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Full text of "D. Johann David Schöpfs königl. Preuss. hofraths ... Naturgeschichte der Schildkröten : mit Abbildungen erläutert"

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b. Johann David Schopfs 


Königl. Preuß, Hofraths und Vieepraſidenten des Collegium medicum zu Anſpach, 
der Kaiſerl. Akademie der Naturforſcher und der Verliniſchen Geſellſchaft 


3 naturforſchender Freunde Mitgliedes 2 

N Naturgeſchichte 

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1 © ch. 1 N d k 1 1 1 K N 
1 1 I: Be 


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i die Sagen A, B, &, D, nebst Vorrede, und Tab. I—X. von 
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Vorrede. 


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GEL und mancherley Dunkelheiten umhuͤllen noch jezt die Geſchichte 
der Schildkroͤten. Dies wird niemanden unbekannt ſeyn, der viel⸗ 
leicht uͤber eine oder die andere zweifelhafte Art dieſer Thiere Belehrung in 
den von ihnen handelnden Schriften geſucht hat. Meiſt leere Namen, 
mangelhafte und vieldeutige Beſchreibungen ſtoſſen überall auf, welche auf 
die verſchiedenſten Thiere dieſes Geſchlechts paſſend, und auch den verſchie⸗ 
denſten beygelegt worden ſind. Einige Schriftſteller haben nur Bemerkun⸗ 
gen uͤber einzelne Individuen, andere nur von einigen merkwuͤrdigeren Ar⸗ 
ten, die ſie ſelbſt beſaſſen, Nachrichten und Abbildungen mitgetheilt, und 
das faſt immer ohne gehörige Ruͤckſicht auf die ſchon von andern gegebenen. 
Wenige nur haben die Geſchichte des ganzen Geſchlechts zu bearbeiten ſich 
vorgenommen; vorzuͤglich Linne, Schneider und Cepede. Aber auch 
fie haben die dabey obwaltenden Schwierigkeiten und Hinderniſſe gefühlt 
und beklaget. So hat Gmelin in der neueſten Ausgabe des Natur 
ſyſtems die ſchon ältere Erinnerung Linne's wiederholet, daß: Aehnlichkei⸗ 
ten des Baues bey den Schildkroͤten überhaupt, Verſchiedenheiten der Ar 
. 5 ten 


Vorrede. 


ten nach Alter und Geſchlecht, die unvollkommene Bekanntſchaft vieler 
Arten nach ihren verſchiedenen Lebens-Verhaͤltniſſen, ihre Unterſcheidung 
ſchwierig und ihre Geſchichte mangelhaft mache. Dieſe vorlängft von Linne 
geaͤuſſerte, faſt prophetiſche Klage, hat die ſpaͤtere Erfahrung vollkommen 
beftätiget. Denn fo manche gehaͤufte aber unzureichende und vieldeutige Ber 
ſchreibungen, Verwechslungen von Namen und Sachen und ihre unge 
pruͤfte Wiederholung, Aufſtellung muthmaßlich neuer und willkuͤhrliche Un⸗ 
terdruͤckung anderer Arten, haben endlich die Naturgeſchichte des ganzen 
Geſchlechts ſo mit Dunkelheiten, Zweifeln und Irrungen belaſtet, daß die 
Kenntniß vieler ſchon vormals von Linne aufgefuͤhrter Arten nach ihm 
erſt wieder unzuverlaͤſſig und ſchwankend wurde. Dieſe Aeuſſerung, welche 
den Verdienſten wuͤrdiger Maͤnner antaſtend, und aus Dadelſucht entſtan⸗ 
den zu ſeyn, den Anſchein haben koͤnnte, muͤßte und koͤnnte ich auch ſo— 
gleich hier durch uͤberzeugende Belege unterſtuͤzen; um aber Wiederholungen 
zu vermeiden, verſpare ich fie dahin, wo ſie ihren ſchicklichern Plaz fin 
den, zu den Berichtigungen der einzelnen Arten. ö 


Einſtweilen ſey es mir nur erlaubt, jene Behauptung durch die bes 
kraͤftigenden Geſtaͤndniſſe Herrn Schneiders zu belegen; der bey ſeinem 
Beſtreben, die verwirrten und durcheinander geworfenen Arten der Schild⸗ 
kroͤten zu ordnen, die ſchluͤpfrigen Synonymen und ſchwankenden Beſchrei⸗ 
bungen der Schriftſteller zu vereinigen, ſich von allen Seiten in endloſe 
Schwierigkeiten verwickelt ſahe, welche auszuwirren und zu berichtigen ſein 
mit dem gluͤcklichſten Scharfſinn vereinigter groſſer Fleiß doch nicht zurei⸗ 
chend war. Und dies aus der Urſache vorzuͤglich, weil bey der groſſen, 
von den Schriftſtellern angegebenen Verſchiedenheit von Merkmalen, und 
ihrer Truͤglichkeit, bey den bald zu kurzen, bald zu langen Beſchreibungen, 
gute und getreue Abbildungen vermiſſet wurden, welche die vorwaltenden 

Zwei⸗ 


Vorrede. 


un Zweifel berichtigen und entſcheiden konnten. Herr Schneider hat die 


Linneiſchen Namen hin und wieder abgeaͤndert, die Kennzeichen der Arten 
verbeſſert, einige neue Arten aufgeſtellt, andere aus dem Verzeichniſſe weg⸗ 
geſtrichen; alles Fleiſſes ungeachtet aber konnte er doch nicht alle Anſtöſſe 
heben, und ſahe ſich gezwungen, einige Arten unberichtiget und unter dem 
Schleyer der Ungewißheit zu laſſen. 


Wenig gluͤcklicher war der Graf de la Cepede in Entzifferung zwei⸗ 
felhafter Arten; den Linneiſchen Namen unterlegte er, faſt nur willkuͤhrlich, 
ihnen nicht zupaſſende Thiere, wie z. B. der Griechiſchen, der Rauheu, 
der Kreisfoͤrmigen Schlildkroͤte; einige hat er als neue Arten aufgeſtellet, 
die es nicht zu ſeyn ſchienen, wie die Gelbe und die Nashornichte Schild⸗ 
fröte ꝛc. aber doch hat er auch mit einigen wirklich neuen das Verzeichniß 
dieſes Geſchlechts vermehret, ohne ſie jedoch mit erforderlicher Genauigkeit 
zu beſtimmen. Herr Gmelin hat in der von ihm beſorgten neueſten Aus, 
gabe des Linneiſchen Naturſyſtems, die Namen aller, ſeit Lin ne's erſte⸗ 
rem Verzeichniſſe, bekannt gewordenen, oder als neu angegebenen Schild⸗ 
kroͤten, forgfältig nachgetragen, und dadurch die ſcheinbare Anzahl der Ar 
ten, den Namen nach, faſt um das doppelte vermehret; eben hiedurch hat 
er aber auch neue und groͤſſere Dunkelheiten veranlaſſet, wie es aus der 
Reviſion der einzelnen Arten erhellen wird. Der Urſachen nun, welche 
dieſe Verwirrungen vorzüglich veranlaßten und beguͤnſtigten, find, unter mehr 
andern, doch immer die Unbeſtimmtheit der meiſten Beſchreibungen, und 
der ſchon geruͤgte Mangel guter Abbildungen; beyde ſtunden, als druͤckende 
Hinderniſſe/ den Berichtigungen und der Erweiterung der Naturgeſchichte 
dieſer Thiere im Wege. Unlaͤugbar haben nicht alle, welche dieſes Thierge⸗ 
ſchlecht zum Theil, oder im Ganzen, bearbeiteten, mit einer aͤhnlichen Sorg⸗ 
falt und puͤnktlich mahlendem Fleiſſe fie beſchrieben, wie Herr Wallbaum, 

2 aber 


Vorrede. 


aber leider! nur in Darſtellung weniger Arten gethan hat. Gemeiniglich 
wurde vorausgeſezt, daß die aͤltern und erſtern Schriftſteller in Beſchrei⸗ 
bung einzelner oder mehrerer Arten, genaue und richtige Vergleichungen der 
ſchon bekannten Arten angeſtellet, und getreue Angaben der Kennzeichen, 
welche den Arten, Abarten, oder nur einzelnen Individuen zukommen, mit 
Sorgfalt auseinander geſezt hätten. Indem man nun ihre Ausdruͤcke nach 
dem ſtrengern Wortverſtande nahm, wie es auch anders ſich nicht geziemte, 
ſo geſchahe es denn, daß Thiere, welche nur kurz, unbeſtimmt, oder ohne 
forgfältige Vergleichung mit andern, und daher mit Auslaſſung der weſent⸗ 
lichſten Umſtaͤnde, beſchrieben waren, wenn fie auch zu einerley Arten ge— 
hoͤrten, durch ſolche Beſchreibungen unkenntlich blieben, daß folglich aus 
verſchiedenen Federn gefloſſene Beſchreibungen eines und deſſelbigen Thieres, 
nicht zuſammenpaſſend, oder ganz verſchiedene Thiere, durch verſtuͤmmelte 
Beſchreibungen, einerley zu ſeyn ſchienen. Zu dieſen Hinderniſſen richtiger 
Erkenntniß geſellten ſich noch andere Schwierigkeiten, unter andern dieſe, 
daß in den Sammlungen meiſt nur verſtuͤmmelte Exemplare, bloſſe Schaa⸗ 
len ohne Kopf und Fuͤſſe bewahret werden. Und nachdem Linne die 
Bildung und Bau der Fuͤſſe, als die wichtigſte Bedingniß zur Beſtim⸗ 
mung der Arten angegeben, ſo wurden von ihm ſowohl, als von andern, 
die uͤbrigen Beſchaffenheiten des Panzers, deſſen Verhaͤltniſſe, Farben, 
Figur und Bildung des Ganzen und der einzelnen Schuppen, Subſtanz, 
Oberflaͤche u. dergl. unbillig und zu ſehr vernachlaͤſſiget. Es war daher 
nicht zu bewundern, wenn verſchiedene Beobachter eine ihnen vorgekommene 
Schildkroͤte, oder bloſſe Schaale und ſonſt verſtuͤmmeltes Thier, aus den 
mangelhaften Beſchreibungen voriger Beobachter nicht auszufinden vermoch⸗ 
ten, und ſich daher fuͤr berechtiget hielten, etwas fuͤr Neu anzuſpre⸗ 
chen, was ungezweifelt von andern ſchon geſehen und gekannt, aber un⸗ 
deutlich befchrieben war. So wurden denn von einer andern Seite leere 

Namen 


Vorrede. 


Namen in den Verzeichniſſen fortgeführt, und die ihnen zugehoͤrigen, aber 
ungeſehenen Thiere immer wieder als neue, unter neuen Namen aufgeſtel— 
let, wie dieſes unter andern mit der Caroliniſchen und der Schlangen 
Schildkroͤte der Fall war. 


Dieſe fortwaͤhrenden und faſt immer zunehmenden Verwirrungen wurden 
hauptſaͤchlich durch den Mangel eines ſolchen Werkes unterhalten, welches 
genaue Abbildungen aller bekannten Arten, in vollſtaͤndiger Sammlung und 
zu einer allgemein vergleichenden Ueberſicht, darſtellte. Denn obſchon viele 
wirkliche Arten durch Reiſende und Sammler von Zeit zu Zeit angezeigt 
worden ſind, ſo blieb ihre deutliche Beſtimmung und Entwirrung doch im⸗ 
mer noch ein frommer Wunſch, ſo lange nicht Abbildungen den Worten 
zu Huͤlfe kommen; weil ohne jene auch die ſorgfaͤltigſte Beſchreibung noch 
immer einen Anſtrich von Dunkelheit behaͤlt. Von den bekannten Schild⸗ 
kroͤten⸗Arten aber, ſelbſt von den gemeinern, find einige noch. gar nicht, 
andere nur ſchlecht abgebildet; aber auch die vorhandenen und guten Ab— 
bildungen der meiſten Arten ſind in groſſen und koſtbaren Werken zerſtreuet, 
welche zu ſehen, und unter ſich oder mit der Natur zu vergleichen, nicht 
alle Freunde der Naturgeſchichte die erwuͤnſchte Gelegenheit haben. a 


Nuͤzlich und nothwendig ſchien mir daher die Unternehmung einer fol 
chen allgemeinen Geſchichte der Schildkroͤten, welche aller bisher bekannt 
wordenen Arten genaue und nicht zu kurze Beſchreibungen, eine berichtigte 
Spynonymie, vorzuͤglich aber, und fo viel es ſeyn konnte, nach der Natur 
ſelbſt gefertigte, genaue und getreue ausgemahlte Abbildungen vereinigte, 
damit der Griffel ergaͤnze, was die Feder auszudruͤcken nicht vermag. 


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Boese, | | 


Die Ausführung eines ſolchen Vorhabens ließ Häufige Schwierigkeiten. 
vorausſehen; zumal erwogen, daß ich es an einem Orte wagte, wo weder 
eine Naturalienſammlung, noch der benoͤthigte Buͤchervorrath, zu Befoͤrderung 
deſſelben zu Huͤlfe kam, ſondern wohin alles durch Briefwechſel, mit groß 
ſem Aufwande von Zeit und Koſten zuſammengebracht werden mußte. 
Denn die Abſicht der Unternehmung erforderte ſchlechterdings, daß alle 
und jede von Schildkroͤten vorhandene Beſchreibungen und Abbildungen un⸗ 
ter ſich und mit der Natur verglichen; die Naturgetreuen als ſolche geruͤh⸗ 
met und benuzet, die zweifelhaften aber, zu Erregung fernerer verbeſſernder 
Aufmerkſamkeit, angezeigt wuͤrden. Ganz vorzuͤglich aber wurde der Ent 
ſchluß zu dieſer Unternehmung nicht nur befeſtiget, ſondern auch nachdruͤck— 
lich durch die nicht genug zu ruͤhmende freundſchaftlichſte Gewogenheit des 
Herrn Praͤſidenten von Schreber befoͤrdert und unterſtuͤzet. Seiner 
Verwendung danke ich die Kenntniß mehrerer Arten, welche auswaͤrtige 
Freunde theils in Natur, theils im Gemaͤlde mittheilten. Denn Exemplare 
dieſer Thiere, einige gemeinſte Arten abgerechnet, ſind auch in den an andern 
Dingen reichhaltigſten Sammlungen, nicht haͤufig anzutreffen. Mit geziemen⸗ 
dem Dank erkenne und ruͤhme ich auch die gefaͤllige Bereitwilligkeit anderer 
wuͤrdiger Maͤnner, welche theils Abbildungen, theils Exemplare ſeltener 
Schildkroͤten zur Vergleichung, zum Unterricht, und uͤberhaupt zur Befoͤrde⸗ 
rung des Unternehmens, mir zukommen lieſſen; und bezeuge daher oͤffentlich 
die Verbindlichkeiten, welche ich den Herren Pennant, Hermann, 
Tozzetti, Vosmger, Thunberg, Retzius, und meinem vereh— 
rungswuͤrdigen Freunde, Herrn Heinrich Muͤhlenberg hege, welcher 
mit ruhmvollen Fleiſſe der Naturgeſchichte der vereinigten nordamerikaniſchen 
Staaten ſeine Erholungsſtunden widmet. 


N 


Vorrede. 


In der endlichen Ausführung dieſes Werkes habe ich noch ferner die 
Beyhuͤlfe des Herrn D. Panzers, in Nuͤrnberg, und Herrn Cammer-Re⸗ 
giſtrators Wunders, in Bayreuth, mit Danke anzuzeigen, indem lezterer 
die ſorgfaͤltigſten und getreueſten neuen Abbildungen nach der Natur ge⸗ 
fertiget, jener aber die Güte hatte, zu beſtmoͤglichſter Vollendung des Stis 
ches, nach feiner bekannten Sorgfalt, genaueſte Aufſicht zu pflegen. 


Nothwendig aber muß ich in Bezug auf die im gegenwaͤrtigen Werke 
zu liefernde Abbildungen, einige Erinnerungen voranſchicken. Wahre und ge⸗ 
treue Darſtellungen waren die erſte und wichtigſte Abſicht. Lebendige Thiere 
zu dieſem Behufe zu erhalten, fehlten Gelegenheit und Moͤglichkeit. Man 
mußte ſich alſo mit blos getrockneten, oder im Weingeiſt bewahrten Thie⸗ 
ren, oder mit ihren leeren Schaalen begnuͤgen. Daher mußten auch die Ab⸗ 
bildungen nach lebloſen Exemplaren gefertiget werden; denn es wuͤrde ſchwer, 
und ſelbſt zu tadeln geweſen ſeyn, den Abbildungen lebloſer Thiere einen 
Anſchein des Lebens nach Gutduͤnken geben, oder ſie nur nach Wahrſchein⸗ 
lichkeit und Vorausſezung verſchoͤnern zu wollen. Die Nothwendigkeit puͤnktlicher 
Darſtellung wird es daher entſchuldigen, wenn an einem und dem andern Bilde 
ſteife verdrehte Gliedmaſſen, eingeſchrumpfte Augen, und uͤberhaupt der ganze 
unbelebte Anſtand, mißfaͤllig ſeyn ſollte. Um fo weniger aber befürchte ich 
daher zu nehmende Vorwuͤrfe, als ich mir es zum vorzuͤglichern Geſeze 
machte, die Kennzeichen der Arten auf die Schaale allein zu gruͤnden, da— 
mit auch kuͤnftige Entzifferung verſtuͤmmelter Exemplare um fo leichter und 
moglicher werde; und ich ſchmeichle mir, in i dieſer Fe nicht ganz 
ungluͤckl ich e zu ſeyn. 


Einem en Plan zufolge ſollte die Ausgabe dieſes Werkes bis zu 
1 N Beendigung ausgeſezt bleiben, ſo daß ſaͤmmtlicher Schild⸗ 
| fröten 


Vorrede. 


Fröten Geſchichte und Abbildungen zuſammen und mit einemmale erſchie⸗ 
nen. Viele und nicht unwichtige Gruͤnde aber machten dieſes Planes Abaͤn⸗ 
derung nothwendig, welcher der Vervollkommung des Werkes ſelbſt hinderlich 
geweſen ſeyn wuͤrde. Um unterdeſſen allen Beſorgniſſen vorzubeugen, daß 
etwa das hiemit angefangene Werk hiernaͤchſt unvollendet bleiben moͤchte, 
geben wir die redliche Verſicherung, daß fuͤr die Durchfuͤhrung deſſelben 
ſchon hinlaͤnglich geſorgt ſey, um, mit Ausnahme vielleicht nur einer und der 
andern Art, eine vollſtaͤndige Reihe von Abbildungen aller bekannten Schild⸗ 
kroͤten verſprechen zu dürfen; mit der Bedingung jedoch, daß von denje⸗ 
nigen (und gewiß nur wenigen) Arten, von welchen die zu neuen eigenen 
Abbildungen erforderliche Exemplare nicht aufzutreiben ſeyn wuͤrden, getreue 
Copien aus andern Werken, in welchen fie abgebildet find, gegeben wer 
den ſollen. Zu deſto gewiſſerer Bekraͤftigung mag folgendes Verzeichniß 
dienen. N 


1) Der Arten, wovon neue Abbildungen nach der Natur bereits 
fertig liegen. 


Europaͤiſche Schildkroͤte , — T. Europaea. 
Dreykielichte — - - - — tricarinata. 
Rauhe - - - — ſcabra. 
Charakteren — 8 - — ſceripta. 
Aſchgraue - 8 - — cineren. 
Gemahlte - - - - — pidka. 
Punktirte - = - - — punctata. 
Schlangen > - — ferpentina. 
Dofen - L - - - — clauf. 
Griechiſche A. - 5 - — graeca A. 


Griechi⸗ 


Griechische Schilbfröte B. 


Geometriſche - 
Breitrandichte 
Getaͤfelte - 
Gruͤne 
Carett - 
Schieferartige - 
Lederſchild - 
Neue Meerſchildkroͤte 
Japaniſche 
Indiſche, Vosmaer - 
Penſylvaniſche - 


Terrapin — 


Langſchnabel - 
Gezaͤhnelte - 


Amboiniſche 


— 


= 


Vorrede. 


1 
U 


..graeca B. 


geometrica. 
marginata. 
tabulata. 
viridis. 

Caretta. 
imbricata. 
coriacea. 

Nov. Sp. 
Japonica. 
Indica Vosmar. 
penfylvanica. 
Terrapin. . 
roftrata. 
denticulata. 
amboinenfis. 
areolata. 


® Der Arten, von welchen, aus Ermangelung eigener Exemplare, die 
in andern Werken zerſtreuten Abbildungen nothwendig zu entleh⸗ 
nen ſind, in fo ferne nicht nach unſerem Wunſch und Bitten, 

Freunde der Naturgeſchichte und Goͤnner dieſes Werkes, in de⸗ 
ren Beſtz dieſe ſeyn möchten, zu neuen nach der Natur zu fer 
tigenden Abbildungen ſie uns darlehnen werden: 


T. indica. 


— pufilla. 


Indianiſche Schildkröte, nach Perrault. Memoir. 


Zwerg - 


— — 


* * 


de l’Acad. 


des Sinne nach Edward. 


T. Gl 


T. ſulcata. 
— fignata. 


— caſpica- 

— ferox. 

— membranacea. 
— Spengleri. 


— planiceps. 


Petſchirte 
Caſpiſche 


Wilde - 


Weichſchaalichte 


Vorrede. 


Gefurchte Schildkrote, Gmelin, nach Millar's Iluſtr. 


— 


Spengleriſche - 


Plattkoͤpfichte - 


— 


te: 


\ 


— terreft. minor. Kleine Landſchildkroͤte 


Wallbaum, nach deſſen Che⸗ 
lonographie. 

Gmelin, nach Sam. Ge. 
Gmelin Reifen. 

Pennant, in Philofoph. 
Transact. 

Blumenbach, in Schneid. 
Naturgeſch. der Schildkr. 

Schriften Berlin. Na⸗ 
turf. Fr. N 

nach Schneider, ebenda⸗ 
ſelbſt. 

nach Seba. 


Zu dieſen wuͤrden noch etwa vier oder fuͤnf aus de 
la Cepede benzufuͤgen ſeyn. N 


3) Von folgenden Arten find" nirgendwo Abbildungen vorhanden, und 
Exemplare davon bisher vergeblich geſucht worden. 


T. feorpioides. 
— fimbria. 


— carinata. 


— paluſtrĩs. 


Skorpion⸗Schlldkroͤte 


Gefranzte 
Gekielte 


Sumpf 


des Linne! 
des Gmelin. 5 
des Linne; vielleicht zu einer 
der vorigen gehoͤrig. 
des Gmelin, nach Brown; 
vielleicht einerley mit der 
Terrapin. — 
| T. tri 


Vorrede. 


I crisis. Dreyfrallihte-  - des Forskäl; vielleicht auch 
zu einer andern gehoͤrig. 
— planitia. Platte: — des Gronovs und Gme— 


lin. Zweifelhaft. 


Doch hoffe ich auch noch uͤber dieſe leztgenannten, 
ganz verborgenen und zweifelhaften, noch einiges 
Licht und Berichtigung durch naturforſchende 
und der Vollſtaͤndigkeit dieſes Werkes wohl— 
EM wollende Freunde und Gönner, zu erhalten. 


Hier nehme ich zugleich Gelegenheit anzuzeigen, daß mir noch jetzt keine 
Schlldkroͤten vorgekommen find, welche den Sebaiſchen Abbildungen, auf 
Taf. 80. Fig. 4. der kleinen Ceyloniſchen Landſchildkroͤte, und der Sten Fir 
gur derſelben Tafel, der Braſiliſchen Landschildkröte, vollkommen entſpraͤchen; 
da ich jedoch von der Wahrheit der uͤbrigen Sebaiſchen Abbildungen durch 
Vergleichungen mit der Natur uͤberzeugt bin, ſo glaube ich, daß auch dieſe 
der Natur getreu ſeyn, und ihre Vorbilder noch hie oder da im Verbor⸗ 
genen liegen, nun aber vielleicht gluͤcklich aufgeſpuͤrt werden möchten, 


Indem ich ſolchergeſtalt den ſchon vorbereiteten Vorrath und den Ent 
wurf des Werkes angezeigt habe, wage ich es, an alle Freunde der Naturge⸗ 
ſchichte die Bitte um gefaͤllige Unterſtuͤzung deſſelben zu wiederholen, ſey es 
durch guͤtige Mittheilung der zu eigenen und neuen Abbildungen uns ab⸗ 
gaͤngigen Exemplare, (welche in dieſer Hofnung und Abſicht vorhin nament⸗ 
lich angezeigt worden,) oder durch berichtigende und belehrende Anmerkun⸗ 
gen, die Geſchichte der Thiere ſelbſt betreffend; eines oder das andere wer⸗ 
den wir mit gleichem und lebhaftem Danke annehmen. 
175 | Aus 


Vorrede. 


Aus dem ſchon vorhandenen Vorrathe, und der Anzeige des noch 
Fehlenden, läßt ſich ungefähr ſchaͤgen, daß das ganze Werk etwa 36 Tu 
feln erhalten werde, und daß diefe verſprochene allgemeine Geſchichte aller bis, 
her bekannten Schildkroͤten zwar Heftweiſe, aber doch in ununterbrochener 
Folge, und nach nur ſolchen Zwiſchenraͤumen, erſcheinen ſollen, als die 
Fertigung und Illumination der Tafeln nothwendig erfordern. N 


Eine ſyſtematiſche Ordnung in der Folge der Tafeln zu beobachten, 
erlaubten die Umſtaͤnde nicht; eine ſyſtematiſche Tabelle wird aber am 
Schluſſe des Werkes dieſen Mangel erſezen. Es wird dann auch eine 
kurze anatomiſche und phyſiologiſche Darſtellung der Schildkroͤten uͤberhaupt, 
und ein Verzeichniß der dahin einſchlagenden Schriften und Schriftſteller, 
zum Beſchluſſe angehaͤngt werden. 


Anſpach, den ten Merz 1792. 


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Tab. I. 


HRabr oe 
TESTUD O EUROPAE A.  Schneid. 


Tefta ovali, planiuſcula, fübcarinata, fufco-atra, punctis ſtriisque 
albo - flaveſcentibus radiatis. 


Europaea, tefta orbiculari planiufcula laevi. ‚Schneid. Schildkroet. pag. 323. n. 5. 

. orbicularis. Linn. Syft. nat. edit. Gmel. pag.1039. excluſis Synon. Gronovianis et 7.) 
. lutaria. Marfigl. Danub. illuftr. 4. tab. 33. 34. 

. aquarum dulcium et lutaria. Raj. quadrup. 254. 

. lutaria. Brlinnich. Spol. mar, adriat. p. 90. 

punctata. Goto. Schildkr. tab. Ta. 

Teftuggine di fiume? Cetti Storia di Sardegna Tom. 3. p. 9% 

Sceletirte Waſſer - Schildkroete. Magers Zeitvertr. I. tab. 29. 

2 T. flava, teſta ſuperiori viridi flavo maculata. De la Cepede. tab. VI. p. 135. 


2222 


Europaͤiſche Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild oval, niedrig, mehr oder weniger gekielt, dunkler Farbe mit 
lichten ſtrahlicht geordneten punktirten Linien. 


2 a Ruͤckenſchild iſt oval; um faſt ein Drittheil laͤnger als breit; flach gewoͤlbt, 
fo daß die Höhe der Woͤlbung ungefaͤhr nur dem dritten Thelle der Länge des 
Schildes gleichkommt; die Woͤlbung iſt durchaus ziemlich gleich, doch pflegen die 


Ruͤcken aͤlterer Thiere etwas platter, und weniger merklich gekielt zu ſeyn. Die 
A Ober⸗ 


a 0 Europäifhe Schildkroͤte. 

Dberfläche der Schuppensift bey altern Thieren ziemlich glatt und eben; bey füngern 
aber ſind ſie, durch mehrere parallel laufende und nach innen verkuͤrzte Furchen, 
rauher und unebener, und zwar gemeiniglich mehr ſo an den hintern als an den vor⸗ 
dern Schuppen. | l i 5 


Dreyzehn Schuppen bedecken die Scheibe; fuͤnfe nach der Mittlaͤnge, und 
viere zu jeder Seite. Die erſte Schuppe der Mittelreihe iſt ungleichſeitig, fuͤnf⸗ 
eckicht, am vordern Rande breiter und ausgebogen, abhaͤngiger als die folgenden 
und meiſtens ſtumpf gekielt. Die zweyte und dritte ſind viereckicht, oder faſt ſechs— 
eckicht, wenn man die kleinen Winkel in Anſchlag bringet, welche ſich nach den Naͤß⸗ 
then der Seitenſchuppen hinwaͤrts vorbeugen. Die vierte naͤhert ſich mehr der 
ſechseckichten, ſo wie die leztere der fuͤnfeckichten Figur, und dieſe beyde find auch in 
den meiſten Thieren etwas ſtaͤrker gefielet. Dieſe Schuppen der Mittelreihe find 
an aͤltern Thieren meiſt platt, an juͤngern aber etwas gebogener. Der Kiel am 
Rücken iſt niedrig, oft wenig bemerklich, und manchmal nur durch eine kleine Er- 
habenheit am hintern Rande der Schuppen angedeutet. Von den vier Seitenſchup⸗ 
pen iſt die vorderſte unregelmaͤſſiger Geſtalt, einem Viertheils-Zirkel (Quadranten) 
mit abgeſtumpfter Spize aͤhnlich. Die zweyte iſt von oben abwärts laͤnglicht vier— 
eckicht, fo auch, aber mit abnehmender Groͤſſe und Woͤlbung, die dritte und vierte. 


Die Farbe des Schildes iſt gemeiniglich ſchwarz, auch ſchwarzbraun, oder, wie 
beſonders der kleinern und juͤngern, kaſtanienbraun, mit mehreren Punkten, theils 
runden, theils laͤnglichten, beſaͤet, welche bald weißlicht, bald blaßgelber Farbe find, 
und von dem am hintern Rande jeder Schuppe befindlichen kleinem Schuppenfelde, 
wie aus einem gemeinſchaftlichen Mittelpunkt, ausgehend, ſtrahlenweiſe gereihet, ſich 
nach allen Seiten des Randes verbreiten. 


Dieſe ſtrahlicht punktirte Zeichnung iſt unter allen mir bekannten Arten der eu 
ropaͤiſchen Schildkroͤte ausſchlieſſend eigen; ich habe daher keinen Anſtand genommen, 
ſie zum Beſtimmungscharakter derſelben anzuwenden. 


Das Schuppenfeld (areola) der Ruͤckenſchuppen liegt am hintern Rande in 
der Mitte, an den Seitenſchuppen aber an deren hintern und obern Winkel, und 
wird in beyden von mehreren parallelen Furchen umſchloſſen; deren Zahl die jaͤhr⸗ 
liche oder periodiſche Vergroͤſſerung der Schuppen anzuzeigen ſcheinet. Dieſe Furchen 
aber ſowohl als die Schuppenfelder, nach welchen jene geordnet find, werden mit 
der Thiere zunehmendem Alter allmählich unſcheinbarer, und verlieren ſich endlich fo 

ganz / 


Europaͤiſche Schildkroͤte. | 3 


ganz, daß einige vor mir liegende groͤſſere Schaalen, in Vergleichung zu kleinern 
und juͤngern, vollkommen (wenigſtens an den vordern Schuppen) glatt ſind, und daher 
eine merkliche Verſchiedenheit zwiſchen Individuen einer und derſelben Art veranlaſ— 
ſen. Es kommen auch Schaalen vor, welche ſich durch eine nach der Mittlaͤnge des 
Ruͤckens hinlaufende, aus dicht zuſammengedraͤngten kleinen Linien entſtehende, Binde 
auszeichnen; mit einer folchen Binde iſt die oben angezeigte Gottwaldiſche Figur vor 
geſtellt, und ich habe fie an mehreren Schaalen bemerket. 


Der Rand enthaͤlt 25 Schuppen; die erſte und ungepaarte iſt die kleinſte, 
ſchmal und laͤnglicht; die übrigen find faſt alle laͤnglicht-viereckt; die drey vor 
derſten flachgewoͤlbt, ſcharfgeraͤndet; vier mittlere an den Seiten ſchmaͤler, ab— 
ſchuͤſſiger, am Rande ſelbſt ſtumpf und gerinnelt, nach unten und auswärts aber er: 
weitern fie ſich, (beſonders die Ste und te,) um die Fortſaͤtze des Bruſtſchildes auf— 
zunehmen; vier hintere ſcharfgeraͤndet und mehr auswaͤrts gebogen; die lezte 
(oder die eine von dem uber dem Schwanze liegenden Paar) wieder etwas gewoͤlb— 
ter und unterwaͤrts gebogen. An Farbe und Zeichnung kommen die Randſchuppen 
mit den uͤbrigen uͤberein; punktirte Strahlen verbreiten ſich von dem hintern und 
untern Winkel nach den entgegengeſezten Seiten. 


Das Bauchſchild iſt an Laͤnge und Breite dem innern Umkreis des Ober⸗ 
ſchildes faſt gleich. Die Farbe iſt bey einigen ſchmuzig weiß, bey andern gelblicht, 
in der Mitte und laͤngs der Naͤthe braun oder ſchwarz gefleckt. Eine Nath in die 
Laͤnge und fuͤnfe in die Quere, welche an juͤngern Thieren meiſt ſchwaͤrzlicht ſind, 
theilen das Bauchſchild in zwoͤlf ungleiche Felder. Im aͤuſſern und hintern Wins 
kel jedes Feldes zeiget ſich (an jüngern Thieren deutlicher) ein punktirtes Schuppen 
feld, umgeben mit mehreren und parallelen Furchen, welche an altern Thieren (vers 
muthlich wegen der beſtaͤndigen Friktlon an andere Korper) kaum oder gar nicht bes 
merkbar bleiben. Die mittlere Quernath des Bauchſchildes iſt weniger feſt, und ge— 
ſtattet einige Beweglichkeit, fo daß beyde Hälften, doch mehr die vordere, dem Ober: 
ſchilde etwas naͤher gebogen werden koͤnnen; ſo bemerkte ich es wenigſtens an zwey 
lebendigen Thieren, ich weis jedoch nicht, ob an allen das nemliche Statt findet? 
Die vordere Haͤlfte des Bauchſchildes iſt kleiner, an den Seiten gerundet, vorne 
etwas ausgeſchnitten und aufwaͤrts gebogen; die hintere Haͤlfte iſt groͤſſer, am Ende 
abgeſtumpft und eingekerbt. Das Bauchſchild der Maͤnnchen iſt platt, der Weibchen 
aber etwas gewoͤlbter. Das Ruͤckenſchild wird von zween knoͤchernen aufrechtſtehenden 
Fortſaͤhen des Bauchſchildes getragen, deren kuͤrzerer auf der vordern, der längere 
auf der hintern Haͤlfte deſſelben ſizet, beyde aber mit ihren obern Enden in eine 

A 2 flache 


4 - Europaiſche Schildkroͤte. 


flache Vertiefung unter und innerhalb des Sten und ten Randſchildes eingreifen; 
eine dichte, aber doch biegſame Membran verbindet uͤbrigens die beiden Schilder fr 
daß einige Beweglichkeit zwiſchen ihnen ſtatt findet. 


Der Kopf iſt eyfoͤrmig, oben etwas erhoͤhet, an den Seiten und unten platt, 
mit ſchwielicht⸗ſchuppichter Haut bedeckt, von Farbe dem Ruͤckenſchilde meiſt gleich, 
gelb oder weiß gefleckt. Die Augen ſtehen ſchraͤge am vordern Theile des Kopfes; 
die Nafenlöcher dichte beyfammen an der obern und aͤuſſern Spize des ſtumpfen 
Schnabels. Kinnladen ſcharf, ohne Zaͤhne. Den maͤſſig dicken Hals decket eine 
ſchlaffe, runzlichte Haut, an Farbe und Flecken dem Kopfe und den Fuͤſſen aͤhnlich. 
Vorderfuͤſſe kuͤrzer als die hintern; ſaͤmmtlich von auſſen mit groſſen Schuppen be⸗ 
legt; jene mit fuͤnf, dieſe mit vier, durch eine Schwimmhaut verbundenen Fingern, 
und mit eben ſo vielen gekruͤmmten, ſpizigen Naͤgeln bewafnet. Der Schwanz hat 
faſt die halbe Laͤnge des Koͤrpers, (daher dieſe Art den Namen der Waſſermaus 
erhalten zu haben ſcheinet,) iſt zugeſpizt, ſeitwaͤrts gedruͤckt, ſchuppicht, ſchwarz und 
gelb gefleckt. a } 


Das Vaterland dieſer Schildkroͤte find die meiſten gemaͤſſigten Gegenden von 
Europa; fie wird in Preuſſen angetroffen (Wulf. Ichthyol.); in Pohlen (Ber: 
noulli's Reifen); in Italien und Sardinien Tozzetti und Setti); in Ungarn und 
an der Donau (Marſigli); in Frankreich (Tortugue d’aigue. Raj.); in den noͤrd⸗ 
lichern Gegenden Europens hingegen, ſo wie ſelbſt in den meiſten mildern Provinzen 
Deutſchlands, iſt ſie nicht einheimiſch. Ihr Aufenthalt find ſumpfichte und moraſtige 
Orte; ſie naͤhrt ſich von Waſſerinſekten, Fiſchen, Schnecken und Pflanzen. Sie wird 
gegeſſen, und daher an mehrern Orten zu Markte gebracht; in eigenen Behaͤltern 
geſammlet, mit Brod, Sallat oder andern Pflanzen gefuͤttert. Anderwaͤrts werden 
ſie in Kellern zum Gebrauch bewahret, und man ſaͤet ihnen Haber, deſſen zarte 
Schöglinge ihnen zur Nahrung dienen. Sie legen Eyer, welche den Huͤhnereyern 
aͤhnlich, aber kleiner und laͤnglichter, und mit Weiß und Dotter verſehen ſind; dieſe 
vergraben ſie in den Sand, doch mit der Sorgfalt, daß ſie der Sonnen Waͤrme 
genieſſen und von dieſer belebt werden. Aus den im Früͤhlinge gelegten und vers 
ſcharrten Eyern kriechen erſt nach einem Jahre (nach Marfiglis Angabe) die Jungen 
aus, und nehmen (nach Marggrafs Beobachtung) ſehr langſam an Groͤſſe zu. — 


Es ſcheinet dieſe Art, nach Alter, Geſchlecht und Vaterland, manchen Abaͤn⸗ 
derungen unterworfen zu ſeyn, und daher entſtanden wohl die, ſie betreffenden, Ver⸗ 
ſchiedenheiten der Schriftſteller, welche Herr Schneider mit Recht geruͤgt hat. 

Die 


Europaͤiſche Schildkroͤte. 5 


Die Abbildung auf der erſten Tafel iſt von einem aͤltern und vollgewachſenen 
Thiere genommen, welches aus Ungarn gebracht wurde, im Ganzen aber andern, 
aus der Lombardey erhaltenen, und den meiſten in Sammlungen aufbewahrten Schaa— 
len dieſer Art, ähnlich. Es iſt dieſes die gemeine, in den meiſten, vorzuͤglicher aber 
doch in den oͤſtlichen Provinzen Europens ſich aufhaltende Waſſer-Schildkroͤte, welche 
bey den meiſten Autoren als die gemeinſte unter dem Namen der Schlamm-Schild⸗ 
kroͤte (T. lutaria) verſtanden worden iſt. Auſſer dem Marſigli hat aber doch keiner 
eine genauere Beſchreibung oder ertraͤgliche Abbildung davon geliefert. Aus vorer— 
wähnter Urſache hat Herr Schneider ihr den Zunamen der Europaͤiſchen ge— 
geben; und es ſchien beſſer, dieſen beyzubehalten, als ſie mit einem ungewiſſen und 
zweifelhaften Namen der Linneiſchen Arten zu belegen; denn es iſt nicht entſchieden, 
ob ſie zur orbicularis oder zur lutaria des Linne gezaͤhlet werden muͤßte, welcher 
beyder von Linne augegebene Kennzeichen zum Theil der Europaͤiſchen anpaſſend ſind, 
zum Theil auch nicht. Herr Schneider iſt der Meinung, daß die Europaͤiſche 
mit der runden (orbicularis) des Linne einerley ſey; es widerſpricht aber ſchon der 
bloſſe Name, denn alle von mir bis jezt noch beobachtete Panzer der Europaͤiſchen 
Schildkroͤte find vielmehr ey- als kreisfoͤrmig. Linne beſchreibt feine orbicularis in 
der loten und 12ten Ausgabe des Naturſyſtems fe e 


„„Die Schaale iſt ſcheibenfoͤrmig, etwas platt, und die Sie. mit einer 
„Schwimmhaut verſehen. 


„Sie wohnt im mittaͤglichen Europa. — Die kleine Schaale iſt ſcheiben⸗ 
„ foͤrmig, der Rand umher ohne Einſchnitte, weder vorne noch hinten 
„ausgekerbt. Das Bauchſchild iſt hinten eingeſchnitten. Die Finger 
„an den Fuͤſſen werden durch ein Membran in eine ſcheibenfoͤrmige 
„Tatze verbunden., 


Von dieſen kurzen Merkmalen treffen einige allerdings bey der Europaͤiſchen zu, ans 
dere aber nicht; alle aber ſind auch auf verſchiedene andere Schildkroͤten anwendbar. 
Das von Linne angegebene Vaterland ſcheint noch am meiſten die Vermuthung zu 
beguͤnſtigen, daß unſere Europaͤiſche unter feiner orbicularis verſtanden ſey. Die 
lutaria beſchreibt Linne alfo: 


„Die Schaale iſt etwas platt, die Fuͤſſe zum Theil floßartig, die hin 
„tern drey Ruͤckenſchuppen gekielt, der Schwanz halb fo lang als der 
„ Körper. — 
Raj. quadrup. 254. Amoen. acad. I. p. 139. n. 23. 
A 3 5 77 Sie 


6  Enropäifhe Schildkröte. 


„Sie wohnt in Indien und im Orient. — Die Vorderfuͤſſe ſind 
„mehr, die hintern weniger floßartig. Bruſtſchild iſt hinten abge⸗ 
7 ſtumpft. 7 ö 


Es erhellet aus dieſen Angaben, daß auch die Kennzeichen der kitaria des Linne 
auf die meiſten Individuen paſſenz und Herrn Schneiders S. 40. ſeiner Geſch. 
der Schildkr. geaͤuſſerte Meinung: daß nemlich die Linneiſche orbicularis und lu- 
taria eigentlich nur eine und dieſelbe Art ſey, gewinnt neue Wahrſcheinlichkeit. Es 
ſcheint aber noch auſſerdem, daß der ſcharfblickende Linne ſelbſt, in Beſtimmung der 
Unterſcheidungskennzeichen für die Arten, orbicularis und lutaria, gewankt habe; 
indem er in der loten Ausgabe feines Naturſyſtems das Rajiſche Synonymon: 
Teftudo aquarum dulcium ſ. lutaria, zur orbicularis ſezet; in der 12ten Aus⸗ 
gabe hingegen es von da wegnimmt und es der lutaria beyleget, für deren Vater⸗ 
land er Indien und den Orient angiebt, ob es gleich aus der Majifchen Beſchrei⸗ 
bung und dem franzoͤſiſchen Provinzialnamen: Tortugue d’aigue, deutlich genug ers 
hellet, daß von einer in Europa einheimiſchen Schildkroͤte die Rede war. — Eine 
weitere Schwierigkeit ergiebt ſich aber auch daher, daß die Beſchreibung, welche 
Linne ſelbſt aus feinen Amoen. acad. I. p. 139. zur lutaria anfuͤhret, gar nicht 
zu feinem, von dieſer Art angegebenen Charakter paſſe, ſondern nach einem ganz an 
dern zu den Landſchildkroͤten gehoͤrigen Thiere entworfen iſt; denn die in den Amoe— 
nitatibus beſchriebene Schildkroͤte hat kolbichte, ungetheilte Fuͤſſe. Aus den zu kur⸗ 
zen und vieldeutigen Beſchreibungen des Linne, und zumal da er auf keine Abbil— 
dungen dabey verwieſen hat, laͤſſet es ſich demnach nicht beſtimmen, zu welcher der 
beyden vorerwaͤhnten Linneiſchen Arten unſere Europaͤiſche ohne Irrthum zu rechnen 
waͤre; man muͤßte, um gruͤndlich zu entſcheiden, die individuellen Exemplare vor ſich 
haben, von welchen er ſeine Kennzeichen entlehnte. > 


Die Abbildung unferer europaͤiſchen Schildkroͤte betreffend, iſt vor allen Dingen 
zu erinnern, daß ſie nach einem trockenen Exemplar gemacht werden mußte; auf dieſe 
Rechnung find einige unnatuͤrliche am Kopfe derſelben bemerkliche Runzeln, und die 
verdrehte Stellung der Fuͤſſe zu ſezen, welche vielleicht den Tadel ſtrenger Richter 
verdienen möchten; da aber die übrige Beſchaffenheit des Schildes genau und natur⸗ 
gemaͤß vorgeſtellt iſt, ſo hoffe ich fuͤr die angezeigten unwichtigern Maͤngel um deſto 
billigere Nachſicht, wenn man erwägen will, daß es für den Kuͤnſtler ein gewagtes 
Unternehmen ſeyn muͤſſe, die Geſtalt und Haltung eines Thieres nach dem Leben 2 
zudruͤcken, wenn er es nicht lebendig vor ſich, oder was hier der Fall iſt, auch nicht 
einmal lebendig geſehen hat. 


Die 


Europaͤiſche Schildkroͤte. 7 


Die Schildkroͤte, welche der Graf Te la Cepede als T. orbicularis L. anführt, 
iſt nach Figur und Beſchreibung Tab. V. p. 126. von der unſrigen ſehr verſchieden, 
ob er gleich, mit Unrecht, die Namen der Europaͤiſchen von Schneider und Wul— 
fen dabey anfuͤhrt. Der Panzer ſeiner orbicularis, ſagt der Graf, ſey von einer 
lichten Farbe, mit kleinen rothen Punkten beſprengt, ihre Naſe lang und ſpitz, der 
Schwanz kurz, die Fuͤſſe kolbicht, zugerundet, und die Finger daran nur an den Naͤ— 
geln zu erkennen. Die von ihm beſchriebenen, nur vier Zoll langen Exemplare, gehö— 
ren ohne allen Zweifel zu einer der Landſchildkroͤten-Arten. Die T. lutaria des nem⸗ 
lichen Verf. Tab. IV. p. 118. ſchien eher der unſrigen verwandt zu ſeyn, wenn man 
annehmen duͤrfte, daß die Figur nur ſchlecht gerathen waͤre; welche Vorausſezung 
um ſo verzeihlicher iſt, wenn man bemerkt, daß er in der Beſchreibung dem 
Thiere Schwimmfuͤſſe beylegt, die doch in der Figur gar nicht ausgedruͤckt ſind; aber 
denn ſtehet doch noch der gaͤnzliche Mangel der ſtralichten Zeichnung der Ruͤcken⸗ 
ſchuppen im Wege, deren er bey dieſer Schildkroͤte nicht erwaͤhnet, ob er gleich wei— 
terhin S. 136. bey Gelegenheit der T. flava, von welcher nachher die Rede ſeyn 
wird, ſaget: daß dieſe, mit der ſtralichten Zeichnung verſehene Schildkroͤte, eine 
groſſe Aehnlichkeit mit der lutaria habe. Die Cepediſche Figur der T. lutaria 
hat die meiſte Aehnlichkeit mit der Sebaiſchen fig. 4. Tab. LXXX. oder deſſen 
kleinen Ceiloniſchen Landſchildkroͤte, nur daß die Sebaiſche Zeichnung einen kurzen 
Schwanz anzeiget. Es iſt mir noch kein Panzer vorgekommen, der mit dieſer Se— 
baiſchen oder jener Cepediſchen Figur uͤbereingetroffen haͤtte; ich enthalte mich da— 
her vor der Hand alles Urtheils darüber. Aber dieß muß ich noch erinnern, daß 
was de la Cepede von dem Vaterlande ſeiner T. lutaria erwaͤhnet, eben ſo unbe⸗ 
ſtimmt ſey, als die ihr zugelegten Synonymen. — Die meiſte Aehnlichkeit mit un⸗ 
ſerer Schildkroͤte hat wohl die T. flava Cep. Tab. VI. p 135. Die Abbildungen 
erlauben die genaueſte Verwandſchaft zu vermuthen, und bis auf die Grundfarbe des 
Schildes, welche nach Tepede ein dunkles Grasgruͤn (Vert d'herbe foncé) ſeyn ſoll, 
ſtimmt alles übrige vollkommen uͤberein; denn die Beſchreibung erwähnt auch der aus 
kleinen gelben Punkten zuſammengeſezten ſtralichten Zeichnung, wodurch ſich die Eu— 
ropaͤiſche ſo ſehr auszeichnet, und die ich noch bey keiner andern Art bemerkt habe. 
Wird übrigens die Wandelbarkeit der Farben uͤberhaupt, in Anſchlag gebracht, fo 
koͤnnte man vielleicht auch noch annehmen, daß die Farbe, welche ſchon erwieſener— 
maſſen bey derſelben Art Schildkroͤten, nach Unterſchied der Orte, ſchwarz, ſchwarz— 
braun, oder kaſtanienbraun ſeyn kann, in noch andern Gegenden ſich auch bis ins 
Gruͤnſchwarz abaͤndern koͤnnte, wenn kein anderer Irrthum dabey vorwaltet. Man 
wird, hoffe ich, die Vermuthung, daß die Cepediſche T. flava eine und dieſelbe mit 
der T. europaea ſey, um fo weniger unwahrſcheinlich finden, wenn man vollends 

lieſet, 


8 Europaͤiſche Schildkröte 


lieſet, was der Graf von ihrem Vaterlande berichtet: „Die gelbe Schildkroͤte, 15 
„er, wohnt nicht allein in Amerika und auf dem Himmelfahrts-⸗ Eyland, woher (nach 
des Herrn Grafen Verſicherung) das in dem Koͤnigl. Kabinet befindliche Exemplar 
gebracht worden iſt; ſondern fie wird auch in Europaͤiſchen füffen Gemwäf 
„ſern angetroffen, wo fie einig und allein durch eine minder grü⸗ 
„ine Farbe ſich von den uͤbrigen unterſcheidet.“ Und da er S. 136. ausdruͤcklich 
ſagt, daß dieſe gelbe Schildkroͤte ſehr viel Aehnlichkeit mit der T. lutaria habe, 
welche nach ihm die gemeinſte in Europa vorkommende Art ſeyn ſoll, ſo wird es, 
alle Umſtaͤnde erwogen, hoͤchſt wahrſcheinlich, daß Graf de la Cepede die gemeine eu⸗ 
ropaͤiſche Schildkroͤte fuͤr eine auslaͤndiſche angenommen, und ganz unrecht eine neue 
Art daraus gemacht, indeß er die ihr zukommenden Synonymen andern Arten, ſeiner 
orbicularis und lutaria nehmlich, beygelegt habe. So hat auch Herr Schn ei der 
in feinem zweyten Beytrage S. 17. ſchon die Vermuthung geaͤuſſert, daß die Cepedi⸗ 
ſche T. flava mit der T. europaea einerley ſeyn moͤchte, und die Vergleichung der 
Abbildungen von beyden ſcheint alle Zweifel daruͤber zu heben. 


Der Gewogenheit des Herrn Prof. Targioni Tozzetti zu Florenz habe ich 
einige Exemplare von Fluß-Schildkroͤten aus jenen Gegenden zu danken. Bau, 
Verhaͤltniſſe und Bildung aller Theile ſtimmen vollkommen mit der beſchriebenen Un: 
gariſchen uͤberein; nur die Farbe iſt von der Allgemeinheit abweichend, ſie haben 
nemlich ein lichteres, helleres Braun zur Grundfarbe, auf welcher jedoch die ſtra— 
lichte gelbpunktirte Zeichnung eben ſo deutlich und bemerklich iſt, als an dem auf 
Tab. I. abgebildeten Thiere. Die in Toskana einheimiſchen Schildkroͤten ſcheinen 
aber, auſſer dem bemerkten Unterſchied an Farbe, auch noch an Groͤſſe der Ungari⸗ 
ſchen nachzuſtehen. Ein paar Exemplare aus dieſen verſchiedenen Gegenden, deren 
jedes fuͤr ein Groͤßtes angegeben ward, verhielten ſich nach Vergleichung der Maaſſe, 
folgendermaſſen gegen einander: 


N Ungar. Toskaniſche. 
Laͤnge, von der Naſe zur Spize des Schwanzes, Zoll Io. Lin. 6. Zoll 7. Lin. - 
des Ruͤckenſchildes - - „ 
des Bauchſchildes — - 2 — 86 
des Schwanzes  - - 3. 
Breite des Ruͤckenſchildes - — — 3. — — 3. — 
des Bauchſchildes — 4 
Hoͤhe des ganz. Schild., mit Inbegriff des a Beuge. — — 3 


Eurxopaiſche Schildkroͤte. 9 


Die Fluß ⸗Schildkroͤte, welche Cetti in Storia di Sardegna Tom. 3. p. ır. 
leſchreibt, fol, nach gegebenen Verſicherungen, den Fluß Schildkroͤten des übrigen Seas 
liens vollkommen aͤhnlich ſeyn. Nichts deſtoweniger finde ich es nöthig, die vor— 
zuͤglichſten in Cetti's Beſchreibung angegebenen Merkmale hier auszuheben: „Die 
„Sardiniſchen Fluß⸗Schildkroͤten, ſagt er, gelangen kaum zum vierten Theil der 
„Groͤſſe der Land-Schildkroͤten (welche er zur T. graeca L. rechnet, ihnen ein Ge: 
wicht von hoͤchſtens vier Pfund und eine Laͤnge von 6 — 7 Zoll zuſchreibt.) „Der 
/ platte Theil des Panzers (das Bruſtſchild?) iſt nur 4 Zoll lang, und nach dieſem 
„Verhaͤltniß richten ſich alle übrige Theile. An Bildung und Farbe der Schaale 
„ ſind ſich die Fluß- und Land- Schildkroͤten aͤhnlich, auſſer daß die Farben ſtaͤrker, 
„ und die ſchwarze die herrſchende an der Schaale und uͤbrigen Theilen der Fluß⸗ 
„Schildkroͤte iſt, fo daß daher die Sardinier fie vorzugsweiſe die Schwarze 
„nennen. Mit deutlich gegliederten, durch eine Schwimmhaut bis an die Spitzen 
verbundenen Fingern und Naͤgeln, find ihre Vorder- und Hinter-Fuͤſſe verſehen, 
„jene mit 5, dieſe mit 4. Der Schwanz an der Fluß-Schildkroͤte iſt weit länger 
„als bey der Land-Schildkroͤte, und hat faſt die halbe Laͤnge der Schaale.,, Zur 
Unterſcheidung der Fluß und Land-Schildkroͤten find die angegebenen Merkmale aller: 
dings zureichend, die auch auſſerdem alle auf unſere T. europaea paſſen; da aber 
Cetti in feiner Beſchreibung fo gar nichts von der ſtrahlichten Zeichnung der Schup⸗ 
pen erwaͤhnt hat, ſo moͤchte es daher noch zweifelhaft ſcheinen, ob die Sardiniſche 
Fluß⸗Schildkroͤte mit unſerer T. europaea wirklich von einerley Art ſey, zumal 
Graf Cepede dieſe Schwarze Schildkroͤte des Cetti zu feiner Lutaria p. 120. 
geordnet, die, wie ſchon erwähnt worden, von unſerer europaͤiſchen Schildkroͤte ſehr 
verſchieden iſt. Die meiſten Umſtaͤnde ſprechen fuͤr die ſpecifiſche Identitaͤt der ſar⸗ 
diniſchen ſchwarzen Schildkroͤte mit unſerer europaͤiſchen. Nichts deſtoweniger werden 
hiemit doch alle Freunde der Naturgeſchichte, welche Gelegenheit dazu haben moͤch⸗ 
ten, erſucht, die erwähnten noch obwaltenden Zweifel durch eine genauere Beobach—⸗ 
tung vollends zu berichtigen. \ 


Die getuͤpfelte Schildkroͤte des Gottwald iſt die unſrige, und die nicht na⸗ 
turgemaͤß ausgedruͤckte Stellung der Punkte kann keinen gegruͤndeten Zweifel dagegen 
erregen; denn eben fo mangelhaft in Abſicht der ſtrahlicht-punktirten Zeichnung iſt die 
Abbildung beym Marſigli, obgleich hier über die Identitaͤt der Art gar kein Zwei⸗ 
fel ſtatt finden kann. Die Mayeriſche Figur iſt die ſchlechteſte von allen, ſowohl 
wegen der Farben, als wegen der ſehr unordentlichen und willkuͤhrlichen Angabe von 
blos kleinen runden Puͤnktchen. Die Gronoviſchen Beſchreibungen, welche gemeinig⸗ 
lich auf unſere Schildkroͤte gezogen werden, ſind ſo vieldeutig, daß ſie, wenn man 

B f nicht 


10 Drenkielichte Schildkröte. 


nicht Zweifel auf Zweifel häufen will, hier unanwendbar find; ich übergehe fie dero⸗ 
halben für diesmal, und werde fie, nebſt andern dunkeln und raͤchſelhaften Veſchrei⸗ 
bungen von Schildkroͤten, in einem Anhange zuſammen liefern. 


Tad II. 
TESTUDO TRICARINAT A. 


Tefta ovali demiſſe convexa, margine integra, ſeutellis difei 


omnibus carinatis. 


Dreykielichte Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild oval, niedrig gewoͤlbt; am Rande ganz; alle Felder der 
Scheibe ſind gekielt. 


* Abbildung ſtellet die hier beſchriebene Schildkroͤte in natürlicher Groͤſſe dar. 
Ihr ovaler, flach gewoͤlbter, aber hoch gekielter Panzer, hatte 17 Parif. Lin. 
Lange, 15 in der Breite, und ungefähr 7 in der Höhe, 


Die Scheibe des Ruͤckenſchildes hat 13, ſämmtlich runzlicht rauhe, und gekielte 
Schuppen oder Felder. Die fünf Ruͤckenfelder find zwar ſtaͤrker als die uͤbrigen, 
aber ſtumpf gekielt, und nach beyden Seiten abſchuͤſſig; das vorderſte iſt das groͤſſe— 
ſte, ſo wie das hinterſte das kleinſte, beyde von faſt fuͤnfeckichter Geſtalt; die drey 
mittlern dieſer Reihe, das zweyte, dritte und vierte, find ſechseckicht. Ihre Schup⸗ 
penfelder (areolae) ſind verhaͤltnißmaͤſſig groß, zunaͤchſt dem hintern Rand anliegend, 
und daſelbſt mit erhabenen Punkten und Warzen beſezt, von welchen aus ſich bogichte 
Runzeln nach dem Vorder- und Seitenrande hin verbreiten. Ein ſchmaler, leicht ge⸗ 
ſtreifter Saum ſcheidet den eigentlichen Rand von dem Schuppenfelde mittelſt ei⸗ 
ner zarten gefurchten Linie, welcher Saum in der Figur am erſten und dritten Ruͤ⸗ 
ckeufelde nur (deutlicher aber an den Seitenfeldern) ausgedruͤckt werden konnte, und 

ein 


Dreykielichte Schildkröoͤte. il 


ein noch unvollendetes Wachsthum des Panzers anzeige. Die Kruͤmmung des Kiels 
iſt zwar ziemlich gleichförmig „doch abſchuͤſſiger am hinterſten Ruͤckenfelde, als vorne, 
welches eine andere Anzeige eines noch jungen Thieres iſt, nach Beobachtung nem— 
lich ähnlicher Verhaͤltniſſe an den Panzern anderer Arten von ungleeen Wachsthum 
und Alter. ‚ 


Die hintern Raͤnder der Ruͤckenſchuppen find um etwas weniges über den Rand 
jedes naͤchſtfolgenden erhoͤhet, ohne daß jedoch die Fortſezung des Kiels dadurch uns 
gleich oder unterbrochen wuͤrde. Die Seitenſchuppen ſind platt-abſchuͤſſig. Die erſte 
und groͤßte iſt von unregelmaͤſſiger Geſtalt; die zweyte und dritte ſind von oben nie⸗ 
derwaͤrts ablang⸗fuͤnfeckicht; die vierte iſt die kleinſte und nähert ſich der Geſtalt ei— 
nes verſchobenen Vierecks. Ihre Schuppenfelder liegen nach der Mitte des hintern 
Randes und ſind warzicht; eine ſeichte Linie, die mit dem obern, vordern und untern 
Rande jeder Schuppe in kleinem Abſtande parallel laͤuft, beſchreibt einen ſchmalen und 
zart geſtrichelten Saum, zwiſchen welchem und dem eigentlichern Schuppenfelde ſich 
mehrere dorther kommende und dem Rande zulaufende Runzeln befinden. Ein erha— 
bener und gerade laufender Seitenkiel iſt an den Seitenfeldern deutlich bemerklich; 
er theilet fie fo, daß der obere Abſchnitt ein Drey- (wenigſtens am ꝛten und zten) 
der untere hingegen ein Viereck bildet. Es beginnt dieſer Seitenkiel vorne und zu— 
naͤchſt an der Fuge der aten und Zten Randſchuppe, und endiget ſich hinten bey der 
Fuge der ııten und ı2ten. Gegen dem hintern Rande jeder Schuppe iſt dieſer Kiel 
jedesmal um etwas ſchwuͤlſtiger, nach dem vordern Rande hin aber verkleinert er ſich, 
ohne doch unbemerklich zu werden. Zwiſchen den angezeigten Warzen und Runzeln 
iſt der übrige Zwiſchenraum der hornichten Oberfläche ganz glatt. 


Der Rand des Oberſchildes wird von der Scheibe durch eine bogichte Furche 

geſchieden, iſt ſcharf und ganz, nemlich nirgends weder gezaͤhnelt noch gekerbt. Er 
enthält 23 kleine Schuppen, deren vorderſte die kleinſte iſt; die übrigen ſaͤmmtlich find 
ziemlich gleichfoͤrmig, vierſeitig, wenig gewoͤlbt, und mit der Scheibe gleich abhaͤngig; 
doch ſind die vier hintern etwas breiter und angezogener, als die vordern. Die 
Randſchaͤrfe ſelbſt iſt etwas aufgeſtuͤlpet, fo, daß die gelbe Farbe feiner untern Flaͤche 
oben um etwas zum Vorſchein kommt. Die Ste, te, 7te und Ste Schuppe find 
am Rande ſelbſt ſcharf, erweitern ſich aber bauchigt nach unter- und auswaͤrts, und 
durch fie geſchiehet die Vereinigung des Ruͤcken- und Bauchſchildes. 


Die Farbe des ganzen Ruͤckenſchildes iſt N gleich und dunkelbraun. 


B 2 Das 


fa 


12 Dreykielichte Schildkroͤre. 


Das Bauchſchild iſt betraͤchtlich ſchmaͤler, als das Ruͤckenſchild, ablang, flach, 
doch nach der Mitte ein wenig vertieft, vorne bogicht, hinten abgeſtumpft. Die 
Laͤnge betraͤgt 14 Linien, die Breite in der Mitte und mit Einſchluß der beyden 
Fluͤgel 1, ſonſt aber an der Baſis des vordern und hintern Anſazes nur 6 Linien. 


Durch eine Nath in die Laͤnge, und fuͤnfe in die Quere, wird es in 12 ungleiche 


Felder getheilet, oder nur in 11, wenn das vordere dreyeckichte Segment, welches 
zwiſchen den beyden erſten Quernathen enthalten iſt, nur für eines gezaͤhlet wird, da 
die durchhingehende Nath nicht ſehr deutlich erſcheinet. Das Mittelſtuͤck des Bauchſchildes 
wird durch zwey ziemlich gerade laufende Quernaͤthe eingeſchloſſen, iſt ungetheilt, (nem⸗ 
lich nicht, wie in der europaͤiſchen Schildkroͤte, durch die mittelſte Quernath in zwey 
Hälften abgetheilt) und wird mit dem Ruͤckenſchilde mittelſt anderer kleinerer zwiſchen⸗ 
gelegener Felder, welche eigentlich die Fluͤgel des Bauchſchildes ausmachen, verbun⸗ 
den; dieſer Zwiſchenfelder fanden ſich an dem abgebildeten Exemplare 3 an der ei 
nen, und nur 2 an der andern Seite. Die Naͤthe ſind einfach, ſchmal geſtreift 
und ſchwaͤrzlich. Die Farbe des Bauchſchildes iſt wie die der untern au des 
Randes gelblich, hie und da braun gefleckt. 


Der Kopf des Thieres iſt verhaͤltnißmaͤſſig groß, von braunſchwarzer/ zur Seite und 
unterwaͤrts mit Weiß gemengter Farbe. Die Stirn iſt glatt. Die A ugenhöfen eyfoͤrmig. 
Die Naſenloͤcher etwas vorragend. Die Kinnladen ſcharf und ungezaͤhnelt. Die Haut am 
Halſe iſt falticht, warzicht und nicht ſchuppicht, braunſchwarz und unten weißgeſtreift. 
Die kurzen und ſtarken Vorderfuͤſſe deckt eine warzicht-ſchuppichte Haut, und an dem Ruͤ⸗ 
cken der Pfoten ſind nur hie und da einige breitere Schuppen bemerklich; ſie haben 
5 mittelſt einer Schwimmhaut durchaus verbundene Finger, und eben ſo viele ſcharf— 
ſpitzige und gekruͤmmte Naͤgel. Die Hinterfuͤſſe ſind ebenfalls ſtark, und etwas laͤnger 
als die vordern; fie haben nur 4 deutliche und gleichfalls durch eine Schwimmhaut 
verbundene, mit ſcharfen Naͤgeln bewafnete Finger; doch aber ſcheint noch ein un⸗ 
vollkommener und unbewafneter fuͤnfter Finger da zu ſeyn. Der mit Schuppen be⸗ 
legte Schwanz iſt zugeſpizt und kurz, ſo daß er nur wenig Aber des AIR 
Rand hinausraget. 


Das Vaterland dieſer Art iſt unbekannt. 


Die Abbildung und Beſchreibung dieſes kleinen Thieres ſind genau nach einem Exem⸗ 
plare gemacht, welches im Beſiz des Herrn Profeſſor Hermanns zu Straßburg iſt, 
und deſſen guͤtige Mittheilung für dieſen Behuf geziemenden Dank erheiſchet. Es iſt 
in Weingeiſt bewahret, und moͤchte dahero vielleicht einige Veraͤnderung der Farbe 

erlit⸗ 


; Dreykielichte Schildkroͤte. 79 


erlitten haben. Der Geburtsort des Thieres iſt unbekannt; auch iſt mir dieſe Art, 
auſſer dieſem Hermanniſchen Exemplare, und einer vom Herrn Prof. Retzius in 
Lund zugekommenen Beſchreibung eines aͤhnlichen Thieres, ſonſt nirgend her bekannt 
worden. An jenem Exemplare fanden ſich allerdings zwar verſchiedene und unverfenn- 
bare Anzeigen ſeiner noch unvollendeten Ausbildung. Unterdeſſen ſind aber doch die 
ganze Geſtalt des Thieres und der Schaale der Ruͤcken- und Randſchuppen, ihre 
Anzahl und Verhaͤltniſſe, die Bildung und Befeſtigung des Bauchſchildes, und mehr 
andere Umſtaͤnde ſo verſchieden von allen andern mir bisher bekannt gewordenen Ar— 
ten, daß ich keinen Anſtand nehme, ſie vorlaͤufig als eine eigene Art aufzuſtellen, bis 
genauere Nachrichten das Gegentheil erweiſen. Herr Prof. Hermann bezeichnete 
fie mit dem Namen T. orbicularis L., und man muß geſtehen, daß fie vor vielen 
andern dieſem Namen ſehr zu entſprechen ſcheinen; denn ihr Schild nähert fich der 
runden Geſtalt, iſt klein, und die Finger der Fuͤſſe ſind in eine ſcheibenfoͤrmige Tatze 
verbunden; fo daß alle Merkmale, welche Linne von feiner T. orbiculari (oben 
S. 5.) angegeben, auf dieſe eben ſo fuͤglich paſſen, als auf die Europäifche, welche 
doch aber mit mehr Recht, und aus den oben angefuͤhrten Gruͤnden, fuͤr diejenige zu 
halten ſeyn möchte, welche Linne mit dem Namen orbicularis bezeichnen wollen. 
Es iſt aber unſere Europaͤiſche von dieſer dreykielichten Schildkroͤte nicht 
blos in der Groͤſſe verſchieden, ſondern auch in der Geſtalt des Panzers, den (auch 
juͤngern Thieren) fehlenden Seitenkielen, der Zahl der Randſchilder, dem Ver— 
haͤltniſſe des Bauchſchildes zum obern, deſſen ganz verſchiedener Abtheilung und Ber; 
bindung, der Farbe und mehr andern Umſtaͤnden. 


Die ſchon erwaͤhnte, von Herrn Prof. Retzius beſchriebene dreykielichte 
Schildkroͤte kommt nach den wichtigſten Merkmalen allen genau mit der unſrigen 
uͤberein; ich habe daher auch den ihr von Herrn Retzius beygelegten Namen um 
fo mehr beybehalten, da er charakteriſtiſch, und unter den wenigen Schildkroͤten, 
welche Seitenkiele haben, dieſe die ausgezeichneteſte iſt. Jenes Lundiſche Exemplar 
iſt 25 Zoll lang, 14 Zoll breit und 3 Zoll hoch; der zwiſchen dem Bauchſchilde und 
dem Panzer zu beyder Vereinigung eingeſchalteten Felder find auch dort drey an der 
rechten, und zwey nur an der linken Seite, wie an unſerem abgebildetem Exemplare; 
ſo bemerkt auch Herr Retzius nur 11 Felder des Bauchſchildes, weil vielleicht 
auch an jenem Exemplar die vorderſten Felder undeutlich getheilt ſind. Darinn weicht 
aber die Retziusſche Beſchreibung ab, daß fie dem Rande des Lundiſchen Exemplars 
nur 22 Schuppen zuſchreibt, deren an dem Hermanniſchen 23 ſehr deutlich zu ſehen 
ſind. Da alle übrige Merkmale fo genau uͤbereinſtimmen, fo möchte ich faſt ver— 
muthen, daß dieſe lezterwaͤhnte abweichende Angabe der Zahl von Feldern am Rande 

B 3 daher 


14 Rauhe Schildkroͤte. 


daher entſtanden ſeyn koͤnnte, daß vielleicht die zwiſchen den beyden hinterſten Schup⸗ 

pen befindliche Nath etwas undeutlich (wie dies zuweilen auch bey andern Panzern 

der Fall iſt) war, und Veranlaſſung gab, beyde nur fuͤr eines zu zaͤhlen. — Ge⸗ 

nauere Nachrichten und Eroͤrterungen, über das Vaterland, und zumal den vollwuͤchſi⸗ 
gern Zuſtand dieſer Art, ſind noch zu wuͤnſchen. f N 


Dab m 
Fig. 1. 7 
TESTUDO SEABRA 2. 
Teftudo galeata. 


Tefta depreſſa, ovali; dorfi fcutellis tribus intermediis acute carinatis; 
marginis ſcutellis XXIV. 


Rauhe Schildkroͤte. 
Gehelmte Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild, oval und niedrig; der Scheibe drey mittelſte Felder ſcharf 
gekielt; am Rand 24 Felder. 


HGndem ich allenthalben zuverlaͤſſigen Nachrichten und Abbildungen der Linneiſchen 
* Teſtudo ſcabra nachſpuͤrte, ſind mir unter einer und derſelben Aufſchrift zwey 
unter ſich hoͤchſt verſchiedene Abbildungen mitgetheilt worden. Die erſte Tab. III. 
fig. I. danke ich dem Herrn Prof. Retzius in Lund, und wiederhole hier deſſen 
elgene Beſchrelbung und Anmerkungen woͤrtlich: 


„Die Laͤnge des ganzen Panzers betrug kaum 22, die Breite 2, die Höhe 1 Zoll. 
„Das lebende Thier wog im Monat Junius 1790 neun und eine halbe Drachme Me: 
dicinal⸗ 


Rauhe Schildkroͤte. 15 


„dicinal-Gewicht. Von den 13 Feldern der Scheibe find die drey mittelſten, nem—⸗ 
„lich die zte, zte und 4te der mittlern Reihe, ſcharf gekielt, obgleich der Kiel ſelbſt 
„wenig erhaben iſt. Von derſelben Reihe iſt das vorderſte Feld durch eine erhabene 
„Linie halb und ſeicht gekielt; das hinterſte etwas merkliches. Alle dreyzehn Felder 
„ ſind dunkel aſchfarben; fie find wie mit ſchwarzen Punkten beſtreuet: dieſe, und 
„ ſchwarze erhabene gegen der Felder Mittelpunkt gezogene Linien, geben der Ober⸗ 
„ flaͤche ein rauhes Anſehen ). Der Saum der Felder iſt laͤngſt der Naͤthe glän- 
„ zend ſchwaͤrzlicht und ſchwach geſtreift. An einigen Stellen erſtrecken ſich jene er 
„ waͤhnte erhabene Linien auch bis durch den Saum der Felder, an andern wieder 
„nicht. Von der ſchwer zu beſchreibenden Se der Felder giebt die Zeichnung 
„ eine deutlichere Vorſtellung. 


„Der Rand des Ruͤckenſchildes hat 24 Felder, von gleicher Farbe mit denen 
„der Scheibe, uͤbrigens aber ſind ſie glatt, am Saum weiß und die Naͤthe ſchwarz; 
„die 10 hintern (5 lezten jeder Seite) und 6 vordern (3 erſten jeder Seite) find 
„ ſcharf gerander, die mittlern laͤngſt der Seite gelegenen aber 1 und, wie es 
„aus der Zeichnung erhellet, abſchuͤſſiger. 


„Das Bauchſchild iſt in der Mitte etwas eingedruͤckt; beſtehet aus 10 gröfferen 
„und 3 (7) kleineren, nach vorne gelegenen Feldern; iſt glatt, hinten abgeſtumpft, weiß 
„und braun gewoͤlkt, und hat ſchwarzbraune Naͤthe⸗ 


„Der Kopf hat $ Zoll Laͤnge und 2 in der größten Breite; iſt glatt und wie 
„mit einem Harniſche verſehen. Der Schnabel kurz und ungezaͤhnt; die Naſenloͤcher ey— 
„ lindriſch; die Augenhoͤlen groß, rund, ſchraͤge und dem Schnabel nahe liegend. Die 
„Gehoͤrwerkzeuge liegen unterhalb des auf dem Kopfe bemerklichen Helms (welcher 
„mit dem Ruͤcken gleiche Farbe hat) und ſind durch einen weiſſen eyfoͤrmigen Fleck 
„ bedecket, der eine vertiefte Einfaſſung hat. Ueber jedem Auge iſt eine beſondere 
„Nath ſichtbar, von welcher aus noch eine andere ſich zwiſchen dem Auge nach dem 
„Schnabel hin erſtrecket. 


„Der Kopf iſt unten weißlicht, fo wie auch die Kehle und der ganze Hals un— 
terhalb weißlicht und zart gerunzelt find; die obere Kinnlade iſt am Rande eben⸗ 
falls weiß. 

Zwey 


*) Dieſes rauhe Anſehen wird nicht leicht bemerkt, woferne das Schild nicht von dem an⸗ 
haͤngenden Schleime wohl gereiniget iſt; im trocknen Zuſtande aber iſt es deutlich genug. 


U 


16 1 Rauhe Schildkröte. © 


N „Zwey kurze, bewegliche, fadenförmige Anhängfel (Cirri) oder Warzen ſtehen 


„an jedem Rande des untern Kiefers. 
. 


„Der Hals iſt von ungefaͤßr gleicher Lange mit dem Kopfe, aber doch ſchmaͤler, 


„ und von jenem durch eine nach vorne gekehrte Falte, zumal wenn er nicht ausge⸗ 


gr ſtreckt iſt, unterſchieden. 


„Die Fuͤſſe find floßartig; oben braun, unten ſchmuzig weiß, am obern Theile 
„runzlicht, an den Schenkeln ſchuppicht; alle haben fünf Finger, und eben fo viele 
„ zugeſpizte Naͤgel, welche jeder aus einer eigenen mit einer ſpizigen Schuppe belegten 
„Scheide hervorgehen. Die Hinterpfoten ſind abgeſtumpft, die vordern ſchraͤge zuge— 
„rundet; die Naͤgel nach vorne geſtreckt. Der Schwanz iſt koniſch, ſpiz, und ra— 
„get nur wenig über den Ruͤckenſchild hervor. 


„Das Vaterland dieſer Schildkröte iſt Oſtindien, woher ſie (doch ohne genaue 
„Angabe des Orts) gebracht worden. Sie hat zwey Jahre bey mir gelebt. Ge— 
ſchlecht und Alter find mir unbekannt geblieben. Sie wurde in ſuͤſſem Waſſer un⸗ 
terhalten, doch mochte fie auch zuweilen gerne im Trocknen ſeyn, ob fie gleich bey 
„mir niemalen uͤber einige Stunden auſſer dem Waſſer war. Nur einmal hoͤrte ich 
„ſie einen ſchwachen und rauhen Ton von ſich geben, und zwar im Winter, zu wel— 
„cher Jahrszeit das ſie enthaltende Glas und Waſſer in der Naͤhe des Ofens ge— 
„/ ſtellt blieb. Ihre Nahrung war Weizen- oder Roggenbrod. Fliegen, denen man 
„Fluͤgel und Fuͤſſe abgeriſſen hatte, verſchlang fie zuweilen begierig, anderemale ver— 
„ ſchmaͤhte fie ſolche; Pflanzen ruͤhrte fie niemals an. Vom Anfang des Oktobers bis zur 
„Mitte des Mayes nahm ſie keine Nahrung, erhob dann nur ſelten den Kopf uͤber das 


„Waſſer, und warf keinen Unrath aus, welcher in der uͤbrigen Zeit weiß, wie Maͤu⸗ 


„ ſekoth gebildet und zuſammenhaͤngend war. Am Sonnenſchein ergöste fie ſich; fie 
„pflegte dann, ſich auf die Hinterfuͤſſe ſtuͤzend, an den Seiten des Glaſes zu leh— 
„nen, oͤffnete und ſchloß mit traͤgem Wohlbehagen die Augen wechſelsweiſe. ,, 


Dieſer vorhergehenden Beſchreibung hat Herr Retzius noch einige andere 


minder wichtige Bemerkungen beygefuͤget, uͤbrigens aber wiederholt verſichert, daß 
dieſe ſeine Schildkroͤte die wahre rauhe Schildkroͤte des Linne ſey. Es ſind 
aber die Meynungen uͤber die erſtgenannte Linneiſche Art fo verſchieden und wider 
ſprechend, daß Herr Schneider (Naturgeſch. der Schildkr. S. 327.) ſie durchaus 
fuͤr eine zweifelhafte, mit andern vermengte und verwechſelte Art erklaͤrte, deren Na— 
men dahero gänzlich aus dem Verzeichniſſe auszuſtreichen wäre, In der That find 


auch 


Rauhe Schildkröte. N 17 


auch die einzelnen Beſchreibungen „Abbildungen und Verichte, welche man der wer- 
meintlichen Sinneifchen rauhen Schildkroͤte untergelegt hat, fo abweichend von einan⸗ 
der, daß es Unmoͤglichkeit iſt, die Streitfrage zu entſcheiden, woferne man nicht das 
unbezweifelte Individuum wird aufbringen koͤnnen, von welchem Linne“ feinen Namen, 
und Charakter entlehnet hat. Damit man aber deſto eigentlicher uͤber die obwalten— 
den Zweifel urtheilen möge, fo. iſt es nothwendig hier anzuzeigen, was Linne zur 
Beſtimmung ſeiner rauhen Schilokroͤte in der zwölften Ausgabe des Naturſyſtems ge— 
ſagt hat. 


„Rauhe Schildkroͤte; mit Schwimmfuͤſſen, niedrigem Ruͤckenſchilde, def 
„ſen mittelſte Felder gekielt find. 


Seb. Mul. I. Tab. 79. f. 1.2. — Gronov. Zooph. 74. 


„Wohnt in Oſtindien und Carolina. Der Panzer iſt zur Seite und unten 
„weiß und ſchwarz gefleckt; auf dem Ruͤcken gekielt; vorne ausge 
„ ſchweift. Bauchſchild vorne abgeſtumpft Fuͤſſe floßartig, mit ſchar⸗ 
„fen Nägeln verſehen. 


Dies iſt alles, was Linne' zu ihrer Bezeichnung anfuͤhret; es find aber dieſe 
Merkmale nicht zureichend, denn ſie paſſen auch auf andere Arten. Und es iſt ſo— 
gleich zu bemerken, daß einige Umſtaͤnde, welche in der Sebaiſchen Beſchreibung der 
hieher gezogenen Figur erwaͤhnt ſind, neue Undeutlichkeit veranlaſſen. Seba ſagt 
nemlich von feiner auf der 79. Pl. F. 1. 2. vorgeſtellten Schildkroͤte, daß jeder Fuß 
fuͤnf Finger habe, und ſo viele zeiget auch das Bild deutlich an. Linne aber ziehet 
dieſe nemliche Abbildung im Muſeo Adolpho - Frideric. S. 50. wieder auf ein, nach 
daſiger Beſchreibung, ganz anderes Thier, deſſen Hinterfuͤſſe nur vier Finger ha— 
ben. Ferner ſagt Seba von feiner Schildkroͤte, fie ſey unten „gelb und roth, — 
Lin ne aber von ſeiner rauhen, fie ſey unten „ weiß und ſchwarz. // — 

Diejenige Schildkroͤte, welche Herr Wallb aum (Chee nogr p. 63.) unter 
dem Namen der Warzichten beſchrieben und für die rauhe des Linne angeſpro⸗ 
chen, hat auf deſſen Wort und Glauben Herr Gmelin in der neueſten Ausgabe 
des Naturſyſtems an die Stelle der Linneiſchen T. ſcabrae eingeſchoben. Es iſt 
aber auch dieſe Wallbaumiſche rauhe Schildkroͤte von der Retzlusſchen gaͤnzlich ver 
ſchieden: 1) an der Zahl der Randſchilder, deren Wallbaum 25 anzeigt; 2) an 
der Figur des Bauchſchildes, welches bey jener am Hintertheil ausgeſchnitten und 
C gekerbt 


6 


18 i Rauhe Schildkroͤte. 

gekerbt iſt; 3) an der Abweſenheit der Vartfaſern oder Warzen des Kiefers; J) an 
der Zahl der Finger, deren die Wallbaumiſche nur vier an den Hinterfuͤſſen hatz 
und endlich 5) an der Bildung des Nandes, welcher (S. 65. des angez. Buches) 
„nach ſeinem Umfang flachbogicht, nach hinten abgerundet, dabey auch etwas ſaͤgen⸗ 
„artig gezaͤhnt, und endlich über dem Schwanze ausgekerbt ,, beſchrieben wird. 


Wieder ein ganz anderes, und von unſerem hoͤchſt verſchiedenes Thier iſt die 
auch unter dem Namen der rauhen (T. raboteufe) vom Grafen de la Cepede bez 
ſchriebene, und auf der loten Taf. feines Werkes vorgeſtellte Schildkroͤte. Nicht 
nur der erſte Blick auf die Figur uͤberzeugt davon, ſondern auch die Beſchreibung, 
welche nicht einmal dem Namen, noch weniger den uͤbrigen Kennzeichen entſpricht. 
„„Die Felder des Ruͤckenſchildes, heißt es, find glatt und eben; haben keinen um⸗ 
„furchten Saum, und der Kiel durchläuft den ganzen Ruͤcken.,, Zwar hat der 
Rand, nach der Cepediſchen Figur, auch 24 Felder; fie find aber ganz anders, als 
bey der unfrigen, abgetheilet; dort liegen nemlich 11 an jeder Seite, welche mit ei⸗ 
nem vorderſten und einem hinterſten die Zahl der 24 voll machen; die rauhe des 
Herrn Retzius hingegen hat 12 Felder an jeder Seite, gleich abgetheilet. N 


Die auf die Linneiſche rauhe Schildkroͤte gezogene Beſchreibung des Gronov, 
aus Zoophyl. n. 74. iſt ebenfalls ganz unbeſtimmt und raͤthſelhaft. Herr Schnei— 
der bezweifelte daher die Exiſtenz einer rauhen Schildkroͤte als eigene Art, und vers 
muthete, daß was Linne mit jenem Namen belegte, eine bloſſe Spielart der Euro⸗ 
paͤiſchen Schildkroͤte geweſen ſey. In dieſer unerwieſenen Vorausſezung folgte ihm 
dann Herr Gmelin, ſezte die eigentliche Linneiſche rauhe Schildkroͤte unter die Sy 
nonymen der Europaͤiſchen, und dagegen unter den Linneiſchen Namen, die Kennzei⸗ 
chen und Beſchreibung der Warzichten Schildkroͤte des Herrn Wallba ums. 


Aus dem angeführten kann nun leicht gefolgert werden, wie mißlich und unzu⸗ 
verlaͤſſig es ſey, jene Linneiſche Arten mit ungezweifelter Gewißheit beſtimmen zu 
wollen; es ſey denn, daß man ſich mit Muthmaſſungen begnuͤge, oder mit Macht: 
ſpruͤchen entſcheide. Bey ſo ſehr verſchiedenen und unter ſich abweichenden Meynun⸗ 
gen aber hielt ich es für zuverlaͤſſig, und meinem Plane entſprechend, die Beſchrei⸗ 
bung und genaue Abbildung eines Thieres mitzutheilen, welches fuͤr die eigentliche 
rauhe Schildkroͤte des Linne von einem verdienſtvollen ſchwediſchen Naturforſcher ge— 
halten wird; — und wenn ſie es auch nicht ſeyn ſollte, dennoch als eine bisher noch 
unbeſchriebene und unabgebildete willkommen ſeyn wird, deren Bekanntſchaft Herrn 
Retzius verdankt werden muß. 


Dieſe 


Charakteren-Schildkroͤte. 19 


Dieſe vom Herrn Retzius mitgetheilte Abbildung hat der Herr Prof. D. Swartz 
zu Stockholm mit einem andern Exemplar, welches im Cabinet der Fönigl. Akademie der 
Wiſſenſchaften daſelbſt im Weingeiſt aufbewahrt wird, verglichen, und ihm ſehr, auch der 
Groͤſſe nach, aͤhnlich befunden; nur daß dort der Ruͤcken etwas höher gekielt ſchiene, und 
die Farben durch den Weingeiſt ausgezogen und unkenntlich find. — Wegen des ſonder—⸗ 
baren Schildes, womit der Kopf dieſes Thieres belegt iſt, moͤchte, wenn eine Abaͤn⸗ 
derung des Namens noͤthig werden ſollte, der Name: Gehelmte Schildkroͤte, entſpre— 
chend vorzuſchlagen ſeyn. 


Paß F 
1 Fig. 2. 
TBESTUDO. SERIPTA. 
Teftudo 15 ee. 


Tefta orbiculari, depreſſa; ſcutellis omnibus ſuperne characteribus 
| notatis; marginis XXV. inferne guttatis. 


Eharafteren -Schildkroͤte. 
Rauhe Schildkroͤte. Thunbergs. \ 


Mücfenfchild kreisfoͤrmig und niedrig; oben durchaus mit ſchriftaͤhnlichen 
Zügen bezeichnet; die 25 Randfelder haben unten jedes einen 
ſchwarzen Fleck. 
Die dritte Tafel ſtellet noch eine andere fuͤr die rauhe des Linne angeſprochene, 
neue und noch nirgends abgebildete Schildkroͤte dar. Ihre Bekanntſchaft und 
Mittheilung danken wir dem Herrn Ritter Thunberg. Er hat zwar keine weitere Be 
ſchreibung des Thieres gegeben; unterdeſſen erhellet ſchon aus der Abbildung, daß auch 
auf dieſe die Linneiſchen Kennzeichen ſeiner rauhen Schildkroͤte paſſend ſeyen; denn 
5 1 C 2 der 


x 


120 !  Charafteren Schildkröte. 


„der Panzer iſt niedrig, vorne ausgeſchweift, der Ruͤcken kielfoͤrmig; die untere 


„Seite weiß und ſchwarz gefleckt; die Fuͤſſe floßartig und mit ſpizigen Nägeln ver 
„ſehen.), Nichts deſtoweniger iſt es ſehr zu bezweifeln, daß Linne“, indem er die 
Kennzeichen feinde rauhen Schildkroͤte beſtimmte, ein dieſem aͤhnliches Thier vor ſich 
gehabt habe; denn zuverlaͤſſig wuͤrde er nicht unterlaſſen haben, die fo auffallenden 
ſchriftaͤhnlichen Zaͤge zu bemerken, womit das Ruͤckenſchild bezeichnet, und durch fol 
ches vor vielen andern ſo beſonders ausgezeichnet iſt. f 


Da ich das Thier, deſſen mitgetheilte Abbildung die 2te und zte Fig. wieder⸗ 
holet, nicht ſelbſt geſehen, und Herr Thunberg keine naͤhere Beſchreibung davon 
gegeben, fo kann ich auch mehr nichts, als was die Betrachtung des Bildes ohne 
hin gewahr werden laͤſſet, davon ſagen. Der Umriß des Panzers nähert ſich dem 
Kreisfoͤrmigen am meiſten, und ſcheint ſehr niedrig oder gedruckt und am Rande ge» 
kerbt zu ſeyn. Die Vereinigung des Ruͤcken- und Bauchſchildes geſchiehet nicht blos 
durch den mittlern Theil des leztern, ſondern auch noch durch erweiterte Anſaͤze der 
vordern und hintern Lappen; auch iſt zwar das Bauchſchild, wie in den meiſten 
Arten, an die vier mittelſten (das Ste bis zum sten) Randſchilder beveſtiget, welche 
ſich aber an dieſen Arten nicht, wie bey andern, nach unten und bauchicht zu dieſer 
Abſicht zu erweitern ſcheinen. 


Ob die auf dem Oberſchilde ſichtbaren ſchriftaͤhnlichen Züge nur leicht darauf 
gezeichnet oder tiefer eingegraben find, iſt mir unbekannt, — fo wie auch das Ba: 
terland des Thieres, und was ſonſt zu deſſen Geſchichte gehoͤret. 


Daß fie eine Waſſer-Schildkroͤte ſey, leidet wohl keinen Zweifel, wenn auch, 
wie es zu vermuthen iſt, die Zeichnung der Fuͤſſe etwas verunſtaltet ſeyn ſollte. 


Aſchfarbichte Schildkroͤte. 21 


Fab. III. 
. N Fig. 3. 5 
TES TU DO CINEREA. Brown. 


Teſta ovata, depreſſa, integerrima, laevi; carina et ſcutellorum 
ſuturis albo faſciatis. 


The cinereous Tortoife. New IIluſtrations of Zoology by Peter Brown. London 
1770. 4. Tab. XLVIII. fig. T. et 2. 

Tortue cendree. T. cinerea, digitis membrana unitis, teſta elliptica, einerea, depreffa, 
lunulis albidis margine variegata. Bonaterre Erpetolog. Gen. Teſtud. n. 14. 

Afchfarbigte Schildkröte. Schneider in Schrift. d. Berl. Gef. Naturf. Fr. IV. B. 3. St. 
p. 268. 


Aſchfarbichte Schildkröte. 


Ruͤckenſchild eyfoͤrmig, niedrig, glatt und am Rande ganz; laͤngſt dem Kiel 
und den Naͤthen der Schuppen weiß geſtreift. f 


BD: Abbildung dieſer Schildkroͤte iſt aus dem angezeigten Browniſchen Werke 
entlehnt, wo nur folgende ganz kurze Beſchreibung von ihr gegeben iſt: 

„Die Figur zeiget die Groͤſſe des Thiers; an den Vorder- und Hinterfuͤſſen 
„ ſind fünf, mit eben fo vielen Nägeln bewaffnete, Finger. Die Farbe iſt aſchgrau. 
„Die Schaale iſt am Rande umher ganz, und mit weiſſen Streifen zierlich be— 
„mahlt. Sie befindet ſich im Cabinet des Herrn Richard Green, Apotheker zu 
„Litchfield. Ihr Vaterland iſt unbekannt. „ 


Auf den erſten Anblick ſcheinet die Abbildung dieſer aſchfarbichten Schildkroͤte 
wenig von der unterſchieden zu ſeyn, welche zunaͤchſt unter dem Namen der ge— 
mahlten Schildkroͤte folget. Bey ſorgfaͤltigerer Betrachtung ergeben ſich jedoch wich— 
tige Verſchiedenheiten, in fo ferne man nemlich annehmen darf, daß die Browniſche 
GC 33 Figur 


ee Aſchfarbichte Schildkröte. 


Figur ſeinem Originale getreu entſpreche. Es laſſen ſich nemlich an der aſchfar⸗ 
bichten Schildkroͤte auf der Scheibe, und zwar zwiſchen den erſten Feldern der Mit⸗ 
telreihe und der Seite, zwey kleinere eingeſchaltete und bey andern Schildkroͤten um 
gewöhnliche Felder wahrnehmen, wenn man anders dieſes, zufolge des dort ange⸗ 
angezeichneten elliptiſchen Streifes, vermuthen darf; daß aber dieſe Vermuthung nicht 
ganz ungegruͤndet und gewagt fen, erhellet daher, weil auſſer der Ruͤckenlinie alle 
uͤbrige Naͤthe zwiſchen den Feldern mit einem aͤhnlichen Streife bemahlet und angedeutet 
ſind. Ueberdieſes hat dieſe aſchgraue Schildkroͤte eine ganz geradlinichte Vertheilung 
dieſer Binden, welches nicht alſo bey der Gemahlten iſt. Ferner iſt die Zahl der 
Randſchuppen bey beyden verſchieden; ihrer hat die aſchgraue Schildkroͤte nur 24, 
indem ihr die vorderſte ſchmalſte Schuppe fehlet, welche bey der Gemahlten die 
25ſte ausmachet. Bey der aſchgrauen Schildkroͤte iſt das Bauchſchild nach hinten 
abgekuͤrzter, und ganz anders geſtaltet, als bey der Gemahlten, welche auch nur 4 
Finger und Krallen an den Hinterpfoten hat. Weiter find Bildung der Fuͤſſe und 
des Kopfes, Struktur und Farben der Schaale ſo abweichend, daß man ſie ſchon, 
blos nach dem Gemaͤhlde zu urtheilen, fuͤr eigene Arten zu halten berechtiget iſt. 
Da jedoch eine Vergleichung beyder Thiere in der Natur nicht ſtatt fand, und es un⸗ 
billig waͤre, die an dem Bilde der aſchgrauen Schildkroͤte bemerkten Eigenheiten blos 
als Verunſtaltungen des Mahlers anſprechen zu wollen, ſo habe ich keinen Anſtand 
genommen, im Vertrauen auf die Genauigkeitsliebe des gedachten Herrn Brown, 
die Abbildung dieſer von ihm zuerſt und allein bekannt gemachten ſchoͤnen Schildkroͤte 
von ihm zu entlehnen. 5 


Erſt ſpaͤt, und nachdem dieſes ſchon geſchrieben und die mitgetheilte Figur ſchon 
geſtochen war, wurde mir, die anderweitige Nachricht bekannt, welche Herr Schnei— 
der von dieſer nemlichen Art in dem oben angezeigten Buche gegeben, und zwar 
nach einem Exemplar, welches im Beſiz des Herrn D. Blochs if. Nach der An— 
gabe des Verkaͤufers, ſollte ſie aus Nordamerika, und zwar vom Lorenzofluß gebracht 
worden ſeyn. Ihr VBauchſchild hat auf beyden Seiten zwey Haken oder Angeln, wie die 
gemeine Europaͤiſche Schildkroͤte, und wird, wie bey jener, vermittelft einer ſehnichten 
Haut mit dem Ober-Schilde verbunden. Hierinn weicht ſie alſo ſchon beträchtlich 
von der Struktur der folgenden gemahlten Schildkroͤte ab; fo wie auch dieſe Ein⸗ 
richtung, nebſt der Bildung der Fuͤſſe, unwiderſprechlich auf eine Waſſerſchildkroͤte 
deuten. Das Blochiſche Exemplar iſt drey und ein halbmal groͤſſer als das Browni⸗ 
ſche. Die Grundfarbe, welche bey Brown viel zu dunkelblau angegeben worden, iſt 
lichtgrau, oder eigentlich aſchfarbicht, und die Einfaffungen der Rüden: und Randfelder 
mehr ſtrohgelb, als weiß. Die Geſtalt der Felder iſt, nach Hrn. Schneider, 

2 nicht 


Gemahlte Schildfröte 93 


nicht fo eckicht, wie Browns Zeichnung ſie darſtellet. Das Blochiſche Exemplar 
hat, wie jenes, auch 15 Felder auf der Scheibe; in der Mittelreihe 5, an der 
linken Seite aber 6, und rechts nur 4. Der Schwanz iſt nach Verhältniß lang. 
Die Geſtalt des Bauchſchildes, und alles uͤbrige, ſtimmen an beyden uͤberein, bis auf 
die Farbe, welche im Ganzen mehr ins Gelbe faͤllt, da wo Browns Abbildung 
Weiß hat. Von dieſer mit ſanften und ſchoͤnen Farben gezierten Schildkroͤte hat 
Herr Schneider eine Abbildung veranſtaltet, welche er bey einer andern Gelegen— 
heit mitzutheilen verſpricht. 


; Tab. IV. a 
,, PIETX 


Tefta depreſſa glaberrima, fcutellis diſci medii ſubquadrangulis, 
flavo marginatis; ſterno ſcuto longitudine aequali. 


T. pifta, teſta plana utrinque macula duplici ex atro - caeruleſcente notata, ſeutellis 
margine flavo einctis, collo per longitudinem flavo nigroque ſtriato. Linn. Syſt. 
nat. ed. Gmel. p. 1045. n. 30. 

T. picta Hermanni. Schneid. Schildkr. p. 348. 

T. novae Hifpaniae. Seb. Theſ. I. Tab. 80. fig. 53. 

Flat Broock Turtle, Penfylwanis. 


Gemahlte Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild niedrig und ungemein glatt; mittlere Felder der Scheibe faſt 
e „mit gelben Einfaſſungen; Bauchſchild von a 
Länge mit dem obern. 
aͤnge des abgebildeten Schildes betraͤgt S2, Breite in der Mitte 33, über den 
Schenkeln 4, und die Höhe 12 Zoll. Das Ruͤckenſchild iſt niedrig, aber fanfe 
und gleich gewoͤlbt, durchaus glatt und von ablanger Figur. Seine Hauptfarbe iſt 


ſchwer durch Worte auszudruͤcken, und iſt ein eigenes mit Gelb gemiſchtes lichtes 
Braun. 


4 


= — 


24. | Gemahlte Schildkroͤte. 


7 z 


Braun. Dreyzehn wenig konvere Felder bedecken die Scheibe; fie find ſehr und faſt 
glaͤnzend glatt, ohne die mindeſte Spur von Furchen oder Schuppenfeldern; faſt alle 
naͤhern ſich der viereckichten Geſtalt, mit Ausnahme der drey vorderſten, und der 
zwey lezten in der Mittelreihe; die Seiten der Felder ſind mehr gebogen als gerade, 
ihre Ecken meiſt ſtumpf, und die Vereinigung und Naͤthe nur leicht gefurcht. Das 
erſte Feld der Mittelreihe iſt einfarbig, bis auf eine gelbe innerhalb zwo ſchwarzen, 
über die Mittellaͤnge hin laufende Linie, durch welche es in zwo gleiche Hälften ge 
theilt wird; uͤbrigens iſt es von unregelmaͤſſiger fuͤnfeckichter Geſtalt, und nach vorne 
etwas breiter; der Vorder- und Hinterrand find in entgegengeſezten Richtungen aus⸗ 
und eingebogen; die Seiten krummlinicht. Das naͤchſtfolgende Feld iſt groͤſſer als 
die uͤbrigen, und deſſen vorderer Rand, mittelſt welches es ſich an die ihm vorliegen⸗ 
den anſchlieſſet, iſt in der Mitte mehr vorwaͤrts gezogen, und mit einem breiten 
gelben, hinten durch eine ſchmale ſchwarze Linie begraͤnzten Saum bemahlet; der üb: 
rige Theil dieſes Feldes iſt faſt viereckicht, mit etwas gebogenen Seitenlinien, und 
wird durch die über den Ruͤcken laufende Linie wieder in zwey lange Vierecke abge⸗ 
theilt. Das dritte neiget ſich nach hinten abwaͤrts, iſt an ſich breiter als das vor— 
hergehende, aber nach vorne mit einem ſchmaͤlern gelben Saum verſehen, doch eben 
ſo mittelſt der gelben Ruͤckenlinie in zwey gleiche Vierecke abgetheilt, welche nach 
vorne in ſpizigen, nach hinten aber in ſtumpfen Winkeln ſich an einander ſchlieſſen; die 
Seiten dieſes Feldes ſind ebenfalls geſchweift. Das vierte Feld iſt nach ſeinem vor— 
dern Rande wieder breiter als das dritte und geſchweifte, deſſen hinterer Rand aber 
ſchmaͤler und geradelinicht; die Seitenraͤnder laufen in ſcharfer und gekruͤmmter Nich- 
tung nach hinten; der vordere gelbe Saum iſt ſchmal, und die gelbe Ruͤckenlinie' thei⸗ 
let dieſes Feld in zwey abgeſtumpfte Dreyecke. Das fuͤnfte Feld iſt das kleinſte, von 
faſt ſechseckichter Geſtalt und geradlinichten Raͤndern, mit gelben Vorderſaum und 
Mittellinie. Einen eigentlichen Kiel ßat dieſes ganz glatte Schild nicht, an deſſen 
Stelle aber durchlaͤuft die in der Beſchreibung der einzelnen Felder metzrmals er 
waͤhnte, gelbe Ruͤckenlinie, die volle Laͤnge des Oberſchildes, von der vorderſten und — 
kleinſten Randſchuppe bis zur hinterſten nach der Mitte; und wird an jeder Seite 

von einer ſchmaͤlern ſchwarzen Linie begleitet. 


An jeder Seite der Scheibe liegen vier Felder; das erſte von unregelmaͤſſiger 
Geſtalt, und einfaͤrbicht; das zweyte, dritte und vierte ſind viereckicht, aber von nach 
hinten zu abnehmender Groͤſſe, und von ſtumpfen Winkeln; der vordere gelbe Saum 
eines jeden iſt gerade und breit, der obere gekruͤmmt und ſchmal, aber ebenfalls durch 
eine zarte ſchwarze Linie von der Hauptfarbe der Felder abgeſchieden. 


Gemahlte Schildkroͤte. 25 


Die ſo bemahlten vordern Saͤume der Felder bilden durch ihre Vereinigung 
ſechs gelbe Streifen von ungleicher Breite, wovon drey quer uͤber die Scheibe, und 
die drey ſchmaͤlern nach der Laͤnge hin laufen. Nur allein die mittelſte oder Rüden 
linie laͤuft gerade; die uͤbrigen ſind verſchiedentlich gebogen. 


Von Schuppenfeldern und Furchen ſind auf der erwachſenen 7 Feine 
Spuren. 


Des Oberſchildes Rand iſt mit der Woͤlbung deſſelben faſt gleich abſchuͤſſig und 
ſcharf, nur in den Seiten iſt er etwas angezogener und ſtumpf. Er hat 25 Schup⸗ 
pen, wovon die erſte und ungepaarte die kleinſte und ſchmalſte, ein wenig an der 
Spize ausgezackt, und nach der Laͤnge durch einen gelben Strich getheilet iſt; die drey 
vordern an jeder Seite ſind ſcharf, ganz und horizontal auslaufend; die vier naͤchſt⸗ 
folgenden jeder Seite find von oben herab abſchuͤſſiger, enger, angezogener, unter— 
waͤrts ausgewoͤlbter und breiter, und vereinigen ſich mit dem Bauchſchilde, welches 
mit feinen kurzen Flügeln unmittelbar an die §te und te Randſchuppe anſchlieſſet; 
die vierte und ſtebente aber find an dieſen zunaͤchſt liegenden Randhaͤlften ſtumpf, an 
den abgekehrten aber, wie der übrige Rand, ſcharf; mit den ſtumpfen Haͤlften ſtehen 
fie gleichfalls, mittelſt zwiſchen eingeſchalteter Knochen, mit dem Bauchſchilde in Ver⸗ 
bindung; die fuͤnf hinterſten Randſchuppen erweitern ſich wieder, ſind ſcharf, ganz, 
und horizontal ausſtehend. Den Rand ſchlieſſen zwo uͤber dem Schwanze liegende 
Schuppen, welche aber dem abgebildeten Exemplare mangelten, wahrſcheinlich nur 
aus Alter oder durch Zufall, weil auf einer Sc noch Ueberbleibſel davon zu fehen 
ſind⸗ 


Die Farbe der Randſchuppen iſt dieſelbe mit der Hauptfarbe des Ruͤckens, doch 
etwas mehr ins Schwarze ziehend; den mittlern Theil einer jeden nimmt ein gelber 
oder orangenfarbiger Fleck ein, und dieſen umgiebt in einigem Abſtande eine Bogen⸗ 
oder dem Buchſtaben II aͤhnliche Linie von derſelben Farbe; dieſe Bezeichnung iſt 
auf verſchiedenen Exemplaren mehr oder weniger deutlich ausgedruͤckt. Die untere 
Flaͤche des Randes hat aͤhnliche Verzierungen, und ein laͤnglicht-runder Fleck von 
hellerer Farbe ſtehet immer in der Mitte jeder Schuppe. 


Das Bauchſchild kommt an Laͤnge, und zumal vorne, dem Oberſchilde faſt im⸗ 
mer gleich; es iſt von ablanger Figur, der vordere Theil abgerundet, der hintere abge— 
ſtumpfet, beyde leicht gezackt und etwas aufwaͤrts gebogen. Durch eine Nath in die 
Laͤnge und fuͤnfe in die Quere, (von welchen leztern das vorderſte und hinterſte Paar 

D ſich 


2% Gemahlte Schildkröte. 


ſich in ſcharfen Winkeln ſchlieſſen) iſt es in zwölf ungleiche Felder getheilet. Der 
Mitteltheil des Bauchſchildes hat kurze und wenig aufgebogene Anſaͤze, welche durch 
eine enge, feſte und knoͤcherne Nath an das Oberſchild anſchlieſſen; dieſen Mittel⸗ 
theil des Bauchſchildes bezeichnen die zweyte mehr gerade und die vierte gebogene 
Quernath; ihn ſelbſt aber theilet die dritte oder mittelſte, auch gebogene Quernath 
in zwey ungleiche Hälften. Auſſer dieſen erwähnten Naͤthen, welche eigentlich nur 
die hornichten Belegungen des Bauchſchildes verbinden, wird man an dieſer Schild⸗ 
kroͤte auch noch andere drey quer über laufende Linien gewahr; nemlich a) eine, wel⸗ 
che in meiſt gerader Richtung das Bauchſchild durchſchneidet; in der Gegend ihres 
Zuſammenfluſſes mit der langen Mittelnath iſt ein Fleck bemerklich, welcher das An⸗ 
ſehen eines ehemals da befindlichen Nabels erregt, aber doch nicht bey allen ange 
troffen wird; b) zwey Linien auf dem vordern Theil laufen zwiſchen der erſten und 
zweyten Nath vom Rande nach der Mitte, und endigen ſich an einem ihm gleichſam 
eingeſchalteten eyrunden Flecke; o) eine Querlinie zwiſchen den beyden hinterſten Quer 
naͤthen. Dieſe Linien aber find die eigentlichen Knochennaͤthe des Bauchſchildes ſelbſt, 
(denn der Knochenbau aller Schildkrotenpanzer hat feine eigene Fuͤgungen, und dieſe 
treffen faſt niemalen mit den Naͤthen der aufliegenden hornartigen Schuppen zuſam⸗ 
men,) welche nur an dieſer Art durch die 1 zarte und drinne Schuppenbelegung 
zum Vorſchein kommen. 

Die Farbe des Bauchſchildes iſt blaßgelb oder weiß, hier und da dunkel ge⸗ 
woͤlkt; nur der aͤuſſerſte Theil ſeiner dem Ruͤckenſchilde e Fluͤgel hat 
mit deſſen unterem Rande gleiche Farben. 


Der Kopf iſt nach Verhaͤltniß des Thieres klein, platt und ablang, deſſen runz⸗ 
licht⸗ſchuppichte Haut ſchwaͤrzlich mit eingemiſchtem Gelb. Die Kinnladen ungezaͤhnelt. 
Die Vorderfuͤſſe halb- floßartig mit 5, die hintern ganz floßartig mit 4 Fingern; alle mit 
langen, gebogenen) ſcharfen Naͤgeln verſehen; doch die hintern laͤnger und ſtaͤrker. 


Der Schwanz iſt ein Viertheil ſo lang als die Schaale, ſchuppicht, ſchwarz 
und der Laͤnge nach gelb geſtreift. 


Die Abbildung dieſes Thieres iſt nach einem getrockneten Exemplar gemacht, da⸗ 
her iſt die Darſtellung der aͤuſſern Theile zwar ſteif, aber doch getreu. 


Sie gehoͤret zu den Fluß⸗Schildkroͤten; welches auch der Bau der Fuͤſſe und 
der niedrige Panzer anzeigen, obgleich die enge und knoͤcherne Vereinigung beyder 
Schil⸗ 


. — 


Gemahlte Schildkroͤte. 27 


Schilder das Gegentheil, nach den von andern . forſchern angenommenen Grund⸗ 
ſaͤſen, beweiſen müßten. 


Ihr Vaterland iſt Nordamerika; ſie liebt ſtille und tiefe Fluͤſſe und einſame 
Orte. An heitern Tagen pflegen fie ſich haufenweiſe auf Stämmen oder aus dem 
Waſſer ragenden Steinen zu ſonnen; ſind aber ſehr ſcheu und tauchen ſchnell unter das 
Waſſer, ſo bald ihnen jemand nahe kommt. Auf dem Trocknen kriechen ſie ungemein 
langſam, aber deſto ſchneller ſchwimmen ſie; ſie ſollen ſich Stunden lang unter dem 
Waſſer aufhalten koͤnnen, auſſer und ohne Waſſer aber dauern fie nicht lange. Man 
ſagt, fie ſeyen ſehr gefräffig und den jungen Enten gefährlich, welche fie bey den 
Fuͤſſen unter das Waſſer ziehen und verzehren. Sie ſind von ſchoͤnem und reinlichem 
Anſehen. Groͤſſer, als die abgebildete iſt, werden ſie nicht leicht gefunden. u bez 
dient fi ch ihrer auch zur Speiſe. 


Die Sebaiſche oben angezogene Figur kommt mit der unſrigen ſo genau uͤber⸗ 
ein, daß kein Zweifel über deren Vorſtellung eines und des nemlichen Thiers blei⸗ 
ben kann. Seba giebt folgende Beſchreibung: „Schildkroͤte aus Neuſpa⸗ 
„nien, von den Portugieſen Ragado d’Agoa genannt. Eine kleinlichte Art, mit 
„glattem polirtem Schilde, von blaffer gelbroͤthlichter, faſt Orange-Farbe; 
„die Schuppen, aus welchen das Schild zuſammengeſezt iſt, find durch blaß gelbe 
„Streife, faſt in geometriſchen Abtheilungen, bezeichnet. Kopf, Fuͤſſe und Schwanz 
„ ſind tief orangefarbig. ,, Es erhellet, daß nur in Farben die Sebaiſche von der 
unſrigen abweiche, welches vielleicht auf Rechnung des Climas zu ſezen wäre, (weil 
Seba Neuſpanien, alſo ſuͤdlichere Gegenden von Amerika, für das Vaterland der 
ſeinigen angiebt,) wenn nicht auch, durch Zufall oder Zeitlaͤnge, die Farbe des Sebai⸗ 
ſchen Exemplars ſich etwa veraͤndert hätte. 


Die gemahlte Schildkroͤte Gmelins, nach Hermann, bin ich geneigt fuͤr 
einerley mit der beſchriebenen zu halten. Es war nur ein kleines, junges Thier, 
von der Groͤſſe eines Apfels, und in Weingeift bewahrt, von welchem die Kennzei— 
chen, nach Schneider S. 348. entlehnt wurden. Alles trift zuſammen, nur ver⸗ 
miſſe ich „die zwey dunklen blaulichten Flecken an jeder Seite des Ruͤckenſchildes,, — 
an meinen erwachſenen Exemplaren. 


5 Erſt kuͤrzlich erhielt ich eine juͤngere Schaale dieſer Art vom Herrn Prof. Hein⸗ 
rich Muͤhlenberg, aus Penſylvanien. Sie iſt 4 Zoll lang, 23 breit, 3 Zoll 
vom Rande und 13 Zoll vom Bauchſchilde auf, hoch. Die Farbenſtellung des Kan 

D 2 i des 


28 HGeetüpfelte Schildkröte. 


des iſt zwar bemerklich, aber nicht ſo beſtimmt angezeichnet, als in unſerer, 
und der Sebaiſchen Figur. Hingegen iſt die untere Seite des Randes an die⸗ 
ſer jungen Schildkroͤte niedlich und mit lebhafteren Farben, mit aſchgrau, orange 
und gelbroth, bemahlet, aber in Nachahmung der ſelben, auf unſerer Figur angedeu⸗ 
teten Stellung. Auf dem Vordertheil des Bauchſchildes erblickt man einen aͤhnlichen 
ovalen Fleck. Das Bauchſchild iſt weiß. Beyde Schilder ſind auf das innigſte und 
feſteſte aneinander gefuͤget. Daß ſie eine Waſſer⸗Schildkroͤte ſey, und gerne an Muͤh⸗ 
lendaͤmmen wohne, ſagt auch Herr Muͤhlenberg. Sie vergraͤbt ſich im Oktober 
in ſumpfichte Orte. Weiter bemerkt Herr Muͤhlenberg, das Bauchſchild ſey weiß 
und dunkel gefleckt, öfters auch roͤthlicht; der Kopf habe gelbe Punkte, die Fuͤſſe 

zuweilen blutfarbige Striemen; uͤberhaupt ſey es eine der niedlichſten und ſchoͤn⸗ 
ſten Arten. Dieſe junge Schaale iſt ganz glatt, ohne Eindruͤcke von Schuppenfel⸗ 
dern, und mit nur ſehr dunklen Spuren von Runzeln am Umkreiſe der Felder. Ders 
haͤltniß, Farbe und Zeichnung find uͤbrigens bey dieſer jungen wie der abgebildeten 
älteren. 


| Tab. V. 
TESTUDO PUNCTATA, 


Tefta oblonga, modice convexa, laevi, fuſca, guttis flavis 
ſparſis. \ 


® 


Teſtudo terreftris Amboinenfis. Seba theſ. T. I. tab. 80. fig. 7. 
T. anonyma. Schneid. Schildkr. ater Beytr. p. 30. 


T. guttata. Getüpfelte Fluſs- Schildkröte. Schneider in den Schrift. der Berl. Naturf. Fr. 
IV. B. 3. St. p. 264. N 


Getuͤpfelte Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild ablang, niedrig gewoͤlbt, glatt, dunkelfarbig, mit zerſtreuken 
gelben runden Flecken. 


Vortbldee ausgewachſene Schaalen dieſer Art hatten eine Laͤnge von 45, Breite 
von 35, und Hoͤtze von ungefähr 13 Linien, welches demnach ein Verhaͤltniß 
von 


Getuͤpfelte Schildkröte. 29 


von 15: II: 4. ausdrüͤcket. Der Ruͤckenſchild iſt laͤnglichter Figur und glatt; 
niedrig, aber doch gleich gewoͤlbt. 


Die Scheibe hat fuͤnf Felder nach der Mitte und viere an jeder Seite. Die 
drey mittlern Felder des Ruͤckens, nemlich das zweyte, dritte und vierte, ſind in er⸗ 
wachſenen Schaalen mehr flach als erhaben; alle übrige, um jene auf der Scheibe 
herum liegende, ſind abſchuͤſſiger und dabey mehr erhaben als flach. Von der Mit— 
telreihe ſind das erſte und fuͤnfte unregelmaͤſſige Fuͤnfecke; jenes zugleich laͤnger und 
ſchmaͤler, dieſes kuͤrzer und breiter. Die drey Mittelfelder find faſt viereckicht, doch 
nähern fie ſich, wegen eines zur Seite etwas vorſpringenden Winkels, welcher den Naͤ⸗ 
then der Seitenfelder entgegen ſtehet, auch in etwas der ſechseckichten Figur. Das 
mittelſte Feld auf der Scheibe iſt breiter und laͤnger, als die ihm zunaͤchſt liegenden 
in derſelben Reihe. Der Ruͤcken iſt durchaus ohne Kiel. Von den Seitenfeldern 
hat das erſte eine unregelmaͤſſige Geſtalt; das zweyte und dritte iſt von oben ab- 
waͤrts laͤnglicht⸗viereckicht; das vierte iſt das kleinſte, und faſt viereckicht. Die Ober: 
fläche des ganzen Schildes iſt ungemein glatt, fo daß auch an vollwuͤchſigen Erem- 
plaren gar keine, an andern nur ſchwache Spuren von concentriſchen Runzeln wahr⸗ 
zunehmen ſind. Die Vereinigungsnaͤthe der Felder ſind nur leicht eingefurcht, und 
meiſt alle bogicht. Die Hauptfarbe der Scheibe und des Randes iſt braunſchwarz; 
in den meiſten ſchwarz, an andern dunkelbraun; immer aber iſt das Schild mit gel⸗ 
ben und rundlichten Flecken gezieret, von verſchiedener Zahl, Groͤſſe und Stellung; 
auf ſchwarzem Grunde ſind dieſe Flecken meiſtens citronengelb, auf braunen Schaalen 
aber mehr orangefarbig. 


Der Rand hat 25 Schuppen, wovon zwoͤlf an jeder Seite, und ein ungepaar⸗ 
tes kleinſtes vorne über dem Halſe, liegen; die übrigen find faſt alle mehr oder me 
niger viereckicht. Die drey vordern an jeder Seite haben mit der Scheibe gleiche Woͤl⸗ 
bung, ſind breit und ſcharfkantig; die vier naͤchſtfolgenden jeder Flanke ſind oben enger 
und ſtumpfkantig, unterwaͤrts mit den Fluͤgeln des Bauchſchildes durch eine feſte knoͤ⸗ 
cherne Nath verbunden; die vier hintern werden wieder breiter als die vorhergehenden, 
ſind abwaͤrts gebogen und haben ſcharfe Kanten; die lezte jeder Seite iſt wiederum 
enger aber etwas erhabener. Ueberhaupt aber iſt der Umkreis des Randes ziemlich 
gleichfoͤrmig und ganz, auch vorne nur wenig ausgeſchnitten. 


Das Bauchſchild iſt nach vorne hin dem Oberſchilde an Laͤnge gleich, nach hiu⸗ 
ten aber iſt es um einige Linien kuͤrzer und ausgekerbt; der Mitteltheil iſt flach, 
der vordere und hintere Anſaz aber meiſt etwas aufwärts gebogen. Die lange Nach 

D 3 und 


30 Getüpfelte Schildkröte 


und fuͤnf Quernaͤthe, (wovon die erſten und lezten in ſpizen Winkeln zuſammenlau⸗ 
fen, die uͤbrigen aber etwas gebogene Linien beſchreiben) theilen ſeine Oberflaͤche in 
12 gefurchte Felder; die Winkel dieſer Furchen vereinigen ſich an der Seite der Ian 
gen Nath, an der entgegengeſezten Ecke aber bemerkt man die Spuren der Schuppen⸗ 


felder. Des Bauchſchildes Hauptfarbe iſt meiſt ſchwaͤrzlich, und hat zuweilen a) | 


zuweilen Roth eingemischt. 


Die ſchmalen Fluͤgel des Bauchſchildes biegen ſich etwas aufwaͤrts, und ſchlieſſen 
ſich mittelſt einer engen Knochennath an die vier Randfelder der Flanken an, vom 
fuͤnften nemlich bis zum achten. x 


* 


Das Vaterland dieſer Schildkroͤte iſt Nordamerika; von woher ich das abge⸗ 


bildete Exemplar mitbrachte. Ihr Aufenthalt ſind ſumpfichte Gegenden. Ich erinnere 


mich, im May 1778 viele kleine und junge Thiere dieſer Art bey Philadelphia ge⸗ 
ſehen zu haben; fie hatten kaum die Groͤſſe eines Taubeneyes, aber ihre glaͤnzend⸗ 
ſchwarze Schaale wurde durch die wie aufgetropften ſafrangelben Flecken, ungemein 
verfchönert, 


Der fel. Herr Archiater von Linne hat auch dieſe Schildkroͤte nicht aufgenom⸗ 
men, obgleich fie mit groſſer Deutlichkeit bey Seba abgebildet iſt; aber Linne! 
ſchien Gegenſtaͤnde, welche er nicht ſelbſt geſehen hatte, vorſichtig zu uͤbergehen, um 


nicht durch unbedingtes Zutrauen und Anſehen mißleitet zu werden. Seba giebt 


folgende Beſchreibung dieſes Thieres: „Amboiniſche Landſchildkroͤte. Mit mehr an 
„dern kleinen Thieren wurde auch dieſe Schildkroͤte in Arrack verwahrt aus Amboina 
„gebracht; ihr Name war nicht angezeigt. Sie ſcheint uns eine der ſchoͤnſten zu 


„ ſeyn, indem ihre glatten licht Kaſtanienfarbigen Schuppen, jede mit einigen 


„gelben Flecken gezieret find. Auch Kopf und Fuͤſſe find dunkel Faftanienbraun. ), — 
Da das Schaifche Thier im Weingeiſt aufbehalten war, fo koͤnnte vielleicht daher die 
hellbraune Farbe abzuleiten ſeyn, wenn es nicht eine Wirkung des verſchiedenen Climas 
iſt, in ſo ferne nemlich die Sebaiſche Angabe, daß dieſe Schildkroͤte auch in Am⸗ 
boina wohne, als wahr anzunehmen waͤre; man weiß aber, daß er in den Angaben 
der Mohnpläze nicht immer am zuverlaͤſſigſten iſt. 


Die Schildkroͤte, welche Herr Schneider am angezeigten Orte aus der Samm⸗ 


lung des Herrn Baron von Blochs, in Dresden, beſchrieben, kommt mit der unſri⸗ 


gen vollkommen uͤberein; ſie iſt nur an der Zahl und Stellung der gelben Flecken ab⸗ 
weichend, in welchen Stücken faſt alle einzelne Schaalen von einander verſchieden 
find; 


* 
— re a 


Getuͤpfelte Schildkroͤte. 31 


ſind; ſo daß zwar ihre, an allen vorzufindende Gegenwart, nicht aber ihre Groͤſſe, 
Zahl und Ordnung, als Kennzeichen der Arten gelten koͤnnen. Das Blochiſche Exem— 
plar hatte 23 Zoll Laͤnge, und 25 Zoll Breite. Der ausgeſtreckte Schwanz ragt 9 
Linien uͤber den Rand des Oberſchildes vor. Kopf, Fuͤſſe und Schwanz hatten mit 
dem Schilde einerley Hauptfarbe. Der Kopf war auch mit gelben Flecken bezeichnet. 
Geſtalt und Bildung des Kopfes, der Fuͤſſe, Anzahl der Finger und ihrer Naͤgel, 
fand Herr Schneider, nach angeſtellter Vergleichung, wie bey der Europaͤiſchen 
Schildkroͤte. Es iſt demnach zu vermuthen, daß die Fuͤſſe der getuͤpfelten Schild» 
kroͤte, wie die der Europaͤiſchen, mit einer Schwimmhaut verſehen ſeyen, und fie da— 
her zu den Waſſerſchildkroͤten gehoͤre; Herr Schneider aber iſt wegen der knoͤcher— 
nen Vereinigung der beyden Schilder, und wegen des ſtumpfern Randes in den 
Flanken, eher geneigt, ſie zu den Landſchildkroͤten zu zaͤhlen. Aber ſchon aus dem 
Beyſpiele der gemahlten Schildkroͤte iſt bekannt, daß dieſe Beſchaffenheiten der Schil— 
der keine ſichere und allein zulaͤngliche Unterſcheidungszeichen fuͤr die Abtheilungen der 
Land⸗ und Waſſer⸗Schildkroͤten abgeben. 0 


Durch die Guͤte des Herrn Muͤhlenberg erhielt ich neuerlich wieder eine 
Schaale dieſer Art, welche unſerer gegebenen Abbildung, ſowohl nach der ganzen 
Schaale, als nach den einzelnen Feldern, vortreflich entſpricht. Doch iſt auch ſie 
wieder in einigen Nebenumſtaͤnden verſchieden: a) durch ihre mehr braune Haupt 
farbe; b) durch die Orangefarbe ihrer Flecken, und deren verſchiedene Ordnung und 
Zahl; e) durch die im Umkreis der einzelnen Schuppen etwas merkliche Runzeln, die 
aber doch noch nicht berechtigen, ſie runzlicht, ſondern hoͤchſtens nur wellenfoͤrmig zu 
nennen; d) durch das faſt ganz ſchwarze Bauchſchild, welches nach vorne und in der 
Mitte nur etwas roth gefleckt iſt. Herr Muͤhlenberg gab ihr den Namen der 
getüpfelten, und nennt fie eine Waſſer⸗Schildkroͤtez fie hat vorne 5, hinten 
4 Finger, iſt geſchwaͤnzt, und der Kopf gelb betuͤpfelt. 


Tab. VI. 


5 Schlangen Schildkroͤte. 


Tab. VI. 
TESTUDO SERPENTINA. Linn. 


Tefta ovali, deprefla, trifariam convexa, fquamis acuminatis, margine 
poſtico rotundato acute ſerrato. 
T. ferpentina, pedibus digitatis, teſta fubcarinata, poſtice obtufa acute quinquedentata. 
Linn. Syſt. Nat. ed. Gmelin. p. 1042. n.ı5. Muf. Adolph. Frideric. 2, p. 36. 

T. ferpentina. Schneid. Schildkr. p. 337. 8 
T. ferpentina. de la Ceped. n. 10. p. 131. — Bonaterre n. 20. 
T. ſerrata. Pennant Suppl. Arctic. Zool. pag. 79, 
Snapping Turtle. Noveboracenfibus. 


Shlangen: Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild eyfoͤrmig und niedrig, mit dreyfacher Woͤlbung und ſpiz- erhabenen 
Schuppen; der hintere Rand zugerundet und ſcharf gezaͤhnet. 


Die fechfte Tafel giebt die nach der Natur gefertigte Abbildung einer bisher nur 
wenig, oder dunkel gekannten Schildkroͤte. Das Ruͤckenſchild iſt niedrig und 
flach gewoͤlbt, eyfoͤrmig, und feine Verhaͤltniſſe fo, daß gemeiniglich die Breite Z und 
die Hoͤhe 3 der Laͤnge haͤlt. Die Scheibe hat 13 Felder, wovon die fuͤnf mittleren 
faſt ganz wagerecht liegen, (denn das Ruͤckenſchild iſt vorne und hinten nur wenig ab⸗ 
ſchuͤſſig,) und an Breite und Laͤnge weniger unter einander verſchieden ſind, als bey 
irgend einer Art. Die an den Seiten der Ruͤckenfelder ziemlich ſtumpfen Ecken machen 
daß ſie an Geſtalt eher quer uͤber liegenden Vierecken, als Sechsecken, gleichen, mit 
Ausnahme jedoch des erſten und fuͤnften, deren aͤuſſere Raͤnder etwas gekruͤmmter 
find. Die einzelnen Felder find wenig erhaben, und mit parallelen Furchen durchzogen; 
fie find nicht im eigentlichen Verſtande gekielt, aber aus dem Vorderrande eines je⸗ 
den, und hauptſaͤchlich aus den Seitenecken, erheben ſich Runzeln, (ſtumpf und kno⸗ 
ticht bey alten, ſcharf bey juͤngern Thieren,) welche ſtrahlenweiſe nach dem hintern 
Rande eines jeden Feldes zuſammenlaufen, und daſelbſt auf den drey vordern Feldern 


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D. Johann David Schoͤpfs 


Königl. Preuß. Hofraths und Praͤſidenten des Collegium medicum zu Anſpach, 
der Kgiſerl. Akademie der Naturforſcher und der Berliniſch en Geſellſchaft 
naturforſchender Freunde Mitgliedes 


Naturgeſchichte 
en 
on: mit Abbildungen 


erläutert 


Dritter und vierter Heft 
2 | enthaltend 


die Bogen E bis L, und Tab. XI — XX. von den Kupfern. 
. 


— — — 2 = 3 


Erlangen 


bey Johann Jakob Palm. 1793. 


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1 Schlangen-Schilbkroͤte. 33 
ſich in einen glatten Hoͤcker endigen, auf dem vierten und fuͤnften aber, auf welchen 
dergleichen ſtrahlichte Runzeln noch zahlreicher ſind, erheben ſie ſich in eine ſtumpfe 
Spize. Von den Seitenfeldern hat das erſte eine unregelmaͤſſige fuͤnfeckichte Figur, 
mit nach vorne ausgebogenem Rande; das zweyte und dritte ſtellen ablange Vierecke 
vor, und ſind breiter als lang; das lezte iſt das kleinſte und faſt ganz viereckicht. 
Wie auf den Feldern der Mittelreihe, entſtehen auch hier am Vorderrande eines 
jeden Feldes ähnliche erhabene Linien, welche hin und wieder durch Knötchen unter— 
brochen werden, ſich nach dem hintern und obern Rande hinziehen, und ſich dort in 
eine mehr oder weniger erhabene Spize enden, welche aber doch auf den beyden 
hinterſten Feldern höher und ſpiziger iſt, als auf den vordern. Von den Runzeln 
der Seitenfelder iſt diejenige am ausgezeichnetſten, ſchaͤrfer und weniger als die uͤbri⸗ 
gen unterbrochen, welche aus der Vereinigungsnath der erſten Ruͤcken⸗ und Seiten⸗ 
felder entſtehend, ganz gerade ſich nach der hinten befindlichen Spize ziehet; und 
indem fie in derſelben Richtung auch über die übrigen drey Felder fortlaͤuft, ſo ent 
ſtehet daher an dem erhabenen Theil der Seitenfelder gleichſam ein Seitenkiel. Die 
erhabenen Spizen aller Seitenfelder ſtehen demnach in gerader Linie hinter einander; 
zwiſchen dieſem Seitenkiel aber und dem Rande der Mittelfelder bleibt noch eine 
ſchmale Vertiefung, oder eine uͤber die ganze Schale laͤngshin gehende breite Furche, 
und hiedurch eigentlich erhält der Ruͤckenſchild ſeine dreyfache Woͤlbung. Uebrigens 
iſt die hornichte Belegung duͤnne, durchſichtig, glatt; glaͤtter aber und am wenigſten 
geſtreift oder gefurcht ſind die vordern Raͤnder der Felder. Die Farbe iſt dunkel 
und ſchmuzig, auf der Scheibe und dem Rande gleich; braunſchwarz an altern, 
braungelb an juͤngern Thieren. 


Der Rand enthält 25 ſchmale Schuppen. Die erſte und ungepaarte iſt die 
ſchmaͤlſte, breiter als lang, uͤberzwerch und laͤnglicht viereckicht und bogicht. Die 
vier vordern Randſchuppen ſind ſchmal, etwas erhabener nach der Scheibe hin, die 
Kante ſelbſt iſt ſcharf und etwas umgebogen; die vier mittlern in den Flanken haben 
eine faſt ſenkrechte Stellung, ſind oben ſchmal, nach unten breiter; die vier naͤchſt— 
folgenden hintern nehmen wieder an Breite zu, ſtehen horizontal aus, find etwas er— 
haben, und in eine Spize ausgehend; daher hat „der hintere zugerundete Rand 
„ſechs bis acht tiefe und ſpizige Einſchnitte.,, Der ganze Umkreis des Randes iſt 
gereifet, er erhebt ſich nemlich um ein merkliches uͤber der ihm anſchlieſſenden untern 
Flaͤche der Scheibe, fo daß eine ſeichte Dazwiſchen-Furche entſtehet. 


Das Bruſtſchild dieſer Art iſt im Verhaͤltniß der Groͤſſe des Thieres klein, und 
beſonders geſtaltet. Es iſt lanzettenfoͤrmig; ſeine Laͤnge betraͤgt nur 3, und ſeine 
groͤßte 


34 . Schlangen Schildkroͤte. 


groͤßte Breite nur 3 der Laͤnge des Oberſchildes. Die hornichte Belegung iſt duͤnne 
und weißlicher Farbe. Eine lange Nath und fuͤnf gebogene Quernaͤthe thellen es in 
zwoͤlf ungleiche Felder; wovon die erſten und lezten die kleinſten ſind. Der Koͤrper 
des Bruſtſchildes iſt meiſtentheils flach, und wenig höher als der Rand des Ruͤcken⸗ 
ſchildes. In der Mitte des Bauchſchildes iſt eine eyfoͤrmige Grube, welche an juͤn⸗ 
gern Thieren mit einer Membran bedeckt iſt. Ein ſchmaler knoͤcherner Fortſatz er⸗ 
ſtreckt ſich von der Mitte des Bauchſchildes beyderſeits nach dem Rande des Ober: 
ſchildes, in deſſen Nähe er etwas breiter, und mittelſt eines dichten und zaͤhen Liga, 
ments mit den ſechſten und fiebenten Randſchuppen verbunden wird. Durch dieſe 
Bildung des Bauchſchildes erklaͤren ſich die von Linne, in der Beſchreibung feiner 
Schlangen⸗Schildkroͤte gebrauchten Ausdruͤcke, daß nemlich „die Ausſchnitte des 
Bauchſchildes für die Fuͤſſe geraͤumiger ſeyen, als an den übrigen Arten., 


Der Kopf iſt groß, platt, dreyeckicht, mit warzicht-ſchuppichter Haut bedeckt. 
Die Augenhoͤlen ſtehen ſchraͤge. Die Naſenloͤcher ſind klein und enge beyſammen. 
Der Rachen iſt weit, die Kinnladen ſcharf und ungezaͤhnelt. Der Hals iſt mit 
warzicht-ſchuppichter Haut bekleidet, kurz und dick, wenn das Thier in Ruhe iſt, 
wenn es aber nach ſeiner Beute ſchnappet, ſo kann es ihn bis zur Drittel-Laͤnge 
des Schildes ausſtrecken. An den Vorderfuͤſſen find fünf, an den Hintern vier 
deutliche, aber durch eine Schwimmhaut verbundene Finger, mit eben ſo vielen faſt 
geraden, zugeſpizten Krallen bewaffnet, welche laͤnger als die Finger ſelbſt ſind. Der 
gerade Schwanz mißt z der Laͤnge des Oberſchildes, iſt oben mit einem Kamm von 
knoͤchernen ſpizigen ruͤckwaͤrts gekruͤmmten Schuppen beſezt, welche ſich allmaͤhlich vers 
kleinern; unten und an den Seiten iſt er mit kleinern Schuppen beleget. Eine rauhe 
ſchlaffe, runzlichte, mit Warzen und weicheren Schuppen verſehene Haut, umkleidet 
die uͤbrigen untern Theile zwiſchen beyden Schildern. 


Dieſer Schildkroͤte Vaterland iſt Nordamerika. Sie wohnt in ſuͤſſen, hauptſaͤch⸗ 
lich in ſtehenden Waſſern. Sie erreicht ein Gewicht von 15 — 20, und wie mau 
ſagt, zuweilen auch mehreren Pfunden. Es iſt ein ſchaͤdliches und raͤuberiſches Thier, 
ſtellet den jungen Enten und Fiſchen nach, und beißt ſich auch mit ſeines gleichen 
herum. Zuweilen ſtreift ſie auf trockenem Boden umher; ſie erhebt ſich auf den 
Hinterfuͤſſen und ſchnappt halb ſpringend und ziſchend mit ſchnell verlaͤngertem Halſe 
nach ihrer Beute; was ſie mit ihrem Schnabel erhaſchet, laͤſſet ſie ungern wieder 
fahren, und fie laßt ſich, wenn fie in einen vorgehaltenen Stock gebiffen hat, mit felbis 
gem in die Höhe heben. Im Schlamme wuͤhlt fie ſich fo ein, daß nur der Ruͤcken 
vorraget, welcher feiner dunkeln und ſchmuzigen Farbe wegen etwa nur das Anſehen 

eines 


Schlangen - Schildkröte. 3 5 


eines daliegenden Steines hat; ſo lauert ſie aber mit deſto beſſern Erfolg auf ihren 
verdachtloſen Raub. Die lebendigen, welche ich zuweilen in Amerika bey mir hatte, 
ſuchten immer die verborgenſten Winkel des Zimmers, und verſteckten ſich am liebſten 
in den Aſchenhaufen im Camine. 


Die Beſchreibung, welche Linne, im Muſeum Adolpho Fridericianum von feiner 
Schlangen⸗Schildkroͤte gegeben hat, iſt zwar ſehr kurz, enthält aber doch alle Unterſchei⸗ 
dungszeichen der Art, und zwar deutlich genug zur Ueberzeugung, daß jene mit un⸗ 
ſerm abgebildeten Thiere ganz einerley ſey. Folgende find Linne 's eigene Worte: 


„Schlangen Schildkroͤte; das Schild hinten zugerundet, mit fünf ſcharfen Eins 
„ ſchnitten. Die Figur des Schildes iſt eyfoͤrmig, auf dem Ruͤcken mit drey Woͤlbun⸗ 
„gen und zugeſpizten Schuppen; der hintere Rand iſt zugerundet, und hat 6 bis 8 
„tiefe und ſpize Einſchnitte. Die Ausſchnitte im Bauchſchilde für die Fuͤſſe find 
„ geraͤumiger als bey andern. Die Vorderpfoten haben 5 gerade und ſpizige Krallen; 
„die Hinterpfoten 4 dergleichen. Der Schwanz iſt fo lang als die Schale ſelbſt, 
„welches ungewoͤhnlich iſt. Sie wohnt in den ſuͤſſen Gewaͤſſern von Algier und 
„China, iſt biſſig und ſchwimmet. 


i Alle Angaben treffen genau uͤberein, bis auf das von ihm angezeigte Vaterland; 
er ſelbſt hat keinen Gewaͤhrsmann dafuͤr angefuͤhrt, und mir iſt kein Reiſender be— 
kannt, welcher dieſe Schildkroͤte in den Gewaͤſſern von China oder Algier — in ſo 
ſehr von einander entlegenen Gegenden — beobachtet haͤtte. Es iſt daher wohl eher 
zu vermuthen, daß das von Linne beſchriebene Thier ebenfalls aus Amerika gekom— 
men ſeyn konnte, welches um ſo wahrſcheinlicher wird, wenn man ſich der Verbin— 
dungen erinnert, welche ehemals zwiſchen Schweden und Nordamerika ſtatt fanden. 


Dieſe Linneiſche Art war faſt gaͤnzlich in Vergeſſenheit gerathen; nur allein der 
von ihm im Naturſyſtem aufgeſtellte Namen und Charakter wurde von Schnei— 
der, Gmelin, Cepede und Bonaterre beybehalten und wiederholet, freylich 
ohne Zuſaz irgend einer Erläuterung eines ihnen ungeſehenen Thieres. Dieſe nem⸗ 
liche Art aber wurde unlaͤngſt von Herrn Pennant wieder als eine ganz neue Art 
unter dem oben angezeigten Namen beſchrieben. Herr Pennant hatte nicht den ger 
ringſten Argwohn, daß fie ſchon in dem Sinneifihen Verzeichniſſe enthalten war; aus 
einer von ihm erhaltenen Figur feiner als neu beſchriebenen Schildkroͤte, ergſebt ſich 
aber uͤberzeugend, daß ſie mit der Linneiſchen Schlangen-Schildkroͤte eine und dieſelbe 

E 2 ' iſt. 


36 Dofen : Schildkröte. 


iſt. Durch gegenwaͤrtige Abbildung und Geſchreibung iſt demnach die Bekanntſchaft einer 
bisher raͤthſelhaften und vergeſſenen Schildkroͤte wieder erneuert und berichtiget worden. 


Tab. VII. 
Ene OEAUSAS 


Teſta ovali gibba, dorſi feutellis carinatis , fterno bivalvi, loricam 
occludente. 


T. virginea. Grew. Muſ. 38. t.3. fig. 2. (ad T. puſillam a Linneo citata.) 
T. teſſellata minor caroliniana. Zdw. av. 205. Seligm. VI. tab. ıco. 


T. Carolina, pedibus digitatis, tefta gibba, cauda nulla. Linn. Syft. Natur. ed. X. et 


XII. n.ır. excluſis Synon. Gronovian. et Sebae. 
1 


T. caroliniana. Schneid. Schildkr. p. 334. n. 7. 

T. brevicaudata (Courtequeue) teſta a antice emarginata, fcutellis ftriatis in 
medioque punctatis. Cepede pag. 169. n. 

Dofen -Schildkroete. Bloch in Schrift. Berl. Naturf. Fr. Vn. I. p. T3 A 

T. claufa, difei feutellis carinatis, fterno vix repando, valvularum ope ad ſcutum ap- 
primendo. Linn. Syft. Natur. edit. Gmelin. p. IO42. n. 25. 

T. carolina. Ibid. pag. 1041. n.ır. 

T. carolina. Bonaterre Erpetölog. n. 23. 6 

T. incarcerata (Priſonnière) digitis fiſſis, teſta elliptica, admodum convexa, ſeutellis 
laevibus fufeis, faſciis luteis rivulatis. Bonat. ibid. n. 24. 9 * 

T. incarcerato - ſtriata. (Prifonniere-ftriee) digitis fiſſis, teſta elliptica, convexa, ſeu- 
tellis ftriatis, fuſcis luteo- maculatis. Bonat. ibid. n. 25. - 

Wood Turtle. Noveboracenfib. et Pen/ylvanis. . 


Terrapin. Carolinenf. ſecundum Edward. 


Doſen Schildkroͤ 


Nuͤckenſchild oval, hochgewoͤlbt, die Mittelfelder gekielt; A zwey⸗ 
klappicht, und die Schaale verſchlieſſend. 


1 0 dieſem Namen erneuern wir die Vekanntſchaft der faſt verlornen Carolini⸗ 


ſchen Schildkroͤte des Anne“; denn nach ihm haben alle Schriftſteller nur den 
leeren 


Doſen-Schildkroͤte. 37 


leeren ſpecifiſchen Namen aus dem Naturſyſtem wiederholet, indem das ihm zupaſ⸗ 
ſende und von Lune bereits angezeichnete Thier neuerlich unter einem neuen Namen 
und als eine verſchiedene Art aufgeſtellet, und in die neueſten Verzeichniſſe der Schild— 
kroͤten aufgenommen wurde. 


Das Ruͤckenſchild ift oval, hoch, aber gleichfoͤrmig gewoͤlbt. Die 13 Felder der 
Scheibe find durch meiſt gerade, aber ſeichte Nathen, unterſchieden. Die 5 Ruͤcken— 
felder vergroͤſſern ſich nach der Mitte der Scheibe. Das erſte ſcheint viereckicht 
zu ſeyn, aber durch den am untern Rande vorſpringenden ſtumpfen Winkel naͤhert es 
ſich der fuͤnfeckichten Geſtalt; es iſt flachgewoͤlbt, abſchuͤſſig und ſtumpf gekielt; das 
vertiefte und punktirte Schuppenfeld liegt am obern und mittlern Theile, und iſt mit 
mehreren gedraͤngten und ſeichten und parallelen Furchen umzogen, ſie erſtrecken ſich 
bis an den Rand des Feldes, deſſen Umriß ſie nachbilden, und werden nur durch 
den Kiel und eine ſchwache, von den vordern Ecken des Schuppenfeldes nach den 
gegenuͤberſtehenden Ecken des Feldes ſtreichenden Linie, unterbrochen. Das zweyte 
iſt breiter als das vorhergehende, ſechseckicht, planer und weniger abſchuͤſſig; auch 
iſt deſſen hinterer Rand wieder breiter als der vordere; das Schuppenfeld liegt nach 
hinten, und iſt eben wie am erſten Felde, mit Furchen umzogen. Das dritte 
Feld iſt ſechseckicht, die Vorder- und Hinterraͤnder ſind breiter, als die an den 
Seiten; es iſt ſehr flach gewoͤlbt; Schuppenfeld und Furchen wie am zweyten. Das 
vierte iſt wenig gewölbt, nach hinten abſchuͤſſig, ſechseckicht, am Vorderrande brei— 
ter, das Schuppenfeld liegt faſt in der Mitte und der Kiel dieſes Feldes iſt in deſſen 
Mitte ſcharf abgeſchnitten. Der fuͤnfte, ungleichſeitig fuͤnfeckicht, ſchmaͤler und ab— 
ſchuͤſſiger als der vorhergehende; das Schuppenfeld liegt mehr nach der untern Haͤlf— 
te; iſt uͤbrigens wie die vorigen, aber unmerklicher gekielet. 


Der Kiel auf den Ruͤckenfeldern iſt auf den vier erſten am deutlichſten, etwas 
breit und ſtumpf; zer erhebt ſich ganz niedrig am Vorderrande jedes Feldes, erreichet 
aber nicht den hintern Rand derſelben, ſondern ſchneidet ſich am hintern Rand des 
Schuppenfeldes kurz ab. 

Von den vier Seitenfeldern der Scheibe, hat das erſte eine irregulaire Geſtalt, 
unten nemlich bogicht, oben abgeſtumpft, die Seitenraͤnder gerade; das Schuppenfeld 
liegt nach oben und hinterwaͤrts, und iſt, wie in den folgenden, mit parallelen Fur: 
chen umgeben. Das zweyte iſt das Groͤſſeſte, von oben ablang viereckicht, doch, daß 
der obere Rand winklicht, der untere bogicht iſt; das Schuppenfeld liegt in der obe— 
ren und gewoͤlbteren Mitte; das dritte iſt dem vorigen gieichgeſtaltet, aber kleiner 
a E 3 und 


38 Dofen : Shildfröte, 


und etwas ſchraͤge gebogen; das vierte iſt das kleinſte, viereckicht, mit ungleichen 


und ſchraͤgen Seiten. An allen iſt die obere Haͤlfte etwas erhabener, die untere 0 


platter und abſchuͤſſiger; die Furchen uͤbrigens wie bey den Ruͤckenfeldern beſchaffen. 


Die gewoͤhnlichere Hauptfarbe der Scheibe iſt braun, oder braunſchwarz, mit 
lichtgelben oder gelben wogichten Flecken und Streifen ſchoͤn durchmalet. Die Schup⸗ 
penfelder find ganz braun oder faſt ſchwaͤrzlich; der Kiel groͤßtentheils gelb; die übrk 
gen gelblichten Flecken aber ſind um dieſes Schuppenfeld her mit einer ſcheinbaren, 
doch nicht genau zu beſtimmenden Regelmaͤſſigkeit geordnet. 


* 


Des Oberſchildes Rand iſt vorne ausgeſchnitten, ſcharfkanticht und leicht ge⸗ 


kerbt; mit dem Ruͤckenſchilde gleich abſchuͤſſig, und aus 25 Feldern beſtehend. Das 
erſte ungepaarte iſt das kleinſte, laͤnglicht und mit etwas vorragender Spize; die 
uͤbrigen ſind einander faſt alle, an Groͤſſe und meiſt viereckichter Geſtalt, ziem⸗ 
lich aͤhnlich; das rauh-punktirte und umfurchte Schuppenfeld lieget in jedes Feldes 
hintern und untern Winkel; an Farbe ſind ſie der Scheibe gleich, nemlich braun mit 
untermiſchtem Gelb. Die vorderſten und hinterſten Felder haben ſchneidend ſcharfe 
und durchſichtige Kanten; die zwiſchengelegenen ſind von oben herab etwas ſenkrechter 
geſtellt, an der untern Seite erweitern fie ſich, find bauchicht und mittelſt eines ſeh— 
nichten Bandes mit dem Bauchſchilde vereiniget. 


Das Vauchſchild dieſer Art iſt vor allen andern an Groͤſſe, eigenthuͤmlicher Ges 
ftale und Einrichtung gänzlich ausgezeichnet. Die Bildung iſt nach dem Umkreiſe der 
innern Randſeite des Oberſchildes geformet, und ihm genau anpaſſend. Wie gewoͤhn⸗ 
lich iſt es durch eine lange, und fünf Quernaͤthe in 12 ungleiche Felder abgetheilet, 
wovon die mittlern Parallelogrammen, die übrigen aber mehr dreyeckichte Figuren vor 
ſtellen. Die mittelſte Quernath fallt in gerader nie mit der Math ein, welche zwi⸗ 
ſchen dem sten und ten Randfelde iſt, und durch fie wird das Vauchſchild in zwey 
Klappen getheilet; ein ſehnichtes Band vereiniget ſie, und giebt ihnen Beweglichkeit. 
Die hintere Klappe iſt groͤſſer als die vordere; beide aber ſind elliptiſcher Figur, mit 
faſt durchaus gleichem Rande, fo daß das ganze Bauchſchild nach feinem völligen Um— 
fange genau dem innern Rande des Oberſchildes anpaſſet, und das Thier mit eingezoge⸗ 
nem Kopf und Fuͤſſen in vollkommene Sicherheit ſich innerhalb ſeine, durch jene Klap— 
pen geſchloſſene Panzer, verbergen kan. Die hintere Klappe iſt platt, und auf ihr 
ruhet die ganze Schale; welche, wenn ſie geſchloſſen auf der Erde lieget, die vor⸗ 
dere kleinere Klappe von der Horizontallinie ab- und aufwaͤrts darſtellet. 


Der 


Doſen-Schildkroͤte, 39 


Der Kopf des Thieres iſt laͤnglicht oval. Die Kinnladen ſcharf, aber ungezaͤhnelt. 
Kopf, Vorder- und Hinterfuͤſſe ſind an brauner und gelbgefleckter Farbe der Scha— 
le aͤhnlich. Die Vorderfuͤſſe ſind undeutlicher, die hintern deutlicher gefingert; jene 
mit 5, dieſe mit 4 langen gekruͤmmten Krallen bewafnet. Der Schwanz iſt ſehr 
kurz, damit er ſich deſto fuͤglicher mit den Fuͤſſen in der Schale verbergen laſſe. 


Das Vaterland der Doſen-Schildkroͤte iſt Nordamerika. Sie liebt ſumpfichte Ge⸗ 
genden, ſchweift aber doch auch auf trocknen Stellen umher, ſo daß ich ſie auch an 
den heiſſeſten Tagen auf duͤrren Huͤgeln fand. Zum Schwimmen ſcheinet ſie nicht 
wohl gebildet zu ſeyn, und moͤchte daher eher den Landſchildkroͤten zugerechnet wer— 
den, wofuͤr auch die hohe Woͤlbung der Schaale und die Bildung der Fuͤſſe ſprachen. 
Das Thier iſt durch einen ſo feſten Panzer geſichert, daß ihm ein aufgelegtes Gewicht 
von 5 — 600 Pfund nicht nur nicht ſchaden, ſondern auch nicht einmal fein Fort 
ſchreiten hindern fol. Ihr Wachsthum ſoll faſt niemals 5 — 6 Zoll in der Laͤnge 
uͤberſteigen. Das Fleiſch des Thieres wird von einigen als wohlſchmeckend, von an— 
dern Perſonen aber als ranzicht angegeben. Durchgaͤngig aber werden die Eyer, deren 
die Weibchen eine groſſe Menge beherbergen, als ſchmackhaft geruͤhmet; die groͤſſeſten 
davon ſind Taubeneyern an Groͤſſe gleich; und blos um der Eyer willen werden ſie 
von vielen Perſonen aufgeſuchet ). 


Bey Vergleichung von Sechs verſchiedenen Panzern dieſer Art, ergaben ſich fol— 
gende Bemerkungen: 


1) In Ruͤckſicht des Maaſſes, hatten: 8 j 
Iſte te ste 4te Ste 6te 
Laͤnge: Zoll 4. Lin. 9. | 4.4 6.41 | 3.40 6.41 | 3./ F. U 3.0“ — 3. / 3. 
Breite: — 3. — 6. 3.“ 6.0% 2. 9. Ju% 2. 8.4%, 2. F. U, 2.0% F. 4. 
Höhe: REN | OL RZ sau) 1.0 4.1 | 1.4 3% 1. // 3.00 


Es laͤſſet ſich daher ungefaͤhr annehmen, daß bey den kleinern Panzern die 
Höhe etwa 3 der Laͤnge betrage; bey den groͤſſern hingegen ein anderes, doch 
nicht ganz die Halfte erreichendes Verhaͤltniß ſtatt finde. 

2 2) Zahl 


) Aus neuern Briefen des Hrn. Prof. Heinrich Muͤhlenbergs iſt noch folgendes 
beyzufuͤgen: — „Dle Doſen-Schildkroͤte naͤhret ſich von Pferdemiſt, von Kaͤfern und 
„Ratten; fie verzehret ſogar 4 — 5 Fuß lange Schlangen, und bemaͤchtiget ſich ihrer, 
„indem ſie ſolche in der Mitte packet und zwiſchen den Klappen ihres Panzers bis zum 
„Tode quetſchet. In der Begattung haͤngen beyde Geſchlechter bey 14 Tage zuſammen. 

„Man hat Beyſpiele, daß fie auf 46 Jahre gelebt haben. Sie werden hie und da in 
„Kellern gehalten, um durch fie Schnecken und Maͤuſe zu vertilgen.,, — 


40 Doſen⸗Schildkroͤte. 
2) Zahl und Geſtalt der Felder kommt bey allen uͤberein. * 3 


3) Der Kiel auf dem Rücken iſt bey allen bemerklich; faſt zuſamienheng iſt 
er in der öten, sten und 4ten; fo, daß wo der Kiel eines jeden Feldes mit 
einem Knoͤtchen am hintern Rande feines Schuppenfeldes fi ich endiget, der 
naͤchſtfolgende Kiel faſt ſogleich ſich wieder erhebt; da hingegen bey den uͤbri— 
gen zwiſchen den Kielen der naͤchſtliegenden Schuppen einiger Zwiſchenraum 
ſtatt findet. Auch iſt am kſten und ten Panzer der vordere und groͤſſere 
Theil des Kiels auf jeder Schuppe weniger deutlich, und am hinterſten oder 
fuͤnften Felde gar keine Spur davon uͤbrig. 


4) Die Schuppenfelder haben nicht nur bey allen denſelben Standort; ſondern 
find ſich auch an Umfange und Geſtalt, am größten wie am kleinſten Panzer 
ahnlich; doch ſcheint die rauh punktirte Vertiefung an den kleinern deutli— 
cher und unverſehrter zu ſeyn, da ſie an den groͤſſern Panzern, und zumal 
an den Seitenfeldern, mehr aufgefuͤllt und abgerieben vorkommt.“ 


5) Der vordere Ausſchnitt des Randes iſt bey einigen vor andern betraͤchtlicher; 
am geringſten bey den kleinern Panzern. Die vorderſte und kleinſte Rand⸗ 
ſchuppe iſt auch nicht bey allen gleichweit vorragend. 


6) An Farben und ihrer Vertheilung ſind dieſe ſechs Panzer zugleich uͤberein⸗ 
kommend und abweichend; braun und braunſchwarz iſt die vorſte hende Far⸗ 
be an der ıflen, aten und Sten, gelb hingegen an der Zten, Aten und ten, 
doch nimmt die dunklere Farbe uͤberall den Rand der Schuppen und die 
Schuppenfelder vorzuͤglich ein. Vor allen aber hat bey der öten Schaale 
das Gelb ſo ſehr die Oberhand, daß es zweifelhaft iſt, ob ſie nicht eine 
gelbe Schale, nach ihrer vorſtechenden Farbe, genannt werden muͤſſe. 


Daß, nach der Eingangs erwähnten Angabe, unſere Doſen-Schildkroͤte Feine an⸗ 
dere als die Caroliniſche Schildkroͤte des Linne“ fen, wird aus den vorzuͤglichſten 
Kennzeichen der bey Edward. av. 205. beſchriebenen T. teſſellatae erhellen: „„Die 
„Figur, heißt es bey Seligmann VI. Taf. 100., ſtellet das Thier in natürlicher 
„Groͤſſe vor. Sie hat keinen Schwanz, obgleich ein Anſaz zu demſelbigen vorhan- 
„den if. Der untere Theil der Schaale iſt in zwey Theile gerheis 
„let. Sie theilet ſich quer unter dem Bauch heruͤber, und iſt an den Seiten mit der 
„obern Schaale durch eine Haut verbunden, die biegſam iſt, und durch dieſes Mittel 

kan 


g Dofen : Schildfröte 41 
* 
„kan das Thier, wenn es feinen Kopf und die Veine hineingezogen hat, feine 
„Schale ſo feſt zuſchlieſſen, wie eine Auſter. — Der Kopf iſt mit einer harten 
„und hornartigen Haut bedecket, die oben auf der Platte dunkelbraun iſt; an der 
„Seite und auf der Kehle iſt ſie gelb, und hat kleine ſchwarze Flecken. Die Augen 
„ſind gelb. Der Hals iſt mit einer leeren dunkel- purpur⸗fleiſchfarbenen Haut be 
„deckt, wie auch die hintern Beine; die vordern Fuͤſſe find mit gelben harten Schup⸗ 
„pen bedeckt. — Die vordern Fuͤſſe haben 5, die hintern 4 Zehen, alle aber ſind 
mit ſehr ſtarken Klauen verſehen. Die Oberſchale iſt ſehr hoch und rund; theis 
„let ſich in viele Schuppen und iſt hornartig. Es ſiehet nicht anders aus, als 
„wenn eine jede ſolche uppe um ihren Rand herum geſtochen und ihre Ringe 
„ eingegraben wären, welches aber gegen den Mittelpunkt zu aufhoͤret. Oben iſt die 
„Schale dunkelbraun und hat gelbe Flecken von verſchiedener Form, unten aber iſt 
fie flach, gelb und hat ſchwarze Flecken. 4 
„Dieſe kleine Schildkroͤte nennen die Englaͤnder in Amerika Terrapins; fie iſt 
„aus Suͤd-Carolina gebracht und mir lebendig gegeben worden. Ich ſtand ehe— 
„ deſſen in der Meynung, daß nur gemaͤſſigte und heiſſe Himmelsgegenden die Land— 
„ ſchildkroͤten erzeugen: man ſagte mir aber, daß es eine Art Schildkroͤten gebe, die 
„man in Hudſonsbay finde. Ich habe eine Tobakdoſe, in Silber gefaſſet, geſehen, 
„da die obere Schale der Schildkröte der Deckel und die untere die Buͤchſe war. 
„Der obere Theil war gewoͤlbt, der untere flach, beyde waren aber hellgelb hornfar— 
„big, ohne Flecken, und dem Bau nach halte ich fie für die oben beſchriebene; fie- 
„war aus der Hudſousbay, wo fie einheimiſch iſt, gebracht worden. , 


Dies iſt Edwards Beſchreibung aus der Seligmannſchen Ueberſetzung entleh—⸗ 
net, und bey ihrer gaͤnzlichen Uebereinſtimmung mit der unſrigen, bleibt wohl kein 
Zweifel, daß nicht Edwards Schildkroͤte unſere Doſen-Schildkroͤte ſeyn ſollte. Auch 
der Bau des Panzers, und vorzuͤglich die in der Edwardiſchen Figur deutlich ange 
zeigten zwo Klappen des Unterſchildes beweiſen dieſes. Dieſe Edwardiſche Figur hat 
Linne zu feiner Caroliniſchen Schildkroͤte gezogen, und ſogar den Namen von ihr ent 
lehnet; daher iſt es um fo weniger gewagt, unſere für die wahre Caroliniſche Schild: 
kroͤte des Linne“ zu erkennen. Die Sebaiſche Figur, Taf. 80. Fig. 1. gehoͤret nicht 
hieher; fie entſpricht weder der Edwardiſchen Figur, noch der Linneiſchen Beſchrei⸗ 
bung, zumal ſie mit einem ausgeſtreckten Schwanz vorgeſtellt iſt, den die Caroliniſche 
nicht hat; eher ſcheint ſie zur griechiſchen Schildkroͤte zu nen — wie an ſeinem 
Orte erinnert werden fol. 


F Die 


42 Doſen-Schildkroͤte. 


* | 

Die von Linne' bey der Caroliniſchen Schildkröte angezogenen Gronoviſchen Be⸗ 
ſchreibungen, find um deswillen zweifelhaft, weil fie des unterſcheidenden Merkmales, 
nemlich des zweyklappichten Bauchſchildes, nicht erwaͤhnen, und noch mehr darinn 
abweichen, daß ſie das Bauchſchild vorne abgeſtuzt und hinten geſpalten angeben, 
welches bey der Doſen-Schildkroͤte ganz anders befunden wird. — Die Figur der 
Virginiſchen Schildkroͤte in Grew. Mul. 38. tab. 3. fig. 2., welche Linne“ zu feiner 
T. puſilla anfuͤhret, kommt ebenfalls genau mit der unſrigen uͤberein, wie auch ſchon 
das durch ihren Namen angedeutete Vaterland vermuthen laͤſſet. Die Zaſte und 25ſte 
Art der Schildkroͤten bey Bonaterre gehören zu der unſrigen; indem er aber nur 
Spielarten als zwo eigene und verſchiedene Arten auffuͤhret, und noch uͤberdies den 
Namen der T. carolina beſonders aufſtellt, ſo hat er eine und dieſelbe Art unter 
einem dreyfachen Namen, oder als 3 Arten, feinem Verzeichniſſe einverleibet. 5 


® 


Tab. VII. 


Geiechiſche Schildkroͤte. 43 


Ee e A, 


TESTUDO,. GRA E C A. 


Teſta hemifphaerica, feutellis difei ſubeonvexis, flavis, nigro 
einctis, margine laterali obtufo; poſtice gibba. 


Teftudo terreftris vulgaris. The common Land Tortoife. Raj. quadrup. 243. 
Landfchildkröte, von oben und unten. Mayers Zeitvertr. Tom. I. Tab. XXVII. 


T. graeca, pedibus fubdigitatis, teſta poſtice gibba, margine laterali obtufifimo, ſcu- 
tellis planiufeulis. Linn. Syft. nat. ed. X. et XII. 


T. graeca. Knorr. Delic. Natur. Tom. II. Tab. LII. fig. T. pag. 103. 


T. geometrica, tefta gibba teſſellata, ſubtus poſtice acute emarginata, pedibus fiſſis, 
cauda breviſſima. Brunnich. Spol. mar. adriat. pag. 92. 


Teftuggine di Terra. T. graeca L. Cotti, Anfibi e Peſci di Sardegna. III. pag. 9. 10. 
T. graeca. Schneid. Schildkr. Spec. XVI. pag. 358. 

T. Hermanni. ibid. pag. 348. 

T. graeca. Syft. nat. Linn. ed. Gmelin. pag. 1043. n. 10. 


T. Herrmanni, pedum unguibus quaternis, caudae apice unguiculato. ibid. pag. 104r. 
n. 22. 


T. graeca. de la Cepede, pag. 142. Excliſa tamen ejus icone et deferiptione pag. 1445 
diverfiimas enim fpecies, fub eodem nomine confudit in unams 


2 T. terreftris major. Seb. tom. I. Tab. 80. fig. T. 2 


Griechiſche Schildkroͤte. 


Oberſchild halbrund; die Felder der Scheibe mehr oder weniger erhaben, 
gelb, mit ſchwarzer Einfaſſung; Rand in den Flanken ſtumpf, 
am Hintertheile gewoͤlbt. 


Von dieſer Schildkroͤte, da ſie in den mittaͤgigen Gegenden von Europa gar nicht 
ſelten iſt, waͤre laͤngſt ſchon richtige und leichte Beſtimmung, nebſt ihrer aus— 


fuͤhrlichern und unverdaͤchtigen Geſchichte, zu erwarten geweſen; aber ſie hatte mit 


F 2 der 


44 Griechiſche Schildkröte. g * 


der Europaͤiſchen Schildkroͤte gleiches Schickſal, fie blieb ungewiß und age 
gekannt, ihre Geſchichte dunkel, und ſelbſt ihr Name ſchwankend. Ray hat ihrer 
zuerſt erwähnet, und hat gewiß durch den gewäßlsen Namen der gemeinen Landſchild⸗ 
kroͤte eine einheimiſche und gleichſam vor jedermanns Fuͤſſen liegenden Arten andeuten 
wollen; daher lies er es auch bey einer ganz kurzen Beſchreibung eee die je⸗ 
doch die einzige von Linne angeführte und folgende iſt: 


„Sie unterſcheidet ſich durch gelb und ſchwarze Flecken oder Felder auf dem 
„RNuͤcken. Die obere Schale iſt ſehr gewoͤlbt, die untere flach. Der 


„Kopf iſt klein, ſchlangenartig; fie kan ihn nach Gefallen ausſtrecken 


„eder einziehen. Das obere Augenlied und die Gehoͤroͤffnung fehlen nicht. 
„Den Winter über liegt fie ohne Nahrung in der Erde vergraben; und 
„lebt ungemein lange., 5 


Daß aber dieſe von Ray nur ſo ganz kurz anzezeigte Schildkroͤte einerley mit 


der auf der achten Tafel vorgeſtellten ſey, wird ſattſam aus richtiger. Vergleichung al⸗ 


ler Umſtaͤnde erhellen. 


Unſere Abbildung iſt nach dem Exemplar der Hermanniſchen Schildkroͤte ſelbſt 
gefertiget, welche uns der Herr Prof. Hermann zu dieſem Behuf guͤtigſt mittheilte. 
Des Thieres ganze Laͤnge von der Naſe bis zur Schwanzſpize beträgt 7 Zoll; die des 
Ruͤckenſchildes allein nur 4 Zoll 10 Linien; deſſen Breite 3.“ 6.4, die Hohe mit 


dem Bauchſchilde 2.“ 9.14 


Das RNuͤckenſchild iſt oval, hoch, gleich und auch an den Seiten gewoͤlbt; die 
Hoͤhe iſt gemeiniglich der halben Laͤnge gleich, und es gleichen ſich auch der Bogen 
uͤber den Ruͤcken gemeſſen, nach der Quere und nach der Laͤnge; daher iſt der Ab⸗ 
hang aus dem Mittelpunkt des Schildes ſich faſt nach allen Seiten gleich. Der 
Rand iſt vorne ſcharf und ausgeſchnitten, in den Flanken ſtumpf und angezogen, 
hinten hoͤckericht. 


Die Scheibe hat 13 Felder, bald flach, bald mehr oder weniger gewoͤlbt; in 
der Mitte eines jeden ſind die Merkmale des platten punktirten Schuppenfeldes, wel⸗ 
ches an mehrern ſeichten conzentriſchen Furchen umſchloſſen iſt. — Das vorderſte 
und hinterſte der Mittelreihe haben eine unregelmaͤſſige fuͤnfeckichte Geſtalt, lezteres iſt 
breiter und erhabener als jenes; die drey mittlern, oder das zweyte, dritte und 
vierte, ſind weder genau viereckicht noch ſechseckicht, und ihre Seiten ſind wie die 

der 


Griechiſche Schildkroͤte, a 


der übrigen, etwas bogicht. Meiſt an jeder Schuppe fird diejenigen Linien, welche 
von den Ecken des Schuppenfeldes nach den Randecken der Schuppe ſelbſt ſich hin— 
ziehen, ein klein wenig erhaben. — Dieſe vorſtechenden Querlinien ſind aber in der 
oben angezeigten Meyeriſchen Figur zu ſtark und grell ausgedruͤckt; daß jenes Bild 
daher ein ganz anderes Thier vorzustellen ſcheinet. — Die Felder der Mittelreihe 
find am Vorder- und Seitenrande ſchwarz, und ein ſchwarzer laͤnglichter Fleck erſtreckt 
ſich auf dem aten, Zten und ꝗ4ten Felde vom vordern Rande bis in und über die 
Mitte derſelben, durchſchneidet ſelbſt das kleine Schuppenfeld, erreicht aber niemalen 
den hintern Rand, welcher, nebſt dem uͤbrigen Theile der Felder, gelb iſt. 


Seitenfelder ſind an jeder Seite vier; entweder flach, oder nur wenig erhaben, 
und gleich abhaͤngig; an ihrem obern und mittlern Theile zeigt ſich das etwas vertiefte 
und punktirte Schuppenfeld, mit ſeichten Linien umfurchet. Das erſte und vierte ha— 
ben eine unregelmaͤſſige Geſtalt, das zwente und dritte find ablang viereckicht; alle aber 
haben bogichte Seiten. Auch ſie ſind mit ſchwarz und gelb bemahlet, ſo daß der 
hintere Rand ganz gelb, der vordere und obere ganz ſchwarz, der mittlere Raum 
aber ſchwarz mit gelb unterbrochen iſt. 


11 Der Rand des Oberſchildes hat 25 Schuppen; die vorderſte ungepaarte iſt die 

kleinſte und nur wenig vorragend, die beyden hinterſten ſind hoͤher gewoͤlbt, und rei— 
0 chen mit ihrer einwaͤrts gekruͤmmten Spize tief unter die Horizontallinie der uͤbrigen 
herab. Die uͤbrigen 22 ſchlieſſen ſich mit faſt gleich abſchuͤſſiger Woͤlbung an die 
Scheibe an; doch ſind die fuͤnfe, (das vierte bis zum achten) in den Flanken etwas 
ſenkrechter geſtellt, und ihre Kante ſtumpfer; die drey vordern und drey hintern, 
welche über den Vorder-und Hinterfuͤſſen liegen, haben ſchaͤrfere Kanten und an den 
Fugen leichte Einſchnitte, und die Kante der lezten und vorlezten iſt uͤberdies noch 
ein wenig auſwaͤrts gekruͤmmt. An den vorerwaͤhnten Schuppen in den Flanken iſt, 
obgleich, wie geſagt, ihre Kante ſtumpfer iſt, als die der uͤbrigen, die Fortſezung 
der Randſchneide von vorne nach hinten, nicht ganz vertilget. An Laͤnge, 
Breite, Geſtalt und Farben find die Schuppen des Randes wenig unter ſich verſchie— 
den. Nach der hintern und untern Ecke eines jeden derſelben zeigen ſich mehr oder 
minder deutliche Spuren des viereckichten mit Parallelfurchen umgebenen Schuppene 
feldes. Der vordere und groͤſſere Theil derſelben iſt ſchwarz, der uͤbrige und obere 
Theil gelb. Die vorderſte ungepaarte Schuppe iſt ganz gelb. 


Die Vereinigung des Ruͤcken- und Bauchſchildes geſchiehet unmittelbar durch die 

ste, Ete, 7te und Ste (von dem ungepaarten an gezehlet) Randſchuppe, mittelſt eis 
f 1 

! 8 3 ner 


46 Griechiſche Schildkröte. 


ner feſten bogichten Knochennath; hiezu kommen aber noch zwey von unten ſichtbare 
eingeſchaltete Knochen, welche ſich zum Theil noch an die vierte und neunte Rand: 
ſchuppe anſchlieſſen. 8 i 


| 


7 


Das Bauchſchild iſt 32 Zoll lang. Die Breite feines Vordertheils iſt all 1%, 
Das hintere 2/3. Das mittlere 3“ 3. Eine Längs- und fünf Quernathen 
durchkreuzen es. Der Vordertheil iſt wenig, der hintere tief und ſcharf ausgekerbt. | 
Das Mittelſtuͤck des Bauchſchildes iſt zwiſchen der zwoten und vierten Quernath ent 
halten, und wird durch die dritte oder mittelſte Quernath wieder in zwey ungleiche 
Felder abgetheilt, und beyderſeits durch feine etwas aufwärts gebogenen Flügel dem 
Oberſchilde angeheftet. Die mittelſte Quernatß trift genau auf die Nath zwiſchen der 
ten und 7ten Randſchuppe. Der Vordertheil des Bauchſchildes iſt maͤſſig aufwaͤrts 
gebogen, das Mittelſtuͤck iſt bey den Männchen etwas vertiefter als bey den Weib: 
chen, das Hintertheil iſt ganz flach. In der Mitte durch, neben der ganzen langen 
Nath herab, und an beyden Fluͤgeln, iſt das Bauchſchild gelb, die zwiſchengelegenen 
Seiten ſind ſchwarz. Von den Schuppenfeldern und ihnen zupaſſenden Furchen ſind 
meiſt nur ſchwache Spuren uͤbrig. 


Der Kopf iſt einen Zoll lang, neun Linien breit und ſieben Linien hoch. Der 
niedrig gewoͤlbte Schedel iſt mit etwas groͤſſern Schuppen beleget. Die Stirne iſt 
abſchuͤſſig. Die Nafenlöcher ſtehen nahe beyſammen, und nichts vor. Die Spize des 
Schnabels hat an jeder Seite einen zahnfoͤrmigen Einſchnitt. Die Kinnladen ſind am 
Rande zwar ſehr zart, aber doch deutlich gezaͤhnelt, wie man dieſes, wenn man fie 
ſeitwaͤrts anſiehet, am beſten gewahr wird. Der Hals iſt ungefaͤhr 9 Linien lang, mit 
einer ſchlaffen ſchuppichten Haut bezogen. Die Arme ſind kurz; der Vorderarm bis 
an die Naͤgel nur etwa einen Zoll lang und einen halben Zoll breit. Auf dem Ruͤcken 
der Vorderpfoten liegen vier groͤſſere eyfoͤrmige Schuppen; die übrigen find alle Flei- 
ner. Der aͤuſſerſte Fuß iſt kolbicht, die Finger nicht zu unterſcheiden, aber doch vier 
Krallen *); ſtark, gerade, kurz und abgeſtumpft. Die Laͤnge der Schenkel betraͤgt 

im 

) Doch iſt meiſtentheils auch eine fuͤnfte Kralle vorhanden, aber um die Haͤlfte kuͤrzer, 

geſchmeidiger, und der vierten oder aͤuſſerſten Kralle dicht angedruͤckt; daher ſie denn 
auch leicht uͤberſehen wird. Dies iſt wenigſtens der Fall an einem vor mir liegenden 

Toskaniſchen Exemplar. Daher wird ſich wahrſcheinlich auch die Verſchiedenheit in der 

Zahl der Krallen erklären, welche Cetti in dem oben angeführten Buche erwaͤhnet: 

„Fuͤnf Krallen, ſagt er, habe ich regelmsffig an den Vorder- und Hinterfuͤſſen gefun⸗ 

„den; regelmaͤſſig, ſage ich, denn haͤufig kommen auch Thiere derſelben Art vor, welche 

„nur mit vier Krallen an den Vorderfuͤſſen verſehen ſind. So habe ich einen ganzen 

„und 


Griechiſche Schildkroͤte, 47 


im Ganzen 12 Zoll, aber nur 3 davon ragen uͤber das Oberſchild vor. Ihre Haut 
hat kleinere Schuppen; Finger ſind an den Hinterfuͤſſen ebenfalls keine, aber auch 
vier Krallen, etwas laͤnger und ein klein wenig gebogener, als die der vordern. 


Der Schwanz iſt kurz, coniſch, dick, am Ende mit einer hoͤrnenen und gekruͤmm— 
ten Spize. Zunaͤchſt am Körper iſt der Schwanz faſt einen Zoll dick, verſchmaͤlert 
ſich aber nach dem Ende hin bis auf den zten Theil; der Schwanz ſelbſt iſt krumm, 
einen Zoll lang, die hornichte Spize aber noch einen halben Zoll laͤnger, ſtark, 
gekruͤmmt, und gelb. (In der Abbildung iſt das Thier auf der einen Figur mit ein⸗ 
waͤrts gekruͤmmtem Schwanze vorgeſtellt, wie er es an dem getrockneten Exemplar 
war.) Das Obertheil des Kopfes, die Vorderfuͤſſe oben und unten, der aͤuſſere 
Theil der Schenkel und die Hoͤhlen haben groͤſſere und ſtaͤrkere Schuppen. Der 
Hals, die Schultern und die uͤbrigen Theile, kleinere, und wie es ſcheint, weichere. 
Die Farbe an dem Kopf und den Extremitaͤten iſt oben dunkler, unterhalb aber mehr 
ins Gelbe fallend. 


Es wohnt dieſe Schildkroͤte in den meiſten von dem mittellaͤndiſchen Meere be— 
ſpuͤlten Ländern; Griechenland hat ihr den Namen gegeben; aus Dalmatien gebrachte 
Schalen habe ich mehrere geſehen; ſie iſt ebenfalls in Sardinien, nach Cetti, in 
Afrika nach Gmelin, in Languedoc, nach Cepede, wenn anders feine Tourtuga 
di Garrige die nemliche iſt, wie ich nicht zweifle. 


„Fuͤr die Griechen iſt fie, nach Forskäl, eine Lieblingsſpeiſe, die auch das rohe 
„Blut trinken, und die Eyer kochen. Im September vergraͤbt ſie ſich in die Erde, 
„und kommt erſt im Februar wieder hervor. Im Junius legt ſie an ſonnenreichen 
„Stellen und in Gruben, die fie mit ihren Pfoten ausſcharret, 4-5 weiſſe Eyer, 
„die den Taubeneyern gleichen, und aus welchen nach den erſten Tagen im Septems 
ber die jungen Thiere, nur von der Groͤſſe von Nußſchalen, ausſchliefen. Gme 


„lin. — Die Maͤnnchen, wenn ſie aufgebracht ſind, ſtoſſen aufeinander wie die 

„Widder, daß man den Schall weit hoͤret. Linn. Sie übertreffen kaum jemals 
D 

/ das 


„und zahlreichen Haufen dieſer Schildkröten geſehen, wovon nicht eine fünf Krallen hats 
„te, obgleich ich und andere mit mir, aufmerkſam und fleiſſig fie durchſuchten; alle und 
„jede, männlichen und weiblichen Geſchlechts, Junge und Alte, hatten nur vier Kral— 
„len an den Vorderfuͤſſen. Dieſe Herde wohnt im botaniſchen Garten zu St. Peter, 
„in Saſſari. Dieſe in einer und derſelben Art ſtatt findende Verſchiedenheit, in der 
„Zahl der Krallen, beweiſet, daß die Zahl nur ein ſehr unſicheres und unzuverkaſſiges 
„Unterſcheidungszeichen abgebe. „„ —- 


48 | Griechiſche Schildkröte. 


„das Gewicht von 48 Unzen, ſelbſt die groͤßten dieſer Art nicht und ieh Schalen 
„werden nur ſelten laͤnger als 6 - 8 Zoll . Cetti. „, RN 


Man trift fie auch in einigen deutſchen, 111 häufiger aber in den Gärten von 


Italien an, wo ſie gleichſam nur Fremdlinge ſind. Ich habe Exemplare, welche 


mit dem abgebildeten genau uͤbereinkommen, aus Florenz durch die Guͤte des Herrn 


Targioni Tozzetti, Prof. der Arzneygelahrh., erhalten, wo ſie unter dem Namen 


„Erdſchildkroͤte,, hinlaͤnglich bekannt find. Es wird nicht unangenehm ſeyn, wenn 


ich das wiederhole, was Herr Tozzetti uͤber ſie in ſeinem Briefe bemerket: „Ich 
„halte allerdings dafür, daß unſere gemeine Erdſchildkroͤte, die griechiſche Schildkroͤte 
„des Linne ſey. Sie iſt in unſern Gaͤrten gleichſam nur zu Gaſte, pflanzt ſich 
„ aber leicht fort, erwaͤchſet langſam, und lebt viele Jahre. Einheimiſch ſcheint fie 


„in Toskana nicht zu ſeyn, weil fie ſich im Oktober ſchon bis auf zwey Fuß Tiefe 


„in die Erde vergraͤbt, und im April *) erſt wieder hervorkommt; denn fie kan keine 


„Kaͤlte vertragen. Der ſtrenge Winter 1789 — go hat ihrer viel umgebracht, wel⸗ 
„ches wohl nicht geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn ſie innlaͤndiſche und dem Clima ange: 
„wohnte Thiere wären. Die Bemerkung Linne's von der griechiſchen Schildkroͤte, 
„daß die Maͤnnchen auf einander ſtoſſen, gilt auch von der unſrigen, ich weiß aber 
„nicht, ob ſie es mehr aus Zorn oder aus Liebe thun. Cepede hat ſich geirret, 
„wenn er der griechiſchen Schildkroͤte 14 Zoll Länge zuſchreibt, welche Gröffe fie bey 
„uns niemalen, auch Kopf und Schwanz mitgemeſſen, erreicht. Von dieſer Schild⸗ 
„ kroͤte habe ich keine Abarten bemerket, obgleich die Flußſchildkrste (Europaͤiſche Schild⸗ 
„ kroͤte, oben S. 8.) zuweilen einigen Veraͤnderungen unterworfen zu ſeyn ſcheinet. 
„Der Panzer der Flußſchildkroͤte iſt niedriger als der Landſchildkroͤte, iſt oben ſchwaͤrz⸗ 
„licher Farbe, mit kleinen gelben Flecken. Die Landſchildkroͤte erreicht zuweilen, 
„doch ſelten, die Laͤnge eines halben Fuſſes. Ich hatte Gelegenheit zwey Landſchild⸗ 
„ Ersten zu ſehen, die beyde für maͤnnlichen Geſchlechts gehalten wurden. Die eine hatte 
„einen laͤngern, und an der Wurzel dickern Schwanz, und der Abſtand zwiſchen dem 
„Ruͤcken- und Bauchſchilde war bey ihr hinten groͤſſer als bey der andern, weswegen 


„ich fie eher weiblichen Geſchlechts zu ſeyn glaubte. Man ſchaͤzte fie beyde etwa 
„vier Jahre alt, und beyde waren 4 Zoll 7 Lin. Pariſer Maaß lang, 


„3. 7.4 breit und 2.“ 3. “! [hoch, und übrigens von einerley Verhaͤltniß. Beyde 


„batten 5 Krallen an den Vorderfuͤſſen, wovon die drey mittlern laͤnger und ſich 


„einander gleich, der aͤuſſere kleiner, der innere aber der kleinſte, waren. Der vor 
„derel Abſtand des Rüden und Bauchſchildes betrug an beyden 13 Knien, der hin 
„ tere Abſtand aber war verſchieden ; bey der einen nemlich, deren Schwanz 1 Z. 9 L. 
lang 

*) In Sardinien vom November bis in den Februar. Cetti. 


Griechiſche Schildkroͤte. 49 


„lang war, ebenfalls 13 Linien, bey der einen, deren Schwanz nur 1 Zoll Länge 
„hatte, nur 9 Linien. An benden war der Schwanz mit einer hornichten, harten, 
„unten gefurchten Spize verſehen, welche bey der langgeſchwaͤnzten zugleich etwas ge— 
„kruͤmmt war; an dieſer war auch die Oefnung des Afters groͤſſer und eyfoͤrmig, 
„bey der andern hingegen rund und ungleich. Die langgeſchwaͤnzte pflegte oͤfters 
„aus dem After einen rothen Körper, gleich einem männlichen Gliede, hervorzuſtrecken, 
„und einen Saft dadurch von ſich zu ſprizen, auch unternahm es dieſe zuweilen die 
„ andern zu beſteigen, aus welcher Urſache fie eher für das Männchen möchte zu hal— 
„ten ſeyn, wenn nicht die geöffere Afteroͤfnung, und der geöffere hintere Abſtand 
„beyder Schalen das Gegentheil wahrſcheinlicher machten. Der Beſizer bemerkte 
„ auch, daß fie öfters zornig und beiſſend auf einander ſtoſſend losgiengen. 


Welche und wie groſſe Verſchiedenheiten unter den Panzern einer und derſelben 
Art ſtatt finden, wird aus nachſtehender Vergleichung erhellen. Ich habe Sechs 
Panzer von der griechiſchen Schildkroͤte vor mir, an welchen niemand die Verwand— 
ſchaft und Aehnlichkeit der Art miskennen wird, obgleich auch ſchon der erſte Anblick 
Ruͤberzeuget, daß fie in einigen Punkten dennoch von einander abweichen⸗ 


Ihre Verſchiedenheit betrift 


1) Groͤſſe der Schalen, welche ſich folgendermaſſen verhalten: 


Iſte ate Zee Ate Ste te 


Lange: 6. Zoll 6. Lin. 60 — 5. , 6. U, S. G. u. 4.40 6. 0% 4. — 
Breite: 4.“ 6. U%0 4. 4.1% 4. 3. — 3. 8% 3. — 
Hoͤhe: 3.“ — „%%% 


2) Die Woͤlbung der Schale iſt faſt bey allen ſo angeleget, daß der Bogen 
uͤber die Laͤnge des Ruͤckens, dem Bogen uͤber die Quere beynahe gleich 
iſt. Ein Faden nemlich, der von dem erſten ungepaarten Randſchildchen uͤber 
die Laͤnge des Ruͤckens bis ans Ende des eingebogenen Schwanzſchildchens 
gezogen wird, hält, mit zufaͤlliger Ausnahme von vielleicht nur wenigen Li⸗ 
nien, das gleiche Maaß, welches der Bogen uͤber die Quere des mittelſten 
Nuͤckenſchildes von einem Rande zum andern, mit demſelben Faden gemeſſen, 
anzeiget. Eine fo gebaute Schale kan mit Recht hemiſphaͤriſch oder halb: 
rund genannt werden, obgleich der Umkreis des Randes von oben Abe 
e oder elliptiſch zu ſeyn ſcheinet. 


G 3) Die 


so 


3) 


4) 


5) 


6) 


) 
/ 
4 


8) 


D 


Griechiſche Schildkröte. 


Die hinterſten Randfelder über dem Schwanze find bey allen conver; mehr 
als bey den übrigen find fie es, und zugleich breiter und einwaͤrts geboger 
ner an der aten „ sten, ꝗten und öten Schale. 5 


Die uͤbrigen Randſchilder haben ringsumher mit der Scheibe einen faſt glei⸗ 
chen Abhang an der ıflen, Sten, und meiſt fo auch an der öten, dahin⸗ 


gegen 


Die lezten und vorlezten Randſchilder breiter und abſtehender, und zugleich 
mit der aͤuſſerſten Kante etwas aufwaͤrts gebogener find, an der 2ten, Zten 
und Aten, am meiſten aber an der 2fen, welche auf der IXten Tafel abge⸗ 
bildet iſt; nur etwas weniges dieſer Bildung aͤhnliches, zeiget ſich an der 
sten und Öfen, und am mindeſten iſt es an der Eten bemerklich. 


Der an ſich unbetraͤchtliche Ausſchnitt am Vordertheil iſt verhaͤltnißmaͤſſig an | 


der öten oder der kleinſten Schale am bemerklichſten, wenigſtens mehr fo 
als an den groͤſſern, und am unbedeutendſten an der iſten. 


Die Woͤlbung der Ruͤckenſchuppen iſt am betraͤchtlichſten an der zten. Taf. IX. 
deren einzelne Schuppen ungemein hochbauchicht ſind, und am allermeiſten 
das ste der Mittelreihe. Ihr folgen, im Bezug auf Convexitaͤt der Schup⸗ 
pen, die Zte, Ate, ıfle und öte. An der Sten find ſaͤmmtliche Schuppen 
faſt platt. 


Die Schuppenfelder haben bey allen genau dieſelbe Lage; nemlich in der 
Mitte der Ruͤckenſchuppen, an dem obern und mittlern Theil der Seiten⸗ 
ſchuppen, und im untern hintern Ecke der Randſchuppen. Ihre Geſtalt und 
Groͤſſe iſt bey allen Schalen genau einerley, nur find fie nicht überall noch 
gleich deutlich. 


je ſechſte und kleinſte Schale hat bey den nach ihrer maͤſſigen Groͤſſe ge⸗ 


woͤlbten Schuppen, ziemlich deutliche und rauhpunftirte Schuppenfelder, an allen Fel⸗ 
der Scheibe und des Randes, die zwey vordern der Mittelreihe ausgenommen, 
welche etwas abgerieben ſind. 


dern 


Die fuͤnfte und groͤſſere, als die vorhergehende Schale, hat unter allen die 
platteſten Schuppen, aber die deutlichſten und warzicht-punktirteſten Schuppenfelder; 
doch aber find auch an ihr die zwey vorderſten etwas abgenuͤzet. 


Die 


nn 


* 


Griechiſche Schildkroͤte. 51 


Die vierte zeiget zwar die Umriſſe der Schuppenfelder, aber keine Spur mehr 
von Vertiefungen und Punkten. 


Die dritte hingegen, groͤſſer als die vorige, hat wiederum ganz deutliche und 
zugleich rauhpunktirte Schuppenfelder. — 


Die zweyte, Taf. IX., deren Ruͤckenſchuppen, wie ſchon vorhin bemerkt, die er⸗ 
habenſten und bauchigſten find, hat faſt gar keine Spuren von Schuppenfeldern mehr; 


und es 


entſtehet daher die Vermuthung, daß mit zunehmender Erhöhung und Wöl— 


bung der einzelnen Schuppen die vorhin beſtehenden Eindrücke der Schuppenfelder 
verloren gehen; denn fie. find auch an den Seitenfeldern der Scheibe nur ſchwach 
bemerklich, ſo wie die umhergehenden Furchen faſt voͤllig verflaͤchet ſind. 


Die erſte und groͤſſeſte aller verglichenen Schalen iſt durchaus ohne alle Merk— 
male der dageweſenen Schuppenfelder, auch die Furchen find an den meiſten Stel 


len ganz verloͤſcht, und die ganze Schale ſcheint vor Alter gleichſam geglaͤttet und 


abgeſchliffen zu ſeyn. 


9) 


10) 


In der Stellung und Vertheilung der Farben kommen ſaͤmmtliche vorher 
angefuͤhrte Schalen auf eine bemerkungswerthe Weiſe uͤberein; ſo ſind z. B. 
die vordern und die Seitenraͤnder aller Ruͤckenſchuppen, und ein laͤnglichter 
nach der Mitte derſelben liegender Fleck, ſchwarz; das uͤbrige Feld gelb; 
nur Tiefe der Farbe, Breite des ſchwarzen Fleckes und der ſchwarzen Ein⸗ 
faſſung, ſind an einer oder der andern der ſechs unter ſich verglichenen 
Schalen, die vielleicht aus ſehr verſchiedenen Gegenden abſtammen moͤgen, 
etwas abweichend. 


Endlich ſind die Maaſſe, Geſtalt, Verhaͤltniſſe, Lage und Verbindungen 
der Felder aller dieſer Schalen, nach ihren verſchiedeuen Groͤſſen beurtheilet, 


ſehr uͤbereintreffend. Und es ergaben ſich, um nur einige zu bemerken, fol 


gende Geſeze des Ebenmaaſſes: N 


Wenn der Querdurchmeſſer des mittelſten Ruͤckenfeldes auf der Scheibe 
zum Maasſtab angenommen wird, ſo fuͤllen zwey ſolche Maaſſe den Raum 
zwiſchen dem Vorderrande des angezeigten Feldes, und dem Vorderrande des 
Panzers ſelbſt, drey hingegen betraͤgt der Raum zwiſchen des angezeigten 
Feldes hinterem Rande und dem hintern Rande des Panzers; zwey derglei— 

G 2 chen 


52 


Griechiſche Schildkröte. 


chen Maaſſe fuͤllen den Raum zwiſchen dem Seitenwinkel des Mittels oder 


Centralfeldes und dem Seitenrande des Panzers; fuͤnf und ein halbes 
ſolches Maaſſes füllen die halbe Laͤnge des Panzers, nach der Furche acmef - 
ſen, welche zwiſchen dem Rande und der Scheibe iſt; eilf dergleichen 
Maaſſe daher beſtimmen den ganzen Umkreis der Scheibe. Der Durchmeſ⸗ 
ſer jenes mittelſten Ruͤckenfeldes, von vorne nach hinten genommen, (wel⸗ 
cher kuͤrzer iſt, als der Quer-Durchmeſſer) beſtimmt die Breite des zten 
und Aten Seitenfeldes der Scheibe, und 3 ihrer Laͤngen. Die Höhe des 
Randes, von der vierten zur ſiebenten Randſchuppe, gleicht der Breite zweyer 
von den nemlichen Randſchuppen; und fo weiter. Ich begnuge mich dieſe 
angezeiget zu haben, denn es lieſſen ſich noch viele andere dergleichen Ver— 
haͤltniſſe angeben, welche, wenn auch nicht durchgehends ganz pünktlich, 
doch gewiß groͤßtentheils genau zutreffen, und im Ganzen doch beweiſen, daß 
die Geſeze des Wachsthums und der Bildung einzelner Theile, nach beſtimm— 
ten und ſchoͤnen Verhaͤltniſſen, von der Natur angeleget ſind. Aus den 
vorangeſchickten Bemerkungen ergiebt ſich aber noch weiter: 


a) Daß die Vertiefung und punktirte Rauhigkeit der Schuppenfelder auf 

der Scheibe nicht zu Beſtimmungszeichen der Arten anzuwenden ſey, in— 
dem fie vorzuͤglich nur an jungen Thieren am bemerklichſten ſind; 
und daß ihr fruͤheres oder ſpaͤteres Auffuͤllen und Unſcheinbarwerden 
von individuellen, zufaͤlligen und meiſt aͤuſſern Einwirkungen abzu⸗ 
haͤngen ſcheine. 


b) Daß das nemliche auch von der gröffern oder mindern Erhabenheit 
oder Convexitaͤt der einzelnen Schuppen gelte. 


c) Daß die Farben nicht weſentlich, ſondern nur als heller oder dunkler 
verſchieden ſeyen. 


d) Daß die Bemahlung der Schalen, oder eigentlicher die Stellung und 
Vertheilung der ſchwarzen Parthien auf dem gelben Grunde, ſehr be— 
ſtaͤndig ſey; indem fie ſich in faſt allen gleich iſt, wenn auch andere 
Merkmale der groͤßten Verſchiedenheit unterworfen ſcheinen. 


e) Daß die Bildung des hintern Randes an der nemlichen Art verſchie⸗ 


dentlich abweiche; wovon jedoch die naͤhern Berichtigungen noch un⸗ 
erfors 


> 


Griechiſche Schildkröte. 53 


erforſchet ſind. Daß etwas von dem Geſchlechte abhaͤnge, laͤßt ſich 
vermuthen, weil die Iten, Zten und Aten Panzer, deren Ränder 
nach hinten breiter und aufgebogener find, zugleich die platteſten Bauch— 
ſchilde haben. 


Graf Cepede hat unter dem Namen der Griechiſchen Schildkroͤte mehrere, 
und die verſchiedenſten Schildkroͤten, faſt aus allen Weltgegenden 5), in eine Art zu⸗ 
ſammengeworfen. Seine Abbildung, und die dazu gehoͤrige Beſchreibung, ſtellen ein 
ganz anderes Thier vor, welches in der Folge dieſes Werkes unter dem Namen der 
breitrandichten Schildkroͤte vorkommen wird. In feiner Beſchreibung der griechiſchen 
Schildkroͤte gedenket er mit keiner Sylbe der hornichten Schwanzſpize/ ob er gleich 
an einem andern Ort S. 134. bey Gelegenheit der Linneiſchen Skorpion-Schildkroͤte 


ſaget, daß ein ſo beſchaffner Schwanz den meiſten, und vornehmlich den erwachſe— 


nen griechiſchen Schildkroͤten eigen fen; aber auch S. 156. dieſe Aeuſſerung da— 
durch wieder entkraͤftet, daß er **) die Caelluloſitaͤt an der Spize des Schwanzes nicht 
als Eigenheit der Groͤſſe, bey den griechiſchen Schildkroͤten, gelten laͤſſet. 


Da faſt in allen Naturalienſammlungen Exemplare der griechiſchen Schildkroͤte 
des Linne“ vorkommen, fo iſt es allerdings zu bewundern, daß bisher eine genauere 


Abbildung und Kenntniß derſelben vermißt wurde. Sinne‘ ſelbſt hat auf Feine Figur 


verwieſen, und daher blieb ſeine kurze und vieldeutige Beſchreibung derſelben auf ſo 
mancherley, und die verſchiedenſten Thiere, anwendbar. Die erſte Abbildung dieſer 
Schildkroͤte hat, wie es ſcheint, Mayer in dem oben angezeigten Werke, auf der 
28ſten Tafel gegeben; welche, was zumal die Vorſtellung von unten, dann Kopf, 
Fuͤſſe und Schwanz betrift, ganz genau mit der unſrigen uͤbereintrift, nur die Zeich— 
nung von oben, und die ziemlich nachlaͤſſige Illumination, ſcheinen ein Thier von 
ganz anderer Art anzudeuten. 


G 3 Zu 


* 5 
) „On trouve la Tortue Grecque dans presque toutes les regions chaudes &c. en Ma. 
„cedoine, en Grece, à Amboine, dans P'isle de Ceylan, dans les Indes, au Japon, 
„dans lisle de Bourbon, dans celle de l’Afcenfion, efi Afrique, en Amerique &c. 


„Cepede. 15. 


**) „Nous remarquerons un caractère presque ſemblable, la queue garnie d'une cellofit& 
„dans pluſieurs Tortues terreſtres, et particulierement dans celles qui ont atteint leur 
„entier developpement. Cep. 134. — Nous ne eroyons cependant pas que cette 
„cellofite foit un attribut de la grandeur dans les Tortues greeques. Cr». 156. 


54 Griechiſche Schildkroͤte. 


Zu den Schildkroͤten, welche, einiger Aehnlichkeit wegen, bisher von den Schrift⸗ 
ſtellern mit der griechiſchen Schildkroͤte verwechſelt worden find, gehören: die gries 
chiſche Schildkroͤte des Cepede; welche ſich durch ihren an den Flanken ein⸗ 
gezogenern, nach hinten aber breitern Rand unterſcheidet, und nur 24 Randfelder 
hat. Die Stobaͤaniſche Schildkroͤte bey Gmelin; welche nur 22 Rand⸗ 
ſchilder hat; dann die kleine Schildkroͤte des Linne, (T. puſilla) und die ge 
furchte Schildkroͤte (T. ſulcata) des Miller, von welchen 1 1 7 mir aber 
noch keine Exemplare zu Handen gekommen ſind. 


Tab IX: N 
TES TUD O GRAE ELITE 


Griechiſche Schildkröte. B. 


Das auf dieſer Tafel vorgeſtellte Schild gehoͤret gleichfalls zur griechiſchen 
Schildkroͤte, und iſt die oben unter den ſechs verglichenen Schalen unter 
Nro. 2. erwähnte Spielart. Sie kommt in den weſentlichſten Kennzeichen mit den 
uͤbrigen uͤberein, zeichnet ſich aber aus durch die groͤſſere Convexitaͤt aller Ruͤcken⸗ 
ſchuppen, und beſonders der sten; durch die nach hinten gelegenen breiten, auswaͤrts 
und aufwaͤrts geſtuͤlpten Randſchuppen, welche, wenn man das Schild von unten 
anſiehet, es in einer eyfoͤrmigen Geſtalt erſcheinen laſſen, da es von oben anzuſehen 
doch nur ablang iſt. 


Das Maas und Verhaͤltniß der Felder unter ſich weichet bey ihr zwar um 
etwas weniges von den übrigen ab, welche Abweichung aber von keinem Belang iſt, 
zumal die übrigen Merkmale alle genau zutreffen, die hier zu wiederholen uͤberfluͤſſig 
ſeyn wuͤrde, da ſie oben ſchon hinlaͤnglich eroͤrtert worden ſind. 


— — — 


Tab. X. 


Geometriſche Schildkroͤtt, 55 


Ae 
TESTUDO GEOMETRIC A. I. 


T. ſeutellis teſtae ovatae omnibus elevatis ſuperne planis, ſtriis flavis ve- 


lut e centro ftellatim concurrentibus. Schneid. Schildkr. p. 352. — 
Linn. Syſt. Nat. ed. Gmel. n. 13. p. 1044. 


T. nigricantibus et flaveſcentibus figuris geometricis. Jaboti. (Sabuti.) Piſ. Americ. 
p. 106. tab. 105, n. 5. ſ. . 


picta vel ftellata. Vorm. Muf. p. 317. 
teſta teſſelata major e Madagafcar. Grew. Muſ. tab. 3. f. I. 2. 


T 

T. 

T. teflelata minor. Kaj. quadr. 259. 

T. minor amboinenfis. Seh. Muf. T. t. 80. f. 8. 
T. terreftris altera, Braſilienſis. ib. f. 3. 

2 


T. major oblonga, teſta profundiori, cute loricata, unguibus palmarum 5, planta- 
rum 4; Hicatee. Brown. Nat. hift. of Jamaica. p. 466. n. 5. ? 


T. unguibus acuminatis: palmarum 5, plantarum 4. Zinn. Muſ. Adolph. Frid. I. p. 30. 


Amoen. acad. I. p. 139. n. 24. ; 

T. geometric. pedibus pofticis palmatis, teftae ſcutellis elevatis truncatis. Zinn. Syſt. 
nat. XII. p. 353. n. 13. 

Geſternte Schildkr. Gottwald. Schildkr. tab. K. fig. 13. 16. 

Knorr Delic. Nat. Tom. II. tab. LII. fig. 3. 


T. geometrica, ſcutellis centro flavis, flavoque radiatis. Cæpede Tab. IX. p. 157. et 
Bonaterre. 


Geometriſche Schildkroͤte, 


Die in faſt allen Cabinetten am haͤufigſten vorkommende, und ſchon ihrer elegan— 


ten Zeichnung wegen kennbarſte Schildkroͤte, bedarf nur einer kurzen Des 


ſchreibung. Der Panzer iſt eyfoͤrmig, ſehr hoch gewoͤlbt, fo daß die Höhe faſt die 
Haͤlfte der Laͤnge betraͤget. Nach vorne iſt ſie abhaͤngiger, hinterwaͤrts und an den 


Seiten aber ſtark abſchuͤſſiger. Der knoͤcherne Panzer iſt nach Verhaͤltniß des Thie⸗ 
res betraͤchtlich dick und ſchwer⸗ 5 


Die 


56 f Geometriſche Schildkroͤte. 


Die Scheibe hat 13 Felder. Die fuͤnf mittlern ſind meiſtens ſehr hoch gewoͤlbt, 1 
und oben platt abgeſtumpft; ſtarke Vertiefungen entſtehen daher zwiſchen ihnen ſelbſt 
und zwiſchen den Seitenfeldern; an den einzelnen Feldern ſind niedliche und ziemlich 
regelmaͤſſige Rippen und Furchen, die einander umſchlieſſen, bemerklich, in Ab 
ſicht auf Zahl aber nach Alter und Groͤſſe der Schalen veraͤnderlich ſcheinen. Das 
Schuppenfeld im oberſten und mittelſten Theil jeder einzelnen Schuppe iſt etwas ver⸗ 
tieft, rauh punktirt, und hat eine Warze oder kleine laͤnglichte und glatte Erhoͤhung 
in der eigentlichen Mitte. Dieſe Schuppenfelder ſind an den groͤſſern Schalen von 
derſelben Figur und Umfang, wie bey den kleinſten, und es erhellet daher, daß ſie 
durch zunehmendes Wachsthum der Schalen nicht veraͤndert werden. Das erſte und 
lezte Feld der Mittelreihe find unregelmaͤſſig fuͤnfeckicht; die übrigen ſechseckicht; das 5 
dritte und vierte aber meiſt höher und groͤſſer, als die übrigen. 


Von den vier Seitenfeldern der Scheibe hat das erſte eine unregelmaͤſſige Ges 
ſtalt; die drey andern find faſt gleich abwärts und laͤnglicht-viereckicht; unterwaͤrts 
platter, nach oben, wo das Schuppenfeld die Mitte einnimmt, meiſt erhabener. 


Der Rand iſt am Vordertheil abhaͤngig, an den Seiten und nach hinten aber 
mit der Scheibe gleich ſtark abſchuͤſſig, hat ringsum ſcharfe Kanten, und iſt vorne 
tief ausgeſchnitten. Die gewoͤhnlichſte Zahl der Randfelder iſt 24, (zuweilen aber 
ſind am hintern Rande ein paar eingeſchobene und folglich 26); das vorderſte unge⸗ 
paarte iſt das kleinſte; das hinterſte auch ungepaarte iſt meiſt bauchichter, tiefer herab- 
gehend als die uͤbrigen, und einwaͤrts gekruͤmmt; alle andere, zumal an den Seiten, 
find laͤnglicht- viereckicht, gefurcht, und haben das Schuppenfeldchen in der hintern 
und untern Ecke. 5 


Die Farbe der Schale iſt ſchwaͤrzlicht, oder ſehr dunkelbraun; der Umkreis 
der kleinen Schuppenfelder aber gelb; von dieſem aus gehen in jedem einzelnen Felde 
gerade, gelbe und einer Linien breite Streifen nach dem Rande der Felder, wo ſie 
an die aͤhnlichen Streifen der naͤchſtliegenden Felder ſtoſſen; die Zahl die er Strei— 
fen iſt unbeſtaͤndig, meiſtens ſind ihrer aber 815 auf den Salden der Mittelreihe 
10, 12-13, und an den Randfeldern 2 bis 3 


Das Bauchſchild iſt meiſt platt, hat 5 Quernaͤthe und eine Laͤngsnath. Das 
Hintertheil des Bauchſchildes beruͤhrte faſt den Rand des Oberſchildes, und iſt ſpiz 
ausgekerbt. Das Vordertheil des Bauchſchildes mangelte an allen von mir geſehe⸗ 
nen Panzern, weil es immer, wie es ſcheint, um die innern Theile auszumachen, 

abge⸗ 


Geometriſche Schildkroͤte. 57 


abgebrochen werden mußte; daher mußte auch unſere Abbildung dieſes Theils unvoll⸗ 
ſtaͤndig bleiben. 


Das Mittel des VBauchſchildes iſt der Quere nach in zwey Haͤlften getheilt, 
davon die vordere ſchmaͤler, die hintere breiter iſt; feine Fluͤgel oder Seiten-Fort-⸗ 
faze find kurz und nur wenig aufgebogen, es iſt daher die Flache des Bauchſchil— 
des an den groͤßten Panzern kaum einen halben Zoll uͤber den Rand des Oberſchil— 
des vorſtehend. Eine enge Knochennath vereiniget beyde Schilder vom sten bis gten 
Randfelde; aber die innwendigen Fortſaͤhe des Bauchſchildes ſchlieſſen ſich auch noch 
an die jenen aͤuſſerſten zunaͤchſt liegenden Randfelder an. Die hintere Oefnung zwi⸗ 
ſchen beyden Panzern, fuͤr den Schwanz und die Schenkel, iſt ſehr enge, und an der 
größten Schale kaum einen Zoll lang und einen halben Zoll breit. Die Farbe 
des Bauchſchildes iſt braun, um die Schuppenfelder lichter oder gelblicht, und von 
da aus verbreiten ſich auch ahnliche gerade Streifen, und von derſelben Farbe, wie 
am Hberſchilde. 


Die Verhaͤltniſſe der Maaſſe waren bey ſechs verſchiedenen Schalen folgende: 


ER 2* 3. 4. Sa ES% 6. 
Laͤnge: F. Zoll Lin. | 4.0 6.00 | 2.4 le — | 3.4 2] 7. “/ F. U 
Breite: 3.4 3.10 2.4 3.4 3,4 3.44 3.4 —— 2.0/0 8.//1 2.4 1.1 
Höhe: 0,4 old 2.1 ul a 1.7 100% 1.4 9. — 11. 


Von dem Thiere ſelbſt fehlet noch eine gute und getreue Beſchreibung. Der 
Schwanz wird als kurz angegeben; die Vorderfuͤſſe ſollen 5, die hintern 4, Finger? 
und Nägel haben. Nach Seba ſoll die Farbe des Kopfs oben blaß — unten 
ſtaͤrker, und auch die Schuppen der Fuͤſſe gelb, ſeyn. f 


Ihr Vaterland iſt Aſien und Afrika; das Himmelfarths-Eyland *) und Vorge— 
buͤrge der guten Hofnung ). Ich zweifle, ob auch die ſuͤdlichen Gegenden des 
h ruſſi⸗ 
*) Woher fie nach Cepede p. 188. in das Konigl. Cabinet zu Paris gebracht worden, 
4) Thunbergs Reifen. Deutſche Ueberſ. p. 166. und 266. 
| 9 8 


58 Breitrandige Schildkröte. 


ruſſiſchen Reiches ) und Amerika **)? Zuverlaͤſſig iſt die Heymath dieſer ſonſt 
ſo bekannten Schildkroͤte noch nicht genau genug beſtimmt, und Thunberg ſcheint 
mir der einzige Glaubwuͤrdige und Augenzenge fuͤr ſeine Angabe zu ſeyn. 


Tab. XI. 
und 
Tab, XII. fig . 


6!!! MARGINATA 


Teſta oblonga, gibba; lateribus retuſa, margine poſtico explanato- 
deprefla, fcutellis XXIV. 


T. graeca. Figura Coped. Tab. VIII. et deſcript. p. 145. 146. 
Pfuhl- Schildkröte. Mayers Zeitvertr. Tom. II. Tab. 61 - 63. 


T. graja, tefta poſtice explanato- depreſſa, lateribus retufa, ſcutellis ſubgibbis, glabris ; 
marginali anteriori lineari. Hermann. 


Breitrandige Schilbdkroͤte. 
Ruͤckenſchild ablang, hochgewoͤlbt, mit ſtark eingezogenen Flanken; der aus 24 
Schuppen beſtehende Rand iſt hinterwaͤrts flach auswaͤrts gebreitet. 


De hochgewoͤlbte Panzer iſt ablanger Figur, ſo daß deſſen nach der Laͤnge gemefs 
ſener Bogen den Querbogen um ein Viertheil uͤbermiſſet; die Höhe iſt ein 
Drit⸗ 


„ 


N 


*) Voyages chez les Peuples Kalmoucks. Berne 17292. „Près de Pawlowsk, fur le 


„Don, on rencontre les premieres Tortues, T. geometrica? il y en a de moyenne 
„grandeur et des petites, on en trouve difficilement des groſſes. Ses figures geo- 
„métriques reprefentees fur leurs Ecailles,. font ou des quarres parfaits, ou des 
„paralielogranmses., Welche Kennzeichen aber unſerer T. geometrica nicht entſprechen. 


** Hecatee des Browne, gehört" wahrſcheinlich zu einer andern Art; denn die von 
ihm angegebene Gröffe (von 13 Fuß) der Schale weicht zu ſehr von der bey allen uͤbri⸗ 
gen Schalen gemein beobachteten Groͤſſe ab. 


Breitrandige Schildkröte. 53 


Drittheil, die Breite der Woͤlbung aber der halben Laͤnge des Panzers gleich. Die 
„Scheibe hat 13 Felder. Die fünf mittlern find flach erhaben, fo nemlich, daß das 
Mittel des Feldes an einer bejahrtern Schale etwas über feinen plattern Umkreis 
erhaben iſt; ſie ſind meiſt glatt, oder mit Parallel-Linien nur leicht gefurcht. Das 
vorderſte Feld iſt fuͤnfeckicht, mit krummlinichten Seiten, abhaͤngig, und nach un- 
ten niedrig gekielt; das vorragende Schuppenfeld lieget nach oben und iſt mit paral⸗ 
lelen Furchen umgeben. Das zweyte naͤhert ſich einem Sechsecke, deſſen vordere 
Schenkel kuͤrzer und gekruͤmmt, die hintern breiter und gerader, die mittlern aber 
ebenmaͤſſig und gebogen ſind. Das dritte oder mittelſte liegt wagerecht, iſt wenig 
erhaben, fechsceficht, die vordern und hintern Raͤnder find breiter und geradlinichter, 
als die an den Seiten. Das vierte iſt ungleichſeitig ſechseckicht, nach hinten ſchmaͤ— 
ler und abſchuͤſſig, das in der Mitte liegende Schuppenfeld vorragender. Das 
fuͤnfte ungleichſeitig fuͤnfeckicht, flaͤcher und ſtark abhaͤngig. 2 
Die vier Seitenfelder haben die obere Halfte, in deren Mitte das Schuppen 
feld lieget, converer, die untere ſehr glatt abſchuͤſſig und leicht gefurcht. Das erſte 
hat unregelmaͤſſige Geſtalt, den untern Rand bogicht. Das zweyte und dritte ſind 
von oben abwaͤrts ablang⸗ viereckicht „und an’ Gröffe wenig unterſchieden; ihnen an 
Geſtalt ziemlich ähnlich, aber kleiner iſt das vierte. ; 


Die Hauptfarbe der Schuppen iſt braunſchwaͤrzlich, bis auf die mittlern mehr 
gewoͤlbt vorſtehenden Schuppenfelder, welche mit Gelb, aber ungleich, bezeichnet find. 


Der Rand beſtehet aus 24 Schuppen; davon die vorderſte ungepaarte die 
kleinſte, gleichbreit und etwas vorragend iſt; die drey naͤchſtliegenden zu beyden Sei⸗ 
ten ſind mit dem vordern Theil der Scheibe gleich abhaͤngig und ſcharfkantig. 
Von der fünften aber bis zur neunten find fie ale viel abſchuͤſſiger, und des Ober 
ſchildes Flanken erſcheinen einwaͤrts gebogen und verengt, beſonders bey der Eten, 
zten und sten Schuppe, welche bey drey Linien einwaͤrts ſtehen, fo daß bey der 
Anſicht des Panzers von oben her von dem Mittel der Scheibe, der darunter gele 
gene Rand gedeckt wird; auch in der Gegend die Kante des Randes am meiſten 
abgeſtumpft. Der hintere Theil des Randes begreift ſieben Schuppen, (nemlich die 
Über dem Schwanze, und drey ihr an jeder Seite zunaͤchſt liegende,) welche ungewoͤhn— 
lich breit, und flach auswaͤrts gebogen ſind; die an den hintern Naͤthen vorſpringen⸗ 
den Ecken bilden an jeder Seite drey deutliche ſaͤgefoͤrmige Einſchnitte; die leztern 
ſind die tiefſten. Das hinterſte uͤber dem Schwanze liegende Feld iſt das breiteſte, zu⸗ 
gerundet, flach, und niederwaͤrts gebogen, ſo daß es ſich tiefer, als die uͤbrigen, 

H 2 herab⸗ 


un — 


6⁰ Breitrandige Schildkroͤte. 


herabſenkt. Dieſes lezte Feld iſt einfach, und ſcheint auch nie getheilt geweſen zu 


5 


ſeyn, indem nur ein einfaches Schuppenfeld am aͤuſſerſten Rande zu ſehen ift, e 


nach dieſem einzigen die parallelen Furchen umher geordnet ſind. 
* 

Es hat demnach der Rand am Panzer bey dieſer Art ſeine eigene und von 
den meiſten Arten ausgezeichnete Bildung; es ſind nehmlich von den 24 90 
feldern, 5 

I. vorderſtes „ das ſchmalſte, gleichbreit, vorne ſpizig. 
I. hinterſtes, das breiteſte, breitgeſtreckt, zugerundet. 
11. zu beyden Seiten, 


„ 


3. vordere, der Scheibe gleich abhaͤngig, mit wogichter und ſcharfer Kante. 


5. in den Flanken, ſenkrecht, ſtumpfkantig, und von We die e 
mittlern ſtark einwaͤrts gebogen. 
hintere, breit auswärts geſtreckt, mit ſaͤgefoͤrmigen Einſchnitten. 


0 


Die Schuppenfelder ſind viereckicht, aber dieſe ſowohl, als die ſie umgebenden 
parallelen Furchen, erſcheinen an der ſchon bejahrten Schale nur ganz wenig. 


Die Farben des Randes verhalten ſich folgendermaſſen. Die Schuppen in den 
Flanken, von der vierten bis zur achten, haben die vordere Haͤlfte ſchraͤge abwaͤrts, 
ſchwarz, das uͤbrige gelb. Die vordern und hintern Randfelder find dunkelfarbig, 
(ſchwaͤrzlich⸗ braun) und nur an der Stelle des kleinen Schuppenfeldes mit einen 
gelben Fleck von unbeſtimmter Gröſſe und Figur bezeichnet. Die Farbenſtellung an 
den Schuppen der Flanken aber bildet bey der Anſicht des Panzers von der Seite 
und in einiger Entfernung zwiſchen dem gten bis zum ofen Randfelde, ſechs drey— 


eckichte gelbe, mit eben fo vielen ſchwarzen⸗ abwechſelnden Streifen; jene haben ihre 


breitere Baſin oberwaͤrts und die Spize nach unten, der Gegend des Schuppenfel— 
des zugekehrt; dieſe ſind unten breiter und verengen ſich nach oben. Die untere 
Seite des Randes iſt blaß. 5 


Das Bauchſchild theilt ſich in drey Theile, und zwoͤlf Felder. Der Vorder⸗ 
theil iſt dem obern Rande an Laͤnge gleich und ausgekerbt; der hintere kuͤrzer als 
der Oberrand und zwieſpaltig. Die Felder des Mittelſtuͤckes find ungleich; das 
vordere iſt kuͤrzer, beyde aber ſchlieſſen ſich durch ihre aufgebogenen Fluͤgel an das 
Oberſchild. Dieſe Verbindung geſchiehet durch eine feſte, gewundene Knochennath, 
von dem vierten bis zum neunten Randfelde; aber nur das Ste, 6te, 7te und Ste 
ſtehen in ganzer und unmittelbarer Verbindung; das gte und pte nur zum Theil und 

mit⸗ 


Breitrandige Schildkroͤte. 61 


mittelſt eines eingeſchobenen Knochens. Die Farbe des Vauchſchildes iſt größten 
theils weißlicht oder ins Gelbe fallend, mit ſchwarzen dreyeckichten Flecken, deren 
Grundflaͤchen an den Quernaͤthen anſtehen. Der Vauchſchild des hier beſchriebenen 
Eremplars war nach der Mitte hin tiefer. 


Dieſer von Hrn. Prof. Hermann uns mitgetheilte Panzer war 10! Zoll lang; 
das Oberſchild 33 Zoll, mit dem Bauchſchilde aber 47 Zoll hoch; an der eingezoge— 
nen Stelle der Flanken 5 Zoll, am hintern breiteren Rande faſt 62 Zoll breit. Jede 
der einzelnen hintern Randſchuppen waren 2 Zoll breit. Der ganze Panzer ſehr ins 
Gewicht fallend. 


Der Panzer ſchien von einem bejahrtern Thiere zu ſeyn, denn er war hier 
und da an der Oberflaͤche abgerieben; Kopf und Gliedmaſſen fehlte. Die Figuren 
bey Cepede und Meyer zeigen einen ſtumpfen, abgeſtuzten Schnabel; kurze, ſtar— 
ke, kolbichte, mit groͤſſeren Schuppen belegte Pfoten; an den vordern 5, hintern 4 

Krallen. An der Cepediſchen Figur zeigt ſich kein Schwanz; an der Meyeriſchen 
aber ein kurzer, koniſcher, das Oberſchild kaum uͤberragender. Nach der Bildung 
der Panzers und der Füͤſſe iſt es eine Landſchildkroͤte. Von der griechiſchen Schild⸗ 
kröte unterſcheidet ſie ſich durch die groͤſſere Statur, (welche jene nicht erreicht;) 
durch die Zahl der 24 Randſchuppen; durch ihre platt abſchuͤſſigere Flanken, und 
den eben daſelbſt eingezogenern und ſtumpfern, nach hinten aber flaͤchern und brei— 
tern Rand, und endlich durch die von jener verſchiedene Farbenſtellung. 


Ihre eigentliche Heymath iſt noch unbekannt. Ein mir in Holland vorgezeigter 
Panzer dieſer Art, ſoll aus Suͤdamerika gekommen ſeyn. 


Daß auch dieſe Art Abaͤnderungen unterworfen ſey, habe ich an zwoen in 
Holland beobachteten Exemplaren bemerket, von welchen, ob ſie gleich beide an 
Groͤſſe, Geſtalt, Bau und Farbe dem Beſchriebenen uͤberhaupt gleich waren, doch 
das eine den hintern Rand nicht fo breit als unſere Abbildung, das andere aber 
das vorderſte ungepaarte Randfeld ſo klein und ſchmal hatte, daß es kaum bemerkt 


wurde. 


Die Figur ſowohl als Beſchrelbung der unter dem Namen grlechiſche 
Schildkroͤte bey Cepede vorkommenden Arten, trift mit der unſrigen gaͤnzlich 
überein, und gehöre auch zuverlaͤſſig zu der hier abgehandelten; die Anſicht der 

5 H 3 f Taf. 


62 Breitrandige Schildfröte _ 


Taf. 8. des Cepediſchen Werkes, noch mehr aber dle vorzüglichften Punkte feiner \ 


Beſchreibung werden es beweiſen: 


„Die griechiſche Schildkroͤte, heißt es S. 143. u. f., welche ich nach einem 
„lebenden Thiere beſchreibe, war 14 Zoll lang und faſt 10 Zoll breit, nach der 


„Woͤlbung des Panzers gemeſſen. Der Kopf ı Zoll und 10 Lin. lang, 1 Zoll und } 
„2 Lin. breit, 1 Zoll hoch, dreyeckicht und oben platt. Die Augen hatten eine 
„Blinzhaut, und nur das untere Augenlied war beweglich. Die ſtarken Kie⸗ 


„fer waren gezaͤhnelt und innwendig rauh, weswegen ihr faͤlſchlich Zaͤhne zuge⸗ 
„ ſchrieben wurden. Der Gehoͤrgang war durch die allgemeine Decke verſchloſſen. 


„Der Schwanz 2 Zell lang. Die Fuͤſſe kolbicht; die vordern 34, die hintern 25 
„Zoll lang. Die Haut warzicht-ſchuppicht, mehr oder weniger braun. Die Scheibe 
„hat 13 geſtreifte Felder; der Rand hat 24 Felder, alle, vorzüglich 
„aber die hintern, viel gröffer als in den meiſten andern Schild 


„kroͤten -Arten, und fo gefügt, daß der Rand des Oberſchildes | 
„ſaͤgefoͤrmig oder gezaͤhnelt erſcheinet; das Oberſchild iſt ſtark gewoͤlbt und 


„4 Zoll hoch.), Das Vaterland dieſer Schildkroͤte zeigt er nicht an, im allgemei⸗ 
nen ſagt er aber von ſeiner griechiſchen Schildkroͤte, daß ſie im mittaͤglichen Europa, 


in Griechenland, Amboina, Ceylon, in Indien, Japon, Afrika, ja auch in Amerika 


wohne; woher deutlich genug erhellet, daß er die meiſten und die verſchiedenſten 
Landſchildkroͤten unter einem Namen in eine Art zuſammengeworfen habe, von wel 


chen allen auſſer ſeiner Abbildung und der ihr zugehoͤrigen, hier ausgetobenen So 


ſchreibung, keine andere hieher gehoͤret. 


Die Meyeriſche Abbildung ſtellet unſere Art ziemlich gut vor, wenn man einige 


Abweichungen, die vielleicht ſein Exemplar hatte, wie auch die ſorgloſe Ausmahlung 


des Bildes, und die ohnehin mit mehr Schwierigkeiten verbundene Abzeichnung der 
Schale von oben, abrechnet. 


Die Taf. XII. Fig. I. ſtellet den Umriß der breitrandigten Schildkroͤte dar, 
um dadurch den Unterſchied derſelben von der naͤchſtfolgenden Art (Fig. 2. Taf. XII.), 


deſto anſchaulicher werden zu laſſen. 


— —— 


Tab. X. f 


Getaͤfelte Schilbdkroͤte. 63 


e , ZUL 
und 
Tab. XII. fig. 2. 


TESTUDO TABULATA. Mallbaumii 


Teſta oblonga gibba, ſcutellis difei rectangulis, ſulcatis, areolis ſub- 
gibberis; margo aequalis feutellis XXIII. 


T. americana terreſtris, forte Jaboti Braſilienſibus, Cagado de Terra Luſitanis dicta. 
Marggravil. Kil. Stobaeus ack. litt. et ſcient. Suec. 1730. p. 59. — Schneid. 
Nat. Geſch. der Schildkr. p. 363. 

T. terreftris Braſilienſis. Seba the/. Tab. 80. fig. 2. 

Teftudo tabulata. I allb. chelonogr. p. 78. et 122. 


Teſtudo terreftris ſquamis aureis teſſelata. Plumier. Gautier Obfervat. fur IL'hiſtoire 


naturelle T. I. Part. III. pag. 150. Tab. C. — Schmeid. Schrift. d. Berl. Naturforfch, 
Fr. IV. B. 3. St. p. 262. 


T. teſta ovali gibba: feutellis diſei medio flavis, margine nitente atris, ſulcatis, la- 
teralibus polygonis. L. Syfi. nat. ed. Gmel. T. 10.33. p.1045, 


Getaͤfelte Schildkroͤte. 


Oberſchild ablang und hochgewoͤlbt; Felder der Scheibe recht-winklicht, 
gefurcht, mit vorſtehenden Schuppenfeldern; Rand gleichfoͤrmig 
mit 23 Feldern. 


Di Pager nach welchem die Abbildung auf der XIII. Tafel entworfen iſt, 


ward mir zugleich mit dem der vorhergehenden breitrandigen Schildkroͤte 


von Herrn Prof. Hermann unter dem Namen der Linneiſchen griechiſchen Schild— 
kroͤte mitgetheilt. Die Beſchreibung eines andern Panzers von dieſer nehmlichen Art, 
und zum vorigen vollkommen paſſend, erhfelt ich von dem Herrn Prof. Retzius. 
Die vollſtaͤndigſte und genaueſte Beſchreibung aber, nach der von Kil. Stobaͤus 


in 


64 0 Getäfelte Schildkröte. 


in den aͤltern ſchwediſchen litterariſchen Abhandlungen gegebenen, hat Wallbaum 
a. a. O. mit folgenden Worten entworfen: „Der Harniſch iſt ſchwer *) und ſtark, 
„ faſt fo hoch als breit, ablang **),. vorn ausgekerbt, mit geraͤndelten, punktirten 4 
„und an einander gefuͤgten Schuppen gleichſam getaͤfelt, von kaſtanienbrauner und 
„hellgelber Farbe, wovon die erſte den groͤſſeſten Theil der Schuppen rund herum 
„bey den Naͤthen, und die lezte den uͤbrigen Theil in der Mitte einnimmt. Der 
„Schild iſt beynahe zweymal fo breit an der Oberflaͤche als das Bruſtbein, rund⸗ 
„herum ſtark gewoͤlbt, dergeſtalt, daß der mit 23 Schuppen bedeckte Rand hinten 
„und zu beiden Seiten eine ſenkrechte, vorne aber eine abſchuͤſſige Richtung hat. 
„Die dreyzehn Schuppen der Scheibe ſizen wechſelsweiſe in drey Reihen, fo daß 
„die hervorſtehende mittelſte Ecke einer jeden Ruͤckenſchuppe in den Winkel tritt, 
„welchen zwey benachbarte Seitenſchuppen uͤbrig laſſen. Die Schuppen, wenn ſie 
„nach der Laͤnge des Schildes betrachtet werden, ſind alle insgeſammt breiter als 
„lang, und ſtehen bey den jungen Schildkroͤten höher als die Naͤthe, bey alten aber 
„wenig oder gar nicht. Zwey von den langen Naͤthen, welche zu beyden Seiten 
„der Ruͤckenſchuppen herunter gehen, haben dle Form eines flachen Zikzaks. Auſſer 
„dieſen befindet ſich noch eine zwiſchen dem Rande und der Scheibe, welche auch 
„ein wenig zikzakfoͤrmig iſt und der Biegung des Randes folget. Die uͤbrigen ſind 
„gerade, und laufen faſt alle in die Quere. Die Schuppen der Scheibe werden von 
„ ſehr vielen gleichlaufenden Reifen und Furchen als mit einem breiten Rahmen um 
„geben und uber die Halfte bedecket, wovon die auswendigen kaſtaniendraun und 
„die innern wachsgelb ausſehen. Die Mitte der Schuppen nimmt ein braͤunlich⸗ 
„gelbes Feld ein, welches ein wenig gewoͤlbt, und mit erhabenen Punkten dicht be⸗ 
„ ſezt iſt, auch eine aͤhnliche Form mit dem Umfange eines jeden Schildes hat. Die 
„fuͤnf Ruͤckenſchuppen erſtrecken ſich von der vordern bis zur hintern Seite des 
„Randes. Die erſte hat ein etwas kielfoͤrmiges Feld, und die Form des Zapfens, 1 
„welchen man in der Baukunſt Schwalbenſchwanz nennt, indem fie hinten ſchmaͤler 
„als vorne iſt. Die vordere lange Seite kruͤmmet ſich ein wenig nach dem Rande, 
„und die Reife ſind in der Mitte eingeknickt, daß ſie daſelbſt einen ſehr flachen 
„Winkel machen, daher man ſie auch fuͤnfeckicht nennen kann. Die zweyte iſt etwas 
„kleiner als die erſte, breiter als lang, hat ſechs Ecken, wovon die beyden ſtumpfe⸗ 
fen 


*) Die Schale des Herrn Prof. Hermanns wog 462 Unze; feine Graja (T. margina- 
ta) hingegen, bey faſt gleicher Groſſe, nur 3 fo viel. So nennt auch Herr Retzius 
die vom Stobaͤus beſchriebene SHE, die ſchwerſte aller ihm werskengee ſie 
wog nehmlich 27 Unzen ſchwediſches Civil Gewicht. 


**) S. die unten angegebenen Maaſſe. 


Getäfelte Schildkroͤte. 65 


„ſten in dem Winkel der erſten und zweyten Seitenſchuppe an jeder Seitenſchuppe 
„ eingefuͤget find. Die gegenuber ſtehenden Seiten derſelben find einander gleich und 
„parallel. Die dritte kommt mit der zweyten uͤberein. Die vierte iſt etwas laͤnger 
„ und hinten ſchmaͤler als die dritte, hat ſechs Ecken und eben fo viel ungleiche Seiten, 
„ wovon die groͤſſeſte gegen die dritte Schuppe tritt. Die fünfte liegt über dem 
„Kreuzbeine, gleicht mehrentheils der erſten, iſt aber in der Mitte gewoͤlbt, vorn 
„ ſchmaͤler als hinten, allwo ihr Rand bogicht, bey alten Schildkroͤten aber zwey— 
„mal eingeknickt iſt, und daher ſechseckicht zu ſeyn ſcheinet. Die Seitenſchuppen ſind 
„ nicht groͤſſer als die Ruͤckenſchuppen. Die erſte hat die Form eines Quadranten, 
„woran die Spize abgeſtuzt iſt. Sie lieget zwiſchen der erſten und zweyten Ruͤcken⸗ 
„ ſchuppe, der zweyten Seitenſchuppe und dem Rande des Schildes. Die zweyte 
„und dritte ſind einander gleich, liegen zwiſchen der zweyten, dritten und vierten 
„Ruͤckenſchuppe, und der fünften, ſechſten, ſiebenten und achten Randſchuppe. Die 
„ vierte iſt etwas niedriger als die vorhergehenden; fie hat nur vier ungleiche Seiten, 
„wovon die obere am kuͤrzeſten iſt. Sie lieget zwiſchen der vierten und fuͤnften 
„Ruͤckenſchuppe, und der neunten und zehnten Randſchuppe. Auf dem gekerbten 
„Rande ſitzen 23 gefurchte Schuppen. Ihr unterer Rand iſt abgeſtuzt und ein 
„wenig auswaͤrts gebogen; welchen man aber an den alten Schildkroͤten nicht fin 
det; weil er mit den Jahren abgennzet wird. An der lezten Schuppe, welche die 
„andern an Gröffe uͤbertrift, bieget ſich der Rand unterwaͤrts gegen das Bruſtbein, 
und macht daher dieſe Schuppe gewoͤlbt. 


„Das Bruſtbein iſt im Durchmeſſer etwas ſchmaͤler und kuͤrzer als der Rand 
des Schildes, unten flach, und hinter der Mitte etwas eingedruͤckt, hat zwey breite 
„aber kurze Fluͤgel, und vorne, auch hinten, einen ausgebreiteten Lappen. Der 
„vordere uͤbertrift den hintern in der Laͤnge, iſt halbtellerfoͤrmig, hat vorn einen ab⸗ 
„ geſtuzten Fortſaz, welcher eben fo weit als die vordere Seite des Randes am 
„Schilde hervorſtehet, und zugleich etwas in die Hoͤhe gebogen iſt. Der hintere 
„Lappen iſt am Grunde und in der Mitte dem vordern aͤhulich, hat aber am Ende 
„einen weit ausgekerbten Fortſaz, der in zwey ſtumpfwinklichte Spizen ausgehet, 
„welche ſich gegen den Rand des Schildes ein wenig aufwaͤrts kruͤmmen. Seine 
„Richtung an jungen Schildkroͤten gehet gerade fort gegen den Rand des Schildes, 
„ bey alten aber, wo die Oberfläche des Bruſtbeins um die Mitte eingedruͤckt iſt, 
„neiget er ſich ein wenig herab bis an die beyden Spizen. Die kurzen Flügel ſtei— 
„gen gegen den Rand des Schildes in die Hoͤhe, ſind auswaͤrts gewoͤlbt, und an 
„dem Rande des Schildes durch eine enge Nath unterwaͤrts befeſtiget. Die Ober: 
flache des Bruſtbeines iſt durch eine lange Nath in der Mitte, und durch Fünf 

J „ ande⸗ 


66 Getaͤfelte Schildkröte 


„andere, die jene in die Quere durchſchneiden, in acht viereckichte, ungleiche Fel⸗ 
„der abgetheilet, welche wie die Randſchuppen des Schildes gereifet find. ,, 


Die Groͤſſe und Verhaͤltniſſe dieſer Art geben folgende Maaſſe verſchiedener 


Panzer an: 


0 
a 8 


| 
N 
3 


Hermann. 10 Zoll 6 Lin. Laͤnge. 6 Zoll 6 Lin. Breite. 5 Zoll - Lin. Höhe, von dem 


Bruſtbeine aber nur 4 Zoll vom Rande des Panzers. 


Retzius. 9.0 — Laͤnge. 58.“ - - Breite. 5.“ — Höhe 
Wallbaum. 9.“ 6.“ — 5.““ 9. — aM 1.“ — 
Stobaͤus. 10. - — e e,, 5. “0 — — 


Die Beſchreibung, welche Kil. Stobäus von dieſer Schildkröte gegeben, 


ſaget nur weniges von der Beſchaffenheit des Panzers; hingegen enthält fie ums 


ſtaͤndlichere Nachrichten von den übrigen Theilen, welche an Wallbaums und 


Hermanns Exemplaren mangelten. 


„Der Kopf, ſagt er, ſey einem Schlangenkopf aͤhnlich; aͤuſſere Gehoͤroͤfnung 


„und oberes Augenlied fehlen; er Mt oben mit gelben, unten mit rothen Flecken be⸗ 


„zeichnet. Der Mund iſt mit hoͤrnenen eingeſaͤgten Rändern verſehen, ſtatt der 
„Lippen. Beyde Kiefer find mit kleinen Zähnen beſezet. (Klein gezähnelte Kiefer 
„giebt auch Retzius an.) Die Zunge iſt breit und rund. Die Augen ſchwarz, 
„bloͤde, und immer feucht, ſo daß das lebende Thier oͤfters Thraͤnen zu vergieſſen 
„ſchien. Der Hals, welchen ſie bis faſt auf vier Zoll Laͤnge ausſtrecken oder wieder 
„unter den Panzern verbergen konnte, war mit einer braunen, runzlicht-ſchuppich⸗ 


„ten Haut bedeckt. Die dicken Fuͤſſe waren kaum gebogen, roth gefleckt, ſie konnte 


„ſie unter die Schale einziehen; die vordern hatten fünf breite Naͤgel, die hintern 
„vier ). Der dicke koniſche Schwanz iſt ungefähr eines Zolls lang, den fie eben 


„falls nach Willkuͤhr einbiegen oder ausſtrecken konnte; in ihm iſt die Oefnung des 


77 Afters. m 
Ihre Heimath ſcheint das ſuͤdliche Afrika zu feyn. — Zwar gab Seba, und 
nach ihm Gmelin, Suͤdamerika dafuͤr an; ſie fuͤhren aber keine Zeugen dafuͤr auf. 


Hin⸗ 


*) „Platte Vorderfüſſe, mit geoffen zlegelfoͤrmig liegenden Schuppen bedeckt; ohne Finger, 


„aber mit 5 ſchraͤge abgeſtuzten Klauen; Hinterfuͤſſe, faſt dreyeckicht, kolbicht, fehup- 


„picht, mit 4 ahnlichen Naͤgeln verſehen. ), Retzius. 


Getaͤfelte Schildkroͤte. 67 


Hingegen finden wir in Thunbergs Reiſe nach dem Vorgebuͤrge der guten Hof— 
nung die Abbildung eines Hottentottiſchen Halsſchmuckes, an welches, nebſt andern 
Dingen, auch eine kleine unverkennbare Schale dieſer Art mit angereihet iſt; es iſt 
daher wahrſcheinlicher ihr Vaterland dort zu ſuchen. 


Das Thier, welches Kil. Sto baͤus beſchrieben, nahm wenig und die ſchlech— 
teſte Nahrung, nehmlich Huͤner und Taubenkoth, doch auch Erdaͤpfel; es lebt 
lange, und begnuͤgt ſich mit auſſerordentlich wenigem Trinken. 


Getaͤfelte Schildkroͤte nannte ſie Herr Wallbaum ungemein paſſend, wegen 
der ſehr regelmaͤſſigen und ſchoͤn geordneten Schuppen; auch hat er ſie nach Sto— 
baͤus am genaueſten beſchrieben, und feinen Namen beyzubehalten war derohal⸗ 
ben billig. 


Der Panzer der getäfelten Schildkroͤte iſt von den übrigen Arten hinlaͤnglich 
und deutlich ausgezeichnet, durch die geradern Winkel der Schuppen, durch ihre 
meiſt tieferen und breiteren Furchen und Reifen, und die geradelinichten Naͤthe, die 

ihr faſt vorzuͤglich eigen find. Ueberdies ſcheint die Zahl der Randſchuppen, 23, 
ſehr beſtaͤndig und charakteriſtiſch zu ſeyn; an fuͤnf Panzern, von ſehr verſchiedener 

Groͤſſe, fand ich dieſe beſtaͤndige Zahl; eben fo viele waren in Herrn Retzius Be— 
ſchreibung angemerkt; und die nehmliche Zahl laͤſſet ſich in der Sebaiſchen und 
Gautieriſchen Abbildung ganz deutlich erkennen. Es fehlet nehmlich bey allen 
die andere gewoͤhnliche vorderſte und ſchmaͤlſte Randſchuppe, und die hinterſte iſt 
ungetheilt. ' 5 


Die Farben werden ſehr verſchieden angegeben; vielleicht, daß ſie auch durch 

Zufaͤlle oder die Zeit veraͤnderlich werden. So find nach Retzius die Schuppen 

ſchwarz, und in der Mitte weißlicht; nach Seba purpurfarbig im Umkreis, und 
blaßroth in der Mitte. „ 


Kopf und Fuͤſſe ſind nach Seba aſchengrauz nach Gmelin aber roth ge⸗ 
leckt. f - 


Das VBauchſchild ift gelb, nach Gmelinz weißgelb hingegen und in der Mitte 

mit einem braunen viereckichten Flecke, nach Retzius. Das auf Taf. 13. abgebil⸗ 

dete Exemplar hatte in der Mitte feiner ganz ſchwarzbraunen Schuppen ein kleine 
res hochgelbes Feld, und beyde Farben ſchneiden ſich ſcharf ab. 

i 5 \ 3 2 a Am 


N 


68 Getaͤfelte Schildkroͤte. 


Am verſchiedenſten find die Farben in Gautier's Gemälde. Die Hauptbil⸗ 
dung des Panzers, der Gliedmaſſen, die rechtwinklichte Zuſammenfuͤgung der Schup⸗ 


pen, die Zahl der Randſchuppen ꝛc. treffen genau uͤberein; aber die Hauptfarbe des 


Panzers iſt ein blaſſes faſt roͤthlichtes Braun, die kleineren Mittelfelder find citron⸗ 
gelb mit blaulichtem und nach innen roͤthlichtem Rande; die Fuͤſſe ſind gruͤnlich mit 
blutfarbenen Flecken, der Kopf roͤthlich, vorgeſtellt. Welches alles, wenn es Natur⸗ 
getreu ausgedruͤckt iſt, eine ſchoͤne Spielart anzeigen wuͤrde; denn uͤbrigens iſt, auch 
nach Herrn Schneiders Urtheil, dieſe Gautieriſche Abbildung zur Stobaͤaniſchen 


Schildkroͤte paſſend. 
Nach der Sebaiſchen Figur haben die Hinterfuͤſſe fünf Krallen. Uebrigens iſt 


ein ſchoͤnes Verhaͤltniß zwiſchen den verſchiedenen Theilen des vollwuͤchſigen Panzers 
bemerklich. Denn das mittelſte Feld des Ruͤckens iſt gleichſam der Maasſtab für 


die meiſten übrigen. Seine kurzen Seiten find 13, die beiden laͤngern 24 Linien 
lang. N 


Dieſem Maasſtabe der kuͤrzeren Seiten entfprechen mit unbedeutenden Abwei⸗ 


chungen: 


Die Seitenwinkel des Iten und Iten Ruͤckenfeldes; folglich auch die obern 
Schenkel der Seitenfelder, mit welchen ſie an jene anſchlieſſen. Die Furche zwiſchen 
dem erſten und zweyten Seitenfelde, und die zwiſchen dem dritten und vierten, ha— 


ben das doppelte Maas; wie anch die Baſis des dritten Seitenfeldes, und mit ei⸗ 


nem geringfuͤgigen Unterſchied auch die des vierten. 


Die Laͤnge vom obern Winkel des zweyten Seitenfeldes, (womit fie an das zwey⸗ 
te und dritte Randfeld anſchlieſſet,) bis zum vorragenden Rande des Oberſchildes 
gemeſſen, enthaͤlt genau viermal jenes Maas. Das nemliche Maas iſt gleich der 
untern Laͤnge der meiſten Randſchuppen, nehmlich von der vierten bis zur eilften 
durchgehende. Das Bauchſchild, nach der mittlern Laͤngsnath, enthalt jenes Maas 
achtmal. 

Die Verhaͤltniſſe anderer Theile beſtimmen ſich nach dem Maaſſe der laͤngern 


Seiten jenes Centralfeldes. So z. B. die Baſis des zwoten Seitenfeldes; der Abs 
ſtand der beyden obern Winkel des hinterſten Randfeldes; der ſchraͤge Durchmeſſer 


des ſechſten und fiehenten Randfeldes; die beiden vorlezten Randfelder zuſammen 


gemeſſen. Aber auch der Umkreis der Scheibe, (nach der Furche gemeſſen, welche 
den Rand und die Scheibe trennet,) enthält die fiebenfache Lange jenes Maaſſes. 


Doch 


Getaͤfelte Schildkroͤte— 69 


Doch ſeheinet ein ſolches beſtimmteres Verhaͤltnis der Theile nur an vollſtaͤndi— 
gen und ganz ausgebildeten Panzern ſtat zu finden, 


Folgende Verſchiedenheiten waren an zwey kleinen, nur ſieben Zoll langen Pan: 
zern . 


1) Von den Ruͤckenfeldern hatte das zweyte und dritte vorzuͤglich unglelche 
Randſeiten; fo nehmlich, daß von den Seitenwinkeln, (welche den Naͤthen der Geis 
tenfelder zwiſchen dem iſten und aten, und zwiſchen dem 2ten und zten entgegen: 
ſtehen,) der hintere kuͤrzer iſt, und daher eben dieſes Verhaͤltniß umgekehrt an den 
obern Randſeiten der Seitenfelder ſtatt finden muß. Mit zunehmendem Wachsthum 
des Panzers alſo, muͤſſen ſich die hintern Schenkel der Ruͤckenfelder, und die vor— 
dern Schenkel der Seitenfelder verlaͤngern, um ebenmaͤſſig zu werden, wie ſie es an 
dem ausgebildeten Panzer ſind. 


2) Die Schuppenfelder find rauß punktirt, doch das Mittel der meiſten abge⸗ 
rieben und glatt. 


3) Das fuͤnfte Ruͤckenfeld, mit den an ihm anliegenden drey e Randfel⸗ 
dern, find ſchroffer abſchuͤſſig, als an den groͤſſern Panzern. 


4) Der Furchen, welche die Schuppenfelder umzingeln, ſind weniger an der 
Zahl, als an den groſſen Panzern. Demnach wird wohl von der Zahl dieſer Fur— 
chen auf das Alter geſchloſſen werden dürfen, wie bey den Jahrringen der Bäume? 


5) Das Bauchſchild der beiden kleinern Panzer iſt flaͤcher. Unter dieſen beiden 
Panzern, die an Gröfle, Geſtalt und Farben einander ganz gleich find, findet aber 
doch wieder ein anderer Unterſchied ſtatt; denn an dem einen ſind der mittlere Theil 
der Felder vorragender 7 und die Schuppenfelder mit breitern und erhabenern Rei⸗ 


fen umgeben. 


ee 


J 3 | Tab. XIV. 


zo Getaͤfelte Schildkroͤte. 


Tab. XIV. 5 . 
TESTUDO TABULATA. Pullis. 


Getaͤfelte Schildkröte. 
| Eine Junge. | 


Di nach der Natur gefertigte Abbildung ſtellet eine junge getaͤfelte Schildkröte 
vor, welche im Cabinet zu Erlangen befindlich iſt. Zur anſchaulichen Kennt⸗ 


1 
a a 


niß der Beſchaffenheit des Kopfes und Gliedmaſſen wird dieſes Gemälde nicht über» 


fluͤſſig ſeyn. N 
a) 3 U 

Die Geſtalt des ganzen Panzers und feiner Felder entſpricht der, des vorher⸗ 
gehenden, aͤltern. Die einzelnen Felder ſind nur mit einem einfachen, aber etwas 
breifern Reife umfaſſet; da hingegen an der vorigen bejahrtern Schale mehrere Reis 
fen und Furchen auf jedem Felde bemerklich find. Das Schuppenfeld ſcheint zwar, 
nach dem Verhaͤltniſſe jeder Schuppe ſelbſt, anſehnlich groß zu ſeyn, in der That 
aber iſt es nur von derſelben Groͤſſe als an den groͤſſern Panzern, platt, rauh 
punktirt und citronengelb. Das vorderſte Ruͤckenfeld iſt fuͤnfeckicht, aber vorne nicht 
breiter als hinten, wie an den groͤſſern Panzern. Das zweyte und dritte zeigen ei⸗ 
nige Spur eines Kieles, mit geringen Vertiefungen an deſſen Selten. Der Rand 
hat nur 23, den der groͤſſern Schalen gleichgefleckte Felder; in den Flanken iſt ihre 
Kante doch ſchaͤrfer und etwas aufgeſtuͤlpt. Das Bauchſchild iſt flach, und in der 
Mitte hinterwaͤrts mit einem ovalen Fleck bezeichnet — welches ein Nachbleibſel des 
Nabels zu ſeyn ſcheinet? 

* 


Der Panzer iſt etwas weich und noch leicht biegſam. 


1 Z. ungefaͤhr. 


Der Hopf iſt laͤnglicht-eyfoͤrmig, oben maͤſſig gewoͤlbt. Auf der Mitte des 


Die Laͤnge des Oberſchildes iſt 2 Zoll 3 Linien; Breite 1 Z. 9 L.; Hoͤhe 


Schedels liegt eine gröffere runde Schuppe, von vorne mit ſechs kleinern, von hin⸗ 
‚ten 


S 


Die Terrapin— 71 


ten mit einer halbmondfoͤrmigen einzigen umgeben. Die groͤſſern Schuppen ſind 
blaß citronengelb, hie und da mit braunem Rande. Der Schnabel iſt ſtumpf. Die 
Naſenloͤcher nicht vorſtehend. Augen ſchwarz. Hals und Kehle weiß. 


Vorderfuͤſſe kurz, kolbicht, unten breit, mit groͤſſern harten Schuppen beleget, 
Keine Finger; aber s gerade ſcharfe Krallen. Hinterfuͤſſe ebenfalls kurz, kolbicht, 
und ſtumpfer als die vordern, mit kleinern und duͤnnern Schuppen, nach auſſen, be 
deckt; nur uͤber den Krallen, deren 4 ſind, llegen einige groͤſſere und ſtaͤrkere. 


Der kurze, dicke, koniſche Schwanz uͤberraget kaum das Hberſchild, und iſt 
mit kleinen Schuppen bekleidet. 


Tab. XV. 
TEST UDO TERRA PIN. 


Teſta ſupera deprefla, ſeutellis dorſi anterioribus carinatis, 
margine laterali coſtato, poſtico crenato. 


“An: — The Terrapin, Teſtudo quarta minima lacuftris, unguibus palmarum quinis, 
plantarum quaternis, tefta depreſſa, ovali. Brown. Hift. nat. of Jamaica. 
pag. 466. n. 4. 
Teftudo paluſtris. Linn. Syſt. nat. ed. Emel. n. 23. p. 1041. 
Terrapen, teſta ſuperiora planiuſcula et ovata. Cepede pag. 229. et Bonaterre 
n. 26. 0 


ie eee e een 
Niedriges Oberſchild, vordere Ruͤckenfelder gekielet, der Rand in den 
Seiten gerippt, nach hinterwaͤrts gekerbt. 


Des ablange Oberſchild iſt ſehr flach, niedrig, aber ebenmaͤſſig gewoͤlbt; belde 
Seiten der Scheibe ſtellen ſchraͤge, abſchuͤſſige, kaum merklich konvexe Flaͤchen 
a ; dar; 


En. 


72 2 Die Terrapim 


dar; der Rand iſt vorne ausgeſchweift, an den Flanken gerade, am Hintertheil ey 
förmig zugerundet und gekerbt. Die 13 Felder der Scheibe find um ihr ſehr klei⸗ 
nes Schuppenfeld tief gefurcht *) und breit gereifet; welche Reifen (oder erhabe⸗ 


nen Abſtaͤnde der Furchen) nach vorne breiter find. Der Ruͤckenkiel iſt ſtumpf, 


und an den Fugen der Felder unterbrochen. 


Das ıfte Ruͤckenfeld iſt faſt fuͤnfeckicht und ſtumpf gekielt, und deſſen vordere 


Seite an Breite den 3 vorderſten Randfeldern gleich. Das zweyte und dritte ſind 4 


ſechseckicht, breiter als lang, haben krummlinichte Seiten, (beſonders die erwachſe⸗ 
nen,) und nach vorne ſtumpfe Ecken; ihr Kiel iſt zwar erhabener, als an dem ev 
ſten, aber doch ſtumpf, glatt und nach hinten abhaͤngiger; das vierte iſt den vorigen 


ahnlich, aber breiter, abſchuſſiger, und feine hintere Seite gebogener; das fünfte iſt 


unregelmaͤſſig fuͤnfeckicht, platt abſchuͤſſig, mit einem kaum merklichen und ſehr niedri⸗ 
gen Kiel. 


Die Schuppenfelder find an den juͤngern Panzern rauh punktirt, kleiner, und 
von dem Kiele der Laͤnge nach getheilet; an groͤſſern und altern Panzern find ſie 
abgenuͤſt und kaum mehr merklich. Der Kiel auf den vier erſtern Ruͤckenfeldern iſt 
erhabener und ausgezeichneter, und ſcheint derohalben, nebſt der uͤbrigen Bildung des 
Panzers, ein nicht zu verachtendes Unterſcheidungs-Kennzeichen an die Hand zu geben. 


Die 4 Seitenfelder der Scheibe, an jeder Seite, ſind platter als an irgend 
einer andern Art; ihr kleines Schuppenfeld liegt nach der Mitte des hintern Ran⸗ 
des, und iſt mit tiefen und breiten Furchen und Reifen umgeben, ausgenommen an 
der hintern Seite, wo jene Reifen und Furchen ſich verſchmaͤlern. Das erſte Sei— 


tenfeld hat eine unregelmaͤſſige viereckichte Geſtalt; die untere Seite iſt breiter und 
bogicht; das zweyte iſt das groͤſſeſte, und fuͤnfeckicht; das dritte iſt unregelmaͤſſig und 


verſchoben fuͤnfeckicht; das fuͤnfte iſt das kleinſte und von unregelmaͤſſiger Geſtalt. 


Der Rand des Oberſchildes iſt vorne abgeſtumpft und ausgeſchweift; laͤngs 


der Flanken hin gerade, an der hintern Hälfte eyfoͤrmig gerundet, und ſtumpf ge 


kerbet; ringsum aber iſt die aͤuſſerſte Kante in die Hoͤhe aufgebogen, und bildet 
gleichſam eine Leiſte um den innern Rand. Die 24 Randfelder ſind beynahe vier⸗ 


eckicht, 


=) Auſſer den Furchen, welche die einzelnen Felder durchſchneiden, iſt ihre uͤbrige Ober⸗ 
fläche glatt. An einer der Schalen aber, welche ich beſize, find nebſt jenen allen ge 
meinen und parallelen Furchen, auch andere gekruͤmmte, gewundene, gleichſam von 
Würmern ausgefreſſene Linien zu ſehen. 


* 


Die Terrapin. 73 


eckicht, ſchmal, und mit der Scheibe gleich abſchuͤſſig; das vorderſte unge paarte iſt 
ein verkuͤrztes Viereck, und ſcharfkanticht; die drey vordern naͤchſtliegenden haben 
eine aufgebogene ſtumpfe Kante; die fünf laͤngſt den Flanken find obenher ſchmal, erwei— 
tern ſich aber bauchicht unter- und auswaͤrts, zumal die drey mittlern, welche ſich 
mit den, an dieſer Art hoͤhern, Flügeln des Bauchſchildes vereinigen; drey naͤchſt— 
folgende fi nd breiter, haben eine ſchaͤrfere, aber doch aufgebogene Kante; die hinterſten 
benden find oben vertieft, und an der Fuge ausgekerbt. 


Das Schild iſt meiſtens einfarbig, aber doch nicht immer von derſelben Farbe, 
ſondern entweder braͤunlicht, bleyfarben, oder aſchfarben; an den jüngern Schalen, 
dergleichen die abgebildete iſt, doch gemeiniglich lichter, und hin und wieder, beſon— 
ders um die Säume der Ruͤcken- und Randfelder, mit etwas weißgelb untermiſchet. 


Das Bauchſchild iſt ſchmaͤler und etwas kuͤrzer als das obere; vorne abge— 
ſtumpft und ausgeſchweift; hinten ſchaͤrfer ausgekerbt; platt, ſtark, betraͤchtlich und 
uͤberall gleichweit von dem obern abſtehend. Durch die gewoͤhnlichen Naͤthe wird es 
in 12 Felder getheilt. Die mittlern Quernaͤthe find geradelinicht. Die Flügel des 
Bruſtſchildes find breit und hoch, ſchraͤge aus- und aufwaͤrts ſtehend; durch eine 
enge und feſte Math mit dem Panzer vereiniget, von auſſen an den drey mittlern 
Randfeldern, nach innen aber auch an den beiden jenen naͤchſtliegenden. 


Die Farbe des Bauchſchildes iſt bey einigen ganz weiß, bey andern braͤunlich, 
oder, wie in dem abgebildeten Exemplar, weiß mit ſchwarzen Streifen. 


Der größte von den vor mir liegenden Panzern iſt 62 Zoll lang, 43 breit, 
und 12, vom Rande ab, hoch. Das abgebildete Exemplar iſt 44 Zoll lang, 3: 
Zoll breit, 1 Zoll, vom Rande ab, hoch. Die Fluͤgel des Bauchſchildes 1 Z. breit, 
und 2 Z. hoch. Es ſcheint alfo das gewoͤhnlichere und mittlere Verhaͤltniß der Höhe 
zur Laͤnge des Panzers zu ſeyn, wie 1 zu 4. 


Ihre Heimath iſt Nordamerika. Unter dem Namen Ter rapins werden fie 
häufig in Philadelphia und andern Orten auf die Maͤrkte zum Verkauf gebracht. 
Obgleich die Beſchaffenheit des Kopfes und der Glieder mir nicht genau bekannt 
ſind, ſo weiß ich doch zuverlaͤſſig, daß ſie eine Waſſer-Schildkroͤte iſt, denn die 
groͤßte Schale, welche ich von dieſer Art befize, iſt von einem in den halbfüffen 
Gewaͤſſern an der Kuͤſte von Long-Eyland gefangenen Thiere. Zwey ſolche Panzer 

K habe 


74 b Die Terrapin. 


habe ich aus Amerika mit gebracht, und zwey andere kleinere ſind mir ſpaͤter 
durch Herrn Prof. Heinrich Muͤhlenberg ) zugeſchickt worden. we 


Ob es eine ganz neue und noch unbeſchriebene Art ſey, bleibt fuͤr jezt unent⸗ 
ſchieden; wahrſcheinlich moͤchte ſie einerley Art mit der von Browne oben ange⸗ 
fuͤhrten Terrapin ſeyn; denn auſſer der Uebereinkunft der Namen ſcheinen auch die 
zutreffende Groͤſſe, niedrige und ovale Schale und andere Umſtaͤnde, es glaublich zu 
machen. Auch die von Bromme erwähnte Terrapin halt ſich in ſtehenden Waſſern 
in Jamaika auf, und naͤhrt ſich auf den anliegenden Grasplaͤzen, hat eine niedrige 
eyfoͤrmige Geſtalt, und wird ſelten mehr als 8 oder 9 Zoll lang. Zu dieſer Angabe 
des Browne ſezt Cepede noch hinzu, daß ihr Fleiſch ſchmackhaft und geſund ſey, 
welches ebenfalls auf unſere paſſet. 

Der Name Terrapin ſcheint aber mehrern Arten gegeben zu werden, denn ſo 
belegt auch Edward die Doſen-Schildkroͤte mit dem nehmlichen Namen der Ter⸗ 
rapin. Indeſſen hat ſchon Herr Schneider, Nat. Geſch. der Schildkr. S. 335. 
erinnert, daß die Edwardiſche und Browniſche Terrapin nicht einerley Thier ſey. 


*) In feinem neueſten Briefe ſagt Herr Muͤhlenberg von dieſer Art: „Sie haͤlt ſich 
„in ſalzichten Waſſern auf, und wird zuweilen bis zu einem Fuß lang. Sie hat 
„Schwimmfuͤſſe, vorne 5, hinten mit 4 Fingern, und einem kurzen Schwanz. 


Tab. XVI. 


Saret: Schildkroͤtt. 75 


Tab, XVI. 
TESTUDO CARETTA. L. 


Teſta ovato - cordata, ſerrata; ſcutellis diſci quindęcim, dorſalibus 
poſtice gibbis. 


T. Caouanne. Rochef. hift. nat. des Antilles p. 248. fig. p. 246. 


Caouanne. Labat Voyages aux Isles de LArerique. Tom. I. pag. 182. et 371. Deut 
fche Ueberſez. von Schad. ater B. 17. Cap. 

T. marina. Caldefi oſſervat. anatom. i ; 

T. marina. Gottwald. Fig. I. II. III. 2 — 

IT. marina Caouanna dicta. Raj. p. 257. Catesby tab. XX XX. p. 40. 

Loggerhead - Turtle. T. unguibus utrinque binis, acutis, ſquamis deri quinque gib- 
bis. Brown. jam. p. 465. n. 3. 

T. pedibus natatoriis, unguibus acuminatis 1 plantarumque binis. Gronov. 
Muf. Ichthyol. T. II. n. 69. 


T. pedibus pinniformibus, unguibus acuminatis geminis, roftro acuminato: teſta ova- 
ta ferrata, dorfo tuberculato. Eronou. Zoophyt. n. 7I. 


T. Caretta, pedibus pinniformibus, unguibus palmarum plantarumque binis, tefte 
ovata acute ſerrata. Linn. Siſt. nat. XII. p. 351. n. 4. 


Die Meer- Schildkröte. Meyers Zeitvertr. Tab. XXX. et XXXI. 
Caret. Di. Encycloped. Planch. Vol.2. Tab. XXV. fig. 2. 


The mediterranean Tortoife. Pet. Brown. New Hluftr. of Zool. Plate XLVII. fg. 3. 
Pullus. ä 


Teftuggine di Mare. Cetti Storia di Sardegna. Tom. 3. p. 712. 
T. Caretta. Wallbaum Chelonograph. p. 4. et 95. Excluſ. Synon. Brown. et Catesb. — 
Animal. ped. I. poll. 8. long. accurate deferipfit. 


T. Ceplialo, ſcutellis dorfalibus poſtice gibbis, unguibus palmarum plantarumque binis. 
‚Schneid. Schildkr. p. 303. n. 2. 


T. Caretta. Linn. Syft. nat. Ed. Gmel. p. 1038. 

T. Caowanna, unguibus acutis? plantarum binis. Cepede p. 93. 

T. Caouanna, pedibus pinniferm. teſta ovata, margine ferrata, ſcutellis mediis poftice 
acutis, unguibus plantarum palmarumque binis. Bonaterre n. 3. 


K 2 Taret⸗ 


76 N Caret⸗ Schildkröte. 


Caret Schildkröte. 


Die Oberſchale ift ey- faſt heckörhnig 5 fes ung gezaͤhnt; 11 Scheibe hat 
funfzehn See „davon die auf den Rücken hinterwarts 
höckericht ſind. 


Die Oberſchale iſt eyfoͤrmig, oder mehr herzfoͤrmig, um die Mitte breiter, hin⸗ 


terwaͤrts verengt und etwas ſpizig ausgehend; nach dem Halſe hin etwas vor⸗ 


geſtreckt/ ausgeſchweift und rundlich; an den Seiten und hinterwaͤrts weitlaͤuftig ge⸗ 


zaͤhnt; die hinterſten Saͤgezaͤhne find tiefer und ſpiziger; fie iſt flach gewoͤlbt, fo daß 
die Höhe des Schilzes nur ein Drittheil der Laͤnge, oder etwas darüber, beträgt. 


Funfzehn Schuppen liegen auf der Scheibe in 0 Reihen wechſelsweiſe ver⸗ 
theilt. Die fünf mittlern längs des Ruͤckens find faſt ſechseckicht und leicht ge 
kielt; ihr Kiel aber iſt nach dem Hintertheil jeder Schuppe erhabener und hoͤckericht 
an jungen Panzern, an aͤltern Panzern hingegen verlängert ſich der Kiel meiſt in 
einen ſcharfen Zahn, der zuweilen auch in eine laͤngere, die naͤchſt anliegende Schuppe 
überragende, Spize ausgehet; doch werden auch Panzer, ſogar von betraͤchtlicher 
Groͤſſe, angetroffen, deren Kiel nur ganz niedrige und ſtumpfe Hoͤcker hat; es iſt 
aber noch unbeſtimmt, ob dieſe Verſchiedenheiten im Alter, in der Groͤſſe, oder 
vielleicht im Geſchlechte ihren Grund haben. 


Die beyden flachabſchuͤſſigen Seiten ſind jede regelmaͤſſig mit fuͤnf uͤberzwerch 
liegenden, laͤnglichten, fuͤnfeckichten Schuppen bedeckt; ſie ſind ungleich und nehmen 
nach der Ordnung zu und ab; die mittelſte iſt die größte ). Dieſe gefuͤnfte Zahl 
der Seitenſchuppen ſcheint ſehr beſtaͤndig zu ſeyn, indem ſie an den groͤßten eben 

ſowohl 


*) Wallbaum. S. 9. — Auſſer dieſen gewöhnlichen fuͤnfzaͤhligen Reihen der 
Scheibe finden ſich aber doch auch an dieſer, ſo wie bey andern Arten, zuweilen noch 
einige zufällige Vermehrungen der Schuppenzahl. So bemerkt Wallbaum S. 19. an 
feiner Abart der Caret-Schildkroͤte — ſieben Schuppen längs des Ruͤckens und zehn 
auf den abſchuͤſſigen Seiten; nehmlich zwey zufaͤllige kleinere, anders gebildete Nebens 
ſchuppen, waren zwiſchen den gewöhnlichen, und dadurch verkuͤrzten, fuͤnf Ruͤckenſchup⸗ 
pen eingeſchaltet. Einige ſolche uͤberzaͤhlige eingeſchaltete Schuppen bemerke ich auch an 
einer kleinen, im Weingeiſt bewahrten, Caret-Schildkroͤte; aus den veraͤnderten und une 
richtigen Verhaltniſſen der übrigen laßt ſich aber bald abnehmen, daß dieſes nur zufaͤl⸗ 
lige Mehrheit iſt. — 


a 


Caret-Schildkroͤte. 77 


ſowohl als den kleinſten Panzern dieſer Art gewöhnlich angetroffen wird. Aber ihre 
Oberflaͤche iſt uneben; die obere Haͤlfte iſt platt und gleich; an der untern Haͤlfte 
hingegen bilden ſich, zwiſchen den 8 etwas vorſtehenden wahren Rippen *) des un 
terliegenden Knochengerlppes, fieben deutliche und merkliche Vertiefungen. 


Der Rand iſt dicker als die Scheibe des Schildes, wulſtig, und niedergedruͤckt; 
er hat 25 kleinere, ungleiche Schuppen, fie find faſt viereckicht, laͤnger als breit, 
die hintern aber, welche mehr rautenfoͤrmig werden, enden ſich jede in eine gerade, 
nach hinten gekehrte Spize. 


Das Bauchſchild iſt kuͤrzer und ſchmaͤler als der Panzer, hat zu beyden Sei— 
ten Slügelanfäze, vorne und hinten einen geraden abgerundeten Lappen; hat längs der 
Mitte eine flache Vertiefung, an deren Seiten zwey ſtumpfe kielfoͤrmige Kanten 
herablaufen; es iſt mit einer dicken lederartigen Haut bekleidet, welche durch ver— 
ſchiedene nach der Laͤnge und in die Quere gehende, nicht ſehr deutliche, Furchen 
in zwoͤlf ungleiche Felder in der Mitte, und vier kleinere an jeder Seite auf den 
Flügeln, abgetheilt iſt. Das Bauchſchild wird von der 6ten bis zur loten Rand— 
ſchuppe durch ſtarke Baͤnder an das Oberſchild befeſtiget. 


Der Kopf iſt von maͤſſiger Groͤſſe, vom Umfang eyfoͤrmig, im Durchſchnltt 
viereckicht; der Schnabel kurz und keilfoͤrmig; oben iſt der Kopf ein wenig conver, 
auf dem Scheitel mit einer groͤſſeren erhabenen Schuppe, und um dieſe her mit 
zwoͤlf kleineren beleget; die Seiten des Kopfes ſind ſenkrecht und platt. Der 
Schnabel iſt keilfoͤrmig, faſt gerade, nach vorne mit einer abgenuzten ſcharfen und 
ſteilen Kante. Die Kiefer ſind ungleich, meſſerfoͤrmig, in einander tretend, und nach 
der Spize zu fein gekerbt. Die rundlichen Naſenloͤcher liegen uͤber der Spize des 
Schnabels in einem weichen etwas vorragenden Huͤbel. Der Hals iſt kuͤrzer und 
dicker als der Kopf, mit einer runzlichten Haut bekleidet; nur den Hals, aber 
nicht den ganzen Kopf, kan das Thier bis unter den Schild einziehen und 
verbergen. PR 

K 3 Die 


*) „Acht wahre und eine falſche Rippe, auf jeder Seite, bilden eigentlich den Schild. 
„Die wahren gehen vom Ruͤckgrade bis zum Rande. Der Zwiſchenraum der Rippen iſt 
„von der obern ſcharfen Kante des Ruͤckgrades nur bis auf 3 ihrer Laͤnge mit einer 
„knochigen Platte ausgefüllt; das untere 4 des Zwiſchenraums iſt inwendig mit einer 
„ſehnichten Haut, und auswendig mit den darauf liegenden Schuppen zugedeckt.,, S. 
Wallbaum. Gerippe der Caret-Schildkr. S. 40. S. 28. 


2 a Caret Schildkroͤte. 


Die Fuͤſſe liegen in den Ausſchnitten des Bruſtbeins horizontal, nach beyden 
Seiten auswaͤrts geſtreckt; ſie ſind ungetheilt, jeder mit zwo Krallen bewafnet; und 


koͤnnen nicht ganz unter den Panzern zuruͤckgebogen werden. Die Haut der Fuͤſſe 


iſt runzlicht, oben mit viereckichten und rundlichten „weichen Schuppen bedeckt. Die 
Vorderfuͤſſe find lang, platt, floßartig, und in verſchiedene Richtungen wendbar; 
der Vordertheil, oder die Hand, iſt ungetheilt, faſt ſichelfoͤrmig, und endigt ſich in 
eine ſtumpfe, mit einer groſſen Schuppe belegte Spize. Die Hinterfuͤſſe ſind viel 
kuͤrzer als die vordern, das aͤuſſerſte oder der Plattfuß iſt ebenfalls ungetheilt, ſpa⸗ 
thelfoͤrmig, ſtumpf ausgekerbt, und mit einem dem vordern aͤhnlichen Ueberzug bes 
kleidet. Die zwo Krallen ſind ſtark, kurz, ſchmal, platt, wenig gekruͤmmt, ſpizig, 
von einander abſtehend, und ſizen am aͤuſſerſten Rand des erſten und zweyten Fin 
gers jedes Fuſſes. Die der Vorderfuͤſſe find länger, als die der Hinterfuͤſſe. Die 

Spizen der uͤbrigen Finger ne jede mit einer groſſen Schuppe belegt. EN 


Der Schwanz iſt koniſch „ mit einer runzlichten Haut bezogen, bald um etwas 
kaͤnger, bald auch kuͤrzer, als der Rand des Panzers. 


Die Farbe des getrockneten und auf der XVten Tafel abgebildeten Exemplars 
war oben ſchmuzig gelbbraun, unten weißlicht. Es ſcheint aber, daß die Farbe die⸗ 
ſer Art ziemlich veraͤnderlich ſer. Wallbaum, welcher zwey Thiere dieſer Art ber 
ſchrieben, bemerkt, daß die des erſtern oben braunroth, hin und wieder gelb durch⸗ 
ſtreift, unten aber weißgelb geweſen fen; des zweyten und kleinern Thieres Farbe war 
lebhafter im Ganzen; die braunrothe Farbe auf der Mitte der Schuppen fiel etwas 
ins Dunkelroth, und am Rande derſelben war fie ſchwarz. Es leuchteten auch die 
gelben ſtrahlichten Streifen, welche von dem hintern Rande einer jeden Schuppe 
der Scheibe gegen den vordern Rand liefen, aus der rothbraunen Farbe deutlicher 
hervor. Die Randſchuppen waren groͤßtentheils ſchwarz, und gegen den auswendigen 
Rand gelb. Die untern Theile des Körpers, welche in der erſtern pomeranzengelb 
waren, ſahen hier eitronengelb aus. Cepede giebt die Farbe gelblicht und ſchwarz 
gefleckt, Gottwald braun, an, und Caldeſi ſagt: der Oberſchild von den Meer⸗ 
fchildfröten hat mancherley Farben, die ſich ins ſchwarze, ins graue, rothe, gelbe, 
in Gold» und Pomeranzenfarbe ziehen, die ſich aber erſt deutlich zeigen, wenn man 
dieſe Raͤnder im kochenden Waſſer von den Knochen getrennt hat. 


Sie wohnt im atlautiſchen und im mittellaͤndiſchen Meere. 


Sie durchſtreift den ganzen Ocean, wovon Catesby ein Beyſpiel anfuͤhret. 
Nach Tecsti wird fie bey Cagliari und Caſtell Sardo zuweilen zu 400 Pfund 
ſchwer 


Sarıtz Shildfröte, 79 


ſchwer gefangen. Ich habe zu Neapel eine ſolche im daſigen Hafen gefangene 
Schildkroͤte von 100 Pfund und drüber geſehen; an ihrem Panzer klebten Wurm— 
roͤhren und andere Schmarozer-Conchylien. Ihr Fleiſch hat einen ranzichten, uns 
angenehmen Geſchmack, daher wird dieſe Art in Weſtindien, (wo man nemlich auch 
die ungleich beſſere gruͤne Schildkroͤte hat,) wenig geachtet, und ſie vermehren ſich 
aus dieſer Urſache auch ſtaͤrker in daſigen Gegenden. Catesby. Unterdeſſen iſt ſie 
doch den italieniſchen Moͤnchen ein angenehmes Gericht. Die Eyer ſind eine beſſere 
Speiſe. „Sie iſt unter allen Schildkroͤten die kuͤhneſte und gefraͤſſigſte, und naͤhret 
„ſich auch mehr von unflätigen Dingen. — Sie nähren ſich meiſtens von hart 
„ ſchaligten Thieren, indem fie wegen Staͤrke und Härte ihrer Kiefer im Stande 
„ſind, die ſtaͤrkſten Schalen zu zerbeiſſen, ſonderlich aber das Blashorn, von wel— 
„chem ich ſelbſt einige Stuͤcke aus ihrem Magen herausgenommen habe; auch habe 


„ich in groſſen Muſcheln Loͤcher geſehen, welche, wie mir die Fiſcher ſagten, von 


— — 


„ dieſen Schildkröten ausgebiſſen worden. Catesby. 


Die hornichte Belegung dieſer Schildkroͤte iſt nicht ſchoͤn von Farben, duͤnn 


und biegſam. Es iſt daher zweifelhaft, ob ſie jemals zu Kunſtarbeiten verwendet 


worden, wie Wallbaum S. 13. angiebt. Wahrſcheinlich hat dieſen Schrift- 
ſteller die unrichtige Anwendung des Namens Caretta irre gefuͤhrt; denn Caret 
iſt ey den franzoͤſiſchen Kaufleuten die gangbare Benennung des eigentlichen Schild» 
packes als Handelswaare, welches aber einig und allein von der ſchieferartigen Schild; 
kroͤte genommen, und dieſe daher gemeiniglich auch Caret genennt wird. 


Eine genaue Beſchreibung des Gerippes und der innerlichen Theile unſerer 


Schildkroͤte hat Wallbaum a. a. O. gegeben. 


Das Exemplar, nach welchem die verjuͤngte Abbildung auf der 1 ten Tafel 
gemacht iſt, war zu Lvorno gefangen, und iſt ein Geſchenk des Herrn Ottaviano 
Targioni Tozzetti zu Florenz. Die Laͤnge des Oberſchildes iſt 72 Zoll; die 
größte Breite bey der dritten Rippe 6 Zoll; die größte ſenkrechte Höhe des Panzers, 
von deſſen Rand ab, 2 Zoll; vom Bauchſchild auf aber 32 Zoll. — Die beiden 


von Wallbaum beſchriebenen Panzer halten 


der erſte 142 Z. Laͤnge; 12 Z. Breite; 533. Höhe, vom Bauchſchilde auf. 
die andern 12 3. — 93. — 5 3. T — — H— — 


Es ergiebt ſich daher das Verhaͤltniß der groͤßten Breite zur Laͤnge, wie ohngefaͤhr 


4 Z. 5. — 
Aus⸗ 


80 en Caret-Schildkroͤte. 
Auszeichnende Merkmale dieſer Art ſind: 
I) Die zur Länge des Schildes verhaͤltnißmaͤſſig groͤſſere Breite. 


2) Die regelmaͤſſi ig gefünfte Zahl der Seitenſchuppen auf der Scheibe; welch | 
nicht nur von Wallbaum an den beyden von ihm beſchriebenen Thieren bemerkt, 
ſondern auch in den Abbildungen von Brown, Mayer und der Enchklopaͤdie, 
a. a. O., deutlich genug angezeichnet, und von mir in ſehr vielen Exemplaren von 
allerley Alter wahrgenommen worden iſt. 


3) Die Vertiefungen zwiſchen den Rippen an den Seiten der Scheibe. Etwas 
aͤhnliches findet ſich zwar auch an einigen andern Arten von Schildkroͤten, z. B. 
an Thunbergs Japoniſcher, an der chagrinirten des Cepede, Taf. XI. und 
an vollgewachſenen Exemplaren der Schlangen-Schildkroͤte; es treten aber bey die⸗ 
ſen genannten zugleich auch andere unterſcheidende Merkmale ein. An ganz jungen 
Caret⸗Schildkroͤten find zwar dieſe Vorragungen der Rippen, wegen ihrer Kleinheit, 
etwas weniger bemerklich; fie entdecken ſich aber doch leicht, wenn man genau zu: 
ſiehet. Es benimmt daher der Wahrheit dieſer Angabe nichts, daß weder an der 
Browniſchen, oben angezogenen Figur, noch auch an der Abbildung einer jungen Ca⸗ 
ret-Schildkroͤte, auf der folgenden 17ten Tafel dieſes Werkes jene Vertiefungen 
ausgedruͤckt ſind. 

Wenn es aber doch noch bezweifelt werden moͤchte, ob auch unſere aus dem 
mittellaͤndiſchen Meere gekommene Caret-Schildkroͤte wirklich von einerley Art mit 
der weſtindiſchen Caret-Schildkroͤte oder der ſogenannten Caouanne ſeye, ſo gebe ich 
folgende Punkte zu erwaͤgen: N 

1) Die von Wallb aum beſchriebene Caret-Schildkroͤten ſollen, nach ſeiner 
eigenen Anzeige, von St. Croix, oder einer andern Inſel in Weſtindien, über Ko 
penhagen ihm zugekommen ſeyn; ſeine davon genommene Beſchreibungen paffen aber 
auf unfere aus der mittelländifchen See faſt wörtlich. 


1 
* 


1 

2) Pennant in den phlloſ. Abh. LXI. S. 266. ſagt: es giebt zweyerley 
Schildkroͤten im mittellaͤndiſchen Meere, die eine iſt das Lederſchild, die andere 
gleicht derjenigen weſtindiſchen Schildkroͤte, welche kaum eßbar 
iſt. Eine von der lezten Art des mittellaͤndiſchen Meeres iſt ihm von Kvorno zus 
gekommen, und Pennant zweifelte, ob ſie auch wirklich eine, von der ihr aͤhnli⸗ 
chen 


Schieferartige Schildkröte. 81 


chen weſtindiſchen Schildkroͤte, verſchiedene Art fey. Dieſer Zweifel ſcheint ſich aber 
foft zu heben, durch \ 


* 9) Catesbys Beobachtung, nach welcher feine Caouanna, oder unſere Caret- 
Schildkroͤte den ganzen Ocean durchſchweifet, und er ſelbſt eine auf dem halben 
Wege zwiſchen den Azoriſchen und Bahamifchen Inſeln fangen geſehen— 


Tab. XVII. 
TE STU DPO IMBRICATA Lim, 
TESTUDO My DAS. Lim. 
TESTUDO CARETTA Lans. 


Schieferartige Schildkröte. 
Mydas⸗Schildkroͤte. 
Caret Schildkroͤte. 


Af vorliegender Tafel werden die Abbildungen Dreyer Meer-Schildkroͤten zu⸗ 
gleich dargeſtellet; fie find ſaͤmmtlich nach der Natur, und ſehr genau gezeich⸗ 
net; zwar nach jungen Thieren, die aber doch vollkommen zureichend ſind, um den 
charakteriſtiſchen Unterſchied bemerklich zu machen, welcher zwiſchen dieſen Arten be 
ſtehet, und bis jezt noch nicht deutlich genug aus einander geſezt war. Voraus⸗ 
geſchickte kurze Beſchreibungen dieſer dren Arteu, und Aufzaͤhlung der wichtigeren Ab⸗ 
ſtaͤnde, wie ſie ſich aus ihrer Geſtalt, Struktur und Verhaͤltniß der Theile ergeben, 
waren nothwendig um einige weitere kritiſche Bemerkungen darauf zu gruͤnden. 
Abbildungen und Beſchreibungen erwachſener Exemplaxe derſelben Arten find eigends 


abzuhandeln. 
4 Schie⸗ 


82 | Schieferartige Schildkröte. | 


Schieferartige Schildkroͤte. . * 


Das Schild iſt 202 Linie lang; 14 Lin. breit; 6 Lin. vom Rande, 9 Ln. 
vom Pruftbeu auf, hoch. i 3 


Die Geſtalt iſt oval, vorne etwas 19 9 9 in den Flanken bis zu den 
Fuͤſſen gekerbt, von da an fägeförmig gezaͤhnt, und hinten ſpizwinklicht. Die 
Scheibe iſt etwas erhaben, oder nicht fo nledergedruͤckt, wie die der folgenden; fie 
iſt ferner dreyfach conver, in der Mitte und an den Seiten (nemlich an dem jun⸗ 
gen Thieren) abgebrochen gekielt. Der Kiel laͤngs des Ruͤckens iſt ſtumpf, und 
nach dem Hinterrande einer jeden Schuppe etwas erhabener. Die Scheibe iſt mit 
13 Schuppen belegt, und durch ihre ſchieferartige oder ziegelfoͤrmige Lage (ſitu im- 
bricato) ſind ſie von den folgenden Arten ſehr ausgezeichnet, indem eine jede 
Schuppe mit ihrem hintern Rande auf und uͤber den Vorderrand der naͤchſtfolgen⸗ 
den Schuppen lieget; ſie ſind glatt, und nur vor dem Kiele her etwas runzlicht. 


Die fuͤnf Ruͤckenſchuppen ſind ungleich, breiter als lang, nach beiden Seiten 
abſchuͤſſig, und ſechseckicht; ihre vordern und hintern Winkel find kuͤrzer und ſtumpfer, 
die Seitenwinkel laͤnger und ſpiziger; der hintere Rand iſt nicht ſo en fon ° 
dern etwas gebogener als die übrigen Randſeiten. 


Die mittelſte Schuppe des Ruͤckens iſt ſieben Linien, uͤberquer, breit, und 
viertehalb Knien lang. 


Die Seiten der Scheibe haben acht Schuppen, von ungleicher Geſtalt und 
Groͤſſe; ſie ſind breiter als lang. 


Der Rand iſt abſchuͤſſiger, ſchmaͤler, ſtumpfer; und mit 25 (am gewoͤhnlich⸗ 
ſten; denn zuweilen iſt eine zufaͤllige Mehrheit da) Schuppen beleget, welche gleich⸗ 
falls ſchieferartig gelagert und etwas ſtumpf find; um den Hals und die Arme find 
ſie laͤnglicht, weiterhin werden ſie viereckicht und platter, bis auf die lezte, welche 
ganz (nicht eingekerbt) und gekielt iſt. * 


Das ovale Bauchſchild iſt 15 Knien lang, 11 Lin. breit, folglich kurzer und 
ſchmaͤler als der Oberſchild, in der Mitte platt und zweykantig, vorne und hinten 
zugerundet, an beiden Seiten mit Fluͤgelanſaͤßzen verſehen, zur Verbindung mit dem 

Ober⸗ 


A 


x 


Mydas⸗Schildkroͤte. 83 


Oberſchilde; es hat einen lederartigen Ueberzug, deſſen Oberfläche in 19 ungleiche 


4 


Felder abgetheilt iſt; dieſe Felder ſcheinen auch ſchieferartig gefuͤget zu ſeyn? 


Der Kopf iſt 9 Lin. lang, 6 Lin. hoch und breit, enförmig, oben und an den 


Seiten conver; nach der Stirne abſchuͤſſig. Er iſt mit mehreren rundlichten, viel⸗ 


eckichten, ungleichen Schuppen belegt; deren groͤßte den Wirbel deckt. Der Schna⸗ 
bel iſt etwas koniſch, zuſammengedruͤckt, und an dieſer Art etwas vorragender, als 
an den folgenden; feine vordere Kante iſt ſtumpf, aber gerade aufſteigend, und endi- 
get ſich in eine kleine, über den Mund vorragende Spize. Der Hals iſt kurz und 


runzlicht. 


Die vier floſſenartigen Fuͤſſe haben eine horizontale Stellung, ſind mit weicher 
ſchuppichter Haut bedeckt, die vordern laͤnger (faſt halb ſo lang als der Schild) 
und lanzettenfoͤrmig; die hintern um die Hälfte kuͤrzer, breiter, und fpatelförmig. 
An jedem Fuſſ find zwey Krallen. Der Schwanz iſt kuͤrzer und flumpf. 


Mydas⸗Schildkroͤte. L. 


Schwarze Schildkröte, Zinn, am. acad. I. 284. Großfüffige Schildkröte, 
Wallbaum S. 112. 


Das Schild iſt 25 Lin. langs 194 Lin. breit / 3 Lin. vom Rande, 9 Lin. vom 
Bruſtbein auf / hoch. 


Die Geſtalt iſt eyfoͤrmig, vorne maͤſſig ausgeſchweift und hoch bogicht; von 
den Seiten bis ans Ende ſeicht, ſaͤgefoͤrmig gezaͤhnt, hinten ſpizwinklicht und 
ausgekerbt. s 


Die Scheibe ift niedrig conver, durchaus und gleich gekielt; (ganz kleine Thiere 
haben zuweilen auch etwas kielfoͤrmig gebrochene Seiten; wahrſcheinlich von der ge⸗ 


bogenen Lage des Schildes im Ey?) 


Die Scheibe hat 13 zart gegruͤbelte Schuppen; ihre Raͤnder fuͤgen ſich dicht 
an einander, (nicht ſchieferartig uͤberliegend.) Die fünf Ruͤckenſchuppen find um 
gleich, breiter als lang, nach beiden Seiten abſchuͤſſig; ſechseckicht mit geradelinich⸗ 
ten Winkeln, (ihre Figur iſt aus einem Viereck mit einem belderſeits angefügten Drey⸗ 

3 55 eck 


5 
en 


34 N Caret⸗ Schildkröte. f m 


4 


ee gage mit Ausnahme der lezten, welche einem Suodtanten mit abge⸗ 


ſiumpfter Spize aͤhnlicher iſt. 


Die mittelſte Schuppe des Ruͤckens iſt 9 Linien breit, 4 Lin. lang. An den 
Seiten ſind 8 ungleiche Schuppen. Die beiden mittlern jeder Seite, ſind ſich am 
aͤhnlichſten, und die groͤſſeſten, oben zugeſpizt, unten abgeſtumpft (gleichen einem Vier⸗ 
eck mit angefuͤgten Dreyeck); ſie haben eine ganz kleine kielfoͤrmige Erhabenheit in 
der Ecke am hintern Rande. i 


Der Rand if Fernen „breiter und ſchaͤrfer als an der vorigen; mit 25 
Schuppen belegt, (doch zuweilen auch einige mehr,) welche klein, ſcharf, vieredfiche, 


platt und unter ſich ziemlich gleich find, die 1 ausgenommen, welche ſchmaͤ⸗ 


ler und uͤberquer länger iſt. 


Das Bauchſchild iſt 21 Lin. lang, 13 Lin. mit Ausſchluß der Flügel breit, 


übrigens wie an der vorigen beſchaffen. 


Der Kopf ro Lin. lang, 7 Lin. hoch und dreit; übrigens wenig n der vori⸗ 
gen verſchieden; die Spize des Schnabels iſt etwas kuͤrzer. 


Die Fuͤſſe wie bey der vorigen, auſſer daß fie im Verhaͤltniß zum Körper 
etwas gröſſer, als bey den andern, ſcheinen, weswegen Wallbaum fie die groß⸗ 
ſüſſige nannte. An jedem Fuſſe find zwo Krallen; die eine des Hinterfuſſes iſt ey⸗ 
foͤrmig und ſtumpfer. Der Schwanz iſt ſpiziger als an der vorigen. 

Die eigenthuͤmliche Farbe des Schildes und der Gliedmaſſen iſt ein tiefes 
Gruͤn, welches aber im Weingeiſt ſchwarz 1 5 und daher erklaͤrt ſich der Linnei⸗ 
ſche, oben angeführte Name. 1 


Caret⸗Schildkroͤte. 


Das Schild {ft 22 Lin. lang, 19 Kn. breit, 6 Lin. vom Rande, 10 Ln. bom 
Beuſtbein auf, hoch. 


Die Geſtalt eyfoͤrmig faſt herzfoͤrmig, vorne ſtaͤrker ausgeſchweift; von 
den Seiten bis ans Ende geſaͤget; hinten ſpiz ausgehend und ausgekerbt, 
f Die 


’ 


Caret⸗-Schildkroͤte. 85 


Die Scheibe iſt conver, gekielt; (dreyfach, an juͤngern Thieren). Die Scheibe 
hat 15 glatte, mit den Raͤndern anſtoſſende Schuppen. Die fünf Ruͤckenſchuppen 
find ungleich, breiter als lang, abſchuͤſſig, ſechseckig mit geradelinichten, aber ſtumpfen 


und kuͤrzern Winkeln. 


Die mittelſte Ruͤckenſchuppe iſt 62 Lin. breit, 43 Lin. lang. 


Der Kiel iſt unterbrochen, an jeder Schuppe nach hinten etwas erhabener und 
knotichter. An den Seiten find 10 Schuppen (fünf an jeder), welche ungleich, brei⸗ 
ter als lang find; die gte und 4te find fi) am ahnlichſten; ſie ſind etwas weniger 
gekielt, auch die erſte und kleinſte. 


Zwiſchen dieſem Kiele der Seiten und dem Rande des Schildes ſind dieſelben 
Vorragungen der Rippen bemerklich, welche bey der vorhergehenden Tafel angezeigt 


worden; man fuͤhlt ſie deutlich, indem man den Finger ganz ſanft uͤber jene Gegend 


hin bewegt, und auch dem Auge erſcheinen fie unter gewiſſer Stellung und Rich 
tung der Schale; dieſe an dem kleinen Thiere noch nicht harte Vorragungen konn⸗ 
ten darum im Gemaͤlde nicht ausgedruͤckt werden; es entdeckt aber weder der Finger, 
noch das Auge, etwas ähnliches an den vorigen. 

Der Rand iſt vorne abſchuͤſſig, hinten mehr horizontal, und nicht ſo ſcharf, 
wie an der Mydas; er iſt (an dieſem jungen Exemplar) mit 27? Schuppen bele⸗ 
get; die vordern find laͤnglicht, die hintern viereckicht und platt. 


Das Bauchſchild iſt ſchmaͤler und viel kuͤrzer als der Oberſchild, gefluͤgelt, un: 
eben, zweykielicht, vorne und hinten zugerundet; der lederartige e iſt gelblicht, 
und hat 14 Abtheilungen⸗ f f 


Der Kopf iſt 9 Ein. lang, 6 Lin. ungefaͤhr hoch und breit; übrigens aber, auch 
der Schnabel und deſſen Spize, der vorigen meiſt aͤhnlich; ſo auch die Süſſe, deren 


jeder nur mit einer Kralle Bl ift, 
& 


Der en iſt koniſch, und erreicht kaum den Rand des Oberſchildes. 


93 Nur 


86 Meer : Schildfröte, 


Nur vier mit floſſenartigen Füffen verfehene, oder Meer: Schilöfröten, hat Linne“ 


in der I2fen Ausgabe feines Naturſyſtems aufgefuͤhret; daß es aber auſſer dieſen 


noch einige mehrere Arten geben moͤge, iſt nicht blos wahrſcheinlich, ſondern gewiß 


obgleich uͤber ihre wahre Anzahl und richtige Unterſcheidungszeichen zur Zeit noch 
nichts zuverlaͤſſiges beſtimmt iſt, noch beſtimmt werden kann. Auch wird die Fort- 


ſezung dieſes Werkes, auſſer der Japoniſchen Schildkroͤte des Herrn Thunbergs, 
noch eine oder die andere neue Art von Meer Schildkroͤten bekannt machen. a 


Die im Linneiſchen Verzeichniſſe oben anſtehende, das Lederſchild, (T. coria- 
cea) wird hier nicht beruͤhret, weil ihre mit einer lockern Haut bezogene Schale 
eine Verwechslung mit andern Arten kaum beſorgen läßt; und nur von den drey 
uͤbrigen, gemeinen, bey Linne und in den meiſten Schriften erwaͤhnten, aber nicht 
kennbar und deutlich genug auseinander geſezten Meer-Schildkroͤten ſoll hier die Rede 
ſeyn: von jenen nehmlich, deren Namen oben vorgeſezt ſind. Ihre Geſchichte iſt 


mit fo vielen Schwierigkeiten und Zweifeln belaſtet, daß es ſchwer halt, die fie be⸗ 


treffenden altern und neuern Berichte zu entraͤthſeln und zu einigen, wenn man nicht, 
ohne durch Auktoritaͤten und Citaten ſich irren zu laſſen, die Natur ſelbſt genau be⸗ 
fraget und fleiſſig vergleichet. Dieſe Vergleichung zu erleichtern und unter einem 
Blick zu bringen, war es nothwendig und vortheilhaft, die Abbildungen der drey 
Schildkroͤten, wovon die Rede iſt, neben einander auf einer Tafel vorzulegen. Ob⸗ 
gleich Linne“ die Exiſtenz dieſer drey fraglichen Meer-Schildkroͤten kannte, ſchien 
er doch uͤber ihre ſichere und klare Unterſcheidungszeichen verlegen zu ſeyn, und 
ſchwankte zwiſchen truͤglichen Namen und Citaten der Schriftſteller. 


Dreyerley See⸗Schildkroͤten nehmlich werden gemeinhin als die Bekannteſten in 
Reiſebeſchreibungen und andern Werken oft genug aufgefuͤhrt, und meiſtens, haupt⸗ 
ſaͤchlich in Ruͤckſicht ihrer verſchiedenen Nuzanwendung, fo charakteriſirt, daß die 
erſte das zu Kunſtſachen taugliche Schildpadd liefere, die zweyte ſich durch ihr 
ſchmackhaftes und eßbares Fleiſch empfehle, die dritte aber weder gutes Fleiſch 
noch eine nuzbare Schale habe. 


Linne hat demnach bey der Beſchreibung der ſchieferartigen Schildkroͤte, (T. 
imbricatae) im Syſtem die Note beygeſezt: „Von dieſer wird das Schildpadd 
der Kuͤnſtler genommen,“ und durch dieſen Beyſaz hat er beſtimmt genug angedeu⸗ 
tet, welche Art er, unter jenem Namen verſtanden wiſſen wollte. Auch hat er nach 
Anleitung Gronov. zoophyl. 72. ihre Kennzeichen deutlich gemacht; denn von der 
Uebereinkunft der Gronoviſchen Beſchreibung mit der Natur belehrte mich ihre Ver⸗ 

gleichung 


Meer : Schildfrüte, 87 


gleichung mit der jungen auf der 1öten Tafel vorgeſtellten ſchieferartigen Schildkr⸗ 
te; und ich bin daher auch geneigt zu glauben, daß die von Gronov angezogene 
Stelle: du Tertre Antill. Tom. 2. p. 229. welche ich nicht nachſchlagen kan, 
paſſend ſey. Aber zweifeln muß ich dagegen, ob die Stelle bey Raj. quadrup. 258. 
hieher anwendbar ſey, indem ſie keine deutliche Kennzeichen enthaͤlt, und 15 Felder 
der Scheibe (von welcher Zahl nachher mehreres) angegeben ſind, obſchon Ray 
eben daſelbſt ſaget, daß die Schale der dort erwaͤhnten Schildkroͤte nuzbar ſey; aber 
er iſt nicht Selbſtzeuge, ſondern beruft ſich auf Rochefort, und ſcheint die Eigen 
heiten zweyer verſchiedener Arten vermengt zu haben. 


Die ſchuppichte Schildkroͤte (T. ſquamata) aus Bontius Jav. 82. paſſet kei⸗ 
nesweges zur ſchieferartigen, und muß als ein zu einer ganz andern Klaſſe gehöri- 
ges Thier, ganz aus dem Verzeichniſſe der Schildkroͤten getilgt werden. 


Es ſcheint aber, daß Linne feine ſchieferartige Schildkroͤte nur dem Namen 
nach, nicht aber von Anſehen gekannt habe, denn ſonſt wuͤrde es ihm kaum begeg⸗ 
net ſeyn, die Sebaiſche Abbildung, Tab. 80. fig. 9., welche feinen von der ſchiefer⸗ 
artigen Schildkroͤte aufgeſtellten Kennzeichen eben fo recht, als der Natur ſelbſt, 
entſpricht, nicht auf fie, ſondern auf feine Caretta anzuwenden. Zu einem ähnlichen 
1 mißleitete ihn auch die Aehnlichkeit der Namen, daß er die in Cates by 
Car. 2. tab. 39. fig. 39. mit T. Caretta Rochefort. uͤberſchriebene Schildkroͤte, und 
von welcher Catesby mit duͤrren Worten in der Beſchreibung ſaget: „ihre Scha- 
le wird der Brauchbarkeit zu mancherley Kunſtſachen wegen im Werth gehalten,“ 
doch von derjenigen ſeiner Arten trennte, welche er durch die nehmliche Anmerkung 
von den übrigen auszeichnete. Gleiches Schickſal hatte aber auch die Schildkroͤte, 
welche unter der Aufſchrift „a ſcaled Tortoiſe,, (eine ſchieferartige Schildkroͤte) 
und mit der Erklaͤrung, daß ihre Schuppen, wie Ziegel auf dem Dache, geleget 
ſeyen, bey Srew, Mul. 38. tab. 3. f. 4. vorkommt; ihre Abbildung, ob fie gleich 
nicht die beſte iſt, kommt aber doch mit der Catesbyiſchen und Sebaiſchen Figur *) 
‚überein; und gleichwohl wurde fie auch nicht einmal zu dieſer, ſondern unter T. 
Mydas geſezet. 


Ohne laͤnger bey andern fi 60 hieher bezſehenden Verwecklungen von Namen und 


Zweifeln zu verweilen, welche Herr Schneider bey Gelegenheit ſeiner T. Cephalo 
erwaͤhnt/ 


*) Auch mit der Figur, welche Borrowsky auf der 146. Tafel, nach einer Plumieri⸗ 
ſchen Zeichnung, aber, wie Herr Schneider pag. 54. erinnert, ziemlich willkuͤhrlich, 
wiederholt hat. 


88 Meer „Schildkroͤte. 


erwähnt, und um nicht durch unnsthige Weitlaͤuftigkeit zu ermuͤden, erkläre ich nur 


kurz, wie aus allen Erwaͤgungen hervorgehe, daß Linne mit dem Namen der ſchie⸗ 
ferartigen Schildkroͤte keine andere konnte bezeichnen wollen, 5 die unter Wee 


Namen auf unſerer Tafel vorgeſtellte. 


Ich wende mich ſogleich zur vierten Akt nach der Ordnung des 1 
Verzeichniſſes, oder zur Caret-Schildkroͤte; (T. Caretta L.) weil eben dieſe am 
haͤufigſten und gewoͤhnlichſten mit der nur eben erwähnten ſchieferartigen verwechſelt 
wird. Die erſte genauer beſtimmte Meldung von ihr findet ſich bey Rochefort 
unter dem Namen Caouanne; ihm folgte hierinn Ray p. 257. welcher von ihr ſa⸗ 
get, fie habe gleiche Geſtalt wie die Teſtudo Franca des Rochefort, aber eine 


dickere Schale, ſchwarzes Fleiſch, von zaͤher Beſchaffenheit und unangenehiien Ge⸗ 
ſchmacke. 


gene ei * 


Die bey Catesby auf der 40. Tafel abgebildete Schildkroͤte führt die nur 


eben erwaͤhnte Aufſchrift: „T. marina Caouanna. Raj. Synopſ. quadr. 257. 5, 
Und dieſe Catesbeyiſche Figur ziehet Brown in feiner Natural Hift. of Jam. 


p. 465. n. 3. auf feine Loggerhead Turtle, welche er deutlicher auf folgende Weiſe 


charakteriſirt: „Der Kopf iſt mittelmaͤſſig, der Rachen geräumiger, der Schn 


abel 
‚langer und ſtaͤrker als bey den übrigen Arten. Die Bedeckung des Halſes Pr 


„der Floſſen runzlicht und warzicht. Der Ruͤcken des Schildes iſt hoͤckerichter und 
vorragender (puominentius) als an den andern Arten, denn eine jede der fuͤnf 
„Schuppen laͤngs des Ruͤckens endigt ſich hinterwaͤrts in eine hoͤckerichte Spize; fie 
„find dick und ſchoͤnfarbicht. Das Fleiſch iſt ranzicht. Dieſe Art iſt in Jamaika 


„ſeltener, und ſcheint in den noͤrdlichern Gegenden und dem weſtlichern Eylande 


„des Oceans ihre gewoͤhnlichere Heimath zu haben., Dieſe lezte Angabe, von ihrem 


Aufenthalt in mehr nördlichen Meeren, beſtaͤtiget eine Erfahrung des Catesby, 


welche er bey feiner Caouanne S. 40. erzählt. „Sie durchſchwimmt den ganzen 
„Ocean; zum Beweis deſſen kan, auſſer andern mir bekannten Beyſpielen, nur die 
„Erfahrung dienen, daß wir eine ſolche Schidfröte am 20ſten April 1725 unterm 


„30. Grad nördlicher Breite fiengen, als fie ſchlafend auf der See trieb, und wir 


„u dem Ende das Boot ausſezten. Dies ereignete ſich nach unſerer Schaͤzung zwi⸗ 
„ſchen den Worifchen und Bahamiſchen Inſeln; näher war uns wenigſtens kein 
„Land, woher fie konnte gekommen ſeyn, oder wo gewoͤhnlicher Weiſe Schild⸗ 
5ykroͤten ſich zu enthalten pflegen; denn an der nordamerikaniſchen Kuͤſte werden 
über das Cap von Florida hinauf keine angetroffen.), Sie wagt alſo weite Rei⸗ 
fen, und es ſcheint demnach nicht befremdend, daß die Caouannue auch ins mittel⸗ 


laͤndi⸗ 1 


DIESEN 


am 
We 
W. N WO 


Tea / . ; 
e/ftudo margın ala 
9 2 


„ 
A, Nundor ad naf. fbr. r 3 


2222 


Tab.XI 


JSeftudo mangınata. 
Teltudo fabulalı Madlbaum. 


Tab XIII. 


ED 


, Je — 
Teftude fabulatı Madlbaum 


en 
FW. Wunder. ad rat. fan f. 


Tab XIV 


2 


L 


EN - 


N 


e Lab LCC c 


Tab.xv. 


, , 5 
4 belle Verrapı TE. 


Tab. XVI. 


. 22 0 careliı Ws ! 


5 
eller ad nat: mnx: 


SE Ro. Ts IB: To um 27 zcata 1a Lim. Fig 202 SEI ee, Nydas — 277 TE. 
5 
25 2 e. Testudo Caretia I 


IAB XVII P. 


IESTVDO GARETTA LIN. 


Tab. XVIII. A 


N 


I, Imbricala LUD. 


Tab. XVIII B. 


Teftudo lea 272 IL. 


Tab. XIX. 


EEE, 4 1 ( 2 
Je tudo fe a 2 hm. 
u 


4 


Tab. 


5 8 » 
> Kftude roftrata Ahrunberg. 
je u. co 


1 

* 

3 z 
* 

9 

8 

3 


D. Johann David Schoͤpfs 


Königl. Preuß. Geh. Hofraths und Praͤſidenten des Collegium medicum zu Anspach, 
der Kaiſerl. Akademie der Naturforſcher und der Berliniſchen Geſellſchaft 
naturforſchender Freunde Mitgliedes 


Naturgeſchichte 
F% T 
mit Abbildungen ; 


erläutert, 


Fuͤnfter Heft 
enthaltend 


die Bogen M bis R, und Tab. XVII. XXI XXV. von den Kupfern. 


.. —— —— — ——— — 
Erlangen 


bey Johann Jakob Palm, 1798. 


2 * @ N 
3 ER 2 8 1 a 


N 
* 


Inhalt der Kupfer 


des erſten und zweiten Hefts. 


europaea Schneider. 


tricarinata, Retz. 


. ſcabra Retz. 2. 3. cinera Brown. 4.5: feripta Tiunberg. 


picta Herrmann. 
punctata Mühlenberg. 
ſerpentina Linné. 
claufa Blochii. 
graeca Linne. A. 
graeca Linne. B. 
geometrica Linn. 


** 


Des dritten und vierten Hefte. 


marginata. 

T. marginata, 2. tabulata Wallbaum- 
tabulata Wallbaum. 
tabulata Wallbaum. Pull. 
Terrapin. 

caretta Linn. 

caretta Linn. 

imbricata Linn. 

eadem im Grundriß. 
ferox Pennant. 

roſtrata Thunberg. 


Des fuͤnften Hefts. 


T. imbricata Linn. 2. mydas Linn. 3. caretta Linn, 
fimbriata. 

1. indica. Perrault. 2. 3. Vosmaeri. 

areolata Thunberg. 

penſylvanica. 

elegans. Sebae. 


u. 


. San 
* 


* * 1 a 
. A a a 


. 


a 


Meer » Schildfröten. | 89 


ländiſche Meer übergegangen fey, wo man niemalen weder die Mydas, noch die 
Schieferartige geſehen hat. 


Dieſe Browniſche Schlldkroͤte mit fünf hoͤckerichten Ruͤckenſchuppen, nach Hift. 
Jam. p. 465. n. 3. ziehet Gronov in dem Mul. Ichthyol. Tom. II. n. 69. zu 
ſeiner unter dieſer Nummer beſchriebenen 


Meer ⸗Schildkroͤte, mit zwo ſpizigen Krallen an den Vorder- und Hinter: 


fuͤſſen 


und ſagt in der Beſchreibung: „Die Schuppen auf dem Rücken find hoͤckericht; „ 
da er hingegen von der naͤchſtvorhergehenden unter Nro. 68, zu welcher er Seb. 79. 
fig. F. citirt, nur ſaget: „Der Ruͤcken verliert ſich in einen ſcharf-gewoͤlbten ( con- 
„ vexo- acutam) Kiel. , Dieſe nehmliche Schildkroͤte wiederholt Gronov noch— 
mals in feinem, acht Jahre ſpaͤter erſchlenenen Zoophylacio, unter n. 77. als: Schild— 
kroͤte mit floßartigen Fuͤſſen, doppelten ſcharfen Krallen, ſcharfem Schnabel, eyfoͤrmi— 
gem geſaͤgtem Schilde und hoͤckerichtem Ruͤcken; und beziehet ſich auf ul. Ichthyolog. 
n. 69. Da er aber am leztern Ort ſchon faͤlſchlich: Edw. tab. 206. anfuͤhrte, fo 
hat er nun noch irriger aus Grew. Muf. p. 38. tab. 3. die Abbildung der Schie⸗ 
ferartigen Schildkroͤte hieher gezogen, als welche eben ſo wenig der Edwardiſchen 
Figur, als den Charakteren der Caouanne entſpricht, fo daß demnach Beziehungen 
auf drey ganz verſchiedene Arten hier in derſelben Stelle vermenget und zuſammen⸗ 
geworfen find. 


Aus dieſer Gronoviſchen Notiz hat endlich Anne die Unterſcheidungs⸗ Merkmale 
ſeiner vierten Meer⸗Schildkroͤte entlehnet, nur mit der Abaͤnderung, daß er die 
Worte Gronovs: „Der Rand des Schildes iſt dünne und ſaͤgefoͤrmig-gezaͤhnelt „ 
abaͤnderte, und dafür feste: „ Der eyfoͤrmige Schild iſt ſcharf ſaͤgefoͤrmig gezaͤhnelt ,; 
des hoͤckerichten Ruͤckens nicht erwähnte, übrigens aber die Zahl der doppelten Kral- 
len an den floßartigen Fuͤſſen beybehielt; und ihr den nicht bey Gronov angegebe⸗ 
nen Namen der Carette beylegte; richtig ſezte er die Gronoviſche und Browniſche 
Synonymen, unrichtig aber Catesb. t. 39. und Sebae tab. go. f. 9. darunter. 


Aus dieſen angefuͤhrten Umſtaͤnden laͤſſet ſich demnach leicht folgern, daß Linne, 
nachdem er die Schildkröte, von welcher das Schildpadd der Kuͤnſtler genommen 
wird, bereits als ſeine zweyte Art aufgefuͤhrt, und ihr den Beynamen Carette, 
aus Tertre und Ray, unterlegt hatte, er unter dieſer ſeiner vierten Art, fuͤr welche 
er den ſpecifiſchen Namen Carette erwaͤhlte, unſtreitig eine andere und von jener 

N M zwey⸗ 


90 505 Meer Schildkroͤten. 


zweyten verſchiedene Art verſtanden haben wollte, von welcher nehmlich das den 
Kuͤnſtlern taugliche Schildpadd nicht komme. 


Nun, da Gronov, dem in Beſtimmung dieſer Art Linne am elgentlichften 
folgte, nichts deutlicheres und auszeichnenderes in feiner Beſchreibung aufführet, als 
„den eyfoͤrmigen gezaͤhnten Panzer, und den hoͤckerichten Rücken “; fo muͤſſen dieſe 
ſpeclfiſche Kennzeichen nur auf die Schildfröre angewendet werden, auf welche fie 
vorzuͤglich paſſen, oder die ganze Art muͤßte aufgehoben werden. Es giebt aber 
keine unter den Meer» Schilöfröten, auf welche die erſt erwaͤhnten Merkmale des 
Rochefort, Catesby, Brown und Gronovs anwendbar wären, als die auf 
der XV. Tafel vorgeſtellte unterſte und mit dem Namen: Caretta, bezeichnete, welche 
aber auch von Schneider, Cepede und andern, aus ähnlichen Gruͤnden, die 
bisher abgehandelte vierte Linneiſche Art zu ſeyn erachtet wurde. Widrigenfalls 
hätte muͤſſen dieſe Linneiſche Art und Benennung, als auf ſchwachen Gründen ruhend, 
ganz aufgehoben und unter veraͤndertem Namen neu aufgeſtellt werden, welches aber, 
damit nicht Namen ohne Noth vervielfaͤltiget wuͤrden, fuͤglicher unterlaſſen werden 
konnte. 


Indem ich aber dieſer von Linne ſelbſt nicht deutlich genug bezeichneten Art 


nachſpuͤrte, und ihre auszeichnenden Merkmale aufzufinden mir angelegen ſeyn ließ, ſo 
ward ich auch bald gewahr, daß in den meiſten Sammlungen Panzer von dieſer 
{rt ungleich häufiger vorkommen, als von den übrigen Meer⸗Schildkroͤten, und 
dieſes wahrſcheinlich aus der Urſache, weil fie auch in dem europaͤiſchen Meer und 


in der mittellaͤndiſchen See zu Haufe iſt. Viele ihr zugehörige Panzer habe ich in 


Deutſchland, und noch mehrere in Italien angetroffen; und die Urſache dieſer groͤſſern 
Frequenz laͤſſet ſich aus den nur eben geſezten begreifen. An allen aber, fo viele 
mir entweder ſelbſt unter die Haͤnde kamen, oder durch Beſchreibungen und 
Gemaͤlde bekannt wurden, habe ich fuͤnf Schuppen an jeder Seite der Scheibe 
bemerket; und dieſes nicht etwa nur an kleinen, ſondern eben ſo an erwachſenen, und 
den größten Exemplaren, daß ich daher auch gar keine Bedenklichkeit fand, dieſe ge» 
fünfte Zahl der Seitenfelder als einen auszeichnenden Charakter dieſer Art gelten 
zu laſſen. 


Ich will damit zwar nicht laͤugnen, daß nicht eine gleiche Anzahl zuweilen auch 
bey einer der andern Meer-Schildkroͤten-Arten gefunden werden konnte, wie zumal 
aus Catesb. 38ſter Tafel zu folgen ſcheinet; aber doch glaube ich, daß es ſeltener, 
nur als zufällige Ausnahme, und keinesweges fo beſtaͤndig, vorkommen werde, als an 

dieſer 


Meer- Schildkroͤten. 91 


dleſer Linneiſchen Carette. So viel ich auch von der Mydas-Schildkroͤte Panzer, 
oder auch lebendige Thiere, geſehen habe, (und ihrer gar viele ſahe ich in den Baar 
miſchen Inſeln,) ſo bemerkte ich doch nie mehr als 13 Schuppen auf der Scheibe; 
und auch nur fo viele zeigen die Figuren bey Seba tab. Bo. fig. 4. F. 6. Edward 
tab. 206. und Cepede tab. 1.) noch erwähnen andere Beſchreibungen mehrerer. Wie 
demnach mit dieſer allgemeinen Bemerkung die Zahl von 15 Schuppen der Scheibe 
ſich vereinigen laſſe, welche die Catesbyiſche Abbildung der Grünen oder Mydas⸗ 
Schildkroͤte auf ſeiner 38. Tafel beylegt, weiß ich nicht zu erklaͤren, wenn nicht die 
Anmerkung des Cepede S. 88. gültig und wahr befunden werden ſollte, daß die 

iydas⸗Schildkroͤte nach Alter und Geſchlecht zuweilen in der Zahl ſeiner Schup⸗ 
pon veraͤnderlich ſey. Ueberhaupt aber muß ich hier erinnern, daß dieſe von der 
Catesbyiſchen Figur entnommenen Zweifel um fo weniger wichtig zu ſeyn ſcheinen, 
da auch deſſen beyde andere Vorſtellungen der Schieferartigen auf Taf. 39. und 
der Carette auf Taf. 40. keinesweges unter die guten gerechnet werden koͤnnen, wie 
die eigene Einſicht jedermann uͤberzeugen wird. Unterdeſſen iſt eine volle und gewiſſe 
Entſcheidung dieſer Zweifel noch zu erwarten. 


Alles dieſes aber mußte vorangeſchickt werden, um uber die naͤchſtfolgende My⸗ 
das⸗Schildkroͤte, oder die dritte des Linneifchen Verzeichniſſes deutlicher ſeyn zu koͤn⸗ 
neu. Dieſe wird von ihm in der 12ten Ausgabe des Naturſyſtems beſtimmt, wie 
folget: 

Schildkroͤten mit floßartigen Fuͤſſen, zwey Krallen an den vordern, eine an 
den hintern Fuͤſſen; und mit eyfoͤrmiger Schale. 

Er bezeichnet fie noch genauer durch den Beyſaz, daß „ihr Fleiſch gruͤnlicht und 
eßbar !“, folglich fie die unter dem gewöhnlichen Namen der grünen Schildkröte 

verſtandene ſey. Unter dieſe Art zaͤhlet er denn folgende Synonymen auf: 
Amoen. acad. I. pag. 138. n. 22. Schildkroͤte mit fpizigen Krallen, zwey 

f an den Vorder- eine an den Hinterfuͤſſen. 

Er beruft ſich in jener Stelle auf Seba tab. 80. fig. 9. und Grew tab. 3. 
fig. 4.5 beide dieſe Figuren aber gehören ſchon erwaͤhntermaſſen unſtreitig zur Schie⸗ 
ferartigen Schildkrte; wie ihre Uebereinkunft mit Knorrs tab. §1. und Cepede 
tab. 2. noch deutlicher beweiſet. Das Nichtpaſſen dieſer hieher gezogenen Figuren, 
zu dem in den Am. acad. p. 138. beſchriebenen Schilde wird deſto auffallender bes 
merklich, da am leztern Orte geſagt iſt, daß die Scheibe des Gyllenborgiſchen Schil— 
des mit 15 Feldern belegt ſey, die darauf gezogenen Abbildungen des Seba und 
Grew hingegen nur 13 anzeigen, welche Abbildungen auch in dieſer Anzahl ſowohl, 
els in der ubrigen Geſtalt und Lage der Schale und der Schuppen, unter ſich und 
M 2 mit 


92 Meer ⸗Schildkroͤten. 


mit der Knorriſchen Abbildung 5 Taf. LIE. und der Cepediſchen auf Taf. 2. voll 

kommen uͤbereinkommen, daß ſie keiner andern als der ſchieferartigen Schildkroͤte koͤn⸗ 

nen zugerechnet werden. Es paſſet folglich dieſes erſte Citat gar 0 zur Mydas⸗ 
Schildkroͤte. i 

„Schwarze Schildkroͤte, Mul. Ad. Frid. I. p. 50. % wo 1 
Nachweiſungen ſtehen: ; 


Schwarze Schildkroͤte mit einer ſpizigen Kralle, an den Hinter- und 


Vorderfuͤſſen. Am. acad. I. 284. Sebae tab. 79. f. 5. 6. Grew 
fcaly Tortoiſe fhele tab. 3. f. 4. 


Diefe lezte aus den Amden. acad. angezogene Stelle, iſt die unter Nro. 7. im 
Muſeo Principis mit den vorigen Worten uͤberſchriebene Schildkroͤte, zu welcher 
dort nur allein die Sebaiſchen Abbildungen tab. 4. F. 6. angeführt find; in der wei⸗ 
tern Beſchreibung aber heißt es: „Die gewoͤlbte und etwas gekielte Scheibe iſt 
„mit 1s ſechseckichten Schuppen bedeckt,“ welche Zahl doch weder in den Sebak— 
ſchen noch Grewiſchen Abbildungen ſichtbar find, die demnach nicht hleher paſſen, 
zumal ſie beide unter ſich abweichend, und zu zwey andern, auch verſchiedenen Arten, 
gehoͤrig ſind. 

„ Aldrovandi Quadrup. 7 12. t. 714. ,, auch dieſe zur Mydas gezogene Figur ge 
hört ohne allem Zweifel zur Caret-Schildkroͤte; denn von dieſer erkeunt man die 


ganze Geſtalt, den ſchaͤrfern Ruͤckenkiel, die tlefern ſaͤgefoͤrmigen Einſchnitte am Hin⸗ 


tertheil, und die nicht unwichtigen fuͤnf Seiten- Schuppen der Scheibe deutlich und 
genau, obgleich die eigentliche Struktur und Oberflaͤchen der Schuppen, und die 
wahre Beſchaffenheit der übrigen Theile nicht gut ausgefuͤhrt iſt. Auch iſt es hoͤchſt⸗ 
wahrſcheinlich, daß Aldrovandus, der zu Bologna lebte, des ihm nahen Meeres 
einheimiſche und gemeinere See-Schildkroͤte zum Vorbild ſeiner Darſtellung werde 
genommen haben. Die Abbildung erreicht nicht die volle Aehnlichkeit dieſes 


muthmaßlichen Vorbildes, hat aber doch noch ungleich wenigere Aehnlichkeit mit 


irgend einer der andern Geſchlechts-Verwandten. 

„ Olearii Muf. 27. tab. 17. f. 1. Eine uͤbelgerathene unvollſtaͤndige Figur, in 
welcher jedoch, auſſer den fünf Schuppen an den Seiten der Scheibe, und dem hins 
terwaͤrts tiefer geſaͤgten Rande, auch durch Stellung von Schatten und Licht ein 
leichter Kiel auf der Halbſeite der Scheibe, und zwiſchen ihm und dem Rande einige 
Vorragungen der Rippen bemerklich find, fo daß auch dieſe Abbildung nach einer 
Carette, aber ungluͤcklich genug, gemacht zu ſeyn angenommen werden darf. Der 
lange Schwanz paßt zu keiner Meer- und die floßartigen Fuͤſſe zu keiner der Fluß⸗ 


Schildkroͤten. 
„Ges- 


Meer ⸗Schildkroͤten. 93 


„ Gesner. quadrup. 78. Teftudo marina. „ Es kommen bey Geßner in der 
Hiſt. animal. Lib. IV. (edit. Tigur. 1558.) Abbildungen von dreyerley See-Schild⸗ 
kroͤten vor, welche auch in feinem Append. de Quadrup. ovip. und im Thierbuche 
wiederholt find. Die erſte in der Hift. animal. p. 113 I. iſt überfchrieben: Teſtudo 
(marina prima) corticata Rondeletii, und ſtellet eine Meerſchildkroͤte mit faſt 
herzfoͤrmigem, an den Seiten und nach hinten ſcharfgeſaͤgtem Schilde vor, deſſen 
Scheibe offenbar mit 15, obgleich krumm und verſchoben gezeichneten Schuppen be— 
legt iſt, und dabey eine erhabene Schwiele längs der Seiten der Scheibe angedeu— 
tet hat. Die andere p. 134. heißt: Teſtudo (altera marina) coriacea Ronde. 
letii; und ſtellet das zwar ebenfalls mißrathene, doch genugſam kenntliche Leder— 
ſchild vor. — Die dritte pag. 1140. eine Meer-Schildkroͤte, die keiner der vori— 
gen Rondeletiſchen gleichet, und wie Geßner berichtet, nach einem Ponetieriſchen 
Gemälde wiederholt iſt, iſt ein ganz willkuͤhrlich ausgeſchmüͤcktes und verſtelltes Gemälde; 
auf der Scheibe des Schildes allein liegen 43 kleine viereckichte, in ſechs Reihen 
vertheilte Schuppen. Das Otiginal dazu iſt wahrſcheinlich nicht in der Natur. 
Geßners Nachrichten ſind ganz aus Rondelet genommen; daher, und aus der 
mit der Caret⸗Schildkroͤte in den wichtigſten Punkten uͤbereinkommenden Figur jener 
erſten Rondeletiſchen See-Schildkroͤte, erhellet zur Genuͤge, daß auch Geßners 
Citat nicht weiter zur Mydas paſſe, als was die dort aus aͤltern Schriftſtellern ge⸗ 
ſammlete allgemeine Notizen von Meer: Schildfröten betrift; daher Herr Schnei— 
der ſchon bemerkte, daß Geßners Stellen auf alle Meer-Schildkroͤten paſſen. 


Osbecks Reiſe, S. 293. des Originals, S. 383. der Ueberſezung, Teſtudo 
Mydas, mit Verweiſung auf Teft. atra Mufei Reg. p. 50. Os beck beſchrelbt 
zwar nicht genau, doch kennbar genug, die gruͤne eßbare Schildkroͤte. Er erwaͤhnt 
auf der Scheibe nur 13, und auf dem Rand 25 Schuppen. 


g. Seb. Muf. I. tab. 80. Hg. 9. Teſtudo marina americana Mydas dicta. 


Die neunte Figur der Soſten Tafel iſt uͤberſchrieben: Teſtudo marina ameri- 
cana; dieſe Figur gehört aber ſchon erwaͤhntermaſſen zur Schieferartigen Schild⸗ 
kroͤte, obgleich dieſelbe bey Anne“ noch einmal zur vierten oder Caret-Schildkroͤte 

wiederholet iſt. Das Beywort Mydas ſtehet nicht in der Sebaiſchen Ueberſchrift 
bey der angezogenen gten Figur, fondern findet ſich allein in der Ueberſchrift der 
ıften Figur der Soſten Tafel, nehmlich: Teſtudo, major terreſtris, americana 
Mydas dicta, welche aber kolbichte mit Krallen bewafnete Fuͤſſe hat, und folglich 
eben ſo wenig hieher gehoͤrt. 

M 3 Aniden 


— 


3 


98% Meer Schildkroͤten. 
Amen. acad. J. 4. 137. Teſtudo eadem. 


Dieſe Stelle iſt in Amphib. Gyllenborg. nro. 21. wo hinwiederum folgende 
Citate untergeſezt ſind: Teſtudo major terreſtris americana Mydas dicta. Seb. 
Theſ. I. p. 127. tab. 80. fig. 1. Jurucua Brafil. Marcgrav. Braſ. 241. Raj. 
quadrup. 256. 0 RT x 


— 


Hier hat alſo Linne ſelbſt unwahrſamer Weiſe eine Land-Schildkroͤte unter die 
See⸗Schildkroͤten geſezt; und dies mag zum Beweis dienen, daß feine Citate nicht 
mit aͤuſſerſter Strenge geſichtet, und daher nicht unwiderruflich find. Die Schaale 
übrigens, welche er unter Nro. 21. der Gyllenborgiſchen Amphibien beſchreibt, hat 
te ebenfalls nur 13 Felder, wovon „die fünf nach der Mittellaͤnge, faſt ſechs⸗ 
„ eckigte, glatte, und keine davon hoͤckericht, auch nicht die lezte“, angegeben ſind; 
die Geſtalt der Schaale war oval, mäßig conver, und unmerklich gekielt; der Rand 
ganz, und nicht ſaͤgefoͤrmig; die Farbe braun oder bleyfarbig mit ſchwarzen Flecken. 
Welche ſaͤmmtliche Angaben fuͤglich auf die grüne Schildkroͤte paſſen, und dieſe Stele 
le folglich, mit Ausſchluß des Sebaiſchen Citats, ihren Plaz behaupten kann. 


In der naͤchſtfolgenden Nummer 22. der nur erwaͤhnten Diſſertation von den 
Gyllenborgiſchen Amphibien, kommt wieder eine See-Schildkroͤte mit den Beſtim— 
mungszeichen der Mydas vor, und belegt mit den Citaten: Seba Taf. 80. Fig. 9. 
Grew 38. Fig. 4. Gesner S. 78. Aldrovand. Taf. 714. Olear. Taf. 17. 
Fig. 1. Alſo hier wieder dieſelben Sebaiſchen und Grewiſchen Figuren, deren Abwei— 
chungen von den uͤbrigen Figuren ſchon bemerkt worden iſt; aber auch der dort be— 
ſchriebene Panzer paſſet zu dieſen beiden erſt genannten Figuren ſo wenig, als zu 
dem in der vorhergehenden Nummer beſchriebenen Panzer, mit welchem er ihn in 
Vergleichung ſezt. ö 


„Die Schale iſt eykoͤrmig, und konvexer als die vorhergehende (Neo. 21.) ; 
„auf der Scheibe liegen 15 Schuppen, die mittlern find ſechseckicht, und die vorderſte 
„iſt die kleinſte, die lezte aber nach hinten mehr hoͤckericht; der geſaͤgte Rand hat 
„27 kleine Schuppen.“ Diefe Angaben bezeichnen die Carette, und zu ihnen paſſen 
dann auch die drey lezten Citate. 


Margr. braf. 241. Jurucuia Braſilienſibus: kenne ich nicht. Von ihm aber 
cheint bey Raj. quadr. 256. der Name und die ſehr allgemeine und kurze Beſchrel⸗ 
bung entlehnt zu ſeyn; welche aber, da ſie acht auf der Schale bemerkliche Rippen 
erwahnt, ebenfalls zur Carette eher, als zur Mydas, gehoͤrt. 

y. Amoen. 


Meer» Shildfröten, 95 


7. Amoen, acad, I. p. 284. 2.7. — „Schildfröte mit einzelnen ſpizigen Naͤ⸗ 
geln an den Vorder- und Hinterfuͤſſen.“ Dies iſt dieſelbe ſchon oben unter ) am 


gefuͤhrte Stelle, die Teftudo atra, fo wie auch 


Muf. Ad. Frid. I. p. 5c. Teſtudo eadem, hier nur wiederholt if. 


Seb. muf. I. tab. 79. f. F. 6. — ft unter den vorigen Citaten ſchon mehr⸗ 
malen erwahnt, und ſtellet allerdings junge Mydas-Schildkroͤten dar. In der Ans 
merkung ſezt Linne“ noch hinzu, daß die Varietaͤt y. nur juͤnger zu ſeyn ſcheine; 
und daß «) faſt glatte, aber ſchwach und hohl-punktirte Schuppen habe. 


Was laͤßt ſich nun aus dieſen durch einander geworfenen, ſich wiederholenden, 
und ſelten paſſenden Haufen von Citaten entnehmen? 


Alles wohl und gegeneinander erwogen, ergſebt ſich: daß alleine die Befchreis 
bung der T. atra, und die Sebaiſchen Figuren Tab. 7). fig. 4. F. 6., die Osbecki⸗ 
ſche Stelle, und jene, aus den Gyllenborgiſchen Amphibien Neo. 21. als Belege für 
die Sinnelfche Mydas-Schildkroͤte, oder die er darunter verſtanden wiſſen wollte, 
gelten koͤnne. Alle uͤbrige gehoͤren zu einer der beiden andern Arten. Mit jenen 


Beſchreibungen und Abbildungen aber ſtimmen die von Linne nicht benuͤzte Edwardi— 


ſche, und die erſt neuerlich von Cepede gegebenen Figuren der Mydas-Schild⸗ 


kröte, und dieſe wleder unter ſich, vortreflich zuſammen. 


Eine Urſache der ſchwankenden Beſtimmungen von See-Schildkroͤten, lag wohl 


darinn, daß Linne fein Unterſcheidungszeichen zum Theil auf die Zahl der Nägel 


gruͤndete; welche doch unbeſtaͤndig, oder auch aus zufaͤlligen Urſachen unzuverlaͤſſig 


werden kann. Dieſes habe ich ſchon oben bey der Griechiſchen Schildkroͤte bemerkt; 


aber auch von der Mydas-Schildkroͤte hat es ein Recenſent von Herrn Schneiders 
erſtem Beytrage zur Naturgeſchichte der Schildkroͤten “) ebenfalls geſagt. Der Recen— 
ſeut, heißt es, kann nicht umhin zu bemerken, daß Herr Schneider in ſeiner 
Naturgeſchichte der Schildkroͤten irre, wenn er Linne' deswegen tadelt, daß er eine 
Varietaͤt der Mydas⸗Schildkroͤte annehmen konnte, welche an allen Floſſen nur 
eine einzige Kralle habe; bey der Vergleichung einer anſehnlichen Anzahl gruͤner 
Schildkröten, die der Recenſent kuͤrzlich anzuſtellen Gelegenheit hatte, fand er bey der 
übrigens ganz ähnlichen Bildung aller andern Theile des Körpers, Exemplare mit 
einem Nagel an jedem Suffe, mit zwey Nägeln an jedem Fuſſe, und mit zwey 

f Naͤgeln 

) Allgemeine Litt. Zeitung, Supplem. 1787. uro, 19. S. 148. 


96 Meer Schildkroͤten. 


Naͤgeln an den Vorder» und einem an den Hinterfuͤſſen; zu einem hinlaͤnglichen 
Beweiſe, daß die Anzahl derſelben veraͤnderlich fey, und daher von ihnen, wle 
Linne' und alle andere mit Unrecht gethan haben, keine Kennzeichen dürfen herge⸗ 
nommen werden. Es fehlt ohnehin nicht an unterſcheidenden Merkmalen der Schild⸗ 
Fröten, wenn man nur den Kopf und die unveraͤnderlichen Theile in der Bildung 
der Schilder zu Rathe ziehet. Jene unzuverlaͤſſige Zeichen habe ich mich denn auch, 
bey der Vergleichung der obigen drey See-Schildkroͤten, zu umgehen bemuͤhet, und, 
wie ich hoffe, zum Vortheil ihrer deutlichen Auseinanderſezung, auf Geſtalt, Lage 
und Verhaͤltniſſe der Schilder und Schuppen vorzuͤgliches Augenmerk genommen. 
Wer kuͤnftig Gelegenheit haben wird, mehrere Individuen jener Arten, todte oder 


lebendige, zu beobachten und zu e wird um ſo leichter die 5 5 uͤbrigen 
Zweifel loͤſen koͤnnen. 


Tab. XVIII. A. und B. 
TEST UD 0 IM BRIC ATA. 


Teſta elliptica, fübcarinata, ſerrata, ſcutellis diſci imbricatim laxe 
incumbentibus. 


T. pedibus pinniformibus, tefta cordata fubcarinata ſerrata: ſcutellis imbricatis, cauda 
ſquamata. Zinn. Syſt. Nut. XII. T. p. 350. n. 2. Excluſis Bontii et Raj. fynony- 
mis. Habitat in Mari Americano et Afiatico. „ Lamellae artificum ex hac de- 
ſumuntur. „ N 


T. pedibus pinniformibus, teſta cordata, ſubcarinata, margine ſerrato, fcutellis” imbri- 
catis, latiuſculis. Gron. Zooph. p. 16. n. 72. 


T. imbricata, teſta ſcutis laxe atque imbricatim eee unguibus palmarum 
plantarumque quaternis? Schmeid. Schildkr. nro. III. p. 309. — Id. Leipz. Magaz. 
Z. Naturk. 1786. 3. p. 258. 

T. Caretta, ſquamis difei imbricatis. Cepede Tab. II. p. rog. 

T. Caretta, ped. pinnif. tefta cordata, margine ſerrata, fcutellis imbricatis, unguibu 
palm. plantarumque quatuor. Bonaterre nro. 6. — Tab. IV. fig. 1. Figura Cæped. 


Ejusd. Auctoris Tab. I. fig. T. ex Gott waldi libro mutuata, partes T. Carettae Linn. 
nec T. imbricatae L. exhibet. 


A fen 


Schieferartige Schildkroͤte. 


A ſcaly Tortoiſe Shell. Grew. Muſ. p- 38. tab. 3. a) 
T. marina americana. Seba I. p. 130. Tab. LXXX. f. . 
T. imbricata. Wallbaum. Chelonogr. p. 46. et TO. 


T. Caretta. Hnorrii Delic. nat. Tab. L. Figura haud inepta, fed erronse ad T. Caret- 
tam L. relata. 


Caret. Tertre Antill. 2. p. 229. n. 24. 
Hawksbill Turtle. Brown. Jam. p. 465. nro. 1. 
T. Caretta. Rochef. ſ. Teftudo accipiter. Catesby. Tab. XXXIX. 


Caret. Labat Voyages aux Isles de FAmerique Tom. I. p.182. et z11. et Verſion. ger- 
manicae Schadii, Tom. II. p. 356. 


Karet- Schildkröte. Schedels Waaren-Lexic. ater Theil 179 . p. 482. 
Habicht - Schnabel, Schuppenſchild. 


* 


Schieferartige Schildkroͤte. 


Elliptiſches und ſaͤgeförmig gezaͤhntes Schild, der Ruͤcken gekielt, die Schuppen 
liegen mit ihrem Hinterrande auf dem Vorderrande jeder naͤchſtfolgenden. 


Der Schild iſt elliptiſch; nach dem Kopf hin etwas vorgezogen und über den Hals 

und den beiden Vorderfuͤſſen maͤſſig ausgeſchweift; nach hinten zu verengert 
er ſich und läuft ſpizig zu; der Rand iſt an den Selten gekielt, weiter hin aber 
ſaͤgenartig gezaͤhnet. Er iſt zwar nledergedruͤckt, aber doch etwas hoͤher als der 
Kopf, gegen den Ruͤcken erhaben und gekielt. 


Die Scheibe iſt nach Verhaͤltniß der Größe mehr oder weniger gewoͤlbt 5 
und der Ruͤcken leicht gekielt. 
i An 


%) „Die Caret⸗Schildkroͤte iſt niemals fo groß als die Zahme (Mydas), ihr Schild hinge⸗ 
„gen viel runder (konvexer), daher fie ſehr leicht ſich wieder auf den Bauch werfen 
„kann, nachdem ſie ruͤckwaͤrts gelegt worden. Die Schale iſt das Beſte an ihnen; ſie 
„beſtehet ans dreyzehn Blättern, welche zuſammen gegen 5 Pfund wiegen mögen; 
„das Pfund wird mehrentheils zu 80 — 90 Sous (nehmlich vor nunmehro 100 Jahren) 
„verkauft., Lab at a. g. O. 


N 


98 Schieferartige Schildkroͤte. 


An jängern Thieren erſcheint die Scheibe ſtaͤrker gewoͤlbt, und faſt dreyeckig, 
wie ein gebrochenes Dach; weil an ihnen auch die Seitenſchuppen gebogen, und auf 
der hintern Haͤlfte einer jeden mit einer kielfoͤrmigen Erhoͤhung verſehen ſind, deren 
ganze Richtung in einer parallelen Kruͤmmung bis nach dem hintern Rande des Schil⸗ 


des gehet. 8 


Die Bekleidung beſtehet aus eckigen nach hinten ſich verſchmaͤlernden Schup⸗ 
pen; welche durchaus ſchieferartig uͤber einander, oder mit den Raͤndern unter einan⸗ 
der geſchoben, liegen, aber nur fo wenig, daß allein der hintere duͤnnere Rand eis 
ner jeden Schuppe uͤber den vordern Rand der folgenden Schuppe tritt und ſich 
darauf anſchlieſſet; an den erwachſenen wird ihre Vereinigung etwas lockerer gefun⸗ 


den, als an juͤngern. 


Dieſe Schuppen ſind an jungen Thieren duͤnne, zart und durchſichtig; bey 
vollgewachſenen aber dick und ſtark, an dem Vorderende und nach hinten duͤnner, 
fo daß die Dicke von 2 oder 3 Linien etwa auf eine Linie und darunter abfaͤllt; 
ſie ſind hornartig, durchſichtig, glatt, glaͤnzend, und ihre Farben meiſt aus weißlich, 
rothbraun und ſchwarz, flammicht gemiſcht. 


Auf der Scheibe liegen (nur) 13 *) Schuppen. Die fünf in der Mitte find 
ungleich, breiter als lang, nach beiden Seiten abſchuͤſſig, mit einem glatten und 
nicht ſehr ſcharfen Kiel; nach hinten ſehr ſtumpfwinkelicht. — 


Die erſte und Fleinfte It. uͤberzwerch rautenfoͤrmig. 


Die zweyte, dritte und vierte find einander aͤhnlich; haben im Ganzen ebenfalls 
die Geſtalt einer nach hinten verlaͤngerten Raute; fie find, genau genommen, ſechs⸗ 
eckig; 
und abgeſtumpften, und wegen ihres hintern, meiſt auch ungleichen, oft ſpizig zuge 
rundeten Randes, ein Fuͤnfeck vorzuſtellen, deſſen beide ſpitzwinklichte Ecken nach 
den Seiten gekehrt ſind. i 


*) Dieſe Anzahl ſcheint mir die gewoͤhnlichere, naturgemaͤße zu ſeyn. So fand ich fie bey 
verſchiedenen beobachteten Exemplaren in andern Cabinetten, ſo viel hat das Erlanger 
Exemplar, und ein kleines in meiner Sammlung; nur ſo viele geben die Beſchreibungen 
von Gronov, Wallbaum, Cepede, und dem hier gewiß auch guͤltigen Labat, 
und verſchiedene Waaren-Lexica, an, auch zeigen die Figuren von Grew, Seba, 
Knorr und Cepede nicht mehrere, 


Die 


ſcheinen aber wegen des vordern, von der vorliegenden Schuppe uͤberdeckten 


Schieferartige Schildkroͤte. 99 


Die lezte iſt meiſt langer und ihre erſte Halfte ſchmaͤler als dle vierte; fie hat nur 
vier Ecken, weil ihre hintere Haͤlfte, in der Form eines ausgebreiteten Faͤchers, zu⸗ 
gerundet iſt. 


Die acht Seitenſchuppen ſind in Anſehung der Laͤnge des Rumpfes breiter als 
lang, verſchoben fuͤnfeckig, unten abgeſtumpft, oben ſpizig; an jungen Thieren findet 
ſich, von der Mitte der Schuppe aus nach der hintern Ecke hin, eine kielfoͤrmige, 
uͤberzwerche, nur ſchwache Erhöhung, die bey dem heranwachſenden Thiere immer 

unmerklicher wird. 


Die hintern Raͤnder der Ruͤcken⸗ ſowohl als Seitenſchuppen ſind ſich ſelten 
ganz gleich; geradelinicht werden ſie kaum angetroffen, ſondern mehr oder weniger 
gerundet, wogicht, oder gar ausgefreſſen (eroſi margines); ſo hatte ſie unſer ab⸗ 
gebildetes Exemplar, und fo ſtellet fie Cepede's Gemälde dar, auch Geono v 
bemerkt das nehmliche in ſeiner Beſchreibung; Seba hingegen und Knorr, zeich— 
nen nur zugerundete, wogichte Raͤnder. | 


Der Rand iſt feinem Umfange nach, laͤnglicht eyfoͤrmig, nach dem Kopfe hin 
etwas vorgezogen, flachbogig und ausgeſchweift; ſteigt von da nach den Armen etwas 
ſchraͤg abwärts, gehet dann in einem flachen Bogen, der erſt gekerbt, hernach ſaͤ⸗ 
genartig gezaͤhnt iſt, nach dem Hintertheil in einen ſpizigen Winkel zuſammen. Er 
iſt mit 25 ebenfalls ſchieferartig gelegten Schuppen bedeckt, wovon die vorderſte uͤber⸗ 
zwerch breiter oder linlenfoͤrmig, die vier naͤchſtfolgenden laͤnglicht- viereckig, mit 
ſtumpfen Kanten, die weiter hinterwaͤrts liegenden viereckig und flach, mit nach 
hinten gekehrter vorragender Spize, (daher nehmlich der ſaͤgenfoͤrmige Rand); die 
ganz lezten über dem Schwanze fügen ſich mit einer kielfoͤrmigen Erhöhung zuſammen. 


Der Bauchſchild iſt kuͤrzer als der Oberſchild; der Vordertheil kuͤrzer und zw - 
gerundet, der hintere laͤnger und ſtumpf⸗ſpizig, das Mitteltheil platt und zweyktellg. 
Es iſt mit 12, ebenfalls ſchieferartig gelegten Schuppen, die breiter als lang, aber 
welch⸗ und lederartig find, bedeckt. Die beiden Fluͤgelanſaͤſe haben vier aͤhnliche, 
viereckige Schuppen. 


Der Kopf iſt nach Verhaͤltniß ſeiner Breite länger, und nach vorne zugeſplz⸗ 
ter, oben zugerundeter, als an der Caouanne, oder der Linneiſchen Carette; auch iſt 
der Hals laͤnger geſtreckt als der uͤbrigen Arten, mit einer kahleu runzlichten Haut 
bedeckt. a 
N 2 Der 


100 Schieferartige Schildkroͤte. 


Der Schnabel, welcher einem Falkenſchnabel verglichen wird, raget unter der 
Naſe keilfoͤrmig zugeſchaͤrft vor, und iſt ſchraͤge abſchuͤſſig nach der Nee des 
Mundes. Die Kiefer ſind ſcharf und ganz. 


* 


Die Fuͤſſe ſind floßartig; die vordern kaͤnger und ſchmaͤler; die 1 kuͤrzer 
und runder; jeder Fuß meiſt nur mit einem, (zuweilen ai einem zweyten, weni⸗ 
ger ins Geſicht fallenden) Nagel bewafnet. 


Knorr hat feiner Abbildung vier Nagel an jedem Fuß angezeichner — wel⸗ 
ches, auch nach ihrer Stellung, unwahrſchelnlich iſt. 


Der Aufenthalt dieſer Arten iſt der Orean unter waͤrmern Himmelsſtrichen. 


Von dleſer Art, und nur von ihr allein »), wird das zu Kunſtarbeiten taug⸗ 
liche Schildkrot, Schildpadd, oder Schildplatt, genommen. Die Blaͤtter vom Schil⸗ 
de abzulöfen, legt man Feuer darunter, welches fie ſogleich in die Höhe treibt, und 
man ziehet ſolche hernach ganz leicht mit der Hand herunter. 


Eine Schildkroͤte, deren Schale recht gut ſeyn ſoll, muß zum wenigſten 150 
Pfund wiegen, es iſt aber nicht auſſerordentlich, einige von mehrern Centnern zu 
finden. Oft wieget das Schildpadd, was man von einer ſolchen Schale bekommt, 
15 — 20 Pfund, gemeiniglich aber nur FS — 6 Pfund. Das Beſte muß dick, klar, 
durchſichtig, glaͤnzend, von Antimonlum-Farbe, braͤunlich, ſchwaͤrzlich und welß 
jaſpirt ſeyn. Es giebt auch welches, das ſchwarz und weiß gefleckt, und wieder 
anderes, das ganz weiß iſt, man nennt dieſes das blonde Schildkrot; es iſt aufs 
ſerſt ſelten. Die größten und dickſten Stuͤcke werden am theuerſten bezahlt. Man 
muß ſich huͤten, keine zu kaufen, die von Wuͤrmern angefreſſen ſind, welches 
geſchiehet wenn fie zu lange unangeruͤhrt liegen. Das Schildkrot wird im kochen⸗ 
dem Waſſer weich, und in kupfernen Formen giebt man ihm beliebige Geſtalten. 
Es wird weder geloͤtet oder geſchmolzen, und es iſt irrig, wenn verſchiedenen Kunſt⸗ 

ſachen 


*) „Die Schale der Caret-Schildkroͤte giebt gemeiniglich 13 Platten oder Blätter, nehm⸗ 
„lich 8 platte oder ebene und 5 etwas gewoͤlbte. Unter den 3 ſind 4 etwas große, die 
„1 Fuß hoch und etwa 7 Zoll breit ſeyn moͤgen.) Schedels Waaren-Lexicon. „Die 
„Schale der gruͤnen Schildkroͤte wird nicht gebraucht, ſie iſt zu duͤnne, und kann blos 
„zu Laternen angewendet werden., Die Padden der Caivava (wird heiſſen ſollen: 
„Caouanne) find auch nur dünne, und werden deswegen nicht geachtet., a a. O. und 
Labat a. a. O. 


8 


Schieferartige Schildkroͤte. 101 


ſachen von geſehmolzenem oder gegoſſenem Schildkrot gemacht worden zu ſeyn ö ge⸗ 


glaubt werden. Es iſt! nichts weiter, als geraſpeltes Schildkrot, das gepreßt wor⸗ 


den iſt, und ſich durch, die Waͤrme zuſammengeſezt, oder aneinander gefuͤgt hat. 
Dieſes Schlldpadd Heißt in den Seeſtaͤdten Frankreichs Caret, im übrigen Lande 
aber Ecaille. Der Gebrauch des Schildpadds zu Zierrathen und Kunſtſachen war 
ſchon den Alten bekannt; nach Plinius *) und andern. Ihnen wurde es aus 
den morgenlaͤndiſchen Meeren *) zugefuͤhrt, wo es auch noch jezt haͤufig geſammlet 
wird. So holen die Chineſen ihr Schildpadd von der Inſel Sulu (For reſts 
Reiſe nach Neu-Guinea). Die Hollaͤnder ſammlen es auf der Inſel Timor, auf 
Banjermaſſing (Batav. Genootfchap. Verhandel. f. Deel.) 


Nach Europa wird gegenwaͤrtig das meiſte aus den weſtindiſchen Eylanden und 
aus dem waͤrmern Amerika überhaupt gebracht, und man fihazer daß nach Mars 
feile allein jährlich gegen rodo Pfund eingeführt werden. — 


Das Fleiſch der Schleferartigen Schildkroͤte iſt, nach Labats und Anderer 


Berichten, zur Speiſe untauglich, nicht weil es magerer oder unverdaulicher waͤre, 


als das von der grünen Schlldkroͤte, ſondern wegen feiner purgirenden Eigenſchaft ); 


ja man wird von ſeinem Genuſſe bey der mindeſten Unreinigkeit des Koͤrpers un⸗ 


fehlbar mit Geſchwuͤren bedeckt. Diejenigen, welche nach der Schildkrot-Inſel 
oder den andern Inſeln auf ihren Fang ausgehen, leben 3 — 4 Monat blos davon, 
ohne Brod, Caſſawa, oder etwas anders zu genieſſen. Sie duͤrfen aber verſichert 
ſeyn, dadurch von allen Krankheiten ihres Körpers, wie ſolche auch immer Namen 
haben moͤgen, ſogar die veneriſchen nicht ausgenommen, voͤllig geheilet zu werden. 
Dieſe Speiſe bringt ihnen ſogleich einen Durchfall zuwege, der fie vortreflich aus⸗ 
reiniget. Man vermehret oder ſchwaͤchet ihn, je nachdem der Kranke bey Kräften. 
iſt oder nicht, indem man ihn mehr oder weniger mit dem Fleiſch der zahmen oder 
der grünen Schildkroͤte vermengt, genieſſen läßt, u. ſ. w. Dieſe Nachrichten belegt 
labat mit der Geſchichte eines feiner Collegen, Pater Mondidier's, welcher gegen 
- N 3 ſeine 


*) Hift. natur. I. 9. c. IT. u. I. 16. c. 43. a 

**) Dahin rechnet Bruce in feiner Abyßiniſchen Reiſe, die von ihm im rothen Meere 
gefundene Schildkroͤte. Seine Figur aber, V. B. Pl. 43., ob er fie gleich als vortref— 
lich ruͤhmet, erlaubet nicht, ſie zur Schieferartigen Schildkroͤte zu zaͤhlen; und ob ihre 
Schale von den Roͤmern benuͤzt worden, wie Bruce vorgiebt, iſt eine andere Frage. 

RER) Hieher gehört demnach wohl auch die Teftudo purgans. Labat Voyage en Guinse. 
A. p. 323: 


REBSORTEN 


102 Weichſchalige Schildkroͤte. 


ſeine Warnungen unglaubig, ſich das Bruſtſtiick einer Schieferartigen Schildkrote 


zurichten ließ, es verzehrte, und heftig darnach purgirte. Das eingeſalzene 1 


purgirt nicht mehr fo ſtark. 


Tab. XIX. 5 
TESTUDO FEROR. Pennant. 


Tefta cartilaginea ovata, en ite tribus, naribus tubulatis pro- 
minentibus. Pennant. Act. angl. Vol. LXI. p. I. n. 32. 
pag. 266. tab. X. fig. 1 — 3. 


T. ferox. Schneider. Schildkr. nro. 6. pag. 330. — Linn. Syft. nat. ed. mel. nro. 20. 
pag. 1039. g 

T. mollis, teſta ſuperiore plicatili, absque ſcutellis. Cepede pag. 136. — Deſeriptio 
Pennanti, non autem figura. 

T. mollis, digitis membrana vnitis, teſta monophylla, in medio oſſea, margine carti- 
laginea, ſcabra, naribus tubuloſis. Bonaterre Erpetolog. n. 15. Deſeriptio et 
figura (Tab. V. fig. 2.) a Cepede mutuata. 


Weichſchalige Schildkroͤte des Pennant. 


Oberſchild iſt knorpelicht und von eyfoͤrmiger Figur; Fuͤſſe mit drey Krallen; 
Nasloͤcher ruͤſſelfoͤrmig vorragend. 


Jie hier abgebildete Schildkroͤte wurde von Dr. Garden aus Sid, Carolina 

nach England an Herrn Pennant uͤberſchickt, und durch ihn zuerſt und als 
leine bekannt gemacht. Saͤmmtliche ſpaͤtere oben angeführte Schriftſteller, haben 
Abbildung und Beſchreibung aus dieſer Quelle entlehnet. Unſere Tafel iſt ebenfalls 


nur eine getreue Copey der Pennantiſchen; fo wie ich ebenfalls nur feine vollſtaͤn⸗ 
dige 


Weichſchalige Schildkroͤte. 103 


dige und genaue Beſchrelbung (wie fie anders von einem fo bewährten Naturfor— 
ſcher nicht erwartet werden mag) dem Leſer buchſtaͤblich wiederhole. Mit deſto mehr 
Recht und Vertrauen geſchiehet dieſes, da alle Bemuͤhungen und Hoffnungen, ein 
Exemplar dieſer Schildkroͤte unmittelbar aus jenen Gegenden zu uͤberkommen, fehl— 
ſchlugen, und ich alſo zur Berichtigung oder Vervollkommnung der Geſchichte dies 
ſes Thieres nichts beytragen kan. 


Von einem Ende zum andern war der Panzer des beſchriebenen Thieres 
20 Zoll lang und 143 breit. Die Farbe deſſelben war ſchwarzbraun, mit einem 
grüͤnlichten Blicke (caſt), des Bauchſchildes aber weislicht. 


Der mittlere Theil des Panzers iſt hart, ſtark und knochicht; an den Sei— 
ten aber nach dem ganzen Umfange, und vorzuͤglich hinten nach dem Schwanze zu, 
iſt er knorplicht, weich und biegſam, gleich dickem Sohlenleder, und laͤſſet ſich 
leicht nach jeder Richtung biegen, aber doch ſtark und dick genug, um das Thier 
gegen Beſchaͤdigung zu ſchuͤtzen. f 


Der hintere Theil des Ruͤckens iſt eben ſo wie der vordere nach dem Halſe 
zu, dichte mit ſtarken laͤnglichten glatten Knoͤpfen oder Knoten beſezet. 


Die untere Seite oder das Bauchſchild iſt von einer ſchoͤnen weislichten Farbe, 
mit unzaͤlichen Blutgefaͤſſen durchſchlaͤngelt; der vordere Theil iſt knorplicht und 
biegſam und erſtreckt ſich vorwaͤrts 2 bis 3 Zoll weiter als der Oberſchild, ſo daß 
der Kopf ganz bequem darauf ruhet; der hintere Theil iſt hart und knochig, und 
recht wie ein männlicher Reitſattel geſtaltet. 


Der Kopf iſt etwas dreyeckig und nach vorne ſchmal zulaufend, wird aber 
gegen den Hals hin breiter; im Ganzen, und verhaͤltnißmaͤßig zur übrigen Größe 
des Thieres, iſt er klein. 


Der Hals iſt dick und lang, und kann leicht auf eine groſſe Laͤnge vorgeſtreckt, 
oder auch bis unter das Schild eingezogen werden; an dem abgebildeten Exemplar 
war der Hals 133 Zoll, (alſo mehr als die Haͤlfte des Schildes,) lang. 


Die Augen, welche im Verhaͤltniß ſehr klein zu ſeyn ſcheinen, ſtehen an dem 
vordern und obern Theile des Kopfes nahe beyfanmen, und haben breite ſchlaffe 
Augenlieder. Der Stern iſt ſchmal und lebhaft, mit einer limonenfarbigen runden 


Iris 


* 


104 Weichſchalige Schildkroͤte. 


eis umgeben, die dem Auge viel Leben und Feuer giebt. Wenn fie Gefahr fuͤrch⸗ 
tet, oder dem Schlafe ſich uͤberlaͤßt, ſo zieht ſie den innern und ſchlaffern Theil 
des untern Augenliedes wie elne Blinzhaut zur Bedeckung uͤber das Auge. Die 
Ober- und Unterlippe find breit, doch jene mehr als dieſe. Beide Kiefer beſtehen o 
jeder aus einem, dem Munde gleichfoͤrmigen, Knochen. Die Naſe iſt der ſonder⸗ 
barſte Theil an dem Thiere, denn fie wird durch einen knorplichten Ruͤſſel gebildet, 
der ſich wenigſtens 2 Zoll lang über die Spize des obern Kiefers erſtrecket; die Naſen⸗ 
loͤcher oͤffnen ſich hinterwaͤrts in dem Gaumen, ſind aber durch eine glatte, und 
an beiden Seiten gefranzte (fimbriated ) Scheidewand abgeſondert. Dieſe Naſe 
gleicht einigermaſſen dem Ruͤſſel des Maulwurfs, aber fie iſt knorplicht, weich, duͤnn 
und durchſichtig und alſo gar nicht zum Wuͤhlen in der Erde gebildet. 


Die Arme find dick und ſtark, und beſtehen aus drey deutlichen Gliedern, nehm⸗ 
lich dem Oberarm, Vorderarm und der Hand. Die Haͤnde haben jede fuͤnf Finger, 
wovon die drey erſten kuͤrzer und ſtaͤrker, auch mit ſtarken Klauen verſehen ſind. 
Die zwey lezten haben mehr Glieder, ſind aber kleiner, und ohne Klauen, hingegen 
mit der Schwimmhaut bis uͤber ihre Enden hinaus bedeckt und verbunden. Hiezu 
kommen noch, gegen den hintern Theil der Hand, zwey falſche Finger, welche die 
ausgeſpannte Schwimmhaut unterſtuͤtzen helfen. Die obere Seite dieſer Aerme und 
Haͤnde iſt mit einer loſen faltigen Haut bedeckt, von dunkelgruͤnlichter Farbe. Die 
Hinterfuͤſſe und Pfoten haben die nehmliche Anzahl von Gliedern, Fingern und 
Klauen; aber nur einen falſchen Finger. Sowohl die hintern als vordern Fuͤſſe, 
find dick, ſtark und muskuloͤs. Das Thier iſt wild und biſſig; und wenn es nach 
Laub ſchnappet, oder ſonſt zum Zorn gereizt wird, ſezt es ſich auf die Hinterfuͤſſe, 
um mit deſto groͤſſerer Gewalt vorwaͤrts ſpringen und feinen Feind anfallen zu koͤn⸗ 
nen. Dieſe Hinterfuͤſſe haben eine weislichte lebhafte Farbe, indem fie unter; dem 
Oberſchlld, welches ſich weit hinterwaͤrts verbreitet, faſt immer bedeckt find. 


Der Schwanz iſt dick und breit, und gemeiniglich fo lang als der Hintertheil 


des Oberſchildes. Der After liegt ungefaͤhr einen Zoll weit von der Schwanzſpize 
nach innen entfernt. 


Das Thier, nach welchem dieſe Beſchreibung gemacht iſt, war ein Weibchen. 
Noch in der Gefangenſchaft legte es 15 Eyer, und ohngefaͤhr die nehmliche Anzahl 
fand man nach ihrem Tode im Eyerſtocke; fie waren kugelrund, und hatten einen Zoll 
im Durchſchnitt. 


Das 


* 


Weichſchalige Schildkroͤte. 105 


Das Gewicht des beſchriebenen Thieres war 25 Pfund, aber fie werden zu 


weilen bis zu 70 Pfund ſchwer gefunden. Ihr Fleiſch iſt wohlſchmeckend, und 
wird von vielen noch dem der gruͤnen Schildkroͤte vorgezogen. 


Sie wohnt in den Fluͤſſen der ſuͤdlichen Provinzen von Nordamerika, beſonders 
im Savannah und Alatamaha und andern Fluͤſſen von Oft» Florida. 


TESTVDO (FEROX?) VERRVCOSA. Bartrami. 


Es giebt eine andere, der oben beſchriebenen ungemein aͤhnliche Art, welche, da 


fie mit ihr in einerley Gegenden und Gewaͤſſern wohnet, an Geſtalt und Bus 
ſchaffenheit des Panzers und den meiſten uͤbrigen, auch weſentlichen Eigenſchaften, 


bis auf ihre Sitten ſogar der Pennantiſchen weichſchaligen Schildkroͤte ſo ſehr aͤhnelt, 


daß allerdings ihre naͤchſte Verwandſchaft zur vorigen nicht zu verkennen iſt, wo 
nicht gar, was ſehr glaublich ſcheinet, ſie vielleicht zu derſelben Art gehoͤret, und 
nur eine, durch unbekannte Urſachen beſtehende, merkwuͤrdige Spielart iſt. Die⸗ 


ſer Vermuthung Beſtaͤtigung entweder, oder Berichtigung ihrer gewiſſern Unterſchei⸗ 


dungsmerkmale von der erſtern, ſtehet von aufmerkſamern Naturforſchern und Samm- 
lern jener entlegenen Gegenden zu hoffen und zu wuͤnſchen. Unterdeſſen und bis jene 
Hoffnungen moͤchten erfuͤllet werden, wird eine vorläufige Beſchreibung dieſes Ihie- 
res hier nicht am unrechten Orte ſtehen, um zur Vergleichung des vorhergehenden 
zu dienen. Erſt kuͤrzlich hat ſie, nebſt der Abbildung des Thieres, Herr Wilhelm 
Bartram ') in feinen Reiſen, S. 177. bekannt gemacht; deſſen abgekuͤrzte Nach⸗ 
richten ich denn hier wiederhole; und mir es vorbehalte, die Copie feiner Figur, 
wenn es nöthig ſeyn ſollte, und keine weitere Aufklaͤrung daruͤber zu erhalten ſtuͤnde, 


kuͤnftig noch nachzuholen. 


„% Teſtudo nafo_cylindraceo elongato truncato. ,, 
„The great ſoftſhelled Tortoiſe. Will. Bartram Trav. p. 177: 
„Der niedergedruͤckte, ſehr flache (very thin) Koͤrper, war zwey und einen halben 
„Fuß lang, anderthalb Fuß breit., (Das Exemplar wovon Bartram feine Bes 
ſchrei⸗ 
„ William Bartsam’s Travels through North et South- Carolina &c. Philadelphia 1791. 8. 
N O 


106 Weichſchalige Schildkröte. 


ſchreibung nahm, war demnach um 10 Zoll Länger als das von Penn ant beſchrie⸗ 
bene, welches bemerkt zu werden verdient.) 


„Der Oberſchild iſt zu beiden Seiten weich und knorplig, mit Aus⸗ 
„nahme der Wirbelbeine, oder des Ruͤckgrades, welches keinesweges vorragend iſt, 
„und der Rippen; dieſer weiche Theil wird durch Kochen leicht in eine Gallert 
„verwandelt. Das vorderſte und hinterſte Ende des Schildes iſt mit run⸗ 
„den, hornigen Knobben beſezt. 


„Das Bauchſchild iſt ſchmal und halbknorplicht, mit Ausnahme nehm⸗ 
„lich der Mitte und des queruͤbergehenden Stuͤckes, wodurch es an das 


„Oberſchild befeſtiget wird; dieſe nehmlich find hart und knochig. 


„Der Kopf iſt groß, dick und faſt oval. 


„Die verlängerte aber abgeſtumpfte Naſe iſt einem Schweinsruͤſſel nicht um: 
„ahnlich, und am aͤuſſerſten Ende von den Naſenloͤchern durchbohret. & 


„Die Augen find groß ), und liegen am Ende des Ruͤſſels. 

„Die obere Kinnlade iſt gekruͤmmt und ſcharf. 

„Die Lppen und Winkel des Mundes ſind breit, dick, runzlich, und mit einem 
„Bart von langen, zugeſpizten Warzen **) verſehen, welche das Thier nach Ge 


„fallen verlaͤngern oder einziehen kann; und daher hat es ein fuͤrchterliches und 
„wildes Anſehen. , 


Don den übrigen Theilen ſagt Bartram eben fo wenig etwas, als von der 


Farbe des Panzers. 


Die Abbildung der Fuͤſſe ſcheint in der Bartramſchen Figur ſehr nachlaͤſſig ge 
macht zu ſeyn; ſie ſind mit einer Schwimmhaut und alle mit fuͤnf Fingern verſehen, 
vorgeſtellt; die Finger reichen über jene Haut hinaus, und haben, nach der Zeich⸗ 

3 nung 


*) Und doch ſind ſie in der Figur gar nicht angedeutet. 


*) In der Abbildung find nicht blos die Mundwinkel, ſondern auch das Kinn, die Droſſel 
und der ganze Hals, mit ſolchen zopfigen Warzen beſezt. 


Bert 


Weichſchalige Schildkröte. 1922 


nung, alle Klauen, welches faſt unwahrſcheinlich iſt. Es giebt auch kein guͤnſtiges 
Vorurtheil fuͤr die Wahrheit der Abbildung, daß die als groſſe angegebenen Augen 
gar nicht angedeutet find, und daß das Ruͤckgrad, welches, nach dem Ausdruck der 
Beſchreibung, nicht ſichtbar vorragend ſeyn ſoll, doch in der Abbildung mit zehn Wir⸗ 
belbeinen und eben ſo vlelen Rippen, ſehr vorſtehend, vorgeſtellt ſind. Aus dieſem 
Umſtande möchte ich faſt vermuthen, daß Bartrams Figur nach einem getrockneten 
Exemplar gezeichnet worden ſey; denn ſo laͤßt ſichs begreifen, daß jene knoͤchernen 
und haͤrtern Theile, welche bey dem noch lebenden Thier unter dem weichern und 
gleichen Ueberzuge bedeckt waren, nach dem dieſer vertrocknete und verſchrumpfte, 
anſchelnend vorragender werden konnten. 


Von der weitern Geſchichte des Thieres berichtet Bartram: „daß es in 
„ ſchlammichten Stellen der Fluͤſſe und Suͤmpfe unter den Wurzeln und Laub der 
„Waſſerpflanzen ſich verberge, wenn es hungrig iſt, und fo aus dem Hinterhalt 
„ feine ſichere und unbeſorgte Beute uͤberfalle; es kann nehmlich feinen Hals auf 
„ eine unglaubliche Laͤnge vorſtrecken, und fo mit blizaͤhnlicher Geſchwindigkeit ſorglos 
„umherſchwimmende Thiere, vorzuͤglich junge Waſſervoͤgel, anfallen und erſchnappen; 
„denn dieſe Art iſt fleiſchfreſſend, und verzehrt auch Froͤſche und kleine Fiſche. Zur 
„weilen erhebt es den Kopf uͤber das Waſſer, und glebt, indem es athmet und 
, blaͤſet, einen ſchwachen ziſchenden Laut von ſich. Sie wohnen in allen Fluͤſſen, 
„Seen und Lachen des oͤſtlichen Florida, und werden 30 — 40 Pfund ſchwer. Ihr 
„Fleiſch iſt fett und wohlſchmeckend, aber ungewohnten oder uͤbermaͤſſig davon ge 
„nieſſenden Perſonen verurſacht es einen leichten Durchfall. , 


Diefes von Bartram beſchrlebene Thier hat demnach mit dem von Pennant 
beſchriebenen gemein: — 


Geſtalt und Bildung des Panzers; weiche Beſchaffenheit deſſelben; die hornichten 


Knobben auf den Enden; die ruͤſſelfoͤrmige Naſe, Lebensart, Sitten und 
das Vaterland. 6 


Iſt dagegen uuterſchieden 


3) durch die, in der Abbildung nur bemerkliche Vorragung des Ruͤckgrades und 
der Rippen; 


O 2 9) Diez 


„ Weichſchalige Schildkröte 


2) die, ebenfalls in der Abbildung, angezeigten mit fünf Singern und eben » viel 
Krallen beſezten Vorder» und Hinterfuͤſſe; 


3) vorzüglich aber durch die warzichten Zoͤpfe am Kinn und Hals. 


Die weitere und berichtigende Vergleichung muß zur Zeit ausgeſezt bleiben. 


Tab. XX. 
TESTUDO ROSTRAT A. Thunberg. 


Tefta orbiculari ovata, monophylla, coriacea, carinata, rugis obliquis 
e punctis elevatis ſtriata, ſcabra. 


T. pedibus palmatis, teſta integra, carinata, elevato-ftriata, ſcabra. 7hunberg Nov. 
Act. acad. Suec. Vol. VIII. pag. 172. (Verf. germ.) Tab. VII. fig. 2. et 3. 


T. membranacea, pedum unguiculis tribus, tefta dorſali membranacea, ovata, griſea, 
ſtriata. Blumenbach Naturgeſch. pag. 257. n. 1. Schneid. Schildkr. pag. XLVI. 
et 45. Tab. I. Linn. Syft. nat. ed. Gmel. pag. 1039. n. 17. 


T. cartilaginea, teſta orbiculari membranacea, in dorfo ſtriata, pedum unguibus tribus, 
naſo cylindrico prolongato. Boddaert Schrift. Berl. Naturf. Fr. III. Pag. 265. 
Linn. Syft. nat. ed. Gmel. pag. 1039. n. 19. 


T. Boddaerti, teſta orbiculari, membranacea, ſtriata in dorfo, pedum anteriorum poſti- 
corumque palmatorum unguibus ternis, nafo cylindrico, prolongato. ‚Schneider , 
Leipz. Mag. zur Naturg. et Oecon. 1786. 3. p.263. tab. 2. Zjusd. Beytr. I. z. 
Naturg. d. Schildkr. p. 12. Id. Schrift. Berl. Naturf. Fr. IV. B. 3. St. pag. 262. 


Weich⸗ 


Weichſchalige Schildkröte. 109 


Weichſchalige Schildkroͤte des Thunberg. 


Ruͤckenſchild tellerfoͤrmig, gekielt; die tellerfoͤrmige Bedeckung des Ruͤckens 
beſtehet aus einer ungetheilten Haut, beſezt mit erhabenen Warzen 
in ſchraͤge laufenden Reihen. 


le Figur des Nücenfchildes iſt ey- oder vielmehr tellerfoͤrmig; er iſt etwas ge- 
kielt, und beſtehet aus einem biegſamen, lederartigen Ueberzuge, ganz und ein— 
foͤrmig, ohne Abtheilungen im Rand und Felder; uͤber den Ruͤcken hin aber laufen 
ſchraͤge und gebogene Reihen, von meiſt enge an einander ſtehenden, theils laͤnglich— 
ten, theils rundlichen erhabenen Warzen oder Punkten, welche nach hinten zu meiſt 
unmerkbarer worden, überhaupt aber dem Ruͤckenſchild ein runzlichtes Anſehen geben. 


Das Ruͤckenſchlld iſt, in feinem natürlichen Zuſtande, ſeicht erhaben und nach 
ſeinem ganzen Umfange flach ausgebreitet; etwas gewoͤlbter iſt die vordere Haͤlfte nach 
der Mitte hin, platter und niedriger aber die hintere Halfte. Der Rand iſt durch— 
aus ganz, nirgends eingekerbt, und nur an den Seiten, (vielleicht auch hier nur 

zufaͤllig,) etwas aufgeſtuͤlpet. 


Das Bauchſchild iſt nach vorne dem Rückenſchild an Laͤnge und Breite faſt 
gleich; nach hinten aber viel kuͤrzer und ſchmaͤler; nur der mittlere laͤnglichte Haupt: 
theil, mit den beiden Seitenfortſaͤzen, welche zur Vereinigung der beiden Schilder die— 
nen, find hart und knochig, das übrige welch und knorplig; es iſt rund umher 
ganz wenig erhaben, glatt, und haͤutig ohne Abtheilung in Felder; die Farbe weißlich. 


Der Kopf iſt niedrig gewölbt und glatt; die Augen find nach Verhaͤltniß des 
kleinen Körpers groß; die Lippen breit, die obern etwas aufs die untern abwaͤrts 


gebogen. 

Die Naſe verlängert ſich in einen ſtumpfen Nuffel. 

Die ſehr kurzen Vorder, und Hinterfuͤſſe find mit einer breiten Schwimmhaut, 
nicht nur zwiſchen den Fingern, ſondern auch nach ihrer ganzen Flaͤche, verſehen; ſie 
haben fünf Finger, aber nur die drey erſtern davon find mit Krallen bewaffnet. 


O 3 | Der 


ON Weichſchalige Schildkroͤte. | ; 
Der Schwanz iſt kurz, und erreicht den Rand des Schildes nicht. 


Das von Thunberg beſchriebene, einer Hand groſſe Exemplar, war braun; 
und lichtbraun iſt ebenfalls die Hauptfarbe an dem Blumenbachiſchen Exemplar. 
Dasjenige aber, nach welchen die nette und ſehr getreue Abbildung der Zoſten Ta⸗ 
fel in natürlicher Groͤſſe gemacht iſt, hatte wahrſcheinlich feine eigenthuͤmlichen Far⸗ 
ben in dem Weingeiſt verloren; es befindet ſich auf dem akademiſchen Kabinet zu 
Erlangen. Noch iſt die Heimath dieſer Arten unbekannt. Daß das abgebildete noch 
ein junges Thier fen, ergiebt ſich auf den erſten Anblick — daß es aber von ganz 
einerley Art mit der Thunbergiſchen T. roſtrata ſey, litte nach allen Umſtaͤnden 
eben fo wenig einen Zweifel, und keln Bedenken, fie mit jenem nun ſchon von an⸗ 
dern Naturforſchern angenommenen Namen zu überfchreiben. 


Eben fo gewiß aber iſt auch die Boddaertiſche Schildkroͤte elnerley mit der 
Thunbergiſchen, als dieſe mit der unſrigen; Herr Schneider hat erſteres ſchon 
in der oben erwaͤhnten Abhandlung, in den Schrift. der Berl. Naturf. Fr. mit hin⸗ 
reichenden Gruͤnden erwleſen; welchen ich meinen Beyteitt nicht verſagen kann, zumal 
ich gewiſſe und eigene Unterſcheidungszeichen zwiſchen beiden aufzufinden nicht vermag. 


Es ſcheint zwar, daß ſaͤmmtliche Eingangs angezogene Beſchreibungen und Ab⸗ 
bildungen, mehr oder weniger von einander abweichen; es verlieren ſich aber alle 
Zweifel bey ihrer naͤhern Unterſuchung und Gegenelnanderſtellung; indem eines Theils 
Unfleiß der Zeichner oder der Kupferſtecher, andern Theils aber auch individuelle 
Verſchiedenheiten der abgebildeten und beſchriebenen Exemplare mit in Anſchlag zu 
bringen find. So ruͤgte ſchon Herr Schneider die Nachlaͤſſigkeit des Kuͤnſtlers, 
welcher die von ihm ſelbſt gezeichnete Boddaertlſche Schildkroͤte geſtochen hat, und 
ſo ruͤget er ebenfalls, und mit Recht, verſchiedene Maͤngel in der Bearbeitung der 
Thundergiſchen Abbildung. 


Ich habe zwey Exemplare im Kabinet zu Haag, ein drittes in Erlangen bewahr⸗ 
tes, und ein viertes, (die T. membranacea) durch die guͤtige Mittheilung des 
Herrn Hofrath Blumenbachs zu ſehen Gelegenheit gehabt; alle im Weingeiſt ber 
wahret, und alle, dem Anſchein nach, noch junge Thiere. 


Verſchieden war daher ihre Groͤſſe, die Ausbildung ihrer Theile; die durch den 
Weingeiſt mehr oder weniger veränderten Farben; verſchieden ſchien, wegen verſchrum⸗ 
pfter und verbogener Oberfläche, das knorplige und an den jungen Thieren aller⸗ 

dings 


Weichſchalige Schildkroͤte. 111 


dings ſehr weiche Schild; ſo oder anders waren da und dort der biegſame Rand 
umgekrampet, aufs oder eingebogen; die Runzeln und aus erhabenen Punkten bes 
ſtehenden Streifen mehr oder weniger deutlich. Leicht laͤßt es ſich auch begreifen, 
daß eine ſo weiche Schale, auſſer den etwa auch angebohrnen Verſchiedenheiten, 
noch durch viele andere aͤuſſere Zufaͤlllgkeiten von der natürlichen Bildung und Bes 
ſchaffenheit entſtellet werden, und dadurch zu Irrthuͤmern veranlaſſen koͤnne— 


Ein auffallendes Beyſpiel davon giebt das nur erſterwaͤhnte kleine Blumen— 
bathiſche Thierchen an die Hand. Nach der Abbildung zu urtheilen, welche Herr 
Schneider davon mittheilt, ſchien es allerdings, daß unter den weichſchaligten 
Schildkroͤten ſie eine eigene ſelbſtſtaͤndige Art ausmachte, weil ſie ſich von jenen, auſſer 
einigen andern Umſtaͤnden, hauptſaͤchlich durch eine gar nicht verlaͤngerte, ſondern, 
nach der Darſtellung im Kupfer, kurze und abgeſtumpfte Naſe, auszeichnete. Eine 
genauere und ſorgfaͤltige Unterſuchung aber des truͤglichen Exemplars ſelbſt, hat mich 
die Taͤuſchung wahrnehmen laſſen. Dieſes kleine, zarte, und wie es aus den ans 

hangenden Reſten der Nabelſchnur wahrſcheinlich wird, nur eben dem Ey entſchloffene 

Thierchen, das wenig uͤber 2 Zoll lang iſt, iſt eben ſo, wie die uͤbrigen angefuͤhrten, 
mit einer ruͤſſelfoͤrmigen Naſe verſehen. Aber wegen der groſſen Zartheit und Weich⸗ 
heit ſeiner Theile, und durch das Anſtoſſen oder Anliegen des Kopfes gegen das 
Glas, wurde der kleine und zarte, kaum einige Linien lange Ruͤſſel fo ganz an den 
Kopf zuruͤck und angedruͤckt, daß er nicht mehr bemerkt wurde; kein Wunder alfo, 
daß der durch das Glas das Thierchen abzeichnende Kuͤnſtler in ſeiner Figur das 
nicht anzeigte, was ihm ſelbſt ungeſehen blieb. Hierzu kam noch, daß das noch ganz 
weiche Schild, in der halb eyfoͤrmig zugerundeten, oder von den Seiten zuſammen⸗ 
gedruckten Geſtalt, wie der enge Raum im Ey fie erforderte, eine von den übrigen 
ganz verſchiedene Art anzudeuten ſcheinen mußte, weil unſre, die Thunbergiſche und 
Boddaertiſche Figur, einen plattern ausgebreiteten Schild haben, aber auch nach 
ſchon etwas ausgebildeten Thieren gemahlt ſind. Daß aber dieſe und ſo kleine un— 
bemerkte Abaͤnderungen und Jufaͤlligkeiten, Veranlaſſung werden konnten, eine nicht 
in der Natur exiſtirende eigene Art aufzuſtellen, davon hat mich die ſorgfaͤltigſte Un— 
terſuchung des truͤglichen Exemplars zur ungezweifeltſten Gewißheit uͤberzeuget; die 
glückliche Gelegenheit dazu aber verdanke ich der Gewogenheit des Herrn Hofraths 
Blumenbach. 


Wenn es aber nun auch keinen Zweifel mehr ausgeſezt bleibt, daß alle oben 
zuſammengeſtellte, bisher fuͤr verſchieden gehaltene Schildkroͤten, zu einer und derſel— 
ben Art gehoͤren: ſo bleibt es doch noch ſchwierig, eine andere ſich aufwerfende Frage 


zur 


112 ! Weichſchalige Schildkroͤte. 


zu beantworten; dieſe nemlich: Ob nicht dieſe Thunbergiſche Schildkroͤte, vielleicht 
auch mit der vorhergehenden Permantifchen Weichſchaligen, nur eine Art ausmache? 


Der Abſtand zwiſchen beiden iſt allerdings ſo groß nicht. 


Zur Zeit aber fehlen noch die zur Entſcheidung dieſer Frage nothwendigen Auf⸗ 
klaͤrungen; denn ſelbſt unſere, von der einen und der andern Art gegebenen Be⸗ 
ſchreibungen, find zur zuverlaͤſſigen Entſcheidung unzulaͤßlich, weil übertragene Ver⸗ 
gleichung, von blos juͤngern Thieren, wie ſaͤmmtliche bisher bekannte Indlvidua der 
Thunbergiſchen T. roſtratae find, zu aͤltern und groͤſſern Thieren, wie die Pennantl⸗ 
ſche iſt, zur Ausmittelung der Arten, nicht ohne Furcht zu irren gelten koͤnnen. 


Waͤre nur das Vaterland der hier abgehandelten Thunbergiſchen Art zuverlaͤſſeg 
bekannt, ſo moͤchten darauf einige ſichere Muthmaſſungen gewagt werden koͤnnen. | 


Der Herr Hofrath Blumenbach giebt von der feinigen Gulana zum Vaterlande 
an. Iſt dieſes gegruͤndet, ſo ließe ſich freylich vermuthen, daß ſie mit der auch 
in‘ warmen amerikaniſchen Gegenden wohnenden Pennantiſchen, wohl einerley Art 
ſeyn koͤnnte. f 


Aber dann wirft ſich noch immer eine neue Schwlerigkeit auf; daß ſich nehmlich 
noch in einem andern, von den erſtgenannten Gegenden durch betraͤchtliche Entfer- 
nungen und Meere geſchiedenen Fluſſe, eine der vorigen ſehr aͤhnliche Schildkroͤte 
findet, ſo weit nehmlich aus der ſehr kurzen Notiz davon ſich Aehnlichkeit abnehmen 
laͤßt. Es iſt dieſes die von Forſkäͤl in der Fauna arabica pag. 9. angezeigte von 
ihm in dem Nil angetroffene Schildkroͤte. Herr Gmelin hat fie unter folgendem 
Namen in die neueſte Ausgabe des Anneiſchen Syſtems eingeſchaltet: 


T. triunguis. Dreykrallichte Schildkröte, mit drey Krallen an jedem 
Fuſſe, tellerfoͤrmigen runzlichten Scheiben, flachem glattem Saum des Ober⸗ 
ſchildes, und cylindriſch verlaͤngerter uͤber den Kopf hinausragender Naſe. 


Eine groſſe Uebereinkunft der Aegyptiſchen mit der Guianlſchen und Floridani⸗ 
ſchen Schildkroͤte erhellet allerdings aus dieſer kurzen Angabe, — aber doch find fie 
zur ſichern Entſcheidung unzureichend. Dieſe leztere ſtehet denn zur Zeit noch frag 
lich hier aufgefuͤhrt. Ueberhaupt aber bleibt der Wunſch noch uͤbrig, daß Natur⸗ 
forſcher, welche jene Gegenden bereiſen, naͤhere Berichtigungen als bis jezo vorhan⸗ 

den 


Weichſchalige Schildkroͤte. 113 


den find, über dle Uebereinkunft oder Verſchiedenheit der einſtweilen nach Moͤglich— 
keit hier kenntlich gemachten Schildkroͤten, der Pennantiſchen, Thunbergiſchen und 
Forskähliſchen nehmlich, geben möchten, damit ſich entſcheiden laſſe, welche Art bey 
zubehalten, und welche auszuſtreichen ſey? Ob ſſe vieleicht alle drey nur Abaͤnderun— 
gen einer Hauptart ſeyen? Ob vielleicht jene Amerikaniſche ſowohl unter ſich, als 
auch von der Aegyptiſchen hinlaͤnglich verſchieden ſeyen? 


Erſt wenn dieſe Berichtigungen werden gegeben ſeyn, wird man auf paſſendere 
Namen für jede Art denken koͤnnen, welche bey der noch beſtehenden Ungewißheit 
ich abzuaͤndern nicht fuͤr raͤthlich hielt, — obgleich es hinlaͤnglich auffallend iſt, daß 
fommrliche ihnen zulegte Namen, die von der ruͤſſelaͤhnlichen Naſe, dem weichen 
knorplichten Schild, oder den dreykrallichten Fuͤſſen hergenommen ſind, allen Arten 
gleich zukommen; und auch der von den Sitten des Thieres der Pennantiſchen bey⸗ 
gelegte Name moͤchte abzuaͤndern ſeyn, well bey der uͤbrigens bey allen ziemlich 
nahe in einander laufenden Aehnlichkeit der aͤuſſern Bildung und Struktur, auch ge⸗ 
wiß eine Aehnlichkeit der Sitten und Lebensart darf vermuthet werden. — 


Pab ? NI. 
TESTUDO FIMBRIAT A. Bruguiere. 


Teſta ovali depreſſa, pone anguſtiora integra trifariam convexa, 
ſquamis acuminatis, ſterno obovato, acute emarginato. 


T. Matamata, teſta ovali ſubconvexa trifariam carinata, pedibus ſubdigitatis, nafo cy- 
lindrico proboſcideo, collo utrinque fimbriato. Brugiere, Journ. d’hift. natur. 
nro. VII. Paris 1792. pag.253. Tab. XIII. 

T. fimbriata, tefta ftriata et echinata, fronte callofa triloba. Schneid. Schildkr. p. 349: 
n. 12. Linn. Syft. nat. ed. Gmel. p. 1043. n. 28. 

T. terreftris major, putamine echinato et ſtriato. ſ. Raparapa. Barrere Hift. de la 
France Equinox. p. 163. Fermin. Rift. naturelle de la Hollande Equinox. p. 51. — 
Ejusd. Befchr. von Surinam. II. p.226. — Schneid. Schildkr. p. 350. 


P 7 T. fcor- 


114 a Gefranzte Schildkroͤte. 


2 T. feorpioides, pedibus fubdigitatis, fronte callofa triloba, eauda unguiculata. Linn. 
Syft. nat. XII. p. 352. ed. Gmel. p. 1041. n. 8. i 

2 T. ſcorpioides, tefta ſuperiore tribus lineis longitudinalibus elevata, quinque (eutellis 
medii dorfi elongatis, tefta inferiore ovata. Cepede p. 133. Bonaterre. 


Gefranzte Schildkroͤte. 


Nuͤckenſchild eyfoͤrmig und niedrig, dreyfach gewoͤlbt mit ſpizerhabenen Schup⸗ 
pen, der hintere Rand ſchmal zugehend und ganz; Bauchſchild vorne 
zugerundet, hinten ſcharf ausgekerbet. 


De Panzer des von Herrn Vruguieres beſchriebenen Thieres hatte 15 Zoll 
Laͤnge und 11 Zoll Breite. Die Laͤnge des ganzen Thieres, von der Naſe 
bis zur Splze des Schwanzes, betrug 2 Fuß und 3 Zoll. Die Figur des Herrn Bru⸗ 
guieres, die einzige bis ſezt davon vorhandene, iſt auf der 2ıflen Tafel ſehr ge- 
nau nachgebildet. Die 13 Scheibenfelder des niedrig gewoͤlbten Ruͤckenſchildes ſind 
unter ſich ungleich, faſt koniſch; fie bilden der Laͤnge nach eine dreyfache Reihe ers 
habener Splzen, wovon die hinterſten etwas länger find, als die vordern. Es find 
dieſe Felder vom Umfang gegen die Mitte runzlich, und am Hinterſaum gezaͤhnelt. 


Des Randes 25 Felder ſind faſt viereckig, babe ſchraͤge ln Runzeln 
auf der Oberfläche, und find am innern Saum gegaͤhnelt. 


Die Hauptfarbe des Schildes iſt braun; doch das Oberſchild etwas zum ſchwaͤrz⸗ 
lichten ſich neſgend; das Bauchſchild dagegen etwas lichter. Lezteres iſt um einen 
Zoll kurzer als das Rückenſchild, und nur halb fo breit; es iſt dabey laͤnglicht- ey⸗ 
foͤrmig, platt und hinten ſtark ausgekerbt, und in 13 Felder abgetheilt, wovon 12 
in doppelten Reihen, und ein ungepaartes vorne an liegen. 


Der groſſe platte Kopf iſt vorne zugerundet, laͤngs den Seiten mit horlzonta⸗ 
len häurigen, 5 Zoll breiten, runzlicht-warzigen Fluͤgelanſaͤzen verſehen; nach dem 
Halſe zu deckt ihn eine vorragende, nach hinterwaͤrts dreylappichte Schwiele (Cal⸗ 
loſitaͤt). 


Die 


Gefranzte Schildkroͤte. 115 


Die cylindriſch ruͤſſelfoͤrmige Naſe iſt ro Linien lang; vorne abgeſtumpft, von 
zween mittelſt einer ſaumichten Scheidewand getheilten Nasloͤchern durchbohret. 


Die Augen ſind rund, und ſtehen am Ende des Ruͤſſels etwa 10 Linlen aus 
einander. 8 


Der Rachen iſt geräumig und weit geſpalten; beyde Kiefer an Laͤnge gleich, ein— 
fach, ungezaͤhnelt; der untere hat unten einen doppelten, häufigen, nach vorne ge 
kehrten Anſaz. 


Der ſehr vorgeſtreckte Hals iſt 7 Zoll lang, 42 breit, oben platt und warzig; 
zu beiden Seiten aber und der Laͤnge nach mit ſechs abwechſelnd groͤſſern und klei— 
nern, haͤutigen und gefranzten Fluͤgelanſaͤſen gezieret; vier ähnliche haͤutige Ans 
ſaͤſe hat auch die untere Seite des Halſes, welche den vorhin erwaͤhnten beiden Ans 
fügen am Kiefer entgegen ſtehen, und ſich in zwey in die Laͤnge laufende Runzeln 
verlieren. 


Die Vorderfuͤſſe find mit Schuppen und Warzen bedeckt; haben fünf ſeicht⸗ 
geſpaltene Finger; an jedem eine ſtarke, 10 Knien lange, ſpize, oben convere, unten 
platte, Kralle. 


Die Hinterfuͤſſe ſud ſchuppig, haben vier mit Krallen verſehene, aber noch 
weniger geſpaltene Finger, als an den Vorderfuͤſſen; der fuͤnfte und innerſte Finger, 
oder Daum, iſt klein und ohne Krallen, welche uͤbrigens dem der Vorderfuͤſſe 
gleich find. 


Der Schwanz iſt nur einen Zoll lang, etwas gekruͤmmt, und mit elner koͤrni⸗ 
gen Haut bedeckt. 


Diefe hier nach Herrn Bruguileres befchriebene Schildkroͤte, wohnet in 
Guiana; in den Fluͤſſen der Inſel Cajenne war ſie ſonſt haͤufiger, well ihr aber 
die Jaͤger, welche eine geſunde und ſchmackhafte Nahrung an ihr finden, ſehr nach⸗ 
ſtellten, fo iſt ihre Frequenz ziemlich vermindert worden, und dermalen werden ſie 
kaum noch in einiger Menge in dem See Mapyacara, und in den Fluͤſſen Routo⸗ 
mine und Houeſſe angetroffen. Sie naͤhrt ſich von den an den Ufern der Fluͤſſe 
wachſenden Pflanzen, und ſucht des Nachts ihre Nahrung, ohne ſich weit von den 
Ufern zu entfernen. Das beſchriebene und abgebildete Exemplar war ein Weibchen, 

N und 


116 Gefranzte Schildkroͤte. 


und befindet ſich in Herrn Gautiers Sammlung, dem ſte lebendig zugebracht und 
bey ihm eine geraume Zeit mit Brod und Kraͤutern genaͤhrt wurde. In der Ge⸗ 
fangenſchaft legte fie 5 oder 6 Eher, aus deren einem wider alle Erwartung, in 
der Schublade worinn ſte aufbewahrt waren, ein ausgeſchloffenes Junges gefunden 
wurde, 


Diefe fo beſchriebene Schildkroͤte hat in Abſicht des Schildes die naͤchſte Ver⸗ 
wandſchaft zur T. ſerpentina; unterſcheidet ſich aber darinn, daß der Hintertheil 
des Panzers ganz, oder doch nicht fo, wie bei jener, fägeförmig gezaͤhnet und das 
Bauchſchild von ganz anderer Bildung iſt; übrigens auch durch den kuͤrzern 
Schwanz, die gefranzten Anfaze des Halſes und Kopfes, und die ruͤſſelformige 
Naſe. Durch die leztere naͤhert fie fi) der T. roſtrata und ferox, weicht von dieſen 
aber wieder gar ſehr durch die ſpitzhoͤckerichte Bildung des Ruͤckenſchildes ab. Ihre 
Gliedmaſſen find ungewoͤhnlich hervorragend, und ſie kan, wie die Seeſchildkroͤte 
und die T. ſerpentina, nur einen kleinen Theil davon unter dem Panzer verbergen. 
Vor allen übrigen bisher gekannten Schildkroͤten, find ihr die breite und unverhaͤlt⸗ 
nißmaͤßige Plattheit des Kopfes, die Dicke des Halſes, und die an beiden erſtge⸗ 
nannten Theilen bemerklichen gefranzten und lappichten Anſaͤze eigen. Und vermoͤge 
dieſer leztern, ſchon von Barrere und Fermin bemerkten Eigenheiten, laͤſſet ſich 
daran nicht zweifeln, daß die von ihnen bezeichnete Schildkroͤte einerlen ſey mit der 
Matamata des Herrn Vruguieres, dem übrigens das Verdienſt der genauern 
Beſtimmung und erſten Abbildung allein gebührt. Aber eine andere Frage iſt es, 
ob nicht ſchon Linne dieſe nehmliche Schildkroͤte unter dem Namen der T. fcorpioi- 
des aufgeführt habe? welches ſehr wahrſcheinlich wird, wenn man erwaͤget, daß er 
in der ı2ten Ausg. des Naturſyſtems, nach dem ſchon Eingangs angefuͤhrten fpecifis 
ſchen Charakter, noch folgende Erläuterungen beyfuͤgt. „Die Skorpion-Schild⸗ 
„ kroͤte — wohnt in Surinam. Ihr Panzer iſt laͤnglicht- eyfoͤrmig, ſchwarz, die 
„Scheibe hat gleichſam drey unmerkliche Winkel und die Felder die Geſtalt der 
„Waffen-Schilder. Der Kopf iſt vorne mit einer ſchwielichten Haut bedeckt, dle 
„ſich hinten in drey Lappen zertheilt.,, Fuͤſſe S — §. , Den Namen der Skorpion⸗ 
Schildkroͤte ſcheint Linne von der gekruͤmmten und hornichten Schwanzſpize entlehnt 
zu haben — und mit Ansnahme dieſes einigen Merkmals, der hornichten Schwanz 
fpize, werden alle übrige der Skorpion-Schildkroͤte zugeſchriebene Kennzeichen, auch 
an der Matamata gefunden. Waͤre demnach erlaubt anzunehmen, daß der krumme 
Nagel des Schwanzes, durch irgend einen Zufall an den belden Exemplaren, die 
Herr Bruguieres geſehen hat, verloren gegangen ſeyn konnte, fo ſtuͤnde kaum 
etwas entgegen, die Identitat der Skorpion ⸗Schlldkroͤte mit der Matamata zu be 

haupten. 


Gefranzte Schildkroͤte. 117 


haupten. — Sollte aber Anne“, deſſen Scharfblick in Auffindung vorſtechender Unter, 
ſcheidungszeichen ſo groß war, den merkwuͤrdigen cylindriſchen Ruͤſſel in ſeiner, ob— 
gleich kurzen, Beſchreibung uͤberſehen haben? — Denn da er keinen Schriftſteller 
anfuͤhret, ſo ſcheint er ſie wohl ſelbſt unterſucht zu haben. Vielleicht daß ſein Exem⸗ 
plar unvollſtaͤndig, oder klein, und dle ruͤſſelfoͤrmige Naſe verſchrumpft war? Die 
groſſe Aehnlichkeit, welche die Linneiſche Beſchrelbung der Skorplon-Schildkroͤte 
mit der Matamata zu haben ſcheint, kan dennoch nicht ganz die Vermuthung uns 
terdruͤcken, daß belde dennoch unter ſich verſchiedene Arten ſeyn koͤnnen; denn wenn 
fie auch in faſt allen von Anne“ angegebenen Punkten zuſammentreffen, fo mögen fie 
doch auf der andern Seite, und in andern, nicht beruͤhrten, mehreren und nicht 
weniger weſentlichen Punkten, eben fo ſehr verſchieden ſeyn. Dieſes möchte um fo 
wahrſcheinlicher ſeyn, da Herr Bruguieres ſagt, daß man bey eilf verſchiedene 
Arten Schildkroͤten in den Fluͤſſen von Cajenne kenne, die aber, weil ſie nicht alle 
nuzbar find, vernachlaͤſſiget werden. Wenn es zuverlaͤſſig wäre, daß die bey Er 
pede S. 134. erwähnten mehreren Ruͤcken⸗ und Bauchſchilder, und welche, als zur 
Skorpion⸗Schildkroͤte gehoͤrig, im Koͤnigl. Cabinet zu Paris bewahrt wurden, auch 
gewiß von dieſer Linneiſchen Art genommen waren, fo bezeichnete ſchon die mindere 
Groͤſſe derſelben, eine abweichende Art; denn jene Panzer, deren keiner über 6 — 7 
Zoll lang und 4 — 5 breit iſt, wurden mit der Nachricht aus Guiana geſchickt, 
daß dieſe in Moraͤſten lebende Art nie groͤſſer wuͤrde. Schade, daß Cepede keine 
Abbildung von ſeiner Skorpion⸗Schildkroͤte gegeben — denn feine Beſchrelbung wie⸗ 
derholt nur die Lnneiſche kurze Notiz; auſſer daß er nur 23 Felder auf dem Rande 
des Oberſchildes und nur 12 auf dem Bauchſchilde zahlte, 


p 3 Tab. XXII. 


118 5 Indiſche Schildkröten 
Tab. XXII. A. 
TESTUDO INDIC A. Perrault. 


Teſta ſupra collum reflexa, feutellis tribus primoribus tuberoſis. 
Schneid. Schildkr. nro. XIV. 


Tortue des Indes; Deſcription anatomique par M. Perrault; Mem. de l’Acad. des 
Sciences depuis 1666 — 1699. Tom. III. Part. 2. 


T. des Indes. Recueil des Planches für les Sciences & les Arts liberayx. Wei: VI. 


Planche XXV. fig. T. 
T. indica. Syft. nat. Linn. ed. Gmelin. nro. 29. 
Tortue grecque de la Cöte de Coromandel. Cæpede p. 154. 


Indiſche Schildkröte. 


ee uͤber den Hals auf- und ruͤckwaͤrts gebogen; die drey borberſen 


Felder der Scheibe, jedes mit einem Hoͤcker beſezt. 


Diese von Linne uͤberſehene Art hat Herr Schneider mit Recht feinem Verzeich⸗ 

niſſe eingeſchaltet; deſſen Name und Beſtimmungszeichen dahero beyzubehalten 
find. In Ermangelung eines Original-Exemplars, koͤnnen wir nur die Copie der 
Perraultiſchen Figur geben, aus deſſen, groͤßtenthells anatomiſchen, Befchreibungen 
auch folgende, die aͤuſſere Bildung betreffende Kenntniſſe, geſchoͤpft find. b 


Dieſe Schildkroͤte wurde aus Indien, und zwar von der Kuͤſte von Koromandel 
gebracht. Die Laͤnge des ganzen Thieres, vom Schnabel bis zur Schwanzſpize, be 
trug 43 Fuß, die Höhe iſt 14 Zoll. Der Panzer an ſich war 3 Fuß lang und 
2 Fuß breit. Die Hauptfarbe des Panzers ſowohl, als der uͤbrigen Theile des 
Thieres, war ein ſtark ins Braune ziehendes Grau. Das Oberſchild war aus mehr 
reren Feldern von verſchiedener, doch meiſt fuͤnfeckichter Figur, zuſammengeſezt. Der 

knoͤcher⸗ 


Indiſche Schildkroͤte. 119 


knoͤcherne Panzer, dem die Schuppen auflagen, iſt an feiner duͤnnſten Stelle 12 Li⸗ 
nien, an einigen Stellen aber bis zu 14 Zoll dick. Der Oberſchild iſt mit dem 
Bauchſchild durch feſte und harte Bänder verelniget, doch fo, daß einige freye Bas 
wegung *) ſtatt findet. Des Oberſchildes Vorderrand iſt aufwaͤrts gebogen, um dem 
Kopfe und Halſe deſto freyern Spielraum zu geſtatten. Die drey vorderſten und 
groͤßten Felder des Oberſchildes haben jedes einen runden, 3 — 4 Linien hohen, und 
einen halben Zoll breiten, Hoͤcker. 


Kopf, Hais und Fuͤſſe ſind mit einer ſchlaffen, runzlichten und faſt koͤrnichten 
Haut bedeckt. Der Kopf iſt 7 Zoll lang und 5 Zoll breit, und deſſen Haut zaͤrter 
als die der uͤbrigen Theile. Die Kiefer ſind geſaͤget, und uͤberdies mit einer doppelten 
Reihe Zähne verfehen. 


Vorderfuͤſſe find 9 Zoll lang; die Pfoten Folbicht, ungetheilt und mit 5 Aral: 
len bewafnet. Die Hinterfuͤſſe 11 Zoll lang, die Pfoten gleichfalls kolbicht, und 
mit 4 Krallen verſehen. Die Krallen find 12 Zoll lang, oben und unten conver, 
abgenuͤſt und ſtumpf. Der Schwanz iſt an der Wurzel ſechs Zoll dick, vierzehn 
Zoll lang, und endiget ſich in eine hornichte Spize. 


Daß dieſe Art zu den Landſchildkroͤten gehöre, erhellet aus der Bildung der 
Fuͤſſe, des Panzers, und deſſen aus der Abbildung zu entnehmenden Fuͤgung mit dem 
Bauchſchilde, woraus aber die von Perrault erwaͤhnte Beweglichkeit zwiſchen den 
beiden Schilden kaum vermuthet werden ſollte. — Bemerklich und auffallend iſt 
auch die von Perrault angegebene doppelte Reihe von Zähnen innerhalb der ſaͤge— 
förmigen Kinnlade, und wenn nicht ein fo geuͤbter Zergliederer es ſagte, kaum glaublich. 


Die Perraultiſche Figur paßt zwar zu ſeiner Beſchreibung, und druͤckt dle Kenn⸗ 
zeichen, das zuruͤckgebogene und mit Hoͤckern beſezte Schild, deutlich aus, ſcheint 
übrigens aber doch nicht ganz genau zu ſeyn, wie man fuͤglich aus der Darſtellung 
der Nandſchilder ſchlieſſen darf, welche vorne und hinten, mit Ausnahme der drey 
mittleren, faſt ohne Abtheilung zuſammenhaͤngen, ganz gegen die gewoͤhnliche Einrich- 
tung aller übrigen Arten. Auch zeiget das Bild nur zehn Felder auf der Scheibe 
an. In Betreff dieſer Umſtaͤnde muß demnach die Wahrheit des Perraultiſchen 
b Bildes 


0 „Attaches enfemble, par des ligamens forts & durs, mais qui laiſſent nèanmoins la li- 
„bert® à quelque mouvement., Welches, wenn es woͤrtlich zu verſtehen, für eine fo 
groſſe Land⸗Schildkroͤte ſonderbar wäre, 


129 Indiſche Schildkroͤte. 


Bildes auf ſich ſelbſt beruhen bleiben — aber nothwendig war die Wiederholung 
deſſelben, wo nicht als ſelbſtſtaͤndiger Art, wenigſtens zur Vergleichung mlt der 
naͤchſtfolgenden ihr ſehr verwandten. 


Tab. XXII. Fig. B. 
TES TU DPO -.INDICA e 


Tefta ſupra collum reflexa, diſci fcutellis anterioribus laevibus; 
margine crenato. 


Indiſche Schildkroͤte des Vosmaer. 


Oberſchild uͤber den Hals auf- und ruͤckwaͤrts gebogen, die vorderſten 
Felder der Scheibe glatt; der Rand gekerbt. 


Der hier einzig und zuerſt abgebildete merkwuͤrdige Panzer iſt in dem Cablnette 

des Herrn Erbſtatthalters, in Haag, befindlich. Herr Vosmaer hatte die 
Gewogenheit, mir nebſt der unter feiner Aufſicht gefertigten genauen Zelchnung, fol- 
gende Beſchreibung mitzuthellen: 


„Dieſer Panzer wurde von dem Vorgebuͤrge der guten Hoffnung ohne irgend 
„einem weitern Bericht uͤberſchickt. Daß er einer Landſchildkroͤte zugehoͤre, lehret 
„der erſte Anblick. Die Laͤnge des Oberſchlldes betraͤgt 2 Fuß 8 Zoll, die Breite 
„182 Zoll und die ſenkrechte Höhe 14 Zoll. Die Scheibe hat 13, der Rand 25 
„Felder. Die zwo Mittelfelder des Bauchſchildes find die groͤſſeſten, und vor 
„ihnen find 5, dahinter 7; zwey den Randſchlldern zunaͤchſtliegende find kleiner als 
„die übrigen. Die Farbe des Oberſchildes iſt ſchwaͤrzlich; des Bauchſchildes aſch⸗ 
„farbig. 


Daß 


ee 


Areolirte Schildkroͤte. 121 


Daß die Bildung dieſes Panzers der Vosmariſchen Schildkroͤte von dem der 
Perraultiſchen in der Hauptſache nur gar wenig abwelche, ergiebt fi) aus ihrer 


beiderſeitigen Vergleichung, zu welcher Abſicht ſie zuſammengeſtellt werden mußten. 


Die Vermuthung ihrer Verwandſchaft zu einerlei Art, würde daher deſto wahr 
ſcheinlicher werden, wenn die bey der vorhergehenden Perraultiſchen Figur erwaͤhn⸗ 
ten beſorglichen Nachlaͤſſigkeitsfehler in Anſchlag gebracht werden. — Beide find fich 
aͤhnlich an Groͤſſe und Verhaͤltniß, Geſtalt, und aufgebogenem Rande, der in den Flan⸗ 
ken ſtumpf und conver iſt; auch die Farbe iſt nicht auffallend abweichend. Nur 
daß dieſer Vosmaeriſchen die Hoͤcker auf den vordern Feldern mangeln, und daß ihr 
Rand mehr gekerbt iſt. — Ob dieſes Verſchiedenhelten einer eigenen Art, oder nur 
des Geſchlechts, des Geburtsortes oder andere zufaͤllige Sonderhelten ſeyen, muß 
vorjezt unentſchieden, und den Naturforſchern jener Gegenden zur Berichtigung übers 
laſſen bleiben. 


Tab. XXIII. 
TESTUDO AREOLAT A. Tpbunb. 


T. oblonga modice gibba; ſeutellis ſubquadrangulis, elevatis, 
profunde ſulcatis; areolis depreſſis fcabris. 


T. terreſtris Braſilienſis. Seb. tab. 80. fig. 6. 
T. areolata, pedibus digitatis, teſtae gibbofae ſcutellis elevatis ſubquadrangulis ftriatis; 
medio depreſſis ſcabris. Thunberg. Nov. Act. Acad. Suec. Vol. VIII. pag. 180. 
(pag. 173. Verf. german.) 


Areolirte Schildkroͤte. 


Laͤnglichtes, maͤſſig gewoͤlbtes Oberſchild, erhabene, parallel gerippte, faſt 
viereckige Felder, mit vertieftem und rauh punktirtem Schuppenfelde. 


Das nach der Natur abgebildete Exemplar iſt 3.“ 3.“ lang, 2.7 6.44 breit (un: 


ter dem Mittel⸗Ruͤckenfeld) und 1.“ von der Kante des Oberſchildes; 1.“ 6.44 
vom Bruſtſchild aus, hoch. 
2 Die 


122 Areolitte Schildkroͤte. 


Die Figur des Panzers iſt ablang, nach vorne etwas ſchmaͤler, ihre Woͤlßung 
uberall gleich, vorne ausgeſchweift, mit kurz vorragender Spize der vorderſten Rand⸗ 
ſchuppe; die Seiten find von der zten bis Sten Randſchuppe ziemlich geradelinicht⸗ 
ohne ganz parallel zu ſeyn. | 


Die Scheibe hat 13 Felder in drey Reihen. (Unſere Abbildung zeiget deren 
zwar 15, fo wie fie das Muſter⸗Exemplar hatte; abſichtlich aber wählte ich aus 
zwo gleich groſſen und gleich ſchoͤnen Exemplaren dieſes, welches in der Mittelreihe 
das Ate, und in der linken Seitenreihe das zte Feld uͤberzaͤhlig eingeſchaltet hatte.) 


Die Felder find ſaͤmmtlich wenigſtens eine Linie hoch, oder durch eben fo tiefe 
Furchen von einander geſondert und abſtehend. Die meiſten, wie die Abbildung be⸗ 
zeuget, naͤhern ſich mehr oder weniger der viereckigen Geſtalt. Von dem aͤuſſerſten 
Umfang eines jeden Feldes, welche meiſt ziemlich geradelinig find, erheben ſich gleich? 
ſam ſtufenweiſe 5 oder 6 (in dem vorliegenden Exemplare nemlich) concentriſche 
Rippen, wovon die innern und höchſtgelegenen die deutlichſten find, und die ganz 
innerſte die breiteſte iſt. Dieſe gerippte Einfaſſung iſt von allen Seiten faſt gleich 
breit. Voͤllig in der Mitte eines jeden Feldes liegt das kleine Schuppenfeld, deſſen 
Figur der Geſtalt des Feldes ſelbſt vollkommen entſpricht; es iſt aber vertieft (wie 
der Eindruck eines Wachsſiegels) und rauh punktirt; das Schuppenfeld des erſten 
und zweyten *) Feldes in der Mittelreihe, haben einen niedrigen, feine Mitte durch» 
ſchneidenden Kiel, welcher aber die, das Schuppenfeld umfaſſende, Rippenreihen nicht 
durchſezet. Die uͤbrigen Schuppenfelder haben ef nur einen erhabenen laͤnglichten 
Punkt in ihrer Mitte. 


Die Farbe dieſer Schuppenfelder iſt rothgelb, die innern Rippen der Felder weiß, 
der aͤuſſern Rippen, oder überhaupt der tiefere Raum zwiſchen den erhabenen Theis 
len der Felder, ſchmuzig braun. 


Nach dieſer allgemeinen Beſchrelbung der Felder auf der Scheibe, halte ich es 
fuͤr uͤberfluͤſſig, ſie einzeln durchzugehen, zumal die Verſchiedenheit ihrer Geſtalt, ſich 
deutlich aus der ſehr getreuen Abbildung abnehmen laͤßt. 


Der Rand hat 24 Felder, wovon das vorderſte das ſchmaͤlſte und keilfoͤrmig, 
das hinterſte das breiteſte iſt, welches in der Mitte von oben herab eine kleine Ver⸗ 
tiefung 


*) Die Thunbergiſche Zeichnung bemerkt auch einen ähnlichen kleinen Kiel in der Mitte des 
Zzten und Iten Feldes. 


Areolirte Schildkroͤte. 123 


tiefung hat, die ihm das Anſehen geben, als ob es ehemals getheilt geweſen ſey. 
(So gechellt ſtellt auch die Sebaiſche Figur dieſes hinterſte Feld vor, die beiden 
Exemplare aber, welche ich in den Händen hatte, und eine mir von Herrn Thun: 
berg zugekommene Figur berechtigen mich, es nur für eines zu zählen, denn dle 
ſcheinbare Nath gehet nicht durch.) Es erhellet auch aus der Vergleichung der Fel⸗ 
derabtheilung von beiden Seiten des Randes der abgebildeten Schale, daß die unre⸗ 
gelmaͤßige Zahl der Felder in der Mittel- und linken Reihe der Scheibe keinen Ein⸗ 
fluß auf die des Randes gehabt habe, den ſie ſind ſich an beiden Selten vollkom⸗ 
men gleich, ſo wie auch ein zweytes Exemplar, und die Thunbergiſche und Sebaifche 
Abbildung, der unſrigen in dieſem Stuͤcke gleich kommen. 


Der Rand iſt durch eine tiefe Furche von der Scheibe geſondert; er hat rings 
umher eine ſcharfe Kante, welche längs der Flanken von der zten, sten, etwas 
aufgebogen iſt; uͤbrigens haben die Randfelder, bis auf die uͤber dem hintern Schen⸗ 
kel befindliche, ziemlich einerley Abhang mit der Scheibe. Die meiſten, wie beſſer 
aus der Abbildung zu erſehen ſſt, haben viereckichte Geſtalten, find gerippet, ihr klei— 
nes auch vertieftes Schuppenfeld liegt in der hintern untern Scke; und an Farbe 
ſind ſie denen der Scheibe gleich. 


Der untere Theil des Panzers iſt durchaus ſtroh⸗ oder ſehr blaßgelblicht. Das 
ganz platte Vauchſchild iſt 3.“ lang, und 1.“ 64 ‚ohne die Flügel breit; die Brei⸗ 
te der ſchraͤg aufwärts ſtehenden Fluͤgel betragt 3.4 und ungefaͤhr eben ſo viel der 
mit ihnen verbundene untere Theil des Randes vom Oberſchilde, ſo daß, wenn der 
Panzer auf dem ganz ebenen Bauchſchilde lieget, die Kante des Oberſchildes etwa 6.“ 
über dieſes hoͤher ſtehet. Die beiden Fluͤgel find durch eine ſehr enge und feſte Kno⸗ 
chennath unmittelbar an das Ste bis dte Feld des Randes (vom kleinen ungepaar⸗ 
ten an gezaͤhlt) gebunden. 


Das Bauchſchild iſt vorne abgeſtumpft und leicht, hinten ſcharf ausgekerbt; und 
in 12 ſeicht gefurchte Felder, deren Verhaͤltuiſſe und Geſtalten deutlich aus der Figur 
zu erſehen find, abgetheilt. g 


Auch an dieſer Schale laſſen ſich regelmaͤſſige Verhaͤltniſſe des Baues, mit dem 
Zirkel in der Hand, auffinden. 


Die Breite des dritten, oder des eigentlichen Mittelfeldes in der Mittelreihe, 
iſt gleich der Breite der zwey mittlern Seitenfelder; und der darunter gebogene Rand 
beträgt gengu die Halfte dieſes Maaſſes. 

2 2 Die 


124 Areolirte Schildkroͤte. 


Die Breite jenes Mittelfeldes iſt gleich der Laͤnge des erſten Nuͤckenfeldes, und 
der Baſis deſſelben. Das nemliche Maas, den Zirkel in die Mitte der vordern 
‚Seite des erſten Feldes eingeſezet, und der Furche zwiſchen Rand und Scheibe 
nach gemeſſen, giebt an jeder Seite fünfmal dieſes Maas bis an die obere Ede 
des hinterſten Randfeldes, deſſen Breite ein halbes ſolches Maas betraͤgt; es iſt dem⸗ 
nach der Umfang der Scheibe Iozmal die Breite des Centralfeldes. — Dieſes 
nemliche Maas, den Zirkel auf dem Bauchſchild in den Punkt eingeſezt, wo die 
Laͤngsnath und die mittelſte Zwerchnath ſich durchſchneiden, beſtimmt nach beiden Sei⸗ 
ten die Breite des platten Theils des Bauchſchildes, bis dahin nehmlich, wo die Kruͤmmung 
der Flügelanfaze ſich anfaͤngt; ferner gehen zwey ſolche Maaße aus dem nehmlichen 
Punkt bis an den Winkel des hintern Ausſchnitts am Bruſtſchild, und 13 bis zum 
vordern Ausſchnitte ; die Laͤnge der geraden Nath am Bauchſchild iſt demnach 32 mal 
die Breite des Centralfelds. Doch fo viel mag hinlaͤnglich ſeyn, um zu zeigen, daß 
die Natur uͤberall nach beſtimmten Verhaͤltniſſen arbeitet. ‘ 


Das Exemplar, welches Herr Thunberg beſchreibt, war nach feiner Angabe 


(volae manus), einer halben Hand groß; fo groß waren die beiden von mir ger 


ſehenen; und das Sebaiſche ſcheint ebenfalls nicht groͤſſer geweſen zu ſeyn; es iſt 
demnach dle Frage, ob dieſe Art je vlel groͤſſer werde? 


Kopf und Extremitaͤten kenne ich nicht. Die Sebaiſche Abbildung hat an den 
Vorderfuͤſſen 5, an den hintern 4 Krallen, und einen kurzen, die Schale uͤberwie⸗ 


genden, Schwanz. An dem Thunbergiſchen Exemplar waren nur die Hinterfuͤſſe ers - 


halten; ſie waren ſchuppicht, kolbicht und auch mit nur 4 ſtarken Krallen bewaffnet. 
Nach Seba waren Kopf und Fuͤſſe von einer blaßgelbern Farbe, als die Schale. 


Eine Landſchildkroͤte iſt fie zuverlaͤſſig, ihre eigentliche Heimath aber nicht bekannt. 
Herr Thunberg bekam die ſeinige in Indien, ohne genauere Anzeige ihres Aufent⸗ 
halts. Seba nennt die feinige eine Braſilianſſche, und halt fie für die Jurura 
des Marggraf, welche aber nach Herrn Schnelder (im Leſpz. Magaz. 1786. 
zten St. S. 277.) mehr einer Waſſerſchlldkroͤte ähneln fol. 


Tab. XXIV. 


Penſylvgniſche Schildkroͤte. 125 
Tab. XXIV. 


 TESTUDO PENSYLVANICA, 


* 


Teſta elliptica,® laevi, unicolore, dorfo planiuſculo, feutellis intermediis 
rhomboideis ſubimbricatis; primo ſubtriangulo: marginis XXIII. 


T. Iutaria penſylvanica. G. Edwards Glanures de l’hiftoire naturelle. Londres. 1764. 
Part. 2. chap. 27. pl. 282. (Das ganze Thier.) 

Die kleine Moraſt- Schildkröte. Seligm. av. VIII. tab. 27. (Edioards Abbildung.) et 
inde Schneider Schildkr. p. 347. 

T. fubrubra, maculis flavis ſubrubrisque ſupra caput et teſtam inferiorem. La rougea- 
tre. Cepede. p. 132. 

T. ſubrubra, digitis filfis, teſta elliptica, fcutellis fuſco- luteis: poſticis brevioribus, 
cauda unguiculata. Bonaterre Erpetolog. n. 19. Tab. 3. f. 1. (Figura Edwardi.) 

T. penſylvanica, palmarum unguibus 5, plantarum 4, caudae apice corneo acuto. Linn. 
Syſt. nat. ed. Gmelin. p. 1042. n. 26. Secundum Seligm. 8. t. 77. 

» Habitat in Penſylvaniae aquis ſtagnantibus; nonne eadem cum clauſa? Viva mo- 

fchum olet; caudae apice deorfum verſo corpus movet in declivibus montium 
lutoſorum, motumque ſiſtit. Cauda brevis.“ 


Penſylvaniſche Schildkroͤte. 


Die Oberſchale elliptiſch, glatt, einfarbig, auf dem Nuͤcken platt, die mittelſten 
Felder rautenfoͤrmig, das vorderſte dreyeckig, und alle ſchieferartig gefuͤget; 
23 Randfelder. 


* 


Die erſte und bisher einige Bekanntſchaft dieſer Art, verdanket man alleine der 
Edwardiſchen Figur und Beſchreibung, und den Nachrichten, welche von ihr, 

zugleich mit dem Exemplar, nach welchem jene Figur entworfen worden, von dem 

wuͤrdigen altern Bartram an Herrn Collinſon in London uͤberſchickt wurden. 

Aus der Edwardiſchen Nachleſe allein entlehnten die obengenannten Herren Schnei— 

der, Cepede, Gmelin und VBongterre ihre Notizen. 

b Q 3 Ich 


1 Penſylvaniſche Schildkroͤte. 


Ich hatte das Vergnügen, zwey Schalen von Herrn Prof. Muͤhlenberg in 
Lancaſter zu erhalten, wovon die eine ohne den entfernteſten Zwelfel zu der Edwar⸗ 
diſchen Figur und Beſchreibung paſſet, die andere aber in den weſentlichſten Str 
cken jener ſo nahe kommt, daß ich, der ihr eigenen Abweichungen ungeachtet, doch 
Bedenken trage, fie davon zu trennen, indem fe vlellelcht nur dem n Geſchlecht nach 
verſchieden ſeyn koͤnnte. 5 


Von beiden ſind ſehr getreue Vorſtellungen auf der 24 Tafel gegeben; und mit 
dem Buchſtaben A. diejenige bezeichnet, welche zuverlaͤſſig die Edwardiſche kleine 
Moraſt⸗Schildkroͤte if. Mit dem Buchſtaben B. die jener verwandte, aber doch in 
einigen Stuͤcken abweichende. Von den ſkizirten Figuren verſtehet es ſich, daß ſie 
an Farbe den entſprechenden Theilen aͤhnlich ſind, und ihre Ausmahlung HEN über, 
flüffig war. 


A. Penſylvaniſche Schildkroͤte 
mit beweglichem Bauchſchilde. 


Die Oberſchale iſt 3.“ 3.04 lang; 2.“ 3. breit und 1.“ hoch. Ihre Ger 
tale iſt elliptiſch und maͤſſig conver. Das Verhaͤltniß der vordern und hintern Haͤlf⸗ 
te der Schale iſt ungleich; von der Mitte nehmlich des mittelſten Ruͤckenfeldes und 
den ihr entſprechenden beiderſeitigen Naͤthen zwiſchen dem zwoten und dritten Sei— 
tenfelde, iſt der Vordertheil der Schale langer 12.“ als der hintere (1.“ 9.41) 
zugleich iſt jener Vordertheil von jenem Mittelpunkt aus langſam und ſchraͤg abfal⸗ 
lend, der Hintertheil hingegen iſt bey feiner Kürze convexer und nach hinten ſchroff 
abfallend. Von einer Seite zur andern der Schale erhaͤlt ſich durchaus eine ziem⸗ 
lich gleiche Woͤlbung. Der Ruͤcken iſt platt und ohne Spuren von einem Kiel. 


Die Scheibe hat 13 durchaus glatte, faſt glaͤnzende Felder, ohne Furchen und 
Runzeſn, wenn man einige, wie es ſcheint zufällige Rauhigkelten naͤchſt des Ran⸗ 
des einiger Felder, abrechnet. Sie ſind uͤbrigens durchaus einfaͤrbig, blaß oder viel— 
mehr gelblichbraun, doch iſt die Farbe des Hintertheils weder ſo gleich, noch ſo ſchoͤn. 


Die hornichte Belegung der Felder ſcheint dünner und ſproͤder, und dem Knochens 
ſchilde weit feſter aufzuliegen, als an andern Arten. Auch zeichnet ſich die Geſtalt 
der Felder auf der Scheibe, zumal der Mittelreihe vor vielen Arten, gar ſehr aus, 
und auch noch dadurch, daß ihre Naͤthe nicht blos aneinander gefuͤget, ſondern einſ⸗ 


germaſ⸗ 


Penſylvaniſche Schildkröte. 127 


germaſſen mit dem Hinterrande einer jeden Schuppe, dem der naͤchſtfolgenden auflie⸗ 
gend, folglich ziegelartig gelagert ſind. 


Das erſte Feld der Scheibe ſtellet ein zwar gleich- aber nicht geradeſchenklichtes 
Dreyeck, mit hinterwaͤrts gekehrter Spize dar, davon jede Seite 10 Linien lang 
iſt. Mit ſeiner vordern etwas bogigen Baſis, fuͤllt es die Breite der drey vorder— 
ſten Randſchilder; die Schenkel find etwas einwaͤrts gekruͤmmt, und die Spize iſt 
ſtumpf, mit der ſie dem naͤchſtfolgenden, oder zwoten Ruͤckenfeld, uͤber deſſen Rand 
hinaus aufliegt. Dieſes erſte Feld iſt wohl nach ſeiner Laͤnge in der Mitte ein klein 
wenig conver, aber doch ohne eigentlichen Kiel. 


Das zwote iſt laͤnger als breit, 11.“ bey 8. /; die volle Laͤnge wuͤrde eis 
gentlich 12.4 ſeyn, aber eine Linie breit deckt es die uͤberragende Spize der vorher; 
gehenden Schuppe. Die Figur iſt laͤnglich rautenfoͤrmig, deren vordere Spize unter 
dem Ende der erſten Schuppe verſteckt, die hintere zugerundet iſt; die Seiten fuͤgen 
ſich in einem ſtumpfen Winkel; die Naͤthe find nicht geradelinig; die Oberflaͤche iſt 
ganz platt und glatt. 


Das dritte Feld bildet ebenfalls eine kurze Raute, denn ein Sechseck koͤnnte 
man es nur dann nennen, wenn man die vorne ein- und hinten auswaͤrts gebogenen 
runden Nänder als geradelinig annaͤhme. Es iſt 9.““ breit, und faſt eben fo lang; 


ganz platt und eben. 


Das vierte Feld iſt eine unregelmaͤſſige Figur; vorne ausgeſchweift, und an 
den Seiten bis zur Nath des zten und ten Seitenfeldes gerade hingehend, der 
übrige und hintere Theil iſt faſt halbzirkelfoͤrmig gerundet; es iſt 6. lang und 7.48 
breit; und nach hinten zu abhaͤngig. 


Das fünfte Feld iſt das kleinſte?; 6. lang und 8. breit, und nähert ſich 
am meiſten einem Fuͤnfeck; und ſtehet faſt ſenkrecht. 


Die Seitenfelder find weniger von der gewöhnlichen Bildung abweichend, auſſer 
daß ſie, wegen der kleinern Breite der Ruͤckenfelder, verhaͤltnißmaͤſſig viel breiter als 
lang fi ſind. Ihre Figur ergiebt ſich aus der Abbildung. Das zwote, welches das 
größte iſt, hat 10. Laͤnge und 15. Breite. Sie find von oben herab gleich ges 
bogen, wie die uͤbrigen glatt, ihre Raͤnder uͤberragend (ziegelartig) , und ihre Naͤthe 
wie alle uͤbrige einfach, vertieft und nicht ganz geradelſnicht. 8 
| Der 


128 Penſylvaniſche Schildkröte 


Der Rand iſt ringsumher ganz am Vordertheil ziemlich gerade zugeſtuzt; uͤberall 


der Woͤlbung der Scheibe entſprechend; die vorderſten Felder ſchraͤg abſchuͤſſig und 


ſcharfkantig; von dem Sten an ſenkrecht angedruͤckt, und bis zum Sten, zur Verbin⸗ 


dung mit dem Bauchſchild, nach unten erweitert; die vier leztern beider Seiten 
ſenkrecht, ſchmal und ſcharfkantig. Es find der Randfelder 23; nehmlich eilf an je. 
der Seite, nebſt einem vorderſten ungepaarten, welches das kleinſte if 


Das Bauchſchild iſt kuͤrzer und ſchmaͤler, als der innere Umkreis des Ober⸗ 


ſchildes. Es iſt in drey Lappen getheilt; der mittelſte iſt der breiteſte, aber kuͤrzeſte, 


und zu beiden Seiten mittelſt zwo eingeſchalteter Felder an das te — Ste (von 


dem ungepaarten an gezaͤhlt) Randfeld durch eine einfache Nath feſt und unbeweglich 


verbunden. Dieſes Mittelſtuͤck iſt platt, und etwas uͤber den Horlzontalrand des Ober⸗ 
ſchildes hervorragend. Der vordere Lappe ſtellet ein Dreleck mit bogigen ganzen Ran 
dern und ſtumpfer Spize vor. Der hintere Lappe erweitert ſich erſt von feiner Baft 


aus mit gekruͤmmten Seiten, verengert ſich aber wieder an der hintern Haͤlfte, und 


iſt ganz hinten ſpizig ausgekerbt. Der vordere ſowohl als der hintere Lappen ſind durch 
ein feſtes ſenniges Band an das Mittelſtuͤck verbunden, welches beiden dieſen Lap— 
pen einige, doch dem vordern mehrere, Beweglichkeit geſtattet; zwiſchen ihnen aber 
und dem Rande des Oberſchildes bleibt noch hinlaͤnglicher Raum fuͤr die Fuͤſſe und 


den Schwanz; und dieſe Art kan ihr Gehaͤuſe kelnesweges fo ganz verſchlieſſen, wie dle 


Doſen-Schlldkroͤte. Das Bauchſchlld iſt durch eine Laͤngsnath, und auſſer den zwo 
beweglichen und geraden Quernathen, noch durch vier andere ſchraͤge am Vorder- und 


zwo ſchraͤge am Hinterbogen, in eilf Felder getheilt. Zunaͤchſt der Nathen finden 


ſich Spuren von mehrern Furchen, welche vermuthen laſſen, daß dieſes obſchon kleine 
Exemplar doch ſchon mehrere Jahre alt ſey, und dieſe Art folglich zu keiner betraͤcht⸗ 
lichen Groͤſſe anwachſen möge. Die Hauptfarbe ſcheint braun geweſen, und die 
lichteren gelblichten Stellen, welche zugleich die glaͤtteſten find, nur durch Abreiben 
entſtanden zu ſeyn. 


Da die genaueſte Uebereinkunft der Abbildung unſerer bis hieher beſchriebenen 


Schale, mit der Abbildung des Edwardiſchen Thieres ſicher keinen Zweifel uͤber die 


Identitaͤt der Art laſſen kann: — ſo bleibt mir nun nichts uͤbrig, als noch die Ed⸗ 
wardiſche Beſchreibung hier benzufuͤgen, theils als Beleg für das ſchon erwaͤhnte, 


noch mehr auch zur vollſtaͤndigen Erlaͤuterung der uͤbrigen in der Edwardiſchen Sigur 
abgebildeten Theile. 


„Der Kopf iſt um die Kinbacken und die Augen herum gelbroͤthlicht; der obere 


„Thell des Kopfs, die Kehle und der Hals figd braun; die vordern Fuͤſſe haben 
fuͤnf 


Penſylvaniſche Schildkroͤte. 129 


„fuͤnf Zehen mit ſpizigen Klauen, die hintern aber nur vier. Diefe Schlldkroͤte 
„ſcheint mir zu den Sand» und Waſſerthieren zu gehören, indem fie an allen Fuͤſ— 
fen ſolche Auswuͤchſe hat, welche Floßfedern gleichen; die Schenkel und Fuͤſſe find 
„ mit einer rauhen braunen Haut überzogen. Die obere Schale iſt in 13 Schuppen 
„ getheilt, ſaͤmmtlich von brauner Farbe; dieſe find (am Rande) mit noch kleiuern 
„umgeben, davon die, fo ſich am Kopfe und Schwanze befinden, braun, und die fo 
„an den Seiten ſtehen, gelbroͤthlich find. Die untere Schale iſt anders abgetheilt, 
„als die obere, welches die Figur beſſer als eine Beſchreibung erklaͤret; fie haͤngt 
mit der obern Schale an den Seiten vermittelſt zweyer Gelenk 
„oder Angel zuſammen, welche die beiden Schalen ganzlich ſchlleſ— 
„ſen, wenn das Thier Kopf und Fuͤſſe eingezogen hat. Der untere 
„Theil iſt dunkelbraun, und an den Raͤndern der Schale roͤthlich ſchattirt. Dieſes 
„Thier hat einen kleinen dunkeln Schwanz mit einer ſcharfen Spize von einer 
„hornichten Subſtanz, womit es, wie ich vermuthe, feine Bewegungen nach 
„Belieben hemmet, wenn es auf abſchuͤſſigen ſteilen Schlammbaͤnken fortſchreitet. 
„Dieſe Schildkroͤte ſoll, wenn fie lebendig iſt, einen ſehr ſtarken . 
haben. 


B. Pen ſylvaniſche Schildkröte 
mit unbeweglichem Bauchſchilde. 


Die Anſicht der Abbildung allein lehret ſchon, daß eine naͤchſte Verwandſchaft 
zwiſchen dieſer und der vorhergehenden Schale ſtatt finde; die genauere Vergleichung 
der einzelnen ee im Bau und Geſtalt der Theile, zumahl der Oberſchale, 
beſtaͤtiget es. 


| Dieſe Schale iſt um eine Kleinigkeit (um 3 Linien) groͤſſer, als die vorige, 
nehmlich fie iſt 3. 6.4 lang, 2.“ 6.44 breit, und 1. 3.41 hoch. 


Ihre Figur iſt elipeifch wie die vorige, mit dem Unterſchled jedoch, daß fie 
durch angedrucktere Flanken etwas mehr dem Laͤnglichten ſich naͤhert, daß ſie vorn 
etwas enger zulaͤuft und hinten weniger abſchuͤſſig iſt. 


Sie iſt ebenfalls einfaͤrbig fahlbraun, aber ihre Oberfläche hat nicht den feis 
nen Hornglanz, ſondern verhaͤlt ſich wie ein matt geſchliffenes zu einem polir⸗ 
ten Glaſe. N 
R Das 


130 Penſylvaniſche Schildkroͤte. 


Das erſte Feld der Scheibe naͤhert f ch zwar auch einem Dreyecke, aber ee 


ift länger, als es an der Baſis breit iſt, mit welcher es nicht die Breite der dreh 


vorderſten Randfelder ausfuͤllet; es iſt zo. lang, und 7.“ an der Grundfläche 


breit. Es iſt dieſes Feld nach der Mitte herauf etwas converer, oben ſtumpfer, 
und es zeigen ſich auf das zwote Feld hereingehende Spuren ‚ daß jenes erſte ches 
mals weiter herein verlaͤngert war. 


Das zwote iſt auf dieſelbe Aut, wie an der vorigen, wee 10.0% 4 


lang, 9.“ breit. 


Das dritte 8“ lang, und 10. breit; das vierte halt bey einer andern, 4 
hinten mehr zugerundeten Figur, das nehmliche Maas beynahe. N 1 


Das lezte iſt mehr fuͤnfeckicht, Gh lang und 8.““ breit. 


Das ate und zte find faſt horizontal platt, das ate und ste nach hinten ae 9 


leicht abſchuͤſſig. Von der Mitte der dritten an bildet ſich ein niedriger platten 


Kiel, der bis an den Rand fortſezet. 


Die hintern Naͤnder ſaͤmmtlicher Felder find, wie an der vorigen, auf den 1 


Vorderraͤnden der naͤchſt anſtoſſenden platt aufllegend und uͤberragend. Die hor⸗ 
nichte Velegung iſt duͤnn und ſproͤde. 


Die Seitenſelder der Scheibe, und die 23 des Randes haben nichts beſonders 


auszeichnendes, und gleichen an Geſtalt und Verhaͤltniſſen, mit Ausnahme der min 
der glatten Oberfläche, der vorigen. 


Der allein wichtigste Unterſchied zwwiſchen dieſer und der vorigen Schale liegt 4 


in der Geſtalt, Fuͤgung und Einrichtung des Bauchſchildes. 


Dieſes iſt verhaͤltnißmaͤſſig zur Oberſchale ſchmaͤler, und für einen Thell feiner 
Lange faſt gleichbreit. Es iſt 2.“ 9. lang, und in der Mitte, ohne die Fortſaͤze, 
1.“ 5.41 breit. Es entſteht daher ein groͤſſerer Ahftand zwiſchen dem Bauchſchilde 
und dem Oberſchilde, welches groͤſſere und ſtaͤrkere Gliedmaſſen zu vermuthen erlaubt. 


Die Verbindung zwiſchen dem Bauch- und Oberſchilde iſt eben ſo feſt und unbeweg⸗ 1 Mi 
lich, als an der vorigen. Das Merkwuͤrdigſte aber iſt, daß an dieſer das Bauch⸗ 


ſchild nicht, wie an der vorigen, einen beweglichen Border» und Hinterlappen hat, 
ſon⸗ 


Zierliche Schildkroͤte. 131 


ſondern aus einem unzertheilten und ganz unbeweglichen Knochenſtuͤcke beſtehet. Die 
braune Oberflaͤche davon iſt aber gleichwohl, wie an der vorigen, durch weiſſe Naͤ— 
the, von einer ziemlich jener ähnlichen Richtung, auch nur in eilf Felder abgethellt. 


Bey der ſo groſſen Uebereinkunft der meiſten Umſtaͤnde in Geſtalt, Verhaͤltniſſen, 
und Farbe der Oberſchilde, halte ich mich nicht fuͤr berechtiget, um der einzigen, 
obgleich wichtigen Verſchiedenheit des Bauchſchildes willen, die unter B. beſchriebene 

Schale als eine ſelbſtſtaͤndige neue Art anzuſehen; indem mir es wahrſcheinllch iſt, 
daß dieſe verſchiedene Structur und Einrichtung des Bauchſchildes vielleicht nur Bezug 
auf Geſchlechtsunterſchied haben koͤnne. 


Die Entſcheidung bleibt Naturforſchern, welche Gelegenheit dazu haben mer 
den, überlaffen. 


Tab. V 
TES TU DO ELEGANS  Schae. 


Teſta hemiſphaerica, ſcutellis ſulcatis convexis quadrifariam virgatis; 
areolis planis punctatis, latioribus quam longis. 


T. terreſtris ceilonica elegans minor. Seb. I. 79. fig. 3. p. 126. 


2 La jolie tortue terreſtre de Madagaſcar. ſ. 


2 T. alte fornicata, dorfi ſcutis ſubpentagone ſtriatis nigris, centro punctato radiisque 
luteis. Commerſon, in XXV. labore Zoologico in Madagaſcaria exantlato. Mer. 


132 Zierliche Schildkröte. 


Die zierliche Schildkröte. 


Oberſchale halbkugelicht gewoͤlbt, mit erhabenen, gefurchten, vierſtreifigen 
Feldern; die Schuppenfelder platt, punktirt, breiter als lang. 


Jieſe ſchoͤne, und wie Seba fie mit Recht nannte, zierliche Schildkrste ſcheint 
um deswillen bisher unbeachtet geblieben zu ſeyn, well ſie auf den erſten Blick 
leicht fuͤr die Geometriſche gehalten werden kan, von welcher fie doch, bey angeſtell⸗ 
ter Vergleichung, weſentlich verſchieden iſt. 
Das Oberſchild des abgebildeten Exemplars iſt 3.“ 8.19 [lang, 2. 3.44 breit, 
und 1.“ 5 oder 6.41 hoch. Dabey mißt der Bogen von Rand zu Rand, der 
Laͤnge nach und über die Quere, auf beiderley Weiſe faſt vier Zoll. 


Der Knochenbau iſt, der Kleinheit des Exemplars ungeachtet, feſt und ſtark. 


Die Scheibe hat 13 Felder, welche die den meiſten Arten gewoͤhnlichſten 
5 und 6eckigen Geſtalten haben. Sie erheben ſich nach der Mitte zu mittelſt meh⸗ 
rerer paralleler Reife und Furchen. Die Umriſſe der Felder ſind meiſt geradelinicht 
und geradewinklich; ſo auch ihre Verbindungsnaͤthe, einfach, gerade und ſo genau 
gefüget, daß ſie vor den uͤbrigen Furchen kaum anders, als nach ihrer tiefſten Lage 
zu unterſcheiden ſind. : 


So wie die duffern Reife undeutlich und ſchmal find, fo werden fie nach in 
nen deutlicher; der innerſte um das Schuppenfeld pflegt jedesmal der breiteſte zu 
ſeyn, und folgt genau dem aͤuſſern Umriſſe des Feldes. 5 


Das Schuppenfeld iſt platt, erhaben, (nicht eingedrückt oder vertieft, wie an 
der Geometriſchen) rauh punktirt, im Verhaͤltnſſſe zu feinem Felde groß, und übers 
haupt breiter als lang; durch welche Umſtaͤnde ſich dieſe Art ſchon ſehr von der 
Geometriſchen unterſcheidet, 


Die Hauptfarbe des Oberſchlldes iſt glaͤnzend ſchwarzbraun; die Einfaſſung der 
Schuppeufelder lichtbraun; die Schuppenfelder ſelbſt ſtrohgelb, und von der nehm— 
lichen Farbe ſind dle ſchoͤn geordneten breiten Streifen, welche ſich aus den Ecken 

der 


Zierliche Schildkroͤte. 133 


der Schuppenfelder auswaͤrts verbreiten, und indem fie ſich mit andern ihnen Bes 
gegnenden verbinden, zwiſchen ſich ziemlich s Sechsecke, Rauten und Tri⸗ 
angel bilden. 


Der Rand des Oberſchildes haͤlt ringsum mit der Scheibe gleiche Bug y 
und iſt an den Seiten faſt ganz ſenkrecht. Vorn iſt er ſtark ausgeſchnitten; rings⸗ 
um ſehr fcharffantig; nach hinten mehr oder weniger gekerbt. Die Felder find 
alle ziemlich viereckig. Das Schuppenfeld, nebſt der obern hintern, und untern 
vordern Haͤlfte ſind blaßgelb, der uͤbrige Theil ſchwarzbraun. Der Rand hat aber 
nur 23 Felder; ein vorderſtes fehlte; das hinterſte iſt das breiteſte und ungepaart. 


Das Bauchſchild iſt um weniges kuͤrzer als das Oberſchild; es iſt nach der 
Mittellaͤnge herab flach vertleft, und in zwoͤlf Felder abgetheilt, gelb von Farbe, 
und an der innern Seite der Quernaͤthe braun gefleckt. Der vordere Fortſaz iſt 
vorne zugerundet und doppelt ausgekerbt; der hintere iſt ſcharf und tief ausge 
ſchnitten. 


Der Kopf iſt klein, 5 kleinen Schuppen belegt; die Naſe ſtumpf; der aͤnſſere 
Rand des Oberklefers, von oben herab geſtreifelt. 


Die Vorder- und Hinterfuͤſſe find kolbig, erſtere laͤnger, mit ſtarken laͤnglich⸗ 
ten Schuppen belegt, und mit 5 Krallen bewafnet; die hintern haben kleine Schup⸗ 
pen und nur 4 Krallen. 


Der Schwanz iſt coniſch und kurz. Kopf, Schwanz und Fuͤſſe haben dle gelbe 
Farbe des Schildes zur Hauptfarbe. N 


Daß es eine Landſchildkroͤte ſey, erhellet aus dem ganzen Bau. Das Vater⸗ 
land iſt Oſtindien? 5 


Ich habe ein vollſtaͤndiges Exemplar in dem Kabinet zu Haag, ein paar Scha— 
len in dem zu Harlem angetroffen, und das Original des abgebildeten Exemplars zu 
Amſterdam kaͤuflich zu erhalten Gelegenheit gehabt. N 


Von dieſer Schildkroͤte ſagt Seba, daß ſie nicht groͤſſer wuͤrde, woran ich 
jedoch zweifle, zumahl ſchon Commerſon feine hieher ganz paſſende Schildkroͤte 
mit einer 8 Zoll langen Schale beſchreibt. 

— R —— — 


R 3 Tab. XXVI. 


15 Schöne Schildkröte 


Tab. XXVI. 
TESTUDO e 


Teſta ovata, depreſſa, obtuſe carinata, fcutellis Wee late coſtals, 
eleganter ſtriatis. 


Schoͤne Schildkroͤte. 


Oberſchild eyfoͤrmig, niedrig, ſtumpf gekielt; die Schuppen mit Feldern, 
breiten Reifen und niedlich geſtrichelt. 


Das groͤſſere Schild, welches mir ein Zufall in die Hand brachte, ließ mich lange 

in Verlegenheit, bis ich gluͤcklicher Weiſe auch ein kleineres, aber vollſtaͤndiges 
Exemplar kennen lernte, und durch Vergleichung zur Beſtimmung dieſer Art, als 
einer eigenen, neuen, berechtigt ward. Ich finde nirgendwo Anzeigen einer ähnlichen. 
Die ſehr getreuen Abbildungen werden mit Huͤlfe der Beſchreibung, bey welcher das 
jüngere Thier, mit Hinſicht auf die groͤſſere Schale, zum Grunde liegt, dieſes ber 
ſtaͤtigen. 


Das Schild des kleinern Thieres, war nur 1.“ 8.4 lang, 1. Grill breit, und 
6.0% hoch. 
Das groͤſſere mißt 3.“ 6.14 Laͤnge, 2.“ 11./ Breite, 1.“ Höhe. 


Der Panzer iſt eyfoͤrmig, niedrig gewoͤlbt, ſtumpf gekielt, nach vorne und zu 
beiden Seiten gleich und mit faſt unmerklicher Woͤlbung abſchuͤſſig; bis an die Kante 
nach hinten abhaͤngiger; vorne nur wenig ausgeſchweift. 


Die Scheibe hat 13 Felder, die mittlern ſind ſich an Breite ziemlich gleich, 
und gleich vom Kiel aus plattabſchuͤſſeg. In ihren Figuren, welche die Abbildung 
deutlicher macht, haben ſie nichts auszelchnendes. 8 


Die 


Schöne Schildkroͤte. 135 


Die Felder haben, jedes an feinem hintern Rande, ein dem Umriſſe aͤhnliches, 
etwas vertieftes, rauhpunktirtes Schuppenfeld, welches an dem kleinen Exemplare 
nur mit einem, etwas erhabenern, nach Verhaͤltniß des Feldes breiten, gleichen, 
glatten und weiß geſtrichelten Saum oder Reif umfaſſet iſt. An dem groͤſſern Schil— 
de aber ſiehet man dieſer Reifen mehrere, drey bis vier; als ſo viele verſchiedene 
Anſaͤze des Wachsthums, das vlelleicht ſich noch auf eine groͤſſere Zahl mit den 
Jahren erhöhen kan. Es iſt aber auch hier bey Vergleichung bemerklich, daß das 
Schuppenfeld an den kleinſten Thieren ſchon ſeine beſtimmten Groͤſſe habe, und durch 
das zunehmende Wachsthum und Erweiterung der Felder nicht weiter veraͤndert 
werden. Die auf dem Saume der Felder des kleinen Thieres dicht zuſammenſtehen⸗ 
den Linien ſind an den innern Reifen der groͤſſern Schale nicht mehr ſo deutlich, 
wohl aber auf den aͤuſſern. 


Der Kiel ſaͤmmtlicher Ruͤckenfelder iſt glatt, ſtumpf, gleich, und an dem jun 
gen Thiere zuſammenhaͤngend, wenigſtens nur durch die Naͤthe unterbrochen. 


Die Geſtalten der vier Seitenfelder lehret die Abbildung; in den übrigen Ders 
haͤltniſſen fürd fie den vorigen gleich. 


Der Rand, welcher mit der Scheibe gleich abſchuͤſſig, aber doch etwas erhabes 
ner iſt, hat 25 Felder, deren vorderſtes das kleinſte, kurz, faſt viereckig iſt und 
mit den beiden ihm naͤchſten keilfoͤrmigen, die Breite des erſten Ruͤckenfeldes aus⸗ 
fuͤllet; die uͤbrigen find meiſt viereckig, vom sten bis zum sten etwas ſchmaͤler, 
weiterhin wieder breiter, und mehr auswaͤrts gekehrt, mit etwas vorragenden Spi⸗ 
zen; die beiden hinterſten find faſt regelmaͤſſig viereckig und abſchuͤſſiger. Sie has 

ben alle auch ihre deutliche Schuppenfelder und von da ausgehende kleine gelbliche 
Striche. f 


Die Kante iſt ganz und ſcharf, laͤngſt den Seiten etwas aufgeſtuͤlpet, hinter⸗ 
waͤrts etwas gekerbt. 


Die Naͤshe find durchaus einfach und meiſt gerade. 


Die Farbe des Panzers iſt ſchwarzbraun, und, wie ſchon erinnert, auf den 
Reifen der Felder mit weißgelblichen, Can dem juͤngern Thiere mehr in die Augen 
fallenden, ) Strichen gezieret. 


Das 


136 Plattkoͤpfigte Schildkroͤte. 


Das platte Bauchſchild iſt an dem kleinen Thlere 13. laug, und 11. % breit; 


ablanger Geſtalt, vorn dem Panzer gleich, hinten etwas kuͤrzer, und an beiden 
Enden ſtumpf, doch am groſſen Exemplare hinten ein wenig gekerbt. Es iſt in 12 
Felder getheilt, weißgelb und braun gefleckt. Es haͤngt durch zwey von den mittel⸗ 
ſten Feldern ausgehende und gemach aufgebogene Fortſaͤze, unmittelbar mit dem 
ten und 7ten, mittelbar aber auch mit dem sten und 8ten Randfelde zuſammen, 
durch einfache Naͤthe. 


Der Kopf iſt eyfoͤrmig, oben platt, und mit einer glatten Haut bedeckt, an 
welcher, an dem kleinen Thiere, keine Schuppen bemerklich ſind; von blaßbrauner 


Farbe, und weißgelb punktirt. Der Schnabel iſt kurz und ſtumpf. Die Fuͤſſe ha⸗ 


ben eine Schwimmhaut; vorne 5, hinten nur 4 deutliche Finger und eben fo viele 
Krallen. Eine groͤſſere und vorragende Schuppe ſcheint die Stelle des fuͤnften 1 
gers an den Hinterfuͤſſen zu bezeichnen. 


Die Farbe der Fuͤſſe iſt braun, mit weißgelben Schuppen, beſonders nach 5 
Laͤnge der Figur untermiſchet. 


Der Schwanz einen Zoll lang, duͤnne, ſpizig, ſchuppig; oben braun, laͤngs den 
Seiten und unten, weißgelb geſtreift. 


Es iſt eine Waſſerſchildkroͤte; ihr Vaterland aber unbekannt. 


Tab. XXVII. 
TESTUDO  PLANICHPPF 


Tefta elliptica; ſcutellis diſci mediis concavis, lateralibus infractis; 
margine reflexo. 
* 
T. planiceps f. platycephala. Schneider. Schriften Berliner Naturforſch. Fr. IV. B. 3. St. 
P. 259. 


Platt⸗ 


Tab: XXI 


Tersude 55 5 


IAB. XII. 


Teftudo Jnoica Serrault et/o/maer 


8 


Fe 
— 
4 


„ Ib XXI 


8 


N 
Ehre areolatı. er 
a 7 


A A, Wunder, ad nat: pr. 5 


** 
* 
N 


Hd 


4 


Tertudo 7 


D. Johann David Schöpfs 


Koͤnigl. Preuß. Hofraths und Vicepraͤſidenten des Collegium medicum zu Anſpach 
der Kaiſerl, Akademie der Naturforſcher und der Berliniſchen Geſellſchaft 
ngturforſchender Freunde Mitgliedes 


Naturgeſchichte 


der 


e eN 


mit Abbildungen 


5 erläutert. 


Sechster Heft 


enthaltend 


die Bogen S, T, U, und Tab. XXVII. XXVII. XXVIII. XXIX. 
XXX. A. B. XXXI. 


u I DD Ä m ————ß—ßrç— 


Erlangen 


bey Johann Jakob Palm. 1801, 


Ptlattkoͤpfigte Schildkroͤte. 137 


Plattkoͤpfigte Schildkroͤte. 


e elliptiſch; die mittlern Felder vertieft, die Seitenfelder 
gebrochen, der Nand aufgebogen. 

sine neue und von Herrn Schneider zuerſt beſchriebene Waſſer- Schildkröte, de 

ren Abbildung wir aus dem angezeigten Werke, nur nach einem etwas verkleiner— 

ten Maasſtabe, entlehnen, um Abbildungen eines jüngern Exemplars derſelben 

Art beyfuͤgen zu koͤnnen. Sie hat ſo deutlich ausgedruͤckte Merkmale im Bau des 

Kopfes, der Füße und des Panzers, daß fie, nach Herrn Schneider, allerdings und 

ſehr leicht, nicht allein als eine Waſſer-Schildkroͤte erkannt, ſondern auch von allen 
bereits bekannten Arten unterſchieden werden muß. 


Ich werde hier vorerſt die kurze Beſchreibung von dem groͤßern, in der Samm⸗ 
lung der Berliner Geſ. Nat. Fr. befindlichen Exemplar, mit Herrn Schneiders 
Worten wiederholen, und dann eine eigene kurze Beſchreibung des kleinen, aus dem 
Muſeum zu Barby mitgetheilten, Thieres anhaͤngen; damit aus deren Vergleichung 
die Einerleyheit der Art, vors erſte, aber auch fuͤrs zweyte, die Abweichungen, 
welche nur der Verſchiedenheit des Alters zuzuſchreiben ſind, erkannt werden moͤgen. 

4 

Der Kopf iſt wider die Gewohnheit platt gedruckt, ſehr niedrig, und flach, 
nur an den Seiten erkennt man über der Trommeloͤfnung, in einer fanften Ver⸗ 
tiefung, Spuren laͤnglichter Abtheilungen von Schildern, ſonſt iſt der ganze 
Kopf glatt. Die Füße haben vorn 5, hinten 4 deutliche Finger, mit ſpitzigen 
und langen Krallen, und deutlicher aber ſchmaler Schwimmhaut. An den Hin⸗ 
terfüßen ſtehet in einer ziemlichen Entfernung ein Anſatz, wie eine fuͤnfte aͤuſſer 
oder hintere Jehe hervor, welche aber vielleicht nur eine, am trocknen Thiere ſpi⸗ 
tzig hervorſtehende Nandſchuppe iſt. 


Der Panzer iſt oben platt niedergedruͤckt, und an den Seiten wie ein ge 
brochenes Dach eingedruͤckt, fo daß an den Seiten zwey ſcharfe Kanten zu fehen 
ſind, welche neben den mittelſten Ruͤckenfeldern weggehen. Unter dleſer Kante find die 
vier Seitenfelder ſehr vertieft, und lau fen abſchuͤßig nach dem Rande zu Das zweyte 
und dritte Mittelfeld haben eine ſtarke Wertieſung. Der Rand laͤuſt nicht mit 


S den 


138 Plattkoͤpfigte Schildkroͤte. 


den Seiten in einer Linie und abſchuͤßig fort, ſondern iſt vom dritten Nandfelde. 
bis an das vorlezte umgebogen. Der ganze Panzer iſt elliptiſch, und hinten et⸗ 


was höher gewölbt, als vorne. Der Rand beſtehet aus 25 Feldern; am achten 


biegt der Rand ſich merklich aus; das zehnte macht mit dem eilften in der Fuge 
einen Zacken; und überhaupt läuft der Rand vom Ende des neunten Feldes nach 
hinten ſchmaͤler, und bey jedem Felde ausgeſchweift zu. Die beyden hinterſten 
Felder haben, wie gewoͤhnlich, zwiſchen ſich eine ſtarke Kerbe, find aber nicht 
merklich herausgebogen. 1.8 


Der Bruſtſchild iſt merklich kuͤrzer als der Oberſchild; ſtatt der gewöhnlichen 
12 Abtheilungen des hornigten Ueberzuges, finden ſich bier 133 denn die zwey vor⸗ 
derſten Felder find in drey getbeilt, und das mittelſte ſtehet faſt wie ein Herz 
aus, und iſt das groͤßte. 


Das Maas des Thieres iſt nicht angegeben. Die Farbe des Schildes iſt 
braun — aber an dem getrokneten Thiere ſtark uͤberfirnißet, und daher nicht 
überall klar. — 


Das kleinere und juͤngere Exemplar kommt in allen Hauptkennzeichen voll⸗ 
kommen mit dieſem groͤßern uberein. 


Der Schild war 2.“ lang 1.4 7.4 breit, und 4 vom Rand aus, hoch. 
Die Scheibe hat 15 Felder; und iſt nach ihrer ganzen Mitt- Laͤnge oder nach 
dem ganzen Umfange der Nücfenfelder eiwas eingedruͤckt und vertieft; fo nehmlich, 
daß dieſe Ruͤckenfelder gleich von der jederſeitigen Fuge der Seitenſelder nach der 
Nücgrate ein-und abwaͤrts gebogen find, in welcher Vertiefung ſelbſt aber der 
Ruͤckgrat, wie eine niedrige kielfoͤrmige Vorragung fortlaͤuft. Dieſe Vertiefung 
auszudruͤcken, iſt dem Kuͤnſtler nicht ganz gelungen. 


Die Figuren und Umriſſe der Ruͤckenfelder laſſen ſſch hinlaͤnglich aus der Ab⸗ 
bildung erkennen; aus der man auch ihre Uebereinſtimmung, nach Verhaͤltniß der 
Groͤße, mit den des groͤßern Thieres nicht vermiſſen wird. Das vorderſte und 


letzte Feld, ſind nicht wie die drey mittlern vertieft, ſondern platt abſchuͤßig. 


Langs jener Vertiefung auf dem Ruͤcken, und des obern Randes der Seiten⸗ 
felder, läuft eine niedrige kielfoͤrmige Erhöhung hin, die von den etwas gebrochenen 
Seitenfeldern entſtehet, welche vorne, nach Maasgabe der mittlern Felder, 

am 


Plattkoͤpfigte Schildkroͤte. 139 


am breiteſten auseinander ſtehn, nach hinten zu ſich aber annaͤhern, und auf dem 
letzten Felde faſt ſich vereinigen. Unter jenen Kiel beugen ſich die Seitenfelder mit 
einiger Hohlung nach dem Rande hinab. Ihre Figuren find die gewohnlichen. 
Die Naͤhte der Felder ſind alle einfach; und meiſt gerade. Die Oberfläche iſt faſt 
durchgaͤngig glatt, ohne Furchen und Schuppenfelder. 


Die Farbe an dieſem in Weingeiſt bewahrten e iſt ein blaſſes Gelb, 
das an den Seiten nur ins Braunrothe faͤllt. 


Der Rand hat 25 Felder, verſchiedener Größe und Geſtalt; nach vorn iſt er 
mit der Scheibe gleich abſchuͤßig, von der dritten an aber, bis zur hintern vor— 
letzten, aufwaͤrts gebogen. 


Das Bruſtbild iſt platt und glatt; kuͤrzer als das Oberſchild; 13“ lang; 1.“ 
breit; und 14“ nebſt den Fluͤgeln, hoch, und in 13 Felder abgetheilt. Es iſt 
groͤßteneheils braun, mit gelber Einfaſſung; und mittelſt ſeiner Flügel an das 
5 — ste Randſchild geheftet. 5 


Der Kopf iſt oben niedrig, platt; den Hintertheil dekt nur eine Schuppe, 
an deren Seite und uͤber den Ohren mehrere kleine gelagert ſind. Stirne und 


Obertheil des Kopfs find weiß; das übrige lichtbraun. Der aͤuſſere Ohrenring 
iſt deutlicher als bey andern. 


An dem untern Theil des Kinnes ſind zwey kurze, weiſſe Bartfaſern ſichtbar— 

Die Fuͤße ſtimmen ganz mit Herrn Schneiders Beſchreibung uͤberein; nur 
daß der von ihm bemerkte muthmaßliche te Finger der Hinterfuͤße, etwas zufaͤlli— 
ges an ſeinem Exemplar geweſen zu ſeyn ſcheinet. N 

Der Schwanz iſt kurz und ſpitzig. 


Das Vaterland dieſer Schildkroͤte fol Oſtindien ſeyn. — 


S 2 t Tab. 


18 Gezähnelte Schildkröte. 
g R Tab, XXVII. Fig. 1. . 
TESTUDO DENTICULAT A. E. 


Teſta orbiculato - cordata, margine eroſa. 


1 


T. denticulata. L. Syft. Nat. n. 9. — ed. Gmel, p. 1043. n. 9. et (excluſo fynon. G.) 
Schneid. Schildkr. p. 360. : 


La Dentelde; T. denticulata, teſta ſuperiori fubcordiformi, margine admodum denti- 


culato. ;Cepede p. 163. Bonaterre n. 12. fec. Ceped, 


Gezaͤhnelte Schildkroͤte. 
Oberſchild rundlich- herzfoͤrmig, mit gezaͤhneltem Rande. 


Mir haben von dieſer Art nur ſehr unzureichende Kenntniſſe; wenigſtens mehr 

nicht, als die ſehr kurze, von Linne“ aufgezeichnete Beſchreibung, von ei— 
nem, im Cabinet des Herrn Oberhofmarſchalls de Geer befindlichen, Exemplar. 
Zufolge einer Nachricht des Herrn Prof. D. Swartz, waren doppelte Exemplare 
im de Geeriſchen Cabinet, deren eines noch in Stokholm, das andere in Upſal, 
unter dieſem Linneliſchen Namen, bewahret wird. Von letzterem eine Abbildung 
mittheilen zu koͤnnen, hat die Gewogenheit des Herrn Ritters von Thunberg mich 
in den Stand geſetzt. Es entſpricht aber dieſe Abbildung der hier zu wiederholen⸗ 
den Linneſiſchen Veſchreibung vollkommen. „Der Schild gleicht an Größe dem Ey 
„eines welſchen Huhnes, iſt ſchmutzig blaß, vorn ausgeſchweift, laͤngs dem ganzen 
„Rande gezaͤhnelt, und gleichſam ausgenaget. Die ſechsſeitigen Schuppen ſind 
„rauh (ſquamae ſcabrae). Der Schwanz kuͤrzer als die kolbichten Fuͤße, welche 
„keine abgeſonderte Finger, aber vorne 5, hinten 4 Krallen haben.“ Die auf 
dem Gemälde angegebenen Farben, erinnert Herr v. Thunberg, mögen vlelleicht 
nicht mehr die natuͤrlichen, ſondern durch den Weingeiſt veränderten, ſeyn. 


Daß f | 


Petſchirte Schildkröte. 141 


Daß die Petſchierte Schildkroͤte des Herrn Wallbaums, welche auf Herrn 
Schneiders Veranlaſſung Herr Gmelin dieſer Art beyzaͤhlt, eine von dieſer 
ſehr verſchiedene ſey, erhellet aus dem erſten Blick auf beyde Figuren; erſtere 
weicht ſehr ab, in ihrer laͤnglichten Geſtalt, in der groͤßern Zahl und der Bil 

dung der Randfelder, und in der Farbe. 


Wahrſcheinlich iſt auch ihr Vaterland nicht Virginien, wie Linne“, und 
eben fo wenig die Hudſonsbay, wie Muͤller (Naturſüſt. III. S. 43.) angeben, 
der fie ſogar mit der Doſen-Schildkroͤte zu verwechſeln ſcheinet. 


Ihre unterſcheidende Kennzeichen beruhen gaͤnzlich auf dem gezaͤhnelten 
und gleichſam angefreſſenen Rande. Allerdings etwas unzuverlaͤſſig! — Sollten in 
der Folge nicht noch andere Exemplare von dieſer Beſchafſenheit, zur ſicheren 
Beſtaͤtigung der Art, gefunden werden, ſo bliebe es noch ziemlich wahrſcheinlich, 
daß die von Linne beſchriebenen Individuen zur getaͤfelten Schildkroͤte gehoͤrt ha— 
ben, zu welcher, auf jeden Fall, die vorſtehende Abbildung die naͤchſte Aehnlich— 
keit und Verwandſchaft vermuthen laͤſſet. 


Tab. XXVIII. Fig. 2. 3. 


TESTUDO SIGNATA. Wall. 


Tefta ovali, convexa, gilvo - grifea, nigro punctulata, marginis 
feutellis XXVI acute dentatis. 


N 


S 3 Pet⸗ 


142 Petſchirte Schildkroͤte. 


Petſchirte Schildkroͤ te. 


Oberſchild oval ‚ niedrig gewoͤlbt, von gelblicht greiſer Farbe mit kleinen 


ſchwarzen Punkten beflecket; der Rand hat 26 ſcharf 1 
Schuppen. 


I Wallbaum hat dieſe Schildkroͤte zuerſt und zur Zeit allein beſchrieben, und eine 
Abbildung davon gegeben. Ihm waren zwey Exemplare davon in dem Edlerſchen 
Cabinet bekannt worden; ein anderes, feiner Figur und Beſchreibung genau entfpres 
chendes Exemplar, fand ich im Cabinet zu Harlem. Da mir bey einem kurzen Auf⸗ 
enthalt daſelbſt Zeit und Gelegenheit mangelten, eine Beſchreibung des Harlemſchen 
Exemplares zu entwerfen, und die durch einen daſigen Kuͤnſtler auf meine Beſtel⸗ 
lung gemachte Abbildung, nach meiner, deutlichen Erinnerung, wohl den Umriß und 
die Hauptfarbe, nicht aber die unzaͤhlichen kleinen auf der Oberflaͤche befindlichen Punkte 
genau nachbildete, ſo behalte ich lieber die Wallbaumiſche Figur bey, und laſſe ſie 
nach dem Harlemiſchen Blatt illuminiren. Dieſer kleine Harniſch, ſagt Hr. Wall: 


baum, welcher die Länge eines Fingers hat, iſt halb ſo hoch als breit, im Umfange 
oval, ſcharfkantig und gezaͤhnt; bey den Hinterfuͤßen etwas breiter als vorn, oben 


nach allen Gegenden niedrig gewölbt, und mit geraͤndelten, faſt gleichen Schuppen, 
bedeckt, unten aber groͤßtentheils platt und vorn aufwaͤrts gekruͤmmt. Er hat eine 
gelblichtgreiſe Farbe, welche oben mit ſchwarzen (unzaͤhligen und ohne Ordnung ver— 
theilten) Puncten, gleichſam als mit Fliegenkoth, beflecket iſt, unten aber mit Cof 
feebraunen breiten Streifen in der Laͤnge und in der Quere verdunkelt wird. Den 
Schild decken 39 unebene Schupp denz 13 ſigen auf der Scheibe und 26 auf dem 
Rande. i 


Die Schuppen der Scheibe ſcheinen viereckig zu ſeyn; indem auſſer den vier 
Ecken die uͤbrigen ſehr ſtumpf, wie eine eingebrochene Linie ſind. Die Schuppen 
werden von einem wulſtigen und geſtreiſten Rande umſchloſſen, in deren Mitte ein 


tief eingedruͤcktes, unebenes (Schuppen-) Feld ſich befindet; daher ſie einem abge⸗ 


druͤckten eckichten Pettſchafte gleichen. Die erſte Ruͤckenſchuppe iſt nagelfoͤrmig, hat 
drey gerade und vorne eine bogichte Seite, auch in der Mitte ein kielfoͤrmiges Feld. 
Die zweyte und dritte find ſechseckig, vorn und hinten abgeſtuzt, etwas großer als 
die erſte und vierte, haben auch in der Mitte ihres Feldes einen geringen Fielför- 

migen 


7 


8 
wi 


Petſchirte Schildkroͤte. 143 


migen Hoͤcker. Die vierte iſt auch ſechseckig; an der hintern Seite aber enger als 
vorn. Die fünfte iſt nagelfoͤrmig, nemlich hinten abgeruͤndet und breiter als vorn. 


An dem abgebildeten Exemplar, findet ſich auſſer den fuͤnf beſchriebenen und 
gewoͤhnlichen, noch eine zufaͤllige kleine Schuppe, wie ein laͤnglichtes Viereck geſtal— 
ter, zwiſchen der vierten und lezten Schuppe. Da aber dieſer Harniſch in der Farbe 
und in den uͤbrigen Theilen mit dem andern Exemplar, nach welchem die Beſchrei— 
bung entworfen worden, uͤbereinkommt, fo iſt dieſes nur als eine zufällige Meberzahl 
anzuſehen. 


Die Seitenſchuppen kommen mit den Ruͤckenſchuppen in der Groͤße uͤberein, 
nur die lezte ausgenommen, welche kleiner und rautenförmig iſt. Die erſte hat die, 
Form eines Quadranten und iſt etwas laͤnger als die zweyte. Die zweyte und dritte 
haben fünf Ecken. Der Rand hat eine anſehnliche Breite, iſt wulſtig, vorn aus— 
geſchweift, und hat daſelbſt über dem Halſe einen geraden ausgekerbten Zahn, und 
beyderſeits vier andere ſaͤgenartige Zähne; an den Seiten des Schildes raget er in 
der Form eines gekerbten Kiels hervor, und endiget ſich hinterwaͤrts mit einem 
ſtumpfen, abgenuzten Winkel, neben welchem an jeder Seite fuͤnf aufwaͤrts gebo— 
gene ſaͤgenfoͤrmige Zacken ſitzen. 


Der Rand iſt vorn uͤber den Hals flach bogig, an den Seiten gerade bis an 
die Hinterfuͤße, wo er ſich ein wenig in die Höhe krümmet und dann wieder gegen 
das Hinterende ſchief herabſteiget. Die Randſchuppen ſind gefurchet und meiſtens un— 
gleichſeitige Vierecke. Die vorderſte iſt ſehr klein, nagelfoͤrmig und ausgekerbt, die 
hinterſte iſt die groͤßeſte, ungleich fuͤnfeckig. 


Das Bruſtbein hat beinahe eben die Laͤnge als das Schild, auch zwey Fort: 
fäge und zwey Flügel. Es iſt durch fünf geſtreifte, braune Querbinden und eine 
dergleichen lange, in acht punktirte braͤunlichte Felder abgetheilt. Die Scheibe deſ— 
ſelben iſt beynahe platt, und nur laͤngs der Mittelnath wie eine ſehr flache Rinne 
eingedruͤckt. Der vordere Fortſatz ſtehet ſoweit als der vordere Rand des Schildes 
hervor, iſt flachbogig, vorn abgeſtuzt und auf den beyden Ecken in eine kurz vor— 
ragende Spitze ausgehend. Der hintere Fortſatz HE größer, reichet bis an das Hin— 
terende des Schildes, iſt ſtark ausgekerbt und endigt ſich mit zwey gleichen ſtumpf— 
winkelichten Spitzen, welche ſich ein wenig aufwaͤrts kruͤmmen. Die Fluͤgel ſind 
breit, kurz, auswaͤrts gewoͤlbt, und vermittelſt einer Nach an den Schild befeſtiget 
(nach dem Bilde zu urtheilen von der ten {bis Sten Randſchuppe). 


Aus 


144 | zederſchldkrött 


Aus dem Bau let, daß es eine Landſchildkroͤte ſey. Die Seimadh iſt un⸗ 


bekannt. N ve 
Laͤnge des Schildes, 2.0 9.1 Mittlere Breite 1.4 11% Hohe re, Ze 


dem Bruſtbein, ohne daſſelbe — 9.44 


Bauchſchild. 2.“ 5. — — N 8.% Hohe 90 
3.01 - DER 


Tab. XXIX. 


TESTUDOTZCORTACER, 
TESTUDO TUBERCULATA.,. Dar 


Tefta coriacea, per longitudinem ftriata, 


T. coriacea f. Mercurii. Rondel, piſc. 450. 

T. coriacea. Ge//ner aquat. 946 

Turtle. Borlaſe Cornwall. 285. Tab. 27. 

Tortue. de la Font. Hift. de l’Acad. des ſcienc. 1729. p. 8. (. Schneid. Schildkr, 
p. 313.) 

T. coriacea. Zandelli ad Linn. Patav. 1761. c. fig. — 

T. coriacea, pedibus pinniformibus muticis, tefta coriacea, cauda angulis feptem exa- 
ratis. Linn. fylt. nat. XII. 1. p. 350. 

Tortue. Fougeroux Hift. de !’Acad, etc. 1765. p. 44. 

Tortue Lath, d’Aubenton Encyclop. Method, 

Coriaceous Tortoife, Peunant. Brit. Zool. 3. p. 7. Tab. 1. — 

Tortue. Amoreux apud Rozier. Journ. de phyſ. 1778. Ianv. 9.65. & Suppl. B. 


p. 230. 


Lederſchildkroͤte. 145 


T. coriacea, Schmeid. Schildkr. p. 312. n. 4. — Gmil. fyft, nat, Linn, p. 1036, 
6 T. Lyra. Le Luth. Teſta coriacea, longitudinaliter 5 - ftriata. Cep. P. III. Tab. 3. — 


Bonaterre Encyel. n. 7. fig. eadem, — 
T. tuberculata. Pennant. Acta angl. 61. T. p. 275. Tab. X. f. 4. 5. Pullus, 
Commentar. Acad. Scient. Bonon. Tom. 4. p. 17. 


Memorie per fervire all' Iſtoria Litteraria. Venez. 1756. Tom, VII. artic. 7. pag. 17. 
c. fig, — 


Rat de Mer & Tortue à clin. Gall. Trunk. Turtle, Angl. Leder- ſchild. Germ. 


Lederſchildkroͤte. 
Schild, mit lederaͤhnlichem Ueberzuge, nach der Lange geſtreift. 


Dice, durch eine ihr ganz eigene und ſo ungewoͤhnliche Bedeckung ausgezeichnete 
Art, bedarf eine deſto kuͤrzere Beſchreibung. N 


. 
Das Knochenſchild iſt nicht, wie bey den übrigen Arten, mit Hornaͤhnlichem 

Belege, ſondern mit einer ſchwarzen, haͤrtlichen und dicken Lederaͤhnlichen Decke uͤber— 
zogen. Daher ihre Namen, wovon der Engliſche, von der Aehnlichkeit eines Rei⸗ 
ſekoffers entlehnte, der paſſendſte iſt. 


Es iſt aber dieſer Lederaͤhnliche Ueberzug, nach Vandelli's Bemerkung, durch 
oberflaͤchliche Linien, in kleine theils rautenfoͤrmige, theils rechtwinklichte Figuren 
ſo zertheilt, daß auch die Pennantiſche Bemerkung ſie erklaͤrt, nach welcher die 
ſchuppenloſe Oberfläche doch den Anſchein davon haben ſoll. 


Ueber die Lange des Nuͤckens laufen fünf, und wenn die ähnliche an den 
RNaͤndern befindliche mitgezaͤhlt werden, ſteben, eckige, faſt ſoͤgefoͤrmige, ſcharfe, doch 
glatte Wuͤlſte, davon die mittelſte die vorſtechendſte iſt; fie vereinigen ſich ſaͤmtlich in 
dem hintern verlaͤngerten Spitzende des Schildes. 


Die gleichfalls lederartige Bedeckung des Bauchſchildes iſt weniger hart, und 
auch weniger ſchwarzz um die Halsgegend vielmehr ſich ins Gelbe ziehend. 


x 


2 
5 


„„ | Lederſchildkröͤre | nn 906 


Der Kopf und die Augen ſt 1d groß; die Naſenloͤcher rund und klein; die Ge. 


hoͤrgaͤnge Sue durch verſchloſſene Erhabenheiten angedeutet. . 


Der Ruͤſſel aͤhnelt einem Habichtsſchnabel. Der Oberkiefer if abgeſtumpft und 16 
zweyſpitzig, uͤberdeckt den untern; beyde find ſcharf und ungezaͤhnelt. Aber der Gau⸗ 


men und die innern Theile des Unterkiefers ſind nach Dandelli auf das dichteſte 
mit ſcharfen, durchſichtigen, biegſamen, und an ihrem Grunde beweglichen Spissähnen 
beſetzet, die faſt einen Zoll lang, aber kaum eine Knie dick, und bis an ihre Hälfte 
in einer weichen Haut befeſtiget find. Dieſe Einrichtung iſt der des Hayfiſches aͤhn⸗ 
lich, und eben ſo zum Sathalten der Beute beſtimmt. 8 

Die floſſenfoͤrmigen Fuͤße ſind an ihrem Vorderrande dick, am hintern breiter, 
ſchaͤrfer und ſaͤgefoͤrmig. 


Der kurze Schwanz iſt ebenfalls mit ſchwarzem Leder bezogen. 


Die Groͤſſe und Schwere dieſer Thiere find verſchieden; Pennant erwähnt ei⸗ 


nes von 8d, Fougerour von ooo Pfunden. Von einem andern, welches eines 


der groͤßeſten geweſen zu ſeyn ſcheint, giebt Cepede folgende Maaße an: 


Ganze Laͤnge: 7.“ 3.“ — Breite 7.“ — Höhe 1. 8.“ — 
Laͤnge des Schildes: 4.8.“ — Breite 4.4.“ — 


Ihr Aufenthalt iſt im mittelaͤndiſchen Meere ſowohl, als im Ozean. Eine $e 
derfihildfröte, welche an die Kuͤſte von Nordamerika getrieben und dort gefangen 


worden war, habe ich ſelbſt in Rhode Island im J. 1778 beobachtet. 


Cepede p. 115. ſagt, fie gebe einen heulenden, fuͤrchterlichen Ton (d' horribles 
cris) von ſich. — Gewiſſer iſt es, daß ſie vielen Thran geben. 


Zu bewundern iſt, wie dieſe durch ihren ganz ausgezeichneten Bezug ſo deutlich 
und leicht zu beſtimmende Art, doch ſo haͤufigen und mancherley Zweifeln unterwor⸗ 
fen ſeyn konnte; zumal doch, auch abgerechnet ſolche kleine Verſchiedeuheiten, welche 
durch Aufenthaltsorte, Alter oder Geſchlecht veranlaßt ſeyn moͤchten, dieſelben und ei⸗ 


nerley vorſtechende Kennzeichen der Art, bey allen angetroffen wurden, welche als 


neue oder verſchiedene, Arten angeſprochen worden ſind; vielleicht blos aus Unkennt⸗ 
niß der Geſchichte derſelben. Diejenigen Schildkroͤten, welche de la Fond, Amo- 


reux 


| Lederſchildkroͤte. 147 


reux und Fougeroux a. a. O. als Wunderthiere beſchrieben haben, ſind alle zu 
dieſer Art gehoͤrig. Auch habe ich, als Augenzeuge, diejenige, welche im Inſtitute 
in Bologna bewahrt wird, und davon Franz Zanotti in den Schriften der Bolog— 
neſer Akademie erwaͤhnet, fuͤr keine andere erkennen können. 


Es hat ſich keine Gelegenheit ergeben, ſo ſehr ich auch darum bemuͤhet war, 
ei e neue nach der Natur getreu verfertigte Abbildung von dieſer, an ſich doch ſel— 
tener vorkommenden, Art zu erhalten. Jedoch ſind die Abbildungen, welche Van— 
delli, Pennant, und Cepede gegeben haben, und deren Werke gemein genug 
ſind, zur Kenntniß der Art ſehr zureichend, obgleich unter ſich durch geringfügige 
Abweichungen verſchieden, daß es auch ſchwer iſt zu ſagen, welche die vorzüglicher 
ſey. Aus dieſer Urſache habe ich es auch fuͤr beſſer gethan gehalten, eine genaue 
Abbildung der Pennantiſchen T. tuberculata, welche nur ein Junges dieſer Art 
iſt, (und wovon ich ein ſehr gut beſchaffenes Exemplar in Amſterdam erkaufte) 
dieſem Werke einzuverleiben, zumal alle die Eigenheiten der groͤßern Thiere daran 
erkenntlich, und die philoſophiſchen Transaktionen, welche die ſonſt nirgend vor— 
kommende * Abbildungen enthalten, doch nicht uͤberall zu haben ſind. 


Eine e dieſes kleinen a iſt beynahe uͤberfluͤſſig; doch ver— 
dient ſolgendes bemerkt zu werden: 


Das Exemplar iſt 33 Zoll lang. Der Kopf groß und ſchuppicht. Der Hals 
dick und runzlicht. Der Oberkiefer zweyſpitzig. Das Oberſchild gewoͤlbt, ablang; 
vorne ausgeſchweift, hinten in eine ausgekerbte Spitze verlaͤngert, und das ganze 
Schild, wie aller jungen Thiere, biegſam. Der Rüden langs geſtreift, durch vor- 
ragende Ribben, beſtehend aus kleinen, harten, gelben angereihten Knobben. Fuͤnf 
Ribben durchlaufen die Scheibe, zwey am Rande; alle fieben aber vereinigen fi) 
in der hintern Spitze des Schildes. Die Zwiſchenraͤume der Ribben fuͤllt ein dir 
cker, ſchwarzbrauner, lederaͤhnlicher Ueberzug, voll niedriger kleiner Tuberkeln. Das 
Bauchſchild iſt mie einer marzig + tuberkuloͤſen Haut bezogen. Die Form des 
Bauchſchildes iſt eckicht gewoͤlbt; das Mittelſtuͤck nehmlich erhabener, durch die nie— 
der und wieder aufgebogene Fluͤgel dem Schilde angeheftet. Die mittlere lange 
Nath zeichnet ſich durch eine Doppelreihe groͤſſerer Tuberkeln aus; aͤhnliche find an 
den Seiten und den Flügeln ; daher ſechs vorragende Linien. Die mittlere Nach 
iſt an einer Stelle fuͤr den Nabel geſpalten; welches beſtaͤtiget, daß es ein ganz 
junges Thier war. 


T 2 Den 


148 f Schaͤgrinirte Schildkröte. 


Pennant ſelbſt hat ſchon und ſicher richtig geurtheilet, daß feine T. tuber- 
culata, eine und dieſelbe mit der Sinnefifchen coriacea ſeyn möge; und Schnei⸗ 
der, Cepede und andere waren ihm hierin beyfaͤllig. Gmelin verdiente daher 
keinesweges getadelt zu werden, wenn er derſelben Meinung beytrat, fir welche 
ihn der Recenſent ) des litterariſchen Lebens des Th. Pennant, zu entſchuldi⸗ 
gen bemuͤhet war. Die tuberculata und coriacea find ſich fo ganz aͤhnlich, an 
Bildung des Kopfes, der Kiefer, des Körpers, der Bekleidung. Eine groffe tuber-. 
culata, ein ausgewachſenes Exemplar, als ſolche, iſt bisher noch nicht bekannt 
worden, und doch wäre es zu erwarten geweſen, wenn es nicht weit gewiſſer waͤre, 
daß die junge tuberculata durch allmaͤhliche kleine Veränderungen ihrer aͤuſſeren Be⸗ 
ſchaffenheit in diejenige uͤbergienge, unter welcher wir die coriacea- zu ſehen ge⸗ 
wohnt ſind. N 


Tab. N 
‚TESTUDO GRANOSA. 


Teftae orbiculatae fiecae diſeus interior oſſeus punctatusque. 


T. triunguis, pedum unguieulis tribus, dorfi difco rugoſo orbiculato, limbo depref- 
— . . . . . 2 
fiore laevi, naribus in cylindro elevato & ultra caput prominente. Forskal 
Faun. arab. p. 9. Habitans rarior in Nilo. (Nonne eadem cum membranacea ?) 


Gmelin, in Syſt. Nat. Linn. ed. noviſſ. p. 1039, n. 18. 
T. punctata, difco oſſeo punctatoque. Tortue chagrinèe. Cepede. Tab. XI. p. 171. 


Chagrinirte Schildkröte, Schneider Beyträge 2. p. 22. c. fig. 


Fors. 


) Siehe Rezenſion von: Litterariſches Leben des Thomas Pennant, überfest von Fir 
maͤus. Braunſchweig 1794. in Goͤtting. gel. Anz. 112 St. 1794. 


Schagrinirte Schildfröte, 149 


Forsk@l, Defeript, animalium in itinere oriental, obſervatorum. Hafniae 1771. 
P 5 27 


Sonnerat, Voyage aux Indes orientales, Paris 1782. 4to. 


Die ſchagrinirte Schildkroͤte. 
Mit rundem Schilde, deſſen innere Scheibe knoͤchern rund. 


on derjenigen Schildkroͤte, welche wir oben, S. 112. als noch unvollſtaͤndig bekannt 
erwaͤhnten; ſind wir nun eine vollkommene Beſchreibung zu geben, in den Stand 
geſetzt. Der vorzuͤglichen Gewogenheit des Herrn D. Blochs verdanken wir die An— 
ſicht zweyer Exemplare der Cepediſchen ſchagrinirten Schildkroͤte, und dadurch die 
ungezweifelte Ueberzeugung, daß fie keine andere als die Nilotiſche, von Forſkal, 
obgleich ſehr kurz, beſchriebene ſey. Dies konnte aus der Cepediſchen Beſchreibung 
und Abbildung des Exemplars, welches Sonnerat vormals aus Oſtindien ge— 
bracht, und in dem ehemals koͤnigl. Cabinet zu Paris niedergelegt hatte, eben ſo we— 
nig errathen, als eine dem wunderbaren Bau 155 Thiers entſprechende Vorſtellung 


daraus entnommen werden. 


Die Blochiſchen Exemplare ſind von verſchiedener Groͤſſe; das eine mißt von 
dem Kopf bis zum Schwanz, drey und zwanzig, das andere nur zehn Zolle. 
Lezteres iſt das abgebildete, und hiernaͤchſt zu beſchreibende: 


Das leichtgewoͤlbte Oberſchild hat eine ziemlich runde Geſtalt; it 5 Zoll lang, 
und 3 4 Zoll breit; und ſcheinet faſt aus zwo, auf einander liegenden Schaalen zu 
beſtehen. Der obere und innere Theil, welcher auf den erſten Blik die Scheibe al— 
lein zu bilden ſcheinet, iſt 4 Zoll lang, und 3 4 Zoll breit; nach hinten zu 
ſchmaͤler, durchaus etwas vorragend, übrigens ganz knoͤchern, und ganz ungewoͤhnli⸗ 
cher Weiſe in 24 kleine Felder abgetheilet. Die Oberfläche iſt nicht eben, ſondern 
mit Gruͤbchen und Punkten rauh gemacht; belegt jedoch mit einem duͤnnen, glat— 
ten, hornichten Ueberzuge. 


2 


we Schagrinirte Schildkroͤte. 


Die erwaͤhnten 24 kleinen Felder 5 nd ſo bezeichnet, daß die ihnen unterliegenden 
Wirbelbeine und Rippen leicht erkannt werden. Acht kleine Felder liegen in der 
Mittelreihe und entſprechen einer kleinen Anzahl Wirbelbeinen; und dieſen zu jeder 
Seite rechts und links, werden durch quer ablaufende Burden, oder (wie fie an 
entbloͤßten Stellen erſcheinen) gezaͤhnelte Mathe, acht laͤnglichte Felder gebildet, 
welche eben ſo viele Ribben bedecken. 


Den uͤbrigen Raum, zwiſchen dieſer mittleren Knochenſcheibe und dem Rande 
des Schildes, fuͤllet eine knorplichte, glatte, halbdurchfichtige Decke; unter welcher 
die fortſetzenden ſchmaͤlern Ribben bemerklich find, welche die innere a an 
den Rand heften. 


Der Rand des Schildes iſt groͤßtentheils nur ein knorplichter Bogen, und 
an den Seiten nur etwa zwey Zoll, nach hinten etwas mehr, von der Mittel ' 


ſcheibe abſtehend. Ihn decken XXIV kleine, harte, unten und oben, eben fo wie 
die Mittelſcheibe ſchagrinirte Schuppen, der ſie auch von oben an Farbe gleich, von 
unten aber weißlicht ſind. 


Die vorderſte, über den Hals gelegene Randſchuppe iſt faſt rund; aber in 
dem hier beſchriebenen kleinen Exemplar, nicht fo, wie in dem groͤſſeren, der mitt 
lern Knochenſcheibe anſtehend. Von ihr aus, folgen an jeder Seite XI, ſich an⸗ 


reihende Randfelder, aber von nach hinten zu, abnehmender Breite. Das hinter- 


ſte, über den Schwanz liegende Feld, iſt das kleinſte, faſt zweygetheilt und abſte— 
hend von den uͤbrigen. 


Das Bauchſchild ae e das Oberſchild um etwas, nach vorne und hinten. 


Es beſtehet aus ſieben unterſchiedenen und abgeſonderten, auch an Größe und Ge⸗ 


ſtalt verſchiedenen e welche durch (die Serpentina iſt ihr hierin aͤhnlich) 
Knorpelbaͤnder vereinigt find; fo daß alſo nicht, wie bey andern Arten, das Bruſt⸗ 
fick eine feſte und zuſammengekuͤgte Knochenſtuͤtze hat. Die Knochenplatten ſelbſt 
find wie die obere Scheibe gravirt und mit einem dünnen Oberhaͤutchen bezogen. 
Dee vorderſte Theil des Bruſtſtuͤcks iſt blos knorplicht, durchſichtig und leicht 
ausgekerbt. 


Zwey länglicht geſtaltete und ſich quer annähernde Knochen, liegen im vordern 
knorplichten Theil, zur Befeſtigung der vordern Oefnung des Schildes. Mit ihnen 
ſtehet in Verbindung die dritte kleine und ovale Knochenplatte, mittelſt zwoer, von 

177 
auſ⸗ 


\ 
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4 
1 

N 


“ 


Schagrinirte Schildkroͤte. 151 


auſſen nicht bemerkbarer Fortſaͤtze. Aus beyden Seiten dieſer dritten Platte, ſteigt 
ein langer ſchmaler Knochenfortſatz abwaͤrts, und verbindet ſich mit ein paar andern 
aͤhnlichen, aber kuͤrzern, welche ihnen aus den mittlern Bruſtknochen entgegen kommen. 


Den Mitteltheil des Bauch- oder Bruſtſchildes, bilden zwey groͤſſere, die 
vierte und fünfte Knochenplatte, von faſt viereckigter Geſtalt, die am hintern 
Rande zur Aufnahme der Schenkel tief eingeſchnitten, übrigens aber mit verſchiedenen 
knorplichten Fortſaͤtzen verſehen find, wodurch fie das Oberſchild und andere Theile 
mit ſich verbinden. Die ſechſte und ſiebente oder hinterſten Knochenplatten machen 
faſt die Halfte des Bauchſchildes, find dreyſeitig, an der aͤuſſern bogicht, liegen 
naͤher zuſammen und haben verſchiedene Fortſaͤtze. 


Der uͤbrige Theil des Unterſchildes iſt knorplicht, der Rand ganz und ſo ein— 
gebogen, daß es wahrſcheinlich wird, er muͤſſe im lebendigen Thie re, den obern 
a uͤberraget haben. 


Der Kopf ift nach Verhaͤltniß groß, lang, nach hinten breiter. Die Augenhoͤ— 
len ſtehen faſt naͤher zuſammen als in andern Arten. Die Stirne iſt gelinde ab— 
ſchuͤßig. Die Nafenlöcher find in einem knorplichten, cylindriſchen Ruͤſſel. Die Haut 
über den Kiefern hat große, haͤutige, franzichte Anſaͤtze, wovon im trocknen Exem⸗ 
plare noch die unverkennbarſten Spuren bemerkbar find. 


Die Kiefer 15 ohne alle Einſchnitte und ganz. 


Sämtliche Füße haben drey Finger, jeden mit hats Zoll langen, breiten, ſplitzigen 
und ſtarken Krallen bewafnet. Doch ſind auſſer dieſen drey Fingern an jedem Fuſſe 
noch zwey andere, gleichſam unaͤchte und unbewafnete Finger verborgen, in der breis 
ten Schwimmhaut, welche franzig iſt, und an der Fuͤße a Rande, bis an den 
Ellenbogen fortſezt. 


s Der kurze runzlichte Schwanz raget mit ſeiner Knochenſpitze kaum unter dem 
Schilde hervor. 


Schuppen ſind nirgendwo auf den Bedeckungen, auch nicht auf dem Kopfe, be— 
merkbar. 


152 Schagrinirte Schildkroͤte. 


So iſt das kleinere Exemplar beſchaffenz es verdient aber noch angeyeigt zu wer⸗ 
den, daß das größere in einigen Punkten anders e ſey. 


Dieſes har dae ganze Oberſchld und deſſen Mittelſchelbe, flacher, zuger undetee, 
vorne und hinten gleich breit, und hinten ſtumpf eingekerbt. Der dünne hornigte Ueber, 
zug iſt roͤthlich, und wo dieſer abgerieben iſt, erſcheint die mittlere Knochenſcheibe, mehr 
mit wogichten, langgezogenen Furchen, als mit ſchagrinirten Erhabenheiten und . 
fungen e 


Der Randbogen des Schildes ſcheint blos knorplicht zu ſeyn, und es find Feine 
Schuppen daran zu bemerken. Die mittlere Knochenſcheibe hat in der Mittlaͤnge neun, 
zu beyden Seiten aber auch ſechszehn Felder, unter welchen die acht Ribben jeder 
Seite um fo deutlicher hervortreten, weil die knorplichte Fuͤllung Wischen denſelben von 
Wuͤrmern oder von der Zelt zerſtoͤrt ſind. ö 


Auch find Abweichungen an dem Bauchfchilde bemerflich. Es fehlen hier die an dem 
kleinern Exemplar befchriebenen und abgebildeten drey vordern und kleinern Knochenplatz 
ten, obgleich die an dieſem zu ihrer Verbindung dienenden langen Fortſaͤtze zugegen find. > 
Alle dieſe Abweichungen find jedoch unbedeutend, und ungewiß iſt es, ob fie der Ver⸗ 
ſchiedenhelt des Alters oder des Geſchlechts zuzuſchrelben ſeyen? 

Folgende find die Verſchiedenheiten der Maasverhaͤltniſſe an den beyden Blochi⸗ 
ſchen Exemplaren, denen in der dritten Relhe die von Cepede angegebene Meſſung zu⸗ 
gefuͤgt ſind. 

Lange des ganzen Thlers, mit geſtrecktem Halſe — 23.7 9.“ — — 
des ganzen Oberſchildes — — IF. S N oh 


der mittlern Knochenſcheibe — — — 10.“ 43. 2. 8. 


Breite des ganzen Oberſchildes zwiſchen den Rändern 14.“ 33. 3.“ 6,44 


der mittlern Knochenſcheibe — — — 10.“ 34. 2. — ; 4 
Laͤnge des Bauchſchildes — — — 103/43“, — — 
Breite deſſelben mit den Fluͤgeln — — 11.“/ 33.“ — — 
Hoͤhe des Rumpfes — — — 3.“ 23.1. — 4 


Daß; 


* 


Schagrinirte Schilbkroͤte. 153 


Daß dieſe Art eine Waſſerſchildkroͤte ſey, bezeugen die Schwimmfuͤße und die 
platte Form des Schildes. 


Die beſchriebenen Blochiſchen Exemplare ſind von dem Hrn. Miſſionair John 
ihm zugeſchickt worden, mit folgenden Bemerkungen: „Dieſe Schildkroͤten erhal— 
„ten ſich in Quellen und andern ſuͤßen Waſſern auf Coromandel; ſie werden in 
„der Tamuliſchen Sprache, Nalea- Ahmei, d. i. gute Schildkroͤte, genannt und 
„für Leckerbiſſen gehalten. Ihre Schaale erſcheint im Waſſer glatt und aſchfarben— 
„gruͤnlicht, oder dunkelgruͤn; außer dem Waſſer runzelt fie alsbald, und getrock— 
„net wird ſie rauh und dem Schagrin aͤhnlich. Der Rand des Unterſchildes iſt 
„mit einer weißen Borte, beſtehend aus weißen Punkten, umgeben. Der Hals 
„und die dreykralligen Fuͤße, ſind ungewoͤhnlich lang geſtreckt.“ 


Tab. XXXI. 


TESTUDO MUHLENBERGII. 


Tefta oblonga, modice convexa, carinata, unicolor, lateribus 
retractis, fcutellis leviter ſulcatis. 


nn — 


Mühlenbergiſche Schildkroͤte. 


Ruͤckenſchild ablang, mäßig gewölbt, gekielet, einfaͤrbig, die 
Flanken eingebogen, die Felder leicht gefurcht. 


Das riginal dieſer Abbildung kommt von der Gewogenheit des Hr. Probſt D. 
Muͤhlenberg, zu Lancaſter in Peuſylvanien. Es lebt dieſe Schildkroͤte in 
1 den⸗ 


4 


„ Mühlenbergiſche Schildkröte. 


denſelben Gewaͤſſern und VBaͤchen mit der getuͤpfelten Schildkröte, der fie auch dem 


Kopfe und Gliedmaßen nach aͤhneln ſoll, und darum von Hrn. M. nur für eine 


Spielart derſelben gehalten wurde, obgleich, wie er ſchon ſelbſt bemerkte, die Pan⸗ 


zer doch ſehr verſchieden waͤren. Dieſe Verſchiedenheit ſcheint ihm zwar die Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit jener Meynung nicht zu entkraͤften, weil er auch die getuͤpfelte Schild⸗ 
kroͤte zuweilen mit verblichenen, oder ganz ohne gelbe Punkte, und folglich einfaͤr⸗ 
big, geſehen habe. 


Aus den beyderley verglichenen Panzern erhellet zwar, daß fie an aͤuſſerer 
Geſtalt, Umriß und einigen andern Beſchaffenheiten von minderer Wichtigkeit, ſich 
ziemlich aͤhneln, daß aber die hier abgebildete Muͤhlenbergiſche dennoch von der ge⸗ 
tuͤpfelten Schildkr. unterſchieden bleibe, durch 


1) das in den Flanken eingebogene Oberſchild, se 
2) die gewoͤlbtern Schuppen ders Mittelreihe, welche 

3) zugleich deutlich gekielt, und nebſt allen uͤbrigen 

4) deutlich genug gefurcht find, und Schuppenfelder haben; 

5) dann noch durch das einfoͤrmige Dunkelcaſtanienbraun, und 

6) das engere Bauchſchild. 


Nach Hrn. D. Muͤhlenbergs Bemerkung, iſt der hier abgebildete Panzer 
von einem maͤnnlichen Thiere genommen, wie ſich wohl ſchon aus dem eingetieften 
Bauchſchilde vermuthen ließe. Aber eben fo vertieft iſt das Bauchſchild einer zus 
gleich mit hieher gekommenen getuͤpfelten Schildkröte, in welcher doch, nach Hrn. 
M. Zeugniß, Eyer ſind gefunden worden. 


Von der Beſchaffenheit der Gliedmaßen hat Hr. M. nichts beſtimmtes ange 
merkt, auſſer daß der Kopf getuͤpfelt, und das Thier geſchwaͤnzt ſey. 


Ohne Zweifel iſt auch dieſes eine neue Art, deren umſtaͤndlichere Aufklaͤrung 
wir vielleiche bald hoffen duͤrfen, und welche durch dieſe vorlaufende Bekanntma⸗ 
chung, nach meinen Wuͤnſchen, moͤge beſchleuniget werden. 


ß. ———— 


Tab. 


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Langhalſige Schildkroͤte. 155 


Tab. XXXII. 
TESTUDO LONGICOLLIS. Sau. 


Tefta ovata, glabra, collo longiſſimo. 


T. longicollis. Zoology of New - Holland, by George Shaw. London. 1794. 4. Vol. I. 
n. II. Pl. VII. S. 19. 


— — Götting. Journal der Naturwiſſenſchaft von Gmelin. 1. B. 2 Heft. 8. 146. 


Langhalſige Schildkroͤte. 


Oberſchild eyfoͤrmig und glatt; der Hals ſehr lang. 


302 Die Abbildung iſt durch die Gewogenheit des Hrn. Prof. Hoffmanns zu Goͤt— 
tingen, aus dem angezeigten Werke entlehnt. 


Die Beſchreibung des Hrn. Shaw iſt folgende: 

Die hier abgebildete iſt eine vorher noch nirgends weder durch Zeichnung 
oder Beſchreibung bekannte Art. Die Tafel ſtellt das abgebildete Thier in natuͤr— 
licher Groͤſſe vor. 


Die Farbe des Obertheils iſt dunkel oliven - braun. 


5 Das Schild iſt meiſt glatt, auſſer daß an einigen Stellen es eine Aehnlich— 
keit mit dem Koͤrnichten des gemeinen ſchwarzen Leders hat. 


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156 Langhalſige Schildkröte. 


Der Kopf iſt glatt. Der Hals ſehr lang, und (wie es ſcheint) immer 


ausgeſtrekt: obenher iſt er von ovalen Koͤrnern gleichſam rauh, welches ihm ziem⸗ 
lich ein ſchlangenaͤhnliches Anſehen giebt. 


Die Vorderfuͤße ſind kurz, und haben vier weichſchuppige Zaͤhen, welche durch 


eine Verlaͤngerung der Haut zu Schwimmfuͤßen unter ſich verbunden find. 


Die Hinterfuͤße find von gleicher Beſchaffenheit, aber beſſer und mit einer ef 
was erweiterten Schwimmhaut verſehen. 


Die Klauen der ſaͤmtlichen Fuͤße ſehen Voͤgelkrallen aͤhnlich. 


Die Unterſeite des Thieres iſt blas weisgelb, und laͤngſt den Fugen mit Dun 


kelbraun ſchattiret, ſo daß eben ſo viele Durchkreuzungen von dieſer Farbe entſtehen. 


Der Schwanz iſt ſo ſehr kurz, daß er kaum den Namen verdient, und bey— 
nahe nur eine unbedeutende Verlangerung der Haut zu ſeyn ſcheinet. 


Tab. XXXIII. 


TESTUDO  SULCATA.T Mi 


Teftudo caudata, pedibus digitatis, teſta gibba, ſeutellis lineatis 
fulco circumferiptis. 


Linn. Syft. Nat. ed. Gmelini, pag. 1045. n. 31. ſecundum Miller, on various fubjects 
of Nat. Hiſt. Tab. 26, Fig. A. B. C. 


„Habitat in infulis Americae auſtrali oppoſitis.“ 


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Gefurchte Schildkroͤte. 152 


Gefurchte Schildkroͤte. 


Die naͤchſte Stelle bey der ſchoͤnen Schildkroͤre des Seba, ſcheinet dieſer 

vorbehalten werden zu muͤſſen, deren bloſe Abbildung ohne weitere Nach— 
richten, uns Friederich Miller, in dem angezeigten Werke hinterlaſſen hat. 
Aus der zwiſchen beiden beſtehenden groſſen Aehnlichkeit der Struktur ſowohl 
als der Farben, hat man hinlaͤngliche Urſache, auf naͤchſte Verwandſchaft der: 
ſelben zu ſchlieſſen. Wie an jener hat (nach der Abbildung) der vorne ſtark 
ausgeſchnittene Rand nur XXIII. Felder, und iſt ſchon vom zien an mit dem 
Bruſtſchilde verbunden. So aͤhneln ſich auch die an den Seiten der Scheibe be— 
findlichen dreyeckigen Flecken, welche in Vereinigung mit den jederſeits naͤchſt lie— 
genden Flecken, eigentliche Rauten bilden. Doch find auch, auſſer der vorzugliche— 
ren Gröffe, einige andere Umſtaͤnde bemerklich, wodurch dieſe Millerſche Art und 
Figur, von jener abweichet, zumal das weit vorragende Bruſtſchild, und 
ein paar an oder unter dem Hinter + Dande des Panzers, zwiſchen den Hin— 
terfuͤßen und dem Schwanze, auf dem Gemaͤlde angezeichnet vorſtehende Spitzen, 
desgleichen ſich bey keiner andern Art etwas aͤhnliches finder, 


Ob dieſe Schildkroͤte demnach eine eigene und ſelbſtſtaͤndige Art ausmache, 
kann fuͤglich aus der Abbildung allein, mit Gewisheit nicht entſchieden werden, 
und da die Gelegenheit fehlet, die Natur ſelbſt um Rath fragen zu koͤnnen, ſo 
muß die naͤhere Entſcheidung der Zeit uͤberlaſſen bleiben. Unterdeſſen durfte die Be— 
kanntſchaft dieſer Art nicht vernachlaͤſſiget werden, und wir wiederholen daher die 
Millerſche, ſchon verkleinerte Figur, nach noch einen verkleinerten Maasſtab. Da 
iedoch Miller, feiner Tafel einen nach der natuͤrlichen Groͤſſe ſkizzirten Kopf bey— 
gefuͤgt hat, der 2 2 Zoll lang und 1 2 Z. hoch iſt, fo laſſen ſich daraus die Ver— 
haͤltniſſe der ganzen Figur entnehmen. 


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1 Hochgekielte Schildkroͤte. 
Tab. XXXIV. a 1 


TESTUDO DORSATA. 


Tefta ovali, demiſſe convexa, excelfe carinata, ſcabra. 


T. dorfata, pedibus digitatis, dorfo medio cultrato, fcutellis lateralibus medio cari« 
natis, capitis lineis quatuor albicantibus conniventibus, tefta rufa, Hermann 


in litteris, 5 


T. verrucoſa, capite glabro, diſcolore, feuto ovali, demiffe convexo, excelfe carinato, 
ſcabro, pedibus fubpalmatis. Wallb. Chelonogr. p. 61. et 116. T. ſcabra. Linn. 
Syſt. nat. ed. Gmelin. n. 6. p. 1040. 0 


T. feabra, la Raboteuſe, ſcutellis albeſcentibus nigroque faſciatis, in medioque dorſi 


valde elevatis; teſta inferiore antice denticulata. Ceped. pag. 161. Tab. X. et 
Bonaterre. 


2 T. fcabra, pedibus palmatis, tefta planiufcula, ſcutellis omnibus intermediis dor/a- 
tis. Linn. Syſt. Nat, pag. 351. — Conf. fupra pag. 15. 


2 T. amboinenſis. Liun. Muſ. Adolph. Frideric, p. 50. 
2 T. terreſtris Amboinenſis minor. Seb. I. 79. f. 1. et 2. 


2 T. pedibus palmatis, teſta orbiculata planiufeula, ſcutellis dorfalibus earinatis. Gro- 
nov. Zoophyl. I. 74. 


Hochgekielte Schildkroͤte. 


Oberſchild eyfoͤrmig, niedrig gewoͤlbt, hoch und breit gekielt, und rauh. 


N: Original der Abbildung befindet fih im Muſeum zu Harlem. Die Abbildung 


elbſt verdanke ich der Gewogenheit und Beſorgung des Hrn. van Marum. Eine 
vor⸗ 


Hochgekielte Schildkroͤte. 159 


vorzuͤgliche und genaue Veſchreibung dieſer Art hat Hr. Wallbaum gegeben. Es it 
nicht unwahrſcheinlich, daß dieſes die wahre T. [cabra L. ſeyn möge. Doch wollte 
ich mit zuverlaͤßiger Gewisheit es nicht behaupten, da ſelbſt in Linnes Vaterlande 
noch andere und von dieſem ganz verſchiedene Thiere für jene Linneiſche Art aus— 
gegeben werden. Aus dieſer Urſache find auch die von Hrn. Wallbaum hieher gezo— 
gene Synonymen nur fragweiſe beygeſezt. Für den Unterſcheidungs Namen die ſer 
Art aber habe ich den Herrmanniſchen für vorzuͤglicher gehalten, weil er das 
Kennzeichen derſelben beſtimmter ausdruͤcket. 


Das Oberſchild iſt im Umfange oval, vorne ein wenig ausgeſchweift, an den 
Seiten des Randes flachbogicht und gekerbet, hinten abgerundet, und dabey etwas 
ſaͤgenartig gezaͤhnet, über dem Schwanze endlich ausgekerbt, doch nicht immer 
gleich ſtark. Seine Oberflaͤche iſt niedrig gewoͤlbt, und laͤngſt der Mitte durch ei— 
nen ſtark hervorſtehenden, halbſtockfoͤrmigen Kiel erhoͤhet. Auf der 
Scheibe liegen XIII. eckige, ungleiche, ſich anfchlieffende, warzige (in jüngern 
Thieren vorzuͤglich fo, wo fie zugleich pergamentartig find) Schuppen. Die erſte 
und lezte der Mittelreihe, welche groſſer und niedriger als die andern find, haben 
fuͤnf, und die drey ſich aͤhnlichen mittlern, ſechs Ecken. Die acht Seitenſchuppen 
find flach, und ungleichſeitig, wovon die mittelſten als die groͤſſeſten fünf, die uͤbri— 
gen vier Ecken haben. 


Durch die Mitte der Seitenſchuppen läuft eine ſchwache, niedrige, kielfoͤrmige, 
unterbrochene Runzel, davon an groͤſſern Exemplaren nur leichte, aber doch noch 
zu unterſcheidende Spuren, uͤbrig bleiben. g 


Die Umriſſe der Schuppen find meiſt geradelinig, ſcharfwinklig. Die 
Nahten ſind einfach und die Baͤnder ſcheinen untergeſchoben. Von eigentlichen 
Schuppenfeldern zeigen ſich keine Spuren. 


Die Oberflaͤche der Felder iſt von ſpitzigen erhabenen Punkten rauh '). 
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) So finde ich fie an dem Exemplare des Erlanger Cabinets; fo beſchreiben fie - 
Wallbaum und Herrmann; in einem andern 4 Zoll langen Exemplare aber iſt 
dieſe Eigenheit der Oberflaͤche zwar noch bemerklich, aber doch weniger auffallend 
als in den juͤngern; die Rauhigkeit der Oberflaͤche gewaͤhrt daher kein ſo ſicheres 
Unterſcheidungs-Zeichen; auch um dieſer Urſache willen wurde der Herrmanndſche 
Name vorgezogen. 


5 Hochgekielte Schildkroͤte. 


Der Rand hat mit der vorderſten ungepaarten, kleinern und verkehrten herz⸗ 
foͤrmigen Schuppe, XXIV. viereckige, ſich ziemlich ähnliche Felder. Er iſt' vorn 
abgejiust, hinten zugerundet, an den Kanten etwas bogig und ſcharf; nach 
den Fuͤßen und e zu, ſind die Ecken der Sun eee etwas 
vorſtechend. 


Das Bruſtſchild iſt kuͤrzer und ſchmaͤler als das obere, und flach; es ver 


laͤngert ſich nach vorn und hinten in einen gerade ausſtehenden, halbkreisfoͤrmigen 
Anſatz; der Rand des vordern iſt etwas geſchweift und meiſt doppelt ausgekerbt, 
daß er wie gezaͤhnelt ausſtehet; der hintere iſt länger, auch gekerbt und ausge⸗ 
ſchnitten. 5 


Die Farbe der in Weingeiſt bewahrten Exemplare, iſt an einem blaß grau⸗ 


licht, bey andern grau- haßelfarbig, auch kaſtanien - oder dunkelbraun; leztere 
ſcheint faſt die natuͤrliche und dieſer Art eigene Farbe zu ſeyn. 


Vorzuͤglich bemerkenswerih aber iſt die Farbenſtellung des Kopfes, welcher oben 
braun, und mit zwey weiſſen Streifen uͤber den Augen und Schlaͤfen bemahlet 
iſt; zwey andere weiſſe Flecken fiehen auf dem Hinterhaupte; die Seiten find blaß— 
braun und mit weis in die Laͤnge geſtreift. 


Der Kopf iſt von mittlerer Groͤſſe, eyfoͤrmig, mit glatter Haut, ohne Schup⸗ 
pen und Naͤthen bekleidet. Die Augenhoͤlen ſtehen ſchraͤge. Der Gehoͤrgang iſt auf 
der aͤuſern Haut durch eine flache Vertiefung angedeutet. a 


Die Fuͤße ſind kurz, kolbig, etwas floſſig und ſchuppig. Die vordern 
dick, ſpatelfoͤrmig, oberwaͤrts gewolbt, unterwaͤrts flach, mit 5 Fingern und eben 
ſo vielen Krallen. Die hintern kuͤrzer, halboval, mit 4 Fingern und Krallen, 
welche ſaͤmtlich von maͤſſiger Staͤrke, gekruͤmt, ſcharf, oben kielfoͤrmig, unten platt 
ſind. 


Der Schwanz iſt di ne, ſpitzig und kaum uber das Schild vorragend. 


Nach dem ganzen Bau ſcheint fie ſowohl zum Aufenthalt in Suͤmpfen oder 
Fluͤßen, als auf dem Lande geſchickt zu ſeyn. 


Ihre eigentliche Heimath iſt unbekannt. 


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