Aus der Tabelle B und C ist folgendes Beispiel entlehnt : Cement I
zeigte nach 7 Tagen eine Zugfestigkeit von 32,25 und nach 28 Tagen
von 37,23'^ qcm", wenn er wie unter b) angegeben erhärtet: erhärtet er
dagegen nach c), also dem Froste ausgesetzt, so ist die Zugfestigkeit
nach 7 Tagen 83,15, nach 28 Tagen 36,9. Die Druckfestigkeit ergibt
für denselben Cement nach b) 226,6 nach 7 Tagen und 281,2 nach
28 Tagen, nach c) die Werthe 207,3 und 266,7k/qcm. In kleingedruckten
Zahlen sind die durch den Frost hervorgerufenen Festigkeitsänderungen
in Procenten der Festigkeit der nicht ausgefrorenen Proben beigesetzt.
Im Allgemeinen ergibt sich, dafs die Werthe der 28 Tageproben ein
wesentlich geringeres Zurückbleiben der ausgefrorenen Proben gegen
die nicht ausgefrorenen zeigen, als dies bei den 7 Tageproben der Fall
ist. Hierdurch erweist sich unverkennbar ein gewisses Nacheilen der
Frostproben zwischen 7 und 28 Tagen, was zweifellos als eine günstige
Erscheinung bezeichnet werden mufs, indem hiernach angenommen
werden darf, dafs solche ausgefrorenen Cemente, welche gegen das
Ausfrieren überhaupt intact bleiben, durch den Einflufs desselben nur
in der ersten Erhärtungszeit zurückgehalten werden, jedoch nachher be-
strebt sind, das Versäumte nachzuholen. Hierfür sprechen auch die Ver-
suche mit den Plattenproben, die ergeben haben, dafs die kurz vor
erfolgtem Abbinden mit dem Fingernagel noch ritzbaren nach c) in
den Frost gebrachten Platten unmittelbar nach dem Aufthauen ebenfalls
mit dem Fingernagel ritzbar, also in der Erhärtung nicht fortgeschritten
waren, während die gleichen, nicht ausgefrorenen Platten sich vollständig
erhärtet zeigten. Die Abnutzungsversuche erfolgten an Würfeln mit
50qcm Fläche durch Schleif beanspruchung auf einer wagerecht laufenden
Gufseisenscheibe mit 22 Umdrehungen in der Minute und 30 Umgängen
Laufzeit bei Anwendung von 20s Naxosschmirgel Nr. 3 auf je 15 Scheiben-
umgänge, 22cm Schleifradius und 25"^ Belastung des Probestückes: Aus
der Gewichtsdifferenz (G — G^) = A der Proben vor und nach dem
Schleifen in Grammen ergab sich durch Division mit der Dichte der
7-Tagesproben (y-) die Volumenabnutzung derselben auf — = F;Cc.
Zur Bestimmung der Abnutzung für 28 Tage alte Proben ergab
sich die Dichte der ursprünglich 355^^ fassenden Würfel aus
Gew. d. 28 Tage alten Proben
355 — V, - ^'^^
und die Abnutzung selbst auf
Gewichtsverlust der 28-Taeesproben
Die Abnutzbarkeit ist in Tabelle D zusammengestellt; aus dieser
sei wieder der Cement I als Beispiel gewählt.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 12. 1889/111. 36
562
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Mischungsverhältnils in
Gewicht stheilen
7
A
^ ' A
7 1
A
r
7 Tage alte Proben ll 28 Tage alte Proben
2,099
2,034
2,226
2,139
2,042
11,6
8,6
7,7
13,1
18,2
5,5
4,2
3,5
6,1
8,9
2,084
2.023
2>15
2,120
2,040
16.4
8,2
4,1
20,5
28,7
79
\l Cement + 1 Normalsand
a n1 n 2 „
/l „ 3
fl « 4
4,5
1,9
9.7
13.8
2,220
2,264
2,230
2,247
2,208
11,2
8,3
8,4
17.8
22,9
5,0
3,7
3,8
7,9
10,7
2,239
2,279
2,247
2,263
2,223
6,4
4,0
6,0
9,3
15,1
2,9
il Cement + 1 Normalsand
b 1 „ 2
/l „ 3
1 „ 4
1,8
2,7
4,1
6,8
Reiner Cement ....
11 Cement + 1 Normalsand
c ,1 ., 2 „
1 „ 3
1 „ 4 „
2.169
2,276
2.337
2'333
2,051
16,3
12,5
11,0
17,3
22,4
7,5
5,5
4,7
7,7
10,9
2,116
2,253
2,313
2,221
2,042
13,2
6,1
6,9
9,5
16,2
6,2
2,7
3,0
4,3
7,9
a, b und c haben hier die oben angegebene Bedeutung.
Auch Dyckerhoff hatte gefunden, dafs Portland-Cement dem Froste
ausgesetzt in der Festigkeit anfangs zurückbleibt, später aber normale
Festigkeit erreicht (Thonindustrie- Zeitung ^ Bd. 12 S. 312). Als Beispiel
sei folgende Versuchsreihe gewählt:
Mörtel 1 Woche 4 Wochen 13 Wochen |26 Wochen
1 Cement : 1 Sand 26,1 27,0 26,3 56,4k/qcm
1 „ : 3 „ 9,1 16,8 21,8 46,4
Die Proben kamen sofort nach der Anfertigung ins Freie bei — 8^ C.
Die erste Nacht betrug [die Temperatur — lio C. Der Cement hatte
bei der Normenprobe 24'',0 und eine Bindezeit von 6 Stunden. Die
Festigkeit wurde also bei der Mischung 1 Cement : 3 Sand'^durch den
Frost nach 4 Wochen bis 16i*,8 zurückgehalten', sie steigt jedoch nach
26 Wochen schon auf 461^,4. Bei dem Mörtel 1 Cement : 1 Sand ist
der Einflufs des Frostes geringer, da bei dieser Mischung die Festigkeit
im Wasser nach 28 Tagen 31 "^',7 betrug, also eine Herabsetzung der-
selben von nur 4\7 constatirt werden konnte.
Ebenso ergaben Versuche von E. Biggenback mit langsam bindendem
Portland-Cemente unter Anwendung von scharf körnigem Eibsand, dafs
durch Frost der Erhärtungsprozefsg nicht zum Stillstehen gebracht,
sondein nur verzögert wird (Deutsche Bauzeitung ., Thonindustrie- Zeitung^
Bd. 12 S. 225). Um ermitteln zu können, ob auch bei starkem Froste
mit Cementmörtel gemauert werden darf, wurden Probeklötze aus je
sechs im Verbände auf einander gemauerten Ziegelsteinen hergestellt.
Die 80 erhaltenen Würfel waren Mauerkörper von etwa 25^™ Seiten-
länge; als Mörtel hatte eine Mischung von 1 Raumtheil Portland-Cement
mit 6 Raumtheilen Sand gedient. Die Steine waren vor Schnee und
Eis geschützt worden. Jene Probeklötze, die ausschliefslich starkem
Froste ausgesetzt waren, hatten nach 7 bis 12 Tagen eine etwas ge-
Neuerungen in der Gasindustrie. 563
ringere Festigkeit als die unter normalen Verhältnissen hergestellten
Mauerwerke. Andere Proben, die nach dem Froste einige Zeit bei
Thauwetter erhärten konnten, hatten normale Festigkeit; dieselben
konnten nur durch starke Hammersehläge zerstört werden. Dabei er-
folgte der Bruch nicht in den Fugen, sondern der Mörtel haftete noch
an den einzelnen losgetrennten Steintheilchen. Von einer schädlichen
Einwirkung des Frostes war nichts zu bemerken.
Wenn die nöthigen Vorsichtsmafsregeln (Verwendung von eis- und
schneefreien Ziegeln, Anmachen des Mörtels und Abspritzen der ge-
mauerten Oberflächen mit warmem Wasser) eingehalten werden, so ist
das Mauern bei Frost jedenfalls zulässig; werden diese Hauptbedingungen
nicht erfüllt, so kann mit dem frostbeständigsten Mörtel das Mauern bei
starker Kälte von unsicherem Erfolge sein.
Vor Salzzusatz zu ;Cementmörtel oder Cement-Kalkmörtel wird
gewarnt {Dyckerhojf^ Seger^ Delbrück; Generalversammlung des Vereins für
Fabrikation von Ziegeln^ Thonwaaren^ Kalk und Cement). Nach Dyckerhoff
ist ein Salzzusatz bei Cementmörteln nicht nothwendig, erscheint aber
bei Roman-Cement und Kalkmörtel erforderlich. Seger hält es für be-
denklich, zum Mörtelmateriale lösliche Salze zuzusetzen; die Salze
ziehen sich in die Steine hinein, und diese werden durch die Krystalli-
sation der Salze zerstört. Es hat wenig Werth, bei Frostwetter ein
Mauerwerk aufzuführen, wenn dasselbe nach 10 Jahren unbrauchbar
wird. Goerke erwähnt, dafs im Norden, an der Ostsee der Gebrauch
von salzigem Sande zur Mörtelbereitung verboten sei.
Das Verhalten verschiedener hydraulischer Bindemittel bei verschiedener
Art der Erhärtung hat B. Dyckerhoff geprüft und das Resultat seiner
Versuche in der 10. Generalversammlung des Vereins deutscher Cement-
fabrikanten mitgetheilt. Aus den Verhandlungen dieses Vereins sind
die folgenden Mittheilungen entlehnt. (Schlufs folgt.)
Neuerungen in der Gasindustrie.
Mit Abbildung.
Veber Ferrocyanbestimmung in gebrauchter Beinigungsmasse\ von 0. Knub-
lauch. Der Verkauf der ausgebrauchten Gasreinigungsmasse geschieht
in den meisten Fällen nach ihrem Gehalte an Ferrocyanverbindungen,
und zwar wird dieser Gehalt entweder als krystallisirtes Blutlaugen-
salz, oder als trockenes Berlinerblau (Fe-Cjig) angegeben. Die Be-
stimmung des Ferrocyans stöfst auf erhebliche Schwierigkeiten, indem
die beigemischten Substanzen, Schwefel, Rhodan, Theerbestandtheile,
alle Reactionen stören. Aus diesem Grunde ist ein einfaches Titriren
der Lösung mit Kupferlösung nach Bohlig oder mit übermangansaurem
Kali nach de Haen unmöglich. Verfasser hat nun eine Methode aus-
5t)4 Neuerungeu in der Gasindustrie.
gearbeitet, welche bereits in den meisten Fabriken, sowohl der Käufer
als Verkäufer, Eingang gefunden hat. Die Methode schliefst sich
der technischen Verarbeitung der Masse an, nämlich Umsetzen der
unlöslichen Verbindungen in ein einfaches lösliches Salz, Reinigen
dieses Auszuges und Bestimmung des Ferrocyans mit Kupferlösung.
Die Versuche des Verfassers richteten sich demgemäfs auf die Haupt-
punkte: Die Temperatur, bei welcher die Masse ohne Zersetzung
zu trocknen ist-, die quantitative Ueberführung der unlöslichen Ferro-
cyanverbindungen in Lösung unter möglichster Vermeidung löslicher
störender StotVe; weiter die Fortschaffung der Verunreinigungen und
schliefslich auf die scharfe Erkennung des Endpunktes bei der Titration
mit Kupferlösang. — Der Gang der Untersuchung ist nach den ange-
stellten Proben folgender: Die ganze Mischprobe, etwa 200 bis 250?,
wird 5 bis 6 Stunden bei 50 bis 600 C. getrocknet, die trockene Masse
fein gepulvert und durch ein Sieb mit 360 Maschen für l^cm gegeben.
Nach dem Mischen w^erden lOs abgewogen und in einem Kolben mit
Marke bei 250 bis 255cc mittels 50^^ einer 10 procentigen Aetzkali-
lösung zersetzt^ dies geht vor sich entweder in 15 Stunden unter
häufigem Umschütteln oder in 16 Stunden unter Umschütteln während
der ersten und letzten zwei Stunden. Nunmehr wird auf 255'^'^ auf-
gefüllt, gut geschüttelt und filtrirt. lOO^c Filtrat werden in heifse, salzsaure
Eisenchloridlösung (608 Eisenchlorid und 200^^ Salzsäure 1,19 spec. Gew.
im Liter) eingegossen und die heifse Fällung durch ein Faltenfilter rasch
filtrirt, das zurückbleibende Blau mit heifsem Wasser gut ausgewaschen.
Das Filter sammt Niederschlag wird im Becherglase mit 20^^' einer
10 procentigen Kalilösung übergössen und das Blau so in Blutlaugensalz
umgewandelt. Filter mit Flüssigkeit werden in einen Mefskolben ge-
spült, die Lösung auf 250cc aufgefüllt. Das Filtrat prüft man mit Nitro-
prussidnatrium auf Schwefelwasserstoff'; bei dessen Abwesenheit kann
die Flüssigkeit direkt nach dem Ansäuern mit Kupferlösung titrirt
werden, ist Schwefelwasserstoff' nachgewiesen, so kann derselbe durch
Schütteln mit 1 bis 2s kohlensaurem Blei leicht entfernt werden. 50
oder lOOcc Filtrat, entsprechend 0,8 bezieh. 1?,6 trockener Masse, werden
nach dem Ansäuern mit 2,5 oder 5cc Schwefelsäure 1 : 5 mit Kupfer-
lösung titrirt. Letztere enthält im Liter 12 bis 13^ Kupfervitriol und
ist auf 50'^'^ einer Ferrocyankaliumlösung gestellt, welche im Liter 4^
reines Salz enthält. Die Endtitration gibt etwas abweichende Resultate,
je nachdem man auf Papier mit Eisenchlorid tuplt, bis keine blaue
Färbung mehr entsteht, oder ob man einen Tropfen Filtrat mit Eisen-
chlorid prüft. Doch ist die Differenz in den meisten Fällen nicht be-
deutend; wird mit kohlensaurem Blei die Lösung gereinigt, so ist immer
der Filtrirtiter zu wählen. In wenigen Fällen kam es vor, dafs sich
eine erhebliche Differenz zwischen Tupftiter und Filtrirtiter zeigte, in-
dem auch der Endpunkt nicht sicher zu erkennen war; das Filtrat von
Neuerungen in der Gasindustrie. 565
Kupferuiederschlag blieb mit Eisenlösung grün bis grüngelb. Durch
mehrmaliges Fällen des Kupferliltrats vom Tupftiter und abermaliges
Titriren wird der Tupftiter höher, der Filtertiter in diesem Falle ge-
rino-er, so dafs die Differenz kleiner wird. Die genannten Störungen
der Titration treten aber selten auf, nach Ansicht des Verfassers nur
dann, wenn die Masse nicht genügend übersättigt oder nicht gründlich
rei^enerirt ist. Eine Reihe von Schwefel- und Blaubestimmungen in
alten Massen vervollständigt die sehr interessante Arbeit. Nach des
Verfassers Ansicht ist der Aufnahmefähigkeit von Massen für Cyan
gröfsere Aufmerksamkeit zu schenken, indem dieselbe bei verschiedenen
Massen sehr wechselt und denselben ganz verschiedenen Werth ver-
leihen kann (Journal für Gasbeleuchtung^ 1889 Bd. 32 S. 450).
Ueber Untersuchung gebrauchter Gasreinigungsmasse-^ von C. Molden-
hauer und W. Leybold. Die ausgebrauchte Reinigungsmasse enthält
etwa folgende Bestandtheile: Schwefel und Schwefeleisen, etwas re-
generirtes Eisenoxydhvdrat, Rhodanammonium, Rhodaneisen, Ferro-
cyanverbindungen mit Eisen und Ammoniak in wechselnder Menge als
Basis, häufig schwefelsaures und kohlensaures Ammoniak, Theersub-
stanzen, meist auch Auflockerungsmaterial in Form von Sägespänen,
Torf, Spreu, Reishülsen, Gerberlohe u. dgl.^ an hygroskopischem Wasser
sind gegen 30 Proc. vorhanden. Eine Masse wird als „ausgebraucht'^
bezeichnet, wenn die ausgeschiedene Schwefelmenge bei der Regenerirung
den Zutritt der Luft verhindert, so dafs die Oxydation des gebildeten
Eisensulfürs zu Oxydhydrat nicht mehr genügend stattfinden kann und
schliefslich ganz zum Stillstande gelangt. Dies tritt in der Regel ein,
wenn die Masse 30 bis 45 Proc. Schwefel aufgenommen hat^ Deicke'sche
Masse, welche nach der Ausnützung mit Eisenspänen unter Kochen
oder Erhitzen in Haufen wieder gebrauchsfähig gemacht wird, kann
sogar 65 Proc. Schwefel enthalten. Mit dem Gehalte an Schwefel
nehmen auch die Cyanverbindungen zu, welche sich zum Theil als
Ferrocyan-, zum Theil als Schwefeleyansalze ablagern. Beide bilden
sich erst in der Masse aus Cyanwasserstoff, der im gewaschenen Gase
frei auftritt. Zur Zeit wird die alte Masse meist nach ihrem Ferro-
cy angehalte verkauft, während Schwefel, Rhodan, Ammoniak unberück-
sichtigt bleiben. Der Gehalt wird zumeist in Procenten trockenes
Berlinerblau (Fe^Cyjg), oder in Procenten krystallisirtes gelbes Blut-
laugensalz angegeben. Die Bestimmung geschieht bisher in den meisten
Fabriken nach Knubtauch i durch Titration mit Kupferlösung nach
Reinigung der Ferrocyanlösung. Da die Titration hier manchmal zu
Ende versagt, so wenden die Verfasser zum Titriren Chamäleon au
nach Entfernung aller organischen Substanzen. Reines Blutlaugensalz
wird nach de Eaen'^ einfach mit Chamäleon titrirt- zerstört man das-
1 Siehe D. p. J., 1888 267 323.
2 Posf, Chemisch-technische Analyse^ 1888 S. 166.
566 Neuerungen in der Gasiudustrie.
selbe durch AlxJampfen mit Schwefelsäure, so bleibt Eisensulfat zu-
rück, das reducirt beim Titriren dieselbe Menge Chamäleon verbraucht
wie das entsprechende Quantum Blutlaugeusalz.
Diese Methode auf alte Reiniguugsmasse angewandt, gestaltet sich
das Verfahren wie folgt: Die Masse wird mit Aetznatron und etwas
Soda zerlegt, ein Theil der filtrirten Lösung abgedampft, mit Schwefel-
säure zerlegt und die organische Substanz durch Glühen entfernt. Der
Rückstand, bestehend aus schwefelsaurem Eisenoxyd und saurem Natrium-
sulfat, wird in Schwefelsäure gelöst, mit Zink in der Wärme reducirt,
das Oxydulsalz mit Chamäleon titrirt. Erforderlich ist zu dem Ver-
fahren: lOprocentige Natronlauge mit 2 Proc. wasserfreier Soda, reine
Schwefelsäiire 1 : 10 (Vol.) mit Wasser verdünnt, reines eisenfreies Zink,
ferner eine Lösung von übermangansaurem Kali. 12^,5 krystallisirtes
Salz wird zu 2' gelöst, lOO^c davon mit 700cc destillirtem Wasser ver-
setzt; die Lösung wird auf Eisen eingestellt, l'^'^ entspricht etwa l'^s,o2
Eisen = lOmfe' ßlutlaugensalz = 1^^,78 Fe^Cy,« Berlinerblau.
Die Ausführung der Bestimmung des Berlinerblau in alter Masse
geschieht wie folgt:
Von der Masse wird ein Theil im eisernen Mörser rasch zerstofseu,
mit dem Löflfel gemischt und davon 508 in einem Beehergläschen auf der
Centigrammwage abgewogen. Die abgewogene Menge bringt man in
einen Literkolben und fügt 100^*^ der angegebenen Lösung von 10 Proc.
Aetznatron und 2 Proc. calcinirter Soda hinzu; bei Massen, welche nicht
über 3 bis 4 Proc. Blau enthalten, genügt 6 Proc. Aetznatron nebst
2 Proc. Soda in der Lösung.
Den Literkolben stellt man 4 bis 5 Stunden auf ein warmes Sand-
bad oder auf einen warmen Ofen; nach dieser Zeit ist die Zersetzung
sicher vorgegangen und es kann nun mit destillirtem Wasser auf 1030'-^^
aufgefüllt werden, wozu man am Hals des Kolbens eine Marke ange-
bracht hat. Mit den üblichen Massen angestellte Versuche ergaben,
dafs der Rückstand von 50g bei dieser Zersetzung im Mittel SO^c Volumen
besitzt mit nur geringen Abweichungen, welche bei dem grofsen Volumen
nicht in Betracht kommen. Nach gründlichem Schütteln wird tiltrirt,
vom Filtrat lOOc^^ in einer Porzellanschale auf etwa lO^c abgedampft,
wobei der Ammoniakgehalt sich verflüchtigt. Der Rest wird in eine
Platinschale gespült und langsam 25''^' Schwefelsäure 1 : 10 zugegeben,
wobei starkes Aufbrausen zu verhüten ist. Man dampft auf dem Sand-
bade vollständig ab, bis die Schwefelsäure abgeraucht ist und glüht
zuletzt über ofl'ener Flamme. Es bleibt eine gelbe geschmolzene Salz-
masse von Eisenoxydsulfat und saurem Natriumsulfat zurück, die voll-
ständig frei von organischer Substanz ist. Nach dem Erkalten wird
dieselbe unter Erwärmen in lOO»^^»^^ Schwefelsäure 1 : 10 gelöst, zuerst in
einem Theile der Säure unter Nachspülen mit dem Reste und noch-
maligem Ausspülen mit 50cc warmem Wasser. Die ganze Lösung bringt
Neuerungen in der Gasindustrie. 567
man in einen etwa 1,4' fassenden Kolben und fügt 10s chemisch reines
Zink sowie 1^*^ einer Lösung von reinem Kupfervitriol 1 : 10 hinzu,
welch letztere die Reduction wesentlich beschleunigt. Nach ungefähr
3 Stunden dauerndem Erwärmen auf dem Wasserbade ist das Eisen-
oxydsalz vollständig reducirt; in einem Tropfen, welcher auf Porzellan
mit einem Tropfen Rhodankalium zusammengebracht wird, darf keine
rothe Färbung mehr entstehen.
Die Lösung wird nach vollendeter Reduction kalt filtrirt, um das
ausgeschiedene Kupfer zurückzuhalten. Man braucht nicht Sorge zu
tragen, dafs sich hierbei wieder Oxydsalz bilde, da eine stark saure
Eisenoxydullösuug sich nicht rasch verändert, selbst nicht nach mehreren
Tagen. Xach dem Ausspülen und Verdünnen des Filtrats auf 0',4 titrirt
man aus der Bürette mit Glashahn oder besser aus der Gay-Lussac scheu
Bürette, bis zur schwachen Rothfärbung. Ein blinder Versuch mit
10- Zink, derselben Menge Säure, Wasser und Kupfervitriol, ergab einen
Verbrauch von 0^*^,4 Chamäleonlösung, um dieselbe Farbe zu erlangen,
welche also von dem verbrauchten Volumen abgezogen werden müssen.
Der Rest X 10 ergibt die Cubikcentimeter Chamäleon auf den Liter
Lösung, und X2 auf 100? alte Masse. Durch Multiplication mit dem
Coefficienten der Chamäleonlösung für Blau erhält man direkt Procente
trockenes Berlinerblau, FeXy^s {Journal für Gasbeleuchtung^ 1889 Bd. 32
S. 155).
Gewinnung des Sulfo- und Ferrocyans aus gebrauchten Gasreinigungs-
massen: von J. V. Esop. Verfasser untersuchte verschiedene Gasreinigungs-
massen^und fand darin 0,85 bis 4,06 Proc. SchwefelcyanwasserstofF (als
Eisen-jund Ammoniaksalz), 3,51 bis 9,03 Proc. krystallisirtes Blutlaugen-
salz an Ferrocyanverbindungen , 1,03 bis 2,42 Proc. Ammoniak. Das
Sulfocyan ist in Wasser löslich, Ferrocyan nur in Alkalien: es erscheint
also von Wichtigkeit, die Auslaugung möglichst vollständig vorzunehmen
und bei den geringen Mengen der zu lösenden Stoffe doch möglichst
ooncentrirte Laugen und wenig Waschwasser zu erhalten. Auslauge-
versuche mit einem Systeme Shank'scher Kästen, wie sie in der Leblanc-
Sodafabrikation verwendet werden, ergeben keine günstigen Resultate,
indem man sehr grofser Gefäfse bedarf und bei der grofsen Wasser-
menge zur Ausfüllung des Porenvolumens der Masse dünne Laugen er-
hielt. Es wurden nunmehr die Massen in Rührwerken mit Wasser
digerirt, dann abgeprefst: die erhaltene Lauge ist sehr concentrirt, die
Behandlung geht schnell vor sich und in den Rückständen verbleiben
nur sehr geringe Menoen Rhodan. Die Auslaugung geschieht heifs oder
nur warm mit gleichem Erfolge; dagegen mufs zur Auslaugung des
Ferrocyans mit alkalischer Lauge bestimmte Temperatur eingehalten
werden; bei zu niedriger Temperatur erzielt man nur unvollständige
Erschöpfung, bei zu hoher entstehen Schwefelverbiudungen und dadurch
aus Ferrocyan Schwefelcyansalze. Aetzkalk ist am billigsten, doch mufs
568 Neuerungen in der Gasindustrie.
man mit grofsem üeberschusse arbeiten. Aetznatron wirkt sehr energisch,
ist aber theuer, da auf den Gehalt an Blutlaugensalz in der Masse
80 Proe. Aetznatron verwendet werden mufs, bei sehr lange gelagerten
Massen sogar 100 Proe.
Nach dem Patente Kunheim und Comp, wird die fein gemahlene,
mit Wasser erschöpfte Masse mit Kalkpulver in geschlossenen Gefäfsen
erhitzt und dadurch Ammoniak frei gemacht. Bei folgendem Auslaugen
mit Wasser geht Ferrocyan in Lösung, doch nicht vollständig. Ver-
fasser stellte nun Versuche an mit Schwefelnalvium, ferner mit Soda
und Kalk, schliefblich mit Natriunisulfat und Aetzkalk und erzielte mit
letzterem sehr gute Resultate, welche sogleich im Grofsbetriebe ein-
geführt wurden. Nach Ansicht des Verfassers wird durch den Aetz-
kalk ein Theil des Ammoniaks frei und dies bewirkt die Umsetzung
des Natronsulfats und Aetzkalks zu Aetznatron und schwefelsaurem
Kalk, welcher Vorgang unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht vor sich
geht. Bei normalen, ausgebrauchten Massen that Kochsalz und Kalk
denselben Dienst, jedoch nicht bei länger gelagerten Massen. Durch-
schnittlich wurde so viel Natronsulfat verbraucht, als Blutlaugensalz aus
der Masse zu erzielen ist, aber mehr Kalk, als der Rechnung zur Zer-
setzung entspricht.
Behufs rascher Auslaugung wurden unter erhöhtem Kalkzusatz
Rhodan und Ferrocyan gleichzeitig gelöst, die Lauge angesäuert und
durch fractionirte Fällung Berlinerblau ausgeschieden. Bei dieser Art
des Auslaugens wurde mehr Rhodan erzielt als bei einfachem Lösen
in Wasser. Rhodan ist demnach zum Theil in wasserunlöslicher Form
vorhanden. So wurden z. B. bei folgenden Massen erhalten Rhodan,
als Procent Rhodan Wasserstoff berechnet:
gelöst mit 1) Wasser 2) Alkali
Masse aus iMainz . . 3,56 . . 5.98 Proe. HCNS
„ „ Zürich . . 2,56 . . 2,85 „ „
„ „ Hanau . . 3,72 . . 4,40 „ „
„ „ Pforzheim . 3,56 . . 5,98 „ „
Bei nicht genügender Vorsicht gehen Polysulfurete in Lösung, welche
die Verarbeitung sehr stören. Die ganze Verarbeitung geschieht im
stehenden schmiedeeisernen Kessel mit Rührwerk mit Einblasen von
Dampf. Eine Luftpumpe saugt die Luft ab und drückt dieselbe mit
dem frei werdenden Ammoniak in ein Säuregefäfs. Der gesammte In-
halt wird nach mehrstündiger Arbeit in ein Klärbassin gedrückt, die
klare Flüssigkeit verarbeitet, der Satz abgeprefst und naehgewaschen,
wobei die Waschwasser für neue Quantitäten Masse zum Auslaugen
dienen (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1889 S. 305).
Verfahren und Apparate zur Reinigung des Leucht- oder Kohlengases von
seinen Schwefelverbindungen- von C. Estcouri in Manchester, H. Veeven
in The Lakes, Duckinfield, Chester und i»/. Schwab in Manchester (D.K.P.
Kl. 26 Nr. 45948 vom 16. September 1887). Um Kohlengas von seinen
Neuerungen in der Gasindustrie.
569
Schwefelverbindungen zu reinigen und gleichzeitig den Schwefel daraus
zu gewinnen, wird das Gas der Einwirkung von schwefliger Säure in
Lösung oder in gasförmigem Zustande und von einer Lösung von
Chloriden, Sulfaten oder Carbonaten der Alkalien oder alkalischen Erden
ausgesetzt. Dadurch werden die im Gas enthaltenen Schwefelverbin-
dungen zersetzt und der Schwefel wird gefällt. — Zur Durchführung
dieses Verfahrens wird ein Apparat angewendet, der aus einer Reihe
von Behältern J, 5, C, D mit Scrubber S besteht. Die zum Ent-
schwefeln dienende Chlorcalciumlösung befindet sich im Behälter A^
circulirt von hier aus durch B^ C und den Scrubber S in den Behälter D
und dann durch ein Speiserohr in den durch Wände in eine beliebige
Anzahl von Kammern getheilten, geschlossenen Kessel £, von wo sie
durch ein Abflufsrohr in den ersten Behälter zurückkehrt.
Die nöthige schweflige Säure wird der Chlorcalciumlösung während
der Circulation zugeführt. Dieselbe, in einem Ofen G durch Verbrennen
von Schwefel entwickelt, steigt durch das Rohr g in ein Schlangen-
rohr, welches sich in der circulirenden Lösung im Behälter C befindet,
und wird hier von der durch die Brause gehenden Flüssigkeit aufge-
nommen. Die schweflige Säure enthaltende Lösung geht in den Kessel £",
in welchem sich Holzkugeln F drehen, und kommt hier in innigen Con-
tact mit dem zu reinigenden Gas, wodurch dasselbe gewaschen und der
darin befindliche Schwefel am Boden der Kammern des Kessels E nieder-
geschlagen wird.
(Die Idee des Verfahrens ist eine sehr gute, indem sowohl Schwefel-
wasserstoff als auch Schwefelkohlenstoff' durch schweflige Säure um-
gesetzt worden unter Auscheidung von freiem Schwefel. Statt des Ver-
brennens von Schwefel wird wohl die flüssige schweflige Säure des
Handels mit Vortheil dienen können. Das Verfahren bedarf aber einer
sorgfältigen Ueberwachung; die schweflige Säure soll etwas im Ueber-
schusse vorhanden sein, welche wieder herausgenommen werden mufs.
570 Neuerungen in der Gasindustrie.
Ferner ist eine eigene Cyanreiuigung nöthig, indem der Cyanwasser-
stoH" des Rohgases durch schwei'lige Säure wie durch den Scrubber
nicht herausgenommen wird. Anstände wird auch das Material der
Api)arate bieten, indem Eisen von schwefliger Säure augegrillen wird.)
Neue Form der Pentanlampe-^ von A. Vernon Uarcourl. Zu sehr ge-
nauen photometrischen Messungen wird in England manchmal HarcourCa
Pentantlamme angewandt, eine Einlochflamme, welche ein Gemenge von
Pentandampf mit Luft verbrennt. Dieselbe zeichnet sich nach Dibdinn
Verfahren.durch aufserordentliche Gleichmäfsigkeit und Genauigkeit aus,
indem von 100 Versuchen 98 Proc. keinen gröfseren Fehler als 2 Proc.
aufwiesen. Doch ist der Apparat complicirt, nur mit Vorsicht zu hand-
haben und schwierig zu transportireu. Barcourt construirte nun eine
neue, einfachere Lampe, welche Pentandampf allein verbrennt. Die-
selbe ist einer gewöhnlichen Spirituslampe ähnlich, mit einem Metall-
cylinder darüber stehend, ohne Glascylinder. Der Metallcylinder er-
zeugt einen Zug nach aufwärts und dadurch der Flamme etwas gröfsere
Steiligkeit; auch erhöht er die Verbrennungstemperatur etwas und er-
zeugt damit eine mehr weifse Flammenfärbuug. Der Docht im Ver-
breunungsröhrchen ist dazu da, das Pentan in die Höhe zu saugen;
indessen brennt die Flamme 50 bis 75°i°i über dem Dochtende. Die
absteigende Wärme verdampft das Pentan und führt es der Flamme zu.
Das Dochtröhrchen steckt in einem weiteren Röhrchen, welches die
Temperatur des ersteren gleichmäfsig erhält. Beide stecken in einem
weiteren Rohre, welches sich nach oben verengt. Der auf die Flamme
gesetzte Kamin erweitert sich oben 5 unten ist er mit Bändern auf die
Dochtrohre aufgesetzt. Der Kamin ist verstellbar und so die Entfernung
zwischen den zwei Rohren zu verändern. Zwischen den Rohrstückon
ist die Flamme sichtbar, und zwar immer dieselbe eingestellte Höhe.
Um die Normalflamme in Gebrauch zu nehmen, dreht man das
weite Rohr hinweg und erwärmt das Dochtröhrchen mit der Hand; es
lassen sich dann die Pentaudämpfe oben entzünden. Das Rohr mit dem
Kamine wird wieder aufgesetzt, der Docht etwas in die Höhe geschraubt.
Dann steigt die Flamme zum Theil in den Kamin hineiu und ist zwischen
dem oberen und unteren Rand der Rohre sichtbar. Dies ist der Theil
der Flamme, welcher als Normalmafs dient: ändert sich auch die Höhe
der Flamme etwas, so bleibt doch die Helligkeit des mittleren Flammen-
stücks fast unverändert. Harcourt stellt Versuche an, um den hellsten
Theil der Flamme so heraus zu schneiden; dann stellte er die Höhe
des Flammenausschnitts fest, dessen Lichtstärke 1, !•■., und 1.^ engl- Kerze
entspricht. Dazwischen liegende Helligkeiten lassen sich durch Ein-
stelleu auf cingravirte Masse leiclit herstellen. Die Aeuderuug der ge-
sammten Flammeuhöhe lassen sich durch zwei schmale Schlitze von
\Qam\ Höhe im Kamin controliren. Innerhalb dieser Gröfse darf die
Flammenliöhe schwanken, ohne dafs eine Aenderung in der Helligkeit
Jahne, über Koksschmelzen. 571
des Ausschnittes entstände. Diese Schwankungen der Flammenhöhe
sind aber nach 10 Minuten dauerndem Brennen sehr gering, sobald also
die Rohre eine gleichmäfsige Temperatur erlangt haben. Das ganze
Instrument steht bequem auf 3 Stellschrauben; die Ueberwachung der
Flammeuhöhe ist erleichtert durch ein Stückchen Spiegel, in welchem
der Beobachter dieselbe stets sieht. Die Farbe des Lichts ist weifs,
wie die der früheren Pentanflamme (^Journal of Gaslighting^ 1888 Bd. 51
S. 371). W. Leybold.
lieber Koksschmelzen; von Ludwig Jahne in Petrowitz.
Eine Reihe von Erfindungen in der Sodaerzeugung beziehen sich
darauf, den Eisengehalt der Soda zu verringern, wozu man bekanntlich
oft recht kostspielige und umständliche Vorrichtungen anwendet oder
nach Verfahren arbeitet, welche eine sorgfältige Beobachtung vieler
Einzelnheiten erfordern. Das Eisen der Soda entstammt verschiedenen
Quellen, eine der mächtigsten davon ist die Abnützung der eisernen
Handwerkszeuge bei Handöfen, insbesondere wenn stark stickstoff'haltige
Kohlen zur Mischung genommen werden. Da die Bedingungen zur
Bildung von Ferrocyanalkalien gegeben sind, so löst sich das Eisen in
der Schmelze geradezu auf, wie jeder Sodachemiker leider an der
raschen Abnützung der Krücken, Spateln u. s. w. erfährt. Es ist nun
naheliegend, einen stickstofffreien Rohstoff' zur Schmeizmischung zu suchen,
bei dessen Anwendung die erwähnte Ursache der Eisenaufnahme weg-
fällt. Ein solcher Rohstotr ist im Koks gegeben, und wenn als Grund
gegen seine allgemeine diesbezügliche Verwendung der hohe Preis des-
selben angeführt wird, so mufs bemerkt werden, dafs bei Kokswerken
auch ein Abfallkoks zu billigem Preise zu haben ist.
Koksschmelzen zu machen wurde schon an verschiedenen Orten
versucht, und es ist eine bekannte Thatsache, dafs dieselben frei von
Cyan sind und demnach in salzsaurer Lösung mit Eisenvitriol keine
Spur einer blauen Färbung geben. Im Nachstehenden will ich einiges
von eigenen Erfahrungen mittheilen, die ich mit Koksschmelzeu zu
machen Gelegenheit hatte.
Es wurde zunächst in den gewöhnlichen, hier üblichen Mischungs-
verhältnissen die Kohle durch Koks ersetzt und wie sonst im Ofen ge-
arbeitet. Die Masse wurde erst nach längerer Zeit, dann aber sehr
rasch dünnflüssig, beim Ziehen fand im Wagen noch eine heftige
Bewegung statt und nach dem Erkalten und Erstarren war die Schmelze
sehr blasig. Sie zeigte am Rande eine gelbliche, innen eine graue
Farbe, unzersetzter Kalkstein war deutlich sichtbar und bei der Unter-
suchung ergab sich eine Alkalität weit unter der gewöhnlichen statt-
haften Grenze. Die Schmelze war also roh, unfertig, was auch die vor-
handene bedeutende Menge von Glaubersalz bewies.
572 Jahne, über Koksschmelzen.
Nun wurde eine Schmelze versucht, deren Koksmenge um 3'^ der
gewöhnliehen Kühlenmenge erhöht war, im Uebrigen aber gleich ge-
arbeitet. Die Untersuchung ergab denselben ungünstigen Befund, die
Vermehrung des Koks hatte also nichts genützt.
Eine dritte Schmelze, wieder mit einer Vermehrung von -'^ an
Koks, liefs man nun länger als gewöhnlich im Ofen. Jetzt zeigten sich
nur noch einzelne unzersetzte Kalkstücke, die Alkalität stieg, blieb aber
doch noch unter dem Erlaubten. Bei einer Wiederholung des Versuches
mit der gleichen Mischung blieb die Schmelze etwa 1 3 über die übliche
Zeit im Ofen und nun zeigte sich kein unzersetzter Kalkstein mehr und
die Alkalität gab eine günstige Zahl.
Das späte Eintreten der Verschmelzung brachte auf den Gedanken,
durch weitere Zerkleinerung den chemischen Vorgang zu beschleunigen.
Es wurde nun der Koks gemahlen und der Kalk gesiebt, also in Pulver-
form angewendet. Das Ergebnifs war ein günstiges. Beim nächsten
Versuch mit verfeinerten Mischungsbestandtheilen wurde nur ^j^ mehr
an Koks gegeben, die Schmelze aber um die Hälfte länger als sonst
im Ofen gelassen. Diesmal zeigte die Alkalität das Höchste durch
Handbetrieb Erreichbare. Weitere Schmelzen, in dieser Art behandelt,
gaben gleich günstige Zahlen, auch als wieder grober Kalkstein und
nur gemahlener Koks angewendet wurde. In der Folge versuchte man
auch Schmelzen mit gewöhnlichem ungem.ahlenen Koks und längerer
Schmelzdauer, erhielt aber dabei nur gerade die gestattete Alkalität
und nichts darüber.
Aus diesen Versuchen, die in gröfserer Zahl fortgesetzt wurden,
ergab sich, dafs es zur Erzeugung guter Koksschmelzen weniger auf
eine Vermehrung des Koksgehaltes der Mischung oder den Feinheits-
grad derselben, als auf die Länge der Zeit beim Schmelzen ankommt,
welche bei geeignetem Bau der Oefen wohl auch durch eine stärkere
Hitze ersetzt werden kann. Die Behandlung der Koksschmelzen im
Ofen erfordert aber eine gewisse Schulung, denn es zeigte sich, dafs
auch tüchtige Arbeiter bei Einhaltung der erkannten richtigen Verhält-
nisse doch erst nach einigen Versuchen eine gute hochgradige Schmelze
zu Stande brachten. Diese meine Erfahrungen stimmen auch mit denen
anderer Fachgenossen überein, soweit ich mir Kenntnifs davon ver-
schaffen konnte.
Ein Ueberschufs an Koks bei der Schmelze dürfte nothwendig sein,
weil dessen KohlenstofI" jedenfalls schwieriger auf die Zersetzung ein-
wirkt als jener der Kohle. Diese Einwirkung beginnt auch erst zu
einer Zeit, wenn die Schmelzmischung schon ziemlich heifs ist und
darum erfolgt die Zersetzung jetzt rasch, wodurch sich wohl das schnelle
Flüssigwerden der Masse erklärt. Von den sonstigen Eigenschaften der
Koksschmelzen sei erwähnt, dafs sich diese meist schon beim äufseren
Ansehen von Kohlenschmelzen unterscheiden; sie sind lichter als letz-
Jahne, über Koksschmelzen. 573
tere und zeigen oft eine röthliche Farbe, ohne dafs sie dabei als y,yeY-
brannf-' bezeichnet werden können. Sehr leicht kommt es bei ihrem
Erstarren vor, dafs sich Krusten schalig absondern, welche dann stets
eine niedere Alkalität aufweisen. Die Causticität der Schmelze fand
ich durchschnittlich um 1/4 bis i/g geringer als bei Kohlenschmelzen.
Die Lösung derselben war bald hellgelblich, bald dunkelbraungrün, ohne
dafs ich einen Zusammenhang mit der Höhe der Alkalität nachweisen
konnte. Schwefeluatrium war nur in Schmelzen von höchster Alkalität,
also über 97^*, nachzuweisen, wobei man die Alkalität in der Art ver-
mittelte, dafs eine Lösung der Schmelze eingedampft, calcinirt und der
nun bleibende Rückstand zur Bestimmung verwendet wurde. Selbst-
verständlich enthielt keine der Schmelzen Cyan.
Um den Gesammteisengehalt festzustellen, führte ich mehrere Unter-
suchungen aus und fand dabei:
Eisen in der gesammten Koksschmelze . . . 0,600 Proc.
Eisen im Löslichen der Koksschmelze . . . 0,016 „
Vergleicht man damit den Eisengehalt hochgradiger Kohlenschmelzen,
die sonst aus denselben Rohstoffen dargestellt waren, so ergibt sich :
Eisen in der gesammten Kohlenschmelze . . 0,360 Proc.
Eisen im Löslichen der Kohlenschmelze . . 0,029 „
Mithin zeigt sich, dafs die Koksschmelze im Ganzen bedeutend mehr
Eisen enthält als die Kohlenschmelze, nur im Löslichen vermindert es
sich auf die Hälfte und darauf kommt es bei der Sodaerzeugung wohl
nur an. Der Mehrgehalt an Eisen im Unlöslichen der Koksschmelze
erklärt sich zum Theil aus dem gröfseren Eisengehalte des Koks, -wie
nachstehende Zahlen deutlich zeigen:
Trockene Karwiner Kohle enthält im Mittel 0,6 Proc. Eisen
Trockener Koks rund 0,9 „ „
mithin die anderthalbfache Menge von der Kohle. Wie weiter unten
zu ersehen, wurde bei Anwendung eines guten Koks zur Schmelze,
statt der eingangs erwähnten Abfälle der Eisengehalt des Löslichen be-
deutend niederer gefunden.
Durch Carbonisiren und vorhergegangene Oxydation der Rohlauge
mit Luft wird bekanntlich das in Form von Ferrocyannatrium vor-
handene Eisen nicht ausgeschieden. Es blieb nun wissenswerth , das
Verhalten der Laugen von Koksschmelzen beim Carbonisiren zu beob-
achten, die doch frei von Cyanverbindungen waren. Ein Versuch im
Laboratorium, mit einer kleinen Menge ausgeführt, ergab nachstehende
Zahlen, und zwar beziehen sich diese auf Schmelze, die mit gutem
Koks gemacht wurde.
Eisen im Löslichen der Koksschmelze . . . 0,0036 Proc.
Eisen in der Fällung vom Carbonisiren . , 0,0034 „
Eisen in der carbonisirten Lauge .... 0,0002 Proc.
(Alle Zahlen berechnet auf ursprüngliche Schmelze.)
Nach dieser Erfahrung wäre man also durch Oxydation und Carboni-
574 Kleinere Mittheilungen.
siren der Rohlaugen in der Lage von Koksschmelzen fast eisenfreie
Lösungen und mithin auch sehr eisenarrne Soda zu erhalten, da sich
beim ferneren Verkochen der Laugen doch nur wenig Eisen von den
Pfannen und Werkzeugen löst. Der allgemeinen Einführung des Koks
als Rohstoff zur Sodamischung steht wohl sein höherer Preis, als auch
die Vermehrung der Arbeitskosten entgegen, da in Folge der längeren
Schmelzdauer während derselben Zeit weniger Schmelzen erzeugt werden
können, als bei Anwendung von Kohle, es sei denn, dafs die Schmelz-
öfen entsprechend umgestaltet werden.
Rauchverzehrender Drehrost.
Dieser von L. Hopcraft angegebene Rost (Fig. 11 und 12 Taf. 28) soll
nach Revue industrielle vom 25. Mai 1889 bei äufserst sparsamem Brennmaterial-
verbrauch die Verzehrung des Rauches in wirksamer Weise ermöglichen.
Unsere Quelle gibt an, dals, da die ersten Versuche mit diesem Roste an Bord
des Lotus günstig ausgefallen sind, die Eigenthiimerin , die Victoria Steamboat
Association^ beabsichtigt, den Rost auf weiteren acht ihrer Dampfer zu ver-
wenden und auf eine jährliche Ersparnifs von 100000 Franks hofft.
Der Drehrost besteht im Wesentlichen aus einem etwas geneigt liegenden
kreisförmigen Roste, mit der Neigung nach der Kesselseite hin. Er ist aus
concentrischen Ringen gebildet, die annähernd 76tnni hoch und 12tnDi stark
und auf einem Rippenkreuz gelagert sind. Der zum Durchströmen der Luft
gebildete Schlitz ist 6nun^5 weit. In der Mitte des Rostes befindet sich eine
0™,25 weite Oeffnung, durch welche das Brennmaterial stetig eingeführt wird.
Letzteres wird in den vorne befindlichen, stets gelullt gehaltenen Trichter,
aufgegeben und durch eine stetig langsam sich drehende, aus beweglichen
Gliedern bestehende Schnecke dem Roste zugeführt. Die Drehung wird durch
Schnecke und Schneckenschraube bewirkt. Von demselben Triebwerke aus
wird durch Räderübertragung und durch eine geschlungene Kette die Be-
wegung des Rostes bethätigt. LTm diese Bewegung zu erleichtern, ist, wie
aus der Figur ersichtlich, eine Reibungsrollenvorrichtung angeordnet.
Es ist ersichtlich, dafs die Feuerung vollständig selbsthätig ist. Besondern
Werth erhält diese Vorriclitung bei künstlich verstecktem Zuge, der bei See-
fahrzeugen bekanntlich vielfach zur Verwendung kommt (1888 270*481).
Wenngleich der Rost sich für jede Kohlensorte eignet, so ist er doch insofern
vortheilhaft, als er auch die Verwendung der billigen mageren Kohle an-
standslos gestattet.
Die Leistungen des Hopcra/i'schen Drehrostes sollen sich bei zwei Ver-
gleichsversuchen mit gewöhnlicher Feuerung (welche? ist nicht angegeben)
fiir den //opcro/Vschen Rost günstig stellen, da die Verdampfung des Wassers
auf l'icm und Stunde für gewöhnliche Feuerung 4,35 und 10k gegen 4,95 und
llk^2 für eine Hopcra/t-Feuerung betrug.
Köckler's geschmiedeter stählerner Schraubenschlüssel.
Der in der Textfigur dargestellte Schraubenschlüssel von H. Köckler
(D. R. P. Nr. 38533) ist in seinen Haupttheilen aus Stahl geschmiedet.
Da die Stellvorrichtung unabhängig vom Griffe angeordnet wurde und
der (jriff G nicht drelibar ist, so ist jede unbeabsichtigte Verstellung der Maulweite
tDährend des Gebrauches^ somit auch das Abgleiten des Schlüssels unmöglich^
wodurch eine Reihe von Uebelständen wegfallen.
Die Steilmutter H gestattet ein kräftiges Umfassen mit der ganzen Faust
und ein festes Anziehen im Gegensatze zu solchen Constructionen, deren Stell-
vorrichtungen nur mit Daumen und Fingerspitze zu erfassen sind. — Das
kräftige Flachgewinde bewirkt eine schnelle Verstellung der Maulweite. Der
Bö eher- Anzeigen.
575
Stiel S hat im Getoindet heile dieselbe Stärke wid Q^iier schnittst orm wie im Führungs-
theile^ um ein Abbrechen der Schraube auszuschliefsen.
H.Kückler's D.R.P.N?SS533
Die gerade Stellung des einen und die schräge Stellung des anderen Maiües
gestatten eine mannigfache Verwendbarkeit dieses Schraubenschlüssels.
Die üblichen Ausführungsgröfsen sind:
Ganze Länge in cm 25 30 35 40
Maximal-Spannweite mm 35 50 65 75
Stärke des Stieles mm 26 X 16 30 X 20 34 X 23 34 X 23
BaumwoUindustrie der Welt.
Ueber die Spindeln, Webstühle und Zwirnspindeln aller industriellen
Länder der Erde gibt Ellison^ wie Das Deutsche WoUengewerbe in Nr. 63 mit-
theilt, für 1888 folgende Zahlen: Spindeln: England 42 740 000, europäischer
Continent 23 380 000, amerikanische Union 13 525 000 , Ostindien 2 490 000,
Summa 81 135 000. Dazu sind zu rechnen: Canada, Mexico, Südamerika etwa
600 000, Japan etwa 100 000, Gesammtzahl aller Spindeln der Welt 82 835 000;
1884 76 685 000, Vermehrung 6150 000. Alle Länder haben eine Vermehrung
der Spindelzahl erfahren, mit Ausnahme der Schweiz, wo sie sogar um etwa
120 000 Spindeln zurückgegangen ist. Auf dem europäischen Continent ist
Deutschland mit etwa 5 50U 000 Spindeln an die erste Stelle gerückt, Frank-
reich nimmt mit 5 200 000 die zweite Stelle ein. — Die Weberei und Zwir-
nerei sind von der Statistik auffallend vernachlässigt; es gibt über diese zwei
Industriezweige keine zuverlässigen Angaben. Man weifs nur, dafs die An-
zahl der Webstuhle sich in England um etwa 70 000, in Deutschland um
etwa 7000, in Oesterreich um etwa 4000, in Frankreich um etwa 3000 ver-
mehrt hat. Die Gesammtzahl aller mechanischen Webstühle in Europa wird
man auf mehr als 1 Million schätzen dürfen, davon etwa 600000 in England.
Bücher-Anzeigen.
Sammlimg von Vorrichtungen und Apparaten zur Verhütung von Un-
fällen an Maschinen. 42 Tafeln mit französischem, deutschem und
englischem Text. Mühlhausen. C. DettlofF's Verlag.
Wenn zur Zeit, in welcher in Berlin auf einer eigenen „Ausstellung zur
Verhütung von Unglücksfällen" eine ungetheilte, und in Paris auf der Welt-
ausstellung dem Gegenstande des vorstehend angeführten Werkes eine hervor-
ragende Aufmerksamkeit geschenkt wird, so wird darin die „Gesellschaft zur
Verhütung von Fabrikunfällen in Mühlhausen" eine Rechtfertigung der von
ihr ausgegangenen, lange Zeit nur wenig beachteten, sogar hin und wieder
als Tindurchführbar angefeindeten Bestrebungen erblicken (1889 273 15).
576 Bücher-Anzeigen.
Das vorliegende Werk erstattet in drei Sprachen Bericht über die bis-
herige Thätigkeit genannter Gesellschaft und beschreibt in Wort und Bild die
zur Verwendung gekommenen einschlagenden Constructionon, mit Ausschlufs
derjenigen, welche sich in der Praxis weniger bewälirten.
Der erste Abschnitt ist den Motoren, der zweite den Transmissionen ge-
widmet. Dann folgen die Aufzüge mit einer grofsen Menge von Fangvor-
richtungen, wie sie auch im Bergwerksbetriebe zur Verwendung kommen.
Die weiteren Abschnitte behandeln die so besonders wichtigen Arbeits-
maschinen für Holz-, Gewebe-(Textil-)Industrie. Zum Schlufs werden noch
einige Sicherheitsvorrichtungen für verschiedene Gewerbe besprochen.
Der Preis des Wei'kes ist bezüglich des Gebotenen ungewöhnlich niedrig
gestellt, da der Verein dem Werke eine möglichst grofse Verbreitung zu
geben wünscht. Wir schliefsen uns diesem Wunsche gerne an und sind
überzeugt, dafs das Werk in jedem mechanischen Betriebe Nutzen stiften
und die geringe Auslage reichlich lohnen wird.
Die Bleiclimittel, Beizen und Farbstoffe. Eigenschaften, Prüfung und
praktische Anwendung auf Baumwolle, Wolle, Seide, Halbwolle,
Halbseide, Jute, Leinen etc. von Dr. J. Herzfeld. 268 S. geb. 5 Mk.
Berlin. S. Fischer.
Das vorliegende Werk bildet den auch für sich käuflichen ersten Theil
von „Das Färben und Bleichen", dessen zweiter Theil das einschlägige Ma-
schinenwesen enthalten soll.
Das Werk ist zunächst für des Verfassers Schüler an der höheren Webe-
schule bestimmt, doch hat derselbe „versucht, dem Bildungsstande des Färbens
in Deutschland zu entsprechen, und schwierige theoretisch- wissenschaftliche
Auseinandersetzungen vermieden, und so das Werk gröfseren Kreisen dienlich
gemacht."
Unter „Bleichmittel" (S. 1 bis 44) werden zunächst die bleichenden StolTe,
dann die Hilfsmittel zum Bleichen, sowie schliefslich die Vorbereitungsmittel
zum Bleichen behandelt. Die „Beizen" (S. 45 bis lOÜ) werden in anoi'ganische
und organische eingetheilt. Die „Farbstoffe" (von S. lÜO al)) hat der Verfasser
nach den Farben klassificirt, was sich durch den Zweck und die Anlage des
Werkes wohl rechtfertigen läfst.
Solche Werke, für gröfsere Kreise der Praxis von fachmännischer Seite
klar und kurz geschrieben, sind ein Bedürfnifs und eine Wohlthat für unsere
Industrie, insbesondere da, wo, wie auf dem vorliegenden Gebiete, noch so
viel Gclieimthuerei herrscht. Wenn der Verfasser seine Aufgabe in der dem
Zweck entsprechenden Beschränkung auch im Ganzen recht gut gelöst hat,
so möchten wir ihm dennoch empfehlen, das gewifs löbliche Bestreben nach
kurzer Fassung des Textes dem Bestreljen nach Deutlichkeit etwas mehr
unterzuordnen und sich einige Worte mehr zu gestatten, wenn dadurch das
Verständnils erleichtert und die Ausdrucksweise folgerichtiger wird.
Verlag dor J. G. Cotta'schen Uuchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
DrueV von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Neues im Hoclibauwesen. 577
Neues im Hochbauwesen.
Patentklasse 37. Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Die weit gehende Verwendung von Eisen, namentlich in der Ge-
stalt eiserner Träger im Hochbau hat die Ausbildung besonderer Formen
für den Eisenbau hervorgebracht. Besonders wird darauf Bedacht ge-
nommen, die eisernen Träger unter Sicherung gröfster Tragfähigkeit
möglichst leicht herzustellen. Unter diesem Gesichtspunkte ist die Her-
stellung eiserner Träger mit wellenförmig ausgebauchtem Stege nach
dem Patent von W. Daehr in Berlin (""D.R.P. Nr. 46414 vom 20. April
1888) beachtenswerth. Fig. 5 und 6 zeigen das Profil eines Trägers
von 50cm Höhe mit wellenförmig ausgebauchtem Stege von 7'"'^ Stärke
in der Mitte und S'"'^ Stärke an den Flanschen dargestellt. Die Aus-
bauchung bezieh. Entfernung der äufsersten Faser von der senkrechten
Symmetrieachse des Profils beträgt bei einer Wellenlänge von ^ = öt
50
=: — = 25cm rund 2cm,2 und nimmt nach den Flanschen zu allmählich
ab, bis sie zuletzt ganz verschwindet, um den Steg in alter Weise in
die Flanschen übergehen zu lassen. Die Knickfestigkeit des Profils ist
gleich derjenigen des frühereu mit 18°^i^ Stegstärke.
Die Verringerung des Gewichtes beträgt rund 27,7 Proc, die
Materialersparnifs aber selbst nach Abzug desjenigen Theiles, der durch
die Verringerung des Widerstandsmoments gegen Biegung als aufgehoben
betrachtet werden mufs, immer noch 12,5 Proc. des Gesammtgewichtes
des früheren Profils.
Das Profil ist mit Rücksicht auf die Wiederverwendung der alten
Walzen in seiner ganzen Höhe um 18 — 8 = 10°i™ geschwächt gedacht,
weil alsdann die Ränder der alten Walzen nur um je -h- = 5°^"^ ab-
gedreht zu werden brauchen, um für die Herstellung des neuen Profils
verwendbar gemacht zu werden.
Für die Herstellung der wellenförmigen Ausbauchung des mit einer
gleichmäfsigen Stärke von 8'^°" ausgewalzten Steges und der Verringe-
rung seiner Stärke nach der Mitte zu, entsprechend der Ausbauchung
bis auf 7'^'^, ist dann nur noch für jede Walzenstrafse ein neues Walzen-
paar erforderlich, dessen Beschaffung die Gesammtherstellungskosten
nur um ein Geringes erhöhen kann.
Es mufs hier jedoch noch hervorgehoben werden, dafs die Material-
ersparnifs sich noch um rund 1,5 Proc. gröfser ergibt, wenn man die
Flanschen in alter Breite stehen läfst, d. h. also, die in die Walzen
eiugeschliffenen Profile derselben unter gleichzeitiger Abdrehung der
Walzenränder um das gleiche Mafs vertieft, um welches der Randhalb -
messer verkürzt wird.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 13. 1889111. 37
578 Neueis im Hoclibauwesen.
Bei unveränderten Flanschen berechnet sich die Verringerung des
Widerstandsmoments des ganzen Profils zu rund 10 Proc, diejenige des
Gewichtes zu rund 23,9 Proc, die Materialersparnifs am ganzen Profil
mithin zu rund 13,9 Proc.
Noch günstiger stellt sich die Materialersparnüs, wenn es möglich
ist, die Flanschen um je 3™"" zu verstärken. Das Widerstandsmoment
bleibt dann nur noch um 2,6 Proc. hinter dem früheren zurück, und
die Materialersparnifs berechnet sich zu rund 18 Proc.
Ferner ist noch darauf hinzuweisen, dafs mit der jetzt für den Steg
gefundenen Form zugleich ein Mittel gegeben ist, Profile von noch
gröfserer Höhe, als bisher üblich, hinsichtlich der Materialausnutzung
zweckmäfsig herzustellen.
Um den Uebelstand eiserner Wellblechdächer, das Abtropfen, zu
beseitigen, bringt W. Lorenz iu Karlsruhe (*D. R. P. Nr. 46178 vom
19. Juli 1888) eine Verkleidung an, welche völlig aus Abfallholz nur
durch Nagelung hergestellt werden kann.
In die Wellen o des Daches (Fig. 7) werden in gewissen Abständen
(etwa 1"',5) Träger h eingepafst. Dieselben sind aus einzelnen stumpf
geaen einander stofsenden Stücken gebildet, Avelche auf beiden Seiten
mit Latten c c, von unten mit einem rechts und links vorstehenden Band-
eisen e so benagelt sind, dafs ein zusammenhängender Bogen gebildet
ist, welcher sich frei, ohne jede Befestigung oder Verbindung, mit dem
Wellblech oder dessen Verstrebung gegen die Auflager des Daches
stützt und in sich stark genug ist, die Verkleidung zu tragen. Diese
besteht aus Brettern f/, welche in die zwischen den Latten cc und Band-
eisen e gebildeten Nuthen eingeschoben werden, bis die Wölbung des
Daches bis oben hin damit geschlossen bezieh, verkleidet ist. Eine Be-
festigung dieser Bretter oder Verkleidung ist nicht erforderlich. Des
besseren Aussehens halber wird die untere sichtbare Fläche mit hellem,
eventuell mit feuersicherem Anstrich versehen. Der Zwischenraum
zwischen Wellblech und Verkleidung kann nach Bedarf mit schlechten
Wärmeleitern, z. B. Schlackenwolle oder anderem Materiale, ausgefüllt
werden.
So wenig Eingang in die Praxis die Verwendung von Baugerüst-
halterr;, weiche eine gröfsere Sicherung der Gerüste, wie auch deren
leichteren und billigeren Aufbau bezwecken, auch gefunden hat, so
werden doch immer neue Formen für dieselben in Vorschlag gebracht,
da Ihatsächlich ein Bedürfnifs nach einem solchen Halter vorliegen soll.
K. Birmelin in Lörrach, Bayern (*D. R. P. Nr. 45871 vom 23. Mai
1888) bringt die in Fig. 8 dargestellte Einrichtung in Vorschlag, um die
stehenden und liegenden Stangen rasch, fest und sicher zu verbinden,
deren böswillige Entfernung durch Anwendung eines Gesi)erres ver-
hindert wird, dessen Handhebel b deshalb abnehmbar ist.
In einem säbelförmigen Gufsstück A^ das unten in den stählernen
Neues im Hoclibauwesen. 579
Haken h endigt und dessen Spitzen mit je zwei Zähnen z z ausgerüstet
sind, ist ein schmiedeeiserner oder stählerner Bolzen b drehbar ange-
ordnet, mit dem ein fein gezahntes Sperrrad r fest verbunden ist, und
dessen verstärkter mittlerer Theil eine Durchbohrung zeigt, in welche
ein Handhebel l eingesteckt wei-den kann. Aufserdem ist an dem
Bolzen h einerseits mittels einer eingeschraubten Oese eine Kette k be-
festigt, die, nachdem das starre Stück A mit dem Haken h in die
stehende Gerüststange eingeschlagen worden, um diese herumgeschluugen
und in eine am anderen Ende des Bolzens angebrachte, entsprechend
geformte Nase n derart eingehängt wird, dafs die liegende Stange auf
dieselbe zu ruhen kommt. Bewegt man nun den Handhebel nach
unten zu, so wird der Bolzen gedreht und die Kette auf ihn auf-
gewickelt 5 der Obertheil des Stückes A fafst in der Folge die liegende
Stange mit den Zähneu z und drückt sie fest an die stehende an.
Zur Verhinderung des Zurückdrehens ist in dem Stücke A die Sperr-
klinke s angebracht, die in das Sperrrad r einfällt.
Der in Fig. 9 abgebildete Gerüsthalter von Fr. Traebert in Rathenow
("D. R. P. Nr. 48112 vom 6. Februar 1889) hat die Form einer Zange,
bei welcher die zu den Schenkeln CC^ rechtwinkelig stehende Klaue ä/C[
den senkrechten Gerüstbaum umfafst und mit den an den Innenseiten
der Klaue befindHchen Dornen sich fest in den Gerüstbaum eindrückt,
wenn der auf den Schenkeln C6\ verschiebbare Spannring E an-
gezogen wird, welcher auch das selbsthätige Oeffnen der Klaue ver-
hindert. Die Schenkel C C^ sind am unteren Ende aufwärts gebogen,
zum Zwecke, das Querholz aufzunehmen. Das Herausfallen der Quer-
hölzer aus dem aufgebogenen Theile der Schenkel C C^ wird durch eine
Schliefsvorrichtung verhindert, bestehend aus einem an dem Schenkel C
bei o drehbar befestigten federnden Eisenstabe /), welcher in den ge-
zahnten Theil z des Schenkels 6', entsprechend der Stärke der Quer-
hölzer, eingestellt werden kann. Nahe an dem Di-ehbolzeu a schliefst
der Stab D sich der Biegung des Schenkels C au, während er nach
dem anderen Ende eine nach aufsen geschweifte Form erhält, damit er
beim Eindrücken in den gezahnten Theil z auch an dem Gerüstbaum
seitlich vorbeikommen kann.
Die Handgriffe bei Anwendung des Gerüsthalters sind sehr einfach.
Derselbe wird an den Schenkeln erfafst und das Oeffnen der Klaue
durch Drehen der Schenkel C C^ um den Bolzen b bewirkt, dann die
Klaue um den Gerüstbaum gelegt und nun der Spannring angezogen.
Wenn die Klaue festsitzt, wird das Querholz in den aufgebogenen Theil
der Schenkel gelegt, der Stab D über das Querholz genommen uud
unter einen Zahn z gedrückt.
Bei Leitergerüstträgern werden meist zwei Klauen mittels Schraube
gegen die Leiterstange geprefst, wobei eine Parallelführung der ange-
wendeten zwei Träger mittels eines Scherenkreuzes vermittelt wird.
580 Neues im Hochbauwesen.
Durch Anwendung zweier Träger wird die Vorrichtung aber sehr un-
handlich, auch ist das Schrauben umständlich. Durch die Erfindung
von W. Ueist in Edenkoben, Rheinpfalz C*D. R. P. Nr. 47202 vom
24. April 1888) soll nur ein Leitergerüstträger geschaffen werden, welcher
möo;lichst leicht herzustellen, einfach zu handhaben ist und sich selbs-
thätio befestigt. Die Anordnung ist in Fig. 10 und 11 dargestellt.
Auf der Eisenschiene 6 sind um 62 drehbar die beiden Schenkel a
befestigt. Erstere ist aufserdem mit einem Schlitz 63 versehen, in
welchem ein Klötzchen mit Zapfen z auf- und abschiebbar ist. Letzterer
verbindet die einen Enden der beiden Streben f mit einander, deren
andere Enden mit denen der Schenkel a durch Bolzen Oj verbunden
sind. Durch Flügelmuttern Z2 bezieh. 02 können die verschiedenen
Stellungen der Schenkel bezieh. Streben festgestellt werden. Aufser-
dem ist mit Zapfen z der Leitersprofshaken z^ in Verbindung, während
mit dem Bolzen Oj die Leiterbaumhaken 03, welche innen mit Spitzen
versehen sind, die beim Gebrauche in den Leiterbaum eingreifen, ver-
bunden sind. Am oberen Theile der Eisenschiene b ist eine zweite wage-
rechte Schiene i befestigt, welche, da die Leiter gewöhnlich schräg
steht, gegen die Schiene b etwas geneigt ist. Diese Schiene i wird
durch Strebe k getragen und ist vorn rechtwinkelig abgebogen, damit,
wenn die Bretter daraufgelegt werden, dieselben gegen Herausfallen ge-
sichert sind.
Die Vorrichtung wird beim Gebrauche mit dem Leitersprofshaken Zj
in die entsprechende Sprosse eingehängt und durch die eigene Schwere
gleitet nun Schiene b mittels Schlitzes 63 an dem Zapfen z nach ab-
wärts, was zur Folge hat, dafs die Leiterbaumhaken 03 sich fest gegen
die Leiterbäume drücken, so dafs ihre Spitzen in dieselben eingreifen.
Nach dem Einhängen können dann die Schrauben z.^a.^ angezogen werden.
Zur gröfseren Sicherheit bei höheren Gerüsten wird die folgende
Einrichtung verwendet. Schiene i erhält au ihrem äufseren Ende eine
Bohrung, in welche eine Stange mittels ihres Zapfens eingesteckt und
durch Einschieben eines Riegels in ein Oehr festgehalten wird. Am
oberen Ende der Stange ist eine Kette angebracht, welche um die
gegenüberliegende Leitersprosse gewunden und dann eingehakt wird.
Am inneren Theile der Stange ist eine Schiene befestigt, zwischen
welche und die Stange ein Brett eingeschoben und dadurch eine Rück-
wand gebildet wird.
Die unter dem Namen Rabitzpulz allgemeiner bekannte und in der
Neuzeit wohl bei Ausführung feuei'sicherer Bauten stets angewandte
Bekleidung der Wände und Zwischendecken mit Drahtgewebe, auf
welches geputzt wird, hat durch den Erlinder C Rabitz in Berlin (*D.R. P.
Nr. 46887 vom 22. März 1888) eine weitere Ausbildung erfahren. Die
Benutzung von Putz mit Putzträgern aus Drahtgewebe zur Bekleidung
von Wänden, Säulen, Röhren, Kesseln u. s. w. unter Belassung von
Neues im Hochbauwesen. 581
isolJrenden Luftschichten hat sich als sehr feuersicher erwiesen, so lange
nicht durch irgend welche gewaltthätigen Eingriffe eine Beschädigung
des Putzes stattfindet. Tritt aber ein solcher Fall ein und wird hier-
durch ein Theil des Mörtelbewurfes zertrümmert, so kann die Flamme,
selbst wenn das Drahtgewebe hierbei nicht mit zerrissen wurde, durch
die weiten Maschen desselben hindurch nunmehr unbehindert an die zu
schützende Säule, Wand o. dgl. schlagen.
Ferner hat es sich hierbei herausgestellt, dafs es praktisch Schwierig-
keiten bietet, dem zum Theil durch das Drahtgewebe hindurchgedrückten
Mörtel durchweg eine gleiche Dicke zu geben, so dafs also auch die
Isolirschicht eine ungleichmäfsige Weite zeigt, was naturgemäfs auch
einen ungleichmäfsigen Feuerschutz mit sich bringt.
Dieser unsicheren Wirkung soll nun dadurch abgeholfen werden,
dafs die Mörtelschicht nach innen zu durch eine Drahtgaze begrenzt
wird, so dafs einerseits beim Durchdrücken durch das äufsere weit-
maschige Drahtgewebe der Mörtel nicht in den Isolirraum hinabfalleu
kann, sondern eine ganz gleichmäfsig starke Schicht entsteht, und an-
dererseits selbst in dem Falle, wo die Mörtelschicht durch Gewalt eine
Zertrümmerung erfährt, die Flamme doch nicht an den zu schützenden
Bauconstructionstheil gelangen kann, da die ganze freimaschige Draht-
gaze ein Hindurchschlagen der Flamme wirksam verhindert, wie dies
von den Sicherheitslampen für Bergwerke, Gasfabriken u. s. w. her
bekannt ist.
Die neue, durchaus feuerfeste Ummantelung kennzeichnet sich also
dadurch, dafs der zu schützende Eisen- oder Holzconstructionstheil,
z. B. eine Säule, in einem Abstände von 3 bis 4cm zunächst mit einem
Mantel von Drahtgaze umgeben wird. In einem weiteren Abstände
von 3 bis 4^™ wird dann erst das als eigentlicher Putzträger dienende
Drahtgewebe von etwa 2^™ Maschenweite angebracht.
Der Raum zwischen der Drahtgaze und dem grobmaschigen Trag-
gewebe wird von unten auf mit Mörtel aus Cement mit Grand, Salz
oder Blutlaugensalz oder mit Mörtel von Gyps, Kalk, Grand, Salz,
Chamottemehl u. s. w. ausgetragen und das Traggewebe hierbei gleich-
zeitig mit verputzt.
Die feinmaschige Drahtgaze A ist gemäfs Fig. 12 in einem Abstände
von etwa 3 bis 4cm von dem Unterzuge LI angeordnet. Diese Draht-
gaze wird in gleichem Abstände von dem grobmaschigen Drahtgewebe B
umgeben, welches als eigentlicher Putzträger dient. Der Raum zwischen
der Drahtgaze A und dem Drahtgewebe ß wird mit Mörtel ausgefüllt.
Dieser wird auch gleichseitig aufsen auf das Drahtgewebe B in ge-
eignet dicker Lage aufgetragen und die Oberfläche desselben entweder
glatt geputzt oder bei Säulen durch Anwendung geeigneter Schablonen,
welche sich oben und unten an Lehren führen, auch gleich ein architek-
tonisches Fufsgesims oder ein einfaches Capital hergestellt bezieh.
5b2 ISc'üf^ IUI llochbuiiw eaeii.
bei den Unterzügen eine geeignete Profilirung der Ecken und Kanten
mit iiusgezogen.
Es läfst sich auf diese Weise der Ummantelung das Aussehen eines
architektonisch geghederten massiven Unterzuges bezieh, einer Säule
geben und somit neben der Erzielung eines feuerfesten Schutzes gleich-
zeitig auch die unästhetische Wirkung umgehen, welche z. B. eine
dünne eiserne Säule als Stütze schwerer Gebälke darbietet.
Selbst wenn durch einen gewaltthätigen Eingritf der Mörtel zum
Theil heruntergerissen wird, kann die Flamme doch niemals bis an den
zu schützenden Bauconstructionstheil heranzüngeln, da die feine Draht-
gaze .4 dies in der von den Sicherheitslampen für Bergwerke, Gas-
fabriken u. s. w. her bekannten Weise unbedingt verhindert.
Statt der Verblendziegel schlägt A. liöckel in Erfurt gemäfs der
Patentschrift Nr. 47 018 eiserne hohle Ziegel vor, welche auf den beiden
Lagerflächen mit Löchern bezieh. Hohlzapfen versehen sind, um durch
das Einpressen derselben die Verbindung zu sichern.
Das so vielfach bearbeitete Problem der Herstellung eines dichten
Schlusses von Fenstern und Thüren wird neuerdings wieder in eigen-
artiger Weise zu lösen gesucht. A. Kersten in Hannover ("" D. R. P.
Nr. 46379 vom 1. April 1888) will den Abschlufs dadurch bewirken, dafs
Fa^oneisen sich gegen einander einklemmen. Nur die Fagoneisen auf
dem einen Theile des Fensters sind starr und unbeweglich befestigt, die
anderen dagegen beweglich und elastisch auf dem anderen Theile des
Fensters derartig befestigt, dafs sich beim Schliefsen des Fensters die
elastischen Fa(,-oneisen gegen die starren pressen und die Fugen da-
durch immer schützen und decken, auch wenn eine Verschiebung durch
Verziehen der Rahmenhölzer eingetreten ist. Die beweglichen Fagon-
eisen sind dabei entweder in sich federnd construirt, oder sie sind um
Endzapfen drehbar und mittels besonders angeordneter Federn an will-
kürlicher Drehung gehindert.
Derselbe Erfinder verhindert bei einer anderen Ausführung (*D.R.P.
Nr. 46602 vom 21. Januar 1888) die Bildung von Spalten durch An-
wendung von zapfeuartig in den gegenüber liegenden Rahmen eingreifende
Leisten. »
Der Verschlul's und die Verstellung von Oberlichlienstern mit wage-
rechter Drehachse wird nach der Construction von 1\ Kalbe und Comp.
in Braunschweig (*D. R. P. Nr. 47654 vom 25. JuH 1888) bewirkt ge-
mäfs Fig. 13 durch einen am Fensterrahmen drehbar befestigten ge-
zahnten Bügel Ä, der sich durch sein eigenes Gewicht mit seinem ersten
Zahn 0 über eine am Fensterflügel befestigte Nase e legt. Der Fenster-
flügel läfst sich öllnen, wenn dieser Bügel angehoben und dadurch die
Nase e von dem Zahn o frei wird, so dafs der Fensterfiügel ohne
Hindernifs sich unter dem Bügel bewegen läfst.
Das Anheben des Bügels wird bewirkt durch Drehung der zwischen
Neues im Hochbauwesen. 583
zwei au dem FcDsterflügel augeuieteten Lappen pp drehbar gelagerten
excentrischen Scheibe A in ihre höchste Stellung. Zum Anheben bezieh.
Drehen dieser Scheibe bedient man sich einer Stange s mit angebogenem
Haken, welcher in das Äuge r gebracht wird. Hat nun die Scheibe
und der Bügel die punktirte Lage angenommen, so läfst sich der Fenster-
flügel um seine Drehachse, durch die Stange s gelenkt, frei unter den
Zähnen des Verschlufs- bezieh. Verstellbügels so weit fortbewegen, bis
ein am Fensterflügel in der Nähe der Drehachse angenieteter Winkel
von dem Fensterrahmen an der weiteren Bewegung gehindert wird.
Da bei diesem Vorgange der Bügel auf der Rolle A ruht, ist kein
Hiuderuifs vorhanden, welches die Bewegung hemmen könnte.
Soll das Fenster nicht ganz geöffnet werden, sondern eine andere
beliebige Lage einnehmen, so verfährt man in folgender Weise: Das
Fenster wird erst ganz geöffnet. Nachdem man nun durch Loslassen
der Stange s die Scheibe in ihre tiefste Lage sinken läfst, sinkt auch
der Bügel B durch sein eigenes Gewicht auf die Nase e. Durch die
mit ihrem Haken in dem Auge r der Scheibe A hängende Stange be-
wegt man nun, ohne die Scheibe anzuheben, den Fensterflügel um seine
Drehachse in der Zahnrichtung, wobei immer ein Zahn des Bügels nach
dem anderen über die Nase e schnappt, so lange, bis der Fensterflügel
die Lage eingenommen hat, die man demselben zu geben wünscht.
Sollte auf das Feststellen des Fensterflügels in jeder gewünschten Lage
verzichtet und nur auf das ganze Oefiuen desselben und den Verschlufs
Werth gelegt werden, kommt der Bügel entsprechend verkürzt und nur
mit dem Verschlufs zahn o in Anwendung. Ein zu beiden Seiten auf
die excentrische Scheibe A aufgegossener offener Kranz g begrenzt
durch Anschlag an die Lappen p p die höchste und die tiefste Stellung
der Scheibe.
Nach der in Fig. 14 dargestellten Ausführung von W. Bubmann und
Hirgchmann in Wassertrüdiugen (*D. R. P. Nr. 46 329 vom 2. August
1888) besteht die zum Oeflnen und Schliefsen dienende Vorrichtung
aus dem Gehäuse A^ dem Zahnhebel B und der Zahnstange C, welch
letztere in den beiden am Fensterstock befestigten Gehäusen A und in
der Führungshülse D gelagert ist und mit den Stiften / des Hebel-
armes E mittels des Steges r verbunden ist. An den Hebelarmen E E
befindet sich ein zur Aufnahme des am Fensterflügel angeschraubten
Fühvungsstiftes ss dienender offener Längsschlitz a, während parallel
die beiden Hebelarme EE mit der Achse o zu einem Ganzen vereint
sind, deren Drehung die beiden am Fensterstocke haftenden Lager tt
gestatten. Zum Zwecke des FlügelöfFnens drückt man die an dem
Zahnhebel B drehbar angebrachte Falle b bei x nach unten, so dafs
dieselbe aus der Gehäuserast i tritt und frei wird. Bei fernerem Drücken
des Zahnhebels B nach unten wird die Zahnstange C und die mit der-
selben mittels des Steves r verbundenen Hebelarme EE in die Höhe
584 Gebauer's revolvirender Apparat zum Bleichen, Kochen u. s. w.
gehoben, wobei beide Hebelarme auf die in denselben gelagerten
Führungsstifte ss einen gleichzeitigen Druck ausüben, wodurch das
Oellnen des Flügels stattfindet, bis die Führungsstifte ss den unteren
kurzen Schlitztheil e e verlassen haben. In Folge der eigenen Flügel-
schwere legen sich sodann beide Führungsstifte fest an die Hebelarme
an, welche beim Vorgange des Steigens und Fallens beider Hebelarme
stets vor- bezieh, nachrücken und dadurch den Flügel bis zu der durch
den Zahnhebel B bedingten gröfsten erreichbaren OefFnung in jeder be-
liebigen Stelluug festhalten.
Behufs theilweisen oder gänzlichen Schliefseus des Flügels wird
der Zahnhebel B nach oben gedrückt, wodurch die den Flügel mit-
nehmenden Hebelarme E E nach abwärts sich neigen. Sobald die an
dem Hebel B sich befindende Falle b in die Rast i des Gehäuses A
fällt, ist durch den dauernd erzeugten Druck auf die Führungsstifte des
Flügels ein sicherer Verschlufs erzielt, so dafs ein Oef!'nen von aufsen
unmöglich ist, so lange das Oberlicht mit dem unteren Triebwerke
bezieh, mit der Zahnstange C verbunden bleibt. Hebt man den Steg r
von den Stiften l des rechten Hebelarmes E weg, so ist der Oberlicht-
flUgel von der Zahnstange C befreit.
Revolvirender Apparat zum Bleichen, Kochen, Imprägniren
u. s. w.; von Fr. Gebauer in Charlottenhurg.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Der durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 47 567 vom 5. December 1888
geschützte Apparat zum Bleichen, Kochen, Imprägniren, Laugen,
Dämpfen, Beizen, Färben, Waschen u. s. w. wird durch eine beliebige
Anzahl auf einer Drehscheibe angeordneter Kessel gekennzeichnet,
welche mit einem gemeinsamen Flottencirculationsapparat (Centrifugal-
pumpe, Injector u. s. w.) derart verbunden sind, dafs durch entsprechende
Schaltung der Drehscheibe entweder:
a) in continuirlicher Folge ein Kessel nach dem anderen behufs
Kochung, Ausleerung und neuer Beschickung an das gemeinsame
Flottencirculationsrohr angeschlossen bezieh, von demselben abgesondert
werden kann 5
b) in beliebiger Anzahl zwei und drei Kessel gleichzeitig ange-
schlossen oder ausgeschaltet werden können.
Den ersten Fall veranschaulichen die Fig. 1 und 2 Taf. 30. Die
auf der Drehscheibe A angeordneten Kessel G sind an die gemeinsame
Flottenrohrleitiing B B durch die Verschlüsse a derart angeschlossen,
dafs mit Hilfe der Ventile 6, Dreiweghähne c eine Verbindung mit B B
und G hergestellt bezieh, unterbrochen werden kann. Die zwischen
Maschine zum Ablösen des Kesselsteins von Siederöliren.
585
die Rohrleitung eingeschaltete rotirende Pumpe, welche entweder,
wie es Fig. 1 und 2 Taf. 30 erkennen lassen, auf der Drehscheibe A
oder aufserhalb derselben (Fig. 3 und 4 Taf. 30) montirt ist, bewirkt
einen Kreislauf der in den Kesseln G und der Rohrleitung B B be-
findlichen Flotte derart, dafs gleichzeitig eine beliebige Anzahl der
vorhandenen Kessel mit Flotte berieselt werden kann. Durch die Rohr-
stutzen e wird das Anschliefsen der Dampfleitung möglich, sobald die
Flotte im Kochen erhalten werden soll.
Durch Schliefsung des Ventils b eines Kessels, also Absperrung
desselben von der gemeinsamen Rohrleitung BB^ sowie Einstellung
der zugehörigen mit einem Injector F verbundenen Leitung durch den
Dreiweghahn c wird der genannte Injector einen Kreislauf der Flotte
in dem Kessel derart herbeiführen, dafs dieselbe aus G durch EFD
wieder in den Kessel zurücktritt, ohne die Rohrleitung B B zu durch-
laufen.
Der geringe Inhalt der Kessel (400 bis SOO^^' Waare) ermöghcht
eine Behandlung des Gutes in kleinen Partien, wodurch wiederum eine
Abkürzung der Arbeitszeit erreicht wird, da der Kreislauf der Flotte
in einem kleineren Kessel wesentlich erleichtert wird und in Folge
dessen auch der Inhalt desselben schneller zum Kochen gelangt.
Die zweite unter b) in der Einleitung gekennzeichnete Aus-
führungsform des Apparates ist in den Fig. 3 und 4 Taf. 30 dargestellt.
Auf der Drehscheibe A sind vier Kessel angeordnet, von denen sich
immer zwei in Kochung befinden, während der dritte gefüllt und der
vierte entleert wird. H. Gl.
Maschine zum Ablösen des Kesselsteins von Siederöliren.
Von Schneider und Hel-
mecke in Magdeburg wird
eine recht brauchbare Ma-
schine ausgeführt, mit wel-
cher der an Siederöhren
anhaftende Kesselstein rasch
und ohne Verletzung des
Rohres abgerieben wird.
Diese Maschine besteht nach
Uhland\ Praktischem Ma-
schinen-Constructeur., 1889
Bd. 22 ''S. 101, aus zwei
gleichliegenden und nach
gleicher Drehrichtung krei-
Mit Abbildung.
586 ilutor für elektrische Eisenbahnen.
senden Wellen, auf welchen zwei Schrägzahn- bezieh. Winkelzahu-
räder als Stütze für das Siederohr dienen, sonst aber nicht im gegen-
seitigen Eingriff stehen. Diese Bewegung wird dadurch erhalten, dafs
blofs ein Kiemen über beide Scheiben der einzelnen Wellen geht. Dar-
über ist ein federnder Gabelhebel gelegt, in welchem eine Rillenrolle
etwas schräg gegen die Achse des Siederohres lagert. Hiermit wird ein
selbsthätiger, ununterbrochener Vorschub des Siederohres in einfacher
Weise erhalten. Die obere Rillenrolle sowie die Winkelzahnräder sind
aus Hartgufs gefertigt.
Sprague's und Bentley-Knight's Motor für elektrische
Eisenbahnen.^
In dem Londoner Eleclrical Engineer^ 1888 "'•■ S. 502, ist die neueste
Anordnung dargestellt, welche die Sprague Electric Raihvay and Motor
Company in New York gewählt hat.
Der Motor wird in zwei Gröfsen gebaut, zu 7,5 und 15 IP, welche in
ihrer äufseren allgemeinen Erscheinung übereinstimmen. Der Wagen
besitzt zwei Motoren von 15 H*. Dieselben können entweder auf bereits
vorhandene Wagen, oder auf besonderen angebracht werden. Sie
haben die gewöhnliche Anordnung von Sprague : sie sind mitten zwischen
die Achsen gelegt und biegsam aufgehängt. Sie sind sehr gedrängt
und kräftig und zeigen die neuesten dem Bedürfnisse des Strafsenwageu-
verkehrs angepafsten Verbesserungen. Das Getriebe auf der Anker-
welle greift zur Sicherstellung eines ruhigen Ganges in ein Zwischenrad
mit Zähnen aus vulkanisirter Faser ein und das Getriebe auf dessen
Achse in das Hauptrad auf der Räderachse. Alle Lager sind selbst-
ölend, staubsicher und lassen sich einzeln abnehmen. Alles ist auf
grofse Dauer und rasche Auswechselung berechnet. Die Bürsten lassen
sieh leicht stellen und sind nach neuen Grundsätzen hergestellt. Jede
Bürste besteht aus einer Anzahl flacher, viereckiger Kupferstreifen, die
lose in einem Halter durch einen durch die Mitte hindurch gehenden
Stift gehalten werden. Die Streifen stellen sich selbst in die Richtung
der Bewegung und die Oberfläche des Bürstencontactes stimmt mit der
des Stromumschalters überein, worauf die Bürsten liegen.
Ein dicht schliefsender Deckel, der die in einander greifenden
Räder einschliefst, kann hinzugegeben werden. Sowohl die sich selbst
centrirenden Lager des Ankers, wie die Zwischenlager sind mit Oel-
und Staub-Schutz ausgestattet.
Der Wagen von Bentley- Knight erhält, wenn starke Inanspruch-
nahme vorhanden ist, zwei Motoren, deren jeder unabhängig vom
anderen eine Achse treibt. Gewöhnlich wird nur ein Motor angewendet,
' Vgl. 1887 264 140. 208 ii. s. w.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 587
der an der einen Wagenaehse angebracht wird. So wird zugleich das
Gewicht vorwiegend auf die getriebene Achse vereinigt und gutes
Anhaften für den Zug gesichert. Jeder Wagen ist ganz unabhängig
von dem anderen und kann, wenn er durch einen Zufall dienstunfähig
wird, von der Bahn entfernt werden. Auch die Dynamo in der Kraft-
station sind von einander unabhängig. Der Motor und das Räderwerk
am Wagen arbeiten geräuschlos und sind unsichtbar unter dem Wagen-
boden angebracht. Geräth ein Wagen von den Schienen, so kann er
sich selbst wieder auf dieselben bewegen. Das Motorgestell ist ganz
unabhängig vom Wagenkörper und kann an jedem vorhandenen Wagen
angebracht werden, ohne dafs etwas abgeschnitten oder geändert zu
werden braucht. Der Motor kann von jedem Wagenende aus über-
wacht werden, wozu nur eine an der Spindel der gewöhnlichen Bremse
angebrachte Kette nöthig ist^ wird der gewöhnliche Griff der Bremse
in der einen Richtung gedreht, so wird die Bremse gelöst und der
Wagen in Gang gesetzt; bei der Drehung des Griffes in der anderen
Richtung wird der Wagen angehalten und gebremst. Durchweg ist
Zahnradübertragung angewendet, die geräuschlos arbeitet. Die Bürsten
liegen fest und bedürfen keiner Nachstellung, weder bei wechselnder
Ladung, noch bei Aenderung der Fahrtrichtung. Selbst bei schwerster
Ladung findet kein Funkenüberspringen statt. Wagen, welche in der
Stadt mit 9,6 bis 12km^8 in der Stunde laufen, können in den Vor-
städten 32 bis 48*^°" Geschwindigkeit annehmen.
üeber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
(Schlufs des Berichtes S. 551 d. Bd.)
Dyckerhoff stellte Mörtelproben aus Portland-Cement, Trafsmörtel,
Cement-Kalkmörtel und Puzzolan-Cement her, und zwar der Einfach-
heit halber blofs Zugproben, welche 1) nur im Wasser erhärteten,
2) Proben, die nach 24 Stunden ins Freie kamen, und 3) Proben, die
1 Woche im Wasser erhärteten und dann ins Freie gesetzt wurden.
Die Festigkeitsergebnisse sind in Tabelle I (S. 588) mitgetheilt.
Bei der Betrachtung der ersten Rubrik der Tabelle („Normenprobe")
fällt auf, dafs Puzzolan-Cement bei fast gleicher Zugfestigkeit eine
wesentlich geringere Druckfestigkeit besitzt, als der Portland-Cement.
Aus der zweiten Rubrik ersieht man, dafs Portland-Cement nach
26 Wochen an Festigkeit weit mehr zugenommen hat, als Puzzolan-
Cement; Trafsmörtel nimmt an Festigkeit allmählich zu, so dafs nach
26 Wochen die Zugfestigkeit des Cement-Kalkmörtels erreicht wird, da-
gegen steht er in der Druckfestigkeit hinter Portland-Cement zurück.
Die dritte Rubrik erweist, dafs beim Erhärten im Freien der Portland-
Cement und der Cement-Kalkmörtel dem Trafsmörtel und Puzzolan-
588
lieber die Untersuchung und das "Verhalten von Cement.
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3
Cement weit überlegen
sind. Dasselbe ergibt
sich auch aus der vier-
ten Rubrik, Während
Portland-Cement beim
Erhärten an der Luft
eine höhere Festigkeit
erlangt als beim Er-
härten im Wasser, ver-
hält sich Trafs und
Puzzolan- Cement ge-
rade umgekehrt.
Auch die folgende
Versuchsreihe, bei wel-
cher Rheinsand, der
durch ein Sieb von
fünf Maschen auf den
Quadratcentimeter ge-
siebt war, verwendet
wurde, zeigt den Unter-
schied der verschiede-
nen Mörtelarten.
Wenn man die
Zahlen der Tabelle II
bei Erhärtung an der
Luft im Zimmer mit
den ZahlenderTabellel
bei Erhärtung im Freien
vergleicht, so ergibt
sich, dafs nach 4 Wo-
chen bei Erhärtung im
Zimmer die Festigkeit
bei allen vier Mörtel-
arten höher ausfällt
als bei Erhärtung im
Freien. Dies hat jeden-
falls seinen Grund in
dem langsamen und
gleichmäfsigen Aus-
trocknen an der Zim-
merluft.
Das Verhalten der
Mörtel bei Festigkeits-
prüfungen mit 3 Th.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
589
Tabelle IL
Mörtelmischunsr in Gewichtstheilen
4 Wochen in Wasser 1 Woche in Wasser
erhärtet 3 Wochen Luft
ZU2
Druck
Zug
Druck
Portland-Cement 1 : 3 Rheinsand . . .
+ 1 2 Kalkhydrat
Puzzolan-Cement 1 : 3 Rheinsand . . .
Trafsmörtel: 1 Vol. Trafs. 1 Vol. Kalk,
1 Vol. Rheinsand
22.1
242,0
38,4
1
17,1
23,5
152,0
130,0
24,3 1
19,3 1
10,7
77,6
11,2 :
318.0
226.0
132.0
81,6
Sand läfst keinen Rüekschlufs ziehen auf das Verhalten fetterer Mischungen,
z. B. mit 1 Th. Sand. Es ist charakteristisch, dafs die specifisch
leichteren Bindemittel (Roman-Cement. Trafsmörtel. Puzzolan-Cement
u. s. w.) bei gleichem Arbeitsaufwande und gleicher Consistenz der
Mörtel mit 1 Th. Sand beträchtlich weniger dichte Probestücke geben
als mit 3 Th. Sand, während der schwere Portland-Cement mit 1 Th.
Sand gleich dichte, oder sogar dichtere Probestücke liefert als mit 3 Th.
Sand. In der folgenden Tabelle ist das Gewicht der Würfel von 50'i^
Fläche angegeben, die mit dem jßö^me'schen Hammerapparate bei
150 Schiäsen hergestellt wurden.
1
:3 Sand
1
:1 Sand
Portland-Cement
n n
Roman- „
I
II
801g,0
807g.5
757g.5
811g,5
807g,5
716g.O
Puzzolan- ,.
I
II
807g,5
796g.O
750?,5
740g,0
Trafsmörtel: 2g Trai's. I3 Kalk . . [ 759g.5 684s,5
In diesen Dichtigkeitsverhältnissen scheint der Grund zu liegen,
warum die specifisch leichteren Bindemittel in fetten Mischungen sich
ungünstiger verhalten, als man nach der Normenprobe mit 3 Th. Sand
erwarten sollte. Die Erfahrung hat gezeigt, dafs die leichteren Binde-
mittel in fetteren Mischungen, wie sie angewendet werden müssen, wenn
es sich um Wetterbeständigkeit handelt, sich weniger widerstandsfähig
erweisen, als man nach der Festigkeitsprobe glauben sollte.
Aus all diesen Thatsachen geht deutlich hervor, dafs die Normen
für Portland-Cement nicht dazu dienen können, andere hydraulische
Bindemittel unter einander auf ihren Werth zu vergleichen.
Dr. Schumann erinnert an seinen Bericht über Schlacken- und Puz-
zolan-Cement (vgl. 1886 261 529) und bemerkt, dafs die Fabrik T/iale
jetzt in eine Actiengesellschaft umgewandelt worden ist und ihr Fabrikat
unter dem Namen Victoria-Cement in den Handel bringt. Die Behaup-
tung, Puzzolan-Cement von Braunschweig übertretfe an Festigkeit be-
deutend die Portland-Cemente. ist darauf zurückzuführen, dafs besondere,
sehr fein gemahlene Proben von Puzzolan-Cement mit grob gemahlenen
Portland-Cementen verglichen werden.
590
Ueber die Untersuchung und das Verhalten vun Cemenl.
Schumann untersuchte daher sechs aus diesen Fabriken bezogene
Proben und fand die Zugfestigkeit von 20,4'^/qc bis 24,8'</qc und die
Druckfestigkeit in den Grenzen von 105,6 bis 218'^/qc. Da diese Re-
sultate das ganze Verhalten der Cemente nicht charakterisiren, wurden
die Versuche weiter ausgedehnt. Die Prüfung auf Festigkeit geschah
mit Mischungen von 1 Cement : 1 Sand und 1 Cement : 3 Sand, Alle
Proben wurden normengemäfs eingeschlagen.
Tabelle I.
1 Cement : 3 Sand
1 Cement : 1 Sand
Cementsorte
4 Wochen
Wasser
1 Woche Wasser
3 Wochen Luft
4 Wochen
Wasser
1 Woche Wasser
3 Wochen Luft
Zug 1 Druck
Zug
Druck
Zug 1 Druck Zug | Druck
Portland-Cement I .
Puzzolan- „ I .
20,8 240,0
21,2 142,0
31,3
15,0
306,0
152,0
27,6
25,1
344,0
184,0
47,8
20,9
428,0
210,0
Portland-Cement II .
Puzzolan- „ II .
24,0
24,8
280,0
218,0
33,8
22,1
360,0
234,0
32,1
32,5
372,0
274,0
51,2
32,3
500,0
340,0
Aus dieser Tabelle sind folgende Schlufsfolgerungen zu ziehen: Bei
den Portland-Cementen I und II, welche in der Mischung 1 Cement : 3 Sand
im Wasser bezieh, die gleiche Zugfestigkeit haben wie die Puzzolan-
Cemente I und II, ist die Druckfestigkeit um 60 bis 100"^ höher, bei
der Mischung 1 Cement : 1 Sand aber um 100 bis 1601^ als bei Puz-
zolan-Cementen. Beim Erhärten an der Luft ist der Portland-Cement
überlegen :
bei 1:3 im Zug um 11 bis 16k, im Druck um 130 bis 150k
„ 1:1 „ „ „19 „ 27k, „ „ „ 160 „ 220k.
Es wurde lerner die Adhäsion und der Einflufs des Frostes auf die
beiden Cemente geprüft. Die bei — 3" C. der Luft ausgesetzten Probe-
körper von Puzzolan-Cement zeigten Risse. In der folgenden Tabelle
sind die Resultate weiterer Versuche zusammengestellt. Die Probe-
körper wurden nach 24 Stunden ins B'reie gesetzt^ erst nach 3 Tagen
fiel das Thermometer unter Null. Während der Erhärtung trat ab-
wechselnd Thau- und Frostwetter ein.
ilörielmischung in
Gewichtstheilen
Festigkeit nach 28 Tagen
im Wasser im Freien
Zug Druck Zug Druck
ijonicrkungen.
Portland-Cement I
1 : 3 Rheinsand
Puzzolan-Cement I
1 : 3 Rheinsand
22,1
23,5
242,0
130,0
21,8
12,7
250,6
82,6
Nach 4 Tagen trat
der erste Frost ein.
Portland-Cement II
1 : 3 Rheinsand
Puzzolan-Cement II
1 : 3 Rheinsand
25,6
26,4
292,0
210,0
22,9
15,7
224,0
104,0
Nach 3 Tagen der
erste Frost.
üeber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 591
•
Verputze aus Puzzolau-Cement werden viel leichter rissig als solche
aus Portland-Cemeot, ebenso nützen sich Platten des ersteren Materials
leichter ab als die des letzteren. Schlacken- oder Puzzolan-Cement
ist eben ein Gemisch aus Schlacke und Kalk, in welchem die Kalk-
moleküle neben den Schlackentheilchen liegen und erst durch an-
dauernde Berührung mit Wasser zur Wirkung gelangen, dagegen Port-
land-Cement ein auf feurigem Wege gebildeter homogener Körper, der
seine Erhärtungsfähigkeit entwickelt, sobald er nur einmal den nöthigen
Wasserzusatz erhält. Puzzolan-Mörtel aus Schlacke und Kalk zeigt
grofse Aehnlichkeit mit einem anderen Puzzolan-Mörtel, nämlich dem
Mörtel aus Trafs und Kalk. Vom Trafs-Mörtel ist es ja längst be-
kannt, dafs er an der Luft schlechter erhärtet als im Wasser.
R. Bosse vertheidigt den Puzzolan-Cement {Thonindustrie- Zeitung^
1887 Nr. 33 und 34).
Volumenveränderung und Schäden.
Die Volumenbeständigkeit hydraulischer Bindemittel bespricht L. Tet-
majer {^Bericht über die iSomenclatur und Prüfungsbestimmungen hydrau-
lischer Bindemittel). Absolut volumenbeständige Bindemittel existiren
überhaupt nicht. Alle dehnen sich im Wasser etwas aus und contrahiren
an der Luft. Nur solche Methoden der Prüfung, die diesem Umstände
Rechnung tragen, sind brauchbar, andere, wie z. B. die manchmal noch
gebrauchten Glasproben, bei welchen dickwandige Gefäfse mit einem
entsprechend cousistenten Brei des Bindemittels angefüllt und bei Luft-
oder W asser lagerung beobachtet werden, zu verwerfen. Die gröfsten
Schäden werden durch das Treiben der Cemente veranlafst. Man unter-
scheidet das Lufttreiben und das fVassertreiben der Bindemittel.
Das Lufttreiben kommt bei scharf gebrannten Cementen vor und
besteht in einem durch Kohlensäureaufnahme begleiteten, von aufseu
nach innen zunehmenden Zerfallen des Materials.
Zwei Cemente, die sich ein Jahr lang unter Wasser gut gehalten
hatten, nachher, der Luft ausgesetzt, zu treiben begannen, hatten folgende
Zusammensetzung :
A B
SiO-, 19,73 Proc. 20.16 Proc.
AI2Ö3 8,40 .. 6,19 „
FeoOg 3,42 ., 2,90 „
Gab 61.63 ., 62,28 „
CaCOg Spur —
CaSOj 3.16 .. —
MgO 1.95 ,. 3,76 „
HoO 1.63 „ J^^O J3^o5 „
SO3 - „ ^ 0,75 „
Eine Probe von A (Kuchen von 12 auf 12cni) war 2 Jahre nach
der Verarbeitung mürbe und bröcklig geworden. Dr. Treadwell con-
statirte in den abgebi'öckelten Körnchen 8,75 Proc. CO2. — B, ein
592 L'cber die Untersucüuiig und das ^'erllalteu von Cemeiit.
künstlicher Portland-Cement, erwies sich anfangs als schwach, hatte
aber nach 84 Tagen die Zugfestigkeit 221^ qc- Nach etwa li/^ Jahren
begann ein an der Luft gelassener Würfel abzusondern.
Ein nach 3 monatlicher Luftlagerung treibeudtr Cement hat folgende
Zusammensetzung: SiO.^ 21,85 Proc, Al.^Og 7,20, Fe.pa 2,82, CaO 60,42,
MgO 0,83, CaS04 1,93, CaCOg 1,34, H2O 2,13 Proc. — Nach 3 monat-
licher Lagerung im Sack zeigte derselbe Cement die Zusammensetzung:
SiO.2 21,47, AI2O3 6,97, Fe-pg 2,73, CaO 54,93, MgO 0,81, CaSOj 1,85,
CaCOg 7,52, H2O 2,66 Proc. Der Cement war also degenerirt; aus
solchem degenerirten Cemente angefertigte Platten erwiesen sich volum-
beständig. Unter Wasser zeigte auch der nicht degenerirte Cement
normales Verhalten.
Die über das Lufttreiben angebahnten Nachforschungen haben über-
einstimmend dargethan, dafs der Grund der Erscheinungen nicht in der
chemischen Zusammensetzung, sondern in der unvollkommenen Auf-
bereitung des Rohmaterials, in der ungenügenden Homogenität, der un-
genügend innigen Mischung der Rohmaterialien, verbunden mit unvoll-
kommener Aufschliefsung des Silicats im Feuer zu suchen ist, wodurch
Producte entstehen, die in ihrem Verhalten mit den thonerdereichen,
kalkarmen Portland-Cementen manche Aehnlichkeit besitzen. — Macht
man das Mehl solcher Cemente mit Wasser an, so tritt eine Dissociation
der im Feuer gebildeten Verbindungen ein, wobei sich wahrscheinlich
labile Hydrosilicate und Kalkaluminate bilden, die, wie Le Chatelier
zeigte, schon bei einer relativ niedrigen Temperatur einen Theil ihres
Wassergehaltes verlieren, zerfallen und durch Hinzutritt der Kohlen-
säure möglicher Weise auch zersetzt werden können. Unter Wasser
sind derartige Verbindungen ganz beständig. Aber auch der freie Aetz-
kalk übt innerhalb gewisser Grenzen keinen schädlichen Einflufs auf
die Wassererhärtung ^ im Gegeutheil, die nur allmählich und unter
gleichmäfsigcm Gedeihen sich löschenden todtgebrannten Aetzkalkpar-
tikelchen werden zunächst eine intermolekulare Verdichtung der col-
loidalen Stoffe des Bindemittels bewirken und dadurch nicht unwesent-
lich zur Verfestigung desselben beitragen. Solche Cemente sind unter
Wasser gewöhnlich steinhart und erlangen eine ungewöhnliche Festig-
keit. Nur wenn der Gehalt an freiem Aetzkalk gewisse Grenzen über-
schreitet, treten in der in Versteinerung begrillenen Cementmasse Span-
nungen auf, die, und zwar je nach Umständen, schon nach wenigen
Tagen der Wasserlagerung die gefürchteten Treibschäden echter Kalk-
treiber erzeugen. (Ausgeruhte, d. h. degenerirte Cemente sind meist
sehr kräftige Mörtelbildner; bei ihrer Verwendung ist aber Vorsicht
geboten.) Aehnliche Wirkungen kann auch die freie Magnesia hervor-
rufen, nur löschen sich todtgebrannte Magnesiatheilchen langsamer als
die todtgebrannten Kalktheilchen. — Die Lufttreiber werden, mit Wasser
augemacht, tadellos erhärten. Ihre Grundmasse verliert indessen nach
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 593
einiger Zeit au der Luft zufolge Wasserverlust ihre Cohäsiou, sie wird
mürbe, brüchig uud schliefslich auch rissig. Der nunmehr blofsgelegte
Kalk kann aus der Luft Kohlensäure uud Wasser aufnehmen, die
Kohlensäure scheint aber keinen activen Autheil an der Zersetzung zu
nehmen. — Da viele Cemente in Wasser und an feuchter Luft ein
tadelloses Verhalten zeigen, an trockener Luft aber zerfallen, ist (nach
Tetmajer) die deutsche Plattenprobe einseitig und unzulänglich.
Das Wassertreiben der hydraulischen Bindemittel kann hervorgerufeu
werden:
a) Durch übermäfsigen Gehalt an Stoffen, die durch Oxydation und
nachträgliche Wasseraufnahme eine Volumenvergröfserung erfahren.
Hierher gehören angeblich die Sulfide, insbesondere das Sulfid des
Kalkes, welches sich in ein basisches Kalksulfat (€82805 -f- THjO) ver-
wandeln soll. Sulfide können in Portland- und Schlacken-Cement vor-
kommen. Li hydraulischen Kalken und Roman-Cementen reicht die
Braudtemperatur in der Regel nicht auf die zur Bildung des Kalksulfids
CaS erforderfiche Höhe. Bei Hochofenschlacken konnte selbst bei drei-
jähriger Beobachtungsdauer eine schädliche Wirkung des Sulfids im Be-
trage bis auf -\- 5 Proc. nicht beobachtet werden. In Portland-Cemeuten
sollen die Sulfide schon bei 1 Proc. Gehalt schädlich wirken.
b) Durch grobes Koru, ungenügende Homogenität und fehlerhaften
Brand des Rohmateriales oder mangelhafte Behandlung des gebrannten
Materiales. Das treibende Agens ist hier das freie, durch eine Haut
von Kalkferrat umgebene Aetzkalkkoru, welches sein Volumen ver-
gröfsert.
c) Bei entsprechend feinem Korne, inniger Mischung und normalem
Brande des Rohmateriales durch überflüssigen Gehalt an quelluno-sfähioeu
Stoffen. Hierher gehört der Kalk, die Magnesia, der wasserfreie Gy])s,
möglicher Weise auch andere Colloidbildner. Schädliche Gypswirkunoen
koiumen selten vor. Der überschüssige Kalk v»ird durch die englische
Darrprobe u. s. w. angezeigt, die Normeuprobe gibt gleichzeitig das
Gypstreiben zu erkennen, während die beschleunigten Proben das Gvps-
treiben nicht markiren, weil sie seine Wassersättiguug hindern (T/wn-
industrie- Zeitung^ Bd. 11 S. 443 uud 455).
Das Verhalten des Portland-Cementes am Stepbans-Dome in Wien
wurde von Dr. W. Michaelis im Bautechniker, 1889, bes])rochen. Der
verwendete Cement war vor etwa 30 Jahren aus zuverlässiger Quelle
in England bezogen worden. Einzelne Bruchstücke davon kamen dem
Verfasser durch Vermittelung des Stadtbaudirektors Franz Berger in
Wien zu. Das Material zeigte normalen Habitus, einzelne Stücke waren
bräunlich verfärbt, andere liefsen weifse warzenförmige Efflorescenzen
erkennen, die aus kohlensaurem und schwefelsaurem Kalke bestanden.
Alle Stücke hatten gute Steinhärte erlangt. Die Analyse der von Ge-
steintheilen befreiten Stücke wurde in folgender Weise ausgeführt: Ein
Oingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 13. 1889 III. '"3g
594
Lieber die üniersuchurig und das Verlialten von Uement.
Theil der Stücke (a) wurde nur auf Trockenverlust bei 100 bis 110« C.
und auf den Glühverlust bei Gelbglut geprüft, ein anderer Theil auf
Trockengehalt, Glühverlust und Kohlensäuregehalt geprüft. Von dem
Muster a wurde nach dem Glühen (wodurch der Cement weich und
mürbe wird) der äufsere Theil durch vorsichtiges Schaben abgetrennt
und zur Analyse 1 verwendet: der innerste Kern davon zur Analyse II,
eine weitere Partie Stücke zur Pauschanalyse III und der Rest zur
Analyse iV verwendet.
a und 1) zeigten folgende Zusammensetzung:
a b
Procente
Wasser bei 100 bis 1100 C 3.113 2,916
Glühverliist bei etwa 8000 C. . . . 22^758 —
„ 10000 C. . . . 5,889 5,69
COo — 25,65
SiOo 15,79 15,28
Unaufgeschlossener Rest 0.11 0.44
AI2O3 6^31 5,78
Fe.,03 2,29 2,21
CaO 41,24 39.81
MgO 0.68 0,65
SO, 0,82 0,81
MnO, KoO, NaoO nicht best, nicht best.
99,115 99,252.
Die Theile I, 11, III, IV hatten nach dem Glühen folgende Zusammen-
setzung in Proc.
I
II
III
IV
SiO.)
Unaufgeschlossener Rest
AI0O3
Fe.";03
Cab
MgO
SO3
Mn, K.,0
22,5
0,7
7,8
3,4
61,1
1,0
2,0
nicht best.
98,711
23,6
1,1
8,9
3,5
60,1
0,9
0,9
nicht best.
22,9
0,1
9,1
3,2
61,2
1,0
1,5
nicht best.
23,36
0,9
8,1
3,2
60,6
1,2
1,8
nicht best.
99,096
99,207 I 99,462
Der verwendete Cement hatte demnach auf 1 Gew.-Th. Silicate
1,71 Gew.-Th. Kalkerde, war also der chemischen Zusammensetzung nach
kein Treiber. Interessant ist die Erscheinung, dafs der Cement an der
Luft beinahe vollständig durch Kohlensäure zersetzt worden war. Der
gefundenen Kohlensäure entsprechen 31,7 Proc. Kalkerde, es bleiben
demnach nur 7,5 Proc. Kalkerde, oder nahe 20 Proc. des Kalkgehaltes
an SiO^ und Al.^O.j gebunden. Die durch die Einwirkung der Kohlen-
säure freigewordenen Hydrate des Kalkes und der Kieselsäure werden
nun durch Wasserverlust an der Luft schwinden, zur Bildung von Rissen
Veranlassung geben, in die Wasser und Eis eindringen können, so dafs
Gelegenheit zu weiterer Zerstörung geboten ist.
}^ach Ansicht des Verfassers war der gröfste Fehler der, dafs zur
Herstellung der Güsse reiner Cement verwendet wurde. Auch Mörtel
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von L'emeut. 595
in fetter Mischung trägt den Keim des Zerfallens in sich. Die Schivin-
dung derartiger Cemente oder Mörtel ist die Ursache des Zerfalles.
Auch in der letzten Versammlung des Vereins deutscher Portland-
C'ementfabrikanten 1889 sind die Cementschäden am Stephans-Dome
einer Discussion unterworfen worden. B. Dyckerhoff hatte von Herrn
Dombaumeister r. Schmidt zwei Werkstücke erhalten, die aus je zwei
durch Dübel verbundenen Theilen von ziemlich porösem Kalksteine be-
standen. Die auf wasser- und kohlensäurefreien Cement umgerechnete
Analyse von R. Fresenius ergab im Wesentlichen dasselbe Resultat wie
die oben angeführten Analysen. Dyckerhoff spricht sich über den Fall
etwa folgender Weise aus: Der Cementmörtel zwischen den Werkstücken
und dem Dübel zeigt zwar Risse, aber nicht netzförmige Risse, wie sie
bei treibendem Cemente immer beobachtet werden. Die Risse waren
wohl durch Einflufs der Witterung auf den Mörtel entstanden und
konnten sich im Laufe der Zeit erweitern, wie dies bei reinem Cement
stets der Fall ist. Im vorliegenden Falle, wo der Mörtel dünnflüssig
vergossen wurde, ist die Neigung zum Schwinden besonders stark, und
es löste sich daher auch der Mörtel vom Steine los. In Folge dessen
konnte durch die Fugen und den porösen Stein Wasser in die Risse
des Mörtels bis ins Innere der Werkstücke eindringen, und der Frost
sprengte dann mit der Zeit die Steine. Wenn die Sprengung der Steine
durch Ausdehnung des Portland-Cementes hervorgerufen worden wäre,
so wäre dies schon in der ersten Woche geschehen. Die Zerstörung
der Werkstücke würde nicht eingetreten sein, wenn man zum Vergiefsen
Mörtel aus 1 Th. Cement und 1 bis 2 Th. Sand genonmien hätte.
Portland-Cement ohne Sandzusatz darf nicht verarbeitet iverden^ wenn man
wetterbeständige Mörtel erhalten will.
Prof. Hauenschild in Aarau, der seiner Zeit die beim Stephansthurme
verwendeten Materialien geprüft hat, ist der Ansicht, dafs der Stein die
Schuld an der Zerstörung trägt und nicht der Cement. Dieser Stein
ist nicht ein Sandstein, sondern weicher Nulliporenkalk der sogen.
Eggenburger Schichten, der eine Porosität von 17 Proc. und darüber
besitzt. Wenn derselbe nun eine Unterbrechung seiner Porosität er-
leidet , durch eine Unterlage, bestehend aus einer Cementfuge, so kann
folgender Fall eintreten: Bei Durchnässung durch Regen kann das
Wasser von der Fläche aus, die den Cement bildet, schwerer ver-
dunsten, es ist eine Durchfeuchtung der Cementfuge vorhanden. Tritt
nun während dieser Zeit Frost ein, so können sich dort sehr leicht
Spalten bilden gerade in Folge des Cementgusses. — Wäre der Cement
nicht rein, sondern porös, mager verwendet worden, so wäre eine der-
artige Schädigung vielleicht nicht eingetreten.
Einflufs fremder Bestandtheile auf Portland-Cement.
Die Plattenfabrikanten sind häutig mit dem ihnen gelieferten Cemente
unzufrieden; die Platten bekommen manchmal Risse und zeigen andere
596 üeber die Unlersuchung und das Verliallen von (Jeraent.
Defecte, selbst wenn der gelieferte Cement nachweislich ein guter war.
Nach F. Kawaleu'ski ist an diesen Uebelständen nicht immer der Cement,
sondern häuiig die zur Verzierung der Platte zugesetzte Farbe schuld.
Schädliche Einflüsse der Farbenzusätze bei der Cevientplatlenfabrikafion
können z. B. hervorgerufen werden durch einen nicht unbeträchtlichen
Schwefelsäuregehalt der Farbe. Verfasser fand in einer rothen Farbe,
die bis zu 17 Proc. dem Plattensatze zugesetzt wurde, 22 Proc. Schwefel-
säure. Die damit hergestellten Platten waren bald unbrauchbar ge-
worden, wodurch der Fabrik ein grofser Schaden entstand. Der ver-
wendete Cement, dem ursprünglich die Schuld an dem Verderbnisse
beigemessen wurde, war von vorzüglicher Qualität und bestand alle
damit angestellten Proben. Die Treibschäden sind auf die Bildung von
Gyps zurückzuführen.
Verfasser theilt hierauf seine langjährigen Erfahrungen über Gypn-
treihen mit. Das Gj'pstreiben äufsert sich anders als das Kalktreiben.
Der starke Gypstreiber ist im Entstehen dem unschädlichen ganz gleich.
Nach einigen Tagen Wasserlageruug bildet sich eiu Netz von Haar-
rissen, das aber nicht, wie beim Kalktreiber, an der scharfen Kaute
seinen Anfang nimmt. Der unschädliche Gypstreiber hat ganz feine
Risse, die häufig erst kenntlich werden, wenn mau die heifs getrocknete
Platte in Wasser taucht. Nach dem Verdunsten des Wassers kommen
die Risse zum Vorscheine. Solche Proben mit feinem Haarnetze sind
im Kerne gesund und können hohe Festigkeit aufweisen. Bei den
Normenproben (1 Cement : 3 Sand) treten diese Erscheinungen nicht
auf. Zur Unterscheidung der Kalktreiber von Gvpstreibern kocht oder
glüht man die Proben je nach dem Alter derselben eine Zeitlang. Lag
ein Kalktreiben vor, so wird auch der innere, gesunde Theil mürbe,
war es ein Gypstreiben, so wird der Kern vollständig gesund erhalten
bleiben. Solche Proben sind nothwendig für diejenigen, welche Schwefel-
säurebestimmungen nicht ausführen können, wie die meisten Platteu-
fa brikanten.
Die schädlichen Wirkungen stark magnesiahaltiger Cemenle sind mehr-
mals Gegenstand eingehender Erörterungen geworden. In den Comptes
rendues de l'Acadcmie des Sciences vom Jahre 1886 theilt Lechartier mit,
dafs bei einer Anzahl von Cementarbeiten sehr spät eingetretenes
Treiben seinen Grund in einem hohen Magnesiagehalte des scharf ge-
brannten Cementes gehabt habe. Die betrettenden Cemente dehnten sich
bei sehr grofser Härte später so stark aus, dafs u. a. starke Granitsteine
gesprengt wurden. Die Zerstörung von drei im westlichen Frankreich
ausgeführten Eisenbahnbrücken, zu welchen Cement aus derselben Fabrik
verwendet wurde, i.st el)enfall.s auf den hohen Magnesiagehalt zurück-
zuführen: das Dehnen und Treiben wurde erst nach Jalursfrist beob-
achtet (Thonindustrie- Zeitung ^ Bd. 10 Nr. 44). Die Analysen ergaben
einen Gehalt von 16 bis 28 Proc. M2O.
üeber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 597
Dijckerhoff berichtet ferner in der 10. Generaloersammlimg des Vereins
deutscher Ceinentfabrikanten über Mittheilungen des Ingenieurs Hayler in
der Civil Institution., 1887. Hayter hatte eine Betonmauer von 25 Fufs
Höhe ausgeführt, die sich nach 'einiger Zeit um 2''., Zoll gehoben hatte.
Eine andere Betonmauer von 16 Fufs Dicke hatte sich um '^L^ bis 1% Zoll
gehoben. Der Cement war vor der Verarbeitung geprüft worden und
hatte die vorgeschriebenen Prüfungen bestanden. Die chemische Unter-
suchung ergab, dafs der Cement gröfsere Mengen von Magnesia enthielt;
nach Angabe des Analytikers war wahrscheinlich dolomitischer Kalk
zur Herstellung verwendet worden.
Auf Veranlassung von Dyckerhoff wurden Proben der Mörtel., die
am Justizgebäude in Kassel so grofse Treibschäden verursacht hatten,
und solche von der grofsen Kirche in Kassel von Fresenius anaijsirt.
Die Analyse erweist, dafs der von Kohlensäure und Wasser freie Cement
in 100 Theilen enthielt:
a) Justizgebäude b] Grolse Kirche
Gesammt-Kieselsäure . . 24,3 Proc. 19,2 Proc.
Eisenoxyd und Thonerde 9,1 „ 11,1 „
Kalk . ' 39,4 „ 41,1 „
Magnesia 27,1 „ 28,4 „
Der au dem Justizgebäude in Kassel verwendete Cement, welcher
zu dem bekannten Ministerialerlasse vom 9. September 1885 Veranlas-
sung gegeben hatte, war also gar kein Portland-Cement gewesen!
Dyckerhoff zeigt an diesen und anderen Beispielen, dafs die Normenprobe
nur füvPortland-Cemente, nicht aber für anders zusammengesetzte Cemente
angewendet werden dürfe.
Dyckerhoff hat weitere Versuche über die Wirkung der Magnesia
in Cementen angestellt und darüber in der H. Generalversammlung des
Vereins deutscher Cementfabrikanten am 24. und 25. Februar 1888 be-
richtet. Ein Gemenge aus 62,15 Proc. kohlensaurem Kalke, 17,2 Proc.
kohlensaurer Magnesia und 20,65 Proc. thouigem Rückstände, ent-
sprechend 12,9 Proc. Magnesia im gebrannten Cemente, wurde zur
Sinterung gebrannt, dann so fein gemahlen, dafs ein 900-Maschensieb
3,7 Proc. Rückstand hinterliefs, und mit 3 Th. Sand in bekannter Weise
geprüft. Die Zugfestigkeit betrug nach
1 4 13 26 52 Wochen
17,4 21,4 21,8 22,5 I5,6k/c,c.
Nach 4 Wochen hatte also der Cement normale Festigkeit erlangt,
die von der 26. Woche an continuirlich sank, so dafs nach einem Jahre
die Festigkeit unter die 7-Tagefestigkeit zurückgegangen war. In dieser
Zeit machte sich auch eine auffallende Dehnung des Cementes bemerk-
bar. — Frühere Untersuchungen von Schumann hatten ergeben, dafs
lO^m lange Prismen aus Portland-Cementmörtel (1 : 3) sich allmählich
ausdehnen, und zwar in folgendem Mafse:
Portland-Cement
Magnesia-Cement
0
bis 1 Woche
0,0123
0.(X>77
1
„ 4 Wochen
0.0051
0,0081
4
„ 13
0.0025
0.0103
13
,, 26 „
(J,0029
0.0123
26
« 52 „
0.0072
0.0597
598 Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Von
Vergleicht man diese Ausdelinungen mit den Ergebnissen der bezieh.
Untersuchungen mit Magnesia-Cenientmörtel, so ergibt sich, dafs die
Dehnung des letzteren anfangs nicht höher ist, als bei Portland-Oement,
bald aber bedeutend mehr zunimmt, und nach einem Jahre etwa das
ISfache der 7tägigen Ausdehnung erreicht. Auffallend ist die starke
Dehnung in der Zeit von 26 auf 52 Wochen, sie ist in diesem Zeit-
räume 8 mal so stark als bei Portland-Cement, und jedenfalls die Ur-
sache der abnehmenden Zugfestigkeit. — Durch Ersatz eines Theiles
des kohlensauren Kalkes in der Rohmischung durch Dolomit wurden
ferner Cemente hergestellt, die 5 bis 28 Proe. Magnesia enthielten. Die
nach Normen mit diesen Cementen ausgeführten Versuche ergaben, dai's
nach 4 Monaten weder an den Luftprobeu noch au den Wasserproben
Treiberscheinungen wahrzunehmen waren. Es kann also die schädliche
Wirkung der Magnesia selbst bei einem Gehalte bis zu 28 Proc. nach
der Normenprobe nicht erkannt werden. Dieser gibt sich auch durch
die Darrprobe nicht zu erkennen. Die gesinterten Cemente mit hohem
Maguesiagehalte sind eben keine Portland-Cemente und können nach
deren Prüfungsweisen nicht beux'theilt werden. Es wäre daher zu
empfehlen, einen bestimmten Höchstgehalt der Portland-Cemente an
Magnesia lestzustellen: 2,9 Proc. MgO haben bis jetzt keine schlechten
Eigenschaften gezeigt. In nicht bis zur Sinterung gebrannten Cementen,
sogen. Koman-Cementen, scheint die Magnesia diese schädlichen Wir-
kungen nicht zu haben.
Auch in Frankreich wurde der Einflufs der Magnesia eingehend
studirt. Lechartier hat denselben durch 8 Jahre an verschiedeneu Bau-
objekten studirt.
Während bei 400^ C. entwässerte Magnesia nacli kurzer Zeit mit
Wasser ein Hydrat bildet, geschieht dies bei stark gebrannter Magnesia
erst nach langer Zeit. Diese Erscheinung erklärt die Verderbnifs der
Mörtel: die Cemente sind Gemenge von Portland mit Magnesia (Tkon-
induslrie-Zeihing^ Bd. 12 S. 299 und 565).
Candlot, der Verfasser des Werkes über Portland-Cement, kam bei
seinen Studien über die verzögernde Wirkung des Meerwassers auf das
Abbinden der Cemente zur Ueberzeugung, dafs die Kalksalze und insbe-
sondere das Chlorcalcium die Ursache des langsameren Abbindens sei. —
Kochsalzauf lösungeu (1 bis 5 Proc.) zeigten keinen bemerkenswerthen
Einflufs auf die Bindezeit. Chlormagnesium (10^ auf 1' Wasser) ver-
langsamt wie Meerwasser das Al)l)iuden der Cemente; dieses Salz wird
in Berührung; mit Cement sofort in Clilorcalcium und Magnesia umge-
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. 599
setzt. Mit Chlorcalcium hat sich Candlot eingehender beschäftigt. Wider
Erwarten hat sich gezeigt, dafs die Bindezeit des Cementes mit der
Menge des Salzes bis zu einem gewissen Höhepunkte zunimmt, dann
aber rasch abnimmt.
Gehalt an CaClj in H 0 2 5 10 20 40 60 100 200 300g
Abbindezeit .... 0h25 ll> lOl' 10l> 12 8 6 0li20' 9' 8'
Bei diesem Cemente zeigt sich ein Maximum im Anwachsen der
Bindezeit bei 20? auf 1', bei anderen Cementen lag es zwischen 10
und 40? für l'. Unter 60? sieht man die Bildung hexagoualer Tafeln
von Kalkhydrat, die Reactionen sind dieselben wie mit Süfswasser, die
Chlorverbindung spielt keine chemische Rolle. Ueber 100? sieht man
aber die Bildung langer Nadeln von Calciumoxychlorid: damit im Zu-
sammenhange steht die schroÖe Beschleunigung im Abbinden zwischen
60 und 100s von 6 Stunden auf 20 Minuten. Durch Löslichkeits-
bestimmung des Kalkes im Wasser kam Candlot zu folgenden Resultaten:
Gewicht d. CaCl.2 in H . . . 0 15 36 61 100
Gewicht d. CaO (gelöst) in II 1,298 1,003 1,032 1,121 1,312
Die Löslichkeit schwankt also in demselben Sinne wie die Ab-
bindezeit.
Da diese Erscheinungen industrielle Verwerthung zulassen, wurde
Candlot für seine Arbeiten von der Societe d' encouragement pour Vindustrie
nationale durch einen Preis ausgezeichnet {Thonindustrie- Zeitung ^ 1889
Bd. 13 S. 346).
C. Heinzel macht darauf aufmerksam, dafs er hygroskopische Salze,
besonders Chlorcalcium, schon seit einigen Jahren zum Langsammacheu
der Cemente anwendet {Thonindustrie- Zeitung^ 1889 Bd. 13 S. 373).
A. Rinne sucht die Wirkung des Chlor Calciums auf Cement zu er-
klären {Thonindustrie- Zeitung ^ 1889 Bd. 13 S. 405). Die Erscheinung
des Abbindens kommt nur colloiden Körpern zu und besteht darin, dafs
dieselben beim Niedersinken im Wasser dank ihrer halbflüssigen Ober-
flächenbeschatTenheit und ihrer immensen Feinheit, welche au die mole-
kulare grenzt, sich ohne Zwischenräume zu einer harten, festen Masse
abzusetzen vermögen. Der colloide Zustand wird begünstigt durch
alkalische Reaction, aufgehoben durch saure, und die Gegenwart von
Salzen. Ein festes Absetzen beim Schlämmen des Ultramarins oder
Thons, was weiter nichts als Abbinden ist, ist bei Gegenwart von Salzen
unmöglich. Setzt man zu aufgeschlämmtem Ultramarin etwas Chlor-
calcium, so setzt sich derselbe bald als flockiger Niederschlag ab. In
ähnlicher Weise wirkt nach Rinne^ den colloiden Zustand der Spaltungs-
producte des Cementes mit Wasser aufhebend, das Chlorcalcium auf
Cement. Verfasser ist der Ansicht, dafs chemische Reactionen, theilweise
Aufhebung der alkalischen Reaction, vielleicht die Bildung von Calcium-
oxychlorid, die schon Bitte und Candlot beobachtet haben, die Ursache
dieser Erscheinungen ist.
600
Kleinere J^littheüuiigeii.
Die BeobachtuugCa/ic//o('s, darsChlorcalcium in coucentrirterer Lösung
eine Beschleunigung der Bindezeit hervorruft, beruht nach Rinne auf
einem Irrthume. Verfasser verniuthet, dafs Candlot von den coneentrirten
Lösungen beim Anrühren mit Cement zu wenig in Anwendung gebracht
hat, indem z. B. ein Cement, der 33 Proc. Wasser braucht, um einen
nicht allzu dickflüssigen Brei abzugeben, einen Zusatz von 40 Proc.
einer 20proceDtigen Chlorcalciumlösung bedarf, um mit derselben Wasser-
menge versehen zu werden, abgesehen von der wasserbindenden Eigen-
schaft des Calciumchlorids.
W. Michaelis vertheidigt den Zusatz von richtig gewählter, fein ge-
mahlener Schlacke zu Portland-Cement. Portland-Cement von bester
Qualität, der jedwede Pi-obe auf Volumenbeständigkeit u. s. w. bestand,
wurde mit Schlackencompositionen bis zu 25 Proc. versetzt und die
Erhiirtungsweise dieser Gemische mit der des reinen Cementes ver-
glichen. Die Beobachtungen erstreckten sich auf die Zeitdauer von
5 Jahren. Die Zug- bezieh. Druckfestigkeit der Proben mit gemischtem
Cement übertrifft die des reinen Cementes. (Analysen des Schlacken -
und des Portland-Cementes, sowie Zahlenangaben siehe in der Original-
abhandiung Wochenblatt für ßaukunde^ sowie Thonindustrie-Zeitung^ 1888
S. 534.) R. Zsigmondxj.
Der Eiffelthurm und die Forthbrücke.
Lieber letzteres Bauwerk berichteten wir 1888 268 ■■■241. Um einen augen-
fälligen Vergleich zwischen dem vielbesprochenen und angestaunten EitTel-
thiirm und dem Riesenbau der Forthbrücke zu liefern, hat Chapman nach
Engineering vom 3. Mai 1889 die nachstehende Figur entworfen, in -welcher in
geeigneter Weise die Umrisse des Eiffelthurmes in die der Forthbrücke ein-
gezeichnet sind. Es ergibt sich aus der Figur, dal's der Eitfelthurm bis zur
Hälfte der freien Üelfnung reicht. Die Forthbrücke würde mithin etwa
(> Eilfflthürmen in der Länge entsprechen. Bedenkt man dabei, dafs die Auf-
stellung der Fortlibrüclic vom Pfeiler aus ohne Tragegerüst geschieht und in
wagerechter Riclitung, so erscheint der Eitfelthurm bei der Vergleichung aller-
dings nur als ein Kinderspielzeug. Das Wunderbarste au demselben erscheint
dann nur noch die Reclame, welche ihn zu einem Weltwunder ersten Ranges
gemacht hat.
1889,
Namen- und Sachregister
des
273. Bandes von Dingler's polytechnischem Journal.
bedeutet: Mit Abbildung.
Namenregister.
A.
Abbe, Photographie 92.
— Glas 129.
Abney, Photographie 418.
Adariietz, Braugerste 331.
Ainsworth, Hammer ""' 14.
Albert, Photographie 419.
Alber ti, Quecksilber 411.
Alioth und Co., Dynamo *'' 291.
Andresen, Photographie 421.
Ansaldi, Drehbank * 495.
Arnold, Photographie 420.
Arnold und Schirmer, Brauerei 106.
Ashley, Glas 133.
Augsburger Maschinenfabrik , Druck-
presse '"' 341.
Auvers, Gewichtsbestimmung "" 186.
Ayrton, Eisenbahn •■' 544.
B.
Bach, Festigkeitslehre 205. 240.
Bachner, Brauerei 107.
Bahr, Spiritus 232.
Balagny, Photographie 419.
Baltin, Photographie 420.
Bannow, Photographie 420.
Barus, Glas 91.
Bauche, Rauhmaschine* 145.-
Bauer, Dampfmaschine 262.
Baur, Medicament 528.
Bauschinger, Festigkeitslehre 207.
Beaumont, Streckenbohrer 249.
65.
Beckmann, Molekulargewicht 220.
Belelubski, Eisen 477.
Belitski, Photographie 415.
Bell, Tief bohren ■"■ 246.
Bement und Miles, Merswerkzeug'"'315,
Bent, Stahlhalter 96.
Bentley-Knight, Eisenbahnmotor 586.
Benz, Drehbank 532.
Berlin -Anhaltische Maschinenfabrik,
Triebw^erk * 434.
Bernstein, Glühlampe '"' 360.
Berrenberg, Pumpe ■•" 100.
Bickford und Co., Zünder
— Bohrmaschine '"' 74.
Bilharz, Aufbereitung"" 196. Ofen*442.
Billing, Bohrer* 431.
Birch, Drehbank * 530.
Birkenhead, Bohrer- 431.
Birmelin, Hochbau * 578.
Blanke, Triebwerk 439.
Blumberg, Glas "" 136.
Bobrinsky, Zucker 228.
Bock, Triebwerk 440.
Böckel, Hochbau 582.
Bockellaerg, Schlampe 327.
Bocquin, Zucker 228.
Bodländer, Zucker 521.
Bögel, Zucker 225.
Böhm, Spiritus 236.
Böhme, Cement 551. 560.
Böhringer, Medicamente 524.
Boissonas, Photographie 414.
Bollino, Entladevorrichtung ■"■ 496.
Bömches, Cement 559.
6U2
Isamenrei'isitT ßd. 273.
Bouth, Bolirniascliine " 73.
Born träger, Spiritus 373.
Borssat, Lampe 240.
Bosse, Ceuient 591. ["100.
Boston Rotary Pump Works, Pumpe
Boudard, Schreibmaschine 241.
Bourblanc, Rettungswesen * 303.
Bourquelot, ZuckerstotY 4G9.
Bovermann, Sicherheitslampe *' 57.
Boy, Seitenblasen 238.
Braithwaite, Druckpresse 350.
Brandreth, Cement 480.
Brandt, Tiefbohren 159.
Brasier, Cement 559.
Brauer, Stärke 235.
— Hefe 287.
Braun, Spiritus 368. ["■392.
Brennicke und Co., Abstellvorrichtung
Brewster, Rettungswesen '"■ 304.
Breyer, Zucker 518.
British medical society, Spiritus 467.
Brown, Mefswerkzeug "' 314.
Brownell, Rollendrucklager "' 354.
Brush Electric Comp., Kraftübertra-
Bruyjants, Spiritus 470. fgung 432.
Bubmann und Hirschmann, Hochbau
Buchner, Bakterien 469. [•••'583.
Bull, Dynamo -'289.
Burback, Photographie 418.
Burmeister, Centrifuge 383.
Buxton, Druckpresse 350.
C.
Oabanellas, Dynamo 300.
Cambessedes, Sicherheitslampe "■ 60.
Candlot, Cement 471. 598.
Card, Aufbereitung •■" 197.
Catrice, Sicherheitslampe " 50.
Cech, Zucker 223.
Chalon, Sprengtechnik 62.
Chapman, Pumpe '' 98.
— Brücke* 600.
Chappuis, Elektrolyse 237.
Le Cluitelier, Sicherheitslampe 61.
— Cement 471. 592.
ehester, Gas 568.
Christy, Quecksilber •• 398. 408.
Ciamician, Molekulargewicht ""' 273.
Claes, Wirkerei * 7.
Clark, Pumpe •' 98.
Clerget, Zucker 519.
Clough, Tief boiiren " 246.
Comstock, Schleifmaschine * 335.
Costel, Schreibmaschine '■'' 242.
Cox- Walker, Klingel ••125.
Craelius, Tiefbohren 251.
Creydt, Zucker 519.
Crompton, Lamjje 239.
McCulloch, Tiefbohren 247.
Cunze, Zucker 516.
Curtius, Medicamente 526.
Czeija, Telegraphie "" 123.
Czermak, Quecksilber 411.
D.
Daehr, Hochbau * 577.
Dahmen v., Sprengtechnik 63.
Davis, Drehbank ■• 529.
Deering, Sprengstoff 67.
Degener, Spiritus 377.
Dehne, Pumpe ■■■ 99.
Dehnhardt, Tiefbohren 151.
Delbrück, Spiritus 235. 322.
— Kühlschiff 383.
— Cement 560.
Delfieu, Signal " 78.
Dennis, Klammer "431.
Derriey, Rotationsdruckpresse 343.
Dibdin, Gas 570.
Dietzsch, Ofen 444.
Ditte, Cement 599.
Dohmen-Leblanc. Triebwerk "" 434.
Donnet, Eisenbahn 543.
Donovan, Glas "■ 135.
Döring und Rückert, Abstellung '■■ 394.
Dreses, Bohrmaschine * 75.
Duckinlield, Gas 568.
Ducommun, Lampe 240.
Dueberg, Ringofen * 446. [595.
Dyckerhotr, Cement 551. 556. 563. 587.
E.
Ebell, Glas 30. 82.
Eberhard-Müller, Spiritus 236.
Ebcrt, Bier 383.
Eckenbrecher, Spiritus 229.
Eder, Photographie 91. 413. 420.
Edison, Telejihon 431.
Edoux, Fahrstuhl ■"■251.
Ellie, Telegraphie ■■ 197.
Ellison, Baumwolle 575.
Elster. Sicherheitslampe 49.
Elwell-Parker, Eisenbahn 548.
Emmens, Sprengtechnik 64.
Emmerlich, Spiritus 369.
Emmerling, Hraugerste 333.
Enfer, Kietofen ■•' 528.
Engelen, Typenstanze *• 160.
Engler, Molekulargewicht 218.
English, Streckenl)ohrer 249.
Enos, Mefswerkzeug ^' 315.
Enzinger, Brauerei 101.
Erdmenger, Ringofen '■■ 447.
Ergang, Kühlschiff 383.
Esop, Gas 567.
Estcourt, Gas ^'' 568.
Exeli, Quecksilber * 400.
Eykmann, Molekulargewicht * 272.
Kamenreg ister Bd. 273.
603
F.
Fabinyi. Molekulargewicht 273.
Falcon Engine and Car Works. Eisen-
Farini. Photographie 415. [bahn 548.
Farnham, Telephon 432.
Faiick. Tiefbohren 152. 157.
Fein. Beleuchtung '■' 211.
Ferranti de, Dynamo ■"' 290.
Fiedler, Quecksilber 406.
Fiege, Bohrmaschine '"' 533.
Fielding und Platt, Pumpe 98.
Fischer. Sicherheitslampe * 56.
— Cellulose 284.
— Braugerste 331.
— J., Spiritus 369.
— E.. Spiritus 377.
Flechsig, Cellulose 284.
Fleischer und Mühlich, Bratierei 112.
Flentje, Wirkerei '"' 7.
Fletscher. Ofen 130.
Foerster, Glas 82.
Fontaine, Beleuchtung 239.
Forbes, Dynamo * 291.
Foth. Spiritus 236. 285.
Frank. Glas 90. 137.
Fränkel. Photographie 95.
Frederking, Triebwerk 437. =■ 438.
Freret. Holztrocknung 511.
Fresenius, Cement 595.
Friederich und Co., Triebwerk * 435.
Friemann und Wolf, Sicherheitslampe
49. -"• 52.
Frisch. Isolationswiderstand 45.
Fritsch. Photographie 92.
Fritz. Photochemie 93.
Froideville v., Cement 560.
Frölich, Tiefbohren 159.
Fromme. Brauerei 104. 106.
Fromme und Kroseberg, Festigkeits-
prüfer * 167.
Fühling, Zucker 521.
Füllner. Triebwerk 440.
Fumat, Sicherheitslampe * 61.
Funk, Holztrocknunsr 511.
G.
■246.
Gad, Tiefbohrkunde 48.- 151.
Gädike, Photographie 413.
Garnot, Lampe 239.
Gawalowsky, Spiritus 470.
Gawron, Kuppelung * 436.
Gebauer, Appretur * 584.
Gehrke. Brauerei 104.
Geiger und Hessenmüller """ 530. •■" 532.
Gerson. Brauerei 107.
Geyer, Spiritus 369.
Giesel, Medicamente 522.
Girard. Cellulose 283.
Glafe}-, Rauhmaschine "■ 145.
— Festigkeitsprüfer ■'•' 163.
Glendale, Blitzableiter ••" 549.
Glossop, Hammer * 11.
Goerke. Cement 563.
GoUner, Festigkeitslehre 205.
Goloubiatnikow. Cement 554.
Goolden, Widerstandsrahmen 192.
Goslich, Bier 384.
Gotthard v., Photographie 415.
Graft", Wirkerei " 5.
Grashof, Festigkeitslehre 208.
Graydon. Dynamit-Granate 66.
Greiner, Zucker 170.
Greiner und Friederichs, Glas 39.
— Bürette 138.
Griesmayer. Spiritus 463.
Gronow, Spiritus 320.
Grosser, Wirkerei 10.
Grünwald , Beleuchtungsanlagen 288.
Guerin, Blitzableiter * 120.
Guttmann. Sprengtechnik * 62.
H.
Haas, Hobelmaschine '"■ 254.
Hackney, Hammer "-■" 12.
Haddow, Mefsvorrichtung "■ 314.
Haen, Gas 565.
Hager, Spiritus 372.
Halm, Gasdruckmesser 66.
Hall, Pumpe " 97.
Haller, Glas 30.
Haller und Berthold, Glas "•• 137.
Hambruch, Abstellung ""' 394.
Hammer, Telephon 431.
Hammesfahr, Hammer 15.
Hampel, Spiritus 369.
Hanamann, Spiritus 231.
Haniel und Lueg, Tiefbohren 153.
Hansen. Hefereinzucht 381.
Hanson, Dynamo* 289.
Harcourt, Gas 570.
Hardt, Aufbereitung ■■" 195.
Hargin, Rettungswesen """ 305.
Harris, Teppich "' 535.
Harrison, Bergbau 77.
Hartmann und Co., Säge * 143.
Hartnack, Photographie 92.
Hasenclever-Helbig, Quecksilber 400.
Haslam, Glas 88.
Hasse, Hammer 15.
Hateley, Gewindeschneid maschiue"'-168.
Hauenschild, Cement 595.
Hax, Schärfmaschine "''260.
Hayduck, Spiritus 320.
Hazlett, Glas ■■■ 135. [lampe 49.
Heckel und Nonweiler, Sicherheits-
Heidelmann, Wirkerei " 6.
Heidler. Wirkerei '■' 2.
604
Nan>eiuvt;isler Üd. '2~i3.
Heine, Spiritus "230.
Heineniann, Hobelniascliiru' ■* 353.
Heinzt'l, Cement 599.
Heinzelmann. Spiritus 23U. 234. 4G5.
— Maismaische 329.
Heller, Triebwerk '* 439.
Helnieclce. Siederuhren " 585.
Hengst, Sprengstüll" 67.
Henley, Eisenbahn * 547.
Henrion, Dynamo ■" 300.
Henry, Pumpe '■* 99.
Hentschell, Molekulargewicht * 219.
Henze, Spiritus 233.
Herberger, Zucker 172.
Herbertz, Abstellung * 397.
Hering, Aufbereitung '■* 195.
Herlitschka. Wirkerei * 9.
Herzl'eld. Bleichmittel 576.
Hesse, Spiritus 233. 234.
— Schaumgährung 285.
Hetherington, Schärl'maschine * 258.
Higginson, Regulator 253.
Hilger, Spiritus 469.
Hill, Sägeschärlmaschine ^' 259.
— Wage ^311.
Hirsciiberger, 31anuose 377.
HolV van t\ Molekulargewicht 275.
HotVmann, Bier 383. [mung*217.
Hollemann. Molekulargewichtsbestim-
Honl, Bergbau 75.
Honold. Silber * 412.
Hopcral't, Rost ^ 574.
Hoppe, Pumpe '■* 101.
Hoyter. Cement 597.
Hoz und Kempter, Brauerei 111.
Huber, Spiritus 323.
Hülsbrnch, Tiefbohren 152.
Hülse, Fliigelbohrmaschine ■' 72.
Hussak, Glas 87.
Hüttner, Quecksilber ■UOO. 403.
Hyros, Zucker 514.
Ihl, Cellulose 278.
Immisch, Elektrische Locomotive*126.
Irmisch. Bier 381.
Ives. Photochenne 93.
Jalf, Siclierlieitsliunpe '* 58.
Jahne, Koksschmelze 571.
Jakobs, Pumpe •* lUO.
Jarriant, Lampe 239.
Jetferiss, Pumpe ^' 99.
Jeliuek, Zucker 177.
Jeukiii, Eisenbahn ** 544.
Johnen, Festigkeitsleiire 288.
Joiinston, Glas ■' 135.
Juzek, Bergbau 75.
K.
Kaiser, Glas"-* 135. [aufgaben 480.
Kalmann, Chemisch-technische Rechen-
Kapp. Inductor-Regulator * 128.
Käs, Ventilator 118.
— Fahrstuhl 251.
Kasalovsky, Zucker 514.
Kawalewski. Ofen * 443.
— Cement 596.
Kay, Rettungswesen •' 304.
Kayser, Photographie 96.
Keil und Meister, Abstellung " 393.
Keller, Hefeverfahren 287.
— Spiritus 467.
Kennedy. Regulator 384.
Kernreuther, Spiritus 369.
Kersten, Hociibau 582.
Kick, Härtebestimmung 10.
Kincaid. Eisenbahn ■'' 547.
Kirchhoir, Schieber 288.
Klein , Vorwärmer und Kühler " 355.
Klein,Schanzlin u. Becker, Brauereil05.
Klinge, Molekulargewichtsbestimmung
179. 217. "271.
Knapp, Glas 89.
Kniestedt, Wirkerei " 5.
Knublauch, Gas 563.
Köbner, Wirkerei '* 4.
Kübrich, Tiefbohren 154. 158.
Köckler, Schraubensclilüssel '■" 575.
Köckritz , Strohhutnähmaschine "" 244.
Kohn, Elektricität""119.
Kolbe. Hochbau * 582.
König und Bauer, Druckpresse* 341.
König - Friedrich - August - Hütte , Ab-
stellvorrichtung '"' 390.
Königl. Preufsische Staatseisenbahn,
Triebwerk 436.
Konkart, Spiritus 233.
Koppe, Photogramraetrie 94.
Krieser, Gährung 286.
Krizik, Dynamo 300.
Kropf, Brauerei 110.
Kroupa, Quecksilber " 398.
Kruis, Spiritus 233. 464.
Kubin, Sprengteohnik 64.
Kuhnhardt, Telegraph 143.
Kulibin, Ertrag russischer Werke 315.
Kumpfnnller, Spiritus 369.
Kunheira und Co., Gas 568.
Küpper, Rettungswesen ^'' 306.
Lacroi.x, Rettungswesen * 305.
Lancaster, Mefswerkzeug ^* 314.
Langen und Hundhausen, Spiritus 368.
Lartigue, Eisenbahn * 539.
Lauer, Zünder •* 64.
Kamenregister Bd. 273.
605
Lechartier. Cement 596. 598.
Legg. Bergbau 77.
Lenfant. Glas * 136.
Lenhard. Photographie 420.
Leo. Nickeleisen 457.
Leopoldshaller Actiengesellschaft.
Cementofen * 444.
Leybold. Gas 565. 571.
Lieberknecht. Wirkerei " 3.
Liebermann. Medicamente 522.
Lillie. Zucker 515.
Lindet, Spiritus 376.
Lindner. Glas "- 134.
— Haustelegraphie 288.
— Bier 383^
Lintner. Spiritus 232. 378.
— Kleisterbilditng 375.
Lippen. Glas * 134.
Lippmann. Tiefbohren 156.
— Zucker 225.
Lockwood. Telephon " 213.
Lodge. Blitzableiter 69.
— ^Y.. Bohrmaschine * 75.
— Drehbank - 529.
Loew. Spiritus 377. [-■ 435.
Lohmann und Stolterfoht. Triebwerk
London Lathe and Tool Co.. Dreh-
bank " 531.
Lorenz. Hochbau * 578.
Luckhardt und Alten. Brauerei 108.
Lumiere. Photochemie 93.
M.
Maack. Typenstauze "-' 160.
Magerstein, Spiritus 467.
Mallard, Sicherheitslampe 61.
Mallet, Spiritus 368.
— Eisenbahn 542.
Maneuvrier. Elektrolyse 237.
Mann, Schaumgährung 286.
Mannesmann. Schwungrad '"' 478.
Manville. Eisenbahn "'■' 547.
Märcker, Spiritus 324. 334.
Marpmann. Hydroxylamin 470.
Marquardt, Spiritus 371.
Martin, 'Spiritus 230.
Martini, Spiritus 369.
Massey, Hammer -' 13.
Maxim. Sprengstoff 66.
Mayer Joh.. Dynamit 64.
Mayfield. Amperemeter 55.
Mayrhofer. Prelsluftanlagen * 483.
Meissl. Zucker 520.
Merck. Medicamente 523.
Merlin, Sicherheitslampe 49.
Meydenbauer. Photographie 94.
Meyer. Photographie 414.
— Cement 554.
Michaelis. Rauhmaschine ""' 148.
Michaelis. Cement 593. 600.
Miehe. Aufbereitung ''■ 193.
Miethe. Photographie 92. 413. [240.
Miller-Hauenfels . Wärmetheorie 203.
MissoD. Druckpresse ■"' 347.
Mix und Genest. Telephon •■" 363.
— Absteilvorrichtung 390.
Mohrenberg. Abstellung * 390.
Moldenhauer. Gas 565.
Monchicourt und Rondet. Wage ""309.
Morawski, Chemisch -techn. Rechen-
aufgaben 480.
Morgen. Spiritus 368. 463.
Morison, Indicatorkolben '" 528.
Müller J., Sicherheitslampe " 56.
Müller und Co.. Zünder "'" 65.
Müller-Jacobs. Resinatfarbeu 139.
Münz. Brauerei 106.
•Mylius. Glas 82. 131.
Nastainzik, Aufbereitung -" 196.
Naumann, Druckpresse 347.
Nawratil. Zünder - 65.
Neuhatis. Photographie 95.
— Spiritus 327.
Neville. Hobelmaschine "- 352.
Newcomb. Photographie 414.
Newman. Tiefbohren 251.
Nicholson. Mutterfraise '"' 168.
Nissl, Telegraphie "-' 123.
Nobel, Sprengtechnik 64. 67.
Noice, Tiefbohren 247. [451.
Norton Emerv Wheel Co., Schleifrad
Noth. Tiefbohren 152.
Nykander. Spiritus 464
0.
Oeser. Triebwerk 437.
Ott. Rauhmaschine •■' 147.
Otto. Glas 41.
— Spirius 371.
P.
Pagniez. Spiritus 369.
Palladin. Spiritus 377.
Palmer. Eisenbahn 539.
Pariser Edison Co.. Lampe 240.
Parkes. Silber 411.
Pasquier du. Ofen 443.
Passmore. Spiritus 377.
Paucksch. Spiritus 233.
Paulsen, Spiritus 230.
Pawluk, Telegraphie "•• 123.
Peacock. Schleifmaschine ""' 261.
Pearsou. Sicherheitslampe "' 59.
Pellet. Zucker 225.
tiOH
Naineiiref^isler Ud. 273.
Perry. Eisen hahn 544.
Perssoii-Olssoii. WirUen-i -'8.
Perulz, Pliotogrnphie 416.
Petrovitscli. Brauerei 109.
PlalT, Bohrmaschine " 114.
PfeilTer. Pliotograiihie 95.
Phipson. Zucker 521.
Pigeon. Rettuugswesen * 305.
Pintsch. Sicheriieitslampe 49.
Pizzighelli, Photographie 419.
Poech, Bergbau 76.
Poetsch. Tiefbohren 158.
Popp, Prersluft*481.*492.
Poulot. Schleifrad * 449.
Pratt and Whitney Co., Wage* 313.
Pregel. Scheibenkuppelung * 113.
— Bohrnaaschine ^^ 118.
— Schleifrad * 449.
PrölK Abstellung 394.
Pumpelly, Speicherbatterie 47.
Putsch, Glas 131.
R
Rabitz, Hochbau '' 580.
Randol, Quecksilber 405.
Raiisome. Schärfmaschine "■•■ 257.
— Schleifrad 449. ["179.^217.* 271.
Raoult, Molekulargewichtsbestimmung
Rath, Spiritus 368.
Rathgen. Spiritus 463.
Räuber, Polirmaschine "■ 537.
Rayl, Hilfssignai 44.
Reckenzaun. Elektricitätszähler 47.
Reich und Co., Glas 136.
Reichsversicherungsamt , Sicherheits-
Reim, Malz 334. [lampe 49.
Reinhardt. Spiritus 467.
Reininghans. Brauerei 111.
Reinke. Bier 384.
Reis. Seminose 463.
Reisinger v.. Photographie 421.
Reska, Streckenbohrer 249.
Rettenmeyer. Brauerei 107.
Reychler. Diastase 463.
Richards, Bohrmaschine '^ 69.
Riggenbacii. Cement 562.
Rigoni. Schleifrad * 449.
Riley, Nickeieiseii 456.
Rillieux. Zucker 513.
Rinne. Cement 599.
Riva, Gvpsofen ^^ 339.
Rohn, Bier 379. 380.
Rolland. Quecksilber 403.
Roser, Medicamente 526.
Rösing. Retlungswesen * 306.
Rössler, Glas ** 132.^138.
Roth, Zünder " 65.
Rothschild-Deprez, Lampe 240.
Rottweil. Pulver 67.
Rowland, Photographie 418.
Rudolfy, Rettungswesen *"' 308.
Runge, Photographie 96.
Rziha, Streckenbohrer 249.
S.
Saarbrückener Bergwerksdirektion,
Sicherheitslampe 49.
Sachse, Medicamente 522.
Saint Venant de. Festigkeitslehre 207.
Salzer, Wirkerei " 1.
vSander, Wirkerei * 5.
Sandwell, Speicherbattei-iewagen 27.
Savall, Diaphanometer 372.
Schallenberger, Elektricitätszähler 96.
Scharowsky, Musterbuch 240.
Scheibner, Spiritus 368.
Scherbening, Aufbereitung " 193.
SchilTner, Cement 553.
Schindler. Braugerste 331.
Schirm, Photographie 414.
Schhimberger, Festigkeitspriifer * 167.
Schmidt und Haensch, Photographie 95.
Schnabel, Quecksilber 411.
Schneider, Kühlschiff 233.
— Spiritus 234.
— Hefe 287.
— Siederöhren •' 585.
Scholz, Streckenbohrer * 248.
Schondorf, Sicherheitslampe 49.
Schott. Glas 42. 84. 90. 129.
— Cement 560.
Schrohe, Spiritus 231.
Schubert, Wirkerei "■' 1.
Schucliard, Photographie 421.
Schüller, Strohhutnähmaschine * 244.
Schultz, Kühlschiff 233.
Schultze. Condensator * 171.
— W.. Malz 334.
— Bier 378.
Schulze, Schlampe 328.
Schumacher, Glas 87.
Schumann, Photographie 416.
— Cement 553. 558. 589.
Schutt, Spiritus 463.
Schütz, Abstellung* 395.
Schuyler Company, Dynamo * 299.
Schwab, Gas * 569.
Schwackhöfer, Bier 330. 380.
Schwamborn, Aufbereitung * 197.
Schwarz, Brauerei * 101.
Scott, Quecksilber " 400. 403.
See, Spritzkühier * 170.
SeifTert, Triebwerk * 438.
Seippel, Sicheriieitslampe 49. *54.
Seliwanoff. Cellulose 278.
Sels, Cenientver[iutz 479.
Selwig, Pumpe " 100.
Sesemann, Signal * 214.
Namenregister Bd. 273.
607
Seyde], Schulen 144.
Seyferth. Zucker 516.
Sheldon, Löthrohr 384.
Short. Eisenbahn 544.
Siebeck, Sicherheitslampe "' 59. [215.
Siemens und Halske, Warnungssignal
— AbStellvorrichtung 386. "• 387. 393.
Siemens Fr., Emaillirofen " 337.
Siersch, Sprengtechnik 64.
Simony, Photographie 96.
Singer, Cellulose 278.
Skoglund. Sprengst off 66.
Slanina, Schleifmaschine " 539.
Smethurst, Rauhmaschine '^ 148.
Smith. Druckpresse 350.
Smith und Stevens, Pumpe * 97.
Societe TEclairage Electrique, Lampe
240. [Spiritus 323.
Societe francaise des alcools purs,
— Gramme, Lampe 240.
— des Manufactures de Glaces, Glas
Spindler. Abstellung 393. ["• 134.
Splitgerber. Glas 29.
Sprague, Eisenbahn 544. 586.
Sprengel-Ostwald , Pyknometer " 222.
Srna, Photogi'aphie 420.
Staatseisenbahnverwaltung, Abstellung
387. 390. 398.
Stammer, Zucker 170. 223.
Stanley, Streckenbohrer * 248.
Statter and Co., Eiser.ijahn 549.
Steifen, Zucker 517.
Steinheil, Photographie 92.
Stern Gebr., Sicherheitslampe 49. 57.
Stevenson. Tief bohrer ^- 246.
Stift. Spiritus 469.
Stockbauer, Schreibmaschine •■' 243.
Stockheim. Brauerei """ 103.
Stölzel, Quecksilber* 401.
Stone. Spiritus 465.
— Eisenbahn 539.
Strauss-Collin, Sprengtechnik 63.
Stroehmer, Koksofen """ 341.
Strouhal, Glas 91.
Strudel. Wirkerei * 7.
Svoboda, Zucker 225.
Swinton, magnetische Klingel "■ 125.
T.
Tafel, Spiritus 377.
Tamann, Zünder * 65.
Tangyes, Pumpe * 99.
Tauss, Cellulose 276.
Taussig- Zucker 177.
Tecklenburg, Tiefbohrktmde 48. 152.
Terp, Tiefbohren 155. 249.
Tesla. Dynamo "■ 292.
Thiele, Tiefbohren 154.
Thvlmann, Spiritus 469.
Tickeil. Mefswerkzeug "" 314.
Tiffin. Schraubenschneidmaschine "■255_
Tirmann. Zünder " 65.
Tischer, Mannose 377.
Tittel und Co.. Glas 86.
Tollens, Spiritus 465.
Tomei. Cement 556.
Töpffer. Cement 553.
Torring v.. Glycerin 329.
Töth, Photographie 420.
Traebert, Hochbau " 579.
Trapp. Cement 4^0.
Trassel, Glas * 134.
Traube, Spiritus 322. 375.
Trayvou, Wage """ 310.
Treadwell, Cement 591.
Tschebull. Bergbau 455.
Tscherikowski. Zucker 226.
Tyer, Galvanische Zelle 48.
TJ.
Udransky v., Spiritus 370.
Uffelmann, Branntweinprobe 372.
Ungar, Zucker 521.
Universal Radial Drill Co., Bohr-
maschine * 70.
Uppenborn, Dynamo "'•'291.
Urbanitzky v., Telegraphie 123.
V.
Vanrout, Photographie 415.
Veevers, Gas "' 568.
Verschueren, Sicherheitslampe 49.
Vicat. Thon 472.
Vieille, Pulver 67.
Vincent und Vialatton, Wage 309.
Vogel, Photographie 420. 422.
Voigtländer, Photographie 92.
Vrabec, Zucker 178.
W.
Wagner. Photographie 93.
— Mikrophon '■■ 217.
— Spiritus 371.
Wahl, Hefezellen 382.
Wains, Centrifuge 383.
Walker, Elektrische Locomotive "••" 126^
Walkhoff, Zucker 513.
Walles, Ingotschere 496.
Walther, Glas ■' 135.
Warburg. Glas 132.
Weber, Glas 37.
Weiske, Spiritus 328.
Weiss, Condensation ■'" 497. [" 340.
Well's Rustless Iron Co., Glühofen
Wenderoth, Sicherheitslampe 49.
Wendler, Festigkeitsprüfer " 164.
€08
Sachregister Bd. 273.
Wens, Abstellvorricliluug 387. 396.
— Triebwerk 438.
Westinghouse, Umschalter '' 216.
Wetzke, Spreewasser 423.
Wichmann, Bier 380.
Wiebe, Glas 39.
Wild, Bohrmaschine * 534.
Willkomm, Wirkerei *^1.
Windifich, Spiritus 371.
Woelfel, Rauhmaschine " 149.
Woerz, Schreibmasclune ^'^ 243.
\\'ülf, Sicherheitslanipe * 5U.
— R., Abstellung " 392.
Wood, Rauhmaschine " 148.
Woodhouse und Rawson, Lampe 239.
Woodward, Pumpe ^'' 97.
Wurster, Cellulose 279.
Yoch, Bei-gbau 77.
Y.
7.
z.
Zacharias, Glühlampe 46.
Zajicek. Abwässer 331.
Zeiss. Photographie 92.
— Glas 129.
Zettnow, Photographie 94. 417.
Zeuner, Aufbereitung *' 193.
Zoebl, Braugerste 331.
Zopf, Oxalsäuregährung 470.
Zschau, Tiefbohren " 1 56.
Zschokke, Zünder ^' 65.
Zsigmondy, Glas 29. ••129. 600.
Zuntz, Spiritus 322.
Sachregister.
Abblättern. — des Oelfarbenaustriches auf Ccmentverputz 479.
Abfüllapparat. S. Brauerei 101.
Abkühlnng. Verluste durch — s. Fördermaschine 268.
Abscheruiig-swiderstaiid. — als Bestimmungsmiitel für den Grad der Harte ;
Abschmutzrolle. S. Rotationsdruckpresse ^' 346. [von Kick 10.
Absperrreutil. — zur Hambruchschcn Ausrückvorrichtung" 394.
AbstellTOrrichtiing'. — an Dampfmaschinen ^^ 385.
Abwasser. Reinigung der — aus der Brauerei 330.
Acrose («). — eine neue Zuckerart 377.
Aetherbeweguiig. S. Wärmetheorie 203.
Aethylalkohol. Einflufs auf den Stoffwechsel des Menschen 467.
Alarmrorrichtung. — an Mohrenberg'schen Ansrückvorrichtungeu " 390.
Alkalisalze. S. Darstellung des Cemenies 480.
Alkalisnlfat. — und Alkalibisulfit zur Reinigung von Rohalkohol 323.
Alkoholometer. — 467.
Alterthiimer. Regeln für die Erhaltung aufgefundener — 189.
Amide. — in Gerstenmalzauszügen 231.
Animon. Kohlensaures und o.xalsaures — s. Sprengtechnik 66.
Ammoii-Wetterdynaiiiit. — 64.
Amperemeter. Maylleld's Taschen — "550.
Analyse. Prüfung des Glases durch Farbenreaction 131. Die Raoultsche Me-
thode der Molekulargewichtsbeslimmung; von C. Klinge "••' 179. ^'^ 217. '* 271.
— verschiedener Gerstensorten 332. S. Spiritus 370. Bestimmung des
Fuselöles 371. Verunreinigung des Handelsspiritus 373. — des Spiritus
mit Geifsler's Vaporimeter 375. — des Malzschrotes 378. Polaristrobo-
metrische — s. Spiritus 463. S. Iris-Reagenspapier 470. S. Cement 471.
Bestimmung der Raffinose in Rohzuckern 518. Ferrocyanbestimmnng in
gebrauchter Reinigungsmasse 563.
— Untersutduing von Gasreinigungsmasse 563.
— Spreewasser n von Dr. Th. Wetzke 423.
AiibauTersiich. — mit Gerste in Schleswig-Holstein 333.
Anstrich. Verhütung des Abblätterns von Oelfarbenanstrich auf Cement-
Antiseptikuni. S. Hydroxylamin 470. [verputz 479.
Antriebstheile. — der Bohrmaschine ^' 114.
Apochromat. — 92.
Sachregister Bd. 273. 609
Appretur. S. Rauhmaschinen -" 145.
— Revolvirender Apparat zum Bleichen, Kochen, Imprägniren u. s. w.; von
Arabiiiose. Gährversuche mit — 465. [Gebauer ^'' 584.
Arznei. S. Medicamente 522.
Astronomie. Anwendung der Photographie auf die — 94.
Athmen. Rudoliy"s Apparat zur Anregung der Lungenthätigkeit " 308.
Aufbereitung. Neuerungen in der — '^ 193.
Schwingender Muldenherd von Miehe und Zeuner * 193. Dachförmiger
Waschherd von Scherbening * 193. Klassirvorrichtung für Schlämme von
Hering und Hardt '"^ 195. Schlammaufbereitung von Nastainzik '■•' 196. Bil-
hai'z' Bolzenmühle '"■ 196. Pochwerk mit cj'linderförmiger Sohle von
Schwamborn * 197. Card's Vorrichtung zum Ausscheiden metallischer
Anslaugeverfahren. — nach Steffen s. Zucker 517. [Theile*197.
Ausleger. Pneumatischer — für Rotationspressen ** 347.
Auslösung. — von Triebwerkskuppelung s. Ausstellung '"" 433.
Ausstellung. S. Sicherheitslampe * 49. Brauerei * 101. Die elektrische Be-
leuclitung der Pariser — 239. Edoux' Fahrstuhl auf dem Eiffelthurm*25l.
Beleuchtung der Pariser — ""' 300. Braugerste in Brunn 331. — zur
Verhütung der Infection in der Brauerei 384.
— Von der Deutschen Allgemeinen — für Unfallverhütung in Berlin 1889
15.* 385. -"-433.
Vorgänger der — 15. Gruppeneintheilung 18. Charakteristik der — 25.
Abstellvon-iehtung für Dampfmaschinen, allgemeine Grundsätze 385.
Lösung der Kuppelung durch einen vom Elektromagneten ausgelösten
Dampfcylinder, von der preul'sischen Staatseisenbahnverwaltung 387.
Elektrische Absteilvorrichtung von Siemens und Halske * 387. Desgl.
mit Alarmvorrichtung von Mohrenberg * 390. Mix und Genest's Signal
für den Maschinenwärter 390. Drahtzug zum Loslösen des Grundschiebers
der Betriebsdampfmaschine von der Excenterstange 390. Absteilvorrich-
tung durch Auslösen des Schiebers von der Excenterstange und Bremsung
des Dampfcylinders, von der König-Friedrich-August-Hütte * 390. Absteil-
vorrichtung, bei welcher die Auslösung der Excenterstange durch einen
segmentartigen Rahmen bewirkt w^ird, von Brennicke und Co.'"- 392. Wolfs
Absperrung mittels Absperren des Dampfes beim Uebertritt in den
Receiver * 392. Abstellung der Dampfmaschine durch Einwirkung auf den
Expansionsregulirapparat von Keil und Meister '•- 393. Desgl. von Winter
394 und von PröU 394. Döring und Rückert's Abstellung durch Glocke
mit Luftverdünnung * 394. Hambruch's Abstellung mittels Druckwassers
* 394. Abstellung mit verdichteter Luft von Schütz * 395. Auslösung
durch das Gewicht einer Bandbremse von Wens '^ 396. Herbertz' Abstel-
lung durch Niederfallen eines elektrisch ausgelösten Gewichtes * 397. Ab-
stellungen der Königl. Staatseisenbahnverwaltung mittels Drahtzug und
Drosselklappe bez. Steuerklinke 398. Triebwerkskuppelung und Einrich-
tungen zu deren Auslösung: Allgemeines 433. Dohmen-Leblanc'sche Kuppe-
lung, ausgeführt von der Berlin- Anhalt'schen Maschinenfabrik* 434. Brems-
ringkuppelung von Max Friederich und Co. '^ 435. Kuppelung von Lohmann
und Stolterfoht '•- 435. Gawron-Kuppelung, aus Lamellen bestehend * 436.
Auslösung der Kuppelung mittels Drahtzuges von der Königl. preufsischen
Eisenbahnverwaltung 437. Wens' Klingelzug mit Bandbremse zum Aus-
rücken 438. Frederking'sche Ausrückung mittels Coulisse * 438. Seyffert's
Momentausrückung mit Hilfe einer elektrischen Auslösung * 438. Blanke's
Auslösung mittels auf einen Hebel wirkenden Magnetes 439. Heller's
Ausrückvorrichtung bei vorhandenen schweren Schwungmassen, insbe-
sondere bei Schleifsteinen " 439. Bock und Füllner's Ansichten über Aus-
rückvorrichtungen 440.
B.
Bahuwesen. Die elektrische Stadtbahn in Budapest 335.
Bakterien. Photographiren der — 95. S. Bier 381. Photographie von — 414.
— im normalen Pflanzengewebe 469.
Dingler's polyt. Journal Bd. 273 Nr. 13. 1889/III. 39
610 Sachregister Md. 273.
Bandbremse. S. Ansriickung von Dampfmascliinen * 39G.
Barytgrlas. — zu Landschaftslinsen 92.
Batterie. Zwerg— für Teleplion 432.
Baiini^olle. — industrie der Welt 575.
Bauwesen. Musterbuch für Eisenconstructioneii; von Scharowsky 240. Elasti-
cität und Festigkeit; von Bach 24(1.
Beleuchtung. Die Herstellung der Glühlampen 46. S. Sicherheitslampe '* 49.
W. E. Fein's Controlapparate für den Betrieb elektrischer — sanlagen '^211.
Weslinghouse's Umschalter für elektrische Lichtleitungen* 216. Elektrische
— der Pariser Ausstellung 239. Der Bau, Betrieb und die Reparaturen
der elektrischen — sanlagen; von Grünvvald 288. — der Pariser Aus-
stellung ** 300. Bernstein's Glühlampenanordnung * 360. S. Photographie
413. Selbsthätiger Verlauf elektrischen Lichtes 551.
Benähen. Herstellung plüschartiger Teppiche durch — ; von Harris * 535.
Bergbau. S. Sicherheitslampe * 49.
— Der maschinelle Schrämbetrieb im Kohlenreviere von St. Louis in Nord-
amerika. Die Harrison-, Yoeh- und Legg-Maschine und deren Verwen-
dung 76.
— Vorsichtsmafsrcgeln gegen Grubenbrände 75. Guibal's Ventilator mit Ein-
lauf-Conusen 118. Magnetelektrische Klingel für einzelne Schläge * 125.
Iniuiisch's elektrische Locomotive für Bergwerke ■' 126. S.Tiefbohren
* 151.* 246. Hubgröfse der Fördermaschinen 261. Production der Berg-
und Hüttenwerke Rufslands im J. 1886 315. Elektrische Kraftübertra-
gung in der Comstock-Grube 432.
— Querschlag-Betrieb 455.
Mittheilung von Tschebull über die Gewinnung in Annathal 455. Kosten
des Betriebes bei Ausschlufs der Schiefsarbeit 456.
Bier. Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei 330. 378.
Reinigung der Abwässer von Schwackhöfer 330. Beseitigung der Ab-
wässer von Zajicek 331. Mährische Braugerste- Ausstellung in Brunn 331.
Ergebnisse der Anbauversuche mit Braugerste in Schleswig-Holstein ; von
Emmerling 333 und in Sachsen 333. Ueber das Wasserbinden der Malz-
trockensubstanz; von Schnitze 334. Analyse des Malzschrotes 378. Beob-
achtungen von Rohn über die Aenderung des Rauminhaltes der Schank-
tasser 379. Temperatur der Pfannenböden von Schwackhöfer 380. Un-
reines Tiefbrunnenwasser von Rohn und Wichniann 380. Aenfserung
Schwackhöfer's über die Gesundheitsschädlichkeit geschwefelten Hopfens
381. Eintlufs der aus Würze erzeugten Röststoffe auf die Gährung; von
Irmisch 381. Bakteriologische Wasseruntersuchung, sowie Anwendung der
Hefereinzucht bei der Obergährung; von Hansen 381. Anzahl der Hefe-
zellen im — e von Wahl 382. Generalversammlung des Vereins „Ver-
suchs- und Lehranstalt für Brauerei" 383. Vortrag Delbrück's über das
Kühlschiff und Ersatz desselben. Apparat zum Sterilisiren von Hoffmann
und Ebert bezieh. Ergang. Kühlbottich von Eckert. Vortrag Lindners
über Infectionen 383. Reinke's Mittheilungen über Vergährungsgrad.
Goslich's Vortrag über Feuerung 384.
Binden. Bindezeil des Cementes 472.
Blech. Räuber's - polirmaschine 537.
Blechhammer. — *13.
Blei. S. Hüttenwesen 411.
Bleichen. Apparat zum — s. Appretur * 584.
Blinden-Schreibapparate. — *241.
Boudard's Rektograph für Schreibschrift 241. Costel's dem Rektographen
ähnlicher Schreibapparat * 242. Apparat für Braille-Sclnift von Stock-
baucr und Woerz * 243.
Blitzableiter. — an Explosivstoff-Gebäuden 69. Guerin's Erdleitungsprüfer
für — M20. Glendale's — für Telegraphen " 549.
Blitzlicht. Orlliochninialisches — von Mewcomb 414.
BlitzschntzTorrlchtung-. — für Telegraphen von Czeija, Nissl, Pawluk '•"123.
Bopenfeile. Zur Herstellung innerer Sdilitze "' 143.
Sachregister Bd. 273. 611
Bohren. S. Tief— * 151.
Bohrer. Birkenhead's und Billing's — "'431.
Bohrloch. S. Querschlag 455.
Bohrmaschinen. Neuerungen an — * 69.
Richards' Flügelbohrmaschine mit ausschlielslich Riemenbetrieb* 69. üni-
versalUügelbohrmaschine der Radial-Drill Comp, mit in jeder Ebene schräg
stellbarer Bohrspindel * 70. Hulse's Flügelbohrmaschine mit Einrichtung
zum Heben und Senken des Flügels * 72. Booth's Ausbohrmaschine* 73.
Bickford's freistehende Bohrmaschine " 74. Ausrückvorrichtung von Lodge
und Dreses "■ 75.
— lieber die Berechnung der Antriebstheile von — " 114.
— Neuerungen an standfesten — * 533. [rung - 534.
Fiege's freistehende Bohrmaschine für Handbetrieb ■•' 533. Wild's — steue-
Bohrspindel. Rollendrucklager für — von Brownell * 354.
Boje. Nachtrettungs— "■ 306.
Braile-Schrift, S. Blinden-Schreibapparate '■• 241.
Brauerei. Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der —Industrie
(zugleich Bericht über die Stuttgarter — ausstellung); von Prof. Alois
Schwarz * 101.
Enzinger's Fafsabfüllmaschine und Flaschenschwenkmaschine 102. Stock-
heims Filterapparate und Abfüllhähne * 103. Gehrke's Filtrir- und Abfüll-
apparate 104. Fromme's Filterapparat 104; desgl. von Klein, Schanzlin und
Becker 105. Fromme's Lagerfafsbüchsen nach Münz 106. Arnold und
Schirmer's Piefke-Filter 106. Gersons VVasserßltration 107. Luckhardt
und Alten's hydraulischer Spundapparat """ 108. Hefe- und Bier-Ablafs-
Spundbüchse von Petrowitsch 109. Abfüllhahn unter Luftgegendruck
von Kropf 110. Flaschenspülvorrichtung und Spunddauben von Reining-
haus 111. Turbinen-Hefeaufzieh- und Lüftungsapparat und Pichapparate
von Hoz und Kempter 111. Fafsgeläger-Reinigungsmaschine von Fleischer
und Mühlich 112.
Braugerste. — auf der Ausstellung in Brunn 331.
Bremse. Bremsringkuppelung von M. Friederich* 435.
Brilleng'las. Lenfant's Herstellung des —es * 136.
Bromsilberg'elatine. Herstellung der — 415. Lichtwirkung auf — 93.
Bronze. Erhaltung alterthümlicher — 190.
Brücke. Prüfung des Schweilseisens der Ketten— in Kiew 477.
Brnckenwage. — für 20t nach Monchicourt und Rondet * 309.
Brunnen. Bohren der — in Crefeld "' 156. S. Spiritus 380.
Bürette. — mit Patenthahn von Greiner und Friederichs 138.
C.
Cellnlose. S. Filter 103.
— Verhalten von Holz und — gegen erhöhte Temperatur und erhöhten Druck
— S. Spiritus 463. [bei Gegenwart von Wasser; von H. Tauss 276.
Cement. Ueber die Untersuchung und das Verhalten von — 471. 551. 587.
Prüfung von — 471. Die chemische Analyse 471. Feinheit der Mahlung
471. Dichtigkeit 472. Bindezeit 472. Probenadel von Vicat 472. Ein-
flufs des Meerwassers auf die Bindezeit 473. Vei'suche Candlot's über Zug-
festigkeit des —es. Aenderung der Festigkeit mit der Zeit 474. Menge
und Beschaffenheit des Anmachwassers 474. Eintlufs der Temperatur auf
die Bindezeit 474. Proben mit heifsem Wasser 475. Normen für Lieferung
und Prüfung von Portland-— 476. Anfertigungsweise der Probekörper
von Dyckerhoff, Töpffer und Schumann 551. Prüfung rasch bindender
— e von Schiffner. Vorschläge von Goloubiatnikow 553. Ueber Sinterungs-
temperatur von Meyer 554. Einwirkung des Kalkes auf die Wärmeverhält-
nisse des —es 555'. Einwirkung von Luft, Süfs- und Seewasser, Frost
auf den — ; von Tomei. Einwirkung des Wasserdruckes 557. Verhalten
der — mörtel beim Erhärten an der Luft; beim Erhärten in Seewasser
nach Thumann. Einwirkung des Ueberschusses von Wasser beim Binden
612 Sachregister Bd. 273.
des — es. Einflufs des Frostes nach Böhme 561; desgl. von Riggenbach
562. Salzzusatz zu — mörtel 503. Dyckerhofl's und Thumann's Mörtel-
probeu 587. Volumenänderung und Schäden der — e von Tetmajer 591.
Lufttreiben und Wassertreiben derselben 591. Verhalten des Portland-
— es am Stephansdorae 593. Eintlufs fremder Bestandtheile auf Port-
land— 595. Farbezusätze bei — platten 596. Erfahrungen über Gj-ps-
treiben. Magnesiahaltige — e 596. Einlluls der Kalksalze auf das Binden;
von Candlot 598. Zusatz von Schlacke zum — e; von Michaelis 600.
Cement. Ofen zum Brennen von — * 443. Ofen zum Brennen — haltiger
Stoffe* 444. Darstellung von — unter Benutzung von Alkalisalzen 480.
Cirkelmesser. Schleifmaschine für — * 335. [ — verputz 479.
Cocain. — und Cocainderivate 522.
Cocäthylin. S. Medicamente 524.
Coudeusation. Gegenstrora— für Daiiipfraaschineu ^^ 497.
— See's Spritzkühler für — swasser * 170. [silber * 404.
Coiidensator. S. Vorwärmer und Kühler, System Klein* 355. — für Queck-
Coulisse. Frederking'sche Ausrückung mittels — * 438.
Cjauiu. — zu Emulsionen s. Photographie 418.
D.
Dach. Wellblech— von Lorenz * 577.
Dampfkessel. Rauchverzehrender Drehrost von Hopcraft *•' 574.
Dampfmaschine. Higginson's Regulator * 253. [von A. Bauer 261.
— Ist der grofse Hub der direkt wirkenden Fördermaschinen zweckmäfsig?
— S. Schiebersteuerung 288. Kennedy's elektrischer Regulator 384. Abstell-
vorrichtungen für — * 385. Gegenstromcondensation für — nanlagen nach
Deuaturirter Spiritus. 467. [Weiss '^497.
Depression. — der Thermometer 37.
Destillationsbetrieb. Beurtheilung und Controle des — s 323.
Diamantbohren. S. Tiefbohren 251.
Diaphanometer. S. Spiritus 372.
Diastase. Künstliche — 463.
Dichtigkeit. — des Cementes 472.
Draht. Schwungrad mit Schwungring aus — * 478.
Drahtmantel. S. Sicherheitslampe * 58.
Drahtzug. Abstellung der Dampfmaschine mittels — 390. 397.'"* 437.
Drehbank. Bent's Stahlhalter 96. Ansaldi's Krummzapfen — mit kreisenden
— 'Neuere Drehbänke * 529. [Werkzeugstählen * 495. 529.
Lodge und Davis' — mit doppeltem Querschlitten für Rothgufsarbeiten
■' 529. Birch's — mit Doppelspindel * 530. Tritt— mit beim Niedergang
des Trittes vergröfsertem Kurbelkreise von Geiger und Hessenmüller
* 531. — mit Fufsbetrieb für Feinmechaniker von der London Lathe and
Tool Comp.* 531. Benz' Rohrllanschen -Doppel— * 532. Säulen-Fräse
und von Geiger und Hessenmüller *'" 532.
Drehrost, — von Hopcraft * 574.
Drehsieb. — bei Frictionscondensatoren s. Hüttenwesen * 407.
Drackerei. Typenstanzverfahren von Engelen * 159.
— Neueri.ngen an Rotationsdruckpressen * 341.
Rotationsmaschine für wechselnde Formate und pneumatische Führung
der Bogen* 343. Anordnung einer Abschrautzrolle für Werk- und Hlustra-
tionsdruck* 346, pneumatischer Ausleger * 347; von König und Bauer*.
Missong's Rotationsmaschine für wecliselnde Formate - 347. Rotations-
raaschine mit Einrichtung zum nachträglichen Einfügen von Satz; von
Buxton, Braithwaite und Smith 350. Verwendung der Einrichtung in der
— der Midland Press 350. Anordnung eines Nebenformencylinders an
der vorgenannten Maschine zum Eindrucken der „letzten Nachrichten"* 351.
Drnckrerfahren. Photomechanische — 91. 413.
Druckwasser. — zur Ausrückung von Dampfmaschinen; von Hambruch*394
Dnplcxpumpe. S. Pumpe * 97.
Sachregister Bd. 273. 613
Dynamit-Oranate. — 66.
Dynamo. — mit Prefsluft als Betriebskraft ■•"481.
E,
Ecgouiu. S. Medicamente 522.
Eiflfelthurm. Der — und die Forthbrücke "' 600.
Eikonogeu. S. Photographie 421.
Eiseu. Prüfung der Festigkeit des — s der Kettenbrücke zu Kiew 477.
— Legirung von Nickel und — . Vortrag von Riley vor Iron and Steel In-
stitute 456.
— — gehalt der Soda s. Koksschmelzen 571. Träger mit gewelltem Stege "577.
Eisenbahn. SandwelTs elektrische — wagen mit Beiwagen für Speicher-
batterien 27. Rayrs Hilfssignal für — züge 44. Delfieu's selbsthätige
— Signale * 78. Magnetelektrische Klingel für einzelne Schläge von Cox-
Walker und Swinton*125. Warnungssignale und Schienencontacte für
eine bestimmte Fahrrichtung* 214. Die Lartigue'schen einschienigen — en
■"' 539. Die elektrische — zu NorthÜeet mit in Reihenschaltung fahren-
den Wagen * 544. — wagen der elektrischen Bahn zu Northtleet 548.
Sprague's und Bentley-Knight's Motor für elektrische — en 586.
Eiseuconstructionen. Musterbuch für — von Scharowsky 240.
Eiweifstrubnng. S. Bier 384.
Elasticität. — und Festigkeit von Bach 205. 240.
Elektricität. Sandwell's elektrische Eisenbahnwagen mit Beiwagen für Speicher-
batterien 27. Frisch's Messung des Isolationswiderstandes elektrischer An-
lagen 45. Herstellung der Glühlampen 46. Reckenzaun's — szähler 47.
Pumpelly's Speicherbatterie 47. Tyers galvanische Zelle 48. Deltleu's
selbsthätige Eisenbahnsignale* 78. Schallenberger s — szähler für Wechsel-
ströme 96. Immisch's elektrische Locomotive für Bergwerke ■''126. Kohn's
galvanisches Element * 119. Guerin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter
* 120. Cox-Walker's und Swinton's magnetelektrische Klingel für ein-
zelne Schläge* 125. Kapp's Inductorregulator für Wechselstromanlagen
*128. Kuhnhardt's Vieli'achtelegraph ohne synchrone Laufwerke 143.
Goolden's feuersichere Widerstandsrahmen 192. Fein's Controlapparat
für elektrische Beleuchtangsbetriebe*211. Warnungssignale und Schienen-
contacte für eine bestimmte Fahrrichtung * 214. Die elektrische Beleuch-
tung der Pariser Ausstellung 239. Westinghouse's Umschalter für elek-
trische Lichtleitungen ■"" 216. Die elektrische Stadtbahn in Budapest 335.
Bernstein's Glühlampenanordnnng '"' 360. S. Telephon von Mix und Genest
* 363. Kennedy's elektrischer Regulator 384. Sheldon's elektrisches Lötli-
rohr 384. — zur Auslösung von Betrieben s. Ausstellung "' 385. S. Aus-
lösung von Dampfmaschinen nach Herbertz" Construction "'396. Elektrische
Kraftübertragung in der Comstock-Grube 432. Zwergbatterie zum Nach-
weise der Empfindlichkeit des Telephons 432. S. Dynamos mit Prefsluft-
betrieb * 481. Die elektrische Eisenbahn zu Northtleet * 544. Glendale's
Blitzableiter für Telegraphen * 549. Mayfield's Taschen -Ampere- und
Voltmeter * 550. Selbsthätiger Verkauf "elektrischen Lichtes und tele-
phonischer Anschlüsse 551. Sprague und Bentley's Motor für elektrische
Eisenbahnen 586. S. Telephon.
Elektrolyse, lieber elektrolytische Zerlegung durch Wechselströme 237.
Elektromotoren. Neuerungen an — (Dynamomaschinen) 289.
Anordnung der Feldmagnete in drei Gruppen zu je drei Magneten von
Bull* 289. Elektromagnete aus weichen Eisendrähten hergestellt; von
Hanson*289. Ferranti's verbesserte Fortleitung des elektrischen Stromes
"290. Dynamomaschine ohne Magnetkern von Uppenborn, Forbes bez.
Eickemeyer ""■ 291. Tesla's Motor, welcher mit Wechselströmen arbeitet
und zwei mit ihren Achsen rechtwinklig zu einander stehende Spulen hat
■"" 292. Form des synchronen Motors * 295. Plan für eine Anlage zur
allgemeinen Vertheilung des Stromes von Tesla 298. Wechselstrommotor
ohne Coramutator von Tesla ■'■ 299. Anker, von Trommelform und aus
614 fcJachiegiDier Bd. 273.
Eiseiiblechriii^en bestehend, mit vier Spulen, von der Scliuyler-Companj'
* 299. Schaltung homologer Spulen nach Cabanellas 300. Henrion's
Dynamo und Regulatoren ** 300. Beleuchtung der Pariser Ausstellung mit
Krizik's Pilsenlampe * 300. Ausführung derselben von Henrion ^ 302.
Element. Kohn's galvanisches — * 119.
Kniailliröfen. — von Siemens * 337.
Euinicnslt. S. Sprengtechnik 64.
EmpüudiiiigsUbertraguug'. — bei Unlailen 440.
Entfärbung:, — spulver s. Spiritus 470.
EntfuselungrsTorfahren. — 322.
Entplasuugsprodncte. S. Glas 88.
Entschnlen. Das — der Maische 235.
Eutwlckelung-. — von Trockenplatten 419.
Eosinsilberplatte. — 416. 417.
Erdbohrer. — zum Vorbohren von Pfostenlöchern 251. S. Tiefbohren.
Erdleitnng'spröfer. Guerin's — für Blitzableiter * 120.
Erdöl. Eriiöhung der Ergiebigkeit von — bohrlöchern 249.
Erdwachs. Gewinnung von — (Ozokerit) durch Schmelzen 250.
Erhaltungsniittel. — für alterthümliche Gegenstände 189.
Erythrosin. S. Gclbempfindlichkeit 416. 417.
Expansion. Ausriickung durch Einwirkung des — sregulirapparates * 393.
Explosionsstolfe. S. Sprengtechnik * 62.
Fahrstuhl. Edoux' — auf dem Eiffelthurm •' 251.
Fallhaninier. — von Ainsworth, Hammesfahr und Hasse '■* 14.
Fang"kettenstnhl. S. Wirkerei * 4.
Färberei. Die Bleichmittel, Beizen und Farbstoffe von Herzfeld 576.
Farbstofr. Heber die sogen. Resinatfarben von Müller-Jacobs 139.
Fafs. Aendcrung des Rauminhaltes von Schankfässern 379.
Fafsabfilllmaschine. — 102.
Feile. S. Bogen— "■ 143.
Feldmagrnet. S. Elektromotoren * 289.
Fenster. Verschlufs von Oberlicht — n * 582.
Ferment, Ein oder zwei — e im Malz 464.
Ferrocjan. Bestimmung des — s in Reinigungsmassen 563. Gewinnung des
— s aus Gasreinigiingsmasse 567.
Festijarkeit, Bestimmung der Härte; von Prof. F. Kick 10. S. Zug — sprüfer
für Papier, Gespinnste u. dgl."163. Elasticität und — ; von Bach 240.
— der Legirung von Nickel und Eisen 456. S. Ceraent 473. Die Prüfung
des Schweifseisens der Kettenbrücke in Kiew 477. — des nach dem
Freret'schen Verfahren getrockneten Holzes 511. Untersuchung über die
— des Cementes 551. 587. [Gollner 206.
Festig'keitslehre. Elemente der — •, von Johnen 288. Zur — ; von Prof.
Fettsäure. Flüchtige — , ob (liesell)e in die Milch übergeht? 328.
Fenerung'. S. Bier 384. Rauchverzehrender Drehrost von Hopcraft 574.
Filter. S. Brauerei 101. Piefke's — 106.
Firnifs. — zur Erhaltung alterthümlicher Gegenstände 191.
Flasche. Automatischer — nbla.sapparat 133. Schere für die — nmündungen.
Auswalzen der — nmündungen ** 136.
Flaschenschwenkmaschinc. Enzinger's — 102.
Flul'swasser, S. Analy.se des Sproewassers 423.
Fördermaschine. Hubgröfse der — 261.
Format. Itdlalionsdruckpresse für wechselndes — * 342.
Forthbrilcke. — *> (WO.
Fraise. — für Säulen s. Drclil)ank ** 532.
Fraismaschine. Nicholaon's Muttern — * 169.
Frost. Eintlufs des — es auf Cement 556.
Frucht/ucker. S. Zucker 521.
Sachregister Bd. 273. 615
Fuselöl. S. Spiritus 321. Nachweis und Bestimmung von — in Spiritus 370.
Gehalt der Branntweine an — 466.
Fütterung'STersuche. — mit Schlampe und wasserreichen Futtermitteln 324.
G.
IJährbottich. — von Geyer 369.
Oalaktose. Gährversuche mit — 465.
Gas. Boy's Versuche mit Seifenblasen 238.
— Neuerungen in der — industrie 563
Ferrocyanbestimmung in der Reinigungsmasse von Knublauch 563. Unter-
suchung gebrauchter Reinigungsmasse von Moldenhauer und Le)'bold 565.
Gewinnung des Sulfo- und Ferrocyans aus gebrauchter — reinigungs-
masse von Esop 567. Verfahren von Kunheim und Co. 568. Verfahren
und Apparate zur Reinigung des Leucht- und Kohlen — es von Estcourt
563. Neue Form der Pentanlampe von Harcourt 570.
Gasdruckmesser. — für Gewehrpulver 66.
Gasofen. S. Glas* 132.
GefrierTerfahren. S. Tiefbohren 158.
Gegenstroin. S. Condensation * 497. S. Zucker 171.
Gelatineemnlsion. Orthochromatische — 416.
Gelbempfliidlichkeit. — bei Erythrosin 417. [466.
Geruch. Beseitigung des üblen — es von Spiritus aus angefaulten Kartoffeln
Gerusthalter. S. Hochbauwesen * 578.^- 579.
Geschofs. Bourblanc's — zum Zuwerfen von Rettungsleine "" 303.
Geschwindigkeit. — der Bohrmaschine '"■' 114.
Geseukhammer. — * 13.
Getreide. BoUino's — entladevorrichtung * 496. Hill's — wage *" 311.
Getrübtes Glas. S. Glas 89.
Gewicht. — s- und Volumprocente s. Spiritus 467.
Gewichtsalkoholometer. — 469.
Gewinde. Hateley's Grund — Schneidraaschine * 168.
Giefsen. — der Glasplatten * 134. [mondy 29.
^las. Die Löslichkeit der Sulfide im Glase (neue Farben) 5 von Richard Zsig-
— Zur Technologie des —es 37. 82.* 129.
Eintlufs der Zusammensetzung des — es auf die Depression der Thermo-
meter 37. Standänderungen der Thermometer nacli Erhitzung auf höhere
Temperaturen von Wiebe 39. Fehler an Libellen 40. Einflufs des Spiritus
auf Libellen 41. Untersuchungen über die Löslichkeit des — es in Wasser
nach Versuchen von Mylius und Foerster 82, desgl. von Ebell 82. Kali-
wasser— im Verhalten zu Wasser 83. Löslichkeit der Kaligläser, verglichen
mit derjenigen der Natrongläser 84, und vergleichende Löslichkeit von
— Sorten des Handels 86. Untersuchungen von Hussak und Schumacher
über das Kalksilicat des — es 87. Sphärolithische Ent— ungsproducte von
Hussak 88. Getrübte Gläser von Knapp 89. Entfärbung von durch Eisen
gefärbten Gläsern 89. Thüringer — 90. Thonerde in der Zusammen-
setzung des — es von Frank 90. — thränen mit verdünnter Flufssäure be-
handelt von Barus und Strouhal. Rauter's massives Goldrubin— 91.
Schott's — schmelzerei für optische und andere wissenschaftliche Zwecke
129. Aenderung der Pütsch'schen Wechselhaube 131. Mylius' Prüfung
des — es durch Farbreaction 131. Rössler's — ofen zu Probeschmelzungen
für Flüsse und Glasuren* 132. Ashley's automatischer Flaschenblasapparat
133. Lippert's — schmelzwanne * 134. Auswalzen dünner — platten nach
Lindner und Trassel * 134. Apparat zum Hantiren von — wannen vor
und in dem Ofen * 134. Mit der —bläserpfeife verbundene Luftpumpe
von Donovan " 135. Ballons aus — mit innerem Luftzuführungsrohre für
Lampen von Walther und Kaiser * 135. Schere zum Formen der Flaschen-
mündungen von Blumberg * 136. Auswalzvorrichtung für Flaschenmün-
dungen von Klein und Herb * 136. Lenfant's Herstellung von Brillen-
gläsern* 136. Metallglanzätze auf — oder keramischen Gegenständen
616 Sachregister Bd. 273.
von Reich und Comp. 136. Verfahren, um — zu decoriren, von Frank 137.
Perlenaut'reihmaschinen von Haller und Berthold * 137. Rössler's auto-
matisches Schleifen der —perlen * 138. Bürette und Pipette mit Patent-
hahn von Greiner und Friederichs 138.
Glas. Neues optisches — 479. S. Schleifmaschine für — ^^ 539. — bläser-
färbe '29. [pfeife mit Luftpumpe s. — * 135.
— Schleifen der —perle* 138.
— — thranen 91.
Glühlampe. Herstellung der — 46. [Bilharz * 442.
Glühofen. — der Wells Kuslless Iron Co. * 340. — für körnige Stoffe von
Gljceriii. — gehalt der Branntweinschlämpe 329. S. Spiritus 469.
Gold. Erhaltung alterthümlicher Gegenstände aus — 19U.
Goldrubini2:las. — 91.
Granate. S. Dynamit— 66.
Granzitaot'en. S. Quecksilber * 400.
Grubenbrand. Vorsichtsmafsregeln gegen — 75.
Grilnmalz. — zur Umwandlung der Stärke 235. [lung 15.
Gruppe. — neintheilung der Ausstellung für Unfallverhütung s. Ausstel-
Gyps. Rivas Ofen zum Brennen von — * 339.
Gypstrelben. S. Cement 596.
H.
Häkelmaschine. — für Posamenten * 5.
Hammer. Neuere — constrnctionen * 11.
Glossop's Schmiede — mit Kraftbetrieb und Luftwirk luig '' 11. Hackney's
Kraft — mit LuftpufTer* 12. Massay's Gesenk- und Blech— mit Dampf-
betrieb * 13. Aiusworth's Fall— 14. Fall — von Hammesfahr und von
Härte. Bestimmung von — ; von Kick 10. [Hasse " 15.
Hebezeug:. Bollino's Getreideentladevorrichtung "496. S. Fahrstuhl * 251.
Hefe. Zuckerbildung der — 463.
— — reinzucht 381.
— — verfahren s. Spiritus 287.
— Anzahl der — zellen im Biere 382.
Heizung. Regulirung der — durch Prefsluft * 483.
Herd. S. Aufbereitung* 193.
Himmelskarte. — 96. [Heinemann's — für das Kleingewerbe *' 353.
Hobelmaschine. Haas' Triebwerkskuppelung für — n *' 254. Neville's — *352
HochbauTTesen. Neues im — * 577.
Daehr's Trägereisen mit gewelltem Stege * 577. Lorenz' Wellblechdach
* 578. Birmelin's Gerüsthalter * 578. Desgl. von Traebert * 579. Leiter-
gerüstträger von Heist * 580. Rabitzputz * 580. Böckel's Verblendziegel
mit Hohlzapfen 582. Kersten's Fensterverschlufs * 582. Verschlufs und
Stellvorrichtung für Oberlichtfenster von Kolbe ** 582. Desgl. von Bub-
Uolz. Erhaltung alter —gegenstände 190. [mann und Hirschmann "583.
— Verhalten von — und Cellulose gegen erhöhte Temperatur und erhöhten
Druck bei Gegenwart von Wasser; von H. Tauss 276.
— Ergebnisse mit dem Freret'schen —trocknungsverfahren 511.
Holzbearbeitnngr. Birkenhead's Bohrer* 431.
Holzlutte. Baker's — s. Hüttenwesen * 408.
Homcocain. S. Medicamente 524.
Hubg'röfse. — der Fördermaschinen 261.
Hüttenwerke. Production der — Rufslands im J. 1886 315.
Hüttenwesen. Neuerungen im Metall — ** 398.
Quecksilber, Verarbeitung des Quecksilbers zu New-Almaden von Christy
bez. Kroupa 398. Die Erze, die Oefen * 399. Grobkornöfen 400. Gran-
zitaöfen *^ 400. Tierraöfen ** 401. Versuchsofen von Hüttner and Scott 403.
Rolland's Ofen 403. Die gemauerten Condensatoren * 404. Schutz der
Mauerwerke durch Asphalt nach Randol 405. Eiserne Coudensatoren
von Fiedler-Randol 406. Coudensatoren von Holz und Glas nach Randol
Sachregister Bd. 273. 617
xmd Fiedler* 406. Frictions-Condensatoren mit Drehsieben * 407. Holz-
lutten von Baker ^^ 408. Die Condensationsproducte 408. Zukünftige Ver-
besserungen in der Condensation, Vorschläge von Christy, Verringerung
der den Condensator durchstreichenden Gasmenge etwa durch Anwendung
des Wassergases. Erforderlicher Raum zum Absetzen des Quecksilbers
409: die Temperatur beim Austritt aus dem Condensator soll 200 nicht
übersteigen. Wahl des Materiales für die Condensatoren 410. Verar-
beitung der Erze zu Almaden 410. Bericht von Schnabel 411. Blei und
Silberverarbeitung nach Parkes' Verfahren 411. Entsilberung des Bleies
durch Hindurchleiten von Zink ; von Honold * 412.
Hüttenwesen. Walles" Ingotschere * 496.
— S. Aufbereitung.
Hydrazin. — 523.
Hydrochinou. S. Photographie 420.
Hydroxylamin. — als Antiseptikum 470.
Imprägulreu. S. Appretur * 584.
ludicator. Morison's — kolben * 528.
Inductor. Kapp's — Regulator für Wechselströme ''' 128.
Infection. Organismen, welche — des Bieres bewirken; von Lindner 383.
Ingotschere. S. Schere " 496.
Iris. — Reagenspapier 470.
Isolationswiderstand. Frisch's Messung des — es elektrischer Anlagen wäh-
rend des Betriebes 45.
IsOTalerylchlorid. S. Medicamente 525.
J.
Jodprobe. Ausführung der — s. Spiritus 464.
Käfer. Photographie leuchtender — 414.
Ealiwasserglas. — im Verhalten zu Wasser 83.
Kalk. Ofen zum Brennen von — " 443.
Ealksalz. Einflufs der — e auf Cement 598.
Kalksilicat. — des Glases und der Glasuren 87.
Kartoffel. Anbauversuche der — 229. Verarbeiten eingefrorener — n 231.
Kantschnk. — als Bindemittel für Schleifräder 450.
Kellereiapparate. S. Bierbrauerei * 101.
Kesselstein. Maschine zum Ablösen des —es von Siederöhren * 585.
Kettenstuhl. S. Wirkerei *1.
Klammer. Dennis' — * 431. — für Gerüste s. Hochbau "■ 578. ^=' 579.
Klingel. Cox- Walker und Swinton's magnetelektrische — für einzelne Schläge
Knochen. Erhaltung alterthümlicher Gegenstände von — 190. [* 125.
Knochenkohle. Arbeit mit und ohne — in Zuckerfabriken 172.
Kochen. S. Appretur * 584.
Kohlefäden. — für Glühlampen 46.
Kohlehydrat. — als Oxydationsproduet der Eiweifsstoffe 377.
Kohlensäure. Elektrischer Signalapparat zum Anzeigen des — gehaltes der
Koksofen. Stroehmer's —"341. [Luft s. Spiritus 369.
Koksschmelze. Ueber — n von L. Jahne 571.
Kolben. Indicator— von Morison * 528.
Kraftübertragung. S. Elektromotoi-en *292. Elektrische — in der Comstock-
_ Grube 432. S. Prefsluft *481.
Kreissäge. Schärfmaschinen "' 256.
Kriegswesen. Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen Tele-
graphie für militärische Zwecke '■' 197.
618 Sachregister Bd. 273.
KriiiiiDizapfen. Drehbank für — * 495.
KHhlapparatc. S. Spiritus 368. [Klein* 355.
Kflhler. — für Condensationswasser * 170. Kanimervorwärmer und — , Svstem
Kühlschiff. Nachtheile des —es 233. S. Bier 383.
Kulirstuhl. S. Wirkerei*!.
Knpferoxyd-Animoniak. Salpetersaures — als Sprengstoff 64.
Kappelniigr. PregeFs Sclieiben — *113. Haas' Triebwerks — für Hobelmaschinen
** 254. Lösung der — en an Dampfmaschinen und Triebwerken s. Aus-
stellung * 386. *•' 433.
Laboratorium. Apparate zur Molekulargewichtsbestimraung nach Raoult's
Metliüde *186. S. Molekulargewichtsbestimmung * 197.* 217.* 271. Iris-
Laderorrichtiing. Bollino's Getreideentladung * 496. [Reagenspapicr 470.
Lag-erfalsbilchse. — 106.
Lamellenkiippelnng. — von Gawron ' 436.
Lampe. Ballons aus Glas mit innerem Luftzuführungsrohre * 135.
Laufwerk. Kuhnhardt's Vielfachtelegraph ohne synchrone — e 143.
Lauge. Einllufs der — auf Glasobertlächen 42.
Lebensdauer. Durchschnittliche— der Trinker und Nichttrinker 467.
Leder. Erhaltung alterthümlicher — 190.
Leiter. Rettungs— für Schiffbrüchige * 304. Gerüstträger für — * 580.
Xeitnug'. Guerin's Erd— sprüfer für Blitzableiter "' 120. — s Vorrichtungen für
Preisluft von Popp * 492.
Leuchtgas. S. Gas.
Libelle. Fehler an — n 40. Einllufs des Spiritus auf — 41.
Licht. S. Photographie 91. Polarisirtes — zum Telegraphiren * 197. Künst-
liches — zum Photographiren 413.
Literatur. — über Fuselölbestimmung 373.
Lochcamera. Aufnahmen in der — 92.
Lochlehre. S. Mefswerkzeuge * 314.
Locomotire. Immisch's elektrische — für Bergwerke * 126.
Löslichkeit. — des Glases in Wasser 82. [wendeten — 274.
Lösungsmittel. Die bei der Raoult'schen Molekulargewichtsbestimmung ver-
Löthrohr. Sheldon's elektrisches — 384.
Lnft. Verdünnte — zur Ausrückung von Dampfmaschinen von Döring und
Rückert*394.
— Verdichtete — zur Ausrückung der Dampfmaschine von Schütz * 395.
— S. Prefsluft*481.
— Einllufs der — auf Cement 556.
Lnftpnffer. — an Hackney's Hämmern * 12.
Lnfttreiben. S. Cement 591.
Lüftung. Regulirung der — durch Prefsluft * 483.
M.
Magnesia. Einwirkung der — auf Cemente 596.
Magnesia-Cemeut. — zur Herstellung von Schleifrädern 449.
Magnesium. — zum Photographiren 413.
Magnet. Dynamo ohne — kern* 291.
Mahlung. Feinheit der — bei Cement 471.
Maischdestillirapparat. S. Spiritus 368.
Maismaische. — bei Hochdruck kein Oel absondernd 329.
Maltose. S. Spiritus 377.
Malzschrot. S. Bier 378.
Mannose. S. S])iritus 377. [Drahtschwungring * 478.
Maschinenelement. Preg^l's Scheibenkuppelung * 113. S.Schwungrad mit
Medicament. Neue künstliche — e: Cocain, Cocai'nderivate, Narcein, Hydrazin,
Moschnsersatz 522.
Sachregister Bd. 273. 619
Gewinnung von Cocain aus dessen amorphen Nebenbasen nach Liebermann
und Giesel 522. Darstellung des Cocains aus den Estern des Ecgonins
nach Böhringer 524. Darstellung des Cjocathylins und Homcocains.
Physiologisch wirksame Cocainderivate von Böhringer 525. Darstellung
des Narceins und Homonarceins von Böser 526. Darstellung der Hydrazin-
verbindungen aus Triazoessigsäure von Curtius 526. Moschusersatz von
Membranpiimpe. Dehne's — ^' 99. [Baur 528.
MefSTOrrichtung". Reckenzaun's Elektricitätszähler 47. Frisch's Messung des
Gesammt-Isolationswiderstandes elektrischer Anlagen während des Be-
triebes 45. Schallenberger's Elektricitätszähler 96. Guerin's Erdleitungs-
prüfer für Blitzableiter * 120. Zugfestigkeitsprüfer für Papier, Gespinnste
u. dgl. "163. Mayfield's Taschen-Ampere- und -Voltmeter ^^ 550.
Mefswerkzeuge. — ^'' 314.
Lochlehre von Brown und Lancaster " 314. Tickell's verlängerbare Loch-
lehre * 314. Haddow's Mefsvorrichtung für Dicken und für Höhenabsätze
an Werkstücken " 314. Enos' Neigungswage '•' 315. Wasserwage von
Bement und Miles * 315.
Metall. Erhaltung alterthümlicher Gegenstände aus — 190. Ertrag der Berg-
und Hüttenwerke Rufslands im J. 1886 315.
Metallbearbeitung. Bogenfeile zur Herstellung innerer Schlitze "' 143. Typen-
Stanzapparat von Engelen * 159. Hateley's Grundgewinde-Sclmeidmaschine
"168. Nicholson's Mutternfräsmaschine ^^ 169. Tiffin's Schraubenschneid-
maschine*255. Peacock's Schleifmaschine für Rundlöcher ^^ 261. S.Hobel-
maschine * 352. * 353. Rollendrucklager für Bohrspindeln ""' 354. Selbst-
richtende Schleifsteine 430. S. Schleifen ■*• 449. S. Drehbank mit kreisen-
den Stählen * 495. Walles' Ingotschere * 496. S. Drehbank * 529. Bohr-
maschine * 533. Polirmaschine für Blech * 537. Schleifmaschine für Me-
Metallglanzätze. — auf Glas 136. [tall ""' 539.
Methyleosin. — 417.
Mikrophon. Wagner's — "" 216.
Mikrophotographie. — 416.
Mikroskopie. Anwendung der Photographie auf die — 94.
Milchsäure. S. Spiritus 286. [--- 179.-"-217. * 271.
Molekulargei/richt. Bestimmung des — es nach Raoult's Methode : von Klinge
MomentausrOcknng. — von Seyffert - 438.
Mörtel. S. Cement 587.
Moschus. — 522.
Motor. — für elektrische Eisenbalnien nach Sprague 586.
Mühle. Bolzen— s. Auf bereitung * 196.
Mutternfriismaschine. — von Nicholson "' 169.
N.
Nähmaschine. Strohhut — von Köckritz und Schüller * 244.
Narcei'u. Darstellung des — s 523.
Natronglas. — 84.
Nebenformencylinder. S. Rotationsdruckpresse * 341.
Nickel. Legirungen von — und Eisen 456.
Niet. Wärmofen für — e von Enfer*528.
Nitrocellulose. S. Sprengtechnik 66.
0.
Oberflächencondensator. S. Kühler, System Klein * 355.
ObjektiT. Photographische — e 92.
Oel. Absonderung von — bei Maismaischen 329.
Ofen. Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke ^''337. ^''442.
Siemens' Emailliröfen mit Regenerativfeuerung für stetigen Betrieb "'337.
Riva's Schacht — zum Brennen von Gyps* 339. Glüh — der Well's Rustless
Iron Co.'- 340. Stroehmer's Koks— '■ 341. Bilharz' Glüh— für körnige
62U iSachregister Bd. 273.
Stoffe '■* 442. Schacht — mit Vorwarmer zum Brennen von Ceraent und
Kalk von Kawalewskj' und du Pasqiüer * 443. — von Dietzsch 444. —
zum Brennen cementhaltiger StotlV von den vereinigten chemischen
Fabriken zu Leopoldshall * 444. Dueberg's Ring— zum Brennen von
Ziegeln * 446. Aenderungen an demselben von Erdmenger * 447.
Ofen. — zur Gewinnung von Quecksilber * 398. Wärm— für Niete von Enfer
Optik. S. Gla.s 129. Neues optisches Glas 479. [* 528.
Orthochromatisches Licht. S. Photographie 414.
— — Gelatineomulsion 416.
— — Collodiumemulsion 419.
Orthophtalylchlorid. S. Medicamente 524.
Oxalsäure. — gührung s. Spiritus 470.
P.
Papier. Zugl'estigkeitsprüfer fiir — ■' 163. — führung s. Rotationsdruckpresse.
Parapheiiylendiamin. S. Photographie 421.
Paratolnjdendiamiu. S. Photographie 421.
Perleiiaufreihmaschiue. — *137.
Pfanneiiböden. Die Temperatur der — 380.
Pheuylacetylchlorid. S. Medicamente 525.
Philothion. S. Spiritus 463.
Phonograph. Ein — isch-telcphonischer Versuch 431.
Photochemie. — 93.
Photogrammetrie. — 93.
Photographie. Ueber die Fortschritte der — und der photomechanischen
Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder 91. 413.
Schule für — und Reproductionsverfahren 92. Photographische Objek-
tive. Zeifs' Apochi'omate 92. Landsfhaftslinsen aus Barytgläsern. Stein-
heil's Fernrohrobjektive. Fritsch's Weitwinkelapochromate. Hartnack's
Projectionsobjektive. Irisdiaphragraen 92. Aufnahmen mit der Loch-
camera von Miethe und Wagner 92. Photochemie. Intermittirende Licht-
wirkung auf Bromsilbergelatineplatten von Lumiere 93. Lichtempfindlich-
keit verschiedener FarbstotTe von Fritz 93. Ives' Versuche über die —
dunkler Wärmestrahlen 93. Photogrammetrie und Aufnahme von Bau-
denkmälern. Einschlägige Versuche, welche vom preufsischen Ministerium
veranlafst sind. Mittheilungen von Meidenbauer. Koppe's Photogrammetrie
94. Anwendung der — in der Mikroskopie, der Spectralanalyse und der
Astronomie 94. Zettnow's Untersuchungen über Jlikro — 94. Verwendung
des Zirkonlichtes 95. Schwarz- und Blaufärbung der Deckgläschen bez. der
Bakterien 95. — des Spectrums von Kayser und Runge bez. Simony 96.
— bei künstlichem Lichte. Beleuchtung durch Magnesiumpulver 413, ortho-
chromatisches Blitzlicht von Newcomb 414. Boissonas' Aufnahmen bei
bengalisclier Beleuchtung 414. — leuchtender Käfer und Bakterien 414.
Herstellung von Bromsilbergelatine 415. Orthochromatische Gelatine-
emulsion: Perul'z' Eosinsilberplatten, Erythrosinplatten zur Mikro — 416.
Schumann's Versuche über die Gelbempfindlichkeit der Erythrosinplatten
416. Zettnow's Versuche mit Erythrosinsilber 417. Burback's — n des
Son.nenspectrums 418. Orthochromatische Collodioneraulsion 419. Ent-
wickelung von Trockenplatten mittels Hydrochinon, Pyrocatechin. Andresen's
neuer Entwickler: Eikonogen 421. Vorschriften zum Entwickeln 422.
Phtalyldiecgonin. 8. Medicamenie 524.
Physili. Boy's Versuche mit Seifenblasen 238.
Pikrinsäure. S. Sprengtechnik 66.
Pilzart. ZuckerstolY einiger — en 469.
Pistole. — zum Zünden s. Sprengtechnik *^ 65.
PlombenTerschlufs. S. Sicherheitslampe 56.
Plüsch. S. Teppich* 535.
Pneumatische Mälzerei. — — 231.
Pnenmatischer .Mitnehmer. S. Rotationsdruckpressen * 343.
Sachregister Bd. 273. 621
Pochwerk. S. Auf bereitung "■ 197.
Polarisation. — angewendet zum optischen Telegraphiren ■■' 197.
Polaristrobometrische Analyse. S. Spiritus 463.
Polirmaschine. — für Blech ''537.
füi- Glas-, Stein- und Metallplatten * 539.
Posamenten. S. Wirkerei ''' 5.
Prefslnft. Neue -anlagen * 481.
Verwendung der — zum Betriebe von Dynamos; von Popp '481. hm-
richtung zur Regulirung von Lüftungs- und Heizungsanlagen durch — ;
von Mayrhofer""483. Einrichtungen an Fortleitungen von — nach Popp "492.
Vorrichtung zum Schmieren des Motors ■"" 494.
Probenehnier. — für Spiritus 467.
Proteinkörper. — in Gerstenmalzauszügen s. Spiritus 231.
Pulrer. Rauchloses -r- s. Sprengtechnik 66.
— — magazin s. Sprengtechnik 68.
Pumpe. ]!^euerungen an — n '^ 97.
— von Smith und Stevens mit vom Accumulator gethätigter Auslösevor-
richtung * 97. Woodward's — mit Klappen aus Cylinderstreifen '"" 97. Die
Hall-— der amerikanischen Ausstellung* 97. Fielding und Hall's Doppel—
mit nur einem Schieber * 98. Ellice Clark und Chapman's — mit der
Länge nach verschiebbarem Cylinderfutter '• 98. Jefiferiss und Tangyes'
äufsere Steuerung für Duplex— n* 99. Henry's — mit raschem Gange* 99.
Dehne's Membran— für Säuren u. dgl."'99. Rotirende — ohne Ventile von
Jakobs * 100. Berrenberg's rotirende — mit Rohrstücken als Dichtung
■"■ 100. Selwig's rotirende — mit zwei excentrisch liegenden Rädern * 100.
Hoppe's rotirende — , bei welcher die — nflügel als Antriebszahnräder
dienen * 101.
Pyrocatechin. — zur Photographie 420.
Q.
(Jnarzspectrograph. — 96.
Quecksilber. Higginson's Regulator mit —Spiegel "• 253. Verhüttung des — s
Quecksilbercontact. — für Warnungsapparate •■ 214. V"' 398.
Querschlag. S. Bergbau 455.
E.
Raffinade. S. Zucker 226.
Rafflnose. S. Zucker 223. Bestimmung der — in Rohzuckern 518.
Rauch, —verzehrender Drehrost von Hopcraft ■"■ 574.
Rauhmaschinen. üeber — * 145.
— mit in rotirenden Scheiben gelagerten Rauhwalzen von Bauche '"" 145.
Ott's Rauhmaschine mit durch Federn verstellbaren, in einer Rauh-
trommel befindlichen Rauhwalzen * 147. Rauhmaschine von Michaelis,
Smethurst und Wood aus mit hin und her gehenden Kardenträgern ver-
sehenen Rauhtrommeln bestehend * 148. Rauhmaschine aus sternförmigen
Rauhtrommeln bestehend von Wölfel """ 149. Stoff klemme von Dinsmore
Reagenspapier. Iris — 470. [* 150.
ReceiTer. Absperrung des — s behufs Ausrückung des Betriebes s. Ausstel-
lung ■•' 393.
Rechenaufgaben. Chemisch-technische — von Kalmann und Marowski 480.
Rectograph. S. Blinden-Schreibmaschinen*241.
Reduction. Reducirender Bestandtheil der Hefe 463.
Regulator. Kapp's Inductor— für Wechselstromanlagen * 128. Higginson s
— ••^253. — für Dynamos s. Elektromotoren * 289. Kennedy's elektri-
scher — 384. — zum Regeln der Prefsluftzuströmung * 482.
Reihenschaltung. — fahrender Wagen der Eisenbahn zu Northfleet * 544.
Reinigung. — des Rohzuckers nach Seyferth 516. — des Leucht- und
Kohlengases von Schwefelverbindungen * 568.
Reishfllse. — zur Verfälschung getrockneter Schlampe 328.
622 öachregister Bd. 273.
Resinat färben. Ueber die sogen. — ; von Müller-Jakobs 139.
Rettiingsweseu. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des — s * 303.
Uourblancs Geschofs zum Zuwerfen der Rettungsleine* 303. Brewster's
Reltungsleiter für Schiffbrüchige * 304. Davvson's Ventil an Rettungs-
apparaten * 304. Rettungsvorrichtung, welche für gewöhnlich als Matratze
dient, von Pigeon und Lacroix * 305. Hargin's Luftmatratze* 305. Küpper
und Rösing's Rettungsboje mit selbsthätiger Entzündung eines Laternen-
paares * 306. Rudolfy's Apparat zur Anregung der Lungenthätigkeit * 308.
Robiirit. Gesundheitsschädlichkeit der Gase des — 66.
Rohrflansche. Bearbeitung der — auf der Drehbank * 532.
RoUendnicklag'er. BrownelFs — für Bohrspindeln * 354.
Rose bengal. 417.
Rotationsdrnckpresse. — * 341.
Rotlrende Pnmpe. "100.
S.
Saccharin. Einllufs des — s auf Fermente 469.
Säge. Kreis — n-Schärfmaschinen * 256.
Salpetersaures Knpferoxyd-Ammouiak. S. Sprengstoff 64.
Säiiernugszeit. Kurze — s. Spiritus 287.
Saale. S. Drehbank zum Bearbeiten der — n*532.
Schachtabteufen. S. Tiefbohren 158.
Schärfmaschiue. Kreissäge — * 256.
Schanmgiihrnng. S. Spiritus 285.
Schere. Walles' Ingotschere * 496.
Schieberstange. Auslösung der — s. Ausstellung* 391.
Schiebersteuernngen. Graphische Behandlung der — von Kirchhofif 288.
SchiefsiTOlle. S. Sprengtechnik 66.
Schiffbruch. S. Rettungswesen * 303.
Sclllacke. Tafelgeschirre aus Metall — 479. S. Cement 589. Zusatz von —
zum Cemente 600.
Schliinime. S. Auf bereitung * 195.
Schlampe. Temperatur zur Verfütterung der — 327.
Schleifen. Ueber Schleifräder und Schleifmaschinen * 449.
Bindemittel für Schleifräder 449. Arbeitsweise der Schmirgelräder 450.
Einllufs der Gröfse auf die Haltbarkeit. Allgemeines über Schleifmaschinen
451. Ausgeführte Beispiele * 453.
Schleifmaschine. Kreit^säge-Schärfmaschinen *256. Schärfmaschine von Ran-
sonie*257, von Hetherington * 258, von Hill * 259. Peacock's — für
Rundlöcher * 261. Comstock's Cirkelmesser — * 335. Slanina's Schleif-
iind Polirmaschine für Glas-, Stein- und Metallplatten * 539.
Schleifstein. Selbslrichlende — e 430. Ausrückvorrichtnng für — e*439.
Schmelze. — für die SodafabriUation s. Koksschmelze 571.
Schmiede. S. Wärmofen für Niete.
Schmiedehammer. S. Hammer* 11.
Schmieren. — des Motors mittels geprefster Luft * 494.
Schmirgelrad. Kreissäge-Schärfmaschiuen * 256. S. Schleifen * 449.
Schnecke. Bollino's Getreideentladevorrichtung * 496.
Schrämbetrieb. Der maschinelle — 76.
Schraube. Hateley's Grundgewinde-Schneidmaschine* 168. Nicholson's Mutter-
fräsmaschine * 169. Tiffin's — nschneidmaschine * 255.
Schraubenschlüssel. Köckler's — * 574.
Schreibmaschine. S. Bliuden-Schreibapparat *241.
Schule. Verzeichnifs lechuisclier Sciiulen von Seydel 144.
Schrrefel. Reinigung des Leuchtgases von — Verbindungen * 569.
— — saures und chlorsaures Aiiimon als Explosivstoff 64.
Schwefeln. Gesundheitsschädlichkeit des — s von Hopfen 381.
Schwnngrad. — mit aus Draht gewickeltem Schwungringe * 478.
Seewesen. S. Rettungswesen ■' 303.
Sachregister Bd. 273. 623
Seifenblase. Boy's Versuche mit — n 238.
Seminose. S. Spiritus 463.
Sicherheit. Vorsichtsmal'sregeln gegen Grubenbrände 75. Delfieu's selbs-
thätiges Eisenbahnsignal* 78. Guerin's Erdleitungsprüfer für Blitzableiter
* 120. Magnetelektrische Klingel für einzelne Schläge " 125. Die ßlitz-
schutzvorrichtung für Telegraphen von Czeija und Nissl und von Pawluk
* 123. Goolden's feuersicherer Widerstandsrahnien 192. Warnungssignale
und Schienencontacte für eine bestimmte Fahrrichtung * 214. Auslösen
von Ti'iebwerkskuppelungen"'433. Schwungrad mit aus Draht gewickeltem
Schwungringe * 478. lieber die Anwendung des polarisirten Lichtes in
der optischen Telegraphie für militärische Zwecke* 197. S. Ausstellung.
Unfallverhütung.
Sicherheitslampe. Neuerungen an — n "•• 49.
Die Aussteller der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallversiche-
rung in Berlin 49. Zündvorrichtung unter Anwendung eines Reibzünd-
hölzchens von Catrice * 50. Wolf 's Zündvorrichtung mit Zündpille unter
Verhütung des Umherspritzens der Zündmasse und mit Messer zum Ab-
schneiden des verbrauchten Zündstreifens * 51. Desselben Zündvorrich-
tung für schwere Oele* 52. sowie für Benzin * 53. Wolfs Zündvorrichtung
mit Anschlagen der Zündpille von der Rückseite * 54 als Abart der
Seippel'schen Zündvorrichtung * 55. Plombenverschlufs der Seippel'schen
Zündvorrichtung 56. Zündvorrichtung, bei welcher der Schlaghammer
durch einen Reiber ersetzt ist, von Fischer -" 56. Müller's Zündvorrichtung
mit Verwendung von Streichhölzern * 56. — mit Revolverzündung von
Gebr. Stern 57. Bovermann's Zündvonichtung mit Zündsatz in Kugel-
l'orm """ 57. Jaff' s — mit über den Drahtkorb gelegten Mantel aus Perlen-
schnur * 58. Schornsteinconstruction von Siebeck * 59. Pearson's — mit
leicht schmelzbarem Metallringe, welcher die Löschvorrichtung auslösen
kann "■ 59. Cambessedes' Lampe mit festliegendem Oelspiegel und Zu-
führung vorgewärmter Luft * 60. Berichte über die Fumat'sche Lampe
und neuere Austuhrungsform derselben ""■ 61.
Sieb. — feinheit für Cemente 554.
Siederohr. Maschine zum Ablösen des Kesselsteines von — * 585.
Sigual. Rayl's Hilfs— für Eisenbahnzüge 44. E. Delfieus' selbsthätige Eisen-
bahn— e ■"" 78.
Silber. Erhaltung alterthümlicher Gegenstände aus — 190. S. Hüttenwesen 411.
Sinterung:. — stemperatur s. Cement 554.
Soda. S. Koksschmelzen 571.
— — und Ammon-Wettei'dynamit 64.
Sonne. Normalspectrum der — 96.
Sounenspectrnni. S. Photographie 418.
Sorbose. Gährversuche mit — 465.
SpannTOrrichtung. Dennis' Klammer "' 431.
Spectralanalyse. Anwendung der Photographie auf die — 94.
Speicherbatterie. Sandwell's Eisenbahnbeiwagen für — 27. Pumpelly's — 47.
Speisewasser. S. Vorwärmer, Svstem Klein * 355.
Spiritus. Ueber Fortschritte in der -läbrikation 229. 285. 320. 368. 463.
L Rohmaterialien und Malz. Aubauversuche der deutschen Kartotfelkultur-
stationen von Eckenbrecher 229. Thermometer zur Mietencontrole von
Martin 230. Verarbeiten von im Herbste eingefrorenen Kartoffeln im Früh-
jahre; von Heinzelmann 230. Mälzen von Mais und Gerste auf pneu-
matischem Wege; von Schrohe 231. Verhältnifs zwischen Proteinkörper
und Amiden in aus böhmischen Gerstenmalzen bereiteten Auszügen; von
Hanamann 231. Waschvorriclitung für Malz von Bahr. O. Dämpfen und
Maischen. Dämpfen mit Henze's Apparat; von Kruis 233. Einfaches Dampf-
maischholz ; von Konkart 233. Die Nachtheile des Kühlschiffes ; von Schneider
233. Vortheile des Hesse'schen V'erfahrens, die Maische am zweiten Tage
zu erwärmen 234. Wie viel Grünmalz ist zur Umwandlung eines Kilos
Stärke in Maltose und Dextrin erforderlich? von Brauer 235. Entschalen
der Maische; von Delbrück 235. HL Gährnng und Hefe. Einflufs der
624 Sachregister Bd. 273.
Kohlensäure auf Hefe; von Foth 285. Erfahrungen über Schaiimgährungj
von Hesse 285 bez. J\lann 286. Ueber Milclisäure und Reinliclikeit der
Gährung; von Krieser 286. Ueber Hefeverfahren von Keller und con-
tinuirliche Kunsthefe. Erfahrungen mit dem Hefevi-rfahren bei kurzer
Säuerungszeit und mit Andampfen des invertirten Hefegutes; von Brauer
bez. Schneider 287. IV. Destillation und Rectification 320. Reinigung
des — nach einem Berichte von Hayduck und Gronow. Das Entfuselungs-
verfahren von Traube 322. Reinigung von Rohalkoholen mittels Alkali-
bisulfiten allein oder gemischt mit Alkalisulfiten von der Societe fran9aise
des alcools purs 323. Beurtheilung und Controle des Destillationsbetriebes;
von Huber 323. V. Schlampe. Fütterungsversuche über die beste Ver-
vverthung wasserreicher Futtermittel, insbesondere der Sciilämpe und stick-
stofi'haltiger Futtermittel; von Märcker 324. Verlalschung getrockneter
Schlampe durch Reishülsen, Mittheilung von Schulze 328. Uebergehen
llüchtiger Fettsäuren in die Milch des Milchviehes; von Weiske 328.
Glyceringehalt der Branntweinschlämpe; von v. Torring 329. Fehlende
Oelabsonderung auf mit Hochdruck hergestellten Maismaischen von Heinzel-
mann 329. VI. Apparate. Maischdestillirapparat für möglichst fuselfreien
— von Rath 368. Destillirapparat zur direkten Gewinnung von Fein-
sprit u. s. w. aus der Maische von Braun 368. Combinirter Maisch-,
Brenn- und Rectificationsapparat von Scheibner. Aufzählung verschiedener
neuerer Patente und Zusatzpatente an Apparaten 368. Gährbottich von
Geyer 369. Elektrischer Signalapparat zum Anzeigen des Kohlensäure-
gehaltes der Luft von Emmerlich und Martini 369. VII. Analyse. Kach-
weis von Fuselöl in — ; von Udranskj^ 370. Die Bestimmungen des
Fuselöles in Trinkbranntwein, einschlägige Literatur; von Windisch 371.
Untersuchung des — von Bornträger 373. VIII. Allgemeines und Theore-
tisches. Verhalten der Stärke beim Erhitzen mit Wasser und über Kleister-
bildung einiger Stärkesorten ; von Lintner 375. Beobachtungen über Zucker-
bildung durch Diastase; von Lindet 376. Umwandelung der Stärke durch
iMalz zu Maltose; von Degener 377. Kohlehydrate als Oxydationsproducte
der Eiweifsstoflfe; von Palladin 377. a-Acrose, eine neue Zuckerart; von
Fischer und Tafel 377. Ueber Mannose; von Fischer und Hirschberger 377.
Seminose; von Reis 463. Polaristrobometrische Analyse vonLandolt,Rathgen
und Schutt 463. Zuckerbildung und andere Fermentationen der Hefe; von
Salkowski 463. Reducirender Bestandtheil der Hefe; von Griesmayer 463.
Künstliche Diastase von Reychler 463. Ferment des Malzes; von Nykander
464. Ausführung der Jodprobe von Kruis 464. Gährversuche mit Galak-
tose, Arabinose, Sorbose und anderen Zuckerarten von Stone und Tollens
465. Beseitigung des Geruches von Spiritus aus angefaulten KartotYeln
466. Fuselölgehalt der Branntweine. Einllufs des Aothylalkohols auf den
Stoffwechsel des Menschen; von Keller 467. Lebensdauer der Trinker und
Nichttrinker 467. Denaturirter — von Reinhardt bez. Schenkel 467. —
Probenehmer von Magerstein 467. Angaben des Volumen- und Gewichts-
alkoholometers von der Kaiserlichen Normalaichungscommission 467.
Alkoholische Gährung und Glycerinbildung; von Thylmann und Hilger
469. Bakterien im normalen Pllanzengewebe; von Bernheim 469. Zucker-
stofTe einiger Pilzarten; von Bourquelot 469. Einllufs des Saccharins auf
verschiedene Fermente; von Stift 469. Entiarbungspulver von Gawalowsky
470. Thätigkeit des Patentamtes in Klasse VI. 470. Iris-Reagenspapier
zum Kachweis von Säuren und Alkalien 470. Oxalsäuregälirung bei
Saccharomyceten von Zopf 470. Antiseptische Eigenschaften des Hydro-
xylamins von Marpmann 470.
Sprengtechnik. Neuheiten in der Explosivstoff-Industrie und — * 62.
Gründungen und Verkehrtheiten auf dem genannten Gebiete 62. Das
Emmensit 64. Nobel's neuer Sprengstoff aus salpetersaurem Kupferoxyd-
Ammoniak in Verbindung mit Nitroglycerinpräparaten 64. Zusatz von
schwefelsaurem und chlorsaurem Araraon zum Dynamit von Kubin und
Siersch 64. Mayer's Soda- und Aramon- Wetterdynamit 64. Lauer's
Reibungszünder und dessen Verbesserungen * 65. Sicherheitszünder von
Sachregister Bd. 273. 625
Roth ■■•'65, Biekford und Comp.". Müller und Comp. 's Pistole und Zünd-
vorrichtung mit Schlagbolzen "••'65. Schlagzünder von Nawratil ■••' 65. Schlag-
bolzenzünder von Tamann und Tirmann* 65. Pneumatischer und chemischer
Zünder von Zschokke '•■ 65. Gasdruckmesser von Hahn 66. Graydon's Ver-
fahren, Dynamit in Granaten zu werfen 66. Gesundheitsschädlichkeit der
Gase des Roburit 66. Patentanmeldungen von Skoglund für Sprengstoff-
gemisch, von Maxim: Schiefswollepräpar8,t, von Hengst: Strohnitrocellulose,
von Gaens: Amidpulver 67. Die neueren rauchlosen Pulver 67. Bericht
der englischen Explosivstoft'-lnspektoren 67. Herstellung der Magazine 68.
Explosionen 68. Blitzableiter an Explosivstoff-Gebäuden 69.
Spnudhahii. Stockheim's — * 103. ""■ 108.
Stadtbahn. Die elektrische — in Budapest 335.
Stanzapparat. — für Typen -" 159.
Stärke. Umwandelung der — in Maltose und Dextrin 235. Verhalten der
— beim Erhitzen mit Wasser 375. Umwandelung der — durch Malz 377.
Statistik. Kosten von SandwelTs Speicherbatterie 29. Gründungen in der
Explosivstoff-Industrie 62. Bericht der englischen Explosivstoff-Inspek-
toren 67. Zuckerfabrikation 178. Die Production der Berg- und Hütten-
werke Rufslands im J. 1886 315. Kosten des Querschlag-Betriebes 455.
Durchschnittliche Lebensdauer der Trinker und Nichttrinker 467. Er-
gebnisse mit dem Freret'schen Holztrocknungsverfahren 511. Baum-
wollindustrie der Welt 575. EitTelthurm und Forthbrücke * 600.
Stein. S. Schleifmaschine für — ''•■ 539.
Stephansdom. Verhalten der Cemente am — 593.
Stereotypplatte. Nachträgliche Einfügungen von Nachrichten in die — n*350.
Stickstoff, —reiche Futtermittel 326. S. Koksschmelzen 571.
Stoffweclisel. — des Menschen, beeintlufst durch Aethvlalkohol 467.
Stollenbohren. S. Tiefbohren 159.
Strafsenbahn. S. Eisenbahn.
Streckenbohrmaschinen. S. Tiefbohren ••" 248.
Streichholz. — zu Zündvorrichtungen s. Sicherheitslampen '•■ 49.
Strickmaschine. S. Wirkerei •'" 1.
Strohhut. — nähmaschine von Köckeritz und Schüller ■• 244.
Strumpf. S. Wirkerei ■•- 1 .
Snliid. Löslichkeit der — e im Glase; von Zsigmondy 29.
Sulfocyan. Gewinnung des — s s. Gas 567.
Synchronismus. S. Elektromotoren 296.
T.
Tafelgeschirr. — aus Metallschlacken 479.
Technolog'ie. Chemisch-technische Rechenaufgaben 480.
Telegraph. Blitzschutzvorrichtung für — en "" 123. Kuhnhardt's Vielfach —
ohne synchrone Laufwerke 143. Glendale's Blitzableiter für — en * 549.
Teleg'raphie. Leitfaden der praktischen Haus — ; von Lindner 288. Ueber
die Anwendung des polarisirten Lichtes in der optischen — für mili-
tärische Zwecke "■ 197.
Telephon. Lockwood's Anordnung zum Schutze der — leitungen gegen In-
duction aus anderen Leitungen ""' 213. Neuere — einrichtungen von Mix
und Genest ■^•'363. Ein phonographisch-telephonischer Versuch 431. Zwerg-
batterie zum Nachweise der Empfindlichkeit des — s 432. Selbsthätiger
Verkauf telephonischer Anschlüsse 551. [* 535.
Teppich. Herstellung plüschartiger — e durch Benähen ; von H. B. Harris
Thermometer. Depression der — 37. — zur Mietencontrole 230. — in
Anwendung bei der Raoult'schen Molekulargewichtsbestimraung '" 271.
Thonerde. — in der Zusammensetzung des Glases 90.
Thonsregenstände. Erhaltung alterthümlicher — 191.
Thüringer Glas. — 90.
Tiefbohren. Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad in Darmstadt
"151.* 246.
Dineler's polyt. Journal Bd. 573 Nr. 13. 1SS9 III. 40
C26 Sachregister Bd. 273.
Deluihardt's Angaben über die Tielbohrung in Jessenitz 151. Fauck's
Wasserspülung ohne Hohlgestänge 152. Schachtbohnnig in Leopoldshall
152. Thiele's Bohrung in den Brucher Kohlenwerken 154. Bohrungen
in Gleiwitz, Sulz und Boilin 154. Tiefbohrung bei Bunzlau 155. Wich-
tigkeit der Absperrung der liuheren, Wasser ableitenden Schichten 155.
Bohren der Wasserwerk.sbrunnen in Crei'eld * 156. Fauck's Bohrungen
bei Teplitz 157. Schachtabteul'ungen und Tunnclbohrungen mit dem
Gel'rierverl'ahren von Pötsch 158. Bevorstehende Wandelungen im ma-
schinellen Stollenbohren 159. Drehbohrniaschine mit comprimirier Luft
als Betriebsmittel von Bell, Stevenson und Clough*246. Culloch's Stol's-
bohrmaschine 247. Noice's Handbohrmaschine zur Kohlengewinnung 247.
Stanley's Streckenbohrmaschine zum Bohren des vollen Stollens* 248.
Beauraont und English's Maschine für denselben Zweck, jedoch mit selbs-
thätiger FortschalYung der Trümmermassen 249. Streckenbohrmaschiue mit
geprelstem Wasser von Rziha und Reska 249. Terp's Verfahren, die
Erdöl-Bohrlöcher ergiebiger zu machen, indem verdickte Stoffe (Paraffin,
Sand) durch Erwärmen oder Ausbürsten entfernt werden* 249. Be-
nutzung des Terp'schen Erwärmungsapparates zur Gewinnung von Ozo-
kerit 250. Craelius' Diamantschürf bohrmaschine für Handbetrieb * 251.
Neumann's Erdbohrei zum Vorbohren von Löchern für Pfosten 251.
Tiefbohrkinide. Handbuch der — von Tecklenburg 48.
Tierraofen. — s. (Quecksilber ■'401.
Träger. — eisen mit gewelltem Stege* 577.
Triazoessig:säure. S. Medicamente 526.
Trockenplatte. Entwickelung der — 419.
Trocknuiigsrerfahreii. — für Holz nacii Freret 511.
Tniinelbohriing. S. Tiefbohren 158.
Turbine. — n-Aufzieh- und Lüftungsapparat 111.
Typen. — Stanzapparat von Engelen * 159.
ü.
Umschalter. — für elektrische Lichtleitungen * 216:
Unfall. S. Ausstellung.
ünfallTerhiitnng'. Sammlung von Vorrichtungen zur — 575.
V.
Vacuuni. Greiner's — einrichtung 170.
— — Verdampfapparat s. Zucker 513.
Vaporlmeter. Geil'sler's — zur Untersuchung des Spiritu.=: 375.
Ventil. — an Rettungsapparaten * 304.
Ventilator. GuibaPs — mit Einiaufconusen 118.
Vergährnngsgrad. S. Bier 384.
Verputz. Kabitz — mit Drahteinlage * 580.
Verunreinigung. Analyse des Spreewassers 423.
Victoria-Cement. — 589.
Voltmeter. Mayüeld's Taschen— * 550.
Volum. — und Gewichtsprocente s. Sj)iritus 467.
Vorwärmer. Kammer— und Kühler „System Klein"* 355.
W.
WaarenirUgung. Selbsthätige — * 6.
Wage. Neuere Wägemaschinen * 308.
Zähl — von Vincent und Vialatton 308. Brücken — für 20i von Monchicourt
und Rondct*309. Trayvou's Schnell— * 310. Hill's selbsthätige Ge-
treide—* 311.
Wärmestrahlen. Pliotographie der — : von Ives 93.
Sachregister Bd. 273. 627
Wärmetheorie. Richtigstellung der in bisheriger Fassung unrichtigen mecha-
nischen — und Grundzüge einer allgemeinen Theorie der Aetherbe-
wegungen; von v. Miller-Hauenfels 203. 240. ['"^li.
WaruTliig'SSig'nal. — und Schienencontact für eine bestimmte Falirrichtuug
Wasser. Einflufs des destillirten — s auf Glas 42.
— Spree — Analysen von Wetzke 423.
— Einllufs des — s auf Cement 556.
Wasserglas. S. Quecksilberverhüttung 409.
Wassergehalt. Ueber das Wasserbinden der Malztrockensubstanz 334.
Wasserglas. — zur Herstellung von Schmirgelrädern 449.
Wassertreibeii. S. Cement 591.
Wasserwage. — von Enos und Bement-Miles """ 315.
Wechselstrom. Kapp's Inductor-Regulator für Wechselströme " 128. Elektro-
Ivtische Zerlegung durch — 237.
Wellblechdach. S. Dach • 578.
Werkzeug. Bent's Stahlhalter 96.
Widerstandsralimen. Goolden's feuersicherer — 192.
Wirkereimaschiiien. Ueber Neuerungen an —"""1.
Flacher Strumpfkulirstuhl mit Bulferanordnung zur Begrenzung der
Fadenführerwege von Schubert und Salzer ■"1. Mechanischer Webstuhl
mit lothrecliten Nadeln und doppelt geführten Kulirplatten von Heidler '•■2.
Mechanischer Kulirwirkstuhl mit stofsfrei ein- und ausgerückter Minder-
welle von Lieberknecht * 3. Fangkettenstuhl für erhaben gemusterte
Wirkwaare von F. Köbner'"'4. Fangkettenstuhl von Kniestedt*5. Häkel-
maschine für Zierfaden-Posamenten von Sander und GrafF'''5. Französi-
scher Rundwirkstuhl mit stetigem Abzüge; desgl. mit selbsthätiger Waaren-
wägung von Heidelmann*6. Verbesserung der Lamb'schen Strickmaschine
zum Gebrauche für Waaren mit versetztem Muster von Strudel ■'•■ 7. Lamb'sche
Strickmaschine für plattirte Waaren von Claes und Flentje'""7. Lamb sehe
Strickmaschine mit eigenthümlicher Feder von Fersson-01sson'"'8. Strick-
maschine für Waaren mit verschiedener Länge der Maschenreihen von
Herlitschka ""■ 9. Lamb'sche Strickmaschine zur Herstellung einer doppel-
tlächigen, stellenweise erhabenen Strickwaare von Grosser 10.
X.
Xylideudiamiu. S. Photographie 411.
Zählwage. — 308.
Zelle. Tyer's galvanische — 48.
Zerspringen. — der Schmirgelscheiben 451.
Ziegel. Ringofen zum Brennen von — n ^^446.""" 447. Hohl— mit Zapfen 582.
Zink. — zur Gewinnung von Silber nach Honold s. Hüttenwesen * 412.
Zinn. — gehalt im Zucker 521.
Zirkonlicht. S. Photographie 95.
Zucker. Neuere Verfahren und Apparate für — fabriken '"' 170."223. 513.
See's Spritzkühler für Condensationswasser " 170. Greiner's Vacuumein-
richtung 170. Schultze's Gegenstromcondensator " 171. Arbeit mit und
ohne Knochenkohle, nach dem Berichte von Herberger 172. Verfahren
zum gleichmäfsigen Anwärmen und Auslaugen von Rübenschnitzeln von
Jelinek und Taussig 177. Vrabec's Diffusionsarbeit in Beziehung zur
Besteuerung in Oesterreich 178. Raffmose bei der Rüben — fabrikation
von Cech 223. Regelung der Abkühlung zur Erzielung höherer Ausbeute
aus den Füllmassen von Svoboda 225. Ent— ung von Melasse mittels
Calciumoxychlorid von Bögel 225. Darstellung von Raffinade aus Sand—
vonTscherikowski""'226. Bericht Bocquin's über diese Darstellungsweise 228.
Beschränkung der Rillieux'schen Patente 513. Bericht Hyros' über den
Kasalovsky'schen Vacuum-Verkochapparat 514. Lillie's Vacuum 515. Das
62h Sachregister Bd. "273.
Seyrerthsche Reinigiingsvenahren in der — labrik Waghausel 516. Steifen's
Anslangeverfahren 517. Bestimmung der Raftinose in Roii— n-, von Breyer
518. Die Abänderung des C'reydt'schen Verfahrens 520. Gegenwart von
Zinn in — nach Phipson 521. Verwendung des „flüssigen Frucht — s" 521.
Zucker. — hildung durch Diastase 376.
Ziifffesticrkeit. — sprüfer für Papier, Gespinnste u.dgl. ^'163 s. Cement.
Zilndcr. S. Sprengtechnik * 64.
Ziliidsatz. — für Sicherheitslampen * 57.
ZihidTorrichtnng'. S. Sicherheitslanipe *49
I>riiokl'eliler-Boriohtigiiiig.
S. 286 Zeile 3 von oben lies „Vorstellens" anstatt ., Versteilens".
S. 377 Zeile 18 und 20 von unten lies „a-Akrose".
8. 472 Zeile 7 von unten lies „Vicaf anstatt „Vient".
S. 480 Zeile 22 von oben lies „Trapp".
S. 480 Zeile 25 von oben lies „Bauxit".
Verlap der J. G. Cotts'schen Ructihandlimg Nachfolser in St'jttsart.
Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart.
Atlas
linölert pliitfrlinifdim ^mml
Band 273.
(Siebenzigster Jahrgang.)
Jahrgang 1889.
Enthaltend 30 lithographirte Tafeln.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
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