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1890
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THIS BOOK MUST NOT BE TAKEN
FROM THE LIBRARY BUILDING.
IO— AUG. 68 FORM 2
Dingler's
Unter Mitwirkung von
Professor Dr. C. Engler in Karlsruhe
herausgegeben von
Ingenieur A. Hollenberg und Docent Dr. H. Käst
in Stuttgart. in Karlsruhe.
Sechste Reihe. Siebenundzwanzigster Band.
JaJtrpttjg 1890.
Mit 196 in den Text gedruckten und 30 Tafeln Abbildungen.
Stuttgart.
Verlag der J. Gr. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
Dingler's
ftolijWnrisijjps JmmnL
Unter Mitwirkung von
Professor Dr. C. Engler in Karlsruhe
herausgegeben von
Ingenieur A. Hollenberg _und_Docent Dr. H. Käst
in Stuttgart. . in Karlsruhe.
Zweihundertsiebenundsiebenzigster Band.
Jahrpno, 1890.
Mit 196 in den Text gedruckten und 30 Tafeln Abbildungen.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
Druck der Union Deutsche Verla gsgesellschaft in Stuttgart.
Inhalt des zweihuDdertsiebenundsiebenzigsten Bandes.
(1890.)
Abhandlungen, Berichte u. dgl. S. 1. 49. 97. 145. 193. 241. 289. 337. 385. 433.
481. 529. 577.
Kleinere Mittheilungen S. 43. 95. 141. 189. 240. 287. 336. 382. 478. 527. 574.
612.
Namen- und Sachregister des 277. Bandes von Dingler's polytechn. Journal S. 613.
Schreibweise chemischer Formeln und Bezeichnung der Citate.
Um in der Schreibweise der chemischen Formeln Verwechslungen möglichst
zu vermeiden und das gegenseitige Verständnifs der neuen and alten Formeln
zu erleichtern, sind die alten Aequivalentformeln mit Cursiv- (schräger) Schrift
und die neuen Atomformeln mit Antiqua- (stehender) Schrift bezeichnet. (Vgl.
1874 212 145.)
Alle Dingler's polytechn. Journal betreffenden Citate werden in dieser Zeit-
schrift einfach durch die auf einander folgenden Zahlen: Jahrgang, Band (mit
fettem Druck) und Seitenzahl ausgedrückt. * bedeutet: Mit Abbild.
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N
Neue Regulatoren.
Patentklasse 60. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Zur direkten Verstellung eines als Dampfzulafs dienenden Dreh-
schiebers, welcher im Regula torgestelle eingebaut ist, bringen Schäffer
und Budenberg in Manchester nach einer Mittheilung in Industries, 1890
";:"S. 42, unter dem Namen Exact-Regulator eine Anordnung in den
Handel, bei welcher der Kugelregulator unmittelbar durch einen Hebel
an den Kurbelzapfen des Drehgitterschiebers angeschlossen ist.
Die Anordnung des Regulators selbst ist aus Fig. 1 Taf. 1 erkenn-
bar. Die Pendeldrehpunkte C liegen in dem Hülsengewichte W, welches
auf der hohlen Stange S verschiebbar ist, aber von dieser bei ihrer
mittels Kegelräder bewirkten Umdrehung mitgenommen wird. Die im
Boden des Regulatorgehäuses verschraubte Stange Z dient nur als
Führung für den Regulator bezieh, die hohle Stange S. Die Pendel
des Regulators sind mit Verlängerungen P versehen, mit welchen sie
sich auf den Kopf der Stange S stützen, um das Gewicht W heben zu
können, wenn die Kugeln nach oben ausschlagen. Zwischen die Nasen L
der Hebel ist eine Ausgleichfeder F eingelegt.
Die früher beschriebene Regulirvorrichtung von E. Klein in Tilsil
("D. R. P. Nr. 39 737 vom 13. Oktober 1886) hat folgende Abänderung
erfahren (*D.R.P. Nr. 50 581 vom 2. April 1890).
A und B (Fig. 2) zeigen einen Theil des hinteren Cylinderdeckels
und des Schieberkastens einer liegenden Dampfmaschine mit der hinteren
Stopfbüchse der Expansionsschieberstange bezieh, der Grundschieber-
stange K. Auf dem Schieberkasten ist das Hauptlagerconsol D fest-
geschraubt. Die Schnecken welle f ruht mit ihrem unteren Ende auf
einer Stellschraube mit Körnerspitze. Unterhalb der Nabe des wage-
rechten Rades r ist die Schneckenwelle f in einem Kugellager gehalten,
welches das Ende des doppelt geführten Lagerbolzens p bildet. Eine
Stellvorrichtung ist mit Pmpd, die Ausrückvorrichtung mit g bezeichnet.
Die Riemenscheibe w ist auf die Seite der Kugel herübergebracht, um
ein Auflegen und Abnehmen des Riemens zu ermöglichen, ohne den-
selben aufzutrennen. Die Reibungsscheibe q2 ist, damit sie genau cen-
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 1. 1890,111. 1
2 Neue Regulatoren.
Irisch laufen und nicht schlagen kann, auf einem Kegel der Achse a
aufgeschliffeö und durch eine Mutter festgehalten, während die Reibungs-
Bcheibe 7, auf dem cylindrischen Ende der Achse a zwischen zwei
Muttern eingeklemmt und dem Durchmesser des wagerechten Rades r
entsprechend eingestellt wird. Die ganze Achse a läfst sich nach Ab-
schrauben der an ihrem linken Ende befindlichen Doppelmuttern be-
hufs Reinigung nach rechts herausziehen, wenn man den Splint bei dp
löst und den Bolzen /) nebst der Schneckenwelle f um 90° verdreht.
Die Schwunggewichte k erhalten je zwei flache Federn, welche
gemeinschaftlich mittels einer Schraube mit versenkter Mutter in ihrer
Mitte totgeschraubt werden. Die Tragfeder xa liegt mit ihren Enden
auf der Innenseite der anderen, xb, frei auf und ist somit als ein mit
beiden Enden frei aufliegender, in der Mitte belasteter Balken zu be-
trachten. Die Feder ist in gespanntem Zustande in die Höhlung des
Kugelsectors hineingebracht und soll der Centrifugalkraft das Gleich-
gewicht halten. Die übertragende Feder b wird mit ihren Enden durch
die Schrauben nn gehalten, ist in der Ruhe nicht gespannt und über-
traut den Druck bezieh. Zug auf den Kopf 0 der inneren Achse a, je
nachdem entweder die Spannung der Feder xa oder die Centrifugal-
kraft des Gewichtes k überwiegt.
Damit die Elasticitätsgrenze der Tragfedern xa niemals überschritten
werde, wurden die Gewichte k k bei y y in der gezeichneten Weise ab-
gesetzt, so dafs sie mit ihren viertelkreisförmigen Vorsprüngen in die
übergreifenden Ränder der Muffe v bezieh, der Riemenscheibe w ein-
fassen, sobald sie über die ihnen bestimmte Grenze hinaus sich von der
Drehungsachse entfernen wollen. Die Muffe v sowohl als die Riemen-
scheibe w umschliefsen mit ihrer quadratischen Oeffhung die Enden der
übertragenden Feder Xb-, welche ihrerseits auf dem quadratischen Theile
der durchbohrten Welle b aufliegt und mittels genau gebohrter Löcher
die Schafte der Schrauben nn umschliefst. Die übertragenden Federn XbXb
vermitteln solchergestalt die bezweckte Verbindung zwischen der Welle b
und der inneren Achse a.
Die Schneckenwelle f und mit ihr das Rad r soll in der Richtung
der Regulatorachse innerhalb geringer Grenzen genau und zugleich be-
quem eingestellt werden können. Ist die Normalstellung der Schnecken-
welle durch die Stellschraube bestimmt, so soll demnach das Rad r
dem Drucke von rechts oder links nachgeben, sobald der Druck das
erforderliche Mals überschreitet, soll aber dann wieder in die vorige
Stellung zurückkehren. Wenn die bezweckte Regulirung in ihrer
schliefsenden bezieh, öffnenden Endstellung anlangt, soll das Rad r
aufser Berührung mit den Reibungsscheiben q gebracht werden, indem
dein Lagerbolzen p eine Verschiebung nach rechts bezieh, links mit-
getheih wird. Behufs genauer Einstellung dient zunächst die Differential-
Bchraube P. Dieselbe hat zwei Gewindetheile, deren Gänge dieselbe
Neue Regulatoren. 3
Richtung (hier rechts), aber verschiedene Steigung haben. Das gröbere
Gewinde hat sein Muttergewinde in der Nabe des Lagerconsols bei P,
das feine trägt eine vierkantige Mutter m, welche durch einen Schlüssel d
gegen Drehen gehindert wird; der Schlüssel ist mittels eines Splintes
mit dem Lagerbolzen p fest verbunden. Bei einer Umdrehung der
Scheibe P rechts herum bewegt sich die Mutter m um die Differenz
der beiden Gewiudeganghöhen vorwärts, drückt die Spiralfeder S, um
diese Gröfse zusammen, und der Lagerbolzen mit dem Schlüssel d
folgt dieser Bewegung in Folge der Spannung der Spiralfeder S.>. Letz-
tere ist annähernd halb so stark gespannt als die Feder Si und ent-
spricht dem Drucke, welcher zwischen den Reibungsscheiben erforder-
lich ist. Die doppelt so starke Feder Sj drückt an ihrer linken Seite
mittels des Bundes einer zugleich zum Schutze des Gewindes dienenden
Hülse t gegen den Schlüssel d und die Mutter m gleichzeitig, nimmt
also die Spannung der Feder 52 auf und gibt den Ueberschufs an die
Mutter m ab.
Der Lagerbolzen p trägt entweder einen Metallkopf z mit Kugel-
lagerbohrung oder eine Gabel, welche die Zapfen einer conisch gebohrten
Lagerbüchse aufnimmt, beides, um eine Verdrehung der Schneckenwelle
um ihren Unterstützungspunkt in geringen Grenzen zu ermöglichen.
Das Stellrad J hat an seinem Rande einen Schlitz, in welchem
der Anschlag g verstellbar befestigt wird. Letzterer stöfst mit seinem
Kopfe an das untere Ende des Schlüssels rf, sobald der Apparat fest-
gehalten werden soll, und zwar nach einem nahezu vollen Umgange
des Stellrades J entweder von rechts oder von links. Falls ein ee-
ringerer Umdrehungswinkel des Stellrades J bezweckt wird (z. B. für
ßü/er-S teuer ung), so ist an geeigneter Stelle ein zweiter Anschlagbolzen
am Rande des Stellrades J angeordnet.
Auf einer durch die Stopfbüchsschrauben festgehaltenen, über die
Expansionsschieberstange lose aufgesteckten Hülse dreht sich das
durch die Schnecke bewegte Stellrad J. Auf der Zeichnung ist mü-
der Theilkreis und ein Arm angedeutet. Dasselbe hat bei L einen
Schlitz, in welchem ein Mitnehmerbolzen verstellbar befestigt ist. Auf
dem vierkantigen Ende der Expansionsschieberstange ist mittels eines
Winkel keiles ein Hebel befestigt, welcher mit seinem länglich runden
Loche auf dem Mitnehmer hin und her gleitet und die drehende Be-
wegung des Stellrades J auf die Expansionsschieberstange überträgt.
Eine Reihe verschiedenartiger Ausführungen eines Regulators gibt
G. Schmitz -Dumont in Dresden (* D. R. P. Nr. 50 385 vom 6. Juli
1889) an.
Die Bewegungsübertragung von der Maschine auf den Schwung-
kugelregulator, dessen Kugeln sich in einer astatischen Curve bewegen,
geschieht durch eine Schraube und eine Mutter, von denen die eine
mit der Maschine, die andere mit dem Regulator verbunden ist. Indem
4 Neue Regulatoren.
die Mutter entweder unter dem Drucke der Schwerkraft an der Schraube
herabzulaufen trachtet oder unter dem Zug der Centrifugalkraft sich an
der Schraube hinaufzuschrauben sucht, wird folgendes erreicht:
1) Der Regulator ist in allen Stellungen nur für ein und dieselbe,
der asiatischen Cime entsprechende Winkelgeschwindigkeit in Kühe:
2) eine Aenderung der Stellung der Kugeln kann nicht mehr sprung-
weise, sondern nur durch ein Herauf- und Herunterschrauben der Mutter
geschehen:
3) die Schwungkugeln mit der Mutter behalten obige bestimmte
Winkelgeschwindigkeit constant bei, so lange sie nicht durch die Enden
der Schraube aufgehalten werden.
Bei einer Verlaugsamung des Maschinenganges ersetzt die Schwer-
kraft durch eine Abwärtsbewegung der Mutter den Betrag, den die
Schwungkugeln an lebendiger Kraft verloren haben. Bei einer Be-
schleunigung des Maschinenganges bremst die zu viel erzeugte Centri-
fugalkraft der Kugeln durch eine Aufwärtsbewegung der Mutter ihre
eigene Winkelgeschwindigkeit wieder auf die bestimmte constante Winkel-
geschwindigkeit herab. Indem diese Wirkungen zugleich von statten
gehen, kommen die Geschwindigkeitsänderungen der Maschine nur durch
ein Auf- und Abwärtssteigen der Kugeln mit Mutter zum Ausdruck,
während die Winkelgeschwindigkeit beider constant bleibt.
Bei einem Schwungradregulator von D. P. Davis in Allendale, N.-J..
Nordamerika ('''Englisches Patent Nr. 323 vom 8. Januar 1889), wird
das vom Regulator beeinflufste Excenter mittels eines Kataraktes fest-
gehalten. Die Regulirung erfolgt zunächst auf die Steuerung des Katarakt-
eylinders, wodurch vor oder hinter den Kolben desselben mehr Flüssig-
keit treten und dadurch eine Verschiebung des Kolbens und somit des
Stellexcenters erfolgen kann.
Ein Schwungradregulator der Maschinenfabrik Oerlikon ('" D. R. P.
Nr. 47 751 vom 6. Mai 1888) ist in Fig. 3 und 4 dargestellt.
Das Gehäuse a mit concentrischer Nabe al sitzt auf der Kurbel-
welle ß fest; auf der Nabe a{ dreht sich das Excenterstück e, welches
zwei einander gegenüberstehende Arme mit Zapfen e{ und e2 hat. Die
Stangen b{ und b., verbinden die Zapfen r, und e2 (also auch das Ex-
centerstück e) mit den Centrifugal hebeln c{ und c2, deren Drehpunkte </,
und a\ im Gehäuse a befestigte Zapfen sind. Die während der Wellen-
umdrehung als Centrifugalgewichte wirkenden Hebel c, und c2 fassen
die linden der zwischen ihnen liegenden Spiralfeder /", und zwar der-
art, dal's die Feder und somit auch ihre Wirkung durch das Wellen-
mittel geht, womit jedes durch Centrifugalkraft sonst vorhandene Aus-
biegen der Feder vermieden ist. Die Spannung der Feder wird die
Hebel r, und c., nach innen ziehen, und sie wird nur überwunden durch
Einwirkung der Centriftigalkrafl auf diese Gewichtshebel c, und c,,
welche vollständig symmetrisch angeordnet und gleich schwer sind. Die
Neue Regulatoren. 5
Enden /", und f2 dev Feder f werden je von einer Mutter ml gefafst.
Der Mutterkopf stützt sich auf einen Ring, der mittels Kerben sich gegen
eine am Centrifugalhebel c{ bezieh. c2 befindliche Schneide g{ anlegt.
Im Gegensatze zu anderen Constructionen wirkt hier durch die
gemeinsame Zugspannung der Feder /' die Centrifugalkraft des einen
Gewichtes c{ direkt zur Ausbalancirung der Centrifugalkraft des an-
deren Gewichtes c2, ohne dafs diese Kraft noch durch andere Gelenke
übertragen würde als durch die leicht beweglichen Schneiden g{ (bei f{)
bezieh. g2 (bei f2). In Folge der Gemeinsamkeit der Wirkung der
Feder f auf die Hebel c{ und c2 können auch keine Differenzen in der
Kraftwirkung auf diese Hebel c{ und c2 auftreten, welche Differenzen
durch die Bewegungsgelenke e{ und e2 und durch das Excenter e zu
übertragen wären.
Durch Drehung des inneren Excenters oder Excenterstückes e in
Folge der Centrifugalhebelwirkung wird auch das äufsere, auf e dreh-
bare Ringstück Ee, welches das Schieberexcenter bildet, mit dem
Arme h0 verschoben. Der Arm h0 ist durch die Stange i{ mit dem
festen Punkte i des Gehäuses a verbunden und dreht das Ringstück Ee
mit der Welle herum, so dafs es die zur Bewegung eines Expansions-
schiebers nöthige Excenterscheibe bildet. Hierbei entspricht jeder ver-
schiedenen Lage der Centrifugalhebel c{ und e2 eine andere relative
Lage der Excenterscheibe Ee zur Kurbelwelle.
Die Reibung des äufseren Exceuterringes E0 auf der Excenter-
scheibe Ee oder eine Zug- oder Druckwirkung in der Richtung der
Excenterstange hat keine Rückwirkung auf die Centrifugalgewichte c{
und c2, um sie aus ihrer relativen Lage zu bringen. Die Excentricitäten
des Excenters e und des Ringstückes Ee und der Drehungswinkel von e
können so gewählt sein, dafs sie für die veränderliche Bewegung eines
einzelnen Vertheilungsschiebers geeignet sind, oder aber sie können so
gewählt werden, dafs die resultirende veränderliche Bewegung der Ex-
centerstange für einen Expansionsschieber pafst, der auf dem Rücken
eines von einem festen Excenter bewegten Vertheilungsschiebers hin
und her gleitet.
Der Schwungradregulator von A. G. Brown in Globe Iron Works,
Bolton, England (*D.R.P. Nr. 48 859 vom 2. April 1889), ist in Fig. 5
und 6 abgebildet; bei dieser Ausführung ist besondere Rücksicht darauf
genommen, den Regulator einer veränderten Geschwindigkeit der Maschine
anzupassen.
a ist die Triebwelle der Maschine, welche regulirt werden soll, b
eine Scheibe, welche mit der Welle ein Stück bildet oder auf derselben
festgekeilt ist. cc sind von der Platte b vorstehende Zapfen, die mit
den beiden Schwunggewichten (/ in Verbindung stehen, die auf ihrer
anderen Seite die Verbindungsglieder e e tragen, durch welche die Ver-
bindung mit dem Hilfsexcenter f hergestellt ist. Die Gewichte dd sind
r, Neue Regulatoren.
an dem einen äufsersten Ende mit der einen Seite einer starken Spiral-
feder g verbunden, deren andere Seite verstellbar an einer Schraube
befestig! ist, welch letztere durch eine Lasche hl geht, welche einen
Vorsprung auf der Fläche der Scheibe b bildet: die segmentartigen
Einschnitte </, sind dazu bestimmt, den Ausschlag der Hebel d durch
Contacl mit den Kurbelstiften d-t zu begrenzen.
Unmittelbar vor dem Hilfsexcenter f befindet sich das Haupt -
•Hier i so augeordnet, dafs es im Stande ist, an dem auf der
Welle a festsitzenden Führungsschuh j hin und her zu gleiten. Der
Excenterbügel k des Hilfsexcenters steht mit der inneren Fläche des
Bauptexcenters i in Verbindung mittels der Kurbelscheibe Im. Der
eine dieser Stifte / ist in das Hauptexcenter eingenietet und der andere
Stift m, der in der angegebenen Weise kurbelartig abgesetzt ist, ist
verbunden mit dem Bügel k des Hilfsexcenters.
Um den Regulator der verlangten Schnelligkeit anzupassen, wird
der Spiralfeder g g dadurch eine entsprechende Spannkraft gegeben, dafs
die Adjustirschrauben h h so angezogen werden, dafs die Federn der
Centrifugalkraft der Schwunggewichte dd das Gleichgewicht halten,
wenn die letzteren die innerste Stellung und ihre normale Schnelligkeit
erreicht haben.
Sobald sich die Schnelligkeit der Umdrehung der Welle o ver-
mehrt, werden die Schwunggewichte d noch mehr nach aufsen ge-
trieben und ziehen durch ihre Verbindung mit dem Zapfen e das Hilfs-
excenter f derart, dafs sich letzteres auf der Welle a dreht. Dadurch
wird der Excenterwinkel des Hilfsexcenters verstellt, und der Bügel Ä
des Hilfsexcenters führt in Folge dessen eine Bewegung in Richtung
des Pfeiles aus.
Durch die Verbindung des Excenterbügels k mit dem Haupt-
excenter i mittels des Kurbelstiftes Im wird letzterer bei der be-
schriebenen Bewegung des Hilfsexcenters f veranlafst, eine Bewegung
in der Richtung des Pfeiles auszuführen, indem dasselbe mit seinen
Führungen auf dem Schuh j auf der Welle gleitet. Dadurch wird der
um das Hauptexcenter gelegte Bügel und die starren Verbindungstheile
des Rügeis mit der Steuervorrichtung (Muschelschieber u. dgl.) ver-
:i nla Ist, eine Rückwärtsbewegung auszuführen. Da ferner die Steuerung
eine Rückwärtsbewegung macht, so wird der Dampfkanal geschlossen
und dementsprechend die Geschwindigkeit der Maschine vermindert.
Nimmt umgekehrt die Umlaufzahl der Welle a unter einer ge-
en Grenze ab, so wird durch die Gewichte d das Hilfsexcenter f
aus der Stellung Fig. 5 noch mehr nach rechts getrieben, dadurch der
Bügel k des Excenters vom Centrum der Welle a entfernt und wiederum
durch die Verbindung des Bügels k mit dem Hauptexcenter i durch
den Kurbelstift Im letzterer nach aufsen gezogen, und tritt dann gröfsere
Dampffüllune und erhöhte Geschwindigkeit ein.
Neue Regulatoren. 7
Die besondere Art, in welcher die Federn g g auf der einen Seite
mit den Schwuuggewichten d d und auf der anderen Seite mit den
Stellschrauben hh verbunden sind, wird durch die mittels der Schrauben
verschiebbaren Aufsätze o bewerkstelligt. Diese Aufsätze haben auf
ihrer Aufsenseite eine schraubenförmige Eindrehung, die den inneren
Windungen der Schraubenfedern entspricht, in Bezug auf Durchmesser
und Steigung, so dafs, wenn diese Aufsätze auf beiden Enden in die
Schraubenfedern geschraubt werden, eine einfache und sichere Verbin-
dung hergestellt ist und die Federn nach Erfordernifs verlängert oder
verkürzt werden können. Durch Einschrauben der Aufsätze o in die
beiden Enden der Schraubenfedern g g wird die Stärke derselben er-
höht, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, die Spannkraft der Federn
auf das Genaueste einstellen zu können.
Der Regulator von Hees und Wilberg in Magdeburg -Sudeuburg
(*D. R. P. Nr. 48633 vom 21. December 1888) arbeitet in der Weise,
dafs er die Geschwindigkeit, durch ein Hemmnifs hervorgerufen, durch
Verdünnung der Luft in einem Behälter, dessen Bewegungsmechanismen
mittels Hebelwerkes von einem hin und her gehenden Theile der
Maschine gesteuert werden, dadurch regelt, dafs er periodisch das Re-
gulirventil in oder aufser Thätigkeit setzt.
In Fig. 7 und 8 ist a ein hin und her gehender Theil einer Maschine,
der sich bei jedem Abwärtsgange auf den in b beweglichen Hebel c
.setzt, diesen nach unten drückt und dadurch den Kolben d des Be-
hälters e nach oben bewegt, was ein Heraustreiben der im Behälter e
befindlichen Luft durch die Oefthungen f im Gefolge hat. Um ein
Herabgehen des Kolbens d zu ermöglichen, ist im oberen Theile des
Behälters eine Schraube h angebracht, deren Gewindegänge von einem
nach aufsen spitz zulaufenden Schlitz unterbrochen sind. Je langsamer
die Maschine arbeiten soll, je mehr mufs die Schraube nach innen zu
gedreht und der Schlitz für den Luftzutritt verkleinert werden: je
schneller die Maschine laufen soll, je weiter mufs die Schraube h heraus-
gedreht und dadurch der Luftzutritt vergröfsert werdeu.
Der Kolben, der so schwer ist, dafs er den Hebel c und k in die
Aussparung des Ventils / drückt und somit als Gegengewicht wirkt,
kann je schneller nach unten fallen, je gröfser der Querschnitt des
Luftzutrittes in der Schraube h ist, und je langsamer, je kleiner dieser
Querschnitt ist. Wenn nun das Herabfallen des Kolbens durch die
Stellung der Schraube h für eine bestimmte Tourenzahl eingestellt ist
und der hin und her gehende Theil a durch die Kraftimpulse im Cylinder
eine schnelle Gangart annimmt, so wird a den Hebel c mitnehmen,
bevor der Kolben d so weit heruntergegangen, dafs der Ansatz m des
Hebels k bereits bei / unter das Ventil gegriffen hat. Das Ventil wird
in dem Falle also von der Steuerung der Maschine nicht gehoben, und
die wirkende Kraft ist so lauge dadurch abgeschlossen, bis die Gang-
Xt'iie Regulatoren.
an der Maschine wieder so langsam geworden ist, dafs der Hebel k
die Aussparung / erreicht. Damit ein schnelles und sicheres Einrücken
des Hebels k möglich, ist in der Seitenwand des Behälters e eine Oeff-
Dung n derart angeordnet, dafs kurz vor dem Momente, wo der An-
Batz m des Hebels k in die Aussparung / greift, der Kolben d beim
Abwärtegange die OefFnung n freilegt. Es hört dann durch den Zu-
tritt der Luft durch n die Luftverdünnung im Behälter e auf und das
Gewicht des Kolbens d drückt schnell den Hebel k mit Ansatz m in
die Aussparung /, 80 dafs das Regulirventil von der Steuerung wieder
mitgenommen werden kann.
Der in Fig. 8 dargestellte Apparat wirkt durch Luftverdichtung.
Sobald der Kolben im Behälter nach oben gezogen wird, tritt durch
Ventil g Luft in den Raum q. Beim Abwärtsgange des Kolbens geht
derselbe je nach der Gröfse des Querschnittes in der Schraube //, welche
den Austritt der Luft vermittelt, in gröfseren oder kleineren Zwischen-
räumen durch seine eigene Schwere nach unten. Im Uebrigen functionirt
der Apparat wie eingangs beschrieben.
Die dargestellte Einrichtung dient für einfach wirkende Gasmotoren.
Für doppelt wirkende Maschinen ist die Vorrichtung doppelt auszuführen;
für Dampf- und Heifsluftmaschinen erleidet der Regulator unwesentliche
Abänderungen.
Der Pendelregulator von H. Reisert in Köln (*D. R. P. Nr. 48 674
vom 8. Februar 1889) benutzt ein frei schwingendes Pendel durch
dessen direkte Einwirkung auf den Steuermechanismus. Die Regulirung
ist bei Ventilen, Flach- und Rundschiebern anzuwenden. Die Zeich-
nung (Fig. 9 und 10) stellt eine Anwendung mit einem bei Flach-
schiebersteuerungen üblichen Expansionsapparate dar.
Auf dem Gehäuse des Schiebers oder Kolbenventiles V befindet
sich, mit dem Deckel desselben fest verbunden, der Ständer S mit
Lager a, für die das Ventil V bethätigende Welle ^4, welche von der
Scliieberstange oder einem anderen Maschinenorgan aus eine oscillirende
Bewegung erhält. Diese Bewegung wird durch zwei an den Enden
eines Balanciers M drehbar gelagerte Knaggenhebel /t/r, welche sich
unter dem Einflüsse einer Feder f gegen das Querhaupt B der durch
Federn /", abwärts gedrückten Ventilstange b anlegen, abwechselnd
übertragen, indem die Nase des einen oder anderen Hebels klein be-
kannter Weise gegen entsprechende Nasen des Querhauptes H fafst
und dieses mit dem Ventil V bei seiner Aufwärtsbewegung anhebt.
Am oberen Ende des Ständers S ist ein frei schwingendes Pendel P
in ir, und // aufgehängt, welches zur Regulirung seiner Schwingungs-
dauer zwei verstellbare Gewichte G G{ trägt und mit dessen Achse d
ein kurzer Balancier Q verbunden ist, an welchem um Zapfen z z zwei
zurAuslösung der Knaggenhebel kk dienende Schienen ss drehbar auf-
gehängt Bind. Dieselben legen sich durch ihr Eigengewicht gegen eine
Neue Regulatoren. 9
Gleitrolle F, erhalten daher durch die schwingende Bewegung des Pendels
eine abwechselnde Auf- und Abwärtsbewegung und siud von solcher
Länge, dafs sie mit ihrem keilförmig abgeschrägten freien Ende gegen
die Knaggenhebel kk wirken, um dieselben auszulösen und um gleich-
zeitig durch dieselben einen neuen Antrieb zu erhalten, welcher, auf
das Pendel selbst übertragen, dieses in regelmäfsiger Schwingung erhält.
Die Entfernung der beiden Zapfen z z von der Schwingungsachse
des Pendels ist so gewählt, dafs die Beweguug der beiden Schienen $ s
eine wesentlich langsamere bezieh, geringere als diejenige der Knaggen-
hebel kk ist, so dafs also diese die Schienen s s in ihrer Bewegung
überholen und je nach ihrer gröfseren oder geringeren Geschwindig-
keit früher oder später gegen die Schienen s s treffen und ausgelöst
werden, in Folge dessen auch das Ventil u. s. w. jeweilig früher oder
später abschliefsen bezieh, eine längere oder kürzere Zeit geöffnet halten.
Im Momente der Auslösung ist die Bewegung der Schienen s s und der
Knaggenhebel stets in einer Richtung.
Ist die Geschwindigkeit der Maschine zu grofs, so hebt sich der
betreffende Knaggenhebel k schneller und wird frühzeitiger durch die
entsprechende Schiene s ausgelöst, so dafs die Dampffüllung des Cylmders
eine geringere und in Folge dessen der Gang der Maschine ein lang-
samerer wird.
Nimmt dagegen die Geschwindigkeit der Maschine ab, so verzögert
sich in gleichem Verhältnisse die Geschwindigkeit der Knaggenhebel,
welche in Folge dessen später ausgelöst werden, so dafs die Dampf-
füllung eine gröfsere wird und die Geschwindigkeit zunimmt.
Der den Schienen ss ertheilte Antrieb ist innerhalb gewisser Grenzen
ein gleicher und in Folge dessen auf die Schwingungsdauer des Pendels
eine stets gleichbleibende. In besonderen Fällen kann eine Begrenzung
des Ausschlages durch entsprechende Anordnung von Schleppfedern er-
zielt werden, welche erst dann in Wirkung treten, wenn der Ausschlag
eine gewisse Grenze übersteigt.
Der in Fig. 11 abgebildete Regulator von F. Westphat in Görlitz
(*D. R. P. Nr. 51997 vom 10. December 1889) ist zur Regulirung von
Schiebermaschinen mit Meyer- oder ftü/er-Steuerung bestimmt.
Es ist vielfach versucht worden, die Meyer- Steuerung, welche unter
den Expansionssteuerungen sich als die beste bewährt hat, unmittelbar
vom Regulator zu beeinflussen. Dies Bestreben zeitigte die vielen Aus-
lösemechanismen, die wohl sinnreich genannt zu werden verdienen, aber
dennoch so zusammengesetzt sind, dafs sie zu manchen Unzuträglich-
keiten Veranlassung geben, die ihrer weitereu Einführung entgegen-
stehen. Da man mit einer Aenderung der Steuerung nichts erreichen
konnte, wurde nun versucht, den Regulatoren gröfsere Energie zu ver-
leihen oder auch ihre Bewegung mittelbar auf die Steuerung zu über-
tragen. Auch diese Constructionen sind nicht frei von Mängeln und
llj Neue Regulatoren.
leiden die mittelbaren Uebertragev namentlich au dem Uebelstande, dafs
sie zu langsam reguliren, wenigstens bei gröfseren Schwankungen im
Kraftbedarfe.
Dieser Nachtheil ist bei dem im Folgenden beschriebenen Regulator
vermieden. Man kann die Empfindlichkeit desselben verändern, ohne
die übrigen Eigenschaften dadurch zu beeinflussen. Der Regulator be-
steht aus einem Hohlkörper A, der im unteren Theile zu einem Cylinder
ausgebildet ist : in diesem letzteren befindet sich ein auf der Regulator-
spindel festsitzender Kolben K. Die Cylinderwandung ist so stark aus-
geführt, dafs dieselbe in einer parallel mit der Cylinderachse verlaufenden
Bohrung einen Cylinderschieber aufnehmen kann. Dieser Schieber 5
enthält eine axiale Bohrung, in die zwei die Wandung durchbrechende
Bohrungen t> fc, einmünden; aufserdem sind noch zwei ringförmige
Nuthen e e{ in den Cylinderschieber eingedreht. Dieser Schieber steht
mit dem Muff m zweier oder mehrerer Centrifugalpendel in Verbindung
und wird somit bei schnellerer Rotation der Spindel R gehoben und
beim langsameren Umlauf derselben gesenkt. Die Bewegung des Muffes m
ist nach oben durch einen Stellring s und nach unten durch den Cylinder-
boden begrenzt. Die Spindel R ist bis etwa zur halben Höhe des Ge-
häuses A axial durchbohrt, um Druckluft in den Behälter A hinein*
leiten zu können.
Bei schnellerem Gange der Maschine hebt sich Muff m und somit
Schieber S, dadurch tritt Bohrung b mit einer in den oberen Cylinder-
theil führenden Bohrung a, und Nuth c{ mit der unten in den Cylinder
führenden Bohrung a{ in Verbindung; es tritt also Druckluft aus dem
Behälter A durch Bohrungen b und a über den Kolben und hebt da-
durch den Behälter, der durch eine in Ringnuth JV eingreifende Schelle
und Gestänge mit der Steuerung verbunden ist, und verstellt dieselbe.
Die unter dem Kolben befindliche Luft kann bei dem Aufwärtssteigen
des Regulators durch Bohrung ot, Ringnuth e{ und Bohrung o{ ins Freie
gelangen. Die Aufwärtsbewegung des Regulators hört auf, sobald die
beiden Cylinderkanäle a al von dem Schieber S wieder verschlossen
sind. Es wird also mit anderen Worten die Stellung des Regulators
stete mit der des Muffes m übereinstimmen. Bleibt nämlich die Maschine
mit ihrer Umlaufzahl hinter der normalen Zahl zurück, so wird Muff m
sich senken und der Schieber S den Behälter A durch Bohrung b{
und a1 mit dem unter dem Kolben K befindlichen Cylinderraume in
Verbindung setzen und A abwärts drücken; dem ebenfalls abwärts
wirkenden Eigengewichte des Apparates ist dadurch Rechnung getragen,
dafs die Spindel li unter dem Kolben K entsprechend stärker gehalten
ist- wie über demselben. — Die über dem Kolben befindliche Luft
strömt durch Bohrung a, Ringnuth c und Bohrung o ins Freie.
Eine andere Ausführungsform des Schiebers erscheint dann ge-
boten. wenn der Behälter .4 mit einem Vacuum (z. B. dem Conden-
Neue Regulatoren. 11
sator) in Verbindung gesetzt wird. Es wird daun die atmosphärische
Luft die Rolle der Druckluft übernehmen, indem sie von aufsen über
oder unter den Kolben K tritt, wobei stets die entgegengesetzte Cylinder-
seite mit dem Vacuum verbunden wird.
Durch ein in die Dampfzuleitung zur Maschine eingefügtes Flügel-
rad wirkt der Regulator von J. W. Brown und W. W. Sutclijfe in
New Orleans (*D.R.P. Nr. 51935 vom 23. November 1889), welcher
in Fig. 12 abgebildet ist.
Das Gehäuse A trägt den ganzen Apparat; dasselbe ist mit einem
Flansch r versehen, mittels dessen das Gehäuse auf dem Schieber-
kasten befestigt wird. Dieses Gehäuse besitzt Dampfkanäle von ge-
wöhnlicher Form und die nöthigen Ventile. Ueber dem oberen Ventil
ist in dem Gehäusedeckel V ein Packungsring W zur Abdichtung der
Ventilstange angeordnet. Auf dem Gehäuse A ist die Zwischenkammer B
durch Flanschen und Bolzen d befestigt. Die Kammer B geht an ihrem
oberen Ende in ein Gehäuse C über, welches mit einem Dampfeinlafs-
kanal N versehen ist. Innerhalb der äufseren Gehäusewand ist in ge-
nügender Entfernung eine zweite Wand angeordnet, wodurch ein Kanal P[
gebildet wird. In der inneren ringförmigen Wandung sind eine Reihe
schräg gerichteter Kanäle P angebracht, von denen einer der Mündung
des Einströmungskanals N gegenüberliegt. Geschlossen ist das Ge-
häuse C mit einer Scheibe, welche auf demselben durch Bolzen fest-
geschraubt wird und das Gestell W trägt. In der Mitte der Scheibe
ist ein mit Gewinde versehenes Loch angeordnet, in das eine Muffe m
geschraubt wird, die ihrerseits ein die Ventilstange umgebendes Rohr
aufnimmt.
Um eine dichte Verbindung am oberen Theile des Gehäuses C zu
bilden, wird über die Muffe eine Mutter mit glattem, senkrechtem Loch
für den Durchgang der Ventilstange und des diese umgebenden Rohres
geschraubt.
Ein Rohr M umgibt die Ventilstange und geht mit seinem unteren
Ende durch das Gehäuse C und das Flügelrad, in welchem es mittels
eines Schraubenbolzens befestigt ist. Wird jetzt dem Flügelrade durch
den gegen seine Flügel Q stofsenden Dampf eine Bewegung ertheilt,
so dreht sich das Rohr M mit, und zwar mit gleicher Geschwindigkeit.
Die Regulatorkugeln G sitzen an Armen, die wiederum mit ihren
Enden an zwei Scheiben befestigt sind. Die untere, .F, dieser Scheiben
ist durch einen Schraubenbolzen an dem rotirenden Rohr M in einer
beliebigen Stellung befestigt. Oberhalb der Scheibe F befindet sich auf
dem Rohr M ein ringförmiger Ansatz A, welcher auf demselben ver-
schoben werden kann und zur Regulirung der Schraubenfeder i dient,
die um das Rohr M zwischen dem Ansätze h und der oberen beweg-
lichen Scheibe H angeordnet ist. Die obere Scheibe H ist an ihrer
unteren Seite mit einem Ansätze g versehen, gegen den das obere Ende
12 Neue Regulatoren.
der Feder i stöfst, während auf der oberen Seite sieh ein bügelartiges
Öe8tell erhebt, das mit einer senkrechten Hülse J versehen ist, durch
welche die Ventilstange geht.
In der Bube J \ai eine Muffe angebracht, die am unteren Ende
einen Ansatz f besitzt, mit welchem sie gegen die untere Seite des Ge-
Btelles Btöfst. Die Mulle ist mit einem Muttergewinde versehen und
besitzt aufserdem am oberen Ende ein Aufsengewinde, auf welches die
.Mutter L geschraubt wird, wodurch, nachdem die das Gestell tragende
Scluilic und die Mulle L auf das Rohr M geschoben ist, die Ventil-
Btange herabgeschraubt werden kann, um die Ventilkörper auf ihren
sitz zu pressen. Auf das obere Ende des rotirenden Rohres M ist eine
Mutter e geschraubt, welche gleichfalls mit einem Loche für die durch
dieselbe gehende Veutilstange versehen ist. In das obere Ende der
Ventilstange ist ein Gewinde geschnitten, auf welches eine Mutter K
geschraubt ist, durch welche die Ventilstange mit den Ventilkörpern
unabhängig von den Regulatorkugeln und dem einströmenden Dampfe
beeinflufsl werden kann, b und C sind die Ventilkörper, die an der
Stange D befestigt sind, / die obere Platte des Gestelles W über dem
Gehäuse C.
Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende:
Der vom Kessel kommende Dampf tritt durch den Einlafskaual
in den Raum Pl und weiter durch die Oeffnungen P, wobei er gegen
die Flügel Q des Flügelrades Z stöfst und dieses dreht; gleichzeitig
hiermit wird auch das am Flügelrade befestigte Rohr M gedreht. Der
Dampf geht dann weiter durch den Kanal t, hebt die Ventile und tritt
in den Schieberkasten, wobei die Kraft des Dampfes oder die Gröfse
der Einströmung vom Regulator in der nachstehend beschriebenen Weise
regulirt wird.
Nachdem der Schraube die erforderliche Spannung gegeben ist und
der Damj)!' wie vorher eintritt, werden die Regulatorkugeln durch die
Centrifugalkrafl von der Mitte entfernt; dadurch ziehen sie die obere
Scheibe H und den damit verbundenen Bügel herab, welcher mittels
Ansatzes f der Muffe die Ventilstange herabdrückt und die Ventil-
körper auf ihren Sitz preist, wodurch die Dampfeinströmung zum Schieber-
kasten aufgehoben wird.
Ein indirekt wirkender Regulator ist von H. und W. Palaluj iu
Berlin (*D.R.P. Nr. 50208 vom 11. Juli 1889) patentirt. Derselbe ist
in Fig. 13 dargestellt.
o bezeichnet den vom Centrifugalregulator bewegten Hebel, b die
8tange, welche den Hebel a mit dem Hebel des Drosselventils verbindet,
und c eine bewegliche Muffe, die oben und unten mit Flanschen ver-
sehen ist, deren Bewegung durch die Stellringe d d begrenzt wird.
Zwei Sternräder e e, sind an der Muffe c befestigt. Die Mutter f ist
durch Kreuzkopfverbindung an dem Drosselventilhebel /", befestigt und
Neue Regulatoren. 13
schiebt sich auf dem Gewinde des unteren Theiles der Muffe c auf und ab.
Eine mit Schnurlauf versehene Scheibe g besitzt auf der einen Seite vor-
stehende Stifte 0,. Diese Scheibe g dreht sich auf einer Spindel, welche
an dem verschiebbaren Ständer h befestigt ist, und wird von der Schwung-
radwelle aus angetrieben. Anstatt einer Scheibe g mit einem einzigen
Schnurlauf kann ein Stufenkranz in Verwendung kommen.
Wenn die Maschine mit normaler Schnelligkeit läuft, so bewegen
sieh die Stifte g{ der Scheibe g zwischen den Sternrädern eeu ohne
dieselben zu berühren: wenn die Geschwindigkeit sich vermehrt oder
vermindert, so wird die Stange b durch den Regulatorhebel a gehoben
oder gesenkt und eines oder das andere der beiden Sternräder e kommt
in Eingriff mit dem Zapfen g{ der umlaufenden Scheibe #, wodurch die
Muffe c in der einen oder anderen Richtung gedreht wird und die
Mutter f sich in Folge dessen hinauf oder herunter schraubt. Hierdurch
wird der Klappenhebel fx gehoben oder gesenkt und dadurch die Dampl-
zuströmung entsprechend geregelt.
Anstatt der Muffe c kann die Stange b drehbar angeordnet werden;
in diesem Falle sind die beiden Sternräder an dieser Stange, deren
Ende mit Gewinde versehen ist, befestigt. Anstatt zwei Sternräder
kann auch nur ein solches von entsprechender Höhe angewendet werden,
in welchem Falle die Stifte das Rad oberhalb des Mittelpunktes der
Scheibe g in der einen Richtung und unterhalb dieses Centrums in der
anderen Richtung bewegen.
Um das Ueberschrauben der Gewinde zu verhindern, sind mehrere
daumenartige Vorsprünge an dem Umfange der Zapfenscheibe g sowie
am Kreuzkopf f der Mutter verstellbar angeordnet, so dafs bei erfolgtem
gröfsten Hub des Kreuzkopfes f der Vorsprung an der Scheibe g in
Berührung mit dem Vorsprunge am Kreuzkopfe kommt, wodurch die
Umdrehung der Zapfenscheibe g aufhört und ein Ueberschrauben ver-
hindert wird.
Der von Breitmann in Weifsenfeis (*D. R. P. Nr. 48562 vom 14. No-
vember 1888) angegebene, in Fig. 14 und 15 abgebildete elektrisch-
mechanische Geschwindigkeitsregler besteht aus einem Stromschalter
und aus der Vorrichtung zum Uebertragen der Wirkung eines elek-
trischen Stromes auf die Kraftmaschine. Der Stromschalter hat folgende
Einrichtung. Angetrieben durch eine Schnecke s, welche mit derjenigen
Maschine in Verbindung steht, deren Geschwindigkeit — unmittelbar,
wenn es die Kraftmaschine selbst ist, mittelbar, wenn es eine Arbeits-
maschine — geregelt werden soll, dreht sich das Schneckenrad S bei
vorgeschriebener Umdrehungszahl der Maschine einmal in der Minute
um, also auch der auf der Schneckenradwelle befestigte Arm w. Durch
diese Welle hindurch geht eine von einem gewöhnlichen Uhrwerke be-
wegte Welle W, welche sich, sowie der darauf angebrachte Arm Z
ebenfalls einmal in der Minute umdreht. Werden die Arme w und Z
14 Neue Regulatoren.
einander gegenübergestellt, so müssen bei richtiger Umdrehungszahl der
Maschine beide in dieser Stellung zusammen umlaufen. Je nachdem
jedoch die Maschine schneller oder langsamer, als vorgeschrieben, läuft,
wird eine Verschiebung des Armes w gegen Z nach der einen oder
anderen Richtung eintreten. Die beiden Arme w und Z sitzen, durch
Büchsen von Hartgummi isolirt, auf ihren Wellen und stehen mit ein-
ander durch das Röllchen r insofern in Verbindung, als stets eine Be-
rührung beider vorhanden ist. Stehen beide Arme einander gegenüber,
so liegt das Röllchen r auf einem am Arme iv angeschraubten Stücke
Hartgummi; weicht Z nach rechts oder links ab, so trifft das Röllchen r
mit der schrägen Kante eines der gegen w isolirten Metallplättchen pp
zusammen. Von den Plättchen pp gehen isolirte Leitungsdrähte d
und (/, nach den über die Schneckenradwelle isolirt gegen diese ge-
zogenen Messingringen v und vt, an welchen Federn F und F{ schleifen,
die wiederum mit Leitungsdrähten für elektrischen Strom in Verbindung
stehen. An der Nabe des Armes Z schleift ebenfalls eine Feder (/*),
die auch mit einem Leitungsdraht verbunden ist.
Von der Breite der zwischen den Plättchen p p liegenden Hart-
gummiplatte hängt es ab, wie grofs die Abweichung der Geschwindig-
keit der Maschine von der vorgeschriebenen werden kann, bis die elek-
trische Leitung geschlossen wird; man kann diese Abweichung so klein
halten, als man will. Der Arm Z sitzt nicht fest auf der Welle JF,
sondern wird mittels des Klinkrades k bewegt, was den Zweck hat,
dafs, wenn wider Erwarten sich der Arm Z bedeutend gegen w zu ver-
schieben strebt, das Uhrwerk aufser Verbindung gesetzt wird, indem
durch die schiefe Ebene der Plättchen /) p die Klinke kl ausgehoben
wird.
Die Einwirkung auf die Kraftmaschine kann in verschiedener Weise
statttinden. Erstens kann man auf den Zutritt von Dampf (bei Dampf-
maschinen) oder Wasser (bei Turbinen) u. s. w. wirken. Versieht man
z. B. die Drehachse der Drosselklappe einer Dampfmaschine oder die
Schieberstange eines Meyer^schen Expansionsschiebers oder die Achse
eines Drehschiebers mit einem Schraubenrade, das im Eingriffe steht
mit einer von der Dampfmaschine zu treibenden Schnecke, so kann
man mittels Elektricität durch Ein- und Ausrücken einer entsprechenden
Kuppelung es erreichen, dafs die Schnecke nebst Schneckenrad fest-
steht, wenn die Maschine die vorgeschriebene Umdrehungszahl hat, und
dafs sie rück- oder vorwärts dreht und damit eine entsprechende Ver-
stellung der Drosselklappe oder der Expansionsvorrichtung veranlafst,
«renn die .Maschine zu rasch oder zu langsam läuft. Man hat nur
oöthig, den Ausrücker für die Kuppelung zwischen zwei Elektromagnete
zu legen, durch die er nach links oder rechts gezogen wird, je nach-
dem ein Stromkreis durch den Stromschalter geschlossen wird. Bei unter-
I unebener Leitung, also bei ordnungsmäfsigem Gange der Maschine mufs
Neue Regulatoren. 15
dann der Ausrücker in der Mittelstellung sich befinden, in welche er
nach Unterbrechung des Stromes durch Abreifsfedern zurückgeführt wird.
Hat man elektrischen Kraftstrom zur Verfügung, wie bei elek-
trischen Beleuchtungsanlagen, so kann man die Drehung der Steuerungs-
schnecke unmittelbar durch einen kleinen Elektromotor bewirken, so
dafs dann der Ausrücker und die Elekü'omagnete fortfallen.
Statt auf den Dampfzutritt u. s. w. zu wirken, kann man, wenn
nur die Ueberschreitung einer Höchstgeschwindigkeit zu verhüten ist,
zweitens auch eine Bremsung der Maschine durch elektrischen Strom
veranlassen, indem man z. B. bei Locomotiven mit Luftdruckbremse
diese Bremse auf elektrischem Wege in einer der bekannten Weisen
mit Hilfe des Stromschalters auslöst.
Kommt es bei Maschinen, von welchen der Stromschalter bewegt
wird, vor, dafs sie bald vorwärts, bald rückwärts laufen müssen, dann
ist es erforderlich, eine Umsteuerung für den Stromschalter anzubringen,
so dafs der Arm 10 stets nach derselben Richtung umläuft.
Diese Umsteuerung geschieht durch die Antriebsschnecke s selbst
vermöge des bei der Bewegung in der Richtung der Achse auftretenden
Druckes. Setzt man das Schraubenrad S lose auf die Welle, dagegen
das Kegelrad R fest, und bringt einen Hebel H mit zwei Uebertragungs-
kegelrollen U U so auf dem Zapfen i an, dafs er durch die auf der
Welle verschiebbare Schnecke s (je nach ihrer Drehung) nach links
oder nach rechts gedrückt und eine der Kegelrollen U U zwischen die
Kegelflächen von R und S geprefst wird, so wird sich R und auch iv
immer in derselben Richtung drehen, wie auch S umläuft.
Um bei Apparaten, bei welchen die Ueberschreitung einer bestimmten
Umdrehungszahl unzulässig ist, nicht allein auf die Regulirung der
Dampfmaschine angewiesen zu sein, wird nach dem Vorschlage von
W. Leffeldt und Lentsch in Schöningen (*D.R.P. Nr. 49113 vom 16. April
1889) das in Fig. 16 dargestellte Sicherheitsvorgelege eingeschaltet. Das-
selbe überträgt die beispielsweise durch Riemen eingeleitete Kraft nur
so lange, bis eine vorher bestimmte und eingestellte Umdrehungs-
geschwindigkeit erreicht ist, stellt bei Ueberschreitung derselben die
Ausrückgabel selbsthätig auf die Losscheibe und veranlafst auf diese
Weise einen Stillstand des Vorgeleges und des durch dasselbe ange-
triebenen Apparates.
Das Sicherheits vorgelege besteht aus einem Gufskörper A, welcher
auf einer Befestigungsplatte mit säulenartiger Fortsetzung die beiden
Lagerarme mit der Welle to trägt. Auf letzterer ist die Festscheibe f
zur Einleitung der Kraft, die Losscheibe fn sowie die zur Ableitung
der Kraft hier als Schnurscheibe gedachte Scheibe R angebracht. Zum
Aus- und Einrücken von Hand ist in dem Gufskörper eine Schrauben-
spindel s drehbar, aber nicht verschieblich gelagert, welche je nach
Drehung des mit ihr fest verbundenen Rades r in der einen oder an-
lt; üeber das Sengen (Abtlaiumtn) der Gewebe und Garne.
deren Richtung die mit Muttergewinde versehene und iu dein Gufskörper
entsprechend g< 'führte Ausrückgabel nach rechts oder links verstellt.
Auf dem zweiten, lliegenden Schenkel der Welle w ist ein Centn-
rugalpendelpaar pf\ angebracht, welches mit den Heheln hli{ gegen
die Hülse U wirkt, sobald sich die Welle dreht. Dem durch Centrifugal-
kiiil't hervorgerufenen Drucke wirkt eine Feder b entgegen, welche
einerseits an der Hülse //, andererseits an dem durch Gewinde ver-
stellbaren Stellringe cc{ anliegt. Je nach Stärke der Feder oder deren
Ausspannung kann der Widerstand und damit auch die erreichbare
höchste Umlaufzahl regulirt werden. Die Hülse //, deren Drehung durch
einen Stift d, der sich gegen eine Fläche der Welle 10 legt, gesichert,
i-t iu ihrer Fortsetzung zu einem Mitnehmerrade r{ ausgebildet und
greift, wenn die Centrifugalkraft entsprechend gewachsen, an das der
Aus- und Einrückung von Hand dienende Rad r an. Hierdurch wird
dasselbe veranlafst, an der Drehung theilzunehmen, und schiebt sich so
bei passender Wahl von Gewinde und Umdrehungsrichtung die Aus-
rückgabel a mit dem darin befindlichen Riemen auf die Losscheibe f{.
Der Centrifugalpendelapparat ist durch eine mitrotirende Schutzglocke G
eingeschlossen.
Ueber das Sertgen (Abflammen) der Gewebe und Garne.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 263 S. 507.)
Mit Abbildungen auf Tafel 2.
Das Sengen erfolgt im Allgemeinen entweder durch glühende
Metallkörper, durch eine offene Flamme oder mittels überhitzten Dampfes.
Der glühende Metallkörper wird entweder gebildet durch einen Eisen-
stab, welcher in einem Ofen erhitzt und dann in eine Vorrichtung ein-
gesetzt wird, in welcher das Gewebe über ihn hinweggeht (Stabsengerei),
oder es wird eine Platte bezieh, ein Halbcylinder aus Eisen oder Kupfer
über einem Feuer genügend erhitzt (Plattensengerei), oder das Gewebe
läuft über eine Metallwalze, die halb im Feuer liegt und sich langsam
dreht. Ferner können in Anwendung kommen eine Eisenplatte oder
Cylinder mit Innenfeuerung: zwei Halbcylinder für doppelseitiges Sengen
auf einmal; eine Platte mit indirekter Heizung und endlich ein Metall-
körper (Draht), welcher durch starke elektrische Ströme zum Glühen
gebracht wird. Bei dem Sengen mit offener Flamme sind vorgeschlagen
worden die Oelflamme, die Alkoholflamme, das Leuchtgas, Wassergas
u. s. w., sowie die heifse Luft (Brenngase). Sobald das Sengen mit
Leuchtgas erfolgt, werden die Verbrennungsgase oberhalb der Flamme
angesaugt, oder es wird Luft zur Gasflamme geblasen, oder es kommt
endlich ein rotirender Gasbrennercylinder in Anwendung.
Eine Plattensengmaschine für doppelseitiges Sengen ist in Fig. 1
Ueber das Sengen (Abdämmen) der Gewebe und Garne. 17
Taf. 2 wiedergegeben. Die Coiistruction dieser Maschine, welche übri-
gens Gegenstand des Amerikanischen Patents Nr. 373856 ist, rührt von
F. C. Sayles in Pawtucket und 0. E. Drown in Lincoln her und ergibt
sich aus Nachstehendem.
Das zu behandelnde Gewebe läuft in der Richtung des eingezeich-
neten Pfeiles über die Leitwalzen 2, 5 zu der ersten Sengplatte und
von da über die Walzen 4 und 5 zu der zweiten Sengplatte in der
Weise, dafs diejenige Seite des Gewebes auf dieselbe zu liegen kommt,
welche auf der ersten genannten Sengplatte oben aufgelegen hat. Durch
die Walzen 6, 7 und S wird das auf beiden Seiten behandelte Gewebe
abgeführt, nachdem es bei b noch mit einer Feuchtwalze in Berührung
gekommen ist. Das Heizen der Sengplatten K erfolgt durch Gas,
welchem erhitzte Luft zugeführt wird, und ist zu diesem Zweck jede
Sengplatte Ä über einer Heizvorrichtung angeordnet, welche aus vier
Kammern d d{ d2 besteht, deren erste ihren Abschlufs in der genannten
Sengplatte K findet, während in die zweite d2 die Gasbrenner f{ ein-
münden und die beiden noch verbleibenden dl von Rohren g2 durch-
zogen werden, die mit einem Gebläse durch das Rohr g in Verbindung
stehen. Die Verbrennungsgase werden durch ein das Rohr g um-
schliefsendes Saugrohr H abgeführt, welches mit jeder Heizkammer d
durch die Kanäle e in Verbindung steht und aufserdem auch an jede
Kammer d{ angeschlossen ist, in welche wiederum die Verbrennungs-
gase durch die Oeffnungeu el gelangen können. Es wird in Folge
dieser Anordnung also die durch das Gebläse in das Rohr g eingetriebene
Luft im Saugrohr H im Gegenstromprinzip vorgewärmt und weiterhin
in Folge Durchführens durch die Kammern d{ mittels der Leitungen g2
erhitzt und gelangt in diesem Zustand durch die Rohre g{ g3 in die
untere Kammer rf2, an deren Ausgangsöffnungen e2 sie sich mit dem
aus den mit Ventilen f2 ausgestatteten Brennern ausströmenden Gas
mischt. Die Luft wird also nur in erhitztem Zustand in die Flammen
eingeführt und hierdurch ein hoher Wirkungsgrad der Anlage erzielt.
Das Abdämmen mit Oel- und Alkoholflamme ist älteren Datums
und sind hierzu etwa seit dem Jahre 1823 verschiedene Vorschläge
gemacht worden (1825 16 203. 1828 29 114. 1866 181 258), m. W.
aber zu keiner grofsen praktischen Verwendung gekommen gegenüber
der aus dem Jahre 1817 stammenden Gassengerei. Der Vollständigkeit
halber aber mögen hier zwei in dies Gebiet einschlagende Vorrich-
tungen eine nähere Betrachtung finden.
Die eine ist Gegenstand des D. R. P. Kl. 8 Nr. 48 579 vom 25. De-
cember 1888 und rührt von Ferd. Rutzky in Crefeld her. Ihre Ein-
richtung ergibt sich aus den Fig. 2 bis 4 Taf. 2. Der Spiritusbehälter
ist mit dem Brennerbehälter c durch das Rohr b verbunden, an welch
letzterem sich der Verschlufshahn h befindet. Der Brennerbehälter c
hat die Breite des zu behandelnden Seidenstoffes o. dgl. und ebenso
Dinglers polyt. Journal Bd. 277 Nr. I. 1890/111. 2
18 Ueber das Sengen (Abllamnien) der Gewebe und Garne.
breit ist der eingesetzte Brenner </, in welchem sieh der den Docht ab-
gebende Filzstoff n befindet. Der Brenner ist durchlocht, so dafs sich
der Filz voll Alkohol saugen kann und seine Ränder i sind mit Boh-
rungen versehen, durch welche der Flamme die Luft zugeführt wird.
Damit die Vorrichtung zum Abflammen schmaler und breiter Stoffe
Anwendung linden kann, sind über den Brenneröffnungen f Schieber e
angebracht, durch welche die Flamme verkürzt werden kann. Um
die Flamme bequem ganz zu löschen, ist die durch Scharnier befestigte
Klappe k vorgesehen, durch deren Umlegen die Brenneröffnung f ge-
schlossen wird. Zur Erkennung der Höhe des Alkoholstandes ist das
Zeigerrohr m angebracht.
Der zu behandelnde Stoff wird wie gewöhnlieh über eine Walze w
geleitet, die sich über dem Brenner befindet, so dafs, wie durch die
Zeichnung dargestellt, der Stoff von der Flamme getroffen wird. Um
den Docht bequem verstellen zu können, sind an beiden Seiten des
Brenners die Stellschrauben s vorgesehen, durch die der Dochtträger r
gehoben oder gesenkt werden kann.
Während bei der im Vorstehenden besprochenen Einrichtung der
Alkohol mit Hilfe eines Dochtes zur Verbrennung gebracht wird, ver-
wandelt der Brenner von Julius Alfred ßourry in Zürich den Alkohol
erst in Dampf, und ist zu diesem Zweck derart construirt, dafs er,
durch seine eigene Flamme erhitzt, in ähnlicher Weise wie eine Gas-
retorte functionirt, indem er den zufliefsenden Alkohol oder flüssigen
Kohlenwasserstoff in Dampf verwandelt und dieser in Form von Stich-
flammen brennt. Der durch D. R. P. Kl. 8 Nr. 47649 vom 21. December
1888 geschützte und in den Fig. 5 bis 10 Taf. 2 wiedergegebene Brenner
ist somit gleichzeitig Gasentwickler und Flammenerzeuger und bleibt,
wenn einmal bis zur Dampfbildung erhitzt, ohne Anwendung eines
Ueberdruckes von Luft oder Spannung der Gase aufserhalb des Brenners
selbst so lange in Function, bis die Speisung aufhört. Erreicht wird dieses
durch Metallhülsen, vorzugsweise aus Kupfer von zweckentsprechen-
dem Querschnitt (Fig. 5 cylindrisch; Fig. 6 elliptisch; Fig. 7 länglich
viereckig), die an beiden Enden geschlossen und mit einem festen
Bündel von sehr feinen Drähten d aus beliebigem Material gefüllt sind,
welche für sich noch in ein feines Metallgewebe eingehüllt werden
können. Die Hülse dieses Brenners, welcher auf beliebige Weise durch
Speiseröhren a a, a2 mit einem Flüssigkeitsbehälter verbunden ist, er-
hält eine dem Zweck entsprechende Anzahl Bohrlöcher b von lj2 bis
1 > .,uini grofsem Durchmesser. Je gröfser die Anzahl der Löcher, desto
kleiner soll ihr Durchmesser sein.
Dem Brenner selbst kann eine beliebige Form gegeben werden,
so kann er die Form eines geraden Cylinders haben (Fig. 10), kreis-
rund (Fig. 8), spiralförmig (Fig. 9) u. s. w. sein. Er wird auf beliebige
Weise so weit vorgewärmt, bis das in ihm enthaltene Drahtbündel heifs
Ueber das Sengen (Abflammen) der Gewebe und Garne. 19
genug ist, um die eintretende brennbare Flüssigkeit zu verdampfen. Das
Löschen des Brenners erfolgt durch Absperrung der letzteren.
Eine Sengmaschiue, bei welcher das Abflammen durch Leuchtgas
stattfindet, zeigen die Fig. 14 bis 16 Taf. 2. Dieselbe ist durch das
Amerikanische Patent Nr. 334474 geschützt und rührt von John Byte
in Paterson, New Jersey, her. Ihr charakteristisches Merkmal besteht
darin, dafs die Brenner derart angeordnet sind, dafs sie nach Belieben
unter den Stoff, hier ein Band Z), gebracht oder von demselben ent-
fernt werden können und hierbei gleichzeitig die Maschine aus- bezieh,
einrücken.
Das zu sengende Band D ist auf den im Gestell gelagerten Haspel B
aufgewunden, der einerseits zum Zweck des Aufwickeins mit einem
Handgriff E ausgestattet ist, andererseits auf seiner Achse eine Brems-
scheibe G trägt, über die ein Bremsband F gespannt ist, das ein gleich-
mäfsiges Abziehen des Bandes D vom Haspel B ermöglichen soll. Von
diesem Haspel wird das Band mit Hilfe des durch Fest- und Los-
scheibe Q Q{ angetriebenen zweiten Haspels C durch die Maschine
gezogen und passirt hierbei die beiden Führungswalzenpaare HI, zwi-
schen welchen die eigentliche Sengvorrichtung vorgesehen ist. Dieselbe
besteht aus dem mit dem Leitungsschlauch O verbundenen auf dem Gleit-
stück L montirten Brenner 5, zu dessen beiden Seiten je eine Schutz-
wand T angeordnet ist, die ebenfalls vom Gleitstück L getragen werden.
Das letztere wird zwischen den beiden am Gestell A befestigten Füh-
rungen K gehalten und steht durch einen Lenker N mit dem doppel-
armigen, um U drehbaren Hebel M in Verbindung, dessen freier Schenkel
eine Riemengabel P trägt.
Beim Anlassen der Maschine nehmen die Theile M iV L die in
Fig. 16 wiedergegebene Lage zu dem Band ein, d. h. der Brenner steht
nicht unter demselben und die Riemengabel hält den Riemen auf der
Losscheibe des Haspels C. Sobald nun der Brenner entflammt ist, wird
das denselben tragende Gleitstück L in Richtung des Pfeiles (Fig. 16) in
die in Fig. 14 und 15 angegebene Stellung geschoben und dieses hat zur
Folge, dafs die Hebel WM bezieh. N M den Riemen von der Los- auf
die Festscheibe bringen, die Maschine also in Gang setzen. Bei der Be-
wegung des Schlittens L in der umgekehrten Richtung findet der ent-
gegengesetzte Vorgang statt, d. h. die Maschine kommt zum Stillstand.
Für das Sengen von Garnen *, welches bekanntlich den Zweck hat,
dieselben auf allen Seiten von den abstehenden Fäserchen zu befreien
und ihnen hierdurch ein glätteres und dichteres Aussehen zu geben, gibt
Arnold Villain in Lille (Depart. Nord, Frankreich) in dem D. R. P. Kl. 8
Nr. 49328 vom 22. Januar 1889 die Construction einer Maschine an,
bei welcher ein etwa reifsender Faden sofort zum Stillstand gebracht
1 D. p. J. 1837 63 360.
20 üeber das Sengen (Abflammen) der Gewebe und Garne.
und aus den Flammen entfernt wird. Die besondere Ausführung dieser
Maschine ergibt sich aus den Fig. 17 bis 23 Taf. 3 (folgt mit Heft 2).
Der Brenner, welcher mit Leuchtgas gespeist wird (Fig. 17), besteht
aus einem cylindrischen Gefäfs A von ziemlich grofsem Durchmesser,
welches als Vbrrathsraum für das Gemisch von Gas und Luft dient.
Der obere Theil dieses Gefäfses wird durch zwei geneigte Flächen,
welche in eine längliche Oeffnung auslaufen, gebildet. Diese Oeffnung
ist mit einem metallischen Gewebe überzogen. Der untere Theil des
Cylindere A ist durch eiu Bodenstück vei-schlossen, durch welches
zwei concentrisch in einander gesteckte Röhren hindurchgehen. Von
diesen dient erstere zur Zuführung des Gases, letztere zur Zuführung
der comprimirten Luft; beide sind zur Regulirung des Gas- bezieh.
Luftzutrittes mit einem Hahn versehen. Der Cylinder A sowohl, als
auch die Röhren sind zur Erleichterung der Montage als selbständige
Theile construirt. Eine Modifikation dieses Brenners zeigt Fig. 20.
Derselbe besteht hiernach aus einem Reservoir A{, in welchem sich
das nach bestimmtem Verhältnifs zusammengesetzte Gemisch von Gas
und comprimirter Luft befindet. An dem äufseren Ende desselben
ist das Gaszuführungsrohr Bt und das Luftzuiührungsrohr D{ an-
geschlossen. Die Rohrstutzen A2 und .43l welche auf dem Reservoir
befestigt sind, führen entweder zu einem Brenner für eine Reihe kleiner
besonderer Flämmchen oder aber zu einem Brenner für eine lange,
zusammenhängende Flamme, dessen längliche Oeffnung von einem
Metallgewebe überdeckt ist.
Eine andere Modification des Brenners ist in den Fig. 22 und 23
dargestellt. Hierbei tritt das Gas durch ein centrales Rohr /?2i das in
eine dem Brenner entsprechend geformte Erweiterung ausläuft, in die
Brenneröfihung aus. Die Luft hingegen wird mittels des Rohres D2
dem Gefäfse K{ zugeführt und kommt alsdann an der Brenneröffnung
mit dem Gase zur Verbrennung. Das Gefäfs K{ wird durch Boden-
stück C{ geschlossen.
Der Faden x (Fig. 17), welcher durch die Flamme des Brenners
hindurchgeführt wird, geht durch die Führungsösen aaa und SS und
durch die Nadel J; er kommt von der Spule N und wickelt sich ver-
möge der Reibung zwischen dem rotirenden Tambour P und der Rolle H
auf letztere auf.
Die Führungsösen aaa sind unwandelbar fest, dagegen sind die
Oesen S S an beweglichen Supports R befestigt. Die Nadel I ist in
eine Büchse E eingeschlossen, in welcher sie sich in senkrechter Rich-
tung frei bewegen kann. Bei der Bewegung der Rolle H wird der
Faden x angespannt und damit die Nadel / nach oben gehalten. Wenn
zufälliger Weise der Faden zerreifst, sinkt die Nadel I abwärts und
stöfst gegen die dreikantige Spindel J", welche, indem sie sich dreht,
gegen die Nadel I drückt, wodurch die Hülse £, welche in o drehbar
Ueber das Sengen (Abflararaen) der Gewebe und Garne. 21
auf einem Support befestigt ist, um einen kleinen Winkel gedreht wird.
In Folge dieser Drehbewegung wird der sich auf einen Stift b der
Hülse E stützende kleine Hebel G frei und fällt abwärts. Damit aber
tritt der durch einen Lenker mit dem Hebel G verbundene Auslöse-
hebel L, der mit einem Gegengewicht versehen ist, in die Lage, wie
punktirte Zeichnung angibt. Eine Folge davon ist, dal's die Kolle i7,
welche sich in einem in o, pendelartig gelagerten Hebel V dreht, ge-
hoben und von dem Tambour P entfernt und damit zum Stillstand ge-
bracht wird.
Gleichzeitig aber verliert der vom Auslösehebel L getragene Sup-
port R der Führungsösen SS auf der einen Seite seine Unterstützung;
in Folge dessen dreht er sich um seine Achse M und zieht damit die
Führungen seitwärts aus der Flamme fort. Der zerrissene Faden kann
nun leicht wieder angeknüpft werden, und genügt alsdann ein Druck
auf das Ende l des Auslösehebels Z, um das ganze Hebelsystem in die
frühere Lage (ausgezogene Linien der Zeichnung) zu bringen.
In neuerer Zeit hat man auch versucht, das Leuchtgas durch das
besonders in Amerika mehr und mehr in Aufnahme kommende Wasser-
gas zu ersetzen. Eine zur Verwendung von demselben eingerichtete
Sengmaschine für Gewebe zeigen die Fig. 11 bis 13 Taf. 2. Dieselbe
ist Gegenstand des Amerikanischen Patents Nr. 373857 und rührt von
F. C. Sayles in Pawtucket und 0. E. Droivn in Lincoln her.
Das zu behandelnde Gewebe wird bei dieser Maschine mit Hilfe
der Abzugswalzen a c und unter Vermittelung der Leitrollen hidqq
derart über die beiden Brenner e1 gezogen, dafs beide Seiten des Ge-
webes von den Flammen getroffen werden. Die beiden Brenner selbst
bestehen, wie Fig. 12 erkennen läfst, aus einem an den Seiten ge-
schlosseneu Rohr e, das auf seinem Scheitel einen parallel zur Achse
verlaufenden Spalt hat und auf beiden Seiten der Maschine in den
zangenförmigen Armen o k k{ gelagert ist, durch welche die Weite des
Spaltes für den Gasaustritt bestimmt und aufserdem ein Oeffnen des-
selben bei der Erhitzung des Brenners verhindert wird. Die Gaszufuhr
erfolgt durch das gemeinsame Leitungsrohr E, von welchem aus die
Ableitung in die beiden Brenner durch die Rohre e bezieh. I bewirkt
wird. Um den Brenner der Breite des Gewebes entsprechend einstellen
zu können, sind muldenförmige Deckstücke n in Anwendung gebracht,
welche mit Hilfe von Klemmringen mp auf das Rohr e{ bezieh. /[ auf-
geprefst werden und somit den Spalt mehr oder weniger schliefsen.
Ueber jedem Brenner e{ bezieh. lx ist ein Saugrohr /", das mit einem Ven-
tilator G F in Verbindung steht, derart angeordnet, dafs erstens die
Flammen durch das Gewebe hindurchgezogen, zweitens aber auch
Fasertheile u. s. w. von dem letzteren entfernt werden. U. Glafey.
Zi Manneamann'scues Walzverfahren mittels Schr&gwalzwerkafl.
Ueber das Mannesmann'sche Walzverfahren mittels
Schrägwalzwerkes. '
Mit Abbildungen.
Lange Zeil hindurch fehlte in der technischen Literatur jede zu-
verlässige Blittheilung über die Entwickelung des Mannesmann sehen
Walz verfahrene: man wufste nur. dafa in den betreffenden Anlagen, in
Remscheid. Komotau und in Bous, unablässig Versuche mit dem Ver-
fahren and den Einrichtungen gemacht wurden. In Folge der langen
Dauer dieser Versuche wurden vielfach Stimmen dahin laut, dafs das
ganz»- Verfahren sieh als praktisch unbrauchbar herausgestellt habe.
Derjenige Techniker, welcher schon vor der Aufgabe gestanden hat,
eine Construction oder ein Arbeitsverfahren auszubilden, für welches
Vorarbeiten Doch nicht vorliegen, konnte sich die Verzögerung wohl
erklären und w;ir aus diesem Grunde mit seinem Urtheile zurückhaltend.
Im vorliegenden Falle war dies um so mehr angezeigt, als für das
vollständig neue Verfahren, für welches nur einige geringe Anhalts-
punkte aus ähnlichen Verfahren, die jedoch ganz andere Ziele verfolgten
und mit geringeren Vorrichtungen arbeiteten, als nunmehr erforderlich
sind, vorlagen, und mithin sowohl das Verfahren selbst, als auch die
einschlägigen mechanischen Vorrichtungen von Grund aus durchgeprobt
bezieh, erfunden werden mufsten.
Nach den neuerlichen Mittheilungen, welche Geheimrath Heuleaux
im Vereine deutscher Ingenieure, sowie in der Sitzung des Vereins für
Eitenbahnkunde machte, bei welcher Gelegenheit überraschende Probe-
stücke aus dem Schrägwalzverfahren vorgelegt wurden, sind wohl alle
Zweifel, welche noch gehegl werden konnten, als beseitigt anzusehen.
Wir entnehmen dem in Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen vom
1. Juni 1890, S. 265, mitgetheilten Reuleaux'schen Vortrage das Nach-
stehende, soweit dasselbe unsere früheren Berichte ergänzt oder neue
Gesichtspunkte für die Erklärung des Vorganges bietet.
Die äufsersl hemerkenswerthe Probesammlung enthielt Röhren von
jeder Weite zwischen 21/2 und 363mni, mit Wandstärken von 3 bis
50mm, Längen von irgendwie üblicher Ausdehnung 3, 4, 5m, ja als Kraft-
stiiek in Längenausdehnung ein siebenfach zusammengefaltenes Rohr von
nahezu 15'" Länge; ferner eine „Flasche" für Kohlensäure, welche mit
20081 Druck geprüfl ist: eine Reihe Wasserleitungsröhren von 100mm
Weite hei >"" Wanddicke, alle auf 150at geprüft und zu einer Wasser-
leitung für Südamerika bestimmt. Mehrere der Röhren waren zu
Schlingen gebogen, in welcher Form sie als Dehnungskuppelungen
(Compensationsvorrichtungen) dienen sollen; diese Bearbeitung würde
ein geschweifstea Rohr kaum irgendwie vertragen, noch weniger aber
i Vgl. L887 265 542. L888 •-»<;!> i.,i 503. 1889 278*478.
Mannesrnann'sches Walzverfahren mittels Schräs:walzwerkes.
23
die Biegung in Schleifen und Knoten, welche in mehreren Ausführungen
an Rohren von etwa lmm,5 Wanddicke vorgelegt waren, Güteproben,
welche man früher auf Ausstellungen anstaunte, wenn sie an vollen
Rundstäben aus Schmiedeeisen gelungen waren, ohne demselben Längs-
risse zu ertheilen, die aber hier an blechdünnen Röhren ohne eine Spur
von Wandbruch ausgeführt sind. Ein etwa fufsweites Stahlrohr war
durch eine Reihe sich kreuzweise folgender Dampfhammerschläge zu
einem Gebilde gehämmert, welches Kinderspiel wohl aus Papier als
sogen. Hexentreppe gestaltet. Ferner wurde ausgestellt: Ein Dampf-
dom, sauber und scharf, oben nach innen, unten nach aufsen gebörtelt:
Röhren, breit und dünn ausgeflanscht, ja umgestülpt wie Handschuh-
finger — und nirgends auch nur einen Einrifs, einen Fehler, eine schlechte
Stelle in der Wandung. Zum Nachweise der Dehnbarkeit waren Muster
von kalt gezogenen Röhren ausgestellt, Röhren von 1 und lmm,5 Wand-
dicke, welche aus 6 und 8mm in der Wand haltenden Rohstücken ge-
zogen sind und sich rifsfrei, glatt und sauber, sowohl aufsen als innen,
erweisen. Das sind wahrlich Leistungen, welche die technische Brauch-
barkeit der Erzeugnisse in ein glänzendes, die erwähnten Zweifel völlig
beseitigendes Licht stellen.
Der Vortragende betrachtet vom kinematischen Standpunkte aus
das alte Walz verfahren als ein Getriebe, bei welchem die obere und
untere Walze die Treibräder bilden, während der zwischen denselben
bewegte Stab als aus zwei conaxialen Reibrädern von unendlich grofsem
Halbmesser aufzufassen wäre.
Reibrad Wirkung besonderer Art ist es auch, welche bei dem
Mannesmann sehen Verfahren zur Anwendung kommt. Fig. 1 stellt ein
Reibräderwerk dar, bei welchem beispielsweise das scheibenförmige
Fig. 1.
Fig. 2.
Rad a treibend zu wirken haben möge; c ist dann das getriebene Stück,
welches bei rf, und d2 drehbar und zugleich verschiebbar gelagert sei.
Umtreibung von a mittels der Kurbel setzt, wenn genügende Anpressung
vorhanden ist, das walzenförmige Stück c in Bewegung und zwar in
der Ebene des Rades a mit der Geschwindigkeit v. Diese Bewegung
zerlegt sich an c in eine Drehung mit der Umfangsschnelle v cos a und
24 Mannesmann'schefi Walzverfahren mittels Schrägwalzwei'kes.
eine axiale Schiebung von der Schnelle v sin «, wenn a den Winkel
bedeutet, welchen die Ebene von o mit der Normalebene von c ein-
schliefst. Das Stück c wird also sowohl gedreht, als vorwärts getrieben,
letzteres um BO schneller, als u gröfser gewählt worden.
Sicherer noch kann man diese Wirkung machen, wenn man zwei
treibende Reibräder einander gegenüber auf c wirken läfst (Fig. 2); die
Achse von c wird dann nicht mehr durch den Druck gebogen. Die
treibendes Räder a und b müssen in gleichem Sinne angetrieben, auch
mit gleichen Pressungen angedrückt, sowie gleich schräg eingestellt
werden. An dieser so vervollkommneten Vorrichtung wollen wir nuu
noch eine Aenderung anbringen, nämlich bei rf2 den Zapfen der Achse
mit Anläufen versehen, vermöge deren er das Lager mitzunehmen suchen
wird- dieses Lager aber wollen wir zwischen Führungsschienen etwas
einklemmen, so dafs sich seinem Fortschreiten Reibung entgegensetzt.
Die Folge wird sein, dafs nun zwar die Drehung der Walze c noch
wie vorhin stattfinden kann (mit der Unifangsschnelle v cos a)-, die
Schiebung aber behindert sein wird. Dabei aber entsteht an der Um-
fläche von c eine treibende Wirkung vermöge der Reibung zwischen a
und b einerseits, c andererseits, eine Wirkung, welche die Oberflächen-
theilchen der Walze c in der Richtung der erwähnten Schiebung zu
verlegen sucht. Ist nun der Stoff', aus dem c besteht, bildsam nach-
giebig, so findet eine derartige Verlegung der Oberflächentheile der Walze
wirklich statt. Solches aber geschieht bei dem Mannesmann sehen „Schräg-
walzwerk1'.
Fig. 3 stellt dasselbe schematisch dar. Statt der scheibenförmigen
Reibräder o und b sind stählerne Walzen angewandt, welche behufs
Vergröfserung der Reibung an ihren Umfangen mit spiraligen Auf-
d/ Fi„ 3 rauhungen („Treibwülsten") ausgestattet
jß= ~^9$fh sind ; zwischen sie ist der erhitzte und
J~ -- ■ HV7 \/lj_\T~—^' "* dadurch bildsam gemachte Block, Knüppel
^^^^^^^^^^^ oder Zain gebracht, der durch seitlich auf-
^^^^^^^^^ C/ gestellte Schienen am Herausfallen ver-
I ;.v:: .::^v:: ^:>- ':-:;:>>- hindert wird. Triebe man nun die Walzen
i ^^^^oS888^^S entsprechend um, so würde der Stab, wie
.ii _n - 4P^fffljMWnB' ~ bei Fig. 1 besprochen, mit der Schnelle
i.— ' II \ \& v stn u vorgetrieben, mit der Umfangs-
x<5 schnelle veosee gedreht werden. Noch fehlt
die obige Bremsung, die aber dadurch erzielt wird, dafs die Walzen an
ihrem hinteren Ende kegelförmig abgestumpft sind und so nahe zusammen-
gestellt werden, dafs der Zain zuerst eine Verdünnung annehmen mufs,
um zwischen die Walzen zu gelangen. Dadurch bildet sich an dem
Stabe eine Schulter, ein Anpafs, welcher sich gegen die erwähnten Ab-
stumpfungen der Walzen stemmt und ein Aufhalten des Zaines, eine
Behinderung des Fortschreitens desselben als Ganzes bewirkt. Die
Mannesmann'scbes Walzverfahren mittels Schrägwalzwerkes. 25
Folge ist, dafs nun wirklich die Oberfläche des Stabes mehr vorgeschoben
wird, als der Stab als Ganzes, und sich demnach gerade an der Griff-
steile des Walzenpaares eine becherförmige Vertiefung des Blockes
bilden mufs. Indem nun der Stab nachrückt, geht immer aufs Neue
gerade an der Griffstelle die Becherbildung vor sich. Der Becherrand,
es so zu nennen, kommt während dessen zwischen die vorderen, ge-
glätteten Umflächentheile der Walzen und erhält äufserliche Glättung.
Die Aufeinanderfolge der Becherränder bildet das durch Punktirung
angedeutete Rohr. Dem Blocke wird also, um es mit einem Bilde
zu bezeichnen, gleichsam die Haut über den Kopf gestreift, und
das geschieht fortgesetzt, bis der Stab den Walzraum durchschritten
hat und ganz als Rohr gestaltet vorn herausgetreten ist. Man hat sich
den Vorgang als äufserst rasch verlaufend vorzustellen. Grofse Schnelle
mufs angewandt werden, damit der Stab sich nicht während der Arbeit
abkühlt. Sehr bemerkenswerth ist für den Zuschauer der Augenblick,
wo auch das letzte Ende des Stabes sich zum Rohr gestaltet. Ein
Lichtpunkt blitzt auf am Stabende, rasch sich zu einem hellglühenden
Kreislein erweiternd und dann rüttelnd und rollend sich als das Ende
des Rohrinnern offenbarend. Der volle Block wird auf diese Weise
zum Rohr umgestaltet; die Erfinder nennen das Verfahren das Blocken
des Rohrs. Die Innenfläche des geblockten Rohrs zeigt sich verhält-
nifsmäfsig sauber und so zu sagen glatt, weit gleichförmiger, als man
vermuthen sollte; die Gleichförmigkeit der Einwirkung von allen Um-
fangspunkten aus, eine gleichförmige Erhitzung des ganzen Stabes voraus-
gesetzt, bedingt auch, dafs ziemlich genau dieselbe Wirkung auf jedes
Stofftheilchen komme und dafs demnach die neu verlegten Theilchen
sich auch genau ringförmig, parallel der Umfläche anordnen.
Sollte aber nun die Aufhaltung des Blockes am hinteren Ende der
Walzen, welche die Bremsung vertritt, einmal nicht bewirkt werden-)
was wird geschehen? Die Becherbildung tritt nicht ein. Dies aber kann
man benutzen, um das Rohr am Ende geschlossen herzustellen, mit
anderen Worten: dem Becher einen Boden zu geben. Zu dem Ende
braucht man blofs den Zain am hinteren Ende zuzuspitzen, so dafs die
Walzenabstumpfungen das Ende nicht mehr fassen können; dann bleibt
ein Boden stehen. Denselben Kunstgriff kann man aber auch am vor-
dersten Ende des Zaines anwenden, dann öffnet sich auch vorn der Block
nicht. Wohl aber thut er das auf der mittleren Erstreckung des Blockes,
und dieser mufs sich zu einem Hohlkörper gestalten, welcher an beiden
Enden geschlossen ist, etwa wie der Cocon einer Seidenraupe. Solche
Coconröhren haben die Erfinder vielfach hergestellt. Man durfte ge-
spannt sein, was sich im Inneren des so merkwürdigen Hohlraumes
vorfinde, vielleicht Luftleere, oder ein Gas? Sehr sorgfältige Unter-
suchungen, welche Prof. Finkener hierselbst vorgenommen, haben er-
wiesen, dafs die Höhlung zu 99 Proc. Wasserstoffgas barg, das letzte
MaiiiR-Miiaim .-dies WalzviTlaliien mittels SchrägwalzwerkeS.
Procenl war Stickstoff und unbestimmtes. Für die Stahltheorie ist dieses
Ergebnils von keineswegs unbedeutendem Werthe (1890 276 575).
Die bisher beschriebene Arbeitsweise, das Rohrstück mittels der
Walzenabstumpfungen zurückzuhalten, ist nicht immer bequem, z. B.
dann nicht , wenn die Schrägstellung der Walzen aus irgend welchen
(i runden grol's sein mufs. Deshalb wenden die Erfinder auch noch ein
anderes Aufhaltungsmitte] an, nämlich den Dorn. Derselbe ist rundlich
zugespitzt, mit seiner Stange drehbar aufgestellt, und wird dem vor-
sohreitenden Block gerade an der Stelle entgegengestellt, wo die
Becherbildung beginnt. Um ihn herum legen sich dann die Stoff-
t heilchen während des Vorschreitens des Rohres. Mittels Stellschraube
am Handrad wird während des Walzens der Dorn so weit entgegen-
gesehoben, als es dem Walzvorgang am besten entspricht, was ein ein-
geübter Mann sehr bald lernt. Der Dornkolben, der lose auf der vier-
kantigen Spitze der Dornstange sitzt, fällt herab, sobald die Rohrbildung
vollzogen ist, worauf die Stange herausgezogen wird.
Der Betrieb der Walzen wird mittels gelenkiger Kuppelungen
bewirkt; diese gestatten, die Walzenachsen völlig nach Bedarf mehr
oder weniger schräg, weit aus einander oder eng zusammen zu stellen.
Ans dem Besprochenen geht übrigens auch hervor, dafs Dicke und
Weite des zu erzeugenden Rohres aufser von der Dicke des Rohstücks
stark von der Walzeneinstellung abhängen. In der That kann man
denn auch mit demselben Walzenpaare ganz dünne, wie auch ganz
dicke, stark wandige sowohl als dünnwandige Rohre herstellen.
Fertig gestellte, ohne oder mit Dorn erzeugte Rohre kann man auf
dem Schrägwalzwerk auch noch aufweiten, indem man sie, nachdem
sie wieder erhitzt sind, bei angemessener Walzeneinstellung wieder in
das Walzwerk einführt.
Stärkere Erweiterungen
werden indessen von den
Erfindern mit Vorzug auf
einem zweiten Walz-
werk, dem Scheiben-
, walzwerk (Fig. 4) aus-
geführt. Die Walzschei-
ben a und b sind stumpfe
Kegel , welche mit
schneckenförmigen
Treibwülsten ausgerüstet
sind. Man gibtden Schei-
ben entgegengesetzte, an
ßröfse gleiche Drehungen, derart, dafs sie ein zwischen sie gebrachtes
Rohstück, hier ein Bohr, in Drehung versetzen, aber vermöge der Treib-
wülste auch vorauschieben. Hier wird nun ein Dorn d in besondere
Fig. 4.
Mannesmann'sches Walzverfahren mittels Schrägwalzwerkes.
27
Mitwirkung gezogen, indem derselbe so in seiner Form gewählt ist,
dafs er zwischen sich und den Scheiben Raum für einen kegelförmigen
Mantel von abnehmender Stoffdicke läfst, auch entsprechend angeprefst,
nämlich der Vorschreitungsrichtung des Rohres entgegengestellt wird.
Zwischen a und d sowie b und d tindet nunmehr Walzung statt, welche
mit dem alten Walzverfahren verwandt ist. Das Rohr c wird gleich-
sam durch drei Walzen, ein „Walzentrio", bearbeitet, dabei von den
schneckenförmigen Wülsten stets zwischen die Walzenballen gedrängt
und tritt in der ausgeweiteten, in der Wand verdünnten Form ct aus
dem Scheibeuwerk heraus.
Blockstrafse und Scheibenstrafse sind die wichtigsten der neuen
Walzwerke, die beschriebenen Verfahrungsweisen auch die am meisten
angewandten; auf andere einzugehen, ist hier Fig. 5.
nicht der Ort. Dagegen mufs ich noch von
den mechanischen Mitteln sprechen, durch
welche die Walzen betrieben, ihnen die er-
forderliche Triebkraft zugeleitet wird. In
der That stellten sich den Erfindern an diesem
Punkte Hindernisse nicht geringer Art ent-
gegen; ja, Berge von Hindernissen fanden
sie zu überwinden, um zu dem klar erkannten
Ziele vorzudringen.
Früh schon wurde nach dem Bekannt-
werden der Patentschriften von mehreren
Seiten dem neuen Verfahren der Einwurf
gemacht, dafs es zu viel Betriebskraft er- ytt>>A>?\
fordere (1888 269 *463). Es wurde berechnet,
dafs für die Herstellung eines 50 bis 60mm
weiten Rohres gegen 2000 H3 aufzuwenden wa,(a,a
sein würden. Diese Berechnung ist im Allge-
meinen als vollkommen richtig anzuerkennen,
die daraus gezogene Folgerung, dafs dieses viafy'V
Krafterfoi'dernifs das Verfahren verurtheile,
aber nicht. Zunächst darf man nicht ver-
gessen, dafs zur Umwandlung des Blockes in
Blech und Bildung eines Rohres der alten Art aus diesem ganz ebenso
viel Arbeit zur Verlegung der Stofftheilchen nöthig ist, wie bei dem
neuen Verfahren. Dieses letztere vollzieht die Formumwandlung nur in
ganz kurzer Zeit, statt in langer. Aber gerade in der Kürze dieser Zeit
liegt auch wieder das Mittel, der zu grofsen Maschinenstärke auszu-
weichen, indem man die in dieser kurzen Zeit erforderliche Triebkraft
einer Krafthaltung entnehmen kann, und dieser Krafthalter ist das im
Walzwesen schon so lange üblich gewesene Schwungrad. Nur mufste
dieses befähigt werden, eine weit gröfsere Arbeitsstärke aufnehmen
28 KEftnnesmann'sches Waliverfahren mittels Schrägwalzwerkee.
und in kurzer Zeil abgeben zu können, als bisher möglich war. Der
Fehler der älteren Schwungräder ist, dafs man ihre Umfangsschnelle
nicht hoch Bteigern darf. 40m ist hierfür ein Meist wert h. den man
nicht ohne Gefahr überschreiten darf. Die Herren Mannesmann schufen
nun für ihre Walzwerke ein ganz neues Schwungrad'2, welchem man mit
aller Sicherheit 100'" Umfangsschnelle ertheilen kann.
Der Erfolg isl aufserordentlich , wie folgende oberflächliche Be-
rechnung zeigt. Hat der Radkranz die Schnelle v und wird diese
durch die Kraflabgabe auf r, vermindert, so ist bei einer Masse m des
Kranzes die Arbeitsgröfse
A = ■£& — *&
abgegeben worden. Geschieht dies vermöge gleichförmigen Wider-
standes P im Walzwerk durch den Weg s in der Zeit f, so betrug die
secundlich abgegebene Arbeit, d. i. die Arbeitsstärke S in Secunden-
kilogrammmetern :
P s m(«2 — v{1)
oder in Pferdestärken, da s : t die Geschwindigkeit c ist:
TP — —— m (-"2 ~ V[ 2)
75 150 t
Für die Masse m noch das Gewicht G eingeführt, erhält man
G
xp
150. g t
Führt man G mit 1000k = 1 1 ein und nimmt an, dafs die Umfangs-
schnelle v des Rades während des Walzvorganges auf die Hälfte sinken
dürfe, so erhält man als Ausdruck für die auf jede Tonne Kranzgewicht
dem Rade entziehbaren Pferdestärken:
3 . 1000 »2 1 ,2
IPt=:4.150.9,8l7oderrund 2 7
Nun beträgt die Durchwalzungszeit bei Block- wie Scheibenwalze
etwa 30 Secunden, so dafs auf jede Tonne Kranzgewicht abgegeben
werden ^ HP, d. i.
bei v = A0 60 80 100™
HP( = 27 60 107 166* 3 H\
Bei SO t Schwungriuggewicht ergeben sich also schon
810 1800 3210 5000 H>
als verfügbar. Um diese Arbeitsstärke dem Rade in 5 Minuten zu er-
setzen, bedarf es je den zehnten Theil der ermittelten Anzahlen von
Pferdestärken, d. h. man reicht mit Dampfmaschinen von
81 180 321 500 ff
-f1"®*)
•i 1889 273*478 beschrieben.
Mannesmann'sches Walzverfahren mittels Schräsrwalzwerkes.
29
aus. Es zeigt sich also, dafs die Gröfse der beim Walzvorgang er-
forderlichen Arbeitsstärke kein praktisches Hindernifs für die Beschaffung
der nöthigen Dampfkraft bildet. Eine verhältnifsmäfsig kleine Dampf-
maschine sammelt in den Pausen die Kraft wieder an, wie eine Wasser-
pumpe den Druckhalter oder „Accumulatorcc in Hebewerkanlagen. Hier
wie dort ist es die zu Anfang als Anwendungsform der Maschine her-
vorgehobene „Haltung", was mit so grofsem Erfolge benutzt wird zu
ungewöhnlichen Leistungen.
Ein zweites mächtiges Hindernifs, welches sich der Erzielung eines
regelmäfsigen Betriebes entgegenstellte, vor Allem bei gröfseren An-
lagen, zeigte sich in der Mangelhaftigkeit unserer üblichen Winkel-
zahnräder. Man mufste nämlich zu Winkelrädern als Uebertragungs-
getriebe greifen, weil die Hüttenwerksanordnung dies gebieterisch
forderte. Um nämlich die Bewegung der erhitzten Blöcke vom Ofen
nach dem Walzwerke hin gut ausführbar zu machen, mufste man da-
von abstehen, die Schwungradachse in der Längsrichtung der Walzen-
achsen, oder parallel dazu aufzustellen, weil ja in dieser Längsrichtung
dem Walzwerke die Rohstücke zuzuführen waren (Fig. 5). Unsere
gebräuchlichen Kegelräder, wenn auch aus Stahlgufs in der besten
Weise hergestellt, erwiesen sich als nicht haltbar, weil zu grofse Ab-
nutzungen und namentlich auch unvermeidliche Ausführungsfehler bei
den erforderlichen hohen Umlaufzahlen — 300 in der Minute und
mehr — den Gang der Räder bald sehr störend beeinträchtigten. Den
Erfindern gelang es, durch ihre neuen „Flächendruckräder" die Uebel-
stände zu beseitigen. In Fig. 6 ist ein solches Räderpaar schematisch
dargestellt. Flächendruckräder haben sie die Räder genannt, weil bei
denselben die Zähne nicht mehr geometrisch in einer Linie, sondern in
einer beliebig grofs zu machenden Fläche auf einander pressen.
Die Zähne, von denen bei u{ und b{ ein aus den Rädern heraus-
gehobenes Paar dargestellt ist, sind so gestaltet, dafs der eine, au den
anderen, 6t, wie eine Gabel umfafst. Denkt man sich vorerst die Räder
mit parallelen Achsen aufgestellt und mit gleichen Zähnezahlen aus-
geführt, so ist bald ersichtlich, dafs dann die Gabeln und Klingen stets
genau zusammentreffen werden, wenn alle Zähne stets parallel geführt
werden, insbesondere so, dafs die ebenen Zahnbegrenzungen parallel
30 .Mniiiirsiiiiiiiii "si-lit-s Walzverfahren mittels Schrägwalzwerkes.
der Ebenen der Radachsen gehalten werden. Dies geschieht bei beiden
Rädern des Paares durch eine passend angebrachte Parallelführung.
Nun aber kann man auch die Kader nebst ihren Achsenlagern gegen
O DO
einander um die senkrechte Achse A A drehen, ohne die Richtigkeit
des Eingriffes zu stören. So wird denn u. a. die rechts in Fig. 6 skiz-
zirte rechtwinkelige Achsenlage erzielt. Die Räder arbeiten ganz vor-
züglich, gute Oeluug selbstverständlich vorausgesetzt. Bei einer Aus-
führung von lni im Durchmesser zeigenden Rädern haben die auf
einander pressenden Zahnflächen 100 auf 100mm, d. i. 10000'i^m Gröfse
bei 5000k Druck: dies entspricht einem Flächendruck von 1.,k, wie es
bei Zapfenlagern häufig vorkommt. Ein stählernes Kegelräderpaar für
dieselbe Aufgabe und Gröfse würde 400mm breite Zähne erhalten;
nimmt man an, dafs die gewölbten Zahnflanken einander so zusammen-
drückten, dafs selbst eine 2Dim breite Berührungsfläche entstände, so
gibt dies immer nur 800mm Druckfläche, also einen Flächendruck von
6000 : 800 = 6k,26, was eine rasche Zerstörung durch Abnutzung nach
sich ziehen müfste.
Eine dritte sehr bedeutende Schwierigkeit, welche aber die Herren
Mannesmann gleich von Anfang an erkannten, lag in der Aufgabe, die
Walzen und ihre Zuleitungswellen angemessen mit den festgelagerten
Triebwellen zu kuppeln. Es bedurfte bei dem einfachsten Blockwalz-
werk vier Kuppelungen, zwei für jede Walze, welche eine weitgehende
Verstellung, sowohl im Winkel, als auch der Länge nach gestatten
mufsten; zugleich aber mufste wegen der grofsen Drehschnelle die
Treibung ganz gleichförmig vor sich gehen. Eine gute Kuppelung für
diese Anforderungen gab es nicht: die bekannte /ZooÄe'sche Kreuz-
gelenkkuppelung hat einen zu grofsen Bewegungsfehler, erfordert auch
viel zu viel Raum. Die von den Erfindern hergestellte Kuppelung ar-
beitet ohne Bewegungsfehler und nimmt nur so viel Raum ein, wie
eine gewöhnliche Klauenkuppelung. Fig. 7 stellt sie schematisch dar.
Denkt man sich die Achsen a und 6 von zwei Punkten aus, die gleich
weit von dem Schnittpunkt s abliegen, mit dünnen, hier sich als Linien
darstellenden Armen versehen, welche gleiche Winkel mit bs und as
einschliefsen, so bleiben die berührenden Paare dieser Arme bei gleich-
förmiger Drehung beider Achsen stets in Berührung; aus der Lage s.
gelangt z. B. der Berührungspunkt nach einer Achsendrehung von 180°
in die Lage sv Der Berührungspunkt wird dabei den Umrifs eines
schrägen Schnittes durch einen Kegel an a wie an b beschreiben, hier
also eine Ellipse. Um die Berührung der Linien zu verwirklichen,
könnte man sie als Kanten von Stahlklingen ausführen, würde indessen
damit ein der Zerstörung rasch verfallendes Getriebe erzielen. Die
Herren Mannesmann wandten statt dieser Kanten oder Schneiden eine
neue Art Gelenk an, bestehend aus zwei halben Drehkörpern a1 und bx
(Fig. 7). Hier nind halbe Cylinder zu dem Zweck benutzt, welche
Mannesmann'sches Walzverfahren mittels Schräffwalzwerkes.
31
mit ihren ebenen Schnittflächen auf einander liegen, während sie mit
ihren runden Rückenflächen die nothwendigen Wiukelbewegungen in
entsprechenden Lagerflächen ausführen. Das ganze Gelenk au sich
war neu und hat auf meinen Vorschlag den Namen Schnittgelenk er-
halten, die Kuppelung demnach die Bezeichnung Schnittgelenkkuppelung.
Diese Kuppelung, aus Stahlgufs in den Hauptkörpern, aus harter Bronze
in den Schnittgelenken, die auch gelegentlich kugelig gestaltet werden,
hat sich in jeder Beziehung vortrefflich bewährt und leistet bei den
praktischen Betrieben der Aia/mesmann-Walzwerke die vorzüglichsten
Dienste.
In ähnlicher Weise wie die hier etwas eingehender behandelten
Haupttheile, mufsten noch zahlreiche Nebentheile der Walzwerke und
ihres Getriebes besonders entworfen und ersonnen, gröfstentheils völlig
neu geschaffen werden. Dies erklärt die Vielen aufgefallene Ver-
zögerung der industriellen Einführung des neuen Verfahrens; diese Ver-
zögerung wurde für diejenigen mehr als begreiflich, welche die sich
auf Schritt und Tritt erhebenden Hindernisse und Schwierigkeiten zu
beobachten Gelegenheit hatten.
Betrachten wir nun das fertige Rohr, welches z. B. aus dem Block-
walzwerk hervorgeht, so bemerken wir an ihm mehrere merkwürdige
Eigenschaften, Zunächst bringt die Bearbeitungsweise, der technolo-
gische Vorgang der Neuordnung der Stofftheilchen, es mit sich, dafs
sich gleichsam Fasern bilden,' welche schraubenförmig die Rohrwand
durchziehen und zwar so, dafs die inneren Fasern eine stärkere Stei-
gung als die äufseren annehmen. Somit liegen die Fasern gleichsam
in Kreuzung über einander, und schraubenförmig gebildete Faser-
schichten um einander. (Diese Faseranordnung hat Geheimrath Dr.
Wedding durch mikroskopische Untersuchung von Rohrquerschnitten
auch nachgewiesen und an schönen Präparaten für das bewalfnete Auge
deutlich erkennbar gemacht.) Mit dieser Faserlagerung aber steht noth-
wendig eine hohe Festigkeit des Rohres in unmittelbarem Zusammen-
hang. In der That zeigen die Mannesmann-Röhren 5- bis 6mal so viel
Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck, als gleich grofse geschweifste
Röhren. Ein Rohr von 37mm äufserem, 30mm innerem Durchmesser
gab erst bei einem inneren Wasserdrucke von 1700:,t nach, aber nur
indem es sich ausweitete, nicht aber zersprang.
32 Mannesmann'BcheB Walzverfahren mittels Schrägwalzwerkes.
Eine weitere Folge der günstigen Faserlagerung ist, dafs sich das
fertige Rohr sehr gut weiter bearbeiteu, z. B. biegen, börtelu, platt
schlagen, auftreiben, ausweiten, überhaupt noch umgestalten läfst, ohne
irgendwie in die Gefahr zu geratben, Nathrisse zu bekommen; die
vorgelegten Muster zeigen Beispiele von wahrhafter Mifshandluug der
Probestücke.
Auf der anderen Seite bedingt die starke Theilcbenverlegung,
welche das neue Verfahren an dem Werkstück ausführt, dafs Fehler
im Rohstoff, insbesondere unganze Stellen im Stahl, Blasen oder Quer-
risse nicht zulässig sind, vielmehr zur Folge haben, dafs das Stück bei
der Durchwalzung zerbricht. So ist denn das Gelingen eines Kohres
zugleich schon eine Probe auf die Güte des Rohstoffes. Auch erklärt
sich hier, warum Schmiedeeisen sich zu Mann^smann-Röhren nicht
eignet, es hat im heifsen Zustande eine zu geringe Festigkeit, einen
nicht ausreichenden Zusammenhang der kleinsten Theilchen. Wohl
aber sind Kupfer, Delta-Metall, Heifsmessing neben dem Stahl in dessen
verschiedenen Stufen an Kohlenstoffgehalt als Rohstoffe geeignet.
Einleuchtend ist, dafs für grofse Röhrenlieferungen die Beschallung
tadelloser Rohstücke ihre Schwierigkeiten hat; die Mannesmann-Röhren-
werke haben sich deshalb genöthigt gesehen, eigene Stahlöfen, für
Tiegelstahl wie für Siemensstahl, anzulegen. Erst nachdem dies ge-
schehen war, konnte diejenige Regelmäfsigkeit der Ablieferung fest-
gehalten werden, welche für den Grofsbetrieb unerläfslich ist.
Im Betrieb befinden sich jetzt vier Werke für Stahlröhren, das
eine, die Mutterwerkstatt, in Remscheid, das zweite in Komotau in
Böhmen, ein kleineres in Bous bei Saarbrücken und ein besonders
grofses in Landore in Wales (England). Ein fünftes Werk, für Kupfer-
röhren bestimmt, errichten Gebrüder Heckmann in Duisburg; dasselbe
wird im kommenden Herbst in Betrieb gelangen.
Die Anwendungen, welche die nach dem neuen Verfahren her-
gestellten Röhren finden können und in beträchtlicher Menge bereits
finden, sind sehr mannigfaltig. Erwähnt sei, dafs sie sich für Trieb-
wellen, wo sie, mit 9/ln Höhlung, auf rund die Hälfte des Gewichtes
der üblichen Wellen gebracht werden, bereits trefflich bewährt
haben. Im Brückenbauwesen können die Röhren sowohl in runder
Form, als namentlich bei Anwendung rechteckiger Querschnitte grofse
Dienste leisten. Denn die schon hervorgehobene Eigenschaft der Mannes-
rnann-Röhren, sieh noch umgestalten zu lassen, hat dazu geführt, aus
ihnen Baiken von Rechteckquerschnitt herzustellen, was auf dem Quer-
walzwerk geschieht. Kleinere Proben liegen hier vor. Den Balken
kann man sogar an seiner oberen und unteren Wand in der Mitte des
Balkens stärker als am Ende machen und somit ihn als Körper von
gleicher Festigkeit herstellen. Ja man kann ihn an seinen beiden Enden
luftdicht verschliefsen und dadurch, bei der Wahl einer genügend
Fortschritte in der Thonindustrie. 33
kleinen Wanddicke, so leicht erhalten, dafs er auf dem Wasser schwimmt,
was mancherlei Vortheile in sich schliefen würde. Auch für die
Eisenbahnen kann das Mannesmann-Rohv Anwendung finden, indem
man ihm eine für die Schiene geeignete Querschnittform geben kann;
eine solche Schiene böte neben der Tragfestigkeit auch eine grolse
Widerstandsfähigkeit gegen den Radflanschendruck und liefse sich im
Verhältnils zu ihrem Gewicht weit fester machen, als unsere übliche
Schiene. Auch für die Wagenachsen läfst sich das neue Verfahren
mit Vortheil anwenden. Das Muster einer unbearbeiteten hohlen Eisen-
bahn-Wagenachse, welches bei den Probestücken befindlich ist, zeigt,
wie durch Zusammenziehen der Enden eines kräftigen Rohres dem-
selben die Zapfen angeschmiedet, die Anläufe und Stauchungen nach
Belieben gegeben werden können. Es eröffnet sich somit hier sowohl
ein weites Anwendungsfeld für die neuen Röhren, als auch bedeutsame
Verbesserungen in Fahrpark und Gestänge dabei in Aussicht genommen
werden dürfen.
Höchst wichtige Anwendungen können die neuen Röhren auch im
Bedarf für Heer und Flotte finden. Da das Manne smann-Rohr das
Ausarbeiten auf der Ziehbank so vorzüglich verträgt, läfst sich dasselbe
für Gewehrmäntel, Lanzen, Fuhrwerkstheile u. s. w., welche sehr leicht
und doch fest sein sollen, sehr gut verwerthen; so viel mir bekannt,
sind auch Versuche hierzu von der Heeresverwaltung in Aussicht ge-
nommen. Für schwere Hohlkörper, wie Granaten mit bereits auge-
walztem Boden, dann für Gewehrläufe, vielleicht sogar für Geschütze
möchten die Röhren dienen können; in der That ist denn auch ein
Stück, welches als Kanonenseele vielleicht brauchbar wäre, unter den
Probestücken als Muster eines dickwandigen Rohres aus sehr hartem
Stahl vorgeführt.
Es steht wohl aufser Zweifel, dafs wir in dem Mannesmann sehen
Verfahren eine epochemachende Erfindung vor uns haben; sie ist an-
gethan, eine ganz bedeutsame Wandlung im Walzwevkläch herbei zu
führen, ja hat eine solche bereits kräftig eingeleitet.
Fortschritte in der Thonindustrie.
(Schlufe des Berichtes Bd. 276 S. 578.)
Neue Massen.
Verfahren zur Herstellung von widerstandsfähigen Blocken aus Kiesel-
säure im Tridymitzustand von B. L. Mosely und Cr. Chambers (D. R. P.
Nr. 49670 vom 18. December 1888). Schwere Kieselerden werden er-
hitzt, bis keine Ausdehnung mehr stattfindet; es ist dann die Kiesel-
säure in den Tridymitzustand übergegangen. Das erhaltene Product in
Dinners polyt. Journal Bd. 277 Nr. 1. 18901111. 3
:',[ Fortschritte in der Thonindustrie.
Pulverform wird mit so viel kieselhaltigem Wasser gemischt, dafs eine
cohärente oder plastische Masse entsteht. Letztere wird in Formen ge-
lu;iclit. Btark comprimirt und nach dem Trocknen der Glühhitze des
Porzellanofens ausgesetzt, bis die in Wasser gelöste Kieselsäure eben-
falls in den Tridy mitzustand übergeführt ist. Das kieselhaltige Wasser
wird durch Lösen von Kieselsäure in einer kleinen Menge von Nation
erhalten. Eine Lösung von 1 Th. NaHO in 10000 Th. H20 genügt,
um 200 Th. gallertige Kieselsäure in Lösung zu bringen; das kiesel-
haltige Wasser besteht demnach aus einer Lösung von freiem Kiesel-
Bäorehydrat in einer ganz geringen Menge von Alkalisilicat. Die nach
diesem Verfahren hergestellten Massen finden eine vorteilhafte Ver-
wendung als künstlicher Marmor u. s. w.
Digby und Lycet empfehlen eine neue Masse für Schmelztiegel, Glas-
häfen u. s. w., welche erhalten wird durch Mengen von 3 Th. Granit,
3 Th. Thonschiefer, 4 Th. plastischem Thon und 4 Th. Lehm. Die
Materialien werden gekollert, mit Wasser zu einem Brei eingesumpft
und auf einer Mühle oder im Thonschneider gemengt, geformt und ge-
brannt (Moniteur de la ccramique et verrerie, Bd. 20 S. 227).
Als feuerfestes Material für viele Zwecke eignet sich nach dem
Englischen Patente Nr. 1549 vom 2. Februar 1888 ein Gemisch von
T honer de und Asbest, mit oder ohne Kalk, Kieselsäure, gebrannten
Thon u. 8. w. und dient besonders zur Herstellung von Gasretorten und
von Brennkapseln für die Thonwaarenindustrie, sowie zum Füttern von
Oefen und Feuerungen. Ein hoch thonerdehaltiger Asbest, der zu Natal
gefunden wird, ist vorzugsweise anwendbar.
Als neues Material für Bauornamente und Gefäfse wird von Gillet
neuerdings die Lava in der Art verwendet, dafs dieselbe gepulvert und
mit Hilfe von Bindemitteln aus Thon oder Klebestoffen in eine plastische
Masse verwandelt wird, welche ein Modelliren gestattet und wegen
des geringen Schwindens nicht so leicht reifst, wie die stark schwin-
denden Thongegenstände. Vermöge ihrer grofsen Härte eignet sich die
Masse auch zu vielen anderen technischen Zwecken. Die Malerei mit
Emaillen geschieht auf diesen Producten in derselben Weise wie auf
anderen Thonwaaren (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, 1889 Bd. 20
S. 783).
Künstlich polirter Marmor aus Cement wird nach der Baugewerbe-
Zeitung aus gutem Portland-Cement und cementechten Farben her-
gestellt. Die Stoffe werden gemengt, mit Wasser zu einem Teige
angemacht. Die verschiedenfarbigen Teige werden lagenweise auf
einander gelegt, und von allen Seiten zusammengeklopft und breit ge-
schlagen. Die aus dem Cementkuehen geschnittenen Scheiben werden
in Formen geprefst und die fertigen Gegenstände nach 12 Tagen heraus-
genommen. Das Schleifen und Poliren geschieht unter Verwendung
von Wasserglas.
Fortschritte in der Thonindustrie.
geschlämmt
53.2
52.6
39.5
45.2
2,2
0,7
0,7
0,3
3,9
1,3
. i 3,3 14,72.
ien der Vereinigten Staaten hat
Lehm
57,2
78,9
41.3
9,5
0,4
3.9
1,1
1.2
M
—
3.2
—
1,9.
Rohmaterialien.
Ueber (in Kaolinlager in Nassau berichtet A. Kiesewalter (Sprech-
s«a/, Jahrg. 21 Nr. 15.). Dasselbe hat eine Durchschnittsmächtigkeit von
15 bis 20m bei einem Umfange von 500 Morgen. In pyrometrischer
Beziehung variirt der Rohthon von 10 bis 50 Proc. nach Bischofs Feuer-
festigkeitsscala. Die Analysen besserer Schichten sprechen für das
Material:
SiOa
Ai,r>,
Ff-lu,
CaU
MgO
K,0
Der Glühverlust beträgt
Analysen von feuerfesten Materia
Barnes ausgeführt (United States Geol. Surveiß:
Quarzfels vom Westpennsvh. Düsenmaterial
Oberen See Mischung
SiO.> 96,3 91,0
Al263 1,9 5.3
Feö03 0,9 1,5
Cat) - 0,5
MgO 0,2 —
K,0 0,7 —
HÖO LT
Feuerfeste Thone von Briesen und Lettowitz in Mähren von H. Hecht
(Thonindustrie- Zeitung, Jahrg. 12 S. 261). Die Analyse der aus dem
Ferdinandsschachte stammenden Marke T. I stimmt mit der von Bischof
im J. 1886 ausgeführten Analyse überein, ein Beweis der unveränder-
lichen Beschaffenheit des Materials. Die rationelle Analyse ergab:
Thonsubstanz 99.07 Proc.
Quarz 0,32 „
Feldspathreste 0,62 „
Das vom Antonsschachte entstammende Material setzt sich folgender-
mafsen zusammen:
Si02
A12Ö3
Fe203
CaO
MgO
K20
Gltihverlust
100,33.
Rationelle Analyse:
Thonsubstanz 99,67 Proc.
Quarz — „
Feldspathreste 0,33 „
Beide Marken sind etwas schwerer schmelzbar als der frühere
Normalthon II von Bischof. — Ein ebenso hoch feuerfestes Material ist
In verd. H2Sü4
Thonsubstanz
unlöslich
berechnet Theorie
45.6
0,2
45.56 46.3
39.3
0,06
39.37 39,7
1.1
—
1.13 —
0,4
—
0.37 —
0,7
0,05
0.61 —
13,2
—
13.29 13,9
36 Fortschritte In der Thoninduetrie.
der Thon von Lettowitz, dessen Analyse und pyrometrisches Verhalten
in genannter Abhandlung mitgetheilt werden.
Ueber lio/tlensandstein nnd Thonscfriefer aus dem Johnsdorf-Brieseuer
Bezirk bei Krönau in Mühren berichtet H. Hecht in der Tkonindustrie-
Zeitung, 1881) Nr. 26. Die Zusammensetzung des ziemlich festen, weifs-
lich grauen Kohlensandsteines aus dem Werner-Stollen ist die folgende:
Sit», 73,42 Proc,
A12Ö3 19,60 „
Fe,()( 0,55 ,.
CaO' - ..
MgO Spur
K20 0,21 „
Glühverlust 6,66 „
100,44 Proc.
Derselbe enthält viele etwa erbsengrofse weifse Quarzkörner und
brennt im Gutbrande des Porzellanofens zu einer völlig weifsen, von
wenig gelben und braunen Eisenpünktchen durchsetzten porösen Masse,
in welcher die Quarzkörner besonders deutlich zu erkennen sind. Der
Schmelzpunkt des Sandsteines liegt zwischen den Kegeln 33 und 34
der Seger sehen Scala.
Die beiden aus dem Antonsschachte entstammenden Thonschiefer
sind hochbasischer Natur. Die chemische Analyse ergab:
Thonschiefer Nr. 1. Thonschiefer Nr. 2.
in veril. U2SO4 unlösl : in verd H2?04 unlösl.:
43.48 Proc. Si02 0,09 \n„. Q.n 46,13 Proc. Si02 2,82 ) , ,q e.n
- „ TiO, 0,25 ) U^4 blU2 0,16 „ Ti02 1,61 ) ^6 blU2
39,43 „ A1203 0,07 A1203 36,24 „ A1203 0,64 Al.,0-,
1,61 „ Fe.,(»:i 1,26 „ Fe203
0,22 „ CaO 0,60 „ CaO
- „ MgO 0,12 „ MgO
0.34 „ K20 0,06 K.,0 0,85 „ K20 0,58 K20
15,26 „ Glühverlust 14,68 „ Glühverlust
100,34 ProcT 100,04 Proc.
In der rationellen Analyse wurde das Verhältnifs zwischen Thon-
substanz, Quarz und Feldspath gefunden:
Thonschiefer Nr. 1. Thonschiefer Nr. 2.
99,53 Proc. Thonsubstanz 93,72 Proc. Thonsubstanz
0,09 „ Quarz 2,82 „ Quarz
0,38 „ Feldspath 3,46 „ Feldspath
"100,00 Proc. 100,00 Proc.
Danach berechnet sich die Zusammensetzung der Thonsubstanz,
wie folgt:
Im Thonschiefer Nr. 1. Im Thonschiefer Nr. 2.
43,20 Proc. Si02 44,34 Proc. Si02
39,41 „ A1203 37,70 „ A1203
1,62 „ Fe203 1,35 „ Fe,u.
0,22 „ CaO 0,63 „ CaO
— ,. MgO 0,12 „ MgO
0,28 „ K20 0,26 „ K20
15,27 „ Ii-7« 1 15,55 „ H2( I
99,93 Proc. 99,95 Proc.
Fortschritte in der Thonindastrie. 37
Die Thonsubstanz, welche, theoretisch betrachtet, als chemisch
reines kieselsaures Thonerdehydrat von der Formel Al.2032SiO.,2H20
gedacht werden mufs, ist in dem vorliegenden Falle nur durch ge-
ringe Spuren von Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, Alkalien verunreinigt.
Thonschiefer Nr. 1 ist ein blauschwarzes, Thonschiefer Nr. 2 ein
dunkelgraues Material; der Bruch muschelig, von feinem Korn. Beide
sind aufserordentlich hart und nur mit dem Meifsel zu zerkleinern.
Faustgrofse Stücke, mit Wasser übergössen, waren nach einer Viertel-
stunde durch und durch erweicht, ohne harte Rückstände zu hinter-
lassen. Sie waren dabei vollkommen plastisch und leicht knetbar.
Die Feuerfestigkeit beider Materialien steht derjenigen des besten ge-
schlämmten Zettlitzer Kaolins sehr nahe, sie sind also fast unschmelzbar.
Nr. 2 steht Nr. 34 der Se^schen Scala (vgl. 1889 272 522) gleich,
Nr. 1 zwischen 34 und 35. (Der Probekegel Nr. 35 ist reiner, ge-
schlämmter, für die Versuchsanstalt der königl. Porzellan- Manu factur be-
sonders ausgesuchter Kaolin von Grünstadt dem besten Zettlitzer Kaolin
gleich, wenn nicht etwas höher als dieses.) Die Verwendbarkeit dieser
Thonschiefer aus dem Antonsschacht, im Besitze der Herren Pohl, Gefsner
und Co., dürfte wie die der darunter stehenden, hoch feuerfesten Thone
für alle Industriezweige werthvoll sein, welche aufserordentlich wider-
standsfähige feuerfeste Materialien basischer Natur für ihren Betrieb oder
ihre Fabrikation nothwendig haben.
Ueber das Schiefert honvorkommen in den Steinkohlenschichten Böhmens,
seine historische Entwickelung und technische, sowie wissenschaftliche
Bedeutung schreibt Dr. C. Bischof in der Oesterreichischen Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen. Verfasser hat das grofse Verdienst, als erster
auf das Vorkommen und die hohe Bedeutung des Schieferthons für die
Industrie auf dem Continente aufmerksam gemacht, mit unermüdlicher
Ausdauer nach neuen Fundorten gesucht und die nutzbringende Ver-
wendung dieses werthvollen Materials zuwege gebracht zu haben. Es
gelang dem Verfasser, 1852 den Schieferthon von Saarbrücken zu ent-
decken und dessen industrielle Verwerthung zu veranlassen, 1859 die
Fundgruben im Waldenburgischen. Im darauf folgenden Jahre wurden
mit bestem Erfolge die Steinkohlengruben in Böhmen untersucht. In
grofser Fülle wurde der Schieferthon im Kladnoer Bezirke (dort unter
dem Namen Opuka bekannt) aufgefunden. Es ist charakteristisch für
die österreichischen Industriellen, dafs die Gewinnung dieses Materials
erst dann mit Energie aufgenommen wurde, als eine deutsche Actien-
gesellschaft sich für die Anwerbung desselben interessirte, und das war
volle 20 Jahre, nachdem Bischof auf seinen Werth aufmerksam gemacht
hatte.
Man trifft den Schieferthon in den Steinkohlengruben folgender
Bezirke an: 1) im Pilsner Becken, 2) bei Kladno und Schlan, 3) bei
Rakonitz und 4) bei Liebau.
38 Fortschritte in der Thonindust
1) Pilsen. Auf den nachgenannten Gruben findet .sich der Schiefer-
thon: bei Pankratius (hornartig), Lazarus (theils eigenthümlich rogen-
artiges Aussehen), AVetnsche Schächte bei Blattnitz (hornartig), Con-
cordisi (eigenthümlich basaltähnlich und hornartig), auch theils auf
Mantau und Sulkow, auf Humboldt (stärker kohlehaltig), Zieglerschacht
(stark kohlehaltig), dann bei Tremoschna als fingerdicke Streifen, in
Geringster Qualität bei Kasnau. Das Material aus den Gruben Lazarus,
Kfom'sche Schächte und Concordia ist kobalthaltig.
2) tiladno. Zu nennen sind die Schächte Bresson, Engerth, Prouhon,
Thinfeld und Barre: dann Amalia, Franz, Wenzel, Leyer, Wittowka,
Mayrau: ferner Procopi, Franz-Josef, Antonia und Ferdinandi. Unter den
angeführten Kohlengruben, bei welchen allen ein vorherrschend körniger
Schieferthon nachzuweisen ist, begegnet man demselben ziemlich häufig,
in theils guter Qualität bei den fünf erstgenannten Punkten. In gröfseren
Mengen findet sich der Thon bei Wittowka und Mayrau.
3) Rakonitz, Lubna, Hostokrej, Moravia und Woller'svhe Kohlen-
grube. Ueberall stöfst man auf den Schiefer; gewonnen wird er aber
nur in Lubna und der Wolter sehen Grube. Das bis zu 0m,5 mächtige
Material gehört zu den kohlenreichsten (enthält bis 50 Proc. Kohle). Auf
Lubna finden sich verschiedene Varietäten, welche in der Mächtigkeit
(16 bis 30cm) wie in der Qualität stark wechseln. Die Production ist
bis jetzt in dem Rakonitzer Bezirke die bedeutendste.
4) Liebau. Angetroffen wird der Schieferthon in den Kohlengruben
bei Schatzlar (mit Kobalt) und Schwadowitz; bei ersteren als schmaler
und bei letzteren als noch schwächerer Streifen, in guter und bei
stärkerem Auftreten in geringerer Qualität.
In einer Tabelle (Thoninduslrie- Zeitung, 1889 S. 276) stellte der
Verfasser die Anatysen des Schieferthons von Altwasser, des Thou-
steins von Weilersweiler, des Schiefers von Garnkirk, des Schieferthons
vom Engerthschacht (Kladnoer Becken), von Lubna (Rakonitzer Becken),
Blattnitz, Sulkow (Becken bei Nürschan), Thinfeld (Becken bei Kladuo),
Tremoschna (Becken daselbst) zusammen, nebst Angabe der chemischen
Formel und des Feuerfestigkeits-Quotienten. Aus den Analysen geht
hervor, dafs sich der Schieferthon in seiner Zusammensetzung den
Kaolinen anschliefst, wie dies schon von Richters und Kosmann dar-
gelegt worden ist {Thonindustrie- Zeitung, 1889 Nr. 40).
Verfasser vergleicht den Schieferthon mit dem Kaolin in chemischer,
physikalischer und pyrometrischer Hinsicht. Kaolin zeichnet sich durch
Lockerheit, Feinkörnigkeit, Voluminosität aus, er erscheint mehr staubig,
matt, trocken, mager, als plastisch; aus diesen Umständen erklärt sich
das starke Schwinden der Kaoline beim Brennen. Die lockere Be-
schaffenheit des Kaolins ist beim Schieferthon nicht wahrzunehmen, da-
gegen gibt sich die grofse Feinkörnigkeit durch den zarten muscheligen
Bruch sofort zu erkennen. Trotz des grofsen Wassergehaltes schwindet
Fortschritte in der Thonindustrie. 39
der Schiefer nicht so stark wie Kaolin in Folge seiner dichteren Be-
schaffenheit. Um die ganze Schwindung hervorzurufen, ist wie beim
Kaolin eine wesentlich höhere Erhitzung erforderlich; in hohen Tem-
peraturen brennt der Schiefer rein weife und zeigt einen eigenartigen
porzellanartigen Bruch. Man erkennt hieraus eine grofse Ueberein-
stimmung der Grundmasse des Schieferthons mit der des Kaolins, wenn
das Grundmaterial des ersteren auch kein primäres ist.
Für die natürliche Reinigung dürfte das Zusammentreffen mehr-
facher günstiger Umstände von wesentlicher Bedeutung sein: Eine üppige
tropische Vegetation brachte Kalk, Magnesia, Alkalien und Eisen in
Lösung und bewirkte deren Entfernung. Dazu gesellen sich noch an-
dere Prozesse, die während immenser geologischer Zeiträume andauernd,
jetzt als vollendet betrachtet werden können, so die Umwandelung des
im Thone enthaltenen Eisenoxyds in lösliches doppeltkohlensaures
Eiseuoxydul, die reinigende Wirkung der Kohle, welche daraus hervor-
geht, dafs nicht mit Kohle in Berührung stehende Schiefer aus weniger
reinem Thon bestehen u. a. m.
Das jetzige Förderungsquantum an Schieferthon aus sämmtlichen
böhmischen Steinkohlengruben läfst sich auf etwa 500 Doppelwaggons
im Jahr veranschlagen, wovon der gröfste Theil ins Ausland geht. Die
Gewinnung zerfällt in eine solche des Rohmaterials und des gebrannten,
welch erstere wegen Mangels einer zuverlässigen Qualitätsbestimmung
und deren Controlirung, sowie ferner wegen der gröfseren Frachtkosten
sich nicht bewährt und fast ganz aufgehört hat. Das Brennen geschieht
entweder in Meilern oder besser in Oefen. Als mafsgebenden Preis
hat man an dem für die bessere Kohle festgehalten, und bei dem ge-
brannten Material die Brennkosten noch darauf geschlagen. Selbst-
verständlich wird der Preis in erster Linie durch die Frachtkosten be-
stimmt (Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 259. 275. 291. 305. 319).
Nach Wiggert gehört die Ablagerung feuerbeständiger Thone in der
Nähe von Grofsalmerode dem Tertiär an, welches von Flötzgebirgsschichten
unterteuft wird. Man unterscheidet drei Arten von Thon: Ober- oder
Töpferthon, der die Decke des Hauptlagers von feuerfestem Thon bildet,
sowie im Hauptlager selbst Tiegelthon und Glashafenthon. Der Tiegel-
thon ist davon der wichtigste, weil er der feuerbeständigste ist und
den gröfsten Zusatz von Magerungsmitteln verträgt, ohne seine Bild-
samkeit einzubüfsen. Derselbe zeigt auf dem Bruche eine gelblich- bis
bläulichweifse Farbe und Wachsglanz und wird zur Herstellung von
feuerfesten Tiegeln, von Schreibstiften für Schneider u. s. w. verwendet.
Der im Bruche uneben erdige Glashafenthon mit weniger glänzendem
Striche knirscht zwischen den Zähnen und dient hauptsächlich zur Her-
stellung von Glashäfen und Wannenöfen, auch zu Chamottesteinen und
irdenen Pfeifen. Der Töpferthon unterscheidet sich nach der technischen
Verwendbarkeit in drei ziemlich regelmäfsig über einander gelagerte
40 Fortschritte in der Thonindustrie.
Arten: a) Krüge- und Röhventhon, in den vei-schiedensten Färbungen,
ziemlich feuerbeständig, fett, ist besonders geeignet für feuerfeste Steine,
Wasserrohren, Krüge u. s. w. b) Ziegelthon, sehr unrein, bräunlich und
gelblich, würfelig brechend, mager, wenig feuerbeständig, zur Darstellung
vorzüglicher Dachziegel geeignet, c) Gemeiner Töpferthon, gelblich-
wfilV. fett, wenig feuerbeständig, zu gemeinen Kochgeschirren verarbeitet.
Der Glashafenthon ist räumlich am meisten ausgebreitet, und hat
dem zu Folge die gröfste Bedeutung; seine Zusammensetzung ist —
verglichen mit anderen Thonen :
a b c d
A1.,Ü3 34,52 31.63 33.68 19
öiüj ehemisch geb.. 43.38 34.14/ ,„ „ _n
Si02 mech. beigem. 6.53 21,03 ) ' 'ü
WgO 0.37 0^25 IUI —
CaO 0.76 0,15 0.48 —
Fe.,Ü3 1,66 0,70 1,90 3
K,0 1,51 0.38 1,81 -
S* 0,26 0,08 0.036 —
Glühverlust . . . 11,04 11,40 11,63 7
a Grol'salmerofle. 6 Löthain bei Meii'sen. c Klingenberg a. M. d Stour-
bridge.
Im J. 1885 betrug die Förderung an gutem, feuerbeständigem Thon
654000 Centner, an Töpferthon 70000 Centner; % des Glashafenthones
geht nach Amerika. Roher Glashafenthon kostet 100 bis 160 M. für
200 Centner, gebrannt 200 M. Töpferthon nur 20 bis 30 M. Wasch-
erde 115 bis 130 M.
Während die Pfeifen- und Röhrenfabrikation fast vollständig er-
loschen ist, werden jährlich 50000 Centner hessische Tiegel in den
Handel gebracht. Die Graphittiegel bestehen aus einem Gemenge besten
Tiegelthones mit reinstem Ceylon-Graphit. (Früher wurde Passauer
Graphit vei-wendet.)
Als Brennmaterial dient für Schmelztiegel und mit Blei glasirte
Waare Buchenspaltholz, welches zunächst auf den Rost gebracht und
dann durch Oeffnungen im Gewölbe nachgesetzt wird. Alle übrigen
Waaren brennt man mit Braunkohle. Gewöhnliche Kochgeschirre brennen
in 24 Stunden gar, Schmelztiegel in 3 Tagen.
Zur Herstellung von Schneider- und Billardkreide und von Farb-
stiften wird der fetteste Thon geschlämmt, zur Syrupconsistenz einge-
dampft und nötigenfalls mit Farbzusatz in Formen geprefst,
Bei der gesammteu Thonwaarenindustrie von Grofsalmerode und
Umgegend wurden 284 Arbeiter beschäftigt. Im J. 1885 wurden fabri-
cirt: 153 760 Centner Chamottesteine, 7200 Centner Graphittiegel,
51 500 Centner Schmelztiegel, 13 100 Centner Dachziegel u. s. w. Der
Geldwerth der Production vom Jahre 1885 an Thon und Thonwaaren
berechnete sich auf 930000 M. (Preufsische Zeitschrift, Bd. 35. Berg- und
Hüttenmännische Zeitung, 1889 S. 198).
Fortschritte in der Thonindustrie. 41
Thon von Coatbridge. Die Analyse des gebrannten Thones, von
E. liiley ausgeführt, ergab:
SiOo 65,4
TiO~2 1,3
A1203 30,5
Feopg 1,7
CaO 0,7
MgO 0,6
K,0,Na.>0 0,6
100^9.
Aus diesem Materiale werden von der Glenboing union fire Clay Cie.
Gasretorten und höchst feuerfeste Steine hergestellt (Stahl und Eisen,
1889).
Thon von Forges les Eaux und Kaolin von Breteul. Analysen der-
selben in Thonindustrie- Zeitung, 1890 S. 4.
Die in folgender Tabelle zusammengestellten Analysen feuerfester
Steine wurden von Prof. Abel im Arsenal von Woolwich ausgeführt:
Bezeichnung SiO, Al203 Ke20< A've!lu"td
Kilmarnak 59,1 35,7 2,5 2,6
Stourbridge 65,6 26,6 5,7 2,0
67,0 25,8 4,9 2,3
66,5 26,7 6,3 0,6
58,5 35,7 3,0 0,7
63,4 31,7 3,0 1,9
Newcastle ..... 59,8 27,3 6,9 6,0
63.5 27,6 6,4 6,5
Glenboig 62,5 34,0 2,7 0,8
Die Zusammensetzung der Gesteine, welche in China zur Porzellan-
fabrikation verwendet werden, haben schon 1850 Ebelmen und Salvetat
studirt. G. Vogt, Chemiker in Sevres, hat von Neuem die im Besitze
der Sevres- Manu factur befindlichen Gesteinsarten einer Untersuchung
unterzogen und fand im Gegensatze zu den Erfahrungen der genannten
Forscher, dafs die chinesischen Rohmaterialien den europäischen nicht
analog zusammengesetzt sind.
Der Yeou-Ko (von Koui-Ki), eine leichter schmelzende Abart des
Petun-tse, schmilzt bei etwa 1550° C. Die Bauschanalyse ergab Werthe,
welche den von Ebelmen und Salvetat für das gleiche Mineral und den
Pegmatit von Limousin gefundenen annähernd gleich kamen, nicht aber
die rationelle Analyse. Behandelt man beide Mineralien mit heifser,
concentrirter Schwefelsäure, so lösen sich vom Pegmatit 3,3 Proc, vom
chinesischen Gestein dagegen 34,15 Proc. Die folgende Tabelle gibt
die Zusammensetzung des in Schwefelsäure löslichen und unlöslichen
Theiles von Yeou-Ko:
Löslich in Unlöslich von
H2SO< H2S04
Lösliche Kieselsäure .... 1,01 —
SiOn 14.20 62.11
A]203 11. 28 2,61
26 19 64,72
42 ächritte in der Thonindustrie.
Löslich in Unlöslich \on
112S04 Il2SO,
U ebertrag . . 26,49 64,72
Fr,i i ., 0,46 —
t;if» 1,14 —
K,n 2,97 0.08
NaoO 0,39 t,56
COa 0,90 -
Glühverlust (H20) 1,80
34.15 66,36.
Der in Säure unlösliche Theil besteht aus 52,9 Th. Quarz und
13 4 Th. Natronfeldspath, während der französische Pegmatit 75 Proc.
Feldspath enthält. Aus dem löslichen Theile läfst sich nach Abzug der
1,01 Proc. löslichen Kieselsäure und der 2,04 Proc. CaC03 die Formel
des Muscovits (6Si023Al203lK202H20) berechnen.
Der Yeou-Ko ist demnach zusammengesetzt aus:
Quarz 52,9
Glimmer 31,3
Feldspath 13,4
Calcit 2,0
Kieselsäurehydrat 1,0
IööjT
während der Pegmatit von Limousin besteht aus:
Quarz 23,8
Feldspath 72,8
Löslichen Bestandteilen . . . 3,3.
Auch die chinesischen Kaoline enthalten eine bedeutende Menge
Muscovit, dessen Vorkommen in beiden Fällen durch die mikroskopische
Untersuchung bestätigt wurde. Dem zu Folge enthält die chinesische
Porzellanmasse häufig mehr als 20 Proc. Kaliglimmer, eine Quantität,
die einen nicht unbedeutenden Einflufs auf die Eigenschaften des so zu-
sammengesetzten Porzellans ausüben kann.
Verfasser führt noch den Glimmergehalt der folgenden Rohmateria-
lien an:
Petunse von
Cheo-Ki Yu-Kan Ki-Men Sang-Pao-Pong
40,6 37,3 31,1 18,6 Proc.
(Comptes rendus des se'ances de l'academie des sciences, 1890 Bd. 110 S. 43).
Ueber Beziehungen zwischen Plasticität und Feuerfestigkeit der Thone
sprach Prof. Seger im Verein deutscher Fabrikanten feuerfester Produett.
Die Bildsamkeit der Thone steht im Zusammenhange mit der gröfseren
oder geringeren Festigkeit, welche dieselben beim Trocknen erlangen.
Redner vergleicht das Verhalten von Zettlitzer Kaolin mit dem Thon
von Mülheim bei Koblenz. Beide enthalten nur geringe Verunreinigungen
von Quarzstein und zeigen blofs im Eisengehalte kleine Abweichungen
von etwa 1 Proc. Im Uebrigen sind sie nahezu reine Thousubstanz.
Nach dem Aufweichen und Trocknen erscheinen die Körper aus Zett-
litzer Kaolin locker, zerreiblich, haben einen Porenraum von etwa
Oeffentliche Beleuchtung von New York. 43
42 Proc. , während die Körper aus Mülheimer Thon sehr fest sind uud
einen Porenraum von 28 Proc. aufweisen. Beim Glühen verhalten sieh
beide Thone ganz verschieden: Während Kaolin bis zu hoher Hitze
hinauf porös bleibt, verdichtet sich der Thon von Mülheim schon wenig
über Goldschmelzhitze bei etwa 1100 bis 1500° C. vollständig. Das
Dichterwerden des plastischen Thoues ist keineswegs als beginnende
Schmelzung anzusehen, da der Schmelzpunkt dieses sehr reinen Materiales
viel höher liegt, ist vielmehr als Folge einer dichteren molekularen
Lagerung der Masse aufzufassen und steht jedenfalls im Zusammenhange
mit der ursprünglichen Verdichtung des Materials beim Trocknen. Dem
Mülheimer Thon ähnlich verhalten sich andere plastische, hart trock-
nende Thone. Die beschriebene Erscheinung ist sehr wohl zu beachten,
wenn es sich um Erzeugung feuerfester Materialien handelt, die bei
hoher Temperatur gewissen chemischen Agentien Widerstand leisten
sollen. Es ist klar, dafs in solchen Fällen der dichter brennende Thon
den Vorzug verdient. Bei Industrien, welche es mit flüchtigen Alkalien,
Kochsalzdämpfen, schmelzenden Silicaten u. s. w. zu thun haben, wird
sich daher die Anwendung einer festen, dicht gebrannten Chamotte aus
plastischem Thon empfehlen (Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 201).
Dr. R. Zsigmondy.
Oeffentliche Beleuchtung von New York.
Der städtische Beleuchtungsinspector in New York, Dr. Lore1 hat vor Kurzem
in einem amerikanischen Journale einen Bericht über die öffentliche Strafsen-
beleuchtung in New York veröffentlicht, dem wir nachfolgende Mittheilungen
entnehmen:
Der erste Versuch, die Strafsen New Y'orks mit Gas zu beleuchten, wurde
im Jahre 1823 gemacht, als ein Vertrag mit der neu gegründeten „New Y'ork
Gas Light Company" aufgestellt wurde. Der Vertrag lief auf 30 Jahre und
gewährte der Gesellschaft, den Stadttheil südlich von Grand Street ausschliefs-
lich mit Gas zu versehen. Die Kosten für eine Strafsenilamme sollten den
Betrag für eine Oellampe nicht überschreiten. Dieser Vertrag lief im Jahre
1853 ab, und an Stelle dessen trat ein anderer für ein Jahr. Derselbe war
ähnlich dem ersten, mit der Abänderung, dafs das ausschliefsliche Recht für
das Terrain jenseits Grand Street weggelassen wurde. Der Preis für jede
Strafsentlamme mit 2300 stündiger Brennzeit jährlich wurde auf 68 M. fest-
gesetzt, mit einem entsprechenden Zuschufs für das Ueberschreiten der Stunden-
zahl. Bis dahin hatte man bei Mondschein die Laternen nicht angezündet;
gegen Ende des Jahres 1853 wurde beschlossen, die Laternen jeden Abend
anzuzünden. Dies vermehrte die Gesammtbrennzeit einer Flamme auf 3833
Stunden jährlich, und die Kosten für jede Flamme stiegen dementsprechend
auf 110 M. jährlich. Diese Zahl von Brennstunden blieb bis 1879 die gleiche,
dann wurde dieselbe auf 4000 Stunden vermehrt, und bis jetzl ist diese Zahl
nicht geändert worden.
Etwa 10 Jahre nach der Einführung von Gaslicht in der City wurde die
„Manhattan Gas Company" gegründet und erhielt eine contraetliche Berechti-
gung, den Theil zwischen Grand Street und der sechsten Strafse zu beleuchten
für die Dauer von 20 Jahren. In Folge des bedeutenden Wachsthums der City
wurde eine Vergröfserung des Beleuchtungsgebietes nothwendig; der Vertrag
wurde daher 1848 zurückgenommen und ein anderer für 20 Jahre aufgestellt,
in welchem das Beleuchtungseebiel bis zur 42. Strafse ausgedehnt wurde.
44 I (öffentliche Beleuchtung von New York.
Wie in dem früheren Vertrage wurde der Preis für eine Flamme bei 2300
ständiger Brennzeil auf etwa 66 Bf. oder bei 3833 stündiger Brennzeit auf
I hi .\l. festgesetzt
Dieser zweite Vertrag wurde mit beiderseitiger Zustimmung im Jahre 181)5
zurückgezogen und für die kommenden 8 Jahre existirten nur kurze oder gar
keine Abschlüsse. Während des gröfsten Theiles dieser Periode verlangten
die Gasgesellschaften, welche sich eine Entscheidung des Court of Appeals zu
Mutzen machten, 233 M. für eine Flamme jährlich.
Die verbesserte City-Urkunde berechtigte die Gascommission, bestehend
aus dem Commissär der öffentlichen Arbeiten, dem Bürgermeister und einem
Aufsichtsrath, Vertrage für die Beleuchtung von Strafsen und Öffentlichen
Plätzen abzuschließen, aber nur für 1 Jahr, was noch bis heute zu geschehen
pflegt Auf diesen Beschlul's hin wurde für das Jahr 1874 ein Vertrag mit
bedeutend ermäfsigten Preisen abgeschlossen. Die Vertragspreise waren im
Jahre 1888 77 M. bei der „Consolidated Gas Company" und bei der „Mutual
Gas Company". Bei der „Equitable Company", bei welcher das Gericht den
Preis festsetzte, belief sich derselbe für eine Strafsenilamme auf 52 M. jährlich.
Diejenigen Gesellschaften, welche das Gebiet jenseits des Harlem-Flusses
beleuchteten, bekamen 123 bis 127 M. für jede Flamme jährlich.
Im Jahre 1879 wurde vom Gemeinderath in der Februarsitznng beantragt,
die Gasgesellschaften zu bitten, Experimente mit elektrischem Licht behufs
Iieleuchtung der Strafsen und öffentlichen Plätze anzustellen, und die Kosten
sowohl für Gas als auch für elektrisches Licht festzusetzen. Da die Stadt nicht
dafür zahlen wollte, unterblieben die Kostenanschläge. Im November 1880
suchte die „Brush Electric Light Company" um Erlaubnifs nach, auf Broadway
zwischen der 14. und 34. Strafse elektrische Candelaber setzen zu dürfen, um
die Zweekmäfsigkeit der elektrischen Strafsenbeleuchtung praktisch zu beweisen.
Die Bitte wurde gewährt, und am 15. Januar 1881 wurden 22 Bogenlampen
in Betrieb gesetzt, welche bis zum 1. Juni desselben Jahres jeden Abend auf
Küsten der „Brush Company" brannten. Dann wurde ein Vertrag geschlossen,
nach welchem für 55 Bogenlampen jährlich 32 560 M. gezahlt wurden. Ein
fernerer Abschlufs wurde 1882 mit der „Brush Company" und ein anderer
mit der „United States Electric Illuminating Company" gemacht. In der City
wurden jeden Abend 3,08 M. für eine Bogenlampe oder 1124 M. jährlich i .is-
gesetzt. Dies wurde bis zum 1. Mai 1887 bezahlt, trotzdem die Zahl der
Lampen von Jahr zu Jahr gewachsen war.
Am 31. December 1882 brannten 128 Bogenlampen
„ „ „ 1884 „ 647
„ „ „ 1886 „ 711 „
„ „ „ 1888 „ 1328 „
Vor 1887 waren nur die beiden erwähnten Gesellschaften durch Verträge
gebunden, nun aber kamen neue Gesellschaften hinzu, und der Vertragspreis
der verschiedenen Gesellschaften schwankte zwischen 0,87 und 2,22 M. pro
Lampe für jeden Abend. Die Preise, welche man 1888 zahlte, schwankten
zwischen 1,40 und 2,64 M. pro Lampe für jeden Abend. Der Mittelpreis war
L,54 M.
um zu einem Kostenvergleich zwischen Gaslicht und elektrischem Licht
langen, kann man annehmen, dafs eine Bogenlampe 4.5 Gasllammen zu
ersetzen vermag. Im Jahre 1885 waren 708 Bogenlampen im Betriebe, welche
3185 Gasbrenner ersetzen.
Eine Bogenlampe kostete jährlich 1124 M., also 708 = 795 792 M.
Eine Gastlamrne kostete jährlich 77 M.. dazu kommen 7 M. für Anzünden
u. s. w., also waren die Gesammtkosten für einen Gasbrenner jährlich 84 M.
oder für die Zahl der ersetzten Gasbrenner (3186) = 267 624. Die elektrische
Beleuchtung kostete also 528168 M. mehr, oder das Dreifache der Gasbeleuch-
tung. Die Beleuchtunpskosten hatten sich demnach beim Uebergang von Gas-
licht auf elektrisches Licht um rund 200 Proc. vermehrt.
Am 31. December 1888 waren 1328 Bogenlampen im Betriebe. Eine
Bogenlampe kostete jährlich 565 M. also 1328 = 750 320. 1328 Bogenlampen
Kleinen' Mittheilungen. 45
ersetzten 5976 Gasbrenner. Ein Gasbrenner nebst Zubehör (Anzünden u. 8. w.)
kostete jährlich 84 M., also 5976 = 501984 M.
In diesem Falle kostete das elektrische Licht 248 336 M., also etwa die
Hallte mehr als das Gaslicht.
Die Mehrkosten für elektrisches Licht beliefen sich demnach im Jahre 1888
nur noch auf ungefähr 50 Proc. dem Gaslicht gegenüber, ein Procentsatz, unter
welchen man bei den gegenwärtigen Kosten des elektrischen Lichtes wohl kaum
kommen wird. Wie man ersieht, hat man für die Annehmlichkeiten, welche
das elektrische Licht unzweifelhaft hat, unverhältnil'smäfsig zu zahlen, und es
wird eine Frage der Zukunft sein, wie weit es zweckmäfsig ist, das Gaslicht
durch elektrisches Licht zu ersetzen.
Der Aufsichtsrath der Gascommission in New York schätzte, dafs wenn es
möglich gewesen wäre, allen Gesuchen, elektrisches Licht, einzuführen, nachzu-
kommen, man 2000 Bogenlampen nöthig gehabt hätte, welche 2 318 096 M. zur
Unterhaltung gekostet hätten und nur für 395 392 M. Gas ersetzt haben würden.
Die Mehrkosten für elektrisches Licht würden 1922 704 M., also mehr als die
Hälfte der ganzen Summe betragen haben, welche für die öffentliche Beleuch-
tung in New York ausgesetzt worden ist.
Zum Schlufs macht Dr. Love noch darauf aufmerksam, dafs man die Inten-
sität des elektrischen Lichtes früher überschätzt hat, indem man sie zu 2000
Normalkerzen annahm. Nach Messungen, welche von einigen Gesellschaften
angestellt wurden, haben die Bogenlampen eine Lichtstärke von 1300 bis 500
Normalkerzen. Da die Menge Licht, welche auf das Trottoir und die Fahr-
strafse geworfen wird, von gröfserer Wichtigkeit ist, als die Lichtmenge, welche
eine Bogenlampe in wagerechter Richtung ausstrahlt, so lautet die Bestimmung
in den Verträgen, welche die City mit den Gesellschaften abschliefst, dafs eine
Bogenlampe Licht von wenigstens 1000 Normalkerzen bei einem Winkel von
40° unter der wagerechten Ebene geben soll.
Kürzlich ist von den Gasgesellschaften ein Versuch gemacht worden, einen
grofsen Regenerativbrenner, den sogen. Gordon-Brenner, für die Strafsenbeleuch-
tung einzuführen. Derselbe ist versuchsweise auf einigen Strecken der 5. und
der Madisonstral'se, ferner auf der 49. und 50. Strafse mit sehr gutem Erfolge
angewandt, und ohne Kosten für die Stadt. Während des Monats December
wurde ferner der Versuch gemacht, Lenox Avenue von der 110. bis zur 129.
>Strafse mit 75 dieser Brenner zu beleuchten. Die hohen Kosteu, welche sich
auf 5 Doli, oder 22 M. pro Brenner und Monat belaufen sollen, werden nach
Ansicht des Berichterstatters wohl seine weitere Verbreitung unmöglich machen.
Das kürzlich stattgefundene Versagen der elektrischen Lampen und die
damit verbundene völlige Dunkelheit vieler belebter Strafsen New Yorks hat
die allgemeine Aufmerksamkeit auf das System der Strafsenbeleuchtung ge-
zogen und gezeigt, dafs es nothwendig ist, die Strafsengastlammen im guten
Zustande für sofortigen Gebrauch zu erhalten, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt,
wo das elektrische Licht zuverlässiger geworden ist und sich mehr eingebürgert
haben wird (aus Journal für Gasbeleuchtung 1890 Bd. 33).
Quarzfäden.
Ueber die Vorzüge der Quarzfäden vor den bisher verwendeten Fäden
handelt eine Abhandlung von C. V. Boys in Roy. Instit. qf Great Britain vom
14. Juni 1889. Dieselben lassen sich ihrer Feinheit und aufserordentlichen
Stärke wegen besonders als Torsionsfäden verwenden , zumal sie nicht wie
Glasfäden der permanenten Torsion unterliegen. In mit Wasserdämpfen ge-
sättigter Atmosphäre isoliren sie ebenso gut wie Bleiglas in trockener Luft.
Der Grad der Feinheit, in welcher sie sich darstellen lassen, ist so grofs, dafs
sie die bei Spinnfäden bekannten Farben zeigen, deren Reihenfolge jedoch
wegen der Gleichmäfsigkeit der Fäden ganz regelmäfsig ist. Die feinsten
Fäden sind so fein, dafs sie keine Farben mehr hervorrufen; dieselben ent-
sprechen dem Grau und Schwarz in Newtons Seala. Auch mit dem besten
46 Kleinere Mittheilungen.
Mikroskop lassen Bie sich nicht bis zu Ende verfolgen. Der CavendisK sehe
Versuch wurde mit einem kleinen Apparate, bei «iem der Torsionsfaden ein
Quarzfaden war, angestellt. Die Anziehung, welche die Bewegung hervor-
brachte, betrug nur 5 X 10—6 Dyn. (Elektrotechnische Zeitschrift.)
Ein neuer Plan zu einem Verbindungswege zwischen England und
Frankreich.
Nachdem '1er geplante Tunnel durch den Kanal aus militärischen Rück-
sichten die Billigung Englands nicht gefunden hat, auch die Anlage einer festen
Brücke (1890 276 356) sowohl wegen der damit verbundenen Belästigung
der Schifffahrt als auch wegen der sehr grofsen Kosten auf Bedenken ge-
Btofsen ist, bringt jetzt nach Genie civil vom 7. Juni 1890 ein französischer
Ingenieur Varilla eine gemischte Anordnung in Vorschlag. Danach soll die
je der Hauptsache nach aus einem Tunnel bestehen, an dessen beiden
Enden, in einer so grofsen Entfernung vom Ufer, als den Betheiligten vom
Standpunkte der Landesverteidigung aus erforderlich erscheint, Hebethiirme
angebracht werden ; von diesen aus soll die Verbindung mit dem Ufer mittels
Brücke bewirkt werden. Varilla glaubt mit diesem Vorschlage allen An-
liuilerungen zu genügen, da die Hebevorrichtungen dem Ingenieur durchaus
keine Schwierigkeit bieten, und bei einer etwaigen feindlichen Invasion die
Hebethürme sowohl wie auch die Verbindungsbrücken mit Leichtigkeit zer-
Btört werden können. Auf die Vorschläge Varilla s zur Beseitigung der voraus-
sichtlichen Schwierigkeiten wollen wir nicht eingehen, da dieselben noch zu
allgemein und unbestimmt gehalten sind. Pariser Blätter behandeln den Vor-
schlag mit bösem Spott.
Messen höherer Wärmegrade.
Nach Revue Industrielle vom 24. Mai 1890, S. 204, hat Le Chatelier der
Societe frangaise de Physique einen Apparat vorgeführt, welcher die von dem
amerikanischen Physiker Barus beobachtete Erscheinung benutzt, dafs erhitzte
enge Röhren (Haarröhren) dem Durchströmen von Gasen einen bedeutenden
Widerstand darbieten. Der Versuchsapparat hatte silberne Haarröhren von
200mm Länge und 0mm,43 Durchmesser. Die erforderliche Durchllufszeit einer
gleichen Luftmenge, bei dem gleichen Druckunterschiede von etwa 150mm
Wassersäule, ergibt sich aus nachstehender Zusammenstellung:
Wärmegrad 150 iooo 320« 5000 7000
Durchllufszeit 80 115 270 310 427 Secunden.
Zur wissenschaftlichen und praktischen Durcharbeitung scheint der Apparat
noch nicht vorgeschritten zu sein.
Asbest-Kork-Kunstholz.
Nach dem österreichisch-ungarischen Privilegium vom 1. Mai 1890 besteht
das Asbest-Kork-Kunstholz von Zeman in Tismitz aus 50 Th. Sägespäne oder
Korkmehl , 20 bis 30 Th. Asbestpulver oder Infusorienerde und 20 bis 30 Th.
gebrannter Magnesia, welche untereinander innig gemengt mit einer Lösung
von (Jhlormagnesium von 25 bis 28° B. oder schwacher Salzsäure zu einem
steifen Brei angerührt werden, welcher in Formen, wie solche zur Herstellung
von Cementplatten üblich sind, ausgegossen wird. Die abgeformten Platten
werden an der Luft getrocknet und sodann mit einer aus 65 Th. Paraffin,
10 bis 20 Th. Creosot, 5 bis 15 Th. weichem Wachs und 5 bis 15 Th. Ter-
pentin bestehenden Imprägnirungsmasse getränkt.
Das so erhaltene Asbest-Kork-Kunstholz erhärtet in sehr kurzer Zeit und
erreicht den Härtegrad 6, soll sich aber trotzdem wie natürliches Holz sägen,
hobeln, bohren und poliren lassen. Durch die Imprägnirungsmasse ist das
Kunstholz gegen Säuren und Fäulnifs geschützt, vollkommen teuer- und
erbeständig, wegen seiner grofsen Dichte zur Aufnahme von Wasser
gänzlich ungeeignet und zeigt bei geringem Gewicht und grofser Elasticität
bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen Druck und Stofs.
Zufolge dieser Eigenschaften wird das Asbest-Kork-Kunstholz zur Her-
stellung von Bauten, insbesondere Lagerhäusern, Fabrikgebäuden und Ba-
racken, für 1 ufsböden. Wandbekleidungen, Bedachungen, für Ornamente und
Kleinere Mittheilungen. 4.7
verschiedene Kunstgegenstände, hauptsächlich aber als Pilaster empfohlen, da
die aus Kunstholz hergestellten Platten eine mäfsig rauhe Oberfläche besitzen
und gleichzeitig billiger zu stehen kommen als die glatten Chamotte- und
Cementplatten. (Vgl. 1889 272 527.)
Guter Kitt für Kautschuk.
Nach der Elektrotechnischen Zeitschrift weicht man gepulverten Schellack
in einer starken wässerigen Lösung von Ammoniak und bestreicht mit der
durch Erwärmen llüssig gemachten Gallerte die an einander zu kittenden
Stellen. Auch zum Aufkitten auf Metall, Glas, überhaupt glatte Flächen, soll
der Kitt geeignet sein.
Eingeleisige Eisenbahn.
Nach Engineering and Mining Journal werden mit der für die Strafsen-
bahnen New Yorks bestimmten eingeleisigen, von Boynton erfundenen Eisen-
bahn Versuche angestellt. Die Locomotive hat zwei Cylinder, welche auf ein
in der Mitte befindliches, mit Rinne versehenes Triebrad wirken. Das Gewicht
der Maschine wird zu 22l, der Durchmesser des Treibrades zu 2^40, Kessel-
spannung zu 10a',5, Cylinderdurehmesser zu 300mm, bei 350mm Hub, die Zahl der
minntlichen Umdrehungen zu 500 angegeben. Die Personenwagen mit zwei
Stockwerken wiegen 5* und fassen 108 Fahrende. Die Personenwagen haben
13m.20 Breite auf 4m,20 Höhe; die Güterwagen entsprechend 9m,60 auf 4m,20
bei lm.20 Breite nur QX Gewicht. Der wunde Punkt des Systems ist die Noth-
wendigkeit einer oberen Leitschiene, sowie deren Befestigung im Boden, da
die mit Leitrollen versehenen Fahrzeuge einer Stütze nicht wohl entbehren
können. Die Anwendung des Systemes wird deshalb nur in seltenen Fällen
sich empfehlen.
Baron's galvanisches Element.
Aime Baron hat der Societe d encouragement (1890 S. 6) Mittheilung über ein
galvanisches Element gemacht, welchem die Bleioxyde, die Kohle und das
Zink in Lösung, in gewissen Fällen auch der Ammoniakalaun und die Wein-
steinsäure grofse Kraft und lange Dauer verschaffen. In diesem Elemente
arbeitet die Kohle wirklich, wie man an zahlreichen Kügelchen, welche sich
beständig rings um die Kohle neu bilden, leicht nachweisen kann; in anderen
Elementen dagegen dient die Kohle blofs als Leiter. Die Erregungstlüssigkeit
ist sehr reich an metallischen Theilen, und wenn man diese niederschlägt,
erstaunt man über die Menge von Körpern, welche sich absetzen, besonders
bei Berücksichtigung der Klarheit der Flüssigkeit.
Die Vorschrift zu der einfachen und billigen Herstellung der Flüssigkeit
lautet: Thue 20k Hörn- oder Holzkohle in ein Gefäfs aus Steingut oder email-
lirtem Gufseisen; giefse 1001 filtrirtes Wasser darauf, setze 10k Zink hinzu;
mische der sofort aufbrausenden Flüssigkeit 5k sehr reine Bleimennige oder
dieselbe Menge Bleiglätte bei; lafs etwa 3 Stunden aufwallen und filtrire
dann; nach dem Abkühlen setze etwa 20' Salpetersäure hinzu.
Mit 6 kleinen Elementen von 11,5 Fassungsraum vermochte Baron eine
Lampe von 8 Volt 12 mal 24 Stunden ununterbrochen brennend zu erhalten,
abgerechnet die Zeit, welche zum Auswechseln des Salzwassers in den porösen
Gefäfsen alle 10 bis 12 Tage nöthig war. Bei 5 bis 6 Stunden täglicher
Brennzeit würde die Lampe wenigstens 2 Monate in Gang erhalten werden
können.
Das Salzwasser besteht aus 100' filtrirtem Wasser und 1500g Meersalz.
Die Menge der Salpetersäure kann vermindert und letztere durch Wein-
steinsäure ersetzt werden, so dafs die Flüssigkeit beinahe geruchlos wird.
In diesem Falle mufs man 5k Ammoniakalaun zusetzen.
Dieses Element empfiehlt sich besonders für häusliche Zwecke, sowohl
zur elektrischen Beleuchtung als auch zur Beschaffung kleiner Betriebskräfte.
48 Bücher- Anzeigen.
Sucher-Anzeigen.
Einfache Berechnimg der Turbinen auf Grundlage des v. Reichißchen
Bauptgeeetzea und eigener Erfahrung im Turbinenbau. Von J. J.
Hafer. Verlag von Meyer und Zeller. Zürich. 43 S. 2,50 Mk.
Gestützt auf das bekannte Werk „Die Gesetze des Turbinenbaues von
r. Reiche" werden in vorstehender Studie eine Reihe von Formeln für die
'/wecke des praktischen Constrncteurs entwickelt. Als Anhang findet sich
die Berechnung und Beschreibung der Turbine von 100 H> für Beleuchtung
einer Bindfadenfabrik in Immenstadt, sowie der Hochdruckturbine für die
Bessemeranlage in Terni. Die beigegebenen Abbildungen entsprechen den an
technische Zeichnungen zu stellenden Anforderungen.
Adrefsbuch und Waarenverzeichnifs der Chemischen Industrie des
Deutschen Reiches nebst den Zolltarifen aller Länder für chemische
Producte. Won 0. Wenzel. 1889—90. IL Jahrg. Berlin. R.Mücken-
berger.
Der stattliche Band von gegen 1000 Seiten enthält folgende Verzeichnisse:
Im ersten Theile 1) chemische Fabriken und Laboratorien sowie deren geo-
graphische Uebersicht, 2) chemische Producte mit Angabe ihrer Fabrikanten,
und Rohmaterialien mit Angabe der Lieferanten, sowie ein Sachregister,
3) Agenturgeschäfte, Grofshandlungen, Export- und Importhäuser des In- und
Auslandes, 4) als Anhang: Markenschutzbestimmungen und Patentvorschriften
verschiedener Staaten; Vereine. Im zweiten Theile finden sich die Zolle auf
chemische Producte sowie statistische Mittheilungen über Ein- und Ausfuhr.
Den dritten Theil bilden Geschäftsanzeigen und zwar Bezugsquellen Nachweis
und Inserate. Die erste Abtheilung ist das eigentliche Adrefsbuch, die zweite
bildet einen ausführlichen Bezugsquellen-Nachweis, in welchem die Bezeich-
nungen deutsch, englisch, franzosisch, spanisch und italienisch angegeben sind.
Aus Vorstehendem ergibt sich, dafs der Inhalt (vgl. 1888 270 144) bedeutend
erweitert ist, so dafs das Werk ein für den praktischen Geschäftsmann kaum
zu entbehrendes Hilfsmittel bildet.
Elektrotechnische Bibliothek. Bd. 41. Wien. Hartleben.
Die elektrischen Motoren mit besonderer Berücksichtigung der elek-
trischen Strafsenbahnen von E. de Fodor. 221 S. 3 Mk.
Behandelt: Gleichstrom- und Wechselstrom-Maschinen, nach Einrichtung,
Unterhaltung, Preis und Kostenpunkt der Leistung ; elektrische Strafsenbahnen
und verschiedene Anwendung der Motoren. Die ungemein raschen Fortschritte
auf diesem Gebiete sind möglichst bis in die jüngste Zeit verfolgt.
Elektrotechnische Bibliothek. Bd. 39. Wien. Hartlebeu.
Materialien für Kostenvoranschläge elektrischer Lichtanlagen von
E. de Fodor. 224 S. 4 Mk.
Enthält die zu Voranschlägen erforderlichen Angaben über motorische
Kraftentwickelung, Leitung, Lichtbedarf, Beleuchtungsgegenstände, Central-
Mat innen für allgemeine und Einzeleinrichtungen. Da eine Reihe von Angaben,
insbesondere die Preise wechseln, so ist das Buch mit Nutzen nur unter Zu-
hilfenahme der jeweiligen neuesten Preislisten zu verwenden.
der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern. 49
Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 S. 545)
Mit Abbildungen auf Tafel 3.
Kleine Winkelräder- Hobelmaschine.
Von der Maschinenfabrik Oerlikon bei Zürich wird eine Hobel-
maschine für Winkelradzähne gebaut, die nach Industries, 1889 Bd. 7
*S. 344, und Engineering, 1889 Bd. 50 * S. 535, die in Fig. 6 bis 9
Taf. 3 dargestellten Einrichtungen besitzt.
Auf dem hohlen Säulenfufse ist ein Obertheil aufgeschraubt, welcher
rechts die sämmtlichen Lager für die Antriebstheile, in der Mitte die
Stöfselführung für den Hobelstahl und, weit nach vorn vorragend, zwei
Gabellager für die Aufspann- und Theilvorrichtung in einem einzigen
Oufsstücke enthält.
Das mit Rädervorgelege ausgestattete Triebwerk (Fig. 8 und 9)
bethätigt mittels einer zweiläufigen Stufenscheibe 5 eine Kurbelscheibe,
deren Zapfen in eine Kurbelschleife einsetzt, welche an dem Stöfsel-
schlitten angeschraubt wird.
Am vorderen Kopfende des Stöfselschlittens ist ein Stahlhalter-
support mit Kreuz Verschiebung angebracht, während behufs Einstellung
an das Werkstück der Stöfselschlitten eine längsseitig durchgehende
Nuth besitzt, in welcher die Kopfschrauben der verstellbaren Kurbel-
schleife einsetzen.
Eine Hubveränderung ist durch Verstellung des Kurbelzapfens im
Schlitz der Kurbelscheibe ermöglicht.
Der Arbeitsvorgang wird immer auf nur eine Zahnflanke beschränkt
und so lange durchgeführt, bis alle Radzähne auf einer Flankenseite
fertig gestellt sind. Alsdann wird der Schneidstahl ausgewechselt und
der Führungsstift K für die Formplatte H auf die entsprechende andere
Seite umgespannt.
Damit aber eine Führung bezieh, eine Einstellung nach der Lehr-
schiene (Schablone) möglich werde, nach welcher die Flankenform der
Radzähne gebildet wird, mufs die mit dem Werkrade in Verbindung
gebrachte Formschiene H vermöge einer Federkraft beständig an den
Führungsstift K angedrückt werden, wozu die Knöpfe L an den Zahn-
bögen G vorgesehen sind.
Die Aufspannvorrichtung für das Werkstückrad besteht aus einem
gabelförmigen Querstück mit zwei Seitenzapfen FF, zu welchen mittel-
punktsgemäfs sich flügelartig zwei seitliche Zahnradbögen G anschliefsen,
die von eingreifenden Getrieben M gehalten und bethätigt werden.
Winkelrecht zur Drehungsachse FF ist der Mittelbolzen für die
Aufspann- und Eintheilvorrichtung durch dieses Querstück geführt, an
dessen unterem Ende die zur Einstellung und Zahneintheilung erforder-
Dingler's polyt Journal Bd. 277 Nr. 2. 1890/111. 4
50 Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern.
liehen Theile anschliefsen. Dieses Stellzeug ist auf einem mittleren
Bogenhebel angeordnet, an dessen oberem Ende die Schablone H be-
festigt ist, durch deren Anschlag an den festen Stift K der Bogen-
hebel sammt dem Mittelbolzen mit dem Winkelrade C um dessen Achse
schwingt.
Hiernach wird mit dem Stellzeuge E das zu bearbeitende Rad C
nach Vollendung je einer Zahnflanke um den Betrag der Zahnbogen-
theilung verdreht und eingestellt.
Wird nun vermöge des Zahnrädchens M diese ganze Vorrichtung
um FF etwas gedreht, so wird damit je Dach der Form der Schablone
gleichzeitig eine Drehung des Werkrades C um seine eigene Achse
verbunden sein.
Da nun nach jedem Stöfselhube bezieh, nach jedem Schnitte die
Zahnbögen G um den Betrag der Schaltungsgröfse gehoben werden, so
wird auch gleichzeitig damit jene Verdrehung des Rades durch Ver-
mittelung der Schablone H verknüpft sein, durch welche die Flanken-
form des Radzahnes bedingt wird.
Selbstverständlich mufs die Richtung des Schnittes mit dem Schnitt-
punkte der Radkegelachse zusammentreffen.
Diese Schaltbewegung wird durch eine Herznuth hervorgerufen,
welche in der inneren Nabenseite des Schwungrades N eingegossen ist.
In diese setzt der Hebel 0 ein, welcher vermöge des Sperrkegel-
werkes 0 0 das Sperrrad P auf W treibt, an dem ein Zahnrad Q sitz^
welches das Getriebe M und dadurch die Zahnbögen G bethätigt.
Um diese Einstellungen gegen Rückwirkung sicher zu stellen, sind
zwei Sperrkegel R R vorgesehen , sowie auch Vorsorge getroffen ist,
eine Begrenzung des Schaltungshubes durch eine selbsthätige Aus-
rückung der Schaltbewegung herbeizuführen. Mit dem Schneckentrieb-
werk T U wird das Rädervorgelege (Fig. 9) aus und ein gerückt. Das-
selbe liegt genau lothrecht unter der Kurbelwelle S in einer Mulde des
Obertheiles eingebettet. Diese Maschine ist zur Bearbeitung von Winkel-
rädern bis 360mm Durchmesser bemessen.
Leupolfs doppelt wirkende Winkelräder- Hobelmaschine.
Die Maschinenfabrik Oerlikon baut auch Winkelräder- Hobelmaschinen
für Durchmesser bis 3000mm mit einem zusätzlichen Fräsewerk zur Her-
stellung von Stirnrädern. Bemerkenswerth ist das Hobelwerk, welches
nach LeupolCs, Bauweise (vgl. 1878 229 216) mit verschiedenen Ab-
änderungen ausgeführt ist.
Die nach Industries, 1889 Bd. 7 * S. 343 bezieh. Engineering, 1889
Bd. 50 *S. 488, in Fig. 11 bis 13 Taf. 3 dargestellte grofse Räderbear-
beitungsmaschine besteht aus einer auf der Grubensohle befindlichen
Grundplatte, auf welcher der Spindelstock A mit dem Theil- und Auf-
spannwerk /?, E sich gegen den Drehpunkt H der Hobelwerkwangen G
Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern. 51
anschieben läfst. Das Hobelvverk, der zweite Haupttheil dieser Maschine,
ist aus dem auf einer niedrigen Standsäule angeordneten Kurbeltrieb M
bis F, den beiden scherenartig gelenkigen Wangen £, G für die*Hobel-
schlitten F, F, welche ihren Stützpunkt im gemeinschaftlichen Dreh-
punkte H auf der Standsäule einerseits, und andererseits gesondert an
der Formschiene (Schablone) L ihre Unterstützungen finden, welche
an einem Ständer angebracht sind, der auf einer kreisbogenförmigen
Grundplatte aufgestellt wird.
In diesem Falle ist dieser Bogentheil an eine rechteckige Grund-
platte mit zwei parallelen Spannschlitzen angesetzt, auf welcher die
Schlittenplatte für das Fräsewerk läuft und welche sachgemäfs bis zur
Standsäule des Triebwerkes verlängert ist.
Während die Einrichtungen des Spindelstockes, sowie des Fräsewerkes
als bekannt vorausgesetzt und aus den Fig. 11 bis 13 leicht wahr-
nehmbar sind, bedarf die Bauweise des Hobelwerkes einer eingehenden
Beschreibung.
Auf den inneren Führungsflächen des scherenartigen Wangenpaares
gleiten zwei von einander unabhängige Schlitten F, F, an dessen vor-
deren Enden die Schneidstähle EE angebracht sind, von denen gleich-
zeitig die beiden Flauken eines Zahnes bearbeitet werden.
Diese beiden Schlitten werden ferner vermöge eines gemeinschaft-
lichen Querstückes durch die Schubstange RQ, welche mittels eines
Zwischengliedes Q P an einem Schleifenhebel P 0 angelenkt ist, in
Hubbewegung versetzt, und zwar, wie ersichtlich, mit beschleunigtem
Rücklaufe. Der Schleifenhebel wird durch einen Kurbelzapfen, welcher
vermöge Stufenscheibe M und Schneckentriebwerk N bethätigt wird, um
den Bolzen 0 in Schwingungen versetzt.
Der Mitteltheil der Standsäule, an welchem das Kurbeltriebwerk
mit dem Schleifhebel 0 P angeordnet ist, kann um die lothrechte Achse
der Schneckenspindel verdreht werden, um eine Anstellung der Scher-
wangen an das zu bearbeitende Winkelrad zu ermöglichen.
In dieser Lage wird das Mittelstück, und mit demselben auch das
Kurbeltriebwerk festgelegt. Weil aber während der Bearbeitung der
Zahnflanken noch eine, wenn auch kleine Verdrehung der beiden Scher-
wangen in wagerechter Ebene erforderlich wird, welche der Schaltung
der Schneidstähle vom Zahnkopfe bis zur Zahnwurzel des Werkrades
entspricht, so ist ein gelenkiges Mittelglied QP zwischen Schubstange H
und Schleifhebelbolzen P unerläfslich. Demgemäfs findet der Gelenk-
punkt Q in einer feststehenden Kreisbogenschleife die nöthige Führung,
während der Gelenkbolzen H der Scherwangen sammt dem Lagerdeckel
jene bereits erwähnte Drehung vollführen kann.
Die Wangen G, G endigen in schwache, cylindrische Stahlzapfen Ä,
welche sich auf die Formschiene (Schablone) stützen und längs dieser
verlegt werden.
52 Desgoffe bezieh. Durand's Locomotivenwage.
Damit aber auch die Hohlkehle an der Zahnwurzel nachgehobelt
werden kann, müssen diese Führungszapfen zur Hälfte abgehobelt werden,
um eine stete Berührung längs der Formschiene zu ermöglichen.
Diese Führungszapfen K werden von Schlitzplättchen L gehalten,
welche mittels Zugstangen 5 an einem Kreuzkopfe T angelenkt sind,
welcher, auf einer Führungswange gleitend, vermöge einer Schrauben-
spindel nach rechts geschaltet wird, welche von einer Schaltstange U
von der Schubstange R bethätigt wird.
Sobald während des Hobeins der Zahngrund erreicht ist, wird durch
Anschlagknaggen W eine Ausrückstange verschoben und damit ein Ge-
wichtshebel ausgelöst, welcher die Abstellung der bisher selbsthätig
wirkenden Schaltung herbeiführt.
Da die Formschiene des Zahnquerschnittes in wagerechter Lage am
festen Standgerüste aufgeschraubt wird, so mufs ein Andruck des
Führungszapfens der unteren Wange G an die untere Flankenform der
Schablone durch Gegengewichte oder Federkraft erhalten werden. 1
Prege'l.
Desgoffe bezieh. Durand's Locomotivenwage.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
Diese auf der Paris- und Orleans-Eisenbahn in Gebrauch stehende
standfeste Wage dient zur Bestimmung des Gewichtes von Locomotiven
und Tender bezieh, der Gewichtsvertheilung auf die einzelnen Rad-
achsen und Räder.
Nach Engineering, 1889 Bd. 48*626, besteht diese Locomotiven-
wage im Wesentlichen aus acht Geleisstücken, von denen jedes einzeln
ihre Stütze auf einer Wägevorrichtung findet, die aus zwei gleich-
armigen Doppelhebeln zusammengesetzt ist, die auf eine Dose wirken,
deren Druckflüssigkeit in einem Steigrohre die Gröfse der Belastung
angibt.
Das Prinzip dieser Wage ist aus Fig. 1 zu ersehen, nach welchem
der Geleisträger a sich auf die Hebel bbl stützt, während dieselben mit
ihren inneren Enden gemeinschaftlich auf den Dosendeckel d wirken,
welcher auf die federnde Platte e drückt und dadurch die in der Dose g
eingeschlossene Flüssigkeit durch die Rohrleitung f nach i und das
Quecksilber h in das Steigrohr / treibt.
1 Ueber Maschinen zur Bearbeitung von Zahnrädern vgl. Grube, 1877 223
* 445. Corli/i, 1877 223 * 449. G. Hermann, 1877 225 396. Haus, 1878 229 * 28.
Leupolt, 1878 229 216. Bement, 1878 230*126. Piat, 1879 232*490. Renk, 1880
238*280. Junker, 1882 244*272. Ruh, 336. Denag, 1882 246*314. Albro, 1883
250 * 59. Bilgram, 1885 25« * 442. Wilkinson und Lister, 1886 262 484. Glen-
wood und Batley, 1887 263*268. Eberhardt, 1887 264*366. Sloan und Chaze,
1887 264*545. Theilrad, 1887 264*594. Wohlenberg, 1888 268*104. Hetherington,
1«88 268*106.
Desgoffe bezieh. Durand's Locomotivenwage. 53
Die von der eingeschlossenen Flüssigkeitsmenge bedingte und von
der Belastungsgröfse abhängige Steighöhe wird zur Ermittelung der
Last benutzt, indem durch Versuchsbelastungen die Eintheilung am Mafs-
stabe bestimmt wird. Vermöge dieser Hebelverbindung wird der Druck
am Dosendeckel stets die Summe der beiden Hebeldrücke unabhängig
von der Stellung des belastenden Rades am Geleise sein. Um aber
den verschiedenen Radständen Rechnung zu tragen, sind die beiden
aufsenliegenden Geleisstücke 2121mm, die beiden inneren jedoch nur
1206mm lang, während festliegende Querträger (Fig. 3) zwischen den
Wägegeleisen das Auffahren der Locomotive erleichtern und die Un-
abhängigkeit der einzelnen Wagen sicherstellen.
Der Geleisträger c (Fig. 2) ist der seitlichen Standfestigkeit ent-
sprechend auf zwei Bügeln d genietet, welche durch Längsschienen ee
verbunden einen starren Rahmen bilden, welcher sich auf die Quer-
bolzen f stützt, die in zwei Hängerahmen g sitzen, die wieder in
Schneiden h auf den äufseren Hebelenden i spielen.
An die Tellerdose von 550mm lichtem Durchmesser ist eine bieg-
same Gummischeibe von 3mm Stärke mittels Ringflansches wasserdicht
befestigt, das Dosengehäuse selbst mittels vier Bänder (Fig. 3 bis 6)
an den gemeinschaftlichen Bettrahmen verankert, welcher auch die
Plännenlager der Wiegehebel trägt.
Während der Dosenboden, um den Hub der Federscheibe zu be-
grenzen, ringförmig abgesetzt ist, legt sich der von den Hebeln ge-
tragene Deckel glatt gegen die Gummischeibe an. Der gröfsten Be-
lastung eines Locomotivrades von 9l,5 entsprechend, stellt sich sonach
der Flächendruck der Gummischeibe auf 4k für 1<1C (2376 X 4 = 9504k)
und die Quecksilbersäule auf annähernd 3m, hingegen wird bei einer
mittleren Radbelastung von 6000k eine Flüssigkeitsspannung von 2al,52
und eine Quecksilbersäule von 1915ram entstehen, eine Höhe, welche
dem Beobachter keine Schwierigkeiten beim Ablesen bereitet.
Das vom Boden der Tellerdose abzweigende Rohr mündet in ein
Gefäfs (Fig. 7), an welches das Steigrohr, ein Fülltrichter mit Ver-
schlufsschraube und ein Abschlufsventil angebracht sind. Um beim
Anfahren der Locomotive das gläserne Steigrohr vor Stöfsen zu be-
wahren, wird mittels Handrädchen das Ventil geschlossen und die
Flüssigkeit in der Dose abgefangen, wodurch ein fester Stützpunkt für
das Traggeleise erhalten wird. Erst nach erfolgter Einstellung der
Locomotive werden diese Ventile vorsichtig geöffnet und der Queck-
silberspiegel auf dem Mafsstabe abgelesen.
Damit aber selbst im Falle einer vorkommenden Unvorsichtigkeit
ein Herausschleudern von Quecksilber aus dem Steigrohre vermieden
wird, ist das obere Ende desselben an einem erweiterten Behälter aus
Gufseisen angesetzt, während der Nullpunkt des Theilstabes der Be-
lastung des leeren Geleisträgers zukommt.
54 Dampfmaschine mit 4 Flachschiebern.
Wie aus der Gesammtansicht fFig. 8 bis 10) ersichtlich ist, sind
alle acht Steigrohre an einer Wandfläche angeordnet, was die Ab-
lesungen und Vergleichungen der Belastungen ganz aufserordentlich er-
leichtert. Pr.
Dampfmaschine mit 4 Flachschiebern (System Corlifs);
von C. Mailliet und Co. in Anzin.
Mit Abbildungen auf Tafel 5.
Namentlich in Frankreich befassen sich, wie auch die vorjährige
Pariser Weltausstellung zeigte, viele und hervorragende Firmen mit
der Herstellung von Corlifs- Dampfmaschinen, die seit der Einführung
im J. 1862 eine stete Vervollkommnung ihrer einzelnen Theile, be-
sonders der ursprünglich complicirten und nur innerhalb niederer
Füllungsgrade arbeitenden Steuerung erfahren und defshalb in diesem
Lande immer gröfsere Verbreitung gefunden haben, während es in Deutsch-
land augenblicklich den Anschein hat, als ob die Ventilmaschine die
Cor/i/«-Maschine völlig verdrängen würde.
Eine weitere Neuerung haben C. Mailliet und Co. in Anzin an
CoWt'/«-Maschinen getroffen, indem dieselben an Stelle der zur Regelung
des Ein- und Ausströmdampfes dienenden Rundschieber flache Rost-
schieber benutzen, welche durch eine vom Regulator abhängige Klinken-
steuerung beeinflufst werden.
Wie ArmengaucVs Publication industrielle, Bd. 32 S. 425, zu entnehmen
ist, hat diese in Fig. 8 bis 12 Taf. 5 dargestellte Maschine von
350mm Cylinderdurchmesser und 850mm Kolbenhub ein bayonettförmiges
Bett A, welches mit dem Lager der Schwungradwelle aus einem Stück
gegossen ist; letztere steht durch Kurbelstange B und Kolbenstange D
mit dem Kolben des Cylinders C in Verbindung, der mit einem Mantel
umgeben ist, in welchen nach Oeffnen des Ventiles V frischer Kessel-
dampf eintreten kann. Die verlängerte Kolbenstange dient zum Betreiben
der Luftpumpe E{, welche mit dem Condensator ein Stück bildet.
Letzterer ist schon seit längerer Zeit von der Firma an Conden-
sationsmaschinen mehrfach ausgeführt und hat selbst bei gröfseren Ge-
schwindigkeiten zufriedenstellend gearbeitet; es besteht aus zwei, mit
den Saug- und Druckklappen f und /", in Verbindung stehenden, durch
eine schräge Zwischenwand getrennten Abtheilungen g und V/[. Der
vom Cylinder kommende Abdampf tritt bei e in den Condensator, ent-
weicht in die Abtheilung g und aus dieser durch eine obere rechteckige
Oell'nung um den Pumpencylinder herum nach den unten seitwärts an-
geordneten Saugklappen f. Das Einspritz wasser kommt beim Verlassen
der am Hahne F anschliefsenden Brause direkt mit dem Abdampfe in
BonnefoncTs Locomotiv-Steuerung. 55
Berührung, wird nach erfolgter Condensation des Dampfes vom Pumpen-
kolbeu angesaugt und durch die rostartig durchbrochenen Oeffnungen
der Klappen f{ gedrückt, geht dann in die Kammer gi und fliefst
durch el ab.
Die zur Regelung der Einströmung des Arbeitsdampfes dienenden
Flachschieber k und k[ liegen, wie Fig. 8 und 10 Taf. 5 erkennen
lassen, über den, an den oberen äufsersten Cylinderenden sitzenden, im
Schieberspiegel getheilten Einströmkanälen, während die nach aufsen
durchbrochenen Ausströmschieber oo{ entgegengesetzt, am unteren Theile
des Cylinders angeordnet sind.
Die Schieber erhalten ihre Bewegung vom Excenter H der Schwung-
radwelle aus, unter Zwischenschaltung der Stange Hl und eines auf
der Welle i befestigten Hebels I; letzterer steht durch eine Verbindungs-
stange mit der an ihren Enden gegabelten Stange J und diese mittels
kleiner, ebenfalls gegabelter und die Stange J umfassender Hebel m
mit den Einströmschiebern, sowie durch den auf derselben Welle i be-
festigten kleinen Hebel n und Stange n1 mit den Ausströmschiebern in
Verbindung. Die Welle i ist in einer, an der Kreuzkopfführung an-
geschraubten Büchse drehbar gelagert.
Der mittels Riemen von der Schwungradwelle betriebene Kugel-
regulator ist durch den Balancier M{ und Stange m{ mit dem wage-
rechten Schenkel des zum Schieber K gehörigen kleinen Hebels m
verbunden, dessen senkrechter Schenkel sich, wie Fig. 11 veranschaulicht,
um einen etwas excentrisch zum Drehpunkte des wagerechten Schenkels
gelegenen Mittelpunkt bewegt und mit einer federnden Klinke c ver-
sehen ist, welche je nach der Regulatorstellung die Auslösung des auf
der Schieberspindel befestigten Winkelhebels b und unter Mitwirkung
des durch Stange l mit ihm verbundenen Luftbuffers K den schnellen
Verschlufs der Dampfeinströmkanäle früher oder später bewirkt.
Die Maschine ist ungefähr ein Jahr in den Werkstätten von Mailliet
und Co. zur gröfsten Zufriedenheit der Erbauer im Betrieb und es zeigen
auch die untenstehenden, bei 60 minutlichen Umdrehungen der Maschine
abgenommenen Diagramme (Fig. 12) eine genügende Regelmäfsigkeit der
Dampfvertheilung. Fr.
Locomotiv-Steuerung von M. A. Bonnefond.
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Die französischen Staatsbahnen haben eine grofse Anzahl ihrer
Locomotiven mit einer Steuerung nach dem System ßonnefond ausge-
rüstet, welche behufs Verringerung der schädlichen Räume mit getrennten
Ein- und Auslafsschiebern arbeitet, constante Compression und Voraus-
strömung des Dampfes [gestattet und die durch den schleichenden Ab-
50 Bonnefond's Locomotiv-Steuerung.
schlufs der gewöhnlichen Schiebersteuerungen entstehenden Dampfdrosse-
lungsverluste aufhebt.
Eine von der Verwaltung der Staatsbahnen in Paris 1889 ausgestellte
Schnellzuglocomotive war mit der Steuerung versehen und es zeigen die
Engineering 1889 * S. 710 entnommenen Abbildungen Fig. 1 bis 7 Taf. 5
eine Gesammtauordnung, sowie in gröfserem Maafsstabe gezeichnete
Einzelheiten derselben.
Die von einem Excenter bewegte, zum Umsteuern dienende Cou-
lisse A ist durch Stange C mit einem doppelarmigen Hebel D verbunden,
dessen unteres Ende mit den'Auslai'sschiebern in direkter Verbindung
steht, während das obere Ende mit einem starken, wagerecht verschieb-
baren Rahmen G G verbunden ist, in welchem zwei rechtwinklige Mit-
nehmer F für die Einlafsschieber drehbar befestigt sind; letztere werden
durch zwischenliegende Federn so beeinflufst, dafs sich ihre kürzeren,
die Stangen der Einströmschieber bethätigenden Schenkel wagerecht, die
anderen senkrecht hierzu einstellen.
Die mit schraubenförmigen Vorsprüngen J versehene Steuerwelle
wird in ähnlicher Weise wie bei der Steuerung von Heusinger von Wal-
degg vom Kreuzkopf aus hin und her bewegt und sobald die senkrechten
Schenkel der Mitnehmer F mit den Vorsprüngen in Berührung kommen,
erfolgt eine Drehung der ersteren, und die Verbindung zwischen ihnen
und den Schieberstangen wird ausgelöst; die Schieber schliefsen dann
mittels kleiner Differentialkolben E unter Mitwirkung kräftiger Federn
schnell die Einströmkanäle.
Das von der Stellung der Auslöser J abhängige, frühere oder spätere
Schliefsen der Dampfzuführungskanäle wird vom Führerstande aus ge-
regelt, indem mittels Zugstange M unter Zwischenschaltung der Zahn-
getriebe L und K eine Drehung der Steuerwelle in dem einen oder an-
deren Sinne möglich ist.
Die Schieberstangen, sowie Mitnehmer F sind aus Stahl gefertigt
und an ihren Berührungsstellen gehärtet.
Die von der Elsäfsischen Maschinenbaugesellschaft in vorzüglicher
Ausführung gebaute Locomotive mit 400mm Durchmesser der Cylinder
und 050mm Kolbenhub zeigte bezüglich der Dampfvertheilung die folgen-
den Verhältnisse:
Dampfvoreinströmung . . . II/2 Proc. des Kolbenhubes
Compression 10 „ „ „
Füllung 0 bis 80 „ „
Aeui'seres lineares Voreilen . 10mm
Inneres „ „ . 20mm
Als Hauptvortheil dieser Steuerung, der auch zu ihrer Construction
Veranlassung gegeben hat, wird die Vermeidung des Drosselungsver-
lustes bezeichnet und dies veranlafste Prof. Salomon auf Grundlage von
Diagrammen gut construirter Maschinen, da Indicatordiagramme der Aus-
stellungsmaschine leider nicht vorlagen, eine Untersuchung darüber an-
Rationelle Turbinenformerei.
57
zustellen, wie grofs obiger Verlust im Allgemeinen und höchstens sein
wird.
Hiernach soll, wie die Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
1890 * S. 253 berichtet, jedoch abgenommene Diagramme erst bestätigen
müfsten, der erzielte Gewinn auf so niedrige Beträge sinken, dafs die
Anwendung dieser, für den Betrieb aufserdem als wenig zuverläfsig an-
zusehenden Präcisionssteuerung nicht zu empfehlen ist — selbst wenn
sie sich, wie angegeben wird, an einer Locomotive mit 25 542km Gesammt-
iährt bewährt haben soll.
Die Trennung der Ein- und Auslafsschieber mufs dagegen als zweck-
mäfsig bezeichnet werden und es wäre wünschenswerth, wenn behufs
möglichster Dampfersparnifs weitere Versuche mit derartigen Steuerungen
angestellt würden.
Rationelle Turbinenformerei.
(Abdruck nur mit Genehmigung des Herrn Verfassers gestattet.)
Mit Abbildungen.
Der Turbinenbau, den wir seinen Grundgesetzen nach als bereits
abgeschlossen betrachten können, hat in den letzten Jahrzehnten da-
durch einen bedeutenden Aufschwung genommen, dafs in Folge der
Concurrenz bedeutender Firmen, die diesen Theil des Maschinenbaues
als Specialität betreiben, eine gute constructive Durchbildung und eine
rationelle Herstellung der Turbinen herbeigeführt wurde. Die Berech-
nung der verschiedenen Turbinengattungen bietet nichts Neues; nur
durch die Wahl richtiger Coefticienten und durch die eingehende Be-
handlung eines jeden Einzelfalles bezüglich der verschiedensten Wasser-
verhältnisse können wir den besten Nutzeffect verzeichnen. Die Con-
structionsprinzipien nach J. C. B. Lehmann und Andern stehen mustergültig
da, sowohl in der Berechnung aller Turbinenkategorien, als auch in einem
Fig. 1 Fig. 2.
Verfahren, Fehler in der Ausführung
durch eine ebenso einfache als
vorzügliche Lehmformerei möglichst
verschwinden zu lassen. Gegen-
über der Lehmformerei bietet die Kernformerei, d. h. das Aufstellen
des Schaufelkranzes mittels Kernstücken (Fig. 1 und 2), grofse Schwierig-
keiten und selbst bei der aecuratesten Arbeit der einzelnen Kernstücke
58
Rationelle Turbinenformerei.
treten in der Aufstellung derselben Fehler hervor, welche bei grofsem
Durchmesser des Turbinenrades sich summiren und ganz ungenaue Winkel
ergeben. Die Kernstücke werden bekanntlich mittels einer Kernform
geprefst und nachher im Trockenofen getrocknet. In Folge dieses Vor-
ganges schwinden die Stücke mehr oder weniger, so dafs bei der Auf-
stellung der Gesammtform die Theilung und die vorgeschriebenen
Winkel des Schaufelkranzes nie genau stimmen. Aufserdem erfordert
diese Formerei sehr viel Arbeitszeit und bei flottem Betriebe kann
diese Art der Turbinenfabrikation nie concurrenzfähig sein. Mit der
Lehmformerei läfst sich sehr viel erreichen; sie erfordert zwar ge-
wissenhafte Arbeiter bedingt aber wenig Raum, und die kleinste Giefserei
kann die gesteigertsten Anforderungen in der Fabrikation vollkommen
befriedigen. Ebenso ist die Controle der Schaufelrichtung und der
Winkel eine sehr einfache und sichere.
In der Herstellung der Turbinenform unterscheidet man verschie-
dene Stadien, welche im Nachstehenden beschrieben werden sollen.
I. Die Herstellung des Holzmodells der Schaufeln, welche wind-
schiefe Flächen bilden.
II. Das Formen der windschiefen Schaufeln.
III. Das Aufstellen der Schaufeln.
IV. Zusammenstellung der Gesammtform.
I. Die windschiefen Flächen sind nach den Forderungen der theore-
tischen Constructionen, die wir im Prinzip als bekannt voraussetzen,
durchaus nicht so einfach und lassen sich nach denselben ohne specielle
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6.
Kunstgriffe nur schwer richtig herstellen. Demnach mufs auf die Richtig-
keit der Winkel und der Zellenquerschnitte grofse Sorgfalt verwendet
werden. Zunächst wird ein Segment des Kranzprofils (Fig. 3) mit nöthigen
Zugaben für Schwinden des Lehms durch die Schablone aufgedreht. Mit
dem Richtscheit reifst man auf der Eintrittsfläche (Fig. 4) die Theilung
an und zieht mittels Winkel und Lineal die Schnittlinien einer radial
und senkrecht durch den Theilrifs gelegten Ebene. Aufserdem werden
Rationelle Turbinenformerei.
59
Fig. 7.
Fig. 8.
Fig. 9
mit dem Parallelreifser (Fig. 5) die Parallelrisse vorgezeichnet, welche
zum Abtragen der Schaufelcurven nöthig sind. Hierauf trägt man nach
dem Querschnitt und Grundrifs der Schaufelzeichnung den inneren und
äufseren Schaufelschnitt in die betreffenden Parallelrisse auf (Fig. 6).
Das Ausschneiden der windschiefen Fläche geschieht mit einem recht
dünnen und schmalen Sägeblatt und das
Einhalten der Curven des inneren und
äufseren Schnittes erfordert einige
Uebung und Geschicklichkeit. Die für
den Tischler brauchbare Curve ist die
Rückcurve der Schaufel, welche auch
zuerst angerissen und ausgeschnitten
wird. Damit zur Bearbeitung des in
den Klotz eingeleimten Holzes noch
genügend Material stehen bleibt, feilt
man 2 bis 3mm der windschiefen Fläche
weg und leimt dann einzelne passend
gehobelte sich anschmiegende Leisten
(Fig. 7), von der Grundfläche ange-
fangen, in den Lehmklotz ein. Das
Abtragen der Curvenpunkte auf den
zugehörigen Parallelrissen geschieht
nach der angegebenen Weise. Nach-
dem die Schaufel sauber ausgehobelt ist,
werden an die Seitenflächen (Fig. 7)
Kernmarken angeleimt und aufserdem
ein schmaler abnehmbarer Streifen
(Fig. 8) hergestellt, welcher die Wand-
stärke der Rückcurve repräsentirt. Derselbe ist schwer zu ersetzen
und darf nicht verloren gehen. Um das Verziehen des Holzmodells zu
verhindern (Fig. 9), dienen zwei in die Höhlung der Vorderfläche ein-
Fig. 11. geleimte Leisten. Damit
das Holzmodell im feuchten
Sand nicht leidet, wird so-
fort für alle ferneren Ab-
güsse ein eisernes Modell
hergestellt (Fig. 10), das wegen des schweren Ge-
wichtes zur leichteren Handhabung einen einge-
schraubten Griff erhält. Die Kerne der Hohlgufs-
schaufeln formt man aus Lehm, und zur Erleichterung
der Herstellung mufs ein Kernkasten für dieselben
hergestellt werden. Am besten geschieht dies,
indem man das Holzmodell einstampft (Fig. 11),
heraushebt, die untere Höhlung mit Lehm aus-
Fie. 12.
60
Rationelle Turbinenformerei.
schmiert (Fig. 12) und die obere Fläche derselben mit dem Lineal,
welches auf den Rändern der Sandform geführt wird, glatt streicht.
Der getrocknete Kern, welcher genau der Schauf'elkrümmung entspricht,
dient als Modell zur Anfertigung eines Kernkastens. Um an Gewicht zu
sparen, stellt man überhaupt alle Leitschaufeln, ferner die Laufschaufeln
der Reaktionsturbinen und Actionsturbinen, als Girardturbinen und Ac-
tionsturbinen mit Kranzeinschnürung, aus 5mm starkem Blech her. Das
Fig. 15. Fig. 16-
SWuhickcmftl
Fig. 13. Fig. 14. Fig. 18. Fig. 20.
Biegen der Blechschaufeln wird auf einem gufseisernen convexen Klotz
(Fig. 13 und 14) ausgeführt, der auf die angegebene Art in Lehm
(Fig. 15) aufgedreht und ausgeschnitten wird. Zur Bearbeitung des ab-
gegossenen Leit- und Laufrades müssen an der Blechschaufel unten und
oben 5mm Zugabe sein. Der in Lehm (Fig. 16, 17 und 18) ausge-
schnittene Schaufelklotz gibt auch zu gleicher Zeit die Abwickelungs-
fläche der Schaufel und darf man nicht versäumen, vor dem Abgufs
desselben auf die Krümmung ein Papierblatt aufzulegen und die Ab-
Fig. 17. Fig. 21. Fig. 19.
wickelung der Fläche vorzuzeichnen. Auf dem Abwickelungsblatt
(Fig. 19 und 20) verzeichnet man auch die Punkte der Parallelrisse,
verbindet dieselben und controlirt die Längen der Verbindungslinien mit
dem Grundrifs der Schaufelzeichnung, da durch ungenaues Anreifsen der
Curven erhebliche Fehler entstanden sein könnten. Die Begrenzungs-
linie der Schaufel (Fig. 21) sitzt 5mm im Schaufelkranz und erhält die
Schaufel gegen Verschiebung vier Lappen, die man an der Papier-
schablone ansetzt. Für jedes Turbinenrad werden nach der Papier-
schablone die betreffende Anzahl Blechschaufeln angerissen, ausgehauen
und auf dem gufseisernen convexen Klotz warm gebogen.
Rationelle Turbinenformerei.
61
Fig. 22.
Fig. 83.
II. Zur Formerei der Hohlgufsschaufelu gehört als Formeinrichtung
nur ein Oberkasten. Man formt das Modell (Fig. 22) mit der Krüm-
mung; nach unten so ein, dafs kein hervorstehender Theil das Abheben
des aufgesetzten Oberkastens behindert. Als Fixirung des Kastens
dienen vier Holzpflöcke. Auf den gelagerten Kern kommen die modellirten
Gypsstücke (Fig. 8)
zu liegen: das Eisen
läuft daher im Ober-
kasten über den durch
die Schaufel begrenz-
ten Kern nicht hinaus.
Die Gypsstücke wer-
den durch Auftragen
von Gyps am Modell
selbst hergestellt. Alle
Abgüsse fallen nach dieser Formerei sehr sauber aus und bedürfen
weiter keiner Bearbeitung. Die Rückschaufeln der J. C. B. Lehmann-
schen Combinationsturbinen (Fig. 23) erhalten in die Wandstärke der
Rückcurve drei gebohrte Löcher von 15mm Durchmesser, welche den
Zutritt der vom Mantel durch den Kranz zugeführten Luft in die Zellen
gestatten.
HI. Als Formeinrichtung zum Aufstellen der Schaufeln gehören
gufseiserne Grundringe von 25 bis 50mm Dicke für alle möglichen Rad-
dimensionen. Auf den centrirten Grundring wird eine 25 bis 30™*
Fig. 24.
Fig. 27.
Fig. 25.
Fig. 26.
starke Lehmschicht aufgetragen. Hierauf zieht
man den Theilkreis, d. h. einen Kreis vom mitt-
leren Durchmesser des Turbinenrades, markirt
die Theilung der Schaufeln, legt die Centrumlatte (Fig. 24) mit der vor-
her bestimmten unteren Schaufelschräge an und reifst (Fig. 25) dieselbe
durch die Theilpunkte vor. Um den aufzustellenden Schaufeln an dieser
62
Rationelle Turbinenformerei.
Kante einen festen Halt zu geben (Fig. 26), werden in die Theilpunkte
breite Kopfnägel eingesteckt. Die einzelnen Schaufeln werden nun nach
einander aufgestellt und in die Kanalweiten passend geschnittene Lehm-
stücke (Fig. 27) eingeklemmt. Stimmen die untere und obere Schräge
genau, so geht auch jede Schaufel durch eine um das Centrum gedrehte
Schablone hindurch. Die Kanäle stampft man mit Formsand aus und
bekleidet nur das Kranzprofil mit einer 15 bis 20mm dicken Lehmschicht,
die durch die Schablone glatt gestrichen wird. Nach dem Trocknen
des Klotzes wird aus den Kanälen je eine Schicht von 5mm Stärke
herausgekratzt; es entsteht das richtige Kranzprofil (Fig. 28), und 5mm
Fig. 28.
Fig. 32.
£tt
t\ ■',■ -. ';■':,' .^m
T~^:v^J3
Fig. 31.
Schaufelrand ragt zum Eingufs her-
vor. Bei Girardturbinen und Actions-
turbinen mit Rückschaufelung setzt
man noch die Kernmarken (Fig. 28,
29 und 30) für Ventilationslöcher
mit Drahtstiften an, schwärzt den
Klotz und nach dem Trocknen ist der-
selbe zum Einbau in die Gesammt- Fig. 34.
form fertig. Alle Leiträder der verschiedensten Construction werden
auf dieselbe Weise aufgestellt und eine gewisse Anzahl von Schaufeln,
z. B. 4, 6, 8 (Fig. 31), die eine feste Verbindung mit den Radkränzen
herstellen sollen, werden aus Composition etwa 12 bis 15mm stark ab-
gegossen, aufgestellt und nachdem der Klotz getrocknet ist, mit der
Rationelle Turbinenformerei.
63
Fig. 35.
Fig. 37.
Fig. 36.
Säge wieder herausgeschnitten. Soll das Leitrad einen haubenförmigen
Aufsatz besitzen (Fig. 32), so müssen die Hälfte der Schaufeln mit dem-
selben ausgehauen sein, und es bekommt zum Aufstellen der Schaufeln
die Schablone dasselbe Protil. Eine ganz eigenartige Behandlung er-
fährt das Aufstellen des Leitrades (Fig. 33) mit verwandten Kanälen.
Die eine Hälfte der Schaufeln (Fig. 34) hängt nach der inneren, die
andere Hälfte nach der äufseren Peripherie über. Zur Befestigung und
zum Halt des ganzen Aufbaues dienen dünne um die Schaufel und
radial nach dem Centrum gespannte
Drähte. Sobald der Klotz getrocknet
und dadurch stabil geworden ist, sind
die Drähte überflüssig. — Regulirun-
gen mittels Klappen oder senkrechten
Schiebern bedingen eine gute Auf-
lage und Abdichtung der Klappen
oder Schieber. Diesen Zweck er-
füllen kleine schmiedeeiserne Stege
(Fig. 35, 36 und 37), welche auf
die Oberkante der Blechschaufeln nach
der Aufstellung aufgesetzt werden.
Als Eingufs in die "Wandstärke des
Kranzes dienen schwalbenschwanzförmige Ansätze. — Im Allgemeinen
sei noch bemerkt, dafs die Blechschaufeln nie ganz genau gebogen sind,
und beim Aufstellen derselben stellen sich kleine Fehler in der Kanten-
richtung heraus, die leicht durch ein Nachrichten des Bleches zu be-
seitigen sind, und es bleibt diese Arbeit der Geschicklichkeit des
Arbeiters überlassen.
IV. Die Zusammenstellung der Gesammtform geschieht meisten-
theils aus grofsen Kernstücken, der R 38
Armsegmente, dem Kern der Rad-
nabe u. s. w. und dem Schaufelkranz.
Auf das Ganze kommt ein Ober-
kasten u. s. w. Bei Leiträdern mit hau-
benförmigem Zellenaufsatz (Fig. 38)
wird es nöthig, ein Modell desselben
separat aus Lehm anzufertigen, um
dasselbe in den Oberkasten ein-
stampfen zu können. Meistenteils
sind Haubengestelle aus Eisenstäben
(Fig. 39) für mehrere Durchmesser
vorhanden. Dieses Gestell ist mit
Sand auszufüllen und mit einer Lehm-
schicht zu bekleben, welche mit
- -» — -*■ — m>
— -Xi -t-
■tt^L
Fig. 39.
einer um die Wandstärke des Schaufelklotzes gröfseren Schablone ge-
64 Ueber neuere Centrirvorrichtungen.
glättet wird. Ist der Oberkasten hergestellt, so wird die provisorische
Haube abgenommen, der Schaufelklotz eingesetzt, der Oberkasten auf-
gelegt und die Form ist zum Abgufs fertig. — Messungen an der Aus-
führung des fertigen Turbinenrades ergeben ganz genaue Winkel, und
auch die Abmessungen der Kanalweiten sind durchschnittlich gleich.
Die Lehmformerei in dieser Specialität läfst in sauberer Ausführung
nichts zu wünschen übrig, während die Kernformerei weit hinter der-
selben zurücksteht. Max Kaerger, Ingenieur.
Ueber neuere Centrirvorrichtungen.
Mit Abbildungen.
Die Erkenntnis der Wichtigkeit genauer Centrirung der Instrumente
und Signale bei Polygonzugsvermessungen, insbesondere bei Stadtauf-
nahmen, wo der Werth von Grund und Boden ein bedeutender ist und
woselbst auch häufig kurze Seiten , bei welchen der Centrirungsfehler
von um so gröfserem Einflufs ist, unvermeidlich sind, haben Geodäten
und Mechaniker veranlafst, auf Vorrichtungen zu sinnen, die ein schärferes
Centriren ermöglichen, als dies mit dem gewöhnlichen Schnurloth der
Fall ist, um sich von diesem oft beträchtlichen Fehler unabhängig zu
machen. Das für den gewöhnlichen Bedarf vollkommen ausreichende,
ja überhaupt geradezu unentbehrliche Schnurloth hat man zur Erreichung
des genannten Zweckes durch das feste Loth und durch das optische
Loth zu ersetzen, oder besser gesagt, zu ergänzen versucht, und mit
Erfolg.
In diesem Journal (1888 268 409) haben wir bereits über derartige
Vorrichtungen berichtet und Abbildung und Beschreibung des festen
Lothes von Müller- Reinecke (Firma Meifsner in Berlin) und des optischen
Lothes nach Prof. Nagel in Dresden von Hildebrand in Freiberg gebracht
und dargetban, wie mit Hilfe des ersten Horizontirung und Centrirung
einfach und rasch, mit Hilfe des zweiten die Centrirung von Instrument
und Signal mit grofser Schärfe bewerkstelligt werden kann.
Die Idee des festen Lothes ist nicht neu, Prof. Dr. M. Schmidt in
Freiberg weist auf ein solches (vgl. Zeitschrift für Vermessungswesen, 1888
S. 250) schon Ende des verflossenen Jahrhunderts von Studer in Frei-
berg verfertigtes und von diesem 1801 beschriebenes festes Loth hin,
das damals ziemlich häufig im Gebrauche gestanden haben soll, und
gibt aufserdem noch verschiedene' Einrichtungen zum schnellen Hori-
zont iren an, die theils deutschen, theils amerikanischen Ursprungs sind.
Hier wollen wir auf die Beschreibung einiger neuerer Einrichtungen
des optischen Lothes eingehen.
Ganz nach dem Prinzipe des optischen Lothes von Hildebrand ist
die Vorrichtung, wie sie Prof. Dr. Jordan durch Handhagen in Hannover
Ueber neuere Centrirvorrichtungen.
65
Fig1.
anfertigen liefs. Dieses optische Loth ist aus einem älteren, ebenfalls
von Randhagen für Prof. Dr. Jordan ausgeführten Centrirapparate für
Theodolit und Signale entstanden. Dieser besteht (Zeitschrift für Ver-
memingswesen, 1884 S. 520 und 1888 S. 9) aus einem Messingdreifurs
(Textfigur) mit Stellschrauben; der Centralcylinder F trägt senkrecht
in seiner Fortsetzung einen Aufsatzstift, der zum Avisiren bestimmt
ist und aus einem unteren stärkeren (t) und einem oberen schwächeren
Theil besteht (f,), für verschiedene Entfernungen
berechnet. Eine zur Cylinderachse senkrechte
Dosenlibelle L dient zur Beurtheilung der senk-
rechten Stellung dieses Signales. Der Dreifufs
wird mit den Stellschrauben in die Rinnen, die
in die 3 unter 120° gegen einander geneigten
Arme einer Fufslagerplatte central geschnitten
sind, gestellt (Fig. 2).
Die Fufslagerplatte hat in der Mitte ein
kreisrundes Loch, in welches eine eben solche
Scheibe a mit rechtwinkeligem, das Centrum C
markirendem Ausschnitt pafst und eingelegt wer-
den kann. Mit Hilfe des Schnurlothes und Ver-
schiebung der Platte auf dem annähernd gut
gestellten Holzstativ wird die Centrirung, so gut
es mit dem Schnurloth geht, bewerkstelligt.
Sowohl im Winkelscheitelpunkt als auch in den
Endpunkten der Schenkel des zu messenden
Winkels wird je ein Stativ mit auf diese Weise
richtig gestellter Fufslagerplatte aufgestellt. Die
letztere kann durch Niederschrauben von kleinen,
unten spitzen Schrauben s, deren Muttergewinde
in den Armen der Fufsplatte sind, durch das
Eindrücken der Spitzen in das Holz der Stativ-
platte gegen eine zufällige Verschiebung ge-
sichert werden. Auf diesen Fufslagern findet
nun das bei der fortschreitenden Winkelmessung
erforderliche Umsetzen von Instrument und Signal statt, und wie man be-
urtheilen kann, mit ziemlicher Schärfe, wenn anders die Ausführung der
Details der Vorrichtung exact erfolgt ist. Allerdings erfolgt das Ab-
lothen, weil mit dem Schnurloth geschehen, nicht mit derselben Schärfe,
und es wird bei diesem Vorgange nur eine genaue Winkelmessung, vom
Centrirungsfehler ziemlich unabhängig, erreicht, während das abgelothete
Polygon innerhalb der Ablothungsfehler mit dem Senkel ein anderes
ist, dessen Seiten dann gemessen werden. Da aber das Messen der
Polygonseiten, wenn auch mit Latten wohl noch immer nicht so scharf
erfolgt, als dieses Ablothen geschieht, so entspricht dieser Vorgang
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 2. 1890)111. 5
(3(J Ueber neuere Centrirvorrichtungen.
vollkommen, und mit Recht redet Prof. Dr. Jordan demselben bei
Stadtaufnahmen das Wort.
Um auch das Ablothen mit derselben Schärfe zu erzielen, wie das
Umsetzen bei diesem Verfahren möglich ist, hat nun Prof. Dr. Jordan
{Zeitschrift für Vermessungswesen, 1889 S. 41) den Centralcylinder F
(Fig. 1) des Messingdreifufses cylindrisch durchbohrt und als Objectiv-
röhre eines kleinen Fernrohres eingerichtet, in welcher sich die mit
einem Fadenkreuz versehene Ocularröhre verschieben läfst. Ist die an-
nähernde Richtigstellung der Fufslagerplatte auf dem Stativ mit Hilfe
des Senkels erfolgt, so wird mit Benutzung dieses ganz wie das Eilde-
brand*sche zu gebrauchenden und demselben ganz ähnlichen Abloth-
fernrohres die Platte so lange verschoben, bis der Kreuzungspunkt der
Fäden genau den Winkelpunkt deckt und dann die Platte mittels der
genannten Druckschräubchen gesichert. Der Ansatzstift befindet sich
auf einem kleinen, mit kurzem Gewinde versehenen Üculardeckel und
wird mit diesem auf das Ocular aufgeschraubt, nachdem die Centrirung
erfolgt ist. Die Dosenlibelle, welche mit den Stellschrauben vorher
zum Einspielen gebracht werden und auch in dieser Stellung erhalten
werden mufs, ist auf einer die Objectivröhre concentrisch umgebenden,
um diese drehbaren Büchse senkrecht zur Achse des Fernröhrchens
befestigt. Wird das Signal weggehoben und der Theodolit auf die
Fufslagerplatten mit den Stellschrauben in die Rinnen gestellt, so ist
auch dieser so genau eben die Umsetzung erfolgen kann, centrirt.
Auf die zur Richtigkeit erforderlichen Punkte, ihre Prüfung und
Berichtigung, eventuell auf die Mittel, die Unrichtigkeit in gegebenen
Fällen unschädlich zu machen, braucht hier, wo wir lediglich die Be-
schreibung der Centrirvorrichtungen bringen wollen, nicht eingegangen
zu werden.
Um den Theodolit möglichst scharf centriren zu können, haben
0. Fennel in Cassel und Dennert und Pape in Altona Einrichtungen ge-
troffen, die sich von den früher genannten optischen Lothen dadurch
wesentlich unterscheiden, dafs sie in Verbindung mit dem zu centri-
renden Instrumente selbst sind und nicht besondere Instrumente wie
das von Hildebrand und Randhagen.
Bei beiden ist die senkrechte Umdrehungsachse des Instrumentes
cylindrisch durchbohrt und gewährt eine völlig freie Durchsicht auf
den senkrecht unterhalb gelegenen Punkt. Es ist daher auch der Ge-
windezapfen und eine allenfalls vorhandene Tragfeder oder Verschlul's-
kapsel u. s. w. durchbohrt. Bei der Einrichtung, wie sie 0. Fennet
patentirt wurde (D. R. P. Nr. 45593, vgl. Zeitschrift für Vermessungsweseny
1890 S. 33), ist im unteren Ende der durchbohrten Achse ein achro-
matisches Objectiv eingesetzt, und vor dem oberen Ende ein Glas-
prisma und darüber ein Fadenkreuz mit Correctionsschräubchen zur
Justirung. In der Richtung der durch das Prisma abgelenkten, von
Ueber neuere Centrirvomchtungen. 67
unten kommenden senkrechten Yisur ist das Ocular ausziehbar und
eingelagert in einem kastenförmigen Gufsstück, welches zwischen Al-
hidade und Fernrohrträger angeordnet ist. Für dieses kleine gebrochene
Hills fernrohr besteht eine grofse Schwierigkeit darin, den Ocularauszug
parallel der durch das Prisma gebrochenen Visur richtig herzustellen:
diese Schwierigkeit ist dadurch behoben worden, dafs eine passende
Constructionsabänderung vorgenommen wurde, darin bestehend, dafs das
Prisma bei der neuesten Einrichtung nicht zwischen Fadenplatte und
Objectiv angebracht erscheint, sondern im gebrochenen terrestrischen
Oculare. Die Aufstellung eines solchen Theodoliten auf dem Stative
geschieht am zweckmäfsigsten wie bei der Freiberger Aufstellung (wie
auch beim iVa<?erschen Centrirapparate), also mit einer durchbohrten
Platte, da dann auch der Gebrauch durch ähnlich eingerichtete Signale
möglich ist. Natürlich ist auch hier zur vorläufigen Aufstellung der
Senkel von grofsem Vortheile, da sonst bei der Beschränktheit des
Gesichtsfeldes des kleinen Hilfsfernrohres die genaue Centrirung wohl
zu zeitraubend ausfallen könnte, da man den anzuvisirenden Punkt
nicht im Gesichtsfelde hätte und nicht weifs, wohin die Verschiebung
zu erfolgen hätte.
Prof. Dr. Jordan hat unabhängig von der vorstehend beschriebenen
Einrichtung im J. 1888 vom Mechaniker Handhagen in Hannover einen
Theodoliten anfertigen lassen, wo derselbe Gedanke, die senkrechte
Instrumentenachse als Fernrohr einzurichten, Anwendung gefunden.
Nur ist das Fernröhrchen, das zum Ablothen dient, kein gebrochenes,
sondern man sieht von oben hinein: um dies durchführen zu können,
mufste das Fernrohr des Instrumentes excentrisch angeordnet werden
(Zeitschrift für Vermessungswesen, 1890 S. 35 und 36).
Dennert und Pape in Altona verwenden das Fernrohr des Instru-
mentes selbst zum Ablothen (D. R. P. Nr. 47061, Zeitschrift für Ver-
viessungswesen, 1890 S. 270), also als optisches Loth. In den unteren
Theil des durchbohrten Gewindezapfens, mit welchem das Instrument
mit dem Stativ in Verbindung gebracht wird, wird erstlich ein Loth
eingeschraubt, und damit die annähernd richtige Aufstellung besorgt.
Die Libellen des Instrumentes werden mit den Stellschrauben zum
Einspielen gebracht, die Umdrehungsachse des Instrumentes dadurch
senkrecht gestellt, das Fernrohr mit dem Objectiv nach unten gerichtet,
mit Hilfe der Nonien und des Höhenkreises ebenfalls senkrecht gerichtet
und die Objectivblende herabgeschoben. Nachdem das Loth weg-
genommen, hat man durch die hohle Achse freien Durchblick nach
abwärts. Da nun, wenn das Instrument für die auszuführende Wiukel-
messung passend aufgestellt ist, die Einstellung der Visur aufdenFufs-
punkt unbequem wäre, so wird man entweder ein Prisma auflegen oder
ein gebrochenes Ocular einsetzen; das Instrument ist nun so lange zu
verschieben, bis der Fadenkreuzungspunkt den Winkelpunkt genau
68
Absteckpt'ahl mit Loth.
deckt, dann wird mit der vorhandenen Klemmschraube die feste Ver-
bindung von Instrument und Stativ hergestellt.
Eine Centrirvorrichtung mit optischem Loth in Verbindung mit einer
Horizontirvorrichtung hat O. Fennel patentiren lassen (D. K.P. Nr. 48147),
welche im Wesentlichen in Folgendem besteht. Die Stativplatte, durch-
bohrt in der Mitte, wird mit zwei Stellschrauben wagerecht gerichtet
und auf dieser ist eine Platte mit Rinnen, in welche die Stellschrauben
des Instrumentes kommen, verschiebbar. Diese Instrumentenplatte trägt
in der Mitte ein zu ihr senkrecht gerichtetes Visirrohr, mit welchem
die Platte lothrecht über einen gegebenen Punkt gebracht und in dieser
Lage mit einer dritten Schraube festgestellt werden kann. Der Theo-
dolit ist mit einer Centrirkugel versehen. Zur Erreichung der Hori-
zontirung und Centrirung sind aber, wie zu ersehen, zwei getrennte
Vorgänge nothwendig; erstlich die Wagerechtstellung der Stativplatte
mit den genannten zwei Stellschrauben, dann die Herstellung der rich-
tigen Lage der Instrumentenplatte mit dem Visirrohr und Feststellung
dieser mit der dritten Schraube, und dann ist selbstverständlich das
aufgestellte Instrument noch mit den Stellschrauben richtig zu stellen.
H.
Absteckpfahl mit Loth.
Mit Abbildung.
In Amerika wird ein Absteckpfahl von etwa 2m,5 Länge mit recht-
eckigem Querschnitt verwendet, der in seinem unteren Drittel auf-
geschlitzt ist und dessen Theile durch eine Spreitze aus einander ge-
halten werden. Im Schlitze hängt
ein Loth und am Fufsende sind zwei
mit Spitzen versehene Winkelstücke,
in Schlitzen verschiebbar mit Flügel-
schrauben befestigt. Man kann nun
den Pfahl als Signal, wie in der
Figur ersichtlich, leicht mit Hilfe
des Lothes genau über einen Pflock
bringen und mit den Spitzen fest-
stecken. Dreht man nach Lüftung der
Flügelschrauben die beiden Winkel-
stücke um 180°, schiebt sie zu-
sammen und klemmt sie, so hat man
einen Stab mit einfacher Spitze, der
mit Hilfe des Lothes leicht senkrecht gestellt werden kann (Engineering
Neirg, December 1888, S. 447).
Weichensperrschlofs von v. Götz und Söhne. 69
Weichensperrschlofs von S. v. Götz und Söhne.
Zu Verhütung der Geiahren, welche durch unrichtige Stellung oder
durch mangelhaftes Anschliefsen der Weichenzunge an die Mutterschiene
entstehen können, haben Stefan v. Götz und Söhne in Wien ein Weichen-
sperrschlofs hergestellt, das unmittelbar an dem Schienenstrang ange-
bracht und blofs mit einem gewöhnlichen Schlüssel bethätigt wird. Das
Schlofs ist derart eingerichtet, dafs der zugehörige Schlüssel nur dann
abgezogen werden kann, wenn die Weiche auf „freie Fahrt im Haupt-
geleise'1 gestellt und verriegelt ist; sobald also der entsprechende Con-
trolschlüssel sich im Gewahrsam der Centralsignalstelle befindet, hat
man dort die Sicherheit, dafs die Weiche richtig steht.
Nach Unlandes Technischer Rundschau 1890 * S. 178 ist an der Schiene
eine starke Eisenplatte festgeschraubt, welche zwei kräftige Führungs-
leisten für den Schlofsriegel trägt. Der Riegel hat einen Ausschnitt für
den Eingriff des Schlüssels in Form eines Dreiecks mit gekrümmten
Seiten, so dafs bei Drehung des Schlüssels um 180° der Riegel selbst
das Schlüsselloch hinter dem Schlüssel versperrt und auch ein Weiter-
drehen desselben hindert. Erst nachdem der Schlüssel auf demselben
Wege zurückgedreht worden ist, kann er wieder aus dem Schlosse ent-
fernt werden. Da der Riegel mit einem halbrunden Maul in eine ent-
sprechende Eindrehung des Sperrbolzens einzutreten hat, so kann er nur,
wenn diese Eindrehung sich vor ihm befindet, durch den Schlüssel bewegt
werden. Es mufs der Sperrbolzen also entsprechend weit vorgeschoben
werden, was wieder nur möglich ist, nachdem die Weiche in der rich-
tigen Weise umgelegt worden ist. Befindet sich also der Schlüssel im
Schlosse, so mufs zunächst die Weiche umgelegt werden; dann erst kann
der Bolzen vorgeschoben, das Schlofs zurückgedreht, d. h. der Bolzen
verriegelt und hierauf erst der Schlüssel wieder aus dem Schlosse entfernt
werden. Durch eine Sperrfeder wie bei den gewöhnlichen Schlössern
wird der Schlofsriegel in seiner jeweiligen Lage festgehalten. Diejenigen
Theile des Schlosses, welche nach dem Verschliefsen einem etwaigen
Versuche, die Weiche zu öffnen, Widerstand zu leisten haben, sind
hinreichend stark. Die Möglichkeit eines Falschsteilens der Weiche mit
Ueberlegung, etwa durch Lösen von Schrauben oder nach Zerstörung
des Schlofskastens, welche bei anderen Einrichtungen nicht minder
ausgeschlossen ist, darf bei dieser Anordnung aufser Acht bleiben.
Um einem allmählichen Verschleifs Rechnung zu tragen, ist der Bolzen
mit einer Druckschraube versehen, welche ermöglicht, den Bolzen der
Lage der Weichenschiene entsprechend genau einzustellen, ohne dafs
dieselbe jedoch so viel Spielraum hat, um nach dem Einschrauben ein
Verstellen der Weiche zu gestatten.
Jede Weiche kann nur mit dem eigens für sie bestimmten Schlüssel
geöffnet und geschlossen werden; die Schlüssel werden wie die der
7ii Weichensperrschlofs von v. Götz und Söhne.
Thürschlösser mit von einander möglichst verschiedenen Barttypen ge-
fertigt.
In ganz gleicher Weise und zwar in Verbindung mit dem Weichen-
schlosse erfolgt die Sicherung des Sperrhaumes bezieh, der Ablenk-
weiche im Zweiggeleise. Um nicht für denselben Zweck auf Hern Bahnhofe
zwei Schlüssel beachten zu müssen, ist die Anordnung so gewählt, dafs
der Schlüssel, welcher nach der richtigen Stellung der Weiche von dem
Schlols derselben abgezogen wurde, auch zum Verschliefsen des Sperr-
baumes bezieh, der Ablenkungsweiche dient, nach dem Verschliefsen
aber in dem Schlosse fest bleibt, während ein zweiter Schlüssel durch
dieselbe Thätigkeit frei wird. Nur mit diesem zweiten Schlüssel, dem
zur Controle auf dem Bahnhofe aufzubewahrenden, kann das Sperrbaum-
schlofs geöffnet werden; derselbe bleibt nach dem Oeffnen im Schlosse
fest und dann erst ist es möglich, den ersten Schlüssel abzuziehen, um
mit demselben die Weiche zu öffnen.
Die Einrichtung des Schlosses kann nicht ganz so einfach sein wie
die der Weichensperre, weil derselbe Schlüssel immer nur öffnen bezieh,
nur schliefsen soll. Die Ausschnitte im Riegel sind daher weiter als bei
dem Weichenschlofs, damit der Schlüssel, nachdem er seine Aufgabe
verrichtet, beim Zurückdrehen das Schlofs nicht wieder mitnimmt, son-
dern sich frei herum dreht. Um das Entfernen desselben aus dem
Schlosse aber unmöglich zu machen, sind an dem Riegel kleine Deck-
platten angebracht, in Form von Winkelblechen, welche sich beim Um-
drehen des Schlosses vor das betreffende Schlüsselloch schieben. Die
Schlofsfeder ist doppeltwirkend und liegt mit ihrem Sperrzapfen bei vor-
geschobenem Schlosse in der hinteren, bei geöffnetem in der vorderen
Einkerbung des Riegels. Der Riegel des Schlosses greift in einen Riegel
am Sperrbaume ein und kann also nur dann bewegt werden, wenn die
entsprechende Einkerbung an letzterem dem Schlofsriegel gegenüber
steht; dies findet aber nur statt, wenn der Sperrbaum quer über dem
Geleise liegt und seine Schliefsstange in die entsprechenden Befestigungs-
löcher an der Anschlagsäule eingeschoben worden ist. Bei geöffnetem
Sperrbaume ist die Schliefsstange nach rechts geschoben und der mit
ihr verbundene Sperrbaumriegel steht nicht links von der Drehsäule vor,
sondern rechts von derselben aus dem Schlosse heraus. Erst nachdem
der Sperrbaum über das Geleise gelegt, ist es möglich, den Riegel durch
das links an der Drehsäule angebrachte Pafsloch zurückzuschieben und
alsdann das Sperrbaumschlofs zu verschliefsen.
Das Zusammenwirken der beschriebenen Apparate zur Sicherung
des Bahnbetriebes geschieht nun folgendermafsen:
Im Allgemeinen ist das Hauptgeleise der Bahn für den durchgehen-
den Verkehr frei, das abzweigende oder Industriegeleise ist verschlossen
und der Controlschlüssel befindet sich auf der Signalcentralstelle bezieh,
dem Bahnhofe. Es ist unmöglich, ohne Zerstörung der betreffenden
Weichensperrschlofs von v. Götz und Söhne. 71
Schlösser den Sperrbaum vom Zweiggeleise zu entfernen, oder die ins
Hauptgeleise führende Weiche zu öffnen. Der die Verkehrssignale be-
dienende Beamte des Bahnhofes hat also ohne ein besonderes Signal,
nur dadurch, dafs der Schlüssel in seinem Gewahrsam ist, die Gewifs-
heit, dafs die Weiche des Zweiggeleises richtig steht. Soll ein Zug in
das abzweigende Geleise gehen, so gibt er den Schlüssel aus der Hand
und wird zugleich bis zur Zurücklieferung des Schlüssels das Signal der
Hauptbahn auf „Halt1' stellen bezieh, stehen lassen. Der Weichensteller
öffnet mittels des Schlüssels das Sperrbaumschlofs und nimmt den dabei
frei gewordenen Weichenschlüssel heraus, während der Sperrbaum-
schlüssel, wie oben bemerkt, zu gleicher Zeit im Schlosse fest bleibt.
Der Riegel des Sperrbaumes wird zurückgeschoben und dieser selbst
vom Geleise weg zur Seite gedreht. Mit dem Weichenschlüssel öffnet
der Wärter darauf die Weichensperre und legt die Weiche auf Einfahrt
ins Zweiggeleise um. Der Schlüssel bleibt im Schlosse so lange fest,
bis die Weiche wieder auf freie Fahrt im Hauptgeleise gestellt und in
dieser Stellung wieder verschlossen ist.
Während beide Schlüssel in den betreffenden Schlössern fest sind,
ist die Einfahrt ins Nebengeleise frei und Züge dahin können ungehindert
verkehren, wogegen der Verkehr im Hauptgeleise durch das Haltsignal
gesperrt ist. Ist der Verkehr im Nebengeleise erledigt, so wird die
Weiche wieder fürs Hauptgeleise gestellt, in dieser Stellung verschlossen,
der Weichenschlüssel aus dem Schlosse genommen, der Sperrbaum über
das Geleise gelegt, der Riegel desselben vorgeschoben und durch das
Sperrbaumschlofs mit dem Weichenschlüssel in seiner Stellung festge-
schlossen. Nach dem Verschlufs bleibt der Weichenschlüssel in dem
Sperrbaumschlofs fest und der Sperrbaumschlüssel wird frei. Derselbe
wird abgezogen und auf dem Bahnhofe abgeliefert. Der Beamte hat
die Gewähr, dafs das Nebengeleise wieder richtig verschlossen ist, und
kann das Signal der Hauptbahn wieder auf „freie Fahrt1' stellen.
Eine Vervollständigung recht nützlicher Art namentlich für Stationen
mit sehr lebhaftem Verkehr wird a. a. 0. S. 179 noch angeregt. In
der vorliegenden Anordnung ist es nicht ausgeschlossen, dafs der die
Signale bedienende Beamte aus Fahrlässigkeit das Einfahrtsignal für die
Hauptbahn zieht, während das Zweiggeleise geöffnet ist. Um auch dann
eine Gefährdung des Zuges auszuschliefsen, müfste der Signalhebel, so
lange Gefahr für einen durchfahrenden Zug vorhanden, in der Stellung
des Signals auf Halt nach dem Vorbilde der Blockapparate mechanisch
festgehalten werden. Bei der vorliegenden Sicherung kann diese Arre-
tirung einfach von der Auslieferung des Schlüssels abhängig gemacht
werden, wenn man an dem Signalapparate für jedes Zweiggeleise ein
Schlofs anbringt von ganz derselben Form wie das Weichenschlofs, nur
mit dem betreffenden Controlschlüssel schliefsbar. Mit diesem wird das
Schlofs geöffnet, während zugleich der Schlüssel in demselben fest bleibt
72
Lau rent-Cely-Speicherbatterie.
und dann erst kann das Signal für „freie Fahrt*1 gezogen werden, ganz
entsprechend der Weiche, welche erst nach dem OeH'nen des Schlosses
und Zurücklassen des Schlüssels in demselben umgestellt werden kann.
Das Signal „freie Fahrt" kann dann also niemals eher gegeben werden,
als bis die Controlschlüssel der Zweiggeleise sämmtlich eingeliefert und
die Signalsperrschlösser sämmtlich geöffnet sind. Sowie ein Schlüssel
fortgegeben wird, mufs man, um ihn aus dem Schlofs zu entfernen,
dieses zunächst schliefsen, was erst möglich ist, wenn das Signal auf
„Halt*' gestellt wurde. Für den allgemeinen Verkehr im Hauptgeleise
würde die Bedienung des Fahrsignales genau dieselbe und dieses ebenso
frei beweglich bleiben:, die Controlschlüssel befänden sich für gewöhn-
lich sämmtlich in ihren geöffneten Schlössern, welche zugleich die sicher-
sten Aufbewahrungsorte für die Schlüssel bilden würden.
F&L_
Fix). 1.
Laurent-Cely-Speicherbatterie.
Mit Abbildungen.
Die Laurent-Cely-Bsittei'ie wird von der Societe Anonyme pour le
Travail Electrique des Metaux gebaut, welche bekanntlich ein Neben-
zweig der von Gebr. Rothschild beschützten Societe pour la Transmission
Electrique de la Force ist. Bei ihr wird eine besondere Blei-Paste ver-
wendet und in eigenthümlicher Weise auf den Platten befestigt.
Die wirksame Masse ist (nach Engineering , 1890 Bd. 49 * S. 373)
eine Mischung aus Bleichlorid und Zinkchlorid.
Das geschmolzene Bleichlorid hat 5,6 Dichte;
durch den Zusatz von Zinkchlorid in bestimmtem
Verhältnifs wird die Dichte auf 4,5 gebracht.
Der geschmolzenen Mischung wird in Gufs-
eisenformen die Gestalt kleiner Knöpfe mit ab-
gerundeten Kanten gegeben; dieselben sind auf
der Oberfläche entweder glatt oder gerieft, wie
Fig. 1 und 2 sehen lassen. Nach dem Abkühlen
werden die Knöpfe gewaschen, um das Zink-
chlorid zu entfernen und sie so etwas porös zu
machen; ihre Dichte schwankt dann zwischen
4,2 und 3,4.
Die zur Herstellung der negativen Platten
dienenden Knöpfe werden dann in einer Metall-
form aufgestellt, in welche Antimonblei gegossen
wird; dieses umgibt die Platten als ein sie festhaltender Rahmen, in
der aus Fig. 3 ersichtlichen Weise. Die so gebildeten negativen Platten
werden in Zellen aufgestellt, welche mit angesäuertem Wasser angefüllt
und mit löslichen Zinkelektroden versehen sind. Die Mischungs- und Zink-
Fig.3
□DDD
DQDG
ÜDDÜ
□DDD
Halsey's elektrische Bohrmaschine. 73
platten werden iu kurzen Schlufs gebracht und ein elektrischer Strom
hindurch gesendet. Der sich an der positiven Elektrode entwickelnde
Wasserstoff reducirt das Bleichlorid und bringt es in den metallischen
Zustand zurück. Man erhält so Knöpfe aus schwammigtem Blei, von 2,5
bis 3,1 Dichte, während die Dichte des gewöhnlichen Bleies 11,35 ist.
Die zur Herstellung der positiven Platten benutzten Knöpfe werden
zunächst in schwammigtes Blei verwandelt, dann an der Luft erhitzt,
damit sie sich oxydiren, und in schwammigte Bleiglätte verwandelt.
Wie die negativen werden sie in ein Gefäfs mit Antimonblei gehängt.
Formirt werden sie in gewöhnlicher Weise. Die glatten Knöpfe wer-
den in Bleisuperoxyd verwandelt und haben eine Dichte unter 5.
Nach Fig. 3 haben die positiven und negativen Platten einen
Schwanz, mit welchem sie in abwechselnder Stellung auf zwei Bolzen
aufgereiht und mittels Schrauben befestigt werden können, wobei sie
zugleich mit ihren Kanten in entsprechende Nuthen im Boden und in
zwei Stäben an den Seitenwänden eingesetzt werden.
Gewöhnlich werden die Platten in zwei Gröfsen ausgeführt; die
einen messen 213 X 213 X 100mm, die anderen 425 X 425 X 100mm.
Eine solche Batterie ist über 18 Monate lang von der französischen
Nordbahn versucht worden- in jeder Zelle waren 25k Platten; sie trieb
zu voller Befriedigung eine Dynamo. Auch zur Wagenbeleuchtung sind
solche Batterien benutzt worden.
Zur Ladung sind 0,5 Ampere für lk Platten erforderlich. Die
Ladung ist vollendet, wenn sich der Wasserstoff an der negativen in
feinen Blasen zu entwickeln beginnt. Bei der Entladung soll nicht
mehr als 1 Ampere auf lk Platten entnommen werden. Im Nothfalle
kann man dies bis auf 4 und 5 Ampere steigern, jedoch unter merk-
licher Verminderung der Leistung. Die verwendbare Ladung ist er-
schöpft, wenn das Potential an den Klemmen einer Zelle auf 1,75 Volt
herabgesunken i^-t.
Halsey's elektrische Bohrmaschine.
Mit Abbildungen.
Die beiden Abbildungen lassen die Anordnung erkennen, welche
James T. Halsey in Morristown, N.-J., jetzt (nach dem American Mac/iinist.,
1890 * S. 5) den von ihm gebauten Bohrern mit elektrischem Betriebe
gibt. Diese tragbaren Bohrer lassen sich bequem aus einer Lage in eine
andere bringen und sind leicht; einer für Löcher bis 28nim wiegt nur
22k,7. Es ist ferner wünschenswerth, dafs der Arbeiter Löcher innerhalb
eines Kreises von 18m Halbmesser bohren könne. Dazu sind zwei mehr-
fache Seilscheiben in einem Rahmen angeordnet, welcher zugleich mit
einer 5 EP- Dynamo auf eine Grundplatte festgeschraubt ist; mittels
Führunsisrollen kann das ablaufende Seil in jeder Richtung geführt
74
Drake und Gorham's Umschalter für elektrische Leitungen.
werden. Die obere Seilscheibe liegt fest im Rahmen, die untere kann
höher oder tiefer gestellt werden, damit das Seil lang genug wird, um
Fig. 1. Fig. 2.
bis zu dem innerhalb 18m
Entfernung irgendwo be-
nutzten Bohrer zu reichen;
da in jeder Scheibe 14 Nu-
then sind, so braucht die
untere nur etwa lm,28 höher
gestellt zu werden, wenn der Bohrer 18m vom Rahmen entfernt ist.
Diese Bohrer eignen sich besonders zum Bohren der Löcher in die
Schiffsrahmen zwischen den Decken, ebenso für die Arbeiten in den
Rundhäusern für Locomotiven. Eine Verwickelung des Treibseiles ist
verhindert. Der tragbare Bohrer für Löcher von 28mm Weite kann
150mm tief bohren; auf 25mm macht er 160 Umdrehungen.
Drake und Gorham's Umschalter für elektrische Leitungen.
Mit Abbildung.
Bei der auf 3500 Lam-
pen von 16 Kerzenstärken
berechneten Lichtanlage
welche die Ingenieure Drake
und Gorham für die Pru-
dential Assurance Company
in London (Holborn) aus-
geführt haben und für welche
6 Crompton- Dynamo, jede
von 650 Ampere bei 80 Volt
Spannung, den Strom lie-
fern, sind die für Drake und
Elektrische Anlage in den Kellereien von Chandon und Cie. , 5
Gorham patentirten Ring-Contact-Umschalter zur Verwendung gekommen
und vermitteln mit bestem Erfolge die Ueberiuhrung der in der Anlage
vorhandenen starken Ströme. In der beigegebenen Abbildung ist ein
solcher Umschalter (nach Engineering, 1890 ßd. 49 * S. 163) dargestellt
und seine Einrichtung läfst sich aus der Figur deutlich genug erkennen.
Elektrische Anlage in den Schaumwein-Kellereien von Chandon nnd Cie.
in Epernay.
Die Weinberge der Champagne umfassen ungefähr 14300|li,1 der jährliche
Ertrag 2 bis 500000h', die gesammte Versendung in Frankreich und ins Aus-
land schwankt um 160000hl, die in 20000000 Flaschen (3000000 für Frank-
reich und 17000000 fürs Ausland) gefüllt sind. Um aber dem Weine die
nöthige Klarheit, das feine Bouquet und vor Allem die völlig gleichmäfsige
Güte zu geben, mufs er 5 Jahre in den Kellern bleiben. Trotz der stetig
wachsenden Ausdehnung der Hauptkellereien hatte man sich seither auf die
Handarbeit beschränkt und in allen unterirdischen Räumen war die Kerzen-
beleuchtung beibehalten worden, weil die Temperatur möglichst niedrig er-
halten werden mufs. Seit Kurzem hat aber das Grofshaus Chandon und Cie..
Nachfolger von Moet et Chandon. eines der ältesten in der Champagne, zur An-
wendung der Elektricität gegriffen. Die Anlage ist vom Haus Breguet unter
Mitwirkung von H. Portuvin ausgeführt und von letzterem im Genie cün/,
1890 Ed. 16* S. 417, ausführlich beschrieben worden unter Vorausschickung
einer Erörterung über die mit dem Schaumweine vorzunehmenden Arbeiten.
Dieser Beschreibung sind die nachfolgenden Angaben entnommen.
Die meisten Arbeiten müssen bei einer unveränderlichen und möglichst
niedrigen Temperatur vollzogen werden, weil jede Temperatursteigerung die
Spannung der Kohlensäure im Wein merklich steigert und durch das Zer-
sprengen der Flaschen zu empfindlichen Verlusten führt. In den unter-
irdischen Kellern mufs das ganze Jahr hindurch während der ganzen Dauer
der Arbeitsstunden eine gute künstliche Beleuchtung unterhalten werden, und
dies ist günstig für die Anwendung elektrischer Beleuchtung, da sich Ver-
zinsung der Anlagekosten und die Abschreibung für dieselben auf eine grofse
Zahl Arbeitsstunden vertheilen. Indessen würden die Gröfse der zu erleuch-
tenden Räume, die Beschaffung einer grofsen Lichtmenge bald da, bald dort,
die Ausrüstung einzelner Arbeiter auf ihrem Arbeitsgange durch die Keller
mit einer Lichtquelle, welche eine scharfe Prüfung des Weines ermöglicht,
einen unverhältnifsmäfsig grofsen Aufwand für die Anlage erfordert haben,
wenn man überall da, wo sie etwa gebraucht werden können, hätte feste
Lampen anbringen wollen. Man gab daher der Beleuchtung volle Beweg-
lichkeit, indem man nackte Drähte zog, an denen die Lampen mittels be-
sonderer, beweglicher Träger zur Entnahme des Stromes befestigt werden
können, mit denen sie durch biegsame Schnuren verbunden sind; dabei er-
zielte man ein Gleichgewicht in den Stromkreisen, indem man dieselben rost-
artig anordnete und so bei jeder beliebigen Vertheilung der Lampen den
Verlust an Spannung unveränderlich machte. So in den Kellern und einigen
Theilen der oberirdischen Weingewölbe. In den anderen Räumen, Schreib-
zimmern, Arbeitsräumen, Vorrathsräumen ward die sonst gewöhnliche An-
ordnung beibehalten. Für die Anwendung der elektrischen Kraftübertragung
bieten die mit dem Weine vorzunehmenden Arbeiten viel Gelegenheit; es
sind zahlreiche Fortschaffungen nach oben zu vollziehen, mittels Hebewerken ;
es wird viel Wasser gebraucht, das man mit Pumpen heben mufs, zum Theil
zur Trockenhaltung der von Ueberschwemmung bedrohten Keller; die Flaschen-
spülmaschinen sind in Gang zu setzen, die Fässer zur Bereitung des Liqneur
in Umdrehung zu versetzen, und eine Anzahl von neuen Maschinen sollen
noch eingeführt werden, um gewisse feine und theuere Handarbeiten durch
76 Elektrische Anlage in den Kellereien von Chandon und Cie.
sie ausfahren zu lassen. Elektrisch lassen sich diese Maschinen von einer
Stelle aus in Gang setzen, während bis jetzt selten möglich war, die an weit
von einander auszuführenden Arbeiten mechanisch zu verrichten.
Die elektrische Beleuchtung bei Chandon und Cie. Die Keller dieses über ein
Jahrhundert alten Geschäftes bilden Gänge von fast 15km Länge und liegen
in zwei Stockwerken unter vier verschiedenen, durch Strafsen getrennten
Grundstücken, welche mit den Vorrathsräumen, den Schreibzimmern und den
Wohnungen der Geschaftstheilhaber bedeckt sind. Alle Keller beider Stock-
werke sind den ganzen Tag durch tragbare Lampen, gewöhnlich von 16 Kerzen,
erhellt, welche man den Arbeitsbedürfnissen entsprechend auf den an der
Wölbung hingeführten nackten Drähten befestigt. Nur die grofsen Gänge für
die allgemeine Bewegung werden mittels fester Lampen von 16 oder 32 Kerzen
beleuchtet , die in Spiegeln von geeigneter Form angebracht sind. Auch in
den im Erdgeschosse liegenden Gewölben laufen nackte Drähte für beweg-
liche Lampen; einige derselben, die Verpackung, das Gewölbe der Pressen,
der Maschinensaal, sowie die Gänge erhielten Bogenlampen von ungefähr
70 Carcel. Die Schreibzimmer, die Werkstätten für die Instandhaltung und
die Pferdeställe werden von Lampen von 16 und 32 Kerzen erleuchtet, welche
auf den früher für die Gasbeleuchtung benutzten Vorrichtungen angebracht
sind. Die Wohnungen der Geschaftstheilhaber haben zum Theil schon elek-
trische Beleuchtung und diese Anlagen müssen vervollständigt werden.
Die bewegende Kraft liefern 3 Dampfmaschinen der gewöhnlichen Art des
Hauses Breguet; jede treibt 2 Dynamo, von denen die eine für die Glüh-
lampen, die andere für die Bogenlampen oder die Kraftübertragung bestimmt
ist. Die Dampfmaschinen sind zweistiefelig, laufen mit 350 Umdrehungen in
der Minute und können bei 6k anfänglichem Druck eine gröfste Leistung
von 60 EP liefern. Sie haben freien Dampfauslafs, aber sämmtliche Auslässe
vereinigen sich in einem Sammler, welcher vor dem Austritt über Dach durch
einen Speisewasserwärmer geht. Sie wie auch die Dynamo ruhen auf asphal-
tirtem Mauerwerke, damit die Erzitterungen nicht in die Gewölbe der Keller
übertreten, weil diese der Gährung des Weines sehr schädlich sein würden.
Jeder der 3 Dampfkessel Babcock und Wilcox kann 1100k Dampf liefern;
für gewöhnlich reichen 2 für die 3 Maschinen aus. Sie haben versenkte
fio&fn-Roste, denen die Luft durch einen Ser-Ventilator zugeführt wird; man
kann daher ein sehr billiges Gemisch aus fetter Kohle und Koksstaub brennen.
Das Wasser in Epernay ist kalkig und mufs deshalb vor dem Einführen in
den Kessel (mittels Worthington-P nmpe und 2 Giffard als Aushilfe) gereinigt
werden; dies geschieht durch einen stehenden GaMef-Reiniger.
Eine Rollbrücke im Maschinensaale ermöglicht das Vornehmen aller
Arbeiten an den Dampfmaschinen und Dynamo.
Von den 6 Dynamo dienen 3 fürs Glühlicht und haben 250 Ampere, 100
bis 115 Volt; sie sind Nebenschlufsmaschinen, weil die Spannung veränder-
lich sein mufs, da für die entfernteren Oertlichkeiten der Anlage nicht so
theuere Leiter verwendet worden sind, um den Spannungsverlust, wie bei den
um die Centrale liegenden, auf 2 Volt herabzudrücken, vielmehr in diesen
Stromkreisen 12 Volt Verlust zugelassen ist und dieselben von der einen
oder der anderen Dynamo gespeist werden, deren Spannung mittels des
Rheostaten entsprechend regulirt wird. Die Anlage gestattet, dafs jede be-
liebige Dynamo jeden beliebigen Stromkreis speisen kann. Diese Dynamo
sind Breguefsche, mit Pacinotti-Gramme-Rmg.
Von den drei anderen (Manchester-) Dynamo mit gemischter Wickelung
dienen zwei mit 55 Ampere und 250 Volt für die Kraftübertragung, die dritte
mit 200 Ampere und 70 Volt für die Bogenbeleuchtung. Die getriebenen
Dynamo für die Kraftübertragung sind Raffard'' sehe mit Pacinotti-Gramme-Rmg ;
diese als Besonderheit von Breguet gebaute Maschinenart besitzt llaclie Elektro-
magnete und zweitheilige Gestelle, damit man den Ring leicht herausnehmen
kann. Ein in den Erregerstromkreis eingeschalteter Rheostat gestattet, die
Geschwindigkeit zu reguliren.
Speicherzellen. Da die Schreibzimmer und namentlich die Wohnungen mit
einer geringeren Zahl von Lampen über die Arbeitsstunden hinaus zu be-
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 77
leuchten sein könnte, so wurde eine Batterie von Speicherzellen aufgestellt.
Anfänglich sollte sie einfach als Hilfsapparat dienen und war aus 57 Zellen
vun 20k zusammengestellt. Später erkannte man es für nöthig, eine kräf-
tigere Batterie zu nehmen, um nicht die Maschinen über die Arbeitszeit
hinaus laufen lassen zu müssen, und hat zu jener noch 2 Batterien aus Zellen
von 20k, in Parallelschaltung zu jener, hinzugefügt und 2 Batterien aus je
57 Zellen zu 60k. Diese Zellen werden über Tags von einer der Dynamo ge-
laden, bei 130 Volt, und entladen sich Abends bei 102 bis 112 Volt, je nach
den zu ,-peisenden Stromkreisen. Behufs regelmäfsiger Abnutzung ist dafür
gesorgt, dafs die ersten und letzten Zellen jeder Batterie vertauscht werden
können.
Die Stromkreise werden am Ausgange von den Umschaltern aus isolirten
Kabeln gebildet. In den Kellern werden Silicium-Kupfer-Drähte von Glocken,
oder häufiger von Rollen aus Porzellan getragen, die ihrerseits auf Eisen-
bügeln befestigt sind. Die positiven und negativen Drähte kreuzen sich
sämmtlich rostartig in den verschiedenen Kellerabtheilungen, so dafs das
ganze Kupfer einer Gruppe zur Speisung eines beliebigen Punktes des Ganzen
mitwirkt und die Lampen bei gegebenem Kupferaufwande mit möglichst ge-
ringem Spannungsverlust so gruppirt werden können, wie es die Arbeit er-
fordert. Die beiden Stromkreise für 112 Volt zur Speisung des (4 Dynamo
enthaltenden, für Aufzug. Pumpen, Spülmaschinen und Drehung der Fässer
zur Lösung des Kandis) Baumes für die Kraftübertragung und der Wohnungen
können unter einander verbunden werden, dafs sie bei jeder Leistung der
einzelnen den Spannungsverlust ausgleichen, wenn sie von derselben Dynamo
gespeist werden, und dafs auch das Kupfer des Raumes für Kraftübertragung
zur Speisung der Wohnungen benutzt werden kann, wenn diese von den
Speicherzellen gespeist werden und die Maschinen still stehen.
Auch in den meisten anderen Kellereien der Champagne werden jetzt
ähnliche Anlagen ausgeführt.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 S. 430.)
I. Rohmaterialien und Malz.
Die Frage nach dem Ersatz des in der Brennerei zu verwendenden
Malzkorns durch Mais wird in der Zeitschrift für Spirilusindustrie Bd. 13
S. 1 aufgeworfen und an derselben Stelle S. 31 werden Beobachtungen
aus der Praxis über die Verwendung von Mais zur Erzeugung von Malz
mitgetheilt, welche im Allgemeinen ein günstiges Resultat ergeben haben.
Vom wirtschaftlichen Standpunkte ist der Mais jetzt bei dem verhält-
nifsmäfsig niedrigen Preise im Vergleich zu dem Preise der Gerste zu
empfehlen, andererseits ist technisch die Herstellung von Maismalz
mit gröfseren Schwierigkeiten verbunden. Hauptbedingung ist eine gute
Beschaffenheit, vor Allem gute Keimfähigkeit des Mais, die jedoch ge-
rade oft so schlecht ist, dafs solcher Mais dann überhaupt nicht zu Malz
verarbeitet werden kann. Ein weiterer Uebelstand ist der oft hohe
Procentsatz an beschädigten Körnern, die sich nicht vollständig entfernen
lassen und die um so mehr zu Schimmelbildung Veranlassung geben,
als der Mais in Folge der höheren Temperatur und der gröfseren Höhe
der Haufen, die für seine Verarbeitung erforderlich sind, überhaupt schon
78 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
sehr zur Schimmelbildung neigt. Es ist daher eine sorgfältige Behand-
lung auf der Tenne und eine gründliche jedesmalige Reinigung der Tennen-
steilen, auf denen der keimende Mais gelegen hat, durchaus noth wendig,
Märcker empfiehlt ferner in seinem Handbuch ein sorgfältiges Waschen
des halbquellreifen Mais, sowie die Anwendung von Salicylsäure oder
saurem schwefligsaurem Kalk oder auch nur von mit Salzsäure schwach
angesäuertem Wasser. Die Höhe der Beete soll etwa 25cm, die Tem-
peratur in den Haufen 25 bis 30° betragen. Wegen der in Folge der
hohen Mälzungstemperatur starken Wasserverdunstung ist ein öfteres
Begiefsen des wachsenden Haufens empfehlenswerth. Beim Wenden
des Haufens vermeide man das Werfen in breitem Fluge, um eine zu
starke Abkühlung zu verhüten. Besondere Sorgfalt ist auch auf das
Zerkleinern des Maismalzes zu verwenden; da dasselbe sich schlecht
zerkleinert, mufs es, wenn man nicht einen gut arbeitenden Zerkleine-
rungsapparat, sondern nur eine gewöhnliche Malzquetsche verwendet,
mindestens dreimal durch dieselbe gelassen werden. Ein Waschen des
fertigen Malzes ist zu empfehlen. Als Reifezeichen für das Maismalz
ist das Gelbwerden der Spitze des Wurzelkeimes anzusehen. Gut be-
reitetes Maismalz ist auch zur Verarbeitung von Dickmaischen wohl
geeignet, jedenfalls ist ein theilweiser Ersatz der Gerste durch Mais zu
empfehlen. Zur besseren Ausnutzung der in dem Maismalz enthaltenen
Stärke wird auf das von Schuster vorgeschlagene Verfahren aufmerksam
gemacht, wonach man zur Zuckerbildung nur einen M&lzauszug ver-
wendet und den die Stärke enthaltenden Rückstand zu den Kartoffeln
beim Ausblasen hinzugibt.
Ueber die Anbauversuche der deutschen Kartoffelkulturstation im Jahre
1889 berichtet der Vorsteher der Station, C. v. Eckenbrecher, in der General-
versammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten. Der umfangreiche,
alle Einzelheiten sowohl der im grofsen Mafsstabe auf 17 verschiedenen
Gütern, wie der im Kleinen auf dem Versuchsfelde zu Marienfelde aus-
geführten Versuche umfassende Bericht ist in der Zeitschrift für Spiritus-
industrie Bd. 13, Ergänzungsheft S. 48 bis 80 veröffentlicht. An der-
selben Stelle S. 81 findet sich der Bericht von F. Beine über die im
Jahre 1889 zu Kloster Hadmersleben ausgeführten vergleichenden Anbau-
versuche mit verschiedenen Kartoffelspielarten, ferner S. 92 ein von
Holde fleifs erstatteter Bericht über im Jahre 1889 auf Veranlassung des
Breslauer landwirthschaftlichen Vereins ausgeführte Kartoffelanbauversuche.
Wir können auf alle drei Berichte hier nur aufmerksam machen.
II. Dämpfen und Maischen.
Ein Maischverfahren, welches eine Malzerspat nifs von 50 Proc. er-
möglicht, indem lk Gerste für 50k Kartoffeln zur Herstellung einer Maische
von 24 bis 26 Proc. genügen soll, ist von dem Brenuereiverwalter
C. Dräger in Wulkow bei Neuhardenberg erfunden. Ein von dem Er-
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 79
finder an die Brennereibesitzer versandtes Circular gab, wegen der in
demselben enthaltenen, sehr unwahrscheinlichen Angaben über die mit
dem Verfahren erzielten Erfolge, der Zeitschrift für Spiritusindustrie
Bd. 13 S. 39 Veranlassung, die gröfste Vorsicht bei der Beurtheilung
des Verfahrens anzuempfehlen. Versuche, welche dann auf Wunsch des
Erfinders in Gegenwart Heinzelmanns ausgeführt wurden, lieferten nach
einer Mittheilung in der genannten Zeitschrift S. 59 ein namentlich in
Rücksicht auf den geringen Malzverbrauch sehr günstiges Resultat, so
dafs den Brennereibesitzern anheimgestellt werden kann, sich wegen
des Verfahrens mit dem Erfinder in Verbindung zu setzen. — Auch in
der Generalversammlung theilte Delbrück mit, dafs die bei den Versuchen
mit dem Verfahren Drägers erzielten Erfolge recht gute gewesen wären
und er stellte den Antrag, dem Erfinder für das Verfahren, sofern es
sich bei weiterer Prüfung gut erweist, seitens des Vereins eine Prämie
zu zahlen und es alsdann zu publiciren, damit es an andern Stellen
geprüft werden könne. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag
nach dem Bericht im Ergänzungsheft des Bd. 13 S. 28 zu.
III. Gährung und Hefe.
Ueber die Anwendung der Fluorwasserstoßsäure bei der Vergährung von
Maischen nach dem Verfahren der Socie'te generale de Mallose, über welches
wir 1890 275 425 berichteten, liegen bis jetzt nur wenige Beobachtungen
vor, aus denen sich ein abschliefsendes Urtheil über das Verfahren noch
nicht gewinnen läfst. Wir entnehmen den in der Zeitschrift für Spiritus-
industrie Bd. 13 S. 3, 19, 75, 83, 97 Ergänzungsheft S. 26 und in der Oester-
reichisch- Ungarischen Brennereizeitung Bd. 14 Nr. 5 und 6 veröffentlichten
Mittheilungen hier das Folgende. Die Anwendung der Flufssäure für
die Hefe scheint sich nicht bewährt zu haben. So berichtet Koser, dafs
nach einem Zusatz von 15§ Flufssäure zu lhl Hefe die Thätigkeit der
Hefe sofort in Stillstand gerieth, so dafs dieselbe verworfen werden
mufste. Bei einem Versuch im Kleinen, bei welchem 06,5 Flufssäure
zu 101 Hefe, welcher dann noch 31 süfser Maische hinzugefügt wurden,
gegeben war, trat nach 6 Stunden noch keine Gährung ein. Diese
Beobachtung bestätigt J. Spitzer, bei dessen Versuchen die Gährthätig-
keit der Hefe auch vollständig erlosch, als derselben 15? Flufssäure zu
lhl zugesetzt waren. Ein Zusatz der Säure zur Malzmilch war ohne
Nachtheil, aber auch ohne Erfolg für die Ausbeute, und dieses Resultat
ist bei den meisten der bis jetzt bekannt gewordenen Versuche, bei
denen die Flufssäure zu der Maische gegeben wurde, zu verzeichnen.
Trotzdem ist ein abschliefsendes Urtheil über das Verfahren noch nicht
zulässig, denn der Widerspruch, in dem die in Deutschland geinachten
Erfahrungen mit den von den Erfindern in Frankreich erzielten Erfolgen
stehen, kann sehr wohl darin seine Erklärung finden, dafs die deutschen
Versuche in sehr gut geleiteten Brennereien zur Ausführung gekommen
80 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
sind, wo eine Steigerung im Ertrage überhaupt vielleicht nicht mehr mög-
lich war. Der Umstand nämlich, dafs durchweg bei allen Versuchen
entschieden eine Verminderung in der Säurebildung beobachtet wurde,
mithin die Ansicht der Erfinder, dafs durch die Flufssäure die Spalt-
pilzgährungen unterdrückt werden, sich bestätigte, rechtfertigt die An-
nahme, dafs das Verfahren in solchen Brennereien, in denen starke
Säurebildung auftritt, einen sehr guten Erfolg haben kann. Es ist daher
auch gerechtfertigt, wenn die Erfinder zur Prüfung ihres Verfahrens in
solchen minder gut geleiteten oder an unvermeidlichen Fehlern leiden-
den Brennereien auffordern, um so mehr, als sie die Kosten der Ver-
suche zu tragen sich bereit erklären.
Kruis verwendete bei seinen Versuchen nur 400^ Flufssäure auf
45hl Maische und glaubt, dafs das Ausbleiben des Erfolges in Bezug auf
die Ausbeute auch in der ungenügenden Menge der zur Anwendung
gelangten Säure liegen könne. Er weist noch darauf hin, dafs die
antiseptische Wirkung der Flufssäure jedenfalls auch deren Salzen zu-
kommen mufs, da doch anzunehmen sei, dafs die Säure in der Maische
sich nicht mehr im freien Zustande befinden wird. Eine antiseptische
Wirkung der Fluoride ist auch sehr wahrscheinlich, da dieselbe für die
Salze der Kiesel- und Borfluorwasserstoffsäure bereits nachgewiesen ist.
So fand J. F. Homeyer eine gährungshemmende Wirkung beider Säuren,
sowie ihrer löslichen Salze, wenn dieselben in Mengen von 0,1 bis 0,5
Proc. einer lOprocentigen Traubenzuckerhefemischung zugesetzt wurden
(Pharmaceutische Zeitung 1889 34 761).
Auf die Versuche, über welche Delbrück in der Generalversamm-
lung berichtete, mag hier noch etwas näher eingegangen werden. Der
eine Versuch wurde von Hesse in Marzdorf ausgeführt. Die Säurezu-
nahme während der Gährung betrug bei Anwendung von Flufssäure nur
0,2 gegen 0,4 bis 0,6 ohne Flufssäure. Es hatte hier also die Flufs-
säure die Spaltpilzgährungen vollständig unterdrückt, da die geringe
Säurezunahme von 0,2 auch auf die Hefe zurückgeführt werden kann
(gesunde Säure). Die Angährung fand etwas schnell statt, die Nach-
gährung wurde aber durch die Flufssäure so verlangsamt, dafs der Er-
trag zurückblieb. Bei dem zweiten Versuch, welchen Mankiewicz in
Falkenrehde ausführte, fand bei Gegenwart von Flufssäure auch keine
Säurebildung statt, der Ertrag wurde auch nicht erhöht, aber die Gäh-
rung war eine reinere, denn trotz der geringeren Vergährung mit Flufs-
säure blieb der Ertrag nicht zurück. Auch schien der gewonnene
Spiritus reiner zu sein, so dafs derselbe voraussichtlich einen höheren
Kaftinationswerth besitzen wird. Auch aus diesem Grunde erscheinen
weitere Versuche mit dem Verfahren erwünscht, Delbrück spricht auch
an dieser Stelle die Ansicht aus, dafs die Flufssäure ein Mittel sein
wird, um in weniger guten Betrieben Fehler, welche durch schlechtes
M:ilz oder nicht ganz sachkundige Leitung entstehen, auszugleichen.
Uebei Fortschritte in der Spiritusfabrikatioti. 81
Bemerkt sei noch; dafs bei der Verfütterung der nach dem Verfahren
erhaltenen Schlampe keine Unzuträglichkeiten beobachtet sind. Man-
kieuicz legt ein besonderes Gewicht darauf, dafs durch die Anwendung
der Flufssäure die Säurebildung in der Schlampe vollständig vermieden
wird. Bei seinen Versuchen trat sogar dann keine Säurebildung auf,
als 48 Stunden über die gewöhnliche Gährdauer hinausgegangen wurde.
Die Versuche wurden mit Malzmilch ausgeführt in der Art, dafs nach
dem Ausblasen die Malzträber zugesetzt, auf 50° gekühlt, die Flufssäure
zugegeben, unmittelbar darauf die Malzmilch, dann sogleich auf 20 bis
22,5° heruntergekühlt, die Hefe zugesetzt und der Bottich ausgepumpt
wurde. Trotz dieser Arbeitsweise, bei welcher in Folge der niedrigen
Temperatur ohne Flufssäure unzweifelhaft eine starke Säurebildung ein-
getreten wäre, war bei Anwendung der Flufssäure der Ertrag der gleiche
wie bei normaler Arbeitsweise. Mankiewicz hält daher dies Resultat
für ein sehr günstiges und glaubt, dafs die Flufssäure da, wo sich leicht
Nebenfermente bilden, eine grofse Zukunft hat.
Welches sind die besten Heferassen zur Vergährung von Dickmaischen^
und icelche eignen sich hervorragend zur Erzielung hoher Hefeausbeuten in
der Prefshefefabrikation? Mittheilung von Züchtungsresultaten mit 37
Reinhefen. Von Lindner. Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 13 Er-
gänzungsheft S. 29. In der einen Versuchsreihe wurden 22, hauptsäch-
lich aus Brauereien stammende Hefen, in der zweiten Versuchsreihe die
aus Prefshefefabriken, Brennereien und obergährigen Brauereien her-
stammenden Hefen geprüft. Die Prüfung erstreckte sich nach zwei
Richtungen, indem sowohl die Hefeproduction, wie auch das Vermögen
zur Vergährung hochconcentrirter Maischen festgestellt wurde. Für den
ersten Zweck diente eine etwa 12procentige, gehopfte, aus einer unter-
gährigen Brauerei bezogene Würze, für die Vergährungsfähigkeit wurde
eine 29procentige Maltoselösung benutzt. Bei der ersten Versuchsreihe
schwankte die Hefeernte von 4,3 bis 12?: im Allgemeinen zeichneten
sich die Hefen aus obergährigen Brauereien durch eine aufserordentliche
Hefeproduction aus. Bezüglich des Zusammenhanges zwischen Hefe-
production und Vergährung, Säurebildung und Stickstoffentnahme, hat
sich im Allgemeinen ergeben, dafs mit zunehmender Hefeernte auch aus
der Würze mehr Extract herausgenommen wurde: je mehr Hefe produ-
eirt wurde, desto mehr Säure wurde auch gebildet und desto mehr Stick-
stoff wurde aus der Würze herausgenommen. Jedoch erfahren diese
allgemeinen Regeln auch viele und oft sehr merkwürdige Ausnahmen.
Die bei diesen Versuchen gewonnenen Hefen wurden später zur Ver-
gährung concentrirter Maltoselösung verwendet, und es zeigte sich hier-
bei im Allgemeinen, dafs diejenigen Hefen, welche in Bierwürze die
höchsten Erträge an Hefe geliefert hatten, auch im Stande waren, die
höchsten Alkoholausbeuten in der concentrirten Maltoselösung zu geben,
jedoch stiegen die Zahlen nicht gleichmäfsig, denn die höchste Alkohol-
Oingler's polyt. Journal Hri.277 Nr. t. 1890,111. 6
82 lieber Fortschritte in der Spiritusi'abrikation.
ausbeute gab z. B. eine Hefe mit dem mittleren Erntegewicht von 88,9.
In der zweiten Versuchsreihe schwankte die Hefeernte zwischen 9,3
und 19^,5. Die höchsten Ernten gaben einige Weifsbierhefen, die Prefs-
hefen lieferten zumeist nur mittlere und die Brenuereihefen zum Theil
mittlere, zum Theil geringe Ernten. Aber es kommt ja nicht auf die
Hefeproduction allein an, sondern auch darauf, ob die Hefen energisch
gähren. Als Mafsstab für die Gährungsenergie wurde die Zeit ange-
nommen, innerhalb welcher ein Kohlensäureverlust von 368 eintrat, und
es zeigte sich hierbei, dafs die Energie am bedeutendsten war bei einer
Brennereihefe, einer Weifsbierhefe und einer Prefshefe, dafs aber im
Allgemeinen die Prefshefen zu den energischst vergährenden Hefen ge-
hören, während unter den Brennereihefen solche sind, welche nur lang-
sam den genannten Kohlensäureverlust erreichen. Auch bei dieser
Versuchsreihe wiederholte sich, allerdings wieder mit Ausnahmen, die
Regel, dafs je mehr Hefe producirt wird, auch desto mehr Extract ver-
gohren wird. Bei der Prüfung dieser Hefen zur Vergährung der Maltose-
lösung zeigte sich dagegen ein grofser Unterschied gegen die erste Ver-
suchsreihe, denn während bei den Bierhefen diejenigen, welche das gröfste
Sprofsvermögen besafsen, auch den gröfsten Alkoholertrag lieferten, trat
hier das Umgekehrte ein; die Maltoselösung wurde am stärksten von
denjenigen Hefen vergohren, welche in der untergährigen Würze die
niedrigste Ernte gegeben hatten. Eine Ausnahme machte hier eine
Weifsbierhefe, welche die höchste Hefemenge gegeben hatte und in der
Maltoselösung auch den meisten Alkohol lieferte. Zieht man beide Ver-
suchsreihen in Betracht, so ergibt sich folgendes Resultat. Es sind die
höchsten Hefeernten hauptsächlich von Hefen aus obergährigen Bier-
brauereien ei-reicht, insbesondere von Hefen aus Weifsbierbrauereien
und letztere waren es auch, welche bei der Vergährung hochconcen-
trirter Maltoselösungen sehr hohe Alkoholausbeuten lieferten. Betrachtet
man endlich die in der zweiten Versuchsreihe untersuchten drei Hefe-
arten für sich, so ergibt sich folgendes. Bei den Prefshefen linden sich
in der Hefeproduction Differenzen zwischen 9,3 und 16",3, in der Alko-
holausbeute solche von 11,8 bis 14,1 Vol.-Proc. Die höchste Alkoholaus-
beute gaben zwei Prefshefen mit nur 9,3 resp. 12^,1 Hefeproduction.
Bei den Brennereihefen schwankt die Hefeproduction zwischen 9,3
und 14«,3, die beste Hefe erreichte also die beste Prefshefe in der Pro-
duktion nicht. Die höchste Alkoholausbeute lieferten auch hier die Hefen
mit der geringsten Production, nämlich eine solche mit 98,8 einen Alko-
holertrag von 14,5 Vol.-Proc. Unter den Brennereihefen kamen auch
solche vor, welche sehr wenig geeignet zur Vergährung concentrirter
Maltoselösung sich erwiesen, denn es lieferte z. B. eine Hefe mit 12-,1
Ernte nur 9,1 Vol.-Proc. Alkohol, ja, es fand sich sogar eine Hefe,
welche in Würze überhaupt nicht zu gähren vermochte; dieselbe war
aus einer Hefeprobe isolirt, welche aus einer Brennerei stammte, die an
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 83
Schaumgährimg litt. Die Bierhefen ergaben in der Ernte Schwankungen
von 11,8 bis 198,5, letztere Zahl stellt unter allen Proben die höchste
Ernte vor. Bei der Vergährung der Maltoselösung gab eine Weifsbier-
hefe den höchsten beobachteten Ertrag von 15,2 Vol.-Proc. Alkohol.
Der Verfasser ist der Ansicht, dafs die von ihm beobachteten Verschieden-
heiten der Heferassen sich auch bei der Verpflanzung derselben in den
Betrieb zeigen werden, und dafs es demnach sowohl für die Brennerei
wie für die Prefshefefabrikation durchaus nicht gleichgültig sein kann,
ob man diese oder jene Hefe verwendet. Von besonderem Interesse ist
noch die bei den Versuchen gemachte Beobachtung, dafs sich unter den
Hefen der obergährigen Brauereien solche linden, welche sowohl in Be-
zug auf Hefeproduction, wie auch im Sinne der Vergährung hochcon-
centrirter Maltoselösungen das Meiste leisten.
Im Anschlufs an diese Untersuchungen berichtet Delbrück an der-
selben Stelle S. 30 über den Einflufs der Lüftung auf Hefe und Gährung
und ihre Benutzung zur Vermehrung der Hefeausbeute in der Prefshefe-
fabrikation und zur Vergährung der Dickmaischen, nach Untersuchungen
von Gronow und Irmisch. Durch diese Versuche sollte festgestellt wer-
den, wie die Hefe durch die Anwendung von Luft beeinflufst wird, wenn
Luft in die Maische oder in die Flüssigkeiten, in denen Hefe enthalten
ist, eingeprefst wird, und wie sich die verschiedenen Hefearten zu dieser
Mitwirkung der Luft verhalten. Schon aus den Untersuchungen von
Hayduck war bekannt, dafs die Zuführung von Luft das Hefewachsthum
ungemein befördert, auch in der Praxis hat man Versuche mit der Lüf-
tung bereits gemacht, aber zu einer Ausnutzung des Lüftungsverfahrens
in umfangreicher Weise ist es in Deutschland bisher nicht gekommen.
Erst neuerdings ist die Frage wieder angeregt durch den Vorschlag von
Bennewitz (vgl. 1890 275 381). Für die vorliegenden Versuche wurde
eine klare, etwa Sprocentige, aus Darrmalz hergestellte Würze verwendet.
Dieselbe wurde mit Prefshefe zur Gährung angestellt und während der
Gährung gelüftet; nach beendeter Gährung wurde tiltrirt, die auf dem
Filter verbleibende Hefe geprefst und gewogen. Bei einer Gährdauer
von nur 8 Stunden und einer Temperatur von 28,7 bis 30° erhielt man,
auf 100k Malz bezogen, 30k Hefe, also eine enorm hohe Ausbeute, denn
dieselbe beträgt das Zwei- bis Dreifache der Ausbeute in der Praxis der
Prefshefefabrikation. Der vergleichende Versuch ohne Lüftung ergab
eine Ausbeute von 20,9 bis 23k,l Hefe. Der günstige Einflufs der Lüf-
tung ist also unverkennbar, aber auch ohne Lüftung ergab die klare
Würze etwa das Doppelte der Ausbeute der Praxis, welche nur 11 bis l-k
auf 100k Malz beträgt. Nach diesem Resultat erscheint es dem Ver-
fasser angezeigt, dafs die Prefshefefabrikation jedenfalls mit Versuchen
vorgehen mufs, mit Würzen zu arbeiten, wie es seit alter Zeit in Hol-
land geschieht, und dafs dabei weiter so vorgegangen werden mufs, dafs
in die Würze Luft während der Gährung eingeblasen wird.
84 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Es wurden nun Versuche über die Dauer des Lüftens angestellt und
/.war mit folgendem Resultat:
Bei 2,5stündiger Lüftung 28,0 bis 29,3 Proc. Ausbeute
„ 0,5 „ „ 30,8 „ „
8,5 „ „ 31,6 „ „
„ 21,0 n » 30,8 „ „
Es ist also nicht erforderlich, länger als etwa 4 Stunden zu lüften,
und eine übermäfsige Lüftung erscheint dem Verfasser sogar schädlich.
Weitere Versuche über den Einfluß der Säure auf die Hefeausbeutc
zeigten, dafs mit oder ohne Säure ganz gleich viel Hefe producirt wurde,
und wenn man den Zusatz von Säure etwas übertrieb, sogar eine ent-
schiedene Schädigung herbeigeführt wurde. Es wurden erzielt 28,3 bis
30,4 Proc. Hefe ohne Säure, 28,6 Proc. bei 0,1 Säure, 27,3 bei 0,2 und
23,0 bei 0,3 Säure. Ein geringes Uebermafs von Säure hatte also eine
Verminderung der Ausbeute um 7 Proc. bewirkt.
Da die Hefeproductiou, wie schon von Reinke festgestellt war, bis
zu einem gewissen Grade auch von der Gröfse der Aussaat abhängig
ist, wurden auch in dieser Richtung Versuche angestellt, indem auf
100cc Würze 08,5, ls,0 und 28,0 Prefshefe gegeben wurden, und es wur-
den dabei 28,2, 30,6 und 30,4 Proc. Hefe erhalten; eine Aussaat von
0,5 Proc. war also zu gering, 1,0 Proc. ist günstig und 2,0 Proc. gibt
keinen höheren Ertrag mehr. Da Malz zur Herstellung der Würze zu
theuer ist, wurde in einem Versuch die Hälfte Malz und die Hälfte
Roggen gemaischt, nachdem man den Roggen nach Ilaydudts Vorgang
zur Löslichmachung der Eiweifsstoffe 18 Stunden bei 50 bis 55° mit
0,4procentiger Milchsäure behandelt hatte. Der Versuch war aber von
keinem Erfolge, denn trotz der Lüftung wurden nur 11,5 resp. 11,8 Proc.
Hefe gewonnen.
Durch die Lüftung findet natürlich ein Verlust an Alkohol statt. Der-
selbe ist aber nicht sehr bedeutend, denn es wurde durch den Versuch
nur ein Verlust von 8 Proc. des zu erzeugenden Alkohols ermittelt.
Delbrück macht zur Verminderung dieses Verlustes den Vorschlag, ver-
schiedene geschlossene Gährbottiche mit einander in Verbindung zu
stellen und nun die mit Alkohol geschwängerte Luft aus dem einen in
den anderen streichen zu lassen, damit nur die Luft, welche aus dem
letzten Bottich abgeht, Alkohol mitnimmt.
Eine Prüfung, wie sich die verschiedenen Heferassen zur Lüftung ver-
halten, führte wider Erwarten zu dem merkwürdigen Resultat, dafs die-
jenigen Hefen, welche ein grofses Sprofsvermögen besitzen, und daher
in der Behandlung ohne Luft gerade die besten waren, sich mit der
Lüftung nicht gut erwiesen. Allerdings waren hier die Resultate sehr
ungleich, so dafs sichere Schlüsse nicht gezogen werden können. Im
Allgemeinen wurde mit den aus gehopften Bierwürzen gezogenen Hefen
eine geringere Ausbeute als mit den Prefshefen erzielt. Als Grund hier-
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 85
für vermuthet der Verfasser, dafs die gekochte und gehopfte Würze,
aus welcher die Eiweifsstoffe durch das Kochen entfernt waren, die
Helen nicht so gut ernährt hat. Abgesehen von der geringeren absoluten
Ausbeute mit diesen Versuchshefen gegenüber der Prefshefe zeigten die
einzelnen Rassen aber unter einander sehr grofse Unterschiede, nämlich
von 14,1 bis zu 25 Proc. Hefeausbeute.
Es war nun weiter die Qualität der durch Lüftung gewonnenen
Hefe zu prüfen, und dies geschah, indem man sie zur Vergährung von
concentrirten Dickmaischen verwendete. Dabei zeigte sich, dafs die
mit Lüftung behandelten Hefen doch an Gährkraft offenbar etwas ein-
büfsten, denn wenn dieselben direkt in die Maische übertragen und nicht
besondere Manipulationen vorgenommen wurden, um sie in ihrer Thätig-
keit zu unterstützen, so wurden nicht so hohe Vergährungen damit er-
zielt als mit der ungelüfteten Hefe. Nach Versuchen von Hayduck,
wonach man Hefe ohne stickstoffhaltige Stoffe in einer lOprocentigen
Zuckerlösung unter Zusatz von etwas Salzen durch Lüftung zum Sprossen
bringen kann, ist die geringe Gährkraft der gelüfteten Hefe auch er-
klärlich, denn es ist zu vermuthen, dafs die Vermehrung der Hefeaus-
beute darauf beruht, dafs das Nährmaterial an Stickstoff oder Eiweifs-
stoffen auf viel mehr Hefezellen vertheilt wird. Schlüsse über die
Verwendbarkeit der gelüfteten Hefe für Backzwecke kann der Verfasser
vorläufig noch nicht ziehen.
In einer anderen Versuchsreihe wurde die Frage der Lüftung in
Bezug auf die Gährung von Dickmaischen energisch in Angriff genommen.
Frühere Versuche über die Vergährung concentrirter Maischen hatten
gezeigt, dafs es leicht gelingt, Rohrzuckerlösungen innerhalb der gesetz-
lichen Gährzeit so zu vergähren, dafs die Lösung 18 Proc. Alkohol
enthält, während bei Maltoselösungen nur unter Zuhilfenahme eines Zu-
satzes von Trabern oder Roggenschrot 13 bis 14 Proc. erreicht werden
konnten. Es lag nun der Gedanke nahe, durch Anwendung der Lüftung
auch bei der Maltose eine bessere Vergährung zu erzielen. Versuche
in dieser Richtung mit einer concentrirten Maltoselösung, welche bei
vollständiger Vergährung 16 Proc. Alkohol geben mufste, führten aber
zunächst zu keinem Resultat. Es 'wurden nun die verschiedenen, bei
den Versuchen Lindner s gewonnenen Heferassen geprüft und zwar in
der Weise, dafs in der einen Serie die eine Hälfte der Hefen ohne Lüf-
tung, in der anderen Serie die zweite Hälfte mit Sstündiger Lüftung ver-
wendet wurde. Der Erfolg war, dafs mit wenigen Ausnahmen durch
die Zuführung von Luft ein Mehrgehalt von Alkohol erzielt wurde; es
fand also nicht blofs ein Mehrwachsen von Hefe, sondern auch eine
höhere Vergährung statt. So ergab eine Hefe ohne Luft 11,2, mit
Luft 12, eine andere ohne Luft 13, mit Luft 14,6, endlich die aus einer
Weifsbierbrauerei stammende Hefe, welche auch in der Bierwürze das
höchste Sprofsvermögen gezeigt hatte, ohne Luft 15, mit Luft aber die
86 lieber Fortschritte in der Spiritasfabrikation.
höchst mögliche Ausbeute von 16 Proc. Alkohol. Diese Zahlen über
den Alkoholgehalt sind durch Alkoholbestimmung in den Maischen, wie
sie vorlagen, gewonnen. Mit der Lüftung ist also nicht blofs mehr
Alkohol in der Maische übrig geblieben, sondern es ist auch für den
Verlust Ersatz geschaffen, welcher sich ergibt durch den Alkohol, wel-
chen die durchstreichende Luft mit sich nimmt.
Der Verfasser geht nun zu Versuchen über, welche von Heinzelmann
in Niemojewo mit dem Verfahren von Bennewitz ausgeführt wurden.
Die wesentlichsten Beobachtungen, welche bei diesen Versuchen im
Grofsen gemacht wurden, waren folgende: 1) es findet eine sehr starke
Angährung statt, welche, wie die ausgeführten Hefezählungen zeigen,
durch eine starke Vermehrung der Hefe bewirkt wird. 2) Der Alkohol-
gehalt in der vergohrenen Maische war nicht erhöht, aber auch nicht
vermindert, also ein Beweis, dafs, wenn der Luftstrom Alkohol aufnimmt,
dieser Verlust jedenfalls durch bessere Vergährung eingebracht wird.
3) Man ist in der Lage, durch die lebhafte Bewegung, welche der ein-
geblasene Luftstrom hervorbringt, erheblich an Steigraum zu sparen.
4) Der Spiritus der gelüfteten Maische erwies sich als reiner. Hiernach
fafet Delbrück seine Schlufsbetrachtungen dahin zusammen, dafs man
mit der Lüftung in der Praxis ganz entschieden vorgehen müsse, zwar
nicht bei der Hauptgährung, denn diese Wirkung der Luft als Rühr-
mittel käme weniger in Frage und es mufste dahingestellt bleiben, ob
ein wirkliches Rührwerk nicht mehr und Bequemeres leisten könnte,
dagegen müfste die Eingangslüftung entschieden durchgeführt werden,
wenn es nur in der Praxis gelingt, die dann allerdings eintretende sehr
stürmische Gährung zu bändigen, so dafs die Temperatureutwickelung in
angemessenen Grenzen gehalten werden kann. Veranlafst durch die Be-
obachtung, dafs die mit Luft behandelte Hefe in den Dickmaischen einen
besseren Alkoholertrag hervorgebracht, aber zu ihrer Thätigkeit eine
längere Zeit gebraucht hat, regt Verfasser die Frage an, ob es nicht
zweckmäfsig wäre, dahin zu streben, bei Dickmaischen die Gährzeit um
einen Tag zu verlängern; man würde dann mit Hilfe einer ausreichen-
den Kühlung zu einem Resultat kommen können. Die Lüftung selbst
würde so durchzuführen sein, dafs man Luftcompressoren aufstellt, die
Luft in Bassins sammelt und dann weiter verwendet. Die Prefsluft
könnte ausgenutzt werden: 1) als Triebkraft nach dem System Popp
zum Bewegen von Schlampe und Spiritus, 2) zum Kühlen und Concen-
triren der Maische in den Maischbottichen, 3) zum Lüften der Hefe beim
Säuren im Hefegefäfs, 4) zum Lüften der Hefe während der Angährung,
5) zum Lüften der Gährbottiche, 6) endlich zum Ventiliren von Gähr-
und Malzkeller. In einfachster Weise, ohne Anwenduug besonderer
Vorrichtungen, wäre auch die Lüftung im Vormaischbottich durch ein-
faches Durcharbeiten der Maische zu versuchen. In jedem Falle aber
mufs, wrenn man Lüftungsversuche macht, eine energische Kühlung an-
öeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 87
gewandt werden, nm eine allzu hohe Temperatursteigerung zu ver-
hindern.
Zum Schiufa kommt der Verlasser noch auf die Schwierigkeiten zu
sprechen, welche die Beschaffung der Reinzucht liefe für die Brennerei
hat (vgl. 1890 275 347) und bemerkt, dafs diese Frage im Ausschufs
erörtert ist, und dafs er holft, dafs es in nicht allzulanger Zeit möglich
sein wird, zu nicht zu hohen Preisen Reinzuchthefen der Praxis zur
Verfügung zu stellen.
Von Interesse für die Frage über den Einflufs der Lüftung auf die
Gährung sind auch die Beobachtungen von Durin. welche wir schon in
unserem Referate, 1890 275 381, kurz mittheilten. Wir geben hier die
Schlufsfolgerungen, welche der Verfasser aus seinen Untersuchungen
zieht, nach Moniteur Industriell 1890 S. 37, wieder: 1) Obgleich es ab-
solut sicher ist, dafs die Kohlensäure keinen eigentlich schädlichen Ein-
flufs auf die Hefe ausübt, läfst sich doch nicht läugnen, dafs die Ab-
wesenheit der Luft unter Umständen schwere Störungen in der Gährung
hervorgerufen hat und dafs diese Störungen nach Durchleitung von
Luft verschwunden sind. 2) Luftabschlufs, verbunden mit dem Ein-
flüsse besonderer Umstände, hat die Lebenskraft des Fermentes zu
schwächen vermocht, und die Bildung von der Hefe schädlichen Producten
(Untersalpetersäure u. s. w.) war die Folge der reducirenden Wirkung
der Gährung. 3) Die Reductionswirkung kann die Ursache oder eine
der Ursachen zu der Gegenwart der Aldehyde und der höheren Alkohole
in allen industriellen Gährungen sein. Luftzufuhr kann diese Reduction
vorteilhaft verändern. 4) Es ist ebenso möglich — wie aus den Ver-
suchen mit Getreidemaischen hervorgeht — dafs die durch eine be-
stimmte Luftzufuhr erregte Gährkraft der Hefe mehr oder weniger
veränderte Zuckerarten vergährt. 5) Der Verlust an Alkohol, welcher
durch eine passend geregelte Luftzufuhr hervorgebracht wird, beträgt
nur den zehnten Theil von dem, welchen die natürliche Entwickelung
der Kohlensäure mit sich bringt. — Ueber die Verluste, welche durch
Verdunsten von Alkohol während der Gährung entstehen, führte der ^ Er-
fasser auch Versuche aus. Nach einem Bericht über diese im Journal
de la Distillerie francaise, 1889 Nr. 277, erschienene Arbeit in der Zeit-
schrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 40, führten diese Versuche zu dem
Resultate, dafs der Verlust an Alkohol durch Verdunstung in den Bot-
tichen abhängig ist von der Temperatur des Alkohols; je höher diese
ist, um so beträchtlicher die Verdunstung, ferner dafs der Alkohol-
verlust abhängig ist von der Stärke des Alkohols; bei 6- bis 7procen-
tigem Alkohol kann der Verlust 1 bis 1,5 Proc. des Gesammtalkohols
betragen. Hierzu ist zu bemerken, dafs bei den Versuchen nur die
Zeit in Betracht gezogen ist, die von der Beendigung der Gährung bis
zur Destillation verstreicht, wobei vorausgesetzt wurde, dafs während
der Gährung die über dem Bottich lagernde Kohlensäureschicht eine
88 Ueber Fortschritte in der Spiritushibrikation.
Verdunstung von Alkohol hindere, was jedoch nicht ganz richtig ist.
Der Verlust wird sich ändern je nach der Bewegung der Kellerluft,
der Natur der Gährflüssigkeit u. s. w. Wenn die Oberfläche des Bot-
tichs mit einer Hefeschicht bedeckt ist, wird die Verdunstung ebenfalls
gehindert. Im Ganzen ergibt sich jedoch ein ganz beträchtlicher Alkohol-
verlust, der bei unbedeckten, der Luft frei ausgesetzten Bottichen auf-
treten kann; derselbe ist ungefähr 10- bis 12mal gröfser als derjenige,
welcher bei der kräftigsten Lüftung der Maische eintritt. Der Verfasser
räth daher dringend an, die Bottiche wenigstens in der Zeit von der
Beendigung der Gährung bis zur Destillation zu bedecken.
Ueber Erfahrungen mit den neueren Einrichtungen zur Bewegung der
Kühlschlangen berichtet Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 13 Ergänzungsheft S. 27. Er bespricht die von Hesse, Geyer, Gomolka,
Weiland, Eckert und Gontard in Vorschlag gebrachten Einrichtungen
zur selbsthätigen Bewegung der Kühler und kommt zu dem Seh hisse, dafs
wohl schwerlich jemals die mit Wasser bewegten Kühler die Vortheile zu
leisten im Stande sein werden, welche die mit maschineller Kraft be-
wegten Kühler gewährt haben (vgl. auch später unter Abschnitt VI
Apparate von Gontard). Auf eine Anfrage bemerkt der Verfasser
noch, dafs die Wasserkraftapparate sich in der Einrichtung auch nicht
billiger stellen und dafs besonders da, wo täglich mehrere Gährbottiche
zu bemaischen sind, die maschinelle Anlage zu empfehlen ist, da diese
für täglich einen Bottich dasselbe kostet als für drei Bottiche; der
Preis wird zwischen 600 bis 900 M. liegen, bei Anwendung der
Wasserkraft würde für jeden Bottich ein Kühler erforderlich sein, der
250 bis 300 M. kostet. Auch lassen sich die vorhandenen Kühler zur
Bewegung mit Maschinenkraft leicht einrichten. Die Ausbeute ist bei
Anwendung der beweglichen Kühler um etwa 0,5 Proc. höher. Die
Mehrausbeute wird durch Ersparung an Steigraum erreicht, diese tritt
aber nur ein bei genügender Leistungsfähigkeit der Anlage, vor Allem
genügender Anzahl und Gröfse der Hube, worin die Maschinenkraft der
Wasserkraft überlegen ist.
Eine sehr einfache Vorrichtung zur schnellen Abkühlung der Hefe,
welche in der durch Handbetrieb mittels eines ungleicharmigen Hebels
ausgeführten Bewegung des Kühlers besteht, wird in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 32, beschrieben und empfohlen. Es soll mit
dieser einfachen Vorrichtung gelingen, den Inhalt eines Hefegefäfses
von etwa 2501 in etwa 20 Minuten von 47,5 auf 19 bis 20° abzukühlen.
Eine Vorschrift zur Bereitung von Bierprefshefe gibt K. Tiller in der
Prager Brauer- und Hopfenzeilung. Auch Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 13 S. 101.
Zur Geivinnung von Nährstoffen für die Fabrikation von Prefshefe
empfiehlt C. R. Bonne in London nach einer Mittheilung von Schrohe
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie , Bd. 13 S. 98, das Ausziehen der
Ueber Fortschritte in der Spiritußfabrikation. 89
Kleie, Schlämperückstände, Treber, Malzkeime u. 8. w. mit Wasser in
Dämpfern bei -i;U Druck unter Zusatz von etwas Weinsäure, um Carameli-
sirung etwa vorhandenen Zuckers zu vermeiden.
Gewährt die Beobachtung der Form der Hefezellen dem Prefshefe-
fabrikanten einen Nutxtnl Hierüber berichtet Schrohe in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 32. Der Umstand, dafs die aus einer
Zelle erhaltene Kultur Zellen aufweist, welche von der Mutterzelle oft
sehr in der Form abweichen, könnte zu dem Schlüsse führen, dafs die
Beobachtung der Form von keinem Nutzen sein wird. Dieser Schlufs
wäre aber durchaus nicht gerechtfertigt, denn die Veränderung der
Form erfolgt nur ganz allmählich und tritt erst bei den späteren Ge-
nerationen hervor, so dafs man bei einiger Uebung sehr wohl im Stande
ist, durch Vergleich mit der Satzhefe zu erkennen, ob die Hefe beginnt
schlechter zu werden und auszuarten, so dafs ein Wechsel erforderlich
wird. Natürlich aber würden diese Beobachtungen um so leichter sein
und die Folgerungen daraus erheblich an Sicherheit gewinnen, wenn
man es in der Fabrikation nur immer mit einer Rasse zu thun hätte,
wenn also, wie schon vorgeschlagen, die Reinzuchthefe auch in der
Prefshefefabrikatiou zur Einführung gelangte.
IV. Destillation und Rectißcation.
Leber die Reinigung con Rohspiritus und Branntwein nach dem Ver-
fahren von J. Traube und G. Bodländer. Das Traube'sche Verfahren
zur Entfuselung von Rohspiritus (vgl. 1890 275 81) ist von Seiten des
Reichsgesundheitsamts einer eingehenden Prüfung unterzogen worden,
worüber Prof. Seil in den Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt, Bd. 6
S. 124, berichtet. Die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 75. 81.
91. 97, bringt über diese Arbeit einen sehr eingehenden Bericht, welchem
wir hier das Folgende entnehmen. Die Versuche wurden in Braun-
schweig und in Daber ausgeführt. Prof. Seil und Dr. Carl Windisch
wohnten denselben bei. Die Untersuchung erstreckte sich auf die Be-
stimmung des Alkohols, des Fuselöls und der Potasche in den einzelnen
Abhebungen bezieh, in dem zur Bildung der letzten Schichten zur Ver-
wendung kommenden Feinsprit und Potasche, ferner auf die Bestimmung
des Alkohols und des Fuselöls in dem Rohspiritus und in den Destillaten.
Der Alkoholgehalt der entnommenen Proben wurde pyknometrisch be-
stimmt, das Fuselöl nach dem Chloroformausschüttelungsverfahren mit
der von Windisch angegebenen Schüttelbürette und die Potasche
durch Titration mit 0,1 bezieh. 0,5 Normalschwefelsäure unter Anwen-
dung von Phenacetolin als Indicator. Bei der Destillation wurde so
verfahren, dafs eine gröfsere Anzahl — gewöhnlich 11 — von Theil-
destillaten, jedes zu 101, hergestellt wurde. Bei einigen Versuchen
wurde auch noch ein Vorlauf genommen. Von jedem Theildestillate
wurde l1 als Probe zur Untersuchung abgenommen. Der Rest der
Theildestillate wurde zu einer Durchschnittsprobe vereinigt, welche
90 UebiT Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
ebenfalls untersucht wurde. Zu dieser Durchschnittsprobe wurden je-
doch nur die ersten 9 Theildestillate benatzt, die letzten Destillate
wurden dazu absichtlich nicht verwendet. Die Destillation wurde
nämlich bis zum Uebergange sämmtlichen Alkohols fortgesetzt, die
letzten Desillate waren daher sehr arm an Alkohol und wurden für die
Durchschnittsprobe nicht verwendet, um den Alkoholgehalt derselben
nicht zu sehr herabzudrücken, da es wünschenswert h erschien, dafs der-
selbe demjenigen der gewöhnlichen Handelswaare möglichst gleich kam.
Die Untersuchung des bei dem ersten am 13. December 1888 in
Braunschweig ausgeführten Versuche gewonnenen Spiritus ergab folgendes
Resultat:
Bezeichnung
Alkohol
Vol.-Proc. Gew.-Proc.
Fuselöl
Vol.-Proc.
Rohspiritus
80,42
74.03
0.303
0.171
Durchschnittspi
•obe . .
. 75,95
68,93
1. Zehnliterportion
. 77,87
71,11
0,322
2.
. 84,57
78,88
0,336
3.
. 83.57
77,67
0,299
4.
. 82,77
76,72
0,240
5.
. 80,63
74,26
0,198
6.
. 78,18
71,46
(».139
7.
. 76,12
69,12
0,085
8.
. 68,65
61,60
0
9.
. 56.60
48,79
0
10.
. 31,40
25,86
0
11
. 6,07
4,85
0
Der Rohspiritus war schwach gelblich gefärbt, hatte einen unan-
genehmen Geruch, gab mit Kalilauge, mit Schwefelsäure-Fuchsin und
mit salzsaurem Metaphenylendiamin starke Aldehydreaction, bei der
Behandlung des Rückstandes des Chloroformauszuges mit Kaliumper-
manganat trat ein starker Geruch nach Baldriansäure auf- auch die
Uffelmann sehe Fuselreaction mit durch Salzsäure entfärbtem Methyl-
violett trat deutlich ein. Die erste und weniger die zweite Zehnliter-
portion enthielten Aldehyd, die Durchschnittsprobe enthielt Aldehyd
und gab die MarquarCsehe und Uffelmann sehe Fuselreaction. Die ersten
Fractionen enthalten das meiste Fuselöl, die erste und zweite sogar
mehr, die dritte fast ebenso viel wie der Rohspiritus, bei den späteren
Fractionen nimmt der Fuselgehalt ab und verschwindet schliefslich ganz.
Berechnet man auf Grund der Ergebnisse der Untersuchung den
Reinheitsgrad, so ergibt sich, dafs durch den Reinigungsprozefs 40 bezieh.
37 Proc. des vorhandenen Fuselöls entfernt worden sind, je nachdem
man die Zusammensetzung des fertigen Fabrikats, also der Durch-
schnittsprobe, oder die Zusammensetzung der Einzeldestillate für die
Rechnung zu Grunde legt. Die Berechnung aus den Einzeldestillaten
bietet nach Ansicht des Verfassers gröfsere Sicherheit. Ferner ergibt
sich aus dem Gehalte an Alkohol im Rohspiritus und im Durchschnitts-
produete, dafs bei diesem Versuche ein Verlust an Alkohol nicht ein-
getreten ist.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 91
Da mau zur Erzeugung der Schichten bekanntlich nur für die
letzten Abhebungen Feinsprit und Potasehelösung verwendet, für die
übrigen Schichten dagegen bei früheren Operationen gewonnene Ab-
hebungen, welche natürlich Fuselöl enthalten, benutzt, so wird hier-
durch auch dem Rohspiritus eine gewisse Menge Fuselöl zugeführt.
Der Verfasser gibt eine Uebersicht über die absoluten Mengen an
Alkohol, Fuselöl und Potasche, welche durch die Schichten zugeführt
und andererseits durch die Abhebungen entfernt wurden. Die Differenz
aus den Zusätzen und Abhebungen stellt die Menge der einzelnen Sub-
stanzen dar, welche durch jede Schichtenbildung herausgenommen oder
aber hineingebracht ist ( — ). In dem vorliegenden Versuche waren diese
Zahlen die folgenden:
Nummer der Schicht
Alkohol
Fuselöl
Potasche
1
— 11.130
— 700,6
— 17g
2
- 01,822
— 8cc,2
- 226
3
— 11,338
— 7cc,9
— 47g
4
+ 01,482
+ 10cc,8
+ 35g
5
— 01,029
+ llcc^
+ 13g
6
- 01,039
+10cc,3
+ 10g
7
+ 01,019
+ 12cc,0
+ 4§
8
+ H,383
+ 43cc,5
- 810g
9
+ 01,782
+ 24cc,0
— 444g
zusammen
— 01,692
88cc,3
— 1278g
Aus diesen Zahlen ergibt sich folgendes: Durch jede der drei ersten
Schichtenbildungen sind etwa 8CC Fuselöl in den Apparat gebracht.
Durch die drei ersten Schichtenabhebungen hat sich der Fuselölgehalt
des Rohspiritus um 23cc,7 oder, da der Rohspiritus selbst 257C(\5 Fuselöl
enthält, um 9,2 Proc. vermehrt. Durch die vier folgenden Schichten -
abhebungen wurden jedesmal etwa llcc Fuselöl entfernt, durch die
vierte und fünfte allein zusammen 22cc,2. Da nun durch die drei ersten
Abhebungen 23cc,7 Fuselöl dem Inhalte des Apparates hinzugefügt
worden sind, so enthält der Spiritus nach der Abhebung der fünften
Schicht noch lcc,5 Fuselöl mehr, als der Rohspiritus ursprünglich hatte.
Die fünf ersten Schichtenabhebungen sind demnach resultatlos verlaufen,
erst mit der sechsten beginnt eine zunächst nur geringe Entfuselung.
Durch die sechste und siebente Abhebung sind zusammen 22cc,3 Fuselöl
entfernt worden, da aber nach der fünften Abhebung noch lcc,5 Fuselöl
mehr im Apparate waren, als der ursprüngliche Rohspiritus enthielt, so
sind durch die sieben Abhebungen insgesammt 20cc,8 oder 8 Proc. des
Fuselöls aus dem Rohspiritus entfernt worden. Die zugesetzten fuseligen
Schichten haben daher nur eine geringe entfuselnde Wirkung gehabt.
Erst die beiden letzten Schichten, welche durch Zusatz von Potasche-
lösung und Feinsprit erzeugt wurden, haben eine energische entfuselnde
Wirkung. Durch die achte und neunte Abhebung wurden dem Apparate
67cc,5 oder 26,2 Proc. des im Rohspiritus enthaltenen Fuselöls entzogen.
Da in den 85' Rohspiritus mit 0,303 Vol.-Proc. Fuselöl 257<*,5 Fuselöl
Alkohol
Fuselöl
Alkohol
Fuselöl
Vol.-Proc. Gew.-Proc.
Vol. -Proc.
1
cc
81,96 75,77
0,324
491.760
1944,0
82,38 76,26
0,224
453,090
1232,0
84,02 78,21
0,304
8,402
30,4
92 Qeber Fortschritte in der Spirituslabrikation.
enthalten waren, wovon durch die neun Abhebungen 88cc,3 entfernt
sind, so ergibt sich aus diesen Zahlen eine Entfuselung von 34,3 Proc.
Das Mittel aus diesen drei Zahlen (40, 37, 34,3 Proc.) ergibt als End-
resultat eine Verminderung des Fuselöls im Rohspiritus um 37 Proc.
Ein ganz ähnliches Resultat ergab ein am 28. December 1888 in
Daher ausgeführter Versuch. Bei der Destillation wurden die ersten
10' als Vorlauf besonders aufgefangen, dann folgten 11 Theildestillate
zu je 501. Der Tabelle über das Resultat der Untersuchungen ent-
nehmen wir hier nur die folgenden Zahlen:
Rp7pirhrmn" Gröfse der
Bezeicnnuii^ Proben 1
Rohspiritus . . . 600
Durchschnittsprobe 550
Vorlauf .... 10
Der Reinheitsgrad berechnet sich bei diesem Versuche aus der
Zusammensetzung der Durchschnittsprobe zu 36,6 Proc, aus den Theil-
destillaten ohne Vorlauf zu 33,8 Proc. und aus den zugesetzten und ab-
gehobenen Schichten zu 33,5 Proc. Entfuselung. Als Gesammtwirkung
einer fünfmaligen Abhebung, die bei diesem Versuche nur stattfand,
ergibt sich eine Beseitigung von 652cc,3 Fuselöl, was einer Entfuselung
des Rohspiritus um 33,5 Proc. des in ihm ursprünglich enthaltenen
Fuselöls entspricht.
Gleichzeitig sind durch die Schichtenabhebung rund 461 Alkohol
in die abgehobenen Schichten übergegangen, es hat demnach ein Alkohol-
verlust von 9,3 Proc. des im Rohspiritus vorhandenen Alkohols statt-
gefunden.
Es folgen nun Versuche, welche in Braunschweig am 28. und
29. August 1888 mit dem verbesserten, die scharfe Abhebung der
Schichten gestattenden Apparate ausgeführt wurden. Hierbei wurde
auch eine gröfsere Anzahl von Abhebungen vorgenommen, ferner fand
die Destillation mit und ohne Anwendung einer Colonne statt. Auch
wurde Vorlauf und Nachlauf genommen und die Durchschnittsprobe nur
aus den mittleren Portionen hergestellt.
Versuch ohne Colonne. Es fanden 13 Abhebungen statt. Bei der
Destillation wurde ein Vorlauf und 10 Theildestillate genommen. Die
Durchschnittsprobe wurde aus den ersten sechs und der Hälfte der
siebenten Portion hergestellt, die andere Hälfte der siebenten Portion
und die ganze achte wurden zur Erzeugung der letzten Schicht der
nächsten Operation zurückgehalten. Der Vorlauf und die neunte Portion
wurden den gesammelten ersten „besonders unreinen11 Schichten bei-
gegeben. Eine Probe dieses Gemisches aus Vorlauf, Nachlauf und ersten
Schichten ergab folgende Zusammensetzung: Alkohol 51,96 Vol.-Proc.
= 44,32 Gew.-Proc, Fuselöl 0,595 Vol.-Proc, Potasche 278,6 im Liter.
Die zehnte Portion wurde ganz verworfen. Die Zusammensetzung der
Durchschnittsprobe u. s. w. war folgende:
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikatiou. 93
Bezeichnung Grttader
Alkohol
Fuselöl
Alkohol
Fuselöl
Vol.-Proc. Gew.-Proc.
Vol.-Proc.
1
cc
Rohspiritus ... 95
80,08 73,63
0.114
76,076
108,3
Vorlauf .... 3
78,44 71,75
0,157
•1.21S
4,7
Durchschnittsprobe 65
89,15 84,57
0.033
57,947
21,45
Der Vorlauf und die erste Portion enthielten viel Aldehyd, der mit
den verschiedensten Reagentien nachgewiesen wurde; der Rohspiritus
enthielt weniger Aldehyd, desgleichen die Durchschnittsprobe. Aufser-
dem machte sich in der neunten Portion Furfurol bemerkbar. Der
Reinheitsgrad berechnet sich aus der Durchschuittsprobe zu 80 Proc.
Entfuselung, wobei aber eine Verminderung des Alkoholgehalts um
18',129 oder 24 Proc. eingetreten war. Aus der Zusammensetzung der
Theildestillate, welche als Grundlage für die Berechnung, wenn es sich
um die Beurtheilung des Verfahrens handelt, allein mafsgebend sind,
ergibt sich eine Entfuselung von nur 45 Proc, während der Alkohol-
gehalt nur um 0',193 vermindert, also fast der gleiche geblieben ist.
Aus der Tabelle über die Wirkung der einzelnen Schichtenabhebungen
ist ersichtlich, dafs bei diesem, wie auch bei den früheren Versuchen,
mehrere der Abhebungen nicht entfuselnd wirkten, sondern im Gegen-
theile noch Fuselöl in den Apparat einführen, dagegen die Haupt-
entfuselung immer nur durch die letzten, namentlich durch diejenige
Schicht herbeigeführt wird, welche durch hochprocentigen Sprit erzeugt
wurde. Der Verfasser zieht aus diesem Versuche den folgenden Schlufs:
,,Durch dreizehnmalige Abhebung wurde der Fuselölgehalt des Roh-
spiritus um rund 45 Proc. vermindert, während der Alkoholgehalt nicht
verändert wurde. Bei Ausschaltung eines Vor- und Nachlaufes wurde
unter Anwendung einer Condensationsvurrichtung ein Product erhalten,
in dem 80 Proc. des im Rohspiritus enthaltenen Fuselöls entfernt waren,
zugleich trat ein Verlust an Alkohol von 24 Proc. ein."
Versuch mit der Colonne. Es wurden ebenfalls 13 Abhebungen ge-
nommen. Die Destillation geschah mit Benutzung der Colonne. Der
Vorlauf betrug 31, die nächsten 7 Zehnliterportionen bildeten die Durch-
schnittsprobe, die folgenden Destillate den Nachlauf. Der Vorlauf ent-
hielt viel Aldehyd, der Rohspiritus, die erste Zehnliterportion und die
Durchschnittsprobe weniger Aldehyd und die neunte Portion Furfurol.
Die Zusammensetzung des Rohspiritus und der Destillate war folgende:
Bezeichnung
Gröfse der
Alkohol
Fuselöl
Alkohol
Fuselöl
Proben 1
Vol.-Proc.
üew.-Proc.
Vol.-Proc.
1
cc
Rohspiritus .
. 95
81.76
75.44
0,127
77,672
120.65
Vorlauf . . .
. 3
87,63
82.64
0.1137
2,627
1,1
Durchschnittsprobe 70
94,46
91,64
0
61,122
11
1. Portion . .
. 10
95,14
92,60
0
9,514
0
2
. 10
95,30
92,82
0
9,530
0
3. „
. 10
94^82
92.15
0
9,482
0
4- „
. 10
94,59
91,82
0
9,459
0
5. „
. 10
! 4.42
91,58
0
11.442
0
6. „
. 10
94,06
91,08
0
9,406
(1
7- „
. 10
93,86
90,80
(1
(1
8. „
. 7,5
92,74
0,062
1,65
9
. 8,5
66,48
58,74
1,252
5,651
luii.l
94 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Aus der Zusammensetzung aller Destillate ergibt sich eine Ent-
fuselung von nur 7 Proc, wobei der Alkoholgehalt um 5 Proe. ver-
mehrt wurde. Die Entfuselung ist demnach bei diesem Versuche sehr
gering. Ein ähnliches Resultat ergibt sich aus der Untersuchung der
Schichten. Das mit Hilfe einer Colonne unter Auschlufs eines Vor-
laufs und eines Nachlaufs gewonnene Durehsehnittsproduct ist fusel-
frei, doch ist gegenüber dem Rohspiritus ein Verlust von 20 Proc. des
Alkohols eingetreten.
Der Verfasser hebt noch die bei seinen Versuchen gemachte Beob-
achtung hervor, dafs der Spiritus aus der nur 13 bis 14 Vol. -Proc.
Alkohol enthaltenden Salzlösung so hochprocentig überdestillirt und dafs
das Fuselöl mit den ersten Antheilen übergeht und der Nachlauf fusel-
frei ist.
Das Endresultat aller Versuche ist dahin zusammenzufassen, dafs
dieselben die bereits auf der Generalversammlung 1889 seitens des
Vereinslaboratoriums mitgetheilten Ergebnisse (vgl. 1889 273 322), nach
denen das Traube"sche Verfahren seinen Zweck nicht erfüllt, vollauf
bestätigt haben.
Neuerungen in dem Verfahren und den Apparaten zur Rectification
und Destillation von Alkohol von C. A. Bärbel. Nach einer Mittheilung,
welche die Zeitschrift für Spiritusindustrie , Bd. 13 S. 60, hierüber nach
einem englischen Patent gibt, besteht das Verfahren im Wesentlichen
darin, den rectificirten Alkohol den Böden der Colonne zu entnehmen
und nicht, wie es bisher geschah, den Producten, welche der Conden-
sation im Condensator widerstanden haben. (Siehe hierüber auch einen
Aufsatz von E. Roga in Le genie civil, 1890 S. 187.)
Ein Maischdeslillir- und Rectißcirapparat zur Erzielung von Feinsprit
direkt aus der Maische, Patent Michler, welcher von der Firma Joh. Schenk
in Hessendorf, Oesterr. Schlesien, geliefert wird, wird nach einer Mit-
theilung der Messendorfer Metallwaaren- und Maschinenfabrik in der
Oesterr eichisch- Ungarischen Brennereizeitung, Bd. 14 S. 17, beschrieben
und abgebildet.
Verfahren und Einrichtung zum Verschneiden von Alkohol mittels
Wasserdampfes von Fr. Rath in Neuhaldensleben (D. R. P. Nr. 49 310
vom 8. Mai 1889). Dasselbe besteht darin, dafs die vom Destillations-
apparate kommenden Alkoholdämpfe vor ihrer Verflüssigung mit Wasser-
dämpfen gemischt und mit diesen gemeinsam in den Kühler geleitet
werden.
In Bezug auf die Denalurirung des Spiritus in Oesterreich theilt die
Zeitschrift der Oesterr eichischen Gesellschaft zur Förderung der chemischen
Industrie, 1890 S. 181, einen Erlafs des Finanzministeriums vom 15. August
1889, betreuend die Abänderung einiger Bestimmungen über die De-
naturirung des zur abgabefreien Verwendung bestimmten Branntweins
mit dem allgemeinen Denaturirungsmittel, mit.
Kleinere Mittheilungen. 95
Das Eisenbahnnetz der Erde.
Das vom k. deutschen Ministerium der öffentlichen Arbeiten herausgegebene
„Archiv für Eisenbahnwesen-' bringt eine Zusammenstellung über die Eisenbahnen
der Erde für die Jahre 1884 bis 1888, welche zum gröfsten Theil auf amtlichen
Quellen beruht. Danach ist die Länge der Eisenbahnen in der angegebenen
Zeit im Ganzen um 102899km, durchschnittlich in einem Jahre also um 25729km
gewachsen und hat damit zu dem letztgenannten Zeitpunkte eine Ausdehnung
von 571 771km erlangt, eine Länge, welche mehr als das Vierzehnfache des Um-
langes der Erde am Aequator ausmacht.
Zu dem Gesainmtzuwaehse der Länge der Eisenbahnen der Erde in der
betrachteten Zeit hat von den verschiedenen Brdtheilen Amerika mit 64 547km
dem gröfsten Theil — weit über die Hälfte — beigetragen, und hier wieder
sind es die Vereinigten Staaten, deren Zuwachs am meisten ins Gewicht fällt
Die Länge der Eisenbahnen ist daselbst von 201 735km auf 251 292km. also um
49 557km oder durchschnittlieh in jedem Jahre um mehr als 12000km gewachsen.
Aufser den Vereinigten Staaten treten in Amerika noch Britisch-Nordamerika.
die Argentinische Republik und Brasilien mit gröfserem Zuwachs an Eisen-
bahnlänge auf, und zwar Canada mit 4902, Argentinien mit 3156 und Brasilien
mit 2815km.
Nach Amerika hat von den übrigen Erdtheilen in dem betrachteten Zeit-
räume Europa mit 24 419km den bedeutendsten Zuwachs; obenan stehen Frank-
reich und Deutschland mit fast völlig gleichem Zuwachs an Eisenbahnlänge,
nämlich 4048 und 4047km. danach folgen Oesterreich-Uhgarn (einschliefslich
Bosniens und der Herzegowina) mit 3658km und Russland mit 3643km. Die Bahn-
länge Italiens hat in dem betrachteten Zeiträume um 2286km oder 22,7 Proc.
zugenommen. In England war die Zunahme dagegen nur 1526km oder 5 Proc..
in Spanien 985km oder 11,3 Proc, in Schweden 927km oder 14 Proc. und in
Rumänien 873km oder 54 Proc. Vollständiger Stillstand im Eisenbahnbau ist
dagegen bereits seit mehreren Jahren in Norwegen eingetreten , wo die Ober-
llächengestaltung der Entwicklung des Eisenbahnnetzes sehr grofse Schwierig-
keiten entgegensetzt.
Von den asiatischen Reichen hat Britisch-Indien mit 4809km den bedeutend-
sten Beitrag zu der Zunahme der Eisenbahnlänge geliefert. Ferner hat die in
den Jahren 1885 bis 1888 bewirkte Fortsetzung der transkaspischen Eisenbahn
von Kisil Arwat bis Samarkand einen Zuwachs von 1202km ergeben. Von den
anderen asiatischen Ländern zeigt nur noch Japan mit einem Zuwachse von
734km eine gröfsere Rührigkeit im Eisenbahnbau. während im übrigen Theile
von Asien, insbesondere auch in China, der Eisenbahnbau nur sehr geringe
Fortschritte macht. Neu hinzugetreten zu den mit Eisenbahnen ausgestatteten
Ländern ist Persien mit einer kleinen Linie.
In Afrika stehen Algier und Tunis, woselbst die Länge um 915km zu-
genommen hat. in der Entwickelung des Eisenbahnnetzes obenan. In Aegypten
ist Stillstand im Eisenbahnbau eingetreten, indessen ist eine Erweiterung des
dortigen Netzes in Aussieht genommen.
Australien zeigt mit 4656km oder 38.4 Proc. die verhältnifsmäl'sig stärkste
Entwicklung des Eisenbahnnetzes. Von den einzelnen Colonien hatte Queens-
land 1165km. Neu-Süd-Wales 928. Südaustralien 910 und Victoria 811km Zu-
wachs.
In Bezug auf das Verhältnifs der Eisenbahnlänge zur Flächengröise der
einzelnen Länder steht das industriereiche Belgien mit 16km. 4 auf je lOOqm
Fläche obenan. Danach folgen Königreich Sachsen mit 15km. 5. England I
schliefslich Irlands) mit lOkm.i. Elsass-Lothringen mit iukrn.o auf je 1<
Wird das Deutsche Reich im Ganzen genommen, so zeigt sich seine Eisenbahn-
tüchtigkeit um ein Geringes grofser als die Frankreichs, indem in Deutach-
land 7,6, in Frankreich 7km. o Eisenhahnen auf je lOOqm fläche entfallen.
In Bezug auf das Verhältnifs der Eisenbahnlänge zur Bevölkerung steht
unter den europäischen Ländern Schweden mit 15^9 Eisenbahn auf je lOOOO
Einwohner obenan. Danach folgen die Schweiz mit lokm.j. Dänemark und
Elsass-Lothringen mit je 9km. 3 und Frankreich mit 9km. 2 auf L0000 Einwohner.
Dieser Vergleich stellt sieh für dünnbevölkerte, ausgedehnte Länder natürlich
96 Bücher- Anzeigen.
günstiger als für volkreiche Staaten und ist nur von untergeordnetem Werthe.
Behufs Berechnung des Anlagekapitals sind auf amtlichen oder anderweitigen,
als mehr oder minder zuverlässig anzusehenden Quellen beruhende Angaben
über die auf die Eisenbahnen verwendeten Beträge zusammengestellt. Aus
dieser Zusammenstellung ergeben sich durchschnittlich die Kosten für 1km
Eisenbahnen in Europa zu 296 208 M., die Gesammtkosten für die daselbst
Ende 1888 im Betrieb gewesenen 214252km Eisenbahn also zu rund 63463000» >< N I M
Für die aufsereuropäischen Länder berechnen sicli die Kosten für lkm Bahn zu
162 165 M., für die Ende 1888 im Betrieb gewesenen 357 519km also zu rund
57 977 000 000 M. Das gesammte Anlagekapital der Ende 1888 auf der Erde
in Betrieb gewesenen Eisenbahnen beträgt hiernach 121 440 000 000 oder rund
1211/2 Milliarden M. {Nach Eisenzeituna.)
Bücher-Anzeigen.
Elektrotechnische Bibliothek. Bd. 42.' Wien. Hartleben.
Die Glühlampe, ihre Herstellung und Anwendung in der Praxis von
Zacharias. 195 S. 3 Mk.
Bekanntlich werden die verschiedenen Verfahrungsweisen zur Herstellung
der Glühlampen von den Fabrikanten gern geheim gehalten. In vorliegendem
Werke hat der Verfasser die einschlägigen Veröffentlichungen aus Zeitschriften
und Patenten gesammelt und gesichtet, und gleichzeitig die hauptsächlichen
Gesichtspunkte, welche zur Erzielung eines guten Fabrikates erforderlich sind,
nach eigenen Erfahrungen sachgemäfs klargestellt. Der Inhalt verbreitet sich
über die Herstellung und Anwendung der Glühlampen, dann folgen Tabellen
für die Praxis: die letzten Abschnitte sind der Elitwickelung der Glühlampe
in technischer und commercieller Hinsicht gewidmet.
Samariterbuch für Jedermann, Allgemeinverständliche Anleitung zur
ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen von Dr. med. Eydam. Braun-
schweig. Otto Salle. 80 S. 80 Pfg.
Jeder gröfsere mechanische Betrieb sollte danach streben, wenigstens
einen, in obiger Hilfeleistung bewanderten Mann zur Stelle zu haben. Die
zur Ausbildung erforderlichen Kenntnisse bietet das vorstehende Werkchen
in leichtverständlicher Weise.
Die Schutz- und Sicherheits-Einrichtungen auf der Deutschen allgemeinen
Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. Von Max Kraft,
0. ö. Prof. an der technischen Hochschule Graz. Selbstverlag des
Verfassers. 49 S. 6 Tafeln.
Vorstehendes Werk ist ein Sonderabdruck ans der Zeitschrift des öster-
reichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. Das Wichtige der Ausstellung
ist in guter Auswahl vorgeführt und durch zahlreiche Zeichnungen erläutert.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche VerlagsgeseUschaft in Stuttgart.
Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb. 97
Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 * S. 538.)
Mit Abbildungen auf Tafel 6 und 7.
Eine Neuerung an der sogen. Sternmaschine von Peter Brotherhood
in London (vgl. 1884 252 * 345 und 1886 259 * 293), in der Benutzung
hohler Kurbelstangen bestehend, welche gleichzeitig als Dampfauslafs-
kanäle dienen, beschreibt Industries, 1887 * S. 599.
In den Fig. 1 bis 3 Taf. 6 ersichtlichen Abbildungen bezeichnet C
den Kurbelzapfen der Welle 5, welcher mit einem vierkantigen Ende
in die auf einem am Gehäuse angebrachten Hohlzapfen T drehbare Ex-
centerscheibe D greift. Jeder Kolben P trägt eine hohle Kurbelstange R
von meist viereckigem Querschnitt, deren passend ausgehöhltes Ende
auf dem Zapfen C aufsitzt und durch Ringe r festgehalten wird.
Durch die hohle Form der Kolbenstangen wird Leichtigkeit der Con-
struction, mit grofser Stärke verbunden, erzielt, und es bilden dieselben
Stangen zugleich Kanäle für den Abdampf, wenn sie in derjenigen
Stellung liegen, in welcher je ein Schlitz E im oberen Ende der
Stange mit einem im Kolben angebrachten Schlitz communicirt. Der
Dampf tritt in einen ringförmigen Kanal B ein, von wo er in die cylin-
drischen Schiebergehäuse G{ gelangt, in welchen sich mit hohlen
Stangen versehene Kolbenschieber H bewegen; die in erstereu liegenden
Federn bewirken das Andrücken der Stange gegen die Excenter-
scheibe D, so dafs bei deren Drehung die Schieber in der einen Rich-
tung durch die Scheibe und in der anderen Richtung, zum Einlassen
des Dampfes in den Cylinder, durch die Feder bewegt werden. Die
Cylinder können, wie Fig. 1 Taf. 6 veranschaulicht, einen zweiten
Schieber K für den Exhaust haben, der durch Excenter L auf Welle 5
bewegt wird, indem der Abdampf durch einen ringförmigen Raum B{
nach der Exhauströhre geht, oder aber auch mit seitlichen Oeffnungen M
versehen sein, die mit dem centralen Räume der Maschine communiciren,
so dafs, wenn beim Einwärtshub die obere Fläche des Kolbens die
oberen Enden dieser Oeffnungen passirt, der gröfsere Theil des Dampfes
durch diese in den centralen Raum, und der Rest beim Auswärtshul»
durch Schlitz E und Stange Ä, die zu dem Zwecke mit seitlichen
Oeffnungen versehen ist, entweicht.
Das in den Kanal 0 aufserhalb der Maschine fliefsende Schmieröl
gelangt durch den Hohlzapfen T in eine Ringnuth der Excenterscheibe /),
von hier durch einen Kanal t in die Ausbohrung des Kurbelzapfens, von
welcher es durch kleine Bohrungen c an dessen Umfang gefördert wird.
Auch K. und Th. Möller (vgl. 1890 276*396) in Kupferhammer
bei Brackwede haben an ihren durch D. R. P. Nr. 39 953 geschützten
schnellgehenden Maschinen, deren Steuerung bekanntlich durch die hin
und her gehende Bewegung des Arbeitskolbens bewirkt wird, eine
Uingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 3. 1890111. 7
98 Schnellgehenile Motoren mit Dampfbetrieb.
Neuerung (D. R. P. Nr. 50235) getroffen, welche darin besteht, dafs
aufser dem genannten Arbeitskolben noch besondere Steuerungskolben
(Kolbenventile) angeordnet sind, welche durch den ersteren mittels
Dampf bewegt werden. Diese Steuerungskolben beeinflussen neben dem
Arbeitskolben die DamptVertheilung und somit den Gang der Maschine:,
sie können seitlich, oder oben und unten am Dampfcylinder angebracht
werden und entweder nur für den Eintritt des Dampfes oder für Ein-
tritt und Austritt vorgesehen sein, sowie auch von einander getrennt,
oder mit einander verbunden arbeiten. Ferner können die Steuerungs-
kolben direkt als Dampfabschlufs- und Vertheilungsorgane wirken, oder
sie können mit Ventilen (einfachen Teller-, Kugel-, Doppelsitz- oder
Haubenventilen) oder Schiebern verbunden sein und dadurch die Steue-
rung bewirken.
Die Abbildungen (Fig. 4 bis 6 Taf. 6) veranschaulichen einen Dampf-
cy linder mit zwei Steuerungskolben, deren Achsen senkrecht zur
Arbeitskolbenachse stehen.
Die Steuerung selbst besteht aus dem hohlen Arbeitskolben 2?, den
beiden Steuerkolben h und At, welche hier in Verbindung mit Ventilen,
sowie einer Schraubenfeder gezeichnet sind, und aus den Dampfwegen
bmmx für den Eintritt und d bis d3 für den Austritt des Dampfes.
Der vom Kessel kommende Dampf strömt durch den Stutzen a und
Kanal b in den Hohlraum des Kolbens 2?; letzterer ist in der End-
stellung gezeichnet. Bei der vorhergehenden Bewegung dieses Kolbens
nach links strömt, sobald die Kolbenkante 2 die Kante 1 überläuft,
der Dampf durch m in den Ventilraum zwischen i und A, hebt jedoch
das Ventil nicht, da sich der Druck zwischen Kolben h und dem Ventil
ausgleicht. Wenn aber die Kolbenkante 2 die Kante o des Hohlraumes
unter Ventil i erreicht hat, hebt der aus dem Kolben B tretende Dampf
das Ventil und es schliefst sich erst wieder, nachdem bei der Be-
wegung des Kolbens B nach rechts die Kolbenkante 2 die Kante 1
des Cylinderkanals überschritten hat; jetzt beginnt die Expansion des
Dampfes. Der Dampfaustritt erfolgt, wenn der Kolben B die Aus-
strömungskanäle dx d3 überschreitet.
Sobald nun die Kante 4 des Kolbens B über die Kante 5 tritt,
öffnet sich das rechts befindliche Ventil i\, und bei der demnächst be-
ginnenden Bewegung des Kolbens nach links findet dasselbe in um-
gekehrter Folge statt.
Der Steuerungskolben h bewegt in der Zeichnung ein Tellerventil;
es kann auch an Stelle der Feder durch einen Luft- oder Gummi-
buffer niedergedrückt werden.
Einen Dampfcylinder, bei welchem die Steuerungskolben direkt
den Dampfeintritt ohne Einschaltung von Ventilen beeinflussen, zeigen
Fig. 7 bis 9 Taf. 6.
Der Dampf strömt wieder durch a und b in den am Ende seines
Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb. 99
Hubes stehenden Kolben Zf, wobei der Steuerkolben h sich in seiner
rechten Endstellung befindet und frischer Dampf durch Kanal m an
dem Kolben h vorbei in den Kanal i und hinter den Arbeitskolben B
strömt, bis bei der Bewegung desselben nach rechts, wenn die Kolben -
kante 2 die Cylinderkante 77 überschreitet, der Dampf abgeschnitten
wird und die Expansion beginnt. Bei der Weiterbewegung des Kolbens B
findet kurz vor dem Ende seines Hubes die Voreinströmung dadurch
statt, dafs die Kolbenkante 2j über die Cylinderkante /, tritt; gleich-
zeitig strömt Dampf aus dem Kolben B durch Kanal il auf die Ring-
fläche des Steuerkolbens At, denselben nach links schiebend und Kanal ml
freilegend, so dafs durch den letzteren so lange frischer Dampf hinter
den Kolben B zuströmen kann, bis dessen Kante 2, die Kanalkante 77 j
überschritten hat.
Den Austritt des Abdampfes regelt wieder der Kolben B durch dd3
bezieh. d{ dv
Bei der Fig. 10 bis 12 Taf. 6 veranschaulichten Construction sind
die Steuerkolben mit einander zu einem Hohlkörper hh verbunden,
welcher gleichzeitig die Auslafskanäle regulirt.
In der Fig. 10 gezeichneten Linksstellung des Arbeitskolbens ist
der Steuerkolben h h durch den aus dem Hohlräume des Kolbens B
getretenen Dampf nach rechts getrieben, hierdurch m und Auslafs-
kaual f f2 freigelegt, dagegen der zweite Einlafskanal m{ und Auslafs-
kanal f{ f., überdeckt.
Bei der Bewegung des Kolbens B nach rechts tritt nun wieder
Expansion ein, wenn Kolbenkante 2 die Kanalkante 77 erreicht hat,
während auf der anderen Kolbenseite die Compression beginnt, wenn
Kolbenkante 5 über den Auspuffkanal f getreten ist; bevor der Kolben
seine Endstellung erreicht, wirkt der austretende Dampf auf die King-
fläche des Kolbenschiebers h und wirft denselben nach links, so dafs
Austrittskanal f., und Einlafskanal mt für das neue Kolbenspiel frei
werden. Die mit dem Kolbenschieber durch Stangen verbundenen kleinen
Bufferkolben mildern den Stofs des Steuerkolbens beim Hubwechsel.
Bei einer vierten Variation dieser Steuerung erfolgt, wie Fig. 13
und 14 Taf. 6 erkennen lassen, der Dampfeintritt durch das Rohr aa
in die zu beiden Enden des Dampfcylinders angeordneten kleinen
Schieberkasten b und bl , zugleich aber auch durch das Rohr k in das
Rohr s und durch die hohle, hinten offene Kolbenstange/; in den Arbeits-
kolben /?, welcher wieder in seiner linken Endstellung gezeichnet ist.
Der Dampf tritt durch den linken Eintrittskanal c in den Cylinder, und
wenn nun der Arbeitskolben B bei seiner Bewegung von links nach
rechts die kleine Bohrung 7 im rechten Cylinderende überschreitet, so
strömt aus ß frischer Dampf durch Rohr 7 hinter den Steuerungs-
kolben rf3, denselben nach links schiebend, so dafs nun der Schieber ig
den Ausströmkanal g im rechten Cylinderende schliefst und der Schieber i2
100 Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb.
den Kanal c2 öffnet. Es kann somit der auf den Kolben B während
seiner Bewegung nach rechts wirksam gewesene Dampf durch den
Kanal c, und das Ausblaserohr g ausströmen: je nachdem die Bohrung /
angeordnet wird, kann ein gröfserer oder geringerer Compressionsgrad
erreicht werden.
Der Knaggen x begrenzt die Bewegung der Auslafsschieber i2 und i3
durch die elastischen Stofsscheiben f und fi ; statt dieser kann auch an
der über d2 verlängerten Kolbenstange ein Buffer angebracht werden.
Je nach dem zu erzielenden Füllungsgrade wird mittels einer hier
nicht mitgezeichneten, selbsthätig variablen Vorrichtung, je nach Stellung
des Regulators bei einer bestimmten Stellung des Kolbens B Dampf
vor den Kolben wi, der einen gröfseren Durchmesser als d[ hat, durch
die Oeffnung 5 gegeben und da dieser ebenfalls wie der Kolben d mit
dem Schieber cl verbunden ist, so wird durch Linksbewegung des
Schiebers i der Einströmkanal c geschlossen, wodurch die Expansion
beginnt.
Ueberschreitet der ständig mit Dampf gefüllte Raum o des Kolbens B
die Bohrung 2, so tritt Dampf durch Rohr 2 hinter den kleinen Kolben dx
des rechten Einlafsschiebers i{ , denselben nach links werfend und da-
durch den Einströmkanal cl öffnend.
Dasselbe tindet bei der Bewegung des Kolbens von rechts nach
links statt.
Bei der Dampfmaschine von Harpst, Shong^ Taylor und Bobinson in
Tyler (Texas) (D. R. P. Nr. 48 696 vom 1. Januar 1889) ist namentlich
auf verbesserte Construction der einzelnen Theile und Vermeidung von
Excentern, Schieberventil, Schieberstange, Kolben- und Pleuelstange und
Stopfbüchsen zur Verminderung der Reibung Rücksicht genommen.
Der Kurbelmechanismus liegt im Inneren des Cylinders und der
Kolben erhält durch die Anordnung einer gebogenen Gleitbahn für die
Kurbelschleife, in ähnlicher Weise wie bei der bereits besprochenen
Maschine von H. Lake (1890 276*538) in London, behufs Steuerung
der Maschine eine schwingende Bewegung.
In den Zeichnungen Fig. 15 bis 19 Taf. 6 bezeichnet .4 das mit
dem Cylinder B aus einem Stück gegossene hohle Bett der Maschine,
dessen tellerförmiger,' mit Oel angefüllter Boden zum Schmieren der
Kurbel und der mit ihr verbundenen Theile dient, indem die erstere
bei der Drehung der Welle durch das Oel streicht.
Die Dampfkanäle a münden oberhalb in die Oeffnung ax , welche
nach aufsen führt und mit den Dampfzuleitungsrohren EE{ communicirt,
sie durchlaufen gürtelartig den gröfseren Theil der Cylinderwanduug
und münden innerhalb durch die üellhungen b b in den Cylinder.
Die Austrittsöffnungen D an der unteren Seite des Cylinders, unter-
halb der Längsachse der Eintrittsöffnungen b /;, stehen mittels des hohlen
Maschinenbettes mit dem Auspuffrohr A{ in Verbindung. Die durch-
Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb. 101
gehende Kurbelwelle F führt sich in den mit Stopfbüchsen versehenen
Lagern C des Cylinders, und damit die Bewegung des Kolbens B mög-
lich ist, sind in dem letzteren zwei Schlitze c angebracht: auch ist der
Kolben von einander gegenüberliegenden Dampf kanälen o.2 durchbrochen,
welche durch die Oeffnungen e e, mit dem Cylinder in Verbindung
stehen und eine kurze Strecke in den Kolben hinein gehen, weshalb
an dessen Wandung entsprechende Kanalwandungen b^b^ angegossen sind.
Die in einer Schneckenlinie erfolgende Bewegung des Kolbens wird
dadurch erreicht, dafs die zu beiden Seiten des Kurbelzapfens mittels
der Keil- und Schraubenvorrichtung il k l befestigten, eine gebogene
Kurbelschleife bildenden Schienen Il{ sich mit ihren bearbeiteten
Enden gegen die Wandungen des in seiner Mitte durchbrochenen Kolbens
legen.
Die Schalen K des Kurbelzapfenlagers sind mit Gleitstücken K{
versehen, welche am geeignetsten mittels Zapfen an den Lagerschalen
befestigt sind: diese Gleitstücke passen in die Gleitbahnen der Kurbel-
schleife //[. so dafs die Ein- und Austrittskanäle durch die hin und
her schwingende Kolbenbewegung abwechselnd geöffnet und geschlossen
werden, weshalb dieselben an den beiden Cy linderenden derartig ent-
gegengesetzt angeordnet sind, dafs, wenn der Eintrittskanal an dem
einen Ende geschlossen wird, sich derjenige auf dem anderen Ende
öffnet, und dafs, wenn der Kolben seinen Hub zurückgelegt hat, sei
es auf dem Hin- oder Rückgange, die Auslafskanäle geöffnet werden.
Jean Schoenner in Nürnberg bewirkt in höchst einfacher Weise die
behufs Umsteuerung nothwendige abwechselnde Drehung des mit Yer-
theilungskanälen versehenen Arbeitskolbens (D. R. P. Nr. 47 877 vom
9. December 1888) dadurch, dafs an den beiden Cylinderdeckeln an-
gebrachte schräge Gleitstücke in entsprechende Einschnitte des Kolbens
zu liegen kommen.
Wie Fig. 20 bis 23 Taf. 7 veranschaulichen, trifft beim Anheben des
in der tiefsten Stellung gezeichneten Kolbens B (Fig. 20) dessen Ein-
strömungsschlitz a, auf denjenigen o des Cylinders, und der nun unter
den Kolben strömende Dampf hebt denselben in die Höhe: während
dieses Aufganges stehen die Schlitze b{ und b über einander, so dafs
der über dem Kolben befindliche Dampf frei entweichen kann. Hat
der Kolben zwei Drittel seines Hubes erreicht, so trifft der Einschnitt d
auf das in dem oberen Cylinderdeckel befestigte schräge Gleitstück </,,
und durch die Berührung der schiefen Flächen wird der Kolben so ge-
dreht, dafs der Einströmungsschlitz a. gedeckt wird, der Einströmungs-
schlitz a2 dagegen in die Richtung des im Cylinder liegenden Schlitzes o
zu stehen kommt.
Da der Schlitz a2 nach oben ausmündet, so wirkt der Dampf nun
auf die obere Fläche des Kolbens und drückt denselben herunter, ebenso
ist durch den Schlitz b2 die jCommunication mit b hergestellt, so dafs
102 Schnellgehende Motoren mit Dampfbetrieb.
der unter dem Kolben wirksam gewesene Dampf frei ausströmen kann.
Dieses theilweise Drehen des Kolbens läfst sich auch durch aufserhalb
des Cylinders angebrachte schiefe Flächen erreichen. Durch gröfsere
oder kürzere Länge des Einströmschlitzes a{ kann man die Maschine
mit mehr oder weniger Expansion arbeiten lassen.
Eine Beachtung verdient auch die schnelllaufende Dampfmaschine
von Joseph Acon Arthur in Toledo und Thomas Carlton Garßeld in Cleve-
land (D. K. P. Nr. 45673 vom 23. Mai 1888), bei welcher das Kurbel-
triebwerk völlig vom Mitteltheile des Cylinders umschlossen liegt.
Der Cy linder / trägt, wie Fig. 24 bis 26 Tai'. 7 erkennen lassen,
auf seiner Mitte in getheilten conischen und nachstellbaren Lagerfuttern 18
die gekröpfte Kurbelwelle 17, an deren Zapfen 19 von entgegengesetzten
Seiten her die beiden Schubstangen 21 angreifen. Die breiten Wiege-
bahnen 20 an den Enden dieser Stangen lehnen sich an die Innenseiten
der beiden Kolben 10 an, die durch kräftige Zwischenstege 50 mit ein-
ander fest verbunden sind, und wälzen sich unter Erhaltung einer paar-
schlüssigen Verbindung bei Drehung der Kurbelwelle auf den Kolben.
Durch die Stopfbüchsen 5 der beiden Cylinderdeckel 2 werden die
hohlen Kolbenstangen II geführt, in denen Stangen 12 angeordnet sind,
deren Zähne 15 innerhalb der Kolben etwas vorragen und den Enden
der Schubstangen 21 einen Halt an den Kolben gewähren.
Aufserhalb des einen Lagers sitzt ein mittels des Regulators stell-
bares Excenter mit dem Ringe 51, der durch die Stange 57 mit dem
Hebel 52 der Achse 55 verbunden ist; letztere überträgt mittels Hebel 54
und Zwischengliedes 55 die Bewegung auf die Stange 56 der beiden, die
Maschine steuernden Kolbenschieber 45. Zum Nachstellen der Lager-
schalen 25 sind rahmenförmige Doppelkeile 26 zwischen diese und die
abgeschrägten Enden der Schubstangen 21 eingeschaltet, während die
an den Schalen sitzenden Zapfen 25 in den Schubstangen verschiebbar
sind und auf dieselben drückende Schrauben 27 zum Anziehen der
Keile dienen.
Die Lagerschalen sind aufserdem an den einander zugekehrten
Stellen unter Bildung von Vorsprüngen ausgespart, um die Schiefstellung
der Schubstangen und hierbei einen Eingriff der Vorsprünge der einen
Schale in die Aussparungen der anderen zu gestatten.
Cylinder- und Schieberkolben sind mit zwei in einander gesteckten,
nach aufsen federnden und getheilten Metallringen umgeben, von denen
der aufsenliegende durch ein H -förmiges Schlufsstück, welches an dem
inneren Hinge festgeschraubt ist, an seinen Enden geführt wird.
Das cylindrische Gehäuse 41 für die beiden Kolbenschieber 45 ist
mit dem Dampfcylinder aus einem Stück gegossen; zu beiden Seiten
der einmündenden Kanäle 45 sind leicht auswechselbare Ringfutter 65,
in welchen die Kolbenschieber gleiten, eingesetzt und die Schieber-
stange 56 ist mittels der in Oeffnungen 50 der Deckel 2 eingesetzten
.Maschine zum Glätten von Prefsspänen, Papier, Geweben n. s. w. 103
Stopfbüchsen 51 und Deckel 40 abgedichtet. Der frische Dampf tritt
durch die Oeffnung 48 in das Schiebergehiiuse, während der Abdampf
seinen Weg durch die mit der Ausblaseöffnung communicirenden und
unter dem Gehäuse 41 in einander übergehenden Kanäle 46 nimmt.
Der Regulator ist an der auf der Kurbelwelle sitzenden und zu-
gleich als Schwungrad dienenden Scheibe c (Fig. 27 Taf. 7) angeordnet
und besteht aus den beiden Gewichtsarmen gh, die auf Bolzen drehbar
befestigt sind, welche in Ansätzen d der Scheibe c gelagert und aufsen
excentrische Zapfen e tragen, welche den Excenterträger aufnehmen.
Sobald bei schnellerem Gange der Maschine die Gewichtsarme unter
Gegenwirkung der Federn t ausschlagen, wird das Excenter in Richtung
der Excentricität verschoben und diese dadurch verkleinert, so dafs
geringere Füllung bezieh, keine Füllung gegeben wird, wenn das Ex-
center zur Kurbelwelle conaxial liegt. (Fortsetzung folgt.)
Maschine zum Glätten von Prefsspänen, Papier, Geweben
u. s. w.
Mit Abbildungen auf Tafel 7.
Die durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 47 174 vom 9. Oktober 1888 ge-
schützte Maschine von H. Weidmann in Rapperswyl (Schweiz) bewirkt
das Glätten mittels einer Rolle aus Achat, Silicat, Hartgufs o. dgl. in
der Weise, dafs sie über den auf einen geheizten polirten Tisch ge-
spannten Stoff unter Federdruck hin und her geführt wird, ohne sich
dabei zu drehen. Nach jedem Ueberschreiten des Tisches aber wird
die Glättrolle vom Stoff' abgehoben und behufs Gewinnung einer neuen
Arbeitsfläche weitergeschaltet.
Die Hin- und Herbewegung der Rolle wird durch wechselnde Ver-
kuppelung des die Rolle tragenden Schlittens mit dem oberen und
unteren Zuge eines endlosen Bandes, das Hochheben der Rolle an den
Bahnenden durch Auflaufen des die Rollenlager tragenden Gestelles
auf Keilebenen erzielt. Dieses Hochgehen bringt das Schaltwerk zur
Drehung der Rolle in Betrieb. Die Weiterbewegung des zu glättenden
Stoffes wird bei der seitlichen Bewegung durch das Anstofsen an einen
Stellring bewirkt. Der zu behandelnde Stoff ist auf einem Rahmen
durch federnde Klemmbacken aufgespannt, die alle zugleich lösbar sind,
sobald der Rahmen in seiner Endstellung selbsthätig die Glättrolle an
einem Bahnende festgestellt hat. Unmittelbar vor dem Arbeitswerkzeug
wirkt ein Prefsfinger behufs Glättung und Spannung des Stoffes auf
den Tisch: derselbe wird beim Weiterführen des Stoffes von demselben
abgehoben.
Die constructive Ausführung der Maschine ergibt sich aus den
Fig. 1 und 2 Taf. 7. Das Gestell A der Maschine besteht aus den
104 Maschine zum Glätten von Prefsspänen, Papier. Geweben u. s. w.
beiden Böcken 4, welche durch die Führungsbalken B des Schlittens D
und durch den mit Dampf geheizten Glätttisch C verbunden sind. Der
wagerecht bewegliche Schlitten D trägt vier durch einen Kopf ver-
bundene senkrechte Führungslineale E. Zwischen je zwei gegenüber-
stehenden dieser Lineale gleitet das aus den zwei oben durch einen
Kopf verbundenen Flachschienen F bestehende Traggestell der Rolle G.
Dieses Gestell wird durch eine zwischen seinem und dem Linealkopf
wirkende Feder nach unten geprefst. Ein Handrad gestattet die Locke-
rung der Feder, während die Stellmutter I einen Aufschlag des Steines
auf den Heizkörper bezieh, eine zu tiefe Senkung des Steines ver-
hindert. Die Flachschienen F sind an ihrem unteren Ende gleichfalls
verbunden und tragen die Rolle G, in deren Schneckenrad die Schnecke
auf der Achse s eingreift. An dem Schlitten I) ist der Klemmmecha-
nismus zum abwechselnden Verbinden des Schlittens mit dem unteren
und oberen Zug des in der Pfeilrichtung von der Scheibe L angetrie-
benen Stahlbandes K befestigt. Die beiden Zahnstangen M tragen an
ihren Enden die Klemmplatten, von welchen durch Rechtsdrehung der
Welle N mit Zahnrad das untere Paar den unteren Zug des Bandes,
durch Linksdrehung das obere Paar den oberen Zug fafst. Die Dre-
hung der Welle N wird durch Anstofsen des mit ihr verbundenen
Gabelarmes P an die Stellringe 0 bewirkt, welche auf einer axial
elastisch etwas verschiebbaren Stange angeschraubt sind.
Die Elasticität dieser Lagerung wird ganz ausgenutzt durch das
Vorhandensein eines Gewichtes Q, welches immer beim Anstofsen an
die Stellringe und Drehung der Achse herumgeworfen werden mufs
und die Pressung der Klemmplatten bewirkt. Es wird auf diese Weise
ein stofsfreier Gang beim Lösen und Spannen der Klemmen gewährleistet.
Jedesmal an dem Ende seiner Bahn läuft das Gestell FF ent-
gegen dem Federdruck mit seiner Rolle H auf eine der an der Spin-
del r verstellbaren Keilbahnen R R auf und hebt so die Rolle G von
dem Tisch ab, damit sie frei schwebend eine kleine Drehung erhalten
kann. Diese wird durch die Schnecke hervorgebracht, auf deren
Achse s ein Sperrrad befestigt ist, welches durch das Hochgehen des
Gestelles Ff an die Sperrklinke t anschlägt und sich so ein bifschen
dreht und dadurch auch eine sehr kleine Drehung der Rolle G bewirkt.
Die Bewegung zum Verschieben des zu glättenden Stoffes wird
von Stellringen eingeleitet, die auf einer wagerecht geführten Stange S
festsitzen und diese beim Anschlagen der an dem Schlitten festen
Gabel T bewegen. Durch einfache Hebelübersetzung werden so die
Sperrklinken U U bewegt, die das Sperrrad u drehen. Mit diesem auf
derselben Welle fest sitzt die Rolle V. Ueber diese legt sich das
rauhe Band v, dessen beide Enden an den gegenüberliegenden Seiten
des Aufspannrahmens W befestigt sind, so dafs sich bei Drehung der
Rolle das Band und mit ihm der Rahmen W bewegt. Dieser kommt
Neuere Schleifmaschinen. 105
über die Rollen Z zu der Maschine und ist in Schlittenführung geführt.
Er trägt an seinem Rande Klemmen mit U-förmigen, federnden Backen u>,
die durch Schrauben zusammengedrückt werden. Um das Ein- und
Ausspannen an dem ganzen Stoffraud zugleich zu bewirken, sind alle
Schrauben der Klemmbacken mit Zahnrädern versehen, die von einer
Schakenkette k umschlungen und bewegt werden.
Es ist noch die automatische Ausrückvorrichtung zu beschreiben,
welche den Schlitten an einem Bahnende stillstellt und auch den Preis -
tinger Y vom Stoß' abhebt, sobald der Rahmen W an einer beliebig
wählbaren Stelle angekommen ist. Dieser Rahmen trägt einen ver-
stellbaren Anschlag a, welcher eine Stange X um eine parallele Achse
dreht, aus der punktirten Stellung (Fig. 2) in die ausgezogene. Hier-
durch kommt die Stange X, die sich über die ganze Maschinenbreite
erstreckt, unterhalb der Rolle n des Hebels m der Achse N zu liegen
und verhindert so das vollständige Ueberkippen des Gewichtes Q an
einem Bahnende durch das Anschlagen der Rolle n an die Stange X.
Es wird dann auf diese Weise nur die Verbindung der Klemmen M M
gelöst, ohne dafs eine neue zu Stande kommt, und der Schlitten steht
an einem Bahnende mit hoch gehobener Rolle G still. Da der Prefs-
finger Y gleichfalls gehoben ist, kann nun das Einspannen der Stoffe
u. s. w. ohne Schwierigkeit stattfinden.
Der Betrieb der Maschine ist aus der Beschreibung schon ersicht-
lich. Der glänzend zu machende Stoff wird in den Rahmen W ein-
gespannt oder es wird eventuell, wenn er einen endlosen Streifen bildet,
die Schaltbewegung einer den Stoff aufwickelnden Walze ertheilt, der
Stoff gleitet über den geheizten Glättetisch C unter dem mit Stoff um-
wickelnden Prefsfinger Y durch, welcher zum Glattlegen und Falten-
vermeiden, wie auch zum Entfernen von Staub auf der Arbeitsfläche
bestimmt ist. Die Rolle G streift über den Stoff hinüber und herüber,
geht an jeder Stoff kante in die Höhe und dreht sich ein wenig; wäh-
rend dieser Zeit findet die Fortbewegung des Stoffes statt. Ist der
Rahmen ganz unter der Rolle durchgewandert, so stellt sich die Ma-
schine automatisch still und der Rahmen kann zurückgeführt und neu
bespannt werden.
Neuere Schleifmaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 7.
Th. Mc Grattis Schleifmaschine mit federnder Spindellagerung.
Um dem Schleifrade bezieh, dessen Spindel einige Nachgiebigkeit
zu geben, damit sowohl beim Abschleifen schwacher Plattenränder ein
Ausbrechen derselben vermieden werde, als auch Stöfse u. s. w. beim
Auftreten stärkerer Widerstände zu mildern und dadurch die Schmirgel-
106
Neuere Schleifmaschinen.
scheibe zu schonen, sind die Spindellager der iu Fig. 3 und 4 Taf. 7
nach American Machinist , 1889 Bd. 12 Nr. 47*8. 1, nachgebildeten
Schleifmaschine derart federnd angeordnet, dafs diese Federkraft be-
liebig geregelt bezieh, ganz aufgehoben werden kann.
Das Spindellager besteht aus einem Federgehäuse «, welches auf
dem Querbalken des Maschinenfufses eingegossen ist. Der Lagerkörper c
wird mittels eines durchgehenden Schraubenbolzeus b gegen zwei obere
Rundfedern gedrückt, indem durch Verdrehung einer Kammscheibe d
der Stützpunkt verstellt wird, so zwar, dafs bei der gezeichneten Lage,
also in der Hochstellung des Lagers, die Federkraft völlig frei wirken
kann. Wird hingegen bei einer Linksdrehung der Kammscheibe der
Lagerkörper bis zum oberen Rande des Federgehäuses niedergestellt,
wobei die untere Gegenfeder unterstützend wirkt, so wird dadurch eine
starre Lagerstellung erhalten.
Bemerkenswerth ist die sachgemäfse Ausführung der Spindellager,
wobei auf Oelung und Schutz der inneren Lagertheile möglichste Rück-
sicht genommen ist.
Die mit zwei fliegenden Schmirgelrädern versehene Maschine be-
sitzt blofs einfache Auflagen, welche in Winkelstützen gehalten, in
loth- und wagerechter Richtung stellbar und dem Durchmesser des
Schleifrades angepafst werden können.
Erbauer dieser Schleifmaschine ist The Cohoes Iron Foundry and
Mach ine Co. in Cohoes, New York.
Sterlings Flach-Schleifmaschine (Fig. 3).
Ein gewöhnlicher Spindelstock mit fliegender Schleifscheibe ist auf
einem Säulenständer aufgeschraubt, während an dessen lothrechter Vorder-
führung ein Tischwinkel gleitet.
Auf diesem ist mittels Schrau-
benspindel und Handrad ein
Schlitten verschiebbar, wäh-
rend die den eigentlichen Tisch-
schlitten tragende Führungs-
platte Winkeleinstellungen bis
30° gegen die Wagerechte er-
halten kann, wozu zwei seit-
liche Schlitzbögen dienen. Die
Tisch Verschiebung während des
Schleifens wird durch Hand-
hebelbetrieb erhalten, indem
mit dem vorderen Handrade
der Schlitten nachgestellt
wird. Nach Industries, 1889
Bd. 7 * S. 512. ist The Sterling
Neuere Schleifmaschinen .
107
Emerij Wheel Company in New York, 17 Dev Street. Erbauer dieser
Maschine.
Slack's Schleifmaschine (Fig. 4).
Nach The Engineer, 1889 Bd. 68 * S. 136, ist die Schleifscheibe aus
Keilstücken zusammengesetzt, welche je nach dem Arbeitszwecke aus
Sand- oder Quarzsteinen oder aus Schmirgelblöcken bestehen können,
die mittels eines Reifens in die Zahnlücken des Scheibenkörpers eiu-
geprefst werden.
Eine Eigenthümlichkeit dieser Maschine besteht in der Schräg-
stellung des ganzen Spindelstockes gegen die Wangenkante, welche
vermöge eines Kettenzuges erhalten wird, welches ein Schneckentrieb-
Fig. t
werk am Spindelrücktheil bethätigt, womit eine Verdrehung des Spindel-
stockes um dessen mittleren Spanubolzen verbunden ist, während vermöge
des gröfseren Handrades der Spindelstockschlitten und mit demselben
der ganze Spindelstock gegen das Werkstück vor und zurück geschoben
werden kann.
Winkelrecht zum Spindelstockbett ist eine lange Querwauge an-
geschraubt, auf welcher der Aufspannschlitten bewegt wird.
Dieser trägt in zwei Seitenlagern stellbar die eigentliche Aufspann-
platte, so dafs hierdurch Schrägflächen in der Weise angeschlitlni
werden können, dafs bei einer rechts- oder linksseitig gewählten Schräg-
lage des Spindelstockes die Schleifscheibe nur mit ihrer Randkante
wirkt und zwar bei gleichbleibender Drehrichtung entweder nach ab-
wärts oder nach aufwärts schleifend.
Mit dieser Schleifmaschine ist insbesondere das Abrichten von Eisen-
oder Stahlgufsstücken beabsichtigt, wobei Flächen bis 250 und 300mm
Höhe auf einmal bearbeitet werden können.
In der Quelle wird angegeben, dafs die einfache Bearbeitung der
Stirnflächen an Gufsrohrflanschen nur ein Sechstel der Kosten der Dreh-
108
N. uere Schleifmaschinen.
bankarbeit verursacht. Tasker, Sons and Co., New Station-road, Shef-
tield in England, bauen dieses Schleifwerk.
Fay's /Jobelmesser-Schleifmaschine (Fig. 5).
Eine hübsche Formgebung weist diese, dem American Machinist.
1889 Bd. 12 Nr. 44 * S. 3, nachgebildete Messerschleifmaschine von
7. .4. Faxj and Co., Cincinnati, Ohio, auf.
Es gewährt namentlich der sowohl im Fufs als auch in der oberen
Schlittenführung stark ausladende Hohlgufsständer dem Antriebe einen
ruhigen Gang, wie auch dem Schlitten eine sichere Führung, wodurch
eine geradlinige und richtige Zuschärfung des Hobelmessers leicht er-
Fig. 5-
reichbar wird. Es ist auch aus diesem Grunde die um Stirnzapfen
schwingende Aut'spannplatte etwas massig ausgeführt, damit möglichst
alle Schwingungen, die durch ungleichen Angriff des Schleifrades auf-
treten könnten, für den Schleifvorgang unschädlich verlaufen. Diese
Maschine wirkt mit der Stirnfläche eines sogen. Tellerschleifrades, wo-
durch ebene Schleifflächen erzeugt werden. Der Schleifwinkel ;wird
bei Hobelmessern für die Bearbeitung weicher Hölzer annähernd 25°,
für harte Hölzer etwas gröfser angenommen.
Besondere Sorgfalt ist auf die Anordnung der Antriebscheiben an-
gewendet, welche in doppelseitiger Lagerung laufen, wodurch eine
richtige Lage der Spindeln und ein ruhiger Gang derselben gewähr-
leistet wird.
Neuere Schleifmaschinen.
109
Die selbsthätige Schlittenbewegung wird nach Art der Hobel-
maschinenantriebe mit einem über drei Scheiben geführten Steuerriemen
durchgeführt, wobei die vorderen Anschlagklötzchen am Schlitten die
Hubbegrenzung und Umsteuerung besorgen.
Diese Maschine ist für Hobelmesser bis 800mm bemessen und mit
geringen Abänderungen auch zum Hohlschleifeu einzurichten.
Die abzuschleifenden Hobelmesser werden an den Spannschlitzeu
der Schwingplatte angeschraubt, während zwei Anschlagplättchen die
richtige Einstellung erleichtern (vgl. Oppenheim, 1888 269*415 und
1889 273*454).
Sterling' s Messer Schleifmaschine ^Diamond" (Fig. 6).
Bei dieser Schleifmaschine wirkt das unmittelbar angetriebene
Schleifrad mit der Mantelfläche, indem das auf einer Schwingplatte
aufgeschraubte Messer in annähernd wagerechter Lage an den unteren
Bogentheil des Schleifrades v- 6
angestellt und durch die ein-
geleitete Tischbewegung längs
desselben verschoben wird.
Je nach der gewählten
Einstellung der Schwingplatte
mit Neigung nach aufwärts
oder abwärts kann das Messer
geschliffen oder abgezogen
werden, indem die Schneid-
kante des Messers der Dreh-
richtung des Schleifrades ent-
gegengestellt wird oder von
derselben abgewendet ist. In
beiden Fällen wird die Schleif-
fläche des Messers dem Schleif-
radkreise entsprechend hohl-
geschliffen.
Die Neigung der in Seiten-
lagern drehbaren Schwingplatte wird durch eine mittlere Stützschraube
geregelt, während die Anstellung an das Schleifrad durch Lagerver-
schiebung mit Schraubenspindeln erreicht wird.
Der selbsthätige Tischbetrieb wird mittels eines über drei Scheiben
geführten Riemens von der Schleifradspindel abgeleitet, sowie das zum
Nafsschleifen benöthigte Wasser mittels einer Fächerpumpe in den Helm-
stulzen an die Schleifstelle gedrückt wird, wobei der Standfufs der
Maschine als Wasserbehälter dient.
Rundstab-Schleifmaschine (Fig. 7).
Im American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 35 * S. 5, ist eine von der
110
Neuere Schleifmaschinen.
Spring field Glue and Etnery Wheel Co. in Springlield, Mass., gebaute
drehbankartige Maschine ausgeführt, welche zum Schleifen von Rund-
stäben, Handstangen, Walzen u. dgl. bis 6Ö0I11,n Durchmesser und
2240mm Werklänge bestimmt ist.
Diese Maschine besteht aus einer trogförmigen 3660mm langen
Wange, einem Spindelstock ohne Rädervorgelege und einem Reitstock,
Fig. 7.
welcher mit Rücksicht auf das Querstellen zum Behufe des Kegelschleifens
besonders breit ausgebildet ist.
Ebenso ist der Schlitten mit aufserordentlich langen Führungs-
lappen versehen, weil derselbe mit gröfserer Geschwindigkeit von einem
unabhängigen Riemenwerke nach Art der Hobelmaschinen in hin und
her gehender selbsthätiger Hubbewegung bethätigt wird. Auf diesem
befinden sich zwei selbständige Schleifradwerke, deren Räder (bis 500mm
Durchmesser) gegensätzlich umlaufen, von besonderen Deckentrommeln
getrieben und vermöge zweier im Schlitten befindlichen Schrauben-
spindeln an das kreisende Werkstück angestellt werden.
Selbsthätige Hubbegrenzung und Umsteuerung der Schlittenbewegung,
sowie Abstellung und Schlittenverschiebung durch Handbetrieb sind selbst-
verständlich.
Das Werkstück wird zwischen Spitzen oder auch in Setzstöcken
und dann mit Planscheibe gehalten, sowie zum Ausschleifen von Boh-
rungen ein kleines am Fufsboden (Fig. 8) liegend dargestelltes Schleif-
rad vorgesehen ist, welches am Schlitten aufgesetzt wird.
Die 63mm starke Bewegungsspindel ergreift den Schlitten in der
Mittellinie der Wange und möglichst hoch an der Führungsfläche. Diese,
sowie sämmtliche Bewegungstheile sind gegen Schleifstaub und Schlamm
möglichst gut geschützt, die Maschine mit allen zum Nafsschleifen er-
forderlichen Einrichtungen ausgerüstet.
Fräser-Schleifmaschine (Fig. 5 bis 8 Taf. 7).
Von der Cincinnali Milling Machine Co. in Cincinnati, Ohio, wird
nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 45 * S. 1 und 2, eine Schleif-
Neuere Schleifmaschinen. Hl
maschine gebaut, welche hauptsächlich zum Schärfen von Fräserwerk-
zeugen, Reibahlen u. s. w. bestimmt ist (vgl. Heinecker, 1886 260*113.
Brown und Sharpe, 1886 261 * 157).
Um die Spannung des Treibriemens zu regeln, ist der Spindelstock
mit den zwei fliegend angeordneten Schleifrädern auf dem Kopfe des
Säulenständers zum Verschieben eingerichtet, während das die Tisch-
theile tragende Rohr um diese Säule drehbar eingerichtet ist, wodurch
das Fräsewerkstück in jede gewünschte Lage zu den beiden Schleif-
rädern gebracht werden kann.
Zu diesem Behufe ist an das bereits erwähnte Säulenrohr eine
wagerechte Kolbenführung seitlich angeschlossen, in der ein Kreuzkopf
stellbar ist, welcher die in der Höhenrichtung verschiebbare mit einer
Zapfenverlängerung ausgebildete Führungswange trägt.
Auf dem darauf befindlichen Schlitten ist ein Drehtisch angeordnet,
welcher einseitig zu einem rechteckigen Aufspauntische ausgebildet ist,
auf welchem eine eigentümlich ausgestaltete Aufspannvorrichtung (Fig. 6
und 7), sowie nach Bedarf noch ein kleiner Reitstock angebracht werden
können. Diese Vorrichtung ermöglicht durch die zwei winkelrecht zu
einander stehenden Drehstücke eine Universaleinstellung der Werkstück-
achse zur Tischkante sowohl, als auch vermöge der vorerwähnten Theile
zu jedem der beiden Schleifräder.
Die abzuschärfenden Fräser, welche zwischen Spitzen eingespannt
oder auf einem Spindelkopfe fliegend aufgesteckt sind, erfordern je
nach Lage und Richtung der Fräseriffen oder je nach der Körperform
des Fräsers selbst eine entsprechende Einstellung der Tischtheile, welche
aber stets der Bedingung entsprechen mufs, dafs die längs des Schleif-
rad umfanges geführte Riffenkante des Fräsers in stetiger und gleich-
mäfsiger Angriffsstärke auch stets einen gleichen Schleifwinkel ergebe,
ohne dafs eine andere als eine einfache Schlittenverschiebung während
des Schleifers nothwendig werde und die Umhüllungsform des Fräsers
in keiner Weise beeinträchtigt wird.
Diese bei gerade gerifften Kolben- sowie Kegelfräsern und Reib-
ahlen leicht zu erfüllende Bedingung führt zu Erschwernissen, sobald
die Riffen gewunden sind, weil das Schleifen der Rückenfläche einer
Riffe, um weitere Umständlichkeiten zu vermeiden, gewöhnlich bei fest-
gelegtem Fräser stattfindet.
Eigentlich könnten Fräser mit gewundeneu Riffen nur dann genau
nachgeschliffen werden, wenn man die beim Fräsen der eigentlichen
Riffe gebrauchten Schlitten- und Spindelbewegungen der Tischtheile
auch auf die Schleifmaschine übertragen würde, so dafs die daraus er-
folgende Schlufsbewegung die gleiche Schraubenlinie wäre.
Das setzt aber voraus, dafs man beim Schleifen der einzelnen Fräser
auch das Bildungsgesetz ihrer Riffen kennen müfste, was unbedingt fin-
den rascher durchzuführenden Schleifvorgang viel zu umständlich ist.
112
Trotter'a Compensationsthermonieter.
Um diesen Schleifvorgang in einfacher Weise durchzuführen, be-
nutzt man eine Fräserriffe als Leitcurve, indem durch eine zusätzliche
Drehkraft (Gewicht u. s. w.) der Fräser beständig gegen einen fest-
stehenden Leitzahn gedreht wird, so dafs bei der nun erfolgenden
Schlittenbewegung die Berührungsstelle des Schleifrades der Rücken-
fläche der Riffe genau folgen kann. Dem sogen. Scharfschleifen neu
hergestellter Fräser mufs aber das Rundschleifen vorangehen, was durch
Kreisung des Fräsers bei fortdauernder Schlittenbewegung durchgeführt
wird (vgl. Reinecker, 1886 260*113).
Bei der in Rede stehenden Schleifmaschine der Cincinnati Co. ist
eine selbsthätige Drehbewegung des Fräserwerkzeuges wegen der weit-
läufigen Verstellbarkeit der Tischtheile und der leichten Bauausführung
derselben ausgeschlossen und zu umständlich, deshalb werden die Fräse-
riffen auch einzeln nachgeschliffen, wie dies in den Fig. 5 bis 8 dar-
gestellt ist, wobei eine eingehende Beschreibung derselben überflüssig
erscheint. Pr.
A. Trotter's Compensationsthermonieter.
Mit Abbildung.
Dieses Instrument, welches den Zweck hat, die Temperatur eines
Raumes an einer von diesem entfernten Stelle anzuzeigen, soll sich
nach Engineering , 1890 S. 419, in Bierbrauereien, auf Schiffen u. s. w.
recht nützlich bewähren. Dasselbe besteht, wie die schematische Skizze
zeigt, in einer langen Metallröhre rr von geringem
Rauminhalte, welche an dem Orte, dessen Temperatur zu
ermitteln ist, in ein spiralförmiges Gefäfs D ausläuft, und
da, wo die Temperatur angezeigt werden soll, in ein Ther-
mometer C endigt. Die ganze Röhre, mit Ausnahme des
oberen Theils von 6\ ist mit gefärbtem Weingeist oder
Methylalkohol gefüllt. Danach würde durch den Stand der
Weingeistsäuie in C die Gesammtheit der in dem Gefäfs D
und in der ganzen Röhrenlänge stattfindenden Ausdehnungen
und Zusammenziehungen der Flüssigkeit gemessen. Da aber
diese Länge mehrere hundert Fufs be-
tragen und durch Räume von sehr
verschiedener Temperatur sich er-
strecken kann, so würde eine un-
genaue Temperaturangabe an jener
entfernten Stelle die Folge sein, wenn
nicht dafür gesorgt wäre, diesen
Fehler durch folgende sehr einfache
Vorkehrung auszugleichen. Dicht neben der Verbindungsröhre r r
läuft Dämlich, von einem neben dem Thermometer C angebrachten Glas-
Maldant's Manometer zur Messung vielfacher niederer Spannungen. 113
rohr B ausgehend, eine ganz gleiche und ebenfalls mit gefärbtem Wein-
geist gefüllte Röhre s$, jedoch ohne Gefäfs. Der Flüssigkeitsstand in B
ist daher das Mafs sämmtlicher Temperaturen jener Räume, durch
welche diese zweite Röhre ihren Weg nimmt. Ein zwischen B und C
angebrachter senkrechter Schieber enthält an der linken Seite die Scale
für das Thermometer C, während rechts ein Pfeil A gravirt ist. Letzterer
wird vor Ablesung der Temperatur auf die Weingeistkuppe der gefäfs-
loseu Röhre eingestellt. Das Heben oder Senken der Scale geschieht
daher in genauem Verhältnifs zu der als Folge des Temperatureinflusses
auf den Röhrenstrang r s auftretenden Verlängerung oder Verkürzung
der Flüssigkeitssäule, wodurch der Zweck der Compensation erreicht
und der Thermometerstand derselbe ist, als läge zwischen dem Ther-
mometer C und seinem Gefäfse D gar keine Entfernung.
E. Maldant's Manometer zur Messung vielfacher niederer
Spannungen.
Mit Abbildung.
Das Problem, in einem einzigen, soliden und ökonomischen Apparate
die Anzeigen einer beliebigen Anzahl von Manometern zu vereinigen,
wie dieses z. B. bei Gasfabriken wünschenswerth erscheint, hat nach
' "' j! I, I; |i j| |[ '.'.'Jj '!! .i j " |j "■ j| f
l.Jlvlw'l:.:il
einer Mittheilung der Revue Industrielle, 1890 S. 17.".. E. Mnldant durch
folgende Construction gelöst. Die Textfigur stellt ein ..Taftlmnnomeler-
von 12 Röhren für ebenso viele Spannungen dar. (Ein entsprechend ein-
Uinsler's polyt. Journal Bd. 277 Nr.3. 1890/111. 8
114 Ueber die neuesten Erfahrungen an Verbundlocomotiven.
gerichtetes \<>n - Röhren für 2 Spannungen kann zur Bestimmung von
Druck und Absorption beim Ein- und Ausströmen des Gases dienen.)
Der Apparat besteht in einem rechtwinkeligen Behälter aus emaillirtem
Gul's, welcher an seiner Vorderseite durch eine mit zwischengelegten
Kautschukstreifen aufgeschraubte Spiegelscheibe wasserdicht geschlossen
ist und ebenso viele Manometerröhren enthält, als verschiedene Sp:iu-
nun^en zu messen sind. Die unteren Enden dieser Röhren sind offen
und stehen also alle in freier Verbindung mit einem und demselben
w übergefüllten Raum, während ihr oberer Theil mit einem Hahn ver-
sehen ist, welcher die betreffende Zuleitung mit der Röhre verbindet.
Die von oben nach unten graduirten Scalen sind auf der Aufsenseite
der Glastafel verschiebbar angebracht, so dafs die Nullpunkte auf den
Wasserspiegel des Behälters eingestellt werden können. Das Raumver-
hältnifs zwischen dem Behälter und den Manometerröhren ist ein solches,
dafs das durch den Gasdruck aus den letzteren verdrängte Wasser den
Wasserstand im Behälter nur um ein sehr Geringes erhöht.
Will man nun das System in Wirksamkeit setzen, so braucht man
nur den Nullpunkt jeder Scale auf den Wasserspiegel des Behälters
einzustellen, um sofort den Werth der Spannungen und ebenso ihren
Unterschied ablesen zu können. Zur Erleichterung dieser Ablesung
gehören die Röhren dem von G. Martin construirten Typus „Photophoi"
an und zeigen den Wassermeniscus sehr hübsch mittels eines rothen
Bandes. Es verdient hervoi-gehoben zu werden, dafs die hinter der
Glastafel eingeschlossenen Manometerröhreu gegen Erschütterungen ge-
schützt sind und, da sie nur an dem einen Ende festsitzen, sich frei
ausdehnen können, wodurch neben einer erheblichen Reduction der
Unterhaltungskosten ihre Reinigung bedeutend erleichtert wird. Man
braucht in der That nur zwei Schrauben zu lösen, um sämmtliche
Röhren auf einmal herausnehmen zu können.
Ueber die neuesten Erfahrungen an Verbundlocomotiven.
Das wachsende Interesse, welches seitens der Eiseubahnverwaltungen
und Locomotivconstrueteure den seit ungefähr 5 Jahren eingeführten,
nach dem Verbundsystem arbeitenden Locomotiven entgegengebracht
wird, hat nach den bisher ganz allgemein angestellten Beobachtungen
seinen Grund in den vermeintlichen Vorzügen dieser Maschinen den
gewöhnlichen Locomotiven gegenüber, als welche hauptsächlich ge-
ringerer Brennmaterialverbrauch, geringerer Funkenauswurf und gröfsere
Leistungsfähigkeit bezeichnet werden.
Diese Annahmen sind indefs durch unlängst zum erstenmale zu-
nächst an einer Verbund- und einer Normal-Schnellzugslocomotive der
preufsischen Staatsbahnen angestellte wissenschaftliche Versuche zum
Ueber die neuesten Erfahrungen an Verbundlocomotiven. 115
Theil nicht bestätigt worden: dieselben haben aber gleichzeitig und
über Erwarten die hohe Wichtigkeit der Verhältnisse des sogen. Aus-
puff- oder Blasrohres für die Anfachung des Feuers im Locomotivkessel
in klares Licht gestellt.
Wie die Deutsche Bauzeitung, 1890 Heft 28 * S. 168, berichtet, ge-
schah die Prüfung unter sonst gleichen Verhältnissen während längerer
Zeit mit einem Sonderzuge von 50 Achsen, der abwechselnd mit einer
Verbund-Schnellzugslocomotive von 12 ' Ueberdruck und einer normalen
Schnellzugslocomotive von nur 10;" Dampfüberdruck mit Geschwindig-
keiten von 10 bis 90km in der Stunde und bei ganz geöffnetem Regulator
mit Cy linderfüll ungen von 0,1 bis etwa 0,7 befördert wurde.
An jedem der betreffenden Dampfcylinder beider Locomotiyen
wurden durch Indicatoren eine ganze Reihe von Diagrammen über die
geleistete Dampfarbeit abgenommen und aus diesen später der wirk-
liche Dampfverbrauch ermittelt; ein Geschwindigkeitsmesser verzeichnete
gleichzeitig die Zuggeschwindigkeit und ein Vacuummesser die Luft-
verdünnung in der Rauchkammer. Die Verbundlocomotive hatte eine
AuspuffÖffhung von 144mm Durchmesser, deren Querschnitt 10,7 Proc.
vom Hochdruckkolben betrug, während die Normallocomotive eine
Auspuiiotluung von nur 120mm Durchmesser und einen Querschnitt von
nur 9 Proc. eines Dampf kolbens hatte. Die Folge davon war, dafs
bei der Normallocomotive mit 10at Dampfdruck, 0,25 Füllung und 50km
Zuggeschwindigkeit 7 bis 8cm Wassersäule Luftverdünnung in der
Rauchkammer erzielt wurde, dagegen die Verbundlocomotive mit 12
Dampfdruck unter gleichen Verhältnissen nur 21/2cm Wassersäule Luft-
verdünnuug ergab. Die Normallocomotive lieferte in der Stunde 40 bis
45k Dampf auf l'\m Heizfläche, während die Verbundlocomotive höch-
stens bis 30k erzeugte; als die letztere einen engeren Auspuff erhielt,
stieg die Luftverdünnung in der Rauchkammer und die Verdampfung-
genau so wie bei der normalen Maschine. Die an den Cylindern der
Verbundlocomotive und einem Cvlinder der Normallocomotive zahlreich
abgenommenen Diagrammcurven ergaben eine ganze Reihe von schätzens-
werthen Resultaten, namentlich über die Expansionsverhältui>M\
Die anderen sehr wichtigen Ergebnisse aus den Beobachtungen und
Aufzeichnungen sind die folgenden:
1) Der Rückdruck des verbrauchten Dampfes auf die betreffenden
Kolben zeigte sich vom Füllungsgrade und der Fahrgeschwindigkeit an
beiden Locomotiven gleich abhängig.
2) Die vermuthete Dampfersparnifs, wie Milche au Güterzugloco-
motiven beobachtet worden ist, hat sich an der Versuchs Verbund-
locomotive nicht nachweisen lassen.
3) Das normale Verhältnifs der Durchmesser der beiden Cvlinder
der Verbundlocomotive ist nur bei einem Füllungsgrade zu erreichen,
auch die Fahrtre-chwindiskeit ändert dasselbe.
llfi Ueber die neuesten Erfahrungen an Verbundlocomotiven.
4) Für eine Reihe von Füllungsgraden zeigten daher die beiden
Cylinder der Yerbundlocomotive nicht unwesentliche Unterschiede in
den Arbeitsleistungen.
5) Der grofse Unterschied der Luftverdünnung in der Rauchkammer
der Verbundlocomotive gegen diejenige in der Rauchkammer der
Normallocomotive, welche dreifach mehr erzielte, zeigt den hohen
Einfluß der Gröfse der Auspufföffnung bei der Verbrennung im Kessel.
Nach den allgemein gemachten Erfahrungen findet bei den Verbund-
locomotiven ein Funkenwerfen gar nicht oder bei den schwersten Zügen
doch nur in ganz geringem Mafse statt und daraus kann geschlossen
werden, dafs die Verbrennung in deren Kesseln bei erheblich geringerer
Luftverdünnung in der Rauchkammer vor sich geht: auch hat sich ge-
zeigt, dafs die Dampferzeugung für die schwersten Züge ausreichend ist.
Hierdurch wird also bewiesen, dafs auch bei geringem Vacuum
eine genügende Dampferzeugung erzielt werden kann, wenn sonst das
Feuer mit der nöthigen Sorgfalt behandelt wird: auch der Minder-
verbrauch an Kohle, welchen man bisher ganz allein dem Verbund-
system als solchem in Rechnung gestellt hat, ohne vorher genau geprüft
zu haben, welchen bedeutenden Antheil verbesserte Auspuffverhältnisse
daran haben können, ist zum grofsen Theil hierauf zurückzuführen.
Jedenfalls werden weiter fortgesetzte wissenschaftliche Versuche die
Feststellung dieses Antheils ergeben und damit wohl die, viele Eisen-
bahnverwaltungen beschäftigende Frage, ob die Vorzüge des Verbund-
systems bei Locomotiven wirklich so grofs sind, dafs demnächst sämmt-
liche Locomotiven nach denselben herzustellen sein würden, ihrer Er-
ledigung etwas näher rücken.
Es wird diese Festsetzung um so weniger zu vermeiden sein, als
man in England, ohne das Verbundsystem anzuwenden, lediglich durch
Aenderung der Auspuffverhältnisse allein auch mit gewöhnlichen Loco-
motiven erheblich gröfsere Kohlenersparnifs erzielt hat, als die all-
gemeinen Erfahrungen angeben.
Nach dem Bericht des Prof. Salomon über die Locomotiven auf der
Pariser Weltausstellung 1889, in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenietire, 1889 Heft 52 * S. 1236, hat der Locomotiv-Direktor der
London- und Südwestbahn, Adams, bereits vor einigen Jahren die Con-
struction eines ringförmigen Auspuffrohres angegeben, dessen Ausström-
öffnung ungefähr in Höhe der oberen Siederohrreihe liegt; der hohe
Dampfstrahl wirkt jetzt aufser wie sonst auch noch auf den Innen-
raum des Ausstnmirohrcs saugend, und da in den letzteren von der
Seile her hauptsächlich die aus den unteren und mittleren Rohrreihen
kommenden Uauchgase strömen, so wird die Zugwirkung in sämmtlicheu
Rohren gleichmäfsiger als bei gewöhnlichen Blasrohren ausfallen. Adams
selbst hat bei seine;- Verwaltung diese Construction in umfangreichem
Mafse eingeführl und macht über die Erfolge nachstehende Angaben:
Ueber die neuesten Erfahrungen an Verbundlocomotiven. 117
Mitte 1885 betrug bei 505 vorhandenen Locomotiven der Kohlen-
verbrauch für ein Locomotivkiloineter ungefähr .Sk',43: er nahm mit
fortschreitender Einführung des oben genannten Exhaustors allmählich
ah und stellte sieh Ende 1887 bei im Ganzen 534 Locomotiven, von
denen 253 das neue Blasrohr hatten, durchschnittlich auf nur 7k,41 und,
falls die Ersparnils nur der abgeänderten Ausstrümuug zuzuschreiben
wäre, betrügen die letzteren, sofern alle 534 Locomotiven entsprechend
geändert würden, ungefähr 2k,15 für das Locomotivkilometer. Diese
mit einfachen Mitteln erzielten Ersparnisse haben auch in Frankreich
und Oesterreich zu Versuchen geführt; ehe indefs ein endgültiges Urlheil
über dieselben gegenüber den Verbundlocomotiven gefällt werden kann,
ist es wohl wünschenswerth, wenn erst weitere Versuche seitens der
Bahnverwaltungen, namentlich auch an Verbund-Güterzugslocomotiven
angestellt würden, denn dadurch allein wird es möglich sein, dem Ver-
bundsystem an Locomotiven nur dasjenige in Rechnung zu stellen, was
ihm wirklich zukommt.
Im Uebrigen ist diese Brennmaterialersparnifs nach der Aussage
des Eisenbahn-Bauinspektors Schrey in der am 25. Februar 1890 ab-
gehaltenen Sitzung des Vereins deutscher Maschineningenieure, wie
Glasern Annalen, 1890 Nr. 307 S. 168, berichten, nur ein nebensäch-
licher Vorzug der Verbundlocomotive, da der Hauptvortheil derselben
unstreitig in der Erhöhung der Leistung liegt.
Diese ist gerade beim gegenwärtigen Stande der Dinge eine äufserst
willkommene Sache und selbst erheblich gröfsere Anlagekosten können
der Vermehrung der Leistung gegenüber keine Kolle spielen, wenn sonst
den unabänderlich zu stellenden Ansprüchen an Einfachheit der Unter-
haltung und Handhabung genügt wird. Da man nun mit der Grenze
der Leistung an das Dampferzeugungsvermögen des Kessels gebunden
ist und eine gröfsere Dampferzeugung als die gegenwärtig bereits er-
zielte in den letzteren ziemlich aussichtslos ist, so kann es sich nur
noch darum handeln, die erzeugte Dampfmenge nutzbringender zu ver-
wenden. Dies ist durch Einführung des Verbundsystems bei den Loco-
motiven geschehen, da man hier den Dampf in erheblieh höherem Umfang
expandiren lassen kann als bei der gewöhnlichen Locomotiv-Schieber-
steuerung, und darin ist namentlich ihre grofse Ueberlegenheit begründet.
Die gröfsere Leistungsfähigkeit der Verbundlocomotive wurde im
vorigen Herbst durch Versuche nachgewiesen, welche bei den Tages-
Schnellzügen zwischen Hamburg und Hannover auf der Strecke Uelzen —
Lehrte mit langen Steigungen 1:300 angestellt wurden. Bei 60kni Ge-
sehwindigkeit wurden trotz der starken Belastung die Fahrzeiten inne
gehalten und hierbei auf langen Steigungen bis 600 wirkliche Pferde-
stärken geleistet, während die Leistung älterer Normalmaschinen 450 B?
betrug, ein Verhältnil's, welches zeigt, dafs die Verbundlocomotive zu
ganz erheblichen Leistungen fähig i-t.
118 Debet Neuerungen in der Papierfabrikation.
Eine interessante Anwendung der Verbundwirkung ist noch von
Bauratli Klose iu Stuttgart gemacht, indem derselbe eine Adhäsions-
und Zahnradlocomotive in der Weise zur Verbundwirkung eingerichtet
hat, dafs der Dampf, welcher aus der Adhäsionsmaschine austritt, in
die Zahnradmaschine gelangt und das Zahnrad mit Verbundwirkung
getrieben wird.
Diese Anordnung hat nicht nur grofse Einfachheit für sich, sondern
auch besseres Arbeiten, da in den Niederdruckcyündern der Dampf-
druck auf die Kolben weit gleichmäfsiger ist; auch ergänzen sich beide
Maschinen gegenseitig in der Leistung. Wenn die Adhäsionsmaschine
schleudert, so tritt eine gröfsere Menge Dampf in den Verbinder, was
zur Folge hat, dafs nicht nur die Adhäsionsmaschine alsbald mit
Schleudern aufhört, weil sie mehr Gegendruck bekommt, sondern auch
die Zahnradmaschine durch stärkeres Arbeiten den Verlust an Zugkraft
ausgleicht. Fr.
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von dipl. Ingenieur Alfred Haußner, Privatdocent an der k. k. technischen
Hochschule Graz.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 S. 49.)
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Gehen wir nunmehr zu dem wichtigsten Rohstoffe für die Fabrikation
der Papiere, zu deii Lumpen über. Trotz der verschiedensten Ersatz-
stoffe bleibt der Vorzug der Lumpen, das vorzüglichste Rohmaterial zu
sein, unbestritten. Der Begriff „Lumpen"'- ist dabei allerdings ein-
zuschränken und sind insbesondere Jutelumpen, nach den von der
preufsisehen Regierung erflossenen Begutachtung, als Rohstoff für die
Papiere nicht aufzufassen, wenn es gilt, die aufgestellten Papierklassen
einzuhalten. Es ist dies begreiflich, wenn man das starke Verholztsein
der Jutefaser bedenkt.
In der vorbereitenden Behandlung der Lumpen ist nichts wesent-
lich Neues zu erwähnen. Doch sei darauf hingewiesen, dafs mancher
Orten von den Lumpenhändlern sogen, messerfertige Lumpen gehandelt
werden, welche bereits soweit sortirt und in kleine Stücke getheilt ge-
liefert werden, dafs in der Papierfabrik nur mehr das Durchgehen durch
einen Stäuber nothwendig ist und gleich das Kochen folgen kann. Damit
wird aus den Papierfabriken eine sehr unangenehme Arbeit ferngehalten,
jedoch ist diese ungesunde Arbeit nur von einem Orte an einen anderen
verlegt. Auch ist es nicht unbegründet, wenn die messerfertig ge-
lieferten Lumpen von den Papierfabrikanten etwas mifstrauisch be-
trachtet werden und ein, wenn auch nur flüchtigeres, Nachsortiren sehr
empfohlen wird.
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 11(.)
Für das Kochen der Lumpen ist in letzter Zeit ein Vorschlag auf-
getaucht, welcher bezweckt, dasselbe eigentlich zu umgehen, indem nur
eiue Temperatur von etwa 60° angewendet wird. Dafür ist statt des
Kalkes das sogen. Ammonin anzuwenden. Es besteht nach einer Unter-
suchung von Dr. Dennewitz in Heidelberg aus kieselsaurem und kohlen-
saurem Natron, welchem eine bedeutende Menge von Schwefelkohlen-
stoff zugeführt worden ist, und erscheint als ein im Wasser nicht ganz
losliches silbergraues Pulver. Es übt, nach im Grofsen vorgenommenen
Proben, auf thierische und auf pflanzliche Fasern eiue sehr reinigende
Wirkung aus, ohne dieselben anzugreifen. Die Inkrusten werden scbnell
entfernt und ist nach diesen Erfolgen die Erwartung berechtigt, dafs
das Ammonin bei der oben angegebenen Temperatur statt des sonst
üblichen Kochens vorteilhaft zu verwenden sei. Der Vorgang hierbei
ist folgender. Nachdem die Ammoninlösuug, 5k Ammonin mit 3001 Wasser,
auf 100k Lumpen hergestellt worden ist, wird in einem eigens diesem
Zwecke dienenden gröfseren Waschholländer, der dann auch als Halb-
zeugholländer verwendet werden kann, die richtige Lumpenmenge ein-
getragen, und zwar in die bereits eingefüllte Ammoninlösuug. Nach
dem Waschen, welches etwa 30 bis 60 Minuten dauert, kann sofort
gemahlen werden. Für farbige Lumpen ist wohl noch ein gesondertes
Rochen mit Soda erforderlich, welches bei passender Einrichtung in
demselben Apparate durchgeführt werden könnte. — Empfohlen wird
die Verwendung des Ammonins auch beim Auslaugen der gekochten
Zellstoffe, indem die eigenthümliche Eigenschaft des Ammonins, die
Adhäsion zwischen Pflanzenfasern und anderen Stoffen aller Art auf-
zuheben, bewirkt, dafs eine geringere Auslaug- Wassermenge ausreicht
und somit concentrirtere Abdampf laugen folgen, welche bei Natron-
zellstoff auch die Wiedergewinnung der Soda wesentlich billiger ge-
stalten werden.
Für das Waschen der Lumpen lassen sich auch Stimmen aus der
Praxis vernehmen, welche dem gesonderten Waschen der Lumpen das
Wort reden. Es ist bekanntlich bisher wohl in den allermeisten Fällen
der Halbzeugholländer hierfür in Verwendung, bei dem die Messer-
walze so hoch gestellt wird, dafs kein Mahlen erfolgt und die Walze
nur den Umlauf des Stotfes, bezüglich der eingetragenen Lumpen, be-
wirkt. Es ist dies also ein Zweck, welcher bei der Construction der
Messerwalze, die ja mahlen soll, nicht so recht berücksichtigt werden
kann, indem beide Zwecke nicht gleich gut erfüllt werden können. Es
liegt der Gedanke nahe, eigene Waschmaschiuen zu verwenden. Doch
tritt bei diesen, wenigstens bei jenen Arten, welche hier gut gebraucht
werden könnten, gewöhnlich eine stark schlagende Wirkung von
Flügeln u. dgl. ein, welche bei dem lockeren Zusammenhange, den die
gröTste Menge der Lumpen besitzt, schädlich ist, indem zu viel Faser-
bruch die Folge sein kann. Deshalb dürfte es hei den jetzt bekannten
120 ber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Mitteln noch am besten s.-i;u eigene Waschholländer mit Waschtrommeln
und Walzen anzuwenden, welche mit Schneidzwecken nichts zu thun
haben, sondern möglichst tiefe Zellen besitzen und nur gegen eine
Grundplatte und nicht gegen ein Grundwerk arbeiten. Etwa Walzen
mit Winkeleisen, welche statt der Messer angebracht sind, könnten
recht gut entsprechen. Die Waschtrommeln sollen nicht zu tief ein-
tauchen. Denn in dem Falle, dafs sie auch den Lumpenanlauf fördern
sollen, kann dies nur derart gedacht werden, dafs die Lumpen vom
Strome etwas an das Sieb gedrückt, so von diesem mit- und unterhalb
durchgenommen werden; daher ist genügender Raum unter der Walze
nothwendig. Werden die Lumpen derart für sich allein gewaschen,
so können offenbar auch Siebe von gröfserer Maschenweite angebracht
werden, also solche, welche für das Waschen von Halbzeug nicht mehr
tauglich wären. Engmaschige Siebe sind aber derzeit nothwendig, weil
eben im Halbzeugholländer auch die Lumpen gewaschen werden.
Für das Bleichen der Lumpen scheint in Amerika Hermite's Ver-
fahren Eingang zu gewinnen, wenigstens liegen hierüber Berichte vor.
Doch möchte die Zurückhaltung, welche diesem Verfahren gegenüber
im letztgegebenen Referate empfohlen wurde, am Platze sein, weil
deutsche Fabrikanten, welche dieses Verfahren versuchsweise ein-
führen wollten und sich mit den Patentinhabern wegen Besichtigung
in Gang befindlicher Einrichtung in Verbindung setzten, fort und fort
auf die Fertigstellung derartiger Fabriken vertröstet wurden. Auf ein-
zelne Abänderungen der bestehenden Patente, die jedoch den Kern-
punkt nicht betreffen und letzterer Zeit patentirt wurden, sei nur hiermit
hingewiesen.
Ein ganz eigenthümliches Verfahren wird neuerer Zeit mit be-
sonderem Erfolge in England angewendet; es ist die sogeu. Oel- Bleiche.
Zufällig wui-de auf praktischem Wege gefunden, dafs eine gewisse
Menge von Oelen, welche aus bituminösen Schiefern gewonnen werden,
während des Kochens den Lumpen zugesetzt, eine stark reinigende
Wirkung ausüben und eine wesentliche Ersparnifs an Bleichmitteln
bedingen. Die Menge des Oelzusatzes ändert sich mit der Art des
Rohstoffes. So ist etwa erforderlich: für 100k Sackleinen 0,7 bis 0',9,
gefärbte Baumwolllumpen 0',7, bei weifsen Lumpen etwa 0',5, bei
Esparto 1,4 bis l',8. Mit Vortheil ist der Oelzusatz auch für Holz- und
Strohstoff verwendet worden. Anderen Mittheilungen zu Folge wird
sogar für 100' Kochwasser 4 bis 51 Oel zugesetzt. Die Wirkung soll
eine überraschend günstige sein und dürfte eine Gefahr bei Anwendung
schwer flüchtiger Oele von etwa 300° Anzündungstemperatur aus-
geschlossen sein. Dagegen erscheint es begreiflich, dafs mit leicht ent-
zündlichen Oelen üble Erfahrungen gemacht wurden. Ganz sichere Er-
klärungen der Wirkungsweise liegen noch nicht vor. Doch dürfte wohl
die Wirkung mehr physikalischer Art sein, indem die Oele, indem sie
Pflanzenwachs, Fette und ähnliche Stoffe, welche die Fasern umhüllen,
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 121
lösen, diese freilegen und dem Einflüsse des zugesetzten Alkalis zu-
gänglicher machen. Besonders bei der in Deutschland üblichen An-
wendung von Kalk scheint der Oelzusatz noch besondere Vortheile zu
versprechen, indem die Verbindungen von Fett und Kalk an den Fasern
durch das zugeführte Oel von der Faser abgelöst und in der Koch-
flüssigkeit vertheilt werden können. Doch ist es möglich, dafs auch
chemische Wirkungen mitspielen, indem nur gewisse Oele jene Vor-
theile gewähren. Eine deutsche Firma in London, G. M. Bauer, liefert
in Fässern von 1801 Inhalt derartiges Oel zum Preise von 22 bis 23 M.
das Fafs gelandet in Hamburg. Dr. Frank spricht die Vermuthung aus,
dafs auch bei Suliitzellstoff vorteilhaft von diesen Oelen Anwendung
gemacht werden könne, dafs damit vielleicht jene Schwierigkeiten um-
gangen werden, welche manchmal durch Harzausscheidungeu verursacht
werden. Hierfür hat man allerdings schon andere Mittel, doch keines,
welches au Einfachheit diesem gleich käme.
Ueber den Arbeitstorgang zwischen Holländer walze und Grundwert;
ist ein lesenswerthes Büchlein von Ferdinand Jagenberg, ..Das Holländer-
Geschirr^ in Briefen an einen Papiermacher, erschienen. Zum ersten-
mal dürfte es sein, dafs da dem Vorsänge in rechnungsmäfsiser Weise
nahe getreten wird, und ist in dem Folgenden der Kernpunkt der Sache
erörtert. Denken wir uns sg Schienen von der Breite (Dicke) bn (ganz
oben gemessen) im Grund werke, sw Schienen auf der Walze von der
Breite (Dicke) bw (am äufsersten Umfange gemessen) angebracht. Die
Walze habe den Durchmesser D, das Gewicht G, die Länge L. Nehmen
wir vorerst au, die Walze sei voll, einfach rund, ohne die Erhöhungen
und Vertiefungen, welche durch ihre Messer bedingt sind, so wäre der
specifische Auflagerdruck (für die Flächeneinheit):
G
L.bg.Sg
wenn wir annehmen, dafs das Gewicht G sich gleichmäfsig vertheilt
auf die obere Fläche der Grund werksmesser, welche Fläche eben
= L.b,,.Sg ist. Nun ruht aber auf dieser Fläche kein Vollcjlinder auf,
es wird also von derselben nur ein Theil zur Druckübertragung be-
nutzt, nämlich jener, wo auf den Grundwerksschienen Walzenmesxi-
aufruhen. Somit wird der wirklich auftretende specitische Arbeitsdruck
gröfser. Diesen allgemein zu bestimmen geht wohl nicht an und ändert
sich derselbe offenbar mit den einzelnen Stellungen der sich drehenden
Messerwalze. Doch kehren die einzelnen Stellungen nach je einem
Umlaufe wieder und ist es deshalb zur Kennzeichnung des Arbeits-
vorganges vollständig ausreichend und sicher ganz entsprechend, einen
Mittelwerth dafür zu suchen. Diesen linden wir aber, wenn wir die
volle Umfläche vergleichen mit jener Fläche, welche wirklich durch
die vorhandenen Messerflächen eingenommen wird. Es wird mithin der
mittlere wirklich auftretende specitische Flächendruck p in demselben
122 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Verhältnisse gröfser zu nehmen sein, als wie die Oberfläche der voll
gedachten Messerwalze zu jener der sämmtlichen Walzen messer sich
verhält, somit:
p0:p = sir .ba.L: ti.D.L,
folglich auch : p =p0 . —j- = %.G . . h . h .
Diesen Ausdruck bezeichnet Jagenberg als die ..Holländer-QuetschformeP.
Nun ist wirklich das Quetschen der Rohstoffe im Holländer von be-
sonderer Bedeutung für den Papiermacher, indem ja leicht einzusehen
ist, dafs der specitisch auftretende Druck, wenn wir einfach an das
Beispiel der Abnutzung durch Reibung denken, wesentlich für das Zer-
fasern ist. Es dürfte wohl die Zerfaseruugsarbeit nahe proportional
demselben anzunehmen sein. Bemerkt werde nur, dafs für das Gewicht G
nicht das ganze Walzengewicht, sondern das um den Auftrieb ver-
minderte anzunehmen ist.
Ohne vorläufig auf die Anwendbarkeit dieser Formel für alle Fälle
einzugehen, wie es Herr Jagenberg als zulässig zu erachten scheint, sei
doch jetzt schon hervorgehoben, dafs uns bei verhältnifsmäfsig kleinen
Gruudwerkeu, deren Gesammtbreite also keine besonders grofse ist und
welche wohl die Mehrzahl der heute in Verwendung befindlichen
Holländer in sich begreift, der Gebrauch der Formel wohl angebracht
zu sein scheint. Das einfache Diskutiren derselben liefert ganz interes-
sante Resultate, welche durch die Erfahrungen der Praxis bekannt sind,
aber noch nicht recht erklärt werden konnten. So ist das vermehrte
Gewicht der Walze von wesentlichem Belange und ist sofort erklärt,
warum alte Papierfabriken, als sie sich mit neuen Holländern von
schweren Walzen versahen, nicht mehr ihre alten ausgezeichneten,
„klangvollen" Papiere herzustellen vermochten: die Fasern wurden
specitisch zu viel gequetscht.
Auch das Schärfen der Messer läfst sich in seinem Einflüsse sofort
und leicht erkennen: der speeifische Druck wird gröfser, also ein ähn-
licher Effect, wie durch schwerere Walzen erreicht. Die Schärfe der
Messer wird ja aber durch Abarbeiten der Messer immer geringer
bezieh, deren Breite fortwährend gröfser, also der speeifische Druck
kleiner. Eine gleichmäfsige Arbeit darf mau also von einem so aus-
gestatteten Holländer nicht erwarten; mit an allen Stellen gleich starken
Messern wird das Product gleichmäfsiger ausfallen.
Das Schiefstellen der Messer, seien es die der Walze oder die des
Grundwerks, wird in der Beziehung auf das Quetschen nur den Erfolg
haben, dafs die Fläche sg.bg.L oder su-.b„-.L gröfser wird, somit der
speeifische Druck p unter sonst gleichen Verbältnissen etwas kleiner.
Bei der Ableitung der Formel wurde eine gleichmäfsige Vertheiluug
des Gewichtes der Walze auf die ganze Druckfläche angenommen.
Wenn auch vielleicht allgemein nichts gegen die Annahme eingewendet
Ueber Gasbeleuchtung und elektrische Beleuchtung. 123
werden könnte, dafs der lothrechte Druck dies Gesetz befolge, so folgt
doch daraus sofort, dafs der Normaldruck zu den Mahlflächen bei Be-
rücksichtigung der verschiedenen Neigung derselben ein anderer werde,
und dieser ist es ja, welcher offenbar für die Arbeit zwischen Mahl-
flächen von hervorragendem Einflüsse ist. Wenn die Grundwerke klein
siud in der Breitendimension, so hat diese Erwägung wenig zu be-
deuten. Doch wenn z. B. wie beim Holländer von Korschilgen das
Grundwerk hoch hinauf reicht, oder gar bei den Stollmühlen eigentlich
das Grundwerk rings um die ganze Trommel gelegt ist, so liefert ein-
fache Ueberlegung die Erkenntnifs, dafs, wenn nur auf das Walzen-
gewicht als Druckerzeuger allein Rücksicht genommen wird, eigentlich
an den lothrechteu und oben gelegenen Theilen der Mahlfläche kein
Druck vorhanden ist, also eigentlich auch nichts abgeschabt werden
kann. Doch hilft hier der Zapfendruck mit. Ist der lothrechte Ein-
heitsdruck p. so ist der Druck senkrecht gegen eine unter dem Winkel c.
geneigte Fläche p.cosa, wie aus der Kräftezerlegung in Fig. 1 (s. Taf. 10
Heft 4) sofort hervorgeht. Für a = 90° wird dann p.cosa = 0. Wir sehen
also, dafs, wenn man bei so hoch gelegten Messern überhaupt noch auf
Zerfaserung rechnen will, noch unbedingt andere Kräfte als das Eigen-
gewicht der Walze wirkend angenommen werden müssen. Dafs dem
auch so ist, und dafs dies einzig der Zapfendruck, hervorgerufen durch
die Elasticität der durchzubringenden Fasern, sein kann, scheint klar;
denken wir nur an die amerikanischen Stollmühlen, wo an allen Stellen,
auch am obersten Scheitel, Abschaben der Fasern und, wie der prak-
tische Erfolg lehrt, in sehr gleichmäfsiger Weise stattfindet. Referent
hatte vielfach Gelegenheit, Grund werke nach dem Mahlen zu beob-
achten, immer fand derselbe die Zwischenräume zwischen den Messern
fast voll gelullt mit Stoff und kann sich deshalb nicht zu einer anderen
Ansicht bezüglich der Wirkungsweise der Holländermesser bekehren,
als dafs die Fasercomplexe quer über die Grundmesser sich legen, durch
den auftretenden Flächendruck sodann das Walzenmesser sich eindrückt
und, indem durch die gleichzeitig auftretende Reibung die Faser fest-
gehalten wird, gleichsam Fasertheile abhobelt, oder falls der Wider-
stand gegen das Abhobeln gröfser ist als der gegen das Zerreifseu,
die Faser einfach abreifst. Von einem eigentlichen Scherenschnitt ist
also nichts vorhanden, nur insofern dürfte eine gewisse Berechtigung
obwalten, als ja das Hobeln verwandt mit dem Abscheren ist.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Gasbeleuchtung und elektrische Beleuchtung vom gesundheit-
lichen Standpunkt aus.
Hierüber bringt die „Münchener medizinische Wochenschrift'- die im Nach-
stehenden mitgetheüten YtTLjleichungen des Geheimerath c. Pettenkot'er.
Es besteln gegenwärtig ''in harter Kampf zwischen Gaslicht und elektrischer
Beleuchtung, ohne dafs man bis jetzt übersehen kann, wem der Sieg werden
124 Ueber Gasbeleuchtung und elektrische Beleuchtung.
wird. Gerade in gesundheitlicher Beziehung ist es von Interesse, die Güte der
drei Hauptlichtquellen, des Tageslichtes, des Gas- und des elektrischen Lichtes,
zu vergleichen, da diese auf die Sehschärfe von erheblichem Einiluls ist. Es
hat sich ergeben, dafs die letztere beim Gaslicht am etwa i/l0 herabgesetzt
wird, während sie heim elektrischen Lichte, besonders bezüglich der Erkennung
von Farben, erhöht ist gegenüber dem Tageslicht. Leider wird das elektrische
Licht aber durch Nebel sehr beeinträchtigt, jedoch Heise sich diesem Uebel-
Btande durch Verstärkung des Lichtes abhelfen. Die Klage, dal's das elektrische
Licht zu grell sei und daher das Auge belästige, läfst sich beseitigen, indem
man das Licht durch eine Lilasglocke abblendet. Dies geschieht allerdings auf
Kosten der Helligkeit, welche um 20 Proc. geringer wird. Das starke Hervor-
treten der violetten Strahlen im elektrischen Licht kann man durch eine gelbe
Brille, das gelb und rothe Gaslicht durch eine blaue corrigiren. Während mau
bei Gaslichl die Lichtquelle wegen der Wärmeentwickelung in einer gewissen
Entfernung von der Gebrauchsstelle anbringen mut's, kann man das elektrische
Licht, welches nur eine geringe Wärme erzeugt, nahe an die Arbeitsstelle heran-
ziehen und dann so weit abblenden, dal's eine Belästigung durch die Intensität
nicht mehr stattfindet. Die Belästigung durch die Wärme ist bei gleicher Licht-
stärke bei elektrischem Licht verschwindend gering gegenüber dem Gaslieht.
Nach Untersuchungen von Renk entwickelt ein Edwon-Brenner von 17 Kerzen
Lichtstärke in 1 Stunde 46 Wärmeeinheiten, eine Gastlamme von derselben
Lichtstärke aber in 1 Stunde 908 Wärmeeinheiten, also nahezu das 2Üfache.
Versuche im Münchener Hoftheater ergaben bei lerem Hause, dafs die Tem-
peratur auf der Galerie bei Gasbeleuchtung in 1 Stunde von 16° auf 270, bei
elektrischer Beleuchtung in derselben Zeit von 16° auf 16,8° stieg. Bei vollem
Hause ist der Unterschied nicht so grofs, weil da die Menschen auch sehr viel
Wärme produciren; es zeigte sich nämlich bei Gasbeleuchtung schliefslich auf
der Galerie eine Temperatur von 22,8° R. ; bei der nächsten Vorstellung,
welche unter elektrischer Beleuchtung stattfand, eine solche von 17,6° R., also
eine Temperatur, die man aushalten kann, während eine solche von 22,81' R.
im höchsten Grade lästig wird.
Vergleicht man die Wärmemenge, welche ein einzelner Mensch abgibt,
mit der unserer Beleuchtungsarten, so findet man folgendes: Man kann an-
nehmen, dafs ein erwachsener Mensch in der Stunde etwa 92 Wärmeeinheiten
abgibt; eine einzige Stearinkerze, die doch nur wenig Licht verbreitet, gibt
94 Wärmeeinheiten ab, eine Gastlamme von 17 Kerzen Helligkeit gibt in der
Stunde 7Ü5 Wärmeeinheiten ab. Mit Erdöl bekommt man bei gleicher
Helligkeit 631 Wärmeeinheiten, also etwas weniger als bei Gas und etwa 7mal
mehr als von einem Menschen. Durch ein Glühlicht aber von 17 Kerzen
Helligkeit entstehen nur 46 Wärmeeinheiten, das ist die Hälfte der Wärme-
produetion eines Menschen.
Einen noch gröfseren Vorzug hat das elektrische Licht vor den anderen
Lichtquellen bezüglich der Veränderung der Luft in den beleuchteten Räumen.
Nach <-. Voit verbraucht der Mensch in der Stunde etwa 38g Sauerstoff; eine
Stearinkerze etwa 30g, eine Gastlamme von 17 Kerzen Helligkeit braucht 214g
Sauerstoff und ebenso ist es mit der Erzeugung von Kohlensäure. Der Mensch
athmet in der Stunde etwa 44g aus, eine Stearinkerze gibt 28g ab, eine Gas-
Qamme 150g und eine Erdöltlamme von der gleichen Helligkeit sogar 289g
Kohlensäure. Diese Nachtheile der Gasbeleuchtung lassen sich allerdings durch
eine geeignete Ventilation einschränken. Gerade in ärztlicher Beziehung ist
aber der Nachtheil der Gasbeleuchtung neuerdings schlagend hervorgetreten,
indem man bemerkt hat, dafs in Operationsräumen, welche mit Gas beleuchtet
waren, bei Gebrauch grol'serer Mengen von Chloroform die Luft in einen Zu-
stand gerieth, dafs die Operation wegen fortwährenden Hustens und Brech-
neigung des Operateurs und des Assistenten unterbrochen werden mufste.
Pettenkofer hat nun nachgewiesen, dal's diese Erscheinungen herrühren von einer
Zersetzung des Chloroforms in Chlor und Wasserstoffsäure unter dem Einiluls
der offenen Flamme, wobei unter Rufsen der letzteren auch eine vermehrte
Abspaltung von Kohlenstoff stattfindet. Es dürfte sich also für Operationsräume
die elektrische Beleuchtung mehr empfehlen.
Linke, über den Geschmack des Hier 1\">
Schlimmer ist es nun mit dem Gas, was die Gefahren anlangt, die es
durch Explosionen und Vergiftungen veranlagst. Die Gefahr der Explosion
ist nicht grofs, da der Geruch schon viel eher anerträglich und daher bemerkt
wird, als so viel (Jas ausgeströmt ist. dal's es explosibel wird, denn es gehi
dazu schon Beimengungen von über 5 Proc. zur Luft. Die stärksten Explosionen
erfolgen bekanntlich, wenn eine Luft 10 bis 15 Proc. Gas enthält, von 15 Proc.
aufwärts nehmen die Explosionen wieder ab, um bei 25 Proc. ganz zu ver-
schwinden, da alsdann nur ruhiges Abbrennen erfolgt. Dagegen ist eine Luft.
die auch nur 3 Proc. Steinkohlengas enthalt, wegen des Gehaltes von Kohlen-
oxyd sehr giftig, von welchem eine Beimengung von nur 0,1 Proc. zur Alh-
mungsluft schon sehr gefährlich ist, und dabei enthüll das Steinkohle]
10 Proc. Kohlenoxyd. Niedrige Grade vom Gehalt an Kohlenoxyd werden
lange Zeit ertragen, und so erklärt es sich, dafs man sich bei geringen Un-
dichtigkeiten der Gasleitung wohl unwohl fühlt, sich aber nicht vergiftet. Am
gefahrlichsten sind die Rohrbrüche in der Stral'senleitung nahe den Wohnhäusern,
da die erwärmten Häuser, besonders im Winter, auf die mit Gas gesättigte
Erdschichl ansaugend wirken und das Gas in die Wohnräume ziehen. Bei
dieser Art von Filtration durch den Erdboden verliert das Gas seinen speci-
tischen Geruch, nicht aber seinen Gehalt an Kohlenoxyd, und ungewarnt durch
Gasgeruch athmen die Hausbewohner das Gift ein. Untersuchungen haben er-
geben, dafs das Eindringen des Gases durch den Erdboden oder das „Ansaugen"
desselben bis auf eine Entfernung von 54m von der Rohrbruchstelle statt-
gefunden hatte. So lange man — wie zur Zeit — noch kein Mittel hat. das
Kohlenoxyd aus dem Gas auf billige Weise zu entfernen, wird der Gasgebrauch
auch in dieser Hinsicht gefährlich bleiben. Aber auch das elektrische Licht
hat seine Gefahren, da bereits eine Menge von Unglücksfällen gemeldet wurden,
wo durch Berührung der Leitungsdrähte der sofortige Tod herbeigeführt worden
ist. Doch werden sich diese Gefahren beseitigen oder doch auf die eigent-
lichen Maschinenhäuser beschränken lassen, wenn möglichst nur unterirdische
Leitungen benutzt werden.
Fassen wir alles zusammen, so linden wir, dafs bezüglich der Sehschärfe
und des Farbensinns das elektrische Licht, namentlich das IJogenlicht, einen
Vorzug vor dem Gaslicht hat. Die Blendung ist dagegen geringer beim Gas-
licht; die Zuckungserscheinungen sind beiden eigenthümlich. In der Wärme-
bildung ist der Unterschied sehr beträchtlich, nämlich 1:20; Luftverschlech-
terung ist bei elektrischem Licht gar nicht vorhanden, bei Gas erheblich, bei
letzterem auch die Gefahr der Vergiftung und der Explosion.
Vor Allem hat das Gas den Vorzug, dafs es in grofsen Mengen aufgespeichert
werden kann, so dafs, falls einmal die Production gestört werden sollte, ein
Mangel nicht sofort eintreten kann. Anders bei elektrischem Licht, wel
sofort erlischt, wenn ein Stillstand in der "zugehörigen Maschine oder eine
Unterbrechung der Leitung eintritt. Während die Gasproduction ununterbrochen
fortgesetzt werden kann, müssen die Maschinen zur Herstellung des elektrischen
Lichtes bei Tag stille stehen; es ist daher das elektrische Licht noch immer
theuer. Nach den Untersuchungen von Fischer^ Erisman, Soyka und liubner
liefert bei gleicher Lichtstärke eine gut construirte Erdöllampe weitaus das
billigste Licht. Das Gaslicht ist etwa doppelt so theuer, Edisonlicht 3mal.
ßüböl 7mal und Stearinkerzen 27mal theurer als Erdöl, während Wallrath
und Wachs 6ü bis 70mal theurer zu stehen kommen als Erdöl.
Zur Frage nach dein Einflüsse der Biergläser auf den
Geschmack des Bieres; von Prof. Dr. F. Linke in Wien.
Dr. W. Schultze, Direktor der Actienbrauerei in Liesing bei Wien,
hat in einer 54 Seiten starken Broschüre: .. Warum Bier nicht aus (ilt'isem
getrunken werden soll* — (ausführliches Referal darüber: D. /<. /., 1890
12»; Linke, über den Geschmack des Bieres.
276 277 u. ff.) — die Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Bier-
schädlichkeit der Glaser in folgenden Sätzen zum Ausdrucke gebracht:
„Bier im Glase ist Bier auf dem Sterbebette. Das Glas verschlechtert,
indem es sich im Bier löst, die Qualität des letzteren, so dafs der ziel-
bewufste Biertrinker die Verabreichung von Fafsbier in Gläsern prinzipiell
abzulehnen hat. Die meisten der gebräuchlichen Biergläser enthalten
Bleioxyd, gehören daher zu den genufs- und gesundheitswidrigen Ge-
brauchsgegenständen. In consequenter Durchführung der deutschen und
österreichischen Sanitätsgesetze erscheint demnach die Erzeugung, Be-
nutzung solcher Biergläser, sowie der Handel damit als straffällig
(S. 32 u. ff.).
Im gewöhnlichen Kleinverkehr mit Bier hat an die Stelle des Glases
der salzglasirte Steinkrug zu treten. Das beste Trinkgefäfs für Bier
ist der innen vergoldete Silberkrug. Das nächstbeste ein guter Zinn-
krug, aus welchem das Bier sogar besser schmeckt, als aus dem Stein-
kruge."
Da diese Schlüsse, wenn unwiderlegt und wahr, geeignet wären,
die Glasindustrie zu schädigen, interessirte es mich, der Sache auf den
Grund zu gehen und zunächst die Logik der Dr. ScAu/ize'schen Broschüre
einer Prüfung zu unterziehen, dann auch selbst analytische Unter-
suchungen anzustellen. Meine Ergebnisse sind folgende:
Die Logik der besagten Broschüre hat sich als sehr wenig stich-
haltig, die Behauptung des Bleigehaltes der Biergläser — wenigstens
für Wiener Gläser — als falsch erwiesen.
Dr. Schultze constatirte zunächst, dafs das Bier schou nach 5 Minuten
langem Stehen in Gläsern Wiener, Dresdener, Münchener, Frankfurter,
Berliner Ursprunges seinen „milden, aufsuchen, zarten, runden" Ge-
schmack verlor und „scharf, dünn, leera schmeckend wurde.
100 Personen, zu Kostproben in sein Laboratorium berufen, con-
statirteu dieselbe Geschmacksverschlechterung gegenüber dem Biere in
Steinkrügen.
Ob bei diesen letzteren Kostproben ein wesentlicher Umstand nicht
aufser Acht gelassen wurde, die Trinkgefäfse nicht etwa höhere Tem-
peratur als das Bier gehabt, so dafs bei der ungleichen Wärmeleitung
von Steinkrug und Glas eine ungleiche Erwärmung nach 5 Minuten
langem Stehen eintreten konnte, ist aus der Broschüre nicht zu er-
sehen. Auch ist die Möglichkeit der Selbsttäuschung durch Voreinge-
nommenheit bei diesen Kostproben nicht ausgeschlossen.
„Ungläubig waren alle gekommen, "■ sagt Dr. Schultze, „überzeugt
gingen sie von dannen.1' Sie wufsten also alle, was sie constatiren
sollten, welches Bier schlechter schmecken sollte. Und wie leicht wäre
da Selbsttäuschung zu eliminiren und Dr. Schnitze wird sich zu diesem
Experimentum crucis wohl entschliefsen müssen, wenn er die Ge-
schmacksdiffereaz unanfechtbar constatiren will: Er credenze den Kostern
Linke, über den Geschmack des Bieres. 12 1
nicht in Glas- und Steinkrügen, so dafs sie beim Kosten sehen, ivo das
„Glasbier" steckt, sondern thue in seinem Lagerkeller in ein Bierfafs
Theile von Biergläsern, natürlich auch von der Temperatur des Lager-
kellers, in ein zweites Fafs ein gleiches Quantum irgend eines indifferenten
Körpers, etwa ausgeglühte Quarzstücke oder meinethalben Steinkrüge,
zapfe dann nach so und so viel Minuten oder Stunden von beiden
Biereu in Steinkrüge und lasse nun die Koster, unwissend wo das „Glas-
bieru steckt, dasselbe nach der Geschmacksverschlechterung herausfinden.
Tretlen es die famosen 100 Koster, dann, aber auch nur dann, wäre die
Sache allerdings constatirt.
Dr. SchuHze sucht den Grund dieser angeblichen Geschmacks-
verschlechterung in der Löslichkeit des Glases im Bier und namentlich
im ßleigehalte des Glases.
Er experimentirt mit zwölf verschiedenen Gläsern und findet, dafs
dieselben nach 15tägigem Lagern in Bier 3,5 bis 10mtT,5 Substanz ver-
loren haben, die sich also im Biere gelöst haben mul's.
Berücksichtigt er nur die innere Oberfläche der Gläser und be-
rechnet für die Zeit von 5 Minuten, so kommt er zu den Quantitäten
von 0,0004 bis 0m?,0008.
Nun macht Dr. Schultze den logischeu Bocksprung und sagt: „Diese
Quantitäten Glassubstanz sind demnach in dem Inhalte der Gläser,, in
0',5 Bier enthalten, von der Wand des Glases in 5 Minuten abgelöst.-
während er doch höchstens constatirt hatte, dafs diese Quantitäten von
den gesammten Hectolitern, in welche die Gläser eingelagert worden
waren, aufgelöst worden seien. Obige Zahlen sind also etwa 64 bis
98mal zu grofs. *
Dann untersuchte er 46 Biergläser, die er dazu aus Wien, München,
Dresden, Frankfurt, Berlin bezogen hatte, und fand die meisten blei-
haltig.
Die 17 Wiener Gläser darunter waren sämmtlich bleihaltig befunden,
mit einem Gehalte von 4.57 bis 0,15 Proc. ; im Durchschnitte 1,28 Proc.
Daraus berechnet Dr. Schultze die Menge des von der Wand des
Glases in 5 Minuten vom Biere abgelösten Bleioxydes 0m?,0000017 bis
0m?,OO0027. Richtig gerechnet höchstens: 0m?,00000031 Bleioxyd.
Der gemeine Menschenverstand hätte sich nun gesagt, von dieser
Spur einer Spur Blei kann die fragliche GeschmacksdifFerenz unmöglich
herrühren.
Dr. Schultze sagt aber: ..Wie wunderbar, dafs solche minimalen
Mengen schon eine Geschmacksditlerenz bedingen", und geht in seiner
..Gründlichkeit" dann zur Constatirung, dafs wesentlich das Blei der
Uebelthäter ist, zum synth. Experiment. Er gibt Bleioxyd ins Bier und
richtig: der Geschmack ist verschlechtert!
1 Je nachdem die innere Oberiläche 32 bis 49 Proc. der Gesaramtober-
lläche beträgt.
128 Linke, über den Geschmack dea Bien
Hat der Küster da auch von vornherein eewufst in welchem Krüge I
das Blei steckte? Und wie viel Bleioxyd kam in das Bier? lni" in l1,
d. i. die — richtig berechnet — 1600000fache Menge als in dem blei-
haltigsten der „Glasbiere"1 Dr. Schultze'sl
Berechnei man aus obigen Daten die Biermenge für lm6 Bleioxyd,
so stellt sich durch einfache Proportionsrechnung heraus, dafs ein Bier-
trinker aus dem bleihaltigsten der Schultze"schen Gläser durch 91 Jahre
täglich in 2stündiger Trinkzeit 2[ Bier vertilgen, in Summa 66 450[ trinken
müsse, um 1mS Bleioxyd in den Magen zu bekommen*]
Dennoch kann Dr. Schult ze nicht ernst und drastisch genug auf
guten 27 Seiten seiner „Fundamentalbroschüre" die Schrecken dieses
Bleigehaltes der Biergläser betonen und rückt, wie eingangs erwähnt,
sogar mit dem schweren Geschütz der deutschen und österreichischen
Strafgesetze gegen diesen seinen Erbfeind an.
„Denn das Blei hat bekanntlich die böse Eigenschaft, sich im Menschen-
körper aufzuspeichern. Bei fortgesetztem Genüsse solcher schwach blei-
haltigen Getränke reiht sich also eine miuime Bleimenge an die andere,
bis endlich eines schönen Tages ... die chronische Bleivergiftung da
ist!»' — im in 91 bezieh. 325 Jahren! !
Nun hat es mich aber, angeregt durch mancherlei analytische
Curiosa in der Dr. Schultze1 sehen „Fundamentalbroschüre", interessirt,
selbst die Prüfung auf Blei vorzunehmen. Denn merkwürdig und un-
erklärlich waren diese Schultze'schen Bleifunde überhaupt, da, wie ich
sehr gut wufste, in unseren Prefsglashütten seit wohl schon länger als
einem Decennium aus Ersparungsrücksichten und weil in der neueren
Technik nicht mehr nöthig, kein Blei mehr in Anwenduug kommt,
Dr. Schultze seine Gläser aber, wie aus dem Wortlaute der Broschüre
zu entnehmen, erst im Vorjahre acquirirt und untersucht hat.
Ich habe mir also aus Wiener Glasniederlageu in Summa 18 Prefs-
gläser von den in der „Fundamentalbroschüre" abgebildeten Formen
verschafft. Um ganz sicher zu gehen und dem Einwände zu begegnen,
dafs ich es da mit lauter ganz neuen Fabrikaten der letzten Zeit zu
thun hätte, habe ich mich die Mühe nicht verdrießen lassen, mir weitere
17 Stück zerbrochene alte Biergläser aus zehn verschiedenen Wiener
Bierhallen und Gasthäusern zu erbitten, die, sowie sie mir zugesandt
wurden, nach einander iu meinem Laboratorium auf Bleigehalt geprüft
wurden. Je 2 bis 4? Glassubstanz wurden der Analyse unterzogen.
In 54 Fällen konnte Blei nur in unwägbaren Mengen mit Schwefel-
wasserstoff nachgewiesen und der Bleigehalt nur durch colori metrischen
Vergleich mit einer essigsauren Lösuug von Bleioxyd festgestellt werden:
Derselbe betrug in 23 Gläsern weit unter 1/ioo Proc., bei 6 Gläsern
2 Bei dem Durchschnittsglase von 1,28 Pröc. Pl>o brauchte es gar 325 Jahre
und 2372001.
Linke, über den Geschmack des Bieres. 129
1/lü0 Proc, bei 5 Gläsern ' l00 Proc., im Durchschnitte also etwa l l0o Proc,
während Dr. Schultze die 1281'ache Menge gefunden haben will.
Dieses l/ton Proc. kommt hier wühl weiter nicht in Betraeht, da
es mir in meinem Laboratorium, wo fortwährend mit bleihaltigen kera-
mischen Farben, Emaillen, Flüssen u. s. w. gearbeitet wird, fast unmög-
lich ist, solche Spuren von Blei abzuhalten.
Nun bedarf es ja auch zu lm? Bleioxyd gar 30000 0001 und beim
2i-Trinker 40000 Jahre!
Eines der untersuchten Gläser, ein mir von einem kleineren Gast-
hause zugekommener Strunk eines alten Glases, ergab einen Bleioxyd-
gehalt von 8,65 Proc. Bei näherer Erkundiguug ergab sich, dafs
dieses Glas von dem jetzigen Gasthausbesitzer vor l1/., Jahren oebsi
zwei gleichen, seither verunglückteil Gläsern schon alt von seinem Vor-
gänger übernommen worden war, jedenfalls also von ehrwürdigem Alter
ist und seine Entstehung einer Zeit verdankt, wo Dr. Schultze noch
nicht an seine Glaskünste gedacht hat und in welcher in der That uoch
Bleisätze zu Prefsglas verarbeitet wurden.
Auch in Medizingläsern hat Dr. Schultze Blei gefunden. 6 Analysen
ergaben ihm 0,23 bis 0,48 Proc. — im Durchschnitt 0,32 Proc. — .
Dr. Schultze schickt seit der Zeit immer nur mit Steinkrügeln um Medizin
in die Apotheke (S. 19 der Broschüre). Ich habe nun auch aus 6 Wiener
Apotheken Medizinflaschen analysirt und Bleigehalte von unter 0,01 Proc.
bis 0,16 Proc, durchschnittlich 0,07 Proc. PbO gefunden. Dafs der
Bleigehalt hier höher, als bei den Prefsgläsern, ist natürlich, da Medizin-
flaschen vielfach aus roherem Sulfatsatze, nicht wie die Prefsgläser zu-
meist mit bleifreier Melassenpotasche und Ammoniaksoda hergestellt
werden.
Ja, selbst aus der Glasur Meifsner und böhmischer Porzellan-Krüge]
konnte Dr. Schultze mit 4procentigem Essig Blei auskochen!
In die Porzellanglasur kann doch nun absolut keine Spur Blei ge-
langen. Es gibt da wohl keine andere Erklärung, als dafs der Geist
des Saturn über Dr. Schultze's Arbeiten schweben mag.
Da das Blei somit abgethan, bleibt zur Frage der Geschmacksver-
schlechterung des Bieres in Gläsern, gegenüber Steinkrügen und nament-
lich gegenüber den hoch gepriesenen Lichtinger' scheu Zinnkrügen, nach
Dr. Schultze noch das Moment der Corrosion der Oberfläche überhaupt.
Ich habe, um da zu einem Vergleichsmafsstabe zu gelangen, da
mir Lagerkeller und Hectoliter Bier nicht zur Verfügung stehen, die
von Dr. Schultze selbst auch so warm angepriesene Methode des Aus-
kochens mit 4procentigem Essig angewendet. Zwei meiner Biergläser
gaben durch 7 Stunden mit 4procentigem Essig ausgekocht '/4 und
i/2m§ Glassubstanz ab — direkt durch Abdampfen und Wägen be-
stimmt — : ein Steinkrügel in 2 Versuchen ä 7 und 10 Stunden 3 und
— : ein Lichtinger 'scher Zinnkrug ebenso durch 2 Stunden behandelt,
Dinder's polyt. Journal F?d. ?77 Nr. 3. 1890/111.
130 Deber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
zeigte sich an der Oberfläche stark eorrodirt; aus der Lösung konnten
durch Schwefelwasserstoff 100ms Schwefelmetalle gefallt werden.
Dieselben Verhältnisse dürften wohl auch beim Bier statthaben und
da drängt sich die Frage auf, warum die so intensiv schmeckenden Metall-
salze vom Zinnkruge, in relativ so viel gröfserer Menge vorhanden, gar
nicht schmeckbar und nur das Glas so sehr „bierschädigend1,1 sein soll.
..Anfangs allerdings,1,1 sagt Dr. Schultze. ..hat das Bier im blanken
Zinnkrug einen Metallgeschmack (!). Das verliert sich aber nach mehr-
maligem Ausbrühen und hüte man sich später, diese Gefäfse innen
blank zu putzen, das wäre ,bierwidrig^ man spüle sie nur aus, so dafs
sich eine ,gelbe Biersteinhaut1 (!) ansetzen kann, dann schmeckt das
Bier daraus ausgezeichnet.1'
Die appetitreizende Wirkung dieser ..Biersteinhaut" dürfte wohl zu
bezweifeln sein.
Wien, 20. Juni 1890.
Chemisches Laboratorium der Kunstgewerbeschule des K. K. Oesterreichischen Museums
für Kunst und Industrie.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 77 d. Bd.)
V. Schlampe.
Die Verdaulichkeit der stickstoffhaltigen Beslandlheile der Karloffel-
schlämpe ist nach den bei Gelegenheit von Fütterungsversuchen in den
Jahren 1888 und 1889 an der Versuchsstation Halle untersuchten Kartoffel-
schlämpeproben eine sehr hohe. Es wurden bei 13 im J. 1888 und bei
12 in 1889 untersuchten Proben folgende Zahlen erhalten:
Von 100 Th. Stickstoff sind verdaulich
1888 1889
Mittel 80,86 82,49
Minimum 72,20 80,34
Maximum 88,23 84,98
VI. Apparate.
Einen einfachen Siebapparat für Maische hat E. Hesse, Czerbienschin,
construirt und patentiren lassen (D. R. P. Nr. 49658). Eine Abbildung
und Beschreibung des Apparates gibt der Erlinder in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 2. Der Apparat besteht im Wesentlichen aus
einer cyiinder- oder halbcylinderförmigen Siebtrommel, welche senk-
recht im Vormaischbottich angebracht wird und zwar in der Nähe der
Wand, so dafs das Rührwerk dadurch nicht behindert wird. Die Maisch-
würze strömt durch das Sieb und wird aus diesem durch einen die
Bottichwand durchbrechenden Hahn abgelassen. Die Lochweite des
Siebes ist so gewählt, dafs unaufgeschlossene Kartotfelstücke und andere
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 131
Unreinigkeiten in dem Vormaischbottich zurückbleiben und nur Gersten-
hülsen mit in die Würze gelangen könuen. Der Apparat wird zum
Absieben derjenigen Maische benutzt, welche zur Herstellung der Maisch-
hefe Verwendung findet, und hat den Zweck, diese Maische von den
als Träger für Bakterien dienenden und daher für die Hefe schädlichen
Kartoffelstücken und Schalen zu befreien. In erster Linie ist der Apparat
bei der Verarbeitung kranker Kartoffeln angezeigt, jedoch dürfte der-
selbe überall am Platze sein, wo es sich um die Erzeugung sehr eon-
centrirter und treberreicher Maischen handelt. Der Preis beträgt nur
25 M. Als Vortheile gegenüber den jetzt für denselben Zweck ge-
bräuchlichen Siebvorrichtungen führt der Verfasser für seinen Apparat
die folgenden an: 1) Die abzuscheidenden Unreinlichkeiten und T reber
verlassen den Vormaischbottich gar nicht. 2) Es wird fast nur die
reine Würze abgeschieden, deshalb wirkt 3) bei Verarbeitung kranker
Kartoffeln die mit dieser Maische hergestellte Hefe nicht schädlich auf
die Ausbeute ein. 4) Die Reinigung ist äufserst leicht und bequem
durch einfaches Abschlauchen in höchstens einer Minute zu bewerk-
stelligen. 5) Es kann in einem gegebenen Räume mehr Hefe producirt
werden wie bisher, da der Inhalt des ganzen Hefegefässes fast nur aus
Nährflüssigkeit besteht.
Sehr günstig äufsert sich über den Apparat R. Page, Jastrzembnik,
in der genannten Zeitschrift, S. 53. Die Vortheile, die mit Einführung
des Hesse'schen Siebapparates verbunden sind, bestehen nach des Ver-
fassers Ansicht erstens darin, dafs das Sieben der Maische mit diesem
Apparate wohl überall regelmäfsig stattfinden wird, weil es sehr be-
quem auszuführen ist, zweitens findet eine Erhöhung der Ausbeute an
Spiritus statt. Der Hauptsache nach wird diese Mehrausbeute darauf
zurückzuführen sein, dafs die Maische bei dem Hesse'schen Verfahren
nur sehr wenig und lange nicht in dem Mafse abgekühlt wird, wie es
bei den anderen bekannten Siebverfahren der Fall ist. Der Verfasser
empfiehlt daher den Siebapparat für alle Brennereien zur Einführung,
die keinen Entschalungsapparat, Patent Müller^ für heifse Maische haben,
oder bei denen derselbe in zu weiter Entfernung vom Vormaischbottich
aufgestellt ist.
Page hat eine Loch weite von 3mm etwas zu gering gefunden, wo-
rauf Hesse in der genannten Zeitschrift, S. 59, bemerkt, dafs Apparate
mit 3 und 4mm, überhaupt mit jeder gewünschten Lochweite geliefert
werden; 4mm wären jedoch auch für die dicksten Maischen ausreichend.
Hesse führt noch als weiteren Vortheil seines Apparates an, dafs die
gesiebte Würze so dünnflüssig ist, dafs es möglich ist, bei Herstellung
der Hefe keiu Wasser nehmen zu dürfen. Die Hefe wird nur aue
wenigen Kilogramm Malz — für 10001 Maischraum 5k — und reiner
gesiebter Maische hergestellt, wodurch 100' Wasser gespart und Raum
gewonnen wird, um 1001 Maische mehr, also steuerfrei unterzubringen.
182 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Hierdurch werden 850 Literproc. gewonnen. Den Gewinn in Folge der
besseren Vergährung veranschlagt Hesse auf 250 Literproc, mithin zu-
sammen 1100 Literproc, was einem Reingewinn von 2,80 M. für den
Bottich entsprechen würde.
Auch Joh. Ernst Brauer rühmt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 13 S. 98, dem i/esse"schen Apparat bequeme Handhabung, gute
Arbeit und Solidität nach und bezeichnet ihn für Dickmaischbrennereien
als ein sehr willkommenes, fast unentbehrliches Hilfsmittel. Ebenso
wie auch Page hält Brauer die Anbringung eines Hebehverkes zur Be-
wegung der Schaber, wie solches der Erfinder seinem Apparate später
hinzugefügt hat, für ganz nothwendig.
Ueber Erfahrungen mit dem Müller'' sehen Entschalungsapparate be-
richtet die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 82, nach Ver-
suchen von Hentze in Taufkirchen. Derselbe bestimmte den Maisch-
gehalt der Treber und fand ihn bei Kartoffelmaische zu 14,4, bei
Maismaische zu 18,8 Proc. Extract. Um diese Verluste an Extract,
welche durch Entfernung der Treber entstehen, zu vermeiden, läfst
Hentze die Treber nochmals mit Wasser anfeuchten und durch die
Schnecke des Entschalers auspressen; das Wasser dient als Einmaisch-
wasser. Die so nochmals ausgeprefsten Treber halten nur 6,8 Proc,
Extract zurück und es wird daher durch das Auspressen eine Mehr-
ausbeute von 0,2 Proc. vom Maischraume erzielt. — Der Verfasser macht
ferner folgende Mittheilungen über die Trebermengen. Beim Verarbeiten
mit dem Elle nberger' sehen Apparate werden aus 100k Donaumais ein-
schliefslich des zur Maische gehörigen Malzes etwa 19k Treber durch
den Entschaler abgesondert, während aus 100k sächsischen Zwiebel-
kartoffeln etwa lk,7 abgeschieden werden. Durch Entfernung von
lk Treber werden 21 Maischraum gewonnen, so dafs bei 40001 Maisch-
raum 125k Mais und 19k Malz mehr eingemaischt werden konnten; es
ergibt dies für Maismaischen eine Mehrausbeute von 1,2 Proc. ohne
Anwendung von beweglicher Gährbottichkühlung. Für Kartoffelmaischen
stellt sich der Vortheil weniger grofs heraus.
Einen Hefemaisch-, Ter zuckerung s-, Säuerungs- und Kühlapparat hat
Schoppe in Schwieben construirt und zum Patent angemeldet und be-
schreibt denselben in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 82.
Der Apparat ist so grofs gewählt, dafs sämmtliches an einem Tage zu
verbrauchendes Hefegut darin eingemaischt werden kann. Gegenüber
der bisherigen Methode der Hefebereitung in einzelnen Hefegefäfsen
wird durch den Apparat und Prozefs nach des Erfinders Ansicht er-
reicht: 1) Die Gewinnung einer gleich mäfsigen extractreichen Hefe,
2) eine gleichmäfsige Verzuckerung des gesammten Hefegutes, 3) durch
die Trennung des erwärmenden und abkühlenden Mediums von dem
Hefegut eine Reinzucht von Hefe, 4) eine gleichmäfsige Vergährung der
Hauptmaischen. Es bedarf ferner keines Dampfmaischholzes, keiner
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikatum. 133
Hefefafsumhüllung und keiner mechanischen Kühler; auf je einen Bottich
Betrieb sind nur noch zwei He fegefaf.se erforderlich. Die Einführung
des Verfahrens bedarf der Genehmigung der Provinzialsteuerdirektion,
und es mufs eine genaue Beschreibung des Hefebereitungsverfahrens an
das zuständige Hauptsteueramt vorangeheu. Der Erfinder ist zu näherer
Auskunft bereit und gestattet auch die Besichtigung des Apparates und
Betriebes an Ort und Stelle.
Eine Beschreibung und Abbildung der Gährbottichkühler von Gontard
in Mockau bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 18, nach
Märckers Handbuch der Spiritusfabrikation, fünfte Auflage, S. 558.
Apparat zur selbsthätigen Bewegung der Gähr- und Hefebuttichkühler
von Wilhelm Wailand in Rosenau bei Wahlstatt (D.R.P. Nr. 49 960 vom
25. Mai* 1889).
Zerkleinerungsvurrichtung für Kartu/fel- und Getreidemaischen von
Aug. Ronneburg in Uelzen (D. R. P. Nr. 49340 vom 16. April 1889).
Vacuumtrackenapparat für feste, breiige und krümelige Körper von
Emil Pafsburg in Breslau (D.R.P. Nr. 49 905 vom 13. April 1888).
Verstellbare Spiritusvorlage von H. Pardey in Hannover (D. R. P.
Nr. 49660 vom 4. Mai 1889).
Eine neue Kartoffellegemaschine, construirt von C. Schach in Wubrigs-
berg bei Neutrebbiu, wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13
S. 35, abgebildet und beschrieben. Nach einer Mittheilung von Christiani
in Kerstenbruch soll die Maschine zur Zufriedenheit arbeiten.
Kartoffellegemaschine von Jacob Angst auf Bohl in Hüntwangeu,
Kanton Zürich (D.R.P. Nr. 49 266 vom 27. Oktober 1888).
Kartoffelerntemaschine von Cyrus Roberts in Three Rivers, Staat
Michigan, Nordamerika (D.R.P. Nr. 49579 vom 24. März 1889).
VII. Analyse.
Leber die Bestimmung des Glycerins in vergohrenen Getränken in der
Form von Nitroglycerin hat F. Dickmann Versuche angestellt. Der Ver-
fasser glaubt, dafs diese noch nicht abgeschlossenen Versuche zu einem
für die Praxis brauchbaren Verfahren führen werden. {^Wochenschrift
für Brauerei Bd. 6 S. 1178).
Ein neues Reagens für Rohrzucker und Traubenzucker, welches unter
geeigneter Behandlung mit Glvkose eine kirschrothe, mit Saccharose eine
milchkaffeefarbene Färbung gibt, wird von Matthieu Plessy im Journal
des Fabricants de Sucre, 1889 Nr. 42, angegeben. Man erhält dasselbe,
indem man 34 Th. pulverisirtes salpetersaures Blei in 45 Th. geschmol-
zenem, salpetersaurem Ammoniak auflöst und der Masse 21 Th. pulveri-
sirtes Bleioxyd hinzufügt.
Als Erkennungsmittel für Dextrose empfiehlt Crismer in der Wein-
laube, 1889, 210, das Safranin. 2 bis 3CC einer 0,1 proe. Safraniulösung
werden mit 2 bis 3CC lOproc. Natronlauge und einigen Tropfen
134 lieber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
der Dextroselösuug erwärmt, bei 60 bis 65° tritt Entfärbung eiu. Die
milchige Flüssigkeit bildet beim Stehen an der Luft nach einiger Zeit
an der Oberfläche wieder rothe Streifen, welche durch Wiederherstel-
lung des Safranins durch Oxydation entstehen.
Zur Phenylhydrazinzuckerprobe. J. Geyer bestätigt in der Pharma-
ceutischen Zeitung 1889 34 683 die schon von Thierfelder gemachte Be-
obachtung, dafs glykuronsaures Kali mit Phenylhydrazin eine ganz ähn-
liche Verbindung eingeht wie Zucker. Die Reaction ist also nicht in
allen Fällen zuverlässig.
Heber Analyse der Zuckerarten haben E. Jungfleisch und L. Grimbert
gearbeitet. (Comptes rendus 109 867) die Versuche verfolgten den Zweck,
den Einflufs zu studiren, welchen starke Säuren auf die Rotation der
Lävulose und damit auf die Genauigkeit verschiedener Methoden der
Zuckeranalyse ausüben. Nachdem ein solcher Einflufs festgestellt war,
versuchten die Verfasser die Anwendung der Essigsäure zur Inversion
und prüften die Einflüsse, welche verschiedene Salze und andere Stoffe
auf die Wirkung der Essigsäure zur Inversion an Stelle starker Säuren
ausüben.
Zur Bestimmung des Invertzuckers mit Soldaini's Iieagens gibt E. Preufs
in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie 1890 18 folgende Vorschrift.
Das Reagens bereitet man am besten durch Eintragen von 15?,9 Kupfer-
vitriol in eine heifse Lösung von 594s Kaliumdicarbonat und Auffüllen
bis zu 2000cc, nachdem der ursprünglich entstandene Niederschlag sich
gelöst hat und die Flüssigkeit erkaltet ist. Die Lösung hat ein spec.
Gew. von 1,1789 und ist von befriedigender Haltbarkeit. 150cc des
Reagens werden über freier Flamme zum Sieden erhitzt, die Invert-
zuckerlösung hinzugefügt und genau 10 Minuten gekocht. Innerhalb
der Grenzen von 5 bis 80m? Invertzucker entsprechen demselben die
folgenden Kupfermengen :
127.8mg Kupfer
40 mg Invertzucker
240,6mg Kupfer
80 mglnvertzucker.
Herzfeld mahnt in der Zeitschrift für Zuckerindustrie 1890 40 52
zur Vorsicht bei der allgemeinen Anwendung von Soldaini"s Reagens an
Stelle des Fehling' sehen und macht auf die Verschiedenheiten beider auf-
merksam. Das Soldainische Reagens enthält nur ein Fünftel so viel
Kupfer, ist daher in manchen Fällen unempfindlicher, es läfst bei starker
Verdünnung Kupferoxyd fallen, besitzt ein geringeres Lösungsvermögen
für Kalk, scheidet bei längerem Kochen erheblich mehr Kupferoxyd ul
aus. Nach Herzfeld soll schon eine Kochdauer von 5 Minuten genügen.
(Vgl. 1890 275 424.)
Die Anwendung der Elektrolyse bei der Zuckerbeslimmung. Da manche
Asbestsorten durch Kalilauge angegriffen werden, empfiehlt Formanek
in der Böhmischen Zeitschrift für Zuckerindustrie 1890 14 178 das Kupfer-
18.8
34,9
50,9
66,6
82,2
97,6
112,7
5
10
15
20
25
30
35
142,4
157,0
171,3
185.5
200.4
213,1
226.6
45
50
55
60
65
70
75
Qeber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 135
oxvdul auf Papier zu sammeln, nach dem Auswaschen in Salpetersäure
zu lösen, die Lösung in eine Platinschale zu bringen und das Kupfer
durch den Strom auszuscheiden. — Dieses Verfahren hat Märeher schon
vor vielen Jahren vorgeschlagen und auch augewandt, auch Referent
hat viel danach gearbeitet. Seit der Einführung der Soxhlefsehen Filtrir-
röhreu wurde das Verfahren, welches seiner Zeit einen grofseu Fort-
schritt gegenüber der noch früher üblichen Methode der Ueberführung
des Kupferoxyduls in Oxyd mittels Salpetersäure darstellte, jedoch ver-
lassen, weil es umständlicher, kostspieliger und auch nicht ganz fehler-
frei ist, indem das Papier stets eine gewisse Menge Kupfer zurückhält,
so dafs eine Correction nothwendig war. Den von Formaneh gerügten
Uebelstand des Asbestes kann man durch wiederholtes Auskochen mit
Kalilauge und Salpetersäure meistens beseitigen; einige geringe Sorten
werden allerdings auch durch diese Behandlung nicht brauchbar und
sind daher zur Herstellung der Filtrirröhren überhaupt nicht zu ver-
wenden. (Der Ref.)
lieber die Bestimmung der Raffnose im Rohrzucker und in der Melasse
liegen neuere Arbeiten von Th. Breyer, A. Herzfeld, Preufa Dammüller,
J. Wortmann, J. W. Gunning und Lindet vor, über welche in Bieder-
manns Centralblatt für Agriculturchemie Bd. 19 S. 130 berichtet wird.
Ein Verfahren zur Titration des Alkohols und des Aldehyds durch
Chromsäure beschreibt Robert Bourcart in Societe Industries de Mulhouse
59 558.
Derselbe berichtet im Moniteur Industriel 1890 27 über eine Modi-
fication des von Rose angegebenen Verfahrens zur Bestimmung des Alkohols
mittels Permanganat (vgl. 1888 269 424). Der Verfasser hat nach der
Vorschrift von Rose keine befriedigenden Zahlen erhalten und daher das
Verfahren in der Weise modificirt, dafs er statt concentrirter Schwefel-
säure eine mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnte anwendet und
die Zersetzung durch Regulirung der Temperatur so leitet, dafs der
Alkohol nicht vollständig, sondern nur so weit oxydirt wird, dafs auf
ein Molekül Alkohol nur 3 Moleküle Sauerstoff kommen. Die vom Ver-
fasser nach diesem Verfahren erhaltenen Zahlen zeigen mit den pykno-
metrischen Bestimmungen eine befriedigende Uebereiustimmuug.
Zur Kenntnifs der Spirituskörper. H. liornträger fand, dafs beim
Schütteln von 30procentigem Rohspiritus mit Chloroform Amylalkohol.
Acetal, Aldehyd und Gährungsbutylalkohol in die Ausschütteluug über-
gehen, während Aethylalkohol, Essigsäure, tertiärer Butylalkohol und
normaler Propylalkohol obenauf schwimmen. ( Zeitschrift für analytische
Chemie Bd. 28' S. 670.)
Ein Preisausschreiben behufs Ermittelung einer Methode zur Unter'
suchung der Prefshefe in Bezug auf Beimischung \<>n Bierhefe hat der
Verein der Kornbrennereibesitzer und der Prefshefefabrikanten Deutsch-
lands erlassen. Der Preis für die prämiirte Arbeil betrögt 500 M. Ar-
136 Ueber Fortschritte in der Spiritnsfabrikation.
beiten sind, mit einem Motto versehen, bis zum 2. Januar 1891 an den
Vorsitzenden des Vereins, B. v. Gülhaufsen in Bonn , einzusenden.
Näheres darüber siehe Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 13 S. 69.
VIII. Allgemeines und Theoretisches.
Einen neuen Zucker mit aromatischem Kern, welcher im Handel unter
dem Namen Pinit vorkommt und aus dem Harze von Pinus Lambertiana
stammt, hat Maquenne untersucht und ß-Pinit genannt. Wahrscheinlich
ist derselbe identisch mit dem Sennit. Durch Zersetzung mit Jodwasser-
stoffsäure entsteht daraus ein dem Inosit isomerer Körper, dar ß-lnosit.
(Comptes rendus 109 812.) Ch. Combes hält den ß-Yimt für identisch
mit dem von Girard aus dem Kautschuck gewonnenen Matezit, die
daraus durch Jodwasserstoff entstehende Matezodambose ist nach seiner
Ansicht identisch mit dem /?-Inosit Maquenne's. (Ebendaselbst 110 46.)
Zwei neue Zuckerarten hat C. Tauret aus Quebracho dargestellt.
Der aus der Quebrachorinde — Aspidosperma Quebracho — gewonnene
Zucker, welchen Verfasser Quebrachit nennt, hat die Formel C7H140,;,
mit Jodwasserstoff gibt er einen linksdrehenden Inosit, C6H12Ofi. {Comptes
rendus 109 908.) Nach einer Mittheilung im Sitzungsbericht der Socie'te
Chimique de Paris vom 24. Januar 1890 haben Tauret und Maquenne
durch Mischen der Lösungen der von ihnen erhaltenen rechts- und links-
drehenden Inosite einen inactiven Inosit dargestellt, dessen Eigenschaften
von denen seiner Componenten, aus welchen er entstand, völlig verschie-
den sind. Endlich berichtet Maquenne in einer weiteren Arbeit (in
Comptes rendus 110 603) über neue Beziehungen zwischen den Zucker-
arten und den Furfurolverbindungen, sowie über die Zusammensetzung des
Methylfurfumls und des Isodulcits.
Ueber Mannose. C. Fischer und J. Hirschberger bringen in einer
Arbeit in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft 1890 3218
weitere Beweise für die von ihnen behauptete Identität der Mannose
mit der Seminose (vgl. 1890 275 133). Es gelang den Verfassern
auch durch Gährung der aus Steinnufs dargestellten Mannose mit Bier-
hefe Aethylalkohol zu gewinnen. Auch direkt aus den Steinnufsabfällen,
ohne vorherige Darstellung des Zuckers, kann man Alkohol gewinnen,
indem man die aus den Steinnufsschalen mit 6procentiger Salzsäure dar-
gestellte Zuckerlösung mit Kalk neutralisirt und mit Bierhefe vergährt.
Da die Steinnufsabfälle bis 33 Procent Zucker liefern und 100k davon
nur 1,6 bis 2 M. kosten, dürften dieselben vielleicht mit Vortheil als
Rohmaterial zu verwenden sein. In einer anderen Abhandlung, eben-
daselbst 1890 23 370, bringt Fischer wichtige Beiträge zur Synthese der
Mannose und Lävulose.
Sorbit haben C. Vincent und Delachanal als Bestandteil aller Frücbte
der Rosaceen gefunden. Besonders reich daran sind Birnen, Kirscben
und Pflaumen, von denen lk etwa 86 Sorbit liefert. Die Verfasser be-
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 137
richten noch über eingehendere von ihnen ausgeführte Untersuchungen
des Sorbits. (Comptes rendus 109 676.)
Ueber das Vorkommen und den Ursprung der Baffinose in Melassen
und Zuckerproducten liegen Untersuchungen von v. Lippmann, A. Herz-
feld, Cech, Beythien, Parcus und B. Tollens vor, über welche in Bieder-
manns Centralblatt für Agriculturchemie Bd. 18 S. 856 berichtet wird.
Es stehen sich über den Ursprung der Raffinose zwei Ansichten gegen-
über. Nach der einen, welche besonders v. Lippmann vertritt, ist die
Rafh'nose bereits in dem Rübensaft, enthalten, nach der anderen bildet
sich dieselbe aus dem Rohrzucker durch Einwirkung des Kalks und
Strontians. Die neuesten Versuche von Beythien, Parcus und Tollens
haben die letztere Annahme als unhaltbar erwiesen und die von v. Lipp-
mann vertretene Ansicht, dafs die Raffinose schon in der Rübe vorhanden
ist, bestätigt.
Die Gährungsproducte der Baffinose untersuchte J. Jesser. (Oesler-
reichisch- Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie 1889 6.) Der Verfasser
glaubt durch seine Versuche bestätigt zu haben, dafs sich bei der Gäh-
rung rafiinosehaltiger Producte schwer vergährbare Melibiose bildet, und
vermutbet daher, dafs die Ursache eines guten Theiles der sogen, schwer-
vergährbaren Melassen im Rafh'nosegehalt derselben zu suchen ist. Die
Chemikerzeitung Bd. 14 S. 74 hält diese Annahme für nicht zutreffend,
einmal, weil die grofse Praxis keinerlei Beweise für die Schwergährig-
keit der raffinosereichen Melassen der deutschen Strontian-Entzucke-
rungsfabriken geliefert hat, andererseits, weil die Versuche von Tollens
gezeigt haben, dafs Raftinose von kräftiger Hefe leicht und vollständig
vergohren wird. (Vgl. auch die Untersuchungen von Loiseau 1890275428.)
Ueber eine reine Gahrung des Mannits und Glycerins berichten F. P.
Frankland und J. J. Fox in Proceedings of the Boyal Society London 1889
345. Die Verfasser isolirten aus Schafmist einen Mikroorganismus,
Bacillus ethaceticus, welcher in einigen Kohlehydraten und mehrwerthigen
Alkoholen kräftige Gährung hervorzurufen vermag und insbesondere in
Mannit- und Glycerinlösungen verhältnifsmäfsig reichliche Mengen von
Aethylalkohol und Essigsäure producirt. Der Bacillus vergährt Mannit
und Glycerin unter Erzeugung derselben Stoffe: Aethylalkohol und Essig-
säure, nebst Spuren von Ameisen- und Bernsteinsäure, die beiden ersteren
in constant bleibendem Molekularverhältnifs. Die Zersetzung bleibt un-
vollkommen, diejenige des Glycerins in höherem Grade als die des
Mannits. Beide Stoffe sind unter den Gährungsproducten noch in nam-
haften Mengen vorhanden. Der Mikroorganismus vergährt ferner kräftig
Traubenzucker, langsamer Rohrzucker, Milchzucker, Stärke und Calcium-
glycerat. Ob der Bacillus ethaceticus mit dem F/fs'schen paarweise
gelagerten Bacillus identisch ist, welcher Glycerin unter Bildung von
Aethylalkohol und geringen Mengen von Ameisen- und Bernsteinsäure
vergährt, mufs dahingestellt bleiben.
13s Ueber Portschritte in der Spiritusfabrikation.
Ueber die Fällbarkeit colloidalcr Kohlehydrate durch Salze veröffent-
lich! J. Pohl Untersuchungen in der Zeitschrift für physiologische Chemie
Bd. 14 151. Danach kann man in Lösung befindliche colloidale Kohle-
hydrate, /.. I). lösliche Stärke oder Dextrin, durch Söttigen mit verschie-
denen Salzen, wie Natrium-, Magnesium-, Ammoniumsulfat oder Am-
moniumphosphat als flockige Niederschläge fällen, welche durch Diffusion
salzfrei gemacht werden können.
Ueber die Einwirkung von Diastase auf unverkleisterte Stärke berichtet
die Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 13 S. 18 nach einer Abhandlung
von Lintner im Brauer- und Mälzerkalender. Lintner liefs auf unver-
änderte lufttrockene Stärke einen aus Darrmalz bereiteten Malzauszu»
4 Stunden bei 50, 55, 60 und 65° einwirken, alsdann wurde auf ein
bestimmtes Volumen aufgefüllt, zur Entfernung der ungelöst gebliebenen
Stärke liltrirt, ein Theil des Filtrats invertirt, darin Dextrose bestimmt
und auf Stärke umgerechnet. Von 100 Theilen Stärketrockensubstanz
waren umgewandelt:
Verkleisterungs-
temperatur
650
800
800
850
800
800
Wie aus diesen Zahlen ersichtlich ist, wird die Kartoffelstärke in
der That erst bei Erreichung der Verkleisterungstemperatur in erheb-
lichem Mafse umgewandelt. Dasselbe gilt offenbar auch von der Reis-
stärke, welche wohl am besten gleich durch Kochen für die Umwand-
lung durch Diastase vorbereitet wird, da ihre Verkleisterungstemperatur
sehr hoch liegt.
Maisstärke wird sich voraussichtlich der Reisstärke ähnlich verhalten.
Gersten-, Darrmalz-, Grünmalz- und "Weizenstärke zeigen bei niedrigen
Temperaturen schon eine bedeutend höhere Aufschliefsung als die Kartoffel-
stärke, bei 65° ist die Aufschliefsung fast vollständig, doch sind für eine
völlige Aufschliefsung jedenfalls noch die Temperaturen von 65 bis 70°
und darüber von Bedeutung. Auf die um 2,6 Proc. geringere Aut-
schliefsung der Darrmalzstärke gegenüber der Grüumalz- und Gersten-
stärke will der Verfasser kein Gewicht legen und besonders da die Ver-
suche nur mit einer Sorte Malzstärke angestellt sind, nicht den Schlafs
ziehen, dafs die Darrmalzstärke weniger leicht aufschliefsbar ist, obgleich
andererseits die Möglichkeit, dafs durch das Darren die Stärke ungünstig
beeinflufst wird, nicht ausgeschlossen ist, da in extremen Fällen, bei
Glasmalzbildung, ein derartiger un<<ünstis,er Einfluss thatsächlich vor-
banden ist. Die vielfach verbreitete Anuahme, dafs die durch die Kei-
mung corrodirte Stärke des Malzes leichter aufgeschlossen wird als die
der Gerste, wird durch diese Versuche nicht bestätigt, denn nur bei den
von :
bei 500
550
600
650
Kartoffelstärke
. 0,13
5.03
52,68
90,34
Reisstärke . . .
. 6,58
ll.liS
19,68
31,14
Gerstenstärke .
. 12,13
53,30
92.81
96.24
Grünmalzstärke .
. 29,70
58,56
92>3
96,26
Darrmalzstärke
. 13.U7
56,02
91,70
93,62
YVeizenstärke . .
—
62,23
91,08
94,58
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
niedrigen Temperaturen von 50 und 55° zeigte die Malzstärke, uud zwar
auch nur die des Grünmalzes, eine bessere Aufschliefsung. Dagegen ist
es selbstverständlich und steht in keinem Widerspruch zu diesen Ver-
suchen, dafs die Malzbereituug indirekt durch Lockerung des Zellgew.
wodurch die Stärke bei der nachherigen Zerkleinerung leichter bloßge-
legt wird, günstig auf die Aufschliefsung der Stärke bei der Verarbeitung
des Malzes einwirkt.
Studien über Diastase veröffentlicht H. Pelz/toldt in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie Bd. 13 S. 89. Bekanntlich rührt vom Verfasser die
Beobachtung her, dafs die Schädigung, welche die Diastase beim Er-
hitzen erleidet, durch die Gegenwart von Zucker um so mehr vermindert
wird, je mehr Zucker vorhanden ist (vgl. 1887 266 427). Diese Beob-
achtung machte der Verfasser, als er die Malzlösuug vor dem Erhitzen
auf 01,25° mit invertrirter Maische versetzte, in welchem Falle dann
eine wesentliche geringere Schädigung durch das Erhitzen eintrat. Es
war nun die Frage, welcher Bestandteil der Maische diesen Schutz
gewährte. Zu diesem Zweck wiederholte der Verfasser den Versuch,
indem er statt der Maische Maltose und Rohrzucker hinzusetzte: es
zeigte sich nun, dafs die Maltose schon in geringer Menge denselben
Schutz bewirkt, dagegen der Rohrzucker eine solche schützende Wirkung
der Diastase gegenüber nicht besitzt. Dextrin wurde in dieser Richtung
nicht geprüft. Versuche zur Ermittelung der Temperaturen, bei welchen
die Diastase geschädigt wird, ergaben, dafs unter den vorliegenden Ver-
suchsbedingungen ein vorheriges Erhitzen des Malzauszuges bis auf
58,75° bei der nachherigen Verwendung desselben zur Zuckerbildung
nicht von wesentlichem Schaden war, soweit es sich um die Alkohol-
bildung handelt, dagegen trat bei 61,25° bereits eine erhebliche Schädi-
gung ein.
Eine weitere Versuchsreihe wurde zur Entscheidung der Frage aus-
geführt, ob eine gröfsere Zuckermenge gebildet wird, wenn man das
ganze Malzquantum nach dem Ausblasen zu der gedämpften Masse hin-
zufügt, oder wenn man einen Theil des Malzes vorher in den Vormaisch-
bottich bringt. Es zeigte sich bei allen Versuchen, dafs im ersten Falle,
also wenn das Malz auf einmal zugesetzt wurde, stets eine, wenn auch
nur geringe Menge Zucker uud dementsprechend auch Alkohol mehr
gebildet wurde.
Endlich suchte der Verfasser zu ermitteln, ob sich ein Unterschied
in der Zuckerbildung constatiren läfst, wenn man in der Weise arbeitet,
dafs man entweder den ganzen Stärkekleister oder erst einen Theil und
später den Rest der verkleisterten Stärke zu dem Malzauszug gibt.
Dieser Versuch stellte also eine Nachahmung im ersten Falle des flolle-
freuntf sehen, im zweiten Falle des Henxe'schen Verfahrens dar. I1
Resultat war, dafs. als der Malzauszug zur gesammten Stärke gegeben
wurde, ein wenig mehr Zucker gebildet wurde, jedoch war der Unter-
140 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
schied im Zuckergehalt sowohl als auch in der Menge des gebildeten
Alkohols nur ein sehr geringer und kaum von Bedeutung.
Die Diastase hält H. P. Wijsman auf Grund von ihm ausgeführter
Versuche für ein Gemenge von zwei Enzymen, welche er Maltase und
Dextrinase nennt. Die Umwandlung der Stärke vollzieht sich nach An-
sieht des Verfassers in der Weise, dafs durch die Maltase Erythro-
granulose und Maltose gebildet wird, die Erythrogranulose wird dann
durch die Dextrinase in Leukodextrin übergeführt, andererseits erzeugt
die Dextrinase aus der Stärke Maltodextrin, welches durch die Maltase
in Maltose übergeführt wird. (Nach einem Bericht der Chemikerzeitung
Bd. 14 S. 68.)
Beiträge zur Kenntnifs der invertirenden Fermente bringt eine um-
fangreiche Arbeit, welche 0. Kellner, Y. Mori und M. Nagaoka in der
Zeitschrift für physiologische Chemie Bd. 14 297 veröffentlichen. Die Ver-
fasser untersuchten eine in Japan und China zur Bereitung von gegohrenen
Nahrungs- und Genulsmitteln vielfach angewendete stärkeumbildende
Substanz, das Koji, welches aus gedämpftem Reis oder Gerste durch
Aussaat der Sporen eines Pilzes — Eurotium Or}*zae Ahlbg. — gewonnen
wird. Schon die Untersuchung eines frisch mit Sporen besäeten Materials
und andererseits des nach der Bildung des Mycels fertigen Koji, welche
in dem Koji eine beträchtliche Zunahme an Glykose und Maltose ergab,
deutete darauf hin, dafs das durch den Pilz erzeugte Ferment eine starke
Einwirkung auf Stärkemehl besitzen mufste. Die Verfasser prüften nun
die Wirkung des Fermentes auf verschiedene Kohlehydrate, indem sie
ein aus frischem Koji bereitetes Extract 2 bis 3 Stunden bei 40 bis 50°
auf die Lösungen verschiedener Kohlehydrate einwirken liefsen. Diese
Versuche hatten folgendes Ergebnifs: von Rohrzucker werden durch
Kojiauszug etwa 70 Proc. invertirt, auf Milchzucker wirkt das Ferment
nicht ein, Maltose wird über 70 Proc. in Dextrose übergeführt, Inulin
wird wahrscheinlich nicht verändert, aus verkleisterter Stärke wurde
ein Gemenge von Maltose und Dextrose erhalten. Das Koji enthält also
ein kräftig wirkendes Ferment, welches aber von der Malzdiastase so-
wohl wie von dem Invertin vollständig verschieden ist. Schlecht ge-
lüftetes Koji wird durch Anhäufung von Milchsäure unwirksam. Diese
Beobachtung veranlasste die Verlässer, den Einflufs der Milchsäure auf
das Kojiferment, welches sie Invertase nennen, zu prüfen. Diese Ver-
suche ergaben, dafs 0,05 Proc. Milchsäure einen günstigen Einflufs aus-
übt (ebenso wie nach Kjeldahl's Beobachtung auf die Diastase), 0,1 Proc.
Milchsäure und darüber schwächt dagegen die Wirkuug des Ferments
allmählich ab, 0,6 bis 0,7 Proc. heben die Inversion des Rohrzuckers
durch die Invertase ganz auf, grofse Mengen Milchsäure, wie 2 Proc,
tödten das Ferment, so dafs es auch nach der Neutralisation unwirksam
bleibt. Endlich prüften die Verfasser noch den Einflufs des Kochsalzes
auf die Wirkung der Invertase zur Umwandlung der gelösten Stärke
Kleinere Mittheilungen. 141
und fanden dabei, dafs die Iuvertase zwar sehr empfindlich ist gegen
Beimischungen von Kochsalz zu ihren Lösungeu, dafs aber die sacchari-
fieirende Wirkung selbst durch Gegenwart von 15 bis 20 Proc. Kochsalz
nicht gänzlich aufgehoben wird.
Um auch in Bezug auf das Invertin, dessen invertirende Eigenschaften
noch nicht genügend erforscht waren, die Verschiedenheit des Koji-
fermentes sicher festzustellen, unterzogen die Verfasser in einer anderen
Versuchsreihe das Invertin einer eingehenden Prüfung. Zu diesem Zweck
wurde aus 300- frischer reiner Unterhefe 0',5 wässeriges Extract ge-
wonnen und davon 1 Volumen auf 2 Volumina der Kohlehydratlösungen
3 Stunden bei 40 bis 50° einwirken gelassen. Es zeigte sich in Ueber-
einstimmung mit Boppe-Seyler und Barth (Berichte der deutschen chemi-
schen Gesellschaft Bd. 4 S. 810 und Bd. 11 S. 474), dafs Rohrzucker
durch Invertin vollständig invertirt wird. Dagegen erwies sich das In-
vertin auf Milchzucker als wirkungslos, Maltose und Inulin wurden eben-
falls nicht verändert. Zur Einwirkung auf Stärke wurde das Invertin
durch Ausfällung mit Alkohol von reducirenden Stoffen befreit, ebenso
die Stärke. Die wässerige Lösung des gereinigten Invertins war auf
~ ©CO
Stärkekleister nach mehrstündigem Erwärmen auf 45° ohne jede Ein-
wirkung.
Die beiden der Untersuchung unterworfenen Fermente stimmen also
hinsichtlich ihrer Wirkung auf Rohrzucker überein. Milchzucker, Inulin,
Maltose und Stärke bleiben unter dem Einflüsse des Invertins unver-
ändert, während die beiden letzteren Kohlehydrate von dem Ferment
des Koji hydratisirt werden. Unter den bis jetzt bekannten invertireu-
den Fermenten scheint also das Koji die kräftigste Wirkung zu äufsern.
Die Verfasser lassen es einstweilen dahingestellt, ob die Invertase ein
einheitlicher Körper ist oder etwa aus mehreren Fermenten besteht, auch
wollen sie nicht behaupten, dafs die Invertase nur von Eurotium Orvzae
Ahlbg. erzeugt wird, sondern neigen zu der Ansicht, daf* auch andere
Pilze derselben oder verwandter Ordnungen jenes Ferment zu bilden
vermögen. (Schlafs folgt.)
Physikalischer Verein.
Nach dein Jahresbericht ' für das Rechnungsjahr 1888 89 hat der Physi-
kalische Verein zu Frankfurt a. M. 426 Mitglieder. Das Vermögen des Vereins
ist -tit 1885 von 510Ü0 M. auf 144)000 M. gewachsen. Durch gröfsere Aus-
gaben im neuen, vor zwei Jahren bezogenen Vereinshause, und durch die neu
gegründete, am 24. April v. J. eröffnete elektrotechnische Anstalt ist das jähr-
Budgel auf 20000 M. gestiegen, zu welchem Bedarf der Staat 2000 IL,
die Stadt 3500 M. beisteuert. Der ausführliche, ein reges Vereinsleben be-
kundende Jahresbericht enthält das Programm und den Lehrplan der genannten
elektrotechnischen Lehranstalt, ein Verzeichnifs der im Vereine gehaltenen
Vorlesungen, Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium und meteoro-
1 Frankfurt a. M. bei C. Naumann.
142 Kleinere Biittheilungen.
logische Arbeiten. Den letzteren Arbeiten sind umfangreiche Tabellen und
Diagramme über vom Verein veranlafste Beobachtungen beigegeben.
Deutsche Eisenerze.
Nach einer Mittheilung in „Stahl und Eisen" 1890 S. 372 schätzt Wedding
die Luxemburger Minetten auf einen Vorrath für 80, die Lothringer auf 150 bis
300 Jahre. Die Siegerländer Spatheisensteine sind noch als unerschöpflich
anzusehen und die Lahnerze werden noch für ein Jahrhundert ausreichen.
Oberschlesien steht an der Grenze der Leistungsfähigkeit und dürften auch hier
die Erze in einem Jahrhundert zur Neige gehen. Ilseder Erze reichen Doch
für 220 Jahre. Osnabrücker für 60. Nur wenige der deutschen Erze eignen
sich für Erzeugung von Giefserei- und Bessemer-Roheisen, für ersteres zum Theil
nur die Lahnerze, ganz die des Mittelharzes, zu letzterem nur die Osnabrücker
Erze, so dafs es zur Darstellung des L'esseraer-Roheisens der Einführung fremder
Erze bedarf. Die Siegerländer Erze liefern Spiegeleisen und Weifsstrahl, die
Minetten und die Ilseder Erze Thomas-Roheisen, alle anderen Erze ohne phos-
phorhaltige Zuschläge nur Puddel-Roheisen, mit solchen Thomas-Roheisen. Der
Eaupttheil des deutschen Eisenhüttengewerbes stützt sich auf die Verwerthung
der Minette und dieselbe spielt mit ihrem Antheil von fast 57 Proc. der ge-
sammten Eisenerzförderung eine weit wichtigere Rolle, als die Förderung des
Obernsees mit nicht ganz 40 Proc. in den Vereinigten Staaten und eine gleiche
wie die Förderung des Cleveland-Districtes in Großbritannien.
Vergleichsschiefsen zwischen Krupp'schen und Bange'schen Geschützen.
Ueber ein solches ist nach dem chilenischen Blatte „Ferrocarril" folgendes
zu berichten : Zuerst wurden mit Feldgeschützen auf 1000ni Entfernung von
jedem Geschütz 25 Schills abgegeben. Von der .ßange-Kanone trafen 16 das
Ziel sehr zerstreut über die ganze Fläche, während von der .Krupp-Kanone
19 Treffer mit bedeutend weniger Streuung waren. Beim Probeschiefsen mit
Berggeschützen wurden aus jedem Geschütz 20 Granaten und 20 Shrapnels in
einer Entfernung von 1500m auf drei Ziele von 20m Breite und 2m:70 Höhe,
die je 20m hintereinander entfernt standen, abgefeuert. Das Feuern begann
auf Commando aus beiden Geschützen zugleich. Die Krupp- Kanone gebrauchte
zum Abfeuern der 20 Granaten l71/2 Minuten, während bei der Bange-Kanone
24 Minuten nöthig waren. Das Ergebnifs war folgendes: erstes Ziel Krupp
180 Punkte, Bange 101; zweites Ziel Krupp 132, Bange 34; drittes Ki-upp 45,
Bange 11. Gesammtwirkung: Krupp 357 Punkte, Bange 146. Zum Abfeuern
der Shrapnels gebrauchte Krupp 24 Minuten und Bange 62 Minuten. Die Wir-
kung war folgende: erstes Ziel Krupp 327 Punkte, Bange 134; zweites Krupp 215,
Bange 82; drittes Krupp 120, Bange 35. Gesammtwirkung also Krupp 662 Punkte,
Bange 251. Es mufs noch bemerkt werden, dafs verschiedene Shrapnels in der
ßan</e-Kanone platzten, ein Beweis, dafs das Schiefsmaterial sowohl als das
System bei Bange schwerwiegende Uebelstände aufweist. Ein weiteres Probe-
schiefsen fand einige Tage später mit Feldgeschützen und Granaten statt. Die
ifrupp Kanone gebrauchte, um 20 Granaten abzufeuern, 28 Minuten, während
die Bange-K&none sogar 1 Stunde und 32 Minuten bedurfte. Die Ziele und
Entfernungen waren dieselben wie früher und die Wirkung folgende; erstes
Ziel Krupp 692 Punkte, Bange 359; zweites Krupp 643, Bange 514; drittes Krupp 304,
Bange 519. Gesammtwirkung: Krupp 1639 Punkte und Bange 1392. . Von den
Geschossen der Ärupp-Kanone auf das erste Ziel platzten 4 Granaten im Ziel,
zerstörten es in grofser Ausdehnung und schlugen 4 grofse Löcher hinein,
während dies bei der Bange-Kanone nur bei einem Schilfs vorkam. Nach den
europäischen Regeln werden für jeden Schufs, der ein solches Loch in das Ziel
schlägt, 100 Punkte gerechnet. So ergaben sich für Krupp noch 400 Punkte
und für Bange 1U0, was zu obiger Gesammtwirkung gezählt für Krupp 2039
Punkte und für Bange 1492 Punkte, also 547 Punkte zu Gunsten Krupp'' B ergab.
Bierauf Bollte ein Probeschiefsen mit je 20 Shrapnels aus jeder Kanone er-
folgen. Nachdem jedoch aus der Ärwpp-Kanone 10 Schüsse in 14 Minuten ab-
gefeuert worden waren, welche auf dem Ziel 615 Punkte ergaben, wurde auf
Befehl des Vorsitzenden der Commission, Generals Gana, das Schiefsen einge-
Kleinere Mittheilungen.
stellt, weil von den sieben Schüssen der Bange-Kanone nur zwei da.- Ziel
troffen hatten, da fünf Schüsse in der Kanone selbst geplatzt waren. Darauf
trat die Commission zusammen and erklärte einstimmig, dafs eine Prob»
Schiefsmaterialien von solcher Verschiedenheit annütz sei. Der Vertreter Krupp'a
stellte der chilenischen Elegierang sein ganzes ooch übriges Schiefsmaterial zu
weiteren Versuchen zur Verfügung. (Durch Uhland's techn. Rundschau.)
Das Härten von Gegenständen aus Papierstoff.
Vielfach werden Gegenstände für den Haus- und gewerblichen Gebrauch
von gehärtetem Papierstoff hergestellt und linden wegen ihrer Unzerbrechlich-
keit willige Aufnahme. Die Herstellung wird bei uns meist als Fabrikgeheim-
nifs behandelt.
Die Papier zei'.ung theilt ein in Amerika patentirtes verbessertes Verfahren
zum Harten von Papierstoff-Gegenständen mit. nach welchem gleiche Gewichts-
theile Leinöl und Colophonium in einem gleichen Volumen Naphta oder einem
anderen Lösungsmittel gelöst werden. Der zu hartende Gegenstand wird,
nachdem die hygroskopische Feuchtigkeit ausgetrieben ist, so lange darin ein-
getaucht, bis keine Blasen mehr entstehen. Bei Benutzung von Naphta ver-
wendet man wegen der Flüchtigkeit desselben geschlossene Kessel. Da die
Lösung von Leinöl und Colophonium in Naphta sehr dünnflüssig ist, so dringt
dieselbe mit Leichtigkeit in den Gegenstand ein und tränkt dessen ganze Masse
durchaus gleichniäfsig, was nach dem früheren Verfahren (Verwendung von
Leinöl und Colophonium direkt, d. h. ohne Lösungsmittel) nicht der Fall war.
Nach beendeter Tränkung wird der Gegenstand aus dem Bade genommen und
das Naphta aus letzterem durch freiwillige Verdunstung oder künstliche Wärme
ausgetrieben, wobei sich ebenfalls die Verwendung eines geschlossenen Kessels
empfiehlt, um das verdampfende Naphta wieder zu gewinnen. Der G<
stand mufs nunmehr etwa drei Stunden in einem mit Luftzufuhr versehenen
Ofen bei etwa 133° trocknen, bis keine Dämpfe von oxydirendem Oel mehr
entweichen. Hierdurch wird das Leinöl in der ganzen Masse oxydirt und
dieselbe undurchdringlich für Feuchtigkeit gemacht. Der Gegenstand hat jetzt
ein kornähnliches Gefüge, ist leicht und porös, aber wasserdicht, zugleich
sehr biegsam und elastisch.
Eine Wiederholung des Verfahrens, ohne Naphta, verschliefst die Poren
vollständig und macht den Gegenstand in seiner Masse der Feuchtigkeit gänz-
lich unzugänglich.
Steinerner Brückenbogen.
Ein Brückenbogen von der bemerkenswerthen Spannweite von 45m.7 wurde
nach Engineering News vom 21. Juni 1890 in Elyria. Ohio, Nordamerika, gebaut.
Der Bogen hat '7315mm Pfeilhöhe, 39m.38 Radius, für die innere Laibungslläche
im Scheitel 1145 und am Widerlager 1375mm Gewölbestärke. Als Baumaterial
diente an Ort und Stelle gewonnener Sandstein.
Herstellung dichter Knpfergüsse.
Dieselben werden in der Metallgiefserei von Dango und Dienenthai zu
Siegen-Sieghütte dadurch erzielt, dafs man Kupfer in einem Graphittiegel mit
dicht verschmiertem Deckel, welcher eine mit einem Lehmpfropfen zu ver-
schliefsende kleine Oeffnung hat, im Windofen einschmilzt, nach Entfernung
des Lehmpfropfens controlirt, ob die Schmelzung stattgefunden hat, die Oeff-
nung aber rasch wieder verschliefst, damit das Kupfer keine schweflige Sinne
aus den Feuergasen absorbirt. Man nimmt jetzt den Tiegel aus dem Ofen
und fügt nach abgenommenem Deckel so oft reines Phosphorkupfer hinzu,
bis eine genommene Löffelprobe beim Erkalten nicht mehr steigt und einen
dichten Brach z<
144 Bücher-Anzeigen.
Bücher-Anzeigen.
Stammer A., Dr., Muster, Herstellungsweise und Zusammensetzung von
24 Verbrauchszuckern. Magdeburg 1890. Verlagsbuchhandlung
von Albert Kathke. Preis 8 Mk.
So viel auch auf dem Gebiete der Waarenkunde und praktischen Fabriken-
kunde in der Gegenwart geleistet ist, so auffallig bleibt es, dafs gerade bei
volkswirtschaftlich und technologisch sehr wichtigen Producten der chemischen
Industrie trotz der gewaltigen Fortschritte des letzten Jahrzehntes noch recht
merkliche Lücken bestehen. Dies ist in Fachkreisen seit langer Zeit in hohem
Grade in Bezug auf die verschiedenen Zuckersorten des Handels empfunden
worden. Hier herrscht zur Zeit noch durchaus nicht die wünschenswerte
Einheitlichkeit und Sicherheit in der Bezeichnung, welche man bei den
Massen, in welchen diese Producte auf den Markt geworfen werden, erwarten
müfste, und daher erklären sich die oft weit aus einander gehenden Angaben
über einen Zucker von bestimmtem Handelsnamen. Dieser Uebelstand macht
sich namentlich in Laboratorien geltend, welche sehr verschiedene Handels-
zucker zu untersuchen haben. Andererseits hat das Fehlen von allgemein
anerkannten Standmustern für Handelszucker die analytischen Chemiker dazu
verleitet, meist allein nach der quantitativen chemischen Analyse den Zucker
zu beurtheilen, während doch in vielen Fällen auch der eigentümliche Ge-
ruch, welcher dem Zucker je nach der Fabrikationsmethode noch anhaftet,
die Modification des Zuckergeschmackes (ob rein süfs, honigartig, durch den
Geschmack des Kalks und der Salze ungünstig beeinflul'st u. s. w.), die ver-
schiedene Abtönung der Farbe, der Umstand, ob das Fabrikat mehr oder
weniger frei ist von mechanisch beigemengten Fremdkörperchen, ob es eine
absolut krystallklare Lösung gibt oder nicht, für den Gebrauch, für die Ver-
wendung durchaus nicht gleichgültig ist. Es ist daher lebhaft zu begrüfsen,
dafs der bekannte Verfasser des „Lehrbuches der Zuckerfabrikation" und der
„Jahresberichte des Vereins für die Rübenzuckerindustrie des Deutschen Reiches",
welcher allen Fortschritten der Neuzeit beständig gefolgt ist und reiche Er-
fahrung auch in der Praxis des Laboratoriums besitzt, es unternommen hat,
der Zuckerindustrie hier einen weiteren Dienst zu leisten. Die mit einem
Buchumschlag versehene, sehr praktisch eingerichtete Probensammlung enthält
24 Proben der gebräuchlichsten Handelszucker, wie sie dem Verkehr als
Normaldurchschnittsmuster entnommen werden können: die verschiedenen
Sorten Kandis, Würfelzucker, Kornzucker, Raffinaden, Farine, Rohzucker, auch
aus CoJonialgebieten, stark raffinosehaltigen Zucker u. s. w., und in einer die
Sammlung begleitenden Broschüre ist von jedem der Zuckermuster in ganz
kurzen Zügen das Charakteristische der Herstellungsweise und die quantitative
chemische Analyse angegeben, so dafs jetzt die Charakteristik dieser Massen-
erzeugnisse grofser Fabrikbetriebe als technologisch ausreichend festgelegt
gelten kann.
Die Stammer'sche Probensammlung kann hervorragenden Fachleuten anderer
Industriezweige als Vorbild dafür dienen, diejenigen Kenntnisse in der Fabriken-
iiiul Waarenkunde, für welche Beschreibung und Zeichnung nur ein unvoll-
kommenes Belehrungsmittel bilden, welches der Ergänzung durch Demon-
strationsmittel bedarf, den Fachgenossen ihres Industriezweiges allgemein
zugänglich zu machen. Ich erinnere hierbei auch an die Färbe- und Druck-
muster, die Muster für lithographische und zinkographisehe Verfahren u. dgl.,
welche schon seit Jahren ein geschätztes Hilfsmittel der Veranschaulichung
für die betreffenden Fachzeitschriften und Handbücher bilden, und die ver-
schiedenen Proben- und Mustersammlungen, welche bisher für Zwecke wissen-
schaftlicher Studien zusammengestellt wurden. Dr. Kronberg, Berlin.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche VerlagsgeseUsclialt in Stuttgart
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 145
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
CPatentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes ßd. 274 * S. 2060
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Sagen.
Auswechselbare Zähne für Kreissägen bringt B. F. Day in Phila-
delphia nach einer Mittheilung im Scientific American 1890 * 5 in der
durch Fig. 1 und 2 veranschaulichten Ausführung in Vorschlag, um durch
Anschleifen u. dgl. zu kurz gewordene Zähne wieder verwendbar zu
(Dachen.
Fig. 1 zeigt, dafs in den Zahnlücken des Blattes zwei halbkreis-
förmige Ausschnitte vorgesehen sind, deren unterster beim Zahn a mit
der in diesem angebrachten Aussparung so zusammenfällt, dafs durch
einen Bolzen die Befestigung des Zahns in der Lücke erfolgen kann,
wobei der Zahn auf dem Grunde der Zahnlücke aulsitzt. Ist der Zahn
abgenutzt und soll er verlängert werden, so wird, wie Fig. 1 beim Zahn b
erkennen läfst, ein Einsatzstück rf, Fig. 2, zwischen den Grund der
Zahnlücke und den Zahn so eingeschaltet, dafs die Befestigung durch
den Bolzen nunmehr im oberen Loch an der Zahnlücke stattfindet. Zahn,
Zahnlücke und Einsatzstück sind behufs genaueren Zusammenhaftens
am Umfange gerieft.
Nach dem Vorschlage von W. Lorenz in Karlsruhe (D. R. P. Nr. 48379
vom 5. Januar 1889) erhalten Sägen aller Art auswechselbare Zähue
in Gestalt einzelner geeignet geformter Werkzeuge, welche in Federn
oder Nuthen der Sägeblätter oder Frässcheiben so eingeschoben sind,
dafs sie bei der Arbeit unverrückbar festsitzen und behufs Schärfens
oder Auswechseins mit leichter Mühe weggenommen werden können.
Aus Fig. 3 ist ersichtlich, in welcher Weise derartige auswechsel-
bare Zähne von verschiedenartiger Form der Querschnittsprofile auf
Sägeblätter oder Frässcheiben aufgeschoben werden können. Z. B. können
die geraden Zähne adfg, die gebegenen Zähne b und die gerade ge-
nutheten, aber aufsen in Bogenform ausgeführten Zähne c mittels der
in Fig. 4 im Querschnitt dargestellten Federn und Nuthen auf der Kante
eines Blattes oder einer Frässcheibe eingeschoben bezieh, befestigt sein.
Die Zähne g können aus cylindrischen, an einer Seite ausgeschnit-
tenen Stahlröhren hergestellt werden. Diese Zähne werden auf ent-
sprechend cylindrisch geformte Leisten des Werkzeughalters aufgeschoben.
Die Zähne können auch von einer Seite eines Sägeblattes oder einer
Frässcheibe, wie die Fig. 5 zeigt, oder von beiden Seiten eingeschoben
sein. In allen Fällen können die Zahnprofile und Befestigungen durch
Federn und Nuthen oder Leisten angewendet sein. Diese Zähne stützen
sich mit dem hinteren Ende stets gegen den vorhergehenden Zahnhalter,
welcher also den Arbeitsdruck aufzunehmen hat. Ihr vorderes Ende
liegt frei und ist in dem zur Arbeit geeigneten Winkel geschliffen.
Dingler's polyt. Journal Bd. 27? Nr. i. 1890,111. 10
146 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Eine besondere Befestigung durch Schrauben, Keile, Stifte, Federn
u. s. w. ist nicht erforderlich, es genügt ein genaues Einpassen der
Zähne in ihre Sitze. Man kann jedoch auch irgend ein Befestigungs-
mittel anbringen und die Zähne durch einen Stift i oder ein Schraube t,
oder einen Keil t2 oder sonst wie sichern.
Eine Veränderlichkeit der Geschwindigkeit des Blockwagens von
Sägegattern mit ständigem "Vorschub bewirkt L. Jirhu in Wien (D. K. P.
Nr. 48 685 vom 15. Januar 1889) mittels einer im Durchmesser ver-
änderbaren Antriebsscheibe.
Der Blockwagen A (Fig. 6), welcher den Block durch die Säge führt,
wird mittels einer endlosen Kette a gezogen, welche durch von einem
Vorgelege a{ angetriebene Kettenräder o.2 bewegt wird. Mit Aenderung
der Geschwindigkeit des Vorgeleges ax bezieh, der Kettenräder a2 ändert
sich auch die Geschwindigkeit des Vorschubes des von den Ketten ge-
zogenen Blockwagens. Das Vorgelege a{ wird von einer Welle b ge-
trieben, deren Antrieb durch eine von der Transmission in Bewegung
versetzte Riemenscheibe erfolgt, deren Durchmesser vergröfsert oder ver-
kleinert werden kann.
Der Umfang dieser Kiemenscheibe wird aus den Cylindersegmenten 6,
gebildet, die, wenn die Scheibe auf den kleinsten Durchmesser gebracht
ist, eine geschlossene Cylinderfläche bilden. Jedes dieser Segmente bi
ist an seinen beiden Enden mit je einem Arme b2 drehbar verbunden,
und alle die Arme b2 sind ihrerseits durch Gelenke mit den Naben b3
in Verbindung. Letztere sind auf der Welle b axial verschiebbar.
Werden die Naben b3 in ihrer Stellung gleichmäfsig nach auswärts ge-
zogen, so wird der Durchmesser der Riemenscheibe allmählich verkleinert
und hierdurch auch die Umlaufzahl des Vorgeleges a, und dementsprechend
das Mafs des Vorschubes verringert.
Das Verstellen der Riemenscheibe kann auf verschiedene Weise
durch Hebel, Spindeln und dergleichen ausgeführt sein. Nach der Zeich-
nung stehen hierzu zwei auf der Welle b verschiebbare Querstücke d
in Verwendung, in welchen die Naben fc3 lagern. Die Enden der Quer-
stücke d tragen Muttern, in welchen Spindeln mit linkem und rechtem
Gewinde drehbar sind.
Durch Drehen der Welle am Griffrade eu und Räderübersetzung e2l
sowie der Schnecken e3 und Schneckenräder e4 können die Spindeln
gleichzeitig gedreht und hierdurch ein Verschieben der auf der Welle b
durch Federn und Nuthen geführten Naben b3 in einem oder dem an-
deren Sinne ausgeführt werden.
Das Nachspannen des Riemens bewirkt eine selbsthätige Riemen-
spannvorrichtung. Um die Wirkung des Riemenzuges auf die Arme b2
der einzelnen Segmente b\ unschädlich zu machen, sind die Arme b2
in Schlitzen von festen Scheiben D D geführt, welche knapp an die
Segmente b\ anschliefsen.
Nene Holzbearbeitungsmaschinen. 147
Zum Einspannen der Blöcke trägt der Blockwagen zwei an den
Schildern A drehbare Doppelarme G, innerhalb welcher der Stellmechanis-
mus für die Einspannspindeln untergebracht ist.
Schaltwerk für Sägegatter von Wurster und Seiler in Tübingen -
Derendingen (D. R. P. Nr. 48 303 vom 10. November 1888), Fig. 7.
.-I ist eine auf der Kurbelwelle befestigte Nabe, welche mit pris-
matischen Führungen zur Aufnahme des verschiebbaren Excenters B
versehen ist. Letzteres trägt eine Zahnstange, welche durch das auf
der Nabe A gelagerte Transportrad C mit der senkrechten Zahnstange
in Verbindung steht. Letztere ist mit dem Halsring D auf der Welle
verschiebbar, und kann die Verschiebung durch ein Handrad mit Spindel
und Hebel erfolgen. Das Excenter steht durch eine Schubstange, Ge-
sperre und Schaltrad mit der Schaltwelle in Verbindung, welche aufser-
dem die beiden Kettenräder trägt.
Auf den Achsen der oberen Walzen befinden sich die beiden Ketten-
räder, welche mittels Kettenrad durch eine Kette verbunden sind. Diese
Kette ist oben um eine lose Rolle geschlungen, welche gleichzeitig zum
Anspannen der Kette dient. Auf den Achsen der unteren Walzen be-
finden sich die beiden Kettenräder, welche durch die Kette mit dem
Kettenrad in Verbindung stehen.
Die Verschiebung kann statt mit Zahnstangen mittels Kniehebel
erfolgen.
Nach einem Zusatzpatent (D. R. P. Nr. 52 094 vom 27. Oktober
1889) wird die Uebertragung der Verschiebung der einen Zahnstange
auf die andere am Excenter durch ein Schneckengetriebe bewirkt.
Hinterschemel für Gattersägen von C. Heinzmann in Randeck bei
Mulda (* D. R. P. Nr. 49 370 vom 19. März 1889), Fig. 8.
Bei Anwendung dieses Hinterschemels werden die das Holz und
den Gatterwagen zerstörenden, sich bald abnutzenden und mit Kosten-
aufwand im Stand zu haltenden Klammern entbehrlich. Mit Hilfe des
Hinterschemels lassen sich mehrere Blöcke über einander festspannen
und bis nahe (etwa 3cm) an ihr Ende, also ohne Entstehung eines langen
Kammendes, zerschneiden. Der Schemel ist mit mechanischer Quer-
verschiebung eingerichtet, durch welche die zu schneidende Brettstärke
genau an einer Mafsscala eingestellt werden kann.
Der in Eisen ausgeführte Hinterschemel ist auf der mit den Haken-
schrauben H an den Wangen W des Gatterwagens befestigten eichenen
Querschwelle Q mit den drei Schrauben B festgeschraubt, welche das
Geleise G auf der Holzschwelle Q festhalten. Dieses Geleise endigt auf
einer Seite in einen angeschmiedeten, nach oben gerichteten und durch-
bohrten Knaggen Ä, dessen eingeschnittenes rechtsgängiges Gewinde
der Schraubenspindel S als Mutter dient.
In der versenkten Bahn des Geleises G führt sich eine mit einem
ebenfalls angeschmiedeten Knaggen M versehene Gleitschiene, und ent-
148 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
hält der Knaggen M ein für die .Schraubenspindel 5 ebenfalls passendes,
aber linksgängiges Muttergewinde. Dementsprechend besitzt die Spindel
auf der hinteren Hälfte ein rechts-, auf der vorderen ein linksgängiges
Gewinde.
Wird an dem Handrad H die Spindel S gedreht, so mufs sich der
Schieber F in dem Geleise G verschieben. Diese Verschiebung kann
nach einer auf dem Geleise G angebrachten Scala auf Centimeter oder
Millimeter genau eingehalten werden. Auf dem Schieber F sind die
beiden mit je vier Schlüsselschrauben s ausgestatteten Ständer F, F2
festgeschraubt; der eine (rechts) V, ist nicht verstellbar, dagegen der
andere F2 auf Grund des in seinem Fufs befindlichen langen Schlitzes
verstellbar, indem man die zwei Schrauben /", f2 vorher löst und nach
der Verschiebung wieder festzieht. Der gegenseitige Abstand der beiden
Ständer V{ F2 kann demnach nach Mafsgabe der Blockstärken ver-
ändert werden, so dafs der Schemel für alle vorkommenden Block-
starken pafst.
Die Schlüsselschrauben s dienen unter Zwischenschaltung der innen
verzahnten und mit Scharnieren versehenen Haltleisten L zum Fest-
spannen der Blöcke. Die Scharniere gestatten den Leisten L, sich auch
bei ungleichmäfsiger Blockstärke an die Blöcke anzuschmiegen und diese
festzuhalten. Eine im Geleise G zwischen den Ständern V{ F2 einge-
schobene, oben gezahnte Unterlage U geht bei der Querverschiebung
des Schemels mit und trägt zum Halten der Blöcke wesentlich bei.
Um das Ausbiegen der Ständer F, F2 beim Festspannen der Blöcke
unmöglich zu machen, wird über dieselben oben eine mit angeschmie-
detem Winkel w und aufgeschobenem Riegel v versehene Querschiene q
geschoben. Dieselbe steht nach hinten über die Ständer hinaus genügend
vor, damit die Säge die eingespannten Blöcke möglichst nahe an deren
Ende schneiden kann. Das rechtzeitige Aufhalten des Gatterwagens,
ehe die Sägezähne die Querschiene q berühren, wird durch Knaggen
bewirkt, welche an bestimmter Stelle des Gatters festgeschraubt sind.
Der bewegte Schemel oder Wagen stöfst im gegebenen Zeitpunkt an
diese Hindernifsknaggen an, wodurch die Fortbewegung der Blöcke auf-
gehalten wird.
Spaunvorrichtung für Gattersägen von C. E. Dominicus in Remscheid-
Hasten (D. R. P. Nr. 51 377 vom 12. Oktober 1889), Fig. 9.
Es ist an dem Blatthalter a der Winkelhebel h angebracht, dessen
nach unten gebogener Arm sich auf das Unterlagstück u stützt. Der
Hebel ist oben gezahnt, und es ist über demselben eine Sperrklinke k
angebracht. Wird der Hebel in die gezeichnete Lage gedrückt, so
wird, da der Arm auf das auf dem Rahmen befindliche Unterlagstück
drückt, das Sägeblatt gespannt. Die Klinke A, welche hinter die Zähne
einfällt und in sicherer Führung geht, verhindert das Zurückgehen des
Hebel-.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 149
Der Antrieb für wagerechte Gatter von Petzold and Co. in Berlin
(D. R. P. Nr. 48 792 vom 17. Februar 1889) erfolgt unter Vermeidung
eines besonderen Vorgeleges unmittelbar von der Kurbelscheibe aus,
deren Schubstange mit dem Sägerahmen durch ein Pendel verbunden ist.
Bandsäge mit mehreren Sägebändern von L. Jirku in Wien (D. R. P.
Nr. 47 792 vom 15. Januar 1889), Fig. 10.
Eine beliebige Anzahl Bandsägeblätter sind nach Art der Bandgatter
neben einander angeordnet. Diese Anordnung der Bandsägeblätter wird
ermöglicht durch eine Bandbewegungsvorrichtung, bestehend aus einer
Anzahl neben einander gemeinschaftlich rotirender, gegen die Senkrecht-
mittellinie der Schnittebene convergirender Antriebsscheiben und in der
Senkrechtebene verstellbar angeordneter Bandführungsrollen, über welche
die Bandsägeblätter in senkrechter Richtung von oben nach unten neben
einander laufend geführt sind. Unter Schnittebene wird hier die Ebene
verstanden, in welcher die sämmtlichen Bandsägen in ihren senkrecht
geführten Theilen liegen; es stehen auf dieser Schnittebene die Säge-
blätter selbst senkrecht. In der Schnittebene erhalten die Bänder eine
Seiten- und Rückenführung, welch letztere sich während der Bewegung
der Bänder hin und her verschiebt.
Wie aus Fig. 10 ersichtlich, werden die einzelnen Sägebänder a
von deo Antriebsscheiben A A über Führungsrollen 6 6, so geführt, dafs
sie mit ihren jeweilig arbeitenden Partien senkrecht und parallel neben
einander laufen.
Damit es möglich wird, sämmtliche Sägebänder a einer Bewegungs-
bezieh. Antriebsvorrichtung I und II gegen die Mitte der Schnittebene
(welche im Mittel des zu durchsägenden Blockes B gedacht ist) in eine
Ebene neben einander zu bringen, bewegen sich die Antriebsscheiben A
der einzelnen Sägebänder o convergirend zu einander auf einer festen
Welle Oj, welche nach dem Radius ihrer Entfernung von der senkrechten
Mittellinie der Schnittebene gekrümmt ist.
Sämmtliche Bandbewegungsscheiben A sind an ihrer Nabe oder am
äufseren Umfang ihrer Planflächen mit geeigneten Zähnen versehen
bezieh, unter einander gekuppelt, so dafs beim Antreiben einer Scheibe A
sämmtliche Scheiben in Umlauf versetzt werden. Im vorliegenden Falle
trägt eine der äufseren Scheiben A ein Rad c, und wird dasselbe mittels
Kettenscheibe c{ angetrieben, welch letztere ihre Bewegung von einer
Transmission C erhält.
Bei grofsen Sägen , wo zwei Bandbewegungsvorrichtungen A J, //
angeordnet sind und die Bandführung b 6, rechts und links gleichmäfsig
erfolgt, läfst sich der Antrieb der zweiten Bandantriebsvorrichtung durch
ein entsprechendes Vorgelege d rf, von der Haupttransmission C aus be-
werkstelligen.
Um die Zwischenräume zwischen den Sägebändern a unter einander
ändern zu können, sind die Bandführungsrollen bb{ im Hauptständer BlBl
150 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
in wagerechter Richtung verschiebbar und die unteren Hollen bl zum
Zwecke des Spannen» der Bänder zum Heben und Senken eingerichtet.
Der Nachschub des Blockes /?, welcher auf dem Blockwagen B2 ein-
gespannt ist, läfst sich durch eine endlose Kette erreichen, welche
durch Hader e[ in Bewegung versetzt wird, wobei der Antrieb der
Kettenräder e, durch ein ins Langsame übersetztes Vorgelege /"/", f-, von
der Haupttransmission C erfolgen kann.
Der zu durchsägende Block B wird zwischen der Band-, Seiten-
lind Rückenführung hindurchgeschoben, welche sowohl ober- als unter-
halb des Blockes an den Ständern G angeordnet ist. Für die Seiten-
führung jeden Blattes tragen die Ständer G auf Querträgern verschieb-
bare, mit Holz bekleidete Backen, welche, nachdem die Bänder nach
der zu schneidenden Brettstärke eingestellt sind, durch Stellschrauben
festgelegt werden.
Um einerseits ein Abreifsen der Blätter während des Sägens durch
den Druck des sich vorschiebenden Blockes B zu verhindern und anderer-
seits die Sägeblätter alle in der Schnittebene zu halten, erhalten die
Bänder a über die ganze Höhe der Seitenführung eine Rückenführung.
Letztere besteht aus einer Stahlplatte A, die in Verbindungsstücken der
Querträger wagerecht verschiebbar ist und an welche sich die Blätter a
anlehnen. Damit die Blätter a durch ihre Bewegung sich in die Platten h
nicht einfräsen, erhalten dieselben durch Kurbelscheiben und ein mit
denselben in Verbindung stehendes Gestänge eine hin und her gehende
Bewegung, wobei der Antrieb von einer Riemenscheibe des Blockwagen-
Kettenantriebes f2 aus erfolgen kann.
Durch zwei an den Ständern G der Seiten- und Rückenführung an-
geordnete Walzen i erhält der Block seine Auflage beim Durchsägen,
und ist die obere der beiden Blattführungen, um verschieden starken
Blöcken Durchgang zu gestatten, in den Seitenstäudern G heb- und senk-
bar. Die Antriebsscheiben A und Führungsrollen bb{ der Bänder sind
so gelagert, dafs ein neues Sägeband, ohne Demontirungen vornehmen
zu müssen, leicht aufgelegt werden kann; zu diesem Behufe empfiehlt
es sich, im Zwischenboden K einen Spalt anzubringen. Dem Reifsen
der Blätter, welches bekanntlich bei Sägeblättern mit geschränkten
Zähnen häutig vorkommt, wird durch ein besonders gestaltetes Sägebaud
\ <> ige beugt.
Dasselbe besteht aus einem gezahnten Band, bei welchem die Zähne
durch Ausstanzen der Zahnlücken aus dem keilförmig zugeschärften
Band gebildet werden und wobei der Zahn keine Spitze, sondern eine
schmale Schneide erhält.
Kreissägenschutzvorric/Uting von J. Weiß in Bielefeld (D. R. P.
Nr. 48 952 vom 5. April 1889), Fig. 11.
Hinter dem Sägeblatt o ist in den Sägentisch mittels versenkter
Holzschrauben ein Spaltkeil b eingelassen, welcher mitten über dem
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 151
Blatt die Führung c für die beiden Schutzhauben d und </, trägt. Diese
Hauben bedecken das Sägeblatt vollständig. Die vordere Haube ist
ein Rahmen, welcher nach vorn mit einem Ausleger versehen ist, der
aus zwei am oberen Ende fest verbundenen Armen e besteht. An dem
Gelenkbolzen f trägt dieser Ausleger eine Klappe, die aus zwei seit-
wärts vom Ausleger gleitenden Stücken gg besteht. Dort, wo der Aus-
leger e sich an d ansetzt, gleitet zwischen den Auslegerarmen und ge-
führt von diesen und seitlichen äufseren Gleitbacken h ein Gitterschieber,
dessen Kopf beschwert ist und welcher unten eine Schieberplatte i2
trägt, die dicht vor dem Sägeblatt liegt. Die Klappenarme g g tragen
nach hinten lang vorspringende Zähne k, welche in Aussparungen der
Seitenarme /, des Schiebers greifen und somit den Schieber heben, wenn
die Klappe angehoben wird. Hinter dem Schieber sitzen, an einer von
der Schutzhaube d getragenen Welle / drehbar befestigt, zwei Halb-
kreise n», die am vorderen rechten Ende Anschlagstifte tragen. An-
schlagstifte o an der Schutzhaubenwand begrenzen den Linksausschlag
der Halbkreise m.
Die hintere Schutzhaube ist eine auch den Spaltkeil b einschliefsende
leichte Kappe.
Soll geschnitten werden, so wird durch das untergeschobene Holz
der ganze Mechanismus der vorderen Haube angehoben, die Halbkreise
liegen auf dem Holz, und da sie mit rauhen Umfangen versehen sind,
so drehen sie sich beim Vorgang des Stückes mit, so dafs die Anschlag-
stifte sich senken, mithin auch die Zähne k der Klappe und der von
diesen getragene Schieber, welcher sich seiner Schwere wegen auf
das zu schneidende Holz niedersenkt, gleichwie die Arme g der Klappe.
Ein Vordringen der Finger der Arbeitenden vor den Schieber ist aus-
geschlossen, denn der letztere läfst sich nur in senkrechter Richtung be-
wegen, und der Arbeiter wurde schon durch die niedergehende Klappe
gewarnt, überhaupt vor den noch angehobenen Schieber zu greifen.
Selbst der kräftigste seitliche Druck der Finger kann den Schieber nicht
anheben, derselbe klemmt sich höchstens fester, und ist somit ausge-
schlossen, dafs eine Verletzung der Finger eintreten könne. Sobald der
Vorschub des Arbeitsstückes so weit gediehen, dafs der Schieber nicht
mehr auf demselben geführt wird, fällt er durch sein Eigengewicht so-
fort auf den Sägentisch herab und läfst ein Nachschieben nicht weiter zu.
Es kann nun das Arbeitsstück ungehindert auch rückwärts bewegt
werden, denn sobald das Holz beim Rückgang die bei ihrer Vorwärts-
bewegung durch die Anschlagstifte o in der Tieflage der gegenüber
stehenden Stifte festgehaltenen Halbkreise zurückrollt, fassen jene Stifte
unter die Zähne k und heben dieselben und durch letztere auch den
Schieber auf, so dafs das Arbeitsstück unbehindert bleibt.
Schutzvorrirhiung für Kreissägen von E. h'iessling und Co. in Plag-
witz-Leipzig (D. K.P. Nr. 50 197 vom 27. April 1888) Fig. 12.
152 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Der eigentliche Schutztheil besteht aus zwei, je für sich beweg-
lichen Theilen, von denen der eine bereits beim Durchgang des noch
unbeschnittenen Holzendes herabgeht und die Säge absperrt, während
der zweite die völlige Abdeckung der Sägezähne auch von der Seite
her bewirkt, sobald das Holzende in die Sagezähne eintritt.
An einem senkrechten Baum, der über dem Tisch der Kreissäge
hängt, befinden sich, drehbar beweglich, am Vordertheil der Säge die
Theile A und C E, während der Hintertheil der Säge ebenfalls durch
einen beweglichen Schutztheil A gedeckt ist. Diese drei Theile drehen
sich um den Punkt D und lassen sich jeder für sich bewegen, so zwar,
dafs durch Heben des Vordertheiles CE beim Einschieben eines Holz-
stückes unter den schrägen Einlauf E auch der Theil A mit gehoben
wird, weil letzterer im Schlitz s von C mittels Stiftes i Führung hat und
der Stift t beim Heben von C E mitgenommen wird. Sobald jedoch das
Holzende den Theil C E zu verlassen beginnt, sinkt letzteres allein herab,
um die Säge zu verdecken, wohingegen wegen des Schlitzes s der vor-
dere Schutztheil A oben bleiben kann und erst dann herabsinkt, sobald
das Holzende nahe an die Schneidzähne der Säge gelangt. Um jedoch
auch bei dicken Holzstücken eine genügende Sicherung von der Seite
her zu erhalten, ist am Theil C E ein besonderes Schliefsstück F, welches
bei x drehbar ist, angebracht. Das Schliefsstück F hat den Zweck, dann
die Kreissägezähne zu verdecken, wenn Theil C E niedergegangen und
Vordertheil A noch wegen des in der Säge befindlichen Holzes gehoben
ist. Das Schliefsstück F wird zwar gleichzeitig mit Theil C E gehoben,
kann jedoch, weil um x drehbar, nach der Säge zu herabfallen und die
Zähne nach der Seite hin verdecken. Zur geeigneten Führung ist
Schliefsstück F mit dem stielartigen Ende b versehen, das sich zwischen
den oberen Schienen von C führt. Der hintere Schlufstheil A folgt eben-
falls der Bewegung durch das zu schneidende Holzstück, wird von dem-
selben erst dann selbständig für sich gehoben, wenn es darunter tritt,
während der Vordertheil A schon gehoben ist, wie andererseits die
Vorder- und Hintertheile A A ohne Rücksicht zu einander jedes für sich
herabsinken, wenn das Holzende unter ihnen durchgeschoben ist.
Laubsägemaschinen. Die Laubsägen mit ungespanntem Sägeblatt,
über welche im letzten Bericht bereits gesprochen wurde, sind weiter
vervollkommnet worden. Die deutsche Nähmaschinenfabrik von Jos. Wert-
heim in Frankfurt a. M. (* Zusatz D. R. P. Nr. 48 786 vom 16. Januar
1889) bringt zur Führung des Blattes die in Fig. 13 dargestellte Aus-
führung in Vorschlag.
Bei angespannten, einfach oder doppelt gezahnten Sägeblättern von
biconcavem Querschnitt kommt es häufig vor, dafs bei starkem Druck
gegen das Arbeitsstück ein Klemmen in den Führungen eintritt, das
eine starke Erhitzung und Abnutzung des Blattes zur Folge hat.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wird das doppelt oder einfach
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 153
gezahnte Sägeblatt a an einer Längsseite mit einer Nuth b bezieh. b{
von dreieckiger, bezieh, rechteckiger Form versehen, während die obere
und untere Führung d einen den Nuthen entsprechenden Ansatz c bezieh. cy
erhält, welcher in der Nuth beim Arbeiten des Blattes gleitet.
Durch diese Construction kann die Krümmung der Führungen nach
dem Blatte zu möglichst gering gemacht werden und ist die Verwendung
von Sägen mit geringerer Blattbreite möglich.
Dieselbe Firma gibt die in Fig. 14 abgebildete Laubsägemaschiue
an, deren ungespanntes Sägeblatt eine verstellbare obere und eine feste
untere Führung erhält (D.R. P. Nr. 47 648 vom 14. Juli 1888).
An dem vorderen Ende des Gestelles a ist ein Hohlprisma b an-
geschraubt; in demselben befindet sich die auf- und abwärtsgehende
Stange c, welche mit Löchern d versehen ist, in welche das hakenförmig
umgebogene Ende des Laubsägeblattes f gesteckt ist; die Stange e
erhält ihre Auf- und Abwärtsbewegung durch eine an ihrem oberen
Theile angebrachte offene Kurbelschleife </, welche über einen Zapfen /*
greift, der auf der von der Maschinenwelle betriebenen Scheibe k be-
festigt ist. Diese Kurbelschleife g ist noch mit einer Gegencurve ver-
sehen, dieselbe dient zum Ausrücken der Säge, was durch entgegen-
gesetztes Drehen der Welle bewirkt wird. Ferner ist in dem Hohl-
prisma b eine Führung / mit einer Nuth für den Rücken des Sägeblattes
angebracht. Führung l ist mit einem Ansatz m versehen, welcher in
dem Schlitz n der Verschlufsplatte gleitet und durch die Stellschraube o
je nach der Dicke des Arbeitsstückes festgestellt werden kann. Ferner
befindet sich an dem Gestell der Arbeitstisch />; derselbe ist um zwei
am Gestell angebrachte Zapfen q drehbar angeordnet, so dafs man
demselben eine beliebige Neigung geben kann.
In der Mitte des Tisches befindet sich die feste untere Führung r
für das Sägeblatt /", welche ebenfalls mit einer Nuth für den Rücken
des Sägeblattes versehen ist. Neben dem Sägeblatte f ist im Gestell a
ein kleines Kolbengebläse s angeordnet, das vom Kurbelzapfen h durch
eine Kurbelschleife t in Thätigkeit gesetzt wird. Der Antrieb der
Maschinenwelle kann durch irgend eine Vorrichtung, z. B. Riemenscheibe
oder Rädervorgelege, von Hand oder einem beliebigen Motor erfolgen.
In dem zugehörigen Zusatz (D. R. P. Nr. 48 624 vom 3. Januar 1888)
wird bei der das Blatt nur am Rücken schützenden verstellbaren unteren
Führung eine Rolle oder Feder zur Sicherung des Blattes gegen Bruch
beim Zurückziehen des Arbeitsstückes vorgelagert.
Laubsägemaschine von A. Halmsteiner in Wien (D. R. P. Nr. 50904
vom 11. September 1889), Fig. 15.
Auf der am Gestell g befestigten Tischplatte p befindet sich ein
eiserner Bügel 6, welcher eine Führung f für Bögen mit grofser Aus-
ladung trägt, und an welchem aufserdem die drehbare und umleg-
bare Gegenhaltvorrichtung gelagert ist. Der ganze Laubsägebogen
154 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
wird gerade geführt mit Hilfe von zwei Doppelkloben fr, in welchen die
Führungen /', und f^ des Bogens auf und ab gleiten.
Der Antrieb der Maschine erfolgt bei Fufsbetrieb durch einen oder
zwei auf der Achse at drehbar gelagerte Fufstritte, welche in üblicher
Weise durch Pleuelstangen s mit der Schwungradkurbel a., verbunden
Bind. Von da erfolgt die Uebersetzung auf die Schnur- oder Riemenscheibe
(oder Kettenrad), welche auf der Kurbelachse a3 festgekeilt ist, von
deren gekröpfter Kurbel fr eine Pleuelstange Sj die rotireude Bewegung
der Kurbelachse a3 bei den Führungen des Laubsägebogens in eine auf
und nieder gehende umsetzt.
An dem Zapfen eines der Fufstritte oder in anderer geeigneter
Weise wird eine weitere Pleuelstange s.2 angeordnet, welche die Bestim-
mung hat, einen unter der Tischplatte p angebrachten Blasebalg in Be-
wegung zu setzen, dessen Luftstrom durch ein Röhrchen rn welches
längs des Bügels b zu der Gegenhaltvorrichtung geführt ist, zu der
Säge geleitet wird, um den beim Schneiden auftretenden und die Zeich-
nung verdeckenden Sägestaub wegzublasen.
Ueber der Tischplatte p betindet sich bei Maschinen, welche auch
für Einlegearbeiten dienlich sein sollen, eine weitere verstellbare Tisch-
platte üj, die auf der einen Seite in Gelenken cc drehbar und auf der
Gegenseite durch eine Stellvorrichtung m in kleinen Winkeln verstellbar
und feststellbar angeordnet ist. Durch diese Schiefstellung des Tisches,
wobei der Sägenschnitt vollständig senkrecht bleibt, wird bei Einlege-
arbeiten ein genauer, aber schiefer Schnitt erzielt, wodurch bei den nach-
her in einander zu passenden ausgeschnittenen Stücken die von der
Sägedicke abhängigen Fugen bis auf das geringste Mafs vermindert
werden.
Die Gegenhaltvorrichtung besteht aus einem in der Höhe verstell-
baren Fufs, welcher die Säge gabelförmig umgibt.
Spannvorricfttiing für Handsägen von G. Dxjes in Schöneberg bei
Berlin (D. R. P. Nr. 50 309 vom 26. Juli 1889), Fig. 16.
Zum Spannen der Handsäge dient ein excentrisch wirkender Hebel,
welcher sich hierbei gegen die äufsere Kante des einen Sägenschenkels
legt und von der gegabelten Spannstange umfafst wird. Ein Druck auf
den Griff des Hebels genügt, die Säge zu spannen oder zu lösen.
Die Spannstange o ist durch den Sägenschenkel hindurchgesteckt
und wird hier durch einen Kopf gehalten. Das andere Ende der Stange
ist mil Gewinde versehen und tritt durch die Gabel c hindurch, in wel-
cher sie durch die Mutter d gehalten wird und mittels derselben genau
eingestellt werden kann.
Die Gabel greif! über den Sägenschenkel b2 hinweg und nimmt den
exeentrisehen Theil e, des Hebels e auf. Der Excentertheil pafst genau
in eine mit Metall f ausgefütterte Höhlung des Schenkels b2.
Durch Andrücken des Hebels e an den Schenkel b-, gelaugt der
Feuerlose Locomotive für Bergwerke. 155
Excentertheil e{ mit seiner stärksten Stelle in die Gabel, wodurch die
Säge gespannt ist. Durch Hochheben des Hebels e tritt der schwächere
Theil unter die Gabel, wodurch die Spannuug der Säge gelöst wird.
Feuerlose Locomotive für Bergwerke, System C. Rolland.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Schon seit geraumer Zeit sucht man nach einem geeigneten Motor,
welcher die zum Lastentransport in Bergwerken zur Verwendung kom-
menden Pferde vortheilhaft zu ersetzen im Stande ist.
Den Grubenverhältnissen angepafste Locomotiven, welche als me-
chanische Mittel ihrer Fortbewegung geprefste Luft, die Elektricität
oder überhitztes Wasser in Verbindung mit anderen Körpern benutzen,
haben wegen der Kostspieligkeit ihrer Unterhaltung, sowie auch wegen
der mit Einführung elektrischer Maschinen in Bergwerken nicht un-
erheblichen Gefahr und da die Unterbringung von Accumulatoren auf
den Kohlenwagen in praktischer Hinsicht nicht vortheilhaft erschien,
keine allgemeinere Verwendung linden können, und man ist deshalb in
neuester Zeit zu dem Dampfbetriebe zurückgekehrt, indem die nament-
lich in Belgien auf Strafsenbahnen bereits erprobten feuerlosen Loco-
motiven, dem Bergwerksbetriebe entsprechend construirt, eingeführt
wurden.
Die Revue Universelle des Mines^ 1889 * Taf. 10, entnommenen Ab-
bildungen Fig. 1 und 2 Taf. 9 veranschaulichen eine derartige von dem
Ingenieur C. Rolland in Mons construirte, zum Transport von Lasten
in Bergwerken dienende feuerlose Locomotive, deren 0cbm,550 fassendes
Reservoir .4, ebenso wie die 1882 246*308 beschriebene feuerlose
Maschine von Lamm-Francq überhitztes Wasser von hier 205° C. Tem-
peratur oder 16at absoluter Spannung enthält, welches von einem über
Tage liegenden Dampfkessel aus geheizt wird und für eine regel-
mäfsige Fahrt von 3 bis 4km ausreichen soll. Die Ueberhitzung von
Kesselwasser mittels eines Dampfstrahles wurde bekanntlich zuerst von
dem Belgier M. Bede betrieben, dessen hierüber ausgestelltes Patent in-
defs schon seit dem 13. Juli 1883 erloschen ist.
Mit der Benutzung dieses überhitzten Wassers läfst sich in einem
relativ kleinen Räume eine bedeutende Arbeit in Gestalt von Wärme
aufspeichern, welche die allmähliche Verdampfung des zum Betreiben
von Maschinen nöthigen Wassers bewirkt.
Die Stärke der vorliegenden Locomotive beträgt bei einer durch-
schnittlichen Geschwindigkeit von 2m in der Secunde 6 B?, während
die Geschwindigkeit eines Pferdes zu 0,9 bis lm,0 angenommen werden
kann; sie wird demnach bei ununterbrochenem Betrieb, d. h. Tag und
156 Feuerlose Locomotive für Bergwerke.
Nacht arbeitend, 12 bis 18 Pferde ersetzen können und aufserdem eine
entsprechende Anzahl von Bedienungsmannschaften unnöthig machen.
Die weiteren Vortheile, welche sich bei der Verwendung von feuer-
losen Locomotiven in Bergwerken ergeben, dürften die folgenden sein:
1) Absolute Sicherheit gegen die durch Feuer und Hauch ent-
stehenden Gefahren und Belästigungen.
2) Angenehmerer Aufenthalt in der Grube in hygienischer Be-
ziehung da die Pferde und deren Stallungen fortfallen.
3) Vermeidung aller mit dem Pferdebetriebe verbundenen Aus-
gaben, z. B. der Kosten bei epidemischen Krankheiten und Verwun-
dungen, der durch Einsturz und Explosion von Grubengas entstehenden
Verluste u. dgl.
4) Geringer Dampfverbrauch (15 bis 16k auf lkm) und gute Ven-
tilation durch den bei der Bewegung der Locomotive erzeugten Luft-
strom, deshalb auch in sanitärer Beziehung für die in den Bergwerken
beschäftigten Arbeiter vorteilhaft.
5) Bedeutende direkte Ersparnisse.
Die nachstehende Kostenzusammenstellung für eine Grubenanlage
von 600m Tiefe und 600m Transportlänge zeigt, wie bedeutend die Er-
sparnisse bei Beschallung einer feuerlosen Locomotive gegenüber dem
Betriebe mit Pferden sein können.
2 Locomotiven, davon eine in Reserve . . . 8 400 Fr.
Kessel von 104m Heizfläche mit Zubehör, jedoch
ohne Schornstein 2 000 „
600m gezogene Rohre von 0^,050 Durchmesser 1 800 „
Wärmeschutzmasse 1 800 „
Wasserrohr mit Zubehör 1 000 „
Für Unvorhergesehenes 500 „
Total . . . 15 500 Fr.
Die einer ßetriebslänge von 600m entsprechenden Transportkosten
mit feuerloser Locomotive betragen:
2 Maschinisten ä 3,50 Fr., demnach für 300 Tage 2 100 Fr.
Brennmaterial . . . 500 „
Oel, Schmierung und Packmaterial 150 „
Unterhaltung und Reparatur 600 „
Zinsen und Amortisation des Kapitals ... 1 550 „
Total . . . 4 900 F7.,
während die Kosten dieses Transportes bei der Verwendung von Pferden
sich zusammensetzen aus:
Nahrung für 6 Pferde, Unterhaltung der Geschirre und
Amortisation 6 . 3,00 .365 6 570 Fr.
5 Karrenführer ä 2 Fr. pro Tag, demnach für 300 Tage 3 000 „
2 Stallknechte pro 24 Stunden und 365 Tage ... 1 460 „
Total . . . 11 030 Fr!,
so dafs sich zu Gunsten der feuerlosen Locomotive eine Differenz von
11030—4900 = 6130 Fr. herausstellt, d.h. es lassen sich mit der Ab-
schaffung eines jeden Pferdes jährlich 1000 Fr. ersparen. Bei 1000m
Feuerlose Locomotive für Bergwerke. 157
Transportlänge sind 10 Pferde (Tag und Nacht) erforderlich und es
betragen die Unterhaltungskosten:
10 Pferde 10.3,00.365 10 950 Fr.
8 Karrenführer, davon 5 am Tage, 8.2,00. . 4 800 „
Stallknechte und andere Unkosten 1 825 „
Total . . . 17 575 Fr.,
so dafs in diesem Falle, wenn man auch die feuerlose Locomotive mit
300 Fr. Betriebsmehrkosten in Rechnung stellt, zu Gunsten derselben
eine Differenz von 17 575—5200 = 12 375 Fr. bleibt, demnach für
jedes entbehrliche Pferd eine jährliche Ersparnifs von ungefähr 1200 Fr.
erzielt wird.
Im betriebsfähigen Zustande wiegt die Locomotive 3000k; ihr Me-
chanismus ist aufsenliegend und überall leicht zugänglich. Die beiden
Dampfcylinder arbeiten auf eine doppelt gekröpfte sogen. Blindachse,
welche durch an ihren Enden aufgezogene Kurbeln und an deren
Zapfen angreifende Kuppelstangen mit den beiden Tragachsen verbunden
ist. Die für 0m,6 Spurweite erbaute Maschine hat 0m,82 gröfste Breite
und eine totale Länge von etwa 3m. Ein automatischer Dampfdruck-
regulator gewöhnlicher Construction befindet sich in F, aufserdem kann
der Maschinist die Spannung des Einströmdampfes nach Belieben mittels
des von Hand stellbaren Regulators E einstellen.
Die Ausströmung des Abdampfes kann an dem einen oder anderen
Ende der Locomotive stattfinden, je nachdem der mit einem Scharnier 4
versehene bewegliche und durch den Bügel S in fester Lage gehaltene
Krümmer 2 die Verbindung der Theile 6 und 5 des Abdampfrohres
vermittelt oder nicht.
Die Hauptverhältnisse der Maschine sind die folgenden:
Cylinderdurchmesser <i = 0m,l15
Kolbenhub L = 0m,175
Raddurchmesser D- 0^,450
Radstand lm,000
Absolute Kesselspannung 16at
Maximalspannung des Dampfes beim Austritt aus
dem Regulator P = 7k,231
Jlaximaldruck auf die Kolbenfläche 752k
Nutzbare mittlere Dampfspannung . p = 0,75 P — 5k,42
Nach der Formel von Le Chdtelier ergibt sich die Zugkraft in Kilo-
grammen zu
<J2 . L.
D
nach Einsetzung der Werthe erhält mau
r=5,42.115».17,5 =
45
die Leistung bei 2m Geschwindigkeit in der Secunde aus
^^ = 7,4 Pferde.
T = p -
1",- Neuere Fräsemaschinen.
Da die Maschine mit Expansion arbeitet, wird man die Durch-
schnittsleistung zu 6 Pferden annehmen können und erhält dann
mit dem Adhäsionsverhältnifs von ~ dennoch eine nutzbare Zugkraft
von 500k anstatt 278k.
Die Dampfmenge und Anzahl der verbrauchten Calorien für lkm
Fahrt ergibt sich unter der Voraussetzung, dafs die Maschine mit der
Maximalfüllung arbeitet, bei 5k,42 Dampfspannung zu
C> = S + 4Ln./>,k,
worin S die Kolbenfläche = 0'ini,01038,
jP, das Gewicht eines Cubikmeters Dampf von 5k,42 Spannung und
n die Anzahl der Räderumdrehunsen für lkül = — ^ = 708
71. D
bedeutet, demnach nach Einsetzung der Werthe
Q = 16k,30.
Die Anzahl C der Calorien, welche in 16k,30 verbrauchtem Dampf
für lkm enthalten sind, beträgt
C = 16,30 . 650 = 10595 Calorien.
Bei 16at absoluter Spannung, einer Temperatur von 205,2° ent-
sprechend, enthalten die im Reservoir befindlichen 550k überhitztes
Wasser
C = 205,2 . 550 = 112860 Calorien,
demnach hat die Locomotive nach zurückgelegter Fahrt von 4km Länge
verbraucht
4 . 16,30 = 65k,20 Wasser oder
10595.4 = 42380 Calorien
und im Reservoir sind noch verblieben
550—65,20 = 484k,80 Wasser und
112860—42380=70480 Calorien oder
70480
,» ,0^ = 145 Wärmegrade, entsprechend einer absoluten Spannung
von 8»*,11. Fr.
Neuere Fräsemaschinen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 9.
Nach Lage und Stellbarkeit der Fräsespindel gegen das Tischwerk
können diese Maschinen geordnet werden, in:
1) Fräsemagchinen mit senkrecht stehender Spindel, welche entweder
festgelagert ist oder vermöge eines Lagerschlittens senkrechte Verstel-
lung erhält.
Im ersten Falle mufs das Tischwerk Höhenverstellung besitzen, im
zweiten Falle gleitet das Tischwerk auf feststehender wagerechter Bahn.
Die Maschinen mit festgelagerter Fräsespindel gleichen hn äufseren An-
Neuere Fräsemascbinen. 151)
sehen den freistehenden Bohrmaschinen, diejenigen der zweiten Gattung
der Ausbildung des Tischwerkes und der grösseren Ausladung des Ge-
stelles wegen hingegen den bekannten Stofsmaschinen in der Hauptform.
2) Fräsemaschinen deren Spindel beliebige Schrägstellungen von
der senkrechten bis wagerechten Lage und zwar parallel oder winkel-
recht zur Richtung des Haupttischschlittens erhalten kann. Das Tisch-
werk ist alsdann für Höheneinstellung, Drehverstellung und für Kreuz-
verschiebung eingerichtet.
3) Fräsemaschinen mit wagerecht gelagerter Arbeitsspiudel, sowie
Tischwerk mit Höhenverstellung und Kreuzverschiebung mit oder ohne
Verdrehung der Tischplatte in wagerechter Ebene.
Bei diesen sämmtlichen Tischwerken ist gewöhnlich den Kreuz-
schlittentheilen selbsthätig wirkende Verstellbewegung und selbstauslösende
Hubbegrenzung gegeben, während die selbsthätige Verdrehung des Tisch-
werkes nur bei den gröfseren Fräsemaschinen angewendet ist.
Um einen ruhigen Gang der wagerechtlaufenden, stark ausladenden
Fräsespindel zu sichern, sind diese Maschinen gewöhnlich mit Gegen-
spitzenhalter ausgerüstet.
4) Doppelte Fräsemaschinen finden nur beschränkte Verwendung
als Nuthenfräsen. Sie sind entweder mit beweglichen Spindellagern
oder mit beweglicher Werkstücksauflage bei festgelagerten Spindeln
ausgeführt. Die Spindeln liegen nicht parallel, sondern in einer wage-
rechten Achsenlage mit gegensätzlich zugekehrten Fräsewerkzeugen.
5) Hingegen finden Tischfräsemaschinen mit stehender oder liegen-
der Fräsespindel, stellbarem Fräsewerk und nach Art grofser Tischhobel-
maschinen durchgeführter Werkstücksauflage immer mehr Eingang und
Verbreitung, schon aus dem Grunde, weil mit solchen Maschinen bequem
verschiedene Arbeitsverrichtungen wie Fräsen, Hobeln, Bohren abwech-
selnd durchgeführt werden können. Auch werden solche Tischmaschinen
zum Fräsen von Zahnstangen ausgebildet.
6) Eigentliche Räderfräsemaschinen, ausschliefslich zur Herstellung von
Stirn-, Winkel- und Schneckenrädern bestimmt, sind mit stehenden und
liegenden Aufspannbolzen und mit liegender oder stehender Fräsespindel
durchgeführt. Den verschiedenen Radgröfsen entsprechend mufs eine
gegensätzliche Verstellung dieser Haupttheile, sowie eine Schrägstellung
der Fräserachse zur Radebene möglich sein, um schräggezähnte Räder
oder Schneckenräder ausfräsen zu können.
In neuerer Zeit ist der Selbstbetrieb dieser Räderfräsemaschinen so
weit durchgeführt, dafs selbst die Dreh Verstellung des Werkstückrades,
welche der Zähnezahl entspricht, selbsthätig vor sich geht.
Endlich sind noch :
7) Die Fräserfräsemaschinen als Sondermaschinen zur Herstellung der
Fräsewerkzeuge zu erwähnen. Beinahe alle angeführten Fräsemaschinen
können durch entsprechende Ausschaltungen der Bewegungstheile des
160
Neuere Fr&semaschinen.
Tischwerkes bezieh, durch Verdoppelung der Tischplatten u. &. \v. für
das Fräsen nach freien Formen (Schablonen) eingerichtet werden, nament-
lich wird dieses durch eine Universalbeweglichkeit der Arbeitsspindel
bei den letzterwähnten Fräserfräsemaschineu hauptsächlich beabsichtigt
und angestrebt.
Manches Bemerkenswerthe boten Fräsemaschinen, welche 1889 in
Paris ausgestellt waren.
Demoor's stehende Fräsemaschine.
Bei
dieser Maschine
(Fig. 1) ist nach Hevue in-
dustrielle 1889 Nr. 26 *S. 253
die Ausbildung des Tisch-
werkesund der Selbstbetrieb
desselben bemerkenswert,
welcher vermöge Stufen-
scheiben und Wendegetrieb-
werk, durch Vermittelung
von Wellenabzweigungen
und ausrückbarer Räder-
werke auf die Bewegungs-
spindeln der Tischschlitten
bezieh, auf die Trieb-
sehnecke des oberen Dreh-
tisches von der Hauptan-
triebswelle der Maschine
abgeleitet und auf die drei
Tischtheile übertragen wird.
Die Höheneinstellung des
Tischwinkels erfolgt nur
durch Handbetrieb (Her-
steller J. M. Demoor in
Brüssel, Belgien).
liariquand's stehende Fräsemaschine.
Nach Industries 1889 Bd. 7 S. 220 sind über 2000 Stück solcher Fräse-
maschinen (Fig. 2) für die französischen Waffenfabriken geliefert worden.
Die festgelagerte Fräsespindel wird durch einen über Leitrollen geführten
Riemen betrieben, von welcher rücklaufend ein Riemen für den Betrieb
der Tischsteuerung abgeleitet ist. Die Theile für den Selbstgang der
oberen Tischplatten bestehen aus Stufenscheiben, Winkelwellenabzwei-
gungen und Bewegungsspindeln mit Rädereinschaltungen. (Erzeuger
sind Bariquand et Fils in Paris.)
Neuere Fräsemaschinen.
161
Smith und Coventrys Fräsemaschine.
Die senkrechte Fräsespindel (Fig. 3) erhält Einstellung in der Höhen-
lage, indem der untere Lagerschlitten vermöge eines Schnecken- und
Zahnstangentriebwerkes mit
Hand verstellt wird. Im
oberen festen Spindellager
läuft die Hülse des Winkel-
triebrades zwischen Bunden
gehalten, während durch
dieselbe sich die Fräse-
spindel durchschieben kann.
Der Hauptschlitten ist
frei auf der Wange des Ge-
stellfufses verschiebbar und
wird nur durch ein kleines
Zahnstangentriebwerk
mittels Hand vorgestellt,
während ein am Gestell-
hintertheil angeordnetes
Gegengewicht denselben be-
ständig gegen den Fräser
drückt. Auf dem Haupt-
schlitten verschiebt sich
winkelrecht zur Wange ein
Querschlitten und der dar-
auf befindliche Drehtisch.
Wenn nun ein darauf befindlicher fester Rollenstift einen Anschlag
an einer feststehenden Formschiene findet, so wird bei der Querbewegung
des Querschlittens bezieh, bei der Drehung des Aufspanntisches durch
die Wirkung des Druckgewichtes eine der Formschiene entsprechende
Verschiebung des aufgespannten Werkstückes gegen den in fester Lage
kreisenden Fräser eingeleitet. Bedingung einer richtigen Arbeitswirkung
ist, dafs Werkstück und Leitstift, sowie Fräse- und Formschiene stets
auf derselben Seite sich befinden, damit das Werkstück stets aus dem
Eingriff mit der Fräse treten kann, sobald stärkere, unvorhergesehene
Widerstände entstehen. Die Formschiene oder Schablone wird in die
Gabel eines festzustellenden Armes angebracht und so eingestellt, dafs
die Formkante mit der Arbeitskante der Fräse in genauer Ueberein-
stimmung liegt, wodurch Uebersetzungen vermieden und die Drehbe-
wegung des Rundtisches für das Formfräsen benützt werden kann. Die
Verstellung des Querschlittens, sowie die Drehung des Rundtisches er-
folgt selbsthätig durch Vermittlung der Se//er'schen Reibungsscheiben.
mit welchen die Uebersetzung bezieh, die Schaltungsgröfse durch ein-
fache Verrückung des Drehzapfens der mittleren Doppelzwängscheiben
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. V. 1890 III. 11
162
Neuere Fräsemaschinen.
abgeändert werden kann. Aufserdem ist diesem Triebwerk noch ein
aus vier Stirnrädern zusammengesetztes Wendegetriebe vorgelegt. (Iron
1888 vom 19. Oktober * S. 345.)
Kg. 3.
Fetu-Defizes, Fräsemaschine.
Nach Industries, 1889 Bd. 7 * S. 53 zeigt diese in (Fig. 4) dar-
gestellte stehende Fräsemaschine, welche von A. Fetu-Defize in Lüttich
(Belgien) gebaut wird, und in Paris ausgestellt war, eine eigentümliche
Anordnung des Spindelantriebes, welcher unmittelbar mittels über Leit-
rollen geführten Riemens bewerkstelligt wird und trotzdem eine Spindel-
verstellung in der Senkrechten ermöglicht, indem die Spindel durch die
Nabe der Riemenscheibe geschoben werden kann.
Dies ist in der Weise ausgeführt, dafs die Fräsespindel in den
Lagern des Schlittens gehalten wird, während sich dieser vermöge einer
Aussparung in seiner Führungsplatte über das am Gestell festgeschraubte
Lager für die Riemenscheibe schieben läfst. Von dieser Riemenscheibe
zweigt mittels Wiukelräder die Steuerwelle ab, welche zwei Reibungs-
scheiben bethätigt, zwischen welchen die Reibuugsrolle der stehenden
Steuerwelle angeordnet ist. Durch Achsenverschiebung der Reibungs-
scheiben kann der Reibungsdruck, und, der Höhenverstellung der Reibungs-
rolle entsprechend, die Uebersetzung abgeändert werden. Die Schaltung
Neuere Fräsemaschinen. 163
kann sowohl auf Haupt- und Querschlitten wie auf den Rundtisch über-
mittelt werden, während der Formschienenträger an die Vorderseite der
Maschine angebracht ist.
Fig. *.
E. Pre'tofs Fräsemaschine mit stellbarer Fräsespindel (Fig. 5).
Bei dieser Universalfräsemaschine stehender Anordnung kann das
Spindellager in einer senkrechten und zur Tischrichtung winkelrechten
Ebene in Schräglagen eingestellt werden, so dafs die Fräsespindel jede
Stellung zwischen der wage- und senkrechten Richtung erhalten kann.
Nach Revue industrielle 1889 Nr. 31 * S. 301 ist der obere Theil des
aufrechtstehenden Gestelles zu einem kreisbogenförmigen Führungsstück
ausgebildet, um dessen Mittelbolzen als Mittelpunkt des Kreisbogen-
schlitzes sich das Fräsespindellager verdrehen kann. Bei gröfseren Aus-
führungen wird zur Dreh Verstellung eine schwingende Schraubenspindel
benützt, während eine Gradtheilung am Bogenschlitz die gewünschte
Winkelstellung der Spindelachse anzeigt. Zur endgültigen Feststellung
dient eine gewöhnliche Klemmschraube, die durch den Bogenschlitz geht
und im Spindellager sitzt.
Am oberen, über die Bogeniühruug hinausragenden Theil des Spindel-
164
Neuere Fräsemaschinen.
lagers sind flügelartig zwei Seitenarme augegossen, au deren freien Enden
Leitrollen derart angeordnet sind, dafs ihre parallelen Mittelebenen ge-
meinschaftlich den Rollenkreis der auf der Fräsespindel frei auflaufen-
denTRiemenscheibe berühren.
Der von der Antriebsscheibe abgeleitete Betriebsriemen der Maschine
wird nach abwärts geführt, um die untere, als Spannrolle wirkende Leit-
Fig. 5.
rolle gelegt, nach der oberen Leitrolle geleitet, von wo er sich um die,
auf der Fräsespindel laufende Scheibe legt, um über die anderseitigen
Rollen im rücklaufenden Zuge sich zur Antriebsscheibe zu bewegen.
Um die der jeweiligen Schräglage der Spindel entsprechende Riemen-
länge zu regeln, sowie die erforderliche Spannung des Riemens zu er-
halten, wird das untere Leitrollenpaar in einem stellbaren Schlitten an-
gebracht, welcher, an der Rückseite des Gestelles gleitend, vermöge
eines Zahnradgetriebes mit Handkurbel verschoben wird, welches ver-
möge eines Sperrrades sichergestellt werden kann.
Die Aenderung der Umlaufszahl der Fräsespindel wird durch eine
gewöhnliche Stufenscheibe und ferner noch durch ein Rädervorgelege
bewerkstelligt, welches am Fräsespindellager vorgesehen ist. Dasselbe
besteht aus zwei anliegenden Räderpaaren, welche nach Art eines Dreh-
hankvorgeleges wirken.
Das äufsere mit der Riemenscheibe verbundene Rad, welches auf
Neuere Fräsemaschinen. 165
der Spindel frei aufläuft, treibt zwei ungleich grofse Räder, welche auf
einem stellbaren Bolzen gemeinschaftlich sich drehen und dessen kleineres
in das auf die Fräsespindel gekeilte Rad greift und treibt.
Soll das Rädervorgelege ausgerückt werden, so braucht man blofs
den die Räder tragenden Zapfen im Schlitz des Lagerlappens auszu-
schieben und die beiden Räder auf der Fräsespindel zu verkuppeln.
Hiernach hat der Antrieb der schrägstellbaren Fräsespindel eine
einfache und sinnreiche Lösung, ohne Beeinträchtigung des Arbeitsfeldes,
gefunden.
Die Stufenscheibe mit der vorerwähnten Antriebsscheibe und einer
kleinen Scheibe für die Steuerung vereint, laufen auf einer feststehenden
Achse, die noch in einem Seitenbock gestützt ist, Dieser lagert in seinem
Fufs ein kleines Vorgelege und in seinem oberen Seitenarm die Stufen-
scheibe mit der doppelt gelenkigen und verlängerungsfähigen Steuerwelle,
welche das Tischwerk treibt.
Das Tischwerk, dessen Tisch winkel 600mm Senkrechtverstellung,
dessen Schlitten 450mm Verschiebung und dessen Tischschlitten 1100mni
Querverschiebung erhalten, sowie eine vollständige Umdrehung machen
kann, ist mit allen Hilfseinrichtungen ausgerüstet, die zum Fräsen von
Werkzeugen u. s. w. erforderlich sind.
Die Steuerung wird vermöge der im Schaubilde sichtbaren Räder-
werke auf den Tischschlitten in der Weise übertragen, dafs mittels
Schrauben- und Winkelräder, welche im Inneren des unteren Schlittens
angeordnet sind, sowohl eine Drehung des Tisches oder bei beliebiger
Schiefstellung desselben eine Verschiebung durch Kraftbetrieb selbsthätig
ermöglicht wird.
Auch die Höheneinstellung des Tischwinkels wird mittels Kraft-
betrieb durchgeführt, indem eine Tragspindel mit feinerem Gewinde sich
in eine hohle Schraubenspindel mit gröberem Aufsengewinde einschraubt,
welche im Fufsböckchen ihre Mutter hat. Dadurch wird der senkrechte
Tischhub auf zwei Spindeln vertheilt, deren Einzellänge nur etwas mehr
als die Hälfte des Verstellungsweges zu sein braucht. Aufserdem sind
am Tischwerk wie bei jeder vollkommenen Fräsemaschine Ausrück-
vorrichtungen vorgesehen, durch welche die Hubbegrenzungen der Tisch-
wege selbsthätig durchgeführt werden.
An Stelle des gewöhnlichen Fräsespindellagers kann auch eine Vor-
richtung (Fig. 6) an dem Gestelle augeordnet werden, mit welcher das
Fräsen nach Formschienen (Schablonen) ermöglicht wird.
Diese besteht aus einem leichten Querbalken, an dessen linkem Kopf-
ende der stellbare Schablonenträger angeschraubt wird, während am
rechten Ende desselben sich universalbeweglich ein gekröpfter Hebel
stützt, an welchem die Fräse und die Leitrolle lagert.
Dieser Hebel wird durch einen Griff* erläfst und mit der Hand über
die feststehende Schablone geführt. Je nach den Abständen, Hebelstütz-
166
Neuere Frasemaschinen.
punkt bis Schablone, bezieh. Stützpunkt bis Fräse, mufs das Gröfsen-
verhältnifs der Schablone zum Formquerschnitt des Werkstückes geregelt
werden.
Weniger glücklich scheint die fernere Verwendung dieser Maschine
zu Stofsarbeiten zu sein, indem statt des Fräselagers eine kleine Stofs-
Fig. 6.
maschine aufgeschraubt wird; wobei die kreisende Welle eine Kurbel-
scheibe und hiermit einen kleinen Stofsschlitten treibt.
Bariquand's Universalfräsemaschine mit wagerechter Anordnung der
Spindel (Fig. 7).
Der hintere Theil des Maschinengestelles ist für die Aufnahme der
Triebwerkstheile bestimmt und hierzu mit einem schweren weitausladen-
Fig. 7.
Neuere Fräsemaschinen. 167
den Lagerarm versehen, während an der vorderen senkrechten Bahn-
fläche das Tischwerk sich verschiebt. An der oberen Kopffläche des
Gestelles läfst sich der Arm für den Gegenspitzenhalter um eine wage-
rechte Achse verdrehen, während auf der unteren Prismabahn dieses
Armes der Gegenspitzenhalter verstellbar ist.
Nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 220 wird vermöge eines mit Stufen-
scheiben ausgerüsteten Deckenvorgeleges und des Stufenscheibenpaares
an der Maschine, sowie durch das Rädervorgelege daselbst eine zwölf-
fache Aenderung der minutlichen Umlaufszahl der Fräsespindel ermög-
licht. Die Räder des Vorgeleges besitzen Schrägzähne, wodurch ein
ununterbrochener stofsfreier Eingriff und ein ruhiger Gang der Fräse-
spindel gesichert wird. Um jeden Druck in der Achsrichtung möglichst
zu beseitigen, erhalten die Zahnkanten der Räder, welche auf gleicher
Welle sitzen, gegensätzliche Neigung bezieh. Gangart.
Die Steuerung des Tischwerkes wird von der Spindelverlängeruug
mittels Riemen- und Stufenscheiben auf festgelagerte winkelrecht stehende
Wellenzweige, also mit Vermeidung von gelenkigen Wellenverbindungen
übertragen.
Das aus Tisch winkel, Schlitten, Drehtheil und Tischschlitten zu-
sammengesetzte Tischwerk besitzt alle erforderlichen An- und Abstell-
vorrichtungen, sowie die zum Selbstgangbetrieb nothwendigen Triebwerke
für den Arbeitsgang.
Bemerkenswerth ist hierbei noch eine besondere Einrichtung für den
raschen Rücklauf des Tisches nach beendetem Arbeitsgange, wodurch
an Zeit für Rückstellungen gewonnen und die Dauer der Stillstände ver-
mindert wird. Die Verschiebung des unteren Schlittens beträgt 1219,
jene des Tisches 1375 und die Höhenverstellung des Tischwinkels 457 mm.
Pedrick und Ayers Fräsemaschine (Fig. 8).
Diese von Pedrick und Ayer in Philadelphia gebaute Fräsemaschine
für allgemeine Arbeit zeigt nach Iron 1889 21. Juni * S. 531 die be-
liebte und bewährte Grundform der üblichen Universalfräsemaschinen
mit der bemerkenswerthen Abänderung, dafs die Steuerung des Tisch-
werkes mit Vermeidung der bekannten gelenkigen Seiten welle, welche
bei starker einseitiger Verschiebung des langen Tischschlittens oft Un-
zuträglichkeiten im Antriebe bedingt, durchgeführt ist. Die Stufenscheibe
für den Steuerungsbetrieb ist am Ende der hohlgebohrten Fräsespindel
angebracht, ihre Gegenscheibe aber am Gestellfufs und zwar in der
Mittelebene der Maschine derart angeordnet, dafs durch Vermittelung
eines im Gestellfufse befindlichen Wendegetriebwerkes eine stehende
Welle am Tisch winkel betrieben wird, von welcher eine wagerechte
Welle abzweigt, von der sämmtliche Bewegungen der Tischtheile ab-
geleitet werden. Hierzu ist am vorderen Kopfende des Tischwinkels
ein Gehäuse vorgesehen, in welchem sich die Aus- und Einrückschlösser
168
Neuere Fräsemaschinen.
belinden, die durch die links sichtbaren Griffknöpfe bethätigt werden.
Hiernach kann sowohl der Tischwinkel gehoben und gesenkt, als auch
der Grundschlitten verschoben werden.
Weil zwischen Grundschlitten und Tischschlitten das erforderliche
Drehstück zwischengelegt ist, so kann die Uebertragung der Bewegung
auf die Tischspindel
nur durch ein in der
Drehungsachse lie-
gendes, aus Winkel-
rädern zusammenge-
setztes senkrechtes
Zwischentriebwerk
ermöglicht werden.
Zu diesem Behufe
ist die im Tisch-
schlitten lagernde
Spindel mit einer
Längsnuth versehen,
während dieSpindel-
mutter am Drehstück
festgemacht ist.
Selbstverständ lieh
können alle diese
Tischbewegungen
bei ausgerücktem
Schlofswerk auch
mit Hand behufs Anstellung des Werkstückes an die Fräse durchgeführt
werden, sowie durch entsprechende Einstellung des Wendetriebwerkes
jede einzelne Tischbewegung selbsthätig auch im rückläufigen Gange
ausführbar ist.
Die aus gehämmertem Gufsstahl verfertigte Fräsespindel hat 76 Durch-
messer bei 114 Länge im Vorderlager, während der Spindeltheil im
Hinterlager 50 Durchmesser und 102 Länge besitzt. Die gröfste der
vier Stufenscheiben hat 279 Durchmesser, während das Kädervorgelege
eine achtfache Uebersetzung enthält.
Die 38mm grofse vordere kegelförmige Ausbohrung der Spindel hat
eine Verjüngung von 1 : 24 d. h. \ auf 12 Zoll englische Länge, während
nach dem amerikanischen Normalkegel, dem sogen. Morse taper shank,
die kegelförmige Verjüngung der Bohrerschäfte, der Fräsespindel Ver-
längerungen u. dgl. 5|8 Zoll auf 12 Zoll Länge beträgt.
Der Gegenspitzenhalter, ein Rundstab aus Gufsstahl von 95mm Durch-
messer, kann nach Bedarf vorgeschoben und verdreht werden, um das
Arbeitsfeld freizulegen.
Der Tischschlitten, 1219mm iang unci 235mni breit, erhält 845ram
Neuere Fräsemaschinen.
169
Längs- und 197mm Querverschiebung. Das Gewicht der vollständigen
Maschine ist zu 1170k angegeben.
Beaman und Smitfis Doppelfräsemaschine (Fig. 9, sowie Fig. 3 und 4
auf Tafel 9).
Auf dem 2133 langen und 457mm breiten Hohlgufsbett ist ein fest-
stehender, sowie ein stellbarer Spindelstock gegensätzlich angebracht,
deren Bauart aus Fig. 9 ersichtlich ist. Nach American Machinist 1889
Bd. 12 Nr. 34 * S. 1 haben die stählernen Spindeln (Fig. 3) in den
Lagerstellen 124 zu 165mm Durchmesser bezieh. Länge im Vorderlager
und 86 zu 127mm Durchmesser, sowie Länge im Hinterlager.
Fig. 9.
Die Antriebsscheibe von 406mm Durchmesser ist für einen 140mm
breiten Riemen bemessen, die Räderübersetzung beträgt 1:4, während
für den Wechsel der Umlaufszahlen je zwei Stufenscheibenpaare am
Deckenvorgelege vorgesehen sind. Um eine entsprechend grofse Ge-
schwindigkeit des Steuerriemens zu erzielen ist zwischen Spindel und
Stufenscheibe ein ins Rasche (3:1) übersetzendes Räderpaar eingeschaltet.
Der zwischen den beiden Spindelstöcken angeordnete Schlitten wird
blofs mit Hand angestellt, ebenso wie der rechtsliegende Spindelstock
nach dem Werkstücke angerückt wird. Der Selbstbetrieb des Tisch-
schlittens erfolgt durch eine Steuerwelle durch Vermittelung eines
Schneckentriebwerkes (Fig. 4) und eines Stirnrad paares auf die drei-
gängige Schraubenspindel im Schlitten, deren Mutter an der Tischunter-
seite angeschraubt ist. Der Vorschub der 1016mm langen und 305mm
breiten Tischplatte reicht bis 610mm.
Vermöge Anschlagknaggen wird eine selbsthätige Ausrückung der
Steuerung dadurch herbeigeführt, dafs mittels eines Lagerhebels die
170
Neuere Fräsemaschinen.
Schnecke plötzlich aufser Eingriff mit dem Schneckenrade gebracht
wird. Um die Rückstellung des Tisches zu beschleunigen, dient ein
Winkelradpaar, das nur bei ausgerückter Schnecke in Eingriff tritt und
welches alsdann mittels einer Handradwelle betrieben werden kann.
Diese 2475k schwere Maschine wird von Seaman und Smith in Provi-
dence R. J. Amerika gebaut.
Hulse's Doppelfräse (Fig. 12).
Zum Keilnuthenfräsen in Wellen, zum Ausfräsen der Aussparung
in den Schafttheilen der Kuppel und Kurbelstangen für Locomotiven
u. dgl. Arbeiten ist nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 269 die Doppel-
fräsemaschine von Hülse und Co. in Manchester bestimmt.
Fig. 12.
Das Werkstück wird zwischen den Fräsespindeln eingelegt und
durch einen Reitstock und einen selbstrichtenden Schraubstock in der
vorgeschriebenen Lage gehalten. Die selbständig betriebenen Spindeln
laufen in gesonderten Lagertheilen, welche auf einem Querschlitten
gleiten, gegensätzlich und mittelrichtig gegen einander verstellt werden
können. Die, der Nuthlänge entsprechende Hubgröfse des Schlittens
wird vermöge eines besonderen Antriebes bewerkstelligt, indem mittels
eines vielstufigen Scheibenpaares ein Schneckenrad und damit Zahnräder
und eine Kurbelscheibe bethätigt wird, an deren Schlitz der Schub-
stangenbolzen sitzt.
Hiernach kann die Hubgröfse des Querschlittens entsprechend ab-
geändert werden, während der achsiale Vorschub der Fräser, winkel-
recht zur Schlitzlänge am jedesmaligen Hubende durch eine Kammscheibe
bewerkstelligt, welche sich am ersten Stirnrade vorfindet. Damit wird
West's Mefs- und Prüfungsmaschine für Gufsproben. 171
eine längs des Bettes lagernde Steuerwelle in Schwingung versetzt, wo-
durch die den Spindelstöcken zugehörigen Schrauben mittels Schaltkegel-
werke gesteuert werden. Anschlagknaggen, welche mittels Hebel auf
zwischengelegte Zahnscheibenkuppelungen der Schraubenspindeln wirken,
begrenzen durch Ausrückung der Schaltung selbsthätig die Tiefe der zu
erzeugenden Nuthen. Nach altem Sprachgebrauch würde diese Maschine
eigentlich als doppelte liegende Langlochbohrmaschine zu bezeichnen sein,
was der ganzen Wirkungsweise nicht entsprechend ist. Wenn auch der
Zweizahn ein recht unvollkommenes Fräsewerkzeug ist, so bleibt die
Verwendung richtiger Fräsen bei derartigen Maschinen doch nicht aus-
geschlossen. Pr.
Th. West's Mefs- und Prüfungsmaschine für Ghifsproben.
Mit Abbildung auf Taf. 9.
Die Ermittelung des Schwind mafses der verschiedenen Gattirungen
ist für Giefsereien von entschiedener Wichtigkeit. In Erkenntnifs
dessen hat Thomas D. West von der Th. D. West Foundry Company in
Cleveland, Ohio, nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 23 * S. 6,
eine Prüfungsmaschine, Fig. 5 Taf. 9, gebaut, mit welcher nicht nur
das Schwindmafs der Probestäbe in der Längs- und Durchmesser-
richtung im Verhältnifs zum genau abgedrehten schmiedeeisernen Modell-
stab bequem ermittelt, sondern auch die Biegungsfestigkeit bezieh,
die Durchbiegung desselben gefunden werden kann. Auch können
andere mit diesem gleichzeitig abgegossene Probestäbe auf Zugfestig-
keit geprüft bezieh, ihre Verlängerung während des Belastungsversuches
gemessen werden. Während die cylindrischen Probestäbe für die Bie-
gungsversuche genau eine Querschnittsfläche von 1 Quadratzoll engl.
(645'imm) erhalten, besitzen die Zerreifsstücke Querschnitte von blofs
0,5 Quadratzoll für Gufseisen und 0,25 Quadratzoll für Stahlgufsproben,
dementsprechend die Kraftstärke der Maschine bemessen ist.
Diese besteht aus einem Tisch A und einem festen Bügelaufsatz i?,
an welchem die Keillehren J und M angeordnet sind, während die
Wägehebel K und H durch Stützen getragen werden, welche sowohl
am Krafthebel F, als auch am Lenkerhebel X angelenkt und welche
derart bemessen bezieh, verbunden werden, dafs unter allen Umständen
die Wagerechtstellung der Wägehebel gesichert ist. Die Kraftäufserung
erfolgt durch eine Handradspindel Zs, welche im Tisch lagert und in
einem Kreuzkopf des Druckhebels F eingreift.
Am Tisch A sind ferner zwei feste Anschlagwinkel S und H vor-
gesehen, deren Entfernung genau dem Modell aus Schmiedeeisen ent-
spricht. Im Winkel R ist sodann eine Mefsschraube eingesetzt, deren
Kopf am verschiebbaren Mefskeil J sich anlegt und für die normale
Stablänge den Nullpunkt angibt. Wird nun der Probestab eingelegt,
172 Sandstrahlgebläse zum Schärfen von Feilen.
die Schraube R angestellt und der Mefskeil augeführt, so wird durch
die Zeigerangabe die Verkürzung des Gufsstabes bezieh, das Schwinden
ermittelt. Um aber das Schwinden in der Richtung des Stabdurch-
messers zu finden, wird der Stab in einen der drei Ausschnitte V ein-
gelegt und der Mefskeil I angestellt, so gibt der Zeiger die Abweichung
des Durchmessers bis zu einem Hundertstel eines Zolls an.
Wird ferner der Probestab wagerecht in die stellbaren Klötzchen D
eingelegt und durch die Hängeöse Z nach aufwärts gebogen, indem
durch Vermittelung des grofsen Krafthebels F die Stützrolle L und
damit die Pfannenstiitze C W des Wägehebels K mit der in Schneiden
hängenden Hangeöse N Z gehoben, so kann am unteren Wägehebel H
die Stärke der Biegungskraft abgelesen oder durch Auflegegewichte
ermittelt werden. Bei kleineren Kraftäufserungen oder wenn sonst
erwünscht, kann nach erfolgter Auslösung des Zwischengliedes T das
Läufergewicht auf dem oberen Wägehebel K verlegt und die Abwäge
unmittelbar durch den Hebel K durchgeführt werden. Die Gröfse der
Durchbiegung des Probestabes wird durch Anstellung des Schiebekeiles M
an die an der Pfannenstütze befindliche Stellschraube gemessen.
Soll hingegen ein Probestück auf Zugfestigkeit geprüft bezieh, zer-
rissen werden, so befestigt man die Klammerstütze P lothrecht unter
die Hängeschiene iV, spannt das Probestück ein, hebt die Pfannen-
stütze C, W mittels des Krafthebels F, mifst die stattfindende Ver-
längerung mit dem Mefskeil M und bestimmt die Zugkraft wie früher
erwähnt, entweder am Hebel K oder am Wägehebel H.
Diese Maschine ist blofs 1625mm lang und 1168mm hoch und nur
für die eingangs erwähnten Kräfte, welche zum Zerreifsen von Gufs-
stäben von 322(imm bezieh. Gufsstahlstäben von 161'imm Querschnitts-
fläche erforderlich sind, während die Stäbe, welche auf Biegungsfestig-
keit untersucht werden, eine Querschnittsfläche von 645timm erhalten.
Dementsprechend stellen sich die Durchmesser der cylindrischen Ver-
suchsstäbe auf annähernd 28,7 bezieh. 20,2 und 14mm,3. > Pr.
Tilghman bezieh. Mathewson's Sandstrahlgebläse zum
Schärfen von Feilen.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Das von der Tilghmans Patent Sand Blaut Company in Sheffield
gebaute Sandstrahlgebläse besteht nach Engineering, 1890 Bd. 50 *S. 638,
aus einem stehenden Dampfkessel, dessen Dampf von 4at Spannung
durch ein Rohr ausströmt, welches nach Mathewson's Patent in ein
1 Ueber Prüfungsmaschinen vgl. Williamson 1882 244*41, Gravenstaden
und Pohlmeyer 1882 245*16, Thomasset 1882 246*27, Emery 1889 271*442
Fairbank, Delaloe, Wicksteed. Maillard 1889 272*481 bis 484.
Vorrichtung zum Umsteuern von Dampfmaschinen. 173
flaches Mundstück b endigt, dabei das durch ein seitliches Querrohr D
zufliefsende Gemisch von Sand und Wasser mitreifst und dasselbe gegen
die Feile C (Fig. 6 und 7) schleudert, wobei es die Zähne bogenförmig
abschleift (vgl. Richardson bezieh. King und Maw 1888 270 * 350. 351).
Die Feile wird der Zahnrichtung entsprechend schräg gegen den
Strahl langsam bewegt, wobei dieselbe sich auf eine stellbare Füh-
rung B legt, welche mittels Stellkeil A und Bügel F in Lage gehalten
wird. Die Dampfstrahldüse wird aus zwei schrägliegenden Platten b
gebildet, während die breit auslaufende Sandstrahldüse d von diesen
eingeschlossen ist, wobei selbstverständlich schmale Schlitze für den
Dampfstrahl freibleiben.
In Fig. 8 ist der Zahnquerschnitt einer neuen blofs aufgehauenen
Feile, in Fig. 9 eine neue mit Sandstrahl geschärfte Feile dargestellt,
während aus Fig. 10 bezieh. Fig. 11 eine abgenutzte und alsdann nach-
geschärfte Feile ersichtlich gemacht ist.
Wie aus dieser Darstellung bemerkt werden kann, ist die Schleif-
wirkung des Sandstrahlgebläses genau dieselbe, als ob jeder einzelne
Feilenzahn gleichsam wie ein Meifsel auf einem Schleifrade zugeschärft
worden wäre. Dem Sandstrahle bietet selbstverständlich die Härte der
Feilenzähne kein Hindernifs dar, so dafs die abzuschärfenden Feilen
nicht ausgeglüht zu werden brauchen. Mit 140 bis 250k stündlichem
Dampfverbrauch von 4at Spannung können in einer Stunde und von
einem Arbeiter 1 bis 3 Dutzend Bastard- oder 3 bis 6 Dutzend Halb-
schlicht- oder Schlichtfeilen zugeschärft werden. Alfred Gutmann,
Maschinenfabrik in Ottensen bei Hamburg, bauen auch derartige Sand-
strahlgebläse.
Vorrichtung zum Umsteuern von Dampfmaschinen.
Mit Abbildung auf Tafel 9.
Die fortwährende Steigerung der Dampfspannungen und Leistungen
der Dampfmaschinen liefs es wünschenswerth erscheinen, bei Förder-
maschinen, Locomotiven und anderen Maschinen, welche mit öfterem
Bewegungswechsel arbeiten, die bisher von Hand erfolgte Umstellung
durch Dampfkraft schneller und sicherer bewerkstelligen zu können.
Von vielen, zu diesem Zwecke erbauten Apparaten verdient die auf
der Ausstellung in Paris 1889 vertretene Vorrichtung der Compagnie de
l'Ouest wegen ihrer einfachen und sinnreichen Construction Erwähnung.
Sie besteht, wie die dem Genie civil 1890 * S. 97 entnommene Abbildung
Fig. 12 Taf. 9 zeigt, aus einem wagerechten Steuerungscjlinder A mit
davorliegendem Wassercylinder 2?, der mit Wasser und Glycerin gefüllt
ist und zum Bremsen der vom Steuerungscy linder ausgehenden Kraft
dient. Die gemeinschaftliche Kolbenstange beider Cvlinder bewegt ein
174 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Führungsstück F, an welches auch die mit der Coulisse in Verbindung
stehende Steuerstange angeschlossen ist.
Wenn der Maschinenführer den zweiarmigen Hebel E aus seiner
Mittellage bringt, so ist zunächst der Drehpunkt des an seinem unteren
Ende befestigten Hebels />, welcher die Dampfschieber B B{ und den
Wasserschieber C mittels Zugstangen bethätigt, als Festpunkt zu be-
trachten, da derselbe durch Stange a, Hebel b und Zugstange c mit dem
jetzt festliegenden Führungsstück F verbunden ist. Es wird sich des-
halb der Hebel D entgegengesetzt E drehen und durch Verstellung des
Dampf- und Wasserschiebers Dampfeintritt in den Steuerungscylinder,
sowie eine Bewegung des Führungsstückes F bewirken, welche sich
durch die oben genannten Zwischenstücke auch auf den Hebel Ü
überträgt.
Da nun jetzt der Hebel E feststeht, so kann der obere Drehpunkt
von D als Festpunkt betrachtet werden und es wird sich nun D um
diesen Punkt, entsprechend der Bewegung des Führuugsstückes, drehen
und durch seine Verbindungen den Dampf- und Wasserschieber wieder
schliefsen.
Von den beiden mit geringen Ueberdeckungen arbeitenden Dampf-
schiebern B und Bl durchläuft der letztere ungefähr den doppelten Weg
als der erstere, damit bei den nur kleinen Verschiebungen ein sicherer
Dampfabschlufs erreicht wird.
Sobald demnach der Maschinenführer den Handhebel E in die dem
gewünschten Füllungsgrade entsprechende Lage gebracht hat, erfolgt die
selbsthätige Absperruug des Dampfes vom Steuerungscylinder. Fr.
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von dipl. Ingenieur Alfred Haußner, Privatdocent an der k. k. technischen
Hochschule Graz.
(Fortsetzung des Berichtes S. 118 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Für zwei Papierstoff kolländer mit lothrechtem Stoffumlauf hat Joshua
Norton jr. in Portneuf, Canada, die amerikanischen Patente Nr. 389 760
und Nr. 400110 erhalten. Diese ganz absonderlich gebauten Maschinen
sind nach der in der Papierzeitung erschienenen Patentbeschreibung auf
Taf. 10 Fig. 2 und 3 in axonometrischen Bildern gezeichnet. Aus Fig. 2
erkennen wir, dafs der Stoffumlauf in dem mittels der Winkel J auf-
gehängten Kasten A in der Weise stattiinden soll, dafs der Zeug ge-
mäfs der durch den Pfeil angedeuteten Drehungsrichtung der Messer-
walze B zwischen diese und das Grundwerk C gelaugt. Das letztere
ist in der eigentümlich aus Blech gebildeten lolhrechten Mittelwand l)
eingelassen und durch Schrauben c und o festgestellt, welche durch
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 175
eine hier weggelassene Thür L stets zugänglich sind. Nachdem der
Stoff, wie auch bei anderen Holländern das Grundwerk passirt hat,
wird er gegen die unbedeckte Waschscheibe iV geschleudert und sinkt
dann in der zweiten Holländerabtheilung hinab, soll von dem Rührer G
mit schräg gestellten Flügeln g am Absetzen verhindert und zum Auf-
steigen gegen die Messerwalze vermocht werden. Dies scheint uns nun
in der Art und Weise, wie es in der Patentzeichnung erkennbar ist,
nicht zuzutreffen, sicher ist die Befürchtung gerechtfertigt, dafs der
durch das Rohr J abgelassene Zeug an Gleichförmigkeit alles zu wünschen
übrig lassen wird. Auch scheint uns noch ein anderer, nicht unwesent-
licher Mangel dem Apparate anzuhaften. Wenn die eigentümliche
Aufstellungsart des Troges auch den Zweck erreichen dürfte, dafs Platz
gespart wird, so ist doch eine dauernde, unveränderliche Stellung des-
selben nicht zu erwarten, wenn man an die Erschütterungen denkt,
welche beim Mahlprozesse im Holländer fortwährend stattfinden. Man
erinnere sich nur an das dauernde, durch diese Erschütterungen her-
vorgerufene kräftige Geräusch, welches den Holländersälen eigenthüm-
lich ist.
Der zweite Norton 'sehe, durch Fig. 3 dargestellte Holländer zeigt
den äufseren Kasten, bezüglich Trog, in ganz analoger Art wie der
eben beschriebene und möchten wir denselben auch aus den erwähnten
Gründen nicht empfehlen. Dagegen wird der Stoffumlauf in auf-
steigender Richtung von der Walze selbst besorgt, ein ähnliches Prinzip,
wie wir es bei den bereits bekannten Holländern von (Jmpherston und
Hoyt haben, doch in anderer und nach unserer Meinung weniger guten
Ausführung. Der Trog A wird nämlich hier durch die Wand Z>, welche
noch durch den mittels Getriebe M und Zahnstange N auf und ab be-
weglichen Schieber D{ erhöht werden kann, fast genau in der Mitte
getheilt, jedoch so, dafs im unteren Theile die Wand D sich thunlichst
der Walzenkrümmung aupafst und nur wenig Zwischenraum zwischen
ihr und den Messerkanten bleibt. Dreht sich die Walze in der Pfeil-
richtung, so wird der Zeug zwischen Grundwerk und Walzenmesser
genommen und sodann, da man wegen der kurzen Messer von einem
Schöpfen kaum reden kann, tangentiell ausgeschleudert; er soll dadurch
so hoch emporsteigen, dafs er in gleiche Höhe mit der Oberkante
von D{ gelangt und so wieder an der anderen Seite hinabsinken kann.
Nehmen wir nun die für Holländerwalzen schon nicht unbedeutende
Umfangsgeschwindigkeit von 7m an, so erhalten wir durch die Formel:
Ä = -
allerdings eine Höhe von etwa 2m,5 als möglich. Doch gilt dies nur
unter Berücksichtigung gar keiner Nebenhindernisse, insbesondere nicht
für das Aufsteigen in dem vertheilten Stoffe, wie er hier den Trog füllt.
Deshalb möchten wir auch dieser Anordnung, trotz des vom Erfinder
170 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
gerühmten schnelleren Stoffumlaufes, einiges Mifstrauen in Bezug auf
ihren Erfolg entgegenbringen.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist für gewisse Papiere
das Fertigmahlen durch eine Kegelstoffmühle Bedingung. Eine solche
Tperfecting engine" von F. Marshaü in Turner's Falls, Mass., ist gemäfs
einer in den Industries erschienenen Beschreibung durch Fig. 4 Taf. 10
wiedergegeben. Auf dem Umfange eines gufseisernen Kegels sind un-
gefähr 200 Stahlmesser G vorhanden, welche den bei B eintretenden
Stoff bearbeiten. Derselbe gelangt endlich an das weitere Ende und
zwischen die mit 210 Messern F armirten, lothrechten Mahlflächen M
und tritt schliefslich bei D aus. Die Messerstellung des Kegels kann
durch Verschieben desselben, indem Handrad E gedreht wird — , die
Entfernung der Mahlflächen M durch das Handrad C, Schraube ohne
Ende S und Wurmrad W gestellt werden, welches mittels eines Bolzens J,
der in einen eingedrehten Hals der Fortsetzung der einen Mahlfläche
greift, mit der einen Messerfläche gekuppelt ist. Das Ganze ruht in
einem kräftigen Gufseisengestelle, so dafs ein ruhiges Arbeiten zu er-
warten ist. Das Endproduct soll wenig Knoten enthalten. Die be-
schriebene Maschine verbraucht bei 300 Umdrehungen in der Minute
40 bis 50 H\
In Papierfabriken, welche gefärbte Papiere oder anderweitige sorg-
fältig zu behandelnde Qualitätspapiere fertigen, empfiehlt es sich, Proben
zu nehmen und diese dann näher zu untersuchen. Besonders beim
Färben des Zeuges kann dann, wenn Versuche mit dem Inhalte eines
grofsen Holländers gemacht werden, leicht ein Verderben der ganzen
Holländerleere eintreten. Es empfiehlt sich also, kleinere Mengen für
Versuche zu benutzen, und sind für diesen Zweck die von C. Joachim
und Sohn in Schweinfurth gebauten kleinen Versuchsholländer sehr prak-
tisch. Der in einem Stücke gegossene Trog ist 850mm lang, 420mm
breit und 180mm tief. Die Ausstattung ist jener der grofsen Holländer
ganz entsprechend. Der Antrieb wird nach Bedarf mit Hand durch
eine Frictionsräder-Uebersetzung bewirkt, auch kann Kraftbetrieb ge-
wählt werden.
Sehr unangenehme und ungebetene Gäste bei der weiteren Ver-
arbeitung des fertig gemahlenen Zeuges sind die sogen. Katzen. Es
sind dies bekanntlich Fasern, die sich zu einem längeren Strange zu-
sammensetzen, häufig dann mit dem übrigen Stolle zur Papiermaschine
gelangen und zu mancherlei Ausschufs oder unschönem Aussehen der
Papiere Anlafs geben. Es gibt bis jetzt keine Erklärung der Entstehung
derselben, die allgemein gelten könnte; dafs das Rütteln, überhaupt die
oft stofsweise Bewegung des Zeuges viel zur Bildung derselben beiträgt,
ist leicht einzusehen. Und doch ist selbst bei schmierigem, lang ge-
mahlenem Stoffe durchaus nicht immer Katzenbildung vorhanden und
mag nur der Ausspruch eines alten Papiermachers erwähnt werden, der
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 177
die Behauptung ausspricht, dafs in jedem Falle, bei beliebigem Zeuge
dieselbe vermiedeu werden kann. Allerdings ist hierfür eingehende uud
lang andauernde Beobachtung jedes einzelneu Theiles der einschlägigen
Maschinen nothwendig. Es scheint uns keineswegs die Behauptuug un-
begründet, dafs der Grund für die Katzenbildung bereits im Lumpen -
sortirsaale gelegt wird. Wenn nämlich die Näthe, welche den, gegenüber
den eigentlichen Gewebstheilen, gewöhnlich viel widerstandsfähigeren
Zwirn enthalten, nicht mit peinlicher Sorgfalt entfernt werden, so bildeu
sich ganz fröhlich bereits im Holländer die schönsten Katzen. Die Walze
wird ja so gestellt, damit sie die Lumpen ordentlich zerfasert, der Zwirn
fällt dann heraus, bleibt fast unzermahlen. Dann hängt sich der lange
Faden am Sattel, an der Zwischenwand oder an rauheren Theilen fest,
die Bewegung der Holländerfüllung läfst ihn hin und her schwingen, er fafst
so weiters Fasern und die Katze ist fertig. Läfst man dann den Holländer
ab. so kann man sich glücklich schätzen, wenn die Katze nicht durch
die energischere Stoffbewegung gegen die AbströmungsöfFnung los-
gelöst wird und den gleichmäfsigeren Stoff gänzlich verdirbt. Einiger-
mafsen kann dem nur gesteuert werden, wenn die Holläudermüller ge-
wissenhaft genug sind und mit gröfster Sorgfalt das Umrühren besorgen.
Wir erkennen dieses also nicht blofs als nothwendig für die Circulation,
insbesondere bei den bisher nocb meist üblichen Holländerconstructionen,
sondern auch für die Vermeidung der Katzen. Es kann dadurch doch
erreicht werden, dafs die gröberen widerstandsfähigeren Theile halb
und halb zerfasert werden. Ein weiterer Umstand, auf den als sehr
mitbeteiligt bei der Katzenbildung in neuester Zeit hingewiesen wurde,
ist der Zutritt von Luft. In der That, denken wir uns etwa einen
Rührer in einer Stoff'bütte so beschaffen, dafs rauhere Theile vorhanden
sind, an welche sich Fasern fester ansetzen, die sodann mit Luft in
Berührung kommen, so wird die Feuchtigkeit der Fasern etwas ver-
dunsten; diese werden dann mehr das Bestreben zeigen, feuchtere
Fasern an sich zu ziehen und so zur Katzenbilduug Aulafs geben. Bei
Knotenfängern, in welchen wirbelnde Luft die durchgegangenen Fasern
trifft und so etwas trocknet, kann dies besonders leicht geschehen. Dafs
dabei auch die Veriilzuugsfähigkeit der Faser bedeutend mitwirken kann,
ist wohl auch klar.
Ein interessanter, wenn auch nicht ganz einfacher Stojfregulator für
Papiermaschinen ist der durch Amerikanisches Patent Nr. 394306 ge-
schützte Apparat von Lxjman E. Smith in Mittineague, Massachusetts.
Er ist auf Taf. 10 Fig. 5 und 5a gemäfs der Patentbeschreibung (vgl.
Papier Zeitung, 1889 Nr. 11) versiunlicht. In eine Stoff bütte wird durch
das Rohr G der Stoff gepumpt. Die Bütte ist durch die Wand B in
zwei ungleich grofse Haupträume getheilt. Der kleinere vou die.-en i-t
noch durch die Wand C in zwei gleich grofse Räume E uud / ge*
trennt, vou welchen £ durch das Rohr H mit der Papiermaschine um! /•'
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 4. 1890/tll. I.'
178 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
durch das Rohr J mit jenem Räume verbunden ist, aus welchem der
Stoff in die Bütte gelangt. Wenn keine weiteren Vorkehrungen ge-
troffen wären, würde sich der Stoff gleichmäfsig über die Wand B in
die Räume E und F ergiefsen. Dies wird aber verhindert einerseits
durch die Klappe K auf der Achse J{ , andererseits durch die selbs-
thätig zu verstellende Platte 03. Die Klappe K wird von vornherein
der Dicke des gewünschten Papieres entsprechend gestellt, und kann
somit, da K auf der Wand B aufliegt, nur seitlich von dieser Stoff
nach E und F gelangen und zwar nach E nur zwischen den Platten K
und 03. Die selbsthätige Klappe 03 bat nun ihre Achse in einer Fort-
setzung; P der Wand B und deckt unter gewöhnlichen Verhältnissen
die linke Kante von 03 die linke Kante der Wand P (Fig. 5a). Zur
Regulirung ist nun weiter ein einerseits aufgehängter Schwimmer L vor-
handen, an welchem ein Fortsatz N befestigt ist, der zwischen die
Zinken der Gabel O greift, welche mit 03 und einem weiteren Arm
für das Gegengewicht 02 einen dreiarmigen Hebel bildet. Die gewöhn-
lichen Schwankungen in der Höhe des Stoffes im Räume Z), hervor-
gerufen durch das stofs weise Eintreten von Stoff durch das Rohr (r,
bewirken keine Aenderung in der Stelluug der Gabel und damit auch
der Platte 03, indem dabei N nur zwischen den Zinken der Gabel
spielt. Wird jedoch z. B. der Stoff viel dicker, so dafs er weniger
rasch über B abfliefsen kann, so steigt auch der Schwimmer L mehr;
iV drückt auf die eine der Zinken, dreht somit den dreiarmigen Hebel,
also auch die Platte 03 etwa in die gestrichelte Stellung, und der Stoff-
zutritt in den Raum E wird eventuell ganz unterbrochen, unter ge-
wöhnlichen Umständen jedoch nur soweit beschränkt, dafs die gröfsere
Dicke des Stoffes durch den verminderten Zuflufs in den Raum J£, also
auch zur Papiermaschine, wett gemacht wird.
Viel Verdrufs verursachen den Papierfabrikanten die mehr oder
weniger kleinen Metallspäne, welche mit dem Stoffe auf die Maschine
gelangen und ihr Entstehen verschiedenen Ursachen verdanken. Trotz
der vor der Papiermaschine angebrachten Sandfänge sind dieselben doch
noch meist in dem auf die Maschine fliefsenden Stoffe vorhanden. Das
D.R.P. Nr. 48401, ertheilt an Charles H. Atkins in Boston, Massachusetts,
Nordamerika, betrifft nun eine Art verbesserten Sandfang, welcher diesem
Uebelstande gänzlich abhelfen soll.
Wir sehen in Fig. 6 Taf. 10 vorerst Hindernisse in Stufen A A{
wie bei den gewöhnlichen Sandfängen eingeschaltet. Doch haben wir
in den oberen spitzen Winkeln bei B kleine Quecksilberbäder und unter
der Mitte der schiefen Ebenen Elektromagnete angebracht. Dadurch
wird erreicht, dafs während des Abwärtsfliefsens des Stoffes sämmt-
liche mitgerissene Eisentheilchen in den Wirkungskreis der Elektro-
magnete gelangen, dort festgehalten werden und die mitgegangenen
Metalltheile, Bleispänehen u. s. w. im Quecksilber sich auflösen. Für
Ueber Neuerungen in der Papierl'abrikation. 179
die Rinne wird eine einzige, passend gebogene Kupferblechplatte vor-
geschlagen. Es mag nicht geleugnet werden, dafs der Apparat seinem
Zwecke entsprechen kann. Doch ist dessen Anwendung eine Frage
der Oekonomie.
Als recht lästiger Begleiter des Stoffstromes über den Sandfang
und auch weiterhin bis zu den Linealen auf der Papiermaschine ist der
oft auftretende Schaum. Vielfach gilt das unrichtige Verhältnifs zwischen
Alaun und Leim als Ursache desselben und wird empfohlen, vor dem
Auffliefsen auf den Sandfang tropfenweise Alaunlösung zutreten zu
lassen. Doch ist auch die energischere Bewegung bei stärker geneigten
Sandfängen mit Anlafs und wird deshalb eine kleinere Neigung und
von einem alten Papiermacher (vgl. Papier zeitung , 1888 Nr. 60) das
Tieferlegen des Sandfangs (!) beim Auffliefsen empfohlen. Geht dies
nicht an, so hilft Oel oder Erdöl, wie bekannt, und bewährt sich ein
dichter Filzbeutel mit Oel gefüllt, unter dem der Stoff streicht, für diesen
Zweck erfabrungsgemäfs sehr gut.
Eine verhältnifsmäfsig bedeutende Anzahl von verschiedenartigen
Neuerungen liegen über Knotenfänger vor. Zur Beförderung des Stoff-
durchlasses wird eine Luftverdünnung angewendet. Eine derartige
Neuerung finden wir z. B. bei dem durch D.R. P. Nr. 46 132 geschützten
Knotenfänger von Ludwig Beger in Fockendorf bei Treben und ist die
interessante Maschine gemäfs der Patentbeschreibung in Fig. 7 und 8
Taf. 10 gezeichnet. Aufser dem Erwähnten ist noch als Besonderheit
zu erwähnen, dafs zur Aenderung der Schlitzweite für verschieden-
artigen Stoff nicht andere Platten genommen werden müssen, sondern
dies durch Verstellen der strahlenförmig angebrachten Knotenfang-
platten F geschieht. Wir finden auf der lothrechten Welle B den
Kegel A festgeschraubt, der seinerseits die Nabe G und die durch
Arme H mit ihr verbundene cylindrische Wandung D trägt. In G
und /?, in derselben Wagerechten, befinden sich Nuthen £, in welche
die Knotenfängplatten F eingeschoben werden. Diese sind an den
Seiten abgeschrägt und regelt sich nach deren gegenseitiger Ent-
fernung die Schlitzweite, welche nach erfolgter Einstellung unver-
ändert bleibt.
Der Stoff fliefst auf die Platten F zwischen Ring D und Nabe G,
dringt durch die Schlitze in den Trog L, erreicht endlich den Auslauft
und fliefst über. Der letztere ist höher als der Boden des Knoten-
fanges gelegt ; es wird dadurch erreicht, dafs die Schlitze eher vor dem
Verstopfen bewahrt werden, insbesondere, wenn man bedenkt, dafs die
lothrechte Welle B und mit ihr die Platten F eine auf und ab gehende
Bewegung erhalten, so bei einer Bewegungsrichtung die Flüssigkeit in
den Cylinderraum D gedrängt und bei der entgegengesetzt gerichteten
Bewegung, nach aufwärts, durch die Platten gesaugt wird. Diese auf
und ab gehende Bewegung wird durch eine schwingende Drehbewegung
180 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
der Welk' li mittele der Kurbel H. an welche eine Schubstange greift,
und der Schraube M in der festgestellten Mutter N erzielt.
Eine sehr hübsche Ausführung ist der Knotenfänger der Maschinen-
bauanstalt Golzern (D. R. P. Nr. 39 217), welcher in Fig. 9 und 10 Taf. 10
Dach einer von der genannten Anstalt freundlichst zur Verfügung ge-
stellten Zeichnung dargestellt ist. In einem der Hauptsache nach gufs-
eisernen Troge sind seitlich Kästen 6, b{ angebracht. Durch b lindet
der Stoffzulauf statt und ergiefst sich der Stoff durch die Oeflhungen p
in die Thäler zwischen die schief gestellten Knotenfangplatten, um in
der Richtung der angegebenen Pfeile senkrecht zu den Platten durch-
zugehen. Diese sind aus Bronze mit gefrästen Schlitzen hergestellt,
zwischen seitliche Leisten eingeschoben, oben durch Bügel und Schraube
und aufserdem noch seitlich durch Keile festgelegt. Sie sind dadurch
leicht und rasch auswechselbar. Zur Beförderung des Stoffdurchganges
sind die keilförmigen Saugkörper C vorhanden, welche mit den Gummi-
rahmen n sich an die Seitenwände und die Abfallrinuen f schliefsen.
Dieselben werden durch Excenter und Schubstange von der etwa mit
400 bis 500 Umläufen in der Minute sich drehenden Welle D auf und
ab bewegt. Dadurch wird eine geräuschlose Schüttel-, eigentlich Saug-
bewegung erzielt und der Durchtritt des feinen Stoffes befördert, der
dann durch d in den Ablauftrog b{ und über den Auslauf k abfliefst.
Schwerere Theile, Sand, Metallspäne u. dgl. werden schon zwischen
den Knotenplatten herabsinken, in die Ablaufrinnen f gelangen und
können von dort nach erfolgtem Anheben der durch das Birngewicht e
geschlossenen Klappe l entfernt werden.
Diese Knotenfänger sind bei verschiedenartigen Stoffen schon mehr-
fach in Gebrauch und sollen sich gut bewährt haben. Der Durchflufs
kann regelmäfsig stattfinden, was auf die Gleichförmigkeit des Papier-
gewichtes wesentlich günstig wirken wird. Die Reinigung der Platten
erfolgt je nach der Art der Benutzung alle 12 oder 24 Stuuden.
Ebenfalls auf die Wirkung einseitigen Luftdruckes wird bei dem
neuen Patente von P. H. Cragin in Pen Yan, New York, gerechnet
(Amerikanisches Patent Nr. 403 577). Der Knotenfänger ist nach der
in der Papierzeitung erschienenen Patentbeschreibung in Fig. 11 und 12
Taf. 10 gezeichnet. Es sind Siebplatten f an der Ober- und Unterseite
eines Troges C angebracht, der innerhalb eines gröfseren Kastens A sich
befindet. Zwischen diesen beiden Platten schwingen die Stücke B um
die Achse L. In Fig. 12 sehen wir den rechten Theil von B nach ab-
wärts geschwungen gezeichnet. Hiervon wird erwartet, dafs der Luft-
druck den Stoff durch den oberen Deckel drückt, während B selbst
einen gleich grofsen Theil durch die untere Knotenfangplatte befördert.
Selbst angenommen, dafs B nicht blofs wie ein Rührer wirkt, indem
ja eigentlich gar kein besonderes Hindernifs vorhanden ist, dafs der, in
der Zeichnung, uuterhalb B verdrängte Stoff einfach um den Körper B
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 181
herum nach der oberen Seite ausweicht, so dürfte doch zwischen den
beiden Platten durch die Oeffnungen g ein anders gereinigter Stoff' als
der auch durch die untere Siebplatte durchgegangene nach dem Aus-
lautraume e gelangen. Daran hindern auch wohl die Stäbe b nicht,
welche den Uebertritt des Stoffes rechts der Achse von B nach der
linken Seite derselben hindern sollen. Unter den geschilderten Um-
ständen dürfte auch nicht viel von der Wirksamkeit der durch Trieb s
und Zahnstange r hin und her bewegten Reinigungsstreifen p aus Filz
oder Gummi zu erwarten sein.
Das Neue an dem durch Amerikanisches Patent Nr. 383026 ge-
schützten Knotenfänger von Martin V. Streeter in Franklin Falls, New
Hampshire, ist eine durch continuirlich sich bewegende Schaber wirkende
Reinigungsvorrichtung der Siebplatten. Nach der in der Papierzeitung
erschienenen Patentbeschreibung ist in Fig. 13 Taf. 10 eine Zeichnung
gegeben, in welcher H die erwähnten Schaber sind. Sie sind an einer
endlosen Kette G befestigt, welche von dem Kettenrade F mit Zähnen f
bewegt werden. Die Siebplatten B sind am Boden des aus den
Wänden A, A{ gebildeten Troges befestigt, und gleiten über dieselben
die durch das Eigengewicht aufruhenden Schaber H. Es wird erwartet,
dafs dieselben die gröberen, auf den Platten liegen gebliebenen Unreinig-
keiten bei ihrer Bewegung in der Pfeilrichtung mitnehmen und dann
auf die schiefe Ebene A2 auswerfen. Es mag aber die Befürchtung
ausgedrückt werden, dafs durch die Schaber H vielleicht Fasern in die
Schlitze gedrückt werden, die dort nicht hineingehören und so die
Schlitze verlegen.
Einen ebenfalls mit saugender Wirkung construirten Knotenfänger
von Bernard Eilers jr. in Rochester, N.-J. (Amerikanisches Patent
Nr. 402426), stellt nach der in der Papierzeitung erschienenen Patent-
beschreibung Fig. 14 Taf. 10 dar. Derselbe kann auch, wenn D ein
passendes Sieb bedeutet, ganz gut zur Holzschliffsortirung verwendet
werden. Die Bodenplatte E ist durch Lederstreifen 5 mit dem unteren
Rahmen li verbunden. Dadurch ist es möglich, dieselbe mittels zweier
oder dreier Excenter G auf der Welle F und der Schubstangen //,
die mit der Bodenplatte E verbunden sind, in auf und ab erfolgende
Schwingungen zu versetzen und so die erwähnte Saugwirkung zu er-
zielen. Das Ablaufrohr J im Boden E hindert diese Bewegungen keines-
wegs, indem dasselbe durch die nachgiebige Lederdichtung K mit der
weiteren Abflufsleituno verbunden ist. (Schluß folgt.)
182 Neues galvanisches Element.
Neues galvanisches Element.
Mit Abbildung auf Tafel 9.
Das neue galvanische Element, erfunden von Herrn A.M.Imsc/ienetzky l,
unterscheidet sich in sehr vielen Hinsichten wesentlich von allen sonst
üblichen galvanischen Elementen. Seine hauptsächlichste Eigenthüm-
lichkeit besteht darin, dafs der Ziukverbrauch sehr gering, geringer selbst
als der theoretische ist. Dieses wird durch die sehr glücklich getroffene
Wahl der Elektricitätserreger erreicht: amalgamirtes Zink in einer
Lösung von unterschwefligsaurem Natron (Na.2S203) und Kohle in einer
Lösung" von Chromsäure (seltener Uebermangansäure).
Die Einrichtung des Elementes ist folgende: In einen eisernen, von
innen parafiinirten Kasten a von 25cm Länge, 15cm Breite und 18cm,75
Höhe wird ein etwas kleinerer Kasten b von paraftinirter Pappe gestellt
und wasserdicht mit dem ersten Kasten durch Paraftin verbunden. Der
zweite Kasten ist durch 8 Querwände aus porösem Thon in 9 Ab-
theilungen (I .... 9) getheilt; von diesen dienen 4 (2, 4, 6\ 8) zur
Aufnahme der amalgamirten Zinkplatten und 5 (/, 3, 3, 7, 9) zur Auf-
nahme der Kohleelektroden. Alle Zinkplatten und alle Kohleplatten
sind unter einander verbunden. Die Kohleelektroden sind auf besondere
Weise hergestellt und besitzen vor den gewöhnlichen Gaskohle- und
Kokselektroden sehr bedeutende Vorzüge. Sie werden aus einer Mischung
von Graphitpulver und geschmolzenem Paraftin, welche in dünner Schicht
auf Kupferdrahtnetze geprefst wird, hergestellt. Die so hergestellten
Elektroden sind biegsam, unzerbrechlich, sehr leicht, sehr leitungsfähig
und gestatten keinerlei wässeriger Lösung einen Durchgang, so dafs die
Säuren nie bis zu den Contacten emporsteigen und dieselben zerfressen
können.
Ebenfalls sehr praktisch ist die Art des Füllens und Entleereus
der Elemente. Die Elemente werden reihenweise über einander ge-
stellt. Darauf füllt man durch zwei flache viereckige Trichter, welche
in die Seitenabtheilungen C, C gestellt werden, diese mit Chromsäure-
bezieh. Natriumhyposuliitlösung. Aus den Seitenabtheilungen treten die
Flüssigkeiten durch die nahe am Boden befindlichen Oeffnungen rf, d in
die ihnen zukommenden Abtheilungen: die Hyposulfitlösung in 2, 4, ß, <S',
die Chromsäurelösung in f, 3, 5, 7, 9. Wenn die Flüssigkeit eine ge-
wisse Höhe erreicht hat, fliefst sie durch die senkrechten, durch den
Boden gehenden Glasröhren e, e in den betreffenden Trichter des nächsten
unteren Elementes. Aus dem untersten fliefst der Ueberschufs der Flüssig-
keiten in zwei getrennte Behälter.
Uni ein rasches Entleeren der Elemente zu erreichen, sind die ein-
zelnen Abt heil ungen mit den Oeffnungen /", f im Boden versehen, welche
in zwei mit Hähnen versehene Röhren <?, g münden.
1 Electritschestwo, 1890 Heft 7 und 8. 1889 Heft 10 und 11.
Ueber Fortschritte in der Spiritust'abrikalion. 183
Die Zusammenstellung der Erregungsflüssigkeiten — Chromsäure
und Natriumhyposulfit — mufs als sehr zweckentsprechend bezeichnet
werden. Sie läfst nicht blofs eine sehr hohe Potentialdifferenz —
2,15 Volt — und einen sehr geringen Zink verbrauch — etwa 80 bis
SS Proc. des theoretischen — erreichen, sondern gewährt noch einen an-
deren grofsen Vortheil. Beim Zusammentreffen der Chromsäure- und
der Natriumhyposulfitlösung in der porösen Thonwand entsteht als sehr
dünne Membrane ein unlöslicher Niederschlag von Chromoxyd. Diese
Membrane besitzt alle Eigenschaften der (zuerst von Pfeffer untersuchten )
halbdurchlässigen Wände, nämlich nur das Lösungsmittel, keineswegs
aber den gelösten Stoff hindurchtreten zu lassen. Eine Zersetzung der
Lösungen durch gegenseitige chemische Einwirkung ist auf diese Weise
vollkommen ausgeschlossen.
Die Potentialdifferenz ist, wie erwähnt 2,15 Volt, der innere Wider-
stand, dank der grofsen Elektrodenoberfläche, blofs 0,06 Ohm. Bei
einem äufseren Widerstände von 0,33 Ohm sank die Potentialdifferenz
im Verlaufe von 20 Stunden gleichmäfsig auf 1,4 Volt, während der
innere Widerstand gleichmäfsig auf 0,3 Ohm stieg. Dieses Wachsen
des inneren Widerstandes ist dem aus der Chromsäure entstehenden
Chromoxyd zuzuschreiben. Dasselbe löst sich in der Chromsäure zu
Chromchromat auf. Um das Chromoxyd zu entfernen, wird es mit
Kalk gefällt und das dabei entstehende Calciumchromat durch Schwefel-
säure zersetzt.
Das Element arbeitet sehr billig, da die zu verwendenden Materialien
im Grofsen dargestellt werden und billig im Verkauf zu haben sind.
Der Erfinder hat aufserdem eine billige Methode erfunden, die Chrom-
säure aus dem Chromoxyd zu regeneriren.
Auf die vom Erfinder aufgestellte Theorie der galvanischen Elemente,
welche in vielen Punkten von den sonst angenommenen abweicht, kann
hier nicht näher eingegangen werden. Luther.
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
(Schlufs des Berichtes S. 130 d. Bd.)
Ueber lnvertin hat auch A. Fernbach Untersuchungen ausgeführt
(Centralblatt für Bakteriologie Bd. 6 S. 668). Derselbe prüfte den Einflufs,
welchen Aenderungen in der Reaction auf die Wirkung des Invertins
ausüben, ferner den Einflufs des Lichtes und des Sauerstoffs. Bei ab-
gestuftem Zusatz kleiner Mengen verdünnter Sodalösung zur ursprüng-
lich schwach sauer (Oxalsäure) reagirenden Zuckerlösung wurde eine
entsprechende allmähliche Verminderung der invertireuden Wirkung fest-
gestellt. Gleiche Mengen des Ferments können deshalb unter scheinbar
gleichen Bedingungen möglicherweise sehr ungleiche Quantitäten von
184 Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Zucker invertiren, wenn nämlich die Reaction sich ändert. Schon durch
die Ent wickelung von Mikroorganismen, welche die Reaction ändern,
können auf diese Weise Unterschiede entstehen.
Sauerstoff vermindert ebenfalls die Wirksamkeit des Fermentes, aber
nur in alkalischer Lösung; in neutraler oder schwach alkalischer Lösung
ist dieser Eintlufs nur gering, in saurer ist er gar nicht vorhanden.
Sonnenlicht besitzt auf das Ferment im Vacuum keine Einwirkung,
Lichtzutritt bewirkt Oxydation und begünstig! die Vernichtung der Wir-
kung. Die sauere Reaction wirkt im dunkeln Raum der Oxydation ent-
gegen und befördert diese bei Einwirkung des Lichtes. (Nach Wochen-
schrift für Brauerei Bd. 7 S. 254).
Ueber Milchsäuregährung schreibt H. Scholl im botanischen Centralblatt.
Bd. 7 S. 310. Der Verfasser wendet sich gegen die Ansicht Fokkere
(vgl. 1890 275 140) und führt Gährversuche an, welche er mit Lösungen
von Milchzucker unter Zusatz von Fleischextract, Eiweifs, Eigelb, Fibrin
und Pepton bei gleichzeitiger Infektion mit Milchsäureferment angestellt
hat und welche den Beweis dafür lieferten, dafs das Casei'n nicht, wie
Fokker annimmt, die Rolle eines Fermentes, sondern zunächst diejenige
eines stickstoffhaltigen Nährstoffes für die Bakterien ausübt, denn es
zeigte sich, dafs die Säurebildung um so gröfser war, je gröfser die
Nährkraft der in den betreuenden Lösungen vorhandenen Eiweifskörper
ist. Würde aber die Milchsäuregährung durch ein chemisches Ferment
herbeigeführt, so hätte die Menge des vergohrenen Zuckers von der
Menge des gegenwärtigen Eiweifsstoffes abhängig sein müssen. Auf die
weiteren rein theoretischen Ausführungen des Verfassers können wir
hier nur hinweisen, ebenso auf eine Arbeit Fnkker's in den Therapeutischen
Monatsheften, Bd. 8 S. 127, in welcher derselbe die von Scholl ange-
führten Gründe gegen seine früheren Behauptungen nicht anerkennt.
Ueber Milchsäuregährung bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie
Bd. 13 S. 93 als Antwort auf eine Anfrage folgende Mittheilung: „Es
sind verschiedene, die Milchsäuregährung erregende Fermente bekannt
und auch rein dargestellt worden. In Brennereimaischen ist aufser dem
bekannten Stäbchenferment noch der von Lindner beschriebene Pedio-
coecus Acidi Lactici (ebendaselbst Bd. 10 S. 169) isolirt worden. Ob
das stäbchenförmige Milchsäureferment wieder, ähnlich wie die Hefe,
in verschiedene Arten getrennt werden kann, ist bisher nicht bekannt.
Auch in der sauren Milch sind verschiedene Milchsäuregährung er-
regende Fermente gefunden worden. Wir wollen noch bemerken, dafs
die Frage der Reincultur auch bezüglich der Milchsäurebildung in den
Maischen von Werth werden kann, insofern es möglich ist, ebenso wie
Hefereinculturen Reinculturen von Milchsäureferment herzustellen, welche
für die Einleitung einer reinen Milchsäuregährung im Brennereibetriebe
zur Verwendung gelangen können."
Milchsäure in der Melasse haben Ä*. Beythien, F. Parcu» und li. Tollem
IVber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 185
nachgewiesen. Zur Prüfung der Melasse auf Milchsäure wurden die
Verfasser durch die von ihnen gemachte Beobachtung geführt, dafs
durch Einwirkung von Kalk oder Strontian auf Rohrzucker Milchsäure
entsteht. Die Menge der in der Melasse gefundenen Milchsäure betrug
bis zu 0,5 Proc. (Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 255 S. 228).
Untersuchungen über Fäulnifsorganismen theilt H. W. Daüinger im
Journal of the Royal Microscopical Society, 1888 Bd. 2 S. 177, mit.
Neue Untersuchungen über den Ein flu fs einiger physikalischer Bedin-
gungen auf das Leben der Mikroorganismen veröffentlichen Bonardi und
Gerosa in Ar eh. ital. de Biol. 12 S. 89. Die Versuche erstreckten sich
auf die Prüfung des Einflusses, welchen die Dichte der Nährlösung, die
Kohlensäure, der Stickstoff, Magnetismus, Elektricität und Licht auf die
Entwickelung der Mikroorganismen ausüben.
Ueber die bakterientödtenden Wirkungen des Blutes und Blutserums
und über die nähere Natur der wirksamen Substanz im Serum berichtet
H. Büchner im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde , Bd. 5
Nr. 25 und Bd. 6 Nr. 1 und Nr. 21. Wir entnehmen den Mittheilungen
hier nur die sehr interessante Beobachtung, dafs der bakterientödtende
Einflufs des Blutserums aufgehoben werden kann, wenn dem wirksamen
Serum Bakteriennährstoffe zugesetzt werden, dafs also der ernährende
Einflufs dem tödtenden entgegenwirkt. Zur Bestätigung dieser bei
einem Versuch mit Blutserum gemachten Beobachtung führt der Ver-
fasser noch folgenden Versuch au. Wenn mau eine Lösung von
0,75 Proc. salicylsaurem Natrium, welche bei Mangel an nährenden
Elementen tödtlich auf Typhusbacillen wirkt, mit l-eichlichen Nahrungs-
stoffeu versetzt, so verliert sie ihre tödtenden Eigenschaften und ver-
wandelt sich sogar, trotz der gleichen Concentration des salicylsauren
Natriums, in ein gutes Nährmedium.
Ueber den Einflufs der Kohlensäure auf die Producte der Gährung hat
Linde t Untersuchungen ausgeführt, nach denen ein entwickelungs-
hemmender Einflufs der gebildeten Kohlensäure auf die Lebensfähigkeit
der Hefe nicht stattfand (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 89, daselbst
nach Bulletin de la Socie'te chimique de Paris , Ser. 3 Bd. 2 Nr. 4.
Vgl. auch 1889 273 285.)
Ueber den Nachweis der Metaphosphorsäure im Nuclein der Hefe.
L. Liebermann ist es gelungen, die Zweifel zu beseitigen, welche dar-
über aufgetaucht waren, ob der von ihm aus der Hefe abgeschiedene
phosphorhaltige Körper wirklich Metaphosphorsäure ist, indem er bei
einer neuen Untersuchung (Sitzungsbericht der mathematisch naturwissen-
schaftlichen Klasse der ungarischen Akademie der Wissenschaften, Januar
1890) die Metaphosphorsäure im Nuclein der Hefe direkt in Form des
Barytsalzes nachweisen konnte (vgl. 1890 275 141).
Untersuchungen über die Kohlenstoffemührung der Bierhefe hat //. Bokorny
angestellt (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 8. 69; daselbst nach Annales
186 Ueber Furtschritte in der Spiritust'abrikation.
de l' Institut Pasteur). Auf Grund zahlreicher Versuche konnte der Ver-
fasser folgende Körper als günstige Kohlenstoffquellen für Bierhefe be-
zeichnen: essigsaure Salze, Aethylenglvkol, malonsaures Kalium, Milch-
säure, Bernsteinsäure, brenzweinsaures Kalium, Glycerin, Apfelsäure,
Erythrit, Weinsäure, Citronensäure, Querzit, Mannit, Mono- und Di-
saccharate, Lichenin, Glykogen, Gummi arabicum, Erythrodextrin und
Dextrin, Fumarsäure, Schleimsäure, Leucin, Asparaginsäure, Glutamin-
säure, Salycin, Amygdalin, Aesculin, Coniferin, Arbutin, Saponin, Atro-
pin, Colchicin, Gelatine, Eieralbumin, Casei'n, Pepton.
Als nicht assimilirbar erwiesen sich: Methyl-, Aethyl-, Propyl-,
Butylalkohol, Acetaldehyd, Paraldehyd, Ameisen-, Propion-, Butter-,
Baldriansäure, Oxalsäure und Oxalate, Methylamin, Propylamin, Gly-
kokoll, hippursaures Natrium, Formamid, Acetamid, Harnstoff, Phenol,
Pikrinsäure, Hydrochinon, Phloroglucin, Chinon. Saligenin, benzoesaure
Salze, Saccharin, salicylsaure Salze, gerbsaures Ammoniak, Anilin,
Diphenylamin, Coffein u. s. w. Wichtig ist noch die Thatsache, dafs
zur Assimilirung der oben als geeignet aufgeführten Stoffe bei sämmt-
lichen, mit Ausnahme der gährungsfähigen Zuckerarten, der Zutritt von
Luft nothwendig ist. Versuche darüber, was aus den aufgenommenen
Verbindungen wird, wenn die Hefe sie zu ihrer Ernährung benutzt hat,
zeigten, dafs Glykogen daraus gebildet wird, ein Kohlehydrat, welches
nach L. Errera ganz allgemein bei Pilzen diejenige Form ist, in welcher
überschüssiger Kohlenstoff abgelagert wird; es ist gleichsam der Beserve-
stoff, wie die Stärke in grünen Pflanzen.
Ueber das Weichwerden der Preßhefe berichtet Schrohe in der Zeit-
schrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 97, dafs zu Folge einer Mittheilung
in The Brewers Journal Alfred J. M. Lasche einen Mikroorganismus ent-
deckt und isolirt hat, welchem er das Weich werden der Prefshefe zu-
schreibt. Die Beschreibung seiner Untersuchungen hat Lasche in einer
Abhandlung niedergelegt, welche in der Uebersetzung den Titel führt:
rDie Fabrikation der Prefshefe und ihre Verunreinigung durch schädliche
Keime. LL
Untersuchungen über die Desinfektion von Räumen durch schweflige
Säure haben H. Dubief und J. Brühl ausgeführt (Comptes rendus, 108
824). Dieselben führten zu folgenden fiesultaten: 1) Die gasförmige
schweflige Säure tödtet in der Luft enthaltene Keime. 2) Diese Ein-
wirkung macht sich hauptsächlich bei Sättigung mit Wasserdampf
geltend. 3) Die schweflige Säure wirkt hauptsächlich auf Bakterien.
4) Beine schweflige Säure kann bei länger andauernder Einwirkung
Keime selbst im ausgetrockneten Zustande abtödten (vgl. 1890 275 140).
Ueber doppeltschwef ligsauren Kalk und Natriumbisulfit schreibt Windisch
in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 2. Er macht darauf auf-
merksam, dafs der doppeltschwefligsaure Kalk vor Allem der darin ent-
haltenen freien oder nur lose gebundenen schwefligen Säure seine
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. 187
Wirkung verdankt, dafs es dagegen noch sehr zweifelhaft ist, ob die
schwefligsauren Salze an sich überhaupt eine desinficirende Wirkung
besitzen. Die Vorzüge, welche dem Natriumbisulfit in Prospekten zu-
geschrieben werden, kommen demselben, wie der Verfasser des Näheren
ausführt, durchaus nicht zu, im Gegentheil hätte die Anwendung des-
selben so viele Nachtheile, dafs man selbst unter der Annahme, dafs
es gut desinficirend wirkte, von der Verwendung des auch verhältnifs-
mäfsig theueren Präparates abrathen und die Beibehaltung des in seiner
Wirkung erprobten doppeltschwef ligsauren Kalkes, dessen einzige üble
Eigenschaft der stechende Geruch ist, empfehlen müsse.
Eine unvergährbare rechtsdrehende Substanz hat E. von Raumer aus
dem Honig isolirt und untersucht, dieselbe ist dem Gallisin von Schmitt
sehr ähnlich, zeigt jedoch ein anderes Reductionsvermögen (Zeitschrift
für angewandte Chemie, 1889 S. 607).
Die Wirkung des Saccharins hat F. Jessen einer Prüfung unterzogen.
Danach besitzt das Saccharin nur in geringem Mafse eine hemmende
oder verzögernde Wirkung auf die Fermentthätigkeit, übt auch bei
längerem Gebrauch in Gaben von 0,1 bis 0s,2 für den Tag keine schäd-
lichen Wirkungen auf den Menschen aus, ebenso wenig war eine ein-
malige grofse Gabe von 5s von irgend welchem Nachtheil; auch die
Ausnutzung der Nahrungsmittel wurde durch das Saccharin nicht hin-
dernd beeinflufst (Archiv für Hygieine, 1890 S. 64). An derselben Stelle,
S. 81, äufsert sich auch Lehmann über das Saccharin. Er hält dasselbe
für ein Gewürz ohne Nährwerth, dasselbe kann daher auch keinen
Ersatz für den Zucker bieten, seine Zugabe zu Nahrungsmitteln sei
zulässig, jedoch müsse diese Beigabe angegeben, also das Fabrikat als
saccharinhaltig bezeichnet werden, in gleicher Weise, wie man z. B.
bei der Kuustbutter eine derartige Angabe verlangt (vgl. die den vor-
liegenden Versuchen zum Theil widersprechenden Arbeiten 1889 273
469 und 1890 275 429).
Absinth besteht im Allgemeinen nach einer der Acade'mie des Sciences
gemachten Mittheiluug von Cardiac und Meunier aus 6? Anisöl,
4s Sternanisöl, 2s Wermuthöl, 2s Corianderöl, 2s Fenchelöl, ls Pfeffer-
münzöl, ls Ysopöl, 1- Angelikaöl und ls Melissenöl , welchen Oelen
70procentiger Alkohol zugesetzt ist, dem durch Petersilien oder Nessel
eine grüne Farbe ertheilt worden ist. Die schädlichen Wirkungen
schreiben die Verfasser dem Anis- und Sternanisöl zu, während Olliver
und Laborde im Moniteur scientifiaue 1889 das Absinthöl für besonder*
giftig halten (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 S. 158).
Leber die technische und wissenschaftliche Entwickelung der Brennerei
in den letzten fünfzehn Jahren sprach Märcker in der Generalversamm-
lung des Vereins der Spiritusfabrikanten Deutschlands (Ergänzungshefi
der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 20). Mit bekannter Meister-
schaft gab der Redner ein anschauliches Bild über die Entwickelung
]-- Deber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
der Spiritusfabrikation, indem er alle diejenigen Fortechritte in der
D8chaf( und Technik hervorhob, welche eine Umgestaltung und
Weiterentwickelung des Gewerbes im Gefolge gehabt haben. Wir
empfehlen den hochinteressanten Vortrag, welcher sich iu kurzen
Worten nicht wiedergeben läfst, unsern Lesern angelegentlichst.
Ueber die ivirlhschaftliche Lage des ßrennereigeieerbes mit Bezug auf
das bestehende Brannttveinsteuergesetz berichtet von ßismarck in dem Er-
gänzungshefi der Zeitschrift für Spiritusindustrie. Bd. 13 S. 33.
Ueber die Entwickdung und die Zukunft der Spiritusinduttrie in Un-
garn veröffentlicht Alex, von Asboth eine Abhandlung in der Chemiker-
zeitung, 1890 S. 65 und 127.
Untersuchungen der im Handel vorkommenden Spiritusgattungen in-
garns theilt Julius Szilägyi in der Chemikerzeitung. 1890 S. 66 mit.
Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von Spiritusmischungen. Die
Zeitschrift für Spiritusinduslrie, Bd. 13 S. 83, bringt zur Kenntnifs, dafs
in der ..Tafel zur Ermittelung des Alkoholgehaltes vonSpiritusmischungen^
(rother Umschlag') sowohl als in der ..Anleitung zur steueramtlichen
Ermittelung des Alkoholgehaltes im Branntwein-' (grüner Umschlag)
der Gehalt an reinem Alkohol bei einem Nettogewicht von 99k und
einer wahren Stärke von 43,5 Gewichtsprocenten nicht, wie auf S. 74
der Tafel in Folge eines Druckfehlers angegeben, 53',4, sondern 54\4
beträgt.
Verfahren zur Fabrikation von Papierstoff aus Holz oder holzigen
Substanzen unter gleichzeitiger Gewinnung von Zucker bezieh. Alkohol von
Georg Hesse in Köpenick bei Berlin (D. R. P. Nr. 49641 vom 25. Ja-
nuar 1889).
Wird eine Dampfersparnifs durch den Gehre'schen Dampfüberhitzer
erzielt, und ivie grofs ist dieselbe? Nach dem Ergebnifs von Versuchen,
welche der bayrische Dampfkessel-Ueberwachungsverein ausführte und
über welche die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 3, berichtet,
wird es sich bei etwaiger Anschaffung von Dampfüberhitzern empfehlen,
alle einschlägigen Verhältnisse sorgfältig zu prüfen und, indem man
die zugesagte Kohlenersparnifs mit den Kosten für Instandhaltung der
Ueberhitzer, sowie für Verzinsung und Abschreibung des betreffenden
Anlagekapitals vergleicht, genau zu berechnen, ob ein wesentlicher
Vortheil zu erwarten ist. In der Regel wird man den augestrebten
Zweck der Kohlenersparnifs auf anderem Wege, z. B. durch Vermehrung
der Beizfläche, Verbesserung der Feuerung, vorteilhafteres Brennmaterial
ii. b. v.'. einfacher und sicherer erreichen können. Morgen.
Kleinere Mittheilungen. 189
Beobachtungen über die Erschütterungen der Gebäude durch Dampf-
maschinen
haben ergeben, dafs namentlich das Zusammenfallen der Schwingungszeit der
tragenden Balken mit beliebigen Vielfachen oder Untervielfachen der Zeit
eines Kolbenhubes gefährlich werden kann, weil sich in diesem Falle be-
kanntlich die Stofswirkungen summiren. Man kann dann dadurch helfen,
dafs man der Maschine bleibend eine andere Arbeitsgeschwindigkeit ertheilt.
Nach einem von der Rigaschen Industriezeitung mitgetheilten Beispiel verursachte
eine zehnpferdige Westinghouse' sehe Dampfmaschine, die in der oberen Etage
einer Silberwaarenfabrik aufgestellt war, solche Erschütterungen, dafs noch
in Entfernungen von 100m Gegenstände von den Gestellen herunterfielen. Es
wurde nun die Umdrehungszahl der Maschine um 22 Gänge in der Minute
erhöht, worauf dieser Uebelstand vollständig gehoben war. (Schweizer. Bau-
zeitung.)
Dämpfanlage für Rothbuchenholz.
Herr Rudolf Graf Kinsky errichtete vor Kurzem in Walachisch-Meseritsch
in seiner Dampfziegelei zu Krasna eine „Holzdämpfanlage" nach Angaben des
Fachschul-YVerkmeisters Herrn Josef Tratnik.
Diese Holzdämpfe besteht aus einem in die Erde eingebauten, mit doppelt
gebrannten und iniprägnirten Ziegeln ausgemauerten, 4°i ,20 langen, 1^20 breiten
und 2m,5 tiefen Reservoir (Dämpfer), dessen Seitenwände eine Ziegelstärke
von 0m,40 haben, während die aus doppelt gelegten Ziegelplatten bestehende
Bodenlläche eine Stärke von 0^,14 erhielt. Die Bodenfläche wurde nach einer
Richtung abfallend angelegt und mit einem versenkten Abllufsrohre versehen,
welches zur Ableitung des in Folge der Condensation des Dampfes vorhandenen
Wassers bestimmt ist. Oberhalb des Abtlufsrohres, 0m,08 von der Bodenlläche
entfernt, befindet sich ein gufseisernes Rohr, durch welches der für den
Dämpfer erforderliche Dampf eingeleitet wird. Mittels eines Reductionsventils
kann man den Druck des einströmenden Dampfes nach Bedarf reguliren.
Der Verschlufs des Dämpfers besteht aus starken, zusammengefügten Pfosten,
welche beim Dämpfen mit Sägespänen belegt bezieh, beschwert werden, um
im Dämpfer genügend Dampf zu erhalten und das Entweichen aus demselben
zu verhindern.
Beim Einlagern der zu dämpfenden Schnitthölzer wird über der ganzen
Bodenlläche ein zum mindesten 0^,30 hoher Raum frei gelassen, damit sich
der einströmende Dampf gleichmäfsig vertheile. Das eingelagerte Material
(Rothbuchenholz) bleibt, je nach der Stärke, 10 bis 20 Tage der Dämpfung
ausgesetzt und erhält durch dieselbe eine gleichmäfsig braunrothe, nahezu
mahagoniartige Färbung. Wünscht man dem Holze eine noch dunklere, etwa
dem Palissanderholze ähnliche Färbung zu geben, so wird, um die allzu
rasche Dampfströmung zu verhindern, das Abtlul'srohr mittels eines Wechsels
abgesperrt und dieser nur dann geöffnet, wenn das Condensationswasser ent-
fernt werden soll, das heilst, wenn zu Folge der Aufserbetriebsetzung der
Dampfmaschine auch das Einströmen des Dampfes aufhört. Sonst ist die
Dauer der letzterwähnten Dämpfung dieselbe wie beim ersterwähnten Ver-
fahren.
Das dem Dämpfer entnommene Holz wird an einen vor Sonne und Kasse
geschützten Orte gebracht, wo es etwa 8 Tage, ohne gespant zu werden,
liegen bleibt; nach Ablauf dieser Zeit wird Brett für Brett, Pfosten für Pfosten
sorgfältig gespant. Nach 4 Monaten ist das so behandelte Holz lufttrocken
und mufs behufs völliger Austrocknung 16 bis 20 Tage in einer auf 55 bis 62°
erwärmten Trockenkammer belassen werden.
Das nach obigem Verfahren behandelte Rothbuchenholz ist nicht nur
vollständig trocken, sondern unterliegt auch wenig dem Schwinden, Werfen
und Reifsen. Das Gefüge desselben ist dichter, das Holz leichter zu ver-
arbeiten und läfst auch eine gute Leimbindung zu. Besonders sei hervor-
gehoben, dafs aus dem vielfach blofs als Brennmaterial verwendeten Roth-
buchenholze ein, sowohl hinsichtlich der technischen Verfahrungsweisen, als
auch in Bezug auf die für kunstgewerbliche Tischlerarbeiten so vorteilhafte
1'mi Kleinere Mittheilungen.
schöne Färbung, werthvoller, allgemein Beifall findender Rohstoff erhallen
wird. (Nach Rosmael in Mittheilungen des k. k. technol. Gewerbemuseums , S. 109.)
Kraftübertragung.
Aus Frankfurt wird uns mitgetheilt, dal's die am 5. Juni eoncessionirte
Druckluft anläge in Offenbach, für welche bereits mehr als 1UUU ff angemeldet
sind, seitens der Comiiianditgesellschaft A. Riedinger und Co. in Augsburg
gleichzeitig mit der Eröffnung der elektrischen Ausstellung in Frankfurt ge-
plant ist.
Wie der Elektrotechnische Anzeiger mittheilt, soll die Allgemeine Elektricitäts-
Gesellschaft den Beschlufs gefafst haben, eine elektrische Kraftübertragung von
Lauften a. N. bis nach Frankfurt auf der 1891er Ausstellung vorzuführen,
vorausgesetzt, dal's ihr von Seiten der Ausstellung die Kupferleitung kosten-
frei geliefert wird. Es wäre zu bedauern, wenn die Ausführung dieses Planes
an dem bedeutenden Kostenpunkte für die erforderliche 5mm starke, 175km
lange Kupferleitung scheiterte. Im Falle der Ausführung würden sich in vor-
züglicher Weise Vergleichsversuche anstellen lassen, nicht nur über die Kraft -
Übertragung , sondern auch über die KraÜrertheilung ^ welch letztere für das
Kleingewerbe von gröfster Bedeutung ist.
Nach den in der Concessions für die elektrische Uebertragung von
Lautren nach Heilbronn festgesetzten Preisen würde die Pferdekraft an der
Verbrauchsstelle bei 3600 jährlichen Arbeitsstunden auf 540 M. zu stehen
kommen; ein Satz, der höher ist als derjenige, welcher seit Jahren in Paris
von der Druckluftgesellschaft für die Pferdekraft berechnet wird, und der bei
Motoren unter 10 ff 480 M., bei solchen über 10 ff nur 400 M. beträgt.
Dabei ist noch zu berücksichtigen, dafs in Lauffen billige Wasserkraft zur
Verfügung steht, während in Paris die Kraft erst durch eine Dampfmaschinen-
anlage gewonnen werden mufs. Man darf auf die demnächst beim praktischen
Betriebe zu erwartenden wirtschaftlichen Ergebnisse der Anlagen in Heil-
bronn und in Offenburg mit Recht gespannt sein.
Pendel mit unabhängiger Schwingungsdauer.
Ueber ein neues Pendel, dessen Schwingungsdauer von den Aenderungen
der Temperatur und der Luftdichte unabhängig ist, hielt Herr Dr. W. A. Nippold
im physikalischen Vereine zu Frankfurt nachstehenden Vortrag. ' Die Schwin-
gungsdauer eines Uhrpendels bestimmt sich aus den drei Factoren: Trägheits-
moment, Direktionskraft und Amplitude. Jede dieser drei Gröl'sen ist Aende-
rungen unterworfen, welche von denen der beiden anderen theils abhängig,
theils anabhängig sind. Das Trägheitsmoment ändert sich mit den Schwankungen
der Pendeltemperatur und der Luftdichte, auch die Aenderung der Direktions-
kraft ist von diesen beiden Schwankungen, aber in anderer Weise abhängig.
Die Amplitude der Pendelschwingungen hängt einerseits vom Luftwiderstände,
also von der Luftdichte, andererseits von der Gröfse des Impulses, welchen
die treibende Kraft des Uhrwerkes auf das Pendel ausübt, und von den Rei-
bungswiderständen ab, welche an der sogen. Hemmung der Uhr auftreten.
Die treibende Kraft, das ablaufende Gewicht, als unveränderlich vorausgesetzt
(die Elasticität aufgezogener Federn ist. für feine Uhren ausgeschlossen), wird
die Un Veränderlichkeit des Impulses durch die gröfsere oder geringere Voll-
kommenheit der technischen Ausführung der Räderübersetzungen von der
Gewichtswelle bis zum Steigrade und Pendel, und von der Qualität des Uhren-
öles garantirfc.
Die Atnderungen dieser Kräfte, welche auf die Schwingungsdauer des
Pendels wirken, sind bei Zeitmessungen mittels Pendeluliren um so störender,
in je kürzeren Zeiträumen sie vor sich gehen. Der Eintlufs der Luftdichte
wirkt momentan auf Trägheitsmoment und Direktionskraft, der direkte Ein-
tlufs der Temperatur durch Linearausdehnung dagegen allmählich, während
zugleich die Temperatur hinwiederum durch Aenderung der Luftdichte zum
Theil indirekt einen momentanen Eintlufs auf jene beiden Factoren hat. Dieser
i Jahresbericht des Physikalischen Vereines 1888—89. Vgl. S. 141.
Kleinere Mittheilungen. li)l
letztere Theil wurde seither bei Uhrpendeln durch die lineare Ausdehnungs-
eompensation zu beseitigen versucht; allein dies Verfahren, welches bei all-
mählichem Temperaturwechsel erlaubt erscheint, versagt bei rascheren Tempe-
raturanderungen, wie sie beispielsweise die tägliche Temperaturperiode zeigt,
den Dienst, und läfst dann das Pendel übercompensirt erscheinen. Wegen der
ineinandergreifenden Wirkungen der Temperatur und des Luftdruckes auf die
Dichte der Luft ist es rathsam, den Einflufs der linearen Ausdehnung von
dem der Luftdichte gesondert am Pendel zu compensiren. Dies war der
leitende Gedanke bei der Construction des neuen Pendels.
Ein senkrechtes Doppelpendel trägt an seinen beiden Enden oben und
unten je eine gröfsere Masse in der üblichen Linsenform; zwischen beiden
Massen befindet sich die Suspension, ein schmales, dünnes Stahlband; der
untere Pendelarm ist aus einem Metalle hergestellt, dessen Ausdehnungs-
coefficient gröl'ser ist als der des Metalles, aus welchem der obere Pendelarm
gefertigt ist. Bezeichnet man mit
m das Verhältnifs der unteren Pendelmasse zur oberen,
p das Verhältnifs der unteren Pendelarmlänge zur oberen bei einer
Mitteltemperatur,
a das Verhältnifs der Ausdehnungscoefllcienten der beiden Metalle zu
einander,
so wird die Bedingung des Isochronisraus für alle Temperaturen ausgedrückt .
durch die Gleichung:
p/- = w (2p + 1} a ~ ip + 2) ± V [{2p + 1} " _ (p + 2)]i + 4ap
Diese Gleichung sagt, dafs für ein bestimmtes Verhältnifs Ä der beiden
Pendelmassen, welches von den Ausdehnungscoefficienten und dem Verhält-
nisse p abhängt, Isochronismus bei allen durch Temperaturänderungen herbei-
geführten Längeiiäüderungen der Pendelarme erreicht werden kann.
Der Eintlufs der Luftdichte auf die Schwingungsdauer beruht darin, dafs
1) die Pendelmassen einen archimedischen Auftrieb in Luft erfahren, dessen
Gröfse mit der Luftdichte sich ändert, und 2) die den schwingenden Theilen
des Pendels anliegenden Lufttheilchen an den Schwingungen theilnehmen,
wodurch das Trägheitsmoment ebenfalls von der Luftdichte abhängt.
Die Direktionskraft der Schwere, welche die Pendelschwingungen unter-
hält und durch ihr Verhältnifs zum Gesammtträgheitsmoment deren Schwin-
gungsdauer bestimmt, besteht bei dem Doppelpendel als eine Differenz, in
welcher die auf die untere Pendelmasse ausgeübte Kraft als Minuend, die auf
die obere als Subtrahend auftritt. Durch die Luftdichte, d. h. durch den
archimedischen Auftrieb, wird aber sowohl die Kraft der Schwere für den
ersteren als auch für den letzteren in einem Mafse verkleinert, welches den
Volumen beider Pendelmassen proportional ist. Man kann daher durch Ver-
gröfserung des Volumens, also durch Verminderung der Dichte der oberen
Pendelmasse ein solches Verhältnifs des Auftriebes an dieser zu dem an der
unteren Pendelmasse herstellen, dafs das Verhältnifs des Gesammtträgheits-
momentes zur Differenz der Direktionskräfte bei allen Luftdichten constant,
also auch das Pendel isochron ist.
Setzt man das Verhältnifs des Volumens der oberen Pendellinse zu dem
der unteren = n und den Bruch :
'P-1 -n
xpt + l'^
welcher aus der Bedingungsgleichung für den Isochronismus bei Wärmeaus-
dehnung sich ergibt, und bezeichnet k eine Constante , welche von der Form
der Linsen und der Pendelarme, d. h. vom Luftwiderstande abhängt, so ist
die Bedingungsgleichung für den Isochronismus bei wechselnder Luftdichte
durch die Gleichung:
n=.p + kQypl + n-J
ausgedrückt. Der Factor fr, von welchem die Gröfse von n wesentlich abhängt,
192 Bücher-Anzeigen.
ändert Bich mit der Form des Pendels, mit dem Luftwiderstände. Durch eine
einfache fächerartige Vorrichtung isl diese Gröfse k an dem neuen Pendel
justirbar. Da auch die oben beschriebene Compensation für Wärmeausdehnung
durch kleine Aenderungen der Verhältnisse p oder ■/. iustirbar ist, so ist auch
den Forderungen der Praxis bei der Herstellung des Pendels in ausreichendem
Mafse Rechnung getragen. (Ausführlicheres: Zeitschrift für Instrumentenkunde.
1888 S. 197.)
Bücher-Anzeigen.
„Säulen und Träger", Tabellen über die Tragfähigkeit eiserner Säulen
und Träger, ein Auszug aus dem im Auftrage des Vereins deutscher
Eisen- und Stahlindustrieller von C. Schar oicsky herausgegebeneu
..Musterbuch für Eisenconstructionen". Verlag von Otto Spamer.
Leipzig. 43 S. 60 Pfg.
Der für den Handgebrauch berechnete Auszug enthält die Widerstands-
momente der im gewöhnlichen Bauwesen oft vorkommenden Säulen und
Träger; vorangestellt sind die deutschen Normalprofile und eine Anzahl ge-
nieteter Träger; die genieteten Träger sind gruppenweise nach nahezu gleichen
^Vi(lerstandsmomenten, aber von verschiedenen Hohen angegeben, wodurch
das Ermitteln eines Trägers von passender Höhe für ein bestimmtes Wider-
standsmoment erleichtert wird.
Das ebenso praktische als übersichtlich gehaltene Hilfsbüchlein wird
Jedem, der mit Eisenconstructionen zu thun hat, sehr bald unentbehrlich
werden. Ueber das zu Grunde liegende Werk vgl. 1889 273 240.
(Elektrotechnische Bibliothek. Band III. Dritte Auflage.)
Das elektrische Licht und die hierzu angewandten Lampen, Kohlen
und Beleuchtungskörper. Von Dr. Alfred Hüter von Urbanitzky. Dritte
Auflage. Mit 119 Abbildungen. 18 Bogen. 3 Mk.
(Elektrotechnische Bibliothek. Band IV. Dritte Auflage.)
Die galvanischen Batterien, Accumulatoren und Thermosäulen. Eine
Beschreibung der hydro- und thermo-elektrischen Stromquellen, mit
besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis von W. Ph. Hauch.
Dritte Auflage. Mit 98 Abbildungen. 21 Bogen. 3 Mk.
Beide Bände sind dem jetzigen Standpunkte der Technik entsprechend
ergänzt und erweitert. Die Brauchbarkeit derselben für den praktischen
Elektrotechniker ist wohl schon durch die Zahl der Auflage hinreichend an-
erkannt. Die Erweiterungen sind den grofsen Fortschritten auf diesem Ge-
riete entsprechend in beiden Händen erheblich.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Oruck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 193
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes S. 145 d. Bd.)
Mit Abbildungen ;iuf Tafel 11.
Schränken und Schärfen von Sägen.
Der Apparat von C. F. Bax in Kempten i. B. (D. R. P. Nr. 48 684
vom 6. Januar 1889) gestattet das gleichzeitige Schränken zweier Zähne.
Der Apparat ist in Fig. 17 dargestellt.
An dem Gehäuse a sitzt ein Gelenk i, in welchem sich zwei Arme
b{ und br, hewegen lassen. An den unteren Enden der Arme befinden
sich zwei Stifte f{ und f2, welche sich in einem Schlitz verschieben
lassen, zum Zweck der engeren und weiteren Stellung, je nach Zahn-
länge. Neben diesen Stiften fx und f2 sind zwei Stellschrauben g{ und gt
angeordnet, welche dazu dienen, je nach Bedarf die Schränkung herzu-
stellen. Eiu Riegel, ein Hebel und ein Spannbacken e halten das Säge-
blatt zwischen dem Gehäuse a fest. Mit einem Zug des Hebels nach
vor- oder rückwärts schiebt sich der Backen e zur Festspannung oder
zum Loslassen des Sägeblattes. Beim Gebrauch öffnet man die Arme b{
und &.,, schiebt das Sägeblatt / in das Gehäuse o, setzt den Stift h auf
einen Zahn, spannt das Blatt mit den Spanntheilen fest, drückt die
Arme b{ und b.2 zusammen, wodurch die Stifte ft und f2 auf die Zähne
einen Druck ausüben, so dafs der eine Zahn nach links, der andere
nach rechts gebogen wird.
Als Schränkwerkzeug bringt B. Kreeb in Göppingen, Württemberg
(D. R. P. Nr. 51 714 vom 24. September 1889), ein aus zwei Handgriffen
bestehendes Geräth in Vorschlag, dessen einer ein Schlitzblech zur Füh-
rung der Säge trägt, während der andere an einem Winkel des ersten
drehbar ist und ein so geformtes Eisen trägt, dafs durch Hin- und Her-
drehen des letzteren Handgriffes eine beiderseitige Schränkung der Säge
herbeigeführt wird.
Ein Schränkapparat von G. Wibel und Barth in Göppingen (D. R. P.
Nr. 49 110 vom 9. April 1889) ist in Fig. 18 dargestellt.
Das Sägeblatt A wird zwischen die ein Scharnier bildenden Backen
a und b eingelegt. Haken c und Schraube d dienen zum Schliefsen
der Backen a und b. Je nach der Dicke des zu behandelnden Säge-
blattes wird die Schraube d angezogen oder nachgelassen. Die Tieflage
des Sägeblattes A wird begrenzt durch die Stellung der Winkel e und f.
Diese Winkel sind mit Schlitzen g h und Fixirschrauben #, /«, versehen
und können je nach der Breite des Sägeblattes höher oder tiefer ein-
gestellt und fixirt werden. Die Höhenlage bestimmen die mittels Stifte
in Backen b gelagerten runden Plättchen t K.
Im Lager m m, , welches mit Backen b verbunden ist, liegt der
Bolzen n, an welchem die Triebscheibe B befestigt ist, die wiederum
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 5. 1890/111. 13
■194 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
durch Kurbel D in Bewegung gesetzt wird. Der Arm C, dessen Dreh-
achse im Lager q sitzt, erhält durch den auf Scheibe B excentrisch
sitzenden Stift p seine Bewegung.
Mit dem Arm C sind die Schränkplättchen r und s verstell- und
justirbar verbunden. Die Stärke der Schränkung ist vom Profil der
Schränkplättchen r und s abhängig.
Auf der Drehungsachse x sitzt auf verkeiltem Ring q{ der Stift t
fest; derselbe erhält mit Arm C von der Triebscheibe B aus seine Be-
wegungen. Hierbei wird der Hebel u auf- und durch eigene Schwere
nieder bewegt, wobei, vermittelt durch Hebel v, der Schieber w vor und
zurück bewegt wird. Die Länge der Vorbewegung des Schiebers w
bezieh, des Sägeblattes A (Schieber w greift in die Zähne ein) ist durch
die Länge des Stiftes f, die Länge der Rückbewegung (ohne Einflufs
auf die Stellung der Säge) durch die Flügelschraube r,, welche auf das
Lager q aufzuliegen kommt, bestimmt. Es läfst sich also durch richtiges
Einstellen der Flügelschraube r die Länge der Vorbewegung des Säge-
blattes genau bestimmen.
Die Wirkung des Stiftes t auf Hebel u wird durch die lose sitzende
Rolle z vermittelt. Das Drehbolzenlager des Hebelwerkes uvio ist mit
Lager m in Verbindung gebracht. Der Hebelarm C kann auf dem vier-
kantigen Ende der Achse x verstellt und durch Schraube y fixirt wer-
den. Der Schieber w macht seine Rückbewegung, bevor die Schränk-
plättchen r oder s auf die Zähne des Sägeblattes ihre bestimmte Wirkung
ausüben, so dafs während des Schränkens der Zähne das Sägeblatt voll-
ständig ruhig steht.
Das Schränkwerkzeug von G. Wüste in Remscheid-Bliedinghausen
(D. R. P. Nr. 48 380 vom 9. Januar 1889), Fig. 19, besteht aus zwei Hand-
haben i4, die, in der Mitte durch den Bolzen B verbunden, ein Scharnier
bilden. Einerseits sind an diesen Stücken A die Backen C und anderer-
seits die Backen D angebracht, welch letztere durch die Schraube E
verstellt und somit auch C C enger oder weiter, je nach der Stärke der
zu setzenden Säge, gestellt werden können. An jedem Stück A ist nun
die um den Bolz,en a sich drehende Backe b mit dem Zeiger d ange-
bracht, welch letztere sich an der Scala e vorbeibewegen und durch die
Stellschraube c sich feststellen läfst.
Soll nun eine Säge geschränkt werden, so wird die Schraube c
bezieh, der Zeiger d an der Scala e auf das angegebene Schränkmafs
gestellt, und bewirkt dann die Backe b mittels des Endes f und die
Backe C beim entsprechenden Bewegen der Handhaben A die gewünschte
Schränkung. Alle Zähne der Säge müssen hierbei ganz genau gleich
weit gesetzt werden, da bei dieser Arbeit sich die Backen CC an die
Säge legen und ein weiteres Setzen der Zähne, als an dem Zeiger ein-
gestellt, nicht zulassen.
Durch Verstellen der Schraube E kann dieser Sägensetzer auf jedes
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 195
Blatt und durch Scala e und Zeiger d auf enge oder weitere Schränkung
eingestellt werden.
Die in Fig. 20 dargestellte Maschine von J. H. Landis in Oerlikon,
Schweiz (D. R. P. Nr. 49 714 vom 9. April 1889) dient zum Ausfräsen,
Schärfen und Schränken von Bandsägeblättern und beruht auf dem
Grundsatz, dafs auf ein zahnweise geschaltetes Sägeblatt bezieh, dessen
Lücken eine universell lenkbare, genau einzustellende und von Zahn zu
Zahn selbsthätig sich hebende und senkende Schmirgelscheibe wirkt,
wie auch hernach zwei zur Schränkung entsprechend geformte Klemm-
backen mit Gegenhaltern.
Der Ständer A trägt die Mechanismen, welche von der Welle o an-
getrieben werden, die nach aufsen im Ständer oder Support H gelagert
ist und die Antriebrolle trägt. Links und rechts seitlich vom Maschinen-
ständer sind Ständer mit Rollen zur Führung des zu bearbeitenden Säge-
bandes d angeordnet. Auf der Welle a sitzt eine Scheibe a2, von welcher
aus über die Leitrollen e eine Antriebschnur e, zur Rolle e2 der Schmirgel-
scheibe f geht, die in dem um die Achse drehbaren Bügel f{ gelagert
ist. Um der Schmirgelscheibe eine beliebige Schrägstellung ertheilen
zu können, ist der Bügel f{ drehbar einstellbar zu dem mit Scala ver-
sehenen Kopf des Armes g.
Das Andrücken der Schmirgelscheibe an das zu bearbeitende Säge-
blatt erfolgt durch das Eigengewicht des Bügels und seiner Theile. Die
Regulirung des Eindringens der Schmirgelscheibe in das Blatt bezieh,
in die Zahnlücke, sowie das Zurückgehen derselben geschieht mittels
des Supports h.
Fig. 20 zeigt den Support in der Vorderansicht- derselbe trägt die
verstellbare Gleitfläche t, auf welche sich der Schmirgelscheibenbügel
mittels der schiebbaren Führungsstange n stützt. Auf der Hauptwelle a
sitzt auch die Riemenrolle a3, deren Riemen auf die Rolle führt, die
auf der Welle k rnontirt ist, von welcher die Bewegung auf die Achse l
übertragen wird. Von der Achse l wird eine Bewegung abgeleitet
mittels eines Kurbelzapfens, der Stange t«h des Doppelhebels m2 «i3
und der Zugstange w4 auf den Support h zur Deplacirung derselben in
geeigneten Momenten.
Der Vorschub des Sägeblattes erfolgt bei gehobener Schmirgelscheibe
auf folgende Weise : Auf der Welle / sitzt der Daumen; dieser bewegt
mittels Anschlages die Zugstange o2; festgeklemmt an obige Zugstange
ist der Gleitapparat p, welcher wiederum den Vorschieber trägt, bestehend
aus einer gekrümmten Stahlstange pn die in die Zahnlücken eingreift.
Die Rückwärtsbewegung der Zugstange o2 bewirkt die Blattfeder q; eine
Vergröfserung oder Verkleinerung des Hubes kann leicht erfolgen, z. B.
durch die Stellschraube o3; eine Regulirung des Vorschiebers p{ findet
statt durch die Schraube mit Gleitbacken />2.
Um beim Ausfräsen des Sägeblattes bezieh, bei der Bearbeitung des
196 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Zahnlückengrundes ein Schwingen des Schmirgelscheibenbügels /", um
die Hauptwelle zu verhindern, ist die Stange r am Zapfen r0 eingehängt.
Das Schärfen der einen Seite der Zähne erfolgt in gleicher Art
wie das Ausfräsen; dasjenige der anderen Seite hingegen erfolgt ent-
sprechend folgender Anordnung: Der Support // kommt aufser (seiner
auf intermittirender Verschiebung beruhenden) Thätigkeit. indem der-
selbe mittels der Schrauben A, am Maschinengestell beliebig festgelegt
wird; die Zugstange w4 wird aus m3 aus- und in einen ebenfalls vor-
handenen festen Zapfen r0 eingehängt. Dagegen wird die Zugstange r,
die beim Ausfräsen dazu dient, eine Schwingung des Schmirgelscheiben-
gestelles zu verhüten, an einen Zapfen m des Hebels w2 angehängt,
wodurch eine schwingende Bewegung des Schmirgelscheibenbügels er-
zielt wird. Die Gleitschiene i am Support, die jetzt also in Ruhe ist,
verleiht dem Schmirgelscheibenbügel bezieh, der Schmirgelscheibe, je
nach der mehr oder weniger geneigten Lage von i, die gewünschte
Schwingung und somit den Sägezähnen ihre Schärfen in kleineren oder
gröfseren spitzen Winkeln. Der Vorschub des Sägeblattes erfolgt ganz
analog, wie beim Ausfräsen beschrieben.
Die Schränkvorrichtung erhält ihre Bewegung von der Welle / aus
durch conische Räder, die im Verhältnifs von 1:2 übersetzt sind: ein
Daumen oder Excenterorgan wirkt in beliebiger Weise auf den zum
Sägeblatt senkrecht stehenden Schränkschlitten f, der die Schränkkluppe (,
trägt, Fig. 21. Der Schränkkluppe ti ist die feste Schränkkluppe t2
gegenüberstehend, aber um etwa eine Zahndistanz versetzt. Die Klup-
pen können natürlich ausgewechselt werden, entsprechend der Zahn-
schiefe. Zwischen den Stahlkluppen hindurch wird das Blatt d
geführt. Gegenüber t steht die selbstverständlich ebenfalls feste Stirn-
fläche f0; <j prefst d an f0, während die Zähne oder Vorsprünge f,
und fcj die Blattzähne an die (entsprechend den Stirnflächen der Vor-
sprünge ebenfalls abgeschrägten) gegenüberstehenden Flächen /3 bezieh. <4
pressen. Um kleinere oder gröfsere Schränkung zu erzielen, werden
die Prefsstücke oder deren Werkzeugplatten t{ bezieh. t2 regulirbar ge-
macht. In Folge der Uebersetzung der Räder kommen die Werkzeuge
oder Kluppen tx t2 nur zur Wirkung, nachdem zwei Schaltungen von
je einem Blattzahn erfolgt sind, dafür werden aber zwei Zähne auf ein-
mal geschrägt. Der Daumen oder das Excenter mufs ausrückbar sein,
um die Schränkbewegungen während des Ausfräsens und Schärfens nicht
zu haben. Wenn ein Daumen statt eines gewöhnlichen Excenters an-
gewendet wird, ist für den Rückweg von l eine Feder vorzusehen. Es
könnten auch beide Kluppenwerkzeuge / 1[ und f0 '2 von Excenteru
gegen einander bewegt werden.
Vorschubvorrichtung für Schärfmaschinen von H. Hesse und J. Palleich
in Wien (D. R. P. Nr. 49 373 vom 7. Mai 1889), Fig. 22.
Der Antrieb der Schärfscheibe A kann auf beliebige Weise erfolgen :
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 197
Nothwendig ist, dal's der Ständer, in welchem sich die Achse der Schärf-
scheibe lagert, in einer Führung verschiebbar ist, damit die Schärfscheibe
bei Kreissägen an den Umfang derselben angestellt werden kann. Auf
der Rückseite der Schärfscheibe A ist eine Stahl platte C befestigt, deren
vorderes Ende c in einer Ebene mit der Scheibe liegt, während auf ihr
anderes Ende ct eine Stellschraube c2 einwirkt, so dafs der Platte jeder
beliebige Neigungswinkel zur Rückfläche der Schärfscheibe gegeben
werden kann.
Es wird demnach, wenn das Ende c{ der Platte C von der Rück-
Häche der Schärfscheibe so weit absteht, als die Zahnentfernung des
Sägeblattes beträgt, von der Platte C ein Druck auf den Zahn des Säge-
blattes ausgeübt und letzteres so viel weiterbewegt, dafs nach beendeter
Umdrehung der Schärfscheibe diese |in die nächstfolgende [Zahnlücke
eingreift.
Damit das Sägeblatt durch die Platte C fortbewegt werden könne,
ist die Schärfscheibe mit einem Ausschnitt a, versehen, welcher sich
nahezu über die ganze Breite der Platte C erstreckt.
Für Bandsägeblätter mit verschiedener Zahntiefe empfiehlt es sich,
den Rücken des Sägeblattes in eine verschiebbare Unterlage einzulegen,
welche beim Eingreifen der Schleifscheibe in die tieferen Zahnlücken
sich senkt. Das Heben der Unterlage beim Anlangen einer weniger
tiefen Zahnlücke besorgt eine Feder, welche in eine Führungshülse der
Unterlage eingesetzt ist. Die Führungshülse ist sammt der Unterlage
verstellbar, wodurch das Anstellen des Sägeblattes an die Schleifscheibe
leicht geregelt werden kann. Diese Vorrichtung kann am Ständer des
Schärfapparates fest oder abnehmbar angebracht sein.
Eine Feile zum maschinellen Schärfen von Sägen mit unterfeilten
Zähnen wird von der Karlsruher Werkzeugmaschinenfabrik vorm. Gschwindt
und Co. in Karlsruhe (D. R. P. Nr. 51 934 vom 8. November 1889) an-
gegeben.
Bei den Maschinen zum Schärfen von Sägeblättern, bei welchen die
Hebung der Feile nach Vollendung ihres Vorganges senkrecht zu einer
über die Zahnspitzen gedachten Linie erfolgt, war es bisher mit den ge-
wöhnlichen Sägefeilen nur möglich, der Zahnbrust einen rechtwinkligen
Stand zur Zahnspitzenlinie zu geben. Die auf diese Weise gezahnten
Sägeblätter schneiden nicht so gut als die mit der unterfeilten Ver-
zahnung versehenen, bei welcher die einzelnen Zähne unterfeilt sind,
deren^Brust mit der Zahnspitzenlinie einen stumpfen Winkel bildet.
Um auf den Sägeschärfmaschinen, deren Feilenträger sich beim Rück-
gang senkrecht zur Zahnspitzenlinie hebt, die in Fig. 23 gezeichnete
Verzahnung ohne besondere Vorrichtung zum seitlichen Ausheben der
Feile herzustellen, dient diese Feile.
Der Querschnitt derselben kann derjenige der gebräuchlichen
Sägefeilen mit gleichseitigem Dreieck sein oder auch eine andere Figur
198 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
bilden, je nachdem der Winkel, den die Brust und der Rücken des vor-
hergehenden Zahnes mit einander einschliefsen, gewählt wird.
Das Eigentümliche der Feile besteht darin, dafs dieselbe an der
Spitze und an dem gegenüberstehenden Ende Verlängerungen trägt, deren
Querschnitte mindestens so viel kleiner sind, als das Mafs des Unter-
teilen* beträgt, so dafs die Feile, wenn sie in ihren Endstellungen an-
gekommen ist, sich wieder frei aus dem Blatt herausheben oder in das-
selbe hineinlegen kann, ohne die Zahnspitze zu berühren: wenn also die
Feile am Hubende steht, so mufs sich die Feile frei ausheben und c frei
einlegen können. Das Mindestmafs, um welches der Querschnitt der
Verlängerung vor dem Querschnitt der eigentlichen Feile zurücktreten
mufs, ist d] damit aber bei einem Nachhauen der Feile die Verlänge-
rungen nicht auch nachgearbeitet werden müssen, macht man dieses
Mafs gröfser, ungefähr ddx.
Zum Glattziehen verschränkter Sägeblätter dient die in Fig. 24 dar-
gestellte Anordnung von C. F. liölmhardt in Dresden (D. B. P. Nr. 48 689
vom 15. März 1889).
Der Apparat besteht aus zwei eisernen Backen B{ und /?2, welche
nach oben rechtwinklig abgekröpft und durch Schrauben s{ und s2 mit
einander verbunden sind, zwei kleinen Walzen u\ und tr2, welche durch
Metallstücke m{ ml m2 und m2 in der Kröpfung der Backen Bi und B2
derartig gelagert sind, dafs dieselben durch die in den Backen befestigten
Schrauben r{ ri r2 und r2 zusammen- oder auseinandergestellt werden
können, einer Rolle o, drehbar auf einem Schraubenbolzen 6, und einer
Prefsschraube p. Die Metallstücke m1 ml m2 und m2 sind entweder
rechteckig oder länglich oval in die Backen B{ und B2 eingelassen, so
dafs dieselben beim Drehen der Schrauben r vor oder zurück gehen,
wobei sich die Schrauben r entweder mit ihrem Bund u oder mit der
aufgenieteten Flügelmutter f an die Backen B anlegen.
Die Bolle o ist in der Art und Weise in einer Nut n, in der Backe 2?,
und n2 in der Backe B2 verstellbar angebracht, dafs der Bolzen b in
einem Schlitz / der Backe B2 herauf oder herunter gestellt werden kann.
Die Backen B{ und B2 werden durch die Schrauben s{ und s2 zu-
sammen- oder auseinaudergestellt, wobei dieselben durch die Prefs-
schraube p auseinandergehalten werden.
Um die geschränkten Zähne eines Sägeblattes mit diesem Apparat
gleichmäfsig zu ziehen, stellt man zunächst die Backen Bx und H2 durch
die Schrauben sx s2 und p so aus einander, dafs man das Sägeblatt B
mit dem unverzahnten Theil dazwischen hindurchziehen kann: die Rolle o
stellt man so, dafs, wenn der Rücken des Sägeblattes auf derselben auf-
liegt, die Zähne z vom Sägeblatt noch etwas über die Kröpfung der
Backen Bx und B2 hervor, zwischen die Walzen «<>, und t/\, zu stehen
kommen. Die Walzen u\ und w2 werden durch die Schrauben r, r, r2
und r2 so zusammengestellt, dafs dieselben gleichmäfsig von der Mitte
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 199
aus und der Breite der Verschräukung entsprechend von einander ab-
stehen, dann setzt man das Sägeblatt mit dem Rücken auf die Rolle o
auf und zieht es durch den Apparat hindurch, wobei die zu weit ge-
schränkten Zähne des Sägeblattes durch die Walzen u>, und tc.2 in ihre
richtige Lage gedrückt werden.
Hobelmaschinen.
Wird eine Welle von einem Riemen oder Seil (auch Räder) ange-
trieben, so erhält sie von dem treibenden Mittel nicht allein eine drehende
Bewegung, sondern auch seitliche Drucke, wodurch die Welle eine
excentrische Stellung annehmen kann. Da aber die seitlichen Drucke
nicht immer gleich sind, so verändert sich die Lage der Welle in ihrem
Lager fortwährend.
Um die Schwankungen in der Wellenlage an der Arbeitswelle zu
vermeiden, wird dieselbe nach dem Vorschlag von C. L. P. Fleck Söhne
in Berlin (D. R. P. Nr. 49 210 vom 19. Februar 1889) so mit der An-
triebswelle verbunden, dafs sie von ersterer nur die Drehbewegungen
erhält. Hierzu kann man mannigfache Kupplungen verwenden. Z. B.
werden beide Wellenenden ausgehöhlt und in dieselben ein curven-
förmig profilirtes Stück gelegt.
Während bei Hobelmaschinen, die mit Messerköpfen arbeiten, also
mit Messern, deren Schneiden während der Arbeit einen Cylindermantel
beschreiben, Druckbalken und Spanbrecher nur einen verhältnifsmäfsig
schmalen Streifen zwischen sich freilassen, war man bisher bei Scheiben-
hobelmaschinen gezwungen, selbst wenn je eine Druckwalze unmittel-
bar vor und hinter die Scheibe gelegt wurde, ein grofses, mindestens
dem Durchmesser der Messerscheibe gleichkommendes Stück des be-
arbeiteten Brettes, und zwar unmittelbar beim Werkzeug ohne Andruck
zu lassen.
Um diesem Uebelstande bei Scheibenhobelmaschinen zu begegnen,
hat B. F. Stollz in Berlin (D. R. P. Nr. 48 863 vom 12. April 1889) die
in Fig. 25 veranschaulichte Einrichtung getroffen.
Zur Zu- und Abführung des Holzes werden in der Zeichnung
Walzen e benutzt, doch kann ebenso gut die Zuführung des Holzes mittels
eines Wagens oder Schlittens, auf dem es festgespannt ist, erfolgen.
Die Messerscheibe o, deren senkrechte Welle d im Gestell der
Maschine gelagert ist und die Riemenscheibe dx trägt, ist auf der unteren
Seite mit der inneren Aushöhlung a{ versehen. In letzterer befindet
sich die halbringförmige Druckplatte 6, welche an den Enden der im
Maschinengestell geführten Stangen b{ befestigt ist. Letztere werden
durch die sich gegen die Bunde b3 setzenden Schrauben federn b2 nieder-
gezogen, so dafs die Druckplatte 6 innerhalb der Messerscheibe das Brett
auf den Arbeitstisch niederdrückt und Hohlliegen wie Schwankungen
desselben fernhält. Zum Niederziehen der Druckplatte b kann auch an
200 "*; Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
der Stelle der Federn ein Gewicht verwendet werden. Auch kann man
in die untere Fläche der Druckplatte b Reibungsrollen einlassen.
Die obere Fläche der Messerscheibe a ist mit Rippen a.2 ausgerüstet,
welche wie die Flügel eines Ventilators wirken.
Da sich dicht an den äufseren Rand der Messerscheibe das Gehäuse c
anschliefst, werden die Hobelspäne von dem durch die Rippen a2 er-
zeugten Luftstrom fortgerissen und durch die Mündung des Gehäuses c
herausgeschleudert.
Die im letzten Bericht besprochene Hobelmaschine, deren wagerecht
arbeitende Messer um eine stehende Welle umlaufen, ist von Th. Küpper
in Bonn (Zusatz D. R. P. Nr. 48 690 vom 16. März 1889) wesentlich ab-
geändert worden, siehe Fig. 26.
Das Hauptpatent enthält eine Hobelmaschine mit wagerecht arbeiten-
den Messern, welche in geneigter Lage radial an den schrägen Rändern
einer Scheibe befestigt sind und mit einer Kante oder der ganzen Schneide
das Werkstück abhobeln; um die abgehobelten Späne abzuschneiden,
werden bei vorliegender Einrichtung unter die Schneideflächen der hier
nicht radial, sondern excentrisch angeordneten Hobelmesser noch seg-
mentartig eingelegte Messer angebracht.
Die auf der senkrechten Achse a sitzende, beinahe flache Hobel-
eisenscheibe b ist an ihrer Unterfläche mit excentrischen und schräg
eingeschnittenen Flächen versehen, auf welchen die Messer d mittels
Schrauben verstellbar befestigt werden, so dafs durch die geneigte Lage
der Messer d die abgeschrägten Spitzen derselben wagerecht zu liegen
kommen und mittels eines wagerecht darüber gehaltenen Schleifsteins
genau geschliffen werden, weil die Messer d eine Kleinigkeit über den
Rand m der Scheibe b hervortreten ; durch Anhalten eines Schleifsteins
unten an die Scheibe b werden auch die anderen Schneidflächen der
Messer geschliffen, so dafs die Schneiden genau rund laufen.
Die sich unten an die Schneiden der Messer d mit ihren Schneiden
scharf anlehnenden schrägen Messer e werden bis beinahe unter die
Schneiden von der auf der Nabe der Scheibe b sitzenden Scheibe f
umhüllt; dieselbe ist mittels Schrauben g in ihrer Höhe verstellbar, um
die Messer e mehr oder weniger freizugeben. Die Messer e rotiren mit
den Messern </, sind mittels Schrauben am Rand m der Scheibe b ver-
stellbar befestigt und haben zum Zweck, die von den Messern d vom
Holz abgetrennten Späne abzuschneiden und wegzuschaffen, welche durch
die Scheiben durchfallen.
Das Werkstück wird durch zwei oder mehrere Druckwalzen h und i
auf den Tisch gepre'fst und seitlich geführt, damit es beim Bearbeiten
nicht ausweichen kann. Der über den Hobeleisen d angebrachte Deckel k
kann bei kleinen Maschinen auf der Achse a befestigt sein und mit-
rotiren, bei gröfseren Maschinen wird derselbe zweckmäfsig mit den
Lagerständern der Druckwalzen h i fest verbunden und nicht mitrotiren.
Nene Holzbearbeitungsmaschinen. 201
Sind die Schneiden der Messer abgenutzt und durch Schleifen ver-
kürzt, so kann man dieselben nachstellen; um während des Betriebes
der Hobelmaschine einen verschieden starken Span nehmen zu können,
wird entweder die Welle a gehoben oder gesenkt, oder die Arbeitsplatte
gehoben oder gesenkt.
In dem zweiten Zusatz D. R. P. Nr. 51 123 vom 25. Juli 1889 ist
die Messerscheibe so angeordnet, dafs sie von oben das unter ihr hin-
durchgeführte Holz bearbeitet.
Eine Kehlmaschine zum Schneiden von Kehlleisten mit Vorrichtung
zum Einschneiden von Falzen wird von K. Weiser in Zeulenroda i. S.
(D.R. P. Nr. 49372 vom 30. April 1889) angegeben. Hinter der Messer-
welle, welche oberhalb des Brettes die Kehlungen hobelt, ist unter der
Tischplatte eine in wagerechter und senkrechter Richtung einstellbare
Welle vorgesehen, welche mit Falzfräsern und Schneidscheiben so aus-
gerüstet ist, dafs sie von unten die Falze einschneiden und gleichzeitig
das Brett in die einzelnen Leisten zerlegen kann.
Eine Schutzvorrichtung für Abrichthobelmaschinen ist nach dem
Vorschlage von F. Bock in Efslingen (D. R. P. Nr. 49 067 vom 11. April
1889) in Fig. 27 dargestellt.
Die Anforderung an solche Maschinen, dafs Hölzer von jedem be-
liebigen Querschnitt, ohne vorheiüges Verstellen einer Schutzvorrichtung
und somit ohne Zeitverlust mit gröfstmöglicher Sicherheit für den daran
beschäftigten Arbeiter abgerichtet werden können, gab die Veranlassung
zu dieser Construction. Es ist deshalb der ganze Apparat unter dem
Hobeltisch angebracht, so dafs nur die Schieber c, welche die Hobelmesser
zum Schutze decken, aus dem Tisch hervorsehen.
Diese Schieber, welche sämmtlich gleiche Breite haben und in einem
bestimmten Radius derart gebogen sind, dafs die hervortretenden Theile
die Messer gut decken, ohne an denselben zu streifen, erhalten ihre
Führung in einem zweitheiligen Gehäuse bb{, welches unter dem Tisch
angeschraubt wird. Die Anzahl der Schieber und folglich auch die
lichte Weite des Führungsgehäuses b b{ hängen von der Breite der Hobel-
messer ab. Jeder Schieber ist unten mit einem Nocken n versehen und
einzeln an einem entsprechenden Scharnierstück s mit Klinke k und
Feder f aufgehängt, während die Scharnierstücke * sich um einen gemein-
schaftlichen Bolzen z, welcher am Führungsgehäuse 6t seine Befestigung er-
hält, drehen können. Durch diese Aufhängung werden alle Schieber nach
oben gehalten. Wird nun ein Stück Holz auf dem Tisch vorwärts gegen
das obere Ende der Schieber geschoben, so lösen sich durch den Druck
eine Anzahl solcher Schieber entsprechend der zu hobelnden Breite
selbst aus, wodurch diese in dem Führungsgehäuse nach unten gehen
und zugleich einen Hebel mit Gegengewicht nach unten drücken. Der
Druck des Hebels nach oben kann aufser durch das Gegengewicht auch
noch durch Spannfeder mit Flügelmutter regulirt werden. Verläfst
202 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
das Holz die Oeffnung des Tisches oder werden einer oder mehrere
Schieber vom Druck frei, so werden letzlere sofort durch den Hebel in
ihre ursprüngliche Lage gebracht und in die Klinken k eingehäugt, so
dafs die Messer alsbald wieder an den freien Stellen gedeckt sind. Der
ganze Apparat ist noch unten durch ein Blech t gegen Staub geschützt.
Bei der Fräsmaschine für geschweifte Hölzer von W. Heinrich in
Efslingen (D. R. P. Nr. 51 930 vom 9. August 1889) wird eine Schablone
als Träger des zu führenden Holzes durch Vorschubwalzen mit zur Fräs-
achse senkrecht stehenden Achsen bewegt und durch einen Zapfen in
einer festen Leitcurve geführt. Letztere ist aus der Schablone in der
Weise entworfen, dafs die Mittelpunkte der Schablonencurven während
ihres Durchganges unter den Fräsmessern stets in diejenige Ebene fallen,
welche durch die Fräsachse und die Achsen der Vorschubwalzen gelegt
werden kann.
Die Patentschrift gibt aufser Zeichnungen der Maschine Anweisungen
zum Entwerfen der Schablone und Leitcurven.
Ein Fräskopf mit auswechselbaren Messern von F. G. A. Häser in
Bremen (D. R. P. Nr. 48 374 vom 8. December 1888) ist in Fig. 28
dargestellt.
Auf der Frässpindel a ist ein Kegel b mittels der Unterlegscheibe c
festgeschraubt. Kegel b ist radial geschlitzt. In dem Schlitz sitzen
zwei Profilmesser d (zum Vor- und Rückwärtsschneiden); dieselben wer-
den durch die Zwischenlage e in ihrer Lage gehalten und beim An-
ziehen der Mutter auf der Frässpindel durch die Scheibe e festgeklemmt.
Die Abschärfung der Profilmesser ist nach innen gekehrt, um den
Spänen Platz zu bieten; das radiale Hinausfliegen der Messer beim
Rotiren verhindern die beiden Nasen f und g.
Der in Fig. 29 abgebildete, gleichfalls mit auswechselbaren Messern
versehene Fräskopf von G. Heymeier und der Firma von Schmitz und Co.
in Bremen (D. R. P. Nr. 49 711 vom 24. Februar 1889) ist mit einer
Schutzvorrichtung ausgerüstet.
Die Fräserwelle a, der sogen. Dorn, ist zur Aufnahme der Fräser
geschlitzt. In diesen Schlitz wird zunächst ein Schuh c aus sehr
hartem Stahl eingesetzt, der mittels des Zapfens b in einer entspre-
chenden Vertiefung der Fräserwelle a sitzt und an seinen beiden Seiten
mit Anschlagnasen e versehen ist. Der Schuh c ist gegen radiale Ver-
schiebung durch einen Zapfen b verhindert und dient zur Aufnahme
und zum Festhalten der Stahlmesser m m{. Zu diesem Zwecke ist der
Schuh c an seiner inneren Seite bei c, mit feinen Riffelungen versehen,
und die Messer m m, sind in gleicher Weise geriffelt, um ein Festhalten
der Messer und ein möglichst feines Verstellen derselben gegen den
Schuh c zu ermöglichen.
Die Messer m m{ sind derart eingerichtet, dafs das eine zum Fräsen
bei Rechtsdrehunu und das andere zum Fräsen bei Linksdrehungen
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 203
dient. Beide Messer m m^ liegen auf einander und werden durch eine
bei m3 armförmig gebogene Platte m2 versteift. Diese Messer liegen
in dem Schlitz der Fräserwelle; den anderen Befestigungspunkt für
die Messer bildet der Ring </, welcher über den Messern sitzt und bei dt
geschlitzt ist, während die Messer bei e{ el ausgekehlt sind und so
eine Anschlagnase für den Ring d bilden. Die Messer m 0^ sind durch
den Schutzring f überdeckt, welch letzterer einen etwas gröfseren
Durchmesser, als der von den Messern beschriebene ist, besitzt, so dafs
er die Messer vollständig überdeckt.
Die Scheibe /"ist mittels Unterlagsscheibe g und Mutter h festgeklemmt.
Der Ring f ist an der Innenseite mit vier Nasen ii versehen, welche
den Zweck haben, die Messer seitlich zusammenzuhalten. Die Scheibe f,
welche mit der Unterkante nur etwas höher liegt als die Decke des zu
fräsenden Holzes, dient dem Arbeiter als Schutzvorrichtung und ver-
hindert, da sie bei ff unterbrochen ist, die Uebersicht über die Messer
beim Arbeiten nicht.
Bei kleineren Messern, namentlich bei solchen, welche ganz ver-
steckt im Holze arbeiten, kann die Schutzscheibe f entbehrt werden.
Statt dafs die Messer durch die Scheibe f gehalten werden, wird
dann ein zweiter gezahnter Schuh gleich demjenigen c in die Schlitze
der Fräserwelle geschoben und hier der Schuh durch einen ähnlichen,
wie Ring d geschlitzten Ring gehalten. Ring b wird durch die Mutter h
befestigt. Der ersterwähnte Ring dient sodann beim Fräsen des Holzes
letzterem als Führung. Die Befestigung ist bei beiden Ausführungsarten
leicht und sicher zu erreichen und zu lösen.
Eine Maschine zur Herstellung von Kehlungen und Verzierungen
auf Holz ist in der sehr umfangreichen Patentschrift von C. L. Gö/iring
in Alleghany, Nordamerika (D. R. P. Nr. 50 192 vom 19. December 1888)
angegeben.
Die Muster und Verzierungen werden erzeugt, indem der Werkzeug-
halter gegen das zugeführte Arbeitsstück in schwingende Bewegung ver-
setzt wird. Letztere wird unter Einschaltung einer Querverschiebung
der Messerwelle von Schablonen aus veranlafst.
Schuhleisten-Copirmaschinc von H. Höber in Alfeld a. d. Leine (D. R. P.
Nr. 51 687 vom 13. Oktober 1888).
Alle seither benutzten Schuhleisten-Copirmaschinen haben den Nach-
theil, dafs sie die vorderen Zehenpartien der Leisten nicht oder doch
nur zum geringeren Theil, und zwar je nach der besonderen Fayon
des Modelies copiren können, und zwar aus dem Grunde nicht, weil sie
keine geeigneten Einrichtungen besitzen, welche solches ermöglichen
lassen, was daher zur Folge hat, dafs die Fertigstellung der Leisten an
diesen sehr wichtigen Stellen mittels höchst mühevoller Handarbeit be-
schafft werden mufs. Keine Hand, selbst wenn sie durch das geübteste
Auge unterstützt wird, ist im Stande, derartige plastische Formen link.-.-
204 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
uDd rechtsseitiger Figuren so genau dem gegebenen Modelle nachzubilden,
wie es die Maschine vermag.
Das nothwendige Vordringen des Copirradkranzes bis zu diesen
Punkten wird bei den Maschinen durch die Spindel des Modellhalters
bis zu einem gewissen Punkte, der einestheils von der Dicke des Modell-
halters, sowie anderenteils durchlas Nichtvorhandensein eines der Dicke
des letzteren entsprechenden Schlitzes im Copirradkranze abhängig ist,
begrenzt. Hieraus ergibt sich, dafs auch die zu copirenden Leisten durch
die rotirende Messerscheibe nur bis zu diesem bestimmten Punkte copirt
werden können.
Diese Nachtheile sollen vermieden werden. Fig. 30 zeigt die Ober-
ansicht einer Leisten-Copirmaschine mit den bekannten Theilen: der fest-
stehenden Strafse D mit den beiden auf dieser zwischen den Punkten x und y
(Fig. 31) beweglich hergestellten und durch das Gestänge G mit einander
verbundenen Schlitten T und l\.t von welcher T mit dem sogen. Copir-
rade C, und Tl mit der rotirenden Messerscheibe M, welche beide gleiche
Durchmesser haben und mit ihren Achslinien in eine zur Strafse D parallele
Linie l zusammenfallen, versehen ist, sowie des Wagens /£, welcher sich
mit der gemeinschaftlichen Achslinie m der Spindeln der Spindelblöcke
S und Sl und des Reitstockes /?, in wagerechter und paralleler Richtung
zur Achslinie / in dem Abstände von Linie n, jetzt nur bis annähernd
nach m bewegt, derselbe aber sich ganz bis m bezieh, dem Punkte x
des Copirradkranzes C, Fig. 31, bewegt, wenn, wie es die Fig. 30 er-
gibt, der Reitstock H mit der Spindel s und der Copirradkranz C mit
einem Schlitze versehen ist, wodurch eine vollständige Copirung der
vorderen Zehen partien des Model les Mx an dem in den Leistenhalter s{
in bekannter Weise einseitig eingespannten rohen Leistenholzes L be-
wirkt wird.
Die Arbeit des Copirens der Leisten nach dem Modell an den vor-
deren Zehenpartien ist folgende:
Das Modell iü, wird einerseits durch den Körner K der Spindel s
und andererseits durch die klauenförmige Spitze der Spindel des Bockes S
getragen und durch die Riemenscheibe 5, in rotirende Bewegung versetzt,
während das rohe Leistenholz in dem mit Einspanubacken verseheneu
Klemmfutter s, befestigt und durch die Riemenscheibe 5, in gleichartige
Bewegung des Modelies gebracht wird.
Die Seite B{ des Copirradkranzes, Fig. 32, wird nun so gestellt, dafs
dieselbe mit der äufsersten Spitze des Modelies abschneidet. Hierauf
beginnt die Copirung des Modelles an der äufsersten vorderen Zehen-
partie, und zwar in der Weise, dafs man zunächst das Segment B mit
der Hand oder einer anderen geeigneten Vorrichtung in die Lage, wie
Fig. 32 es zeigt, zurückschiebt, das Modell, das rohe Leistenholz und
die Messerscheibe in Umdrehungen versetzt und dann die Spindel s —
welche gleichzeitig mit durch den Wagen £, der bekanntlich durch
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 205
Feder- oder Gewichtsdruck selbsthätig zwischen den Punkten n und m,
Fi". 30, und zwar je nach der besonderen Form des Modelles vor- und
rückwärts bewegt bezieh, in der Richtung gegen m gedrückt wird —
in einen Schlitz des Kranzes C hineingleiten läfst. Während dieser
letzteren Verrichtung hat sich die äufserste Zehenspitze am Leistenholze
bereits gebildet, und beginnt hiernach die bekannte selbsthätige Fort-
bewegung der Schlitten T und Tx in der Richtung von x nach t/, wobei
im Beginn der gleichzeitigen Fortbewegung des Copirradkranzes C der
Schlitz desselben es gestattet, dafs die Spindel s in dem letzteren, und
zwar in correspondirender Art mit den vorderen Zehenformen des
Modelles zwischen den Punkten x bis o, Fig. 31, sich vor- und rück-
wärts schiebt. Während dieser Verschiebungen wird nun das Segment B
mit der Nase B{ zu Folge der Spannfeder D stets gegen den Körner K
gedrückt und somit der Schlitz an den Copirflächen des Kranzes von
den Punkten x bis o stets geschlossen gehalten, wodurch eine völlig
richtige Copirung des Modelles auch an den vorderen Zehenpartien er-
folgen kann.
Ob hierbei nun der Copirradkranz feststehend oder drehbar (volles
Rad) ist, bleibt sich gleich. Nach vollendeter Copirung der vorderen
Zehenpartie bezieh, dem Verlassen der Spindel s aus dem Schlitze
schliefst sich letzterer selbsthätig nicht nur von dem Punkte x bis o,
sondern auch bis zum Punkte z, und steht der weiteren richtigen Arbeit
des Copirradkranzes nichts im Wege.
Maschinen zur Fabrikation von Holzschuhen von Fd. Arbey et Ftfo,
Paris. Auf der letztjährigen Pariser Ausstellung bot die Firma wieder
Gelegenheit, diese eigenartigen Holzbearbeitungsmaschinen zu beobachteu.
Drei verschiedenartige Maschinen sind es, welche bei der Massen-
fabrikation von Holzschuhen zur Verwendung kommen. Auf der ersten
erhält der Schuh seine äufsere Form, die zweite dient zum Aushöhlen
derselben von der Ferse bis etwa in die Mitte des Schuhes, soweit die
Oeffnung des Schuhes reicht, und die dritte ist zum Aushöhlen der Schuh-
spitze eingerichtet.
Die Maschine zum Faconniren und Schweifen der Holzschuhe be-
arbeitet je nach ihrer Gröfse zwei, vier oder sechs Schuhe gleichzeitig.
Man spannt die mit der Bandsäge roh vorgeschnittenen Hölzer ähnlich
wie bei einer Drehbank auf dem verschiebbaren Arbeitstische der Maschine
ein, so dafs sie in deren Längenrichtung parallel neben einander liegen.
Die neben einander liegenden Spindeln werden dann mittels conischer
Zahnräder und einer quer zu dieser liegenden Welle von der Antriebs-
welle der Maschine aus in umlaufende Bewegung gesetzt, während gleich-
zeitig eine oder zwei in der Längenrichtung des Werktisches liegende
Schraubenspindeln diesen allmählich in der Faserrichtung des Holzes
vorwärts bewegen. Die Fräsmesser, deren natürlich für jede Spindel
bezieh, jeden Schuh eins vorhanden ist, sitzen auf einer senkrecht zu
2u6 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
diesen laufenden Welle, welche in zwei um feste Achsen drehbaren und
mittels Querstück und Zugstange fest mit einander verbundenen Armen
gelagert ist. Sonach vermögen die Fräsmesser eine zweifache Bewegung
zu machen, einmal ihre eigene umlaufende Bewegung und dann diejenige
der im Kreisbogen schwingenden Arme, welche nach Mafsgabe der den
Schuhen zu ertheilenden Gestalt durch eine gufseiserne Schablone be-
einflußt wird, wie auch die Umdrehung der Hölzer selbst der Form-
gebung entsprechend eine ungleichmäfsige ist. Wie die Firma Fd. Arbey
et Fils angibt, braucht eine solche Maschine je nach ihrer Gröfse zur
Herstellung von sechs bezieh, vier oder zwei Schuhen nur 10 bis
15 Minuten Zeit; dabei erhält man die Schuhe genau in der gewünschten
Gestalt, so dafs dieselben späterhin blofs noch mit Glaspapier geglättet
zu werden brauchen. Diese Maschine eignet sich auch zur Faconnirung
von Gewehrschäften, Pistolenkolben, Radspeichen, sowie namentlich auch
zur Erzeugung von Schuhmacherleisten.
Der nach seiner äufseren Form fertiggestellte Schuh wird nunmehr
auf den Support der ersten Aushöhlmaschine eingespannt. Diese hat
grofse Aehnlichkeit mit einer gewöhnlichen Senkrechtbohrmaschine.
Eine nach vorn gekröpfte gufseiserne Säule trägt die senkrechte Frässpindel
nebst deren breiter Antriebsriemenrolle, welche mittels halbgekreuzten
Riemens von der Antriebsscheibe in Umdrehung gesetzt wird. Diese
sitzt nebst Fest- und Losscheibe und einer Seilrolle zum Betriebe eines
kleinen Ventilators auf einer Welle, deren Lager sich in einem am
Hintertheil des Maschinengestelles befestigten Doppelarm befinden. An
der Vorderseite der Maschine ist der Support angebracht, welcher durch
Schrauben in beliebiger Höhe feststellbar ist und einen von vorn nach
hinten, sowie einen quer zu dieser Richtung beweglichen Schlitten be-
sitzt. In dem auf dem obersten Schlitten angeordneten Schraubstock
werden ein oder zwei Schuhe eingespannt und diese werden mittels
zweier die Schlitten bewegender Handhebel, dem Fortgang der Bear-
beitung entsprechend, dem Werkzeug dargeboten. Letzteres, ein an
rotirender Spindel sitzender Fräser, wird durch Niedertreten eines Fufs-
hebels auf das Arbeitsstück herabgesenkt, wie bei einer gewöhnlichen
Bohr- oder Fräsmaschine. Damit die bei der Bearbeitung des Holzes
entstehenden Späne das Werkzeug nicht verstopfen und dessen Bewe-
gung nicht erschweren, ist für die fortwährende Entfernung der abge-
schnittenen Holztheilchen gesorgt. Zu diesem Zwecke dient ein am
Fufse des Maschinengestelles angeordneter kleiner Ventilator, dessen
Flügel mittels Schnurgetriebe in schnelle Umdrehung versetzt wird. Das
Windrohr des Gebläses ist an dem Maschinengestell empor geführt und
richtet seine Mündung nach dem zu bearbeitenden Gegenstande, so dafs
fortwährend ein Windstrom gegen diesen geblasen wird, welcher kräftig
genug ist, die entstehenden Späne sofort zu entfernen.
Ist dann das Aushöhleu des hinteren Theiles der Schuhe bis zur
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 207
Ferse erfolgt, so bleibt endlich noch die Höhlung im vorderen Theile
übrig. Das kastenförmige Gestell der hierzu verwendeten Maschine trägt
auf seiner Tischfläche einen mittels Handrad und Schraubenspindel in
wagerechter Richtung in einer Schlittenführung beweglichen Ständer, mit
dessen Vorderseite ein Rahmen zum Einspannen der Holzschuhe verbunden
ist. Der Rahmen ist um seine untere Querachse mittels Scharniere an
dem Ständer drehbar, bei welcher Bewegung der Rahmen an einer nach
vorn gerichteten Handhabe gehalten wird. Eine zweite seitlich angeordnete
Handhabe gestattet aufserdem eine beschränkte Senkrechtbewegung der
Arbeitsstücke während des Aushöhlens. Hierzu dienen die zu beiden
Seiten befindlichen senkrecht stehenden Messer, welche in rotirende Be-
wegung versetzt werden, worauf ihnen die Holzschuhe in der angedeu-
teten Weise zur Bearbeitung entgegengeführt werden. Eine dritte senk-
rechte Welle, die ein passend geformtes Schlichtewerkzeug trägt, dient
zum Nacharbeiten der fertig ausgehöhlten Schuhe.
Um ein Beispiel von der Arbeitsweise einer Fabrik für Holzschuhe
und von der Leistungsfähigkeit der in einer solchen verwendeten Maschinen
zu geben, möge bemerkt werden, dafs eine Anlage zur Erzeugung von
täglich 200 Paar Schuhen aufser dem Betriebsmotor nur 5 Maschinen
nöthig hat, trotzdem die Arbeit durchweg mit Maschinen verrichtet
wird. Man braucht für die angegebene Leistung aufser der etwa 8pfer-
digen Dampfmaschine eine Bandsäge, um die Hölzer in passende Blöcke
zu zerschneiden, eine zweite Bandsäge, um die Blöcke roh vorzuformen,
eine Faconnirmaschine der beschriebenen Art, um 6 Schuhen gleich-
zeitig die äufsere Form zu geben, eine Fräsmaschine, um den offenen
Theil je eines Schuhes auf einmal auszuhöhlen, und eine zweite Fräs-
maschine, um die vordere Höhlung der Schuhe, je zweier gleichzeitig,
herzustellen.
Die Holzdrehhank von /. ZV. Beach in London (D. R. P. Nr. 48 983
vom 11. August 1888) bearbeitet regelmäfsig und unregelmäfsig geformte
Holzgegenstände durch umlaufende auf das gleichfalls umlaufende Holz-
stück einwirkende Messer.
Wie aus Fig. 33 zu ersehen, ist in dem Gestell A der Maschine
eine hin und her gehende Platte B zum Tragen des Drehstahles und
eine hin und her gehende Platte C zum Aufnehmen des Holzes ange-
ordnet. Die Platte B gleitet auf drei Schienen b und trägt auf ihrer
Unterseite mehrere Zahnstangen, welche in Eingriii' stehen und mit Hilfe
von Zahnrädern oder dergleichen in Bewegung versetzt werden, welche
auf einer ein Rad D tragenden Welle befestigt sind. Das Rad D ist
gleichfalls mit dieser Welle fest verbunden; daher wird jede Bewegung,
welche dieses Rad in einer Richtung empfängt, auf Welle und Bett-
platte übertragen. Auf der Nabe des Rades D ruht lose ein Schnecken-
rad F, welches seine Bewegung von einer mittels eines Rades E in
Drehung zu versetzenden Schnecke G erhält. Die von dem Rade F
208 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
ausgehende Bewegung übt jedoch nur eine Wirkung auf die Welle und
das Bett B aus, wenn das Rad F an die Nabe des Rades D fest an-
geschlossen wird. Dies geschieht mittels einer Frictionsklaue Z)(, welche
durch die Nabe in eine Aussparung />., des Maschinenrahrnens geschraubt
ist. Durch Drehen dieser Klaue wird das Rad D nach dem Schnecken-
rade F gezogen und durch den Druck seiner Nabe auf der Innenseite
der Nabe des Schneckenrades bindet es dasselbe, so dafs, wenn dieses
Bewegung durch das Rad E und Schnecke G erhält, das Rad D gleich-
falls in Drehung versetzt wird und mit ihm das Bett B. Dieser Druck
hört selbstverständlich durch Drehung der Klaue D{ in entgegengesetzter
Richtung auf. Das gröfsere Rad D dient zur Hervorbringung einer
gröfseren Bewegung der Platte /J, während das kleinere Rad E die
feinere Einstellung der Platte während der Thätigkeit der Maschine
bewirken soll. Das gröfsere Rad wird daher dazu benutzt, die Schneid-
vorrichtung oder den Drehstahl in eine Lage zu bringen, damit er auf
das Holz einzuwirken vermag; das kleinere Rad E dagegen, welches
stets unter der Controle des Arbeiters steht, vermittelt die Bestimmung
der Tiefe des Schnittes.
Die Drehstahlspindel ist mit zwei Griffen h versehen, mittels welcher
sie leicht gehoben werden kann, wenn man sie in die Maschine einsetzen
oder aus derselben entfernen will. Diese Spindel wird von drei Stän-
dern a getragen, welche aus der Platte B ragen, und läuft in Lagern,
welche in dem um ein Scharnier drehbaren Lagerträger J ruhen, so
dafs man behufs Auswechseins der Schneidköpfe die Spindel sammt den
Lagern herausnimmt. Auf der Spindel [ist eine Scheibe I befestigt,
welche ihren Antrieb von einem Riemen c empfängt. Der Schneidkopf K
ist auf der Spindel in einer solchen Lage angebracht, dafs die Dreh-
stähle, welche in den kleinen Schlitzen d untergebracht sind, demjenigen
Theil des Holzes, auf den sie einwirken sollen, gegenüberstehen. Dieser
Schneidkopf besteht aus einer beliebigen Anzahl von Scheiben und an
jeder derselben sind ein oder mehrere Stähle befestigt. Diese Scheiben
können gleiche oder verschiedene Durchmesser besitzen und durch leere
Scheiben, d. h. solche ohne Schneidstähle, von einander getrennt sein.
Sämmtliche Scheiben werden durch eine Feder L gegen den Bund am
Ende der Spindel gedrückt. Natürlich hängt die Form des gedrehten
Balusters, Sesselfufses o. dgl. von der Anordnung der mit Drehstählen
versehenen und der leeren Scheiben ab. Beim Bearbeiten von hartem
Holze verschleifsen die Stähle in kurzer Zeit, so dafs man sie häutig
erneuern mufs. Hierbei stellt sich jedoch der Stillstand der Drehbank
behufs Entfernung der Stähle aus dem Schneidkopf oder behufs Ent-
fernung des Schneidkopfes von der Spindel als ein sehr ernster Uebel-
stand heraus, da dieser Vorgang gewöhnlich ' ., bis 3/4 Stunden und
manchmal noch länger dauert.
Die eigentlichen Lager bilden einen Bestandteil der Schneidkopf-
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 209
spindel, d. h. sie werden auf dieselbe aufgeschoben, von ihr entfernt,
nachgestellt und geschmiert, während die Spindel nicht in der Maschine
sitzt, indem jeder Maschine zwei oder mehr Schneidkopfspindeln bei-
gegeben sind und jede Schneidkopfspindel die ihr zugehörige Ausrüstung
an Schneidköpfen, Stählen und Lagern besitzt. Wird die Spindel in die
Maschine eingesetzt, so kommen die Lager auf derselben in den Lager-
träger J, von welchem der Boden, eine Seite und der Obertheil massiv
sind, während die andere Seite von einem offenen Rahmen gebildet wird,
welcher durch ein Excenter M gehoben und gesenkt werden kann, so
dafs man denselben beim Herausnehmen des Lagers über die Zähne oder
Ansätze am freien Ende des oberen Theiles des Lagerträgers zu schieben
vermag: diese offene Seite fällt dann zurück und das Lager kann mit
der Schneidkopfspindel entfernt werden. Das Excenter M ist in dem
betreffenden Ständer a mittels einer Kurbel e drehbar, deren Ende einen
Knopf trägt, welcher während der Arbeit von einem an der Bettplatte B
durch Schrauben befestigten Klemmhaken f gehalten wird, da während
dieser Zeit das geringste Spiel in dem Lager oder dem Lagerträger unter-
drückt werden mufs. Der Lagerträger kann also in sehr kurzer Zeit
geöffnet und das Lager und die Spindel herausgenommen werden, indem
man die Schrauben der Haken f lockert, um den Knopf der Kurbel e
frei zu machen, und hierauf letztere mit der Hand hebt. Das Excenter M
hebt die offene Seite des Lagerträgers, so dafs dieselbe von den Ansätzen
am oberen Theil des Lagerträgers zurückgeklappt werden kann. Nach-
dem das Oeffnen sämmtlicher Lagerträger vorgenommen, wird die Schneid-
kopfspindel mit ihren Lagern sofort herausgenommen und eine neue an
ihre Stelle gesetzt.
Die Holzplatte C erhält die nöthige Hin- und Herbewegung in selbs-
thätiger Weise und läuft hierbei auf Schienen, welche in der Zeichnung
nicht dargestellt, aber derartig angeordnet sind, dafs die Platte die er-
forderliche Bewegung ausführen kann, welche ihr in folgender Weise
ertheilt wird. Durch einen mit dem Motor verbundenen Riemen g wird
die Scheibe N einer Welle i in Drehung versetzt, welche nahe am an-
deren Ende das Kegelrad 0 trägt, welches in ein auf der Welle j an-
geordnetes Kegelrad 0[ greift, um die Drehbewegung auf das Holz zu
übertragen. Die Welle i hat ferner am äufseren Ende ein kleines Zahn-
rad k erhalten, welches durch ein Zahnrad A, und ein zweites, nicht
gezeichnetes Zahnrad mit dem grofsen Zahnrad k2 einer Welle / in Ver-
bindung gebracht ist. Letztere lagert im Gestell und bethätigt eine
Curvenscheibe J9, welche auf einen Winkelhebel Q wirkt, um der Holz-
platte eine hin und her gehende Bewegung zu ertheilen.
Das Holz ist zwischen einem Futter m und einem Reitstock n ein-
gespannt, welcher in bekannter Weise mittels einer durch ein Rad R
bethätigten Schraube vorgeschoben wird. Das Futter m wird mittels
eines Schneckenrades S in Drehung versetzt, welches auf dem äufseren
Dingler's polyt. Journal Bd.?77 Nr. 5. 1890/111. 14
210 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Ende desselben angeordnet ist und seine Bewegung von einer Schnecke
empfängt, die sich auf der Welle j befindet. Wenn die Holzplatte sich
unter der Einwirkung der Curvenscheibe P hin und her bewegt, um die
gewünschte Unregelmäfsigkeit in der Gestalt des Holzes zu erzielen, so
wird das Schneckenrad S mit der Holzplatte vor- und rückwärts bewegt.
Damit nun auf die Schnecke Druck nicht ausgeübt oder das Rad S bei
der Hin- und Herbewegung aufser Eingriff mit derselben gebracht wird,
versieht man die Welle j mit einem Keil, mittels dessen die Schnecke
5, mit der Welle j nicht allein fest, sondern auch gleitbar verbunden
wird, um sich der jeweiligen Stellung des Rades S anzupassen.
Die Zahl der Seiten, welche das Werkstück bei der Bearbeitung er-
hält, hängt von dem Verhältnifs der Umdrehungszahl des Werkstückes
zur Zahl der Hin- und Herbewegungen der Holzplatte ab. Ist beispiels-
weise das Verhältnifs der Zähnezahl des Rades k und kl derart, dafs die
Holzplatte vier Bewegungen macht, während das Holz sich einmal dreht,
so erhält das Holz durch die Drehstähle vier Schnitte bei jeder Um-
drehung und erhält dem zu Folge annähernd eine quadratische Gestalt.
Bringt dagegen die Holzplatte bei jeder Drehung des Werkstückes dieses
zweimal an die Stähle, so erhält man ein Oval; ist das Verhältnifs 1 : 1,
so erhält man wie bei einer gewöhnlichen Drehbank einen Kreis, da
der Verlust in der einen Richtung durch den Gewinn in der anderen
Richtung ausgeglichen wird und das Ganze auf dasselbe hinauskommt,
als ob die Holzplatte feststünde. Bringt die Holzplatte das Werkstück
mehr als viermal an die Stähle, während es sich eiumal dreht, so erhält
man natürlich eine entsprechende polygonale Gestalt. Dieser Theil der
Vorrichtung controlirt demnach lediglich die Zahl der dem Holze zu
gebenden Flächen, jedoch nicht die Concavität, Convexität oder Eben-
heit der Flächen. Die Curvenscheibe P dagegen hat den Zweck, das
harmonische Zusammenspiel der Holzplatte, des Holzes und der Stähle
derartig zu reguliren, dafs man dem Holze concave, convexe oder ebene
Seiten ohne Rücksicht auf die Zahl der letzteren geben kann. Dies wird
durch die der Curvenscheibe gegebene Gestalt bewirkt, und innerhalb
gewisser Grenzen bestimmen die Tiefe der Aussparungen und die Höhe
der Ansätze der Curvenscheibe die Krümmung der Seiten, welche am
Holz hervorgebracht werden. Natürlich erhält man, wenn die einspringen-
den Winkel in der Curvenscheibe so scharf sind, dafs der rotirende Stahl
in das Holz nicht so scharf eindringen kann, im Holze nur annähernd
diese einspringenden Winkel. Die Curvenscheibe P sitzt auf der Welle /
und wird von derselben gedreht. Die Fiihrungsfläche der Scheibe wirkt
auf eine kleine Rolle p, welche lose auf dem Winkelhebel Q ruht. Das
obere Ende des letzteren ist starr mit einer im Gestell A gelagerten
Welle q verbunden und ertheilt der Holzplatte C unter der Bettplatte B
durch die stellbare, geschlitzte Kurbel T, welche an dem Ende der
Welle q angebracht ist, Bewegung. Die geschlitzte Kurbel ist mit einem
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 211
Blocke v verbunden, welcher in derselben auf und ab gleitet und weicher
in irgend einer Stellung durch eine Mutter t gehalten wird, um die
Stärke der Bewegung, welche der Holzplatte ertheilt werden soll, zu
regeln. Der Block v ist mit der Holzplatte C durch eine Stange Cj an-
geschlossen, welcher unter der Bettplatte ß hergeht. Wenn der Gleit-
block d mit der Kurbel T im Mittelpunkt verbunden ist, so wird die
Holzplatte natürlich keine Bewegung erhalten, da die Kurbel um den
Block v einfach herumgeht, ohne ihn zu bewegen. Die Gröfse der Be-
wegung der Holzplatte hängt daher von dem Abstände ab, in welchem
der Block v vom Mittelpunkt der Kurbel befestigt ist. Am Ende der
Welle q befindet sich eine zweite Kurbel, welche in der Zeichnung durch
die Triebscheibe N verdeckt ist und in ähnlicher Weise mit einem Blocke
am anderen Ende der Holzplatte verbunden ist. Eine Rolle p ruht frei
auf der Leitfläche der Curvenscheibe P und wird durch das Seil V an
dieselbe angedrückt. Dieses Seil ist am unteren Ende des Winkelhebels
Q angebunden, geht um die Scheibe r, die am Boden aufgeschraubt ist,
durch das Maschinengestell hinauf und über eine an der Decke befestigte
Scheibe (welche in der Zeichnung nicht dargestellt ist) und trägt ein
Gewicht, welches nicht nur hinreichend schwer ist, um die Rolle p stets
gegen die Curvenscheibe P zu drücken, sondern auch um die Maschine
vor Stöfsen zu bewahren, welche beim schnellen Gange eintreten könnten.
Der Facondrehapparat von H. Forstmann in Cöln (D. R. P. Nr. 51842
vom 21. September 1889) kann auf die Wangen einer gewöhnlichen Dreh-
bank aufgespannt werden. In einer gegen die Achse des umlaufenden
Arbeitsstückes geneigten Lage werden durch Schrauben drei Messer nach
einander vorgeschoben. Das erste bewirkt das Vorschruppen, das zweite
arbeitet die Form aus, während das dritte nachschlichtet. Zum Schlufs
gelangt noch ein Polirpolster zur Wirkung.
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von dipl. Ingenieur Alfred Haußner, Privatdocent an der k. k. technischen
Hochschule Graz.
(Schlufs des Berichtes S. 174 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tale! 12.
Bei dem Knotenfänger von Henry John Rogers in Watford, Eng-
land (D. R. P. Nr. 46739), wird die auf und ab gehende Bewegung
einer Bodenplatte durch abwechselnde Wirkung von Elektromagneten
erzielt. Die Siebplatten f (Fig. 15 Taf. 12) können überdies eine ver-
änderliche Schlitzweite annehmen, indem zwei Platten über einander
so angeordnet sind, dafs die obere, rostartig gestaltet, mit ihren nach
unten zugeschärften Stäben sich der unteren beliebig nahe bringen
läfst, wodurch die scharfen Roststäbe in die Schlitze gelangen und diese
212 Heber Neuerungen in der Papierfabrikation.
verengen. Ob dies so genau erfolgen kann, dafs beiderseits der ein-
gesenkten Keilflächen gleich breite Schlitze übrig bleiben, mag bei
den kleinen hier in Frage kommenden Mafsen dahin gestellt sein.
Unter der Bodenplatte a, welche die Saugwirkung vermittelt, befindet
sich, mit derselben zusammengegossen, die Ankerplatte c, welche den
Polen der Elektromagnete ed gegenüber liegt. Wird durch die Draht-
spulen der Strom geleitet, so erfolgt das Anziehen des Ankers c und
somit das Abwärtsbewegen der Platte a. Bringt man Stellschrauben
an, so kann der bezügliche Weg nach Bedarf eingestellt werden. In-
dem der Knotenfangkasten zweitheilig hergestellt ist und die beiden
Bodenplatten a (hier ist nur eine gezeichnet) durch den Hebel g ver-
bunden sind, weiters die Durchleitung des Stromes durch die Draht-
spulen zu beiden Seiten der Mittellinie abwechselnd stattfindet, so ist
es durch eine passende Umschaltung, bei genügender Stromstärke, leicht
möglich, auch die Anzahl der Bodenplattenschwingungen dem Bedürf-
nisse gemäfs zu erreichen. Dafs diese Einrichtung mindestens ebenso
gut wirken kann, wie eine der anderen, dasselbe Prinzip verkörpernden
Constructionen, scheint uns fraglos. Ob jedoch die ökonomische Seite
bei allfälliger Anwendung, die vielen vorhandenen Einzeltheile, Re-
paraturen u. dgl. diesen Apparat gegenüber anderen, einfacheren nicht
nachtheilig beeinflussen werden, mufs praktisch erprobt werden.
Endlich haben wir eine analoge Saugwirkung zu erwarten von der
durch Kurbel- und Schubstange hin und her bewegten Seitenwand K
(Fig. 16) des Knotenfängers von John Fleming in Com wall, Ontario
(Amerikanisches Patent Nr. 392 023). Nur ist bei demselben das Haupt-
gewicht auf die Möglichkeit gelegt, bei nothwendiger Reinigung einer
Knotenfangplatte den Betrieb nicht unterbrechen zu müssen, indem eine
zweite Platte neben der zu reinigenden eingesenkt werden kann. In
der Zeichnung ist die Platte C richtig eingesenkt und in Benutzung ge-
dacht. Die unten befindliche Rinne F fängt die gröberen Uneinig-
keiten auf, durch den Gummistreifen G ist am Boden die Dichtung her-
gestellt. Soll C gereinigt werden, so wird vorerst die auch in seitlichen
Führungen gehende Platte 6\ eingesenkt, C dann ausgehobeu, ohne
dafs der Flufs des Stoffes von rechts gegen links unterbrochen werden
mufs.
Zu den weiteren Theilen der Papiermaschine übergehend, sei darauf
hingewiesen, dafs auf das erste Siebwälzchen, wo das von der Brust-
walze aufwärts streichende Sieb sich wagerecht bezieh, etwas geneigt
wendet, auf die letzten der Siebwälzcheu und die unten liegenden
Führungswalzen besonderes Gewicht gelegt wird, bezieh, auf einen
gegenüber den anderen Siebwälzchen weit gröfseren Durchmesser ge-
drungen wird. Es scheint diese Forderung nur begründet, indem die
Biegung des Siebes um eine mit gröfserem Durchmesser ausgestattete
Walze für die Dauer wesentlich günstig wirken wird.
l'eber Neuerungen in der Papierfabrikation. 213
Wie schädlich gleitende Reibung des Siebes über das dasselbe unter-
stützende Wälzchen ist, wie sehr dieselbe die Dauerhaftigkeit desselben
mindert, geht aus dem Ausspruche hervor, den ein gewiegter Praktiker
gegenüber solchen Neuerungen gethan hat, welche diesen Umstand ver-
hindern wollen: Das beste Mittel ist die Oelkanne in der Hand eines
aufmerksamen Maschinenführers. Doch findet man leider nicht immer
solche und haben deshalb Neuerungen, welche den Antrieb der Wälzchen,
sämmtlich mit gleicher Geschwindigkeit, bezwecken, immerhin gewissen
Werth. Derart ist z. B. das an Richard Smith in Boston ertheilte
Amerikanische Patent Nr. 398 091, bei welchem jedes Wälzchen durch
ein Kegelräderpaar augetrieben wird.
Bekannt ist, dafs das Langsieb leicht seitlich sich „verläuft" und
dadurch zu Störungen Anlafs gibt. Gegen diesen Uebelstand sind schon
mehrfach Vorkehrungen getroffen worden, von welchem vorerst die-
jenige als Beispiel erwähnt werden mag, bei welcher der Siebrand seit-
lich unter den Mantel eines cylindrischen Röllchens schlüpft, dieses
drehend mitnimmt und so zur Bethätigung eines Klingelapparates An-
lafs gibt, wodurch der Maschinenführer aufmerksam wird und das Lager
der Lenkwalze mittels einer Schraube etwas verstellt. Auch sind Vor-
richtungen erdacht worden, welche dieses Verstellen selbsthätig be-
wirken lassen. So streift bei dem Amerikanischen Patente Nr. 395 253,
ertheilt an Richard Smith in Boston, der Siebrand an einen stellbaren
Anschlag, verschiebt diesen und rückt dadurch mittels einer Hebel-
verbindung einen Sperrkegelmechanismus ein, was durch Anstemmen
des Sperrkegels an einen Sperrzahn die Verschiebung des einen Lagers
der Leit walze zur Folge hat. Einzusehen ist aber, dafs es jedenfalls
nothwendig ist, das Anstreifen des Siebes, welches ja nicht plötzlich
und kräftig, sondern allmählich immer mehr und mehr geschieht, durch
eine bedeutendere Wegstrecke erfolgen zu lassen, wenn der Apparat sicher
wirken soll. Dadurch werden aber die ohnehin heiklen Siebränder eine
unangenehme Beanspruchung erfahren, die sicher einen bälder eintretenden
Verschleifs zur Folge haben wird.
Nach einem ganz anderen Prinzip, welches eine bessere Schonung
des theueren Langsiebes erwarten läfst, ist der durch D.R. P. Nr. 44586
geschützte Sieb- und Gewebefiihrer von Bruno Meinert in Berlin con-
struirt. Es wird hierbei nicht auf Anstreifen der Ränder Rücksicht
genommen, sondern durch Verlaufen des Siebes eine oder allfällig zwei
Walzen, zwischen welchen dann das Sieb sich befindet, seitlich ver-
schoben und so der Apparat zur Richtigstellung eingerückt. In Fig. 17
Taf. 12 ist die Vorrichtung nach der Patentschrift skizzirt. Wir er-
kennen in W die Lenk walze, welche durch das sich bewegende und
durch W gestützte Sieb in der Pfeilrichtung gedreht wird. Läuft das
Sieb richtig, so stehen die beiden geriffelten und mit der Achse von W
fest verbundenen Tellerscheiben T von der gerauhten Rolle B so w<Mt
214 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
ab, dafs dieselbe still steht. Verläuft jedoch das Sieb M, so nimmt es,
der ganzen Breite nach auf FT aufruhend, die Walze IT mit, drückt
dadurch den einen oder den anderen der Teller T an die Rolle B, wo-
durch dieselbe gedreht wird und, da ihre Nabe die Mutter für die fest
gelagerte Schraubenspindel J bildet, sich auch verschiebt. Dabei nimmt
sie aber auch das mit ihr zusammengegossene Lager der Achse z der
Walze W mit und stellt diese dadurch so weit schief, dafs das Sieb M
wieder in den richtigen Lauf gelangt. Damit rückt dasselbe aber den
Verstelluugsmechanismus auch wieder selbst aus. Die Vorrichtung ist
wirklich hübsch gedacht, kann sicher nicht complicirt genannt werden
und verspricht besten Erfolg.
Das Amerikanische Patent Nr. 395 544, ertheilt an Chalmers Chapin
in Holyoke, bezieht sich auf Saugkästen, indem derselbe empfiehlt, Saug-
kastendeckel, welche sonst mit gebohrten, also durchaus gleich weiten
Oeffnungen versehen werden, mit oblongen und nach unten sich kegel-
förmig erweiternden Löchern gegossen herzustellen, was dann ganz
leicht möglich ist und auch ein allfälliges Verstopfen der Löcher hint-
anhält.
Eine bemerkenswerthe Einrichtung über Saugkästen enthält das
Amerikanische Patent Nr. 384276 von James D. Pickles in Manchester,
Connecticut, und William F. Pickles in Lafayette, Pennsylvania. Bei den
gewöhnlichen Saugkästen ist der Deckel fest und schleift das Sieb
darüber. Dadurch ist wohl ein ziemlich dichtes Anlegen des Siebes zu
erhoffen, doch ist dann die Abnutzung durch gleitende Reibung nur
natürlich.
Beim Saugkasten von Pickles, der in Fig. 18 Taf. 12 nach der in
der Papierzeitung erschienenen Patentbeschreibung skizzirt ist, haben
wir einen festen, mit der Saugvorrichtung verbundenen Theil Z), der
oben der ganzen Länge nach einen Kanal d und eine mit der Luft-
pumpe verbundene centrale Höhlung d{ enthält; D ist mit einem be-
ständig sich drehenden gelochten Mantel Dl umgeben, der seinen An-
trieb am Umfange durch Reibungsrollen so erhält, dafs er am äufseren
Umfange dieselbe Geschwindigkeit wie das Laugsieb annimmt und so
zwischen den beiden keine oder bei geringen Differenzen in der Ge-
schwindigkeit auch nur geringe gleitende Reibung stattfindet.
Um den Saugkasten der Papierbreite anzupassen, haben wir in dem
oberen Längskanal jederseits luftdicht schliefsende Kolben i angeordnet.
Durch Hebelbelastung wird ein beständiges Andrücken an das Lang-
sieb erreicht. Soweit scheint die Einrichtung wirklich recht hübsch;
doch mag das Bedenken nicht unerwähnt bleiben, dafs das Langsieb
sich nicht so weit ordentlich an den Saugkastenmantel gegen vorn und
rückwärts anlegt, dafs das Absaugen nicht durch das Sieb hindurch,
sondern auf einem anderen Weg stattfinde.
Sehr wichtia für das richtige Laufen des Metalltuches ist die ge-
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 215
naue Stellung der Gautschwalzen, deren Achsen genau parallel sein
sollen. Es wird dies gewöhnlich durch Anlegen von genau hergestellten
Latten an den beiden Enden der Walzen und Vorbeivisiren untersucht,
Dies hat immerhin gewisse Mängel an sich, indem auf genaues Sehen
gerechnet wird. Deshalb ist eine Vorrichtung des Ingenieurs Edward
Resz, welche derselbe in der Papierzeitung beschreibt, recht empfehlens-
werth weil man durch dieselbe von diesem Umstände ziemlich unab-
hängig wird. Er verwendet einen genau hergestellten Metallwinkel, au
dessen Ecke eine Libelle, durch Scharnier mit demselben verbunden, sich
befindet, welche durch Schraube und Rädchen in fester und doch stell-
barer Verbindung mit dem Winkel gesetzt ist. Bringt man nun die
Libelle nach erfolgtem Anlegen des Winkels an dem einen Ende der
Gautschwalzen zum Einspielen, so mufs dies bei richtiger Lage der
Walzen auch beim Anlegen des Winkels am anderen Ende der Walzen
geschehen.
Von der richtigen Stellung der Gautschwalzen hängt wesentlich
eine gute Papierbildung ab. Vielfach wird das „Blasig- oder Wellig-
werden1' der Papierbahn schlecht gestellten Gautschwalzen zugeschrieben.
Mehrfach konnte jedoch auch abgenutzter, „hart" gewordener Filz als
Ursache erkannt werden. Als Mittel dagegen ist ein leichtes Filz-
wälzchen empfohlen, welches auf dem Filz liegt, über welches ent-
weder die Papierbahn geleitet wird, oder es wird dieselbe zwischen
Wälzchen und Filz durchgeführt. Ein weiterer Grund für die unan-
genehme Erscheinung ist in der Mischung verschiedener Stoffsorten, ins-
besondere auch in der Beigabe von Ersatzstoffen zu suchen. Papier-
fabriken arbeiteten bei gleichartigem Stoffe ganz ohne Anstand, während
sofort nach Zugabe von Ersatzstoffen Mifsstände auftraten. Josef
F. Fiood und Buchanan^ Bolt und Co. in Holyoke wollen das Blasig-
werden der Papiere, das „Hartwerden" der Filze, deren bedeutenden
Verschleifs und die dadurch verursachten Kosten durch Ersetzen der
Filze durch Metallsiebe (Amerikanisches Patent Nr. 403 744) vermeiden.
Abgesehen davon, dafs die hierdurch in das Papier gemachten Ein-
drücke auch bei kräftigem Kalandern nicht verschwinden dürften, so
scheint es uns, dafs man bezüglich des Verschleifses und der Kosten
damit aus dem Regen in die Traufe kommen wird; erinnern wir uns
doch nur an die kostspieligen Langsiebe der Papiermaschinen.
Besonders bei feinen Papieren und solchen aus- weniger festem
Stoffe würden Blasen leicht zu schlechten Stellen im Papiere Anlafs
geben und damit vielleicht öfteres Reifsen der Papierbahn oder doch
ein unschönes Aussehen zur Folge haben. Es ist deshalb auch die An-
wendung eines Obertuches, um Papiere jeder Stärke herstellen zu
können, wofür neuerdings Heinrich Hoeborn und Cie. in Hemer das
D. R. P. Nr. 46422 erhalten haben, nur zu empfehlen. Nach diesem
Patente wird die ganze Siebpartie und die Gautsche durch einen Filz
216 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
in Bewegung gesetzt, welcher selbst von der überwalze der Nafspresse
angetrieben wird. Dadurch soll es noch möglich sein, Seidenpapiere
von 16» Gewicht für l'im herzustellen, während die besten englischen
Maschinen nur solche von 42* liefern können.
Um die Walzen der Nafspresse leicht und schnell auswechseln zu
können, hat Vincent G. Hazard in Wilmington die untere Walze in
oben offene Lager gelegt, während die Oberwalze in dem Ende eines
einarmigen Hebels gelagert ist, der durch eine Schraubenspindel leicht
gehoben werden kann (Amerikanisches Patent Nr. 398394).
Zur Trocknung von Papier übergehend, sei des sich in der Praxis
gut bewährenden, von Ingenieur Kaiser construirten Trockenapparates
für Maschinenpapier gedacht. Bei demselben soll im Anfange, wo das
Papier noch sehr feucht ist, eine direkte Berührung mit den heifsen
Trockencylindern vermieden und das Papier allmählich immer höheren
Temperaturen entgegengeführt werden. Das Papier läuft nämlich über
Haspel, welche die Trockencylinder umgeben, und wird dabei selbs-
thätig durch zwei endlose schmale Bänder fortgeleitet, wobei auf die
nöthigen Regulir- und Spannvorrichtungen gedacht ist. Der Dampf
wird in die in zwei Gruppen von je sechs kleinen Trockencylindern,
von denen wieder je drei lothrecht über einander liegen, u. z. in die
höchst liegenden direkt geleitet, durchströmt diese und der Reihe nach die
tiefer liegenden, während das Papier den entgegengesetzten Weg macht.
Dadurch nähert man sich der so günstig wirkenden Lufttrocknung, und
ist auch der günstige Einflufs durch die Prüfungsergebnisse der An-
stalt in Charlottenburg festgestellt, indem in der Längsrichtung derartig
getrockneter Papiere eine gröfsere Dehnung gefunden wurde als in der
Querrichtung, während sonst das umgekehrte Verhältnifs einzutreten
pflegt. Es ist dies durchaus nicht unnatürlich, wenn man bedenkt, dafs
die erste, scharfe Trocknung erwiesenermafsen den schädlichsten Ein-
flufs auf die Zugfestigkeit ausübt.
Für die Trocknung von Pappen haben sich Cylinder von etwa
lm,8 Durchmesser gut bewährt, indem hierbei behufs genügender Festig-
keit der Cylinder schon eine ziemliche Wandstärke nothwendig ist. um
dem Dampfdrucke zu widerstehen. Dadurch ist aber auch erreicht,
dafs derselbe eine gleichmäßigere Wärme behält und das Werfen der
Pappen nicht so sehr befürchten läfst. Noch gröfsere Cylinder würden
verhältnifsmäfsig auch noch bedeutendere Wandstärken erhalten müssen
und daher aus doppeltem Grunde schon so schwer werden, dafs deren
Anwendung sich nicht empfiehlt.
Zur selbsthätigen Bewegung bezieh. Einführung von Bogen in
Trockenräumen haben Grahl und Höhl in Dresden ein Patent für eine
Einrichtung angemeldet, welche nach einer in der Papierzeitung er-
schienenen Skizze in Fig. 19 und 20 Taf. 12 skizzirt ist. Die Bogen
werden auf Rahmen a gelegt, welche einfach auf lothrechte Zapfen an
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 217
einer endlosen, sich beständig bewegenden Kette gesteckt sind und so
von derselben mitgenommen werden. Die Bogen werden bei D auf-
gegeben, zur obersten Reihe emporgeführt und, indem dann die Kette um
Räder b auf den lothrechten Wellen A und C gelegt und durch Reibung
mitgenommen wird, schrittweise nach unten gebracht, indem sie so-
zusagen eine Schraubenlinie durchlaufen. Die Welle A wird angetrieben.
In anderer Weise wird das Ueberführen der Bogen aus einer Reihe
• in die nächst, niedere in einem weiteren Patente von Grahl und Hoehl
ausgeführt (D. R. P. Nr. 43138). Die Bogen werden einzeln in mög-
lichst gleichen Abständen auf die oberste Reihe des Trockenapparates
aufgelegt, bewegen sich mit ihrer Unterlage (Fig. 21 Taf. 12) bis an
das Ende der Reihe und fallen dort auf endlose um Rollen c, d be-
wegte Bänder e auf, welche sie mitnehmen. Hierbei lehnt sich ihr
Rand an die Leiste f. Sämmtliche Leisten f sind durch eiuen Rahmen g
verbunden, welcher durch eine Schubstange mit dem einen Ende eines
Hebels verbunden ist, der um eine Achse schwingt, hin und her be-
wegt von einer unrunden Scheibe h. Dadurch werden also vorerst, wie
oben gesagt, die Bogen von ihrer Reihe abgenommen und, indem die
betreffenden Bändchen in der Höhe der nächsten Reihe die Bogen
halten, beim Rückgange dieser zugeführt. So wiederholt sich das Spiel
beiderseits, bis die Bogen unten angelangt sind.
Aehnlich einer Einrichtung, welche bereits in dem vorigen Referate,
1888 269 97, beschrieben wurde, ist der Trockner von John B. Lorimer
in Philadelphia (Amerikanisches Patent Nr. 393 770), bei welchem das
Trockengut zwischen zwei Sieben (Filzen) in die Trockenkammer und
aus derselben geführt wird.
Ferdinand Adler in Neudorf a. d. Spree benutzt nach dem Oester-
reichisch-Ungarischen Privilegium vom 21. Februar 1889, D.R.P. Nr. 46 718
zur Trocknung von Pappen eine eigenthümliche Aufhängungsart, welche
das allseitige Zusammenziehen der Pappen nicht behindert. Dieselben
werden durch den Schlitz zwischen zwei an einander geklemmten Holz-
latten lose eingeführt und der nach oben reichende Rand zwischen zwei
oder drei einfachen Klammern geklemmt, so dafs diese, wenn die Latten
seitlich auf Unterstützungen gelegt werden, lose sich an die Oberseite
der Latten stützen und den Bogen ganz frei beweglich halten.
Ueber Papierschneidmaschinen liegen einige recht interessante Neu-
heiten vor. Die Maschine von Leo Currer in Düsseldorf (D. R.P. Nr. 47 146)
ähnelt in ihrer äufseren Gestalt bereits bekannten Ausführuogen, doch
ist in Bezug auf die Schnittwirkung eine eigenthümliche Anordnung
getroffen. Wir haben in der nach der Patentschrift gegebenen Skizze
Fig. 22 Taf. 12 einen durch den Prefsbalken P genügend gedrückten
Papierstofs vor uns, der von dem im Messerbalken S angebrachten
Messer so zerschnitten wird, dafs dasselbe in einer Zickzacklinie durch
die ganze Höhe geführt wird. Hierbei soll vorher ausprobirt werden,
218 Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
unter welcher Neigung gegen die Wagerechte die Schneide am besten
geführt wird, und soll die Messerbewegung dann so erfolgen, dafs dieser
Winkel fortwährend derselbe bleibe. Dies geschieht durch einen von
der Welle des Schwungrades W aus bewegten Mechanismus. Durch
das kleine Getriebe r wird das gröfsere Rad r{ in der Pfeilrichtung
gedreht. An dessen Welle befindet sich aber die Kurbel S2, welche
mittels der Schubstauge 5, den Messerbalken S in der Längenrichtung
des Messers hin und her zu ziehen vermag. Für das Eindringen des'
Messerbalkens wird die Bewegung von dem Trieb r2 auf der Welle
von r{ noch weiter auf das grofse Rad r3 ins Langsame übersetzt, wo-
durch auch die auf seiner Welle aufgekeilte Kurbelscheibe mit der
Nuth B4 gedreht wird. In H4 gleitet aber der Zapfen der Schub-
stange Hi , welche am Ende des einarmigen Hebels B2 angreift, den-
selben auf und ab bewegt und diese Bewegung noch entsprechend
kleiner auf die Traverse B überträgt, indem H2 zwischen den beiden
Rollen /?, welche sich um durch B gesteckte Achsen drehen, hindurch-
geht. Wegen der lothrechten Stangen B2 mufs der Messerbalken aber
die Bewegungen der Traverse B mitmachen. Das Festklemmen des
Papierstofses vor dem Schneiden mittels des Balkens />, was hier wegen
der hin und her gehenden Bewegung des Messers noch notwendiger
als bei anderen Maschinen erachtet werden mufs, geschieht durch Hebel-
belastung, indem die Gewichtshebel P3 durch Vermittelung der Winkel P.,
vorerst auf der Traverse B aufruhen, mit dieser sich so lange gleich-
mäfsig senken, bis der Prefsbalken P sich auf den Papierstofs auflegt,
und dann durch die Stangen P{ , deren Länge mit Schrauben geregelt
werden kann, ihre jetzt frei schwebende Belastung auf den Balken P
übertragen. Noch ist die Bedingung zu erörtern, unter welcher der
Eindringungswinkel des Messers gegen die Wagerechte während der
Bewegung ungeändert bleibt. Es möge dann, wenn die Kurbel 52
(Fig. 23) in der Lage o A den beliebigen Winkel co mit der Loth-
rechten oo^ einschliefst, die Kurbelwarze in der Nuth /74 bei A{ ge-
rade in der Lothrechten oov stehen. Bewegt sich dann die Kurbel 52
um den Winkel § weiter von A gegen /?, so drehe sich die Kurbel-
scheibe vermöge der Räderverbindung um den Winkel 8\ und die
Warze gelange von A{ nach B{. Nennen wir nun diese veränderliche
Entfernung ßl o, allgemein r, die Radien der Räder r2, r3 bezüg-
lich mit diesen Buchstaben, mit k die Kurbellänge Sa, so wird, wenn
wir von dem Einflüsse der endlichen Länge der Schubstangen absehen :
$ = k [sin (« -f- d) — sin co]
der nach links zurückgelegte Weg der Schubstange 5, , mithin auch
der wagerechte Weg des Messerschlittens sein. Nun ist wegen des
Eingriffes der Räder r2 und r3 : arc.DC = are.D\C{,
somit: rt.ö = r:i . <),, oder: <)' = ~ -Oi-
Ueber Neuerungen in der Papiert'abrikation. 219
Der lothrecht abwärts gerichtete Weg der Stange H{ ist, wieder bei
Vernachlässigung des Umstandes, dafs B{ endliche Länge besitzt:
8j = o, A{ — Oj B{ . cosdi-,
oder auch bei Einführung der abgekürzten Bezeichnungen:
S| = rn — r . cos d[.
Nun soll die Neigung, unter welcher das Messer den Schnitt schräg
gegen die Wagerechte vollzieht, unveränderlich sein: daraus folgt aber,
da sich diese Neigung aus dem lothrechten Wegstück Sj, übersetzt im
Hebelverhältnisse j des Hebels Z7.2, und dem gleichzeitigen wagerechten
Wege s bildet, dafs sein soll:
b s s a
— =z lg a = const. oder - = j . lg «,
d St S| 0
, . k. [sin (co -4- d) — sin co] a
also auch : ~ = ig a . r.
r0 — r cos di b
Folglich ist : — ^_ k [sin ( w _l §~) — sinco]:-. iga. cos d\ = r,
& cosd{ ' is l
kl sin \ co A- — Ö\ 1 — sin co
. _ r0 L V r2 lJ J
oder auch :
cosd, a
y.tgcc.cosdi
die Polargleichung der in der Kurbelscheibe einzuarbeitenden Nuth. Man
sieht, dafs diese Gleichung trotz der vorgenommenen Vernachlässigungen
nicht einfach ist. Immerhin können leicht einzelne Punkte derselben
bestimmt und aus diesen die Nuth hinreichend scharf angegeben werden.
Als ein Fortschritt mag auch die Angabe von Fr. W. Andreas in
Coswig i. A. (D. R. P. Nr. 43654) für Diagonalschneidmaschinen hervor-
gehoben werden. Beim Verschieben des am Ende der Maschine an-
gebrachten Balkens derartiger Maschinen ist es nothwendig, jede einzelne
FühruDgsbänderrolle zu verstellen, was recht umständlich ist. Dies wird
gemäfs Fig. 24 Taf. 12 nach der Patentschrift hier dadurch vermieden,
dafs die Rollen R auf den Stäben A einer scherenartigen Verbindung
gelagert sind. Indem nun die eine Reihe der Gelenke der Scheren auf
dem Messerbalken M sich befindet, die anderen Gelenke frei sind und
ein Ende der Stäbe A in der festen Nuth G geführt ist, wird durch die
Stellung des Balkens selbst, wie im Vergleiche mit der punktirt ge-
zeichneten Stellung ersehen werden mag, die richtige Lage der Führungs-
rolleu R erreicht.
C. L. Lasch und Cie. in Reudnitz-Leipzig erhielten das D. R. P.
Nr. 43 571 für eine eigenthümliche Einrichtung, um mittels Kreismesser
aus breiten Rollen schmale neben einander aufgewickelte zu erzeugen.
Eine entsprechend geschlitzte Bodenplatte verschliefst den Kasten mit
den Schneidrädcheu, der auf den geschnittenen Rollen so aufruht, und
ragen die Schneiden nur wenig durch die Schlitze der Bodenplatte vor.
220 Ueber Neuerungen in der Papierl'abrikation.
Durch das Gewicht des Kastens wird ein dichtes Aufwickeln erzielt und
ziemlich gut ein seitliches Ausweichen gehindert.
Bei dem durch D. K. P. Nr. 26409 geschützten Schnittandeuter von
Karl Krause in Leipzig wird, um genau nach vorgezeichneten Linien
den Schnitt zu vollziehen, ein Balken mittels eines Fufstrittes herab-
gelassen bezieh, gehoben, um so rasch die Stelle zu kennzeichnen, wo
das Messer auftretlen würde.
Um Pappen scharf im Winkel biegen zu können, ist von Friedr.
Birkenbusch in Dresden- Altstadt im D. R. P. Nr. 43450 das Abschaben
von Pappentheilen an der Umbiegstelle durch Messer, die durch einen
entsprechenden Mechanismus hobelnd vorgeschoben werden, angegeben,
während die geklemmte Platte durch eine Spurrolle umgebogen wird.
Nach der Erfindung von Gebrüder Brehmer in Plagwitz-Leipzig wird
auf seiner Pappenfräse die Kante angefräst.
Es ist bekannt, dafs bei nicht gehöriger Aufmerksamkeit des
Maschinenführers das Papier nicht gleiches Gewicht behält, d. h. dafs
gleiche Flächen der Papierbahn, an verschiedenen Stellen derselben
entnommen, nicht gleich viel wiegen, sondern dafs die Gewichte oft
bedeutend von einander abweichen. Es kann dies dem Fabrikanten
einen bedeutenden Schaden verursachen und die Verkäuflichkeit der
Waare wesentlich beeinträchtigen. Deshalb ist es nothwendig, dem
Maschinenführer die regelmässige Controle des Gewichtes aufzutragen;
nicht selten wird dies jedoch nicht gehörig beachtet und ungleich-
förmiges Papier erzeugt. Es hat daher ein Apparat, der die Wach-
samkeit des Wärters controlirt, etwas für sich. Der Apparat müfste
selbsthätige Gewichtsangabe des Papiers ermöglichen, die Zeitangabe
fortlaufend notiren, ohne dafs der Maschinenführer diese Notizen be-
einflussen und nur der controlirende Beamte Vergleiche mit den Auf-
zeichnungen des Wärters thun kann. Zugleich ist der selbsthätige
Verschlufs der Controlbogen wünschenswert!). Diesen vielfachen An-
forderungen wird die Fabriksbogenwage mit selbsthätiger Aufzeichnung
der Zeiten der Wägungen gerecht, für welche allerdings nicht gerade
einfache Einrichtung Georg Rank in Osery bei Grodno in Rufsland das
D.R. P. Nr. 48 316 erhielt. In Fig. 25 Taf. 12 ist die Vorrichtung nach
der Patentschrift skizzirt.
Im Inneren eines vollständig verschliefsbaren Kastens, von dem
nur zeitweilig der Theil N dem Wärter zugänglich ist, schwingt der
Wagebalken «, der an dem einen Ende in die Schale m den mit einem
numerirten Ringe umschlossenen Bogen aufnimmt, was dann geschehen
kann, wenn der Deckel A selbsthätig aufgeklappt ist. Ist dies ge-
schehen, so wird A vom Wärter geschlossen und durch die Knaggen e{
so lange unter Verschlufs gehalten, bis alle übrigen Functionen des
Apparates im Inneren vor sich gegangen sind. Dabei wird aber die
untere Knagge e2 des Hebels e derart gestellt, dafs der Riegel g der
Ueber Neuerangen in der Papierfabrikation. 221
Thüre zwischen Theil N und Q frei wird, diese durch ihr Eigen-
gewicht nach abwärts sich dreht und den Zugang von N nach Q öffnet.
Zugleich wird durch das Schliefsen des Deckels A aber auch die Ge-
wichtsscala z von den sie gewöhnlich verhüllenden Kappen C frei ge-
macht. Dies geschieht, durch das am Deckel befestigte Zahnrad-
segment v und die Zahnstange p, indem diese mit ihrem anderen
Ende den durch eine Feder angedrückten Knaggenhebel q soweit dreht,
dafs sein oberes Ende unter den Zahn r gelangt, wodurch es der Stange s
ermöglicht ist, dem Drucke der Feder u zu folgen und durch ein ge-
eignetes Verbindungsstängelchen das Gelenksparallelogramm /^^^ aus
einander, das Gelenk l herab zu ziehen und somit die Kappen CC seit-
lich von der Scala z zu entfernen, da durch Stängelchen die Verbin-
dung derselben mit dem Gelenksparallelogramm hergestellt ist. Das
Gewicht des Bogens kann nun abgelesen werden. Hierauf kann der
Bogen von der Wagschale entfernt werden, was durch den Löffel y
unter Mitwirkung des eigentümlich hohl und oval gestalteten Hebe-
daumens x{ geschieht. An der Achse von xx ist ein Kurbelgriff ge-
wöhnlich in der Richtung gegen a0; bewegt sich der Griff von o0
gegen a,, so wirkt x± auf y und dieser Abwerfer unterfährt rasch seit-
lich die auf der Schale liegende Papierrolle, wirft sie von jener ab,
worauf sie in den Kasten Q hinabfällt und dort mit anderen Rollen so
lange verbleibt, bis der betreffende Beamte, etwa beim Schichtwechsel,
sie dem Kasten entnimmt. Dreht der Wärter dann die Kurbel weiter
von a[ nach a2, so wird durch die Zahnräder V und W endlich die
mit W auf derselben Achse befindliche Spiralfeder M so weit gespannt,
dafs sie Kraft genug erhält, die Bodenplatte B wieder aufwärts zu
drücken, bis Riegel g einschnappt und durch den bereits erwähnten
Knaggen e2 festgehalten wird. Ist aber die Kurbel bis a2 gelangt, so
ist auch das an ihrer Achse befindliche Excenter c soweit gedreht, dafs
es mittels des Stängelchens d dem Hebel e den weitest möglichen Aus-
schlag derart gegeben hat, dafs der obere Knaggen e, den Sperrhaken f
des Deckels frei gibt und dieser selbsthätig aufspringt, da die Feder x
fortwährend auf die früher schon erwähnte Zahnstange p wirkt und
daher vermöge des Getriebes v die Drehung des Deckels A wirklieh
einzuleiten vermag. Zur endlichen Verzeichnung der Zeiten der Ab-
wägungen dient die oberhalb des beschriebenen Apparates befindliche
Controluhr 17, indem auf einen schon vorbereiteten, eingetheilten und
fortgesetzt bewegten Papierstreifen durch Nadelstiche von der Blatt-
feder L die Zeiten der Wägungen markirt werden. Indem nämlich der
Maschinenführer den Kurbelgriff a0 nach a{ und o2 rückt, bewegt das
bereits erwähnte Excenter c auch das Stängelchen A, dadurch auch den
Winkelhebel E, die Zugstange F, den Hebel Ü7, weiter G und den
Hebel JA, dessen nach abwärts gerichtetes Ende E die Nadelspitze der
Feder L in den Papierstreifen eindrückt. Unter einem bethätigt auch
222 Ueber Neuerungen in der Papierl'abrikation.
die Excenterstange h den Hebel ä, dessen oberes Ende dann durch
einen Kloben auf das Gelenk /2 wirkt, dadurch das ganze Parallelogramm
schliefst und somit auch die Verhüllung der Scala z durch die Kappen C
erreicht. Da, wie früher erwähnt, die Zahnstange p durch die Feder x
nach links gerissen wurde, kann der aufrechte Hebel q den Zahn r der
Stange s gefangen halten, so dafs der Apparat wieder ganz in den an-
fänglichen Zustand versetzt ist.
Die Maschinenbauanstalt Golzern, welche dem Referenten freund-
lichst Zeichnungen ihrer Specialmaschinen zukommen liefs, stellt auch
unter anderen einen sehr hübschen Einsprengapparat dar, der in Fig. 26
Taf. 12 gezeichnet ist. Ein drehbar gelagertes Spritzrohr a erhält in
einer Längsreihe Löcher, durch welche die kalte oder warme Flüssig-
keit ausgespritzt wird und vorerst auf den ebenfalls drehbar gelagerten
Blechmantel mit Austrittsöffnung c schlägt. Sie wird dort so zerstäubt,
dafs die feineren Bläschen nach aufsen auf die zu feuchtende Bahn d
gelangen, während die schwereren Tropfen im Mantel zurückgehalten
werden. Durch die Drehbarkeit der beiden erwähnten Haupttheile kann
der Austritt der zerstäubten Flüssigkeit beliebig regulirt werden.
Die Feuchtapparate leiten uns zur Betrachtung der Kalander, bei
welchen hauptsächlich in der Ausbildung des Bekannten Verbesserungen
stattfanden; insbesondere sei der prächtigen Frictionskalander der Firma
Haubold in Chemnitz gedacht, mit welchen man durch Räderauswech-
selung beliebige Friction erreichen und auch aus ganz untergeordneten
Rohmaterialien hergestellte Papiere mit Hochglanz versehen kann. Bei
dieser Gelegenheit sei der in gewisser Hinsicht vorteilhafte Einflufs
des Kalanders auch auf den inneren Werth der Papiere erwähnt, indem
hierüber ganz interessante Prüfungsergebnisse als Beweis vorliegen.
Insbesondere können die Eigenschaften von Bogenpapier durch rich-
tiges Kalandern in der Querrichtung ganz merklich gebessert werden.
Das Oesterreichische Privilegium vom 4. Februar 1889, ertheilt an
F. Hauke und Ch. J. Ford in London, betrifft auch eigentlich Kalander,
in denen Muster in das durchgehende Papier geprefst werden. Im
Wesentlichen ist das Verfahren nicht neu und konnten die Genannten
auch kein D. R. P. erlangen.
Eine besondere Einrichtung ist in dem Englischen Patente Nr. 8730,
ertheilt an R. T. Willcocks in Buckfastleigh, Devon., enthalten, um auf
einer der gewöhnlichen Langsiebmaschine nachgebildeten Einrichtung
Papier herzustellen, welches das äufsere Ansehen von Handpapier be-
sitzt. Fig. 27 Taf. 12 stellt eine Skizze der Vorrichtung dar. Wir haben
das gewöhnliche Langsieb C, über welchem aus Kautschuk oder ähn-
lich biegsamem Materiale eine endlose Reihe A A solcher Theile in
gleicher Geschwindigkeit mit dem Siebe vorüberziehen, dafs sie eigent-
lich Handformen auf dem Siebe C abgrenzen, in welche Formen aus J
Stoff einfliefst; durch den Saugkasten F, die Gautsche PPl findet eine
Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. 223
der üblichen Maschinenpapierherstellung ähnliche Entwässerung der auf
dem Siebe C so entstehenden einzelnen Bogen statt, die dann durch den
endlosen Filz S in die Presse /?, Rx gebracht werden. Schüttelung
u. dgl. auf dem Siebe soll in ganz ähnlicher Weise wie bei Langsieb-
maschinen stattfinden.
Es seien hier noch einige sehr hübsche Anordnungen von Papier-
fabriken gegeben! In Fig. 28 Taf. 12 ist eine Grundrifsskizze der Papier-
fabrik der Parson's Paper Company in der Papierstadt Holyoke, Mass.
(Erzeugung kräftiger Leinenpapiere), nach „The Paper World", — in
Fig. 29 Taf. 12 jene der „Paper MM" in Lucknow, Ostindien, gegeben,
während Fig. 30 Taf. 12 die Anordnung einer Cellulosefabrik, der „Detroit
Sulphite Fibre Company", welche nach System Mitsc/ierlich arbeitet und
in der Papierzeilung besprochen wurde, darstellt. Durch die ein-
geschriebenen Benennungen dürfte jede der Skizzen für sich verständ-
lich sein.
Das Ende dieses Berichtes bilde eine Mittheilung über Fortschritte
in der Papierprüfung, in welcher sich eine Bewegung geltend macht,
welche auf Abänderung der bestehenden Vorschriften dringt. Es soll
damit keineswegs die Papierprüfung aus dem Wege geräumt werden,
welche ganz unleugbar Vorzügliches für die Verbesserung der Papiere
geleistet hat, doch wird insbesondere eine Abänderung der Bestimmungen
erstrebt, welche die Einreihung in die bekannten Klassen betreffen, so
dafs insbesondere Papiere, welche in einzelnen Punkten den Vorschriften
nicht vollkommen entsprechen, in anderer Hinsicht jedoch mehr bieten,
als verlangt wird, nicht in eine minderwerthige Klasse eingereiht werden
sollen, wie es nach den jetzt bestehenden Vorschriften unvermeidlich
ist. Erwähnt sei vornehmlich die von der Leipziger Prüfungsanstalt
bewirkte Prüfung von Löschpapier durch gleichzeitiges Eintauchen von
Streifen in Wasser und Ermittelung der Saughöhe für eine bestimmte
Zeit. Gearbeitet wird in den beiden Prüfungsanstalten des Deutschen
Reiches und auch in der jungen Anstalt am technologischen Gewerbe-
museum in Wien — es sei insbesondere auf die angebahnte quantitative
Bestimmung von Holzschliff hingewiesen — in emsigster Weise. Es unter-
liegt wohl keinem Zweifel, dafs in der bisherigen erfolgreichen Weise
fortschreitend segensreiche Resultate weiterhin werden gewonnen werden
und dafs auch den berechtigten Wünschen der Praxis Erfüllung winken
dürfte.
224 Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern.
Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern.
l Fortsetzung des Berichtes S. 49 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 13
liäderfräsemaschine von Sainte, March und Co.
Obwohl die Hauptanordnung dieser Räderfräse derjenigen von
Whilworth ähnlich ist, so unterscheidet sich dieselbe doch in bemerkens-
wert hen Einzelheiten. Es sind namentlich diejenigen Einrichtungen
hervorzuheben, mit welchen das Fräsen von Schneckenrädern und
Schrägzahnrädern mit schraubenförmig gewundener Zahnflanke ermög-
licht wird.
Nach Revue industrielle, 1890 * S. 115, besteht diese Maschine aus
einer Wange a, welche, mit dem Quertisch einen Winkel bildend,
Führung und Auflage sowohl dem Spindelstock c als auch dem Fräse-
träger d gewährt. Der aus Fig. 5 ersichtliche Querschnitt der Längs-
wange zeigt eine flache und eine dachförmige Führungsleiste für die
Auflage des Spindelstockes und zwei innere Schrägleisten für die Fest-
stellung desselben mittels zweier Hebelspreizen, die durch eine Quer-
sehraube an die Schrägleisten angedrückt werden.
Die Einstellung des Spindelstockes kann durch unmittelbaren
Kurbelbetrieb der Schraubenspindel e (Fig. 2 und 3), die absatzweise
Verschiebung desselben zum Zwecke geradliniger Eintheilung beim
Fräsen von Zahnstangen jedoch nur durch die Stellkurbelwelle f bei
einfacher Räderübertragung auf die Schraubenspindel e durchgeführt
werden. Mittels Versatzräder, welche auf der stellbaren Schlitzplatte g
(Schere) angeordnet sind, wird die Keilnuthwelle h durch die Stell-
kurbelwelle f betrieben und dadurch das grofse Theilrad t durch Ver-
mittlung der Schnecke k gedreht, deren Lagerstück an dem Spindel-
stock c befestigt ist und mit diesem sich verschiebt.
Das grofse Theilrad t sitzt nicht auf einem Keil, sondern lose und
frei auf der Hohlspindel / (Fig. 5), durch welche die eigentliche Trag-
spindel m geschoben ist. Beide Spindeln / und m werden derart mittels
einer aus zwei Winkelradpaaren bestehenden Einrichtung verkuppelt,
dafs nach Bedarf eine beliebige relative Verdrehung beider Spindel-
theile ermöglicht ist. Diese gegensätzliche Verdrehung beider Spindel-
theile, welche während des Fräsens einer Zahnlücke gleichmäfsig und
verhältnifsmäfsig zur geradlinigen Fräserschlittenverschiebung erfolgt,
erzeugt in Verbindung mit letzterwähnter Bewegung einen Schrauben-
gangtheil. Hiernach sind die Flankentheile der Zähne eines Schräg-
rades nach Schraubenlinien gekrümmt und nicht wie bei einfacher
fester Schrägstellung der Fräserebene zur Radachse des Werkstückes
gerade.
Wird diese Relativverdrehung abgestellt und dadurch das äufsere
Spindelrohr / festgelegt, so gewährt dieses gewissermafseu den festen
Maschinen für die Herstellung von Zahnrädern. 225
Stützpunkt für die eigentliche Verdrehung bezieh. Drehverstelluug des
Theilrades i.
Wenn hingegen diese gegensätzliche Verdrehung beider Spindeln,
nur einmal bezieh, zweimal als feste Verstellung vorgenommen wird,
so kann diese beim Nachfräsen der Zahnflanken eines Winkelrades,
wie später erklärt werden soll, wesentliche Dienste leisten.
Diese Spindelkuppelung besteht aus dem Winkelrade n (Fig. 2
und 5), welches auf der Tragspindel m aufgekeilt ist und das in die
beiden Winkelrädchen o greift, die um feste Zapfen frei kreisen, welche
an die Arme des Theilrades i angesetzt sind. Diese beiden Rädchen o
stehen im Eingriff mit dem Winkelrade p auf der Hohlspindel /, wäh-
rend letztere vermöge des Schneckentriebwerkes q r entweder fest-
gehalten ist oder durch die Schneckenspindel r gedreht werden kann.
Im ersten Fall hat eine Verdrehung des Theilrades i eine Drehung der
beiden Getriebe o, demgemäfs eine Verstellung der Spindel m mit dem
Rade n zur Folge. Da nun auf m mittels Spannkegeln (Fig. 3) das
Werkstückrad aufgespannt ist, so wird dieses hierdurch um den Betrag
seiner Bogentheilung verdreht.
Wenn hingegen nach erfolgter Einstellung des Werkstückrades
durch die Stellkurbel f die Schnecke r während des Fräseganges in
Betrieb gesetzt wird, so gewährt das festgestellte Theilrad i vermöge
seiner Zapfen o den Stützpunkt für die Drehung des Spindelrades p
durch m und n.
Der Fräsersupport besteht aus einem Winkel s (Fig. 1, 2 und 4)
mit kreisförmiger Fufsplatte, wodurch eine Verdrehung desselben auf
der Schlittenplatte d um einen centralen Spannbolzen (Fig. 4) und eine
Verstellung längs der Querwange ermöglicht ist.
An der lothrechten Wand des Supportwinkels s ist eine wagerechte
Führungswange t in der Höhenrichtung mittels Schraubenspindel stell-
bar, auf welcher eine Schlittenplatte u verschiebbar ist und die das
Spindellager v trägt, welches ebenfalls in die erforderlichen Winkellagen
eingestellt werden kann.
Indem nun ein an der inneren Lagerseite vorgesehenes Wiukelrad
auf der Fräserspindel das in der Schwingungsachse des Lagerstückes
befindliche gröfsere Winkelrad bethätigt, wird vermöge eines kleinen
Schneckentriebwerkes v{ die gleichbenannte Keilnuthwelle in der
Wange t und durch Vermittelung eines Stirnradpaares die Schrauben-
spindel to getrieben, welche die gleichmäfsige Verschiebung des Fräser-
schlittens bewirkt. Um nun beim Zurücklegen des Fräserschlittens
durch die Handkurbel nicht vom treibenden Räderwerk behindert zu
sein, ist die Ausrückkuppelung x vorgesehen.
Die Schraubenspindel w ist ferner nach hinten zu verlängert: dieser
mit Keilnuth versehene, sonst glatte Spindeltheil schiebt sich durch ein
Hülsenrad t/, welches durch Vermittelung von Versatzrädern, die auf
IMngler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 5. 1890(111. 15
226 Neuerungen an Dampfkesseln.
einer stellbaren Schlitzplatte entsprechende Anordnung linden, das
Schneckentriebwerk z bezieh, die Schrägzahnräder : hethätigt und
hiernach die Keilnuthwelle r sammt Schnecke, d. i. das Schneckenrad 7,
treibt, wodurch jene bereits beschriebene Relativ Verdrehung der Spin-
deln m und / hervorgerufen wird.
Bemerkenswerth ist noch die Herstellung von Winkelrädern mittels
des Fräsewerkes. Nachdem der Supportwinkel mit der Wange t in
die vorbestimmte Schräglage eingestellt worden ist und sämmtliche
Zahnlücken des Winkelrades in gleichbleibendem, kleinstem Formquer-
schnitt durchgefräst worden sind, wird das Werkstückrad um einen
bestimmten kleinen Betrag relativ gegen das Theilrad verdreht, was
mit der Handkurbel an der Führungswange t bewerkstelligt werden kann.
Hierdurch werden die äufseren Zahnquerschnitte am Kegelrade
einen gröfseren Drehungsbogen zurücklegen als jene der Kegelspitze
zugekehrten. Wird nun das Fräsen bei ausgerücktem Triebwerk y z
fortgesetzt, so mufs das FVäsewerkzeug, der Relativverdrehung ent-
sprechend, von jeder Zahnflanke nunmehr verschieden starke Schichten
abnehmen, welche natürlich nach der Kegelspitze zu sich verjüngen.
Dieses Verfahren wird auch für die Ausbildung der anderen Zahn-
flanke wiederholt, wobei die Relativverstellung des Werkstückes nach
entgegengesetztem Drehungssinn zur vorhergehenden durchzuführen ist.
Pr.
Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 272 * S. 401.)
Mit Abbildungen.
1) Kesselmaterial und Anforderungen an dasselbe.
Die in Folge der Einführung von Dreifachexpansionsmaschinen er-
heblich gesteigerten Dampfspannungen waren der Grund, dafs an das
Kesselmaterial bezüglich Festigkeit und Sorgfalt in der Bearbeitung
entsprechend stets höhere Anforderungen gestellt wurden. Die Ab-
nehmer suchen durch vorherige Proben mit dem zum Bau der Kessel
zu verwendenden Materialien sich sicher zu stellen.
Die Firma Carnegie, Phipp und Comp, in Pittsburg gibt, nach einer
Notiz in Stahl und Eisen, 1890 Nr. 5 S. 468, folgende Zusammenstellung
der Lieferungsvorschriften für Bleche seitens ihrer verschiedenen Auf-
traggeber:
United States Navy. — Mantelbleche: Festigkeit 40,78 bis 47,1 k/qir.m,
Dehnung 22 Proc. quer und 25 Proc. längs auf je 200mm Länge;
Flanschen: Festigkeit 35,15 bis 40,78*/qinm, Dehnung 26 Proc. auf 200™'"
Länge; chemische Zusammensetzung: Phosphor nicht über 0,035 Proc,
Schwefel nicht über 0,040 Proc; Kalibiegeprobe: das Probestück mufs
Neuerungen an Dampfkesseln. 227
sieh flach auf einauder schlagen lassen; Härlungsprobe: das Flufseisen
wird bis Kirschroth erhitzt, in Wasser von 280 getaucht und um einen
Dorn von der l'/o fachen Dicke der Platte gebogen.
British Admiralty. — Festigkeit 40,94 bis 47,24k/qmm. Dehnung
20 Proc. auf 200mm Länge. Kaltbiege- und Härteprobe wie oben.
Bureau Verität. — Mantelbleche: Festigkeit nicht unter 42,51kjqmm,
Dehnung 20 Proc. auf 200mm; der Pr-obestreifen mufs nach Erhitzung
bis auf Rlattroth wärme und nachfolgender Abkühlung in Wasser von
28° C. eine Biegung so weit aushalten, bis die Oeffnung zwischen den
Enden die 3 fache Dicke der Platte erreicht hat.
United States Marine. — Festigkeit nicht unter 42.18k qmm, Contraction
50 Proc.
American Boilermakers Association. — Festigkeit 38,57 bis 45,70kjqmn„
Dehnung 20 Proc. auf 200mm Länge für Bleche von \ Zoll Dicke und
darunter, 22 Proc. für Bleche von 3/8 bis 3!4 Zoll, 25 Proc. für Bleche
von 34 Zoll und darüber; Kaltbiegeprobe: bei Blechen von 1/2 Zoll Dicke
und darunter mufs der Probestreifen sich flach auf einander schlagen
lassen, ohne Risse zu zeigen; bei Platten über '/2 Zoll Dicke mufs der
Probestreifen einer Biegung von 180° über einen Dorn von der l1^ fachen
Dicke der Platte unterworfen werden: chemische Zusammensetzung:
Phosphor nicht über 0,040 Proc, Schwefel nicht über 0,030 Proc.
Die gelegentlichen Erfahrungen bezüglich der Haltbarkeit von
Kesseln sind mitunter überraschend. So wurden nach der Zeitschrift des
Verbandes der Kesselüberwachungsvereine bei einem combinirten Kessel,
aus einem unteren Zweiflammrohrkessel und einem oberen Feuerröhren-
kessel bestehend, die beiden Flammrohre in Folge Wassermangels ein-
gedrückt, ohne dafs eine Explosion erfolgte und ohne dafs jemand be-
schädigt wurde. Der Kessel war von Carl Sulzberger und Comp, in
Flöha aus Schweifseisen von Schulz- Knaudl in Essen hergestellt. Gute
Arbeit und gutes Material haben die Folgen der Nachlässigkeit in der
Wartung verhütet.
Der Zweiflammrohrkessel hatte Vorfeuerung, und machte es die
letztere unmöglich, das Eintreten des Erglühens und Eindrückens der
Rohre von den Feuerthüren aus rechtzeitig zu sehen. Die Ursache des
Wassermangels wurde im vollständigen Verschlammen der Wasser-
stände und ihrer Zuleitungen gefunden: es ist dies ein Umstand, welcher
leicht bei Vorfeueruugen vorkommt, da durch die grofse Länge der
heifs liegenden Zuleitungsröhren zwischen Kessel und Wasserstands-
körper der Niederschlag aus dem Wasser, ja sogar Kesselsteiubildung
in diesen Röhren aufserordentlich begünstigt wird und in kurzer Zeit —
zuweilen nach Tagen — schon eine Verstopfung derselben erzeugt.
Die Querschnitte der zusammengedrückten und eingebeulten Rohre
sind in den Fig. 1 bis 3 dargestellt: am wunderbarsten ist die Gestaltung
der Umbörtelungen mit zwischenliegendem Stemmringe beim linken
228
Neuerungen an Dampfkesseln.
Flammrohre, welche nach hinten zu eine vollständige Falte zeigt. Heim
ersten Flammrohre war die Durchbiegung der Krempen erst im Be-
ginne, d. h. der Bord hatte sich etwas zur Seite drücken lassen.
Trotz dieser mächtigen Einbeulung und Formveränderung der
einzelnen Flammrohrbunde hat auch nicht eines der Bleche Brüche
oder Bisse aufzuweisen gehabt; die Oberflächen derselben sind — wenn
auch gedehnt — ohne Tadel geblieben. Nur der Stemmring zwischen
IcScA
Fig. 1.
cftotvi' i.
j&'ij
ii^Sc^nj.00
den Börtelungen des zerquetschten
Bundes ist naturgemäfs durch
Knickung gebrochen, da er nieht
glühend gewesen war. Ein Niet-
kopf war an der zusammen-
gewürgten Krempe in der oben
erwähnten Falte abgesprungen,
und nur an dieser kleinen Stelle
hatte etwas Dampf ausgeblasen,
dessen Zischen beim Ausströmen
Veranlassung gegeben hatte nach-
zusehen, ob etwas in den Flamm-
rohren passirt sei.
Als bemerkenswerth ist noch
zu berichten, dafs beide Flamm-
rohre auf dem ersten Ringe oder
Schusse je eine eingeschraubte
Büchse mit Bleipfropfen , zur
Sicherung gegen Wassermangel
eingeschraubt trugen. Die Pfropfen
sind nicht geschmolzen, trotzdem
die Rohre gründlich glühend ge-
wesen sind.
Ein abermaliger Beweis, dafs
eingeschraubte Bleipfropfen auf
Feuerplatteu von Flammrohren
keine unbedingte Sicherheit ge-
währen! Solche Beispiele finden wir in Fachschriften und Zeitschriften
wiederholt angeführt.
Ein weiteres Beispiel aufserordentlieher Haltbarkeit eines gewellten
Flammrohrschusses wird ebenfalls von der Zeitschrift des Dampfkessel-
überwachung »Vereines mitgetheilt. Der betreffende Kessel besitzt einen
Einflammrohrkessel als Unterkessel und einen Heizröhrenkessel als Ober-
kessel mit Dampfraum. Beide sind durch zwei Stutzen mit einander
verbunden. Der Unfall geschah kurz nach einer Reinigung des Kessels
und der damit verbundenen Druckprobe, wobei der Kessel ganz mit
Wasser gefüllt wurde. Am nächsten Morgen wurde sehr schnell an-
F.S 3.
Neuerungen an Dampfkesseln. 229
geheizt, und schon bei 4:,t trat die Einbeulung ein. Wahrscheinlich
war beim Ablassen des Druckprobewassers das Ventil nicht dicht ge-
schlossen worden und der Kessel über Nacht bis auf den Unterkessel
leer gelaufen. Das Blech des Flammrohres blieb bis auf einen kleinen
60mm langen Querrifs unversehrt; dort klaffte das Loch 8mm, und die
Ränder waren messerscharf ausgezogen. Die Einbeulung war an der
tiefsten Stelle 7i»0nini tief, ihre ganze Länge betrug 2660mni, während
die glatt gestreckte Welle nur 2490mm lang ist, so dafs das Blech in
seiner Länge um 170mm (etwa 6r.2 Proc.) gestreckt wurde. Senkrecht
zur Achse trat keine Dehnung ein. Die Gewalt, mit der die Form-
veränderung vor sich ging, läfst sich daraus erkennen, dafs sowohl der
Feuerbrücken- wie der Rostträger durchbrochen und herausgedrängt
wurden.
Versuchsstäbe aus der Beule des Wellrohres haben eine Festigkeit
von 50k qmm bei 4 Proc. Dehnung ergeben; das ursprüngliche Material
hatte eine Festigkeit von 36k bei 30 Proc. Dehnung. Diese Erscheinung
entspricht ganz den Erfahrungen, welche in anderen Fällen gemacht
worden sind. Das Material wurde während und gleich nach der Beulen-
bildung über die Elasticitätsgrenze hinaus beansprucht und näherte sich
dadurch dem Zustande, den man mit „tot gereckt" bezeichnet, d. h. es
hat seine Dehnungsfähigkeit fast vollständig eingebüfst. Diese Wirkung
ist im vorliegenden Falle wahrscheinlich noch durch einen Härtungs-
vorgang erhöht worden, da nach dem Niederdrücken des rothwarmen
Theiles das tiefer stehende Wasser wieder in die Beule gelangen
konnte. Jedenfalls liefert der Vorgang einen Beweis für die Vorzüg-
lichkeit des verwendeten Materials.
2) Gewellte Röhren.
Mit den Bestrebungen der Kesselbauingenieure, die Widerstands-
fähigkeit des Kesselmaterials zu vergröfsern, steht aufs innigste im
Zusammenhange die Entwickelung der gewellten Röhren, wie sie von
Fox. Farnley, Purve u. A. eingeführt sind. Bei den grofsen Marinekesseln
wird man nur noch selten glatte Feuerrohre von einigermafsen bedeuten-
dem Durchmesser finden, dieselben sind sämmtlich durch Wellröhren
ersetzt, da diese gröfseren Widerstand und gröfsere Heizfläche bieten.
Einige bemerkenswerthe Mittheilungen über Spannungen im Kessel-
material machte der Ingenieur Knaudt in Nr. 303 S. 63 von Glaser 's
Annale», auf welche wir hiermit hinweisen.
Ueber die Verwendbarkeit der Fox' sehen Wellrohren zu Con-
structionen für Locomotivkessel sind in letzterer Zeit von Erfolg ge-
krönte Versuche angestellt worden. Die Vorzüge, welche diese Röhren
in Bezug auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen äufseren Druck den
glatten Röhren gegenüber darbieten, lassen die möglichst ausgedehnte
Verwendung der gewellten Röhren als wünschenswerth erscheinen. Be-
230 Neuerungen an Dampfkesseln.
kanntlich bietet die Construction der Feuerbüchseu mit tlacheu Wand-
formen wegen der dabei erforderlichen Stehbolzen bedeutende Schwierig-
keit, und erscheint deshalb der Ersatz derselben durch eine einfachere
Einrichtung äul'serst wünschenswerth. Ueber die einschlägigen Ver-
suche berichtet das Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1889
Nr. 5 S. 189, folgendes:
Die Gewerkschaft Schulz Knaudl i hat nun die Möglichkeit der An-
wendung von Wellrohren zu Locomotivkesseln ins Auge gefafst, und
sich behufs Durchführung eines Versuches im J. 1884 mit Herrn Eisen-
bahndirektor Pohlmeyer, Leiter der Centralwerkstatt in Dortmund, in
Verbindung gesetzt. Das Ergebnils der gemeinsamen Arbeit war eine
Anordnung, welche durch Umbau einer Locomotive erzielt wurde,
welche auf Grund der Vorlage der ersten Skizzen durch Herrn Geheim-
rath Stambke im Mai 1885 zu diesem Zwecke gelegentlich einer gröfseren
Ausbesserung zur Verfügung gestellt wurde.
Die Verhältnisse des Kessels vor und nach dem Umbaue gehen
aus der nachstehenden Zusammenstellung hervor:
Alter Neuer
Kessel
Heizfläche der Feuerkiste 6qm,l 101^,1
„ „ Heizrohre 89qm,6 88'CV
Gesammt-Heizfläche 95qm,7 98qm,2
Rostfläche lqm,3 iqm,3
Verbrennungsraum lcbm^ lcbnr;
Dampfraum lcbm^g lcbm^
Wasserraum Scbn^O öcbm^
Spiegelfläche öqm^ 4qmi0.
Bei dem Umbaue sind Cylinder, Steuerung, fast der ganze Rahmen,
Achse und Räder geblieben, nur der Kessel ist geändert; er besteht
aus einem runden Hinterkessel von 1900mtn Durchmesser mit einem
1200mm
Wellrohre von 1„»ninm Durchmesser, während der Vorderkessel wie bei
jeder anderen Locomotive das Rohrbündel, hier aus 187 Rohren von 3m
Länge, gegenüber 160 4270mm langen Rohren vor dem Umbaue, be-
stehend, enthält.
Die Rohrwand ist so in das Rohr gesetzt, dafs die Nieten ganz im
Wasser liegen und man trotzdem von der Feuerseite her die Naht
stemmen kann. Um eine möglichst grofse Unbeweglichkeit dieser
Wand zu erreichen, überragt das Wellrohr dieselbe mit 4 Ohren, welche
mit Eckankern an der Zwischenwand befestigt sind.
Zu demselben Zwecke ist noch ein Bodenring angeordnet, welcher
an eine flachgeschmiedete Stelle des Wellrohres angeschlossen ist. Eine
Verbindung der beiden Rohrplatten durch Ankerrohre findet nicht statt.
1 Diese Firma hat bekanntlich das Ausführungsrecht für die Fox'schen
Röhren auf dem Continent erworben und ist auf die Herstellung derselben
in musterhafter Weise eingerichtet.
Neuerungen an Dampfkesseln.
231
Die Hinter- und Mittelwand sind durch Langanker gegen einander ver-
steift, was auch durch Wölben derselben erreicht werden kann; auch
kann man die Mittelwand ganz fallen lassen. Fig. 4 und 5 veranschau-
lichen die betreffenden Formen.
Der ganze Kessel ähnelt sehr demjenigen der Locomobilen, welche
in der Magdeburger Gegend viel gebaut werden, und die den älteren
Kig. 4
Fis. 5.
Arten mit viereckiger Feuerkiste wenigstens ebenbürtig sind. Der
stark geneigte Rost liegt unter der Mitte des Rohres und seine Bedie-
nung geschieht viel leichter, als bei der jetzt üblichen tiefen Lage unter
der Schürthür. Die Entfernung der Asche geschieht derartig, dafs mit
einer Krücke von passender Form die Schlacken in den unten liegenden
Aschkasten gezogen werden, eine Arbeit, die bei jedem Aufenthalte,
wenn nöthig auch während der Fahrt, geschehen kann. Die Oeffnung
des Bodenringes dient zur Entfernung des Staubes, der über die Feuer-
brücke mitgerissen wird. Um die Verbrennung vollkommen zu machen,
ordnete Herr Direktor Pohlmeyer in der Feuerbrücke noch eine zweite
Luftzuführung an, welche den gehegten Erwartungen entspricht. Seit
Juni 1888 ist die Maschine dem Betriebe übergeben und zeigt sich als
recht leistungsfähig. Die Königl. Eisenbahndirektion Köln (rechtsrh.)
gibt an, dafs bei der mit Wellrohrfeuerkasten ausgerüsteten Gütertender-
locomotive die Leistungen des Kessels bezüglich der Dampferzeugung
sich gegenüber den Kesseln gleichartiger Locomotiven mit kupfernen
Feuerkästen günstiger erwiesen, der Kohlen verbrauch war jedoch gröfser,
was dem Umstände zuzuschreiben sei, dafs der Wellrohrfeuerkasten
seiner Gröfse wegen mehr Kohlen zum Anheizen erfordere.
Ueber eine Probefahrt dieser Locomotive mit einem Güterzuge von
Deutzerfeld bis Eitorf am 5. Oktober 1888 wurde folgendes berichtet:
Der Güterzug hatte 91 Lastachsen. Nach den Leistungsvorschriften be-
232 Neuerungen an Dampfkesseln.
tnigt die Belastung für Locomotiven der Gruppe VU, welcher Nr. 1713
augehört, von Deutzert'eld bis Siegburg 102, von Siegburg bis Eitorf
78 Lastachsen, was für letztgenannte Strecke eine Ueberlastung von
13 Lastachsen ergibt. Es mufste von Siegburg ab der Steigung und
Ueberlastuns wegen fast andauernd mit halber Cvlinderlüllung gefahren
werden, wobei, um das Wasser beizubehalten, eine Strahlpumpe be-
Btändig in Thätigkeit war; gleichwohl konnte, allerdings unter Anwen-
dung grofser Aufmerksamkeit und ausdauernder Thätigkeit der Mann-
Bchaft Dampf und Wasser in den günstigsten Grenzen und auch die
Fahrzeit innegehalten werden. Dabei wurden für die ganze 42km,9 lange
Strecke von Deutzerfeld bis Eitorf 5cbm,2 Wasser und 1200k Kohlen.
Anheizung einbegriffen, gebraucht. Die letztgenannte Menge erscheint
weniger hoch, wenn man die Steigungsverhältnisse in Betracht zieht.
Wir bemerken dazu, dafs die Steigung der Bahn bis Siegburg an-
haltend, aber nicht erheblich ist, dagegen von Siegburg bis Eitorf
zwischen 1 : 800, 1 : 500 und 1 : 300 wechselt. Die Locomotive ist z. Z.
zur thunlichsten Beseitigung der Mängel, welche an ihr im Betriebe
befunden worden sind, in der Werkstätte. Als Mängel stellten sich
folgende heraus: Die auf den Seiten angebrachten Wasserkasten be-
hinderten ihrer Breite und Höhe wegen die Aussicht der Mannschaft;
der Bremshebel, die Strahlpumpen und der Kohlenkasten waren un-
günstig gelegen; die grofse Fläche der Hinterkesselwand strahlte zu
viel Wärme aus und belästigte daher die Mannschaft sehr.
Mit den Versuchen ist der Beweis geliefert, dafs die entwickelte
Dampfmenge nicht nur so grofs war, als die des alten Kessels, sondern
noch etwas gröfser, da sie ausreichte, die Cylinder vollständig mit halber
Füllung zu versehen, und es wird kein Grund vorliegen, nicht auch
Gütermaschinen und andere derartig abändern zu können, bei denen
die Mängel, z. B. der Wasserkasten, von selbst fortfallen.
Während des mehrmonatlichen Betriebes ist niemals über ein Mit-
reifsen von Wasser geklagt, es ist deshalb anzunehmen, dafs Versuche
wie die Eingangs erwähnten ergeben würden, dafs die Dampfentwicke-
lung hauptsächlich in den vorderen Heizflächen und weniger im Rohr-
bündel vor sich geht. Herr Direktor Pohlmeyer war sich wohl bewufst,
dafs der grofse Durchmesser des Hinterkessels vielleicht unnöthig sei,
doch hätte an zu kleinem Dampfraume leicht der erste Versuch scheitern
können. Bei dem angestrengten Betriebe zeigte sich nun, dafs die
Feuerungseinrichtung richtig, dafs besonders die Luft in genügender
Menge zugeführt wurde. Die Hinterwand könnte nun zum Schutze
gegen die Hitze mit einer Bekleidung versehen werden, wie dies bei
allen anderen Dampfkesseln üblich ist; es wäre auch rathsam, bei Neu-
ausführungen an Stelle zweier getrennter Feuerthüren deren nur eine
anzuordnen, diese vielleicht als Flügelthür.
Der Wasserraum des Kessels von 5cbm,4 hat nun auch entschieden
Neuerungen an Dampfkesseln. 283
günstig gewirkt, da er verhinderte, dafs die Druekschwankung unan-
genehm auftrat; seiner Gröfse allein ist es wohl zu danken, dafs die
Maschine im sonstigen Betriebe auf kurze Zeit ungewöhnlich viel leisten
konnte. Wir sehen also hier, dafs trotz des geringen Dampfraumes
von lcbm^ unci der kleinen Spiegelfläche von 4lini doch wohl trockener
Dampf erzielt wurde, trotzdem der Langkessel ganz mit Wasser ge-
füllt war. Der Hinterkessel könnte also entschieden kleiner sein als in
der vorliegenden Ausführung, was auch gestatten würde, den Kessel
tiefer zu legen. Die sonst erwähnten Mängel sind wohl nur neben-
sächlich.
Der wesentliche Unterschied früherer Ausführungen mit Wellrohr,
z. B. von Kaselowsky, gegen die vorliegende besteht darin, dafs man
dabei die Stehbolzen nur theilweise vermieden, ferner ein kupfernes
statt eines geschweifsten vollrunden Rohres aus Eisen verwendet hat.
Unter anderen Uebelständen, die deren Weiter Verwendung verhinderten,
zeigte sich namentlich der, dafs die vorstehenden Wellentheile im Ge-
brauche wesentlich dünner wurden.
Da sich in den Fox- Rohren, auch in Kesseln mit scharfem Unter-
winde diese Erscheinung bisher nicht gezeigt hat, so mufs angenommen
werden, dafs sie nur der Weichheit des Kupfers zuzuschreiben ist. Es
scheint, als ob der Flugstaub, welcher mit ziemlicher Geschwindigkeit
an den Flächen vorbeistreicht, diese abschleift, ein Umstand, der bei
den früher gebrauchten Messingsiederohren ja auch zu schnellem Ver-
schleifse führte.
Ein sogen. Wegbrenuen dürfte bei Kupfer als ausgeschlossen zu
betrachten sein, da letzteres vermöge seiner geringen specifischen Wärme
viel kälter bleibt als Eisen, bei dem solche Fehler, wenigstens im Well-
rohre, niemals bemerkt wurden.
In den Vereinigten Staaten hat Strong auch schon Locomotiven mit
diesen Wellrohren gebaut. Sie unterscheiden sich wesentlich von der
vorliegenden Anordnung, da sie zwei enge Feuerrohre, statt des einen
weiten haben. Der Vortheil des weiten Verbrennungsraumes, den auch
die gewöhnlichen Feuerkisten haben, ist also nicht vorhanden. Es mag
sein, dafs dieser Nachtheil durch andere Vortheile wieder aufgehoben
wird, da die Maschinen nicht schlecht arbeiten sollen. Der Hauptübel-
stand liegt aber darin, dafs nicht nur der Kesselmantel, sondern auch
die Feuerkiste wesentlicher Verstärkungen durch Stehbolzen und Anker
bedarf. Vor einigen Jahren wurde bei uns in Deutschland auch ver-
sucht, das Kupfer durch Eisen zu ersetzen, aber entgegengesetzt den
Erfahrungen in Amerika mit recht schlechtem Erfolge. Vielleicht hätte
man mit geringen Blechdicken bessere Erfolge erzielt; immerhin wären
die verwickelten Anordnungen, wie sie durch die geraden Wände be-
dingt werden, nicht vermieden. Die Spannungen der einzelnen Theile
sind schon bei kaltem Drucke höchst ungleichmäfsig und steigen unter
234
Neuerungen an Dampfkesseln.
dem Dampfdrucke, also bei höheren Wärmegraden so, dafs sie nicht
zu berechnen, sondern nur noch zu schätzen sind. Der beste Beweis
für die Unzuverlässigkeit der Stehbolzen ist der. dafs man sie der Länge
nach anbohrt, um ein Abbrechen nur überhaupt wahrzunehmen. Was
die Deckenverankerung angeht, so wird sie in so viel verschiedeneu
Arten, mit Barren oder durch Absteifungen gegen den Aufsenkessel aus-
geführt, dafs man bei allen Arten auf Mängel schliefsen mufs. Bei dem
Wellrohrlocomotivkessel sind diese Schwierigkeiten vermieden, seine
Ausbesserungsbedürftigkeit wird sich wesentlich gegen die der bisherigen
Kessel vermindern, und hierin liegt gerade sein Haupt vortheil. Das
Auswechseln der Feuerstelle ist hier sehr einfach, bei anderen Feuer-
kisten sehr zeitraubend und kostspielig. Schädliche Spannungen und
Durchbiegungen, die zur Grubenbildung im Hinterkessel Veranlassung
geben, sind nicht vorhanden. Der Längenunterschied zwischen lnnen-
und Aufsen-Kessel wird durch die Biegsamkeit des Wellrohres un-
schädlich gemacht.
Was nun die Preisfrage bei der Anschauung betrifft, so wird ein
solcher Kessel ungefähr 3000 M. billiger als ein anderer. Die für deu
Umbau bequemste Locomotivart ist eine Güterzuglocomotive mit Tender,
da man bei den kleinen Rädern den Hinterkessel über diesen anordnen
kann und nicht gezwungen ist, ihn dazwischen zu legen. Sollten
irgend welche Verhältnisse es wünschenswerth machen, die Dampf-
spannung (z. B. bei Verbundwirkung) zu steigern, so ist dies bei dieser
Form leicht möglich.
Wellrohre von 17at Betriebsdruck sind schon seit Jahren in Ge-
brauch und Mäntel von 4m Durchmesser mit innerem Drucke schon
vielfach für 12at hergestellt- es hat also wohl keine Schwierigkeit, die
Hinterkessel von etwa 2m Durchmesser für höheren Druck brauchbar
zu machen.
Ueber einen mit einem Wellrohrdampfkessel System Kuhn, erbaut
von Jos. Paucker und Sohn in Wien, angestellten Heizversuch berichtet
UhlantTs praktischer Maschinenconstructeur , S. 143, nach dem von den
Fabrikanten überlassenen Protokolle. Die Versuche wurden von Professor
Radinger in der Jubiläumsausstellung 1888 hauptsächlich zur Ermitte-
Neuerungen an Dampfkesseln. 235
lung des ökonomischen Wirkungsgrades angestellt. Der Kessel ist im
Wesentlichen ein Cornwell-Kessel, dessen Flammrohr vorn wesentlich
weiter ist als in den letzten beiden Dritteln, woselbst dieses ein Well-
rohr bildet. Ein conisches Rohrstück verbindet letzteres mit dem
vorderen Feuerrohre, welches mit einer Schüttfeuerung und einem quer
eingelegten Siederohre versehen ist. — Die Hauptabmessungen des
Kessels sind (Fig. 6 und 7):
Länge des Kessels 6800mm Böden 16mm
Durchmesser des Aufsenmantels vorn 1700mm Blech 12mm
,, mitten und hinten 1500mm Umm
Feuerrohres 1030mm n 13mm
Feuerwellrohres mitten und hinten 750/850mm " 10mm
Querrohres Mitte 300mm ^
an den Seiten . . . 380mm \ » 12mm
Dampldom-Höhe 900mm ); lOmm
„ Durchmesser 700mm Decke 15mm
Heizfläche wasserbedeckt 40qm
Rostlläche schrägliegend Oqm 56
Normaler Wasserinhalt 5860'1
Dampfdruck 6at. Martinstahlbleche, geschweifstes Wellrohr: Langreihen,
aulsen doppelt genietet.
Aufserdem sind Schaulöcher im Feuergeschränke zur Beobachtung
der Verbrennung am Roste vorhanden.
Allgemeine Beobachtungen. Der Kessel, welcher im April 1888 ganz
neu angefertigt und seit Mai 1888 in der Ausstellung täglich im nor-
malen Gebrauche stand, erwies sich in allen Theilen absolut fehlerfrei
und gab nie zu einer Störung Anlafs.
Alle Armaturen waren stets dicht und musterhaft in Stand.
Am Versuchstage wurde der Kessel mit Absicht sehr wechselnd
verschieden beansprucht, so dafs die Feuerung erst einmal fast ganz
eingestellt und dann wieder in forcirtester Art getrieben werden mufste.
Der Wasserstand blieb dabei normal ruhig und der Dampfdruck schwankte
in natürlichen Grenzen.
Die Feuerung blieb aber stets völlig rauchfrei, wie sich zahlreiche
Sachverständige, welche dem Versuche beiwohnten, durch die Glastafel
vor dem beleuchteten Kanäle der abziehenden Feuergase überzeugten.
Erpebniß des Heizversuches.
Dauer des Versuches: von 4 Uhr 26 Minuten bis 9 Uhr 10 Minuten
= 4 Stunden 44 Minuten =4,73 Stunden.
Stand der Wasserhöhe und des Dampfdruckes im Kessel war zu Begini.
und zu Ende des Versuches genau gleich
(Wasser genau auf der Marke, Dampf 6at).
Temperatur des Speisewassers fast constant 9,50.
.Mittlerer Dampfdruck 5at,8 absol.
Mittlere Temperatur der Essengase 2200.
Kohle verbrannt total 340k
340 I Die Kohle ent-
„ „ pro Stunde = 71k 9 f hält laut ehem.
4,73 ' > Analyse 12,5Pro-
719 \ centunverbrenn-
» „ „ „ und l'im Rusttläche — ^ = 128k 4 \ liehe Theile.
0,5b
236 Neuerungen an Dampfkesseln.
Wasser verdampft total 2600k
pro Stunde ^ = 549^,60 f Von WS» Wasser
» » ■ r 4 ,3 \ ,n Dampf, von
5411 i 5,8 at. absol.
und l'ini Heizfläche -^r- = 13k,72 1
Fie/-damp/unc.
lk Kohle erzeugt Dampf ohne alle Nebenrücksicht . -kjjt = 7k,65
340
3600
= 8k,74
(100— 12,05) 340
7k,54 }
8k,90 ' Zu Dampf von
gki62 ( 5,8 at absol.
10k'l7 '
7k,74 ) Zu Dampf von
8k 84 ( 1 at absol.
lk Brennstoff erzeugt Dampf (unverbrennliche Theile
abgezogen)
lk Kohle hätte verdampft Wasser von 0° . .
lk „ „ „ „ „ 1000 .
lk Brennstoff hätte verdampft Wasser von 0° .
lk . „ „ „ „ 1000
Jk Kohle hätte verdampft Wasser von 00 . .
lk Brennstoff hätte verdampft Wasser von 0° .
Nutzeffect und Heizwerlh der verwendeten Kohlen. Von jeder Kohlen-
partie wurde eine Menge von etwa 0k,5 abgesondert, welche dann
gemischt und einer chemischen Untersuchung durch Prof. Schwackhbfer
in Wien unterzogen wurden.
Die Analyse ergab:
In 100 Gew.-Th. Kohlen sind enthalten:
Kohlenstoff 74,33
Wasserstoff 4,53
Sauerstoff 8,65
Stickstoff 1,87,
Hygroskopisches Wasser .... 3,74 [ unverbrennlich 12,49
Asche 6,88^
Schwefel 0,38
Calorischer Werth nach :
8080 C + 29630 (H — i/o O) + 2500 S — 630 W „_, . _ „
- * = 7014 W.-E.
100
Nach Schlufs des Versuches wurde die Asche und durchgefallene
Kohle unter dem Roste gesammelt, nachdem vor Beginn der Aschenfall
gereinigt worden war.
Die Rückstände betrugen 34k mit einem gleichfalls von Professor
Schwackhbfer bestimmten Heizwerthe von je 4055 Wärme-Einheiten.
Die aufgewendete Heizkraft betrug daher:
340k 7014 = 2 384 760
- 34k 4055 — 137 870
Im Kessel nützlich verwendete Wärme:
| = 2 246 890 Wärme-Einheiten.
In Dampf von 5at,8 absol. Spannung sind \ _ fi., ~~<y w E
in lk enthalten 654,272 ( ~~ f lk
Im Speisewasser von 9,5° C. bereits enthalten 9,5 )
In den verdampften 2600k Wasser kommen daher vor:
2600644,772 = 1676277 Wärme-Einheiten.
Der Nutzeffect der Kesselanlage stellt sich daher auf:
1 676 277
= 0 745 = 74 5 Proc
2 246 890 lV '
Neuerungen an Dampfkesseln. 237
wozu noch die Arbeit zum Einbringen des Speisewassers in den Kessel
hinzukommt, indem der dazu nöthige Dampf vom Kessel selbst geliefert,
aber nicht in Anschlag gebracht wurde.
Der Nutzeffect dieses Kessels würde aber noch weiter erhöht
worden sein, wenn derselbe nicht Nachts, Morgens und Tags über still
gestanden und nur in den Abendstunden allein geheizt gewesen wäre.
Bei diesem Versuchskessel mufste nämlich ein Theil der erzeugten
Wärme zum Anheizen des übrigens an drei Seiten freistehenden Kessel-
mauerwerkes aufgehen.
Der Nutzeffect dieser Kesselanlage läfst sich ebenso auf folgende
Art erkennen:
Heizkraft von lk Kohle 7014 Calorien.
43 1
ab: — =t-. 'Rückstände vom Heizwerth von lk 4055 . . —405,5 „
4o() 10
Thatsächlieh zur Entstehung kommende Heizkraft: . . . 6608,5 Calorien.
lk Wasser von 9,5° C. braucht zur Verwandlung in Dampf von 5af,8
absol. 644,77 Calorien.
lk Kohle könnte daher verdampfen theoretisch , = 10k,25 Wasser.
Thatsächlieh wurden verdampft von lk Kohle .... 7k,65 „
7 65
Nutzeffect daher -^ = 74,6 Proc.
10,25
Für eine Anstrengung von 13k,7 Wasserverdampfung für l(im Heiz-
fläche und Stunde ist der erhaltene Nutzeffect von gegen 75 Proc. ein
ungewöhnlich hoher, nachdem 75 Proc. gewöhnlich nur bei einer An-
strengung von 8 bis 10k Verdampfung für l'im Heizfläche und Stunde
erreicht wird.
Die "Anstrengung des Rostes mit einer Kohlenverbrenuung von
stündlich 128k für lqm Rostfläche ist 7014.128 = 8900 Wärme-Einheiten,
also ziemlich forcirt.
Die Wärmeverluste. Unter der Annahme von 16k Esseugasen für
lk verbrannter Kohle berechnet sich die Anfangstemperatur über dem
Roste mit
16Ä245-1 C-
Die mittlere Temperatur der Essengase beträgt 220° C.
220
Es ziehen daher in den Schornstein T7^7. = 1'S Proc.
lbob
Die Zusammenstellung ergibt daher:
Vom Kessel nützlich aufgenommen 74,5 Proc.
Verlust durch die Esse 13,0 „
„ „ Strahlung des Mauerwerks u. s. w. . . 12,5 „
100.0 Proc
Zusammenfassung. Die Feuerung ist eine vollkommen rauchfreie,
der Nutzeffect von 75 Proc. bei einer Anstrengung von stündlich 13k,7
auf l(im Heizfläche verdampftes Wasser — von 9,5° auf Dampf von 5at,8
absolut gebracht — ein vollkommen befriedigender. Mängel am Kessel
238
Neuerungen an Dampfkesseln.
bezieh. Schadhaftwerden der Bleche sind nicht zu besorgen, da der
Dampf überall ungehinderten Abzug findet. Dies gilt auch von dem
Querrohre, dessen nach beiden Seiten stark conische Form die freien
Strömungen ermöglicht. Ueberdies kennen wir solche Kessel mit mehr-
jährigem anstandslosem Betriebe.
Eine Construction, die an die forschen Wellrohre erinnert, ist
nach Industries vom 7. Februar 1890 von David Midyley , Wood-Nook
Ironworks Leeds, zur Verstärkung von Köhren mit äufserem Drucke
Fig. 8.
verwendet worden. Wie die Fig. 8 und 9 zeigen, kommen bei der-
selben wellenförmige Ringe mit einfacher Einkehlung zur Verwendung.
ptg 9 Die Flanschen der Ringstücke sind entweder
senkrecht zur Richtung des Hauptrohres und in
diesem Falle wie bei A zum Anschlüsse an
Flanschen des Hauptrohres bestimmt, oder
aber wie bei /?, parallel mit dem Hauptrohre
jMM— l T ' -^. angeordnet, zur gewöhnlichen Vernietung. Es
ist ersichtlich, dafs in beiden Fällen, ins-
besondere aber bei der ersteren Constructions-
weise neben der Vergröfserung der Heizfläche
eine bedeutende Verstärkung gegen den
äufseren Druck erzielt wird. Ein weiterer
unverkennbarer V ortheil liegt darin, dafs
diese Ringstücke einen wirksamen Wirbel in
den durchströmenden Gasen erzielen, und
somit die Bildung eines heifsen, unbenutzt
ß entströmenden Kernes in der Heizluft ver-
hindern. Auch bieten sie Schutz gegen die
Formveränderungen in der Längenrichtung.
Eine ähnliche Einrichtung verwendete. Polster in Bautzen (D. R.P.
Nr. 47053 vom 18. Oktober 1888), indem er Ringe anordnet, die ent-
weder concentrisch bei ACT) oder excentrisch liegen bei B und die so
geformt sind, dafs stets Wasser zwischen den Ringen r und dem Flamm-
rohre f umlaufen mufs. Der Flammrohrmantel erhält mehrere Oeff-
nungen ss, damit das Wasser aus dem Kessel in die Ringkammern ge-
langen kann, innerhalb welcher eine sehr starke Dampfentwickelung
Neuerungen an Dampfkesseln.
239
vor sich geht. Gleichzeitig werden diese Ringe einfach oder doppelt,
wie bei C, als Verbindung für die einzelnen Flammrohrschüsse, benutzt.
Ffr. 10.
Eine weitere Verwendung von gewellten Blechen wird von G. Eggers
in Sudenberg (D. R. P. Nr. 46657 vom 28. August 1888) vorgeschlagen,
in der Weise, dafs Flammrohre Fig. n. Fig. 12.
aus je zwei Halbrohren mit ge-
buckelten Mittelwänden ge-
bildet werden, bei denen die
Buckel b senkrecht zu der
Achsenrichtung des Rohres
laufen (Fig. 11), oder parallel
mit derselben (Fig. 12).
Eine bemerkenswerthe Verwendung von gewellten Blechen hat nach
Engineering vom 23. August 1889 der Oberingenieur der London and
North- Western Raihcay, F. W. Wekb, angegeben und mit gutem Erfolge
verwendet. Die Feuerbox ist dabei von gewöhnlicher rechteckiger
Form, jedoch sind die vordere, die hintere .und die seitlichen Platten
aus gewelltem Bleche, womit die bei denselben erzielte gröfsere Festig-
keit nach der einen Richtung und ihre gröfsere Elasücität nach der
anderen Richtung nützlich verwendet werden. Wegen der Einzelaus-
führung verweisen wir auf die Quelle, welche zur Erläuterung aus-
reichende Abbildungen enthält.
Bei einer anderen von Webb angegebenen Construction (Engineering
vom 17. Mai 1889 S. 562) sind auch concentrisch gewellte Kopfplatten
zur Verwendung gekommen.
Der Farnley'sche Kessel der Famley hon Comp., Leeds, mit spiral-
förmig gewellten Rohren (1887 265*551) scheint an Verbreitung zu-
zunehmen. Da nach Industries vom 3. Januar 1890 bei der Marine der
Druck 160 Pfund auf den Quadratzoll (ll,2k(Cm) beträgt und noch viel
höhere Drucke vorgeschlagen werden, so gewinnen Constructionen wie
die vorliegende, welche dies ermöglichen, mehr und mehr Beachtung.
Die Far/j/cy'schen Röhren werden in grofser Vollendung geliefert, und
sind mit zum Anschlüsse an Flach wände, wie derselbe bei dem jetzt
verbreiteten Systeme von Sei iffskesseln (zwei Feuerrohre nach Fox oder
famley — Rauchkammer mit flachen Wänden — zurückführende
240 Kleinere Miltheilungen.
Locomotivrohre) üblich ist. mit angeschweißten oder angewalzten
Flanschen versehen.
Nach Engineer vom 13. December 1889 sind zu einem Schiffe mit
einer Dreifachexpansionsmaschine von 25, 40 und 60 Zoll Durchmesser
bei 42 Zoll Hub, entsprechend einer Leistung von 2000 IP, , sowie zu
verschiedenen anderen, von Ailsa Shipbuilding Company gebauten Ma-
schineneinrichtungen Far»k»/-Kessel verwendet worden.
(Fortsetzung folgt.)
Schiefer als Isolator für elektrische Leitungen.
Seit einiger Zeit stellt man die verschiedenen Nebenstücke für elektrische.
Anlagen aus Schiefer her und ersetzt durch diesen haushälterisch die isolirenden
Theile aus Ebonit, Glas, Porzellan; z. B. Unterlagscheiben. Platten, Wannen
ii. s. w. Nach dem Moniteur industriell 1890 S. 93, würde die Verwendung des
Schiefers zur Isolirung im Trockenen liegender Leiter für elektrische Anlagen
den Vortheil grol'ser Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit bei geringer
Dicke bieten und die nöthigen Arbeiten und Kosten bei unter der Erde zu
führenden elektrischen Leitungen wesentlich vermindern.
Glühlampe von Langhans und Co.
In der für Langhans und Co. in Berlin patentirten elektrischen Glühlampe
ist der zum Glühen kommende Leiter als Spirale um einen aufrecht stehenden
Stab gewickelt und an dessen Spitze befestigt; die beiden Zuleitungsdrähte
sind der eine an den Stab, der andere an die Spirale geführt. Die Spirale
besteht aus einem Kern und einer Hülle; letztere ist aus zwei Metallen (oder
Legirungen) hergestellt, welche verschiedene Ausdehnungscoefficienten besitzen.
Die gestrahlte Wärme veranlal'st einen Unterschied in der Ausdehnung zwischen
Kern und Hülle und in den inneren Spannungen, so dafs alle seitlichen
Biegungen verhindert werden. {Telegraphic Journal^ 1890 Bd. 26 * S. 189.)
Länge des Volta'schen Lichtbogens in verschiedenen Mitteln.
Nach den von Villari angestellten und im Moniteur industriell 1890 S. 93,
kurz mitgetheilten Versuchen über die Aenderung der Länge des Fo/to'schen
Bogens in verschiedenen umgebenden Mitteln ergeben sich bei wagerechter
Lage der Kohlen folgende Verhältnifszahlen für die Bogenlänge: 3,9 in einer
Wasserstoffgasumgebung, 7,4 in Sauerstoff und 8,4 in gewöhnlicher Luft. Bei
senkrecht über einander stehenden Kohlen hingegen — also bei der üblichen
Stellung der Kohlen in den Bogenlampen — weichen die Ergebnisse hiervon ab,
und der Bogen hat eine gröfsere Länge; dies prägt sich besonders aus, wenn
die positive Kohle die obere ist. Villari hat in diesem Falle den Bogen im
Sauerstoffe 25,7mal gröfser gefunden als im Wasserstoffe. Wenn dagegen die
positive Kohle unten steht, ist der Bogen im Sauerstoffe nicht mehr als 5mal
so grofs als der im Wasserstoffe.
Heiman's Bogenlampe mit Kohlenscheiben.
Gebrüder Heiman in Boston ersetzen in ihren elektrischen Bogenlampen
die Kohlenstäbe durch zwei Scheiben aus demselben Stoffe. Diese Scheiben,
zwischen denen sich der Lichtbogen bildet, werden in beständiger Umdrehung
erhalten, so dafs neue Theile herbeigebracht werden in demselben Mafse als
die Verbrennung vor sich geht. Solche Lampen können 40 Stunden hinter
einander brennen, bevor die Kohlen erneuert werden müssen.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stattgart
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellsehaft in Stuttgart.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 241
Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Fortsetzung des Berichtes S. 193 d. Bd.)
Mit Abbildungen aur Tafel 11, 14 und 15.
Maschinen zum Schneiden von lireilchen und Fourniren.
Bei der Brettchenschneidmaschine von E. Bradley in New York
(D. R. R Nr. 51 933 vom 4. September 1889) wird das Messer durch
eiuen Dampfkolben bewegt.
Das Messer e (Fig. 34 Taf. 11) ist auf dem von der Maschine bewegten
Messerhalter L befestigt. Durch ein Drahtseil wird der Messerträger
Mährend eines Kolbenhubes mehrere Male auf und nieder gezogen.
Die Führungsrollen a und 6, welche durch die Schraube bx einander
näher oder entfernt gestellt werden können, sichern die Führung des ab-
geschnittenen Brettes. Die Drehung der Rolle a erfolgt mittels des Zahn-
rades d. Um die Rolle o nur in einer Richtung rotiren zu lassen, damit
nach Beendigung eines jedesmaligen Schnittes das betreffende Brett fort-
gezogen wird, ist die Achse rf2 des Rades d mit einem losen Getriebe f
ausgerüstet, welches durch das Verbindungsrad f3 mit dem Kammrad f2
auf der Rolle a in Verbindung steht. Ein an der Achse d2 befestigter
Sperrhaken wirkt auf das Getriebe f und hemmt, wenn erforderlich, zeit-
weise dessen Bewegung. Mittels der Rolle r wird das Holz während
des Schneidens fest gegen die Messerschneide geprefst; das Träger-
gestell r, dient zum Adjustiren des Druckes. Die Platte o5, welche
mittels der Hebel oH an dem Träger r, befestigt ist, bewirkt die Füh-
rung des Brettes nach den Rollen a und b. Die weitere Führung wird
bewerkstelligt durch die um Pi drehbare Platte i>, die innerhalb der
Platte P liegende Rolle if, die Mulde Q und die Rollen Äj, und zwar
geschieht die Führung in einer Richtung, die mit der Richtung, welche
das Brett durch das Abschneiden erhält, einen Winkel bildet, damit das
letztere wieder gerade gebogen wird. Die Platte P kann mittels eines
Hebels und passender Uebertragung umgestellt werden, wie dies
durch die punktirten Linien in Fig. 34 angedeutet ist, so dafs das be-
treffende Brett innerhalb oder aufserhalb der Platte P entlang gleitet.
Durch diese Anordnung ist der überwachende Arbeiter in den Stand
gesetzt, die ersten Abschnitte, Schwarten u. s. w. nach aufsen hin ab-
zuleiten und ein Verstopfen des Troges oder der Mulde Q zu verhindern.
Die Rollen Ä,, welche zum Durchlassen der Bretter mit zwei cor-
vespoudirenden Abflachungen R2 versehen sind, drehen sich während
eines Messerschnittes einmal um ihre Achse in Richtung des Pfeiles. Bei
dieser Drehung fassen die vollen Ränder das dazwischen liegende Brett
und schaffen es vorwärts, sobald der Messerschlitten seine Bewegungs-
richtung umwechselt.
Der Schlitten wird vor dem Block hin und her bewegt, während das
Messer beim Schnitt senkrecht zu dem Block hin und her geht. Durch
Dinder's polyt. Journal Hd. 277 Nr. 6. 1890 III. lil
242 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
diese Anordnung wird ein ,,Zugschnittu erzielt, um die Bewegung des
Messers durch das Holz zu erleichtern. Die Führungsrollen a b Ä, Platte P
und Trog Q vermitteln die Führung und das Geradebiegen der Bretter,
während die Rollen R{ dieselben von dem Messer und dem Schlitten
fortziehen.
Bei seinem bereits beschriebenen Schälverfahren wendet G. A. Oncken
in Riga (D. R. P. Nr. 51 993 vom 16. November 1889) eine nachgiebige,
getheilte Druckleiste an.
Anstatt, wie in dem Patent Nr. 45 052 bezeichnet, die ganze An-
schlag- und Druckleiste des Messerkopfes bei ungleichen Widerständen
des Holzes verschiebbar zu machen, empfiehlt es sich, für gewisse Holz-
sorten und namentlich auch bei Anwendung des Messerkopfes in Fournir-
hobelmaschinen die Druckleiste in sich selbst und in jedem Punkte ein
wenig nachgiebig zu machen. Zu diesem Zwecke wird die Druckleiste
aus einzelnen neben einander gereihten kleineren Theilen zusammen-
gesetzt und zwischen diesen und dem Druckleistenträger eine Zwischen-
lage aus elastischem Material (Gummi) angebracht. Die verschiedenen
Theile der Druckleiste sind einzeln durch Bolzen gehalten, so dafs bei
lokalem stärkeren Druck die betreffenden Theile entsprechend nachgeben
können, ohne eine Verschiebung der Druckleiste in der ganzen Länge
zu veranlassen.
Diese Einrichtung ist besonders bei solchen Holzsorten sehr zu em-
pfehlen, welche an einzelnen Stellen härter als an anderen sind, oder
z. B. sehr viele Aeste haben. Bei dieser Einrichtung der Druckleiste kann
der Druckleistenträger fest mit dem Messersupport verbunden oder auch
selbst nachgiebig wie in Patent Nr. 45 052 angeordnet sein.
G. A. Oncken in Riga (D. R. P. Nr. 50 347 vom 7. August 1889)
gibt zum Schneiden von Fourniren ein neues Verfahren an.
Die in bekannter Weise geschnittenen Fournire fallen bezüglich
ihrer Maserung (Spiegel) sehr ungleich aus, indem sie theils die in Fig. 35
dargestellte Textur, welche besonders für Möbeltischlerei weniger beliebt
und weniger werthvoll ist, theils die durch Fig. 36 veranschaulichte
Maserung zeigen.
Um nun beim Zerschneiden eines Stammes die Fournire mit mög-
lichst gleichmäfsiger Maserung zu erhalten, werden die Stämme in der
in Fig. 37 mit I, I bezeichneten Weise bis nahezu auf den Kern zer-
schnitten, wodurch nicht nur fast durchweg Fournire mit der in Fig. 36
graphisch dargestellten Maserung entstehen, sondern auch die einzelnen
Fournire breiter ausfallen als bei dem jetzt üblichen geraden Schnitt
durch die Jahresringe. Der Schnitt mufs stets hohl sein; durch einen
convexen Schnitt, wie II, II in Fig. 37, wird kein besseres Ergebnifs als
bisher erzielt.
Bei diesem Verfahren und der zur Ausführung dieses Schnittes her-
gestellten xMaschine wird der Stamm, auf dem Tisch b9 Fig. 38 Taf. 14
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 243
ruhend, in der Achsenrichtung zwischen den Klauen a eingespannt,
welche, mit entgegengesetztem Muttergewinde versehen, auf der Schrauben -
spindel b geführt sind und durch Drehung dieser mit Hilfe des darauf-
sitzenden Schneckenrades b2 der in dem Tisch gelagerten Schnecke b3 und
des Handrades bi gegen einander verschoben werden können. Die beiden
Enden dieser Spindel sind in dem Tisch b% gelagert, welcher sich mittels
seiner Stirnflächen schlittenartig in senkrechten Gleitbahnen führt und
von den Schraubenspindeln getragen wird, durch welche der Holzblock
gegen die Messerbank d eingestellt und in regelmäfsigen Zwischenräumen
vorgeschoben werden kann.
Die Messerbank rf, welche auf zwei Schlitten ruht, erhält mit diesen,
an bogenförmigen Gleitbahnen entlang, eine hin und her gehende Be-
wegung und gleichzeitig zur Erzielung eines richtigen Schneidens auf
diesen Schlitten eine Verschiebung in der Richtung der Schnittlinie.
Der Antrieb der Maschine erfolgt mittels der Riemenscheibe, welche
mittels Stirnräder die Kurbelwelle, die Kurbelscheiben und durch Kurbel-
stangen die Schlitten bethätigt.
Die Welle i treibt mittels Kettenräder und der Kegelräder /c, A2 die senk-
rechte Welle k mit Excenter g< welches durch die Stange g{ gelenk-
artig mit der Messerbank d verbunden ist, um dieser die erwähnte hin
und her gehende Bewegung in der Richtung der Schnittlinie zu ertheilen.
Diese Welle k treibt ferner mittels Stirnrädern die Welle l mit Daumen -
scheibe /2, deren Daumen /3 (Fig. 39) bei jeder Umdrehung gegen die
Gleitrolle m, greift und dadurch die Stange m, entgegen dem Bestreben
der Feder m2, zurückschiebt,
Diese Stange m ist durch ein Zwischenglied m3 mit dem zweiarmigen
Hebel n verbunden, welcher an seinem freien Ende das gegen die Nuthen-
scheibe p wirkende excentrisch geformte Reibungssegment o trägt. Die
Schubstange m kann mit Hilfe der Schraubenspindel m3 und des Hand-
rades m4 derart eingestellt werden, dafs sie unter dem Einflufs des
Daumens /3 jeweilig einen gröfseren oder geringeren Weg zurücklegt,
somit dem Reibungssegment o einen auf der Scala o, "abzulesenden
gröfseren oder geringeren Hub ertheilt und das Reibungsrad p nebst
Welle p{ entsprechend dreht.
Die Bewegung der letzteren wird mittels Kettenrades p2 auf die
sich auf den Schraubenspindeln drehenden, mit entsprechendem Mutter-
gewinde versehenen Kettenräder übertragen und dadurch der Vorschub
des Tisches 69 mit dem Holzblock intermittirend bewirkt.
Da dieser Vorschub während der Rückwärtsbewegung der Messer-
bank d erfolgt, so mufs, um eine freie Bewegung der letzteren zu er-
möglichen, während dieser Zeit der Tisch 69 mit dem Holzstamm gesenkt,
dann kurz angehoben, in dieser gehobenen Stellung während der ganzen
Vorwärtsbewegung der Messerbank erhalten und endlich vor Eintritt des
neuen Vorschubes wieder gesenkt werden.
244 Neue Holzbearbeitm [inen.
Böttcherei-Maschinen.
Zum Sägen gewölbter Dauben bringen Anthon und Sühne in Plensburg
(♦D.R.P. Nr. 52174 vom 1. Oktober 1889) die in Fig. 40 dargestellte
Bandsäge in Vorschlag.
Der Unterschied zwischen dieser Maschine und einer gewöhnlichen
Bandsäge liegt darin, dafs bei letzterer das endlose Sägeblatt über zwei
Sägescheiben fest angespannt wird, wodurch das Blatt an den nicht auf
den Scheiben aufruhenden Stellen gerade gestreckt ist und somit nur
einen geraden Schnitt geben kann, während bei der in Rede stehenden
Maschine keine Anspannung des Blattes stattfindet, sondern die dem-
selben innewohnende Elasticität und Biegsamkeit dazu benutzt wird,
einen bogenförmigen Schnitt zu erzeugen. Zu dem Zwecke wird das
Sägeblatt S durch eine Führung F geleitet, welche eine dem gewünschten
Kreisbogenschnitt entsprechende Krümmung hat und welche an derjenigen
Stelle, wo der Schnitt stattfinden soll, unterbrochen ist. In Folge der
elastischen Spannung des Blattes wird dieses nunmehr auch an der unter-
brochenen Stelle der Führung F seinen Bogen beibehalten und aufser-
dem so viel Steifigkeit besitzen, um einen bogenförmigen Schnitt aus-
zuführen. Das Sägeblatt S wird über die Sägescheibe li geführt und
auf diese mittels elastischer Druckvorrichtungen, beispielsweise der Druck-
rollen C oder federnden Backen k u. s. w., fest aufgeprefst. Die dadurch
erzeugte Reibung zwischen Sägeblatt und Sägescheibe genügt, um bei
hinreichend rascher Umdrehung der letzteren dem Sägeblatt die zur Er-
zielung des Sägeschnittes erforderliche Geschwindigkeit zu geben.
Das Holz wird der Säge auf dem Tisch T und an der Geradführung t
entlang zugeführt.
Um Curven von kleinerem oder grösserem Radius auf ein und der-
selben Maschine und mit ein und demselben Sägeblatt ausführen zu
können, genügt es, den Bogen der Führung F entsprechend zu verändern
oder Führungen von kleinerem oder gröfserem Bogenradius aufzusetzen.
Zum Schneiden gewölbter Fafsdauben mit Messern bringt die Rhei-
nische Fafs-Indusirie Ad. Pötler und Co. in Andernach a. Rh. (** D. R. P.
Nr. 48 660 vom 24. Februar 1889) die in Fig. 41 abgebildete Einrichtung
in Vorschlag.
Die Fafsdaube wird von dem geweichten Holzblock durch ein vor
dem Gegenlageeylinder C befestigtes und radial verstellbares Bogen-
messer abgeschnitten und bei der weiteren Drehung des Gegenlagecylm-
ders C aus der Maschine entfernt.
Die auf der Arbeitswelle W festgekeilten Kopfscheiben tragen den
aus Schmiedblech hergestellten Gegenlageeylinder 6\ und dienen die
übergreifenden Ränder derselben zur Befestigung und Einstellung des
Schneidemessers M. Das Schneidemesser M aus Stahl ist in der Fläche
windschief und radial gewölbt, liegt also zur Achse des Gegenlage-
eylinders ( schräg, so dafs der Schnitt des Messers bei der Drehung
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 245
des Gegenlagecylinders C in der Längsrichtung desselben eine fort-
schreitende Bewegung macht.
Durch mehr oder weniger starke Unterlegstücke u kann man den
Abstand dieses Messers von dem Anschlagcy linder beliebig vergröfsern
oder verkleinern und somit eine bestimmte Daubenstärke erzielen. Um
zu verhindern, dals sich die abgeschnittenen Dauben zwischen Messer
und Anschlagcy linder festklemmen, trägt letzterer eine der Lage des
Messers entsprechende Einbuchtung, so dafs die abgeschnittene Daube
frei herabfallen kann.
Seitlich ist in geeigneter Höhe unterhalb der Mittelachse des An-
schlagcylinders C ein gufseiserner Tisch angebracht, welcher auf Con-
solen in beliebiger Entfernung vom Anschlagcylinder festgeschraubt
werden kann und mit Schlitzen versehen ist, durch welche die zum
Gegendrücken des Holzklotzes bestimmten Hebel E greifen. Letztere
sind auf der Welle w festgekeilt und werden durch das an der Trieb-
winde T ziehende Gewicht G gegen den Anschlagcylinder geprefst.
Durch einen an derselben Welle w befestigten Hebel können die Hebel H
vom Anschlagcylinder gleichzeitig zurückbewegt werden.
Der Antrieb erfolgt durch die Riemenscheibe S und die Zahnräder,
welche die Rotation der Welle bewirken.
Soll die Maschine in Thätigkeit gesetzt werden, so wird die Welle W
und mit ihr der Anschlagcylinder und das an ihm befestigte Messer
in Rotation versetzt. Alsdann wird der Handhebel und mit ihm die
Hebel H zurückgezogen und der Holzklotz auf den Tisch gelegt. Durch
Loslassen des Hebels werden die Hebel H wirksam, drücken den Holz-
klotz gegen den Anschlagcylinder und rücken ihn somit in den Bereich
des rotirenden Messers. Bei jeder Umdrehung des Anschlagcylinders
schneidet letzteres eine Daube ab, und da die Hebelarme H den zu zer-
schneidenden Baumstamm selbsthätig gegen den Anschlagcylinder vor-
schieben, so sind für die Bedienung der Maschine nur Arbeiter zum Auf-
legen von neuem Arbeitsmaterial erforderlich.
Als Vorschub für Hobelmaschinen, welche die Fafsdauben auf beiden
Seiten bearbeiten sollen, haben Anthon und Söhne in Flensburg ("D. R. F.
Nr. 49 812 vom 12. Februar 1889) die folgende Anordnung construirt.
Es wird bezweckt, unregelmäfsig geformtes, mit mehr oder weniger
Krümmungen versehenes oder windschiefes Holz genau nach der Faser
zu bearbeiten. In erster Linie sollen diese Einrichtungen Anwendung
an Maschinen zum Bearbeiten der Oberflächen und der Stofsfugen von
gespaltenen Fafsdauben finden, wie solche zu dichten Fässern für Flüssig-
keiten verwendet werden.
Derjenige kurze Theil der Daubenoberfläche, welcher gerade zwischen
den Messerwellen hindurchgeht, also der Bearbeitung ausgesetzt ist,
wird auf eine feste Unterlage aufgeprefst. Ist das Holz sehr krumm,
so wird sich das hintere Ende desselben mehr oder weniger hoch oder
246 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
tief einstellen und diese Stellung während des Vorschiebene entsprechend
seiner Form allmählich verändern. Da aber das Holz durch Mitnehmer
y.\\ i sehen den Messerwelleu hindurchgezogen werden soll, so ist erforder-
lich, dafs die Mitnehmer der Bewegung des Holzendes frei zu folgen
vermögen. Dieses wird durch eine Einrichtung ermöglicht, welche darin
besteht, dafs man 1) entweder den Mitnehmer in Führungen gleiten
läfst, welche, um Drehpunkte schwingend, durch Gegengewichte ins
Gleichgewicht gebracht sind, oder aber 2) den Mitnehmer selbst durch
Gegengewicht ins Gleichgewicht bringt.
Indem sich eine an dem Mitnehmer befindliche kleine Spitze in das
Holzende eindrückt, zwingt dieses den Mitnehmer, sich der Krümmung
des Holzes entsprechend einzustellen. Da der Mitnehmer durch Gegen-
gewicht frei in der Schwebe gehalten wird, so wird er jeder Bewegung
des Holzendes leicht zu folgen vermögen.
Die Vorwärtsbewegung der Mitnehmer erfolgt durch endlose Kette:
die Mitnehmer gleiten in Führungen und diese schwingen um Drehpunkte
und sind durch Gewichte frei schwebend gehalten, oder der Mitnehmer a
wird hakenartig ausgeführt, erhält seitliche Führung in einer Nuth,
ist, um den Drehpunkt schwingend, durch Gegengewicht ins Gleich-
gewicht gebracht und wird durch Zahnstange vorwärts bezieh, rück-
wärts bewegt. Die Pressung der Daube auf die Unterlage erfolgt durch
belastete Backen, unmittelbar vor und hinter, oder zwischen den Messer-
wellen.
Eine Fügemaschine von A. Dunbar in Liverpool ('""D. R. P. Nr. 49094
vom 24. Januar 1889) ist in Fig. 42a und 42b dargestellt.
Die Erfindung bezieht sich auf eine Maschine, mit welcher die
Bänder von Hölzern zur Herstellung von Dauben für Fässer, Tonneu
u. s. w. derart gefugt, geschnitten und geformt werden, dafs sowohl
breite wie schmale Dauben den erforderlichen Umrifs oder die erforder-
liche Krümmung erhalten, und aus welcher die zur Herstellung von
Dauben bestimmten Holzstücke von wenig von einander abweichender
Breite, welche an einem Ende der Maschine in einen Zufuhrkasten ge-
legt werden, an dem anderen Ende vollständig in verlangter Form, mit
Fugen versehen, herauskommen.
Diese Maschine besteht im Wesentlichen aus einem Zufuhrkasten
(Füllkasten) für die rohen Dauben, einem Schieber, welcher die Dauben
einzeln aus dem Füllkasten abgibt, einem hin und her gleitenden Tisch,
auf welchen die Dauben vom Schieber gebracht werden, einer Klemm-
vorrichtung zum Anfassen der Dauben : ferner aus Schneideisen, welche,
in beweglichen Rahmen befestigt, die Dauben formen, Spannleisten,
welche die Schneideisen derart führen, dafs die fertige Daube genau
die für das bestimmte Fafs erforderliche Form erhält, gleichgültig, ob
breit oder schmal, und aus einem Daubenauszieher, welcher die fertige
Daube aus der Maschine herausbringt.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 247
.4 ist ein Füllkasten mit beweglichem Ende, um Dauben von ver-
schiedener Länge aufnehmen zu können; unterhalb desselben betindet
sich ein Schieber (Stofser) .44, welcher mittels zweier endlosen, über
zwei Führungsräder und zwei treibende Zahnräder geführten Ketten At
in Kinnen (Nuthen) der Grundplatte A{ hin und her gleitet.
Die beiden Kettenräder werden durch einen an der Haupttriebwelle AH
augebrachten Krummzapfen A5 zuerst in der einen und dann in der
anderen Richtung gedreht. Ein Glied A- verbindet den Krummzapfen A5
mit einem gezahnten, in eine Radverbindung A^ eingreifenden Seg-
ment AH. Die Ketten sind so bemessen, dafs sie dem Schieber 44, je
nach der Länge der zu bearbeitenden Daube, die erforderliche Hin- und
Herbewegung geben.
Der Füllkasten A und die vorstehend beschriebene Anordnung sind
auf geeigneten, auf einer Grundplatte Bx befestigten Seitenrahmen B ß,
welche mit Rinnen (Nuthen) für die Bewegung und Führung des Schie-
bers versehen sind, montirt. Unterhalb der Seitenrahmen B betinden
sich zwei grufse Kurbelstirnräder 2£2, welche auf zwei unabhängigen
kurzen, in geeigneten Lagern rotirenden Wellen A^ befestigt und mit
einander durch einen starken Kurbelzapfen B3 verbunden sind; dieser
Kurbelzapfen ist derart augeordnet, dafs ein nachstehend beschriebener
Tisch oder Rahmen den erforderlichen Hub erhalten kann. Die Stirn-
räder B2 werden durch ein gezahntes Getriebe bewegt; auf derselben
Welle, von welcher das Getriebe bewegt wird, sind die lose und feste
Riemenscheibe B5 angebracht. Eine Lenkstange C verbindet den Kurbel-
zapfen U3 mit dem Kreuzkopf Cn welcher an der zum Festhalten der
durch drehende Schneideisen zu bearbeitenden Dauben bestimmten
Schiebeplatte befestigt ist.
Die vier Schneidwerkzeuge D sind etwas gröfser im Durchschnitt
als die bei Holzhobelmaschinen gebräuchlichen und mit etwa drei ge-
wöhnlichen Hobeleisen versehen, welche der zu fugenden Daube ent-
sprechend geschliffen sind, d. h. zur viereckigen Fuge und Feder oder
anders, je nach Erfordernifs.
Dieselben können mit geflanschten Treibrollen angeordnet und auf
senkrechten Spindeln />, D{ montirt sein, welche durch über Führuugs-
rollen />2 D^ geleitete Rinnen gedreht werden. Die Lager für jede
dieser Spindeln sind in einem Zapfenklotz oder Gestell D3 angeordnet,
welches ruht und verzapft ist in zwei starken Armen ßi Z)4, deren
untere Enden ebenfalls verzapft mit Klötzen D5 D5, durch Auskragungen
versichert, au der Grundplatte B{ befestigt sind. Auf diese Weise kann
die Lagerung Z)3 D3 der Schneideisenspindeln leicht hin und her bewegt
und durch Anhalte- bezieh. Spannleisten der jedesmaligen Breite der
zu bearbeitenden Daube entsprechend gestellt werden.
Bei Maschinen zur Bearbeitung von Dauben bester Art, wie z. B.
von Eiche oder anderem schweren Holz, ist es für gute anhaltende
248 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Arbeit vorteilhafter, anstatt der Arme oder Gelenke D± Di solide
Schieberbahnen zu verwenden, in denen sich die Schneideisen sicher
bewegen.
Unter den Lagern der Gestelle D3 sind auf jeder Seite der Anhalte-
oder Spannleisten E E{ Antifrictionsrollen Z>,; Z>H angeordnet.
Das die Spannleisten E E{ tragende Rahmengestell besteht aus zwei
in entsprechenden Rinnen auf der Grundplatte B{ sich in der Längs-
richtung bewegenden Schieberbahnen FF, welche durch einen starken
Träger F{ mit einander verbolzt sind.
Zwei andere Träger, welche nicht mit den Schieberbahnen FF
verbolzt sind, gleiten frei in aufrechter Richtung und werden durch
verzahnte (schwalbenschwänzige) Schieberstangen F3 F3, welche an den
Schieberbahnen FF befestigt sind, bewegt. Diese feste Brücke F{
trägt eine mit rechts- und linksseitigem Gewinde versehene Spindel G
mit einem Handrad und mit an den Brücken befestigten Schrauben-
muttern, so dafs durch Drehung des Handrades die beiden Brücken der
festen Brücke Fx genähert oder von derselben entfernt werden können,
um die Form einer Daube ein wenig zu verändern.
Die Brücken sind mit rechts- und linksseitigen Schraubenspindeln
und tiefen Muttern versehen, und ihre unteren Seiten sind beschlagen
(mit Zapfen versehen), um auf dem oberen Flansch der Brücke auf-
liegen und gleiten zu können.
Die drei Satz Muttern sind mit losen Seitentheilen versehen, an
welchen senkrechte hervorspringende Stifte H HXH befestigt sind, um
die mit Scharnieren versehenen Stangen H2 H2 zu stützen. Bei der
dargestellten Maschine sind die Stangen H2 H2 an einem Centralstift //,
befestigt, doch ist es für eine sehr anhaltend arbeitende Maschine vor-
teilhafter, für jede der Stangen B2 einen besonderen Stift, und zwar
auf jeder Seite der centralen rechts- und linksseitigen Schraubenmutter G5
auf der mittleren Brücke F{ anzuordnen, so dafs jede Stange an ihrem
eigenen Stift befestigt ist. In beiden Fällen sind die Stangen nahe
ihren Enden mit Führungslöchern versehen, in welche Gleitbacken,
welche die hervorspringenden senkrechten Stifte H anziehen, hineinpassen.
An der Aufsenseite der Gelenkstangen H2 H2 sind passend geformte,
als „ Anhalteleisten K E und E bezeichnete Führungen befestigt, durch
welche die Führungsrollen DH die Schneideisengestelle nach innen oder
nach aufsen bewegen, während sich die Schiebetafel (Ausziehtisch)
oder das Rahmengestell vor- und rückwärts bewegt. Diese Anhalte-
leisten können nach irgend einer Form eingesetzt und so der Krümmung
irgend eines fertigen Fafsreifens angepafst werden. Wenn nur ein
Stift H{ verwendet wird , um die Gelenkstangen H2 H2 in der Mitte
mit einander zu verbinden, dann sind die Enden der Anhalteleisten E
(an dem Ende der Maschine, wo die Dauben herauskommen) oberhalb
des Mittelstiftes Hi ein wenig ausgeweitet, so dafs, wenn sie sich in
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 249
der Längsrichtung so weit bewegt haben, bis die letzten Schneideisen
bis zum Bauch der Daube gefugt haben oder der erste Satz Schneid-
eisen die Arbeit beginnt, der gekrümmte Theil der Anhalteleisten E E{
sich gegenüber den Führungsrollen Z)ti auf dem Schneideisenspindel-
gestell 03 betinden wird-, mithin werden die sich drehenden Schneid-
eisen von den Daubenrändern fort gegen das Innere des Rahmens be-
wegt werden, so dafs die Daube aus der Maschine herausgestofsen
werden kann, ohne mit dem Schneideisen in Berührung zu kommen.
Der Hub des Rahmengestelles ist derart angeordnet, dafs die Führungen
oder Rollen D{] auf den Spindelgestellen D3 stets auf ihren eigenen An-
halteleisten bleiben.
Die rechts- und linksseitigen Schraubenspindeln 6r2 sind an einem
Ende mit conischen Rädern J2 versehen, welche in andere auf der
Längswelle K befestigte conische Räder Ji eingreifen. Die Welle K
ruht in den auf den drei Trägern h\ betind liehen Lagern und in den
am Rahmen B befestigten Lagern. Das Verhältnifs der conischen Räder
mufs derart angeordnet sein, dafs die mittlere Schraubenspindel (r3
schneller rotiren mufs als die beiden anderen Spindeln, und hängt eines-
theils von der Form, welche das fertige Fafs erhalten soll, anderen-
teils von der Entfernung der am Ende befindlichen Spindeln bis zu
den mittleren Schraubenspindeln ab.
Wenn die Contouren eines Fasses von gegebener Bauchung, Boden-
gröfse und Daubenlänge verlängert werden, bis sich dieselben treffen,
dann würde die Spitze des Kegels einen Drehpunkt oder Wellzapfen
für die Führungs- oder Anhalteleisten bilden. Da es unbequem wäre,
Stangen von solcher Länge zu gebrauchen, so sind die am Ende be-
findlichen Spindeln in solcher Entfernung von den mittleren Spindeln
angebracht, dafs sie in einander greifen, wodurch dasselbe Resultat er-
zielt wird, als ob die Anhalteleisten lang gestreckt und zusammen
Bcharniert wären. Soll die Form der Anhalteleisten ein wenig für einen
anderen Fafsreifen (Fafsdurchmesser) geändert werden, so werden durch
Drehung des Handrades die Brücken einander genähert oder von ein-
ander entfernt^ kann der Unterschied der erforderlichen Fafsdurch-
messer bezieh, der Form der Anhalteleisten durch Stellung der Brücken
zu einander nicht erreicht werden, so wird das conische Rad J4 auf
Welle K ausgerückt und das conische Rad /, nach der erforderlichen
Richtung so lange gedreht, bis die Seiten des von den Anhalteleisten
gebildeten imaginären Kegels, je nach der dem Fasse zu gebenden Form,
verkürzt oder verlängert wurden. Durch diese Anordnung kann jede
Form der Daube genau geschnitten und richtig geformt werden, gleich-
gültig, ob dieselbe breit oder schmal ist; das Mafs der Krümmung oder
Fugung richtet sich nach ihrer Breite, mithin wird eine breite Daube
abgerundeter in ihrer Fuge sein als eine schmale.
Die scharnierten Stangen Z/2, welche an ihrer Außenseite mit den
250 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Anhaheleisten E verbunden sind, sind auch mit tiefen Flauscheu oder
Plauen L L{ derart versehen, dafs dieselben als Tisch oder Auflage für
die zu bearbeitenden Dauben benutzt werden können. Diese Platten LLt
sind so tief, dafs die Kante der darauf liegenden Daube gegenüber deu
drehenden Schneideiseu zu liegen kommt, und so laug, dafs au ihren
Enden vier senkrechte Stangen befestigt werden können. Die Platten
bewegen sich mit den Anhalteleisten von iuneu nach aufsen, so dafs
ihre Aufsenseiten sich praktisch in einer gleichen Entfernung von der
geschnitteneu Fuge der Daube befinden. Die senkrechten Stäbe tragen
eine Brücke 3/, mit welcher eine durch vier beschwerte Schwengel-
hebel NNt befestigte Klemmvorrichtung verbunden ist; jedes Paar Hebel
ist mit einander verkuppelt, so dafs die Klemmstaugeu an jedem Ende
gleichmäfsig heben können.
Die zwei dem Füllkasteu am nächsten gelegeuen Schwengelhebel N DI
sind ein jeder mit Arretirungen iV2 und auch mit Mituehmerarmen iV3
versehen, welche durch am Füllkasten A befestigte Leisten i\4 hin-
durchgehen. Die Mitnehmerarme ^V3 sind mit Ansätzen versehen,
welche, wenn die Platte mit der eingeklemmten Daube fast ihre ganze
Vorwärtsbewegung gemacht hat, gegen die Leisten NA stofsen und die
beschwerten Hebel N N zugleich mit der Klemmvorrichtung so lange
nach oben heben, bis die Arretirvorrichtung iV2 in einen auf der oberen
Seite der Brücke M angebrachten Einschnitt fällt und hierdurch die
Klemmstangen während der rückläufigen Bewegung der Platte nach
oben hält.
Sobald die rückläufige Bewegung fast beendet ist, wird die Arreti-
rung iV2, da der längere Arm an einen festen Theil stöfst, frei, die
Hebel N fallen herab uud erfassen die unmittelbar vorher unter ihueu
eingeführte Daube.
Um die gefugte Daube, sobald sie am Eude ihrer Bewegung frei
geworden ist, selbsthätig herauszuwerfen, ist ein beschwerter Hebel P
mit einem Gelenkarm P{ derart angeordnet, dafs er zwischen den
Platten L functionirt, in einem auf der mittleren Brücke F{ befestigten
Zapfen seinen Drehpunkt hat und mit seinem unteren Ende gabelförmig
um die rechts- und linksseitige Schraubenspiudel G herumführt, um
diese frei zu lasseu. Auf einer Seite des wagerechten Armes des gabel-
förmigen Hebels ist ein Gegengewicht Pz befestigt. Der senkrechte
Arm P3 des Hebels ist so weit nach unten zu verlängert, dafs er gegen
einen in der Grundplatte B, befestigten vorstehenden Bolzen P± stöfst.
Am oberen Ende des Hebels P sind der Geleukarm P{ drehbar und
eine kleine gekrümmte Feder derart angebracht, dafs, wenn eine Daube
zugeführt und, auf die Platte gespannt, sich vorwärts bewegt, der
Hebel P und das Gewicht P2 gehoben und hierbei der Arm Px so weit
zurückgebracht wird, dafs sich die Feder auf deu festen Stift legen
kann. Die Feder hebt alsdann deu Arm P{ so hoch, bis dessen nach
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 251
oben gebrachtes Ende die Daube erfafst, welche, sobald sie frei ge-
worden, nun selbsthätig aus der Maschine geworfen wird. Q Q sind
Führungen, um die zu bearbeitenden Holzstücke gleichmäfsig zwischen
die drehenden Schneideisen zu führen, welche je nach der Breite der
zu fugenden Daube einander genähert oder von einander entfernt werden
durch ein Handrad üf3, durch welches die Längswelle K mit den Platten
geführt wird.
Die selbsthätige Anordnung zum Lehren, d. h. die sich drehenden
Schneideisen in eine der Breite der zu bearbeitenden Daube entsprechende
Stellung zu bringen, besteht aus einer kleinen, ein wenig aus dem
Rahmen Q hervortretenden Walze, welche drehbar auf einem Stift be-
festigt ist; diese Stange wird durch eine Feder gegen die Kante der zu
fugenden Daube gedrückt, sobald dieselbe zwischen die Rahmen Q Q
eingeführt wird. Während hierbei sich die Rahmen einauder nähern,
wird die Walze mit ihrem hervortretenden Ende nach innen gedrückt,
bis die Stange einen Hebel derart bewegt, dafs derselbe einen Sperr-
kegel freigibt.
Um selbsthätig die vier Schraubenspindeln zunächst nach der einen
Richtung zu drehen, um die Anhalteleisten und die Rahmen zu öffnen
und dann nach der anderen, um dieselben beim Rückgange der Maschine
zu schliefsen, wird eine endlose, sich vorwärts und rückwärts bewegende
Kette T augewendet.
Um die früher an dieser Stelle beschriebenen Fässer aus einem an
den Rändern sektorartig ausgezahnten Fouruirblatte herzustellen, bringt
G. A. Oncken in Riga (*D.R. P. Nr. 48 663 vom 9. März 1889) die in
Fig. 43 abgebildete Maschine in Vorschlag. Dieselbe dient zum Aus-
stanzen der keilförmigen, vorzugsweise gegen einander versetzten Fugeu-
ausschnitte an den beiden Kanten der Bretter zur Herstellung bauchiger
Fässer.
Die Antriebswelle a überträgt die von der Riemenscheibe ertheilte
Bewegung vorzugsweise mittels einer Gull" sehen Kette und der Räder b
und c auf die im oberen Theile der Ständer gelagerte, doppelt ge-
kröpfte, mit Schwungrad versehene Welle d. Mit den beiden gegeu
einander um 180° versetzten Krummzapfen sind durch Pleuelstangen
Stempelträger verbunden, welche mit Hilfe von Leisten in den Seiten-
wangen m genau senkrecht geführt werden und, der Stellung der Krumm-
zapfen entsprechend, sich stets in entgegengesetzter Richtung zu ein-
ander bewegen, so dafs der eine Stempel seine höchste Stellung erreicht,
während der andere in seiner tiefsten anlangt, und umgekehrt. Diese
Bewegung ist nöthig, um die in regelmäfsigen Zwischenräumen vor-
geschobenen Bretter abwechselnd auf der einen und dann auf der an-
deren Seite auszustanzen, d. h. gegen einander versetzte Keilausschnitte
zu erhalten.
Die den verlangten Ausschnitten entsprechend gestalteten keil-
252 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
förmigen 8tanzstempel sind nicht allein in der Richtung ihrer Längs-
achse hohl geschliffen, sondern ihre beiden Schneidkanten springen
auch in der Mitte gegen ihre Enden zurück, um einen mehr scheren-
artigen Schnitt selbst bei möglichst geringem Hub der Staugen, welche
vorteilhaft noch etwa 10mm in die Matrize /., eindringen, zu erhalten.
Der in Uebereinstimmung mit der Bewegung der beiden Stanz-
stempel in gleichen Zeitzwischenräumen erfolgende Vorschub des von
der Schälmaschine kommenden Brettes geschieht mit Hilfe der Rollen-
paare rr^ und ss{ von der Antriebswelle a aus, und zwar mittels eines
auswechselbaren, dem Vorschübe angepafsten Keilfrictionssegments,
welches bei jeder Umdrehuug der Antriebswelle a die Welle pl mit
Zahnrad /> um einen dem Segmentbogen entsprechenden Weg dreht.
Mit dem Zahnrad p sind die beiden Zahnräder 7 und 7, in Eingriff,
welche auf den Achsen der Förderrollen r bezieh, s befestigt sind und
die ihnen nach Mafsgabe der Bogenlänge des Segments n{ ertheilte
Bewegung auf das auf ihnen ruhende Brett übertragen. Zur Erzielung
der hierzu erforderlichen Reibung werden die Druckwalzen r{ bezieh, s,
durch Federn oder Gummibuffer gegen das Brett gedrückt.
Der Vorschub des Brettes zwischen diesen Förderwalzen rr{ und ss{
lindet bei jeder Umdrehung der Antriebswelle a statt, während beide
Stanzstempel sich etwa in halber Höhe ihres Hubes befinden, also die
beiden Kurbelzapfen f und g im Begriff sind, die wagerechte Ebene zu
durchlaufen. Damit nun aber auch bei jeder Umdrehung der Welle o,
also auch bei jeder Vorschubbewegung des Brettes, abwechselnd der
eine und der andere Stanzstempel zur Wirkung kommt, um die ge-
wünschten zu einander versetzt angeordneten keilförmigen Ausschnitte
zu erhalten, darf die Welle d nur die halbe Geschwindigkeit der An-
triebswelle a haben, was durch entsprechende Wahl der Gröfsenverhält-
nisse der durch GaU'sche Kette mit einander in Eingriff stehenden
Räder b und c erreicht wird.
Damit die Seitenflächen der keilförmigen Ausschnitte, nach der
Wölbung des Brettes zu einem bauchigen Fasse, eine radiale, der Fal's-
rundung entsprechende Richtung erhalten, wird die obere Fläche der
in eine schwalbenschwanzförmige Rinne t{ eingesetzten auswechselbaren
Matrizen fa und daran anschliefsend die Matrizenbank /, nach den
beiden Walzenpaaren rr{ bezieh. ssl abfallend, gewölbt.
Als Führung für das Brett sind die Druckbacken n und v un-
geordnet, so dafs also die Stanzstempel in die an der Unterseite zu-
sammengeprefsten, auf der oberen Seite dagegen in gewissem Grade
gespannten Holzfasern einschneiden und dementsprechend an der unteren
Seite des Brettes mehr Material wegnehmen als an der oberen. Die
Ausschnitte werden dadurch, sobald das Brett wieder gerade gestreckt
wird, an der Aufsenfläche enger als an der Innenfläche, derart, dafs
nach erfolgter Wölbung zu einem bauchigen Fafs die Seitenflächen der
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 253
Ausschnitte genau gegen einander passen und die Fugen die der Rundung
ml sprechende Richtung erhalten und vollkommen dicht schliefsen.
Bei der Fafsbindemaschine von H. H. Reed in Philadelphia (*D.R.P.
Nr. 49404 vom 28. November 1888), welche in Fig. 44 Taf. 15 zur einen
Hälfte dargestellt ist, werden die Dauben zwischen zwei bewegliche, aber
während des Bindens festgestellte Scheiben mit Ringnuthen eingeführt,
von den Scheiben zusammengehalten und in dieser Stellung an beiden
Enden mit Reifen versehen. Die beiden Böden werden gleichzeitig
durch Vermittelung des Luftdrucks an den Scheiben in richtiger Lage
gebalten, so dafs der Maschine die Dauben einzeln zugeführt werden
und das Fafs mit Reifen und Böden versehen die Maschine verläfst.
Die beiden Scheiben C, zwischen welchen das Fafs gebildet wird,
sind mittels eines oberen Ansatzes an Knaggen um Zapfen drehbar auf-
gehängt. Diese Knaggen sind stellbar an den beiden Staugen B{ B}
befestigt, welche aufser der Stange B die beiden Endwände A zu einem
testen Gestell verbinden. An den unteren Enden werden die Scheiben C
mittels Sperrklinken in der Lage festgehalten, welche sie beim Binden
eines Fasses einnehmen müssen. Auf den Stangen B B{ B2 sind ferner
zu beiden Seiten der Scheiben C die Scheiben D angeordnet, welche
mittels Schrauben, die in den Endwänden A gelagert sind und nach beiden
Riehtungen gedreht werden können, in der Richtung der Stangen B B{ B,
verschiebbar sind und die Reifenauftreiber V tragen.
Jede Scheibe 6 ist mit einer ringförmigen Nuth c versehen, in
welche die von dem Zuführungstisch E kommenden Dauben hinein-
geführt werden. In jeder Nuth c befindet sich ein loser, drehbarer
Ring 2, der auf seiner flachen Rückseite von einer Anzahl Rollen unter-
stützt wird, welche auf geeigneten Achsen angebracht sind. Ein zweiter
Ring o, welcher den Ring 2 überlappt und denselben in seiner Lage
hält, ist mittels Schrauben oder Bolzen an der Scheibe C befestigt. Aui
den Bolzen sind gleichzeitig eine Anzahl Rollen angebracht, welche den
Ring 2 stets in einer concentrischen Lage zu der Achse der Scheibe C
halten.
Die äufsere Wand der Nuth c ist oben so weit unterbrochen, dafs
die Dauben nach einander mit ihren Enden in die Nuthen c der beiden
Scheiben C eingeführt werden können ; hierbei stützen sich ihre Enden
gegen die in den Nuthen c befindlichen drehbaren Ringe 2, so dafs der
Druck auf diese Ringe übertragen wird, die Ringe 2 sich mit den
Dauben entsprechend der Einführung derselben zwischen die Scheiben
im Kreise herumbewegen und das Einführen der Dauben in die Nuthen
ohne grofsen Kraft verbrauch vor sich geht.
Die zur Aufnahme der Dauben dienenden Scheiben C sind in der
Mitte mit einer Oeffnung F versehen, welche von einem Flansch f um-
geben ist, mit dem ein Rohr G verbunden ist, welches in eiu Rohr H
mündet, das mit einem Exhaustor in Verbindung steht, mittels dessen
254 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
die Böden x in der später zu beschreibenden Weise angesaugt und an
den Scheiben C festgehalten werden.
Da bei dem Auftreiben der Reifen auf die von den Scheiben C ge-
haltenen Dauben von beiden Seiten aus die aufgewendete Kraft sich
nicht gleich mäfsig vertheilt, so ist es, wie durch Versuche festgestellt
ist, nicht praktisch, nur eine Feder anzuwenden, um die beiden Scheiben
zusammen zu halten. Bei Anwendung einer Feder z. B. wüi'de, wenn
eine Daube an dem einen Ende etwas breiter ist als an dem anderen,
bei dem Auftreiben der Reifen auf die Dauben an diesem Ende des
Fasses ein gröfserer Druck entstehen, in Folge dessen die Feder sich
strecken und das Fafs aus seiner Lage weichen würde.
Um dieses zu verhindern, werden die Scheiben C durch Sperr-
klinken iV gehalten, welche erst gelöst werden, wenn die Reifen-
auftreiber V auf ihrem Rückgange einen gewissen Theil des Weges
zurückgelegt haben. Auf der unteren Stange B sind zu diesem Zwecke
Gleitstücke M stellbar befestigt, mit welchen die Klinken N gelenkig
verbunden sind. Diese Klinken laufen in zwei Arme nn aus, die sich
gegen die Voi-sprünge C{ der Scheiben C legen und dieselben in der
Lage halten, welche sie beim Binden des Fasses einnehmen müssen.
An der unteren Seite der Klinken N sind ferner Arme n^ an-
gebracht, mit denen die Stangen P verbunden sind, welche durch an
der Stange B befestigte Führungen Q hindurch bis in die Führungen R
der Scheiben D reichen, welche die Reifenauftreiber bethätigen. Die
auf den Stangen P sitzenden Spiralfedern stützen sich auf der einen
Seite gegen Vorsprünge p der Stangen P, auf der anderen Seite gegen
die festen Führungen (), so dafs die Federn stets das Betreben haben,
die Arme n der Klinken N in der dargestellten Stellung zu erhalten.
Jeder Stab P ist an seiner unteren Fläche mit einem Ansätze q ver-
sehen und an seinem Ende k abgeschrägt, in der Weise, dafs das ab-
geschrägte Ende einem abgeschrägten Anschlage K entspricht, der an
einem auf der Stange B angebrachten Stelleisen b2 befestigt ist.
Die beiden Scheiben CC werden nun in folgender Weise aus ein-
ander gezogen. Mit jeder Scheibe ist ein Stab a{ gelenkig verbunden,
welcher durch eine Oeffnung der auf der betreffenden Seite befindlichen
Scheibe reicht und mit einem Einschnitt a2 versehen ist, in welcher
die Scheibe D eingreift, wenn sie um ein gewisses Stück vorwärts be-
wegt ist. Das Ende eines jeden Stabes a{ ist abgeschrägt und kommt
bei dem Zurückbewegen durch die Scheibe D an einer bestimmten
Stelle mit einem abgeschrägten, am Stelleisen b2 angebrachten An-
schlag bx in Berührung, durch welchen der Stab aufgehoben wird, so
dafs die Scheibe C freigegeben wird und in ihre normale Stellung zu-
rückgehen kann.
Bevor die Scheibe D bei ihrer Rückwärtsbewegung in den Ein-
schnitt a2 des Stabes a, eingreift, fafst die an der Scheibe D befestigte
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 255
Führung li hinter den Ansatz q der Stange P und zieht hierdurch die
Stange P mit sich, so dafs die Arme n der Klinken iV nach unten ge-
dreht werden, bevor die Scheibe C von der Stange «, nach rückwärts
gezogen wird. Sobald aber die Scheibe D in den Einschnitt a2 der
Stange a, eingeschnappt ist und die Scheibe C mit sich nimmt, stölst
nach kurzem Wege das abgeschrägte Ende der Stange P gegen den
Anschlag K und wird von diesem emporgehoben. Hierdurch wird die
Stange P frei von der Führung /?, so dafs die Feder S in Wirkung
treten und die Arme n der Klinken N wieder nach oben pressen kann,
worauf dieselben wieder ihre alte Lage einnehmen und sich gegen die
Vorsprünge C{ der Scheibe C stützen können, wenn diese von der
Scheibe D freigegeben und wieder in ihre alte Lage zurückgekehrt ist.
Ist das Fafs gebunden, so wird, bevor die Scheiben C zurück-
gezogen werden, ein Schlitten mittels Fufstrittes gehoben. Werden die
Scheiben C nun zurückgezogen, so liegt das Fafs auf dem Schlitten und
kann von dem die Maschine bedienenden Arbeiter leicht nach vorn aus
der Maschine herausgenommen werden.
Jeder der Reifenauftreiber V ist mit einem Hilfstreiber v versehen,
der bei i\ drehbar mit dem Haupttreiber V verbunden und mit einer
Feder r2 versehen ist, die an dem Haupttreiber V befestigt und be-
strebt ist, den Hilfstreiber gegen die Dauben zu drücken, wenn die Reifen
auf die Dauben geprefst werden.
Mittels dieser Einrichtung kann man die Reifen von beiden Seiten
gleichzeitig auf das Fafs pressen. Die Reifen werden zu diesem Zwecke
auf die Scheiben CC gebracht, bevor die Dauben in die Nuthen der-
selben eingeführt werden. Wenn genug Dauben für ein Fafs in die
Maschine eingeführt sind, werden die weitesten Reifen von Hand auf
die Enden des Fasses geschoben, so dafs, wenn die Reifenauftreiber
gegen das Fafs bewegt werden, die Hilfstreiber v zuerst auf die weiten
Reifen wirken, und wenn diese weit genug auf die Dauben aufgeschoben
sind, die Haupttreiber V anfangen, die anderen Reifen aufzutreiben.
Wenn die Reifen genügend weit aufgetrieben sind, wird der Drehungs-
sinn des Triebwerkes geändert, so dafs die Auftreiber zurückgezogen
werden bis zu ihrer normalen Stellung.
Ein Saugerohr G ist mit einem biegsamen Theil versehen, so dafs
das untere Ende des Rohres den Bewegungen der Scheibe C folgen kann.
An einem Ende der Hauptröhre ist ein Exhaustor angeordnet, während
an dem anderen Ende des Rohres ein Regulirventil angebracht ist,
durch welches die in dem Rohr G bewirkte Luftverdiinnung regulirt
werden kann. Ist das Regulirventil offen, so wird die Luft in dem
Mafse, wie sie von dem Exhaustor abgesaugt wird, durch das Ventil
einströmen, während, wenn das Ventil geschlossen ist, ein theil weises
Vacuum in der Röhre entstehen wird, vorausgesetzt natürlich, dafs die
Oerfnungen in den Scheiben C geschlossen sind.
256 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Zur Zuführung der Daubeu für Fafsbmdemaschinen bringt derselbe
Erlinder (*D.R.P. Nr. 51512 vom 28. November 1888) eine Vorrich-
tung an, bei welcher die gerade eingeschobenen Dauben allmählich ge-
krümmt werden, bis sie beim Eintritt in die Bindemaschine die erforder-
liche Wölbung erlangt haben. Die Biegung erfolgt durch einen allmählich
ansteigenden Steg in der Mitte der in beiden Enden geführten Daubeu.
Zum Fügen von Fafsbodenstäben schlägt A. Frü/iinsholz in Nancy
(*D. K. P. Nr. 50897 vom 26. September 1889) die seitliche Pressung
derselben auf hydraulischem Wege vor.
Auf zwei mit einander versteiften Trägern ruht fest ein Tisch, der
einen der Krümmung des Fafsbodens entsprechenden Kugelabschnitt
bildet. Au entgegengesetzten Enden des Tisches sind auf demselben
genau in der mittleren Tangente und starr zwei Prefscyliuder befestigt,
welche durch Dreiwegehähne mit einem Druckbehälter oder mit der
Atmosphäre in Verbindung gesetzt werden können. An den Prefs-
kolben feste Köpfe führen sich in einer im Tisch in der Achse der
Cylinder angeordneten Nuth, wobei jeder von einer Gegenplatte, welche
auf zur oberen Führung parallelen Kippen der Tischunterseite gleitet,
in der Führungsnuth gehalten wird. An einen an der Gegenplatte
festen Haken ist mittels über Scheibe geführter Kette ein Gegengewicht
angehängt, um die Prefskolben bei Abstellung des Druckes selbsthätig
in die Anfangslage zurückzuführen.
Die an den Längskanten fertig zugerichteten Stäbe (bezieh. Bohlen)
werden unter Einsetzen der Dübel auf dem Tische neben einander ge-
legt; dann setzt man durch entsprechendes Drehen einer Kurbel die
Gegenplatte auf und stellt darauf die Verbindung der Prefscylinder mit
dem Druckbehälter durch entsprechende Verstellung der Hähne her.
Die Prefsköpfe werden vorgetrieben und pressen dabei allmählich die
Stäbe gegen die Mitte des Tisches von beiden Seiten her mit starkem
Druck und ohne Stofs zusammen unter Herstellung einer so dichten
Fügung, wie sie mittels der üblichen Arbeitsweisen nicht erreichbar ist.
Schneiden von Fafsspunden.
Bei der Fafsspundschneidemaschine von J. Langer in Konradswalde
(* D. R. P. Nr. 50 920 vom 13. September 1889) wird mittels schräg ge-
stellter Messer gleichzeitig an vielen Stellen einer sich drehenden Stange
die erforderliche Kegelfläche angeschnitten und dann mittels in ent-
sprechender Entfernung von einander angeordneter Kreissägen eines
Schlittens die Stange in die Spunde zerlegt.
Die früher beschriebene Maschine von H. Voigt in Dresden-Neustadt
(*D. R. P. Nr. 50273 vom 19. Mai 1889) ist nunmehr doppelt wirkend
gemacht durch Verdoppelung der arbeitenden Theile.
(Sclilu ('s folgt.)
Neuerangen an Dampfkesseln.
257
Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 226 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Grofsivasserkessel.
Wie schon bei der Besprechung der gewellten Röhren erwähnt
wurde, geht das Bestreben dahin, auch Grofswasserkessel durch die
Wahl der Form der Röhren widerstandsfähiger und für hohen Druck
geeignet zu machen. In Nachstehendem sind mehrere dahin zielende
Coustructionen besprochen, unter welchen sich recht bemerkenswerthe
Vorschläge finden, die wohl werth sind, weiteren Versuchen als Grund-
lage zu dienen.
Der Kessel von William Arnold und Co., Victoria Works, Barnsley,
zeigt zwei Feuerröhren, welche wie bei den C'ormua/Z-Kesseln angeordnet
sind, jedoch aus erweiterten, ausgebauchten Röhrschüsseu bestehen
(Fig. 1). Zur Vergröfserung der Heizfläche, und auch besonders zur
Fig. 1.
Erzielung eines günstigen Wasserumlaufes, ist innerhalb dieser Feuer-
rohre noch je ein Siederohr angeordnet. Industries vom 2. Mai 1890
gibt noch an, dafs dies Siederohr früher unvermittelt an das Feuerrohr
befestigt worden sei; in der letzten Zeit sei, um die Beweglichkeit zu
vergröfsern, eine Flanschenverbindung verwendet worden. Die Einzel-
heiten sind jedoch nicht näher angedeutet.
Den Ten brink- Kessel will H. Knapp in Nürnberg nach dem D. R. P.
Fig. 2.
Nr. 50276 vom 6. Juni 1889 dadurch verbessern,
dafs er dem Mantel einen elliptischen Quer-
schnitt gibt (Fig. 2), in dessen kleiner Achse das
Tenbrink-Rohr angebracht ist. Es soll hierdurch
eine gröfsere Heizfläche, ein gröfserer Wasserraum
und vor Allem erzielt werden, dafs die Dampf-
blasen leichter abziehen können, somit eine
Ueberhitzung des Bleches vermieden wird. Ein
weiterer Gewinn soll darin liegen, dafs die Aus-
gleichung der Spannungen besser ermöglicht, auch ein kürzerer Kost
verwendbar wird. Da die Borde des Flammrohres mit dem Tenhrink-
DinRler's polyt. Journal Rd.277 Nr. ti. 1890111. 17
258
Neuerungen an Dampfkesseln.
Stutzen nahezu rechte Winkel bilden, so ist auch das Vernieten be-
quemer und zuverlässiger zu bewirken. (Vgl. 1888 267 444, 1889
272 401.)
Sehr bemerkenswerte Angaben machte in der Sitzung der Societe
des Ingenieurs Civils vom 20. Juni dieses Jahres der Ingenieur Polonceau
über die Verwendung der Tenbrink' sehen Kessel für Locomotivfeuerung.
Dem Ten&rmÄ-Locomotivkessel rühmt der Vortragende folgende fünf Vor-
theile nach: 1) Vollständige und sparsame Heizung bei leichter Ver-
wendbarkeit von Grufskohle und bei rauchfreier Verbrennung selbst mit
stark rufsendem Brennmaterial. 2) Vergröfserung der direkten Heiz-
fläche. 3) Besserer Wasserumlauf um den Feuerraum. 4) Verhältnifs-
mäfsig gröfsere Leistung der Rostfläche und also gröfsere Dampferzeugung.
5) Schonung der Kessel wände, da eine direkte Einwirkung des Feuers
verhindert wird. Diese Gründe veranlafsten die Compagnie d'Orle'ans
zur ausgedehnten Verwendung des Ten^rmA-Kesselsystems, mit dem sie
1206 Locomotiveu ausgerüstet hat. Bei Vergleichsversuchen mit der
Locomotive Nr. 394 von 45l und 149fim Heizfläche wurden 7200k Brutto-
dampf, bei einem Verbrauche von 800k Briquettes, entsprechend 473k
auf lm Rostfläche und 9k Dampf auf lk Briquettes. Nach Abzug des
mitgerissenen Wassers würde noch immer etwa 8k trockenen Dampfes ver-
bleiben. Die mittlere Betriebsdauer eines Sieders ist nach den Erfah-
rungen Polonceau 's 15 Jahre, die Kosten desselben, bis fest im Kessel,
betragen durchschnittlich 1000 Francs ; da der Materialwert nach dem
Auswechseln 400 bis 500 Francs (wohl etwas hoch! D. Red.) beträgt,
und eine einmalige Reparatur 200 Francs beträgt, so kostet ein Rohr
1000 + 200 — 450
15
= 50 Francs jährlich.
Eine im Ganzen recht geschickte Vereinigung verschiedener Con-
structionselemente zeigt die Kesselanordnung von W.Malam in Edgemoor,
Delaware. Die Feuerung liegt in einer Feuerbox, wie sie bei Loco-
motiven gebräuchlich ist (Fig. 3 bis 5). Von der Decke der Feuerbox
aus ragen zwei Doppelwände F, welche als Wassersäcke zu betrachten
sind, in den Feuerraum hinein, und zwar, der Feuerung angemessen,
bis zu verschiedener Tiefe. Diese Wände sind mit Feuerrohren f ver-
sehen, die sowohl zur Absteifung der Wände der Wassersäcke als auch
zur Vergröfserung der Heizfläche dienen. An die Feuerbox schliefst
Neuerungen an Dampfkesseln.
259
ein Feuerrohr B an, welches der Länge nach durch den Hauptkessel A
reicht. Dies Feuerrohr hat einen bohnenförmigen Querschnitt aus dem
Grunde, um den in demselben angebrachten Gal low ay röhren a einen
bequemeren Anschlufs zu bieten, welche, im Verband stehend, sieh über
die ganze Länge des Feuerrohres verbreiten und somit den Nachtheil
der gewählten Form bezüglich der Festigkeit einigermafsen wieder aus-
gleichen. In den Wänden der Feuerbox sind kurze Röhren g angebracht,
welche mit einem kastenförmigen Umbau h versehen sind, so dafs die
Feuerungsgase auch durch diese Röhren und um einen Theil der Feuer-
box aufsen herum geführt werden können. Die Röhren g vertreten auch
hier wieder die Stelle der Stehbolzen. Es mufs anerkannt werden, dafs
die beschriebene Kesselconstruction alle Vortheile gehörig ausnutzt.
Insbesondere ist die nebenbei erreichte Lösung der Verstärkung der
Feuerboxdecke durch die Seitenwände der Wassersäcke anzuerkennen.
Derselbe W. Malam in Edgemoor, Delaware, benutzt gewelltes
Blech zur Bildung der Decke der Feuerbüchse bei Locomotiven.
Er legt die Wellungen Fig. 6 und 7 senkrecht zur Längenachse der
Locomotive und will dadurch bezwecken, dafs die Seitenwände den Druck
der Decke nur als senkrechten Druck bekommen, wobei vorausgesetzt
ist, dafs das Wellblech, als freier Träger, stark genug ist, den Druck
tjg- 6. Fig. 7. Fig 8
vollständig aufzunehmen. Bei einer Abänderung (Fig. 8) von demselben
Ertinder erstrecken sich die Wellungen in der Richtung der Kesselachse.
Hierbei sind die Kopfplatten der Feuerbüchse etwas über halbkreis-
förmig.
Einen Feuerbüchskessel, als Vorkessel zu vorhandenen Kesseln, um
deren Wirkung zu erhöhen, verwendet
J. Pregardien in Deutz (D. R. P. Nr. 52086
vom 17. August 1889). Fig. 9 zeigt die
Einrichtung des Vorkessels B, seine Ver-
bindungen bezieh, mit dem Dampfraume,
dem Wasserraume und den Feuerzügen.
Die Verbindung E besteht aus Chamotte-
rohren. Damit dem Vorkessel kein Kessel -
Steinniederschlag zugeführt werde, ist das
26Ü Neuerungen an Dampfkesseln.
Verbindungsrohr G bis nahe zur Höhe des niedrigsten Wasserstandes
geführt und auf diese Weise der Niederschlag von Kesselstein an der
der stärksten Hitze ausgesetzten Stelle mögliehst vermieden. Jedenfalls
wird durch die Pre'gardien' sehe Construction eine Auswechselung der
meist beanspruchten Platte sehr erleichtert.
Eine ähnliche Vorrichtung wendet J. Mills in Keppel Road für
Wasserröhrenkessel an (D. R. P. Nr. 49 536 vom G.März 1889), wobei
er den Vorkessel unter die Röhrenbündel einschiebt.
Nach D. R. P. Nr. 48544 vom 29. December 1888 macht C. Schäfer in
Oberhausen den Vorschlag, wegen der stets steigenden Dampfspannungen
und wegen der erheblichen Preissteigerung schwerer Bleche, die Kessel-
wände aus mehreren Blechlagen anzufertigen und diese in der Weise
zusammenzusetzen, dafs der Stofs zweier Blechtafeln stets durch eine
oder mehrere andere Blechtafeln (Manteltheile), welche gleichzeitig auch
als Lasche dienen, gedeckt wird, so dafs ein Kesselmäntel entsteht mit
Fugen, welche nur bis zur Hälfte, bis zu einem Drittel u. s. w. der
Gesammtmantelstärke reichen. Wir glauben kaum, dafs der Vorschlag
ernsthaft gemeint ist; sind aber der Meinung, dafs die vorgeschlagene
Construction nur im äufsersten Nothfalle zu verwenden sei, und erst
dann, wenn gewellte Röhren oder Sicherheitsröhren nicht mehr zu ver-
wenden sind.
Ein beachtenswertheres Auskunftsmittel, den für die erhöhte Ex-
pansion bei Dreicylindermaschinen wünschenswertheu Kesseldruck höher
hinaufzuschrauben, hat dagegen C. ß. Carebourne in der Versammlung
der North-East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders ange-
geben, worüber Industries vom 3. Januar 1890 berichtet. Bei einem
Ueberdrucke von 17 bis 18;it hat man schon Stahlplatten von 35nim
Dicke verwendet; da jedoch nach den von Carebourne bei den Stahl-
fabrikanten eingezogenen Erkundigungen eine Blechdicke über 30mni
nicht mehr eine hinreichende Sicherheit für die Güte des Bleches bietet,
so ist es wünschenswerth, möglichst unter dieser Grenze zu bleiben.
Carebourne schlägt nun vor, den zu verstärkenden cylindrischen Theil
aus einem Doppelcylinder anzufertigen, dessen Wände einen Abstand
von 100 bis 200mm haben. In dem so gebildeten Mantel soll eine ge-
ringere Dampfspannung herrschen und damit gleichsam der Druck auf
beide Cyliuder vertheilt werden. Es sei z.B. der Hochdruck 18;,t, der
Druck im Doppelcylinder 8;it, so würde der wirksame Hochdruck nur
10at betragen. Der Kessel würde durch dies Auskunftsmittel allerdings
schwerer, jedoch nicht so sehr viel mehr, als es bei einfachen Platten
der Fall sein würde. Den übrigen Theilen des Kessels kann man er-
fahrungsmäfsig eine hinreichende Festigkeit geben. Die Dicke der
Kopfplatten ist bekanntlich weniger vom Kesseldrucke abhängig, als
davon, dafs die in dieselben eingebauten Röhren ordentlich verdichtet
werden können. Auch glaubt Carebourne., dafs in Folge des höheren
Neuerungen an Dampfkesseln.
201
Druckes der Kessel kleiner gehalten werden kann und dementsprechend
wieder leichter wird. Der Druck im Doppelcylinder könnte durch einen
Fig. 10.
Fig. II.
Fig. 12.
besonderen Regulator geregelt werden. Hierdurch würde das Bedenken
beseitigt, was darin gefunden wurde, dafs bei einer Undichtheit des
Hochdruckkessels der Doppelcylinder allmählich
die Spannung des Hochdruckcylinders erhalten
würde. Der Carebourne 'sehe Vorschlag scheint
jedenfalls der Beachtung werth zu sein. Eine
Skizze zu einem Schiffskessel nach Carebourne's
Plänen zeigen Fig. 10 und 11, die Anordnung des
Sicherheitsventiles für den Hochdruckcylinder ist
aus Fig. 12 zu ersehen. Für den äufseren Cy-
linder kann jedes übliche Sicherheitsventil ver-
wendet werden.
In wie hohem Mafse die Ansprüche an die
Marinekessel gesteigert sind, erhellt aus den
neueren Angaben über die Gröfsenverhältnisse der-
selben. So hat nach Engineering vom 13. Juni
1890 der Kessel, welcher in gleicher Gröfse zu den Schiffen der Great
Western Hailway Company, „Lynx", „Antelope" und „Gazelle", aus-
geführt wird, im cylindrischen Theile 4m,343 Durchmesser, 3m,099 Länge,
28mm,4 Wandstärke. Der Kesseldruck beträgt 4at,5, ist also, da im vor-
liegenden Falle Dreifach-Expansionsmaschinen gewählt sind, sehr gering.
Eine Verstärkung nach dem Vorschlage Carbourne^s wäre daher gewifs
sehr willkommen.
Zobel in Bromberg sucht nach D. R. P. Nr. 49099 vom 20. Februar
1889 eine grofse feuerberührte Fläche dadurch zu erreichen, dafs er
zwei, drei oder mehr querliegende Kessel A (Fig. 13 und 14) von be-
IH
Ü
262
Neuerungen an Dampfkesseln.
liebigen Durchmessern, welche durch Stutzen ß mit einem über denselben
liegenden Längs- und Röhrenkessel C verbunden sind, anordnet. In
jedem der querliegenden Kessel A werden zwei oder drei möglichst
grofse, theils cylindrische, theils conische Querrohre D eingenietet,
und zwar der Art, dafs diese Rohre einen fortlaufenden Kanal für die
Feuergase bilden, welcher an den Verbindungsstellen durch Mauerwerk
abgedichtet ist. Der kleinere Querschnitt schliefst sich dabei an den
gröfseren an, um die Gase wirksam in Wirbel zu versetzen. Die Heiz-
fläche in den Rohren D kann noch durch Gallowayrohre verstärkt
werden. Der Gang der Gase erfolgt in der Richtung der Pfeile. Die
Feuerung liegt in Fig. 13 in besonderem Herde; es steht jedoch nichts
Fig. 13.
Fig. 14.
im^JWege, dieselbe in eines der Rohre D zu verlegen. Es wird dann
allerdings die Unterfläche der Querrohre A nicht vom Feuerzuge be-
strichen," was aber in Bezug auf den dort sich ablagernden Schlamm
auch seine Vorzüge hat. Die Ausnutzung 'der Wärme der Feuergase
ist bei diesem Kessel ohne Zweifel sehr wirksam. Reparaturen an den
Rohren D möchten aber sehr umständlich und kostspielig werden.
Wagner und Co. in Cöthen trennen nach D. R. P. Nr. 48 914 vom
28. Februar 1889 den Oberkessel vom Unterkessel, so dafs dieselben voll-
ständig getrennte Wasserräume haben, und vermitteln den Zusammen-
hang derselben durch ein Verbindungsrohr, welches in der Nähe des
mittleren Wasserstandes des Unterkessels ein- und im Dampfraume des
Oberkessels ausmündet, zum Zweck indirekter Speisung des Oberkessels
mit dem Wasser des Unterkessels, je nach dem Wasserstande im Innern
der beiden Kesselräume. Als wesentliche Vorzüge sollen zu erachten
sein, dafs das Verbindungsrohr ganz im Innern der Kesselconstruction
liegt, und dafs der Durchtritt des Wassers oder Dampfes zum Ober-
kessel in gerader Linie erfolge. Am unteren Ende des Rohres ist ein
Schutzrohr eingelegt, um das Aufsteigen schwimmender Körper zu ver-
Neuerungen an Dampfkesseln.
263
hindern. Wir müssen gestehen, dafs wir für die Vortheile der Con-
struction kein Verständnils haben.
Dampfkessel mit Koksfeuerung (Fig. 15 bis 18) für die städtische Gas-
anstalt in Mannheim. Nach den Mittheilungen von Beyer im Journal für
Gasbeleuchtung wird die frische Verbrennungsluft dem in üblicher Weise
eingemauerten Roste durch einen unterhalb der beiden Sieder geführten,
300nim weiten Kanal F zugeleitet, welcher an seinem hinteren Ende
durch einen Schieber E verschliefsbar ist und sich vorn in sechs kleinere,
unter dem Roste S mündende Kanäle theilt. Unmittelbar hinter der
Fig. 16.
Fig. 15.
Fig. 17.
gemauerten Feuerbrücke ist eine Fangwand H eingeschaltet, vor der
die beiden Luftöffnungen M angeordnet sind, welche mit den im Mauer-
werke entlang geführten Kaltluftkanälen verbunden sind. Die letzteren
wurden an der Rückwand des Kessels durch Schieber K verschliefsbar
gemacht, Die Wand H ist mit verschiedenen aus Fig. 16 ersichtlichen
Oeffnungen J versehen, durch welche die abziehenden Heizgase, ver-
mischt mit der durch die Oeffnungen M zuströmenden, auf 300° C. er-
hitzten Luft hindurchstreichen. Durch drei Röhrchen 0 (Fig. 15 und 16)
kann Dampf in den Aschenfall eingeblasen werden, um das Verbrennen
der Roststäbe und das Festsetzen von Asche in den Kanalöffnungen G
zu verhindern. Aufserdem ist man mittels zweier in der Vorderwand
des Kessels vorgesehener Schaulöcher N im stände, jederzeit den Ver-
brennungsprozefs controliren zu können. Feuerthüren und Aschenfall-
thüren sind natürlich hermetisch verschliefsbar.
Die Heizfläche des Versuchskessels betrug 27lim bei einer Rostfläche
von l<im. Der Wasserinhalt ist 70001, die mittlere Dampfspannung 5at.
Bei Verwendung von Koks Nr. 2 und 3 betrug die Verdampfung in
24 Stunden 76441, bei 826k,4 Koksverbrauch. Mithin betrug die mittlere
264 Neuerungen an Dampfkesseln.
stündliehe Verdampfung für das Quadratmeter ll',79 Wasser und wurde
9',65 Wasser von einem Kilo Koks verdampft.
Kesselheizung durch Koksofengase. Die Zeche ,.Ver. Bonifacius"
(Revier Essen) verwendet die abziehenden Gase von 60 neuerbauten
Koksöfen (System Coppe'e) zur Feuerung von zwölf Doppelflammrohr-
kesseln, von denen beständig neun in Betrieb stehen. Die Ueberführung
der Heizgase aus dem gemeinsamen Gaskanale in die Flammrohre er-
folgt hierbei nicht durch die sonst üblichen gemauerten Kanäle, sondern
durch lose vorgesetzte, mit feuerfesten Steinen ausgefüllte Blechhauben
(Krümmer). Dieselben werden auf den vor den Kesseln liegenden Gas-
kanal aufgesetzt, schliefsen genau an je ein Flammrohr an und werden
mit ein wenig Lehm gedichtet. Ein grofser Vorzug liegt bei dieser
Einrichtung darin, dafs sich die Hauben mittels eines fahrbaren Krahnes
in kürzester Zeit (etwa */3 Stunde) durch zwei Arbeiter abheben lassen,
so dafs man bei etwaigen Betriebsstörungen sofort die Feuerroste ein-
bauen kann und den Platz vor den Kesseln frei hat.
Nach sorgfältigen Messungen verdampften die neun Kessel mit zu-
sammen 8004m Heizfläche in 24 Stunden 200 5291 Wasser, oder in
1 Stunde und auf Vim Heizfläche 10l,4. Nimmt man an, dafs durch
lk minderwerthige Kohle, wie sie im Kesselhause verbrannt wird, 61 ver-
dampft werden, so entspricht die Verdampfung durch die Gase einem
Kohlenverbrauche von 20000 Centner im Monate, welche somit gegen
früher gespart werden. Aufserdem sind zur WartuDg der Kessel jetzt
nur 4 Mann erforderlich, während bei der Kohlenheizung sonst 11 Mann
nöthig waren.
Für eine Anordnung von Wasserröhren in Flammrohrkesseln wurde
G. Kingsley in Leawenworth, Kansas, Nordamerika, das D. R. P. Nr. 46831
vom 2. Oktober 1888 ertheilt. Der Kessel besteht aus einem Aufsenkessel
mit flachen Seitenwänden und oben und unten halbkreisförmiger Ab-
rundung. Ein der Länge nach durchgehendes, entsprechend geformtes
Flammrohr, jedoch mit flachem Obertheile (nach Art der Feuerbüchsen
bei Locomotiven) ist an der seitlichen, geraden Fläche mit Wasserröhren
versehen, welche wie die Field-Röhren an dem einen Ende geschlossen
sind und die nach innen etwas schräg ansteigen. Diese sollen vor
solchen Rohren, welche von der Feuerbüchsendecke ausgehen, den Vor-
theil der gröfseren Heizfläche bieten und aufserdem beim Abblasen des
Kessels sich vollständig entleeren. Wie der Wasserzutritt beim Betriebe
erfolgt, hat der Patentinhaber nicht verrathen. Unseres Erachtens ist
diese Anordnung sehr bedenklich, selbst abgesehen von der durch Ein-
setzen der Röhren bewirkten grofsen Verschwächuug der dem äufseren
Drucke ausgesetzten Seitenwände. (Fortsetzung folgt.)
Verminderung der Anzahl der Leitungen hei Eisenbahn-Signalanlagen. 265
Verminderung der Anzahl der Leitungen bei Eisenbahn-
Signalanlagen.
Mit Abbildungen.
In D. p. J. 1890 275 * 589 ist eine Anzahl von Telegraphen- und
Sigualeinriehtungen der französischen Ostbahn besprochen worden. Wir
reihen an jene hier noch eine eigenthümliche Anordnung und Benutzung
der Leitungen bei Signalanlagen an, welche in der Oesterreichischen
Eisenbahn- Zeitung , 1890 * S. 234, ebenfalls nach der von Oberinspektor
G. Dumont beschriebenen Schrift beschrieben worden ist.
Innerhalb der Bahnhöfe müssen oft elektrische Signaleinrichtungen
hergestellt werden, welche einen Verkehr einzelner Punkte mit einander
ermöglichen, namentlich das Ertheilen von Befehlen an die oft entfernten
Weichenstellpuukte. Die Ostbahn hatte in Paris 1889 Apparate aus-
gestellt, welche den Verkehr zwischen zwei Weichenstell buden von
Saxby und Farmer ermöglichen. Diese Apparate bestehen aus Empfängern
und Gebern; die ersteren sind den in Gasthöfen u. s. w. benutzten Fall-
scheibenkästen verwandt, die letzteren enthalten einfach blofs Druck -
knöpfe mit Contactfedern. Das Eigenthümliche aber ist, dafs die Ost-
bahn bei derartigen Einrichtungen nicht ebenso viele Leitungen spannt,
als Signal- oder Fallscheiben zu bewegen sind, sondern dafs für n2
Signalscheiben schon 2» Leitungen1 ausreichen.
Fig. I. Fig. 2.
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Man hat dazu die in Fig. 1 für n = 2 skizzirte Anordnung gewählt.
a, b, c und d sind vier Druckknöpfe, in denen der Strom einer Batterie
1 Allgemeiner sind bei einer derartigen Lösung der Aufgabe m + n Lei-
tungen tiir mX" Signalscheiben erforderlich. — Auch anderwärts hat man in
der Telegraphie von solchen Gruppirungen Vortheil zu ziehen verstanden. So
gruppirt z. B. Munier bei seinem demnächst zu besprechenden neuen Vielfach-
Typendrucker in eigenartiger Weise die Contactstellen in dem Stromschliefser
für den druckenden Lokalstrom und Milo Gifford Kellogg in Chicago bei Viel-
fach-Umschaltern für Telephonämter die Leitungen und die Schränke nach
seinen an das Amerikanische Patent Nr. 424310 vom 8. December 1887 und
Nr. 393509 vom 27. November 1888 sich anschliefsenden neueren Patenten.
266 Verminderung der Anzahl der Leitungen bei Eisenbahn-Signalanlagen.
geschlossen und in die beiden an jeden Druckknopf herangeführten,
einen Stromkreis bildenden beiden Leitungen / und I, / und IT, 2 und J,
2 und II entsendet werden kann. Wird z. B. der Knopf a gedrückt,
so bilden die beiden Leitungen / und I den Stromkreis; zwischen r
und s findet aber eine Stromverzweigung statt: ein Zweig geht durch
den Elektromagnet A, der zweite über n, m, v durch die drei Elektro-
magnete /?, D und C. Da aber der Widerstand im letzteren Strom-
wege dreimal so grofs ist als in dem ersteren, so gehen durch A drei
Viertel des Stromes, durch /?, D und C nur ein Viertel2; wenn man
daher eine passende Stromstärke wählt, so wird man es erreichen
können, dafs der Elektromagnet A allein anspricht.
Bei den von der Ostbahn angestellten Versuchen wurde dies ganz
leicht erreicht; man befürchtete jedoch, es möchten die Batterien nicht
immer auf der rechten Stärke erhalten bleiben, und hat daher der in
Fig. 2 ebenfalls für n = 2 skizzirten Anordnung den Vorzug gegebeu.
a, 6, c und d sind wieder vier Druckknöpfe, doch schliefsen dieselben
stets zwei Batterien und senden dann einen Strom (von stets der näm-
lichen Richtung) in zwei verschiedene Leitungen, welche am anderen
Ende an Erde liegen bezieh, an Erde gelegt werden; natürlich liegen
auch die beiden Batterien mit dem einen Pole an Erde. Am Empfangsorte
treten noch n Elektromagnete hinzu; jeder derselben bietet durch seine
Rollen hindurch einen beständig geschlossenen Stromweg aus einer der
n Leitungen der ersten Gruppe (/, 2 . . . .) zur Erde; wird der Anker
eines dieser Elektromagnete angezogen, so schliefst er jede der n Lei-
tungen der zweiten Gruppe (I, II . . . .) durch einen besonderen der
n zu ihm gehörigen Elektromagnete. Hiernach sind in Fig. 2 (n = 2)
etwa die beiden Drähte / und 2 durch zwei Elektromagnete X und J
an Erde gelegt; wird der Anker von X angezogen, so legt er die Lei-
tung I durch den Elektromagnet A, die Leitung II aber durch den
Elektromagnet B an Erde; wenn dagegen Y seinen Anker anzieht, so
wird aus der Leitung I durch den Elektromagnet C und zugleich aus
der Leitung II durch den Elektromagnet D ein Stromweg zur Erde
hergestellt.
Wenn nun wiederum der Knopf a gedrückt wird, so sendet die
eine Batterie einen Strom in / durch X\ daher zieht X seinen Anker
an und ermöglicht dadurch, /lafs die zweite Batterie einen Strom in I
durch A senden kann; zugleich ist zwar auch die Leitung // durch den
Elektromagnet B geschlossen worden, B kann aber nicht ansprechen,
weil dazu nur entweder der Knopf b oder d den Strom würde liefern
können, da dem Elektromagnete B (und ebenso auch D) ein Strom ja
nur in der Leitung // zugeführt werden kann.
Jede Signalscheibe ist nun an einem Magnetstabe angebracht, der
"■* Sobald n>2 ist , wird die Stroraverzweigung wesentlich verwickelter.
Neuerungen in der Gasindustrie. 267
zwischen den beiden Rollen seines Elektromagneten schwingen kann und,
je nach der Stromrichtung, bald von der einen Rolle angezogen ist,
bald von der anderen. Deshalb mufsten am gebenden Orte für jede
Signalscheibe nicht blofs ein Druckknopf (z. B. o), sondern deren zwei
(z. B. a und at) aufgestellt werden; beide sind ganz so wie in Fig. 2
mit den Leitungen verbunden, und beide schliefsen auch die in die Lei-
tungen / und 2 arbeitenden Batterien in gleicher Weise; in die Lei-
tungen I und II (lignes des voyants, Leitungen der Signalscheiben)
dagegen entsendet immer der eine Druckknopf (z. B. a) einen positiven
Strom und der andere zu derselben Signalscheibe gehörende Druckknopf
(z. B. 0(3 einen negativen Strom. Wenn also der erste Druckknopf o
benutzt wird, um die betreffende erste Signalscheibe sichtbar zu machen,
so wird eben diese Scheibe durch einen Druck auf den zweiten Knopf ai
wieder zum Verschwinden gebracht.
Ist n = 2, so ist 2n = n2, und deshalb tritt bei n = 2 eine Ersparung
von Leitungen nicht ein. Bei der auf der Ausstellung vorhandenen An-
lage dagegen war n = 6, und bei ihr konnten mit 2fr = 12 Leitungen
nicht weniger als n2 = 36 Scheiben bewegt werden; eine dreizehnte
Leitung ersetzte hier übrigens die Erdleitung, diente als Rückleitung.
Bei der Anlage auf dem Pariser Bahnhofe ist jeder Signalscheiben-
kasten mit einer Klingel ausgerüstet, welche läutet, wenn eine Scheibe
erscheint oder verschwindet. Jeder Geber hat einen weifsen und einen
schwarzen Knopf; erstere machen die Scheiben sichtbar, letztere lassen
sie verschwinden. Wird ein weifser Knopf gedrückt, so erscheint hinter
dem zu diesem Knopfpaare gehörigen Fenster ein rothes Signal; wird
ein schwarzer gedrückt, so verschwindet das rothe Signal und es zeigt
sich ein weifses; dies vollzieht sich rein mechanisch und hält dem
Beamten beständig die von ihm gegebenen Signale und Befehle vor
Augen. In jedem der sechs Elektromagnete trägt der Anker sieben
kupferne Stäbe, welche, wenn der Anker angezogen wird, sieben Federn
auf sieben Klemmen legen; sechs von diesen Klemmen führen noch deu
Elektromagneten der Scheiben in einem Kasten und setzen dieselben in
Verbindung mit den sechs Leitungen J, II, . . . T7; die siebente dient
zum Schliefsen eines Lokalstromes durch die bereits erwähnte Klingel.
Neuerungen in der Gasindustrie.
(^Fortsetzung des Berichtes Bd. 274 * S. 541.)
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
ieber bessere Vericerthung von Ammoniak und Gaswasser, von U. Bunte.
Verfasser berichtet vorläufig als Referent einer Commissiou des
deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern über Versuche,
268 Neuerungen in der Gasindustrie.
welche genannter Verein anstellen liefs behufs Hebung der Verwendung
von Ammoniumsulfat zu Düngezwecken. Dieselben umfassen Dünge-
versuche mit diesem Salz im Vergleich zu der zweiten grofsen Stick-
stoffquelle, dem Chilisalpeter. Die Versuche wurden angestellt von Prof.
Märher in Halle, sowie von Prof. Wagner in Darmstadt; sie unterscheiden
sich wesentlich, indem ersterer alle Proben als Feldversuche, je lj^
anstellte, letzterer als Topfversuche, also in kleinem Mafsstabe. Bei
Düngungsversuchen mit Ammoniumsulfat war beobachtet worden, dafs
dasselbe in manchen Fällen keine entscheidende Wirkung hervorrief,
wenn der Boden keinen oder nur geringen Gehalt an Kalk besafs; es
wurde deshalb die Einwirkung des kohlensauren Kalks mit in die Ver-
suche aufgenommen.
Der kohlensaure Kalk wurde in Mengen von 10 Centner auf den
Murgen gepulvert leicht untergepflügt. Auf je 2 Abtheilungen wurden
folgende Proben angestellt: 1) ohne schwefelsaures Ammoniak und
kohlensauren Kalk; 2) mit 10 Centner des letzteren auf den Morgen;
3) schwächere Düngung von Ammoniaksalz ohne Kalk und 4) mit Kalk;
5) stärkere Düngung mit Kalk. Für Gerste wurden zur schwächeren
Düngung 50 Pfund Ammoniumsulfat, zur stärkeren 75 Pfund gegeben ; für
Rüben, Hafer und Kartoffeln 75 bezieh. 125 Pfund. Die Resultate sind
kurz folgende: Mit Ausnahme eines Versuchs mit Sommerweizen brachte
die Ammoniakdüngung überall eine erhebliche Steigerung des Ertrags;
die mit stärkeren Ammoniakmengen ausgeführten Versuche lieferteu
gröfsere Erträge als die mit schwächeren Düngungen ausgeführten. Eine
Beigabe von kohlensaurem Kalk erhöhte den Ertrag sowohl der gedüngten
als der ungedüngten Abtheilungen mit Ausnahme der Zuckerrüben; die
Kalkammoniakdüngung überragte aber die Wirkung der reinen Kalk-
düngung mehrfach; es ist zu hoffen, dafs bei günstigeren Witterungs-
verhältnissen die günstige Wirkung des Kalks eine allgemeinere sein wird.
Weitere Versuche betrafen die Feststellung der Wirkung des schwefel-
sauren Ammoniaks gegenüber dem Chilisalpeter. Die Ergebnisse derselben
sind folgende: Die schwächere Salpeterstickstotldüngung gab sehr be-
deutend niedrigere Ertragserhöhungen als die stärkere. Die schwächere
Ammoniakdüngung hatte bei allen Feldfrüchten fast genau dieselben
Erträge hervorgebracht als gleiche Stickstoffmengen in Form von Chili-
salpeter. Ein Gemisch von Chilisalpeter und Ammoniaksalz brachte
dieselben Ertragserhöhungen sowohl wie die alleinige Ammoniak-, wie
auch die alleinige Salpeterdüngung. Bei den Körnerfrüchten zeigte die
verstärkte Stickstoffdüngung dieselbe Wirkung, gleichgültig ob sie in
Form von Chilisalpeter oder schwefelsaurem Ammoniak gegeben wurde.
Dagegen war die stärkere Ammoniakdüngung bei den Wurzelfrüchten
der entsprechenden Salpeterdüngung unterlegen.
Prof. Märke/s Feldversuche finden volle Bestätigung in den von
Prof. Wagner angestellten Topfversuchen; in den Töpfen befinden sich
Neuerungen in der Gasindustrie. 269
die vollständig gleichen Erdmischungen mit genau gewogenen Mengen
der Substanzen, deren Düngewirkung festgestellt werden soll. Alle
Töpfe erhalten die gleiche Menge Samen und werden auf Wagen auf-
gestellt, um sie im Freien oder im Glashaus, je nach Witterung, bequem
aufstellen zu können. Die gedüngten Pflanzen zeigten ein ganz auf-
fallendes Wachsthum gegen die nicht gedüngten; auch der Zusatz von
kohlensaurem Kalk und Mergel wurde in Betracht gezogen. Die Ver-
suchszahlen sind noch nicht fertig abgeschlossen, doch zeigen dieselben
deutlich, dafs es „praktisch vorkommende und praktisch herstellbare
Verhältnisse gibt, unter welchen lk Ammoniakstickstoff genau den gleichen
Mehrertrag liefert als 1> Salpeterstickstoff'."
Aus den Versuchen geht ferner hervor, dafs die Mehrwirkung,
welche eine gleiche Menge Salpeterstickstoff gegen Ammoniakstickstoff
in vielen Fällen der Praxis gezeigt hat, wesentlich auf die folgenden
Momente zurückzuführen ist: a) das schwefelsaure Ammoniak gelangt
nur dann zu ungehinderter Wirkung, wenn genügend kohlensaurer Kalk
im Boden vorhanden ist- b) das Natron des Chilisalpeters übt unter Um-
ständen eine sehr vorteilhafte, theils direkte, theils indirekte Wirkung
auf die Pflanzenentwickelung aus. (Journal für Gasbeleuchtung 1889 32
1115.)
Ueber die photometrischen Arbeiten der physikalisch-technischen Heichsanstalt.,
von 0. LummerA
Verfasser war mit E. Brodhun zusammen beauftragt worden, ver-
gleichende Versuche der Hefner Alteneck' sehen Amylacetatlampe gegen
Normalkerzen anzustellen; es zeigte sich, dafs die in der Praxis gebräuch-
lichen Photometer den Anforderungen wissenschaftlicher Versuche nicht
genügten, ebenso die Vergleichslichtquellen. Die Leuchtkraft der Hefner-
Lampe ändert sich um 2,7 Proc. bei Aenderung der Höhe um lmm : es
ist ein genaueres Einstellen als auf 0mm,5 nicht möglich, deshalb wurde
die Höhe der Flamme vergröfsert und durch Abbiendung des oberen
Theils der Flamme ein unteres Stück herausgeschnitten, welches genau
einer Kerze, d. h. einer ffc/W-Lampe, entspricht. Dies Mafs läfst sich genau
herstellen und es kann die Höhe der Flamme um ein bestimmtes Mafs
schwanken, ohne dafs die Helligkeit des Ausschnittes sich ändert. Was
-das Photometer betrifft, so dient allgemein das Äunsensche Fettfleck-
photometer, und zwar entweder als Gleichheitsphotometer, so dafs die
Fettflecke beiderseits verschwinden, oder als Contrastphotometer, bei
welchem die Einstellung nach dem gleichstarken Hervortreten der Felder
auf hellerem oder dunklerem Grunde geschieht.
Ein Photometer soll die Empfindlichkeit der Augen voll ausnutzen,
d. h. es soll direkt den Unterschied zweier Lichtquellen von wenigstens
* Vortrag, gehalten auf der Jahresversammlung des deutschen Vereins von
Gas- und Wasserfachmännern. 1889.
270 Neuerungen in der Gasindustrie.
1,5 Proc. wahrnehmen lassen. Damit das Auge in volle Thätigkeit treten
kann, sollen folgende Bedingungen erfüllt sein: Jedes der Felder darf
nur von einer Lichtquelle Licht erhalten; die Grenze, in der die beiden
Felder zusammenstofsen, mufs möglichst scharf sein und im Moment der
Gleichheit vollständig verschwinden.
Die erste Bedingung ist vom Äunsm'schen Photometer nicht erfüllt,
da sowohl der gefettete wie der ungefettete Theil des Schirms lichtdurch-
lässig sind; die beiden andern sind genügend erfüllt, aber nicht am
Weber'schen Photometer, da bei diesem im Moment der Einstellung ein
schwarzer Zwischenraum die Felder trennt.
Schwierigkeiten macht auch die Herstellung der Papierschirme, in-
dem dieselben auf beiden Seiten absolut gleich sein sollen, so dafs ein
Umkehren des Schirms die Messung nicht ändert. Hat man wirklich
gleiche Schirme, so dafs dieser bei beiderseits gleichen Lichtquellen in
der Mitte steht, so kommt es auf den Winkel an, unter dem man auf
den Schirm blickt, damit der Fettfleck sich dunkel, hell oder gar nicht
vom Papier abhebt. Es läfst sich erreichen, dafs diese drei Stellungen
in eine zusammenrücken. Eine Beschreibung des Lummer-Brodhun' sehen
Photometers findet sich in D. p. J. 1889 272 * 178.
Methode zur Bestimmung der Ferrocyanverbindungen in den Nebenproducten
der Gasfabrikation, von B. Gasch.
Verfasser bildete eine von Zulkowski'2 angegebene Methode zur Unter-
suchung alter Reinigungsmasse auf Berliner Blau weiter aus; dieselbe
besteht darin, dafs die durch Zersetzung der Masse mit Alkali erhaltene
Ferrocyanlösung ohne Entfernung der verunreinigenden Körper in eine
saure und heifse Lösung von Kaliumzinksulfat von bekanntem Zinkgehalt
so lange eingelassen wird, bis mit Eisenchlorid durch Tüpfeln auf Filtrir-
papier ein Ueberschufs von Ferrocyan nachgewiesen wird. Die Aende-
rungen des Verfassers bestehen in Einführung eines anderen Indicators,
in der Bereitung einer anderen Zinklösung von geringerer Concentration
und empirischer statt theoretischer Titerbestimmung. Als Indicator wird
eine Lösung von essigsaurem Uranoxyd 1 : 100 angewandt; man tupft
einen Tropfen der auf einen kleinen Ueberschufs von Ferrocyan zu
prüfenden Flüssigkeit auf weifses Porzellan. Bei Zusatz eines Tropfens
Uranlösung entsteht, wenn Ferrocyan überschüssig, eine braune Färbung.
Abfiltriren ist nicht erforderlich, da der Niederschlag von Ferrocyan-
zinknatrium oder Kalium sich mit Uranlösung nicht zersetzt. Die Zink-
lösung ist so gestellt, dafs lcc 0,02 bis 08,03 gelbem Blutlaugensalz
entspricht; man löst 20?,62 reinen Zinkvitriol zu l1 oder die entsprechende
Menge Kaliumzinksulfat, wobei mit Schwefelsäure etwas angesäuert
wird. Als Prüfungsflüssigkeit dient eine Lösung von reinem, bei 30 bis
2 D. P. J. 1883 249 168.
Neuerungen in der Gasindustrie. 271
40° C. getrocknetem Blutlaugensalz, 20? im Liter, so dafs also lcc 0?,02
Salz enthält. Beide Lösungen sind etwa gleichwertig, wobei 10 Aequi-
valente Zink durch 7 Aequivalente Blutlaugensalz gefällt werden. 10cc
Zinklösung werden aus der Bürette mit Blutlaugensalzlösung titrirt, bis
die oben angegebene Reaction mit dem Indicator eintritt.
Die Anwendung des Verfahrens auf alte Gasreinigungsmasse geschieht
in der Weise, dafs 20s der nach den Angaben von Knublauch3 getrock-
neten und gesiebten Masse in einer angewärmten Porzellanschale mit
einem gemessenen Volumen warmer 15 bis 20proc. Natronlauge verrieben
wird unter allmählichem Zusatz von warmem, gemessenem Wasser. Die
Temperatur darf nicht über 50° C. gehen. Man spült mit gemessenem
Wasser in einem 200CC-Kolben und füllt auf, mischt und filtrirt in die
Bürette, aus der titrirt wird. 10cc Zinklösung werden genügend ange-
säuert und bei 70 bis 80° C. mit der Ferrocvanlauge titrirt, bis die Uran-
lösung Reaction ergibt. Da Natronlauge und Wasser vor dem Zusatz
gemessen wurden, so ist das Volumen der ganzen Lösung bekannt. Aus
dem gebrauchten Volumen Ferrocvanlauge wird auf das ganze Volumen
und mit dem Titer auf den Ferrocyangehalt der Masse gerechnet. Die
schliefsliche Angabe geschieht in Procenten krystallisirtem gelbem Blut-
laugensalz. Nach der Titration hat man sich stets zu überzeugen, dafs
die Lösung noch sauer ist.
Auch der Cyangehalt von Ammoniakwasser läfst sich nach dieser
Methode bestimmen, indem dasselbe mit etwas Eisenvitriol und Natron
in Ferrocyan übergeführt wird; nach dem Filtriren titrirt man mit der
Flüssigkeit je nach ihrem Ferrocyangehalt, der am besten erst qualitativ
geprüft wird, 2 oder 5CC Zinklösung. (Journal für Gasbeleuchtung 1889
32 966.)
Controlapparat für Gasreinigung von Ledig.
Die Controle über die Entfernung des Schwefelwasserstoffs aus dem
Gase geschieht bisher in Gasfabriken durch Probiren mit Bleipapier
an einem Hahn oder durch Ueberleiten des Gases über einen mit Blei-
zuckerlösung getränkten feuchten Papierstreifen in einem Rohr oder einer
Glocke. Verfasser construirte nun einen Gasprüfer, welcher angibt, ob
jederzeit reines Gas in die Behälter geliefert wurde, zu welcher Zeit
eventuell unreines Gas producirt wurde, wie lange Zeit unreines Gas in
die Behälter ging. Ferner gestattet die Stärke der Schwärzung des Blei-
papiers eine Beurtheilung', wie stark die Verunreinigung war. Der
Apparat führt einen mit Bleilösung getränkten Papierstreifen mit cou-
stanter Geschwindigkeit durch eine von constantem Gasstrom durch-
flossene Glocke. Als Verschlufs dient Quecksilber, als Triebwerk für
die gleichmäfsige Bewegung des Streifens das Zählwerk eines kleinen
trockenen Gaszählers. Der Streifen ist mit Centimetertheilung versehen
3 D. p. J. 1889 273 563.
272 Neuerungen in der Glasindustrie.
und seine Geschwindigkeit so geregelt, dafs er bei einem stündlichen
Gasdurchgang von 50' um lLni vorrückt; dieses (Quantum wird mittels
eines ZfcÄTschen Cousumregulators gleichmäfsig erhalten. Ständig sind
2cm Streifen dem Gnse ausgesetzt, so dafs jeder Theil desselben 2 Stun-
den dem Gase ausgesetzt ist. Wird täglich einmal der Stand des Gas-
messers und der Stand des Papierstreitens notirt, so ist mau im Staude
anzugeben, zu welcher Zeit und wie lauge eventuell unreines Gas in
die Behälter ging. Eingeschaltet wird der Apparat zwischen Reinigung
und dem Stationsgasmesser. Der Gasprüfer ist iu Form eines kleinen
Kästchens mit Glocke auf dem Gasmesser angebracht; durch ein Brenner-
röhrchen auf der Glocke läfst man das Gas ausbrennen. (Journal für
Gasbeleuchtung 1889 32 925.)
Apparat zur Causlisirung von Ammoniakwässern (D. K. P. Nr. 49 500)
von Solvay und Co.
Vor der eigentlichen Destillation der Ammoniakwässer mufs Kohlen-
säure und Schwefelwasserstoff aus denselben entfernt werden. Hierzu
dient (Fig. 1 Taf. 15). Die Säule 5, zusammengesetzt aus einer Anzahl
über einander liegender Abtheilungen bblb2b3bi. Jede dieser Ab-
theilungen enthält eine Schlange c c, c2 c3 c4. Die Schlange jeder Ab-
theilung ist mit denen der benachbarten Abtheilungen durch aufsen
liegende Muffen w wi w2 w3 in freier Verbindung. Jede Abtheilung steht
mit der nächsten oberen durch einen Stutzen d{ (/., d3 rf4, der von einer
Haube e, e> e3 e4 überdeckt ist, sowie mit der nächst unteren Abtheilung
durch ein Ueberlaufrohr fA f3 f2 f{ in Verbindung. Die im eigentlichen
Destillationsapparat A entwickelten flüchtigen Producte strömen durch
das Rohr t ab, welches sie in die Schlange c der untersten Abtheil uug b
leitet; sie durchströmen c in deren gaßzer Ausdehnung, treten dann durch
tu in die Schlange cn aus dieser durch w{ in c2 u. s. w. bis sie aus der
obersten Schlange durch u>4 und / in den Condensator C gelangen, aus
welchem sie als concentrirte Flüssigkeit durch das Rohr s nach dem
Behälter X abfliefsen. Der Condensator ist ebenfalls aus einer Anzahl
über einander liegender Abtheilungen g zusammengesetzt, deren jede mit
der nächst unteren durch ein Ueberfallrohr verbunden ist und welche
sämmtlich von einer Schlange i durchzogen sind.
Von jeder Verbindung w u^ w2 w3 kann man ein Ruhr z abgehen
lassen, um die in den Schlangen gebildete Flüssigkeit nach einem
Sammler u zu leiten, aus welchem sie z. B. durch v zugleich mit den
zu destillirenden geschiedenen Ammoniakwässern, in den Destillations-
apparat zurücktreten.
Das untere Ende der Schlange » steht durch das Fallrohr n mit dein
die Ammoniakwässer enthaltenden Behälter H in Verbindung. Letztere
sinken nun durch n in die Schlange i und steigen in dieser Dach oben,
wobei sie sich unter Verdichtung der durch / einströmenden Dämpfe
Neuerungen in der Gasindustrie. 273
bezieli. Gase erwärmen. Die so auf geeignete Temperatur, etwa 40°
vorgewärmten Ammoniakwässer treten oben aus der Schlange t durch
das Steigrohr o in das Waschgefäfs W über, wo sie die aus der obersten
Abtheilung b± des Scheideapparates durch m entweichenden Dämpfe
bezieh. Gase waschen, und daraus alles Ammoniak, welches diese etwa
noch enthalten, aufnehmen, während sie deren ganzen Gehalt an Kohlen-
saure und Schwefelwasserstoff frei durch ml entweichen lassen. Aus
dem Waschgefäfs k sinken die Ammoniak wässer durch das Fallrohr f
in die oberste Abtheilung bA des Scheideapparates, erwärmen sich hier
an der Schlange e4, fliefsen durch das Ueberlaufrohr fA in die Abtei-
lung 6:!, erlangen hier durch die Berührung mit der Schlange c3 einen
noch höhern Wärmegrad, fallen dann durch f3 nach b2 und darauf durch
f2 nach b{ und eudlich durch f{ nach t, welches sie durch den Ueber-
lauf f verlassen, um durch die Leitung r bei v in den eigentlichen
Destillationsapparat A überzutreten. Während ihres Durchganges durch
die Abtheilungen bA b3 b2 ft, und b werden die Ammoniakwässer nach
und nach auf eine immer höhere Temperatur gebracht. Die Entbindung
von Kohlensäure und Schwefelwasserstoff beginnt bereits in den obersten
Abtheilungen bA b3 und setzt sich in den unteren Abtheilungen b2 b{ fort.
In b und b{ ist die Temperatur so hoch, dafs sich zugleich mit den
genannten Gasen auch Ammoniak entwickelt; da dieses aber in den
nach oben folgenden Abtheilungen durch Flüssigkeitssäulen streichen
mufs, deren Temperatur immer mehr abnimmt, so unterliegt es hier der
Wiederverdichtung, bezieh. Wiederauflösung, während Kohlensäure und
Schwefelwasserstoff sich nicht lösen, sondern als Gase im Apparat nach
oben steigen.
Die in der untersten Abtheilung b entbundenen Gase entweichen
durch (/, nach Aj, wobei sie sich unter der Haube et her durch die in b{
enthaltene Flüssigkeit hindurchdrängen müssen und hierdurch die Ent-
bindung von Gasen aus dieser befördern, welche sie durch d2 mit nach b2
reifsen, wo die Haube e2 den Gasstrom wiederum eine Flüssigkeitssäule
zu durchstreichen zwingt. Hierbei gibt der Gasstrom einen Theil seines
Ammoniakgehaltes wieder ab, nimmt dagegen neue Mengen von Kohlen-
säure und Schwefelwasserstoff auf. Dieselben Vorgänge wiederholen
sieh in den Abtheilungen b% und i4, so dafs die schliefslich durch m ab-
ziehenden Gase nur noch Kohlensäure und Schwefelwasserstoff nebst
einer geringen Menge Ammoniak enthalten, die im Wascher W wieder
gelöst wird. Die aus letzterem durch m{ entweichenden Gase kann mau
gewünschten Falles noch einen zweiten, mit Säure gefüllten Waschapparat
durchstreichen lassen.
Die in X sich aufsammelnden Ammoniakwässer können, je nach dem
Gange des Apparates, jeden gewollten Ammoniakgehalt erreichen: mau
kann nach Belieben eine caustische Flüssigkeit mit einer Dichte von
nahezu 1° oder selbst von noch geringerer Dichte bis zu 0° B., z. B.
Dlngler's polyt. Journal Bd. Til Nr. 6. 1890/111. 18
274 Neuerungen in der Gasindustrie.
mit 20 bis 30 Proc. Ammoniak, oder eine nur zum Theil caustische
Flüssigkeit von noch gröfserer Concentration herstellen.
Die einzelnen Abtheilungen b werden zweckmässig aus Eisen ge-
gossen und die Schlangen c aus Blei bezieh, sonst geeignetem Metall
hergestellt.
Apparat zur Herstellung von carburirter Luft für Beleuchtung, Heizung,
sowie zu Motorenbetrieb von M. C. Jaunez.
Die bisherigen Carburirapparate bestehen aus einem Gefäfs, welches
die zu verdampfende Substanz wie Benzin, Gasolin oder andere flüchtige
Kohlenwasserstoffe enthält, und einem Gebläse oder einer Glocke, welche
durch mechanischen Antrieb Luft zuführen. Jaunez construirte einen
Apparat (Fig. 2 Taf. 15), bei welchem er allen mechanischen Antrieb
vermied; dabei wird Wärme angewendet, was den Vortheil hat, dafs
alles Gasolin ohne Rückstand nutzbar gemacht wird. Aufserdem ist die
warme Mischung gleichmäfsiger als die kalte, die Leuchtkraft und Heiz-
kraft des Gases bleibt immer die gleiche, weil Temperaturschwankungen
nicht vorkommen.
Das Gas kühlt sich im Behälter ab, wobei einiges Gel condensirt
wird; dasselbe läuft in den Oelbehälter zurück. In den Gasleitungen
dagegen scheidet sich nichts mehr aus. Da die ganze Carburirung im
geschlossenen Gefäfs stattfindet, ohne Hinzutreten äufserer Luft, so ist
jede Gefahr ausgeschlossen. Der ganze Apparat ist leicht aufzustellen
und von niederem Preis; der Kubikmeter Gas kommt auf etwa 20 Pf. zu
stehen. Die Leuchtkraft des Gases ist 40 Proc. höher als von Kohlen-
gas. Verwendet wird Gasolin oder Petroleumnaphta von 0,650 spec. Gew.
Der Apparat (Fig. 2) besteht aus einem Behälter /?, darüber einem
Gasbehälter mit Wasserverschlufs; einem Druckregulator H mit Wasser-
verschlufs; einem Heizapparat mit Brenner, welcher lm,4 unter dem
Behälter angebracht ist in der Laterne C; einer Hahnbüchse F mit Sicher-
heitshahn, einem Injektor und dem Hahn K. Der Behälter B ist mit
Gasolin gefüllt, dessen Stand am Flüssigkeitsstandglas sichtbar ist. Ein
Rohr E mit dem Regulirhahn d verbindet den Gasolinbehälter mit dem
Ventilkasten F; dazwischen ist dasselbe schlangenförmig über dem
Brenner C gewunden behufs Erwärmung des Gasolins. Ferner gehört
zum Apparat ein Vorrathsbehälter für Gasolin von 0,650 spec. Gew.,
welcher mindestens 10cm über dem Gefäfs B stehen mufs; die Zuleitung
enthält die Hähne R und r.
Zur Ingangsetzung des Apparats werden erstlich die Wasserverschlüsse
der Glocken gefüllt, ferner aus dem Vorrathsbehälter mit Gasolin der
Behälter B durch Oefihen der Hähne B und r. Ist am Standglas eine
genügende Höhe Gasolin sichtbar, so schliefst man den Hahn r, läfst
aber R offen. Das Nachfüllen geschieht auf dieselbe Weise auch während
des Betriebs. Nun wird aus einem Kautschukblasebalg Luft in die
Neuerungen in der Gasindustrie. 275
Glocke geblasen durch den Hahn K\ sobald die Glocke oben anstöfst,
wird der Hahn geschlossen. Dies hat den Zweck, genügend kalt car-
burirte Luft herzustellen, um in den ersten Augenblicken des Betriebs
den Brenner zu speisen. Ist der Apparat im Gang, so wird Hahn K
wieder geöffnet. Der Heizbrenner in der Laterne C wird entzündet, die
Flamme brennt blau. Nun öffnet man auch den Sicherheitshahn an der
Hahnbüchse F; sobald das Rohr E warm geworden ist, öffnet man lang-
sam den Regulatorhahn d. Es fliefst Gasolin in den Heizapparat, ver-
dampft dort, die Dämpfe steigen im Rohr E in die Höhe, gehen durch
den Injektor in der Hahnbüchse F und reifsen Luft mit, mit welcher
gemischt sie in die Glocke D eintreten. Das Gasgemisch geht durch die
Säule G in den Druckregulator E\ dessen kleine Glocke hebt sich und
der Apparat ist nun in Thätigkeit. Der Hahn der Hauptleitung wird
geöffnet und an den Brennern die Flamme entzündet, Im kalten Regu-
lator verdichtet sich etwas Naphta, welche durch die kleine Röhre m in
das Becken B unter den Flüssigkeitsspiegel zurückläuft.
Um den Gang des Apparats zu unterbrechen, schliefst man den
Hahn Ä, sowie den Sicherheitshahn an der Hahnbüchse F, ferner /?,
löscht den Brenner in der Laterne C und schliefst die Hauptgasleitung.
(Publication industrielle 1889 S. 422.)
Carburirapparat für Leuchtgas.
Hiram S. Maxim construirte einen einfachen Carburator, welcher
in der Fabrik der Maxim-NordenfelCs Geschütz- und Munitionsgesellschaft
zu Erith in Betrieb ist. Derselbe steht im Kesselhaus neben der Gas-
uhr, mit deren Ausgang verbunden ; ein Umgang dient zur Abgabe von
nicht carburirtem Gas am Tage. Der Apparat hat das Ansehen eines
grofsen Injektors oder Dampfstrahl-Exhaustors; es ist nämlich ein senk-
rechter Cylinder, aus mehreren Kammern über einander bestehend, von
6 Fufs Höhe und 14 engl. Zoll äufserem Durchmesser. Bei diesen Mafsen
kann der Carburator für 1000 Flammen dienen; der zu Erith speist bis-
her deren 700. Die unterste Kammer enthält einen Kupfercylinder, die
Retorte genannt. Derselbe enthält Gasolin, welches aus einem aufsen
stehenden Reservoir einläuft, etwa zur halben Höhe des Cylinders. Der-
selbe ist aufsen von Dampf oder heifsem Wasser umgeben, wenn der
Apparat in Thätigkeit sich befindet. Die Gasolindämpfe steigen durch
eine Reihe von durchlöcherten Platten in die nächst höhere Kammer,
welche einen in Quecksilber schwimmenden kleinen Gasbehälter um-
schliefst. Letzterer dient als Mischkammer für Gas und Gasolindampf
und zugleich als einfacher Regulator für die Gröfse der Carburirung,
welche in beliebigem Mafs erfolgen kann. Der Behälter trägt innen
eine senkrechte Achse, welche durch ein Rohr in die Retorte mündet.
Am oberen Ende der Achse ist ein Conus angebracht, welcher das Rohr
vollständig schliefst, wenn der Behälter leer ist. Tritt Gas in denselben,
276 Neuerungen in der Gasindustiie.
so steigt er und hebt die Aehse, so dafs um so mehr Gasolindampf ein-
tritt, je hoher der Behälter steigt. Die Gase mischen sich und findeu
einen Ausweg durch eine Reihe von Löchern im obern Theil der Be-
hiilterwände; die Löcher sind so angeordnet, dafs um so mehr über der
Quecksilberoberfläche sich befinden, je mehr Gas eintritt und verbraucht
wird.
Der Behälter ist also sowohl Druckregulator oder besser Kheometer,
als auch ein Mischgefäfs. Durch die getroffene Anordnung können keine
Gasolindämpfe nach oben treten, wenn der Apparat nicht in Gang ist,
selbst wenn Wasserdampf die sogen. Retorte aufsen umspült. Läfst mau
Gas eintreten, so tritt stets das verhältnifsmäfsige Quantum Gasolindampf
dazu, indem der Behälter steigt. Eine Veränderung im Gasverbrauch
verursacht also keine Aenderung in der Leuchtkraft, sondern dieselbe
bleibt stets dieselbe. Eine vollständige Sättigung des Gases mit Gasolin-
dampf würde ein Gas von 60 Kerzen auf 5 Cubikfufs ergeben ; um
aber eine Condensation von Oel in den Rohrleitungen zu vermeiden, ist
es zweckmäfsig, nur bis auf 40 Kerzen Gasolindampf einzuführen.
Gewöhnliches Kohlengas von 16 Kerzen im Argandbrenner bei
5 Cubikfufs stündlichem Verbrauch gibt im offenen Schnittbrenner auf
den Cubikfufs 1,66 bis 1,74 Kerzen. Nach der Carburation brennen
2,08 Cubikfufs Gas im ähnlichen, aber kleineren Brenner in der Stunde,
auf den Cubikfufs Gas treffen 6,68 Kerzen; es ergeben also 2,08 Cubik-
fufs carburirtes Gas mehr Licht als 7,6 Cubikfufs nicht carburirtes. Es
wird dies erreicht durch einen Aufwand von 4,38 Gallons auf 1000 Cubik-
fufs Gas (70',3 auf 100<*m). Bei einem Gaspreis von 17 Pf. für l<*m
beträgt die Ersparnifs 57,2 Proc, wobei das Gasolin zu 20 Pf. der Liter
angenommen ist. Der Verbrauch an Dampf oder heifsem Wasser ist
sehr gering. (Journal of Gaslighting 1889 53 989.)
lieber Photometrie4^ von John Methven.
Die Ueberwachung und Prüfung der Gasversorgung Londons liegt
bekanntlich in den Händen der städtischen Gas-Referees. Dieselben
haben nach ihren Instructionen a) die Art und Weise anzugeben und
zu prüfen, nach welcher die Leuchtkraft des Gases gemessen wird:
b) die Methoden anzuordnen, nach welchen die Reinheit desselben fest-
gestellt wird; c) die Gasmenge zu prüfen, welche die öffentlichen Laternen
verbrauchen; d) die Zahl und Lage der Prüfungsstationen anzugeben,
sowie die darin nöthigen Apparate; e) den Druck zu messen, welchen
die Gasfabriken in den verschiedenen Tageszeiten geben. Die Leucht-
kraft des gewöhnlichen Gases soll bei 5 Cubikfufs stündlichem Ver-
brauch 16 Kerzen betragen, der Druck 0,6 bezieh. Abends 1 Zoll Wasser-
höhe. Nun haben aber die Referees seit dem Erscheinen der ursprünglichen
4 Vortrag, gehalten auf der Southern District Association of Gas Enpineers
and Managers, London.
Neuerungen in der Gasindustrie. 277
Gasacte ihre Photometer verändert, so dafs die Leuchtkraft eines Gases
jetzt niederer gemessen wird als früher. Das Photometer soll ein ßunsen-
sehes sein in verbesserter Form; es sind aber schon mehrere solche
verbesserte Formen von den Referees eingeführt worden. Ein solches
i>t z. B. im Gebrauche in der Prüfungsstation in Lambeth Road, wäh-
rend die Gaswerke ein Lethebi/sches Photometer benutzen; es ist dies ein
neues Instrument mit festen Punkten zur Stellung der Gasflamme und
des Schirms, während die Kerzen auf einer beweglichen, verschiebbaren
Wage stehen. Auf dem Äunsm-Photometer betrug die Leuchtkraft des
Gases während eines Zeitraumes von 6 Monaten im Mittel 16,38 Kerzen,
in der Fabrik wurden aber am Letheby- Apparat in derselben Zeit
17,12 Kerzen gemessen; es zeigte sich also ein Verlust von 4,3 Proc.
I>a das Gas sich auf dem Wege zur Stadt nicht so viel verändert
haben konnte, so mufste der Fehler am Instrument liegen. Der einzige
Unterschied desselben fand sich in der Gröfse der Kammern an jedem
Ende, in welchem das Gas und die Kerzen brennen, ferner in der Ent-
fernung des Normalbrenners vom Schirm; dieselbe betrug beim Photo-
meter in den Gaswerken 7% Zoll; am anderen aber 21 Zoll; im ersteren
Falle war die Kammer rechtwinkelig und senkrecht zur Achse des
Photometers aufgestellt, an dem Apparate der Prüfungsstation dagegen
dreieckig, gegen den Schirm zu geöffnet. Die Wände der recht-
winkeligen Kammer reflektirten Licht auf den Schirm, während dies
in der dreieckigen Kammer nicht der Fall war. Eine Veränderung der
Form verringerte das reflektirte Licht, beseitigte es aber nicht voll-
ständig. Es wurden ausgeschnittene Blenden zwischen Kammer und
Schirm gesetzt; bei vergröfsertem Ausschnitte von 6S/8X2 Zoll auf
•'s X8 Zoll ergab sich eine Erhöhung der gemessenen Leuchtkraft des
Gases von 15,80 auf 16,33 Kerzen. Bei veränderter Kammer war die
Erhöhung geringer, bei größeren Ausschnitten änderte sich die Leucht-
kraft fast nicht mehr. Die Zunahme an Licht kam nachweislich von
dem vom Glascylinder reflektirten Licht, welches bei kleinen Oeffnungen
nicht in dem Mafse Zutritt zum Schirm hatte als bei erofseu.
In neuerer Zeit wurde in mehreren Prüfungsstationen ein ver-
bessertes Bimsen sches Instrument eingeführt, genannt ein Thurm-Photo-
meter. Dasselbe hat die Gasflamme wie die Kerzen in einen langen
Kamin eingeschlossen; durch denselben zieht die Luft in grofser Menge
mit ganz anderer Geschwindigkeit als ohne Kamin, viel stärker natürlich
bei der Gasflamme als bei den Kerzen. Das Gas wird hierbei unter
ganz anderen Bedingungen geprüft, als es im öffentlichen Gebrauche
der Fall ist, die Messungen fallen zu niedrig aus. Die Gas-Referees
haben demnach schon zwei Photometer eingeführt, welche niederere
Resultate ergaben als die Apparate, welche bei Erlafs der Gasacte in
Gebrauch waren. Nun sind sie daran, das Evans- Photometer zu ändern,
um es den neuen gleich zu gestalten. Diese Neuerungen sind zum grofsen
278 Neuerungen in der Gasindustrie.
Schaden der Gasfabriken erfolgt, denn die Lichtmessungen, welche
früher einer Kohle einen bestimmten Lichtwerth zuschrieben, geben
jetzt geringere Zahlen an. Es ist auch fraglich, ob die Gasfabrikeu
in London überhaupt eine Kohle finden, welche gut genug ist, um den
neuen Ansprüchen zu genügen.
Bei dem Baue der neuen Photometer wurde der OOzölligen (1"',52)
Photometerbank der Vorzug gegeben, während die lOOzöllige (2m,54)
im Verschwinden begriffen ist. Bei diesem Wechsel ist aber die Sache
weder vereinfacht noch genauer geworden; um einen Unterschied von
2 Kerzen zu erlangen, also von 15 bis 17 Kerzen, beträgt die Ver-
schiebung des Schirms an dem lOOzölligeu Apparate 19/lt; Zoll, am
60zölligen dagegen nur H/.^ Zoll; dabei beträgt die Normalflamme
2 Kerzen. Die Schwierigkeit, am 60zölligen Instrument einzustellen, ist
gröfser als am anderen. — Verfasser construirte ein neues Photometer
(welches vorgezeigt wurde), an welchem die zu 2 Kerzen Aenderung
nöthige Verschiebung 23/4 Zoll beträgt, also erheblich mehr als früher.
Das Prinzip desselben ist, dafs Normalflamme und Photometerschirm in
bestimmter Entfernung von einander auf der Photometerbank fest auf-
gestellt sind, während die zu prüfende Gasflamme beweglich ist. Bei
16 Kerzen Gas beträgt die Entfernung der beiden Flammen 60 Zoll.
Wenn gewünscht, kann die Normalflamme und der Schirm auch zu-
sammen auf einem beweglichen Schlitten befestigt und zusammen ver-
schoben werden, wobei die zu prüfende Gasflamme feststeht. Als
Normalflamme dient hier stets der Methven-Schirm mit Ausschnitt,
welcher genau 2 Kerzen Licht hindurchläfst. Das Instrument dient mit
Vortheil als tragbares Photometer.
Der Normalbrenner für Kohlengas soll ein Sugg' s-London-Arg-and-
brenner sein nach der Gasacte; der zu verwendende Brenner soll so
beschaffen sein, dafs er aus dem Gase die gröfstmögliche Leuchtkraft
erzielt und auch für die Consumenten brauchbar ist. Sugg gab seinem
Brenner ursprünglich zwei verschieden weite Cylinder, bei 6 Zoll Höhe
l7/8 und l3/4 Zoll weit, um je nach der Güte des Gases eine hohe
Leuchtkraft zu erreichen. Die Referees nahmen den weiteren Cylinder
als normal an. Verfasser kam aus seinen Versuchen zu der Ueber-
zeugung, dafs der Brenner mit dem weiteren Cylinder nicht die höchste
Leuchtkraft erzielt; er mafs die Leuchtkraft vorschriftsmäfsig bei 5 Cubik-
fufs stündlichem Verbrauch und corrigirte das Resultat nach Barometer
und Temperatur; als Mittel von 40 Messungen an 4 Tagen wurde
15,34 Kerzen gemessen; nun wurde der Verbrauch erhöht bis zu 16 Kerzen
Leuchtkraft, dann auf den vorigen Consum mit Druck und Temperatur
corrigirt; es ergab sich 15,68 Kerzen. Es zeigt dies, dafs die Leucht-
kraft des Gases noch etwas erhöht werden kann. Verfasser fand auch,
wie schon früher Poole, dafs die Leuchtkraft eines Gases im gleichen
Brenner sich änderte mit dem verbrannten Quantum Gas weniger einer
Neuerungen in der Gasindustrie. 279
bestimmten Constaute. Obwohl nun bei vielen Versuchen das ver-
brannte Gasquantum das gleiche war, so änderte sich doch die Menge
der schweren Kohlenwasserstoffe im Gas mit dem Resultat, dafs die
Höhe der Flamme sich verkleinerte. Zugleich verbraucht sie weniger
Luft zur Verbrennung; damit wächst die Menge der unverbrauchten
Luft im Brenner, und je kleiner die Flamme wird, d. h. je gering-
werthiger das Gas ist, um so gröfser wird der Einflufs der Luft auf
dieselbe. Der Ueberschufs an Luft raubt der Flamme Leuchtkraft, so
dafs die Lichtentwickelung sinkt. Damit ist gezeigt, dafs der Brenner,
als von atmosphärischen Bedingungen abhängig, durchaus nicht immer
die höchste Leuchtkraft entwickelt.
Einer Veränderung in den atmosphärischen Bedingungen folgen so-
wohl die Luft wie auch das Gas in ihrer Dichtigkeit. Wie die Dich-
tigkeit des Gases ist, so ist auch die Dichtigkeit der Flamme im Brenner.
Es folgt aber durchaus nicht, dafs unter höherem Barometerdruck und
höherer Temperatur die Flamme gröfser wird, weil mehr Gas die Uhr
passirt; sondern im Gegentheil die Verbrennung des dichteren Gases in
der ebenfalls dichteren Luft tritt näher am Brenner ein, die Flammenhöhe
sinkt. Bei niederem Druck und hoher Temperatur wird die Dichtig-
keit der Flamme verringert, dieselbe gewissermafsen verdünnt und
damit auch die Zugkraft des Cylinders verringert. Es brennt also die
Flamme bei verringertem Sauerstoffzutritt, dessen Folge eine sogleich
auffallende bräunliche Farbe der Flamme ist. Aus diesen Gründen
wirkt die Correctur nach Druck und Temperatur so ungleich; tritt die-
selbe bei Gas von niederem specifischen Gewichte ein, so wird die
Leuchtkraft erheblich verbessert, bei höherem specifischen Gewichte
dagegen weniger. Dies zeigt ebenfalls, dafs der Brenner nicht immer
die volle Leuchtkraft des Gases zur Entwickelung kommen läfst.
Die Zugkraft des Cylinders ist ein ganz bestimmter Betrag; ist
in demselben zu viel Flamme, so wird weniger Luft eingezogen, ist
die Flamme dagegen klein, so tritt um so mehr Luft ein. Die Zug-
kraft ist abhängig von dem Verhältnisse der Dichtigkeit der Gase im
Cyliuder und der umgebenden Luft; hat letztere eine sehr niedere Tem-
peratur, so tritt mehr Luft ein als bei höherer Wärme. Damit ändert
sich auch die Leuchtkraft der Flamme; photometrirt man dasselbe
Quantum Gas am gleichen Apparate bei verschiedenen Temperaturen
des Raumes, so ergeben sich sehr verschiedene Zahlen. Folgende Ver-
suche zeigen, wie wichtig es ist, im Photometerlokal stets ungefähr die
gleiche Temperatur zu halten: Ein und dasselbe Gas ergab am offenen
Photometer unter sonst gleichen Bedingungen bei 3,9» C. 15,93 Kerzen,
bei 22,2° C. dagegen 16,90 Kerzen, also eine Zunahme von 0,97 Kerzen.
am geschlossenen Photometer 16,42 und 17,46 Kerzen, also 1,04 Zu-
nahme. Es fand sich auch, dafs der Feuchtigkeitsgehalt der Luft einen
grofsen Einflufs auf die Leuchtkraft ausübt, wie später gezeigt wird.
280 Neuerungen in der Gasindiistric
Um die Ursachen der verschiedeneu Lichtentwickelung aufzusuchen,
wurde erst ein genau gleichmäfsiges Normallicht construirt: hierzu
diente carburirtes Gas, welches in einem gemessenen Quantum zu-
geführter getrockneter Luft verbrannt wurde. Der Luftbehälter Btand
in einem grofsen Räume von gleichmäfsiger Temperatur, ganz unab-
hängig vom Prüfungslokale, so dafs für vollständig constanten Luft-
und Gaszutritt gesorgt war. Der Brenner entwickelte die höchste
Leuchtkraft bei niederer Temperatur. Es wurde daraus klar, dafs die
Temperaturerhöhung nicht zu der früher gefundenen angeblichen Er-
höhung der Leuchtkraft bei wachsender Temperatur von 3,9° auf 2:2, 2°
beitrug, sondern dafs dieselbe starken Einflufs auf die Kerzen übte,
nämlich deren Leuchtkraft verringerte. So wurde z. B. ein Gas, am
offenen Photometer gegen Kerzen gemessen, bei — 8,6° C. gefunden zu
16,32 Kerzen, bei 4-13,3° dagegen zu 16,78 Kerzen; mit der vorhin
geschilderten Normalflamme dagegen wurde gefunden 16,37, bei der
höheren Temperatur 16,00 Kerzen; hier zeigte sich also eine Ver-
ringerung, welche allein von dem veränderten Verhältnisse am Gas-
brenner herrührte. Verfasser war früher überrascht über die Erhöhung
der Leuchtkraft eines Brenners, als er die zugeführte Luft mit Eis
kühlte; dieselbe betrug 10 1'3 Proc. Es lag dies allein an der Ent-
fernung des Wasserdampfes aus der Luft, welcher im Kühlrohr blieb.
Hier zeigt sich also die überraschende Thatsache, dafs eine Ernie-
drigung der Temperatur der zugeführten Luft dasselbe Resultat ergab,
welches andere z. B. bei Regenerativbrennern durch das Gegentheil
erreichen.
M. Bremond beschreibt in einer interessanten Arbeit über den Ein-
flufs der atmosphärischen Verdünnung auf die Leuchtkraft von Gas Ver-
suche, welche in verschiedenen Höhen der spanischen Nordbahn an-
gestellt wurden; der Apparat war in einem Güterwagen eingerichtet.
Der Schlufs, zu welchem er gelangt, ist der, dafs mit steigender Höhe
der Verlust an Leuchtkraft zunimmt, und zwar unabhängig von Druck
und Temperatur, welche das Gas verdünnen. Seine Hauptangabe über
die durch die Verdünnung der Luft sinkende Leuchtkraft ist die, dafs
je 100 Fufs Erhöhung dieselbe um 0,742 Proc. verringern. Dies ist ein
weiterer Beweis für den Einflufs der Dichtigkeit der Luft auf die Licht-
entwickelung im Brenner.
Versuche über den Lichtwerth von Kerzen (lammen. Da der Kerzen-
docht sich neigt, so hat jede Flamme eine schmale und breite Seite
wie eine Gasflamme. Die Leuchtkraft wechselt je nach der Seite,
welche dem Schirm zugeneigt ist; der Vergleich gegen einen Methven-
Schirm mit 2 Kerzen- Ausschnitt ergab folgende Zahlen; dieselben er-
scheinen etwas niedrig, weil der Ausschnitt etwas mehr als 2 Kerzen-
licht hindurchliefs:
Neuerungen in <ler Gasindustrie. 281
Leuchtkraft der 2 Kerzen
in Normalkerzen
A. Beide Dochtebenen parallel zum Photometerschirm . 1,999
B. Dochtebene rechtwinkelig zum Schirm, Docht gegen
denselben geneigt 1,957
C. Dochtebene rechtwinkelig zum Schirm, Docht von dem-
selben weg geneigt 1,933
Die Instruction der Referees schreibt vor, die Kerzen sollten so
gestellt werden, dafs die Dochtebene der einen Kerze senkrecht zu der
der anderen Kerze steht. Es gibt viele Stellungen, in welchen dies
der Fall ist, aber nur eine, in welcher die Kerzen ihre mittlere Leucht-
kraft dem Schirm zuführen. Beim /iuans-Photometer sind die Kerzen
verschiebbar zur Lichtmessung; ein Zeiger am Kerzengestell gibt an
der Scala die Helligkeit des Gases an; hier ist natürlich die Stellung
der Dochte von grofser Wichtigkeit. Bei dem Schirm zugeneigten
Dochten wurde an diesem Apparate die Helligkeit der beiden Kerzen
auf 240 Grains stündlichen Verbrauch 2,032 Kerzen gefunden, vom
Schirm weggeneigt 1,953 Kerzen, also 4 Proc. Unterschied. Als eine
Gasflamme ebenso zweimal gemessen wurde5, ergab sich 3,6 Proc.
Differenz. Im ersteren Falle ist die Messung zu Ungunsten des Gases
niederer, im letzteren Falle höher. Werden die Kerzen stets so ge-
stellt, dafs sie ihre mittlere Leuchtkraft dem Schirm zusenden, also
beide Dochte zu demselben geneigt, so sind die Schwankungen, die ge-
wöhnlich den Kerzen zugeschrieben werden, nicht grofs. Systematische,
ein Jahr lang täglich angestellte Versuche ergaben am offenen Photo-
meter eine mittlere Abweichung vom Mittel nach oben um 1,59 Proc,
1,37 Proc. unten nach, also eine gesammte Abweichung von 2,96 Proc.
Am geschlossenen /sVans-Photometer war die mittlere Abweichung nach
oben 1,44 Proc, nach unten 1,36 Proc, gesammt 2,80 Proc.
Die Temperatur des Lokals übt einen grofsen Einflufs auf die Hellig-
keit von Kerzen aus; bei 10° C. hatte eine Kerze auf 120 Grains stünd-
lichen Verbrauch die Helligkeit 1,198 Kerzen; bei 22,2° C. dagegen
1,041 Kerzen, also 13 Proc. weniger. Der mittlere Wallrathverbrauch
betrug in der Stunde 120,2 und 119,7 Grains, also nur sehr wenig ver-
schieden. — Prof. Tyndall beschreibt in seinem Werk ,, Wärme, eine Art
von Bewegung'1- Versuche, welche er mit Dr. Frankland über die Ver-
schiedenheit von Kerzenflammen am Fufs und auf der Spitze des Mout
Blanc anstellte. Er sagt: „Der Anblick der sechs Flammen überraschte
uns beide; sie schienen nur ein Gespenst derjenigen, welche wir in
Chamounix gesehen hatten, klein, schwach und farblos, mit bedeutend
verringerter Verbrennungskraft. Die Wägung ergab die unerwartete
5 Bekanntlich werden in England zur Lichtmessung stets 2 Kerzen ge-
braucht und keine bestimmte Flammenhöhe eingehalten, wie bei uns üblich,
sondern deren Helligkeit zu 2 Kerzen angenommen. In vielen Fällen wird
die Leuchtkraft eines Gases auch in Grains Wallrath angegeben, welche Kerzen
von derselben Helligkeit zusammen in einer Stande verbrauchen wurden.
282 Neuerungen in der Gasindustrie.
Thatsaehe, dafs das Quantum stündlich verbrauchtes Stearin geuau das-
selbe war auf der Spitze des Berges wie im Thal. Diese Erscheinung
ist der gröfseren Beweglichkeit der Luft in dieser Höhe zuzuschreiben;
die Theilchen Sauerstoff durchdringen die Flamme mit gröfserer Leich-
tigkeit und zerstören ihre Leuchtkraft, verkleinern die Flamme durcb
ihre rasche Wirksamkeit. Bei Erniedrigung der Dichtigkeit der Luft
wird die Beweglichkeit deren Atome vergröfsert." Methven schreibt
nun den Verlust an Leuchtkraft bei höherer Temperatur, also geringer
Dichtigkeit der Luft, einer anderen Ursache zu, nämlich dem erhöhten
Gehalt an Wasserdampf.
Ueber den Einfluß des Wasserdampfes auf die Leuchtkraft von Flammen
stellte Verfasser verschiedene Versuche au; so fand er die Leuchtkraft
einer Kerze gegen ein constantes Normallicht bei gewöhnlicher Tem-
peratur und feuchter Luft zu 1,104 Kerzen auf 120 Grains stündlichen
Consum, bei trockener Luft dagegen 1,196 Kerzen, also um 8,38 Proc.
mehr. Speist man einen Argandbreuner mit trockener Luft, so ist die
Leuchtkraft eine hohe und sehr gleichmäfsige: mit feuchter warmer
Luft dagegen sinkt dieselbe bedeutend. Zwischen 10° C. und 23,9°
mit trockener und feuchter Luft betrug die Erniedrigung für eine
5 Cubikfufs-Flamme 10 Proc. Die Flamme eines 5 Cubikfufs-Flach-
brenners in eine Kugel eingeschlossen und ebenso wie vorher behandelt
verlor 11,2 Proc. an Leuchtkraft. Eine 21l2 Zoll hohe Flamme von
Kohlengas wurde in Barcourfs Pentanbreuner mit Cylinder auf gleiche
Weise mit trockener und warmer feuchter Luft behandelt: sie verlor
zwischen denselben Wärmegraden 13 Proc. an Leuchtkraft. Am Brenner
wurde eine Einrichtung angebracht, welche ein gemessenes Quantum
Luft einblasen liefs, aber auch es möglich machte, dafs der Brenner
wie gewöhnlich Luft einzog. Die eingeblasene Luft wurde nach jedem
Versuche gemessen; bei Anwendung von trockener Luft im 5cm- Argand-
brenner erhöhte sich die nöthige Luftmenge mit steigender Temperatur
wie folgt:
Temperatur Leuchtkraft Stündlich \ erbrauchte Luft
18,9« C 15,4 Kerzen .... 10,42cbm
29,40 C 15,1 „ .... 11,46
400 c 14,7 „ .... 11,89
Mit feuchter Luft trat eine ähnliche Reihe ein im Luftverbrauche bei
sinkender Helligkeit der Flamme. Bei erhöhtem Luftzutritt verlor die
Argandflamme stets an Leuchtkraft, und zwar verursachten mit trockener
Luft 48,8 Proc. Erhöhung der Luft eine Lichtverringerung um 20 Proc,
oder 1 Proc. — 0,076 Kerzen. Von feuchter Luft erniedrigen 50,6 Proc.
Erhöhung die Helligkeit um 21,3 Proc, d. h. 1 Proc. um 0,071 Kerzen.
Bei Anwendung verschiedener Cvlinder wechseln diese Zahlen.
Es mufs bemerkt werden, dafs diese Versuche nur Uebertreibungen
der Veränderungen darstellen, welche unter den gewöhnlichen Be-
Neuerungen in der Gasindustrie. 283
dingungen der Atmosphäre vorkommen können, sowie an den Breuuern
unter gewöhnlichen Verhältnissen.
Indessen sind dieselben doch sehr lehrreich, indem sie zeigen,
welchen Einflüssen eine Flamme unterworfen ist und wie durch die-
selben die Prüfung des Leuchtgases so wechselnde Resultate ergeben
kann. {Gas- World, 1889 S. 572.)
Heber die Herstellung von Sauerstoß' und dessen Verwendung zur Gas-
reinigung; von A. Valon.^
Die Darstellung von Sauerstoff nach dem Verfahren der Brin's
Company geschieht bekanntlich durch Ueberleiten von Luft über er-
hitzten Baryt und Absaugen des absorbirteu Sauerstoffs bei erhöhter
Temperatur mittels einer Pumpe. Die hierbei wechselnden Temperaturen
betrugen 650 und 790° C. Bei den Versuchen zeigte es sich, dafs ebenso
wohl beim Ueberleiten wie Absaugen derselbe Hitzegrad eingehalten
werden könne.
Yalon setzte die Stahlretorten mit Baryt in gewöhnliche Gasretorten
ein, welche im gewöhnlichen Ofen erhitzt wurden. Die Anordnung zeigt
Fig. 3 und 4 Taf. 15; die Mundstücke und Steigrohre wurden entfernt,
die Zwischenräume zwischen den stählernen und den Chamotteretorten
mit feuerfesten Steinstücken in Zwischenräumen ausgesetzt. Die Vorder-
seite der Retorten wurde mit einer gufseisernen Platte verschlossen,
deren Aufsenseite mit nicht wärmeleitender Masse überzogen. In jede
der ovalen Retorten von den Mafsen 22 auf 16 Zoll (558 auf 406mm)
kamen 4 Stahlretorten; die untersten beiden Gasretorten blieben leer.
In Fig. 3 sind A die Chamotteretorten, B die Stahlröhren, C die Ver-
bindungsrohre an den Deckeln, D die Rohrleitung von der Luftpumpe
zu den Eintrittsrohren der Stahlretorten, E die Leitung von der Luft-
pumpe zu den Ausgängen der Stahlretorten. Die Einhüllung in die
Gasretorten gestattet eine gleichmäfsigere Erhitzung der Stahlretorten
als ohne die ersteren. Eine Anordnung ohne die Einhüllung zeigt Fig. 4.
Wo sehr auf geringen Raum gesehen werden mufs, sind senkrecht
stehende Retorten in Gebrauch, so z. B. in Westminster.
Die Umstellung der Ventile beim Ueberleiten der Luft und Ab-
saugen des Sauerstoffs geschah bisher durch Hand; dieselbe geschieht
nunmehr automatisch. Für kleinere Anlagen ist eine Pumpe zum Ueber-
leiten und Absaugen genügend; bei gröfserem Betriebe sind zwei oder
mehr Pumpen erforderlich, deren jede für eine bestimmte Zahl Rohre
dient; es kann also eine Pumpe beständig einblasen, eine andere ab-
saugen. Je gröfser die Einrichtung wird, um so billiger kommt des-
halb die Production zu stehen. Zwischen der Luftpumpe und den
Stahlretorten wird ein kleiner runder Kalkreiniger, sowie ein solcher
fi Vortrag, gehalten in der Versammlung des Gas-Instituts.
284 Neuerungen in der Gasindustrie.
mit Aetznatron eingeschalte! zur Entfernung von Kohlensäure und
Wasser. Die atmosphärische Luft wird durch diese beiden in den Ofen
geprefst; der durchgehende Stickstoff entweicht durch ein Ventil. Das
Einblasen geschieht eine bestimmte Zeit lang; dann werden die Ventile
umgestellt, die Luft aus den Rohren ausgesaugt bis zu 63cm,5 Wasser-
höhe Vacuum und ins Freie durch einen Hahn geblasen. Ist dies
Vacuum erreicht, so wird der nun abgehende Sauerstoff in den Behälter
gedrückt. Derselbe enthält in der Gasanstalt Ramsgate lcbm,18, doch
ist ein gröfserer wünschenswert. Der Sauerstoff geht durch eine Gas-
uhr, welche auf den gewünschten Zusatz zum Rohgase eingestellt ist,
in das Eingangsrohr des Exhaustors; von da geht derselbe mit dem
Rohgase vorwärts in die Reinigungsapparate.
W. G. Hicks in Ramsgate hat einen Apparat angegeben, welcher
den Sauerstoffzusatz zum Gase stets in gleicher procentmäfsiger Menge
dem Gase zusetzt; dies wird erreicht durch ein Räderwerk, welches
an der Trommelachse des Stationsgasmessers angebracht ist; dasselbe
bewegt die Achse des Sauerstoffgasmessers und läfst dadurch Sauer-
stoff eintreten. Durch verschiedene eingesetzte Zahnräder kann die Menge
des zugesetzten Sauerstoffs geändert werden; derselbe ist stets proportional
der Menge des erzeugten Gases.
Bei dem Besuche der Jahresversammlung des Southern Districl
Association of Gas Engineers zu Ramsgate wurde ein Reinigerkasten mit
Kalk, etwa in halb ausgebrauchtem Zustande, geöffnet; der Kalk zeigte
keinerlei unangenehmen Geruch, wie ihn sonst der Grünkalk entwickelt.
Der Kasten wurde wieder geschlossen und reinigte noch 25 Tage hin-
durch Gas; selbst da war er noch nicht vollständig ausgebraucht, denn
das eintretende Rohgas enthielt in 100cbm 1441? Schwefelwasserstoff und
1707? Kohlensäure, am Ausgange des Reinigers dagegen 1270? und
14876; es trat also noch eine Abnahme ein. Das Zeichen für einen
ausgebrauchten Reinigerkasten ist gleicher Kohlensäuregehalt im Roh-
gase vor und nach demselben. Die Gröfse der Reinigerkasteu in Rams-
gate ist 4,26 X 4m,26, also mit 18'im,l Reinigungsfläche. Die drei Kasten
wurden jeder mit 9cbm,2 gelöschtem Kalk, von welchem aber nur etwa
60 Proc. caustisch waren, gefüllt. Zwei Kasten wurden zugleich in Betrieb
gesetzt; nach 6 Tagen war im Kasten 1 weder Kohlensäure noch Schwefel-
wasserstoff zu finden. Am 7. Tag fanden sich 224? Kohlensäure und 820?
Schwefelwasserstoff; das Rohgas enthielt au diesem Tag 1807? bezieh.
1373? (0,92 Vol.-Proc. Kohlensäure und 0,90 Vol.-Proc. Schwefelwasser-
stoff). Der Schwefel in anderer Form als Schwefelwasserstoff im ge-
reinigten Gas war unter 13?,7 in 100cbm Gas. Am 7. Tag begann also
der zweite Reiniger zu arbeiten; bis zum 14. Tag zeigte sich an seinem
Ausgange weder Kohlensäure noch Schwefelwasserstoff. Nun winde
noch Kasteu 3 in Betrieb genommen, und erst am 29. Tag, nachdem
Kasten 1 zu arbeiten begonnen hatte, zeigte Nr. 3 am Ausgange
Neuerungen in der Gasindustrie. 285
11^,4 Schwefelwasserstoff' und eine Spur Kohlensäure. Nr. 1 war noch
nicht ganz erschöpft, obwohl ihn mehr als 226520cbm Gas passirt hatteu.
Icbm Kalk reinigte im Ganzen etwa 8135chm Rohgas. Der Gesammt-
schwefel im gereinigten Gas überschritt niemals 18",3 in 100cl)m, so lange
die richtige Menge Sauerstoff' zugegeben wurde.
Die Gesammtproduction des Gaswerks Ramsgate beträgt jährlich
etwa 3,4 Millionen Cubikmeter. Um die Wichtigkeit des Sauerstoff-
zusatzes zu ermessen, mufs bemerkt werden, dafs ohne diesen stets
3 Kasten Kalk zur Wegnahme der Kohlensäure, 2 für Schwefelkohlen-
stoff und noch 4 mit Eisenreinigungsmasse für Schwefelwasserstoff er-
forderlich waren, also bedeutend mehr als mit Sauerstoffzusatz. Auch
der gebrauchte Kalk verringert sich mit letzterem wesentlich. Das Roh-
gas enthielt im Mittel nach dem Waschen und Scrubbern etwa 1830?
Kohlensäure und 1373" Schwefelwasserstoff in 100cl,m (d. i. 0,93 und
0,90 Vol.-Proc).
Es wurden auch Versuche angestellt, statt 0,6 Proc. Sauerstoff
Luft bis zu 5 Proc. dem Gase zuzusetzen, doch hatte dies eine be-
deutende Schwächung der Leuchtkraft zur Folge. Der Sauerstoffzusatz
verursachte eine Erhöhung der Leuchtkraft, so dafs der Zusatz von
Cannel zur verwendeten Pelaw-Main-Kohle wegfallen konnte.
Die Anlage Fig. 4 kann in 24 Stunden im Maximum 10000 Cubik-
fufs (283chm) Sauerstoff' von etwa 90 Proc. liefern, also genug zur
Reinigung von Vi2 Millionen Cubikfufs (42475clim). Der Baryt kann
sehr lange gebraucht werden und auch der Verbrauch an Brennmaterial
ist nicht bedeutend, zumal die höchste Temperatur nur 790° C. beträgt.
In Ramsgate beläuft sich die tägliche Production auf 2000 Cubik-
fufs (56ctim,6) Sauerstoff und werden hierzu etwa 6 Centner Brenn-
material verwandt; dabei ist zu berücksichtigen, dafs die Erwärmung
der eisernen Retorten durch die thönernen hindurch geschehen mufs.
In Westminster, bei senkrecht stehenden Retorten ohne Einhüllung,
werden täglich auf 10000 Cubikfufs (283cbm) nur 14 Centner Koks
verbraucht.
Die Anlagekosten der Sauerstoffanlage sammt Pumpen, Retorten,
Reinigern und dem Behälter betragen auf 1000000 Cubikfufs (28 316^)
jährliche Production an Kohlengas 100 bis 200 M. je nach der Gröfse
der Anlage. Der Unterhalt bezieht sich nur auf Stahlretorten und die
Luftpumpe; erstere kosten 50 M. das Stück, und halten in Folge der
niederen Temperatur sehr lange aus. Die Pumpe hält etwa so lauge
wie ein Exhaustor aus. Nach Einrichtung der Anlage belaufen sich
die Betriebskosten sammt Heizung und Arbeit auf 1000 Cubikfufs
Sauerstoff (28^,3) 1,50 bis 2,50 M. je nach der Gröfse der Anlage
(auf 100<*m 5,30 bis 8,82 M.). (Journal of Gatlighting, 1889 Bd. 54
S. 41.)
286 Neuerungen in der Gasindustrie.
Verfahren zur Beseitigung con Naphtalinverstopfungen in Gasrohren:
von Schneckenburger.
Die Entfernung von Naphtalin aus verstopften Röhren geschieht
bisher durch Eingiefsen von Weingeist oder von siedendem Wasser;
besser wirkt noch das Einblasen von Wasserdampf, welcher das bei 780
schmelzende Naphtalin leicht loslöst. Das angesammelte Wasser mufs
aus tiefen Stellen wieder abgelassen oder ausgepumpt werden; doch
bleibt dabei das in Wasser unlösliche Naphtalin gern im Rohr stecken.
Verfasser bläst nun heifse Kohlenwasserstoffdämpfe ein, nämlich Erdöl
vom Siedepunkt 212°, also weit über den Siedepunkt des Naphtalins
erhitzt. Die Dämpfe condensiren sich wieder und nehmen das Naphtalin
gelöst mit, so dafs die Lösung in den Syphons bequem ausgepumpt
werden kann. Zur Erzeugung der Dämpfe dient ein kleiner Dampf-
kessel auf einem Handwagen, der leicht an die Stelle verstopfter Laternen
oder Zugänge zu Hausleitungen gebracht werden kann. {Journal des
usines ä gaz, 1890 Bd. 14 S. 19.)
Neuer Brenner für Gaskochherde; von Merz.1
Bei den bisherigen Gaskochherden war es nicht möglich, zugleich
mit dem Kochen Wasser heifs zu halten, wie es bei den gewöhnlichen
Herden im Wasserschiff geschieht. War die Einrichtung dafür getroffen,
so bestand diese in einem eigenen Gasbrenner oder in der Wärme-
abgabe der vorbeiziehenden Rauchgase oder des daneben befindlichen
Brat- oder Backraums. Der besondere Brenner verbraucht unnöthig
viel Gas, die beiden anderen Mittel wirken nur sehr dürftig. Es mufs
also gewöhnlich Wasser auf einem Kochbrenner erhitzt werden, wo-
durch ein solcher dem Kochen von Speisen entzogen wird. Verfasser
construirte einen Kochbrenner, welcher zugleich das Erhitzen von Wasser
gestattet (vgl. Fig. 5 und 6 Taf. 15). Der Kochbrenner ist ein Doppel-
ringbrenner, welcher durch verschiedene Hahnenstellung mit dem kleinen,
dem grofsen oder beiden Ringen zugleich brennen kann. Unter dem
grofsen Ringe a ist ein Wasserkasten b angegossen, in dessen Boden
bei c das aus dem Wasserschiff kommende Wasser einströmt, durch
den Kasten fliefst, sich dabei an den heifsen Wandungen erwärmt und
durch die Oeffnung d in das Wasserschiff wieder zurückfliefst. Durch
diese ständige Circulation des Wassers erwärmt sich dasselbe rasch auf
eine Temperatur, welche es zu allen häuslichen Zwecken dienlich
macht. Nach Versuchen von Kugler erwärmte sich die 101 betragende
Füllung des Wasserschiffes von 180 C. nach 30 Minuten auf 44° C,
nach 1 Stunde auf 57°, nach l*/3 Stunden auf 69° C. Um jederzeit
während des Kochens heifses Wasser entnehmen zu können, ist an der
Ausströmöffnung d ein T-Stück in die Rohrleitung eingeschaltet und
7 Vortrag, gehalten auf der Versammlung des Mittel rheinischen Gasindustrie-
Vereins zu Neustadt a. d. H.
Kleinere Mittheil ungen. 287
mit einem Zapfhahn versehen. (Bericht über die XXVII. Hauptversamm-
lung des Mittelrheinischen Gasindustrie- Vereins.)
(Fortsetzung folgt.)
Die Wiederholungssignale für Distanzscheiben bei der französischen
Ostbahn.
Im Anschlüsse an die früher (1890 275*589) gegebenen Mittheilungen
über die telegraphischen Einrichtungen der französischen Ostbahn, mögen hier
die von der genannten Bahn bei Distanzscheiben benutzten elektrisch-optischen
Wiederholungssignale kurz erwähnt werden.
Zur Controle der Stellung der Distanzsignale benutzt man gewöhnlich ein
mittels eines Rasselweckers gegebenes hörbares Signal. Wenn aber der Control-
apparat in einer Bude der Weichenstellung nach Saxby aufzustellen ist, würde
der von Weckern verursachte Lärm so grofs sein, dafs der Weichensteller
nicht mehr die ihm von aufsen gegebenen Weisungen vernehmen würde.
Daher hat die Ostbahn sichtbare Zeichen gebende (elektrisch-optische) Wieder-
holer eingeführt. Wenn das Distanzsignal auf halt steht, schliefst es einen
Contact und sendet einen Batteriestrom durch den Elektromagnet des Wieder-
holers, legt dessen magnetischen, auf eine zwischen den beiden Schenkeln
liegende Achse aufgesteckten Anker um und nun zeigt die Scheibe des Wieder-
holers rotli. anstatt weifs, hinter einem Fenster. Diese leichte Scheibe des
Wiederholers ist auf drei Viertel mit weifsem Papier überzogen, das letzte
Viertel mit rothem. So lange das Signal auf frei steht, und also die Control-
linie stromlos ist, wird der Anker durch ein Gegengewicht in seiner Ruhe-
lage erhalten ; dann steht er aufrecht und man sieht im Fenster das Weifs
der Scheibe; geht dagegen ein die Controllinie durchlaufender Strom durch
den Elektromagnet, so stellt sich der Anker mit seinen beiden Enden wage-
recht gegen die Pole und die Scheibe zeigt roth. Dem Wiederholer ist ein
kleiner Blitzableiter mit Spitzen und Papier beigegeben.
Vorschriften der Bostoner Feuerversicherungsgesellschaft in Betreff
elektrischer Leitungen.
Die Gegenseitigkeits-Feuerversicherungsgesellschaft der Industriellen in
Boston hatte vor 1881 nur wenige Versicherungen von Gebäuden mit elek-
trischer Beleuchtung. 1881 und in der ersten Hälfte von 1882 breitete sich
die elektrische Beleuchtung aus und bis zum 1. April 1882 wurden in den
nur 61 versicherten Fabriken 23 durch den elektrischen Strom verursachte
Brände gemeldet. Da erliefs die Gesellschaft nach Anhörung von Sach-
verständigen Vorschriften über die Anordnung der Apparate und der Leitungen,
welche auch den zur Gesellschaft gehörigen elektrischen Beleuchtungsgesell-
schaften vorgelegt und von ihnen einstimmig angenommen wurden, wie auch
alle anderen Versicherungsgesellschaften sie billigten. Seit dem 1. April 1881
hat die Gesellschaft in 8 Jahren keinen Brand gehabt, welcher auf Rechnung
der Elektricität gesetzt werden könnte, obgleich die Gesellschaft mehr als
tiOO Versicherungen auf Gebäude mit elektrischer Beleuchtung und Kraft-
übertragung hat. Neuerdings ist aber die Aufmerksamkeit auf die Gefahr
gelenkt worden, welche von auftretenden fremden Strömen (wild currents)
droht; es scheint nicht zweifelhaft, dafs ein jüngstes Unglück in Boston durch
den Uebertritt eines Stromes von hoher Spannung in einen Uhren-Draht her-
rührt, der ihn nach dem Entstehungsorte des Brandes hinleitete. Gegen diese
Gefahr hat die Gesellschaft neue Vorschriften erlassen, aus denen das Wesent-
lichste hier aufgeführt werden möge.
An den versicherten Gebäuden darf kein fremder Leiter befestigt werden.
Alle in die Gebäude einzuführenden Leitungen müssen in der Nähe der Zelle
des Nachtwächters eingeführt werden, damit sie leicht überwacht werden
können; jeder Draht mul's mit einer Schutzvorrichtung gegen starke Ströme
nixl mit einem Blitzableiter versehen werden. Die Schutzvorrichtung (worunter
288 Bücher-Anzeigen.
wohl ein durch die Stromwirkung seilet den Stromweg abbrechender Abieiter
min. int sein dürfte) mul's zugänglich an einem trockenen Orte im Inneren
des Gebäudes aufgestellt werden, isolirt auf unverbrennlichem Träger stehen
und mit einem Gefäfse ausgerüstet werden, worein brennende oder schmelzende
Theile lallen können. Die Blitzableiter sind zwischen der Schutzvorrichtung
und den inneren Apparaten anzubringen; ihre Erdleitungen dürfen nicht an
die Gasrohren angeschlossen werden. Die Leitungsdrähte müssen von dem
Liniendrahte bis zur Schutzvorrichtung isolirt sein; das Isolirmittel mufs von
erster Güte sein und darf von dem Wasser nicht durchdrungen werden ; am
Eintritt müssen diese Drähte 75mm von jedem anderen Leiter und leitenden
Material entfernt sein. Kreuzen Leitungen für hochgespannte Ströme andere
Leitungen, so müssen sie — nach Befinden etwa auf Leisten — so befestigt
weiden, dafs bei einem Bruche keine Berührungen eintreten können; die
Leitungen selbst müssen so weit von einander entfernt geführt werden, dafs
weder Berührungen, noch ein Funkenüberspringen zu befürchten sind.
Bücher-Anzeigen.
Die elektrischen Motoren nnd ihre Anwendungen in der Industrie und
im Gewerbe, sowie im Eisen- und Strafsenbahnwesen, von Dr.
M. Krieg. Mit etwa 200 Illustrationen, Plänen, Skizzen u. s. w.
Leipzig. 0. Leiner 1890. 1. Lief. 64 S. mit 55 Abbildungen.
Preis 2 Mk.
Dieses auf vier bis fünf Lieferungen zu je 2 Mk. berechnete Buch stellt
sich die Aufgabe, die so vielseitigen Verwendungen des elektrischen Stromes
als treibende Kraft eingehend zu besprechen. Die durch Elektricität ge-
triebenen Motoren besitzen namentlich für das Kleingewerbe sehr wesentliche
Vorzüge vor anderen Motoren. Aber auch da, wo es sich um Beschaffung
gröfserer Betriebskräfte handelt, erringen sich die elektrischen Motoren immer
mehr Eingang.
Im Hinblicke darauf wird das Buch, dessen erste Lieferung soeben aus-
gegeben wurde, gewifs Vielen willkommen sein, nicht blofs in der engeren
Fachwelt, sondern auch in allen Kreisen, in welchen der Werth der elektrischen
Arbeitsübertragung für unser wirtschaftliches und gewerbliches Leben immer
mehr gewürdigt wird ; ist es doch ein Werk , welches die Bestrebungen und
Fortschritte auf diesem in der That zukunftsreichsten der technischen Gebiete
in Deutschland zum erstenmal zu einem einheitlichen Gesammtbilde ver-
einigt. Das mit zahlreichen guten Abbildungen ausgestattete Buch soll nach
einander behandeln: 1) die bekanntesten Motorentypen; 2) die Verwendung
der Elektromotoren in der Industrie, im Gewerbe und im praktischen Leben ;
3) die Motorenfrage im Strafsen- und Eisenbahnwesen ; 4) die Speicherbatterien
für motorische Zwecke; 5) die Kosten, Betriebskosten und die Rentabilität der
Elektromotoren, besonders für Strafsen- und Eisenbahnen; 6) eine Ver-
gleichung der elektrischen Arbeitsübertragung mit den übrigen coneurrirenden
Arbeitsvertheilungssystemen ; 7) eine übersichtliche Zusammenstellung der bis-
herigen theoretischen Untersuchungen über die Elektromotoren.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889. 289
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889:
von Fr. Freytag,
Lehrer der Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 * S. 402)
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Die wegen der nachahmenswerthen Constructionen ihrer den elektri-
schen Beleuchtungszwecken angepafsten schnell laufenden Dampfmaschinen
uud Gramme-Dynamomaschinen bekannte Firma Sautter^ Lemonnier et Cie.
in Paris hatte aufser der Bd. 276 S. 242 wegen ihrer eigentümlichen
Vorrichtung zur Regulirung des Einströmdampfes erwähnten Eincylinder-
maschine noch verschiedene direkt mit Dynamo verkuppelte, nach dem
Compound- bezieh. Woolf'schen System arbeitende Maschinen ausgestellt.
Die in Fig. 1 und 2 Taf. 16 dargestellte, ohne Condensatiou arbeitende
Compoundmaschine zeigt die Construction einer Schiffsmaschine: dieselbe
soll mit 5k Admissionsspannung, sowie der normalen Geschwindigkeit
von 350 Umdrehungen in der Minute eine Leistung von 30 Pferden ent-
wickeln, welche zum Betreiben einer mit ihr direkt gekuppelten Gramme-
Dynamomaschine von 200 Ampere und 70 Volt nöthig ist.
Die mit ihren Schieberkasten und dem Zwischenbehälter aus einem
Stücke gegossenen Cylinder von 206 bezieh. 310mm Durchmesser und
170mm Kolbenhub werden von sechs Säulen getragen, die auf einer
wegen der angeschlossenen Dynamomaschine mit verhältnifsmäfsig hoch
liegenden Schwungradlagern versehenen Grundplatte befestigt sind. Die
in diesen Lagern geführte Kurbelwelle ist hinter der Dynamomaschine
noch durch ein viertes Lager gestützt, welches mit der zur ersteren ge-
hörigen Grundplatte verschraubt ist.
Die Dampfvertheilung im grofsen Cylinder regelt ein Trick'schev
Kaualschieber, während der kleine Cylinder mit von Hand stellbarer
37c(/er-Steuerung versehen ist.
Der an dem einen Ende der Kurbel angeordnete Geschwindigkeits-
regulator ist äufserst empfindlich und so construirt, dafs man auch
während des Ganges durch gröfsere oder geringere Spannung einer mit
ihm verbundenen Feder die Geschwindigkeit der Maschine beliebig ändern
kann. Der Dampfverbrauch beträgt bei normalem Betriebe 10k in der
Stunde und effectives Pferd.
Um die totale Höhe der zum direkten Betreiben von Dynamo
dienenden stehenden Maschinen so viel als möglich auf einen niedrigen
Betrag zurückzuführen und damit auch innerhalb ganz beschränkter
Räumlichkeiten, wie sie z. B. bei Kriegsschiffen meist nur zur Verfügung
stehen, ein Unterbringen derartiger Maschinen möglich zu machen,
haben Sanfter, Lemonnier et Cie. eine neue Dampfmaschinentype ent-
worfen und zur Ausführung gebracht, deren charakteristische Construction,
wie die Fig. 3 bis 5 Taf. 16 erkennen lassen, darin besteht, dal'.- dir
Dingler's polyt. Journal Bd. 977 Nr. 7 1890111. l'.i
290 Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
Kurbelwelle in die mittlere wagerechte Ebene der gesammten Maschine
gelebt ist, sowie die mit ihren Mänteln, Schieberkasten und dem Zwischen-
behälter ein Gufsstück bildenden Cylinder direkt mit dem Fundamente
verschraubt sind.
Die totale Höhe der auf den Abbildungen ersichtlichen in Paris aus-
gestellten, mit Condensation arbeitenden Maschine beträgt nur lm,4, ihre
Länge mit Dynamomaschine 2m und die gröfste Breite lm,05; sieleistet
mit 350 Umdrehungen in der Minute und einer Admissionsspannung
des Arbeitsdampfes von 6k ebenfalls 30 £P, die zum Betreiben einer
direkt mit ihr verbundenen Dynamomaschine von 150 Ampere und
70 Volt dienen.
Die Regelung der Dampfvertheilung in den beiden Cylindern von
170 bezieh. 250mm Durchmesser und 170mm Kolbenhub, sowie die Con-
struction des auf einen Drosselschieber arbeitenden Regulators ist die-
selbe, wie bei der vorigen Maschine. Die Uebertragung der durch den
gespannten Dampf erzeugten Kolbendrücke auf die Kurbeln geschieht
in der auf der Abbildung Fig. 3 und 4 ersichtlichen Weise mittels
Traversen, welche durch auf beiden Seiten der doppelt gekröpften
Kurbelwelle liegende Stangen mit einander verbunden sind. Die Kurbel-
welle dreht sich in vier Lagern, von denen das neben dem Excenter
des Niederdruckcyliuders sitzende ein Durchbiegen der Kurbelwelle
wegen des zwischen Maschine und Dynamo auf ihr befestigten kleinen
Schwungrades verhüten soll. Die Lager sind mit Querstücken zusammen-
gegossen, welche von sechs auf dem untenliegenden Gufsstücke be-
festigten Säulen getragen werden, und drei von diesen nach oben ver-
längerten Säulen nehmen eine Traverse auf, an welcher die einseitigen
Kreuzkopfführungen sowie ein mit Oel angefüllter Behälter befestigt
sind; an ihrem unteren Ende sind die Kreuzkopfführungen gegen die
vorstehenden Platten kleiner Böckchen geschraubt, Avelche auf den
hinteren, zwischen den Querstücken liegenden kurzen Längsriegeln des
Maschinengestelles befestigt sind.
Das Gewicht der gesammten Maschine mit Dynamomaschine be-
trägt 2600k.
Auch die aus Fig. 6 bis 9 Taf. 16 ersichtliche liegende Condensations-
Tandemmaschine (System Woolf) von 170 bezieh. 250mm Cylinderdurch-
messer und 170mm Kolbenhub ist wieder mit einer zweipoligen Gramme-
Dynamomaschine von 200 Ampere und 70 Volt direkt verkuppelt, und
es sind derartige Maschinen, da ihre gröfste Höhendimension nur 0m,9
beträgt, namentlich in letzterer Zeit mehrfach auf Fahrzeugen der
französischen Marine zur Ausführung gekommen. Die Abbildungen
lassen die Construction der Maschine ohne Weiteres erkennen.
Die Dampfvertheilung des kleinen Cylinders ist veränderlich und
durch eine von Hand stellbare iWeyer-Steuerung regelbar, während die-
jenige des grofsen Cylinders fest ist.
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889. 291
Der mit einem über dem Dampfabsperrventile der Maschine ge-
legenen Drosselschieber in Verbindung stehende und in derselben Aus-
führung an sämmtlichen von der Firma ausgestellten Maschinen an-
gebrachte Regulator ist mit einer Spiralfeder verbunden, welche durch
Drehung eines Handrades mehr oder weniger gespannt werden kann,
und dadurch, wie bereits oben bemerkt, eine beliebige Aenderung in
der normalen Geschwindigkeit der Maschine auch während des Ganges
gestattet.
Die beim normalen Betriebe 350 Umdrehungen in der Minute
machende, mit Condensationseinrichtung versehene Maschine leistete bei
7k Admissionsspannung wieder 30 H\
Bemerkeuswerth ist noch, dafs der Regulator innerhalb der /wischen
voller Belastung und Leerlauf der Maschine liegenden Grenzen nur Ge-
schwindigkeitsänderungen von höchstens 2,5 Proc. zuläfst.
Eine zum direkten Betreiben von Dynamo dienende stehende
Verbundmaschine ähnlicher Construction, wie die zuerst beschriebene
Maschine von Sautter, Lemonnier et Cie. hatte auch die Firma Bre'quct
ausgestellt; die Maschine war ebenfalls für eine Geschwindigkeit von
350 Umdrehungen in der Minute und eine Admissionsspannung von 5
bis 6k des in den Schieberkasten eintretenden Dampfes construirt.
Die Cylinder werden von vier auf der Fundamentplatte befestigten
Säulen getragen, und an den hinteren beiden Säulen sind behufs Füh-
rung der Kreuzköpfe gufseiserne Platten angeschraubt.
Die mit der Schwungradwelle zusammengeschmiedeten Kurbeln sind
mit dreieckigen Gegengewichten versehen.
Der vom Kessel kommende Dampf tritt zunächst durch ein Ein-
strömventil in den um die Cylinder gegossenen Mantel und geht von
hier nach einem auf der Mitte des Schieberkastens vom Hochdruck-
cylinder gelegenen, von einem Schwungradregulator beeintlufsten Drossel-
ventil.
Die Dampfvertheilung des kleinen Cylinders wird durch eine Meyer-
Steuerung geregelt, welche unter Zwischenschaltung einer Schraube ohne
Ende je nach der von der Maschine zu entwickelnden Arbeit oder je
nachdem der Abdampf in den Condensator oder in die freie Atmosphäre
geleitet wird, von Hand eingestellt werden kann. Die direkte Mitnahme
der Dynamomaschinen geschieht unter Benutzung gekuppelter elastischer
Platten, System Raffard^ oder wenn die Dynamomaschine nicht dieselbe
Geschwindigkeit erhalten soll, wie der Motor, mit Hilfe eines Riemens.
(Fortsetzung folgt.)
292
Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck.
Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck.
Mit Abbildungen.
In D. p. J. 1887 265*500 ist ein eigentümlicher Vielfach-Tele-
graph für i/u<7Aes-Typendrucker beschrieben worden. Der Umstand nun,
dafs bei einem solchen Vierfachdrucker jeder Vertheiler nicht weniger
als 4X28 Contactplatten erhalten mufste, was für die Stromsendungen
keineswegs vortheilhaft ist, und der dadurch gerechtfertigte Wunsch,
die Zahl der Platten zu verringern, hat Claude Jos. Auguslin Munier in
Paris auf einen neuen von jenem Telegraphen vollständig abweichenden —
in Deutschland durch das Patent Nr. 50826 vom 28. August 1888 ge-
schützten — Mehrfachdrucker geführt; über denselben hat er selbst eine
Beschreibung veröffentlicht, welche einer Besprechung in der Zeitschrift
für Elektrotechnik, 1890 * S. 123 und 166, zu Grunde gelegt worden ist,
während dieser Telegraph auch in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1890
* S. 11, beschrieben worden ist, und zwar nach einer sehr netten Ab-
handlung, welche über ihn P. Samuel in la Lumiere Electrique, 1889
Bd. 33 * S. 558 und 611) gegeben hat. Manier bedient sich hier zum
Drucken eines Lokalstromes, welcher im richtigen Augenblicke ge-
schlossen wird, und zwar veranlagst Munier die rechtzeitige Schliefsung
des Stromweges durch eine eigenartige Gruppirung der Contactstellen.1
Zur Schliefsung des druckenden Lokalstromes wird jeder empfangende
//u^Acs-Typendrucker mit einem besonderen Stromschliefser (Collecteur)
versehen. Derselbe besteht aus einem Contactarme, welcher auf die
Achse des Typenrades aufgesteckt
ist und mit diesem regelmäfsig
umläuft, und aus einer am Ap-
paratgestelle festliegenden Con-
tactplattenscheibe, welche in
Fig. 1 abgebildet ist. Die gegen
einander isolirten Contactplatten
in dem äufseren Kreise entsprechen
den 28 Feldern des Hughes-Typen-
rades.2 Sie sind in Gruppen von
je sechs abgetheilt; man erhält
daher vier Gruppen zu sechs Fel-
dern und Platten und eine fünfte
Gruppe mit nur vier Platten und Feldern. Den fünf Gruppen entsprechend
1 Eine verwandte (üruppenbildung findet sich u. a. bei gewissen Signalen
der französischen Ostbahn (vgl. 1890 277*265).
2 Umständlicher ist die in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1890 * S. 124,
dargestellte Anordnung, bei welcher die Drähte 1 bis 6 an die vier Gruppen-
relais geführt sind und von letzteren dann fünf Gruppen von je sechs bezieh,
vier Drähten nach den 28 Platten des aufseien Kreises laufen, die fünf inneren
Platten aber ein Ganzes bilden.
Manier' s neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck. 293
sind nun in einem inneren Kreise auf der Scheibe noch fünf Platten 7, //,
111,1 Fund V angeordnet, welche gegen einander sowohl, wie gegen die
im äufseren Kreise liegenden Platten isolirt sind; jede derselben erstreckt
sich über die ganze Gruppe der zu ihr gehörigen sechs bezieh, vier
Platten des äufseren Kreises. Da nun an dem umlautenden Contactarme
zwei mit einander leitend verbundene, eine Weiterleitung des Lokal-
stromes vom Arme aus jedoch nicht zulassende Contactfedern angebracht
sind, von denen die eine über die fünf Platten des inneren Kreises, die
andere aber über die 28 Platten des äufseren Kreises hinstreicht, so ist
klar, dafs bei jedem vollen Umlaufe des Contactarmes nach einander
28 verschiedene Stromkreise für den Druckstrom geschlossen werden,
indem von den fünf an die Platten I bis V geführten Drähten I bis V
einer nach dem anderen zur Schliefsung des Lokalstromes verwendet
wird und unter Mithilfe des Contactarmes die Schliefsung der Reihe
nach über die zu ihm gehörigen Platten 1 bis 6 bezieh. 1 bis 4 be-
wirkt. Weil aber weiter von I aus die Stromschliefsung nicht über die
zu II bis V gehörigen Platten 1 bis 6 erfolgen kann u. s. w., so dürfen
unbedenklich alle sechs Platten 1 zu einem Drahte 1 vereinigt werden,
und ebenso alle Platten 2 zu einem Drahte 2 u. s. f.
Zur Schliefsung des Lokalstromkreises innerhalb der Drähte 1 bis 6
sind bei jedem empfangenden Hughes sechs polarisirte Buchstabenrelais
(relais lettres) aufgestellt, welche in ihrer elektromagnetischen Einrich-
tung dem IZuflAes-Elektromagnete gleichen; hat der durch die Rollen
des Elektromagnetes gehende Linienstrom den Anker abgeworfen, so
bleibt der Anker abgeworfen, bis der Druck des telegraphirten Zeichens
sich vollzogen hat; der seine Ruhelage verlassende Auslösehebel des
Hughes gibt nämlich eine kleine Contactfeder frei, so dafs sie sich an
eine Contactschraube anlegen und eine zweite Lokalbatterie durch zwei
Elektromagnete schliefsen kann, von denen der eine beim Anziehen
seines Ankers jeden Anker der sechs Buchstabenrelais in die Ruhelage
zurückführt, falls derselbe abgerissen war, und gleiches thut der zweite
Elektromagnet mit den Ankern der vier gleich zu erwähnenden Gruppen-
relais. Die abgeworfenen Anker legen sich ferner jeder an eine Con-
tactschraube und machen so die ßuchstabencontacte (contacts lettres),
d. h. sie schliefsen den Stromweg von dem einen Pole der Drucklokal-
batterie nach einem der Drähte 1 bis 6. Von dem zweiten Pole dieser
Batterie läuft ein Draht durch den Druckelektromagnet und verzweigt
sich hinter demselben nach den Contactschrauben von vier ebensolchen
polarisirten Relais, welche als Gruppenrelais oder Schlüsselrelais (relais
clefs) bezeichnet werden mögen, weil ihre Anker, wenn sie abgeworfen
werden und sich an ihre Contactschraube anlegen, als Gruppenschlüssel
(clefs de fractionnement) wirken und die Schlüsselcontacte (contacts
clefs) machen, indem sie den Weg für den Druckstrom von der Contact-
schraube aus in einem der Drähte II bis V nach einer der vier Platten II
294: Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendriick.
bis V schliefsen. Zur Schliefsung des Stromweges in dem Drahte I nach
der Platte I ist nicht noch ein besonderes Relais hinzugefügt worden,
es wird vielmehr dieser Stromweg durch die Ankerhebel der vier Relais
au vier hinter einander liegenden Stellen zugleich geschlossen, so lange
alle vier Anker angezogen sind und dadurch an jeder dieser vier Stellen
ein Paar Contactfedern an einander drücken.
Hiernach erscheint es zunächst erforderlich, dafs bei einem Vierfach-
drucker in jedem der vier Viertelkreise der die Telegraphirströme recht-
zeitig der Leitung zuführende bezieh, sie aus ihr entnehmende Vertheiler,
der Zahl der Relais entsprechend, 4 -f- 6 = 10 Contact platten angebracht
werden. Allein von den vier Gruppenrelais bekommt entweder keines,
oder nur eines, von den sechs Buchstabenrelais aber stets nur eines einen
Strom, wenn ein Buchstabe gedruckt werden soll. Wenn man sich
daher entschliefst, die eine Hälfte der zehn Relais auf positive und die
andere Hälfte auf negative Ströme ansprechen zu lassen, so braucht man
Fj2 2 im Vertheiler des empfangenden Amtes nur
je fünf Platten, weil man ja von jeder Platte
aus den Linienstrom durch die Rollen von
zwei Relais führen kann, und ebenso braucht
man im gebenden Amte für jedes solche
Relaispaar nur eine Vertheilerplatte, um von
dieser aus den Telegraphirstrom der Linie
zuzuführen. Je nach der Richtung des Tele-
graphirstromes wird dann das eine oder das
andere Relais des betreffenden Paares an-
sprechen und das Abdrucken eines Buchstabens in der einen oder in
der anderen Gruppe bezieh, des einen oder des anderen Buchstabens in
dieser Gruppe veranlassen. Die Vertheilerscheiben nehmen daher für das
empfangende Amt die in Fig. 2 skizzirte Anordnung an.
Aus dem eben ausgeführten Grunde braucht man aber, falls man
für eine Entladung der Linie nach jeder Stromgebung sorgen mufs, im
Vertheiler nur zwei mit der Erde zu verbindende Entladungsplatten
anzuordnen: die eine hinter den beiden Platten A und 2?, von denen
aus der Draht a nach den hinter einander geschalteten beiden ersten
bezieh, der Draht b nach den hinter einander geschalteteu beiden letzten
Gruppenrelais läuft, die zweite hinter den drei Platten C, D und £,
von denen die Drähte c, d und e nach den drei Paaren der Buchstaben -
relais geführt sind, welche ebenfalls paarweise hinter einander ge-
schaltet sind.
Bei dem Vierfachdrucker hat demnach jedes Viertel der Vertheiler-
scheibe im Ganzen sieben Contactplatten zu erhalten.
Um indessen eine unbedingte Sicherheit zu haben, dafs der Tele-
graphirstrom, wenn er ein Relais zum Ansprechen gebracht hat, nicht
etwa zufolge verlängerter Dauer noch ein nachfolgendes ansprechen
Munier's neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck.
295
mache, hat Munier, so weit nöthig, an den Relais noch Coutactfedern
angebracht, welche zu den Rollen der nachfolgenden Relais eine kurze
Nebenschliefsung nach der Erde herstellen; so legt jedes Relais des
ersten Paares der Gruppenrelais den Draht 6, jedes Relais des zweiten
Paares der Buchstabenrelais den Draht e, jedes Relais des ersten Buch-
stabenrelaispaares endlich die beiden Drähte d und e zugleich unmittelbar
an Erde, so lange sein Anker abgeworfen ist.
Zum Geben bedient man sich der gewöhnlichen Claviatur des Hughes,
welche jedoch rücksichtlich ihrer Contactvorrichtungen für die Vielfach-
telegraphie eingerichtet werden mufs; das Spiel ist aber hier ganz ein-
fach, weil bei jedem Umlaufe des Typenrades nur ein Buchstabe ge-
druckt wird. Ein Taktschläger markirt den richtigen Zeitpunkt zum
Niederdrücken der betreffenden Taste. Unter der Taste sind bei den
Tasten für das Buchstabenblank und die Buchstaben A, B, C, D und E
nur je eine, bei den übrigen Tasten dagegen je zwei Contactfedern an-
gebracht, welche den Strom die einen von der ersten, die anderen von
der der beiden mit entgegengesetzten Polen an Erde liegenden Linien-
batterien in die Linie zu senden vermögen.
Zur Bewegung des im gebenden Amte die Telegraphirströme der
Linie zuführenden, im empfangenden dagegen sie aus der Linie nach
den fünf Relaispaaren leitenden Contactarmes über der Vertheilerscheibe
will Munier einen Hughes verwenden, in welchem das Typenrad ab-
genommen und die das Drucken und das Fortrücken des Papierstreifens
besorgenden Theile entfernt sind ; dafür ist auf die Typenachse der Con-
tactarm aufgesteckt und zwischen ihm und dem Correctionsrade die
Vertheilerscheibe angebracht. Schlitten, Stiftbüchse und die in sie hinein-
ragenden Tastenhebel sind ebenfalls entbehrlich.
Die Scheibe des sowohl für das Geben, wie für das Empfangen
brauchbaren Vertheilers erhält dem-
nach die aus Fig. 3 ersichtliche An-
ordnung. Sie enthält zunächst der
Achse eine ringförmige Contactplatte,
welche bleibend mit der Telegraphen-
linie in leitender Verbindung steht.
Darauf folgen zwei Reihen von Con-
tactplatten, welche mit einander
übereinstimmen und jede sammt den
in Fig. 2 und 3 schraffirten Ent-
ladungsplatten einen geschlossenen
Kreis bilden; der innere Kreis kommt
beim Geben, der äufsere beim Em-
pfangen zur Verwendung. Jeder dieser
beiden Kreise enthält nun beim Vierfachdrucker aufser den schon er-
wähnten sieben Platten jedes Viertels zwischen dem letzten und ersten
296 Manier' s neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck.
Viertel noch eine Stromgebuugsplatte und eine Entladungsplatte: die
erstere dient dazu, die Vertheiler der beiden zusammen arbeitenden
Aemter in Uebereinstimmung zu erhalten; dazu entsendet das eine Amt
nach jedem Umlaufe des Contactarmee einen Strom durch den Elektro-
magnet des Vertheilers im anderen Amte, rückt daselbst die Druckachse
ein und berichtigt, wenn nöthig, durch den Eingriff des Corrections-
daumens in das Correctionsrad die Stellung des Contactarmes. Aufser-
halb dieser drei Kreise sind endlich gegenüber den drei Platten, von
denen die Drähte c, d und e ausgehen, vier verstellbare Contactplatten-
paare T angebracht, welche der Erhaltung der Uebereinstimmung der
Umdrehungszahl der vier Empfänger mit derjenigen der Vertheiler ge-
widmet sind. Hiernach mufs jeder Contactarm vier Contactbürsten erhalten.
Die Platte, welche zur Entsendung des die Vertheiler der beiden
Aemter in Uebereinstimmung erhaltenden Correctionsstromes dient, kommt
auch zur Verwendung, wenn bei Beginn die Contactarme der beiden
Vertheiler in Uebereinstimmung gebracht werden, und zwar unter Mit-
wirkung einer Anordnung, welche ganz der bekannten, beim Hughes
die anfängliche Einstellung des Typenrades vermittelnden entspricht.
Eben diese Contactplatte vermag aber während des Telegraphirens
die Uebereinstimmung der beiden Contactarme nur dann zu erhalten,
wenn die Abweichung in der Umlaufsgeschwindigkeit nicht die Grenzen
überschreitet, innerhalb welcher der Correctionsdaumen in bekannter
Weise die Uebereinstimmung wieder herzustellen vermag. Bei Ueber-
schreitung dieser Grenzen aber lassen sich die beiden benachbarten
Entladungsplatten dazu benutzen, um rasch zu erfahren, ob der zu
corrigirende Hughes dem den Correctionsstrom sendenden vorauseilt,
oder hinter ihm zurückbleibt, in welchem Sinne man also die Lauf-
geschwindigkeit des ersteren zu ändern hat; man braucht dazu nur
mittels eines Umschalters in nahe liegender Weise die Möglichkeit zu
beschaffen, die unmittelbare Verbindung einer jeden dieser beiden be-
nachbarten Platten mit der Erde zu lösen und dafür eine Verbindung
durch einen Klopfer zur Erde herzustellen; der Klopfer meldet dann,
ob der Correctionsstrom zu früh oder zu spät eintrifft.
In den vier empfangenden Hughes braucht blofs die Umdrehungs-
zahl des Typenrades der Umdrehungszahl der beiden Vertheiler zu
gleichen, eine Uebereinstimmung im Gange der Typenräder mit dem
Umlaufe der Contactarme dagegen ist durchaus nicht erforderlich. Man
läfst daher die Typenräder ein wenig rascher als die Contactarme laufen,
hält sie am Ende jedes Umlaufes an und läfst jedes dann wieder los,
wenn der Contactarm über das zugehörige der im äufsersten Kreise
stehenden, bereits erwähnten Coutactplattenpaare hinweggeht. Bei diesem
Hinweggehen schliefst die vierte Contactbürste des Armes einen Lokal-
strom durch einen besonderen Hughes-Elektromagnet, dessen Anker
beim Abwerfen mittels einer Hebelverbindung die bisher — zufolge
Die Fabrikation der Seeleuchte. 297
einer Aushebung der Sperrklinke aus dein Frictionsrade und des An-
legens eines aus dem Correctionsrade vorstehenden Stiftes an einen Vor-
sprung des einen Hebels — bestandene Hemmung des Typenrades be-
seitigt, worauf das Typenrad sich wieder in Gang setzt, nach Vollendung
eines Urnlaufes aber selbsthätig wieder aufgehalten wird; diese ganze
Anordnung erinnert sehr an die Ein- und Ausrückung der Druckachse
im Hughes. Da diese vier Plattenpaare verstellbar sind, so läfst sich
leicht die Entsendung des Lokalstromes zur günstigsten Zeit herbeiführen.
Munier hat endlich auch dafür gesorgt, dafs dieselben Hughes sowohl
beim einfachen, wie beim mehrfachen Telegraphiren benutzt werden
können. Der Contactschlitten und die Stiftbüchse werden dann bei-
behalten, das sonst auf der Schlittenachse selbst sitzende Kegelrad aber
wird auf einer Muffe angebracht, so dafs es während des Mehrfach-
sprechens ausgerückt werden kann. Die für das Mehrfachsprechen nöthigen
Coutacte unter den Tasten der Claviatur werden auf einer Platte an-
geordnet, die man beim Einfachsprechen niederklappt, so dafs die Con-
tactfedern aus dem Bereiche der Tasten entfernt werden. Endlich mufs
beim Einfachsprechen der das selbsthätige Anhalten des Typenrades
nach jedem Umlaufe herbeiführende Winkelhebel mit dem Vorsprunge
dauernd niedergedrückt bleiben, so lange man nicht etwa das Typenrad
auf das Buchstabenblank einstellen will; beides ermöglicht bequem eine
auf diesen Hebel wirkende Handkurbel, welche in der einen Stellung
den Hebel aufser Dienst stellt, in der anderen durch ihn das Typenrad
auf dem Buchstabenblank zum Stillstande bringt, bis ein auf den
Winkelhebel wirkender Daumen der Druckachse das Typenrad wieder
frei macht.
Die Fabrikation der Seeleuchte.
Von Ingenieur Schöpfleuthner in Wien.
Mit Abbildungen auf Tafel 17.
Die Seeleuchte, welche wohl ihren Ursprung in den durch Strand-
rauber benutzten Leuchtfeuern haben dürfte, ist gegenwärtig zwar zu
einer ganz bedeutenden Fabriksspecialität herangewachsen, jedoch in
einer derartigen Form, dafs dieselbe nur den wenigen zugänglich und
bekannt ist, welche sich mit der Ausübung derselben direkt befassen.
Aus dem einfachen Leuchtfeuer wurde nach und nach der fixe Reflector
aus geripptem Glas, wodurch die Basis zur Schaffung einer zweck-
mäfsigen und den modernen Anforderungen entsprechenderen Form und
Einrichtung derartiger Warnungs- oder Direktionssignale gegeben war.
Die heutige Seeleuchte beschränkt sich daher auch nicht mehr auf den
Hafen oder dessen nächsten Anschlüsse, sondern ist überall dorthin er-
weitert, wo sich für den ungestörten Verkehr der Schifffahrt damit der
angestrebte Zweck wirklich erreichen läfst. Weil es sich hierbei am
298 Die Fabrikation der Seeleuchte.
nichts als die Lichterscheinung handelt, benutzt man als Aufstellungs-
ort entweder schon vorhandene oder speciell zu diesem Zwecke künst-
lich aufgeführte Erhebungen und sichert deren Bestand durch die ge-
eigneten Mittel und unzweifelhafte Beaufsichtigung, woraus sich auch
die Nothwendigkeit damit verbundener Magazine, Werkräume und
Wohnungen von selbst ergibt.
Die Leuchte an und für sich ist nichts weiter als ein optischer
Apparat, dessen Mechanik darin besteht, in bestimmten Zeittheilen eine
bestimmte Erscheinung des Lichtes hervorzubringen, trotzdem der eigent-
liche Kern desselben, die Lichtquelle selbst, eine beständige bleibt. Die
Einrichtung des Apparates dagegen bezweckt die Auflösung des Licht-
körpers in eine Strahlenkrone, deren Top die Höhe des Apparates über
den Meeresspiegel bildet und deren Basis auf einen bestimmten Um-
kreis über die Oberfläche des Wassers ausgebreitet ist. Dieser letztere
richtet sich an Ausdehnung ganz nach dem zu beherrschenden Areale
der See und nach diesem wird eben die Stärke der Lichtquelle selbst
bemessen. Aus diesen Gründen kann auch erst dann an die noth-
wendige Orientirung gedacht werden, wenn sich- das Fahrzeug inner-
halb der beleuchteten Zone befindet, und diese mufs deshalb auch jene
zur rechtzeitigen Mahnung erforderliche Ausdehnung besitzen. Es ge-
nügt nicht allein das Vorhandensein eines derartigen Sicherheitsmittels,
sondern dasselbe mufs auch den Ort unzweideutig erkennen lassen, wo
sich dasselbe eigentlich befindet. Aus diesem höchst wichtigen Um-
stände werden die Lichteffecte stets so eingerichtet, dafs sie von allen
übrigen ähnlichen Anlagen genau unterschieden und durch Anfertigen
von Lichtkarten, die auch von jedermann unterschieden werden können,
für den Seedienst von eminenter Wichtigkeit werden. Zur Bildung
solcher Lichteffecte bedient mau sich verschiedener Methoden, doch geht
man hierin entweder in der Weise vor, dafs man die vom Leucht-
körper im Räume zerstreuten Lichtstrahlen sammelt und nach jener Rich-
tung hin ablenkt, welche für den bestimmten Fall festgesetzt oder
auch als Nothwendigkeit erkannt wurde, und dann erst in senkrechte
Strahlenkegel zusammenzieht, deren Aufeinanderfolge von der nun für
diesen Ort als mögliches Unterscheidungszeichen zulässigen Zeiteinthei-
lung wechselnd stattfindet; oder indem man durch Bildung von centralen
Lichtbüscheln mittels der in concentrischer Ringform hinter einander
angeordneten Linsensectionen, untermischt mit noch zulässigem Farben-
wechsel, entschieden vorgeht. Diese letztere Art der Begründung findet
zumeist nur dort statt, wo es sich um ganz bedeutende Zonen handelt
und wo aus so manch anderweitigen Anlässen oder auch zwingender
Nothwendigkeit jede andere Form sich selbst ausschliefst. Streng unter-
schieden von diesen sind dagegen die kleinereu und kleinsten Apparate
dieser Art, welche lediglich für den inneren oder Hafendienst auf-
gestellt werden und daher auch den Specialnamen Hafenleuchlen er-
Die Fabrikation der Seeleuchte. 299
halten haben. Sie unterscheiden sich nicht allein durch eine höchst
reducirte Form von jenen, sondern werden auch frei aufgestellt und sind
zum Schutze der optischen Gläser einfach mit einem ebenen Glasmantel
umgeben, während jene stets unter einer bequemen Glaskuppel unter-
gebracht werden.
Man unterscheidet die für Seeleuchten bestimmten optischen Apparate
nach den Nummern 1 bis 6 und spricht von erster, zweiter u. s. w.
sechster Ordnung. Von dieser Eintheilung angehörigen Gröfsen er-
halt die erste Ordnung einen inneren Durchmesser von 2m und bildet
die oberste Grenze dieser Reihenfolge. Die kleinsten erhalten blofs
solche Linsenringe, welche die aus der Mantelfläche der Lichtquelle
kommenden Strahlen sammeln und ordnen; man nennt sie dioptrischen
jene gegen 1 aufwärts aber aufser diesen, nach oben und unten an-
gereihten Ringe, die auch durch Zerstreuung entstandene Strahlen auf-
fangen und nach der entsprechenden Richtung ablenken, werden kalop-
trische Linsen genannt.
Das Glas mufs von Schlieren oder Verunreinigung jedweder Art
frei sein und ist, obgleich mit aufserordentlichen Schwierigkeiten ver-
bunden, statt dem grünen Spiegelglas weifses Krystallglas aus Gründen
der Effecterhöhung zu verwenden.
Zur Erklärung der Einrichtung einer Seeleuchte diene die nach-
folgende allgemeine Beschreibung. Der eigentliche Apparat befindet sich
über einem gufseisernen Kasten und ist, auf Säulen getragen, zwischen
einer Ringmauer aufgerichtet und mit einer aus Glas und Kupfer herge-
stellten Laterne überdeckt. Die unteren vier Linsenringe und jene zu
einer Kuppel gewölbten sind katoptrisch und liegen daher aufserhalb der
das direkte Licht brechenden Zone, der dioptrischen. Im Apparatcentrum
brennt das entweder aus Erdöl oder durch Elektricität dargestellte Licht.
Die dioptrische Zone umspannt ein Ring senkrecht gerichteter Planconvex-
linsen, welche die oben angedeutete Bildung von Strahlenbüscheln be-
zwecken und zum geeigneten Lichtwechsel durch das im Postament
untergebrachte Laufwerk auf der den Frictionswellen angewiesenen Bahn
reibungslos im Kreise gedreht werden. Es spiegeln daher die katop-
trischen Ringe ungestört nach allen Seiten, dagegen die dioptrischen
in Folge Zusammenziehung durch Schirm blofs keilförmig, jedoch inten-
siver, weil dazwischen finstere Stellen liegen. Der Apparat steht im
Allgemeinen so hoch, dafs der oberste Fassungsring mit dem untersten
Dachsaume der Laterne fast in derselben Ebene liegt. Das Postament
besteht aus einer Fundamentplatte, welche einen concentrisch angegos-
senen Ring nach abwärts richtet und das Thurmgewölbe durchdringt:
durch diese Oeffnung geht das Zugseil des Laufwerkes nach abwärts
und schlingt sich um eine einfache Hakenrolle, an welcher das Be-
lastungsgewicht hängt, um mit dem freien Ende an einer nahe der
Oeffnung liegenden Zange anzufassen; dies geschieht einfach aus Gründen
300 L>ie Fabrikation der Seeleuchte.
der Halbirung des Weges der Belastung. Auf dieser Platte stehen vier
facettirte Säulen, welche unter einander durch ergänzende Zwischen-
stücke verbunden sind und schliefslich durch Aufnahme einer Deck-
platte zu einem Ganzen vereinigt werden. Eine cylindrische Fortsetzung
dieser Platte dient dem fünfarmigen Stern als Basis, der dann auf Säulen
den Linsenapparat trägt. Diese letzteren sind unter parallelepipedischen
Kapitalen festgeschraubt, welche so gegen Bogen verschraubt wurden,
dafs das Ganze die Form eines Ringes annimmt: dieser dient so dem
optischen Aufbau als Grundlage. Die Länge jedes einzelnen Linsen-
segmentes richtet sich nach der Gröfsenordnung und beträgt in unserem
Falle 1/5, J/8, ^o Umfang; sie werden an beiden Enden in Metall-
fassungen geschoben, denen eine dazwischenliegende zur Sicherung der
Lage des Bogens beigefügt wird. Diese drei Metallrahmen halten keil-
förmig verschraubt in zwei darüber gelegten Metallbogen, welche das
betreffende Feld zu einer auslegbaren Zone vereinigen, aus denen der
ganze Apparat thatsächlich besteht. Drei äufserst schwache Stahl-
ringe dienen zur Verbindung dieser Zonen und sicheren Versteifung
des Ganzen. Oben schliefst die Kuppel mit einem Ring, welcher
mit jenem vom Dach der Laterne herabkommenden Rohre zusammen-
hängt, damit der schwache, immerhin schwere Aufbau ruhig stehen
bleibt.
Der Schirm besteht aus zwei mittels Stäben verbundenen Ringen,
zwischen denen die planconvexen Linsen stehen und durch vorgeschraubte
Bogenstücke versichert sind. Das Dach der Laterne ist aus Kupfer-
blech und Eisenbogen zusammengesetzt und durch wagerechte und
senkrechte Spannschrauben so verankert, dafs eine Bewegung aus-
geschlossen ist. Die Sparrensegmente fassen am Top einen Ring, unter
welchem eine nach unten bombirte Platte liegt, während nach aufsen
ein Abzugsschlot von einer Kugel so umgeben wird, dafs der Einflufs
von bewegter Luft auf den freien Abzug der Verbrennungsgase keinen
schädlichen Einflufs nehmen kann. Aus dem Ring durch die Kugel
hindurch ragt eine Eisenstange, welche gleichzeitig dem Blitzableiter
als Träger dient. Allenfalls aus dem Abzugsrohre herabfallende Con-
densationswassertropfen werden nicht den heifsen Glasapparat treffen,
sondern in die Schüssel fallen und dort wieder verdunsten. Der am
Kuppelinneren sich ansammelnde Niederschlag strebt naturgemäfs dessen
tiefster Stelle zu, wo sich dann die Rinne befindet, die das Conden-
sationswasser nach aufsen leitet. Aufsen begrenzt die Kuppel eine ein-
fache Form Attikas mit Wasserspeiern, damit das Regenwasser nicht
direkt über die Spiegelwand der Laterne fliefst. Die Dach- oder Kuppel-
sparren sind sowohl seitlich als über Hirn mit je einer Schraube an
Flacheisen geschraubt, welche dem Dach als Säulen dienen und oben
sowie unten durch dazwischen geschraubte Bogen unter einander ver-
bunden werden. Aufsen sind sie zu einem Falz zusammengehobelt,
Die Fabrikation der Seeleuchte. 301
welcher nach Einlegen der etwa 8mm dicken Gläser mit einer me-
tallenen Deckleiste versehen wird. Handhaben in 2<3 der ganzen
Höhe dienen zur Stütze bei der aufsen vorzunehmenden Reinigung der
Seheiben. Die Flacheisenstaugen sind in der Steinmauer festgekittet
und durchdringen an dieser Stelle eine Ringtreppe, welche von der
Mauer ins Innere der Laterne ragt und den Apparat auch von dieser
Seite zugänglich macht. Eine Stelle ist ausgeschnitten, damit man üb§r
die Treppe auf dieses Plateau gelangen kann. Ein Geländer ist nur
aufsen nothwendig, da im Inneren ohnehin der Apparat die Grenze
bildet. Zur Zu- bezieh. Ableitung von Luft müssen oberhalb der Flur-
platten in den Verbindungssegmenten Schieber angebracht werden,
welche mit einem Knopf versehen, nach Erfordernifs geöffnet oder ge-
schlossen werden. Dies wären nun die wesentlichen Punkte einer See-
leuchte. Dagegen sei bemerkt, dafs bei Construction des Laufwerkes
weniger der Widerstand des Schirmes, als vielmehr dessen Anzahl Um-»
gänge in der Zeiteinheit zu berücksichtigen sind, und je nach der Dauer
des Betriebes und der Fallhöhe des Zuggewichtes mufs die Umsetzung
bezieh, die Gröfse des Flügeareals genau bestimmt werden. Eine senk-
rechte Welle des Laufwerkes greift dann in eine im Kasten- oder
Postamentdeckel festgelagerte Welle direkt mittels Stirntrieb und über-
trägt so die Bewegung auf den Ring des Schirmfufses, welcher am Um-
fange entsprechend gezahnt ist. Das Laufwerk steht auf Rollen, damit
es behufs Reinigung oder Reparatur leicht aus dem Kasten gefahren
werden kann.
Herstellung der Prismenringe.
Das Verfahren, Glas in gröfseren Mengen in Formen zu pressen,
ist noch sehr wenig verbreitet gewesen, als mit Seeleuchten in gewöhn-
lichem Spiegelglas gearbeitet wurde, daher fand man die Anwendung
aus Krystallglas hergestellter Prismen von so grofser Ausdehnung auch
nicht eingeführt. Es ist auch nicht leicht, Kry stall so zu giefsen, dafs
der Querschnitt des Gufsstückes in jedem Falle an Reinheit nichts zu
wünschen übrig läfst, und leider kommt hierzu noch die Thatsache, dafs
man vor dem Finiren von mindestens einer Seite (zumeist erst nach
der zweiten) gar nichts von derartigen Schäden wahrnimmt. Zum Pressen
der Segmente bedarf es weiter nichts als einer gufseisernen Form, deren
Guisflächen blank gedreht wurden und auf die sich in der zulässigen
Richtung ein planer Deckel sicher aufdrücken läfst. (Form und Deckel
siehe Fig. 15 Taf. 17.) Luftkanäle in gekreuzter Richtung vollenden
die zu beiden Enden durch senkrechte Wände abgeschlossene Form.
Sie wird zum Giefsen angewärmt, das Glas im Flufs hineingebracht
und nach Auflegen des Deckels durch Zusammenschrauben geebnet, so
dafs der Ueberschufs an Glas zwischen dem Deckelsaume heraustritt.
Hierauf brinsit man das Prisma in den Kühlofen und versendet es ohne
302 Die Fabrikation der Seeleuchte.
weitere Behandlung nach dem Erkalten in kleinen Partien, um der
Schleiferei zu genügen und die Hütte für Handelswaare frei zu be-
kommen. Ein Ueberschufs von mindestens 30 Proc. ist nothwendig,
CT
weil wegen vorkommender Schäden im Schleifen o. dgl. Ersatz nöthig
wird.
In diesem Artikel haben sich die Lieferanten zumeist deshalb ver-
rechnet, weil ihnen die ungeheuren Schwierigkeiten des Krystallglases
diesfalls nicht bekannt waren und oft auch der Ersatz nach der Lieferung
wegen Unreinigkeit des Materials grofse Opfer auferlegte. In Fig. 11
und 12 findet sich eine rohe Curve, wie sie die Glashütte liefert. Die
erste Arbeit, welche von der Schleiferei daran vorgenommen wird, ist
das Absäumen am Eisenrade (siehe Fig. 1 und 2). Dasselbe rotirt mit
mäfsiger Geschwindigkeit unter einem Sandkasten, durch welchen ein
Wasserstrom fliefsend Sand über die Schleifkante der Scheibe führt.
Dies ist eine jener Manipulationen, wie sie jedem gewöhnlichen Glas-
schleifer bekannt sind und erfordert nicht allzu grofse Geschicklichkeit.
Leider springen nach Beseitigung solcher Angüsse a b (Fig. 10) ganze
Flächen in Folge dadurch erregter Materialspannung aus dem Prisma,
und dank dieses Zufalles wird die folgende äufserst kostspielige Arbeit
von vorn herein erspart. Hält hingegen das Material diese Vorarbeit
aus, so schreitet man zum Abrichten der beiden parallelen Liegeflächen
auf der Planscheibe (siehe Fig. 3 und 4 Taf. 17), und wenn dies ge-
schehen, reifst man mittels eines Stangenzirkels auf den beiden an-
geschliffenen Kanten den genauen Bogen auf (siehe den Querschnitt
Fig. 9 bis 11). Ist dies geschehen, so schiebt man das Segment unter
ein für diese Zone passendes, in beiden Schenkeln mit Mafstheilung
versehenes Winkelmafs g h (Fig. 12) und reifst die beiden Endlinien
zur Fixirung der Bogenlänge genau an. Nach diesen beiden Stirnrissen
stöfst man ebenfalls auf jener Planscheibe vorsichtig den Ueberschufs
genau ab und setzt dies so lange fort, bis das Winkelmafs beiderseits
genau anliegend auf den bezüglichen Zahlenrifs angeschoben werden
kann. Diese Mefsarbeiten werden auf einer genau plangeschliffenen,
doch nicht polirten Glasrichtplatte vorgenommen und zur Bestimmung
der senkrechten Lage der Stirnflächen ein kleiner eiserner Winkel ver-
wendet. Hat man auf solche Weise einen King fertig, so legt man ihn
auf der Richtplatte nach den Bogenrissen genau zusammen, untersucht
mittels Stangenzirkel nochmals genau den Bogen und corrigirt nach
Mafsgabe an den einzelnen Segmenten.
Die Prismenschlei fmascftinen.
Zum Schleifen der auf obige Weise hergestellten Ringe bedient
man sich einer oder mehrerer eigens hierfür construirter Maschinen,
deren Einrichtung bei genauer Betrachtung der vorliegenden Arbeit sich
bald von selbst ergibt. Ich hatte leider vordem eine andere derartige
Die Fabrikation der Seelenchte. 303
Einrichtung nicht zu sehen Gelegenheit und folgte daher der äufsersten
Notwendigkeit bei Herstellung der Maschinen (Fig. 5 bis 8 Taf. 17).
Diese dient zum Schleifen der dioptrischen Zone, jene hingegen blofs
für die katoptrische. Jede dieser oder ähnlicher Maschinen ist mit
einem zweitheiligen, viereckigen Holzkasten versehen, damit der ab-
fallende oder weggeschleuderte Schleifsand nicht zerstreut wird und
auch das Lokal, in welchem dieselben untergebracht sind, leichter rein
gehalten werden kann. Aufserdem mufs jede Maschine einen flachen
Schirm erhalten, damit niedersinkende Staubpartikelchen beim Hoch-
glanzpoliren nicht auf die Gläser fallen und so dieselben rissig machen.
Der Antrieb aller dieser Maschinen mufs von unten erfolgen, weil
Vorgelege und andere im Werkraume bewegliche Verbindungen trotz
aller Vorsicht hinsichtlich Reinlichkeit ihren schädlichen Einflufs nur
zu bald schmerzlich empfinden lassen. Bei der Planschleifmaschine
genügt ein einfacher Riemenantrieb über Leitrollen direkt von der Trans-
mission, da die Umfangsgeschwindigkeit der Planscheibe eine für diesen
Antrieb geeignetere und die Inanspruchnahme beim Grobschleifen (Ab-
richten u. s. w.) keine bemerkenswerthe ist. Anders ist es dagegen
bei den folgenden Maschinen. Ihre Ausdehnung und Massenthätigkeit,
dann die Beanspruchung beim Poliren machen hier ganz andere Vor-
kehrungen nothwendig, und wenn man bedenkt, dafs die Tourenzahl
der Planscheiben zwischen 10 und 100 schwankt, findet man diese
kinematische Form unzulänglich. Dafs bei diesen Maschinen jede Er-
schütterung sowie Stöfse vermieden werden müssen, ist einleuchtend, es
eignet sich daher auch nicht jedes beliebige Element zur Umsetzung
der motorischen Kraft. Nachdem auch die Gröfse der herzustellenden
Prismenringe in drei Ordnungen zwischen 2 und 0m,3 schwankt, ist es
der Sicherheit wegen angezeigt, mindestens drei Gröfsen dieser Maschinen
aufzustellen, da doch ein Auswechseln der Planscheiben mit Kosten ver-
bunden wäre; auch ist die Dauer des Schleifens einer Gröfse von hin-
länglicher Bedeutung, um die Erweiterung dieser Anlage zu recht-
fertigen. Es ist allerdings richtig, dafs sich dieser Artikel nicht so
betreiben läfst wie so viele andere und an eine Massenfabrikation in
keinem Falle gedacht werden kann, allein will man den Anforderungen
nur einigermafsen gerecht werden, so kann von einer derartigen An-
schaffung unmöglich Umgang genommen werden. Gewaltsames Vor-
gehen ist hierbei ausgeschlossen und mit Bedacht und Vorsicht handeln
erfordert immerhin Zeit und vom Tage des Auftrages bis zur Ablieferung
kann unmöglich ein längerer Termin gesetzt werden, als zum Aufbaue
des Thurmes erforderlich ist. Ist die maschinelle Einrichtung in dieser
Ausdehnung getroffen, so bedarf es auch keiner umfangreichen Zer-
legung der Antriebsgeschwindigkeiten und es genügt, wenn jede der
gröfseren Maschinen vier Geschwindigkeiten zuläfst, welche dem Grob-
schleifen und Poliren entsprechen. Zieht man Zahnräder für langsamen
304 Die Fabrikation der Seeleachte.
Gang vor, so mufs ein endloser Eingriff' der Räder gewählt werden, d. h.
entweder eine sehr exact ausgeführte schiefe Verzahnung oder besser die
endlose Schnecke. Der Widerstand und die Abnützung fällt in letz-
terem Falle nicht ins Gewicht, da Widerstand und Geschwindigkeit
hierauf keinen bedenklichen Einflufs ausüben: aufserdem fällen Schraube
und Rad hierbei sehr klein aus, können daher im Falle der Auswech-
selung keine besonderen Kosten verursachen. Nachdem aber dadurch
auch die Kosten der Maschine weit geringer werden, so blieb ich
bei der Schraube und erzielte damit auch leichtere und bequemere
Fundamente. Die Schneckenräder sitzen knapp oberhalb der Spur-
lager oder Pfannen, sind zweitheilig, um ohne Demontage sofort jeder-
zeit abgenommen werden zu können, während die Schnecke selbst
mittels Nuth, Feder und Stellschraube an den Conuswellen halten. Dies
gestattet auch schwache Riemen zwischen Vorgelege und Maschine bei
hoher Geschwindigkeit und stofsfreie Inbetriebsetzung während der
Arbeit, da ein Anhalten der Maschine des Tages sich unzählige Male
als nothwendig zeigt. Hauptsache bei Maschinen dieser Art ist die
vollkommene Einschliefsung der reibeuden Theile bei sicherer und be-
quemer Schmierthätigkeit und Zulassung von Staubbüchsen an allen
nach aufsen gerichteten Lagerarten, da diesfalls ein Maugel allein schon
genügt, die gesammte Anlage bezüglich ihrer Zweckmäfsigkeit in Frage
zu stellen. Auch müssen Formen gewählt werden, deren Oberfläche
das Reinigen von Staub und Sand oder Schmirgel möglichst begünstigen
und erleichtern, das denkbar geringste Gewicht besitzen und Fibrationen
sicher ausschliefsen. Ein Blick auf die Detailzeichnung wird darthun,
in welcher Weise dies angestrebt worden und auf welche äufseren
Kräfte hauptsächlich Rücksicht genommen ist. Wichtig bei diesen
Maschinen ist deren handgerechte Abstellung oder Inbetriebsetzung,
ohne den Schleifer zu nöthigen, seinen jeweiligen Standplatz zu ver-
lassen.
Das Schleifen der katoptrischen Ringe geschieht auf Maschine
Fig. 5 und 6 und zwar durch eine einfache aus Holz gebildete Gerad-
führung, deren Eigenschaften hinsichtlich des kinematischen Zusammen-
hanges der damit behandelten Kegelfläche mehr oder weniger eine
Curve gibt. Der gufseiserne Schleif backen ist nach vorn zu etwas ver-
jüngt, mittels Colophonium und Wachs auf das Brettchen i aufgekittet
und wirkt nun unter dem Drucke der darüber liegenden Rolle r auf
die vorbeiziehende Glasfläche. Die Holzbacken kk[ zu beiden Seiten
der Maschine dienen einerseits als Drehpunkte, andererseits als Führung
beim Auf- und Abwärtsgange des Backens.
Der Unterschied in den einzelnen Ringen der oberen Zone bedingt
auch eine veränderbare Anlage dieses Schleifbackensupportes, deshalb
sind sowohl die beiden Backen kk als auch die Wange W am Maschinen-
kasten der Länge nach entsprechend geschlitzt, so dafs es keiner
Die Fabrikation der Seeleuchte. 305
Schwierigkeit unterliegt, verschiedene Ringgröfsen an den drei Seiten
bequem zu behandeln.
Das Aufspannen dieser Ringe erfolgt am sichersten in auf der
Planscheibe festgeschraubten Gufseisenbacken B (Fig. 5 und 6), welche
sich je nach Form und Gröfse des Ringes im erforderlichen Kreis auf-
stellen und den Querschnittsverhältnissen entsprechend wenden lassen.
Begonnen wird die Arbeit auf der inneren Seite. Für diesen Fall sind
eigene Planbacken B (Fig. 5) erforderlich, deren Wendung um eine wage-
rechte Achse das Anpassen an die jeweilige Lage der Prismenfläche
gestattet; eine Schraube dient hierbei zum Feststellen der Platte. Am
unteren Ende wird ein Stück Zink aufgeschraubt, das nach jedes-
maligem Aufspannen der Backen wagerecht überdreht werden mufs,
damit die aufgelegten Segmente auf der zugeschliffenen Kante m (Fig. 10)
eben und dem Rifs entsprechend richtplattenmäfsig angelegt werden
können. Nachdem die genaue Querschnittsform der fertigen Prismen
auf beiden Stirnseiten mit Bleistift angerissen ist und sowohl auf Kante m
als auch n der Constructionsbogen zu diesem Behufe vorhanden sein
mufs, legt man um den Bolzen g (Fig. 7), der als Verlängerung der
Maschinenwelle zu betrachten und genau centrirt ist, das in Fig. 16 ge-
zeichnete Radialmafs mit Nonius in der dem Ringdurchmesser ent-
sprechenden Stellweite und sucht die angelegten Segmente jetzt genau
in den gesetzten Kreis zu legen, indem man sie auf den Zinkbacken
nach Erfordernifs verschiebt. Liegt der Ring genau nach dem Rifs
fertig, so spannt man aufsen die Backen q (Fig. 7) vor und stopft jetzt
den Zwischenraum mit in Warmwasser aufgeweichtem Kautschuk dicht
aus. Damit die Gläser gut anhaften, überklebt man sie an den Enden
mit rauhem Hadernpapier; anstatt des Kautschuks kann auch mit Wachs
gemengtes Colophonium vortheilhaft angewendet werden. Nachdem die
Unterlage erkaltet ist, entfernt man die Backen und stellt jetzt die
Schleifbackenführung der zu schleifenden Fläche parallel auf, schraubt
dieselbe an den Wangen fest und legt die Druckrolle r über den
Schleifbacken an.
Beim Grobsandschleifen kann die Umfangsgeschwindigkeit immer-
hin bis 3m steigen, beim Poliren jedoch nicht über lm. Zu bemerken
ist, dafs die Kanten gut abgefast sein müssen, dafs jeder Stofs oder
Schlag auf die Maschine an irgend einer Stelle streng vermieden werden
mufs und beim Aufspannen der Segmente allzu heftiges Drücken mit
den Fingern stets Aussplitterung zur Folge haben würde. Auch der
Schleifbackeu darf nur in senkrechter Richtung gegen die zu be-
arbeitende Fläche elastisch gehalten werden, jede andere Beweglich-
keit vereitelt die angestrebte Flächenrichtung, und da der Aufgufs ohne-
hin nicht zu bedeutend sein darf, um an Schleifzeit zu sparen, so wird
bei einigermafsen unbeständigem Vorschleifeu die Flächenhöhe bald
überschritten, dadurch aber das betreffende Segment oder auch der
Dingler'spolyt. Journal Bd. 277 Nr. 7. 1890/111. 20
306 Die Fabrikation der Seeleuchte.
ganze Ring werthlos. Damit der Ring sicher zusammenhält, überklebt
man die oberen Stofsfugen noch mit schmalen Papierstreifen oder trägt
schnelltrocknenden Firnifs ein, damit das Wasser keinen Zutritt hat.
Wenn alles in Ordnung befunden, kann mit der Ingangsetzung in der
vorhin bezeichneten Umfangsgeschwindigkeit begonnen werden. Man
benetzt hierbei den Glasring mit geschwemmtem Schleifsand gröbster
Sorte und läfst successive den Schleif backen so lange nach, bis eine
Berührung stattfindet. Da dies nur an einzelnen Stellen der Fall sein
wird, bewegt man den Backen über die ganze Flächenausdehnung
(Breite) des Prismas, um zu sehen, wie weit noch vorgegangen werden
darf. Zeigt sich der Angriff an jenen Stellen als ausreichend, so führt
man mit der freien Hand beständig Sand vor dem Backen zu und stellt
nach Mafsgabe der fortschreitenden Arbeit den Backen tiefer. Wird
der Ring in Folge Niederschleifens irgend scharfkantig, so mufs der
Backen hoch gestellt und die Abfacettirung vorgenommen werden.
Hierzu benutzt man ein Stück schwaches Eisenblech und hält dasselbe
mit freier Hand unter zeitweiligem Sandauflegen gegen die scharfe
Kante. Es ist nicht nöthig, unausgesetzt frischen Schleifsand vor-
zunehmen, da er ohnehin blofs einfach durchzieht und sich hierauf im
Kasten oder auf der Planscheibe sammelt, von wo man ihn beständig
herbeiholt und so lange benutzt, bis er stumpf geworden in die Wäsche
kommen mufs.
Ist man soweit vorgeschritten, dafs es an der Zeit ist, den Ober-
kantendurchmesser auf Mafs zu untersuchen, wird die Maschine ab-
gestellt, das Radialmafs angelegt und so die Grenze bestimmt, bis zu
welcher das Grobschleifen fortgesetzt werden darf. Nach Beendigung
desselben (etwa bis auf lmm) hält man an, wäscht das ganze Plateau
sammt Kasten und was dazu gehört vorsichtig rein, fühlt mit den
Fingern fleifsig nach den Flächen der Prismen und Schleif backen, kehrt
allen Staub und anhaftenden Sand von der Maschine und deren nächster
Umgebung, vom Schirm und der etwa zunächst liegenden Wand, läfst
jetzt die Maschine wieder angehen und befühlt mit trockener Hand
nochmals die rotirende Glasfläche soweit dies möglich. Hierauf be-
ginnt das Feinschleifen mit der oberen Schwemmsaudschichte unter
Vermeidung jedweder Vermengung gröberer Körner, die möglicher-
weise noch in Fugen liegen geblieben sein könnten, wäscht nach deren
Beendigung abermals und verwendet jetzt zur endgültigen Glättung
feinen, ebenfalls geschwemmten Schmirgel in Abstufungen, soweit dies
dieselben im Schwemmprozesse gestatten. Der zuletzt angewandte
Schwemmschmirgel gleicht nur mehr einer gelbbraunen Schlammart,
welcher mehrere Stunden benöthigt, um sich im Wasser niederzuschlagen.
Ist auch diese Arbeit glücklich vollbracht, so wäscht man neuerdings
die Maschine, indem man alles fortnimmt, icas auf die Lage der Schleif-
backen und Hinge keinen Einflufs hat. putzt alle Fugen und Ecken gut
Die Fabrikation der Seeleuchte. 307
nafs und trocken aus, schwemmt endlich mit filtrirtem Wasser gut ab
und reinigt nach dem Trocknen mit der flachen Hand.
Den Schleifbacken zieht man sammt seiner Unterlage vorsichtig
aus dem Support, macht über einer Gasflamme Colophoniumkitt so weit
warm, dafs er am ebenfalls erhitzten Backen klebt, taucht denselben
in die Masse ganz ein und legt rasch ein Stück bereit gehaltenes Tuch
(Militärtuch) darüber, geht zur Maschine und prefs*t in kleinen Ab-
sätzen an Ort und Stelle das Ganze gegen die vorhin geschliffene Fläche,
um so eine gute Anlage zu gewinnen. Nach dem Erkalten setzt man
die Maschine wieder in Bewegung, doch mit langsamem Gang, sucht
nochmals nach allenfalls in der Zwischenzeit herbeigekommenen Sand-
körnern und streicht endlich mit einem Wolllappen Rouge (Eisenoxyd,
Englisch Roth) auf die Fläche vordem Schleif backen, benetzt diesen selbst
gut und läfst langsam wirken. Wenn die Sättigung des Tuches am
Schleif backen stattgefunden, drückt man unter rascher Auf- und Ab-
bewegung des Hebels Z7, also des Schleif backens, diesen fester an, um
durch Erwärmung des Kittes eine genaue Form in den Polirbacken zu
bringen. Nafs arbeiten fruchtet nichts, es mufs nach jedesmaligem Auf-
tragen der im Tuche hängende Rouge trocken oder warm gerieben
werden, denn nur auf diese Weise zeigt sich der Hochglanz in kürzester
Zeit, und wenn mit Vorsicht und Glück zu Werke gegangen, die fertige
Fläche schon nach einigen Tagen. Schlimm ist es hierbei, dafs man
dem Schleifmateriale keine verreibende Richtung geben kann, wie dies
beispielsweise bei Brillengläsern unter der Haube geschieht, daher auch
das ofte Wechseln des Schleifmateriales.
Bespritzt man die vorbeiziehende Glasfläche mit Wasser, sobald
der Zug im Schleifbacken ein zu grofser wird, und röthet sich dadurch
dieselbe, so darf kein frisches Material aufgetragen werden. Der Schleif-
backen soll jetzt auf den weit geöffneten Federn balanciren, damit sich
die Schale dicht an die Glasfläche legt und die Kanten dadurch gleich
rein polirt. Der durch das Poliren erzielte Verlust ist kaum erkennt-
lich und beträgt höchstens 0mm,16. Bleibt die Maschine über zwölf
Stunden aufser Betrieb und kann auf keine zulässige Weise dessen
Feuchtigkeit erhalten bleiben, so mufs das Tuch entfernt und durch
einen frischen Ueberzug ersetzt werden.
Alles Bemühen, eine Glasfläche auf ihre Beschaffenheit zu unter-
suchen, ist vergebens, insolange nicht die hierzu erforderliche Uebung
gewonnen ist. Man sieht entweder Matt, Trüb, Grau oder Hell, auch
Spiegel, nicht aber die Fläche selbst und die Ursache ihrer jeweiligen
Beschaffenheit. Gefühl und Blick werden aber in kürzester Zeit so
empfindlich, dafs sobald kein Uebersehen eintritt.
Nach Fertigstellung der äufseren Ringfläche wird der Schleifbacken
sammt Geradführung entfernt, die Maschine gewaschen und zum Schleifen
der jetzt oben liegenden Fläche (im Apparat die untere) in ähnlicher
308 Die Fabrikation der Seeleucbte.
Weise wie früher vorgerichtet Es ist hier nur zu bemerken, dafs
diese Fläche nicht eben, sondern gekrümmt ausfällt und durch geeig-
nete Führung des Backens eben erzielt wird. Genau läfst sich diese
Gerade erst beim Feinschleifen nach einem passenden Lineal schleifen,
was um so leichter ist, als der Bogen sich mehr der Concaven nähert.
Zum Messen der Neigung dieser Flächen bedieut man sich eines
Winkelmafses, dessen oberer Schenkel nach einem Nonius genau ein-
gestellt werden kann und mit der Basis auf der Plauscheibe senkrecht
steht. Es ist einleuchtend, dafs eine genaue Form zu schleifen mit
grofsen Schwierigkeiten verbunden ist, da man doch blofs Sand als
Schleifmittel hat und dessen Angriff nicht nach Belieben in der Hand
hat: es bleibt daher bei diesem Prozefs der Gewissenhaftigkeit des
leitenden Iugenieurs uud seiner Leute überlassen, den Auforderungen
gerecht zu werden.
Nach Beendigung dieser zweiten Seite des Ringes schreitet man
zum Abräumen der Maschine und beginnt das Auflegen der Backen
(Fig. 13 und 14), deren bewegliche Wand C jederzeit nach aufsen
liegt: die Einstellung beider Platten C uud D geschieht durch die
Schraube S und zwar ehe man das Glas aufbringt. Siud diese Backen
an Ort und Stelle festgeschraubt, so keilt man in die Nuth N eine
Schicht Hirnholz ein, überdreht die Fläche genau nach Mafs und Neigung,
schlichtet mit scharfer Feile den erzeugten Grath und legt hierauf die
blanke Glasfläche behutsam darüber. Da dieselben blofs an den Enden
liegen, drückt der Bogen dazwischen nach unten, und es müssen daher
auch hier Holzstücke stehend mit jenen gleichzeitig überdreht werden,
damit das Aufkitten und Festlegen auf die so erzielte richtige Lage
keinen nachtheiligen Einflufs ausübt. Die in den Backen liegenden
Holzstücke umkittet man gut, um Nässe fern zu halten, jene, die da-
zwischen frei auf der Planscheibe stehen, müssen vorher in Oel gekocht
und jetzt wieder mit einer Harzschicht überzogen werden, wenn man
nicht deren Beseitigung vorzieht und dafür blofse Metallstützen anlegt,
was nach dem Festkitten wohl gestattet ist. Die vorhin hochglanz-
polirten Flächen sind zwar jetzt sehr hart, jedoch immerhin so em-
pfindlich, dafs beim Abstreifen mit der blofsen Hand oder dem Pinsel
Risse erzeugt werden, sobald Sand oder dergleichen Schleifmaterial, wie
solches ja beim Schleifen der letzten Seite nicht anders sein kann, von
diesen zu entfernen ist. Man mufs daher mit äufserster Vorsicht handeln,
nie anders als durch Begiefsen mit Wasser den Reinigungsprozefs vor-
nehmen und erst nach dem Abtrocknen mittels Handgebläse die voll-
ständige Säuberung zu bewerkstelligen suchen. Bei dieser letzten Procedur
des Schleifens mufs hauptsächlich auf die Kanten geachtet werden, da
die geringste Versäumnifs ein Aussplittern zur Folge hätte, und dadurch
dürfte jedenfalls die bisherige Arbeit zwecklos geworden sein. Die
Curve dieser Seite schleift sich bei dieser Einrichtung der Geradführung
Die Fabrikation der Seeleuchte. 309
ohne Zuthun des Schleifers von selbst und darf nur nach einer genauen
Blechlehre (Messing) auf Richtigkeit untersucht werden; hierzu bedarf
es einer höchst vollendeten Hebung, da die Spiegelung der nahezu
fertigen drei Seiten das Unterscheiden sehr erschwert. Zu erwähnen
ist noch, dafs sich in den Stofsfugen der einzelnen Segmente stets
gröberes Schleifmaterial festsetzt und beim Nachrücken ausgezogen wird,
wobei es die Kante so scharf angreift, dafs sie selbst dann noch rissig
ist, wenn die übrige Fläche schon fein erscheint. Deshalb mufs auch
das Feinschleifen mit Schmirgel streng im Auge behalten werden, denn
gerade dadurch kann die Form mifslingen.
Hieraus ergibt sich die Behandlung aller katoptrischen Ringe ob
grofs oder klein von selbst und unterbleibt bei den kleineren, die ja
ebenso viele Segmente bilden, das Zwischenstück, weil sie ohnehin in
den breiten Backen hinreichende Festigkeit erhalten.
Das Verfahren bei den optischen Ringen ist zwar dasselbe, allein
die Gröfse der einen Kathete erfordert auf der Planschleifmaschine an-
dere Behandlung. Setzt man geschwemmten Sand in der Mitte der
Scheibe fest auf und läfst während des Schleifens Wasser in feinem
Strahl zufliefsen, so treibt das Ganze nach dem Umfang zu und gelangt
somit unter die aus freier Hand dort angelegten Segmente, reifst aber
beim Eintritt unter dieselben scharf an und verläuft matt nach aufsen.
Es wird dadurch die erhoffte Ebene zu einer sehwachen Curve, so dafs
man geuöthigt ist, nach Richtplatte und Höhenmafs zu schleifen, was
durch Anwendung von feinerem Materiale auch stets gelingt. Auf Länge
werden sie den katoptrischen gleich behandelt, ebenso auf Querschnitts-
form, nur ist das Aufspannen ein anderes.
Die Maschine Fig. 7 und 8 hat zu diesem Zwecke hohe, mit Ver-
längerung eventuell versehene Backen mit Zinkbelag zum Ueberdrehen,
dann aber Anlegkappen q zur Sicherung der Lage des Ringes. Beim
Aufspannen verfährt man in der Weise, dafs man die Backen auf Durch-
messer mit dem Radialmafs auf- und auf der Planscheibe feststellt, dann
überdreht. Hierauf schraubt man zuerst die inneren Backen dagegen,
legt die vorgerichteten Segmente genau auf, bringt die äufseren Backen
an und keilt behutsam mit Holzsplittern den Ring fest. Nach voll-
kommen richtiger Lage stopft man zwischen die inneren Kappen und
den Ring erweichten Kautschuk, nachdem man die Fuge gleich jenen
mit Papier überklebt hat, bringt dann darüber Druckplattchen d an,
indem man schwache Lederstreifen darunterlegt, und entfernt jetzt die
äufseren Kappen. Zum Schleifen der äufseren Curve ist es nothwendig,
vorerst den Mittelpunkt derselben zu finden, und hierzu benutzt man
eine Wäglatte mit Winkelmafs. Zuerst bringt man den Schieber E
in die richtige Höhe, schraubt ihn an der Welle g fest, schiebt hierauf
den Schleifhebel so weit in den Schlitz, bis der Körner des Bolzens f
in der Senkrechten des Centrums liegt ; durch Verschieben des Schiebers E
310 Die Fabrikation der Seeleuchte.
auf der Welle sucht man jetzt die genaue Höhe des Mittelpunktes in
der bekannten Weise, stellt dann endgültig fest und schraubt jetzt den
Schleifbackensupport p aufserhalb des Ringes an. Wie die Lage des-
selben auch immer sein mag, die Curve mufs, sobald der Drehpunkt
des Hebels an richtiger Stelle liegt, genau ausfallen, vorausgesetzt, dafs
die Beschaffenheit des Materiales hierbei streng beachtet worden. Bei
diesen Prismen ist es doppelt schwer, die erforderliche Querschnitts-
gröfse beim Zurichten festzustellen, da bei der Länge der einzelnen
Segmente und deren geringem Querschnitt eine Veränderung nach dem
Pressen leichter eintritt und auch schädlicher wird. Es kann daher
vorkommen, dafs trotz genauer Behandlung des Zurichtens schliefslich
irgend eine Ecke oder Fläche nicht mehr herauszubringen ist, und läfst
sich der Querschnitt nicht durch Nachschleifen soweit verjüngen, ist
auch die Arbeit bisher umsonst gewesen. Es ist daher angezeigt, bei
den dioptrischen Ringen mehr aufzugiefsen, da in Folge der schmalen
Fläche ein Ueberschufs nicht so sehr ins Gewicht fällt und die Sicher-
heit in der Ausführung des Schleifens den Mehraufwand an Zeit hin-
länglich aufwiegt. Obwohl sich die dritte Fläche dieser Prismen auch
im Nothfalle auf der Planscheibe finiren läfst, ist doch das Umspannen
und Schleifen auf den bisherigen Maschinen geboten, um so mehr als
dies die leichteste hier vorkommende Arbeit ist.
Die Centrallinse li (Fig. 7) des Apparates bedarf der grofsen Aus-
dehnung und damit verbundenen Kosten wegen sowohl beim Vorrichten
als Schleifen erhöhter Vorsicht, weil hieran vorkommende Veränderungen
der Oberfläche, wie Einsaugen oder Verziehen beim Kühlen, schwerer
zu constatiren sind und die Dauer des Schleifens auf Monate hinaus
sich erstreckt, daher bei dessen zweifelhaftem Ende grofse Verluste zu
gewärtigen sind. Zum Zurichten dieser Stücke bedient man sich aller
Instrumente und Maschinen, wie sie bisher bei den anderen Ringen
gebraucht wurden, nur beim Aufspannen verwendet man speciell hierfür
geschaffene Backen, welche zumeist als Bodenstück jener Verlängerungen
dienen (siehe Fig. 7 V). Man stellt dieselben so auf die Planscheibe,
dafs die gerade Fläche nach innen sieht, legt die Segmente auf die
ebenfalls vorher überdrehten Zinkbacken so nach dem Radialmafs, dafs
der Ring den Vorarbeiten vollkommen entspricht. Ist dies geschehen,
so schraubt man die vorhin verwendeten Druckplättchen darüber und
stopft den Zwischenraum mit Kautschuk oder Colophonium gut aus.
Diese etwa 200mm breite Fläche cylindrisch zu schleifen, ist ein wahres
Kunststück, und darf man es hierbei an Nachmessen und Anlegen
passender Richtlatten nicht fehlen lassen, denn jede Stunde bringt hier-
bei staunenswerthe Veränderungen und gar leicht kann hierdurch das
Ziel verfehlt werden. Ist sie glücklich zu Stande gebracht, so reinigt
man in der besprochenen Weise, überklebt die Stofsfugen besonders
gut und entfernt zuerst die Stützen an den Fugen der Reihe nach, um
Die Fabrikation der Seeleuchte. 311
sie nach innen zu versetzen und mit dem Ring fest zu verbinden, dann
die dazwischen liegenden. Dafs hierbei jede nur denkbare Verschiebung
vermieden werden mufs, ist selbstredend. Der Mittelpunkt dieser Linse
liegt in f und dahin mufs jetzt der Drehpunkt des Schleifhebels ver-
legt werden. Die Stellung des Supportes ist hierbei eine ganz andere
wie bisher, und daraus ergibt sich auch die Form desselben.
Jede der hierzu verwendeten Maschinen arbeitet zweiseitig, damit
die Arbeit rascher von statten geht und weil dies keine Schwierig-
keiten macht. Fig. 7 zeigt zwei Stellungen und läfst sich die Ueber-
tragung der Handbewegung von einer Seite zur anderen leicht erkennen.
Der Schleifer hat Zeit genug, von einer Seite zur anderen zu gehen, um
den Schleif backen den entsprechenden Druck zu geben, und das Auftragen
von Sand oder Rouge ist von einer Seite für beide Backen ausreichend.
Das Anlegen der Supporte, um den nöthigen Widerstand zu sichern,
geschieht durch Vorschrauben einer B'ührungslatte L (Fig. 7), welche
der jeweiligen Lage des Supportes entsprechend an einer geeigneten
Stelle festgeschraubt wird und so nahe au den Ring heranrückt, dafs
die Lage bis Schlufs der Arbeit keine Veränderung erfordert; dies je-
doch nur bei den dioptrischen Prismen. Die fertigen Segmente windet
man in Seidenpapier und bewahrt sie zum Einbau in die Metallfassuno-
auf, vermeide aber jedes Uebereinanderlagern; am sichersten ist das
Liegen in gekerbten Füfschen mit Bogen nach abwärts und Versperren
in einem passenden Kasten unter Anbringung der Ringnummer, damit
sie nach Erfordernifs ringweise oder auch zonenweise an einander ee-
reiht werden köunen, ohne dafs eine vorherige Sortirung oder Durch-
sicht nöthig wird.
Wenn die einzelnen Metallzonen fertig sind, schreitet man zum Einbau
der Prismen. Zu diesem Ende wird eine genaue Lehre aus einem schwachen
Buxholz angefertigt, welche zwischen den Segmenten derartig hochkant
.stehen mufs, dafs deren Abstand lixirt werden kann, wonach mittels
kleiner Holzkeile die provisorische Befestigung platzgreift. Liegen die
Segmente richtig, so kittet man den Zwischenraum sofort gut aus und
vollendet diese Arbeit nach vollkommenem Trocknen dieses Kittes, indem
die Holzeinlagen entfernt werden. Das zum Einkitten verwendete Material
mufs licht, wenn möglich weifs sein, damit die Spiegelung desselben
keine Schatten wirft, und fest an einander haften, keinesfalls aber ab-
bröckeln. Hierbei zeigt es sich, wie nachtheilig die kleinsten Fehler
in den einzelnen Längen der Prismen sich gestalten und wie leicht es
vorkommen kann, dafs ein oder das andere Segment ganz verworfen
werden mufs, wenn seine Länge nicht zutrifft, denn die Metallfassungen
an den Enden betragen in manchen Fällen an Dicke kaum 5mm. Sind
die einzelnen Zouen auf solche Weise zusammengestellt, so werden sie
in den zugehörigen Grundring gebracht, um zu sehen, ob alles genau
übereinstimmt. Dies ist um so wichtiger, als die Fassungen, welche die
Ö12 Die Fabrikation der Seeleuclite.
ganze Zone begrenzen, mittels Schraubchen an einander geschraubt
werden und der Höhe nach gegen den Ring dasselbe erfahren müssen.
Weil man auf möglichst grofses Lichtareal hinarbeiten mufs, wird es
bald begreiflich , warum sämmtliche Metallstabe so geringen Quer-
schnitt erhalten, trotzdem das Gewicht des fertigen Körpers sehr be-
deutend ist und weitere Verbindungsglieder oder Verstrebungen nicht
angewendet werden können. Aufserdem steht der so zusammengestellte
Körper nicht auf einer steifen Unterlage, sondern auf Säulen, deren
Fundament wieder nur ein einfacher Stern ist, wodurch an Elasticität
des Ganzen leider nur gewonnen werden kann. Dessenungeachtet steht
der Apparat fest und sicher, sobald derselbe an Ort und Stelle fertig
montirt ist, doch bleibt die Behandlung und Pflege begreiflicher Weise
stets der gröfsten Aufmerksamkeit unterworfen, ja es dauert sogar ge-
raume Zeit, bis der neu hinzugekommene Wärter so viel Scharfblick
und Feingefühl erlangt, dafs er seinem Dienst mit Erfolg obliegen kann.
Besonders beim Reinigen des optischen Apparates bedarf es der gröfsten
Vorsicht, da einigermafsen unachtsames Ueberfahren mit der blofsen
Hand oder nicht vollständig staubfreien Tüchern, Leder u. dgl. eine
Trübung der hochglanzpolirten Linsenflächen verursachen würde, als
deren Folge der eintretende Lichteffectverlust unvermeidlich wäre.
Was die in Gebrauch stehenden Formen und Abarten betrifft, so
sei hier noch gesagt, dafs man sich in der Ausführung jederzeit nach
den bezüglichen Umständen richten mufs, da Gröfse und Anordnung des
Apparates, sowie Stärke bezieh. Tragweite des Lichtes von Fall zu
Fall eigens combinirt werden. So geht man gerade bei sehr weit-
tragenden Anlagen in der Weise vor, dafs man, anstatt das Blinklicht
mittels senkrecht gerichteter planconvexer Schirmlinsenapparate zu
bilden, den Linsenapparat selbst sectionsweise ausführt und auf seinem
Fundament entsprechend rotiren läfst; hierbei bilden die Linsenkörper
keinen Cylinder, sondern Kreise, deren Achse in wagerechter Richtung
durch den Brennpunkt oder Kern der Lichtquelle selbst geht, die aus-
geworfenen Lichtbüschel elliptischen Querschnitt annehmen und dem-
nach auch total verfinstern, um nach Verlauf einer gewissen Secunden-
zeit wieder auf genau bestimmte Dauer in vollem Feuer auszubrechen.
Wechseln solche Apparate auch noch ihre Erscheinung durch angelegte
Blenden farbigen Glases, so erreicht man dadurch ein beliebiges Strahlen-
system und die Möglichkeit der leichten Unterscheidung von anderen
Anlagen. Es würde zu weit führen, wollte man alle bereits ausgeführten
Arten dieser Apparate vorführen und besprechen, da der Zweck, die
Art und Weise der Herstellung von Leuchtapparaten kennen zu lernen
i.-t und die Grundkriterien selbst in den absonderlichsten Fällen jeder-
zeit dieselben bleiben. Aus diesem Grunde unterbleibt auch die Be-
sprechung der verschiedenen Arten von Lampen, deren es für Oel, Erdöl
und Elektricität eine grofse Zahl gibt.
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 313
Neue Holzbeartetungsmaschinen.
(Patentklasse 38. Schiufa des Berichtes S. 241 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Schneiden von Zinken und Zapfen.
Die Maschine von L. Furtwängler Söhne in Furtwangen (* D. R. P.
Nr. 52 024 vom 21. August 1889) arbeitet mit einem rotirenden Kreis-
sägenblatte von gleicher Dicke mit der Weite der Zahnlücken. Der
Zahnkranz ist einerseits nach radialer Aufschneidung des Blattes in die
Form einer Schraubenlinie gebogen , und nimmt andererseits von der
Aufschneidung an im Durchmesser spiralförmig zu, so dafs, während das
zu zinkende Brett durch eine mit dem Sägeblatt auf derselben Welle
befindliche Schraube parallel mit der Sägeblattachse vorgeschoben wird,
durch jede Umdrehung des Sägeblattes jedesmal eine Zinkenlücke ge-
schnitten wird.
Bei der Maschine von T. M. Bear in Colchester und H. Ransom in
Sudburg C*D. R. P. Nr. 51929 vom 19. Juli 1889) wird das Holz nach
einander in Schlitten, welche entsprechend den zu erzeugenden Zahu-
llanken schräg gestellt sind, über Kreissägen vorgeschoben.
Zur Verwendung abgewinkelter Sägeblätter kehrt K. W. Ottstadt
in Kostheim bei Mainz (*D. R. P. Nr. 51836 vom 7. August 1889 und
Nr. 51 932 vom 20. August 1889) zurück, um mit einem Sägeschnitt die
Zahnlücke vollständig auszuschneiden.
Da jeder Zinken bezieh, jede Zinkenlücke drei Arbeitsflächen zeigt,
zerfällt die Herstellung der zu einer Verzinkung nöthigen doppelten
Zinkenreihe im Allgemeinen in sechs Stadien.
1) Herstellung der geraden Zinken, d. h. der Zinken, deren Flanken
senkrecht zur Brettfläche stehen.
Es sind zwei senkrecht bewegliche Sägegatter angeordnet, deren
Blätter um die Zinkenabstände von einander entfernt sind und mit der
Gatterebene den Winkel bilden, den je eine Zinkenflanke mit der Brett-
kante bildet. Zwei Führungstische dienen als Auflage der zu bearbeitenden
Brettstücke, deren Bewegungsrichtung dieselben Winkel mit dem Gatter
bildet und deren Bewegungsgröfse der Zinkenhöhe entspricht. Durch
Auflegen des Brettes auf diese Tische und Vorschub in die bewegten
Gatter werden nach einander zwei Einschnittreihen in der Brettkante
hervorgebracht, welche die Flanken der Zinken darstellen.
Um die in den Zinkenlücken noch stehenden Holzstücke vom Boden
der Lücke loszulösen, ist ein besonderes Sägeblatt construirt worden.
Dieses besteht aus einem um eine Längskante gebogenen Blechstreifen,
dessen beide Flächen einen spitzen Winkel zusammen bilden, welchen
eine Zinkenlücke zeigt. Die eine der Flächen, die gezahnte, hat die
Form eines sehr spitzwinkeligen Dreiecks. Die oben befindliche Basis
desselben hat die Länge des Bodens einer Zinkenlücke; die der Biegungs-
314 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
achse gegenüberliegende Seite tragt die Sägezähne. Der zweite Theil
des Sägeblattes dient dadurch zur Führung und zum Antriebe des ganzen
Blattes, dafs er in die von den erwähnten Gattern gebildeten Flanken-
einschnitte so eingeführt wird, dafs der gezahnte Sägeblatttheil, in der
Ebene des Lückenbodens liegend, beim Herabziehen der Säge mittels
des glatten Theiles in diesem Boden durchschneidet, indem das ge-
zahnte Dreieck sich dabei mit der Achse des Sägeblattes in den Winkel
der Zinkenlücke anlehnt und so den Zahndruck aufnimmt.
2) Herstellung der schiefen Zinken, d. h. der Zinken, deren Flanken
schief zur Brettfläche stehen.
Die Flanken dieser Zinken stehen senkrecht zur Kantenfläche des
Brettes bezieh, der Kistenwand. Es sind zwei senkrecht bewegliche
Gatter angeordnet, deren Sägeblätter senkrecht zur Gatterebene und
einzeln je in Zinkenabstand stehen, und zwar gemessen in der Senk-
rechten auf eine der Zinkenflanken. Der Zuführungstisch für das Arbeits-
stück ist fest, senkrecht zur Gatterebene, aber gegen den Horizont
um den Zinkenwinkel geneigt. Durch symmetrische Anordnung der
Gatter und Zuführungstische und entsprechende Bearbeitung der Brett-
kante werden in dieser zwei Reihen gleich tiefer schräger Einschnitte
hergestellt, welche die Flanken der schiefen Zinken darstellen.
Zur Abtrennung der die Zinkenlücken noch ausfüllenden Klötzchen
wird ein ähnliches Sägeblatt verwendet wie vorhin. Dasselbe ist in
einem rechten Winkel gebogen und wird senkrecht geführt; die Kisten-
wand liegt auf einem schrägen Zuführungstisch, so dafs die Zinken -
flanke, welche augenblicklich zur Führung des ungezahnten Sägeblatt-
theiles dient, senkrecht steht. Die gegenüberliegende Flanke bildet
dann den doppelten Zinkenwinkel mit der Wagerechten. Hat also das
Sägeblatt einen annähernd senkrechten Schnitt, so wird am Ende
zwischen den Sägezähnen und der Basis der gegenüberliegenden Zinken-
flanke ein undurchsägtes Dreieck stehen bleiben.
Dieses kann man absägen, indem man das Arbeitsstück auf einem
symmetrisch gelegenen Arbeitstische mit einer zur eben angewendeten
symmetrisch wirkenden Säge bearbeitet. Einfacher erreicht man die
völlige Lostrennung, wenn man in dem oberen Theile der Grundlinie
der Sägezähne einen Knick so anbringt, dafs der oberste Theil der-
selben die Richtung der zweiten Zinkenflanke hat, also am Ende des
Sägeschnittes auf ihrer Basis aufliegt.
Die Klötzchen, welche die Lücke zwischen den Zinken ausfüllen
sollen ganz losgetrennt werden, nachdem sie seitlich durch Sägen von
den Zinkenflanken losgelöst sind. Wollte man diese Aufgabe durch
Sägearbeit lösen, so war inmitten einer Holzplatte ein Sägeschnitt aus-
zuführen, welcher scharf im Winkel zu einem vorhandenen Säge-
schnitt stand.
Um der Säge zu ermöglichen, den Schnitt zu beginnen, worin die
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 315
ganze Schwierigkeit liegt, fängt das Sägeblatt unten ganz spitz an, er-
hält aber die nöthige Festigkeit und den Angriffspunkt für eine ziehende
Kraft durch ein mit dem Sägeblatt s (Fig. 45 Taf. 14) aus einem Stücke
bestehendes zweites Blatt sn welches in dem Winkel zu dem Sägeblatt
steht, welchen der auszuführende Schnitt mit dem vorhandenen bildet,
und welches sich unterhalb des Beginnes der Verzahnung fortsetzt. An
diesem Stück greift die Kraft an, welche das Blatt bewegt.
Fig. 45 zeigt eine Säge zum Absägen der Klötzchen aus den Lücken
gerader Zinken. Die beiden Blätter s und s{ bilden hier einen spitzen
Winkel. Das Anschlagplättchen t dient zur richtigen Führung. Die
Säge schneidet den ganzen Zinkenboden mit einem Schnitte ab.
Korlsenschneidemaschinen.
Die Maschine von O. Grahmann in Erfurt (,;"D. R. P. Nr. 47 771 vom
25. September 1888) beabsichtigt die Herstellung cylindrischer und kegel-
förmiger Korkstopfen.
Von dem eingeführten Korkstreifen wird zunächst mittels eines ge-
raden, durch Schlitten vorgeschobenen Messers ein Stück abgeschnitten,
dieses von Klauen erfafst und in den Bereich eines Kreismessers ge-
bracht, welches von einer Herzscheibe beeinflufst wird und den Um-
fang des Korkstückes abschneidet. Das Conischdrehen wird durch
Schrägstellung des Korkholzhalters erreicht.
Bei der Maschine von J. Lislon in Glasgow (*D. R. P. Nr. 50195
vom 14. März 1889) wird die Korktafel zuerst in Streifen oder Stangen
von gleicher Breite geschnitten, dann werden diese Streifen in Stücke
von der Länge eines Korks getheilt und schliefslich abgerundet. Die
Maschine hat umlaufende scheibenförmige Messer; für das Abrunden
kann indessen auch statt der Messerscheibe eine Schmirgelscheibe o. dgl.
zur Anwendung kommen.
In jedem Falle wird die Messerscheibe oder die Schleifvorrichtung
auf einer Welle befestigt, die zweckmäfsig wagerecht gelagert ist und
durch eine Riemenscheibe u. s. w. mit erheblicher Geschwindigkeit an-
getrieben wird. In Verbindung mit jeder Messerscheibe sind zu jeder
Seite zwei kleine, runde Schleifsteine angeordnet, die durch Berührung
mit der Messerscheibe gedreht werden, wenn sie durch Federn gegen
die Scheibe gedrückt werden; es können die Schleifsteine natürlich auch
besonders angetrieben werden.
Die Korktafel wird von Hand in den ersten Mechanismus ein-
geführt, um durch die Messerscheibe geschnitten zu werden; sie wird
durch ein Gestell geführt, das nach der Breite der zu schneidenden
Korkstreifen einstellbar ist.
Die Maschine von J. Berthold in Klingenthal i. S. (*D.R.P. Nr. 51981
vom 26. November 1889) bezweckt ein Durchbohren von Korkstopfen.
Die zu bohrenden Stücke werden in Futter eingesteckt, die sich in
316 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
einer schaltweise drehbaren Scheibe befinden. Das Bohrwerkzeug ist
als Röhre gebildet und wird in entsprechende Umdrehung versetzt,
aufserdem aber auch während des Bohrens vorgeschoben und nach be-
endigter Durchlochung zurückbewegt, wobei in letzterem Falle durch
besondere Einrichtung am Bohrer selbst der in letzterem sitzen gebliebene
Bohrkern ausgestofsen wird. Während dieser Ausstofsperiode findet
eine schaltweise Verdrehung der Revolverscheibe statt, so dafs für
neuen Vorgang des Bohrers ein neues Stück vor den letzteren gerückt
ist. während der fertig gebohrte Theil nach einem Ausstofsmechanismus
gelangt, durch welchen es aus dem Bohrfutter entfernt wird, sobald der
Bohrprozefs des neuen Stückes beginnt. Aufserdem ist noch eine Ein-
richtung getroffen, um den Bohrer vor Erwärmung zu schützen.
Bei Maschinen zum Schneiden von Korkholzstreifen bringen./. Wieting
und A. Heel in Delmenhorst (*D. R. P. Nr. 52109 vom 17. November
1889) eine Schutzvorrichtung in Gestalt einer Druckplatte an.
Vorrichtungen zum Entrinden.
Die Maschine von L Piette in Pilsen (*D. R. P. Nr. 47862 vom
25. August 1888) dient zum Entrinden von Holzstämmen.
Rotirende, den Holzstamm tragende Walzen liegen gegen einander
geneigt, so dafs der Stamm nicht nur um seine eigene Achse rotirf.
sondern auch zugleich nach vorn geschoben wird.
Die Achsen dieser Leitwalzen sind gegen die wagerechte Ebene unter
dem Winkel et geneigt (Fig. 46 und 47 Taf. 15). Die Walzen rotiren in
einer Richtung und berühren den Baumstamm mit den Kreisen rs und tu,
welche man als Theile von schiefen Schraubenflächen denken kann, die
vereinigt den scharfen Gewindegang einer idealen Schraubenmutter
bilden, deren Steigung S gleich der Entfernung der Berührungspunkte r
S
und t und deren Durchmesser D = ■ — = 5 colanq et ist.
tang = et
Der Baumstamm wird nun durch die rotirenden Leitwalzen eben-
falls in drehende Bewegung versetzt- da er aber auf den Kreisen rs
und tu ruht, welche Theile von Gewindegängen sind, so wird er sich
nicht nur drehen, sondern sich bei einer Drehung auf den Gewinde-
gängen abrollen und dadurch auch eine fortschreitende Bewegung er-
halten. Die Geschwindigkeit dieser fortschreitenden Bewegung wird
bei constanter Tourenzahl der Leitwalzen abhängen von dem Verhält-
nisse des Stammdurchmessers /), zum Durchmesser der Schraubenlinie D
und daher bei constantem Stammdurchmesser einzig und allein abhängen
S
vom Neigungswinkel #, da D = = S cotang et ist.
° ° ' tang et
Bei jeder Umdrehung der Leitwalzen wird sich der Baumstamm
um den Umfang nrs verdrehen. Würde der Stammdurchmesser D{
gleich sein dem Durchmesser D der Schraubenlinie, so wäre der Vor-
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 317
schub gleich der Steigung S; da er aber kleiner ist, so wird sich auch
der Vorschub im Verhältnisse des Schraubendurchmessers zum Stamm-
durchmesser verkleinern, und zwar wird der Vorschub gleich sein
Will man daher verschieden starke Baumstämme entrinden, ohne
jedoch einmal einen kleinen, das andere Mal einen grofsen Vorschub
zu haben, so mufs man es in der Hand haben, den Neigungswinkel a
und damit den idealen Durchmesser D der Schraubenlinie beliebig ver-
ändern zu können, um das Verhältnifs -jj und damit den Vorschub des
Stammes constant zu erhalten.
Diese Veränderung des Neigungswinkels a erzielt man durch Knie-
hebel und Schraubenmechanismus.
Durch eine gröfsere oder geringere Neigung der Walzen kann die
axiale Bewegung des Stammes vergröfsert oder vermindert werden.
Zu diesem Zwecke sind die Walzen auf- Platten gelagert, welche
um Achsen des Schneckenvorgeleges drehbar sind und am entgegen-
gesetzten Ende durch Kniehebel, Verbindungsstangen und Schraube
gleichzeitig gehoben und gesenkt werden können.
Der Stamm geht unter einem Fräser durch, dessen Welle, durch
Kegelräder angetrieben, in der mit Feder und Nuth versehenen Hülse
verschiebbar ist; der Fräser liegt auf dem Stamm durch sein eigenes
Gewicht auf oder kann auch noch belastet werden.
Die Scheiben des rotirenden Fräsers gehen nicht durch dessen
Mittelpunkt durch, sondern sind in der Mitte stumpf, so dafs die Fräser
in der Mitte einen stumpfen Zapfen von etwa 15mm Durehmesser bilden.
der aber nicht über die Schneiden der Fräsermesser vorsteht.
Dieser stumpfe Zapfen verhindert das Eindringen des Fräsers in
die Rinde und in das Holz; kommt aber bei der Vorwärtsbewegung
des Stammes ein Ast, Auswuchs u. dgl. an den Fräser heran, so wird
derselbe abgefräst.
Beabsichtigt man jedoch, mit diesem Fräser das Holz zugleich auch
zu entrinden, so hat man nur nöthig, die Achse des Fräsers gegen die
Richtung des eingeschobenen Stammes zu neigen.
Der stumpfe Zapfen verhindert auch dann das Eindringen des
Fräsers in das Holz und dient als Führung. Während die Fräsermesser
bis zu ihren kleinsten Durchmessern alle vorstehenden Auswüchse weg-
nehmen, nehmen dieselben beim weiteren Fortschreiten des Stammes
die Rinde ab. Deshalb ist die Lagerung der Fräserspindel drehbar,
sobald die Spindel weniger oder mehr geneigt werden kann, um weniger
oder mehr oder sämmtliche Rinde abzufragen.
Um das Holz vollkommen bei möglichst kleinem Holzverluste zu
entrinden, verwende man rolirende Scheibenbürsten aus einem harten.
318 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
federnden Material, und zwar vorzugsweise Stahldraht (Stahlplättchen),
welche, in Lagern um Achsen drehbar, durch Scheiben angetrieben
werden, durch ihr Eigengewicht belastet oder entlastet auf dem Stamme
rotiren und die Rinde abkratzen, das elastische Holz aber fast gar nicht
angreifen.
Es können eine, zwei oder drei und mehr solcher Bürsten ange-
wendet werden; auch ist es vortheilhaft, den Stamm, nachdem er unter
den ersten Bürsten hindurchgegangen ist, unter Bürsten gehen zu lassen,
welche in verkehrter Richtung rotiren.
Holzraspelmaschine von Dr. L. Weitz in Hamburg (* D. R. P. Nr. 51367
vom 31. März 1889).
Bei der Verarbeitung von Färb- und Gerbhölzern mittels der Holz-
raspelmaschine kommt es in vielen Fällen, wie z. B. bei der Vor-
bereitung von Quebrachoholz zu Gerbzwecken und Zubereitung von
anderen verhältnifsmäfsig werthvollen Farbhölzern zwecks möglichster
Ausnutzung des Gerb- oder Farbholzes, darauf an, einen äufserst feinen,
gleichmäfsigen, weichen und wolligen (sogen, loheartigen) Span (unter
Vermeidung von Splittern und Müll) zu erhalten. Ferner besteht ein
grofser Uebelstand darin, dafs bei der bisherigen üblichen Vorlege-
methode des Blockes (Flachfaser parallel zur Trommelwelle) der Block
sich häufig dreht und aus der Lade herausspringt. Es ist das nicht
allein ein grofser Uebelstand in Bezug auf Herstellung eines gleich-
mäfsigen Productes, sondern auch für die Bedienung höchst gefährlich.
Sodann wird durch dadurch hervorgerufenes Aussetzen der Maschine die
Leistungsfähigkeit erniedrigt.
Bisher suchte man den loheartigen Span auf Maschinen mit trommei-
förmigem Messerkopf dadurch zu erzielen, dafs man die an sich ge-
raden Messer schräg einsetzte, und zwar mit solcher Messerstellung,
dafs dieselben nicht schnitten, sondern kratzten. Diese kratzende Wirkung
der Messer hat aber zur Folge, dafs dieselben in dem harten Holz un-
verhältnifsmäfsig rasch stumpf werden, so dafs die Splitterbildung bald
eine sehr grofse und schliefslich statt eigentlicher Späne fast nur Splitter,
Staub und Müll abgekratzt wurden.
Vorliegende Neuerung bezweckt, diese Uebelstände dadurch zu ver-
meiden, dafs die Messer eine geeignetere Stellung zum Schneiden er-
halten. Um durch Schneidwirkung der Messer den gewünschten feinen
und weichen Span zu erhalten, ist es erforderlich, dafs die Messer in
einen genau ausprobirten Winkel zur Blockfaser gestellt werden. Dieser
Winkel liefse sich nun zwar dadurch erzielen, dafs man die Messer
schräg über die Trommel gehen läfst und den Block flach, d. h. so
vorlegt, dafs die Faserrichtung geneigt bis senkrecht zur Richtung der
Welle des Messerkopfes ist, je nachdem die Messer wagerecht oder
geneigt stehen. Da die Erfahrung jedoch gezeigt hat, dafs dieser Winkel,
unter welchem die Messer gegen die Faserrichtung geführt werden
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 319
müssen, ein ziemlich bedeutender (etwa 30 bis 50°) ist, so würden die
Messer eine so steile Schraubenform erhalten, dafs nicht nur die Her-
stellung der Messer an sich, sondern vor Allem das genaue Anschleifen
derselben die gröfsten praktischen Schwierigkeiten bieten würde, zumal
wenn berücksichtigt wird, dafs es sich bei den für oben genannte Zwecke
verwendeten Holzraspelmaschinen um Spandickeu von nur etwa */7 bis
1 10mm handelt.
Es leuchtet ohne Weiteres ein, dafs bei einem derart geringen Vor-
stehen der Schneidkante der Messer schon die geringste Abweichung
von der betreffenden mathematischen Schraubenlinie die Erzielung eines
gleichmäfsigen Spanes verhindert. Es bietet also die Instandhaltung
der Schneidkante solcher schraubenförmiger Messer und das Einsetzen
derselben — in Anbetracht der aufserordentlichen Genauigkeit, auf
welche es im vorliegenden Falle ankommt — zu grofse Schwierig-
keiten, um das vorgenannte System für gröfseren Betrieb in Verwendung
zu bringen.
Nun ist neuerdings zwar der Vorschlag gemacht worden, die
cvlindrischen Holzraspeltrommeln durch solche zu ersetzen, deren Mantel
nach einem Rotationshyperboloid ausgehöhlt ist, so dafs es angängig
ist, gerade Messer in schräger Stellung in den Trommelmantel ein-
zusetzen. Wollte man bei dieser Art von Raspeltrommel die erforder-
liche Schräge der Messer zur Holzfaser jedoch lediglich durch Schräg-
stellung der geraden Messer erreichen, so würde die Aushöhlung der
Trommel so stark werden müssen, dafs der Block besonders nach den
Messerenden zu sehr gegen Hirn geschnitten und somit statt des
elastischen weichen Spanes ein harter brüchiger Span entstehen würde,
welcher für den beabsichtigten Zweck werthlos wäre.
Beide Verfahren sind also für die Praxis unbrauchbar. Nach vor-
liegender Erfindung wird die gewünschte Schneidwirkung dadurch er-
zielt, dafs entweder die Messer gerade über die cylindrische Trommel
geführt und dem Block durch Schrägstellen der Lade eine derart ge-
neigte Lage gegeben wird, dafs die Faserrichtung mit der Wellen-
richtung den richtigen Winkel bildet, oder dafs sowohl den Messern
auf der Trommel, als auch der Holzlade eine geeignet schräge Lage
gegeben wird, wobei in letzterem Falle die Schräge der Messer jedoch
nur so klein gewählt wird, dafs die Herstellung des ausgehöhlten
Rotationshyperboloids keine Schwierigkeiten bietet und die Höhlung
auch nicht so stark wird, dafs die Messer gegen Hirn schneiden.
Bei der ersten Einrichtung werden die Messer parallel zur Trommel-
achse in Schneidstellung eingesetzt, erhalten also bei cylindrisch ge-
arbeiteter Trommel eine genau gerade Schneidkante und lassen sich
daher leicht schleifen und einsetzen. Die Vorschublade wird in schräger
Lage vor dem Messerkopfe angeordnet. Irgend welche technische
Schwierigkeiten entstehen bei dieser Einrichtung nicht, vielmehr ist die
320 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
Bedienung der Maschine, sowie deren Instandhaltung so einfach wie
bei gerader Lage. Den Vorzug verdient jedoch die zweite Einrichtung
mit schwach hyperboloidisch ausgehöhlter Trommel und wenig schräg
gestellten Messern, da etwas schräg stehende Messer leichter schneiden
als ganz gerade gestellte. Die Lade wird hierbei ebenfalls so schräg
eingestellt, dafs der Boden derselben mit der Tangente an die Schneid-
kante des Messers den geeignelen Winkel bildet.
Die Neigung zwischen der Schneidrichtung und der Holzfaser-
richtung ist aus praktischen Gründen derart zu vertheilen, dafs die
Schrägstellung der Lade diejenige der Messer auf der Trommel über-
wiegt.
Das vorliegende Schneidsystem läfst sich auch auf Maschinen mit
Planscheibenmesserkopf übertragen. Wird hierbei — bei schräg ge-
stellter Lade — die radiale Richtung der Messer, wie bisher üblich,
beibehalten, so entsteht der Uebelstaud, dafs bei Innehaltung einer
praktischen Gröfse der Maschine die Breite der Lade nur verhältnifs-
mäfsig gering sein dürfte, so dafs die Leistung der Maschine eine sehr
geringe sein würde.
Behält man dagegen die gerade Stellung der Lade bei, und setzt
die Messer schräg ein, so tritt der Uebelstand ein, dafs der Schneid-
winkel sich vom Eintritt bis zum Austritt ungemein stark ändert, so
dafs, wenn derselbe in der Mitte der Höhe etwa die erforderliche Gröfse
hat, der Schneid winkel an den Enden einerseits fast bis auf Null herab-
sinkt, andererseits aber viel zu grofs wird. Beide Mängel werden be-
seitigt, wenn man sowohl die Lade bezieh, den Block, als auch die
Messer schräg einstellt. Der Neigungswinkel des Messers zur Faser-
richtung verändert sich hierbei zu Folge der Kreisbewegung der Messer
zwar ebenfalls von der Eintrittsstelle bis zur Austrittsstelle, immerhin
bleibt derselbe bei geeigneter Schrägstellung der Lade so grofs, dafs
mit geringem Kraftaufwande ein gleichmäfsigerer Span erzielt wird
als bei den bisherigen Raspeln mit zur Messerkante paralleler Faser-
richtung.
Aber selbst bei der durch die beschriebene Einrichtung erzielten
günstigen Schneidwirkung tritt die gröfse Raumbeanspruchung der
Maschine — bei verhältnifsmäfsig geringer Leistungsfähigkeit — der
vorteilhaften Verwendung für grofsen Betrieb hindernd in den Weg.
Zwecks Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Planscheibenraspel,
.s>\vie zur gleichmäfsigeren Beanspruchung der Welle und der Lager
derselben wird auch vor dem aufgehenden Theil der Planscheibe eine
zweite schräg gestellte Vorschublade angebracht, in welcher das Holz
durch einen Deckel bezieh, einen Bügel derart festgehalten wird, dafs
der in dieser Lade befindliche Block von unten nach oben geschnitten
wird. Es wird hierdurch ermöglicht, dafs eine einzige Messerscheibe
gleichzeitig zwei Blöcke zu ganz gleichartigem Producte verarbeitet
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 321
und hierbei ;in einer Seite den einen Block von oben nach unten und
an der anderen Seite den zweiten Block von unten nach oben scbneidet.
In allen vorerwähnten Fällen wird durch die schräge Lage der Messer-
schneidkante zur Faserrichtung — bei geringstem Kraftaufwande — ein
äufserst feiner, weicher und gleichmäßiger Span erhalten und das Ent-
ziehen von .Splitter, Holzstaub und Müll zu Folge der richtigen Schneid-
wirkung der Messer vollständig beseitigt, während bei den bisher ge-
bräuchlichen Etaspeimaschinen, bei welchen der Span mehr abgequetscht
und abgekratzt wird, nicht nur mehr Kraft verbraucht wird, sondern
aufser dem ungleichmäßigen Producte auch sehr viel Müll und Splitter
entstehen.
Bei der Maschine zur Herstellung von Zündholzsehachteln von F. Lund-
green in Stockholm (:;D. K. P. Nr. 48678 vom 10. Oktober 1888) mufs
sowohl das Fournir wie auch das zum Bekleben der Schachteln dienende
Papier im Voraus zugeschnitten sein.
Die Fournire sind mit Querritzen versehen, um gefaltet werden zu
können, und die Papierstücke enthalten von vornherein aufgedruckte
Etiquette, so dafs das besondere Aufkleben der Etiquette fortfällt. Die
Maschine enthält einen festen Dorn, an welchem das Fournir gefaltet
und mit dem Papier beklebt wird. Nachdem das Fournir an diesen
Dorn herangeführt worden, wird es an zwei Seiten gleichzeitig und
schließlich an der vierten Seite des Domes gefaltet. Das bekleisterte
Papier wird auf zwei Seiten des gefalteten und zusammengehaltenen
Fournirs gleichzeitig und schliefslich auf die untere Seite des Fournirs
geklebt, und zwar wird das Fournir für diese Operationen auf dem
festen Dorne von einer Stelle nach der anderen verschoben und gelangt
dadurch in d^n Bereich der betreffenden Arbeits Werkzeuge.
Zum Bohren von Bürsten- und Besenhölzern ist von G. und T. Shaw
und J. P. Ditchfield in Ashton, England (*D. R. P. Nr. 51127 vom
23. August 1889) eine Maschine erfunden.
Die zu bohrenden Stücke werden zwischen Backen eingespannt,
deren Traggestell sowohl in Längsrichtung der Maschine verschoben,
als auch in wagerechter und senkrechter Richtung gedreht werden kann,
um eine Lochplatte, nach deren Löcheranordnung das Bohren stattfindet,
auf einen festliegenden Führungsstift bringen und vorziehen zu können.
Je nachdem man das eine oder andere Loch dieser mit dem Backeu-
fcraggestelle verbundenen Lochplatte wählt, treten entsprechende Stellen
des zu bohrenden Stückes dem Bohrer gegenüber. Die Lochplatte kann
so viel Löcher enthalten, wie sie in das Stück eingebohrt werden sollen,
sie kann alter auch weniger Löcher enthalten, es findet dann das Ein-
bohren der noch fehlenden Löcher später statt Für die Längsverschie-
bung ist das Backentraggestell in Verbindung mit einem im Haupt-
gestelle geführten Schieber, und in das eine oder andere der in diesem
enthaltenen Löcher kann man einen Stift einstecken, um welchen dann
Dingler's polyt. Journal Ud.277 Nr. 7. 1890/111. 2 I
322 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
das Traggestell mit den Backen sich drehen läfst, während Anne der
Lochplatte durch ihre Verbindung mit einem Querhaupte eine Drehung
in senkrechter Ebene ermöglichen. Die Einspannbacken können mittels
Rechts- und Linksgewinde tragender Schraubenspindeln, die im Trag-
gestelle drehbar sind, gegen und von einander gerückt werden. Zwischen
der genannten Lochplatte und diesen Schraubenspindeln befindet sich
der Spindelstock für die mit Antriebsscheibe versehene Bohrspindel, so
dafs in dem Mafse, wie man die Lochplatte über den festen Führungs-
stift vorzieht, auch das von den Backen gehaltene Holz gegen den
Bohrer vorrückt und gebohrt wird; die Tiefe der zu bohrenden Löcher
kann durch einen Auschlag bemessen werden. Dadurch, dafs man deu
Einsteckstift, an welchem das Backentraggestell sich drehen läfst, in
gröfserem oder kleinerem Abstände von der Lochplatte einsteckt, läfst
sieh eine geringere oder gröfsere Divergenz in den Richtungen der zu
bohrenden Fassungslöcher erreichen.
Maschine zum Auskehlen von Grubenhölzern von H. ßannerth und
J. Janäcek in Nievices (*D. R. P. Nr. 50198 vom 3. Mai 1889).
Um beim Streckenbau die Kappenhölzer auf den Stempeln lagern
zu können, werden diese letzteren ausgekehlt, und zwar geschieht dies
von Hand mittels Beiles. Hierdurch werden viele Stempel verhauen
bezieh, unbrauchbar gemacht; sind sie unrichtig ausgekehlt, so werden
sie durch den geringsten Druck der Kappe gespalten, wodurch die Sicher-
heit der Strecken gefährdet wird.
Auf den Stempelkopf vi (Fig. 48 Taf. 14) wird der Fräs- bezieh. Kehl-
apparat B geschoben und mittels Schrauben befestigt. Die cylindrische
Welle /), welche in den Führungsarmen E und F gelagert ist, hat in
ihrem hinteren Theile Gewinde, welches in dem Muttergewinde G
läuft; die Welle endet in ein Vierkant, worauf die Kurbel H be-
festigt ist.
Auf dem gezeichneten Theile der Welle sitzt der Stahlfräser J.
Die Fräser erhalten für verschieden harte Hölzer entsprechende Formen
bezieh, werden dieselben je nach den Kappenabtnessungen gröfser oder
kleiner gewählt.
In Fig. 48 ist ein Fräser für weiche Hölzer dargestellt. Ersterer
hat zwei Vorschneider aai und zwei hobelmesserartige Naehschneider b 6,,
letzterer einen gezahnten sägenartigen Vorsprung und Nachschneider.
Das Auskehlen geschieht auf die Weise, dafs an der Kurbel ge-
dreht und hierdurch der Fräser in rotirende Bewegung versetzt bezieh,
durch das Gewinde vorgeschoben wird, wodurch das Holz ausgefräst wird.
Schleifmaschine von W. Leinbrock in Gottleuba (*D. R. P. Nr. 50615
vom 30. April 1890), Fig. 49 Tal'. 15.
Der Apparat ist mittels der Lagerplatte a an der Wand befestigt
und an zwei wagerechten Armen b b aufgehängt. Zwischen diesen steht
die Achse c für die Riemenscheiben d und das Zahnrad e. Die senkrechte
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 323
Welle f ist in ihren Lagern g g verschiebbar und wird durch eine
Kamm- und Nuthverbindung an dem Zahnrade e{ in Drehung gesetzt.
Ein um x drehbarer, mit Gewicht h belasteter Hebel k zieht die Welle
nach oben. Mittels eines Universal- oder Kugelgelenkes / ist an der
Welle f die Stange m befestigt, an deren anderem Ende ebenfalls mittels
Universal- oder Kugelgelenkes /[ die Schleifplatte angebracht ist. Die-
selbe besteht aus der mit zwei Handgriffen o versehenen Platte n, dem
Kuller 7, dem Polster p, sowie einem Schirme s. Das Schleifmittel,
Schmirgelpapier o. dgl., wird auf das Polster p gelegt und mittels des
Ringes r, welcher über das Futter 7 gesehraubt wird, gehalten.
Die Platte n ist nach unten mit Durchbrechungen t versehen, die
in Rinnen u münden. Nach oben sind letztere durch Bleche v abgedeckt.
Seitlich mündet ein gebogenes Rohr w mit seinen beiden Enden in die
Hinnen u und ist durch einen Schlauch z mit dem Gebläse, welches
den Staub abzieht, verbunden.
Während bei der Arbeit die Platte n mit den Handriffen 0 und
dem an ihr befestigten Schirme s feststeht, drehen sich das Futter q
nebst dem Polster /) in Folge ihrer Verbindung mit dem Universal-
oder Kugelgelenk /(. Der Arbeiter ist durch diese pendelnde Aufhängung
der Schleifplatte in Stand gesetzt, den Apparat nach allen Seiten zu
drehen und zu wenden, sowie mit der ganzen Schleiffläche oder nur
einem Theile das Arbeitsstück zu berühren.
Maschine zum Schneiden und Ordnen von Zündhölzern der Sun Match
Company United in London (*D. ß. P. Nr. 48620 vom 2. November 1888).
Das Holzfournir, von welchem die einzelnen Stöckchen abgeschnitten
werden, wird zwischen den Walzen A und A{ (Fig. 50 Taf. 15) einem an
der Schiene ß., befestigten und mit dieser in Führungen C des Gestelles D
auf und nieder bewegten Messer zugeführt, welches bei jedem Nieder-
gange ein Stöckchen von entsprechender Breite abschneidet. Die ab-
geschnittenen Stückchen fallen zwischen die mit elastischem Material
bedeckte Walze E und eine diese eng umgebende Fläche F, wodurch
bei der Bewegung der ersteren die Hölzer einem Bande G zugeführt
werden, welches auf eine in einem Bock H2 gelagerte Spindel H auf-
gerollt ist und über die Führungsrolle S und die Platte K zur Walze L,,
welche auf den Zapfen L gelagert ist, geleitet wird.
Die Zapfen L sind auf einem bewegbaren Arme M gelagert, welche
durch die über Rollen 0 0 geleitete und durch das Gewicht P be-
schwerte Schnur IS derart nach unten gezogen wird, dafs das auf die
Spindel /., aufgerollte Gewebe sich jederzeit gegen die Walze J legt.
Die auf und nieder gehende Bewegung des Messers ß wird durch das
Excenter Q vermittelt, dessen Welle H durch Zahnradgetriebe T von
der Haupt welle .S" bewegt wird, wählend Hebel U die Bewegung des
Excenters auf /(, übertragen. Einer der Hebel U ist mit einer festen
Klinke V versehen, welche hei jedesmaligem Rückgange dc> Messers
324 Neue Holzbearbeitungsmaschinen.
(also nachdem ein Hölzchen abgeschnitten i.-t) mit der Verzahnung eines
Sperrrades W in Eingrill' gebracht wird und dieses um eine Zahnthei-
lung vorwärts bewegt. Das Zahnrad II' ist mi( der Zuführungswalze A
auf einer Welle befestigt 80 dafs bei der Bewegung des Zahnrade- W
auch eine entsprechende Drehung der Zuführungswalzen und damit ein
Vorschieben des Holzfournirs erfolgt. Die Lange der Verschiebung ent-
spricht also dem Hube des Messers bezieh, der Starke d<:s Holzfournirs;
es werden daher jederzeit Hölzer von derselben Breite, als die Stärke
des Fournirs beträgt, abgeschnitten werden. Die abgeschnittenen Hölzer
lallen nun zwischen die Walze E und die letztere umgebende Fläche F,
werden bei Bewegung der Walze E in bestimmten Entfernungen von
einander geordnet und dem Tuche G zugeführt. Die Enden der Hölzer
ragen auf beiden Seiten des Tuches G hervor.
Durch entsprechende Wechselräder kann die Geschwindigkeit der
Walzen J und E in Bezug auf die intermittirende Bewegung der Zu-
führungswalzen A variirt werden und damit die Entfernung der einzelnen
Hölzer von einander auf dem Tuche G entsprechend eingerichtet werden.
Die Führungswalze J wird durch Zahnradgetriebe X entsprechend
der Walze E bewegt und setzt die mit dem Gewebe G an ihr an-
liegende Walze 72 in Bewegung, welche das Tuch G mit den darauf
befindlichen Hölzern aufwickelt.
Die letzteren werden also spiralförmig zwischen dem Tuche G auf
die Walze L gewickelt und können, sobald das gesammte Tuch von 77
auf L2 übergegangen, mit letzterem abgenommen, in die Züudflüssigkeit
getaucht und nachher getrocknet werden.
Um das Abwinden des Bandes G zu erleichtern, nachdem die
Hölzer in die Zündflüssigkeit eingetaucht sind, wickelt sich ein Band Y
in gleichem Sinne wie das Tuch G auf die Walze L2, so dafs die
Hölzer sich zwischen Tuch G und Band Y belinden. Letzteres ist auf
eine Walze Z gewickelt, geht in einer Aussparung e über die Walze E
und ist dann auf der Walze L2 befestigt.
Diese Maschine ist zum Abschneiden zweier Hölzer eingerichtet
und ist demgemäfs auch noch eine zweite Walze 77,, ein zweites Tuch G{
und Band G\ vorgesehen. Es können auch drei oder mehr Hölzer zu-
gleich geschnitten und fortgeschafft werden durch einfache Vervielfälti-
gung der einzelnen Theile.
Holzwollemasckine von Anthon und Söhnt in Flensburg (*D. R. P.
Nr. 47806 vom 4. Januar 1889).
Der Schlitten enthält zwei Gruppen von Messern, die mit ihren
Schneiden einander zugekehrt sind und von denen jede auf ein be-
sonderes Holzstüek wirkt, derart, dafs die Messer der einen Gruppe
beim Vorwärtsgange diejenigen der anderen Gruppe beim Rückwärts-
gange des Schlittens schneiden. Jede Gruppe kann aus einem oder
mehreren einander parallel stehenden Messern bestehen, die das be-
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 325
treffende Bolzstück nur in einer einzigen Richtung hobeln. Die Maschine
wird also sowohl im Vorwärts- wie im Rückgänge Späne abtrennen,
dagegen wird jedes einzelne Holzstück nur in einer einzigen Richtung
bearbeitet: durch richtiges Einsetzen des Holzes in die Walzen kann
man Btets die günstigste Faserrichtung in Uebereinstimmung mit der
Schnittrichtung bringen.
Vor dem Schlitten belinden sich drei Gruppen von gezahnten Schalt-
walzen, welche das eingespannte Holz allmählich den Messern zuführen.
Die mittlere Walzengruppe besteht aus zwei den ganzen Schlitten über-
greifenden, fest gelagerten Walzen, von denen jede ihren gesonderten
Antrieb durch Schneckenräder und Schnecken erhält.
Die äufseren Walzengruppen bestehen aus je zwei kürzeren Walzen,
von denen jede bis in die Mitte des Schlittens reicht und unabhängig
von der anderen in einer Führung mittels Schraube und Handrades in
der Längsrichtung des Schlittens parallel verschoben werden kann. Jede
dieser kürzeren Walzen hat ihren gesonderten Antrieb.
Durch diese Anordnung der Walzen ist man in den Stand gesetzt,
vier gesonderte Holzstücke, die zudem ungleiche Länge haben dürfen,
gleichzeitig in die Maschine einzuspannen. Damit die Hölzer sich wäh-
rend des Yerschiebens nicht lockern können, wird der Druck der ver-
schiebbaren Walzen durch eingeschaltete starke Spiralfedern etwas
elastisch gemacht. Um die beiden neben eiuander liegenden Hölzer
bequemer einsetzen zu können, werden sie durch eine dünne Zwi-
sehenplatte von einander getrennt. Die beiden mittleren durchgehen-
den und festgelagerten Walzen nehmen den Stofs der Messer auf das
Holz auf.
Will man statt vier einzelner Holzstücke nur zwei von gröfserer
Breite einspannen, so gestattet dies die beschriebene Einrichtung ohne
Weiteres, wenn man die Zwischenplatte entfernt. Wenn demnach einer
Maschine durch Verbreiterung der Messer eine gröfsere Schnittfläche
gegeben wird, so ist man der beschriebenen Einrichtung zufolge nicht
mehr daran gebunden, um die Maschine thunlichst auszunutzen, aus-
schließlich solche Holzstücke einzuspannen, die der gröfseren Messer-
breite entsprechen, sondern mau kann auch schmalere Holzstücke mit
gleichem Vortheile verarbeiten, indem man nur statt zwei breiter Hölzer
vier von der halben Breite einzuspannen hat.
Zur Fournirung von Hölzern schlägt C. Zander in Gr. Wanzleben
C*D. R.P. Nr. 51110 vom 31. März 1889) vor, die Blindhölzer vorher
aufzulockern und ihr eigenes Fasergefüge zu zerreifsen, so dafs dem
Verziehen vorgebeugt wird.
Biegtame Fournirplatten stellt C. Beepe in Bockenheim-Frankfurt
(*D. R. P. Nr. 51711 vom 18. August 1889) durch Einleimen eines weit-
maschigen Gewebes her.
326 Neue Bolzbearbeitungsmaschinen.
Maschinen zum Bemustern von Holzplatten.
Die Herstellung sogen. Brandmuster, d. h. in die Bolzoberfläche
eingebrannter Verzierungen, hat besonders für Deutschland eine grofse
Wichtigkeit für die Möbeltischlerei erlangt. Die Brandmuster werden
in grofsen Mengen als Ersatz für Intarsiaplatten verwendet.
Nach dem Verfahren von A. Guatari in Asnieres, Frankreich (*D.R.P.
Nr. 48680 vom 28. Oktober 1888), wird das zu bearbeitende Holz so
angeordnet, dafs das Bild auf der zu den Fasern senkrechten Fläche
hervorgebracht wird. Die so behandelten gebrannten Holzflächen werden
alsdann in beifsem Wasser der Einwirkung von rotirenden Bürsten aus-
gesetzt, hierauf getrocknet, nochmals gebürstet und alsdann in einer
Prefsvorrichtung fertig geprefst.
Die eisernen Prefsformen werden stets rothglühend erhalten.
W. W. Krutsch in Fort Scott, Nordamerika (*D.R.P. Nr. 51114
vom 21. Mai 1889) verwendet zur Herstellung gröfserer Verzierungen
Ringe, auf deren Umfang die Muster eingeprägt sind. Um diese Ringe
leicht in die Maschine einzuführen, sind dieselben offen bezieh, ge-
schlitzt.
Bei der Maschine von E. W. Alleigh in Minneapolis (*D. R. P.
Nr. 51830 vom 3. April 1889) wird ein mit dem Muster versehener
Ring in Nutben auf dem Umfange der Prefswalze befestigt. Letztere
wird nicht selbsthätig angetrieben, sondern erhält ihre Bewegung von
dem unter ihr fortgeschobenen Arbeitsstücke.
Nach dem Verfahren von L. Seligsohn in Berlin (;;'D. R. P. Nr. 47 802
vom 22. April 1888) werden Reliefmuster erhaben aufgebrannt und die
erhabenen Stellen dann in die Ebene des Holzes niedergedrückt.
Das Verfahren benöthigt zweierlei Plattensorten, erstens derjenigen
zur Erzeugung der Reliefmuster und derjenigen zum Niederdrücken
der nicht gebrannten Reliefstellen in die Grundebene der Reliefmuster.
Man kann jedoch dieses Verfahren dahin vereinfachen, dafs man ein
einziges Plattenpaar in Anwendung bringt, dessen eine Platte das Muster
in Relief enthält, und bei welcher die nicht gemusterten Stellen, also
diejenigen, welche auf der fertigen Holzverzierung nicht gebrannt sein
sollen, in gleicher Höhe mit dem Muster liegen, jedoch aus anderem,
die Wärme durchaus nicht leitendem Material hergestellt sind. Derartige
Platten können z. B. aus Stahl oder anderem, die Wärme gut leitendem
Metalle hergestellt werden, in welchem die nicht gemusterten Stellen
vertieft sind, also so, dafs das Muster gewissermaßen aus der Platte
herauszutreten scheint, und welche vertieften Stellen mit einer Mischung
von Asbest und Glaserkitt oder einem anderen nicht leitenden Material
ausgestopft sind. Hierbei müssen selbstredend die die Wärme nicht
leitenden Stellen der Platte die gleiche Festigkeit haben wie die ge-
musterteu Stellen. Beim Erhitzen der Platte in der im Hauptpatente
beschriebenen Weise geben dann blofs die gemusterten Stellen dem
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 327
Holze ihre Wärme ah und bewirken die Färbung desselben, während
die nicht gemusterten Stellen der Plulle ungefärbt bleiben. Dagegen
werden die nicht gebrannten Reliefstellen gleichzeitig während des
Brennens in die Grundebene der gebraunten Reliefstellen niedergedrückt.
Das bisher benutzte Decoupirverfahren bei Holzplatten mittels Laub-
oder Decoupirsäge, welches eine Abtrennung und Aussehneid ung seuk-
rechl zur Holzplatte bewirkte, ist, abgesehen von seinem grofsen Kosten-
und Zeitaufwand, für fournirte Holzplatten nicht brauchbar, da an den
Abtrennungsflächen die minderwerthigen Holzunterlagen zum Vorschein
kommen und keinen Fournirbelag zeigen. Sind diese fournirten Holz-
platten nun «ar noch reliefartig geprefst, so dafs die abfallenden Flächen
einen Theil des Musters bilden, also zum Muster geboren, so würden
bei Decoupirung nach gewöhnlichem Verfahren, bei welchem stets auch
noch ein nachträgliches Befeilen der Schnittfläehe nothwendig ist, die
fournirten, geprägten Flächen von einem Streifen minderwertbigen
Holzes umrahmt und die Verwerthung derartiger Muster in der Praxis
unmöglich sein, da die senkrechte Schuittfläche das minderwerthige Holz
vortreten läfst.
Dieses Decoupirverfahren ist bei geprägten fournirten Platten des
erlangten Productes wegen gewerblich unverwerthbar; es ist aber auch,
da jedes einzelne Muster ausgeschnitten und dann befeilt werden inufs,
besonders bei reichen Formen des Musters, umständlich und theuer,
weil jede der geprefsten Platten einzeln und nicht packetweise, wie bei
ebenen Platten, bearbeitet werden mufs.
Es wird deshalb von H. Dosier Hü in Berlin (*D. R. P. Nr. 49632
vom 9. Februar 1889) nachfolgend beschriebenes Verfahren vorgeschlagen,
bei welchem die in geeigneter Tiefe mit conisch abfallenden Rändern
geprefste Platte durch eine Kreis- oder Bandsäge parallel ihrer Prefs-
ebene mit einem Schnitte so in zwei Theile zerlegt wird, dafs der obere
Theil die gewünschten Musterumrisse und Durchbrechungen zeigt, wäh-
rend der oder die unteren Abschnitte bezieh. Abfälle aus den tiefer
als die Schnittebene liegenden, d. h. vorher niedergeprefsten Holztheilen
bestehen.
Dieses Decoupirverfahren ersetzt durch die Prefs- und Schnittope-
ration die Holzschnitzerei in Bezug auf jedes Muster und liefert ein
auf serlich gleiches und auch gleichwerthiges Fabrikat: es liefert die
schwierigsten äufseren und inneren Muster, also auch mit Durchbrechungen,
in vollster Reinheit; jeder sichtbare Theil des geprefsten und contourirten
bezieh, durchbrochenen Fabrikates ist mit dem Fourniriiberzuge ver-
sehen, und dadurch ist die gewerbliche Verwerthbarkeil des Productes
erreicht; ea ermöglicht die Massenproduetion. da die Prefs- und Schnitt-
operationen nur kurze Zeit, die letztere kaum eine halbe Minute dauert,
wäbrend dieselbe Arbeit nach dem bisherigen Decoupirverfahren ganze
Stunden erfordert und bei subtilen und complicirten Gegenständen das
328 Neue Bolzbearbeitungsmaachinen.
fortwährende Wenden und Erschüttern, das [Jmspannen der Säge viel-
fache Beschädigungen und Brüche herbeiführt.
Die Fabrikation der geprefsten und fournirten Reliefs, welche mit
ausgeschnittenem Bande bezieh, mit Durchbrechungen versehen werden,
kann in verschiedener Weise ausgeführt werden: der Erfinder wendet
vorzugsweise folgendes Fabrikationsverfahren an: Es werden Holzplatten
von je 0,5 bis 3mm Stärke mit einem bei etwa 909 flüssig werdenden
und bei höherer sowie niedrigerer Temperatur festen Bindemittel (Al-
bumin, Casel'n) bestrichen. Von diesen bei gewöhnlicher Temperatur
trockenen und nicht klebenden Platten werden mehrere auf einander
gelegt, und zwar kreuzweise zu ihren Fasern, und darüber eine oder
mehrere dünne Fournirplatten gelegt, welche in gleicher Weise präparirt
sind. Nur die Deckfournirplatte bleibt auf ihrer freien Oberseite un-
präparirt, ebenso wie die Unterseite der untersten Holzplatte, um ein
Ankleben an die Prefsform zu vermeiden. Zwischen Fournirplatten und
Holzplatten bringt man passend noch eine Leinwandschicht, um das
Reifsen der Fournirplatten zu vermeiden.
Die so auf einander gelegten Platten werden in einer erhitzten
Prefsform (hydraulische Presse), die das Reliefmuster (positiv und negativ)
tragt, einem Drucke von 250al etwa je nach Gröfse 2 bis 7 Minuten
lang ausgesetzt; das dabei erhitzte Bindemittel wird zuerst flüssig, so
dafs eine innige Verbindung aller Platten und Fournire eintritt, und
erstarrt, nachdem die erhitzten Preisformen den Holzplatten die dazu
genügende Temperatur mitgetheilt haben.
Die fertige, aus der Prefsform gewonnene Reliefplatte wird nun an
einer Führungsleiste entlang gegen das betreffende, parallel zur Preis-
ebene des Reliefs gerichtete. Schneidinstrument (am besten gegen eine
Kreis- oder Bandsäge) geführt, so dafs das Sehneidwerkzeug die Relief-
platte genau in der Höhe durchschneidet, in welcher die entstehenden
Umrisse der ausgeschnittenen Ohertheile den gewünschten Musterumrissen
oder Durchbrechungen entsprechen.
Alle diejenigen Theile des Reliefs werden als Durchbrechungen
auftreten, welche sieh links von der Schnittebene der Kreis- oder Band-
säge befinden, also tiefer durch die Pressung niedergedrückt sind als
die Theile des Reliefs. Die ganze sichtbare Relieftläche der Theile wird
dann mit Fournirhelag versehen sein.
Tischlerwerkzeuge.
Der Rundzapfenhobel von D. F. G. Maller in Hamburg (*D. R. P.
Nr. 50204 vom 2. Juli 1889) ist bestimmt zur Herstellung von Zapfen,
welche genaue Dicke haben sollen, um in Bohrungen bestimmter Gröfse
zu passen. Der Drechsler benutzt gegenwärtig eine Lehre oder einen
Tasterzirkel, um die gleiche Dicke einer Anzahl Zapfen herzustellen,
während das neue Werkzeug zugleich fiieifsel und Taster ist und den
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 329
Zapfen sicher auf die eingestellte Weite des Instrumentes, welche der
gewünschten Dicke entspricht, bearbeitet.
An einem in dem Handgriffe H befestigten Metallstücke A befindet
sich vorn der mit gerader Vorderflüche versehene Winkel a. Nach der
diesem Winkel entgegengesetzten Seite ist die Führungshülse m auge-
ordnet, in welcher ein durch Schraube b und Mutter c verstellbarer
und durch Setzschraube s feststellbarer Körper K verschiebbar gelagert
ist, auf welchem, schräg gegen den Winkel o gerichtet, der Meifsel e
angebracht ist. Durch Verstellung der Schraube s kann der Meifsel
mehr oder weniger von dem Winkel a entfernt werden, um dadurch
einen /wischen Meifsel und Winkel gebrachten Zapfen auf die genaue
Entfernung zwischen beiden Theilen bearbeiten zu können.
Indem man in der Weise, wie die Zeichnung angibt, das Werk-
zeug über einen auf der Drehbank rotirenden Zapfen z niederführt,
wird dessen Dicke genau auf diesen Abstand des Meifsels vom Winkel
bearbeitet. Es ist demnach nun leicht, eine Anzahl genau gleich dicker
Zapfen herzustellen, ohne dafs weiteres Messen erforderlich ist.
Die bis jetzt gebräuchlichen Löffelbohrer sind einschneidig und haben
den Nachtheil, dafs sich dieselben beim Gebrauche festsetzen und stets
aus dem Bohrloche herausgenommen werden müssen, wenn der Bohrer
um die Länge seines Löffels in das Holz eingedrungen ist, um die Bohr-
späne aus dem Bohrloche zu entfernen, weil durch das Festsetzen der
Bohrspäne der Bohrer nicht im Stande ist, die letzteren auszuwerfen.
Durch die Anordnung von A. Hübner in Berlin ("::'D. R. P. Nr. 50859
vom 8. September 1889) werden die beschriebenen Uebelstände be-
seitigt, weil die Schneiden des Bohrers derart beschallen sind, dafs
der Spanauswurf und die Arbeitsleistung sich auf mehrere Schneiden
vertheilt.
Der Bohrkörper a (Fig. 52) hat die Ausdehnung der lichten Weite
des Loches; an den Enden des ersteren setzen sich flügelartig die con-
centrisch angeordneten Schneiden b b an. Die Schneiden haben theil-
weise eine concentrische Rundung, sind jedoch nach dem Bohrkörper
zu mit Flächen c c versehen, um die Reibung des Bohrers an den Loch-
wandungen möglichst herabzusetzen. Die Schneiden bb und die Flächen cc
verlaufen unter einem gewissen Winkel zur Spitze, damit der Bohrer
gleich mäfsig vorschneidet und allmählich in das Holz eindringt. Durch
die ganze Länge des Bohrkörpers gehen bei dem doppelschueidigen
Bohrer zwei Nuthen </</, welche zur Aufnahme der Späne dienen und
den Spanauswurf durch Nachdrängen der Späne, welche von der Spitze
geschnitten werden, an mehreren Stellen bewirken.
l'in kleine wie grofse Bohrer sicher in dieselbe Bohrwinde ein-
spannen zu können, hat W. Bönneknövel in Kemscheid-Menninghausen
(»D.R.P. Nr. 48686 vom 26. Januar 1889) die in Fig. 53 dargestellte
Ausführung angegeben.
330 Neue Bolzbearbeitungsmaschinen.
Der Kopf der Bohrwinde besteht aus einem auf den unteren wage-
rechten Ann des Windeisens drehbar aufgesteckten polygonalen Prisma .1.
In jeder Prismaseite sind die Löcher li von verschiedener Gröfse und
Form — quadratisch, rechteckig, kreuzförmig u. s. w. — eingeschnitten,
die alle nach der Mitte zu laufen, und in welche die Köpfe der Bohrer
eingesteckt werden, indem jeweils die betreffende Seite des Kopfes A
naeh unten gedreht wird. An der Stirnseite von A wird eine Stell-
schraube eingesetzt und mittels dieser der Bohrkopf festgeklemmt, wäh-
rend eine Stiftschraube den Prismakopf in richtiger Lage auf dem
Schenkel der Bohrwinde festhält.
ZumAusstofsen viereckiger Löcher in Hohlcylindern dient die in Fig. 54
und 55 angegebene Vorrichtung von Gebrüder Schmohl in Göppingen
(:'D. R. P. Nr. 48798 vom 8. März 1889). a ist der Führungskörper mit
einem kreuzförmigen Querschnitte, dessen äufsere Abmessungen sieh
nach dem Durchmesser des vorgebohrten Loches richten. Derselbe ist
von ziemlicher Länge, um eine gute Führung zu geben, und hat an
seinen Enden Zugstangen «,. In der Mitte sind die Stofsmesser b in
der Weise angebracht, dafs sie ein Prisma bilden, dessen Quadratseite
gleich dem Durchmesser der Verbohrung oder des Führungskreuzes ist
und dessen Stirnkanten segmentförmig geformt und scharf geschliffen
sind. In den äufsereu Kanten des Filhrungskörpers sind an der Stelle,
wo das Stofsprisma angebracht werden soll, Einsenkungen o.,, in welche
sich die einzelnen Seitenflächen desselben einlegen (mit den äufseren
Kreuzkanten bündig) und hier feste Lage erhalten, angebracht. Vor
den Messerkanten werden zwischen den Kreuzsehenkeln Prefsklötzchen c
angebracht, welche vorn abgerundet, in Schlitzen c{ verschieb- und fest-
stellbar sind und sich auf ihrer Oberfläche an die Bohrung des Holz-
cvlinders anschliefsen. Diese Prefsklötzchen haben folgenden Zweck.
Rauhe Arbeitsflächen und Ausschiitzungen werden hier dadurch ver-
mieden, dafs beim Ausziehen oder Ausstofsen durch die segmentförmigen
Hobelkanten die Prefsklötzchen vorausgehen und die Holzfasern fest-
pressen. Durch den erhaltenen Druck kann ein Ausreifsen der Holz-
fasern nicht stattfinden. Hat man besseres Holz, welches nicht so leicht
ausreifst, dann stellt man die Prefsklötzchen von den Messerkanten
weiter weg. und umgekehrt. Die Hobelspäne können sich leicht, bei
dem kreuzförmigen Querschnitte des Führungsdruckes entfernen. Durch
die symmetrische Construction ist der Gebrauch der Vorrichtung auf
beiden Seiten möglich.
Die Fournirlieilpretse von K. liirchgraber in München (*D. R. P.
Nr. 47620 vom 3. Januar 1889) ist in Fig. 5t; Taf. 15 dargestellt. In
beiderseitig angeordneten senkrechten Nuthen des Ständers, in dessen wage-
rechten Pulken l> eine Eisensehiene /», eingezogen ist, ist der Balken r,
ebenfalls durch ein I- o. dgl. Eisen versteift, mittels der seitlichen
Schienen r, auf und ab schiebbar. Seine jeweilige Stellung wird da-
Neue Holzbearbeitungsmaschinen. 331
durch tixirl. dafs in den senkrechten Balken aa des Ständers Bohrungen o2
angeordnet sind, durch welche, wenn mit Bohrung c2 der Schiene c{
correspondirend, Bolzen c3 gesteckt wird, der in dieser Weise die feste
Verbindung herstellt.
Aul' der unteren Seite des Prefsbalkens*, der oben die Handhabe c4
hat. sind die Prismen d augeordnet. Dieselben sind derart mit dem
Prefsbalken c verbunden, dafs die beiden äufseren fest, die inneren
jedoch entweder um Bolzen </, drehbar oder in schwalbenschwanz-
förmiger Nuth geführt angebracht sind. Mit diesen Prismen sind die
oberen Keile e{ fest verbunden, mit denen, in schwalbenschwanzförniigen
Nuthen in ihnen laufend, die unteren Keile e in der aus der Zeichnung
ersichtlichen Weise correspondiren. Durch Antreiben dieser Keile in
der Pfeilrichtung wird das darunter befindliche Material allmählich
fest zusammengeprefst und ist daher ein sehr leichtes Fourniren er
möglicht.
Das zu fournirende Material wird auf die Querbalken b der in ent-
sprechenden Abständen und in entsprechender Anzahl angeordneten
Ständer aufgelegt, die Prefsbalken so weit herabgelassen, bis sie auf-
liegen, und hernach mittels Bolzen lixirt. Nun werden die einzelnen
Keilsysteme je nach Bedarf geordnet, indem sie entweder verschoben
oder gedreht werden. Nun werden die unteren Keilstücke e in der
Pfeilrichtuns angetrieben.
Wenn die Längsachsen der correspondirenden Keilsysteme der
einzelnen Ständer eiue Gerade bilden, so kann dieses Austreiben sämmt-
licher hinter einander liegenden Keile durch einen einzigen Hammer-
schlag vor sich gehen, indem zwischen den Keilen Bretter e2 eingelegt
werden, welche beim Antreiben des äufsersten Keiles ein solches sämmt-
licher hinter einander liegenden Keile bewirken.
Die Gehrungslade von E. G. T. Gabriel und J. C. Pohl in Steglitz
(*D. K. P. Nr. 49142 vom 15. Januar 1889) bezweckt die Verwendung
von Säge und Hobel in derselben Lade, so dafs die Gehrung erst ge-
schnitten, dann gehobelt wird. Säge und Hobel sind derart eingerichtet,
dafs sie nach beiden Richtungen, also vorwärts und rückwärts, schneiden.
Dadurch wird erreicht, dafs man das zu gehrende Stück (Leisten, Ge-
Minse u. s. w. ) nicht umzuwenden braucht, wenn man die Gehrung aii
beiden Stirnseiten haben will, sondern man legt dasselbe, immer mit
der Rückseite nach unten, einmal an das linker Hand befindliche Geh-
rungsliueal und dann an das rechts befindliche, ohne dafs die Stellung
des Arbeiters einer Veränderung bedarf, um die Arbeiten bequem aus-
führen zu können.
332 Neuerungen in der Gasindustrie.
Neuerungen in der Gasindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes 6.267 d. Bd.")
Mit Abbildungen im Texte und .mt Tafel 15.
liriiriigc zur technischen Gatanalyte: von W. Thörner.
Verfasser arbeitel mit der Ettling-Hempef sehen Bürette mit Kühl-
mantel; letzterer ist durch Anschmelzen direkt mit der Bürette ver-
bunden. Als Kühlung dient Wasser aus einem 5 bis 10' lassenden er-
höht stehenden Ballon, weleher durch Schlauch mit dem Kühlrohr
verbunden ist. Zur Entnahme und Aufbewahrung von Gasproben benutzt
Verfasser dickwandige, durch Glashähne verschliefsbare und mit einem
T-Kohr versehene Glasrohre von 500 bis 2500« Inhalt (Fig. 7 Taf. 15).
Zur Füllung derselben mit dem Probegase saugl man mit einem Aspirator
eine Zeitlang das (Jas durch h und «, öffnet dann die Hahnen und läfst
das im Rohr enthaltene Wasser auslauten: nun werden die Hahnen ge-
schlossen. Vorteilhafter ist es, um das Rohr trocken zu halten, ein-
fach durch dasselbe das Gas lungere Zeit hindurch zusaugen und dann
die Hahnen zu schliefsen. Der eine Theil des T-Stückes mufs dabei
geschlossen sein. Als Rohr zum Probenehmen für niedere Tempe-
raturen dient Glas oder reines Zinn. — Ist Schwefligsäure, Schwefelsaure,
Schwefelwasserstoff u. s. w. im Gase, so werden diese, wie z. B. in den
Auspuffgasen der Locomotiven, durch Absorption aus bestimmtem Gas-
volurncn entfernt und gewichtsanalytisch bestimmt; der Gasrest wird
volumetrisch untersucht.
Bei der Untersuchung von Generatorgas, Wassergas, Leuchtgas,
Feuergasen u. s. w. wird, wie üblich, Kohlensäure mit Natronlauge,
Sauerstoff mit alkalischer Pyrogallussäure, schwere Kohlenwasserstoffe
der Aethylen- und Benzolreihe durch rauchende Schwefelsäure in Hempel-
schen Pipetten absorbirt. Für letztgenanntes Reagens hat die Pipette
Glaskapsel verschlusse, die Absorptionskugel i-t mit Glasstückchen ge-
füllt. Kohlenoxyd wird durch doppelte Absorption mit frischer salz-
saurer Kupferchlorürlösung weggenommen. Im Gasrest wird Wasserstoff
nach dem Verdünnen mit Luft durch Verbrennen über Palladiumasbest
bestimmt.
In dem von Wasserstoff befreiten Gasresi von Leuchtgas bestimmt
Verlader .M.than durch Zusatz von elektrolytischem Sauerstoff und Ver-
brennung in der Verbrennungspipette (Fig. 8). Zur Darstellung des
Sauerstoffs dient der Zersetzungsapparat Fig. '.', ähnlich einer Absorptions-
pipette. Das U-förmige weile Glasrohr enthält drei Platiuelektroden,
von denen sich zwei in dem einen mit 0CC,5 Theilung versehenen
Schenkel befinden. .Man kann so nach Wunsch Wasserstoff, Sauerstoff
oiier Knallgas entwickeln, hie Verbrennungspipette hat die Form der
Hempel*8chen Absorptionspipetten mit kleiner Verbrennungskammer, in
deren Wandungen zwei sehr starke Silberdrähte eingeschmolzen sind.
Neuerungen in der Gaeindustrie.
3b3
Letztere sind im Inneren durch einen in 5 Windungen von je 5"im Höhe
spiralförmig gewundenen Platindraht verbunden. Die Silberdrähte endigen
aufsen in zwei Klemmschrauben <i und a{. Die Ausführung der Ver-
brennung geschieht, indem zunächst nur so viel Gasgemisch in die
Pipette gebracht wird, dai's die Platinspirale frei liegt; dann werden
die Klemmschrauben mit einer galvanischen Tauchbatterie verbunden
und die Spirale zum lebhaften Glühen erhitzt. Anfangs erfolgt ein
schwaches Aufflammen; man treibt das Gas vollständig über, läfst das-
selbe 1 Minute in der Pipette sich mischen, saugl zurück und treibt
noch zweimal über. Nun ist alles Methan verbrannt, der Rest wird
zurückgesaugt, die Kohlensäure absorbirt. 1/3mal der Contraction ist
das vorbanden gewesene Methan. Ist zur Bestimmung eines Gasbestand-
theils Zusatz von Knallgas erforderlich, so geschiebt die Verpuffung in
der Explosionspipette Fig. 10, in deren oberen Theil Platinspitzen ein-
geschmolzen sind. Die Niveaukugel ß wird durch einen Gummistopfen
während der Explosion verschlossen.
Folgende Analysen sind mit genannten Apparaten ausgeführt (Vol.-
Proc.) :
Generatorgas
Wassergas
I II
c
o
S
10,5
12.6
5,6
8,2
0,6
15,5
15,6
34.6
34,5
31,2
16,7
19,8
48,2
49,2
5,8
1,5
0,1
0,0
0.0
0,3
0.3
0.0
1.4
0.0
0,3
55,05
51,2
9,2
8,1
61,6
0,35
0,6
1,03
0,07*
0,10
0,10
0,04
—
0,04
Kohlensäure
Kohlenoxyd
Wasserstolf
.Median
Sauerstoff
Stickstoff
Schwefelwasserstoff bez. Schwef-
lige Säure
Ammoniak
• SM...
Zur volumetrischen Bestimmung der Kohlensäure
in Soda, kohlensaurem Kalk und Verbindungen, welche
sich in der Kälte durch Säurezusatz zersetzen, benutzt
Verfasser den Apparat (Fig. 1) in Verbindung mit der
ffempefschen Gasbürette. In das 100cc fassende
hiil beben, welches von aufsen gekühlt wird, bringt
man 0,25 bis 0§,5 der Probe, in das Gefäfs C etwas
verdünnte Salzsäure oder Schwefelsäure. Das Rohr A
wird (lureli einen Gummischlauch mit der Gasbürette
verbunden und durch Einlassen von Luft durch den
Quetschhahn B der Stand in der Bürette mittels des
Niveaurohres auf Null eingestellt. Nun läfst man
langsam Säure in das Köl beben eintropfen, bis die
Kohlensäureentwickelung beendigt ist, schüttelt vor-
9,6
18,0
1,6
0,0
0,0
70,8
iL, I.
"HC
/
b
334
Neuerungen in der Grasindustrie.
Fig. 2.
sichtig um und liest in der Bürette Dach dem Einstellen das entwickelte
Volumen Kohlensäure ab. Um die Absorption von Kohlensäure durch
die Säure zu vermeiden, wird in dieselbe ersl eine Messerspitze doppelt
kohlensaures Natron geworfen.
Zur Bestimmung von in Flüssigkeiten wie Bier, Wein u. dgl. ge-
tonter oder in Verbindungen befindlicher Kohlensäure dient die Zusammen-
stellung Fig. 12, auf welcher das Niveaurohr zur Bürette weggelassen
ist. In dem etwa 75cc fassenden Kühlerkolben .4 wird die Kohlensäure
aus der gemessenen oder gewogenen
Substanz, eventuell unter Zusatz von
Saure, durch Kochen ausgetrieben und
in die Bürette oder in die Sammel-
pipette S 5t übergeführt. Nach been-
deter Zersetzung wird das ganze Gas-
volumen im Kühlerkolben durch Ein-
giefsen von Wasser durch B in die
Bürette oder die Sammelpipette über-
getrieben. Das Kühlwasser durchfliefst
den Mantel der Bürette und darauf den
Kühlerkolben: nach einigen Minuten ist
in beiden Temperaturausgleichung ein-
getreten. Das Gesammtvolumen wird
abgemessen und darin durch Absorption
die Kohlensäure bestimmt. Da man im
Voraus häutig nicht weifs, wie viel
Gas erlangt wird, so ist es gut, eine
150 bis 200cc fassende Sammelpipette
einzuschalten und aus derselben das Gasvolumen auf einmal oder wenn
nöthig in zwei Messungen in die Bürette überzuführen und darin die
Kohlensäure zu bestimmen. Beide Methoden ergaben gute Resultate,
wie an kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, kohlensaurem Kali
und saurem kohlensaurem Natron gezeigt wird.
Zur volumetrischen Bestimmung des Kohlenstoffs in Eisen und Stahl
nach Wiborg/fe Methode dient Apparat Fig. 13. <>'.5 Roheisen, Spiegel-
eisen oder bis 2?,5 Stahl werden in dem etwa 150cc fassenden Kolben A
mit IG*-'0 einer gesättigten filtrirten Kupfersulfatlö.simg übergössen und
kurze Zeit umgeschw eukt. um eine vollständige Verkupferung des Eisens
zu bewirken. Nach 5 Minuten fügt man für jedes angewandte Gramm
Eisen 5CC einer lOÜproceutigeu Chromsäurelösung hinzu. Hierauf wird
der Kolben mit dem gut eingeschlillenen Glasstopfen a, in welchem
das Kühlrohr C und das Hahntrichterrohr II eingeschmolzen sind, ge-
schlossen und durch das letztere etwa 120 bis 130er Schwefelsäure8
s Zur Herstellung der Schwefelsäure wvrden 1000- concentrirte reine
Schwefelsäure mit 720§ Wasser vermischt und 56 Chromsäure hinzugefügt.
Neuerungen in der Gasindustrie.
335
von 1,594 spec. Gew. langsam hinzugefügt, bis der Kolben bis fast an
den Hals angefüllt ist. Jetzt wird sofort das Kühlrohr C durch ein
rechtwinkelig gebogenes Glasrohr r und durch den Dreiwegehahn h
mit der Bürette D verbunden
und das Kühlwasser aus dem
Reservoir zunächst durch den
Kühlmantel der Bürette, darauf
durch den Kühler C geleitet.
Man erhitzt den Kolben lang-
sam zum Sieden und erhält
darin etwa • ., Stunde: nach
der ersten oft etwas stürmischen
Zersetzung kocht der Inhalt
ruhig. Nun entfernt man die
Flamme und treibt durch Zu-
giefsen von Wasser durch das
Trichterrohr 11 das ganze Gas-
gemenge in die Bürette über;
zuletzt wird noch so viel Luft
nachgesaugt, dal's etwa 100cc erreicht werden. Nach eingetretenem
Ausgleiche der Temperatur bestimmt man die Kohlensäure in einer
Kalipipette und berechnet daraus unter Berücksichtigung von Tempe-
ratur und Barometer das Gewicht des entsprechenden Kohlenstoffs.9
Wie folgende Tabelle zeigt, stimmen die erhaltenen Zahlen gut mit
den gewichtsanalytisch erhaltenen überein.
Eisensorte
Proc. Kohlenstoff
volumetrisch
gewichts-
analytisch
Roheisen I . .
II •
III .
Spiegeleisen I .
II
Ferromangan .
II...
.. II . . .
.. III . .
..iv . .
.. V . . .
4.0 1
3,99
3,61
4,47
4,08
6,98
0,590
0,497
0.4, so
0,322
0,245
4.00
4.03
3.60
4.22
4.10
6.90
0,590
0.500
0.480
0.314
0,240
Das noch heilst' Gemisch wird dann BOfort zum Kochen erhitzt und 1 Stunde
lang ein schwacher Luftstrom hindurchgeleitet, um sums vorhandene Kohlen-
säure oder Kohlenstoffverbindungen daraus zu entfernen. Versäumt man dies.
bo erhalt man leicht zu hohe Zahlen.
B Dem Aufsatz ist eine Tabelle beigegeben, enthaltend: den Factor zur
Umrechnung der Kohlensäure auf 00 und 760mm, den Factor für das Gewicht
des Gases und für das entsprechende Gewicht Kohlenstoff, auf welche wir
verweisen.
336 Kleinere Mittheilungen.
Als Absperrflüssigkeit für Untersuchung \<>n Gasen ist Quecksilber
jeder anderen vorzuziehen; doch gibl auch Wasser, mit stark kohlen-
säurehaltiger Luft geschüttelt, bei raschem Arbeiten gute Resultate.
Noch bessere erhielt Verfasser mit concentrirten Lösungen von Koch-
salz oder schwefelsaurem Natron, die mit stark kohlensäurehaltiger
Luft mehrfach geschüttelt wurden. Hei jeder Analyse ist die Flüssig-
keit in der Bürette zu erneuern, da leicht Spuren der Reagentien aus
den Pipetten mit übertreten. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1889
Nr. 22 S. (541.)
Aschengehalt verschiedener Papier-Rohstoffe.
Bei den in letzter Zeit vielfach in Fachkreisen erörterten Fragen be-
treffend die Abänderung' einiger Bestimmungen der preufsischen Papier-
normalien, stellte man die Ansicht auf. dafs der zulässige Gebalt an mine-
ralischen Rückständen bei Papieren der Stoffklasse 1 von 2 Proc. auf mindestens
3 Proc. erhöht werden müsse. Die Versuchsanstalt nahm daher Veranlassung,
eine gröfsere Anzahl von Papier-Rohstoffen: Lumpen. Halbstoffe, Cellulose
und Holzschliff auf ihren Aschengehalt zu prüfen. Dabei stellte sich heraus:
im Minimum im Maximum
31 verschiedene Lumpen
ergaben im Mittel . 3,06 Proc. Aschengehalt — 0.55 Proc. 9,70 Proc.
9 Rohstoffe (Hanfarten,
Jute. Espartogras) er-
gaben im Mittel . . 1.11 „ .. —0.53 „ 2,00 „
22 Halbzeuge (Leinen.
Baumwolle, Hanf-
stricke) ergaben im
.Mittel 0,74 „ .. — 0,12 „ 1,86 ..
14 Zellstoffe und Holz-
schliff) ergaben im
Mittel 0,94 „ „ —0,36 „ 2.30 „
Selbstverständlich sind diese Werthe Schwankungen unterworfen; der
theilweise sehr hohe Aschengehalt der Lumpen dürfte .-eine Ursache wohl in
ihrer mechanischen Verunreinigung durch Sand. Knie u. s. w. linden, falls
diese Beschwerungen nicht in trügerischer Absicht vorgenommen worden
sind. Zum grofsten Theil gehen dieselben im Laufe de.- Fabrikationsprozesses
verloren. Der mittlere Aschengehalt der reinen Rohstoffe, Halbzeuge, Cellu-
lose und des Holzschliffes nähert sich dem Werthe 1,0; das aus diesen ge-
fertigte Papier zeigte selten mehr als 2 Proc. Die Erfahrungen aus der Versuchs-
anstalt bestätigen die,-: so waren in einer grofsen Anzahl von untersuchten
Papieren ohne mineralische Zusätze nur sehr wenige von mehr als 2 Proc. Asche.
( W. IhrzberQ. Miltheilunoen aus dtn Königl. techv. Versuchsanstalten zu Berlin.
1890 Jahrg. 8 S. 89. | //.
Firnifscomposition.
Als Schutz für .Schilfe. Behälter u. s. w. gegen Erdöl und ähnliche Sub-
stanzen wird nachfolgende Compositum verwendet: Mastix. Schellack, dena-
turirter Spiritus. Leinoltirnifs und etwas Eisenoxyd oder Graphit als Farbstoff.
(/4. Andrews Suuthdew. Englisches Patent Nr. 12821 vom 5. September 1888.)
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolgt r in Stuttgart
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889. 337
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889;
von Fr. Freytag,
Lehrer der Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz.
(Schlafs des Berichtes S. 289 d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel 18.
Chaligny et Cie. in Paris hatten aufser mehreren kleineren Dampf-
maschinen ihres eigenartigen Systemes auch eine gröfsere liegende
Compound-Condensationsmaschine mit 280 bezieh. 485mm Cylinderdurch-
messer und 500mm Kolbenhub ausgestellt, welche mit 90 minutlichen
Umdrehungen eine normale Leistung von 55 IP entwickelte.
Wie die Abbildungen (Fig. 10 bis 13 Taf. 18) erkennen lassen, ge-
langt der in einem senkrechten, zwischen den aus einem Stücke ge-
gossenen beiden Cylindern liegenden Rohre ankommende Arbeitsdampf
in den längs des Schieberkastens vom Hochdruckcylinder liegenden, in
Fig. 13 veranschaulichten Absperrbehälter. Derselbe besteht aus dem
durch ein aufsen liegendes Handrad regulirbaren Dampfeinströmventil,
sowie einem hinter diesem angeordneten entlasteten Drosselschieber,
welcher mit dem Regulator in Verbindung steht.
Die iu einer am Absperrbehälter aufgeschraubten Führung beweg-
liche wagerechte Stange trägt an ihrem inneren scheibenförmigen Ende
einen excen frischen, sich in der aufsen um den Drosselschieber laufenden
Ringuuth führenden Zapfen, und am anderen Ende einen durch kurze
Stange mit dem Regulatorhebel verbundenen kleinen Hebel. Je nach
der von der Geschwindigkeit der Maschine abhängigen Höhenlage des
Regulators wird durch die Zwischenstücke der Drosselschieber so bewegt,
dafs eine gröfsere oder kleinere Verengung des Dampfdurchgangsquer-
schnittes und damit eine bedeutendere oder geringere Drosselung des in
den Schieberkasten strömenden Arbeitsdampfes eintritt.
Der in der Mitte der Maschine zwischen den beiden Kreuzkopf-
führungen befestigte Regulator erhält seine Bewegung mittels Schnecke
und Schneckenrad von der Schwungradwelle aus.
Die Dampfvertheilung wird in beiden Cylindern durch einfache
Kanalschieber geregelt, von denen derjenige des Hochdruckcylinders
veränderliche Füllungen von * 10 bis ,;/l0 des Kolbenhubes gestattet und
zu dem Zwecke von Hand entsprechend eingestellt werden kann.
Die ganz kurze Excenterstange trägt zu dem Zwecke an ihrem
Ende einen Stein, welcher sich in einer mit dem Maschinenbette ge-
lenkig verbundenen Coulisse führt, und die Lage der letzteren kann
zufolge der mittels Handrad bewirkten Drehung einer Schraubenspindel
je nach dem Kraftverbrauche der Maschine festgestellt werden. Die
Füllungen im grofsen Cylinder sind constant und betragen hier 5/10 des
Kolbenhubes.
Oingler's polyt. Journal Ud. 277 Nr. 8. 1890/111. 22
338 Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
Der zwischen den beiden Cylindern liegende Raum dient als
Zwischenbehälter und der in ihm befindliche Dampf wird durch den
vom Kessel kommenden, in das Einströmrohr tretenden Dampf erwärmt.
Der Condensator liegt hinter dem grofsen Cylinder und seine doppelt-
wirkende Luftpumpe wird durch die verlängerte Kolbenstange des ersteren
betrieben: die Speisepumpe ist an der Kreuzkopfführung desselben Cy-
linders befestigt und erhält von dem Kreuzkopfzapfen aus ihre Bewegung.
Die Maschine soll nach den in den Werkstätten der Erbauer ge-
machten Versuchen bei 6k Admissionsspannung an Dampf 8k,2, sowie
für die Condensation 1801 Wasser in der Stunde und effectives Pferd
gebrauchen.
Bei der Fig. 14 bis 16 Taf. 18 ersichtlichen, mit Condensation
arbeitenden Woolf sehen Ausstellungsmaschine der Socie'te Alsacienne in
Beifort ist, damit die Kolben beider Cylinder auf eine einzige Kurbel
arbeiten können, der Hochdruck cylinder in geneigter Lage über den
Niederdruckcylinder gestellt und mit diesem verschraubt; die in der
senkrechten Ebene liegende Achse des Hochdruckcylinders weicht jetzt
von derjenigen des Niederdruckcylinders um die Breite des Kurbelstangen-
kopfes ab.
Die zwei in einem gemeinschaftlichen Blechmantel eingeschlossenen
Cylinder sind mit Mänteln versehen und der vom Kessel kommende
Dampf gelangt durch ein auf dem Schieberkasten des kleinen Cylinders
sitzendes Absperrventil in den letzteren und nach vollbrachter Arbeit
in diesem durch ein U-förmig gebogenes Kupferrohr in den Schieber-
kasten des grofsen Cylinders.
Die Dampfvertheilung des kleinen Cylinders erfolgt durch einen
Schieber, auf dessen ausgehöhltem Rücken sich ein vom Regulator ge-
führtes Steuerungsorgan bewegt und die Dampfdurchlafskanäle des
Schiebers je nach der Geschwindigkeit der Maschine mehr oder weniger
verengt, während die Dampfvertheilung des grofsen Cylinders ein ge-
wöhnlicher Muschelschieber regelt, welcher behufs vollständiger Ent-
lastung zwischen dem Schieberspiegel und einer in dem Schieberkasten-
deckel eingelegten Platte gleitet; beide Schieber erhalten durch die auf
einer Welle a befestigten Excenter ihre Bewegung, und zwar der zum
grofsen Cylinder gehörige Schieber direkt und derjenige des kleinen
Cylinders unter Zwischenschaltung eines Doppelhebels b.
Der Hochdruckcylinder der auf der Ausstellung vertretenen Maschine
war, abweichend von den Abbildungen, mit einer Äü/er-Steuerung ver-
sehen, deren Expansionsschieber unter Zwischenschaltung eines zweiten
Doppelhebels &, von einem dritten auf der Welle a befestigten Excenter
mitgenommen wurde; die Welle a selbst erhält ihre Bewegung mittels
dreier Stirnräder von der Schwungradwelle aus unter Einschaltung einer
Hilfswelle c, auf welcher auch ein zum Betreiben des Regulators dienendes
conisches Rad befestigt ist.
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889. 339
Die unterhalb der Maschine stehende, mit dem Condensatorgehäuse
zusammengegossene Luftpumpe wird durch eine Gegenkurbel betrieben.
Aufser dieser Maschine hatte die Societe Alsacienne noch eine eben-
falls mit Condensation arbeitende liegende Compoundmaschine ausgestellt,
welche bei 75 minutlichen Umdrehungen eine Leistung von 250 tP ent-
wickeln soll und mit derselben Steuerung (System Frikart) versehen
war, wie die Bd. 276 S. 254 genannte, von Escher, Wyfs und Co. in
Zürich ausgestellte Compoundmaschine.
Die beiden Cylinder von 400 bezieh. 600mm Durchmesser und 600mm
Kolbenhub waren in derselben Weise zusammengesetzt, wie dies der
Cylinder der 1000 pferdigen Maschine von M. J. Farcot (Bd. 276 S. 152)
zeigte; sie bestehen, wie Fig. 17 Taf. 18 erkennen läfst, aus je drei
Theilen: den beiden, auch die Schiebergehäuse enthaltenden Deckeln,
welche auf mit dem Fundamente verschraubten Ausströmstutzen liegen,
und einem cylindrischen Theile, in welchen der eigentliche Arbeits-
cylinder eingesetzt ist, so dafs die verbleibenden Zwischenräume den
Dampfmantel bilden. Das die beiden Ausströmstutzen jedes Cylinders
verbindende Rohr E ist, um mit dem unterhalb des Cylinders in
seiner Mitte anschliefsenden Einströmrohre Vl nicht zusammen zu
treffen, an dieser Stelle um das letztere mittels einer Krümmung
herumgeführt.
Das aus zwei Theilen zusammengesetzte, in der Maschinenmitte ge-
legene Schwungrad war mit Rillen versehen, und die zum Anlassen
der Maschine dienende Verzahnung auf der äufseren Mitte des Rades
angebracht.
Ebenso wie bei der genannten Maschine von Escher, Wyfs und Co.
bestimmte der Regulator die Füllungen im kleinen Cylinder, während
dieselben im grofsen Cylinder von Hand beliebig eingestellt werden
konnten.
Douane, Jobin et Cie. in Paris hatten eine stehende Wool /"sehe
Maschine ausgestellt, deren zwei mit Dampfmänteln versehene Cylinder
einzeln gegossen und durch die Flanschen der zwischen ihnen liegenden
angegossenen Schieberkastenhälften mit einander verbunden waren.
Jeder Cylinder wird von zwei gebogenen und gleichzeitig zur Führung
der Kreuzköpfe dienenden hohl gegossenen Ständern getragen, welche
auf einer gemeinschaftlichen, mit drei Kurbelwellenlagern versehenen
Grundplatte befestigt sind.
Der eine von den Ständern des grofsen Cylinders bildet gleich-
zeitig den Condensator und ist mit der daneben liegenden, vom Kreuz-
kopfzapfen des grofsen Cylinders aus mittels kleiner Balanciers be-
triebenen Luftpumpe aus einem Stücke hergestellt. Der Dampf strömt
zuerst in die Mäntel und von hier je nach der Lage des durch einen
im Bereiche des Maschinisten liegenden Hebel beliebig eingestellten
Einströmschiebers in den Schieberkasten des kleinen Cylinders. In
340 Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
diesem bewegen sich an den äufsersten Enden des Cylinders zwei, durch
einen oberen kleinen Kolben vollständig entlastete und mit auf ihren
Rücken liegenden Schleppschiebern hin und her gehende Schieber. Der
an den Cylinderenden ausgestofsene Dampf geht durch einen Zwischen-
schieber direkt in den grofsen Gründer und von hier nach abermaliger
Expansion in den Condensator.
Der Zwischenschieber bildet einen wichtigen Theil dieser Maschine
und wird, wie Fig. 18 und 19 Taf. 18 erkennen lassen, ebenfalls von
zwei Schiebern gebildet, von denen jeder wieder aus zwei durch eine
elastische Membrane von getriebenem Kupfer mit einander vereinigten
Theilen besteht, wodurch jedem Theile ein genaues Anliegen auf die
entsprechenden Gleitflachen ermöglicht ist.
D. F. Weidknecht in Paris hatte eine stehende, einfachwirkende und
schnelllaufende Woolf sehe Maschine, sowie, da dieselbe nicht frühzeitig
genug zur Beschickung fertig wurde, nur die einzelnen Theile einer
doppeltwirkenden Maschine desselben Systems ausgestellt; beide Ma-
schinen sind nach den Angaben des vormaligen Direktors der Schweizer
Locomotivfabrik in Winterthur, des Ingenieurs Ch. Brown, entworfen
und ausgeführt, und es sollen zunächst die allen Coustructionen gemein-
samen Einrichtungen besprochen werden.
Der Hochdruckcylinder liegt in der Mitte der Maschine und sein
Kolben arbeitet auf eine darunter liegende Kurbel, während der ring-
förmig gebildete Niederdruckcylinder den Hochdruckcylinder umgibt
und dessen Kolben zwei, auf jeder Seite der vorigen liegende und mit
dieser einen Winkel von 180° einschliefsende Kurbeln bethätigt.
Mit der Versetzung der Kurbeln um 180° ist, wie bereits früher
bemerkt, der Vortheil verbunden, dafs die entgegengesetzt bewegten
Massen beider Cylinder sich aufheben und ein ruhiger Gang der Maschine
erreicht wird; die gleichen, aber verschieden gerichteten Bewegungen
der Kolben gestatten die Dampfvertheiluug beider Cylinder durch ein
einziges Steuerungsorgan zu regeln.
Der mit dem Schwungrade verbundene Regulator ist am äufsersten
Ende der Kurbelwelle angeordnet und bethätigt in einfacher Weise ein
vor der Dampfeinströmöfihung in die Cylinder sitzendes Ventil.
Die zwei auf den Enden der Kurbelwelle befestigten Schwungräder
sind, damit die Lager gleichmäfsig belastet werden, mit denselben Ab-
messungen, und um ein möglichst geringes Gewicht zu erhalten, mit
verhältnifsmäfsig grofsem Durchmesser ausgeführt.
Die centrale Dampfvertheiluug gestattet dem einströmenden Dampfe
grofse Durchgangsquerschnitte und verhindert beim Uebergehen des
Dampfes aus dem einen in den anderen Cylinder beinahe jeden Span-
nungsabfall desselben, da die schädlichen Räume hier nur äufserst ge-
ring sind und Reibungsverluste nicht eintreten können; dadurch, dafs
der kleine Cylinder in dem grofsen Cylinder untergebracht ist, werden
Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889. 341
auch die durch Wärmestrahlung entstehenden Verluste auf einen kleinen
Betrag zurückgeführt.
Die Construction der, ähnlich wie die Westinghouse-Masch'me von
einem im unteren Theile mit Oel angefüllten Gehäuse vollständig ein-
geschlossenen einfachwirkenden Maschine zeigen die Abbildungen Fig. 20
und 21 Taf. 19.
Die Hauptverhältnisse dieser Maschine sind die folgenden :
Durchmesser des kleinen Kolben . 250mm Fläche 4901^9
., grofsen „ . 600 bezieh. 310mm n 1057qc,0
Gemeinschaftlicher Kolbenhub . . 250mm
Umdrehungen in der Minute . . . 400
Füllungsverhältnifs 0,22
Leistung bei 6k Admissionsspannung 50 HP
Dampfverbrauch pro Stunde und Pferd 12k
Zwischen den Wandungen der beiden Cylinder befindet sich ein
als Zwischenbehälter dienender Raum, in welchen der Dampf von Be-
ginn der Vorausströmung im kleinen Cylinder an bis zum Beginne der
Voreinströmung im grofsen Cylinder ein und aus strömt. Der vom
Kessel kommende Dampf tritt durch mehr oder weniger von der durch
den Regulator beeinflufsten Scheibe B geschlossene Oeffnungen über den
in der verlängerten Cylinderachse liegenden, aus zwei Theilen C und D
von verschiedenem Durchmesser bestehenden und mit elastischen, spiral-
förmigen Riügen versehenen Kolbenschieber, welcher durch die an der
Traverse a angreifenden und beinahe in ihrer ganzen Länge in Messing-
rohren, welche in den Gufskörper eingelassen sind, geführten Stangen b b
mitgenommen wird. Die unteren Enden der Stangen b b sind mit einem
Rahmen c c verschraubt, an welchen auch die Excenterstangen d d ge-
lenkig angreifen, um dem Kolbenschieber die gewünschte Bewegung
mitzutheilen. In der Abbildung befindet sich der Kolbenschieber in
einer oberen Stellung; die Dampfzuführungskanäle nach dem Hoch-
druckkolben sind jetzt geschlossen und der Dampf, welcher vordem auf
diesen drückte, gelangt nach dem Durchströmen des Zwischenbehälters
durch auf dem Umfange des grofsen Schiebers D angebrachte runde
Oeffnungen über den Niederdruckkolben. Nach einer halben Umdrehung
der Maschine hat sich der Kolbenschieber so weit nach unten bewegt,
dafs die Zuführungskanäle geöffnet sind und frischer Dampf durch den
ringförmigen Raum des grofsen Schiebers D über den Hochdruckkolben
treten kann; gleichzeitig entweicht der im grofsen Cylinder wirksam
gewesene Dampf in den Raum E und von hier durch das angeschlossene
Ausströmrohr in die Atmosphäre oder einen Condensator.
Der mit dem einen Schwungrade verbundene Regulator besteht aus
zwei, auf Ansätzen der Schwungradnabe drehbar befestigten Winkel-
hebeln: die mit Gewichten armirten äufsersten Enden der Schenkel /
dieser Hebel sind durch zwei Spiralfedern mit einander verbunden,
wählend die anderen längeren Schenkel innerhalb eines in der Schwung-
342 Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
radwelle geführten Stückes endigen, welches durch einen langen, aus
zwei Theilen f und g bestehenden Hebel und die Stange h mit der
Steuerscheibe B verbunden ist und je nach dem von der Geschwindig-
keit der Maschine abhängigen Ausschlag der Gewichtshebel so bewegt
wird, dafs durch den genannten Hebel /"</, sowie die Stange h der Ein-
trittsquerschnitt für den Kesseldampf durch die Scheibe B mehr oder
weniger verengt wird.
Die Kolben sind ohne irgend welche Führungen mit den Kurbeln
durch Stangen direkt verbunden, welche, da die Maschine nur einfach-
wirkend ist, stets auf Druck beansprucht sind ; aus diesem Grunde sind
auch die Kurbelstangenköpfe nur auf ihren unteren Hälften mit Schalen
versehen.
Die Bewegung des Kolbenschiebers läfst sich bei derartigen Maschinen
auch unter vollständigem Wegfalle der Excenter durch ein System von
Hebeln und Stangen erreichen, welches mittels eines an der Kurbel-
stange des Hochdruckkolbens angreifenden Hebels in Schwingungen ge-
bracht wird.
Die Fig. 22 Taf. 19 ersichtliche doppeltwirkende Ausstellungsmaschine
zeigte die folgenden Verhältnisse:
320mm Fläche 804qc
. 660 bezieh. 540mm „ 1131qc
250mm
300
Leistung bei 6k Admissionsspannung 100 H\
Das Dampfvertheilungsorgan CD setzt sich hier aus zwei ring-
förmigen, an den äufsersten Enden beider concentrisch in einander ge-
steckten Cylinder liegenden Schiebern zusammen, welche, damit der
frische Dampf auf ihre beiden äufseren Flächen wirken kann, durch
ausgehöhlte Stücke d d mit einander verbunden sind ; der zwischen diesen
letzteren verbleibende Raum F dient als Zwischenbehälter, durch welchen
der vom kleinen nach dem grofsen Cylinder gehende Dampf hindurch
strömen mufs.
In der Fig. 21 ersichtlichen Kolbenstellung gestattet der untere
Schieber das Einströmen von frischem Dampfe unter den Hochdruck-
kolben, sowie das Ausströmen des wirksam gewesenen Dampfes aus
dem Niederdruckcylinder, während der obere Schieber schon den Aus-
strömkanal über dem Hochdruckkolben, sowie den Einströmkanal über
dem Niederdruckkolben geöffnet hat.
Der Regulator beeinfiufst wieder ein in die Dampfleitung ein-
geschaltetes Drosselventil.
Durchmesser des kleinen Kolben
„ grofsen
Gemeinschaftlicher Kolbenhub .
Umdrehungen in der Minute
Bogenzuführung an Druckpressen.
343
Bogenzuführung an Druckpressen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 * S. 483.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 19.
Wir hatten kürzlich Gelegenheit, die neueren Bestrebungen auf dem
Gebiete der Bogen-Zu- und Abführung an Druckpressen zu besprechen,
welchen Bericht wir heute noch durch zwei mittlerweile bekannt ge-
wordene beachtenswerthe Bogenzuführungen vervollständigen, bei denen
zur Trennung der einzelnen Bogen vom Stofse ebenfalls neue Wege ein-
geschlagen sind.
Die eine dieser Bogenzuführungen, deren Schaubild die Textfigur
zeigt, ist von E. Thomas Cleathero und J. A. Nichols in London, einem
Ingenieur und einem Drucker, construirt (Iron. 1890 Bd. 35 S. 381),
und [zeigt die Textfigur deren Anwendung an einer Whnrfedale-Dvuck-
presse. Wie diese Figur erkennen läfst, ist über dem Papiertische ein
■■■■HÜ
eisernes Gestell mit einem schwingenden Hebel angeordnet, an dessen
einem Arme ein in dem genannten Gestelle geführter Rahmen angehängt
ist, während der andere Arm ein Gegengewicht trägt, das indessen das
Gewicht des Rahmens nicht völlig ausgleicht. Diese Lastenvertheilung
hat den Zweck, den Rahmen C mit einem gewissen Drucke auf dem
Papierstofse aufruhen zu lassen. Es sei an dieser Stelle gleich mit be-
merkt, dafs dieser Druck je nach der zuzuführenden Papiersorte ver-
änderlich gemacht wird.
344 Bogenzuführung an Druckpressen.
In dem im Gestelle A geführten Rahmen C sind nun auf einer wage-
rechten Welle eine Anzahl Gummischeiben gelagert, welche an einer
Stelle abgeflacht sind. Mit dieser Stelle liegen sie im Ruhezustande
dem Papierstofse H gegenüber, während bei Bethätiguug ihr voller Theil
auf den obersten Bogen einwirkt. Ihren Autrieb erhalten sie von einem
Einführungscylinder der Druckpresse aus mittels eines Kettenrades D
und eines an jeder Seite des Rahmens C betindlichen Rädersatzes E.
Diese beiden Rädersätze, welche mit den wesentlichsten Theil der Con-
struction bilden, sind indefs nicht gleichartig gebildet, sondern unter
Zuhilfenahme von Daumen- und Sperrklinkenmechanismen derart con-
struirt, dafs sie der Gummischeiben welle zwei Bewegungen ertheilen.
Dabei macht der ganze Mechanismus eine Umdrehung und steht dann
wieder still, bis ein weiterer Bogen vorzuschieben ist.
Diese zwei Bewegungen der Gummischeibenwelle verlaufen nun
in der Weise, dafs die Scheiben bei Beginn ihrer Thätigkeit eine Theil-
drehung gegen den Papierstofs hin ausführen, wodurch der Bogen, sobald
ihn der volle Theil der Scheiben trifft, aufgebauscht und unter einem
am Ende des Stofses befindlichen Halter hervorgezogen wird. Dieses
Aufbauschen wird durch eine Rollenschiene F unterstützt, welche wohl
eine Bewegung des Bogens nach dem Druckcylinder der Presse zu ge-
stattet, aber nicht umgekehrt. Auf diese Weise wird der oberste Bogen
leicht und sicher vom Stofse getrennt und durch das Eindringen von
Luft zwischen ihn und den nächstfolgenden Bogen auch getrennt ge-
halten.
Nachdem dieses Trennen des obersten Bogens erfolgt ist, wird der
Gummischeibenwelle Umdrehung im entgegengesetzten Sinne ertheilt,
wodurch der Bogen vom vollen Theile der Gummischeiben erfafst und
dem Druckcylinder zugeführt wird. Der Bogen geht dabei zwischen
zwei Leitplatten und Zuführcyliodern hindurch, welch letztere das
eigentliche Weiterführen bewirken, da die Gummischeiben diese Bewe-
gung nur einleiten und nach einer Umdrehung zur Ruhe kommen. Damit
in dieser Ruhestellung der Rahmen C nicht sinkt und die Gummischeiben
mit ihrem abgeflachten Theil nicht in Berührung mit dem Papier treten,
wird der Rahmen während dieser Zeit von an das Gestell A angelegten
Federbremsen festgelegt. Die zum Weiterführen des Bogens dienenden
Walzen sind, wie die Figur zeigt, unmittelbar hinter dem Gestelle A
gelagert. Zwischen ihnen und dem Druckcylinder ist ferner ein von
der Maschine bethätigtes Seitenregister angeordnet.
Wie eingangs schon bemerkt wurde, erfolgt die Anpassung an die
verschiedenen Papierstärken in einfachster Weise durch die Belastung
des Hebels /?, welche Regelung nur wenige Minuten in Anspruch nehmen
dürfte. Auch soll der Apparat für dickes wie dünnes Papier gleich
gut arbeiten. Derselbe ist übrigens auch in Deutschland zum Patente
angemeldet.
Neuere Sägeschärfmaschinen. 345
Die zweite der genannten Bogenzuführungen ist amerikanischen Ur-
sprunges, von Edward Dummer in Boston construirt, und gleichfalls
in Deutschland zum Patente angemeldet. Sie benutzt ebenfalls um-
laufende Gummistücke, aber in der Weise, dafs dieselben gegen die
Kante der zu erfassenden Bogen wirken, wobei der Papierstofs sich in einer
aufgebogenen Lage befindet. Die Anordnung ist in den Fig. 1 bis 5
Taf. 19 dargestellt, und zeigen diese Figuren, dafs auf einer Welle 6
zwei oder mehrere Paare Scheiben c d gelagert sind, zwischen denen je
ein mit Gummi belegter Finger F um den Zapfen n schwingen kann,
wobei seine Schwingung durch Schrauben p q begrenzt bezieh, geregelt
werden kann. Der Finger ist dabei etwas excentrisch aufgehängt,
welche Lage mittels der Schi-auben o (Fig. 5) je nach Bedarf geregelt
werden kann.
Die Scheiben c d laufen in Berührung mit einer Bandwalze 6r, wo-
durch die Weiterführung der Bogen vermittelt wird. Das Einführen der
Bogen zwischen diese Walzen wird aus Fig. 1 leicht ersichtlich. Ist
nämlich der Papierstofs mittels des einstellbaren Blockes 0 in die dar-
gestellte Lage gebracht, so wird der an der Kante vorbeistreichende
Finger F den Bogen in die punktirte Lage r mitnehmen, worauf dieser
dann von den Walzen EG erfafst und fortgeführt wird.
Zur regelmäfsigen Bogenzuführung, namentlich bei schneller Zufüh-
rung, ist es nun offenbar sehr zweckmässig, den Scheiben cd bezieh,
dem Finger F eine langsame Bewegung beim Erfassen des Bogens zu
geben, während der übrigen Zeit dagegen einen raschen Umlauf. Zu
dem Zwecke wird der bekannte excentrische Zahntrieb fg angewendet.
Die Hebung des Papiertisches D entsprechend der Bogenentnahme wird
von der Schnecke k und der Winde im aus bewirkt. Dieses Anheben
braucht indefs nur angenähert stattzufinden, da die Aufhängung des
Fingers F einen gewissen Spielraum gewährt. Voraussetzung für das
gute Arbeiten dieser Zuführungsart dürfte übrigens Trockenheit und
eine gewisse Steifigkeit des Papieres sein, während andererseits der
Apparat keiner feinen Einstellungen bedarf, wenig empfindlich ist und
für Papierbogen sehr verschiedener Gröfse und Stärke verwendet werden
kann. Kn.
Neuere Sägeschärfmaschineii.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 19.
Es bedarf keiner weiteren Begründung, dafs das Schärfen der Säge-
blattzähne mittels geeigneter Maschinen Vortheile gewährt gegenüber
dem Nachechärfen mittels Hand, da durch den maschinellen Betrieb
nicht nur die Leistungsfähigkeit bedeutend erweitert, sondern auch die
Genauigkeit der Arbeit erhöht wird.
346 Neuere Sägeschärfmaschinen.
Die Sägeschärfmaschinen sind derart eingerichtet, dafs sie entweder
ausschliefslich zum Schärfen von Kreissägen oder für Blatt- und Kreis-
sägen zugleich oder endlich nur zum selbsthätigen Schärfbetrieb für
Bandsägen befähigt sind, wobei als Schärfwerkzeug das Schmirgel-
schleifrad oder die Feile zur Anwendung gelangt (vgl. Ransome, Hethe-
rington, Hill, Hau 1889 273*257 bis 260).
D. Howards Kreissägeschärfmaschine (Fig. 1).
Diese kleine Maschine besteht nach American Machinist, 1890 Bd. 13
Nr. 7 * S. 4, aus zwei getrennten Theilen, dem Schleifrad- und dem
Spannwerke, welche auf irgend einer passenden Unterlage befestigt
werden.
Das Spannwerk ist aus einem drehbaren Flügel, einem darauf ver-
schiebbaren Schlitten und dem in Winkellagen stellbaren Aufspann-
Fig. 1.
bolzen zusammengesetzt, auf welchem die Kreissäge mittels Kegelbüchsen,
den Bohrungen von 20 bis 38mm entsprechend festgeklemmt wird.
Hierdurch kann sowohl auf die verschiedenen Blattdurchmesser, als
auch auf Zug- und Schärfwinkel der Schneidkante des Sägezahnes ge-
bührende Rücksicht genommen werden.
Eine kleine Stütze, welche Schwingungen des Sägeblattes ver-
hindert, oder anstatt derselben ein kleiner Stellzahn, sind am Schleif-
werklager vorgesehen. Die Einstellung und der Andruck des Säge-
blattes an das Schleifrad wird dem Arbeiter überlassen. Aufserdem ist
noch eine kleinere Schleifscheibe zu anderem Bedarfe angebracht.
Diebers Schärfmaschine für Blatt- und Kreissägen.
Von der Diebel Mfg. Co. in Philadelphia wird nach American Machinist,
1890 Bd. 13 Nr. 18 * S. 7, die in Fig. 2 und 3 dargestellte Schleifmaschine
gebaut, welche eine beachtenswerthe Anordnung zeigt.
Auf der mit Randleisten versehenen Tischplatte liegt in hochstell-
Neuere Sägeschärfmaschinen.
347
baren Lagern ein langer Rundstab derart festgeklemmt, dafs nur nach
Bedarf eine kleine Drehverstellung ermöglicht ist, deren Winkelver-
drehung durch eine Gradtheilung angezeigt wird.
Auf diesem verschiebt sich, in einer Längsnuth geführt, das Klemm-
lager mit dem Aufspannbolzen für die Kreissäge, welcher zur besseren
Auflage der letzteren noch eine kleine Kreisplatte besitzt.
Am Stablager nächst der Schleifscheibe ist ein Stellstift bezieh,
eine kleine Stütze für das Sägeblatt vorgesehen, wobei die Anordnung
eines selbsthätig wir-
kenden Stellzeuges
für die Kreissäge
leicht zu ermöglichen,
in diesem Falle aber
nicht in Anwendung
gebracht ist.
Durch diese Ein-
richtungen ist sowohl
auf die Blattgröfse,
welche bis 1800mm
Durchmesser anstei-
gen kann, sowie auf
den erforderlichen Zu-
schärfungswinkel der
Sägezahnkanten Be-
dacht genommen,
während die Zug-
richtung der Zähne
Fig. 3.
durch entsprechende Verschiebung des Schleifradlagers bezieh. Ver-
drehung desselben erreichbar wird.
Zu diesem Behufe ist das Schleifradlager auf einem Kreuzschlitten
mit kreisförmiger Fufsplatte und Kreistheilung aufgestellt, wobei die
Einstellung des Unterschlittens mittels Schraubenspindel, hingegen die
Verschiebung des Spindellagers mittels Handhebel durchgeführt wird,
indem eine Stellschraube allemal die Zahntiefe begrenzt.
Zum Schärfen gerader Sägeblätter (Fig. 3) wird auf die Kreisplatte
an Stelle des Aufspannbolzens eine gerade Führungsschiene aufgeschraubt,
auf welcher das in eine geführte Zahnstange eingespannte Sägeblatt
ruht. Durch Vermittelung eines mit Handkreuz bethätigten Zahnstangen-
getriebes wird die Verstellung um die jeweilige Sägezahntheilung be-
wirkt, wobei ein Gesammthub bis 914mm erreichbar ist, so dafs erst
nachher ein Umspannen des Sägeblattes erforderlich wird. Zur Ab-
steifung der Zahnstangenführung sind zwei kleine Stifte vorgesehen,
die auf dem Bette aufsitzen. Das Gewicht der Maschine ist zu 225k
angegeben.
348 Neuere Sägeschärfmaschinen.
J. P. Hansen's selbst/tätige Schärfmaschine für Bandsägen.
Mit dieser in neuerer Zeit vielfach gebrauchten, vorzüglich wirkenden
Schärfmaschine werden 65 bis 80 Sägezähne in der Minute geschärft.
Diese auch im Deutschen Reich patentirte Maschine (D. R. P. Nr. 20 752
vom 2. Juni 1882) wird von H. Hasmussens in Slagelse, Dänemark, so-
wie von Th. Kirchner in Neu-Sellershausen-Leipzig gebaut.
Dieselbe besteht nach Revue generale des machinesoulils, 1890 Bd. 4
Nr. 3 * S. 17, bezieh. Vhland's praktischem Maschinenconstructeur , 1888
Bd. 21 S. 132, im Wesentlichen aus einem Kurbeltriebwerk mit Aushebe-
vorrichtung für das schärfende Feilenwerkzeug, einem Schaltwerke mit
Führungsstützen für das Sägeband und bei den vollkommeneren gröfseren
Ausführungen aus einer Vorrichtung zum gleichzeitigen Schränken der
Sägezähne. Dabei ist auf eine Regelung des Angriffsdruckes der Feile,
Veränderung der Vorschubgröfse des Sägebandes, Einstellung derselben
mit Rücksicht auf die Blattbreite und verhältnifsmäfsige Wiederholung
des Feilenhubes zu einem Schränkvorgange jede mögliche Rücksicht
genommen.
Auf der kastenförmigen Bettplatte sind die Lager für die Kurbel-
welle, sowie jene der winkelrecht abzweigenden Steuerwelle und eine
Zapfenstütze J für die Führungsschiene C angegossen. Im Langschlitze
dieser letzteren gleitet ein Bügelschlitten /., welcher vermöge der Kurbel-
schubstange K in gleichbleibender Hubweite sich bewegt und welcher
als Halter für das Feilenwerkzeug dient.
Zwischen zwei vorspringenden Augen des Bügelschlittens L wird
die Kantfeile vermöge einer Druckschraube (Fig. 6 und 10) in einer zur
Sägezahnschneide entsprechenden Lage eingespannt, während der Kurbel-
stangenzapfen (Fig. 7) in einer Rückenschiene eingeschraubt wird.
Die Führungsschiene C schwingt um den Zapfen in J, tindet ihren
Stützpunkt in F und wird vermöge einer Bogenfeder B (Fig. 6) nieder-
gehalten. Um den Stützpunkt F vermag aber diese Schlitzschiene C
auch in wagerechter Richtung etwas weniges auszuschwingen, wodurch
die Stärke des Andruckes der Feile mittels zweier stellbaren Federn X, Y
(Fig. 7 und 8) geregelt werden kann, zu welchem Zwecke die Führungs-
schiene C an ihrem Drehzapfen J etwas Flankenspiel erhält.
Um nun im Rücklaufhube des Bügelschlittens L die Feile aus dem
Zahneinschnitte der Säge auszuheben, wird die Stütze F (Fig. 10) und
damit die Führungsschiene C durch einen Hebel Hl gehoben, hingegen
im Vorlaufe entsprechend gesenkt, wobei die Einstellung der Stützungs-
höhe durch einen in die Führungsstütze F eingeschraubten Knopf er-
möglicht ist.
Diese Schwingung des Hebels H[ wird von einem auf der Steuer-
welle befindlichen Excenter O abgeleitet, welches durch Vermittelung
einer Rollenstütze M N auf den Hebel //, wirkt, welcher wieder ver-
möge einer Blattfeder Fx beständig an O angehalten wird.
Neuere Sägeschärfmaschinen. 349
In diesem Kammexcenter O ist ein bogenförmiger Spannschlitz vor-
gesehen (Fig. 7), in welchem ein um h schwingender Zapfenhebel H
eingestellt werden kann, an welchem der Steuerzahu G angelenkt ist.
Je nach Lage dieses Zapfenhebels B wird sowohl die Excentricität,
d. i. Ausschlagweite, als auch der Voreilungswinkel, die Angriffszeit
dieser Steuerbewegung in einer sehr einfachen Weise abgeändert und
in entsprechende Beziehung zur Hubbewegung des Feilenwerkzeuges
und der Schwingungsbewegung der Führungsschiene C gebracht. So
wird im beginnenden Rücklaufhube der Feile das Kammexcenter 0 in
ihrer Rechtsdrehung die Rollenstütze MN schon zum Theil nieder-
gedrückt und hierdurch die Führungsstütze F mit der Schiene C gehoben
haben, während der Steuerzahn den Eingriff und Vorschub des Säge-
bandes durchzuführen beginnt.
Die Führung des Sägebandes an der Rückenkante besorgen drei
Kolben C, , welche, auf einem gemeinschaftlichen Winkelrahmen T
(Fig. 7 und 8) sich stützend, vermöge einer Tragschraube E gleichzeitig
und gleichmäfsig gehoben werden können.
Die vorderen zwei sind in einem Wiukelaufsatze A der Bettplatte
geführt, an dessen ebener Fläche die Bandsäge sich der Breitseite nach,
durch eine Flachfeder sanft angedrückt, anlegt, so dafs der Steuerung
nur ein mäfsiger Widerstand entgegensteht, trotzdem das Sägeband beim
Schärfen ein festes Gegenlager an A findet. Es wird ferner um zwei
aufserhalb der Maschine befindliche wagerechte Holzrollen das Säge-
band gelegt und dadurch demselbeu der erforderliche Halt, die nöthige
Spannung und Geradführuug gegeben.
Mit den gröfseren Schärfmaschinen ist auch eine Vorrichtung zum
selbsthätigen Schränken der Sägezähne verbunden, welche vor dem
Schärfen wirkt.
Dieselbe besteht aus einer Zange V V (Fig. 8 bis 10), welche durch
ein Keilklötzchen U mittels eines Hebels W und einer rückwirkenden
Spannfeder bethätigt wird.
An die oberen Zangenschenkel S sind die Schränkklötzchen der
jeweiligen Sägezahntheilung entsprechend verstellbar, das Sägeband aber
gegen Verdrücken durch eine federnde Backenführung P gesichert,
welche durch zwei Schraubenstifte Q den gewünschten Andruck erhält.
Zur Regelung der Schränkweite wird der Hebeldrehpunkt H verstellt,
wodurch das Keilstück U mehr oder weniger in die unteren Zangen-
schenkel V einrückt, während der kreisende Daumen D je nach der
Uebersetzung des Räderwerkes Z{ bis Z4 sich im Verhältnisse zum
Kurbeltriebwerke dreht.
Ist Z[ in Z2 eingerückt, so entfällt auf je zwei Feileuhübe beim
Schärfen nur ein Schränkvorgang, wenn aber Z3 in Z, eingreift und Z,
aufser Eingriff gebracht ist, so wird ein Schränkprozefs je drei Feilen-
hüben zukommen. Pregei.
350 Schilling's Schienenprofilmesser.
W. Schilling's Schienenprofilmesser.
Mit Abbildung.
Seit dem Bestehen der Eisenbahnen hat man naturgemäfs eine be-
sondere Aufmerksamkeit der Ausbildung der Schienenwege selbst wid-
men müssen; lag es doch im Interesse der Eisenbahnverwaltungen, die
Schienenwege so zu gestalten, dafs solche vor allen Dingen zwar für
die möglichst gröfste Betriebssicherheit Gewähr leisteten, dafs sie dabei
aber zugleich den möglichst geringsten Kostenaufwand verursachten.
Sehen wir hier von den Fragen, ob für die Unterstützung der
Eisenbahnschienen besser Langschwellen oder Querschwellen, ob Holz,
Stein oder eiserne Schwellen wirthschaftlich mit mehr Vortheil zu ver-
wenden sind, ab und wenden wir uns lediglich den Schienen selbst
etwas näher zu.
Während alle sonstigen Oberbautheile nur durch die natürlichen
Einflüsse von Luft, Erdreich u. s. w. und durch die Erschütterungen des
Eisenbahnbetriebes mittelbar beansprucht und in ihrer Widerstands-
und Tragfähigkeit beeinträchtigt werden, wirkt dagegen auf die Schienen
unmittelbar das rollende Material; an den Schienen, insbesondere an
ihren Köpfen, treten alle die Wirkungen der Stofs-, Reibungs- und
Gleitkräfte besonders in die Erscheinung und bewirken je nach der
Güte des Schienenmaterials eine gröfsere oder geringere Abnutzung des
Schienenkopfes.
Bei der Bestimmung und Auswahl eines wirthschaftlich rationellen
Schienenprofils ist gerade die Frage, wie grofs die Abnutzung im Be-
triebe ist, neben sonstigen Faktoren eine nicht zu unterschätzende Haupt-
frage, weil rasch sich abnutzende Schienen einmal wegen Verminderung
ihres Querschnittes an Tragfähigkeit einbüfsen, zweitens aber auch die
Radflansche der darüber rollenden Eisenbahnwagen sich den Befestigungs-
theilen, wie z. B. den Laschenbolzenköpfen u. s. w. bei abgenutzten
Schienen so weit nähern können, dafs sie auf diese Befestigungstheile
aufstofsen. In beiden Fällen wird aber eine sofortige Auswechselung
der Schiene nicht zu vermeiden sein, sobald die Abnutzung eine gewisse
Grenze erreicht hat; der Betriebsingenieur wird mithin der Abnutzung
des Schienenkopfes seine fortlaufende Aufmerksamkeit widmen und
durch direktes Einmessen den Grad der Abnutzung häufig feststellen
müssen.
Eine Vorrichtung zur Messung dieser Abnutzung ist im Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Neue Folge, XXVII. Bd., 2. und
3. Heft 1890, beschrieben, dieselbe ist dem Kgl. Regierungsbaumeister
W. Schilling in Stettin im Deutschen Reiche patentirt, und hat sich
nach Mittheilung in obiger Quelle im Gebrauche bereits bewährt und
eignet sich zur Einmessung solcher Abnutzungen gut.
Schilling's Schienenprofilmesser.
351
Wir geben nebenstehend seine Abbildung und lassen seine Be-
schreibung folgen.
Mittels des Bügels und dessen Schrauben o wird ein Rahmen / auf
dem Gegenstande senkrecht befestigt, dessen Querschnitt aufgezeichnet
werden soll. Innerhalb der Grenzen
dieses Rahmens ist ein äufserer und in
diesem ein innerer Schieber angebracht.
Der innere Schieber ist auf den beiden
Rundstangen to wagerecht verschiebbar,
die ihrerseits an ihren beiden Enden
senkrecht auf- und abwärts auf den
senkrechten Rundstangen v v gleiten
und den äufseren Schieber bilden.
Der innere Schieber trägt an seinem
unteren Ende, drehbar um eine wage-
rechte Achse einen zweiarmigen Hebel
mit den Spitzen r und rj , welche so
angeordnet sind, dafs bei einem senk-
rechten Durchschlagen des Tasters um
90° ri genau in die Lage von r kommt.
Aufserdem gestattet die Führungsstange
bei s noch eine Drehung derselben um ihre eigene Mittellinie um 0
bis 180».
Der innere Schieber trägt ferner an seinem oberen Ende bei p
einen Bleistift, der mittels einer beim Nichtgebrauche hemmbaren Feder
gegen ein auf einer senkrechten Tafel befestigtes Blatt Papier drückt
und die Umrifslinie des aufzunehmenden Querschnittes zeichnet.
Um endlich die Schieber in einer jeden Lage feststellen zu können,
ist die Klemmschraube x vorgesehen.
Mit der Spitze r wird der Querschnitt umfahren, indem man dem
Hebel die in der Zeichnung dargestellte Lage gibt; trifft die Spitze r
den Umfang nicht mehr scharf, so wird sie unter geringem Anheben
der Schieber durch die Spitze r{ abgelöst; ebenso wird unter Drehung
der Führungsstange bei s um 180° demnächst Spitze r{ wieder durch r
ersetzt.
Um die Dauer einer Aufnahme einschliefslich Aufstellen und Ab-
nehmen des Instrumentes abzukürzen, hat die Mutter der Flügelschraube o
am Bügel eine senkrechte Drehachse erhalten, wodurch bereits nach
wenigen Umdrehungen der Flügelschraube unter wagerechtem Durch-
schlagen derselben ein Abheben des ganzen Instrumentes von der
Schiene möglich ist.
Die Aufnahme eines Schienenkopfprofiles erfordert einschliefslich
Aufstellen und Abnehmen des Instrumentes höchstens l1., Minuten.
Der Rahmen q der Schreibtafel, die klappenartig zurückgelegt
352 Scheinwerfer mit Glasparabolspiegel.
werden kann, ist fest mit dem Rahmen / verbunden. Die Klemmfeder d
hält die Tafel gegen den Rahmen q geprefst.
Die aufgezeichnete Umfangslinie gibt ein Bild des Schienenkopfes
in natürlicher Gröfse. Bei der Aufnahme werden auch die unteren von
den Rädern nicht berührten Kopfflächen mit verzeichnet. Man kann
dadurch leicht das aufgenommene Schienenkopfbild in Vergleich mit
dem der ursprünglichen, der Abnutzung noch nicht unterworfenen
Schiene bringen, wenn man letzteres auf Pausepapier zeichnet und die
beiden Bilder so auf einander legt, dafs sich die der Abnutzung nicht
unterworfenen Theile der Umfangslinien decken.
In seiner neuen Gestalt wird die beschriebene Vorrichtung, welche
bereits bei mehreren Eisenbahn-Verwaltungen im Gebrauche ist, zum
Preise von 180 M. von der Firma Sommer und Runge , Berth. Pemky
Nachfolger, Berlin, geliefert.
Als Gebrauchsanweisung können die folgenden Angaben dienen:
1) Der äufsere Schieber ist in die höchste Lage zu schieben, der
innere nach links herüber zu ziehen; die Schrauben x und y sind an-
zuziehen.
2) Die Führungsstauge ist möglichst hoch in der Mitte des inneren
Schiebers mittels der Schrauben t. t zu befestisen.
3) Dem Hebel ist die in der Hauptzeichnung dargestellte Lage
zu geben.
4) Die Schrauben x und y sind zu lösen und die Spitze r links
unten an den Umfang anzulegen.
5) Der Bleistift bei p ist auszulösen.
6) Die Umfangslinie wird unter Beachtung der in vorstehender
Beschreibung gegebenen Regeln umfahren:
7) Die Gleitstangen sind leicht geölt zu halten.
Scheinwerfer mit Giasparabolspiegel.
Die elektrotechnische Zeitschrift, 1890 Heft 27 S. 371, bringt einen
eingehenden Bericht über die aus den Werkstätten von Schlickert und Co.
in Nürnberg hervorgehenden Scheinwerferapparate und vergleicht die-
selben mit den von anderen Firmen ausgeführten Prqjectoren. Sie liefert
den Nachweis, dafs der Schuckert sehe Giasparabolspiegel dem ,.)lan<jin-
spiegel- ganz entschieden überlegen ist, und hebt besonders hervor, dafs
Glasparabolspiegel von der genannten Firma mit aller für die Praxis
wünschenswerthen Genauigkeit hergestellt werden und für die Fein-
beleuchtung die natürlichste und beste Form von Reflectoren sind.
Den Hauptgegenstand des Berichtes bildet ein für die Kriegsmarine
bestimmter elektrischer Scheinwerfer der Firma Schuckert und ( D..
welcher auf der allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin
Scheinwerfer mit Glasparabolspiegel. 353
im vergangenen Jahre das Interesse der Techniker in hohem Grade
erregt hat. Derselbe ist für Stromstärken von 120 bis 150 Ampere
construirt und mit einem Glasparabolspiegel von 900mm lichtem Durch-
messer ausgestattet. Die wesentliche Einrichtung des Apparates ist
folgende:
Das cylindrische Scheinwerfergehäuse ist mit seitlichen Tragzapfen
in zwei von einem Drehtisch sich erhebenden Ständern gelagert und
kann daher in senkrechtem sowie in wagerechtem Sinne in jede be-
liebige Lage gedreht werden. Für beide Richtungen sind Feinstellungen
vorgesehen, um den Apparat nach Belieben grob oder mikrometrisch
auf bestimmte Punkte des Horizontes einstellen zu können.
Einen wichtigen Theil des Apparates bilden die beiden vor dem
parabolischen Keflector montirten vStreuerLL , deren jeder aus einem
System parallel neben einander angeordneter planconvexer Cylinder-
linsen zusammengesetzt ist. Die Linsen des hinteren in der Achsen-
richtung des Parabolspiegels verschiebbaren Streuers decken sich voll-
kommen mit denen des vorderen festen Streuers. Sind beide um die
Summe ihrer Brennweiten von einander entfernt, so werden die vom
Parabolspiegel reflectirten Parallelstrahlen vom hinteren Linsensystem
so gebrochen, dafs sie sich zwischen beiden Systemen in der Brenn-
weite des vorderen vereinigen und von hier aus divergiren. Indem die
Lichtstrahlen nun das vordere Linsens}^stem treffen, werden sie durch
dieses wieder parallel gemacht. Da aber die vorderen Cylinderlinsen
eine geringere Brennweite besitzen und daher nicht in ihrer ganzen
Breite vom divergirenden Lichtbündel getroffen werden, so bleibt nach
dem Durchgang des letzteren ein Raum zwischen je zwei benachbarten
Cylinderlinsen, der kein Licht empfängt und dem Flügel eines vor dem
vorderen Streuer montirten jalousieartigen Verdunkelungsapparates Platz
gibt. Dieser Apparat nimmt, so lange die Flügel zur Achse des Re-
flectors parallel stehen, kein Licht weg, ist aber zum Signalisiren mit
Lichtblitzen mittels Oeffnens und Schliefsens seiner Flügel stets bereit.
Wird der hintere Streuer bis dicht an den vorderen vorgeschoben, so
wirken beide Linsensysteme wie ein einziges von geringerer Brennweite.
Die Lichtstrahlen kreuzen sich daher in einem gewissen Abstände
aufserhalb ,des vorderen Streuers und divergiren vom Kreuzungspunkte
aus unter einem gewissen Zerstreuungswinkel. Auch in diesem Falle
bleibt zwischen je zwei benachbarten Cylinderlinsen ein vom Lichte
nicht bestrichener Raum für je einen Jalousieflügel. Da jeder Stellung
des beweglichen Streuers ein bestimmter Streuungswinkel entspricht,
so können durch einfaches Verschieben desselben alle Streuungsgrade
durchgemacht werden, bei dem in Rede stehenden Apparate vom con-
centrirten Lichte bis zur Maximalstreuung (45 bis 48°).
Scheinwerfer mit Glasparabolspiegeln von 400 bis 900mm Durch-
messer werden für die Landarmee sowie für die Kriegs- und Handels-
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 8. 1890 III. 23
354
Umschalter für elektrische Licht-CentraJetationen.
marine bis jetzt nur von der Firma Schlickert und Co. in Nürnberg gebaut.
Sie haben in kurzer Zeit nicht nur in der deutschen Armee und Marine,
sondern auch in Belgien, Dänemark, Italien, England, China, Japan und
der Türkei grofse Verbreitung gefunden.
Ueber die Berechnung der Zusammendrückbarkeit der Luft.
Bezüglich der Zusammendrückbarkeit der Luft bringt Ch. Antoine
in den Comptes rendus, 1890 S. 335, folgende Notiz als Auszug.
In der Relation pv = D (ß -j- t\ worin der Druck p in Atmosphären,
das Volumen v in Litern ausgedrückt ist, hat man für die Luft den Werth
ß — 273,6 — Vp.
Nach Regnaulfs Versuchen bleibt der Coeflicient D bis zu 27at
ziemlich constant. Antoine nimmt für lk Luft als ersten Näherungswerth
bis zu 40at . . . D = 2,835
über 40at . . . . D = 2,835 4- 0,0018 (p — 40).
Mit diesen Werthen von ß und D erhält man für t = o folgende
Tabelle, welche die auf die Zusammendrückung der Luft bezüglichen
Thatsachen vereinigt:
1 772,8
20 963,0
40 . . .
60 . . .
80 ... ,
100 . . .
757,7
766,7
777,8
790,3
120 803,2
140 816,7
160 830,9
180 845,0
200 859,6
D
2.835
2,835
2.835
2,884
2.939
2,998
3.058
3.120
3,184
3,248
3,313
P
at
220
'240
260
280
300
750
1000
1500
2000
2500
3000
pv
874,6
3,380
889,7
3.447
904.8
3.524
920.1
3,582
935.7
3,651
1304,7
5,299
1516,5
6,267
1945,0
8,281
2371,9
10,363
2795,5
12.502
3213,2
14,683
Die Relation pv == D (ß -\- t) stimmt, wie leicht nachzuweisen, so-
wohl mit den Resultaten der ersten und zweiten Versuchsreihe Regnault's,
als auch mit AmagaCs, Versuchsresultaten sehr nahe überein.
Thomson -Houston -Umschalter für elektrische
Licht- Centralstationen.
Mit Abbildungen.
Für den Betrieb in den Centralstationen für elektrische Bogenlicht-
anlagen sind die Umschalter von grofser Wichtigkeit. Die einzelnen
Lichtstromkreise und die Dynamomaschinen müssen nach Bedarf ge-
wechselt und mehrere Stromkreise hinter einander auf eine uud die-
selbe Dynamo geschaltet werden. Dabei darf während der vorzunehmenden
Umschalter für elektrische Licht-Centralstationen.
355
Wechsel das Licht nicht verlöschen, und der Beamte darf beim Um-
schalten keine elektrischen Schläge erhalten. Der in den beiden zu-
gehörigen Abbildungen nach Modern Light and Heat, 1890 * S. 91, dar-
gestellte Umschalter genügt diesen Anordnungen; er ist unverbrennlich
und so eingerichtet, dafs
nöthig werdende Erweite-
rungen leicht ausgeführt
werden können, ohne dafs
Veränderungen in dem
Theile vorgenommen zu
werden brauchen , worin
die Strom wege schon in
Ordnung gebracht sind.
Der Umschalter besteht
aus zwei rechteckigen
Schieferplatten, welche etwa
127mm VOn einander entfernt
sind: in denselben sind
mehrere Reihen metallener
Contacte angebracht, und
es sind die auf der vorderen
Platte wagerecht angeord-
neten mit den Dynamo ver-
bunden, während die loth-
rechten auf der hinteren
Platte unter sich und mit
Auf der hinteren Platte
eine
den Stromkreisen verbunden sind.
Reihe mehr als auf der vorderen; diese besondere Reihe wird zur Ver-
bindung eines Stromkreises mit einem anderen durch Vermittlung von
Umschalteleitungen und Stöpseln benutzt.
Diese Umschalter wer-
den für vier und sechs
Stromkreise angefertigt; Er-
weiterungen, bei denen die
Zahl der Dynamo und der
Stromkreise Vielfache von
vier und sechs sind, lassen
sich leicht machen. Die
positive und negative Pol-
klemmen der Dynamo-
maschinen werden bezieh,
mit der linken und rechten 1ü^
Seite der vorderen Platte verbunden und auf der hinteren Platte die
Stromkreise in ähnlicher Weise; links ist positiv, rechts negativ; die
356 Chaize's selbsth&tiger Stromunterbrecher.
Contacte für die Dynamo sind in lothrechter Richtung mit 1, 2, 3 und 4
Qumerirt, diejenigen für die Stromkreise in wagerechter Richtung mit
1, 2, 3 und 4. Um eine Maschine mit einem Stromkreise zu verbinden,
werden die Stöpsel in die Löcher links und rechts auf dem Umschalter
eingesteckt, welche zu der betreffenden Dynamo und dem betreffenden
Stromkreise gehören. Sollen zwei Stromkreise hinter einander auf die
nämliche Dynamo geschaltet werden, bevor die Dynamo in Gang gesetzt
wird, so werden die Stöpsel in die positiven Löcher der Maschine und
des Stromkreises eingesteckt, dann mittels einer Umschalteleitung nebst
Stöpseln in der untersten Reihe der hinteren Platte das negative des-
selben Stromkreises mit dem positiven des zweiten, hinter den ersten
zu schaltenden Stromkreises verbunden und endlich ein Stöpsel in das
negative Loch der Dynamo und das negative des zweiten Stromkreises
eingesteckt.
Will man Stromkreise (z. B. den Nr. 1) von einer Dynamo (z. B.
Nr. 1) auf eine andere (etwa Nr. 2) schalten, während die letzteren im
Gange sind, und sollen dabei die Lichter nicht gestört werden, so ver-
bindet man Dynamo Nr. 1 mit dem Stromkreise Nr. 2 mittels des
Stöpsels und Dynamo Nr. 2 mit dem Stromkreise Nr. 1. Dann kann
der Stromkreis zwischen den Dynamomaschinen und Stromkreisen Nr. 1
und Nr. 2 unterbrochen werden, da Dynamo Nr. 1 ausgeschlossen und
der positive Contact vom Stromkreise Nr. 2 mit dem negativen des
Stromkreises Nr. 1 mittels der Umschaltekabel mit Stöpseln verbunden
werden kann.
An der Wand wird für einen Umschalter für vier Stromkreise ein
Raum von 483 X 635mm gebraucht und für einen auf sechs Stromkreise
berechneten Umschalter ein Raum von 610 X 889mm.
Chaize's selbsttätiger Stromunterbrecher für elektrisch
betriebene Webstühle.
Mit Abbildung.
Nach dem Bulletin de la Societe d'Encouragement, 1890*19, haben
die Gebrüder Chaize in Saint-Etienne (Loire) es verstanden, beim Betrieb
mehrerer (Band-)Webstühle durch einen ihnen gemeinschaftlichen elek-
trischen Motor den Gang derselben zu regeln und zugleich den Ver-
brauch an Betriebskraft auf das kleinste Mals zu beschränken. (In
Saint-Etienne wie in Lyon sind die Fabrikanten mehr Kaufleute als
Gewerbtreibende, und die eigentliche Weberei liegt in den Händen der
Meister, welche eine kleine Anzahl Stühle besitzen.)
Die Lade mufs ja, zur Erzeugung eines gleichmäfsigen Gewebes,
den Schufs stets mit gleicher Kraft treffen. Hören daher von fünf in
Chaize's selbstlüitiger Stromunterbrecher.
357
einer Werkstatt aufgestellten Stühlen aus verschiedenen Gründen drei
oder vier auf, zu arbeiten, und werden sie wieder in Gang gesetzt, so
darf dies die Transmission nicht beeinflussen. In der Pariser Aus-
stellung von 1889 hatten die Werkstätten Diederkhs in Bourgoin mehrere
Seidenwebstühle ausgestellt, die von einem elektrischen Motor getrieben
wurden, und an diesen trat die eben erwähnte Schwierigkeit zu Tage.
Anfänglich suchte man sie durch Einschaltung veränderlicher Wider-
stände in den Stromkreis zu beseitigen; allein man sah sich auf die
persönliche Mitwirkung der Arbeiter angewiesen. Da wendeten die
Gebrüder Chaize einen, schon in Saint-Etienne erprobten Regulator an
und dieser arbeitete bis zum Schlufs der Ausstellung ganz gut.
Dieser Regulator wird von der Transmissionswelle, welche der
Motor in Umdrehung versetzt, mittels des Riemens R getrieben und
~$L/ "
gleicht nach der beigegebenen Abbildung ganz den Kugel-Centrifugal-
regulatoren; überschreitet die Geschwindigkeit der Transmissionswelle
die normale Umdrehungszahl, so setzt jedoch der auf dem Bocke A
angebrachte Regulator einen Unterbrecher des elektrischen Stromes in
Thätigkeit. Hat die Stromunterbrechung die gewünschte Verlangsamung
herbeigeführt, so fallen die Kugeln B und 2?, wieder herab und der
Strom wird wieder geschlossen. Da nun aber die gewöhnlichen Strom-
unterbrecher Funken überspringen lassen und dabei die Leitungsdrähte
verbrennen, so sind die Gebrüder Chaize auf den Gedanken gekommen,
die Contacte G und //, zwischen denen der Strom unterbrochen wird,
unter einer Flüssigkeit anzuordnen. Das Gefäfs E ist mit Wasser gefüllt.
Eine weitere Eigenthümlichkeit ist auf Bandwebstühle gemünzt.
Denken wir uns fünf Bandwebstühle von einem mit vorbeschriebenem
Regulator ausgerüsteten Motor getrieben, so wird der eine Draht von
der positiven Polklemme der stromerzeugenden Dynamo unmittelbar
nach dem Motor und dann als a an die mit dem Contactstabe G in
Verbindung stehende Klemme F des von dem Regulatorstifte C bewegten
Hebels D geführt; von dem negativen Poldrahte dagegen werden fünf
einzelne Drähte nach den fünf Stühlen gespannt und in jedem Stuhle
ist noch ein Ausrück-Unterbrecher angebracht, von welchem aus erst
358
Elektrisch bewegtes Dampf-Steuerruder.
der Draht nach dem gemeinschaftlichen, mit der Contaciplatte // in
Verbindung gesetzten Leiter a{ weiter geführt wird.
Wenn also der Arbeiter einen Stuhl ausrückt und anhält, so wird
nicht nur die Transmissionswelle nicht beschleunigt, weil der Regu-
lator Bßi sofort in Thätigkeit tritt, sondern es wird auch zugleich dieser
Stuhl von der Elektricitätsquelle abgelöst, und wenn alle fünf Stühle
zu arbeiten aufhören, so hört zugleich von selbst die Dynamo auf, Strom
zu liefern, die Motordynamo wird wirkungslos und die Transmission
läuft nicht, es tritt also nicht ein zweckloser Kraftverlust ein. Natür-
lich können dann die Stühle einzeln oder zusammen ebenso leicht
wieder in Gang gesetzt werden.
Dieser Motorstrom- Unterbrecher ist in England für N. und J. Chaizc
unter Nr. 12135 vom 31. Juli 1889 patentirt worden.
Fi«. 1.
Elektrisch bewegtes Dampf-Steuerruder vou
S. Schuckert und Co.
Mit Abbildungen.
Sigmund Schuckerl und Co. in Nürnberg haben in England ein Patent
(Nr. 17 914 vom 19. November 1889) auf eine Dampf-Steuermaschine
erhalten, welche mittels eines Elektromotors in Gang gesetzt wird, so
dafs die sonst nöthige mechanische Verbindung zwischen der Kapitäns-
brücke und der Steuermaschine entbehrlich wird. Fig. 1 und 2 zeigen
eineSteuermaschine nach
Macfarlane Gray's An-
ordnung, auf welche die
in Rede stehende Erfin-
dung angewendet worden
ist. An dem Handrade A
ist ein kleines Schnecken-
rad ß angebracht, in
welches die auf der
Ankerwelle C eines Elek-
tromotors D sitzende
Schnecke E eingreift.
Damit die Maschine mit
der Hand in Gang ge-
setzt werden kann, läfst
Fig. i. sich die Schnecke E von
der Ankerwelle C abnehmen. Der Elektromotor Z), und in Folge
dessen auch die Steuermaschine, wird sich in dem einen oder in dem
anderen Sinne drehen, je nachdem ihm der elektrische Strom in der
einen oder in der anderen Richtung zugeführt wird, und letzteres ver-
Elektrisch bewegtes Dampf-Steuerruder.
359
Fig. 4.
«littelt der auf der Brücke angebrachte Handhebel eines Umschalters,
an welchen die Leitungsdrähte einer zur Beleuchtung des Schiffes be-
nutzten Dynamomaschine herangeführt siud. Dieser Umschalter ist in
Fig. 3 und 4 abgebildet.
F und G sind die Drähte,
welche den Strom von
der Schillsdyuamo zu-
führen. H ist der Hebel,
welcher durch zwei
Federn / und J in seiner
■normalen Stellung er-
halten wird; dabei ver-
mögen die mit F und G
verbundenen Contact-
federn K und L den
Strom nicht weiter zu
leiten. Wird aber der
Hebel H nach der einen
oder nach der anderen Seite bewegt, so kommen K und L mit den
festliegenden Contacten M und N oder 0 und M in Berührung; da nun
diese vier Contacte mit den beiden Bürsten des Elektromotors D in Ver-
bindung stehen, so kann die Steuermaschine mittels des Hebels H in
Gang gesetzt werden.
Ein elektrischer Steuerruder- Telegraph P zeigt jederzeit die Stel-
lung des Steuerruders an. Der Zeiger dieses Telegraphen wird durch
zwei Paar Solenoide Q in Bewegung gesetzt, durch welche bei einer
Anzahl von Contacten die Telegraphirströme gesendet werden; diese
Contacte macht ein Arm, welcher auf die mit der Hauptwelle S im
Eingriff stehende Spindel R (Fig. 1) aufgesteckt ist.
Eine besondere Vorrichtung verhütet, dafs der Elektromotor noch
weiter in derselben Richtung arbeiten kann, wenn das Steuerruder in
•eine seiner äufsersten Stellungen gekommen ist, und zwar selbst dann,
wenn der Handhebel H noch länger in der betreffenden Stellung ge-
halten wird. In der Leitung nach dem Anker, oder nach den Feld-
magneten des Elektromotors D (oder des ihn ersetzenden Elektro-
motors U) ist nämlich eine Contactvorrichtung Y angebracht, an welcher
durch die Wirkung eines Elektromagnetes (oder Solenoids) die Leitung
nach dem Elektromotor unterbrochen wird, sobald das Steuerruder in
«ine seiner äufsersten Stellungen kommt und in dieser einen Strom
durch jenen Elektromagnet sendet. Natürlich kann dann der Motor
nicht länger umlaufen.
Der Elektromotor D wirkt auf das Dampfzutrittsventil der Dampf-
steuerung und bewegt dasselbe in der entsprechenden Richtung.
An Stelle des Elektromotors D kann auch ein Elektromotor U
360 Erkennungsmitte] von Pergamentpapier.
benutzt werden, welcher beweglich mit der Achse V ist, welche das
Handsteuerrad auf der Brücke mit den betreffenden Theilen an der
Steuermaschine verbindet.
Erkennungsmittel von Pergamentpapier und imitirtem
Pergamentpapier; von Dr. E. Muth.
(Nachtrag zu der Abhandlung Bd. 276 S. 470.)
Der in Bd. 276 S. 470 d. J. gemachten Mittheilung kann folgendes
sichere Erkennungszeichen noch beigefügt werden:
Pergamentpapier aus Baumwollfaser, welche pergamentirt ist, kann
in stark gesättigtes Kalkwasser getaucht werden und behält, wenn
weifs, seine ursprüngliche Farbe; das Kalkwasser übt auf das Papier
keine Aenderung aus. Pergamyn oder Pergament, aus Sulfitzellstoff
hergestellt, färbt sich, wenn in Kalkwasser einige Zeit getaucht, gelb-
lich bis bräunlich gelb und behält diese Farbe auch nach dem Aus-
waschen des Papieres. Es erfährt dabei das Papier dieselbe Färbung,
welche auch beobachtet wird, wenn Sulfitzellstoff mit Chlorkalklösung
gebleicht werden soll. Hier wirkt der im Chlorkalk noch enthaltene
Aetzkalk auf die im Sulfitstoffe enthaltenen Fette, Harze und deren
Zersetzungsproducte und färbt die Faser gelblich, nur durch einen
Ueberschufs von Chlor wird die Farbe zerstört. Die gelbliche Färbung
des Sulfitstoffes findet nicht statt, wenn solcher vor der Bleiche mit
Soda gekocht wird.
Dieses Verhalten des Sulfitstoffes gegen Kalkwasser und Alkalien
dürfte als sicheres Erkennungsmittel dienen, um in dem besseren Papiere
ungebleichten oder schlecht gebleichten Sulfitstoff nachzuweisen. Zu
beachten ist jedoch, dafs Holzschliff die gleiche Färbung erfährt, wes-
halb dessen Anwesenheit vorher mit schwefelsaurem Anilin oder Phloro-
glucin nachgewiesen werden mufs; sobald dieser gefunden ist, läfst sich
das Verfahren nicht anwenden. Papiere, welche auf der Oberfläche
mit thierischem Leim geleimt sind oder Zusatz von Stärkemehl haben,
werden zuvor mit heifsem Wasser ausgewaschen, um diese Stoffe zu
entfernen; nach dem Trocknen läfst sich mit Sicherheit auf Sulfitzell-
stoff schliefsen, wenn sich das Papier mit Kalkwasser gelblich färbt.
Natronzellstoff oder Papier, welches aus diesem und Lumpen ge-
arbeitet ist, sowie Papier aus reinen Lumpen erfährt keine Farben-
änderung. Als selbstverständlich mufs vorausgesetzt werden, dafs, wie
es bei weifsem Schreibpapier und Conceptpapier meistens der Fall, zum
Papier keine Farbstoffe genommen sind, welche durch Alkalien eine
Aenderung erfahren.
Bei dem mir zur Verfügung gestandenen Material liefs sich das
stark gesättigte Kalkwasser (Aetzkalk) mit Sicherheit als Erkennungs-
Prüfung der Gantter'schen Gerbstolibestimmungsmethode. 361
mittel auf die Anwesenheit von Sulfitzellstoff benutzen- es wäre inter-
essant, eine Bestätigung dieser Beobachtung auch von anderer Seite
aus und mit anderem Material zu erhalten.
Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode
von Prof. Dr. v. Schröder und Dr. J. Päfsler in Tharand.
Vor einiger Zeit veröffentlichte Herr Dr. F. Gantter* in Heilbronn
ein neues Titrirverfahren zur Bestimmung des Gerbstoffes und empfahl
dasselbe eventuell als Ersatz für die LÖwenthal' sehe Methode. Die hier
mitgetheilten Resultate beziehen sich zunächst allerdings nur auf Tannin
und Eichenrinden, sie machten aber von vornherein doch einen so
günstigen Eindruck, dafs wir es unternommen haben, die Grundlage
des ganzen Verfahrens, und namentlich auch das Verhalten der wich-
tigsten Gerbmaterialien bei der Untersuchung nach dieser Methode, einer
näheren Prüfung zu unterziehen. Indem wir unsere Ergebnisse in
Folgendem zusammenstellen, wollen wir schon hier vorgreifend be-
merken, dafs sich die Erwartungen, mit welchen diese Arbeit begonnen
wurde, nicht vollständig erfüllt haben. Immerhin halten wir die Me-
thode für sehr beachtenswerth. Sie gehört jedenfalls zu den besseren
der so überaus zahlreichen Gerbstoffbestimmungsmethoden, und können
wir dem Urtheile H. R. Procter 's2 nicht in allen Stücken zustimmen.
Bei der Aufstellung seiner Methode ist Ganlter von der Löwenthal-
schen Methode ausgegangen, und schliefst sich sein Verfahren dem Löwen-
lhal' sehen insofern an, als auch hier die Oxydation des Gerbstoffes durch
Chamäleonlösung vorgenommen wird. Während man aber bei der
Löwenthal' 'sehen Methode mit einer ganz aufserordentlicli stark ver-
dünnten Gerbstofflösung arbeitet3, und die Einwirkung der Chamäleon-
lösung sich hei gewöhnlicher Temperatur vollziehen läfst, wendet
Gantter eine sehr wesentlich stärkere Gerbstofflösung an und steigert
die Einwirkung des Oxydationsmittels aufserdem noch durch Siedhitze.
Durch diese veränderten Bedingungen soll nach Gantter, im Gegensatz
zu der beim Löwentkal" sehen Verfahren sehr unvollständigen Oxydation,
eine wirklich vollständige Oxydation des Gerbstoffes erreicht werden
und damit dann eine wesentlich gröfsere Sicherheit der Resultate ge-
währleistet sein.
Ein weiterer Vortheil wird dadurch in Aussicht gestellt, dafs nach
den mitgetheilten Zahlen für Eichenrinden die Titrirresultate der
1 Zeitschrift für angewandte Chemie, 1889 Heft 20 S. 377 bis 380.
■! Chemiker- Zeitung 1890. Repertorium zu Nr. 38 S. 132 (nach Jovm. See.
ehem. Ind.. 1890 Nr. 9 S. 260).
3 Von der an sich schon verdünnten Lösung werden bekanntlich zur
Titration 10«' in 750« Wasser gebracht.
362 Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
Gantter sehen Methode nahezu identisch sind mit den Resultaten der
Gerbstotl'bestimmungen nach indirekt gewichtsanalytischer Methode.
Nach Löwenthal erhält man bekanntlich nur relative Werthe, die von
den Gewichtszahlen zum Theil nicht unerheblich abweichen. Wäre
man demnach wirklich im Stande, nach der Gan/fer'schen Methode
nicht nur sicherer zu arbeiten, sondern zugleich auch, was allerdings
von vornherein nicht sehr wahrscheinlich erscheint, mit der Gewichts-
methode stets übereinstimmende Resultate zu erhalten, so liegt es wohl
auf der Hand, dafs dieses neue Verfahren zur Untersuchung von Gerb-
materialien dem Löwenthal' sehen weit vorzuziehen sein würde.
Ehe wir auf unsere Versuche näher eingehen, mögen uns ein paar
Bemerkungen als Erwiderung auf die Gantter sehe Kritik der Löwenthal-
sehen Methode gestattet sein. Diese Bemerkungen gehören hier insofern
zur Sache, als aus denselben hervorgehen wird, dafs die Gantter sehe
Methode auch im günstigsten Falle, selbst wenn sie allen Erwartungen
entsprechen sollte, die Löwenthal' 'sehe Methode doch nicht vollständig
zu ersetzen im Stande sein kann.
Die sehr unvollständige Oxydation des Gerbstoffes bei dem Löwen-
thaVschen Verfahren ist eine bekannte Thatsache. Ein Theil Tannin
bedarf zu seiner vollständigen Oxydation zu Kohlensäure und Wasser
4,71 Th. Permanganat. Arbeitet man bei Ausführung der Löwenthal-
schen Methode genau nach der Vereinbarung4, so braucht man zur
Oxydation von 1 Th. Tannin, bis zur Entfärbung der Indigolösung, im
Mittel 0,85 Th. Permanganat. Es werden demnach hier nur 18,05 Proc.
derjenigen Sauerstoffmenge verbraucht, die zur vollständigen Oxydation
nöthig sein würden. Bei der (zanMer,schen Methode ist die Oxydation,
wie hier nebenbei bemerkt sein mag, unzweifelhaft eine sehr viel
weiter gehende, sie ist aber auch keine ganz vollständige. Gantter
selbst gibt an, dafs bei seiner Art der Oxydation 1 Th. Tannin 3,988 Th.
Permanganat erfordern, es werden hier also 84,67 Proc. der zur voll-
ständigen Oxydation nöthigen Sauerstoffmenge verbraucht. Die sehr
unvollständige Oxydation bis zur Endreaction der Löwenthal' 'scheu Me-
thode ist offenbar eine Folge der bedeutenden Verdünnung und hängt
mit der eigentümlichen Rolle, welche der Indigofarbstoff als Indicator
hier spielt, zusammen. Diek.Oxydationsproducte des Tannins können,
wie Gantter ganz richtig bemerkt, selbst bei derselben Verdünnung
noch bis zu einem gewissen Grade durch Chamäleon weiter oxydirt
werden. Es kann also von einer irgendwie vollendeten Reaction gar
keine Rede sein. Damit hängt es zusammen, dafs man bei ungleich-
4 Bericht der Coinmission zur Feststellung einer einheitlichen Methode der Gerb-
sto(fbestimmung, Cassel 1885. — Nach S. 46 folgt als Mittel aus den sechs ersten
Versuchen, dafs 8^72 Chamäleonlösung 0,017189 Tannintrockensubstanz ent-
sprechen. Die Chamäleonlösung enthält in & 10g Permanganat, mithin
8cc,72 = 0,014533 Permanganat. Daraus folgt 1 Th. Tannin = 0,85 Th. Per-
manganat.
Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode. 863
mäfsigem Arbeiten, indem man die Chamäleonlösung langsamer oder
schneller mit der durch Indigo gefärbten verdünnten Gerbstofflösung
mischt, nicht unerhebliche Abweichungen erhält, weil die Oxydation
dann bald etwas weiter, bald etwas weniger weit fortschreitet und
eine bestimmte Beziehung zwischen Chamäleonverbrauch und Gerbstoff-
menge nicht mehr existirt. Diese Unsicherheit ist nicht zu leugnen,
sie ist aber nicht so schlimm , wie Gantter sie macht. Die von ihm
angeführten verschiedenen Oxalsäureverhältnisse stammen ja aus einer
Zeit, als man das Wesen dieses Vorganges noch nicht genauer kannte,
und die ihnen entsprechenden Abweichungen können jetzt nicht mehr
als erlaubte Differenzen bei solchen Titrirungen hingestellt werden.
Es ist nachgewiesen und durch vielfache Erfahrungen bestätigt, dafs
man bei gleichmäfsigem und umsichtigem Arbeiten mit der Löiventhal-
schen Methode recht gut übereinstimmende Resultate erhalten kann. 5
Zuzugeben ist dabei aber, dafs die praktische Erlernung und Einhaltung
dieser verlangten Gleichmäfsigkeit der Arbeit keine ganz leichte Auf-
gabe ist und dafs dazu namentlich ein gewisses Mafs von Uebung
gehört. Das ist der wunde Punkt der ganzen Sache und darin liegt
der Grund, warum so manche Chemiker, denen es an Neigung oder
Veranlassung fehlt, sich mit der Methode näher zu beschäftigen, über
dieselbe ein unzutreffendes Urtheil fällen. Zuzugeben ist ferner auch,
dafs die LöwenthaCsche Methode sich zur Untersuchung sehr hochgradiger
gerbstoffreicher Objecte wenig eignet und hier selbst bei geschickter
Ausführung sehr genaue Resultate nicht geben kann. Sucht man nun,
wie Gantter thut, diese Schwierigkeiten alle dadurch zu heben, dafs
man die Oxydation des Tannins in concentrirterer Lösung und unter An-
wendung von Wärme wesentlich weiter treibt, so erscheint das aller-
dings als ein ziemlich nahe liegender Gedanke, es ist aber nicht zu
vergessen, dafs man auf diese Art die Anwendbarkeit der Methode von
vornherein sehr beschränkt und zugleich für die Untersuchung der
Gerbmaterialien neue Fehlerquellen schafft, die in der Löwenthal' sehen
Methode sehr geschickt vermieden sind. Die grofse Verdünnung, in
welche man den Gerbstoff bei dem Löwent harschen Verfahren bringt,
ist keine Zufälligkeit, sondern man trägt dadurch dem Umstände Rech-
nung, dafs die Gerbstoffe von Chamäleon alle sehr viel leichter zerstört
werden, als eine ganze Reihe anderer mit denselben meist zusammen
vorkommender organischer Pflanzenstoffe. Namentlich werden gelöste
Kohlehydrate und die häufigsten organischen Säuren bei den Ver-
dünnuno-sverhältnissen der Lfitventkaf sehen Methode von Chamäleon gar
ö Vgl. den citirten Bericht der Gerbstoffrommission, ferner in Gerber, 1885
Nr. 259 S. 135 und 136; auch das Urtheil Procter's in dem angezogenen Artikel
u. a. m. — Bezüglich des angeblichen prinzipiellen Fehlers der Löuenthal' sehen
Methode (vgl. Gerber, 1887 Nr. 296 S. 2) hat der eine von uns sich bereits
ausgesprochen: D. p. J. 1888 260 93 am Ende des Artikels.
364 Prüfung der Gantter'schen Gerbetoffbeetimmungemethode!
nicht angegriffen. '■ Es üben diese Nichtgerbstoffe daher bei den Lou-en-
thal' sehen Titrationen einen nur sehr wenig störenden Einilufs aus, und
es kann, was besonders wichtig ist, gleichgültig sein, ob dieselben mit
dem Gerbstoff gleichzeitig von dem Hautpulver absorbirt werden oder
nicht.
Bei dem 6ranMer"schen Verfahren liegt die Sache von vornherein
ganz anders, denn hier müssen alle Nichtgerbstoffe zugleich mit dem
Gerbstoff durch die Chamäleonlösung mehr oder weniger stark mit
oxydirt werden. Da nun alle diese Oxydationen sicher keine ganz voll-
standigen sein werden, so fragt es sich, ob man so gleichmäfsig zu
arbeiten im Stande sein wird, dafs die Oxydationen der Nichtgerbstotfe
bei Titrirung der ursprünglichen Lösung und des Hauttiltrates nicht
von einander abweichen. Das läfst sich nur durch bestimmte Versuche
entscheiden, jedenfalls ist aber klar, dafs die Oxydation der Nicht-
gerbstoffe bei der (ran»er,schen Methode eine wesentlich gröfsere
Fehlerquelle darstellt. Weiter kann aber für alle diejenigen Fälle,
wo ein Theil dieser Nichtgerbstoffe zugleich von dem Hautpul v^er ab-
sorbirt wird, die Ganüef sehe Methode überhaupt nicht anwendbar sein.
Kommen Gerbstoffe, wie das ja nicht selten geschieht, neben freien
organischen Säuren vor, so werden diese letzteren beim Gantte^sehen
Verfahren mehr oder weniger mitoxydirt, — von der thierischen Haut
werden sie zum Theil ebenfalls mitabsorbirt, und der Chamäleon-
verbrauch des Hautfiltrates wird zu klein ausfallen. Wollte man die
Methode in solchen Fällen wirklich benutzen, so würde man einen
Theil der organischen Säuren als Gerbstoff mitbestimmen. Die Gantter-
sche Methode ist daher vor allen Dingen nicht zu brauchen zur Gerb-
stoff bestimmung in Gerbebrühen, man wird mit derselben aber auch
bei Untersuchung aller Pflanzenextracte, deren Nichtgerbstoffe man noch
nicht kennt, immer sehr vorsichtig sein müssen. Denselben Beschrän-
kungen unterliegt ja auch die indirekt gewichtsanalytische Gerbstotf-
bestimmungsmethode 7, und bleibt die Loicentfial" sehe Methode, was man
auch sonst gegen sie einwenden mag, in den genannten Fällen vorläufig
(hieb immer noch das einzig brauchbare Verfahren.
Gantter benutzte zu seinen Versuchen mit Tannin Lösungen, die
0,43 bis 4,30 Tannintrockensubstanz enthielten, und verwendete von
diesen zu den einzelnen Versuchen wechselnde Mengen, die 2,15 bis
215m8,0 Tannin entsprachen. Die Ausführung der Oxydation geschah
in folgender Weise. Die mit verdünnter Schwefelsäure versetzte Tannin-
H Vgl. L. Neubauer in „Die Schalung der Eichenrinden zu jeder Jahreszeit" .
Wiesbaden 1873, S. 38 und 39. — Audi durch unsere eigenen Versuche be-
stätigt.
1 Bei der Gewichtsmethode zur Bestimmung des Gerbstoffes in Sauer-
brühen die Säuren vorher durch kohlensauren Baryt abzustumpfen (Gerber.
1889 Nr. 350 S. 73), ist uns nicht gelungen, weil der kohlensaure Baryt den
Gerbstoff zugleich nicht unerheblich absorbirte.
Prüfung der Gantter'schen GerbstotTbestimmungsmethode.
365
lösung wird zuerst zum Sieden erhitzt, darauf setzt man unter Um-
schütteln die Chamäleonlösung, die etwa 4" Salz in l1 enthält, aus einer
Bürette allmählich zu. Die Entfärbung erfolgt anfangs schneller, dann
langsamer und es bildet sich weiter ein brauner Niederschlag von
Manganhydrat, der zuerst durch Kochen sich wieder löst, später aber
auch beim Kochen nicht mehr verschwindet. Man setzt von der Cha-
mäleonlösung so lange zu, bis sich ein bei längerem Kochen bleibender
starker brauner Niederschlag gebildet hat, setzt dann titrirte Oxalsäure
zu, wodurch der Niederschlag wieder klar gelöst wird, und titrirt den
Ueberschufs der Oxalsäure endlich in gewöhnlicher Weise mit Cha-
mäleon zurück. Auf diese Art findet Gantter bei Anwendung sehr
wechselnder Mengen Tannin, dafs zur Oxydation von 1 Th. Tannin
immer sehr nahezu 3,988 Th. Permanganat gebraucht werden. Die
von ihm angeführten Schwankungen von 3,950 bis 4,027 sind verhält-
nifsmäfsig sehr unbedeutend.
Nach unseren Versuchen ist diese Zahl keineswegs so constant,
wie aus den Gantter sehen Angaben hervorzugehen scheint, und das ist
ja auch ganz einleuchtend, wenn man in Betracht zieht, dafs es sich
hier nicht um eine wirklich vollständige Oxydation handelt. Ueber die
Menge und Stärke der zu verwendenden verdünnten Schwefelsäure hat
Gantter nichts Näheres angegeben, und indem wir hier das richtige
Verhältnifs herauszufinden suchten, ist uns zunächst aufgefallen, dafs
die Gegenwart einer gröfseren oder geringeren Säuremenge auf die
Oxydation nicht ohne Einflufs ist, Beim Vorhandensein einer gröfseren
Säuremenge schreitet die Oxydation für dieselbe Tanninmenge weiter
fort, als wenn eine geringere Säuremenge zugegen ist.
Die Lösungen, die wir benutzten, waren folgende:
1) Chamäleonlösung. Auf l1 4? Permanganat entsprechend 3,9908
wasserfreiem Salz.
2) Verdünnte Schwefelsäure 1 : 5.
3) Oxalsäurelösung. Auf l1 nahezu 8?; es entsprach lCf; dieser
Lösung im Durchschnitt nach mehreren Versuchen lcc,016 Chamäleon.
Für eine Tanninlösung (Ph. G. Trommsdorff), die 1?,00 Tannin-
trockensubstanz in l1 enthielt, ergaben sich nachstehende Titrirresultate:
Tannin-
lösung
cc.
Tannin
mg
Schwefel-
säure
cc
Chamäleon-
lösung
cc
1 Th. Tannin verbraucht
zur Oxydation Per-
manganat
Auf 1 mg
Tannin zu-
gegen cc
S hwefel-
säure
25
25
25
25
10
10
10
10
l 25
{ 25
' 10
40
40
30
30
10
10
10
10
25,9
25,6
25.9
25.7
10,4
10.3
10,4
10,1
4,134
4,087
4,135
4.103
4^150
4,111
4,150
4.031
' 4,119
S
1
4.II0
l 1,60
l 1,20
' 1,00
366
Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
Tannin-
lösung
Tannin
mg
Schwefel-
säure
Chamäleon-
lÖSUIiii
I Th. Tannin verbraucht
zur Oxydation Per-
manganat
Auf 1 mg
Tannin zu-
gegen cc
Schwefel-
säure
25
25
50
50
25
25
25
25
25
50
50
25
50
25
50
20
20
20
20
10
10
10
10
10
10
10
25,4
25,3
49,2
49,2
24,5
24,7
24,4
24,7
24,5
47,5
47,4
4.055
4,039
3,927
3,927
3,911
3,983
3.895
3,983
3,911
3,791
3,783
4,047
3,934
3,787
0,80
0,40
0,20
Ganz ähnlich gestaltete sich die zweite Versuchsreihe, bei der die
Tanninlösung aber 2s,00 Trockensubstanz auf l1 enthielt, Hier sind
jedesmal 20cc verdünnte Schwefelsäure zugesetzt:
Tannin-
lösung
cc
Tannin
mg
Chamäleon-
lösung
cc
1 Th. Tannin verbraucht zur
Oxydation Permanganat
Auf 1 mg Tannin
zugegen cc
Schwefelsäure
5
5
10
10
20
20
25
25
1 10
j 20
i 40
i 50
10,6
10,6
20,5
20,4
40,1
39,9
49,5
49,6
4.230
4,230
4,091
4.071
4,001
3,981
3,951
3,959
i 4,230
i 4,081
i 3,991
i 3,955
i 2,00
j 1,00
i 0,50
i 0,40
Aus diesen beiden Versuchsreihen ergibt sich unzweifelhaft, dafs
eine gröfsere Menge Säure den Chamäleonverbrauch vergrößert, indem
die Oxydation des Tannins dann etwas weiter fortschreitet. Als Mittel
aus den erhaltenen Zahlen berechnet sich folgender Vergleich:
Auf 1 mg 1 Th. Tannin ver-
Tannin: Schwefelsäure braucht zur Oxydation
cc Permanganat
2,00 4,230
1,60 4,111
1,20 4,119
1,00 4,096
0,80 . 4.047
0,50 3,991
0,40 3,945
0,20 3,787.
Wir haben deshalb bei allen weiteren Versuchen das Verhältnils
zwischen Tannin und Schwefelsäure möglichst constant zu halten ge-
sucht. Die Menge der Säure haben wir dabei immer so genommen,
dafs auf lms Tannin 0CC,50 der verdünnten Schwefelsäure (1 : 5) zugegen
waren. Auf diese Art erhielten wir, indem wir auch sonst möglichst
gleichmäfsig zu arbeiten bestrebt waren, sehr gut übereinstimmende
Prüfung der Gantter'schen GerbstoffbestimmungsmetlioUe.
367
Werthe. Das geht aus der dritten Versuchsreihe hervor, bei welcher
wieder 28 Tannintrockensubstanz in l1 gelöst waren und bei der wir
uns nun mit dem Säurezusatz in dem angegebenen Verhältnisse nach
der Tanninmense richteten.
Tannin-
Tannin
Schwelel-
Chamäleon-
1 Th. Tannin
lösung
säure
lösung
braucht zur
Oxydation
Permanganat
•
cc
cc
5
10
5
10,1
4.031
)
5
10
5
10,1
4,031
\ 4,018
5
10
5
10,0
3,991
)
10
20
10
20,1
4,011
\
10
20
10
20,0
3,991
\ 3,998
10
20
10
20,0
3,991
j
20
40
20
40,1
4,001
)
20
40
20
39,9
3,981
S. 3,988
20
40
20
39,9
3,981
)
25
50
25
50,0
3,991
)
25
50
25
50,0
3,991
\ 3,991
25
50
25
50,0
3,991
)
Als Mittel aus diesen Zahlen ergibt sich der Werth 3,999 und wir
können mithin die Gantter sehe Zahl 3,988 vollständig bestätigen. Dabei
ist aber festzuhalten, dafs diese Uebereinstimmung, sowie überhaupt die
Constanz des betreffenden Werthes bei wechselnden Tanninmengen
nicht die Folge einer wirklich vollendeten Reaction ist, sondern dafs
dieselbe lediglich durch Einhalten gleicher Bedingungen bei Ausführung
der Oxydation gegeben ist. Man wird demnach bei der Ganzer "sehen
Methode zur Titerstellung am zweckmäfsigsten eine Tanninlösung mit
nahezu 2" Trockensubstanz in l1 verwenden. Von dieser nimmt man
10 bis 25cc, setzt die gleiche Anzahl Cubikcentimeter verdünnter
Schwefelsäure (1 : 5) zu und titrirt mit der Chamäleonlösung, die 4? Salz
in l1 enthält. lcc der letzteren wird dann nahezu lmg Tannin ent-
sprechen. Im Mittel aus den neun letzten Werthen unserer dritten
Versuchsreihe erhalten wir die Zahl 3,991, und da unsere Chamäleon-
lösung in l1 3,9908 Permanganat enthält, so entspricht lcc derselben
genau wie Gantter vorschreibt 0,0010 Tannin.
Dafs die Gantter sehe Methode zur Titrirung von Tannin der
Löicenthal' sehen Methode weit überlegen sein mufs, ergibt sich aus
dem Vorhergehenden von selbst. Hätten wir z. B. ein Tannin mit
85 Proc. durch Thierhaut fällbarer Substanz, so würden wir von einer
Lösung von 2s in l1 nach Gantter 's Methode 25cc titriren und für die
fällbare Substanz 42cc,5 Chamäleon verbrauchen. Nach LöwenthaC scher
Methode können nicht mehr als 10cc titrirt werden, und man wird
etwa 8.5 Chamäleon verbrauchen. Einem Procent Tannin entsprechen
demnach nach Gantter 0,50 und nach Löwenthal 0C(',1 Chamäleon.
Nehmen wir nun, was für die Löwenthal' sehe Methode in diesem
Falle nicht zu viel gerechnet ist, einen Titrirfehler von 0cr',30 beider-
368 Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
seits als möglich an. BO würde man nach (iantter einen Fehler von
0,60 Proc, nach Löicenlhal aber einen eben solchen von 3,0 Proc. im
Endresultat als erlaubt anzusehen haben.
Auf die Untersuchung der Gerbmaterialien übergehend, fanden wir
sehr bald, dafs die Oxydationen sich hier lange nicht so gleichmäfsig
abwickelten wie beim Tannin. Je nachdem wir langsamer oder
schneller titrirten, je nachdem mehr oder weniger gekocht wurde u. s.w.,
ergaben sich ziemlich starke Abweichungen, die beispielsweise bei
einem Valoneaauszug, für einen Gesammtverbrauch von etwa 50cc, im
Maximum bis zu 2CC,5 gingen. Das stimmt vollständig mit Procter»
Angabe und hat das unserem Dafürhalten nach seinen Grund haupt-
sächlich darin, dafs die Nichtgerbstoffe hier so stark, und dabei nicht
immer gleichmäfsig, in Mitleidenschaft gezogen werden. Da es uns
nun nicht daran lag, die Methode durch eine abfällige Kritik zu be-
seitigen, so haben wir es versucht, dieselbe nach Analogie der Löwen-
thal'schen Methode dadurch brauchbar zu machen, dafs wir uns ein
bestimmtes Verfahren feststellten und dieses dann, bis in die kleinsten
Details hinein, später immer wieder befolgten. Damit sind wir dann
zu ganz brauchbaren Resultaten gekommen. Ehe wir indessen dieses
Verfahren beschreiben, wollen wir noch auf einen Punkt besonders
aufmerksam machen.
Zu Ende des Versuches bildet sich der erwähnte braune Nieder-
schlag von Manganhydrat. Dieser verschwindet zuerst beim Kochen,
wird aber zuletzt bleibend, so dafs er sich auch bei längerem Sieden
nicht mehr löst. Da es nun wesentlich ist, dafs man die Flüssigkeit
bei jedem Versuche möglichst gleichmäfsig und nicht bald mehr, bald
weniger kocht, so haben wir uns zur Regel gemacht, die Chamäleon-
lösung stets zu ganzen Cubikcentimetern zuzusetzen und dann höchstens
1 Minute lang zu kochen. Anfangs wird der Niederschlag bei dieser
Kochdauer schneller gelöst, dann geht es langsamer, — weiter färbt
sich die zuerst farblose Flüssigkeit dauernd braun, und es bleibt, bei
fortgesetztem Chamäleonzusatz, nach dem Kochen von 1 Minute erst
ein geringer und endlich ein starker Niederschlag zurück. Bei diesem
Punkte, wo man dann mit dem Kochen aufhört, soll ein wirklich deut-
licher starker Niederschlag vorhanden sein. Schliefst man zu früh,
wenn die Flüssigkeit nur erst braun geworden ist oder wenn erst
einige braune Flocken in derselben herumschwimmen, so fallen die
schliefslichen Resultate zu klein aus und die Titrationen stimmen unter
eiuander auch schlecht überein. Andererseits soll man aber auch den
Niederschlag nicht allzusehr anwachsen lassen, weil dann, bei immer
weitergehendem Chamäleonzusatz und fortgesetztem Kochen, zu Folge
etwas weiter gehender Oxydation, ein wenn auch geringer, so doch
merkbar wachsender Mehrverbrauch im Endresultat sich geltend macht.
Mit dem abwechselnden Chamäleonzusatz und Kochen hört man also
Prüfung der Gantter'sehen GerbstofFbestirnmungsmetbode.
369
gerade dann auf, wenn der Niederschlag ein starker geworden ist.
Dieser Punkt ist, sobald man darauf achtet und sich einigermafsen ein-
geübt hat, nicht schwer gleichmäfsig zu treffen. Wir haben uns den
bis zu diesem Punkte erfolgten Chamäleonverbrauch stets notirt und
nur solche Titrationen gelten lassen, bei denen dieser erste Chamäleon-
verbrauch (I) den Chamäleonverbrauch (II) des Schlufsresultates um
1 bis 2CC übertraf. Wir haben stets zwei Titrationen ausgeführt und
es meist gleich schon bei der ersten so getroffen, dafs der Chamäleon-
verbrauch I mindestens um etwas gröfser war als IL Bei der zweiten
Titration wurde der Ueberschufs bei I dann absichtlich um lcc höher
gehalten und aus beiden Versuchen schliefslich das Mittel genommen.
Die folgende Versuchsreihe mit eiuem Valoneaauszug (7? in l1)
zeigt die verschiedenen Endresultate (II), je nachdem man mit der
< >\\ dation des Tannins bei Siedhitze (Chamäleonverbrauch I) früher
oder später aufhört. Es wurden stets 10cc des Auszuges mit der
gleichen Meu°e Schwefelsäure versetzt und dann titrirt:
Kr.
Aussehen der Flüssigkeit nach
Zusatz I und Kochen von 1 Minute
Chamäleon-
verbrauch I
Chamäleonverbrauch II
Endresultat
Ganz klar, geringe Braunfärbung
Einige braune Flocken . . .
Ziemlich starker Niederschlag
Sehr starker Niederschlag . .
24
24
25
25
26
2(3
27
2?
28
28
29
29
31
31
31
25.1
25.3
25.9
25.9
26,1
26,1
26.4
26.4
26,8
26.9
26.9
27.0
26.9
27.3
27.2
25.20
27.13
Nach unserer Art zu titriren würden wir hier bei 4 und 5 ge-
schlossen und aus den Zahlen 26,40 und 26,85 das Mittel 26,63 ge-
nommen haben. Nach Zusatz der Chamäleonmenge I ist dann, aber
ohne weiteres Kocheu, noch ein Chamäleonzusatz von ungefähr 5CC ge-
macht worden, Oxalsäure im Ueberschufs zugesetzt und diese dann
genau zurücktitrirt. Die hierauf bezüglichen Zahlen sind als unwesent-
lich in obiger Tabelle nicht angeführt. Dafs die Oxydation eine wirklieh
scharfe Grenze nicht hat, sondern bei fortgesetztem Chamäleonzusatz
und Kochen, wenn auch langsam, fortschreitet, geht aus dieser Versuchs-
reihe ganz deutlich hervor.
Eine Gallussäurelösung ergab bei der Titration nach Gantt er scher
Methode für die Gallussäure einen Sauerstoffverbrauch von 88,79 Proc.
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 8. 1890 III. \>4
370 Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
der zur vollständigen Oxydation erforderlichen Menge. Traubenzucker
zu 1« in l1 gelöst und 10C(' titrirt, ergab einen SauerstofFverbrauch von
59,78 Proc. derjenigen Menge, die zur vollständigen Oxydation nöthig
sein würde. Eine solche Traubenzuckerlösung wird bei den Verdün-
nungsverhältnissen der LöwenthaC sehen .Methode von Chamäleon absolut
nicht angegriffen, ein Beweis, dafs die Nichtgerbstoll'e heim Gantter'schen
Verfahren zu eiuer viel verhängnifsvolleren Fehlerquelle werden müssen.
Das Verfahren, das wir bei den Titrationen einhielten, ist nun
folgendes:
Man bringt die zu titrirende Flüssigkeit mit der verdünnten Schwefel-
säure in einen Kochkolben von etwa 350cc Inhalt, erhitzt über der
Gasflamme bis zum Sieden, vermeidet aber grundsätzlich jedes weitere
Kochen. Man nimmt den Kolben vom Feuer und läfst die Chamäleon-
lösung möglichst gleichmäfsig zu einzelnen Cubikcentimetern zufliefsen,
indem man nach jedem Zusatz etwas (bis 5 Secunden lang) umschüttelt.
Die Flüssigkeit kühlt dabei ab und die zuerst eintretende Röthung ver-
schwindet immer laugsamer und langsamer. Sobald die Röthung beim
Umschütteln innerhalb 5 Secunden nicht mehr verschwindet, setzt man
den Kolben wieder über die Flamme und erhitzt zum Sieden. Dann
läfst man die Chamäleonlösung wieder wie zuerst zufliefsen, nur dafs
man jetzt, sobald der Niederschlag erscheint, nach jedem Zusatz bis
1 Minute lang über der Flamme erhitzt. Dies setzt man fort, bis ein
starker Niederschlag innerhalb der Kochdauer von genau 1 Minute
nicht mehr merkbar abnimmt. Den Chamäleonverbrauch bis zu diesem
Punkte notirt man sich, und soll derselbe 1 bis 2CC mehr betragen als
der Verbrauch beim Endresultat. Dann werden, ohne weiteres Kochen,
noch etwa 5CC Chamäleonlösung zugegeben, umgeschüttelt und die Oxal-
säurelösung allmählich unter Umschütteln zugesetzt, bis vollständig
klare Lösung erfolgt ist.
Endlich titrirt man die überschüssige Oxalsäure mit Chamäleon
zurück und schliefst, wenn die Röthung sich eine halbe Minute lang
deutlich erhält. Hat man aus Versehen übertitrirt, so ist der Ueberschufs
an Chamäleon durch Oxalsäure leicht zu entfernen, während bei der
Löwenthal' sehen Methode der Versuch in diesem Falle verloren ist.
Um auch bei den Gerbmaterialien möglichst gleichmäfsig zu ar-
beiten, extrahiren wir dieselben, ebenso wie zur Arbeit nach Löwenthal-
scher Methode, in solchen Mengen, dafs ungefähr 2e gerbende Sub-
stanzen in l1 zugegen sind. Man exti-ahirt demnach Eichen- und
Fichtenrinde zu 20s auf l1, bei Sumach und Quebrachoholz und Mi-
mosenrinde nimmt man 10 bis 7s bei Valonea, Knoppern, Myrobalanen
7 bis 5s, bei Dividivi und Algarabilla etwa •">'-. hei festem Quebrachoextracl
nehmen wir 3 bis 4s. H Von diesen Lösungen titrirt man 10cc unter
8 Hier dürfte es sich nach unseren Resultaten empfehlen, etwas mehr zu
lösen iin<l die Scliwet'elsäuremenge entsprechend zu steigern.
Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode. 371
Zusatz von 10cc verdünnter Schwefelsäure. Von den Hautfiltraten
werden ebenfalls 10cc unter Zusatz der gleichen Menge Säure titrirt.
Bezüglich der Behandlung mit Thierhaut sagt Ganlter S. 380 seiner
Abhandlung mit Rücksicht auf die Eichenrinden: „Selbstverständlich
mufs man eine zweite Portion des Auszuges auch nach der Fällung
mit Maut in der angegebenen Weise titriren und den Chamäleon-
verbrauch in Rechnung nehmen. Derselbe ist jedoch in der Regel so
gering, dafs er bei Bestimmungen für technische Zwecke vernachlässigt
werden kann." Wie Gantter zu diesem letzteren Satze kommt, ist uns
nicht recht begreiflich. Bei seiner Methode, wo alle organischen Nicht-
gerbstoff'e ziemlich stark mitoxydirt werden, führt die Vernachlässigung
des Hautfiltrates zu ganz aufserordentlich grofsen Differenzen. Bei der
Rechnung nach dem Gesammtchamäleouverbrauch erhöhen sich die
Resultate nicht nur absolut sehr stark, sondern auch bei den ver-
schiedenen Gerbmaterialien ganz ungleichmäfsig, je nachdem dieselben
im Verhältnifs zum Gerbstoff, mehr oder weniger Nichtgerbstoffe ent-
halten. Das geht am besten aus folgendem Vergleich für Fichtenrinden,
Eichenrinden, Knoppern und Quebracho hervor. Bei Fichtenrinden wird
das Resultat um mehr als die Hälfte gröfser, bei Knoppern etwa um !4,
bei Quebracho nur um 13 Proc. Das entspricht vollständig dem wech-
selnden Gehalte an Nichtgerbstoffen :
I II
Mit Vernachlässigung Mit Berechnung Bei 1 mehr
des Hautfiltrates ' des Hautfiltrates wenn 11 = 100
Fichtenrinden
Eichenrinden
( 16,00 9.50 68,4
( 28.50 18,50 54,1
j 12.10 7,70 57,1
21.10 14,85 ' 42,1
«--mn« . j> 36.11 28,21 28,1
K™wm | 38.h( 30;64 25;0
Quebrachoholz . . . 37,60 33,20 13,3
quebrachoextract . . . 108.50 96,00 13,0
Wir haben die Gerbmaterialauszüge von der angegebenen Con-
centration, bei Ausführung der Gantter'schen Methode, in derselben
Weise mit Hautpulver behandelt, wie man das bei der vereinbarten
Löwenthal' sehen Methode thut, und demgemäfs 50cc mit 3? Hautpulver
unter zeitweiligem Anschütteln 18 bis 24 Stunden lang digerirt. Neben-
bei wurde zum Vergleich der Resultate in denselben Lösungen die
Gerbstoffbestimmung auch nach der indirekt gewichtsanalytischen Me-
thode ausgeführt.9 Da die Ausfällung des Gerbstoffes hier, durch die
vollkommenere Behandlung der Lösungen mit der Haut, eine etwas
weiter gehende ist, so haben wir stets auch die sich bei der Gewichts-
9 Die Art und Weise, wie diese Methode im Tharander Laboratorium von
jeher ausgeführt wurde, ist zu ersehen: D. p. J. 1888 269 38 und 82 aus dem
Artikel „Ueber Differenzen, welche bei Gerbstoffbestimmungen entstehen können
durch wechselnde Ausscheidungen schwer löslichen Gerbstoffes, sowie durch
Gerbstoffabsorption des Filtrirpapieres"; von Prof. r. Schröder.
372
Präfang der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
methode ergebenden Hautfiltrate nach Ganttefscher Methode titrirt, —
hiernach dann ebenfalls die Gant t er* scheu Zahlen berechne! und auch
diese mit den Gewichtszahlen verglichen. Die Ergebnisse der Gantter-
schen Methode sind dann natürlich etwas höher, da wir iudessen auch
auf diese Art niemals wirkliche Uebereinstimmungen mit der Gewichts-
methode erzielten, so sollen diese Zahlen nur gelegentlich erwähnt
werden, und es beziehen sich alle in Folgendem angegeheue Gantler-
sche Zahlen, wenn nichts Besonderes dabei erwähnt ist, immer auf
Hautfiltrate, bei denen 50cc der Lösungen 18 bis 24 Stunden lang mit
3^ Hautpulver behandelt sind.
Von Eichenrinden wurden 7 Proben mit sehr wechselnden Gehalten
untersucht. Die Resultate ergeben sich aus folgender tabellarischer
Zusammenstellung :
1
2
3
4
Ganttei
'sehe Gerbstoff-
-=■
■H
~-. 9)
- '5
pi'oeeint
£
■ 2
CN
ooö^" u
TS 1 "" " ~
<jj p
— . s- <u
a
b
Differenz
a-b
3&
S
CS
Gewicli
proceme
Mittelfacto
nach 1 ben
Unter
mehr (+)
weniger
berechnet
i gelun
7,70
7,45
0,25
7,58
7,95
1,049
7,81
-0.14
14,85
14,85
0,00
14,85
15,29
1,030
15,31
+ 0,02
7,92
7,95
O.03
7,94
8,54
1,076
8,19
— 0.35
9,40
9,15
0,25
9,28
9,71
1,046
9,57
— 0,14
10,57
10,77
0,20
10.1)7
10,20
0,956
11,00
+ 0,80
9,57
9,40
0,17
9,49
10,44
1,100
9,78
— 0,66
17,80
17,79
0,01
17.80
17,05
0,958
18,35
+ 1.30
Zunächst geht aus dieser Tabelle hervor, dafs nach der Gantler-
schen Methode, unter der Voraussetzung gleich mäfsiger Arbeit, von
verschiedenen Analytikern gut übereinstimmende Resultate gefunden
werden können. Die Zahlen unter a sind von Dr. Päfsler bestimmt,
die unter b zum Theil von Herrn Assistent Bartels zum Theil von Prof.
v. Schröder. Diese Uebereinstimmung ist um so bemerkenswerther, als
dieselbe sich gleich zu Anfang, sobald nur auf gleichmäfsiges Arbeiten
gehalten wurde, ohne grofse Schwierigkeit herausstellte. Nach der
Löwenthaf sehen Methode lassen sich derartige Uebereinstimmungen
gewifs ebenfalls erhalten, es gehört dazu aber ein bedeutendes Mafs
von Uebung, die nicht nach Ausführung der ersten paar Analysen zu
erreichen ist. Was nuu die Uebereinstimmung der Gantier sehen Zahlen
(1) mit den unter 2 angeführten Resultaten der indirekt gewichts-
analytischen Gerbstoff bestimmungsmethode anbelangt, so ist allerdings
nicht zu leugnen, dafs dieselben eine sehr annähernd zutreffende ist,
und wir können daher auch in dieser Beziehung die Gantter'schen An-
gaben in der Hauptsache nur bestätigen. Während diese Zahlen aber
bei Gander im Mittel eine fast absolute Uebereinstimmung zeigen, so
sind die Titrirresultate hier im Durchschnitt etwas kleiner und ver-
Prüfung der Gantter'schen Ucrbstoffbestimmungsmethode. 373
halten sich zu den Gewichtszahlen wie 1 : 1,031. Diese Uebereinstim-
mung wird auch nicht besser, wenn man die Gantter sehen Zahlen nach
den bei der Gewichtsmethode erhaltenen und titrirten Hautfiltraten be-
rechnet. Die Gantter'schen Zahlen stimmen in diesem Falle ebenfalls
annähernd mit den Gewichtszahlen überein, sie stellen sich aber, wie
hier im Durchschnitt etwas kleiner, bei dieser Berechnung dann im
Mittel bestimmt etwas gröfser als die Gewichtsresultate heraus. Das
geht aus folgendem Vergleich hervor:
I II
Gewichtsznhl e£"*£!?h« Z:M T'1 Faktür
IlnuKlltrat nach I 1 : 11
7,95 8,18 0,972
15,29 15,85 ü,965 j
s:i1 8,64 0.988 /
9,7J 9,77 0,994 0,965
10 •'-«» 11,43 0,892 [
10,44 10,28 1016 1
17,05 18,44 o,925
Der Ganttef sehe Factor zur Umwandlung seiner Zahlen in Gewichts-
procente wurde 0,998 betragen, und liegt dieser Werth gerade in der
Mitte zwischen den beiden Werthen 1,031 und 0,965, die bei uns die
eine oder andere Berechnungsweise ergeben würde. Eine wirkliche,
genaue Uebereinstimmung ist also jedenfalls nicht vorhanden, und wir
legen auf die annähernde Uebereinstimmung bei Eichenrinden und
Fichtenrinden um so weniger einen Werth, da sich theoretisch darüber
nicht viel sagen läfst und bei anderen Gerbmaterialien zum Theil sehr
grofse Abweichungen in den Resultaten beider Methoden unzweifelhaft
hervortreten. Aus diesem Grunde sind wir auch entschieden nicht
dafür, dafs die Gantter'schen Zahlen in die Praxis eingeführt werden.
Die Gantter sehen Zahlen sind, genau ebenso wie die Löwenthal' sehen
Zahlen, nur relative auf Tannin bezogene Werthe, die man deshalb
auch nur für ein und dasselbe Gerbmaterial unter einander vergleichen
kann. Während die Löxcenthar sehen Zahlen aber immer kleiner aus-
fallen als die Gewichtsprocente, sind die Gantter'schen Zahlen bald
kleiner, bald annähernd ebenso grofs, bald wesentlich gröfser als die
Gewichtszahlen, und geben für verschiedene Gerbmaterialien, mit ein-
ander verglichen, ein noch unzutreffenderes Bild vom wirklichen Gerb-
stoffgehalt als die Löwenthal' sehen Procente.
Deshalb ist die Gantter'sche Methode aber ebenso wenig vollständig
zu verwerfen wie die Lö«Y«/Aafsche Methode. Stellt man sich durch
Vergleich mit der Gewichtsmethode für jedes Gerbmaterial einen durch-
schnittlichen Heductionsfactor fest, so hat man, ebenso wie bei der
Um-ent/mf sehen Methode, ein Mittel in der Hand, aus den Titrir-
resultaten die Gewichtszahlen sich abzuleiten. Dafs die Gantter'sche
Methode in ihrer Anwendbarkeit viel beschränkter ist, haben wir schon
hervorgehoben, bei Gerbmaterialien würde die Umrechnung aber ganz
374 Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode.
gut gehen, und es handelt sich nur darum, festzustellen, ob mau auf
diese Art mit der Gantter' scheu Methode leichter und besser zum Ziele
kommt. In der mitgetheilten Tabelle haben wir unter 4 die Um-
rechnung mit dem Mittelfactor 1,031 ausgeführt. Die Uebereinstimmung
mit den Gewichtszahlen unter 2 kann, abgesehen von der letzten
Analyse, eine ganz befriedigende genannt werden. Man darf eben
nicht vergessen, dafs man es hier mit Gerbstotl'titrationen und nicht mit
Mineralanalysen zu thun hat. Aber selbst die letzte Analyse mit der
maximalen Abweichung von 1,30 Proc. erscheint durchaus nicht so
schlecht, wenn man dabei in Betracht zieht, wie grofs die Differenzen
der Löwenthal' sehen Methode werden können bei der ungleichmäfsigen
Art, wie dieselbe in der Praxis thatsächlieh jetzt sehr häutig gehandhabt
wird. Dafür geben uns die Gantter' sehen Titrationen nach Löwenthal
für Eichenrinden den besten Beweis.
Bei genauer Befolgung der Vereinbarung und möglichst gleich-
mäfsiger Arbeit schwankte der Reductionsfactor zur Umwandlung der
Löwenthal' sehen Zahlen in Gewichtsprocente für Eichenrinden in Tharand
von 1,40 bis 1,31 und beträgt im Mittel 1,36. Dieselbe Zahl 1,36 be-
rechnet sich im Mittel nach vier Bestimmungen, die von der Wiener
Versuchsstation für Lederindustrie ausgeführt wurden. 10 Herr Dr. Koch
in Leipzig hat unlängst in der Deutschen Gerberzeitung^ einige Zahlen
angegeben, bei denen dieser Reductionsfactor von 1,33 bis 1,37 geht,
im Mittel also 1,35 beträgt. Nach Gantler ist die Schwankung des-
selben Factors 1,91 bis 2,37, im Mittel 2,07. Wenn ein Gerber nun
ein und dieselbe Eichenrinde, mit beispielsweise 12 Proc. gerbenden
Stoffen nach der Gewichtsmethode, in diesen vier Laboratorien analv-
siren liefse, so würde er von den drei ersten die Löwenthal' sehen Zahlen
8,82 Proc, 8,82 Proc. und 8,88 Proc. erhalten, aus dem vierten dagegen
die Zahl 5,80 Proc. Im letzteren Falle also 3 Proc. zu wenig, und
doch soll hier ebenfalls nach der Vereinbarung gearbeitet worden sein.12
Ein direkter Vergleich der LöwenthaC sehen Zahlen ist also hier ganz
unmöglich.
Bei Benutzung der Gantter sehen Methode müfsten wir dagegen,
obgleich eine Vereinbarung bezüglich der Ausführung zwischen uns
nicht existirt, im Mittel gewifs sehr nahezu übereinstimmen, indem
Gantter für die betreffende Eichenrinde mit 12 Proc. gerbenden Sub-
stanzen 12,04 Proc. und wir 11,64 Proc. finden würden. Dabei wäre,
mit Rücksicht auf die gröfsten Schwankungen unserer Reductions-
factoren, im äufsersten Falle eine Abweichung von -f- 0.93 Proc. uud
10 Gerber, 1887 Nr. 296 S. 4.
H Deutsche Gerberzeitung, 1890 Nr. 45.
12 Wir fassen das wenigstens so auf, weil Gantter den Ausdruck „Cubik-
centimetermethode" gebraucht — obgleich das cubikcentiineterweise Zusetzen
der Chamäleonlösung das Wesen der Vereinbarung keineswegs ausreichend
charaUterisirt.
Prüfung der Qantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode. 375
— 0,73 Proc. zu erwarten, während wir bei der Löwent harschen Me-
thode schon im Mittel mit Gantter um 3 Proc. dill'eriren. Noch viel
schlimmer wird die Sache, wenn man eine entsprechend ungleich-
mäi'sige Handhabung der Löwenthal}schen Methode für hochgradige
Objekte wie z. B. feste Quebrachoextracte annimmt. Hier können die
Dill'erenzeu dann bis zu 15 Proc, ja selbst noch höher steigen, und
wir sind durch mancherlei Erfahrungen aus der Praxis veranlafst zu
glauben, dafs solche colossale Abweichungen gelegentlich wirklich vor-
gekommen sind.
Die Ganttersche Methode bietet, wie diese Betrachtungen für
Eichenrinden gezeigt haben, eine wesentlich gröfsere Sicherheit. Sie
ist viel leichter einzuüben sowie auch leichter gleichmäfsig zu hand-
haben, und man riskirt bei derselben lange nicht so grofse Abweichungen,
wie sie durch ungleichmäfsige Arbeit bei der Löu-enthal'schen Methode
entstehen können. Sie empfiehlt sich daher, wo sie überhaupt an-
wendbar ist, als Ersatz der letzteren namentlich für solche Laboratorien,
die Gerbstoil'bestimmungen nur gelegentlich ausführen. Wo man sich
dagegen auf die Löwenthal' sehe Methode wirklich gut eingeübt hat,
wird das Ganttersche Verfahren keinen wesentlichen praktischen Nutzen
bringen, denn bei hochgradigen Objekten wie gerbstoffreichen Extracten
u. s. w. greift man so wie so lieber zur indirekt gewichtsanalytischen
Methode. Unserem Dafürhalten nach wäre es am richtigsten, in der
Praxis der Gerbmaterialuntersuchungen die Zahlen der Gewichtsmethode
als allein mafsgebend gelten zu lassen, und dabei müfste es dem Urtheile
und Geschicke eines jeden Chemikers überlassen bleiben, ob er diese
Zahlen im Einzelfalle direkt mit der Gewichtsmethode oder mit Hilfe
der Löicenthal'schen oder Gantter sehen Methode feststellen will. Im
Streitfalle würde dann aber immer die Gewichtsmethode entscheidend
sein, und die Anwendung einer der beiden Titrirmethoden müfste, bei
nachgewiesenen praktisch ins Gewicht fallenden Differenzen, als Aus-
rede nicht gelten dürfen.
Die Resultate, die wir bei den übrigen Gerbmaterialien erhielten
und auf die wir uns vorstehend schon mehrfach bezogen haben, sind
aus der nachfolgenden Tabelle (S. 376) im Einzelneu zu ersehen.
Aus der Tabelle ergibt sich bestimmt, dafs man keineswegs durch-
gehend annähernd dieselben Werthe erhält wie nach der Gewichts-
methode. Die Ergebnisse sind daher ebenso wie die Löwenthal' sehen
Zahlen nur relative Werthe, die für verschiedene Gerbmaterialien nur
unter Anwendung von Reductionsfactoren verglichen werden dürfen.
Auch bei Untersuchungen von Gemischen verschiedener Gerbstoffe ist
dieser lediglich relative Werth der Titrirresultate nie aufser Acht zu
lassen, da man sonst leicht in die Lage kommen kann, Schlüsse zu
ziehen, die jeden Sinnes entbehren.
Aus der Tabelle geht aber weiter auch hervor, dafs man unter
376
Prüfung der Gantter'schen GerbstoflFbeetimmungsmethode.
Bezeichnung
1 -1
GerbBtoffgehalte
Proc.
3 4
Factoren 1 : 2
Mi
5
= t
Fl
6
!_ CS
- — -Ji 0
Fichtenrinden .
9.74
t8,4a
9.55
18.45
1,020
0,998
J 1,009
9.64
18.62
— 0,10
+ 0,20
Yaloneen
21,75
24.5(1
25,64
30,78
30,85
32,36
34,54
17.75
18.80
20,00
23,93
25.14
25.43
26,71
1.225
1,303
1.282
1.286
122*3
t'259
1.293
1,268
22,51
23,84
25,36
30.34
31,88
32.25
33.87
+ 0.76
— 0.66
— 0,28
— 0.44
+ 1,03
— 0.11
— 0.67
Eichenholzextracte
22,83
25,58
17,97
20,45
1.270
1,251
| 1,261
22.66
25.78
— 0.17
+ 0.20
1
Diridivi . . . .
4().in
42.21
49,21
33.64
35.21
40.09
1,191
1.199
1,227
( 1,206
40.57
42.56
48.35
+ 0.50
+ 0.35
— 0.86
Knoppern . . .
24.08
32.78
35.29
20,86
28.21
30.64
1.154
1.162
1.152
( 1,156
24.11
32.61
35.42
-f- 0.03
— 0.40
+ 0.13
Alparobilla . .
42,21
42,78
43.64
36,29
37,29
37,71
1.163
1.147
1,157
| 1454
41.88
43.03
43.52
— 0,33
+ 0.25
— 0 12
Myrobalanen . .
31,15
39,00
27,86
33,43
1.118
1.167
j 1.143
31.84
38,21
+ 0.69
— 0,79
Sumach ....
28,78
29,15
29,86
25,36
25,43
26,29
1,135
1.146
1,136
[ 1,139
28,89
28,96
29,94
+ 0.11
— 0.19
+ 0,08
Mimosenrinden
23,90
40,90
29,20
49.57
0.818
0.825
| 0,822
24.00
40.75
+ 0,10
— 0.15
Quebrachoholz .
Teigförmige Que-
brachoextracte .
Feste Quebracho-
extracte .
25.30
47.80
48,57
49,77
68.80
69,83
72,75
33,20
62,77
61.05
62,23
88,38
86,33
96,00
0.762
0.762
0,797
0.800
0.778
0.809
0,758
' 0,781
25.93
49.02
47.68
48,60
69.02
67.42
74,98
+ 0.63
+ 1,22
— 0,89
— 1.17
+ 0,22
-2.41
+ 2,23
Anwendung von Reductionsfactoren die Gantter sehe Methode zur Unter-
suchung von Gerbmaterialien gut gebrauchen kann. Man wird mit
derselben namentlich bei hochgradigen Substanzen zu genaueren Re-
sultaten kommen als mit der Löwenthal' sehen Methode. Bei festen
Quebrachoextracten wäre eine Uebereinstimmung auf 2 bis 3 Proc.
nach Löicenthal' scher Methode schon ein sehr gutes Resultat, das eine
sachgemäfse Handhabung der Methode voraussetzt. Wir ziehen es
allerdings vor, bei gerbstotl'reichen Extracten u. dgl. vom Titriren ganz
abzusehen und in solchen Fällen die Gewichtsmethode selbst anzu-
wenden. Mit dieser wird man unseren Erfahrungen nach auch stets
schärfere Resultate erhalten, als nach Gantter's Verfahren. Was den
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 377
Einwand Procter s bezüglich der löslichen Hautbestandtheile anbetrifft,
so kann unserem Dafürhalten nach hierin eine wesentliche Fehlerquelle
für die Gantter sehe Methode nicht liegen, so lange man mit gutem
Hautpulver arbeitet. Da aber schlechte Hautpulversorten mit über-
mäßig viel in Wasser löslichen Bestandteilen nicht selten vorkommen
und diese letzteren natürlich, wie alle anderen gelösten organischen
Stoffe, beim Gantter'schen Verfahren mitoxydirt werden, so wird man
immer gut tlnin, das zu benutzende Hautpulver vorher durch einen
Minden Versuch auf seine Brauchbarkeit zu prüfen. Bei der Löiventhat-
Bchen Methode braucht man bezüglich der Qualität des Hautpidvers
keine sehr hohen Anforderungen zu stellen.
Zum Schlufs möchten wir noch hervorheben, dafs wir unseren in
der letzten Tabelle mitgeteilten durchschnittlichen Reductionsfactoren
selbst keinen all zu hohen Werth beimessen. Man wird, wenn man
sich mit der Gantter'sehen Methode mehr einübt, dieselbe ohne Zweifel
auch noch sicherer zu handhaben lernen. Unsere Analysen genügen
aber jedenfalls, um zu zeigen, wie abweichend das Verhalten der ver-
schiedenen Gerbmaterialien sich herausstellt, und wenn man hier die
Extreme, das Quebrachoholz einerseits und die Valoneen andererseits,
mit den Eichen- und Fichtenrinden vergleicht, so wird man sich wohl
nicht dafür erwärmen können, diese direkten Gantter'schen Titrir-
ergebnisse ohne Umrechnung in vergleichbare Zahlen in die Praxis
einzuführen.
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Bestimmung des Cadmiums in Produclen der Zinkfabrikation.
W. Minor macht darauf aufmerksam, dafs bei Bestimmung des
Cadmiums in dem in den Zinkhütten als Nebenproduct gewonnenen
Cadmmmstaub leicht zu viel Cadmium gefunden wird, da beim Fällen
mit Schwefelwasserstoff in Folge des hohen Zinkgehaltes leicht Zink
mitgefallt wird.
Minor empfiehlt deshalb folgendermafsen zu verfahren: 20s Cad-
miumstaub werden in Salzsäure gelöst, wobei ein gröfserer Säureüber-
schufs zu vermeiden ist. Die tiltrirte Lösung verdünnt man auf 11,
nimmt davon 50cc (= lg Cadmiumstaub), verdünnt auf etwa i/,l und
fällt mit Schwefelwasserstoff. Der auf einem gewogenen Filter ge-
sammelte, mit heifsem Wasser ausgewaschene und bei 110° getrocknete
Niederschlag wird nach dem Wägen wieder in Salzsäure gelöst und
abermals mit Schwefelwasserstoff gefällt. Man wiederholt dieses Ver-
fahren noch zweimal; es ist also ein viermaliges Fällen nothwendis,
um einen Schwefelcadmiumniederschlag von constantem Gewichte zu
erhalten.
Beim Auflösen des Schwefelcadmiums ist ebenfalls ein gröfserer
378 Nein- Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Säureüberschuß zu vermeiden, und berechnet man am besten nach jeder
Wägung die erforderliche Menge Säure, indem man auf 08,4 CdO (zu
berechnen aus dem Schwefelcadmiumniederschlage) 108 Salzsäure (spec.
Gew. 1,19) verwendet und auf 250cc verdünnt. Entspricht also der
Schwefelcadmiumniedersehlag 0:-,G CdO, bo wären 15^ HCl zu verwenden,
und wäre die Losung auf 375cc zu verdünnen.
Ein Auswaschen des Schwefelcadmiumniederschlages mit Alkohol
und Schwefelkohlenstoff ist vollständig überflüssig.
Man kann indessen das umständliche viermalige Fällen nach einem
neueren Vorschlage von Minor auch umgehen, wenn man eine be-
stimmte Menge der zu untersuchenden Substanz in der angegebenen
Weise in Salzsäure löst und zur Trennung des Cadmiums von Eisen
mit Schwefelwasserstoff fällt. Den Niederschlag, dem aufser Schwefel-
cad mium stets etwas Schwefelzink beigemengt ist, wäscht mau mit
heifsem Wasser aus und löst ihn in verdünnter Salzsäure. Die filtrirte
salzsaure Lösung erhitzt man sodann zum Sieden und trägt sie in über-
schüssige, verdünnte Natronlauge in der Siedehitze ein. Das abgeschiedene,
unlösliche Cadmiumhydroxyd wird abfiltrirt und zur vollständigen Ent-
fernung von Zinkoxydhydrat mehrmals mit lprocentiger Natronlauge
und zuletzt mit heifsem Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen
Reaction ausgewaschen. Filter und Niederschlag bringt man noch nafs
in einen mit durchlöchertem Deckel versehenen Tiegel, verjagt das
Wasser durch gelindes Erwärmen und glüht dann kurze Zeit im Sauer-
stoffstrome. Aus dem erhaltenen Cadmiumoxyd ergibt sich die Menge
des vorhandenen Cadmiums.
Soll der Gehalt an Cadmium in dem von den Zinkhütten gewonnenen
sogen, „reinen Cadmium" ermittelt werden, so kann man das Fällen
mit Schwefelwasserstoff vollständig umgehen, da dieses Product nur ge-
ringe Spuren von Eisen enthält, welche die Bestimmung in keiner Weise
beeinflussen. Man löst das Metall in Salzsäure oder Salpetersäure und
fällt das Cadmium direkt durch Eintragen in Natronlauge. (Chemiker-
Zeilung, 1889 Bd. 13 S. 1376 und 1890 "ßd. 14 S. 4.)
Derselbe Autor schlägt vor bei Cadmiumbestimmungen in Galmei
das ammoniakalische, Zink und Cadmium enthaltende Filtrat mit Salz-
säure zu übersättigen bis zur schwach sauren Reaction und die heifse
Flüssigkeit in heifse, überschüssige Natronlauge einzutragen.
In dem alkalischen Filtrate bestimmt mau, nachdem der gröfste
Theil der überschüssigen Natronlauge mit Salzsäure abgestumpft ist, das
Zink durch Titration mit Schwefelnatrium. {Chemiker- Zeitung, 1890
Bd. 14 S. 34.)
Auch auf volumetrischem Wege können nach Minor Bestimmungen
von Cadmium neben Zink, Eisen, Arsen und Blei durchgeführt werden.
Man behandelt die zu untersuchende Probe mit Salzsäure, tiltrirt vom
ungelösten Blei ab, fällt das Cadmium mit Schwefelwasserstoff und be-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 379
stimmt das Gewicht des getrockneten Niederschlages. Letzterer ist
stets zinkhaltig und wird deshalb nach dem Wägen in verdünnter Salz-
säure gelöst und die Losung mit Natronlauge im Ueberschufs versetzt,
man filtrirt und titrirt das Zink mit Schwefelnatrium. Die get'undeue
Menge Zink, auf Schwefelzink berechnet, zieht man vom Gesammt-
gewicht des Schwefelwasserstoffniederschlages ab.
Eine zweite (direkte) Methode beruht auf der Umsetzung neutraler
Cadminmlösimgen mit Natronlauge gemäfs derGleichung: CdCL2-|-'2Na< >H
= Cd(OH), -f 2NaCl. 1« Normalnatronlauge entspricht 0?,0914 CdCl2
= 0,0558 Cd. Vor Ausführung der Bestimmung ist das Cadmium natür-
lich von den übrigen Elementen, welche durch Natronlauge gefällt
werden, zu trennen und in neutraler Lösung zu erhalten. Das Cadmium-
oxydhydrnl wird in verdünnter Salzsäure gelöst, wiederholt zur Trockne
verdampft (zum vollständigen Verjagen der Säure das zweitemal mit
Wasser) und dann mit Normallauge titrirt (Indicator: Schwefelnatrium-
papier). Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 348.
Neue Methode zur volumetri sehen Bestimmung des Silbers.
D. Yitali titrirt das Silber mit Kaliumferroeyanür, da dieses Salz
Silber aus seinen Lösungen vollständig ausfällt nach der Formel:
K4Fe(Cy)6 +4AgN03 = Ag4Fe(Cy)6 + 4KN03.
Bei der Bestimmung verwendet man eine x/10 Kaliumferrocyanürlösung,
welche 98,2 bei 100 bis 105° getrocknetes Salz im Liter enthält uud die
auf x/l0 Silberlösung gestellt ist. (Chemiker Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 154
nach Bolletino farmaceutico durch Fte'pert. de Pharm. ^ 1890 Bd. 46 S. 171.)
Methode zur Bestimmung des freien und gebundenen Kohlenstoffs im Eisen
und Stahl.
0. Petlersson und A. Smitt veröffentlichen folgende Methode: 0,4
bis 0S,8 abgewogenes Eisen (am besten ein einziges Stück dünn ge-
hämmertes oder gewalztes Blech) wird durch Kaliumbisulfat auf-
geschlossen, wobei das Eisen sich in Ferrisulfat verwandelt und die
äquivalente Menge schwefliger Säure entsteht. Der gebundene Kohlen-
Mull wird in Kohlensäure übergeführt, während der Graphit in glänzen-
den kristallinischen Blättern zurückbleibt.
Die schweflige Säure und die Kohlensäure werden durch kohlen-
säurefreie Luft in eine abgemessene Menge von Natron- oder Barytlauge
geleitet, wobei Baryumsultit und Carbonat ausfällt. Das Sulfit oxydirt
man durch iVimanganat zu Sulfat: säuert darauf die Lösung mit Salpeter-
säure an und bestimmt die Kohlensäure nach der weiter unten an-
gegebenen Methode des Verfassers.
Die Kaliiunlerrisulfatschmelze, in der sich der graphitische Kohlen-
stoff befindet, wird unter Erwärmen in Salzsäure gelöst, der Graphit
auf ein kleines Platinfilter mit Asbest gebracht, getrocknet, gelinde ge-
380 Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
glüht und gewogen. Nach der Wägung leitet man einen mit nitrosen
Dämpfen beladenen Luftstrom durch den Stiel des glühend gehaltenen
Platinfilters und verbrennt den Graphit. Nach dem Wägen des Filters
kann dasselbe unmittelbar zu neuen Bestimmungen benutzt werden.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 181)0 Bd. 23 Nr. 9 S. 1401.)
Jodometrische Bestimmung der Alkalien und Säuren.
Die Zersetzung von Kaliumjodat und Kaliumjodid durch Schwefel-
säure nach der Gleichung:
KJ03 + 5 KJ + 3 H.2S04 = 3 K,S(>4 + 3 H,0 + 6 J
benutzt M. Gröger zur Titration von Säuren und Alkalien. Er versetzt
die Lösungen der Alkalien zuerst mit überschüssiger Schwefelsäure,
darauf mit Kaliumjodid und Kaliumjodat und bestimmt dann das in
Freiheit gesetzte Jod. Zur Titration verwendet Gröger eine '/^N.-Thio-
sulfatlösung, 1i(, N. -Schwefelsäure und eine neutrale Lösung von Kalium-
jodid und Kaliumjodat.
Bestimmung der freien Alkalien. 50cc der Alkalilösung wird mit
einer gemessenen Menge VioN.-Schwefelsäure und 5CC der Jodid-Jodat-
lösung (hier kurz Jodlösung genannt) versetzt, worauf man mit ' ,'10N.-
Thiosulfatlösung (Indicator : Stärkelösung) das ausgeschiedene Jod bis
zum Verschwinden der Blaufärbung titrirt. Die Differenz zwischen Säure
und Thiosulfat entspricht der zur Sättigung notwendigen ^^N.-Säure.
Bestimmung der an Kohlensäure gebundenen Alkalien. Nach verschie-
denen Versuchen des Verfassers erwies sich folgende Methode als die
beste: 50cc der Alkalicarbonatlösung in der Kälte mit 50cc V10N.-Schwe-
felsäure und dann mit 5CC der Jodlösung versetzt, werden sofort mit Thio-
sulfat bis zur Entfärbung titrirt, das Volumen der vei-brauchten Thio-
sulfatlösung abgelesen, nach 30 Minuten wieder bis zur Entfärbung
titrirt und abermals abgelesen. Es empfiehlt sich nach dem Zusatz des
Säureüberschusses die Kohlensäure wegzukochen.
Bestimmung der an Schwefelwasserstoff gebundenen Alkalien. Die Be-
stimmung der Sulfide und Hydrosulfide der Alkalimetalle mit Schwefel-
säure und Jodlösung geht in der Weise vor sich, dafs man bei Ueber-
schufs der Jodlösung und der Schwefelsäure die entsprechende Menge
Jod ausscheidet, welche ebenfalls durch Thiosultitlösung gemessen wird.
Die Zersetzung des Schwefelwasserstoffes durch die Jodlösung erfolgt
nach der Gleichung:
KJO3 + 5 K J + 3 H.2S = 6 K J + 3 H,ü + S3.
Auch bei dieser Bestimmung ist es vortheilhaft, nach Zusatz des Säure-
überschusses den Schwefelwasserstoff durch Kochen auszutreiben und
dann erst mit Thiosulfat zu titriren.
Bestimmung der Säuren. 50cc zu untersuchende Säurelösung werden
langsam zu der Jodlösung einfliefsen lassen und das ausgeschiedene Jod
durch Thiosulfat bestimmt. Verfasser gribt als Beweis für die Richtig-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 381
keit seiner Methode eine Reihe Vergleichsanalysen. (Zeitschrift für an-
gewandte Chemie, 1890 Heft 12 S. 353.)
Bestimmung des Ferrocyans in gebrauchten Gasreinigungsmassen.
B. Zaloziecki wendet sein Verfahren zur Bestimmung des Ferro-
cjans in Blutlaugensalzschmelzen auch auf gebrauchte Gasreinigungs-
masse an.
Bei Ausführung der Analyse wird mit Alkali aufgeschlossen, um
alles Ferrocyan zu lösen, aufserdem werden die ursprünglichen Ferro-
i\;uiammonsalze in Kalisalze verwandelt unter Austreiben des Am-
moniaks. Die Vorschrift zur Ausführung ist folgende:
20§ fein zertheilte Masse werden mit 20cc lOprocentiger Kalilauge
und Wasser im 100cc-Kolben unter ^ständigem Erwärmen auf dem
Wasserbade ausgelaugt und nach dem Abkühlen die Flüssigkeit zur
Marke aufgefüllt. 50cc der klaren Lösung (oder besser 45cc, da 20?
Keinigungsmasse ein Volumen von 10cc einnehmen) entsprechend 10? der
ursprünglichen Masse werden im 100cc Kolben über freiem Feuer so
lange gekocht, bis alles Ammoniak ausgetrieben ist, darauf mit ver-
dünnter Säure neutralisirt. Durch Zugabe von etwas Phenolphtalein
läl'st sich der Neutralisationspunkt leichter erkennen. Das Ammoniak
läfst sich gut durch Kalkmilch austreiben und dann setzt man Pot-
aschelösung zu, wodurch auch ein gutes Klären der Flüssigkeit erzielt
wird. Durch eine gröfsere Menge Chlorkalium oder Kaliumsulfat in
der so erhaltenen Lösung, herrührend von der Neutralisation, wird die
Kegelmäfsigkeit der Umsetzung mit Zinkcarbonat gestört. Um diesen
Einflufs auezuschliefsen, wird der Lösung vor der Zersetzung 20cc Normal-
Alkalicarbonat zugesetzt, 58 feuchtes Zinkoxyd hinzugefügt und nun
unter Einleitung von Kohlensäure und ^ständigem Erhitzen die Zer-
setzung vorgenommen.
Nachdem die Reaction beendet und die Flüssigkeit erkaltet ist,
verdünnt man auf 100cc und titrirt davon 50cc = 5? Reinis;un2;smasse
mit 1 10 Normalsäure (Indicator : Methylorange), nachdem zuvor die 10cc
zugesetztem Normal-Alkalicarbonat äquivalente Menge Normalsäure ein-
geführt, oder dieselbe von der Gesammtzahl der verbrauchten Cubik-
centimeter Säure in Abzug gebracht wurde.
Hat man eine Säure von der lcc = 0?,001 K2C03, so multiplicirt
man die beim Zurücktitriren verbrauchten Cubikcentimeter Säure mit
0,23 und erhält so die Hälfte der Procente krystallisirten Blutlaugen-
salzes in der Gasreinigungsmasse. (Zeitschrift für angewandte Chemie.
1890 Heft 10 S. 301.) " (Fortsetzung folgt.)
Kleinere Mittheilungen.
R. Saveliefs aktinometrisclie Beobachtnngsresnltate.
Nach Büttheilung der Comptes rendus, L890 Bd. Il<» S. 235, bat E. Satelief
die im .). 1888 in Kiew (50° '24' nördl. Br. ) begonnenen aktinometrischen Be-
obachtungen während des Jahres 1889 fortgesetzt, wozu er sich des CVora'sehen
Dach Grammcalorien geaichten Aktinorneters bediente. Aus den mit grofser
Sorgfalt durchgeführten Beobachtungen und den darauf gegründeten Rech-
nungen ergibt sich Folgendes Hauptresultat. Während an den Grenzen der
Atmosphäre die von lqc Horizontalfläche aufgenommene jährliche Wärme-
menge 337 900 Grammcalorien beträgt, stellt sie sich anter gleichen Bedingungen
an der Erdoberfläche, bei reinem Himmel, nur auf 123500 Grammcalorien.
Es werden demnach 63,5 Proc. der Sonnenwärme von unserer Atmosphäre
absorbirt und nur 36,5 Proc. gelangen auf die Erde. Im Oktober nimmt der
Erdboden 41 Proc. der Sonnenstrahlung auf, im Januar und Februar nur
28 Proc. Das Maximum beträgt am Anfang des Juli wahrend eines schönen
Tages 610, im December aber nur 87 Grammcalorien auf 1(R
üeber die physikalischen Vorgänge in elektrischen Lampen.
Kürzlich hat Dr. J. A. Fleming in einem in der Royal Institution ge-
haltenen Vortrage über die physikalischen Vorgänge in elektrischen Lampen
folgendes mitget heilt.
In einer Glühlampe vermag der in einem möglichst luftdichten Räume ein-
geschlossene Kohlenbügel nur eine bestimmte Strommenge auszuhalten; der
höchste Strom entspricht einer Leistung von 360 Fafspfund in der Secunde
auf i Quadratzoll Querschnitt, oder einer dein Schmelzpunkte des Platins
gleichen Temperatur im Bügel. Darüber hinaus zerstäubt der Bügel und die
Kohletheilchen werden in geraden Linien fortgeschleudert und lagern sich
auf der Glaskugel ab; sie nehmen dabei eine negative Ladung mit, deren
Potential jenem der negativen Elektrode des Bügels gleicht.
Dafür sprechen zwei Beobachtungen. Zuerst hat man bemerkt, dafs, wenn
eine Stelle des Bügels zufolge fehlerhafter Herstellung zu hohen Widerstand
gehabt hat, die Kohletheilchen an die ganze innere Gaskugelfläche geschleudert
werden, mit Ausnahme derjenigen schmalen Stelle, welche als der auf die
Kugel geworfene Schatten des unversehrten Bügelzweiges rücksichtlich der
fehlerhaften, zu widerstandsvollen Stelle des andern Zweiges angesehen werden
kann. Der unversehrte Zweig liegt also den in geraden Linien fortgeschleu-
derten Kohletheilchen im Wege.
Einen zweiten Beweis für das geradlinige Fortschleudern liefert die als
„Edison- Wirkung" bekannte Erscheinung. Stellt man eine Metallplatte o. dgl.
zwischen die beiden Zweige des Bügels, ohne dafs sie einen Zweig berührt,
und verstärkt man den Strom bis zu der angegebenen Grenze, so findet man
bei der Prüfung mit einem Galvanometer, dafs die Metallplatte ein Potential
besitzt, das dem der negativen Elektrode gleicht. Man erklärt dies so, dafs
die den Bügel verlassenden Kohletheilchen mit negativer Elektricität geladen
sind und durch ihr Antreffen an die Metallplatte deren Potential bis auf das
ihr negativen Elektrode erhöhen. Wird zwischen die Metallplatte und den
negativen Zweig des Bügels ein nichtleitender Schild eingefügt, so bemerkt
man die Erscheinung nicht, und ebenfalls nicht, wenn die Metallplatte so ge-
stellt wird, dafs der Weg vom Bügel zu ihr keine gerade Linie ist. Es ist
daher anzunehmen, dafs die Kohletheilchen in geraden Linien vom negativen
Zweige des Bügels fortgeschleudert werden und mit negativer Elektricität ge-
laden sind.
Die negative Ladung der Kohletheilchen erklärt man so: Beim Fort-
schleudern werden die Theilchen durch Intl'uenz vom elektrostatischen Felde
geladen und ihre positive Elektricität wird — nach Guthrie's bekanntem Satze —
ihnen durch die rothglühende Kohle entzogen. Aus diesen Versuchen folgt
auch, dafs das Potential im gröfseren Theile des Bügels dem der negativen
Elektrode gleichkommt.
In Bogenlampen beobachtet man, wenn man den Raum zwischen den beiden
Kohlenpoien mit einem feinspitzigen Leiter sondirt. dafs das Potential des
Bogens für den gröfseren Theil seiner Länge dem der negativen Kohle gleicht.
Kleinere Mittheilungen. 383
und dafs das Potential sehr rasch steigt an einem Punkte, welcher der positiven
Kohle äul'serst nahe liegt. Auch ist bekannt, dal's Kohletheilchen von der
negativen Kohle fortgeschleudert werden, und es wird vennuthet, dafs der bo
gebildete, ähnlich wie in einem Sandgebläse wirkende Strahl den hohlen Krater
in der positiven Kohle bildet. Die Temperatur des Bogens ist am gröfsten
gerade in dem hohlen Krater, und daran mag das Auftreffen der fortgeschleu-
derten Kohletheilchen Schuld sein.
Der Assistent Bäte des Dr. Fleming hat entdeckt, dafs die Edwon-Wirkung
in der gewöhnlichen Luft ebenso gut, wie im luftleeren Räume hervorgebracht
werden kann, doch dauerte in diesem Falle die Wirkung nur einen Augen-
blick, weil der Kohlenbügel da so rasch zerstört wird.
Untersuchung eines Kalkes aus dem Kalkwerk Schulz zu Soetenich
i. d. Eifel.
Die Analyse des Kalkes, ausgeführt in der chemisch-technischen Versuchs-
anstalt, ergab:
Feuchtigkeit (bei 1050 C. bestimmt) .... 0,88 Proc.
Wasser (chemisch geb.) 16.57 „
Kieselsaure (lösliche) 9,09 „
Kalk 66,07 .,
Magnesia 1,42 „
Thonerde 2,72 „
Eisenoxyd 0,85 „
Alkalien 0,82 „
Schwefelsäure 0,45 „
Kohlensäure 1,55 „
Phosphorsäure Spuren
100,42 Proc.
Der Löschprozefs begann 1 Minute nach erfolgter Anfeuchtung des Kalkes
und war 6 Minuten darauf beendet; er beanspruchte 30,85 Proc. Wasser und
verlief ohne steinige Rückstände zu hinterlassen. Das specifische Gewicht
des geglühten Kalkpulvers ist 2,381. Ueber die Festigkeitsversuche sei fol-
gendes bemerkt: Die Zugproben, welche 90 Tage lang an der Luft erhärteten,
erreichten die höchste Zugfestigkeit, nämlich 15k auf lqom (Mischung: 1 Gew.-Th.
Kalkpulver und 3 Gew.-Th. Normalsand, 13 Proc. Wasser). Nächstdem er-
reichten Proben aus 1 Gew.-Th. Kalkpulver und 5 Gew.-Th. Neuwieder Bims-
sand bei 8,5 Proc. Wasser, welche die ersten drei Tage an der Luft, dann unter
Wasser erhärteten (ebenfalls im Ganzen 90 Tage) die höchste Zugfestigkeit:
14M)5 auf lqcm. Die Druckfestigkeit war bei letzterer Probe am gröfsten.
nämlich il2.7.
Prof. Dr. Böhme (Mittheilungen aus den Königl. techn. Versuchsanstalten zu
Berlin, 1890 Jahrg. 8 S. 106). 11.
Darstellung eines sehr wirksamen Platinmohrs.
0. Loeu> Lösl 50^ Platinchlorid in wenig Wasser (zu 50 bis 60cc)1 mischt
mit 70cc eines 40 bis 45procentigen Forraaldehyds (die chemische Fabrik Seelze
bei Hannover [Merklin und Lösekann] liefert das Kilo zu 8 M.) und fügt dann
50g Aetznatron im gleichen Gewicht Wasser gelöst unter guter Kühlung zu,
wobei der gröfste Theil des Metalles sich ausscheidet. Nach 12 Stunden wird
filtrirt und ausgewaschen, bis der gröfste Theil der Salze entfernt ist, wonacli
eine tiefschwarze Flüssigkeit, die von dem feinen Schlamm etwas löst, abläuft.
Mau unterbricht das Auswaschen einige Stunden, bis ein im Schlamm sich
einstellender OxydatiODSprozefs beendet ist, worauf das Filtrat farblos abläuft.
Der Schlamm ist bis zur Entfernung jeder Spur Chlornatrium auszuwaschen,
abzupressen und über Schwefelsäure zu trocknen. (Berichte der Detitschen che-
mischen Gesellschaft. 1890 Bd. 23 Nr. 3 S. 289. i
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Anleitung zum Linearzeichnen. 3. Heft. Die weitere Ausführung der
rechtwinkeligen Projektionsart, nebst einem Anhang über die pro-
jekti vischen Verwandtschaften der neueren Geometrie und insbesondere
über die centrische Collineation und Affiuitiit, als Lehrmittel für
Lehrer und Schüler von G. Delabar. Mit 183 Figuren und 40 lithogr.
Tafeln. 2. Auflage. 5 Mk. Freiburg i. B. Herder" s Verlag.
Das vorliegende Heft enthält denjenigen Theil der Zeichenkunst, in
welchem jeder Techniker sich eine gewisse Geläutlgkeit anbedingt erwerben
mufs, wenn er sich beim Entwerfen einigerraafsen frei bewegen will. Die
Schnitte, Abwickelungen, Durchdringungen verschiedenartiger Körper, sowie
die Anwendung derselben auf Construction von Dächern, Rubren und Karten.
sind hier gründlich behandelt. Der Anhang wird den Freunden der neueren
Geometrie sehr willkommen sein.
Neuere Dampfkessel-Constructiouen und Dampfkessel-Feuerungen mit
Rücksicht auf Rauchverbrennung. Herausgegeben vom Verbände
deutscher Dampfkessel -Ueberwachungs -Vereine. Berlin. P. Stan-
kiewicz1 Verlag. 50 Blätter (40 + 50cm). 40 Mk.
Von verschiedenen Seiten ist angeregt worden, die auf der Deutschen
Ausstellung für Unfallverhütung ausgestellt gewesenen und prämiirten Zeich-
nungen zu veröffentlichen. Diesen Wünschen entsprechend, hat der Verband
deutscher Dampfkessel -Ueberwachungs -Vereine die Veröffentlichung einer
passenden Auswahl von Zeichnungen bewirkt.
Das Werk enthält: Flammrohrkessel, Flammrohrkessel mit vorgehenden
Heizröhren, Doppelkessel, Walzenkessel in Verbindung mit Röhrenkesseln,
Wasserrohrkessel, Schiffskessel und rauchfreie Dampf kesselfeuerungen, meistens
nach praktischen Ausführungen.
Die in guten Lithographieen ausgeführte Sammlung wird in zwei Ausgaben
geliefert und zwar als Atlas in Calico gebunden und als lose Blätter in Calico-
Mappe, und kann allen denen, die sich mit dem neueren Kesselbau bekannt
machen wollen, bestens empfohlen werden. Die Zeichnungen sind wegen
ihrer Ausführlichkeit ohne Text verständlich und enthalten, wo es wünsehens-
werth erschien, die Einzelconstructionen in Nebenfiguren vergröfsert dargestellt.
Schlofs-Constructionen. Ausgeführt mit Zugrundelegung von Verhältnifs-
zahlen. Vorlegeblätter zum Gebrauche an gewerblichen Fortbildungs-
schulen, Handwerker-, Gewerbe-, Fach- und Werkmeisterschulen.
Herausgegeben von J. Hoch. 1. Theil. Schlofstheile und einfache
Schlösser. 16 Tafeln in Farbendruck mit erklärendem Text. Leipzig.
J. M. Gebhardfs Verlag.
Das Werk wird den im Titel ausgesprochenen Zweck vollständig erfüllen,
da die Tafeln in Anordnung und Ausführung musterhaft erscheinen. Die
Umgrenzungslinien sind, wie es bei sauberen Zeichnungen in der Praxis üblich
ist, mit Materialfaxben hervorgehoben, auch sind die Mal'se in gut angeord-
neten blauen Mittel- oder rothen Mafslinien eingetragen. Solche Vorlagen
zwingen geradezu den Schüler zu Sorgfalt und Sauberkeit. Der Text konnte
wegen der Ausführlichkeit der Zeichnungen sehr kurz gehalten werden.
Lehrbuch der technischen Chemie von Dr. H. Ost. Berlin. Oppenheim.
I Vgl. 1890 275 604.)
Mit dem vorliegenden Nachtrage, welcher einen kurzen Abrifs der Me-
tallurgie von Dr. Kollbeck enthält, ist das empt'ehleiiswerthe Werk abgeschlossen.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Neuerungen an Dampfkesseln. 385
Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 257 d. Bd.)
Mit Abbildungen aul Tafel 20 und 21.
Die gröfsere Mehrzahl von Neuerungen an Dampfkesseln bezieht
sich auf die Kessel nach dem /?oof .sehen System (die Wasserrohr- oder
unexplodirbaren Kessel). In jeder Richtuug werden Verbesserungen an-
gestrebt, in der Verstärkung des Wasserumlaufes, der Dampfüberhitzung
bezieh. Trocknung, der besseren und handlicheren Gestaltung der Einzel-
theile, der Vermeidung von Spannungen in Folge der Erwärmung. Die
Feinheiten in der Unterscheidung der verschiedenen Oonstructionen
werden stetig ausgebildeter, so dafs es in einzelnen Fällen schwierig
ist, die Neuerungen als solche zu erkennen.
Eine Reihe von zum Theil guten Beispielen von Wasserröhren-
kesseln gab die Pariser Ausstellung. Hier traten den unexplodirbaren
Kesseln gegenüber die anderen ganz in den Hintergrund, wenngleich
hervorragende Neuerungen nicht vertreten waren. Bemerkenswerth sind
auch die in Nachstehendem erwähnten Versuche, die Wasserröhren-
kessel in den Hüttenbetrieb einzuführen, wo sie bisher wegen des ge-
ringeren Wassergehaltes und in Folge dessen geringeren Befähigung,
als Wärmespeicher zu dienen, als nicht verwendbar galten. Der Bericht-
erstatter mufs allerdings gestehen, dafs die einschlägigen Mittheilungen
seine Bedenken noch nicht ganz beseitigen konnten.
Höhrenkessel von Montttpet. Auf der Pariser Ausstellung war in der
elektrischen Abtheilung ein Kessel nach MontapeCs Bauweise die ganze
Ausstellungszeit hindurch in regelmäfsigem Betriebe. Bei diesem Kessel
sind, um allen durch die Wärme bewirkten Ausdehnungen freien Spiel-
raum zu gewähren, gewellte Röhren (Fox) verwendet worden. Der
Kessel besteht in seinem oberen Theile aus einem Längskessel (Fig. 1
und 2), welcher an beiden Enden mit einem Querkessel verbunden ist,
so dafs der obere Theil ein doppeltes X bildet. Das Bündel der Heiz-
röhren mündet an der vorderen und hinteren Seite des Kessels in kasten-
förmige, schmiedeeiserne mit 20 bis 30al abgeprefste Behälter, welche
die gruppenweise angeordneten Röhren aufnehmen. Die vorderen Kästen
sind mit dem vorderen Querstücke des Oberkessels durch gewellte
Röhren verbunden. Ebenso sind theilweise gewellte Röhren an dem
hinteren Querstücke angebracht, welche an beiden Seiten zu dem Speise-
bezieh. Schlammrohre herunterführen. Auf diese Weise ist das ganze
Kesselsystem frei beweglich. Die Ummantelung besteht an den Seiten-
flächen aus .stärkerem, an der Rückwand aus schwächerem Mauer-
werke: der Abschlufs an der Stirnwand wird durch ein gufseisernes
gefälliges Geschränk gebildet. Um die Heizröhren leicht zugänglich zu
machen, sind an der Stirn- und Hinterfläche Doppelthüren angeordnet.
OinKler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 9. 1890/111. 25
386 Neuerungen an Dampfkesseln.
Die Feuerungsgase werden durch g'ufseiserne Platten mehrfach an den
Heizröhren vorbei geleitet, so dafs sie auf ihrem langen, zickzack-
förmigen Wege ihre Wärme möglichst wirksam abgeben können. Der
dargestellten Anordnung nach mufs der Wasserumlauf recht lebhaft
CT CT
sein. Zur Vorsicht sind die vorderen, wellenförmigen Röhren innerhalb
des Oberkessels weiter hinaufgeführt und münden hier in Röhren von
rechteckigem Querschnitte. Hierdurch soll sowohl jeder Wirbel ver-
hindert werden als auch das Mitreifsen des Kesselwassers. Zu dem-
selben Zweck ist auch der Dom durch einen beweglichen Deckel ab-
geschlossen. Auf die kleinen Vortheile in der Constructiou ist möglichst
Rücksicht genommen, wobei erwähnt sei, dafs die zur Aufnahme der
Heizröhren bestimmten Ausbohrungen der Kesselwände in der Mitte
des Fleisches mit einer Hohlkehle versehen sind, in welche die Rohr-
enden hinein gewalzt werden. Die einzelnen Theile des Kessels sollen
der Leichtigkeit des Transportes wegen das Gewicht von 70k nicht über-
steigen.
Der Ausstellungskessel hatte nachfolgende Abmessungen: Ganze
Länge 5030mm, Breite 2200mm, Höhe 4500mm, Anzahl der Heizröhren 48,
Länge derselben 4000mi", Durchmesser 100n,m , Rostfläche l«im,9, feuer-
berührte Kesseltläche 80'im, gesammte stündliche Dampfmenge 800k.
Der Z)j.ron-Kessel, welcher von der Cleveland Bridge and Engineering
Company, Darlington, hergestellt wird (Fig. 3 und 4), zeigt sorgfältig
angeordnete Einzelconstructionen. Der cylindrische Oberkessel D ist zur
Hälfte vom Wasser gefüllt und hat in der Nähe des hintereu Endes
eine im Scharniere bewegliche Klappe, deren oberer fester Theil durch-
locht ist. Das Speisewasser tritt in der Nähe dieser Platte durch ein
perforirtes Rohr ein und wird bei seinem Eintritte auf die Temperatur
des Kesseldampfes erhitzt. Der dabei pulverförmig ausgeschiedene Kessel-
stein wird durch das Rohr Q in den Filtrirraum F geleitet, in welchen
es durch eine Siebplatte einsteigt und daselbst eine Lage von Koks
durchstreicht. Etwaiger Schaum wird aus dem Räume D an der Spitze
des Rohres 5 gesammelt und nach unten geführt. Die Verunreinigungen
können durch den Hahn bei H abgelassen werden. Die Abstellung des
Filters wird durch das Ventil V bewirkt. Der gewöhnliche Umlauf
des Kesselwassers wird durch das Rohr P vermittelt. Zum Zwecke der
Reinigung des Filters wird das Ventil V geschlossen, so dafs bei Er-
öffnung des Ablafshahnes das Filter in der Richtung von oben nach
unten durchströmt wird.
Die Verbindung des vorderen Kesselraumes H mit dem Dampf-
raume D ist so weit gemacht, dafs der Querschnitt der Rohre in dieser
Verbindung wiedergegeben ist. Es ist also hier, ebenso wie bei dem
hinteren flachen Theile des Kessels, wo dieselbe Vorsicht gebraucht
wurde, jede Drosselung des Dampfes vermieden. Die Dampfzüge sind
in den Nebenfiguren dargestellt.
Neuerungen an Dampfkesseln. 387
Der Kessel von Pressard, welcher ebenfalls auf der Pariser Ausstellung
in Betrieb war, zeigt einige Eigenthümlichkeiten. Die Röhren desselben
haben verschiedenen Durchmesser und verschiedene Anordnung, indem
die in der Nähe der Feuerung befindlichen Röhren gröfser sind (Fig. 5
und 6) und über einander liegen, während die höher gelegenen kleineren
schräg über einander gestellt und gegen einander versetzt sind , wobei
sie durch schräg liegende Verbindungsstücke unter einander verbunden
sind. Hierdurch soll bei den unteren Röhren, welche eine besonders
starke Dampfentwickelung zeigen, das Entweichen des Dampfes in den
Dampfraum erleichtert werden. Der Erlinder betrachtet {Revue in-
dustrielle, 1889 S. 281) die kleineren Röhren mehr als Erhitzer, während
er den gröfseren Röhren hauptsächlich die Dampfentwickelung zutheilt.
Wir wollen jedoch den in der Quelle dargelegten Gedankengang, als
unerheblich, nicht weiter verfolgen.
Der in der Zeichnung dargestellte Kessel soll 1000k Wasser in der
Stunde verdampfen. Weitere Angaben sind: Röhrendurchmesser 120
und 75niD\ Heizfläche 70'im,232, 67 bis 100 H3, Aufstellungsraum
1860 X 2900mn>.
Besondere Vorsicht verwendet G. Tangye in Soho Staffs bei seinem
Englischen Patente vom 20. November 1889 auf die Verbindung des
Heizrohrsystemes mit dem Oberkessel. Die Heizröhren e liegen nach
Fig. 8 und 9 zu je vier Stück über einander und münden je in ein ge-
meinschaftliches Rohr d. Letzteres ist mittels eines Stutzens d2 mit dem
Oberkessel c verbunden. An der Verbindungsstelle ist um die Kessel-
wand f noch ein zweites Blech g genietet, so dafs hier zwei Wände
die Dichtung mit d2 bilden. Hierdurch wird eine gute Befestigung gegen
die von der Hitze bewirkten Spannungen und Verschiebungen bewirkt.
Die in Paris von Knap ausgestellten Roof sehen Kessel zeigen nichts
Bemerkenswertes. Der gröfsere derselben hatte 1500 Quadratfufs
(139cim) Heizfläche in den Rohren, war für 150 EP construirt und be-
stand aus 105 Heizröhren von 5 Zoll Durchmesser, die in 15 Reihen,
zu je 7 Stück über einander befindlich, augeordnet waren. Der Kessel
war von der französischen Aufsichtsbehörde für den Maximaldruck von
150 Pfd. auf den Quadratzoll (10at,5) concessionirt und verdampfte bei
gewöhnlichem Betriebe 7000 Pfd. Wasser in der Stunde (3175k), der
kleinere Kessel war für 20 EP construirt, in der Weise des gröfseren
angeordnet, jedoch mit Gufsplatten ummantelt. Bezüglich der Verbin-
dungsweise der Theile und der Vorrichtung zur Ermöglichung der freien
Ausdehnung und der Leichtigkeit der Verfrachtung zeigten diese Kessel
alle übliche Fürsorge; auch war besonderer Werth darauf gelegt, die
einzelnen Stücke rasch auswechseln zu können.
Bei dem Wasserröhrenkessel mit durch die Wasserröhren gehenden
Heizröhren der Firma Dayde und Pille und Elienne Lagosse in Paris
(D. R. P. Nr. 48295 vom 22. December 1888) sind die Doppelröhren in
388 Neuerungen an Dampfkesseln.
zwei über einander liegenden, gegen einander geneigten Bündeln an-
geordnet. Die zickzackförmig sich am Kessel hinaufziehenden Verbin-
dungsbüchsen verändern ihren Querschnitt entsprechend dem in jeder
Röhrenlage in die nächstfolgenden Röhren überzuführenden Wasser- und
Dampf volumen.
Ein mit diesen Neuerungen ausgestatteter Röhrenkessel ist in Fig. 11
biß 19 Taf. 21 veranschaulicht.
Der Kessel besteht (s. Fig. 12) aus zwei oberhalb der Feuerung A
über einander angeordneten Röhrenbündeln, von denen das untere von
hinten nach vorn ansteigt, das obere dagegen von hinten nach vorn sich
senkt. Jedes Einzelrohr ist aus zwei concentrischen Röhren H und C zu-
sammengesetzt (Fig. 15 und 16). Das innere Rohr B geht auf der Vorder-
wie auf der Hinterseite des Kessels durch die Verbindungsbüchsen fund D
hindurch und ist zur Abdichtung mit einem conisch gestalteten Ansätze
durch eine entsprechend conische Oeffnung in der Büchsenaufsenwand
hindurchgesteckt. Mittels der Mutter B und des durch den an D festen
Bügel F hindurchgesteckten T-Schraubenbolzens G wird das Rohr an-
gezogen, indem der Bolzen G mit seinen Flügeln in Löcher des Röhren-
endes fafst (Fig. 15 und 16). Durch diese inneren Röhren strömen die
Feuergase, deren freier Austritt in den nach der Esse führenden Zug Z,
in welchen ihr hinteres Ende hineinragt, durch entsprechend grofse seit-
liche Ausschnitte ermöglicht ist. Die umgebenden Röhren C münden
vorn und hinten in die Büchsen E und Z>, mit deren Innen wandung sie
dicht verbunden sind. Der B,aum zwischen D und C dient zur Wasser-
circulation bezieh. Dampfbildung.
Die Röhren des unteren Bündels sind gegen einander versetzt an-
geordnet, so dafs zickzackförmige senkrechte Reihen entstehen, und
hinten münden die Röhren jeder Reihe in eine im gleichen senkrechten
Zickzack laufende Büchse D (Fig. 17 und 18). In der Längsrichtung des
Kessels wird der Büchsenquerschnitt immer enger, so zwar, dafs er in den
verschiedenen Einmündungshöhen der Röhren C genau den Raum darbietet,
welcher dem Volumen des in die betreuenden Röhren zu speisenden
Wassers entspricht. Sämmtliche Büchsen D des unteren Bündels com-
municiren unten mit einem Wassersammler I mittels eines doppelt-
conischen Verbindungsstutzens J. Der Sammler ist durch selbstschliefsende
Pfropfen für die Reinigung zugängig.
An der Vorderseite ist je eine Büchse E für die über einander
stehenden senkrechten Zickzackreihen beider Röhrenbündel vorgesehen,
die von der untersten nach der obersten Röhre des unteren Bündels an
Querschnitt zu-, indefs von der untersten nach der obersten Röhre des
oberen Bündels wieder an Querschnitt abnimmt, so dafs in den einzelnen
Höhenlagen der Röhren der Büchsenquerschnitt wiederum proportional
dem Wasser- und Dampfvolumen ist, das hier übertreten soll.
Die hinteren Büchsen D für das obere Röhrenbündel sind wie die
Neuerungen an Dampfkesseln. 389
des unteren Bündels angeordnet, nur nimmt ihr Querschnitt nach oben
hin zu. Jede obere Büchse D ist durch ein Rohr L mit dem Dampf-
uud Wasserreservoir M in Verbindung, von welchem aus seitlich Röhren
nach dem Sammler / gehen.
Eine Zwischenwand N hält die beiden Röhrenbündel am hinteren
Ende in einem bestimmten Abstand von einander.
Der Betrieb des Kessels ist folgender: Das Wasser steigt aus dem
Sammler 1 in die Büchsen D und durchströmt von hinten nach vorn
die ringförmigen Siederäume des unteren Röhrenbündels. Auf diesem
Wege tindet in Folge der direkten Einwirkung der Feuerung eine leb-
hafte Dampfentwickelung statt. Das Wasser und der Dampf treten
durch die Büchsen E an der Vorderseite in die ringförmigen Kanäle des
oberen Röhrenbündels und strömen durch diese von vorn nach hinten
in die oberen Büchsen Z>, aus denen die Röhren L sie in das Reservoir M
treten lassen. Auf dem Wege durch das obere Bündel wird der gröfste
Theil des im unteren Röhrenbündel nicht verdampften Wassers in
Dampf umgewandelt. Ein auf die Mitte von M gesetzter Dom führt
den Dampf nach einem auf der Kesseloberseite angeordneten Ueber-
hitzer P.
Die Verbrennungsgase schlagen senkrecht nach oben, umspülen die
Röhren beider Bündel auf der Aufsenseite, ziehen, wie durch Pfeile
angedeutet, nach der Vorderseite des Kessels in den Zug L{ und ver-
teilen sich von hier in die inneren Röhren B beider Bündel, um durch
dieselben in einen nach der Esse führenden Zug Z abzuströmen, nachdem
sie so die Bündel von aufsen und innen erhitzt haben.
Die direkt über dem Herde liegende Röhrenlage des untersten
Bündels kann zweckmäfsig aus einfachen, möglichst eng an einander
gerückten Röhren von kleinerem Durchmesser zusammengesetzt werden.
Der Kessel von Joseph Philippe Bordone in Paris- Batignolles (D.R.P.
Nr. 50200 vom 15. Mai 1889, Zusatz zu Nr. 44426) zeigt eine Abände-
rung des Wasserröhrenkessels in der Art, dafs die Heizfläche weiter
vergröfsert und dadurch eine noch stärkere Dampfentwickelung erhalten
wird. Diese Abänderung besteht in einer neuen Anordnung des Rostes
oberhalb der Verbrennungskammer in der Weise, dafs die entwickelte
Flamme von oben nach unten gezogen wird und hierbei nicht allein
die Zwischenwandungen, sondern auch die untere Fläche des Rostes
bestreicht.
Fig. 20 zeigt den Längsschnitt eines Wasserröhrenkessels. Fig. 21
ist ein Querschnitt durch die Mitte dieses Kessels sowie eine Vorder-
ansicht desselben. Fig. 23 zeigt ein Stück des Rostes in gröfserem
Mafsstabe.
Der Wasserrost besteht aus zwei gelochten, durch die stumpf ab-
geschnittenen Rohre E verbundenen Platten P (Fig. 23). Die kleineren
Oeffnungen dieser Rohre befinden sich an der oberen Seite.
390 lerungen an I)uni|>i'kesseln.
Die vordere und die hintere Seite der Verbrennungskammer, welche
Bicfa über die ganze Breite des Kessels erstrecken, werden hier durch
fünf Kasten gebildet . «reiche das Wasser aufnehmen und in ihrer
Laufrichtung über einander angeordnet sind. Auf den oberen Kasten
ist der Wa>serrost (i mit beliebiger Neigung gelegt, so dafs letzterer
die Verbrennungskammer in ihrer ganzen Ausdehnung bedeckt. Jeder
vordere Wasserkasteu ist mit dem hinteren \Va>-erkasten durch zwei
Reihen Siederohre vereinigt, welche unter gewissen Zwischenräumen
und zu einander versetzt die Verbreunungskammer durchziehen. Diese
Kammer ist auf beiden Seiten durch eine mit Siederöhren ausgerüstete
Wand geschlossen, von denen das unterste Siederohr sich auf den unteren
Kanal D stützt, welcher direkt zum Abzüge H führt. Oberhalb, auf
den Seiten des Rostes, sind die beiden Dampfsammler R R angeordnet,
deren hintere Enden durch einen dritten, quer liegenden Behälter ver-
einigt sind und so einen grofsen Sammelraum bilden. Von diesen drei
Behältern H gehen vorn und hinten je zwei Bohre T nach unten und
sind durch die Rohre (4 direkt mit dem Roste G und den Kasten L
verbunden. Zur Seite der Rücklaufrohre T sind die Wiedererhitzer Q
angeordnet, welche mit den Dampfsammlern R durch die Rohre q derart
in Verbindung stehen, dafs alle Theile des Kessels sich unter gleichem
Drucke befinden. Die Rohre q des hinteren Erhitzers bestimmen den
Wasserstand in den Behältern R und die vorderen Erhitzer communiciren
durch die Rohre ry, mit den hintern.
Der Raum zum Feuern wird von dem freien Räume gebildet, welcher
sich zwischen den Behältern R befindet und durch ein Gewölbe V ab-
geschlossen ist. Hier erfolgt die Zuführung der Brennstoffe zum Roste.
Die von oben nach unten schlagenden Verbrennungsgase umspülen die
Siederohre, die Wasserkasten und die Verbiudungsrohre, indem sie
der Pfeilrichtung folgen, und gelangen in den zum Abzüge führenden
Kanal.
Die weiten Oeffnungen des Rostes sind nach unten gerichtet, um
ein Verstopfen zu vermeiden. Sie gestatten eine leichte Reinigung. Um
die Verbrennungskammer von der durch den Rost fallenden Asche und
Schlacke reinigen zu können, sind geeignet gestaltete Reinigungsöffnungen
angeordnet. Ein Dampfstrahl und eine Bürste genügen zum Reinigen
der Siederohre.
Eine Umhüllung des Dampfsammiere von Wasserröhrenkesseln mit
einem Röhrenbündel ist dem Königl. Büttenamt in Gleiwitz patentirt
(D. R. P. Nr. 48226 vom 26. Februar 1889). Zwecks Klärung des Dampfes
und Abscheidung des Schlammes ist nach Fig. 1» Taf. 20 der Wasser- und
Dampfsammler des Wasserröhrenkessels von Babcock und Wilcox von
den Blechkasten B /?, und den letzteren verbindenden Wasserröhren w to(
umgeben.
Der Sammler wird gespeist, während der Dampf aus demselben
Neuerungen an Dampfkesseln. 391
durch zahlreiche Durchbohrungen b b in den oberen Theil des Kastens B{
und dann durch die Röhren w{ u>, abgeleitet wird.
Das aus den Wasserröhren W durch die Kopfstücke K kommende
Oemisch von Wasser und Dampf kommt in dem unteren Theile des
Kastens B zur Ruhe. Der abgeschiedene Dampf geht durch die Löcher dii
über dem Wasserspiegel in den Sammler, sowie durch die höchst ge-
legenen Röhren w w in den Kasten B{ ; der kleinere Theil des Wassers
wird durch die Löcher cc in die Sammler mitgerissen und durch cx c{
abgeführt, während der gröfsere Theil desselben nebst einem kleinen
Theil Dampf durch die unterhalb des Wasserspiegels liegenden Röhren ivw
in den Kasten B{ gelangt, von wo es, befreit von dem durch die Löcher d{ d{
in den Sammler entweichenden Dampftheil, durch die Kopfstutzen K
in das Röhrenbündel W zurückfliefst. Vor seinem Ausflusse durch K
iindet jedoch eine Ablagerung von Schlamm und Kesselstein in der
unteren stumpfwinkligen Erweiterung des Kastens B{ statt.
Eine Beschleunigung des Umlaufes in Wasserröhrenkesseln will die
Rheinische Röhrendampfkesselfabrik A. Büllner und Co. in Uerdingen
dadurch erreichen, dafs sie nach D. R. P. Nr. 48737 vom 28. Februar 1889
au ihren gewöhnlichen Röhrenkesseln einen röhrenförmigen Kanal durch
den Oberkessel legt und dadurch den aus dem Unterkessel aufsteigenden
Strom von Wasser und Dampf zu dem fallenden Wasserstrome hinüber-
leitet. Der röhrenförmige Kanal, der entweder in gleichmäfsiger Weite
oder mit sanften Querschnittsveränderungen angeordnet ist, ist in seinem
oberen und unteren Theile mit Löchern oder Schlitzen versehen, welche
den Dampf nach oben entweichen lassen und dem mitgeführten Schlamme
einen Ausweg nach unten gestatten. Um den Wasserumlauf da, wo er
am stärksten sein sollte, direkt über der Feuerung, möglichst zu ver-
stärken, sind an dieser Stelle in die Rohre Kerne eingesetzt, welche au
beiden Enden zugespitzt sind, um einen Wasserstofs zu vermeiden. Diese
Kerne verengen den freien Querschnitt der Rohre bis ungefähr auf das
Mafs des mittleren Querschnittes des vorerwähnten Kanales.
Das Ergebnifs dieser Einrichtung soll eine vergröfserte Leistung des
Kessels sein, auf Grund der Annahme, dafs die Wärmeüberführung in
hohem Mafse von der Stromgeschwindigkeit abhängt, ferner eine ver-
stärkte Kühlung und damit Schonung der Kesselrohre, verringerte Kessel-
steinablagerung in den Rohren, sowie vergröfserte Trockenheit des
Dampfes in Folge der gröfseren Gleichmäfsigkeit in der Entwicklung
und dem Austritte des Dampfes.
Denselben Zweck suchen L. und C. Steinmüller in Gummersbach
durch das D. R. P. Nr. 48590 vom 20. März 1889 zu erreichen, nach
welchem sie durch die Anordnung eines Kastens oder eines Röhreu-
systems über dem Wasserspiegel im Oberkessel, sowie durch eine
Platte oder ein Röhrensystem unter dem Wasserspiegel einen ruhi-
geren Umlauf bei plötzlichen Dampfentwickelungen erzielen wollen.
392 Neuerungen an Dampfkesseln.
Wegen der einzelnen Stücke müssen wir jedoch auf die Patentschrift
verwei.-rn.
Eine Regelung des Wasserumlaufes zum Zwecke der Erzielung
trockenen Dampfes will F. Seegner in Bulmke ( I>. K. P. Nr. 47 897 vom
1. Januar 1889) dadurch erzielen, dafs er an der Stelle, wo das Wasser-
umlaulrohr sich von dem Oberkessel abzweigt, um den Umlauf dem
unteren Ende des Röhrenbündels zuzuführen, ein Absperr- und Stell-
veutil anordnet, welches vom Oberkessel aus durch Stellrad zu regeln
ist. Es wird allerdings durch diese Vorrichtung der Umlauf des Wassers
verlangsamt und der Dampf vielleicht für kurze Zeit trockener. Wir
sind jedoch der Meinung, dafs man sich die anerkannten Vortheile eines
lebhaften Umlaufes nicht soll entgehen lassen.
Ueber den Kessel von Hanrez berichteten wir bereits 1889 271*337.
Die Eigentümlichkeit desselben besteht darin, dafs die Röhren eine
sehr steile Lage haben, um hierdurch ein rascheres Entweichen des
Dampfes zu ermöglichen, als dies bei Röhren mit schwacher Neigung
tliunlich ist, da die Uebertraguug der Wärme an das Wasser bei
weitem rascher erfolgt als an eine Mischung von Dampf und Wasser
oder gar an Dampf allein. Auch ist wegen des lebhafteren Wasser-
umlaufes ein Entleeren und demzufolge ein Ueberhitzen des Rohres aus-
geschlossen. Als weiterer Vortheil wird in einem Vortrage von Tahon
in Revue universelle des Mines, 1890 Bd. 9 S. 59, angeführt, dafs der
Hanrez sehe Kessel sehr trockenen Dampf liefert. Letzteres wird
noch durch die Anordnung eines zweiten Dampfdomes unterstützt, in
welchem bewirkt wird, dafs der vom ersten Dome abgeleitete Dampf
seine Bewegungsrichtung plötzlich ändert, wie die Pfeile es andeuten,
und dabei das mitgerissene Wasser fallen läfst.
Die angedeuteten Vortheile sollen den Kessel nun auch für metal-
lurgische Zwecke geeignet machen, speciell auch für den Puddel- und
Walzwerksbetrieb, in welchem sich diese Sorte von Kesseln bisher
wegen ihres geringen Wasservorrathes, der bekanntlich als Kraftspeicher
betrachtet wird, nicht einbürgern konnten. Da ferner der Kraftbedarf
in den Walzwerken wegen der gröfseren Prutile und der längeren Stäbe
sowohl, als auch wegen des veränderten Walzgutes, welches jetzt viel-
fach Stahl ist und sehr viel mehr Kraft als das weichere Eisen erfordert,
erheblich gestiegen ist, so suchte man Dampf von höherer Spannung zu
verwenden. Auf dem Hüttenwerke l'Alliance in Marchienne wurde nun
ein Versuch gemacht, einen f/anrez'' scheu Kessel hinter einem Ofen auf-
zustellen (Fig. 10 Taf. 20), dessen Herd lm,2 auf 0n>,9, also Mm,8 grofs
ist und auf welchem in 12 Stunden 2500k Kohle verbrannt wird. Der
Kessel hat 90'im Heizfläche, 52 Röhren von 4m,3 Länge und 127mm
Weite, 5cbm Wasserraum, 2clm,,23 Dampfraum. Bei dem ersten Ver-
suche, der 10 Stunden dauerte, wurde mit 2091 k Kohle 13340k Wasser
verdampft, mithin Gk,38 auf das Kilo Kohle und für das Quadratmeter
Spannungsabiall bei lnehrcylindrigen Dampfmaschinen. 393
Heizfläche 14k,82. Der Kesseldruck war im Mittel 3 bis 4at. Bei dem
zweiten und dritten Versuche, welche je 12 Stunden dauerten uud
2500k Kohle erforderten, wurden 15 536 bezieh. 15 912k Wasser ver-
dampft, was einer 6,216- bezieh. 6,36 fachen, also im Mittel beider Ver-
suche 6,30 fachen Verdampfung entspricht. Wagerechte cylindrische
Kessel von der bisher gebräuchlichen Form zeigten eine 1,6- bis 1,9 fache
und mehrere auf demselben Werke aufgestellte Belleville-Kessel eine
3,25 fache Verdampfung. Nach den Mittheilungen des Werksingenieurs
Thibaut hat der erwähnte Kessel seit dem 15. December 1888 stets gute
Ergebnisse geliefert und ist der Zug des Ofens durch denselben nicht
behindert. Auch hat die Reinigung keine Schwierigkeit gemacht; die-
selbe wird täglich zweimal mittels Dampfstrahles bewirkt. Später ergab
ein auf dem Hüttenwerke Providence in Hautmont aufgestellter Kessel
eine 8,9 fache Verdampfung. Ueber Beobachtungen bezüglich der Dampf-
haltung gibt unsere Quelle leider keine Angaben.
Der Spannungsabfall bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen.
Mit Abbildung.
Die unlängst in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure ge-
führten Auseinandersetzungen über den Spannungsabfall bei Zwei-
cylinder-Dampfmaschinen, welcher als ein Dampfersparungsmittel em-
pfohlen wird, und hierbei trotz vielfacher eingehender Erörterungen
eine nicht ganz richtige, zu Fehlschlüssen führende Beurtheilung erfährt,
veranlafste den Prof. Käs das Wesen desselben, sowie seinen Einflufs auf
den Maschineneffect unter Berücksichtigung aller mafsgebenden Haupt-
factoren eingehender zu untersuchen und die Resultate in der Oester-
reichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1890 Nr. 18 S. 201,
niederzulegen.
Der Spannungsabfall, um welchen es sich hier handelt, entsteht,
wie die genannte Zeitschrift berichtet, durch die Vermischung zweier
Dampfmengen von verschiedenen hohen Spannungen. Wird dabei vor-
ausgesetzt, dafs die beiden Dampfmengen trocken sind, und sieht man
von dem während der Mischung sich etwa bildenden Wasser ab, so
resultirt nach dem Spannungsausgleich eine neue Dampfmenge, deren
Volumen gleich ist der Summe der beiden Anfangsvolumen und deren
Spannung zwischen den beiden anfänglichen Spannungen liegt. Die
höher gespannte Dampfmenge mufs hierbei von der anfänglichen auf
die resultirende Spannung expandiren, während die zweite Dampfmenge
(mit der niedrigeren Anfangsspannung) auf die resultirende Spannung
comprimirt wird. Der Spannungsausgleich erfolgt dabei stets unter
Arbeitsverlust, weil der Dampf theil weise ohne Arbeitsverrichtuug ex-
pandirt; dieser Verlust läfst sich rechnerisch bestimmen.
394
Spannungsabfall bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen.
Bezeichnet
v und p{ das Volumen und die Spannung der Dampfmeuge mit
der höheren Spannung,
r und p,2 desgleichen für die zweite Dampfmenge mit der niedri-
geren Spannung,
Pq die nach der Mischung re.sultirende Spannung, so hat
man zunächst
»>Pi+rp2 = (c + r)/»0 1)
dahei
Po
o/>i + rPi
v -\-r
2)
Unter Annahme des Marione sehen Gesetzes ist die während des
Mischungsprozesses bei der Expansion der Dampfmenge mit höherer
Spannung frei gewordene Arbeit
P\
vpi In
Po
dagegen die von der Dampfmenge mit geringerer Spannung aufgenom-
mene Arbeit
Po
rp2 In
l'i
und es gibt die Differenz dieser beiden Arbeiten
vp< In -l — r»,, In —
11 Po - P%
den Verlust, welcher durch den Spannungsausgleich herbeigeführt wird.
Kommt ein solcher Mischungsprozefs während der Arbeitsabgabe des
Dampfes innerhalb der Dampfmaschine vor, so mufs der eintretende
Arbeitsverlust die indicirte Spannung in entsprechendem Mafse ver-
mindern.
Der Spannungsabfall, welcher bei Zweicylinder-Maschinen durch
die Mischung des in dem Hoch-
druekcylinder bereits expan-
dirten Dampfes mit dem Re-
ceiverdampfe veranlafst wird,
entsteht durch übermäfsige Fül-
lung des Niederdruckcylinders,
wobei nach geschehener Ab-
sperrung des Einlafskanales (nach
Beendigung der Füllung des
Niederdruckcylinders) der Re-
ceiverdampf eine niedrigere
Spannung besitzt, als diejenige
des im Hochdruckcylinder ex-
pandirteu Dampfes. Der Spannungsabfall und der ihn begleitende Arbeits-
rerlust wird unter sonst gleichen Umständen desto gröfser sein, je
gröfser die Füllung des Niederdruckcylinders gemacht wird, und wird
Spannungsabfall bei niehrcylindrigen Dampfmaschinen. 395
bei Vollfüllung, wie solche bei den alten Woolf sehen Maschinen durch-
weg üblich war, den gröfsten Werth erreichen.
Bei den nachfolgenden Untersuchungen soll die Heceicer- Woolf sehe
Maschine in Betracht kommen, weil sich bei derselben die Spannungs-
vorgänge bequemer und übersichtlicher analytisch verfolgen lassen, als
bei der Compoundmaschine.
Mit Bezug auf die Textfigur sollen folgende Bezeichnungen ein-
geführt werden:
p die Admissionsspaunung;
p{ die Endspanuungdesim Hochdruckcylinder expandirten Dampfes;
p2 die Spannung des im Receiver nach der Absperrung des Aus-
lafskanales des Hochdruckcy linders verbleibenden Dampfes;
p0 die Spannung nach der Mischung des im Hochdruckcylinder
expandirten Dampfes von der Spannung p, mit dem Receiver-
dampfe von der Spannung p.2.
Für den Fall, dafs im Niederdruckcylinder der Vorderdampf bis
auf die Spannung p0 comprimirt wird, ist pQ zugleich die Anfangs-
spaunung des in diesem Cvlinder zur Wirkung kommenden Dampfes.
D
Das Verhältnifs — soll der ..Spannungsverminderungsgrad1,1, genannt
und mit ß bezeichnet werden.
p3 die Endspannung des Füllungsdampfes im Niederdruckcylinder;
p4 die Eudspannung des im Niederdruckcylinder expandirten
Dampfes;
p5 die Vorderdampfspannung im Niederdruckcylinder.
Alle Spannungen sind in absoluten Atmosphären gemessen.
Ferner sei, wenn das Volumen des Niederdruckcylinders = 1:
v bezieh, r das Volumen des Hochdruckcylinders bezieh. Receivers;
m bezieh. M die Gröfse der schädlichen Cy linderräume, bezogen
auf das zugehörige Cyliudervolumen des Hoch- bezieh. Nieder-
druckcylinders;
/, die verhältnifsmäfsige Hublänge, welche der Kolben des Hoch-
druckcylinders nach Absperrung des Vorderdampfes behufs
Compression desselben bis zum Todpunkte zurückzulegen hat:
l2 desgleichen für den Niederdruckcylinder;
/3 die Füllung des Niederdruckcylinders.
Es soll zunächst angenommen werden, dafs der Vorderdampf so-
wohl beim Hochdruck- als auch beim Niederdruckcylinder bis auf die
Anfangsspannung (pt bezieh. p0) comprimirt wird, so dafs nur ein
Spannungsabfall beim Uebertritt des Dampfes aus dem Hochdruckcylinder
in den Receiver stattfinden kann.
Dann ist entsprechend der Gl. 2 die Spannung nach der Mischung:
_ p2r-f /)tr(l-f m)
Po = j q— : r — oder
:;;it, Spannungsabfall bei mehrcylindrigea Dampfmaschinen.
Pi *" V\\r + r (1 fm)]
und wenn Pq = ß . px
Setzt man einfach
/?[r + p(l + M)]-o(l + "0 _ ^
BO 18<
/;., = «/>,.
Andererseits ist, wenn der Vorderdampf im Huchdruckcylinder auf
die Anfangsspannung fj») comprimirt wird
pm
Vi = /i + tf
sumit
Zur HervorbringuDg eines bestimmten Spaunungsablalles lälst sich die
hierfür erforderliche Füllung /3 des Niederdruckcylinders aus den fol-
genden zweien, ohne Weiteres verständlichen Continuiläts-Gleichungen
bestimmen:
1. pQ [r + 0(1 + m) -f M] =/>3 [/3 (1 - v) + r + « (1 + ») + ^] 6)
2- Mö('i+*0 + r]=j>3[ü(l + m) + r-üf3] • • 7)
welche ergeben, wenn
Po = /?Pi
p3 = «/>,
und r -f- r ( 1 -f- m) -f- M = .4 gesetzt wird :
4)«(l + m) + r-|[o(/1+m)-fr](
/3 = ß- ... 8)
»ii + (l— »)|[i>C<i+»)+r]
Der Spannungsabfall wird vermieden, wenn p2=Pii womit auch
jp0 = Pj wird. Man erhält die betreffende Füllung, bei welcher dies
statttindet, wenn in Gl. 8/?=l und auch ct = l (vgl. Gl. 5) eingesetzt wird.
Es ist dann
, AoQ-IQ
b— vÄ -f (l — t>) [* (/,+«) + r]
hierin ist, da
pa = p,
"ft-1)
Wenn es sich blofs um die summarische Wirkung des Dampfes
innerhalb der Maschine handelt, so ist die Kenntnifs der Füllung /3 und
der Spannung p3, welche nach geschehener Berechnung von /3 aus
Spannungsabfall bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen. 397
Gl. 6 oder Gl. 7 bestimmt werden kann, gar nicht nothwendig; hin-
gegen mufs die Spannung pi bekannt sein, welche sich aus der folgen-
den, ebenfalls leicht verständlichen Gleichung berechnen läfst:
und da
r 4- v (1 + m) + M = A
_p0A- p2 [r -f o (7, -f wi)]
Pi~ "T+Äf 10)
Die Arbeit, welche der Dampf nach dem Austritte aus dem Hoch-
druckcy linder verrichtet, kann man sich aus zwei Antheilen bestehend
denken, und zwar:
1) aus der Expansionsarbeit, welche bei dem Spannungsgefälle von
p0 auf pi diejenige Dampfmenge verrichtet, deren Volumen bei der
Expansionsendspannung pA gleich ist dem in dem Niederdruckcylinder
am Ende des Hubes befindlichen Dampfvolumen 1 -|- M.
Diese Arbeit ist gleich
p4(l+Jf)lÄ
Pi
2) aus der von dem Receiverdampfe verrichteten Arbeit; der letztere
expandirt während der Füllung des Niederdruckcylinders von der Span-
nung 7>0 auf die Spannung p3 und wird nach geschehener Absperrung
des Niederdruckcylinders auf die Spannung p2 verdichtet, was der Wir-
kung nach das Gleiche ist, als wenn der Recei verdampf unmittelbar
von der Spannung p0 auf p2 expandiren würde. Es ist daher die Wir-
kung des Receiverdampfes für den ganzen Kolbenhub gleich
Filr + v^+nWln^,
Vi
welche für den Fall, dafs jeglicher Spannungsabfall vermieden wird
(wenn p0=p2 =V\) = Nu^ und für den Fall, dafs mit Spannungsabfall
gearbeitet wird, derjenigen Wirkung gleich ist, welche bei dem Mischungs-
prozesse der Receiverdampf aufnimmt.
Die auf die Kolbenfläche des Niederdruckcylinders bezogenen, den
einzelnen Dampfwirkungen entsprechenden mittleren specifischen Partial-
spannungen ergeben sich sonach wie folgt:
1) Für die Hinterdampfwirkung des Hochdruckcylinders:
Pl«(l + m)[l+/n^-l 11)
2) Für die subtractive Compressionswirkung des Vorderdampfes im
Hochdruck cylinder:
■ V
— pvm In— 12)
1h
3) Für die Dampfwirkung nach dem Austritte des Dampfes aus
dem Hochdruckcylinder:
/Ml + M)/n^ + Mr + (/,+r„)]/«^ . . . 18)
Fi Pi
398 Spannungsabfall bei mehreylindrigen Dampfmaschinen.
•4) Für die subtractive Vorderdampfwirkung im Niederdruckcylinder:
-[p0Mln& + p5a- /•>)] 14)
hierbei ist
Die Summe aller Partialspannungen gibt die indicirte Spannung
Pi an.
Zur Controle der Rechnung oder behufs Bestimmung der auf die
beiden Cylinder entfallenden Arbeitsantheile erhält man nach voraus-
gegangener Bestimmung von l3 aus Gl. 8 und p3 aus Gl. 6 oder Gl. 7
die den in der Figur bezeichneten Diagrammflächen entsprechenden
mittleren specifischen Partialspannungen aus folgenden Ausdrücken.
Für den Hochdruckcxßindtr:
der Fläche abcde entsprechend: ft 0 (1 -f" m) I l+/n — J,
A p
fgk i •- — P> [r + i- ( /| + '«)] In -A
Ps
„ afie ,, —pvmln—.
P>
Für den Niederdruckcylinder:
der Fläche <//irfA entsprechend: p0 .. In — ,
>»n/*de „ — lp0JW/n^ + p5 (1 — /2) .
Die Summe aller sieben Partialspannungen gibt wie zuvor die in-
dicirte Spannung an.
Um den Einflufs des Spannungsabfalles auf den Effect recht klar
zu zeigen, soll von der Gröfse der schädlichen Cylinderräume zunächst
ganz abgesehen werden; für diesen Fall erhält man bei einer bestimmten
Annahme über ß
Pi) = ßPi
A PI r ßA-V
und aus Gl. 5 a =
r
mit A = v -\- r,
alsdann ist
//, = «/>,.
Wegen m = 0 und M = 0 ist auch /, = 0 und /.2 = 0.
Spannungsabfall bei raehrcylindrigen Dampfmaschinen.
399
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400 Spannungsabfall i»'i mehrcylindrigen Dampfmaschinen.
Ferner ist nach Gl. 8
t. <A-r)
15)
Bi4 + (l-«)|r
und nach Ol. 1<»
Vi = Po A — V 2 ''■
Die mittlere specifische Dampfspannung für die Hinterdampfwirkung
im Hochdruckcvlinder ergibt sich nach Gl. 11 zu
P*=Pl« (1 + '*^'J-
sowie für die Dampfwirkung nach dem Austritte des Dampfes aus dem
Hochdruckcvlinder nach Gl. 13 und 14
Pi Pi
und es ist
/'.• = P* 4- P«
die auf die Kolhenfläche des Niederdruckcvlinder.- reducirte indicirte
Spannung.
In der Tabelle auf S. 399 sind die für die Berechnung der indicirten
Spannung />, mafsgebenden Gröfsen sammt dieser für r == 1, r = v und
r=yl2l\ sowie für ß = l (kein Spannungsabfall), /? = 0,85 (mäfsiger
Spannungsabfall) und für ß = 0,7 (mittelgrofser Spannungsabfall) zu-
sammengestellt. Dabei wurde die Admissiousspannung p = 6at, die
Expansionsendspannung im Hochdruckcvlinder p{ = 2n,,4, die Vorder-
dampfspaunung im Niederdruckcylinder p5 = 0at,2 und die verhältnifs-
mäfsige Gröfse des Volumens des Hochdruckcvlinders v = 0,3 an-
genommen.
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dafs die Gröfse des
Receivers auf die indicirte Spannung uur dann ohne Einflufs ist, wenn
ohne Spannungsabfall gearbeitet wird: ist dieses nicht der Fall, so ist
der durch den Spannungsabfall verursachte Arbeitsverlust um so gröfser,
je kleiner das Receivervolumen ist. Es sind demnach alle Calculationen,
welche unter Zugrundelegung eines unendlich grofsen Receivers gemacht
werden, nicht richtig; für diese Annahme ist überhaupt für den Be-
harrungszustaud der Maschine ein Spannungsabfall nicht recht denkbar.
Die Behauptung, dafs hierbei die Receivergröfse einflufslos ist, ist dem-
nach falsch — ebenso die Behauptung, dafs durch einen gewissen
mafsigen Spannungsabfall eine Erhöhung der Leistung herbeigeführt
werden kann. Der Verlust nimmt continuirlich mit zunehmender Gröfse
des .^pannungsabfalles zu und ist. wie aus der Tabelle zu ersehen ist,
gleich dem durch den Mischungsprozefs veranlafsten Verluste. Die
schädlichen Cylinderräume können, so hinge die zur Wirkung kommende
Dampfmenge und ebenso auch die Compression des Vorderdampfes im
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 401
Niederdruckcylinder die gleiche bleibt, hieran nichts ändern und es
kommt auch bei Berücksichtigung derselben, wie sich nach dem Vor-
stehenden leicht ermitteln läfst, der durch den Spannungsabfall hervor-
gerufene Verlust unverkürzt zum Vorschein, so dafs auch hier durch
denselben nie eine Erhöhung, sondern immer nur eine Herabsetzung
des Maschineneffectes herbeigeführt wird.
Es wird ferner auch angegeben, dafs in Folge der mit Zulassung
eines Spannungsabfalles verbundenen grofsen Druckentlastung ein ent-
sprechendes Nachdampfen von Wasser beim Ausströmen des Dampfes
aus dem Hochdruckcylinder stattfindet, wodurch an Dampf gespart wird.
Dieses Dampfersparungsmittel ist aber sehr problematischer Natur und
kann, so lange dessen Vortheilhaftigkeit durch direkte Dampfconsum-
versuche nicht nachgewiesen wird, durchaus nicht empfohlen werden.
Die bedeutenden ökonomischen Erfolge, welche in den letzten fünf-
zehn Jahren hauptsächlich in Folge der Vermeidung des Spannungs-
abfalls bei stationären zwei- und dreicylindrigen Maschinen erreicht
wurden, sprechen am deutlichsten für die Richtigkeit der jetzigen Be-
triebsweise.
Man wolle daher Gutes durch Fragliches nicht verbessern, und
bleibe deshalb auch ferner bei dem lang bewährten spitzzulaufenden
Indicatordiagramme des Hochdruckcylinders.
Von der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie-
Ausstellung in Bremen 1890.
Die am 31. Mai 1890 eröffnete, aber erst Anfang Juli zur an-
nähernden Vollendung gebrachte Nordwestdeutsche Gewerbe- und In-
dustrie-Ausstellung soll ein Bild von Gewerbe und Industrie der Stadt
Bremen, der Provinz Hannover, sowie des Grofsherzogthums Oldenburg
geben, gleichzeitig aber auch den über Bremen geleiteten Welthandel
in seiner besonderen Eigenart zur Darstellung bringen.
Mit dem 15. Oktober 1889 wurde bekanntlich die freie und Hanse-
stadt Bremen in das Zollgebiet des Deutschen Reichs eingezogen und
dadurch wirtschaftlich wie industriell in engere Fühlung mit ihren be-
nachbarten Gebieten und dem gesammten Reiche gebracht. Die seit-
herige Freihafenstellung Bremens hatte naturgemäfs eine gewisse Ab-
geschiedenheit zur Folge, welche sich weniger in den wirthschaftlichen
Verhältnissen, als in einer gewissen Unabhängigkeit und Specialisirung
des Bremensischen Handwerksbetriebes sichtbar machte. Gestützt auf
altgewohntes Herkommen und gefördert durch die Wohlhabenheit der
Bremer Bürgerschaft entwickelte sich das Handwerk in ganz eigen-
artiger Weise, um besonders im Kunstgewerbe gewisse charakteristische
Dingler's polyt Journal Bd. 277 Nr. 9. 1890/111. . 26
402 Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen.
Kennzeichen auszubilden, welche für die Bremer Verhältnisse eigen-
tümlich sind.
Wesentlich im Hintergrunde steht dem Handwerke gegenüber die
Industrie. Hat die Bremer Bürgerschaft das Handwerk für ihre eigenen
Zwecke des Lebens und der Behaglichkeit grofs gezogen und gestützt,
so lag eine Entwickelung des industriellen Lebens mehr aufserhalb des
Interesses der mafsgebend nur Grofshandel treibenden Kaufmannschaft,
wenn auch nicht verkannt werden darf, dafs die allerjüngste Zeit in
letzterer Beziehung eine wesentliche Wandelung herbeizuführen scheint.
Aber gerade die hier vorgeführte Ausstellung — so unvollkommen
und dürftig sie genannt werden mufs — zeigt das Mil'sverhältnifs zwischen
dem Handwerk, der Industrie und dem Handel. So kernig das erstere
entwickelt ist, so überwältigend der letztere sich darstellt, so kümmer-
lich erscheint die Industrie. Der Sinn für letztere ist eben noch nicht
hinreichend grofs gezogen, um sich mafsgebend namentlich den Handels-
interessen gegenüber geltend zu machen.
Zweifellos erscheint aber die nunmehrige Einbeziehung Bremens in
das deutsche Zollgebiet hinreichende Gelegenheit zu bieten, um offenbar
zu machen, wie sehr sich an einem so hervorragenden Knotenpunkte
des Welthandels eine Industrie zur Verarbeitung der eingeführten Roh-
stoffe nützlich und gewinnbringend bethätigen kann.
Namentlich die hauptsächlichsten Einfuhrstoffe Bremens, wie Tabak.
Reis, Wolle, Baumwolle u. s. w. gewähren die denkbar günstigste Ge-
legenheit zur Entwickelung grofser Industrie, ganz abgesehen davon,
dafs sich im Anschlüsse hieran die Hilfsindustrien, namentlich Maschinen-
fabriken, nothwendig mit zu kräftiger Blüthe entfalten müssen. —
Die Ausstellung hatte ihren Ursprung in sehr stattlichen „kunst-
gewerblichen Weihnaehtsmessenu, als deren Urheber Prof. Beuleaux hin-
gestellt wird. Das glückliche Ergebnifs dieser Messen liefs naturgemäfs
das innerhalb der Mauern jeder gröfseren Stadt herrschende Ausstellungs-
fieber zur freien Entwickelung kommen, so dafs die Thatsache einer
in der Concurrenzhandelsstadt an der Elbe erfolgten Ausstellung mit
Gewalt zur Veranstaltung drängte. Hamburg durfte vor Bremen nichts
voraus haben/
Der vollzogene Akt des Zollanschlusses war eine gute Gelegenheit,
eine Ausstellung zu veranstalten, in welcher eine Vereinigung der nord-
westdeutschen Gebiete, und zwar in den zunächst berührten Interessen
des Handels, der Industrie und des Gewerbes zum Ausdruck gebracht
werden sollte.
£ Dieser Ausstellungsgedanke ist denn nun auch seitens der Kreise
der Bremer Bürgerschaft mit grofser Sympathie aufgenommen und mit
bewunderungswürdiger materieller Hilfe verkörpert worden. Nicht allein,
dafs eine stattliche Garantiesumme schnell gezeichnet wurde, dafs aus-
BChliefelich aus privaten Mitteln rund 50000 M. an Geldpreisen aus-
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 403
gesetzt wurden, nein auch durch prächtige Gestaltung des Ausstellungs-
platzes, der gröfsten Zierde Bremens, wurde der Ausstellung ein Rahmen
gegeben, wie er bisher in Deutschland noch nicht gesehen wurde.
Leider liegt es in den Verhältnissen, dafs dieser prächtige Rahmen
das Bild selbst drückt und fast gar nicht zur Geltung kommen läi'st,
weil eben der Werth von Rahmen und Bild gar zu gewaltig unter-
schieden ist. Andererseits wird aber der Durchschnittsbesucher sich an
diesem Rahmen freuen, sich an dessen herrlicher Gestaltung genügen
lassen und über den Rahmen nicht zur Betrachtung und Prüfung des
Bildes gelangen.
Für die Ausstellung ist der Bürgerpark hergegeben, eine grofs-
artige, besonders durch wasseri'eiche grofse Teiche imponirende und
gefallende Parkanlage in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. In diesen
Park ist ein architektonisch hervorragendes, für spätere Zeiten zu er-
haltendes Gebäude, das sogen. Parkhaus gesetzt, welches der gröfste
Bau des Platzes ist und eine der zahlreichen Restaurationen aufnimmt.
Der Besucher empfängt beim Eintritt in den Ausstellungsraum, der
nebenbei gesagt in seiner Ausdehnung alle seitherigen Ausstellungs-
plätze weit überragt, durch den Anblick dieses fein gegliederten,
monumentalen Parkhauses mit dem vorliegenden grofsen Teiche einen
Eindruck, wie er wohlthuender kaum möglich ist.
Wiederholt mufs darauf hingewiesen werden, dafs die geschickte
Gliederung der Ausstellungsgebäude, die Anpassung an die vorhandenen
Verhältnisse, die Ausnutzung des Parkes vortrefflich gelungen ist. Die
Krone für die äufserlich so gewinnende Veranstaltung gebührt aus-
schliefslich den bauleitenden Architekten, welche ebenso viel Geschick
wie Geschmack entwickelten, um ein hervorragendes Werk zu schaffen,
welches sowohl am Tage, wie im Glänze der überaus reichen und
guten elektrischen Beleuchtung von eindringlichster Wirkung auf den
Beschauer sich erweist.
Man mufs das hier Gebotene dankbar geniefsen und den Ruhm des
Architekten nicht verkümmern, wenn er vielleicht in gewisser Vor-
ahnung dem Aeufseren seiner Bauwerke den Charakter einer industriellen
Veranstaltung nicht aufdrückte. Wer aber ohne Kenntnifs des wirk-
lichen Charakters diesen Platz besucht, die zahllosen Restaurations-
lokale in ihren bunten, aufdringlichen Häusern, die vielen Verkaufs-
läden für alle möglichen Gegenstände, die Naschbuden, Carroussels,
Schiefsbuden, das Theater, Rutschbahn, die Lachcabinette u. s. w. u. s. w.
ansieht, wer beobachtet, wie zwischen diesen einzelnen Orten das
Publikum wogt in dem augenscheinlich einzigen Streben, sich that-
kräftig zu unterhalten, der wird ganz entschieden glauben, sich auf
einem hübsch angelegten Schützenfestplatze zu befinden, oder annehmen,
dafs die Bremer eine Kirmefs abhalten.
Dieses vollständige Ueberwiegen der Genufsplätze für das grofse
404 Nord westdeutsche Gewerbt»- und Industrie-Ausstellung in Hremen.
Publikum ist gewifs nicht unbewufst. Ist doch leider in den letzten
Jahren oft genug augenscheinlich geworden, dafs die Veranstaltung
einer Industrie-Ausstellung ganz und gar Nebenzweck ist, dafs es mehr
darauf abgesehen ist, für ein breites Publikum möglichst viel Unter-
haltungs- und Vergnügungsstoft zu bieten, als ein Bild heimischen Ge-
wi rbefleifses zu geben; man will recht viel Leute zum Besuche ver-
anlassen, um ein hohes Kassenergebnifs zu gewinnen, und mufs die
weiteren Schichten der Bevölkerung, welche für industrielle Veranstal-
tungen ihrer ganzen Berufsveranlagung nach keinen Sinn haben, durch
.Mittel anlocken, welche doch gewifs recht fragwürdiger Natur sind.
Die Industrie hat aber ein volles, gutes Recht, wenn sie sich sehr
vorsichtig abwartend solchen Veranstaltungen gegenüber verhält; sie
soll ja auch oft nur ein Mittel zum Zweck sein, indem sie den Deckmantel
hergibt für das Streben einzelner Kreise, einem grofsen Publikum einen
neuen Vergnügungsplatz und Vergnügungsreiz zu gewähren. Wenn jemand
sagen will, dafs man beide Zwecke — den Ernst wie das Vergnügen —
in dieser Beziehung verbinden könne, so müssen wir dies entschieden
bestreiten. Der Name „Industrie-Ausstellung"1 wird bald eine noch un-
angenehmere Nebenbedeutung gewinnen, als er jetzt schon besitzt, und
das Endergebnifs wird sein, eine Ausstellung ohne Fabrikanten, an deren
Stelle vielleicht einige Händler bleiben.
Die Architektur hat für die Ausstellung den Löwenantheil. Wenn
auch nur das Parkhaus in edlem Material fest aufgeführt wurde, bo
zeugen doch die übrigen, ausschliefslich in Holz mit Leinwandüberzug
hergestellten Ausstellungsbaulichkeiten von ungemeinem Geschmack.
Die Architektur fand eine besonders lohnende Aufgabe in der künst-
lerischen Behandlung der Restaurationen und Schauläden. Für erstere
waren verschiedene Einzelhäuser aufgeführt im Charakter der in den
Bereich des Ausstellungsgebietes fallenden Länder, so namentlich ein
westfälisches Bauernhaus und ein Nordsee-Fischerhaus. Den Haupt-
trumpf spielt jedoch die Architektur mit der Strafse „Alt-Bremen" aus,
welche zum Theil aus vollständigen im Charakter des 16. Jahrhunderts
aufgeführten und in den Ausstellungsverkehr gezogenen Häusern, zum
Theil nur aus Erdgeschofsräumen mit blinden Facaden besteht. Das
Ibmptausstellungsgebäude, welches ausschliefslich fertige Erzeugnisse
der Industrie und des Handwerks enthält, nimmt den Hauptraum hinter
dem Parkhause ein. Der eingeschlossene freie, sehr grofse Platz wird
einerseits on dem Gebäude für die Kunstausstellung, andererseits von
einem solchen für die Marine-Ausstellung begrenzt. Der Raum selbst
ist durch grofsartige Springbrunnen- Anlagen und Wasser Kaskaden be-
lebt, welche namentlich Abends in Folge der geschickten Anordnung
von zahlreichen bunten elektrischen Glühlampen einen wundervollen
Anblick gewähren.
Aufser den genannten Säumen besteht noch ein Gebäude seitlich
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Bremen. 405
<le^ Hauptausstellungsgebäudes für die Handelsausstellung, sowie seitlich
des Parkhauses, aber glück licherweise vou hier dem Anblick völlig
entzogen, die am unansehnlichsten ausgestattete — und zwar aufsen
wie innen — Maschinenhalle; endlich ist noch einer kleinen Halle für
eine Garteubau-Ausstellung im Inneren des Parks zu gedenken. Ein
die Architektur- Abtheilung aufnehmendes Gebäude kennzeichnet sich als
Anbau einer Kneipe, der sogen. Architektenhalle.
Die Baulichkeiten sind unter Leitung des Bremer Architekten
J. G. Poppe nach dessen eigenem Entwürfe ausgeführt.
Die Ausstellung, au welcher sich insgesammt dem Kataloge zu
Folge rund 1100 Aussteller betheiligt haben, ist im Kataloge, wenn
auch nicht in der Wirklichkeit, in 21 Gruppen eingetheilt.
Bei der Besprechung können wir uns an diese Eintheilung nicht
halten, weil einestheils einige dieser Gruppen fast unvertreten geblieben
sind, während andererseits verhältnifsmäfsig so wenig Neues und Auf-
fallendes geboten ist, dafs im Interesse der Allgemeinheit eine Erörte-
rung nicht angebracht erscheint.
Der Inhalt des Hauptausstellungsgebäudes zeigt im Allgemeinen
nicht mehr, als die Schauläden gut ausgestatteter Verkaufsgeschäfte in
gröfseren Städten zu bieten pflegen. Die Einzelleistungen sind zwar
durchschnittlich recht gut, erheben sich aber nicht über das auf Aus-
stellungen gewohnte Mafs.
Das Handwerk in Bremen ist auf Grund der oben erwähnten ört-
lichen Zustände zu manchen geschäftlichen Einrichtungen und Mafs-
nahrneu gekommen, welche es von demjenigen anderer Plätze mehr
oder weniger unterscheiden. Die sogen. Nahrungsgewerbe haben der
gröfseren Ausdehnung der Stadt, den vielfach feineren Ansprüchen u. dgl.
Rechnung zu tragen; insbesondere ist es das Kunsthandwerk, dem durch
die in Bremen vorherrschende stabile Wohnung, die Gleichmäfsigkeit
der Bauart, die gesellschaftlichen Sitten und die bürgerlichen Gewohn-
heiten ganz bestimmte Aufgaben gestellt werden, von welchen nur aus-
nahmsweise eine geringe Abweichung zulässig erscheint. Als eine natür-
liche Folge ergibt sich bei dieser Gleichartigkeit des Erfordernisses eine
gewisse Solidität der Arbeit und die langsame Veränderung der einmal
angenommenen Geschmacksformen, das Festhalten einer bestimmten
Stilrichtung und der daraus sich ergebenden Consequenzen hinsichtlich
der Massenwirkungen und Farbenstimmungen; endlich die Beibehaltung
einmal eingebürgerter Materialien und Verwendungsweisen.
Alle diese Einzelheiten unterschieden Bremens Industrie und Ge-
werbe nicht unwesentlich von derjenigen der angrenzenden Nachbar-
gebiete, die Unterscheidungsmerkmale hie und da noch verschärft durch
die lange Zeit bestandenen Zoll Verhältnisse, welche einen anregenden
geschäftlichen Verkehr mit der näheren oder ferneren Umgegend nicht
nur sehr erschwerten, sondern theilweise unmöglich machten. Dieselben
406 Nordwestdeuteche Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Bremen.
Umstände begünstigten zum Theil den industriellen Aufschwung der
näheren Umgegend, namentlich der Stadt Hannover.
Das Kunstgewerbe Bremens zeigt sich auf der Ausstellung am auf-
fall.ndsten in den zahlreichen Zimmereinrichtungen, weniger in der
Formgebung in Metall, Leder, Holz, Porzellan und Glas. In letzterer
Beziehung ist die auswärtige Industrie maßgebend.
Wenig hervortretend, aber sehr interessant unter geschichtlichem
Gesichtspunkte erweist sich die auf die Korkindustrie bezügliche Aus-
stellung.
Die Korkfabrikation , von den Hausindustrien des Grofsherzogthums
Oldenburg wohl die bedeutendste, besteht in Delmenhorst und Um-
gegend schon seit etwa 160 Jahren und wurde ums Jahr 1730 in Has-
bergen von C. H. Cordes und Johann Lürssen ins Leben gerufen. —
Mitglieder dieser beiden Familien haben sich seit jener Zeit ununter-
brochen in der Korkfabrikation bethätigt. Man tindet die unmittelbaren
Nachkommen jener beiden Begründer der Korkindustrie noch jetzt als
Firmenträger der Firmen J. C. Lürssen, Carl Lürssen und Cordes und
Ellyafs. Aus kleinen Anfängen heraus hat sich die Korkindustrie zu
ihrer jetzigen Bedeutung entwickelt und beschäftigt augenblicklich
wohl etwa 1200 Haushaltungen bezieh, etwa 4000 Personen, da bei
der Hausfabrikation in vielen Haushaltungen nicht allein die männlichen
P'amilienglieder sich mit der Korkschneiderei befassen, sondern auch
die Frauen und Töchter mit Hand anlegen. Ursprünglich wurde die
Korkschneiderei nur als Hausindustrie betrieben, indem die Arbeiter
das Rohmaterial, das Korkholz, von der betreffenden Fabrik abholten,
zu Hause verarbeiteten und dann die fertigen Korken wieder zur Fabrik
brachten, wo ihnen der Arbeitslohn ausbezahlt wurde. Dieses Ver-
fahren ist auch jetzt noch bei der Mehrzahl der Arbeiter im Gange.
Indessen sind auch schon seit langer Zeit Maschinen eingeführt: gerade
in letzter Zeit hat die Maschinenfabrikation einen bedeutenden Auf-
schwung genommen. Einzelne Firmen wenden für ihre Maschinen-
fabrikation mechanische Antriebskräfte an, so arbeiten zur Zeit zwei
Firmen, Julius liicling und Eduard Pundt, mit Gasmotor, und eine, Carl
Lürssen, mit Dumpfbetrieb.
Was nun die Fabrikation selbst anbelangt, so werden die Korken,
wie bekannt ist, aus dem Korkholz geschnitten. Letzteres, die Rinde
der Korkeiche (Quercus suber) wird in Ballen von etwa 150 Pfd. meistens
durch Vermittelung Bremer und Hamburger Commissionshäuser bezogen
aus den Productionsländern, Portugal, Spanien, Algerien, Südfrankreich,
Sardinien. — Augenblicklich liefert Portugal das meiste Korkholz nach
Deutschland, während für die weitere Zukunft Algerien ihm erhebliche
Concurrenz macheu dürfte.
Das Korkholz wird verkauft nach Marken und Nummern, die eine
ganz bestimmte Qualität und Dicke reprftsentiren, indessen sind diese
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 407
Qualitäten und Stärken in sich sehr verschieden, und in Folge dessen
auch die Preise sehr verschieden, z. B. wird prima Korkholz mit 140
bis 150 M. für 100k bezahlt, es gibt einzelne ausgesuchte Marken, die
über 200 M. kosten — während ordinäres Korkholz 20 M. für 100k und
theilweise noch weniger kostet. Im Kaliber des Korkholzes kennt man
im Allgemeinen drei Unterschiede, regulär, dick, dünn. Aus dem Kork-
holz regulärer Stärke schneidet man Wein-, Selterswasser-, Bierkorken,
während das dicke Korkholz zur Anfertigung von Fafskorken, das
düune zu Medizinkorken, flachen Spunden u. s. w. benutzt wird. Das
Korkholz besteht aus Platten, die bei der Verarbeitung in Streifen und
Würfel zerlegt werden, aus welch letzteren der Kork geschnitten wird :,
man rechnet, dafs ein fleifsiger Handarbeiter durchschnittlich 2000 Korken
täglich schneidet, welche Zahl bei der Fabrikation von Bier- und Medizin-
korken wohl etwas überschritten, bei der von langen Weinkorken nicht
ganz erreicht wird; dementsprechend sind auch die Arbeitslöhne für
Weinkorken höher. Hat nun der Arbeiter das ihm von der Fabrik zu-
getheilte Korkholz, meistens 100 bis 200 Pfd., aufgearbeitet, so liefert
er die fertigen Korken an die Fabrik wieder ab und erhält den Lohn
dafür; diese Korken aber sind nun noch keineswegs für den Consum
brauchbar, im Gegentheile müssen sie noch die verschiedensten Behand-
lungen erfahren. Da nämlich das Korkholz einer Marke nicht ganz
gleichmäfsig stark ist, sondern wieder dünnere und dickere Stücke ent-
hält, so fallen dementsprechend auch die Korken dünner oder dicker
aus. Sie werden nun, damit man gleiche Kaliber erhält, in der Fabrik
über grofse Siebe mit verstellbaren Stangen geschüttet: so dafs durch
diese Manipulation die dünnen von den stärkeren Korken gesondert
werden, indem die ersteren durch die Zwischenräume der Stangen fallen,
während die letzteren auf den Stangen liegen bleiben. Diese verstell-
baren Stangen müssen natürlich sehr sorgfältig gearbeitet sein; das
hervorragendste auf diesem Gebiete ist wohl eine von dem Maschinen -
fabrikanten A. Heel in Delmenhorst erfundene Maschine mit verstell-
barer Siebplatte, die es ermöglicht, Korken bis auf 0mm,5 aus einander
zu sieben. Nachdem die Korken gesiebt sind, werden sie auf Qualität
sortirt, dann gezählt und verpackt, worauf sie für den Versand fertig
sind. Bei der Qualität der Korken kennt man ebenso viele Unterschiede
wie beim Korkholz und dementsprechend variirend sind auch die Preise
für die prima und ordinäre Qualität desselben Korkes. Um es nun zu
ermöglichen, die geringeren Korken für gewöhnliche Biere u. s. w., die
sehr niedrig im Preise sind, billiger herzustellen, kam man zur Ein-
führung von Maschinen, die zwar an Materialausnutzung hinter dem
geschickten Handarbeiter weit zurückstehen, dafür aber eine erheblich
gröfsere Production ermöglichen und dadurch die Herstellungskosten
billiger machen. Während, wie gesagt, der geschickte Handarbeiter
durchschnittlich 2000 Korke schneiden kann, kann ein Maschinenarbeiter
408 Nordwestdeutsche Gewerbe- und [ndastrie- Ausstellung in Bremen.
bis zu 20000 Stück schneiden. Wenn man nun nicht ganz zur Maschinen-
arbeit übergegangen ist, im Gegentheile für das leine Korkholz Hand-
arbeit entschieden bevorzugt 1 so liegt das daran, dafs der Abfall, die
Korkspäue, die zur Linoleumfabrikation benutzt werden, bei der Kork-
fabrikation eine sehr grofse Rolle spielt, denn man rechnet im Durch-
schnitt nicht weniger als 00 Proc. Abfall. Bei der Handarbeit wird
dieser Procentsatz durchschnittlich wühl nicht ganz erreicht, bei der
Maschinenarbeit dagegen häutig überschritten, jedenfalls ist der Mehr-
abfall grofs genug, dafs man bei dem hohen Werthe des feinen Kork-
holzes dieses trotz des höheren Arbeitslohnes lieber mit der Hand ver-
arbeiten läfst, zumal der geschickte Haudarbeiter schlechte Stellen im
Korkholz, Bisse u. s. w. vermeiden wird, was der Maschinenarbeiter
nicht kann, und somit der erstere eine reinere Qualität der Korken zur
Ablieferung bringen wird. Auf alle Fälle vorzuziehen ist dagegen
Maschinenarbeit bei der Anfertigung von grofsen Fafskorken u. s. w.,
die mit der Hand, weil sie zu grofs sind, nur sehr unvollkommen ge-
schnitten werden können. In Delmenhorst mnd Umgegend zählt man
jetzt über 20 Firmen, von denen indessen keine die erstgenannten Firmen
/. C. Lürssen, Carl Liirssen und Cordes und ElUjafs an Bedeutung er-
reicht hat. Von allen Delmenhorster Korkfirmen zusammen werden
täglich reichlich 1 Million Korken fabricirt, die ihren Absatz zum grofsen
Theil in Deutschland selbst linden, indessen wird auch sehr viel ex-
portirt, besonders von genannten drei Firmen, die stark nach dem
europäischen Ausland, nach Nord- und Südamerika und Australien
arbeiten; nach Südamerika und Australien gehen besonders Exportbier-
korken, nach Nordamerika extrafeine Medizinkorken und feine Wein-
korken. Auch fängt seit einiger Zeit die Ausfuhr an, sich auf Afrika
und Asien in gröfserem Mafsstabe auszudehnen, bisher stehen diese
Länder indessen noch an Bedeutung zurück. Die Menge des in Delmen-
horst und Umgegend verarbeiteten Korkholzes betragt jährlich etwa
20000 Ballen mit einem Werthe von etwa 1000000 M.; an Arbeits-
lohn werden etwa 500000 M. jährlich gezahlt. Die 1200 Arbeiter sind
fast alle in der Umgegend Delmenhorsts ansässig, haben kleinen Land-
besitz und arbeiten im Frühjahr, Sommer und Herbst mehr auf dem
Lande als mit dem Korkmesser. Deshalb ist der angeführte Lohn nicht
als der alleinige Verdienst der Korkschneider anzusehen; vielmehr bietet
den Hausarbeitern die Korkindustrie eine willkommene Beschäftigung
und guten Verdienst während des Winters und in der Zwischenzeit,
wenn die Landarbeit ruht. (Fortsetzung folgt.)
Wiener Ausstellung des kgl. sächs. meteorolog. Institutes zu Chemnitz. 409
Die Wiener Ausstellung des königl. sächsischen meteoro-
logischen Institutes zu Chemnitz.
Aristoteles' „Meteorologie" umfafste in vier Büchern: 1) Die Lehre
von den Elementen, die Betrachtung des Himmels, besonders der Milch-
straße und Kometen, die Natur der Gestirne, des Weltäthers, der Luft
und der vom ihr herrührenden Niederschläge und der Winde und
fließenden Gewässer der Erde. 2) Die Beziehungen zwischen Luft und
Meer, die Winde, die Erdbeben und die damit in Zusammenhang ge-
dachten Gewittererscheinungen. 3) Die meteorologische Optik nebst den
Orkanen und Wirbelstürmen, und endlich 4) die Grundeigenschaften, die
allen materiellen Körpern gemeinsam sind. Somit war und bedeutete
die fiertcoooloyi'a ursprünglich eine umfassende Lehre von den Natur-
erscheinungen, welche ebenso wohl von den Himmelskörpern und von
den Wellen des Meeres, als von den Erscheinungen im Luftkreise handelte.
Diese Art Meteorologie war bis zur neueren Zeit im Allgemeinen grund-
legend und wurde noch vermehrt durch eine zahllose Menge meist astro-
logisch- meteorologischer Wetterregeln.
E* ist noch nicht lange, dafs sich die Meteorologie als „der Zweig
der Naturlehre, welcher sich mit den Zuständen der Atmosphäre und
den Erscheinungen der Luft befafstwt (Ebermayr), frei gemacht hat von
Vorurtheilen und rein fruchtlosen Bestrebungen und sich auf den sicheren
Boden der Erfahrung und der gesunden nüchternen Anschauung begeben
hat. Die Meteorologie konnte erst dann eine feste wissenschaftliche und
zu erfolgreichem Weiterarbeiten geeignete Grundlage gewinnen, nachdem
die Hilfsmittel der Statistik und Analysis sich verfeinert hatten-, und
nachdem zur genaueren Feststellung der einzelnen meteorologischen Er-
scheinungen ausreichend scharfe Instrumente geschaffen waren.
Das königl. sächsische meteorologische Institut zu Chemnitz hat in
Wien in der Westgalerie der Rotunde (Gruppe 17: „Land- und forst-
wirthschaftlicb.es Unterrichts- und Versuchsweseu und Literatur1-') die
sechs Instrumente, mit welchen zur Zeit die ja schon über ganze Länder
vertheilten meteorologischen Stationen ausgerüstet sind, zur Schau ge-
stellt, so gleichsam das Wesen, aber auch die Arbeit einer .,meteoro-
logischeu Station"1 zeigend.
1) Das Quecksilberbarometer ist ein mitMikroskopeiustellung versehenes
Heberbarometer (vou J. G. Greiner jr. in Berlin), von dem jetzigen
Direktor des Institutes, Prof. Dr. Schreiber, mehrfach praktisch verbessert.
Früher hingen die Barometer frei an den Fenstern und waren hier leicht
Beschädigungen, namentlich aber Schmutz und Staub ausgesetzt, jetzt
werden sie in Schutzschränkeu an drehbaren Gestellen aufgehängt und
sind — um doch ein deutliches Ablesen zu gestatten — an den Blenden
mit Reflectoren versehen. Die Scalen, welche früher ungenügend geführt
41u Wiener Ausstellung des kgl. Bächfl. meteorolog. Institutes zu Clierunitz.
waren und deshalb gebogen erschienen, haben ordentliche Führung in
der Mitte und am unteren Ende erhalten. Stets sind eine Anzahl mit
Quecksilber gefüllter Barometerröhren vorrftthig, während alle Holz-
gestelle für diese eine bestimmte Röhrenform angefertigt sind. Die Fül-
lung der Röhren geschieht im Institute selbst, und zwar in der Weise,
dafs dieselben mit der Quecksilberluftpumpe vollständig luftleer gemacht
und dann auf etwa 1500 C. erhitzt weiden, dann wird das Quecksilber
in feinem Strahle durch sehr feiue Glasröhrchen langsam eingelassen.
2) An zwei Stationen sind Aneroidbarometer im Gebrauche, die sich
in Kästen mit Glasdeckeln befinden. Um die Barometer ab und an
erschüttern zu können, sind die Kästen an Scharnieren befestigt, welche
eine geringe Bewegung gestatten. Die Correctionsgleichungen für die
Instrumente sind vorher im Chemnitzer Institute bestimmt worden. Nach
den bisherigen Erfahrungen liefern diese Aneroidbarometer recht gute
Angaben und halten die Correction fast unverändert, trotzdem sollten
zu wissenschaftlichen Beobachtungen — zunächst wenigstens — aus-
schliefslich Quecksilberbarometer verwendet werden, da die Elasticität
der Metalldose zu vielen uncontrolirbaren Aenderungen ausgesetzt ist,
so dafs die erforderliche Genauigkeit in der Construction dieser Instru-
mente — bis jetzt wenigstens — nicht erreichbar ist.
3) Aufser der Luftschwere wird die Luftwärme und die Luftfeuchtig-
keit mit Thermometern und dem Psychrometer gemessen. Das Psychro-
meter besteht aus zwei in ihrem Gange übereinstimmenden Thermometern,
welche neben einander aufgehängt sind, und von denen die Quecksilber-
kugel des einen mit einem Zeugstoffe umwunden ist, welcher in ein
unmittelbar darunter angebrachtes Gefäfs mit reinem Wasser reicht, so
dafs diese Kugel beständig feucht gehalten wird.
Je trockener nun die Luft ist, um so rascher erfolgt die Verdunstung
und um so gröfser ist der Temperaturunterschied beider Thermometer
oder die „psychrometrische Differenz", aus welcher sich die Luftfeuchtig-
keit berechnen, bezieh, für welche sie sich in besonders zu diesem Zwecke
berechneten Tafeln aufschlagen läfst.
Früher wurden diese Psychrometer in ^einfachen Gestellen vor
Fenstern, frei allen Einflüssen der Witterung ausgesetzt, aufgehängt,
jetzt werden sie, wie das ausgestellte Instrument, geschützt. Bei der
Herrichtung dieses von Prof. Dr. Schreiber herrührenden Schutzgestelles
wurde auf möglichste Festigkeit und Wetterbeständigkeit der einzelnen
Theile ein Hauptwerth gelegt- zur Erzielung möglichster Billigkeit wurde,
was nur anging, aus Gufseisen hergestellt: namentlich suchte mau die
Einrichtung so zu treffen, dafs die Thermometergefäfse zwar gegen
Regen und Sonne geschützt, dabei aber doch möglichst frei waren, und
dafs die Ablesung möglich ist, ohne die Instrumente vom Platze bewegen
zu müssen.
Die Thermometer sind für Beleuchtung von vorn und so eingerichtet,
Wiener Ausstellung des kgl. sächs. meteorolog. Institutes zu Chemnitz. 411
dafs man sie vom Fenster aus ablesen kann, es ist dieses für Abend -
ablesuugen vorteilhaft, welche bei Thermometern mit Milchglasscala»
die ja von hinten beleuchtet werden müssen, oft mit Schwierigkeiten
und mit aus diesen sich ergebenden Fehlern verbunden sind. Die Thei-
lung ist in halbe Grade ausgeführt und so beziffert, dafs der Eispunkt
die Zahl 100 erhält; —10° ist demnach mit 90°, 4- 10° mit 110« be-
ziffert, was sich namentlich bei dem Minimumthermometer und besonders
für noch ungeübte Beobachter als praktisch bewährt haben soll. Die
Kugel Umhüllung der feuchten Thermometer besteht aus einem gewirkten
Baumwollenschlauch. Jedes Thermometer wird von 5 zu 5 Graden mit
Normalinstrumenten verglichen, und werden die Fehler bei der Berech-
nung der Beobachtungen mittels der den Beobachtern beigegebenen
Fehlertabellen verbessert. Alle Thermometer sind von gleichen Ab-
mafseu, um leicht ausgewechselt werden zu können.
4) Die Minimumthermometer haben die gleiche Form wie die Psychro-
meter-Thermometer und sind auch in einem widerstandsfähigen Gestelle
untergebracht. Zur beständigen Controle ist neben dem Weingeist-
thermometer ein Quecksilberthermometer angebracht. Die Beobachter
lesen Mittags die Lage des Stiftes im Weingeist uud die Kuppen beider
Thermometer ab, wodurch man die Minimal- und die Mittagstemperatur
und den Vergleich zwischen beiden Thermometern erhält. Auch diese
Weingeistthermometer werden vor Ausgabe an die Stationen in dem
Chemnitzer Institute von 5 zu 5 Graden mit Normalthermometern ver-
glichen.
5) Der ausgestellte liegenmesser hat eine Auffangfläche von 1000mc,
das Wasser fällt in den Trichter und läuft durch eine Röhre in eine
Blechkanne, die in einem gröfseren Umhüllungsgefäfse steht. Zur Messung
hebt mau den Trichter ab, giefst das Wasser aus der Kanne in das
Mefsglas und liest an diesem die Niederschlagsmenge bis auf Zehntel-
millimeter Höhe ab. Die Mefsgläser sind 500er grofs und fassen dem-
nach 10mm Niederschlag (lmm entspricht l1 auf l'!c). Den Bruhns'schen
Regenmesser hat Prof. Dr. Schreiber, wie die ausgestellte Form zeigt, in
der Weise abgeändert, dafs er zur Verminderung der Verdunstung des
aufgefangenen Wassers in den Trichter ein Kugelventil eingelegt, das
Umhüllungsgefäfs vergröfsert und die Art der Einsetzung in das Gestell
verbessert hat. Das Gestell hat eine Höhe von lm,4.
AU von 1878 an eine wesentliche Vermehrung der Stationen zur
Regenmessung stattfand, wurde die Auffangefläche auf 500<ic und die
Gestellhöhe auf lm vermindert.
6) Das interessanteste Instrument der Station ist wohl die von
Prof. Dr. Schreiber construirte Windfahne mit elektrischer Uebertragung.
Dieselbe erhält ihre leichte Beweglichkeit dadurch, dafs sie mittels einer
abgerundeten Stahlspitze auf einer kugelförmigen Pfanne aus Glocken-
metall spielt, so dafs sie stets in Oel gehalten werden kann. Oben
4-12 Wiener Ausstellung des kgl. Bäche, meteorolog. Institutes zu Chemnitz.
bewegl rieh die aus einem einfachen Gasrohre bestehende Fahneustauge
in eiuer Rothgufsbüchse, in welclier eine Reibung nicht entstehen kann,
da .sie bei genau senkrechter Stellung .sich ohne jeden Druck an die
Wand der Buchse nur anlehnt. Draufsen sind die beiden Lagerstellen
durch Zinkblechkappen überdeckt.
Mit der Fahne dreht sieh ein Schleifcontact uber acht isolirte Knöpfe,
welche durch Drähte mit den acht entsprechenden Knöpfen am Taster
verbunden sind. „Dreht man die Kurbel am Taster, SO läfst das Ertönen
einer Glocke erkennen, dal's die Kurbel auf dem Knopfe steht, welcher
mit demjenigen Knopfe an der Fahne verbunden ist, über welchem sich
der Schleifcontact befindet" (Ausstellungsverzeichnifs). So wird die Stel-
lung der Fahne bestimmt. „Der Schleifcontact hat llj2 Knopfabstände
Länge, bei Zwischenstellungen der Fahne wird er also zwei Knöpfe be-
rühren, und werden solche durch Ertönen der Glocke bei je zwei Knöpfen
am Taster zu erkennen sein. Die acht Drähte geben so 16 Windrich-
tungen*1 (Ausstellungsverzeichnifs). Solche Fahnen sind in Chemnitz,
Leipzig und Keitzenhain bereits aufgestellt, und sollen im laufenden Jahre
noch drei zur Aufstellung kommen. Später sollen diese Instrumente zur
Registrirung der Windrichtungen eingerichtet werden.
Derartiger ständiger meteorologischer Stationen sind im Königreiche
Sachsen 160 vertheilt, aufserdem sind sämmt liehe Vorstände der Stadt-
und Landgemeinden angewiesen, dem Chemnitzer Institute auf vor-
gedruckten Postkarten Mittheilungen über stattgehabte Hagelfälle zu
machen. Die Zahl dieser Meldestellen beläuft sich auf etwa 4200.
Die Veröffentlichungen des Institutes bestehen aus:
•d) Ergebnisse der Beobachtungen an den königl. sächsischen meteorologischen
Stationen. Herausgegeben von Prof. Dr. C. ßruhns in Leipzig.
10 Bände mit 12 Jahrgängen enthalten die Beobachtungsergebnisse
der Jahre 1864 bis 1875 nebst den wichtigsten Ergebnissen aus den
früheren Beobachtungen an mehreren Orten Sachsens.
b) Jahrbücher. Herausgegeben von Prüf. Dr. Paul Schreiber.
Von diesen sind die ersten fünf von 1883 bis 1887 und die erste
Hälfte von 1888 erschienen, sie bestehen aus je drei Theilen, von denen
der erste die Beobachtungsergebnisse von 12 Stationen in internationaler
Form, der zweite Auszüge aus den ausführlichen Beobachtungen der
Station Chemnitz und der dritte den Geschäftsbericht des Direktors ent-
hält und in Anhängen die Ergebnisse aus sämmtlichen Beobachtungen
in Form von Einzuarbeiten der Institutsbeamten bringt.
c) Decadenberichtc, zwei Jahrgänge.
Diese waren nach dem „Ausstellungsberichte" ursprünglich be-
BÜmmt, die Ergebnisse einer Anzahl von Beobuchtuugsstationen rasch
zur allgemeinen Keuntnifs zu bringen und erschienen anfangs im Chem-
nitzer Tagblut t. Nach und nach nahmen sie feslere Formen an, wurden
Wiener Ausstellung des kgl. Bachs, meteorolog. Institutes zu Chemnitz. 413
später als selbständige Veröffentlichungen herausgegeben, bilden jetzt
aber einen Theil der dritten Abtheihing des Jahrbuches.
d) Tägliche Wetterberichte. (Drei derselben sind ausgestellt.)
Die Wetterberichte werden auf Grund der Depeschen der Seewarte,
welche gegen 2 Uhr Nachmittags die Beobachtungen desselben Morgens
melden, unter Hinzuziehung der Mittheilungen von zehn sächsischen
Stationen über den Witterungsverlauf am Vortage entworfen, sofort
mittels des autographischen Steindruckverfahrens in der Druckerei des
Institutes in etwa 100 Auflage vervielfältigt und sogleich mit der Bahn
versandt, um in den Empfangsorten öffentlich angeschlagen zu werden.
e) Veröffentlichungen der Institut sbeamten. Von solchen liegen aus:
Prof. Dr. Schreiber: Handbuch der barometrischen Höhenmessungen.
mit Atlas:
„ .. Die Windrosen von Leipzig;
Die Witterung in Europa und seiner Umgebung:
Abhandlungenüber meteorologische Registrirapparate.
Assistent Dr. Hoppe: Das Klima des Erzgebirges.
Dr. ßirkner: Bericht über die (Jeberschwemmungen in der Lausitz
im Mai 1887.
An graphischen Darstellungen sind ausgestellt: eine die topographischen
Verhältnisse des Beobachtungsgebietes veranschaulichende Karte; zwei
Karten über das Beobachtungssystem, von denen die eine die Namen, die
andere die Ordnung und die Höhenlagen (des Erdbodens über der Ostsee)
der meteorologischen Stationen angibt; sieben Karten stellen die Vertheilung
der Niederschlagsjahressummen während der Jahre 1883 bis 1889 dar.
rUm den Einflufs des Gebirges hervortreten zu lassen, wurden auch die
Messungsergebnisse in den angrenzenden Gebieten, so weit dieselben zu
erlangen waren, zur Darstellung verwendet. Die Messungen in Böhmen
wurden den höchst verdienstlichen Arbeiten des Prof. Studnizlia zu Präs
entnommen:" ferner ist auf einer Wandtafel die Zeichnung eines kleinen
Thermometerprüfungsapparates in natürlicher Gröfse gegeben, und schliefs-
lich sind als Beispiele der Tafelbeilagen zu den Jahrbüchern ausge-
stellt: 1) Darstellung von Gewitter- und Hagelerscheinungen. 2) Zeich-
nungen des versuchsweise an der Centralstation Chemnitz in Thätigkeit
befindlichen Windstärkemessers, eine Abänderung der gewöhnlichen Form
des Robinson' sehen Schalenkreuzes. 3) Der Plan der Diensträume des
Institutes im Schlofse zu Chemnitz. 4) Die Zeichnung der von Professor
Dr. Schreiher eingeführten Form der Röhren zu den Stationsbarometern.
5) Die Zeichnung der von demselben construirten Apparate zur Messung
der Kuppenhöhen der Barometer WiU-Fuefs. 6) Desselben Apparat zur
Prüfung von Aneroidharometern. 7) Desselben grofser Thermometer-
prüfungsapparat. 8) Desselben Siedepunktsbestimmungsapparat. 9) Des-
Belben Eishobelapparat zur Eispunktsbestimmung. 10) Die Zeichnung
des Regenmessers Bruhns-Schreiher. 11) Haupttheil zu Schreiber'*
414 WaUer-Manvüle-Anordnung der Leiter l'ür elektrische Bahnen.
registrirendem Regenmesser. 12) Schreiber s Quecksilber-Destillirapparat.
13) Thermograph der Gebrüder Richard zu Paris. 14) Barograph der-
selben. 15) Schreibers Barothermograph, welcher seit 1877 an der See-
warte zu Hamburg in Thätigkeit ist. 16) Tafel zu Schreibers Arbeit
über Windrosen von Leipzig und 17) mehrere Karten, welche die Ver-
theilung der monatlichen Niederschläge in Sachsen zur Darstellung
bringen.
Schliefslich sind noch fünf grofse Wandtafeln ausgestellt, welche
die Ergebnisse gröfserer klimatographischer Arbeiten, Darstellung der
Temperaturverhältnisse in Leipzig durch die sogen. „Temperaturflächen",
Darstellung der Niederschlagsmengen, der „ganz trockenen" etc. Tage,
Darstellung des periodischen Verlaufes der Niederschlagserscheinungen
im Laufe der Jahre u. A. zur Anschauung bringen.
Diese Ausstellung des königl. sächsischen meteorologischen Institutes
zu Chemnitz ist eine nicht nur vollständige, sondern sehr reiche und
bei der so ungemein grofsen Bedeutung der sich aus den Beobachtungen
der meteorologischen Stationen für die gesammte Landescultur ergebenden
Schlüsse sehr anzuerkennende. Möge sie zur Pflege und Förderung
dieses so wichtigen Wissenszweiges und zur Errichtung noch zahlreicher
weiterer meteorologischer Stationen in allen Ländern aneifern!
H. Riltmeyer.
Waller -Manville- Anordnung der Leiter für elektrische
Bahnen.
Das Wesentliche in der Waller- Mamille- Anordnung der Stromzuleiter
bei elektrischen Eisenbahnen liegt nach dem Telegraphic Journal, 1890
Bd. 26 * S. 513, in der Anwendung eines Leiters, welcher dünn genug
ist, dafs er durch einen Schlitz in eine kanalartige unterirdische Leitung
oder Führung hineingelassen bezieh, aus ihr herausgezogen werden kann.
Da der Leiter biegsam ist, so können die Träger desselben weit von
einander entfernt sein und zugleich in seitlichen Erweiterungen der
Leitung angebracht werden. Dabei hat man Raum genug, um grofse
und wirksame Isolatoren mit Oelfüllung in der Glocke anwenden zu
können. Diese seitlichen Erweiterungen oder Luken werden mit Decken
geschlossen, welche sich leicht wegnehmen lassen und einen bequemen
Zugang zu den Isolatoren gestatten. Die Isolatoren selbst aber werden
so angebracht, dafs sie nach dem Wegnehmen der Decken als Ganzes
herausgenommen werden können.
Der den Strom dem Wagen zuführende Ann ist so gestaltet, dafs
sein Schaft aus dem Schlitze herausgezogen werden kann, der eigent-
liche, den Strom vom Leiter abführende Bügel (die Bürste) dagegen
durch irgend eine der Luken. Die Leichtigkeit, womit sich die Bürste
Waller-Manville-Anordnung der Leiter für elektrische Baiinen. 415
abnehmen läfst, gestattet ganz gut, dafs Bahnen mit dieser Anordnung
die Fortsetzung von Bahnen mit oberirdischer Leitung bilden.
Für gewöhnlich liegt nun der Leiter einfach aufgebogenen Trägern,
welche von den Isolatoren bis unter den Schlitz herüberreichen; der
Leiter ist aber keineswegs an den Trägern befestigt. Wenn man, wie
z. B. in scharfen Krümmungen der Bahn, den Leiter an seinem Träger
befestigen mufs, so wird ihm doch eine unbedingte Biegsamkeit erhalten,
da die Träger dann so gestaltet werden, dafs sie zwar der Länge nach
und nach der Seite steif und widerstandsfähig sind, nach oben dagegen
sich ebenso frei bewegen können, wie wenn der Leiter nicht befestigt ist.
In gewissen Zwischenräumen werden selbsthätige Vorrichtungen ange-
ordnet, welche den Leiter in unveränderter Spannung erhalten.
Die Abführung des Stromes vom Leiter vermittelt ein U-förmiger
Bügel, in welchem der Leiter in einer Furche oder Rinne läuft; dieser
Bügel hebt den Leiter von den Trägern, worauf er für gewöhnlich ruht,
während der Fahrt ab und, wenn der Leiter an den Trägern befestigt
ist, so hebt der Bügel auch den Träger mit.
Sollen zwei Leiter angewendet werden, so werden sie nebst ihren
Isolatoren zu beiden Seiten des Abführbügels angeordnet.
In den Bahnkriimmungen wird an den Oelisolatoren ein drehbarer
Arm angebracht, der den Leiter trägt und mit ihm gehoben wird; so
wird dem Leiter die Beweglichkeit nach oben bewahrt, während nach
der Länge und seitwärts die nöthige Steifheit und Widerstandsfähigkeit
beschafft ist.
Die Spannvorrichtungen bestehen aus einer Platte oder einem Joch
aus Bronze, das auf zwei drehbaren Armen angebracht und von Oel-
isolatoren getragen wird; auf denselben sind kleine Rollen so angeordnet,
dafs das Ende des Leiters selbst, oder eine seine Fortsetzung bildende
Saitenschnur über die eine Rolle nach der Seite abgeführt und ein Aus-
gleichgewicht an ihr befestigt werden kann. Dieses Gewicht hat den
Durchgang des Leiters zwischen seinen Trägern bei allen Temperaturen
unverändert zu erhalten. Das Ganze läfst sich ganz so wie ein einzelner
drehbarer Arm heben. Da der Leiter bezieh, seine Fortsetzung durch
ein Loch in der die Drehachse des Ganzen bildenden Stabes hindurch-
gezogen ist, verändert die Auf- und Abbewegung des Spannungsrahmens
in keiner Weise die Länge des Leiters, und deshalb setzt das Aus-
gleichungsgewicht auch jener Bewegung keinen Widerstand entgegen.
Solche Spannungsvorrichtungen brauchen nur etwa alle 0km,4 angeordnet
zu werden.
Diese ganze Leiteranordnung enthält nur mechanische Theile und
ändert die elektrischen Bedingungen durchaus nicht. Der Kanal wird
bei neuen Linien am besten und billigsten unter die eine Bahnschiene
gelegt. In manchen Fällen, z. B. bei Verwandlung einer Seilbahn in
eine elektrische, ist es wünschenswert!] , ihn zwischen die Schienen zu
416
Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
legen: da hier keine elektrischen Theile eingebaut werden müssen, so
kann die Umwandelung ohne Störung des Betriebes durchgeführt werden.
Bei Uebertragung dieser Anordnung auf schon bestehende Bahnen legt
man den Kanal am besten ausserhalb des Geleises, weil dabei der Be-
trieb am wenigsten gestört wird.
Boult's dreidrähtige Glühlampenaufhängung.
Mit Abbildungen.
Die zugehörigen beiden Abbildungen bringen eiue von W. S. ßoult
in Liverpool angegebene, sinnreiche Anordnung zur Anschauung, durch
welche ein Lampenlicht in verschiedene Stellungen gebracht werden
kann. Dieselbe ist für viele Zwecke
anwendbar, denn das Licht kann in
jede Lage gekippt werden und trägt
sich stets selbst. Es ist ein kleiner
messingener Buckel mit drei strahlen-
förmig von ihm auslaufenden Armen
an einen gewöhnlichen Lampenträger
angeschraubt und vertritt die Stelle des
gewöhnlichen Schnur- Befestigungs-
stückes. Ein kleines beckenförmiges
Messingstück wird in passender Stellung mittels eines Kautschukpfropfens
in seinem Innern von den zugleich als Träger benutzten Zuleitungs-
drähten für den Strom getragen und steht mit den strahlenförmigen
Armen durch eine Seidenschnur ohne Ende in Verbindung. Die Schnüre
und Arme passen sich selbst genau den verschiedenen Stellungen an,
und das Ganze ist sehr nett und wirksam. (Industries.)
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 377 d. Bd.)
Schnelle Erkennung und Bestimmung eines Chlorgehaltes in liiiodanalkalien.
Wird in die Lösung eines Rhodanalkalimetalles, das mit Kupfer-
sulfat gemischt ist, Schwefel wasserstolf eingeleitet, so entsteht anfangs
ein weifser Niederschlag von Kupferrhodanür, welcher erst bei längerer
Einwirkung des Schwefelwasserstoffes io^Sohwefelkupfer verwandelt wird.
\-\ aber mehr Kupferlösung vorhanden, als zur Rhodankupferbildung
eben ausreicht, und leitet man nur so lange Schwefelwasserstoff ein, bis
die Lösung braun wird, also das Rhodankupfer eben ausgefällt ist und
das Schwefelkupfer zu entstehen beginnt, und fügt dann eine ent-
sprechende Menge Kupferlösung neu zu, um den freien Schwefelwasser-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 417
stoif und allenfalls frei gewordene Rhodanwasserstoff'säure zu binden,
so läfst sich im Filtrat kein Rhodan mehr nachweisen.
Die zu analytischen Zwecken benutzten Rhodanammoniumsorten des
Handels zeigten sich auf diese Weise geprüft nur selten chlorhaltig, in
den meisten Fällen wurde nur ein Opalisiren beobachtet. Bei Rhodan-
kalium war oft eine stärkere Trübung wahrzunehmen.
Bei Ausführung der Analyse verwendet man höchstens 5* der zu
prüfenden Rhodansalze in 100cc Wasser gelöst, wozu 20s reines Kupfer-
sulfat (besser in Lösung 20 : 100) nöthig sind. Die beiden Lösungen
werden zusammengegeben, Schwefelwasserstoff eingeleitet und darauf
8? Kupfervitriol in 40cc Wasser gelöst zugesetzt. Im Filtrat läfst sich
quantitativ das Chlor bestimmen. (C. Mann, Zeitschrift für analytische
Chemie, 28. Jahrg. Heft 6 S. 668.)
Verfahren zum Titriren von Alkohol mittels Chromsäure.
R. Bourcart erhitzt in geschlossenen Röhren Kaliumbichromat,
Schwefelsäure und den zu untersuchenden Alkohol 2 bis 3 Stunden im
siedenden Wasserbade, worauf die Flüssigkeit mit hinreichend Jodkalium
versetzt und mit Hyposulfit titrirt wird, bis die Farbe von Schmutzig-
gelb in Gelblichgrün übergeht. Darauf wird Stärkekleister zugefügt und
bis zum Verschwinden der dunkelvioletten Färbung titrirt.
Die Concentration der Lösungen ist folgende: Kaliumbichromat: 5»
auf 1', Sc/ncrfelsäure 25 Vol.-Proc. , Jodlösung lOprocentig, Stärkelösung
2procentig (gekocht und filtrirt). (Bull. Soc. Ind. de Mulhouse, 1889
S. 558.)
Quantitative Bestimmung der Cellulose.
G. Lange erhitzt je 10§ zu untersuchende Substanz mit dem drei-
bis vierfachen Gewichte reinen Aetzkalis und etwa 30 bis 40cc Wasser
in einer steilgestellten, tubulirten Retorte auf dem Oelbade. Bei 140°
siedet die Flüssigkeit unter starkem Schäumen und wird nun noch
1 Stunde erhitzt, wobei die Temperatur auf 180° steigt. Nach dem
Eintrocknen der Masse und Erkalten auf etwa 80° gibt man heifses
Wasser zu und spült in ein Becherglas. Die Cellulose fällt beim An-
säuern mit verdünnter Schwefelsäure nach dem Erkalten quantitativ aus.
Um die anderen, etwa mitausgefallenen Substanzen wieder in Lösung
zu bringen, macht man schwach alkalisch. Mittels Luftpumpe saugt man
ab, reinigt durch gutes Auswaschen mit heifsem und kaltem Wasser,
trocknet auf dem Wasserbade und wägt. Durch Veraschen des Rück-
standes und Abziehen der Asche vom Gesammtgewichte erhält man die
Menge der reinen Cellulose. (Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 30, nach
Zeitschrift für physiolog. Chemie, 1889 Bd. 14 S. 283.)
Reaction auf Bolzsubstanz.
Nach A. Ihl (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 67) kann frischer
Tabaksaft als ziemlich gutes Reagens auf Lignin angesehen werden.
Dingler's polyt Journal Bd. 277 Nr. 9. 1890111. 27
418 Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Benetzt man Holz mit etwas Tabaksaft und setzt concentrirte Salzsäure
oder mäfsig verdünnte Schwefelsäure hinzu, bo tritt alsbald eine ziemlich
intensive rothe Farbenerscheinung auf. Dasselbe gilt auch in minderem
Mafse für Papier, welches Holzcellulose enthalt. Nicotin allein gibt
mit Lignin und Salzsäure, aber erst nach einiger Zeit, ebenfalls eine
Farbenreaction. Alter Tabaksaft wirkt weniger intensiv als frischer.
Bestimmung des Weinsäuregehaltes in Hohproducten der Weinsäur efabriken.
J. Pelbisz stellte vergleichende Versuche über die Methoden zur
Weinsäurebestimmung von Goldenberg-Geromont (Original), Goldenberg-
Geromont (moditic.) und Lorenz an und erklärt die moditicirte Golden-
berg-Geromont'sehe als die genaueste. {Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14
S. 317.) Früher hatte J. Toth (daselbst 1890 Bd. 14 S. 63) ebenfalls
auf Grund vergleichender Prüfung die v. Lorenz'sche Methode als die
brauchbarste empfohlen.
Die moditicirte Goldenberg-Geromont' sehe Methode besteht darin, dafs
die weinsäurehaltigen Rohmaterialien mit verdünnter Salzsäure aus-
gezogen werden, die Lösung mit einem Ueberschusse von Kaliumcarbonat
gekocht, eingedampft, mit Essigsäure angesäuert, mit Alkohol gefällt
wird. Im Uebrigen verfährt mau wie gewöhnlich.
Analyse von trockener Weinhefe. 6s feingepulverte Weinhefe werden
im Becherglase mit 9CC Salzsäure von 1,10 spec. Gew. bei Zimmertempe-
ratur gleichmäfsig angerührt, allmählich mit dem gleichen Volumen
Wasser versetzt und unter öfterem Umrühren 1 bis 2 Stunden digerirt.
Die Mischung mit Wasser auf 100cc gebracht, wird durch ein trockenes
Faltentilter tiltrirt. 50cc der Lösung werden in einem bedeckten Becher-
glase mit 10cc Kaliumcarbonatlösung — enthaltend 3? K.2C03 — ver-
setzt, längere Zeit gekocht, bis die Kohlensäure völlig ausgetrieben ist
und das Calciumcarbonat sich kristallinisch abgeschieden hat. Durch
Filtriren und Auswaschen vom Niederschlage getrennt, wird die Flüssig-
keit in einer Porzellanschale auf etwa 10cc eingedampft, mit 2 bis 2ct',5
Eisessig allmählich unter starkem Rühren augesäuert, dann mit 100cc
reinem Alkohol von 90 bis 96° Tr. versetzt und so lange umgerührt, bis
der in der alkoholischen Flüssigkeit schwebende Niederschlag ein fein
kristallinisches Aussehen hat. Nach öfterem Dekanlireu, Filtriren durch
• ■in '.'Filier werden Schale, Filter und Niederschlag durch sorg-
fältigstes Auswaschen mit Alkohol von Essigsäure vollständig befreit
Filter sammt Niederschlag aus dem Trichter in ein Becherglas gebracht,
die Schale mit kochendem Wasser in das Becherglas ausgespült und
die erhaltene Lösung mit Normalalkali titrirt. Die Anzahl der ver-
brauchten Cubikcentimeter Normallauge mit fünf multiplicirt gibt den
Weinsäuregehalt der untersuchten Hefe in Procenten an. Unter Be-
rttcksichtigung des Volumens des in Chlorwasserstoffsäure ungelösten
Rückstandes Bind bei gefundenem Weinsäuregehalte von 20 Proc.
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 419
— 0,7 Proc, bei (20 + «) Proc. — 0,7 + n . 0,02 Proc. Weinsäure in
Abzug zu bringen.
Zur Analyse von Weinstein und weinsaurem Kalke werden 3s Sub-
stanz mit 9CC Salzsäure von 1,10 spec. Gew. digerirt, der Rückstand
durch Filtriren und Auswaschen von der Lösung getrennt, letztere auf
100cc verdünnt und hiervon 50cc nach dem oben angegebenen Verfahren
behandelt und analysirt. Der Procentgehalt an Weinsäure ergibt sich
durch Multiplication der Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Nor-
malalkali mit zehn. (Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 390.)
Bestimmung der organischen Substanz in Trinkwässern.
Nach van Itallie ist es noth wendig, bei Bestimmung der organischen
Substanz in Wässern mittels Permanganat vorher durch Fällen mit
Silbersulfat die Chloride zu entfernen, weil sonst in Folge der Einwir-
kung der Salzsäure auf das Kaliumpermanganat unrichtige Resultate
erhalten werden. (Archiv für Pharmacie, 1889 Bd. 27 S. 1009.)
Prüfung von Wasser auf Blei mit Chromat.
Harvey macht auf ein Verfahren zur Prüfung auf Blei, das sich
durch grofse Empfindlichkeit auszeichnet, aufmerksam. Er versetzt l',5
klares Wasser mit etwa 2 grains (1 grain = 0?,0648) krystallisirtem
Kaliumchromat, löst durch Schütteln, und stellt neben das Glas ein
zweites, welches bleifreies, in gleicher Weise behandeltes Wasser ent-
hält. Zusatz von Säure oder Concentration des Wassers ist zu ver-
meiden ; die Verwendung des Bichromats in Krystallen ist wesentlich.
Wasser, welches nur V^ grain Blei in 1 Gallone (4>,54) enthält, trübt sich
in etwa 15 Minuten. Nach 12 Stunden hat sich der Niederschlag völlig
abgeschieden, so dafs man die Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen
abgiel'sen kann. Um den Bodensatz von Bleichromat noch deutlicher zu
erkennen, kann man ihn mit einigen Cubikcentimeter Wasser aufrühren
und dann in einer engen Röhre mit flachem Boden absetzen lassen.
Kein anderes im Wasser vorkommendes Metall gibt eine ähnliche
Reaction, und genügt das Verfahren für alle praktischen Zwecke.
grain Blei in 1 Gallone Wasser entspricht 1 Th. Blei auf 3500000 Tb.
Wasser. (Analyst^ 1890 Bd. 15 S. 68, nach Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14
S. 129.)
Heagenspajiier zum Nachweise von Chloriden.
Boogoliet fällt Silbernitratlösung mit Kaliumchromat, löst das Silber-
chromat in Ammoniak und tränkt damit Fliefspapier. Dasselbe wird
noch feucht durch verdünnte Salpetersäure gezogen, wodurch das Silber-
chromat fein vertheilt auf dem Papiere niedergeschlagen wird. Ein
0,03 Proc. Kochsalz enthaltend* > Wasser entfärbt dieses Papier nach
einigen Secunden. (Pobß. Notizblatt. 1890 IM. !•"> Nr. 18 nach Phar>
Weckblad. )
420 Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Terpentinöluntenuchung.
A. Wilson (C/tem. Frad., 1890 S. 316, nach Zeitschrift für angewandte
Chemie, 1890 8.316) theilt .seine Erfahrungen betreffs der Constatirung
von Verfälschungen des Terpentinöles mit und betont die Schwierig-
keit der Auffindung geringer Mengen fremder Zusätze. Er beschäftigte
sich mit dem Nachweise von zugesetztem Petroleumäther, leichteren
Destillationsproducten von Kohlentheer und bituminösen Schiefern, Harzöl
u. s. w., sowie von geringeren Sorten von Terpentinöl. Das specilische
Gewicht des käuflichen Terpentinöles schwankt zwischen 0,862 und
0,870; Proben mit höherem oder niederem speeifischen Gewichte sind
als verdächtig anzusehen. Das optische Verhalten ist von geringem
Werthe für die Beurtheilung, doch schliefst hohes Ablenkungsvermögen
starke Verfälschung aus. Russisches und amerikanisches Terpentinöl
lassen sich durch das Ablenkungsvermögen nicht unterscheiden, dagegen
kann man leicht zugemischtes französisches Oel erkennen, da dasselbe
links dreht. Als Minimum der Ablenkung beobachtete Verfasser -|- 12,05,
als Maximum -f- 15,29 am Laurent" sehen Instrumente. Sowohl Schwefel-
chlorid, als auch die Valenta^sche Eisessigprobe liefern ungenügende
Resultate. Empfehlenswert ist es, die Probe mit Essigsäureanhydrid
und Schwefelsäure zu machen, wozu auch der Destillationsrückstand
verwendet werden kann; im Falle der Anwesenheit von Harzöl tritt
rothviolette Färbung ein. Nach des Verfassers Versuchen soll man
durch fractionirte Destillation am ehesten im Stande sein, Verfälschungen
des Terpentinöles nachzuweisen.
Verfälschung von französischem Terpentinöle.
Französisches Terpentinöl wird häufig mit geringen Mengen Harzöl
verfälscht, da dessen Preis fünfmal niedriger als der des Terpentinöles
ist; doch kann dieser Zusatz 5 Proc. vom Gewichte des Oeles nicht
überschreiten, da mehr Harzöl das Terpentinöl klebrig macht und ihm
einen besonderen Geruch ertheilt.
A. Aignan fand (Comptes rendus, 1889 Bd. 109 S. 944), dafs Harzöl
das Rotationsvermögen des französischen Terpentinöles verringert. Bei
16 Proben verschiedener Herkunft und Darstellungsweise war diese
Verringerung nahezu constant und schwankte zwischen — 60° 26' und
— 63° 20'; im Mittel ist [an] = — 610 30'.
Die durch trockene Destillation des Colophouiums erhaltenen und
dann rectiticirten weifsen Oele lassen sich auf drei Typen zurückführen:
I. Ausgewähltes rectificirtes Oel . . [an] = — 72°
11. Fein rectificirtes Oel [aj>] = — 32°
111. Rectiticirtes Oel [ceD] = — 21°
Aignan lindet für diese drei Oele folgende Relationen:
7° 30'
Terpentinöl und Oel I . . [an] = — 610 30' -j — . h
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 421
CO QA'
Terpentinöl und Oel II . . [«/,] = — 61» 30' H ^— . k
9° 30'
„ „III . . [aD] = _ 610 30' + ^. A.
o
Hierin bedeutet h die Menge (in Procent) des in dem Gemische
enthaltenen Harzöles.
Bei gewissen industriellen Anwendungen wird das Terpentinöl mit
Harzessenz gemischt. Die Gegenwart dieses Körpers läfst sich leicht
erkennen durch seinen starken und unangenehmen Geruch. Aignan fand:
Terpentinöl und ordin. Harzessenz [#/,] = — 61° 30' -f- * e
o
„ „ raff. „ [al)] = -610S0' + |e.
Hierin bedeutet e die Menge (in Procent) an Harzessenz, welche in
dem Gemische enthalten ist.
Prüfung von Schweinefett auf ßaumwollsamcnöl.
Fr. P. Perkim gibt folgende Methode an: 0,02 bis 0^,03 fein ge-
riebenes Kaliumbichromat und concentrirte Schwefelsäure in einer
Porzellanschale mit 0§,5 des Fettes gemischt, zeigen nach Zusatz von
Wasser deutliche Grünfärbung durch Reduction der Chromsäure zu
Chromoxyd. War kein Baumwollsamenöl im Fette, so bleibt die Mischung-
gelb. {Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 87, nach The Analyst, 1890
Bd. 15 S. 55.)
Zur Kenntnifs des Butterfettes.
Anstatt die flüchtigen Fettsäuren der Butter durch Titration der
durch Destillation der angesäuerten Seifenlösung erhaltenen Flüssigkeit
mit eingestellter Natronlauge zu ermittelo, empfehlen St. Bondzxjnski
und H. Ruß 4 bis 5s Butter mit 50 bis 60cc alkoholischer titrirter Kali-
lauge rasch zu verseifen, das überschüssige Kali mit titrirter Salzsäure
genau zu neutralisiren, den Alkohol zu verjagen, die abgeschiedenen
unlöslichen Fettsäuren abzufiltriren, mit heifsem Wasser auszuwaschen,
in Alkohol zu lösen und mit alkoholischer eingestellter Kalilauge zu
titriren. Die Differenz zwischen der Menge des an die Gesammtsäuren
gebundenen Kalihydrates und der zur Neutralisation der unlöslichen
Säuren verbrauchten Lauge ergibt die zur Neutralisation der flüchtigen
Säuren erforderliche Menge Kali.
Oder aber man ermittelt diese Menge Kali durch direkte Titration.
4 bis 5« Butter werden mit 50 bis 60cc alkoholischer titrirter Kalilösung
verseift, der Alkohol wird durch Abdampfen entfernt, die wässerige
Seifenlösung mit der dem angewandten Kali genau entsprechenden Menge
titrirter Schwefelsäure versetzt, und dann so viel Wasser zugefügt, dafs
die ganze Flüssigkeitsmenge etwa 400 bis 500cc beträgt. Hierauf ver-
sieht man den Kolben mit einer langen Rückflufsröhre und erhitzt so
422 Neue Methoden Hlr chemisch-technische Untersuchung
lange auf dem Wasserbade, bis die Flüssigkeil unter den oben schwim-
menden, geschmolzenen unlöslichen Säuren ganz klar geworden ist.
Sodann werden die ausgeschiedenen unlöslichen Säuren ausgewaschen
und im Filtrate die flüchtigen Fettsäuren mit Normallauge titrirt.
Beide Methoden liefern Zahlen, welche mit einander und mit den
bei «Kr Destillation erhaltenen genau Übereinstimmen. Bei dieser Art
der Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren läfsl sich die Menge der-
selhen bezieh, deren Glyceride direkt in Procenten des Butterfettes an-
geben. Zu dem Zwecke braucht man nur die unlöslichen Säuren mit
Aether in ein tarirtea Kölbchen zu spülen, den Aether abzudampfen,
den getrockneten Rückstand zu wägen und erst dann zu titriren. Dem
verbrauchten Kali entspricht die äquivalente Menge Glycerin, woraus
sich die Menge der Glyceride der unlöslichen Säuren berechnen läfst,
Diese vom Fette abgezogen, ergibt die Menge der Glyceride der flüchtigen
Säuren.
Die in frischer Butter nur als Glyceride vorhandenen flüchtigen
Säuren werden bekanntlich beim Ranzigwerden der Butter frei; indessen
können die freien, flüchtigen bezieh, löslichen Säuren erst in ziemlich
vorgerücktem Stadium der Zersetzung der Butter nachgewiesen werden.
Eine bei 25° C. aufbewahrte Butter zeigte keine Spur von flüchtigen
Säuren, obwohl sie vollständig ungeniefsbar war. Weiter constatiren
die Verfasser, dafs frische Butter auch freie unlösliche Säuren enthält,
deren Menge allmählich zunimmt. Das Ranzigwerden der Butter ist
hauptsächlich der Entstehung der freien unlöslichen Säuren und nicht
den flüchtigen zuzuschreiben. Die flüchtigen Säuren entstehen erst in
ziemlich vorgeschrittenem Stadium der Zersetzung. — Interessant ist
das Vorhandensein von Oxysäuren in frischer Butter, welche Bondzynski
und Ruft nach der Benedikt* sehen Methode nachwiesen {Landw. Jahrb.
der Sc/uveiz 1889, durch Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 20).
Lieber die Kjehldahl-Wüfart tische Methode der Stickst o (f 'beslimmung.
Nach P. Argutinsky oxydirt man mit reiner englischer Schwefel-
säure oder einem Gemisch derselben mit Phosphorsäureanhydrid (auf
l1 2öo- Phosphorsäure) und verwendet stets metallisches Quecksilber.
Gekocht wurde im gewöhnlichen langhalsigen Rundkolben über dem
Drahtnetz und zwar nach Eintritt der Entfärbung noch * 4 Stunde.
Als Vorlage bei der Destillation benutzt Argutinsky eine U-för-
mige Peligot sehe Röhre. Damit die concentrirte alkalische Flüssigkeit
ruhig kocht, empfiehlt sich ein geringer Zusatz von Talk sowie die
Vermeidung eines grofsen Ueberschusses von freiem Alkali. Zwecks
leichteren Austreibens des Ammoniaks aus den Quecksilberamid Ver-
bindungen werden vor der Destillation 12cc concentrirte Schwefel-
kaliumlösung (1 Th. in •_!'., Th. Wasser) zugegeben. Die vorgelegte
titrirte Schwefelsäure wird mit " 1(1 Kalilauge zurücktitrirt. Als In-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 423
dicator dient Cochenilletinctur, welche man durch Stehenlassen von
-3s Cochenille mit 250cc schwachem Spiritus erhalten hat. Als End-
reaction ist das Auftreten einer Rosafärbung ohne jede Spur von gelber
Nuance zu betrachten. {Chemiker- Zeitung., 1890 Bd. 14, Repertorium S. 41
nach Archiv f. Phys., 1890 Bd. 46 S. 581.)
Bestimmung des Stickstoffes in Düngemitteln.
E. Aubin und /. Quenot geben eine Methode zur Bestimmung des
Stickstoffes an, wenn er in seinen drei Formen als Salpetersäure-, Am-
moniak- und organischer Stickstoff im Dünger vorkommt, in welchem
Falle die Kjehldahl' sehe Stickstoffbestimmung nicht mehr direkt zur
Bestimmung des Stickstoffes zu verwenden ist. Zu diesem Zweck
führen die Verfasser den organischen Stickstoff in unlöslichen Zustand
über, wobei es nicht nothwendig ist, die Nitrate zu zersetzen. Es geschieht
jene Ueberführung durch 2proc. Tanninlösung (30 bis 40cc), womit auf
dem Filter 1? des Düngemittels behandelt wird. Den Rückstand (mit
dem Filter) behandelt man nach dem Verfahren von Kjehldahl und gibt
das Einwirkungsproduct, sowie die durch Behandlung der ursprüng-
lichen Probe mit der Tanninlösung erhaltene Flüssigkeit in den
Destillationskolben. Es läfst sich nach diesem Verfahren auch die ge-
trennte Bestimmung des Stickstoffes vornehmen, wenn man ls Dünge-
mittel mit 0^,5 Tannin mischt, und 15 Stunden mit 150cc Selterwasser
digerirt (zur Lösung von Ammonmagnesiumphosphat), filtrirt und den
unlöslichen Theil mit Tanninlösung wäscht. Der Rückstand liefert,
nach Kjehldahl behandelt, den organischen Stickstoff. Das Filtrat gibt,
mit Natron destillirt, das Ammoniak der Ammonsalze, die Salpeter-
säure ist nach Schlösing's Verfahren zu bestimmen. {Chemiker- Zeitung,
1890 Bd. 14, Repertorium S. 107 nach Bull. Soc. Chim., 1890 3. Ser.
3. 322.)
Bestimmung des Stickstoffes im Chilisalpeter.
Die durch O. Förster in der Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 509,
veröffentlichte einfache Methode stützt sich auf die Verwandlung salpeter-
saurer Salze in salzsaure bei wiederholtem Eindampfen mit Salzsäure,
wobei die Salpetersäure zersetzt und verflüchtigt wird.
Zur Bestimmung werden 2 bis 3§ Salpeter bei 150° oder durch
vorsichtiges Erhitzen bis zum Schmelzen getrocknet, wonach gewogen
und so das Wasser bestimmt wird.
Dieser wasserfreie Salpeter wird nun in einem Tiegel in 25cc einer
etwa 19proc. Salzsäure (3 Vol. Salzsäure von 1,124 spec. Gew. und
1 Vol. Wasser) gelöst und auf dem Wasserbade unter stets erneutem
Zusatz von 25cc Salzsäure wiederholt zur Trockne verdampft. Nach
dreimaligem Abdampfen ist das Nitrat vollständig in Chlorid über-
geführt. Eine stärkere Salzsäure anzuwenden, ist nicht rathsam , weil
durch die dann eintretende lebhafte Chlorentwickeluns: Flüssigkeits-
424 Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
theilchen verspritzt werden. Der bedeckte Tiegel wird jetzt im Trocken-
schranke einige Zeit auf etwa 150° und hierauf über freier Flamme bi&
zum schwachen Glühen erhitzt und nach dem Erkalten gewogen.
Der Stickstoff berechnet sich aus dem durch Behandlung mit Salz-
säure verursachten Gewichtsverlust in folgender Weise. An Stelle der
Gruppe N03 tritt ein Atom Chlor. Daher verhält sich der Gewichts-
verlust zu dem Stickstoff wie die Differenz zwischen dem Molecular-
gewicht von NO;j und dem Atomgewicht des Chlors zu dem Atom-
gewicht des Stickstolfes, also wie 61,89— 85,37 = 26,52 : 14,01 , oder
wie 1 : 0,52828. Mit der letzteren Zahl ist daher der durch Behandlung
mit Salzsäure verursachte Gewichtsverlust des wasserfreien Salpeters
zu multipliciren, um das Gewicht des Stickstoffes zu ermitteln.
Nur wenn dem Chilisalpeter durch unerlaubte Manipulationen
Magnesiumsalze (Chlormagnesium) beigemischt sind, ist das Verfahren
nicht anwendbar.
Die Citratmethode der Phosphorsäurebestimmung.
Da die Ansichten über die Brauchbarkeit des Citratverfahrens noch
immer aus einander gehen, theilt Reitmair seine Beobachtungen als
Beitrag zur Lösung dieser PVage mit: 1) das Aufschliefsen der Phos-
phate mit Salzsäure hat für die Citratfällung den Nachtheil, dafs der
Niederschlag stark mit Kieselsäure verunreinigt wird- die Menge der
letzteren beträgt stets mehrere Milligramm, aufserdem gibt sie direkt
zu einer gröfseren Verunreinigung mit Salzen Veranlassung. 2) Das
Aufschliefsen mit Schwefelsäure ergibt eine kieselsäureärmere Lösung,
immerhin ist aber jeder Niederschlag mit mindestens lms Si0.2 ver-
unreinigt. 3) Selbst bei bedeutendem Ueberschusse an Ammonnitrat
und sehr geringem Kalkgehalte der Lösung (Superphosphate) enthält
der geglühte Niederschlag mehrere Milligramm CaO als Pyrophosphat:
der hierdurch bedingte Plusfehler des gewogenen Magnesiumpvrophos-
phates ist auf 1 bis 2ms zu schätzen. 4) Die Gegenwart von Mangan-
salzen übt denselben Einflufs aus, und kann die Verunreinigung des
geglühten Niederschlages mit Manganpyrophosphat unter Umständen
sehr bedeutend werden. 5) Die Verunreinigung des Niederschlages
durch Eisenoxyd und Thonerde ist in kieselsäurearmen, schwefelsauren
Lösungen der Phosphate sehr gering, auch bei Gegenwart grofser Mengen
dieser Oxyde; dieselben verzögern jedoch die Ausfällung. 6) Eine
geringe Verunreinigung des Niederschlages mit Magnesiahydrat ist bei
der Citratfällung immer zu erwarten. Dieselbe ist am geringsten, wenn
in ammoniakalischer Losung (2,5proc. Ammoniak) gefällt wird, und
kann nur bei Fällungen in annähernd neutraler Lösung und bei Gegen-
wart gröfserer Mengen von Alkalisalzen bedeutend werden. 7) Allen-
diesen Verunreinigungen steht die unvollständige Ausfällung der Phosphor-
säure gegenüber, welche im günstigsten Falle 1 bis 2m8 Mg2P.207 ent-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 425
spricht. 8) Bei Controlirung der Citratfällung durch die Molybdän-
methode ist bei kieselsäurereichen Substanzen auf die Aufschliefsmethode
Rücksicht zu nehmen.
Bei der Anwendung der Citratmethode zur Bestimmung der wasser-
löslichen Phosphorsäure der Superphosphate empfiehlt der Verfasser die
Einhaltung folgender Gewichtsverhältnisse: 1§ Substanz, 5s Citronen-
säure, 25cc Magnesiamixtur, Ammoniakgehalt der Fällungsflüssigkeit =
2,5 Proc. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 S. 196.)
Rasches Verfahren zur Bestimmung des Schwefels organischer Verbindungen.
M. Burion verbrennt die zu untersuchende Substanz in der von
Sauer angegebenen Art (Zeitschrift für analytische Chemie, Heft 12 S. 33
und 178), fängt das Verbrennungsproduct aber in Kalilösung auf und
titrit nach Beendigung der Verbrennung mit Schwefelsäure zurück
(Indicator: Tropäolin 00), nachdem die Röhre und das Verbindungsrohr
mit Wasser nachgespült und dieses mit der Absorptionsflüssigkeit ver-
einigt ist.
Die Methode läfst sich auch gut für Schwefelbestimmungen im
Erdöl anwenden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890
Bd. 23 Nr. 5 S. 180 nach Amer. Chem. Joum. 11. 472.)
Ein für Wägezwecke sehr geeignetes Papier
empfiehlt H. Sc/iweitzer. Es ist ein dem Glanzpapier ähnliches, aus
nitrirter Cellulose, Campher und Alkohol hergestelltes Product, wie es
die American Zynolite Comp, in den Handel bringt. Das Papier ist un-
empfindlich gegen Wasser und man kann die gewogene Substanz davon
abspülen. In zwei Wochen verändert es sein Gewicht fast nicht. Ex-
plosionsgefahr ist ausgeschlossen. (Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 698.)
Methode zur Bestimmung des speeißschen Gewichtes puleerförmiger Körper.
W. F. Smeeth bestimmt das Gewicht des Pulvers in der Luft und
das Gewicht eines leichten Uhrglases mit klarem Vaselin unter Wasser,
schmilzt darauf das Pulver in die Vaselinmasse ein und wägt wieder
unter Wasser. Es läfst sich nun das speeifische Gewicht des Körpers
berechnen, ohne dafs man das speeifische Gewicht des Vaselins zu
kennen nöthig hat.
Die Methode ist auch sehr gut brauchbar für Körper, die von
Wasser angegriffen werden. (Nach Scient. Proc. of Dublin Soc. Bd. 6
S. 61 durch Beiblätter zu den Annalen der Physik und Chemie, 1889
Bd. 13 S. 337.) (Fortsetzung folgt.)
}_!»', Mineralöl- and Paraffinfabriken der Riebecfe sehen Montanwerke.
Die Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen
Montanwerke bei Halle a. d. S.
Mit abbildui
Gelegentlich de> im vorigen Herbst zu Halle a. d. S. abgehaltenen vierten
Allgemeinen Deutsehen Bergmannstages sind zwei Schriften erschienen, welche
sich beide, jede in eigener Art. mit der bekannten und zu verdienter Berühmt-
heit gelangten sächsisch-thüringischen Braunkohlenindustrie beschäftigen. Die
eine dieser Broschüren, welche unter dem Titel ,A>er Braunkohlenbergbau" die
eigentliche Festschrift darstellt . ist von Bergassessor Max Votiert bearbeitet.
Sie befafsl Bich eingehend mit dem geologischen Vorkommen und der Ver-
breitung der Braunkohle in .Mitteldeutschland, gibt einen geschichtlichen Ueber-
blick der Entwickelung des Braunkohlenbergbaues, schildert ausführlich den
technischen Betrieb der Braunkohlengruben, sowie die mechanische Aufberei-
tung und chemische Verarbeitung der Braunkohle und bringt in den Schlufs-
kapiteln interessante statistische Aufstellungen der Production, des Absatzes,
der geschäftlichen Lage der Braunkohlenindustrie, wie auch Mittheilungen
über die Arbeiterverhältnisse des Braunkohlenbergbaues im Oberbergamts-
bezirk Halle.
Während somit die Voll tri' sehe Festschrift vorwiegend den Bergmann von
Fach interessirende. werthvolle Darlegungen enthält, beschäftigt sich die zweite
Broschüre im engeren Rahmen mit den Mineralöl- und Paraffinfabriken der
.1. Iiiebeck1 sehen Montanwerke, Actiengesellschaft Halle a. d. S., und hat damit die
Beschreibung einer speciellen chemischen Industrie zum Gegenstande. Die
Schrift, welcher die nachfolgenden Schilderungen der Fabriken, Webau, Reussen
und Ober-Röblingen am See entnommen sind, hat zum Verfasser den Direktor
dieser Fabriken, den auch in weiteren industriellen Kreisen bekannten und
geschätzten Dr. Krey. Derselbe hat auf unsere Veranlassung die Güte gehabt,
der Beschreibung der Betriebswerkstätten Zeichnungen beizufügen, welche ein
anschauliches Bild der interessanten Einrichtungen geben.
Wer in Weil'senfels die Eisenbahn verläfst, um in das Industriegebiet
zu wandern, gelangt nach dem Gange durch die Stadt bald an die Chaussee,
welche die Kreisstadt Weifsenfeis mit der alten Bischofsstadt Zeitz verbindet.
Auch die im Anfange dieses Jahrzehnts von der Sächsisch-Thüringischen Actien-
gesellschaft für ßraunkohlenrerwerthung erbaute Stral'se zweigt hier ab, welche
über die Dörfer Selau. Zorbau, Gerstewitz, Granschütz in das Bergrevier und
weiter nach Hohenmölsen und Pegau (Königreich Sachsen) führt. Auf der
enannten Stral'se gelangt man nach halbstündigem Marsche an die „Riebeck-
sche Stral'se", welche, links abbiegend, über das Dorf Aupitz-direkt nach Webau
führt. Die Stral'se steigt vor Weifsenfeis langsam an und etwa 2km von der
Fabrik Webau übersieht man das ganze gewerbfleifsige Land. Im Westen
zeigl sich das Gebäude der Grube Constantin, in Südwesten reiht sich Schorn-
stein an Schornstein: die Werke bei Teuchern, Runthal, Luckenau, Groben.
Wildschütz, Tackau. im Süden zeigt sich Koepsen (Mineral- und Paraffinfabrik
der Werschen-Weifsenfelser Gesellschaft) mit den Nebenwerken, vor uns im
Osten liegl die Fabrik Wel.au mit den Gruben und Schweelereien bei Webau
und Rossuln. nordöstlich sieht man die Gerstewitzer Werke (Gruben. Schwee-
lereien, Mineralöl- und Paraffinfabrik der Sächsisch-Thüringischen Actiengesell-
schaft). Wir be.ue^nen endlosen ( olonnen von Gespannen" mit Grudekoks und
Producten von den und für die Paraffinfabriken. Noch entbehrt dieses seit mehr
ale 30 Jahren erschlossene Industriegebiet der Eisenbahn! Hunderttausende von
Doppelcentnern u erden Jahr für Jahr mittelsAchse von und nach Station Weifsen-
fels transportirt, die Fabriken sind genöthigt, in Weifsenfeis besondere Comptoirs
und Lager zu unterhalten und jährlich Hunderttausende für Fuhrlöhne und
Strafsenpflasterunterhaltung auszugeben — und doch hat es dem Eisenbahn-
projeet, «las jetzt greifbare Gestall anzunehmen scheint, an Gegnern in der
Industrie Belbst nicht gefehlt! Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr fern, wo die
Eisenbahnlinie Deuben-Corbetha dieses gewerbfleifsige Gebiet durchzieht und
dadurch Vereinfachungen in technischer und administrativer Beziehung er-
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 427
möglicht, welche zur Herabsetzung unserer Productionskosten beitragen, der
die Industrie im Kampfe auf dem Weltmarkte nur zu sehr bedarf.
Der Eingang in die Fabrik Webau (Post- und Telegraphenstation Gran-
schütz etwa l^ni, Dorf Webau etwa lkm,5 entfernt) befindet sich an der West-
seite. Der dem Eingange zugekehrte, mit wildem Wein dicht belaubte Giebel
eines Materialiendepots trägt in einer Nische die von der Hand Schaper's ge-
schaffene Büste des genialen Schöpfers dieser industriellen Werke: des am
28. Januar 1883 verstorbenen königl. preufsischen Commercienrathes Carl Adolf
Riebeck. Geboren zu Harzgerode am Harz am 27. September 1821 als Sohn einer
alten Bergmannsfamilie, fuhr er 1835 zuerst als Bergjunge auf der „Albertine"
an. Bald hatte er die unteren Stufen des bergmännischen Beamten durchlaufen
und war im J.1853 Berginspektor der sächsisch-thüringischen Actiengesellschaft.
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Kach kurzer Zeit ging er mit eigenen Unternehmungen vor. mit sicherem
Blicke die günstige Zeit durchdringend. Vielfache Widrigkeiten blieben ihm
in der ersten Zeit nicht erspart, er überwand sie mit rastloser Energie, um
in kurzer Zeit seine Mühe mit Erfolg gekrönt zu sehen. Nach kaum zehn-
jährigem Wirken stand er mit der Ausdehnung seiner industriellen Werke an
der Spitze der Industrie. Rastlos schaffend, reihte er nun Werk an Werk.
42s Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke.
Auf Verwerthung
derSchweelkohle
wie der Feuer-
kohle gleich-
mäfsig bedach t1
errichtete er Bei-
nen Onterneh-
mangen zwei ge-
waltige Pfeiler
in Beinen Mineral-
ölfabriken und
Beinen Brikett-
fabriken.
In ihm erstand
der heimischen
Industrie der un-
gestüme Dränger
nach grofs-
industrieller Ent-
wickelung1
dessen entschie-
denes Vorgehen
auch die übrigen
Industriellen mit
fortrifs. Al^ er
1883 starb — er
erlebte nicht das
25jährige Be-
stehen seiner
Firma — hinter-
liel's er den aus-
gedehntesten
Besitz blühender
gewerblicher Un-
ternehmungen.
Mil dem säch-
ßisch-thüringi-
Bchen Bergbau isl
sein Käme un-
zertrennlich und
nnvergefslich
verbunden.
Riebeek'a liebste
Schöpfung war
seine Fabrik
Webau. Entstan-
den im .1. 1859
ans kleinen An-
fängen n- wur-
den zuerst drei
Destillations-
blasen mit etwa
500k In hali auf-
eilt ) cm-
w ickelte sie eich
bald ZU Statt-
liehen Vcrhalt-
Schon im
.). IWi arbeiieie
die Fabrik mit
Mineralöl- und Paraffinfabriken, der Riebeck'schen Montanwerke. 429
und im Augu
Die Fabri
6 Wolin- und
15 Blasen heutigen Kalibers.
18(35 wurden die ersten Kerzen
mittels Maschinen hergestellt
und Eisengiefserei und Ma-
schinenfabrik ins Leben ge-
rufen. Im Januar 1868 zer-
störte das Feuer den gröfsten
Theil der Fabrik, die bald in
vergröfserter, im Ganzen der
Gestaltung, die sie heute hat,
wieder erstand. 1878 wurde
die erste Eismaschine auf-
gestellt. In den Jahren 1876
bis 1879 wurden auch grofse
Mengen galizischen Ozokerits
auf Cerisin und Paraffin ver-
arbeitet.
1879 arbeitete die Fabrik
täglich 1000 Centner auf, die
Vergröfserung der Schweele-
reien nöthigte zur Anlage
fernerer Mineralölfabriken, so
dafs mit dem Bau von Ober-
Röblingen und später Reufsen
vorgeschritten werden mufste.
In den Jahren 1884 bis
1886 erfolgte der Umbau der
Destillation, der durch den
Uebergang zur Destillation
im luftverdünnten Räume
nothwendig wurde. Es wur-
den aufserdem drei grofse
Intzesche Oelreservoirs auf-
gestellt.
Am 5. Februar 1887 brach
in der Mischerei Feuer aus,
das dieselbe völlig zerstörte,
im Uebrigen jedoch auf seinen
Herd beschränkt blieb. Durch
geeignete Vertheilung der
Arbeitsleistungen auf die drei
Fabriken wurde es ermöglicht,
den Schweelereibetrieb un-
gestört zu erhalten und die
durch den Brand herbei-
geführte Betriebsstörung in
mäfsigen Grenzen zu halten.
Die an Stelle der abge-
brannten Mischerei errichtete,
jetzt vorhandene Neuanlage
kam im Juli 1887 in Betrieb.
Schon im Januar des fol-
genden Jahres traf das gleiche
Geschick die Hauptpresserei,
welche beim Neubau in drei
Gebäude (zwei Prefsanlagen,
ein Maschinenbaus) zerlegt
wieder in Betrieb genommen wurde.
kt in ihrer jetzigen Ausdehnung ein Areal von 7'ia, hat
.;Aon.«K;;..J„ 11 IT _:„„ in W«.1.i.isu i r-
Fig. 3.
M 1N.SS
k bedeck
'27 Iietriebsgebäude, 12 Magazine, 10 Werkstätten und aufser
430 Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke.
einem Hauptbureau 4 Betriebsbureaus, Bearnteneasino, Arbeiter-Speise- und
Schlafsaal.
Die Beleuchtung geschieht mittels des bei der Theerdestillation abgesogenen
Gases, zu dessen Aufspeicherung zwei gröfsere Gasometer vorhanden sind,
Bowie mit elektrischem Lichte, und /.war sind mil Glühlicht versehen die
Mischerei, der obere Theil der Destillation, die Paraffinfabrikationsräume und
die Kerzenfabrik. Zwei Hole weiden mittels Bogenlicht beleuchtet. Die
elektrische BeleuchtuDgsstation hat drei Dynamomaschinen (Schuckert, Com-
pound). Die Versorgung mit Kühlwasser (pro Tag etwa 3500cbm) geschieht
seitens der Wasserstation auf Grube 321, für die Kerzenfabrik sind aufserdem
zwei Brunnen vorhanden, deren Wasser, nachdem man es in der Kerzenfabrik
als Kühlwasser benutzt hat, zur Kesselspeisung dient. Die Kühlwasser werden
in besonderen Behältern wieder gektihll und wiederholt gebraucht. Für Wasser-
transport innerhalb der Fabrik (täglich 18(XKum) ist eine mit der elektrischen
Lichtstation verbundene Wasserstation vorhanden (drei Wassermaschinen). Das
Kesselhaus hat neun Dampfkessel mit G7o'im.'2 Gesammtheizfläche und sind
im Ganzen 50 Betriebsmaschinen vorhanden. Die Kohlenversorgung (täglich
2000M) aus dem etwa 350m entfernten Tagbau der Grube 321 geschieht mittels
Drahtseilbahn.
Der Hauptbetrieb ist die Darstellung von Mineralölen aller Art, Paraffin
und Kerzen. Gröfsere Nebenbetriebe sind Eisengiel'serei, Kesselschmiede,
Ziegelei — nur für den eigenen Bedarf der .1. /ue&ec/f'schen Montanwerke
arbeitend. Beschäftigt sind 24 Beamte und gegen 450 Arbeiter.
Der Fabrik Weban dient als Ausgangsmaterial der Theer der sächsischen
Braunkohle, und zwar wird hier der Theer der Schweelereien besonders Webau,
Runthal. Wildschütz, Tackau, Gaumnitz (zusammen 300 Oefen), sowie ge-
legentlich angekaufter Theer verarbeitet Webau kann bis 12000 Doppelcentner
Theer monatlich verarbeiten und nimmt aufser dem in Reulsen gewonnenen
Hartparaffin noch jährlich mehrere Tausend Doppelcentner Rohparaffin fremder
Fabrikation zur weiteren Fertigstellung auf.
Für die Verarbeitung des Braunkohlentheeres kommen hauptsächlich vier
Operationen in Betracht:
Das Destilliren, das Behandeln mit Chemikalien („Mischprozefs"), das
Krystallisiren, das Entölen des Paraffins (Pressen).
Der Braunkohlentheer enthält Kohlenstoff- Wasserstoffverbindungen (Kohlen-
wasserstoffe der Methanreihe und der Aethylenreihe ; Kohlenwasserstoffe der
aromatischen Reihe sind bisher noch nicht nachgewiesen), sauerstoffhaltige
Korper (saure Korper, Harze), stickstoffhaltige Körper (Picoline) und ge-
schwefelte Kohlenwasserstoffe (Merkaptane und höhere Thiophone).
Bei seiner Destillation handelt es sich nicht nur um den physikalischen
Vorgang der Trennung nach dem Siedepunkte, sondern es wird hier stets ein
chemischer Prozefs, eine Zersetzung vorgenommen, die, in den richtigen
Grenzen zu halten, die Aufgabe des Destillateurs ist. Das „zu wenig" ist
ebenso zu meiden, wie das „zu viel". — Die gesammte sächsisch-thüringische
Industrie arbeitet mit Destillationsblasen von Guiseisen, annähernd desselben
Kalibers bis etwa 20(10 bis 3000k Inhalt.
Die Kühlschlange ist gewöhnlich von Bleirohr und steht in einem hölzernen
oder eisernen Kühlfasse, die Destillation erfolgl über freiem Feuer.
In der Fabrik Webau geschieht die Destillation seit 1884 im luftverdünnten
Räume, und weichen .Methode und Apparate entsprechend von denen der
übrigen Industrie ab. Die Vacumndestillation hatte in der Stearinfabrikation,
in der Glycerindestülation und Steinkohlentheerdestillation bereits ihre Vor-
theile erwiesen. Das Wesentlichste derselben ist die Vermeidung secundärer
Zersetzungen in Folge Reducti ler zur Destillation nothwendigen Tempe-
ratur. Eine Folge davon ist die wesentlich geringere Ausscheidung von Koks,
welche die Entstehung von Qüssigen Residuen zur Folge hat, die sich bei] nein
abziehen lassen. Auf diese Weise ist ein rasches Entleeren und Wiederfüllen
der Blasen, eine zwei- bis dreifache Benutzung einer Blase in der Zeit ermög-
licht, die -on.-t zu einer Destillation erforderlich war. Die Anzahl der Blasen
wird dadurch erheblich reducirt. Weban hat jetzt deren 35 (früher über 70!).
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Kiebeck'schen Montanwerke. 431
Die Destillation im Vacuum gleicht ferner die Einwirkungen der Tensionen
und der Dampfdichten der Kohlenwasserstoffe (jene sinken, diese steigen mit
jedem CHO aus und ermöglicht SO eine schärfere Trennung bei beschleunigtem
Gange der Operation. Webau hat drei Destillationsgebäude; im Hauptgebäude
wird Theer und schweres Theeröl und deren Residuen in 26 Blasen destillirt,
ein zweites Gebäude enthält sieben Blasen zur Destillation von leichten Oeleu
und zwei für deren Residuen. Im dritten Gebäude arbeiten vier Blasen Ab-
gänge aus der Behandlung der Mineralöle mit Chemikalien auf. Diese letzt-
erwähnten Blasen haben keine Vacuumeinrichtung. Die Einrichtung für
Vacuumdestillation ist in Fig. 1, 2 und 3 abgebildet. (S. -427 bis 429.)
Das Hauptgebäude ist 84m lang und 12m,5 breit, die 26 Blasen liegen
neben einander, der Heizerstand ist eingedeckt und trägt die Decke die Kohlen-
bahn, von welcher die Feuerkohle durch Fülltrichter in den Heizerstand ge-
langt. Das Mauerwerk der Blasen ist durch eine Mauer vom Destillations-
raume getrennt. Derselbe enthält neben einander angeordnet 30 Kühler, 26 für
26 Blasen, 4 zur Kühlung der iföm'n^sehen Luftsauger, welche zur Er-
zeugung der Luftleere bei der Destillation dienen. Jede Blase hat zwei Vor-
lag n. dir. abwechselnd mit Blase und Luftsauger in Verbindung, das Destillat
aufnehmen. Sobald eine Vorlage (etwa 150k) gefüllt ist, wird erwähnte Ver-
bindung mit der anderen Vorlage hergestellt, welche nunmehr das Destillat
aufnimmt. Bis diese vollläuft, wird die erste durch Oeffnen der Hähne ent-
leert und isi nach der Entleerung wieder bereit, die andere Vorlage abzulösen.
Ein am Kühler montirtes Quecksilbervaeuummeter gibt das in der Blase vor-
handene Vacuum an, das bei der Destillation der paraffinhaltigen Antheile
40 bis 50cm Quecksilber betragen mufs. Die Kühlschlangen sind sämmtlich
von Gufseisen, haben 65mm Durchmesser und etwa 8 bis iOqm Kühlfläche und
sind in eiserne Kühler (1,55 X 1,30) eingebaut. Die Vorlagen entleeren in
Rohrleitungen, welche die Destillate in Bassins abführen, in denen sie bis zur
weiteren Verarbeitung bleiben. Ein wesentlicher Vorzug der Methode ist noch
der. dafs sie sich in geschlossenem Apparate vollzieht und die Beseitigung
der festen Rückstände — das „Auskoken" der Blasen auf ein Viertel reducirt
ist. Die durch die Destillationsgase und -dämpfe früher vorhandenen Be-
lästigungen der Arbeiter — namentlich Augenentzündungen — haben voll-
kommen aufgehört.
Die Blasen für Theer (9) und für schweres Oel (6) haben am tiefsten
Punkte einen Ablal'shahn, aus dem das Residuum durch eine Rohrleitung nach
den Residuumkesseln, es sind deren drei vorhanden, abgelassen ward. Die
Rückstandsblasen werden aus den Residuumkesseln mittels comprimirter Luft
gefüllt und bis zur Trockene (zum Koks) abdestillirt. Die Destillation des
Theerresiduum9 erfolgt über Kalk.
Die Blasen zur Destillation der leichten Oele sind zwecks schärferer Tren-
nung der Destillate mit Colonnen (von 2m Höhe) versehen, wie sie ähnlich an
den Apparaten der Spiritusdestillation zur Verwendung gelangen. Die Destil-
lation der leichten Oele erfolgt über Aetznatron.
Nach der ersten Trennung des Theeres mittels fractionirter Destillation
in Rohöl und Uohparafiinmassen bedürfen die Mineralöle, abgesehen von Misch-
prozefs (s. u.) je nach ihrer Verwendung und erforderlichen Reinheit einer
zwei-, drei-, ja viermaligen Destillation. Bei der zweiten Destillation resultiren
bereits helle Gasöle als verkaufsfertiges Product, während die dritte Destil-
lation Benzin-, Leucht- oder Solarol , Putzöl , helle und dunkle Gasöle liefert.
Letztere resultiren neben Fettölen auch bei der vierten Destillation. Die Vor-
nahme der Destillation geschieht sowohl aus Gründen der Oelraffinerie, als
um das in Lösung enthaltene Paraffin in der Lösung zu concentriren und zu
gewinnen.
|32 Bücher- Anzeigen.
Bücher-Anzeigen.
Geschichte des Zuckers, seit den ältesten Zeiten bis zum Beginne der
Rübenzuckerfabrikation. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte von
Dr. Edmund O. r. Lippmann, Direktor der Zuckerraffinerie Halle a. S.
Max Besse's Verlag. Leipzig 1890. Preis 6 Mk.
Ee ist mit lebhafter Freude zu begrüfsen, dafa der um die Zuckerindustrie
hochverdiente und durch seine wissenschaftlichen Arbeiten über Zucker wühl
bekannte Verfasser 68 unternommen hat. eine umfassende Geschichte des
Zuckers, welche, wie der Titel des Werkes besagt, zugleich einen Beitrag zur
Kulturgeschichte darstellt, zu bearbeiten. Mit anerkennenswerther Gründlich-
keit, unter ausgiebigster Benutzung der einschlägigen literarischen Quellen hat
'■. Lippmann seine Geschichte des Zuckers geschrieben und damit ein Werk
geschaffen, welches in vieler Hinsicht als Muster dienen und Veranlassung geben
kann, dafs der Geschichte der einzelnen chemischen Industrien vermehrte Auf-
merksamkeit geschenkt wird.
Das Werk zerfallt in 17 Abschnitte: Zur Vorgeschichte des Zuckers, die
Heimat des Zuckerrohres und der Rohzuckerbereitung, Zuckerrohr und Zucker
im europäischen Alterthum und frühen Mittelalter, die Ausbreitung des Zucker-
rohres nach Westen und die Erfindung der Raffination, der Zucker am Hofe
der Kalifen, Zuckerrohr und Zucker in den westlichen Provinzen des Kalifats,
die Verbreitung des Zuckerrohres nach China und den Küsten des Indischen
Oceans, der Zucker zur Zeit der Kreuzzüge, der Zuckerconsum Europas im
14. und 15. Jahrhundert und seine Grofslieferanten , der Zucker im Zeitalter
der Entdeckungen, die Zuckerfabrikation Amerikas im 17. und 18. Jahrhundert,
die europaische Zuckerraffination im 17., 18. und zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts, der Zucker im Orient seit Beginn des 14. Jahrhunderts, die Ersatz-
mittel des Rohrzuckers, Geschichte der Zuckerpreise. Ansichten über Entstehung
und Wesen des Zuckers. Daran reihen sich drei Nachträge, unter welchen
eine Tabelle der Jahreszahlen, die geographische Verbreitung des Zuckerrohres
betretfend , welche bis zum Jahre 1852 reicht, besonderes Interesse verdient.
Sehr angenehm empfindet man bei der Lektüre des so reich mit Citaten
versehenen Buches das Vorhandensein von drei Registern, deren erstes ein
alphabetisches Verzeichnifs der citirten Schriftsteller und Werke, das zweite
der geographischen und Eigennamen gibt, während das dritte als eigentliches
Sachregister dient.
Dem Werke ist ein Titelbild ,.Zuckerläbrikation in Sicilien um 1570, nach
der Bildersammlung Nova reperta des Joann. Stradanus", sowie eine kleine
Karte, die ersten Verbreitungsbezirke des Zuckerrohres darstellend, beigegeben.
Das verdienstvolle und interessante Werk r. Lippmanns wird sowohl in
den Kreisen der Industriellen , wie auch bei den Docenten der chemischen
Technologie hervorragende Beachtung linden. K.
Technological Dictionary of Insurance Chemistry bj William A. Harris,
Selbstverlag des Verfassers 1890 (Phoenix Fire Office Exchange
Street West Liverpool).
Mit diesem Lexicon beabsichtigt der auf dem Gebiete des Versicherungs-
wesens wohl bewanderte Verfasser, auch dem Nichtfachmanne die Möglichkeit
zu geben, sich Aufklärung über Fragen aus dem Gebiete der chemischen
nologie. soweit sie mit dem Versicherungswesen in Verbindung stehen,
zu verschallen.
Es sind deshalb vorzugsweise solche Materialien erwähnt und beschrieben,
welche durch Explosion, Selbstentzündung u. s. w. Veranlassung zu Unfällen
geben können. Ferner hat der Verfasser bei den einzelnen Substanzen auf
die durch dieselben hervorgerufenen Unfälle aufmerksam gemacht, sowie Mittel
• ii. wie diesen [Jnfällen am besten vorgebeugt werden kann.
Das Werk wird von den Interessenten gerne benutzt werden.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Neuerungen an Dampfkesseln. 433
Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 385 d. Bd.")
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 22, 23 und 21.
Unausgesetzt ist die Aufmerksamkeit der Kesselfabrikanten auf die
Einzelconstructionen, insbesondere auf die Verbindung der Rohrenden
mit den Kesselwänden, gerichtet. Einzelne einschlägige Anordnungen
wurden bereits gelegentlich bei der Besprechung der ganzen Kessel-
anordnungen erwähnt, einige weitere mögen noch im Nachstehenden
kurz beschrieben werden.
Einen recht einfachen Rohrverschlufs zeigt das C. Prew sehe D. R. P.
Nr. 47505 vom 12. Oktober 1888. Das etwas eingezogene und mit an-
geschmiedetem Verstärkungsriuge versehene Rohrende E (Fig. 1 Taf. 22)
wird von zwei schellenförmigen Laschen c c umfafst, welche von den
geraden Laschen d d zusammengehalten werden. Letztere tragen die
Brücke b mit der Anprefsschraube a?, welche den Deckel a auf den mit
Nuthen versehenen Verstärkungsring drückt.
Das Wesentliche der Sperber sehen Verbindung an Gliederkesseln
(D. R. P. Nr. 47 698 vom 27. November 1888) ist aus Fig. 2 zu ersehen.
Die Rohre E sind mit Rechts- und Linksgewinde versehen und mit den
Köpfen E E{ verschraubt. Diese sind unter sich und mit den Verbin-
dungsrohren A durch Schliefsen T von Flacheisen zusammengehalten,
welche am inneren Umfange der Köpfe so liegen, dafs behufs Reinigung,
nach Oeffnen der Verschlufsdeckel rf, zwischen denselben mit einem
Reiniger hindurchgefahren werden kann. Die Schliefsen T sind oben
an den Keilen t befestigt und gehen unten durch Stopfbüchsen, welche
durch die Muttern $ an die metallische Dichtung in den Deckeln D
festgeprefst werden. Der quer über dem Röhrenbündel liegende Ober-
kessel ist mit der vorderen Wand durch zwei Rohre verbunden, welche,
um die Spannungen zu vermeiden, je eine kreisförmige Schlinge bilden.
H. Carpentier in Paris ordnet nach dem D. R. P. Nr. 51276 vom
13. April 1889 die Rohrbefestigung in der Weise an, dafs er die Enden
der Rohre mit einem couischen Ringe, welcher sich der Wand genau
anschliefst, versieht. Das nach innen überstehende Rohrende wird mit
einem oder mehreren Schlitzen versehen, in welche hakenförmig um-
gebogene Schraubenbolzen greifen, deren Muttern auf der naheliegenden
Kappenwand ihren Stützpunkt haben und beim Anziehen die Rohre in
ihren Sitz pressen, wobei die freie Oellhung des Rohres möglichst frei-
gelassen ist.
Eine Röhrenverbindung für Doppelröhren -Dampfkessel (D. R. P.
Nr. 51014 vom 7. Juni 1889) ist J. P. B. Knudsen in Kopenhagen patentirt.
Bei derselben ist, wie Fig. 3 zeigt, das äufsere Rohr R mit beiden Enden
conisch in die Wand W eingesetzt, während das innere Rohr r als Zug-
anker benutzt ist. Zu dem Zwecke ist dasselbe an der einen Seite mit
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 10. 1890,111. 28
434 Neuerungen an Dampfkesseln.
dem conischen Deckel J verschraubt, an der anderen Seite mit Gewinde
und einer Mutter ä \ersehen, welche auf einen entsprechenden Deckel J{
wirkt. Durch Anziehen der Schraube K werden gleichzeitig alle vier
Dichtung-steilen geschlossen.
F. Sperling wendet nach D. R. P. Nr. 47 687 vom 6. Januar 1889
eine Röhrenverbindung für einseitig mit dem Oberkessel verbundene
Wasserröhrenkessel in der Weise an, dafs er die Anzahl der Wasser
zuführenden Röhren beschränkt, indem er die am vorderen Ende in
einer Wasserkammer B (Fig. 4) vereinigten Siederohre AA{ am hinteren
Ende gruppenweise unter einander verbindet und nur in einzelne der-
selben Wasserzuführungsröhren D einlegt;
G. Dürr in Ratingen legt nach D. R. P. Nr. 46430 Zwischenwände
in die Einkammerwasserrohre, welche mittels Trichter x (Fig. 5) an
das Speiserohr s anschliefsen. Das weitere Ende des Trichters bildet
in Verbindung mit den Platten y die Trennungswand u\ welche in Ge-
meinschaft mit einem angebauten Kasten eine Verbindung des Dampf-
theiles der Kammer mit dem Dampfraume des Oberkessels und eine
solche des Wassertheiles der Kammer mit dem Wasserraume des Ober-
kessels herstellt.
Eine Verbindung, welche für solche Kessel bestimmt ist, bei denen
die Wasserröhren mit durch dieselben ^hindurchgehenden Feuerrohren
versehen sind, ist von l\. Gamper in Sielce und Ii. Farkacz in Warschau
angegeben (D. R. P. Nr. 47996 vom 13. Oktober 1888). Die Verbindung
der Rohrköpfe d (Fig. 6 und 7), welche mit kugelzonenartigen oder
cylindrischen Gleit flächen f und einem zwischenliegenden kugelzonen-
artig oder cylindrisch ausgehölten Ringe g versehen sind, erfolgt durch
Anziehen der Schrauben A, welche eine entsprechende Gleitfläche i
haben. Die Verbindung der Heizröhren mit den Rohrköpfen wird mittels
eingesetzter Ringe (Fig. 6) oder wie Fig. 7 zeigt, durch eine biegsame
dünne Platte p bewirkt.
Um den Uebelstand zu vermeiden, dafs sich in den Wasserrohren
Dampfräume bilden, bringt A. Hörn in Dehnitz nach dem D. R. P.
Nr. 46 590 vom 11. Oktober 1888 innerhalb der Rohre Mulden F an
(Fig. 8), welche auf Füfsen g ruhen. Die oberen Ränder der Mulde
sind mit Zacken i versehen, welche den Dampf durchzulassen be-
stimmt sind.
Die Kleinkessel.
Neuerungen von besonderer Wichtigkeit sind auf diesem Gebiete
nicht zu melden, es seien etwa diejenigen von Serpollet ausgeschlossen,
welche wenigstens einen eigenthümlichen Grundgedanken enthalten. Im
Uebrigen beschränken wir uns auf die Wiedergabe einiger der besseren
Anordnungen und Verwendungen bekannter Grundformen.
Auf der landwirthsohaftlichen Ausstellung zu Plymouth wurde eine
Maschine von E. li. und F. Turner mit dem ersten Preise bedacht, deren
Neuerungen an Dampfkesseln. 435
Kessel in Fig. 9 dargestellt ist. Die Feuerung liegt in einem cylindrischen
Raum, welcher in einen Halbcylinder übergeht, an dessen gerade Fläche
ein Röhrenbündel anschliefst, welches die Gase zum Schornsteine führt.
Die Blechstärken sind der Skizze eingeschrieben. Die Feuerfläche beträgt
32,2 Quadratfufs, wovon 16,5 auf die Röhren entfallen. (Anzahl der
Röhren 36 von 1,5 Zoll Durchmesser. Rostfläche 2,6 Quadratfufs, 1 Fufs
10 Zoll Durchmesser.) Kesseldruck 75 Pfund auf den Quadratzoll. Die
Maschine ist eine eincylindrige, von 4,5 Zoll Cylinderdurchmesser und
7,5 Zoll Hub und als zweipferdig bezeichnet.
Ein stehender Dampfkessel mit angehängten Wassersäcken und
durchgehenden Heizröhren ist Gegenstand des Patentes von W. E.Thursßeld
und J. Schreiber in Wien (D. R. P. Nr. 49409 vom 16. März 1889).
Fig. 10 zeigt zwei in einander geschaltete Kessel A und /?, welche
durch Rohrstutzen C mit einander verbunden sind. Durch den Raum c c
gehen die abziehenden Heizgase. Um die Rohrstutzen C gut verarbeiten
zu können, ist die Aufsenwand 6 des Aufsenkessels für sich aufschiebbar
und mittels Flanschen zu verschrauben. In den Boden des Innenkessels
sind Rohrstutzen D geschraubt, deren unteres Ende je eine Muffe F
trägt; in die Mitte der letzteren ist ein Siederohr E eingeschraubt,
welches durch die ganze Länge des Kessels und den oberen Kessel-
deckel geht und dort verdichtet ist. Es bildet mithin jedes einzeln
combinirte Flamm- und Siederohr einen besonderen, kleinen Kessel, in
welchem das Siederohr, da dieses den ganzen Kessel durchzieht, zugleich
als Ueberhitzer dient.
Ein Röhrenkessel von Durenne, dessen Einrichtung aus Fig. 11 zu
ersehen ist, diente auf der Pariser Ausstellung zum Betriebe von elektri-
schen Maschinen und bewährte sich die ganze Ausstellung hindurch
bezüglich reichlicher Dampfentwickelung und tadellosen Betriebes. Um
eine gröfsere Rostfläche zu erzielen, ist das gufseiserne Gestell desselben
erweitert. Die gebogene Form der Röhren gestattet diesen freie Be-
wegung, welche einen Kesselsteinansatz verhindert; auch ist der Wasser-
umlauf, der noch durch einen eingehängten Blechmantel unterstützt
werden kann, ein lebhafter. Der Dampf wird dem Kessel in der Weise
entnommen, dafs er vor seinem Austritte einen um das Ableitungsrohr
der Feuergase gelegten Ring zu durchstreichen gezwungen ist. Der
Kessel hat 192 Rohre von 30mm Durchmesser, mm,35 Rostfläche, 30cim
Heizfläche, 8901 Wasser, 510' Dampf und wiegt 3270k.
Einen Kleinkessel mit rechtwinkelig gebogenen Heizröhren hat sich
P.Dupuis in Aachen patentiren lassen (D.R.P. Nr. 47 686 vom 20.December
1888). Der stehende Kessel hat einen nach innen gekümpelten Boden,
auf welchem sich die rechtwinkelig gebogenen Röhren ansetzen und in
verschiedener Höhe radial der Aufsenwand zugeführt sind. Zur weiteren
Ausnutzung der Feuergase sind am Umfange des Kessels zwischen je
zwei hier ausmündenden Feuerröhren eine Anzahl von Wasserrohren
486 Neuerungen an Dampfkesseln.
angebracht, welche direkte Verbindung zwischen dem Dampf- und dem
Wasserraume haben und von den zwischen Kessel und Mantel streichenden
Feuergasen erhitzt werden. Die Reinigung der Feuerröhren geschieht
nach Wegnahme des äufseren Mantels mit einer biegsamen Bürste.
Der Kessel von G. Taylor in Liverpool, England (D.R.P. Nr. 49337
vom 5. April 1889) hat Gasfeuerung mit einem in der Mitte liegenden
VergasuDgsraume. — Die Verbrennungsluft gelangt, vorgewärmt durch
die Kanäle c und die Oeffuungen a, in die Verbrennungskammer P
(Fig. 12). Die die Feuerung speisenden Gase strömen durch ein von
Wasser umspiiltes centrischea Bohr R und die Rohre 5, 5,,52 in die
Yt-rlirennungskammer P. Der Vergaser kann von einem Vorwärmer T
umgeben Bein, welcher durch eiu Rohr V gespeist wird und durch ein
Bohr V, mit dem Kessel in Verbindung steht. Die verbrannten Gase
gelangen durch Röhren i in eine cyliudrische, vom Wasser umspülte
Kammer k, aus der sie durch ein Abzugsrohr entweichen.
E. G. Vonhof in Sachsenberg ordnet nach dem D.R.P. Nr. 47 697
eine Rauchkammer unter stehenden Dampfkesseln au, welche mit einem
Kranze abführender Heizröhren versehen sind (Fig. 13). Der in der
Patentzeichnung dargestellte Kessel ist nach dem Fi'eWschen Systeme
gebaut. Etwas unterhalb der Feuerbüchsenplatte, von welcher 31 Field-
Röhren in den Feuerraum hineinragen, gehen 17 Feuerröhren a mit kurzer
Biegung durch den zwischen Aufsenkessel und Feuerbüchse verbleibenden
Raum nach unten, wo sie in einen gemeinschaftlichen Kanal c münden
und alsdann durch einen centralen Kanal e abgeführt werden. Es soll
hierdurch ein für alle Feuerröhren gleich starker Zug erzielt werden.
Ein Kleinkessel, der aus stehenden Rohren und Knierohren besteht,
181 F. Brandner in Regensburg patentirt (D. R. P. Nr. 45507 vom 13. April
1888, Fig. 14). Das Rohrgerüst wird aus den vier senkrechten Rohren J '/,
vier Querrohren und dem Rohre G gebildet. Zwischen diesen sind
die winkelig gebogenen Rohre E so angeordnet, dafs die oberen und
unteren Enden derselben abwechselnd mit je einem anderen der Gerüst-
rohre verbunden sind. Die in der Mitte betindlichen Rohre L steigen
senkrecht auf und münden in das Rohr G. Das Rohr D bildet den
Dampfsammler und das in dessen Nähe beüudliche, aus den Rohren N
und AI bestehende Rohrnetz bildet einen Vorwärmer für das Speise-
waaser.
Die vielfach verwendeten Schlanyenrohrkessei haben den Nachtheil,
dafs der Kesselstein schwer zu entfernen ist und dafs die Dämpfe viel
Wasser mit sich führen, während, wenn man den Dampf trocken zu
halten .sucht, leicht ein Durchbrennen der Rohre stattiiudet. Zur Ver-
meidung der erwähnten Uebelstände ordnen nach D.R.P. Nr. 47119
vom 9. September 1888 S. Wolfson in Zaschnick und C. Bernstein in
Berlin ihren Schlangenrohrkessel in folgender Weise an (Fig. 15). Das
Schlangenrohr ii mit einer nach unten tiefer liegenden Wickelung *', i,,
Neuerungen an Dampfkesseln.
437
welche dem Roste Luft zuzuführen gestattet, liegt zwischen zwei Wasser-
behältern üf, üf>, welche dem Kessel als Böden dienen. Diese sind mit
einander durch die Rohre er, a2 a3 verbunden, welche einen gröfseren
Durchmesser als die Schlange i haben und letzterer als Stütze dienen.
Durch die Feuerthüre T ist der von i{ i{ getragene Rost zugängig.
Der Boden K2 trägt den Rauchfang H. Die Pumpe E speist die
Schlange *', das Wasser durchströmt alsdann das Rohr n und geht in
die Kammer Än in die Rohre a{ o2 a3 und in den Boden Ä,,, um schliefs-
lich im Rohre i2 vollständig getrocknet zu werden. Bei grofsen Dampf-
maschinen soll nun dieser Dampf zunächst in den Hochdruckcjlinder
strömen, von wo aus derselbe in den Niederdruckdampferzeuger B ge-
langt. Bei kleineren Dampfmaschinen, wo der erste Cylinder wegfällt,
wird der Dampf ohne Weiteres in den Niederdruckdampferzeuger li ge-
leitet, wie auch unsere Figur zeigt.
Bei dem Betriebe des Schlangenrohrkessels trifft die Stichflamme
zunächst die Röhren a, a,, a3, das Rohr i wird also nicht überangestrengt.
Da ferner das Speisewasser im Schlangenrohre nicht völlig verdampft
wird, so werden zunächst nasse Dämpfe erzeugt, welche in den Nieder-
druckdampferzeuger B geleitet werden. Der Kessel soll sich wegen
seines geringen Gewichtes vortheilhaft für Dampfstrafsenwagen eignen,
und ist er für diese Verwendung federnd gelagert.
Einen Kessel für 1 bis 4 IP bauen die Hochester Machine Tool
Work* in Rochester unter dem Namen Acme-Kessel. Die nachstehende
Textfigur, bei welcher der äufsere Blechmantel entfernt ist, zeigt die
Einrichtung dieses für Kerosine als Brennmaterial
berechneten Kessels. Das mittlere aus Stahl her-
gestellte Rohr nimmt die radialen Röhren auf,
welche mit demselben verschraubt werden. Das
andere Ende dieser Radialröhren ist mit einem
T-Rohre versehen, dessen Endflächen etwas ge-
krümmt sind, damit eine Verschiebung verhindert
werde. Die Dichtung derselben wird durch eine
dünne Kupfereinlage bewirkt. Ein senkrechter
Schraubenbolzen prefst die ganze Reihe der T-Stücke
an einander. Gegen Wärmeverluste ist der Kessel
durch einen doppelten Blechmantel mit Asbest-
einlage geschützt. Die in der Figur ersichtliche
Platte ist zur Aufnahme der zweicylindrigen einfach £
wirkenden Maschine bestimmt.
Abänderungen an den Serpollet- Kesseln (vgl.
1889 272 * 359 und 1890 275 * 404) bilden den Gegenstand des D. R. P.
Nr. 50237 vom 4. Mai 1889. Anstatt der bisher beschriebenen Röhren
mit tlachem Schlitze wird die capillare Fläche nunmehr durch zwei in
einander gesteckte runde Röhren gebildet, welche den engen Wasserraum
«FmSH
438 Neuerungen an Dampfkesseln.
zwischen sich lassen. Um das Zusammenfallen der Mittellinien dieser
beiden Rohre dauernd zu sichern, ist das innere Rohr mit drei oder
mehr äufseren Rippen versehen, deren Höhe genau gleich der Dicke
des Zwischenraumes ist. Diese Rippen sind parallel der Achse, oder
.spiralförmig.
Ein Theil der Anordnungen der Kessel ist unsern Lesern aus den
oben angeführten Berichten bekannt. Eine bisher nicht beschriebene
Anordnung besteht darin, dafs die flachen Röhren der ursprünglichen
Form, zu Halbkreisen gebogen, in zwei Reihen über der Feuerung
liegen, wie Fig. 16 zeigt.
Sie empfangen das Wasser durch die Röhren J und führen den Dampf
den Rohren K zu, welche mit dem Dampfsammler P in Verbindung
stehen. Die Verbrennungsluft tritt bei r ein, wird an den Wänden vor-
gewärmt und gelangt so unter den Rost D. Die Verbrennungsluft wird
durch Führungsbleche wirksam um das Rohrsystem geleitet.
Eine weitere Anordnung der Serpollet' sehen Röhren ist in Fig. 17
und 18 dargestellt; sie besteht aus zwei aus einander geschobenen con-
axialen Rohren ,4 und /?, welche ähnlich wie diejenigen des FielcTschen
Kessels ausgebildet sind. Hier findet die Speisewasserzufuhr durch ein
kleiues centrales Rohr u .statt, welches in den unteren Theil des inneren
Rohres B einmündet. Der Dampf tritt oben bei u aus, um sich nach
dem Sammelbehälter zu begeben. Das äufsere Rohr A ist aufsen mit
Rippen e versehen, um die Heizfläche zu vergröfsern. Ferner hat das-
selbe an seiner Innenseite Rippen, welche das Zusammenfallen der
Mittellinien in der vorerwähnten Weise sichern sollen. Es soll sich
empfehlen, hier des leichteren Auseinandernehmens wegen die Röhren
conisch zu halten.
Kessel verschiedener Systeme.
Zum Schlüsse seien noch einige bemerkenswerthe Kesselanordnungen
erwähnt, welche sich den früheren Abtheilungen nicht wohl unterordnen
lassen.
Ein von G. Cawley in London angegebener stehender Kessel (Eng-
lisches Patent Nr. 10540 vom 29. Juni 1889) besteht nach Fig. 19 Taf. 23
aus einem Aufsenkessel, der annähernd in der Hälfte seiner Höhe eine
Einschnürung H erhält, welche durch einen Blechmantel I mit Einsteige-
thüreu (), letztere zum Zwecke der Reinigung, zu einem ringförmigen
Kanäle geschlossen ist. Sowohl im unteren Theile B als auch im
oberen D sind conische Einsatzstücke C und F angeordnet. Die Feue-
rungsgase durchstreichen auf ihrem Wege von den Rosten A aus zunächst
den unteren Einsatz 6', in welchem Räume Bie Bich sammeln, dann gehen
sie durch die schrägen Holiren M in den Kanal //. von hier aus durch
die oberen Röhren J in den Einsatz /•'. Bevor die Gase in den Schorn-
stein gelangen, durchstreichen sie noch den Vorwärmer L für das Kessel-
speisewasser. Derselbe besteht aus den senkrechten Feuerrohren B R^
Neuerungen an Dampfkesseln. 439
■welche vom Speisewasser umspült sind. Mittels des Ventilkörpers B2
•wird die Regelung der abgehenden Heizgase in der Weise bewirkt, dafs
man von denselben eine gröfsere oder geringere Menge durch die Vor-
wärmerröhren senden, oder auch, um bei geringem Zuge denselben zu
verstärken, die ganze Gasmenge ohne Weiteres in den Schornstein kann
entweichen lassen. Ober- und Unterkessel sind durch den Flanschen-
ring N mit einander verschraubt, so dafs der Kessel behufs Ausbesse-
rung und Reinigung leicht auseinandernehmbar ist. Die conischen Flächen
sind durch Stehbolzen E und G gegen einander abgesteift/
Der in Fig. 20 und 21 dargestellte Wasserröhrenkessel von Gehr
in Rath bei Düsseldorf (D. R. P. Nr. 51405 vom 19. Oktober 1889) hat
zwei Wasserkammern, deren hintere durch eine halsförmige Verlänge-
rung c mit dem Oberkessel in Verbindung steht, während die vordere
Kammer e mit demselben keine direkte Verbindung hat und sich also
unabhängig vom Oberkessel frei ausdehnen kann. Das Speisewasser
tritt in den Oberkessel, läuft bei a über und fällt durch die seitlichen
Kanäle b in die Wasserkammer d. Die oberste Reihe der Röhren x
liegt über dem Wasserstande des Rohrsjstemes, bleibt also vom Wasser
frei und kann mithin der Dampf durch c in den Dampfraum gelangen.
Etwa mitgerissenes Wasser fällt durch c zurück. Da der Mantel des
Oberkessels zum Theil von den Heizgasen bespült wird, so wird in
demselben das Wasser vorgewärmt und der Kesselstein ausgeschieden.
Patent-Compounddampfkessel, System Kamp (Fig. 22 und 23). Der
eigentliche, als Iunenfeuerungskessel mit zwei Wellflammrohren und
Heizröhren ausgeführte Dampfkessel H erhält das Speisewasser durch
zwei doppelte Vorwärmer Hl und H2, welche über dem Kessel in der
aus Fig. 22 und 23 ersichtlichen Weise angeordnet sind, zugeführt. Die
Heizgase durchstreichen vom Roste F aus die Heizkammer F,, gelangen
durch ein Heizrohrsystem nach der Rauchkammer R und werden sodann
durch die Röhren des aus zwei Einzelapparaten bestehenden Vor-
wärmers Hl hiudurchgejagt. Von hier werden sie nach Passiren der
Kammer V dem oberen Vorwärmer /72 zugeführt, von dem aus sie in
den Schornstein entweichen können. Die Speisung des obersten Vor-
wärmers II, erfolgt mittels des Injectors 6" aus einem Wassersammler
durch die Rohrleitung r, während die Rohrleitung r{ das vorgewärmte
Wasser zunächst dem Vorwärmer Hl und sodann aus diesem dem
Kessel H zuleitet. Am oberen Theile des hinteren Dampfkesselbodens
ist ein Dampfventil D angeordnet, durch welches der Uebertritt der im
Kessel erzeugten Dämpfe nach der Betriebsdampfmaschine geregelt werden
kann. Um die Verbrennung in den Flammrohren zu beschleunigen, wird
die Verbrennungsluft durch einen Ventilator G in die Flammrohre ge-
prefst (Industries).
Der Kessel von R. Watkins and J. Dickson in New York (Amerika-
nisches Patent Nr. 412438 vom 9. Juli 1889) hat, wie Fig. 24 zeigt, ein
440 Neuerungen an Dampfkesseln.
doppeltes System von Röhren; die zunächst über der Feuerung A liegende
Gruppe besteht aus Wasserrohren a, welche von einem Wellrohre um-
geben sind. Das zweite Röhrensystem besteht aus Heizröhren b. Der
Zug wird durch eingelegte Feuerbrücken geieitet.
^ Guslav üose in Elberfeld (D. R. P. Nr. 46544 vom 30. Mai 1888)
verbindet mit dem Wasserröhrenkessel stehende Kessel. In den bereits
mit Wasserumlauf versehenen Wasserröhrenkessel A (Fig. 25) soll das
Speisewasser nicht direkt eintreten, sondern erst durch den Stutzen B
in den aufrecht stehenden Cylinderkessel C, dann in der Richtung der
Pfeile durch die Stutzen //, ß., B3 ßi in die gleichen Cylinderkessel C\ C2
und erst dann durch den Stutzen B5 in den Wasserröhrenkessel A
strömen. Die drei Cylinderkessel C C{ €■, werden durch die abziehenden
Feuergase des Wasserröhrenkessels geheizt und stehen aufserdem durch
die Dampfleitung D D{ D2 mit dem letzteren in Verbindung, derart, dafs
durch die Röhren EEV E2 der Wasserraum der Cylinderkessel durcli
Dampf geheizt wird, während sie nach den Dampfräumen G G{ G2
fuhren. Der Dampf wird daher nicht aus dem Röhrenkessel, wo er er-
zeugt wird, entnommen, sondern mittels der drei durchlochten Rohre FF{ F.,.
die im Dampfraume der Cylinderkessel vorgesehen sind, und welche mit
der gemeinschaftlichen Dampfleitung H //, H2 communiciren. Der Zweck
dieser Einrichtung ist, eine Grofswasserraumanlage zu erhalten, welche
gefahrloser ist, als solche Grofswasserraumkessel, die der ersten Hitze
des Feuers ausgesetzt sind; ferner soll die Ausscheidung des gröfsten
Theiles der Kesselstein- und Schlammbildner aus dem Speisewasser
bereits in den Cylinderkesseln erfolgen. Das Speisewasser tritt durch
die Verbinduugsröhren J J{ J2 nach der Reihe in die drei Cj'linderkessel,
bewegt sich in denselben also stets von oben nach unten, was veran-
lassen soll, dafs der in den mitgeheizten Verbindungsröhren sich bildende
Dampf die Bewegung des Wassers beschleunigt.
Die Patentschrift erwähnt noch mehrere Anordnungen, die aber
denselben Grundgedanken verfolgen. Wir halten bei dieser Anlage die
aufgewendeten Mittel für bei weitem zu grofs im Vergleiche zu dem
erreichten Zwecke, abgesehen von anderen Unzuträglichkeiten, die bei
dem Systeme sich zeigen werden. Die Anlage mit einiger Abänderung
mag sich da empfehlen, wo es darauf ankommt, eine reichliche Menge
warmen Wassers zu gewinnen. Für die Dampfgewinnung erscheint sie
uns nicht wirthschaftlich zu sein.
Auf der Pariser Ausstellung war ein Dulac^scher Kessel, im Wesent-
lichen nach der 1888 267*5 erwähnten Anordnung, jedoch als Einzel-
kessel ausgestellt. Um den Kessel von dem Wärter möglichst unab-
hängig zu macheu, ist die Feuerthür durch eine schwingende Rinne
ersetzt, welche die Heizölluung auch während des Aufgebens von Brenn-
material absehliefsl und durch einfaches Umschwenken den Brennstoff
auf den Rost entläfst Der Rost besteht aus prismatischen Stäben, die
Neuerungen an Dampfkesseln. 441
um ihre Achse drehbar sind und leicht die Entfernung der Schlacken
und der Asche gestatten. Der Aschenfall nimmt zugleich das Kühl-
wasser auf. Die Heizgase gehen mit etwa 400° durch eine am oberen
Theile des Doppelconus ausgesparte Oeffnung ab, umstreichen jetzt noch
das wagerechte Sammel- bezieh. Vorrathsrohr, sowie den Erhitzer und
entweichen mit nur noch etwa 200° in den Schornstein. Als Beweis
für die gute Wirkung der Feuerung wird angegeben, dafs eine Analyse
der abgehenden Gase mit dem Orsafschen Apparate 12 bis 14 Proc.
Kohlensäure und keine Spur von Kohlenoxyd ergab, während bei ge-
wöhnlichen Feuerungen sich 5 bis 8 Proc. Kohlenoxyd vorfindet.
Der schwache Theil der vorliegenden Kesselconstruction ist offenbar
der obere Cylinder mit seinem vielfach durchbrochenen Boden. Es soll
jedoch die Wärmeaufnahme der eingehängten Röhren eine so wirksame
sein, dafs die Feuergase diesen schwachen Theil nur mehr mit 400°
umstreichen, einem Wärmegrade, der jede Gefahr ausschliefsen soll.
Selbst dies zugegeben, so müssen wir die Anordnung eines so aus-
gedehnten Wärmebehälters, wie der Erhitzer ihn bildet, für sehr be-
denklich halten, da dergleichen Gefäfse erfahrungsmäfsig auch ohne un-
mittelbare Heizung oftmals Explosionen verursacht haben.
Die Art und Weise wie Dulac die F/e/<f sehen Rohre verwendet, ist
aus Fig. 26 zu ersehen. Der obere Theil des Wasserzuführungsrohres
ist mit einem Trichter versehen, der als Schlammfänger dienen soll. Es
ist nicht unwahrscheinlich, dafs sich dieses oder jenes Schlammtheilchen
in den Trichter begibt; eine besondere Nöthigung dazu scheint uns nicht
vorhanden zu sein. Die Befestigung der Rohre in der Kesselwand ist
mittels Einsatzringe bewirkt.
Obgleich dem Kesselsysteme in dem Berichte der Heime industrielle
nachgerühmt wird, dafs es trockenen Dampf liefere, sind dennoch zur
Vorsicht einige Dampfüberhitzungsrohre in die Abzugsheizgase gelegt.
Die Gröfsenverhältnisse des Ausstellungskessels werden wie folgt
angegeben : Heizfläche in den Röhren 61cim,63, Gesammtheizfläche 85^m,74,
Rostiläche 2cim,90, Inhalt des Wasserraumes 82201, des Dampfraumes
43201, zulässige Dampfspannung 8at, stündlich entwickelte Dampfmenge
2050k bei 220k Kohlenverbrauch, stündliche Verdampfung für Pim 20 bis
24k. An trockenem Dampf auf lk Steinkohle (15 Proc. Asche) würde
9k = 10k,5 auf reine Steinkohle berechnet geliefert. Das übergerissene
Wasser wird zu 1 Proc. angegeben. Der Kessel wird als rauchfrei be-
zeichnet.
Gustav Lenz in Düsseldorf verfällst in seinem D. K. P. Nr. 51028
vom 20. August 1889 die bei locomobilen Kesselu gebräuchliche Form des
Aufsenkessels und setzt denselben aus zwei (Fig. 27 Taf. 24) oder mehreren
conischen Stöfsen (Fig. 28), in letztem Falle mit Einschiebung eines
schräg geschnittenen cylindrischen Theiles, zusammen. Als Feuerbox
ist ein Wellrohr verwendet, welches durch Feuerrohre in gewöhnlicher
442 Leerlaufpapierleitungen an Druckmaschinen.
Weise mit der Rauchkammer in Verbindung steht. Nach dieser Con-
struction kommt der Dampfraum zum gröfsten Theile in die Mitte des
Kessels, und die Feuerbüchse in Verbindung mit den Siederohren ge-
nügen zur Versteifung und Verankerung des Aufsenkessels. Wegen der
Einzelconstructionen verweisen wir auf die Patentschrift.
An einem Kessel mit geschlossener Feuerung und mit Kreislauf hat
Carl Naeher in Chemnitz durch D. R. P. Nr. 50927 vom 12. Juli 1889
sich die Anordnung einer Pumpe, eines Strahlapparates o. dgl. zur Er-
zeugung eines Wasserumlaufes, sowie in Verbindung damit die Ein-
schaltung eines Filters K in den Wasserkreislauf patentiren lassen. In
Fig. 29 Taf. 23 ist A der Verbrennungsraum mit Rost C und Aschenfall #,
B dient zur Brennmaterialzuführuug. Durch D wird beim Betriebe Luft
von höherer Spannung eingeführt. Die Heizgase treten durch Rohr E
in den Dampfraum F und verdampfen hier die ihrem Wärmeüberschusse
entsprechende Menge des durch G eintretenden und über die Glocken H
fallenden Wassers. J stellt eine Pumpe beliebiger Art dar, welche das
im Filter K gereinigte Speisewasser in das Rohr G befördert.
Karl Mayer in Barmen ordnet bei seinem liegenden ausziehbaren
Locomobilkessel (D. R. P. Nr. 47910 vom 2. September 1888) ein cy-
lindrisches, jedoch, um einen hohen Wasserstand über der hohen Feuer-
stelle zu gewinnen, oben abgeflachtes Flammrohr an. Letzteres ist, wie
auch die Feuerbüchse, mit senkrecht zur oberen Fläche und radial zur
cylindrischen Wand stehenden gebogenen Wasserröhren versehen, wie
Fig. 30 Taf. 23 zeigt. (Fortsetzung folgt.)
Leerlaufpapierleitungen an Druckmaschinen.
Patentklasse 15. Mit Abbildungen auf Tafel 24.
Bei Schön- und Widerdruckmaschinen, auch Complettmaschiuen ge-
nannt, welche das Papier erst auf der einen und dann unmittelbar hinter-
her auf der anderen Seite bedrucken, besteht bekanntlich der namentlich
bei qualitativ gutem Drucke störeud auftretende Uebelstand, dafs die
Farbe vom ersten Drucke sich beim Drucke der zweiten Seite absetzt,
wodurch, nachdem sich dies mehrmals wiederholt hat, der Druck so
sehr verschmiert wird, dafs ein Fortarbeiten unmöglich ist. Um diesen
Uebelstand zu beseitigen, verwendet man geschnittene Bogen, sogen.
Leerlaufpapier, welche gleichzeitig mit dem beiderseitig zu bedruckenden
Bogen eingeführt werden, so dafs jeder Bogen stets seine besondere
frische Unterlage erhält.
Dieses Verfahren hat jedoch grofse Nachtheile. Zunächst mufs
stets noch ein zweiter Arbeiter an einer derartigen Maschine in Thätig-
keit sein; ferner ist der Gebrauch solcher geschnittener Leerlauf bogen
sehr kostspielig, da dieselben leicht Falze erhalten und unbrauchbar
Leerlaufpapierleitungen an Druckmaschinen. 443
werden. Auch haben derartige Bogen beim Illustrationsdruck die Neigung,
an den Farbeflächen anzukleben, was zeitraubende Verstopfungen und
Störungen in der Maschine verursacht, und schliefslich müssen die aus
der Maschine kommenden Bogen mühsam durch einen dritten Arbeiter
wieder vom Leerlaufbogen getrennt werden.
Diese Mifshelligkeiten sind naturgemäfs Veranlassung gewesen, dafs
man andere Mittel und Wege versuchte, das Abschmutzen beim Wider-
druck zu verhindern, und ist es in neuester Zeit Koenig und Bauer in Kloster
Oberzeil bei Würzbuvg gelungen, einen prinzipiell völlig neuen Weg
mit Erfolg einzuschlagen. Ehe indefs auf diesen Fortschritt eingegangen
wird, sei noch eines Verfahrens von F. L. Gueneau in Paris gedacht
(*D. R. P. Nr. 47608 vom 4. März 1887). Derselbe verwendet einzelne
Abschmutzbogen, welche indefs nicht aus der Maschine mit dem beid-
seitig bedruckten Bogen heraustreten, sondern welche in der Maschine
eine Art Kreislauf zurücklegen und dabei, zur Verhütung des Ab-
schmutzens bei längerer Benutzung, getrocknet werden.
Fig. 3 zeigt eine diagrammatische Ansicht dieses Schmutzbogen-
trockners, aus welcher die Anordnung des Trockencylinders A zu dem
Schön- und Widerdruckcylinder C und 2?, sowie die Bandführung für
den Schmutzbogen ersichtlich wird.
Der um den Widerdruckcylinder B zwischen den Bandführungen /
und 2 und zwischen der bedruckten Seite des Druckbogens und dem
Cylinder D eingelegte Schmutzbogen wird beim Widerdruck von den
genannten Führungen nach oben dem Trockencylinder A zugeführt und
anderthalbmal um denselben behufs Trocknung der auf ihm abgelagerten
Farbe herumgeführt, sodann freigegeben und dem Cylinder B wieder
zugeführt, wo er in die oben gekennzeichnete Stellung wieder eintritt.
Der Trockencylinder besteht aus zwei Kopfscheiben, die durch
Schienen mit einander verbunden sind, währeud der Cylindermantel
durch ein auf den Kopfscheiben und Schienen befestigtes Metallgewebe
gebildet ist; die Mittelachse des Cylinders wird durch ein feststehendes
Rohr gebildet, auf dem nach oben gerichtete Gasbrenner angebracht
sind. Dieses Rohr steht mit einer Gasleitung in Verbindung.
Dadurch, dafs der Schmutzbogen beim Arbeiten der Maschine
anderthalbmal um den Trockencylinder A herumgeführt wird, gelangt
er völlig getrocknet zum Widerdruckcylinder B zurück und erscheint
demnach eine Uebertragung von Farbe vom vorhergehenden Bogen auf
den folgenden ausgeschlossen. Natürlich setzt diese Führung ein be-
sonderes Arbeiten der Greifer a des Trockencylinders A voraus, deren
rechtzeitiges Oeffnen und Schliefsen mittels eines Schaltwerkes erzielt
wird, auf das hier nicht weiter eingegangen werden kann.
Während bei dieser Anordnung einzelne Bogen verwendet wer-
den, benutzt die Firma Koenig und Bauer in Kloster Oberzell bei
Würzburg neuerdings eine endlose Leerlauf- oder Abschmutzpapier-
444 I riilauipapierleitungen an Druckmaschinen.
leituug, welche sich von einer Walze ab- und auf eiue andere Walze
aufwickelt.
Das Wesentliche und Neue der Koeniy und liauer'scheu Anordnung
liegl indeffl nicht in der Benutzung einer endlosen Leerlaufpapierleitung,
welchr ja bereits bei Rotationsmaschinen Verwendung gefunden hat
(vgl. 1889 273*346), sondern darin, dafs diese endlose Leerlaufpapier-
leitong in den Druckcy linder hineingelegt ist und sich selbsthätig beim
Arbeiten der Maschine ab- und aufwickelt. Für diese Anordnung ist
ein D. K.P. Nr. 52090 vom 16. Oktober 1889 ertheilt.
Die Anordnung ist in den Fig. 4 bis 6 Taf. 24 dargestellt, und zwar
an einem schwingenden Druckcylinder mit zwei Druckflächen S und W
und zwei in einer Grube liegenden Greifersystemen, wie er an der
neuesten Schön- und Widerdruckmaschine von Koenig und Bauer be-
kannt ist (vgl. 1889 274*451). Die endlose Papierleitung ß ist, wie
ersichtlich, auf zwei Achsen rf, und e, aufgewickelt, damit die Papier-
rollen (/ und e bildend, und lauft das Papier von d aus über die Welle tu
hinweg zur Widerdruckfläche W und von dieser zurück zur Walze ev
bezieh. Rolle e. Die Walze d{ ist in den Armen m zweier an je einem
Ende des Cylinders befindlichen Hebel «in gelagert, welche lose auf
der Cylinderachse w sitzen, und deren Arme n mit Zahnbogen aus-
gestattet sind, die in je ein Zahnrad xx eingreifen. Die beiden Räder x{
sitzen fest auf einer im Cylinder gelagerten Welle j?, welche durch
Spiralfedern y derart mit dem Cylinder verbunden ist, dafs mittels der
Räder x{ und der gezahnten Hebel n m die Papierrolle d gegen eine
Walze a gedrückt wird (Fig. 4), die ebenfalls im Cylinder gelagert ist.
\ uii einem gleichen Mechanismus, bestehend aus den die Walze el
tragenden und ebenfalls mit Zahnbogen versehenen Hebeln ä/, den Zahn-
rädern yh der Welle y und den Federn Ö wird die Papierrolle e gegen
die Walze a geprefst (Fig. 6).
Dieses Anpressen der Papierrollen an die Walze a geschieht aber
nicht gleichzeitig, sondern abwechselnd, und zwar wird allemal die
Rolle, von der das Papier abläuft {d in Fig. 6), von der Walze o ent-
fernt gehalten. Die hierzu dienende Einrichtung besteht in einem Arm />,
welcher auf dem Ende einer Welle et sitzt, die mit einem Vierkant
versehen ist, um mittels eines Schlüssels verstellt zu werden. Die End-
fläche />, p0 />., des Annes p ist bogenförmig und derart excentrisch zur
Welle a gestaltet, dafs deren Mitte />(l weiter von a entfernt ist als die
Endpunkte i>\ p>- In der Ebene dieses Annes /) ist der betreffende
Arm / (Fig. 6) mit einer Rolle o versehen, ^egen welche — bei voller
Papierrolle 0 — die excentrische Fläche />, /'() zu wirken vermag, wäh-
rend die Fläche i'{)}>2 '» gleicher Beziehung zu einer an dem Arm n
befindlichen Holle q steht, wenn die Papierrolle (/ gefüllt ist. Wird
mithin der Arm p in die in Fig. 4 angegebene Stellung gebracht, so
drückt die Fläche pj />0 die Papierrolle e von der Walze a fort, wäh-
Leerlaufpapierleitungen an Druckmaschinen. 445
rend die Rolle d von den Federn y an die Walze a geprefst wird. Bei
der in Fig. 6 dargestellten Lage des Armes p wird dagegen die Walze d
von a entfernt gehalten und die Walze e an die letztere angedrückt.
Dreht sich nun die Walze o, während wie in Fig. 6 die Walze e
dagegen geprefst ist, rechts herum (mit Bezug auf die Zeichnung), so
wird a die Walze e durch Reibung mit in Umdrehung versetzen und
das Papier weiter auf diese aufwickeln, während sich dasselbe von der
Rolle d abwickelt. Ist auf diese Weise die Rolle d nahezu abgelaufen,
so wird die Maschine einen Augenblick angehalten und die Stellung des
Armes p geändert, worauf dann das Papier rückwärts läuft und sich
Walze d aufwickelt, wie dies Fig. 4 zeigt.
Die Walze a wird in Drehung gesetzt mittels eines auf der Spindel
derselben sitzenden Rades fll5 eines Zwischenrades c, welches auf einem
mit der Welle w starr verbundenen Arm gelagert ist, und eines am
Maschinengerüst befestigten Rades b (Fig. 5), durch welches die Cylinder-
welle lose hindurchgeht, und das vom Rade c umkreist wird, wenn der
Cylinder sich dreht. Da nun aber — wie leicht ersichtlich — das
Papier ß während des Drückens nicht bewegt werden kann und ein
Fortziehen nur dann zulässig ist, wenn kein zu bedruckender Bogen
darauf liegt, so ist das Rad a{ lose auf die Walzenspindel gesetzt und
mit derselben durch ein auf der Spindel festgekeiltes Schaltrad /"und
eine an dem Rade drehbar befestigte Klinke g verbunden, welch letztere
durch eine Feder mit den Zähnen von f in Eingriff gehalten wird. In
Folge dieser Einrichtung nimmt das Rad a, nur bei seiner Rechts-
drehung die Walze a mit, also beim Schöndruck, wenn der Bogen auf S
liegt, während bei der Linksdrehung die Walze a und mithin das Papier ß
stehen bleibt. Durch Auswechseln der Räder b und a gegen andere von
verschiedenem Durchmesser kann die Geschwindigkeit, mit der das
Papier sich bewegt, geändert werden.
Fast gleichzeitig mit dieser Koenig und Hauer sehen, innerhalb des
Druckcylinders gelagerten endlosen Leerlaufpapierleitung ist nun kürz-
lich, wenige Wochen später und offenbar völlig selbständig construirt,
durch die Veröffentlichung der englischen Patentschrift 1890 Nr. 5352
eine Leerlaufpapierleitung der Firma C. B. Cottrell in New York be-
kannt geworden (vgl. auch die Amerikanische Patentschrift Nr. 425123),
welche ebenfalls im Druckcylinder gelagert ist und sich beim Betrieb
der Maschine selbsthätig ab- und aufwickelt, welche aber im Uebrigen
wesentlich vieltheiliger als die Koenig und Bauer sehe Construction ist.
Diese Cottrell' sehe Anordnung ist in ihren wesentlichsten Theilen
in den Fig. 7 und 8 Taf. 24 in einer Endansicht und in einem Quer-
schnitt des Druckcylinders zur Darstellung gebracht, und sei an der
Hand dieser beiden Figuren versucht, Anordnung und Arbeitsgang dieser
Leerlaufpapierleitung darzulegen.
Der Druckcylinder A ruht mit seiner Achse Al in Lagern A2, und
44G Leerlaufpapierleitungen an Druckmaschinen.
trägt aufser dem Rade Feinen durch Schrauben at mit ihm verbundenen
King 44, in dem ein Theil der die Leerlaufpapierleitung bethätigenden
Mechanismen gelagert ist. Wie der Querschnitt Fig. 8 zeigt, ist die An-
ordnung an einem Druckcylinder .4 mit vier l'npierleitungen wiedergegeben,
welche sich von der Walze d abwickeln, dann über eine Leitwalze a,
über die Druckfläche c und über Walzen ghi geführt sind, und sich
nun durch Antrieb der Walze h auf eine Walze j wieder aufwickeln:
beide Walzen j und h stehen zu dem /wecke durch Reibräder in Ver-
bindung. Die Achsen der vier Walzen /* reichen nun durch die Cylinder-
wandung hindurch bis zum Ring AA (Fig. 7), und sitzt auf jeder lose ein
Zahnrad s, das bei der Drehung des Cylinders auf einem feststehenden
Zahnrade C rollt. Dieses Zahnrad s kann aber mit der Walze h ge-
kuppelt werden, und zwar erfolgt diese Ein- und Ausrückung des
Rades s durch die Hin- oder Herdrehung eines conachsial sitzenden
Hebels n. welcher gleichzeitig mit einer Stange 16 verbunden ist, an
welche wieder, wie Fig. 8 zeigt, mittels der Stange 15 die Schaltklinke
für die Abwickelungswalze angeschlossen ist, so dafs bei der Ein- und
Ausrückung des Rades s (zum Bethätigen und Stillsetzen der Auf-
wickelungswalze /<) gleichzeitig ein Aus- und Einrücken der Schalt-
klinke der Abwickelungswalze d eintritt.
Zum Bethätigen der Walze h dienen ferner zwei am Maschinen-
o-estelle gelagerte Winkelhebel W und £/, welche mit einander derart
in Eingriff sind, dafs C entweder auf der Nase 20 oder 21 von W auf-
liegt. Beide Hebel sind an den anderen Enden mit Rollen versehen,
auf welche der Stift o eines Rades E bezieh, der am Druckcylinder A
sitzende Knaggen H einwirken. Der Hebel U hat somit zwei Lagen,
in denen sein Ansatz u in oder aufser der Bahn der Hebel n liegt.
Der obengenannte Stift o macht dabei zu Folge eines besonderen An-
triebes vom Rade F aus mit 79 Umdrehungen des Druckcylinders A
eine Umdrehung in der entgegengesetzten Richtung.
Diese Theile arbeiten nun in der Weise zusammen, dafs anfäng-
lich der Hebel U auf der Nase 20 von W aufliegt, und dafs somit, da
sein Ansatz u aufserhalb der Bahn der Hebel n liegt, die Leerlauf-
leitung unbethätigt bleibt. Hat aber der Druckcylinder nahezu 79 Um-
drehungen gemacht, so wirkt der Stift o auf den Hebel W und dreht
letzteren derart, dafs der Hebel V von 20 auf den Ansatz 21 fällt
(Fig. 7), so dafs sein Ansatz u in die Bahn der Hebel n kommt. Der
nächste derselben wird daher bei der weiteren Drehung des Druck-
cylinders durch Anlage an U gedreht, so dafs das Rad s eingerückt
wird, und damit ein Transport dieses Viertels der Leerlaufleitung ein-
tritt, so lange, bis der betreuende Hebel n durch Anlage an einen
Knaggen iV wieder zurückgedreht und die Kuppelung wieder ausgerückt
wird. Während dieser Bewegung der Papierleitung wird gleichzeitig
der Hebel U durch den Knaggen // wieder in seine vorherige Lage
Versuchs-Dampfmaschine der technischen Hochschule in Aberdeen. 447
zurückgedreht, so dafs ein abermaliger Vorschub der Leerlaufpapier-
leitung erst wieder eintritt, wenn der Stift o des Rades E wieder auf
den Hebel W einwirkt.
In den Figuren wird diese Bethätigung der Papierleitung dadurch
ersichtlich, dafs der in Fig. 7 links betindliche Hebel n in anderer
Stellung erscheint, als die drei übrigen, und dafs in Fig. 8 die Schalt-
klinke der zu oberst befindlichen Abwickelungswalze ausgerückt ist,
während die übrigen eingerückt sind.
Gemäfs des Antriebes des Rades E mit Stift o wird immer nur
dieselbe Leitung bethätigt werden, und unsere Quelle läfst nicht er-
kennen, wann der Hebel U auf die übrigen drei Leitungen einwirkt.
An und für sich würde die Construction indefs für einen Druckcylinder
mit nur einer Druckfläche genügen, und es ist leicht ersichtlich, dafs
dieselbe ebenso wohl für Rotationsmaschinen als für Maschinen mit
Greifercy linder verwendbar ist. Von der Koenig und Bauer' sehen Con-
struction unterscheidet sich die CottreW sehe Anordnung, abgesehen von
der anderen technischen Durchführung desselben Grundgedankens, noch
dadurch, dafs bei Koenig und Bauer die Leerlaufpapierleitung jedesmal
um einen Bruchtheil des auf der Widerdruckfläche liegenden Theiles
verschoben wird, während bei ColtreU der ganze auf der Widerdruck-
fläche liegende Theil der Leitung nach einer bestimmten Anzahl von
Umdrehungen des Druckcylinders mit einem Male ausgewechselt wird.
Von beiden Constructionen dürfte wohl die Koenig und Bäuerische An-
ordnung zu Folge ihrer Einfachheit den Vorzug verdienen. Kn.
Versuchs-Dampfmaschine der technischen Hochschule
in Aberdeen.
Mit Abbildungen auf Tafel 24.
Diese nach Industries, 1888 S. 195, zur Erinnerung an Thomas
Rüssel von dem Prof. Jamieson entworfene und von der Firma Hall,
Rüssel und Co. in Aberdeen für einen Kesseldruck von 100 Pfd. für
1 Quadratzoll engl, (etwa 7at) erbaute, mit den zur Vornahme von Ver-
suchen aller Art erforderlichen Hilfsmitteln versehene Maschine kann
sowohl mit als auch ohne Condensation und im ersteren Falle sowohl
mit Einspritz- als auch mit Oberflächencondensation arbeiten; sie wird,
da die Hochschule keinen hochgespannten Dampf erzeugenden Kessel
besitzt, aus einem im Nachbargrundstücke aufgestellten Kessel, System
Cornish, mit Dampf von nur 30 Pfd. für 1 Quadratzoll engl, (etwa
2at,l) gespeist, welcher der Maschine in einer 380m langen, mit Reid
und Hacfarland\ Patentpackung umhüllten Rohrleitung von 2 Zoll engl,
(etwa 51mm) Durchmesser zugeführt wird.
4iS Yersuchs-Darnpfmaschine der technischen Hochschule in Aberdeen.
Der Regulator uud das mit ihm verbundene Dampfdrosselveotil,
ebenso aueh die an verschiedenen Stellen der Maschine angebrachten
Mefsinstrumente, wie Manometer, Vacuummeter, Thermometer, Ge-
schwindigkeitsmesser, Tourenzähler, die erforderlichen Indicatoren u. dgl.
sind von der Firma Schäffer und Budenberg in Manchester eigens für
diese Maschine angefertigt.
Der auf ein Drosselventil arbeitende Regulator wird eine grofse
Regelmäfsigkeit der Bewegung nicht herbeiführeu können, indessen
doch das Durchgehen der Maschine bei ausgeschalteten Widerständen
verhindern, was genügt, um die Wirkung derartiger Regulatoren auf
den Einströmdampf bei verschiedenen Belastungen zu zeigen.
Um die Vortheile der direkt mit den Steuerungsorganen verbundenen
Regulatoren klar zu machen, liefse sich indefs der an der Maschine be-
findliche Regulator auch von dem Drosselventil trennen und mit einer
zwischen der Excenterstange A und Expansionsschieberstange B (Fig. 2
Taf. 24) eingeschalteten Vorrichtung in Verbindung bringen, durch welche
die Uebertragung der Regulatorbewegungen auf die Expansionsschieber-
lappen Px bis zu einem gewissen Grade ermöglicht würde: die ab-
zunehmenden Indicatordiagramme würden über den jedesmaligen Dampf-
verbrauch genügenden Aufschlufs geben.
Die Dampfvertheilung regelt eine Doppelschiebersteuerung, System
Meyer, deren beide Expansionsschieberlappen I\ , da die zugehörige
Schieberstange keine durchgehende ist, unabhängig von einander mittels
Handräder eingestellt werden können und Füllungen bis zu 0,7 Proc.
des Kolbenhubes gestatten.
Es lassen sich mit dieser Steuerung auf beiden Cylinderseiten voll-
ständig von einander abweichende Füllungen herstellen, so dafs, wenn
z. B. der eine Schieber für 0,5 Füllung der einen Cylinderseite ein-
gestellt ist, auf der anderen Seite nach Belieben variable Füllungen von
0,1 bis 0,7 des Kolbenhubes geschaffen werden können, auch lassen
sich die Schieber so einstellen, dafs beide Cylinderseiten gleiche Fül-
lungen erhalten, was andernfalls nur bei unendlich langen Kurbel-
stangen eintreten würde.
Um die Maschine mit Leichtigkeit umstellen, anhalten und in Gang
bringen zu können, ist die Steuerungscoulisse E (Fig. 1 Taf. 24) durch
ein Gewicht ausbalancirt, und um die Dampfvertheilung bei verschiedenen
Excenterstellungen beobachten zu können, sind die letzteren so mit der
Schwungradwelle verbunden, dafs sich ihre Voreilungswinkel ändern
lassen.
Der Cylinder J ist mit einem Hartgufsfutter K versehen, so dafs
der ringförmige Raum L einen Mantel bildet, in welchen ebenso wie
auch in die beiden hohl gegossenen Oylinderdeckel Irischer Kesseldampf
eingeführt werden kann; das in diesen Mänteln entstandene Conden-
sationswasser fliefst nach Oeffnen von angebrachten Ablafshähnen in
Versuchs-Dampfmaschine der technischen Hochschule in Aberdeen. 449
einen Behälter, und es läfst sich das genaue Gewicht des in jedem
Mantel condensirten Dampfes dann leicht ermitteln.
Die an den Cjlinderdeckeln angeschraubten Platten F sollen den
Einflufs der schädlichen Räume auf die Leistung und den Dampf-
verbrauch der Maschine zeigen; entfernt man nämlich je eine der
beiden Platten, so steigt der schädliche Raum von 10 auf 15 Proc, und
beseitigt man beide Platten, so steigt derselbe auf 20 Proc. des vom
Kolben beschriebenen Cylindervolumens.
Der Kolben ist nach dem System Ramsbottom mit drei schmalen
gufseisernen Ringen versehen, und sämmtliche Lagerschalen sind, wie
auch die Schieberstangen, aus bestem Messing gefertigt. Der mit grofser
nachstellbarer Gleitfläche versehene Kreuzkopf M ist eingeleisig und
auf den oberen messingenen Flächen der Führungsschienen sind, um
die jedesmalige Kolbenstellung leicht erkennen zu können, Theilstriche
in einer Entfernung von je 0,1 des Kolbenhubes angebracht. Die aus
Schmiedeeisen gefertigte Kurbelstange N ist an ihrem Kurbelzapfen-
ende mit einem Messinglager ausgebüchst und der Kurbelzapfen selbst
in einer Scheibe befestigt. Die sehr kräftig gehaltene Kurbelwelle O
trägt ein Schwungrad von lm,732 Durchmesser und 820k Gewicht, in
dessen einem Arme ein Gewicht P durch eine mittels Handrad be-
wegte Schraubenspindel hin und her bewegt werden kann, um damit
die Nachtheile schlechter Ausbalancirung umlaufender Maschinentheile
zu zeigen.
Der im Cylinder wirksam gewesene Dampf entweicht durch ein
mit drei Ventilen ausgestattetes Gehäuse entweder in den Einspritz-
oder Oberflächencondensator, und wenn die Maschine ohne Condensation
arbeiten soll, durch das Rohr S in die Atmosphäre. Der Einspritz-
condensator besteht aus einem gufseisernen Cylinder F, in welchen das
am Ende eine Brause bildende Wasserrohr S{ eintritt; öffnet man mittels
Handhebel die Ventilklappe £/, so tritt der Abdampf mit dem einspritzen-
den Wasser in Berührung, dieses fliefst nach erfolgter Condensation
durch das Rohr Y ab und wird durch die Luftpumpe Z fortgeschafft.
Der mit 146 messingenen Rohren von 19mm Durchmesser und 380mm
Länge versehene Oberflächencondensator B{ erhält den Abdampf nach
dem Oeffnen der Ventilklappe W durch das Rohr ß[ und eine Ver-
theilungsplatte Z),, während das Condeusationswasser durch das Rohr El
abfliefst und wieder von der Luftpumpe Z weiter gefördert wird.
Das innerhalb der Condensatorrohre cireulirende Wasser wird der
städtischen Leitung entnommen und geht nach dem Durchströmen eines
Barton'schen Wassermessers Ax durch das Rohr Fl von hinten nach
vorn durch ein unteres, sodann in entgegengesetzter Richtung durch ein
oberes Rohrbündel und entweicht durch die Oeffnung Gl in den Mefs-
raum oder in ein Abzugrohr. Jeder Condensator kann durch einen
Dreiwegehahn mit dem Vacuummeter in Verbindung gesetzt werden.
Dinner' s polyt. Journal Bd. 277 Nr. 10. 1890 111- 29
450 Erregung von Elektricität durch Licht.
Die Luftpumpe Z, welche im Stande ist ein Vacuum von 0m,66 zu
halten, wird direkt von dem Bügel des auch die Expansionsschieber-
lappen mitnehmenden Excenters J{ betrieben und kann durch deD
Zapfen Ä, ein- oder ausgerückt werden. Die Verbindung der Luft-
pumpe mit dem Einspritz- bezieh. Flächencondensator wird durch
Ventile Lx bezieh. M{ hergestellt und das von ihr geförderte heifse
Wasser geht entweder in ein Mefsreservoir, welches sich in einiger
Entfernung von der Maschine befindet, oder wird durch ein Rohr ins
Freie geführt.
An den auf den Abbildungen mit X bezeichneten Stellen ist eine
Vorkehrung getroffen, um mittels besonders construirter Thermometer
die Temperatur des Dampfes im Schieberkasten beim Austreten aus
dem Cylinder und beim Eintreten in den Condensator, sowie diejenige
des zur Condensation notwendigen Wassers vor dem Eintritt und nach
dem Verlassen des Condensators zu messen. Ein derartiger Thermo-
meter besteht aus einer Glasröhre mit Quecksilberkugel, welche in einem
theilweise mit Oel angefüllten Messingrohr fest gemacht ist; die letz-
teren sind stets an den Stellen X eingeschraubt, wahrend die Thermo-
meter nur eingelegt werden, wenn entsprechende Versuche gemacht
werden sollen.
Der Geschwindigkeitsmesser, sowie der Tourenzähler werden durch
eine gemeinschaftliche Welle von der Schwungradwelle aus mittels
Riemen betrieben und beide Instrumente sind so aufgestellt, dafs sie be-
quem beobachtet werden können.
Alle glänzenden Theile der Maschine sind galvanisch vernickelt.
Fr.
Erregung von Elektricität durch Licht.
Die photoelektrische Zelle, deren sich Professor Minchin bedient,
um durch das auf gewisse empfindliche Substanzen fallende Licht
Elektricität zu erzeugen, besteht nach Engineer vom 27. Juni 1890 aus
einem, zwei Metallplatten umschliefsenden, mit Alkohol gefüllten Glas-
cylinder. Ein an jede dieser Platten gelötheter Platiudraht tritt durch
das Cy linderende, in welches er eingeschmolzen ist, und bildet eine
Elektrode der Zelle. Beide Drahtenden werden mit den Polen eines
Quadranten-Elektrometers verbunden. Die eine Metallplatte ist mit
einem gegen das Licht empfindlichen Stoff bekleidet, die andere ganz
rein und gegen das Licht unempfindlich. Läfst man nun auf die em-
pfindliche Platte Tageslicht fallen, so wird das Elektrometer abgelenkt,
um nach wenigen Secunden wieder zur Ruhe zu kommen. Es zeigt
sich also je nach der Stärke des diffusen Tageslichtes eine Elektricitäts-
erregung, welche um die Mittagszeit die überraschende Höhe zwischen
1 ., und 34 Volt erreichen soll. Stöfst man vor dem Aufhören der
Borel's elektrische Klingel.
451
durch das Licht bewirkten Ablenkung oder nachher die Zelle ganz
leicht, kaum hörbar an, so geht in der Zelle eine merkwürdige Ver-
änderung vor: sie ist gegen das Licht nicht mehr empfindlich.
Minchin hat ferner die Entdeckung gemacht, dafs, als er eine Vofs-
Maschine, welche in keinerlei Verbindung mit der Zelle oder dem
Elektrometer stand, in Bewegung setzte, der unempfindliche Zustand
der Zelle sich in dem Augenblicke, wo ein Funke zwischen den Polen
der Maschine übersprang, in den empfindlichen Zustand verwandelte.
Er hat endlich die beste Methode, die inductive Wirkung des Funkens
zu zeigen, darin bestehend gefunden, dafs man beide Elektroden der
Zelle durch einen beliebig langen isolirten Draht verbindet und diesen
Draht an den Polen der Vofs- Maschine vorüberführt. Beträgt seine
Entfernung von den letzteren 2 bis 3 Fufs, so reicht ein ungefähr
ijs Zoll langer Funke hin, den unempfindlichen Zustand der Zelle in
den empfindlichen zu verwandeln.
Borel's elektrische Klingel.
Mit Abbildung.
Die elektrische Klingel, welche Borel voriges Jahr in der Maschinen-
halle der Pariser Ausstellung vorgeführt hat, vermag sich ganz leicht
allen Zimmereinrichtungen anzubequemen. Wie die zugehörige Abbil-
dung sehen läfst, ist (nach La Nature, durch Scientific American, Supple-
ment 735 * S. 11742) die Klingel in ein eiförmiges Gehäuse eingeschlossen,
das bronzirt, vernickelt, versilbert, oder vergoldet werden kann, ganz
nach Bedürfnifs. Die Klin-
gel kann an der Wand an-
gebracht, auf einen Tisch
gestellt, mitten ander Decke
aufgehängt, oder sonstwie
angebracht werden.
Die eigentliche Klingel
ist gegen Staub und Dunst
geschützt und kann nicht
in Unordnung gebracht
werden. Der Hammer m
ist ganz unabhängig vom
Anker des Elektromagnetes.
Der Anker A wird durch
eine Spiralfeder nach rückwärts gezogen und streift bei jeder Strom-
sendung den Hebel B »n, welcher den Hammer m trägt; dadurch schlägt
der Hammer an die Glocke. Bei dieser Bewegung wird der Stromkreis
unterbrochen und erst wieder geschlossen, wenn der Hammer zurück-
452
Verbindung für röhrenförmige elektrische Doppelleitungen.
gegangen ist. Dabei ist die zwischen zwei Schlägen verfliefsende Zeit
unabhängig von der Spannung der Feder und in gewissem Grade selbst
von der Stärke des die Klingel in Thätigkeit setzenden Stromes; diese
Zeit hängt vielmehr nur von der Schwingungsdauer des vom Hammer
und seiner Tragstange gebildeten Pendels ab. Die Schläge folgen daher
sehr regelmäfsig auf einander und mit stets gleicher Kraft; das Läuten
der Klingel ist daher wohlklingend. Die Glocke der Klingel kann
natürlich ebenso gut aus Lignum vitae, wie aus Stahl oder Bronze her-
gestellt werden, und mehrere Klingeln neben einander lassen sich daher
gut von einander unterscheiden, wenn man ihre Glocken aus verschie-
denen Stollen herstellt.
S. Z. de Ferranti's Verbindung für röhrenförmige
elektrische Doppelleitungen.
Mit Abbildung.
Nach seinem Amerikanischen Patente Nr. 409183 vom 30. März
1889 führt S. Z. de Ferranti in Hampstead, Middlesex, die Verbindungs-
stellen an zwei röhrenförmige Leiter enthaltenden elektrischen Leitungen
in folgender Weise aus. Der innere Leiter a wird verbunden durch
Stöpsel f mit biegsamen leitenden (kupfernen)
Dochten <?; bei dem den inneren ringsum
umschliefsenden äufseren Leiter b vermittelt
die Verbindung ein dehnbares Rohr //; die
Isolirung zwischen dem dehnbaren Rohre h
und den Stöpseln f und Dochten g liefern die
Schirme /c, /, m, welche zwischen beide gelegt
werden. Das rauh gemachte Rohr h wird
mit seinen beiden Enden an den Enden der
beiden durch das Rohr h zu verbindenden
Rohrleiter b befestigt; die Enden der beiden
Rohrleiter stehen ziemlich weit von einander
ab und auf jedes Ende werden zwei Ringe
aufgelegt, worauf dann der Zwischenraum
zwischen den beiden Ringen mit geschmol-
zenem Metall ausgefüllt wird, das die leitende
Verbindung zwischen den beiden Rohrenden
und dem Rohre h herzustellen hat. Die Her-
stellung der Leitung aus zwei in einander liegenden Röhren ist durch
das Amerikanische Patent Nr. 409181 vom 24. September 1888 ge-
schützt; zwischen den beiden Röhren ist natürlich eine isolirende Zwischen-
schicht, welche aus mit Paraffin getränktem Papier bestehen soll.
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill. 453
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika und die MacKinley Bill.
Die tief einschneidende Bedeutung, welche die Aenderungen der amerika-
nischen Einfuhrzolltarife für unsere an sich schon stark bedrängte Aasfuhr
beanspruchen, mag entschuldigen, dafs wir an dieser Stelle etwas näher auf
die neueren amerikanischen Zollschutzbestrebungen eingehen.
Die ersten Anregungen zum Abschlüsse der Vereinigten Staaten in poli-
tischer wie wirtschaftlicher Beziehung reichen bis zur Zeit des Präsidenten
Monroe (1823) zurück, dessen Programm sich allmählich zu der sogen. Monroe-
Doktrin verdichtete, welche „Amerika für die Amerikaner" beanspruchte.
Nunmehr hat sich diese Doktrin die schärfste Geltung auf wirtschaftlichem
Gebiete verschafft, als deren Ausflufs der am 1. Oktober 1889 in Washington
durch den Staatssekretär Blaine abgehaltene Wirthschaftscongrefs zu be-
trachten ist.
Der Congrel's verlangt zunächst die Errichtung eines all-amerikanischen
Zollvereins, Einheitlichkeit des Mais- und Münzsystems, sowie Verbesserung
des Eisenbahnnetzes.
Der beabsichtigte amerikanische Zollverein richtet seine Spitze gegen
Europa, dessen bisher gewifs grofsartige Einfuhr nach den amerikanischen
Staaten unterbunden und allmählich unmöglich gemacht werden soll, um
Amerika auch wirtschaftlich völlig selbständig machen zu können.
Den Gipfel dieser schutzzöllnerischen Bestrebungen bildet die sogen.
Mac Kinley Tarifbill, welche nunmehr vom Abgeordnetenhause der Vereinigten
Staaten angenommen ist. Diese Bill will den Druck von Zöllen auf ein-
geführte Waaren von 60 bis 80 Proc. des Werthes der Waaren erhöhen, so
dafs nach der Einführung dieses Tarifs wohl keine erfolgreiche Einfuhr nach
Nordamerika möglich ist.
Die Einfuhr wird aber durch eine fernere Bestimmung, die „Mac Kinley
Administrative Bill11, d. h. die Bill zur Vereinfachung der auf die Zollerhebung
bezüglichen Gesetze, welche wir unten nach dem Wortlaut übersetzt wieder-
geben, fast verhindert.
Man sieht, dafs die Union zielbewufst und thatkräftig vorgeht. Die Welt-
ausstellung in Chicago des Jahres 1892 soll sich in gewisser Beziehung als
der Ausgangspunkt des neuen Zeitlaufs für Amerika erweisen; sie soll den
Markstein für das neue amerikanische Zeitalter abgeben, da sie die gewaltige
Kraftmenge, über welche die Union verfügt, zeigen soll. Die Ausstellung in
Chicago wird somit als Beweismittel anzusehen sein, wie völlig" unabhängig
von Europa sich die Nordamerikanische Union fühlt.
Bei Beurtheilung der Sachlage darf folgender Umstand nicht übersehen
werden, welcher auf die Art und Weise, in der in Amerika Politik gemacht
wird, ein eigenthümliches Streiflicht wirft. Es wird in der Erinnerung sein,
dafs die Vereinigten Staaten von Nordamerika die Zollschutzgesetzgebung
anbahnten , um die während des Krieges mit den Südstaaten gemachten
Schulden zu decken. Diese Bezahlung der Kriegsschuld geschah in so rascher
Form, dafs sich der letzte demokratische Präsident Clereland veranlafst sah,
eine Herabsetzung der Zölle vorzuschlagen, um nur die riesige Ansammlung
gemünzten Kapitals einigermal'sen zu verhindern, denn es gelang auch nicht
einmal die Einnahmen zu erschöpfen, als Bestimmung getroffen wurde, grofse
Pensionen für die ehemaligen Soldaten der grand army of the Republic aus
diesem Fonds auszusetzen. Durch dieses Vorhaben Clereland/ s sah sich aber
der so ungemein kapitalkräftige Bing der Fabrikanten und Unternehmer in
ihrer Alleinherrschaft bedroht und dem Wettbewerbe der alten Welt zu scharf
ausgesetzt. Aus diesen Kreisen erhob sich dem zu Folge ein scharfer Gegen-
satz gegen Clereland und die demokratische Partei, als deren Erfolg sich der
sonst völlig unerwartete Sieg der republikanischen Partei bei der letzten
Präsidentenwahl ergab. Nun erweist sich nach alter nordamerikanischer Sitte
die Regierungspartei denjenigen dankbar, denen sie die Herrschaft verdankt.
454 Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill.
Es wird also nicht nur keine Herabsetzung der Zölle stattfinden, vielmehr
wird die Einfuhr durch Zollerhöhung und alle möglichen scharfen Vorschriften
so ziemlich ganz verhindert
Für die Gröfse des Verlustes, welcher der deutschen Industrie aus den
prohibitiven Verordnungen der MacKinley Administrative Bill erwachsen kann,
liefern die statistischen Berichte über den Einfuhrhandel der Vereinigten
Staaten einen zuverlässigen Mafsstab. — Gemäfs dem officiellen Bericht des
statistischen Bureaus in Washington betrug die Ausfuhr Deutschlands nach
den Vereinigten Staaten während des Quartals, welches mit dem 30. Sep-
tember 1889 endigte, die Summe von 27117 356 Doli, oder nahezu 113 Mill. M.,
d. h. beinahe dreimal so viel als Oesterreich-Ungarns „jährliche" Ausfuhr nach
Nordamerika. Die Gesammteinfuhr der Vereinigten Staaten für dieselbe Zeit
beziffert sich auf 190'/2 Mill. Doli. Welche Artikel die deutsche Ausfuhr nach
den Vereinigten Staaten einschliefst, ist in den amerikanischen Berichten nicht
näher bezeichnet.
Sofort bei der Deklarirung der Waaren wird der Exporteur auf neue
Regeln stofsen. Während es bisher genügte, im Namen des Absenders oder
Verkäufers die Factura auszustellen und eine stereotype Erklärung mit Bezug
auf die Correctheit derselben zu unterzeichnen, mufs jetzt der Factura eine
schriftliche Erklärung beigefügt werden, aus der hervorgeht, wo und zu
welcher Zeit und von wem die betreffende Waare gekauft oder von wem sie
fabrizirt wurde.
Ueberdies mufs die Exportwaare noch mit der Etikette des Fabrikanten
versehen und darf nicht etwa unter englischer oder französischer Etikette ver-
sendet werden, wenn sie in Deutschland hergestellt worden ist, ein Punkt,
der sich übrigens noch schärfer in dem letzten englischen Zolltarif findet.
Ferner mufs die Factura den Marktpreis enthalten, welchen der Fabrikant
willens wäre, an Ort und Stelle entgegen zu nehmen. Der letzte Satz ist
namentlich auf die Exporteure gemünzt, welche bisher ihre Waaren an Filial-
geschäfte in Amerika consignirten, ausschliefslich für den amerikanischen
Markt fabrizirten und daher am Herstellungsplatze keinen Marktpreis für ihre
Fabrikate festgestellt hatten. Die oben erwähnte schriftliche Erklärung mufs
der Empfänger der Woare vor der amerikanischen Zollbehörde wiederholen.
Macht er hierbei falsche Angaben mit Bezug auf einen einzigen der vor-
geschriebenen Punkte, so folgt Geldbufse bis zu 5000 Doli, oder Zuchthaus
bis zu 2 Jahren oder beides und aufserdem noch Confiscation der Waaren.
Alle eingeführten Waaren werden von den Zollbehörden abgeschätzt; als
Basis wird der Werth angenommen, den die officiellen Abschätzer für den
wirklichen Marktwerth am Herstellungsorte halten. Hierbei spielen die in
der Factura angegebenen Preise keine Rolle. Uebersteigt der abgeschätzte
Werth den in der Factura angegebenen um 10 Proc. , so wird aufser der ge-
setzlichen Zollgebühr ein weiterer Zoli gleich 2 Proc. des abgeschätzten Ge-
sammtwerthes für je 1 Proc, um welches der abgeschätzte Werth den in der
Factura angegebenen übersteigt, erhoben. Uebersteigt der abgeschätzte Werth
den in der Factura enthaltenen um 40 Proc, so erfolgt Confiscation. Will
der Importeur letztere auf gerichtlichem Wege annulliren, so mufs er die Be-
weise beibringen, dafs seine Werthangabe die richtige und die Abschätzung
irrig ist. Die Bürde des Beweises seiner Unschuld ruht auf ihm. Die Con-
fiscation an sich ist ein Beweis seiner Schuld. Wenn Waaren für Rechnung
des Fabrikanten an einen Agenten, Associe oder Consignatar in den Ver-
einigten Staaten behufs Verkaufes consignirt sind, so mufs aufser den oben
erwähnten Dokumenten eine schriftliche Deklaration des Fabrikanten bei-
gebracht werden, in welcher alle Kostenelemente einbegriffen sein müssen,
d. h. die Kosten des Rohmaterials, der Fabrikation und aller einzelnen mit
der Herstellung irgendwie verbundenen Ausgaben. Um den Marktpreis als
Basis für die Zollerhebung festzustellen, werden sodann 8 Proc. auf diese
Herstellungskosten geschlagen.
Der Präsident ernennt neun Generalabschätzer, welche ein jährliches Salär
von je 7000 Doli, oder ungefähr 30000 M. beziehen und zu irgend einer Zeit
wegen Unfähigkeit, Pilichtvernachlässigung oder Amtsmifsbrauch abgesetzt
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill. 455
werden können. Das ürtheil über die Gründe der Absetzung ist ganz und
gar dem Gutdünken des Präsidenten überlassen.
Wir geben im Folgenden einen Auszug aus der Mac Kinley Bill nach einer
Mittheilung der Papiei -Zeitung wieder:
1) Alle in die Vereinigten Staaten importirten Waaren werden als das
Eigenthum der Person angesehen, an welche sie consignirt sind, und der In-
haber eines an Ordre consignirten und seitens des Consignators (consignors)
indossirten Ladescheines gilt als Consignatur (consignee) der betreffenden
Waaren.
2) Alle Facturen über importirte Waaren sollen in der Währung des
Ursprungslandes und mit Berechnung des wirklich bezahlten Preises aus-
gestellt werden. Die Facturen müssen eine correcte Beschreibung der be-
treffenden Waaren enthalten und, im Falle die letzteren zu sofortigem Weiter-
transport ohne Abschätzung bestimmt sind, in drei- oder vierfachen Exemplaren
ausgestellt und seitens des Inhabers oder Absenders der Waaren unterzeichnet
werden.
3) Alle solche Facturen müssen bei oder vor Absendung der Waaren
dem Consul, Vice-Consul oder commerciellen Agenten der Vereinigten Staaten
des Consulardistriktes, in welchem die Waaren zum Export nach den Ver-
einigten Staaten hergestellt oder gekauft waren, unterbreitet werden. Den-
selben mufs eine von dem Käufer, Fabrikanten, Eigenthümer oder Agenten
unterzeichnete Erklärung beigefügt werden, welcher zu Folge die Facturen in
jeder Hinsicht correct und wahrheitsgetreu sind. Die Facturen müssen, wenn
die Waare durch Kauf erlangt wurde, folgende Punkte enthalten: Wahrheits-
getreue und ausführliche Angaben der Zeit, wann, des Ortes, wo, und der
Person, von welcher die betreffenden Waaren gekauft wurden, ferner des
wirklichen Kostenpreises der Waaren und aller Unkosten darauf. In den
Facturen darf kein anderer Discont, Zollrabatt oder Prämie, als thatsächlich
auf die Waaren erlaubt ist, aufgeführt sein, und wenn die betreffenden Waaren
auf irgend eine andere Weise als durch Kauf erlangt wurden, mufs der wirk-
liche Marktwerth oder Engros-Preis derselben zur Zeit der Ausfuhr nach den
Vereinigten Staaten auf den Hauptmärkten des Landes, aus welchem die Waaren
exportirt wurden, angegeben sein.
Der wirkliche Marktwerth ist der Preis, zu welchem die in einer Factura
beschriebene Waare auf den betreffenden Märkten allgemein zum Kaufe offerirt
wird, und welchen der Fabrikant oder Eigenthümer für die betreffende, auf
dem gewöhnlichen Geschäftswege in den üblichen Engros-Qualitäten verkaufte
Waare erhalten haben würde und willens war, entgegenzunehmen. In der
Factura müssen alle Unkosten auf die betreffenden Waaren und die wirkliche
Quantität derselben angegeben sein, und keine andere von der in Rede
stehenden verschiedene Factura darf irgend Jemandem behändigt werden.
Wenn die Waare thatsächlich gekauft wurde, mufs in der betreffenden Er-
klärung auch die Angabe enthalten sein, dafs die Geldsorte, in welcher die
Factura ausgestellt, diejenige ist, welche von dem Käufer wirklich für die
Waare bezahlt ist.
4) Mit Ausnahme von persönlichen Effecten, welche ein Reisender bei
sich führt, dürfen importirte Waaren, deren zollpflichtiger Werth 100 Doli,
übersteigt, nicht ohne Vorzeigung einer gehörig beglaubigten Factura oder
einer eidlichen Erklärung (Affidavit) der Gründe für die Nichtunterbreitung
einer Factura, einklarirt werden. Auf solche eidliche Erklärung hin darf
indessen die Einklarirung auch nur dann erfolgen, wenn ihr eine Aufstellung
in Form einer Factura beigefügt ist, aus welcher der wirkliche Kostenpreis
der betreffenden Waare oder der Marktwerth zur Zeit des Exports ersicht-
lich ist. Die betreffende Aufstellung mufs durch Eid erhärtet werden. Die
Zollbeamten sind gesetzlich berechtigt, die genannten Personen zu vernehmen.
Im Falle sich Jemand weigern sollte, derartige Angaben zu machen, ist es
ihm später nicht gestattet, irgendwelche Schriftstücke einzureichen, um die
Entrichtung eines Zuschlagzolles, einer Strafe oder Confiscation zu vermeiden.
Der Finanzminister kann Verfügungen erlassen, denen zu Folge bei
Büchern und Zeitschriften, welche in fortlaufenden Nummern, Theilen oder
456 Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MaeKinley Bill.
Bänden publieirt und importirt werden und zu zollfreier Einfuhr berechtigt
sind, die Abgabe einer einmaligen Erklärung für die ganze Serie statthaft ist.
Wenn Waaren. deren W'eiili 100 Doli, übersteigt, auf eine Aufstellung
in Form einer Factura hin einklarirt werden, soll der Zollcollector die Stellung
einer Bürgschaft für die spatere Beibringung einer in gehöriger Weise be-
glaubigten Factum verlangen.
5) Wenn Lmportirte waaren mittels Factors einklarirt werden, mul's eine
der unten folgenden Deklarationen, und zwar je nach der Sachlage seitens
des Eigentümers, Importeurs, Consignatars oder Agenten beim Zollcollector
des Einfuhrhafens deponirt werden. Die betreffende Deklaration mufs seitens
des Ausstellers vor dem Collector, einem öffentlichen Notar oder irgend einem
anderen gesetzlich zur Abnahme von Eiden oder eidlichen Angaben ermäch-
tigten Beamten unterzeichnet werden.
Deklaration eines Consiynatars^ Importeurs oder Agenten.
Ich (Name) erkläre hiermit feierlich und der Wahrheit getreu, dafs ich
der Consignatar (Importeur oder Agent) der in der betreffenden Factura oder
der angefügten Zolldeklaration beschriebenen Waare bin; dafs die von mir
dem Collector von (Hafen) unterbreiteten Facturen und Ladescheine die rich-
tigen sind, welche ich in Begleitung aller mittels des (Name des Fahrzeuges),
Kapitän (Name), von (Name des Abgangs-Hafens), importirten Güter und Waaren
für Rechnung irgend einer Person, für welche ich dieselben einzuklariren
autorisirt bin. erhalten habe; dafs sich die betreffende Factura oder der be-
treffende Ladeschein in demselben Zustande befinden, wie ich sie thatsächlich
erhalten, und dafs ich von dem Vorhandensein irgend einer anderen Factura
oder irgend eines anderen Ladescheines für die beti eilenden Waaren und
Güter weder Kenntnifs habe, noch glaube, dafs solche vorhanden; dafs die
gegenwärtig dem Zollcollector überantwortete Zolldeklaration eine im Ein-
klänge mit Factura und Ladeschein stehende richtige und wahrheitsgetreue
Beschreibung der betreffenden Waaren und Güter enthält; dafs meinerseits
oder meines Wissens seitens irgend einer anderen Person in der betreffenden
Beschreibung nichts verheimlicht oder ausgelassen worden, wodurch die Ver-
einigten Staaten um einen Theil des ihnen gesetzmäfsig zukommenden Zolles
von den in Rede stehenden Waaren und Gütern betrogen werden könnten;
dafs die betreffende Factura und die darin enthaltenen Angaben in jeder
Hinsicht wahrheitsgetreu und der Person, von welcher sie angeblich her-
rühren, auch wirklich ausgestellt worden sind; und dafs ich, wenn ich später
irgend einen Irrthum in der betreffenden Factura oder in der gegenwärtigen
Aufstellung und Beschreibung der betreffenden Waaren und Güter entdecke,
oder wenn ich irgend eine andere Factura für dieselben erhalte, sofort dem
Zollcollector dieses Distriktes davon Anzeige machen will. Ferner erkläre
ich feierlich und der Wahrheit getreu, dafs ich foder wir) (Name und Auf-
enthalt des oder der Eigenthümer) nach meinem (oder unserem) besten Wissen
und Dafürhalten der (oder die) Eigenthümer der in der angefügten Zoll-
deklaration erwähnten Waaren und Güter bin (oder sind); dafs die von mir
unterbreitete Factura den wirklichen Kostenpreis (wenn gekauft), oder den
wirklichen Marktwerth oder Engros-Preis (wenn anderweitig erlangt) zur Zeit
des Exports nach den Vereinigten Staaten an den Hauptmärkten des Landes,
aus welchem die betreffenden Waaren und Güter importirt wurden, enthalt;
sowie ferner, dal's in der betreffenden Factura, wenn thunlich, der Werth
aller Cartons, Schachteln, Korbe, Kisten, Säcke, sowie sonstiger Emballage
jeder Art, und ferner aller BOnBtigen Kosten, Unkosten und Ausgaben, wie
sie aus dem Zurechtmachen und Verpacken der Waare für den Export er-
wachsen, eingeschlossen und speeificirt sind, und dafs in der Factura kein
anderer Disconto, Prämie oder Zollrabatt, als die thatsächlich auf die Waare
gestatteten, aufgeführt sind.
| Aehnliclie Erklärungen müssen, wenn die Waare gekauft ist. die Fabrikanten
bezieh, die Eigenthümer der Waare abgeben.)
6) Wer wissentlieh falsche Angaben in den Deklarationen macht oder dazu
behilflich ist. wird, wenn er dieses Vergehens überfuhrt ist, zur Erlegung
einer Geldbufse bis zu 5000 Doli, oder zu Zuchthaus bis zu zwei Jahren, oder
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill. 457
zu beiden, nach Gutdünken des betreffenden Richters, verurtheilt, während die
betreffende importirte Waare confiscirt wird.
7) Der Eigenthümer, Consignatar oder Agent von importirten Waaren,
welche wirklich gekauft sind, darf bei der Einklarirung den in der Factura
angegebenen Kostenpreis oder Werth derartig erhöhen , dafs derselbe seiner
Ansicht nach dem wirklichen Marktwerth oder Engros-Preis der betreffenden
Waare zur Zeit des Exports nach den Vereinigten Staaten an den Haupt-
märkten des Landes, aus welchem dieselbe importirt worden, gleichkommt.
Eine derartige Erhöhung ist indessen bei Waaren, welche auf andere Weise
als durch wirklichen Kauf erlangt wurden, nicht statthaft. Der Zollcollector,
in dessen Distrikt irgend welche Waaren importirt und einklarirt werden, soll
dafür sorgen, dafs der wirkliche Marktwerth oder der Engros-Preis derselben
abgeschätzt wird, und wenn der abgeschätzte Werth den bei der Einklarirung
deklarirten Werth um mehr als 10 Proc. übersteigt, soll auf die betreffende
Waare aulser der gesetzlich darauf ruhenden Zollgebühr noch ein weiterer
Betrag gleich 2 Proc. des abgeschätzten Totalwerthes für jedes Procent, um
welches der abgeschätzte Werth den in der Zolldeklaration angegebenen
Werth übersteigt, erhoben werden. Diese Zuschlagszölle beziehen sich nur
auf den betreffenden Artikel in jeder Factura, dessen Werth zu niedrig an-
gegeben worden war. Wenn aber der abgeschätzte Werth den in der Zoll-
deklaration angegebenen Werth um mehr als 40 Proc. übersteigen sollte, kann
eine derartige Zolldeklaration als muthmafslich betrügerisch angesehen werden,
und der Zollcollector darf in diesem Falle die betreffende Waare confisciren
und, wie in den Fällen einer Beschlagnahme, wegen Verletzung der Zoll-
gesetze vorgehen. Bei irgend einem aus solcher Confiscirung hervorgehenden
Prozesse soll die Thatsache einer solchen Minderbewerthung (undervaluation)
als muthmafslicher Beweis des Betruges gelten. Der Recurrent hat den Be-
weis zur Widerlegung der Anschuldigung beizubringen, und über die zu
niedrig bewertheten Waaren soll Confiscation verhängt werden, wenn es dem
Angeschuldigten nicht gelingt, durch ausreichende Beweise darzuthun, dafs
er keine betrügerische Absicht hatte. Die betreffende Confiscation soll sich
auf den gesammten Inhalt des Waaren-Kollo oder Pakets erstrecken, in welchem
sich der betreffende oder die betreffenden Artikel, welche in jeder Factura zu
niedrig bewerthet (undervalued) waren, befanden.
8) Wenn einklarirte Waare behufs Verkaufes consignirt ist, mufs dem
Zollcollector des Hafens, in welchem die Einklarirung stattfindet, eine seitens
des betreffenden Fabrikanten unterzeichnete Deklaration betreffs der Her-
stellungskosten der betreffenden Waare unterbreitet werden , in welche alle
die im Abschnitt 11 dieses Gesetzes erwähnten Kosten-Elemente einbegriffen
sein müssen. Diese Angaben müssen in drei Exemplaren ausgefertigt werden
und mit dem Attest des Vereinigten Staaten-Consularbeamten des Consular-
distrikts versehen sein, in welchem die Waare hergestellt bezieh, importirt
wurde. Eines der drei Exemplare erhält die Person, welche die Deklaration
machte, ein anderes der Zollcollector des Hafens, und das dritte wird von
dem betreffenden Consularbeamten zurückbehalten und zu den Akten ge-
nommen.
9) Wenn Jemand falsche Facturen u. s. w. vorzeigt, oder falsche schrift-
liche oder mündliche Angaben macht oder dies zu thun versucht, oder wenn
sich eine solche Person absichtlich irgend einer Versäumnifs schuldig macht,
durch welche die Vereinigten Staaten um die ihnen gesetzlich zukommenden
Zölle oder um einen Theil derselben betrogen werden, so soll die betreffende
Waare confiscirt und der Werth derselben von der Person, welche die Ein-
klarirung gemacht hatte, eingefordert werden. Die betreffende Confiscation
soll sich indessen nur auf den gesammten Inhalt oder den Werth desselben,
des Kollo oder Pakets erstrecken, in welchem der oder die speciellen Artikel
enthalten sind, auf welche sich die oben erwähnten betrügerischen Praktiken
beziehen. Der betreffende Defraudant kann, wenn überführt, in jedem ein-
zelnen Falle zur Zahlung einer Geldbufse bis zu 5000 Doli, und zu einer
Zuchthausstrafe bis zu zwei Jahren, oder, nach Dafürhalten des Gerichtes, zu
beiden Strafen verurtheilt werden.
458 Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill.
1<M Die Abschätzer (Appraisers) der Vereinigten Staaten sind verpflichtet,
mit allen ihnen zu Gebote Btehenden vernünftigen Mitteln den wirklichen
Markt werth und Engros-Preis der Waare zur Zeit des Exportes auf den Haupt-
märkten des Landes, aus welchem dieselben importirt wurden, auszufinden
und abzuschätzen, ohne Rücksicht auf die in den Facturen, Affidavits u. s. w.
gemachten Angaben betreffs der Kosten oder Productionskosten. Ferner sollen
die oben erwähnten Beamten verpflichtet sein, die Anzahl der Yards, Pakete
oder Quantitäten und den wirklichen Marktwerte oder Engros-Preis eines jeden
derselben zu controliren.
11) Wenn der wirkliche Marktwerth eines Artikels nicht zur Zufrieden-
heit des abschätzenden Beamten festgestellt werden kann, soll der Appraiser
alle ihm zu Gebote stehenden Mittel anwenden, um die Productionskosten der
betreffenden Waare zur Zeit des Exportes nach den Vereinigten Staaten am
Herstellungsorte ausfindig zu machen. In die betreffenden Productionskosten
müssen die Kosten des Rohmaterials und der Fabrikation, alle mit der Her-
stellung in Verbindung stehenden Ausgaben, die aus dem Zurechtmachen und
der Verpackung der Waare zum Versandt erwachsenden Ausgaben und ein
Zuschlag von 10 Proc. auf die auf diese Weise festgestellten Gesammtkosten
einbegriffen sein. In keinem solchen Falle soll die betreffende Waare bei
der Originalabschätzung oder bei der Wiederabschätzung geringer, als der
auf diese Weise festgestellte Betrag der Gesammtproductionskosten ist, ab-
geschätzt werden.
12) Der Präsident soll mit Zustimmung des Bundessenates neun General-
Appraisers ernennen, deren jeder ein jährliches Gehalt von 7000 Doli, er-
halten soll. Nicht mehr als fünf dieser Appraisers dürfen ein und derselben
politischen Partei angehören. Dieselben dürfen kein anderes Geschäft und
keinen anderen Beruf haben und können seitens des Präsidenten jederzeit
abgesetzt werden. Drei dieser Appraisers sollen im Hafen von New York
täglich (mit Ausnahme der Sonntage und gesetzlichen Feiertage) als Collegium
(board) der General-Appraisers fungiren. In dem genannten Hafen soll auch
ein Lokal zur Aufbewahrung und Klassificirung von Waarenproben eingerichtet
werden.
13) In den Häfen, in welchen sich kein Appraiser befindet, soll das
Certificat des Zollbeamten, welcher mit dem Abschätzen des zollpflichtigen
Werthes importirter Waaren und der Erhebung der Zölle darauf betraut ist,
als Beweis der vorgenommenen Abschätzung gelten. Sollte indessen der
Zollcollector die Abschätzung irgend einer importirten Waare für zu niedrig
halten, so kann er eine Wiederabschätzung anordnen, welche von einem der
General-Appraisers vorzunehmen ist.
Wenn der Importeur, Eigenthümer, Agent oder Consignatar der be-
treffenden Waare mit der Abschätzung nicht einverstanden ist, kann derselbe,
vorausgesetzt, dafs er den gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich der Ein-
klarirung und Abschätzung von Waaren nachgekommen ist, innerhalb zweier
Tage danach dem Collector schriftlich Mitthtilung davon machen, dafs er mit
dem Resultate der Abschätzung nicht einverstanden sei, aufweiche Reklamation
hin der Collector sofort eine Wiederabschätzung der betreffenden Waare seitens
eines der General-Appraisers anordnen soll. Die bei einer solchen Wieder-
abschätzung getroffene Entscheidung kann seitens des Importeurs wie seitens
des Zollcollectors angefochten werden. In beiden Fällen hat der Collector
dann die Factura und alle auf die Angelegenheit bezüglichen Schriftstücke
dem im Hafen von New York fungirenden Collegium oder einem anderen aus
drei General-Appraisers bestehenden, seitens des Finanzministers zu dem Zwecke
zu bezeichnenden Collegium zu unterbreiten, welches dieselben zu prüfen und
den Fall zu entscheiden hat. Die Entscheidung dieses Collegiums ist für alle
interessirten Theile mafsgebend.
14) Die Entscheidung des Zollcollectors hinsichtlich des Betrages der
Zölle und sonstigen Abgaben kann innerhalb zehn Tagen nach Feststellung
und Liquidation der /«die angefochten werden. Ist dies geschehen, so hat der
Collector die Zolldeklaration und alle auf die Angelegenheit bezüglichen
Schriftstücke dem Collegium der General-Appraisers zu unterbreiten, welche
Die Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten und die MacKinley Bill. 459
den Fall prüfen. Die seitens dieses Collegiums abgegebene Entscheidung ist
malsgebend und endgültig.
15) Wenn der Eigenthümer u. s. w. einer importirten Waare, oder der
Zollcollector, oder der Finanzminister mit der Entscheidung der General-
Appraisers nicht einverstanden ist, so kann jeder einzelne von ihnen, inner-
halb eines Zeitraumes von dreifsig Tagen nach Abgabe der betreffenden Ent-
scheidung, beim Circuit Court der Vereinigten Staaten (Bundes-Kreisgericht)
des betreffenden Distrikts eine Revision der anstöfsigen Entscheidung be-
antragen.
Bei Einreichung einer derartigen Appellation ist im Bureau des „Clerks"
des betreffenden Gerichts eine in gedrängter Kürze gehaltene Angabe der
beanstandeten Irrthümer zu Protokoll zu geben und eine Abschrift dieses
Schriftstückes dem Zollcollector, oder dem Importeur, Eigenthümer, Agenten
oder Consignatar zu behändigen. Innerhalb zwanzig Tagen kann das Gericht
die Angelegenheit an einen der General-Appraisers verweisen, damit derselbe
innerhalb sechzig Tagen weiteres Beweismaterial für das Gericht sammle,
welches danach entscheidet. Nur wenn das Gericht die betreffende Frage für
so wichtig hält, dafs eine Revision der betreffenden Entscheidung durch den
Supreme Court (höchsten Bundesgerichtshof) der Vereinigten Staaten noth-
wendig ist, kann der Circuit Court innerhalb eines Zeitraumes von dreifsig
Tagen danach eine Appellation an den Supreme Curt gestatten.
16) Die General-Appraisers sind ermächtigt, Eide abzunehmen, und die
Vorlegung von Briefen, Rechnungen oder Facturen, sowie mündliche und
schriftliche Aussagen zu verlangen.
17) Wenn eine derart vorgeladene Person dieser Vorladung nicht nach-
kommt, soll sie um 100 Doli, gebüfst werden. Wer vor einem General-
Appraiser, Collegium der General-Appraisers, Lokal- Appraiser oder Zoll-
collector absichtlich unter Eid falsche Angaben macht, macht sich des
Verbrechens des Meineides schuldig, und wenn er der Eigenthümer, Importeur
oder der Consignatar der in Rede stehenden Waare ist, soll die letztere con-
fiscirt werden.
18) Alle seitens der General-Appraisers und der Collegien der General-
Appraisers abgegebenen Entscheidungen hinsichtlich der Bewerthung und Zoll-
raten sollen aufbewahrt und protokollirt werden, so dafs sie von interessirten
Personen eingesehen werden können. Alle Entscheidungen der General-
Appraisers sollen dem Finanzminister und dem im Hafen von New York im
Dienst befindlichen Collegium der General-Appraisers berichtet werden, und
der Bericht an das letztere mufs, wenn thunlich, von Proben der in Rede
stehenden Waaren begleitet sein. Ein Auszug aus diesen Entscheidungen soll
wenigstens einmal in jeder Woche, zur Informirung der Zollbeamten und des
Publikums, veröffentlicht werden.
19) Wenn zur Verpackung von importirter Waare, gleichviel ob zoll-
pflichtig oder zollfrei, irgend ein ungewöhnlicher Artikel oder irgend eine
ungewöhnliche Form benutzt wurde, welche zu einem anderen Zwecke als
zum bona fide - Transport der betreffenden Waaren nach den Vereinigten
Staaten bestimmt sind, so soll ein Zusatzzoll auf das betreffende Material oder
den betreffenden Artikel zu derselben Rate erhoben werden, wie er entrichtet
werden müfste, wenn das betreffende Verpackungsmaterial besonders importirt
worden wäre.
20) Jede in einem öffentlichen oder privaten Zollspeicher deponirte Waare
kann innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren, vom Datum der ursprüng-
lichen Einfuhr an gerechnet, gegen Entrichtung der Zölle und Unkosten,
welche zur Zeit der Zurückziehung darauf fällig sind, zum Consum zurück-
gezogen werden.
21) Bei allen Prozessen, bei welchen es sich um eine Beschlagnahme
handelt, soll, wenn irgend Jemand Anspruch auf das confiscirte Eigenthum
erhebt, der Ansprucherhebende den Beweis der Richtigkeit seines Anspruches
antreten.
22) Alle früheren Gebühren und Eide sind hiermit abgeschafft.
23) Zollnachlafs für Waaren, welche während des Transportes beschädigt
460 Mineralöl- und Paraffmfabriken der Riebeck'schen Hontanwerke.
wurden, wird nicht gewährt, doch kann der betreffende Importeur innerhalb
sehn Tagen nach der Einklarirung alle in einer Factura aufgeführten Waaren
oder einen Theil derselben der Bandesregierang überlassen. In diesem Falle
Boll er von der Entrichtung des Zolles auf den preisgegebenen Theil befreit
Bein, vorausgesetzt, dafs der preisgegebene Theil sich auf 10 Proc. oder darüber
des Gesammtwerthes der in der Factura aufgeführten Menge belauft. Die der
Bandesregierang preisgegebenen Waaren Bollen für Rechnung der letzteren
den Anordnungen des Finanzministers geinäfs auf dem Auktionswege ver-
kauft oder anderweitig veräufsert werden.
•24) Wenn Zölle oder Abgaben unter Vorbehalt der Appellation entrichtet
worden Bind, BO wird der zu viel entrichtete Betrag aus dem Bundesschatze
zurückerstattet.
25) Kein Collector kann für Vorschriften oder Entscheidungen in Zoll-
angelegenheiten verantwortlich gemacht werden, BOfern der Importeur u. s. w.
auf Grund dieses Gesetzes berechtigt ist, gegen die Entscheidung desselben
zu appelliren.
26) Wer einem Beamten oder Angestellten der Vereinigten Staaten-
Regierung direkt oder indirekt Geld oder Werthsachen gibt, anbietet oder
verspricht, um denselben zur Umgehung der Zollbestimmungen bei der Ein-
fuhr, Abschätzung. Einklarirung und Prüfung von Waaren und Passagier-
gepäck zu verleiten, oder wer durch Drohungen, Forderungen oder Ver-
sprechungen irgend welcher Art versucht, einen solchen Beamten oder
Angestellten in unpassender Weise zu beeinflussen oder zu controliren, da-
mit er seine Pflicht verletze, soll, wenn dieser Vergehen überführt, zur
Zahlung einer Geldbufse bis zu 2000 Doli, und zu Zuchthaus bis zu einem
Jahre, oder nach Gutdünken des Gerichts zu beiden Strafen verurtheilt werden.
27) Beamte oder Angestellte der Vereinigten Staaten, welche aufser den
ihnen gesetzlich zukommenden Gebühren von irgend einer Person, direkt
oder indirekt, Geld oder Werthsachen für die Beihilfe zu Zoll-Defraudationen
bei der Einfuhr u. s. w. verlangen, erpressen oder entgegennehmen, sollen,
wenn sie vom Gerichte schuldig befunden werden, eine Geldbufse bis zu
5000 Doli, zahlen und mit Zuchthaus bis zu zwei Jahren, oder mit beiden,
je nach Dafürhalten des Gerichtes, bestraft werden.
28) In transito nach einem fremden Lande eintreffende Gepäckstücke oder
persönliche Effecten können seitens der Besitzer dem Zollcollector des be-
treffenden Distrikts übergeben werden, welcher dieselben aufzubewahren hat,
ohne irgend welche Zollgebühr oder andere Abgaben darauf verlangen zu
dürfen, und der sie an den Collector des Abfahrtshafens weiter zu befördern
hat, wo die betreffenden Artikel den Eigenthümern bei ihrer Abreise nach
dem Auslande kostenfrei wieder eingehändigt werden. Der Finanzminister
hat die hierzu nothwendigen Regulative zu erlassen.
29) Betrifft die Einwirkung der Bill auf ältere Gesetze.
30) Dieses Gesetz soll am ersten Tage des August 1890 in Kraft treten,
mit Ausnahme des Abschnittes 12. welcher sofort in Kraft tritt.
Die Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen
Montanwerke bei Halle a. d. S.
(Schlufs des Berichtes S. 426 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ein Destillationsverfahren, welches die Darstellung leichter Oele durch
Zersetzung schwerer, geringwerthiger Oele zum Gegenstand hat, ist die Destil-
lation unter höherem Drucke. (D. R. P. Nr. 37 728.) Das Verfahren (vom Ver-
fasser herrührend) wird in Webau mit zwei Apparaten ausgeübt. Da der
Markt für Gasöle sich gebessert hat, ist eine gröfsere Anwendung des Ver-
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 461
fahrens für die nächste Zeit nicht zu erwarten. Doch sei hier auf die dies-
bezügliche Literatur verwiesen. 1
Das Verfahren ist auch auf schwere deutsche Rohpetrole, auf Rückstände
der Stearinfabrikation aus-
gedehnt und von Engler
angewendet worden, die
Entstehung des Erdöles
durch Zersetzung von Fisch-
resten und hohem Drucke
experimentell zu beweisen.2
Der experimentelle Theil
der Arbeit ist in Webau
mit den beiden Pruckdestil-
lationsblasen ausgeführt.
Das Verfahren wurde
1888 im Concours inter-
national in Brüssel mit der
goldenen Medaille ausge-
zeichnet.
Aus den Abgängen der
Mischerei (von der unten
die Rede sein wird) ge-
langen Antheile ebenfalls
zur Destillation, welche
jedoch nicht im Vadium,
sondern unter Einströmen
von überhitztem Dampfe
am Boden der Blase vor-
genommen wird. Fürdiese
Arbeit sind in Webau vier
Blasen thätig, welche im
Monat etwa 600 metrische
Centner Creosotöl und
500 metrische Centner As-
phalt erzeugen. Letzterer
wird aus den Blasen mit
comprimirter Luft direkt
in Formen abgedrückt.
Das Abdestilliren mit
Dampf ohne sonstige Hei-
zung der Blase, das sogen.
Abblasen , wird vornehm-
lich bei der Darstellung
der leichtesten Oele (des
Benzins) angewandt und
ist für diesen Zweck eine
besondere Blase mit Va-
cuumeinrichtung vorhan-
den. Bei der eigentlichen
Theer- und Oeldestillation
im luftverdünnten Räume
und über freiem Feuer wird
mit Dampi'iuiterstützung
nicht destillirt. Das in
einigen Fabriken übliche
Einströmenlassen von
1 Jahresbericht des Techniker- Vereins der sächsisch-thüringischen Mineralölindustrie,
1887 S. 17 ff.; 7). p. J. 1887 264 336 und 1888 268 88.
2 Vgl. 1888 260 137 und 1889 271 516.
462 Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'sehen Montanwerke.
Dampf in den oberen Theil der Blase erscheint bei der Vacuumdestillation
zwecklos, ein Destilliren mit Dampfunterstützung — Einströmung am Boden
der Blase — hat erwiesenermal'sen Parafünminderausbeute zur Folge.
Die Destillation wird ergänzt durch den Mischprozefs, die Behandlung der
Producte mit Schwefelsäure und Natronlauge. Beide Chemikalien werden in
wechselnder Concentration angewendet, erstere als solche von 66° und 500 B.
= 1,8-42 und 1,53 spec. Gew., sowie gelegentlich als rauchende Schwefelsäure,
die Natronlauge von 32 bis 40° B. = 1,357 spec. Gew. — Das Mischhaus zu
Webau, in den Fig. 4, 5 und 6 abgebildet, ist 25m lang und llm breit, enthält
10 geschlossene cylindrische Gefäfse, welche im Deckel Schauklappen haben.
Die Gefäfse sind schmiede-
lug. B. eiserne mit Walzbleifutter.
Die Chemikalien befinden
sich in Druckkesseln,
welche in den Fufsboden
eingelassen sind undwerden
mittels comprimirter Luft
in Mefsgefäfse gedrückt,
welche höher stehen, als
der Einlauf in das Misch-
gefäfs ist. Die Mischgefäfse
stehen auf einzelnen, 3^,7
hohen Säulen und tragen
in der Mitte des Umfanges
einen Winkeleisenring, der
an eine eiserne Bühne ge-
nietet ist, welche die ganze
Anlage in zwei über ein-
ander gelegene, völlig von
einander getrennte Räume
theilt. Der Zugang zu
dem oberen Räume geht
über eiserne Aufsentreppen,
das Dach ist ein Wellblech-
dach. Der eigenartige
Unterbau gestattet genaue
Belichtung der Abgangs-
ventile. Unter den Gefäfsen
laufen die Rinnen hin,
welche die Mischproducte , d. h. die sich am Boden absetzenden mit Theer-
producten beladenen Chemikalien aufnehmen und weiterleiten. Jedes Misch-
gefäfs fafst 18000k, also die Charge von 6 bezieh. 9 Blasen und werden
solche durch einfaches Ablaufenlassen durch das am Mischgefäfse befindliche
Abfiillventil gefüllt, da die Mischgefäfse entsprechend hoch stehen. Das Mischen
geschieht mittels Luftpumpen bezieh, durch Einströmenlassen von Luft.
Das Webauer Mischhaus ist gut ventilirt, da die Pfeiler des Gebäudes
sämmtlich als Ventilationsschächte angelegt sind und die geschlossenen Gefäfse
in eine weite Rohrleitung münden, an welcher ein Exhaustor saugt.
Zur Bedienung der gesammten — elektrisch beleuchteten — Anlage, in
«reicher täglich etwa 2500 bis 3000 Doppelcentner Mineralöle aller Art be-
handelt werden, sind nur zwei Arbeiter — je einer bei Tag und Nacht — er-
forderlieh.
Die Behandlung mit Schwefelsäure entzieht den Mineralölen die basischen
Körper und löst namentlich hochsiedende ungesättigte Kohlenwasserstoffe und
Barze. Auch wird eine theilweise Oxydation bewirkt, was sich durch das
Auftreten schwefliger Saure bemerkbar macht. Aus den basischen Körpern
bezieh, ihren schwefelsauren Lösungen hat Krey mit Itiehw. II hl and und Scheit-
hauer eine Anzahl Basen der Pyridinreihe isolirt. Das Pyridin selbst fehlt,
jedoch sind eine Anzahl Picoline rein dargestellt worden.
Chinoline und Acridine bal Verfasser nicht gefunden. Bei Anwendung
Rin;i;i'f
Mineralöl- und Paraffin fabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 463
concentrirter Säuren resultirt das Mischproduct schwarz und dickllüssig. Das-
selbe wird dann in geschlossenen Gefäfsen bei vorgelegtem Kühler durch ein-
strömenden Dampf zerlegt, die Abfallsäure abgezogen und die ausgefällten
Harze hierauf mit überhitztem Wasserdampfe destillirt 3.
Mittels der Natronlauge wer- p. g
den den Mineralölen die sauren
Körper entzogen. Man begreift
dieselben unter dem Sammel-
namen Kreosot. Sie gehören zum
Theil der Phenolreihe an. Das
Anfangsglied derselben, das
Phenol, ist nicht vorhanden, wohl
aber die drei Kresole; in hoch-
siedenden Antheilen hat r. Boyen
(Chem. Ztg , 1889 S. 23) Kreosol
gefunden.
Verdünnt man die Kreosot-
natronlösung bis zum sechsfachen
Quantum mit Wasser, so scheiden
sich Oele mit sehr hohem speci-
fischen Gewichte aus, welche
keine Theersäuren sind. Die da-
von befreite Kreosotnatronlösung
läfst sich dann beliebig mit
Wasser verdünnen, ohne sich zu
trüben. Diese verdünnte Lösung
ist auf den Vorschlag Krey's seit
einigen Monaten mit Erfolg als
Ersatz des Aetznatrons bei der
Speisewasserreinigung nach
Dehnes Verfahren angewendet
worden, natürlich nur bei Erzeu-
gung von Dampf zum Maschinen-
betriebe. Derselbe enthält selbst-
verständlich Kreosot in Spuren
und kann zum Kochen nicht ge-
braucht werden.
Das Kreosotnatron wird auch
als solches zum Imprägniren von
Grubenhölzern verbraucht oder
durch verdünnte Säuren zerlegt
und das abgeschiedene Rohkreosot
verkauft.
Der stete und unangenehmste
Begleiter unserer Braunkohlen-
theeröle, der Schwefel, tritt, je
nach dem stark schwankenden
Schwefelkiesgehalte der Kohle,
in wechselnden Mengen auf und
macht sich, je nachdem, auch in
den Fabrikaten bemerklich, wenn
während ihrer Verarbeitung die
Halbfabrikate nicht in grösserer
Menge zusammengefafst werden,
um eine Durchschnittszahl zu er-
zielen. In Rohtheer sind 0,4 bis
4 Proc. Schwefel von Krey gefunden worden. Ein Mittel zu seiner radicalen
3 Prof. Dr. Döbner in Halle a. d. S. ist zur Zeit mit einer Untersuchung
der hochsiedenden Braunkohlentheerbasen beschäftigt.
464 Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke.
Beseitigung ist leider noch nicht vorhanden. Rrey hat ein Gasöl von 2 Proc.
Schwefelgehalt, nachdem demselben alles Kreosot entzogen war, vier Wochen
der Luft ausgesetzt, darauf wiederum mit Natronlauge behandelt und analysirt,
wobei der Schwefelgehalt sich nur noch auf 1.4 Proc. belief. Diese Operation,
I »\\ direnlassen an der Luft und Beseitigung des Oxvdationsproductes mittels
Natronlauge, wurde noch zweimal wiederholt und dadurch der Schwefelgehalt
auf 0,2 Proc. reducirt. Von einer fabrikativen Nuteanwendung kann natürlich
nicht die Rede sein, aber die berichtete Thatsache gestattet uns einen Schlufs
auf die Natur der Schwefelverbindungen. Sind dieselben erst genau bekannt.
so wird hoffentlich auch ein Mittel zu ihrer gänzlichen Beseitigung nicht mehr
lange auf sich warten lassen.
Dem Mischprozesse — Behandlung mit Chemikalien, Absitzenlassen und
darauffolgendes Ablassen des Mischproductes, Auswaschen mit verdünnten
Lösungen der angewendeten Chemikalien oder mit Wasser — werden die
einzelnen Oelsorten ebenso oft unterworfen als der Destillation, je nach dem
gewünschten Grad der Reinheit und der beabsichtigten Verwendung.
Der Verbrauch an Chemikalien ist ein erheblicher und betrug im J. 1888
in Webau 131000 M.
Früher wurde sowohl in Webau als in den beiden anderen Fabriken die
Schwefelsäurebehandlung schon beim Theere begonnen, wie dies auch in vielen
anderen Fabriken der Industrie geschieht, doch ist dieses Verfahren jetzt ver-
lassen worden. Besonders bei Theersorten geringerer Qualität empfiehlt es
sich, durch die erste Destillation den erheblichen Procentsatz an Koks u. s. w.
auszuscheiden, deren antheilige Schwefelsäure gespart wird.
Ebenso zweckmäfsig erscheint es, die Paraffinmasse der Residuumblasen
für sich kräftig mit Schwefelsäure zu behandeln und an der Schwefelsäure für
die eigentliche Paraftinmasse zu sparen. Die Verarbeitung der Mischproducte
ist selbstverständlich auch eine viel lohnendere, wenn der Behandlung die
Destillation vorausgegangen ist.
Mineralöl- und Paraffinfabriken.
Die Oelfabrikate aus dem Braunkohlentheer sind bekanntlich : leichtes
Braunkohlentheeröl (auch fälschlich Benzin genannt) im spec. Gew. 0.790
bis 0,800;
Solaröl, Leuchtöl, 0.825 bis 0,830, Entflammungspunkt 50° C, farblos, bis
2600 siedend;
Putzöl, Extractionsöl 0,850 bis 0,860, Enttlammungspunkt 1000 C., fast
farblos bis schwach gelb, bis 280° siedend;
helle bis rothe Paraffinöle für diverse Zwecke, auch zur Vergasung, 0,860
bis 0,880, bis 3000 siedend:
dunkle Paraffinöle zur Vergasung und zur Wagenfettfabrikation 0,880 bis
0,925, rothbraun bis schwarz:
Fettöle, gelbe und gelbrothe Paraffinöle 0,880 bis 0,900 für bessere Schmier-
mittel, Kreosotproducte, Braunkohlenpech, Goudron.
Da die Versandtzeit sich auf die Herbstmonate und den Winter zusammen-
drängt, so mufs ein grofser Theil der Fabrikate gelagert werden.
Die Fabrik Webau hat für 76000 Doppelcent uer = 8500cbm Oel Raum in
Bassins von Eisen und in Cisternen. Gröfsere Reservoirs (ä 500cbm = 9000 Centner)
sind 3 Stück (Patent Intze) vorhanden. Dieselben stehen ohne Bedachung im
Freien und haben sieh vorzüglich bewährt ; ihre eigentümliche, nach jeder
Richtung hin Sicherheit gewährende Construction ermöglicht eine genaue
Controle de: Beschaffenheit des Inhalts wie des Reservoirs. 4
In der Böttcherei werden etwa 12 Mann beschäftigt und jährlich gegen
46000 Barrels verbraucht.
Den bei der Destillation erhaltenen paraffinhaltigen Oelen wird das Paraffin
durch Abkühlung und Krystallisirenlassen entzogen. In Webau gelangen je
nach der Form der Kühl- bezieh. KryBtallieationBgefäfse und nach der Art der
Kühlung zwei Arten der Krvstallisation in Anwendung. Die von der Theer-
4 1883 249 * 485.
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 465
destillation resultirenden Paraffin massen werden mittels Grubenwasser auf
dessen Temperatur (etwa 180 C.) gekühlt und zwar in sogen. Hülsen von
etwa 27k Inhalt. In den gleichen Gefäfsen (von denen etwa 5500 Stück in
Betrieb sind) aber mittels Salzlösungen, welche in Eismaschinen auf etwa
— 5"C. abgekühlt sind, auf etwa 00 abgekühlt, werden die Paraffinmassen
welche, der zweiten und dritten Destillation entstammend, Paraffine von 421'
bis 480 Schmelzpunkt geben, Paraffinmassen der dritten und vierten Destil-
lation, welche Paraffine unter 420 Schmelzpunkt geben, in größeren und cvlin-
dnschen Gefäfsen (zu 4000 bis 5000k Inhalt) in der Winterkälte auskrystalli-
siren gelassen. An Krystallisationsgebäuden sind vorhanden zwei Keller (etwa
<60qm) für die Abkühlung der Hülsen, und zwei Gebäude (etwa 2100qm) mit
212 Geialseu für die Winterkrystallisation. Wenn in der Winterkälte die be-
treffende Paraffinmasse auskrystallisirt ist und ein weiteres Sinken ihrer
lemperatur nicht zu erwarten steht, läfst man das Oel durch Oeffnen der am
Boden der Gefäfse befindlichen Verschlüsse ablaufen, die Paraffinschunnen
bleiben im Gefäfse zurück. FF
Die sogen. Hülse hat eine prismatische Form (140mm X 330mm x 785mm)
nach oben sich conisch erweiternd, und trägt in der Mitte eine lose eingesetzte
Krücke. Zwecks Entleeren kommt sie auf eine Ziehbank, wo die Krücke be-
festigt und mit ihr der Inhalt, das festgewordene Paraffin, herausgezogen wird
Die Hülse hat oben zwei Ohren, welche ihr Festliegen auf der Ziehbank er-
möglichen Der Hülsenbetrieb eignet sich der kurzen Zeitdauer wegen, welche
die Krystallisation erfordert (4 bis 5 Tage) namentlich für gröl'sere Fabriken
Die zur Kühlung der in Hülsen auskrystallisirten Weichparaffinmassen
verwendeten Salzlösungen werden, wie eben erwähnt, in Eismaschinen ab-
gekühlt Es sind deren in Webau zwei in Betrieb und zwar Ammoniak-
Eismaschinen (nach Carre) älterer Construction. Sobald das Paraffin die Hülse
verlafst, fällt es in einen Trog, in welchem es durch einen Maischapparat
zerkleinert und von hier nach den Filterpressen gedrückt wird, in denen die
erste Entöl ung der Masse vorgenommen wird. Die Filterprefslinffe werden
dann einem Drucke von 80 bis 100at in stehenden hydraulischen Pressen unter-
Pa°raffin enthalten die dabei erhaltenen Prefslinge schon gegen 90 Proc.
Der fernere Reinigungsprozefs ist ein Waschprozefs unter Druck. Die
Preislage werden wiederholt unter Zusatz leichter Braunkohlentheeröle ge-
schmolzen, erstarren gelassen und abgeprefst und schliefslich die anhängenden
Theile leichter Theeröle durch einströmenden Dampf, in Blasen mit vor-
gelegtem Kuhler zur Condensation des abgeblasenen Benzins, entfernt. Webau
hat vier Prefsanlagen (vgl. Fig. 7, 8 und 9). Nr. 1 (Neubau 1888) 39m lang,
19m breit, Sheddach - Glas und Wellblech - hat vier Filterpressen, acht
stehende zehn liegende hydraulische Pressen, Aufschmelzgefäfse und Bassins
zum Erstarrenlassen des Prefsgutes nach dem Benzinzusatze, in bequemen
Betrieb ermöglichender Anordnung.
S^Ü?''^888/,35^13™' Sheddach, hat acht liegende Pressen,
bcnmelzgefalse und Giefsbassins wie Nr. 1.
Beide Anlagen haben gemeinschaftliches Maschinenhaus mit zwei hydrau-
lischen I umpwerken sowie einen Accumulator. Dieser, stets mit 25at ge-
laden besorgt das Füllen« der Presse, d. h. drückt sie sofort beim Oeffnen
des Ventils auf 25at, bei welchem Drucke die EntÖlung erst beginnt. Ohne
diese Vorrichtung dauert das Füllen der Presse 10 bis 15 Minuten. Die An-
lagen 3 und 4 haben nur stehende Pressen (14 bezieh. 8), ie 2 Filterpressen
PaSS h/d^ulische Pumpwerke, und verarbeitet die' erstgenannte d?e
Paraffinmasse der E.smaschinenkühlung, die andere die der Winterkrystalli-
Ptw»Don,megende\hj1raulLSchen Pressen leiten mit einem Drucke von
1 Pf", d!" PrfSen resultirenden Oele - die Zusatzöle ent-
ziehen den Irelshngen die anhängenden Schweröle, lösen aber auch Paraffin
und zwar immer die Antheile von niedrigem Schmelzpunkte - gelangen
ftxsjeh zur Destillation und werden dem Mischprozesse und suecessive der
lvi\.-tallisation u. s. w. unterworfen.
Dingler'spolyt. Journal Bd. 277 Nr. 10. 1S90/11I. 30
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 467
Bei dem sogen. Abblasen der Benzinreste aus dem fertig geprefsten
Paraffin wird in Webau für je fünf Blasen ein gemeinschaftlicher Kühler be-
sonderer Bauart verwendet. Derselbe (cylindrisch, lm,2 Durchmesser, 1^,4 lang)
enthält 19 Rippenrohre, in denen kaltes Wasser circulirt. Das eintretende Ge-
misch von Wasser- und Benzindampf passirt eine Brause, deren Wasser den
Wasserdampf verflüssigt, während sich der Benzindampf auf den gekühlten
Rippenrohren condensirt.
Die Kühler arbeiten sehr sicher bei geringem Kühlwasserverbrauche und
bequemer Bedienung. Das Abblasen geschieht ebenfalls im luftverdünnten
Räume. Die Schlufsbehandlung des Paraffins ist seine Entfärbung mittels
Thierkohle bezieh, dem sogen. Entfärbungspulver — Rückstände der Blut-
laugensalzfabrikation. — Dieselbe geschieht in grofsen cylindrischen Gefäfsen
durch Mischen mit Luft, letztere getrocknet und filtrirt.
Die Trennung vom Entfärbungsmittel geschieht mittels Filtriren durch
Papier. Ueber Entfärbungsmittel des Paraffins ist in letzter Zeit mehrfach
gearbeitet worden. 5 Dasselbe wird nach seinem Gebrauche extrahirt und be-
dient man sich in Webau eines Apparates eigener Construction , der eine
innige Mischung des Materials mit dem Extractionsmittel durch ein Rührwerk
ermöglicht.
Der Apparat wird geschlossen und mit indirektem Dampf geheizt, bis
das Manometer etwa lat Druck im Apparate anzeigt. Darauf wird die Ver-
bindung zu einer Filterpresse geöffnet, welche das extrahirte Pulver zurück-
hält und die Lösung des Paraffins im Extractionsöl passiren läl'st. Bei doppelter
Extraetion wird sämmtliches Paraffin zurückgewonnen. Die reinen Braun-
kohlenparaffine sind nach den Untersuchungen Krafffs {Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1888 S. 21) zum grofsen Theile höhere Normalparaffine
der Methanreihe. Nach Untersuchungen von Krey sind auch anderweite feste
Körper und zwar ungesättigte Kohlenwasserstoffe in ihnen enthalten.
Reinstes Weichparaffin von etwa 37(1 Schmelzpunkt gibt geschmolzen, mit
Schwefelsäure geschüttelt, an solche 6 Proc. ab, und lassen sich aus der
Schwefelsäurelösung durch Zusatz von Wasser die festen ungesättigten Kohlen-
wasserstoffe leicht isoliren.
Ebenso addiren die Braunkohlenparaffine Jod , 100g Paraffin von 55°
Schmelzpunkt addiren 4g,10 Jod, Paraffin von 50° Schmelzpunkt addirt 5S,85,
Paraffin von 37« C. addirt 9g,95 Jod. 6
Das Paraffin gelangt nach seiner Fertigstellung zum gröfsten Theil in die
eigene Kerzenfabrik. Nur ein kleiner Theil kommt als solcher in den Handel,
der es den verschiedenen bekannten Verwendungen zuführt. Erwähnt sei
hier, dal's neuerer Zeit Paraffin mit Erfolg als Waschmittel (namentlich bei
Leinenwäsche) zur Anwendung gekommen ist.
Die Paraffine unserer Industrie sind betreffs ihrer Verwendbarkeit für die
Kerzenfabrikation denen des Auslandes überlegen. Die schottischen Fabriken
entölen, nachdem die Paraffinmassen die Filterpressen passirt haben, durch
das sogen. Ausschwitzverfahren. Nach diesem Verfahren läl'st man das den
Filterprefslingen anhaftende Oel bei einer Temperatur, die der des Paraffin-
schmelzpunktes angepafst ist, abtropfen. Es werden dadurch, wenn bei Be-
handlung der Schieferöle die Schwefelsäure nicht gespart wurde, weifse und
geruchfreie Paraffine erzielt, welche jedoch ganz andere Structur wie unsere
Fabrikate besitzen. Sie sind zähe, klebrig und lösen sich als Kerzenmaterial
schwer von den Wandungen der Giefsformen ab. Die Reinigung scheint oft
eine unvollkommene zu sein. — Die Kerzenfabrik Webau ist die gröfste Kerzen-
fabrik Deutschlands, sie arbeitet mit 122 Giefsmaschinen.
Aufser dem Schmelzraume, wo das Giefsmaterial vorbereitet wird, sind
zwei Giefssäle und zwei Kerzenpackräume vorhanden. Es werden gegen 178
verschiedene Kerzenfacons hergestellt und gelangen 150 verschiedene Etiketten
5 Zaloziecky, D. p. «/., 1887 265 20. 72. 117. 178. Holland, Jahresbericht des
Techn.- Vereins der sächsisch-thüringischen Mineralölindustrie. Vehrichs. 1888 270182.
6 Hübl's Methode, D. p. J., 1884 253 281.
408 Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke.
in allen lebenden Sprachen zur Verwendung. Die Kerzenfabrik bedeckt eine
Flache von 11801»' und ist elektrisch beleuchtet.
Aus dem verschiedenen Kerzenmateriale werden Paraffinkerzen und Com-
positionskerzen fabricirt, entere in verschiedenen qualitativen Abstufungen
als Krvstall-, Brillant-, Paraffin-. Naturellkerzen und Weihnachtskerzen. Die
Compoeitionskerze bat durch einen gröfseren Gebalt an Stearin das Aeufsere
der Stearinkerze, während die Paraffinkerze bläulichweil's durchscheinend ist.
Die Weihnachtskerzen werden in sechs verschiedenen Färbungen (giftfrei) her-
gestellt. Auch für den Export werden bunte Kerzen in grol'ser Menge ge-
liefert. Die grofse Ueberlegenheit der Paraffinkerze und namentlich auch der
Compositionskerze, dem Leuchl werthe nach, über die Stearinkerze, ist neuer-
dings wieder durch eine Arbeit Buntes erhärtet worden. 1 Nach den Preisen
von 1888 stellte sich das Kostenverhältnils für gleiche Lichtmengen zwischen
Stearin, Composition und Paraffin wie 7,8:5,8:5,0.
Auch die reinen Paraffinkerzen erhalten einen geringen Stearinzusatz
(1,5 bis 2 Proc), die bunten Kerzen bis zu 4 Proc. Eigentümlich ist das
Verhalten der Paraflin-Stearinlegirungen. Je nach den Schmelzpunkten und
Mengen der Componenten zeigt die Composition bedeutende Erniedrigung des
Schmelzpunktes z. B. % Paraffin von 45" C. und I/o Stearin von 540 C. geben
eine Composition von 410 C. (berechneter Durchschnitt 480 C.). Die gleiche
Abweichung — 70 C. — zeigt eine Composition von V3 Paraffin von 57° C.
und % Stearin von 54° C. Die Composition hat einen Schmelzpunkt von
480 C.
Stearin scheidet sich in der Legirung, so lange diese tlüssig, leicht aus.
Krey fand den Stearingehalt in Spitze und Fufs der Compositionskerze um
2 bis 3 Proc. difTerirend. Das Reten zeigt übrigens in Paraffinlegirungen das-
selbe Verhalten, nur noch in viel stärkerem Malse. Krey constatirte bei
16procentigen Reten-Paraffinlegirungen (Schmelzpunkt 90° C. mit Paraffin von
540 und 490) für die Composition 530 und 470. — Die Kerzenfabrikation setzt
viele Hände in Thätigkeit und hat eine Reihe von Nebenbetrieben zur Folge.
Der Bedarf an Packpapier, Cartonnagen aller Art betrug im J. 1888: 165000 M.;
für die Giefsformen (der 122 Webauer und 22 Ober-Röblinger Maschinen) ist
eine besondere Metallgiefserei, ebenso ist eine Kistenfabrik erforderlich, die
im vorigen Jahre 180000 Kerzenkisten aller Art lieferte. Für Dochte und
Stearin wurden etwa 393000 M. gebraucht.
Da auch die Kerzen besonders in den Herbst- und Wintermonaten zum
Versandt gelangen, während die Production im ganzen Jahr eine gleichmäfsige
ist, so werden auch für Kerzen gröfsere Lagerräume nothwendig, welche sich
nur zum Theil auf der Fabrik, und im Wesentlichen auf dem Lagerhofe der
A. Riebeck'schen Montanwerke in Weifsenfeis befinden. Das aufgespeicherte
Kerzenquantum steigt bisweilen bis zu 15 000 Doppelcentner.
Die eingangs erwähnten mechanischen CNebcn-)Betriebe: Eisengiefserei,
Kesselschmiede und Maschinenfabrik beschäftigen zur Zeit etwa 60 Mann. Die
Eisengiefserei hat zwei Cupolöfen, einen Flammenofen und producirt jährlich
gegen 5000 Doppelcentner Gul'swaaren für den Bedarf der eigenen Werke.
Die Maschinenfabrik ist Hauptreparaturwerkstatt der Werke — mit 29 Werk-
zeugmaschinen — und baut vornehmlich Pumpen, Fördermaschinen u. dgl.
Die Anlagen waren namentlich während der Vergröfserung der Schweelereien
und Brikettfabriken, sowie während des Umbaues der Mineralölfabriken stark
Lftigt.
Kurz vor Zeitz, etwa l^>" von der Strafee ab. liegen die Reussener Werke
(Grube, Schweelerei, Mineralölfabrik). Diese Werke gehören zu den ältesten
der Gesellschaft. Der eiste Rie&eefc'sche Schacht bei Reussen wurde 1863 ab-
geteuft und bald entstanden hier grofse Schweelanlagen , erst mit liegenden
Retorten, Bpäter mit stellenden Cylindern ausgerüstet.
Der gewonnene Theer wurde bis Anfang dieses Jahrzehnts nach Webau
gefahren, dann jedoch der um diese Zeit angelegten Mineralölfabrik zugeführt.
Jetzt verarbeitet dieselbe den Theer der drei Reussener Seh weelerei- Anlagen
Bunte-Scheithauer^ Jo anal für Gasbeleuchtung, 1888 Nr. 12 S. 400.
Mineralöl- und Paraffin t'abriken der Riebeck'schen Montanwerke. 469
(zusammen 89 Cylinder), von denen zwei mit der Fabrik durch Rohrleitungen
verbunden sind. Zur Ergänzung der Jahresleistung der Fabrik (65000 bis
70000 Doppelcentner Aufarbeitung) wird noch Theer der Grube Gertrud bei
Gaumnitz der Fabrik zugeführt. Der Theer ist mittlerer bis guter Qualität
vom spec. Gew. 0,840 bis 0,875.
Das Fabrikareal beträgt lha,3, mit acht Betriebsgebäuden (3600qm), drei
Dampfkesseln mit etwa 250qm Heiziläche und 23 Betriebsmaschinen. Ursprüng-
lich stellte die Fabrik nur Gasöl dar, die übrigen Producte wurden als Halb-
fabrikate nach Webau zur weiteren Verarbeitung übergeführt, in den Jahren
1883 bis 1884 ist sie so weit ausgebaut worden, dafs sie sämmtliche Gele als
Fig. 8.
Ganzfabrikate und nur Paraffin als Halbfabrikat (Paraffinschuppen) abgibt.
Sie wurde durch eine Werkstatt und einen „Oelhof" vergröfsert. Der letztere,
für sich gelegen, eingezäunt und gepflastert, enthält sieben eiserne Reservoirs,
dabei zwei „Patent Intzeu zu 500cbm Inhalt, eine Ladebühne, Böttcher- und
Fässerschuppen u. s. w. Der zur Aufspeicherung in Bassins gegebene Raum
beträgt etwa 2000cbm — 20000 metrische Centner, die Wasserversorgung liefert
1200chm Wasser im Tag, die Beleuchtung geschieht mittels bei der Destillation
abgesogenen Gases durch etwa 140 Flammen, die Räume sind meist mit Aufsen-
beleuchtung versehen. Der tägliche Kohlenverbrauch beziffert sich auf 600h|.
Beschäftigt werden vier Beamte und sechzig Arbeiter.
Das Aufarbeitungsverfahren ist im Wesentlichen das in Webau geübte.
Die Teutschenthaler und Ober-Röblinger Anlagen der A. Riebeck'' sehen
Montanwerke sind an der von Halle a. S. nach Nordhausen führenden Eisen-
bahn gelegen. Mit dem Bergwerk Ottilie-Kupferhammer in Ober-Röblingen,
dem jetzt bedeutendsten Braunkohlenbergwerk der Gesellschaft nicht nur,
sondern im Oberbergamtsbezirk Halle überhaupt, sind Brikettfabrik, Nafsprefs-
steinfabrik, Schweelereien und eine Mineralöl-, Paraffin- und Paraffinkerzen-
fabrik verbunden. Die letztere verarbeitet den in den Schweelereien Teutschen-
thal, Ober-Röblingen und neuerdings den auf Grube Walters Hoffnung bei
Stedten erzeugten Theer, jährlich 50000 bis 60000 Doppelcentner.
Entstanden gegen Ende des vorigen Jahrzehnts, hat die Fabrik seit 1883
wesentliche Um- und Neubauten erfahren.
Ursprünglich wie Reussen nur zur Erzeugung von Gasöl bestimmt, sonstige
Oele und namentlich die Paraffine als Halbfabrikate an Webau abgebend,
arbeitet sie jetzt obengenannte Theerrnenge völlig auf und nimmt im Kerzen-
betriebe noch fremdes Paraffin als Rohstoff auf. Das gesammte Fabrikareal
beträgt lha,60 mit acht Betriebsgebäuden ohne Kesselhaus, welches dem ge-
sammten Betriebe Kupferhammer gemeinschaftlich ist, also den Betriebs-
gebäuden der Mineralölfabrik nicht zugezählt werden darf. Parallel mit dem
Bahnstrange, mit eigenem Ladegeleise, liegt der 49m lange Verladeschuppen
der Fabrik, auf dessen Laderampen die Abfüllleitungen mehrerer Oelreservoirs
47» > -Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeek'schen Montanwerke.
münden, /wischen Ladeschuppen und dein Hauptgebäude der Fabrik ist der
„Oelhof" gelegen. Hier befinden Bich zwei intse'sche Reservoirs zu 500CDIn
Inhalt, also von gleicher Grüfte wie die in VVebau und Reussen befindlichen,
meinen' kleinere Reservoirs, sowie die Wasserstation der Fabrik, welche tag-
lich L500cbm Kühlwasser zu liefern hat.
Der tagliche Feuerkohlenverbrauch (Dampfkesselbedarf ausgeschlossen)
betragt etwa 220 W1 es sind \>4 Bei riebsmaschinen und zwei Gasometer in
Thätigkeit
Die sechs Bassin wagen der Gesellschaft für den Transport von Gasöl sind
hier stationirt. Leider hai der Verkehr in Gasöl mittels Bassinwagen noch
nicht diejenige Ausdehnung gewonnen, welche dieses für alle Betheiligten
angenehme und praktische Transportverfahren verdient, doch ist von Jahr zu
Jahr ein langsam wachsendes Interesse der Consumenten am Bassinwagen-
verkehr zu constalircn und bleibt die fernere Ausdehnung desselben zu er-
hoffen.
Zur Aufspeicherung von Gelen aller Art hat die Fabrik in Reservoiren
und Erdbassins Raum für etwa 2600cbm — 23 000 Doppelcentner, beschäftigt
sind durchschnittlich fünf Beamte und gegen 10Ü Arbeiter. Die Aufarbeitungs-
methode weicht von der in Webau üblichen wenig ab, der zur Verarbeitung
gelangende Theer ist geringer bis mittlerer Qualität (spec. Gew. 0,880) und
zeichnet sich besonders durch hohen Kohlenstoff- (Koks-), gelegentlich höheren
Schwefel-, höheren Kreosot- und höheren Hartparaffingehalt aus, bei geringer
Ausbeute an Leuchtöl und Weichparaffin.
Es wird hauptsächlich Gasöl erzeugt, die lohnende Herstellung von Putz-
und Fettölen erscheint, durch die Beschaffenheit des Rohtheers bedingt, un-
möglich, das Paraffin resultirt zum gröfsten Theil als Kerzenparaffin, wenig
Weichparaffin wird als Halbfabrikat nach Webau überführt.
Wie oben bereits erwähnt, ist mit der Fabrik eine Oelgasanstalt ver-
bunden, welche die gesammte Anlage auf dem Kupferhammer beleuchtet (5 Re-
generativbrenner, 3U0 Flammen).
Die Jahresproduction beläuft sich auf etwa 35 000ct,m.s Die Oelgasbereitung
hat in den letzten Jahrzehnten immer gröfsere Ausdehnung gewonnen. Das
Paraffinöl-(Fett-)gas ist dem Leuchtgas bekanntlich in Folge seines hohen
Aethylengehalts an Leuchtkraft um das Vierfache überlegen, die Anlagekosten
einer Oelgasanstalt sind wesentlich niedriger als die einer Steinkohlengas-
anstalt, die Bedienung auch einfacher, alles Gründe, welchen mit dem er-
höhten Lichtbedürfnisse unserer Zeitgenossen die Verbreitung des Oelgases
zugeschrieben werden darf.
Auch hat die durch Pintsch durchgeführte Anwendung des comprimirten
Oelgases zur Beleuchtung von Eisenbahnen, Leuchttürmen, Leuchtbojen der
Oelgasbereitung Ausdehnung verschafft. Die sich bei der Vergasung ab-
spielenden Vorgänge sind jedoch nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick
den Ansehein hat, und namentlich ist die grofse Verschiedenheit in der Bau-
art der Oelgasöfen- bezieh. Retorten dem Oelproducenten oft beschwerlich;
herrschen doch bei den Consumenten über den Vergasungswerth einzelner
Oelsorten die widersprechendsten Meinungen, auch sind die verschiedensten
Vergasungsmethoden in Anwendung. Die Gasanstalt in Ober-Röblingen wurde
daher dazu bestimmt, durch Prüfung der in den drei Fabriken der Gesell-
schaft hergestellten Gasöle die Einwirkung der verschiedenen Fabrikations-
methoden auf den Vergasungswerth der Oele festzustellen und diejenigen Be-
dingungen bei der Oelfabrikation wie bei der Oelgasfabrikation zu studiren,
welche eine Erhöhung des Vergasungswerthes ermöglichen. Die Anstalt wurde
1884 von Suckow (Breslau) erbaut und hat zwei Oefen mit stehenden Retorten,
als Heizmaterial dient vornehmlich der bei der Theerrüekstandsdestillation er-
haltene Koks.
8 Eine zweite Gasanstalt besitzt die Gesellschaft in Luckenau, zur Be-
leuchtung der Gruben- und Fabrikanlagen der Grube Paul, sowie des Bahn-
hofes l.uekenau.
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 471
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472 .Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck m-Ihh Montanwerke.
Von den im Laufe der Jahre hier angestellten Untersuchungen sei folgen-
des erwähnt :
Dem Vorschlage Hirzefs entsprechend wurde ein ..Normalparaftinöl" bei
der Bewerthung des Gasöls zu Grunde gelegt. Als solches wird ein Oel an-
gesehen, das ans 100k eine Ausbeute von wenigstens 60cbm eines Leuchtgases
gibt. das. bei 35' C'onsuni in der Stunde. 7.5 deutsche Normalkerzen Licht-
stärke, also einen Lichtwerth von 12857 hat. Es gelangen viele Gasöle in
den Handel, welclie qualitativ nach unten oder oben von dieser Zahl ab-
weichen. Es gibt solche, die 20 Proc. schlechter and solche, die 40, ja 50 Proc.
besser sind als das Normalparaffinöl. Kann man im Ganzen und Grofsen
auch annehmen, dal's eine Vergrößerung der Ausbeute nur auf Kosten der
Lichtstärke und umgekehrt stattfinden kann, so ist dies doch, wie Rosenthal^
constatirt hat, nur bedingt und begrenzt möglich. Namentlich wurde in der
erwähnten Arbeit der Beweis erbracht, dafs das Mischen verschiedener Gasöle
zur Erzielung einer bestimmten Farbe oder eines bestimmten specifischen Ge-
wichtes, wie es auf Wunsch vieler Consumenten öfter geschehen mufs, in
den meisten Fällen sehr bedenklich hinsichtlich des erzielten Vergasungs-
werthes ist.
So wurde ein Gasöl, das 36,8 Proc. höher als das Normalgasöl bewerthet
werden konnte,
durch Zusatz
eines hellen
Oeles vom
Werthe des
Normalgasöls
in seinem Ver-
gasnngswerthe
um etwa
11,5 Proc. unter
den des Nor-
malöls herab-
gedrückt. Die
Zersetzungs-
temperaturen
der Compo-
nenten eines
Gasöls dürfen
nicht so weit
aus einander liegen, dafs bei der des einen das aus dem anderen erzeugte
Gas schon wieder secundäre Zersetzungen erleidet. Temperatur und Druck
sind namentlich auch wichtig für die schwefelhaltigen Bestandteile des Gas-
öls bezieh, des Oelgases.
Wenn die Gasöle bei ihrer Darstellung in grofse Mengen zusammen-
gefafst werden, so kann man auf constante Schwefelzahlen rechnen, während
ohne diese Mafsregel leicht erhebliche Abweichungen von der Norm vor-
kommen.
Als normaler Schwefelgehalt im Gasöl ist ein solcher von 1,5 bis 2 Proc.
zu betrachten. Die Ober-Röblinger Gasöle zeigen in der Regel 1,8 Proc. Die
verschiedenen Gasanstalten erhalten jedoch aus diesem Gasöl mit annähernd
constantem Gas mit sehr wechselndem Schwefelgehalte. Nach den Ober-
Röblinger Versuchen hat dies wesentlich seinen Grund in den vei'schiedenen
Vergasungsmethoden. Wird namentlich eine möglichst hohe quantitative Aus-
beute angestrebt und mit hoher Temperatur gearbeitet, so wird der Schwefel
des Gasöls nur zu geringerem Theile zu Schwefelwasserstoff und tritt in an-
derer Form auf. Nun ist das Reinigungsverfahren lediglich auf Schwefel als
Schwefelwasserstoff gegründet, erweist sich also für die entstandenen ge-
schwefelten Kohlenwasserstoffe völlig wirkungslos, deren Verbrennungsproduct
9 Jahresbericht des Techniker • Vereins der sächsisch - thüringischen Mineralöl-
industrie. 1887.
Mineralöl- und Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke. 473
(schweflige Säure) sich dann im Leuchtgas unliebsam bemerklich macht. Der
Gasproducent klagt dann über „hohen Schwefelgehalt des Gasöls". Es ist bei
dieser Gelegenheit constatirt, unter Zugrundelegung immer ein und desselben
Oeles, dal's bei sehr hoher Temperatur überhaupt kein Schwefelwasserstoff
gebildet wird.
Der in anderer Form als Schwefelwasserstoff im Gas auftretende Schwefel
ist auch in der Leuchtgasfabrikation aus Steinkohlen Gegenstand eingehender
Untersuchung gewesen und ist das oben für Oelgas Festgestellte für Stein-
kohlengas längst bekannt. 10
Zwecks Entfernung dieser Schwefelverbindungen sind verschiedene Mittel
in Vorschlag gebracht worden; einen durchschlagenden Erfolg hat keines zu
verzeichnen. (Lacej/ empfiehlt z. B. Schwefelkalium; Meymott. Tidy nennt als
einziges Mittel, sich mit geringer Gasansbeute zu begnügen und bei der Ver-
gasung mit nicht zu hoher Temperatur zu arbeiten.)
Die Einwirkung verschiedener Operationen bei der Gasöl fabrikation ist
ebenfalls mehrfach hier untersucht worden. So constatirte Rosenthal U den
Eintlufs der Behandlung von Gasölen mit Schwefelsäure auf ihren Vergasungs-
werth. Ein der Fabrik Reussen entstammendes Oel (schweres dunkles Paraffin-
Öl 0.905), welches einen Lichtwerth von 10963, also 14,8 Proc. niedriger als
HirzePs Nor-
malöl hatte,
wurde nach
seiner Behand-
ung mit 5 Proc.
Schwefelsäure
mit einem
Lichtwerthe
von 13 588, also
5,7 Proc. höher
als das Normal-
öl befunden,
im Ganzen also
um 20,5 Proc.
im Vergasungs-
werthe aufge-
bessert. Auch
der Eintlufs der
verschiedenen
Destillationsmethoden auf den Vergasungswerth der Oele ist studirt worden '2
und konnte im Allgemeinen festgestellt werden, dafs Behandlung mit Che-
mikalien den Vergasungswerth energischer hebt als die Destillation, welche
neben höherwerthigen auch ihrem Vergasungswerthe nach völlig unbrauch-
bare Antheile liefert. Die Untersuchungen werden auch auf den bei der Ver-
gasung resultirenden, qualitativ sehr wechselnden Theer ausgedehnt.
Als eine Folge dieser Untersuchungen und Arbeiten können wir es be-
trachten, dafs sich unsere Ober-Röblinger Oele in ihrem Vergasungswerthe
durchschnittlich von Jahr zu Jahr gehoben haben.
1885:
1886:
1887:
1888:
48,4cbm
50,7
55,5
54.3
Jahresdurchschnitt :
p. Proc. k Oel 9,0 Kerzen \
„ „ k „ 9,2 „ rbei 351 Consum in
„ „ k „ 9,2 „ l der Stunde
k
9.6
10 Schilling, Handbuch für Gasbeleuchtung, S. 174. D. j>. J. , 1888 268 173.
Lewis Wright, Studien über Kchlendestillation.
H Jahresbericht des Techniker - Vereins der sächsisch - thüringischen Mineralöl-
industrie, 1887.
ö Scheithauer. Ueber den Vergasungswerth druckdestillirter Oele. im Jahres-
bericht des Techniker- Vereins der sächsisch-thüringischen Mineralölindustrie^ 1889.
474
Keue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Die vorstehenden Beschreibungen Lassen unschwer erkennen, wie sich die
Riebeck sehen Werke aus kleinen Anlangen heraus Btetig und auch nach dem
Tode ihres Begründers unter der Leitung tüchtiger Kräfte zu ihrer jetzigen
Bedeutung emporgeschwungen haben.
Für den Zeitraum 1882 bis 1889 beweist dies auch die von Krey am
Schlüsse seiner Schrift gegebene Uebersicht der Production und des Absatzes
der A'ieiecA'schen Montanwerke, welche auf S. 471 steht.
Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
Untersuchungen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 416 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Gasuolumeter. Um alle Reductionsrechnungen bei Ablesungen von
Gasvolumina zu ersparen, hat G. Lunge eine sehr einfache Methode an-
gegeben, die es gestattet, sofort das Gasvolumen für 760mm Barometer-
Fig. i und 2. stand und 0° Temperatur abzulesen.
Er verbindet einen Gasmefsapparat
(Fig. 1 und 2) durch ein Dreischenkel -
röhr a mit einem verschiebbaren
Druckrohr C und mit einem dritten
Rohr („Reductionsrohr") /?, in wel-
chem Luft so abgesperrt ist, dafs
dieselbe bei Compression auf den
Theilstrich 100 ebenso viel trockene
Luft von 00 und 760mm Druck ent-
spricht.
Bei der Ausführung einer Be-
stimmung mittels des Apparates sind
zuerst die Hähne b und c offen;
das Quecksilber wird vorsichtig in c
eingegossen.
Man liest darauf am Thermo-
meter und Barometer ab, zieht vom
Stande des letzteren die der Aus-
dehnung des Quecksilbers (1 bis 3mm) und die der Tension des Wasser-
dampfes entsprechende Höhe ab und berechnet das Volumen, zu welchem
100cc eines Gases unter diesen Verhältnissen ausgedehnt würde.
Man hebt oder senkt das Druckrohr C bis das Quecksilber in B
auf der Zahl steht, welche die Ausdehnung von 100cc Luft von 0° und
760mm auf die Tagesbedingungen von Temperatur und Luftdruck an-
zeigt, worauf der Hahn c geschlossen wird.
Dieses Luftvolumen wäre gleich 100, wenn die Temperatur 0° und
der Barometerstand 760mm wäre.
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 475
Die Aualyse wird ohne Rücksicht auf das Reductionsrohr B wie
gewöhnlich ausgeführt, man hat nur nach Beeendigung des Versuches
das Quecksilber in B auf den Theilstrich 100 einzustellen. Darauf
seukt man B und C, bis das Quecksilberniveau in A mit dem in B
gleichsteht und hat nun in beiden Röhren das Gas unter gleichem
Druck, es entspricht also das Volumen der Gasmenge in A einem
Barometerstand von 760mm und einer Temperatur von 0°.
Für Stickstoffbestimmuugen bei organischen Elementaranalysen be-
nutzt man ein längeres Rohr, das in seiner Mitte einen Ausatz trägt,
durch den man Stickstoff und Kohlensäure einleiten kann. Der Hahn
ist wie bei den Nitrometern beschaffen. Der Vortheil beim Messen des
durch Elementaranalyse bestimmten Stickstoffs in diesem Apparate be-
steht darin, dafs man unmittelbar nach Beendigung der Verbrennung,
Absorption der Kohlensäure und Abkühlung des Gases ohne alle und
jede Rechnung den erhaltenen Stickstoff in Cubikcentimetern ablesen
kann, ohne Thermometer und Barometer berücksichtigen zu müssen.
Man kann nun aber noch eine weitere Vereinfachung eintreten lassen,
wenn man über der 50cc bezeichnenden Marke nicht eine Eintheilung in
Cubikcentimeter, sondern statt derselben Theilstriche für je t-~ökä = 0CC,798
(mit Unterteilung in J 10) anbringt, von denen jeder direkt ein Milli-
gramm Stickstoff anzeigt. Mau kann also an dem Apparate den ent-
wickelten Stickstoff in Milligramm und Zehntel derselben ablesen. (Be-
richte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 4 S. 440.)
Kohlensäurebestimmungsmethode.
Zur Kohlensäurebestimmung in allen festen und flüssigen Substanzen
bedient sich O. Petterson folgender Methode und des nebenstehend ab-
gebildeten Apparates (Fig. 3).
Die zu untersuchende Substanz wird [mit verdünnter Säure in der
Luftleere in Kolben /?, in dem sich ein Stück Eisen oder Aluminium-
draht zur Entwickelung von Wasserstoff betindet, gekocht. Die Luft-
leere wird durch Senken des Niveaugefäfses F erhalten. Der sich
entwickelnde Wasserstoff dient zur Verdrängung des letzten Restes
Kohlensäure und zur Vermeidung des zu heftigen Stofsens der luft-
freien Flüssigkeit beim Sieden. Damit der Wasserstoffstrom nicht zu
heftig wird, ist es vortheilhaft, den Draht in eine Glasröhre gesteckt
zur Flüssigkeit zu geben. Die entwickelten Gase werden in D über
Quecksilber in feuchtem Zustande gemessen und dann die Kohlensäure
in der Orsat-Köhre E absorbirt. Die von Kohlensäure befreite Luft ist
am besten durch C zu entfernen, worauf man durch Senken von F
C luftleer macht. Durch mehrmaliges Wiederholen dieser Behandlungs-
weise läfst sich alle Kohlensäure austreiben und messen. Um nicht zu
viel Wasserdampf beim Kochen nach D zu erhalten, ist es vortheilhaft
476
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
b meistens geschlossen zu lassen und nur beim Uebersaugen des Gas-
inhaltes von C nach D zu öffnen.
Bei Ausführung des Versuches hat man in folgender Weise zu ver-
fahren: Man füllt die zu anulysirende Flüssigkeit durch ein Trichter-
rohr in den Kolben B bis zur
Marke x und wirft den Me-
talldraht hinein. Der birnen-
förmige Helm C wird mittels
dicken Gummischlauches bei a
luftdicht mit dem Hals des
Kolbens und bei ß mit dem
Ansatzrohr der Bürette ver-
bunden. Alle Verbindungen
müssen durch Umbinden mit
Kupferdraht gesichert werden.
Man giefst eine hinreichende
Quantität verdünnter Salz- oder
Salpetersäure in .4, öffnet die
Hähne a und b (c und d bleiben
geschlossen) und senkt F durch
Drehen der kleinen mit einer
Hemmschraube versehenen
Walze 8. Dabei fliefst Queck-
silber aus der vorher gefüllten
Bürette und zugleich tritt ver-
dünnte Säure aus A in B.
Sobald dieselbe bis zur Market/
gestiegen ist, schliefst man
den Schraubenquetschhahn o,
fährt aber fort, die Bürette D zu entleeren, wodurch in C ein luftver-
dünnter Raum entsteht. Man schliefst b und hebt F, bis das Quecksilber
in D und F anscheinend gleich hoch steht. Dann öffnet man rf, bläst
durch e einige grofse Luftblasen in das Mantelrohr hinein, welche in
dem Kühlwasser gleichmäßige Temperaturvertheilung hervorbringen und
stellt die Lauge im ör*a/-Rohr E auf die Marke der Capillare ein. Man
notirt das Gasvolumen in Z>, Temperatur und Barometerstand und führt
darauf das Gasgemisch in E ein. Die Kohlensäure ist bald absorbirt und
das rückständige Gasvolumen wird in der Bürette gemessen.
Nun beginnt das eigentliche Auskochen der Flüssigkeit in B durch
Erhitzen mittels Kranzbrenners. Zuerst treibt man jedoch so viel von
der Saugluft (durch c) aus />, dafs nur etwa 13cc darin bleiben. Die
Hälfte dieser Luft führt man in E über, schliefst d und senkt F, bis
der Druck in D nur etwa 110 bis 130mm beträgt. Oeffnet man jetzt fc,
so siedet die Flüssigkeit in B rasch und die darin gelösten Gase gehen
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
477
nach Z>, ohne viel Wasserdampf mitzuführen. Kleine Wasser tropfen,
die sich in der Capillare ansammeln, kann man durch rasches Heben
von F nach C zurückführen.
Der Hahn b braucht nicht beständig während des Kochens offen
gehalten zu werden, sondern nur dann, wenn man das in C angesammelte
Gas in D überführen will. Ist D mit Gas unter */fi oder V7 Atmosphären-
druck gefüllt, so schliefst man b und bestimmt die Kohlensäure im Gas-
gemische wie früher. Das Kochen in B braucht nicht aufzuhören, nur
ist die Flamme kleiner zu machen. Es sind gewöhnlich drei bis vier
solche Operationen auszuführen, bis man ein ganz kohlensäurefreies Gas-
gemisch erhält.
Diese Methode hat sich nach Angabe des Verfassers als sehr prak-
tisch bei Untersuchung von Quell- und Flufswasser gezeigt.
Die Bürette ist am besten von Fr. Müller in Bonn zu beziehen.
{Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 9 S. 1402.)
Ueber die Bestimmung des Nitrat -Stickstoffs nach der Schulze-Tiemann sehen
Methode und einen praktischen Apparat dazu.
Scheiding verbesserte das Schulze-Tiemann sehe Verfahren dadurch,
dafs er eine praktische Bürette zum Auffangen des Stickstoffoxyds con-
struirt hat, deren Einrichtung aus
den Figuren 4 und 5 ersichtlich
ist. Die Bürette besteht aus einem,
von 100 bis 180cc in i/5«> ge-
theilten Rohr mit einer kugel-
förmigen Erweiterung oben, die
durch einen einfach durchbohrten
Glashahn mit einem kleinen
Trichter von etwa 20cc Inhalt in
Verbindung steht. Unten endigt
dies Mefsrohr glatt cylindrisch
uud ist mittels eines kurzen
Gummischlauchs ohne Zwischen-
raum mit einem eigenartigen An-
satz verbunden. Letzterer kann
auch angeschmolzen sein. Das
Rohr G wird mit dem Gaszulei-
tuugsrohr verbunden, während
das weitere Rohr L die Lau»e
aufnimmt. Zwischen dem Austritt
von G und der 180cc-Marke mufs
ein Raum von wenigstens 10cm
verbleiben. Die Bürette ist in
ihrer ganzen Länge, so weit es
-Q-aussen
lern.
Durchmesser wie
Bürette
-ß aussen
0,5 cm
478 Kleinere Mittheilungen.
irgend möglich, mit einem weiten gläsernen Kühlrohr umgeben, in
welchem oben, in einem Gummistopfen befestigt, ein Thermometer hängt.
L wird durch einen weiten und hinlänglich langen Schlauch mit dem
Boden-Tubus einer 0',5-Flasche, oder in Ermangelung einer solchen
mit einem, in einer zweihalsigen Woulff'schen Flasche befindlichen
Heber verbunden. Diese Flasche dient, wenn gehoben, zum Füllen der
Bürette, wenn auf den Tisch gestellt, zur Aufnahme der Lauge während
der Stickoxydentwickelung und gestattet endlich, ohne die Bürette in
ihrer Stellung zu verändern, das Ablesen des Gasvolumen, wenn sie so
weit gehoben wird, dafs die Lauge in Flasche und Bürette gleich hoch
steht. Nach Beendigung der Analyse setzt man den Stopfen auf die
Flasche, um die Lauge bis zum nächsten Gebrauche aufzubewahren,
auch während der Arbeit ist sie wenig der Luft ausgesetzt.
Zur Analyse benutzt Scheiding eine Lauge von 1,25 Dichte (225"
festes Aetznatrou in l1) und eine kalt gesättigte Eisenchlorürlösung.
Der Zersetzungskolbeu soll einen Inhalt von 200 bis 250cc haben.
Bei der Berechnung ist vom Barometerstande nicht die Spannung des
Wasserdampfes, sondern diejenige der Natronlauge abzuziehen. (Chemiker-
Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 635.) (Fortsetzung folgt.)
Ueber den Eiuflufs der Dicke auf die Festigkeitseigenschaften
von Papier.
Eingehende, systematisch angelegte Versuche zur Bestimmung des Ein-
flusses der Dicke auf die Werthe für Reifslänge und Bruchdehnung eines
Papiers liegen zur Zeit noch nicht vor, wenigstens der Oeffentlichkeit nicht.
Herzberg prüfte daraufhin zwei von derselben Firma der Versuchsanstalt über-
wiesene Papiere von derselben Stoffmischung, aus einer Bütte gearbeitet, aber
verschieden im Gewicht und ebenso Packpapier, das in drei verschiedenen
Stärken angefertigt worden war. Wenn sich hieraus auch mit Bestimmtheit
eine allgemein gültige Behauptung noch nicht aufstellen läfst, so ist doch
folgender aus den Untersuchungen gezogener Schlufs wahrscheinlich allgemein
gültig:
„Bei Papieren von gleicher Stoffzusammensetzung und gleicher Her-
stellungsart, aber verschiedener Dicke, nimmt die mittlere Reifslänge
mit wachsender Dicke ab, während die mittlere Bruchdehnung zu-
nimmt."
W. Ilerzberg (Mittheilungen aus den Königl. techn. Versuchsanstalten zu Berlin,
1890 Jahrg. 8 S. 92). B.
Adansoniapapier.
Ein verhältnifsmäfsig noch selten in der deutschen Papierfabrikation ver-
wendetes Rohmaterial ist der Bast des in West- bezieh. Ostafrika heimischen
Affenbrodbaumes: Adansonia digitata. Die Fasern der Rinde werden zu Hüten
und Mützen, sogar zu Trinkgefäfsen verarbeitet und die aus ihnen hergestellten
Stricke und Gewebe sind von sprichwörtlicher Festigkeit. Aus diesem Grunde
hat man in England versucht, diesen Rohstoff der Papierfabrikation dienstbar
zu machen. In der Papier- und Papierstofffabrik Minie rkautüngen bei Cassel
wurde vor einiger Zeit nun ebenfalls die Herstellung von Papier aus Adansonia-
rinde ausgeführt und das fertige Fabrikat dann der Königl. Versuchsanstalt
zur Verfügung gestellt. — Der Bast des Adansonial>aumes kommt in etwa
Kleinere Mittheilungen. 479
80cm langen, 8 bis 10cm dicken und 40 bis 50mm breiten Stücken zu uns, ist
von brauner Farbe und zeigt eine sehr grol'se Festigkeit und Elasticität. Im
Kocher mit ungefähr 15proc. Aetzkalklösung behandelt, schienen die 4 bis 5cm
langen Stücke nach 6 bis 7stündigem Kochen vollständig aufgeweicht, allein
die den Pflanzen eigenthümliche Marksubstanz trennte sich nur schwer von
den einzelnen Fasern. Der Stoff war nach dem Mahlen im Holländer voll
kleiner dunkler Punkte, die ihn verunreinigten. Nochmaliges Kochen mit
einer 20proc. Aetznatronlösung, Zerdrücken der Markstückchen im Kollergang
und darauf wiederum Waschen im Holländer hatten eine etwas bessere Wir-
kung; um ganz reinen Stoff herzustellen, wäre jedenfalls das Quetschen des
Bastes vor dem Kochen und eine entsprechende Waschvorrichtung am vor-
theilhaftesten.
Als Rohstoff stellt sich die Adansonia auf etwa 20 M. für 100^ bis an
den Ort der Verarbeitung. Sie ergab 35 bis 36 Proc. reine Faser, das Halb-
zeug einschliefslich Koch- und Bleichkosten stellt sich also auf 85 M. für 100k.
Indefs dürfte die Pflanze für besonders feste Papiere, wie die japanischen,
trotz des hohen Preises geeignet sein und ihre aufserordentliche Feinheit und
Verfilzungsfähigkeit dürfte hinter der Papiermaulbeerbaumfaser nicht zurück-
stehen. Zur Fabrikation feiner Umschlag-, sowie Manillapapiere wird Adan-
sonia schon seit längerer Zeit mit Vortheil verwendet.
Auffallend hoch sind die mineralischen Rückstände beim Veraschen der
Adansoniafasern: nämlich 17,47 Proc. Asche mit6g,94 Kohlensäure in 100g Bast.
Zusammensetzung der Asche: a) mit Kohlensäure, b) ohne Kohlensäure
(Analyse der chemisch-technischen Abtheilung der Versuchsanstalt).
Kalk 49,99 Proc. 83,44 Proc.
Magnesia 3,44 „ 5,74 „
Thonerdc 0,14 „ 0,23 „
Eisenoxyd 0,32 „ 0,53 .,
Kali 3,35 „ 5,59 „
Natron 0,32 „ 0,53 „
Kieselsäure 0,22 „ 0,37 „
Phosphorsäure .... 0,54 „ 0,90 „
Chlor 1,03 „ 1,72 „
Schwefelsäure .... 0,56 „ 0,93 „
Kohlensäure 39,70 „ — „
99,61 PröcT 99,98 Proc.
Bemerkenswerth ist hierbei der hohe Kalkgehalt und der geringe Gehalt
an Kieselsäure und Phosphorsäure. Unter dem Mikroskop erscheint die Faser
von kräftiger Bauart, walzenförmig und in ihrem ganzen Aufbau der japa-
nischen Gampifaser (Wickstroemia canescens) und der Jutefaser sehr ähnlich.
An den Enden hat die Faser den geringsten Durchmesser, nach der Mitte zu
wird sie ziemlich gleichmäfsig breiter; dies ist ein charakteristisches Merkmal
der Adansoniafaser. — Das Verhalten der Adansoniafaser gegen Kupferoxyd-
ammoniak (Schweitzer s Reagens) ist äufserst charakteristisch und weicht von
unseren gewöhnlichen Fasern entschieden ab. Es ist dem Verhalten der
japanischen Fasersorten ähnlich. Sie quillt, bevor sie in Lösung geht, stark
auf, dabei theihveise ein sehr schön perlschnurartiges Aussehen annehmend.
Die äufsersten Schichten der Zelle bieten der Quellilüssigkeit anfangs mehr
Widerstand als die inneren und werden von diesen zu Wülsten zusammen
geschoben; sie sind noch zu bemerken, wenn die inneren bereits gelöst sind.
Der Innenschlauch, welcher sich ebenfalls langsamer löst, spitzt sich hierbei
meist scharf aus und zeigt oft morgensternähnliche Bildungen.
W. Herzberg (Mittheilungen aus den Königl. techn. Versuchsanstalten zu Berlin.
1890 Jahrg. 8 8. 82). H.
480 Bücher-Anzeigen.
Bücher-Anzeigen.
WiderstandsMomente und Gewichte genieteter Träger von C. Scharowsky.
Berechnung von 32000 genieteten Trägern, enthaltend als Gurtwinkel
die Normalprofile für Winkeleisen von 50 bis 130mm Schenkelbreite,
als Gurtplatten Flacheisen in sechs verschiedenen Breiten und den
Gesammtdicken von 5 bis 39mm. Leipzig. Otto Spanier. 83 S. 8 Mk.
Das vorstehende Tabellenwerk schliefst sich dem in demselben Verlage
und von demselben Verfasser erschienenen Musterbuch für Eisenconstructionen
273 240 in Format und Ausstattung an und bildet eine sehr willkommene Er-
gänzung zu demselben. Die langwierigen und langweiligen Berechnungen der
Trägheitsmomente für das übliche Constructionsmaterial und innerhalb der
gebräuchlichen Grenzen werden durch dies Hilfsmittel dem ausübenden In-
genieur vollständig erspart, und sind die Tabellen so praktisch und über-
sichtlich angeordnet, dafs das Aufschlagen sehr rasch erfolgen kann. Zur
Erzielung zuverlässiger Zahlen wurde die Berechnung doppelt und unabhängig
von einander durchgeführt, auch auf die Correktur so grofse Sorgfalt ver-
wendet, dafs der Verfasser am Schlufs sagt: „Die Durchsicht der Reindruck-
bogen ergab keinen Druckfehler". Durch die Ausführung dieser mühsamen
Arbeit hat sich der Verfasser den Dank aller Constructionsingenieure erworben.
Lehrbuch der französischen Sprache für Post- und Telegraphenbeamte
von H. v. Ziilow. Wien. Hartleben's Verlag. 248 S.
Das kurze Lehrbuch entnimmt die Vokabeln und den Uebungsstoff vor-
wiegend dem Gebiete der Post und des Telegraphenwesens. Viele Beispiele sind
geradezu Formulare für den praktischen Dienst. Der Erfolg der Methode ist
nicht anzuzweifeln, da sie die sofortige Verwendung des Gelernten gestaltet.
Landwirthschaftliche Meliorationen und Wasserwirtschaft. Ihre Er-
folge im Ausland und in Deutschland uud die Organisation des
kulturtechnischen Dienstes im Königreich Sachsen, von Fraissinet.
Dresden. G. Schönfeld's Verlag. 114 S. 2,40 Mk.
Repetitorium der Mineralogie und Petrographie für Studirende der
Naturwissenschaften, Bergbaubeflissene und Ingenieure von Hussak
und Woitschach. Breslau. Preufs und Jünger.
Der allgemeine Theil enthält eine kurze Darstellung der Kristallographie
(S. 1— 41), der Mineral, Chemie und Physik (S. 42.— 64). In der speciellen
Mineralogie sind 299 Mineralien nach Kristallsystem, Erscheinung, Haupt-
eigenschaften und Fundort kurz beschrieben. Der dritte Theil ist der Petro-
graphie gewidmet (S. 16(3— 200). Ein ausführliches Register macht das Werk-
chen zum Nachschlagen geeignet.
Jahrbuch für Elektrotechnik 1888—89. Herausgegeben von Dr. G. Krebs
und C. Grawinkel. Zweiter Jahrgang. Halle. W. Knapp's Verlag.
226 S. 6 Mk.
Die Bearbeitung der einzelnen Zweige der Elektrotechnik ist von ver-
schiedenen anerkannten Special-Fachtechnikern {A. Krebs, Hoppe, Erlwein, May,
Drexler. E. Müller, Lobbeke, Wietlitbaeh und Wallen titi) besorgt worden; die Her-
ausgeber haben sieh mit der redaktionellen Thätigkeil begnügt. Die Ab-
fassung eines Jahresberichtes für einen so rasch fortschreitenden Theil der
Technik ist keine leichte Aufgabe. Eis ist anzuerkennen, dafs der vorliegende
zweite Jahrgang alles Wesentliche aus dem Gebiete in kurzer Fassung und
durch viele Abbildungen erläutert enthält. Eine reichliche Quellenangabe
erleichtert das eingehendere Studium.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellsehait in Stuttgart.
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 481
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 * S. 246.)
Mit Abbildungen auf Tafel 25.
Graf Eduard v. Rottermund in Limburg (Belgien) benutzt vornehm-
lich bei den sogen. Chlorirungsprozessen zur Extraction von Metallen,
vorzugsweise von Edelmetallen, aus Erzen den in Fig. 1 dargestellten
Apparat. Derselbe besteht aus mehreren Recipienten A aus mit Blei
plattirtem Eisen. Der mittlere Theil derselben bildet einen Hohl-
cylinder, welcher oben und unten durch conische Theile B und C be-
grenzt wird.
An seinem oberen Ende besitzt der conisehe Theil C einen Hals,
in den zwei Rohre E und F münden. Das Rohr E dient zur Abführung
der Flüssigkeiten nach aufsen, während das Rohr F zur Verbindung
mit dem benachbarten Recipienten dient.
In dem Hals, welcher durch eine Platte M hermetisch verschlossen
ist, ist ein Filter D unterhalb der beiden Rohrmündungen E und F an-
geordnet. In dem unteren conischen Theile B ist zwischen zwei Blei-
platten gleichfalls ein Filter angebracht. Am Boden des Theiles B be-
finden sich sechs mit Hähnen versehene Rohre. Das eine derselben F
dient zur Verbindung mit dem benachbarten Recipienten, vier Rohre H
der übrigen fünf führen zu den die zur Behandlung der Erze noth-
wendigen Flüssigkeiten enthaltenden Behältern K. Das letzte Rohr L
dient zur Entleerung des Recipienten A.
Der cylindrische Theil jedes Recipienten ist mit einer Oeffnung G
versehen, die durch einen Verschlufsdeckel hermetisch verschlossen wird
und zur Entfernung der Rückstände dient.
Die Wirkungsweise des vorliegenden Apparates ist folgende:
Durch den am oberen Theil angebi*achten Hals füllt man die zwölf
den Apparat bildenden Recipienten A mit Erz, legt darauf die Filter-
platte D ein und verschliefst die Recipienten hermetisch. Darauf öffnet man
in einem der Rohre H den Hahn und entläfst die erforderliche Flüssigkeit
in den Recipienten. Dieselbe fliefst dann mit dem nöthigen Druck durch
das im Theil B angeordnete Filter, durchdringt die Erze, ohne Hohl-
räume zu bilden, geht dann durch den conischen Theil C, das Filter D
und das Rohr F zum benachbarten Recipienten.
Wenn die Flüssigkeit durch drei benachbarte Recipienten gedrungen
ist, ist sie gesättigt, und man läfst dieselbe durch das Rohr E abfliefsen.
Nachdem der erste Recipient durch die passende Flüssigkeit vollständig
gewaschen ist, wird derselbe aus der Reihe ausgeschlossen, indem man
den Hahn im Rohr H und den im Rohr F des ersten Recipienten
schliefst. Der frühere zweite Recipient der ersten Reihe ist jetzt der
erste. Man öffnet darauf den Hahn des entsprechenden Rohres H,
Dinglers polyt. Journal Bd. 277 Nr. 11. 1890IIII. 31
482 Neuerungen im Mttallhüttenwesen.
schliefst dann den Hahn in dem Rohre E des dritten Recipienten und
öffnet gleichzeitig den Hahn des Rohres f, wodurch der vierte Recipient
als dritter in die neue nunmehr gebildete Reihe tritt. Hierauf öffnet
man den Hahn des Rohres E im vierten Recipienten, um die Flüssig-
keit abfliefsen zu lassen.
Bei diesem Verfahren ist man im Stande, die zweite passende
Flüssigkeit durch die schon mit der ersten Flüssigkeit gewaschenen
Recipienten in Reihen von drei zu drei fliefsen zu lassen, ohne mit dem
gleichzeitigen Waschen der folgenden Recipienten mit der ersten Flüssig-
keit aufhören zu müssen.
Die Recipienten des Erfinders besitzen jeder vier Rohre, die mit
den Behältern K. welche die verschiedenen Flüssigkeiten enthalten, in
Verbindung stehen. Hierdurch ist es möglich, die in denselben ent-
haltenen Erze durch vier verschiedene Flüssigkeiten gleichzeitig und
gesondert in Reihen von drei Recipienten zu waschen (vgl. D. R. P.
Nr. 51 897 vom 18. September 1889).
Samuel Wilkins Cragg aus Baltimore in Maryland (Nordamerika)
will das bereits vielfach abgeänderte Platlner'sche Verfahren nochmals
umgestalten. Nach seinem Vorschlage werden die erhitzten Erzmassen
mit trockenem Chlorgas in einem mit Dampfmantel umgebenen Gefäfs
in der Weise behandelt, dafs durch den einströmenden Dampf die Tem-
peratur in dem Chlorirungsgefäfs während der Behandlung 100 bis 150° C.
beträgt, ohne dafs die zu chlorirenden Erze, sowie die Chlorgase mit
dem Erwärmungsmittel (Dampf, Gas) in Berührung kommen.
Gold und Silber sollen nach diesem Verfahren in wenigen Secunden
chlorirt werden. Zur Auslaugung der Chloride von Gold und Silber
werden alsdann Cyankalium, Kupfercyankalium, unterschwef ligsaurer
Kalk oder unterschwefligsaures Natron vorgeschlagen. Wenn kein Silber
vorhanden ist, so empfiehlt sich auch Alkohol. Bei Anwendung der
Cyanverbindungen ist ein Zusatz von Alkalicarbonat von Vortheil. Zum
Auslaugen dienen hölzerne Gefäfse, die mit einem Asphaltüberzug,
Doppelboden und entsprechendem Filter versehen sind, während die
Chlurirung in gufseisernen Gefäfsen, die mit Blei gefüttert sind, statt-
findet.
Fig. 2 zeigt im Senkrechtschnitt einen für die Chlorirung der zer-
kleinerten erhitzten Erze dienenden Apparat. Derselbe soll namentlich
ftlr -olche Erze geeignet sein, in welchen das Gold eingesprengt ist und
die einzelnen Goldblättchen so dünn sind, dafs schon nach ganz kurzer
Einwirkung des Chlors eine Umwandelung stattfindet.
Der Apparat besteht aus der senkrechten Kammer C, welche in
ihrem oberen Theile die mit Triebrad A{ versehene Welle A aufnimmt.
Die Welle A trägt an ihrem unteren Ende eine passende, mit Oeff-
nungen Ii{ versehene Vertheilungsvorrichtung B. Unterhalb der letz-
teren befinden sich in der Kammer C unter rechtem Winkel zu ein-
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 483
ander angeordnete Reihen wagerechter Rohre // gelagert, welche mit
dem Dampfraume L des die Kammer C umgebenden Dampfmantels K
in Verbindung stehen, so dafs der durch den Zwischenraum L und die
Röhren H passirende Dampf, die heifse Luft u. s. w. eine Erhitzung der
in der Kammer befindlichen Erze und Gase herbeiführt, ohne mit diesen
letzteren in Berührung zu kommen.
Die zerkleinerten und erhitzten Erze werden mittels der Hand oder
anderer passender Zufuhrvorrichtung in den Trichter D geschüttet und
beim Hinabfallen durch den rotirenden Vertheiler B in der Kammer C
gleichmäfsig zerstreut. Die Kammer C ist mit Chlorgas gefüllt, welches
durch das Rohr M eintritt und während der Operation durch den
Dampf u. s. w. des Dampfmantels bis zu 150° C. erhitzt wird. Durch
die Röhren H wird ein zu schnelles Hinunterfallen der Erze verhindert,
so dafs die Chlorgase genügend auf das vorhaudene Edelmetall ein-
wirken und dasselbe in Chlormetall umwandeln können. Zum Ab-
führen der sich am Boden der Kammer C ansammelnden Erze dient
die Oeffnung Cv Das überschüssige Chlor wird durch das Rohr G ab-
geleitet.
Durch Fig. 3 wird ein Apparat veranschaulicht, in welchem die
Erze längere Zeit der Einwirkung des Chlors ausgesetzt bleiben. Zu
diesem Zwecke befinden sich auf der durchgehenden Welle A eine An-
zahl wagerechter Scheiben B. Die Wandungen der Kammer C sind
in der Weise angeordnet, dafs den Scheiben B entsprechend eine
Reihe conischer Abtheilungen gebildet werden. Die zu behandelnden
Erze gelangen in einer Rinne E mittels einer Schnecke in den Trichter D
und fallen auf die oberste Scheibe 1?, von der sie gegen die schrägen
Flächen der Kammerwand C geworfen werden. Die Erzstücke gleiten
dann auf die nächste rotirende Scheibe herab u. s. w., bis sie den Boden
der Kammer C erreicht haben.
In Fig. 4 und 5 ist die Anordnung eines Apparates in Längs- und
Querschnitt gezeigt, der sich besonders zur Behandlung schwer aufschliefs-
barer Erze eignet. Derselbe besteht aus der wagerechten Trommel o,
welche von Rollen b in der Weise getragen wird, dafs eine Rotation
um die Längsachse der Trommel stattfinden kann. Im Inneren der
Trommel sind Zellen oder Schaufeln c angebracht, welche bei einer
Drehung die Erze in die Höhe heben und ein gründliches Umrühren
derselben bewirken. Zum Zwecke der Erwärmung ist die Trommel o
wieder mit einem Dampfmantel d umgeben. Der Eintritt des Dampfes
erfolgt durch das Rohr e und die Stopfbüchse e, , während die Ein-
führung der Chlorgase in die Trommel mittels des Rohres F und der
Stopfbüchse F{ stattfindet. Die Ableitung des gebrauchten Dampfes
und der Chlorgase geschieht auf der anderen Seite der Trommel in ähn-
licher Weise. Etwaiges Condensationswassev wird durch besondere
Hahne abgelassen.
1-1 Neuerungen im Metallhiiüenwesen.
Nachdem die Trommel mit Erzen gefüllt ist. wird dieselbe durch
eine passende Antriebsvorrichtung, welche auf den Zahnkranz g wirkt,
in Rotation versetzt. Die Schaufeln c beben die Erze hoch und werfeu
dieselben von oben her durch den mit Chlorgasen erfüllten Raum, wo-
durch die Erze immer wieder der Einwirkung der Gase ausgesetzt
werden, bis eine vollständige Chlorirung stattgefunden hat.
Ein Zusammenschmelzen der Masse wird verhindert, indem die aus
der jeweiligen höchsten Schaufel fallenden Erzmassen auf die Eisen-
>t;ilit.' oder Kohre h schlagen und zerbröckeln (vgl. D. R. P. Nr. 51117
vom 21. Juni 1889).
Um das Krank- oder Mehligwerden des Quecksilbers während des
Amalgamationsprozesses zu verhindern, wenden Johnson^ Field wn</
ßeeman nicht reines Quecksilber zum Amalgamiren an, sondern ein
Amalgam desselben, beispielsweise Zinkamalgam, welches in Berührung
mit einer geeigneten verdünnten Säure Wasserstoff entwickelt. Der
nascirende Wasserstoff umgibt dann die losgetrennten, dem Einflüsse
der Luft sonst ausgesetzten Quecksilbertheilchen und verhindert auf
diese Weise, dafs sich dieselben mit einer grauen Haut überziehen.
Auch kann der Wasserstoff durch seine reducirende Wirkung bereits
krank gewordenes Quecksilber wieder beleben.
Nach dem D. R. P. Nr. 51023 vom 15. Mai 1889 (Firma J. und
G. Kumme in Berlin) wird zur Herstellung von Metallröhren durch
galvanischen Niederschlag ein Dorn von beliebiger Länge, welcher aus
Eisen, Stahl oder anderem geeigneten Material besteht und einen der
lichten Weite des herzustellenden Rohres entsprechenden Durchmesser
besitzt, in das galvanische Bad gebracht und auf demselben ein Nieder-
schlag von gewünschter Stärke gebildet. Hierauf wird der Dorn aus
dem Bad genommen, die Metallumhüllung geglüht und dann durch
Druck comprimirt. Alsdann wird der Dorn aus der nunmehr fertigen
Röhre gezogen. Man kann auch den Dorn vor dem Glühen und Com-
primiren aus der Hülle ziehen und diese Behandlung auf einem zweiten
Dorne vornehmen. Damit der Niederschlag auf dem Dorn nicht zu
fest haftet, kann der letztere vorher mit einem Ueberzuge von Graphit
oder Blei überzogen werden.
Man kann auch das beschriebene Verfahren zur Herstellung von
Röhren aus Streifen fertigen Bleches benutzen. Zu diesem Zwecke wird
der Blechstreifen um einen Dorn gerollt, welcher nur auf dem Längs-
streifen, wo die Kanten des Blechstreifena zusammenstofsen, leitend ge-
macht ist. Auch die auf den Dorn gerollte Blechhülse wird von aufsen
durch eine Umhüllung geschützt und zwar bis auf den offen bleibenden,
die Blechkanten freilegenden Längsstreifen. Es bildet sich dann ein
Niederschlag in der Länge dieses offenen Streifens. Die Löthung ist
hier also durch galvanische Thätigkeit ersetzt. Wegen der Herstellung
von Kupferrohren auf galvanischem Wege siehe Minoren Verfahren in
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 485
der Englischen Patentschrift Nr. 15831 vom Jahre 1886, sowie The Elec-
triciun London, Bd. 20 S. 436. Elmore läfst bekanntlich während der
Bildung des Niederschlages eine Bearbeitung durch Rollen oder Walzen
eintreten, um in dem Niederschlage das krystallinische Gefüge zu zer-
stören und damit seine Festigkeit zu erhöhen.
Bei der Fabrikation von Platten, Blechen und sonstigen Gegen-
ständen aus Kupfer und seinen Legirungen wendet Th. H. Martin in
Swansea (England) bewegliche und zerlegbare Blockformen an, um das
schnelle Herüberschaffen der Stücke von einem Ende der Walze nach
dem anderen zu ermöglichen. Die Formen sind um Zapfen drehbar
oder aus einander nehmbar in besonderen Gestellen angeordnet, die
fahrbar eingerichtet und mit einem Kupferboden bezieh, einem Klapp-
boden versehen sind, nach dessen Lösung die Blöcke ohne Weiteres
aus den Formen herausfallen.
Fig. 6 bis 11 der Zeichnung zeigen derartige Ingotformen in mehreren
Ausfiihrungsbeispielen.
Die Ingotform Cx (Fig. 6 und 7) ist eine doppelte; jede Form ist
mittels wagerechter Zapfen gelagert und mit einem inneren Kupfer-
belag oder Boden 6^ und einem abnehmbaren Deckel e versehen. Das
ganze Gestell für die Form ruht auf einer Schiene fu welche mittels
Säulen von der Ofenplattform B getragen wird, wogegen die Füfse des
Formgeetelles auf dem Flurboden stehen. Am Gestell ist eine Rolle g
behufs schnelleren Transportes der aus der Form gekippten Ingots vor-
gesehen.
Die Ingotformen (Fig. 8 und 9) haben einen Klappboden h und
eine jede Form wird von einem Zapfen i der Ofenplattform B ge-
tragen. Beim Auslösen des Klappbodens fällt der Ingot direkt auf den
Flurboden.
Kupfer zu grofsen Platten läfst man in die in Fig. 10 im Grund rifs
und in Fig. 11 im Schnitt dargestellten eisernen Formen C2 einfliefsen.
Diese bestehen aus einem niedrigen Wagen b2, einer kupfernen Boden-
platte c, und einem oberen zerlegbaren Rahmen a2, dessen Theile
mittels Stangen und Keile zusammengehalten werden. Die eigentliche
Form liegt also, wie dargestellt, auf einem Wagen.
Die Kupferplatten, Kupferbolzen oder Kupferblöcke läfst man zu-
nächst in den Formen sich setzen, kippt sie heraus und führt sie dann
mittels deren Fahrgestell nach den Walzen.
Blöcke oder Ingots für die gröfseren Bolzen, Bleche, Platten und
Stangen können direkt aus den Formen C{ und 6'2, ohne jedes Nach-
wärmen, mittels Walzen vor- und nachgewalzt werden (vgl. D. R. P.
Nr. 50715 vom 20. Oktober 1888).
Während bisher bei der elektrolytischen Läuterung des Kupfers
die gegossenen Anoden und Kathodenbleche in den Elektrolyten (Kupfer-
sulfat) senkrecht eingehängt wurden, schlägt Smith in Ansonia (Con-
486 Neuerungen im Metallhüttenwesen.
necticut) nach dem D. K. P. Nr. 5U';71 muh 28. November 1888 vor,
bei der elektrolytischen Kupferraffination wagerecht liegende, senkrecht
über einander angebrachte Elektroden zu verwenden: dieselben werden,
wie nachstehend erläutert ist, durch isolirte Träger gestützt und haben
baumwollene Filter- oder 6panntüoher /wischen sich.
Fig. 12 stellt einen Stapel zwischen Holzklötzchen aufgeschichteter
Kupferplatten dar; aa sind zwei solcher Platten der oberen Lage. Die
unteren Lagen sind durch die dunkleren Linien darunter bezeichnet:
bb sind die Holzleisten, welche die Platten tragen und von einander
getrennt halten. Die wagerechten punktirten Linien unter den dunklen
Linien veranschaulichen das zwischen den Kupferlagen ausgespannte
Zeug.
Fig. 13 zeigt die Stapel von drei Behältern und die Art und Weise,
wie sie verbunden werden, um eine verbundene Reihe von Zellen zu
bilden. Ein senkrechter Raum c auf der linken Seite von jedem Stapel
stellt eine schmale Kammer dar, welche durch eine quer durch jeden
Behälter gehende Scheidewand gebildet wird.
Durch diese Einrichtung sollen Vorrichtungen, um die Circulation
des Elektrolyten aufrecht zu erhalten, entbehrlich werden. Auch sollen
die Bäder vor Wärmeverlusten und der Elektrolyt soll vor Verdampfung
geschützt sein.
Nicolas Lebe'deff in St. Petersburg will Eisen, Kupfer und andere
Metalle direkt aus ihren Erzen gewinnen, indem er die Oxyde der be-
treffenden Metalle in Tiegeln oder in Flammöfen schmilzt und sie dann
der Einwirkung reducirender Gase (Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlen-
wasserstoff), die unter Druck eingeführt werden, unterwirft (D. R. P.
Nr. 51 892 vom 9. Mai 1889). In Fig. 14 ist als Beispiel ein zu dem
angegebenen Zwecke zu verwendender Handflammofen dargestellt.
Zu beiden Seiten des Schachtes c dieses im senkrechten Schnitt
gezeigten Flammofens ist je ein Schmelzherd a bezieh, b angeordnet.
Das niederzuschmelzende Erz d wird durch den Schacht c eingetragen
und am Fufse desselben durch einen Scheidekamm f nach beiden Seiten
gegen a bezieh, b hingeleitet. Von hier zieht man das Erz, das in
dem Schacht c durch das den Ofen durchstreichende Herdfeuer vor-
geröstet wird, nach Bedarf auf die Schmelzherde a und fr, woselbst das
Einschmelzen vor sich geht und woselbst die nöthigen reducirenden
Gase durch die Rohre e in die geschmolzene Masse eingeführt werden.
Diese Röhren e können übrigens auch dazu dienen, oxydirende
Gase (wie Luft, Kohlensäure, Wasserdampf u. s. w.) in die Masse ein-
zuführen, um dieselbe beispielsweise von Metalloiden zu befreien, welche
dem zu gewinnenden Metall schaden könnten, und welche durch das
Rösten oder eine sonstige vorgängige Behandlung nicht vollständig be-
seitigt sein sollten.
Der Ofen kann mit jeder Art Brennstoff geheizt werden, ebenso
Neuerungen im Metallhüttenwesen. 487
wohl mit festem als flüssigem oder gasförmigem. Wünscht man bei
der Verwendung von gasförmigem Brennstoff hohe Temperaturen, so
kann man sich beispielsweise des Wassergases, Naphtagases o. dgl. be-
dienen. Statt des dargestellten Schmelzofens kann jeder andere passende
Schmelzapparat verwendet werden.
E. Wahh jr. in St. Louis (Missouri, Nordamerika) hat unter Nr. 51 208
ein vom 1. Mai 1889 gültiges D. R. P. für einen Apparat zum Conden-
siren von Zinkdämpfen und Sammeln des metallischen Zinks erhalten,
welcher in den Fig. 15 bis 17 dargestellt ist.
Die gerösteten Zinkerze werden mit Brennmaterial gemischt durch
den Trichter b in den Ofen a gebracht. In letzteren mündet die seit-
lich angesetzte Condensationskammer c, die mit feuerfestem Stein aus-
gekleidet ist und eine conische Form erhält, die nach aufsen mit ge-
ringem Gefälle enger wird.
In Fortsetzung des äufseren Endes der Condensationskammer c ist
zweckmäfsig ein aus Gufseisen oder anderem passenden Material be-
stehender Cylinder d eingeschaltet, in welchen von oben ein Beschickungs-
trichter e mündet. Der Cylinder d wird aufsen durch einen Deckel f
abgeschlossen, der in der Mitte eine Stopfbüchse g für die hindurch-
tretende Welle h hat. Auf dieser Welle ist ein Cylinder d und eine
Transportirscheibe t, welche ungefähr den Cylinderdurchmesser besitzt,
so angebracht, dafs sich deren Anfangspunkt (im Sinne der Drehrichtung
derselben) unter oder etwas hinter dem zugekehrten Rande der Trichter-
öffnung e befindet.
Die Welle h wird durch eine Schnecke in Drehung gesetzt, welche
mit einem Schraubenrad der Welle in Eingriff steht, das aufserhalb
des Cylinders liegt. Die Welle J, die in Lagern m läuft, trägt die An-
triebsscheibe n. Die Transportirscheibe kann natürlich auch in anderer
geeigneter Weise ihre Drehung erhalten. Durch den tiefsten Theil der
Condensationskammer c werden eine Reihe von Kanälen oder Röhren o
vorgesehen, welche unterhalb der Kammer c in einem Trog p oder
eine andere Ableitung für das metallische Zink führen.
Nachdem die Beschickung des Ofens o mit dem Kohlen- und Erz-
gemisch aus den Trichtern b und die Füllung der Condensationskammer c
mit kohlenstoffhaltigem Material aus dem Beschickungstrichter e vor-
genommen ist, gehen beim Betriebe, sobald das Beschickungsgemisch
und das sich daran anschliefsende kohlenstoffhaltige Material der
Kammer c eine Temperatur von 1500° F. angenommen haben, Zink-
dampf und Kohlensäure, wie sie bei der Reduction im Ofen erzeugt
werden, durch das kohlenstoffhaltige Material in die Condensations-
kammer c, und hierbei wird die Kohlensäure unmittelbar in Kohlenoxyd
verwandelt, welches mit dem Zinkdampf weiter durch die kühleren
Theile des kohlenstoffhaltigen Materials in der Kammer c geht, wobei
der Zinkdampf condensirt, als flüssiges Metall am Boden des Conden-
488 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
sationsbehälters c wieder geschlagen und durch die Röhren o in den
Behälter abgelassen wird. Das Kohlenoxyd geht durch den Trichter e
(oder andere Windkanüle) nach dem Abzug. Die Transportirschraube t,
welche währenddessen langsam gedreht wird, drückt das kohlenstoff-
haltige Material, welches durch den Trichter e eingeführt wird, con-
tinuirlich den Condensationsbehälter c entlang, so zwar, dafs es an der
Mündung nach dem Ofen a hin, wo es an die Stelle des verbrauchten
Brennmaterials tritt, auf eine Temperatur von 1500° F. erhalten wird,
die nach Vorstehendem erforderlich ist, die Kohlensäure in Kohlenoxyd
zu verwandeln, während das kohlenstoffhaltige Material hinter diesem
Theil im Behälter c durch die hindurchstreichenden Gase selbst auf
Temperaturen von 1200 bis 800° gebracht wird, wie sie zur Conden-
sation der Zinkdämpfe geeignet sind.
Wegen der früheren Vorschläge von Walsh vgl. D. p. J., 1888
269 400. (Fortsetzung folgt.)
Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfall-
verhütung in Berlin 1889.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 276 S. 385.)
Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 27.
Die Fahrstühle.
Die statistischen Mittheilungen des Reichsversicherungsamtes weisen
nach, dafs die durch die Fahrstühle hervorgerufenen Unfälle äufserst
zahlreich sind, dafs sonach die Fahrstühle zu den gefährlichsten Fabrik-
einrichtungen zu zählen sind. Der Wichtigkeit der Aufzüge entsprechend,
war ihre Vorführung auf der Ausstellung sehr reichhaltig. Eine grofse
Zahl von Betriebssicherungen wurde von deutschen Firmen zumeist in
natürlichen Verhältnissen, von auswärtigen Fabrikanten gewöhnlich im
Modelle gezeigt. Leider scheiterte an dem Mangel eines besonderen
Fahrstuhlhauses die zunächst bestandene Absicht, die Fahrstühle genau
zu prüfen und ihren Sicherheitsgrad durch praktische Versuche zu er-
mitteln, wie dies in kleinerem Umfange bereits vor 3 Jahren in Chemnitz
seitens des sächsischen Müllerverbandes geschehen war. Die allein be-
triebsfähige Vorführung von Fahrstühlen kann keinen Mafsstab für ihren
praktischen Werth bezüglich der Gefahrgröfse geben; hier können nur
ausführliche Versuche ein richtiges Urtheil gestatten.
Namentlich ist es nicht denkbar, über die vielfach angepriesenen
Sicherungsmafsnahmen gegen Gefährdung durch den Fahrstuhl und mit
demselben ohne praktische Versuche eine richtige Anschauung zu ge-
winnen.
Es sei hier zunächst darauf hingewiesen, dafs der Professor an der
königl. Bergakademie in Freiberg, Hermann Undeutsch^ auf Anregung
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unlallverhütung in Berlin. 489
des dortigen Bergamtsrathes Menzel und mit Unterstützung der Freiberger
Ober- Bergdirektion und des Maschinenfabrikanten Münzner in Obergrund,
umfassende Versuche über die Frage angestellt hat: „JFi'e grofs ist die
Kraft^ mit welcher ein auf einem Fahrstuhle befindlicher Mann beansprucht
u'irrf, wenn das Seil reifst und der Fahrstuhl durch eine Fangvorrichtung
aufgefangen icirdT'1- Undeutsch hatte bei Ausführung seiner Versuche
allerdings die Verhältnisse im Auge, wie sie bei der Mannschaftsförderung
in Bergwerken vorhanden sind; die Ergebnisse gelten aber natürlich
für jede Personenförderung durch Fahrstühle. Es ist bekannt, dafs man
letztere, um beim Seilrifs das Abstürzen zu vermeiden, mit Fangvor-
richtungen ausrüstet. Sobald aber der Fahrstuhl abgefangen wird, er-
halten die in demselben befindlichen Personen einen Stofs, der -so grofs
werden kann, dafs eine schwere Verletzung und auch wohl der Tod
herbeigeführt wird. Undeutsch hat nun einen Apparat gebaut, mittels
dessen diese Stofswirkung gemessen werden kann; ferner hat der Ge-
nannte durch Rechnungen praktisch wichtige, die vortheilhafte Stellung
und Stützung der Menschen auf dem Fahrstuhle und die Festigkeit des
letzteren betreffende Schlüsse gezogen und dann zahlreiche Versuche
mit Fangvorrichtungen in einem 14m hohen Thurme angestellt. Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in einer im Commissionsverlage
von Graz und Gerlach in Freiberg erschienenen Broschüre niedergelegt.
Im Wesentlichen wurden die bekannten Thatsachen bestätigt. Die Fang-
vorrichtung dürfe nicht plötzlich wirken, sondern müsse allmählich die
Geschwindigkeit des fallenden Fahrstuhles bremsen und denselben zur
Ruhe kommen lassen; ferner wird die Stofswirkung auf die Personen
gemindert, wenn der Boden des Fördergestelles mit einer Seegras- oder
Rofshaarmatratze, mit Stroh, Heu, Lohe, Sand bedeckt wird und die
Mannschaft sich darauf in Kniebeuge, mehr auf die Fufszehen, stellt.
Die anderen Ergebnisse betreffen die günstigsten Verhältnisse der abzu-
fangenden Last, der Fördergeschwindigkeit, der Construction der Fang-
vorrichtung, des Fahrstuhles und dessen Aufhängung am Seile. Natür-
lich können diese Versuche nicht allgemein gelten; es würde also
noth wendig sein, für die verschiedenen Constructionen mittels des Un-
deutsch'sehen Apparates die günstigsten Verhältnisse zu ermitteln.
t'ndeutsch empfiehlt am Schlüsse seiner Ausführungen die Aufsetz-
vorrichtung von Hantel und Lueg in Düsseldorf. Es ist bekanntlich
zweckmäfsig, den Fahrstuhl an denjenigen Stellen des Schachtes, an
welchen die Beladung bezieh. Entladung erfolgt, fest aufzusetzen, damit
die bei vorgenannter Arbeit meist erfolgenden Stöfse von dieser Auf-
setzvorrichtung aufgenommen werden und nicht das Seil beanspruchen.
Wenn nun der Fahrstuhl wieder abwärts gehen soll, so müssen die
Theile, auf welche er sich gesetzt hat, zurückbewegt werden. Je nach
der Construction der Aufsetzvorrichtung geschieht dieses Zurückziehen
durch Handhebel so, dafs der Fahrstuhl unmittelbar aus der vorher ab-
490 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
gestützten Lage niedergehen kann oder dafs er vorher etwas gehoben
werden niufs, um die abstützenden Theile aue dem Schachtquerschnitte
herausbringen zu können. Dieses Anheben wird aber stets einen ßtofs
ergeben, der insbesondere das Seil im Aufhängepunkte des Fahrstuhles
gefährlich beansprucht Es wird also die erstgenannte Art der Auf-
setzvorrichtungen der zweiten vorzuziehen sein. Zu dieser ersteren Art
gehört die von IJaniel und Lueg ausgestellte Einrichtung, bei welcher
durch einen Handhebel vier Stützen mit geringer Kraftanwendung
zurückgezogen werden können, so dafs dann der Fahrstuhl unmittelbar
sinken kann. — Aehnliche Aufsetzvorrichtungen linden sich auch an
anderen auf der Ausstellung gezeigten Fahrstuhlschächten.
Ueber die zweckmäfsigste Construction von Fangvorrichtungen hat
auch der Civilingenieur F. Pelzer in Dortmund wichtige Ermittelungen
angestellt, welche sich in der Zeitschrift Stahl und Eisen, 1886 Nr. 4,
veröffentlicht finden. Diese Untersuchungen führten den Genannten zu
einer von ihm auch ausgestellten Fangvorrichtung, bei welcher an dem
Fahrstuhle gezahnte Excenterscheiben derart drehbar gelagert sind, dafs
bei einem Abreifsen des Seiles dieselben durch zur Wirkung kommende
Federn gedreht werden und dadurch sich gegen die hölzernen Führungs-
balken (Spurbalken) pressen, indem je zwei der Exeenter einen solchen
Balken zwischen sich fassen. Die Scheiben sind an ihrem Umfange so
geformt, dafs sie beim Beginne des Fangens sich schnell bis auf eine
mäfsige Tiefe in die Spurlatten einpressen, ihr weiteres Eindringen aber
dann ganz allmählich bewirken, so dafs der Fahrstuhl langsam zur Ruhe
kommt, die Stofswirkung auf die in demselben befindlichen Personen
also gering wird.
Aufzüge der Berlin- Anhaltischen Maschinenbau- Actiengesellschaft in Berlin-
Moabit.
Die von der Berlin- Anhaltischen Maschinenbau- Actiengesellschaft zu
Berlin-Moabit ausgestellte Aufzuganlage umfafst in einem schmiede-
eisernen 14m hohen Aufzugthurme einen Personenaufzug mit indirekt
wirkendem Hebezeuge für Druckwasserbetrieb und einen Waarenauf-
zug mit Aufzugmaschine für Riemenbetrieb und 75Ük gröfster Förderlast.
Beide Aufzüge sind mit allen, den gesetzlichen Vorschriften ent-
sprechenden Verschlufs- und Schutzvorrichtungen versehen und sollen
im Nachstehenden durch Abbildung und Beschreibung näher erläutert
werden.
Personenaufzug.
Die allgemeine Anordnung des Personeuaul'zuges ist aus Fig. 1 Tai'. 26
ersichtlich, a ist das indirekt wirkende Hebezeug, b ist die mit den
Kolbenstangen verbundene Doppelseilrolle für die beiden Förderseile gg,
welche mit dem einen Ende an der Fahrschachtconstruction, mit dem
anderen an dem Fahrkorbe befestigt sind, c ist die an dem Aufzug-
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 491
oylinder befestigte Steuervorrichtung mit Ein- und Ausgangsstutzen für
das Druckwasser, sowie mit Verbindung mit dem unteren und oberen
Ende des Druckcylinders a. d ist der Fahrkorb, in welchem sich der
mit dem Steuerkolben durch das Seil ohne Ende e verbundene Steuer-
hebel f befindet.
a) Hebevorrichtung. Das mit Druckwasser betriebene Hebezeug
(Fig. 2), welches senkrecht in dem Fahrschachte selbst oder in dessen
Nähe aufgestellt werden kann, besteht aus einem mit zwei kräftigen
Ständern auf dem Fundamente ruhenden Cy linder a, in welchem sich
ein mit zwei Kolbenstangen versehener Arbeitskolben bewegt. Die
Stangen gehen durch den oberen Cylinderdeckel , tragen zunächst eine
Anzahl Gegengewichtsplatten b und am oberen Ende eine Doppelseil-
rolle c, über welche die beiden Förderseile d geführt sind. Diese
Doppelseilrolle wirkt als lose Flaschenzugrolle, wodurch der Arbeits-
kolben zwar den doppelten Druck der zu hebenden Last auszuüben,
aber auch nur den halben Weg des Fahrkorbes zurückzulegen hat.
Zur Begrenzung der tiefsten Kolbenstellung sind auf dem oberen Cylin-
derdeckel vier Gummipuffer e e angebracht, auf welche sich die Gegen-
gewichte b in der untersten Kolbenstellung aufsetzen, wodurch der
Stillstand des Kolbens, sowie des Fahrkorbes veranlafst wird. Die
Gegengewichte b dienen in Verbindung mit dem Kolbengestänge und
der Doppelseilrolle c zum Ausgleichen des Eigengewichtes des Fahr-
korbes.
An dem unteren Theile des Druckcylinders a ist die Steuerung f
angesehraubt, deren Steuerkolben durch einen besonderen Steuerhebel
in dem Fahrkorbe durch Seil ohne Ende bewegt wird und durch auf-
gelegte Gewichte h noch beschwert werden kann. Der Steuercylinder
steht mit der unteren und durch das Verbindungsrohr g auch mit der
oberen Seite des Druckcylinders a in Verbindung und hat aufserdem
noch je einen Stutzen für den Ein- und Austritt des Druckwassers.
Die Steuerung f ist so construirt, dafs für den Aufgang des Fahr-
korbes Druckwasser durch das Verbindungsrohr g über den Arbeits-
kolben geführt wird, während das Wasser unter dem Kolben durch den
Austrittsstutzen der Steuerung abfliefst und durch seine Saugwirkung
den Druck auf den Kolben unterstützt. Wird der Steuerkolben so ge-
stellt, dafs der Fahrkorb niedergeht, dann tritt das über dem Arbeits-
kolben befindliche Druckwasser durch das Verbindungsrohr g auf die
untere Kolbenseite über und regelt gleichzeitig die Niedergangsgeschwin-
digkeit des Fahrkorbes.
h) Fahrkorb mit Geschwindigkeitsbremse , Steuerung und Fangvorrich-
tung. Der Fahrkorb des Personenaufzuges (Fig. 3) besteht aus einem
schmiedeeisernen Gestelle, an welchem sich die Fang- und Führungs-
vorrichtungeu befinden, und in welches die hölzerne Fahrzelle eingebaut
ist. Die Führung des Fahrkorbes erfolgt an hölzernen Säuleu, die zur
492 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Vermeidung des Verziehens aus mehreren Längsstückeu zusammen-
gebolzt sind.
An dem Fahrkorbe befinden sich zwei Sicherheitsvorrichtungen,
welche im Stande sind, dieser Aufzugconstruction unbedingte Sicherheit
im Betriebe zu gewähren und Unfälle durch Reiften der Förderseile oder
zu schnellen Niedergang des Fahrkorbes auszuschliefsen.
Die eine Schutzvorrichtung besteht aus einer unmittelbar mit den
I »eitlen Förderseilen in Verbindung stehenden Keilfangvorrichtung, welche
überhaupt schon zum Eingriffe kommt, wenn sich das eine der beiden
Förderseile nur über ein gewisses Mafs hinaus dehnt, so dafs ein that-
sächliches Abreifsen desselben zur Einleitung der Fangwirkung gar nicht
erforderlich ist. Zu diesem Zwecke ist der Fahrkorb an einem Wage-
balken a aufgehängt, an welchen die beiden Förderseile b angreifen.
Neben dem Wagebalken a liegt eine Welle c, welche durch ent-
sprechende Hebel d und Zugstangen e mit den unteren Hebeln f und
den in den unteren Führungsstücken des Fahrkorbes befindlichen Faug-
keilen g in Verbindung steht, während zwei auf der Welle c befestigte
Hebel h sich oben auf den Wagebalken a legen und in dessen Mittel-
lage die Fangkeile g aufser Eingriff halten. Sobald sich das eine der
beiden Seile über eine gewisse Grenze hinaus verlängert, nimmt der
Wagebalken a eine schräge Stellung ein, drückt den einen der Hebel h
in die Höhe und zieht durch Drehung der Welle c mittels der Hebel (/
und f und Zugstangen e die beiden Fangkeile g hoch, so dafs sie sich
zwischen die Führungsstücke des Fahrkorbes und die Seitenführungen
festklemmen und den Fahrkorb aufhalten. Hierdurch wird der Korb
so lange aufser Betrieb gehalten, bis das verlängerte Förderseil ent-
weder nachgespannt oder durch ein neues ersetzt und die wagerechte
Lage des Balkens o wieder hergestellt worden ist, worauf durch ein-
faches Hochfahren des Fahrkorbes die Fangvorrichtung sich löst und in
ihre ursprüngliche Lage zurückgeht.
Die zweite Schutzvorrichtung an dem Fahrkorbe besteht aus einer
Geschwindigkeitsbremse i, welche durch einen Hebel / mit einer der
vorstehenden genau entsprechenden Keilfangvorrichtung m n op r auf der
anderen Seite des Fahrkorbes verbunden ist. Diese Geschwindigkeits-
bremse hat den Zweck, einen zu schnellen Niedergang des Fahrkorbes
zu verhindern und bei Ueberschreitung einer bestimmten Niedergangs-
geschwindigkeit die Fangvorrichtung zum Eingriffe zu bringen, den
Fahrkorb also aufzuhalten.
Die Geschwindigkeitsbremse t ruht lose oben auf dem Fahrkorbe,
gleitet an der einen Führungssäule und wird durch besondere Federn
auf den Fahrkorb niedergezogen, während die Mittelachse der Bremse
durch ein an besonderen Zahnstangen der einen Führungssäule auf und
nieder rollendes Zahngetriebe in Umdrehung versetzt wird. Ueber-
-chreitet der Fahrkorb die zulässige grofste Niedergangsgeschwindigkeit.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 493
für welche die Bremse i eingestellt ist, dann wird die Mittelachse der
letzteren in den seitlichen Gehäusen kk gebremst; die ganze Geschwin-
digkeitsbremse nimmt eine verzögerte Bewegung an und hält dadurch
die Fangkeile r mittels Welle m, Hebel Inp und Zugstangen o auf, so
dafs die Fangkeile durch den niedergehenden Fahrkorb an die Seiten-
führungen ge preist werden und ihrerseits nunmehr den Fahrkorb zum
Stillstande bringen. Sobald der Korb wieder hochfährt, löst sich die
ganze Brems- und Fangvorrichtung wieder und kehrt in ihre ursprüng-
liche Lage zurück.
Die in dem Inneren der Fahrzelle angeordnete Steuerung, welche
durch ein Seil ohne Ende mit dem Steuerkolben in dem Aufzugcy linder
in Verbindung steht (vgl. allgemeine Anordnung des Personenaufzuges,
Fig. 1) besteht aus zwei Hebeln s s{ , welche auf gemeinschaftlicher
Mittelachse sitzen und gegen einander unter gewissen Winkeln ver-
dreht und in dieser Lage gekuppelt werden können. Der vordere
Hebel 8 ist der eigentliche Steuerhebel mit einem verschiebbaren und
aus dem Fahrkorbe herausrageuden Nocken £, während der hintere
Hebel st zur Befestigung des Steuerseiles u dient und an einem be-
sonderen Segment mit Kimmen die Einstellung des Steuerhebels für ein
beliebiges Stockwerk gestattet. Die Anzahl der Kimmen entspricht auf
jeder Seite des Segmentes genau der Anzahl Zwischenstockwerke,
welche durchfahren werden, die Kimmen der einen Seite des Segmentes
gelten dabei für den Aufgang, die der anderen Seite für den Niedergang
und die mittelste Kimme gemeinschaftlich für das unterste und oberste
Stockwerk. Aufserdem sind für jedes Stockwerk besondere Ausrück-
curven im Fahrschachte angebracht, an welchen der Nocken t des Steuer-
hebels 5 anläuft, wodurch eine selbsthätige Ausrückung erzielt wird.
Die Ausrückcurven sind in senkrechter Richtung gegen einander
um ein bestimmtes Mals versetzt; sowohl hierdurch, wie auch durch
die Verstellbarkeit des Steuerhebels s auf dem Kimmensegment des
Hebels s{ ist die Möglichkeit geschaffen, die Steuerung für jedes be-
liebige Stockwerk einstellen zu können und dort eine selbsthätige Aus-
rückung durch den Fahrkorb zu erzielen. Auch wird durch die Aus-
rückcurven ein vollkommen stofsfreier und allmählich eintretender Still-
stand des Fahrkorbes erreicht.
c) Schachtlhüren. Die Thüren für den Fahrschacht des Personen-
aufzugea sind mit Verschlüssen versehen, welche von innen durch eine
Klinke, von aufsen aber nur durch einen besonderen Schlüssel geöffnet
werden können, und haben aufserdem selbsthätige Zuwerfevorrichtungen,
durch welche die geöffneten Thürflügel beim Loslassen geschlossen
werden.
Warenaufzug.
a) Auf Zugmaschine. Die Aufzugmaschine ist mit Schneckenradbetrieb
versehen, hat selbsthätig wirkende Bremse für den Stillstand des Fahr-
\\'\ Deutsche Allgemeine Aufstellung für Unfallverhütung in Berlin.
korbes und selbsthätige für den höchsten und tiefsten Stand des Fahr-
korbea genau einstellbare Ausrückung.
Die Aufzugmaschine besteht im Wesentlichen aus einem vollständig
geschlossenen Gehäuse a (Fig. 4), in welchem sich der Schneckenrad-
trieb b für die Welle der Windetrommel c befindet, und dem gufs-
eisernen mit dem Gehäuse a verechraubten Rahmen </, welcher zur Auf-
nahme der ganzen übrigen Theile dieser Aufzugmaschinen dient. Die
Trommel welle ist am äufseren Ende noch in einem besonderen Hänge-
bocke e gelagert, welcher durch Zwischenstege f mit dem Schnecken-
radgehäuse a starr verbunden ist, wodurch eine feste Rahmenverbindung
hergestellt und eine sehr sichere und feste Lagerung für die Trommel-
welle erzielt wird. Die Aufstellung dieser Aufzugmaschinen ist in Folge
dessen leicht und sicher auszuführen.
In dem Rahmen d ist zunächst die Schneckenwelle mit den drei
Kiemenscheiben g g{ g2 gelagert, von welchen g fest, g{ und g2 aber lose
auf der Welle sitzen, und zwar erstere für den breiten, gewöhnlieh
offen laufenden Aufgangsriemeu, letztere für den schmalen, meist ge-
kreuzten Niedergangsriemen. An der einen Seite des Rahmens sind die
Riemengabeln h h{ drehbar angebracht, welche durch einen besonderen
Gurvenmuff i abwechselnd nach der mittleren festen Riemenscheibe g
verschoben werden können. Der Curvenmuff i erhält mittels Zahurad-
üliersetzung seine Bewegung durch die Seilrolle ä, welche durch Draht-
seil mit der in dem Fahrschachte befindlichen Ausrückstange in Ver-
bindung steht, bei Verschiebung der letzteren eine entsprechende Drehung
ausführt und die Riemengabeln h hl in entsprechender Weise bewegt.
Die Seilrolle k steht ferner durch Zahnradübersetzung mit dem zur
selbsthätigen Ausrückvorrichtung der Maschine gehörigen Segment / in
Verbindung. In diesem liegt eine Schraubenspindel m, welche durch
Schneckenradübersetzung in dem kleinen Gehäuse n an dem Rahmen d
von der Hauptschneckenwelle der Aufzugmaschine mit in Umdrehung
versetzt wird und sich je nach der Umdrehungsrichtung in dem Seg-
ment / vor und zurück schraubt. Auf der Spindel m sitzen besondere
Knaggenmuttern oo, deren Vorsprünge mit solchen an dem Zahnseg-
ment / übereinstimmen. Diese Muttern werden für die höchste und
tiefste Stellung des Fahrkorbes genau eingestellt und bezwecken in
dieser Stellung eine selbsthätige Ausrückung der Maschine, so dafs ein
Ueberfahren der Endstellung des Fahrkorbes unmöglich ist und auch
bei erfolgtem Seilbruche die Aufzugmaschine nur bis zu der eingestellten
Endstellung weiterlaufen kann.
Zur Sicherung des sofortigen Stillstandes bei Ausrückung der Auf-
zugmaschine ist an dem Rahmen d noch ein besonderer Bremshebel /)
mit Bremsgewicht r angeordnet, welcher durch ein Gurvenstück ,s auf
gleicher Achse mit dem Ausrückmuffe i bewegt wird. Der Brems-
backen des Hebels p legt sich bei Ausrückung der Aufzugmaschine
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 495
gegen die mittlere feste Riemenscheibe g und verursacht den sofortigen
Stillstand der Schneckenwelle, während bei Einrückung der Aufzug-
maschine der Bi-emshebel p gelöst wird, so dafs sich die Schneckenwelle
und Riemenscheibe g frei drehen können.
b) Fahrkorb mit Keilfangvorrichtung (Fig. 5a und b). Der Fahrkorb
ist vollständig aus Schmiedeeisen hergestellt, hat einen Belag von Holz,
an den Seiten Schutzgitter von starkem Drahtgewebe und oben eine
hölzerne Schutzdecke, welche herausnehmbar ist. Die ganze Con-
struction des Fahrkorbes ist so leicht als möglich gehalten.
Die Führung des Fahrkorbes erfolgt an Seitenführungen von C-Eisen,
an welche gleichzeitig auch die Fangvorrichtung angreift und beim
Reifsen des Förderseiles ein Festklemmen des Fahrkorbes an die Seiten-
tührungen verursacht. Die einfache und unbedingt sichere Fangvor-
richtung besteht aus den zu beiden Seiten angeordneten und in den
unteren Führungsstücken des Fahrkorbes gleitenden Fangkeilen a a,
welche durch Zugstangen bb mit den Hebeln cc verbunden sind. Letztere
greifen mit ihren inneren Enden an einen Bügel d, welcher den oberen
Querträger e des Fahrkorbes und eine darunter liegende kräftige Blatt-
feder f umfafst. An diesem Bügel d ist in einer gufseisernen Glocke g
auch das Förderseil h befestigt.
Die Wirkung der Fangvorrichtung ist derartig, dafs, sobald das
Förderseil h reifst, die Blattfeder f sich sofort nach unten durchbiegt,
den Bügel d herunterzieht und durch Drehung der Hebel cc, die Keile aa
mittels der Zugstangen bb so weit ^hochzieht, dafs sie sich zwischen die
unteren Führungsstücke des Fahrkorbes und die C-Seitenführungen fest-
klemmen und den Fahrkorb sofort aufhalten. Der ganze Vorgang der
Fangwirkung tritt beim Reifsen des Förderseiles so schnell ein, dafs der
Fahrkorb überhaupt nicht zu Fall kommen und eine beschleunigte Ab-
wartsbewegung einnehmen kann. Das Festklemmen an den Seiten-
führungen geschieht aufserdem fast stofsfrei und wird durch erhöhtes
Gewicht des Fahrkorbes, also bei Förderung von Lasten, noch ent-
sprechend verstärkt. Die Wirkung der Fangvorrichtung ist also unter
allen Umständen eine unbedingt sichere und zuverlässige.
Die Lösung der Fangvorrichtung erfolgt nach Wiederanschlufs des
Förderseiles durch einfaches Hochziehen des Fahrkorbes, wobei die
einzelnen Theile der Fangvorrichtung sofort in ihre ursprüngliche Lage
zurückkehren.
c) Steuerstange mit Stellvorrichtung. Schachlverschlufsthüren mit Ver-
riegelungen (Fig. 6). Die Steuerung des Warenaufzuges erfolgt durch
eine besondere Steuerstange o, welche an dem ganzen Fahrschachte
entlaug geführt ist und durch einen in jedem Stockwerke angebrachten
Hebel b verstellt wird.
Die Stange a steht durch ein über entsprechende Leitrollen ge-
führtes Drahtseil mit der Ausrückvorrichtung der Aufzugmaschine in
-]'jt') Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Verbindung und wird durch ein an der Aufzugmaschine angebrachtes
Gegengewicht vollständig ausbalancirt, so dafs bei dem Ein- und Aus-
rücken des Aufzuges nur der geringe Widerstand zu überwinden i*t,
welchen die Verschiebung der Riemen und die Ausrückung des Brems-
hebels an der Aufzugmaschine erfordert.
Um die Steuerung so einstellen zu können, dafs sich der Fahrkorb
in einem bestimmten Stockwerke selbsthätig ausrückt, sind in den
einzelnen Stockwerken besondere Stellvorrichtungen defg, durch welche
die Steuerstange gedreht werden kann, sowie auf der letzteren Anstofs-
finger h angebracht. Diese Finger sitzen in senkrechter Richtung so
auf der Stange, dafs bei entsprechender Drehung derselben stets nur
ein solcher nach dem Fahrschachte zu gestellt und von einem an dem
Fahrkorbe befestigten Ausrückfinger zur Verschiebung der Stange er-
fafst werden kann. An dem Handgriffe d der Stellvorrichtung befindet
sich noch ein Zeiger mit zugehörigem Zifferblatte, nach welchem die
genaue Einstellung der Steuerung für ein bestimmtes Stockwerk leicht
auszuführen ist. Gleichzeitig kann man an diesem Zifferblatte auch
sofort erkennen, in welchem Stockwerke sich der Fahrkorb befindet,
so dafs diese Stellvorrichtung zugleich auch eine zuverlässige Anzeige-
vorrichtung für die Stellung des Fahrkorbes bildet.
Die Schachtverschlufsthüren sind mit einer Verriegelungsvorrichtung
für die Steuerstange versehen, welche so construirt ist, dafs schon bei
dem Herunterdrücken des Thürdrückers i eine Verschiebung der Riegel kk{
und Feststellung der Steuerstange erfolgt. Wird die Thür dann ge-
öffnet, so schiebt sich der Riegel k{ noch weiter zwischen die zur Fest-
stellung auf der Steuerstange sitzenden Stellringe. Das Schlofs an den
Schachtthüren ist so construirt, dafs die geöffnete Thürklinke nicht früher
geschlossen werden kann, als bis die Thür fest zugedrückt worden ist,
so dafs also die Verriegelung der Steuerstange auch erst in diesem
Augenblicke gelöst wird.
Ueber der Thürklinke an den Schachtverschlufsthüren ist eine
zweite Verriegelung / angebracht, welche den Zweck hat, die Schacht-
thüren so lange verschlossen zu halten, als der Fahrkorb nicht in dem
betreffenden Stockwerke ist. Die Verriegelung wird, sobald der Korb
in dem Stockwerke ankommt, durch ein an ihm befindliches Curven-
siück zurückgeschoben, worauf die Thür geöffnet werden kann. Wenn
nach Schliefsung der Schachtthüre der Fahrkorb das Stockwerk vei'läfst,
wird durch die Verriegelung / auch sofort die Klinke des Thürschlosses
verriegelt und ein Oeffnen der Thür unmöglich gemacht.
Aufzüge von M. Marlin in Bitterfeld.
Das Charakteristische der Construction besteht in Folgendem:
1) Der Fahrstuhll)C'(riel) ist durch Seil ohne Ende hergestellt; zu-
folge dessen keine Geschwindigkeitsveränderung stattfindet.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 497
2) Behufs Regulirung der Geschwindigkeit beim Abwärtsgange des
Fahrstuhles ist die Bremse durch Regulator beeinflufst.
3) Die Einrückung des Fahrstuhles für den Betrieb, sei es nach
ober- oder unterhalb, ist derartig, dafs die Zugseile und Hebel in der
eingerückten Stellung fest stehen bleiben, es also nicht erforderlich ist,
solche während der Fahrt in Händen zu halten.
4) Die Fahrstuhlöffnung wird durch eine Stange verschlossen, welche
für die Benutzung des Fahrstuhles, d. h. für das Besteigen bezieh. Be-
frachten desselben, zu heben, und für die Inbetriebsetzung des Stuhles
wieder in ihre abschliefsende Stellung zurückzubringen ist. Bei so nicht
verschlossener Fahrstuhlöffhung ist der Antrieb gesperrt.
5) Der Abschlufs des Fahrstuhlschachtes auf der Zugangsseite ge-
schieht nicht durch Thüren, sondern durch Gitterwerk aus elastischem
Stoffe oder aus geschlossenem ZeugstofFe, wie Leinwand, Gurtgewebe
o. dgl., welcher, die Stuhlöffnung frei lassend, stets die sämmtlichen
Etagen gegen den Schacht abschliefst.
6) Ohne dafs besondere Vorrichtungen erforderlich sind, rückt sich
der Fahrstuhl in höchster Stellung selbst aus und bleibt in niedrigster
Stellung, d. i. beim Berühren des Fufsbodens, stehen.
7) Ebenso bedarf es keiner weiteren Vorrichtung, um in jeder
Etage sofort zu erkennen, wo sich der Stuhl gerade befindet.
8) Die Sicherheit gegen Unfall durch Seilbruch ist eine dreifache,
und zwar einmal durch Anwendung mehrfacher Tragseile für den Fahr-
stuhl, sowie ferner durch Verwendung einer Fangvorrichtung, welche
vom Stuhle aus jederzeit willkürlich in Function zu setzen ist, als auch
beim Reifsen der Seile selbsthätig sicheres Fangen des Stuhles veranlafst
und ohne Stofs wirkt.
Durch die Buchstaben o bis h (Fig. 7 und 7a) ist der dargestellte
Betrieb des Fahrstuhles bezeichnet und ist die festgelagerte, continuirlich
drehende Antriebs-Transmissionswelle mit dem treibenden Keilrade b
versehen. Die zweite Welle trägt das zu treibende Keilrad d und zwei
sogen. Klemmseilscheiben, welche als Träger der Seile ohne Ende, mit
denen der Fahrstuhl A selbst fest verbunden ist, den Auf- und Abtrieb
des letzteren vermitteln. Diese Seile ohne Ende, deren zwei oder mehr
zur Anwendung kommen können, wovon jedes die nöthige Trag-
fähigkeit besitzt, sind über die im unteren Theile des Fahrstuhlschachtes
liegenden Spannrollen geführt und ist ein Gegengewicht S in dieselben
eingeschaltet.
Mit der vorstehend bezeichneten Fahrstuhl winde ist eine durch
Regulator beeinflufste Bremse verbunden, wodurch die Geschwindigkeit
des herabgehenden Fahrstuhles nach Belieben regulirt werden kann.
Diese Bremse besteht aus einem einfachen, drehbar befestigten Brems-
klotz d{ , welcher in die Vertiefungen des Keilrades d pafst und durch
Einsenken in dieselben hemmend wirkt. Der Regulator wird von der
Dingler's polyt Journal Bd. 277 Nr. 11. 1890 111. 32
4(.is Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Keilradwelle mittels Kettenvorgeleges angetrieben und wird durch
das an der getriebenen Kettenrolle befindlicbe Klinkrad l nur beim Ab-
wärtsgehen des Stuhles in Bewegung gesetzt. Tritt hierbei eine plötz-
liche Hemmung des Fahrstuhles, sei es durch Arretirung oder Ankunft
in tiefster Stellung ein, so läuft sich der Regulator ruhig aus, so lange
die Beharrung seiner Schwungkraft dauert. Nur der Einflufs auf die
Bremse hört mit dem Momente der Arretirung auf.
Das In- und Aufserbetriebsetzen des Fahrstuhles wird durch Ein-
und Ausrücken der beiden Keilräder b und d bewirkt, welche durch
Friction die Bewegung übermitteln. Dies In- und Aufserfunctionsetzen
genannter Räder geschieht durch Heben oder Senken der Hebel p, auf
deren kurzen Schenkeln die Welle des getriebenen Keilrades d ge-
lagert ist. Die so zu ertheilende Bewegung der Hebel p wird bewirkt
durch die Schnur ohne Ende </, wodurch die Rolle qi , sowie die mit
dieser durch Sperrstangen verbundene Rolle </., in Rechts- oder Links-
drehung versetzt werden kann. Durch die mittels der Sperrstangen S\ s2
begrenzten Stellungen dieser Rollen wird das Keilrad d einmal in das
Keilrad b geschoben und andererseits in die Bremse d{. Erstere Lage
bedingt das Aufwärtsgehen des Fahrstuhles, letztere den Stillstand —
eine Mittelstellung gibt den Stuhl frei und gestattet so das Sinken des-
selben durch eigene Schwere, in welch letzterem Falle, wie bereits er-
wähnt, der Centrifugalregulator die Bremse nur in soweit activ erhält,
als für die Hemmung der durch den freien Fall der Last bedingten Ge-
schwindigkeitsvergröfserung erforderlich ist. — Die Bewegung der Schnur
ohne Ende — der Zugleine — für das Inthätigkeitsetzen des Fahrstuhles
kann von jeder Etage aus vom Fahrstuhle selbst als auch von aufser-
halb des Schachtes geschehen, und wird durch das erwähnte Gesperre
der Rollen q{ und q2 die Zugleine in jeder der gegebenen Stellungen
so lange festgehalten, bis dieselbe mittels der Hand wieder in Bewegung
gesetzt wird.
Um den genannten Hebel p nun auch festsperren zu können, ist
nachstehend beschriebene Vorrichtung angebracht. Dies Festsperren ist
ungemein wichtig, da während des Be- oder Entladens des Fahrstuhles
der Arbeiter sicher sein mufs, dafs ihm nicht der Fahrstuhl durch dritte
Personen aus einer anderen Etage vielleicht nur halb ent- oder beladen
wieder entführt wird.
Um also dies zu vermeiden, ist an der Zugstangenseite des Fahr-
Btuhlee ( ine auf- und abwärts drehbare Stange angebracht, welche an
ihrem Drehpunkte mit einem excentrischen Einschnitt versehen ist. In
diesem Einschnitte wird während des Drehens ein am Stuhle befestigter
Klemmapparat, welcher die zu Seiten des Fahrstuhles herabhängenden
Zugseilenden umschliefst, durch Auf- oder Abwärtsbewegung der Stange
in Function gesetzt, so dafs bei aufgehobener Stange, wo also erst die
Be- oder Entladung des Stuhles erfolgen könnte, derselbe nicht ander-
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 499
weitig in Betrieb gesetzt werden kann. Nach geschehener Benutzung
ist die Stange zu schliefsen, d. h. niederzudreheu und damit also der
Stuhl wieder der beliebigen Benutzung übergeben.
Der Abschlufs des Fahrstuhlschachtes auf der Zugangsseite zum
Stuhle geschieht hier in ganz eigentümlicher Weise durch Leinwand,
Netzwerk von Hanf, dünnen Draht oder andersartige elastische Stoffe.
Die Figur zeigt hier eine zwischen zwei Seilen an den Abschlufsstellen
befestigte Leinwand und ist diese einmal an der Schwelle des Fahr-
stuhlgerüstes befestigt und an der vorderen Seite des Schachtes in der
Weise hochgeführt, dafs sie, dem Fahrstuhle die vordere Oeffnung frei
lassend, solchen von drei Seiten umspannt. Dieselbe geht oberhalb des
Stuhles wieder senkrecht aufwärts, bis sie über dem Schachte auf Rolle u
befestigt endet. Diese Rolle dient gleichzeitig nebst dem Sperrrädchen r
dazu, die betreffende Wand immer gespannt zu erhalten und so einen
um so gesicherteren Abschlufs zu geben. Am Fahrstuhle sind an den
Punkten, wo diese Wand solchen umspannt, Rollenführungen ;r, u^, m^,«^
angebracht, so dafs keinerlei Erschwerung im Aufwärtsgange desselben
statttindet.
Trotz der bequemen Spannung dieser elastischen Wand wäre es
möglich, dafs, wenn der Stuhl ganz unten oder oben im Schachte sich
befindet und viele Etagen vorhanden sind, die dann ganz frei hän-
gende Wand zu viel Elasticität erhielte und beim Anpralle gegen die-
selbe etwas stark federte. Um dies zu vermeiden, sind in jeder Etage
unter der Balkenlage einfache Winkelhebel x mit unregelmäfsigen
Schenkeln angebracht, welche, beim Passiren des Fahrstuhles bei Seite
gestofsen, sich sofort wieder hinter die elastische Wand stellen und so
ein Zurückdrücken derselben stets verhindern.
Unter 6) der Constructionsbedingungen ist gesagt, dafs der Fahr-
stuhl in höchster Stellung selbst ausrückt. Dies geschieht einfach dadurch,
dafs die bei Beschreibung der Sperrvorrichtung erwähnte Seilklemme
an einen in diesem Seile an entsprechender Stelle angebrachten Knoten y
stöfst und so das Seil hebt, wodurch der während des Betriebes er-
forderliche Eingriff der Keilräder b und d aufgehoben und der Fahrstuhl
aufser Betrieb gesetzt wird. In tiefster Stellung, also auf dem Fufs-
boden im Parterre angelangt, wird der Fahrstuhl, da er durch Seil
ohne Ende seine Bewegung erhält, jedesmal ohne Weiteres stehen
bleiben und die Bewegung der Winde aufhören.
Das unter 7) erwähnte Erkennen des Standes des Fahrstuhles erklärt
sich dadurch, dafs es nur erforderlich ist, an die den Fahrstuhl be-
wegenden endlosen Seile oder auch an die elastische Wand für jede
Etage verschiedene Zeichen anzubringen und man wird stets auf den
ersten Blick wissen, wo derselbe zu suchen ist.
Die unter 8) erwähnte Sicherheit gegen Unfall bei Seilbruch ist in-
sofern eine dreifache, als einmal jedes der beiden Triebseile für sich
500 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
reifsen kann, ohne zunächst einen Einflufe auf den Gang des Fahrstuhles
zu äufsern. Erst wenn sämmtliche Seile gerissen, kommt die Fangvor-
richtung zur Wirkung. Diese letztere besteht aus zwei Keilen z, welche
zu beiden Seiten des Fahrstuhles an den Führungssäulen entlang gleiten,
auf welche beim Reifsen der Seile der frei fallende Stuhl aufläuft. Dies
geschieht ohne Stofs und die Wirkung mufs eine unbedingt sichere sein,
weil die Keile z mit der elastischen Wand durch das Hebelsystem a in
Verbindung stehen, welche bei Seilbruch vom frei fallenden Fahrstuhle
in Spannung gesetzt wird, da letzterer ohne Halt gleichsam in diese ihn
umgebende Wand hineinfällt, und so die eigene Schwere desselben als
spannendes und die Keile festziehendes Moment wirkt. Diese Fang-
vorrichtung ist in einer Hinsicht sicherer als die bis jetzt bestehenden.
da sie nicht von Federkraft abhängig ist, die bekanntlich unzuver-
lässig wirkt. Aufser durch die elastische Wand können nun die Fang-
keile auch jeden Augenblick durch die schrägen Hebel angehalten
werden, was, da selbige mit den Keilen abbalancirt sind, durch den
leisesten Druck oder Anziehen der am anderen Hebelende angebrachten
Schnur geschehen kann, so dafs man im Stande ist, jeden Augenblick
vom Stuhle aus diesen festzufangen, unabhängig vom Antriebe desselben.
Diese letztere Vorrichtung kann auch als sogen. Nothboden construirt
werden, nöthig ist er nicht.
Bei den Fangvorrichtungen, welche durch die Wirkung einer Feder
die Bremsung mittels Excenters bewirkten, war die Spannung der Feder
noch zu viel abhängig von der Belastung des Fahrstuhles, und da die
gute Wirkung einer gespannten Feder gar zu sehr von der gehörigen
Kraft des Einschiagens der Excenter, als auch von der Schnelligkeit
derselben beim Seilbruch abhängig ist, so war es recht wünschenswerth,
letztere beliebig stark wählen zu können. Dies kann nur geschehen,
sobald solche unabhängig von der Gröfse der Belastung ist. Deshalb
ist für die Spannung der Feder ein Zwischenglied gegeben, aus einem
auf der Rückwand des Fahrstuhles oder dessen Boden festgelagerteu
Hebel bestehend. Am langen Arme dieses Hebels ist das Seil bezieh.
Kette, Gurt u. s. w. des Fahrstuhles befestigt, der kurze Arm aber
dient als Klinke eines Sperrrades p, welches letztere in Mitte der Ex-
centerwelle f befestigt ist. Die Drehung dieser Welle, welche noch die
Kraft der angespannten Federn in sich trägt, wird auf diese WTeise ge-
sperrt, so lange die Last des Fahrstuhles au dem langen Hebelarme den
Hebel in der Sperrung festhält. Sobald der Fahrstuhl abreifst, wird die
Sperrung sofort frei und die Feder schlägt die Excenter ein. Da das
Hebelverhältnifs beliebig grofs hergestellt werden kann, so folgt, dafs
mit der Last des Fahrstuhles eine beliebig grofse Federkraft zu sperren
ist, die Federn selbst müssen durch Drehung der Excenterwelle be-
sonders gespannt werden.
In Fig. <S ist eine doppelte Fangvorrichtung, mit von einander uu-
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 501
abhängigen Theilen dargestellt;* der Fahrstuhl mit einfacher Fangvor-
richtung ist für Riemen oder Gurt, der doppelte für Kette eingerichtet.
Die Fahrstuhlthüre wird selbsthätig ohne jegliches Zuthun des
Arbeiters geöffnet und geschlossen. Der Fahrstuhl gelangt nicht eher
in Betrieb, als bis die Thür geschlossen ist, während die Thür sich
nicht früher öffnen kann, als der Fahrstuhl zum Stillstande gelangt ist.
Die in Fig. 9 und 9a dargestellte hydraulische Bremse hat den Zweck,
eine in drehender Welle wirkende Kraft oder Geschwindigkeitsleistung zu
reguliren und nötigenfalls zu hemmen. Dementsprechend dient selbige im
\niliegenden Falle bei Anwendung auf Fahrstühle und Winden dazu,
eine an drehender Welle befestigte und sich abwärts bewegende Last
unter sehr gleichmäfsiger Geschwindigkeit herabsinken zu lassen, so
dafs die Fallgeschwindigkeit und die Abnahme der Umfangsgeschwindig-
keit, wie beispielsweise bei durch Riemen angetriebenen Fahrstühlen,
ebenso wenig von Einflufs werden kann, wie innerhalb gewisser Grenzen
eine Vergröfserung oder Verkleinerung der Last. Auf der Lastwelle a
ist ein scheibenförmiger Körper b mittels Feder und Nute befestigt,
welcher mit beispielsweise vier radialen Schlitzen von ungefähr der
halben Länge seines Radius versehen ist. In diese Schlitze werden die
Bremsbacken c lose eingeschoben und an einem vollständigen Heraus-
fallen bei Drehung der Welle durch Gleiten in einer excentrischen Aus-
bohrung des den Körper b umschliefsenden Gehäuses d verhindert.
Oberhalb der excentrischen Ausbohrung findet sich in dem Gehäuse
noch ein sichelförmiger Raum vor, und dieser wird durch den Steg e
in zwei Abtheilungen geschieden. Es ist ersichtlich, dafs, wenn die
hohlen Räume des Gehäuses d mit Flüssigkeit ausgefüllt werden, eine
Drehung der Wellen nicht stattfinden kann, da, sei es, dafs die Welle
nach rechts oder links bewegt werden soll, stets eine Pressung der
Flüssigkeit gegen den Steg e stattfinden wird. Versieht man aber diesen
Steg mit einer Oeffnung *", so kann eine Drehung der Welle erfolgen,
und zwar um so schneller, je gröfser diese Oeffnung gehalten wird.
Hierauf beruht das Prinzip der Bremse, und ist wohl ohne Weiteres
einleuchtend, dafs durch Vergröfserung oder Verkleinerung der Oeffnung
im Stege e auch die Pressung der Flüssigkeit und damit die Geschwin-
digkeit der Lastwelle geregelt werden kann. Dies geschieht nun bei
vorliegender Construction durch Drehung des Stellrades f an der
Schraubenspindel g als der hier einfachsten anwendbaren Anordnung;
es kann aber diese Spindeldrehung eben auch durch Regulator oder das
Zugseil für die Inbetriebsetzung des Fahrstuhles bewirkt bezieh, beein-
flufst werden, so dafs die Regulirung solcher Bremse nach jeder Richtung
hin ermöglicht werden kann.
Die Hähne bezieh. Schrauben o dienen dazu, um den Bremskörper d
mit Flüssigkeit zu füllen bezieh, zu entleeren. Der Bremskörper </,
welcher keine Bewegung erhalten darf, mufs durch Verschrauben mit
502 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
dem Lagerbocke der Welle vor Drehung gesichert werden und auf der
Welle selbst ist derselbe mittels Stopfbüchse abzudichten. Für vor-
liegenden Fall, wo die Bremse nur nach einer Richtung, d. h. beim Ab-
gange des Fahrstuhles, zu wirken hat, ist in dem Stege e noch eine
zweite Oelmung angebracht, welche durch eine Klappe n abgeschlossen
ist, die sich beim Aufwärtsgange des Fahrstuhles so weit öffnet, dal*
sich der Druck bezieh, die Pressung in der Bremse aufhebt. Beim
Abwärtsgange verschliefst dagegen der Druck diese Oeffnung und die
regulirbare Oeffnung t ist allein für die Bremsfähigkeit mafsgebend.
Briegleb, Bansen und Co. in Gotha stellten aus: 1) Einen Fahrstuhl
für Personen mit patentirtem Schraubenbetrieb. 2) Einen Fahrstuhl für
Lasten mit Sicherheitsvorrichtung gegen Kettenbruch und Einstürzen von
Personen in den Fahrschacht. 3J Verschiedene Sicherheitswinden, System
Stauffer-Megy und Stauff er- Henkel.
A) Der Fahrstuhl für Personen (Friedrich Hansens Patent). Bei
diesem Aufzuge wird der Fahrstuhl durch zwei symmetrisch an zwei
Seiten desselben angeordnete Schraubenspindeln auf und nieder bewegt.
Letztere werden unten durch eine liegende Welle mittels Kegelräder
und eines gekreuzten und eines offenen Riemens angetrieben. Die
Muttern der beiden Schraubenspiudeln sind am Fahrstuhle gelagert und
erhalten durch eine einfache Vorrichtung eine der Bewegungsrichtung
der Schraubenspindeln entgegengesetzte Drehung. Hierdurch wird die
Fahrgeschwindigkeit verdoppelt, Diese Geschwindigkeitsverdoppelung
macht es möglich, unter Erzielung der üblichen Fahrgeschwindigkeit
mit der Umlaufsgeschwindigkeit der Schraubenspindeln innerhalb prakti-
scher Grenzen bleiben und den Schraubengängen eine so geringe Stei-
gung geben zu können, dafs ein Niedergehen des Fahrstuhles nicht mehr
stattfinden kann, selbst wenn sämmtliche die Spindeln antreibenden
Räder ausgerückt oder gebrochen sein sollten.
Die Hubhöhe des ausgestellten Schraubenfahrstuhles beträgt 4m,6.
Durch zweckmäfsige Verkuppelung mehrerer Schraubenspindeln und
Anbringen beweglicher Führungslager, lassen sich diese Fahrstühle ohne
Schwierigkeiten für jede beliebige Förderhöhe einrichten.
B) Der Fahrstuhl für Lasten. Au diesem Fahrstuhle sind zwei
kalibrirte Krahnketten befestigt. Die eine führt zu einer Sicherheits-
winde, System Stauff er- Henkel, und dient zum Auf- und Niederfähren,
die andere Kette führt über einen Geschwindigkeitsregulator und dient
in Verbindung mit letzterem als Fangvorrichtung derart, dafs bei einem
Bruche der Lastkette dieser Regulator ein Niedergehen des Fahrstuhles
mit einer gewissen, mäfsigen und constanten Geschwindigkeit bewirkt.
Zur Verhütung des Hinabstürzens von Personen in den Fahrschacht
ist die Anlage mit einer Einrichtung ausgerüstet, welche die Ingang-
setzung des Fahrstuhles unter allen Umständen verhindert, so lange die
nach dem Fahrschachte führenden Thüren nicht verschlossen sind, und
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 503
welche das Oeffnen dieser Thüren verhindert, so lauge der Fahrstuhl
im Auf- oder Niederfahren begriffen ist. Nur diejenige Thür läfst sich
öffnen, hinter welcher der Fahrstuhl bewegungslos, zum Beladen be-
reit, steht.
In der tiel'sten und in der höchsten Stelle bleibt der Fahrstuhl von
selbst stehen.
Die Firma Briegleb, Hansen und Co. zieht die oben beschriebene
Fangvorrichtung, den Geschwindigkeitsregulator in Verbindung mit einer
zweiten am Fahrstuhle befestigten Kette, den anderen Fangvorrichtungen
vor, weil diese unter allen Umständen sicher und ohne Stofs wirkt,
während jene Fangvorrichtungen nicht immer sicher wirken, nament-
lich dann nicht, wenn zwischen der Bruchstelle und dem Fahrstuhle
eine beträchtliche Ketten- oder Seillänge liegt. In diesem Falle pflegt
die Fangvorrichtung erst in Thätigkeit zu treten, wenn der Fahrstuhl
schon eine erhebliche Fallgeschwindigkeit angenommen hat. Ist aber
bezüglich letzterer erst eine gewisse Grenze überschritten, so sind die
einzelnen Theile der Fangvorrichtung der den fallenden Theilen inne-
wohnenden lebendigen Kraft nicht mehr gewachsen und brechen in
Folge des unvermeidlichen, den Eintritt ihrer Thätigkeit begleitenden
heftigen Stofses entweder in Stücke oder sie versagen in irgend einer
anderen Weise den Dienst.
C. Die Sicherheitswinden. Die Winden nach Stauffer-Megy eignen
sich hauptsächlich für den Handbetrieb. Sie haben den Vorzug, dafs
die Last nicht niedergehen kann, wenn man die Handkurbeln losläfst,
und dafs beim Niedergehen der Last die Handkurbeln sich nicht be-
wegen und dafs folglich kein Unheil durch rotirende Kurbeln entstehen
kann. Will man die Last niedergehen lassen, so braucht man nur auf
eine der Handkurbeln zu drücken. Ein Geschwindigkeitsregulator sorgt
dafür, dafs die Fallgeschwindigkeit eine gewisse Grenze nicht über-
schreitet.
Die Winden nach Stauff er- Henkel eignen sich hauptsächlich für
Kiemenbetrieb. Dieselben sind mit einer Bremse, an dessen Hebel ein
coustantes Bremsgewicht befestigt ist, und ebenfalls mit einem Ge-
schwindigkeitsregulator versehen. Beim Aufziehen der Last steht die
Bremsscheibe still, geht der Riemen auf die Losscheibe, so setzt sich
eine Klinke in die an der inneren Peripherie der Brernsseheibe an-
gebrachten Sperrzähne und die Last steht still. Lüftet man die Bremse,
so geht die Last unter dem Einflüsse des Geschwindigkeitsregulators
langsam nieder.
G. Luther, Maschinenfabrik und Mühlenbau-Anstalt in Braunschweig
führt das Modell eines Fahrstuhles mit sanft hemmender Fangvorrich-
tung vor. Dieselbe kennzeichnet sich dadurch, dafs die Hemmung bei
Seilbruch nicht plötzlich, sondern allmählich geschieht. Die Vorrichtung,
welche aus einer geschickten Vereiniguno; von Keil- und Rollenbremse
504 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
besteht, kann derartig verstell! werden, dafs sie für jede Last, bezüglich
für jede Fahrstuhlgeschwiudigkeit, den gewünschten Grad von Schnellig-
keit im Fangen hervorbringt.
Stieberitz und Müller in Apolda. Der seitens genannter Firma aus-
gestellte Fahrstuhl war in dem Brauereigebäude untergebracht.
Der Aufzug, der in Folge der programmmäfsigen Vorschriften eine
bestimmte Höbe nicht überschreiten durfte, i.^t in kleinen Dimensionen
mit niedrigsten Stockböhen ausgeführt Derselbe ist als Warenaufzug
COnstruirt und in erster Linie für Mälzereien und Brauereien zum Fördern
von Gerste, Malz und Grünmalz bestimmt
Der Fahrstuhl öffnet durch seine eigentümliche Einrichtung (H.Bock's
Patentanmeldung) selbsthätig die Zugänge des Fahrstuhlschachtes in den
jeweilig benutzten Stockwerken, während alle übrigen geschlossen bleiben,
und rückt, dort angekommen, selbsthätig die Aufzugmaschine aus, d. h.
der Fahrstuhl kommt vor dem geöffneten Zugange in richtiger Höhe
zum Stillstande. Diese Stellung verläfst der Stuhl erst wieder nach
geschehener Einrückung der Aufzugmaschine von Hand, dabei schliefst
sich der Zugang des Fahrschachtes wieder, und zwar selbsthätig, so
dafs der letztere sofort wieder gesperrt ist, wenn der Stuhl denselben
verlassen hat. Dafs dadurch in bester Weise einer grofsen Reihe von
Unglücksfällen, wie sie in den letzten Jahren an Aufzügen vorkamen,
vorgebeugt wird, ist augenscheinlich.
Der Vorgang ist kurz folgender: Der auf und nieder gehende Fahr-
stuhl erfafst durch einen Mitnehmer eine über zwei Rollen laufende
endlose Kette und treibt durch diese ein Wendegetriebe an, welches bei
passend eingerückter Kuppelung auf eine schwache Windewelle am
Schachtverschlusse wirkt und diesen ötlhet. Die Einstellung der Kuppe-
lung erfolgt in der bezüglichen Etage durch einen Handhebel, und dieser
bewirkt bei der Einstellung durch ein Segment eine Drehung des inneren
Steuergestänges der Aufzugmaschine, wodurch ein Anschlagknaggen in
die Bahn des oben erwähnten Mitnehmers gebracht wird, welcher die
Stillsetzung der Aufzugmaschine bethätigt Wird mehrfach aus den zu
benutzenden Stockwerken gefahren, wie es beispielsweise beim Ziehen
von Grünmalz der Fall ist, so erfolgt die Einstellung der beschriebenen
Einrichtung nur einmal, und der bedienende Wärter hat nach jeder
Fahrt weiter nichts zu thun, als am äufseren Theile des Steuergestänges
der Aufzugmaschine diese wieder einzurücken, also den Fahrstuhl wieder
in Bewegung zu bringen, worauf der Schlufs der Abfahrtöffnung, sowie
die Eröffnung der Anfahrtöffnung und die Stillsetzung des Fahrstuhles
von letzterer ganz selbsthätig erfolgt.
Der Verschlufs der Schachtzugänge kann wagerecht mittels Rou-
laden — wie im vorliegenden Falle — als auch senkrecht mit einfachen,
leichten Schiebethüren von Holz oder Eisenblech erfolgen, und stellt
sich das letztere bei genügender Stockhöhe, welche ja in den meisten
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 505
Fällen vorhanden ist, wesentlich einfacher als hier vorgeführt. — Die
ganze Einrichtung ist solid und sicher und der Abnutzung in geringstem
Mafse unterworfen und verbindet in Folge ihrer Einfachheit den Vor-
theil geringer Anlagekosten.
Weitere Sicherheitsvorrichtungen am Fahrstuhle sind:
1) Eine Fangvorrichtung {H. Boclis Patent), welche rasch, aber auch
vollkommen stofsfrei wirkt.
J) Ist als weitere Sicherung am Fahrstuhle die Einrichtung zum
Festlegen des Föi-dergutes durch zwei leicht hoch zu legende Bügel zu
erwähnen.
Der Betrieb der beiden vorbeschriebenen Einrichtungen wird durch
eine Reibungskuppelung (Patent Lohmann und Stolterfoht) bewirkt, welche
durch einen leichten Hebelschlag ein sofortiges, und zwar auch stofs-
freies Ein- und Ausrücken des Gesammtbetriebes ermöglicht. Ferner
sind alle Riemen durch zweckmäfsige Verkleidungen gedeckt, so dafs
ein Hineinziehen von Kleidungsstücken u. s. w. in den Betrieb vereitelt
ist, und auch ein etwa vorkommendes Reifsen oder Abfallen des Riemens
ohne schädliche Wirkung bleibt.
Schmidt, Kranz und Co. in Nordhausen a. H. (Sicherheitsvorrichtungen
Patent M. Hofsbach).
Fig. 10 ,gibt eine schematische Darstellung der Fangvorrichtung.
Dieselbe beruht auf der veränderlichen Geschwindigkeit zwischen zwei
fallenden Körpern. Der Aufzug ist demzufolge in zwei sich senkrecht
in einander verschiebende Theile getrennt, und zwar den Fahrstuhl mit
unbeweglichem Keile unterhalb des Lastbodens und den Fangapparat,
bestehend aus Fangstangen s mit flügelartig beweglichen Fangbacken f.
Zwischen beiden Theilen wird bei Seilbruch eine veränderte Fall-
geschwindigkeit erzielt.
Der Fangapparat ist somit gänzlich unabhängig von der Last oder
wechselnden Belastung und man kann z. B. durch einen ganz schwachen
Bindfaden die Fangstange im Fallen behindern und dadurch die sofortige
Verschiebung und Arretur des Fahrstuhles bewirken, einerlei ob der
Fahrstuhl mit 5 oder 50 Centner belastet ist.
Dieses Fallbehindern einer Fangstange ist die einzige Aufgabe und
dann die Ursache für die Verschiebung: der Fahrstuhl trifft mit seinem
Keile k die ihn erwartenden Fangbacken, und da dieselben flügelartig
beweglich dem geringsten Drucke nachgeben, so prefst die Last mittels
ihres Keiles k die Fangbacken wagerecht gegen die Spurlatten, und zwar
um so mehr, je gröfser die Last ist.
Das Aufhalten der Fangstangen bei Seilbruch geschieht selbsthätig,
und zwar:
Einestheils durch die Vorbremse am Kopfe des Fahrstuhles, wobei
die Vorbremsbacken vermöge der zurückschnellenden und in Ruhe
tretenden Tragfeder des Seiles gegen die Spurlatten geprefst werden.
506 Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
Es genügt aber schon allein eine einlache Aufwärtsbewegung der Vor-
bremsschenkel, denn dadurch wird die Fallgeschwindigkeit der Faug-
stangen verändert und die Verschiebung ist damit augenblicklich er-
folgt Zur weiteren Sicherheit aber sind noch zwei Reservehilfefedern
andersartiger Construction mit thätig.
Anderentheils durch eine mit den Fangstangen in Verbindung ge-
brachte Nothfangleiue, welche bei Seilbruch die Fangstauge aufhält,
und zwar ohne Verwendung irgend einer Feder, sondern durch Spann-
klemmvorrichtung. (Anwendung der Nothfangleine für den Fall eines
Bruches des Förderseiles zwischen Tragrolle und Aufzugsmaschine, sowie
des Treibriemens bei Bremsradbetrieb.)
Die Federn für die Vorbremswirkung können einzeln nicht versagen,
keinesfalls aber drei Federn verschiedenartiger Construction zugleich in
einem Momente, weil sie ja keinerlei Last zu überwinden oder zu
arretiren, oder eine Kraft zu äufsern haben.
Kühnle'sche Maschinenfabrik in Frankenthal, Rheinpfalz (Fahrstuhl-
bremse).
Eine Vorrichtung, welche es ermöglicht, Gewichte zur Bewegung
des Sperrwerkes anzuwenden, ist die vom Ingenieur J. K. Hillen-
brand erfundene und der A'üAn/e'schen Maschinenfabrik unter Nr. 44618
vom 2. November 1887 patentirte Fahrstuhlbremse bei zerrissenem
Förderseile. Während gewöhnlich das Sperrwerk auf den bewegenden
Schlitten selbst verlegt wird, bezweckend von hier aus bei Seilbruch
vorspringende Fangorgane an die Führungen anzudrücken, zeigt die vor-
liegende Construction die Umkehrung dieses Verfahren und bleibt des-
halb der Schlitten von allem Sperrmechanismus frei. Die Vorrichtung
bleibt stabil gelagert, ist zugänglich und controlirbar, wirkt nicht zer-
störend oder beschädigend und kann man sich von deren Wirksamkeit
zu jeder Minute versichern.
Ein solcher Aufzug befand sich in der Allgemeinen Deutschen Aus-
stellung für Unfallverhütung in Berlin im Betriebe. Ein kleineres Modell
in ' |0 der natürlichen Gröfse daselbst zeigte eine Combination desselben
Systems für gröfsere Höhen.
Die Fig. 11 führt uns diesen ersteren im gewöhnlichen Betriebe,
Fig. 12 denselben bei eingetretenem Seilbruche vor.
Die wesentlichen Theile sind hierbei: Das Balaucirelement b\ das
Verbiudungsgestänge desselben mit dem Kniehebel i, dieser selbst mit
angehängtem Gewichte r/, sowie die durch den Kniehebel i bewegliche
Schlittenführung e (bei gröfseren Höhen i und e in vermehrter Anzahl)
und zuletzt das Schlittenbremsstück /.-. — Die Wirkung beruht darauf,
dafs der Schlitten a durch Druck auf die Rolle c des beweglichen Balan-
eiers b das Gewicht </, welches etwas leichter ist als der Schlitten selbst,
hoch hält, bei Seilbruch aber, wie Fig. 12 zeigt, dieses fallen läfst, was
dann durch den Kniehebel i die Führung; e einwärts schiebt und den
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin. 507
Schlitten festklemmt oder aber auch vorspringende Klinken in die Fahr-
bahn schiebt. — Der ganze Apparat ist einfach und läfst sich bei mehr-
facher Anwendung des Kniehebels und der beweglichen Führung bis
zu den gröfsten Höhen ausführen, bei geeigneter Anordnung auch für
Bergwerkszwecke. Normalhöhe für eine Führung = 10ni. Hierbei mufs
bemerkt werden, dafs eine Betriebserleichterung durch Anwendung von
Gegengewichten zur Ausgleichung des Schlittengewichtes auch bei diesen
Aufzügen eintreten darf.
Fangvorrichtung von Oltomar Erfurth in Teuchern (Fig. 13).
Die besondere Einrichtung der Hemmvorrichtung ist folgende:
Ueber der Fahrstuhlmitte befindet sich die Seilschiene A, an welcher
das Seil angreift. Unterhalb des Seilangriffspunktes befindet sich der
feste Bolzen 6, bei welchem die Scherenschenkel E und F drehbar ver-
bunden sind, letztere sind wiederum bei c und d mit den Schenkeln B
um Bolzen drehbar verbunden. Mit dem Bolzen b sind die Widerlags-
oder Führuugsplatten G verbunden, welche mit rechtwinkligen Ansätzen
hinter die glatte Gleitschiene H des Fahrstuhles greifen. Die Führungs-
platfen sind mit centrischen Schlitzen h versehen, in denen sich die
Zapfen g der glatten Klemmrollen / auf und ab bewegen können.
Der Mechanismus wirkt nun folgendermafsen :
Der Fahrstuhl befindet sich in Gebrauchsstellung (vgl. Figur), d. h.
das Seil greift an der Schiene A an und letztere wird mit dem Scheren-
system gehalten, während die Last oder das Eigengewicht den Fahr-
stuhl abwärts zieht. Die Scherenschenkel werden aus einander gezogen,
wodurch die Rollen J weit von der Gleitschiene abzustehen kommen.
Reifst nun das Seil, so fällt sofort durch die eigene Schwere, verbunden
mit der freifallenden Last des Fahrstuhles, die Schiene abwärts, die
Scherenstücke klappen zusammen und hierbei gelangen die Klemm-
rollen J an die glatte Gleitschiene //, wodurch sie in der Abwärts-
bewegung eine Hemmung erfahren, und was zur Folge hat, dafs nun-
mehr die volle Last des Fahrstuhles als Bremskraft wirkt, so dafs sich
bei weiterem Abwärtsgehen die Rollen ohne Stofs festlaufen.
Um nun für diesen Moment ein Durchbiegen oder Ausweichen der
Gleitschienen B zu verhindern, dienen nunmehr die Ansätze der Platte G.
welche winkelrecht hinter die Gleitschienen H greifen, als Gegenlage
und bewirken eine sichere und unfehlbare Wirkung der Klemmrollen.
Die Kraft, welche das Festklemmen des Fahrstuhles bewirkt, steht
mit dem jeweiligen Gewichte des Fahrstuhles stets in bestimmtem Ver-
hältnisse, da immer die volle Last des Fahrstuhles die Scheren zusammen-
zieht bezieh, die Klemmrollen anprefst.
Zum Lösen genügt ein Emporziehen der Schiene A, wodurch die
Scherenschenkel aus einander gezogen und die Klemmrolleu von den
Gleitschienen abgebracht werden.
5< 18 Apparate zum Dämpfen and Ausrecken schlauchförmiger Wirkwaaren.
Will man die Wirkung der fallenden Seilschienen noch vermehren,
so kann am unteren Ende derselben eine Feder angebracht werden,
welche beim Seilbruche die Schiene um so schneller fortzieht und den
Hemmprozefs einleitet. Nöthig isl diese Feder nicht, da der Mecha-
dismus ohne solche ebenso sicher functionirt, jedoch ist sie als Anzug-
leder am Platze, um beim Anziehen des Seiles ein Rucken zu ver-
hindern.
Der Aufzug von A. Freissler in Wien war durch ein Modell veran-
schaulicht (Fig. 14).
Die Fangvorrichtung besteht aus zwei parallel mit dem Fahrstuhl-
tntger gelagerten Wellen a, a, welche an ihren vier Enden verzahnte
Kxcenter 6,6,6,6 tragen, die beim Reifsen der Tragkette d durch die
Evolutfedern c, c in die Führungssäulen e, e geprefst werden, wodurch
das Herabfallen des Fahrstuhles unbedingt und ohne Stofs verhindert
wird. Der Fangschirm ist aus einem Drahtgeflechte hergestellt, mit /", f
bezeichnet und unter dem Fahrstuhlträger entsprechend befestigt- er
hat den Zweck, etwa in den Aufzugsschacht herabfallende Gegenstände
oder die Tragkette beim Reifsen derselben aufzufangen und dadurch
Personen oder Güter vor Beschädigungen zu schützen. Die Barriere
besteht aus dem am Fahrstuhle befestigten Gleitprisma <?, welches beim
Auf- und Abfahren des Fahrstuhles die gekröpfte Welle h dreht und
den mit letzterer starr verbundenen Barrierebalken j selbsthätig öffnet
und schliefst.
Apparate zum Dämpfen und Ausrecken schlauchförmiger
Wirkwaaren.
Mit Abbildungen auf Tafel 27.
Das Dämpfen der wollenen Wirkwaaren hat den Zweck, die Fasern
der Fäden aus einander zu treiben, wodurch die Waare locker wird
und voller erscheint. Dieses Dämpfen erfolgte bisher gewöhnlich in
der Weise, dafs man die Waare in ein geschlossenes Gefäfs, einen
Dampf kästen, hing und in dasselbe Dampf einströmen liefs. Für die
ürolsen schlauchförmigen Stoffstücke von Rundwirkstühlen ist dieses
Verfahren unbequem und unvollkommen. Der vorliegende, durch das
D. K.P. Kl. 8 Nr. 49986 vom 16. April 1889 geschützte Apparat von
T. IVever in Chemnitz soll diesen Uebelstünden abhelfen. Der Dampf
dringt bei demselben nicht von aufsen in die Waare ein, sondern durch-
strömt dieselbe von innen nach aufsen, wobei sie zugleich nach mehreren
Seiten hin gestreckt und schliefslich flach zusammengelegt und auf-
gewickelt wird. Der Apparat besitzt nach Angabe der Fig. 1 bis 4
Tai'. 27 folgende Einrichtung.
Das Gefäfs a trägt ein im stumpfen Winkel gebogenes Rohr cb7
Neues von der Druckluft. 509
welches durch Trag- und Streckarme p s mit dem Gestelle für die
Wickelwalzen x y verbunden ist. Die beiden Streckarme s sind mit
ihrem Querstücke r in eine Rinne q am Ende des Tragarmes p ein-
gelegt, sie können aus demselben und vom Wiekelapparate entfernt
werden, und wenn das geschehen ist, so schiebt man das cylindrische
Waarenstück in trockenem Zustande über p c b hinweg, so dafs die
ganze Dämpf- und Streckvorrichtung innerhalb der Waare w sich be-
findet. Durch das Knierohr h wird nun Dampf iu das Rohr b einge-
lassen, derselbe stöfst an die Haube i und geht zwischen i und k hinaus
wobei das condensirte Wasser an k abläuft; er stöfst ferner an den
Boden e, welcher das Rohr c abschliefst, und er entweicht schliefslich
durch die Löcher o, die in dem unteren Theile von c angebracht sind
so dafs er auch zunächst die unteren Theile der Waare iv trifft und
theils dieselbe durchdringt, theils von unten nach oben steigt und somit
die ganze Waare durchströmt. Das Wasser, welches in dem Rohre
unter e sich noch bildet, läuft in einer Rinne d (Fig. 1 und 3) ab und
alles condensirte Wasser gelangt in das Gefäfs a, aus welchem es durch
den Hahn f abgelassen werden kann.
Der durch den Dampf feucht gewordene Waarenschlauch wird nun
zunächst nach oben und unten durch die Arme n mit den Bös,en /
(Fig. 1 und 4) gestreckt, über deren Rollen m die Waare sich hin weg-
zieht. Durch /), kann man die Spannstäbe n beliebig weit aus einander
spreizen. Sind weiter die Spannstäbe s wieder eingelegt worden, so
wird der Schlauch über dieselben nach vorn gezogen, durch sie und
ihre Rollen t, (Fig. 2) in die Breite gestreckt und endlich ausgebreitet
den Wickelwalzen x y zugeführt, welch letztere ihre Umdrehung durch
Kurbel x{ oder Riemenscheibe x2 erhalten. Die Welle «4 mit den
Gummiwalzen u wird durch die Riemenscheiben 2 schneller als die
Wickelwalze x gedreht, damit die Gummiwalzen u die Ränder der
Waare immer straff anziehen und letztere glatt zum Aufwickeln kommt.
Der Apparat ermöglicht ein vollkommenes Dämpfen, weil er gänz-
lich innerhalb der Waare steht und den Dampf durch letzteren hindurch-
führt: er bringt aber nicht Wasser in die Waare, sondern leitet das-
selbe in da ab; er streckt ferner die Waare sowohl lothrecht als auch
wagerecht und legt sie endlich glatt zusammen.
Neues von der Druckluft.
Gegen die Zweckmäfsigkeit der Druckluft in ihrer Anwendung zu Kral't-
MTilu-ilungsanlagen , insbesondere gegen die von Prof. Riedler aufgestellten
iiüii.stigen Annahmen macht sich eine sehr scharfe Gegnerschaft bemerkbar,
welche ausschliefslich im Lager der Elektrotechniker sich vorfindet. Die Elektro-
technik sieht sich sehr bedroht, da, wie bereits früher berichtet wurde, zur
Ausführung von Druckluftanlagen eine sehr kapitalkräftige deutsche Gesell-
schaft gebildet ist und in dieser seitens der elektrotechnischen Gesellschaften
510 Neues von der Druckluft
eine scharfe Concurrenz erblickt wird. Ist es der Elektrotechnik bisher auch
noch nicht gelungen, eine gröfsere kraftvertheilunusanlage in Betrieb zu setzen,
-,, scheinl doch — so weit die Rechnung einen Schlufs gestattet — erwiesen,
dafs die Ziffer des Nutzeffectes nicht wesentlich hinter der NutzzifTer einer
Druckluftanlage zurücksteht. Debertrieben ist allerdings entschieden die Be-
hauptung, dafiB die Druckluftanlage einer elektrischen Anlage weit nachstehe,
«ras Nutzungswerth und Nutzwirkung anbelange. Eine derartige Behauptung
rechtfertigt sich wohl schon deshalb nicht, weil eine sichere Berechnung des
Stromverlustes in Strafsenleitungen bisher nicht vorln
Qanz /weifellos ist der Umstand, dafs jedes der beiden streitigen Kraft -
vertheilungssysteme eigenartige besondere Vorzüge besitzt, um deren Willen
sicher in manchen Fällen der Ausschlag zu Gunsten eines Systems gegeben
werden wird. Ferner ist sicher anzunehmen, dafs eine Concurrenz von Druck-
luft und Elektricität in derselben Stadt beiden Systemen wirthschaftlich nicht
nützen, sondern nur schaden kann, dafs aber eine Verquickung beider Systeme
in derselben Unternehmerhand gewil's oft von Vortheil sich erweisen wird.
Die Anhänger der Druckluftvertheilung haben soeben eine grofse Nieder-
lage erlitten durch die Ablehnung des Concessionsgesuches zur Errichtung
einer Druekluftanlage in der Stadt Hannover. Gegen die Druckluft werden
in dem der Abweisung zu Grunde liegenden Gutachten viele Gründe angeführt,
welche rein örtlicher Natur sind, und es darf nicht übersehen werden, dafs
diese Gründe wahrscheinlich die endgültige Entscheidung schwerer beeinilufst
haben, als die vorgelegten technischen Erörterungen, welche sich in durchaus
allfälliger Kritik über das Druckluftsystem ergehen und dieses als schon jetzt
minderwerthiger gegenüber der elektrotechnischen Kraftvertheilung hinstellen.
Die Frage war für Hannover besonders schwerwiegend, weil dort bereits
ein städtisches Elektricitätswerk besteht, welches die Kraftvertheilung eben-
falls übernehmen will. Um sich hier keine gefährliche Concurrenz zu machen,
ist wahrscheinlich die Ablehnung des Concessionsgesuches erfolgt.
Das Gutachten, welches von Dr. 0. Gusinde ausgefertigt ist, ergeht sich
über diesen Punkt in folgenden Worten:
„Die Stadt besitzt eine eigene grofse und mit technischer Vollkommenheit
errichtete elektrische Centralstation. Dieselbe ist zunächst für Beleuchtungs-
zwecke bestimmt. Es ist aber selbstverständlich, dafs die Anlage auch moto-
rischen Zwecken dienen wird. Hierauf ist von vornherein Rücksiclit zu
nehmen. Denn so lange ein Elektricitätswerk ausschliefslich für Beleuchtungs-
zwecke benutzt wird, ist die erzeugte Energie theuer. Eine bei den Con-
sumenten nutzbare Energiemenge von etwa 1 KP-Stunde kostet in diesem
Falle etwa 35 bis 45 Pf. Dient das Werk aber gleichzeitig auch Tags über
für motorische Zwecke, so kann der Preis der elektrischen Energie für Kraft-
abgabe verhältnifsmäfsig billig bemessen werden, denn Verzinsung, Ab-
schreibung, Reparaturen, Gehälter und Löhne können zunächst fast aus-
schliefslich bei der LichÜieferung in Anrechnung kommen, bei der man an
theuere Preise gewöhnt ist. Voraussichtlich kann die Stadt den Kraftabnehmern
1 H?-Stunde für 15 bis 20 Pf. berechnen und trotz dieses mäfsigen Preises —
durch bessere Ausnutzung der Gesammtanlage auch Tags über — die Wirth-
BChaftlichkeit der Anlage erhöhen."
Besonders wird darauf hingewiesen, dafs bei einmal vorhandener Druck-
lnl'tanlage der Absatz des Elektricitätswerkes erschwert werden würde, weil
die Abnehmer bei der Verwendung von Druckluft beharren dürften, selbst
wenn ihnen der Bezug von Elektricität billiger geboten würde. (!)
Ohne auf die polemischen und lokalen Erörterungen der nach Lage der
Sache zweifellos wichtigen Denkschrift näher einzugehen, seien im Folgenden
einige technische Angaben derselben auszugsweise nach dem Elektrotechnischen
Anzeiger wieder gegeben:
Für eine allgemeine Energie-Vertheilung in grofsen Städten zu Kraft-
uud Lichtzwecken von einer Centralstation aus kommen bei dem heutigen
i der Technik vor allem in Betracht die Uebertragung durch Druckluft
und durch Elektricität.
Bei Beurtheilung des Werthes und der Lebensfähigkeit der beiden Ueber-
Neues von der Druckluft.
511
tragungsarten sind mafsgebend die Wirtschaftlichkeit bezieh, der Gesammt-
wirkungsgrad der Anlage, sowie die Vortheile und Nachtheile der besonderen
Betriebsverhältnisse.
Bei der Druckluft- Vertheilung treiben in der Centralstation aufgestellte
Dampfmaschinen unmittelbar Luftcompressoren. Die comprimirte Luft wird
in grol'se Windkessel geliefert und von da durch ein Rohrleitungsnetz den an
den Verbrauchsorten aufgestellten Luftmotoren zugeführt.
Unter Berücksichtigung der von den Professoren Radinger und Riedler
über die Pariser Druckluftanlage veröffentlichten Betriebsresultate wird man
als Wirkungsgrad der Reihe nach annehmen:
für die Dampfmaschinen 90 Proc.
„ „ Compressoren 77 „
„ „ Ventile 95 „
„ das Rohrnetz (wie bei Gasrohrnetzen) ... 93 „
Der Wirkungsgrad der Druckluftanlage einschliefslich des Rohrnetzes beträgt
demnach
0,90.0,77.0,95.0,93 = 0,61, d.i. 61 Proc.
Bei der Energie-Vertheilung auf elektrischem Wege treiben die Dampf-
maschinen in der Centralstation Dynamomaschinen an. Die von diesen er-
zeugte elektrische Energie wird durch kupferne Leitungen an die Verbrauchs-
stellen übergeführt und daselbst unmittelbar zur Beleuchtung oder durch
aufgestellte Elektromotoren zur Arbeitsleistung verwendet. Hierbei ist als
Wirkungsgrad anzunehmen :
für die Dampfmaschinen 90 Proc.
„ „ Dynamomaschinen 92 „
„ das Leitungsnetz 93 „
und der Wirkungsgrad der elektrischen Anlage mit Einschlufs des Leitungs-
netzes beträgt
0,90 . 0,92 . 0,93 = 0,77, d. i. 77 Proc.
Es ergibt sich somit ein wesentlicher Vortheil zu Gunsten der elektrischen
Kraftübertragung. Prof. Riedler hat nun eine Reihe von Verbesserungen und
Vervollkommnungen an Compressoren und Ventilen in Vorschlag gebracht,
nach deren Durchführung er den Wirkungsgrad bis zu 76 Proc. zu erhöhen
hofft. Die Verluste im Rohrnetz nimmt er aber, im Widerspruch mit den
Erfahrungen bei Gasrohrnetzen, als verschwindend an. Ob und in welchem
Mafse sich die ß»ecMer'schen Erwartungen erfüllen lassen, mufs die Zukunft
entscheiden.
Zur Beurtheilung des Gesammtwirkungsgrades sind ferner noch die bei
den Consumenten aufgestellten Luft- bezieh. Elektromotoren zu vergleichen.
Die Resultate der von Radinger bei der Pariser Druckluftanlage ange-
stellten Versuche sind in nachstehender Tabelle angegeben:
Lut'lrerbrauch (bei atmosph. Druck) für 1 nutzbare W-Stunde.
Bei Luftmotoren von
Ohne Vorwärmung
Mit Vorwärmung
10 ff
cbm
38
22
16
4 ff
cbm
52
30
22
1 ff
cbm
72
45
Mit Vorwärmung und Wassereinspritzung . .
27
Da nach den Angaben von Radinger und Riedler in Paris lebm Luft in
der Centrale 0.11366 indicirte ff-Stunden erfordert, betragen die Gesammt-
wirkungsgrade der Pariser Luftdruck-Uebertragung:
Bei Luftmotoren von
Ohne Vorwärmung
Mit Vorwärmung
.Mit Vorwärmung und Wassereinspritzung
Die eingeklammerten Zahlen sind die Wirkungsgrade, die sich nach Riedler
durch einzuführende Vervollkommung- noch erreichen liefsen.
10 ff
Proc.
(26) 23
(46) 40
(63)55
4 ff
Proc.
(19) 17
(35) 30
(46) 40
1 ff
Proc.
(14) 12
(23) 20
(37) 32
512
Neues von dir Dnu-k lull.
Bei den Elektromotoren kann man erfahmngsgemäfs bei Leistungen von
lo EP, 4 EP und 1 ff der Reihe nach Wirkungsgrade von 85, 80, 70 Proc. zu
Grande legen. Es betragen dann die Gesammtwirkungsgrade der elektrischen
Uebertragung bei Elektromotoren von:
10 ff
4 ff
1 ff
o,7 7. 0,85 = 65 Proc.
0,77 . 0,80 = 61 Proc.
0,77 . 0,70 = 54 Proc.
Der Vergleich der beiden letzten Tabellen zeigt, dafs die Uebertragung
durch Elektricität zweifellos wirtschaftlicher ist als durch Druckluft. Die
thatsächlichen praktischen Verhältnisse ergeben dasselbe Resultat.
In Paris kostet lcbm Luft 1,5 Cts. = 1,2 Pf. Derselbe Preis ist auch für
das Fürther Druckluftprojekt zu Grunde gelegt. Es ergeben sich hierbei
folgende
Preise für die nutzbare \Y -Stunde:
Ohne Vorwärmuns
10 ff
Pf.
46
26
19
4 ff
Pf.
62
36
26
1 ff
Pf.
86
55
Mit Vorwärmung und
Wassereinspritzung
32
Dem gegenüber liefern auf elektrischem Wege:
die Berliner Elektricitätswerke die EP-Stunde zu etwa 20 Pf.,
das Städtische Elektricitätswerk Königsberg die ff-Stunde zu etwa 20 Pf..
das Städtische Elektricitätswerk Gummersbach die ff-Stunde zu etwa 15 Pf.
und
das Eisenacher Elektricitätswerk die ff-Stunde zu etwa 12 Pf.
So weit unser Auszug aus dem GtmWe' sehen Gutachten. Der Streit wird
eine sichere Entscheidung erst erfahren, wenn in Deutschland gleichwertige
Anlagen nach beiden Systemen eingeführt werden.
Wenn im Vorstehenden aber behauptet, wird, dafs der Wirkungsgrad der
elektrischen Kraftübertragung 77 Proc, derjenige der Kraftübertragung durch
Druckluft nur 61 Proc. betrage, wobei allerdings zugegeben wird, dafs durch
Verbesserungen und Vervollkommnungen der Wirkungsgrad nach Riedler auf
76 Proc. gebracht werden kann, so darf in der Vergleichstabelle der Wirkungs-
grad des elektrischen Kabels nicht zu 93 Proc. gleich demjenigen der Druck-
luftleitung gesetzt werden. Dies erweckt offenbar den Eindruck, als ob die
Länge beim elektrischen Kabel keine Rolle spiele. Thatsache ist nun aber,
dafs in einer mittelgrofsen Stadt der Verlust in der Leitung bei Annahme
eines nicht zu starken, noch ausführbaren Kabelquerschnittes und bei Annahme
von Gleichstrom und niedriger Spannung mindestens 40 Proc. betragen würde.
Es ergibt sich daraus ein Gesammtwirkungsgrad für die elektrische Kraft-
übertragung von 0,9 . 0,92 . 0,6 — 50 Proc. gegenüber einem erreichbaren Wir-
kungsgrad von 76 Proc. bei Druckluftanlagen.
Was den Vergleich der Luftmotoren mit den Elektromotoren betrifft, so
mufs man auch hier mit den zu erreichenden Verbesserungen rechnen, also
vor allen Dingen mit dem Verbrauch an Luft bei entsprechender Vorwärmung,
Wassereinspritzung und angemessener Expansion und Üompression in gut
eonstruirten .Maschinen. I'riiU berechnet den theoretischen Verbrauch an Druck-
luft bei günstigen in der Praxis gul einzuhaltenden Vorbedingungen zu 7cbm
für die indicirte stündliche Pferdekraft. Mit Rücksicht auf den Verlust, welcher
bei Dampfmaschinen beobachtet wird, ist man jedenfalls berechtigt, den wirk-
lichen Verbrauch an Luft bei Maschinen von LO IP and darüber, welche mil
Eüxpansionsregulirung versehen sind, zu etwa lO'hm für die indicirte oder zu
[2cbm für die affective Pferdekraft und stunde anzunehmen. Hierbei gehen
wir ganz sicher, da ein so Btarker Verlust wie bei Dampfmaschinen durch
Condensation des Dampfes im Cylinder, bei Luftmaschinen wegen des schlechten
Neues von der Druckluft. 513
Leitungsvermögens der Luft keinesfalls statt hat. Statt der letzten Zahlen-
reihe der Tabelle des erwähnten Aufsatzes
„Luftverbrauch für die nutzbare KP-Stunde"
bei Luftmotoren von 10 ff 4 ff 1 ff
16 22 27cbm
wäre 3/4 der Werthe zu setzen, also 12 16,5 20cbm.
Der Cubikmeter Druckluft, bezogen auf atmosphärische Pressung und
Temperatur, kann aber schon zu einem Preise von 0,7 Pfennigen verkauft
werden, wobei die Druckluftgesellschaft noch sehr gute Geschäfte macht. Der
Pariser Einheitspreis von 1,2 Pf. ist hierbei gar nicht mafsgebend, da er viel
zu hoch ist. Wir erhalten also das Resultat, dafs bei Luftmotoren die nutz-
bare ff-Stunde in mittelgrofsen Städten
bei 10 ff 4 ff 1 ff
nicht 19 26 32 Pf., sondern nur
— .? = —, d. i. . . 8,3 11,4 14 Pf. kosten würde.
12 4 481
Die Sache kehrt sich also gerade um, und es erscheinen sogar bei kleinen
Kraftleistungen die Luftmotoren vollkommen concurrenzfähig mit elektrischen
Motoren. Die Behauptung Radinger's, dafs bei Wassereinspritzung der Kohlen-
verbrauch für die Stunde und Pferdekraft nur 0,3 Pf. koste, ist durchaus zu-
treffend und deckt sich vollkommen mit dem durch Rechnung zu bestimmen-
den Werthe. Die Kosten der Vorwärmung und Wasserdampfbildung fallen
thatsächlich ganz aufsei* Betracht.
Bezüglich des etwa im Rohrnetz durch Undichtigkeiten auftretenden Luft-
verlustes ist auf die Versuche am St. Gotthard- Tunnel zu verweisen, wo eine
mit 6'11 Druck angefüllte Druckluftleitung in 12 Stunden nur 3V3 Proc. Verlust
zeigte. Aehnliche Versuche in Eastbourne mit einer 3 englische Meilen langen
Leitung hatten ebenso günstige Ergebnisse. Man kann also die Beobachtungen
in Paris, welche nur geringe Verluste feststellten, vertrauensvoll entgegen-
nehmen. Ganz unberücksichtigt ist der Umstand geblieben, dafs Druckluft-
anlagen vorzugsweise auch Motoren über 10 ff betreiben sollen, während die
Kunst der elektrischen Kraftübertragung in Städten mit 10 ff aufzuhören
scheint, denn gröfsere Beträge sind in den hierüber veröffentlichten Tabellen
nicht bekannt gegeben.
Für jetzt sei einer sehr interessanten Veröffentlichung gedacht, welche
von Dr. R. P roll in Dresden 1 ausgeht. Dieselbe enthält sich jeder allgemeinen
Parteinahme bezüglich der Streitfrage, gibt aber eine peinlich genaue Be-
rechnung für eine städtische Druckluftvertheilungsanlage. Die PröM' sehen
Vorschläge werden nicht ermangeln, ihre überzeugende Beweiskraft ent-
eprechend geltend zu machen.
Wir geben im Folgenden einen Auszug aus dem genannten Buche, indem
wir gleichzeitig bezüglich der vortrefflichen zeichnerischen Durcharbeitung
des Projekts und der neuen Druckluftmotor-Constructionen auf unsere Quelle
verweisen.
Durch die Zahlen, die eine genaue Berechnung, gestützt auf stattgehabte
Versuche, ergeben hat, soll der Nachweis geführt werden, dafs bei ent-
sprechender Construction der Details, Einführung sachgemäfser Verbesserungen,
rationellster Umsetzung der in der Kohle steckenden Wärme in Dampfarbeit
und dieser in Nutzarbeit durch die Secundärmaschinen, sehr wohl eine Anlage
zu schaffen ist, die nicht allein geeignet erscheint, in umfassendster Weise
Druckluft für alle möglichen Verwendungen den Interessenten zur Verfügung
zu stellen , sondern auch mit den zur Zeit bestehenden elektrischen Central -
anlagen, welche zur Licht- und Krafterzeugung dienen, coneurriren kann.
1 Projekt einer städtischen Druckluftanlage von 7500 indicirten ff von
Dr. R. Pröll, Civilingenieur, herausgegeben von Dr. R. Pröll und 0. L. Kummer
und Co. in Dresden. Mit 7 lithographirten Tafeln. Dresden 1890. Verlag
von C. Tittmann.
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 11. 1890,111. 33
514 Neues von der Druckluft.
Zur Erzeugung von 7500 indicirten rP sind 10 Dreilächexpansionsmaschinen>
angenommen, von denen jede bei ökonomisch günstigster Füllung entsprechend
20facher Expansion und 10;»t Adraissionsspannung im Hochdruckcylinder
750 indicirte rP entwickelt. Die Maschinen arbeiten selbstverständlich mit
Cnndensation und ist mit Rücksicht auf die hierzu erforderlichen Wasser-
niengen der Ort für die Centralanlage passend zu wählen.
Die Luftcompressoren liegen in der Verlängerung der Kolbenstangen; je
zwei werden durch eine Maschine betrieben. Die in den Cylindern verdichtete
Luft gelangt mit etwa 7»* Ueberdruck in die Windkessel.
Die Dampfmaschinen arbeiten normal mit 60 Umgängen in der Minute,
Der Hoch- und Mitteldruckcylinder liegt auf der einen, der Niederdruck -
cylinder mit Condensator auf der anderen Seite. Beide Hälften arbeiten auf
eine Welle mit um 900 versetzten Kurbeln, welche in der Mitte ein Schwungrad
von 5m,5 Durchmesser trägt. Dasselbe dient nur zur Ueberwindung der Tod-
punkte, weshalb es nebst Welle entsprechend leicht gehalten werden kann.
Die Cylinder sind mit zwangläufiger Ventilsteuerung versehen, zu deren
Betrieb in üblicher Weise eine Steuerwelle parallel der Maschinenachse ge-
lagert ist. Die Expansion des Hochdruckcylinders wird nach Erfordernifs
entweder von einem Druckregulator oder Geschvvindigkeitsregulator beherrscht,
welche in einer eigenartigen Wechselwirkung zu einander stehen.
Der Dampfverbrauch für die indicirte H3 und Stunde kann nach den
neuerdings vorliegenden Ergebnissen bei Dreifachexpansionsmaschinen zu 5.5
bis 6k angenommen werden.
Nach Zeuner's mechanischer Wärmetheorie ist die zur Verdichtung der
Luft von p = l auf pj = 8at,5 Druck erforderliche Arbeit, wenn dieselbe ein
Endvolumen von rt erlangt:
*-ÄI>-<5>t]-
Es ist hierin x der sogen. Exponentialcoefficient , der je nach des Art des
comprimirten oder expandirenden Gases oder Dampfes, bezieh, den Verhältnissen,
unter denen sich die Compression oder Expansion vollzieht, einen bestimmten
Werth hat, auf den wir späterhin zurückkommen werden.
Es ist, wenn v das dem Drucke p entsprechende Volumen bedeutet:
pv /"i\z — ^
da aber auch ■ — = I - ) ist,
p[vi \v;
so folgt L = Uli \t _ IL] , L=**^.
x — iL pi'J1 x — l
Hierzu kommt noch die Volldruckarbeit, abzüglich der Gegendruckarbeit,,
welche =p\*>\ — pv ist; es beträgt somit die gesammte indicirte Compressions-
arbeit
K =
— p + Pin — p* = (pi«-j — pr) t— j + a)'
plrl—pv
Ä=(Pir! — pr)^--j,
oder durch e dividirt:
Aus — = ö-r folgt -1 nach der Beziehung -1 = ( — b = ( — Wäg x = 1,Q 5-
Pl 8,5 v t Vpj I \o,0/ '
entspricht als Mittelwerth zwischen x = l,41 (adiabatische Zustandsänderung)T
und x = l (isothermische Zustandsänderung), aber mehr ersterem Werthe zu-
neigend, der Voraussetzung einer äufseren Kühlung. Aus dieser Annahme
Neues von der Druckluft. 515
folgt — = 0,18, mithin ist, wenn K' die für die Maschine auf 2 Compressoren
B
zu übertragende Arbeit bedeutet:
K' = 2K
und
K' 1 Q^
K = (8,5. 0,18 -D^. 10000
= 0,53 . 5 . 10000 = 26500,
für e in Cubikmeter gemessen.
Es ist bei 0m,7 Cylinderdurchmesser der Luftcompressoren und lm,25 Hub
r = 0,385. 1,25,
also
K' = 26500. 2. 0.385. 1,25,
K' = 25506k für den Hub.
Bei 60 Umgängen in der Minute ist
£' = 25506. 2 = 51012k
in der Secunde, also in ff:
jV=™« 680.
75
Wird der Maschinenwirkungsgrad = 0,9 gesetzt, so erhält man für eine Ma-
schine — — = 755 = rund 750 indicirte ff.
Die Luftcompressoren werden von den nach hinten austretenden Kolben-
stangen der Dampfcylinder unmittelbar angetrieben. Die Berechnung ergibt
für jeden Compressor einen Cylinderdurchmesser von 700mm bei 1250mm Hub.
Von einer Wassereinspritzung in den Cylinder zur Abführung der Com-
pressionswärme ist grundsätzlich Abstand genommen, da dieselbe in der Praxis
zu mannigfachen Anständen Veranlassung gegeben hat. Wenn auch die
äufsere Kühlung nicht so wirksam ist wie die innere, durch direkte Wasser-
einspritzung erzeugte, so gestattet doch der Wegfall jeder Wasseransammlung
im Cylinder, die Compressoren mit höherer Spielzahl arbeiten zu lassen, als
es ohnedies möglich wäre. Um hierbei auch den höchsten Effect bei ruhig-
stem Gange zu erreichen , sind für die Compressoren zwangläufig gesteuerte
Ventile (Patent Riedler} in Aussicht genommen.
Bei Anwendung derselben unterliegt es keinem Bedenken, die hohe Ura-
laufzahl von 60 in der Minute für den Maschinenbetrieb anzunehmen, da der
Schlufs der Ventile stofsfrei, eine Folge der durch den Zwanglauf des Steu-
erungsmechanismus fest vorgeschriebenen Geschwindigkeit, vor sich geht.
Nach den von der Anlage in Paris durch Prof. Riedler veröffentlichten
Betriebsdiagrammen, den täglichen Verbrauch an Druckluft betreffend, ent-
spricht die durchschnittliche Leistung der Maschinen täglich der Normalarbeit
über ungefähr 11 Stunden hinweg, es würde also der tägliche Luftverbrauch
62366 . 11 =686026cbm oder bei 10 Proc. Verlust in der Leitung und 325 Tagen
im Jahr (Sonn- und Festtage weniger gerechnet) 686026 . 0,9 . 325 = rund
'200 Millionen Cubikmeter (bezogen auf atmosphärische Spannung und Tem-
peratur) betragen.
Bei der Compression der aus der Atmosphäre angesaugten Luft, welche
0 4331
für Hub und Compressor angenähert -^==^- ■ 1000 = 0k,557 wiegt, setzt sich
778
die aufgewendete mechanische Arbeit in Wärme um, welche ins Kühl-
wasser übertritt. Erstere stellt sich nach den früheren Berechnungen für
25506
Hub und Compressor auf — - — = 12753k, was einen Wärmebetrag von
■ »p — * 30 Cal. ergibt. Nimmt man an, dafs das Kühlwasser eine Tem-
peratur von 100 hat und 400 warm abfliefst. so müfste lk Kühlwasser 30 Cal.
51H Neues von der Druckluft.
30
aufnehmen, folglich wären zur Kühlung eines Compressors für den Hub ^-r = lk,
120
also bei 120 Hüben in der Minute = -r— = 2k Wasser in der Secunde nöthig.
Der zum Betriebe der Maschinen erforderliche Dampf wird in 15 Wasser-
rohrkesseln (z. B. S}'stem Dürr) von je 200'im Heizlläche erzeugt. Die Kessel
sind mit zwei grofsen Wasser- and einem Dampfbehälter versehen, von
welchem zwei getrennte Dampfleitungen mit zwischenliegenden Dampfsanuntl-
rohren nach den Maschinen führen. Zwei Batterien von je drei Kesseln geben
die Feuergase an einen gemeinschaftlichen Schornstein ab. Eine Batterie von
drei Kesseln steht in Verbindung mit einem kleineren Schornstein.
Um jede Rauch- und Rnfsbelästigung zu vermeiden und das Brennmaterial
(Braunkohle) möglichst vortheilhaft zu verbrennen, sind die Kessel mit einer
vom Civilingenieur Schneider in Dresden projectirten Generatorfeuerung ver-
sehen, wie solche auch die grofse Druckluftanlage in Birmingham besitzt.
Bei einem Preise von 60 Pf. für 1*»1 guter böhmischer zur Vergasung ge-
eigneter Braunkohle von etwa 5000 Calorien Brennwerth loco Centrale (Elbe
bei Dresden) und der Annahme, dafs in den Generatoren etwa 2/3 der im
Brennmittel verfügbaren Wärmeeinheiten zur Dampferzeugung frei werden,
ergibt sichveine etwa fünffache Verdampfung: lk Wasserdampf erfordert zu
seiner Bildung ungefähr 650 W.-E., mithin verdampft lk Braunkohle der an-
geführten Art nach Vergasung in den Generatoren -. -^— = 5,13 -«~ 5k Wasser.
Nimmt man ferner an, dafs mit Rücksicht auf die zeitweilig schwächere Aus-
nützung der Generatoren bezieh, stärkere Beanspruchung der Kessel in Folge
des ungleichmäfsigen Betriebes für die indicirte Pferdestärke und Stunde
durchschnittlich 7k Dampf erzeugt werden müssen, so würde die erforderliche
Dampfmenge in der Stunde 7500 . 7 = 52500k betragen. Nach dem vorhin an-
gegebenen durchschnittlichen Verbrauch an Luft täglich, der eine elfstündige
Normalarbeit der Maschinen bedingt, würde hiernach der Verbrauch an Dampf
täglich 52500.11= 577500k, d.i. jährlich (300 Werktage und 25 volle Tage
für die Sonn- und Festtage gerechnet) 325.577500 = 187687500, also der Ver-
brauch an Kohlen jährlich 187687500 : 5 = 37537500k betragen.
Man kann rechnen, dafs 100k von der angenommenen Kohlensorte 75 Pf.
kosten, so dafs sich die Ausgabe an Kohlen jährlich auf 375375.0,75 =
281531,25 M. stellt, welchen Betrag wir indefs der Sicherheit halber, da noch
der Transport der Lowrys von der Ankunftsstelle zur Verwendungsstelle
hinzukommt und Verluste beim Anlassen und Ausgehen einzelner Generatoren
entstehen, auf rund 300000 M. erhöhen.
Der ungestörte Betrieb und die Anpassung der Luftförderung an den
Luftverbrauch erfordert eine bestimmte Regulirungsvorrichtung an den Dampf-
maschinen, welche vom Verfasser des Projects herrührt und patentirt worden
ist. Die Vorrichtung besteht in einem Druckregulator und einer eigenartigen
Verbindung desselben mit dem Stellzeug eines Geschwindigkeitsregulators,
sowie dem Steuerungsmechanismus der Dampfmaschine. Sie hat den Zweck,
letztere selbsthätig auf eine höhere oder niedrigere Umdrehungszahl ein-
zustellen, je nachdem eine gröfsere oder geringere Zufuhr von Druckluft zu
den Windkesseln oder der Rohrleitung nöthig erscheint, ohne indefs die Wir-
kung eines Geschwindigkeitsregulators zu beeinträchtigen, der in gewöhnlicher
Weise den Gang der Dampfmaschine beherrscht, im vorliegenden Falle aber
die Aufgabe hat, die Ueberschreitung einer Maxi maltonr enzahl zu verhindern.
Die Dampfmaschinen mit den Luftcompressoren und den Windkesseln
lieiinden sich in einer Halle von 123m Lange und 25m Breite, welche von
einer Eisenconstruction überdacht ist. An dem einen Ende befindet sich ein
Reserveraum zur Aufstellung von nocli 2 .Maschinen, also zur Vergröfscrung
der Centralen um 1500 indicirte 1R. Auf der anderen Seite ist ein Raum
zur Anlage einer Reparaturwerkstatt, Maschinenmeisterstube und Aufstel-
lung einer elektrischen Beleuchtungsmaschine vorgesehen. Die Halle hat
sieben Portale, welche zwischen und an den Enden der in ihr befindlichen
Hookham's Elektrieitätszähler,
517
fünf Windkessel ins Innere führen. Die Windkessel liegen zur Häli'te im
Boden. Sie sind unter einander verbunden, aber durch Schieber einzeln ab-
stellbar. An der Hinterwand der Maschinenhalle zieht sich das Kesselhaus
hin, ebenso lang, aber nur 12«n breit, ebenfalls von einer Eisenconstruction
überdacht. Auf dem einen Ende ist noch Raum zur Anlage einer Batterie
von drei Kesseln zu 2(HXlm Heizdäche, an dem anderen Ende befinden sich
die .Materialkammern. Hinter dem Kesselhaus befinden sich die Schornsteine
und Generatoren, sowie die Gleisanlage zum Heranfahren der Kohlen an die
Generatoren.
Die Rohrleitung im Maschinenhaus besteht aus einer doppelten Druckluft-
leitung, welche von den Windkesseln abzweigt, einer Kaltwasserleitung zum
Betriebe der Condensatoren, einer Leitung zur Abführung des warmen W assers
aus diesen, einer Speiseleitung für die Kessel, einer doppelten Dampfleitung
von diesen nach den Dampfmaschinen und einer Druckluftleitung zwischen
den Compressoren und Windkesseln, von welcher die vorhin angedeutete
Regulirvorrichtung bethätigt wird. Die Dächer sind mit Aufsätzen zur Lüftung
der Räume versehen. (Schlufs folgt.)
Hookham's Elektrieitätszähler.
Mit Abbildung.
Nach seinem englischen Patente Nr. 4371 vom 13. März 1889 stellt
G. Eookham in Birmingham seinen Elektrieitätszähler aus zwei Theilen
her: aus einem isochron schwingenden Pendel oder aus etwas dieses
Ersetzendem und aus einem sich bewegenden Theile, welcher ab-
wechselnd und in regelmäfsigen Zwischenräumen erst von dem elek-
trischen Strome aus seiner Lage gebracht und darauf durch das Pendel
in seine Nulllage zurückgeführt wird. Die Bewegungen des letzteren
Theiles zählt ein Zählwerk. In der zugehörigen
Abbildung ist A eine frei um ihre Mitte dreh-
bare Scheibe, an welcher mittels des biegsamen
Bandes B der Stern C des Solenoids D hängt.
Die Gewichte E und G sind starr mit der Scheibe .4
verbunden; G hat das Gewicht des Kernes F
des Solenoids H auszugleichen. Am Arme von
E sitzt eine Kameelhaarbürste J und eine ähn-
liche Bürste K ist am Rahmen des Zählers be-
festigt: beide sind schräg abgeschnitten, damit
sie sich gegen den Umfang des ersten Rades 1
des Zählwerkes anlegen können. Der zu mes-
sende Strom durchläuft die Windungen des
Solenoides Z>, der Kern C wird nach unten
gezogen und das Gewicht E gehoben, die
Bürste J streicht an dem Umfange des Rades / hin und dreht dasselbe
ein Stück. Die Höhe, auf welche E gehoben wird, hängt von der Kraft
des Solenoids Z>, also von der Stärke des Stromes ab. In bestimmten
Zwischenräumen stellt ein von einem
gewöhnlichen
Uhrwerke ge-
triebener Contact einen Nebenschlufs durch die feindrähtige Spule des
518
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Solenoids H her, und dieses ist kräftig genug, um die Wirkung des
Solenoids D zu überbieten und E in seine Normallage zurückzuführen.
Das Uhrwerk unterbricht dann den Nebenschlufs wieder und das be-
schriebene Spiel beginnt von neuem.
Bei einer Abänderung der Anordnung wird das Zählwerk unmittel-
bar vom Pendel in Gang gesetzt. Ein Stab mit der auf den Umfang
des ersten Rades I wirkenden Bürste J wird durch ein Gewicht mittels
eines Winkelhebels für gewöhnlich in einer Stellung erhalten, in welcher
ein Stift an der Pendelstange beim Schwingen gerade an den Stab
heranreicht; geht ein Strom durch das Solenoid Z>, so wird dessen Kern
in dasselbe hineingezogen und bewegt den stützenden Arm des Winkel-
hebels um einen mit der Stromstärke wachsenden Betrag nach unten,
worauf der Stift am Pendel auf den sich ebenfalls drehenden und sen-
kenden Stab wirkt, denselben wieder in die Nullstellung zurückführt
und mittels der Bürste J das erste Rad 1 um ein entsprechendes Stück
dreht.
Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
Untersuchungen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 474 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Gasentwickelungsapparat.
A. Burgemeister beschreibt in der Zeitschrift
für analytische Chemie, 1889 Heft 6 S. 676, einen
neuen Gasentwickelungsapparat, dessen Vortheil
darin besteht, dafs die schwere Salzlösung be-
ständig abfliefst, ohne sich mit der Säure zu
mischen, während durch ein seitliches Rohr
stets frische Säure nachfliefst.
Die Einrichtung des Apparates läfst sich
leicht aus Fig. 6 ersehen. Durch a fliefst die
Salzlösung ab, durch b frische Säure zu. Für
Gefäfs c eignet sich ein gewöhnlicher Lampen-
cylinder.
Iieagcnsßaschen.
Th. Swarts hat durch die Firma Kachlet und
Martini in Berlin neue Reagensflaschen (Fig. 7)
anfertigen lassen, durch die der Uebelstand des
Festkittens des Stopfens in den Flaschenhals
beim Aufbewahren von caustischen und kohlen-
sauren Alkalien dadurch vermieden wird, dafs
^eue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
519
-der Verschlufs durch zwei genau auf einander geschliffene wagerechte
Flächen a a herbeigeführt wird, während der conische Theil des Stopfens
nicht genau in den Flaschenhals schliefst. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14
8. 51.)
Fig. 8.
Neuer Extractionsapparat von 0. Knöfler.
Die Construction desselben ersieht man sofort
aus nebenstehender Fig. 8. Die Vortheile dieses Ap-
parates bestehen darin, dafs man bei der höchst-
möglichen Temperatur, der Siedetemperatur des Lö-
sungsmittels, auslaugt und dafs er viel weniger
zerbrechlich ist als der Soxhlet 'sehe , mit dem er
übrigens die sonstigen Vorzüge gegenüber anderen
Extractionsapparaten gemein hat. (Zeitschrift für ana-
lytische Chemie, 1889 Jahrg. 28 S. 671.)
Filtrirgestell.
E. Sauer beschreibt in der Chemiker-Zeitung, 1890
Bd. 14 S. 807, ein Filtrirgestell für Filtrate, die nicht
weiter verwendet werden und die deshalb alle zu-
sammen in eine Bleirinne und von da in ein Ge-
fäfs laufen.
Filtrirglocke.
Filtrirt man mit Saug Vorrichtung, so wird gewöhnlich das Filtrat
durch das Nachspülen des Kolbens verdünnt. Um diesen Uebelstand
zu vermeiden, verwendet A. Burgemeister eine oben mit Stopfen ver-
sehene Glasglocke, die durch Fett auf eine geschliffene Glasplatte luft-
dicht gesetzt werden kann. Der Stopfen trägt den Trichter, dessen
Bohr unten seitlich umgebogen ist, damit das Filtrat an der Wandung
des untergesetzten Becherglases abläuft. Durch die andere Durch-
bohrung des Korkes geht die Verbindung mit der Saugpumpe. Bei
dieser Einrichtung kann in dem im Becherglase gesammelten Filtrat
sofort eine weitere Fällung vorgenommen werden, ohne das Beitrat durch
Nachspülen des Kolbens verdünnen zu müssen. (Zeitschrift für analy-
tische Chemie, 1889 Bd. 28 Heft 6 S. 677.)
Kaliapparat (Fig. 9 und 10).
Die Vorzüge an dem Kaliapparat von S. Schiff sind folgende: Grofse
Stabilität, grofse Dauerhaftigkeit und leichte Handhabung. Aufserdem
durchdringt das Gas die Kalilauge viermal und beim Zurücksteigen ist
ein Verspritzen der Lauge ausgeschlossen. Die Füllung der vier Kugeln
geschieht durch Saugen bei o. Die Beschickung des Röhrchens d mit
festem Aetzkali läfst sich nach Abnahme des Schliffstückes a c leicht
bewerkstelligen. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1889 Heft 6 S. 679.)
520
Kcue .Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Vorrichtung zum selbsthätigen Nachfüllen beim Filtriren und Auswaschen
von Niederschlägen auf dem Filter.
Der in Fig. 11 abgebildete, von T. Günther {Chemiker-Zeitung, 1890
Bd. 14 S. 66) beschriebene einfache Apparat dient zum Filtriren gröfserer
Fis- 9- Flüssigkeitsmengen bei quantitativen Arbeiten
-=J& oder langsam filtrirender Flüssigkeiten. Derselbe
besteht aus:
1) Einem Erlenmeyer- Kolben A, welcher
die zu filtrirende Flüssigkeit mit dem Nieder-
schlage enthält; derselbe ist durch einen dreifach
durchbohrten Gummistopfen g verschlossen.
2) Den drei Glasröhren a, 6, c, von etwa
4mm lichter Weite.
3) Dem etwa lcm,5 weiten, beiderseits
offenen Glascylinder e, oben durch einen doppelt
durchbohrten Gummistopfen s verschlossen.
Die heberförmig gebogene Glasröhre a reicht
mit einem
Schenkel, durch
eine der Boh-
rungen des
Stopfens g hin-
durchführend,
bis dicht über
den Boden des
Kolbens A, mit
dem anderen,
etwa lcm län-
geren, in das
Filter hinein,
durch welches
Fig. 10. die Flüssigkeit Fig. n.
filtrirt werden soll. Der längere Schenkel wird durch den, etwas weniger
tief in das Filter hineinragenden Cylinder e umschlossen, indem er durch
eine der Bohrungen des Stopfens s hindurch geht und so gleichzeitig dem
Cylinder als Träger dient.
Röhre b verbindet ebenfalls den Kolben A mit dem Cylinder <?, ist
jedoch beiderseits dicht unter den Stopfen s und g abgeschnitten; sie
besteht aus zwei Theiien, welche bei d durch einen, einige Centimeter
langen, Gummischlauch verbunden sind.
Die durch die dritte Bohrung des Gummistopfens g führende Glas-
röhre c, welche ebenfalls dicht unter dem Stopfen endigt, trägt an ihrem
anderen Ende einen Gummi-Druckballon 2?, ohne Luftloch. Alle Ver-
bindungsstellen müssen luftdicht schliefsen.
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
521
Will man mit der Filtration beginnen, so drückt man mit einer
Hand den Gummischlauch bei d zusammen und verschliefst damit die
Röhre b nach A hin, mit der anderen drückt man vorsichtig den Druck-
ballon ß so lange zusammen, bis die im Rohre a emporgetriebene Flüssig-
keit am anderen Ende ausfliefst. Hierauf stellt man zuerst die Com-
munication der Röhre b durch Loslassen des Gummischlauches d wieder
her und entfernt darauf auch die andere Hand von dem Druckballon B.
Die Vorrichtung ist nun in Thätigkeit und entleert, ohne den geringsten
Verlust, den Kolben A, so weit die Röhre o hineinreicht, wobei sie das
Filter nie weiter anfüllt, als es bei der Einstellung geschehen ist.
Sobald der Heber a leergelaufen ist,
nimmt man den Gummistopfen g mit
dem Rohrsysteme ab, spült — bei
quantitativen Arbeiten — das Heber-
rohr a mit der Spritzflasche aus, ebenso,
wenn Theile des Niederschlages daran
haften geblieben sind, den Cylinder e,
und läfst das Waschwasser zu dem im
Kolben A zurückgebliebenen Nieder-
schlage hineinlaufen, den man nun
durch Decantiren reinigt und aufs Filter
bringt. Da das Filter immer voll ge-
halten wird und, bei vorsichtigem In-
gangsetzen des Apparates, nur wenig
Theile des gut abgesetzten Nieder-
schlages mit auf das Filter gelangen,
geht die Filtration aufserordentlich
schnell von statten, wobei selbst die
feinsten Niederschläge vollständig
zurückgehalten werden.
Vorrichtung zum selbsttätigen Nachfüllen
beim Filtrircn.
0. Kleinstück beschreibt einen Ap-
parat, welcher selbsthätiges Filtriren
gestattet, ohne dafs der Niederschlag
aufgerührt wird. Die durch den Hals
einer Mariotte' 'sehen Flasche (Fig. 12)
eingeführte Röhre ist von einer weiten
Glasröhre, die entweder auf dem Boden
der Flasche aufsteht oder am Kork
befestigt ist, umgeben. Der Innenraum
dieser Röhre mufs mit dem Lufträume
der Flasche communiciren und der
Fig. 12.
Fig. 13.
522
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
Flüssigkeitsspiegel soll einige Centimeter unter dem oberen Rande der
Röhre stehen. Beim Filtriren steigen dann die Luftblasen im Rohre in
die Höhe, während die Flüssigkeit in der Flasche ruhig und klar bleibt.
Um die Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen zu filtriren, verwendet
man am besten einen Stechheber oder Scheidetrichter, wie dies ohne
Weiteres aus Fig. 13 ersichtlich. (Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 666.)
Neue Porzellanschalen für quantitative Arbeiten.
Um helle Niederschläge in Porzellanschalen leichter sehen zu
können, empfiehlt 0. Knöpfler Schalen mit dunkler Innenglasur. Es ist
am besten, die Farbe unter die Glasur einbrennen zu lassen, damit letz-
tere durch Alkalien nicht angegriffen wird. Da man bis jetzt noch
keine schwarze Unterglasur hat herstellen können, so benutzte man
dunkelgrüne Innenfarbe, die sich als brauchbar erwies.
Die Schalen sind von der Firma Max Käehler und Martini in Berlin W.,
Wilhelmsstrafse, zu beziehen. (Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 28
Heft 6 S. 673.)
Instrument zur ununterbrochenen Bestimmung des specißschen Gewichtes
von Flüssigkeiten von J. V. v. Divis (D. R. P. Nr. 49 700 vom 11. Mai
1889). Die auf ihr specifisches Gewicht zu prüfende Flüssigkeit strömt
bei G (Fig. 14) in das Gefäfs C ein,
um bei/? wieder frei herauszufliefsen,
wodurch im Gefäfse C stets die näm-
liche gleich hohe Flüssigkeitssäule
eingehalten wird. Auf Grund des
archimedischen Prinzips erleidet der
Schwimmkörper B einen desto stär-
keren Auftrieb, je dichter die zu
prüfende, das Gefäfs durchströmende
Flüssigkeit ist. Der Schwimmer
)ff steigt bei Zunahme der Dichte der
Flüssigkeit entsprechend in die Höhe
oder sinkt bei Abnahme der Dichte
herunter, wobei der Hebel A eine
drehende Bewegung um den Stütz-
punkt a mitmacht. Diese Bewegung wird durch Faden b und
eine Rolle auf den Zeiger übertragen, welcher auf einer er-
fahrungsmäfsig festgestellten kreisförmigen Scala D die be-
treffenden Dichteänderungen in bestimmten Graden anzeigt.
Apparat zur Bestimmung des specißschen Gewichtes von
Flüssigkeiten und Gasen von A. Eichhorn (D. R. P. Nr. 49 683
vom 1. Juni 1889). Zur Bestimmung des specifischen Gewichts
einer Flüssigkeit wird der in sich abgeschlossene Hohlraum c
(Fig. 15), dessen Inhalt genau bestimmt ist, mit der zu unter-
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
523
Fi 2. 16.
suchenden Flüssigkeit von 15° C. angefüllt und der Glasstöpsel d der-
gestalt in den Ansatz eingesetzt, dafs sich im Hohlräume keine Luftblase
bildet. Taucht man alsdann das Instrument in destillirtes Wasser von
15° C, so kann das specitische Gewicht der Flüssigkeit unmittelbar an
der auf der Röhre a angebrachten Scala abgelesen werden. Die Kugel 6,
Glasauge e, sowie die mit Quecksilber gefüllte Kugel f dienen zur Her-
stellung des stabilen Gleichgewichtes des Instruments.
Janasch hat nebenstehenden Apparat (Fig. 16) zur Schwefelanalyse
benutzt. Im Schiffchen wird die Substanz im Sauerstoffstrome geglüht
und der Gasstrom durch zwei Vorlagen (a und 6), in denen sich Brom-
wasser befindet, passiren
gelassen. Nach Beendi-
gung der Oxydation spült
man die in den Vorlagen
sich befindende Flüssig-
keit in ein Becherglas,
versetzt mit lcc concen-
trirter Salzsäure, kocht
bis alles Brom vertrieben
ist, und fällt dann mit
Chlorbarium. Das Sulfid
ist möglichst fein ge-
pulvert und in einer Menge von nicht über 0?,6 zu verwenden. Den
Sauerstoffstrom regulire man auf 150 bis 200 mittelgrofse Blasen in
der Minute, und zwar nehme man den Gasstrom anfangs nicht zu lang-
sam, um einem Rückwärtsdruck der schwefligen Säure vorzubeugen.
(Journal für praktische Chemie, 1890 Bd. 41 S. 566.)
Apparat zur Bestimmung der Entzündungstemperaturen von Schwarzpulver
und ähnlichen Sprengstoffen.
Bein hat zu diesem Zwecke einen Apparat hergestellt, der aus
einem inneren Schwarzblechcylinder besteht, welcher vermöge zweier
Stützen auf dem Boden eines gröfseren, äufseren Cylinders aus Eisen-
blech ruht. Letzterer ist unten von einer trichterartigen Röhre durch-
brochen, in welche die Flamme eines Z?wn*en-Brenners weit geschützt
hineinreicht. Der ganze Apparat ist mit Asbest umkleidet: oben be-
finden sich an dem äufseren und inneren Cylinder zwei mit Glimmer-
platten versehene Einschnitte. Der abnehmbare Deckel des Apparates
hat eine Oeffnung zur Luftregulirung, eine ebensolche für ein bis 460°
zeigendes Thermometer und eine dritte Oeffnung, in die ein gewöhn-
liches Reagirglas gesteckt wird.
Behufs Bestimmung des Entzündungspunktes von Pulver u. s. w.
wird die Temperatur im Reagirrohre, das am Boden mit Sand bedeckt
ist, nahezu auf diejenige gebracht, bei der die zu untersuchende Sub-
524 Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
stanz vermuthlich sich entzündet. Nachdem dieses durch zwei kleine
Vorversuche ermittelt ist, wird das Pulver auf die Sandschicht geworfen;
ist die im Rohre herrschende Temperatur mit der Entzündungstemperatur
der betreffenden Probe gleich oder gröfser, so entzündet sich bezieh.
explodirt dieselbe unter Feuererscheinung. Diese Explosion erkennt
man leicht durch die Glimmerscheibchen. Nachdem durch Entfernen
des Brenners eine Abkühlung des Rohres stattgefunden hat, wird durch
erneutes Hineinwerfen der zu untersuchenden Proben und weiteres Er-
hitzen die Temperatur ermittelt, bei der sich der Sprengstoff entzündet.
Es lassen sich mittels dieses Apparates bei einiger Uebung 30 bis 50 Be-
stimmungen in 1 bis 2 Stunden ausführen. (Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 1-1
S. 669.)
Entdeckung von Verfälschungen in Pflanzenölen; nach einer Mittheilung
von Rowland Williams in The Chemical News, 1889 Bd. 60 S. 175.
Da Verfälschungen nur nachgewiesen werden können, wenn die
Eigenschaften der reinen Producte bekannt sind, suchte Williams sich
solche reine Oele zu verschaffen und deren Eigenschaften genau zu
bestimmen. Er setzte sich mit den gräteten Händlern, die fast sämmt-
lich die Oele selbst destillirten, in Verbindung und erlangte etwa
60 reine Proben von 26 der wichtigsten Pflanzenöle. Von jedem Oel
kamen daher immer wenigstens zwei Proben verschiedener Herkunft
zur Untersuchung, und wurde bei jeder Probe das specifische Gewicht
bei 17,5° C, das Absorptionsvermögen für kohlensaures Kali und Jod
und der Siedepunkt bestimmt.
Die specifischen Gewichtsbestimmungen stimmen im Ganzen nicht
genau mit denen überein, welche Gladstone bei ähnlichen Oelen fand.
Der Gehalt an absorbirtem kohlensauren Kali wurde bestimmt,
indem man eine abgewogene Menge des Pflanzenöles mit einem Ueber-
schusse von alkoholischer halbnormaler Potaschelösung kochte und dann
mit halbnormalen Säure der Ueberschufs an Alkali zurücktitrirte.
Was die Absorption für Jod anbelangt, so liefs Williams dasselbe
4 Stunden lang auf eine Auflösung der Oele in Chloroform einwirken.
Von anderen Forschern wurde meistens eine längere Zeitdauer hierfür
verwendet, da für viele Oele die Absorption in der kurzen Zeit von
4 Stunden nicht beendet ist. In der nachfolgenden Tabelle sind als
Anhang die Absorptionsvermögen für Jod angefügt, welche Barenthin,
Davies in 18 Stunden und Snow in 40 Stunden gefunden haben. Die
Zahlen sind aus der Zusammenstellung von R. A. Cripps in The Chemical
News, 1889 Bd. 60 S. 236, entnommen. Trotzdem in vielen Fällen eine
andere Zahl für die Jodabsorption bei verschiedener Zeitdauer der Ein-
wirkung zu bemerken ist, glaubt Williams, 1. c. S. 261, dafs eine Ein-
wirkung von 4 Stunden meistens genügend sei, da auch in 18 und selbst
48 Stunden bei vielen Oelen die Absorption von Jod keine vollständige
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
525
sei; im Uebrigen müfste man sich nach der Art der Verfälschung richten
und jedesmal entscheiden, ob eine längere Zeitdauer der Einwirkung
für den betreffenden Fall vortheilhaft sei.
In folgender Tabelle sind die Resultate zusammengestellt:
Namen des 0 e 1 e s
S.O-5
tu
Absorptions-
vermögen für
1£
C ■
3U
kohlen-
go
saures
Jod
•3 e
Kali
in Proc.
cZ
in Proc.
Jodabsorptionsvermögen,
ungegeben von ähnlichen Oelen
durch R. A. Gripps.
Nach Untersuchung von
Baren-
thin
Davies
(18 St.)
Snow
Anissamenöl .
ßergamottenöl
Cajeputöl . .
Küiumelöl
Cassiaöl . .
Cedernholzöl
Zimmtöl . .
Citronenöl
Citronellenöl
Gewürznelkenöl
Eucalyptusöl . .
Wachholderöl .
La\endelöl
Lavendelöl
englisch
iranzös.
(Spike) . j
1
0,976
0,25
274,44
223,3
2
0,984
0,38
185,92
227,8
1
0,879
11,43
247,90
190,0
2
0,878
8,78
283,71
187,8
1
0,918
0,35
70,85
254,4
2
0,889
0,41
151,00
252,2
1
0,910
0,53
258,26
192,8
2
0,913
0,35
263,22
197,8
1
1,061
10,17
75,06
254,4
2
1,051
9,62
71,71
252,2
1
0,952
0,92
78,51
270,0
2
0,963
0,92
74,77
271,1
1
1,031
5,13
128,14
240,0
2
1,021
4,91
105,05
241,1
1
0,855
0,67
359,66
175,6
2
0,871
1,90
320,04
174,4
3
0,855
1,31
353,94
175,6
1
0,893
3,35
186,30
213,3
2
0,897
3,43
191,26
218,9
1
1,046
2,48
179,83
246,7
2
1,041
2,35
155,46
247,8
1
0,910
0,52
61,68
175,6
2
0,910
0,36
106,46
176,7
3
0,888
0,35
110,65
176,7
1
0,872
1,12
273,55
171,1
2
0,878
0,84
236,09
173,3
3
0,881
0,70
250,06
182,2
1
0,883
3,70
230,38
192,2
2
0,887
3,17
248,59
190,0
3
0.878
0,52
232,92
192,2
1
0,893
4,85
198,65
192,2
2
0,881
9,20
237,21
191,1
3
4,90
199,18
1
0,873
1,99
287,90
165,6
2
0,904
0,74
207,01
171,1
164,0
260,0
265,0
100,0
270,0
245,0
189,7
276,1
254,9
159,5
189,5
121 (40 St.)
345 (40 St.)
233 (40 St.)
467 (40 St.)
337,3
(engl.)
363,9
(fremd)
j von Milchan, Surrey
( 265,5 \\
\ — 1 274,9 [\ 286 (40 St.)
( 273,9 }|
von Hitchin, Hertfordshire
170,0
Neue Methoden lür chemisch-technische Untersuchungen.
Namen des Oeles
5 — —
|j5-8
:/. —
AbS'Tptions-
veruiögen für
kohlen-
saures
Kai
n Proc
Jod
in Froc.
Jodabsorptions\ ermügen.
angegeben von ähnlichen Oelen
durch R. A. Gripp«.
Nach Untersuchung; \un
liaren-
thin
Davies
(18 St.)
Snoto
Limonenöl
Karaeelheuöl {Ltmon-
Graß)
Muskatenol . . . .
Muskatnul'söl
Orangenöl . .
PoleymünzenuJ .
Pl'effermünzül von
Mitchan .
Pfeffer-
niünzöl
amerik.
japanes
Rosmarinöl
Kauttnöl .
Balheiöl
.frasöl
Thyinianül
Verhenenöl
0,856
0,858
0,897
0,898
0,886
0,900
0,883
0,898
0.849
0,853
0,925
0,938
0,903
0,908
0,911
0,904
0,900
0,896
0,894
0,912
0,860
0,871
0,961
0,918
1,056
1,079
0,892
M.N93
tt.wit;
0,895
1,49
1.41
2,25
2,01
0.85
0,67
0,35
0,19
0,39
0.38
1.46
4,62
1,83
1.97
4.37
2,71
2,29
2,22
0,78
0,88
0,56
o.-<;.
7,09
1,58
0,33
0,28
1.91
1,09
1,20
1.37
322,96
320.16
223,24
271,52
220,85
224,02
201,93
206,24
347,67
341.75
85,94
78,58
36,85
46,37
71,70
53,09
56,06
37,08
161,67
142,36
192.02
121^32
49,70
117,14
162,68
151,01
181,48
168.40
267,83
•M7.M
176,1
177.8
222,2
222,2
174,4
174,4
171,1
172,2
175,6
177,2
215.6
214>
206,7
208,3
205.6
204.4
204.4
203,3
168,3
167,2
170,0
195,6
182,2
184,4
221,1
231,1
170,0
180,0
r;i i
221.1
185,0
345,6
[ 348,0 i
\ 328,3/
' 340,3 l
1 345,3
f 348,9
351,1
308,3
(engl.) I
321,5 I
(fremd)'
188,9
( 49,6
51,2
f 57,7
, 121,8 j
\ 132,2/
143,9
f 81,91
325
(fremd)
343 (40 St.)
362 (40 St.)
152 (40 St.)
in Stunden
6 15 40
23,0
84,7
88,3
24,5
74,1
73,6
179
109
67
71
106
105
64 (40 St.)
Aus obiger Tabelle ersehen wir, dai's bei den meisten Oelen die
Proben vou verschiedenem Ursprünge gleiche chemische Eigenschaften
Kleinere Mittheilungen.
527
besitzen, während bei anderen sich wesentliche Unterschiede zwischen
den einzelnen Proben bemerken lassen. Solche Unterschiede können
nun hervorgebracht sein entweder durch absichtliche Fälschung oder
durch zufällige Verunreinigungen oder aber durch Oxydation der Proben,
namentlich wenn dieselben verschieden lange gelagert haben. Im obigen
Falle dürfte die Verschiedenheit durch stärkere oder schwächere Oxy-
dation bedingt sein; wir finden auch dementsprechend z. B. beim Salbeiöl
bei der ersten Probe einen starken Gehalt an Säure und eine geringe
Absorptionsfähigkeit für Jod, während bei der zweiten Probe Jod in
bedeutend höherem Mafse absorbirt und nur wenig Alkali zur Neu-
tralisation verwendet wird. Durch Vergleich mit den von Williams er-
haltenen Zahlen dürfte sich bei den meisten Pflanzenölen nachweisen
lassen, ob eine Fälschung in dem betreffenden Falle vorliegt.
(Schiurs roigt.)
Wildt's elektrischer Thüröffner.
Die zugehörige Abbildung zeigt (nach Electrical
World durch das Centralblatt für Elektrotechnik, Bd. 12
* S. 22) einen neuen elektrischen Thüröffner, wel-
cher kürzlich von C. A. Wüdt und Co. in New York
angegeben wurde. Der Rückstorser B, welcher die
Thür öffnet, ist von einer Spiralfeder regiert, welche
durch das Schliersen der Thür zusammengedrückt
und so lange zu wirken verhindert wird, bis der
Anker vom Elektromagnete angezogen ist. Sobald
dies geschehen ist, hat die Zunge, welche vom Anker
festgehalten wird, freie Bewegung. Diese Zunge ist
an einer Ecke des Elektromagnetes gelagert und auf
derselben ruht der Hebel, welcher den Thürriegel
regiert. Wenn der Anker angezogen ist, kann sich
der Hebel frei bewegen, die Spiralfeder drückt den
Rückstoiser B gegen den Thürrahmen und stölst
die Thür zurück, wobei der Hebel, welcher den
Riegel regiert, frei wird und denselben zurückzieht.
Der Thüröffner ist sehr einfach und die Kraft der
Feder genügt, um die schwerste Thür zu öffnen.
Zur Geschichte der Verbundmaschinen.
Nach Revue Industrielle vom 16. August 1890 hat der Oberingenieur Kraft
von der Sociite Cockerill aur der Wolga drei Schleppdampfer angetroffen,
welche mit Verbundmaschinen versehen waren, ausgeführt gemäfs einer aut
dem Rahmen eingegossenen Inschrift durch Röntgen auf den Werften von
Fijeoord (Rotterdam) in den Jahren 1845 bis 1847. Die festen, einander
gegenüber und geneigt liegenden Cylinder stehen durch ein langes Verbund-
rohr in Zusammenhang. Die ursprüngliche Dampfspannung betrug 6at,5, nach
Auswechselung der Kessel 8at,5. Die Durchmesser der Cylinder sind 775mm
und 1537mm; bei 2134mm Hub entwickeln dieselben 800 H\ Von den bisher
ohne Unterbrechung in Betrieb befindlichen Maschinen wurde diejenige des
Sampson seit 30 Jahren von einem rheinländischen Maschinisten geführt. Die
Entstehung der Verbundmaschinen ist, wie auch durch diese Mittheilung be-
stätigt wird, um eine ziemliche Spanne Zeit früher zu legen, als lange Jahre
hindurch üblich war.
Zuschrift an die ftedaction.
Hörrohr.
Um in einem von Geritusch erfülltem Räume eine einzelne Stelle, welche
man aufzusuchen oder zu beobachten wünscht, von dem übrigen Geräusche
abzuschließen, benutzt Rudolphe Bourcart nach Bulletin de la Societi Industrielle
de Mulhouse, Nummer für Juni— Juli 1890 S. 275, einen etwa Im langen Gummi-
schlauch, wie derselbe für Gasleitungen üblich ist. L>as eine Ende desselben
wird ins Ohr gesteckt, das andere Ende, welches nebenbei gesagt, keinen
Trichter erfordert, wird der zu untersuchenden Stelle genähert. Da nur die
an dieser Stelle befindlichen Geräusche übertragen werden, so ist diese ein-
fache Vorrichtung insbesondere für Spinnereien geeignet, da es nicht schwer
wird, mit derselben aus vielen einzelnen Theilen denjenigen heraus zu finden,
der einen hörbaren Gang hat. Die Anwendung dieser äufserst einfachen
Vorrichtung wird in vielen Fällen angezeigt sein.
Schneller und scharfer Nachweis von Zinn in Mineralien.
Alexander Johnstone {The Chemical News, 1889 Bd. 60 S. 271) schlägt vor
das fein gepulverte Mineral in bekannter Weise vor dem Löthrohr auf Kohle
mit kohlensaurem Natron-Kali, wenn nöthig unter Zusatz von Cyankalium
oder Borax aufzuschliefsen , dann die Schmelze in einem Porzellanmörser zu
zerreiben und abzuschlemmen, wobei am Pistill und Mörser metallisch glän-
zende Striche zurückbleiben. Um zu entscheiden, ob dieselben von Zinn her-
rühren, werden dieselben in wenigen Tropfen kochender concentrirter Salz-
säure gelöst und dann im Mörser ein Tropfen Goldchloridlösung zugefügt,
während man das Pistill der Einwirkung von Schwefelwasserstoff aussetzt.
Bei Gegenwart von Zinn entsteht dann im Mörser der bekannte Goldpurpur,
am Pistill das dunkelbraune Zinnsulfid. W. M.
Zuschrift des Vorstandes des Technischen Vereins zu
Frankfurt a. M. '
„Der vorbezeichnete Verein gestattet sich, die Beschlüsse des Frank-
furter Industriebezirks zu der Patentgesetz-Novelle zu überreichen, welche
das Ergebnifs zahlreicher Sitzungen sind und wohl Anspruch auf Gründ-
lichkeit machen dürften. An den Sitzungen haben sich die Vertreter
grofser Fabriken, des Handwerkerstandes, der Handelsinteressen und
hiesiger Patentanwalt-Firmen rege betheiligt. Wir haben uns der Mühe
unterzogen, die Abänderungsanträge in concrete Form zu bringen, eine
zwar mühevolle aber unseres Erachtens sehr nützliche Arbeit. Die
Motive, welche wir den Beschlüssen beigaben, dürften Ihnen beweisen,
dafs unsere Abänderungsanträge wohl erwogen sind.
Es wäre zu wünschen, dafs sich weitere industrielle Kreise diesen
Beschlüssen anschlössen und ihnen dadurch um so gröfseres Gewicht
gäben. Wir bitten Sie daher ergebenst, die Aufmerksamkeit Ihres
grofsen Leserkreises auf unsere Beschlüsse geneigtest lenken zu wollen."
1 Im Interesse der Sache empfehlen wir unsern Lesern, die vorstehende
Zuschrift zu beachten, und dem Wunsche des Vereins näher zu treten. D. R
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
Neuere Wollwaschmaschinen. 529
Neuere Wollwaschmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 267 * S. 529.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28, 29 und 30.
Das Wüschen und Entfetten der Rohwolle bildet bekanntlich einen
Vorbereitungsprozefs für die Fabrikation wollener Waaren, der für die-
selbe von der gröfsten Wichtigkeit ist, da eine schlechte Wäsche der
Wolle die bedenklichsten Folgen sowohl in der Spinnerei, Kämmerei,
Färberei, wie auch in der Weberei und Appretur nach sich zieht. Diese
Folgen bestehen sowohl in dem Verschmieren der Krempelbeschläge,
in einem gröfseren Ergebnisse an Kämmlingen, in der verminderten
Spinnfähigkeit, sowie auch in dem Abschmutzen der Wolle beim Färben,
in der schweren Entfettung in der Walke u. s. w., und sind derart
schwerwiegend, dafs darunter das ganze Ergebnifs der industriellen An-
lage fühlbar leiden kann.
Es handelt sich in der Wollwäscherei bekanntlich darum, den in
der Rohwolle enthaltenen Schmutz uud Wollschweifs zu entfernen, aber
derart, dafs die zum Verspinnen erforderlichen Eigenschaften des Materials
unverändert bleiben und eine Verwirrung der Fasern vermieden wird.
Diese Arbeit rationell zu bewirken, erfordert natürlich bei der grofsen
Verschiedenheit der Wollen der einzelnen Länder von Seiten des Woll-
wäschers viel Erfahrung und Aufmerksamkeit, und fällt trotzdem das
Ergebnifs öfters nicht nach Wunsch aus. Die Ursache hierzu liegt indefs
nicht allein in den Eigenschaften der zu behandelnden Wolle, sondern
auch in den mehr oder minder mangelhaften mechanischen Einrichtungen,
welche das Ergebnifs namentlich hinsichtlich der Lage der Fasern, der
Erhaltung des sogen. Stapels beeinflussen. Die Wichtigkeit des Prozesses
und die den jetzigen Einrichtungen anhaftenden Uebelstände haben daher
fortgesetzt Veranlassung gegeben, auf Vervollkommnungen hinzuarbeiten;
mit welchem Erfolge, kann hier allein nur die Praxis entscheiden.
Es kommen zur Zeit für das Waschen der Wolle nur zwei Wege
in Betracht, der eine besteht in dem Behandeln der Wolle in einem
mäfsig warmen Seifenbade, der andere in dem Behandeln der Wolle
mittels flüchtiger Substanzen, wie Fuselöl, Schwefelkohlenstoff u. s. w.,
welche Fettsubstanzen aufzulösen vermögen. Der erstere Weg ist der
für den Grofsbetrieb zur Zeit allein in Frage kommende, während der
zweite Weg ein Verfahren darstellt, das seit einigen 30 Jahren immer
wieder versucht ist, ohne indefs zu einem durchschlagenden Erfolge
geführt zu haben. Nur in neuester Zeit ist auf diesem Gebiete eine
neue Maschine construirt worden, auf welche am Schlüsse des Berichtes
näher eingegangen werden wird.
Was den ersteren Weg, den Weg der Praxis betrifft, so liegen die
getroffenen Verbesserungen naturgemä'fs in den mechanischen Betriebs-
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 12. 1890J1I. 34
530 ■'' Wbllwaachmaßchinen.
einrichtungen, während die Waschmittel in der Hauptsache unverändert
gelassen sind. Diese mechanischen Hilfsmittel /eigen aufser der An-
passung an die alte Praxis auch theilweise das Einschlagen neuer Wege,
welche sich zur rationellen Behandlung der Wolle als geeignet erweisen
durften.
Eine derartige weitere praktische Aushildung hat auch die bereits
in !).]>. J. 1888 267 334 erwähnte Wollwaschmaschine von Henry W.Churih
erfahren, welche Maschine von der Kii&on Machine Co. in Lowell (Mass.,
Nordamerika) ausgeführt wird.
Die ursprünglich vorhandenen zwei parallelen durch den ganzen Trog
reichenden Rechen sind auch jetzt beibehalten, ihre Bewegungsmecha-
aismen sind indefs zweckmässiger gestaltet, und zwar wird der Antrieb
vou den Kiemenscheiben mittels zweier Kettenräder auf eine obere Welle
übertragen) welche mittels Zahnräder eine untere Welle in Umdrehung
versetzt. Diese trägt zwei Kurbeln, an welche die die Rahmenrechen
hin und her führenden Schub- bezieh. Zugstaogen angelenkt sind. Gleich-
zeitig erfahren die Rechen eine entsprechende auf und ab steigende
Bewegung von der genannten Kettenradwelle aus mittels eines Hebel-
werkes und einer mit Zahnsector ausgerüsteten Zwischenwelle. Durch
den letzteren wird eine wagerechte mit zwei grofsen Rädern versehene
Welle in Schwingung versetzt, deren Räder mit den an den Rechen
betindlichen Zahnstangen derart in Eingriff stehen, dafs die Gewichte
der Rechen sich gegenseitig ausgleichen.
Die Quetschwalzen sind am Ende des Troges gelagert, so dafs
das endlose Lattentuch in Fortfall kommt, während die Waschflüssig-
keit hier in einen besonderen Trog fliefst, und nach Absetzen des
Schmutzes dem vorderen Ende des Troges wieder zugeführt werden
kann. Durch diese Einrichtung wird auch die Reinigung des Troges
vermittelt. Als fernere günstige Eigenschaft hebt die obige Firma noch
den Umstand hervor, dafs die Wolle in dieser Maschine langsam und
ruhig vorwärts getragen werde, so dafs eine Verfilzung der Fasern mög-
lichst vermieden sei (Text. Itecord, 1889).
Eine ebenfalls bewährte, von den bekannten Maschinen mehrfach
abweichende Construction fuhrt die Firma John Petriejr. Ltd., Rochdale,
BUS, welche Maschine in der Fig. 9 Taf. 28 wiedergegeben ist (Wollen-
geicerbe, 1889). Die meisten älteren Wollwaschmaschinen laufen be-
kanntlich immer mit der gleichen Geschwindigkeit und besitzen auch
dieselbe Einwirkung auf die zu waschende Wolle, gleichgültig, welcher
Art die letztere ist und welchen Schmutz- und Schweifsgehalt die Wolle
bat. Diesen .Manuel einer Anpassungsfähigkeil an das zu behandelnde
Material zeigt nun die PefrtVsche Maschine nicht, sondern die Betriebs-
mechanismen sind derart conetruirt, dafs die Maschine je nach Bedarf
mit grosserer oder geringerer Geschwindigkeit arbeiten kann. Desgleichen
können die die Wolle bewegenden Rechen nach Belieben entweder
Neuere Wollwaschmaschinen. 531
gleichzeitig oder wechselweise, oder theilweise gleichzeitig und theil-
weise wechselseitig bethätigt werden.
Eine andere Eigenthümlichkeit der Maschine liegt in der Anord-
nung der Quetschwalzen. Während sonst die Wolle von den Gabeln
aus dem Bade heraus auf das gegen die Quetschwalzen ansteigende
Lattentuch niedergelegt wird, liegen diese Walzen hier mit ihrer Be-
rühnmgslinie tiefer als der Spiegel des Bades, so dafs die Wolle theils
von der Bewegung der Gabeln, theils von der Bewegung der Wasch-
lauge auf das abwärts geneigte Lattentuch geführt wird. Demzufolge
werden die ausgelegten Wollpartien nicht so leicht zerrissen und ver-
wirrt, wie das beim Aufwärtsschieben auf das sonstige ansteigende
Lattentuch öfters der Fall ist. Aufserdem kommt die Wolle saftiger,
d. h. mit mehr Waschlauge, zwischen die Quetschwalzen, was dem Aus-
pressen nur förderlich ist. Die durch das Lattentuch ablaufende, sowie
die durch die Walzen ausgeprefste Waschflüssigkeit fliefst in einen unter
den letzteren befindlichen Trog und wird von hier durch ein Rohr nach
dem vorhergehenden Waschtroge geleitet, an welchem sich ebenfalls
ein Schöpfrad, wie in der Figur links punktirt gezeichnet, befindet, das
die vorher durch Absetzenlassen vom gröbsten Schmutze befreite Wasch-
lauge in einen Behälter entleert, aus dem die Lauge zu weiterem Ge-
brauche entnommen werden kann.
Die Bewegung der Rechen ist eine derartige, dafs diese ziemlich
senkrecht in das Bad eintreten und sich dann nahezu wTagerecht vor-
wärts bewegen. Wie die Figur zeigt, sind die das Ausheben der Wolle
bewirkenden Gabeln doppelt ausgebildet. Den Hauptvorzug der Petrie-
schen Maschine dürfte wohl die durch Regelung der Bewegungen und
Geschwindigkeiten ermöglichte Anpassungsfähigkeit an die jeweilig zu
waschende Wollpartie bilden.
Alle diese sogen. Leviathan-Wollwaschmaschinen sind in erster Linie
für den Grofsbetrieb bestimmt und bewähren sich in diesem auch im
Grofsen und Ganzen. Anders indefs im Mittel- und Kleinbetriebe. Hier
kann ein vollständiger Leviathan nicht Verwendung finden, denselben
aber auf einen oder zwei Behälter zu kürzen, erscheint ebenso wenig
angezeigt, da bei Anwendung eines Behälters ein gründliches Reinigen
der Wolle nicht zu erzielen und das gewaschene Wollquantum verhält-
nifsmäfsig gering ist, während der Verwendung zweier Tröge häufig
Raum- und Preisverhältnisse entgegenstehen werden. In manchen Fabriken
bestehen deshalb noch die primitivsten Einrichtungen, oder es wird das
Waschen in der Weise vorgenommen, dafs die Wolle zweimal dasselbe
Bad durchwandert und dann eine längere Spülung erfährt. Diese Be-
handlung mufs indefs ebenfalls als eine unrationelle bezeichnet werden,
da eine gründliche Beseitigung allen Schmutzes und Schweifses nur mit
Gegenstromprinzip ermöglicht wird, d. h. mit dem Wandern der Wolle
entgegengesetzt der gesammten Waschlaugenbewegung, so dafs die
532 Neuere Woll Waschmaschinen,
schmutzigste Wolle mit dem schmutzigsten Bade und die reinste Wolle
mit dem reinsten Bade zusammenkommt. Ausserdem haftet der letzt-
genannten Behandlung noch der Nachtheil an, dafs ein längeres Spülen
der Wolle naturgemäfs die Verwirrung und Verfilzung der Fasern be-
günstigt.
Zu einer befriedigenden Reinigung der Wolle erscheinen indefs zwei
getrennte Bäder und zwei Quetschwalzenpaare unbedingt erforderlich,
welche Anordnung einen Längenraum von 10 bis 12m ohne Bedienungs-
raum beansprucht. Um nun aber bei mangelndem Räume dieses rationelle
Waschen der Wolle doch vornehmen zu können, baut die bekannte
Firma Henri Demeuse und Co. in Aachen neuerdings eine Wollwasch-
masehine, welche die beiden Waschtröge nicht hinter einander angeordnet
hat, sondern bei welcher der Einweichbottich neben dem Entfettungs-
bot tiche angeordnet ist, und bei welcher die Ueberführung der Wolle
von jenem in diesen durch einen mit Flügelwalze ausgestatteten Quer-
trog erfolgt (D. R. P. Nr. 46802).
Diese Wollwaschmaschine ist in den Fig. 1 bis 3 Taf. 29 in Quer-
schnitten und Ansicht dargestellt, und zwar zeigen die Fig. 2 und 3
die beiden Waschbottiche von einander getrennt, die in Wirklichkeit
also parallel mit den Wänden a an einander liegend zu denken sind
(Fig. 1). Wie die Fig. 2 zeigt, enthält der erste Behälter noch eine
Querscheidewand fr, so dafs also in der Maschine zwei von einander
vollständig getrennte Waschbottiche gebildet sind, der Einweichbottich
von c bis d reichend, und der winkelförmige Entfettuugsbottich von f
bis e sich erstreckend.
Die zu waschende Wolle wird in den Füllkasten g der Einweich-
maschine (Fig. 2) geworfen und fällt in die Zwischenräume h der
Eintauch walze t, welch letztere, sich langsam in der Pfeilrichtung
drehend, die Wolle selbsthätig untertaucht. Die eingetauchte Wolle
wird nun von dem in seiner Bewegung eine Eiform beschreibenden
Kurbelrechen k erfafst, gehoben, so dafs sich die der Wolle anhaftenden
erdigen Beimengungen ausscheiden können, und weiter transportirt zu
dem Kurbelrechen /, welcher die Wolle in gleicher Weise behandelt
und sie dann dem Aufrücker m zuschiebt.
Dieser eggenartige Aufrücker, von den Kurbeln nn bewegt, erfafst
die ihm vom Kurbelrechen / zugeführte Wolle und schiebt sie über das
schräge Siebblech o zwischen die Druckwalzen p p{: ist der Aufrücker
am Punkte q (Fig. 2) angelangt, so heben die Kurbeln denselben hoch
und führen ihn, sich zurückbewegend und senkend, wieder in die von
den Kurbelrechen inzwischen wieder herangebrachte Wolle, welch letztere
also in sich an einander reihenden Hüben continuirlich behufs Auspressung
und Zerquetschung der Schmutzknoten und Schweil'sspitzen zwischen
die Prefswalzen geführt wird,
Die ausgepreiste Wolle wird mittels des endlosen Tuches r (Fi»-. 1
Neuere Wollvvaschmascliinen. 533
und 2) in die Verlängerung f der Entfettungsmaschine befördert (welche
Verlängerung selbstverständlich mit dem Bade der Entfettungsmaschine
in Zusammenhang steht). In dieser Verlängerung ist unterhalb des
Tisches r ein schräges Blech angebracht, über welches die Wolle, von
der Flügelwalze t (Fig. 3) noch befördert, in die Entfettungsmaschine
bezieh, bis zur Angriffslinie des Kurbelrechens u (Fig. 1 und 3) gleitet.
Die Kurbelrechen u ut w2 greifen, heben und transportiren die Wolle in
bekannter Weise, und bringt der letzte Rechen w2 sie dem Aufrücker v
zu, welcher die Ueberführuug derselben zwischen die Prefswalzen ?o
besorgt; von diesen ausgeprefst, ist die Wolle fertig zum Spülen.
Der Betrieb der die Wolle bewegenden Kurbelrechen erfolgt für
beide Maschinen von einer Seite aus; die Kurbelrechen sind mittels der
Stirnräder x x{ (Fig. 1) verbunden , und machen diejenigen des Ent-
fettungsbottiches eine den im Einweichtroge arbeitenden entgegengesetzte
Bewegung, so dafs die Wolle ihren Lauf in Richtung der eingezeichneten
Pfeile nimmt. Das Ablassen der Waschflüssigkeit erfolgt in bekannter
Weise.
Diese Demeusische Waschmaschine gestattet also bei einer Trog-
länge von z. B. etwa 6% die Wolle unter Passirung von zwei Bädern und
zwei Paar Prefswalzen auf einem Wege von 12m zu behandeln. Die
Maschine mufs als einfache und zweckmäfsige Construction bezeichnet
werden, und dürfte derselben, da sie einem im Mittel- und Kleinbetriebe
gefühlten Bedürfnisse entspricht, eine zahlreiche praktische Ausführung
beschieden sein.
Während mit diesen Waschmaschinen also versucht wird, das in
der Praxis geübte Verfahren zu vervollkommnen, schlägt ein Amerikaner
Robeson in Philadelphia einen neuen Weg ein, indem er die Wolle
mittels Ventilatoren zuerst auflockert, sie dann anfeuchtet und behufs
Erweichens des Schweifses erwärmt, unter Zuhilfenahme heifsen Wassers
und erwärmter Walzen, und sie dann ausquetscht (*D.R.P. Nr. 45950).
Dieses Reinigen geschieht somit ohne jede Anwendung von Alkalien
oder ähnlichen Substanzen, und wird der entfernte Wollschweifs wieder-
gewonnen. Die derart behandelte entschweifste Wolle mufs dann noch
in Wasser gewaschen und getrocknet werden, worauf sie zum Kämmen
und Spinnen derart vorbereitet sein soll, dafs das nachträgliche Einölen
angeblich entbehrlich ist.
Fig. 4 Taf. 29 zeigt den zur Ausführung dieses Verfahrens be-
stimmten Apparat, durch den die Wolle auf dem endlosen Tuche ß
hindurchgeführt wird. Im ersten Räume C unterliegt sie den von oben
und unten einwirkenden Luftströmen der Ventilatoren c zur Auflocke-
rung des Staubes, welch letzterer durch das Rohr Cx abgesaugt wird.
Die Wolle tritt dann in die Anfeuchtungs- und Dämpfkammer F ein,
und wird hier zunächst vorn Rohre D schwach angefeuchtet, welche
Anfeuchtung ganz von der Beschaffenheit der Wolle abhängt und nach
534 Neuere Wollwaschmaschinen.
den Angaben Hobesons jedesmal durch Versuch festgestellt werden muTs.
Sehr schmutzige Wolle ist fast ganz mit Wasser zu sättigen. Die so
gefeuchtete Wolle wird nun von den Dampfschlangen E erwärmt, und
mufs die Temperatur ebenfalls in jedem einzelnen Falle bestimmt werden,
und zwar derart, dafs dieselbe hinreicht, das Wollfett zu erweichen.
Eine Temperatur von ungefähr 57° hat sich in vielen Fällen als
zweckmäfsig erwiesen, einige Wollen bedürfen nur einer Temperatur
von etwa 43°, andere dagegen einer solchen von 60°. Ebenso richtet
sich die Dauer der Wärmeeinwirkung nach der Beschaffenheit der zu
behandelnden Wolle; für viele Fälle genügen 5 bis 7 Minuten.
Diese Erwärmung wird von dem gelochten Dampfrohre E2 und dem
die Luft in Bewegung setzenden Ventilator f unterstützt. Das Transport-
band B führt schliefslich die Wolle aus der Kammer F über einen mit
Gitterdeckel versehenen Trog G, aus dem warmes Wasser gegen die
Wolle zur Auflockerung geleitet wird, wobei die Wolle gleichzeitig
durch die geheizte und hin und her bewegte Walze G{ ausgequetscht
wird. Die Wolle erfährt dann auf ihrem weiteren Wege eine Auf-
lockerung durch die Stachelwalze H und wird schliefslich den bespülten
Quetschwalzen I übergeben, aus denen sie in fast völlig entfettetem
Zustande hervorgehen soll, so dafs sie nur noch gewaschen und ge-
trocknet zu werden braucht. Zu dem Zwecke kann jede geeignete
Wasch- bezieh. Trockenvorrichtung angewendet werden.
Wie weit dieses mechanisch physikalische Entschweifsungsverfahren
den Wollschweifs zu entfernen vermag, läfst sich natürlich nur durch
Versuche feststellen, immerhin dürfte aber auch bei befriedigenden Re-
sultaten das Robesori sehe Verfahren durch die jedesmalige Anpassung
der Wärme- und Feuchtigkeitszufuhr an die zu behandelnde Wolle, die
natürlich vorher sortirt sein mufs, in seiner jetzigen Ausführungsform
für den Grofsbetrieb kaum geeignet sein.
Noch weniger zweckmäfsig als die Äo&eson'sehe Maschine erscheint
die in Fig. 8 Taf. 30 dargestellte Wollwasch- und Spülmaschine von
F. E. Anderson und 5. Hodgson in New-Yersey (Mass., Nordamerika), bei
welcher die mittels Pulsometers a in umlaufender Bewegung erhaltene
und nach erneuter Erwärmung wiederholt zu benutzende Waschlauge
die wechselnde Füllung und Entleerung eines Kipptroges b und damit
die regelmäfsige Zuführung der zu waschenden Wolle aus einem Vor-
rathsbehälter c bewirkt. Durch ein Bohr d gelangt die Wolle dann
bei f in den Spülbottich e, dessen Boden zu mehreren Mulden gekrümmt
ist. Durch den Siebboden der ersten Einsenkung drückt eine Prefsplatte g
die Lauge aus der Wolle in ein Bohr /*, durch welches die erstere
wieder nach a gelangt. Die Wolle wird von einer Reihe Kipptröge mit
Wasser gespült und fliefst schliefslich in das Aufnahmegefäfs H über.
Wesentlich geeigneter und vielversprechender betreffs rationeller
Behandlung der Wolle ist die Wollwaschmaschine von Alex. Dem in
Neuere Wollwaschmasehinen. 535
Brüssel (*D. B.P. Nr. 49719 und Nr. 50732), in welcher die Wolle
aufser der Führung durch die Gabeln ein besonderes Eintauchen in das
Bad erfahrt. Ebenfalls neu ist die Aushebevorrichtung aus dem Wasch-
bottich unter Fortlassung des gewöhnlichen Lattentuches.
Die Fig. 5 Taf. 29 gibt einen Querschnitt dieser Maschine, während
Fig. 10 Taf. 28 die Aushebevorrichtung gesondert zeigt. Das Eintragen
der Wolle erfolgt in der Figur rechts, und wird die Wolle dann wie ge-
wöhnlich durch die Walze r untergetaucht und von den Gabeln f weiter
der Tauchvorrichtung E zugeführt. Diese Vorrichtung besteht in einer
Anzahl von Schlägern, welche in dem Waschbottich angeordnet sind und
in eine auf und nieder gehende Bewegung versetzt werden. Die
Schläger E bestehen aus einer Holzplatte von rechteckiger Form, welche
an den Seiten in der Weise mit Eisenblech beschlagen ist, dafs auf der
unteren Seite des Schlägers ein Hohlraum gebildet wird. Wird nun
der Schläger nach unten bewegt, so dafs er in das Bad eintaucht, so
schliefst er in dem auf seiner unteren Seite befindlichen Hohlräume eine
Luftmenge ein, welche bei der schnellen Abwärtsbewegung des Schlägers
zuerst mit der auf der Oberfläche des Bades befindlichen Wolle in Be-
rührung kommt. Beim Untertauchen der Wolle in das Bad kommt nun
diese Luft mit den einzelnen Wollfasern in die innigste Berührung. Die
einzelnen Wollfasern werden von einander getrennt und kommen auch
einzeln mit der Waschflüssigkeit in Berührung, so dafs die Wirkung der
Waschflüssigkeit auf die Wolle eine sehr energische ist. Geht der
Schläger in die Höhe, so werden durch die auf der unteren Seite des
Schlägers sich bildende Luftverdünnung die Wollfasern wieder in die
Höhe gerissen, um beim nächsten Spiele des Schlägers wieder nach
unten gedrückt zu werden. Da die Schläger eine sehr schnelle auf und
nieder gehende Bewegung haben, so kommt die Wolle in äufserst
kurzen Zwischenräumen mit der Luft und der Waschflüssigkeit in die
innigste Berührung, wodurch eine Offenheit und Reinheit der Wolle
erzielt wird, wie sie auf den bisherigen Waschmaschinen nicht zu er-
halten war.
Die neue Aushebevorrichtung, welche die mit dem gewöhnlichen
Lattentuche verbundenen Reparaturen und Betriebsstörungen vermeiden
soll, ist in Fig. 10 Taf. 28 dargestellt. Wie diese Figur zeigt, sind auf
der Welle Seitenscheiben angeordnet, welche mit La»ern K aus-
gestattet sind, zwischen denen Ausheberechen um die Zapfen 0 dreh-
bar sind. Am Ende sind die Rechen mit Armen versehen, welche
rechtwinklig zu einander angeordnet sind und die Rollen E und D tragen.
Dreht sich nun die Welle B in der Richtung des eingezeichneten Pfeiles,
so tauchen die Rechen senkrecht in das Wasser ein. Bei der weiteren
Bewegung der Welle B legt sich dann die Rolle D gegen die eine
Leitcurve iW, welch letztere die Rechen sich in der punktirt gezeich-
neten Bahn bewegen läfst, dabei die Wolle nach den Prefswalzen HHX
i36
Neuere Wollwaschmaschinen.
führend. Sobald nun die Rolle D die
Curve M zu verlassen im Begriffe
ist, beginnt gleichzeitig eine zweite
Leitcurve N auf die Rolle E ein-
zuwirken. Diese Curve führt den
Bechen nun derart, dafs dessen Spitze
eine Zeitlang kurz vor der Berüh-
rungslinie der beiden Prefswalzen auf
demselben Punkte festgehalten wird.
Die von dem Rechen aus dem Bot-
tiche herausgehobene Wolle muls
also auf jeden P'all von den Quetsch-
walzen erfafst werden. Mit der An-
wendung dieser Aushebevorrichtung
wird natürlich gleichzeitig eine Kür-
zung der Waschbottiche erzielt.
Eine Waschmaschine, welche
wie die PftrtVsche Maschine eine
Regelung der Bearbeitungsweise der
Wolle je nach Beschaffenheit der
letzteren gestattet, liegt ferner in
der sogen, hydraulischen Wollwasch-
maschine der Firma C. G. Sargenl's
Sons in Graniteville (Mass., Nord-
amerika) vor, von der die Text-
fig. 10 ein Schaubüd gibt. Die Wolle
wird bei dieser Maschine in der
Hauptsache durch die Strömung der
Waschflüssigkeit fortbewegt,' welche
Bewegung durch die Eintauch-
trommel unterstützt wird. Der Ar-
beitsgang der Maschine ist nach dem
TWoUengexverbe'J- (vgl. auch The
Tecctile Bec, 1889) folgender: Der
Waschtrog wird bis auf etwa 20cm
vom Rande mit Waschlauge gefüllt.
Die auf dem Lattentuche zugeführte
Wolle fällt von diesem zwischen
die aufwärts gerichteten Zähne der
langsam umlaufenden Eintauch-
trommel. Während dieses Ein-
tauchens der Wolle ergiefst sich nun
durch eine in der (linksseitigen)
Stirnwand des Troges hinter der Ein-
Neuere Wollwaschmaschinen. 537
tauchtrommel befindliche Oeflnung ein Strom warmer Waschlauge über
die Wolle. Die Zuführung dieser Lauge erfolgt mittels Rohres und
rotirender Pumpe (in der Figur rechts ersichtlich) aus einem unterhalb
des ansteigenden Austragtuches befindlichen besonderen Behälter, also
ähnlich wie bei der Petrie sehen Maschine.
Beim Untertauchen der Wolle durch die rotirende Trommel wird
durch die zuströmende Waschflüssigkeit der oberflächlich anhängende
Schmutz abgewaschen und fällt durch die OefFnungen des falschen
Bodens nieder, während die untergetauchte Wolle von der Trommel
und der Strömung der Waschlauge weiter geführt wird Während
dieses Einweichens und langsamen Fortbewegens wird die Wolle durch
zwei Satz abwechselnd auf und nieder gehender Rechen untergetaucht,
welche wie aus der Figur ersichtlich bethätigt werden. Die Umdrehungs-
geschwindigkeit der Trommel und die Strömung der Waschlauge können
so geregelt werden, dafs die Wolle je nach Bedarf 4 bis 8 bis 15 Minuten
in dem Bade verbleibt.
Die Wolle wird dann auf das nach den Quetschwalzen führende
Lattentuch ausgelegt (in welcher Weise, läfst unsere Quelle nicht er-
kennen), und hier von einem von dem Hauptrohre der rotirenden Pumpe
abzweigenden Nebenrohre (Figur rechts) nochmals, unmittelbar vor dem
Eintritte zwischen die Walzen, mit Waschlauge übergössen; das Zweig-
rohr ist dementsprechend unten gelocht. Dieses nochmalige Spülen der
Wolle erscheint sehr zweckmäfsig, ebenso wie die Spülung beim Ein-
tritte in den Trog, welche Einwirkungsart auf die Wolle auch die von
der Firma Sargent's Sons gewählte Bezeichnung „hydraulische Woll-
waschmaschine" rechtfertigt. Der Waschtrog ist im unteren Theile
durch eine bis an den falschen Boden aufsteigende Scheidewand in zwei
Theile getheilt, so dafs der gröfste Theil des gelösten Schmutzes in
dem ersten Theile zurückgehalten wird.
Im Anschlüsse an diese Maschine sei der Vollständigkeit halber
noch über eine amerikanische Maschine der Firma W. White in Nashua
(N. H.) berichtet, von welcher der Text. Bec. im Maihefte 1890 eine
sehr knappe Beschreibung und Zeichnung gibt. Die Maschine, welche
in Fig. 6 Taf. 29 dargestellt ist, scheint eine Abart der ebengenannten
Maschine von Sargent zu sein, insofern als sie ebenfalls den mittels einer
Pumpe bewirkten Umlauf der Waschlauge zeigt, während die Fort-
bewegung der Wolle durch von Kurbeln bewegte Rechen erfolgt (vgl.
Church weiter oben), an denen der Ausheberechen angelenkt ist. Die
Maschine dürfte mehr eine zweckmäfsige Construction darstellen als
neue Gesichtspunkte darbieten, und die ihr nachgerühmten Eigenschaften
treffen ebensowohl bei anderen Maschinen zu. Nach der obigen Quelle
ist die Maschine bei einer Anzahl namentlich aufgeführter Firmen im
Betriebe.
Einer neuen Behandlung wird die Wolle bei der neuesten Wasch-
538 Neuere Wollwaschmaschinen,
maschine der Firma David Smith und Co. Lim. in Halifax unterworfen,
welche Maschine von der Firma mit Rücksicht auf den Weg, den Wolle
und Waschtlüssigkeit nehmen, mit dem Namen Niagara- Wollmaschine
bezeichnet wird. Die Einführung der Wolle in diese in Fig. 9 Taf. 30
dargestellte Maschine erfolgt mittels der Tatham'schcn Zuführvorrichtung,
in der Figur rechts, von welcher Vorrichtung die Wolle auf ein end-
loses Lattentuch aufgelegt wird. Ueber diesem letzteren ist der die
Waschlauge enthaltende Behälter angeordnet, aus dessen gelochtem
Boden die Waschflüssigkeit auf die Wolle herabfällt und dabei die
groben Verunreinigungen aus dem Material ausspült, welche Verunreini-
gungen durch das Lattenzuführtuch und den falschen Boden hindurch
sich in diesem Theile des Hauptbehälters ablagern. Die so vorbehandelte
Wolle wird dann in das Bad des Hauptwaschtroges eingetragen, und
durch den Umlauf des Wassers weitergeführt, wobei sie von einer An-
zahl gelochter Walzen untergetaucht wird. Unter diesen Walzen sind
schwimmende (in der Figur nicht dargestellte) Walzen gelagert, welche
durch irgend welche Mittel an die ersteren angeprefst erhalten werden.
Diese Walzenpaare wirken in bekannter Weise als Quetschwalzen auf
die Wolle und führen dieselbe schliefslich, für diese erste Behandlung;
genügend gereinigt, nach dem Ausgange des Waschtroges. Hier fliefst
die Wolle, wie die Figur erkennen läfst, mit der Waschflüssigkeit zu-
sammen ab, worauf die erstere den Quetschwalzen überliefert und von
diesen dem nächsten Waschtroge zugeführt wird. Die Waschflüssigkeit
dagegen fliefst einem zweiten Behälter zu, wird in diesem filtrirt und
dann mittels der gezeichneten Rohrleitung in den am Anfange der
ganzen Maschine befindlichen Behälter mit gelochtem Boden zurück-
gepumpt.
Die Smith" sehe Maschine ist somit zufolge Vermeidung der Gabeln
sehr einfach, erfordert wenig Betriebskraft, und kann die Behandlung
der Wolle eine schonende genannt werden. Wie weit die Maschine
den Bedürfnissen der Praxis entspricht, kann natürlich nur die letztere
entscheiden. Unsere englische Quelle {Text. Manufacturer, 1890) macht
darüber, wie immer, etwas optimistisch gehaltene Angaben, und bemerkt,
dafs die in der Maschine gewaschenen Proben grofse Reinheit und ganz
unversehrten Stapel besessen, und sich weich angefühlt hätten. Die
mittels dieser Maschine bewirkte Behandluugsweise der Wolle läfst sich
auch bei vorhandenen Maschinen leicht anwenden.
Ueber die Wollwaschmaschiue von Walter Cook in Liverpool haben
wir bereits in D. p. J. 1888 267*532 berichtet. Textile Manufacturcr
führt dieselbe seinen Lesern im Maihefte 1890 vor, aus welcher Dar-
stellung als neu hervorgeht, dafs die Maschine von der Firma John Perry
in Shipley, Yorkshire, ausgeführt wird. Die Maschine dürfte sich somit
als für die Praxis geeignet erwiesen haben.
Die neueste Erscheinung auf dem Gebiete der Wollwaschmaschinen
Neuere Wollwaschmaschinen. 539
bildet die Maschine von A. S. und F. Ambler in Wilsden, England, bei
welcher die Waschflüssigkeit und das zu behandelnde Material durch
einen engen Kanal geschwemmt wird, der, um häutiger Strudelbewe-
gungen zu erzeugen, als Zickzackgang mit jähen Abfällen in der Wage-
rechten verläuft, und nach dessen Passirung das gewaschene Material
dem gewöhnlichen Prefswalzenpaare überliefert wird (D.R.P. Nr. 52599
vom 11. Januar 1890).
Fig. 10 Taf. 30 gibt einen Querschnitt dieser Maschine. Die zu
waschenden Fasern werden mittels der beiden Transporttücher ddx oder
von Hand in den Auffang c{ eingeführt, der sich nach unten in einen
lothrechten Fallkanal c fortsetzt- an letzteren schliefst sich in ( wage-
rechter Lage der Waschkanal C an. Derselbe verläuft zickzackförmig
derart, dafs er immer je auf einem längeren Theile sanft ansteigt und
dann ziemlich jäh abfällt. Dieser Kanal C ist mittels Stangen f über
dem gleich langen, die Waschflüssigkeit enthaltenden Troge o auf-
gehängt. Aus a wird die Waschflüssigkeit am hinteren Ende bei a{
mittels einer Pumpe abgesaugt und durch Rohr 6, in einen hohen Be-
hälter b gefördert 5 aus letzterem tritt die Flüssigkeit oben durch einen
Ueberlauf in einen den Auffang cl umgebenden Behälter über, füllt den-
selben an und fällt dann von allen Seiten in den Kanal c und den wage-
rechten Kanal C ein, wobei sie die Fasern mitreifst und zugleich in sich
vertheilt. Am Austrittsende bildet der Waschkanal C eine wagerechte
Strecke c, die unmittelbar vor einem Prefswalzenpaare gg endet; kurz
vor dem Ende wird der gröfsere Theil der Flüssigkeit von den Walzen
durch das mit Hahn versehene Fallrohr e nach dem Bottiche a zurück-
gedrückt. Das Fallrohr e schliefst sich an C mit einer trichterförmigen
Erweiterung an, in welcher ein Sieb zum Auffangen mitgerissenen Faser-
materials angeordnet ist. Der Rest des von den Walzen gg aus der
Fasermasse ausgeprefsten Wassers fällt in eine Rinne h und wird von
derselben durch das Sieb oder den Faserfang hA nach o zurückgeleitet.
Von den Prefswalzen wird dann das Fasermaterial mittels einer Trom-
mel m auf einen Haufen oder eine weitere Transportvorrichtung aus-
gelegt.
An der Unterseite der vorderen Abstürze des Kanales C werden
zweckmäfsig durch Hähne regelbare, mit Sieben versehene Ableitungen ct
bezieh, f., nach dem Bottiche a angebracht, um einen Theil der hier
bereits stark verunreinigten Waschflüssigkeit nach dem Bottiche zurück-
fallen zu lassen. Ein derartiger Ablauf kann ferner bei c3 auf der
Oberseite der ansteigenden Theile angebracht werden.
Wie der Arbeitsgang dieser Waschmaschine zeigt, dürfte dieselbe
zum Waschen von Thierhaaren (Kuhhaaren, Hundehaaren u. dgl.) be-
stimmt sein, bei denen auf die Lagerung der Fasern eine Rücksicht nicht
genommen zu werden braucht, so dafs sie für die Zwecke der Kamm-
uud Streichgarnspiunereien nicht brauchbar erscheint.
540 Neuere Wollwaschmaschiuen.
Im Eingange dieses Berichtes war bereits darauf hingewiesen, dafs
aufser dem ebengenanntni Behandeln der Wolle im Großbetriebe im
sogen. Leviathan noch ein zweiter Weg oft betreten worden ist, der
Behandlung der Wolle mittels flüchtiger, Fettsubstanzen lösender Mittel,
wie Schwefelkohlenstoff, Äether u. dg!., ohne indefs bis jetzt zu einem
befriedigenden Resultate geführt zu haben. Dieses Ergebnifs ist zum
grofsen Theile auf die Feuer- und Explosionsgefahr, die mit diesem
Verfahren verbunden ist, zurückzuführen, andererseits auch auf den
Mangel eines durch lange Praxis erprobten Apparates und auf die Neu-
heit des Verfahrens selbst. Andererseits zeigt das Verfahren indefs auch
wieder wesentliche Vortheile gegenüber der Behandlung im Leviathan,
so die Leichtigkeit, mit der der Waschprozefs selbsthätig, ohne Ab-
hängigkeit vom Arbeiter, erfolgen kann, und die Leichtigkeit, mit der
Waschmittel und Waschproducte wieder gewonnen werden können.
Ebenso ist der Umstand hervorzuheben, dafs der Stapel der Wolle ohne
Schwierigkeit erhalten werden kann. Bezüglich der im Laufe der Jahre
vorgeschlagenen Wege und Apparate zur Durchführung dieses Wasch-
verfahrens sei hier auf einen Bericht von Prof. J. J. Hummel im Journal
of the Society of Dyers and Colourists, 1890, hingewiesen.
Das Ende dieser Entwickelungsreihe bildet nuu eine Maschine von
G. und A. Bnrnell in Hindmarch, Südaustralien, welche, seit etwa einem
Jahre bekannt, neuerdings auch in England zur Ausführung gelangt ist,
und nun aus dem Versuchsstadium heraus zu sein scheint. Wir geben
diese Maschine in Fig. 7 Taf. 29 in einem Querschnitte (Engl. Patent
1888 Nr. 14039) und in der Textfig. 15 in ihrer neuesten Ausführungs-
form {Text. Manufacturer, Aprilheft 1990).
Wie Figur zeigt, besitzt die Maschine in ihrer ersten Ausführung
zwei schmiedeeiserne V-förmige Behälter von verschiedener Gröfse und
solcher Form, dafs sie sich den in ihnen arbeitenden Trommeln a und b
anpassen, von denen die gröfsere einen Durchmesser von lm hat. Um
diese letztere herum sind 16 kleine Walzen gelagert, welche durch
Zahnräder von der Haupttrommel aus getrieben werden. •
Diese Walzen liegen mit Hilfe von Spiralfedern elastisch an der
grofsen Trommel an und können sich so der Stärke der zwischen ihnen
und der Haupttrommel durchgehenden Wolltheile anpassen. Am Anfange
dieser Walzenkette sind unter dem Lattentuche die Einführcylinder
gelagert, während am Ende eine Reihe Walzen angeordnet sind, welche
die Wolle dem zweiten V-förmigen Behälter zuführen. Dieser letztere
ist ganz mit Wasser gefüllt, während der erste im unteren Theile
Wasser, im oberen dagegen Benzin enthält.
Der Arbeitsgang dieser Maschine ist danach folgender. Die Wolle
wird vom Zuführtische aus zwischen die Haupttronimel und die kleinen
Walzen eingezogen und in das Benzin eingetaucht. Dabei findet ein
abwechselndes Ausquetschen und Aufgehen der Wolle statt, und zwar
Neuere Wollwaschmaschinen.
341
entsprechet der Anzahl der Waken, 16 mal. Der entfernte Schmutz
u. s. w. fällt währenddem in dem V-förmigen Behälter abwärts und durch
das dort befindliche Wasser in einen Abzugskanal. Hat die Wolle nun
die 16. Walze passirt, so wird sie mit Hilfe einer hölzernen und zweier
eiserner Walzen von der Haupttrommel abgenommen und in den nach
Fig. 15.
dem zweiten Behälter führenden Walzenzug eingeführt, in welchem
Behälter sie einer gleichen Bearbeitung wie im Hauptbehälter, aber nur
in reinem warmen Wasser unterworfen wird. Da hier eine derartig
lange Behandlung wie im ersten Behälter nicht mehr nothwendig er-
scheint, sind in diesem Behälter nur acht Walzen gelagert. Von hier
wird die Wolle in ähnlicher Weise wie im ersten Behälter auf ein end-
loses Tuch ausgelegt.
Mit Rücksicht auf die Flüchtigkeit des Benzins ist die ganze Ma-
schine entsprechend dicht eingeschlossen, und werden die sich bildenden
Dämpfe abgeleitet und wieder condensirt.
Demgegenüber zeigt nun die in der Textfigur dargestellte Maschine
mannigfache Abänderungen, welche einerseits constructiver Natur sind,
indem die Maschine möglichst vereinfacht und leicht zugänglich gemacht
ist, und welche andererseits den Arbeitsgang betreffen. Zu der ersteren
Art gehört noch die leichte Auswechselbarkeit von Theilen und das
Einsetzen vuu Glasplatten, um das Arbeiten der Maschine prüfen zu
können. Wichtiger sind die Abänderungen der zweiten Art. Während
542 Silverlock's Bronzirmaschine.
früher nur im ersten Behälter ein Waschen mit Benzin stattfand, sind
jetzt beide Behälter mit Benzin gefüllt, das, gemäfs dem Gegenstrom-
prinzip, vom kleineren Behälter naeh dem gröfsereu überströmt, so dafs
die reinste Wolle mit dem frischen Benzin und die schmutzigste Wolle
mit dem am meisten mit Schmutz u. dgl. gesättigten Benzin zusammen-
tritt. Das Ben/in macht dabei eine Art Kreisprozefs durch, indem es
vom grofsen Behältereinem Reinigungs- (Abdampf-) Apparate zugeleitet
und später dem kleinen Behälter wieder zugeführt wird.
Eine anderweitige Abänderuno; liest in der Hinzufüsjuns: zweier
O O CT O
weiterer Behälter, mit entsprechendem Walzensatze, so dafs die erstere
einfachere Bauart sich nicht bewährt zu haben scheint. Der erste
dieser neu hinzugefügten Behälter enthält eine Kaliseifenlösung zur Be-
seitigung der letzten Sehmutzreste und der zweite reines warmes Wasser
zur letzten Spülung der Wolle. Dieser letztere Behälter ist unbedeckt.
In dieser durch die Texttig. 15 veranschaulichten Ausführungsform
halten G. und A. Burneä ihre Maschine für wenig abänderungsbedürftig;
wie weit das zutrifft, mufs natürlich die Praxis entscheiden. Nach der
genannten Quelle soll das Ergebnifs betreffs des Aussehens der Wolle
und der Erhaltung des Stapels ein völlig befriedigendes sein, bei einer
Quantität von etwa 120 Fliefse in der Stunde. Sehr erwünscht wären
indefs auch Angaben über die Kosten des Betriebes. Vielleicht ist es
dieser Maschine, deren Ausführung die Firma Puller, Tike. and Gill in
Leeds übernommen haben, beschieden, die Frage des Waschens der
Wolle mittels flüchtiger, fettlösender Substanzen zu lösen bezieh, ihrer
Lösung näher zu führen. An.
Bronzirmaschine von William Brewer Silverlock, Surrey.
Mit Abbildungen nur Tafel 2S.
Die in den Fig. 1 und 2 in zwei Ausführungsformen wiedergegebene
Bronzirmaschine ist mit einer Vorrichtung ausgestattet, welche die über-
flüssige Bronze von dem Papier u. s. w. entfernen und in einen Be-
hälter streichen soll, der nicht wie bisher aufserhalb des das zu bron-
zirende Papier aufnehmenden Trägers, welcher eine Trommel, wie
Fig. 1 zeigt, oder eine endlose Bahn (Fig. 2) sein kann, sondern inner-
halb desselben angeordnet ist.
Das Abstreichen des Bronzepulvers erfolgt mit Hilfe eines Streich-
kissens //. welches über dem mit Greifern ausgestatteten, gleichmäfsig
rotirenden C\ linder a oder endlosen Tuch p derart angeordnet ist, dafs
das von dem Arbeiter zugeführte und von der Streuvorrichtung m
mit Bronze versehene Papier unter demselben hinweg gehen mufs.
Der die Bronze aufnehmende Behälter kann verschiedenartig aus-
geführt sein. Nach Fig. 1 wird derselbe aus einer Mulde il gebildet,
Neuere Blechbiegemaschinen. 543
welche von Armen getragen wird, die im Inneren des Cy linders o auf
dessen Achse b drehbar angeordnet und durch Gewichte g derart loth-
recht gehalten werden, dafs der Behälter d stets seine höchste Lage
einnimmt. Der letztere schleift mit Hilfe zweier Dichtungsstücke s am
inneren Umfang des Cylinders, der an einer Stelle mit einem parallel
zur Achse b verlaufenden Ausschnitt c versehen ist. Dieser Ausschnitt
wird von dem zu bronzirenden Papier nicht bedeckt und durch ihn
streicht die Bürste «, wie Fig. 1 erkennen läfst, die auf dem Papier vor
sich hergeschobene Bronze in den Behälter rf, sobald der Ausschnitt über
ihn zu stehen kommt. Bei Weiterdrehung der Trommel erfolgt dann
der Abschlufs des Behälters d durch die Trommel selbst.
Ganz ähnlich der vorbeschriebenen Einrichtung ist die in Fig. 2
wiedergegebene. Der Behälter d ist fest angeordnet und die Bürste n
streicht, sobald die Aussparung c des Transporttuches über denselben
angekommen ist, die Bronze in diesen Behälter.
Um den Umfang der Trommel für kleine Papierbogen besser aus-
nützen zu können, können im Inneren der Trommel auf einem besonderen
Armkreuz, das auf der Achse b festsitzt, eine Anzahl kleiner Cylinder
drehbar angeordnet sein, deren jeder eine längs der Achse verlaufende
Aussparung hat, mit der er in eine Aussparung c des grofsen Cylinders
eintritt, sobald er im Scheitelpunkt des letzteren steht. Die kleinen die
Bronze aufnehmenden Cylinder sind pendelnd aufgehangen und ihr Boden
ist beschwert, so dafs ihre Oeffnung stets nach oben gerichtet ist.
Die Mulde d kann auch aus dem Cylindermantel selbst gebildet
werden und wird dann durch einen besonders bewegten Schieber ge-
schlossen, der sich öffnet, sobald die Oeffnung c behufs Aufnahme der
Bronze vor der Bürste steht, und zweitens, sobald die Mulde d ihren
tiefsten Punkt erreicht hat, um entleert zu werden.
Die Walzen t verreiben die Bronze, die Walzen i{ dagegen reinigen.
Beide geben die ihnen anhaftende Bronze in die Behälter / ab.
H. GL
Neuere Blechbiegemaschinen,
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28.
Das Biegen der rothwarm gemachten Kesselbleche erfolgt mittels
Walzen, welche das zwischen dieselben eingeführte Blech unter Druck-
äufserung abbiegen und zugleich fortschieben, ferner mittels Formpressen,
wobei das Biegen der warmen bezieh, kalten Bleche streifenweise oder
auf einmal vorgenommen wird.
Bei den Blechbiegewalzmaschinen wird der Biegevorgaug nicht auf
einmal durchgeführt, sondern bei allmählicher Drucksteigerung bis zur
Fertigstellung des Kesselschlufsblecb.es öfters wiederholt, einestheils um
den Fortgang der Formänderung besser verfolgen zu können, als auch
". 1 1 feuere Blechbiegemaschiiii-n.
um eine zu starke Beanspruchung der Druck- und Triebwerke zu
vermeiden.
Da aber diese Wiederholungen nicht unbedeutende Zeitverluste
bedingen, das zu walzende Blech währenddel's erkaltet und dadurch
dem Abbiegen gröfseren Widerstand entgegenstellt, auch bei fort-
schreitender Krümmung des Kesselhleches die Hebelarme der Druck-
kräfte immer kleiner werden, so sind alle diejenigen Einrichtungen zu
empfehlen, durch welche die Nachstellung der Druckwalze erleichtert
und beschleunigt wird.
Bei gröfseren Blechbiegemaschinen wird daher die Lagereinstellung
der Biegewalze mittels Kraft he trieb rasch durchgeführt und der Ma-
schinenführer möglichst in die verlängerte Mittelachse der Maschine
aufgestellt, so dafs er weit abseits, und daher vor der strahlenden Hitze
geschützt, den Arbeitsverlauf gut verfolgen und dementsprechend die
Steuerung der Maschine besorgen kann.
Werden geschlossene Kesselringe gerollt, so mufs selbstverständlich
einer der beiden Lagerkörper abgehoben und die im Rohr befindliche
Walze nach einer Seite freigelegt werden, um das so gebildete Kessel-
rohr herausziehen zu können. Auch diese Arbeit wird zu erleichtern
gesucht, indem dieses Walzenlager zum Kippen eingerichtet wird und
nur die Lagerschale ausgehoben zu werden braucht.
Weil aber bei dieser Einrichtung eine Schräglage der Walze un-
vermeidlich ist, so mufs das andere Walzenzapfenlager gelenkig aus-
geführt sein. Damit gewinnt man aber den Vortheil, nicht nur cylin-
drische, sondern auch kegelförmige Rohre bequem rollen zu können,
sobald die Verstellung der Lager unabhängig von einander durchführbar
ist. Es mufs daher bei der Steuerung mittels Kraftbetrieb eine selb-
ständige Aus- und Einrückung des Triebwerkes jedes einzelnen Druck-
lagers vom Standplatz des Maschinenführers aus vorgesehen sein*
Je nach Lage, Wirkungsweise und Anzahl der Walzen unter-
scheidet man Biegewalzmaschinen: mit zwei getriebenen Stützwalzen
und einer leerlaufenden stellbaren oberen Druckwalze, welche auf der
inneren Hohlfläche des Blechrohres wirkt; Maschinen mit zwei über
einander gestellten Klemmwalzen, welche das Blech gegen eine oder
zwei Biegewalzen führen, an welche sich die Aufsenseite des Blech-
rohres legt; und sogen. Blechspannmaschinen mit drei gleichmäfsig ge-
triebenen Stützwalzen und vier oberen Druckwalzen.
Gewöhnlich sind die Walzen wagerecht gelagert, nur von Einzelnen
(Scriven) ist die stehende Lage gewählt.
Zum Anbiegen der Ränder an Kesselböden, sowie der Flanschen
an geschweifsten Flammrohren werden in neuerer Zeit auch Biege-
maschinen mit kurzen Walzen gebraucht
Mächtige Blechpressen mit Wasserdruckbetrieb, in wagerechter
und lothrechter Anordnung mit entsprechenden Formplatten, sind bei
Neuere Blechbiegemaschinen. 545
grofsen Brüekenbauten (Forthbriicke), auf Schiffswerften und Kessel-
schmieden in neuerer Zeit mehrfach benutzt, sowie zur Herstellung vou
gewellten Feuerrohren auch Wasserdruckpressen, welche den bekannten
standfesten Nietmaschinen ähnlich sind, Verwendung finden.1
Doty's Blechbiegemaschine (Fig. 1).
Diese von der Neio Doty Manufacturing Co. in Janesville, Wisconsin,
Amerika, gebaute Maschine hat nach Iron, 1890 vom 7. Februar *S. 113,
zwei Klemm walzen, von denen die obere beständig getrieben wird,
während die untere bei jedem Blechdurchgang allemal zuerst nur eine
halbe Umdrehung durch das Triebwerk gezwungen macht, um dadurch
den Einzug des Bleches zu sichern. Nach Vollendung dieser halben
Umdrehung wird vermöge einer Ausrückkuppelung das Triebwerk dieser
unteren Klemmwalze abgestellt, so dafs dieselbe freidrehend geworden,
vom durchgeführten Blech mitgenommen wird. Hierdurch wird ein
Gleiten vermieden, welches durch den Unterschied der Abwickelungs-
strecken der inneren Hohlfläche und der äufseren Mantelseite des
Blechrohres gegeben ist. Die Lager der unteren Klemmwalze sind der
Blechstärke entsprechend stellbar eingerichtet, während die obere Klemm-
1 Ueber Blechbiegemaschinen vgl. A. Bachmann Blechrollmaschine für Galloway-
Siederohre. Mourailles hydraulische Blechpresse 1881 240 * 158. Scricen Blech-
biegemaschine mit drei stehenden Walzen 1882 245 519. Fielding und Platt
hydraulische Biegemaschine 1882 246 * 361. Thyssen und Bachmeyer Well-
blechpresse 1883 247 139. WiUhoft und C. Schulze Blechbiegemaschine 1883
248*60. Ilowaldt Plattenbiegemaschine für Schiffbau 1883 249*247. Kesseler
Wellblechbiegemaschine 1883 250 * 59. «7. Bach Blcchspann- und Richtmaschine
1885 255 * 18. Eckardts Biegemaschine 1885 25« * 210. Scriren und Tweedy
Rieht- und Biegemaschine 188b' 2«0 * 303, 572. Ettringham hydraulische Presse
1887 265*481. J. 0. Brien Ränderbiegemaschine für Kesselböden 1887 266
* 149. G. Booth Biegemaschine für Flammrohrllanschen 1887 26« * 582. Blech-
biegepresse mit Druckwasserbetrieb bei der Forthbriicke 1888 269 * 242.
Holmes hydraulische Presse für gewellte Feuerrohre 1889 274 * 480. Hilles und
Jones Blechbiegemaschine 1889 274*150.
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr.12. 1890/111. 35
54G
Neuere Blechbiegemaschiinn.
walze eine feststehende Achslage beibehält. Um beim Biegen ge-
schlossener Kesselringe die eine Walzenseite freizulegen, wird der im
Lagerständer eingeschobene Lagerkopf vollständig entfernt.
In den zur lothrechten Achsenebene der Klemmwalzen parallel
liegenden Schlitzl'ührungen der beiden Ständer ist die seitlich vorliegende
Biegewalze stellbar, indem die Lagerstützspindeln mittels Hand- und
Winkelräder bethätigt werden, während bei stärkeren Maschinen
Sclineckentriebwerke vorgesehen sind.
Der Betrieb der oberen Klemmwalze erfolgt durch Vermittelung
zweier Radsätze von einem offenen und einem geschränkten Riemen,
welche abwechselnd auf die mittlere Festscheibe verlegt werden. Die
Uebertragung der Betriebskraft auf die untere Klemmwalze wird in
Verbindung mit einer auslösenden Zahnkuppelung durch zwei Getriebe
besorgt und zwar nur während der Dauer einer halben Walzenumdrehung.
Hilles und Jones1 Blechbiegemaschine (Fig. 2).
Die Herstellung geschlossener Kesselringe wird durch die von The
Hilles and Jones Co. in Wilmington, Delaware, gebaute Blechbiege-
maschine ganz besonders erleichtert. Nach American Machinist, 1890
Bd. 13 Nr. 12 * S. 2, besitzt diese Maschine zwei getriebene Stützwalzen
und eine freilaufende Oberwalze, deren Zapfenverlängerung als Hebel-
Btütze dient, sobald das Kipplager herabgedreht bezieh, die Oberschale
entfernt und der vordere Walzenzapfen freigelegt ist.
Die Lagerkörper, für die Oberwalze laufen in starke Schrauben-
Neuere Blechbiegemaschinen.
547
spindein aus, welche in die Mutterräder eingreifen, die an jedem Ständer-
fufse liegen und welche gleichzeitig von der gemeinschaftlichen Schnecken-
welle betrieben werden. Um beim Rollen kegelförmiger Ringe eine
entsprechende Schräglage der Oberwalze zu erzielen, braucht blofs die
am Mittelständer angebrachte Wellenkuppelung zeitweilig gelöst und
bei fester Einstellung des Kipplagers das Mittellager in entsprechender
Weise gesenkt zu werden.
Sämmtliche Einstellungen der Oberwalze werden mit einem selb-
ständigen Riementriebwerk durchgeführt, welches durch Vermittelung
einer doppelseitigen Reibungskuppelung bekannter Bauart auf die
Walzenlager einwirkt. Ein gleiches, aber stärker ausgeführtes Riemen-
werk treibt die beiden unteren schmiedeeisernen Stützwalzen, deren
Getriebe aus Stahlgufs gefertigt sind. Beide Walzenständer sowie die
Wellenlager des Triebwerkes liegen auf einer gemeinschaftlichen Bett-
platte, so dafs hierdurch eine genaue Walzenführung gesichert wird.
Niles" Blechbiegewalzwerk (Fig. 3).
Zum Biegen 38mm starker und 4876mm (16') breiter Schiffsbleche
ist dieses von Niles Tool Works, Hamilton, Ohio, für die Norfolk Schiffs-
werft gelieferte Blechbiegewerk von lOO1 Gesammtgewicht bestimmt.
Dasselbe besitzt nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 32 * S. 1,
vier Walzen aus Schmiedeeisen, von welchen die beiden mittleren, die
genau über einander liegen, das eingeklemmte Blech fortschieben und
deshalb angetrieben werden müssen, während die beiden äufseren in
ihren stellbaren Lagern lose umlaufen.
Weil aber Schiffsbekleidungsbleche in der Regel schräg gewalzt
bezieh, gebogen werden, so ist durch Einschaltung von ausrückbaren
Zahnkuppelungen und durch Antrieb dieser Lagerstellwerke von der
Mitte aus Vorkehrung getroffen, die einzelnen Lager der Biegewalzen
548 Neuere Blechbiegemaschinen.
beliebig und unabhängig von einander einzustellen, wozu eine Zwillings-
dampfmaeohine dient, während eine gröfsere Zwillingsmasehine die
mittleren Klemmwalzen treibt, von denen die untere in stellbaren Lagern
läuft. Die ganze Maechinenanlage ist auf eine starre Bettplatte aufgebaut.
\ un den Nile» Tool Works soll in näehster Zeit noch eine gewal-
tigere Blechbiegemaschine, von 2001 Gewicht, geliefert werden, bei der
eine der beiden Mittelwalzen 813mm Durchmesser bei 6700mm Länge
und 35l Gewicht besitzt.
Ellrinyham's Blechbiegepresse (Fig. 4 bis 6 Taf. 28).
Mit dieser bei Fielding und Platt in Gloucester gebauten Biege-
maschine werden Bleche streifenweise im kalten Zustande gebogen,
wobei Druckwasser als Betriebskraftmittel angewendet wird.
Diese nach Industries, 1889 Bd. 7 Nr. 28, abgebildete Maschine bildet
mit den Standsäulen J, 2?, der Grundplatte C und dem Kopf balken D
einen starren Rahmen, in welchem ein beweglicher Formbalken F parallel
zu den Ständern A, B auf Rollen laufend sich verschieben läfst.
Diese Parallelverschiebung wird durch Vermittelung eines Hänge-
rahmens ff, welcher an dem Kolben des an A angeschraubten Druck-
wassercylinders H angelenkt ist, in der Weise durchgeführt, dafs die
in den Rahmenenden betindlichen Rollen MN an zwei Keilbahnen E
des Ständers A und zugleich an die lothrecht stehenden Bahnen G des
Formbalkens F sich stützen. Um die Rollenzapfen zu entlasten, be-
rühren sieh die Rollenpaare MM bezieh. NN an ihren Umfangen.
Eine Erhebung dieses Hängerahmens ff bedingt demnach eine ver-
hältnifsmäfsige Verschiebung des Formbalkens F gegen den entsprechend
geformten Seitenständer B.
Nach beendeter Druckwirkung wird der Formbalken F durch das
an der Rückseite des Ständers A vorgesehene Druckkolbenwerk O
mittels Zugstangen zurückgestellt, während der Hängerahmen ff durch
sein Eigengewicht den Kraftkolben H so weit niedertreibt, als die zur
Wassere rsparnifs eingerichtete Hubbegrenzung es zuläfst. Hierauf wird
das auf Rollen Q hochkantig sich stutzende Blech P um 600mm fort-
geschoben und der folgende Streifen fortlaufend angebogen. Zur Er-
leichterung dieser Ihmtirungen dienen die am Kopfbalken D ange-
schlossenen Rollenzüge B und S.
Bei dieser raumsparenden Maschine ist eine Ueberanstrengung der
arbeitenden Theile ;i iisgeschlossen, sowie mit dieser Maschine ein fester
und gleichmäfsiger Anschlufs der Nahtränder der Bleche ermöglicht wird.
Davis Bänderbiegemasc/iinc für Kes$elböden (Fig. 7).
Nach American Machiniii . 1890 Bd. 13 Nr. 9*S. 1, besteht diese,
vuii J. H. Dan» und So/m in Hartford, Connecticut, gebaute Ränder-
biegemaschine für Kesselböden von 9G5 bis 2438"1U1 Durchmesser aus
Gebr. Crossley's neuer Regulator l'ür Gasmaschinen.
549
einem Drehtisch mit entsprechender Formplatte und einer Druckscheibe,
mit welcher das erhitzte Bodenblech auf die kreisende Formplatte ge-
klemmt wird. Diese Druckscheibe wird durch eine stehende Handrad-
spindel gehoben bezieh, niedergeprefst, welche in einem aus C-Eisen
zusammengesetzten Gerüstbalken sitzt, welcher als Standplatz für einen
der Arbeiter dient. Auf den beiden, an das Mittelstück angeschlossenen
Wangen verschieben sich die Supportschlitten mit den Biegewalzen,
und zwar befindet sich auf der einen Wange der Schlitten mit der im
Winkel stellbaren Biegewalze und auf der anderen Wange die Form-
walze zum Fertigmachen des Randbordes. Beide Rollenschlitten werden
durch Handradspindeln an den Kesselbodenrand angestellt, während
dessen der letztere ununterbrochen durch ein seitliches Triebwerk in
Drehung versetzt wird. Pr.
Neuer Regulator für Gasmaschinen von Gebr. Crossley.
Mit Abbildung auf Tafel 28.
Dieser auf der vorjährigen Ausstellung in Paris an einer von der
englischen Firma Crossley und Co. in Manchester erbauten Gasmaschine
angebrachte Regulator verdient wegen seiner einfachen und sinnreichen
Construction Erwähnung.
Wie Revue industrielle, 1890 * S. 113, berichtet, besteht derselbe
aus dem auf der Welle F (Fig. 3 Taf. 28) befestigten Daumen £", wel-
cher bei seiner Drehbewegung eine an dem oberen Ende des um D{
."i.'.n Gebr. Crossley's neuer Regulainr für Gasmaschinen.
schwingenden Hebels D sitzende Rolle trifft und dadurch sowohl das
Oeffnen des Gaseinströmveutiles #, als auch dasjenige des zur Ein-
führung des Gasgemisches in den Cylinder dienenden Ventiles A ver-
anlagt. Um letzteres zu ermöglichen, ist am Hebel D ein Bolzen be-
festigt, welcher bei der auf und nieder steigenden Bewegung des ersteren
mit der nach aufsen verlängerten Spindel des Ventiles A zusammen-
trifft, so dafs dasselbe entweder gehoben oder unter Mitwirkung einer
aufsen liegenden Feder wieder auf seinen Sitz zurückgeführt wird; die
constante Berührung der am Hebel D sitzenden Rolle mit dem Daumen E
sichert eine angebrachte Feder.
Das Gaseinströmventil B wird ebenfalls durch eine Feder auf seinem
Sitz gehalten und verläfst diesen, sobald eine Stahlklinge M sich gegen
die am unteren Ende der Ventilspindel L angefeilten Vorsprünge legt,
wobei eine etwaige Drehung der Spindel durch die sich gegen eine
Abflachung derselben legende Schraube K verhütet wird.
Am äufsersten Ende des Hebels D ist bei 0 der mit Gegengewicht
versehene, — J-förmig gestaltete Pendelregulator NN drehbar befestigt,
und hinter dieser Befestigungsstelle ist der Hebel D winkelförmig nach
aufsen gebogen, so dafs er mit dem senkrechten Arme N^ des Pendel-
regulators zusammentrifft. Die wagerechte Lage des letzteren wird
durch die Spannkraft einer Feder erhalten, welche über dem, am
winkelförmigen Ansätze des Hebels D befestigten Bolzen P liegt und
mit ihrem einen Ende gegen den unteren Theil von iVj, mit dem anderen
gegen eine auf P geschraubte Mutter drückt. Arbeitet der Motor mit
einer normalen Geschwindigkeit, so findet bei der jedesmaligen Um-
drehung der Daumenwelle durch die aufsteigende Stahlklinge M auch
ein Mitnehmen der Ventilspindel L und damit das Oeffnen des Einström-
ventiles B statt; wächst jedoch in Folge Verminderung von "Wider-
ständen die Geschwindigkeit des Motors, so beeinflufst der Pendel-
regulator das Ventil derartig, dafs dasselbe sich nur kurze Zeit oder
überhaupt nicht mehr öffnet. Sobald nämlich die Bewegungen des
Hebels D sich schneller vollführen, bleibt der Pendelregulator beim
Emporgehen relativ gegen 0 zurück, und hierdurch dreht sich die
Stahlklinge JJf , so dafs sie bei nur geringer Geschwindigkeitszunahme
mit einem zweiten Vorsprunge der Spindel, beim Ausschalten gröfserer
Widerstände jedoch nicht mehr mit derselben zusammentrifft. Im
ersteren Falle erfolgt noch ein kurzes Oeffnen des Ventiles, im letzteren
ein solches überhaupt nicht mehr, und die Explosionen fallen so lange
aus, bis die normale Geschwindigkeit wieder annähernd erreicht ist.
Durch Drehung der auf der Stange P sitzenden Schraubenmutter
läfst sich die Federspannung und damit die Geschwindigkeit des Motors
innerhalb weiter Grenzen feststellen. Fr.
Materialprüfungen an fertigen Constructionstheilen. 551
Materialprüfungen an fertigen Constructionstheilen.
Mit Abbildungen auf Tafel 28.
Bemerkenswerth sind die Festigkeitsversuche, welchen Kolben und
Cylindertheile des von der Socie'te Cockerill in Seraing für die Hebe-
schleufse von La Louviere im Canal du Centre, Belgien, gelieferten
Druckwerkes vorher unterzogen wurden.
Nach Stahl und Eisen, 1890 Nr. 1 * S. 38, beträgt der Höhenunter-
schied der Wasserspiegel bei dieser Hebeschleufse 15m,396, während
jede der beiden Schleufsenkammern von 43m Länge bei 5m,8 Breite von
einem Prefskolben von 2m Durchmesser getragen wird.
Die beiden Prefscylinder sind durch Rohrleitungen verbunden, der-
art, dafs nach dem Grundsatze communicirender Gefäfse die nieder-
gehende Schleufsenkammer eine Mehrbelastung besitzen mufs, die durch
eine stärkere Wasserfüllung bezieh, höheren Wasserstand in der Kammer
erhalten wird.
Dem normalen Wasserstande von 2m,4 in den Kanalhaltungen ent-
sprechend, wird der steigenden Kammer eine Füllung von 2,4 — 0,3
= 2,lm Höhe, der niedergehenden eine solche von 2,4 -f 0,3 = 2,7m ge-
geben, während davon 75l Uebergewicht zur Ueberwindung der Kolben-
reibung gerechnet werden.
Die Durchführung dieser Kolbenbewegung wird durch einen in die
Rohrleitung eingeschalteten Schieber derart selbsthätig geregelt, dafs
eine Kolbengeschwindigkeit von 0,07m/sec. eingehalten wird.
Die vom Kolben der niedergehenden Kammer zu tragende Wasser-
last beträgt 43.5,8.2,7 = 673,4l und mit Einrechnung des Eigengewichtes
der Schleufsenkammer insgesammt 10501. Dies entspricht nach Abrech-
nung von 1/2.75 = 37,5t für Reibung des niedergehenden Kolbens einer
Triebkraft von 1012l,5, welche eine Wasserpressung von (1012500:31416
= 32,2k/qC) oder 32at,2 hervorruft, während der Probedruck für die Prefs-
cylinder auf 40at vorgeschrieben ist.
Jeder Kolben (Fig. 7) besteht aus einem halbkugelförmigen Boden-
stück mit Mannlochdeckel, aus einem Kopfstück mit 4 zu 4m messender
quadratischer Abschlufsplatte und aus acht cylindrischen Mittelstücken
von 75mm Wandstärke und 2130mm Baulänge. Zur Abdichtung der in-
neren Verbindungsflanschen ist Kupfer verwendet, welches in schwalben-
schwaozförmige Nuthen eingeprefst wird. Die Gesammtlänge eines
Kolbens beträgt I9m,45 bei 200cm Durchmesser im cylindrischen Theil.
Der Prefscylinder ist ebenfalls aus Gufseisen und besteht aus 9 Stück
2m langen Theilen von 204cm innerem Durchmesser und 100mm Wand-
stärke, welche ihrer ganzen Länge nach mit 50mm starken und 152mm
hohen warm aufgezogenen Stahlringen verstärkt sind. Die Endringe
jedes Cylindertheiles sind der Verschraubung wegen Winkelstahle,
während die Abdichtung wie beim Kolben, aber mittels eingelegter
552 Materialprüfungen an fertigen Constructionstheilen.
dünner Bleiplatten bewerkstelligt wird. Um ein Abstreifen der End-
winkelriuge zu verhindern , stützen sich dieselben auf einen 3mm stark
vorspringenden Rand des Cylinderstückes.
Diese Stahlringe, welche dicht an einander gelegt werden, sind in
Bezug auf ihre Zusammenziehung derart berechnet, dafs bei einer
Wasserpressung von 36at das Gufseisen mit lk/qmm, das Stahlmaterial
der Schrumpfringe aber mit 7,5k/qmm beansprucht wird.
Jeder Cylindertheil ist vor der Verstärkung mit den Stahlreifen
wiihrend einer Stunde einer Wasserpressung von 40at ausgesetzt, ohne
die geringste Wasserdurchlässigkeit zu zeigen. Versuchsweise ist ferner
ein solcher Cylindertheil mit 80at geprefst, während ein gleicher mit
Reifen verstärkter einer Pressung von 160at widerstehen mufste. Diese
übermäfsig geprefsten Cylindertheile wurden von der Verwendung aus-
geschlossen, während die oberen mit Stahlreifen abgebundenen Cylinder-
theile mit den Vertheilungsröhren und der Stopfbüchsenpackung eine
Stunde lang einer Druckprobe von 80at ausgesetzt blieben, bevor die-
selben ihrer Bestimmung zugeführt werden durften.
Vorgeschriebene Bedingung für die Festigkeit der Materialien war:
für Gufseisen 15k/qmm Zugfestigkeit und 70k/qmm Druckfestigkeit, für den
Ringstahl 45k/qm Zugfestigkeit, 20 Proc. Dehnung bei einer Versuchs-
dauer von 15 Minuten bis erfolgtem Bruch.
Bei den bis zum Aeufsersten getriebenen Prefsversuchen wurde ein
unbereifter Cylindertheil bis 146at,5 gespannt und dabei zersprengt. Die
gleichzeitig mit diesem Cylinder abgegossenen Versuchsstäbchen hatten
eine mittlere Zugfestigkeit von 17k/qmm und eine Druckfestigkeit von
76,4k qmm, sie übertreffen somit die vorgeschriebene Bedingung nicht un-
beträchtlich.
Es wurde ferner ein vorschriftsmäfsig mit Stahlreifen verstärkter
Cylindertheil mehrmals bis 200al geprefst, um sich von der Widerstands-
fähigkeit der Gummidichtung zu versichern, und später die Wasser-
pressung bis auf 265at gesteigert, wobei der gufseiserne Cylinder allein
und ohne Knall zersprang, während die Stahlreifen unversehrt blieben.
Die Versuchsstäbe dieses Cylinders hatten eine mittlere Zugfestig-
keit von 17,53k/qmm und eine Druckfestigkeit von 73,49k|qmm, während
das Ringstahlmaterial 46,53k/qmm Zugfestigkeit bei 25,27 Proc. Dehnung
beim Bruch durchschnittlich aufwies.
Zur gleichmäfsigen Uebertragung des Bodendruckes ist zwischen
Grund« (uaderwerk und der Cyliuderbodenplatte eine 5mm starke Blech-
tafel aus Blei eingelegt.
Die Wasserzuführung erfolgt von einem Ringrohr (Fig. 8) aus durch
Vermittelung von 24 kleinen Stahlrohren, welche in einem Schrumpf-
ring des oberen Cylindertheiles eingeschraubt sind, wodurch die Festig-
keit der Cylinderwand wenig beeinträchtigt wird, während die Stopf-
büchsen aus Dichtungsringen von Phosphorbronze zusammengesetzt sind.
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen. 553
Zur Ergänzung ist noch erwähnenswerth, dafs bei der Hebeschleufse
von Les Fontinettes in Frankreich (vgl. 1887 263 * 312) das Gesammt-
gewicht einer Schleufsenkammer 7701, der Kolbendurchmesser 200cm,
die Wasserpressung 25nt beträgt. Der Cylinder besteht aus auf einander
gelegten Stahlringen ohne Schweifsnaht von 55mm Dicke, bei 140mm
Höhe und Kupferdichtung von 2mm,5 Dicke. Ein solcher Cylinder wider-
stand einer Probepressung von 175at.
Beim Schleufsenhebewerk von Anderton am Weaverflusse in Eng-
land, entworfen von E. Clark, seit 1875 im Betriebe, ist der Kolben-
durchmesser 90cm. Die Wasserzuführung erfolgte durch eine einzige
Oeffhung in der Cylinderwand, was eine bedeutende Schwächung der-
selben bedingt und auch den Bruch des oberen Cylindertheiles im J. 1882
zur Folge hatte.
Derartige senkrechte Schiffshebewerke sind in Anbetracht der grofsen
Sicherheit des Betriebes da von grofsem Vortheile, wo in verhältnifsmäfsig
kurzen Kanalhaltungen grofse Gefälle zu überwinden sind. Pr.
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen.
Von Anton Bauer, Prof. an der k. k. Bergakademie in Leoben. 1
Mit Abbildungen.
Die hohe Festigkeit und sanfte Bewegungsübertragung, durch welche
sich die Winkelzähne auszeichnen, sicherten denselben in verhältnifs-
mäfsig kurzer Zeit eine rasche Verbreitung. Von der Theorie wegen
des Eingriffes, der gleichzeitig an allen Punkten des Zahnprofiles statt-
findet, schon lange empfohlen2, wurden sie durch Jahrzehnte hindurch
fast ausschliefslich nur bei Instrumenten und leichten Maschinen an-
gewandt und dabei meist als halbe Winkelzähne (Schraubenzähne) aus-
geführt, welche dadurch entstehen, dafs man das Zahnprofil nach einer
stark ansteigenden Schraubenlinie um die Radachse herumführt. Bei
den geringen übertragenen Kräften äufserte sich der Seitendruck, welchen
diese Räder empfangen, nicht als Uebelstand, während bei bedeutenderer
Kraftübertragung zwei derartige, symmetrisch gebaute Räderpaare ver-
einigt werden müssen, um die Seitendrücke der rechts und links ge-
wundenen Zähne im Rade selbst aufzuheben.
Der Grund, warum es so lange dauerte, bis sich die schrauben-
förmig gewundenen Zähne im Grofsmaschinenbau einbürgerten, liegt
einerseits in der schwierigen Herstellung derselben, welche anfänglich
mit der erforderlichen Genauigkeit nur durch Fräsen geschehen konnte,
andererseits aber auch in einer völligen Verkennung ihrer Vorzüge.
1 Aus Nr. 34 der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, mit
gütiger Erlaubnifs des Herrn Verfassers.
S White, Century of Inrentions, 1882.
554 Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen.
Man schrieb den ruhigen Gang, welchen man an ihnen beobachtete,
hauptsächlich dem reibungsfreien Eingriffe zu, der bei denselben er-
reicht werden kann und construirtc sie derart, dafs — wenigstens im
neuen Zustande — keine gleitende Reibung auftritt. Dies kann aber
bei der Uebertragung gröfserer Effecte nicht mehr durchgeführt werden,
und ist der Grund ihres vorzüglichen Arbeitens hauptsächlich in zwei
Umständen zu suchen: den allmählich wachsenden und ebenso wieder
abnehmenden Zahndrücken, sowie der richtigen Bewegungsübertragung
von einer Achse zur anderen, welche sie bei geeigneter Construction
auch im stark abgenützten Zustande bewirken. Letztere Eigenschaft,
welche unter allen Rädern ihnen allein zukommt, war bisher völlig un-
bekannt; ich fand sie bei der Untersuchung einer gröfseren Zahl von
Rädern mit Winkelzähnen, die verschiedene Grade der Abnützung zeigten.
Bewegungsübertragung gerader Zähne im abgenützten Zustande.
Arbeiten sämmtliche Zähne unter denselben Umständen, was bei
constanter Umfangskraft, constanter Geschwindigkeit und bei gleichem
Schmierzustande der Fall ist, so wird durch eine Drehung des Rades
um den Betrag einer Theilung an den ursprünglichen Verhältnissen
nichts geändert.
Der Zahn 1 (Fig. 1) gelangt hierbei an die Stelle des Zahnes 2
und überträgt, da er sich in keiner Weise von demselben unterscheidet,
mit einem gleichgelegenen Punkt b{ seiner Zahnflanke denselben Zahn-
druck /*&, welchen früher der Zahn 2 mit b2 übertragen hat. Das
Gleiche gilt hinsichtlich der Zähne 2 und o, so dafs den analogen
Punkten &,, 62, 63 derselbe Druck A, den Punkten Oj, a2, a3 der Zahn-
druck Pa und ebenso den Punkten q, c2, c3 der gleiche Druck Pc zu-
kommen wird. Es zeigt sich demnach, dafs bei sämmtlichen Zähnen
eines Rades die gleichgelegenen, d. h. von der Radachse gleich weit
entfernten Punkte denselben Zahndruck übertragen. Wie sich dabei
die Umfangskraft Q des ganzen Rades auf die gemeinsam eingreifenden
Zähne vertheilt und ob die Anzahl derselben constant ist oder zwischen
zwei Werthen wechselt, ist vollständig belanglos.
Da nun alle anderen Umstände, die einen Einflufs auf die Ab-
nützung der Zähne besitzen, bei sämmtlichen Zähnen genau dieselben
sind, müssen sich auch alle in gleicher Weise abnützen, d. h. die
arbeitenden Zahncurven eines Rades werden unter einander wieder
congruent sein und dieselbe Theilung besitzen. Abweichungen von
dieser Regel, welche für Stirn- und Kegelräder gültig ist, können stets
auf einen veränderlichen Zahndruck oder ungleichförmiges Material zu-
rückgeführt werden.
Zerschneidet man ein Stirnräderpaar senkrecht zur Richtung der
Achsen in parallele Scheiben und verdreht diese an jedem Rade derart
gegen einander, dafs alle Zahnberührung für dieselbe Drehungsrichtung
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen. 555
der Räder besitzen, so erhält man die sogen. Stufen- oder Staffelzähne.
In der Regel erhalten dabei alle Scheiben die gleiche Breite und zwei
neben einander liegende, sowie die erste und letzte zweier Nachbar-
zähne denselben Verdrehungswinkel gegen einander, so dafs die Zähne
in einer Schraubenlinie von constanter Steigung angeordnet sind. Be-
zeichnet B die Breite, Z die Zähnezahl und T die Theilung eines der
gegebenen Räder, aus welchem m Scheiben gebildet werden, so ist
jede gegen die vorhergehende um T : m (gemessen am Theilkreise) zu
verdrehen. An der gebildeten Schraubenlinie entspricht nun dieser Ver-
drehung eine Steigung gleich der Breite ß:m, so dafs sich die Gang-
höhe der Schraube mit B Z ergibt. Zerschneidet man also z. B. das
Räderpaar (Fig. 1) in zwei gleiche Scheiben, so wird eine gegen die
andere um die halbe Theilung (um den Winkel 8) verdreht. Sieht
man von den äufserst geringfügigen Deformationen ab, welche die Nabe
im Betriebe erfährt, so arbeiten die neuen Räder gerade so, wie ein
Räderpaar, welches gegenüber dem ursprünglichen dieselbe Zahnform,
jedoch doppelte Zähnezahl besitzt und dessen Breite nur mehr halb so
grofs ist, als jene des gegebenen.
Es können nun die gleichen Untersuchungen angestellt werden, wie
früher; bei der Drehung um den Betrag der neuen (halben alten)
Theilung, also um den Winkel £, kehren dieselben Verhältnisse wieder,
weshalb die Zähne beider Scheiben die gleiche Abnützung zeigen werden.
Genau dasselbe tritt selbstverständlich ein, wenn man m Scheiben wählt
und jede gegen die vorhergehende um — der Theilung verdreht. Be-
folgt man aber hinsichtlich der Breite oder der Anordnung der Scheiben
diese Regel nicht, so wird auch die Abnützung eine andere. Theilt
man wieder das Räderpaar in Fig. 1 in zwei gleiche Scheibenpaare,
welche aber am Rade I um den Winkel y gegen einander verstellt
werden, so treten nach einer Drehung um den Winkel y \7^,S\ wobei
die Zähne der rückwärtigen Scheibe an die Stelle der vorderen ge-
langen, nicht mehr die alten Verhältnisse auf, was auch dann der Fall
ist, wenn sich das Rad I um den Winkel 2 S — y weiterbewegt. Es
kann sogar, wie in Fig. 2 und 8, die Zahl der gesammten eingreifenden
Zähne einer Aenderung unterliegen. Vergleicht man beide Figuren mit
einander, so zeigt es sich, dafs der Eingriff der vorderen Scheibe in
Fig. 2 mit jenem der rückwärtigen in Fig. 3 vollständig übereinstimmt:
die arbeitenden Zähne ^, 2, 5 und ihre Berührungspunkte a, fc, c be-
sitzen in beiden Fällen die gleiche Lage. An den beiden anderen
Seheiben — der rückwärtigen in Fig. 2 und der vorderen in Fig. 3 —
ist dies aber nicht mehr der Fall, weil die Zähne tf, 7, 8 und ihre Ein-
griffspunkte rf, e, f eine andere Lage besitzen, als diejenigen 4 und 5'
mit den Berührungspunkten «, ß, welche sie vertreten. Bei constanter
556
Der gute Gang der Kader mit Winkelzähnen.
Umfangskraft kann daher den Punkten a, fc, c der vorderen Scheibe
(eingreifend in der Stellung 2) nicht mehr derselbe Zahndruck zu-
kommen, als den gleichgelegenen o, b, c der rückwärtigen Scheibe, die
in der Stellung 5 zum Eingriffe gelangen. Nur bei einer Drehung um
die ganze ursprüngliche Theilung — um den Winkel 2 Ö — kehren
die alten Verhältnisse vollständig wieder. Es erfahren daher an jeder
Scheibe alle Zähne dieselbe Abnützung und zeigen einerlei Form, die
aber an beiden Scheiben eine verschiedene sein wird.
Fig. 1.
Fig. 2.
Bei geraden, einfachen Zähnen ist die Formänderung, welche die
Abnützung hervorruft, sehr complicirt; ohne hier auf dieselbe näher
einzugehen, sei nur erwähnt, dafs die abgenützten Zähne nicht mehr
richtig arbeiten, d. h. kein constantes Umsetzungsverhältnifs zwischen
beiden Rädern bewirken. Das mittlere Umsetzungsverhältnifs, welches
sich aus den Zähnezahlen bestimmt, bleibt selbstverständlich ungeändert,
doch schwankt das wirklich vorhandene stets um diesen Mittelwerth.
Nützen sich sämmtliche Zähne congruent ab, so wiederholen sich alle
geometrischen Beziehungen nach der Drehung um den Betrag einer oder
mehrerer ganzer Theilungen, nach welchen stets dasselbe augenblick-
liche Umsetzungsverhältnifs wiederkehrt. Die Momentanachsenflächen
sind dann keine Kreiscylinder, ihre Schnitte senkrecht zu den Achsen,
welche die ursprünglichen Theilkreise vertreten, sind Wellenlinien, die
tkeila aufserhalb, theils innerhalb der Theilkreise liegen und aus ein-
zelnen congruenten Stücken von der Länge der Theilung zusammen-
gesetzt sind (Fig. 4). Diese Veränderungen treten im Allgemeinen schon
bei den kleinsten Abnützungen auf, machen sich aber in praktischer
Hinsicht erst bei stärkerem Verschleifs bemerkbar.
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen. 557
Das veränderliche Umsetzungsverhältnifs hat zur Folge, dafs die
thatsächlich auftretende Umfangskraft und daher auch die einzelnen
Zahndriicke Schwankungen unterworfen sind, indem die rotirenden
Massen innerhalb sehr kleiner Zeiträume beschleunigt und verzögert
werden. Unter den im Anfange gemachten Voraussetzungen kehrt Alles
im Beharrungszustande nach der Drehung um eine Theilung unverändert
wieder, weshalb auch in diesem Falle den gleichgelegenen Punkten der
Zahncurven derselbe Zahndruck und allen Zähnen für die Folge einerlei
Abnützung zukommen wird.
Versetzt man bei einem Stufenrade die durch das Zerschneiden
gebildeten m Scheiben von gleicher Breite nach der früher angegebenen
Regel gegen einander, so nützen sich die Zähne aller Scheiben congruent
ab und das gebildete Räderpaar verhält sich gegenüber dem ursprüng-
lichen derart, als wenn bei ungeänderter Zahnform die Theilung auf
1 : m der früheren verringert worden wäre, weshalb die Wellenlänge
der Curven, welche im abgenützten Zustande die Theilkreise ersetzen,
auf 1 : m des ursprünglichen Betrages herabgezogen wird. Je gröfser
man die Anzahl der Scheiben wählt, desto kleiner werden die Wellen-
längen und daher auch ihre Abweichungen von den Theilkreisen; die
Aenderungen des Umsetzungsverhältnisses werden rascher auf einander
folgen, aber geringer sein.
Denkt man sich schliefslich das gegebene Räderpaar in unendlich
viele Scheiben zerschnitten, die letzte derselben gegen die erste um
eine ganze Theilung verdreht und die zwischenliegenden nach einer
Schraubenlinie von constanter Steigung angeordnet, so wird die Wellen-
länge gleich Null, und die alten Theilkreise bleiben als solche dauernd
erhalten. Dieses „ideelle Stufenräderpaar" arbeitet daher auch im ab-
genützten Zustande mit constantem Umsetzungsverhältnisse, also voll-
kommen richtig, welche Eigenschaft von der Zahnform und der Gröfse
des Eingriffswinkels, sowie von dem Umstände vollständig unabhängig
ist, ob beide Räder aus dem gleichen oder verschiedenen Materiale be-
stehen, wenn letzteres nur an sämmtlichen Zähneu eines Rades voll-
kommen homogen ist. Würde man aber die erste und letzte Scheibe
eines Zahnes um einen anderen, als den Theilungswinkel verdrehen,
oder die Gruppirung nach einer Schraubenlinie von ungleicher Steigung
vornehmen, so könnte auch keine richtige Abnützung eintreten, indem
die einzelnen Profile unter einander nicht congruent blieben.
Stirnräder mit Winkelzähnen.
Denkt man sich bei einem ideellen Stufenrade die treppenartig an-
geordneten Zähne der einzelnen Scheiben durch Ausfüllung der Zwischen-
räume ergänzt, so erhält man ununterbrochene Zahnflächen, deren
Schnitte senkrecht zu den Radachsen die Zahnprofile des ursprünglichen
unzerschnittenen Rades sind. Man kann diese Schraubenzähne auch
558
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen.
dadurch erzeugen, dafs man das auf gewöhnliche Weise construirte
ZahnprofiJ längs einer Schraubenlinie von constanter Steigung um die
Radachse herumführt. DerG'entriwinkel, innerhalb dessen diese Schrauben-
linie benützt wird, oder der ihm entsprechende Bogen — gemessen am
Theilkreise — wird als Sprung der Zähne bezeichnet; beim ideellen
Stufeurade ist er gleich der Theilung.
Der Druck, welcher zwischen diesen schraubenförmig gewundenen
Zähnen auftritt, ist aber nicht mehr senkrecht zu den Radachsen ge-
richtet, wie bei dem ideellen Stufenrade, sondern schief zu denselben
und ruft daher einen Seitendruck hervor, welcher beide Räder in der
Richtung ihrer Achsen aus einander preist. Dieser Schub wird nun
bekanntlich dadurch unschädlich gemacht, dafs man ihn durch einen
gleich grofsen, entgegengesetzt gerichteten aufhebt, welcher von einem
zweiten, symmetrisch gebauten Räderpaar herrührt, das mit dem ersteren
fest verbunden (zusammengegossen) ist und entgegengesetzt gewundene
Zähne besitzt.
Der geometrische Charakter der Zahuberiihrung kann am besten
nach der Methode der Hilfsaxoide (von G. Herrmann3) untersucht
werden. Denkt man sich die Winkelzähne in der früher angedeuteten
Fig. 5.
Weise aus dem „ideellen Stufenrade" entstanden, so hat man das Zahn-
profil, welches die Schraubeuflächen erzeugt wie bei gewöhnlichen ge-
raden Zähnen, d. h. mit richtigem Eingriffe von der Spitze bis nahe
an den Fufs hin auszuführen. Die gebildeten Winkelzähne besitzen
dann Krafteingriff, sie berühren eich gegenseitig (Fig. 5 und 6) längs
einer Linie, welche eine Gerade ist, wenn man als Zahncurven Evol-
venten benützt; wählt man Cjcloiden, so findet der Eingriff in Schrauben-
3 „Die Zahnßächen und ihre automatische Erzeugung." Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbeßeißes in Preußen, 1877 S. 61 u. f.; auch in
Weisbach- Ilerrmann : Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik, III. Band:
Die Zwischenmaschinen, S. 427.
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen. 559
linien statt und bei allgemeiner Verzahnung in ebensolchen Curven von
doppelter Krümmung.
Stets zieht sich aber die Berührungslinie schief über die Zahnflanke.
Macht man den Eingriffsbogen genau gleich dem Sprung der Zähne,
so beginnt das äufserste Profil efgh den Eingriff* an seiner Wurzel in
demselben Augenblicke, in welchem das mittlere ab cd ihn beendet,
oder umgekehrt. Die Berührungslinie erstreckt sich bei dieser Stellung
über die ganze Zahnbreite — vor und nach derselben ist sie kürzer.
Wird der Sprung gröfser als der Eingriffsbogen gewählt, so findet die
Berührung niemals gleichzeitig auf der ganzen Breite statt; ist er kleiner,
wie in Fig. 5 und 6, so greift der Zahn während eines Drehungswinkels,
welcher der Differenz dieser beiden Gröfsen entspricht, längs seiner
ganzen Breite ein.
Bei der Anordnung I (Fig. 5) laufen beide Räder, das treibende und
das getriebene, mit der ausspringenden Spitze der Zähne voraus ; au
dieser Stelle, dem mittleren Querschnitte ab cd, beginnt der Eingriff'
und endet an den beiden Stirnflächen, in den Profilen efgh. Beim
treibenden Rade (Fig. 5) arbeiten die ausspringenden Zahnflanken, die
Berührung beginnt in b und endet in e, während beim getriebenen der
Eingriff' an der einspringenden Seite von c nach h wandert. Die nach
einander auftretenden Berührungslinien 1 — 1', 2 — 2', ... 5 — 5' sind
entsprechend der in den Figuren gewählten Evolventenform gerade und
tangiren an den Grundcylinder G,
Die der früheren entgegengesetzte Anordnung II (Fig. 6), bei
welcher die Zähne mit den Seiten vorauslaufen, kann entweder durch
Umkehrung der Drehungsrichtung oder dadurch erhalten werden, dafs
man bei der Construction I die rechte und linke Seite der Zähne mit
einander vertauscht, durch welchen Vorgang die Lage der Berührungs-
linien auf ihren Zahnflächen keine Aenderung erleidet. Der Eingriff"
beginnt jetzt (Fig. 6) bei beiden Rädern in den Stirnflächen efgh (1 — 1')
und endet im mittleren Profil ab c d (5 — 5'); er verläuft am treibenden
Rade auf der inneren (einspringenden) Flanke von f nach o, am ge-
triebenen auf der äufseren Seite von g nach d. Die tiefsten Berührungs-
punkte 6, d. A, /", welche sich aus der Construction der Zahnprofile in
gewöhnlicher Weise ergeben, liegen alle in dem Cylinder B. Ist
der Sprung gleich der Theiluug, wie in den Fig. 5 und 6, so hat der
Mittelschnitt ab cd dieselbe Lage als die beiden Seitenschnitte efgh
des einen Nachbarzahnes; diese drei Profile besitzen daher gleichzeitig
immer denselben Eingriff' und würden den geraden Zahn bestimmen,
aus welchem die schraubenförmig gewundenen hervorgegangen sind.
Nach vollendetem Einlaufen der Zähne erkennt man leicht, ob sie
für Krafteingriff' construirt sind ; ist dies der Fall, so zeigen alle Punkte
der Flächen ab e f oder cd g h Spuren ihres Arbeitens und diese selbst
erscheinen ihrer ganzen Ausdehnung nach glänzend. Die Reibung,
560 Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen.
welche durch das gegenseitige Gleiten der Zahnflächen auf einander
entsteht, tat daher ebenso vorhanden, wie bei gewöhnlichen, geraden
Zahnen: sie wird unter sonst gleichen Umständen sogar einen gröfseren
Werth erreichen, als bei letzteren, weil die Flanken, welche den Druck
übertragen, sich keilförmig in einander pressen.
Alle von mir untersuchten Räder, welche aus den verschiedensten
Werkstätten stammten, waren in dieser Weise gebaut. Wollte man
die Zahnreibuug vermeiden, so dürfte der Eingriff lediglich nur in den
Theilcy lindern T stattfinden, ihr Schnitt mit den Zahnflächen würde
von diesen allein zur Benützung gelangen, und es müfste die Berührung
aller anderen Stellen durch Wegnahme von Material aufgehoben werden.
Bei diesem ..Präcisionseingrifl'e- ist die Eingriffsstrecke des Zahn-
profiles unendlich klein, und die Kraftübertragung findet an jeder Zahn-
hälfte nur in einem Punkte statt, weshalb die Abnützung bald wieder
einen mit gleitender Reibung arbeitenden Krafteingriff nach sich ziehen
würde; aus diesem Grunde wird ersterer im Grofsmaschinenbau auch
nicht angewandt. Trotzdem findet man noch immer in Lehrbüchern
und anderen Orten Vorschriften zur Erzielung des rreibungsfreienGanges'-t.
Wie aus den Fig. 5 und 6 hervorgeht, beginnt jeder Winkelzahn
seinen Eingriff mit einer unendlich kleinen Berührungslinie 1 — T und
überträgt hierbei — theoretisch wenigstens — auch eine unendlich
kleine Kraft. Mit wachsender Breite der Berührungslinie ist auch eine
allmähliche Zunahme des Zahndruckes verbunden, der in der Stellung
3 — 3', bei welcher die ganze Zahnbreite eingreift, seinen gröfsten
Werth erreicht, bei der fortgesetzten Drehung des Rades wieder ab-
nimmt, um am Ende des Eingriffes, in den Linien 5 — 5', wieder auf
ein unendlich kleines Mafs zu sinken.
Hierin liegt eine Ursache des aufserordentlich sanften Ganges der
eingelaufenen Winkelzähne. Während bei Rädern mit geraden Zähnen
die Berührung sofort mit der ganzen Zahnbreite beginnt, der Zahn also
plötzlich einen endlichen Druck empfängt und sich unter der Einwirkung
desselben momentan deformiren mufs, wächst bei den Winkelzähnen
die Kraft von Null allmählich bis zu ihrem höchsten Werthe, um
ebenso wieder auf Null zu sinken. Die Veränderungen der Kräfte gehen
nicht mehr sprungweise, sondern stetig vor sich, weshalb auch keine
plötzlichen Formänderungen und damit verknüpfte Stöfse auftreten
können. Dieses bezieht sich nicht allein auf die Zahne selbst, sondern
auch auf den Radkörper und die Achse und ist an keinen bestimmten
Zusammenhang zwischen Sprung und Theilung gebunden.
Die Winkelzähne müssen der gleichmäfsigen Abnützung wegen
nach Schraubenlinien von constanter Steigung geformt werden und der
Sprung mufs gleich der Theilung sein. Eine weitere Bedingung ist die,
dafe das gegenseitige Verhältnifs der Abnützbarkeit an allen zusammen
arbeitenden Stellen denselben Werth besitzt.
Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen. 561
Die harte Gufshaut zieht sich bei den Profilen ab cd und efgh
tiefer in den Zahn hinein, als an den anderen Stellen, so dafs nach
einer gewissen Abnützung die Härte des Materiales über die Zahnbreite
hin eine ungleiche ist. Da dies aber an beiden Rädern eintritt, so wird
hierdurch die regelmäfsige Abnützung nicht gestört, sondern nur be-
wirkt, dafs von den widerstandsfähigeren Partien ein gröfserer Druck
übertragen wird, als in der Mitte der Zahnhälften. Die gröfsere Steif-
heit, welche die Zähne an der Spitze ab cd und bei Seitenscheiben
auch am Rande in efgh besitzen, äufsert sich nur beim Einlaufen.
Die Untersuchung einer grofsen Zahl derartiger Räder, insbesondere
von Kamm walzen, welche ich durchführte, zeigte, dafs diese Einflüsse
in gewöhnlichen Fällen keine praktische Bedeutung besitzen, weil ja
noch andere störende Ursachen, wie die Abnützung der Lager u. s. w.,
vorhanden sind. Gleichzeitig fand ich in Uebereinstimmung mit den
früheren Ausführungen, dafs die abgenützten Zähne dann richtig mit
einander arbeiten, wenn der Sprung nicht wesentlich von der Theilung
abweicht. Etwa vorhandene Fehler in der Zahnform werden von der
Abnützung selbst corrigirt.
Bei richtiger Construction der Winkelzähne — Sprung gleich der
Theilung — arbeiten dieselben in jedem Stadium der Abnützung richtig,
d. h. mit constantem Umsetzungsverhältnisse. Diese hervorragende
Eigenschaft, welche ihnen allein zukommt, ist der zweite Grund ihres
guten Ganges.
Der Sprung der Zähne wird von den Werken, welche den Bau
der Räder als Specialität betreiben, von dem Verhältnisse zwischen
Breite und Theilung abhängig gemacht, um den Winkel, unter -welchem
beide Zahnhälften zusammenstofsen, innerhalb ziemlich enger Grenzen
zu halten. Sie nehmen für Räder allgemeiner Verwendung und für die
Kammwalzen schwerer Walzwerke, bei welchen die Radbreite gegen-
über der Theilung nicht übermäfsig grofs ist, den Sprung kleiner als
die Theilung (etwa 3/4 derselben), steigern denselben aber bei Schnell-
walzwerken, deren Kammwalzen einen geringen Durchmesser und grofse
Breite erhalten, über das Mafs der Radtheilung. Ich traf in einem Fein-
blechwalzwerke ein Kammwalzenpaar von nicht besonderer Breite, bei
welchem der Sprung das 2 lj2 fache der Theilung betrug und die Zahn-
hälften unter einem rechten Winkel zusammenstiefsen, aber auch schlecht
arbeiteten und eine grofse Abnützung zeigten.
Ueber die Theilung hinauszugehen, ist unter allen Umständen ver-
werflich, denn wollte man den Vortheil der richtigen Abnützung bei-
behalten, so müfste man den Sprung gleich der doppelten oder dreifachen
Theilung wählen. Um einen möglichst ruhigen Gang auch bei vor-
geschrittener Abnützung zu erzielen, mufs nach früherem der Sprung
gleich der Theilung genommen werden, wofür eine Breite des ganzen
Rades erforderlich ist, welche mindestens das Vierfache der Theilung
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 12. 1890/111. 36
5( _• Der gute Gang der Räder mit Winkel/ahnen.
beträgt, da BOnel der Winkel, unter welchem die Zähne zusammen-
stoßen, zu klein wird, was eine Vergröfeerung der Reibung und Ab-
nützung nach sich zieht.
Für die Festigkeit der Zähne ist die Bewegungsrichtung: I. der
Fic 5 oder IL der Fig. 6 nicht gleichgültig. Heilige Stöfse, welche
die Räder aufzunehmen haben, äufsern sich insbesondere an denjenigen
Zahnen, welche den Eingriff gerade beginnen, weil sich an ihnen die
Deformation ausbildet, ohne welche keine Kraft übertragen werden
kann. Während des Einlaufens kommt hierzu noch der Umstand, dafs
bei ungenauer Ausführung am neu eingreifenden Zahn Stöfse im engeren
Sinne des Wortes auftreten. Dabei werden insbesondere die Zähne des
getriebenen Rades ungünstig beansprucht, weil sie den Druck mit ihrem
Kopfe aufnehmen, während jene des treibenden an der Wurzel ein-
greifen. Nun besitzt der Mittelschnitt ab cd wegen der Winkelform
eine hohe Festigkeit, während dieselbe an den äufsersten Partien efgh
eine geringe ist; die Zähne werden hier ähnlich beansprucht, wie solche
von gerader Form, die in Folge schlechter Montage nur an einer Stirn-
Ilaehe eingreifen. Arbeiten die Räder unter der Einwirkung heftiger
Stöfse, wie die Kammwalzen, so soll die Bewegungsrichtung I: mit den
Spitzen vorauslaufend, eingehalten werden. Bei Rädern, welche ein
angenähert constantes Moment übertragen, sind diese Umstände, be-
sonders im eingelaufenen Zustande, von geringerer Bedeutung, weil bei
den Winkelzähnen der Zahndruck mit einem sehr kleinen Werthe be-
ginnt; bei Maschinen jedoch, wo ein plötzliches Wachsen der Umfangs-
kraft vorkommt, besitzen sie, hauptsächlich während der Periode des
Einlaufens, einen gröfseren Einflufs. Bei Winkelzähnen ist den Sei-ten-
scheiben eine noch gröfsere Bedeutung zuzuschreiben, als bei geraden
Zähnen, insbesondere dann, wenn man gezwungen ist, die Räder stets
in der Richtung II oder abwechselungsweise umlaufen zu lassen. Am
getriebenen Rade wird ja zu Beginn oder Ende des Eingriffes lediglich
der Kopf e g der seitlichen Profile beansprucht.
Handelt es sich weniger um eine grofse Sicherheit gegen Stöfse,
sondern hauptsächlich um eine möglichst gleichförmige und sanfte Be-
wegungsübertragung, so ist das Weglassen der Seitenscheiben und der
Zahnspitzen, also das Trennen der rechts und links gewundenen Rad-
hälften zu empfehlen, um die Partien, welche eine gröfsere Steifheit
besitzen, zu entfernen. Auch wäre es hierbei angezeigt, die Stirnflächen
der Zahnhälften — die beiden äufseren und die inneren — abzudrehen,
um jene Theile, wo die Gufshaut tiefer eindringt, wegzunehmen. Hier-
durch würde die gleiche Abnützung aller Profile unterstützt. Trägt
man auch noch Sorge, die Lagerabnützung möglichst zu verringern,
oder ihre Wirkung durch entsprechende Nachstellung aufzuheben, so
wird ein derartiges Räderpaar hinsichtlich der Gleichförmigkeit der Be-
wegungsiibertragung von keinem anderen Transmissionsmittel erreicht.
Der gute Gang der Räder mit Winkel zahnen. 563
Wirkt von aufsen her keine Kraft in der Richtung der Radachsen,
wie dies durch Anläufe der Zapfen, Kuppelungen u. a. erreicht
werden kann, so müssen sich die Seitencomponenten der Drücke sym-
metrisch gelegener Punkte gegenseitig aufheben und daher auch die
Zahndrücke selbst von gleicher Gröfse sein. Jede Radhälfte überträgt
dann die halbe Umfangskraft und beide nützen sich in ganz gleicher
Weise ab. Dieses Verhältnifs wird aber sofort gestört, sobald derartige
Seitenschübe auftreten. Empfängt z. B. das treibende Rad (Fig. 5) durch
seine Kuppelung eine von rechts nach links gerichtete Kraft, die sich
auf die Zähne des getriebenen Rades fortpflanzt, so wird hierdurch die
linke Hälfte der Zähne stärker belastet, während die rechte eine Ent-
lastung erfährt. Bei dem gezeichneten Verhältnisse zwischen Theilung
und Breite genügt eine Seitenkraft gleich der halben Umfangskraft, um
die rechte Hälfte vollständig zu entlasten.
Damit sich die Räder den kleinen Ausführungsfehlern anpassen
können, was insbesondere während des Einlaufens erforderlich ist, mufs
eine geringe gegenseitige Verschiebung in der Achsenrichtung möglich
sein, ohne dafs hierdurch Seitenkräfte geweckt werden. Die Lagerung
soll daher stets derart ausgeführt werden, dafs ein Rad eine geringe
seitliche Beweglichkeit besitzt und das andere zwischen seinen An-
läufen unverschiebbar ist. So wäre z. B. bei einem Vorgelege, welches
durch Riemen angetrieben wird und die Kurbelwelle einer Pumpe mit
verminderter Geschwindigkeit in Umdrehung versetzt, letztere Achse
unveränderlich zwischen ihren Bunden zu lagern, der treibenden jedoch
eine kleine seitliche Verschiebbarkeit zu gewähren.
Insbesondere bei den Kammwalzen sind diese Umstände von grofser
Bedeutung, werden aber in der Praxis gar nicht berücksichtigt, indem
man beide Räder mit ihren Borden genau zwischen die Lagerschalen
einpafst. Bei einem Vorblockwalzwerke war ich selbst Augenzeuge
des Zahnbruches einer mächtigen Kammwalze, die von Seite des conisch
abgenützten Kuppelungszapfens einen bedeutenden Achsenschub erhielt;
hierbei wurden, wie vorauszusehen war, die Zähne der stärker in An-
spruch genommenen Radhälfte, und zwar diese allein, gebrochen. Es
soll daher das Rad, welches die verstellbare Walze antreibt, zwischen
seinen Bunden unverschiebbar gelagert werden, weil gerade sein Kuppe-
lungszapfen durch die schiefe Lage der Brechspindel eine conische Ab-
nützung und hierdurch einen Seitendruck erfährt, welcher — ohne auf
die Zähne zu kommen — von dem Ständer aufgenommen werden mufs.
Das zweite Rad, welches mit der unbeweglichen Walze gekuppelt ist,
sollte einen geringen Spielraum zwischen den Lagern erhalten.
Anordnungen, bei welchen an beiden Achsen Schübe auftreten, die
sich bis auf die Räder fortpflanzen, sind zu vermeiden, und ein Rad —
das verschiebbare — von der Seitenkraft durch ein vorher angebrachtes
Kammlager zu entlasten; um dem Kade die seitliche Beweglichkeit zu
564 Der *,rute Gang der Räder mit Winkelzähnen.
Biohern, mül'ste noch zwischen ihm und diesem Kammlager eine Klauen-
kuppelung eingeschaltet werden, welche ein In- und Auseinanderziehen
der Achsen gestattet. Weil bei einfachen geraden und Staffelzähnen
alle diese Umstände nicht auftreten, wurden sie hei den Winkelzähnen
übersehen, und beim Uebergang auf diese die anderen Constructions-
theile der Walzwerke, insbesondere die Lagerung, unverändert bei-
behalten, welche der neuen Zahnform nicht mehr entsprechen.
Kegelräder. Die geraden einfachen Zähne berühren sich auch im
abgenützten Zustande wieder in Geraden, welche durch den Schnitt-
punkt der Radachsen gehen; dieser ist die gemeinsame Spitze der
kegelförmigen Zahnflächen. Der Druck, welcher nach vollendetem Ein-
laufen von der Breiteneinheit dieser Berührungslinie übertragen wird,
ist aber nicht mehr constant, wie bei den Stirnrädern, sondern er wächst
von innen nach aufsen. Alle Profile, welche in einem und demselben
zur Achse concentrischen Schnitte liegen, sind congruent und diejenigen
verschiedener Schnitte unter sich ähnlich. Die Aenderung der Zahn-
form ist auch bei Kegelrädern eine derartige, dafs das ursprünglich
constante Umsetzungsverhältnifs auf die Dauer nicht erhalten bleibt; es
stellt sich wie bei den Stirnrädern ein veränderliches Umsetzungs-
verhältnifs ein, welches periodisch mit der Theilung schwankt.
Man kann nun auch bei ihnen zu Stufen- und Winkelzähnen ge-
langen, indem man das gegebene Räderpaar durch Kugelflächen, welche
aus dem Schnittpunkte der Radachsen beschrieben werden, zerschneidet
und die gebildeten Ringe gegen einander verdreht. Hält man dabei
den gleichen Vorgang ein, wie bei Stirnrädern, gibt also sämmtlichen
Ringen dieselbe Breite und den gleichen Verdrehungswinkel, so sind
die Zähne des Stufenrades nach einer Kegelschraubenlinie von con-
stanter Steigung angeordet, deren Protection senkrecht zur Radachse
sich als archimedische Spirale ergibt. In dieser Weise sind die aus-
geführten Stufen- und Winkelzähne construirt.
Die Eigenschaft der richtigen Bewegungsübertragung, d. h. die Er-
zielung eines dauernd constanten Umsetzungsverhältnisses, wird aber
letzteren nur dann zukommen, wenn die abgenützten Zähne der ein-
zelnen Ringe unter einander ähnlich sind, wie sie bei Stirnrädern con-
gruent sein mufsten. Dies wird jedoch bei einer Zahnform, welche
nach einer Kegelschraubenlinie von constanter Steigung gekrümmt ist,
nicht erfüllt, letztere mufs im Gegentheile, wie ich durch besondere
Untersuchungen fand, gegen den Schnittpunkt der Radachsen hin wachsen,
indem bei gleichbleibendem Verdrehungswinkel die Ringbreite nach
aufsen hin abnehmen mufs.
I m den Seitendruck aufzuheben, der hier schief zu den Radachsen
(nach der Berührungslinie der beiden Theilkegel) gerichtet ist, werden
auch hier die Winkelzähne aus zwei Hälften, einer rechts und links
gewundenen, zusammengesetzt, wovon die äufsere aus dem vorhin an-
Trockenofen für Gul'sformen. 565
geführten Grunde eine geringe Breite erhalten soll. Der Sprung ist
gleich der Theilung zu nehmen.
Während aber bei den Stirnrädern die zur Erzielung einer rich-
tigen Abnützung nothwendige Form der Zähne: constante Steigung der
Schraubenlinien und gleiche Breite beider Radhälften mit voller Be-
stimmtheit angegeben werden kann, ist dies bei Kegelrädern nicht mehr
der Fall, und zwar deshalb, weil das Gesetz, nach welchem der ßreiten-
druck bei geraden einfachen Zähnen von innen nach aufsen zunimmt,
kein vollkommen bestimmtes und mathematisch darstellbares ist. Hin-
gegen ist es bei paralleler Lage der Radachsen von vornherein ohne
weitere Untersuchung klar, dafs gleiche Breiten der Eingriffslinie des
geraden Zahnes auch gleiche Drücke übertragen.
Bei Kegelrädern mit Winkelzähnen ist es unmöglich, einem Rade
eine geringe Beweglichkeit in der Richtung des Seitendruckes zu ge-
währen, weil letzterer schief gegen beide Radachsen wirkt; berück-
sichtigt man ferner die Unsicherheit, welche hinsichtlich der günstigen
Zahnform herrscht und die schwierigere Herstellung, so kann wohl aus-
gesprochen werden, dafs die Anwendung der Winkelzähne bei Kegel-
rädern niemals einen so guten Gang zur Folge haben kann, als bei
Stirnrädern.
Trockenofen für Gnfsformen.
Mit Abbildung auf Tafel 28.
Der regulirbare Trockenofen der Wilhelmshülte, Actiengesellschaft für
Maschinenbau und Eisengiefserei in Waidenburg (Schlesien), verfolgt den
Zweck, ein gleichmäfsiges Trocknen aller Arten Formen in ihren
sämmtlichen Theilen sowohl an festen wie an veränderlichen Stellen
zu bewirken, die Ausströmung von schädlichen Gasen in den Form-
räumen zu verhindern und einen sparsamen Verbrauch an Feuerungs-
material durch die wirksame Mischung von atmosphärischer Luft mit
den Heizgasen zu erzielen.
Der Trockenofen (D. R. P. Nr. 51214 vom 30. Juni 1889), Fig. 11
Taf. 28, dient zum Trocknen von Gufsformen oder Kernen jeder Art
für Giefsereizwecke sowohl in der Giefserei selbst, als auch in den
Trockenkammern und Trockenräumen überhaupt, ferner zum Trocknen
von Dauer- und Dachziegeln, Thon- und Forzellanwaaren sowie ähn-
lichen Gegenständen, welche auch im Winter erzeugt und zum Brennen
vorbereitet werden können, schliefslich zum Trocknen von Briquettes,
Caolin, Lehm, Sand, Erdarbeiten, Malz- u. dgl. Producten.
Der regulirbare Trockenofen ist für veränderlichen oder für festen
Standort eingerichtet, und wird mit Rücksicht für den zu erfüllenden
Zweck in verschiedenen Gröfsen ausgeführt. Er besteht aus einem
runden Blech- (oder gemauerten) Mantel a, dem schmiedeeisernen (oder
566 Charbonnaud's Hahnsteuerung an Dampfmaschinen.
gemauerten) Boden b. An dem Mantel o wird ein mit einer oder zwei
regulirbaren Klappen c versehenes Rohr rf, durch welches die kalte
Luft in den Apparat gelangt, angebracht. In der Mitte des Apparates
befinde! sich ein Rohr e für den Abzug der heifeen Luft. Auf dem
Boden steht t-iti mit mehreren Füfsen versehener Kost träger, während
als zweiter Rostträger das Austrittsrohr e dient. Zwischen diesen
beiden Rost trägem liegt der vier- oder sechstheilig mit conischen
Lochern versehene Rundrosl <j. Auf dem Rostträger und dem Rohr e
werden runde Chamottesteine bis zur entsprechenden Höhe aufgebaut.
Der Festigkeit halber wird auf das Mauerwerk je ein Gufsriug gelegt.
Dieser sowohl als der Rostträger dienen in Folge auf denselben schräg
angegossener Rippen gleichzeitig dazu, der zuströmenden Luft eine
drehende Bewegung oberhalb des Koksfeuers zu geben. Der hohle
Raum zwischen dem Mantel und dem Rost wird durch den Rostträger
bezieh, die Blechsegmente getheilt. In Folge dessen geht der Ober-
wind um das Mauerwerk oder den Rostträger über das Koksfeuer, wäh-
rend der Unterwind durch den Rost und das Koksfeuer geleitet wird.
Die Vereinigung von Unter- und Oberwind geschieht im Austrittsrohr e.
Der Ofen erhält einen innen mit Chamotte gefütterten und mit
zwei bezieh, vier Kokseinschüttöffnungen versehenen Bleckdeckel m.
Um den Ofen in Thätigkeit zu bringen, mufs derselbe mit einer
zweckentsprechenden Windleitung in Verbindung gesetzt werden. Dies
geschieht am vortheilhaftesten mittels Schläuche, welche von einem
Abzweigungsstutzen der Windleitung ausgehen.
Danach wird der Apparat auf die zu trocknende Form gestellt,
welche entweder mit dem eigenen Oberkasten oder mittels Bleche ab-
gedeckt wird. Ist dies geschehen, werden die Klappen sowohl von
den Abzweigungsstutzen der Leitung als auch die des Eintrittsstutzens d
geöffnet, regulirt und der kalt zugeblasene Wind wird im Apparat nach
Belieben hoch erhitzt und gelangt in diesem Zustande in die nasse Form.
Bahnsteuerung an Dampfmaschinen; von Charhonnaud
in Ivry-sur-Seine.
Mit Abbildungen.
Die Steuerung besteht nach den Bulletin de la Societe d'encouragement,
1890 Bd. 5 S. 113, entnommenen Abbildungen aus einem bronzenen,
conisch gestalteten und in einer gufseisernen Büchse B liegenden Hahn A,
welcher, mit entsprechenden Aushöhlungen a versehen, bei seiner durch
ein Excenter hervorgerufenen hin und her schwingenden Bewegung den
von oben durch das Ruhr C eintretenden Dampf in je einen der nach
den beiden Cvlinderenden führenden Kanäle E eintreten läfst oder aber
Veith, über Erdöltrübung.
567
diese letzteren abwechselnd mit dem Ausströmrohr D in Verbindung
bringt.
Behufs Entlastung des Hahnes legt sich eine mittels Schrauben
re<nilirbare Flachfeder f auf den Kopf des Hahnschlüssels und um die
mit Drehschiebern verbundenen Uebelstände, welche bei einseitiger
Kraftäufserung des mitnehmenden Hebels entstehen, zu umgehen, hat
Charbonnaud an Stelle eines einfachen, einen doppelarmigen Hebel F
auf der Drehschieberstange befestigt, welcher mit einem ebensolchen
auf der vom Excenter bewegten Welle H sitzenden Hebel G durch
zwei mittels Bolzen c angeschlossene Stangeu b verbunden ist.
Die Schmierung erfolgt von einem bei R befestigten Behälter aus
durch zwei längs der Büchse B angebrachte Kanäle <?, sowie durch in
den Hahn schräg eingebohrte Oeffnungen H.
TJeber Erdöltrübung; von Direktor Dr. Alexander Veith.
Manches dem Anscheine nach vollkommen raffinirte Erdöl, das nach
der Reinigung wasserhell erscheint und mit dem üblichen Reactionsmittel
behandelt, sich als neutral u. s. w. erweist, zeigt nach einiger Zeit und
unter besonderen Bedingungen eigenthümliche Veränderungen. Das an-
fänglich wasserhelle Erdöl verliert allmählich seinen Glanz, opalisirt, als
ob es Wasser aufgenommen hätte, trübt sich stetig, bis es nurmehr
durchscheinend, ja in starken Schichten ganz undurchsichtig wird. Die
Färbung, die das Erdöl dann annimmt, ist ein theilweise durch seine
eigene Farbe beeinflufstes Schmutzigweifs bis Gelbbraun. Durch diese
Trübungserscheinungen, die an und für sich schon sowohl für den Pro-
ducenten als auch den Consumenten unangenehm wirken müssen, da
Veith, über Erdöltrübung.
hierdurch das Aussehen des Erdöles sehr leidet, treten auch Qualitäts-
mangel auf. Diese opalisirenden Erdülsorten brennen schlechter, die
Flamme zuckt und raucht, erlischt in vielen Füllen, wenn der Erdöl-
behälter noch mehr als halbgefüllt ist. Diese Erscheinungen, welche
glücklicherweise nur vereinzelt auftreten, müssen die Aufmerksamkeit
des Chemikers erregen, um so mehr, als die Bedingungen, unter denen
sie vorkommen, nicht immer die gleichen sind. Ehe wir an die Er-
klärung dieser Uebelstände gehen, und die Mittel augeben wollen, mit
denen sie sich verhindern lassen, sei noch in einigen Worten die Dar-
stellung und Zusammensetzung des Erdöles selbst skizzirt.
Das Roherdöl, amerikanischen, kaukasischen, galizischen u. s. w. Ur-
sprunges, ist ein Gemenge von Kohlenwasserstoffen ; während die Rohöle
amerikanischen Ursprunges ihre Hauptbestandteile in der Fettreihe
haben, gehört das russische Erdöl seiner Zusammensetzung nach mehr der
aromatischen, speciell der Naphtenreihe an. Insgesammt aber enthalten
sie neben Grenzkohlenwasserstoffen noch eine Reihe von ungesättigten
organischen Verbindungen. Die Anwesenheit dieser und gewisser sauer-
stolf haltiger Kohlenwasserstoffe, die pyrogener Natur sind und als
Spaltungsproducte u. dgl. bei der Destillation des Roherdöles entstehen,
macht in erster Linie den Prozefe der chemischen Reinigung nothwendig,
denn diese geben dem destillirten Erdöle den eigentümlich unangenehmen
Geruch, verursachen das Nachdunkeln der Oele und beeinflussen auch
in schädlicher Weise die Brennkraft des Erdöles. Durch Behandlung
mit Schwefelsäure — dem Hauptfactor der chemischen Reinigung —
können diese ungesättigten und pyrogenen Producte zum gröfsten Theile
entfernt werden. Die Wirkung der Schwefelsäure ist hier eine theil-
weise auflösende, indem sie mit einein Theile der Kohlenwasserstoffe
Sulphonsäuren bildet, die in Erdöl unlöslich sind und sich ausscheiden;
gleichzeitig wirkt sie oxydirend und ist diese Reaction durch das Auf-
treten von schwefliger Säure erkennbar. Je höher die Temperatur ist
und je specilisch schwerer die Oele sind, um so stärker ist die Oxydation.
Die überschüssige Schwefelsäure, alle mitgerissenen Nebenbestandtheile
des Erdöles werden bei der Reinigung abgezogen und die zurück-
bleibenden geringen Mengen von Schwefel- und Sulphonsäure mit
Lauge ausgewaschen.
Dieser Prozefs, der mit geringen Abweichungen überall gebräuch-
lich ist, ermöglicht es, ein Erdöl darzustellen, welches den Handels-
bedingungen vollkommen entspricht. Begreiflicherweise decken sich die
Interessen des Fabrikanten mit denen des Consumenten nicht vollkommen.
Während man bestrebt ist, im Betriebe durch Herabsetzung des Ge-
brauches von Chemikalien u. dgl. die Raffinirungskosten bis an die er-
laubte Grenze zu vermindern, wünscht andererseits der Consument —
begünstigt durch die mächtige Concurrenz — qualitativ tadellose Waare
•zu erhalten. Begreiflich ist es daher, dafs die Erdölsorten, besonders
Veith, über Erdöltrübung. 569
aber die billigen, mit Bezug auf den Grad der Entzündlichkeit, der Rei-
nigung u. s. w. sehr viel zu wünschen übrig lassen. Bei Erzeugung
mindervverthiger Sorten treten in vielen Fällen die Anfangs erwähnten
Trübungserscheinungen auf. Es mufste sofort das Augenmerk darauf
gerichtet werden, die Ursache derselben festzustellen und die Be-
dingungen, unter denen sie sich vermeiden lassen. Die Trübung zeigt
sich in ganz eigentümlicher Weise: wenn eine und dieselbe Partie des
Oeles raftinirt wird und ein Theil des Erdöles in offenen Reservoiren
sich befindet, durch Tage, ja Wochen lagert und unter dem Einflüsse
des Sonnenlichtes entweder nachdunkelt oder auch lichter wird, sonst
aber keine wahrnehmbare Veränderung aufweist, zeigt ein anderer Theil
desselben, in geschlossenen Gefäfsen, besonders Fässern u. dgl. schon
nach wenigen Tagen die Erscheinung der Trübung, welche stetig zu-
nimmt. Werden Fässer mit solchem Inhalte geöffnet, so genügt schon
der Einflufs der Luft, vielleicht auch des Sonnenlichtes (?), um dieses
Oel vollends zu klären. Ein Muster solchen Erdöles zeigt bei Behand-
lung mit Schwefelsäure von 1,5 spec. Gew. ganz gute Resultate, indem
es farblos bleibt und die Säure schwach rosa gefärbt wird; mit Natron-
lauge von 1,2 spec. Gew. behandelt wird letztere schmutziggelb oder
wenigstens strohgelb gefärbt.
Die Ursachen der Trübung festzustellen ist nicht ganz leicht. Es
wurde anfänglich der Grund in dem Leime, der zum Dichtmachen
der Fässer dient, gesucht, da sich derselbe im eventuell mechanisch
mitgerissenen Wasser löst und das Erdöl „leimtrübe1-' macht. Auf diesen
Uebelstand konnte jedoch die Trübung nicht zurückgeführt werden,
nachdem vollkommen getrocknete, reine, jedoch ungeleimte Fässer die
gleiche Erscheinung zeigten. — Das Anfangs klare, später aber trübe
Erdöl erwies sich als vollkommen neutral; Proben mit Wasser ge-
schüttelt liefsen keinen Bestandtheil in letzterem erkennen, der eine Er-
klärung der Trübungsursache ergeben hätte. Erst energische Schüttelung
mit Natronlauge und die Untersuchung letzterer konnte eine befriedigende
Erklärung und die Mittel an die Hand geben, um diesen Uebelstand zu
vermeiden. Mangel an Zeit und auch die Einrichtung im Laborato-
rium selbst machten es unmöglich, eine streng wissenschaftliche Lösung
der Frage zu geben.
Ehe die Versuche mit Natronlauge zu Ende geführt wurden, lag
auch die Vermuthung nahe, dafs die Trübung einzig und allein auf die
Anwesenheit von sulphonsauren Salzen zurückzuführen sei. Das trübe
Erdöl wurde mit Magnesiumoxyd, das schwefelsäurefrei war, geschüttelt
und erwärmt, hierauf filtrirt, der Niederschlag getrocknet und ausgeglüht
und im Glührückstande mit Hilfe von Salzsäure und Chlorbaryum die
Anwesenheit von Schwefelsäure constatirt. Hierdurch war die an-
scheinend richtigste Lösung der Frage gegeben, nebenbei wurde noch
Eisen constatirt, herrührend von dem stark eisenhaltigen Waschwasser.
570 \ 'i'itli, über Erdöltrübung.
Die Verwendung von schwachen Sauren, Herabsetzung der Tempe-
ratur als naturgemäfse Folgerung, um die Bildung von Sulphonsäuren
u. b. w. zu verhindern, ergaben aber nicht die gewünschten Resultate.
Es wurde eine Probe mit Natronlauge geschüttelt und die Lauge mit
Salzsäure behandelt, wobei sich bedeutende Mengen eines flockigen,
wiilsen Niederschlages ausschieden. Hierdurch wurde die Anwesenheit
von organischen Sauren aufs klarste festgestellt. Ein anderer Theil der
Natronlauge wurde vorsichtig bis zur neutralen Reaction mit Säure,
hierauf mit Baryumchlorid behandelt, es bildete sich wiederum ein
flockiger Niederschlag. Dieser wurde wiederholt decantirt, bis zur
neutralen Reaction ausgewaschen und der Niederschlag geglüht. Der-
selbe entwickelte brennbare Gase und verbrannte — ein Zeichen, dafs
hier organische Verbindungen vorhanden waren; der vollständig aus-
geglühte Rückstand wurde mit Salzsäure behandelt, wobei sich ein Theil
unter Brausen löste, ko/densaurer Baryt (der sich aus den organischen
Salzen bildete), und zurück blieb ein in Salzsäure unlöslicher Rück-
stand von schwefelsaurem Barjum. Hierdurch erscheint es zur Evidenz
nachgewiesen, dafs die Trübungsursache nur in der Bildung und in dem
Ausscheiden von organischen und sulphonsäuren Salzen zu suchen ist.
Engler l gibt an, dafs das Erdöl in manchen russischen Raffinerien
nach dem Säuern direkt mit concentrirter Lauge und mit nichts Weiterem
behandelt wird, da sonst unangenehme Trübungserscheinungen aufzu-
treten pflegen. Vom gleichen Gesichtspunkte ausgehend, wurde nun
dazu geschritten, durch die richtige Anwendung von Lauge die Trü-
bungserscheinungen künftig zu vermeiden. Die Anwesenheit von reinen
petrol-(kerosin-)sauren Salzen oder zu mindest von sauerstoffhaltigen
Verbindungen liefs sich schon dadurch nachweisen, dafs ein Theil der
noch nicht mit Chemikalien behandelten Destillate mit Natronlauge von
1,2 spec. Gew. versetzt, letztere schmutziggelb färbte und sich in dieser,
durch Zusatz von Säuren, organische Säure nachweisen liefsen. Das-
selbe Destillat nach der Zugabe von Chemikalien abermals in ähnlicher
Weise behandelt, zeigte eine Vermehrung der Säure unter dem Einflüsse
der zur Verwendung gelangten Schwefelsäure.
In der Anwendung der Natronlauge liegt die einzige praktische
Möglichkeit, die Trübungserscheinungen gänzlich aufzuheben oder auf
ein Minimum zu reduciren. Der zu beschreibende und gleich anfäng-
lich durchgeführte Prozefs bestätigt die Richtigkeit dieser Annahme.
Das Destillat wird, ehe man es mit Säure behandelt, mit einer kleinen
Menge concentrirter Natronlauge (etwa 1 Proc.) von 1,3 spec. Gew.
kräftig und andauernd gemischt; nach mehrstündigem Absetzen der
Natronlauge, welche nach dem Gebrauche dunkelbrauu und theerig ist,
schreitet mau zur Behandlung mit Säure. Hierauf werden die Säure-
1 Erdöl von Baku.
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. 571
spuren mit grofsen Wassermengen ausgewaschen und schliefslich wieder
mit einer kleinen Menge concentrirter Lauge längere Zeit gemischt.
Nach dieser Procedur zeigt eine Portion solchen Erdöles im Laboratorium
mit Natronlauge von 1,2 spec. Gew. geschüttelt keine Veränderung der
letzteren und schliefst das so behandelte Erdöl keine Gefahr der Trübung
in sich. Ist die Lauge genügend abgesetzt, so können die letzten Laugen-
spuren gefahrlos ausgewaschen werden, ohne dafs eine Zersetzung dieser
Salze zu befürchten wäre.
Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
Untersuchungen.
(Schlufs des Berichtes S. 518 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
„Ueber den Gebrauch des Cijankalium bei der Bestimmung von Kupfer in
Erzen"., nach einer Mittheilung von Geo E. R. Ellis in The Journal of
the Society of Chemical Industry, 1889 Bd. 8 S. 686.
Verfasser weist durch zahlreiche Versuche mit eingestellten Lösungen
nach, dafs man eine Titration des Kupfers mit Cyankalium nur dann
vornehmen kann, wenn das zu untersuchende Erz weniger als 5 Proc.
Zink enthält, dafs aber bei höherem Gehalte an Zink viel mehr Cyan-
kalium verbraucht wird als dem Gehalt an Kupfer entspricht, und dafs
auch der UebergaDg von Hellblau in Dunkelviolett in diesem Falle nur
langsam sich vollzieht.
Eine eingestellte Kupferlösung hält sich sehr lange, selbst wenn
sie dem Licht ausgesetzt ist, dagegen mufs eine Cyankaliumlösung
wenigstens jede Woche frisch eingestellt werden.
Schnelle Methode zur Bestimmung von Phosphor in Eisen und Stahl (eine
Modilication der Methode von Thos. M. Brown)-, nach einer Mittheilung
von G. L. Norris, Pencoyd in The Journal of the Franklin Institute, 1890
Bd. 129 S. 72.
5? Roheisen oder Stahl werden in einem Becherglase mit 120cc (bei
Eisen) oder 90cc (bei Stahl) einer Salpetersäure von 1,135 spec. Gew.
übergössen und auf einer eisernen Platte erhitzt, bis jede weitere Ein-
wirkung aufhört und die Lösung zu kochen beginnt. Zu der kochenden
Lösung werden dann 20cc einer 0,8procentigen Permanganatlösung zu-
gefügt und die Lösung noch einige Minuten im Sieden erhalten, wobei
eine Fällung von Mangansuperoxyd entstehen mufs, wenn man sicher
sein will, dafs der Phosphor gänzlich oxydirt ist. Alsdann wird ein
kleines Stückchen Weinsäure zugefügt und wenige Minuten erhitzt,
572 Neue Methoden für chemisch-technische l'ntersuchungen.
damit das Mangansuperoxyd wieder in Lü.sung geht. Nun gibt man
die Lösung in einen Rundkolben (500«) (bei Roheisen jedoch wird auf
100 aufgefüllt und 80° dea vom Graphit befreiten Filtrate verwendet),
i,i Salpetersäure il.i Bpec. Gew.) zugefügt, mit Molybdänlösung ver-
setzt und wie gewöhnlich weiter verfahren. Bei Erzen mit hohem
Phosphorgehall nimmt man nur 18,25 mit 60«» der Säure in Arbeit. Die
zahlreich angeführten Analysen Btimmen gut überein.
Werthbettimmung der Farbftolzextracte.
In einem Artikel „Fiber Farbholzextractfabrikation- in Chemiker-
Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 54 S. 887, erwähnt C. Feuerlein des Umstandes,
dafs bis heute keine sicheren Methoden zur Werthbestimmung von Farb-
holzextracten existiren; in Nr. 58 derselben Zeitung, S. 961, bringt nun
L. Schreiner Angaben für Analysen von Farbholzextracten, welche wir
hier folgen lassen :
Zur Feststellung des Werthes von Farbholzextracten hält Schreiner
folgende Bestimmungen für uoth wendig: 1) Gehalt an Farbstoffen, 2) Zu-
satz von Färb- und Gerbstoffen, 3) Zusatz von Beschwerungsmitteln,
4) Fermentation und Reaction.
Schreiner verfährt nach folgender Methode: Nach dem Extrahiren
von 508 gemahlenem Farbholz im Extractionsapparat (Der Gerber, 1887),
Auffüllen zum Liter und Filtration wird ein Theil des Filtrates in einem
besonderen Filtrirapparat (Der Gerber, 1887) über Hautpulver, das von
feinster Qualität und wolliger Form sein mufs, laufen gelassen. Von
dem farblosen Filtrate und von der ursprünglichen Lösung werden je
100cc auf dem Wasserbad eingedampft und im Luftbad bis zum con-
stanten Gewicht getrocknet. Die Gewichtsdifferenz gibt den Gehalt an
Farbstoffen. Für Extracte soll die Lösung in l1 etwa 10s Trocken-
substanz enthalten und dieselbe bei 50° C. liltrirt werden, wenn nöthig
unter Zusatz von Kaolin. Zur Bestimmung des Wassers sind 1 bis 2s
im Platingefäfs zu trocknen und zwecks Ascheubestimmung (mineralische
Bestand th eile) in dem Gefäfse zu glühen.
Das Unlösliche ergibt sich aus der Differenz zwischen Trocken-
substanz und der Summe der Farbstoffe und Nichtfarbstoffe (dem Lös-
lichen). Die gefundenen mineralischen Substanzen sind von den Nicht-
farbstoffen abzuziehen.
Je gröfser der Gehalt an Nichtfarbstoffen (speciell in der Woll-
färberei Dicht zu übersehen), desto leichtere und gründlichere B'ermen-
tation, da diese Substanzen unter theilweiser Bildung flüchtiger Producte
den Fermentationsprozefs bedingen.
Neutrale Losungen n<>h Blauholzextracten sind tiefroth, alkalische
blauroth und saure bei uufermentirten hellgelb, bei fermentirten orange-
gelb.
Enthalten Extracte Gerbstoff, so reagiren sie sauer. Während die
Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
natürlich sauren Extracte beim Verdünnen mit kalkhaltigem Wasser
oder beim Schütteln und Erwärmen mit wenig Calciumcarbonat sofort
roth werden, zeigen dieses Verhalten die unter Druck hergestellten
nicht. Mit Zinnchlorid, bei etwa 0,5° Be. starker Extractlösung und
gleichen nicht überschüssigen Zusätzen von Zinnchlorid, fällt bei fermen-
tirten Extracten ein duukelbrauner, bei unfermentirten ein hellvioletter,
bei gerbstoffhaltigen ein schmutziger, oft gelber Niederschlag.
Zur Feststellung von Gerbstoffzusatz setzt man zu einer Lösung
von 5s Trockensubstanz in l1 V3 des Volumens an gelbem Schwefel-
ammonium, wobei bei reinen Extracten unter Dunkelwerden der Lösung
ein schwacher, brauner, flockiger Niederschlag, bei gerbstoffhaltigen
unter Hellfärbung ein dichter hellgrauer, milchiger Niederschlag ent-
steht. (Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14 Nr. 58 S. 961.)
Schnelle Bestimmung der Chloride in Weinen.
Hierfür empfiehlt L. Roos folgende Methode:
Zur Bestimmung der Chloride in Roth- oder
Weifsweinen verwendet man genau auf einander
eingestellte l7: -Lösungen von Silbernitrat und
° 10 °
Ferrocyankalium. Zu 20cc Wein wird ein Ueber-
schufs der Silbernitratlösung gegeben, worauf
man allmählich Ferrocyankalium zufügt und
hierbei von Zeit zu Zeit mittels der Flüssigkeit
einen Fleck auf Berzelius-Fapiev macht und zu
demselben einen Tropfen Ferrosulfatlösung gibt.
Das Ferrosalz ist vortheilhafter, weil auf diese
Weise die Schwarzfärbung von Ferrisalz mit
dem Gerbstoffe der Weine vermieden wird. Der
Fleck bleibt roth, so lange kein Ferrocyanid
überschüssig vorhanden ist, und wird deutlich
blau, sobald die Sättigung überschritten ist.
Aus der verbrauchten Menge Ferrocyanidlösung
berechnet sich leicht die mit den Chloriden in
Reaction getretene Menge Silbernitrat. (Journ.
Pharm. Chim., 1890 5. Ser. Bd. 21 S. 416, nach
Chemiker- Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 137.)
Vorrichtung zur Bestimmung des Fettgehaltes
der Milch.
Die in nebenstehender Fig. 17 abgebildete
Vorrichtung besteht in eiuem einer Handspritze
ähnlichen Glasgetäfs, in welches die Milch, so-
wie Chemikalien in bestimmten Raumtheilen
eingesaugt werden, worauf behufs Abscheidung
574 Kleinere Mittheilungen.
des Fett- und Buttergehaltes dei Milch die Flüssigkeiten durch Schütteln
gemiM-hi werden. Nachdem die Butter Bich auf d^v Oberfläche der
Flüssigkeil gesammelt li.u. befördert man erstere durch Einschieben
des Kolbens <i in die Mefsröhre // und bestimmt in letzterer die Höhe
der Fettsäule mittels einer Scala (D.R.P. Nr. 50988 vom 31. März 1889.
Sil» Gustaf Knut Busberg, Arboga, Schweden).
Fettbestimmung in <ler Milch. In Uebereinstimmung mit A. W. Stokes
{Chemical News, 1889 Bd. 60 8. 214) erhält auch St. Bodzynski (Landw.
Jahrb. der Schweiz, 1889 durch Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 20)
gute Resultate nach dem von W. Sehmid in der Zeitschrift für analytische
Chemie, 1888 Bd. 27 S. 464, vorgeschlagenen Verfahren zur Fett-
beatimmung in Milch, Kahm u. s. w. Bodzynski benutzt dazu den in
Fig. 18 abgebildeten einfachen Apparat:
In die Kugel a werden 10s Milch gegeben und 10cc kaltgesättigter
Salzsäure zugesetzt, worauf man über freiem Feuer erhitzt. Die Flüssig-
keit kommt in ruhiges Sieden, ohne aufzusohäumen; die kugelförmige
Erweiterung c wirkt als Schutzraum dagegen. Nachdem sich die an-
fangs ausgeschiedenen Eiweifsstoffe wieder vollständig gelöst haben,
kühlt man die Lösung unter einem Wasserstrome auf etwa 40° C. ab,
versetzt mit mindestens 30cc Aether, schüttelt tüchtig durch und läfst
bei Zimmertemperatur oder besser in einem Wasserbade bei 40° C.
15 bis 20 Minuten stehen. Die Milch-Salzsäurelösung steht jetzt über
den Theilstrich 24 der Scala b. Der Schaum, der sich an der Grenze
beider Flüssigkeiten ansammelt, setzt sich, wenn Röhre b nicht zu eng
ist, rasch ab. Nun wird die Menge der Aetherfettlösung an der Scala b
und d genau abgelesen, davon 20cc in ein tarirtes Kölbchen gegeben,
der Aether verdunstet und das zurückgebliebene Fett getrocknet und
gewogen.
Einfache Methode zur Erkennung von Silber bei Gegenwart von Blei.
Dm mm- dem Löthrohr erhaltene Rietallkorn wird in mäfsig verdünnter
Salpetersäure gelöst, die Lösung mit kohlensaurem Natron aahezu neutralisirt
und in dieselbe ein Streifen Zinkblech und ein Streifen Kupferblech ein-
geführt. Das Blei scheidet sich dann auf dem Zink aus. während das Silber
auf dem Kupfer niedergeschlagen wird, um dasselbe nun als Silber zu er-
kennen, wird der Kupferstreifen für einen Augenblick in eine mäfsig con-
centrirte Salpetersäure und dann in eine Caliumchromatlösung getaucht wor-
auf bei Gegenwart ron Silber, sich Boforl die röthlichbraune Färbung be-
merkbar macht. [Nach einer Mittheilung von Alexander Johnstone in The
Chemical .Wir.*. 1889 Bd. 60 8.3090 W. M.
Wirkung von Thon auf industrielle Abwässer.
./. dt Motlins machte die Beobachtung, dafs. wenn man Thon zu Seifen-
wasM ich derselbe, ohne die Flüssigkeit zo klären, auf dem Boden
absetzt. Ersetzt man jedoch das Seifenwasser durch eine Emulsion von Fett-
en (etwas Seife in Wasser gelöst mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt)
and fügt dann zu der milchwelfsen Emulsi stwas Thonmilch (1 bis '1 auf
1 Mille Thon), so bildet sieh nnter Klärung der Flüssigkeit ein voluminöser
Kleinere Mitteilungen. 575
Niederschlag. Dadurch ist der Vorgang erklärt, der sich beim Behandeln der
beim Kämmen der Wolle abfallenden sauren Abwässer mit Thon vollzieht.
Das Abwasser bildet eine Emulsion von 0,5 bis 0k,8 Fettkörper auf lcbm^ die
sich bei Zusatz von lg blauem Thon (mit 15 bis 20 Proc. Wasser) in Flocken
mit demselben abscheiden, während die Flüssigkeit klar und goldgelb wird.
Aufser dem suspendirten Fettkörper finden sich im Niederschlag viel stickstoff-
haltige Körper. Er wiegt (bei 1000 getrocknet) 1.5 bis lg,7 und enthält
30 Proc. durch Schwefelkohlenstoff extrahirbare Körper. Ist diese Extraction
zu beschwerlich, so liefse sich der Niederschlag zur Leuchtgasfabrikation ver-
wenden. Die vom Fett befreite Masse enthält noch etwa 1,19 Proc. Stickstoff,
und ist es dieser, der die fäulnifsfähigen Stoffe bildet. (Chemiker-Zeituny,
1890 Bd. 14 Nr. 4, Repertorium S. 22.)
Volumetrische Bestimmung von Gerbstoff in Weinen.
L. Rovs, Cutton und Giraud benutzen zum Ausfällen des Gerbstoffes im
Wein eine lOproc. Weinsäurelösung, die mit Ammoniak bis zur schwach
alkalischen Reaction versetzt ist, worauf sie dann eine Lösung von neutralem
Bleiacetat zugeben, bis der gebildete Niederschlag sich nicht mehr in der Flüssig-
keit lost. Zur Einstellung setzt man zu 25cc Tanninlösung (5S auf 1') 4 bis
5 Tropfen Ammoniak und läfst je etwa 2cc Bleilösung zufliefsen, bis ein
Tropfen der Flüssigkeit auf ungeleimtem Papier beim Zusammentreffen mit
einem Tropfen Schwefelnatriumlösung keine Braunfärbung mehr zeigt. Bei
der Untersuchung des Weines verfährt man ebenso. Die im Wein vorhan-
denen Sulfate, Tartrate u. s. w. werden nicht mitgefällt. (Chemiker-Zeitung,
1890 Bd. 14, Repertorium S. 41, nach Journ. Pharm. Chim., 1890 5. Ser. 21. 59.)
Entdeckung und Bestimmung von Erdöl im Terpentinöl.
W, H. Burton läfst das zu untersuchende Oel aus einem Hahntrichter zum
dreifachen Volumen rauchender Salpetersäure fliefsen. Dieselbe befindet sich
in einem gekühlten Kolben mit Rücktlufskühler. Nach der Reaction gibt man
den Inhalt in einen Scheidelrichter, wäscht so lange mit heifsem Wasser, bis
die Oxydationsproducte der Terpene entfernt sind, trennt das unangegriffene
Erdöl und wägt dasselbe. (Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, 1890
Bd. 23 Nr. 9, Referate S. 360 nach Americ. Chem. Journ. 12. 102.)
Colloidale Cellulose.
Unter diesem Namen wird in der Papier zeit ung , 1890 Nr. 33 S. 778, nach
französischer Quelle eine Substanz beschrieben, welche man durch Tränken
von getrockneter Cellulose mit Schwefelsäure von 50° B. erhält. Diese col-
loidale Cellulose ist eine gelatinöse, durchscheinende Masse, welche ihre Be-
schaffenheit unbeschränkte Zeit bewahrt, selbst bei Gegenwart eines Säure-
überschusses, wenn keine Erwärmung stattfindet. Bei 100° geht die Umwandlung
in Dextrin sehr rasch vor sich. Die colloidale Cellulose wird mit Wasser und
Weingeist von der Säure befreit und bei niederer Temperatur getrocknet.
Mit Wasser gibt sie dann eine milchähnliche Flüssigkeit, die leicht filtrirt
werden kann und selbst bei mehrtägigem Stehen nichts absetzt. Durch Kochen
wird die Flüssigkeit nicht verändert. Die colloidale Cellulose ist in heifsem
Wasser etwas leichter löslich als in kaltem. In durchfallendem Licht erscheint
die Lösung orangegelb; in 10cm dichter Schicht dreht sie etwa 3/4ü nach rechts.
Durch Zusatz von sehr kleinen Mengen fremder Stoffe, wie Schwefelsäure,
Salpetersäure, Kochsalz, Bleiacetat und gröfserer Mengen Alkohol wird die
Lösung gefällt; Kupferlösung wird durch sie nicht reducirt, durch Jod wird
sie nicht gefärbt. Durch Eintrocknen der Lösung erhält man glänzende Haut -
eben, die in Wasser aufquellen und sich darin auflösen. Durch Eintauchen
in Schwefelsäure von 600 (oder auch 55° bei längerer Einwirkung) wird die
colloidale Cellulose in wenigen Augenblicken in Wasser unlöslich ; gleichzeitig
wird hierbei etwas Dextrin gebildet. Die gut getrocknete colloidale Cellulose
verwandelt sich unter denselben Bedingungen wie gewöhnliche Cellulose in
Nitrocellulose, sie bewahrt dabei fast dasselbe Aussehen und wird nur etwas
weniger durchsichtig.
576 Bücher- Anzeigen.
Die Eigenschaften der colloidalen Cellulose erklären verschiedene Ura-
Bt&nde der Pergamentpapier-Fabrikation. Gewisse dünne Pergamentpapiere
geben an kochendes Wasser colloidale Cellulose ab, während die starken
Sorten bei gleicher Behandlung nicht angegriffen werden; ohne Zweifel wurde
bei der Bereitung der letzteren eine concentrirtere Saure verwendet, wodurch
die anfänglich gebildete colloidale Cellulose in unlösliche Cellulose verwandelt
wurde. Pergamentpapier Btelll gewissermafBen ein Gewebe von gewöhnlicher
Cellulose dar. dessen Poren mit colloidaler Cellulose angefüllt sind. Man
kann dies leicht dadurch beweisen, dafs man gewöhnliches Filtrirpapier auf
beiden Seiten mit colloidaler Cellulose bestreicht, langsam trocknet und dann
durk Zinkwalzen Batinirt. Man erhalt dann ein dem satinirten Pergament-
papier ganz ähnliches Erzeugnifs.
Bücher-Anzeigen,
Dr. J. Frick'a Physikalische Technik speciell Anleitung zur Ausführung
physikalischer Demonstrationen und zur Herstellung von physi-
kalischen Demonstrations- Apparaten mit möglichst einfachen Mitteln.
Sechste Auflage von Dr. 0. Lehmann. Erster Band. Braunschweig.
Verlag von Vieweg und Sohn. 725 S. 15 Mk.
In der Vorrede gibt der Verfasser als Zweck des Buches an „einerseits
Anleitung zur Anstellung physikalischer Versuche zu geben und alle die Um-
Btände aufzuzählen, welche das Gelingen derselben sichern, sowie dasjenige
zu erörtern, was bei Anschaffung und der Behandlung der Apparate zu be-
rücksichtigen ist; andererseits soll Anleitung gegeben werden, die meisten
Apparate auf billige und zweckmäfsige Weise herzustellen." Dafs dies Ziel
erreicht ist, ist von den hervorragendsten Fachleuten anerkannt. Der vor-
liegende erste Band enthält die Behandlung der Apparate im Allgemeinen,
Apparate für das Gleichgewicht der Kräfte, für die Wärme, die Dynamik und
Thermodynamik.
Encyklopädie des gesammten Eisenbahnwesens von Roll. II. Band.
Betrieb bis Deutsche Eisenbahnen. Wien. Verlag von C. Gerold"s Sohn.
Das Werk schreitet in anerkennenswerther Weise fort und erfüllt die
Erwartungen, die wir nach der Erscheinung des ersten Bandes (1890 275 48)
liegen durften, in vollem Mafse. Von den wichtigen Schlagwörtern des vor-
liegenden Bandes führen wir an: Betrieb, Billet, Block, Brücke, Bremse,
Dampfmaschinen, -kessel.
Die Königlich Württemhergischen Staatseisenhahnen. Rückschau auf
deren Erbauung während der Jahre 1835 — 1889 unter Berücksich-
tigung ihrer geschichtlichen, technischen und finanziellen Momente
und Ergebnisse. Dargestellt von G. v. Morlock, Oberbaurath und
Baudirektor in Stuttgart. Mit 55 Illustrationen und 1 Uebersichts-
karte. Deutsche Verlagsanstalt 1890. 235 S. 10 Mk.
Werk enthält eine übersichtliche Darstellung des einschlägigen Stoffes,
unter Vermeidung weitschweifigen Aktenmateriales. Da dem Verfasser die
amtlichen Unterlagen, insbesondere auch für den finanziellen Theil zuo-äno-lich
waren. BO hat das Werk den Von heil, nur zuverlässige Angaben zu bringen.
Werk ist als geschichtlicher Rückblick und als Anhalt für weitere An-
gleich empfehlenswert!!.
3er J ß, f'otta'si'heti Bur-lihnnillunc Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stattgart.
Neuere Ofeneinrichtungen der Actiengesellschaft für Glasindustrie. 577
Neuere Ofeneinrichtungen der Actiengesellschaft für Glas-
industrie, vorm. Friedr. Siemens in Dresden.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Zwei lothrechte, neben einander liegende Brennschächte Sch{ und Sch2
(Fig. 1 und 2) münden oben in eine gemeinsame Brennkammer Ä, in
welcher die Verbrennung des zwischen beiden Schächten im Gaskanale g
zugeführten Heizgases in vollkommenster Weise erfolgen kann. In
diese Brennkammer münden auch die Aufgabethüren A^ A2 für frisches
Brenngut (Kalk, Granit, Cement) ein. Das gare Brenngut wird durch
die am unteren Ende der Schächte befindlichen Abzugsthüren Z{ Z2 ab-
gezogen.
Auf gleicher Höhe mit denselben sind die Kanäle Kx K2 angeordnet,
welche abwechselnd Brennluft zu- oder Verbrennungsgase durch eine
Wechselklappe W (Fig. 3) abführen, welche die entsprechende Verbin-
dung des einen Schachtes mit der Aufsenluft — also die Zuführung der
Verbrennungsluft — und des anderen mit der Abzugsesse E — also
Abführung der Verbrennungsgase — in geeigneter Weise vermittelt. Die
Vorgänge bei dem Betriebe eines solchen Zwillings-Schachtofens ver-
laufen folgendermafsen : Angenommen, der Ofen sei regelmäfsig be-
schickt, die zuletzt aufgegebene Beschickung befindet sich im Schachte Schi
und Aufgabe-, sowie Abzugsthüren seien geschlossen, so wird die Brenn-
luft, durch die Wechselklappe W eintretend, durch die Kanäle K{ nach
dem Schachte Sch^ strömen, hier im heifsen Brenngute aufsteigen, dieses
abkühlen, sich selbst aber erhitzen und in der Brennkammer B mit
dem durch den Gaskanal g zuströmenden Brenngase die Heizflamme
entwickeln. Diese wird durch die mittels eines Essenschiebers regelbare
Zugwirkung der Esse E nach dem Schachte Sch2 abgezogen. Die heifsen
Verbrennungsgase bewirken, abwärts sich bewegend, den Garbrand des
Brenngutes, kühlen sich dabei ab, verlassen den Schacht Sch2 durch die
Kanäle K2 und gelangen durch die Wechselklappe W nach dem Schorn-
steine E. Es würde nun nach dem Garbrande der Beschickung des
Schachtes Sch2 die Abzugsthür Zi geöffnet und fertiges Brenngut aus-
gezogen. Während des Ziehens würde die Brennluft auf dem kürzesten
Wege, nämlich durch die Thüre Zn also nicht durch die Wechsel-
klappe W^ einströmen, immerhin aber den richtigen Weg durch den
Schacht Sch\ aufwärts nehmen. Nach vollendetem Ziehen würde die
Beschickung von ScAj durch Av zu erfolgen haben. Wenn das Feuer
durch Sek, abzieht, so würde, bei übrigens unveränderter Stellung des
Essenschiebers und der Wechselklappe, bei dem Oeffnen von Ax ein
Austreten von heifser, in Sch{ aufsteigender Luft stattfinden, das aber
verhindert werden kann durch Schliefsung des Luftzutrittes zur Wechsel-
klappe fT, so lange die Thüre Ax geöffnet bleibt. Wird der Luftzutritt
Dingler's poljrt. Journal Bd. 277 Nr. 13 1890,111. 37
-,;. \, e Ofeneinrichtungen der AotiengesellBchaft für Glasindustrie.
eh W abgeschlossen, so erfolgt ein Einziehen von Luft durch At, welche
die Verbrennung des Gases in B bewirkt. Die Flamme und die Ver-
brennungagase ziehen in gleicher Richtung durch Sek, abwärts, wie
vorher. Mit Sehluffi von .4, und Oeflhung der Luftzuströmung zu W
kommt der Ofen wieder in denjenigen Zustand, von welchem bei Be-
BChreibung der Vorgänge während des Betriebes ausgegangen ist. Mit
Umlegen der Wechselklappe kehren sich die Vorgänge im Ofen in be-
kannt, -r Weise um. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs man mehrere
solche Zwillings-8chachtöfen durch Vermittelung nur einer Wechsel-
klappe und eines Schornsteinee betreibt oder dieselben unter den oben
genannten Verhältnissen zu einem Ofen mit gemeinsamem Flammen-
entwickelungsraume vereinigt (vgl. D. K. P. Nr. 52 207 vom 29. Oktober
Die Hauptvortheile dieses ununterbrochen arbeitenden Zwilling-
Bchachtofens mit Regenerativgasfeuerung und Friedr. Siemens scher freier
Flammenentfaltung sollen hauptsächlich in gleichmäfsiger Beschaffenheit
des garen Brenngutes liegen, da durch die abwärts gerichtete Heizflamme
und die Vorwärmung der aufwärts strömenden Brennluft sehr hohe
Temperaturen erzeugt werden können.
Eine andere Ofeneinrichtung (D. R. P. Nr. 50917 vom 3. September
1889). bei welcher ebenfalls das sogen. Friedr. Siemens' 'sehe Heizver-
lähren mit freier Flammenentfaltung zur Anwendung kommt, ist in den
Fi°\ 4 und 5 zur Darstellung gebracht. Es ist ein Zinkdestillirofen
belgischer Art mit Siemens scher Regenerativgasfeuerung. Die Destillir-
rohre D{ D, sind in von einander getrennten Gruppen angeordnet.
Zwischen denselben befinden sich, in der Ofensohle liegend, die Gas-
und Luft fuchse g und /, auf der entgegengesetzten Ofenseite die Abzüge.
Es kann sich die Verbrennung, unbehindert durch feste Körper, in einem
freien Räume in vollkommenster Weise vollziehen. Die senkrechte
Flammenbahn liegt also in dem freien Räume zwischen den einzelnen
Rohrgruppen G{ G2 G3 . . . .
Die Feuerung kann auch mit constanter Flamme, also ohne Zug-
wechsel erfolgen, nur müssen dann in der Gruppirung der Rohre die-
jenigen Aenderungen gegenüber der dargestellten Ausführungsform ge-
trotl'en werden, welche der jeweiligen Entwicklung, Form und Bahn
der Beizflamme angemessene Räume zu vollständiger Verbrennung frei-
lassen.
Auch für direkte Befeuerung von Ziuköfen belgischer Art mit
festem Brennstoffe werden durch eine solche Gruppirung der Rohre Vor-
theile zu erzielen sein, um so mehr, als in diesem Falle die Zugverhält-
oisse ungünstigere, zur Bildung von Stichflamme leichter Veranlassung
ade sind. ;ils bei Gasfeuerung.
Bei den jetzt in Gebrauch befindlichen Glühöfen werden durch die
Bewegungsmechanismem, welche notwendiger Weise auch in dem
Neuere Ofeneinrichtungen der Actiengesellschaft für Glasindustrie. 579
heifsesten Theile des Ofens vorhanden sein müssen, Uebelstände hervor-
gerufen. Dieselben bestehen vorzugsweise in erheblichen Wärmever-
lusten, welche durch die mit aufzuheizenden todten Massen des Trans-
portmittels bedingt werden, sodann auch in der Bewegung eines gegenüber
dem Gewichte des Glühgutes zumeist sehr beträchtlichen todten Ge-
wichtes und in der schnellen Abnutzung der die Bewegung der Glüh-
gefäfse vermittelnden Mechanismen. Die Beseitigung wird nach dem
D. R. P. Nr. 52862, welches vom 11. November 1889 ab gültig ist, da-
durch erreicht, dafs die Glühgefäfse in eine Form gebracht werden,
welche deren selbsthätiges, durch die Schwerkraft bewirktes Abrollen
auf der geneigten Ofensohle gestattet. Der Ofen selbst (Fig. 6 und 7)
bildet einen langen, geradlinigen Kanal mit geneigter Sohle JE, an deren
oberem oder hohem Ende die Aufgabestelle A für die gefüllten Glüh-
töpfe G{ G2 • • • •, auf deren unterem oder niederem Ende die Entleerungs-
stellen N sich befinden.
Der Aufgabestelle zunächst liegt die Feuerung, welche durch die
aus den Flammenfüchsen F austretenden Heizflammen die erforderliche
Erhitzung bewirkt. An die Feuerung schliefst sich der Kühlkanal, in
welchem die langsame Abkühlung der Glühgefäfse und ihres Inhaltes
sich vollzieht, so dafs dieselben, an der Entleerungsstelle genügend ab-
gekühlt, dem Ofen entnommen werden können. Für den dargestellten
Ofen ist Gasfeuerung gewählt worden. Die Gasflamme bildet sich also
in den Flammenfüchsen Ft F2 . . ., wo das Heizgas mit der Brennluft,
welche man z. B. auch an den zu kühlenden Glühgefäfsen vorwärmen
könnte, zusammentrifft. Den Abzug der Verbrennungsgase vermittelt
der mit einem Schornsteine verbundene Essenkanal Seh, dessen Abzüge
man entsprechend den jeweiligen Anforderungen, welche hinsichtlich
schnellerer oder langsamerer Anwärmung und Abkühlung gestellt werden,
in dem Kanäle vertheilt. Auch kann die Vertheilung der Wärme in
der Längsrichtung des Ofens durch aufgehängte pendelnde Bleche P
im Kanäle je nach Bedürfnifs wirksam beeinflufst werden. Die Glüh-
töpfe G{ G2 . . . selbst sind als Kreiscylinder ausgeführt und rollen auf
der geneigten Ofensohle E nach abwärts. In dieser letzteren ist eine
Aussparung vorgesehen, in welche die Schornsteinabzüge münden und
welche eine ausgiebigere Rundbewegung der Heizgase um die Glüh-
gefäfse zuläfst. Es lassen sich eine ganze Reihe von Abrollungs- bezieh.
Führungsarten construiren, je nach der gegenseitigen Gestaltung der
Abwickelungsfläche auf dem Glühgefäfse und dem Profile der Herdsohle.
Hat man aus gewissen Rücksichten eckige Glühgefäfse zu verwenden,
so können dieselben mit kreisrunden Laufflächen versehen werden, ent-
weder fest an dem Glühgefäfse angebracht oder nur für die Dauer des
Ofendurchganges aufgesteckt. Letztere Art der Ausbildung der Glüh-
gefäfse würde auch ein Richten solcher Laufringe, im Falle ein Ver-
ziehen derselben im Ofen stattgefunden hat, ermöglichen.
580 Neues von der Druckluft.
Durch die Anwendung der Friedr. Siemens sehen freien Flammen-
tiitialtung kann die Heizung des Ofens mit Gas in sachgemäfsester
Weise und unter gröfstmöglicher Schonung der Glühgefäfse bewirkt
«rerden.
Der Vereehlufe der Aufgabe- und Entnahmestellen wird durch dicht-
BOhlie&ende eiserne Thüren bewirkt. Die Entnahmestelle ist derart
eingerichtet, dafs das letzte oder die beiden letzten Gefäfse an eine in
entgegengesetzter Richtung und steiler als die Ofensohle ansteigende
schiefe Ebene (Fig. 6) sich stützen. Wenn nun das letzte Gefäfs heraus-
gehoben wird, so findet ein selbsthätiges Nachrollen der im Ofen be-
findlichen Glühgefäfse statt, und ein Platz an der Aufgabestelle für ein
frisch einzubringendes Glühgefäfs wird frei. W. K.
Neues von der Druckluft.
(Schlufs des Berichtes S. 509 d. Bd.)
Die von Prof. Iladinger in Paris angestellten Versuche haben gezeigt, dafs
ein ökonomischer Betrieb nur durch Anwendung stärkerer Expansion und
Vorwärmung der Luft sowie Vermischung derselben mit Wasserdämpfen zu
erreichen ist. Andererseits lassen sich in Bezug auf die Herstellung der
I.uftmotoren und ihrer Vorwärmöfen wesentliche Vortheile erreichen, wenn
man beide nach Art der Kleindampfmaschine zu einem Ganzen vereinigt.
Deshalb stehen Motor und Ofen auf derselben Grundplatte. Der Ofen enthält
ein doppelspiralförmig gewundenes Heizrohr, welches von der Druckluft
durchströmt wird. Die Heizgase steigen in dem durch die Heizschlange ge-
bildeten Cylinder in die Höhe und ziehen dann aufsen auf spiralförmig ge-
wundenem Wege um denselben herum nach der Esse; hierbei gerathen sie
durch eingesetzte Rippen in Wirbelungen , wodurch sie genöthigt werden, in
kräftigerer Weise, als es ohne diese der Fall wäre, ihre Wärme an die Heiz-
fläche abzugeben. Die Abluft vom Motor geht in die Esse und facht hier
wie das Blasrohr der Locomotive den Zug an. Die Anfachung ist desto
stärker, je mehr Luft verbraucht wird, also auch abbläst. In Folge dessen
wird auch mehr Wärme im Ofen gebildet und umgekehrt. Es entsteht also
auf diese Weise eine selbsthätige Regulirung.
Als Motor ist eine Maschine mit Schwungradregulator und Hahnsteuerung
nach dem pstentirten System Dörfel-Pröll in Aussicht genommen. Dieselbe
arbeitet bereits in zahlreichen Exemplaren höchst ökonomisch mit gröfserer
Geschwindigkeit (200 bis 300 Umgänge in der Minute) und zeichnet sich durch
grol'se Kinfarhheit in allen ihren Theilen aus. Die dem System eigentüm-
liche grofse Oekonomie, Ruhe des Ganges und exaete Regulirung ist eine
Folge der unmittelbaren Verstellung der Expansion durch den Regulator und
Bildung sehr starker Compression, wodurch der Eintlufs des schädlichen
Raumes fast vollständig ausgeglichen wird. Dieselbe würde bei Verwendung
des Systems für I.iiftmasehinen insofern noch sehr nützlich sein, als die da-
durch erzeugte Warme nicht verloren gehen, sondern bei der darauf folgenden
Luftfüllung and Expansion entsprechende Verwerthung finden würde. Aus
diesen Gründen darf bei angemessener Vorwärmung und Wassereinspritzung
der Luftvarbraueh bei .Maschinen dieses Systems zu etwa 10 bis 12cbm für
die indicirte Pferdekraft und Stunde angenommen werden.
Die Berechnung der erforderlichen Druckluft zum Betriebe eines Luft-
motora von /.. n. n> [ndidrten Pferdestärken mit Vorwärmung und Wasser-
einspritzung and der hierzu aöthigen Wasser- und Kohlenmenge läfsl sich in
folgender Weise anstellen.
Neues von der Druckluft. 581
Nehmen wir an, dai's die auf 1700 erhitzte, von 6 auf 4at Ueberdruck
durch ein Reductionsventil heruntergedrosselte Luft unvermischt mit Wasser-
dampf auf das fünffache Volumen expandirt, l — = 51, so folgt die absolute
Endtemperatur T(T=273-M für t in Graden nach Celsius) am Ende der
Expansion, falls weder Wärme zu noch ab geführt wird (adiabatische Zu-
standsänderung) und im vorliegenden Falle wieder r( das Anfangs-, r das
Endvolumen bedeutet, aus der Gleichung
Tt /v\* — 1 1,41-1
= 5 = 1,93,
T-\vJ
273 + 170 = 193 T==230,
also t = 230 — 273 = — 43.
lk expandirte Luft würde hiernach mit Berücksichtigung der specifischen
Wärme bei constantem Druck cp = 0,237
1 . 0,237 . (170 + 43) = 50,5
Oalorien Wärme weniger haben, als lk der aus dem Vorwärmofen der Ma-
schine zugeführten Luft. Es erscheint nun zweckmäfsig, so viel Wasserdampf
der Luft zuzuführen, dafs die Auspufftemperatur 700 beträgt. Es ermöglicht
uns dies auch den Vergleich mit einem Radinger' sehen Versuch, bei welchem
die Luft die angenommenen Temperaturen hatte. Hiernach würde folgen,
dafs der Dampf an lk Luft
(70 + 43) . 0,237 = 26,78 Cal.
abgeben mufs.
lk Dampf von 5at absoluter Spannung enthält 652 Cal. Gesammtwärme,
also ist die von lk Dampf durch Condensation zu erhaltende Wärmemenge
652 — 100 = 552 Cal. und für lk Luft müssen — ^- = 0,0485k Wasser im Ofen
ooZ
verdampft werden.
Aus den Temperaturen
T=273+ 70 = 343,
Tj = 273 + 170 = 443,
und dem Werthe — = 5
folgt nach der Gleichung
Ii-(lY-' ^-5*-1
T~\V ' 343
und hieraus x = 1,158.
Es ist bekanntlich die Gleichung der Expansionsarbeit, wenn sie die
Temperaturen enthält:
^-^rr^-^j-^riv1-^-
Es folgt somit (x = 1,158 und -=- gesetzt, Cylinderdurchmesser d und
Kolbenhub l in Meter):
r d'*7l l _
Die Volldruckarbeit ist Lj = Plr, = 7 . 10334 . - = 7 . 10334 . -j- -. Die
Gegendruckarbeit mit starker Compression ist I*i = 1,2 . 10334 . —r-l. Da nun
die indicirte Arbeit L = L0 + Lt — L2 istt so folg* '■
L=10334frZ|ö^58-5!-°^6 + 5!-1^i^
L- 10334 ^J. 2,2.
4 1
582 Neues von der Druckluft.
Wenn der Luftmotor 10 Lndicirte 11' entwickelt, wobei n = 200 Touren
in der .Minute sein soll, so folgt L für den Hub,
l„.73.ÜO =
200 . 2
1> ergibt sich also die Gleichung:
112,5 = 10334 2ä . 2,2
und bei l = = d
d$7i 3
112,5 = 10331 — — - - . 2,2,
=r;
2,2,
11)334 . 3,14
d = 0m,160, l = 0m,240.
Wir nehmen an, dafs durch eine bis zum Admissionsdruck reichende Corn-
pression der schädliche Raum vollständig ausgeglichen wird, und unter dieser
Voraussetzung die berechneten theoretischen Werthe unmittelbar für die Praxis
verwerthbar sind. Es folgt dann das Volumen Luft und Dampf, welches die
Maschine für den Hub verbraucht, zu
*£{ = 0,0201.^^0,000965,
4 a D
also stündlich = 0,000965.^^|^ ^2301^1 von 1700 Temperatur und 5at
absolutem Druck.
Das Gewicht dieses Gemisches ist angenähert gleich demjenigen reiner Luft,
weil der Betrag an Dampf sehr gering ist (etwa 5 Proc). Es berechnet sich
sonach das Gewicht G nach der Gleichung G = 0,034165 y , worin p die ab-
solute Spannung des Gemisches in Kilo für lqm: V das berechnete Volumen
in Cubikmetern und T die absolute Temperatur = 273 + 170 = 443 ist. Wir
erhalten also
. 0,034165 . 5 . 10334 . 23,1 . OA
G = gg- -=9^20.
Hierin stecken noch 9,20 . 0,0485 = 0^,44 Dampf. Das Gewicht der pro ff »
und Stunde verbrauchten Druckluft berechnet sich also zu 9,20 — 0,44 = 8^,76,
welche bezogen auf atmosphärische Pressung und eine Rohrtemperatur von
10° ein Volumen von
GT
' 0,034165 . p ~ 0,034165 . 1 . 10334
einnimmt.
Radinger hai bei l.ui'tmaschinen in Paris, die mit demselben Anfangsdruck
und denselben Temperaturen arbeiteten, wie in der Rechnung vorausgesetzt,
für die stündliche Pferdekraft einen Luftverbrauch von 14,8 bezieh. 14cbm er-
mittelt. Es bestand also hier noch ein bedeutender Verlust, der wahrschein-
lich seinen Grund in einer mangelhaften Ausführung der Maschinen, gerin-
geren Expansion u. s. w. gehabt hat. Neueren Nachrichten zufolge sollen
Versuche mit besseren Maschinen ein wesentlich günstigeres Ergebnifs gehabt
und auf einen Verbrauch von lOcbm pro ffi und Stunde geführt haben, was
von unserem berechneten theoretischen Grenzwerth schon nicht mehr so
sehr abweicht.
Erlährungsgemäl's verbrauchen kleine rotirende Motoren sehr viel Luft,
wie- die Untersuchungen von Prof. Radinger gezeigt haben, bis 60 oder 70cbm
für die Stunde und gebremste Pferdestärke; dieses Ergebnils steht in Ueber-
einstimmung mit diu schlechten Erfahrungen, die man auch im Dampf-
maschinenban mit roürenden Maschinen gemacht hat. Pröll wählte daher
auch für die Entwickelung kleinerer Kräfte eine Kolbenmaschine eigenartiger
Construction, bei der ebenfalls ein sparsamer Betrieb zu erwarten ist. Der
tri 8,76.283 „„. „.
v _ 2 = 7 04 -^ 7cbm
Neues von der Druckluft. 583
Motor besteht aus einer einfach wirkenden Woolf sehen Maschine mit zwei
Cylindern. Die hin und her gehende Bewegung der ein zusammenhängendes
Stück bildenden Kolben wird durch eine Kreuzschleife oder auch durch eine
Schubkurbel in eine rotirende umgesetzt. Das Gehäuse, in welchem sich
diese befindet, ist zweitheilig und keinem Drucke ausgesetzt. Die seitlich
heraustretende Welle trägt einerseits ein Schwungrad mit Riemen oder Seil-
trieb, andererseits ist dieselbe mit einem excentrischen Zapfen versehen, der
einen Schieber bewegt, wodurch der Zu- und Abgang der Luft nach und von
beiden Cylindern gesteuert wird. Die Luft strömt zunächst in den oberen
Hochdruekeylinder, um dann im unteren Niederdruckcylinder durch Expansion
zu wirken.
Unter dem Boden des Niederdruekeylinders, wo die mit der Expansion
verbundene Kältebildung hauptsächlich vor sich geht, befindet sich eine Heiz-
quelle, bestellend in einer Gasflamme mit Luftzutritt nach Wobbe scher Con-
struction zur Erlangung gröl'ster Heizkraft. Um den Heizherd läuft ein Kanal,
den die Druckluft durchströmt, bevor sie in den oberen kleineren Cylinder
gelangt. Sie nimmt dabei eine gewisse Menge Wärme auf, welche gestattet,
sie bereits im kleinen Cylinder durch frühzeitigeren Abschlufs etwas expan-
diren zu lassen, worauf sie dann in den grofsen Cylinder tritt, um hier weiter
zu expandiren. Ein Federregulator verstellt ein Regulirventil, welches den
Zutritt der Druckluft beherrscht. Aufserdem verstellt derselbe einen Regulir-
hahn im Zuleitungsrohre der Gasflamme, da bei gröfserer Belastung des
Motors und dementsprechend gröl'serem Verbrauche von Druckluft auch die
Gasheizung stärker werden mufs und umgekehrt. Es wird auf diese Weise
nicht mehr Gas verbraucht, als dem jeweiligen Belastungszustande des Gas-
motors entspricht.
Vorstehend beschriebener Motor ist zur Entwickelung von 1/4 bis 2 rP
bestimmt.
Nehmen wir an, dafs derselbe mit 3at Ueberdruck und dreifacher Ex-
pansion arbeitet und die Anfangstemperatur der Luft 160° beträgt, so berechnet
sich bei Annahme eines Exponentialwerthes x = 1,41 die Temperatur der Aus-
puff luft zu 4°, sie liegt also noch genügend hoch über Null.
Läl'st man diese Kaltluft im Sommer in den Raum strömen, in welchem
sich die Arbeiter aufhalten, so würde beispielsweise in einer Werkstatt von
5m Tiefe, 3^5 Höhe und 15m Länge, in der sechs Mann bequem arbeiten
können, die Lufttemperatur um 4 bis 5° herabgezogen werden, was zum Wohl-
befinden der Arbeiter in heifsen Sommertagen wesentlich beitragen würde,
zum Mindesten wohl ebenso viel, als eine Erwärmung des Raumes im Winter
um denselben Betrag.
Die Luftcompressoren drücken die verdichtete Luft in fünf Windkessel
von je 13m Länge und 2m,5 Durchmesser. Aus diesen gelangt sie in die Rohr-
leitung, welche bis zur ersten Verbrauchsstelle 500mm Durchmesser hat. Bei
der früher berechneten Luftmenge ergibt sieb hierbei während des stärksten
Betriebes eine Geschwindigkeit der Luft von llm,5 in der Secunde. Zufolge
der in Paris angestellten Beobachtungen ist hierbei selbst auf gröfsere Längen
hin ein erheblicher Druckverlust durch Reibung oder Undichtigkeit (gute Con-
struetion und Ausführung selbstverständlich vorausgesetzt) nicht zu befürchten.
Nach Darcy (vgl. Reuleaux's Constructeur 4. Auflage, S. 999), ebenso nach Weiß-
bach, ergibt sich bei der angeführten Geschwindigkeit und 3km Rohrlänge
höchstens ein Druckverlust von lat. Da derselbe aber proportional dem
Quadrate der Geschwindigkeit ist, so wird bei geringerem Betriebe, also wäh-
rend des gröfsten Theiles des Tages, ein viel geringerer Druckverlust auf-
treten, was durch die Beobachtungen in Paris auch bestätigt wird. Der Haupt-
strang der Rohrleitung, welcher doppelt ist, hat Sicherheitsvorrichtungen gegen
das plötzliche Entweichen einer gröfseren Luftmenge, falls an irgend einer
Stelle ein Bruch eintreten sollte.
Der verhältnifsmäfsig geringe Verlust, welcher zwischen der Arbeit in der
Centralstation und derjenigen vom Luftmotor ausgegebenen besteht, und der
nach Riedler bei vorstehend beschriebener als rationell angelegt zu betrachtender
Anlage durch die Vorwärmung der Luft vollständig ausgeglichen werden kann,
Neues von der Druckluft.
rechtfertigt In jeder Beziehung die Anlagen elektrischer Centralen und deren
Betrieb durch Druckluft. Der Wegfall hoher Schornsteine, jeder Rauch- und
Rufsbelastigung, die Möglichkeit, die Luftmaschinen ebenso geräuschlos und
sparsam arbeiten BÖ lassen, als gut ausgeführte Dampfmaschinen, sie überall
leicht aufstellen zu können, wo nur die Rohrleitung hingelegt werden kann,
und die Thatsache, dafs man nicht wie beim Betriebe von Condensations-
maechinen an das Vorhandensein genügender Wassermassen zum Betriebe
der Condensation gebunden ist, gewährt grofse Vorzüge vor dem Betriebe
I »ampfanlagen im Weichbilde der Stadt, falls solche überhaupt zugelassen
werden.
Es möge eine elektrische Centrale für 600 effective Pferdestärken ange-
nommen werden, bestehend aus drei Zwillingsmaschinen. Die Admissions-
spannung der Druckluft betrage 6<it. Um bei einer so grofsen Kraftanlage
auch die Vorwärmapparate der Luft zu sparen, welche schon eine beträcht-
liche Heiziläche erhalten müfsten, wird nach der Idee des Betriebsingenieurs
Fitchinger der Firma 0. L. Kummer und Co. eine Vereinigung von Luftmaschine
und Gasmaschine beabsichtigt. Erstere zeigt in Bezug auf Temperaturverände-
rungen das entgegengesetzte Verhalten wie letztere. Während bei der Gas-
maschine in Folge der im Cylinder stattfindenden Gasexplosion eine grofse
Verbrennungswärme frei wird, welche durch intensive Kühlung des Cylinders
beseitigt werden mufs, macht die Kältebildung bei der Expansion der Druck-
luft eine Vorwärmung derselben nöthig. Durch die Vereinigung beider Ma-
schinenarten und eine entsprechende Leitung der Druckluft bezieh. Verwendung
der Verbrennungsproducte der Gasmaschine kann der gröl'ste Theil der jetzt
bei der Gasmaschine verloren gehenden Wärmemenge für den Arbeitsprozefs
der Druckluftmaschine nutzbar gemacht werden. Durch die Construction wird
die Vorwärmung der Luft in die Maschine verlegt. Es bedarf also keiner
Heizanlage, und die damit verbundenen Uebelstände kommen vollständig in
Wegfall.
Für den Gascylinder ist das System Benz gewählt, weil dasselbe im Zwei-
takt arbeitet und aufserdem die hierzu erforderliche Druckluft unmittelbar
zur Verfügung gestellt werden kann. Di% Arbeit im Zweitact verleiht der
Haschine auch eine gröfsere Gleichförmigkeit im Gange.
Slaby fand in einer Gasmaschine von 4,46 tPe = 5,11 rPj :
Bezeichnung der Wärmemengen.
Calorien
In
Procenten
Nach Ver-
suchen von
Brooks und
Sfeiourd in
Procenten
1) Gesammte durch Verbrennung von 2ebm.)02
Gas freigewordene Wärme
9847
100
100
2) In indicirte Arbeit umgesetzte Wärme . .
:'. i Vom Kühlwasser absorbirte Wärme . . .
4) .Mit den Verbrennungsproducten abgehende
Warme
1626
5041
3183
16,6
50,1
33,3
17
52
31
Sa.
9850
100.0
100
In der Druckluft stecken bei Annahme eines Verbrauches von 14cbm pro HP»
und Stunde, wobei wir nach den vorherigen Berechnungen sehr sicher gehen
and hu- allein auf die Versuche mit unvollkommenen Maschinen in Paris
stützen (lcbm-ik:27) 1600 Anfangstemperatur cp = 0,237.
14.1.27.0,237.1600 =674 Cal.
In der Abluft von 2", 14.1,27.0,237.2 . . . ^ TfCälT
Verlust durch Strahlung und Undichtigkeiten 35 „
....... , 75.60.60
In indicirte Arbeit umgesetzt
428
. — <;30 „
Sa. (574 Cal.
Neues von der Druckluft. 585
Nach den Versuchen von Slaby kommen auf eine indicirte Pferdestärke
der Gasmaschine an Wärme, umgesetzt in indicirte Arbeit: -r-pj- = 318 Cal.
und von Kühlwasser absorbirte und in den Verbrennungsproducten enthaltene
Wärme :
5041 -f- 3183 ._.. _ ,
-^ -^-1610 Cal.
5,11
Für die Erwärmung der Druckluft von ICK1 im Roln*e auf 160° in der Ma-
schine sind 14.1,27.0,237(160 — 10) = 632 Cal. nöthig. Wenn Luft von 1600
ohne Zu- und Abfuhr von Wärme (adiabatisch) auf das fünffache Volumen
expandirt, so ergibt sich nach der schon früher benutzten Formel:
^(^y-^sa.-^i,^
woraus
T—-— -223
und die Endtemperatur
t = 223 — 273 = — 500 folgt.
Damit dieselbe nur 2° betrage, müssen also während der Expansion
50+2 = 520 zugeführt werden, also im Ganzen 14 .1,27 . 0,237 (150+52)^851 Cal.
Dies bezieht sich auf 1 EP;.
1 BPi der Gasmaschine liefert 1610 Cal. für die Vorwärmung der Druck-
luft (welchen Werth wir allerdings, da in ihm die sonst vom Kühlwasser und
in den Abgasen enthaltene Wärme steckt, als Maximalwerth zu betrachten
haben) , also kommt auf 1 BPi der Luftmaschine — • = 0,528 EPj der Gas-
maschine, welchen Werth wir mit Rücksicht auf gewisse unvermeidliche Ver-
luste nach unten auf 0,5 abrunden.
120 EPj der combinirten Maschine setzen sich somit zusammen aus
80 ffi von Druckluft
und 40 EPi von Gas.
Hiernach besteht folgende Wärmebilanz pro EP;:
Verausgabte Wärmemenge.
1) In indicirte Arbeit der Luftmaschine umgesetzte Wärme =630 . n = 420 Cal.
2) In der Abluft enthaltene Wärme = 9.|= 6 „
3) Verlust durch Strahlung und Undichtigkeit .... 35 . | — 24 „
4) In indicirte Arbeit der Gasmaschine umgesetzte Wärme 318 . ^ = 106 „
Summa 556 Cal.
Disponible Wärmemenge.
1) In der Druckluft enthaltene Wärmemenge 14.1,27.0,237.10.?= 28Cal.
9847 1
2) Im Gas enthaltene Wärme TT7--3 = 642 „
0,11 a
Summa 670 Cal.
Aus dieser Gegenüberstellung folgt, dafs in der combinirten Maschine
(«0 + 106)100 = 785 proc
der disponiblen Wärme in mechanische Arbeit umgesetzt werden, ein jeden-
falls sehr günstiges Resultat.
Neues von der Druckluft.
Eine elektrische Anlage von 600 11' kann etwa 6000 Glühlampen von
16 Kerzenstarken speisen.
Die Kosten der Erzeugung einer gleichen Lichtstärke mittels Gas würde
bei dem üblichen Preise von 15 Pf. für lcbm bei Anwendung von 16 Kerzen-
Schnittbrennern etwa 135 M. für die Stunde betragen. Dieser Betrag ergibt
sich au~ folgender Berechnung: Ein 16 Kerzen-Schnittbrenner verbraucht für
. 16.1000
die Stunde etwa 150' Gas. Von lcbm Gas gewinnt man danach — — —
= -*-lu; Kerzen, welche nach Obigem 15 Pf. kosten. Es kosten demnach
8 .16 = 96000 Kerzen ^^.15—135 M.
Die Rentabilität einer nach vorbeschriebenem Systeme ausgeführten elektri-
schen Centralanlage würde sich wie folgt berechnen:
Eine Zwillingsgasluftmaschine von 200 effectiven Pferdestärken würde bei
120 Umgängen in der Minute und fünffacher Expansion einen Druckluftcylinder
von 400mm Durchmesser, 750mm Kolbenhub und einen Gascylinder (nach
Zweitact-System) von 225mm erhalten müssen. Die Kosten einer solchen
Zwillingsmaschine können auf 24 000 M.
geschätzt werden. Hierzu käme eine Dynamomaschine . . . 20 000 „
Summa" 44 000 M.~
Zur Erzeugung von 600 rPe wären drei solcher Maschinenpaare
und drei Dynamomaschinen nöthig, so dafs sich die Kosten
derselben stellen würden auf 132 000 M.
Dazu noch ein Schaltbrett 15 000 „
Diversa 6 000 „
Leitung im Blocksystem für 6000 Glühlampen, 25 M. uro Lampe 150 000 „
Gebäude . . . 57 000 „
Summa 360 000 M.
Es würden 4 Pruc. Zinsen hiervon betragen 14 400 M.
7 Proc. Amortisation 25 200 „
Unkosten an Personal 15 000 „
Summa" 54 600 M.
Von 100 IPe entsprechend 100.1,2 = 120 IPi werden nach vorhin angestellter
Berechnung 80 IP durch Druckluft und 40 1P durch Gas erzeugt. Rechnen wir
einen Verbrauch an Druckluft von 14cbm und einen solchen an Gas von Ocbm.ß
pro IP( und Stunde, wie in der Berechnung des Wärmeeffectes der combinirten
Maschine vorausgesetzt, was beides als sehr ungünstig zu betrachten ist, so
würden sich bei einem Einheitspreise von 0,7 Pf. für lcbm Luft (welche An-
nahme durch die späterhin folgende Rentabilitätsberechnung als gerechtfertigt
begründet weiden soll) und 12 Pf. für lcbm Gas, die Kosten der Druckluft
für 100 rPe = 1201P; und Stunde wie folgt stellen:
Kosten an Druckluft 80 . 0,007 . 14 = 7,84 M.
„Gas 40 . 0,8 . 0,12 = 3,84 „
„ „ Oel o. dgl. und zur Abrundung =2,32 „
Summa 14,00 M.
Bei 600 IPe und 800 Stunden betrügen
sonach die Betriebskosten .... 14 . 6 . 800 = 67 200 M.
WOZU die vorhin aus Verzinsung, Amorti-
sation und Personal-Unkosten berech-
nete Summe von 54 600 „
käme, also betrügen die Qesammtunkosten 121 800 M.
121 800
Auf die Brennstunde kämen als -^150 M., gegenüber 135 M. bei
oOO
Gasbeleuchtung.
150 100
I.- kostet demnach die Gluhlampenstunde — ^^r- = 2,5 Pf.
6000
Neues von der Druckluft. 587
Wird sonach dieselbe an die Consumenten, wie es jetzt üblich ist, zum
Preise von 4 Pf. abgegeben, so bleibt dem Unternehmer noch ein entsprechender
Verdienst, und die Verhältnisse liegen keineswegs ungünstiger als bei elektri-
schen durch Dampfkraft unmittelbar betriebenen Centralen.
Zur Feststellung der Rentabilität lassen wir nunmehr folgen eine Rentabili-
tätsberechnung.
a) Anlagekosten.
Mark
10 Maschinen je 750 ff» je 70000 M 700000
Deren Aufstellung und Armaturen 30 000
20 Compressoren je 10000 M 200 000
5 Windkessel je 12000 M 60 000
15 Kessel von 200'im Heiztläche je 20 000 M. . 300 000
4 Generatoren je 15 000 M 60 000
Einmauerung der Kessel 30 000
Rohrleitung, Reparaturwerkstätte, div. Pumpen
im Maschinenhaus und Hilfsmaschinen , sowie
Maschinen zur elektrischen Beleuchtung . . 100 000
Maschinen- und Kesselhaus mit Inspektor- und
Maschinistenhaus und 3 Essen 500 000
Terrainerwerbung 200000
Rohrleitung, 20km 1 400 000
Bauleitung, Versicherung u. s. w 200 000
Insgemein für Unvorhergesehenes 220 000
Summa 4 000 000
b) Einnahme.
Bei einer Abgabe von rund 200 Millionen Cubikmeter Luft jährlich, wie
früher berechnet, und einem durchschnittlichen Preise derselben von 0,7 Pf.
für lcbm würde sich die Einnahme jährlich auf 1400000 M. belaufen.
c) Betriebskosten.
Dieselben bestehen aus 2 Theilen : den Kosten für Kohlen zum Betriebe
der Centralstation, die wir vorhin zu 300000 M. berechneten, und den Un-
kosten für Direktion, Bedienung, Reparaturen u. s. w. , die mit Bezug auf
maschinelle Anlagen ähnlicher Art als die geplanten, aber dem Projecte an-
gepafst, mit 200000 M. angesetzt werden können (vgl. die Betriebskosten des
Dresdner Wasserwerkes).
Demnach würde sich ergeben
d) Gewinn
von 900000 M. Verwendet man diesen zu einer Verzinsung von 5 Proc. des
Anlagekapitals, und zu Abschreibungen in Höhe von selbst 10 Proc, also in
Summa zu einer Ausgabe von 600000 M., so bliebe noch ein Betrag von
300000 M. übrig, was die Vertheilung einer Super-Dividende von 7,5 Proc.
ermöglichen würde.
e) Ungünstigere Annahmen.
Setzen wir den ungünstigen in erster Zeit gewifs eintretenden Fall voraus,
dafs in den ersten vier Jahren in Folge zu geringer Zahl von Consumenten
nur die Hälfte von Druckluft zu liefern wäre, so würde sich die Rentabilität
wie folgt stellen:
Einnahmen
aus der Abgabe von 100 Millionen Cubikmeter Luft 700 000 M.
Ausgaben
an Kohlen für den Betrieb der halben Anlage . 150 000 M.
Sonstige Unkosten 190 000 „
340 000 „
bleiben übrig Summa 360 000 M.
Gewinn.
Verzichtet man in den ersten vier Jahren auf höhere Abschreibungen als
2 Proc, so würden für
588 Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen.
1 Proc, Verzinsung des Kapitals . . . I60000 m.
2 Proc. Abschreibung 8UOO0 „
Summa 240000 M.
benöthigt werden, also noch 120000 M. eur Vertheilung einer Super-Dividende
von 3 Proc. übrig bleiben.
Aus der Rentabilitätsberechnung folgt auch der Nachweis für die Richtig-
keit der Behauptung des Bern) Prof. Riedler in seinem kürzlich in Offen-
liach a. .M. gehaltenen Vortrage, <Iafs es sehr wohl möglich sei, die Druckluft
zum Preise von 0,4 Pf. für lcbm zu erzeugen, was angenähert auch bei der
Druckluftanlage in Birmingham statt hat, wo der Cubikmeter Druckluft, be-
BOg< ii auf atmosphärische Spannung und Temperatur, 0,5 Pf. kostet.
Der Pariser Einheitssatz von 1,2 Pf. für lcbm Druckluft erscheint für die
Beurtheilung des Werthes einer städtischen Druckluftanlage in Deutschland
gar nullt mafsgebend und ist nur geeignet, dieselbe in Mil'scredit zu bringen
und ihre Bedeutung gegenüber anderen Arten der Kraftvertheilung herabzu-
setzen.
Die Kosten einer Druckluftanlage von 6000 ind. rP mit einer Rohrleitung von
24k zu 400mm Durchmesser und
lük „ 50mm und 100mm Durchmesser
sind s. Z. von Herrn Ingenieur Francis (vgl. dessen Schrift: Transport et
distribution de la force motrice par l'air comprime dans la rille de Paris 1888) auf
4000000 M. abgeschätzt worden.
In unserer Berechnung sind nur insgesammt 20km Rohrleitung von 500mm
I »unlimesser bis herunter zu 50mm Durchmesser angenommen worden. Anderer-
seits stellten sich die Kosten einer Anlage von 6000 EP in Birmingham nur
auf total 3 000000 M. (vgl. den Bericht des kgl. Regierungsbaumeister Fränkel
in Cöln über die Anlage in Birmingham in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1888"). Die hier angeführte Summe von 300000 M. ist nicht richtig
und beruht auf einem Druckfehler. In der betreffenden Originalabhandlung
von Sturgeon sind die Kosten zu 150000 Pfd. Sterl. = 3000000 M. angegeben.
Von der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie-
Ausstellung in Bremen 1890.
(Fortsetzung des Berichtes S. 401 d. Bd.)
Die Handelsausstellung.
Kann man als idealen Zweck einer Industrieausstellung den Wunsch
der Industrie betrachten, durch Nebeneinanderstellung der concurrirenden
Li i-tungen zu lehren und zu lernen und sodann — was nunmehr aller-
dings Hauptzweck aller ausstellungsartiger Veranstaltungen geworden
ist — die ausgestellten Erzeugnisse zu verkaufen, so verschwindet ein
derartiger Hintergrund bei sogen. Handelsausstellungen vollständig. Der
fast marktähnlich gewordene Charakter der Gewerbeausstellung wird
verdrängt durch den mehr pädagogischen, jedes geschäftlichen Bei-
geschmackes baren Grundzug einer solchen fast als Museum zu bezeich-
nenden Ausstellung. Eine Handelsausstellung kennzeichnet sich als eine
Schaustellung, welche unter Vermeidung rein geschäftlicher Absichten
nur belehrend für breitere Schichten des Volkes wirken will.
In Deutschland sind solche Handelsausstellungen seltene Ereignisse
aus dem einfachen Grunde, weil der überseeische, der Kolonialhandel
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 589
allein das Thema einer derartigen Schaustellung für uns sein kann, und
dieser Handel sich ausschliefslich auf Hamburg und Bremen einschränkt,
beides Städte, welche erst durch den jüngst erfolgten Zollanschlufs in
so enge Beziehungen zum Binnenlande traten, dafs ein lebhafteres
Interesse für deren Handelsbeziehungen auftaucht; nicht zu unterschätzen
bleibt übrigens der Einflufs, welcher die neue deutsche Kolonialpolitik
zur Erweckung der Antheilnahme am Kolonialhandel ausübte.
War die Eigenart des überseeischen Handels für Hamburg und
Bremen mit dem gesammten Leben und Denken in diesen Städten
durchaus verwebt, so war die deutliche Veranschaulichung derselben
für das grofse Publikum des Binnenlandes trotzdem eine schwierige Auf-
gabe, weil eben für ein solches Unternehmen fast alle Vorgänge und
Erfahrungen fehlten. So war die vorjährige Hamburger Handelsaus-
stellung wenig geeignet gewesen, gröfseres Interesse für den Beschauer
zu erwecken, während sie jedoch für die Gestaltung der Bremer Aus-
stellung eine wesentliche Vorschule bildete.
Eine Handelsausstellung erhält viel leichter einen langweiligen
Charakter, als irgend eine andere Veranstaltung, wenn sie eben nur das
Product des Handels, also die Waarenprobe zur Anschauung bringt;
und da sie viel mehr als die meisten anderen Arten der Fachausstel-
lungen für ein weitschichtiges grofses Publikum bestimmt und berechnet
ist, so mufs hier die Langweiligkeit einer Productensammlung durch be-
sondere Reizmittel überwunden werden.
Dies ist in Bremen nicht ungeschickt gemacht, vielleicht ist sogar
in der Verwendung solcher Reizmittel ein wenig zu viel geschehen und
mehr Schaubild und Rahmen als Facherzeugnifs und Kern gegeben.
Die Ausstellung bietet nur zu einem Theile eine trocken wirkende
Sammlung von Handelsproducten, also Waarenproben; im Uebrigen ist
es versucht, die Waarenprobe in ihrer Entstehung, Entwickelung und
gelegentlich auch in ihrem Gebrauche, ihrer Verwerthung für die Kultur
darzustellen. Es ist meist recht zweckmäfsig veranschaulicht, welchen
Entstehungsgang die hier gehandelte Waare am Erzeugungsorte durchzu-
machen hat, unter welchen Bedingungen und Verhältnissen dieselbe ge-
wonnen, gehandelt und verfrachtet wird, so dafs zu einem guten Theil
die Ausstellung ein Stück Völkerkunde versinnbildlicht. Wirkt die
Ausstellung dadurch vielleicht zu viel als Schaubild, so darf nicht ver-
gessen werden, dafs die Interessirung eines grofsen Publikums — und
darauf wird ja heutzutage wohl jede Ausstellung berechnet — solche
Mittel verlangt.
Die Bremer Handelsausstellung bietet jedenfalls ein anschauliches
und werthvolles Bild des Bremer Handels. Dieses Endergebnifs ist wohl
nur dadurch ermöglicht worden, dafs die Bremer Kaufmannschaft als
Körperschaft die Ausstellung veranstaltete, also ein einheitlicher Geist
die Schaustellung leitete.
^deutschet ind Industrie- Ausstellung in Bremen.
So ist denn unter Zurückdrängung jede* rein geschäftlichen und
persönlichen Auftretens möglich geworden, nicht nur die hauptsäch-
lichsten für den Verbrauch in Deutschland benöthigten Handelsstoffe
Bremens, also Keis, Tabak, Baumwolle, Jute, Erdöl nach der Art ihrer
Entstehung und Gewinnung zu veranschaulichen, sondern es ist auch
gelungen, die Antheilnahme der verschiedenen überseeischen Länder,
eingeschlossen natürlich unsere deutschen Kolonien, an dem Bremer
Handel in grofsen Zügen festzulegen.
Wegen dieser Eigenart schätzen wir die Handelsausstellung als den
Glanzpunkt der Bremer Ausstellung.
Der Tabak nimmt den gröfsten Theil des Bremer Handels ein.
Bremen ist nicht nur der erste Marktplatz Europas für Tabak, sondern
auch bis heute der bedeutendste Markt der Welt geworden und ge-
blieben. Nicht zu vergessen bleibt hierbei, dafs thatsächlich auch ein
grofser Theil des über Hamburg eingeführten Tabaks dem Bremer Handel
gutgeschrieben werden mufs, weil Bremer Kapital die hauptsächliche
Triebfeder auch dort bildet.
Im J. 1889 wurden an Rohtabak über Bremen 40624l,2 im
Werthe von 47261 JO'.i M. eingeführt, eine Ziffer, welche von sämmt-
lichen Einfuhrhäfen irgend eines anderen Landes nicht erreicht wird.
Ganz besonders wichtig ist aber der Umstand, dafs fast der gesammte
Bremer Tabakverkehr sich als Eigenhandel kennzeichnet.
Der Tabak ist auf etwa 300cim Grundfläche durch etwa 600 ver-
-chiedene Proben veranschaulicht. Zumeist sind diese Proben nord-
amerikanischer Herkunft. Im Allgemeinen stellt sich der Verkehr
Bremens mit Nordamerika etwa so, dafs ein Drittel der gesammten
Bremer Tabakseinfuhr aus den Vereinigten Staaten kommt, dem Werthe
nach etwa ein Viertel.
Kentucky ist mit 5, Seedleaf mit 4,2, Virginien mit 2 Millionen Mark
Einfuhrwert!* betheiligt. Der früher hauptsächlichste Stammort für
Tabak, Sumatra, ist somit an die zweite Stelle gerückt- der Einfuhr-
wert beträgt nur 11 Millionen Mark. Die dritte Stelle nimmt Brasilien
mit gegen 10 Millionen, Kuba mit 6,7 Millionen Mark Einfuhrwerth ein.
San Domingo, Kolumbien und Java liefern zusammen noch für 5,5 Millionen
Mark Tabak.
Die Baumwolle beginnt für Bremen eine ähnliche Bedeutung zu ge-
winnen wie der Tabak. Ist es doch der kaufmännischen Thatkraft der
Bremer gelungen, sich unmittelbar hinter den Liverpooler Markt zu
Btellen und alle anderen Hauptmärkte, wie namentlich Havre, welcher
Hafen bislang als erster Markt auf dem Festlande sich behauptete, zu
schlagen. Im J. 1889 erreichte die Einfuhr von Baumwolle die Ziffer
von 720 812 Ballen im Werthe von 136 Millionen Mark.
Den stärksten Verkehr in Baumwolle unterhält Bremen auch wieder
mit den Vereinigten Staaten, mit welchem Lande erst neuerdings Ost-
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 591
indien in beachtenswerthen Wettbewerb tritt, Unmittelbare Dampfer-
strecken zwischen Bremen und Bombay unterstützen diese neue Bezugs-
quelle sehr wesentlich.
Die Gewinnung der Baumwolle ist durch eine Art Panorama veran-
schaulicht. Die eine Darstellung zeigt ein in der Aberntung begriffenes
amerikanisches Baumwollefeld, die andere ein ostindisches. Der aus-
führende Künstler hat es verstanden, neben der Veranschaulichung der
Ernte und des Aussehens der Baumwollestauden auch die Typen der
erntenden Arbeiter und Arbeiterinnen charakteristisch darzustellen.
Natürlich findet auch der Fachmann willkommenen Stoff in der
Vorführung von Originalpacken, von den verschiedenartigen Proben über
die Beschaffenheit der einzelnen Abstammungen, endlich eine Wieder-
gabe der Standorts, nach denen die Beschaffenheit und Güte einer ge-
wissen Baumwolle handelsgemäfs festgestellt wird.
Die Schafwolle nimmt keine unbedeutende Rolle im Bremer Handel
ein. Im J. 1889 wurden 51029^3 im Werthe von 81 Millionen Mark
eingeführt. Diese Ziffer ist so hervorragend, dafs der Markt sich dicht
an den hervorragendsten Wollplatz des Festlandes, Antwerpen, an-
schliefst.
Für den Bezug von Wolle kommen besonders für Bremen Australien,
die Kapkolonie und die Laplatastaaten in Betracht. Namentlich letztere
Staaten decken fast die halbe Einfuhr Bremens.
Der sachliche Inhalt der Wollausstellung setzt sich aus 97 Proben,
meist durch Ballen in Originalpackung dargestellt, zusammen. Mit Aus-
nahme von dreien — 2 Muster Alpacca und 1 Muster Kameelhaare —
entstammen sämmtliche dem Schafe. Diese 94 Schafwollproben ver-
teilen sich nach dem Ursprungslande in der Weise, dafs 35 aus Süd-
afrika stammen; 27 rühren aus Australien und 21 aus den La Plata-
Ländern her. Der kleine Rest bezieht sich auf Afrika (ohne nähere
Bezeichnung), Marocco, Bolivia, Deutschland, Frankreich und Spanien.
Es sind von jenen 35 südafrikanischen Ballen 24 als Kap, 9 als west-
liche Kap und 2 als Natal bezeichnet. In Betreff der Beschaffenheit der
südafrikanischen Wolle bezieh, des Waschstadiums, liegen nicht weniger
als 11 Arten vor, welche entsprechend der einmal bestehenden Geschäfts-
praxis meist mit englischen Bezeichnungen versehen sind, nämlich:
snow ivhüe extra Superior (3), snow white Superior (9), snow white (2),
country sconred (2), mixed (2), Schweifs (9), white coarse (1), mixed
Schweifs (1), fleece (3) und in Bremen gewaschen (2). Die angeführten
Prädicate bedürfen zum Theil einer kurzen Erklärung. Unter Schweifs
versteht man diejenige Wolle, welche ohne vorherige Reinigung von
dem Schafe geschoren und in diesem Zustande ausgeführt ist. Scoured-
Wolle ist solche, welche nach dem Abscheeren im Erzeugungslande
selbst gewaschen worden ist. Fleece, zu deutsch „Rückenwäsche*', be-
deutet, dafs das betreffende Schaf mit dem Vliefs im Erzeugungslande
592 Nordweetdeatoche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen.
kalt, in einem Flusse oder Teiche, gewaschen und dann geschoren
worden ist.
Die Schafzucht, noch immer einer der wichtigsten Erwerbszweige
des Caplandes, ist dort ziemlich alt. Die ersten Ansiedler fanden eine
einheimische Art fettschwänziger Schafe vor, welche noch heute in
grofser Zahl vorhanden ist. Ein beträchtlicher Aufschwung fand aber
doch erst statt, als Merinoschafe eingeführt wurden, welche theils rein
gezüchtet, theils mit der einheimischen Rasse erfolgreich gekreuzt wurden.
Das Verdienst, jene in das Kapland gebracht zu haben, gebührt dem
Oberst Gordon (1790). Aber erst seit 1830 nahm die Ausfuhr kräftig
zu. In diesem Jahre wurden 33000 Pfund Wolle ausgeführt; 1850 schon
5,9 Millionen, 1860: 23,2 Millionen und 1872: 48,8 Millionen Pfund im
Werthe von 3,2 Millionen Lstr. Letzteres Jahr bezeichnet den Höhe-
punkt sowohl der Menge als dem Werthe nach. In den letzten Jahren
hat sich die Sache so gestaltet, dafs in der Saison 1887 (24. November
1886 bis 22. November 1887): 236888 Ballen, 1888: 289552 Ballen und
1889: 309919 Ballen zur Ausfuhr gelangten. Von der letztgenannten
Menge stammten 203223 aus Ostkapland, 28223 aus Westkapland und
78465 aus Natal und dem Inneren; was aber die Bestimmungsländer
anbelangt, so gingen etwa 202000 Ballen nach England, 100000 nach
dem continentalen Europa und 8000 nach Amerika.
Wenn nun dem Gewichte nach ein Rückgang in der Ausfuhr gegen
früher hervortritt, so ist dieser nur scheinbar, und zwar aus den folgenden
Gründen. In früheren Zeiten nahm ein grofser Theil der Schafwolle
der benachbarten Oranjefreistaaten seinen Ausfuhrweg durch die Kap-
colonie; seit aber die Diamantgräberei einen starken Bevölkerungszug
nach dem westlichen Griqualande gebracht hat, eröffneten sich für die
Ausfuhr der nachbarlichen Freistaaten auch andere Verkehrswege. In
früheren Jahren wurde wohl ausschliefslich oder vorzugsweise Schweifs-
wolle aus dem Kaplande ausgeführt. Aber bald fing man hier selbst
zu waschen an und gegenwärtig sind zahlreiche Wäschereien über das
Territorium der Kolonie zerstreut. Der Erfolg derselben war im J. 1885
derartig, dafs unter der Gesammtausfuhr (34,4 Millionen Pfund) nicht
weniger als 21,2 Millionen Pfund gewaschene Wolle sich befanden. In
den Wollwäschereien des Kaplandes wird vielfach eine Maschine be-
nutzt, welche im Lande selbst erfunden und unter dem Namen „Nivens'
Patent- bekannt ist. Diese soll für die kurzharige Wolle besonders geeignet
sein. Eine Hauptrolle kommt aber nach vorgenommener Waschung
noch der Operation des Bleichens zu, und hierbei thuen die afrikanische
Sonne und die Klarheit der Luft das Ihrige, um dem Kaperzeugnisse
die bo geschätzte blendende Weifse zu verleihen.
Die Einfuhr von Kapwolle nach Bremen hat sich in den letzten
Jahren nicht unbeträchtlich gehoben, wie aus den nachfolgenden Zahlen
hervorgeht:
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 593
1883 1331088k
1886 2 080 505k
1887 3 095 657k
1888 3 934 461^
Australien i&t auf der Ausstellung mit 27 Nummern vertreten. Der
Herkunft nach sind davon 12 als Sidue}-, 8 als Austral, 4 als New-
Zealand, 2 als Port Philipp und 1 als Adelaide bezeichnet. In Bezug
auf die Beschaffenheit linden sich Schweifs (8), Fleece (3), scoured (10),
cnrbonisirt (1), Kämmlinge (3) und carbonisirte Kämmlinge (2) vor.
Für Australien ist die Schafzucht in noch höherem Mafse bedeu-
tungsvoll als für das Kapland, denn die Wolle stellt von dem Gesammt-
ausfuhrwerthe nahezu die Hälfte dar, während sie bei letzterem nur ein
Viertel derselben ausmacht.
Die Ausfuhr von Australien, welche im J. 1810 mit 71k begann,
belief sich in der Saison 1889 (28. November 1888 bis 26. November
1889) auf 1384979 Ballen, von denen 1166000 nach England, 180605
nach dem continentaleu Europa und 38 652 nach Amerika gingen.
Bremen bezog im J. 1888 für 3,98 Millionen Mark, 1889 aber für
7,6 Millionen Mark Wolle aus Australien.
Das Laplatagebiet ist durch 21 Ballen vertreten, von denen einer
aus Montevideo, die übrigen aus Buenos Aires stammen. Nach der Be-
schaffenheit sind je 6 als Schweifs, 6 gewaschen und Kämmlinge, 3 als
carbonisirt bezeichnet.
Reis. Bremen ist der bedeutendste Reismarkt der Erde und hat
auch hierin Liverpool lange überholt.
Die Einfuhr von Reis über Bremen belief sich im J. 1889 auf
2270321 im Werthe von 36,1 Millionen Mark. Der zweitgröfste Reis-
hafen, Liverpool, erreichte in demselben Zeiträume nur eine Einfuhr-
menge von 1623831, London blieb an dritter Stelle mit 144 5871, die
holländischen Häfen zusammen an vierter mit 106 1441, Hamburg an
fünfter Stelle mit 764461. In der Abtheilung, welche auf der Handels-
ausstellung der Reis einnimmt, wird, dem Gesammtcharakter der Aus-
stellung gemäfs, das Product in seineu verschiedenen Gewinnungs- und
Verarbeitungsstufen vorgeführt; wir lernen die frische und getrocknete
Reisptlanze, die Art ihres Anbaues, ihrer Einerntung, ihrer Verschiffung
kennen.
Bezüglich des Handels in Reis ist noch zu erwähnen, dafs auch ein
grofser Theil der Londoner Ziffern dem Bremer Handel zugeschrieben
werden mufs. Der nach Bremen gehende Reis wird wohl ausnahmslos
dort auch geschält, zum Theil auch polirt und gemahlen. Der grobe
Reis dient zur menschlichen Nahrung, der Bruchreis wird zu Stärke
verarbeitet, die Abfälle dienen als beliebtes Futtermittel.
Bremen versorgt einen grofsen Theil der Welt mit polirtem Reis.
U. a. wurden 1889 von Bremen direkt abgeladen nach England 5 Mil-
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 13. 1890 III. 38
594 Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Bremen.
lionen, Spanien 5 Millionen, Portugal 13 Millionen, den Vereinigten
Staaten 23 Millionen, Argentinien und Uruguay 10 Millionen, Brasilien
13 Millionen, Spanisch- Westindien 8 Millionen Kilo. Ferner bezoger*
Preufsen 57 Millionen, Hamburg 20 Millionen Kilo. Die Fabrikation
liegt in den Händen dreier grofser Firmen in Bremen: R. C. Rickmers7
Anton Nielsen und Co. und Gebrüder Nielsen, sowie Gerh. Lange in Oster-
holz-Scharmbeck bei Bremen. Die Berufszählung gibt leider nicht an,
wie viel Arbeiter die Reismühlen allein beschäftigen; sie verzeichnet:
Getreide- und Reismühlen 1885: 583 Arbeiter (1875: 321 Arbeiter). Da-
von wird indefs der weitaus gröfste Theil in der Reisindustrie thätig sein.
Die Reismühlen und Stärkefabriken haben ihre Erzeugnisse im Haupt-
ausstellungsgebäude vorgeführt.
Der Erdölhandel hat zu grofsartigen Anlagen Veranlassung gegeben,,
um namentlich dem starken Wettbewerbe der Elb- und Rheinhäfen
gegenüber bestehen zu können. Der Versand erfolgt fast ausschliefst
lieh durch sogen. Tankdampfer, welche in einigen hübschen, durch-
schnittenen Modellen vorgeführt sind. Von den grofsartigen Lagerbehältern
in Bremen und Bremerhafen gibt namentlich das Hauptausstellungsge-
bäude Kenntnifs.
Die Tankdampfer schöpfen das Roherdöl mittels Pumpen in riesige
schmiedeeiserne, am Lande aufgestellte Behälter, aus denen es in die
Raflinerie geleitet wird, um gereinigt und in den Abfällen zu Schmier-
mitteln verarbeitet zu werden. Der Landversand erfolgt zum Theil in
Fässern aus Holz oder Eisen, aber auch zu einem grofsen Theil bereits
durch Tankwagen.
Das Jahr 1889 brachte eine Erdöleinfuhr von 176 9701 im Werthe
von 18598258 M.
Von weiteren Einfuhrwaaren ist noch Kaffee mit 15 Millionen Ein-
fuhrwerth im J. 1889 und Getreide mit 24 Millionen Einfuhrwerth im
J. 1889 zu benennen.
Der Indigo bildet einen wichtigen und werthvollen Zweig für den
Bremer Handel. Wenn auch nicht so bedeutend wie Baumwolle, Tabak,
Reis und Erdöl, so hat doch auch der Indigo für Bremens Ein- und
Ausfuhr grofse Wichtigkeit. Bremen führte im J. 1889 für etwa
4.1 Millionen Mark Indigo ein und ebenso hoch beziffert sich die Aus-
fuhr. Mit Recht wurde daher dem Indigo ein hervorragender Platz in
der Ausstellung eingeräumt, indem man durch das Modell einer Indigo-
factorei die Bereitung dieses noch heute wichtigen Farbstoffes zeigte.
Mittels eines Gährungsprozesses der in Wasser eingeweichten Pflanzen
wird denselben das Glyeosid oder Indican entzogen, das in einem anderen
Bottiche »inen Oxydationsprozefs durchmacht, durch welchen der blaue
Fiirbstoff abgeschieden wird. Nachdem dieser gekocht und filtrirt, wird
er in baeksteinartige Formen geprefst und getrocknet. Alle diese Vor-
■ kann man liier an dem Modelle, das durch hübsch geformte
Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. 595
Figuren ein reiches abwechselungsvolles Leben erhält, recht anschaulich
verfolgen. Und daneben wird man auch über das Leben und Treiben
der Kulis aufs Beste belehrt.
Eigenartig ist noch die Baumwollensamen- und Erdnufsindustrie^
welche für Bremen eine gewisse, wenn auch nicht wesentliche Bedeu-
tung besitzt.
Die Baumwollfaser haftet am Samen und wird vom letzteren durch
(rtn-Maschinen abgetrennt, was in Amerika stets am Ursprungsorte ge-
schieht, während von Ostindien viel Baumwolle mit Samen kommt.
J. Erling zeigt den ganzen Samen, sodann zerschnitten, dann durch
Rollen zermalmt; aus dem zerkleinerten Samen zieht der Amerikaner
bereits das rohe, schwarze Baumwollsamenöl heraus, das als Surrogat
für allerlei bessere Oele dient. Den Rückstand, die Kuchen, sendet er
nach Europa und in diesem Zustande kommt das Fabrikat in die
Erling'sche Mühle. Hier wird es von groben Beimischungen gereinigt;
das eigentliche Mehl dient zur Viehfütterung, während die Abfälle als
Düngemittel sehr gefragt sind. Sie enthalten 7 Proc. Stickstoff garantirt
und kosten 24 M. die 1000k. Als ähnliches Halbfabrikat kommen die
aus Mozambique, Bombay und von der Koromandelküste stammenden
Erdnufskuchen über Genua und Marseille zu uns. Die Haare, Schalen
und Beimischungen (oft grobe Eisentheile) werden entfernt, das Mehl
dient in drei Sorten zur Rindviehfütterung, Schrot erhalten die Pferde.
Das Erdnufsöl geht in die Seifenfabrikation über. Auch sind weifse
indische Cocoskuchen zu sehen, welche sich in rohem Zustande zur
Viehfütterung eignen.
Die Einfuhr an Jute aus Ostindien über Bremen ist einer weiteren
Ent Wickelung sehr wohl noch fähig; seit einigen Jahren hat die Menge
der hier eingeführten Jute abgenommen, in allerjüngster Zeit jedoch
verspricht sich die Einfuhr wieder langsam zu heben. Die Zahlen sind
für 1886 = 16 654 200", 1887 = 13 712 600, 1888 = 7 275 500, 1889
= 7 811 300. Neben der Jute gewinnt auch die ostindische Baumwolle
in Bremen langsam aber sicher wieder an Boden.
Schellack weist eine ziemlich unbedeutende Einfuhrziffer (1889:
43240 M.) auf; sodann Stuhlrohr, eine nicht unwichtige Importwaare
(1889: 1814384k für etwa 1000000 M.). Als geschmackvolle Decoration
einer Eingeborenen-Hütte haben schliefslich auch die Häute ihren Unter-
schlupf gefunden; sie bilden mit (1889) 613737 M. Einfuhrwerth einen
der kleineren, aber wichtigen Einfuhrartikel aus Ostindien.
Ueber den Holzhandel waren Ziffern nicht zu ermitteln, jedoch wird
es interessiren, dafs die Ausstellung mit 347 Holzproben verschiedener
Art wohl die reichhaltigste Sammlung bietet.
Die Handelsausstellung gibt einen ziemlich anschaulichen Ueberblick
über den Antheil der einzelnen Länder an dem Bremer Handel.
Aus Grofsbritannien importirte Bremen 1889 für 401,4 Millionen Mark:
596 Nordwestdeutsche Gewerbe- and Industrie-Ausstellung in Bremen.
davon entfallen 14,8 Millionen Mark allein auf Schafwolle, d. h. Kolonial-
wolle (australische und südafrikanische), 1.1 Millionen Mark auf Jute,
1.1 Millionen Mark auf Baumwolle, 1 Million Mark auf Gummi, */2 Million
Mark auf Kaffee, ' ., Million Mark auf 'Ihre, *4 Million Mark auf Ko-
lonialzucker u. s. f. Die Einfuhr aus Holland bezifferte sich 1889 auf
11,3 Millionen Mark, davon aber entfallen auf überseeischen Tabak allein
etwa '•' Millionen Mark. Ein Aehnliches gilt für Belgien, dessen Ge-
Bammteinfuhr oach Bremen 1889 einen Wcrth von 5,6 Millionen Mark
erreichte, während allein der Einfuhrwerth der über Antwerpen ein-
geführten Schafwollen über 4 Millionen Mark betrug. Diese indirekt
eingeführten Waaren aber erscheinen in der Handelsausstellung entweder
in den Sachgruppen oder in der betreffenden geographischen Section,
welche ihr Productionsland darstellt.
Die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten macht dem Werthe nach
mehr als a/5 der bremischen Gesammteinfuhr aus aufserdeutschen Ländern
aus: 1889 von 437 Millionen Mark = 187923441 M. Von dieser Eiu-
fuhrziffer entfallen aber auf Baumwolle 134826264 M., auf Erdöl
125 M., Tabak 11502250 M., Getreide etwa 5000000 M., die vier
Artikel zusammen 169536659 M. Entsprechend der Bedeutung, welche
Ostindien für Bremen besitzt, ist der Section ,.Ostindien" auch in der
Handelsausstellung ein bedeutender Raum, etwa 200im (Section 18 bis 22),
zur Verfügung gestellt worden. Belief sich doch die Einfuhr aus Britisch -
Ostindien und Siam nach Bremen 1889 auf 41579189 M.
Brasilien nimmt eine grofse Rolle im Bremer Handel ein. Es liefert
etwa die Hälfte der Kaffeeerzeugung der Welt im Werthe von etwa
400 Millionen Mark. Die Einfuhrwerthe nach Bremen belaufen sich
aul 11 Millionen im J. 1889 und weisen somit einen Nachlafs von etwa
6 Millionen gegen die vorhergegangenen Jahre auf. Auf Kaffee und
Tabak fallen etwa lS1^ Millionen Mark.
Spanisch-Westindien führt für 6 Millionen Mark Tabak, für 2 Mil-
lionen Mark Cigurren, sowie Hölzer im Werthe von 1,4 Millionen Mark
nach Bremen, an Kaffee dagegen nur 0,2 Millionen Mark.
Der Verkehr mit China und Japan ist erst in allerletzter Zeit rege
geworden; er hat sich innerhalb der verflossenen 5 Jahre um das
Siebenzehnfache vermehrt, so dafe er sich jetzt immerhin schon auf
510001 im Werthe vom .2 - ; i , Millionen Mark beziffert. China, liefert
besondere Rohseide, Seidenabfalle und Seidenwaaren, Galläpfel, Stroh-
matten u. s. w. Japan liefert allein für 6 Millionen Mark Reis. Der
Katalog bezeichnel 72 verschiedene Gegenstände, welche Bremen aus
China bezieht, und 49, welche aus Japan gehandelt werden.
An der chinesischen Ausstellung, welche in einem besonderen China-
Hause von 120q* Grundfläche Platz gefunden hat, ist besonders die auf
den Thee bezügliche Abtheilung von Interesse. Hin- fehlt keine Kleinig-
keit, welche zu .lein Thee eine Beziehung hat.
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 597
Das chinesische Theegeschäft, welches früher das grofsartigste war,
hat jetzt unter scharfem Wettbewerbe zu leiden. So liefert China von
dem gesammten aus Ostasien und Iudien ausgeführten Thee im Betrage
von 420 Millionen Pfuud nur 240 Millionen Pfund, dagegen Iudien schon
100 und Ceylon 36 Millionen Pfund.
Australien und die Südsee lieferren im J. 1889: 8473' im Werthe
von 10 Millionen Mark. Hawai ist seines ausgedehnten Zuckerhandels
wegen beachtenswerth.
Ea kann unsere Aufgabe nicht sein, die Handelsausstellung weiter
als andeutungsweise zu besprechen. Dieselbe ist ja auch mehr zur Auf-
klärung und Belehrung des grofsen Publikums, als zur Bereicherung
des fachmännischen Wissens bestimmt. Jedenfalls wollen wir von diesem
Theile der Ausstellung nicht scheiden, ohne wiederholt zu betonen, dafs
hier allein der rein ideale Ausstellungsgedanke festgehalten worden ist,
dafs weder geschäftliche Reklame noch persönlicher Eigennutz eines
Einzelnen hier die Oberhand gewonnen hat, sondern dafs ausschliefslich
ein Bild der Gesammtheit des Bremer Handels zu geben versucht wurde.
(Fortsetzung folgt.)
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen
Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser
letzteren.
(Eine Artikelfolge von F.H.Haase. gepr. Civilingenieur, Patentanwalt in Berlin.)
Mit Abbildungen.
Lüftungsanlagen, ein vielbesprochenes Thema, welches heute Niemanden
mehr fremd ist, zumal jetzt fast Jedermann Gelegenheit geboten ist,
sowohl vorzügliche Lüftungseinrichtungen (in „pompösen Restaurants",
in ..comfortabelen Hotels" und in manchei'lei öffentlichen Gebäuden
anderer Art) in kleinerer Anzahl werthschätzen, als auch weniger zweck-
mäßige und ungenügende Einrichtungen in sehr grofser Anzahl kennen
und ungünstig beurtheilen zu lernen.
Ungünstige Urtheile scheinen aber doch nur in mäfsiger Zahl ge-
wonnen zu werden oder doch einem gänzlich lüftungslosen Zustande
gegenüber wenig zur Geltung zu gelangen, indem das erwachende Be-
dürfnifs nach Verbesserung der Luft auch an ungenügenden und mangel-
haften Einrichtungen noch grofse Vorzüge zu erkennen gestattet und
deshalb die Ursache der Entstehung einer Menge anderer, ebenfalls un-
vollkommener Einrichtungen wird.
Nun, es ist dieses erwachende Bestreben, Zustände zu verbessern,
in denen man sich vor noch gar nicht langer Zeit wohlzufühlen ver-
meinte, jedenfalls mit Freuden zu begrüfsen, und die Industriellen der
598 Lüftungsanlagen im Anschlösse an <lie gebräuchlichen Heizungssysteme.
Lüftungsbranche haben alle Ursache demselben nicht zu grollen, wiewohl
sie durch die zumeist sehr mäfsigen Bedürfnisse ihrer Auftraggeber nicht
selten genöthigt werden, Lüftungsanlagen zu schaffen, auf die sie keines-
wegs stolz sein können.
Immerhin ist aber dieses Bestreben noch kein allgemeines und noch
viel weniger ist das Bedürfnifs nach guten Lüftungseinrichtungen ein
vielempfundenes, vielmehr hat es den Anschein, als wenn man in
vielen — selbst in mafsgebenden — Kreisen noch immer eine gute Lüf-
tungsanlage als einen Luxus betrachte, dessen Beschaffung — als nicht
unumgänglich uothwendig — zu kostspielig sei, ohne zu bedenken, dafs
man ja auch die Anforderungen an persönliche Leistungen in demselben
liafse steigern kann, in welchem man für das Wohlbefinden des Körpers,
d. h. für einen solchen Zustand desselben sorgt, der die Möglichkeit des
..Sichnichtdisponirtfühlens" auf ein seltenes Vorkommnifs beschränkt.
Man lebt ja doch heute nicht mehr in dem Wahne, dafs das Wohl-
behagen des Einzelnen — welches ein sehr verschiedenes ist und sich
oft leicht den Verhältnissen anbequemt — als ein Zeichen des körper-
lichen Wohlbefindens zu betrachten sei, weifs vielmehr sehr wohl, dafs
das letztere an ganz bestimmte Bedingungen geknüpft ist, die man viel-
leicht am richtigsten als die normalen Gesundheitsbedingungen bezeichnen
kann, ohne welche sich das besagte Wohlbehagen nur als Kaufgewinn
für den Preis einer Constitutionsveränderung erweist, die über kurz oder
lang augenscheinlich als Gesundheitsschwächung zu Tage tritt.
Mit einer solchen Constitutionsveränderung mufs sich naturgemäfs
die Leistungsfähigkeit verringern, oder aber sie kann nur erhalten
werden durch stetige Steigerung der Willenskraft, welche Steigerung
keineswegs als leistungsökonomisch bezeichnet werden kann, da sie
den Gesundheitszustand nur stärker beeinträchtigt, wohingegen sich
die Beschaffung der normalen Gesundheitsbedingungen durch zweck-
mäßige Heizungs- und Lüftungseinrichtungen als eine kluge Leistungs-
oki momie erweist.
Man sollte meinen, dafs das Publikum darüber heute gar nicht mehr
im Zweifel sein könnte und dafs doch wenigstens die staatlichen Be-
hörden, in Erkenntnifs dieser Thatsache, mit gutem Beispiele voran-
gehen und in ihren eigenen Anlagen überall für gute Lüftungseinrich-
tungen sorgen würden ; aber hier sieht es gerade durchschnittlich heute
noch am .schlimmsten aus, während die städtischen Behörden vieler-
orten und selbst verschiedene Grofsindustrielle keine Kosten scheuen,
um allen Anforderungen an gesunde Aufenthaltsräume für die ihrer
Obsorge Unterstehenden zu schaffen.
Auf Schritt und Tritt trifft man heute noch Räume und ganze Ge-
bäude in Verhältnissen, in denen sich kein Mensch wohl zu fühlen ver-
mag. Zahlreiche Kasernen, deren schlechte Lüftung sich schon den
Geruchsnerven der Vorübergehenden bemerkbar macht, gehören hierunter
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 599
noch lange nicht zu den gesundheitswidrigsten Bauanlageu, da ihre Be-
wohner und Insassen zumeist zu körperlichen Anstrengungen genöthigt
.sind, welche sie befähigen auch in stark verdorbener Luft noch verhält-
nifsmäfsig gesund zu bleiben; weit schlimmer dagegen ist es in Bureau-
räumen und sogen. Arbeitsstuben beschaffen, und zwar nicht minder iu
solchen von öffentlichen Staatsanstalten als in solchen von räumlich be-
schränkten Privatanlagen.
Da hier insbesondere der Fall vielfach vorkommt, dafs kleine un-
günstig gelegene, im Winter übermäfsig stark geheizte und im Sommer
von Natur schwüle (mitunter sogar während des ganzen Tages be-
leuchtete), schlecht oder gar nicht gelüftete Räume täglich 6 bis 8 Stunden
lang und darüber anhaltend zum Aufenthaltsorte für eine grofse Anzahl
Personen dienen, die ihre Thätigkeit mit wenig Bewegung verrichten,
so ist gerade hier eine Besserung der Verhältnisse besonders dringend
erforderlich, uud zwar sogar dringender als in Werkstätten und Ver-
sammlungsräumen, in welchen schon durch andere zeitgemäfse Zweck-
mäfsigkeijtsbestimmungen Raumabmessungen nöthig werden, die einen
nicht unerheblichen natürlichen Luftwechsel gewährleisten.
Geringe Verbesserungen können hier sowohl wie an anderen Orten
nur wenig oder gar nichts nützen, und sind deshalb geradezu als un-
wirthschaftlich dem gegenüber zu bezeichnen, was wir heute zu thuu
vermögen, ohne der Zinsen des Anlagekapitals verlustig zu gehen. In
welcher Weise man hierbei in den einzelnen Fällen zu verfahren hat,
dafür werden die folgenden Ausführungen den nöthigen Anhalt bieten.
I. Grundbedingungen zur Beschaffung gesunder Luft.
Trotzdem die Grundbedingungen für die Beschaffung gesunder Luft
in abgeschlossenen Räumen schon aufserordentlich oft zum Gegenstande
von Abhandlungen gemacht worden sind und deshalb irrige Ansichten
darüber in Fachkreisen kaum noch bestehen dürften, so beweisen doch
die Thatsachen, dafs man darüber gar nicht genug schreiben kann.
Die ersten Untersuchungen, welche zur Bestimmung der für die
Beschaffung guter Luft notwendigen Verhältnisse gemacht wurden,
dürften geschichtlich 'kaum festzustellen sein; gewifs ist, dafs man iu
der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts (nach Aufzeichnungen Peclet's)
schon recht gut wirkende Lüftungsanlagen zu bauen verstand, wenn es
sich um solche in einfach construirten Gebäuden handelte und man mit
dem Kapitalaufwande dafür nicht zu sparen brauchte. Dafs man aber
damals auch schon zweckmäfsige Lüftungseinrichtungen in alten planlos
aufgeführten und im Laufe der Zeit theilweise umgebauten und räum-
lich sehr beschränkten Baulichkeiten mit geringen Kosten geschaffen
habe, darüber ist nirgends etwas zu lesen und ist auch nicht wohl an-
zunehmen, dafs dies irgendwo geschehen ist, da man solchen Falles
sicher in erster Linie daran gedacht haben würde, die vor 40 Jahren
600 Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme.
Doch allgemein gebräuchlichen weiten Hauskamine durch Einlegung
besonderer Röhren der Lüftung dienstbar zu machen, was vermuthlich
nicht geschehen 18t, weil sonst die dabei unausbleiblich zu machende
Entdeckung einer Verbesserung dieser Kamine durch Verengung der-
selben (unter gleichzeitigem Abschlüsse kalter Luft von ihren Unter-
theilen) Veranlassung gegeben haben würde, den Bau solcher weiten
Kamine schon viel trüber aufzugeben, als es thatsächlich geschah.
Auch würde man solchen Falles sehr bald auf den Gedanken ge-
kommen Bein, beim Neubau von solchen Gebäuden, in denen ein oder
mehrere Kamine stets warm sind (wie beispielsweise in Gasthöfen und
industriellen Anlagen mancher Art), in unmittelbarer Nähe dieser Kamine
besondere Lüftungskamine aufzuführen, und in öffentlichen Gebäuden
würde man sicher einige der vorhandenen weiten Kamine zum Zwecke
der Lüftung im Sommer an geeigneter Stelle etwas angeheizt und Venti-
lationsröhren in dieselben hineingeleitet haben. Hierbei würde man dann
auch sehr bald durch die Geruchsnerven auf die unzweckmäfsige Lage
von Aborten und die Notwendigkeit ihrer unmittelbaren Lüftung auf-
merksam geworden sein und gefunden haben, dafs diese letztere sich
in vielen Fallen sehr einfach durch ein über Dach ausmündendes Luft-
rohr bewirken läfst und dafs ihr Anbau an Küchenkamine besonders
zu empfehlen ist. Man würde wohl auch etwas früher darauf aufmerk-
sam geworden sein, dafs es besonders unzweckmäfsig ist, Aborte an
der Wetterseite der Gebäude oder in solcher Lage an diesen anzubauen,
dafs die vorherrschende Luftströmung von den Aborten her über das
Hauptgebäude hinstreicht, wie es noch Ende der 60er Jahre durch Anbau
von Aborten an der Wetterseite eines Lagerschuppens geschah, der
naehmals dauernd als Kaserne verwendet wurde.
Ueber die Vorbedingungen zur Beschaffung gesunder Luft sind wir
heute in keiner Weise mehr im Unklaren; wir wissen nicht nur, in
welchem Grade gesunde und kranke Personen und Thiere, brennende
Kerzen, Erdöllampen und Gasflammen zur Verschlechterung der Luft
beitragen und welchen Betrag von Luftwechsel sie dementsprechend er-
fordern, sondern wir wissen auch, welchen Einflufs die in einem Ge-
bäude entstehende Feuchtigkeit insbesondere dann auf die Beschaffenheit
der Luft in denselben hat, wenn die Vorbedingungen dafür günstig sind,
dafs diese Feuchtigkeit in die Wände eindringe.
Auch wissen wir, welchen Einflufs eine Durchfeuchtung der Wände
überhaupt, sowie die Beschaffenheit und relative Höhenlage des Unter-
grundes, auf welchem ein Gebäude steht und ein benachbarter unge-
reinigter Wasserlauf oder schlechtbespülter Strafsenkana], eine benach-
barte Fabrik chemisch-technischer Erzeugnisse verschiedener Art u. dgl.7
je nach der vorherrschenden Luftströmung auf die Luft in den abge-
schloasenen Gebäuderäumen hat.
Wir wissen Ferner auch, dals die im Allgemeinen als schädlichste
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 601
Beimischung der Luft betrachtete Kohlensäure keineswegs vorwiegend
dem Einflüsse ihrer Schwere folgend in der Nähe des Fufsbodens eines
Raumes besonders reichlich zu finden ist, sondern gerade so wie alle
anderen Gase nach Mafsgabe ihrer Temperatur auch höhere Lagen ein-
nimmt und im Allgemeinen in der Kopfhöhe und an der Decke be-
wohnter Räume reichlicher vorhanden ist, wenn nicht der Fufsboden
durch Kohlensäurebildner verunreinigt ist oder dem nahen Erdboden
Kohlensäure enthaltende Gase entsteigen.
Wir sind auch heute über die Wirkungsart der Lüftung in
einem Räume vollständig im Klaren; wir wissen, dafs an jeder Bewe-
gung in einem Räume die ganze Luftmasse desselben theilnimmt, aber
wir wissen auch, dafs die Intensität der Luftbewegung mit der Eut-
fernung von dem Orte ihrer Ursache immer schwächer und schwächer
wird, und dafs man daher sogar in Räumen, welche eine sehr kräftige
Lüftung haben, bei unzweckmäfsiger Anordnung dennoch von stag-
nirenden Luftschichten sprechen kann, innerhalb deren man von einer
Lüftung sehr wenig merkt.
Endlich wissen wir auch, dafs die Luft ein grofses Aufnahme-
vermögen für Wasserdunst hat, welches sowohl mit der Lufttemperatur,
als auch mit der Luftbewegung wächst, und dafs deshalb eine Steige-
rung der beiden letzteren eine erhöhte Wasserentziehung von allen an-
wesenden zur Wasserdunstabgabe fähigen Körpern zur Folge hat,
welche bei Menschen und Thieren das Gefühl der Trockenheit ver-
ursacht, das man durch zweckmäfsige Befeuchtung der Luft auf andere
Weise vermeiden kann.
Wenn man alle diese allgemein bekannten Thatsachen in Erwägung
zieht, so erkennt man, dafs es nicht genügt, vor Beschaffung von
Lüftungseinrichtungen die in den zu lüftenden Räumen selbst bewirkte
(oder voraussichtlich zu bewirkende) Luftverschlechterung zu bestimmen,
sondern, dafs man sich zunächst auch über die an der unzuträglichen
Beschaffenheit der Luft etwa betheiligten äufseren Ursachen volle
Klarheit verschaffen mufs, um denselben für die Zukunft entweder ganz
und gar vorzubeugen oder aber doch durch zweckmäfsige Vorkehrungen
thunlichst entgegen zu wirken.
Ein Gebäude, das auf feuchtem Untergründe erbaut ist, wird man
zweckmäfsiger Weise durch Einziehen von Isolirschichten mit zahlreichen
Hohlräumen für den Durchzug der Luft und andere bauliche Mafsuahmen
vor der weiteren Durchfeuchtung zu schützen suchen; das Eindringen
schlechter Luft aus den Kellerräumen kann durch dichte Kellergewölbe
und direkte Lüftung der Kellerräume selbst verhindert werden, und zum
Unschädlichmachen der im Hause selbst entstehenden Feuchtigkeit sind
genügende Dunstabzüge zu beschaffen, durch welche die feuchten Düuste
auf kürzestem Wege in warme Kamine oder direkt über Dach geführt
werden.
602 Lüftungsanlagen im Anschlösse an die gebräuchlichen Heizungssysteme.
In allen diesen Fällen aber muffl man aufserdem, um sicher zu
gehen, immer auch durch die Art der Lüftung den zu erwartenden Ein-
wirkungen der Verhältnisse entgegenwirken, und dies kann nur durch
Einführung der Frischluft in reichlicher Menge unter Druck und Ab-
leitung der entweichenden Raumluft an den der äufseren Beeinflussung
am meisten ausgesetzten Stelleu geschehen, weil nur in solcher Weise
verhindert werden kann, dafs jemals von diesen Stellen aus Luft in den
gelüfteten Kaum einströme.
Liegt beispielsweise die Gefahr nahe, dafs schlechte Luft durch den
Fufsboden aufsteige, so ist es zweckmäfsig, unter diesem Hohlräume vor-
zugehen, durch welche man die aus dem Räume abströmende Luft ent-
weichen läfst, und will man einen Raum gegen Luftverunreinigung von
Seiten eines Nachbarraumes schützen, so mufs man die abziehende Luft
thunlichst an der Trennungswand entlaug und hier abströmen lassen u.s.f.
Einer Luftverunreinigung in den zu lüftenden Räumen durch Ein-
flufe der etwa in der Nachbarschaft des Gebäudes verunreinigten äufseren
Luft kann man in nicht unbedeutendem Mafse dadurch entgegenwirken,
dafs man einerseits die äufsere Luft in nächster Umgebung des Ge-
bäudes thunlichst durch Anpflanzung von Bäumen und anderer gröfserer
Gewächse rein zu halten sucht und aufserdem die Frischluft in reich-
lich bemessener Menge aus möglichst reinen Luftregionen herbeileitet,
unter Druck in die zu ventilirenden Räume einführt und Thüren und
Fenster thunlichst verschlossen hält.
Die einzige Schwierigkeit bei derartigen Einrichtungen besteht zu-
meist nur in der Beschaffung guter Frischluft, indem es hierzu nicht
selten längerer unterirdisch geführter Luftleitungen bedarf, doch ist ge-
nügend reine Luft häufig auch schon in nächster Nähe in höheren Luft-
schichten zu finden und kann dieselbe dann durch ein einfaches (an der
oberen Mündung vor den atmosphärischen Niederschlägen geschütztes)
Rohr nach dem Kellergeschofs geleitet werden, in welchem die Luft-
pulsatoren aufzustellen sind.
Zur Winterzeit, in welcher die luftreinigende Wirkung von An-
pflanzungen wegfällt, liegt das Bedürfnifs für dieselben auch nicht vor,
indem zu solcher Zeit die äufsere Luft niemals auf weitere Entfernung
rom Infectionsherde durch gesundheitschädliche schwere Kohlen wasser -
Btoffe und Kohlensäure inficirt ist.
Durch Druckluft läfst sich in jedem Falle, bei reichlich (auch den
äufseren Verhältnissen angepafst) bemessener Frischluftmenge eine
gute Lüf'ung erzielen, die über manche in hygienischer Beziehung
mangelhafte Baueinrichtung hinweghilft, wenn dabei nur die Entnahme-
Btelle der Frischluft und, in den Räumen selbst, die Einführungsstellen
der Druckluft, sowie die Abführungsstellen der durch die Druckluft
verdrängten Raumluft zweckmäfsig gewählt wird; aber vom ökonomi-
schen Standpunkte aus betrachtet, kann eine Druckluftanlage nur dann
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 603
als zweckmäfsig bezeichnet werden, wenn sich dieselbe nicht mit
gleichem Erfolge durch eine ohne maschinelle Apparate betriebene Saug-
lufteinrichtung ersetzen läfst; dagegen ist eine Anlage mit maschinell
betriebenen Luftabsaugeapparaten im Allgemeinen als uuzweckmäfsiger
zu bezeichnen, indem sie, ohne alle die guten Eigenschaften einer Druck-
luftanlage in gleichem Mafse zu besitzen, gröfsere Dimensionen der
Apparate und Einrichtungen erfordert als diese. Nichtsdestoweniger
kann sie unter Umständen doch auch zweckmäfsiger werden als eine
Druckluftanlage, wenn es sich um die Lüftung älterer Bauwerke handelt,
die bis dahin keine derartige Einrichtung hatten und bei welchen die
BeschalFung einer Druckluftanlage gröfsere bauliche Umänderungen be-
dingen würde, als sie die Anordnung von Saugluftapparaten erfordert.
IL Allgemeines über Zaglüftung.
Aus den vorstehenden allgemeinen Betrachtungen geht hervor, dafs
es nicht immer genügt, sich vor Beschaffung einer Lüftungsanlage über
die Menge der in den zu lüftenden Räumen selbstbewirkten Luftver-
unreinigung zu unterrichten, sondern dafs man auch auf die an der-
selben etwa mitbetheiligten äufseren Ursachen Rücksicht zu nehmen hat.
Indessen ist auch diese Berücksichtigung nicht immer genügend, um
die Wirkung einer beabsichtigten Lüftungseinrichtung zu sichern; volle
Klarheit darüber erfordert vielmehr auch noch die Erwägung der Lage
der zu lüftenden Räume zu anderen Räumen, deren Luft etwa gesund-
heitschädliche Beimischungen — wie giftige Kohlenwasserstoffe, Kohlen-
säure oder miasmatische Organismen oder andere staubförmige Krank-
heitstoffübertrager — in besonders reichlicher Menge enthält. Denn
befinden sich derartige ungesunde Räume in unmittelbarer Nähe, so
mufs man hinreichend Vorsorge treffen, um zu verhüten, dafs von deren
verdorbener Luft gröfsere Mengen mit der Frischluft zugleich in die zu
lüftenden Räume hineingebracht und dadurch die Luft in den letzteren
etwa gar noch verschlechtert werde, anstatt sie zu verbessern.
Nun könnte man leicht zu der Meinung verleitet werden, dafs man
deshalb Saug- oder Zuglüftung strenggenommen nur in völlig freistehenden
Gebäuden anwenden dürfe, weil man sonst damit der besagten Gefahr
nie völlig entgehe; in Wirklichkeit kann jedoch eine solche Gefahr nur
dann eintreten, wenn man es der umgebenden Luft der solcherart ge-
lüfteten Räume völlig freistellt, den Ersatz der abgesaugten Raumluft
durch irgend welche zufällig vorhandenen Oeffnungen hindurch zu be-
werkstelligen; sorgt man dagegen immer für genügend weite besondere
Luftzuführungskanäle und Oeffnungen, die nur genügend reiner Luft
zugängig sind — was immer möglich ist — so ist die Gefahr gleich-
zeitiger Einführung inficirter Luft in gesundheitschädlicher Menge bei
einigermafsen dichtschliefsenden Fenstern und Thüren für alle diejenigen
Fälle als ausschliefsbar zu betrachten, in welchen nicht gerade so un-
604 Lüftungsanlagen Im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme.
Sünstige lokale Verhältnisse vorliegen, wie sie bei den vorhergehenden
Betrachtungen zum Gegenstande besonderer Besprechung gemacht wurden.
Somit steh! denn auch der Anordnung einer Saug- oder Zugluft-
ventilirung im Allgemeinen kein Hinderungsgrund entgegen, wenn es
-ich um die Lüftung an sich gesunder Räume in gesunder Lage handelt,
d. h. Bolcher Räume, die gut unterkellerten trockenen Gebäuden an-
gehören, welche weder in einer Thalmulde, noch in der Nähe von
Sömpfen oder stehendem unreinem Wasser, noch in sonstwie stark ver-
unreinigter Luftsphäre liegen.
Was die Lage der Luftzuführungsöffuungen und der Abzugsöffnungen
hei Zuglüftung betrifft, so beruhen die diesbezüglichen Vorschläge und
Maßnahmen vieler ausführenden Fachleute im Wesentlichen auf dem
Prinzips der Berücksichtigung der durch Temperaturunterschiede ver-
anlafsten natürlichen Luftbewegung, die etwa durch den folgenden Lehr-
satz gekennzeichnet ist:
Ist die in einem Räume befindliche Luft kühler als die in denselben ein-
strömende, so wird die letztere, an der Raumdecke zuströmend, sich hier
ausbreiten und langsam nach Mafsgabe ihrer allmählichen Abkühlung nieder-
sinken und mit geringstem Zwange einer am Fußboden vorgesehenen Ab-
zugsöffnung zuströmen; ist dagegen die Innenluft wärmer als die zuströmende,
so wird diese letztere am Fufsboden einströmend, sich an diesem ausbreiten
l wenn sie daran nicht durch die Art der Heizung im Räume verhindert
wird) und nach Mafsgabe ihrer allmählichen Erwärmung allmählich zur
Decke emporsteigen und mit geringstem Zwange einer daselbst vorgesehenen
Abzugsöffnung zuströmen.
Danach hätte man sowohl die Zuströmungs- als auch die Abzugs-
üffnungen in zwei Höhenlagen (am Fufsboden und an der Decke) vorzu-
sehen und abwechselnd nach Mafsgabe der jeweiligen Temperaturdifferenz
zwischen Innenluft und Zuströmunsisluft den Wesr der Zu- und Abströ-
mung durch Verstellung der Verschlufsklappen zu reguliren.
Abgesehen von der Unbequemlichkeit dieser häufiger nothwendigen
Klappenregulirung nach jeweiliger Prüfung der Temperaturen, kann eine
solche Einrichtung auch deshalb nicht als besonders empfehlenswerte
betrachtet werden, weil der Nutzen der dadurch gebotenen Lüftung
relativ mäfsig ist- denn es wird dabei nicht mit Sicherheit verunreinigte
Luft durch frische verdrängt, sondern nur letztere mit ersterer innig
vermischt und man nimmt nur an, dafs dadurch die Verunreinigung
der Raumluft auf einen gewissen zulässigen Maximalprocentsatz be-
sehränkt gehalten werde, was aber — wie die Erfahrung lehrt — sehr
häutig nicht der Fall ist.
Will man eine sichere Wirkung erzielen, so mufs man, unbekümmert
um die natürliche ungezwungene Luftbewegung, den Herd der Infection
anzugreifen und diese letztere selbst, möglichst im Momente des Ent-
Btehens durch die Lüftung zu beseitigen suchen, und aus diesem Grunde
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 605
ist es weit zweckmäfsiger, die erwähnte Klappenregulirung vollständig
zu unterlassen, die beiden Zuströmungsöffnungen immer offen zu halten
und die Luft aus dem von Personen bewohnten Räume so wenig als
möglich über deren Kopf höhe, in Ställen aber entweder etwas über
Kopfhöhe und am Boden zugleich (wegen der Verunreinigung des-
selben durch Kohlensäurebildner) oder etwa in der Mitte zwischen beiden
Lagen abzuführen.
Unter alleu Umständen aber ist die Lage der Zuführungsöffnungen
derart zu wählen, dafs die Luftströmung niemals belästigend wirken kann.
Gegen diese Regel wird insbesondere bei direkter Einführung der
Frischluft häufig gefehlt.
Zuströmungsöffnungen an Fenstern oder au ins Freie führenden
Thüren anzubringen, ist im Allgemeinen schon deshalb unzweckmäfsig,
weil dieselben höchst selten so gelegen sind, dafs zwischen ihnen und
den Abzugsöffnungen eine wirksame Lüftung des Raumes möglich ist;
aufserdem aber sind alle direkt ins Freie führende Oeffnungen von
gröfseren Dimensionen, bei feuchter Witterung sowohl auch in der kälteren
Jahreszeit — ganz besonders aber bei nebeligem Wetter — direkt ge-
sundheitswidrig, und dafs durch schräg nach oben gerichtete Klappen
das Uebel vermindert oder ganz beseitigt werden könne, wie es viel-
fach angenommen wird, ist einfach nicht zutreffend, indem dadurch nur
der Eintrittsquerschnitt wagerecht an die obere Kante der senkrechten
Fensteröffnung verlegt, die abwärtsgehende Bewegungsrichtuug der ein-
tretenden Luft, aber aus hydrostatischen Gründen, nur sehr wenig ver-
ändert wird.
Direkt ins Freie führende Oeffnungen sind deshalb nur zulässig.
wenn sie in ganz kleinen Gröfsenverhältnissen und dafür in grofser Zahl
möglichst in der Nähe der Decke vorgesehen werden. Will man gröfsere
direkt ins Freie führende Oeffnungen in der Nähe des Fufsbodens an-
ordnen, so mufs man der eintretenden Luft zunächst die Möglichkeit
geben, innerhalb eines kastenförmigen Vorbaues ihren Bewegungsquer-
schnitt bedeutend zu vergröfsern und sich selbst bei kälterer Witterung
wo möglich an einem in solchem Vorbaue untergebrachten Heizkörper
vorzuwärmen, eine Einrichtung, die bekanntlich bei Centralheizungs-
anlagen vielfach zur Anwendung gelangt.
Bezüglich der Abzugsöffnungen ist noch zu erwähnen, dafs es in
vielen Fällen nicht genügt, solche in Wänden vorzusehen, sondern dafs
es sehr zweckmässig und in grofsen Sälen mitunter geradezu noth wendig
ist, von verschiedenen Stellen aus Luftabzugsröhren nach den etwa iu
den Wänden liegenden Kanälen hin zu verlegen; das oben erläuterte
Prinzip hinsichtlich der Höhenlage ist aber dabei immer thunlichst ein-
zuhalten.
Der Betrieb der Zuglüftung kann bei kalter Aufsentemperatur und
hinreichender Erwärmuno; der Käume durch Nutzbarmachung der vom
606 Lüftungsanlagen im Anschlösse an die gebräuchlichen Heizungssysteme.
Temperatarunterschiede der Innen- und Aufsenluft veranlafsten Luft-
bewegung immer in genügendem Mafse bewirkt werden; es sind jedoch
dazu, je nach der Art der Beheizung, jeweils andere Vorkehrungen er-
forderlich, die nur bei eingehender Besprechung der Heizeinrichtungen
selbst Daher erläuterl werden können, weshalb die diesbezüglichen Be-
trachtungen erst später erfolgen können.
Auch zur Sommerzeit kann man die aus dem besagten Temperatur-
unterachiede rieh ergebende natürliche Luftbewegung zur Lüftung nutzbar
verwenden, mufs jedoch darauf bedacht sein, diese natürliche Luftbewe-
gung zeitweise durch besondere Hilfsmittel zu verstärken, da dieselbe
sonst nur durch complicirtere Einrichtungen und häufige Klappenregu-
lirung an warmen Tagen einigermafsen constant erhalten werden kann,
an allen kühleren Tagen aber ungenügend ausfallen würde.
Ein sehr einfaches Hilfsmittel bietet eine kleine Wärmequelle, welche
die Luftbewegimg an irgend einer Stelle der Abzugskanäle in senkrecht
aufsteigendem Sinne zu beschleunigen und in Folge dessen auf die rück-
wärts der Beschleunigungsstelle befindliche Luftmasse saugend zu wirken
vermag. Da dieses — später eingehender zu besprechende — Mittel
jedoch nicht in jeder Ausführung zur Erzeugung einer beabsichtigten
Luftbewegung, sondern nur zur Beschleunigung einer solchen geeignet
ist, und aufserdem auch nicht immer in bequemer Weise zu beschaffen
ist, so kann dasselbe nicht in jedem Falle als empfehlenswerth be-
zeichnet werden.
Hat man Dampf zur Verfügung, so bewirkt ein dünner Dampfstrahl,
den man in bestimmter Lage über der obersten Einmündung der Lüf-
tungskanäle in diese einbläst, nicht nur eine sehr lebhafte, sondern auch
eine ziemlich billige und sehr bequeme Lüftung.
Da man indessen Dampf nur in seltenen Fällen zur Verfügung hat,
so sucht man der in den Abzugskanälen befindlichen Luftsäule häufig
eine lebhaftere Bewegung durch Nutzbarmachung der äufseren atmo-
Bphärischen Luftbewegung mittels der sogen. Luftsauger (Windsauger) zu
ertheilen, für welche bei der Berliner Stadtbehörde bezeichnender Weise
der Namen ..Deflecloren^ (Windablenker) gebräuchlich ist, weil in der
That die Wirkung der zumeist in Gebrauch befindlichen Apparate dieser
Art sich fast nur oder überhaupt nur auf die Ablenkung des Windes
von den Kanälen oder Kaminen beschränkt, die oft sehr geringe saugende
Wirkung des Windes hierbei aber nicht durch die Form der Apparate,
sondern nur durch das Vorbeistreichen des Windes bewirkt wird.
Ob dabei die Deflectorform rund oder eckig ist, ist — wie theoretisch
beweisbar und durch Erfahrung bestätigt — völlig gleichgültig, sobald
die Construction nur so gewählt wird, dafs die sich etwa an der ge-
troffenen Fläche bildenden Windwirbel nicht in den Kanal oder Kamin
hineinschlagen können. Die einfachste dieser Bedingung entsprechende
Deflectorconstruction ist deshalb auch die beste.
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 607
PiR. 1.
Die Stadtbaudeputation Berlins schreibt seit Jahren für die Ueber-
deckung von Luftabführungskanälen über ihren Gebäuden die in Fig. 1
dargestellte Deflector-Construction vor.
Dieselbe besteht aus einfachen , nach
der im Grundrisse Fig. la punktirt an-
gedeuteten Art zusammengepafsten Blech-
platten, die eine Neigung von 15° haben
und in solchen Abständen über einander
angeordnet sind, dafs der Wind bei einer
Abwärtsbewegung von 15° schon auf ein
Hindernifs stöfst, das ihn nach aufwärts
ablenkt, und dabei wird die Ausladung
der dachförmig geneigten Deflectorbleche
nach den in Fig. 1 eingeschriebenen Mafsen
so grofs gewählt, dafs der Wind möglichst
in keiner Richtung mehr eine Innenkante
des Kanals trellen kann.
Die Höhe A, welche für die Abströ-
mung der Kanalluft mafsgebend ist, ergibt
sich, bei Annahme einer Abströmung nach
zwei Richtungen, einfach aus der Be-
zieh uns::
Fig. la.
h(a4- b) = a.b oder h = — j—r,
1 a + b1
wenn a und b die lichten Weiten des
Kanals bezeichnen.
Die Anzahl der Deflectorbleche ei-gibt
sich aus den einzuhaltenden Abständen.
Der Maximalabstand ist in Fig. 1 durch
punktirte Linien graphisch bestimmt.
Alle übrigen Constructionsstücke ergeben sich aus den Figuren.
Wird ein Luftkanal um eine innere wanne Kaminröhre herum an-
gelegt, so kann man ihn natürlich enger halten, weil in diesem Falle
die Kaminwärme schon den Zug bedeutend belebt (die Luftgeschwindig-
keit erhöht). Die Kaminröhre wird in solchem Falle in Blechplatten
über den Deflector des Luftkanals hinausgeführt und womöglich durch
eine einfache Dachkappe in der in Fig. 2 angedeuteten Weise über-
deckt, nach Bedarf auch mit einem ähnlichen Deflector versehen wie
ein Luftkanal.
Die Höhe des um ein Kamin herumgebauten Kanaldeflectors ergibt
sich aus der Beziehung:
a . b
h.2d = a.b oder A = -^-r,
wenn 2d den kleinsten Gesammtabstand von zwei diagonal einander
60£ Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme.
nüberliegenden Kanalkanten von den zunächstliegenden Kanten
<ler blechernen Kaminverlängerung, //. a und b aber die gleiche Bedeu-
tung haben wie in dm Fig. 1 und la. Alle übrigen Stücke sind aus
den Fig. 2 und 2a erkennbar.
Gegen die vorgeführte Deflectorcon-
struction Lafol sich der Einwand erheben,
dafs der in das Innere des Deflectorraumes
eindringende Wind die Saugwirkung ver-
mindere, indem er theilweise selbst das
durch diese geschaffene Vacuum ausfülle,
anstatt diese Ausfüllung vollständig der
Kanalluft zu überlassen; dafür aber tritt
an die Stelle des Verlustes an nutzbarem
Vacuum der active Winddruck von rück-
wärts, der den Verlust theilweise wieder
ausgleicht,
und ausser-
dem sind
auch alle
anderen
bis jetzt be-
kannten
unbeweg-
lichen Luft-
sauger mit
derselben
Unvollkom-
menheit
behaftet,
ohne dafs
ihre Construction von gleicher Einfachheit wie die vorgeführte ist.
Will man die besagte Unvollkommenheit vermeiden, so mufs man
zu dem bekannten drehbaren Luftsauger greifen, dessen Construction in
einer bestimmten Ausführung in Fig. 3 illustrirt und ohne weitere Er-
klärung verständlich ist. Dabei erhält man im Allgemeinen zweck-
mäfsige Verhältnisse, wenn man
d1=0,66d, rf2 = l,15rf, DztVd* + dl*> 1,2 d
i\i\*\ den Krümmungsradius der Düsenform gleich 4</ wählt.
Ale besonders praktisch kann indessen im Allgemeinen ein dreh-
barer Luftsauger an schwer zugängigen Stellen aus naheliegenden
Gründen oichl bezeichnet werden; insbesondere aber nicht in grofeen
Dimensionen.
Die Anlagekosten ftlr Deflectoren oder Luftsauger sind bei gröfseren
gen ziemlich bedeutend, weil sie einer Behr soliden Ausführung be-
Fig. a.
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 609
dürfen und deshalb oft ein bedeutendes Gewicht haben. Man kann
indessen diese Anlagekosten dadurch verringern, dafs man mehrere Ab-
zugskanäle vor ihrer Ueberführung über Dach (im Dachgeschofs oder
darunter) in der in Fig. 4 angedeuteten Weise durch Sammelkanäle
(c) aus Blech (wenn thunlich
natürlich auch in Mauerung
ausgeführt) vereinigt, um für
sie zusammen nur einen De-
flector (F) zu benöthigen,
den man zum eventuellen
Abschlüsse mit einer Drossel-
klappe auszustatten hat.
Wie bereits angedeutet, besteht der Hauptwerth der Deflectoren in
der Ablenkung des Windes zum Zwecke, diesen zu verhindern, die Luft-
bewegung in den Abzugskanälen zu hemmen; die dabei gleichzeitig
auftretende Saugwirkung ist zwar bei starker Windbewegung nicht un-
bedeutend, bei leichtem Winde dagegen ist von einer Saugwirkung
kaum etwas zu bemerken und eine Unterstützung der natürlichen Lüf-
tung ist durch dieselbe nicht mehr zu erwarten.
Will man sich die billige Mitwirkung des Windes dauernd sichern,
so mufs man maschinelle Windmotoren zum Betriebe von Lüftungs-
apparaten (Schraubenventilatoren o.dgl.) anwenden und deren Dimensionen
so grofs wählen, dafs sie schon bei leichtem Windhauche im Stande
sind, die zur normalen Lüftung erforderliche Saugwirkung (in dem vor-
handenen Luftkanale oder auch in einem besonderen Rohre) ganz und
gar zu bewirken, weil man nur dann sicher ist, bei allen Temperatur-
verhältnissen (innen und aufsen) genügende Lüftung ermöglichen zu
können. Aus dieser Erwägung geht klar hervor, dafs sich eine Lüftungs-
anlage mit motorischem Windbetriebe zur Unterstützung der sogen,
natürlichen Lüftung überhaupt nicht eignet und nur etwa als alleinige
Anlage zu wählen ist — wie es denn auch vielfach geschieht.
Die besagten Dimensionen der erforderlichen Windmotoren machen
natürlich die Anordnung besonderer Regulirungsvorrichtungen (wie
Drosselklappen im Saugrohre oder Bremsen oder sonst dergleichen) er-
forderlich, welche bei Eintritt lebhafterer Windbewegung entweder
selbsthätig oder von Hand zu verstellen sind, um zu verhindern, dafs in
diesem Falle in den gelüfteten Räumen eine unerträglich starke Luft-
strömung entstehe. Derartige Einrichtungen verursachen in der Regel
hohe Kosten, die mit dem dadurch erzielten Nutzen in ungünstigem Ver-
hältnisse stehen; deshalb wird es im Allgemeinen vorgezogen, die
Dimensionen im Ganzen kleiner zu wählen, als sie nach obiger Angabe
nothwendig wären, und damit eine Anlage geschaffen, die günstigsten
Falles bei lebhafter Windbewegung die erwünschte Lüftung bewirkt,
bei schwachem Winde dagegen als zwecklose Spielerei functionirt.
Dinstler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 13. 1890)111. 39
610 Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungss5Tsteme.
Pia 5.
In Anbetracht dieses Umstandes erscheint es im Allgemeinen zweck-
mäfsiger, eine weniger billige motorische Betriebskraft zur Benutzung
zu empfehlen, welche bei verhältnifsmäfsig geringeren Anlagekosten eine
gleichmäfsige Leistung ermöglicht.
Handelt es sich nur darum, ein Hilfsmittel zu beschaffen, durch
welches die durch Temperaturunterschied zwischen Innen- und Aufsen-
luft ermöglichte natürliche Lüftung einer sonst zweckmäfsig eingerichteten
Anlage. zeitweise verstärkt wird, oder um die Beschaffung einer vollstän-
digen Lüftung einzelner, nicht allzugrofser Räume, die nur selten auf
kurze Zeit in Benutzung genommen werden, so kommen in der That die
Betriebskosten weniger in Betracht als die Anlagekosten und man kann
dann irgend eine zufällig sich darbietende Betriebskraft zweckmäfsig
verwenden.
Eine solche bietet beispielsweise eine unter Druck stehende Wasser-
leitung, von deren Wasser man einen kleinen Wassevmotor betreiben
lassen kann, dessen Achse mit derjenigen eines Rotationsventilators fest
verbunden ist.
Eine derartige Einrichtung zeigt beispielsweise der in Fig. 5 illustrirte
Apparat, welcher aus einer auf der Ventilatorachse festsitzenden kleinen
Partialturbine a, einem festliegenden
Leitapparat b und zwei Flügelrädern c
und d besteht, deren Flügel — zum
Zwecke der allmählichen Steigerung
des Druckes gegen die zwischen ihnen
durchstreichende Luft — unter verschie-
denen Winkeln gegen ihre mit einander
zwangläufig verbundenen, aber gegen-
seitig verschiebbaren Achsen (/ und e)
gerichtet sind. Beide Achsen ruhen
dabei mit ihren in einander greifenden
Enden in der ihnen als Lager dienen-
den Bohrung des Leitapparates b. —
g und h sind die mit der Zu- bezieh.
Ableitung zu verbindenden Rohrstutzen.
Ein einfacherer, durch Wasserkraft betriebener Lüftungsapparat,
der im vorigen Jahre in der Ausstellung für Unfallverhütung als Neu-
heit ausgestellt war, ist in den Fig. 6 und 6 a illustrirt.
Derselbe besteht aus einem einfachen Ventilatorflügelrade, dessen
Flügel v an dem Radumfange durch eine Rinne mit einander verbunden
sind, die mit radialen Schaufeln (bezieh. Rippen) versehen ist, wasser-
dicht an den beiden Theilen des Apparatgehäuses anliegt und in dieser
Anordnung ohne Weiteres als Wasserrad figurirt.
Wie aus Fig. 6 — welche in der linken Hälfte die besagte Wasser-
radrinne in der Ansicht und in der rechten Hälfte im Schnitte zeigt —
Lüftungsanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme. 611
zu ersehen ist, kann die Zuführung des Wasserleitungswassers, je nach
Einstellung eines Dreiwegehahnes, nach rechts oder nach links erfolgen,
so dafs man in der Lage ist, den Ventilator nach beiden Richtungen
rotiren lassen zu können, um denselben je nach Wunsch saugend oder
drückend auf die Luft des zu ventilirenden Raumes einwirken zu lassen.
Bei den beiden hier vorgeführten Ventilatorapparaten kann durch
Regulirung eines einfachen Absperrhahnes der Wasserzuflufs zu dem
Motor derart geändert werden, dafs die Lüftung innerhalb gewisser
Grenzen nach Belieben verstärkt oder geschwächt werden kann.
Da das von den Motoren ablaufende Wasser noch anderweitig ver-
wendet werden kann, wenn man es zu diesem Zwecke in ein Reservoir
einleitet, so ist — bei genügender Verwendung für dieses Abwasser —
Fig. 6. Fig. 7.
Fig. 6a.
der Betrieb der Ventilatoren als
ein sehr billiger zu bezeichnen
und deshalb unter Umständen
auch für dauernde Benutzung zu
empfehlen. 7a. Fig.
Wo elektrische Stromkraft zur Verfügung steht, bietet diese nicht
nur ein sehr bequemes, sondern in der Regel auch ein billiges Mittel
zum Betriebe eines Ventilators durch einen kleinen Elektromotor.
612 Kleinere Mittheiluiigen.
lu Amerika, woselbst die Kenutzung elektrischen Stromes weit mehr
in Gebrauch ist als in Deutschland, gehören elek.tii.sch betriebene Venti-
latoren schon langst nicht mehr zu den Neuheiten, und ist bereits eine
ganze Anzahl diesbezüglicher Constructionen bekannt, die von Männern
hervorragenden Namens herrühren. Unter diesen befindet sich der
neuerdings in Deutschland als Strafsenbahnelektriker vielgenannte Franl;
Julian Sprague, dessen Coustructiunsaust'ühruugen für Europa die All-
(jt'iut'ine EUktrieitäHgetellichaft in Berlin übernommen hat.
Diesem Elektriker ist vor zwei Jahren der in den Fig. 7 und 7 a
ilhistrirte Ventilationsapparat für Amerika patentirt worden.
Derselbe besteht aus einem kleinen Elektromotor, auf dessen Armatur-
welle direkt die Nabe eines Ventilatorllügelrades v aufgekeilt ist. Diese
Welle ruht, wie aus Fig. 7 ersichtlich, einerseits in einem kugelförmig
abgedrehten Lagerfutter, welches von einem zweiarmigen Lagerbocke m
getragen wird, und andererseits in zwei durch Stellschrauben centrirten
Lagerkörpern o und &, von denen der eine den anderen bügeiförmig
umfafst.
Die beiden Elektromagnete M und Mx des Elektromotors werden
durch die Pole ihrer Kerne getragen, welche einerseits isolirt an den
Armen des Lagerbockes m und andererseits an Armen des einen Gehäuse-
ringes befestigt sind. Die Armatur D ist an zwei Stellen von Isolatoren
umschlossen, an welchen eine gufseiserne Nabe befestigt ist, die ihrer-
seits auf der Apparatwelle festgekeilt ist. Zwischen dieser Nabe und
dem Kugellager der Welle ist der Commutator A auf letzterer montirt.
Die Commutatorbürsten sind aus der Zeichnung weggelassen.
(Fortsetzung folgt.)
Aufbewahrung von Schwefelwasserstoffwasser.
Nach einer Mittheilung von Alfred J. IShilton in The Chemical Neics, 1889
Bd. 60 S. '2.'5ö, empfiehlt es sich, dem Schwefelwasserstoffwasser etwa 2 Proc.
Glycerin zuzufügen, am Zersetzung zu verhindern. Eine solche Lösung hatte
sicli 5 Monate Lang gul gehalten, während ein Schwefelwasserstoffwasser,
welchem kein Glycerin beigemischt war, aber unter denselben Bedingungen
direkt neben der ersten Probe stand, sich nach dieser Zeit so vollständig zer-
Betel hatte, dals es eine Bleilösung nicht mehr fällte. W. M.
Schnelltrocknende Lackfarben.
//. Frank bereitet ans in Alkohol löslichem Copalgummi (aus Mannika-
oderCoori-Gummi ausgesuchten, gestoßenen, -''mahlten und gesiebten Stücken")
«■inen schnell trocknenden Lack, der durch hohen Glanz und grofse Elasticität
ezeichnel ist.
25k gesiebter Copalgummi wird in 401 Alkohol im Wasser- oder Sandbad
\"" •"" '•'■ gelöst, der erhaltene Lack filtrirl and nachdem er 14 Ta^e zur
Klärung gestanden, mit den verschiedenen Farben verrieben. (Oesterreichisch-
angarisches Privilegium vom 28. April 1890, Kl. 220
1890.
Namen- und Sachregister
des
277. Bandes von Dingler's polytechnischem Journal.
* bedeutet: Mit Abbild.
Namenregister.
A.
Adams. Locomotive 116.
Adler. Papier 217.
Aignan, Terpentinöl 120.
Ailsa Sbipbuild Co., Kessel 240.
Alleigh, Holzbearbeitung 326.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft,
Kraftübertragung 190.
Ambler, Wollwaschmaschine * 539.
American Boilermakers Ass., Kessel
227. [425.
American Zynolite Co., Filtrirpapier
Anderson, Woll Waschmaschine * 534.
Andreas. Papier * 219.
Angst, Spiritus 133. [324.
Anthon, Holzbearbeitung * 244. * 245.
Antonie, Zusammendriickbarkeit der
Luft 354.
Arbey, Holzbearbeitung 205.
Argutinsky, Stickstoffbestimmung 422.
Arnold, Kessel * 257.
Arthur, Dampfmaschine * 102.
Asboth v., Spiritus 188.
Atkins. Papier *178.
Aubin, Stickstoffbestimmung 423.
B.
Bange, Geschütz 142.
Bannerth, Holzbearbeitung * 322.
Barbet. Spiritus 94.
Bariquant, Fräsemaschine * 166.
Baron, Element 47.
Barnen, Thon 35.
Barth, Spiritus 141.
Barus, Wärmemessung 46.
Bäte, Lampe 383.
Bauer, Papier 121.
— A., Winkelzähne * 553.
Beach, Holzbearbeitung * 207.
Beaman u. Smith, Fräsemaschine* 169.
Bear, Holzbearbeitung 313.
Beger, Papier* 179.
Bein, Entzündungstemperatur 523.
Berlin-Anhaltische Maschinenbauges.,
Fahrstuhl * 490.
Berthold, Korkschneidemaschine 315.
Beyer, Kessel* 263.
Beythien, Spiritus 137.
— Milchsäure 184.
Bieting, Kork 406.
Birkenbusch, Papier 220.
Birkner, Meteorologie 413.
Bischof, Thon 37.
Bismarck v., Spiritus 188.
Bock, Holzbearbeitung* 201.
— Fahrstuhl 505.
Bodländer, Spiritus 89.
Bodzynski, Fettgehalt der Milch * 5
Böhme, Kalkuntersuchung 383.
Böhnhardt, Säge * 198.
Bokorny, Hefe 185.
Bolt und Co., Papier 215.
Bonardi, Mikroorganismen 185.
Bondzynski, Butterfett 421.
Bonne, Spiritus 88.
Bonneburg, Spiritus 133.
Bonnefond, Steuerung * 55.
614
Namenregister Bd. 277.
on< Kessi 389.
i; i ;. Elektrische Klingel* 451.
Bornträger, Spiritus 135.
Boult, Lampe ■ 4 16.
Bourcart, Spiritus 135.
— Analyse U.7.
— Börrohr 528.
Bourry, Appretur ■ 18.
Boynton, Eisenbahn 17.
Boys. Quarzfaden 45.
Hr.nl l.v. Bok* 241.
Brandner. Kessel " 436.
Brauer, Spiritus 132.
tet, Keilereibeieachtung 75.
Brehmer, Papier 220.
Brdmond. Gas 280.
Breq.net, Dampfmaschine 291.
•mann. Regulator * 13.
Brown-. Bronzirmaschihe * 542.
Breyer, Spiritus 135. [*502.
Briegleb, Hansen und Co., Fahrstuhl
British Admiralty, Kessel 227.
Brodhun. rhutometrie 269.
Brotherhood, Dampfmaschine * 97.
Brown A. G., Regulator* 5.
— J. W. und Sutcliffa, Regulator -'11.
— Dampfmaschine * 840.
Brühl, Desinfection 186.
Brnhns, Regenmesser 411.
Büchner, Bakterien 185.
Bunte, Gas 267.
Uurgemeister, Gasentwickelung * 512.
— Filtrirglocke * 513.
Burneil, Wollwaschmaschine * 540.
Burton, Sehwefelbestiramung 425.
— Erdöl 575.
Büttner, Kessel 391.
c.
Carebourne, Kessel * 261.
lac, Absinth 187.
Carnegie, Phipp and Co., Kessel 226.
Carpentier, Kessel 433.
Carrer. Papier* 217.
Cawley, Kessel "438.
( tih. Spiritus 137.
Chaize. Stromunterbrecher * 356.
( Shaligny, Dampfmaschine * 337.
< lhambers, Thon 33. [75.
Chandon und Cie, Schaumweinkellerei
( ihapin, Papier 214.
( lharbonnaud, Sahnsteuerung * 566.
Chatelier, Wärmemessung 46.
(hat clier le, Locomotive 157.
Chnrch, Woll Waschmaschine 530.
Cincinnati liilling .Marl,. Co., Schleif-
maschine " l LO.
Clark. Schleuse
Cleathero. Druckpresse * 343.
Cleveland bridge Co., Kessel* 386.
Cockerill. .Materialprüfung * 551.
Cohoes Iron Foundiy, Schleifmaschine
Combes, Spiritus 136. [*106.
( lompagnie de l'Ouest, Dampfmaschine
• 173.
Compagnie d'Orleans, Kessel 258.
Cook. Wollwaschmaschine 538.
Cordes, Ausstellung 406.
Cottrell, Dampfmaschine * 445.
Cragg, Hüttenwesen * 482.
Cragin, Papier* L80.
Gripps, Pflanzenöl 524.
Crisnier, Spiritus 133.
Crossley, Regulator * 549.
D.
Dallinger, Fäulnils 185.
Dammüller, Spiritus 135.
Dango u. Dienenthai, Kupfergufs 143.
Darcy, Druckluft 583.
Davis, Regulator 4.
Davis, Blechbiegemaschine * 548.
Day, Holz * 145.
Dayde, Kessel* 387.
Delabar, Linearzeichnen 384.
Delachanal, Spiritus 136.
Delbrück, Spiritus 79. 80.
Demeuze, Wollwaschmaschine ";:"532.
Demoor, Fräsemaschine * 160. [66.
Dennert und Pape, Centrirvorrichtung
Dennewitz, Papier 119.
Deru, Wollwaschmaschine * 534.
Desgoffe, Wage * 52.
Detroit Sulphite Fibre Co., Papier* 223.
Dickmann, Spiritus 133.
Diebel, Schärfmascliine * 346.
Diederichs, Stromunterbrecher * 357.
Digby, Thon 34.
Ditchfield, Holzbearbeitung 321.
Divis v., Specifisches Gewicht * 522.
Dominicus, Gattersäge * 148.
Dosterhill, Holzbearbeitung 327.
I )i it y, Blechbiegemaschine * 545.
Douane, Jobin u. Cie., Dampfmaschine
Drager, Maische 78. [* 339.
Drake, Umschalter * 74.
Drown, Appretur* 17.* 21.
Dubief, Desinfection 186.
Dulac, Kessel * -1 Kl.
Dummer, Druckpresse * 345.
Dumont, Signalleitung * 265.
Dunbar, Holz * 21»;.
Dupuis, Kessel * 435.
Durand, Wage * 52.
Durenne, Kessel* 435.
Durin, Spiritus 87.
Dürr, Kessel *434.
Dyes, Handsäge * 154.
Namenregister Bd. 277.
615
E.
Eckenbrecher, Spiritus 78.
Eggers, Kessel * 239.
Eichhorn, Specifisches Gewicht * 522.
Eilers, Papier * 181.
Ellgass, Kork 408.
Ellis, Bestimmung von Kupfer 571.
Elmore, Hüttenwesen 481.
Eltringham, Blechbiegepresse * 548.
Engler, Erdöltrübung 570.
Erfurth, Fahrstuhl * 507.
Erling, Ausstellung 595.
Errera, Spiritus 186.
Eydam, Samariterbuch 96.
F.
Farcot, Dampfmaschine * 339.
Farkacz, Kessel * 434.
Farnley, Kessel 239.
Fay, Hobelmessersehleifmaschine * 108.
Fennel, Centrirvorrichtung 66.
Fernbac, Spiritus 183.
Ferranti de, Leitung * 452.
Fetu-Defize, Fräsemaschine * 162.
Feuerlein, Farbholz 572.
Fielding, Blechbiegepresse * 548.
Fischer, Spiritus 136.
Fischinger, Druckluft 584.
Fleck, Holzhobelmaschine 199.
Fleming, Papier * 212.
— Lampe 382.
Flood und Buchanan, Papier 215.
Fodor de, Elektrische Motoren und
Lichtanlagen 48.
Formanek, Spiritus 134.
Förster, Stickstoffbestimmung 423.
Forstmann, Holzbearbeitung 211.
Fox, Spiritus 137.
Francois, Druckluft 588.
Frank, Papier 121.
— Lackfarben 612.
Frankland, Spiritus 137.
— Gasllamme 281.
Freytag, Dampfmaschine * 289.
Freissler, Fahrstuhl * 508.
Frick, Physikalische Technik 576.
Frikart, Dampfmaschine 339.
Frühinsholz, Holzbearbeitung 256.
Furtwängler, Holz 313.
G.
Gabriel, Holzbearbeitung 331.
Gamper, Kessel * 434.
Gantter, Gerbstoffbestimmung 361.
Garfield, Dampfmaschine * 102.
Gasch, Ferrocvan 270.
Gehr, Kessel * 439.
Gerosa, Mikroorganismen 185.
Geyer, Spiritus 134.
Gillet, Thon 34.
Gillhausen, Spiritus 136.
Glafey, Appretur * 21.
Göhring, Holzbearbeitung 203.
Goldenberg, Analyse 418.
Golzern, Papier * 180. * 222.
Gontard, Spiritus 133.
Gorham, Umschalter * 74.
Götz v., Weichensperrschlofs 69.
Grahl und Hoehl, Papier* 216.
Grahmann , Korkenschneidmaschine
Grahwinkel, Jahrbuch 480. [315.
Grath Mc, Schleifmaschine * 105.
Greiner, Barometer 409.
Grimbert, Spiritus 134.
Gröger, Säurebestimmung 380.
Gronow, Spiritus 83.
Gschwindt, Säge* 197.
Guatari, Holzbearbeitung 326. -
Gueneau, Druckmaschine * 443.
Gunning, Spiritus 135.
Günther, Filterauswaschen * 520.
Gusinde, Druckluft 510.
H.
Haase, Lüftung * 597. [*447.
Hall, Rüssel und Co., Dampfmaschine
Halmsteiner, Laubsäge * 153.
Halsey, elektrische Bohrmaschine* 73.
Haniel und Lueg, Fahrstuhl 489.
Hanrez, Kessel * 392.
Hansen, Schärfmaschine * 348.
Harpst, Shong, Taylor und Robinson,
Dampfmaschine * 100.
Harris, Dictionary 432.
Harvey, Analyse 419.
Häser, Holzbearbeitung * 202.
Haubold, Papier 222.
Hauck, Batterie 192.
Hawke und Ford, Papier * 222.
Hax, Säge* 193.
Hazard, Papier 216.
Hecht, Thon 35.
Heckmann, Walzwerk 32.
Heel, Holzbearbeitung 316. 407.
Heepe, Holzbearbeitung 325.
Hees und Wilberg, Regulator * 7.
Heiman, Bogenlampe 240.
Heine, Spiritus 78.
Heinrich, Holzbearbeitung 202.
Heinzelmann, Spiritus 86. 88.
Heinzmann, Gattersäge * 147.
Hentze, Spiritus 132.
Herzberg, Papier 336. 478.
Herzfeld, Spiritus 134. 135. 137.
Hermite, Papier 120.
Hesse, Spiritus 80. 131. 188.
616
Namenregister Bd. 277.
11. --.• and Paüeich, Säge* 196.
Hej meier, Holzbearbeitung *202.
. 1.
Hildebrand, Centrirvorrichtung 64
Hillenbrand, Fahrstuhl * 506. [* 546.
Hillee and Jones, lüechbiegemasehine
Hirschberger, Spiritus 136.
Hirzel, Mineralöl *4H2.
Höber, Holzbearbeitung * 203.
Hoch, Schloftconetructionen 384.
jon, Wollwaschraaschine * 534.
Hoeborn, Papier 2 L5.
HoldefleÜfl. Spiritus 78.
Homeyer. Spiritus 80.
HönneknöveJ, Holzbearbeitung * 329.
Hoogoliet, Chloride 419.
Hookham, Elektricitätszahler * 517.
Hoppe, Meteorologie 413.
— Sevler, Spiritus 141.
Hi .in.' Kessel *434.
Hose. Kessel * 440.
Huw ard. Sägeschärfmaschine * 346.
aer, Holzbearbeitung * 329.
Hülse, Fräsemaschine * 170.
Hummel, Wolhvaschmaschine 540.
Husberg. Fettgehalt * 573. [480.
Hussak und Woitsehach. Mineralogie
I.
1hl. Holzsubstanz 417.
Imschenetzky. Element * 182.
Intze. Mineralöl * 464.
[rrnisch, Spiritus 83.
Itallie van. Analyse 419.
J.
Jagenberg, Papier 121.
Jamieson, Dampfmaschine * 447.
Janäcek, Holzbearbeitung * 322.
Janasch, Schwefelanalyse * 523.
Jaunez, (Jas * 21 1.
Jessen, Saccharin 187.
Jesser, Spiritus 137.
Jirku. Sä-e*146.*149.
Joachim, Papier 176. [wesen 484.
Johnson, Field und Beeman , Hütten-
Johnstone, Zinn 528.
— Silbernachweis 574.
Jordan, < lentrirvorrichtung* 65.
Jungfleisch., Spiritus 134.
K.
Kaililir. Porzellanschale 522.
Turbinenformerei * 57.
Papier 216.
Kamp. Kessel * 439.
K Dampfmaschine * 893.
Kaselowsky, Kessel 233.
Kellner, Spiritus 140.
Kiesewalter, Thon 35.
Kiel'sling, Kreissäge * 151.
Kingsley, Kessel 264.
Kinsky, Dämpfanlage 189.
Kirchgraber, Holzbearbeitung * 330.
Bürchner, Sage* 348.
Kitson Machine Co., Wollwasch-
maschine * 530.
Kjeldahl-Wilfarth, Analyse 422.
Klein. Regulator *1.
Kleinstück, Filtriren * 521.
Klose, Locomotive 118.
Knap, Kessel 387.
Knapp. Kessel *257.
Knaudt, Kessel* 229.
Knöf ler, Extractionsapparat * 519.
— Porzellanschale * 522.
Kn udsen, Kessel * 433.
Kollbeck, Metallurgie 384.
König und Bauer, Druckmaschine* 443.
Königl.Hüttenamt Gleiwitz, Kessel*390.
Korschilgen, Papier * 123.
Krafft, Mineralöl 467.
Kraft, Schutzvorrichtungen 96.
— Verbundmaschine 527.
Krause, Papier 220.
Krebs, Jahrbuch 480.
Kreeb, Säge 193.
Krey, Mineralöl * 426.
Krieg, Elektrische Motoren 288.
Kronberg, Zucker 144.
Kruis, Spiritus 80.
Krupp, Geschütz 142.
Krutsch, Holzbearbeitung 326.
Kuhn, Kessel* 234.
Kühnle, Fahrstuhl * 506.
Kumme, Hüttenwesen 484.
Küpper, Holzbearbeitung * 200.
L.
Lagosse, Kessel * 387.
Lake, Dampfmaschine 100.
Landis, Säge* 195.
Lange, Analyse 417.
— Ausstellung 594.
Langer, Holzbearbeitung 256.
Langhans, Lampe 240.
Lasch, Papier 219.
Lasche. Hefe 186.
I.aurent-Cely, Speicherbatterie * 72.
Lebedeff, Hüttenwesen * 486.
Ledig, Gasreinigung 271.
Leffeldt und Lentsch, Regulator * 15.
Lehmann, Turbine 57.
— Saccharin 187.
— Physikaliselie Technik 576.
Leinbrock, Holzbearbeitung * 322.
Namenregister Bd. 277.
ei;
Lenz, Kessel * 441.
Leupolt, Winkelradhobelmaschine * 50.
Lichtinger, Zinnkrug 129.
Liebermann, Hefe 185.
Lindet, Spiritus 135. 185.
Lindner, Spiritus 81.
— Milchsäure 184.
Linke, ßierglas 125.
Lintner, Spiritus 138.
Lippmann, Spiritus 137.
— Zucker 432.
Liston, Korkenschneidmaschine 315.
Lorenz, Holz * 145.
— Analyse 418.
Lorimer, Papier 217.
Love, Beleuchtung 43.
Löwenthal, Gerbstoff bestimmung 361.
Lummer, Photometrie 269.
Lundgreen, Holzbearbeitung 321.
Lunge. Gasvolumeter * 474.
Lürssen, Korkfabrikation 406.
Luther, Element* 183.
— Fahrstuhl 503.
Lycet, Thon 34.
M.
Macfarlane-Gray, Steuerruder * 358.
Mac Kinley Bill 453.
Maillet, Dampfmaschine * 54.
Malam, Kessel * 258.
Maldant, Manometer * 113.
Mankiewicz, Spiritus 80.
Mann, Chlorbestimmung 417.
Mannesmann, Walzwerk * 22.
Maquenne, Spiritus.
Märcker, Brennerei 187.
— Spiritus 78.
Marshall, Papier * 176.
Martin. Manometer 114.
— Hüttenwesen * 485.
— Fahrstuhl * 496.
Mathewson, Sandstrahl * 172.
Maxim, Leuchtgas 275.
Mayer, Kessel* 442.
Meinert, Papier 213.
Meissner, Centrirvorrichtung 64.
Merklin und Lösekann, Platinmohr 383.
Merz, Gaskochherd * 286.
Methven, Photometrie 276.
Meunier, Absinth 187.
Michler, Spiritus 94.
Midgley, Kessel* 238.
Mills, Kessel 260.
Minchin, Elektricität 450.
Minor, Cadmiumbestimmung 377.
Müller. Dampfmaschine * 97.
Mollins, Abwasser 574.
Montupet, Kessel * 385.
.Morgen, Spiritus 188.
Mori, Spiritus 140.
Morlock v., Staatseisenbahn 576.
Mosley, Thon 33.
Müller, Spiritus 131.
— D. F. G., Holzbearbeitung* 329.
— Reineke, Centrirvorrichtung 64.
— Bürette* 477.
Munier, Telegraph * 292.
Math, Pergamentpapier 360.
N.
Naeher, Kessel * 442.
Nagaoka, Spiritus 140.
Nagel, Centrirvorrichtung 64.
Nichols, Druckpresse * 343.
Nielsen, Ausstellung 594.
Niles, Blechbiegemaschine * 547.
Nippold, Pendel 190.
Norris, Phosphorbestimmung 571.
Norton, Papier* 174.
0.
Oerlikon, Regulator ::' 4.
— Zahnrad bearbeitung * 49.
Oncken, Holz * 242. * 251.
Ost, Technische Chemie 384.
Ostbahn, französische, Signal 287.
Ottstadt, Holzbearbeitung * 313.
P.
Page, Spiritus 131.
Parcus, Spiritus 137.
— Milchsäure 184.
Pardey, Spiritus 133.
Parson's Paper Co., Papier * 223.
Passburg, Spiritus 133.
Pässler, Gerbstoffbestimmung 361.
Pataky, Regulator * 12.
Paucker, Kessel * 234.
Pedrick und Ayer, Fräsemaschine* 167.
Pelbisz, Weinsäure 418.
Pelzer, Fahrstuhl 490.
Perkins, Baumwollsamenöl 421.
Perry, Wollwaschmaschine 538.
Pettenkofer, Beleuchtung 123.
Petterson, Kohlensäure * 475. [379.
— und Smitt, Kohlenstoff bestimmung
Petrie, Wollwaschmaschine * 530.
Petzholdt, Spiritus 139.
Petzold, Gatter 149. [141.
Phvsikalischer Verein, Jahresbericht
Pickles, Papier 214.
Piette, Holzbearbeitung 316.
Pille, Kessel* 387.
Pintsch, Mineralöl 470.
Plessy, Spiritus 133.
Pohl, Spiritus 138.
— Holzbearbeitung 331.
618
Namenregister IM. '-i'i'i
Pohl. Gessner and ('<»., Thon 37.
Pohlmeyer, Kessel ';
Poloneeau, Kessel 258.
Polster, Kessel »238.
Poppe, Ausstellung -b>">.
Portovin. Kellereibeleuchtung 75.
r, Hol» »244.
i rdien, Kessel
1. Xahnradbearbeitung * 52.
lorfmaschine * 3-49.
Kessel* 433.
Pressanl. K. -ssel * 387.
Pietot Frasemaschine * 163.
Preuss, Spiritus 134.
er, Gerbstoffbestimmung 361.
Prull, Druckluft 514.
Pundt. Kork 406.
Q.
Quenot, Stickstoffbestimmung 423.
E.
Radinger, Kessel 234.
— Druckluft 511. 580.
Ramlhagen, Centrirvorrichtung * 65.
Rank, Papier 220.
Ransom, Holzbearbeitung 313.
Rasmussens, Säge * 348.
Rath. Spiritus 94.
Raumer v., Spiritus 187.
Reed, Holz0 253.
Reifer, Turbine 48.
Reisert, Regulator * 8.
Reitmayr, Analyse 424.
Papier 215.
Reuleaux, Schrügwalzwerk * 22.
Rickmers, Ausstellung 594.
Riebeck. .Miii.Talor::-426.*460.
Riedinger, Kraftübertragung 190.
Riedler, Druckluft 509.
Riley, Thon II.
Rittmeyer, Meteorologie 414.
Roberts, Spiritus 133.
Robeson, Wollwaschmaschine * 533.
Robinson, Meteorologie 413. [*437.
Rochester Mach. Tool Works, Kessel
-. Papier * 211.
Roll. Eisenbahnwesen 576.
Rolland, LocomotiTe * 155.
Roos, Weinanalyse 573.
— Cussmi unil (iirand, Gerbstoff 575.
Rosenthal, Mineralöl 473.
Rossbach, Fahrslulil "505.
Rottermund, Metallhttttenwesen *481.
Rufi, Butterfett 421.
Dampfmaschine * 447.
Rutzky, Appretur ' I i.
Ryle, Appretur * 19.
s.
Sainte, Marche u. Co., Zahnräder* 224.
Salomon, Locomotive 116.
Samuel, Telegraph 292.
Sargent, Wollwaschmaschine * 536.
Sautter, Lemonnier und Cie., Dampf-
maschine * 289.
Savelief, Aktinometrie 382.
Saxby, Signal 287.
Sayles, Appretur * 17. * 21.
Schach, Spiritus 133.
Schafer, Kessel 260.
Schaffer und Budenberg, Regulator *1.
Scharowsky, Sänlen und Träger 192.
— Widerstandsmomente 480.
Scheiding, Stickstoff * 477.
Schiff, Kaliapparat * 519.
Schilling, Schienenprofilmesser * 351.
Schmidt M., Centrirvorrichtung 64.
— Kranz und Co., Fahrstuhl * 505.
Schmitz u. Co., Holzbearbeitung * 202.
— Dumont, Regulator 3.
Schmohl, Holzbearbeitung * 330.
Schneckenburger, Gas 286.
Schneider, Druckluft 516.
Schoenner, Dampfmaschine * 101.
Scholl, Milchsäure 184.
Schöpf leuthner, Seeleuchte * 297.
Schoppe, Spiritus 132.
Schreiber, Barometer 409.
Schreiner. Farbholz 572.
Schrey, Locomotive 117.
Schröder v., Gerbstoffbestimmung 361.
Schrohe. Spiritus 88.
— Hefe 186.
Schlickert und Co., Scheinwerfer 353.
— Steuerruder * 358.
Schultze, Bierglas 125.
Schulze-Tiemann, Stickstoff * 477.
Schulz-Knaudt, Kessel * 227.
Sehwackhöfer, Kessel 236.
Schweitz. Filtrirpapier 425.
Seegner, Kessel 392.
Seger, Thon 42.
Seligsohn, Holzbearbeitung 326.
Serpollet, Kessel * 437.
Shaw, Holzbearbeitung 321.
Shilton, Schwefelwasserstoff 612.
Siemens, Ofen * 577.
Slaby, Druckluft 584.
Slack, Schleifmaschine * 107.
Smeeth, Analyse 425.
Smith E. I... i'apier*177.
— R., Papier 213.
— Hüttenwesen 485.
— (David), Wollwaschmaschine * 538.
— und Coventry, Fräsemaschine *161.
Socicte Alsacienne, Dampfmaschine
Solvay. Gas "272. f* 338.
Namenregister Bd. 277.
619
Sommer und Runge, Profilmesser*351.
Southdew, Firnifs 336.
Sperber, Kessel * 433.
Sperling, Kessel * 434.
Spitzer, Spiritus 79.
Sprague, Lüftung * 612.
Springfield Glue and Emery Wheel Co.,
Schleifmaschine 110.
Stambke, Kessel 230.
Stammer, Zuckermuster 144.
Stauffer-Henkel, Fahrstuhl 502.
— Megy, Fahrstuhl 502.
Steinmüller, Kessel 391.
Sterling, Schleifmaschine * 106.
— Diamond-Schleifmaschine * 109.
Stieberitz und Müller, Fahrstuhl 504.
Stokes, Milch* 574.
Stoltz, Holzbearbeitung * 199.
Streeter, Papier* 181. [hing 413.
Studnizka, Meteorologische Ausstel-
Sugg, Gasbrenner 278.
Sulzberger, Kess«! * 227.
Sun Match Co., Holzbearbeitung* 323.
Swarts, Flasche « 512.
Szilagyi, Spiritus 18S.
T.
Tahon, Kessel * 392.
Tangye, Kessel* 387.
Tauret, Spiritus 136.
Tasker, Schleifmaschine 108.
Taylor, Kessel* 436.
Thomson-Houston, Umschalter * 354.
Thörner, Gas * 332.
Thursheld-Schreiber, Kessel * 435.
Tidv. Mineralöl 473.
Tilghman. Sandstrahl * 172.
Tiller, Spiritus 88.
Tollens, Spiritus 137.
— Milchsäure 184.
Toth, Analyse 418.
Tratnik, Dämpfanlage 189.
Traube, Spiritus 89.
Trotter, Thermometer * 112.
Turner, Kessel * 434.
Tyndall, Gastlamme 281.
r
Undeutsch, Fahrstuhl 488.
United States Marine, Kessel 227.
Navy, Kessel 226.
Urbanitzky, Licht 192.
V.
Valon, Gasreinigung* 283.
Varilla, Aermelkanalweg 46.
Veith, Erdöltrübung 567.
Verband der Kesselüberwachungs-
vereine , Dampfkesselconstructionen
Veritas, Kessel 227. [384.
Villain, Appretur * 19.
Villari, Lichtbogen 240.
Vincent, Spiritus 136.
Vitali, Silberbestimmung 379.
Vogt, Thon 41.
Votiert, Mineralöl * 426.
Vonhof, Kessel * 436.
W.
Wagner und Co., Kessel 262.
Wailand, Spiritus 133.
Waller-Manville, Elektrische Bahn 414.
Walsh, Hüttenwesen * 487.
Watkins und Dickson, Kessel * 439.
Webb, Kessel 239.
Wedding, Walzwerk * 31.
— Eisenerz 142.
Weidknecht, Dampfmaschine * 340.
Weidmann, Glättmaschine * 103.
Weiser, Holzbearbeitung 201.
Weil's, Schutzvorrichtung * 150.
Weitz, Holzbearbeitung 318.
Wenzel, Adrefsbuch 48.
Wertheim, Laubsäge * 152.
West, Prüfungsmaschine * 176.
Westphal, Regulator * 9.
Wever, Dämpfapparat * 508.
Wharfedale, Druckpresse * 343.
White, Wollwaschmaschine * 537.
Wibel und Barth, Säge * 193.
Wiborgh, Gas * 334.
Wieting, Holzbearbeitung 316.
Wiggert, Thon 39.
Wijsman, Spiritus 140.
Wild-Fuefs, Meteorologie 413.
Wildt, Thüröffner * 527.
Wilhelmshütte, Trockenofen * 565.
Williams, Pflanzenöl 524.
Wilson, Terpentinöl 420.
Windisch, Spiritus 186.
Wolfson-Bernstein, Kessel * 436.
Wortmann, Spiritus 155.
Wurster und Seiler, Säge * 147.
Wüste, Säge* 194.
Zacharias, Glühlampe 96. [cyans 381.
Zaloziecki, Bestimmung des Ferro-
Zander, Holzbearbeitung 325.
Zeman, Korkholz 46.
Zobel, Kessel * 261.
Zsigmondy, Thon 43.
Zülow, Post und Telegraphie 480.
620 Sachregister Bd. 277.
Sachregister.
A.
Abdämmen. — <lcr Gewebe b. Appretur* 16.
Abkühlung. Sei, ncll«- — der Hefe 88.
Ablotheu. S. Centrirvorrichtung * 64.
Absinth. S. Spiritus 187.
Absteckpfahl. — mit l.nth*68.
Abwasser. Wirkung des Thones auf — 571.
Adansoniapapier. — 478.
Adrefsbuch. Wenzels — der Chemisclien Industrie 48.
Aktinouietrie. Savelief's aktinnmetrische Beobachtungen 382.
Alkohol. — zum Abdämmen s. Appretur * 17. Titriren von — mittels Chrom-
Aunuouiak. Verwerthung von — und Gaswasser 267. [säure 417.
A in in o ii i ii . S. Papier 119.
Analyse. S. Thon 35. Bierglas 125. Spiritus 133. 188. Bestimmung der
Ferrocyanverbinduugen 270. S. Leuchtgas * 332. Aschengehalt von Papier-
rohstoffen 336. Erkennung von Pergamentpapier und dessen Imitationen
— Prüfung der Gantter'schen Gerbstoffbestimmungsmethode 361. [360.
— — eines Eifelkalkes 383. Nachweis von Zinn in Mineralien 528.
— Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen 377. 416.* 518.* 571.
Apparate. — für Spirituslabrikation 130. [S. Untersuchung.
Appretur. Heber das Sengen (Abilammen) der Gewebe und Garne* 16.
Allgemeines 16. Plattensengmaschine von Sayles und Drown*16. Ab-
ilanimvorrichtung mit Alkoholtlamme und Docht von Rutzky*17. Desgl.
mit dampfförmigem Alkohol von Bourry * 18. Sengmaschine mit Leucht-
gas von Ryle * 19. Garnsengmaschine mit Arretirung bei Fadenbruch
von Villain * 19. Sengmaschine mit Wassergasilamme von Sayles und
— S. Dämpfapparat für Wirkwaaren * 508. [Drown*21.
Asbest. Zusatz von — zum Thone 34. — Kork-Kunstholz 46.
Aschengehalt. — verschiedener Papierrohstoffe 336.
Ausfuhr. Die — nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika und 'die
MaeKinley Bill 453.
Anstellung. Dampfmaschinen der Pariser — *289.*337.
— Von der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie — in Bremen 1890 401.
Allgemeines und Bauliches 401. Die Korkfabrikation 406. Die Handels— 588.
— Die Wiener — des königl. sächsischen meteorologischen Institutes zu
Chemnitz 40!». Die Ausrüstung der meteorologischen Stationen: Das
(Juecksilberbarometer 409. Das Aneroidbarometer 410. Psychrometer 410.
Minimumthermometer 411. Regenmesser 411. Windfahne mit elektrischer
Uebertragung-411. Die Veröffentlichungen des Institutes 412. Graphische
Maistellungen 413.
- Von der Deutschen Allgemeinen — für Unfallverhütung in Berlin 1889*488.
Die Fahrstuhle: Versuche mit Fangvorrichtungen von Undeutsch 488, Auf-
züge der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Actiengesellschaft, Personen-
und Waarenaufzug*490, Aufzüge von Martin *496, Aufzüge von Briegleb,
1 lausen und Co. für Personen und Lasten * 502. Sicherheitswinde von
Stauffer-Megy und -Henkel * 503. Fahrstuhl von Luther, Stieberitz und
Müller*504. Fangvorrichtung nach Rossbach von Schmidt, Kranz und
Co.* 505. Sperrwerk mit Gewichten nach Hillenbrand's System von
Ktihnle*606. Fangvorrichtung mit Hemmvorrichtung von Erfurth*507.
Aufzug von Kreissler ;;' 508.
B.
Bahn. Waller-Manvüle'fl Anordnung der Leiter für elektrische — en 414
Bandsiicre. s. Bolzbearbeitung.
Barometer. S. Ausstellung 409.
Sachregister Bd. 277. 621
Baumwollsameuöl. Prüfung dos Schmalzes auf — 421.
Bauornament. S. Thon 34.
Bauwesen. Asbest-Kork-Kunstholz 46. Steinerner Brückenbogen 143.
Beleuchtung. Oeffentliche — in New York 43. Kostenvoranschläge für
elektrische — von Fodor 48. Gas- und elektrische — vom gesundheit-
lichen Standpunkte aus 123. Heiman's Bogenlampe mit Kohlescheiben
240. Glühlampe von Langhans 240. S. Seeleuchte * 297. Scheinwerfer
mit Glasparabolspiegel von Schlickert und Co. 352. Thomson-Houston's
Umschalter für elektrische Lichtcentralstationen*354. Boult's dreidrähtige
( Uühlainpenauf hängung * 416. S. Leuchtgas.
Bergbau. Maschine zum Auskehlen von Grubenhölzern * 322.
Bergwerk. Feuerlose Locomotive für — e * 155.
Besen. S. Holzbearbeitung 321.
Biegemaschine. S. Blech — * 543.
Bier. Zur Frage nach dem Eintlusse der — gläser auf den Geschmack des
— es ; von Prof. Linke 125.
Bierglas. EinÜufs des — es auf den Geschmack des Bieres 125.
Blechbiegemaschinen. Neuere — * 543.
Doty's — mit zwei Klemmwalzen * 545. Hilles und Jones' Blechbiege-
maschine zur Herstellung geschlossener Kesselringe * 546. Niles' Blech-
biegewalzwerk für schwere Schiffsbleche * 547. Eltringham's Blechbiege-
presse mit Druckwasser * 548. Davis' Ränderbiegemaschinen für Kessel-
böden * 548. [wart von — 574.
Blei. Prüfung des Wassers auf — 419. Erkennung des Silbers in Gegen-
Bleichen. — nach Hermite s. Papier 120.
Bleivergiftung. S. Bierglas 125.
Blut. Bakterientödtende Wirkung des —es 185.
Bogenlampe. Heiman's — mit Kohlescheiben 240.
Bogenzuführung. — an Druckpressen * 343.
Bohrmaschine. Halsey's elektrische — * 73.
Bremer Ausstellung. 401. 588.
Brennofen. — für Kalk u. dgl. * 577.
Brouzirmaschine. — von W. Brewer * 542.
Brücke. Steinerner — nbogen 143.
Bürste. S. Holzbearbeitung 321.
Butterfett. — 421.
C.
fad in in in. Bestimmung des — s 377.
Carburirung. — der Luft " 274.
Caustisirung. — von Ammoniakwässern * 272.
Cellulose. Bestimmung der — 417.
— Colloidale — 575.
Centrirrorrichtung. Ueber neuere — en * 64.
Optisches Loth von Dr. Jordan bezieh. Randhagen "::" 64. — , welche mit
dem Instrumente selbst verbunden ist, von Fennel, Dennert und Pape 66.
— mit optischem Lothe von Fennel 68.
Chemie. Lehrbuch der techn. — von Ost bezieh. Kollbeck 384.
Chilisalpeter. Stickstoffbestimmung bei — 423.
Chlorgas. Trockenes — s. Metallhüttenwesen * 482.
Chloride. Nachweis der — 419. Bestimmung der — in Wein 573.
Chlorirnngsapparat. S. Metallhüttenwesen * 481.
Chromat. Zur Prüfung des Wassers auf Blei 419.
Chromsäure. Titration des Alkohols mittels — 135. 417.
Citratmethode. — zur Phosphorsäurebestimmung 424.
Colloidale Cellulose. 575.
Colonialwaare. S. Ausstellung in Bremen 588.
Compensation. — sthermometer von Trotter * 112.
Cyankalium. — zur Bestimmung von Kupfer 571.
522 hregister Bd. 277.
D.
Dämpf anläge. — für Rothbuchenholz 189.
Dämpfapparat. — in r schlauchförmige Wirkwaaren * 508.
Dampfkessel. Neuerungen an — * 226. * 257. * 385. * 433.
Kesselmaterial und Anforderungen an dasselbe 226. Grofse Haltbarkeit
von Feuerrohren * 227. Gewellte Röhren und ihre Verwendung für
Looomotivkessel * 229. Versuche mit einem Wellrohr— nach Kuhn's
System* 234. Eingesetzte Wellenstücke von Midgley*238. Ringstücke
von Polster* 238. Flammrohre aus gewellten Halbrohren von Eggers *239.
Gewellte Bleche fni Feuerboxen von Webb 239. Farnley-Kessel 239.
Die Grofswasserkessel : Amold's Kessel mit ausgebauchten Stöfsen * 257.
Knapp's Teubrink-Kessel mit elliptischem Rohre *257. Verwendung der
Tenbrink-Rohre an Locomotiven von Polonceau 258. Malam's Kessel mit
Wassersäcken im Feuerraum und umgeführter Feuerung * 258. Desselben
Verwendung von Wellrohr für Feuerboxen * 259. Vorkessel von Pre-
gardien * 259. Desgleichen von Mills 260. Schäfer's Doppelbleche 260.
Doppelwände bei Hochdruckkesseln nach Carebourne 260. Zobel's an
einander gelegte Kessel* 261. Getrennte Unter- und Oberkessel von
Wagner und Co. 262. — mit Koksfeuerung * 263. Heizung mit Koks-
ofengasen auf Zeche Bonifacius 264. Wasserrohrkessel von Kingsley 264.
Röhrenkessel mit gewellten Verbindungsstücken von Montupet * 385.
Dixonkessel von der Cleveland Co.* 386. Pressard's Röhrenkessel mit
Kehren von verschiedenem Durchmesser * 386. Tangye's Röhrenkessel mit
doppelwandiger Verbindungsstelle am Oberkessel * 387. Root'scher Kessel
von Knap 307. Wasserröhrenkessel mit durchgeführten Heizrohren von
Dayde & Pille und Lagosse*387. Bordone's Kessel mit oberhalb der
Verbrennungskammer liegendem Roste " 389. Umhüllung des Dampf-
sammlers mit einem Röhrenbündel vom Königl. Hüttenamt in Gleiwitz
* 390. Vorrichtung zur Beschleunigung des Wasserumlaufes von A. Büttner
and Co. 391. Desgl. von Steinmüller 391. Seegner's Regulirventil für den
Wasserumlauf 392. Hanrez' Wasserröhrenkessel in seiner Verwendung
för Hüttenwerke * 392. Röhrenverschlufs von Preis * 433. Verbindung
an Gliederkesseln von Sperber * 433. Carpentier's Rohrbefestigung 433.
Knudsen's Rohrverbindung für Doppelrohre * 433. Sperling's Rohrver-
bindung* 434. Zwischenwände von Dürr* 434. Verbindung der Rohr-
kopfe von Gampert und Farkacz * 434. Muldenförmiger Einsatz für Rohre
*434. Kleinkessel: Turners Kessel von der Plymouther Ausstellung* 434.
Stehender Kessel mit Wassersäcken von Thursfield und Schreiber * 435.
Durenne's Röhrenkessel * 435. Dupuis' Kessel mit Knieröhren * 435.
Taylor's Kessel mit centralem Vergasungsraume*436. Vonhofs Kessel mit
Field'schen und gebogenen Abzugsröhren * 436. Brandner's Kessel aus
stehenden und Knieröhren * 436. Schlangenrohrkessel von Wolfson und
Bernstein * 436. Acmekessel der Rochester Machine Tool Works * 437.
Abänderungen an Serpollet-Kesseln*437. Verschiedene Systeme: Cawley's
Kessel mit Einschnürung und doppelter Röhrenreihe * 438. Compound —
nach Kamp* 439. Kessel mit zwei Rohrsystemen von Watkins and
Dickson*439. Hose's Röhrenkessel mit Grofswasser-Vorkesseln * 440.
Dulac's Ausstellungskessel mit Fieldröhren, welche als Schlammfänger
dienen sollen* 441. Lenz' Kesselform für Locomobilen und Locomotiven
* 111. Mayer' s ausziehbarer Röhrenkessel * 442.
Constructionen 384. [und Co. in Anzin * 54.
Dampfmaschine. — mit vier Flachschiebern (System Corliss) von C. Mailliet
— Schnellgehende Uotoren mit Dampf betrieb * 97.
Sternmaschine mit zum Auslafskanal dienender Kurbelstange von Brother-
hood 97 Steuerung mittels Arbeitskolben von K. und Th. Möller * 97.
— von Harnst, Shong, Taylor und Robinson mit möglichst wenig be-
weglichen Theilen 100. imsteuerung durch schräge Gleitstücke, welche
in Kolbeneinschnitte greifen, von 8choenner*101. .Maschine mit um-
Bchlossenem Kurbeltriebwerke von Arthur und Garfield " 102.
Sachregister Bd. 277. 623
Dampfmaschine. Vorrichtung zum Umsteuern der — * 173.
n der Pariser Weltausstellung 1889 * 289.* 337.
Schnelllaul'ende mit Dynamo verkuppelte — von Sautter, Lemonnier und
Co. * 289. Desgl. von Brequet 291. Chaligny's kleinere und Verbund-
condensations — * 337. Woolf'sche Maschine der Societe Alsacienne * 338.
Stehende Woolf sehe Maschine von Douane, Jobin und Co.* 339. Stehende
einfachwirkende Woolf sehe Maschine von Weidknecht * 340.
— Der Spannungsabfall bei mehreylindrigen — n * 393. Versuchs— der tech-
nischen Hochschule in Aberdeen * 447. Zur Geschichte der Verbund-
maschinen 527. Hahnsteuerung an — n von Charbonnaud * 566.
Dampfüberhitzer. Ersparnifs mittels Gehre's — 188.
Dettektor. S. Lüftung* 606.
Denal urirung. S. Spiritus 94.
Desinfektion. — durch schweflige Säure 186.
Dextrose. Erkennungsmittel für — 133.
Diamond. S. Schleifmaschine * 109.
Diastase. Studien über — 139.
Distanzscheibe. Wiederholungssignale für — n 287.
Drehbank. — für Holz von Beach*207.
Drehschieber. Regulator für — * 1.
Drnckluft. Neues von der — 509. 581.
Angriffe der Elektrotechniker 509. Gusinde's Gutachten über die in Aus-
sicht genommene — anläge in Hannover, nebst Erläuterungen zu dem-
selben 511. Vorschläge von Pröll für eine — anläge 512. Versuche über
ökonomischen Betrieb der — anlagen von Radinger, Dörfel-Pröll und
Slaby. Desgl. der elektrischen Betriebe. Kostenvergleichung beider Systeme.
Druckpressen. Bogenzuführung an — * 343.
Bogenzuiührung mittels Gummischeiben von Cleathero * 343. Bogen-
zuführung mittels Gummistücke von Dummer * 345.
— Leerlaufpapierleitungen an — * 442.
Anordnung von König und Bauer. Desgl. von Cottrell, beide mit im
Cylinder liegendem Schutzpapiere * 442.
Düngemittel. Stickstoffbestimmung in — n 423.
Düngrersnche. S. Leuchtgas 267.
Dynamo. — betrieb s. Dampfmaschine * 289.
E.
Einfuhr. S. Ausstellung 588.
Eisen. Bestimmung des Kohlenstoffes in — und Stahl * 334.
— Bestimmung des Phosphors in — und Stahl 571.
Eisenbahn. Eingeleisige — 47. Desgoffe's Locomotivwage * 52. Weichen-
sperrschlofs von S. v. Götz und Söhne 69. Das —netz der Erde 95.
Neueste Erfahrungen über Verbundlocomotiven 114. Verminderung der
Anzahl der Leitungen bei —Signalen * 265. Wiederholungssignale für
Distanzscheiben 287. W. Schilling's Schienenprofilmesser * 350.
— Württembergische Staats — von v. Morlock 576.
Eisenerze. Deutsche — 142.
Elektricität. Brettmann's Regulator mittels — *13. Baron's galvanisches
Element 47. Elektrische Motoren von Fodor 48. Laurent-Cely-Speicher-
batterie * 72. Halsey's elektrische Bohrmaschine * 73. Drake und Gor-
ham's Umschalter für elektrische Leitungen * 74. Elektrische Anlage in
den Schaumwein-Kellereien von Chandon und Co. in Epernay 75. S.
Beleuchtung 123. Neues galvanisches Element von Imschenetzky * 182.
Kraftübertragung durch — 190. Galvanische Batterieen, Accumulatoren
und Thermosäulen von Hauck 192. Knotenfänger mit elektromagnetischer
Bewegung * 211. Länge des Voltabogens in verschiedenen Mitteln 240.
Schiefer als Isolator 240. Sicherheitsvorschriften für elektrische Leitungen
287. Elektrische Motoren und ihre Anwendung von Krieg 288. Muniers
neuer Vielfach-Telegraph für Typendruck * 292. S. Scheinwerfer mit
.Sachregister Bd. 277 .
Glasparabolspiegel 352. Thnmas-Houston-Umschalter für elektrische Licht-
( Zentralstationen • 354. Chaize'fl Belbsthätiger Stromunterbrecher für elek-
triflch betriebene Webstühle * 356. Elektrisch bewegtes Darapfsteuerruder
von 8. Schlickert und Co.* 358. Deber physikalische Vorgänge in elek-
trischen Lampen 382. Waller-Manville-Anördnung der Leiter für elek-
trische Bahnen 414. Erregung von — durch Licht 450. Borel's elek-
trische Klingel *451. Ferranti's Verbindung für röhrenförmige elektrische
Doppelleitungen * 452. — als Motor s. Druckluft 509. Hookham's — s-
zähler*517. Wildffl elektrischer Thüröffner * 527. — zum Betriebe der
Lüftung* 611.
Elektrolyse. — bei der Zuckerbestimmung 134. S. Mctallhüttenwesen 486.
Elektrotechnik. Jahrbuch der — von Krebs und Grawinkel 480.
Element. Baron's galvanisches — 47. Neues galvanisches — "182.
Encyklopädie. — des Eisenbahnwesens von Roll 576.
Entrinden. S. Holzbearbeitung * 316.
Entschalungsapparat. S. Spiritus 132.
Entzündung. — stemperatur von Sprengstoffen 523.
Enzymen. S. Spiritus 140.
Erdöl. Ueber — trübung von Direktor A. Veith 567.
— Entdeckung und Bestimmung von — in Terpentinöl 575.
Erschütterung. — der Gebäude durch Maschinen 189.
Extractionsapparat. S. Analyse 519.
F.
Faden. S. Quarz— 45.
Fahrstuhl. S. Ausstellung * 488.
FaugTorrichtung. S. Fahrstuhl * 488.
Farbe. Schnelltrocknende Lack — n 612.
Farbholz. Werthbestimmung des — es 572.
Fafs. S. Holzbearbeitung * 244.
Feile. Sandstrahlgebläse zum Schärfen der — * 172.
Ferment. Invertirende — e 140. [Gasreinigungsmassen 381.
Ferrocyan. Bestimmung der — Verbindungen 270. Bestimmung des — s in
Festigkeit. West's Probemaschine für Gufs*171. Säulen und Träger. Ta-
bellen von Scharowsky 192. Vorschrift für die — von Blechen s. Dampf-
k' -sei 226. Eintlufs der Dicke auf die — des Papieres 478.
— Materialprüfung an fertigen C'onstructionstheilen * 551.
— sversuche an den Theilen des Kanalhebewerkes bei La Louviere * 551.
Fett, —-ehalt der Milch*573.
Fenerfester Thon. 40.
Feuerungsanlage. Neuere Ufenconstructionen von Siemens * 577.
Filter. Gestell für — * 519. Glocke für — * 519. Nachfüllen für —* 520.
Firnifs. — composition 336.
Flachschieber. S. Schieber* 54.
nasche« Bwarts' Reagens — * 518.
Flügelrad. S. Regulator * 11.
Fluorwasserstoffsäure. — zur Vergährung der Maische 79.
Formerei. Rationelle Turbinen— * 57.
Fournir. 8. Holz* 241. 325. [480.
Französische Sprache. für Post- und Telegraphenbeamte von Zülow
Fräse. Räder— maschine von Sainte, Maren und Co. ''224.
Fräsemaschine. Neuere — nM58.
Eintheilune der — n 158. Demoor's stehende — * 160. Desgl. von Bari-
quand*160. Desgl. von Smith and Coventry * 161. — mit Spindelautrieb
durch Riemen von Fetu-Defize * 162. Pretot'a universal — mit stellbarer
Fräsespindel ■ L63 und mit Vorrichtung zum Fräsen nach Schablonen * 165.
Bariquand's Dniversalfräse mit wagerechter Spindel*166. Pedrick und
Ayei b — mit Tischsteuerung ohne Seitenwelle* L67. Beaman und Smith's
Doppel *169. Desgl. zum Fräsen von Nuthen von Hulse*i70.
Fräser. Schleifmaschine für — *110.
Sachregister Bd. 277. 625
Ct.
Gährbottiehkühler. — 133.
Garn. Abdämmen und Sengen der — "16.
Gas. S. Beleuchtung 123. Reinigung des Leucht — es 271.
Gasentwickelungsapparat. — * 518.
Gasmaschine. Neuer Regulator für — n von Crossley * 549.
GaSTolnmeter. — von Lunge * 474.
Gaswasser. Venverthung von — 267.
Gatter. S. Holzbearbeitung.
Gautschwalze. S. Papier 215. [189.
Gebäude. Beobachtung über die Erschütterung der — durch Dampfmaschinen
Gebläse. S. Sandstrahl— * 172.
Gehrungslade. S. Holzbearbeitung 331.
Gelenk. — für Schrägwalzwerke* 31.
Gerbst oft'. Prüfung der Gantter'schen — bestimmungsmethode von Professor
Dr. v. Schröder und Dr. J. Pässler in Tharand 361.
— Volumetrische Bestimmung von — in Weinen 575.
Geschütz. Vergleichsschiefsen zwischen Krupp'schen und Bange'schen — enl42.
Geschwindigkeit. Regelung der — s. Regulator * 13. Maximal— s. Regulator
Gesetz. S. Ausfuhr nach Amerika und die Mac Kinley Bill 453. [* 15.
Gespinnstfaser. Wolle und Baumwolle s. Ausstellung 588.
Gesundheit. Ueber Gasbeleuchtung und elektrische Beleuchtung vom ge-
sundheitlichen Standpunkte aus von v. Pettenkofer 123. [*103.
Gewebe. Abdämmen und Sengen der — s. Appretur * 16. S. Glättmaschine
Giefserei. Rationelle Turbinenformerei * 57. Herstellung dichter Kupfer-
güsse 143. Trockenofen für Gufsformen der Wilhelmshütte in Walden-
l>urg*565. [u. s. w. von Weidmann * 103.
Glättmaschine. Maschine zum Glätten von Prefsspänen, Papier, Geweben
Glühlampe. Herstellung und Anwendung der — von Zacharias 96. — von
Langhans und Co. 240. Dreidrähtige — naufhängung * 416.
Glyceriu. Bestimmung des — s 133. Gährung des — s 137.
Gufsproben. S. Festigkeit* 171.
H.
Haarröhren. — zum Messen höherer Wärmegrade 46.
Hahn. — Steuerung an Dampfmaschinen * 566.
Haudelsausstellung. — 588.
Hebewerk. — in La Louviere s. Festigkeit * 551. S. Fahrstuhl * 488.
Heizung. S. Lüftung * 597.
Heizrersuche. S. Kessel 234.
Hobelmaschine. — für Winkelräder von Oerlikon * 49. — von Leupolt * 50.
Hobelmesser. Schleifmaschine für — * 108.
Holländer. S. Papier 121.
Holz. Asbest-Kork-Kunst— 46. Dämplänlage für Rothbuchen— 189.
Holzbearbeitung. Neue — smaschinen * 145. * 193. * 241.* 313.
Auswechselbare Zähne für Kreissägen von Day * 145. Desgl. von Lorenz
145. Block wagen mit veränderlicher Geschwindigkeit von Jirku * 146.
Schaltwerk für Sägegatter von Wurster und Seiler * 147. Hinterschemel"
für Gattersägen von Heinzmann * 147. Spannvorrichtung für Gattersägen
von Dominicus *148. Antrieb für wagerechte Gatter von Petzold und Co.
14!». Bandsäge mit mehreren Sägebändern von Jirku* 149. Kreissägen-
schutzvorrichtung von Weil's*150. Desgl. von Kiefsling und Co.* 151.
Laubsägemaschine von Wertheim * 152. Desgl. von Halmsteiner * 153.
Spannvorrichtung an Handsägen von Dyes*154. Schränken und Schärfen
von Sägen: Apparat zum gleichzeitigen Schränken zweier Zähne von
Hax * 193. Schränkwerkzeug von Kreeb 193. Desgl. von Wibel und
• Barth * 193. Desgl. von Wüste * 194. Maschine zum Ausfräsen, Schärfen
und Schränken von Bandsägeblättern von Oerlikon * 195. Vorschub-
Dingler's polyt. Journal Bd. 277 Nr. 13. 1890|IU. 40
62b* Sachregister Bd. 277.
Vorrichtung für .Schärfmaschinen von Hesse und Patleich * 196. Feile
zum Schärfen der Säge von Gschwindt und Co.* 197. Vorrichtung zum
Glattziehen verschränkter Sägeblätter von Böhnhardt * 198. Hobel-
maschinen: Vermeidung der Schwankungen der Welle von Fleck 199.
Andruckvorrichtung von Stoltz * 199. Kehlmaschine für Kehlleisten und
Falzen von Weiser 201. Schutzvorrichtung für Abrichthobelmaschinen
vini Bock1* 201. Fräsemaschine für geschweifte Hölzer von Heinrich 202.
Fräsekopf mit auswechselbaren Messern von Häser *202. Desgl. von Hey-
meier* 202. Schuhleistencopirmaschine von Höber * 203. Vorrichtung zur
Herstellung von Kehlungen und Verzierungen auf Holz von Göhring 203.
Maschinen zur Herstellung von Holzschuhen von Arbey 205. Holzdreh-
bank von Beach * 207. Facondrehapparat von Forstmann 211. Maschinen
/um Schneiden von Brettchen und Fourniren: Brettchenschneidmaschine
\nii Bradley*241. Schälverfahren von Oncken 241. Desselben Fournir-
schneidemaschine * 242. Böttcherei-Maschinen: Bandsäge mit bogen-
förmigem Schnitt von Anthon* 244. Schneidevorrichtung mit Messern für
gewölbte Fafsdauben von Pötter* 244. Vorschub für Fafsdauben-Hobel-
maschinen, welche zweiseitig wirken, von Anthon * 245. Fügemaschine
von Dunbar* 246. Maschine für Fässer aus sektorartigem Blatte von
Oncken* 251. Fafsbindemaschine von Reed * 253. Desselben Zuführung
der Dauben für Fafsbindemaschinen 256. Fügen von Fafsböden von Früh-
insholz 256. Schneiden von Fafsspunden von Langer 256. Schneiden
von Zinken und Zapfen: Maschine von Furtwängler Söhne 313. Desgl.
von Bear und Ransom 313. Abgewinkelte Sägeblätter von Ottstadt* 313.
Korkenschneidemaschinen für cylindrische und kegelförmige Korke von
Grahmann 315. Desgl. von Liston 315. Maschine zum Durchbohren der
Korkstopfen von Berthold 315. Schutzvorrichtung von Wieting und Heel
316. Vorrichtung zum Entrinden : Piette's Maschine zum Entrinden von
Holzstämmen * 316. Holzraspelmaschine von Weitz 318. Maschine zur
Herstellung von Zündholzschachteln von Lundgreen 321. Bohren von
Bürsten- und Besenhölzern von Shaw und Ditchfield 321. Maschine zum
Auskehlen von Grubenhölzern von Bannerth und Janäcek * 322. Schleif-
maschine von Leinbrock * 322. Maschine zum Schneiden der Zündhölzer
von der Sun Match Co. * 323. Holzwollemaschine von Anthon und Söhne
324. Fournirung von Hölzern von Zander 325. Biegsame Fournirplatten
von Heepe 325. Maschinen zum Bemustern von Holzplatten: Verfahren
von Guatari, Krutsch, Alleigh, Seligsohn. Dosterhill's Decoupir-
verfahren 327. Tischlerwerkzeuge: Rundzapfenhobel von Müller 328.
Löffelbohrer von Hübner 329. Einspannvorrichtung für Bohrer von
Hönneknövel * 329. Ausstofsen viereckiger Löcher von Schmohl * 330.
Fournirkeilpresse von Kirchgraber * 330. Gehrungslade von Gabriel und
Holzschuh. Maschine zur Bearbeitung von — en 205. [Pohl 331.
Holzsnbstanz. Reaktion auf — 417.
Honig. Unvergährbare rechtsdrehende Substanz aus — 187.
Hörrohr. — 528.
Hüttenwesen. Herstellung dichter Kupfergüsse 113. S. Metall— * 481.
I.
»
IiiTcrtin. — verschieden von Kojiferment 141. S. Spiritus 183.
InTertzncker. Bestimmung des — s 134.
Isolator. Schiefer als — für elektrische Leitungen 240.
J.
Jodonictrie. Bestimmung der Säuren und Alkalien 380.
Kalander. 8. Papier 222.
Knliapparat. — von Schiff* 519.
K.
Sachregister Bd. 277. 627
Kalk. Doppeltschwef ligsaurer — s. Spiritus 186. Untersuchung eines Eifel-
Kauone. S. Geschütz 142. r es 383
Kaolin. S. Thon 35.
Kartoffel. Anbauversuche 78.
Kantschuk. Kitt für — 47.
Kegelstoffmühle. S. Papier* 176.
Kehlung. S. Holzbearbeitung 203.
Kellerei. — anläge mit elektrischem Betriebe 75.
Kerzenllamme. Lichtwerth der — 280.
Kesselboden. Ränderbiegemaschinen iür — * 548.
Kieselsäure. S. Thon 33.
Kitt. — für Kautschuk 47.
Kleinkessel. S. Dampfkessel * 434.
Klingel, ßorel's elektrische — *451.
Knotenfänger. S. Papier »179.
Kochherd. Brenner für — e*286.
Kohlehydrate. Fällbarkeit der — durch Salze 138.
Kohleusandstein. S. Thon 36. f— nach Petterson 475.
Kohlensäure. Bestimmung der — in Soda und Bier * 333. Bestimmung der
Kohlenstoff. Bestimmung des —es in Eisen und Stahl * 334. * 379.
Kojiferment. — verschieden von Invertin 141.
Koks. — feuerung bei Dampf kesseln * 263. 264.
Kolbensteuerung. S. Dampfmaschine * 98.
Kolonne. Versuch mit der — s. Spiritus 93.
Kork. Asbest-Kunstholz 46. Bearbeitung des — holzes 315.
Korken fabrikation. S. Ausstellung 406.
Kraftübertragung. — durch Luft und Elektricität 190. 581.
Kreissäge. S. Holzbearbeitung.
Kriegswesen. S. Scheinwerfer 352.
Kühlschlange. Bewegung der — 88.
Kupfer. Herstellung dichter — güsse 143. S. Metallhüttenwesen 484. Be-
stimmung des — s durch Cyankalium 571.
Kuppelung. — für Schrägwalzwerke * 29.
L.
Lack. Schnelltrocknende —färben 612.
Lampe. Physikalische Vorgänge in elektrischen — n 382.
Laudwirthschaft. Meliorationen und Wasser in der — von Fraissinet 480.
Laubsäge. S. Holzbearbeitung.
Lara. — als Material für Bauornamente 34.
Leiste. Schuhleiste s. Holzbearbeitung * 203.
Leitung. Schiefer als Isolator für — en 240. Verminderung der Anzahl der
— en bei Eisenbahnsignalen von Dumont*265. Sicherheitsvorschriften
für elektrische — en 287. — für elektrische Bahnen 414. Ferranti's Ver-
bindung für elektrische Doppel— en * 452.
Leuchtgas. — zum Sengen s. Appretur* 19.
— Neuerungen in der Gasindustrie * 267. * 332.
Ueber bessere Verwerthung von Ammoniak und Gaswasser von H. Bunte
267. Düngeversuche von Märker und Wagner 267. Wirkung des schwefel-
sauren Ammoniaks gegenüber Chilisalpeter 268. Ueber photometrische
Arbeiten der physikalisch-technischen Reichsanstalt von Lummer 269. Ver-
gleichende Versuche mit Amylacetatlampen und Normalkerzen 269. Ueber
Photometer 270. Bestimmung der Ferrocyanverbindungen in den Neben-
producten der Gasfabrikation von Gasch 270. Controlapparat für Gas-
reinigung von Ledig 271. Caustisirung von Ammoniakwässern von Solvay
*272. Herstellung carburirter Luft von Jaunez*274. Carburirapparat
für — von Maxim* 275. Ueber Photometrie von Methven 276. Bremond's
Versuche über den Einflufs atmosphärischer Verdünnung auf die Leucht-
kraft 280. Lichtwerth der Kerzenflammen 280. Einflufs des Wasser-
628 Sachregister Bd. '27 7.
dainpfee auf die Leuchtkraft von Flammen 282. Herstellung von Sauer-
Btoff and dessen Verwendung zur Gasreinigung von Valon*283. Apparat
von Bicks 284. Reinigerkasten mit Kalk aus der Gasanlage in Rams-
284. Beseitigung von Naphtalin aus Gasrohren von Schneckenburger
286. Brenner für Kochherde von Merz* 286. Beiträge zur Gasanalyse
von Thörner*332. Volumetrische Bestimmung der Kohlensäure in Soda
und Kalk* 333. Desgl. in Bier * 334. Desgl. in Eisen und Stahl * 334.
Licht. Das elektrische — von Urbanitzky 192. Erregung von Elektricität
durch — 450.
Linearzeichuen. Anleitung zum — von Delabar 384.
LocomotiTe. S. Steuerung von Bonnefond * 55.
— Geber die neuesten Erfahrungen an Verbund — n 114.
_ Feuerlose — für Bergwerke, System Rolland * 155. [Wage*52.
mit Wellrohren * 229. Tenbrinkrohre an — n 258. Locomotivwage s.
Loth. Optisches — s. Centrirvorrichtung * 65. Absteckpfahl * 68.
Luft. Regulator mit —Verdünnung* 7. Kraftübertragung durch — 190. Ueber
die Berechnung der Zusammendrückbarkeit der — 354. S. Druck — .
Luftniaschine. S. Druckluft 509. 581.
Lüftung. Einflufs der — auf die Hefeausbeute 83. — auf die Gährung der
Dickmaische 85.
_ — sanlagen im Anschlüsse an die gebräuchlichen Heizungssysteme und eine
kritische Beleuchtung dieser letzteren * 597.
Allgemeines 597. Grundbedingungen zur Beschaffung gesunder Luft 599.
Allgemeines über Zug— * 603.
M.
Mais. — als Ersatz des Malzkornes 77.
Mannit. Gährung des — 137.
Mannose. S. Spiritus 136.
Manometer. Maldant's — zur Messung vielfacher niederer Spannung * 113.
Marmor. — aus Cement 34.
Maschinenelement. S. Zahnrad * 553
Materialprüfung. — an fertigen Theilen * 551.
MefsTOrrichtung. Messen höherer Wärmegrade mittels Haarröhrchen 46.
S. Centrirvorrichtung* 64. Thermometer * 112. Manometer * 113. West's
liefe- und Prüfungsmaschine für Gufeproben * 171. Wägen des Papieres
* 220. Schilling's Schienenprofilmesser * 350. Hookham's Elektricitäts-
zähler * 517.
Metallbearbeitung. Herstellung von Zahnrädern * 49. S. Fräsemaschine * 158.
Sägeschärfmaschine * 345.
Metallhilttenwesen. Neuerungen im — *481.
Rottermund's Extractionsapparat für den Chlorirungsprozefs*481. Ab-
änderung des Plattner'schen Verfahrens von Cragg, Verfahren mittels
trockenen Chlorgases* 482. Verhinderung des Mehligwerdens von Queck-
silber von Johnson, Field und Beeman 484. Metallröhren aus galvanisch
niedergeschlagenem Dorn von Kumme 484. Elmore's Verfahren zur Her-
stellung von Röhren 484. Fabrikation von Blechen, Platten u. s. w. aus
Kupfer von Martin*485. Smith's Apparate für die Kupferelektrolyse* 486.
Gewinnung von Metallen durch Behandlung mit reducirenden Gasen unter
Druck von L6b6deff*486. Condensation von Zinkdämpfen von Walsh*487.
Metaphosphorsäure. — im Nuclein der Hefe 185.
Meteorologie. — auf der Wiener Ausstellung 409.
Mikroorganismen. 8. Spiritus 185.
Milch. Bestimmung des Fettgehaltes der — * 573.
Milchsäure. 8. Spiritus 184.
Mineralöl. Die — and Paraffinfabriken der Riebeck'schen Montanwerke bei
Halle a. d. 8.*426.*460.
Mineralogie. Repetdtorium der - von Hussak und Woitschach 480.
Motor. KUkt risehe —en und ihre Anwendung von Krieg 288. S. Druckluft 509.
Sachregister Bd. 277. 629
N.
Naphtalin. Beseitigung des — s aus Gasrohren 286.
Natriumbisulflt. S. Spiritus 186.
Nitrat-Stickstoff. Bestimmung des — es * 477.
0.
Oelbleiche. S. Papier 120. [mals F. Siemens * 577.
Ofen. Neuere — constructionen der Actiengesellschaft für Glasindustrie, vor-
P.
Papier. Ueber Neuerungen in der — fabrikation * 118.*' 174. * 211.
Messerfertige Lumpen 118. Kochen der Lumpen ersetzt durch Anwen-
dung von Ammonin 119. Gesonderte Lumpenwäsche 119. Bleichen der
Lumpen nach Hermite's Verfahren 120. Die Oelbleiche 120. Arbeitsvor-
gang an der Holländerwalze von Jagenberg 121. — Stoffholländer mit
lothrechtem Stoffumlaufe von Norton * 174. Kegelstoffmühle von Marshall
* 176. Beseitigung der sogen. Katzen 176. Stoffregulator für — maschinen
von Smith "177. Verbesserter Sandfang mit Vorrichtung zum Entfernen
der Metallspäne von Atkins * 178. Neuerungen an Knotenfängern mit Luft-
verdünnung von Beger ";:" 179. Desgl. von Golzern * 180. Desgl. von
Cragin*180. Knotenfänger mit Schabern von Streeter * 181. Knoten-
fänger mit Saugeluft, der zur Holzstoffsortirung verwendbar ist, von
Eilers i} 181. Knotenfänger mit elektromagnetischer Bewegung von Rogers
"211. Knotenfänger von Fleming 212. Bewegung des Siebes 212. Stell-
barer Anschlag für das Sieb von Smith 213. Sieb- und Gewebeführer
von Meinert*213. Saugkasten von Chapin 214. Desgl. von Pickles " 214.
Kesz' Verfahren beim Ausrichten der Gautschwalzen 215. Blasig- oder
Welligwerden des — es 215. Ersatz der Filze durch Metallsiebe von
Flood, Buchanan und Bolt 215. Obertuch zur Erzielung dünnen — es
von Hoeborn 215. Auswechseln der Nafsprefswalze von Hazard 216.
Trockenapparat von Kaiser 216. Einführung der Bogen in die Trocken-
räume von Grahl und Höhl * 216. Trockner von Lorimer 217. Auf-
hängungsweise für Pappen von Adler 217. — Schneidemaschine von
Carrer*217. Kreismesser zum Schneiden von Streifen von Lasch und
Co. 219. Schnittandeuter von Krause 220. Pappenbiegevorrichtung von
Birkenbusch 220. Fräsevorrichtung für Pappkanten von Brehmer 220.
Vorrichtungen zum Wägen des —es von Rank * 220. Einsprengapparat
von Golzern * 222. Kalander von Haubold 222. Desgl. mit Vorrichtung
um Muster einzupressen von Hawke und Ford 222. Nachahmung von
Hand — auf der Langsiebmaschine von Willcocks ""'222. Pläne von — fabriken
" 223. Prüfung von — 223.
— S. Glättmaschine * 103. Aschengehalt verschiedener — rohstoffe 336. S.
Pergament-1 360. Leerlauf— leitung an Druckmaschinen * 442. — für
Wägezwecke 425. Ueber den Einflufs der Dicke auf die Festigkeitseigen-
schaften von — 478. Adansonia— 478. S. Bronzirmaschine * 542.
Papierstoff. Das Härten von Gegenständen aus Papierstoff 143.
Pappe. S. Papier 217.
Paraffin. S. Mineralöl " 426. * 460.
PatentnoTelle. Bearbeitung des Technischen Vereins zu Frankfurt 528.
Pendel. — regulator von Reisert * 8.
— — mit unabhängiger Schwingungsdauer 190.
Pergamentpapier. Erkennungsmittel von — und imitirtem — . von Dr. E. Muth
Permanganat. — zur Alkoholbestimmung 135. [360.
Petroleum. S. Erdöl.
Pflanzenöl. Verfälschung von — 524.
Phenylhydracinzuckerprobe. — 134.
Phosphor. Bestimmung des — s in Eisen und Stahl 571.
630 Sachregister Bd. 277.
Phosphorsälirc. Bestimmung der — nach der Citratmethode 424.
Photometrie. — 269. 276.
Physikalische Technik. von Frick 576.
Physikalischer Verein. in Frankfurt 141.
Pinit. S. Spiritus 136.
Plasticitüt. 8. Thon 42.
Platimnohr. Darstellung eines sehr wirksamen — s 383.
Porzellan. Gesteine für — fabrikation 41. —schalen von Knöpf ler * 522.
Presse. Klechbiege — * 548.
Prefshefe. Untersuchung der — 135.
— Heferassen für —fabrikation 81.
Prefsluft. 8. Druckluft.
Prefsspan. S. Glättmaschine * 103.
Prisma. S. Seeleuchte * 297.
Profil. Schillings Schienen — messer * 350.
Psychrometer. 8. Ausstellung 410.
Q.
(Juarzfäden. Mittheilung von Boys 45.
(Juebracho. Zuckerarten aus — 136.
Quecksilber. Mehligwerden des — s 484.
lt.
Rad. Flächendruck— s. Schrägwalzwerk * 29.
Raffinose. Bestimmung der — in Rohrzucker 135. — in Melasse 137.
Reckapparat. — für schlauchförmige Wirkwaaren * 508.
Regenmesser. S. Ausstellung 411.
Regulator. Neue — en*l.
— zur direkten Verstellung eines Drehschiebers von Schäffer und Buden-
berg * 1. Abänderung an der Klein'schen Regulirvorrichtung* 1. Ver-
schiedene Ausführungen von — en von Schmitz-Dumont 3. Schwung-
rad— von Davis 4. Schwungrad — von Oerlikon * 4. Desgl. von Brown '" 5.
— mit Luftverdünnung im abgeschlossenen Räume von Hees und Wil-
berg * 7. Pendel — von Reisert * 8. — für Meyer-Steuerung von West-
phal * 9. — mit Flügelrad von Brown und Sutcliffe * 11. Direkt
wirkender — von Pataky * 12. Brettmann's — mit elektrischem Geschwin-
digkeitsregler * 13. Sicherheitsvorrichtung gegen Ueberschreitung einer
.Maximalgeschwindigkeit von Leffeldt und Lentsch * 15.
— Stoff— s. Papier* 177.
— — für Gasmaschinen von Gebr. Crossley * 549.
Rohr. S. Schrägwalzwerk * 22. — verschlusse und -Verbindungen * 433. S.
tfetallhüttenwesen 484.
Rundstah. Schleifmaschine für — * 109.
S.
Saccharin. 8. Spiritus 187.
Safranin. — als Erkennungsmittel für Dextrose 133.
Sjiee. 8. Holzbearbeitung.
Sägeschärfmaschinen. Neuere — * 345.
lliiward's Kreissägeschärfmaschine * 346. Schärfmaschine für Blatt- und
Kreissägen von Diebel* 346. Hansen's selbsthätige Schärfmaschine für
Sägeschränken. S. Holzbearbeitung * 193. [Bandsägen * 348.
Sügezähue. S. Holzbearbeitung * 193.
Samariterbuch. — für Jedermann von Eydam 96.
Sandfang. 8. Papier* 178. [*172.
Sandstrahl. Tilghman bez. Mathewson's — gebläse zum Schärfen von Feilen
Sauerstoff« Herstellung und Verwendung des — es zur Gasreinigung* 283.
Sachregister Bd. 277. 631
Sauger. 8. Lüftung* 606.
Schälmaschine. S. Holzbearbeitung 241.
Scheinwerfer. — mit Glasparabolspiegel von Schlickert und Co. 352.
Schieber. Dampfmaschine mit vier Flach — n nach Corliss' System von Maillet
Schiefer. — als Isolator für elektrische Leitungen 240. [* 54.
Schieferthou. S. Thon 37.
Schiene. Schilling's — nprofilmesser * 350.
Schiff. Biegemaschine für — sbleche * 547.
Schlammfänger. S. Kessel * 441.
Schlange. — nrohrkessel * 436.
Schleifmaschine. Neuere — n * 105.
Grath'8 — mit federnder Spindellagerung * 105. Sterling's Flach — "106.
Sack's — aus Keilstücken* 107. Fay's Hobelmesser MOS. Sterling's
Messer — „Diamond" * 109. Rundstab — von der Springtleld Glue and
Eraery Wheel Co.* 109. Fräser— der Cincinnati Milling Mach. Co. MIO.
Schlofs. Weichensperr — 69.
Schlofsconstructionen. — von Hoch 384.
Schmelztiegel. Masse für — 34.
Schneidemaschine. S. Papier" 217.
Schnellgehende Motoren. S. Dampfmaschine * 97.
Schnittgelenk. S. Gelenk * 31.
Schrägwalzwerk. S. Walzen * 22.
Schränke. S. Holzbearbeitung * 193.
Schutzvorrichtung. — an Kreissägen * 150. — an Abrichthobelniasehinen
*201. S. Holzbearbeitung 316. Sicherheitseinrichtungen von Kraft 96.
Schwefel. Bestimmung des — s in organischen Verbindungen 425. — analyse
von Janasch * 523.
Schwefelwasserstoff. Aufbewahrung von — wasser 512.
Schweflige Säure. — — zur Desinfektion 186.
Schweinefett. Prüfung des —es auf Baumwollsamenöl 421.
Schwingung. Pendel mit unabhängiger — 190.
Schwungrad. — für Schrägwalzwerke 27.
— — regulator s. Regulator * 2.
Seeleuchte. Die Fabrikation der — * 297. [*358.
Seewesen. Elektrisch bewegtes Dampfsteuerruder von S. Schuckert und Co.
Sengeu. — der Gewebe s. Appretur * 16.
Sicherheit. Weichensperrschlofs von v. Götz 69.
— Vorschriften der Bostoner Feuerversicherungsgesellschaft in Betreff elektri-
scher Leitungen 287.
— S. Seeleuchte * 297. Technol. Dictionarv von Harris 432. — an Fahr-
Sieb. S. Papier 212. [stuhlen * 488.
Siebapparat. — für Maische 130. [Dumont * 265.
Signal. Verminderung der Anzahl der Leitungen bei Eisenbahn — en von
— Die Wiederholungs — e für Distanzscheiben bei der französischen Ostbahn 287.
Silber. Volumetrische Bestimmung des — s 379. Erkennung des — s in
Gegenwart von Blei 574.
Sonnenwärme. Uebertragung der — s. Aktinometrie 382.
Sorbit. S. Spiritus 136.
Spannungsabfall. — bei mehrcylindrigen Dampfmaschinen * 393.
Speciflsches Gewicht. Bestimmung des es * 522.
Speicherbatterie. — von Laurent-Cely * 72.
Sperrwerk. — mit Gewichten s. Fahrstuhl * 506.
Spiegel. Scheinwerfer mit Glasparabol — 352.
Spiritus. Ueber Fortschritte in der — fabrikation 77. 130. 183.
I. Rohmaterialien und Malz: Ersatz des Malzkorns durch Mais 77. An-
bauversuche der deutschen Culturstation von v. Eckenbrecher 78. II. Dämpfen
und Maischen: Maischverfahren mit 50 Proc. Malzersparnifs von Dräger 78.
III. Gährung und Hefe: Fluorwasserstoffsäure bei der Maischvergährung 79.
Heferassen zur Vergährung der Dickmaischen und zur Erzielung hoher
Hefeausbeuten von Lindner 82. Eintlufs der Lüftung auf Hefe und Gäh-
682 Sachregister Bd. T<~i.
rang von Gronow und Irmisch 83. Desgl. von Darin 87. Einrichtungen
zur Bewegung der Kühlschlangen von Heinzelmann 88. Vorrichtung
zur schnellen Abkühlung der Befe 88. Bereitung der Bierpreishefe von
Tiller 88. Gewinnung von Nährstoffen für die Fabrikation von Prefs-
befe von Bonne 88. Form der Hefezellen bei der Prelshefeläbrikation 89.
[V.Destillation und Rectifikation: Reinigung von Roh — und Branntwein
nach Traube und Bodländer, Versuch mit und ohne Colonne 89. Neue-
rungen bei der Rectifikation und Destillation des Alkohols von Barbet 94.
Maischdestillirapparal Pur Feinsprit direkt aus der Maische von Michler 94.
Verschneiden des Alkohols mittels Wasserdampfes von Rath 94. Denatu-
rirung des — in Uesterreich 94. V. Schlampe : Verdaulichkeit der stick-
Btoffhaltigen Bestandtheile <\<v Kartoffelschlämpe 130. VI. Apparate: Sieb-
apparal [ür .Maische von Hesse 130. Versuche mit demselben von Page 131.
Erfahrungen mit dem Müller'schen Entschalungsapparate von Hentze 132.
Befemaisch-Apparat von Schoppe 132. Verschiedene neuere D. R.-Patente:
Gährbottichkiihler von Gontard, desgl. von Wailand, Zerkleinerung von
Kartoffeln von Ronneburg, Vacuumtrockenapparat von Passburg, — vorläge
von Pardey, Kartoffellegemaschinen von Schach und Angst, Kartoffelernte-
maschine von Roberts 133. VII. Analyse: Bestimmung des Glycerins in
Form von Nitroglycerin von Dickmann 133. Reagens für Rohr- und
Traubenzucker von Plessy 133. Sal'ranin als Erkennungsmittel für Dextrose
von Crismer 133. Zur Phenylh)'dracinzuckerprobe von Geyer 134. Analyse
der Zuckerarten von Jungfleisch und Grimbert 134. Bestimmung des
Invertzuckers von Preuss 134. Vorsicht bei Soldainis' Reagens von Herz-
l'eld 134. Elektrolyse bei der Zuckerbestimmung von Formanek 134. Ver-
schiedene Arbeiten über Bestimmung der Rat'tinose im Rohrzucker und
in der .Melasse 135. Titration des Alkohols und Aldehydes durch Chrom-
säure von Bourcart 135; desselben Alkoholbestimmung mittels Perman-
ganat 135. Zur Kenntnifs der — körper von Bornträger 135. Preisaus-
schreiben über Untersuchung der Preishefe 135. VIII. Allgemeines und
Theoretisches: Zucker mit aromatischem Kerne, Pinit genannt, von
Bfaqnenne und Combes 136. Zuckerarten aus Quebracho von Tauret 136.
Ueber Mannose von Fischer und Hirschberger 136. Sorbit als Bestand-
teil von Früchten der Rosaceen von Vincent und Delachanal 136. Unter-
suchungen über Raffinose in Melassen 137. Gährungsproducte der Rat'-
tinose von Jesser 137. Reine Gährung des Mannits und Glycerins von
Frankland und Fox 137. Fällbarkeit colloidaler Kohlehydrate durch
Salze von Pohl 138. Einwirkung der Diastase auf unverkleisterte Stärke
von Lintner 138. Studien über Diastase von Petzholdt 139. Diastase als
Gemenge von zwei Enzymen von Wijsman 140. Invertirende Fermente von
Kellner, Mori und Nagaoka 140. Ueber Invertin verschieden von Kojifer-
ment 141. Ueber Invertin von Fernbach 183. Ueber Milchsäuregährung
von Scholl 184. Milchsäure in der Melasse 184. Ueber Fäulnifsorga-
nismen von Dallinger 185. Einllufs physikalischer Bedingungen auf
Mikroorganismen von Bonardi 185. Bakterientödtende Wirkung des Blutes
und Blutserums von Buchner 185. Eintlul's der Kohlensäure auf die
Products der GShrung von Lindet 185. Nachweis der Metaphosphorsäure
im Nuclein der Hefe von Liebermann 185. Kohlenstoffernährung der Bier-
hefe von Bokorny 185. Weich werden der Preishefe von Schrohe 186.
Desinfectdon mit schwefliger Säure von Dubief und Brühl 186. Doppelt-
Bchwefligsaurer Kalk und Natriumbisulfit von Windisch 186. Unver-
jährbare rechtsdrehende Substanz von v. Raumer 187. Wirkung des
Saccharins von Jessen 187. Bestandtheile des Absinths von Cardiac und
Meunier 187. Entwickelung der Brennerei in den letzten fünfzehn Jahren
von llärcker 187. Wirtschaftliche Lage der Brennerei und das Steuer-
gesetz von v. Bismarck 188. Zukunft der — Industrie in Ungarn von
Asboth 188. Handels— Ungarns von Szilägyi 188. Tafel über — gehalt
188. Fabrikation des Holzstoffes unter gleichzeitiger Zuckergewinnung
Mm Hisse. Dampfersparnils beim Gehre'schen Dampfüberhitzer 188.
SpreupstoH'. Entzündungstemperatur von — 523.
Sachregister Bd. 277. 633
Spund. S. Fafs 256.
Stärke. Einwirkung der Diastase auf — 138.
Statistik. Das Eisenbahnnetz der Erde 95. S. Druckluft 509. Vergleichung
der Betriebe mit Druckluft und Elektricität s. Druckluft 581.
Sterninnschine. S. Dampfmaschine * 97.
Steuer. S. Spiritus 188.
Steuerruder. Elektrisch bewegtes — von Schuckert * 358.
Steuerung. S. Regulator für Drehschieber *1. Flachschieber * 54 Loco-
motiv — von M. A. Bonnefond • 55. S. Dampfmaschinen * 97. Vorrich-
tung zum Umsteuern von Dampfmaschinen * 173. Hahn— an Dampf-
maschinen von Charbonnaud * 566.
Stickstoff. Bestimmung des Nitrat — es 477.
— — bestimmung 422.
Streuer. S. Scheinwerfer. [stuhle * 356.
Stromunterbrecher. Chaize's selbsthätiger — für elektrisch betriebene Web-
T.
Technischer Verein. Zuschrift des Technischen Vereines zu Frankfurt,
Patentnovelle betreffend 528.
Telegraph. Munier' s Vielfach— für Typendruck * 292. [420.
Terpentinöl. Bestimmung des Erdöles in — 575. Untersuchung des — es
Theodolit. S. Centrirvorrichtungen * 64.
Thermometer. Trotter's Compensations — * 112. S. Ausstellung 411.
Thou. Fortschritte in der — industrie 33.
Neue Massen: Blöcke aus Kieselsäure im Tridymitzustande von Mosley
und Chambers 33. Masse für Schmelztiegel und Glashäfen von Digby und
Lycet 34. Mischung von — erde und Asbest 34. Lava als Material für
Bauornamente und Gefäfse von Gillet 34. Polirter Marmor aus Cement
34. Rohmaterialien: Kaolinlager in Nassau von Kiesewalter 35. Analysen
feuerfester Materialien von Barnes 35. Feuerfeste — e, Kohlensandstein
und —schiefer von Hecht 35. Schiefer — vorkommen in Böhmen von
Bischof 37. — e in Grossalmerode von Wiggert 39. — von Coatbridge
von Riley 41. Desgl. von Forges les Eaux. Analysen feuerfester Steine
von Abel 41. Analysen von zu chinesischem Porzellan benutzten Ge-
steinen von Vogt 41. Beziehungen zwischen Plasticität und Feuerfestig-
— Wirkung von — auf Abwässer 574. [keit der — e von Seger.
Thonschiefer. S. Thon 36.
Thür. Wildt's elektrischer —Öffner * 527.
Tiegelthon. S. Thon 39.
Tischlemrerkzeug. S. Holzbearbeitung 328.
Träger. Widerstandsmomente für — von Scharowsky 480.
Trinkwasser. Bestimmung der organischen Substanz in — 419.
Trockenofen. — für Gufsformen * 565.
Trockenvorrichtung. S. Papier* 216.
Trübung. Ueber Erdöl - 567.
Turbine. Berechnung der — von Reifer 48.
— Rationelle — nformerei *57.
Typendruck. Munier's Telegraph für — * 292.
V.
Umschalter. Drake und Gorham's — für elektrische Leitungen '" 74.
— Thomson-Houston — für Licht-Centralstationen * 354.
Untersuchung. Neue Methoden für chemisch-technische — en 377. 416.* 474.
»518.* 571.
i!( Stimmung des Cadmiums in Producten der Zinkfabrikation 377. Volu-
metrische Bestimmung des Silbers 379. Bestimmung des Kohlenstoffs
in Eisen und Stahl 379. Jodometrische Bestimmung der Alkalien und
Säuren 380. Bestimmung der freien Alkalien 380. Desgl. der an Kohlen-
634 Sachregister Bd. 277.
säure gebundenen 380. Bestimmung des Ferrocyans in Gasreinigungs-
massen 381. Erkennung und Bestimmung von Chlor in Rhodanalkalien
416. Titriren von Alkohol mittels Chromsäure 417. Quantitative Be-
stimmung von Cellulose 417. Reaction auf Holzsubstanz 417. Wein-
säuregehalt in Rohproducten der Weinsäurefabrikation 418. Analyse
von trockener Weinhefe 418. Bestimmung der organischen Substanz in
Trinkwässern 419. Prüfung von Wasser auf Blei mit Chromat 419.
Reagenspapier für Chloride. Verfälschung von französischem Terpentinöle
4"2o. Prüfung von Schweinefett auf Baumwollsamenöl 421. Zur Kenntnifs
des Butterfettes 421. Kjeldahl-Wilfarth'sche Stickstoffbestimmung 422.
Bestimmung des Stickstoffes in Düngemitteln 423. Desgl. in Chilisalpeter
423. Citratmethode der Phosphorsäurebestimmung 424. Bestimmung des
Schwefels in organischen Verbindungen 425. Für Wägezwecke geeignetes
Papier 425. Gasvolumeter*474. Kohlensäurebestimmung* 475. Bestim-
mung des Nitratstickstoffes nach Schulze-Tiemann *477. Burgemeister's
Gasentwickelungsapparat * 518. Swarts' Reagensflasche mit Vorrichtung
gegen Festkitten * 518. Knöfler's Extractionsapparat 519. Filtrirgestell
von Sauer 519. Filtrirglocke von Burgemeister 519. Kaliapparat von
Schiff* 519. Nachfüllen beim Filtriren von Günther* 520. Desgl. von
Kleinstück * 521. Porzellanschalen für quantitative Arbeiten von Knöpfler
* 522. Bestimmung des specifischen Gewichtes von Flüssigkeiten von
Divis * 522. Desgl. von Gasen von Eichhorn * 522. Apparat zur Schwefel-
analyse von Janasch * 523. Bestimmung der Entzündungstemperatur von
Sprengstoffen von Bein 523. Nachweis der Verfälschung von Pflanzen-
ölen von Williams 524. Cyankalium bei der Bestimmung von Kupfer
571. Bestimmung von Phosphor in Eisen und Stahl 571. Werth-
bestimmung des Farbholzes 572. Chloride im Wein 573. Fettgehalt der
Milch* 573.* 574.
V.
Ventilation. S. Lüftung* 597.
VerbundlocomotiTe. Erfahrungen über — n 114.
Terdunkelungsapparat. S. Scheinwerfer 352. [Frankreich 46.
Verkehr. Neuer Plan zu einem Verbindungswege zwischen England und
Vermessung. S. Centrirvorrichtungen * 64. Absteckpfahl mit Loth * 68.
Vielfachtelegraph. — von Munier s. Telegraph * 292.
Voltabogen. Länge des — s in verschiedenen Mitteln 240.
W.
Wage. Desgoffe bezieh. Durand's Locomotiv — * 52.
Walzen. Ueber das Mannesmann'sche Walzverfahren, Vortrag von Professor
— S. Blechbiegemaschine * 543. [Reuleaux * 22.
Wärmemessang. Messen höherer Wärmegrade mittels Haarröhrchen 46.
Waschen. — der Lumpen s. Papier 119.
Waschmaschine. S. Woll— * 529.
Wasser. Prüfung der — auf Blei 419.
Wasserdampf. Verschneiden des Alkohols mittels — 94.
— Einllufs des —es auf die Leuchtkraft des Gases 282.
Wassergas. — zum Abflammen s. Appretur* 21.
Wasserleitung. — zum Betriebe der Lüftung * 610.
Webstuhl. Stromunterbrecher für Webstühle * 356.
Weiche. — nsperrschlofs von v. Götz 69.
Wein. Bestimmung der Chloride im — 573.
— Bestimmung des Gerbstoffes im — 575.
liefe 418.
säure 418.
Widerstand. — smomente und Gewichte von Trägern von Scharowsky 480.
Winde. Sicherheits— von Stauffer * 503.
Windfahne. 8. Ausstellung 411.
Sachregister Bd. 277. 535
Winkelrad. S. Zahnrad * 49.
Winkelzähne. Räder mit — n * 553. r# 503
Wirkwaareu. Apparate zum Dämpfen und Ausrecken schlauchförmiger —
Wollwaschmaschiue. — Neuere — n * 529.
Bewegungsvorrichtung mittels Kettenräder von Church 530. Petrie's
— mit veränderlicher Geschwindigkeit der Rührer* 530. Waschmaschine
mit neben einander angeordneten Waschtrögen von Demeuse * 532.
Waschmaschine mit Ventilator zum Auflockern und mit Anwärmung von
Robeson * 533. Waschmaschine mit Pulsometer zur Bewirkung des
Umlaufes von Anderson und Hodgson * 534. Waschmaschine mit Unter-
tauchung durch Gabeln von Deru * 534. Hydraulische Waschmaschine
von Sargent * 536. Desgl. von White * 537. Niagara- Waschmaschine mit
Untertauchung durch gelochte Walzen von Smith* 538. Waschmaschine
von Cook 538. Waschmaschine mit Zickzackgang von Ambler* 539
Bumell's Wollwaschmaschine mit Haupttrommel und kleinen Walzen unter
Verwendung fettlösender Substanzen * 540.
Wörterbuch. Technological Dictionary von Harris 432.
z.
Zahurad. Maschinen zur Herstellung von Zahnrädern * 49. * 224.
Kleine Winkelräder-Hobelmaschine von Oerlikon * 49. Leupolt's doppelt-
wirkende Winkelräderhobelmaschine * 50. Räderfräsemaschine von Sainte
March und Co. * 224. 1
— Der gute Gang der Räder mit Winkelzähnen von A. Bauer * 553.
Zeichneu. S. Linearzeichnen.
Zink. Bestimmung des Cadmiums in den Producten der — fabrikation 377
— Condensation von —dämpfen * 487.
Zinken. Schneiden der — und Zapfen s. Holzbearbeitung * 313.
Zinn. Nachweis von — in Mineralien 528.
Zollwesen. S. Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten 453.
Zucker. Reagens für Rohr- und Trauben— 133. S. Spiritus 136. Muster
Hersteilungsweise und Zusammensetzung voi Verbrauchs— von Stammer
144. — aus Papierstoff 188. Geschichte des — s von Lippmann 432
Zuglüftung. S. Lüftung * 603.
Zündholz. S. Holzbearbeitung 321.
Znsammeudrückbarkeit. — der Luft 354.
Berichtigung.
S. 517 Zeile 17 v. u. anstatt Stern lies Kern.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.
Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.
in "2tfünct}en (t>orm. Jlugsßurg).
SineS ber älteften (92. 3at)rg.), angefer/enften unb gebiegenften ^refjorgane, bietet
bie ^ffgentetne Beifuttfl ba« gejamte SPuiterial ber 3eitbe»cgung unb tft, öon Staats*
männern unb erften <ßublijifteu t>or3iigS»eife §u Äunbgebungeu benü£t, fett alters f)er
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<J3reiS bei Sejug burd) bie «ßoftanftaiten 2)eutfd)fanbS unb £)efterreid)S pro (Öuttfiaf
ÜDc. 9.—, für baS AuStGiib mit entfprecfyenbem 3ufd)lag, ^e' btrefifent SBejug unter
Streif banb für 2)eutfct)tanb unb Oefterreid) ntonaffid) 3Ji. 4. — , StuStanb SDL 5.60.
Ueber fonfeffioneüen unb politifdjen Parteien fteb,enb, roirb bie Allgemeine 3eitung
auct) ferner ifyren alten 9tuf eines 2BeltblatteS $u »ab, reu »iffen unb burd) fdmeHen
9cad)rid}teubienft, mehrmalige StageSauSgaben unb oor allem burcb. objertioe 93ericb>
erftattung it)rer 3eit ju bieneu fudjen.
$. (B. (flotfo'jfche Buchhandlung jfothjfolQcr.
Pener Hering ber 3. (G . iotta'ffljen £iirl|liniiblung Und) folger in Stuttgart.
^raftfifdjes cSefjrßud)
ber
iiammgamfpitttteret
Selbftunterricfyt für Spinncreitedjnifer, IDerffüljrer unö
Dormärtsftreben&e Arbeiter
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2Sit 45 ^eftaßßiföungen unb Dtefen ^aßeffen.
<8>tfü)mafovo\l gebnnben Jflreis M- 6. —
3)aS oorliegenbe SBerf eines erfahrenen ^3raftifer§, bem bie SluSbilbung
eines tüdnigen ^erfonaleS am £>erjen liegt, »irb eine »irflid) oorfyanbene
8ü(fe in ber tedjnifdjeu Üitteratur ausfüllen. 3n allgemein oerftänblicf/er
ißeife beljaubelt eS aüe im betriebe oorfommeuben arbeiten unb gibt grünb*
lidje Zuleitung aud) ju beu fcb,»ierigeren SSortommniffen, als (Srsielung
einer beftimmten ©arnftärfe burd) 2Bat/l ber Ueberfejningen, 3ufammen«
ftellung ton Sortimenten unb bergleidjeu.
••~£x 3" bejie^en burd) bie mciften Sunjhanblnngen. eö<-~-
Atlas
Üngta'ö plitr jjrfftri lönrnal.
Band 277,
(Einundsiebenzigster Jahrgang.)
Jahrpitg 1890.
Enthaltend 30 lithographirte Tafeln.
Stuttgart.
Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
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